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Full text of "Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften"

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SITZUJSfGSBERlCH  TE 


DEK 


PHlLOSOrHlSCll-lllSTOKlSCIlEN  CLASSE 


DKU  KAIi«EKLK'llEN 


AKADEMIE  DEK  WISSENSCHAFTEN. 


HUNDERTEILFTEK    BAND. 


ÜMIT  EINKR  TAFKL.) 


WIEN,  1886. 


IN   COMMISSION   BEI   CARL   GEROLD'S  SOHN 

BUCHUlMDLKR  DKK  EAItt.  AKAUKIIIE  UKK  Wltt»KMHCIIAP-l'KK. 


Druck  von  Adolf  Holzhauson, 
k.  k.  Hof-  nad  UaiT«i»it«u-BucU«Irack«r  in  Wi«a. 


INHALT. 


Seite 

XIX.  Sitzung  vom  7.  October  1885 1 

Reinisch:    Die  'Afar-Sprache.  1 5 

KahiSniacki:    Die  polnische  Recension    der   Magdeburger 
Urtheile  und  die  einschlägigen  deutschen,  lateinischen  und 

czechischen  Sammlungen 113 

Horawitz:  Zur  Geschichte  des  Humanismus  in  den  Alpen- 

ländem.  1 331 

Busson:  Beiträge  zur  Kritik  der  steyerischen  Reimchronik 
und  zur  Reichsgeschichte  im  Xin.  und  XIV.  Jahrhundert. 

I.  Der  falsche  Friedrich 381 

XX.  Sitzung  vom  14.  October  1885 412 

Y.  Hartel:  Bibliotheca  patrum  latinorum  Uispaniensis.  Nach 
den  Aufzeichnungen    Dr.  Gustav  Loowe's  herausgegeben 

und  bearbeitet 415 

Inama-Sternegg:  Zur  V erfassungsgeschichte  der  deutschen 

Salinen  im  Mittelalter 569 

Steffenhagen:  Die  Entwicklung  der  Landrechtsglosse  des 
Sachsenspiegels.  VI.  Die  Fuldaer  Qlossenhandschrift .     .     .     603 

XXI.  Sitzung  vom  21.  October  1885 643 

XXII.  Sitzung  vom  4.  November  1885 645 

Pfizmaior:  Der  Prophet  Jesaias  grönländisch 647 

Werner:    Zwei    philosophische  Zeitgenossen    und    Freunde 

G.  B.  Vico's.    I.  Paolo  Mattia  Doria 723 

XXIII.  Sitzung  vom  11.  November  1885 797 

XXIT.  Sitzung  vom  18.  November  1885 799 

Pfiz maier:    Chinesische  Begründungen  der  Taolehre    .     .       801 

XXY.  Sitzung  vom  2.  December  1885 868 

XXYI.  Sitzung  vom  9.  December  1885 870 

Leciejowski:    Der    Lautwerth    der   Nasal vocale   im    Alt- 
polnischen.  Eine  grammatische  Studie 873 

XXYn.  Sitzung  vom  16.  December  1885 1036 

Bühl  er:  lieber  eine  Inschrift  des  Königs  Dharasena  IV.  von 
Valabhi.  (Mit  einer  Tafel) 1037 


XIX.  SITZUNG   VOM  7.  OCTOBER  1885. 


Der  Präsident  begrUsst  die  Classe  bei  ilirer  Wieder- 
veiTiiiigung  nach  den  Ferien  und  das  neueingetretene  Mitglied 
Ili^rrn  Professor  Bi'diler  insbesondere. 

Forner  tlieilt  der  Prilsident  mit,  dass  er  Sr.  Excellenz 
(K'Ui  Curator  -  Stollvertreter  und  Ehrenmitgliede  der  kais.  Aka- 
demie Herrn  Anton  Ritter  von  Schmerling  die  GlUckwunsch- 
adresse  dieser  Kiirperschaft  am  22.  August  in  Aussee  persönlicli 
üborreiclit  habe  und  von  dem  Herrn  Jubilar  wiederholt  er- 
sucht worden  sei,  seine  wärmsten  Danksagungen  der  Akademie 
darbringen  zu  wollen. 

Endlich  gedenkt  Se.  Excellenz  der  Verluste,  welche  die 
(lasse  seit  ihrer  letzten  Sitzung  erlitten  hat,  indem  am  12.  August 
das  ausländische  Ehrenmitglied  Professor  Dr.  Georg  Curtius  in 
Leipzig  und  am  18.  August  das  correspondirende  Mitglied  im 
Auslande  Professor  Dr.  Ludwig  Lange  in  Leipzig  verstorben 
ist.     Die  Mitglieder  erheben   sich   zum  Zeichen    des  Beileides. 


Von  Herrn  Professor  Dr.  Franz  Hofmann  und  von  Herrn 
Professor  Dr.  E.  Mühlbacher  in  Wien  sind  Dankschreiben  illr 
ihre  Wahl  zu  correspondirenden  Mitgliedern  der  kais.  Akademie 
eingelaufen. 

Der  Präsident  des  Executiv-Comit<^s  des  dritten  intx?r- 
nationalen  GefUngniss-Congresses,  welcher  in  Rom  am  IG.  No- 
vember d.  J.  stattfinden  wird,  ladet  zur  Entsendung  eines 
Delegirten  ein. 

Sitxnnirsber.  d.  phil.-hist.  Ol.    CXI.  Bd.  I.  Uft.  1 


Das  k.  u.  k.  Ministerium  des  Aeussern  widmet  der  akade- 
miseben  Bibliothek  eines  der  Exemplare  von  dem  Werke 
,Cbina  and  tlie  Roman  Orient^  welcbe  der  Verfasser,  Dr. 
Friedrieb  Ilirtb,  kais.  ebinesiseber  Vice-ZoUdirector  in  Sbangbai, 
dem  genannten  Ministerium  zur  Verfügung  gestellt  bat. 

Ferner  werden  nachfolgende  Druckwerke  vorgelegt,  welclie 
mit  Zuschriften  eingelangt  sind: 

jBosquejo  geogräfico  e  historical -natural  del  Arcbipelago 
Filipino'  por  Don  Ramon  Jordana  y  Morera,  ein  Geschenk 
des  k.  spanischen  Ministeriums  der  Colonien,  übermittelt  von 
dem  k.  u.  k.  Ministerium  des  Aeussern; 

,Geschichte  der  Wissenschaften  in  Deutschland',  20.  Band, 
enthaltend  die  Geschichte  der  deutschen  Historiographie  von 
F.  X.  von  Wegele,  eingesendet  von  der  historischen  Commission 
bei  der  k.  Akademie  der  Wissenschaften  in  München;  endlich 

eine  Sammlung  der  Schulprogramme  des  Stiftes  Ein- 
siedeln in  der  Schweiz. 

Das  k.  k.  Ministerium  für  Cultus  und  ünteri'icht  theilt 
den  Reisebericht  des  k.  k.  Hauptmannes  Herrn  Heinrich 
Himmel  über  Palästina  und  Syrien  zur  Einsichtnahme  mit. 


Das  w.  M.  Herr  Professor  Dr.  Leo  Reinisch  übersendet 
ftir  die  Sitzungsberichte  eine  Abhandlung,  betitelt:  ,Die  *Afar- 
sprache  V. 

Das  c.  M.  Herr  Prof.  Dr.  Adalbert  Horawitz  legt  zur 
Aufnahme  in  die  Sitzungsberichte  eine  Abhandlung  unter  dem 
Titel:  ,Zur  Geschichte  des  Humanismus  in  den  Alpen- 
ländern L'  vor. 

Von  dem  c.  M.  Herrn  Professor  Dr.  Busson  in  Inns 
brück  wird  zur  Veröffentlichung  in  den  akademischen  Schriften 
eine  Abhandlung  unter  dem  Titel:  , Beiträge  zur  Kritik  der 
steierischen  Reimchronik  und  zur  Reichsgeschichte  im  XIII. 
und  XIV.  Jahrhundert.  I.  Der  falsche  Friedrich'  eingesendet, 
welche  in  den  Sitzungsberichten  Aufnahme  linden  wird. 


Herr  Professor  Dr.  Gottfried  Edmund  Fries  s  in  Seiten- 
stet ten  übermittelt  zwei  Arbeiten: 

,Da8  Todtenbuch  des  Benedictiner-Nonnenstiftes  St.  Eren- 
trud  auf  dem  Nonnberge  in  Salzburg'  und 

,Die  Todtenbücher  der  deutsch -österreichischen  Alpen- 
länder mit  Auszügen  aus  den  bisher  ungedruckten  Nekrologien 
von  Göttweig,  Kremsmünster,  Lambach,  Traunkirchen,  Ossiacli 
und  Milstadt%  mit  dem  Ersuchen  um  ihre  Veröffentlichung  in 
dem  Archiv. 

Die  Vorlagen  werden  der  historischen  Commission  über- 
geben. 


An  Druckschriften  wurden  vorgelegt: 

Aoademia  Romana:  Analele.  Seria  II,  TomulCi  VII,  1884 — 1885.  Sectiunea. 
Bucuresci,  1885;  4^ 

—  —  Documente  privitAre  la  Istoria  R(»manilor  Urmare  la  colectiunea 
lui  Ludoxiu  de  Hnrmuzaki.  Suplemeiit  I,  Volumiil  II,  1781 — 1814. 
Bucaresci,   1885;  Folio. 

—  —  Etymologicum  magnum  Romaniae.  Dic^iouarul  limbei  istorice  ^i 
poporane  a  Roraanilor  de  B.  Petriceicu  Hasden.  Fasciora  I.  A — Acat. 
Bucuresci,  1885;  4«. 

Acad^mie  royale  des  sciences,  des  lettres  et  des  beaux-arts  de  Belgrique: 
Bulletin.  54*  ann^e,  S's^rie,  tome  9,  Nos.  6  et  6;  tome  X,  No.  7.  Bni- 
xelles,   1885;  8^ 

Ackerbau-Ministerium,  k.  k.:  Statistisches  Jahrbuch  für  1884.  1.  Heft: 
Production  aus  dem  Pflanzenbau.  3.  Heft:  Der  Bergwerksbetrieb  Oester- 
reichs  im  Jahre  1884.  1.  Lieferung.  Wien,  1885;  8". 

Akademie  der  Wissenschaften,  königl.  preussische  zu  Berlin:  Preussische 
Staatsschriften  aus  der  Regierungszeit  König  Friedrichs  II.  II.  Band. 
Berlin,  1885;.  8«. 

Association,  the  American  philological:  Transactions  1884.  Vol.  XV.  Cam- 
bridge, 1885;  8". 

Central-Commission,  k.  k.  statistische:  Oesterreichische  Statistik.  IX. 
Band,  1.  Heft:  Statistik  der  Unterrichtsanstalten  für  das  Jahr  1882 
bis  1883.  Wien,  1885;  gr.  4".  —  2.  Heft:  Statistik  der  Banken  für  die 
Jahre  1882  und  1883.  Wien,  1885;  gr.  4".  -  3.  Heft:  Statistik  der 
Sparcassen  für  das  Jahr  1883.  Wien,  1885;  gr.  4".  —  X.  Band,  4.  Heft: 
Waarendurchfuhr  im  Jahre  1884.  Wien,  1885;  gr.  4".  -  VI.  Band, 
1.  Heft:  Die  Srgebnisse  der  Civilrochtspflege  im  Jahre  1882.  Wien, 
1885;  gr.  4". 
Gesellschaft,  k.  k.  geographische  in  W^ien:  Mittheilungen.  Band  XXVIH, 
Nr.  4—9.  Wien,  1885;  8". 

1» 


John    HopkiiiK    ITnivomty  Circular».    Vol.  IV,   No«.   40  et  41.    Baltimore, 
1886;  4«. 

—  The  Amorican  Journal  of  Philoloffy.  Vol.  VI,  2.  Baltimore,  1885;  4^ 

—  StudioH  in  historical  and  political  iicience,  3.  BerioR  VIII.  ,The  Infiaence 
of  tho  Proprietor«  in  foumlin^  the  8tate  of  New  Jersey.  Baltimore, 
1885;  8".  —  8.  SerioH  IX— X.  American  Constitution».  Baltimore,  1885;  S«. 

Mittheilungfon    auH    Jnntun  Perthe»*   g^ofj^raphischer   Anstalt    von    Dr.  A. 

Potei-mann.  XXXI.  Band,  1885.  VIII.,  IX.  und  Ergänzungfsheft  Nr.  79. 

Gotha,  1885;   4^ 
Society,  the   Asiatic  of  Bengal:   Jonmal.  N.  S.  Vol.  XIV,  part  I,  Nrs.  1 

et  2.  Calcutta,  1885;  8». 

—  Proceedings.  Nrs.  I— V.  Calcutta,  1886;  8^. 

—  Bibliotheca  Indica.  Collection  of  Oriental  work».  N.  S.  Nrs.  632,  638 
bis  640.  Calcutta,   1886;  8".    —   Old  8.  Nr.  250.   Calcutta,  1883;  8^ 

—  tho  royal  Asiatic:  The  Journal  of  the  Bombay  Branch.  Extra  Number. 
Vol.  XVU,  No  XLIV.   Bombay,  1884;  8". 

—  the  royal  poographical :  Proceodings  and  Monthly  Record  of  Geography. 
Vol.  VII,  Nrs.  7—9.  London,  1885;  8". 


Reinisch.   Die  *Afar-Sprftche.  I. 


Die  Afar-Sprache.  I. 

Von 

Leo  Beinisch, 

wirkl.  Mitgliede  der  kais.  ^Akademie  der  Wissenschaften. 


Während  meines  viermonatlichen  Aufenthaltes  in  Massaua 
vom  November  1875  bis  Februar  1876  wurde  mir  eines  Mor- 
gens der  Besuch  von  Bilal-Nugliz,  Königs  der  Buru-*Afar,  ge- 
meldet.   Bald   trat  derselbe,   von   einem  Knaben  geführt  ein, 
ein  blinder  Mann  von  etwa  vierzig  Jahren,  von  reckenhafter 
Gestalt  und  stolzer  Haltung.  Nach  der  üblichen  Begrüssung  und 
Bewirthung  motivirte  er   mir  im  Idiom  der  Tigrö  den  Zweck 
seines   Besuches   und   sprach:   Ich  bin  Bilal-Nugus.   Fünfzehn 
Regenzeiten  sind  um,  seit  mir  die  Buru  das  Haupt  eingehüllt 
und  mich  auf  den  Stein  gesetzt  haben.   Niemand  führte  offene 
oder  heimliche  Klage  über  mich,   denn   ich   that  Jedem   nach 
seinen  Werken.    Es  gab  keinen  Hungernden;  denn  alle  Buru 
trinken  Milch  von   zahlreichen  Kamelen,  Kühen   und   Ziegen. 
Aber  Allah  ist  der  Starke  und  Mächtige  und  er  erhöht  imd  er- 
niedrigt nach   seinem  Ermessen.    Bilal   berichtete   nun   weiter, 
dass  vor  einem  Jahre  sein  linkes  Auge  erkrankt  sei:  an  dem 
Augenlide  habe  sich  ein  Auswuchs  gebildet,  den  ein  abessinischer 
Arzt  mit  glühendem  Eisen  ausgebrannt,  dadurch  aber  auch  das 
Auge  geblendet  habe.   Kurze  Zeit  darnach  sei  auch  das  rechte 
Auge  trübe  geworden   und  habe   allmälig   die   ganze  Sehkraft 
verloren.    Da   er   als   blinder   Mann  das  Volk   nicht   anführen 
könne,  so  sei  ihm  sein  jüngerer  Bruder  zum  Wakil  beigegeben 
worden,  der  nun  die  Buru  führe.    Nun  habe  er  (Bilal)  durch 
Schifferleute  gehört,  dass  ein  Frängi  in  Massaua  weile  und  so 
sei  er  zu  mir  gekommen,  ob  ich  ihm  wohl  wieder   zu  seinem 
Augenlichte  verhelfen  möge.    Ich  drückte  ihm  mein  Bedauern 
aus,  ihm  nicht  helfen  zu  können,  weil  ich  kein  Ai'zt  sei,  stellte 


Efti  ftifeh. 


ihm  aber  in  AiiHHicIit^  rla  in  kurzer  Frist  ein  Pascha  mit  Sol- 
daten aus  E^ypt<;n  in  MaMnaua  erwartet  werde,  dass  mit  diesen 
sicherlich  auch  It<;pmentiiärztc  anlangen  würden,  die  dann  sein 
Augenleiden  untersuchen  könnten.  Ich  machte  ihm  nun  das 
Anerbieten,  bei  mir  so  lange  zu  bleiben,  bis  jene  angemeldeten 
Truppen  eingetroffen  seien.  ßilalNugus  nahm  diesen  Antrag  an 
und  so  kam  ich  in  die  erwünschte  Lage^  von  ihm  mit  Hilfe 
meines  Saho  -  Dolmetsch  Abdallah  Dasamoyta  die  'Afar- 
Sprachc  zu  erlernen.  Die  folgenden  Texte  sind  Dictate  von 
Bilal-Nugus,  denen  die  gegenüberstehende  Uebersetzung  ins 
Öaho  von  Abdallah  aus  dem  Stamme  der  Dasamo-Saho  bei- 
gegeben ist. 

üeber  die  linguistische  Stellung  dieses  Idioms  verweise 
ich  vorläufig  auf  die  einschlägigen  Untersuchungen  und  Aus- 
führungen von  Friedrich  Müller  und  Robert  Cust. 


1.  Zwiegespräch. 

Text  in  der  'Afar-Sprache.  UoborHetzunp  ins  Saho. 

1.  A.   l\n}hiddP  Nfujd  Tiurfjal 

2.  B.  Mdhisa."^  Ma*d  mähä  iß. 

3.  A.  Bälo  ma*At^  Bälö  ndgä  kifinlf 

4.  B.  Balö  ma'ä,  liayef  Bald  ma'Aj  ähd! 

5.  A.  Balö  ndgayf  Bnlo  ndya  kinnif 

6.  B.  Bälö  ndgay,  haye!  Bälo  ndgä  kinnl,  ähd! 

7.  A.  Innl  buld-k  avidta,  lliniii  dik-ik  avidta. 

8.  B,  Ifaye!   iba-k   iaindtat  Ahtil  hal6-l   iaindtai   bdd-al 
bäd-ak  famdtaf                              tamdtaf 

i.  A.  Outen  Morg^enl  —  2.  B.  Outen  Morgen!  —  3.  A.  Ist  das  Befinden 
gut?  —  4.  Ä  Oanz  gut,  ja  wohl!  —  5.  A.  Ist  das  Befinden  gut?  —  6.  B.  Ganz 
gut,  ja  wohl!  —  7.  A.  Ich  komme  von  meiner  Heimat.  —  8.  B.  8o  so! 
Kommst  du  zu  Fuss  oder  zu  Wasser? 


*  Hast  du  den  Morgen  (gut)  zugebracht?  von  nabada. 

2  Ich  habe  den  Morgen  (gut)  zugebracht;  mah  Morgen,  mafi-is  den  Morgen 

zubringen. 
2  Ist  die  Erde  (das  Land)  gut  (sicher)? 


Die  'Afkr-Spraehe.  I. 


9.  A.  Bdd'ok  amdta,  bdd-ak 
döniki  amata,  döniki  Ddsl  yö 
bä/ta,  Ddsl'k  döniki  amdta. 

10.  B.  Hayi! 

11.  A,  Dötiiki  Mvsüw^a-l  öba, 

12.  B.  Hayi! 

13.  A.  Musutc'al  dlzä  ka  dlzä 
abld  liyö. 

14.  B.  Hayi! 

15.  A.  Kambo  Ydlll  yö  yay- 
durd'k  inni  büld  addrü-tcd. 

16.  Ä  Haye! 

17.-4.  Hdydod  tä  liyü-niaqa- 
däbii-wä, 

18.  B,  Hayi! 

19.  A.  Düyi,  gabd-d  luk-and- 
ml'k  icili-m  sdra-d  hi-h  an. 

20.  B.  Hayi! 

21.  ^.  Wili-m  inni  betd-h  an, 

22.  B,  Hayi! 

23.  A.   Wili-m  imbakö-d  hi-h 


an. 


24.  B.  Hayi! 

25.  A.  Wili-m  rüd-id  hih  an. 

26.  B,  Hayi! 

27.  A.  Wili-m  daro-d  hi-h  an. 

28.  B.  Hayi! 

29.  A.  Wili-m  barbari-d  hi-h  an. 


Anü  bädal  amdta,  mlabd-d 
amdta,  salabdd  Ddsl-l  amdta j 
Dhsl-kö  ^idaJnid  amdta. 

Ahii! 

bälabdd  Miisuw'al  amdta.         ö 

Ahä! 

Musüw*al  tUzä  ka  dlz*  abld 
kald  dna. 

Ahä! 

Yalli  yi  yadaba-n-kö  hinni  U) 
dik-il  gahd~m  fd^a. 

Ahä! 

Hajd  liyö-m  abitö  fdla. 

Ahä!  15 

Mal  gabd-d  li-k  ind-mi-k  abld 
sdra-l  ohöy  dna. 
Ahä! 

Wüim  anü  hinni  betd  dna, 
Ahä!  20 

Wüim  timbaköl  ohöy  dna. 

Ahä! 

Wüim  riiz-ul  ohöy  dna, 

Ahä!  25 

Wilirn  üduW'ol  ohöy  dna. 
Ahä! 

Wilim  barbaril  ohöy  dna. 


9.  A.  Ich  komme  zu  Wasser,  zu  Wasser  mittelst  Schilf,  das  Schiff 
brachte  mich  nach  Deset  und  von  da  hieher.  —  10.  B.  So,  so!  —  11.  A.  Zu 
Schiff  kam  ich  nach  Massaua.  —  12.  B.  So,  so!  —  13.  ^4.  In  Massaua  bleibe  ich 
einen  und  einen  halben  Monat.  —  14.  B.  So,  so!  ja,  ja!  —  15.  A.  Und  wenn 
mich  Gott  wieder  heimführt,  kehre  ich  in  mein  Dorf  zurück.  —  16.  J?.  Ja, 
ja!  —  17.  A.  Die  Geschäfte,  welche  ich  habe,  will  ich  zu  Ende  führen.  — 
18.  B.  Ja,  ja!  —  19.  A.  Von  dem  Gelde,  das  ich  in  den  Händen  habe,  lege 
ich  einen  Theil  auf  Kleidung  aus.  —  20.  B.  Ja,  ja!  —  21.  A.  Einen  Theil 
verbrauche  ich  selbst.  —  22.  B.  Ja,  ja!  —  23.  A.  Einen  Theil  lege  ich  auf 
Tabak  ans.  —  24.  B.  Ja,  ja!  —  25.  A.  Einen.  Theil  lege  ich  auf  Reis  aus. 
—  26.  B.  Ja,  ja!  —  27.  A.  Einen  Theil  auf  Durra.  -  28.  B.  Ja,  ja!  — 
29.  A.  Einen  Theil  auf  Pfeffer. 


8 


Beinisch. 


30.  B.  Hatje! 

31.^.  Wlli-m  ha8('da-d  lieh  an . 

32.  B.  Haye! 

33.  A,   Wili-m  doba'd-ytü-d 
5  hi'h  an. 

34.  B.  Hayi! 

35.  A,  Wili-m  harer-id  h6-h  an. 

36.  B,  Haye! 

37.  ^.  Wüi'in  8öknra-d  he-h  an. 
10      38.  B.  Haye! 

39.  A.  Düye  (jabd-d  be-mt-k 
tamd  abd-h  an. 

40.  B.  Haye! 


AhA! 

Wilim  s(igurt-il  ohöy  dna. 

Ahä! 

Wtlivi  miusuwdn-al  ohdy  dna. 

Ahä! 

Wilim  karer-il  ohöy  dna, 
Ahä! 

Wilim  8ökär-al  ohöy  dna. 
Ahä! 

Mal  gabd-d  li-k  ind-m  amdy 
ak  abd  dna. 
Ahä! 


30.  B.  Ja,  ja!  —  31.  A.  Einen  Theil  geb'  ich  auf  Zwiebeln  aun.  — 
32.  B.  Ja.  ja!  —  33.  A.  Einen  Theil  auf  Indigo.  —  34.  B.  Ja,  ja!  — 
35.  A.  Einen  Theil  auf  Seide.  —  36.  B.  Ja,  ja!  —  37.  A.  Einen  Theil  auf 
Zucker.  —  38.  B.  Ja,  ja!  —  39.  A.  Mit  dorn  Gelde,  da«  ich  habe,  mach' ich 
es  demnach  slUo.   -     -10.  B.  Ja,  ja. 


2.  Frauen,  welche  um  Polyandrie  petitioniren. 


1.  Agabi   reddntn-l  sakiydta 
15  ydla  iyan,    redanti :  ,mahd  fdl- 

4anV  ydleha  iyan, 

2.  ^Fandla-m  kö  warisenü  wäy- 
na'  ydlehan  iyan  dgabt. 

3.  ,Yö  warsltä!*  ydleha  iyan 
20  reddntJ. 

4.  yinki  ba^cdi  gira-k  gdla  'eri 
ikä  nö'd  hä-m  md-ll,  bdHl  nö 
o»ism  namdta*  ydlehan  iyan. 


iSäyö  rcddnföl  yasknünd  ya- 
ddyn  yan,  jAy  falddnäP  tdn-ak 
ya\elid  yan  rtdnntl. 

,Fdnda-m  kö  warUenü  Ivn/ 
yalduin  yan  säyö. 

,  Yö  wariHä!*  tdn-ak  yalehä  yan 
reddntl. 

Jnki  bä'eli  girn-kö  ytuld  tikd 
kinnl-nkd  nö  abd-vi  md-la,  bail 
nö  Ö88Ö  namdta*  ak  yalehän  yan. 


1.  Frauen  kamen  zum  Häuptling,  Beschwerde  zu  filhreu.  ,Wa8  wollt 
ihr?*  sprach  zu  ihnen  der  Häuptling. 

2.  ,Was  wir  wünschen,  wollen  wir  dir  sagen,*  sprachen  die  Frauen. 

3.  ,Nun  so  redet!*  sagte  der  Häuptling. 

4.  Da  sprachen  die  Frauen:  ,Ein  einziger  Gatte  ist  fiir  uns  wie  der 
Rauch,  der  vom  Feuer  geht  und  genügt  uns  nicht;  wir  kommen  daher,  dass 
da  uns  mehr  Gatten  gewährest.* 


Die  *Afur •Sprache.  I. 


9 


5.  ,Marhabd-k,  berä  yö-l  gdhäf* 
yäleha  iyan. 

6.  Agabi  bälo  maxtd  toak  eile 
yöhani  iyan. 

7.  ,Lähe  kün,  wadär  liäUj  gäU 
hau  bdhä!^  ydlefia  iyan  reddntl, 
^idöhd  8ä*i  hän  yöl  bdhäl*  yd- 
leha  iyan. 

8.  Sidöhd  8ä*l  hän  tili  bähani 
iyan. 

9.  ,Esgellä!*  ydieha  iyan,  ,8%- 
döhä  hän,  wadär  Iiän,  gäU  hän, 
lähi  hän,  tä  sidöhd  hän  iidda-d 
esgelläy  kdnikf*  ydleha  iyan» 

10.  Yasgalani  iyan.  ^ Sidöhd 
8(ti  hän  tä  wak  tidda-kbalissäy !^ 
ydleha  iyan  reddnti, 

11.  Jnki  adö  Jiän,  iidda-k  nö 
md'balisima^  ydlehan  iyan. 

12.  ,Sinni  bedisiind  we-k  sindm 
tlddak  akd  balissan  ikä,  mä' 
gaytdnl-k;  inki  tätet  U  *dri  oröb- 
täy  el/ihä!^  ydleha  iyan. 

13.  Agabi  övoba  iyan.  tä  yd- 
[elia  iyan  rtddnti. 


,Ma*d-k,  berä  yöl  gdhä!'  tdnak 
yalehd  yan. 

Säyö  bald  mayjtd  ged  e-l  gahdn 
yan. 

jLä-ti  hän,  aldh  hän,  gäli  hän    ö 
yöl  bahitä!^  tdnak  yalehd  yan 
reddnti,  ,adöhä  säH  hän  yöl  bä- 
hüä!^  tdnak  yalehd  yan. 

Adöhd  8äH  hän  Bl  bahdn  yan. 

10 

,Esg(illantd  !*  tdnak  yalehd  yan, 
yoldh  hän,  gäli  hän,  läti  hän,  tä 
adöhd  hän  sidda-d  esgillä  tdn-ik!' 
yalehd  yan. 

Yasgalin  xjan.  j  Adöhd  8äH  hän  15 
kddö  sidda-kö  ifiliyä!*  yalehd  yan 
reddntl. 

,Inki  ginä  la  adö  hän,  nö  inh 
yamfüiya^  yalehdn  yan. 

,Sinä  amßliydwi-nkö  heyö  sinä  20 
mä-tamfiliyd-ki,  umäntyd  sinni- 
sinni  'dre  .  orobä  eldhä!^  yalehd 
yan. 

Säyö  orobdn  yan.  tdlie  yalehd 
yan  reddntl.  -ö 


5.  ,Gut/  sagte  der  Häuptling,  ,konimt  morgen  zu  mir!* 

0.  Am  folgenden  Morgen  kamen  zu  ihm  die  Frauen  wieder. 

7.  Da  sprach  der  Häuptling:  ^Bringt  her  Milch  von  Kühen,  Ziegen 
und  Kamelen,  von  diesen  drei  Thiergattungen  bringt  die  Milch!* 

8.  Sie  brachten  nun  von  diesen  die  Milch. 

9.  Da  sprach  der  Häuptling:  ,Nuu  mischet  diese  drei  Milchsorten,  die 
Ziegen-,  Kamel-  und  Kuhmilch  zusammen!* 

10.  Sie  mischten  sie  nun  zusammen.  Da  sprach  der  Häuptling:  ,Nun 
scheidet  die  Milcli  dieser  drei  Thiergattungen  wieder  auseinander!* 

11.  Da  sagten  die  Frauen:  ,Es  ist  ja  alles  weisse  Milch,  die  kann  man 
also  nicht  scheiden.* 

12.  Da  sprach  der  Häuptling:  ,Wenn  ihr  diese  nicht  scheiden  k^Jnnet, 
so  kOnnt  ihr  auch  unter  den  Männern  nicht  sondern;  kehrt  also  heim,  jede 
nach  ihrem  Hause!' 

13.  Die  Frauen  kehrten  also  heim.     Also  entschied  der  Häuptling. 


l-t.  »»•  * 


4^     t    Jli'Mt^' 

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5/,  yrfiiUiUf  Wi*At'Mf.  am  Folyandrie  petitioniren 


1,    /tf/zi////  rfuLhUfi^l  miluy4ifi 
\ti  fidlu  ifitm,  mltiiUit  fmaiiA  fd^- 
ijanV  /ffiltihu  iyan, 

na'  i/tiUltuft  li/m  tff/fiJn, 

•io  nu/tlnff, 

4.  Juki  hk'ali  (/li'n  k  t/dlu  *irl 
Uca  ni)-d  Im  m  mak,  hnUl  no 
ohUhü  namdia*  i/dla/um  iyan. 


Hdyo  reddutül  yii^hiunä  ya- 
ddyn  yan.  ,Ay  fal/jdnäP  tdn-ak 
y^iidpi  yan  rtddntu 

^Fdrylarm  kö  icari^enü  lino^ 
yaltJ/dn  yan  «ä#/ri. 

,  Yö  warUä!*  tdn-ak  yalehd  yan 
rBddntl, 

Jnki  bä'eli  glrd-kö  yadd  tikä 
klnnhnkä  nö  ahd-vi  mä-la,  baU 
nö  östtö  namdta^  ak  yalehdn  yan. 


1.  Frauon  kainoti  kuiii  llüu|itlln)f,  Bovchwenlo  zu  führen.   ,Was  wollt 
ilir?*  sprach  zu  ihnen  der  IIHuiitllnK. 

2.  ,Wa8  wir  wünschen,  wollen  wir  dir  wigen/  sprachen  die  Frauen. 

3.  ,Nun  «o  redet!*  «ap^to  der  HHuptlinff. 

4.  Da  sprachen  die  Frauon:  ,Kin  <dn»l«:er  Oatte  ist  für  uns  wie  der 
^auch,  der  vom  Feuer  geht  und  jjenü^ft  nun  nicht;  wir  kommen  daher,  dass 
au  uns  mehr  Gatten  gewährest.* 


Die  'Afar-8prache.  I. 


11 


7.  Wo  nüm  küda  iyan.  dbbä 
b^la-l  yamdta  iyan.  ,tcö  küdd 
nüm  mahd  kndd  numüP  yäleha 
iyan  dbbd  m  bdlak. 

8.  Bali:  ,icö  küdd  nüm  atü 
okälö  mala  kö  yubild  wak  büld 
wari^H  küdd  yan^  ydleka  iyan. 

9.  Abbä  mahalü'll  kay  Idk-al 
gdla  iyan,  wo  nüm  yalebald  iyan, 
wo  niimüd  mahdlü  he  iyan,  wo 
nüm  rdba  iyan. 

10.  Büld-mdri  tö  nümi  hdne 
wo  nüm  *eydani  iyan.  wo  aüki 
tö  dba  iyan. 


AmA  heyöti  küdd  yan.  dbbä 
bdlal  yamatdyan.  ,tä  küdd  heyöti 
ay  küdd  heyötöP  yalehd yan  (ibbä 
iäi  bdlak. 

Bali:  ,tä  Iieyöti  küdd-m  atü    5 
h^rd'd  mala  kü  yvbüd-ged  diki 
wariiü  küda  ydna^  yalehd  yan, 

Abbä  mahalö'll  ka  ibal  yaddy 
yany  amd  heyöti  yandebald  yan, 
amd  heyötöP  mahdlö  hay  yan,  10 
amd  heyöti  rabd  yan. 

Dik'ti  märi  amd  heyöti  häne 
ka  yigdifin  yan.  amd  eiid*  öki 
töy  abd  yan. 


7.  Da  lief  jener  Mann.    Der  Vater  kam  nun  zum  Knaben  und  fragte 
ihn:  ,Warum  lauft  denn  jener  Mann?* 

8.  Der  Knabe  antwortete:  ,Er  lauft  hin,  um  im  Dorfe  es  zu  erzählen, 
weil  er  dich  die  Eselin  beschlafen  gesehen  hat/ 

9.  Da  eilte  ihm  der  Vater  auf  dem  Fusse  nach,   holte  ihn  ein    und 
warf  seine  Lanze  nach  dem  Manne;  dieser  starb. 

10.  Da  tödteten  diesen  die  Bewohner  des  Dorfes  zur  Sühno  für  jenen 
Mann.     Solches  vollbrachte  jener  Knabe. 


4.  Die  Mutter,  welche  ihr  Kind  von  sich  weist. 


1.  Abagöytd  ddlta  iyan.  daltd 
hdlä  hinta  iyan,  sin  am:  ,ydUl  kö 
ydmük!  bälä  mahd  hentaV  yd- 
lehan  iyan. 

2.  ,Tamd  bdlähend  anik  wön- 
nä  yök  bdyäf^  tdlelui  iyan. 


Nümd  daltd  yan.  daltd  dukä  15 
hentd  yan.   heyö:  ,yalli  ko   yd- 
mo'k!  dükä  ay  MntaV  yalehda 
yan. 

,Tä  bdlä  hind  and-k  amidal 
yök  bdyä.^  talelid  yan.  20 


1.  Eine  Frau  gebar.  Das  Kind  aber,  das  sie  geboren  hatte,  verab- 
scheute sie  ,Gott  verfluche  dich!*  sagten  die  Leute,  ,weshalb  vorabscheuest 
du  dein  Kind?* 

2.  ,Ich  verabscheue  diesen  Knaben,  schafft  ihn  weg  von  mir!*  erwi- 
derte sie. 


1   Vgl.  Bilinsprache,  Leipzig  1883.  I,  93,  Nr.  U. 


12 


Reinisch. 


3.  üifidin  ahatd-m  tdijama  iyan. 
dbhak:  ,k&  bald  bälä  hinta*  yd- 
{elian  iyan, 

4.  jFuifi  dkä  yomd  abagöytd 
5  bälä  mdnnä  hmtdk,  *a8*a8i  ulü- 

Wily,  hald'k  takdrä!^  yäleha  iyan 
dbbä, 

5.  Yulmoani  haldk  hBnt  iyan, 
jyi  rdbä  mä-tafarani,   bald  yd 

0  m^QgälUsani^  tdleha  iyan, 

6.  *A8*a8it  *awülta  iyan,  'awul- 
td  wak  haldk  obisani  iyan.  si- 
ndm:  ,mahd  äbonüP  ita,  isinnl 
dkä  (jalani  iyan. 

ö  7.  l)a*dnä  yan  nümüy  büld-l 
»mja  ydn-ik:  /ibagöyid  bnlä  hin- 
tdk  mahn  äbonuP  ydlehan  iyan, 

8.  ,Iidlä  abaijoytak  gdrü  hdyä 
eheyd,  hdlak  amök  tdüwä!^  yd- 

0  leha  iyan. 

9.  Eheyd  bdlak  amök  ytdmoani 
iyan,  fbälnl  eheyd  kök  niddü  wily- 
ta*  ydliJian  iyan. 


lle/yö  ubdua-m  söldn  yan.  ta 
dbbak:  ,kü  bald  ü'  dükä  hentd' 
ak  yalehdn  yan. 

,  Yalli  ta  yomd  nümd  bdlä  ay 
gdyta  hentdk  irö  sand  tvlumini 
haldk  takiirä!*  yalehA  yan  dhbä. 

Yulutüini  haldk  hdyn  yan,  ,yi 
rdbä  md-tantdna,  dükä  yi  mä- 
habüssdna'  talehd  yan. 

Irö  8and-d  *avouUd  yan,  *awfd' 
td-ged  hald-kö  obiSdnyan.  heyö: 
,ay  dbonü?*  yani  slnni  ak  ya- 
ddyn  yan. 

Bdrä  kin  heyotök  dik-il  süga- 
yd'k:  ,nümd  dükä  hentdk  ah 
iSenilP  ak  yalehdn  yan. 

,Bdlä  nämd't  agdga-l  hä  nia- 
lalidn,  bali  buka-l  ak  ulüwä!^ 
yalehd  yan. 

Malahdn  baU  bükak  yuluwin 
yan.  ,bdlal  malahdn  kok  rdddü 
W  ak  yalelidn  yan. 


3.  Die  Leute  wusston  nicht,  was  lu  machen  und  sprachen  su  ihrem 
Vater:  «Deine  Tochter  verabscheut  ihren  Sohn/ 

4.  ,Qott  vertlaniuie  dieses  Weib,  das  abo  das  Kind  verabscheut!  Bindet 
der  Frau  die  Arme  auf  den  Rücken  und  hängt  sie  auf  einen  Baum!'  erwi- 
derte ihr  Vater. 

5.  Man  band  sie  nun  und  hängte  sie  auf  einen  Baum.  Und  sie 
sprach:  ,Ihr  k(tnnt  mich  wohl  tödten,  aber  nicht  vermögen,  mein  Kind  su 
warten.* 

6.  Bei  der  Aufbiudung  wurde  sie  aber  ohnmächtig  und  man  Hess  sie 
wieder  herab.   ,Was  soll  mau  machen?*  sagten  sie  und  gingen  von  ihr. 

7.  Zu  einem  grt>ist?n  Manne,  der  im  Dorfe  war,  sprachen  sie:  ,Was  sollen 
wir  mit  einer  Frau  machen,  die  ihr  Kind  verabscheut?* 

8.  Dieser  erwiderte :  ,llängt  neben  der  Frau  einen  Mühlstein  Aber  dem 
Kinde  auf!* 

9.  Sie  hingen  denn  einen  Mühlstein  über  dem  Knaben  anf  und  sagten 
sur  Fmu:  »Der  Mühlstein  wird  über  deinen  Knaben  fallen.* 


Die  'Afar-8pnche.  I. 


11 


7.  Wo  nüm  kiidu  iyan.  cihhä 
bäia'l  yamdta  iyan,  ,icö  küdä 
nüm  mahd  küdä  numüP  yäleha 
iyan  dbhä  ist  bdlak. 

8.  Bali:  ,wö  küdd  nüm  atü 
okdlö  mala  kö  yubild  wak  büld 
icarisü  küdd  yati^  ydleha  iyan. 

9.  Abbä  malialu-ll  kay  Idk-al 
gdla  iyan^  icö  nüm  yalebald  iyan, 
wo  nitmüd  mahdlü  he  iyan,  wo 
nüm  rdba  iyan, 

10.  BüM-mdri  fö  nümi  hdne 
ICÖ  nüm  'eydani  iyan,  wo  aCdd 
iö  dba  iyan. 


Amd  heyöti  küdd  yan,  diibä 
bälal  yamatdyan,  ,fä  küdd  heyöti 
ay  küdd  heyötöP  yalehd yan  dbbä 
iH  bdlak. 

Bali:  ,fä  Iieyöfi  küdd-m  atu    5 
hBrd'd  mala  kü  yubild'ged  diki 
warl§ü  küda  ydna^  yalehd  yan, 

Abbä  mahalö'll  ka  ibal  yaddy 
yan,  amd  heyöti  yaiidebald  yan, 
amd  heyötöP  mahdlö  htiy  yan,  10 
amd  heyöti  rabd  yan. 

Dik'ti  märi  amd  heyöti  häne 
ka  yigdifin  yan.  amd  eii4*  oki 
töy  abd  yan.. 


m 

7.  Da  lief  jener  Mann.    Der  Vater  kam  nun  zum  Knaben  und  fragte 
ihn:  ,Warum  lauft  denn  jener  Mann?* 

8.  Der  Knabe  antwortete:  ,Er  lauft  hin,  um  im  Dorfe  es  zu  erzählen, 
weil  er  dich  die  Eselin  beschlafen  gesehen  hat/ 

9.  Da  eilte  ihm  der  Vater  auf  dem  Fusse  nach^   holte  ihn  ein    und 
warf  seine  Lanze  nach  dem  Manne;  dieser  starb. 

10.  Da  tödteten  diesen  die  Bewohner  des  Dorfes  zur  8ühno  für  jenen 
Mann.     Solches  vollbrachte  jener  Knabe. 


4.  Die  Mutter,  welche  ihr  Kind  von  sich  weist. 


1.  Abagöytd  ddlta  iyan.  daltd 
bdlä  hinta  iyan,  sindm:  ,ydlll  kö 
ydmükl  bdlä  mahd  hentaP  yd- 
lehan  iyan. 

2.  ,  Tamd  bdlä  liend  anik  won- 
nä  yök  bdyä!^  idlelia  iyan. 


Nümd  daltd  yan.  daltd  dukä  15 
hentd  yan.   heyö:  ,yalli  ko   yd- 
mok!  dukä  ay  MntaV  yahhdn 
yan. 

,Tä  bdlä  hind  and-k  amidal 
yök  bdyä.^  talehd  yan.  20 


1.  Eine  Frau  gebar.  Das  Kind  aber,  das  sie  geboren  hatte,  verab- 
scheute sie  ,Gott  verfluche  dich!*  sagten  die  Leute,  ,woshalb  verabscheuest 
du  dein  Kind?* 

2.  Jch  verabscheue  diesen  Knaben,  schafft  ihn  weg  von  mir!*  erwi- 
derte .*iie. 


»  Vgl.  Bilinsprache,  Leipzig  1883.  I,  93,  Nr.  U. 


14 


Reinffch. 


().  y  ( )lülüd  afara  oddur  sUgani  /Oll'düd   afarn    lodkte   kalnd 

imnä  nini  lüJi  (jahdd  ninö  iiddä  nandk   Icüi    gabdd    llnök    sidda 

waynd  nduik  mi  tvarisey!^  yd'  wfma  naiidk  nö  wnri»!'  ak  ya- 

{sfian  iyan  yäh  ydliga  utimrik,  [ehan  yan  wäni  yaligd  heyötök. 

6      7.    Wo  nrnn  Süjnälita'k:  ,atü  Amä  heyöfi  Somälitak:   jaiu 

nudid   tu?*  yd{eJia   iyan.    ,anü:  ay  taV  yalehd  yan,  ,anü:  görä! 


,görn!  d(eha^  ydleha  iyan. 
S.  ^Arah   nrimnk:   ,a(t(   maha 


al^ihd^  yaj^hd  yan  Sa^nälitl. 
*Arabtöy(aJc:  yatü  ay  taf'  ya- 


taP   ydleha   iyan.    'Arah   nüm:  l^hd  yan,    ,awti;   ddhah!   aleJid^ 

10  ,nnrt  ddhah!  dleJia'  yd{(iha  iyan,  yalehd  yan  *Arabt6ytt. 

9.  *Afdr   nRmük:  ,atü   mahd  Dankaldytak:  ,atu  ay  taP  ya- 

taV  ydlelia  iyan,    ,anu:  no  ir-  l^hdyan.  yanünö  urhüdä!  aleJid^ 

hidä!  dleha*  ydleha  iyan  ^Afdr  yalehd  yan  Dankaidyth 
nüm. 

ir>       10.  ,Inki  änkard  kinnik:  ir-  yinkiqäl  khinik:  urhüdäl'  ya- 

hidä!^  ydleha  iyan.  tö  läh  tu  \cak  lehd  yan.    fö  adöhn   heyöfi    läJi 

yirhidan  iyan.   tö  sldöhd  nüm  tö  yurhudin  yan,  yurhudinlk  sdrral 

läh    yirhiddw    icak    waddimani  ioaddimdn  yan.    tu  märi  amuy 

iyan.  wö-märi  ico  ge  iyan,  9^y^^  2/^^'- 

ß.  Zu  dio80m  nun  «praohou  sie:  ,Vier  Tage  liunj^ern  wir  Bchon,  ob- 
wohl wir  eine  Ziege  beftitzen ;  nun  dolmetsche  un.s!* 

7.  Der  Mann  nun  sprach  »um  Somali:  ,Was  sagtest  du?*  ,Ich  sagte: 
gora!*  erwiderte  der  Somali, 

8.  ,Und  was  sagtest  du?*  fragte  er  den  Araber.  ,Ich  sagte:  abdah!* 
erwiderte  dieser. 

9.  ,Und  was  sagtest  du?*  fragte  er  den  Dankali.  Jrhida!  sagte  ich/ 
erwiderte  dieser. 

10.  fDas  ist  ja  ein  und  dasselbe  Wort,  nämlich:  ^schlachtet!*  sagte  der 
Mann.  Nun  schlachteten  sie  also  jene  Ziege  und  sättigten  sich.  Das  ist  jenen 
Männern  passirt. 


6.  Abu-nawwas. 

20       \,  Ahü-nduiräs  yan  num  ydna  Ahf(nduwa.*i  akdn  heyöti  yind 

iyan,  Nüniil:  ,gidöhd  hol  laqa'ok  yan.    Wiii  heyöti:   yntiyä  adöhd 

ak   ahdy   nüm    iya    tß    bdd-ad  hol  qurn§-kö  ak  ahdyfl  tä  bäd- 

ifina-mP  ydhha  iyan.  ad  4n^d'tiV  yalehd  yan. 

1.  Rs  war  ein  Mann  Namens  Abunauwas.  Einst  äusserte  Jemand: 
^dreihundert  Thaler  gebe  ich  dem  Manne«  der  in  diesem  Flns8  die  Nacht 
Bubringt.* 


Die  'Afftr-Sprache.  I. 


13 


10.  ,Yi  bald  yö  bähä!'  fdleha  ,Yi  bäjä  yö  bahä!^  talehd  yan. 
iyan.  Bald  icö  abdw  tcak  hab-  bälä  amdy  abän-ged  habuytd 
büyta  iyan.  yan. 

10.  Da  sprach  die  Frau:  ,Bringt  mir  meinen  Sohn!*    Nachdem  sie  so 
an  dem  Knaben  gethan,  liebte  sie  ihn  von  da  an. 


5.  Der  Araber,  der  Somali  und  der  Dankali. 


1.  Sidökä  nüm  safdrä  tidda-ll 
gdl4a  iyan.  tl  *Arabt6ytä,  tl  So- 
mältöj  tl  ^Afdrtö  iyan,  tl  tiya-k 
yäb  mä-ynbba  iyan. 

2.  Sidöhök  gdl4a  iyan,  bär 
dabd^ta  iyan,  büld-l  yimbidani 
iyan. 

3.  Büld  läh  dkä  tahe  iyan. 
ama  läh  bdyta  iyan,  tl:  ,görä!' 
ydleha  iyan  Sömäliti.  ,Adhah!^ 
ydleha  iyan  *Arabtöyti.  ,Nö  irhi- 
dä!*  ydleha  iyan  *Afdril. 

4.  Bär-ü  fardy,  lo*ö  fardy 
yäb  iiddä  tagama,  *olülü'd  tö 
gide  sukta  iyan. 

5.  Fari  han  zdJcü  'Arab  yd- 
Uga  nüm,  'Afdr  af  ydliga  nüm, 
Swnäli-h  af  ydliga  nümül  ya- 
m&tan  iyan. 


Adöhä  heyöti  ardli  sidda-ll 
yaddyn  yan.  tl  'Arabtöytäf  U 
Sömälitä,  tl  Dankaldytä  kl  yinin 
yan,  ti  tl  xcänl  mä-yabini  yan. 

Adöhök  yaddyn  yan,  bär  da- 
ba^dn  yan,  dÜc-ü  mahdn  yan. 


10 


Dik  läh  tdnä  yohöyn  yan. 
amä  läh  büttdn  yan.  tl:  ,görä!* 
yalehd  yan  Sömäliti.  ,Adhah!* 
yalehd  yan  'Arabtöyti.  ,Nö  ur- 
hndä!^  yalehd  yan  Dankaldytl.  15 

Bär-ü  afdry  lele'-ti  nfdr  wnni 
siddak  sölani  'olülüd  ama  ilä 
sügdn  yan. 

Afdr  yan  lele*  'Arab  yaligd 
heyötöl,  Sömäli-t  af  yaligd  hejfö-  20 
töl,  Dankalayti  af  yaligd  heyö- 
töl yamMin  yan. 


1.  Drei  Männer  machten  zusammen  eine  Reise.  Der  eine  war  ein 
Araber,  der  andere  ein  Somali,  der  dritte  ein  Dankali,  keiner  aber  verstand 
des  andern  Sprache. 

2.  Zu  dritt  wanderten  sie  denn  die  Nacht  über  ohne  zu  essen;  am 
Morgen  kamen  sie  in  ein  Dorf. 

3.  Das  Dorf  gab  ihnen  eine  Ziege.  Diese  Ziege  nnn  nahmen  sie  und 
es  sprach  der  Somali:  »gora!*  <Ier  Araber  aber  sagte:  ,adbah!*  und  der  Dankali 
sagte:  ,irhidal* 

4.  Da  sie  einander  nicht  verstanden,  so  brachten  sie  vier  Nächte  und 
Tage  hungernd  zu. 

5.  Am  vierten  Tage  kamen  sie  zu  einem  Manne,  der  Arabisch,  Dankali 
und  Somali  kannte. 


Iß 


Beiniich. 


8.  Ahn-nduwnnal  yamAfa  iyav 
tä  hahOyti,  ,nüm  düyi  yö  kfth'ta^ 
ydleha  iyan. 

9.  ^Dnyii  mAcfideV  yälelm  iyan. 
f>  fdiiyti   sidöhä  höl-vk  tina^  iyan, 

^ftidölui  bölvk  Idhä  tnnnä  yö  yo- 
h6y,  nammA  hol  haharä  tdfjan 
yö  kMifa'  iya  iyan, 

10.  fAm/t  düy/i  nkä  tawe*d-kä 
10  anU  dliga.  sä^ä  trehid!"  iya  iyan 

Ahündutcäs, 

11.  ,S/i'ak  nuigide  arehddn?* 
ydleha  iyan  hahoytu 

12.  ,Sd*ak  lahdy  irehid!*  yd- 
15  {eha  iyan;  ,amd  sd^i  laJie  tirhidd 

wak  amd  sA'l  hadö  alds!*  ydjdia 
iyan,,kad()  alasimü  wdynak  dmä!' 
ydlelia  iyan  Ahündutcäs, 

13.  Sinam  tamdta  iyan,  sinam 
20  tamatd   wak    distef    like-l    hün, 

hadö  rikel  hen  iyan, 

14.  Amä  laqa'6  kälttd  nfim 
amd-mära-t  yamdta  iyan,  ,had6 
dtste-d  md-liaytaniV  iya  iyan. 

25       15.  ,Hadö  nm/i  keA  issl  nhiy- 
fn'  ydlaha  iyan  Ahündutcäs, 


Ahrindtitcäsnl  yamafd  yan  ay 
tcefiyä.  ,fö  heyöfi  mal  yi  knlifu^ 
ak  yalehd  yan, 

,Mfd  ä  il/'i  ydkaV  ak  ya{4thd 
yan  Ahündtitcäs.  ,mäl  adöhü  hol 
kl  und,  adöhä  holko  Idmmä  fdnnd 
yö  yoliöy,  Mmmä  hol  haliar  t/ynwn 
yi  knlita*  ya  ny  tvdyü. 

,Amä  mfd  dkä  yawed-kä  anü 
dliga,  sä*ä  urhüd!*  ak  yaleJid 
yan  Ahündutcäs, 

,Sa'a-kö  d  ipt  arhddöP  ak  ya- 
lehd  yan  icetiyä, 

,S(i'a-kö  Uh  urhtld!  amä  sä'i 
lih  iarhudu  geddä  ha/l/ß  ak  alds!^ 
ak  yalehd  yan,  ,hado  altisnö  linök 
amätcdniä!'  funak  yalehd  yen 
Ahündutcäs, 

Heyö  yamatin  yan,  heyö  ta- 
matd geddä  disied  tcüü  hayn, 
had6  tcilil  luiyn  yan. 

Amä  mal  kälifd  heyöfi  amä 
mhrali  yamafd  yan,  ,had(>  disfexl 
mh-haytdnäV  yaJshd  yan, 

flladö  amä-l  dnl  ise  nldyfa* 
yal^ehd  yan  Ahündtitcäs. 


8.  Der  Armo  ping  nun  zn  AbunauwAs  nnd  Rprach  zu  ihm:  ,Dor  Mann 
(enthält  mir  mein  Geld  vor.* 

9.  ,Wio  viel  boträfii't  es?*  fragte  ihn  diener.  »Dreihundert  Thalor  waren 
ob/  RapTto  er,  ,zwanzip  pfab  er  mir  und  zweihnndortachtzig  Rchuldet  er  mir  noch.* 

10.  Abun.iuwaR  erwiderte  ihm:  »DieseR  Gold  weiRR  ich  schon  herauR- 
zubekommen.    Schlachte  nur  Rinder!* 

11.  ,Wie  viele  roII  ich  schlachten?*  frajjte  der  Arme. 

12.  »Schlachte  RechR  Stück  und  koche  dann  da«  Fleisch!*  erwiderte 
Abnnauwas.  Hierauf  lud  dieser  die  Leute  ein,  indem  er  Rprach:  »Kommt, 
wir  wollen  Fleisch  kochen!*  , 

13.  Die  Leute  kamen  und  als  sie  kamen»  da  stellte  man  die  Brat- 
pfanne hieher»  das  Fleisch  dorthin. 

14.  Auch  jener  Mann»  der  daR  Geld  Rchuldete»  kam  mit  den  Leuten 
und  Raffte:  ,Ja,  p^ebt  ihr  denn  daR  Fleisch  nicht  in  die  Pfanne?* 

15.  »Nein»  es  kocht  dort  von  selbst»*  erwiderte  Abunauwas. 


'Af..-Spn.Mi-    I 


171 


IG,  .Dittr-d  gnhä  vnijta  ha.lü 
mtitaiä  aliij/taf'  yäfeha  it/an  omi 
la^a'6  källt«  nüm. 

n.,Bädaäfallangirä  bädalc 
addä-d  t/an  nfim  männä  Ut'hmi' 
yHthu  iyan  AbündiucöB. 

18.  AmA  hahöi/iak  lagn'ö  kü- 
lilü  iHim  amä  wak  dkä  yaiidtf 
iytuu 

lU.  Amd  ike-k  gal^ni  iyan. 
rAlifmdiiwäa  tälu  yök  ahä  yan 
{mmOif  kä  ak  abk-Uyu-m  dllga' 
gtUtJin  iyan  ay  däye  la  wim, 

30.  Küy  aidohä  nä'cuü:  .Alm- 
Nfräird«  dambilid  hny  bäd-ad 
'liydä."  yäfeha  iyan.  Abünduieä« 
diimliilid  liin  iyan. 

21.  FJIrt  nalam  kfl  bakäntani 
b<ViifddamdyJa,iläiirakan.AM- 
nduicü»  dübuk  haliani  iyan. 

22.  Ahunduwö»  elia  rä'a  ikfl 
ai'al  yan  «um  i-lla  yamdta  iyiiii. 
amä  nüm  käfdka  iyan.  .ah  mulni 
Mda  tan  fite?'  ydlefia  iyan  Ahii- 
nttaiPätak. 


Dlnic.d  fiiiliä  miha  ciAe  tu  alily- 
In  hndi'iP  ya{ehÄ  yaii  ay  mal  kä- 
Villi  livyi'ifi. 

,U<id  nfnl  fand  gii-ä  hädak 
nddd-d  yand  heyöto  nh  [Sia  la'ii- 
üaf  yal«hä  yan  Ahündwcä». 

Ay  ivay  Ittyotö  amd  ged  likä 
yolwy  yan  ay  mül  kälitä  hey6H. 

AmArke-kö  yaddyn  yan.  ,Abü- 
nduwä»  yök  ahailya-k  hl  ak  ahd- 
liyö-m  dliga'  yalehd  yan  ny  mal 
Itt-tiyä. 

Jii  adiihä  tfamdak:  ,Ähündu- 
wilH  »akdn-ad  haylam  bdd-ad 
ilydfi!-  tdnak  yafdiü  yan.  Ahü- 
nduiCöH  sakutuid  hnyni  hayn  yan. 

E-l  yaddyv  irkül  halö  län-ad 
mayjä  lay  bnkarani  ulä  kü  ka- 
huni  AbfindtiwiU  mif.  slä-l  ak 
arnkän  yan. 

AbünduwiU  ülä  Sd  rä'A  rkel 
sä'i  löyni  Sl  yamaiä  yan.  amd 
hfyöH  tikäftikä  yan.  .«y  tä  rke-d 
dhlaV   nk  yalehd    t/n-n  AliTindii- 


4 


16.  Jn  wie  soll  denn  dns  Flntiicli  kndien,  wenn  uiau  m  nicbt  in 
Hralpfxiint.'  llmt?'  sagW  jener  Mann. 

17.  Abunsnwu  erwiderte:  ,Jil,  wie  eru'9rnil  ilenn  ein  Feuer  um  L 
Jemniiileu,  der  im  Fluww  »kIi  l>eiindet?' 

18.  Da  aan  guli  jener  Haoii  dflin  Artunii  »ein  (inlil, 

19.  Die  Leale  gingeo  anseinBuder.    Jeiipr  bpgUlerle  Mann  nbcr  dnclite: 
.[>R  mir  AbnaauwiB  das  angethan  bat,  hii  weien  irh  sclion,  wn»  ich  ihm  thun 

20.  Und  ex  buM,\  seinon  drei  »klavent    .Steckt  Abunanwas   in  einen 
Knok  lind  werft  ihn  in!>  Meer!'    Sie  Hteckteii  diesen  alao  in  einen  Snck. 

'il.  Auf  dam  We^  WQTden  sie  dnratig   und  als  der  Morgen   aabrncb, 
liea8«ti  «is  AbimAawM  iu  der  Steppe  He)^n  und  ^ngen  211  einer  Quelle, 

US.  Wie  nun  AbtinHUwas  no  dalag,  da  kam  ein  Viehliirt  tu  ihm    und    I 
fragt«  ihn:  .Worum  bist  du  denn  ho  hier?' 

Sitionptwr.  i.  riil.-hiil.  n,    l'SI.   Bit,    I.   R«,  2 


18 


R«iBifefa. 


23.  fAnii  rerlü  yöl  hönä  yö  li-ll 
hahani  ke^  ydleha  iyan  Abündu- 
was, 

24.  ,Atü  ridä  da'üa  num  hl- 
ö  nü6*  ydleha  iyan  xoadAr  nüm; 

,mangdr  ko  dbü-wä,  yi  toadnr  be- 
tay  tama  ks  yö  höh!*  tcaddr  nüm 
ydleha  iyan  Abünduwäsak, 

25.  Abünduwäs  dambiUik  yd- 
10  we'a  iyan,  xoaddr  nüm  edda  gdha 

iyan. 

26.  Abünduwäs  waddr-rt  gdla 
iyan.  sidöhd  nümü  lay  yaiani 
gdhan  iyan,  Abünduwäs  ella  ha- 

15  bani  kel  wadän  nüm  dambü-it 
rA*a'iyä  yuqu*ani  ben  iyan,  tcO 
nüm  hürl't  Mnl  bdd-ad  *dydan 
iyan. 

27.  Ussün   gähdxo  tcak  Abu- 
20  nduicäs  wadärat  stiga  iyan.  Abü- 
nduwäs: ,ndgä  may^fmii^  ydleha 
iyan  ö  ke  gdhdw  loaJc. 

28.  Kdyä:  ,ke  atü  iyäP  yd- 
lehan  iyan. 

25  29.  ,Ay  yö  Abünduwäs'  ydhha 
iyan. 


,Anii  ridä  yö  bähöna  Sl  yä 
habdn  ikf/  ak  yaiehd  yan  Abu- 
ndutcäs. 

jAtii  ridä  mär^i'eid^  ak  ya- 
iehd yan  aläl&ynl;  ,mangdr  kö 
ahfiy^  yi  ald  bifittd  tama  rke 
yöyä  hahf'  ak  yalehA  yan  ald 
löyni  Abünduwäsak. 

Abünduwäs  sakdnkö  yawe*d 
yan,  ald  löyni  ed  gahd  yan  sa- 
kdnad. 

Abünduwäs  ald  btSitd,  ald-ll 
yaddy  yan.  adöhd  heyöti  lay  ya- 
dayni  yinhil'-yd  gähdn  yan,  Abü- 
nduwäs ya  ki-ll  ald  löynä  zam- 
bil-id  yäna-yd  yiquani  bayn  yan, 
ayi  Jieyötö  jalabd-d  hayni  bädad 
ayddn  yan. 

Ussün  gähdn  gSddä  Abündu- 
wäs ald-d  sügd  yan,  ,ndgä  may- 
idnt  ?*  tdnak  yaiehd  yan  tö  rki- 
kö  gähd-märäk. 

,Atü  atiyäV  ak  ya^ehdn  yan 
ay  heyö. 

,  Yoyä  Abünduwäs  klyö'  tdnak 
yaiehd  yan. 


2.3.  Jener  erwiderte:  ,Um  mich  znm  Häuptling  zn  machen,  brachte 
man  mich  hieher/ 

24.  Da  entgegnete  ihm  der  Hirt:  ,Da  taugRt  ja  nicht  znm  Häuptling; 
ich  mache  dir  ein  Geschenk,  nimm  da  diefie  Ziegen  und  lass'  mich  hier!* 

25.  Abunanwas  stieg  nnn  ans  dem  Sack  und  der  Ziegenhirt  kroch 
dafür  in  diesen  hinein. 

26.  Nun  zog  Abnnaiiwas  fort  mit  den  Ziegen.  Als  nun  die  drei  Männer 
dahin,  wo  sie  Abnnauwas  verlassen  hatten,  zurückgekehrt  waren,  luden  sie 
den  Ziegenhirten,  der  im  Sacke  war,  auf  und  brachten  ihn  in  ein  Schiffchen 
und  warfen  ihn  dann  in's  Meer. 

^  27.  Auf  dem  Rückwege  begegnete  ihnen  Abnnauwas  mit  den  Ziegen 
und  wünschte  ihnen  einen  guten  Morgen. 

28.  ,Wer  bist  denn  du?*  fragten  sie  ihn. 

29.  Er  erwiderte:  ,Ich  bin  Abnnauwas.* 


Die  <Afar-Sprachc.  1. 


19 


30.  ,Ke  (xtü  ardkek  tamdta?'' 
ydlehan  iyan, 

31.  ,Anu  hädak  amdta'  iya 
iyan, 

32.  ,Bädak  tamatd  wak  loadär 
anike  gdytaf^  iyan, 

33.  yLaqa^ö  la  bddad  yö  mä- 
^ayddani,  dahdb  la  bädad  yö  mä- 
^ayddaniy  wadär  undühum  la  bd- 
dad yö  *dyddan'  ydleha  iyan, 

34.  Tamd-märi:  ,kö'll  haysi- 
tdnök  dahdb  la  bddad  ka  laqa'ö 
la  bddad  na  *id!^  ydlehan  iyan 
Abünduwäsak, 

35.  yMa*dk,  gd^äy  him  ka 
nM  4ä  yö  bdhä!^  ydleha  iyan 
fimndawäs, 

36.  HüH  galani  bdhan,  4ä 
h  hüri  tidddt  bdhan  iyan, 

37.  Kdnl  sidöh  ydkan  bt,  i8»i 
ka  hart  be,  bddad  be  iyan  Abü- 
namcüs. 

38.  Kdnik:  ,intü'ü  bör  hdyä!' 
iya  iyan,  nssün  intitil  bör  heni 
iyan. 


,Atü  aüla-kö  tamdtaf  ak  ya- 
lehdn  yan, 

,Anü  bdd'kö  amdta*  tdnak 
yalekd  yan, 

,Bddkö  tamaid'dö  ald  düla-ko    6 
gdytaP  ak  yalehdn  yan, 

,QürüS  la  bddad  yi  mi-eddinl- 
tinl,  dahdb  la  bddad  yi  ml- 
^ddim-timj  ald  tegü-m  la  bddad 
yi  ayddani'  tdnak  yalehd  yan,  10 

Amä-märi:  ,kö'll  hadalindk 
qürüS,  dahdb  la  bddad  ka  qürüä 
la  bddad  na  ed!^  ak  yalehdn 
yan  Abündutväsak. 

,Ma'dky  adüwä,  jalabd't  bald,  15 
nabd  <}ä  inkö  siddad  bdhä!^  td- 
nak yalehd  yan, 

Ay  jalabdt  bald  ka  4ä  siddad 
yadayni  bähdn  yan. 

Ussün  adöhyaläni-yd,  i$B  afär  20 
Bd  ise  ay  jalabdt  bahid  gahani 
bddal  yaddyn  yan. 

Tan  intitil  baräwd  tdnak  yu- 
Imod  yan,  m^ün  sini  intitü  ba- 
räwd yuluwin  yan.  25 


30.  ^a,  woher  kommst  denn  du?*  fragten  sie  ihn. 

31.  ,Au8  dem  Meere,*  erwiderte  er. 

32.  Da  sprachen  sie:  ,Wenn  du  aus  dem  Meere  kommst,  wo  bekamst 
^0  denn  die  Ziegen?* 

33.  Er  antwortete  ihnen:  , Warft  ihr  mich  denn  nicht  ins  Silber-  und 
Coldmeer  und  wo  es  auch  etwas  Ziegen  gibt?* 

34.  Da  sprachen  sie  zu  ihm:   ,Wir  wollen  dann  mit  dir  theilen;  wirf 
Äös  doch  in  das  Silber-  und  Goldmeer!* 

35.  ,Gut,*  sagte  Abunauwas,  ,so  geht  um  ein  Schiffchen  und  um  einen 
grossen  Stein!* 

36.  Sie  brachten  ein  Schiffchen  und  einen  grossen  Stein. 

37.  Er  nahm  nun  die  drei  Männer  und  brachte  sie  ans  Meer. 

38.  Da  befahl  er  ihnen:   ,Legt  eine  Binde   an   die  Augen!*    Sie  ver- 
'^oden  sich  nun  die  Augen. 

2» 


ifl 


2-».:x    ••tit. 


»ft-      ^lsM#     ^»i^t    tuac    "'Üüi'' 
rAiL    Ut    ttffUt    vf/mt^   jtntt  '^^tdmc 


^%9L    ''bf-ui    ""'»11   yi*    tabln- 

ji#«»-  Eßi^i-h  fssi  'pifm  ged  ia- 
fiik  %f  'n«i*ft  •i»sn,  jvnü  raddk 
r>»^I>  tmiyzk  wdiska  ^«m.  ti^^ün 
r*»imik  minzL  «v  j*Jilabät  baläd 

Zn^  h^  <itit>4tt  keyötö  tö  üä 
hß^/ad  ayid   üe  ak  gäkd  yan. 


tflr..  Jrt  «>rrf«»ft  *r'  ,'*'*tm.  iÄ  äiaetaapria^,  so  spring  mir  luch!^  Als 
n^  Antt^  «iit9>it  xk.  ist»»  %APfr  j^»icMUMm  «ar«iu  vairt  er  d«>ft  Sietn  kinein  and 
«>>«f^H      |^*H   41^ «t^^,  «^jaigt^'^     Er  4Ä«r  soet«!'  b«i  »ick :  Jek   entweiche  nun 

^   IH   »;»i^  AAßv^kOnifnim  4a^  4r«i  Sfanmer  ins  Meer:  ads«>  tkat  er. 


7.  Oattin  und  Gatte. 


K  iPümmA  tAhii  Im  iy^n,  nü- 
if$U  fUf/Jff/tff/i  dhpißa  iyan  ;  liddä 
9t4/ßain  yUäuniifa  if^an, 

2/  fA  nü  kfßk  r/iHrk  m/irdifpJßd-k, 
l//  fUü  yok  rA'iO'k  rn/i^dvpldnf  yA- 
(4'Jm  iyan  vum, 

*i\,  AtjtJfffyl/i:  ^aitii  lUpk  rh'a-k 

/////  truiihdkf  ntü  yok  rd'iak  m/p- 

m  dJ/jibln!*  ftllfika  iyun,  ,yOk  $drä 

hff^/6  nhiUl  vulytu  yn  dhoitV  tu- 

(tiliu  if/att. 


Airol -lä  takd-m  /nyan.  Laha- 
hayti  nümü  mare^itd  yan;  man" 
gnm  siddä  y€ikhend»i  yan, 

,Anü  ko-kö  rad'H'köy  mä- 
mar'eiifd  kl^  atu  jffVibö  ra'etd 
ged,  md-mareiitinf'  yalehd  yan 
laJßdhdyil. 

Nünui:  yOnii  bö-kö  radnkö, 
md'mar'eitmay  ati  yok  rä*tdnköy 
md-mare^inf^  talekd  yan,  ;yö- 
yak  sdral  kaqö  bettdnkö  yö  di- 
wUf  ak  tmldid  yan. 


I  KIfiNi  Noil  nU'U  Kol^onde»  zagetr^gen  haben:  Ein  Mann  heiratete 
<(MiM  l'ViiM   II  11(1   linidn  Hobt«)!!  Mich  innig. 

U  II  ml  tm  n\irin:h  th^r  Ciatte:  ,Ueberlebe  ich  dich,  so  werde  ich  nicht 
<tiii)j|    bHiiiihui,    (IbnrbibMl    nbnr   du    mich,   so   verheirate   auch  du  dich  nicht 

«milii  f' 

•'*.   Amli  ilJM  (i/ittiii   Hpnic.h:   ,U«borlebe   ich   dich,  so  heirate  ich  doch 
'  '     i"<'iii,    OliMiInlml  nlMir  du   mich,   ho   heirate   auch   nicht   mehr;   schwere 
'  '  '""<  «In    iia,.|,   |„j,.  Iti.iiio  /vvnil«^  Frau  mehr  heiratest!* 


Di«  'Alkr4pnck*. 


L'l 


I 


4.  Bi'ali  likä  diidhi  vjaii. 
tUföJcü  trtfära  'idhi  iijan,  is8l 
Itiknu'aaa  ii/an.   ö  lakttiuit  rnlia- 

5.  Qilrtbi  l4-H  drigatä  hjan, 
kaf^H  täfi  lidhaiii  it/uii.  Tö  la- 
kmat  'awiilta  ii/toi,  üw  'meultA 
wak  ätfnbi  anio-läkak  wä'an  ii/an. 

S.  O  wm'i  ynkä  woA  nöm  gid- 
i/(i  gälak  yamäfa  iyan.  ,a  ta- 
kä-ut  mahäV  yä(«ha  (i/«n  nüm. 

7.  ,Amn  ngahiyiftä  rabetd  aga- 
hütfia  tm'a-mdrä'  yAlehan  iyan. 
nowi  itftm  ütt  t/äla  iyan. 

S.Amäagaböylä'diUjskta'Uaa 
iyau.  amänümü  ellaga{4  ke-l  amä 
agab&ylä  t«  bi.'eliäkägai'dyiyan. 

9.  Amä  agahüyid  b&'dt:  ,ba^ 
aut'äf  yaleha  iyttn.  .B*!?^  mn'ä' 
ytileha  iyan,  kö  agaböytd  ril}>ftä 
ySk  rä'ela'  yd{fha  iyan. 

10.  Blt^i  i»h  agahoyUik  w4'n 
iyan,  ,ySk  Ula  ra'ttd-kel  dUftha- 
Wtiytä  yO  ttiwissa'  dkä  yd[elta 
it/an,  ,0  diirak  abä-m  äijünä  dni' 
ydfsha  iyan. 


ßä'<di  likd  ilixilä  i/<ni.  i'gtiik 
arnlf  Hafarä  yan,  liSl  lahöUA 
yan.  amä  lahd-d  riiha-4al4ä  yan 
nüma. 

Qdbre  dktt  fara'dn  yan,  mayj-    5 
nth  'Ikä  bäkdn  yan.  amd  InMd 
'awuüä   yan,   iiil   'awiiltä   ged 
läyo  bukdl  ak  wa'än  yan. 

We'i   dliik   heyöti  nrä},i  adÜi 
yamatä  yan,  ,(a  takd-m  ay  hin-  lO 
niV  yalehä  yan  keyotl. 

,  'Jo  Mümd  rabtä  fa  bukiU  wa'a- 
mam  klnon'  ya{^Jtän  yan.  amä 
heyOti  iie  yaddy  yan. 

Amd  nümä  'diil-kö  USA  yan.  1<> 
amä  heyöti  el  yaddy  erke-U  ay 
nümd  bä'eli  dkn  gardy  yan. 

Amdniimd  bh'ali:  ,bäl6  m4'a1' 
yalehd  yan.  ,bälö  ma'd'  yalehA 
yan,  ^'i  nümä  rabtä,  yök  i-ä'etd  20 
iäna'  ak  ya^ehd  yan. 

Bh'eli  amä  iSi  nümä  dkä  ica'd 
yan.  ,y6-kö  el  rä'eta-rke-l  mur'tSi- 
tdnkö  la  yi  ditciSsä  find'  ak  ya- 
l^Jid  yan,    ,amä   diwdk   abd-m  36 
sfiMc  dna'  ya^thii  yan. 


4.  Der  Gatte  gelolita  diu.  Er  ifing  danu  nuf  Reisen,  «e  aber  erkrankt« 
inmiauhen  und  war  daran  t,\\  sterben. 

6.  Man  grub  ilir  Ans  Ürnb,  bridite  das  Toclunklcid  und  en  (rat  boj 
der  Krau  die  Agonie  ein.     Dn  Klimmten  die  Weiber  die  TacUeiikU^e  au. 

»0.   WaUrend   dieses   Web  gase  hreies    kam    ein   Mann    dt-»  Weges   and 
trapte:  ,Wa»  geht  denn  lU  vor?' 
1.  Mao  antwortete  ibm:   .Man   beweint  die  und  die  Frau,  welche  so- 
■Imb  imertwn  ist.'     Der  Mann  zog-  weiter  des  Weges. 
rt         8.  Die  Krau  aber  erholte  «ich  aus  der  Agonie  und  genas.    Joner  Miinu 
1^  tai  qdUar  mit  dem  Galten  dieser  Frau  zuianimen. 
9.  Kachdnm  rie  sicli  gegenaeitig  begrUiat  hatten,  enühlte  jener  Mann 
d*m  Gatten:  ,Ich  kam  el>en  dam,  wie  deine  Frau  ini  Verscheiden  nar.' 
1«.  »etr  Gatte  beweinte  seine  Frau.     Da  berichtete  er  jenem  Manne: 
^ie  llaas  mich  also  sobwCreii:   Dberlebst   du   mich,  sii  wirst  dn   nicht   mehr 
lieirBIOD:  nun  wcim  ich  nicht,  was  ich  oli  diuae.'i  richwures  machen  voll,' 


k 


22 


Reinisck. 


11.  ,Ditcd  md'talahin!*  yäleha 
iyan  äkä  gardy  nüm. 

12.  ,0  ma'd*  iya,  Ud  büdde 
qfkä  he  iyan,  lakmisak  tdban  ka 

o  nammd  sükö  fisa  iyan. 

13.  Tölü  üra  iyd  icak  issi 
bald  yamata  iyan,  is$i  lakimdk 
kä  dymk  sügta  iyan.  ,ya  aga- 
böytd  yö  ürta'  ydleha  iyan,  käy 

10  agaböytd  amd  lakimdk  iirta  iyan. 

14.  Sidöhd  bär  tidda-li  4inan 
iyan,  fardy  han  bär  kd-li  ydbta 
iyan :  ,atü  labahaytifdlak  yand-m 
mä'fdl4cif*  tafeha  iyan,  ,anü  kö 

16  agaböytd  JüniyöV  talehd  iyan. 

15.  ,Atü  ya  agaböytd  kinitö, 
anu  kü  bd'elä  kiniyo' ydleha  iyan; 
,atü  r/ibta  yök  iyaw  wak  inni 
bü44i  irgVa^  ydleha  iyan. 

20  1 6.  ,  Yi  gdrl-l  mahd  dbetak  yö 
hab!^  tdleha  iyan,  ^nammd  aga- 
böytd mdnakak  yö  habi^it!'  td- 
f/iha  iyan. 


,Ditcd  md-talamin!*  ak  yalehd 
yan  dkä  gardy  labahdytJ. 

,Tamäy  ma*d-m'  ya,  üi  da- 
gümä  egrV  isd  yan.  lahötak  lam- 
mdn  ka  tdmman  leleHyd  käld  yan. 

Amdrke  üra  ged  iH  cUk  ya- 
mata yan,  UH  lahö-kö  Uäd  dkä 
süktd  yan.  ,yi  nümd  yö  ürta' ya- 
lehd yan,  kä  rmmd  amd  lahö-kö 
ürtd  yan. 

Adöhd  bär  tüdda-H  4^ndn  yan, 
mäfari  bär  e-li  wanüSd  yan: 
,atü  labahayti  fald-m  mä-fdl4^P 
ak  talehd  yan,  ,anü  kü  nümd 
mä-kiyöV  ak  taiehd  yan. 

,Atü  yi  nümd  kitö,  anü  kü  bd- 
'elä klyö'  yalehd  yan,  ,atii  rab- 
td  yök-dn  geddä  hinni  dagümä 
agrCd'  yalehd  yan. 

,  Yi  rigid-ü  ä  *äle  dbtö  ya  hab- 
biHt!'  ak  talehd  yan,  ,lammd 
nümd  mä-nakd-ki  ya  habbiiü!^ 
ak  talehd  yan. 


ii.  ,Einen  Eid  darfst  du  nicht  brechen!*  erwiderte  ihm  jener  Mann, 
der  mit  ihm  zusammengetroffen  war. 

12.  ,Nun  gut,'  sagte  der  Gatte  und  schnitt  sich  das  Glied  ab;  zwölf 
Tage  blieb  er  krank  von  dem. 

13.  Nach  seiner  Genesung  kehrte  er  wieder  in  seine  Heimat  zurück. 
Da  fand  er  seine  Frau  wieder  gesund.  ,0  meine  Frau  ist  wieder  gesund,' 
sagte  er;  sein  Weib  hatte  sich  auch  von  der  Krankheit  erholt. 

14.  Drei  Nächte  schliefen  sie  nun  beisammen;  in  der  vierten  Nacht 
aber  sprach  die  Frau  zu  ihrem  Gatten :  , Verlangst  du  nicht  darnach,  wornach 
der  Gatte  begehrt?   Bin  ich  denn  nicht  dein  Weib?* 

15.  Er  aber  erwiederte  ihr:  , Jawohl  bist  du  mein  Weib  und  ich  bin 
dein  Gatte;  als  man  mir  aber  berichtete,  du  wärest  gestorben,  da  schnitt  ich 
mir  das  Glied  ab.* 

16.  Da  .sprach  sie:  ,Was  sollst  du  also  bei  mir?  verlass' mich !  da  wir 
nicht  wie  zwei  Frauen  sein  können,  so  verlass'  michl* 


Die  'Afftr-Sprache.  I. 


23 


17.  Ta-t  häba  iyan,  isd  gdla 
iyan.  dal  haiö  gdla  iyan,  tä  hä- 
in  cUqiba  iyan,  qädi  bald  dbüa 
iyan, 

18.  ,Innl  sdngä  kinl  yö  ustttir!* 
ydleha  iyan,  ,yi  ba^eli  birkl  yök 
dndüa^  tdleha  iyan  bald  dbbak, 

19.  Dummä  üssük  kdba  aga- 
böytd  ^vlidta  iyan,  amd  nümi 
Idkad  gdl4^  iyan,  uasükü  iUa 
diqiba  bälöl  tamdta  iyan. 

20.  ,y  dbbä  nd'asü  tanid  kB 
yök  gdla  düyi-lV  tdleha  iyan,  dö- 
Idt-al  tistüdyd  iyan, 

21.  Döldt  qddl  farniö  i*üba 
iyan.  ,kü  bald  dbüd-yä  nüm  nd- 
'asü^  ydleha  iyan. 

22. ,  Yi  bald  abiid-yä  nüm  nd- 
*a9ü  hina,  musulüntü  kä^  ydleha 
iyan  qddl, 

23.  ,y'  dbbä  nd'am'  tdleha 
iyan  agaböytä,  ,us8ükii  sdngak 
sügd'tcek  yi  fälä  ii*igd*ä!'  tdle- 
ha iyan  agaböytä. 


Ta  hahd  yan,  iSi  yaddy  yan. 
dal  b^l^  yaddy  yan,  aind  bäiöl 
mar'eäitd  yan,  qädi  bald  bBtd 
yan, 

,Anü  sdngä  klyök  y^  ustür!'    ö 
yalehd  yan,  ,yi  bcCeli  hdqqe  yök 
andiid'  talehd  yan  is  dbbak. 

UsBük  häbd  yind  nümd  *olid- 
td  yan,  amd  heyoti  ibad  taddy 
yan,  ussük  ^  mar*e§itd  bälöl  ta-  lo 
matdyan. 

,Y'  dbba  garud  mäl-li  tamd 
Wkel  yök  yaddy'  talehd  yan,  dö- 
lätal  tistikiyd  yan, 

Döldt  qädil   lük  yiUkd  yan,  iö 
,kü  bald  betd  yand  heyöti  garüd 
kinV  ya  yan. 

,Yi  bald  betd  yand-tl  garüd 
md-kl,  iHldmtü  klninkd^  yalehd 
yan  qädi,  20 

,Sdngä  kinl,  y*  dbbä  garüd 
ki  yind*  talehd  yan  ay  nümd, 
,Ü88ük  sdngak  süga-wBnkö,  fillä 
yök  igraä!*  talehd  yan  ayinümd. 


17.  Er  verliess  sie  also  und  zog  von  dannen  in  ein  fernes  Land;  dort 
heiratete  er  und  zwar  die  Tochter  eines  Qadi. 

18.  Zu  dieser  sprach  er:  , Verrate  mich  nicht,  dass  ich  ein  Eunuch 
bin!^  Und  wirklich  sagte  auch  die  Tochter  des  Qadi  zu  ihrem  Vater:  ,Mein 
Gatte  hat  mich  beschlafen.* 

19.  Die  frühere  Frau  aber,  die  er  verlassen  hatte,  geriet  in  Not, 
folgte  der  Spur  ihres  Mannes  und  kam  in  das  Land,  in  welchem  er  sich 
verheiratet  hatte. 

20.  Da  klagte  sie  beim  Statthaitor  und  sprach :  ,Meines  Vaters  Sklave 
ist  mir  hieher  mit  Geld  durchgegangen.' 

21.  Der  Statthalter  Hess  den  Qadi  kommen  und  sprach  zu  ihm:  ,Dein 
Tochtermann  ist  ein  Sklave.' 

22.  Der  Qadi  erwiderte:  ,Mein  Tochtermann  ist  kein  Sklave,  es  ist  ja 
ein  Muslim.' 

23.  Jenes  Weib  aber  sagte:  ,Er  ist  meines  Vaters  Sklave,  und  wenn 
er  sich  nicht  als  Eunuch  erweist,  so  schneidet  mir  den  Hals  ab!' 


24 


Rei  nisek. 


24.  ,A  tcak  ayro  neU  aaicetd 
fdni,  tä  ddwat  berä  ähonoy!*  yd- 
Uihan  iyan,  ,utsi  döldt  gdril  (fin- 
töy,  qddi  Issi  bdllä  birä  bähöy!' 

5  ydlehan  iyan, 

25.  Bär-ak  agaböytd  issi  tm- 
mük:  ,yi  gdrlk  gal  kö  iddnak 
sdngak!'  tdleha  iyan, 

26.  ,Ma*d*  iya,  nahä  qal<i'dtak 
0  amok  rdda  iyan.  nüm  dahb  dkä 

he  iyan,  ,is8i  rdbbi  tatilimd^mi-k 
dykä  kü  biujxle!* ydlelia  iyan  nüm, 
bfuldi  ardh-ad  dkä  sfJcta  kä  gdr/ta 
iyan.  ,gal  tä  tcak,  issi  ViVi  odur.^ 

6  ydleha  iyan  nüm,  ,fdhä  ge  mä- 
lahindy ,  issi  'dri  odür!^  ydleha 
iyan  nüm. 

27.  Issi  'an  idüra  iyan,  iui 
0  agaböytdk:  jbäb!*  ydleha  iyan, 

28.  ,Iyä  ä  wak  bäb  yöd  fdl- 
da-mP  tdleha  iyan. 

29.  jAhe  yöy  ä  wak  kok  gdUi 
ydleha  iyan. 


,Kddö  bälö  nöd  dümtd  tandk 
tä  kakald  berä  abenö!'  yalehdn 
yan,  ,is9l  döldt  rigidil  4intö,  qd- 
di berä  isi  bdllö  bdhö!*  yalehan 
yan. 

,Adü  bdrad,  sdngak  yi  rigidil 
kü  yagdafinik!'  ak  tdleha  yan  kä 
nümä, 

,Ma'd."  ya,  bdrad  nahd  ma- 
räba'ati  bükd-kö  radd  yan,  he- 
yöti  dabb  kä  üd  yan,  ,üi  ydliä 
tatäimd-n-kö  tigrCd  dcLgümä  hin!' 
ak  yalehd  yan  äy  heyöti,  ay  da- 
gümi  dkä  mga-käj  dkä  gähd  yan, 
jtadiyd  ged  is'  dri  gäh!*^  ak  ya- 
lehd yan,  ,täy  ge  md-lahenä,  sik 
ta  ii'  dri  gäh!'  ak  yalehd  yan 
ay  heyöti, 

Ui  dre  gähd  yan,  iii  nümdk: 
,bäb!^  ak  yaUhd  yan, 

,Iyä  kddö  bäb  yök  ta-mP  ta- 
hshd  yan. 

,Ayi  yöyä  kddö  kök  ade-yä' 
ak  yalelid  yan. 


24.  Da  Kagteii  sie:  , Meute  ist  schon  die  Sonne  im  Hinabgehen,  wir 
lassen  diesen  Handel  auf  morg^en.  Die  Frau  bleibe  im  Stadthaus,  morg:en 
aber  bringe  der  Qadi  seineu  Schwiegersohn!' 

25.  Nacht«  sagte  nun  die  Gattin  zu  ihrem  Gatten:  ,Jetzt  entweiche 
von  hier,  da  man  dich  als  Eunuchen  tödteu  wird!^ 

20.  ,Gut/  sagte  der  Mann,  und  stürzte  sich  von  der  hohen  Zinne  kOpf- 
lings  hinab.  Ein  Mann  fing  ihn  da  auf  und  sprach  zu  ihm:  ,Weil  du  deinem 
Gott  gehorchtest,  so  nimm  da  dein  Glied!*  Und  das  Glied  nahm  seineu  Weg 
und  befand  sich  an  seinem  Platze.  Und  jener  Mann  sprach  weiter:  ,Geir 
jetzt  und  kehre  in  deiu  Haus  zurück,  erzähle  aber  nicht,  dass  dir  dies  wieder- 
fahren ist!* 

27.  Der  Mann  kehrte  wieder  zu  seinem  Hause  zurück  und  verlangte 
bei  seiner  Frau  Einlass. 

28.  ,Wer  will  jetzt  bei  mir  Einlass?*  fragte  sie. 

20.  ,Ich  bin  es,  der  ich  eben  von  dir  ging,*  erwiderte  er. 


25 


I 


30.  jAtU  ijülä  kölc  ii(ekä  tcak 
i  tSLtit  tudüraP  tdf^ha  iyan. 

31.  Bäh  tikäftikt«.  iyan,  tä-ll 
)»»  iyan,  (a-t  »«ifa  i'/an,  thl- 
t-ti  i&iiaui  bälö  mähüsa  iyan. 

32.  ,YC  Aafti  älita-m  nd'asü' 
i  t/4leha  it/ati.  qädl  riüin  ktl 
I  iytin,  kä  ka  qädl  tidda-H 

[  ttölätal  tlmbida  iymi. 

33.  ,Kü  hdUük  taro  köl  kä  nh- 
jr  Milk!*  dölät  yäleha  iyan  qädik. 

Zi.  .Ltu/a'o  »idöhä  bei  dk  alidy 
mcak gö  mAhtiifinä."  ydlfiha  iyan 
«Hin,  Ja-t  rübäy!'  ydf^ha  iyan. 

35.  ,T4-t  mahn  rnbanak?  ta-t 
düiye  akahny,  kanaräkälä-tik!' 
ififehau  iyan  niimük. 

36.  Sard  kMttni  iyw,  itasukä 
&M^e  Itikuk  si'iga  iyan. 

37.  Qddi:  ,yi  bala  bd'etak  siin- 
gn  ita  fänik  agaboytdk  fÜlü  ir- 
^d."  ydl«ha  iyan. 


jAnit  ada  kök  nlahädö  ä  libtö 
gäxta'  ak  talelid  ya». 

Ifi  dkä  fciktd  ya»,  tä-ll  dinä 
yan,  ^  mäld  yan,  sidda-li  di- 
nani  dnik  bälö  mäxtä  yan.  5 

,yi  balä  betä-ti  gai'üd&'  ya- 
lehd  yan  qddi,  heyotö  ed  färä 
i/an,  ka  ka  qädi  döldfal  giddnli 
mühän  yan. 

,Kü  hdllük  »aränä  egli',  ka  nä-  lO 
bulok."   yal^hd  yan   dölät   q/i- 
dik. 

iQiiruS  tidöka  böl  ilkä  akdwuk 
yi  mäksafinä!'  yaleliä  yan  he- 
yoli,  ,täyä  ^f^liyä."  ya^ehä  yan.  16 

jTäyä  a  'äU  «^«(/iiuA?  ta  Jiiäl 
dkä  ahdy  ka  sardnä  ayli'd-tik." 
ak  yalehän  yan. 

Stträiiä  ak  ylglfän  yan,  üs- 
»ük  dnyuiiia-li  süyd  yan.  'M 

Qädl:  ,yi  bald  b'i'alak  sdn- 
gä  ta  tandk  tä  nwmdk  fillä  ak 
eyri'äl  yalehä  yan. 

eben  van  mir  Eishen  hieu,  wesshslb 


n  Qndi: 


■a  ticliwiegimiibnoB  Kleid 


31.  Ke  Offnutc  ihm  daii  Thor  und  er  schlief  mit  ihr  uiid  beschlief  si 

Ibi*  mum  Margpu  ai'hlit^fen  sie  beisamineii. 
Sä.  Dpr  Qndi   «her  spruclj:  ,Myin  Toditermann  ein  Sklave!'    Und 
MktckI«  nai^li  ilim   and   er   uud   der   Qadi   kamen  am   frühen  Murgen    tu 


33.  Dieser  sprach  nun  eii 
dAmit  wir  ihn  besichtigen! 
84.  Dieser  lerttere  aber  nagtet  .Dreihiiniiert  Thaler  gcb' ii:h  ihr,  rteckt 
rJi  Aber  nicht  nnf,  sundsrn  aehlcket  das  Weib  fort!' 

.■(5.  .Warum   Folleu   wir   diu  Frau   fortschicken?"   erwiderte  mnn   ihm; 
ilir  das  Guld  und  decke  dich  auf!' 
3G.  Hau  deckte  ihn  auf  nnd  da  hatte  er  das  Glied  an  seinem  Ort. 
37.  Da  sprach  der  (jadi:  ,Niiu  schneidet  der  Frau   den  Bala  ab,   ihr, 
ds  behauptet  lul,  mein  Tochtermanu  sei  ein  Eunuch!' 


i 


26 


R«inisch. 


38.  Ftllä  dkak  yirge^ani  iyan,  Fillä  ak  yigreHn  yan.  nümd 

agaböytd   ka    näm    töhä   gdyta     ka  labahdytö  tamdy  gdyn  yan, 
iyan, 

38.  Man  schnitt  ihr  also  den  Hals  ab.   Das  nun  ist  einer  Gattin  und 
einem  Gatten  widerfahren. 


8.   Ein  Mann   verkauft   den   Geliebten   seiner   Gattin.* 


1.  Dummä  tdka  la  iyan,  aga- 
5  höyta  dbitd  iyan  nüm.  düyek  ki- 

bö  lukuk  yandni  iyan.  amd  düye 
kdnik  timhila  iyan. 

2,  Agaböytd  hardmü  dhak  tdna 
iyan,  ha* eil  dhviuk  mhnand  iyan. 

10  3.  InM  bd'eri  dkä  rd*a  ydna 
iyan.  amd  bd*erl  mahards  dbak 
yd)ia  iyan,  amd  ba*eli  mahardsa 
gdla  iyan. 

4.  Ta-t  mar  kl  ta-t  hdgila  iyan, 
lö  ta-t  mdla  iyan,  mälök  am^ök  ak 

yaye*d  wak:  ,hadö  fald-h  an*  yd- 
leha  iyan. 

5.  ,Hadö  fdldaJc  hadö  anü  bä- 
ha-llyök,  hdlä  zifä  4am!*  tdleha 

20  iyan.    . 


Bossö  takdm  la  yan.  heyöti  nü- 
md mare^üd  yan,  düye-kö  mdn- 
güm  ll  yinin  yan,  amd  düye  td- 
nak  bakitd  yan. 

Nümd  zind  abd  Und  yan,  bd- 
'ell  dbili  manand  yan. 

Inki  beeri  tdnä  rad  yind  yan. 
amd  beBfä  dkä  aharvM  yind  yan. 
ay  ta  bd'dl  mahrdsa  yaddy  yan. 

Ta  kahantöll  ta  yahoLlafd  yan, 
ed  mala  yan,  malö-kö  gabd  kcUd 
geddä:  yhadö  fdlak  and*  yalehd 
yan. 

jHadö  fal4dnkö  hadö  anü  bd- 
haky  hadöd  hdyna  qimdm  4^m!^ 
ak  talehd  yan. 


1.  Was  sich  einst  ereignet  haben  soll.  Ein  Mann  heiratete  eine  Frau; 
sie  waren  sehr  begütert,  doch  dieses  ihr  Vermögen  wurde  ihnen  alle. 

2.  Die  Frau  trieb  nämlich  Ehebruch,  der  Gatte  aber  merkte  es  nicht. 

3.  Ein  einziger  Stier  blieb  ihnen  noch  übrig,  womit  der  Gatte  pflügte. 
Einst  zog  nun  der  Gatte  aus  um  zu  pflügen. 

4.  Da  kam  der  Geliebte  der  Frau  und  beschlief  sie.     Nach  dem  Bei- 
schlaf äusserte  er:  ,Ich  habe  Begehr  nach  Fleisch.* 

5.  Die  Frau  erwiderte:  ,Wenn  du  Fleisch  wünschest,   will  ich  es  dir 
verschaffen;  kaufe  nur  Gewürze!' 


*  Vgl.  Biliusprache.  Leipzig  1883,  I,  148,  Nr.  37. 


Dit  *Afiftr-Spr»c]ie.  I. 


27 


6.  Baeli  mahardsa  ga^a  ytdura 
iyan  :  ,Musüical  galahö  Idhä  tan- 
nä  bdyta  ydnik  aür  na  'id."  bh- 
'ddk  tdleha  iyan. 

7.  Aür  Hda  iyan.  isd  sakdy  wo 
hadö-t  gdla  iyan,  Musutcd  yor 
mdta  iyan,  galabö  haha  iyan, 

8.  Galahö  bähd-wak:  ,kamP  yd- 
lehan  iyan,  ,ldbä  tdnnä  qdrH  iya* 
ydleha  iyan. 

9.  yHämotd  nüm  yamdta  gala- 
bö  Idbä  idnnä  iya'  ydiehan  iyan. 

10.  Kä'li  yamdta-mdri:  ,nanü 
qdrsi  nahek,  galabö  qdrsi  nia-ta- 
hcußP  ak  ydlehan  iyan. 

11.  jinki  aür  lükuk  süga,  gala» 
bö  Idbä  tdnnä  Muauvoal  bdyita 
iyaw  icak  irhida*  iya  iyan. 

12.  MiLSuw'al  nüm  kd  süga 
iyan.  käy  döbi  gdlan,  hssükü  eUa 
rd'a  iyan.  nüm:  ,galabö  ma-li- 
möysittdP  ydleha  iyan. 


yAyi  bäell  mahardsayaddyyi- 
nd-yä  gähd  yan:  ,Mumwcd  wa- 
lahi  Idmmä  tdnnä  qurüä-kö  yakd 
yanik  beerä  urhud!*  ak  talehd 
yan  üi  baelak.  5 

Ayi  beSrä  yurf^udd,  ayi  hadö- 
kö  sakdy  biäitd,  yaddy  yan,  Mu- 
süwal  yamatd  yan,  waiahö  bähd 
yan. 

Waiahö  bähd-ged:  ,ä  iläV  ak  10 
yalehdn  yan.  ,ldmmä  tdnnä  qdr^ 
H-yä  kinV  yalehd  yan. 

,  Yaibidd  heyötö  wdlaho  Idmmä 
tdnnä  yam'  ak  yalehdn  yan. 

Kä'll  yamatd -märi:   ,walahö  15 
qdHe  naJiäc,  qdrSe  mh-tahdy  wd- 
lahöV  ak  yalehdn  yan. 

,ln}d  beBrä  llk  ind,  Musiiw'al 
wälahi  Idmmä  tdnnä  yakd  yökdn 
geddä  urhudd^  yalehd  yan.  20 

Musüwal  wüi  heyöti  dkä  mgd 
yan.  kä  zöbi  sine  yaddy n,  üssük 
ülä  rad yan.  heyöti:  ,icälahö  vid- 
ta'idigdP  ak  yalehd  yan. 


6.  Der  Gatte  kam  vom  Pflügen  beim  und  da  sprach  su  ihm  die  Frau: 
,Da  in  Massaua  eine  Haut  zwanzig  Thaler  kosten  soll,  so  schlachte  uns  den 
Süer!' 

7.  Er  schlachtete  also  den  Stier,  nahm  von  diesem  als  Wegzehrung 
Fleisch  mit  und  brachte  die  Haut  nach  Massaua. 

8.  Dort  angelangt,  fragte  man  ihn:  ,Wie  theuer?*  Er  entgegnete: 
»Zwanzig  Thaler.^ 

9.  Die  Leute  sagten:  ,£in  Narr  ist  da,  der  fUr  eine  Haut  zwanzig 
Thaler  begehrt.* 

10.  Einige  kamen  und  sagten:  ,Wenn  wir  dir  einen  Thaler  geben, 
wirst  du  die  Haut  nicht  ablassen?' 

11.  Er  erwiderte:  ,Ein  einziger  Stier  blieb  mir  noch  und  da  man  mir 
sagte,  die  Haut  bringt  dir  in  Massaua  zwanzig  Thaler  ein,  so  schlachtete  ich 
denselben.* 

12.  Ein  Massauaner  traf  ihn,  als  seine  Kameraden  schon  heimgingen 
und  er  allein  noch  zurückblieb.  Dieser  Mann  fragte  ihn:  , Verkaufst  du  denn 
nicht  die  Haut?* 


2H 


ReiDiseh. 


13.  fQdrsl  anü  hind-h  dnl,  Idbä 
tdnnä  anti  wd-h  an'  dkä  ydleha 
iyan, 

14.  Tähdy  kü  galabö  qdrsi,  tä- 
5  hfiy  sakdy  edda  betta  nammd  qdr- 

slf  Mtisuw*al  sügd  nüm  ydleha 
iyan. 

15.  Galabö  bähd  nüm  issi  büld 

m 

gdla  iyan,  büldk  dA-ke  madd  wak 
10  büldk  gdrll  ta-m  bühil  4ina  iyan. 

16.  Bär  UH  'dri  agaböytd  rö- 
ba  iyan:  ,ya  'drit  sindmä  tani  la 
egidäV  üalisa  iyan  agahöytak. 

17.  Wo  agaböytd  gdlda  iyan, 
lö  titdurd  iyan:  ,kö  'drit  nüm  id-dd 

yan'  tdleha  iyan  amd  nümük, 

18.  ,Ya  'drit  ydn-im  md  nü- 
müV  ydleha  iyan.  ,äggidayti  bali 
ed'da  yan*  tdleha  iyan. 

20  19.  Usmk  riha  agaböytd:  ,qa- 
fot  kök  he-la-k  qafö  hon  ma-hä- 
bin!'  tdleha  iyan. 

20.  Bd'dl  im  'dn  yamdta  iyan. 
25  yamatd-wak  isd  'drit:  ,sird-t  ed- 
da hß!'  ydleha  iyan. 


yAnü  qdrie  hinak  and,  Idmmä 
tdnnä  qaräiyd  wäk  and'  ak  ya- 
lehd  yan, 

,Tä  qarH  kü  icalahi  qdrH,  tä 
lammd  qarsi  kü  sakdy  yakö!^  ya, 
Musüic'al  yand  heyöti  ak  yalehd 
yan. 

Wcdahö  bähd  heyöti  iH  dik  ya- 
ddy  yan.  dikik  kabb  yd-ged  kä 
diki  rigidil  yand  dikil  ^nd  yan, 

Bär  üi  'ari  ülal  nümd  yilikd 
yan:  ,ya  'dred  heyötü  taniyddö 
obüU'  ak  yalehd  yan  ay  nümdk. 

Amd  nümd  taddy  yan,  gär/td 
yan:  ,kö  'äred  labahayti  ed  ya- 
nd' ak  taiehd  yan  amd  heyötök. 

,  Ya  'dred  yand  heyöti  atiyäV 
yalehd  yan.  yhabbali  belli  ed  ya- 
nd' ak  taiehd  yan. 

Ussük  yilikd  nümd:  ,iH  'dre  ta- 
diyd-ged  heyötö  qaföd  kok  hdytö 
kinly  tamd  qafö  md-häbin!'^  ak 
taiehd  yan. 

Bd'dl  iH  'dred  yameUd  yan, 
yamaid-ged:  ,qandel  ed  ifö!'  ya- 
lehd yan. 


13.  Er  erwiderte  ihm:  ,£inen  Thaler  dafür  wollte  ich  nicht  und  zwanzig 
bekomme  ich  nicht.* 

14.  Da  sprach  jener  zu  ihm:  ,Dahier  den  Thaler  fQr  deine  Haut,  und 
diese  zwei  Thaler  als  Zehrgeld  für  die  Reise!* 

15.  Der  Mann,  welcher  die  Haut  gebracht  hatte,  kehrte  nun  heim. 
Als  er  in  die  Nähe  seines  Dorfes  gekommen  war,  übernachtete  er  in  einem 
benachbarten  Orte. 

16.  Nachts  schickte  er  ein  Weib  nach  seinem  Hause  und  hiess  sie 
ausspähen,  ob  etwa  Männer  in  seinem  Hause  seien. 

17.  Die  Frau  ging  hin  und  kehrte  mit  der  Nachricht  zurück:  ,£in 
Mann  befindet  sich  in  deinem  Hause.* 

18.  »Welcher  Mann  ist  es?*  fragte  er.  ,Der  N.  N.  ist  es,*  sagte  sie. 

19.  Die  Frau,  die  er  geschickt  hatte,  bemerkte  ihm  noch:  ,Da  die 
Gattin  ihn  in  das  Kornfa.ss  stecken  wird,   so  habe  darauf  dein  Augenmerk!* 

20.  Der  Gatte  kehrte  nun  heim  und  befahl  Licht  zu  machen. 


Die  'Afar-Spracbe.  I. 


29 


21.  yGalahö  mdgtde  kö  hä-^aV 
agaböytd  tdleha  iyan  bd*dak. 

22.  ,Atu  galabö  Idbä  tdnnä  bd'/j- 
ta  iyan  yök  itd-wak,  galabö  qdr- 
n  yö  hörfta;  ä  wak  tä  qafö  li- 
möysü  tßä*  ydleha  iyan. 

23.  ,Anket  limöyssüV  tdieha 
iyan, 

24.  ,Kdfa  adagd  arküuwä*  yd- 
leha iyan. 

25.  ,Atüfürdynü,  anu  baluwd 
l^ninök,  asiqVdnök  ma-liniöysin!^ 
tdleha  iyan  isd  bd*elak. 

26.  Sdkü  yaytqud-mdrä  dari- 
9a  iyan,  ö  mdri  tamdta  iyan.  jtä 
qafö  adagd  yö  arkisä,  kird  sint 
ht-liyö-k!*  ydleha  iyan. 

21.Adagäfänäarküaniiyan. 
amä  qafö  ddda-d  maritl  yina 
iyan. 

28.  Kä  qaföt  heni  baydw  wak 
agaböytd  käy  sä*öylä  fän  gdl4^ 
iyan :  ^n  sä* dl  yöll  sügd  yi  ba- 
'di  yamatd  wak  qaföt  he,  yi  bh^eli 
he*  tdleha  iyan;  ,tä  qafö  limö  bek 


,  Walahi  ä  Ha-kö  ydkaV  ak  ta- 
lehd  yan  nümä  üi  bd^elak. 

,Atü  walahi  Idmmä  tdnnä  yd- 
ka  yök  tdnkä  wälahö  qdrSe  la 
ohöy;  kddö  tä  qafö  a^addgö  liyö^    6 
yalehd  yan. 

,Arkü  ta^addgöV  ak  talehd 
yan. 

yAnu  kdfä  adagd  arkiSö  liyö^ 
yalehd  yan.  10 

,Atü  güfä,  anu  dingil  klnö,  ed 
naSiqVd  qafö  nök  mä-bahin!^  ak 
talehd  yan. 

Dahine  yayqu^d-^märä  deHmd 
yan.    amd'  märt  yamatin  yan.  lö 
,adagd  yö  arkUantä,   sin  ^dsbe 
sinä  ahdyk.^  tdnak  yahhd  yan. 

Adagdl  arkiSdn  yan.  amd  qafö 
dddad  nümd  ta  kahantöli  yina 
yan.  20 

Kdyä  qaföd  hayni  ben  geddä 
ay  nümd  kä  sd^vlfän  taddy  yan: 
,sin  sä'dl  yöll  sügd,  yi  bd*ell  ya- 
matd geddä  qaföd  kä  hay,  kddö 
yi  bä'ell  qaföd  kä  bay^  tdnak  25 


21.  Nun  fragte  ihn  seine  Frau:  ,Wie  viel  hat  dir  die  Haut  eingetragen?* 

22.  Er  erwiderte:  ,Obzwar  du  mir  sagtest:  die  Haut  bringt  zwanzig 
Thaler  ein,  so  brachte  sie  mir  nur  einen  Thaler;  nun  aber  will  ich  das 
Komfass  verkAufen/ 

23.  ,Wo  willst  du  es  verkaufen?'  fragte  sie. 

24.  Er  erwiderte:  ,Ich  lasse  es  heute  zu  Markte  bringen.' 

25.  Da  sagte  sie  zu  ihrem  Gatten:  ,Du  bist  noch  ein  Jüngling  und 
ich  eine  junge  Frau;  verkaufe  das  Fass  doch  nicht,   da  wir  es  benöthigen!* 

26.  Er  aber  Hess  am  Morgen  Träger  kommen  und  sprach  zu  ihnen: 
^Bringt  mir  dieses  Fass  zu  Markt,  ich  will  euch  schon  dafür  entlohnen!' 

27.  Diese  schafften  das  Fass  zu  Markt,  im  Fass  aber  befand  sich  der 
Geliebte  A&t  Fran. 

28.  Als  man  nun  das  Fass  zu  Markte  trug,  ging  die  Frau  zu  den 
Brüdern  ihres  Geliebten  und  sprach  zu  ihnen:  ,Euer  Bruder  war  bei  mir, 
ond  da  mein  Gatte  kam,  so  steckte  ich  jenen  in  das  Fass.     Der  Gatte  hat 


m> 


K«JoiBcli. 


lUtfikfalindnim  dk  aJihyUV  iilLt- 
ha  iyan, 

29.  UuMiln  adoiji  arakant  iyan, 
ti  käy  Mä'dylä  atlag/i  arakani  iyan. 
atltujfi  anikdu:  wak:  ,qaf6  magi- 
iM*  y Aishan  iyan, 

WO.  ,SitlöliAböl(]drfl-hi'yä'  yd- 
(tiha  iyan, 
10      Jll.  ^Saydij  <jldd*a  dhan  qafo 
UUjitUnuinnAitikaPyd\dianiyan, 
As}.  Uaii-mäfi,  yamdian  iyan^ 
titifd/t)lani  iyan :  ytidöhä  hol  qdr- 
««  tyn^  j/ii/rt/m  iyan, 
lA      A)).  ,A  nüm  hamötd-yä  mimfi' 
ya^^hatjani  iyan, 

iU.  Qi9fM  yan  niiml  nä'AylA  ilU 

\tA*fia  iyan,  Mid^kA  hol  kä  yalioy' 

ni  iyan, 

ti«      Mh.  SidöhA  hol  o'oqilrd  wak: 

,1/(1/0  ddihil  Mulm  oid'n  wä,  qa- 

Jh  Mm  hdyii  wn^  ydl^^ha  iyan. 


talehdyan;  4ö  qafo  ya^addgöbay 
yan4k  üssük  tl  faidm  dkä  ohä- 
VDä!^  ianak  ialeha  yan. 

Ussün  adugdl  arakdn  jyoa,  iä 
sd'ül  adagdl  arakdn  yan.  adagdl 
arakan-geddä:  ,tä  qafö  ä  iläf*  ak 
yajehdn  yan. 

jAdöhd  hol  qürUikD'  tdnaJcya- 
[ehd  ydn. 

fLä'ti  gid/i-kö  ahdn  qafök  zdn- 
kö  iäy  yaV  ak  yalehdn  yan. 

Sard-märi  yamattn  yan^  qafö 
tafaldn  yan :  ^adöhä  hol  qariiyaf 
yalshd  yan. 

,7a  labahayti  yaahidd  laba- 
lidj/tö'  yani  ak  yanebin  yan. 

Qafok  dddad  yand  heyöH  sä" 
'fU  el  gähdn  yan,  adöhd  bol  dkä 
yohdyn  yan. 

Akä  yoh6yn  adöhd  hol  f/utu- 
'uqurd  sdral  ,qafö  dddad  tandm 
aBftö^  qafo  ninak  ahdwö^  tdncJc 
yajehd  yan. 


UUM  lU«  F»w  fort|i*^Homnum ;  jfebt  ihm   doch  daher  den   Preis,   weichen  er 
»Int^ir  l»H|[t4hrlJ* 

^\y  hio  TrHiper  linmen  nun  ku  Marlct  und  ebenso  die  Brüder  des  6e- 
\M\\h\\\  dbr  Prnu.  Auf  dfiii  Mnrlct«  iVii^en  «io:  ,Wa«  liostet  das  Fass?^ 

ao   ,Urt*ihu»dt*rt  TJmlt^r/  HAjfte  der  Gatte. 

M.  ,\Vit*  MoW  W\\\  Fanii  aua  Kiihdangrer  geformt  so  theuer  sein?*  ent- 

Hil.  Km   Kaiut^u  Hiioh  amWi«  und  wollten  das  Fass  haben.     Er  sagte: 
.Dr^ihiimWl  Thal«^r  k\»!«tt*t  ««* 

JW.  Slo  laohUMi  ttimr  \\\\\  \\\\%\  «mifton:    ,I>er  Mann  da  ist  verrückt  ge- 
wordt»n.* 

54.  Dio  Hrndor  d«vM  Mhuiu'js  dw  \m  Fasat^  st«H»kte,  kamen  wieder  zu- 
rück and  j?aU»n  dorn  Uäu,%u  dit»  di^UuuuU^rt  Thaler. 

i5.  Ihe^M^r  sttvkt«»  dan  lJ«^^d  oiu  «nd  üpraeh  dann:   Jch   will   nun  das 
Paas  aiule«»n?n  und  euch  dann  dan^^lh««  ^hou/ 


ip^rlT.  I.  31 

iQfifo  ka  gaföt  adddd  tanäm 
siddad  kök  damnänkä  qa/6  idä 
kokmä-laminin6'akyalekänyan. 

,Anii.  atdigäta  qafö  kininkü, 
qaföt  nddad  tanäm  mä-W  tä- 
nak  yalehd  yan. 

jAtu  tamäy  fänkö  adöhä  hsl 
Sd  kö  tSsenä'  nk  yalehdn  yan. 

,Ädökd  hol  mä'fdla,  lehA  bül  la 
aka-tcinkö'  tdnak  ya(eltd  yan. 

Utttük  yaj^liä,  l«hä  hol  äkü 
yohöyii  yan.  kü  ind  daylö  kd»»ö 
kä  arayHtän  yan. 

U»sük  la  m<il-ll  dikil  orobd  1^ 
yan,  nSmn  d^ade  kdha  mahAyan. 
nümd  ka  hä'els  tamd  gayn  yan. 


30. ,  Qaföf  liyä  kök  mä-lamtm- 
iiA.qafo  äddnd  Uhiimkaqafokök 
damfuA-kä,  ^afö  liyä  vui-Juväni- 
NÄ'  yti{a^an  iyan. 

37.  Qafo  adagdl  Sl  ahnnim, 
qa/6  äddad  Idnim  hinn'  yäleha 
n/m. 

S8.  ,Ätü  tu  itak  sidöhü  hol  kö 
i-t  lixmfl'  yälehan  iyan. 

39.  .Siilölid  hol  mä'fdlu  lalid 
bäl  akd'KÖyia-k'  yälelia  iyan. 

40.  t'nMit  iy«,  lakä  hol  dkä 
gahini  iyan.  käy  ind  4dylö  hd- 
rä  kä  ardsstt  iyan. 

4:\  .Vwükiandüyi-tlirohäiyan. 
agahöyfA  genna'ök  hdbnk  mdki- 
M  iyan.  agahöytd  ka  hd'ela  tö 
gAytit  iyan. 


A&.  Si«  erwiderlon  ilim^  .Wir  linbeii  ja  iiiclil  il.t.«  FnsN  nllein,  Bondoru 
«ach  ilen  lohnlt  ileMe1l)6n  gpkaiift.' 

äT.  Er  nlier  sagte:  ,0  nein,  idi  iinbr^  nur  aa."  K.i«s,  nicht  nl>er  »iich 
«Pinea  Inhalt  verkauft.' 

SS,  D*  «praohen  aia:  .Wann  du  i's  denn  so  uieinsl,  sii  wollen  wir  noch 
drrihnndert  Tluüer  «niegen.' 

30.  Er  aher  erwiderte:  ,1'tn  dreihundert  Thal<>r  gebe  ich  den  nicht, 
wenigen«  nnr  am  Beuhdhundert.' 

40.  So  sprach  er.  Da  gaden  sie  ihm  die  sechshundert  Tlinler  und  nun 
hr.vhten  die  ßrüder  ihren  Brnder  Abendx  heim. 

41.  Auch  der  Gatte  kehrte  mit  Hninem  Geldo  heim  und  am  folgenden 
Uorg«D  entliewi  er  «eine  Frau.  Da»  aliw  ist  einer  Oattin  und  einem  Qatten 
■ridivfaliren. 


9.  Ein  Blinder. 

Tinäm  thtä  lall  iyan,  intl  mä-li  Tinäm  Und  yan.  inti  mä-li  ya- 

Uüi  iyan.  ,ynddrfry  glddä  yö  obä-     lehü-m  la  yan.  J'aldka  yadarn-ki  j 
y^!'yäiiihaiyan.,ak'\tayiddhdlß      yi  häyä  ardlt-al."  yalelid  yan; 

Breig^niu,  das  siuh  xnp^etragen  haben  soll.  Rh  war  einst  ein  BinKugi|;er 
Derselbe  sprach  also;   .Lang'  ist  der  Weg,  tragt  mich!   aehlachtet   mir  auci 


32 


Keiniscli. 


yö  *aydä!'  ydleha  iyan,  ,limö  yök 
fakäway  dahdb  yö  ohoyä!*  y^l-e- 
ha  iyan.  ,yö  yammiay  ma'd-md- 
ra-l  yö  hahä!'  ydleha  iyan,  inti 
6  7nü-li  ianxd  ydleha  iyan. 


faldkä  abo  yakäkl  aydöytä  bdlä 
yö  urhudä!'  yalehd  yan;  ,limö 
yök  dagöna  dalidh  yo  oMwäf  ya- 
lehd yan;  ,//ö  yamonä  madmä- 
ral  yö  hähä!*  yalehd  yan,  inti 
mäli  tamny  yalehd  yan. 


ein  mageres  Lamm!  zum  Lohne  gebt  mir  auch  etwas  Gold!  Da  mich  die 
Leute  nicht  gut  traktiren,  so  bringt  mich  zu  edlen  Leuten!'  Also  sprach 
einst  ein  EinKugiger. 


10.  Die  drei  Kinder  und  die  Hyäne. 


1.  Tindin  find  Inh  iyan,  ürri 
sidöh  dübü'd  »üga  iyan,  yangiäi 
ä-la   yamdta  iyan:   ,{s8in    lyin 

10  amänai  kinitönV  ydhha  iyan. 

2.  ,Anü  yälll  amdnat  kinlyö' 
ydlefui  iyan  afikakil. 

3.  Tl  ürrükfi:  ,bnlö  amnnaf 
kiniyö*  ydhha  iyan. 

15  4.  Urrükti:  ,kö  amdnat  kiniyö' 
ydleha  iyan  yamjtilak. 

5.  fYälh  amänat  Hniyö  iya 
dükä  ydlli  yö  abald  la-kä  mä- 
laga'  ydleha  iyan  yangnli, 

20  6.  ,ßä/ö  amdnat  kiniyö  iya 
dilkä  bäU  yö  (}agd  la-kä  md-la- 
ga'  ydl4iha  iyan  yangidi. 


Tindm  find  yan.  adöhd  en4- 
oki  dibö'd  sfigdn  yan.  ytinguli 
tdn-al  yamatd  yan: ^dtln  eji  amä- 
nat kltiniV  tdn-ak  yalehd  yan. 

,Anü  ydlll  amdnat  klyiV  ya- 
hhd  yan  wili  ejjcjökl. 

"Irrö-kö  icili-tl:  jhrdö-t  amdnat 
k/y(?  yahhd  yan. 

Irrö-kö-tl:  ,kü  amdnat  klyö' 
yaUhd  yan  yangülak. 

j  Ydlll  amdnat  ya  endökä  ydlll 
yi  yabald-n-kä  kü  md-hga*  ya- 
lelid  yan  ynnguli. 

,Bäl/ht  amdnat  klyO  yö-k-a- 
tiyä  kf%  md'lnga  bälö  yi  <Jaktd' 
n-k(V  yahhd  yan  yangidi. 


1.  Was  sich  ereignet  haben  soll.  Drei  Knaben  befanden  sich  in  der 
Wüste.  Da  kam  zu  ihnen  eine  Ilyftne  und  fragte  sie:  , Unter  \re8sen  Schutz 
steht  ihr?* 

2.  Einer  von  den  Knaben  sagte:  ,Ich  stehe  unter  dem  Schutz  Gottes/ 

3.  Der  andere  sagte:  Jch  stehe  unter  dem  Schutz  des  Landes/ 

4.  Wieder  ein  anderer  sagte:  ,Ich  stehe  unter  deinem  Schutze.* 

6.  Da  sprach  die  Hyäne:  ^Den,  der  da  sagt:  ich  stehe  unter  Gottes 
Schutz,  greife  ich  nicht  an,  da  Gott  mich  sieht.* 

6.  Wiederum  sprach  sie:  ,Den,  der  da  gesagt  hat:  ich  stehe  unter  dem 
Landetschutz,  greife  ich  nicht  an,  da  das  Land  mich  fuisen  wird.* 


Die  'Afar-Sprache  I. 


33 


l.yKöamanatTdniyö*  iyaaükä  ,Kü  arndnat  ktyö'  akd  en4(>- 

ybkomd  iyan  yangulL  kä  kä  betd  yan  yangidi. 


7.  Den,  welcher  sagte:   unter  deinem  Schutz  stehe  ich,  den  frass  die 


Hyäne. 


11.  Ein   unheilbringendes  Weib. 


X.TjA.u  nüm  agahöytä  mälak 
»iiga  iyan.  üssük  agahöytä  mä\ak 
lübäk  ho  ydlüha  iyan. 

2.  Wo  agahöytä  sönäwä  tdka 
iyan,  icö  o^ahöytA  4älta  iyan, 
dältd  hälä  bäyjta  iyan, 

3.  Bdrakat  hä'eli:  ,tä  här  to- 
bokd  bäpi  fatunä  hä'dä  akd-la' 
ta-t  dhhak  ydleha  iyan, 

4.  Issi  baluwd  tdka  iyan,  ta-t 
nabd  mändaH  mdri  dhitn  iyan, 
ö  nüm  yeisdfara  iyan, 

5.  JVö  nüm  safdr-at  Tdhl  säga 
iyan.  dönikl  nüm  ta-t  *ärt  yamdta 
iyan.  yanü  haluwäläniyö-k  genna*6 
yö-l  luiysit!'  fdieha  iyan. 

6.  Genna'ö  ella  Iie  iyan.  üssnk 
ya^dfara  iyan,  gari  dönikl  nüm 


T,  t.  y.  Heyöti  nümäd  mala 
sngd  yan.  iisaük  nümdd  mdlitak 
lülßäk  andahd  yan,  5 

Amä  nümd  sönäwd  takd  yan, 
amä  7mmä  ^cdtd  yan,  ^dltd  halA 
(Jiältd  yan, 

Bdrkat  hä'eli:  ,tä  här  tahokd 
halft  fitnd   hä^dd   tdka*  yalehd  10 
yan. 

IsSl  dingä  takd  yan,  tdkö  nahä 
katamd  halt  httd  yan,  amä  heyöti 
kalahd  yan. 

Amä  heyöti  knldhed  nidngüm  15 
8ügd  yan,  jalahd  haeli  ta  äred 
yaniatd   yan.   ,anü    hal/t    kiyök 
dgade  yöl  ahit!'  ak  talehd  yan,    . 

A^ade  el  ahitd  yan.  üssük  ka- 
lahd yan.  aki  jalahd  wdnnä  ya-  20 


1.  Was  sich  einst  ereignet  haben  soll.  Ein  Mann  war  im  Beischlaf 
begriffen  mit  einem  Weibe.  Während  er  aber  das  Weib  beschlief,  brüllte 
ein  Löwe. 

2.  Das  Weib  ward  schwanger  und  gebar.  Das  Kind,  das  sie  gebar,  war 
ein  Mädchen. 

3.  Ein  Seher  sprach  dann  zum  Vater  dieses  Mädchens:  ,Da8  Mädchen, 
das  heute  Nacht  geboren  worden  ist,  wird  eine  Urheberin  von  Zwietracht 
werden.* 

4.  Das  Mädchen  erwuchs  zur  Jungfrau  und  ein  vornehmer  Städter 
heiratete  sie.    Dieser  Mann  aber  verreiste  dann. 

5.  Lange  Zeit  blieb  er  auf  der  Reise.  Da  kam  ein  Schiflfsherr  in  ihr 
Hans  und  zu  diesem  sprach  sie:  ,Da  ich  noch  eine  Jungfrau  bin,  so  hei- 
rate mich!' 

6.  Er  heiratete  sie,  verreiste  aber  dann.   Da  kam  ein  anderer  Schirt's- 
Sitznngsbtr.  d.  phil.-hitt.  Cl.    CXI.  Bd.    I.  Hft.  3 


34 


Reinisch. 


yamäta  iyan  tä-t  'ärJ,  ,baluwd 
laniyök  gennaöyöl-la  hdysit!*  td- 
leha  iyan  sldöhä  numük, 

7.  Genna*ö  Üla  hB  iyan.  ö  nüm 
5  säfard  iyan,  fardy  han  nüm  ta-t 

hagila  iyan,  ,baluwd  Jciniyök  gen- 
na'ö  yöl'la  hdysit!^  tdleha  iyan. 

8.  Gennaö  td-til  he  iyan.  ö  nüm 
yasafard  iyan.  könöy  han  nüm 

10  dönikl  nüm  yamdta  iyan.  ,ann 
baluwd  khiiyok  yö  ahit,  gennaö 
yöl'la  hdysit!^  tdleha  iyan. 

9.  Genna'ö  td-til  he  iyan,  wo 
nüm  safard  iyan.  lahdy  han  nüm 

15  dänikl  nüm  fd-til  yamdta  iyan, 
,anü  balutvd  kiniyök  gennao  yöl- 
la  hdynit!^  tdleha  iyan, 

10.  Tdtil  genmCö  häysitd  iyan. 
ö  nüm  säfard  iyan,  malehin  han 

20  nüm  yamdta  iyan,  dönikl  nüm 
yamdta  iyan:  ,anü  baluwd  Jäni- 
yök,  yö  abit!^  tdleha  iyan. 

1 1 .  Genna^ö  tdtil  häysitd  iyan. 
ö  nüm  säfard  iyan. 


matd  yan  ta  äred.  Jbala  k^yök 
dgade  yöl  abit!'  ak  talehd  yan 

m 

adöha  heyötök. 

Agade  el  abita  yan.  amd  ie- 
yöti  kalahd  yan.  mafari  heyöti 
ta  yahalafd  yan.  ^bald  ktyök 
dgade  yöl  abit!'  ak  talehd  yan. 

Afjade  el  abitd  yan,  amd  heyöti 
kalahd  yan.  könyä  heyöti  jalabd 
bä'eli  yamatd  yan.  ,ann  bald 
kiyök  dgade  yöl  abit!'  ak  tafehd 
yan. 

A^ade  el  abitd  yan.  offid  heyöti 
kalahd  yan,  Lihyä  heyöH  jalabd 
wdnnä  el  yamatd  yan,  ,anü  bald 
klyök,  dijade  yöl  abit!'  ak  talehd 
yan. 

Aßade  tal  abitd  yan.  amd  heyöti 
kalahd  yan .  malehSnyä  heyöti,  ja- 
labd wdnnä  el  yamatd  yan.  yonü 
bald  h.yök  dgade  yöl  ahit!'  ak 
talehd  yan. 

A^ade  tal  abitd  yan,  amd  heyöti 
kalahd  yan. 


herr  in  ihr  Haus  und   sie  sprach   zu   diesem  dritten  Mann:   ^Heirate   mich, 
denn  ich  bin  noch  eine  Jungfrau!* 

7.  Er  heiratete  sie  und  verreiste  dann  wieder.  Da  kam  ein  vierter 
Mann  zu  ihr  und  auch  zu  ihm  sagte  sie:  ,Da  ich  noch  eine  Jungfrau  bin, 
so  heirate  mich!* 

8.  Er  heiratete  sie  und  verreiste  dann.  Ein  fünfter  Mann,  gleichfalls 
ein  Schiifsherr,  kam  zu  ihr  und  sie  sprach  zu  ihm :  ,Da  icli  noch  eine  Jung- 
frau bin,  so  heirate  mich!* 

9.  Er  heiratete  sie  und  verreiste  dann.  Da  kam  ein  sechster  Mann, 
ebenfalls  ein  Schiffsherr,  zu  ihr  und  sie  sprach  zu  ihm:  ,Da  ich  noch  eine 
Jungfrau  bin,  so  heirate  mich!* 

10.  Er  heiratete  sie  und  verreiste  dann.  Ein  siebenter  Mann  kam  dann 
zu  ihr,  ein  Schitl'sherr,  und  sie  sprach  zu  ihm:  ,Du  icli  noch  eine  Jungfrau 
bin,  so  heirate  mich!* 

11.  Er  heiratete  sie  und  verreiste  dann. 


Die  'Afar-FIpnche.  I. 


35 


12.  Malehenä  hd^elä  itiki  sdkö 
yanidta  iyan,  tö  mcUehen  ttiki  tat 
abUamyamuta  iyan,  nammä  nüm 
tidda-la  wak  sügan  iyan,  gärak 
fardy  yamdtu  iyan. 

13.  Inkl-ti:  ,ya  *drl  kinl^  yd- 
l^sha  ii/an.  malehend  nüm  inkd 
agaböytd  tönnä  toysoina  iyan. 
lahä  nüm  gile-li  tidda-l  gdla  iyan, 
inki  nüm  sölak  rd*a  iyan. 

14.  Ydlll  keyö  tö  dnddh-al 
yanidtan  iyan.  lahd  nüm  ahdlä 
lukuk  süga,  malaJiin  han  nüm 
abdlä  lukuk  md-sügend  iyan. 

15.  Malahend  nüm  qddll  galani 
iyan.  qddi:  ,fd-tl  hdhä!*  ydleha 
iyan.  tat  bähani  iyan. 

1 6.  ,  Tä-mdri  tiddä  köl  wand 
yanintk  kü  bd'ell  annl?^  ydleha 
iyan  qddl. 

17.  ,7o  abdlä  sinl  nüm  yi 
bd'ela*  tdleJia  iyan,  ,aki-märi 
issinnt  tiddä  yöl  tvän  kanlkd  yi 
bd'eli  hinä*  fdleha  iyan. 


10 


Ay  malehend  bd'il  inki  dahine 
yamatin  yan,  amd  malehin  inko 
ta  betdm  klnön  yan.  lammd  heyöti 
et  angdH  mgdn  yan,  sard-kö  afdr 
yamatin  yan. 

Inketi:  ,ya  dre  kinV  yalehd 
yan.  malahend  heyötö  inki  nümd 
tan  ta^gagad  yan.  lehd  heyöti 
8ötala-li  siddal  yaddyn  yan,  inki 
heyöti  daiv  ay  ayk  rä'd  yan. 

Ydlll  yuqluqd  heyö  tan  andd- 
hal  yamatin  yan.  lehd  heyöti  bilö 
ll  sügan,  maleh^nyä  heyöti  bilö 
ll  md-süginä  yan. 

Malahend  heyöti  qddll  yaddyn  15 
yan.  qddl:  ,ta  bähantd!*  yalehd 
yan.  ta  bähdn  yan. 

,Tä  heyö'kü  tä  dhak  angäi 
yanintk  kü  baeli  dülä  ydnaP  ak 
yalehd  yan  qddl.  20 

,7a  bilö  hin  heyöti  yi  bd'elä 
kinJ,  tä  bilö  la  lehd  heyöti  tib- 
ani  yöl  angd'i  yänininkd  yi  bail 
md-klnönV  talehd  yan. 


12.  Alle  sieben  Gatten,  welche  sie  geheiratet  hatten,  kamen  einst  an 
ein  und  demselben  Tage  an.  Zwoi  Männor  geriothen  sogleich  in  Streit  und 
in  diesen  traten  dann  vier  andere  ein. 

13.  Der  eine  sagte:  ,Das  ist  mein  Haus.*  Ein  einzige«  Weib  liatte  so 
sieben  Männer  in's  Unglück  gestürzt.  Sechs  Männer  gingen  mit  dem  Schwerte 
auf  einander  los,  nur  ein  Mann  blieb  unversehrt. 

14.  Auf  dieses  Geschrei  kamen  ehrsame  Leute  herbei  und  fanden  da 
die  sechs  Männer  im  Blute,  nur  einer  war  unversehrt. 

lö.  Die  sieben  Männer  gingen  nun  zum  Qadi  und  dieser  befahl:  ,liringt 
das  Weib  her!*    Man  brachte  dasselbe. 

16.  Und  der  Qadi  fragte  da.s  Weib:  ,Wer  von  diesen  Männern,  die  mit 
einander  in  Streit  geriethen,  ist  dein  Gatte? 

17.  Die  Fran  erwiderte:  ,Der  Mann  ohne  Blut  ist  mein  Gatte,  die 
übrigen,  die  mit  einander  stritten,  sind  es  nicht.* 

3* 


36 


Reinisch. 


18.  0  nümük:  jtä  kü  aga- 
höytäV  ydleha  iyan  qddl. 

19.  fLhlmmäya  agahöyfdk  tand 
immäy,  tä  la*ö  y^  agttböytd  hinäj 

ö  malahenä  nüm  tisgifa  agaböytäy 
agaböytd  hinä'ydfrehaiyan  bd'ell, 

20.  fAgaböytd  mahd  dkä  tas- 
tdhalaV  ydlehan  iyan  qddlk, 

21.  ,Yi  hhkumi  kutd  rikerike 
10  hdnam    tastdhala'   ydleha    iyan 

qd(h. 

22.  Kütd  tat  kiüfani  iyan, 
tanid  agaböytdy  tamd  dbtak  tö 
(iban  iyan. 

15  23.  Abhä  dnysä  sagd  dkä  Hda 
iyan.  amd  sagdk  galabö  *drid 
hm  iyan,  amd  galabö  ärürük 
dddä  dkak  tamangd  siikfa  iyan, 

24.  ,Amd  galabö  adagd  yöh 
20  arkiasä^  dbbä  ydhha  iyan.  adagd 

arkisani  iyan, 

25.  Adagd  arkisdw-u-ak  bälo 
ffbisan  iyan,  ö  galabö  dddad  dnir 
8Üga  iyan. 


Tö  heyöfö:  ,fä  nümd  kü  nötnäJ' 
ak  yalehd  yan  qddl, 

,ßo8sö  yi  nümd  k^  tind,  kadö 
yi  nümd  md-kl,  malahend  ia»- 
gidifdk  sdral^  yalehd  yan  6ö'«ft. 

,Tä  nümd  ay  ta  miaüä?*  ak 
yalehin  yan  qddik. 

,  Yifirde  kard  ya^araanikara 
yahiynim  ta  misild'  yalehd  yan 
qddl. 

Kard  ta  yagarain  yan,  amn 
nümd  amdy  ahtu  tä  dkaba  ya- 
lehin yan. 

Ta  dbbä  sagd  ddSä  dkä  yur- 
hodd  yan,  amd  sagd  icdlahö  Ared 
hdyn  yan.  amdtcalahi  adddärür- 
kö  tamagd  suktd  yan. 

,Amd  wdlahö  adagd  yö  arU- 
8ä!*  yalehd  yan  dbbä,  adagd  af- 
kisdn  yan, 

Adagdl  arkisdn-ged  bälöl  kä 
obtSdn  yan.  amd  walahi  dddad 
drör  sügd  yan. 


18.  Da  sprach  der  Qadi  zu  jenem  Manne:   Jst  diese  da  deiue  Fran?" 

19.  Und  er  erwiderte:  ^Früher  war  sie  meine  Gattin,  jetzt  aber,  nach- 
dem sie-  sieben  Männer  hinsclilacliten  liess,  ist  sie  es  nicht  mehr.* 

20.  Da  fragte  man  den  Qadi:  ,Was  gebülirt  nnn  dieser  Frau?*       • 

21.  Und  der  Qadi  sprach:  ,Nach  meinem  Spruche  sollen  die  Hunde 
sie  zerreissen! 

22.  Da  zerrissen  sie  die  Hunde.  Also  that  man  dieser  Frau,  welche 
solches  angerichtet  hatte. 

23.  Ihr  Vater  schlaclitete  ihr  nnn  als  Todtenopfer  eine  Kuh.  Die  Haut 
dieser  Kuh  bewahrte  man  im  Hause  auf.  Diese  Haut  aber  ward  voll  Ton 
Schlangen. 

24.  Da  sprach  einst  der  Vater:  ,Bringt  diese  Haut  zu  Markt!*  Man 
brachte  sie  nun  zu  Markt. 

2r>.  Als  man  dort  angelangt  war,  legte  man  die  Haut  auf  die  Erde. 
Die  Haut  aber  war  voll  von  Schlangen. 


Die  *Afar-Spraclie.  I. 


37 


26.  Wo  ärür  sindmad  gdla 
iyan.  ö  sindm  ^e-li  tiddal  gdhfa 
iyan.  sindm  tönnä  tiddä  hdka 
hdytu  iyan. 

27.  hikd  agahöytd  gdla  8di*ft 
tö  dba  iyan. 


Amd  drür  heydd  yaddy  yan. 
ayi  heyö  sbtala-li  siddal  yaddy n 
yan.  heyo  amd  Uani  siddä  bakdn 
yan. 

InJd  nümdkö  yaddy  sahdb  tö    ö 
abd  yan. 


26.  Diese  Schlangen  gingen  nun  auf  die  Leute  los,  diese  aber  stürzten 
mit  ihren  Schwertern  aufeinander  und  machten  sich  den  Garaus. 

27.  Von  einem  einzigen  Weibe  ging  so  eine  Verheerung  aus. 


12.  Wie   ein  Mann   die  Weiber  hintergeht. 


1 .  T.  t.  l,  l.  Nl  bälöl  nüm  yan 
iyan.  agdbvt  büs  görönisak  yan 
iyan.  bäsft  gör&nü  gdla  if/an. 

2.  Sari  t/iban,  laqa^ö  tdban 
(jobdf  be  iyan.  agaböytdl  yamdta 
\yan. 

3.  jA  düye  subdh  adagd  litöV 
islßia  iyan  agahöytd.  ,Subdhä 
viiyü'  ydleha  iyan  nüm. 

4.  jAy  mahd  litöV  tdleha  iyan. 
jBmi  liyö'  ydleha  iyan  nüm. 

5.  ,Bü8ü  td-la-k  btis  ge  Ittö' 
i^JeJia  iyan  agahöytd;  ,hu^  fdl- 
idm  nahaldk  düyi  mdgida  litöV 
%ha  iyan. 


T.  t.  y.  Nl  bälöl  heyöti  yind 
yan.  säyöt  hus  fapi  yind  yan. 
hu8  fdlö  yaddy  yan. 

Sdra-kö  tdman,  quräSkö  tdman  lo 
gabdd  ll  yind  yan.  nümdl  ya- 
mutd  yan. 

,Tä  med  suhdh  adagd  litö?'  ak 
talehd  yan  nnmd.  ,Subdhä  mh- 
liyö'  yalehd  yan  heyöti.  iö 

,A  *aU  litö  tä  mälP  ak  talehd 
yan.  ,BiUü  llyö'  yalehd  yan  he- 
yöti. 

,Bu8u   fa-ld-nkö   büm  gdyfa^ 
ak  talehd  yan  nümd;  ,hu8  falildf^i  20 
nabbdk  ä  ilä  litö  mdUköP  ak 
talehd  yan. 


1.  Was  sich  einst  ereignet  hat.  In  unserem  Lande  war  einst  ein  Mann; 
^er  hatte  Verlangen  nacli  Genitalien  von  Frauen  und  begab  sich  auf  Sudie 
derselben. 

2.  Zehn  Kleider  und  zehn  Thaler  nahm  er  mit  sich  und  kam  damit 
ni  einer  Frau. 

3.  Diese  fragte  ihn:  »Hast  du  dieses  Geld  zum  Butterkaufen?*  ,Nein, 
ßntter  brauche  ich  nicht*,  erwiderte  er. 

4.  ,Zu  was  hast  du  es?*  fragte  sie  dann.  ,Für  eine  Vulva  habe  ich 
es*,  erwiderte  er. 

5.  Da  erwiderte  sie :  ,Wenn  du  eine  Vulva  begehrst,  so  kannst  du  die 
haben;  wie  viel  Geld  hast  du  dafür?* 


38 


Reiniseh. 


6.  fSari  fdhanäy  laqa'ö  fdhanä 
JiffO,  imhakö  iiannnd  rdtell  liyö^ 
ydleha  iyan  iiüm, 

7.  ,Ma'dk,  yö  /dhla,  yi  bald 
r,  fdida  V  tdle/ia  iyan  afjaböytd. 

H.  ,Anü  ilihiM  kiniyo,  yi  mdlö 
vtähidytan*  ydhha  iyan  näm. 

i^  Ayahöytd:  Jdldak  ale  tik, 
fdltjak  hald  tik,  fdltjak  hald  ddh 
10  tik!*  tdleha  iyan. 

10.  Unsäku  hfuldM  kiiiian  ka 
halögd  il-la  he  haha  iyan,  ,mn- 
retd  yö'hö  hähä  *dri  hdlüwak!'' 
ydleha  iyan  nüm  ayahöytak, 
15  11.,  Bald  Ü-la  sdta  iyan,  bnldt 
hns  fdla  iyan.  Sari  tdhnn,  laqa*ö 
tdhan  yahti  iyan  busti  Itmö.  ö 
dnye  'drld  haysitani  iyan. 

20  12.  Bald  kä  rubta  iyan,  baldt 
biis  fdla  iyan.  Bald  bogd  täl^ha 
iyany  kenani  tat  miidda  iyan. 
füibis  kinlk  kdyi-m  kd  ohöyä!* 
tdleha  iyan  bald. 


,Sära-kö  tamariy  qtwüSkö  tn- 
man  llyö,  timbakö  lamind  rdteU 
liyö'  yapihd  yan  heyötu 

yMa*dJc,  yöyä  fdl4<^,  ,V*  6<4^ 
fdldaf'  ak  talehd  yan  nümi. 

,Anü  lUMsö  klyöy  yi  mälö  mä- 
leaytdnä*  ak  yalehd  yan  heyöü. 

Nümd:  ,fal4d'dö  kömd  tik, 
fal^U'dö  hald  tik,  fal4ä-dö  halA 
gomö<}  tik!'  ak  talehd  yan. 

U8»rJc  dagitmal  kenan  ka  hdlüb 
el  yuluwd  yand  yan.  ^kahaiitöU 
yö  bdhäf  dred  ordbö  Ilyök!*  ya- 
lehd yan  heyötl. 

Nümdt  bald  ed  saytd  yan, 
baldt  bu8  wagiyd  yan.  Sära-kö 
t dm  man,  quriUkö  tdmman  yohöy 
yan  busti  Hmö.  amd  mal  drei 
obsitdn  yan. 

Bald  ta  tilikd  yan,  baldt  bus 
wagiyd  yan.  bald  annittd  yan, 
keimn  tad  müddyan.  jüibisökln- 
ik  kä  mal  dkä  ohäwä!'  taJehd 
yan  bald. 


6.  Er  antwortete:  ,Zehn  Kleider  und  zehn  Thalor,  dazu  noch  zwei 
Pfund  Tabak.* 

7.  ,Gut*,  sagte  die  Frau,  »willst  du  mich  oder  meine  Tochter?* 

8.  Er  erwiderte:  ,Ich  bin  ein  wahrer  Teufel,  meinen  Beischlaf  kennt 
ihr  nicht/ 

9.  Die  Frau  aber  sagte:  ,Wenn  du  willst,  so  sei  du  ein  Berg  oder 
ein  Baum  oder  Baumstrunk!* 

10.  Er  hatte  aber  sein  Glied  mit  Dornen  und  Fetzen  umwickelt.  Da 
sprach  er  zur  Frau:  ,Bringt  mir  also  die  Tochter  in's  Gemach  1' 

11.  Die  Tochter  ging  hinein  und  er  begehrte  ihre  Vulva.  Die  zehn 
Kleider  und  die  zehn  Thalor  hatte  er  als  Preis  für  dieselbe  hingelegt;  das 
nun  verwahrten  sie  im  Hanse. 

12.  Die  Mutter  schickte  ilim  also  ihre  Tochter  und  er  begehrte  ihre 
Vulva.  Die  Tochter  fing  an  zu  weinen,  denn  die  Dornen  stachen  sie:  ,Gebt 

"  «n  seine  Habe  wieder,  er  ist  ein  Teufel !'  rief  sie. 


Die  *Afar-Spntche.  I. 


89 


13.  ,Anü  kü  ind  j/ö/*  tdleha 
iyan  ind;  ,mahä  tubüUJcf  iss  indl 
hübay!^  tdleha  iyan, 

14.  Bald  tüdurd  iyan,  ind 
hkgiltd  iyan,  indt  bus  fdla  iyan. 
kä  tahdy  iyan.kinan  idda  müdda 
iyan. 

15.  Ind:  ^ydllt  kä  yana^dlöy^ 
kdyi-m  kä  ohöyä!*  tdleha  iyan. 

16.  Isiim  bita  iyan  7iüm,  wo 
ke-k  gdla  iyan.  gari  agaböytdd 
yamdta  iyan. 

n.  ,A  dnyemahd  litö?^  tdleha 
Vfan  agab^td.  yAmd  düyi  büsü 
liyö'  ydleha  iyan  nüm. 

18.  ,Bü8uk  td-la-k,  bus  anü 
liyö'  tdleha  iyan  agaböytd;  ydüyB 
migideP  tdleha  iyan. 

19.  ,Sari  tdban,  laqa*ö  tdban, 
\ä>ä  tdnnä  liyö'  ydleha  iyan  nüm. 

20.  ,Düyi  yö  bähitf  tdleha 
iyan  agaböytd.  ,düye  dykä  näf 
yMeha  iyan  nüm. 


,Anü  kü  ind!'  talehd  yan  ind; 
,ay  tataldgaJcf  yöyal  habiSit  iä' 
inikf  talehd  yan  ind. 

Bald  gäytd  yan^  ind  tahalafd 
yan.  indt  bus  tcagiyd  yan.  dkä    6 
tohöy  yan.  kinan  ta  müdd  yan. 

Ind:  ,ydlli  kä  yana^dlö,  *8ki, 
kdyim  dkä  ohäwäl'  talehd  yan. 

IHm  biSitd  yan,  amd  ^rke-kö  10 
yaddy  yan,  sard  nümdl  yamatd 
yan. 

,Tä  mal  ay  lifo?'  ak  talehd 
yan  nümd.  ,tä  mal  büsü  ahaü 
a\ehd  liyö'  yalehd  yan  heyöti.       16 

,Busü  ta-ld-nkö  bus  anü  liyö' 
ak  talehd  yan;  ,mäl  ä  ilä  litöP 
ak  tahhd  yan  nümd. 

,Sari  tdman  ka  qurüS  taman, 
Idmmä  tdnnä  liyö'  yalehd  laba-  20 
hdytl. 

,Mäl  bäh  !'  ak  talshd  yan  n  ümd. 
^mäl  hinä!'  yalehd  yan   heyöti.    • 


13.  Die  Mutter  aber  sagte:  ,Ich  bin  deine  Mutter!  Was  hast  denn  du 
»chon  erfahren!  überläse*  also  die  Sache  mir,  der  Mutter!* 

14.  Das  Mädchen  ging  also  heraus  und  es  trat  die  Mutter  ein.  Er 
^>eg8hrte  die  Vulva  der  Mutter  und  diese  gab  sie  ihm.  Da  stachen  sie  die 
Domen. 

15.  Da  schrie  die  Mutter:   ,Gott   verfluch'  ihn;   gebt  ihm    das  Seine!' 

16.  Der  Manu  nahm  seine  Sachen,  ging  von  dannen  und  kam  zu 
einer  andern  Frau. 

17.  ,Zu  was  ha.st  du  da  diese  Werthsachen?'  fragte  sie  ihn.  ,Für  eine 
Vnlva*,  erwiderte  er  ihr. 

18.  Da  sagte  sie:  ,Wenn  du  eine  Vulva  begehrst,  die  habe  ich;  wie 
viel  Geld  hast  du  also?' 

19.  Er  erwiderte:  ,Zehn  Kleider  und  zehn  Thaler,  zusammen  zwanzig 
Stück.* 

20.  Da  sagte  die  Frau:  ,Nun  so  gieb  es  her!*  ,Da  hier  nimm!*  er- 
viderte  er. 


40 


Rei  niRch. 


21.  Agaböyfd  düye  ma*a  ke-t 
hdysittd  iyan,  kä-l  tiidurd  iyan, 

22.  lh(-8  iidda  faf-a  iyan,  hus  kä 
tahay  iyan.  hüddel  uhV  he  bäfta 

5  iyan  nüm.  mäJ4  tcnk  tdiV  busuk 
fiddad  rä*a  iyan. 

23.  Ussük  dind-icak  issrl  ka\i' 

m 

lo  (jdhla  iyan,  Idy-k  ka'dltü  ifa 
saro  'idda  hdyta  iyan. 
10  24.  Astandiyd  nhifä  ifa  tjuhä 
icdgyä  isstk  hdyta  iyan,  ynhä 
uslk  wa(f(/ifd-wak  idiV  isslk  tuhi- 
la,  hüaüd  idtV  tühila  iyan. 

25.  ,  Ydllt  yö  yomdk,  tdü*  yök 
15  dba^  tdkha   iyan.  viä-ka'dllnay 

wadirri  tudüra  iyan  agahöyta, 
nümuk  warissa  iyan. 

26.  Amd  nümuk:  ,agaböytdk 
uh'C  öbak   ddylä  tü-tdligaP  td- 

20  leha  iyan. 

27.  , Ddylä  dliga'  ydUha  iyan 
nüm;  jddylak  sikd  mägideP  yd- 

•  leha  iyan. 


Nfond  mal  md*a  *rke-d  hay- 
sittd  yan,  nhmä  el  gäyjd  yan. 

Bus  ed  wagiyd  yan.  bus  dkd 
tohoy  yan.  dagümnl  ulu  el  yw- 
{«76*«  yand  yan,  dind-ged  tdü* 
busuk  dddad  rcCd  yan. 

Ussük  dind^ged  iSsi  ka*alittö 
taddy  yan.  lay  ka'alifö  ta  sarand 
^ayddd  yan. 

Istinjd  abifö  ta  ised  annntd 
yan.  Ued  anüntd-go.ddä  ulä'  bd- 
sud  isek  tubild  yan. 

,Ydlh  yöl  yosömdk,  vliC  yök 
dba*  talehd  yin.  mä-ka'alitinä 
sdral  gäytd  yan,  amd  heyotö 
waHssd  yan  nümd. 

Amd  heyotök:  ^nümd-kö  tdu 
ak  obdk  diwd  tü-taligaf'  ak  ta- 
lehd  yan. 

,Dtwd  dliga'  yalehd  yan ;  ,di- 
Wfik  kird  ä  iläP  yalehd  yan  he- 
yotl. 


21.  Die  Frau  lefj^te  <las  an  oincn  guten  Platz  und  kam  dann  zu  ihm 
zurück. 

•22.  Da  bepehrto  or  von  ihr  die  Vulva  und  nie  gab  sie  ihm.  Er  aber 
hatte  vorher  sein  Glied  mit  einem  Darm  umwickelt  und  dieser  blieb  nach 
dem  Beischlaf  in  der  Vulva  zurück. 

23.  Als  or  fnrtijj  war,  ging  sie  sich  waschen;  dabei  legte  sie  ihre 
Kleider  ab. 

24.  Als  sie  sich  anschickte  sich  zu  waschen,  sah  sie  hinab  auf  ihren 
Leib  und  erblickte  jetzt  den  Darm  in  der  Vulva. 

25.  ,(rott  hat  mich  gestraft,  die  Gedärme  fallen  mir  herab*,  sagte  .sie 
und  kehrte  ohne  sich  zu  waschen  zum  Manne  zurück  und  erzählte  ihm  ihren 
Zustand. 

2ö.  Und  sie  sprach  zum  Manne:  ,WeisMt  du  ein  Heilmittel  dagegen, 
wiMui  (unor  Frau  die  Gedärme  herabfallen?' 


27.  Kr  sagte:  ,Ein  s<dches  Mittel  kenne  ich  wohl;  wie  viel  zahlst  du 


dafür?* 


IHe  'Afar-Spreche.  i. 


41 


28.  ,Atü  falinänlmi^  yälehan 
iyan  nümuk.  ,Sari  tdban,  laqaö 
tdban  yö  bähä!'  ä  nüm  yäUha 
iyati, 

29.  ,Madk'  yan  iyan,  bakani 
iyan.  tcö  nüm:  yta-t  ka  yö  *dr%d 
hdbäf'  ydleha  iyan. 

30.  *Ari  häbani  iyan  aH-iuärt, 
nammäyak  edda  rcCan  iyan  *är%d, 

31 .  Aniä  ulu  d'kü  yay  e'd  iyan, 
,ahak  sdrä  wdytam  mdntä*  ydleha 
iycui.  wo  agahöytdk  gdla  iyan. 

32.  Kay  düyi  dkä  yaheni  iyan. 
aniä  nüm  amd  aha  iyan. 


,Atü  falindnlm'  ak  yalehdn 
yan  ay  heyötök.  ^Saii  tdman, 
quruS  tdman  yö  ohäwä!'  yalelid 
yan. 

,Ma*ak^  yalehdn  yauj  hähdn    5 
yan.  amägtd:  ,ta  ka  yoyä  drtd 
nö  haha!*  yalehd  yan. 

ArBt  hähdn  yan  aki-märi,  lam- 
vii  Bd  rä'dn  yan  dred. 

Amd  idiV  ak  yayed  yan,  ,tayk  U) 
sdral  waytdm  m/iltO*  ynlvhd  yan. 
amd  nümdkö  Ui'  y^^ddy  yan. 

Kä  mal  dkä  yohöyn  yan.  amd 
heyöti  tdhe  aha  yan. 


28.  ,Was  Immer  du  begehrst,*  erwiderte  man  ihm.    IXi  sprach  er:  ,So 
bringt  mir  die  zehn  Kleider  und  die  zehn  Thaler !^ 

29.  ,Gut*,    sagten  die  Leute  und   brachten   ihm    das.     Da  sprach   er: 
«Jetzt  lasät  sie  und  mich  allein  im  Hause!* 

30.  Die  Uebrigen  verliessen  nun  alle  das  Haus,  nur  die  beiden  blieben 
allein  darin  zurück. 

31.  Nun  zog  er  der  Frau  den  Darm  heraus  und  sagte  zu  ihr:  ,Iu  Zu- 
kunft wird  dir  das  nicht  wieder  begegnen.*    So  ging  er  denn  von  ihr. 

32.  Man  gab  ihm  nun  seine  Werthsachen.    Das  also  hat  dieser  Mann 
vollführt. 


13.  Wie  eine  Frau  ihren  Mann   überlistet. 


\.T.  t.  L  l.  nümü  tnjiri  yina 
iyan.  ,nammd  bus  la  ayabötjtd 
Sfirä  md-diqibd*  ydleha  iyan. 

2.  Nammd   hus   la   agaböytd 


T.   f.  y.    Tujdr-tl   ywd   yan.  15 
ylammd  htis  la  nümdk  sdral  md- 
maresitd'  yalshu  yan. 

Lammd  hus  la  uTimd  waytimfd 
wayfinta  iyan.  ,nammd  hus  anü     yan.   jlammd   hus   anU  liyo^  ta- 
liyö*  tdleha  iyan  agaböytd,  yha-      lehd  yan  icUi  nünid,  ,hahard  hol  20 
liard  böl  qdrsi'hiyä  yö  bidiöy!*     qurüskö  yö  hdhöf*  talehd  yan. 
t4ileha  iyan. 

1.  Was  sich  einst  zugetragen  hat.  Es  war  ein  reicher  Mann;  dieser 
sagte:  ,Ich  heirate  nicht,  ausser  eine  Frau  mit  zwei  Vulven.* 

2.  Eine  Frau  die  zwei  Vulven  hatte,  fand  man  nun  nicht.  Da  sprach 
eine  Fraa:  ,Zwei  Vulven,  die  habe  ja  ich;  der  Mann  bringe  mir  nur  acht- 
kaudert  Thaler  (als  Nackenpreis).* 

3** 


42 


Roi  n  i  scb. 


3.  fBaharä  hol  dylcä!^  tfdleha 
iyan  nilm.  diqihl  (läsord  abaiii 
ii/an,  diqib  ydka  iyan. 

4.  Aijaböytä-ll  ha! eil  dina  iyan, 
5  bus  edda  fdht  iyan,  mala  iyan. 

,bäli  gari  hus!^  ydleha  iyan, 

5.  ,Amd  bus  emjäy!^  tdleha 
iyan.  mdlu  iyan.  ,bäh  gari  bus!* 
ydleha  iyan, 

0       (5.  yAmd   bus    engäy!*  tdleha 

iyan,  amd  büsl  migi  ydfera  iyan. 

^gari  bus  kö   hdJiu-tcä   engdy!* 

tdleha  iyan. 

7.  Amä  büsü  migl  ydfera,  issi 
r>  rä*a  iyan.  amd  agaböytd  nümuk 

icö  dheta  iyan. 


,Bahard  böl  taykana!*  ydUhd 
heyöfi,  mareä  qäsord  ahdn  yan, 
mare'd  takd  yan, 

Nümd-ll  heyöH  4^nd  yan,  bw 
ed  wagiyd  yan,  ed  mälüd  yan, 
,sard  bus  bäh!'  yklehd  yan. 

,Amd  bus  emeg!'  ak  tafehd 
yan ;  mäUtd  yan,  ,mä-lammi  bus 
bäh!^  ak  yalehd  yan, 

,2  amd  bus  emeg!*  ak  talehd 
yan.  am/i  bus  yamdgö  täud  yan, 
^mälammi  bus  kö  bähö  tä  bus 
em^g!*  ak  taleJia  yan. 

Aind  büsl  mige  tänd  yan,  iSi 
rad  yan.  amd  nümä  amdy  aüM 
yan. 


3.  ,Da  liier  die  achthundert!'  sprach  der  Mann  und  nun  setzte  man 
den  Tennin  der  Hochzeit  «an  und  die  Verehelichung  fand  statt. 

4.  Der  Gatte  schlief  nun  mit  der  Frau  und  hegehrto  von  ihr  die  Vulva. 
Er  vrdlzog  den  Beischlaf  und  sprach  dann:  ,Gib  mir  jetzt  die  andere  Vulva!* 

5.  Die  Frau  erwiderte:  .Fülle  zuvor  diese  an!'  Er  beschlief  sie  noch 
einmal  und  sprach  dann:  ,Nun  gib  mir  die  andere  Vulva!' 

G.  ,So  fülle  nur  zuvor  diese  an!'  sagte  die  Frau.  Er  war  aber  nicht 
im  Stande,  diese  vollzumachen.  ,Fülle  nur  an,  dann  bring'  ich  dir  die  an- 
dere Vulva!'  sagte  sie. 

7.  Er  aber  konnte  diese  Vulva  nicht  vollmachen  und  stand  so  von 
selbst  ab.    Das  nun  hat  dieses  Weib  dem  Manne  gethan. 


14.  Das  kluge  Mädchen. 
1 .   T.  t.  l,  t,    NUm  agaböytd  T,  t.  y,  Heyöti  nümd  betd  yan. 


amd  niimd  daltd  yan.  (f^ltd-ged 
bald  dältd  yan. 

Amd  bald  artd  yan,  amd  ba- 
ld artd  mah  ta  dhbä  dabri  bü- 
kad  hay  yan,  dabri  hükad  tu 
hdyim  zind  dkä  mayUtd  yan, 

1.  Was   sich   einst  ereignet  hat.    Ein  Mann  heiratete   eine  Frau  und 
diese  gebar  ein  Mädchen. 

2.  Das  Mädchen  erwuchs  und  da  gab  es  der  Vater  in  das  oberste  Stock- 
werk, weil  er  Verführung  besorgte. 


(ibitA   iyan.   icö  agaböytd  4^lta 
iyan,  wo  agaböytd  dältdwak  ba- 
f>  Id  bdyta  iyan. 

2.  Wo  bald  drta  iyan.  tcö  ba- 
ld drta  sdkü  dbbä  qala*dt  amö-d 
he  iyan.  qala'dt  amöd  hdya-wak 
hardmü  mäysitd  iyan. 


Oio  *Äfar-äprachc.  I. 


43 


3.  Wo  agnböytd  ddlak  tdna 
iyan.  dälfä-tcak:  ^tä  däUujä  via- 
iiijitd  tähak  sdrtV  dlhök  tdna  iyan. 

4.  Ay  ind  i'irta  säkü  hd^elak 
amöd  körak  tdna  iyan  mdlt.  wo 
baldy  qala^dt  amöd  heni-yä  kau 
dbuluk  tdna  iyan. 

5.  Ta-t  dbbä  tdjhnk  ydua  iyan» 
wo  bälöl  dölät  ydna  iyan.  tcö 
Jöldt:  ,tü-la-marä  bdhä!'  ydleha 
iyan,  ,büläk  sindmak  yö-le  eke- 
täf'  ydleha  iyan  doldt. 

(5.  Sindfn  taketd  iyan.  ,anü 
dfeha  sidöhd  änqard,  iUgäy  /*  yd- 
h'ha  iyan  dölät.  ,mahäV  ydlehan 
iy€Pi  ifinäm. 

7.  ,Ynlli  iftira  hi-ml-k  amdl- 
lä  inki  thnani  lliyäy !'  ydleha 
iyan ;  ,ydlli  Ißira  hemlk  tämö 
tdy»im  iUgäyf*  ydleJiaiyan;  ,ycüli 
iftira  hemlk  mabülü  umam  ili- 
gäy!*  ydleha  iyan, 

8.  Yiüll  säliadd  tdgemu  iyan. 
Ml  tagemunik  ainö  sinik  kald- 
llyo'  ydleha  iyan  dölät. 


Amd  nümä  (lala  tindyan.  däl- 
td-ged:  ,tä  däld  kambi  md-ga- 
bdHta  /'  talehd  yan. 

Ay  inä  nrtd  malt  bä'elak  amöd 
mälö  dwe'l   find   yan.    ay   bald    5 
dabri  bükad  hdyn-yä  tan  dbili 
tind  yan. 

Ta  dbbä   tujär  kl  y'md  yan, 
ämd   bäl/jl  döldt   e-l  ytnin  yan, 
ay  döldt:  ,nmbakd  heyö  bdhä!^  10 
yaleldn  yan,  ,dikil  heyökö  änindn- 
mnvak  yöl  eketä!^  yalehin  yan. 

Heyö  yaketin  yan.  ,ann  äldid 
(idöhd  (jäl  ihgantd!*  yalehd  yan 
döldt.  yUyP  yalehin  yan  heyö  dö-  15 
lät-ak. 

,  Ydlll  ylftird-ml-d  siriya)a  yö 
eligä!^  yalehin  yan;  ,ydlll  yiftl' 
rdmld  basdk  tarn  eljgä!*  yalehin 
yan;  ,ydlll  yiftirdmld  mdngum  20 
tabildm  ellgäl*  yalehin  yan  ayi 
döldt. 

Ydlti  itiiläm  nöldn  yan.  ,täy 
söldanin-kö  amö  sinak'dyda^  td- 
nak  yalehin  yan  döldt.  25 


3.  Die  Frau  gebar  dann  ein  zweites  Mal  und  während  der  Geburt 
sagrte  sie:  ,Nach  dieser  Entbindung:  will  ich  nicht  mehr  entbinden.* 

•4.  Die  Mutter  genas  und  am  Tage  ihrer  Genesung  spielte  sie  mit  dem 
Gatten  Beischlaf.    Das  Mädchen  im  obern  Stockwerk  sah  ihnen  zu. 

5.  Der  Vater  des  Mädchens  war  ein  reicher  Mann.  In  diesem  Lande 
aber  herrschte  ein  Fürst.  Derselbe  befahl  einst:  ,Ruft  mir  zusammen  alle 
Männer!  alle  Bewohner  der  Stadt  .sollen  sich  bei  mir  zusammentinden!' 

(5.  Die  Leute  versammelten  sich  und  der  Fürst  sprach  zu  ihnen:  ,Drei 
Worte  werde  ich  euch  sagen,  verstehet  sie  aber!*  , Welche  Worte?'  fragten 
die  Leute. 

7.  Da  .sprach  der  Fürst:  ,lhr  sollt  mir  angeben,  welches  von  den  Wesen, 
die  Gott  geschaffen  hat,  das  stärkste  ist!  Ihr  sollt  dann  angeben,  was  unter 
allem  von  Gott  geschafteuen  das  süsseste  ist;  endlich  welches  von  den  von 
Gott  geschaffenen  Wesen  das  schärfste  Auge  hat!' 

8.  Die  guten  Leute  wussten  das  nicht.  Da  sprach  der  Fürst:  ,\V^enn 
ihr  mir  das  nicht  anzugeben  wisset,  so  schlage  ich  euch  die  KOpfe  ab.* 


44 


Reinisch. 


9.  ^Mälahenn  s/tkl,  mäJahSna 
här  va  hdh  !\ydhhan  iyan  sinäm. 
mähüwmi  mki-hl  här  kdni  (vl>a 
iyan, 
o  10.  ,Jo  sidöhi'i  änqard  nage- 
mdk  tä  nam  amö  na  kdlnwak, 
mdnnä  dhunüf*  ydlehan  iyanydlll 
sdhadä. 

11.  Umdn  nüm  issi  hldd  or- 
10  hani  iyan.  wCtkdk  dhhä  dcddt  gü- 

hak  ydna  iyan,   issi  hüh'i   örba 
iyan, 

1 2.  Agnhöytd  dirdr  dkä  tahdy 
iyan.  wo  dirdr  hina  iyan,  yViahd 

tö  gdytii?^  tdlitha  iyan  agnhöytd, 
l}].Wdllä  hdrn  amö  sintk  ar- 
ylUi-ltyd   nak   iya  döldt^  yäleha 
iyan  nfnn. 

14.  ,}''  dhhä  yo-la-ke  dmay!* 
•20  td((iJia  iyan  qahCdtat  tum  bald 

iss'  dhhak. 

15.  Yamdtaiyan.  ,kedhhä,  ma- 
hd  gdytaP  tdMia  iyan  aükd. 


,Mälehend  lel^,  mcUehsnä  bär 
qösörä  no  ohäwä!'  yalehin  yan 
heyo,  Mälehend  tele,  mälehSftd 
bär  qä^örä  tdnä  yohöyn  yan. 

,Tä  ndöha  qäl  swulak  tä  he- 
yöti  hdngal  nök  'äydö-la-k  dhä 
ähonö?*  yalehin  yan  ydlli  yif^rd 
isüdm. 

Umdntl  Ui  dre  orobd  yan,  ba- 
Idt  dhhä  döldt  rigidil  yind  yan, 
iSi  dlk  orobd  yan, 

Nümd  dirdr  dkä  tohöy  yan, 
amd  dirdr  hend  yan,  ^ay  gat/taP 
ak  talehd  yan  nümd, 

,  Walldhl  b6rä  amö  sinak  'ay- 
dendf  nök  yalehin  yan  döldt' ya- 
lehd  yan  heyöti  üi  nümdk, 

DahA  bähid  tand  bal^u  ,dJjbä 
yöl  amd!*  ak  talehd  yan  iS*  dh- 
hak, 

El  yamafd  yan.  ,küe  dbhä,  ay 
gdytaV  ak  taleJui  yan  bald. 


\).  Da  Hpriichou  <lio  Louto:  ,Gib  uns  sioboii  Taf;^e  und  »iebon  Nftchte 
Frist!*    Der  Fürst  bowillij^to  »io  ihiioii. 

10.  Nun  Bprachon  untor  sich  di«  j^^uton  Leute:  ,WaM  sollen  wir  an- 
fanpfen,  wenn  er  uns  den  Koj)f  abschlägt,  sobald  wir  diese  drei  Worte  uicht 
auflösen  können!' 

11.  .Tederuiann  bo^ab  sich  heim.  I>(>r  Vater  des  Mädchens  stand  eben- 
falls unter  dies(Mn   Fürsten  und  gin^  heim  in  sein  Dorf. 

l'J.  Die  Frau  setzte  ihm  die  Mahlzeit  vor,  er  aber  wies  diese  zurück. 
,Was  ist  dir  denn?'  frap^te  sie  ihn. 

13.  Der  Mann  berichtete:  ,Ach  Gott,  der  Fürst  sagte  uns:  Morgen 
si'hlago  ich  euch  die-  Köpft)  ab.* 

11.  Das  Mädchen,  welches  im  oborn  Stockwerk  sich  befand,  rief  nun 
dem  Vater  zu  und  sagte:  ,Komnf  zu  mir,  mein  Vater!* 


15.  Der  Vater  ging  zur  Tochter  und  diese  sprach  zu  ihm :  ,Du  Vater, 
was  ist  dir  denn  wi<lerfahren?' 


Die  'Af»r-Sp räche.  I. 


45 


16.  yWdllä  yi  haldy,  herä  dö- 
Mt  amö  sinlk  argid  llyö  iya,  anü 
d{eha  sidöhä  änqard  tagemdnik^ 
ydleha  iyan  issi  balcik;  ^ydlll  si- 
ndm  dölät  iya  sidöhä  änqard  ta- 
yemd*  iya  iyan. 

17.  yDöldt  iya  ta  sidöhä  än- 
qard yö  isilig!^  tdleha  iyan  bald. 
t$s*  dbbä  dkä  wärisd  iyan. 

1 8. ,  Wo  stdöhd  änqard  aligak 
anü  kö  warisd-liyö ;  tä  wak  idi- 
rir!*  tdleha  iyan  bald  iss  db- 
bak. 

19. ,  Wo  änqard  mä-tdliga^  yd- 
leha iyan  dbbä.  ^tama  sidöhd  än- 
qard anü  kö  wai*iifd-llyö,  idirir!* 
tdleha  iyan  bald, 

20.  Abbä  yidirira  iyan,  baldl 
y)durd  iyan,  yidurd  icak:  ,ke 
dbbä,  y^  obbdy!'  tdleha  iyan: 
,ydUl  okulüqa  hemtk  ümamfard- 
sä'  tdleha  iyan;  ,ydlll  okulüqa 
hemlk  tdmü  tdysim  bmü*  tdleha 
iyan  ;  ,ydlll  okulüqa  Mmtk  mabü- 
lu  ümam  düni*  tdleha  iyan  bald. 


,  WaJldhi  yi  bald-wö,  berä  dö- 
Idt  amö  »inak  'aydenä  nök  ya- 
lehdn,  anü  alehd  adöhd  qäl  söl- 
ddninkö^  yd  yan  iH  baldk;  ,ydlll 
heyö  döldt  yalehin  adöhd  qäl  so-  5 
Idn^  y alehd  yan. 

yDöldt  yalehin  tä  adöhd  qäl 
yö  i»ilig!'  tahhd  yan  bald.  iH 
dbbä  dkä  wari§d  yan. 

,Amd  adöhd  qäl  aUgd  kl  anu  10 
ku  bald  kö  tcarisd,  kddö  idinr!^ 
ak  talelid  yan  bald  iä^  dbhak. 

yTamd  qäl  md-tdliga^  ak  ya- 
lehd  yan  dhbä.  ,amd  adöhd  qäl  15 
anib  kö  warisd,  kddö  idirir!^  ak 
tulehd  yan  bald, 

TafUjbäyidirirdyany  bakil  gä- 
hd  yan,  gähd-ged:  ,küe  dbbä,  y* 
obbü*  ak  talehd  yan:  ,ydlli  yu-  20 
knluqd-ml'd  alrityä  fards  kinV 
talehd  yan;  ,ydlll  yukiduqdmid 
basdk  tarn  bus  kinl'  talehd  yan; 
,ydUl  yukiduqdmid  mabulö  üviam 
düU  kinV  talehd  yan.  25 


16.  Der  Vater  erwiderte:  ,0  meine  Tochter,  morgen,  sagte  der  Fürst, 
werde  ich  euch  den  Kopf  abschlagen,  wenn  ihr  die  drei  Worte  nicht  angebt. 
Die  Lente  wissen  diese  aber  nicht  zu  deuten.' 

17.  Die  Tochter  sprach:  ,Nonne  mir  diese  drei  Worte  des  Fürsten!' 
Der  Vater  gab  sie  ihr  an. 

18.  Da  sprach  sie  zu  ihm:  ,Ich  weiss  diese  drei  Worte  und  werde  sie 
dir  sagen;  jetzt  aber  gehe  essen!' 

19.  ,Du  kannst  diese  drei  Worte  nicht  wissen,'  sagte  der  Vater.  Die 
Tochter  aber  wiederholte  die  obige  Rede. 

20.  Der  Vater  ging  nun  zum  Essen  und  kehrte  dann  zur  Tochter  zu- 
rück. Da  sprach  sie:  ,Nun  höre,  mein  Vater!  unter  allem  was  Gott  geschaffen 
hat,  ist  das  stärkste  das  Pferd;  unter  allem  von  Gott  geschaffenen  ist  das 
süsseste  die  weibliche  Scham;  unter  allem  was  Gott  geschaffen  hat,  besitzt 
die  Ameise  das  schärfste  Auge.^ 


46 


Reinisch. 


21.  Abhä  tö  yäb  yohhd  xoak 
gdlu  iyan  döldtal.  ydlll  saliadä 
döldtal  tudurd  iyan, 

22., Sidühä  änqard  bäyjdnl  anü 
5  dnik  dlsha-iyäP  ydlelia  iyan  dö- 
Idt. 

23.  fNinnl  ndqcdavi  hahend- 
nan'  ydlehan  iyan  »indm, 

24.  ,l8sinnl  baytdnim  ildhäy!* 
10  ydleha  iyan  döläL 

25.  fNinnl  bdhendm  kö  tvari- 
sinü  tcdyna*  ydlehan  iyan;  ,ydlll 
iftira  hBmlk  ümam  fardsä'  yd- 
lehan iyan;  ,ydlll  iftira  h^mlk  td- 

15  mä  tdysim  büsü*  ydleJian  iyan; 
,ydllt  iftira  hhnlk  mabillü  ümavi 
düne/  ydhthan  iyan, 

26.  ,7a  sinnt  warisahemdrä 
bdhä!^  ydleha  iyan  döldt, 

20  27.  jlya  nüm  bähend'  ydlehan 
iyan  ydlll  sindm. 

28.  Abbä  baldl  yidiird  iyan. 
^yi  baldy,  tä  änqard  iyak  többaP 
ydleha  iyan  dbbä  baldk. 


Abbä  tö  wäni  yobbd-ged  ya- 
ddy  yan  döldtal.  ydlll  i§üdm  dö- 
ldtal gähdn  yan. 

,Adöhd  qöl  bar/tam.  anU  dnak 
alehd  ind-yäP  yalehdn  yan  dö- 
ldt. 

NinnB  nahesebdm  bähnd  nana' 
yalehdn  yan  heyö. 

, Sinne  baytdnim  eldhäf'  tdnak 
yalehdn  yan  döldt. 

,Nanü  bahendm  kinam  kö  wa- 
ri§nö  linö'  yalehdn  yan;  ,yälli 
yifttrdmld  nmam  fards  kini^  ya- 
lehdn yan;  ^ydlll  yiffirdmld  ba- 
sdk  tarn  bus  kinV  yalehdn  yan; 
,ydlll  yiftirdmld  mabuid  ümam 
düU  kinV  yalehdn  yan. 

,  Tay  sinä  tcari§d-märä  bähan- 
td!*  yalehdn  yan  döldt. 

yYalehd  heyötö  bähend*  yeiie- 
hdn  yan  ydlll  heyö. 

Abbä  isi  büMl  gähd  yan.  ,yi 
baldwö,  tä  wäni  iyäk  tobbaV 
ak  y alehd  yan  dbbä   iäi  baldk. 


21.  Als  der  Vater  das  gehört  hatte,  ging  er  zum  Fürsten;  auch  die 
andern  Leute  kamen  dahin. 

22.  Der  Fürst  sprach:  ,Bringt  ihr  mir  also  die  drei  Worte,  die  ich  euch 
gesagt  habe?* 

23.  Sie  erwiderten:   ,Wir  bringen,  was  wir  uns  ausgedacht  haben.* 

24.  ,So  sagt  an,  was  ihr  bringt!*  sagte  der  Fürst. 

25.  Sie  erwiderten :  ,Wir  werden  dir  ansagen,  was  wir  bringen :  unter 
allen  Geschöpfen  Gottes  ist  das  Pferd  am  stärksten.  Unter  allem  von  Gott 
geschaffenen  ist  am  süssesten  die  weibliche  Scham.  Unter  allen  Geschöpfen 
Gottes  hat  die  Ameise  das  schärfste  Auge!* 

26.  Da  gebot  der  Fürst:  ,Bringt   mir  den,   der  euch  das  gesagt  hat!* 

27.  ,Wir  werden  ihn  bringen,*  sagten  die  Leute. 

28.  Der  Vater  kehrte  nun  heim  zu  seiner  Tochter  und  sprach  zu  ihr: 
■'^ine  Tochter,  von  wem  hast  du  diese  Worte  gehört?' 


Die  'Af»r-Spracho.  I. 


47 


29.  ,  Tä  änqarä,  y  dbbaUy  nü- 
mük  mabbinufö ,  innl  alegd-kä, 
numük  maijbiniyi?  tdleha  iyan 
dbbak. 

30.  Tä  änqarn  mdnnä  tdle- 
ga,  yi  baläyV  ydleha  iyan  dbbä 
ba\dk, 

31.  ,y  ind  (}ältd  wak  kö  'ay- 
tintd  ubiW  tdleha  iyan;  ,<läld- 
yak  amö  tayed-tcak  köt  dukdu- 
kumd  vbila;  biistik  tämök  tdy- 
sam  and-wdytam  wöhul  dlega^ 
taUha  iyan  bald. 

32.  yDünek  mabülü  aysa-si- 
nim  el  übilam  llyö^  tdleha  iyan. 

33.  ,Mahä-l  tuhuluV  ydleha 
iyan  dbbä  baldk. 

34.  ,Atü  yö  bäyta  fölö  adda 
sokfa,  icöhxd  dhga'  tdleha  iyan 
bald. 

35.  ,  Y'dlll  oktdttqa  hBmlk  fa- 
rfw  gibidi  tibila  ed  dleham:  tä 
*äri  tdttab  fards  gdlak  tamdta 
tä  *ün  yö'll  yangdya  töhul  übi- 
la'  tdleha  iyan. 


jAbbä,  anü  tiyak  mähbinlyö 
tä  qäl,  hinni  alegdnkä*  tul.ehd 
yan  bald  wi  dbbak. 

,7a  wäni  isäd  tdUga,  yi  ba-    5 
IdwOP  ak  yalehd  yan  dbbä  isi 
baldk. 

,F'  ind  dältd-geddä  köl  ku- 
raytd-yä  ubild*  talehd  yan;  ,dä- 
Idkö  satcöytd-geddä  kabkdb  köd  10 
tdy  ubild;  büskö  basäk  tarn  ani- 
yd  wäytdm  amdykö  alegd'  ta- 
Uhd  yan  bald, 

yDfdi-kö  mabulö  taysdm  ak 
ubildm  llyö^  talehd  yan,  15 

,Ay  tiibilaV  ak  yalehd  yan 
dbbä, 

,Atü  yö  bäytd  fölö  adddl  ta 
ubild,  amdykö  ta  dhga^  talehd 
yan,  20 

,Ydlh  yokiduqdmid  fards  sl- 
riya  alehdmy  fards  ar  irökö  ta- 
diyd-gMdä  ärJ  yöli  yamniqiniqd 
yd  ubila;  amd  ged  fards  striyä 
dlega^  talelid  yan.  25 


29.  Diese  erwiderte  ihm:  ,Die8e  Worte  habe  ich  von  Niemandem  ge- 
hört, ich  selbst  habe  sie  mir  ausgedacht/ 

30.  ,Wie  hast  du  dir  diose  Worte  ausgodadit?*  fragte  der  Vater. 

31.  Da  sprach  die  Tochter:  ,Al8  meine  Mutter  in  den  Welieu  war,  da 
sah  ich,  wie  sie  dir  zürnte.  Als  aber  die  Geburt  überwunden  war,  sah  ich 
dich  sie  betasten;  daraus  ersah  ich,  dass  es  nichts  süsseres  gebe,  als  die  Vulva.* 

32.  ,Und  dass  die  Ameise  das  schärfste  Auge  habe,  entdeckte  ich  ebenso,* 
sjigte  sie. 

33.  jWoran  sahst  du  das,  mein  Kind?*  fragte  der  Vater. 

34.  »Das  sah  ich  daran:  sie  befindet  sich  im  Brode,  das  du  mir  bringst,* 
erwiderte  sie.* 

35.  ,Und  dass  unter  allen  Geschöpfen  Gottes  das  Pferd  das  stärkste 
Wesen  ist,  ersah  ich  daraus:  wenn  es  am  Hause  vorbei  trabt,  so  erzittert 
das  Haus.* 


*  lieber  den  Sinn  dieser  Stelle  vgl.  das  Wörterbuch  s.  v.  bai  sehen. 


48 


Roinisck. 


30.  ,MiCd  tä  yö  wart^fsam  yi 
baldy^  ydhha  iyan  dhhä,  dold- 
tal  güha  iyan :  ,tä  yö  wavissam 
yi  bald*  ydleha  iyan, 
ö  37.  ,Kök  mdnnä  tarn  halAP 
ydleha  iyan  döldt. 

38.  ,Yi  bald  baluwd*  ydleha 
iyan  nüm. 

31).  /Fat  bdhä!*  ydhfia   iyan 
10  dölat 

40.  Tat  bäha)ii  iyan,  tat  tssi 
diqiba  iyan  döldt.  dbbä  rüdd  hü 
iyan.  tö  aukd  tö  tdleha  iyan. 


,,Ma'd  tä  yö  xoariisdm.,  yi  6a- 
Idictt!*  yalehd  yan  äbbä,  döldUd 
<jähd  yan :  ,tdy  yök  tarn  yi  bi4d 
kint'  ak  yalehd  yan. 

,Kokö  a*tlle  la  tamä  kü  baiäf' 
ak  yalelidn  yan  döldt, 

,¥{  bald  dingil  kinV  yafehd 
yan  heyötl. 

,  Ta  bdhantdf'  yalehdn  yan  dö- 
ldt. 

Ta  bähdn  i/aw,  teyä  isi  mar^e- 
Sttd  yan  döldt.  dbbä  redisä  ymi, 
ay  bald  täy  abtd  yan. 


30.  ,(rHnz  8ch<)n  ist  daSf  was  du  (^esa^rt  hast,  uiciu  Kind/  sagte  der 
Vater,  ging  zum  Fürston  und  sprach  zu  ihm:  , Meine  Tochter  ist'»,  die  mir 
das  gesagt  hat.' 

37.  ,\Vie  alt  ist  deine  Tochter?*  fragte  der  Fürst. 

38.  Der  Vatfr  erwiderte :  ,Im  heiratsfähigen  Alter.* 

39.  ,Bringt  sie  her!'  befahl  «ler  Fürst. 

40.  Man  brachte  sie  und  der  Fürst  heiratete  sie;  ihren  Vater  machte 
er  zum  Stanuneshäuptling.    So  h<it  also  jenes  Mädchen  gesprochen. 


15.  Der  Bräutigam  und  der  weise  Mann. 


1.  T,  t.  1,  i.  Dnmmä  näm  iifd 
'•'*  bdlä   diqibisa   iyan.   dbbä   bnldl 

rd*a  iyan,  balld  ijdfda  iyan. 

2.  Flllad  masbahdt  la  dama- 
*dtl  siuja  iyan,  gdlak  rd*an  iyan. 

3.  Alpknra  da  süga  iyan.  gdlak 
-0  raan  iyan. 


T.  t.  y.  Bossd  heyöH  iH  bdlä 
mar  im  yan.  dltbä  dikil  rä*d  yan, 
warddi  eil  yaddyn  yan. 

Fillad  moitbahdt  la  habubbi 
dkä  sngd  yan,  ak  tilabän  yan. 

Ddy  kömd  awei  sügd  yan ;  ak 
tilabdn  yan. 


1.  Was  sich  einst  ereignet  haben  soll.  Einst  verheiratete  ein  Mann 
seinen  Sohn.  Der  Vater  blieb  im  Dorfc,  nur  die  Freunde  des  BrKutigams 
zogen  mit  diesem  aus. 

2.  Ein  Pavian  mit  einem  Rosenkranz  begegnete  ihnen;  sie  sogen  weiter. 

3.  Zu  einem  Stein  kamen  sie,  der  bergauf  rollte;    sie  zogen   weiter. 


Die  'Afar-Spracbe.  I. 


49 


4.  Kammd  daar  öhak  sxtga 
iyan  tcei.  icö  nammä  dä*ar  yan- 
geld  iyan,  iiiki  wdrrlfuak  süga 
iyan.  gdlak  rd*an  iyan. 

5.  Nammä  masdngalek  haüta 
kufä  dkä  siikta  iyan.  gdlak  raan 
iyan. 

6.  Büld  yamdtan  iyan.  ussön 
bdhan  gagd  dandn   mala  iyan. 

7.  Ah  tdkak  sdrä:  ,raa  ä  dt- 
qlbik"  yäleha  iyan  nüin.  käy  hallÄ 
kä  tinebd  iyan. 

8.  'Aqil'li  yan  nüm:  /yö-la-k 
(if»e.^  ydleha  iyan.  yamdta  iyan. 

9.  jKb  yi  hall  mahd  gdytaV 
ydleha  iyan. 

10.  ,Büldk  daarimd'Wak  ßl- 
l<ui  masbalidte  la  damaati  na 
Süga'  ydleha  iyan,  ,gdlak  rd'na' 
iya  iyan.  « 

1 1 .  jAli  köra  da  yo  süga,  gdlak 
rn'na^  ydleha  iyan. 

12.  fNammd  dd^ar  iiiki  wdiii, 
fuak  na  süga;  gdlak  rana'  yd- 
leha  iyan. 


Lammd  gadi  wei  ak  öha  aü- 
gd  yan.  amd  lammd  gdde  yan- 
geld  yan ,  inki  arörd  fua  säk- 
fd  yan.  ak  tilahdn  yan. 

Lammd  mmangaU-kö  wüyta    5 
kdre,  dkä  säktd  yan.  ak  tilahdn 
yan. 

Dikil  yamatin  yan.  üssün  hä- 
hdn  sagdd  dandn  ed  mälifd  yan. 

Tay  takd-k  sdral:  ,fä  mare%i-  lO 
kö  ak  rd'ö'  yalehd  yan  heyötl. 
kä  hdllit  kä  yinehin  yan. 

"Aqil  kin  heyöti:  ,yöl  dmo!' 
ak  yalehd  yan.  yamatd  yan. 

,Kiii  yi  hdläy   ay  gdytaV  ak  ib 
yalehd  yan. 

,DiJc-kö  ogütd-ged  fülad  mas- 
hahdt  la  liahühhi  yö  sügd*  ak  ya- 
leJid  yan,  ,ak  tilahend^  yalehd 
yan.  20 

,Pä  kömdl  awei  nö  sügd,  ak 
i Habend^  ya  yan. 

jLamnid  gdde  inki  arOrdf aa 
nö  süktdj  ak  tilahend*  yaUhd  yan 
heyöfl.  25 


4.  Sie  kamen  zu  einem  Fluss,  der  aus  zwei  Bächen  sich  gebildet  hatte; 
diese  zwei  Bäche  vereinigten  sich  und  hier  soff  diese  eine  einzige  Schhmge 
aus;  sie  zogen  weiter. 

5.  Zu  einer  Hündin  kamen  sie,  die  aus  den  beiden  Weichen  heraus 
bellte;  sie  zogen  weiter. 

G.  Endlich  kamen  sie  in's  Dorf,  da  besprang  ein  Esel  ihre  Kuh,  die 
sie  mitgebracht  hatten. 

7.  Darnach  sprach  der  Jüngling:  ,Von  dieser  Heirat  trete  ich  zurück.' 
Seine  Schwäger  zürnten  ihm  darüber. 

8.  Ein  weiser  Mann  sprach  nun  zu  ihm:  ,Komm  her!'   Er  ging  zu  ilini. 

9.  Da  sprach  jener:  »Was  hast  du,  mein  8ohn?' 

10.  jDieser  erwiderte:  ,Al8  ich  von  der  Heimat  fortzog,  trafen  wir  einen 
Pavian  mit  einem  Rosenkranz;  wir  zogen  vorüber.* 

11.  ,Wir  kamen  zu  einem  Stein,  der  bergauf  fiel;  wir  zogen  vorüber.* 

12.  ,Wir  kamen  zu  einer  Schlange,  die  zwei  Bäche  austrank;  wir 
zogen  vorüber.* 

Sitsungsber.  d.  phil.-hist.  Cl.    CXI.  Bd.    I.  Uft.  4 


rn) 


Ke  i  n  ittoh. 


1  ii.  ,Nummd  maHnutjahk  hanta 
kittd  ijö  üäktH,  tjalak  ramV  tfd- 
loha  iffdu, 

14.  flUihna  satjtf  danän  mala* 
r»  iifff  ijian;  Jö  <jv.  icfik  (Iniihik  rn'fi 

tnV  ifdMu  it/an  \iqil'li  yan  uu- 
mak. 

15.  ,  Wo  üdtjH  (UiU  kö  lic-liffo' 
i/dh'ha  ii/an  'dti'd-ik  tum  nhm, 

0       1().  ,  \Vö  ddtjft  yö  ohoy!^  ydla- 
ha  iymi  diqihik  raa  nüm, 

17.  ,l)nmaati  flUttd  m<i»ha- 
hdt  hjkuk  t'ddfiMuiam  warisn  ir(V 
ydUha  iyan  *(f(/iUk  yan   imm. 

r»       18.  yVö  u'tn'is!*   ydlvJta    iyan 
hdiä, 

11).  ,Mftifh(didf  dummä  hjknk 
ylm-mnr'i  htwui,  aki-mari  fillad 
hdtca  kö  matdi'ta-m   hinay*  yd- 

0  laha  iyan, 

20.  ,pä  ah'  i'd  fdrak  sityam 
kö  icdriait  ml*  ydleha  iyan  'fiqi- 
lik  yan  nftm.  ,//<>  av/rw/'  ydle/ia 
iyan  ntiin. 


,Lammd  masangaUkö  icüyfa 
kdve  nö  sükfd,  ak  filabend'  ya^e- 
ha  yan. 

.ßtlhend  aaydd  danän  mäUfa* 
yalt'hd  yan;  ,amdy  yä/j-ged  mä- 
re d  hdhö  alehdm*  yalehd  yan'dqil 
kin  heyötök. 

yAmdy-hl  wdrl  and  kö  ahdy* 
ak  yahha  yan  *nqU  km  AeyöA. 

jTamd  icdrl  yO  ohäw."  ak  ya- 
Ivhd  yan  mar^d-kö  liäbd  lieyü^. 

,Tä  hahrd)h'i  fillad  fnasbalidt- 
h  kö  süydm  kö  icari^tV  ak  ya- 
lehd  yan  'dqil  kln  hey&fl, 

,  Tamd  icdrl  yö  ohdicl'  ak  ya- 
b'hd  yan, 

,ßo8sö  inashahdt  hini  yind'tnä-' 
rl  mashahdt  fiUad  haüna  kinl 
kuyä  daktd  md-kl'  ak  yalehd 
yan. 

Day  kömdl  awei  yina-yd  kö 
mirmt'  (de  yalehd.  yan  Wiqil  kln 
heyoti.   .//ö  icarii!'  ya  yan  hdlä. 


13.  ,Zu  eiiior  Hündin  kamen  wir,  dio  aus  ihren  beiden  Weichen  bellte; 
wir  zojjen  vorüber.* 

14.  J)ji  buHpran^  ein  Esel  unsere  Kuh,  die  wir  initj^ebracht  haben: 
nach  solelien  (ieschehnissen  trete  ich  von  der  Heirtit  zurück/  saj^to  der  Jüng- 
lin^r  zum  weisen  Manne. 

15.  Dieser  aber  sprach  zu  ihm:  ,llievon  will  ich  dir  die  Bedeutung 
angeben.* 

IG.  ,<)  gil>  mir  sie  an!*  erwiderte  der  «Jüngling,  der  nicht  heiraten 
wollte. 

17.  Und  der  Wei.so  sprach:  ,»So  will  ich  dir  reden  vom  Pavian  mit 
dem  K<>s»'nkranz.' 

18.  ,So  rede!*  sagte  der  Jüngling. 

r.K  Da  sprach  jent^r:  «Dass  solche  die  einst  keinen  Rosenkranz  hatten, 
solchen  nun  am   Halse  tragen,  das  geht  dich  nichts  an.* 

iy\.  ,Nun  will  ich  dir  vom  Stein  reden,  der  bergauf  rollt«,*  sagte  der 
Wei.se.    ,iSo  rede!'  sprach  der  .Jüngling. 


Die  'Afar-Sprache.  I. 


51 


21.  ,Dummä  naösä  ylnt-Tnärl 
naom  damüü  wä  s/tkü'  ydleha 
iyan, 

22.  jlnld  tcdm  nammä  dd'ar 
fü'a  id  sngam  kö  icarlsü-wä^  yd- 
leha iyan.  yyö  war is!^  ydleha  iyan 
nüm, 

23.  ,Sindfn  düyäc  lam  nö  ha- 
hä  ita  makdwon  tdwe'ü  wäyta 
säkü*  ydleha  iyan, 

24.  ,  Nammä  niasdngalek  hida 
kütä  ddgü  anu  kö  he-lvyö*  ydle- 
ha iyan, 

25.  ,Nammd  masdngalek  hüwa 
idda  tabüam  kö  hinay,  anü  ydbü 
wä  dbbak  ya  bali  yabdkü  wä  ad- 
kü'  ydleha  iyan  amä^  ^aqilAl  yan 
nüm. 

26.  fSagd  ddgü  kö  hdwa*  yd- 
leha iyan.  ,yö  ohöy  /'  ydhha  iyan 
bfilä. 

27.  fSagdd  dandn  mala  tübi- 
lam  dbbä  balt  agaböyfä  mälü  wä 
sdku'  ydleha  iyan;  ,kö  matdr- 
ta-m  md-la*  ydjeha  iyan,  ,1881 
diqih  abit!'  ydhha  iyan. 


,Bo8SÖ  garüdä  kl  yind-märt 
gainidä  damitonä* faldn-ged  ki- 
nV  ak  yalehd  yan. 

yinki  arörä  lammd  gdde  fuä 
kö  suktam  kö  warisö*  ak  yalahd    ö 
yan,  ,yö  icariS!^  ak  yalehd  yan 
heyötl, 

,Hey6  mal  bdhä  ta  nagd8fl  td- 
we'ö  td-ged  ktnV  yalehd  yan 
*dqil  kln  heyöti,  lo 

,Lammä  ma^angalekö  icüyta 
kdre  wärt  kö  ahdy^  ak  yalehd 
yan. 

,Lammd   maaangalekö    wüyta 
kdre  bali  yabnkd  gkldä  ia  dbbak :  \  5 
ytibb  eUJi,  anü  wanUö  ya  bali  ya- 
bdkö  la*  ak  yalehd  yan  *aqÜ-la 
heyöti. 

,Sagd  wdre  kö  ahan  liyö^  ak 
yalehd  yan,  ,yö  ohö!'  ak  yalehd  20 
yan  bdlä, 

,Sagdd  dandn  mala   tübilam 
dbbä  bali  nümdd  viälö  kinV  ak 
yalehd  yan;  ,köyä  daktdm  mä- 
kl^  yalehd  yan;  ,Ui  mare^ä  abvt!'  20 
ak  yalehd  yan. 


21.  Da  sprach  jener:  ,E8  kommt  der  Tag,  au  dem  diejenigen,  die  einst 
Sklaven  waren,  Sklaven  kaufen  werden/ 

22.  ,Nun  will  ich  dir  auch  von  der  Schlange  reden,  die  zwei  Bäche 
austrank,*  fuhr  er  fort.    ,So  rede  !*  sprach  der  Jüngling. 

23.  Jener  sprach:  ,Es  werden  einst  Herrscher  kommen,  die  da  sagen 
SU  den  Leuten:  bringt  uns  euer  Geld!' 

24.  ,Nun  will  ich  von  der  Hündin  sprechen,  die  aus  den  beiden  Weichen 
bellte.' 

25.  Und  er  sprach :  ,Es  wird  eine  Zeit  kommen,  da  der  Sohn  zum  Vater 
spricht:  schweig,  ich  werde  reden.* 

26.  fEndlich  will  ich  dir  die  Auslegung  hinsichtlich  der  Kuh  geben.* 
,Gib  mir  diese!*  entgegnete  der  Jüngling. 

27.  Da  sprach  der  Weise:  ,Es  wird  eine  Zeit  kommen,  da  der  Vator 
mit  dem  Weibe  seines  Sohnes  schläft.  Nun,  alles  das  geht  dich  nichts  an, 
heirate  also  nur!* 

4* 


52 


Rf^i  D  isch. 


28.  Wö  niim  v:ö  diqih  ahitd 
ifjan,  *fiqil-h  yan  nüm  amä  tfd- 
(fiha  ijjan. 


Amä  heijöii  mar'eüitd  yan,  'äqil 
kln  het/öti  amdhi  yalehd  yan. 


28.  Da  heiratet«  «ler  Jünf|rliiig>.     Solches  hat  der  weine  Mann  geredet. 


16.  Die  Geliebten. 


\.TA. l. i.  Dtnnmä nüm  maray- 

ö  tä  Ink  ydna  iyan.  maraytdk  dbhä 

rfVm  iyan.  vmrayti  yamdfa  iyan, 

188*  dl>hä  amol  \a?nk  8ftkta  iyan, 

marayii  hü<!i]i*  kidda  iyan, 

2.  ,I)err!  tihhii  akdk  rdha  yan 
0  aükä  mnliA  kiddaV  ydhha  iyan, 

3.  ,l88l  md-kasm-la-k  yöl  tat 
hähäy!*  tdlehi  iyan  maraytd, 

4.  Tat  mala  iyan  marayti.  Wo 
aukti  uhhäy  rahd  ydna  amol  wo 

6  äbta  iyan. 


T,  t.  y.  Bo88ö  heyöti  kahant&la 
ll  yind  yan,  kakantöla  äbbä  ak 
rahd  yan,  kahantöU  yamatd  yan, 
1881  dhhä  bükdl  tce'a  süktd  yan, 
kahantöU  dagnmi  lld  yan. 

,A88d'f  dhba  ak  rabd  baldd 
ay  ihlaP  ak  yalefiä  yan, 

,U88fik  ah  hdmmi  laki  yoydl 
kä  bdhä  !*  talehd  yan  kahantöUu 

Ed  mäUtd  yan  kahantölu  Ra- 
bd yand  Ud  dbbii  bnknl  amniAy 
abtd  yan  bald. 


1.  Krzählun^i^.  Ein  Mann  hatte  einst  eine  (joliobto.  Dieser  nun  starb 
der  Vater.  Da  kam  der  Geliebte  und  traf  sie  weinend  um  den  Vater.  Es 
war  aber  das  Glied  des  Geliebten  erigirt. 

*1.  Da  sprach  dieser  verweisend  zu  demselben:  ,8till,  was  bist  du  eri- 
girt, da  doch  der  Vater  des  Mädchens  gestorben  ist!' 

3.  Die  Geliebte  aber  sagte:  ,\Vas  versteht  dieses  Ding  davon?  g^b  es 
nur  mir!" 

4.  Der  Geliebte  schlief  nun  mit  ihr.  Das  that  das  Mädchen  neben 
ihrem  todten  Vater. 


17.  Arzenei   der  Vulva. 


1 .  T.  i.l.l,  Bits  lakimmi  iyan: 
,anü  lakiinisdh  dniK  awi  yö  bd- 
hä!^ ydleha  iyan  biis. 


T,  t,  y.  Buh  lahOtd  yan.  ,anu 
lahofak  andk  awi  yö  bcüiä!*  ya- 
lehd yan  bu8. 


1.  Die  weibliche  Scham   fühlte  sich   krank.     Da  sprach  sie:  ,Da  ich 
krank  bin,  so  bringt  mir  stärkende  Kost!* 


Die  'Af^r-Spracbe  t. 


53 


2.  yAici  baskd  kö  bhhanü  wdy- 
mV   ydlehan    iyan,    ,haskü    viä- 

fiila^  yärleha  iyan  btis, 

3.  ,Hän  kö  bhhanu  wdynä^  yd- 
lehan iyan,  ,hän  mä-fdla*  y^W 
ha  iyan  Ims, 

4.  ySökdr  kö  bäJianü  wdyna^ 
ydlehan  iyan.  ,8ökdr  md-fdla* 
ydleha  iyan  btts. 

5.  ,Subdh  kö  bähanü  wdyna^ 
ydlehan  iyan,  ySiibdh  md-fdla' 
ydJeha  iyan  btis. 

6.  ,Tam{rä  kö  bhhanü  wdyna' 
ydlehan  iyan,  ytamira  md-fdla^ 
ydleha  iyan  bus. 

.  7.  ,Halawd  kö  bhhanü  wdyna^ 
ydieJian  iyan.  yhalawd  nid-fdla' 
ydleha  iyan  bus. 

8.  ,Bü4d&  kö  bhhanü  xodyna* 
ydlehan  iyan,  J'dlak  mä-sägxmyö 
immdy  yö  bdliä,  yi  ddylä  kinüc* 
ydUha  iyan  biis. 


,AuÄ  haskd  kö  bahanö^  ak  ya- ' 
lehdn  yan.   ^ha^kd  md-fdla*  ya- 
lehd  yan  bus. 

,Hän  kö  bähanö^  ak  yalehdn 
yan.  ,hän  md-fdlu^  yalehd  yan    5 
bv^. 

fOökkdr  kö  bdhanö*  ak  yalehdn 
yan,  ,$ökkdr  mä-fdla^  yalelm  yan 
bus, 

,Zubdh  kö  bdhanö*  ak  yalehdn  lO 
yem.  ,zubdl}  md-fdla'  yalehd  yan 
bus. 

,Tamirä  kö  bohanö*  ak  yale- 
lidn  yan.  ,tamirä  mä-fdla'  ya- 
lehd yan  bus.  15 

,Halawdt  kö  bdhanö'  ak  ya- 
lehdn yan.  yhalawdt  md-fdla^  ya- 
lehd yan  bus, 

,Dagümä  kö  bdhanö^  ak  ya- 
lehdn yan,  -fdla  mä^süginiyö  dy-  20 
kl,  kddö  yö  bdhä,  yi  diwd  ki- 
mk*  yalehd  yan  bus. 


2.  Da  sagte  man :  ,Wir  wollen  dir  zur  «Stärkung  liouig  bringen.*  ,Nein, 
Honig  will  ich  nicht/  erwiderte  sie. 

3.  ,So  wollen  wir  dir  Milch  bringen,*  sagte  man  zu  ihr.  ,Nein,  Milch 
will  ich  nicht,*  erwiderte  sie. 

4.  ,So  wollen  wir  dir  Zucker  bringen,*  sagte  man  zu  ihr.  ,Nein,  Zucker 
will  ich  nicht,*  erwiderte  sie. 

5.  ,Butter  wollen  wir  dir  bringen,*  sagte  man  zu  ihr.  ,Butter  will  ich 
nicht,*  erwiderte  sie. 

6.  ,Datteln  wollen  wir  dir  bringen,*  sagte  mau  zu  ihr.  ,Datteln  will 
ich  nicht*,  erwiderte  sie. 

7.  ,Leckerwerk  wollen  wir  dir  bringen,*  sagte  man  zu  ihr.  ,Lecker- 
werk  will  ich  nicht,*  erwiderte  sie. 

8.  Das  männliche  Glied  wollen  wir  dir  bringen,*  sagte  man  zu  ihr. 
Da  sprach  sie:  ,Da  ich  nach  nichts  Verlangen  hatte,  dieses  da  bringt  mir, 
da  68  meine  Arzenei  ist!* 


M 


Kölnisch. 


18.  lieber  den  Coitiis. 


1.  Ahafföytä  tdleha  In  iyan. 
lahahdl  tavidfa  iyan.  lahalidk: 
finki  äiiqnrd  alhü-tcak ,  yö  6h- 
häy!*   tdleha  iyan.    ,kök  ndbba^ 

5  ydhhan  iyan. 

2.  fAgahi  labahdytü-U  dini  ni- 
no  iyam  ahhd-dnik;  labahd:  yök 
köllf  agähü'li  ^iwi  ninö  itam. 
ahbd-dnik:  mascdahdt  lam  sinl, 

10  nöV  tdleha  iyan. 

3.  ,Agdbü  ka  labahdk  Hddä 
gdyäy,  yöl  dmäy!^  Uileha  iyan. 

4.  Labahd:  ,ma8alahdt  lenö^  td- 
leha iyan.  ,Iubahd  hinüy^  agabi 

15  masalahdt  lam  nö*  ydlehan  iyan 
agabi. 

5.  jNahdrak  bdgud  hciytani, 
sanäwd  takani,  gdrak  4<^ltani, 
lakmissani,  dämssani:  masala- 

20  hat  nr/  tdleha  iyan  Mahd. 

().  fLahahd^  q(J}äl-la  hadöytd 
yahatanik,  tdmük  mdgide  blkuk 
raetaV  ydlelian  iyan  agabi. 


Nümd  tind  yan.  lahahS  tama- 
td  yan.  labahdk:  jiiüd  qäl  aWtö 
liyök,  yö  öbbä!^  talehä  yan  nii- 
mä.  ykök  nabbd'  labahd  ak  ya- 
lehdn  yan. 

,Säyö  lahahd-ll  4^nnd-dö  yä- 
na-yd  abbdk;  laibcthä:  yök  köli! 
säyö'li  4^nnd'dö  yäna-yd  abbdk: 
masalahdt  lam  sinä,  nGyäV  ta- 
lehd  yan, 

fSäyö  ka  labahdk  siddä  gay- 
tani  yöl  amäwaf  talehd  yan. 

Labahd:  ,ma8alahdt  lam  nöyä* 
yalehdn  yan.  ,lahahä  mä-kly  ma- 
saiaJidt  lam  nöyä'  yaiehdn  yan 
8äyö. 

yAxoalrlä  gdrbad  hdytan,  sonö 
taklni,  sarrdkö  daltand,  lahoi- 
fandy  dä\d§§and:  mnsalahdJt  lam 
nöyä*  yalehdn  yan  labahd. 

fLabahn,  kvlus  hadö  yahatin- 
ged,  ä  ta'dmö  ^nal  ä  il4ä  rd'e- 
taV  yahJidn  yan  säyö. 


1.  Es  war  eino  Fran.  Diese  kam  einst  za  Männern  und  sprach  zu 
ihnen:  ,Ich  will  euch  ein  Wort  sagen,  höret  mich  anl*  ,Wir  hören  auf  dich/ 
erwiderten  sie  ihr. 

2.  Da  sprach  sie:  Jch  hOrte  Frauen  reden,  welche  da  ssigien:  wir 
mochten  mit  Männern  schlafen,  dann  wieder  Männer,  die  da  sagten :  könnten 
wir  doch  mit  Frauen  schlafen!  wer  hat  nun  davon  den  eigentlichen  Qenuss, 
ihr  oder  wir?* 

3.  Sie  sprach  dann  weiter:  ,Frauen  und  Männer,  kommt  alle  ins- 
gesammt  zu  mir!* 

4.  Nun  sagten  die  Männer:  ,Den  grösseren  Genuss  haben  wir  davon.* 
Die  Frauen  aber  sagten:  ,Nein,  nicht  die  Männer,  sondern  wir.* 

5.  Die  Männer  aber  sprachen:  ,Zuerst  bekommt  ihr^s  in  den  Leib,  ihr 
werdet  dann  schwanger,  gebäret  dann,  ihr  habt  Schmerzen,  ihr  säuget  dann; 
den  GenusH  haben  doch  nur  wir.* 

G.  Dio  Frnuen  aber  sagten :  ,Männor,  wenn  man  ein  fettes  Stück  Fleisch 
kaut,  wie  lango  bb*ibt  davon  der  (iescliuiaekV* 


Die  'Afar-Sprache.  1. 


55 


7.  ,Tidd^  waynäk  kon  nodu- 
rdk,  na  balis!^  ydlehan  it/an  agd- 
hü  ka  labahd. 

8.  Abagöyta  kam  balissa  iyan : 
J^erd  baskdd  häü  wak,  amäferä 
nfrad  hayu  tcak,  tämi  ärrabdl 
m'rt,  ferS  gdlaV  tdleha  iyan 
abagöyta  labahäk, 

9.  ,Tämi  aiirabdl  rdW  tähha 
iyan  labahd. 

10.  ,Wö-'nna-ld'k  masalahdt 
la  na*  tdleha  iyan  agaböytd. 


fSiddä  waynd  köl  gähandk,  nä 
hadil!*  ak  yalehdn  yan  säyo  ka 
labahd, 

Nümd  tan  hadiltd  yan :,  ferd 
baskdd   häyniyä,    anrdbal  hdn-  5 
ged,  ta'ami  anrdbal  rd^a,  ferd-ll 
ydwe'aP  talehd  yan  nümd  laba^ 
luik. 

,Ta*ami  anrdbal  rd'a*  y^l^- 
hin  yan  labahd.  10 

fAmdydö  masalahdt  lam  nö- 
yä''  talehd  yan  nümd. 


7.  Frauen  und  Männer  wendeten  sich  nun  insgosammt  an  jene  Frau 
und  sprachen:  ,Da  wir  uns  nicht  einigen  kOnnen,  so  kommen  wir  wieder  zw 
dir,  entscheide  du  uns!^ 

8.  Da  entschied  jene  Frau  und  sprach  zu  den  Männern:  ,\Venn  man 
den  Finger  in  Honig  steckt  und  dann  von  da  in  den  Mund,  bleibt  dann  der 
süsse  Geschmack  auf  der  Zunge  oder  geht  er  mit. dem  Finger  weg?* 

9.  Da  erwiderten  die  Männer:  ,Der  süsse  Geschmack  bleibt  an  der 
Zange.' 

10.  Da  sprach  die  Frau:  ,Wenn  dem  so  ist,  so  ist  der  Genuss  bei  uns.* 


19.  Höre  nicht  auf  das  Gerede  der  Leute! 


1.  r.  t,  l,  i.  Niimü  abagöytd 
dbita  iyan,  ,amä  abagöytd  habü 
\cä*  ydleha  iyan  dbbak. 

2.  ,  Yi  bdlaü,  abagöytd  md-hd- 
bin*  ydleha  iyan  dbbä  ist  bdlak, 

3.  Bali:  ,y*  cihbaü,  ta-t  häbd 
ikä  td'tlt  md-dgita*  ydleha  iyan. 


T,  t.  y.  Heyöti  nümd  betd  yan, 
amd  nümd  hdbö  liyö*  ak  yalehd 
yan  is'  dbbak,  lö 

,Y{  bdlau,  nünid  md-häbin!*  ak 
yalehd  yan  dbbä  isi  bdlak. 

,Abbä,  ta  häbdk  sdral  ed  md- 
gaha*  yalehd  yan  bau. 


1.  Ein  Mann  hatte  eine  Frau  genommen.  Darnach  sprach  er  einst  zu 
seinem  Vater:  ,Ich  will  diese  Frau  Verstössen,' 

2.  Der  Vater  aber  redete  seinem  Sohne  zu:  ,Mein  Sohn,  Verstösse  sie 
nicht!* 

3.  Der  Sohn  erwiderte:  ,Vater   da   ich   einmal    gesagt   habe,   icli   Ver- 
stösse sie,  so  gehe  ich  nicht  mehr  zu  ihr.* 


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>ro  trak  fnrnn^tk  nli^fä  *}ha  ofan^ 
hftij  t^/IHa  ffnha  njan,  niuam  tjdrad 
ir,  h/imJc  fyti/f/t  tywt. 


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timti-tjtifi  fai'äjitkt'»  'jöh  y«ii  li&fc 
^>#i/i  fik  tjähti  ^fUi,  hn^o  miral  ^ 
link  fjndin  yan. 


,/->!    /t*f*f,pmmt*  kW*    Vfin  ai»*»r  -MijrM  mir.   wai«  «»irh  in  betreff  ihrer 

.*».    Ivf  .^'»hn  »JK^r  ^nu^Xf.:  ,Ni«'tit«  iii^hr  v.^ii  liem,   weil  ich 


äe  eben  vcf 


»♦/,*•/• 


^*    Villi    *\trtt*'h    H«r  VHt<*r:   .Urinjf  uns  ein  Pferd  und  äattie  e«!*"    M» 

V  Ivtr  VhI't  b"«ti«(f  'lan  Pff*nl,  #»r  und  der  .Sihn  gingen  mit  einander 
^'/fMtw.   ihr«»  f'»<*jfJ'Mt^r  f'djft**«  ihnen  rflckwärtn  nach. 

'<  h»  rW-hf^tTi  /li'"<''  >*i''  mir  Kedr>n  an«  und  sprachen:  ,Was  ISsat  der 
y^tt^f  /Ih«<  Pf«'rd  fipr'hf  'l«Mri  Mohne  und  hh-ibt  nicht  lieber  zn  Hause?  Ja  in 
K'-»ty*ifi//'l"/«'iih'-iNMi  jf^'mnt  «r  ihm  nicht«,  da  g-eht   er  nicht  mit  ihm.' 

'.9  hn  *<|»rrt''h  '1<?r  Vafer  /um  Hohn:  .Mein  J^ohn,  hurst  du.  wie  sie  onf 
rtii"ri''!it*-ri  ^ 

H)  l'-h  )t''>r"  '••«,'  ««yt".  der  Hohn.  f)a  .*<tiP2-  d«*r  Vater  vom  Pferde  und 
dftr  Hohn  H«-!/.t"    'i'-li   ;iiif'  <\:t*"**'\\f*'     \>\*'   I>^iUf»  zojren  hinter  ihnen. 


Die  'Afar-Spniche.  I. 


57 


11.  Sindm  kan  hhmiid  iyan: 
,dbhä  ihä  gdlaj  halt  fardsa  gdla, 
aJbelu-icaynöy'  yalefiani  iyan. 

12.  ,Fi  bdlaii,  nö  hamitdmm 
tdhbaP  ydleha  iyan  dbhä, 

13.  ^Abbd'h  dni*  ydleha  iyan 
hali^  fardsak  öba  iyan.  fards  ibä 
heni  iyan.  sinäm  gdrak  kdnik 
gdl4a  iyan. 

14.  Simim  kan  hämitd  iyan: 
Jardsad  iss'i  mci-köray,  bdlü  mä- 
körisay,  ibä  bdya-m  mä-lda  ka- 
kdna  fardsaV  ydlehan  iyan. 

15.  ,Yi  bnlaü,  inki  fä  sdkü 
sidöhä  wak  nö  yoysomdnlm  tob- 
hat*  ydleha  iyan  dbbä. 

16.  fFardsad  innl  gähd-icäk 
kö  yöt  ydysoman,  köfardsad  he- 
\caky  inni  ibä  gaM-icak:  balifa- 
fardsfdra,  dbbä  ibä  gdla  abeld- 

iCf'tynöy  lyani  yö  köt  ydysoman. 
inki  sdkü  sidöhd  wak  tö  nak 
dban^  ydleha  iyan  dbbä. 


Hey 6  tan  hammifdn  yan :  ,dbbä 
ibä  yadiyd  bali-la  fardsak  ya- 
diyd,  tä  egidam  nbeld-icäynö^  ya- 
lehdn  yan. 

,Yi   bdlaü,    na    hammitdnam    6 
tdbbaV  yalehd  yan  dbbä. 

,Abbik  and*  yalehd  yan  baÜ, 
fardskö  öbd  yan.  fards  ibä  bayn 
yan,  heyö  sardkö  tdnak  yaddyn 
yan.  10 

Heyö  tan  hamviitdn  yan:  , fa- 
rdsak ö  isB  ak  mä-güha,  ö  isi  bdlä 
aJc  mü-hä  fards,  ibä  äy  tadiya? 
d  ildö  ta  kahdna  fards !^  y^l^- 
hdn  yan.  15 

,Fi  bdlaii,  inki  tä  leU*i  adohd 
geddä  nl  yin^ebinlm  tdbbaV  ak 
yalehd  yan  dbbä. 

fFardsak  hinni  gähd-ged,  köyä 
yöyad  yMebin,  köyä  fards  ohoy-  20 
gedj  ani'i  hinni  ibä  addy-ged: 
bali  fardsak  köra,  dbbä  ibä  ya- 
diyd, abeld-wdynök  nök  yahhdn, 
yöyä  ko-ll  yin^ebin,  inki  tele  adö- 
hd  ged  töy  nök  abdn'  yalehd  yan  25 
dbbä. 


11.  Da  richteten  diese  sie  aus  und  sagten:  ,Der  Vater  geht  zu  Fuss, 
der  Sohn  aber  reitet;  so  etwas  möchten  wir  nicht  wieder  sehen.* 

12.  Nun  sprach  der  Vater:  ,Mein  Sohn,  hörst  du  wie  sie  über  uns  reden?* 

13.  Jch  höre  es,*  sagte  er  und  stieg  vom  Pferde.  Die  Leute  zogen 
hinter  ihnen  daher. 

14.  Da  richteten  diese  sie  aus  und  sprachen:  ,Er  selbst  reitet  niclit 
und  lässt  auch  den  Sohn  nicht  reiten*,  wie  muss  er  wohl  in  das  Pferd  ver- 
liebt sein!* 

15.  Nun  sagte  der  Vater  zum  Sohn:  ,Mein  Sohn,  liast  du  nun  gehört, 
wi«  sie  an  diesem  einen  Tag  uns  schon   dreimal   schlecht  gemacht  haben?* 

16.  ,Als  ich  das  Pferd  bestieg,  da   schimpften   sie   über   mich   deinet- 

halben;  als  ich  dich  auf  das  Pferd  setzte,  und  ich  selbst  zu  Fuss  ging,  da 

»Igten  sie:  der  Sohn  reitet  und  der  Vater  geht  zu  Fuss:  so  was  sollte  man 

doch  nicht  erleben  und  machten  dich  und  mich  schlecht.  An  einem  einzigen 

Tag  haben  sie  uns  das  dreimal  angethan.* 

4»» 


58 


Rciniscb. 


17.  ,Atü  tanu'iy  yäh  tohbd  ta- 
nik  ahagöytu  md-hähin!^  ydleha 
iyan. 

18.  ,7a  dtihan  sindm  fatenä 
5  mdngök  fafenäd  mä-lidhin!  inni 

töhul  kö  fdysa^  ydleha  iyan  dhhä, 
issi  bdluk  wo  ydlelia  iyan. 


,Atü  tä  tcani  tobhd  tanititkj 
kddö  nümd  mä-höbin!^  ak  ya{e- 
lid  yan  dbbcL 

^Ta  zabänä  heyö  mungö  ßtiti 
löniky  fitendd  mA-sayn!  cmk  ia- 
mäy  kü  fdyia'  ak  yafehd  yan   . 


dbbä  iH  bdlak. 

17.  ,I)a  du  nun  diese  Reden  gehört  hast,  so  Verstösse  dein  Weib  nidit!* 

18.  «Heut  zu  Tage  stiften  die  Menschen  viel  Zwietracht,  laite  dieb 
nicht  ein  in  diese;  das  lege  ich  dir  hiemit  ans  Herz.'  Also  sprach  der  Vater 
zu  seinem  »Sohne. 

20.  Ein  Mann  heiratet  seine  Stiefmutter. 
1.  T.t.l.l.  Niimü  ink'i  lab  bdlü  T,  t,  y.   Heyöti  inki  loh  fcijö 


ll  yind  yan.  amA  bali  inA  mb- 
td  find  yan.  dbbä  sarrd-kö  maft 
Htd  yan.  amä  nümd  ^Eä/a  way- 
td  yan,  amd  heyöti  rahd  yan  tfl 
bd'di. 

Abbä  rabd-ged  bdfak:  fi^^ 
yOl  häf  ak  taleha  yan* 

,  Y*  dbbä  nümd  takä-dö  d^^ 
nh  iSd  köl  haüV  yaiehd  yan. 

,Kö  'bbä  nümd  aka-do  ä  med^ 
Utöf  dgede  yöl  abit!*.  ak  teieh^ 
yan. 

Hetjö  na  hammüa^  9arand  nö^ 
md'häbdnä,  dgede  köl  fiia-hä^  al^ 
yaiehd  yan. 

1.  Ein  Mann  hatte  als  einziges  Kind  einen  Knaben.  Die  Matter  die- 
ses Knaben  starb  nun  und  der  Vater  heiratete  wiederum.  Diese  Fran  aber 
blieb  kinderlos.  Dann  starb  auch  ihr  Mann. 

2.  Da  M]>rach  ^ie  einst  zu  jenem  Sohn  nach  seines  Vaters  Tode:  ,Hei- 
rate  mich!* 

3.  Er  aber  erwiderte:  ,Da  du  meines  Vaters  Gattin  warst,  wie  sollte 
ich  dich  denn  heiraten!* 

4.  Sic  aber  sprach :  ^Obschon  ich  deines  Vaters  Gattin  war,  kannst  du 
mich  doch  heiraten.* 

5.  Er  orwidort«* :  ,0  dio  Louto  würden  über  uns  reden  und  an  uns 
keiniMi  jruten  Faden  lassen;   ich  heirate  dich  dalier  nicht' 


lukuk  ydna  iyan.  ö  bali  tnd  i'ab- 
10  td  tdna  iyan.  dbbä  gari  dlqib 
dba  iyan.  wo  agaböytd  md-dä- 
lina  iyan.  wo  nüm  rdba  iyan 
tat  bd^eli. 

2.  Abbä  rabd-wak  bdlak: , gen- 
15  na'ö  yöl  hdysit!^  tdleha  iyan. 

3.  ,Y'  dbbä  agaböytd  klnitö 
wak  gennaö  nidnnä  köl  lidyü!' 
ydleha  iyan. 

4.  ,Kö  dfjbä  agaböytd  klniyö- 
20  w?7   genna'ö   yöl  hdysit!*  tdjelia 

iyan. 

5.  Sindm  na  hammitd  la,  sarö 
na-l  md-häbaniy  genna'ö  köl  md- 
hä'  ydleha  iyan. 


Die  *Afar-Sp»che.  I. 


59 


6.  ,  Wo  hdmmik  dbtam  anü  kö 
tcarisd-liyö^  fdleha  iyan  dhhä 
agaböytd:  ,galabö  dkü  kalahayta 
tan  sagä  asgudd-waytä  tan  sa- 
gdy  ibä  gdl(}a  adaga  arkia!*  td- 
\eha  iyan, 

7.  Galabo  dkak  kald  yan  sagä 
adagd  ibä  gdlda  adagd  drkisa 
iyan  adagim, 

8.  ,Galabö  sini  sagä  fä  hagg 
dümmä  mdbali-linö*  adagdl  süga- 
mdrl  ydlehan  iyan;  ,ä  sagä  ma- 
hd  bdyja  galabö  sini  sagäP  yd- 
lehan iyan. 

9.  ,Sagä  adagim  bäha'  ydle- 
ha  iyan.  galabö  sini  sagä  addgä 
hinani  iyan,  sagd  addgä  wdyta, 
issi  büld  tudurd  iyan. 

1 0.  Abbä  agaböytd  büläl  sük- 
ta:  ,sagä  ada^ä  wdytaP  tdleha 
iyan ;  ,sagdk  adagdl  mahd  kök 
iyanV  akdk  tdleha  iyan  nfimük. 

11.  fGalabö  sini  sagä  tanidta 
iyani  yöl  sinäm  taketd'  iya  iyan; 
,inni  sagd  adagd  dkä  wdyü  wak 


,Amd  hammik  abtdm  anü  kö 
warihV  ak  talehd  yan  abbd-n 
nümä:  ,wdlahö  ak  kaltd  sagd 
arhodd-nehetö  sagd  ibä  tadiyd- 
yä  adagd  arkis!*  ak  talehd  yan  5 
nümä. 

WcUahö  ak  kald  sagd  ibä  ta- 
diyd-yä  ya*adägö  adagd  arkiäd 
yan. 

fWdlahö  hin  sagä  tdyk  hossöl  10 
mäbalinö^  yaleJidn  yan  adagdl  sü- 
gdn  heyö;   ,sagd  ah  is$ö  bd/ta 
walahö   hin  sagäP   ak  yalehdn 
yan. 

ySagä   a^addgö   bäha'  yalehd  lö 
yan.  walahö  hin  sagd  a*ddag  hi- 
nan yan.  sagä  a'ddag  toaytd  diki 
gäytd  yan. 

Abbd-n  nümä  dikil  süktd:  ^sa- 
gd cüddag  dkä  wdytaV  ak  tale-  20 
hd  yan;  sagdk  adagdt  ay  kök- 
aniP  ak  talehd  yan  heyötök. 

,  Walahö  hin  sagä  famatd  ya- 
ni  heyö  yöl  yaketin^  ak  yaUhd 
yan;  ,hinni  sagä  adagd  dkä  wayk  25 


6.  Sie  aber  sprach:  ,Wa8  dieses  Gerede  bedeutet,  will  ich  dir  sagen; 
ziehe  da  einer  Kuh,  ohne  sie  zu  tödten,  die  Haut  ab  und  treibe  dann  die 
Kuh  zu  Markt!' 

7.  Er  zog  also  einer  Kuh  die  Haut  ab  und  trieb  sie  dann  zu  Markt, 
um  sie  zu  verkaufen. 

8.  Die  Leute  auf  dem  Markte  sprachen  nun:  ,Eine  Kuh  ohne  Haut! 
so  was  hat  man  doch  noch  nicht  gesehen;  wozu  brachtest  du  denn  diese  Kuh 
her  ohne  Haut?* 

9.  ,Um  sie  zu  verkaufen,*  sagte  er.  Eine  Kuh  ohne  Haut  wollte  aber 
Niemand  kaufen  und  da  also  kein  Handel  für  sie  da  war,  so  k<am  die  Kuh 
wieder  heim. 

10.  Die  Stiefmutter  wartete  seiner  daheim  und  sprach  dann  zum  Sohn  : 
jHast  du  fiir  die  Kuh  keinen  Handel  gefunden?  Was  sagten  also  die  Leute 
auf  dem  Markt  zu  dir?* 

11.  Er  erwiderte:  ,Sie  sagten:  eine  Kuh  ohne  Haut  ist  da  und  liefen 


m 


KeiDiteh. 


und  HfKjä-li  dvba*  ydleha   iyan 
dhbä  lujahoytak. 

12.  S(Ujä  büldl  dinisani  iyan. 
ijari  Hiikä  dhhä  mjahöyta:  ySayd 

5  (ulayd  hdyä!'  \ikä  tdleha  iyan, 

lli.   Buy  iyan,  adngd  ärkisd 

iyan.  limot  saydk  ydhtam  md-la 

iyaVf  tat  tübilam  md-la  iyan.  amd 

satjd  hüld  dvbisa  iyan, 

10  14.  Abbä  ayaböytd  büldl  siik- 
ta:  fkdfä  inahd  kök  iyaiiP  tdle- 
ha iyan. 

15.  /latit  ydbtam  md-la,  tut 
tul/ulam  md-la,  wadh^l  tat  gdhi- 

15  sa^  ydleha  iyan  abbdt  agaböytak. 

16.  ,Fir-ti  sdkä  tä  mdnnä  ham- 
mid  nak  nsd-lön,  gari  sdkü  ha- 
walani  utsini  häbd-ldn ;  genna^ö 
yOl    haysit!^  tdleha   iyan   bä'eli 

20  bdl.ak.  genna*6  tö  wak  tdtil  hay 
iyan. 


sdrral  hinni  sagd-ll  orobö  a^eha' 
ük  yalßhd  yan  abbdn  nürnak. 

Saga  dikil  (llniSdn  yan.  aar- 
rd-m  mah  abbd-n  nümd:  ,8agd 
adagd  bay!^  ak  talehd  yan. 

Bay  yan,  adagdl  arkiSd  yan. 
adagd  mgdt  tat  icaniSdm  niä-ld 
yan,  tu  tubildm  mä-ld  yan.  amd 
sagd  dikil  orbiSd  yan. 

Abbdn  nümd  süktd-yä:  ,käf(JL 
ay  kök-dniP  ak  talshd  yan. 

,Tad  waniSdm  mä-ld,  ta  tubi' 
Idm  mä-ld,  sdrral  ta  adebbd'  ak 
yalehd  yan  abbdn  nümak. 

,Awwdl  mah  täy  bdlll  hammid 
nök  asdn,  sarrd  mah  hawalani 
sine  habdn;  kddö  dgeds  yöl  Jiay- 
sit!*  ak  taUhd  yan  bä'eli  bdlak. 
Amd  ged  dgede  el  häy  yan. 


bei    mir  zusaiiimoii.  Da  ich  abor  für  dio  Kuh  ketnou  Haiulol  fiudoii  konnte, 
trieb  ich  nio  wiu<lor  hoiiii/ 

1*2.  ISio  lioHsoii  dio  Kuh  dalioim  über  Nacht.  Den  folguuden  Tag  sprach 
dio  Stiofuuittor  zum  Sohn:  ^Bring  diu  Kuh  wieder  zu  Markt!* 

13.  Er  trieb  sie  also  daliin,  Niemand  aber  fragte  auch  nur  um  den 
Proi»  der  Kuh  oder  Hah  sie  überhaupt  an.  tio  trieb  er  denn  die  Kuh  wieder 
lieim. 

11.  Daheim  fragte  ihn  die  Stiefmutter:  ,Nun  was  »agtcn  dio  Leute 
honte  zu  dirV* 

15.  F4r  antwortete:  .Niemand  redete  von  der  Kuli,  nocli  sah  man  sie 
an;  ich  trieb  sie  also  wieder  heim.' 

IG.  Da  Hprach  die  Stiefmutter:  ,Am  ersten  Tage  werden  »ie  in  solcher 
Weise  auch  über  uns  hmIöu;  den  foljrondon  Tag  sind  sie  dessen  schon  übor- 
drü.Msig  und  hOren  dann  davon  selbst  auf:  dosshalb  lieirate  mich  nur!*  Da 
hriratt^te  er  seine  Stiefmutter. 


Die  'Afar-Sprache.  I. 


61 


21.  Wie  der  Bastard  Häuptling  wurde. 


l.T,  1. 1. 1.  Nüm  (jläylökfardy 
^ala  iyan.  wo  nüm  rdba  iyan, 
käy  abagöytd  fäded  iyan,  4^td 
bald  baita  iyan. 

2.  Wo  nüm  (89l  rßddntük  ylna 
iyan,  käy  i^ylöy  fardy  tdha,  kä 
ak  sdrrä  käy  abagöytd  el  taded 
bdlä  könöü'h  dnlm  gafani  iyan 
ridd. 

3.  Döldt  fdnä  r^d  galani 
iyan,  döldt:  ,redd  sin  ahe-Uyök, 
tcö  'drld  gdhä!'  ydleha  iyan. 

4.  Wo  *drld  Icönd  ardt  dkä  he- 
ni  iyan,  wo  ardtäl  ttjkdnä  idiyd 
wöyni  iyan. 

5.  Wo  ind  4äylöy  fardy  tdka: 
,nanü  gdndü  wdynak,  redd  atü 
nö-hö  bäh!'  ydlehan  iyan  ind  61 
tade'd  bdlak. 

6.  Wo  fardy  gdla  iyan.  wo 
bali  rd'a  iyan.  wo  bdläl  redd 
heni  iyan.  wo  ba^i  redd  brbisd 
iyan,. 


T.  t,  y.  Heyöti  4^yl6-kö  afär 
4äld  yan.  amd  heyöti  rabd  yan. 
kä  nFund  zonäwd  takd  yan,  däl- 
td  bdlä  dälid  yan. 

Amd  heyöti  rBddntö  kl  yind    5 
yan.   kä  däylö  afdr  yakinlyä, 
kä  ak  sdn'al  kä  nümd  eZ  zonä- 
witd  bdlä  üssük  kön  ed  yam  redd 
yaddyn  yan. 

Döldt  fdnä  rBdd  yaddyn  yan.  10 
döldt:  ,redd  sinä  ahdy-liyok,  tö 
dred  gdhä."  tdnak  yalehd  yan. 

Amd  dred  könd  ardt  tdnä  hayn 
yan,  amd  arötul  tukdnä  dafenä 
wdyn  yan.  lo 

Ay  ind  däylö  afdr  ya/änlyd: 
,nanü  naddwö  linökj  redd  atü 
nö  bäh!'  ak  yalehdn  yan  ind  el 
zonäwitd  bdlak. 

Amd  afdr  yaddyn  yan.  amd  20 
bali  rä^d  yan.   amd  bdlai  redd 
hayn  yan,  amd  bali  redd-li  orobd  • 
yan. 


1.  Eiu  Mauu  zou^e  vier  SOhne;  der  Mauu  starb  dann.  Seine  Gattin 
ward  darnach  schwanger  und  gebar  einen  Sohn. 

2.  Jener  Mann  aber  war  Häuptling  gewesen.  Da  gingen  einst  seine 
vier  Söhne  und  als  fünfter  jener,  welchen  die  Mutter  nach  dessen  Tode  em- 
pfangen hatte,  hin  um  die  Häuptlingswürde. 

3.  Sie  gingen  also  zum  Fürsten ,  und  dieser  sprach  zu  ihnen :  ,Icli 
will  euch  die  Häuptlingswürde  geben,  kehrt  nur  ein  in  jenes  Haus!* 

4.  Dort  in  jenem  Hause  stellte  man  ihnen  fünf  Angareb  auf,  sie  fan- 
den aber  darauf  der  Wanzen  wegen  keine  Ruhe. 

5.  Die  vier  Brüder  sprachen  nun  zum  Bastard:  ,Wir  werden  gehen, 
bring  du  uns  die  Häuptlingswürde!' 

6.  Die  vier  entfernten  sich,  nur  jener  Sohn  blieb  zurück.  Da  machte 
man  ihn  zum  Häuptling  und  als  solcher  kehrte  er  heim. 


62 


Bciniscb. 


7.  Indd  dfujlit:  ,i'P.dd  na-h  hah!^ 
tdlelui  iyaii,  ,Is8ln  redd  hintani 
(jdldan'  ydleha  it/an, 

8.  ,Atü  ilimöytä,  n'  dbbak  sdr- 
5  rä  tdhoka,  reddt  mahd  eddu  litoV 

täleha  it/an  indd  ddylö, 

0.  fhsln  hintani,  galdani,  dö- 
Idt  yO  yahdy  redä,  sinnl  nioluV 
ydMia  iyan, 
10  10.  ,0  IUI  Id-k  döldt  fdnä  adu- 
rdnö*  ydlelmn  iyan,  yMad,  adti- 
rdnö!*  ydleha  iyan.  döldt  fdnä  yu- 
dnrani  iyan,  döldt- liyäfjani  iyan. 

1 1 .  ,Könä  nüniük  kö-n  namd- 
15  tarn  taliyaV  ydhiian  iyan.   ,fÜi' 

ga^  yiileha  iyan  döldt. 

12.  ,Redd  iya  tahdyP  ydle- 
han  iyan,  yliedd  dkä  he  nüm  Jie^ 
ydleha  iyan. 

20  13.  Jndd  däylö  reddl  tonnä 
tiddä  wdyta  iyan,  redd  ilimöyti 
ra'sitd  iyan. 

14.  Ina  könä  nnmük  maarüf 
dkä  dhak  yanin  iyan.  ind  gari 

25  bali  gdrll  tina  iyan. 


Ay  infid  (laylo:  ,redd  bäh!* 
ak-dn  yan.  ,Atln  redd  hintani 
taddyn*  yalehd  yan. 

,Atü  hardml  bdlä,  n*  äbbä  sär- 
ral  yobokd'tiyä  reddt  ay  Bl  litöP 
ak  yal-elian  yan  indd  (jidylö, 

,Ati7i  lüntani  ak  tadayn,  redd 
döldt  yö  tohöy-yä  sind  mdhay^ 
tdnak  yalehd  yan. 

,Amaydö  döldtal  gähanA'  ya- 
l^hdn  yan.  ,Ma'a,  gäha-Unö!*  ya- 
lehd yan.  döldtal  gähdn  yan,  dö- 
Uit-ll  icanisdn  yan. 

,Könd  heyötök  köl  nanuUdtn 
taligaV  ak  yaleJidn  yan.  ,dUga* 
yalelia  yan  döldt, 

jHedä  iyä  tohöy*  ak  yalehdn 
yan.  ,redd  dkä  ohöy  heyötö  ohöy' 
tdnak  yalehd  yan. 

Indd  (fäylö  reddl  töhe  yani 
siddä  al  wayn  yan,  redd  hard- 
ml bali  rasitd  yan. 

Ina  kötiä  heyötök  tBlo  dkä  dba 
yinin  yan.  ind  srlrrä  bali  rigi- 
dil  tind  yan. 


7.  Da  »pracheu    zu    ihm  seino  Brüder:  ,Nun   gib  uns  die   Häuptlings- 
würde!*  Er  aber  «rwitterto:  ,Ihr  wolltot  sie  ja  nicht  und  ginget  fort.* 

8.  Seine  .Brüder  sprachen  nun  zu  ihm :  ,Du  bist  ein  Bastard  und  nach 
unsers  Vaters  Tod  geboren;  wie  solltest  du  die  lläuptlingswürdo  behalten?' 

9.  Er  erwiderte:  ,Ihr  wolltet  sie  nicht  und  gienget  wog;  da   gab    mir 
der  Fürst  die  lläuptlingswürdo  und  die  gebe  ich  euch  nicht  mehr.* 

10.  ,Nuu  so  gehen  wir  zum  Fürsten,*  sagten  sie.  ,Gut,  gehen  wir  nur!* 
erwiderte   er  und  sie  kamen  zum  Fürsten  und  redeten  mit  ihm. 

1 1.  Und  sprachen:  , Kennst  du  un.s  fünf  Männer,  die  wir  bei  dir  waren?* 
,Ja  wohl,'  sagte  der  Fürst. 

12.  Da   fragten  sie:  ,\Vem  gabst -du  die  lläuptlingswürdo?*  Der  Fürst 
erwiderte:  ,Ich  gab  sie  dem,  dem  ich  sie  eb(m  gab.* 

13.  So   erlangten   die  Brüder  jene   Würde  nicht  un<l   der   Bastard  be- 
hielt sie. 

14.  Diese   fünf  Brüder  hatten  nun  ihrer   Mutter  eine   Pension  ausgc- 
.  Die  Muttor  aber  lebte  boi  dem  nachgeboronen  Sohn. 


Di«  'Afar-Sprache.  I. 


63 


15.  Anid  ind  rdbta  iyan,  amä 
inä  rabtd'Wak  yb'orä  iyan  ili- 
möytä,  amd  4^ylö  ind  räbä  viä- 
'abbiiia  iyan. 

16.  Afard  sdnatfdnä  inä  ta- 
ni  lyani  masrif  riibak  sAgan 
Ufan.  amd  ind  rabtdm  könöü-h 
an  sdnat  yöbban  iyan, 

]  7.  Amd  masritf  kalitani  iyan. 
,yö  rübak  taninlm  mahd  yö  rüba- 
wdytanP  ydleha  iyan  gari  bdli, 

18.  ,A^lfia  rubak  sügundkä  kö 
mdbak  riibak  süguna'  tdleha  iyan 
käy  sd'öl. 

19. ,  y  ind  rabtankefdnä  lahä 
dadd  linö*  ydleha  iyan, 

20.  ,Nind  rübak  sugunäkä,  kö 
mdbak  rübena*  ydlehan  iyan. 

2\. , Y' ind  rabtdnkefdnä  lahd 
dadd  linö'  ydleha  iyan. 

22,, Kö  md-nahä* ydlehan  iyan. 
döldt  fdnä  galani  iyan,  döldt: 
yohduk  süktdnlm  kä  ohäwä!'  yd- 
leha iyan. 


Ay  ind  rabtd  yan,  ay  ind  rab- 
tdk  särral  rdbä  ak  su^tisd  yan^ 
ay  ind  rabd  4^ylö  mdbbinöiil 
yan. 

Afard  egidä  fdnä   ind  fand    5 
yani   telö  aliki  sügdn  yan.    ay 
inä   rdbä    könyä    egidä    yobbin 
yan. 

Ay  telö  kalitdn  yan,  ^yö  aliki 
taninlm  ay  yö  alikd-waytänamV  lO 
tdnak  yahhd  yan  ay  sarrd  ball, 

Nlnd  tBlö  na  aliki  nindnkä 
köyä  andd  aliki  sitgenaV  ak  ya- 
lehdn  yan  kä  sd'ol. 

Y*  ind   rabtdnkö   lUiä   dadd'  15 
ydka'  tdnak  yaleJid  yan. 

jNininä  aliki  eägendnkä  agül 
köyä  aliki  sügend'  ak  yalehdn 
yan. 

,F'  ind  rabanlnkö   tdhe   lihd  20 
dadd'  abend  nana'  tdnak  yaleJid 
yan. 

,Köyä  md-nakay'  yalehdn  yan. 
döldtal  yaddyn  yan.  döldt:  ,dkä 
ahdy -taninlm  dkä  ohäwä!'  tdnak  25 
yaldid  yan. 


16.  Nun  starb  dieselbe.  Der  Bastard  aber  verheimlichte  ihren  Tod 
nnd  seine  Brüder  erfahren  nichts  davon. 

16.  Vier  Jahre  schickten  sie  sonach  die  Pension  für  die  Mutter.  Im 
fünften  Jahre  erfuhren  sie  ihren  Tod. 

17.  Nun  stellten  sie  ihre  Zahlung  ein.  Der  nachgeborene  Sohn  aber 
stellte  die  Frage:  ,Warum  schickt  ihr  nicht  mehr,  was  ihr  bisher  mir  ge- 
schickt habt?' 

18.  Seine  Brüder  erwiderten:  ,Wir  schickten  das  für  die  Mutter,  nicht 
aber  für  dich.' 

19.  Er  aber  sag^e:  ,Seit  der  Mutter  Tod  haben  wir  bereits  sechs  Jahre.' 

20.  Sie  erwiderten:  ,Für  die  Mutter  und  nicht  für  dich  haben  wir 
geschickt.' 

21.  £r  aber  sagte:  ,Seit  der  Mutter  Tod  haben  wir  schon  sechs  Jahre.' 

22.  Sie  erwiderten:  ,Dir  geben  wir  nichts.'  Sie  gingen  nun  zum 
Fürsten.  Dieser  aber  sprach:  ,Gebt,  was  ihr  gegeben  habt!' 


64 


Bei  niseb. 


23.  ,Ka  liinü^  ydlehan  iyan.  ,Aka  nnJidy*  yalehdn  yan,  ha- 

ilimnyti  indd  daylök  wo  aha  iyan.      rävil  hall  i^f*  ind^äylok  fö  abdyan. 

23.  ,Nun  wir  wenlon  os  fachen/  spraclien  sie.  Da.s  also  hat  der  Bastard 
seinen  Brüdern  «angothan. 


22.  Das  Testament  des  Vaters. 


1 .  T,  t.  l.  t,  Nkiu  nainmd  hdlä 

• 

ddlaiyan.  dhhä  rdha  iyav.  ^amd 
I  \rrük-ti  nagärdt  md-yana!*  yd- 
leha  iyan, 

2.  Kdbü-wä  iya-icak:  ,kü  ddy- 
lok  farrim!^  ydlehan  iyan. 

3.  ,  Yi  ddyldk  fdrrimi  fdlam 
)  md'll-k  undd  nümnk:  kö   dhhä 

gabä  tdnnä  hay  Hdhä;  kaldd  nA- 
mvk:  gabd  idnnä  liay  ildhä!  yd- 
leha  iyan, 

4.  Kay  ddylök  undd  nüm  yü- 
')  durd  iyan,  safdrä  gdla  sf'iga  yil- 

dura  iyan. 

5.  ,Y*  aJ)hä  rahdm  dhala-h 
dnik  fdrrimi  mahd  iyaV  ydleha 
iyan  hdU. 

ö  6,  ,Kö  dhhä  nö  mä-farrimina, 
yi  ddylök  undutiyak  gabä  tdnnä 
hay  ijdhä  nök  iya'  ydlelian  iyan. 

1.  Ein  Mann  hatte  zwei  SOhno.  Der  Mann  starb.  Einst  hatte  er  ge- 
äussert: .Von  diesen  beiden  Söhnen  wird  einer  nicht  erben.* 

2.  Als  er  nun  daran  war  zu  sterben,  sagte  man  zu  ihm:  ,Mac]f  Te- 
stament für  die  Kinder!* 

3.  Er  erwiderte:  ,Meine  SOhne  brauchen  kein  Testament;  sagt  nur 
dem  jtingeron:  Dein  Vater  hat  mit  der  Hand  so  gemacht!  und  zum  altem: 
Dein  Vater  hat  mit  der  Hand  so  gemacht.* 

4.  Von  seinen  Söhnen  kehrte  nun  der  jüngere  heim,  von  einer  Reise 
kam  er  zurück. 

6.  Da  sprach  dieser:  ,Ich  sehe,  dass  mein  Vater  gestorben  ist;  was 
hat  er  bezüglich  dos  Testamentes  geäussert?* 

6.  Die,  welche  bei  des  Vaters  Ende  zugegen  gewesen,  sagten  nun: 
,Dein  Vator  hat  kein  Testament  gemacht;  er  sagte  uns  nur:  Sagt  dem  jun- 
gem Sohn :  Dein  Vater  hat  mit  der  Hand  so  gemacht.* 


T.  t.  y.  Heyöfi  lammd  hdlä 
däld  yan.  tan  dhhä  rahd  yan. 
,amd  irrö'kö  tl  warsdd  mi-ydna' 
yalehd  yan. 

Rdhö  yd-ged:  ,isi  ^äylö  far- 
rim!'  ak  yalehdn  yan. 

,Yi  däylö  fdrrimi  faldnam 
mA'la-k,  m^atiyak:  kö  dbbä  gabd 
täJi  iM  ak  ejdhä;  nahatiyak: 
gabd  täh'  iäd  ak  eldhä.^  yalehd 
yan. 

Kä  däylökö  en4fiti  gähd  yan, 
galö  yaddy  ytndnkö  gähd  yan. 

,Y'  dhhä  rahdm  abeldJc  far- 
rimtö  dy  yaP  yalehd  yan  e^4^ 
bdli. 

,Kö  *hbä  nöl  mä-farrimina,  yi 
(jiäylök  m^citiyak:  gabä  töh!  ÜA 
ak  eldhä  !  nök  ya'  yalehdn  yan. 


Die  'Afkr-Spnehe.  I. 


65 


7.  Abbd  amöl  süga-marak:  ,y 
dhba  fdrrim  yö  ahd  yani  yan' 
ydUha  iyan  halt;  ,y'  äbbä  gaba 
idnnä  dkä  Mm:  issi  gide  abit, 
märin  gid^  inäbetak  yök  iya 
yan*  ydleha  iyan, 

8.  Kalda  bali  safdrak  yamata 
ifßanj  is$i  dbbä  rdha  dkä  säga 
^y«w:  ^ß*  dbbä  rabdm  abald-h 
dnik,  y'  dbbäfdrrimi  nuihd  yaV 
ydleha  iyan  issi  dbbä  amöl  sü- 
ga-märak, 

9.  ,Kö  äbbä  nö  mä-farrimina* 
ydlehan  iyan,  ^yi  kaldd  bdlak  kö 
dbbä  gaba  tdnnä  hay  ildhä!*  yd- 
lehan iyan  dbbä  amöl  süga-märt. 

10.  ,Y'  dbbä  yöfarrimd  yan' 
ydfeha  iyan  kaldd  bali.  förrimi 
mahi  kök  iya  yani  yanP  ydle- 
han iyan. 

11.  yAnit  sindm  8ä*i  'nnä  da- 
gid  su'usd-h  dnik,  dag^  hay  si- 
ndm mä-ysaisin  yök  iya  yan' 
ydleha  iyan  bdll. 


Abbat,  amöl  süga-marak:  ,y' 
dbbä  fdrrim  farrimd  ydna'  fd- 
nak  yalehd  yan;  ,y  dbhä  gabd 
tä  iSdm  mann  gide  md-abtdkim 
iäi  gid4  abit  yök  ya'  tdnak  ya-  5 
lehd  yan. 

Nabd  bali  galö-kö  yamatd  yan, 
dbbä  rabd  dkä  sügd  yan:  ,y*  db- 
bä rabdm  dbdik  andk  y^  dbbä 
rabd-ged  ay  sinal  fdrrimi  yaV  10 
tdnfik  yalehd  yan  abbat  amöl 
sügd-marak. 

,Kö  'bbä  nöl  mä-farrimina'  ak 
yalehdn  yan;  ,yi  nabd  bdpjik:  ga- 
ba tä  i$d  ak  eldhäf  ya^  ak  ya-  lö 
hhdn  yan  dbbä  bukdl  sügd-mdH. 

,y'  dbbä  yö  farrimd  yand^ 
tdnak  yalehd  yan  nabd  ball,  far- 
rimti  ay  kök-dV  ak  yalehdn  yan 
heyö.  20 

,Anit  heyö  daggid  sä'd  bdlll 
suusd  andk  heyö  md-aydagisin 
yök-d  yand  y  dbbä'  tdnak  ya- 
lehd yan  nabd  bdli. 


7.  Da  erwiderte  ihnen  dieser  Sohn :  ,Mein  Vater  hat  fUr  mich  teiBtirt. 
Wenn  er  mit  der  Haud  so  gemacht  hat,  so  sagte  er  mir:  Nimm  dein  Erbe 
an  dich,  fremdes  Eigentam  taste  aber  nicht  an!' 

8.  Nun  kam  der  ältere  Sohn  von  einer  Reise  zurück  und  fand  den 
Vater  verstorben.  Da  sprach  er  zu  denen,  die  bei  dem  Tode  des  Vaters  zu- 
gegen gewesen:  ,Wie  hat  mein  Vater  testirt?* 

9.  Sie  erwiderten  ihm:  ,Dein  Vater  hat  kein  Testament  gemacht;  er 
insserte  zn  ans  nnr:  sagt  meinem  älteren  Sohne:  Dein  Vater  hat  mit  der 
Hand  so  gemacht/ 

10.  Da  sprach  der  ältere  Sohn:  ,Mein  Vater  hat  mir  schon  seinen 
letzten  Willen  gesagt.* 

11.  ,Er  sagte  nämlich  so:  da  ich  der  Leute  Vieh  in  meiner  Seriba 
Tersteckte,  so   lass*  den    Leuten  ihr  Vieh   nicht  in  ihre  Seriben   eintreiben !' 


Bitsangaber.  d.  phil.-liiit   C).    CX|.  Bd.    I.  Hft. 


66 


Reinisch. 


23.  Die  Vorhersagung  eines  Vaters. 


l.T.t.  1. 1.  Nüniü  <}äylök  mala- 
hin  4^xla  iyan,  ,yi  4^iylik  lahäy 
diqibay,  tl  diqibd'icöy  !^  ydleha 
iyan. 
5  2.  ,Mahä,  kan  akäk  4ältä  ke-k 
mä-dälinitöV  ydlehan  iyan  si- 
näm, 

3;  ,Kan  akü  4<^ld-k^-k  kä  ^a- 
la,    kahdnü    kä   Idfita  ^  ydleha 
10  iyan  dbbä. 

4.  yKä  lafittd-wak,  kä  md-di- 
qibüsina  mahä  itaP  ydlehan  iyan 
sindm, 

15.  5.  ,Akä  yobokd-ke  dl'iga  käy 
abüsi  sindmal  bähdlam  dliga*  yd- 
leha iyan  dbbä, 

6.  Sindm  käy  abüsi  mahä  bä- 
hd-laV  ydlehan  iyan. 

20  7.  ,Käy  abibsl  aggifd-lön^  bay- 
sd-lön,  gara'd-lönj  wo  dliga^  yd- 
leha iyan.  ,umdm  ahdnim  berä 
hesäbe  laj  inni  ydllak  mayzitd, 


T,  t.  y,  Heyöti  4äylö-kö  mala- 
hin  4^ld  yan.  ^yi  (fäylökö  Iah 
mar^eHtÖnä,  U  mar^eäitd-tcö!' ya- 
leJid  yan, 

,Ay,  tdnä  ak  bäyjd  'rki-kö  kä 
md-bähinitö?'  ak  yalehdn  yan 
heyö. 

,  Tdnä  ak  4dld  erke-kö,  kä  ^ä- 
Idy  hayki  kahdnö  kdyä  mdngum 
kahaniyö  and,  ayk  and'  yafehd 
yan. 

,Kä  lafittd'dö,  kä  mä-mareti- 
na  ay  taP  ak  yalehdn  yan  heyö, 

,Akä  yobokd-kä  aligd  kä  ziri- 
ydt  heydl  bähdnam  lön'  ya^ehd 
yan  dbbä. 

fHeyö  kä  ziriydt  ay  abcinäV 
ak  yalehdn  yan, 

,Kä  ziriydt  agdifd-lön,  bayid- 
lön,  gavad-lön,  amdy  kinlm  dji' 
ga'  yaUhd  yan.  ,umäm  abänam 
birä  asdb  lam  dliga,  hinni  ydlla- 


1.  Ein  Mann  zeugte  sieben  Söhne.  Einst  sprach  derselbe:  ,Secb8  mei- 
ner Söhne  sollen  heiraten,  der  eine  aber  nicht!* 

2.  Die  Leute  erwiderten  ihm:  ,Wie,  hast  du  denn  diesen  nicht  auch 
daher  bekommen,  woher  du  die  andern  Söhne  hast?* 

3.  Er  aber  sprach:  ,Auch   ihn  habe  ich  gezeugt  wie  die  andern   und 
in  Bezug  der  Zuneigung  bevorzuge  ich  ihn  sogar/ 

4.  Da  erwiderten  sie  ihm:  ,Wenn  du  ihn  bevorzugst,  warum  sagst  du 
dann  so  und  lässt  ihn  nicht  heiraten?* 

5.  Der  Vater  aber   sprach:  ,Seit  seiner   Geburt  weiss  ich,  was  seine 
Nachkommen  den  Menschen  anthun  werden.* 

6.  ,Wa8   worden   denn  seine  Nachkommen   den  Leuten   anthun?*   er- 
widerte man  ihm. 

7.  Der  Vater  aber  sprach:  ,Seine   Nachkommen  werden  morden,  rau- 
ben,  stehlen,   das   weiss   ich;    wer  aber   schlecht  handelt,   muss   es   morgen 


Die  *Afu-Spraohe.  I. 


67 


ka  ne^ebuk  mdnamyöy  äkä  ale- 
hdm  tcöhü'  tcdnak  yäleha  iyan 
dbbä. 

8.  Abbä  rdha  iyan.  4äylö  la- 
hdy  diqiba  iyan,  kä  mä'diqibi- 
ginön  iyan;  isd  illa  mdrak  yina 
iyan.  rabi  kä  yamdta  iyauj  Ü8' 
tük  räba  iyan. 

9.  Ussük  rahd  bü44i  rabd-hin- 
ta  iyan.  ,nüm  rahd  bü44^  rdbä 
hintak  mahd  dbonüP  tdleha  iyan 
nndm. 

10.  ^Qädi  fän  ga\d-waynak 
mcJiä  äbcmäP  ydlehan  iyan,  Qä- 
di  fän  yamatani  iyan,  qädi  wa^ 
risani  iyan:  ,nüm  rahd,  btt44i 
rabd-hintdk  mahd  ähonüP  ydle- 
han iyan. 

11.  ,Daaynd  tan  abagöytd 
eUa  dafdysä  bü44^  amöl!^  yd 
iyan. 

12.  Wo  abagöytd  bähani  iyan, 
äla  dafaysani  iyan,  abagöytd  ka- 
lani  iyan,  büdde  tö  wak  rdbta 
iyan. 


kö  mayiitd;  käyä  ne*ebi  mciiia- 
niyö  tö  dkä  alehdm  töy^  yalehd 
yan  dbbä. 

Abbä  rabd  yan.  däylö  Iah  ma- 
r*e§itdn  yan,  käyä  mä-maresi-    6 
nöni  yan;  iSB  mdrä  yind  yan. 
rabi  ed  tamatd  yan,  üamk  rabd 
yan. 

Ussük  rabd  änik  dagumi  rdbä 
hind  yan.  ,heyöti  rabd,  dagumi  10 
rdbä  hendk  ah  äbonöV  yalehdn 
yan  heyö. 

,Qädü  naddicö  kibä  ay  äbo- 
nöP  yalehdn  yan.  qädil  yamatin 
yan,  qädi  xoarüdn  yan:  ,heyöti  15 
rabd,  dagumi  rdbä  hendk  ah  dbo- 
nöP  yalehdn  yan. 

,Bard  kln  nümd  dagumi  bu- 
kdl  ak  dafdysä!'  tdnak  yalehd  20 
yan. 

Amd  nümd  bähdn  yan,  el  da- 
faySdn  yan,  nümd  ak  oguSdn 
yan.  dagumi  amd  ged  rabd  yan. 


Tergelten.   Weil  ich  also  Gott  fürchte  sprach  ich   also  und  nicht   aus  per- 
sönlicher Abneigung  gegen  meinen  Sohn/ 

8.  Der  Vater  starb.  Sechs  seiner  Söhne  heirateten,  den  einen  aber 
liess  man  nicht  heiraten  und  er  lebte  so  ftlr  sich.  Da  ereilte  ihn  der  Tod 
und  er  starb. 

9.  Obschon  er  bereits  todt  war,  wollte  doch  sein  Glied  nicht  sterben. 
Nun  sprachen  die  Leute:  ,Der  Mann  ist  todt,  das  Glied  aber  will  nicht 
sterben;  was  sollen  wir  denn  machen?* 

10.  ,Ja  was  sollen  wir  sonst  machen,  als  dass  wir  zum  Qadi  gehen?' 
sagten  einige.  Man  ging  also  zum  Qadi  und  erzählte  ihm:  ,Ein  Mann  ist 
gestorben,  aber  sein  Glied  will  nicht  sterben;  was  ist  also  zu  thun?* 

11.  Der  Qadi  sprach:  ,Setzt  ein  altes  Weib  auf  das  Glied!* 

12.  Man  brachte  also  ein  solches  Weib,  setzte  es  darauf  und  entfernte 
es  dann  wieder.    Da  starb  denn  das  Glied. 

5* 


68 


ftei  nisch. 


Kj.  Wö  (tbagöf/tä  haluicd  tdka, 
fadtd  iyau.  wö  ahagöyta  4^Ua, 
bdlä  bdyta  iyau,  wö  bali  ära 
iyau. 
5  14,  To  bali  duriydt ,  dbbä 
dkä  iyd'kä,  sindm  ylggifani,  si- 
ndm  baysani,  sindm  gara'ani 
iyan, 

15.  Tö  nüm  tö  ydleha  iyan, 
10  käy  dunydt  tö  dba  iyan. 


Ayt  niimd  bald  takd,  sonäwit- 
fd  yan.  ayi  nümd  ^d/fa,  bälä 
bäytd  yan.  ayi  beifi  arstmd  yan. 

Ayi  baji  zunydt,  dbbä  dkä 
ya-kd,  heyö  yigdifin,  heyo  bay- 
ädn,  heyö  gat'e^itdn  yan, 

Tö  heyöti  tö  ye^ehd  yan.  kä 
zuriydt  töy  abdn  yan. 


13.  Jenes  Weib  verjüngte  sich  nan,  ward  schwanger,  gebar  und  brachte 
einen  Knaben  zur  Welt;  der  Knabe  erwachs. 

14.  Die   Nachkommen  dieses    Knaben  aber    mordeten,   raubten    and 
stahlen,  wie  es  der  Vater  gesagt  hatte. 

ir>.  Jener  hat  dies  vorhergesagt,  und  die  Nachkommen  seines  Sohnes 
thaten  also. 


24.    Zwei    Freunde. 


1 .  71 1. 1. 1.  Nammd  nüm  nam- 
md  sdkebik  Hna  iyan.  amd  nam- 
md sdhebik  tl  bähitd  iyan,  amd- 
Ü  aindmnd  düye  liqdhe  gärönisa 

15  iyan,  amd  liqdhl  wdya  iyan. 

2.  ,Anü  tä  xcak  mah'  dhü!' 
ydleha  iyan.  ,yi  sdhebik:  ,lahd 
böl  yö  ohäwä!  alahü  wä*  ydhha 
iyan. 

20  3.  Amdy  iyak  sdrrä  Blla  gdla 
iyan  issi  sdhebil,  gald-vcak:  ,ke 
yi  sdhebö!*  dkak  ydhha  iyan. 


T,  L  y.  Lamind  heyöti  shkebd 
ka  yinin  yan.  amd  lammd  sdhe- 
bik  tl  bahitd  yan,  amd^il  heyiw- 
ad  mal  liqdhä  wagiyd  yan,  amd 
liqdhä  wäy  yan. 

,Anu  kddö  ay  dböP  yalehd 
yan.  ,hinni  sdhebik:  lahd  hol  yö 
ohö!  ak  liwä*  yalehd  yan. 

Amdy  yak  sdrral  Bl  yaddy 
yan  iii  sdMü,  yadi-ged:  ,hüi 
yi  sdhebö!^  ak  yalehd  yan. 


1.  Es  waren  einst  zwei  befreundete  Männer.  Von  diesen  zwei  Freun- 
den verarmte  der  eine,  suchte  dann  bei  Leuten  Geld  auszuborgen,  bekam 
aber  keines. 

2.  ,Was  soll  ich  nun  machen?*  dachte  er;  ,ich  will  jetzt  zu  meinem 
Freunde  sagen:  gib  mir  sechshundert  Thaler!* 

3.  Er  ging  also  zu  seinem  Freund  und  sprach  zu  ihm :  ,Du,  lieber 
Freund  I' 


Die  'Afur-Sprache.  I. 


69 


4.  ÜMl  sdhebik:  flaqaö  lahä 
hol  yö  oh6y!*  yaitha  iyan.  käy 
sdheb:  ,hiha  böl  fäydai  isd-h 
hiiay ,  amö  yöl  gäliü!'  ydleha 
iyan. 

5.  ,Yi  maraytl  lahd  böl  yö-h 
yahi  särrä  li  makitü  tvä^  y^l^- 
ha  iyan  amd  laqa*ö  hUa-tl,  ,gdl' 
4a  dönikid  ugulü  wä'  ydleha  iyan, 

6.  Furdä  mada-umk  amd  la- 
qa'ö  üuük  de*imdtad  körd-wak 
amd  laqa'ö  bälöl  rädda  rd'eta 
iyan, 

7.  Amd  aki  sdheb  nh*ad  ya- 
mdfa  iyan,  amd  laqa'ö  amd  nä- 
'asi  jfkqu*d,  isai  dck  fdna  bay 
iyan. 

8.  Sidi  amd  laqa*ö  yalegd 
iyan:  ,tä  ku,  tä  laqa*ö  yi  ma- 
rdytä  anü  hay'  ydleha  iyan,  san- 
düqud  amd  laqaö  hay  iyan, 

9.  Amd  nüm  iad  adhebil  gd- 
ha  iyan:  ^yt  mardytaü,  laqa'ö 
yö  ohöy.^  ydleha  iyan. 


IH  sdhebik:  ,qürüs  hthä  böl 
yö  ohö!'  ak  yalehd  yan,  kä  sd- 
heb:  flahd  bölkö  negidö-d  iSe  ak 
b6t,  rä^asi  mal  yö  baJi!^  »ak  ya- 
lehd yan,  5 

,  Yi  sdheb  lahd  böl  yö  yohöyk 
sdrral  kä  atcUdmü'  yalehd  yan, 
tadiyd  jalabd-d  yadiydm  fald 
yan. 

Furdd-l   öbd-giddä,  jalabdd  10 
körd'g4ddä  ay  quru$  bälöl  rad- 
da  rä'eta  yan. 

Amd  aki  sahebi  garüd  Bl  ya- 
matd  yan,  amd  qüi'uä  amA  ga-  15 
rud  yiqu^d,    iSi   müddra-l   bay 
yan. 

Mädäri    amd    qürüä    yalegd 
yan:  ,ta  kartaldj  tä  qürnS  anü 
hinni  sdhebik  ohöy   indm   Idnl^  20 
yalehd  yan,   sandüq-uk   adddd 
hay  yan  amd  qurui. 

Amd  heyöti  Ui  sdhebil  gähd 
yan:  ,yi  sdhebö,  qüritS  yö  ohöf* 
ak  yalehd  yan.  25 


4.  Und  sprach  weiter:  ,Gib  mir  sechshundert  Thaler!'  Sein  Freund 
erwiderte:  ^Verwende  also  den  Gewinn  der  sechshundert  fUr  dich,  das  Kapital 
aber  stelle  mir  dann  zurück!' 

6.  Da  dachte  der  andere :  ,Mit  den  sechshundert  Thalern,  die  mir  mein 
Freund  gegeben  hat,  entrinne  ich  und  gehe  auf  ein  Schiff  das  abfährt.* 

6.  Als  er  zum  Hafen  gekommen  war  und  ins  Boot  einstieg,  fiel  ihm 
das  Geld  zur  Erde  und  blieb  liegen. 

7.  £Ui  kam  aber  ein  Sklave  des  andern  Freundes  eben  dahin,  hob  das 
Geld  auf  und  brachte  es  seinem  Herrn. 

8.  Dieser  erkannte  das  Geld  und  sprach:  , Diesen  Beutel  und  dieses 
Geld  gab  ich  ja  meinem  Freund,*  und  legte  dann   das  Geld  in  seine  Kiste. 


9.  Der  Mann  aber  kam  zurück  zu  seinem  Freund  und  sprach  zu  ihm : 
,Mein  Freund,  gib  mir  Geld!' 


70 


Beinisch. 


10.  ,  Yi  viardytnü,  l(tqa*6k  ynd- 
glde  fdl4(i'l'  ydlelui  iyan, 

11.  fSidöhd  hol  yö  ohöy!^  yd- 
lelia  iyan   aind  nüm   düye  gä- 


ö  ronisd'tl. 


12.  Kay  sdJteb  kä  yahi  iyan. 
fSidöhd  hol  tä  düye-li  maMta-U- 
yö^  ydleha  iyan  amd  nüm. 

13.  Ama   düye-li  gdla  iyan, 
10  furdd  öha  iyan,  deHvidt-ad  kö- 

ra  iyan,  de*imdt  dönik  fdnä  gdl- 
(}a  iyan. 

14.  DeHmdt  döntk  gnfta  iyan, 
sindm  dönikid  körta  iyan. 

15  15.  Ussük  dönikid  körü  ivä  ya 
ihä  dönikid  hdya,  hdya-wak  si- 
döhd  hol  hdd-ad  rddda  iyan. 
kullunti  la'aftö  ya  gu*  aJidy  iyan 
sidöhd  hol. 

20  16.  DüiyS  yahi  nümi  na*ad 
ramdse  la  hdd-al  gdla  iyan,  yi- 
ßlihd,  kvllum  *dyda  iyan,  sidö- 
hd hol  ytmdu*d  kullunti  kuUu- 
mud  8üga  iyan. 

2ö       17.  Kvllum  hüld  brhisd  iyan: 


,Yi  s/ihehö,  gürüS-kö  ä  H<ifd\- 
(laV  ak  yalehd  yan. 

,Adöhd  hol  yö  ohöf  ak  y«{e- 
hd  yan  ay  heyöti  mal  wagiyd-ü. 

Kä  sdheb  dkä  yohöy  yan.  ,aiö- 
ha  hol  kin  mä-U  a*aluwA  Uy6^ 
yalehd  yan  ay  heyöti. 

Amd  mdl'll  yaddy  yan,  für- 
dal  öha  yan,  jalabdd  körd  yan, 
jalahd  nahd  jcUabd  fän  taddy 
yan. 

Jalahd  nahd  jalahd  güftdyan, 
heyö  nahd  jalabdd  kördn  yan. 

Usmk  körö  ya  lak  nahd  ja- 
labdd takdr  üd-ged  ay  adöhi 
hol  hddad  raddd  yan.  cvsäyti 
e^^d  azdytö  yakeld  undu  iid 
yan  adöhd  hol. 

Mal  yohöy  heyöti  garüd  ra- 
mdS-ll  hddal  yaddy  yan,  ay  ra- 
mdS  azdl  *aydd  yan,  adöhd  hol 
yundu*d  azäyti  hdgü-d  dkä  9ügd 
yan. 

Aza  dikil  orhiSd  yan:  ,yi  mä- 


10  ,Wie  viel  wünscheBt  du,  mein  Freund?'  erwiderte  ihm  dieser. 
IL  Jener  sprach  dann:  ,Gib  mir  dreihundert  Thaler!* 

12.  Sein  Freund  gab  sie  ihm  und  jener  dachte:  ,Nnn  entrinne  ich 
mit  diesen  dreihundert  Thalern.* 

13.  Er  entfernte  sich  also  mit  dem  Gelde,  kam  zum  Hafen  und  bestiege 
ein  Boot,  dieses  fuhr  hinaus  zum  Schiff. 

14.  Als  das  Boot  beim  Schiff  angelegt  hatte,  stiegen  die  Leute  in  die- 
ses ein. 

15.  Wie  nun  jener  Mann  einstieg  und  eben  seinen  Fuss  auf  das  Schiff 
gesetzt  hatte,  fielen  ihm  die  dreihundert  Thaler  ins  Meer;  ein  grosser  Fisch, 
den  Sack  für  einen  Fisch  haltend,  verschluckte  ihn. 

16.  Ein  Sklave  jenes  Mannes,  der  das  Geld  gegeben  hatte ,  ging  mit 
dem  Netz  ans  Meer,  warf  es  aus  und  fing  den  Fisch,  der  die  dreihundert 
Thaler  verschluckt  hatte;  sie  fanden  sich  noch  im  Fische  vor. 

17.  Er   brachte  den  Fisch  heim   und  sprach  zu  seinem   Herrn:   ,Mein 


Die  'AfftT-Spntcha  I. 


71 


j/i  Mö!  9idöha  hol  hägü-d  la 
hdluntä  *dyda^  ydleha  iyan. 

18.  ,Ama  laqd'ö  bdhayf  yd- 
leha  iyan  gidi.  nh'asi  laqa'ö  im 
ddü  yahay  iyan. 

19.  jA  laqa*ö  ann  inni  fdhe- 
hi  hey*  ydleha  iyan  ddl. 

20.  Amd  nüm  galö  aka  md- 
köy  isH  Mdhebil  gdha  iyan:  ,yi 
sähebö,  afard  hol  yö  ohöy!^  yd- 
leha iyan. 

21.  ,MtMrhabd!*  ydleha  iyan; 
^foyrök  lahd  hol  kö-ll  yan,  gd- 
rak  sidökd  hol  kö-ll  yan,  tö  tid- 
dad  sagald  hol  kö-ll  yan,  (ä  wak 
afard  hol  hit!*  ydleha  iyan,  ^tid- 
dad  dlß  ka  sidöhd  hol  kö-ll  tan 
yi  Bäheböf  ydleha  iyan, 

22.  ,Yi  sähebi  düyi  yö  ruhtü 
ma-tcdytakj  kä  Sd  afdiydm  innl 
rä*esitdm  ydlii  yö  yahaü^  ydle- 
ha iyan. 

23.  Tökuk  sdrrä  düye  hddal 
bay  iyanj  harr-il  bay  iyan,  add- 


ddrä!  adöhd  hol  gdrhad  la  azäy- 
tö  igdifd*  yalehd  yan. 

,Amd  qürüS  hdhs!^  ak  yalehd 
yan  mäddrä.  garüd  qürü^  iH 
mäddral  yohöy  yan.  5 

,Tä  qüräS  anü  hinni  sdhehik 
ohöy  indm^  yalehd  yan. 

Amd  heyöti  mudum  dkä  mä- 
kind  üi  sdhehü  gähd  yan:  ,yi 
sdhebö,  afard  hol  yö  ohö!*  ak  10 
yalehd  yan, 

,Mad!^  yalehd  yan;  ,awdUä 
Uhd  hol  köli  yand,  sdrrä  adöhd 
hol  köll  yand,  siddad  sagald  hol 
köli  yand,  kddö  afard  hol  hiäit!^  15 
ak  yalehd  yan,  ^siddad  ^h  ka 
adohd  hol  köll  yand,  yi  sdhehö.^ 
ak  yaiehd  yan. 

,Yi  sahehi  mal  yi  ^iliyö  ma- 
la-ki,  yi  kdUqö,  kdyä  afdiydm  20 
yöyä  raetdm    yö  ohö!^    yalehd 
yan. 

Amdyk  sdrral  mal  hddal  hay 
yan,  hdiTÜ  hay  yan,  ya'edigd 


Grebieter,  ich   habe  einen   Fisch   gefangen,  welcher  dreihundert  Thaler  im 
Mag^n  hatte.* 

18.  ,Nun  so  bring  dieses  Geld!'  erwiderte  ihm  sein  Herr,  und  der 
Sklave  brachte  ihm  dasselbe. 

19.  Der  Herr  aber  dachte  sich:  ,Das  ist  ja  das  Geld,  das  ich  meinem 
Freund  gegeben  habe/ 

20.  Jener  Mann  aber,  der  nunmehr  nicht  abreisen  konnte,  kehrte  zu 
seinem  Freund  zurück  und  sprach  zu  ihm:  ,Meiu  Freund,  gib  mir  vierhun- 
dert Thaler!* 

21.  ,Gut  mein  Freund*  sagte  dieser,  ,von  Anbeginn  hast  du  von  mir 
sechshundert,  dann  kamen  dazu  dreihundert,  also  zusammen  neunhundert 
und  hier  hast  du  die  vierhundert  Thaler,  demnach  in  Summa  tausend  und 
dreihundert  Thaler.* 

22.  Da  dachte  jener:  ,Das  Geld  meines  Freundes  lässt  sich  nicht  ent- 
wenden; gebe  also  Gott,  dass  ich  so  viel  gewinne  um  es  ihm  zurückzuzahlen!* 

23.  Darnach  hatte  er  das  Geld  bei  sich  zu  See  und  zu  Land,  er  trieb 


72 


Rainiteh. 


///««  iyfin,  adfigiKfik  mrrä  akä 
iamencfd  iyan,  yidnrd  iyaii  isd 
8<thehlL 

24.  ,Amä  ifüye  häd  hay,  hdrri 
ö  hfiy ,  (id/i(fi8a,  yö  tamengd'  yd- 

lehn  iyan,  ,yi  nuirdytatl,  fä  wak 
k'O  afdnü-WfV  ydleJui  iyan,  dlfi 
ndöhn  hol  kä  yahdy  iyan. 

25.  ,17  mardytndj  düye  tjdy- 
10  faV  ydl^ihu  iyan.  ,dtlye  (ji^k'  yd- 

lüha  iyan   nfim. 

26.  ,  Vi  mar dy tau,  inki  dnqa- 
rä  kö  esirä  ivä^  ydl^Jia  iyan; 
,fä  laqa*6  yök  haytd-wnk  bdtjü-d 

15  mahd  hdyta?'  ydleha  iyan, 

27.  ,Edda  hay  mdyü*  ydleha 
iyan,  ,Kö  mä-na^ihd-k  yö  waris!^ 
ydleha  iyan.  ,Kö  wärijtd'  ydleha 
iyan. 

20       28.  ,Inni  hdhitu,  düye  haha, 

sindmal  liqdhl  eserd  tvak  yö  kn- 

litani^  ydleha  iyan;  ,yi  mardytä 

fdnä  gdlü  tcä  dl^ha'  iya  iyan. 

29.  ,Tö  wak  köl  amdta,  afü 


yan,  ya'edujdk  sdrral  dkä  ya- 
mengd  yan,  gähd  yan  M  «lAe- 
hil. 

,Amd  null  häd  hay,  hdrri  hay, 
aedigd,  yö  yamengd*  yuleha 
yan,  ,yi  sdhehö!  kö  afdäicö  liyö' 
yalehd  yan,  iih  ka  ndöhd  hol 
dkä  yohöy  yan. 

,Yi  sdltehö,  niäl  gaytaf*  ak 
yalehd  yan.  ,mäl  gay*  ak  yt^e- 
hd  yan. 

jYi  sdhehö,  inki  qäl  kö  eHlrö 
Jalak  and'  ak  yalehd  yan;  ,tä 
qun'ii  yök  hayfd-ged,  garbad  ay 
hdyfal*  ak  yalehd  yan. 

,Ed  hdym  mdyö*  yalehd  yan. 
,fiü  mänaehdk  yö  ward!'  ak 
yalehd  yan.  ,kü  wariiö*  ak  y«- 
lejid  yan. 

,Hinne  hahitd,  mal  wäy,  he- 
ynicad  Widh  es^rd  ged  yi  kcditdn* 
yahhd  yan;  ,hinni  sdhehil  add- 
irö  ale.hd^  yaiehd  yan. 

^Qüj^i^ii  amdged  köl  amaid, 


Handel   und    das  Cfold   mehrte    sich ;    er    kehrte    dann    zu    seinem    Freand 
zurilck. 

'J4.  Zu  diosem  sprach  or:  Jch  nahm  das  Geld  zu  See  und  Land,  trieb 
Handel  und  das  Geld  mehrto  sich;  nun  zahle  ich  dir,  mein  F'reund,  zurück' 
und  gab  ihm  tausend  dreihundert  Thaler. 

25.  ,So  hast  du  dir  also  Geld  gemacht/  bemerkte  dieser.  ,Ja  wohl,* 
erwiderte  jener. 

20.  Da  sprach  dieser:  , Freund,  um  eins  machte  ich  dich  fragen.  Als 
du   dieses   Geld   von    mir   empfingst,   was   dachtest  du   in   deinem    Herzen?* 

27.  Jener  erwiderte:  Jch  dachte  an  weiter  nichts.*  Dieser  aber  sprach: 
,sag'  es  mir  nur,  ich  werde  dir  darob  nicht  bttse!*  ,Xun  so  sage  ich  o«  dir* 
sagte  jener. 

28.  Ich  verarmte,  verlor  mein  Geld,  und  als  ich  bei  Leuten  borgen 
wollte,   gab   man  mir  nichts.    Da  dachte  ich,  ich   gehe   zu   meinem  Freund.* 

29.  .,Ich    kam  also    zu    dir  und  als  du  mir  die  sechshundert  gabst, 


Die  'Afar-Sprache.  1. 


73 


l€Üia  hui  yö  tahe-wcJc  mdkitü  wo. 
dUha.  düyibfurdd  öba-wak,  had- 
€ul  yök  rdddaj  bdta'  ydleha  iyan, 

30.  yGdrak  köd  gäka-wak  sd- 
döhd  böl  yö  ohö!  dleha,  yö  to- 
hoym  taliga'  ydleha  iyan, 

31.  ,Sidöka  böl  atü  yö  tohöy- 
wak  inni  kök  gdla,  wo  ke-l  ä 
sidöhd  böl  ataldmü  icä,  maJcitü 
wä  dleha*  ydleha  iyan. 

32.  ,Wö  ksk  gdlajfarda  amd- 
ta,  de'imdt-ad  köra^  iya  iyan; 
,w€  de'imdt  döniJc  fdnä  gdl4a, 
trö  de'imdt  dönikil  tamdta,  sindm 
korfa*  ydleha  iyan, 

33.  fAnü  dönik-id  ibä  he- wak, 
bdd-ad  yök  rddda  sidöhä  böl  kök 
bay  hiyOf  ydleha  iyan. 

34.  ,  Wo  laqd'ö  yök  raddJc  gd-- 
rak  hol  gdhd-wak:  yi  rabbäfi,  kd- 
fä  yö  ahändnlm  kä  yö  tnkt  edda 
nadardröy!  kä  mä-UUmak  dleha^ 
ydleha  iyan, 

35.  ,Köl  gdha,  afard  böl  yö 
oho  kök  alehd'Wakj  yö  tohöy-wak 


atü  lihd  böl  yö  tohöy-ged  aald' 
wo  dleha.  m/d-ll  furddl  öbd-ged 
bddad  yök  raddd,  yök  taleyd* 
yalehd  yan. 

,San*d-kö  köd  gäJid,  adöhd  böl    5 
yö  ohö  kök'd,  yö  tohöym  taligd' 
yalehd  yan. 

, Adöhd  böl  atü  yö  tohöy-ged 
hinni  kök  addy,  el  ed  erkel  tä 
adöhd  böl  ataldmü  liyo  alehd'  10 
yaleJui  yan, 

,Amd  'rki-kö  addy,  furddl  a- 
maid,  jalabäd  körd*  yalehd  yan; 
,amd  jalabd  nabdjalabdd  t^uldy, 
amd  jalabd  nabd  jalabdd  tama-  15 
td,  heyö  köi'dn*  yalelid  yan. 

,Anü  nabd  jalabdd  lak  takdr 
iidk  sdrräl  ay  adöhd  böl  kökö 
be-yä  bddad  yök  raddd'  ya  yan, 

,Ay  qürü§  yök  raddk  sdrral,  20 
köl  gähd-ged:  yi  kdliqö,  yi  sdheb 
yö  ahayndnvm  kdyä  bdrkad  lani 
yö  ka  kdyä  ed  nadirirdm  yö  ab ! 
alehd*  yaUhd  yan. 

,Köl  gähd,  afard  böl  yö  ohö  20 
kök  alehd,  yö  tohöy,  kök  addy, 


dachte    ich:  Damit  entrinne   ich.     Ich   ging  hinab    zum  Hafen,  da  fiel   mir 
wohl  das  Geld  ins  Meer  und  war  hin.* 

30.  ,Ich  kam  dann  wieder  zu  dir  und  sprach:  Gib  mir  dreihundert! 
du  weiset  ja,  wie  du  mir  es  gabst.* 

31.  ,A]8  du  mir  die  dreihundert  gegeben  hattest,  ging  ich  von  dir 
und  dachte :  Nun  entrinne  ich  mit  diesen  dreihundert  Thalern.* 

32.  ,Ich  ging  dann,  kam  zum  Hafen,  bestieg  ein  Boot  und  dieses 
fahr  hinaus  zum   Schiff.    Als  es  da  angelegt   hatte,  stiegen  die   Leute   ein.* 

33.  »Als  ich  nun  den  Fuss  auf  das  Schiff  setzte,  fielen  mir  die  drei- 
hundert Thaler,  die  ich  von  dir  hatte,  ins  Moer.* 

34.  ,Ich  kehrte  dann  zu  dir  zurück  und  sprach  boi  mir  nun :  Mein 
Gott,  gewähre  mir,  dass  das  Geld,  welches  mir  mein  Freund  etwa  gibt,  Segen 
bringe,  so  dass  ich  und  er  davon  lebe,  ohne  dass  ich  ihn  Ubervortheile!* 

35  ,Ich  kam  also  wieder  zu  dir,  begehrte  von  dir  vierhundert  Thaler, 


72 


Reinisch. 


gisa  iyan,  ndagimk  «drnl  dlxä 
tamengd  iyan^  yulurd  iyan  isH 
sithebll. 

24.  ,Amä  düyt  häd  hay,  hiirri 
5  hay,  ndfigisa,  yö   tame.ngd'  yd- 

Idia  iyan,  ,i/i  mardyUm,  fä  irak 
ko  afddü'W(V  ydleJut  iyan,  Sfi 
»idöhä  hol  kä  yahdy  iyan, 

25.  ,  Yi  mardytail,  dUyi  gdy- 
10  faf*  ydl^.ha  iyan,  ,dttye  gvk*  yd- 

leha  iyan  nfim. 

26.  ,}7  mardytaü,  inki  dnqa- 
rä  kö  esern  tc(V  ydleha  iyan; 
,iä  laqa'ö  yök  haytd-vnk  bagd-d 

15  mahd  hdytaP  ydl^ha  iyan, 

27.  ,Edda  h/iy  mayü*  ydlsha 
iyan,  ,Kö  mä-ua'U)d-k  yö  waris!' 
ydleha  iyan,  ,Kö  warijtd'  ydleha 
iyan, 

20      28.  ,Inni  hdhitu,  düye.  haha, 

sindmal  liqdJil  euiivd  trak  yö  kn- 

litani^  ydleha  iyan;  ,yi  mardytä 

fnnä  gdlü  tcä  dlelia^  iya  iyan, 

29.  ,Tö  wak  köl  amuta.,  atü 


yan,  ya*edigäk  adrnd  dkä  ya- 
mengd  yan,  gäha  yan  iH  tAk- 
hil. 

,AmA  mal  häd  bay,  harrt  hay^ 
a*edigd,  yö  yamenga'  ynidta 
yan,  ,yi  sdhebö!  kö  afdäxö  ligö' 
yalehd  yan^  iih  ka  odökA  hol 
dkä  yohöy  yan. 

,Yi  sdJiebö,  null  giyiü.^  oi 
yalehd  yan,  ,mäl  gay'  ak  Jfa{^ 
hd  yan, 

yYi  sdhebö,  inki  qäl  kö  eiirö 
fdlak  and'  ak  yalehd  yan;  ß 
qüHiJi  yök  bayta-ged,  garbid  a} 
hdytaf  ak  yalehd  yan, 

,Ed  hdym  mäyö*  yalehd  yoM* 
,Kü  mänaehdk  yö  warÜl*  A 
yal^d  yan,  ,kü  wariSöi'  ak  jfft- 
Mtd  yan, 

,Hinne  hahitd,  mal  wdy,  h^' 
ydicad  liqah  ej*erdged  yi  kalitdn' 
yalehd  yan;  ,hinni  sAhebil  add" 
ivö  alehd*  yalehd  yan. 

,Qni^iäu  amd-ged  köl  anuUAf 


Handel   und    das  Geld   mehrte    sich ;    er    kehrte    dann    zu    seinem    Freund 
zurflck. 

24.  Zu  diesem  sprach  er:  Jch  nahm  das  Geld  zu  See  und  Land,  trieb 
Handel  und  das  Geld  mehrte  sich;  nun  zahle  ich  dir,  mein  Freund,  surttck' 
und  gab  ihm  tausend  dreihundert  Thaler. 

25.  ,So  hast  du  dir  also  Geld  gemacht,'  bemerkte  dieser.  ,Ja  wohl,' 
erwiderte  jener. 

26.  Da  sprach  dieser:  , Freund,  um  eins  möchte  ich  dich  fragen.  Als 
du  dieses  Geld  von   mir  empfingst,   was  dachtest  du  in   deinem   Herzen?* 

27.  Jener  erwiderte:  Jch  dachte  an  weiter  nichts.*  Dieser  aber  sprach: 
,sag'  es  mir  nur,  ich  werde  dir  darob  nicht  bösel*  ,Nun  so  sage  ich  es  dir* 
sagte  jener. 

28.  Ich  verarmte,  verlor  mein  Geld,  und  als  ich  bei  Leuten  borgen 
wollte,   gab   man  mir  nichts.   Da  dachte  ich,  ich   gehe  zu   meinem  Freund.* 

29.  .,Ich    kam  also    zu    dir  und   als  du   mir  die  sechshundert  gabst. 


Die  'Afar-Sprftohe.  1. 


75 


3.  Aid  la  nüm  äld  way  iyan. 
habtl  äld  elld  gaidd  tan  ibä  yü- 
hila  iyan. 

4.  ,Tä  äld  dägdk  ya  äld  Tnä- 
*(Un  la  tan,  dokä'önö  ya  äld  do- 
kä'önök  tani  md-tana'  ydleha 
iyan. 

5.  Gala  äldt  yirkidd  büldl  ya- 
mdta  iyan:  ,dägäk  ya  äld  mä- 
*atd  ubüa,  gübdk  y*  äld,  ffübdk 
d4ßcä*önö  y*  äld  dokä*önö  hinä; 
äld  tcä'h  anik  tü-tuhilanlV  yd- 
leha iyan. 

6.  fMd'balinö*  ydlehan  iyan 
büld-märi.  büldk  dfal  tan  haldl 
nüm  dkä  sUga  iyan. 

7.  Aid  yök  bdta,  wä-h  anik 
rdmili  yö  lUuq!'  ydleha  iyan. 
rdmili  yötoqa  iyan. 

8.  ,Kö  äld  rabtd  tani  anü  amöl 
dkü  an  gälabö  gid)ad  tand  tan^ 
ydleha  ij/an. 


Gälayto  wdnnä  gälaytö  wdy 
yan,  gälaytö  el  taddy  balöl  da- 
rib  gälaytö-t-yä  yubild  yan, 

jTä  gälaytö  agdna-kö  yi  gä- 
laytö daribi  egidd,  doldönä  yi 
gälaytö  doU/önd  migida^  yaleha 
yan. 

Yaddy  gälaytö  yurhodd  dikil 
yamatd  yan:  ,agdnakö  hinni  gä- 
laytö darib  vbild,  doWönd  yi 
gälaytö  dolo'önä  nid-kl;  gälaytö 
wä-k  and-k  gälaytö  tü-ticbilinif 
yahhd  yan. 

,Mä-balinö^  ak  yalehdn  yan 
dikti-märl.  dikt^  dfal  tand  haldl 
lieyöti  dkä  sügd  yan. 

,Gälaytö  yök  talayd  tandk  rd- 
mili yö  'ayd!^  ak  yaleha  yan 
ramdltök.  rdmili  dkä  *aydd  yan. 

,Kü  gälaytö  baddd  tand  anü 
bükdl  ak  and  sidö  rigidid  tamV 
ak  yaleha  yan  ramdltl. 


r> 


10 


15 


20 


3.  Der  Eigenthümer  des  Kamels  verniisste  uuu  dasselbe,  bemerkte 
aber  auf  dem  Boden  die  Spur,  wohiu  es  gegangen. 

4.  Und  er  sagte :  ,Das  hier  gleicht  der  Gangart  meines  Kamels,  der 
Huf  aber  ist  nicht  der  von  meinem  Kamel/ 

5.  Er  kam  nun  ins  Dorf,  wohin  der  Dieb  das  Kamel  gebracht  und 
dann  geschlachtet  hatte.  Und  er  sprach  dort  zu  den  Leuten  des  Ortes:  ,Ich 
sah  die  Spur  meines  Kamels,  der  Huf  war  aber  nicht  von  meinem  Kamel; 
habt  ihr  vielleicht  mein  verloren  gegangenes  Kamel  gesehen?' 

6.  ,Nein,  wir  sahen  nichts,*  erwiderten  sie.  Da  traf  er  vor  dem  Dorfe 
nnter  einem  Baum  einen  Manu. 

7.  Zu  diesem  nun  sprach  er:  ,Ein  Kamel  kam  mir  abhanden,  wirf 
mir  doch  SandkOmer!*  Der  Mann  that  es. 

8.  Hierauf  sprach  dieser  Wahrsager:  ,Dein  Kamel  ist  bereits  todt 
and  liegt  unter  der  Haut,  auf  der  ich  sitze.* 


76 


Kc  in  ibch. 


li.   Rdmili    dt/i/a-h-itjii  fjalahö 
kalaul  if/fin,   drdi  fdkan   iyan. 
äldk  däU',  ahiUä,  laföfu  icü  (ja- 
lahn  ijiihä  mkfa  ii/uji. 
r»       10.  Wil   yai/eani   iyan,   büld- 
viärä:  jHöI  eketä!^  ydle/ia  iyan. 
11.   Bald' märt   takafd   iyan: 
,(dd  md'halinn  yok   itani*  yd/a- 
ha iyan  äld  la  nfun. 
l*>       12.  ,Kok  imC  yd/ehati  iyan.  ,d 
Itiföf,  ä  (ibdlä,  ä  dn[e  ä  //'  dlii 
Immäy*  ydhha  iyan. 

13.  Jiidä-  muri  inabaUucmi: 
,ald  nak  fjffida  i^rkit  mdli-k  naf- 

!•■>  ddivi'  ydliihan  iyan. 

14.  jAldt  äld  nahdwi*  y^H*'- 
han  iyan,  cddt  dld  yaheni  iyan 
numnk. 

15.  Aid   icc   7it()n   äld    hdyta 
-0  iyan,  wo  unin  icu  dba  iyan. 


lii  Icii  hahi  riffidil  sätfd  rd- 
milt  'aydd  tiayotö  yakini  Mofa- 
kdn  yan.  ijälaytok  dü^j  bÜöy  Id- 
fnf,  ttidö  rifjidid  aägd  yan. 

Anifty  yayein  yan.  dikH-ma- 
rak:  ,nOl  ekefä!*  yalehd  yan. 

Dikfi-märi  yaJcatin  yan»  yä- 
laytö  icdnnä:  /jälayfo  ina-bali- 
no  yök  tan'  yaUha  yan. 

,Kök  nalduC  yal-didn  yan.  ,tä 
lafof,  tä  bilo,  tä  dwl  yl  gölay- 
iö-hi'VC  yaleJid  yan. 

Diktl-mävi  datdn  yan:  ,y(day- 
t(j  nök  fdday  'rke  mä-ld-ki  dkä 
nafddwO*  yaldidn  yan. 

y  (iidaytot  ijälayto  iuifdiivcö^ 
yal-ehdn  yan.  yälaytöt  ycdaytö 
ylfdin  yan, 

Gälayfo  way  heyöti  gälayto  yi- 
Jldiyd  yan.  ay  heyöti  töy  abd  yan. 


\).  iSi(«  lioboii  nun  die  Haut,  worauf  der  Walirsa^ur  HasM,  auf,  grubou 
diu  Krdo  auf  und  fandun  dann  Kinf^owtudo,  Blut  und  Knochen. 

10.  Sio  nalnuun  d;i8  allu8  herauH  und  da  sprach  dur  Kaiuelbecutzor  su 
den   LLMitun  des  Dorfes:  ,Koninit  her  zu  uns!* 

11.  Diese  ikun  Yersjinnnelten  sich  und  der  Ei^euthUinor  de»  Kamel» 
sprach  zu  ihnen:  ,Iln'  sa^^tet  zu  mir,  wir  sahen  nichts  vom  Kamel.* 

VI.  Diese  erwiderten:  ,Ja,  so  sagten  wir.'  Jener  aber  »prach:  ,Das 
aber  sind  dio  Knochen,  d;is  iilut  und  die,  Kin^eweide  meines  Kamels.* 

l.'{.  Die  Miinni'r  des  Di»rfes  lieriethen  sich  nun  und  sprachen:  ,Wir 
zahlen  ihm  das  Kamel,  obwohl  es  nicht  zu  uns  {gekommen  ist.* 

14.  Tnd  sie  spraclien  zum  Manne:  ,Für  das  Kamel  geben  wir  dir 
ein  anderes,*  und  sie  j^alien  ihm  «.'ines. 

15.  Der  Mann,  der  das  Kamel  verloren  hatte,  nahm  es  in  Empfang. 
2So  that  also  dit^ser  Mann. 


2().    Der    c  r  p  r  o  h  t  k\  W  a  h  r  t»  a  g  e  r. 

\.T.t,l,t,  Xfon  n/dbdfa  iyan.  T.  t.  //.   Ilcyato-ko  yälayf<i  ta- 

(Üd  ivay  iyan,  rdniili  tfdintid  nii-      layd  yan.   ay  gälayto   we  yan. 

1.   Erzählung.    Einem    Mann   ging    eine   Kameltttute  verloren   und   er 
fand  sie  nicht.  Er  ging  nun  zu  einem  Wahi*sager  und  »prach  zu  ihui:  ,Eliie 


Di«  *AAur-8prftche.  1. 


77 


mül  gdla  iyan:  ,äld  yö-kü  ha- 
tak  guba-l  gdla,  däga-l  gäla, 
gdia-w^k  mdyü,  äld  wek  rdmili 
yö  otuq!^  ydleha  iyan  äld  la 
Htm. 

2.  RdnUU  hh*di:  ,rdvnii  kö 
atuqd4it/ö'  ydleha  iyan,  rdmili 
ybtaqd  iyan. 

3.  ,Kö  äld  dran-al  md-tdnay, 
balol  md'tdnay,  fdnal  tan,  balol 
day  tan*  ydleha  iyan.  wo  nüm 
gdla  iywi  rdmili  fald  nüm, 

4.  Sindm-al  yamdta  iyan :  ,rd' 
mili  nümük  rdmili  yö  utiiq  dle- 
ka,  rdmili  yö  yotoqd:  kö  äld 
drancU  md-tdnay,  balol  md-tdnay, 
fdnal  tdnl  yök  iya,  wo  rdmili 
innl  md-läginiyö^  ydleha  iyan  älä 
la  nüm, 

5.  ,Ald  halöl  and-sin  älä,  dra- 
nal  and-sin  cdä,  änkel  tan?'  yd- 
Uhan  iyan;  ,d  nüm  rdmili  yaUgd 
mn-yana,  twfi  dirobi-la-kd'  yale- 
han  iyan. 


rdmili  abd  heyötöl  yaddy  yan: 
,anü  gälaytö  yök  talaya,  agdnal 
addy,  giibal  addy,  adiyd-ice-rke 
mdyö,  kädö  gälaytö  wek  rdmili 
ya-h  ah!*  yaUhd  yan  gälaytö  ö 
wdnnä. 

Rdmili  wdnnä:  ,rdmili  kö  dba* 
ak  yalehd  yan,  rdmili  dkä  abd 
yan. 

jKü  gälaytö  dranad  md-tana,  lo 
balod  md'tana,  fdnal  tdna,  balö 
day  tdna'  yalehd  yan  ramäl-tl. 
ay  rdmili  fald  heyöti  yaddy  yan. 

Hey  dl  yamatd  yan:  ,heyötök 
rdmili  yah  ab  ak  ahhd  heyöti  15 
rdmili  yö  abd:  kü  gälaytö  dra- 
nad md-tanay  balöd  md-tana,  fd- 
nad  tand,  balö  day  tand  yök 
yahhd,  tä  rdmelek  abdm  sola* 
ya,  heydwä  wariSd  yan  gälaytö  20 
cJc  taldy  heyöti. 

,Gälaytö  balö-l-la  delaltd-dö, 
dranad  delaltd-dö,  dülä  taniya 
gäldytöV  yahhdn  yan  heyö;  ,iä 
heyöti  rdmili  yaligd  heyötö  md-  25 
kl,  iSe  dirdbi'la  klninkä*  yah- 
hdn yan. 


Kamelstute  kam  mir  abhanden,  ich  ging  deshalb  zu  Thal,  ging  zu  Berg 
und  da  ich  vergebliche  Wege  gemacht  und  die  Stute  nicht  gefunden  habe, 
so  wahrsage  mir  nun!* 

2.  Der  Wahrsager  sprach:  ,lch  will  dir  wahrsagen,'  und  warf  dann 
den  Sand. 

3.  Dann  sprach  er:  ,Deine  Kamelstute  ist  nicht  im  Himmel,  nicht 
auf  Erden,  dazwischen  befindet  sie  sich  nahe  der  Erde/  Der  Mann  ging  nun 
seine  Wege. 

4.  Er  kam  zu  Menschen  und  erzählte  ihnen:  ,lch  Hess  mir  von  einem 
Manne  wahrsagen,  und  dieser  sprach:  Deine  Kamelstute  ist  nicht  im  Him- 
mel, nicht  auf  Erden,  sondern  dazwischen.  Diesen  Sinn  nun  verstehe  ich  nicht.' 

5.  Die  Leute  sagten:  ,Wenn  die  Stute  nicht  auf  Erden  und  nicht  im 
Himmel  ist,  wo  soll  sie  dann  sein?  Dieser  Mann  ist  kein  Wahrsager,  suiiderii 
ein  Schwindler.' 


78 


Koi  nisch. 


6.  Amd  äldk  ya^adirani  iyan. 
loadär  nüm  dxC&r  dägdk  öbisa 
iyan.  huld  amöd  äld,  yangnlä 
nammäy  yühila  iyan, 
5  7.  Wo  nüm  derb  aha  iyan.  »i- 
ndm  tamäta  iyan:  ,älä  ä  haldk 
mdnnä  öhisenüP  ydlehan  iyan; 
,ä  hald  nabd  hald  tand  tanik 
lyi  körü  tvä-k,  nanjaü  xcdynä^ 
10  ydlehan  iyan. 

8.  Wo  hald  yiriß^ani  iyan,  yan- 
gulä  ka  äld  öbisani  iyan.  yan- 
guli  rdba  aüga  iyan.  äld  yiv- 
hidani  iyan,  hadö  büld  öbisani 

15  iyan. 

9.  Sindm  ydbeta  iyan:  ,rdmili 
bä^eli  dranal  md  -  tdnay,  balöl 
md-tana  dkä  iya-m  tä  akü  inaV 
ydlehan  iyan. 

•Jü  10.  ,Dirdbi'la  nid-yana;  dra- 
nal and-sini,  balöl  and-»ini  äld 
d-nke  tddiya  dkü  ina  nin  d  nüm 
rdmili  numnid  yaUgd  yan*  ydle- 
han iyan  sindm. 


Amd  gälaytö'kö  ya'adirin  yan. 
alalöyni  ald  gdde  bükd-kö  öbisd 
yan.  haldt  bükdd  gälaytö,  yan- 
gulä  Idmml  yvbüd  yan. 

Amd  heyöti  derd  yan.  Aeyö 
yamatin  yan:  ytä  gälaytö  tä  ha- 
Id-kö  ah  üend  obiSenüP  yalehän 
yan;  ,tä  hald  nabd  haiä  egOak 
ta  nagraöicd*  yalehdn  yan. 

Amd  hald  yigrCin  yan,  yojj- 
gulä  ka  gälaytö  öbisan  yan.  yan- 
guli  bad4  sügd  yan,  gälaytö  uß- 
ll  süktd  yan.  gälaytö  yurhodin 
yan,  Jiadö  dik  ak  öbiädn  yan, 

Heyö  wani§dn  yan:  ,ramahi 
dranad  md-tana,  balöd  md-tana 
dkä  ya-m  tdy-m  dkä*  yalehdn  yan, 

yDirdbi'la  mi-yana;  dranad 
md-tana^  baUd  md-tana  yam,  gä- 
laytö dülä  taddy,  tä  ranialti  di- 
rdbila  ak  nam  wdrak  rümmä  yn- 
ligd  rdmili*  yalehdn  yan. 


6.  Die  Kamelstute  faud  mau  uicht.  Da  trieb  eiust  ein  Mann  Ziegeu 
zum  Thal  hiuab  und  bemerkte  auf  einem  Baum  eine  Kamelstute  nnd  oiue 
Hyäne,  beide  Thiere  sah  er. 

7.  Der  Mann  machte  ein  Geschrei  und  es  kamen  Leute  herbeL  ,Wie 
sollen  wir  das  Kamel  vom  Baum  herabholen?^  sagten  sie.  Einige  sprachen: 
,Das  ist  ein  grosser  Baum,  wer  kann  da  hinaufsteigen,  wir  werden  ihn  also 
fallen!* 

8.  Sie  fällten  den  Baum  und  nahmen  nun  die  Hyäne  und  die  Stute 
herab.  Die  Hyäne  war  bereits  todt,  die  Kamelstute  aber  lebte  noch.  Man 
schlachtete  sie  und  brachte  ihr  Fleisch   ins  Dorf. 

\).  Da  s])rachen  die  Leute :  ,Ist  dem  nicht  so  wie  der  Wahrsager  gesagt 
hat:  das  Kamel  ist  nicht  im  Himmel  und  nicht  auf  Erden.^ 

10. ,  Der  Mann  ist  daher  kein  Schwindler,  sondern  ein  wirklicher  Wahr- 
sager, obschon  wir  sagten:  Wo  sollte  das  Kamel  hingekommen  sein,  wenn 
es  sich  nicht  im  Himmel  und  nicht  auf  P]rden  betiudet.^ 


Dia  'Afar-Spraehe.  I. 


79 


27.   Zwei   Zauberer. 


l.T,t.  1. 1,  Nammä  nüm  nam- 
»i/i  gdra'ak  ytnani  iyan. 

2.  Iss  nammä  sälieHk  tina 
iy«n;  tt  tiyä  kamk  md-yaUgä 
fyan. 

3.  Tt  nammd  raküb  lukuJc  yi- 
na  iyan.  amä  nammä  rakubud 
id'dd  (isa  iyan. 

4.  Lo*ö  bülä  örba  iyan,  gälä 
bald  6fal  häba  iyan. 

5.  Gara'ak  tani  qada^äntü  yd- 
ka,  rakübü  dagdd  höla  iyan.  qa- 
daofiii  dagdd  dkö  höld-tonk  ra- 
kiih  kuda  iyan. 

6.  Bülä:  ,rak&b  i-d-da  küdam 
mahä  tdkaf  tdleha  iyan. 

1.  Sindm  Idkal  drdä  hayni 
iyan,  sinäm  raküb  matdiiü  td- 
fera  iyan. 

8.  yFdris  Id-märä  derö  dbä!^ 
ydlehan  iyan.  fdris  la-märä  de- 
rani  iyan,  fdris  la-mdrl  raküb 
matdrü  yaferani  iyan. 


T.  t.  y.  Lammä  heyöti  lammä 
gare'dnä  kl  yinin  yan. 

Ussun  lammd  saherd  kl  yinin 
yan;  ti  tiyak  ml-yaligd  yan. 


5 


Wüi'tl  lammd  gcUdytö  ll  yind 
yan.  amä  lammd  gäldytöd  ed 
a^d  yan. 

Leld^  diki  orobd  yan,  gälä 
dikC  dfal  häba  yan.  lO 

Tdn-kö  wili  garä'ani  qa^addm- 
tö  yakd  gälayti  *elöd  say  yan. 
qa*adamti  'Höd  ak  say  gälayti 
küdd  yan. 

Düc:  ytä  gälayti  küddm  ay  td-  15 
kaV  yalehin  yan. 

Heyö  ibal  ak  yardin  yan,  he- 
yö  gäldytöt  yaii4abalönä  tänin 
yan. 

,FdnJf  la-märat  ddrä!*  y^U-  20 
hdn  yan.  fdri^  la-märat  dardn 
yan,  fnri^  la-m.är%  gäldytöt  ka- 
tditnä  tänin  yan. 


1.  E»  waren  einst  zwei  Männer.     Diese  zwei  aber  waren  nun  Diebe. 

2.  Beide  waren  auch  Zauberer,  doch  kannte  der  eine  den  andern  nicht. 

3.  Nun   besasR   der  eine   zwei   Kamele,   und   bei   diesen  zwei   brachte 
er  seine  Zeit  zu. 

4.  Eines  Tages    ging  er    ins   Dorf  und  verlie.ss  die  Kamele  vor   dem 
Dorfe. 

5.  Da  verwandelte  sich  der  eine  Dieb  in  eine  Schmeissfliege  und  kroch 
dem  Kamel  in  den  After.  Da  lief  das  Kamel  davon. 

6.  Die  Leute  sagften:  ,Was  ist  denn  geschehen,  in  Folge  dessen  das 
Kamel  fortlief?* 

7.  Man   lief  nun  dem   Kamel   nach,   konnte   es   aber   nicht   einholen. 

8.  Da  sprachen  andere:  ,Ruft  doch  Reiter!*  Man  rief  also  Reiter  herbei 
nnd  auch  diese  konnten  das  Kamel  nicht  einholen. 


80 


Ueiniseb. 


9.  Rakuhe-ld  nüm:  ^yi  raküb 
(ß-m  aligd-h  dm'  ydleha  iyan; 
rakiihe-ld  nüvi  dulaldytä  ydka 
iyan. 
5  10.  Didaldytä  ydka  nüm  ra- 
küb mätard  iyan,  matard-wdk 
nahst  wdgtta  iyan,  dagdd  qada- 
'dntü  ynhila  iyan. 

1 1 .  Qndadntüd  didaldytä  yd- 
10  ka  lahö  e-d-du  hay  iyan,  qada- 

'anii  wo  Idhöd  räba  iyan. 

12.  Rakübe-ld  nüm  didaldytä 
ydka  yisudurd  iyan.  tcO-niärl  wo 
gay  iyan. 


GäJ-ayH  wännä:  ,yi  galayü 
gern  aligd'  yalehd  yan;  gälayti 
wdnnä  amd  ged  didaldytä  yaka 
yan, 

Didaldytä  yakd  gälayti  tcdn- 
nä  gäldytöt  katdy  yan,  kat4bf' 
ged  ndbse  ak  yoqofnotd  y0n,'ilöd 
qa'addmtö  ak  ytibüd  yan. 

Qa*addmtöd  didaldytä  yakd 
heyöti  hdnzl  Bd  käy  yan^  qa'a- 
damti  amd  himed  bädd  yan. 

Gälayti  wdnnä  didaUh/tä  ya- 
kd gäldytö  yadebhd  yan.  tö-märx 
töy  siddak  gayHmdn  yan. 


9.  Der  EigenthUmer  des  Kamels  aber  sagte:  Jch  weiss  schon,  wm 
dein  Kamel  passirt  ist!*  und  er  verwandelte  sich  in  eine  Biene. 

10.  Nachdem  er  sich  so  verwandelt  hatte,  holte  er  das  Kamel  ein 
und  unterRuchto  es  am  f^anzen  Körper.  Da  gewahrte  er  im  After  die  Schmeiss- 
fliege. 

11.  Da  stach  or  alH  ßiene  die  Schmeissfliege  und  daran  verendete  diese. 

12.  Nun  brachte  der  Eigenthümer  des  Kamels  dasselbe  Kurück.  Solches 
hat  sich  also  mit  jenen  Männern  zugetragen. 


2H.    Die    drei    letzten    Worte    eines    Vaters    an    seinen 

Sohn. 

]5  1.  71  t.  l,  f.  Nüm  inki  /a/>  bdlä,  lükuk  yina  iyan.  äbbä  rdba 

iyan.  kä  bdlak:  ^yöd  matdr!'  ydj^iha  iyan.  bali  mätard  iyan. 

2.  ,Yi  hdlail,    kö  farimü  wä!^   ydleha   iyan;   ,yi  bdlaü,  i§i 
ahagöyf/i  mistir  mäsabdlayn!'  ydleha  iyan;  ,yi  bdlaü,  bäkUd,  irä- 
ritd   nümnk  düyi    liqähe  mdbln!   yi   bdlaü  ^    döldt  askdrtvk  dfiyi 
20  mangdr  mcUaJidyin  !*  ydj^ha  iyan. 

1.  Erzählung.  Ein  Mann  hatte  einen  einzigen  Sohn.  Der  Mann  nun  starb; 
zuvor  aber  rief  er  seinem  Sohne  und  sprach:  ,Komm  zu  mir!'  Der  Sohn  kam. 

2.  Da  sprach  er  zu  ihm:  ,Mein  Sohn,  ich  will  dir  den  letzten  Wunsch 
kund  thuii.  Mein  Sohn!  Vertraue  deinem  Weibe  kein  Geheimniss  an!  Mein 
Sohn,  vr»n  einoni  .irm  gewesenen,  dann  reich  gewordenen  Mann  nimm  kein 
Darlehen!  Mein  Sohn,  einem  Soldaten  gib  kein  Geschenk!' 


Die  «Afkr-Spraeht  I.  81 

3.  ,F'  dbbä  yöd  dba  fdrim  nummd  kinlm  ka  dirab  Mnlm 
abdlü  xcöf  y^^eha  iyan. 

4.  Abagöytdk:  ,nüm  gahdd  yök  rdba  yani  tä  ardtl  gubad 
hau  wä^  ydleha  iyan, 

5.  Nümü  iya  gundi  kafdn  hay,  dambüid  yikiyyitu,  nümü  iya  5 
gabdd  yök  rdba  iya  arät  gübad  yVora  iyan. 

6.  Döldt  askarttak  mangdr  hay  iyan.  bäkitd,  irärifa  nümük 
Kqdhi  laqa'ök  böl  bay  iyan.  wo  böl  mcCa  ked  hay  iyan. 

7.  Abagöytd  agahi  yamdtan  iyan,  yäbani  iyan.  ,inni  ddgü 
Hnnl  tcarisitü  wä*  t&leha  iyan  wo  nümi  abagöytä,  10 

8.  ,Na  warisüdyl*  ydjshan  iyan  agabi.  ,i/i  bä'eli  nümü  yig- 
gifd  yani  ardt  gübad  yök  yitbkund,  wo  ntnn  inki  nüm  yubilu 
md-yana  rabd  nüm^  tdleha  iyan  abagöytä. 

9.  Agabi  isini   büld  gdhan  iyan:  ,aggidaytö:  yi  hä'eli  nüm 
'idd  yan  nök  tdleha;  wo  nüm  inJd  nüm  yübila  md-yandy  nök  ita'  15 
ydlehan  iyan. 

10.  Döldt  amd  ddgü  yöbba  iyan.  üssük  mangdr  dkä  abd 
atkdrtü:  Jkä  bdhäl^  ydleha  iyan  döldt. 

11.  ,AnÜ  mangdrä  laqa'ök  köntöm  kö  ahduwü  kin  icaJc  mahd 
döldt  fdnä  yö  bdytaf'  ydleha  iyan  nüm  *idd  iya  nüm.  20 

3.  Der  Sohn  dachte  nun:  Jch  will  doch  sehen,  ob  meines  Vaters  letzter 
Wunsch  auf  Vernunft  beruht  oder  nicht.' 

4.  Und  er  sprach  zu  seinem  Weibe:  ,Ich  werde  einen  Mann,  den  ich 
erschlagen  habe,  unter  meinem  Bett  begraben/ 

5.  Er  wickelte  nun  ein  Holzstück,  das  er  als  Mann  bezeichnete,  in  ein 
Todtengewand,  nähte  es  in  einen  Sack  ein  und  vergrub  es  unter  seinem  Bett. 

6.  Er  gab  dann  einem  Soldaten  der  Regierung  ein  Geschenk.  Ferner 
lieh  er  von  einem  ehemals  armen,  dann  reich  gewordenen  Mann  hundert 
Thaler  aus  und  verwahrte  diese  gut. 

7.  Es  kamen  dann  Frauen  zur  seinigen  und  sie  plauderten.  Da  sagte 
sie  zu  diesen:  ,Ich  möchte  euch  ein  Geheimniss  von  mir  anvertrauen.' 

8.  ,0  so  erzähle  uns  dochl'  erwiderten  diese.  Da  erzählte  die  Frau: 
,Mein  Gatte  hat  einen  Mann  erschlagen  und  diesen  unter  dem  Bett  vor- 
graben; kein  Mensch  hat  etwas  davon  gesehen.' 

9.  Die  Frauen  gingen  dann  heim  und  erzählten  da:  ,Die  Frau  so  und 
so  erzählte  uns,  ihr  Mann  habe  einen  Mann  erschlagen,  und  kein  Mensch 
hat  etwas  davon  gesehen.' 

10.  Der  Gouverneur  hörte  von  dem  Gerücht  und  Hess  den  Mann  durch 
den  Soldaten,  dem  jener  ein  Geschenk  gemacht  hatte,  holen. 

11.  Da  sagte  der  angebliche  Mörder  zum  Soldaten :  ,Ich  habe  dir  doch 
f&nfzig  Thaler  geschenkt;  warum   bringst  du  mich  also   zum  Gouverneur?* 

8itxuif«b«r.  d.  pUl.-hitt.  Cl.    CIL  Bd.    L  Hfk.  6 


H2  K«initch. 


12.  flJolfif  furnio  ko  rüha  wak  anu  dnket  kö  rKisü  äqdiraV 
ydlelia  ii/an,  iloldt  fdnä  askarti  kä  hay  iyan, 

];J.  Lmja*o  liq/dii  dkü  hay  nnm  fänad  dkä  gardya  iyan.  ,A 
nitm  dnke.  hdytaV  ydleha  iyan  asknrUak. 

ti  J4.  Askariti:  ,döldt  tamd  unm  nnm  *idd  ydnlk  yöl  bähä  yök 

iya  iöhu  hay-h  an*  ydleha  iyan, 

If).  haqaU'i  la  num:  ^yi  laqa*6  bäh!*  ydleha  iyan.  ykü  laqa'ö 
d  irnk  vih-ahuld,  sdrrä  kö  ahay-liyo*  ydleha  iyan,  ,yi  laqa*6  tA 
wak  in  kfd  hAha-wdytaJc,  mn-gdl^ä*  ydleha  iyan, 

1().  Attk/trifi:  ,wi  laqa^ö  hay  sä  amol  yö  ohö  elähäy,  bay$d 
ainöl  n  wak  haym  farmo  dkä  riiha  nüm  fdnal  mA-yanifUbülak' 
y  dir  ha  iyan. 

17.  Laqa*ö  la  ntim  ka  nnm  Udd  iya  nüm  ka  askaritä  ndö- 
hök  (loldt  fdnä  yamdtan  iyan. 

jft  IH.  Doldf  asknritak:   ,nnm  *idam  mä  ni'imüP  ydleha   iyan. 

,Nnm  *idam  tamd  numn*  ydleha  iyan, 

U).  ,Atu  söltdn  halöl  h/lr  sindm  f^d  *iddamP  ydleha  iyan, 
wo  nnm:  Jinysa,  anu  sinnm  mä''id9my6"  ydleha  iyan. 

1«.  DioHor  orwidorto:  ,Wie  kiSnntt»  ich  dich  freilassen,  wenn  der  Gou- 
V(«rnoiir  mioli  nUa  boonlort  hat!'  Kr  eskortirto  ihn  also  mm  Gouverneur. 

\l\.  Auf  (ItMu  Wo^o  dahin  kam  ihntMi  dor  Mann  unter,  von  dem  jener 
da^  liold  auii}rt^hor}rt  hatto.  Uor  nun  frajirte  den  Soldaten:  ,Wohin  führst  da 
dit^^ou  Mann?' 

14.  Oor  Soldat  orwidt^rto:  Joh  brinpe  ihn  zum  Gouverneur,  weil  er 
«»iu«>n  Mann  orschlairtMi  hat.* 

ICV  pH  fuhr  dor  iiold^'hor  don  Mann  an :  .Gib  mir  grleich  mein  Geldl* 
Pi«*sit»r  orwidorit*:  »Ooiu  Gold  haho  ich  jetzt  nicht,  ich  werde  dir  es  spSter 
schon  j^'bfu.'  »l«>uor  abor  s^prach:  ,Wenn  du  mir  mein  Geld  nicht  auf  der 
Stelle  s:il»*t»  so  j:r»hst  du  keinen  Schritt  weiter.* 

lö  IVr  Si>Idat  al»er  bemerkte  ihm:  ,Verlang:e  dein  Geld  beim  Pascha! 
denn  deu  Mauu  via  kannst  du  nicht  auf  dem  We^  zum  Pascha  festnehmen, 
uacbdem  ihn  diett^r  *u  ihm  £U  brine^n  befohlen  hat.' 

IT  l>er  lield^^ber.  dann  der  an^bUche  MC^rder  und  der  Soldat,  alle 
dr^i  ksiHteu  tum  £uni   Pascha. 

15.  l>a  spracti  diest^r  «um  S^ddaten:  .Welcher  ist  der  Mann,  der  einen 
Meu^'hn*u  erschla^n  hat?'  Per  Sv>ldat  erwiderte:  ,Dies<»r  da  ist  es.* 

l^  l>a  sprach  «u  ihm  der  Pascha:  ,Auf  dem  Gebiet  de«  Sultan  erschllgst 
du  Leute  l>^i  Nacht?*  Per  Mauu  ab^r  erwiderte:  «Bei  Gott,  ich  habe  nie- 
niAud^u  erK'hla^u.* 


Di«  'Afiftr-Spraehe.  I.  83 

20.  ,Nüm  'idda  ita  kö  abagöytdk,  arat  gübad  tidfindm  kök 
obba*  ydleha  iyan  döldt. 

21.  Nüm:  Jkaysä^  nüm  md'^ldiniyö,  y*  dbbä  räbd-ioak  yö 
färünd  hdba,  tö  färim  nummd  kinl7i  kd  diräh  kinlm  äbalä  dleha 
dbam  akd  tcdytak,  nüm  ma-ldXniyö*  ydleha  iyan,  ö 

22.  ,Kö  dbbä  färimi  mahd  kök  iyaV  ydleha  iyan  döldt 

23.  ,Y'  dbba  sidökä  dnqarä  yök  iya,  tö  sidöhd  änqard  tä 
tdkü  nummd  tdka^  ydleha  iyan. 

24.  yKö   dbbä   mä  sidöhd   dnqarä   iyaP  ydleha  iyan  döldt. 

25.  yDöldt  dfi  askaritä  mangdrä  düye  mä-tahdyin!  yök  iya.  lo 
kö  askdrtü  mangdrä  köntöm  qdrsl  hi-yä  dkä  hay.* 

26.  ,Bähitd,  iräritd  nümük  düye  liqdhe  nidbin!'  yök  iya. 
tamd  nümük  laqaök  böl  bay,  tö  laqa'ö  käfä  yö  bähd-wdytak,  yök 
iya,  atü  farmö  yö  rübta  fdnal  yibüld,  tö  yök  dba.* 

27.  ,l8*  abagöytd  mistir  mäsabdlln!  yö  iya.    Inni  abagöytdk  15 
nüm  iggifd,  ardt  gübad  hay-h  an  dleha;  tdtüc  alehd-wak,  mistir 
tdtik  ydka  gide  dbalü  dleha,  nüm  iggifd-h  an  hiyä  ardt  gübad  kök 
hay-h  ani  dleha.* 

28.  ,  Tb  sidöham  y^  dbbä  iya  fdHm  nummd  kinln-kd  dirab 

20.  Da  sprach  der  Gourerneur :  ,Da  hast  ja  zu  deinem  Weibe  gesagt :  ich 
habe  einen  Mann  erschlagen;  dann  hörte  ich  auch,  dass  du  ihn  unter 
deinem  Bett  vergraben  hast.* 

21.  Da  erwiderte  der  Mann:  ,Bei  Leibe  nicht,  ich  habe  niemanden  er- 
schlagen. Bloss  mein  Vater  hat  mir  vor  seinem  Tode  einen  Wunsch  geäussert 
und  ich  wollte  sehen,  ob  derselbe  verständig  sei  oder  nicht;  erschlagen  aber 
habe  ich  niemanden.* 

22.  Was  für  einen  Wunsch  hat  dir  dein  Vater  ausgedrückt?*  fragte 
der  Gouverneur. 

23.  Der  Mann  erwiderte:  ,Mein  Vater  sagte  mir  drei  Worte  und  diese 
haben  sich  heute  verwirklicht.* 

24.  jWelche  drei  Worte  sagte  dir  dein  Vater?*  fragte  der  Gouverneur. 

25.  Der  Mann  erwiderte:  ,Einem  Soldaten  mache  kein  Geldgeschenk! 
ich  gab  demnach  deinem  Soldaten  fünfzig  Thaler  zum  Geschenk.* 

26.  ,Dann  sagte  mir  der  Vater:  Von  einem  einst  armen,  dann  reich  ge- 
wordenen Mann  nimm  kein  Darlehen!  Ich  borgte  daher  von  dem  da  hundert 
Thaler.  Nun  packte  mich  der  auf  dem  Wege  heute  an  und  sagte:  Wenn  du 
mii  mein  Geld  nicht  auf  der  Stelle  gibst!* 

27.  »Ferner  sagte  mir  der  Vater:  Vertraue  deinem  Weibe  kein  Geheim- 
niss  an!  ich  sagte  also  zu  dem  meinen:  Ich  habe  einen  Manu  getOdtet  und 
begrabe  ihn  unter  meinem  Bette.  Ich  wollte  sehen,  wie  sie  ein  Geheimniss 
bewahrt;  darum  nur  sagte  ich  so.* 

28.  ,Ich  dachte  nun,  ich  will  sehen,  ob  meines  Vaters  Wille  verständig 

6* 


84 


Keinisch. 


kinJm  nbalu  alehd  tö  aha,  tö  y'  abagöytd  gübad  o*ord  aufm  gun- 
dik  tä  icak  wag  Uta!*  ijdldia  h/an. 

29.  Wagitani  iyan,   gündi  gihidik  siiga  iyan.  liqdhi  laqa*6 
dkn  bay   ninnük:  ,inni  kö    a'äyarii  bäykä  kü   laqa*6  dykä-nd!* 
5  äkak  ydleha  iyan, 

»ei  odor  nicht,  daher  that  ich  so.  Sucht  jetzt  nur  nach,  denn  was   ich  vor 
ineinom  Weibe  als  Mann  begrub,  ist  nur  ein  Holzstrunk/ 

29.  Man  suchte  also  nach  und  fand  den  Holzstnink.  Auch  dem  Manne, 
von  dem  er  das  (.«eld  ausgeborgt  hatte,  gab  er  dasselbe  zurück  mit  den 
Worten:  ,Da,  nimm  du  dein  Geld!* 


29.  Da88  man   sich  nicht  über  die  Untreue  der  Frauen 

beklage. 


1.  T,  t,  /.  1.  Xüm  dlä  ma*d  aga- 
böytd  lukuk  yina  iyan,  agaböy- 
td  hardmü  däremd  iyaJi, 

2.  Inki  lab  bdiä  bjkuk  yina- 
10  ni   iyan,    fUnü   rabdk  yi  büdde 

yöli  kok  gald-Ia-k  bdIä  bütjltjled 
adagn  kö  hdyn  icä*  ydleha  iyan; 
,u:ohük  mahd  itaV  ydjeha  iyan 
n ü  m  agabOytdk, 
15  3.  ,Atu  abindnhn  ma'd*  tdle- 
ha  iyan  agaböytd. 

4.  ,Anu  adagd  drkn  wak  dükä 
yi  Idk-al  adagd  arkta!*^  ydleha 
iffan  agaböytak. 


T.  t,  y,  Heyöfi  dlä  mad  nümd 
ll  yind  yan.  nüniA  hardml  tu 
hammitd  yan. 

Inki  lab  bdlä  ll  yintn  yan, 
,anü  rabd-ged  ?/t  dagümi  yöU 
kök  yadiydk  hdfä  dagümal  kö 
aaddgö  Uyö*  yalehd  yan;  ,tö'ik 
ay  taf*  tak  yalehd  yan  labahayti 
nümdk, 

,Atu  abindnlm  mad^  tdleha 
yan  nümd, 

,AnU  adagd  ardkö  liyök  y'fbad 
endokä  adagdl  arkU,"  yalehd  yan 
iM  nümdk. 


1.  Ein  Mann  hatte  eine  schöne  Frau.  Diese  aber  hatte  er  im  Verdaclit 
dor  rntrt'uo. 

'J.  i>io  hatten  nun  zuMininion  einen  Knaben.  Da  sprach  einst  der  Manu 
zu  soinor  Frau:  ,WiMin  ich  st<»rho  und  dann  mein  Glied  mit  mir  von  dir 
peht.  so  will  icli  dir  auf  d<un  Markt  gegen  den  Knaben  ein  Glied  eintauschen. 
Was  mein.^t  du  ^\i»hl  dazu?* 

3.  Sit»  orv>idorte:  .Alles  was  du  thust,  ist  gut.* 

4.  Da  >]irnch  er  zu  ihr:  .Ich  gehe  nun  auf  den  Markt;  bring  abo  du 
mir  daiiin  den  Knaben  nach!' 


Die  'Afar-Spnche.  I. 


85 


5.  Agaböytd  bcHä  bü44^  ta- 
hdyü  adagä  arküsa  iyan. 

6.  ,A  sdkü  adagä  dkä  nahe- 
lA  mdnanak,  ä  la*ö  wadirri  bü- 
\a  gihu!'  yaieha  iyan  nüm  aga- 
Usyiak. 

7.  JSüjd  örobani,  büldl  4^nani 
iyan.  sakü  üssük  adagä  föyröl 
draka  iyan. 

8.  ,Bdlä  adagä  arkis!*  yMe- 
ha  iy€tn  nüm  agaböytdk.  aga- 
böytd  bdlä  adagä  arkisaa  iyan 
Umö, 

9.  Hdrrä:  ,adagä  dkä  way- 
nik  bdlä  oydürf^  ydleha  iyan 
bi*eli  agaböytdk.  agaböytä  tüdu- 
rd  iyan  issi  bäla-lL 

10.  Eh^eli  hdrrä  adagdl  ha- 
jdk  sarö  hay,  adagä  araketdmik: 
,yöl  ekktäl'  ydieha  iyan, 

11.  Yaketani  iyan  stnäm,  ytn- 
ki  dnqarä  sinik  dlahö  wdk  yö 
6bbäy!*  ydleha  iyan,  ]kö  nöbba^ 
ydlehan  iyan. 


Nümä  en^okä  dagümal  tahd- 
toö  adagä  arkiSäd  yan. 

yKäfä  adagä  dkä  dbili-mäna- 
nak,  käfä  sdrral  diki  ed^bbä!' 
ak    yalehd   yan    labahayti    nü-    5 
mdk, 

Diki  örobani,  dikä  4^ndn  yan.  ' 
sarrd-m  mah  üssük  ba^söl  ada- 
gä arakd  yan, 

Nümdk:  ,bdlä  adagä  arkU!*  10 
ak  yalehd  yan  ba'eli.  äy  nümä 
üi  bdlä  adagä  arkiäM  yan   a- 
dagä. 

Kdssö:  ,adagä    dkä    wayndk 
bdlä  ed4bbä!^  ak  yalehd  yan  bä-  15 
*eli  nümdk,  nümä  gäyrtd  yan  iäi 
bdla-li. 

Ba*eli  kdssö  höldk  sardnä  hdy 
yan,  adagdl  arakd-yand-märak: 
,yöl  ekdttä!'  yalehd  yan,  20 

Heyö  yaketin  yan.  ,inki  qäl 
sinak  öwä-liyök  yö  öbbäf^  tdnak 
yahhd  yan,  ,kü  nabbd'  yahhdn 
yan. 


5.  Die  Frau  brachte  also  den  Knaben  zu  Markt  um  ihn  gegen  ein 
Glied  hinzugeben. 

6.  Zur  Zeit  sprach  dann  der  Mann  zu  seiner  Frau:  ^Da  wir  heute 
auf  dem  Markt  nichts  gefunden  haben,  so  bring  für  heute  den  Knaben 
wieder  heim!' 

7.  Sie  kehrten  heim  und  übernachteten.  Den  folgenden  Morgen  ging 
er  voraus  auf  den  Markt. 

8.  Er  hatte  aber  zu  seiner  Frau  gesagt:  »Bring  den  Knaben  zu  Markt!' 
Sie  brachte  ihn  also  zum  Verkauf  dahin. 

9.  Am  Abend  sprach  der  Gatte  zu  ihr:  ,Da  wir  keinen  Handel  ge- 
fanden haben,  so  bring  den  Knaben  wieder  heim !'  Die  Frau  kehrte  also  heim 
mit  dem  Knaben. 

10.  Der  Mann  aber  steckte  am  Abend  eine  Fahne  auf  eine  Stange 
und  sprach  zu  den  Leuten  auf  dem  Markt:  , Versammelt  euch  bei  mir!' 

11.  Die  Leute  sammelten  sich  und  er  sprach  zu  ihnen:  , Höret  mich, 
ich  habe  euch  ein  Wort  zu  sagen!'  ,Wir  hören  schon,'  erwiderten  sie. 


86 


Reiniseh. 


12.  ,Yö  ka  agaböytd  inki  bd- 
lä  ^dZa-nanf^  bdlä  bv44^d  kö 
ahdwü  wak  adagä  arkis  td-tik 
dleha,  nummd  it^,  bdlä  bü44^ 
5  hau  adagd  arkissa  nammd  sdkü' 
ydleha  iyan. 

13.,  Tah  -ak  adrrä  agdbül  amdr 

wdynöy,  Uddä  S-ld  agurd-wdy- 

nöy ,  Hddä^dd  aggifd- wdynöy, 

10  agdbü  gal4d-mä,    amd-wdynöy* 

ydleha  iyan. 

14.  ,N6bba'  ydlehan  iyan.  icö 
nüm  wo  ydleha  iyan. 


,  Yö  ka  yi  nünid  inki  bdlä  ^äl- 
nd-ndnay  bdlä  dagümal  kö  ahd- 
wo  liyök  adagd  arklS  taJe  alehi, 
fnimmd  talehd,  bdlä  dagümal 
ahdwö  lammd  lele*  adagdl  ar- 
küid*  yalehd  yan. 

,Täyk  sdrral  säyöl  anga^d- 
wdynö,  siddä  il  agurd  -  tvfiynö, 
siddä  d  agdifd-wdynö,  säyöl  ta- 
diyd-me  amd- wdynö!'  yalehd 
yan. 

,Nobbd'  yalehin  yan.  fö  he- 
tjöti  töy  abd  yan. 


12.  Da  sprach  er:  ,Ich  und  meine  Frau,  wir  haben  ein  einziges  Kind, 
einen  Knaben.  Nun  sagte  ich  zu  ihr:  Bring  den  Knaben  zu  Markt,  damit 
ich  ihn  gegen  ein  Glied  umtausche.  Recht  su,  sagte  sie  und  brachte  ihn 
durch  zwei  Tage  zu  Markt,  damit  ich  ihn  gegen  ein  Glied  hingebe.' 

13.  ^Hiernach  dürfen  wir  in  Zukunft  den  Frauen  nicht  böse  werden, 
sie  nicht  schlagen  oder  tödten,  und  wenn  jemand  zu  den  Frauen  geht,  dürfen 
wir  darob  uns  nicht  ereifern.^ 

14.  ,Wir  haben  das  vernommen/  erwiderten  die  Leute.  Also  hat  jener 
Mann  gesprochen. 


30.   Der  Volksstamm,  der  die   Greise  todt  schlug. 


1.  T,  f.  L  l.  Arno  dkak  *adöyi-  T,  t,  y,  Arno  ak  'adöynantiyä 
15  ndn  nüm  *dyda  mild  tdna  iyan.      tagdifd  ale  Und  yan.   nugüz  il 

nugüs  yamdta  iyan, 

2.  ,Dagdk  ham  bdha  aur  bä- 


yamatd  yan, 

,Ay0-kö  han  bdha  be'erä  bdr 


hä!*  ydleha  iyan;  ,irö  adddfd-  hä!'  tdnak  yalehd  yan;  ,irö  ad- 

na  tägäre  falayiä  bahä!*  ydleha  da  tagdr  la  dmtdä  bdhäf'  tdnak 

^0  iyan  nugiis;   ,tö  bähaxcäytdnik  yalehd  yan ;  ,täy  bähd-wäytanl-n- 

amo  sinlk  kala-llyO*  ydleha  iyan  kö  amö  sinak  *dyda'  tdnak  ya- 

n agile.  lehd  yan  nugüz, 

• 

1.  Erzählung.  £8  gab  einst  ein  Volk,  das  jeden,  dessen  Haupt  weiss 
wurde,  zu  tödten  pflegte.  Da  kam  der  KOnig. 

2.  Dieser  nun  sprach:  , Bringt  mir  einen  Stier,  der  aus  dem  After 
Milch  gibt!  bringt  mir  dann  auch  eine  Ziegenhaut,  die  in-  wie  auswendig 
behaart  ist!    Wenn  ihr  das  nicht  bringt,  so  schlage  ich  euch  die  KOpfe  ab.* 


Die  'Afar-Spntche.  I. 


87 


3.  ySidöhä  säkl  bär  no  häb!^ 
yUehan  iyan,  orohani  iyan  is- 
fiAf  bald, 

4.  Büld  yamat&w  wdk:  ymaV 
biwnäV  yäiehan  iyan  büld-mdri. 

5.  IfM  nüm  dbbä  dubüd  yo- 
'ora  iyan.  wo  nUmul  bali  yama- 
ia  iyan:  ,y^  abbdü!  nugüs  nam- 
md  dnqarä  nök  iya*  ydieha  iyan, 

6.  ,Td  mahd  namvid  änqaräV 
yUeha  iyan  dbbä, 

7.  ,Dagdk  kam  bdha  dürü  yö 
bdhä!  irö  adddfdnä  tdgärefaU 
bihä  nök  iya  nugüs'  yäleha  iyan 
bafi  dbbak. 

8. ,  Wo  an  dliga,  yi  bdlaü,  kö 
warisü  voä*  ydieha  iyan  dbbä, 
,yö  warü!'  ydieha  iyan  bali. 

9.  ,Kö  warisa'  ydieha  iyan 
dbbä;  ,€Uydk  ham  bdha-iya  du- 
r%  dagdk  ham  bdha  dürü  rinntk 
iya  I^  sidöhd  bär  akdtad  hay,  lay 
Üa  mähdnäy,  aynsö  Ha  mäJidnäy, 
ndöhd  bar  akdtad  ^^nisadnl  miir- 


,Adöhd  lele'i  bär  qäsörä  nö 
ohö!'  yalehdn  yan,  stni  dikil  oro- 
bdn  yan  dikti-märl, 

Dikil  orobdn-ged:  ,äy  abend?' 
yalehdn  yan  dikfi-mäH,  5 

Inki  heyöti  t^'  dbbä  diböd  su- 
'üsd  yan,  äy  heyötöl  kä  bali  el 
yamatd  yan:  ,dbbäj  nufjüz  lam- 
md  qdl  nök  ya'  ak  yalehd  yan, 

,Tö  lammd  qäl  d  qälP  ak  ya-  10 
lehd  yan  dbbä, 

yAylökö  hän  bähd  be'erä  yö 
bdhä!  irö  ka  addd  tagdr  la  dna- 
da  bdhä!  nök  ya  nugüz'  yalehd 
yan  bali  ü*  dbbak,  15 

,Tamdy  anü  dliga,  yi  bdlawö, 
kö  wariSd'  ak  yalehd  dbbä,  ,yö 
waris!'  yalehd  yan  bali. 

,Kö  wariM'  ak  yalehd  yan 
dbbä.  ,aylökö  hän  bähd  be^erä  20 
bdhä  sinak  ya-yd  adöhd  leU*  sä- 
röd  haytani  a§6  dkä  md'hdynäy 
lay  dkä  md-hdynä,  baytönä  fal- 
(jtdn    lele'   müin^ä   dkä   ohäwä!' 


S.  Die  Leute  sprachen:  ,Gib  uns  drei  Tage  und  Nächte  Frist!'  Sie 
kehrten  dann  heim. 

4.  Zu  Hause  angelangt  überlegten  sie:  ,Wa8  nun  sollen  wir  thun?' 

5.  Da  hatte  ein  Mann  seinen  Vater  in  der  Wüste  versteckt.  Zu  diesem 
gin^  nun  sein  Sohn  und   sprach:    ^Vater,  der  König  hat  uns  zwei  Worte 


6.  ,Welche  sind  diese  zwei  Worte?'  fragte  der  Vater. 

7.  Und  der  Sohn  erwiderte:  ,Der  König  sprach  zu  uns:  Bringt  mir 
einen  Stier,  der  aus  dem  After  Milch  gibt!  bringt  mir  eine  Ziegenhaut,  die 
in-  nnd  auswendig  behaart  ist!' 

8.  Da  erwiderte  der  Vater:  ,Ich  weiss  das,  mein  Sohn,  und  werde  es 
dir  tagen!'  ,0  sag  es!'  sprach  der  Sohn. 

9.  ,Ich  will  es  dir  sagen,'  sprach  der  Vater.  ,Bezüglich  des  Stieres, 
der  aas  dem  After  Milch  geben  soll,  so  legt  denselben  nur  an  einen  Strick 


88 


Bei  nitch. 


rak  afarä  dägüd  kä  ohöyä  bsto- 
nä  wdyfan  sakü!  töh  dbä  awti- 
ruk!*  yUeha  iyan  dbbä, 

10.  fFahytdk  alaytö  han  ad- 
6  da  baguk  il-ä   hay,  tdgär  Ü-ä 

hay,  wöh  dbä  faUytdk!^  ydleha 
iyan  amd  *adö  nüm. 

11.  FaU  ka  awür  beni  iyan 
nugtis  fdnä,  bete  wak  nugüs  yh- 

10  bild  iyan  awür  ka  fedL 

12.  Yvhild  wakä  faU  irö  ka 
adda  fdn  tdgär  lükuk  siikta, 
awür  dagdk  kam  bdha  iyan;  nw 
gi'is  inki  yubila  iyan, 

15  13,  ,To  wakä  talegani'  ydle- 
ha iyan  nugns,  tö-märä  tö  wak 
haha  iyan, 

14.  lo  nugüsuk  fönnä  kaw  wa- 
dd'Wak  tö  wak  büln  ghhisdn  iyan 

20  amd  *adö  nftm.  ,amd  *adö-mdrä 
tdhak  sdrä  'aydd-wäynöy!^  yd- 
lehan  iyan,  amö  'adö-mdrl  rAbä 
töhuk  sdrä  hähani  iyan. 


yalehd  yan   äy    heyöti    iii    bd- 
lak, 

fAnaddk  adddd  gdrbä  la  In- 
da artö  hän  bI  haytani  tngdr  bI 
hä!'  yalehd  yan  amd  amö  'ad6 
heyöti, 

Amd  aür  ku  änadä  bsn  yan 
nugitzul,  ben-ged  aür  ka  änadd 
yubild  yan  nugiiz, 

Tubild-ged  äy  nugüz  änadd 
lammd  gädakö  tagdr  aügusd,  aür 
aylbkö  hän  bähd  yan;  nug'äz  in- 
kö  yubild  yan, 

,Kddö  talegin^  yalehd  yan  nu- 
güz; amä-mdrä  amd-ged  häbd 
yan, 

Amd  nugiiz-kö  nago9d-g4ddä 
dOcl  oi'bifdn  yan  äy  amö  *adö 
labahdytö,  ,amö  *adöyndn-m/irä 
tdyk  sdrnl  agdifd-wdynö!*  yale- 
hdn  yan,  amö  'adö-märl  rdbä 
amdyk  sdral  häbdn  yan. 


und  lajist  ihn  drei  Nächte  ohne  Wasser   und  Gras!   am  Tage  aber,  an  dem 
ihr  ihn  zum  König  bringt,  gebt  ihm  vier  Kübeln  Milch!' 

10.  ,Die  Ziogonhaut  aber  bestreicht  inwendig  mit  Sykomorenmilch 
und  gebt  dann  Haare  darUber!*  sag^e  der  grauköpfige  Mann. 

11.  Man  brachte  nun  die  Ziegenhaut  und  den  Stier  zum  König  und 
dieser  besichtigte  sie. 

12v  Und  er  sah  die  Ziegenhaut  in-  und  auswendig  behaart  und  der 
Stier  gab  Milch  aus  dem  After;  von  allem  dem  tiberzeugte  sich  der 
König. 

13.  ,Das  habt  ihr  verstanden/  sprach  der  König  und  entliess  sie. 

14.  Da  führten  sie  den  grauköpfigen  Mann,  da  er  sie  vor  dem  König 
errPttet  hatte,  ins  Dorf  herein  und  sprachen :  ,Von  nun  an  tödten  wir  keinen 
Graukopf  mehr!'  Von  da  an  Hessen  sie  grauköpfige  Leute  natürlichen  Todes 
sterben. 


Die  'Afar-Spnche.  I. 


89 


31.   Herr   und   Sklave. 


l.T.t.  l.  i.  Sidi  ka  nd'am  dö- 
Idtal  kürfa  iyan,  döldt  nA'am 
aärlsd  iyan,  Hdi  kä  mä-sainsinä 
iyan, 

2.  Döldtak  öbani  iyan,  sindm 

kan  tübila  iyan:  ,8idi  sarisd-si- 

ni  naasüi  Idhä  tanni  qärsi  dd- 

man  sdrisam  mahdV  tAleha  iyan 

mhm. 

3.  fKü  nä'am  sarüd,  kö  e-d- 
da  sarisd'We-m  mahäV  tdleha 
it/an  sindm  nütnük, 

4.  fMad-märl  sindm  yaHyira, 
yö  ya'ayirü  yök  abd-ml  ikä;  wo 
e^wd  nüm  hina,  nahd  nümu-kä* 
^sf^a  iyan, 

5.  yNabä  nüm  yakd-wak,  nd- 
'«tt  mä  wak  sarUak  yinV  tdle- 
bi  iyQ,n  sindm. 

6.  Anu  kdfCi  ubäd  nüm  nahd 
mmikä,  'undd  nüm  Mnä  läwd- 
»n  yök  dha-kd-kä^  ydleha  iyan. 


T.  f.  y,  Maddrä  ka  ganid  dö- 
Idtal  yoweHn  yan.  döldt  gai^d 
saHsd  yan,  maddrä  mä-sariHna 
yan. 

Döldtkö  öhdn  yan,  heyö  tan  ö 
ytibilin  yan:  ,maddrä  sarUa-na- 
heyd  lammd  tdnnä  qärH-yd  da- 
mimd  garud  sariM-höV  yalehdn 
yan  heyö, 

,Kü  gar  ad  sariSd,  köyä  dkä  10 
saH^d-wem  ayP  heyö  ak  yale- 
hdn yan  heyötök. 

Nabd-märi  heyö  yaqedn,  kd- 
dö  yi  yaqdsö  ya  kibä;  amdy  so- 
la heyötö  md'kV  yalehd  yan,       15 

,Nabd  heyötö  yakd-dö  garud 
andd  8ari§a  yinaV  yalehdn  yan 
heyö. 

,Anü  kdfä  ubild  heyöti  endd  20 
heyötö  md'ki,  nabd  heyötö  klnin- 
kä  läwd-ml  yök  abdm  kibä*  ya- 
lehd yan. 


1.  Ein  Herr  und  sein  Sklave  ging^en  liinein  zum  Statthalter.  Dieser 
^lienkte  den  Sklaven  mit  einem  Kleid,  den  Herrn  aber  nicht. 

2.  Beide  kamen  dann  herauH  und  die  Leute  bemerkten  sie.  Da  sprachen 
'ie:  ,Wie  kommt  es,  dass  er  einen  um  zwanzig  Thaler  gekauften  Sklaven 
mit  einem  Kleide  beehrt,  ohne  ein  solches  seinem  Herrn  gegeben  zu  haben?* 

3.  Und  die  Leute  fragten  den  Mann:  ,Warum  hat  er  deinen  Sklaven 
bekleidet,  dich  aber  nicht?' 

4.  Dieser  erwiderte:  ,Vomehme  Leute  stellen  Menschen  auf  die  Probe. 
Nor  Qffl  mich  auf  die  Probe  zu  stellen,  that  er  das ;  er  ist  nicht  ein  Mann, 
der  den  Brauch  nicht  kennte,  aber  ein  vornehmer  Mann  ist  er.* 

5.  Die  Leute  aber  sagten :  ,Wenn  er  ein  grosser  Mann  ist,  so  wird 
er  doch  nicht  einen  Sklaven  mit  einem  Kleide  beehren.*- 

6.  Der  Mann  aber  erwiderte:  ,Der  Mann,  den  ich  heute  sah,  ist  ein 
großer  und  nicht  etwa  kleiner  Mann;  ich  ersehe  das  eben  aus  dem,  was  er 
mir  that.' 

6** 


90 


•Reinitch. 


7.  Sldohd  sfikä  dscni  iyan,  dö- 
tat  üssük  yähd  yäJ)  ydbba  iyan. 

8.  ,Käk   dmä!^  ydleha  iyan, 
vssük  yamdta  iyan.   nahä  sdr- 

.0  tim   dkä  aha   iyan,   nahd  ridä 
dkä  yahdy  iyan. 

9.  ,Anit  kü  nä^a^u  dkä  sdri- 
sam  yök  fdlega^  ydleha  iyan. 


Adöhä  hie  asdn  yan.  döldt 
U88ük  wanüä  wani  yobhd  yan. 

Arno  ak  4yäl^  ya]ehd  yan.  u«- 
sük  yamatd  yan.  nabd  sdrtim 
kä  sarüd  yan,  nabd  redd  dkä 
yohöy  yan. 

,Anü  kü  garüd  kä  sarüm 
yök  talegd'  ak  yalehd  yan. 


7.  Es  verstrichen  drei  Tage.   Der  Statthalter  aber  erfahr,  was  jener 
gesprochen  hatte. 

8.  Und  er  befahl :  ,Ruft  mir  den  Mann  !'  Dieser  kam  and  der  Stattbaitor 
beschenkte  ihn  mit  reichen  Kleidern  und  verlieh  ihm  eine  Häaptlingsstelle. 

9.  Und  er  sprach  zu  ihm:  ^Daran  hast  du  mich  kennen  gelernt,  dan 
ich  deinem  Sklaven  ein   Kleid  gegeben  habe/ 


32.   Ein  Mann  macht  eine  Pilgerfahrt. 

1.  7\  1. 1. 1.  Näm  haluu'd  äbi-  T.t.y.  Heyöti  bapl  baytdyaf^- 

10  td  iyan.  baeli  is^  abagöyta-t  ind-  bä*eli  iSi  nümd-t  ind-ll  hdji  ys^' 

ll  hdji  gdla  iyan.   ,inä,  yo  mä-  ddy  yan.  ^inä  yi  mä-häMn."  t^" 

häbinä !'  tdleha   iyan   is'  inak ;  lehd  yan  ü'  inak;  ,tcakü  yö  hak  ^ 

,wakil  yö  hob!'  tdleha  iyan  issi  ak  talehd  yan  üi  bd'eUtk, 
bd'elak. 

15      2.  hsl  gal4d  tdnlk  xcakili  qä-  ISe  yaddtcö  yd-ged  qddi  xcaJdl^ 

dl  dkä  hdha  iyan  baell.  issi  sq-  dkä  habd  yan.  iSSi  sanäwdk  rÖt- 

näwdk  rata  iyan,  *undü  (}äylö  'et4  yan,  eii^d  irrö  la  yan. 
la  iyan. 

3.  Bä'eli  ka  m  ind  hdji  gdl-  Bä*eli  is  indll  yaddy  yan  hdjL 

20  da  iyan.  abagöytd  tat  hagila  iyan  nünid  ta  yahaiafd  yan  qddü 
qddh 

1.  Erzählung.  Ein  Mann  heiratete  ein  Mädchen.  Hierauf  begab  sich 
der  Gatte  mit  seiner  Schwiegermutter  auf  die  Pilgerfahrt.  Da  sprach  die 
Frau  zu  ihrer  Mutter:  , Mutter,  verlasst  mich  nicht!'  und  zu  ihrem  Gatten 
sagte  sie:  ,Gib  mir  einen  Schützer!* 

2.  Vor  der  Abreise  gab  ihr  der  Gatte  den  Qadi  zum  Schützer.  Die 
Frau  aber  war  Hchwanger  und  trug  ein  Kind  im  Leibe. 

3.  Der  Gatte  begab  sich  also  mit  ihrer  Mutter  auf  die  Pilgerfahrt  und 
der  Qadi  besuchte  dessen  Frau. 


Die  'Afar-Sprache.  1. 


91 


4.  ,Atü,  (fäylö  litöP  ydleha  iyan 
qddl  abagöytdk.  ,alhä7ndä  lilldh! 
4äyl6  liyö^  tdleha  iyan. 

5.  ,Kü  bä'eli  bdgüt  tan  4^ylö 
inti  dkä  dhaP  ydleha  iyan  qä- 
dl.  ,inti  dkä  mäbinä*  tdleha  iyan, 

6.  ,Af  dkä  dhaV  ydleha  iyan 
qidi.  yirfdkä  mäbinä*  tdleha  iyan 
(J>agöytä. 

7.  ,San  dkä  dbaV  ydleha  iyan 
qddl.  ,8an  dkä  rnäbinä'  tdleha 
Iyan  abagöytd. 

8.  fAytl  dkä  dbaP  ydleha  iyan 
(lÜl.  fdytl  dkä  mäbinä'  taleha 
x^m  abagöytä. 

9.  Tamd  inki  anü  dkä  abd- 
litfökf  anfi  bär  dini  kö-leke  ama- 
tä-liyö'  ydleha  iyan  qddi, 

10.  Ma'd,  yo-leke  am,  afä  kö 
fakd'liyök  dm!*  tdleha  iyan  aba- 

1 1.  Amd  qddl  bär  yamdta  iyan. 
akagöytd  afä  dkä  fdkta  iyan. 


,Atü  (}äylö  litöP  tak  yalehd 
yan  qädl.  ,alahdmde  lilldh!  ^äy- 
16  liyö*  ak  talehd  yan  nümä, 

yKü  bä*eli  gdrbad  tand  däylö 
intit  dkä  dbaP  yalehd  yan  qddl,    5 
,intit   dkä   mäbinä*  talelid  yan, 

,Af  dkä  dbaV  yahhd  yan  qd- 
dl, ,af  dkä  mäbinä'  talehd  yan 
nümd, 

,Sän   dkä   dbaV  yalehd  yan  10 
qddl,  ,8an   dkä  mäbinä'  talehd 
yan  nümd, 

,Okak  dkä  dbaV  yalehd  yan 
qddl.  qkak  dkä  mäbinä*  talehd 
yan  nümd,  15 

,Tamdy  inkö  anü  dkä  abdk 
bär  kö-ll  ijhiö  amutö  kiyö*  tak 
yahhd  yan  qddl, 

,Ma'd,  yöl  amö,  ife  kö  fakdk^ 
kak  talehd  yan  nümd.  20 

,Qädi  bär  yamatd  yan,  nümd 
if4  dkä  faktd  yan.  qädl  toll  dl- 


4.  Der  Qadi  sprach  nun  zur  Frau :  ,Du  bist  gesegneten  Leibes  ?^  ^Gott 
l^b,  ja  wohl,*  erwiderte  sie  ihm. 

5.  Da  sprach  zu  ihr  der  Qadi:  ^Uat  dein  Gatte  wohl  dem  Kinde,  das 
duuDter  dem  Herzen  trägst,  auch  Augen  gemacht?'  ,Nein,  dixs  that  er  nicht,* 
enriderte  sie. 

6.  ,Hat  er  ihm  einen  Mund  gemacht?*  fragte  der  Qadi  weiter.  ,Nein, 
<U.5  that  er  nicht,*  erwiderte  sie  ihm. 

7.  ,Hat  er  ihm  eine  Nase  gemacht?'  fragte  er  weiter.  ,Nein,*  erwiderte 
sie  ihm. 

8.  ,Hat  er  ihm  Ohren  gemacht,*  fragte  er  weiter.  ,Nein,*  erwiderte  sie. 

9.  Nun  sprach  der  Qadi:   ,Alles  das  will  ich  ihm  nun  machen,   daher 
komme  ich  heute  Nacht  zu  dir,  um  zu  sclilafen.* 

10.  ,Gut!*   erwiderte  ihm   die  Frau,   ,komm   zu   mir,   ich   will   dir   die 
Thöre  aufthun.* 

1 1.  Der  Qadi  kam  nun  bei  Nacht  und  die  Frau  Öffnete  ihm  die  Thüre. 


92 


Reinisch. 


qädl  Ül  4^na  iyan,  mdlak  dina 
iyan.  ,kdbär  inti  dkä  aha  an 
ydleha  iyan, 

12.  Nammdy  kam  bär  yamdta 
5  iyan.  Hl  dina  iyan,  tat   mala 

iyan :  ,kdbär  san  dkä  abd-h  an^ 
ydleha  iyan  qddl. 

13.  Sidöh  yam  bär  yamdta 
iyan,    Hl   4ina  iyan,   tat  mala 

10  iyan:  ,käbär  af  dkä  abd-h  ani' 
ydleha  iyan  qädl, 

14.  Fardy  ham  bär  yamdta 
iyan  qdd/i,  ül  ^ina  iyan,  ta  ma- 
la iyan:  ,kdbär  dyti  dkä  abd-h 

15  an^  ydleha  iyan, 

15.  Badi  ka  ind  hdjik  gdyja 
iyan :  ,8aldm!^  ydleha  iyan,  ,mar' 
habd!*  tdleha  iyan  abagöytd, 

16.  ,Mdnnä  tdnln  yök  sdrralP 
20  ydleha  iyan  bd'di, 

17.  ,Kök  sdrrä  ma^d-m  nan, 
aiu  nö  abd-wdyta-m,  nö  abani, 
ma'A  mmül  yö  hdbta,  ma'a  'nnä 
süga'  tdleha  iyan  abagöytd  bd'e- 

25  lak. 


nd  yan,  malitd  yan:  ,kdbär  in- 
tit  dba-k  dna^  tak  yalehd  yan 
qddl. 

Malammi  bär  yamatd  yan,  Üi 
4ind  yan,  ed  malitd  yan:  ßcd- 
bär  san  dkü  dba-k  dna^  tak  ya- 
lehd yan  qddl. 

Madahi  bär  yamatd  yan,  ül 
(find  yan,  ed  malitd  yan:  )cd- 
bär  af  dkä  dba-k  dna/  tak  ya- 
lehd yan  qddl. 

Mafari  bär  yamatd  yan  qd- 
dl, ül  4^nd  yan,  ed  malitd  yan: 
fkdbär  qkak  dkä  dba-k  dna^  tak 
yalehd  yan, 

Bd*elä  ka  ind  haji-kö  gähdn 
yan:  ,8aldm!'  tak  yalehd  yan, 
,marhabd!'  ak  talehd  yan  nümd. 

,Ah  egidi  tinl  yi  sdrrcdP  tak 
yalehd  yan  bd'elt. 

,Kü  sdrral  ma'ati  ndna^  atü 
nö  abi-nehetö-m  iiö  ahdn,  mad 
heyötöl  ya  hdbta,  ma*€Ut  sügd^ 
talehd  yan  nümd  iSt  bä'elak. 


Der  Qadi  schlief  mit  ihr  und  bescblief  sie.  ,Heate  Nacht  mache  ich  ihm  die 
Augeu/  sagte  er. 

12.  Die  zweite  Nacht  kam  zu  ihr  der  Qadi,  schlief  mit  ihr  und  sagte: 
f Heute  mache  ich  ihm  die  Nase.* 

13.  Ebenso  kam  er  die  dritte  Nacht  schlafen  und  sprach:  ,Heute  mache 
ich  ihm  den  Mund.' 

14.  In  der  vierten  Nacht  kam  er  mit  ihr  zu  schlafen  und  sprach: 
»Heute  mache  ich  ihm  die  Ohren.* 

15.  Der  Gatte  und  die  Mutter  kehrten  nun  von  der  Pilgerfahrt  heim 
und  Gatte  und  Gattin  begrilssten  sich. 

IG.  ,Wie  ging  es  dir  nach  meiner  Abreise?'  fragte  sie  der  Gatte. 

17.  ,8ehr  gut  ging  es  uns,'  erwiderte  sie  ihm;  ,was  du  mir  nicht  ge- 
macht, das  machte  er  mir,  bei  einem  guten  Mann  lie.ssest  du  mich  zurück 
und  da  ging  es  mir  gut.* 


Die  *Afar-Sprmohe.  1. 


93 


18.  ,Anu  kö  abä-xci'm\-k  ma- 
hd  kö  dbaf^  yaleha  iyan  bä- 
'dl. 

19.  jAtU  yö  abd'Waytd-ml-k 
holat  inti  yö  hay,  san  yö  hay, 
af  yö  i'd-da  hay,  dytl  yö  e-d-da 
hay,  atXt  abd-waytä-ml-k  wo  yö 
(iba^  tdleha  iyan  abagöytd  isi 
bi'elak.  Bä*eli  tat  maldm  ydle- 
ga  iyan, 

20.Qädl  nüm  ela  say -sinnt  mar 
lohend  säy  bald  lükük  yina  iyan, 
kdnik  amö  dl4ci  abagöytdk  sdrrä 
nüm  e-la  hdlak  mdnana  iyan. 

21.  Qddi  nahard  abagöytd  a- 
kak  mala  nüm  hdji  gdla  yina 
kiyä  qddi  ddylö  amö  dl4a  aba- 
göytd böl  laqaök  dkä  yahay 
mangdrä:  ,qädi  4^ylöl  yö  sayi- 
$a!'  y€L 

22.  Abagöytd  agab*  innä  ki- 
rdfe  ibad  dkö  hdyta,  agabi  kis- 
icat  idda  hdyta,  kdl-li  talega  kä 
hölussd  iyan. 


,Anü  kö  abi-nehiyö-M'kö  qd- 
di ay  kö  dbaP  tak  yalehd  yan 
baell. 

,Atü  yö  abinehitöm  bdlat  inti 
yö  hay y  san  yö  hay,  af  ed  yö  5 
hay,  okä  td  yö  hay,  atü  yö  abi- 
nehetömkö  töy  yö  dba*  talehd  yan 
nümd  üi  badak.  ba'eli  ed  ma- 
Idm  yalegd  yan, 

10 
Qädi  heyö  d  say-nehd  mala- 
hend  bald  li  yind  yan,  tdnä  amö 
siraytd    nümdk    sdrral  heyö   d 
zä-mhnand  yan. 

Qädi  aicdl-lä  nnmdd  ak  mala  15 
heyöti  hdji  yaddy  yina-yd  qädi-s 
säytö  amö  dla-tind  nümd  qw^i- 
kö  mangdrä  böl  dkä  yohöy  yan: 
,qädi-s  saytöl  yi  zayi§!'  yalehd 
yan.  20 

Nümd  säyö  bdli  qardqib  ibad 
ak  haytd,  säyö  sdrtim  d  haytd, 
tdnll  wani  abassd,  saytöl  kä  zayS- 
Sd  yan. 


18.  ,Wa8  machte  er  denn  dir,  was  ich  nicht  geinaclit  haben  sollte?' 
fragte  sie  der  Gatte. 

19.  Sie  erwiderte  ilim :  ,Was  du  mir  nicht  gemacht  hast,  machte  er: 
dem  Kinde  machte  er  die  Augen,  machte  ihm  die  Nase,  machte  ihm  den 
Mund,  die  Ohren,  alles  das  machte  er,  was  du  nicht  gemacht  hast/  Der 
Gatte  merkte  nun,  dass  jener  sie  beschlafen  hatte. 

2U.  Nun  besas  der  Qadi  sieben  Töchter,  zu  denen  niemand  Zutritt 
hatte  ausser  einer  Friseurin. 

21.  Der  Mann  aber,  der  auf  der  Pilgerfahrt  gewesen  war  und  dem 
der  Qadi  die  Gattin  verführt  hatte,  gab  dem  Weibe,  welches  die  Töchter 
des  Qadi  zu  frisiren  hatte,  hundert  Thaler  als  Gesclienk  und  sprach:  , Führe 
mich  ein  zu  den  TOchtern  des  Qadi.' 


22.  Da   gab  ihm  das  Weib  Frauenschuhe    und  Frauenkleider,    vermit- 
telte ihm  mit  den  TOchteru  eine  Unterredung  und  führte  ihn  zu  diesen  ein. 


94 


Rei  niteb. 


23.  Malahend  baluwd  mala- 
hend  sdkü  mala,  malahend  ha- 
luwd  inki  yade*ani  iyan, 

24.  Qddi    ddylö    mälahinud 
5  radda  ita-wakytihila  iyan :  yida^d 

yi  ddylöl  yök  särrä  nüm  B-la 
hala-sinne-wä'k  dnkek  yade^d- 
niP  ydleha  iyan, 

25.  jDäylök  yöl  ekettäy!^  yd- 
10  leha  iyan,   ,tyi  sinnü  yamdtaP 

ydleha  iyan. 

26.  ,Y*  dhhaü,  lyi  nöl  yamd- 
ta  tdqalaV  ydlehan  iyan  ddylö, 

27.  'Unddtyä:  ,y*  äbhaü,  nö 
15  daga-wdytü    nö    diwü!'    täleha 

iyan,  kdni  dlwitd  iyan. 

28.  ,Nü7n  haß  gdht  gdhak  ya 
nüm  köl  abagöytd  wakili  hahd 
nüm  kä  ak  sdrrä  nüm  nöl  mä- 

20  matina*  tdhha  iyan. 

29.  Wo  nümüfarmö  rüba  iyan 
qddl.  xoö  nüm  yamdta  iyan, 

30.  ,Yi  ddylök  mälethen  inki 
atü  dbit!^  yaleha  iyan  qddl,  wo 

25  nüm: ,marhahd!*  iya,  dhita  iyan. 


MälahSnd  dingil  mäloMjid  h- 
W  tan  mala,  mcUeJiSiid  bald  in- 
kö  sonöytdn  yan, 

Qädi  mälaJiin  gufdn-ged  yu- 
bild  yan:  ,yi  säytö  sönöynö  yö- 
yä  hinntm  keyö  Sl  zäy-wdn-dö 
ävla-kö  sönöy  tdnlV  yalehd  yan 
qddl, 

,Yi  sdytök  yöl  ekitä!'  yalehd 
yan,  ,eyi  sinnal  yamatd  yinaP 
yalehd  yan, 

,Abbä,  eyi  nöl  yamitdm  takd- 
laV  ak  yalehin  yan  sdytö, 

En4aü  bald:  ,dbbä,  ni  dak- 
tdnkö  nö  diwit!'  ak  talehd  yan 
i§*  dbbak.  tdnä  diwitd  yan. 

,Heyöti  hdji  yaddtj  yina-yd 
nümd  köyal  wakili  habd  yind 
heyötö  hdji'kö  gähd-yä  särral 
nöd  zä  tindm  mä-ld'  talehd  yan, 

Amd  heyötöd  lük  yüikd  yan. 
amd  heyöti  yamaJtd  yan. 

,  Yi  säytö  mcUahinik  inkö  atü 
tan  bei!'  ak  yalehd  yan  qädi,  ayi 
heyöti:  ,ma%'  ya,  tan  betd  yan. 


23.  Da  boschlief  er  in  sieben  Tagen  die  sieben  Töchter  und  diese 
wurden  so  gleichzeitig  schwanger. 

24.  Als  die  Mädcheu  au  Umfang  zunahmen,  bemerkte  das  der  Qadi 
und  sprach  bei  sich:  ,Meine  Töchter  sind  ja  schwanger;  da  zu  ihnen  aber 
kein  Mann  Zutritt  hatte,  von  wem  kOnnen  sie  denn  schwanger  sein?* 

25.  Er  befahl  nun:  ,Ruft  mir  die  Töchter!*  und  zu  diesen  sprach  er: 
,Wer  ist  zu  euch  gekommen?* 

26.  Diese  erwiderten  ihm:  ,Wer  könnte  denn  zu  uns  gekommen  sein?* 

27.  Die  jüngste  Tochter  aber  sprach  zum  Vater :  ,Vater,  versprich  uns, 
dass  du  uns  nicht  berühren  wirst!*  Er  versprach  es  ihnen. 

28.  Da  sagte  sie:  ,Der  Mann,  der  auf  die  Pilgerfahrt  gegangen  war 
und  dich  zum  Schützer  seiner  Gattin  gemaclit  hatte,  der  kam  nach  der 
Pilgerfahrt  zu  uns,  ausser  ihm  aber  Niemand  anderer.* 

29.  Der  Qadi  schickte  nun  an  jenen  Mann  einen  Boten  und  der  Mann  kam. 

30.  Da  sprach  zu  diesem  der  Qadi:  , Heirate  du  alle  meine  sieben 
Töchter!*  ,Gut,'  sagte  dieser  und  heiratete  sie. 


Die  *Afar-Spr»ehe.  I. 


95 


S\.  Qädikanümtötiddä  ftbta  Qädi  ka  heyötö   töhe  siddak 

fy«M.  ahitdn  yan. 

31.  So  handelten  sie  zusammen^  der  Qadi  und  jener  Mann. 


33.    Ein   Mann   verlobt   seine   einzige   Tochter  an   fünf 

Freier. 


l.T.t.  l.  i.  Nüm  inki  säy  bald 
doLa  iyan,  inki  säy  halnl  könä 
dlkum  bdyta  iyan, 

2.  Inki  sdkü  könd  halt  digibi 
dkä  rdda  iyan.  könd  *ad  'ärl  disa 
iyan. 

3.  ^Arik  tiyat  issi  baja  hdy 
iyofiy  *ärik  tiyat  kutd  bald  hay 
iyan^  'drik  tiyat  okälö  bald  hay 
iyan,  ^drik  tiyat  idd  bald  hay 
iyany  ^drlk  tiyat  sagd  bald  hay 
iyan. 

4.  Kutd  bald  »indm  bald  td- 
ka  iyan^  okälö  bald  sindin  bald 
tdka  iyan,  idd  bald  sindm  bald 
tdka  iyan,  sagd  bald  sindm  bald 
tdka  iyan, 

ö.  Issi  bald  yägemd  iyan.  kii- 
td  bald  dkä  yahdy  nümül  yim- 


T.  t.y,  Hey  Dil  inki  bal/i  däld 
yan.  inki  baldl  könd  liSö  baytd 
yan.  5 

Inki  mah  könd  lisöyti  mara*d 
el  raddn  yan.  könd  ddö  äre  si- 
rahd  yan. 

Will  dred  iH  bald  hdy  yan, 
tvili  dred   karB>   bald   hdy  yan,  10 
will  dred  herd   bald   hdy  yan, 
tcili  dred  aydöyid  bald  hdy  yan, 
will  dred  sagd  baM  hdy  yan. 

Kare  bald  heyö  baUt  takd  yan,  15 
herd  bald  heyö  bald  takd  yan, 
aydöytd  bald  heyö  bald  takd  yan, 
sagd  bald  heyö  bald  takd  yan. 

ISi  bald  söld  yan.  kare  bald  20 
dkä  yohoytiyal  mahd  ydn:  ,sa' 


1.  Erzählung.  Ein  Mann  hatte  eine  einzige  Tochter;  für  diese  nahm 
er  von  ftlnf  Männern  das  Brautgeschenk  an. 

2.  Da  kamen  an  einem  Tage  die  fünf  Bräutigame  zur  Hochzeit  und 
er  bante  ihnen  fünf  weisse  Hütten. 

3.  In  die  eine  Hütte  nun  gab  er  seine  Tocliter,  in  eine  andere  gab 
er  eine  Hündin,  wieder  in  eine  andere  gab  er  eine  Eselin,  in  eine  andere 
gab  er  eine  Ziege  und  wieder  in  eine  andere  gab  er  eine  Kalbin. 

4.  Die  Hündin  glich  aber  einer  Tochter  von  Menschen,  ebenso  die 
Eselin,  desgleichen  die  Ziege  und  die  Kalbiu. 

5.  Er    selbst  erkannte  aber  seine   eigene  Tochter  nicht  wieder."  Den 


w? 


Reinisch. 


jnarhabn!'  //«/«/*«  iyan. 

G.  Mdnnä  innlni?* ydleha  iyan, 

yinki  dytid  yök  hai7  fdka  mad- 
ö  nä  nan*  yd(eha  iyan. 

7.  Okälö  bald  dka[yahäy  nü- 

mül  yamdta  iyan:  ,8aldm!*  yd- 

{dta    iyan;    ,marhahd!'    ydleha 

iyan. 
10       8.  ,ifdnnä  tdnln P  ydleha  iyan, 

,häyind  tvak  amöd  hd  yök  tdka, 

ma'dnä  nan'  ydUha'Jiyan, 

9.  Ida  bald  dkä  yahdy  nümTd 
15  yamdta   iyan :    ySaldm!'  ydleha 

iyan;  /inarhabd!'  ydlehd  iyan. 

10.  fMdnnä  tdnln  V  ydleha 
iyan.  ,ma*dnä  7ian,  inkifolo  bi- 
tü  wä  fdka'  yaleha  iyan. 

20       11»  Saga  bald  dkä  yahdy  nü- 

mül  yamdta  iyan:  ,8aldm!*  ydh- 

lia  iyan ;  ,marhabd!'  ydleha  iyan. 

12.  yMännätdnln  ?*  ydhha  iyan . 

,hayindw  tcak  'dbi  efer^Md   ma- 

25  *dnä  nan'  ydlelia  iyan. 


Idml'  ak  yaUhä  yan.  /marhabä!' 
ak  yaleha  yan. 

yAhe  egidi  tinlf^  ak  yaleha 
yan.  ,inki  qkakad  tcuh  yök  tan- 
kä,  ma'ati  nana'  ak  yaleha  yan. 

Herd  bald  dkä  yohoytiyal  ya- 
matd  yan:  ,8aldm!'  ak  yalehd 
yan;  ,marhahd!'  ak  yaleha  yan. 

,Ahe  egidi  tinlP  ak  yalehA  yan. 
,hay\ndn-ged  bükdd  hü  hü  Im 
yök  tdnkä  ndgad  ndna'  ak  ya- 
leha yan. 

Aydöytd  bald  dkä  yohoytiyal 
yamatd  yan:  ,saldm!'  ak  yalehd 
ydn.  ,marhabd!'  ak  yalehd  yan. 

,Ahe  egidi  tinlV  ak  yapihd 
yan.  ,maati  nana,  inkifolo  bi- 
tö  tdnkä'  yalehd  yan. 

Saga  hal/t  dkä  yohdy  heyöt^l 
yamatd  yan.  ,saldm!'  ak  yal^^hd 
yan.  ,marhabd!'  ak  yalehd  yan. 

,Ahe  t'gidi  tinlf  akyahhd yan. 
Jinyindn-ged  ta  grd  täudnkä  ma- 
'afi  nana'  ak  yahJid  yan. 


folpfenden  Morgen   kam    or   nun   xnni   Manno,   doni   or  die   Hündin   gegeben 
hatte  und  sie  begrUssten  .nicb  gegenseitig. 

6.  ,Wie  geht  es  euch?'  fragte  sie  der  Vater.  Der  Mann  erwiderte:  ,Ganx 
gut  sonst,  nur  das«  sie  mir  stets  in  die  Ohren  bellt.* 

7.  Er   kam   nun   zum  Manne,   dem   er   die  Eselin   gegeben   hatte  und 
sie  begrüssten  sich  gegenseitig. 

8.  ,Wie  geht  es?*  fragte  er  diesen.  ,Ganz  gut  sonst,  nur  dass  sie  stets 
wie  ein  Esel  schreit,*  erwiderte  er. 

9.  Er  kam  nun  zum  Manne,  dem  er  die  Ziege  gegeben  hatte  und  sie 
begrüssten  sich  gegenseitig. 

10.  ,Wie  geht   es?'   fragte   er   diesen.    ,Ganz   gut   sonst,   nur   will   sie 
unablässig  essen,*  erwiderte  er. 

11.  Er  kam  nun   zum  Manne,   dem  er  die  Kalbin   gegeben  hatte  und 
sie  begrüssten  sich  gegenseitig. 

12.  ,Wio  geht  es?*  fragte  er  diesen.  ,Ganz  gut  sonst,  nur  dass  sie  stets 
mit  dem  Kopf  stOsst,*  erwiderte  er. 


Die  'Afar-Sprache.  I. 


97 


13.  Issi  bald  äkä  yahdy  nü- 
mfil  yamäta  iyan,  ySaldm!^  yd- 
\eha  iyan;  ,nuirhrtbQ !^  ydjehu 
lyun, 

14.  ,Mdnnä  tdninP  yaleha 
hyan.  ,elhdmdä  lüldh,  viadnä 
nan*  ydieha  iyan, 

15.  IsH  baldy  yagemd  mga 
tdnncU  yd]ega  iyan.  wo  nüm  wo 
dba  iyan. 


iSi  bald  äkä  yohoytiyal  ya- 
matd  yan:  ,8aMm!^  ak  yahiha 
yan  dbbä,  ^marhabd!^  ak  yaleha 
yan, 

,Ahe  egidi   tinlf*   ak  yaleha  5 
yan.  ,alahdmdü  lüldh  maati  na- 
na^ ak  yalehd  yan. 

I§i  bald  söld'»ilgd-yä  amd  ged 
yalegd  yan.  amd  heyöti  amdy 
abd  yan.  10 


13.  Er  kam   nuu   zum   Manne,   dem   er  seine  Tochter  gegeben   hatte 
and  sie  begrüssten  sich  gegenseitig. 

14.  ,Wie  geht  es?*  fragte  er  diesen.  ^Gottlob,  sehr  gut!'  erwiderte  er. 

15.  So   erkannte  er  .seine  Tochter,   die  er   nicht  mehr  gekannt  hatte. 
So  that  dieser  Mann. 


34.  Der  Fuchs,   die  Hyäne,   der  Wolf,  der  Panter,   der 

Löwe  und  die  Schlange. 


1 .  T.t.  l,  f.  Wakari  enik  ileh, 
yangülä  nammä  Üehj  dalehö  si- 
dohö  (Uh,  qabei  fardy  tteh,  lü- 
biik  könOÜ  Üeh,  arärd  lahdy  üeh, 
tä  Iah  alt:  ,\nki  milä  ndköy!^ 
ydlehan  iyan, 

2.  Wakari:  ,anü  müä,  yanguli 
mein,  dalehö  mdä,  qai)eH  müä, 
lühäk  meld,  arih^d  müä,  tä  laJid 
melak  angcdd  -  wdynöy'  ydlelia 
iyan. 


T.  t.  y,  WakaH  inik  el-eh,  yan- 
gülä lammd  eUh,  gälaködü  adöh 
^l^h .  qabe*itä  afdr  eMh,  lübdk 
kön  tileh,  arörd  llh  eUh,  tä  lihd 
alüld:  ,inki  müä  naköwä!  yah-  10 
hdn  yan. 

Wakari:  ^anü  milä,  yanguli 
müä,  gäla-kö'dü  müä,  qabe*etl 
müäj  lübdk  müä,   arörd  rnüä^ 
tä  lihd  müak  angald-wäynöicd*  20 
talehd  yan. 


1.  Der  Fuchs  zum  ersten,  zweitens  die  Hyäne,  drittens  der  Wolf, 
viertens  der  Panter,  fünftens  der  Löwe,  sechstens  die  Schlange,  diese  sechs 
Thiergattungen  sprachen :  ,Wir  wollen  eine  Gattung  ausniaclien !' 

2.  Der  Fuchs  aber  sagte:  ,lch  bilde  eine  Gattung,  eine  solche  die 
Hyäne,  ebenso  der  Wolf,  desgleichen  so  der  Panter,  ebenso  der  Löwp, 
und  ebenso  die  Schlange:  da  wir  also  sechs  Gattungen  sind,  kOnnen  wir 
ans  nicht  vereinigen. 

Sitznngsber.  d.  phil.-hist.  Cl.    CXI.  Bd.    I.  Uft.  7 


98 


Kciaisek. 


3.  Lübdk:  ,issi  atü  rä'tü-tcäy- 
ta-kö,  aki'Tnärak  nudä  ndkak, 
ydleha  iyan. 

4,Wakari:  ,inni  rd'a*  ydleha 
5  iyan.   aki   kön'  all    melä    ydka 
iyan. 

5.  yinki-märi  im  nd^eba-m, 
tiddä  icarisenöy^  ydlehan  iyan, 

6.  Yanguli:  ,mahali  köd  rd- 
10  döy  yök  malehenä!'  ydleha  iyan, 

,mahdlü   anü   mayntdk^  ydleha 
iyan. 

7.  Dalehö:  ,ic6ykä  Uli  yök  ma- 
lehenä!    Uli    naebiyök^   ydleha 

15  iyan. 

8.  Qabe*i:  ,yö  kinisdnim  na- 
*ebiyök  yö  mä-kinüinä  .'^  ydleha 
iyan. 

9.  Lübdk:  ,^ind'icak  amöt  yök 
20  mändahinä!*  ydleha  iyan. 

10.  Arörd :  yknntü-\cd  tcak  gü- 
det  yök  ma^ntinä!^  tdleha  iyan. 


Lübdk:  ,€ita  üe  ra*et6  litök, 
aki-mdrak  mää  ndkakf  yalehd 
yan. 

Wakari:  ykinne  rä*a^  ialehd 
yan.  aki  kond  äkdd  mää  yakin 
yan. 

,  UrndnÜ  ist'üi  naebdm  siddä 
wariieno^  yalehdn  yan. 

Yemguli:  ,mahali  köd  sdwök 
yök  minä!'  tdnak  yalehd  yan, 
fmahälö-kö  anü  mayHtdk^  yale- 
hd yan. 

Gälaködil:  ,töykä  aydö  yök 
minä!  aydö  na^ebiyökf  yalehd 
yan. 

Qabeeü:  ,yöl  Idnüdnam  na- 
'ebiyök  yöl  mäkiniHnä!*  yalehd 
yan. 

Lübdk:  y4lnd'ged  bnkdl  yök 
mändahinä!^  yalehd  yan. 

Arörd:  ^antultüd-ged  fdnad 
yök  mä'atinäl^  talehd  yan. 


3.  Da  sprach  der  L($we:  ,Wenn  du  für  dich  bleiben  willst,  so  werden 
wir  übrigen  uns  vereinigen  I* 

4.  Der  Fuchs  sprach :  , Ich  bleibe  für  mich* ;  es  bildeten  also  die  übrigen 
fünf  zusammen  eine  Sipjve. 

5.  Da  sprachen  sie:  ,Wir  wollen  nun  gemeinschaftlich  ansreden,   was 
jeder  einzelne  verabscheut/ 

6.  Nun   sprach  die  Hjräne:   ^Sagt  nur  nie   zu   mir:   die  Lanze   treffe 
dich,  denn  die  Lanze  scheue  ich/ 

7.  Der  Wolf  sprach :   ,Sagt   nur  nie  zu   mir :   dort  sind   Ziegen,   denn 
mit  den  Zieg^en  lebe  ich  in  Feindschaft/ 

8.  Der  Panter  sagte:   ,Neckt  mich  nie,  denn    das  vertrage  ich  nicht. 

9.  Der  LOwe  sprach:   ,Wenn  ich  schlafe,   so  macht  keinen  Lärm   um 
mich  herum!* 

10.  Die  Schlangle  sprach:  ,Tretet  nur  nicht  auf  mich,  wenn  ich  gerin- 
gelt liege:* 


Die  'Afar-Sprache.  I. 


99 


1 1 .  Fdyrök  halä  ddlehö  yamd- 
ta  iyan,  gdrak  halä  yangvli  ya- 
mdta  iyan,  gdrak  qabei  yamd- 
ta  iyan,  gdrak  lübdk  yamdta 
iyan.  gdrak  arörä  tamdta  iyan 
ä  haM-l'ä, 

12.  Lübdk  4i^ia  iyan.  ddlehö 
ka  yangida  dbdlta  iyan. 

13.  YangvJi  dalehök:  ,ÜU  öy- 
kä!*  ydleha  iyan.  dalekö  yangü- 
lak:  ,mahali  köd  rddöy!  hayd 
yan^  ydleha  iyan. 

14.  Tangvli  dalehö  amülyubil- 
}a  iyan.  dalehö  rdha  iyan. 

15.  Yanguli  qabeHk  amöt  rd- 
da  iyan,  qal)e'i  yangülä  amöl 
yikiild  iyan,  yanguli  ä  tcak  rd- 
ha iyan. 

16.  QaheH  lühdkak  amöt  rd- 
da  iyan,  lübdk  qabe*i  amöl  yU- 
hilld  iyan,  qabe'i  rdba  iyan, 

17.  Lübdk  arördk  amöt  rdda 
iyan,  arörä  lühdkak  ihad  hdyta 
iyan,  lübdk  arörä  'dyda  iyan, 
arörä  lübdk  *dydda  iyan. 

18.  yinfd  melä  ndköy*  iya  kön 
dli  ic(jnnä  rdba  iyan. 


Yoqomd  gälakö^il  hajdl  ya- 
matd  yan,  sarrd-kö  haldl  yan- 
guli yamatd  yan,  sarxdkö  qahe- 
*eti  yameUd  yan,  sarxdkö  lübdk 
yamatd  yan,  sarrdkö  arorä  ta-  ö 
matd  yan. 

Lübdk  dlnd  yan.  gälakö(}il 
ka  yangülä  digirdn  yan. 

Yanguli    gälakö^^ik :    ,aydö 
töykä!'  yalehd  yan.    gälakö4^  10 
yangülak:  ,ma}iali  köd  saü  hay^ 
td  yani'höV  yalehd  yan. 

Yanguli  gälakö^d  amöt  kä 
yübüld  yan.  gälakö^H  bädd  yan. 

Yanguli  qabe'itak  bukdd  ra-  iö 
dd  yan,  qabeeti  yangiUä  amöd 
kä  yübilld  yan,   yanguli   bädd 
yan. 

Qabe'Ui    lübdk    bukdd    radd 
yan,  lübdk  qabe^tä  amJöd  yUAU-  20 
Id  yan,  qabe*eti  bädd  yan. 

Lübdk  arördt  bukdd  radd  yan. 
arörä  lübdkak  Idkak  ak  haytd 
yan.  lübdk  arorä  yigdifd  yan, 
arcrrä  lübdk  tigdifd  yan. 

jinid  milä  ndköf  yan  ale  töhe 
yani  bakitdn  yan. 


25 


11.  Da   kam   einst   zu   einem  Baum   der  Wolf,   später   kam    dahin   die 
Hyäne,  dimn  der  Panier,  hierauf  der  Löwe  und  dann  die  Schlang>e. 

12.  Der  Löwe  legte  sich  schlafen,  der  Wolf  aber  und  die  Hyäne  spielten. 

13.  Da  sagte  die  Hyäne  zum  Wolf:  ,He,  dort  sind  Ziegen!'  Der  Wolf 
aber  sagte  zur  Hyäne :  ,Die  Lanze  treffe  dicli !  bist  du  wohl  satt  ?* 

14.  Da  packte  die  Hyäne  den  Wolf  am  Kopf  und  der  Wolf  starb. 

15.  Die  Hyäne  fiel  aber  auf  den  Panter,    dieser   packte  sie  und  die 
Hyäne  starb. 

16.  Der  Panter  fiel  auf  den  Löwen,   dieser  packte  den  Panter  und 
er  starb. 

17.  Der  Löwe  aber  fiel  auf  die  Schlange.   Da  erfasste  sie  den  Löwen 
am  Bein,  er  aber  tödtete  die  Schlange,  aber  auch  diese  tödtete  den  Löwen. 

18.  So   starben  alle  diese  fünf  Sippen,   die  da  gesagt  hatten:    ,Wir 
werden  eine  Gattung  bilden.* 


7* 


UH) 


Keioisck 


:\i).    ll(Mrutc    kein  lUsterneB  Weib. 


1 .  7'.  f.  L  i,  A^iimtik  \immi  ba- 
l/'i  tila  ma'iik  ttiia  iifun, 

*Z.  Jiuii  'dmiin  halä  innl  ahi- 
fu  ir.a*  ifd(t'Jtn  iyaii,  'dmmJl  dt- 
f,  //////  Jftla  ii/UH. 

li.  'Ayiinn  hii  tlii/fh!  ifufidy  iyan, 
'timmi  huli  'dmmi  hala  diqiba 
nfaii. 

4.  'Ainvn  h/i(A  hanhnü  bm  a- 
\it  hdirnk   tliiii   iyaii.    btVeli   hdrrä 
ifäfu  iyan. 

r*.  Mnruyfi.  tdtll  ymndta  iyan, 

inurdyia  t^tiliuim  dbta  iyan,  ma^ 

rdyta  J'nln  nltitiMu  iyun,  niaräy- 

ii,  tu   ha  du   diimta  iyan,  mardytä 

lutu  hä'/ta  iyan. 

i\.  Maruyii  Jnio  bdyta  bä*eli 
huln  yittlurd  iyan,  marayü  folö 
hdytak  uinja  iyan, 
•io  7.  Marayii  lth\4i  yamata-wak 
indyntUt  iyan.  ba*v.li:  jnä-may- 
äitin!'  ydli'ha  iyan  ahnyöytd-m 
inardylak. 

H.  Ahtnjnytd  m    marayti   ydla 
"jih  iyan,  hafli  o  IIa  i*d*a  iyan,  i»»i 
*dril  dina  iyan. 


T.  t.  y,  Heyötök  ahbä'tä'cä  ha- 
lä  dlä  ma*d  tind  yan. 

,Hinni  abbd'$ä*ali  baja  baytc^ 
yalehd  yan.  cMä  sä'dlad  mara*i 
fald  yan. 

Abbd  sä'dl  dkä  marüd  ym, 
abbd  8ä*ali  bali  abbd  Bä'ali  ba- 
ld mar'e^d  yan. 

Abbä  $a*aU  hold  and  du» 
ahdy  tind  yan,  baeli  kdsiö  ya- 
ddy  yan. 

Kahantöli  talyamatd  yan,ka' 
hantöla  qahawd  dkä  abtd  yan, 
kahantöla  folö  dkä  alaySid  ym, 
kahantöla  hadö  dkä  damtd  ymi, 
kahantöla  hän  dkä  bä^td  yan, 
'  U88ük  kahantöli  fidö  bdytak 
bstdi  diki  gähd  yan,  kahamffü 
folö  bdytak  mgd  yan. 

Kahantöli  bä'di  yamaid-gei 
maysitd  yan.  bä'di:  ^mä-mayU* 
tin!'  yaldid  yan  amd  iäi  nümd-i 
sähebik. 

Nümd-8  sdheh  yeiddy  yan,  hä- 
*di  el  rä'd  yan,  ü'  dred  ^nd 
yan. 


1.  Kr»Hliluii)>:.  l)or  Olioim  eines  Maunes  hatte  eine  schdne  Tochter. 
*i.  Da  tlnohto  iliosor  Mann:  Joh  will  meines  Oheims  Tochter  heiraten* 
und  v(^rlun);tn  hiü  vom  Oheim  Kur  Ehe. 

.').  Dor  Oheim  ^ah  sie  ihm  und  der  Neffe  heiratete  seine  Nichte. 

4.  Die  Frau  aber  trieb  Hurerei.  Eines  Abends  verreiste  der  Gatte. 

5.  Da  kam   zur  Frau  der  Geliebte  und  sie  bereitete  ihm  Kbü,  buk 
ilim  lirud,  kaufte  ihm  Fleisch  und  brachte  ihm  Milch. 

0.  Wie  nun  der  Geliebte  speiste,  kam  der  Gatte  xarflck  and  fand  den 
Goliobton  boim  Essen. 

7.  Dieser    erschrak    bei    des    Gatten    Ankunft;    er   aber   sprach   nun 
Goliebten  seine«  Weibes:  , Fürchte  dich  nicht!* 

8.  Der  Geliebte   pinp  nun  von  dannen  und  der  Gatte  blieb  bei  dem 
Weibe  zurück  und  sehlief  in  seinem  Hause. 


Die  *Afar-Sprache  I. 


101 


9.  Sökü  bald  maytd-wak  'dm- 
«II  farmö  rnba  iyan,  'dmml  ya- 
m&ta  iyan. 

10.  jAniL  kü  bald  genna'ök 
k<Adk  ta  yards  dykä!*  ydleha 
iyan  dbbak. 

11.  Abba  yards  ytlbilld  iyan. 
wo  nüm  abagöytä  xodnnak  hdba 
iyan. 

12.  Wo  nüm  tat  habä-xcak  ma- 
rayti  tat  diqiba  iyan,  marayti 
tat  diqibd'Wak  hardmü  tat  däre- 
md  iyan. 

13.  Hdrrä  arräy  iyan.  bär 
nüm  tdtä  yamdta  iyan.  bär  bä- 
eil  gaha  iyan.  wo  nüm  tat  ^ä^ll 
4inak  süga  iyan, 

14.  Bd'eldy  gdha-iyä  icö  nü- 
miy  ifinak  süga  hiyak  *üntit  giU 
ylzgudd  iyan. 

15.  Wo  nüm,  nüm  'idd  num 
küda  iyan,  stndm  kä  tibila  iyan, 
sindm  tdketa  iyan. 


Dahine  bald  maytä-ged  abbä 
8ä*dlad  farimtö  yilika  yan,  ab- 
ba sä^dl  yamatä  yan. 

,Anü  kü  bald  ä^ede-kö  habdk 
ta  nahari  tdykä!^  yalehd  yan  üi    5 
abbd  8ä*dlak. 

Abbd  sä' dl  ndhare  yübüldyan. 
amd  heyöti  töykö  nümd  habd 
yan. 

Amd  heyöti  tat  kabd-ged  ka-  10 
hantöli  tat  baytd  yan.  sdheb  ta 
mar'eäitd-yä  zind    ta   hammitd 
yan. 

Kdssö  arrdy  yan.   bär  heyöti 
tat  yamatd  yan.    bär  ta  bä^eli  15 
gäha  yan.  amd  heyöti  dr€d  dina 
8ügd  yan. 

Bä'eli  gähd-yä  amd  heyöti  ^i- 
na  mgd-yä  umüte'kö  sötdlä  kä 
yurhodd  yan.  20 

Ay  heyötö  yigdifd  heyöti  kü- 
dd  yan.  heyö  kä  tibild  yan.  he- 
yö  yaketin  yan. 


9.  Am  folgenden  Morgen  «chickte  er  nach  seinem  Oheim  und  die- 
ser kam. 

10.  Da  sprach  er  »u  diesem:  ,Da  ich  deine  Tochter  aus  dem  Ehever- 
band entlasse,  so  nimm  da  ihre  Mitgift!^ 

11.  Der  Vater  nahm  nun  die  Mitgift  und  so  entliess  also  der  Mann 
•eine  Frau. 

12.  Als  er  sie  nun  entlassen  hatte,  da  heiratete  sie  ihr  Geliebter. 
Nach  der  Heirat  aber  schöpfte  er  Verdacht  wegen  Untreue  seiner  Gattin, 
die  er  geehlicht  hatte. 

13.  £ine8  Abends  verreiste  er.  Bei  Nacht  kam  zu  ihr  ein  Mann.  In 
der  Nacht  aber  kehrte  auch  der  Gatte  zurück  und  fand  jenen  Mann  in  ihrem 
Hause  schlafen. 

14.  Der  Gatte  nun,  der  zurückgekehrt  war,  schnitt  jenem  Manne,  den 
«r  da  schlafiend  fand,  die  Kehle  ab. 

16.  Hierauf  ergriff  er  die  Flucht,  da  er  jenen  Mann  getödtet  hatte; 
man  fing  ihn  aber  und  band  ihn  und  viel  Volk  sammelte  sich  an. 


10/ 


t*  .4.«ti 


iithffih   ti'iha  nf^tn     ^t*.*Ht*.  fiiOt  ffl' 
hti   niOf^t     OOfft.     'lO/^k  ^/u/l»f    »BtiJ^JkM. 


Jjlkü  rtsdanii  yamatd  yan,  rer 
danti  icaniid  yan:  ,hsyöH  ak 
njJA'itiärl  heyotij  yatdagimä^ya' 
UJm.  ywt;  JteyotO  yujdifä  IteyOtö 
H/x  k^yo  kä  mar/ßüonä^ yalehAy€ai. 

/>i//y  maytu  yan,  rabd  heyö- 
%  'jo'Mfin  yan.  Jieyötö  yigdifd 
A/<yV';  h^ihn!*  y^ifefiin  yan, 

Kd  ftäu^,  y*ydifin  yan.  amd 
hir„ffk/i  htyOfi  U)  *Hla  rabdn  yan. 


I^#    Mi»n  ^Am  »Xfir  '/r*j<^nn.*%  i.vi  «srwta  üvj'  JH^f  AoTerwandten  des 
Kfmnrtif'jjm  AfAlf.n  ii^^^sr  \^,'xtB*'.ii,   dttt,  M  ir  :*r  *>^w  «ju  fol|^nden  Morgan 

17    Arn  f/.iy/'.ufifi'.Ti  V('.fjf*n  •vsrtr^'..'.*^-.    :>  '*>r«4JLi'äifrto  den  Ermordeten, 

!••    .Um*:xf%    zur  ♦rjh.'i*   r.>:t^^ii  ^i*  ..'.r.     ?«.  xAJZfii  zwei  Münner  ums 
I  ««ihn  II 


>i.    K i n <:    V^«; r w a n 4 : .•  *: h a :': tir^i^ e. 


1 ,  Ko  A://  Ah*lal.hüi  naintiui  unm 
naJcn,  uitHiik  inä  dn'ayna  la,  ^noi 
intt  da'aynn  fiyo,  niniu  d.ayf.  Min- 
ni   miMaktiun   ktniiuß   tddd   duß- 

l«**  hinn.^ 

2.  ,Afn  dayn  mnntn,  ann  dä- 
yti  inäliin,  man  iani.  ddylö  fOya 
na  mä-yahamk,  milhä  tt}ß4ßuit'V 
ehihd  anu. 

20  3.  Mal  mnnuiu  märt  unst  däy- 
lO  nuinmd  na  mäyahän,  mahn 
ähonUf  ninni  elld  daft-wdynahV 
yök  i£  Abdallah. 


Y'»  kn  A^AM^ih  lamnui  heyö- 
bf  n^ika,  »\iu»Kk  iua  bara  la,  anü 
Inf.  /////-'<  ^iyö,  nanü  düyi  hin 
hn.hdn*lt  kinnö,  td  martSinöt 

'1.  f.\h*  ttud  Mfi'Utöj  ann  med 
innliyO,  yan,  tfinni  myto  rummd 
nöl  nü'ynfnhdym,  ah  a-t^  dho- 
nfij'  'iUhd  anu. 

3.  ,.Mäl  md'linO,  muri  sinni 
aayt'j  nx/nnm  nOl  ml-yntahdynty 
ay  dbonü,  nind  dafe-wayndnkoP 
yök  yalehd  Abd^Uldh. 


1.  Ich  und  Abdallah  wir  rfiiid  boide  Männer.  Er  besitzt  eine  alte 
Mutter,  ich  doH|^b;ichon ;  da  wir  beide  rerinf^frenlo.*«  und  arm  sind,  wen  sollen 
wir  sonach  heiraten?  * 

2.  Da  fta^te  ich :  ,0u  ha-st  kein  Geld,  ich  ebenfalls  nicht.  Da  uns 
niemand   uine  Tochter   umsonst  flehen  wird,    waa  »olleii  wir  nun   machen?' 

3.  ,Weil  wir  kein  (ield  haben  und  uns  sicher  niemand  eine  Tochter 
geben  wird,  was  sollen  wir  machen,  wenn  wir  nicht  allein  sitzen  bleiben 
wollen?'  sagte  zu  mir  Abdallah. 


Die  'Afar-Spraehe.  I. 


103 


4.  yAbdnain  an  dliga^  elehd 
anü. 

5.  ^ahd  dbonüP  iya  üssük. 

6.  ,Y'  indl  digihait,  kü  ind 
anü  digibüituwä*  alehd  anü. 

7.  y  ind  digibs^itd  Abdallah, 
Abdaüdh  ind  digibsitd  anü. 

8.  y  ind  Abdallah  bdlä  bdyj- 
ta,  Abdallah  ind  yO  bdlä,  bdyta, 

9.  Kay  ind  y*  ind  märt  ma- 
tt f  y  ind  käy  ind  märe  md-ll? 
ontt  kü  märe  md-yüf  üsmk  yö 
märe  md-ll?  tö  yobokd  nammd 
iarri  tiddä  märe  löni,  össön  md- 
teuf 

10.  Tö  ürri  nammdy  gaii  ga- 
rulk dbbä  sd'alä  ydmata,  gaH 
gdruk:  ,ya  *dmö!^  iyam  kau  mdre 
Ünön. 


Amd  ged:  ,abdnam  anü  dliga^ 
elehd  anü, 

,Ay  dbonüV  ya  üssük, 

,y  ind  mar' eilt,  kü  ind  anü 
mar^eHiö^  aleliä  anü.  5 

Y'  ind  7nar*e§itd  Abdallah, 
Abdalld't  ind  mar*eäitd  anü, 

Y'  ind  Abdallah  bald  bd-fta, 
Abdalldt  ind  yöyä  bdlä  bdyta. 

Kä  ind  //'  ind  ahalinö  md-laf  10 
y  ind  kä  ind  ahalinö  md-la? 
anü  kdyä  ahalinö  md-liyöf  üs- 
sük yöyä  ahalinö  md-laf  tö  yo- 
bokd lammd  en^olä  siddä  aha- 
linö lönl  md-lönlf  15 

Tö  ^aylökö  lammd  tl  tiyak 
dbbä  sd'elä  yakd,  wili  wUtk:  ,y' 
dbbä  sadll*  yam  tan  alialinö 
kinön,     * 


4.  ,Ich  weiss,  was  wir  machen  werden/  sagte  ich. 

5.  »Was  denn?*  erwiderte  er. 

6.  Ich  sagte:  ,Heirate  du  meine  Mutter  und  ich  werde  deine  Mutter 
heiraten.* 

7.  Abdallah  heiratete  nun  meine  Mutter  und  ich  nahm  die  Mutter 
Abdallah'». 

8.  Meine  Muttor  gebar  dem  Abdallah  einen  Knaben  und  Abdallali's 
Mutter  schenkte  mir  ebenfalls  einen  Knaben. 

9.  Ist  nun  seine  Mutter  nicht  verwandt  mit  meiner  Mutter?  und  ist  nicht 
meine  Mutter  mit  seiner  verwandt?  bin  ich  nicht  mit  ihm  verwandt  und  er 
mit  mir?  und  sind  die  zwei  Söhne  mit  einander  verwandt  oder  nicht? 

10.  Da  von  den  zwei  Knaben  der  eine  des  andern  Oheim  ist  und 
einer  ziu«  andern  Oheim  sagt,  so  sind  sie  verwandt. 


37.  Die  Frau,   die  sich  von  ihrem  Gatten  trennen  will. 

1.  Nüm:  ,anii  digibü-iod'  yd-  Heyöti:  ,anü   mar*esüö   liyö'  20 

leha  iyan  sa  ölik.  sä'öli:  ,digib!*     yalehdyansä'oluk.  saül:  ,mare- 
tdleha  iyan.  Ht!^  ak  yalehin  yan. 

I .  Ein  Mann  sprach  zu  seinen  Brüdern :  ,Ich  will  heiraten.*  ,So  heirate 
Don!*  erwiderten  ihm  diese. 


104 


Rtiniseh. 


2.  yDawud  bald  yö  aha!'  yd- 
leha  iyan. 

3.  /mit  <itlyl6  Dnictid  fand 
galant  iyan:  ,ku  bald  iii  sd'alä 

5  di(]tbi  uö  ohdy!^  yälehan  iyan. 

4.  Inni  bald  digibl  sina  hi- 
lf yö*  ydleha  iyan, 

5.  Liuiao  baUil  akd  yaheni 
iyan  bald  la  mnuäk,  s(Völi  ind 

10  bald  diyibi  abayOyfdl  düye  kä 
yahini  iyav, 

i\,  Indd  (idylök  t't:  ,y*  hin  bd- 
la(i,  nfi'i  bufftlv  nabito,  buijije  mö- 
röföm   hättul  kök  fdkak,   manu 

15  bald   'uudd  hdllü   mald-wdytak, 

mibam   md-maltUy   tamd  biuf^B 

ijaiabdl  edda  ha'-wdytak,   tnki 

vdda  mähan!*  ydltha  iyan. 

7.  Ina  bali:  ,ma*d\tfd(eha  iyan. 

•-»0  8.  Wo  nnm  folok  hdyak  nuV 
nand  iyan:  käy  dtrdi*  tdban  ko- 
nd  kilä  iyan,  nuVno  tdban  kond 
kelä  iyan,  boddikond  kela  iyan; 
H'iinnd  umdn  sakü  kd  dirär,  kd 

2b  nuVüo,  kd  boddi  kinl  iyan. 


,Ddicud  bald  yö  mare*üä.^  td- 
nak  yalekd  yan  sd'oluk, 

findd  4^ylö  Däwud  fän  ya- 
ddyn  yan:  ,kü  bapi  nl  sä'dlä 
ware'd  nö  ohö!'  ak  yalekin  yan, 

Hinni  bald  mared  sind  ahdy^ 
yalehd  yan. 

Qorüä  baldl  dkä  yohöyn  yan 
bald  icdnnak.  8d*ül  sinni  ini 
bald  ist  nümdl  mal  dkä  yohiyn 
yan, 

Indd  däylökö  ti:  ,y'  ind  bd- 
hul,  atü  nabd  dagumd  lltök,  ma- 
rötöm  huldf-yä  yaJcd  ku  dagü- 
mi,  kddö  märin  bald  en4ati  ta 
mala-wayta-nkö,  nabati  md-ma- 
hn,  dagUmd  abald  ed  hd  Mbä, 
inkö  ed  md-kayn!^  ak  yalekd  yan. 

Ind  bali:  ,ydkö!^  yalekd  yan. 

Amd  keyöH  folö-kö  hayid  mä- 
nand  yan:  kd  dirdr  kondn  ka 
tdmman  ^bssi-yd  kini  yan,  mä- 
wo  kondn  ka  tdmman  'bssi-yd 
klni  yan,  zafrd  kali  kondn  ka 
tdmman  'hssiyd  klni  yan. 


2.  ,Frt»iet  luir  Davids  Tochtor!'  sA^te  er  daun  zu  ihnen. 

i5.  Dio  Brüder  giu>r^ii  nun  äu  David  und  sprachen:  ,Gib  uns  deine 
Tochter  zur  Ehe  tllr  unsorn  Bruder!* 

4.  Dieser  erwiderte:  Ja,  ioli  jrebo  euch  meine  Tochter  aur  Ehe.* 

5.  Die  Brüder  ^abeu  nun  dem  Vater  des  Mädchens  Geld  und  dem 
Bruder  j^aben  sie  Geld  t*ür  seine  zukünftige  Frau. 

6.  Nun  sprach  einer  der  Brüder  £U  diesem  Bruder:  , Bruder,  du  hast 
einen  gn>ssen  Penis,  der  vierzig  Ellen  beträgt ;  daher  darfst  du  eine  Tochter 
von  Menschen  nur  ganz  beiuitsam  und  nicht  zu  gewaltig  beschlafen,  gib  ihr 
nur  einen  Theil  und  nicht  den  ganzen  Penis  hinein!* 

7.  ,ik'hon  recht,*  erwiderte  der  Bruder. 

t».  Dieser  Mann  konnte  sich  auch  nicht  satt  essen:  seine  Hauptmahl- 
zeit erfonlerte  t'üntzehn  Sohetfel  Korn,  sein  Mittagsmahl  ebenso  fünfzehn 
Scheffel  und  diis  Frühstück  j^leichfalls  lunfzehn  5>cheffel, 


Die  'Af«r-Sprache.  1. 


105 


9.  Diffibl  galant  iyan,  ind  ha- 
2ä  digibisani  iyan,  baüi  im  bald 
digibl  yahdy  iyan, 

10.  Ahagöytd  ka  bd'elä  ink* 
*irid  orbisant  iyan,  dUä  sügani 
ijfan. 

1 1 .  Ahagdytd  dbbä  farmö  rub- 
ta  iyan:  ,y'  dbbaü,  tä  digibl  yö 
dkä  tahdy  nümük  yö  habsissäm 
fald-han'  idUha  iyan  bald. 

12.  y  Yi  baldy,  aar  and  waytd, 
magräf  waytd,  bilä  waytä,  mahd 
giyta  yö  idde  habsis  itamV  yd- 
\eha  iyan  dbbä. 

13.  ,Y^  dbbaü,  buddi  mörö- 
dm  häsül  dkä  takd,  dirdr  td- 
hm  ka  kond  kelä  yakd,  mä'üö 
tdban  kond  kilä  takd,  boddi  ko- 
nd kila  yakd,  töhük  e4eheli  afe- 
rdj  alaysö  aferd,  bär  malö  afe- 
rd,  tihü  yö  habsis  ahihd  dm*  td- 
Uha  iyan  bald. 

14.  Abbä:  ^malök  da* 6  anü  kö 
abd-liyö'  yd\eha  iyan,   ,maüök 


Mare'd  yaddyn  yan,  ind  bd- 
lä  mare'iSdn  yan,  balli  i§i  bald 
mared  tdnä  yohöy  yan. 

Nümd  ka  bd'elä  inki  dred  or- 
biSdn  yan,  dlzä  inkö  sügdn  yan.  5 

Nümd  iS*  dbbad  luk  tilikd 
yan:  /ibbä,  ed  yi  toköy  heyötö- 
kö  yi  tayfitehdm  fdlak  nne*  tu- 
hhd  yan  bald.  10 

,Yi  baMü,  ay  gdytaf  sarittam 
wdytaf  felittam  wdytaf  diffö  wdy- 
taf  ay  gdyta  yi  ifitih  yök  tdh- 
hamV  yahhd  yan  dbbä. 

,Abbä,  kä  dagümi  marötöm  15 
hglüf-yä  ak  ydka,  kä  dirdr  ko- 
ndn  ka  tdmman  "bssi-yd  ydka, 
kä  mäwö  kondn  ka  tdmman  'hssi- 
yd  tdka,  zafrd  käli  konan  ka 
tdmman  'bssi-yd  tdka,  töy  inkö  20 
alahdnö  tdna,  aldySö  tdna,  bär 
idai  tdna,  töykö  yi  ifitih  kok  ay- 
k  dne*  tdlehd  yan  bald, 

Abbä:  ,ida'i  da* 6  anü  kö  dba* 
yaUhd  yan,  ,mäxc6k  ü6  taleha-  25 


9.  Man  ging  nun  zur  Hochzeit  und  verheiratete  den  Bruder,  der 
Schwiegervater  gab  sein  Kind  zur  Ehe. 

10.  Man  führte  die  Gattin  und  den  Gatten  ins  Haus  ein  und  sie  blieben 
einen  Monat  beisammen. 

11.  Da  schickte  die  Frau  einen  Boten  zu  ihrem  Vater  und  sprach: 
,Vater,  ich  wünsche,  daas  du  mich  von  dem  Manne,  dem  du  mich  gegeben 
hast,  scheiden  lassest.* 

12.  Der  Vater  erwiderte:  , Meine  Tochter,  hast  du  nichts  zum  anziehen, 
fehlt  es  dir  an  Kost  oder  etwa  an  Geschmeiden?  warum  verlangst  du  die 
Scheidung?* 

13.  Die  Tochter  antwortete:  ,Vater,  sein  Penis  beträgt  vierzig  Ellen 
seine  Abendmahlzeit  erfordert  fünfzehn  Scheffel,  sein  Mittagsmahl  fünfzehn 
Scheffel,  ebenso  sein  Frühstück ;  das  zu  malen  und  zu  kochen  bin  ich  nicht 
im  Stande,  und  bei  Nacht  ertrage  ich  nicht  seinen  Beischlaf/ 

14.  Da  sprach  zu  ihr  der  Vater:  ,Bezüglich  des  Beischlafes  will  ich 
f^  dich  beten,  bezüglich   der  Nahrung  aber,  so  wasche  du  wenn  du  Korn 


106 


Beinisch. 


ildu  taleliala-vcak  eheyd  edde  ka- 
'alis  dagöni  akamd-lak'  ydleha 
ujan;  ,mal6  (jiribid  galila  gdbä 
kö  tdköy,  yi  hcCelä  tdhak  sdrrä 

ö  yö   hdbä   alahd-liyO   Tad-lehin!^ 
ydleha  iyan  dbhä. 

lö.  Bald:  ,marhahd*  tdleha 
iyan,  agabi  malänimi  bu44^d  in- 
kim  dka  wce-sinnim  tö  nüm  balti 

10  abd  dä'ök  sdn^ä  iyan.  wo  nü- 
mük  bald  dbbä  da* 6  dkä  abak 
sdrra  bu(}fl.Bd  inkirn  mä-wdnnä 
iyan. 


nd-ged  agün  bvkdd  malahän  Bd 
akalis,  amd-ged  ddgum  bitak  tekf 
yalelid  yan;  ,ida*i  lakätdd  sayti 
gabd  kö  tdkö,  tdyk  adrral  yi  bh- 
'ela-ko  yi  ifitihä  yök  min!*  ak 
yalehd  yan  dbbä. 

Bald:  yma'd^  talehd  yan.  sa- 
yö  ida*ed  inkim  dkä  wayfiahÄnlm 
dagümad  amd  heyöti  tSf  bapi 
diCö  dkä  abd-nkö  sdrrcd  kinni 
yan.  amd  heyotöd  dbbä  dä'ö  dkä 
abdk  sdrral  inkim  ed  md-tßoynd 
yan. 


malst,  den  Mühlstein,  damit  der  Mann  weniger  esse.  Der  Beischlaf  wird  dir 
so  leicht  werden,  wie  etwa  eine  Hand  in  einen  grossen  Schlauch  fährt;  darum 
sage  fortan  nicht  wieder:  Lat»'  mich  von  meinem  Gatten  gehen!* 

15.  ,Nun  gut,*  sagte  die  Tochter.  Seit  der  Zeit  finden  die  Frauen  beim 
lieischlaf  am  Penis  nichts  zu  beklagen,  seit  jener  Mann  für  seine  Tochter 
gebetet  hatte. 


38.  Der  Strauss,  der  Elefant  und  der  Schakal.^ 


1.  2\  t.  L  l.  Gäryd  ka  dakdnö 
15  lä  tasdgala  tdna  iyan. 

2.  Dakani  lä  aürd  bdha-k  yiiui 
iyan,  gäryd  lä  rugdge  bdhak  yi- 
7ia  iyan. 

3.  Dakani    Id-Iil   bdlä    dnrä 
•jo  idak  yandni  iyan,  gäryd  Id-hl 

bald  arisak  yandni  iyan. 


T.  t.  y.  Gärydytö  ka  dakdnö 
lä  inkö  ll  yinin  yan. 

Dakani  lä  Idbam  ddla  yind 
yan,  gäryd  lä  8äm  ddla  yind 
yan. 

Dakani  Id-hl  lab  mgdge  ar- 
kodi  yinin  yan,  gäryd  Id-hi  say 
rugdge  nriSa  yinin  yan. 


1.  Erzählung.  Der  Strauss  und  der  Elefant  besasson  gemeinschaftlich 
Rindor. 

'2.  Die  Kühe  d(is  Elefanten  warfen  nun  männliche,  die  des  Strausses 
aber  weibliche  Kälber. 

3.  Die  männlichen  Kälber  dos  Elefanten  schlachteten  sie  nun,  dagegen 
zogoti  sie  die  weiblichen  Kälber  des  Strausses  auf. 


»  Vgl.  Bilinsprache,  Leipzig,  1883,  I,  204,  Zeile  6  flF. 


Die  'Afur-Sprache.  1. 


107 


4.  Gäryä  ka  dakdnü  lä-l  tid- 
da  wayta  iyan,  läL  tiddä  waytd 
vcak  sindm  kdnä  yäbeta  iyan. 

5.  ,A  lä  na-h  beiisä!'  g^ryd 
idfeha  iyan^  ,yi  lä  rugdge  bdha-k 
ydna*  tdleha  iyan,  ,kdy  lä  aürd 
hdhak  ydna^  tdidia  iyan,  ,ä  lä 
nah  heUMä!'  tdleha  iyan, 

6.  Dakani:  ,ä  lä  yi  lä,  gäryä 
mahd  ta-la  yi  Id-kaV  ydleha 
iyan. 

7.  Gäryä  sindmak:  ,nd'ti  yd- 
bä!  sindm  maysitta,  dakani  umd 
aHahdk,  gäryd  umd  alahdk  tikä!' 
tdleha  iyan. 

8.  Tatab  gdlak  ivakari  yanid- 
ta  iyan,  ,wakari,  na-t  engdlä!^ 
ydlehan  iyan. 

9.  Wakari:  ,anü  abadd  sinit 
md-ngala'  ydleha  iyan. 

10.  ,Mahd  ndteda  angald-wdy- 
taV  ydltlian  iyan. 


Gäryd  ka  dakdnö  läl>  yange'in 
yan,  läl  yangeHn  geddd  heyö  td- 
nad  waniSdn  yan. 

,Tä  lä  nö  hadilantä!'  taleha 
yan  gäryd,  ,yi  lä  say  rugdge  (}ä-  5 
la  yind,  kä  lä  lab  rugdge  4^a 
yind,^  taieha  yan,  ,tä  lä  nö  ha- 
dilantä!'  taleha  yan. 

Dakani:  ,gäryd  tä  lad  ay  ed 
la,  tä  lä  yi  lä  klninkäf  yalehd  10 
yan. 

Gäryd  heydwak:  ,nöd  mä-wa- 
nüdnaP    taleha   yan.    ay   heyö 
mayütdn  yan.  ,dakani  dgab  bd'- 
elä  ay  ka  gäryd  dgab  bd*elä  mä-  15 
takini  sik  tdnamV 

Marörö  adik  wakari  tamatd 
yan,   ,wakari,   nöd   mä-tamitaP  ' 
ak  yalehin  yan. 

Wakan:    ,anu   md-la,   sinad  20 
mdmita*  tdnak  taleha  yan. 

,Ay  gdyta  nöd  amitd  hentamP 
ak  yalehen  yan. 


4.  Nun  gerietou  der  Strauss  und  der  Elefant  wegen  der  Herden  in 
Streit  und  wie  sie  so  stritten,  da  fragten  die  Leute  sie  über  den  Anlass  des 
Streites. 

5.  Da  sprach  der  Strauss:  ,TheiIet  mir  diese  Kühe  zu,  denn  meine 
Kühe  brachten  weibliche  Kälber,  seine  Kühe  aber  brachten  männliche  Kälber 
lur  Welt ;  sprecht  mir  also  diese  Kühe  da  zu  !* 

6.  Der  Elefant  aber  sprach :  ,Diese  Kühe  sind  meine  Kühe,  was  besitzt 
denn  der  Strauss  .ausser  meinen  Kühen!' 

7.  Der  Strauss  aber  sagte  zu  den  Leuten:  »Sprecht  euch  aus  über 
an«!*  Die  Leute  aber  fürchteten  sich.  Und  er  sprach:  ,Redet  doch,  ob  der 
Elefant  die  Unwahrheit  spricht  oder  der  Strauss!* 

8.  Da  kam  der  Schakal  den  Bergabhang  heran  und  sie  riefen  ihm 
zu:  jSchakal,  geselle  dich  zu  uns!* 

9.  Der  Schakal  aber  sagte:  ,Nein,  ich  geselle  mich  nicht  zu  euch.* 

10.  Und  sie  sprachen:  ,Warum  gesellst  da  dich  uns  nicht  bei?* 


108 


Reiniscli. 


11.  ,F  dbbä  yök  däla-k  rd'a, 
mö8ä  gald'h  dni'  yäleha  iyan 
tcakari, 

12.  ,Akd-wayni  kö-ll  ydkük, 
ö  kö  dbbä  md  'nnä  4^laP  ydle- 

hau  iyan. 

13.  yAkd-wayni  nnä  ydkük: 
mdngö  Id-tl  mdngö  bitöy,  tdgum 
Id-tl  tdgum  bköy  md-taniP  kd- 

10  nik  ita  wakari. 


,T  dbbä  idlö  Wc  yikr^i 
yand,  kädö  mözü  adik  dmaf  ti- 
nak  tetlehd  yan, 

,Say  nabari  köl  ydkök,  kö  'hbd 
ah  iSd  ged  4^laP  ak  yd^Mn 
yan, 

,Say  nabafi  Hnai  ydkök:  Hr 
gum  Id-Hyak  tdgum  kugide  U- 
ni  ak  mä-tand,  mdngum  kUijiak 
kugide  kinl  ak  mä-tand  sik  td- 
namV  tdnak  ak  talehd  yan  wa- 
kari. 


11.  Da  erwiderte  der  Schakal:  Mein  Vater  liegt  in  Qebnrtswehen,  nad 
ich  gehe  nach  einem  Rasiermesser.* 

12.  Da  sagten  sie:   ,Wa8  sich   nirgends  ereignet,  sollte  sich   bei  & 
ereignen;  wie  kann  denn  dein  Vater  gebären?' 

13.  Und  der  Schakal  erwiderte:  ,Was  sich  nirgends  ereignet,  geschieht 
ja  doch  bei  euch:  wer  viel  hat,   nimmt  viel,  wer  wenig  hat,  nimmt  wenig.' 


39.   Zwei   Zauberer. 


1 .  T,t.  1. 1.  Sinäm  safdra  gdhjta 
iyan.   af  fak  asani  iyan,    bar 

15  daba*ani   iyan.    ,makd    dbonüP 
ydlehan  iyan. 

2.  Nüm:  ,anü  raytd  dkü-wa-k 
dabilat  yo  ohäwä!'  ydleha  iyan. 

3.  Raytä  ydka  iyan  nüm,  da- 
20  belat  kd  yohöyni  iyan,  sindm  da- 

büä  ä-ll  gdlda  iyan. 


T.  t.  y.  Heyö  araJ^  yaddynytau 
dälak  a^dn  yan,  bar  daha^i^ 
yan.  ,ay  dbunüV  yalehdn  yan. 

Heyöti:  ,anü  läh  dka-kiy  da- 
bilal  yö  ohäwä. ^  yalehd  yan. 

Läh  yakd  yan  heyötly  dabilal 
kä  yohöyn  yan^  heyö  dabilä  bi- 
Sitani  e-Zi  yaddyn  yan. 


1.  Erzählung.  Leute  waren  auf  einer  Wanderung;  ohne  etwas  zu  essen 
zu  haben,  brachten  sie  einen  Tag  und  eine  Nacht  zu.  ,Wa8  sollen  wir  nun 
machen?*  sagten  sie. 

2.  Da  sprach  ein  Mann:  ,Ich  werde  eine  Ziege  werden,  gebt  mich 
dann  zum  Bock!* 

3.  Der  Mann  wurde   eine  Ziege   und   sie  gaben   ihn   zu   einem  Bock, 
Leute  scogen  mit  ihm  zu  einem  Bock, 


Die  *Afar-Spntehe.  I. 


109 


4.  Sä^i  nüm  rayid  rd'esitd 
fyon.  aimd  raytd  wakari  tdka, 
k&ddd  iyan. 

5.  Amd  sä'i  nüm  gumdytö  yd- 
ka  yaiabald  iyan. 

6.  Amd  wakari  ydka  nüm  sim- 
fiy  ydka,  hdlüa  iyan, 

7.  Ami  gumdytö  ydka  nüm, 
merdf  ydka  iyan,  simfäyak  gü- 
hä  gaha  iyan. 

8.  ^  nümü  umä  nümü^  yani 
yofi,  Jcöy  dahüä  kä  ohäwä!*  yd- 
l^han  iyan,  Nammd  nüm  tamä 
Aa  iyan. 


Aläh-löyni  Iah  rä'esitd  yan, 
amd  Iah  wakari  takd,  küddd 
yan, 

Amd  aläh'löyni  gumdytö  ya- 
kd  yan4aba]d  yan,  5 

Amd  wakari  ydka  heyöti  sum- 
fd  yakd  halitd  yan. 

Amd  gumdytö  yakd  heyöti  sd- 
fö  yakd  yan,  sumfdk  gübä  gä- 
hd  yan.  lO 

yTä  heyöti  umd  heyötö  ktnik, 
kä  dabilä  dkä  ohäwä!'  yalehdn 
yan.  Lammd  heyöti  täy  abdn 
yan. 


4.  Der  Ziegenbesitzer  eignete  sich  aber  die  Ziege  an.  Da  verwandelte 
seh  die  Ziege  in  einen  Schakal  und  lief  davon. 

5.  Der  Ziegenbesitzer  wurde    nun    zu   einem  Adler   und  packte    den 
Schakal. 

6.  Da  verwandelte  sich  der  Mann,  der  zum  Schakal  geworden  war, 
in  ein  Senfkorn  und  fiel  zu  Boden. 

7.  Der  Mann   aber,  der  zum   Adler  geworden   war,   verwandelte   sich 
in  einen  Korb  und  drang  unter  dem  Senfkorn  hindurch. 

8.  Nun  sprachen  die  Leute:   ,Dieser  Mann  da  ist  der  stärkere,  gebt 
ihm  seinen  Bock!'  Das  vollführten  jene  zwei  Männer. 


40.   Die  zwei  Eheleute  und  der  Teufel.* 

1.  T,t,  L  I.  Nüm  ka  dbagöytd  nammdyak  yinin  iyan.  bd'ell  ga-  15 
ja  ele  gdhak  yin  iyan,  dbagöytd  *dr\l  sugak  tdna  iyan, 

2.  In  bu9  la,  dagd  lykuk  mänand  iyan^  7t89ük  bü^de  la,  dagd 
Wcuk  mhnand  iyan, 

m 

1.  Erzählung.  Ein  Mann  und  eine  Frau  lebten  für  sich  zu  zweit.  Der 
Gatte  ging  und  kam,  die  Frau  aber  blieb  zu  Hause. 

2.  Sie   hatte  eine  Vulva,  aber  keinen  Hintern,  er  hatte  einen  Penis, 
aber  keinen  Hintern. 


»  Vgl.  Bilinsprache   1883,  I,  73,  Nr  5. 


110  Reinisch. 

3.  Ussük  gdla  h/an  isi  madl-Iä,  iss  ile  rd*efa  iyan, 

4.  llibis  ele  yamäta  iyan  ahagöytal:  ,kn  bä'eli  kök  kä  abagöy- 
tä  W  ydleha  iyan. 

5.  ,Nanü  tä  halöl  nammd  nüm  nakA,  yi  bd*elt  ahagöyta  md-l^^ 
5  tdleha  iyan  üibüik, 

6.  ,Alä  häy  ku  'nnä  la,  bilä  ku  gidi  la,  'im-In  kü  *nnä  gdyta 
abagöytd  W  ydleha  iyan  iUbis. 

7.  ,17  rdhbiy  tä  balöl  kä  yöyak  sdrrä  innl  sinüm  mi-aligdk  yö 
uybulüy,  nummd  kök  alehd-liyök!'  fdjeha  iyan. 

10  8.  ,-4  atu  ele  ian  drdik  gubä  tdnl  ku  bä'eli  abagoytä,  yö  uy- 
bulüy itak  kü  aybulk'liyö'  tdtik  ydleha  iyan  ilibis.  ,yö  uybulüy!^ 
tdleha  iyan. 

9.  ,Kördd  lay  hay,  bdliayf^  ydleha  iyan.  kördd  lay  hdyfa,  bdj/iu, 
dykä!^  tdleJm  iyan  abagöytd. 

15  10.  ,Amd  lay  kördd  tan-hiyä  baUd  obis!^  yaleha  iyan  ilibis. 
abagöytd  balöl  lay  obissa  iyan. 

11.  ,Amd  layd  bositf^  ydleha  iyan  ilibis  abagöytdk.    abagoytä 
layd  bositta  iyan. 

12.  ,Amaykanä  wagüay!'   ydleha  iyan,   abagöytd  layl  issi  äe 
20  tiibila  iyan. 


3.  Er  ging  also  seinem  Geschäfte  nach,  sie  aber  blieb  daheim. 

4.  Da  kam  der  Teufel  zu  ihr  und  sprach :  ,Dein  Gatte  hat  ausser  dir 
noch  ein  Weib.' 

5.  Sie  erwiderte  dem  Teufel:  ,Wir  sind  in  diesem  Lande  nur  iw« 
Menschen,  mein  Gatte  hat  also  kein  Weib  mehr.* 

6.  Der  Teufel  aber  sagte :  ,Er  hat  ein  Weib,  das  an  Gesicht  dir  gleicht, 
dieselben  Armspangen  hat  und  dein  Aussehen  besitzt.' 

7.  Sie  erwiderte:  ,Bei  Gott,  in  diesem  Land  kenne  ich  ausser  ihm 
und  mir  keinen  Menschen;  darum  sag'  ich  dir:  wenn  du  wahr  redest,  so 
zeige  mir  das  Weib  !* 

8.  Er  sprach  nun:  ,Da  unter  der  Erde  wo  du  stehst,  befindet  sidi 
das  Weib  deines  Gatten;  wenn  du  also  sagst,  zeig^  es  mir,  so  zeige  ich  es 
dir.*  ,Ja  zeige  es  mir!*  sagte  sie. 

9.  Da  sprach  er:  ,Thue  Wasser  in  ein  Gefass  und  bring'  es  her.*  Die 
Frau  brachte  solches  und  sprach:  ,Da  ist^s.* 

10.  Nun  sagte  der  Teufel:  ,Stelle  dieses  Wasser  im  Gefäss  auf  die 
Erdel*  Die  Frau  stellte  es  nieder. 

11.  ,Nun  schau  ins  Wasser!'  sagte  der  Teufel  zur  Frau.  Sie  sah  in 
das  Wasser, 

12.  ,Nim  also,  so  .schau  hin!'  Die  Frau  erblickte  im  Wasser  sich  selbst. 


Die  *Afar-Spnich«.  I.  111 

13.  llibis:  ,abagöytä,  tabald-tani?'  yäleha  iyan,  ,abald-h  an' 
taleha  iyan. 

14.  y^'hgi-hi  ku  'nnä  la,  hilak  kü  gtdB  la,  dlä  kü  ^nnä  la  tan 
abagöytd  tcAald-tant,  yök  dirdbi-la  ita  süktak'  ydleha  iyan  aha- 
gcytak  ilibü,  5 

15.  yAhald'han,  dirab  md-ntü'  tdleha  iyan  abagöytd.  ilibis  issl 
gdla  iyan;  abagöytd  issi  *dril  räeta  iyan. 

16.  Abagöytdk  bh'di  yamdta  iyan,   ,afd  yö  fakl*  ydhha  iyan, 

17.  ,Afd  kö  md'fdkak,  isd  abagöytd  gal!'  tdleJia  iyan, 

18.  ^nü  abagöytd  mä  la*ö  dbitaV  ydleha  iyan.  10 

19.  , Abagöytd  yök  uurdd  tdbula  digibtam  kök  obbd,  abagöytd 
kök  vbüdk,  us    *dri  ga]!*  tdieha  iyan, 

20.  ,Kö  ka  yö  ele  nam  balö  nüm  and  sini,  lä  and  sini,  kö  ka 
yö   dübuk  ndxcak  abagöytd  dnkel  yö  tübilaf*  ydleha  iyan  bd'eli, 

21.  Abagöytd:  ,inti  innl  vhüä-wak  yö  tangdddaf  tdleha  iyan  lo 
bi'eiak, 

22.  Baeli:  ,tä  tcarissa  abagöytd  yö  usbuhly!*  ydleha  iyan  ?««' 
abagöytak. 

23.  ,Kö  asbala  wak  afd  kö  fdkü  wa-k  yöl  say!'  tdleha  iyan. 

13.  Da  sprach  der  Teufel:  ,Sieh8t  du  nun  das  Weib?,  ,Ja*,  ervi'iderte 
die  Frau. 

14.  Jetzt  sprach  der  Teufel  zur  Frau:  ,Einen  Lügner  nanntest  du  mich; 
siehst  da  aber  nun  das  Weib,  das  dir  an  Aussehen  gleicht,  deine  Spangen 
hat  und  dir  an  Gesicht  gleicht?* 

15.  ,Ich  sehe  es  und  du  bist  kein  Lügner*,  erwiderte  die  Frau.  Der 
Teufel  ging  nun  von  hinnen,  die  Frau  aber  blieb  daheim. 

16.  Da  kam  ihr  Gatte  und  sprach:  ,Thue  mir  auf  die  Thüre!' 

17.  Sie  erwiderte:  ,Ich  thue  dir  die  Thüre  nicht  auf,  geh'  nur  zu 
deinem  Weibe!* 

18.  ,Wann  nahm  ich  denn  ein  Weib?'  fragte  er. 

19.  Sie  aber  erwiderte:  ,Ich  hörte,  dass  du  vor  mir  geheim  ein  Weib 
nahmst  und  heiratetest,  ich  habe  dasselbe  auch  gesehen ;  geh'  also  nach  ihrem 
Hause!* 

20.  Der  Gatte  sprach  nun :  ,Das  Land,  in  welchem  du  und  ich  leben, 
ist  leer  an  Menschen  und  Vieh ;  wo  also  sahst  du  hier  ein  Weib  ?* 

21.  Da  erwiderte  sie  dem  Gatten:  ,Du  leugnest  mir  noch  ab,  da  ich 
das  Weib  mit  eigenen  Augen  gesehen  habe?* 

22.  Nun  sprach  der  Gatte  zu  seiner  Frau:  ,So  zeig'  mir  doch  das 
Weib,  von  dem  du  sprichst!* 

23.  Sie  erwiderte:  ,Uni  e.s  dir  zu  zeigen,  will  ich  dir  die  Thüre  aufthun, 
tritt  ein!* 


112  K^iftisek.  Di«  'Atkr-Sfnck«.  I. 

24.  KOrdd  lay  hdkfta,  b^ixta  i^n.  kördd  lay  hayfd  bajim-m^k 
haelak:  ,icagit!^  tdleha  lywi, 

2b.  ßä'eli  wagita  iyan,  fObagiHfiä  tabeld  taniV  tdfeha  tytOL 

26.  ^bagöytä  abeld  niana^  ydleha  iyan,  ,inm  el  abald  «■'  yi- 
ip  l^ha  iyan. 

27.  yEh  tabildm  abagoytä,  laba-kaytüf  tdieha  iyan.  ,IahaUfi 
abald  dni,  abagöytd  abald  mäni^  ydleha  iyan  nüm, 

28.  ^nü  kö  aybaldu  wä  dne'  tdleha  iyan,  abagöytd  kßrai  Ud 
layd  bogitta  iyan,  m  Üe  tübüa  iyan. 

10      29.  Bd'elak:  ,wo  abagöytd  hinaP  tdleha  iyan. 

30.  ,A  abagöytd  f  kos  mdntä,  isH  ele  tabdd  tan  kü  gädlä  Si, 
mä  dgabü  tabeld  tan'  ydleha  iyan. 

31.  Abagöytd  tö  icak  tdlega  iyan.  abagöytd  ka  bd'elä  tö  gitfn 
iyan,  ilibis  kan  yoysöma  iyan. 


24.  Sie  that  nuu  Wasser  in  ein  Geflss  und  brachte  es.   Da 
zum  Gatten:  ,Schau  hinein!' 

25.  Der  Gatte  blickte  hinein.  ,Nun,  siehst  du  das  Weib?*  fragte  ml 

26.  ,Ich  sehe  kein  Weib,  mich  selbst  sehe  ich  nur*,  erwiderte  er. 

27.  Sie  aber  sprach :  ,Ist  das,  was  du  darin  siehst,  ein  Weib  oder  cit 
Mann  ?*  Er  enviderte :  ,Einen  Mann  sehe  ich,  aber  kein  Weib.* 

28.  Da  sagte  sie:    ,Ich  will  es  dir  zeigen,'    sah   in  das  Wasser  oi 
erblickte  darin  sich  selbst. 

29.  Da  sprach  sie  zum  Gatten:  ,Ist  das  denn  kein  Weib?' 

30.  Er  aber  erwiderte:  ,Dieses  Weib  da?  du  hast  keinen  Verstand; «» 
du  darin  siehst,  ist  ja  dein  Bild  und  nicht  irgend  ein  anderes  Wmb.* 

31.  Nun  merkte  es  die  Frau;  , solches  begegnete  also  jener  Frau  n^ 
(Umu  Gatten,  der  Teufel  hat  ihnen  einen  Streich  gespielt. 


Kalainiaeki.  Die  polnisclie  Recension  der  Migdebarger  Urtheile.  113 


Die  polnische  Kecension  der  Magdeburger  Urtheile 

und  die  einschlägigen  deutschen^   lateinischen  und 

czechischen  Sammlungen. 

Von 

Emil  Eahi&niacki, 

Professor  an  der  k.  k.  Unirersit&t  in  Czemowitz. 


Einleitung. 

JNeben  den  deutschen,  beziehungsweise  lateinischen  und 
czechischen  Sammlungen  der  sogenannten  ^Magdeburger  Ur- 
theile^ besteht  bekanntlich  auch  eine  polnische  Recension  der- 
selben,  die  ungeachtet  mehrerer  daran  sich  knüpfender  rechts- 
und  literar-historischer  Fragen,  deren  endgiltige  Lösung  für  die 
Wissenschaft  nicht  unerwünscht  wäre,  erst  in  neuerer  Zeit 
die  Beachtung  gefunden  hat,  die  sie  eigentlich  schon  längst 
verdient  hätte.  Wohl  hat  M.  Wiszniewski  in  seiner  für  jene 
Zeit  sehr  brauchbaren  und  auch  heute  nicht  ganz  antiquirten 
Historya  literatury  polskiej,  V,  S.  153 — 165,  diese  Angelegen- 
heit schon  vor  mehr  als  vierzig  Jahren  angeregt,  allein  ich 
glaube  nicht,  dass  er  sie^  trotzdem  ihm  die  einschlägigen  Quellen 
grösstentheils  zu  Gebote  standen,  auch  thatsächlich  gefördert 
hat.  Noch  geringfligiger  und  unmassgeblicher  sind  aber  die 
Resultate,  zu  denen  der  ebenso  bekannte  wie  meist  unzuver- 
lässige A.  W.  Maciejowski  in  seiner  Historya  prawodawstw 
stowiailiskich,  VI,  S.  19 — 20,  gelangt.  Da  finden  wir  keine 
Forschung  mehr,  ja  wir  finden  hier  nicht  einmal  das  Streben 
nach  einer  solchen,  sondern  es  waltet  da,  wie  der  Verfasser 
theilweise  selbst  gösteht,  das  freie  Spiel  mit  Hypothesen,  die 
Einbildungskraft.  Oder  ist  es  etwas  Anderes  als  die  blosse 
Einbildungskraft,  wenn  der  Verfasser  aus  den  stereotypen  und 

Sitenngsbtr.  d.  pliil.-hist.  Gl.  0X1.  Bd.  I.  Hfl  8 


114  Katainincki. 

dämm  ganz  belanglosen  Eingangsformeln,  wie  sie  in  der 
Skalaer  Abschrift  der  polnischen  Recension  der  Magdeburger 
Urtheile  vorkommen,  Schlüsse  auf  den  Ursprung  und  die  engere 
Heimat  dieser  Urtheile  zieht?  oder  wenn  er,  auf  eine  Anzahl 
von  Dualfoimen  gestützt,  die  bekanntlich  auch  noch  in  den 
polnischen  Schriftdenkmälern  des  16.  und  des  17.  Jahrhundots 
keine  Seltenheit  waren  ^  und  im  Volksmunde  thatsächlich  bis 
heute  leben,^  sich  die  Idee  zurechtlegt,  dass  die  polnische  Be- 
cension  der  Magdeburger  Urtheile  aus  mehreren,  zum  Theile 
noch  im  14.  Jahrhundert  entstandenen  polnischen  Sammlungen 
compilirt  worden  sei?^ 

Man  mag  daher  die  Leistungen  der  älteren  Gelehrten 
noch  so  glimpflich  beurtheilen ,  es  wird  sich  kaum  behaupten 
lassen,  dass  sie  die  mit  der  polnischen  Kecension  der  Magde- 
burger Urtheile  verknüpften  rechts-  und  literar - hißtoriscbai 
Fragen  irgendwie  gefordert  hätten.  Erst  M.  Bobrzynski  und 
A.  Brückner  dürfen  das  Verdienst  in  Anspruch  nehmen,  die 
Frage  nach  dem  Ursprung  und  den  verschiedenen  Beziehungen 
der  polnischen  Kecension  der  Magdeburger  Urtheile  auf  den 
richtigen  Weg  gewiesen,  sie  aus  dem  Bereiche  der  blossen 
Hypothesen    auf    den   Boden   der    Wissenschaft:    verpflanzt  «a 


1  Vgl.  diesboKÜglich   F.   Miklusich,    Vorgleicheude   Grammatik    der   slav. 
Sprachou,    III,  2.  Aufl.,  S.  403,  4U,  418,  427,  438,  442  und  446,  sowie 
unter  Andoron  A.  Kaiina,  Historya  jcjzyka  pols.,  I,   8.   108 — 113,  141 — 
142,    201—203,    225—226,    245,    297—301,   331—333,    339,    a65--366i 
432—433,  451—452   und   486—488.    Vgl.  auch  Archiv  fUr  slav.  Philo- 
logie, VIU,  S.  301. 

2  Vgl.  unter  anderen  die  in  meinen  Kleineren  altpoln.  Texten,  Sitzungsber. 
der  phil.-hist.  Cl.  der  kais.  Akademie  der  WissentMsh.,  Bd.  CI,  8.  307 
und  311,  hervorgehobenen  dialektologischen  Schriften. 

3  Und  dennoch,  so  ungerechtfertigt  diese  Idee  auch  sein  mag,  sie  hat 
nicht  verfelilt,  in  den  diversen  Compendien,  die  die  polnische  Literatur- 
geschichte behandeln,  sich  eine  fast  durchgreifende  Geltang  zu  ver- 
schaffen. Selbst  der  viel  bessere  J.  Bartoszewics  hat,  wie  dies  aus 
seiner  Historya  literatyry  polskiej,  2.  Aufl.,  I,  S.  93  hervorgeht,  kein 
Bedenken  getragen,  sich  ihr  vollinhaltlich  anzuschliessen  und  in  wei- 
terer Folge  sogar  die  Behauptung  aufzustellen,  dass  der  im  Epiloge  an 
der  Skalaer  Abschrift  genannte  Adalbert  Zurkowski  schlechtweg  der 
Mann  gewesen  ist,  der  die  verschiedenen,  zu  verschiedenen  Zeiten  ins 
*"  ^lmsche  übertragenen   kleineren   Sammlungen    der    Magdeburger    Ur- 

'  BU  einem  Ganzen  vereinigte. 


Die  polnische  Hec«nsion  der  Magdeburger  Urthcilc.  1 15 

haben.     Wenn  man  aber  fragt,   ob  ihre  Arbeiten  auch   schon 
das  letzte  Wort  in  dieser  Angelegenheit  enthalten,  so  kann  die 
Frage  nur   zum  Theile  bejaht   werden.     Die  kurze  Einleitung, 
die  M.  BobrzyAski   dem   homographischen  Abdruck  ^    eines   in 
einer  Komiker  Handschrift  enthaltenen  lateinischen  Textes  der 
Magdeburger  Urtheile  vorausschickt,   ist  eben  viel  zu  summa- 
risch, als  dass  sie  den  Gegenstand  erschöpfen  könnte,  während 
die   in   Betracht   kommende   und   zweifeUos   mit   der    grössten 
Gewissenhaftigkeit   bewerkstelligte  Abhandlung  des  Professors 
A.  Brückner,    die   er  im  Archiv   für    slavische   Philologie   VI, 
S.  319—392  und  VE,  S.  525—574,  veröffentlichte,  vornehmlich 
aus  dem  Grunde  nicht  als   eine   vollkommen  erschöpfende  be- 
zeichnet  werden   kann,   weil   dem  Verfasser   derselben   weder 
alle   polnischen,   noch   alle  lateinischen,   noch   auch  die  mass- 
gebenden deutschen  Texte  zu  Gebote   standen.     Dazu  kommt, 
dass   Professor  A.   Brückner,    ebenso   wie   sein   nächster   Vor- 
^Dger  auf  diesem  Gebiete,  die  Beziehungen,  in  denen  sich  die 
pohlische  Recension  der  Magdeburger  Urtheile  zu  der  einschlägi- 
gen czechischen  Bearbeitung  befindet,   gar  nicht  in  Erwägung 
gezogen  hat^  was  mir  aus  so  manchem  Beweggrunde  ebenfalls 
mcht  ganz  richtig  dünkt.    Freilich  muss  im  Interesse  der  Wahr- 
heit hinzugefügt  werden,  dass  ftii*  Professor  Brückner  nicht  so 
sehr  die   rechts-  und  die   literar  -  historische ,   als   vielmehr  die 
sprachliche  Seite  unseres  Denkmals  die  Hauptsache  war. 

In  Erwägung  aller  dieser  Umstände  nun  habe  ich  daher 
die  Absicht  gefasst,  diesen  Gegenstand,  der  für  mich  seit  jeher 
eine  ziemliche  Anziehungskraft  hatte,  nunmehr  noch  einmal, 
und  zwar  in  einer  etwas  eingehenderen  und  systematischeren 
Weise,  als  dies  bis  jetzt  der  Fall  gewesen,  in  Untersuchung 
2u  nehmen.  Der  Plan,  den  ich  hiebei  befolgte,  ist  durch  die 
Natur  der  Sache  selbst  gegeben  und  lässt  sich  kurz  durch 
folgende  Capitelüberschriften  andeuten : 

I.  Capitel:  Verzeichniss  der  Handschriften,  die  den  polni- 
schen Text  der  Magdeburger  Urtheile  enthalten; 

n.  Capitel:  Verhältniss  der  bis  jetzt  entdeckten  polnischen 
Texte  zu  und  unter  einander; 


^  Derselbe  ist  betitelt:    Ortyle  Magdeburskie.  Przedmk   homograficzny  z 
kodeksu  bibliotekiKöniickiej.  Obja.«nil  Dr.  Micha):  Bobrzynski.  Poznan  1876. 

8* 


llß  Kalniniacki. 

III.  Capitel:  Vcrhllltniss  der  polnischen  Texte  zu  den  ein- 
schlil^igcn  deutschen ; 

IV.  Capitel:  Verhältniss  der  polnischen  Texte  zu  den  ein- 
schlilgigen  lateinischen ; 

V.  Capitel:  Verliältniss  der  polnischen  Texte  zu  den  ein- 
schhlgigcn  czeohischen ; 

VI.  Capitel:  Die  Ergebnisse. 


Erstes  Capitel. 

Verzeiohnias  der  Handschriften,  die  den  polnisohen  Text  der 

Magdeburger  XJrtheile  enthalten. 

Man  pflegt,  wenn  nach  Handschriften  gefragt  wird,  die 
den  polnischen  Text  der  Magdeburger  Urtheile  enthalten,  in 
der  Regel  folgende  zu  nennen:  1.  die  Ossolinski'sche,  aus  der 
zweiten  Hälfte  des  15.  Jahrhunderts,  beschrieben  zunächst  von 
M.  Wiszniewski  in  seiner  Historya  literatury  polskiej,  V,  S.  165 
bis  168,  dann  von  W.  Kcjtrzyi^ski  im  Catalogus  Codd.  MS. 
bibliothecae  Ossolinianac  Leopoliensis,  I,  S.  37  —  38  und  von 
A.  Brückner  im  Archiv  für  slavischc  Philologie,  VI,  S.  334 
bis   339;^    2.   die   Skataer,   angeblich  aus  dem  Jahre  1500^^ 


1  Einig^eH  auf  diese  HandMclirift  Bozüglichos  vgl.  übrigens  auch  in  meinen 
Kleinerou  altpoln.  Texten,  o.  s.  c,  S.  2(58 — 270. 

2  Ich  Hage  darum  angeblich  aus  dem  Jahre  1500,  weil  ich  der  Ansicht 
bin,  dass  diese  Handschrift  nicht  ein  Autograph  dos  im  Epiloge  g^e- 
nannten  Adalburt  Zurkowski,  sondern  ein  spAteres  Apograph  ist,  das 
mit  dem  Texte  zugleich  auch  jenen  Epilog  roproducirte.  Als  Beweis 
dessen  gilt  mir  aber  insbesondere  der  Umstand,  dass  die  »Skalaer  Hand- 
schrift von  Anfang  bis  zu  Ende,  d.  i.  bis  zu  den  Worten:  Corrige 
leclor,  uhi  erravit  acriptor^  wie  aus  einem  Guss  erscheint,  was  wohl 
kaum  möglich  gewesen  wäre,  wenn  Zurkowski  selbst  die  Handschrift 
besorgt  hätte.  In  diesem  letzteren  Falle  würde  das  hinter  dem  Epiloge 
Stehende,  als  später  hinzugekommen,  sich  denn  doch  von  dem  vor  dem 
Epiloge  Stehenden  in  irgend  einer  Weise  unterscheiden  müssen,  und 
wäre  es  auch  nur  durch  eine  andere  )Tinte  oder  durch  irgendwelche, 
von  denjenigen,  die  mit  Handschriften  zu  thun  haben,  nicht  misszu- 
verstehende  Anzeichen.  Freilich  muss  andererseits  zugestanden  werden, 
das«  dieses  Ajiograph,  wie  die  Schrift  lehrt,  noch  in  dem  ersten  Viertel 


DI*  polidH^  BMHion  tat  Mm^bai^n  ViOieüt.  1 1 7 


bescbrieben  and  gegen  alles  Erwarten,  woltlr  wir  jedoch  Mucz 
kowski  ZQ  Dank  vm'pflichtet  sein  müssen,  fattt  dnrchaua  feliier- 
frci'  abgedruckt  von  W.  A.  Maciejowiäki  in  seiner  Historya 
prawodawHtw  Htowiaäskich,  VI,  H,  20 — 145;  3,  die  Krakauer, 
ans  dem  Jalire  1501 ,  beschrieben  und  nicht  ohne  zahlreiche 
Fehler'  herausge^^eben  von  M.  Wifizniiiwski,  o.  s.  c,  V,  S.  190 
bis  322;  4.  die  Stradomski'Bche,  ans  dem  Jahre  1518,  be- 
scbncben  von  M.  BobrzynRki  im  Przcwodnik  naukowy  i  literacki 
pro  I87S,  II,  8.  597 — tilJ(j;  5.  die  Muczkowski'sche,  aus  dem 
Jkhre  1583,  beschricbon  von  J.  H.  8.  Kzesii^ski  in  der  Einleitung 
MO  dem  von  ihm  herausgegebenen  Processus  juria  civilis  Craco- 
vienais,  S.  12 — 14;  fj.  die  WJIniier,  aus  der  zweiten  Hälfte  des 
16.  Jahrhunderts,  bcschi-ieben  von  J.  Lelowel,  in  den  Ksi§gi 
tutaw  pulskich  i  mazowieckicb,  S.  1 78  - 180.  Die  OsBolinaki'scbe 
Ibuidschnft  beHndet  sich  gegcnwftrti^;  in  der  Bibliothek  des 
Owolineams  au  Lemberg  sub  Nr.  50;  die  Skalacr  im  Besitze 
der  Grafen   Baworowski   zu    Lemberg;''   die  Krakauer   in    der 


Abb  16.  Jahrhiitiiterts  entiitandeii  iat,  tiiemit  Her  Jnhnialil  ICOti  noch  xietn- 
licli  nnhe  kommea  dürfte. 

■  Ich  bemerkte  im  MacieJowKki 'sehen  Abdruuk  boiiipielsweiHe  nur  folgende 
Vetseben:  Im  Art.  ä,  Antwurt,  Zeile  9  vün  üben,  Ktehl  the^igß  «Mtt 
des  hoodscbrifl liehen  Ihedi/,  indoiii  ilus  di/ß  voui  Scbreiber  durcbstriubeu 
ift;  im  Art.  3,  Fr^e,  Zeile  S  von  üben,  pnyßyattety  ly  atAtt  dea  haod- 
■chfiMii^hen  prrgfigafingai!/  li/-,  im  Art.  13,  Frage,  Zeile  j  von  oben,  ur 
nana  statt  des  handschriftlichen  lo  nqfin;  im  Art.  35,  Antwort,  Zeile  3 
von  ob»n,  griyiegtn  statt  des  handschriftlichen  ^/M^o^in,  indem  auah  liier 
ifrai/wyat  dnrchstrichen  and  statt  dessen  loa  der  eigeneD  Hand  des 
&c\atä\ien  ßetagmu  gexeltA  iat;  im  Art.  Jtl,  Antwort,  Zeile  9  von  oben, 
rayae  drtteecty  statt  des  handKliriftlichen  raAs'jtcxhy;  im  Art.  39,  t'ragp, 
Zeile  a  von  oben,  a  praica  statt  des  hnndecbriftlic^ben/  prava. 

'  So  hat  schon  Brückner,  o,  b.  o..  ü.  343  darauf  hitipewie><en,  da«s,  wann 
man  den  Text  des  Fncsitniie  mit  dem  WUsniewski's  vergleicht,  es  sich 
ergiebt,  dass  in  den  Iti  Zeilen  des  WiBxuiewaki'acheu  Abdmcks  I3mal 
vom  Text  der  Handsclirift  abg^ewichen  ist.  Auch  hat  Wiasnieivski  in 
den  16  Zeilen  ein  Wort  aitflg«laasen  und  zwei  hiniii^fügt. 

>  Das  Verdienst,  sie  hier  entdeckt  xn  haben  —  denn  eu  Uaciejowshi's 
Zeit  «rar  sie  jH  liekanntlich  noch  im  Besitae  des  Kaximir  Strancxyriski 
in  Warscliaii  -  gebührt  dem  Director  der  Omni.  Bibliothek  au  Lem- 
berfr,  doin  ebenso  ^lehrten  wie  freandlicheii  Ilr,  W,  K-'lreynski.  Durcli 
«in»  gOtigie  Zuvorkommenheit  in  den  HUind  fteaetit,  sie  aus  Autopsie 
kennen  su  lernen,  bemerke  ich  non,  daas  ilie  Hkalaer  Handschrift  nicht 
diteet  mit  den  Worten:    Prsyaayflßhy   poklim  u.  H.   w.  beginnt,    sondern 


118  KaUiniacki. 

Bibliothek  des  röm.-kath.  Domcapitels  zu  Krakau;  die  Stradom- 
Hki'Hcbe  in  der  Universitätsbibliothek  zu  Krakau  sub  Nr.  1174; 
die   Muczkowski'sche    in    einer  Privatbibliothek    zu   Poremba. 
Was   dagegen  die  Handsehrift  anlangt^   die   sich    seinerzeit  in 
d(jr   Bibliothek  des   röm.-kath.   Diöcesanseminariums  zu  Wilna 
befand  und  die   ieh   daher   mit  dem  Namen   der  Wilnaer  be- 
zeichnet habe   (von  Lelewel,   Bobrzynski   und    Anderen  wird 
sie  auch  St.  Georgscodex   genannt)^   so  ist  sie  gegenwärtig  ab 
verHchollen  zu   betrachten.     Wir  wissen   zwar,    dass   sie  noch 
im  Jahre  1H21,   als  Lelewel  an  seiner  Ausgabe  der  polnischen 
und  der  mazowischen  Rechtsbücher  arbeitete,  leihweise  in  der 
Bibliothek  der  Fürsten  Czartoryski  zu  Pulawy  vorhanden  ww, 
vermögen  aber  nicht  mehr  anzugeben,    wo  sie  sich  heutzutage 
b(^Hiid(^t  und  ob  sie  noch  überhaupt  erhalten  ist.'     Da  jedoch 
dio  Daten,  welche  Lelewel  beibringt,   fast  ausser  allen  Zwdfcl 
HtcHon^  chiHs  die  in  Rede  stehende  Wilnaer  Handschrift  sowohl 
in  Bezug  auf  die  in  ihr  enthaltenen  Materien,  als  auch  in  Bezug 
auf  die  Vertheilung  derselben  auf  das  Genaueste  mit  der  Stra- 
doniKki'Mohcii   übereinstimmt,   so   werden   wir   wohl  kaum  irre 
gt'hon,  wenn  wir  annehmen,  dass  auch  die  in  jener  Handschrift 
onthahenoi\  Magdeburger  Urtheile  sich  genau  an  die  Form  an- 

(Um  «Umu  'IVxto   nU  üolcheu   lun&chst  ein  Register  vorangeht,  das  in 
Fol)?««  A\i«fiUlsi  oiiu^  mlor  sweier  Blätter  zu  Anfmng  lackenhaft  ist  Auf 
lU«  H«i)|fi»tor  toljrt  Aotlann,  von  derselben  Hand  wie  dieses  g^eschriebeu, 
(l««r  \ukluUoli««  Toxt  ilor  Mapiobur^r  Urtheile  und  reicht  von  Bl.  5  (im 
1\h1«^\  int  di^«>«  HUtt  mit  Fol.  1  bexeicbnet)  bis  Bl.  82  (im  Codez  mit 
I.W VII  b«>«t^iohui>t^«    Uauu  fol^l  abermals  ein  Re^rister,  das  jedoch  von 
oint^r  jUii|r«»r«^u  Uaiul  i:^^«\'bnebi^u   i^t   und  auch  nicht  ans   16,  wie  Ha- 
ci«\i\«wAi  aii^ibl»    JKmderu  bUvit  ans  i*  Blättern    bestehL     Auf  den  noch 
lUtriis^^v   «   UUit^ni  i»;   da)r«>^u  eine   aus   den  enten    11    Artikeln  der 
Mt^^lt^Kur^t^MT  Vrth^il^  v^^^^  <^i^>  H  ^^^  ^1^^  die  Fra^  da)  bestehende 
Aba^^hri^  4v«  iiäniUoh^u   ^«!^xl>NL  ^nihalieu «   an  der  jedoch  nichts  weiter 
WMrxAMTSMh^^biMi  IM«   aU  ^tx^a  nur  die  aaäfallende   Fehlerhaftigkeit   und 
Vl^E^^MkMVirk««t  %WrN4b^u     Aut  deaft  lotsten  Blatte  Teno  sind  überdies 
Ml^^  I^MM^h^W»  vatt\''h  F^^^^W«t'  v\«rha»den.   die  jedoch  entweder 
x«iaMiM«M4l  ^nAm'  %lHroha««  \Nhn^  IWcaa^  »cd. 
^  ^^T^NNllpiiNmis  Kl^Ww  UW  \a>*h^Mr»chav^r<^a«    dii^  ich  durch  die  frenndliche 

^Im   «^MHMchiM  StaatsraiiMt«    ÜT^rm  Jacob   Golova^kij,   in 

fjh   luM^wc    IV«v,'ji^at   Wratits^^sx   an    anderen    Orten, 

Mlk  ^ft  Wi'a^x,   xi'cAt-ÄAlT«*.   i:i  k^tt-^m  Resultate 


DI«  f«li>>«lM  üMiMrfida  4«r  Macdabarfir  Dnkdla. 


II» 


haben,   wie  wir  ihr  in    der  Stradomaki'auLeu    be- 
Ja,  es  ist  sogar  die  Mßgliohkeit  nicht  auEgemchloEBen, 
de  Btch,   wie  diea  meines  Wissens  Bobrzyäski  zuerst  be- 
leritte,   zu   der   im  Htradomaki'echen   Codex   enthaltenen  Äb- 
der  Magdeburger  Urtheilo  wie  die  C'opie  zu   ihrer  Vor- 

'^'•Ausser  diesen  sechs  wird  zu  den  Handschriften,  die  den 
pohuschen  Text  der  Magdeburger  UrtheÜe  enthalten,  von  einigen 
Gelehrten,'  allenlings  mit  Restriiictionen,  mitunter  auch  der 
Codex  gerechnet,  der  seinerzeit  der  Bibliothek  des  Bischofs 
Zaiuekt  angehörte,'  und  der  gegenwärtig  in  der  üfFentlichen 
Bibliothek  zu  Petersburg  aub  aigno  II,  F.  N.  35  vorhanden 
iat.  Eine  eingehende,  vom  Verfasser  der  Abhandlung  vor- 
'^nommene  Vergleichung  dieser  Handschrift'  Ijat  jedoch  er- 
wiesen, dasB  jene  Annahme  keineswegs  die  richtige  ist.  Die 
ArtJukuly  pi-awa  Maydebnrßkyego  albo  nyemyeczkyego  —  wOrt- 
Kch  aberaetzt:  Artikel  des  Magdebui-ger  oder  dea  deutschen 
Bechte*  —  die   sich  im  besagten  Codex  auf  Bl,  1 — 17  finden 

■  So  TOn  Ealiuji  in  den   Eoipniw;  i  sprawoxdauia  x  posieclKeü    wydzialu 

glola^.  Akademii  UnniejetnoJci  w  Krakowie,  VH,  S.  227—233. 
'  Vgl.  Juiocki,  Specimen  uatAlogi  Cddd,  MS.  bililiothecae  Zalnsi^iHiiae,  S.  62, 
'  Die  in  Betracht  knmniaDdeii  poIntKclien  Beatandtiiaile  deraellran  sind 
fibrig«ns  «neb  von  Kaliiin  in  daa  Roiprnny  i  aprfiwnidanU  etc.,  VII, 
S.  899—318  abgedruckt. 
'  Zu  diaser  Ueljerschrift  muBs  ich  bemorküU,  tlaaa  bei  den  Polen  die  Aus- 
drAeke:  Hilfcdebtirger  Recht,  deutsches  Recht,  sächsiscbes  Reckt  als 
SyDunjine  gelten,  und  Aais  die  Polen  daruoter  stet»  dieses  letstera  vcr- 
«tehen.  Auch  dürfte  ex  fllr  die  Leser,  die  mit  diesen  VerkKItnisseu 
nicht  bereits  auf  einem  anderen  Wege  vertraut  sind,  von  InteresM  sein, 
nt  erfahren,  das«  in  Polen,  wn  (vgl.  diesbezüglich  Uobrayiiaki  in  den 
Ruxpranj  i  »prawoid.  x  posiedieii  wy^tinia  hist.-tiloaof.  A.  U.  w  Kra- 
kuwie.  IV,  S.  täl  f.)  iUinlich  wio  in  den  Litndern  der  böhmischen  Kr-ine 
(Tgl.  diesbezüglich  Palacky,  Geschichte  von  Bühmen,  1,  1,  ü.  ISO  nud 
r  Anderen  anch  Tomaechek,  Keoht  und  Verfassung  der  Markgraf- 
ItUfihren  im  lö.  Jahrhundert,  S.  f<2),  die  auf  ■äuhsiflchem  Recht 
kllan  DSrfer  in  Bezug  auf  Geriuhtsbarkeit  mit  genau  denselben 
n  ausgealaltet  wareu  wie  die  auf  sächniochem  Recht  besiedelten 
,  thatsSchlich  nur  da»  «Achsischa  Wuiabbildreubt  uumitlelhare 
praktische  Bedeutung  hatte.  Was  dagegen  das  HUchaische  Land-  und 
Lehenrecht  anlangt,  so  hatten  dieselbeu  nur  iiubsidiHrinche ,  und  nur 
imtor   dtui  VorBaasetaungen,    wie   aia   ein    Magdebnj^r    Urlheil    (vgl- 


120  KaUiniaoki. 

und  auf  die  von  den  Vertretern  jener  Ansicht  speciell  Bezug 
genommen  wird,  sind  eine  Compilation^  die  mit  den  Magde- 
burger Urtheilen  als  solchen  absolut  nichts  zu  schaffen  hat, 
sondern  sich  mit  Evidenz  an  das  sächsische  Weichbildrecht 
und  den  Sachsenspiegel  im  engeren  Sinne  anschliesst  und  den 
offenbaren  Zweck  verfolgt,*  ihren  Lesern  ein  gedrängtes ^  auf 
die  gangbarsten  RechtsfUlle  beschränktes  juristisches  Vademe- 
cum  zu  liefern.  Man  wird  daher  gut  thun,  die  in  Rede  stehende 
Zaiuski'sche,  beziehungsweise  Petersburger  Handschrift  hier  gans 
aus  dem  Spiele  zu  lassen. 

An  die  Stelle  dieser  darf  aber  mit  um  so  grösserem  Rechte 
eine  Handschrift  treten,  die  sich  gegenwärtig  in  der  Bibliothek 
des  gricch.-kath.  Domcapitels  zu  PrzemySl  sub  signo  XLVIH, 
G.  1 1  befindet  und  hier  zum  ersten  Male  genannt  wird.  Dieselbe 
ist  auf  Papier  in  Folio  gewöhnlichen  Formats,  doppelspaltig,  von 
verschiedenen  Händen  geschrieben  und  besteht  in  ihrer  gegen- 
wärtigen Gestalt  aus  258  beschriebenen  und  61  leeren  Blättern. 
Die  Bestandtheile,  die  sie  enthält,  sind: 

El.  1—36  imd  Bl.  171—205»:  Eine  juristische  Com- 
pilation,  die  offenbar  von  einem  Polen  herrührt ^  und  laut  der 
eigenen  Aussage  des  Verfassers  den  Zweck  hatte,  die  wichtig- 
sten Vorschriften  des  deutschen,  d.  i.  des  sächsischen  Stadt- 
rechtes durch  eine  lateinische  Ucbersetzung  auch  denjenigen 
zugänglich  zu  machen,  die  wohl  der  lateinischen,  nicht  aber 
auch  der  deutschen   Sprache   mächtig   waren. ^     Anfang:   lus 

Magdeburger  Fragen  I,  3,  2)  aiid  Anlass  einer  speciellen  Anfrage  im 
Allgemeinen  vorschreibt,  rechtskräftige  Geltung. 

^  Dies  ist,  abgesehen  von  dem  Inhalte  der  Compilatiou,  speciell  auch 
aus  dem  Titel  derselben  ku  ersehen,  welcher  Titel,  ins  Deutsche  über- 
tragen, fulgendormassen  lautet:  Artikel  des  Magdeburger  oder  des  deut- 
scheu Rechtes,  ausgewählt  aus  den  Proceduren  verschiedener  Magde- 
burger KechtsbUcher  behufs  eines  rascheren  Ausmasses  der  Gerechtig- 
keit. Polnisch:  Arthikuly  prawa  Maydeburfikyego  albo  nyemyeexkyego, 
vyhrany  f  pojlhemfpjkow  praw  roßlycznych  xang  Maydeburßkycli  ku 
lirerUhJ^femn  vczynyenyv  sprawyedlytoo/czy. 

3  Als  Beweis  dessen  können  speciell  die  Stellen  angesehen  werden,  in 
denen,  wie  z.  ß.  in  der  Phrase:  vertim  t/nia  conßtelfido  regni  noßri  Po- 
Umie  u.  s.  w.,  diroct  auf  Polen  Bezug  genommen  wird. 

'  Nachdem  aber  zu  der  Zeit,  als  der  Verfasser  seine  Compilation  schrieb, 
sowohl  das  sächsische  Weichbildrecht  als  auch  das  sächsische  Land- 
recht, das,  wie  bemerkt  wurde,  auch  für  die   Städte  eine  subsidiarische 


121 


c  triht»,    ünum  /rilicet  nomen  ex  tribiis  failicct  eleinmitis. 

tft  lUerü.     Ende:  Ideo,  em  quo  tarn  faetua  reas  quei-dam,  per 

eforem  oontru  ip»um  factam,  ßinpliriter  negauit,  tunc  piopmquior 

J  fuam  innooeiitiam ,    tricto  facramanto,    earpiirgare,  quam  ipfum 

r  kuiusmodi  iitm  leflibu»  valeat  ronvinceri'. 

Bl.  37—157«:  Der  polnische  Text  der  Magdebiiiger 

tJrtboilti,  der  ans  202  Artikeln  (Fragen  und  Antworten,  oder 

i  Anlworteo)   bestellt   und,  ähnlich  wie   der  Ossolinaki'sche 

Sßxt,  direct  mit  den  Worten:  Przyaezelßkif  poklon  etc.  beginnt. 

Me  einzelnen  Artikel  dieses  Textes  sind  weder  nunimerirt  noch 

Bit  Rubriken  versehen,  jedoch  Frage  und  Antwort  stets  durch 

blauen   oder    rothen   Initialen   kenntlich   gemacht.     Die 

khrift,  welche  achr  sorgtlütig  und  deutlich  ist,  deutet  auf  den 

lüfaag  dc8  16.  Jahrhunderte. 


Geltiipg  linttB,  aclion  längst  ins  l.HleiiiL«;lip  ilbemelit  worden  waren,  so 
kann  joDe  Mutirirtiug  vio>il  nur  den  Sinn  bitbeii,  dasB  uu.iereiu  Ver- 
Earaer  nusser  den  eoeltea  geuHnulan  uu<l,  au  zu  sageu,  mos^gebeiulDii 
QueUen  des  iSctisiacheD  Rechtes  auch  noch  Quellen,  richtiger  Banr- 
(«UungeD  aolcber  «a  Gebote  standen,  die  weder  in  kteioischer  noch  in 
polnischer  üebenotxung  vorhanden  waren.  Und  in  der  Thal,  sehau  wir 
tiDS  die  in  Rede  »teilende  ConipiUtioa  etwas  näher  an,  so  werden  wir 
finden,  dnaa  unsere  Vcrinuthung  die  riuhti^  ist.  Der  Verfügter  lint  uicht 
bloB  das  Bichsiacliu  Weichbild  und  den  SachsenKpiegel  im  engeren  Sinne, 
oder  daa  ■tchsisuhe  Landrecht,  sondern  er  hat  mit  ebenso  grosaem  Fleiiise 
auuh  du  Rechtsbuch  nach  Distinctionen  and  den  Kiuhtstei^  Landrechts 
—  also  Quallen  henuixt,  die  wohl  ins  Franzniriiclie ,  besieh nngs weise 
ins  Ciecbiscbe  (nnsaer  dun  von  llomeyer,  Deutsche  RsctitsbilcheT  des 
Mittelalters,  genannten,  sind  in  neuerer  Zeit,  wie  diess  aus  dam  OBaepis 
l.  H-,  Un,  S.  138  r.  und  S.  150  f.,  nud  LIV,  S.  642  f.  xil  ersehen  ist. 
Doch  fOnf  weitere  Handschriften  mit  dem  uzeoliiHchen  Text  des  Liber 
distinctioneni  gefanden  worden),  jedoch  iiin  weder  ins  Lateinische  noch 
ins  Polnische  übersetzt  worden  waren.  Aber  auch  die  Glosse,  die  unter 
Compilatur  ziemlich  uFt  ciljrt.  und  die  er  ei^ntliilmlivher  Weise  einem 
venerabUis  E<|nardus  xunchreüit,  dlirfte  Ibm  niubt  in  lateinischer,  Bün- 
den!,  wie  ich  dies  bei  anderer  Gelegenheit  vielleicht  des  Näheren 
darthun  werde  und  wie  dies  bei  der  geringen  Zabl  der  lateiniscben 
Uloswnhandsuhritteo  (innerhalb  der  Qrenien  des  gewesenen  polnischen 
Königreich»  ist  bis  jetzt  keine  einzige  entdeckt  worden)  aiicli  soust  sehr 
wahrwrhetnlicb  ist,  in  dentwber  Sprache  vorgelegen  haben.  Rflukaichilicb 
des  Kogiatrum  qnodilam  super  libnini  Caesar  Otto  et  Spekulum  Saxnnum, 
Au  der  Verfasser  ebenfalls  hie  und  da  anfSbrl,  vermag  ich  dagegen,  da 
diase  letstera  Quelle  auch  sonst  nicht  bekannt  ist,  uicht  eu  sagen,  ob 
1   Verfasser  in  deutscher  oder  in  lateinischer  Sprache  vorl.lg. 


122  Katuiniaeki. 

Bl.  205»»— 208»:  Eine  handschriftlich  öfter» 
Abschrift  der  Urkunde,  mittelst  derer  Konig 
den   Juden   von   Lemberg   und    von   dem 
Polen  gehörigen  Theil  Kusslands  sämmtliche  iha«» 
König  Kazimir  dem  Grossen   im  Jahre    1367 
legien    bestätigt.     Die   Abschrift   ist   betitelt: 
ludeorumj   inftiiuta   per    serenUaimum  principem    ac 
Kazimirum,  dei  gratia  regem  Polonie  privüegiJM  fuh  apfmfSt 
firmafa  et  corrohoraia.  Wortlaut  mit  nur  wenigen,  Qbrifpea 
unwesentlichen  Varianten  mit  dem  Texte  UbercinsanuMflidl, 
in   dem  als  Beilage  zur  Gazeta  Lwowska  ersehemeadea 
wodnik   naukowy   i  literacki,   Jahrgang    1873,   S.    717  £, 
gedruckt  ist. 

Bl.  208«'— 208^:  £inc  Instruction  über  die  Art,  wie  die 
Juden  den  Eid  leisten  sollen.  Auch  dieser  Artikel  koBUtt 
handschriftlich  öfters  vor  und  ist,  wie  man  sich  hievon  kickt 
überzeugen  kann,  eine  wörtliche  Wiederholung  des  Jndeneidei^ 
wie  er  in  der  auf  Conrad  von  Oppeln  zurückgehenden  Fora 
des  sächsischen  Woichbildrechtes '  vorkommt  und  als  soldwr 
auch  Hchon  in  J^aski's  Ausgabe  des  sächsischen  Weickbild- 
rechtes  im  (Jap.    118   abgedruckt   ist.     Ein   neuerer  Abdmek 

1  Boi  (lioffor  Gelef^oiiheit  will  ich  bemerken,  dai»  die  aaf  Conrad  Toa 
Oppolii  Eurückf^ehende  und  nicht  nur  in  mehreren  deutschen,  aondera 
auch  in  sAhlroicheUf  Atif  der  UeberHetzung  des  Conrad  Yon  Saadomir 
beruhondun  lateinischen  Abschriften  vorhandene  Weichbildform  in  den 
verbreitetsten  in  Polen  fi^ehnrto  und  noch  im  Jahre  1606  durch  die  Aus- 
gabe LaHki'H  (vf^l.  dessen  Commune  inditi  Polonie  regni  Privilegium  con- 
Ntitutionum  etc.,  Fol.  176—197*)  eine  weitere  Stütze  erhielt.  Seit  dem 
KrHcheinen  düH  Jaskier'schen  Juris  municipaJis  Über,  vulg^  Weichbild 
nuncupAtuH,  dowien  ernte  Aungabe  im  Jahre  1636,  die  zweite  im  Jahre  1603 
«lin  ProHM»  vi^rlioKH,  int  aber  in  Polen  diese  letztere  Weichbildform  in 
Umlauf  ankommen  und  hat  sich  seitdem  ständig  auch  in  den  spiteren 
Jahrhunderten  erhalten.  Horuht  doch  auch  die  von  Paul  Sscser^ 
bicx  bewerkstelligte  polnische  Uebersetzung  des  sächsischen  Weich- 
biblreclitos  (1.  Ausg.,  Lemberg  1681;  2.  Ausg.,  ebendaselbst  1610)  nicht 
auf  d(*r  vfin  .Johannes  l^aHki,  sondern  auf  der  von  Nicolaus  Jaskier  her- 
ausgogitbcnen  und  neunrdings  durch  Daniels^  Kechtsdenkmäler  des  deut- 
schen Mittidnlters,  I,  S.  67  -  438,  uns  auch  sonst  näher  gebrachten 
Weic.hbildforiii.  Von  den  übrigen  Weichbildformen,  ho  z.  B.  von  der 
Utfenbactier,  dor  Nauniburgur ,  der  Orlamünder  u.  a.,  ist  dagegen  in 
P(den  nicht  die  geringste  Spur  vorhanden. 


Di«  »olBiiSht  SMMii«a  du  HagdsbOT 


des  Judeneiiles  ist  im  Przewodnik  nuukowy  i  litemc.  pro  lüTd, 
l  8.  c,  voi'HaDdeo. 

Bl.  208'' — 217'';  Sequitur  eauj'a  c&mmi/Jaria  intei-  prooidoa 
Mtllhiam  Key  et  cunfuiat  de  Nmca  Sambor  per  generofum  Nico- 
laum  Lencskorunßky  tum  famatog  et  prouido»  con/utes:  Leopolim- 
Jkm,  Urohobieenfsm ,  Mofkicen/em  et  ffiyJnen/em ,  commiffizrioa, 
rtniffimum  pi-indpum  et  dominum  Sigiamundum,  dei  gralia 
^flonMf  perfemii  el  cau/e  dc.patntos,  limüata  et  lerminata 
.  Uicse  Causa  fand  im  Jahre  lü07  statt  und 
mit  nachstelle ndeu  Worten :  Acta  judiclj  commiffurtj 
■gmero/i  Nicol4ti  Lenczkorunßky  de  Brzexye  etc.  Uie  Schrift 
tnast  auf  die  zweite  HiÜfte  des   16.  Jahrhunderts. 

BI,  24'^  •— 24^ '' ;  Ein  proeessuaÜBchea  Maniiale  zur  Be- 
lehning  über  den  Procesa  vor  den  geistUchen  Gerichten  mit 
lahireicheii  eingeschobenen  Formularien ,  in  denen  oft  auf 
£rakau  Bezug  genommen  wird.  Diese«  Manuale  wurde,  wie 
den  im  Texle  vorkommenden  Jahrzahlen  hervorgeht,  ganz 
gewiss  in  der  zweiten  Hälfte  des  15.  JabrliiindertH  zusammen- 
gestcUt  Die  Przemys'ler  Abschrift  stammt  spätestens  aus  dem 
Anfang  des  16.  Jahrhunderts.  Beginn  des  Manuale:  In  nomine 
Domini  amen.  Quanmis  pia  mi/eradune  rex  pacificus  dijpo/uit 
Jiii /ubdifos  fore  pwlicoa,  pnäßco»  et  müde/tos,  effrenata  tarnen 
€»piditiUf  pacta  emula  etc. 

Bl.  286'  —  304'':  Sequitur  defen/orium  juris,  das  man 
früher  dem  Johannes  monachus  zuachrieb,  das  aber,  wie  dies 
«US  dem  Eingange  zu  der  Przemysler  Abschrift  dieses  Trac- 
btts  hervorgeht  und  übrigens  auch  durth  Schulte's  Geschichte 
der  Quellen  und  der  Literatur  des  canonischon  Rechtes,  Stutt- 
gart 1877,  n,  S.  314  des  weiteren  heslätigt  wird,  von  dem 
bekannten  Cistereicnsermünch  üerardus  verfasst  wm-de  und 
die  fKinreden  in  19  Titeln  behundelt'.  Anfang:  Qiua  hone  rei 
tfiliuin  prefenlin  vtte  fuhfidium  6(  eterne  remMneracionia 
premiitm  ex-pactwe  (XII,  q.  II,  e)  bune  rei,  jdeo  ego  Ghvrardu», 
Konaehu*  de  Hiuo,  Ci/tercien/is  ordinis  etc.  Die  vou  Schulte 
ftngefÜbrtfl  Schluasstelle  ist  in  der  Przemysler  Abschrift  nicht 
enthalten,  indem  dieselbe  schon  mit  den  Worten  endigt:  Et 
Jie  ptrit  tti/lanäa  iudifij.    El  hec,  ßtfßctant  cmtfa  bi-euUatia. 

Bl.  304''— 308'';  Ordo  de  ob/eruanone  terminoruvi,  worunter 
eine  Anlfiitung  zu  verstehen  ist,   die  den  Leser   mit   der  Auf- 


124  KalQiniaoki. 

einanderfolge  der  bei  geistlichen  Gerichten  erster,  zweiter  und 
dritter  Instanz  zulässigen  Termine  bekannt  machen  soll.  An- 
fang: Ot'do  de  obferuacione  termnoi*um  facri  palaUü  caufarum, 
et  primum  in  privia  inftancia.  Ende:  Qui  vlfimo  hcJmü  caufaMf 
circa  queni  manfit  caufa,  vi  procedatur  in  prindpcdi  tdiimuB.  JBt 
hec  dicta  fufficiant  etc. 

BI.  308^ — 314^:  Ein  weiteres  processualisches  Manuale 
zur  Belehrung  tlber  den  Process  vor  geistlichen  Gerichten,  be- 
titelt :  Procefßis  judicij  compendiofijfinm  titulis  in  partSmi.  An- 
fang: Antequam  dicatur  de  pajfu  judicij,  notandum  e/tj  quodßi 
iudidum  et  quot  funt  fpecies  iudicij  et  qtie  funt  persane,  que  debent 
confi/tere  in  iudicio.  Die  einzelnen  Titel:  De  ordinacume  iudi- 
cij; de  cittacione;  de  ferijs;  de  contumacia  et  excomunicatione ; 
de  excepciombua;  de  oblacione  lihelli;  ffomxa  lihdU;  de  litis  eon- 
teftacione;  de  iuramento  ccdumnie;  fforma  iuramenti  calumptde; 
de  prohacionibus ;  de  teftibus;  fforma  iurandi  teftium;  de  aUitJiar 
cionibus;  de  excepcionibus ;  de  inftmmentis ;  de  fentencia  ex- 
comttnicacionüt ;  fforma  ßmtende;  de  appelladonibus ;  fforma  appd- 
ladonis. 

P^s  ergibt  sicli  also,  dass,  soweit  unsere  gegenwärtigen 
Kenntnisse  reichen,  wir  im  Ganzen  sieben  Handschriften  haben, 
die  den  polnischen  Text  der  Madeburger  Urtheile  enthalten. 
Von  diesen  Handschriften  standen  mir  die  Ossolinski'sche,  die 
Skalaer, ^  die  Stradomski'sche  und  die  Przemysler,  dank  der 
glUigen  Liberalität  der  betreffenden  Institute  und  ihrer  Vor- 
stände, in  originali,  die  Krakauer  in  der  respectiven  Ausgabe 
zu  Gebote.  In  Betreff  der  Muczkowski'schen  und  der  Wilnaer 
Handschrift  war  ich  dagegen  lediglich  auf  die  Andeutungen 
angewiesen,  die  ich  einerseits  bei  Rzesiuski  und  Wiszniewki, 
andererseits  bei  Leiewel  vorfand.  Zwar  habe  ich  die  Mtthe 
nicht  gescheut  und  mir  auch  in  Betreff  der  beiden  zuletzt  ge- 
nannten   Handschriften    sichere   Informationen    zu   verschaffen 


>  Dans  da«  StSdtchen  Skala,  von  dem  diese  Handschrift  ihren  Namen  hat, 
nicht  Skala  am  Zbrucz,  muidern  das  in  der  ehemaligen  Wojwodschaft 
Krakau,  jeUt  {vgl.  diesbezaglich  J.  Golovackij,  Geograiiczeskij  slovar* 
zapadnoslov.  i  jugoslav.  zeniel*  i  prileiascich  stran ,  Vil'na  1884, 
S.  287)  im  Gouvernement  Kieice  gelogeuc  Skala  ist,  hat  schon  Brfickner, 
o.  8.  c,  S.  342,  Anin.  3i  bemerkt,  und  stimme  ich  ihm  hierin  voll- 
kommen bei. 


Di«  polnische  R«ceosion  der  Magdeburger  ürthoile.  125 

Lchty  allein  vei^ebens.  Die  Wilnaer  Handschrift  ist  eben  als 
tollen  zu  betrachten,  während  die  einstens  Muczkowski- 
Handschrift  von  ihrem   gegenwärtigen  Besitzer,   an   den 

mich  sowohl  persönlich^  als  auch  durch  einen  Freund  wen- 

i,  gar  nicht  zu  erbitten  war. 

Ich   werde   den  in  der  Ossolinski'schen  Handschrift  ent- 

len    polnischen  Text    der  Magdeburger   Urtheile   in    der 

kurz  durch  0,   den  in  der  Przemysler  Handschrift  ent- 

men  durch  P,   den  in  der  Skalaer   durch  S/c,   den  in  der 

kuer  durch  Kix,   den  in  der  Stradomski'schen   durch  St, 

in  der  Muczkowski'schen  durch  M,   den   in   der  Wilnaer 

W  bezeichnen. 

Auch  bemerke  ich,  dass  die  Nummerirung  der  einzelnen 
Artikel  in  0  und  P  von   mir  selber,   in  Ka  und  St  von   den 
fiesbeztiglichen   Schreibern,   in   Sk  theils   vom   Schreiber   des 
1^   Textes,  theils  von  mir  herrührt.* 


y. 


Zweites  Capitel. 

Verb&ltniss  der  polnischen  Texte  zu  und  unter  einander. 

Wiewohl  das  Verhältuiss,  in  dem  die  soeben  namhaft  ge- 
machten polnischen  Texte  der  Magdeburger  Urtheile  zu  und 
unter  einander  stehen,  im  Allgemeinen  bekannt  ist,  und  nur  der 
Pnsemysler  Text  als  ein  solcher  angesehen  werden  muss,  über 
den  bis  jetzt  absolut  nichts  verlautete,  so  glaube  ich  dennoch 
nichts  Ueberflüssiges  zu  unternehmen,  wenn  ich  dieses  Ver- 
Idkniss,  das  systematisch  bis  jetzt  noch  von  Niemandem  be- 
baadelt  wurde,  einer  etwas  eingehenderen  Prüfung  imterwerfe. 
Zu  diesem  Behufe  stelle  ich  mir  zunächst  folgende  zwei  Fragen: 

1.  Wie  sind  die  in  Betracht  kommenden  polnischen  Texte 
in  Bezug  auf  ihre  Artikelfolge, 

2.  wie  in  Bezug  auf  ihren  Wortlaut  beschaffen? 

Ad  L  Was  speciell  die  Artikelfolge  anbetrifft,  so  wird 
feselbe  am  besten  durch  die  hier  folgende  Tabelle  verdeut- 
Hcht   Zwar  umfasst  diese  Tabelle  aus  Gründen,  die  im  Cap.  I 


^  Die  in  O  vorhandene  ältere  Nnmmerimngr  wt  ungenau  und  fehlerliaft. 


126 


Kalniniaoki. 


dargelegt  wurden,  nur  fünf  Texte,  allein  sie  kann,  zumal  M 
bis  auf  die  durch  Auslassung  von  vier  Artikeln '  und  eine  An- 
zahl von  Varianten  herbeigeführte  Abweichungen  mit  Ka,  da- 
gegen W  mit  8t  "^  übereinstimmt,  immerhin  als  ausreichend 
angesehen  werden,  um  die  etwaigen  Unterschiede,  die  in  der 
Artikelfolge  der  einzelnen  Texte  vorkommen,  zur  entsprechenden 
Anschauung  zu  bringen.  Als  die  Grundlage  der  Vergleichnng 
wird  hiebei  selbstverständlich  0  angenommen. 

Tabelle  I. 


0 

P 

Sk 

j 

Ka    1 

1 

St 

0 

P 

8k 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

26 

26 

26 

2 

2 

2 

2 

2 

27  / 

28  1 

27  f 

27  f 

3 

3 

3 

3 

3 

28  [ 

28  ' 

4 

4 

4 

4 

4 

29/ 

29  f 

29 

5 

5 

5 

5 

5 

30  \ 

30  1 

30 

6 

6 

6 

6 

6 

31 

31 

31 

7 

7 

7 

7 

7 

32 

32 

32 

8 

8 

8 

8 

8 

33 

33 

33 

9 

9 

9 

9 

9 

34 

34 

34 

10 

10 

10 

10 

10 

35 

35 

35 

11 

11 

11 

11 

11 

36 

36 

36 

12 

12 

12 

12 

12 

37 

37 

37 

13 

13 

13 

13 

13 

38 

38 

38 

14 

14 

14 

14 

14 

39 

39 

39 

15 

15 

15 

15 

15 

40 

40 

40 

16 

16 

16 

16 

16 

41 

41 

41 

17 

17 

17 

17 

17 

42 

42 

42 

18 

18 

18 

18 

18 

43 

43 

43 

19 

19 

19 

19 

19 

44 

44 

44 

20 

20 

20 

20 

20 

45 

45 

45 

21 

21 

21 

21 

21 

46 

46 

46 

22 

22 

22 

22 

22 

• 

47 

1 

47 

47  / 

23 

23 

23 

23 

23 

48 

24 

24 

24 

24 

24 

48 

48 

49 

25 

25 

25 

25 

25 

49 

;  49 

50 

8t 


45 

46 
47 


26 
27 

28 

29 
30 
31 
32 
33 
^4 
35 
36 
37 
38 
39 
40 
41 
42 
43 
44 


{ 


{ 


26 

27 

28 

29 

30 

31 

32 

83 

34 

85 

36 

37 

38 

39 

40 

41 

42 

43 

44 

45 

46 

47 

48 


'  Es  sind  dies  nach  WiBzoiewski  die  Artikel:  0  6,  42,  255  und  263. 
^^  hierübsr  8.  118—119  dieser  Abhandlung. 


Di«  polnische  B«ceosion  der  Magdeburger  Urtbeile.  1 25 

gesucht,  allein  vei^ebens.  Die  Wilnaer  Handschrift  ist  eben  als 
Terschollen  zu  betrachten,  während  die  einstens  Muczkowski- 
sehe  Handschrift  von  ihrem  gegenwärtigen  Besitzer,  an  den 
ich  mich  sowohl  persönlich^  als  auch  durch  einen  Freund  wen- 
dete, gar  nicht  zu  erbitten  war. 

Ich  werde  den  in  der  Ossolinski 'sehen  Handschrift  ent- 
haltenen polnischen  Text  der  Magdeburger  Urtheile  in  der 
Folge  kurz  durch  0,  den  in  der  Przemysler  Handschrift  ent- 
haltenen durch  Py  den  in  der  Skalaer  durch  Sky  den  in  der 
Krakaner  durch  Kix,  den  in  der  Stradomski'schen  durch  St, 
den  in  der  Muczkowski'schen  durch  3f,  den  in  der  Wilnaer 
dnrch   W  bezeichnen. 

Auch  bemerke  ich,  dass  die  Nummeriining  der  einzelnen 
Artikel  in  0  und  P  von  mir  selber,  in  Ka  und  St  von  den 
diesbezüglichen  Schreibern,  in  Sk  theils  vom  Schreiber  des 
Textes,  theils  von  mir  herrührt J 

Zweites  Capitel. 

VerliUtniBS  der  polnischen  Texte  zu  und  unter  einander. 

Wiewohl  das  Verhältniss,  in  dem  die  soeben  namhaft  ge- 
machten polnischen  Texte  der  Magdeburger  Urtheile  zu  und 
anter  einander  stehen,  im  Allgemeinen  bekannt  ist,  und  nur  der 
Przemysler  Text  als  ein  solcher  angesehen  werden  muss,  über 
den  bis  jetzt  absolut  nichts  verlautete,  so  glaube  ich  dennoch 
nichts  Ueberflüssiges  zu  unternehmen,  wenn  ich  dieses  Ver- 
hältniss, das  systematisch  bis  jetzt  noch  von  Niemandem  be- 
handelt wurde,  einer  etwas  eingehenderen  Prüfung  unterwerfe. 
Zu  diesem  Behufe  stelle  ich  mir  zunächst  folgende  zwei  Fragen: 

1.  Wie  sind  die  in  Betracht  kommenden  polnischen  Texte 
in  Bezug  auf  ihre  Artikelfolge, 

2.  wie  in  Bezug  auf  ihren  Wortlaut  beschaflfen? 

Ad  L  Was  speciell  die  Artikelfolge  anbetrifft,  so  wird 
dieselbe  am  besten  durch  die  hier  folgende  Tabelle  verdeut- 
licht   Zwar  umfasst  diese  TabeUe  aus  Gründen,  die  im  Cap.  I 


^  Die  in  O  vorhandene  ältere  Nnmmerimngf  ist  nngenan  und  fehlerhaft. 


126 


Katuiniaoki. 


dargelegt  wurden,  nur  fünf  Texte,  allein  sie  kann,  zumal  M 
bis  auf  die  durch  Auslassung  von  vier  Artikeln '  und  eine  An- 
zahl von  Varianten  herbeigeführte  Abweichungen  mit  JSTcr,  da- 
gegen W  mit  Sf^  übereinstimmt,  immerhin  als  ausreichend 
angesehen  werden,  um  die  etwaigen  Unterschiede,  die  in  der 
Artikelfolge  der  einzelnen  Texte  vorkommen,  zur  entsprechenden 
Anschauung  zu  bringen.  Als  die  Grundlage  der  Vergleichung 
wird  hiebei  selbstverständlich  0  angenommen. 

Tabelle  I. 


1 

2 

3 

4 

5 

6 

7 

8 

9 

10 

11 

12 

13 

U 

15 

16 

17 

18 

19 

20 

21 

22 

23 

24 

25 


1 
2 

3 

4 

5 

() 

7 

8 

9 

10 

11 

12 

13 

14 

15 

16 

17 

18 

19 

20 

21 

22 

23 

24 

25 


Sk 

1 

2 

3 

4 

5 

6 

7 

8 

9 

10 

11 

12 

13 

14 

15 

IG 

17 

18 

19 

20 

21 

22 

23 

24 

25 


Ka 


St 


O 


Sk 


Ka 


8t 


1 

1 

26 

26 

26 

1 
26 

2 

2 

27  f 

27  f 

27  f 
28 

27  1 

3 

3 

28  ' 

28  [ 

4 

4 

29  ' 

29 

29  ' 

• 
28 

5 

5 

30  \ 

30  \ 

30 

6 

6 

31 

31 

31 

29 

7 

7 

32 

32 

32 

30 

8 

8 

33 

33 

33 

31 

9 

9 

34 

34 

34 

32 

10 

10 

35 

35 

35 

38 

11 

11 

36 

36 

36 

64 

12 

12 

37 

37 

37 

35 

13 

13 

38 

38 

38 

36 

14 

14 

39 

39 

39 

37 

15 

15 

40 

40 

40 

38 

16 

16 

41 

41 

41 

39 

17 

17 

42 

42 

42 

40 

18 

18 

43 

43 

43 

41 

19 

19 

44 

44 

44 

42 

20 

20 

45 

45 

45 

43 

21 

21 

46 

46 

46 

44 

22 
23 

22 
23 

47 

"{ 

47  [ 
48 

45 

24 

24 

48 

48 

49 

46 

25 

25 

49 

'  49 

50 

47 

{ 


26 

27 
28 
29 
30 
31 
32 
83 
34 
85 
36 
37 
38 
39 
40 
41 
42 
48 
44 
45 

46 

47 

48 


1  Es  sind  dies  nach  Wiszuiowski  die  Artikel :  0  6,  42,  265  und  263. 

2  Vgl.  hierübsr  S.  118^119  dieser  Abhandlung. 


Die  poloiscke  Kecension  der  Magdeburger  rrtbeilc. 


127 


o 


Sk 


Ktt 


St 


o 


Sk 


Ktt 


St 


49 
50 
51 
52 
53 
54 
55 
56 
57 
58 
59 
60 
61 
62 
[63] 
63* 
641 
64L 
65 


66 

67 
68 
69 
70 
71 
72 
73 
74 
75 
76 
77 
78 
79 
80 
81 
82 
83 
84 
85 
86 
87 
88 


{ 


{ 


1 

49 

• 

50 

47 

48 

50 

51 

48 

49 

51 

52 

49 

50 

52 

53 

50 

51 

53 

54 

51 

52 

54 

55 

52 

53 

55 

56 

53 

54 

56 

57 

54 

55 

67 

— 

55 

56 

58 

57 

56 

— 

59 

57» 

57 

57 

60 

58 

58 

58 

61 

59 

59 

59 

62 

60 

60 

60 

63 

61 

61 

65 

62 

63 

62A. 

66 

— 

64 

64 

61 

62 

62L 

67 

63 

65 

63 

68  1 

64  f 

65  \ 

66 

64 

69 

66 

67 

65 

70 

67 

68 

66 

71 

68 

69 

67 

72 

69 

70 

68 

73 

71 

71 

68» 

74 

72 

72 

69 

75 

73 

73 

70 

76 

74 

74 

71 

77 

75 

75 

72 

78 

76 

76 

73 

79 

77 

77 

74A. 

80 

78 

78 

74L 

81 

79 

79 

75 

82 

80 

80 

76 

83 

81 

81 

77 

84 

83 

83/ 

78 

85 

82 

82  \ 

86 

84 

84 

79 

87 

85 

85 

80 

88 

86 

86 

81 

89/ 
90  \ 

87 

• 

87  ( 

88  1 

82 

89 

90 

91 

92 

93 

94 

95 

96 

97 

98 

99 

100 

101 

102 

103 

104 

105 

106 

107 

108 

109 

110 

111 

112 
113 
114 
115 
116 
117 
118 
119 
120 
121 
122 
123 
124 
125 
126 
127 

128 

129 


{ 


{ 


91 

92 

93 

94 

95 

96 

97 

98 

99 

100 

101 

102 

103 

104 

105 

106 

107 

108 

109 

111 

110 

112 

113 

114 
115 
IIG 
117 
118 
110 
120 
121 
122 
123 
124 
125 
126 
127 
128 
129 

130 

131 


{ 


{ 


88 
89 
90 
91 
92 
93 
94 
95 
96 
97 
98 
99 
Ol 
02 
03 
04 

05 
06 
07 

08 

09/ 

lOl 

11 

12 

12» 

13 

14 

15 

16 

17 

18 

19 

20 

21 

22 

23 

24 

25 

26 

27 

28 


{ 


89 

90 

91 

92 

93 

94 

95 

96 

97 

98 

99 

100 

101 

102 

103 

104 

105 

106 

107 

108 


109 
11 


"{ 


111 
112 
113 
114 
115 
116 
117 
118 
119 
120 
121 
122 
123 
124 
125 
126 

127 

128 


{ 


83 
84 
86» 
86 
87 
88 
89 
90 
91 
92 
93 
94 
95 
96 
97 
98 
99 
100 
101 
102 


103 

104 
105 
106 
107 
108 
109 
110 
111 
112 
IIS 
114 
115 
116 
117 
118 
119 

120 

121 


130  Ka»niniacki. 

theils  durch  Suböummirung  zweier  oder  mehrerer  Artikel  unter 
eine  Nummer,  theils  durch  Auflösung  eines  und  desselben 
Artikels  in  zwei  Artikel,  theils  durch  unrichtige  Nummeration, 
namentlich  alxT  durch  Ueberspringen  der  Nummern  *  und 
stellenweise  durch  Wiederholung  eines  und  desselben  Artikels' 
entstanden  sind,  stimmen  die  hier  vorliegenden  und  implicite 
wohl  auch  die  beiden  tibrigen  polnischen  Texte  in  Bezug  auf 
Artikelfolge  in  c^iner  so  durchaus  augenfkUigen  Weise  überein, 
dass  die  gegenseitige  Verwandtschaft  derselben ,  wenigstens 
nach  di(»Her  Seite  hin,  gar  nicht  in  Frage  kommen  kann. 
Selbst  die  scheinbar  viel  bedeutenderen  Abweichungen,  wie 
beispielsw(»4so  der  Umstand,  dass  P  von  202  ab  um  eine  Reihe 
von  Artikeln  ilrmer  ist  als  O,  wie  nicht  minder  der  Umstand, 
dass  ISk  am  Knde  einen  Artikel  mehr  hat  als  die  übrigen 
polnischen  Text(»,  hissen  sich  auf  eine  natürliche  Weise  er- 
klären und  können  an  der  Stichhaltigkeit  jener  Ansicht  nichts 
lindern.  Der  Przcmysler  Text  ist  um  eine  Reihe  von  Artikeln 
ärmer  als  die  übrigen  j)olnischen  Texte,  weil  er  aus  Gründen, 
die  uns  nicht  näher  bekannt  sind,  von  dem  Schreiber  desselben 
ganz  einfach  nicht  zu  Ende  geführt  wurde,  während  der  Ska- 
laer Text  um  einen  Artikel  am  Ende  mehr  hat  als  die  übrigen, 
weil  der  Schreiber  der  diesem  Texte  zu  Gnmde  liegenden 
Vorlage**  oder  möglich  auch  ein  späterer  Besitzer  derselben 
zu  den  Artikeln,  die  auch  in  den  übrigen  Texten  vorkommen, 


von  O,   die   Uiiistolluiiji:»Mi   hiiipopen,   die   in  O  den  Artikeln  193 — 193** 
entsprechen,  .nuf  Kechnunpf  anderer  Schreiber  zu  setzen  sind. 
»  So    folf^t    z.    15.   in    Sk  auf  Gi)   jjleich   71,    auf  99   pleich    101,    auf  132 
gleich  134,  auf  139  j,^lcich   lU;   in  .SV  auf  81  gleich  8G,   auf  137  j^leich 
139,    auf  190  pleirh   2()U  u.  s.  w. 

2  Aeusserlich  lässt  sidi  diose  letztere  Anjjabo  allerdings  nur  an  Ka  181 
constatiren,  der  als  Wiiulorholunjir  des  Kk  175  in  den  tibrigen  Texten 
nicht  vorhanden  ist.  Thatsächlich  kommen  aber  in  der  polnischen 
Recensioii  der  Magdeburger  Urthcile  noch  zwei  weitere  Wiederholungen 
vor,  .von  denen  die  eine  sich  durch  die  Formel:  0  203  =  0  18,  die 
andere  durch  die  Formel :  O  99  —  O  45  ausdrücken  lässt.  Da  jedoch 
die  beiden  letzteren  Wiederholungen  in  allen  polnischen  Texten  gleich- 
massig  wiederkehren,  so  konnten  sie  auf  die  Artikelfolge  derselben 
selbstverständlich  keinen,  wie  man  sagt,  in  die  Augen  fallenden  Ein- 
■•  haben. 

ß.  110,    Anni.  2. 


IH"  iHiInlKhii  Itcconlnn  in  Miie<l.'hiir«,'r  rrthrHr.  13j 

i  einer  uns  gegenwiü-tig  nicht  luebr  bekannten  Quelle  '  auch 
diesen  Artikel  hinzufügte.  Auffallend  und  au  Bedenken 
i  gebend  könnte  aonach  in  der  hier  vorliegenden  Tabelle 
iglicb  nur  der  Umstand  sein,  dass  Ka  von  Art.  207—222 
wesentlich  andere  Reihenfolge  bietet  ^  als  die  übrigen 
^nischen  Texte.  Wenn  man  aber  bedenkt,  dass  sowohl  die 
tchat  vorangehenden  206,  aU  auch  die  nachfolgenden  43  Ar- 
tikel dieses  Textes  im  vollen  Einklänge  mit  den  Artikeln  der 
übrigen  Texte  sich  befinden,  ao  glaube  ich  nicht,  dass  es 
sweckmääeig  wäre,  an  diese  letztere  Erscheinung  irgendwelche 
veitergehende  Sehlussfolgerungen  zu  knüpfen.  Es  kann  viel- 
mehr als  sicher  angenommen  werden,  daas  die  veränderte 
Reihenfolge,  der  wir  in  Ka  von  Art.  207 — 222  begegnen,  ihren 
Gnind  ausschlieaslich  in  dem  Umstände  hat,  dass  der  Schreiber 
dieses  Textes,  beziehungsweise  der  Schreiher  der  diesem  Texte 
EU  Grunde  liegenden  Vorlage,  die  von  ihm  angefertigte  polni- 
sche Abschrift  an  dieser  Stelle  nach  einem  correspondirenden 
dentscben  Texte  corrigirte.  Dass  aber  deutsche  Texte  mit 
gennu  derselben  Artikelfolge,  wie  wir  sie  in  Ka  an  jener  Stelle 
finden,  keine  Seltenheit  waren,  wird  das  nächstfolgende  Capitel 
bis  zur  vollen  Evidenz  erweisen. 

Ad  2.    Um   den  Wortlaut  der  in  Rede    stehenden   polni- 
schen Texte  ins  gehörige  Licht  zu  stellen,   wäre  es  eigentlich 

'  Dem  Register  infolge  würde  nllprilings  nach  dieser  Artikel,  älintich  wie 
die  beiden  nüuhst  vorangehen  den,  von  den  .Schaffen  zu  Lemberg  iier- 
rD1ir«u.  Ob  «ber  diese  Angabe  auch  auf  Wahrheit  berulit,  muM  vor- 
läufig dahingestelit  bleiben.  Im  Texle  «elbst  finden  sich  diesbezüglich 
keine  Andoiitniigon. 

'  Da  nach  Wiszuiewaki,  Hiat.  lit.  \hiU.,  V,  S.  Iö5,  der  sogenaunte  Muci- 
kovrski'aclio  Text  ,oine  getreue  Abschrift  von  Ka  ist.  die  sognr  alle  seine 
Felller  wiederholt',  »o  würde  daraus  folgen,  ilaes  die  veränderte  Artikel- 
folge,  von  der  ich  soeben  spreche,  auch  dem  Mnczkowxki'suhen  Texte 
e>g«n  laL  Leider  bin  ich  in  Folge  von  Umstiiaden,  die  auf  tS.  1S&  be- 
sprochen wurden,  nicht  in  der  Lage,  die  Richtigkeit  jener  Folgerung 
liewahrheilen  ssu  kfinneii.  Ich  kann  hier  nnr  so  viel  liemerken,  dass 
mir  der  Muczkowski'sche  Te^t  von  Wisaniewaki  nicht  in  jener  Weise 
TS^lieben  worden  ko  sein  scheint,  wie  dies  im  luteresse  der  Oenanig- 
keit  wansclienswcrth  wäre.  So  theilt  Wisaniewski,  nni  nur  ein  Beispiel 
■ninflihren,  bei  Ka  4ti  keine  Varianten  mit,  wührend  dieser  Artikel 
nach  BsesiiUki,  Processus  juris  civ.  Crflcov.,  S.  XIV,  <lie  Frage  gana  weg- 
ISbsI   tind   mvcli   iu  der  Antwort  mehrnve  Vari.inteii   bietet. 

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128 


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160 

209 

— 

211 

• 

215 

211 

Die  polnisohe  Recension  der  Magdeburger  Urthcilc. 


129 


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234 

239 

269 

238 

240 

235 

240 

— 

270 

— 

— 

Ans  dieser  Tabelle  erhellt,  dass  die  hier  vorliegenden 
Texte  in  Bezug  auf  Artikelfolge  in  der  engsten  Beziehung  zu 
einander  stehen.  Mit  Ausnahme  von  rein  mechanischen  Diffe- 
renzen,   die  theils  durch  Auslassung,  theils  durch  Umstellung,^ 


1  Markantere  Beispiele  hievon  finden  sich  namentlich  bei  O  63 — 64,  bei 
O  107 — 109  und  O  193 — 193*»,  wobei  bemerkt  werden  mus8,  dass  die 
Umstellungen  0  63 — 64  und  O  107  -109  auf  Rechnung  des  Schreibers 

Sitaangsber.  d.  phiL-hist.  a.    CXI.  Bd.  I.  llft.  9 


larjs^xi   iTiH  -iekanntj«!  otifainicifaL  T^xoe^.  dürfen  aber  keines- 
"T-*^  **>»  -t»)!«'!!»^  rm^T'^^^^i'^a  ▼■»rien.  viia  '{»±1x131  man  säi^en  könnt e, 

M^m   iarf  •toä'^.   ^r^niL  ulizl  AQet»  ol  AQem   erwägt^  als 
tixa  T.-iriäiiri^*^  Elt^ui-ax  »to  lm»kerör?iL  UnDHSQcfcimg  wohl  nur 
^^m  .Sitz  ^af^urrüea.  *Lu»  «i^  b»  jeot  <aiDie«ktai   polnischen 
T^rxc^  zvftr  2aui2   be^^tnnmt  auf  wer  ^zfewiiart^«ft ,    von  einer 
oiul   d^T^Urn^n  P*»rH>ii   k^^rrohr^nd«!  ReciabBoa  bemlieny  dass 
^i^  j*^6ch    nur  4«*r  all*^mf.gga  AoänaluiLe  »fe§  Wihiaer  Textes, 
dftT,  wi#i  ?>enierki:  wiirde.  eine  TznmitcenKire  Copie  de«  Stradom- 
^ki'^^,h<^n  231  *em  ^eherni.  in  keinem  »iireeten  Abstammungs- 
^^rhiiltiii.'«.^    rl'^h    beenden.     Aach   schemt  e:s   ferner   keinem 
Zw^M   m   unterließen,    «iasd   die   mit  *>  und  P  bezeichneten 
Texte  die  nachweiäbar  älteste  F«jrm  der  polnischen  Recen- 
jiion  der  Ma^debar^er  Urtheile  darstellen,  während  die  übrigen 
anü   Dorrb    erhaltenen   polnischen  Texte   sieh  bereits  mehreren, 
mehr  o^ler  minder  erheblichen,  jedoch  stets  nur  nnwesentliehen 
yVAifif'^XtoiifzTi    unterworfen   haben.     Zum   Beweis   dessen   nnd 
nm    zo^Jeieh  Gele^^enheit   za   haben,   die  Uebereinstimmungen 
wie  die  Vff^i^fxAf^rhfziitii  der  in  Betracht  kommenden  polnischen 
Text/j  praktiiif'h  zn   illnstriren,   Ähre  ich  die  Artikel  O  5,  48, 
52    find    121    nar:h   der    ihnen   sowohl   in  diesem   als    auch    in 
den    übrigen    f^Jnischen    Texten    eigenthümlichen   Fassung   in 
fünf  nebeneinander  stehenden  Columnen  wörtlich  an.     Bei  Ar- 
tikel O  48 ,   der   uns   durch  Rzesinski*s  Vermittlung  in  seinem 
VrfH'j'.HHUh  juHM  civilis  Cracoviensis ,   S.  14,   auch  noch  in  dem 
Wortlaut/;  de»  Muczkowski'schen  Textes  bekannt  ist,  ffege  ich 
Hf'Ahnircfh'.nd  noch  eine  sechste  Columne  bei.^ 

1  Diti  T*txiff  werden  hier  selbstverständlich  mit  der  grössten  Genauigkeit 
find  ^/^ar  mit  H«;IaiMung  aller  ihrer  Fehler  abgedmckt. 


Die  polnische  Recension  d<:r  Magdeburger  Urtlieile.  lui) 


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^    ^    ^  S         i    g    g   1^       -1  :S        .2    I    g'  p,  *    §•  t  8    i  ^ 
£i>®        >.       >i    "       roS?E'ö        Nil.  >.i:^&.-- 

P^nO  ^  «^?^©t^08>^2^Ee3?C§Cbp 


s^jit'S"«    5  «"  |>i  =•!•:§  a^:^ 


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23  CeeStfc  S^üeS'C<*i:5Ä.eSn3&,Cl, 


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li;^  iif.eiiiili!- 


--*     >.  ^  oi     t^.   d     ei    o  g     ©     S      ^ 


\l\\  KataloUffki. 

tliiri^cn  titiM  l)(;kanntcn  polnischen  Text^j,  dürfen  aber  keines- 
\\\^\3^H  hIh  Holc.lie  angesehen  werden,  von  denen  man  sagen  könnte, 
diVHH  HI«?  einer  aus  dem  andern  geflossen  seien. 

Man  darf  daher,  wenn  man  Alles  in  Allem  erwägt,  als 
das  vorläufige  Resultat  der  bisherigen  Untersuchung  wohl  nur 
den  Satz  aufstellen,  dass  die  bis  jetzt  entileckten  polnischen 
Texte  zwar  ganz  bestimmt  auf  einer  gleichartigen,  von  einer 
und  derselben  Person  herrührenden  Recension  beruhen,  dass 
sie  jedoch  mit  der  alleinigen  Ausnahme  des  Wilnaer  Textes, 
der,  wie  bemerkt  wurde,  eine  unmittelbare  Copie  des  Stradom- 
ski'schen  zu  sein  scheint,  in  keinem  directen  Abstammungs- 
verhältniss  sieh  befinden.  Auch  seheint  es  ferner  keinem 
Zweifel  zu  unterliegen ,  dass  die  mit  O  und  P  bezeichneten 
Texte  die  nachweisbar  älteste  Form  der  polnischen  Recen- 
sion der  Magdeburger  IJrtheilc  darstellen,  während  die  übrigen 
uns  noch  erhaltenen  polnischen  Texte  sich  bereits  mehreren, 
mehr  oder  minder  erheblichen,  jedoch  stets  nur  unwesentlichen 
Modificationen  unterworfen  haben.  Zum  Beweis  dessen  und 
um  zugleich  Gelegenheit  zu  haben,  die  Ucbereinstimmungen 
wie  die  Besonderheiten  der  in  Betracht  kommenden  polnischen 
Texte  praktisch  zu  illustriren,  ftihre  ich  die  Artikel  O  5,  48, 
52  und  121  nach  der  ihnen  sowohl  in  diesem  als  auch  in 
den  übrigen  ))olnischen  Texten  eigenthümlichen  Fassung  in 
ftinf  nebeneinander  stehenden  Columnen  wörtlich  an.  Bei  Ar- 
tikel 0  48 ,  der  uns  durch  Rzesinski's  Vermittlung  in  seinem 
Processus  juris  civilis  Cracoviensis,  S.  14,  auch  noch  in  dem 
Wortlaute  des  Muczkowski'schen  Textes  bekannt  ist,  füge  ich 
selbstredend  noch  eine  sechste  Columne  bei.^ 

1  Die  Textf)  werden  hier  Helbstverständlich  mit  der  grOsstcn  Genauigkeit 
und  mg&r  mit  Belastung  aller  ihrer  Fehler  abgedruckt. 


Die  polnische  Recenvion  der  Magdeburger  Urthcile.  loO 


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Mil  Krledigung  dieser  zwei  Flauptfragen,  die  fiir  die  Klar- 
Mfllung  des  VerhÜltDisaes ,  in  dem  sii-b  die  pohlischen  Texte 
lu  und  unter  einander  befinden,  allerdings  das  meiste  Gewicht 
iiahen,    iul  aber   dieses  Capitel  noch    lange  nicht  als   abgetban 

1  betracbten.     Zu  diesem  letzteren  Zweck  ist  ea   nothwendig, 

■eil  folgiende  vier  Fragen  zu  beantworten; 

a)  Welche  äussere  Fonn  haben  die  in  der  polnischen 
Kccension  enthaltenen  Schfiffenbriofe  ? 

b)  lit  die  Anordnung  derselben  eine  systematische  oder 
UDs^etematiBche  V 

<■)  üeber  wessen  Anfragen  sind  sie  entstanden? 

d)  Wo,  wann  und  durch  wessen  Zuthun  mag  wohl  die 
polnische  Receneion  der  Magdeburger  Urtbeile  bewerkstelligt 
worden  sein? 

Ad  a).  Als  das  charakteristische  Merkmal  der  in  der  polni- 
M-hen  Reconaion  enthaltenen  Schöffenbriefe  ist  in  formaler  Be- 
ziehung ohne  Zweifel  der  Umwtand  anzusehen,  dass  die  meisten 
ron  ihnen  aus  Frage  und  Antwort  bestehen.  Zwar  ist  die 
■mprOngliche .  diesen  Fragen  wie  diesen  Antworten  eigen  ge- 
wesene Ausführlichkeit  und  Umständlichkeit '  durch  Weglassung 
zahlreicher,  sowohl  stjlistischer  als  chronologischer,  topographi- 
richer  und  historischer  Aecessorieu  in  der  polnischen  Recensiun 
der  Magdeburger  Urtheile  vielfach  alterirf  worden,  allein  die 
<_>estalt  von  Fragen  und  Antworten  ist  ihnen  doch  geblieben 
und  darf,  wie  bereits  bemerkt  wurde,  als  ein  Merkmal  ange- 
sehen werden,  das  fiir  die  äussere  Form  der  in  der  polnischen 
Recenaion  enthaltenen  Scbüffenbriefe  jedenfalls  das  massgebendste 
i«t'     Andererseits   gibt   es   aber  in   der   polnischen   Recension 


*  INe  Sicherheit,  mit  der  ich  dies  mmapreciie,  beruht  auf  der  Vi^rgleichnuf 
mil  den  mir  toait  bekannten  diosheKtlglichen  Ai^leDHtflckcii.  die  regel- 
nilMi);  xiiiili^hiit  i]ie  Titnlntur,  dann  die  tlhliche  Eingangsfrirmel.  sodann 
die  8aebe  leltiiit  und  endlicli  die  SchlQRsformel  nammt  Datum  and  Unler- 
»elirifl,  besiebunga weise  dem  Siegel  enthalten. 

'  n«d  die«  tun  *o  mehr.  aU  alle  jene  Artikel,  die  in  O  nnn  Krage  und 
Antwort  bssteben,  auch  in  den  ilhrig«n  polnischen  Tozten  regelmägiiig 
di«  GmuU  von  Fragen  nud  Antworten  haben.  Ausnahmen  hievoii  von 
dor  Art,  wie  etwa  die  bei  Sk  1 17,  171)  nnd  236,  oder  bei  P  168  und  lä9, 
oder  bei  it  l-t  «ind  überhaupt  bUcbst  aelteu  und  können  die  Kichtig- 
keit  nbi^r  Behaoptung  nicht  aJteriren.  Bei  O  3.14  und  bei  Sa  239  kann 
man  io^r  noch  p>ni  genau  den  Weg  angeben,  wieso  e«  kam.  da« 
kii.-kiii.  a    eil  m  I  Bn.  in 


140  Ealnioiarkf. 

der  Jlagdeburger  Urtheile  allerdings  auch  solche  Artikel,  wo 
Frage  und  Antwort  bereits  zu  einem  Ganzen  verschmolzen 
sind,  sowie  Artikel,  wo  von  der  Frage  nichts^  von  der  Antwort 
blos  der  nackte  Rechtssatz  zurückgeblieben  ist.  Zum  Glücke 
ist  die  Zahl  der  beiden  letzteren  Arten  von  Artikeln  im  Ver- 
gleich zu  denen  der  ersteren  Art  keine  belangreiche. 

Ad  /*/.  Ebenso  einfach  wie  die  erste,  erledigt  sich  auch 
die  nächstfolgende  Frage.  Es  genügt  einen  Bhck  auf  den  erst- 
besten der  uns  noch  erhaltenen  polnischen  Texte  zu  werfen,* 
um  sofort  zur  Ueberzeugimg  zu  gelangen,  dass  die  Ordnung, 
in  der  diese  Texte  die  in  ihnen  enthaltenen  SchöflFenbriefe  bieten, 
eine  durchaus  unsvstematische  ist.  Auf  den  Artikel  von  der 
Mitgift  der  Frauen  folgt  der  Artikel  von  dem  Vormunde  der 
Kinder,  auf  den  Artikel  von  dem  Vormunde  der  Kinder  der 
Artikel  von  denen,  die  wunde  Leute  beschauen  sollen  u.  s.  w. 

Ad  c'.  Da  die  polnische  Recension  die  in  ihr  enthaltenen 
Schöffenbriefe  nicht  mehr  in  der  ursprünglichen,  ihr  von  Haus 
aus   eigen   gewesenen .    sondern   in   einer  Form   bietet ,   die  im 
Vergleich   zu    der   ursprünglichen   als   eine   blosse  Bearbeitung 
erscheint ,    so  ist  mit  Hilfe  der  Anhaltspunkte ,    wie  wir  sie  in 
der    polnischen    Recension    der   Magdeburger   Urtheile    finden, 
t"ilr   die    Beantwortung   der   sub   lit.    o     ersichtlich    gemachten 
Frag^^    thats«^chlich    eine    verhültnissmSssig   sehr   geringe   Au8- 
Wute  zu  erzielen.     Aber  auch  das  ist  schon  ein  Gewinn,  d«s8 
wir  auf  Grund  der  }K»lnischen  Recension  wenigstens  in  Betreff 
mehrerer  in  ihr  enthaltener  sogen.-innter  Magdeburger  Urtheile 
sagv*n   können,   dass   sie   ganz    bestimmt    durch   Anfragen  an» 
Krakau  provoi*irt  wunten,   hiermit   j>olnischen  Ursprungs  sind. 
Dahin  gx^horon,   wenn  wir  sjwioll  der  Xummenition  des  Osso- 
linski'soher*  Textes  tolo^n,  • '. '  i^S,  121  und  -52.     Femer,   auch 
die  Anikel  O  44  und  45  konr.or.,  indem  o*  ziemlich  nahe  liegt, 
antunehmon.   da^   die   Tropi^auer«   von   denen    hierselbst  die 
Re^ie   ist,    ihtx^   Ar.a^^le5C>t*nheit   vor    den    Schöffen    zu   Krakau 
verfiandehon  •    hiermit   die^e    letzteren   die    anfirmgende  Partei 


4»Mi^  ArtiK><^l  in  i5ov.  Srire'erxi^r,  Tcvi^r.  <^ir^r  «wa*  kfineren  Wortlaut 
IaKmk  *J*  i«  ^i*«  ÄSrijpif^i  TcvT^-r..  V^:  ilwi^^j^ach  aaeh  Briickner, 
-  a.  <s^  VI.  ^  Äi*  Uta  -V<^ 

**  lNÄhii*r^*i  l*r.Vv,^-  c^r.  -rrV^c    •JNrj!*«.*  *af  ii>K^»p   B  dieser 


Di«  polnitehe  R«c*tt8ion  der  Maf^deburfrer  ürtheile.  147 

waren ,  als  solche  angesehen  werden ,  von  denen  man  sagen 
kann^  dass  sie  unzweifelhaft  polnischer  Provenienz  sind.  Und 
weil  ein  König  und  eine  Königin  zu  gleicher  Zeit  dazumal 
auch  nur  in  Polen  regierten,  so  kann  auf  Grund  dieser  letz- 
teren Handhabe  auch  der  Artikel  0  242  in  die  Kategorie  von 
Magdeburger  Urtheilen  gezählt  werden,  die  man  mit  Evidenz 
auf  polnische  Initiative  zurückführen  muss.  Aehnliehes  lässt 
sich  übrigens  auch  von  Artikel  0  52  (ich  erinnere  an  den  in 
polnischen  Urkunden  des  14.  und  des  15.  Jahrhunderts  sehr 
häufig  vorkommenden  Personennamen  ,Warsz'),  sowie  von  Ar- 
tikel O  141  und  264  (es  ist  daselbst  von  dem  sich  Ziehen  an 
de«  Königs  Hof,  worunter  gemeiniglich  das  von  Kazimir  dem 
Grossen  in  Castro  Cracoviensi  gegründete  jus  supremum  Tlieii- 
fumcale  provinciah  vice  et  loco  juins  Maydehurgensis  gemeint 
wird,  die  Rede)  behaupten.  Etwas  anders  verhält  es  sich  da- 
gegen mit  den  Artikeln  0  25  und  27,  sowie  mit  den  Artikeln 
O  267  und  268.  Wohl  sind  auch  diese  Artikel  polnischen  Ur- 
sprungs, aber  der  wesentliche  Unterschied,  der  zwischen  diesen 
und  den  zuvor  genannten  Artikeln  besteht,  ist  der,  dass  sie 
nicht  blos  in  Bezug  auf  Anfragen,  sondern  auch  in  Bezug 
auf  ihre  Antworten  nach  Polen  hinweisen.  Heisst  es  doch  in 
den  diesbezüglichen  Eingangsformeln  ganz  ausdrücklich,  dass 
die  Schöffen,  die  diese  Antworten  ertheiltcn,  in  den  zwei 
crsteren  Fällen '  die  Schöffen  von  Krakau,  in  den  zwei  wei- 
teren  Fällen  die  Schöffen  von  Lemberg  waren. 

Ad  d).  Ueber  diese,  für  die  Geschichte  der  polnischen  Re- 
cension  der  Magdeburger  Urtheilc  so  wichtige  Frage  hat  man  bis 
vor  Kurzem  entweder  gar  keine,  oder,  was  noch  häufiger  der 
Fall  war,  eine  nur  sehr  willkürliche  und  unzuverlässige  Auskunft 
gewusst.  Erst  im  Jahre  1873  hat  M.  Bobrzynski  bei  Gelegenheit 
der  Beschreibung  des  Stradomski* sehen  Codex  ^  die  interessante 
Entdeckung  gemacht,  dass  sich  in  diesem  Codex  unter  anderen 
juristischen  Materien  auch  eine  Copie  der  polnischen  Recension 

*  Genaaigkeit  halber  muss  ich  aber  allerdings  bemerken,  dass  der  Art. 
O  25  nnr  in  diesem  Texte,  der  Art.  O  27  ausser  diesem  Texte  auch  noch 
in  Ä  und  in  Ka  als  Urtheil  der  Sch(>ffen  von  Krakau  bezeichnet  wird; 
in  P  nnd  M  (vgl.  Wiszniewski,  o.  s.  c,  Anm.  322)  erscheinen  dagegen 
beide  Artikel  als  Ürtheile  der  Schöffen  von  Magdeburg. 

'  Vgl.  die  weiter  unten  folgenden  Excerpte. 

10* 


148  Kalniniaeki. 

fler  Ma^dobur^cr  Urthcile  findet,  die  zu  Ende  nacbstemie  ^odi 
hat:  ExpUciunf  acta  acticata  fhetUurucalia,  alias  orttlii,  fuifm 
in  re  facta  fxtnt  et  fentenciatu  in  Meydeburg;  ei  fumi  troMßtk 
de    thentunico  ydiomate  in  tclgare  ad  peticionem  ftrenui  dmm 
NIcolaj    Gologorski  j  fuhdapiferi   Leopolien/is ,  fcripta  uro  per 
me  Mathiavi  Nicolai  de  Lypnicza^    et  finita   ipfo  die  afuMßKm 
Doimni  l/ilS.     Mit  Hilfe  dieser  Notiz  erfahren  wir  alio^  dMi» 
soweit  eben  die  Kunde  des  Matthäus  Mikolajewicz  ans  lipnbr 
des  Schreibers  eines  Theils  des  Stradomskrschen  Codex,  rridte^ 
die   uns   hier   beschäftigende   polnische   Recension   der  ÜMfj^ 
burger    Urtlieile    eine    analoge    deutsche   Vorlage    Tonusiet^ 
sowie,   dass  sie   llber  Verlangen    oder  über  Auffordemng  1» 
Untertruchsess   von  Lemberg,   eines   gewissen   Kicolans  Gtih- 
gorski  zu  Stande   kam.     Nun   wissen   wir  aber,   und  die  ai- 
schlägigen  Zeugnisse  sind  bei  Brückner  o.  s.  c,  S.  330,  Anm.  11, 
zusammcngCHtollt ,    dass    dieser  Nicolaus   Gologörski   das  Aal 
eines  Untertruchsess  von  Lemberg   zwischen  den  Jahren  14w 
und  1460  bekleidete.    Folglich  kann  auch  die  in  Rede  «tehenfc 
polnische   Recension    der   Magdeburger   Urtheile    nicht  Mks 
(oder    wenigstens   nicht   viel    früher)   als   im  Jahre    1440  hdI 
nicht  später  als  im  Jahre  1460  entstanden  sein.    Was  dagegen 
die  Person  des  Uebcrsetzers,  sowie  den  Ort  der  üebersctnwj 
anlangt,    so  wissen  wir  hierüber   auch    heute   noch  keine  A«»- 
kunft.  Es  liegt  zwar  nahe  genug,  anzunehmen,  dass  die  polni- 
sche Recension   an    einem  Orte    zu  Stande  kam,   wo  Nicobn» 
Golog()r8ki  da»  Amt  eines  Untertnichsess  ausübte,   aber  sicher 
und  über  allen  Zweifel  erhaben  ist  dies  keineswegs.    Mit  dem- 
selben   Rechte,   wie    einem  Lembergcr,  hat  ja  Nicolaus  Golo- 
görski  die  Aufgabe,    eine   polnische  Uebersetzung  der  Mi^e- 
burger  Urtheile   zu   veranstalten,    auch   einem   Krakauer  oder 
einem  anderweiten,    ihm  persönlich  bekannten  oder  ihm  sonst- 
wie  näher    stehenden  Rechtsgelehrten  oder  Baccalauren  über 
tragen  können. 


'  Es  ist  hier  offoiibnr  die  Lipiiica  Mnrowaiia,   oin  Dorf  im  Krakauer  Ge- 
biete, g-emoint. 


Di*  *alBlHba  B*Marioa  tat  MagdabBr) 


Drittes  Capitel. 

Verh&ltmaa  der  polnischen  Texte  zu  den  einschlägigen 

deutschen. 

Es  iftt  vor  Allem  klar,   dass  von  den  bis  jetzt  bekannten 

lUclien   SamnilungeD    der   Magdeburger   Urtheile '    h!er  nur 

E-jenigen  in  Betracht   gezogen   werden  kOnnen ,    die ,    ilhnlicli 

die    Boeben   besprochenen    polnischen   Texte,   ihrer   Form 

■b  auf  eine  vorausgegangene  Bearbeitung  und  ihrem  Inhalte 

■h,   wenn  nicht  überwiegend,   so  zum  Theil  auf  Polen,   be- 

ODgsweise  auf  Scblesien  hinweisen.     Da  jedoch  die  Samm- 

Igen,  die  diesen  letzteren  Bedingungen  entsprechen  würden, 

ncawegs   homogen   sind    und   bald   mehr   bald   weniger   mit 

lander  zusammenhängen,  so  müssen  wir,  um  für  unsere  Unter- 

icfaung  eine  etwas  sicherere  Grundlage  zu  ächaffen,  an  die  in 

Betracht  zu   ziehenden   deutschen  Sammlungen   noch   folgende 

drei  Bedingungen  stellen:  1.  dsss  sie,  ähnlich  wie  die  betreiTen- 

polnischen  Texte,  blosse  Schöffenbriefe  und  keine  anderen 

lelleni  enthalten;  2.  dass  sie  die  in  ihnen  enthaltenen  Schüffen- 

iefe  grässtentheüs  in  Form  von  Fragen  und  Antworten  bieten; 

dass  sie  in  Bezug   auf  Anordnung  ihrer  Materien   durchaus 

wUlktlrlieh   und   unsystematisch   verfahren.      Auf  diese   Weise 

I schrumpft  die  Zahl  der  in  Betracht  zu  ziehenden  deutschen 
STexte  ihatsächlieh  auf  nur  folgende  zusammen:  l.den  Pilznoer,^ 
beschrieben  und  auszugsweise  mitgetheilt  von  W.  Wislocki* 
B  den  Kozprawy  i  sjjrawozdaoia  z  posiedzeii  wydzialu  hist.- 
Bozof.  Akadeinii  ümiejetnoÄci  w  K.raküwie,  II ,  S.  125  ^205 ; 
Lden  Krakauer  Nr,  1,  beachrieben  zunächst  von  W.  Münnieh, 
r' "" 


drei  ] 
L^eD  ] 
BkeJI 

^^^.  da 


^^       ftlr  slav. 


Vgl.  dieabexOglich  G.  Humeyer.  Die  deutauheii  Rei:liteh<kber  de«  Mittel- 
atten  nml  ilire  Hsudscbrirtuii,  S.  171,  und  unter  An iJereii  such  O,  Stobbe, 
GMchidiie  der  deutschen  Keciitaqueilun  I,  ti,  -JTi  l,  und  4SI  f. 

Aiimslime  hievon  mnchl  nur  iler  Artikel,   der  von  der  BentottiLiig 

SelbsImSrders  handelt,   nnd  der,    wie  bekanut  tat,   riiolit  Ti>n   den 

Schöffen  von  Magdeburg,  sundern  vim  einem  geinttichen  OOicinl  lierrflhrt. 

Sn   benannt   nach   dem   SUtiltiihen   Pilxao  iu   ÜAlüien,   wa   er   gefunden 

In  Ktlrie  int  der  PÜKuer  Text  übrigens  auub  von  A.  Brflckner  im  AruUiv 
flli  slav.  Philologie  VI,   S.  3aS,   Anm.  8  bsBchriebon. 


150  Kalainiacki. 

dit'scr  Hoscli  IHM  billig  war,  in  Friedmann's  und  Seebode's  Miscel- 
lunca  t'.ritica,  I,  4,  Ö.  696—702,  dann  von  M.  Wiszniewßki, 
o.  s.  0.,  V,  S,  154  f.,  und  endlich  von  F.  Bischoff  im  Archiv 
für  üstiMT.  (lertchiohte,  XXXVIII,  S.  1—24;  3.  den  Dresdener, 
ln'si'hrichen  und  auszugöwcise  mitgetheilt  von  K.  A.  Gottschalk 
in  dou  Analeeta  cod.  Dresdensis,  Dresden  1824 ,  S.  1  f.,  von 
II.  Wassorsciilcben  in  seiner  Sammlung  deutscher  Rechtsquellen, 
( Jiossou  IS(W),  I,  S.  XI  f.  und  S.  80—120,  und  von  J.  Fr.  Behrend, 
tlio  Magdrbiirgor  Fragen,  Einleitung,  S.  III  und  S.  XIII  f.,  Bei- 
lag«'iu  S.  iH)l>  f.;  •  4.  den  T  hörn  er,  beschrieben  zunächst  von  Pertz 
im  Archiv  Il\r  illtore  deutsche  Geschichtskunde,  XI,  S. 685,  jedoch 
viol  oiiigrhondor  und  mit  Excerpten  versehen  von  J.  Fr.  Behrend, 
o.  s.  c,  KiiihMtung,  S.  V  und  S.  XIX  f.,  Beilagen,  S.  209  f.;  5.  den 
n  o  r  I  i  n  o  r .  \ »osohriobon  und  auszugsweise  mitgetheilt  zunächst 
Yt»n  II.  Wassorschloben,  o.  s.  c,  8.  XIV  f.  und  S.  121  —  124, 
dann  von  ,1.  Kr.  IWlirond,  o.  s.  c,  S.  XXV  f.  und  S.  XXXIX  f., 
>o\vio  von  A.  UrUoknor  im  Archiv  tllr  slavische  Philologie,  VI 
S.:t*6  *»-7:  I».  dt'ii  Dauzigor  Xr.  1,  beschrieben  vonJ.  Fr.  Beb- 
roud,  o,  >.  o.,  S.  II  und  S.  XXV  f.:  7.  den  Konigsberger  Nr.l, 
bosi'hrirbon  von  diMUsolben.  el>cndaselb.<i,  S.  IV  und  S.  XXV  f. 
\Va>  daict'iron  «lio  ubri^ron.  mit  ihrem  Inhalte  auf  Polen,  beoc- 
Iuinir>\vi'i>o  am'  Sohicsion  iiinwoisiMulen  deutschen  iSammlungen 
a:ilan^!,  .-u  drn«'n  ivh  >pocirlI  n«H'h  die  sogenannten  Magdeburger 
Kra^o!!.-  don  f 'odo\  l»ri»::i'n:iis     und  den  Krakauer  Text  Xr.  2,* 

K;v.\^«  N  ;4i;t'  ,*;■  v.  ;;  l\  \:  Ui ^;ii:Vici.r>  v^;:  :;..rii:t-u>  kuch  bei  E.  Th.  Uaiil^t 
iVix  .;::oM.-«^,:»  .  ;;:-Ti  .;•.;.•  HAy.Sv'.f  K-.-x;::.  HivsUu  1*26,  S.  17«— 161, 
. 5  ;■ . i  . ' 0 ;  l . A '.  .^  V. '.  .    P,i >  M  A^r- ;  * ":  .: r,:  - 1< i  •,  >!  \ ' . •  r   >  v >iein .   Seh Mffenrecbt  au« 

\  .^:;    1      I-     l*!;.:-.  '  :.    Im:,;:.    '.'<■'*.• 

n *■..,. ;s^v^. '>.:.  X.'".  U.  :;...  :;.  .:•:■.  l».j".  ..a:.>.,.i:.  HriirÄf^eu  zur  Unter- 
X,;»..;::;;  »i*r  >» ';,"i^'«' ^,  h»-;;  KiVt.Tt»  ■;:.  i  i»^-x':.:c'r.:e  V.  S- sHi — 157.  und  in 
U 0 .  •. » .^    ,% ,; :"    K  i;  ;>:<■.*■.; :  .^  .■'.  -.iTs*  .:*.  r. .  -.•  r.'^  : : :: z:^:    i»e*pri>ohen    auch    vdu 

l.A.viv..^,  ..  %  %  .  S  ;.^  :\  %.:•  \»  >:  :  :n  ::.  .-.er  /■r;i>ri:nrt  :ür  deutsches 
Kr\'..i.  !  W  U,  S  i  :^  «;>  '....;  . .  .-.  ^if..:i.. -.  1"*.-  Macdebnrper  FrapCD, 
S   \  U  : 

XiU^piUlN^c»  *»:.*   UÄtr:  \:     :,^i   *i.:V:.r:.    .::.;  ür«fx  d*-n  «ich   einige, 
«iMh-  ffite^KOM'  N  ::  ■.     .  r    N.:  ->     ...    Mi^-iLu-r..    liexiehnugä- 

4L  A.   O     ü:?.-     t^    iV>--r.«a:T:*    i*  dem   Iudex 
jv.    :>:>  .:.   ju'.-^K^fCMsiss  bei  F.  Bischoff 


IMo  polnische  B«c«n8ion  der  MAgdebnrger  Urtheile.  151 

sowie  die  von  J.  Fr.  Behrendt  mit  Rw,  Rfi,  Dh  und  Dß  be- 
zeichneten Texte  rechne,  so  können  dieselben,  zumal  sie. 
den  Bedingungen,  die  soeben  aufgestellt  wurden,  nicht  ent- 
sprechen, hier  nicht  berücksichtigt  werden.  Für  den  Fall 
aber,  dass  sich  Jemand  auch  über  das  Verhältniss,  in  dem  die 
|>olni8che  Recension  sich  zu  diesen  letzteren  Texten  befindet, 
Auskunft  verschaflFen  wollte,  kann  er  dies  mit  Hilfe  der  weiter 
unten  folgenden  und  der  bei  Bischoff ^  und  Behrendt  vorhan- 
denen Tabellen  ohne  weitere  Schwierigkeiten  selbst  thun.  Ich 
fUr  meinen  Theil  werde  von  den  hier  angeführten  deutschen 
Sammlungen  der  Magdeburger  Urtheile,  wie  gesagt,  nur  jene 
sieben  Texte  ^  in  Betracht  ziehen  und  zu  eruiren  trachten,  ob 
sieh  unter  ihnen  nicht  eventuell  auch  solche  finden,  von  denen 
man  sagen  könnte,  dass  sie  aus  einer  Redaction  geflossen  sind, 
auf  der  in  letzter  Instanz  auch  die  von  Nicolaus  Gologorski 
veranlasste  polnische  Uebersetzung  beruht. 

Doch  ehe  ich  die  Aufgabe,  die  ich  mir  hiermit  gestellt 
habe,  in  Angriff  nehme,  und  ehe  ich  überhaupt  im  Stande  sein 
Werde,  diesbezüglich  zu  endgiltigen  Resultaten  zu  gelangen, 
muss  ich  das  Augenmerk  meiner  Leser  auf  noch  zwei  Um- 
stände lenken: 

1.  darauf,  dass  auch  jene  sieben  Texte  ^  ungeachtet  ihrer 
notorischen  Verwandtschaft  und  Zusammengehörigkeit  keines- 
wegs durchaus  gleichartig  sind; 

2.  darauf,  dass  zu  den  deutschen  Texten,  die  in  Betracht 
gezogen  werden  müssen,  ausser  jenen  sieben  noch  zwei  weitere 
Texte  gehören,  die,  obschon  an   allgemein  zugänglichen  Orten 

in  den  Sitzungsber.  der  phil.-hiKt.  Cl.  der  knis.  Akademie  der  Wisseiiäch.. 
B<1.  L,  S.  344,  lit.  i,  und  bei  M.  Bobrzynski,  Ortylo  Magdeburskie  etc., 
Einleitung,  S.  6,  finden. 

t  O.  8.  c,  S.  II,  S.  IV  und  S.  XXII— XXX. 

5  Archiv  für  österreichiache  Ge«chichte,  XXX VIII,  S.  4  —  11. 

3  Magdeburger  Fragen,  S.  XXXI— XXXVI. 

*  Leichterer  Orientirung  wegen  dürfte  es  niclit  überttüsÄig  sein,  bei  (Heser 
Gelegenheit  auch  noch  die  Bemerkung  zu  machen,  dass  der  Krakauer 
Text  Nr.  1  bei  Homeyer  mit  Nr.  133,  der  Dresdner  Toxt  mit  Nr.  172, 
der  Berliner  mit  Nr.  60,  der  Danzigcr  Nr.  1  mit  Nr.  13«,  der  KOuigs- 
berger  Nr.  1  mit  Nr.  361  signirt  ist,  sowie,  das»  der  Thoruer  Text  in 
der  Bibliothek  des  Gymnasiums  zu  Thorn  sub  K.  iV.  S.  aufbewahrt  wird. 


152  KaUiniacki. 

vorhanden,   bis   nun  zu   noch    von  Niemandem   weder  geprüft 
noch  besprochen  wurden. 

Ad  1.  Was  zunächst  den  ersten  Umstand  anlangt,  so  ist 
die  P>ledigung  desselben  ohne  weitere  Schwierigkeiten  möglich. 
Man  braucht  nur  die  Thatsachen  zu  Hilfe  zu  nehmen,  die  sich 
bei  Wasserschieben,  Behrend,  Bischoff  und  Brückner  an  den 
angegebenen  Orten  finden,  und  man  wird  sofort  zur  Ueber- 
zeugung  gelangen,  dass  jene  sieben  Texte  ganz  entschieden  in 
vier  Redactionen  zerfallen.^  Zur  ersten  Redaction  gehören  der 
Krakauer  und  der  Pilznoer  Text;*   zur  zweiten  der  Dresdner; 

1  Eino  andere  von  der  hier  vorgetragenen  verschiedene  Eintheilung  vgl. 
bei  M.  Bobrzyiiski,  o.  h.  C,  S.  4—6,  und  in  deutscher  Reproduction  bei 
A.  Brückner,  Archiv  für  slav.  Philologie  VI,  S.  324—329. 

3  Und  wenn  W.  Wistocki  im  2.  Bande  der  Abhandlungen  der  pbil.>hiit 
Abtheilung  der  Krakauer  Akademie  der  WisHenschaften ,  8.  167 — 168, 
dafürhält,  ^dass  der  in  Rede  stehende  Pilznoer  Text  in  Bezug  auf  Inhalt 
und  Umfang  jedes  einzelnen  Urtheils  in  recht  vielen  Fällen  sowohl  den 
Krakauer,  als  auch  die  übrigen  Texte  der  Magdeburger  Urtheile  über- 
treffe,  mit  einer  kleinen  Ausnahme  des  Thorner*  —  so  ist  das  eine  An- 
sicht, die,  wenn  nicht  in  ihrer  Gänze,  so  wenigstens  rücksichtlich  des 
Krakauer  Textes  ganz  gewiss  nicht  richtig  ist.  Denn  thatsächlich  lässt 
Mich,  wenn  wir  von  den  rein  mechanischen  Varianten  (Auslassungen  von 
ein/.eln<3n  Worten  und  ganzen  »Sätzen,  Umstellungen  von  Artikeln  u.  s.  w.) 
absehen,  der  ganze  zwischen  dem  Pilznoer  und  dem  Krakauer  Text  in 
Bezug  auf  ihren  Wortlaut  obwaltende  Unterschied  lediglich  auf  folgende 
Umstände  zurückführen:  1.  dass  die  Urkunde,  welche  im  Pilznoer  Text 
unter  Artikel  240  ihrem  ganzen  Umfange  nach  reproducirt  ist,  im  Kra- 
kauer Text  blos  im  Auszug  mitgetheilt  wird;  2.  dass  im  Artikel  des 
Krakauer  Textes  210  =  Pilznoer  210—211  sowohl  die  Eingangsformel 
zu  der  Frage,  als  auch  die  Eingangsformel  zu  der  Antwort,  im  Artikel 
des  Krakauer  Textes  219  =  Pilznoer  219  die  Eingangsformel  zu  der 
Frage  und  im  Artikel  des  Krakauer  Textes  230  —  Pilznoer  230  die 
Schlussformel  von  der  Frage  als  überflüssig  fortgelassen  sind;  3.  dass 
die  Artikel  des  Pilznoer  Textes  60  und  145  im  Krakauer,  sowie  umge- 
kehrt die  Artikel  dos  Krakauer  Textos  209,  211  und  302-311  im  Pilxnoer 
nicht  vorhanden  sind.  Im  Uobrigen  stimmen  aber  beide  Texte  so  gut 
wie  keine  andern  überein  und  haben,  wie  sich  der  verehrte  Krakaner 
Bibliograph  bei  einer  eingehenderen  Vergleichung  der  beiden  Texte 
hätte  selbst  überzeugen  können,  sogar  notorische  Fehler  (wie  z.  B.  muUr 
statt  vfUir  im  Artikel  des  Pilznoer  Textes  144  =  Krakauer  145)  und 
sonstige  Einzelheiten  (wie  z.  B.  den  Umstand,  dass  die  Antworten  zu 
den  Artikeln  137 — 139  erst  unter  Artikel  139  vorkommen)  in  gleicher 
Weise  gemein.  Noch  mehr,  sogar  die  gewissen  Schlussformeln,  auf  die 
Wislocki,    trotzdem    sie    mit   Ausnahme    der   im    Artikel   296  und   299 


Dte  ftlaifck*  Baumln  d*r  lb|tebirg*r  Urlbll«. 


153 


der  Thomer;  zur  vierten  der  Berliner,  der  Danziger 
^Königsberger  Text.  Als  das  charakterietis ehe  Merkmal 
itt  ersten  Redaction  eracheint,  abgesehen  von  dem  Wortlaute, 
der  als  eine  auch  den  Texten  der  zweiten  und  der  dritten 
jjjMitlon  zu  Gute  kommende  Eigenthümlicbkeit  von  mir  gar 
picht  lur  Sprache  gebracht  wird,  vor  Allem  die  Artikel  folge, 
^,  gleichförmig  wie  hier,'  in  keinem  anderen  Texte  vorkommt 
ml  sich  unter  anderen  auch  noch  durch  den  Umstand  kennt- 
et macht,   dasä  sie  die  Artikel  18  und  37   unter  Artikel  196 

KrmkRDer   298   nnd  301)   enthaltentin   nichts  ThatsScililtches   bieten, 

S.  109  der  obcitirtflii  Publiotion  aiii  g»r  ao  grossea  Gewicht  legt, 
Wirklichkeit  auni  grDsHleti  Theil  mich  in  rieii  betreffenden 
Artilteln  <I«a  Krakauer  Texte»  vor  und  kOnnen  daliur  gleicbfitlls  kanm 
Als  etWM  Solche«  beEeicbnet  werden,  was  nur  Bpuciell  dem  Pilxauer 
Texte    aa    Gute    konimea    würdo.     Ja,    eelbst    die   beknonte  i-eyitla  luri», 

lUfitlge  ignorancia  farti  sxcwifitf  xfA  i^imraiKitt  iutüi  iton  fxcuaoi,  nnd 
die  Wislocki  ebenfalls  als  eine  tpecielle  EigenthÜTnlichkeit  des  ^Pijznoer 
Textes  in  Anspruch  nimml,  kommt  thittaK erblich  ancb  itn  Krakauer 
Text«  vor,  obBcboa  in  Folge  von  Umständen,  die  in  der  uSchstfoIgendeu 
Anmerkang  dargelegt  werde»,  freilich  nicht  an  der  Stelle,  wo  der  Au' 
fang  des  lielrelfendeii  Artikels  steht,  sondern  erst  auf  ä.  i'Ji.  l>och  der 
Terefarte  Krakauer  Bibliograph  sog  es  vor  (und  bei  einem  BibHugrapheo 
Ul  das  gewiss  eine  sehr  scliütienswertbe  Eigenschaft),  wie  in  mehrereo 
•lOderen,  so  auch  in  dein  hier  vorliegenden  Falte,  si[;h  auf  eine  xufillig 
nicht  ganx  intreffende  Noti»  Hischoff's  xa  verlassen  und  in  dar  Anni.  28 
mit  eiaor  geradexu  bewunderungswürdigen  L'nbefangeuheit  und  ohne 
4i«  (^ell^  aniiigebeu,  die  Bebauptuiig  aufzustellen,  dass  der  Artikel  ä4ß 
[bei  Bischoff  und  Wislocki  -ii4l)  im  Krakauer  Text  liesciuidigt  isl.  Aui^h 
pMariit  dem  verehrten  Krakauer  Bililiographen  das  nir  seine  palüographi- 
Kennliiisse  nur  wenig  schmeichelhafte  Missgaschick ,  dass  er  bei 
TnuiBcribirung  dt>r  von  ihm  auf  S.  113 -iOb  der  obcitirten  Publicatiou 
iIgMheillen  Artikel  sich  einer  Ansahl  von  t'ehlern  schuldig  macht 
und  uDier  auderu,  um  nur  diese  wenigen  Beispiele  untoführen,  auf 
S.  189,  Zeile  3  von  oben,  Auiin  slAtt  des  richtigen   vnferin;    Zeile  0 

i)b«n,  tiey  dine  hiildin  ulMt  beifdinllnitbin;  Zeile  19  von  oben, 
dat  statt  äet:  Zeile  Sl  von  üben:  unoini  slutt  vH/iriii  ii.  s.  w.  achreibt. 
Ueber  die  kleineu  SlUningen ,  die  im  Krakauer  Text,  vergleiolis weise 
Pilanoer  Text,  bei  Artikel  IQG^ItO,  sowie  bei  Artikel  272—392 
vorkommen,  darf  man  sich  aber  nm  so  eher  hinwegsetzen,  als  sie  im 
«nierfln  Falle  uuEweifelhafl  auf  einer  blossen  Umstellung,  im  letzteren 
Falle  hingegen  auf  dem  Umstände  beruhen,  das»  der  Krakauer  Text 
mit  EvideuE  aiu  einer  Vorlage  ?tammt,  die  an  dieser  Stelle  arg  ver- 
haftet wxr,  eventuell  aus  einer  an  dieser  Stelle  arg  verhefteteu  abge- 
■cfariobeu  wurde. 


154  K»)uiaiacki. 

(^beziehungsweise  195)  und  92  noch  einmal  wiederholt;*  als 
das  charakteristische  Merkmal  der  zweiten  Uedaetion  vor  Allem 
die  Artikeltblge,  die,  trotzdem  sie  partienweise  mit  der  Artikel- 
iblge  der  ersten  Rcdaction  übereinstimmt,  im  Allgemeinen  doch 
eine  andere  ist  als  diese;  als  das  charakteristische  Merkmal 
der  dritten  Redaction  die  Artikelfolge,  die  in  demselben  Sinne 
wie  die  der  zweiten  Redaction  eine  ftlr  sich  bestehende  ist; 
als  das  charakteristische  Merkmal  der  vierten  Redaction  weniger 
die  Artikeltblge  als  viehnehr  der  Wortlaut,  der  in  Folge  von 
offenbaren  Kllrzungen,  denen  nicht  blos  zahlreiche  Eingangs- 
formeln und  sonstige,  mehr  oder  minder  erhebliche  Bestand- 
theile,  sondern  auch  ganze  Fragen  zum  Opfer  fielen,  stellen- 
weise eine  ganz  andere  Gestalt  bietet'^  als  in  den  Texten  der 
ersten,  zweiten  und  dritten  Redaction.  Von  gewisser  Bedeutung 
flir  die  Charakteristik  der  ersten  Redaction  ist  übrigens  auch 
der  Umstand,  dass  sie  selbst  dann,  wenn  wir  von  den  Artikeln, 
die  nur  dem  Krakauer  Text  eignen,*^  beziehungsweise  in  ihm 
zweimal  vorkommen,  absehen  würden,  immer  noch  um  47  Ar- 
tikel reicher  ist  als  die  zweite,  um  89  Artikel  reicher  als  die 
dritte  und  um  100  Artikel  reicher  als  die  vierte;  für  die  Charak- 
teristik der  zweiten  Redaction,  dass  sie  um  45  Artikel  reicher 
ist  als  die  erste,  um  81  Artikel  reicher  als  die  dritte  imd  um 
103  Artikel  reicher  als  die  vierte ;  für  die  Charakteristik  der 
dritten  Redaction,  dass  sie  um  12  Artikel  reicher  ist  als  die 
erste,  um  12  Artikel  reicher  als  die  zweite  und  um  47  Artikel 
reicher  als  die  vierte;  für  die  (liarakteristik  der  vierten  Redac- 
tion endlich,  dass  sie  um  15  Artikel  reicher  ist  als  die  erste, 
um  27  Artikel  reicher  als  die  zweite  und  um  34  Artikel  reicher 
als  die  dritte.  In  Betreff  der  Eintheilung  in  zwei  Bücher,  der 
wir  in  den  Texten  der  vierten  Redaction  (freilich  nur  im  Ber- 
liner  und  im  Königsberger)  begegnen,  haben  dagegen  schon 
Wasserschieben   und    Behrend   die  Bemerkung   gemacht,   dass 

^  Der  verehrte  Krakauer  Bibliograpli  '.ich  meine  selbstverstAndlich  Wis- 
locki)  weiss  seiner  gediegenen  bib1iogra))hi8cheu  Methode  gemäss  aach 
hier  nur  von  der  Wiederholung  dos  Artikels  37  zu  berichten. 

3  Als  Beweis  dessen  können  die  Artikel  des  Berliner  Textes:  I,  1;  II, 
10;  II,  20;  II,  36  und  viele  andere  angesehen  werden. 

5  Zu  diesen  Artikeln  gehören:  20y,  ->U,  302,  303,  304,  3U5,  306,  307, 
309,  310  und  311. 


Die  polnitcho  Becensioo  der  Magdeburger  Urtheile.  lOO 

sie  siA  ^^  1*6111  äusserliche  Erscheinung  bei  der  Classification 
dieser  Texte  nicht  weiter  in  Frage  zu  kommen  braucht. 

Ad  2.  Nicht  so  leicht  wie  der  erste  erledigt  sich  der 
sab  2.  erwälinte  Umstand.  Da  müssen,  um  die  Angelegenheit 
in  Ordnung  zu  bringen,  speciell  folgende  Fragen  in  Erwägung 
^ommen  werden: 

a)  Wo  befinden  sich  jene  bis  jetzt  noch  unbekannten 
deatschen  Texte  der  Magdeburger  Urtheile  und  wie  sind  die 
einschlägigen  Handschriften  beschaffen? 

b)  Welches  sind  die  charakteristischen  Ueberein Stimmun- 
gen dieser  Texte  imd  welches  ihre  Dififerenzen? 

e)  Welcher  Art  wohl  das  Verhältniss  sein  mag,  in  dem 
diese  letzteren  Texte  sich  zu  den  übrigen  in  Betracht  zu  ziehen- 
den deutschen  Texten  befinden? 

Ad  a).  Anlangend  die  Handschriften,  bemerke  ich,  dass 
die  eine  von  ihnen  gegenwärtig  in  der  Ossolinski'schen  Biblio- 
thek zu  Lemberg  sub  Nr.  1643,  die  andere  im  galizischcn 
Landesarchive  zu  Lemberg*  sub  Nr.  438  vorhanden  ist.  Bei 
dem  absoluten  Mangel  an  Anhaltspunkten,  die  wenn  auch  nicht 
die  Provenienz,  so  doch  die  weiteren  Schicksale  dieser  Hand- 
schriften bezeugen  würden,  müssen  wir  die  erste  von  ihnen 
nach  ihrem  vorletzten  Besitzer,  dem  armenischen  Erzbischof 
Torosiewicz,  mit  dem  Namen  der  Torosiewicz'schen,  die  andere 
in  Anbetracht  des  Umstaudes,  dass  sie  im  galizischcn  Landes- 
archiv den  Acten  von  »Sanok  zugetheilt  ist,  mit  dem  Namen 
der  Sanoker  bezeichnen.  Beide  Handscliriften  sind  in  Folio, 
auf  Papier,  von  verschiedenen  Händen  geschrieben  und  haben 
auch  den  Umstand  gemein,  dass  sie  in  den  Anfang  des  16.  Jahr- 
hunderts gehören,  sowie,  dass  sie  mit  nur  geringfügigen  Aus- 
nahmen, die  sich  jedoch  mehr  auf  die  Torosiewicz'sche  als  auf 
die  Sanoker  Handschrift  beziehen,  lauter  juristische  Bestand- 
theile  enthalten.  A,  Bestandtheile  der  Torosiewicz'schen 
Handschrift:  Bl.  1 — 20:  Die  unter  dem  Namen  der  versio 
Vratißlavensis  bekannte  lateinische  Uebersetzung  des  sächsi- 
schen Landrechts,  die  jedoch  in  Folge  Ausfalls  mehrerer  Blätter 

1  Die  oflicicllo  Kenenuuug  dieses  Archivs,  das,  nebenbei  sei  es  gesagt,  im 
Kloster  der  Bernhardiner  zu  Lemberg  untergebracht  ist,  lautet:  Archi- 
wum  krajowe  akt6w  grozdkich  i  ziemskich  (Archivum  provinciale  acto< 
rum  cAütrensiuni  et  terrestrium). 


156  Kalainiaeki. 

nur  die  Cap.  33 — 93  umfasst;  Bl.  20^ — 24^:  Eine  lateinische 
Uebersetzung  des  Lübecker  Rechtes,  die,  ähnlich  wie  die  im 
Heinrichauer  und  im  Krakauer  Codex  Nr.  169^  enthaltene, 
sich  unmittelbar  an  die  versio  Vratislavensis  anschliesst  und 
zu  Ende  die  bekannten  lateinischen  Gedächtnissverse  de  longi- 
iudine  et  latitudine  mansus  franconici  bietet;  Bl.  24^ — 27^: 
Eine  juristische  Compilation,  welche  Fragmente  des  alten  Halli- 
schen Rechtes  in  der  Fassung  vom  Jahre  1235  mit  anderen, 
fast  ausschliesslich  aus  sächsischen  Quellen  entlehnten  Frag- 
menten verbindet;  Bl.  28* — 30:  Register  zu  der  versio  Vratis- 
lavensis und  dem  Lübecker  Rechte;  Bl.  30* — 30^:  Drei  lateini- 
sche SchöflFensprüche,  von  denen  der  eine  gewiss,  die  anderen 
sehr  wahrscheinlich  von  dem  deutschen  Oberhof  zu  Eo^au 
herrühren;  Bl.  31*— 69*»:  Register  und  Text  mehrerer  von  den 
deutschen  Oberhöfen  zu  Lemberg  und  zu  Krakau  herrührender 
Entscheidungen;  Bl.  70*— 71^:  Einige  belanglose  theologische 
Excerpte  sammt  einer  lateinisch  und  polnisch  abgefassten  Rech- 
nung aus  Anlass  eines  stattgehabten  Begräbnisses;  Bl.  81* — 85^  : 
Register  zu  dem  unmittelbar  darauf  folgenden  deutschen  Texte 
der  Magdeburger  Urtheile,  deren  Zahl  auf  303  angegeben  wird ; 
Bl.  87»— 128^-  Dieser  Text  selbst,  der  jedoch  in  Folge  Aus- 
falls mehrerer  Blätter  vom  Ende  sich  nur  auf  221  Artikel  beläuft. 
B.  Bestandtheile  der  Sanoker  Handschrift:  S.  1 — 2, 
dann  S.  17,  S.  5 — 16  und  S.  3  (erste  Columne):  Fragment 
einer  lateinischen  Uebersetzung  des  sächsischen  Landrechts, 
die  zwar  ebenso  wie  die  im  Krakauer  Codex  Nr.  168  (bei 
Homeyer  Nr.  134)  enthaltene  in  390  Artikel  zerfkllt,  sich 
jedoch,  wie  ich  dies  aus  den  in  der  3.  Ausgabe  des  sächsischen 
Landrechtes  von  Homeyer  enthaltenen  Varianten,  sowie  aus  den 
in  seinen  Extravaganten  des  Sachsenspiegels,  Abhandlung  der 
königl.  Akademie  der  Wissensch.  zu  Berlin  pro  1861,  auf  S.  251 
bis  259,  mitgetheilten  Zusätzen  des  Krakauer  Textes  Nr.  168 
ersehen  konnte,  nicht  ganz  an  diese,  sondern  an  eine  andere, 
mir  vorläufig  noch  unbekannte  deutsche  Redaction  anschliesst; 
S.  3  (zweite  Columne),  S.  4  und  S.  19 — 44:  Lateinischer  Text 


2  Eine  sehr  fleissige,  von  F.  Bischoff  herrührende  Beschreibung  dieses 
Codex  vgl.  in  den  Sitzungsber.  der  phil.-hist.  CI.  der  kais.  Akademie, 
der  Wissensch.  XL VIII,  S.   269—297. 


Dit  iMtntMkt  KcMBilaa  dir  KM4ebiii;«r  V 


157 


^  «fichsm'hcn   WeichWIdrechtes ,   weicher   nach  Wegiaasung 

üblichen  Prologs  direct  mit  den  Worten:  C'esnr  Ot'o  ruffun 

Itf^nnt  und    soDiit   gleichfalls   der   Kategorie   von    Weichhild- 

Inten   angehitrt.   von   denen   auf  S.  132  dieser    Abhandlung. 

im.  li  tsingehender  '  die  Rede  war;  S.  44—83:  Fragment  einer 

eioiBcben  Uebersetzung  des  Bächeisthen  Lehenrechtes.  welches, 

reit  ea  eben  erhalten   ist,   sowohl   in  Bezug   auf  Wortlaut,^ 

Hisr  «oll  DIU  noch  bemerkt  werileu,  ilasB  der  In  diesBin  Codex  enthAl- 
lanp  laMinürhe  Text  de»  HÜchn.ichen  %Veichbi]c]rechteR  *ich  viel  ^uaaer  nn 
ieoen  in  Lueo'a  Commune  inclyti  Polonie  regni  Privilegium  ansphlieiisl, 
als  etwa  der  Teit,  den  wir  Sn  dem  von  F.  Biscboff  in  den  Sitiungaber. 
dfTpbiI.-hist.Cl.derltaiB.AIiadeiniederWi8«enar)i,L,  S.34I~34S  besuhrie- 
benen  Ossolinski'achen  Codex  Nr.  833  ßnden.  Eb  apriclit  bieFUr  nicht  nur 
4er  Wortlaut,  aondem  in  gleicher  Weise  auch  die  Artikelfolge  und  vor 
Allem  der  Umatand,  dais  tielW  «oUbe  Artikel  ftea  J^naki'sohen  Textea. 
die  weder  in  dem  Oasolinaki'acheu,  noch  in  den  uücliat  Tdrwsndteu 
deatschen  Texten  Torkommcn,  in  dem  in  Rede  stehenden  Sanoker  Texte 

leamoit,  und  xwar  an  derselben  Stella,  wie  im  f.nakiiicben  Texte, 
rorhknden  sind.  Icli  nehme  daher  keinen  AualHnd,  in  Verfall etündigong 
der  ron  BiachofT  I.  s.  e.  gewonnenen  Resultate  bier  die  AnaiL-ht  nn«. 
auaprechen.  daaa  Lanki,  ähnlich  vie  an  der  lateiniachen  Uebersetxung 
aicliaiachen  Land-  und  Lehenrerhten,  so  such  an  der  in  seiner  Saiiim. 
long  enthaltenen  lateiniafheii  tTeberaetxiing  dos  aichsischen  Weichbild. 
nchlas  «elbst  ta   (rnt  wie   gar  nicht»  arlieilele.     Vielmehr  hat  er  eine 

!■  fertige  Uebr>raetxung  dieeea  Rechtes,  die  mit  der  im  ^anoker 
Texte  enthaltenen  dnrchiiiis  analog  wsr,  ^anx  einrach  herüliergenoinnien 
-nnd  aum  Abilmck  gvliracht. 

in  dem  Pmlog  sind,  da  da<i  Lebenrechl  bei  Lnaki  niebt  den  tiber 
•eenndna.  Mindern  emt  den  Über  tertiii»  niianiiicht,  «tatl  der  Worte  de» 
Originllst  Qtirminm  in  prima  parte  liiiiut  lilielti  provinfiale  iiui   Tlieii/oni- 

II  armptltnl^  tmiufu/i  in  lalinam  ete.,  die  dieaer  letzteren  Dinpn- 
«lti«n  mehr  enlapreehenJen  Worte:  Qvonian  in  prefalailHnit  äno/uia 
litrit  hilUi*  vnInmirMia  riuile  rt  pmniarinle  in»  fmnpelen/tr  trinuliUtivi 
In  latlmrm  etc.  geaetut.  Anatslt  aber  einen  Schritt  weiter  in  geben 
Dod  analog  dieaer  aueli  die  weiter  nnten  folgende  Pbntae :  Vf  iiirii 
■f  IUI  Hl  1111,  prmiiuno/»  grilieet  ei  fendalit,  cognila  veräatr  etc.    elwn  durch: 

«miin  IHmi  generum  iarü ,  eiuilii  leilieel  el  provineialii  tl  feodalU, 
tagttOa  vtrUale  etc.  CD  ersetnen,  lieas  sie  Lnaco  unberflhrt  stehen  nnd 
bnd  an  der  Ungenauigkfit,  die  dadurch  verarsacht  warde,   keinen  An- 

,  Und  hierin  liegt  wohl,  waa  librigena  schon  Biener  ge^en  Orupen 
bemerkt«,   der  beste  Beweis  fQr  die  Richtigkeit  der  Ansicht,  wie  wunig 

D  mit  der  in  »einer  StHtiitenaammlung  vorhandenen  lateinischen 
UebanelxnDg  der  bauplaächl lehnten  Bestandtbeile  des  sAclisiacbeu  Rechtes 
•ich  Qberbatipt  in  tliun  gab. 


15^  KalufniacVi. 

als  auch  in  Bezu^j^  auf  Artikolfol<2:(.' •  mit  der  bei  LaBCO  ent- 
haltenen in  einer  Weise  übereinstimmt,  die  es  ausser  allen 
Zweifel  stellt,  dass  beide  sieh  viel  niihor  stehen  als  die  mit 
ihnen  im  Ganzen  gleichfalls  übereinHtimmenden  und  in  letzter 
Instanz  gewiss  auf  einer  gemeinsamen  Uebersetzung  beruhenden 
lateinischen  Texte,  denen  wir  in  der  Krakauer  Handschrift 
Nr.  169,  dann  in  dem  sogenannten  Heinrichauer  und  dem 
üzialyAski'schen  Codex  begegnen  :2  S.  84—223  und  S.  248 
bis  271:  Rechtsbuch  nach  Distinctionen  in  deutscher  Sprache, 
welches  bis  auf  die  ganz  selbstverstilndlichen  Auslassungen, 
nebcnsHchlichen  Zusätze  u.  s.  w.  sich  im  Uebrigen  fast  ganz 
an  die  hergebrachte,  durch  OrtlofF's  Ausgabe,  Jena  1836,  uns 
näher  gerückte  Form  dieses  Rechtsbuches  anlehnt,  jedoch  ans 
Gründen,  die  uns  nicht  näher  bekannt  sind,  nur  von  Buch  I 
bis  Buch  V,  Cap.  29  reicht;  S.  274—343,  S.  224—247,  8.  368 
bis  369  und  S.  390-402:  Der  weiter  unten  zu  besprechende 
deutsche  Text  der  Magdeburger  ürtheile;  S.  370—373,  S.  382 
bis  389  und  S.  344 — 367:  Fragment  der  versio  Sandomirensis 
des  sächsischen  Landrechtes,  die,  soweit  sie  erhalten  ist,^  eben- 

*  Wenn  aber  RchlicBslich  in  der  ZRlilunp:  der  Artikel  zwiitchen  dorn  ü^iiAki- 
Rclion  lind  dem  Hanoker  Texte  sicli  eine  niclit  unbedeutende  Differenz 
KU  GnuHten  des  letzteren  lierauHstellt.  so  hat  das  nichts  weiter  zn  be- 
deuten, alH  nur,  da^f«  der  Schreiber  der  dienoin  Texte  zu  Grnndo  lie- 
jfrndon  Vorlage  aurh  die  einzelnen  Paragraphe  eines  jeden  Capitcis  mit 
l»e»ondoren  Nummern  versah  und  so  »choinbar  eine  viel  (rriisnere  Artikel- 
Kahl  KU  Stande  brachte  als  Lasko.  In  Wirklichkeit  sind  aber  beide 
Texte,  wie  in  allen  anderen  Heziehuii<;cn,  so  auch  in  Bezu^  auf  Um- 
fauf^  und  die  Aufeinanderfolge  der  in  ihnen  enthaltenen  Materien  als 
durchaus  übereinstimmend  zu  bezeichnen.  Nur  die  drei  Schlumartikel 
dos  J^aski'schen  Textes  lassen  sich  im  Sanoker  nicht  belef^^en,  und 
zwar  aus  dem  Grunde,  weil  der  Sanokor  Text  in  Folge  Ausfalls  einif^er 
HlKtter  an  dieser  Stelle  nicht  complet  ist. 

2  Eine  sehr  instructive  Zusammenstellung^  sowohl  der  abweichenden  als 
der  ül>ereinstimmenden  Stellen  aus  dem  zuletzt  genannten  nnd  dem 
Laski'schen  Texte  vgl.  bei  Homeyer ,  Sachsenspiegel  II,  Anhang  V, 
8.  310  f. 

^  Zu  den  (erhaltenen  Hestandtheilen  gohOren,  wenn  wir  die  Ausgabe 
l^aski's  zu  Grunde  legen,  Artikel  1 — 29,  dann  Artikel  31  —  67,  sowie 
Artikel  HO — 242;  fehlen  sonach  noch  volle  1A2  Artikel,  und  zwar  theils 
in  Folge  rein  mechanischer  Unachtsamkeit,  wie  z.  B.  Artikel  30,  theils 
\\\  Folge  Ausfalls  der  einschlägigen  Blätter,  wie  die  übrigen  Artikel. 


Die  polDiscbe  Rec^nsion  der  Msf^deburger  Urtheile.  159 

falls  mit  der  bei  Lasco  enthaltenen  übereinstimmt^  und  ebenso 
wie  diese  relativ  correcter  ist  als  manche  andere,  namentlich 
aber  als  die  im  Ossolinski^schen  Codex  Nr.  832  enthaltene  Ab- 
schrift; S.  374 — 381:  Regisfrum  iuris  Maydeburgensis  primi  Uhri 
ef  secundiy  worunter  speciell  ein  Index  zu  verstehen  ist,  den 
ein  unbekannter  Autor  zu  der  versio  Sandomirensis  des  sächsi- 
schen Land-  und  Weichbildrechtes  verfasste,  wovon  jedoch  in 
unserer  Abschrift  blos  die  Partie  bis  zu  der  Rubrik:  De 
duobus  gladiis,  etfynodo,  et  festem  etcUibus^  et  linea  confanguinei- 
tatis  vorhanden  ist. 

Ad  b).  Zur  zweiten  Frage  übergehend,  constatire  ich, 
dass  beide  in  diesen  Handschriften  enthaltenen  deutschen  Texte 
der  Magdeburger  Urtheile  bis  auf  die  gewöhnlichen  und  bei 
der  gedankenlosen  Art,  mit  der  solche  Texte  gewöhnlich  abge- 
schrieben wurden,  fast  unvermeidlichen  Auslassungen,  Umstel- 
lungen, nebensächlichen  Zusätze  ^  u.  s.  w.,  sich  im  Ganzen  als 
durchaus  identisch  erweisen.  Auch  der  Umstand,  dass  der  in 
der  Sanoker  Handschrift  enthaltene  Text  um  volle  40  Artikel 
reicher  erscheint  als  der  andere,  ist  rein  illusorisch  und  vermag 
die  Richtigkeit  jener  Behauptung  nicht  zu  alteriren.  Denn  in 
Wirklichkeit  sind  die  meisten  von  diesen  Artikeln,  auf  denen 
die  numerische  Ueberlegenheit  des  Sanoker  Textes  beruht  und 
zu  denen  ich  im  Besonderen  Artikel  1 — 37  und  302  rechne, 
in  ihm  unter  Artikel  177 — 216  und  331  noch  einmal  vor- 
handen, können  also  keineswegs  die  Bedeutung  in  Anspruch 
nehmen,  die  man  ihnen  bei  einer  blos  flüchtigen  Betrachtung 
vielleicht  zuschreiben  möchte.^     Nur  die  Artikel  247  und  324 

'  Ich  habe  im  Ganzen  nur  zwei  Differenzen  constatirt:  1.  das«  die  im 
Sanoker  Text  enthaltene  im  Vergleich  zu  der  im  Laski'schen  Text  ent- 
haltenen Uebersotzung  auch  noch  die  Namen  des  Uebersetzers,  dos 
Veranlassers  und  dos  Ortes  Sandomir  beibehält;  2.  dass  sie  unter 
Nnmmer  108  einen  Artikel  bietet,  der  im  Laski'schen  Texte  weder  an 
dieser,  noch  an  einer  anderen  Stelle  vorkommt  und  folgendermassen 
lantet:  De  eo,  gm  manum  avl  vitam  pecunia  redimif,  Qui  vUam  att^  ma- 
num  rtdimerit,  qttod  ßhi  iure  ahiudicata  ftierit,   hie  i^io  iure  eß  pravatus. 

'  Als  einen  solchen  sehe  ich  unter  anderen  auch  die  Stelle  an,  welche 
sich  im  Sanoker  Text  zu  Ende  des  Artikels  58  findet  und  also  lautet: 
Somuek  eyji  man  yrmeri  dy  clage^  dy  claye  fcX  man  wedir  hoen  nach 
nedem  y  darnach  is  de/ir  bewaren  kan. 

'  Und  wenn  man  nach  dem  Grunde  fragt,  warum  die  genannten  Artikel 
im  Sanoker  Text  zweimal  vorkommen,   so  lässt  sich  wenigsten«  in   Be- 


ICO 


Kalnin  iacicl. 


Bind  alrt  solche  anzusehen ,  die  im  Vergleich  zu  dem  Tvn- 
i»iewicz*8ehen  Texte  alä  das  specielle  Eigenthum  des  St&okff 
Textes  gelten  können.  Da  jedoch  zwei  Artikel  mehr  ok 
weniger^  noch  keine  Differenz  begründen ,  so  glaube  idi 
nicht,  dasa  ich  etwa»  Ungerechtfertigtes  behaupten  wai^ 
wenn  ich.  vorbehaltlich  die  bereits  constatirten  Abweicbimpi 
(Auslassungen^  Umstellungen^  nebensächliche  Ziufttse  n.  &  w.) 
die  beiden  in  Rede  stehenden  Texte  als  durchaiu  identid 
bezeichne. 

Ad  c).  Und  wenn  man  fragt,  in  welchem  Veifcltoi» 
wich  die  beiden  zuletzt  genannten  Texte  zu  den  flbrigen,  Wi 
der  Vergleichung  mit  der  polnischen  Reccnsion  in  Betradit  ■ 
ziehenden  deutschen  Texten  befinden,  so  antworte  ich,  im 
»io  zweifellos  der  ersten  Redaction  angehören.  HieftLr  8pri4l 
nicht  nur  der  Inhalt  und  der  Wortlaut  der  einzelnen  Aitikd, 
nondern  in   gleicher  Weise  auch  die  Aufeinanderfolge  und  ia 

troir  der  Artikel    1—37  als   »eher  annehmen,    da»  sie   hier  laf  fiM 
WoIho   zum   Vorsclieiu   traten,    dam    der  Schreiber  dieses  Textet  «* 
Vorlaufe  benutzte,  der  ein  auH  den  Artikeln  177—216  bestehendes  Fn^ 
niiMit  vorpehoftot  war;  thatsäohlioh  beginnt  aber  der  SanokerTezt  €rt 
mit  Artikel  38. 
•  In  Hi'trotr  dioHer  Artikel  muss  ich   Ubrifrons   noch   bemerken,  dt»  ^ 
xwnito  vini   ilinen   (aiMO  Art.  824)  niclitfl   weiter   iHt  als   eine  blot  lodl 
iiiiprii^iiirto  Paraphrase  des  Artikels  290  deitselben  Textes,  wfthrendto 
Artikel  2IH  eine  nur  tlieilweise   vervollstünditrte  Wiederholnng  des  A^ 
tikoU  •JI7  iMt,  und  zwar  nicht   gerade   (;enau   nach   dem  Wortlaute  4w 
HiiiHikor.  hoziohuufTHweise  de»  Pilznoer  oder  des  Krakauer,  sondern  asA 
d«Mii  doH  DroHdner  Textes.     Zum  Beweis   dessen   führe   ich   den  AnfifliJ 
dli'Mi's  Artikels   liier  wörtlich   an.     Er  lautet:    L*i1hh  frunde!    Wir  W« 
rtvt'h  ifr/i'hrrfn'n  vormalh,  tip  f'i/neni  manne ,  der  nicht  ynheymin^  wercüf 
iliiiffpftirfitit/^  vor/ftrochin  irfr  j\i/n  ;fut,   wtf  man   da»  mit    rechte  ^«»jfMff 
mti'hlr  und  up  man  den  irh  vorftotin  /uUe.    Jhntff'  ha/tif  ir  «im  ^jchrMn: 
Afiiit  j'id  den  man  nicht  vorftoten  von  rechti*  irejfin;  ^curde  aber  jfmoMf^ 
drr   nicht  dintfpjiechtitj  oder  nicht  yn'ici/minch   were,  vnd  yni  vntojf/yenÜit^i 
l'rtjn  tful  \u}r/ptt}chin  vnd  vorctntfit.  der  mochte  czu  /et/me  gute  wedir  kome», 
ulxo  dan  her  ßcerc,  da»  her  jo  verre  au»   dem  lende  getce»t  ^cer,  da»  her 
j'rt/n  tfut  nicht  voran/trorten  mochte,  ap  der  doczu  kumpt  hynne  tor  vnd  ta$ 
iLtrmtch^  ah  f/m   dt/  cfafje  uff  /ei/n  gut  irjte  wyffentlich   wurde    oder  tpot 
ajub'r  echtnot  gehiiulirt  hette  ^   dj/  her   denne  auch   f*etceg/te  aJx   redU  t/t, 
dniiuH'h  mnße  der  vm  dy  fchuJt  anttnorten,    No  hite  wir  vnt  vollen  «wler- 
wei/üin,  ap  das  an  eirir  genode  gefeyn  mag  u.  s.  w.,   wie    in    den  Magde- 
burjr,.r  Frujceu  11,  1*.  il". 


geMmmtG  Tenor '  derselben.    Auch  die  scheinbar  ganz  gering- 
ftgige,  aber  in   hihliograpliischer  Beziehung   gewiss   nicht  un- 
«ich^^  Erscheinung,  rlass  die  Artikel  18  und  37  in  den  Texten 
jn  «Tsten  Rediiction  zweimal   wiederholt  werden,    trifft  in  den 
ioM^  stehenden  Texten  ebenfalls  zu  und  ist  als  ein  Argument 
uioHlien,  das  eeteris  paribus  wohl  t-twas  werth  ist,    Anderer- 
leits  iMsen   sich   aber   zwischen   den   in  Rede   stehenden   und 
ifti  oben   genannten    Texten   dieser   Redaetion   auch   gewiaee 
Colcrschiede  nicht  verkennen.     So  ist  der  Artikel  des  Pilznoer 
Texte«  31   (im  Krakauer  Text  gleichfalls  31)  in   den  in  Rede 
rtckmleö  Texten  um  zwei,  der  Artikel  des  Pilznoer  Textes  76 
(im  Krakauer  Text  gleichfalls  76")  um  einen  und  der  Artikel  dea 
Pilujoer  Textes  123  (im  Krakauer  Test  gleichfalls  123i  um  zehn 
^kel  vorgeschoben  und  der  letztere  nicht  ohne  gewisse  Sach- 
kenntnias  somit  an  eine  Stelle  gebracht,    wo  er  aus  sachlichen 
wie  ftus  historischen  Beweggründen  thatsächHch   hingehört;  so 
lind  zweitens  die  Artikel  des  Pilznoer  Textes  145  und  180  (im 
Irakiuer  Test  ist  nur  Artikel  dos  Pilznoer  Textes  180  als  Ar- 
tikel 179   vorhanden)   in   den   in   Rede   stehenden    Texten   als 
(tiras  Zusammengehöriges  behandelt  und  biebei  noch  die  Ein- 
riehiung  getroffen,  dass  Artikel  des  Pilznoer  Textes  180  voran- 
^lit,  Artikel  145  nachfolgt;  so  sind  drittens  ausser  den  Wieder- 
Wungen.  die  bereits  genannt  wurden  und  die  auch  dein  Pilznoer 
uiid   dem  Krakauer   Text  eignen,   in   den   in  Rede   stehenden 
Texten  noch  viele  andere  Wiederholungen  vorhanden,'  für  die 
ebenso,   vrie  für  jene,   kein  genügender  Erklüningsgrund  vor- 
handen ist.     Hinzukommt,  dass  der  Torosiewiez'scbe  gleichwie 
der  Sanokcr  Text   thells  um  eine  Reihe   von  Artikeln  reicher, 
theils   ärmer  ist   als   die   corrcspondirenden   Texte   der    ersten 
Redaetion,  eowio,  dass  sie  die  in  H  und  Kji  noch  vielfach  er- 
haltenen historischen  Daten,  insbesondere  Ortsangaben,  gröBSten- 
tbeils  fortlassen.     Es   ergibt   eich    also,   dasB  zwischen   den    in 
tehenden    und   den   beiden   anderen  Texten   der   ersten 


*  AbweiebDugeu  vod  der  irt,  wie  die  weiter  unten  ang;efUbrtän ,  ädar 
wie  die  in  TU,  16,  IB,  3t,  43,  44,  49,  50,  70,  TG.  T8,  88,  OS,  102,  133, 
141,  ua,  13S,  t73,  175,  1S9,  £13,  -2U,  HS  und  230*  vorhandenen 
brauchen  hiar  aelbstreraläudÜch  gut  nicht  in  Botrauht  %\i  kammeu. 

'  Sie  lind  iu  der  «eit«r  unten  folgenden  Tabelle  durch  einen  rorgesetxten 
Stein  eniubtUcU  gemacht. 

r.  I.  xkii.-h.ti.  ci.  eil  üi.  1.  an.  Ii 


1 


162  RalainUcki. 

Redaction  denn  doch  eine  Grenzscheide  besteht;  die  es  mit 
sich  bringt,  dass  ich  sie  in  zwei  besondere  Nuancen  trenne 
und  dabei  den  Krakauer  und  den  Pilzner  Text  als  die  erste, 
den  Sanoker  und  den  Torosiewicz'schen  Text  als  die  zweite 
Nuance  der  ersten  Redaction  bezeichne.  Die  erste  Nuance  ist 
zugleich  die  ältere,  die  zweite  die  jüngere  Form  derselben. 

Dies  vorausgeschickt,  gehe  ich  nun  zu  dem  eigentlichen 
Gegenstande  dieses  Capitels,  d.  i.  zur  Klarstellung  des  Verhält- 
nisses über,  in  dem  sich  die  polnische  Recension  der  Magde- 
burger Urtheile  zu  jenen  sieben  und  zu  diesen  zwei  Texten 
befindet.  Meiner  Methode  getreu,  stelle  ich  mir  selbstverständ- 
lich auch  hier,  ähnlich  wie  im  Capitel  11  dieser  Untersuchung, 
folgende  zwei  Hauptfragen : 

I.  Wie  verhält  sich  die  polnische  Recension  der  Magde- 
burger Urtheile  zu  den  betreflfenden  deutschen  Texten  in  Bezog 
auf  ihre  Artikelfolge  ? 

n.  Wie  in  Bezug  auf  ihren  Wortlaut? 

Ad  I.    Um    zunächst  die    erste  Frage   zu   beantworten, 
schicke  ich  eine  Tabelle  voran,  die  so  eingerichtet  ist,  dass  die 
polnische   Recension   in   ihr   durch   den   Ossolinski' sehen  Text 
repräsentirt  ist,  während  die  in  Betracht  zu  ziehenden  deutschen 
Texte    mit  Ausnahme    derer    der    vierten    Redaction,    die  als 
weniger   belangreich  nur  durch  den  Berliner  Text  repräsentirt 
werden,  in  ihr  in  ihrer  Gesammtheit   erscheinen.     Auch  ist  in 
dieser  Tabelle  ferner  die  Einrichtung  getrofi'en,  dass  der  Obbo- 
linski'sche  Text,  der  als  Repräsentant  der  polnischen  Recension 
zugleich   die  Grundlage   der  Vergleichung   bildet,    in   ihr   den 
ersten,  der  Pilznoer  den  zweiten,  der  Ea*akauer  den  dritten,  der 
Torosiewicz'sche   den   vierten,   der  Sanoker   den   fünften,  der 
Dresdner  den   sechsten,   der  Thorner   den   siebenten   und  der 
Berliner    den    achten   Platz    einnimmt.     Den   Ossolinski 'sehen 
wollen  wir  kurz  durch  O,  den  Pilznoer  durch  H,  den  betreffen- 
den Krakauer  durch  Kß,  den  Torosiewicz'schen  durch  T,  den 
Sanoker  durch  Sa,  den  Thorner  durch  Th,  den  Berliner  durch  B 
bezeichnen.    0,  Pi,  Kß,  T  und  Sa  standen  mir  bei  Verfassung 
dieser  Tabelle  in  originali,  Dr,   Th  und  B  in  den  einschlägigen 
Auszügen  und  Verweisungen  von  Gottschalk,  Wasserschieben, 
Bohrend  und  Brückner  zur  Verfügung. 


Di«  polniMbe  Becension  der  Magdeburger  Urtheile. 


163 


Tabelle  H. 


0 


1 

2 

3 

4 

5 

6 

7 

8 

9 

10 

11 

12 

18 

14 

15 
16 
17 
18 
19 
20 
21 
22 
23 

24 

25 
26 
27 

28 


29 

30 
31 
32 
33 


\ 


( 


( 


Pi 


Kß 


1 

2 

3 
4 
5 
6 

7 

8 

10 

9 

11 

12 

13 

14 
15 
16 
17 
18 
19 
20 
21 
22 


\ 


-I 


_f 


\ 


23 
24 
25 


2 

3 

4 

5 

6 

7 

8 

10 

9 

11 

12 

13 

14 
15 
16 
17 
18 
19 
20 
21 
22 


-I 


I 
-( 


23 
24 
25 


11^ 


164 


CUaiaUckL 


O 


I'i 


Sn 


Dl 


Th 


B 


34 

26 

i*6 

37 

62 

65 

1.10 

35 

27 

27 

38 

63 

66 

1.11 

36 

2> 

2> 

39 

64 

2 



— 

37 

31 

31 

40 

65 

5 

— 

3S 

29 

29 

41 

€6 

3 

— 

39 

3<» 

SO 

42 

67 

4 

— 

40 

32 

32 

43 

68 

6 

—  ■ 

41 

33 

33 

44 

69 

7 



! 

43 

34 

34 

46 

70 

8 

—  . 

43 

36 

35 

4« 

71 

9 

— 

44 

1 

36 

1 
1 

36  1 

"! 

162 

1 

152 
153 

r 

i 

1.12  ; 

45 

37 

37 

49 

73 

202 

197 

— 

4fi 

35 

3> 

49 

74 

191 

154 

1.13  ■ 

1 

47 
4S 

1 

39 

4\» 

1 
l 

39  1 

40  1 

50  f 

51  1 

75  1 

76  l 

196 

f 

166 

1 

1.14  j 

49 

41 

41 

52 

1 

77 

197 

167 

• 

1.15 

50 

42 

42 

53 

78 

166 

178 

1 

51 

43 

43 

54 

79 

167 

179 

1.16  , 

5f 

44 

44 

55 

80 

— 

181 

— 

53 

45 

45 

5« 

81 

168 

180 

1 

54 

46 

46 

57 

^^ 

165 

177 

1.17 

55 

47 

47 

59 

83 

114 

176 

1.18 

56 

4> 

1 
1 

4>  j 

59  1 

84  ( 

10 
20 

1 

— 

— 

57 

49 

49 

60 

85 

19 

— 

5S 

50 

50 

61 

86 

— 

— 

5ii 

51 

51 

62 

86» 

21 

— 

60 
61 

52 

1 

52  1 

63  1 

64  ' 

87  1 

22 
23 

1 
1 

^^ 

6^ 

53 

53 

65 

89 

24 

""  1 

|6,V 

54 

54 

66 

90 

25 

63* 

56 

56 

6> 

92 

271 

1 

— 

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— 

—  ■ 

— 

— 

_ 

293 

295 

— 

— . 

— 

_ 



_ 

294 

296 

— 

— 

— 

— 

_ 

_ 

295 

297 

— 

— 

— 

_ 

_ 

296 

298 

— 

— 

— 

— 

— 

„ 

297 

299 

— 

— 

— 

— 

— 

_ 

298 

300 

— 

— 

— 

_ 

_ 

- 

299 

301 

- 

— 

— 

— 

- 

_ 

— 

303 

— 

— 

— 

_ 

_ 

— 

— . 

304 

— 

— 

— 

— 

— 

2 

~ 

305 
306 
307 
308 

^ 

- 

- 

2 

- 

1- 

•140 

•131 

309 
310 
311 
*I3I 

292 

•319 

•190 

•42 

•I.  50 

•167 

•156 

•156 

« 

29:i 

*320 

•39!. 

•62 

•1.69 

•176 

•165 

•165 

• 

294 

•321 

*46 

•84 

•1.77 

•302 

•196 

•194 

• 

295 

•322 

•80 

•136 

•11.  5 

•2S21 

•228 

*228 

* 

296 

•323 

324 
325 

•1921 

•157 

•II.  34 

_ 





297 





_ 

_ 

— 

— 

29fi 

326 

— 

— 

— 

_ 

— 

_ 

299 

327 

— 

_ 

— 

_ 

— 

— 

300 

328 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

301 

329 

— 

„ 

— 

~~ 

- 

302 

330 
331 

332 

" 

— 

— 

- 

- 

- 

303] 

- 

- 

__ 

Mit  Hilfe  dioBer  Tabelle  ersieht  man  nun,  daea  die  polni- 
«be  Recension  aich  ihrem  Inhalte  nach  zwar  in  allen  vier 
nir  Vergleicliung  herangezogenen  deutschen  Redactionen  ßndet, 
lass  jedoch  nur  die  Texte  der  ersten  Rcdaction  als  solche  ange- 
sehen werden  können,  von  denen  man  sagen  darf,  dass  sie  mit 
kr  polnieehen  Reeension  auch  in  Bezug  auf  Artikelfolge  über- 
einstimmen.    Von  den  Texten  der  ersten  Redaction,   die,   wie 


172  Katniniaeki. 

dargethan  wurde/  in  zwei  Nuancen  zerfallen ^  sind  es  aber 
wieder  jene  der  zweiten  Nuance,  auf  welche  das  von  den 
Texten  der  ersten  Redaction  Gesagte  sich  mit  viel  grösserem 
Rechte  anwenden  lässt  als  auf  die  Texte  der  ersten  Nuance. 
So  sind,  um  nur  die  wichtigsten  Belege  hervorzuheben,  die 
Artikel  0  23—30  und  0  108,  die  weder  in  den  Texten  der 
ersten  Nuance,  noch  in  denen  der  übrigen  Redactionen  vo^ 
kommen,  in  den  Texten  der  ersten  Redaction  zweiter  Nuance 
genau  an  derselben  Stelle  und  genau  in  demselben  Zusammen- 
hange vorhanden  wie  in  der  polnischen  Reoension;  so  sind 
ferner  auch  die  Artikel  0  37,  82  und  122,  von  denen  der  erste 
in  den  Texten  der  ersten  Nuance  um  zwei,  der  andere  um 
einen  und  der  dritte  um  zehn  Artikel  später  vorkommt,  in  den 
Texten  der  zweiten  Nuance  an  einer  Stelle  vorhanden,  wo  sie 
sich  auch  in  der  polnischen  Recension  befinden;  so  ist  endlich 
auch  der  Artikel  0  155,  der  in  den  Texten  der  ersten  Nuance 
in  zwei,  durch  35  Artikel  unterbrochene  Hälften  zer&Ut  und 
die  Ordnung  umkehrt,  in  den  Texten  der  zweiten  Nuance  ab 
etwas  Zusammengehöriges  behandelt  und  genau  in  der  Auf- 
einanderfolge angeführt  wie  in  der  polnischen  Recension.  Es 
sind  also,  wie  man  sieht,  Belege  genug  vorhanden,  die  es  ausser 
allen  Zweifel  stellen,  dass  die  polnische  Recension  mit  den 
Texten  der  ersten  Redaction  zweiter  Nuance  in  einer  ebenso 
durchgreifenden  wie  eingehenden  Uebereinstimmimg  steht.  Ja^ 
man  könnte  sogar  noch  einen  Schritt  weiter  gehen  und,  auf  die 
voranstehende  Tabelle,  wie  nicht  minder  auf  die  soeben  ange- 
führten Belege  gestützt,  sogar  ganz  bestimmt  die  Behauptung 
aussprechen,  dass  die  polnische  Recension  aus  einer  Vorlage 
geflossen  ist,  die,  soweit  Inhalt  und  Artikelfolge  in  Betracht 
kommen,  mit  den  Texten  der  ersten  Redaction  zweiter  Nuance 
vollkommen  identisch  war.  Bedenklich  und  mit  der  Behauptung, 
die  soeben  aufgestellt  wurde,  im  gewissen  Widerspruche  stehend 
erscheinen  nur  folgende  Abweichungen:  1.  dass  die  polnische 
Recension  einestheils  um  filnf  Artikel  reicher  ,2  anderentheils 
um  28   Artikel   ärmer  ist^   als   die   entsprechenden   deutschen 

1  Vgl.  S.  161.         2  Es  sind  dies  die  Artikel:  O  109,  157,  239,  267  und  268. 

3  Dahin  gehören:  Sa  247,  271,  299—313,  315—318,  325—330  und  332. 
Die  Artikel:  Sa  314,  319—324  und  331  sind  dagegen  blosse  Wieder- 
holungen der  nächst  vorangehenden  Bestandtheile. 


Text«-:  2.  dasa  sie  die  Artikel  0  183—185  uud  0  209—225  in 
einer  etwas  anderen  Reihenfolge  bietet'  nia  die  i-orreepondiren- 
den  deutschen  Texte.  Wenn  man  aber  erwilgt,  das«  von  den 
Artikeln,  die  die  polnitscbe  Reccnsion  vor  den  Texten  der  ersten 
Redaetion  zweiter  Nuanee  voraus  bat ,  zwei  ganz  gewiss,'^  die 
»□deren  siwei-'  höebst  wahraebeinlich  erat  von  dem  Veran- 
etalter der  polniseben  Uebersetzunp  selbst  binziigcfügt  wurden, 
während  die  Artikel,  um  die  die  polnische  ReconBion  ärmer 
ist  als  die  betreffenden  dfiutscben  Texte,  in  diesen  letzteren 
insgcsamint  am  Endo  stehen  und  somit  in  der  polnischen  Recen- 
fiion  wobi  nur  in  Folge  des  Umstandcs  fehlen,  weil  die  voraus- 
msetzendc  deiU8uhe  Vorlage  an  dieser  Stelle  nieht  complet 
war,  so  wird  man  wenigstens  den  sub  1.  erwähnten  Abweichun- 
gen kein  gar  »o  grosses  Gewicht  beimessen.  Aber  auch  die 
sab  2.  erwähnten  Abweichungen  sind  keineswegs  so  beschaffen, 
d&Bft  eß  statthaft  wflre,  sie  zur  Grundlage  weiterer,  obiger  Be- 
baoptung  widersprechender  Schlüsse  zu  machen.  Im  Gegen- 
tfaeil,  wir  werden,  wenn  wir  diese  Abweichungen  etwas  ein- 
gehender prüfen,  vielmehr  zugeben  müssen,  dasa  sie,  indem 
sie,  älintich  wie  die  in  den  pidnischeu  Texten  oder  die  in  IK 
und  K/i  enthaltenen  Artikelaltcrationcn,  auf  ganz  gewöhnheben, 

P:ch  UnRchtsanikeit  des  Abschreibers,  beziehungsweise  des 
bersetzers  entstandt- nen  Umstellungen ,  oder  gar  auf  einer 
Bsen  Verheftung^  beruhen,  für  die  Frage  nach  der  Identität 
ST  Nichtidentität  der  verglichenen  Texte  so  gut  wie  keine 
Wm  riagegen  die  UmeiEillniigeu  aalaiigl,  denen  wir  bei  0  S3  — 6Ö  und 
bei  O  193— I91J''  bogegnen,  so  boütb  ich  sie  hier  desbaltj  nicbt,  weil  bis 
eben  nur  in  O  und  nicht  auch  in  den  Utirigen  polnischen  Texten  vor- 
kommen, wHhrend  die  Umatelhiug',  der  wir  bei  O  137  —  110  begegnen, 
ir  dem  TorasiewicK'Bokeu  und  niclit  mucIi  dem  Sanoker  Texte  eignet. 
■  aind  dies  die  Artikel:  O  367-26»«. 
1  O  109  und  157. 

*  Und  tv»r  »teile  ich  mir  diese  Verheftimg  so  vor,  Antn  in  der  dem 
poIiÜKhen  Ueberietzer  xnr  Verfiigung  geelaudenen  deutschen  Vorlage 
die  Artikel,  die  in  fia  den  Anikelu  SÖ0-3ä7  entsprechen,  ans  ihrer 
fiberliererten  Ordnung  Ueranagehoben  und  x wischen  Artikel  gestellt 
wurden,  die  in  ^a  den  Artikeln  i'M  und  ii»  entip rechen.  Auf  diese 
Weice  niusslen  sodann  die  Arlika],  die  in  .^n  den  Artikelu  2-10-a4g 
entaprechen,  zwischen  Artikel  Bii  »leben  kooimeu,  die  in  Sa  den  Artikeln 
SG7  und  ä58  mitsprechen.  Im  üebrit^en  behielt  aber  jode  von  diesen 
■i   Arlikf'lpnrtien  Hie  llbprli-fBrlo  Onli.iinc. 


174  KaUiDiacki. 

Hodoutung  litibon.  Und  dies  umBomehr^  als  sie  selbst  dann, 
woiiii  sio,  was  jedoch  dem  Gesagten  zufolge  gar  nicht  zuge- 
geben wird,  einen  etwas  tieferen  Hintergrund  hätten^  viel  zu 
geringtllgig  wilren,*  um  uns  in  BetreflFdes  Verhältnisses,  in  dem 
»ieli  die  [>olnisehe  Kecension  zu  den  Texten  der  ersten  Redac- 
tion  zweiter  Nuance  betindet,  eine  andere  Ueberzeugung  beizu- 
bringen,  als  diejenige  ist,   die  ich  soeben  ausgesprochen  habe. 

Ich  bin  daher  ganz  entschieden  der  Ansicht,  dass,  soweit 
Inlialt  und  Artikelfolge  in  Betracht  kommen,  die  über  Veran- 
las(iui\g  des  Nicolaus  Gologorski  um  die  Mitte  des  15.  Jahr- 
hundvTts  bewerkstelligte  polnische  Uebersetzung  der  Magde- 
burger rrtheile  aus  einer  Vorlage  geflossen  ist,  die  bis  aof 
die  weuig\Mu  soeben  angetilhrten  und  grösstentheils  belanglosen 
Abweichungen  gtMiau  mit  den  Texten  übereinstimmte,  die  wir 
:ils  die  Texte  der  er;>ten  Redaction  zweiter  Nuance  kennen 
lernten. 

Ad  IL  \Veuig\'r  klar  als  in  Bezug  auf  Inhalt  und  Artikel- 
tolgx'  »teilt  sieh  die  {vlnische  Kecension  im  Vergleiche  zu  den 
Texten  der  ersten  Kcvlactivni  zweiter  Nuance  in  Bezug  auf  önen 
\V\»«laut  dar.  Pa  gewahrvn  wir  neben  den  gewöhnlichen,  selbrt 
in  duivluius  gleichartigen  Texten  nicht  unzulässigen  Umstd- 
luugxM\»  uxeohütuscheu  Auslassungen,  nebensächlichen  Zusätsen, 
Versohwibuv.gvn  u,  s.  w,  auch  solche  Modificationen,  die  etwtf 
autYalleudor  sir.d  a!s  diese  und  von  denen  wir  kaum  sagen 
können,  dciss  >io  in  a;:rYhaus  gloichanigen  Texten  besonders 
Ixiiutxg  x\A\vn  loh  soluivle  sie*  behufs  prftciserer  DarstellnsS 
dei>*elbon  xn  uach^roher.xle  Ka*egorien: 

'   .Vw<*  *ys^  Vs-.iko;  t*A-vv.  A*  M  :>«A»dk^^:c2}  nur  iO,  oder,  wenn  man  aucJ* 
,V,o  X*;  ,*  *v<     <^v ,;; ,:  v.  /  ;?^5  -:?v.<»  «?ic>.ü;oIi  gemachten  Umitellaog^^ 
ri^ixw/v.ov  ^,'',:j>\  >..vvsr»'ri>i  :^^  An:k«^I.  ^*  in  der  in  den  Texten  dö' 
^^'^Mov,  KtN^cuov.    »^Kv.r^v   'S%x:r>«>j>   M:iijutes«n  Reihenfolge  nicht  gen^^ 

*  l"^,o  ,*.\x  r..:v;v,K-v  VvkV.-.cv-t.  l.^rtwc  xt.y>^r  nbii^rent  anch  anf  die  b^* 
tiv^Ä^-^-.NVv.  ^vv^n  ?  oo.^v  "rr.T'-'T  Kr*c^ij*c'*.  AwhiTfÜr  slaT.  Philologie "V* 
S  S^>  s»V.  v,v  w  ,^v/.  '"^-^  -.  Ä^?/v  «••i^*i«*r  f»*i  anMchlieailich  nur  a**^ 
.':,'•  n*  r.Nvxv  ;\\i  S^'>.VrA  S.'v  .^fc  i>.-.wö»clt^n  Verwandtschaft  dies^ 
V,^\  ,Nx   r>  .i    .  ,   .   V,A  .N-  ,%-^v   KAäJkTxi-ii  xwelMr  Nuance,   im  Atf" 

kV'-^  »■,.«■    .=:.s>     ,'  .        ,.-■   N>    xvi".«»5«s'':,->?rti  BiVd  Ton  den  Verschiedef 
>v  ün'.n  .  .*    i^  ^  >C'r    .s.'    7v'.*.r.::j^-i»M:   R^KSMon  und    den    eiH' 

^>  ^K.iL*.^  V,  V.     •.vvv.«    .'    "^Vrr.;  *n:  W.-»rü«ii  bestehen. 


Die  poloische  Beeension  der  Magdeburger  Urtbeile.  175 

A.  in  solche;  die  im  Vergleich  zu  den  Texten  der  ersten 
Redaction  zweiter  Nuance  sich  als  deren  Kürzungen; 

B.  in  solche,  die  im  Vergleich  zu  den  Texten  der  ersten 
Redaction  zweiter  Nuance  sich  als  deren  Erweiterungen; 

C.  in  solche,  die  im  Vergleich  zu  den  Texten  der  ersten 
Redaction  zweiter  Nuance  sich  als  deren  Umgestaltungen  er- 
weisen. 

A.  Kürzungen.  Was  zunächst  die  Kürzungen  anlangt, 
80  lassen  sich  dieselben,  strenge  genommen,  auf  folgende 
Formeln  zurückführen: 

a)  Die  mitunter  noch  ziemlich  weitläufigen  und  stellen- 
weise auch  in  historischer  Beziehung  nicht  unwichtigen  Ein- 
gangsformeln,  wie  wir  solchen  in  T  und  Sa,  insbesondere  aber 
in  K,  Kßy  Dr  und  Th  begegnen,  wurden  in  der  polnischen 
Receosion  mit  nur  wenigen  Ausnahmen  gekürzt  oder  fortge- 
kssen.^ 

b)  In  ähnlicher  Weise  wurden  auch  die  Schlussformeln, 
die  in  historischer  Beziehung  nicht  selten  auch  von  Belang 
and  und  in  T  und  Sa  ebenso  wie  in  Pi,  Kß,  Dr  und  7'A  stellen- 
weiße noch  den  ausführlichen,  an  die  ursprüngliche  Gestalt 
der  Schöffenbriefe  erinnernden  Wortlaut  haben ,  in  der  polni- 
Bchen  Recension  ohne  Ausnahme  fortgelassen. 

c)  Stellenweise  wurden  sogar  ganze  Fragen,  wenn  nicht 
gerade  fortgelassen,^  so  mit  den  darauf  folgenden  Antworten 
b  einer  Weise  verknüpft,   dass  von  der  ursprünglichen,   in  T 


>  Zq  den  fortgelassenen  gehört  unter  anderen  auch  die  Eingangsformel, 
die  dem  angeblich  ersten,  von  Krakau  zu  Magdeburg  geholten  Urtheil 
vorangeht  und  die  in  den  Texten  der  ersten  Redaction  zweiter  Nuance 
folgendermassen  lautet:  DU  iß  (in  Sa:  was)  der  erße  briff,  der  czu 
MeydenbuTff  durch  der  Croki/chin  (in  Sa:  Cracawfchen)  ßat  /chreyber  ge- 
hoUt  xcart,  der  achczin  ßnt  (in  Sa:  feyn)  %md  ßen  ge/chrebin  in  dejhn 
ittc&e  von  gelde,  dae  noch  egnie  mannis  tode  Kant  (in  Sa  ist  das  letzte 
Wort  nicht  vorhanden)  in  feiner  were  Kette.  FrunÜickin  grtts  mit  ftetim 
dmße  czuvor,  Er/ammen  libin  frunde  vnd  befundere  gunner  (in  Sa  ist 
nnr :  libin  /rundin),  ir  habit  vma  (in  Sa  folgt  noch :  no)  noch  deßm  noch- 
^fckreben  arÜckeln  vm  recht  gefrogit  in  deßn  wortin:  Ap  no  eyn  burger  etc. 

^  Das  Fehlen  der  Fragen  in  0  167  und  218  ist  eine  Eigenthümlichkeit, 
die  nur  diesem  letzteren  und  zum  Theile  (rUcksichtlich  des  Art.  O  167) 
inch  dem  Przemj^ler  Texte  eigen  ist. 


176  Katuiiiiacki. 

lind  S(t  iiücli  crlialteiicu  Zwoithcihinp;  der  betrcfFenden  Artikel  in 
der  polnischen  Reccnsion  ho  pit  wie  nichts  zurückgeblieben  ist.* 

d)  Auch  die  in  T  und  Sa  entlialtcnen  Urkunden  wurden 
in  der  pohiischen  Rocension  entweder  fortgelassen  oder  nur  im 
Auszug   niitg('theilt    und   die  Jahrzahlen  hiebei  ganz   eliminirt. 

e)  Sehr  lülufig  wurden  Kürzungen  auch  im  Contexte  vor- 
genommen, beschrUnken  sich  jedoch  auf  minder  belangreiche 
Partien. 

B.  Erweiterungen.  Wie  die  Kürzungen,  so  lassen  sich 
auch  die  in  der  polnischen  Recension  vorkommenden  Erweite- 
rungen auf  eine  Anzahl  von  Formeln  zurückführen,  und  zwar: 

a)  Ausser  den  Glossen,  die  bereits  von  dem  Veranstalter 
der  einschlägigen  deutschen  Redaction,  beziehungsweise  von 
den  Abschreibern  derselben  eingestreut  wurden,  sind  in  der 
polnischen  Recension  (so  beispielsweise  in  0  18,  110,  129,  147, 
149,  15(5,  1G8,  177  und  214)  noch  zahlreiche  andere  zu  finden, 
die  in  jener  nicht  vorkommen. 

h)  Gewisse  Artikel,-  die  in  den  entsprechenden  deutschen 
Texten  nur  aus  blosser  Antwort  bestehen ,  sind  in  der  polni- 
schen Recension  in  voller,  aus  P^-age  und  Antwort  bestehender 
Gestalt  vorhanden. 

r)  Mehrere  Fragen,  beziehungsweise  Antworten,  die  in  T 
und  S*t  ebenso,  wie  in  /V,  A'/i?,  Dr  und  T/i  einen  etwas  knappe- 
ren Wortlaut  haben,  treten  in  der  polnischen  Recension  in 
einer  etwas  ausführlicheren  Gestalt  zum  Vorschein.^ 

d)  Viele  Fragen  haben  in  d(a'  polnischen  Recension  die 
in  den  entsprechenden  deutschen  Texten  an  diesen  Stellen  nicht 
enthaltene,  freilich  ganz  unwesentliche  Schlussphrase:  albo  czo 
o  tho  {H'Jth  zu  praico  =  oder  was  darum  Recht  sei. 

(y\  Umgestaltungen.  Dieselben  sind  im  Ganzen  nicht 
gerade  sehr  zahlreich  vertreten  und  äussern  sich  auf  zweifache 
Weise  : 

a)  Sie  verändern  zwar  den  Wortlaut,  nicht  aber  auch 
den  Sinn  der  betreffenden  Stellen; 

b)  sie  verändern  mit  dem  Wortlaut  auch  den  Sinn  der 
betreffenden  Stellen. 

^  AIh  bcsoiiflot'H  iiistructivoH  Boinpiol  v^l.  niAii  diesbeEUglicli  O  171  -=  7173. 
2  Dahin  gchöron:  Art.  O  00  und  im  g^owisMon  iSinne  mich  Art.  O  240. 
»  So  7..  B.  O  12,   Ui  (Antw.).  -21   (Fr.),  74,  77,   194  (Fr.),  205  und  262. 


Die  polniBcbe  ReceoBion  der  Magdobur^or  Urlhcile. 


177 


PolniÄiier  Text.2 


a)  Umgestaltungen  der  ersteren  Art.^ 

Art.  O  3,  Antwort. 

Wörtliche  neuüochd.  Ueber- 
setzung. 

Aber  In  den  Städten, 

wo  Wundärzte  sind,  gibt 

man  sie  diesen  letzteren 

auf  ihren  Eid  zn  schätzen 

und   vor    dem   Gerichte 


ile  w  mjerczyech, 
fdie  fa  ranny  lekarze, 
diTm  to  daya  pod  przy- 
ßsga  (^aczovacz  y  przed 
inTem  povyedacz,  ya- 
kye  bjly. 


Mittellioclul.  Text. 


zu  sagen, 
sie  waren. 


welcher  Art 


Abir  in  den  fteten,  do 
wunde  orczte  fint,  dy 
leffet  man  off  ere  eyd 
dorczu  fweren,  das  fe 
dy  wunden  recht  kyfin 
uff  eren  eyd. 


6^  maß  poymye  zo- 
B,  cxo  ß  nya  pyrwey 
fnebjwal,  nyßly  ya 
fujü,  a  to  geft  yawno. 


Wey  moße  ly  wyle- 
|»j«cz  y  gego  dzye- 
oy  ßjedxyecz  w  law^y- 
Vf  albo  w  kthorem 
;Vi^,  albo  bycz  w 
jttHem  rzemyeßle  albo 
vknotwye,  yako  mal- 
jMfoy  ladzye  y  dzye- 
|*Vi  eiyly  nye  moga, 
[Ab  c»>  ony  za  prawo 
iilbo  moga  myecz 
W^  prawego  prawa? 


Art.  O  14,  Frage. 

Wenn  ein  Mann  eine 
Frau  nimmt,  mit  der  er 
früher,  bevor  er  sie  zur 
Frau  nahm ,  Beischlaf 
gepflegt  hatte,  und  dies 
wird  offenbar. 

Art.  0  21,  Frage. 

Ferner  ob  ein  Unehe- 
licher und  seine  Kinder 
in  der  Bank  oder  in 
irgend  welchem  Amte 
sitzen,  oder  ob  sie  in 
irgend  einer  Handwerks- 
genossenschaft oder  Bru- 
derschaft sein  können, 
wie  die  ehelichen  Leute 
und  ihre  Kinder,  oder 
ob  sie  es  nicht  können, 
oder  was  sie  sonst  für 
ein  Recht  haben  oder 
haben  mögen  nach  rech- 
tem Hechte? 


Ap  eyn  man  eyn  weyp 
adir  eyne  mayt  befliffe, 
vnddas  wirt  offenbar, vnd 
derfelbe  man  dornoch 
nympt  dy  befloffene  fra- 
we  adir  mayt  czu  der  ee. 

Fort,  mir  ap  eynir, 
der  vnelich  geborn  wirt, 
vnd  feyne  kinder,  ap  fe 
hol  vnd  wandil  mögen 
gehaben  glich  elichin, 
dy  do  olich  geborn  fint, 
adir  nicht,  [adir]  wuh 
reclit  dorvmme  fey  von 
rechtis  wegin. 


*1^  ieh  sowohl  hier  als  auch    in   den   nachfolgenden  Excerpten  mich 

» 

■BT  auf  ^e  wichtigsten  Belege  beschränke,   braucht  wohl   nur  erwälint 

n  Verden.    Die  Umgestaltungen  der  ersten  wie  der  zweiten  Art ,    die 

•A  in  Art  0  19,  39,  71,  102  und  160  finden,   mögen    in  den  einschlä- 

PCm  Excerpten,  im  Capitel  lY,  nachgesehen  werden. 

^  pobufche  Text  ist  hier   selbstverständlich  nach  O,    der   mittelhocli  - 

***t>^  nach  T  angeführt;    nur   bei   notorisch   fehlerhaften  Stellen  ist 

^  deD  polnischen  Text  auch  P,  Sk,  Ka  und  St,  für  den  mittelhocli - 

^*>tKken  aoch   8a  herangezogen;    die  »Stellen    der   letzteren   Art   .sind 

*iifli  beigefügten  Sternen  erkennbar. 

i  »Ul.-hist.  CL   GH.  Bd.  I.  Hft.  12 


178 


KaUiBiaeki 


Art.  O  46,  Frage. 


PoliÜ5c)Mr  Text.  {    Wörtliche  neobodid.  Ueber- 

setznng. 

RieoiT,  CIO  fra  trcx«  Sachen,   die  die  ehe- 

maUenfthwa   kalSnT.  liehe  Gerichtsbarkeit  be- 

treffen. 


Dalej  CIO  (>^  dare- 
oiY.  oao  Ca  od  gednefc^ 
ocioza  r  od  ti^ner  ma> 
exerie,  vmree  \r  kthonr 
£«  nrvh,  e«v>  p*»  nTem 
tofUna«  wTeßaaa  yefo 
eiaAra«  a  dax^ear«  cao 
ny«  f  gr<^d]MN^>  ocacaa 
albo  iredaeT 
^S«|^>  caaucar  nre 
ikE&a  d«alv  X  oarsii  dar^ 
oam^.  ozo  6  itTwt  od 
<i»diM^«    ocacaa    r    od 


Art.  O  72. 

Ferner  die  Kinder 
sind,  die  von  einem 
Vater  and  Tx>n  einer 
Silntter  And.  und  das 
eine  ron  üuMn  sterben 
solhe.  9o  nebaien  die, 
die  nach  ikai  asrickfe- 
bUebe«  «nd.  sein  TkciL 
nnd  £e  Kiader,  £e  niebt 
Ton  eineaa  Vaier  nnd 
von  einer  Xvtter  sind, 
nitbt 
Tbea  Mit 
mt 


Mittdbodid.  Text 

Sachin,  dj  fich  cza 
der  ee  des  echtis  tretin, 
djis  ifl  elich  rachin  pein- 
lich. 


Vort  mir  dj  kinder^ 
d  V  eynen  rater  han  md 
Ton  ejner  mnter  Hat, 
md  ftirbit  der  kinder 
ernia.  dj  andern  neaien 
ferne  erbe  vnd  ^t,  vnd 
nicht  dj  (im  Texte :  der) 
r,  dr  ratirs  ha[l]bin 
Ton  mnters  halbin 
aDerne  geTwiftem  fe^n. 


Ton  einer  Xntter  sibkL 


rtatser  tei^  lMid:<e  1t 
kchorv  iNTSTiküMi^k 
wß^th  *  ^vttY  vrasd  od 
rsfi^seca.  motc^  k  temT 
ppi>iliwolTvv,  ^ttT  pr»T> 
3auittTcaT.    a  th«.>    co6t- 

aiTeT^  ^"^  ^  **J^  ***^ 
aaprsecaTw  ^[jch  prav- 
i}aadsn»  a  atTaitT  ka 
cwMT   T  ka    ▼^▼tfakTt. 


Gi^  Tjt  ^:«mv  ital  ku 
pmwn«  a  Ott  podhtij:  pfft> 
i«a  T  m^&^np»  tSkaann  va 


Art.  o  loe.  ^ 


:b. 

«in    Scb^nie    ron 
RnfebjBtäuuwni  an 


andüMren 


dijä» 


:tu  an 

■li<)«»  siebt  ^efpnt  Umm 
Eüd  und  <I«r  Stadt  xttr 
Ehr«  ruid  an  ^utse  vsL 

Art.  O  UL  Frag^. 


TertI 
TOOL  den 


werdiB 


rstmannen  g<ft- 


«ir  Ccbeppin  onen,  das 
ist  Qbin  Tsd  Tordmn  der 
itsit  eax.  eren  Tnd  csn 
noics  Tnd  TTonaen  rnde 
TttTchedelieb  eren  eiden, 
•ir  r«a  can  Cebeppin  bnn^ 
hau  ^eCon. 


Dn  ich  ihm  an  SB>i:bte 

Sint  dtmae.   das  ber 

d.  L  ^tn  «cHWnrbM .  stnnd 

en  ttiebt  diiinneil  bat 

tind  er  mich  nncb  BBebt 

Tod  pffiebti^  woifin  ifl. 

Ttttd   euerem  iiniwfNnieb 

uicbt  evittoert  hnt. 

"Die  polnische  Recension  der  Magdebnrf^cr  Urtheile. 


179 


FoiDi.«cher  Text. 

Ale  ßa  ly  J^tore  dlupy 
[jpyenadje]  pego  eony 

ttpoiryed«*ny  Uko,  yß 
gOTV  nre  ßn  wolny 
wßanw,  *!*>«  yß  mv  nye 
cheza  albo  nye  maya 
dies,  a  7A  gego  Kony 
lywothÄ  gych  nye  do- 
bjndie  ilbo*  nye  zy- 
ßc«»  ftby  ge  mogl 
wßttc,  gdyby  chczal,  a 
oye  pnyß*}'  g^fcze  w 
gego  obroDA,  Ukye  tho 
pyettwbe  przyda 


Tedy  maya  napyrwey 
wyano  oprawycz  [yj 
lapUciyca  nyßly  gyny 
kthory  dlug  — 


Gedenczlowyek  vmarl 
a  lortawyl  po  ßobye 
male  dijeczy  ßi^cze  y 
dro^e  male  nyedoroßle 
lath  dzyeczynych. 


Jam     nykomv      nye 
vkradl      they       ßkory, 

gwaltovnye    na     ma 
ßyya  wyazany  y  beßpra- 
wnye 


Art.  O  148,  Antwort. 

Wörtliche  neuhochd.   Ueber- 
setzang 

Aber  sind  irf^endwel- 
che  Schulden  und  Gelder 
Reiner  Fran  so  versperrt, 
dass  es  ihm  nicht  frei- 
steht, sie  zu  nehmen, 
oder  wenn  man  sie  ihm 
nicht  geben  will  oder 
nicht  geben  kann,  nnd 
er  sie  bei  Lebzeiten 
seiner  Frau  nicht  er- 
wirkt ,  beziehung^sweise 
nicht  erlangt  hat,  dass 
er  sie  nehmen  könnte, 
falls  er  dies  wollte,  und 
er  sie  auch  in  seiner 
Gewehre  noch  nicht  hat, 
solche  Gelder  fallen 

Art.  0  155,  Antwort. 

Alsdann  soll  man  die 
Morgengabe  früher  ord- 
nen und  zahlen  als  jede 
andere  Schuld  — 

Art.  0  187,  Frage. 

Ein  Mann*  ist  ge- 
storben und  hat  nacli 
sich  kleine  Kinder,  die 
noch  saugten,  und  andere 
kleine  unerwachsene  in 
Kindesjahren  hinter- 
lassen. 

Art.  0  208,  Frage. 

Ich  habe  Niemandem 
diese  Haut  gestohlen, 
die  mir  mit  Gewalt  und 
widerrechtlich  auf  den 
Hals    gebunden    wurde 


Mittelhochd.  Text. 

Sint  nw  dy  gefurder- 
ten  fchulde  vnd  gelt 
czu  lodelich  vorfperret 
vnd  in  des  mannis  ge- 
walt  vnd  gewere  bey 
feynir  frawen  leben  nicht 
komen  fvnt,  no  ift  das 
gelt  gevallen  uff  der 
frawen    erbenamen  etc. 


So  Tai  dy  frawe  dy 
morgengobe  doran  be- 
haldin  von  rechtis  wegin. 


Eyn  man  ftirbit  vnd 
le[s8]et  iunge  kinder, 
einis  abir  mir,  dy  jung 
feynt  vnd  bey  erem  foge 
noch  fint  adir  [nach] 
erem  foge. 


Wy  das  mau  ym  dy 
ledir  mit  gewalt  uffge- 
bunden  vnd  mit  vn- 
rechte  etc. 


Jakoßmy  waß  pyrwey 
pytaly  o  tho,  grdyby 
czlowyek    zapowyedzal 


Art.  0  224,  Frage. 

Wie  wir  euch  früher 
gefragt  .haben  um  das, 
wenn  ein  Mann    einem 


Vort    mir    dis     nefte 
obin    gefclirebin  capitel 
adir  vroge,  dy  fich  alzo 
12* 


180 


Katniniacki. 


Polnischer  Text. 

czlowjekv  gymyenye, 
czo  by  doma  nye  byl, 
a  kako  dlugo  doma  ßa 
prawowal,  az  bj  go  pra- 
wem  dobyl,  a  gdy  by 
ten  czlowyek  byl  gofcz, 
czo  to  gymyenye  dobyl, 
albo  taky  myerczanyn 
naß,  yß  by ,  nye  byl 
pewny  tako,  yß,  gdy  by 
on  czlowyek  zayßy^  do 
domy  przyßedl,  yß  by 
nye  wyedzal,  gdze  by 
go  nalaßl ,  czo  gego 
gymyenye  dobyl  y  wßal, 
gdy  *  on  doma  nye  byl, 
boym  ßye  tego  a  pro- 
ßymy  vaß  navczczye 
naß:  Maya  ly  onego 
nyepewnego  zatwyr- 
dzycz  poraka  albo  kto- 
rim  gynym  obyczagem, 
a  kto  tho  m^  vczynycz 
a  kako,  albo  czo  o  tho 
geft  za  prawo? 


Wörtliche  neuhochd.  Feber- 
setzung. 

Manne,  der  zu  Haus  nicht 
wäre,  sein  Gut  ansprä- 
che und,  80  lange  er 
zu  Haus  nicht  wäre, 
Recht  wider  ihn  suchen 
würde,  bis  er  es  mit 
Recht  erlangen  würde, 
und  wenn  jener  Mann 
ein  Gast  wäre  oder  ein 
solcher  Mitbürger,  der 
nicht  sicher  wäre,  in 
diesem  Sinne ,  dass, 
wenn  jener  Mann  nach 
Hause  käme,  er  nicht 
wüsste,  wo  er  ihn  zu 
suchen  hätte ,  diesen 
nämlich,  der  sein  Gut 
erlangte  und  nahm,  da 
er  nicht  zu  Haus  war, 
wir  haben  Sorge  darum 
und  bitten  euch,  be- 
lehret uns,  hat  man 
jenen  Unsicheren  durch 
einen  Bürgen  oder  auf 
eine  andere  Weise  ver- 
festen, und  wer  das  thun 
soll  und  wie,  oder  was 
darum  Recht  sei? 


Mittelhochd.  Text. 

anhebit :  Auch ,  Hb 
frunde,  wir  haben  eoc 
g^fchrebln  vormoU,  i 
eyme  manne,  der  nicl 
inheymisch  were  ab 
nicht  ding^hlichtigwen 
angefprochen  wurde  fey 
g^th.  No  habe  wir  es 
dem  dritten  mole  ke 
Medeburg  gefchrebi 
von  wortin  czu  wortic 
als  hy  obin  gefchrebi 
ftet  bis  off  das  lecit« 
das  do  ftet  alzo:  Dei 
ift  dy  fache  der  clag 
geendit  von  rechtifl  w( 
gin.  Domoch  fo  fchreb 
wir  euch  alzo :  No  bat 
wir  ewer  gnode  vi 
entfliffen,  wenne  w 
beforgen  vns  des,  dj 
euch  mochte  gefchei 
das  eyn  vngewis  nw 
her  fey  gaft  abir  biirgc 
der  nicht  ftand  er) 
noch  so  viel  vamd 
habe  bette,  ap  man  n 
des  och  vorfte,  das 
mit  vnrechtir  meynun 
uff  eynes  mannes  ei 
vnd  gut  dagete,  ( 
ausgeczogin  were  v 
vor  der  clage  uff  fe 
gut  nicht  wnfte  n( 
och  fich  keynis  befolg 
bette,  vnd  wenne  i 
denne  qweme  wedir, 
mochte  her  denne  ni 
wiffen,  *wo*  her  < 
cleger  mit  dem  g 
fuchin  fnlde,  das 
fich  mit  rechte  wc 
dorczu  czogin ,    ap 


•teht  gym;  ebenso  in  den  übrigen  Texten. 


Di«  polnische  Recension  der  Magdeburger  ürtbeile. 


181 


Polniseher  Text. 


Wörtliche  neuhochd.  Ueber- 
setzuog. 


Mittelbochd.  Text. 

cleger  das  gut  abir  erbe 
*in  dem  gerichte  mit 
ftandem  erbe  adir  cugen* 
vorwiffen  muffe,  adir  ap 
man  das  wedirfprechin 
möge,  wy  adir  wer  von 
rechtis  wegin? 


b)  Umgestaltungen  der  zweiten  Art. 


Älbo  gynego  priy- 
rodzonego  prziyaczela 
»Ibo  opjekadlnyka   — 


Anyevczynyl  pocze- 
^  lyczba  — 


A  wikia  ly  gey  teß 
c»  ßwego  yle  ftoya- 
czegoyle  nyeftoy^zego 
?jTnyenya  przed  gayo- 
nyni  ß^ndem,  to  teß 
gej  pnydze,  y  teß  to 
wßythko  ma  ßobye 
▼ßancz,  czo  gey  przy- 
DUfflo  od  gey  rodzyny,  a 
kv  gynemv  gymyenyv 
svego  masa  obrona  nye 
na  f  prawa. 


Nye  yefth   ly   kthori 

czlowyek,  czo  przyßedl 

^f)  waßey   zyemye,  d<>- 

konan,    aby   byl   wyle- 

ganyecz,  czoß  gemv  tho 

wyniÄwyano,    poko  byl 

zyv,   tedy    moga  gego 

przyaczyelye  przyrodze- 

ny  ßamoßyodmy   nye  f 


Art.  0  1,  Frage. 

Oder  einen  anderen 
angeborenen  Freund 
oder  Vormund  — 

Art.  0  9,  Frage. 

Und  hat  nicht  redliche 
Rechnung  gethan   — 

Art.  0  12,  Antwort. 

Und  gibt  er  ihr  auch 
was  von  seiner  stehen- 
den oder  beweglichen 
Habe  vor  gehegtem  Ge- 
richte, so  gehört  ihr  dies 
auch,  und  hat  sie  auch 
Alles  das  zu  nehmen, 
was  ihr  von  ihrer  Fa- 
milie angestorben  ist, 
und  rücksichtlich  des  an- 
deren Vermögens  ihres 
Mannes  hat  sie  keine 
Wehre  vom  Rechte. 

Art.  0  13,  Antwort. 

Ist  ein  Mann,  der  in 
euer  Land  kam,  nicht 
überwiesen  worden,  dass 
er  unehelicher  Geburt 
wäre,  wie  man  ihm  dies 
vorwarf,  so  lange  er 
lebte ,  alsdann  können 
seine  angebomen  Freun- 
de selbstsiebend  mit  un- 


Abir  gekorn  Vormund 


Hot  nicht  rechnunge 
jerlich  gelon  — 


Hat  ir  och  der  man 
was  genantis  gutis  an 
feym  erbe  gegebin  adir 
an  varnder  habe  vor 
gerichte,  das  fal  fe  ouch 
behalden;  andirs  hot  dy 
frowe  an  eres  mannis 
gutis  nicht.  Were  ouch 
der  frawen  icht  ftand 
erbis  adir  eygins  andir- 
ftorbyn  von  eren  eidern, 
das  behaldet  fe  mit 
rechte  von  rechtis  wegin. 


Ist  ein  man  komen 
in  ewer  lanth  vnd  ny 
vor  gerichte  vnelicher 
geburd  obirwunden  ift, 
dyweyle  her  lebte,  be- 
fchuldiget  ym  ymant 
feyme  geborth  noch 
feyme  tode,  fo  mögen 
feyme   erben   feyne  ge- 


182 


Kaluiniacki. 


Pobis«her  Text. 

podeftrzauymy  ludzmy* 
prsyßaiTA  vkazacz ,  yß 
^eft  ß  malzenftwa  vro- 
dzou. 

Spy  ly  inaßczyzna  ß 
iiyewyaftH  albo  ß  dzye- 
wka,  czo  proßna  geft 
albo  ßobye  wolna,  a 
potem  ya  poymye  w 
malßenftwo. 


A  vczynyly  radcze 
kthory  wyelkyerz  <>  ta- 
kych  rzeczach,  a  czy 
porjjcznyczy  tego  czlo- 
wyeka  nye  mug<}  po- 
ftawycz,  a  ß  radczczy 
fch^  *o  tho  nye  zjre- 
dnaya*,  tedy  przepadly 
wyelkyerz,  czoß  na  to 
vczyuyon,  a  tho  f  pra- 
wa  prawego  Maydbur- 
fkyego. 


I 


Alle  geft  ly  ten  fyn 
przed  thyra  ozalowan  o 
takyeß  rzeczy ,  ßlowye 
wyelkych,  czo  o  nye  teß 
ß  ludzmy  przyßagl. 


Gonicza  geft  rzecz, 
gdy  kogo  vfacza,  a  on 
kogo  byge  albo  dobyya. 


Wörtliclie  neuliocLd.  Ueber- 
setzung. 

verdächtigen  Leuten  auf 

ihren  Eid  beweisen,  dass 

er  ehelich   geboren  sei. 

Art.  O  14,  Antwort. 

Schläft  ein  Mann  mit 
einer  Frau  oder  mit 
einem  Mädchen ,  das 
ledig  oder  frei  i^t,    und 

I   sie  sodann   zu  der  Ehe 

'   nimmt. 

Art.  0  4ü,  Antwort. 

I        Und  haben  die  Kath- 
i    männer   um   solche   Sa- 
chen eine  Willkür   ge- 
i    macht,  und  diese  Hurgen 
I    diesen  Mann  nicht  stel- 
len    können     und     mit 
i    den    Kathmännern    sich 
diesbezüglich  nicht  ver- 
•    gleichen,    alsdann    sind 
I    sie     der    Willkür     ver- 
fallen,   die    darum    ge- 
macht wurde,   und  dies 
ist  vom  rechten  Magde- 
burgi.«»chen  Rechte, 

Art.  O  54,  Antwort. 

Ist  aber  dieser  Sohn 
vorher  um  solche,  sozu- 
sagen ,  grosse  Sachen 
angeklagt   worden,    um 

>   die  er  auch  mit  Leuten 

,   geschworen  hat. 

Art.  O  55,  Antwort. 

Die  handhaftige  That 
ist,  wenn  Jemand  er- 
griffen wird,  da  er  Je- 
manden schlägt  oder  den 
letzten  Schlajr  gegen 
.   ihn  fuhrt. 


Mittelhoefad. 

!   borth    ralbfylK 
!   vnvorfprochen 

beweyfen  off 

ligen. 

Befleffit  ejo 
weyp  adir  ejn 

i   do   ledig  ift,  ; 

I   willen,  vnd  de 
dornoch     czn 
nympt. 


Habin  no  dy 
fulche  peynlid 
gemachot,  vnd 
den  man  nicht 
mogin ,  fo  ful 
mit  *  erin  e; 
weyfin ,  das 
ane  ere  wifßni 
fundir  crem*  v 
worden  fey,  < 
nicht  geftelle 
vnd  fich  denne : 
lichkeyt  mit 
vm  er  g^lobd« 
ten  von  rechti« 

Ist  abir  der 
mir  vm  vngei 
clagit,  abir  fa] 
fweren  mit  g< 


Dy  hanthai 
ift  do,  wenne 
gerichtia  in  de 


^  Das  Wort  ludxnuf  ist  aus  Sk  entlehnt.         ^  Im  Codex  steht  6 


Di«  polnisehe  Kcctasion  der  Magdeburger  Urtheile. 


183 


Folßi scher  Text. 

Pneftapy  ly  kto  prae- 
cijwko  mczczam  albo 
P^ciywko  myefczkyey 

jf^gjgse  wßandz  wyna 
podlag  mylofczy  y  vfally 
»yefökyey- 


p^ey  pnef th^py  ly » 
ktho  myefczky  wyel- 
\yen  pUcÄjc*  na  then 
d^jen,  iako    xan    ßlu- 

bjODO. 


Y  tbo  geft  muye  IS 
DJ»  diDO,  a  droge  mv- 
Crlem  fordrowacz ,  a 
toczyem  dzyerßal  zwa 
SODA  y  myal  f  pokogem 
wyiciey  nyßly  rok  y 
dsen  — 


Tho  moze  dobrze  fwey 
matczedacz  albo  gyne- 
mv   fwemv    przyrodzo- 
nemv ,   kyedy    oii[o] 
chcte. 


Art.  0  56. 

Wörtliche  neuhochd.  Ueber- 
setzung. 

Scbreitet  Jemand  ge- 
gen die  Rathmänner 
oder  gegen  die  städti- 
sche Willkür  ans,  von 
dem  können  die  Rath- 
männer Busse  nehmen 
nach  ihrer  Gnade  und 
nach  der  städtischen 
Willkür. 

Art.  0  59. 

Femer  überschreitet 
Jemand  die  städtische 
Willkür,  [der  zufolge  er 
verpflichtet  wäre]  zu 
zahlen  an  einem  be- 
stimmten Tage,  wie  dies 
für    ihn   gelobt   wurde.    \ 

Art.  0  66,  Frage. 

Und  das  ist  mir  mit  i 
ihr  gegeben  worden,  ; 
und  das  Andere  musste  | 
ich  fordern,  und  dies 
besass  ich  mit  meynem 
Weybe  und  hatte  in 
Kühe  mehr  als  Jahr 
und  Tag. 


Mittelhochd.  Text. 

Miffetuet  eyn  man 
kegen  den  ratmannen 
abir  kegen  der  ftat  bo- 
bin erer  wilkor,  dorvm- 
me  fo  mog^n  dy  rat- 
manne befferunge  nemeu 
nach  eren  gnodon  vnd 
willen. 


Vort  mir  gebricht  eyn 
man  kejgen  der  gobe 
wirkor,  das  man  globit 
czu    dem    bobir   dinge. 


Vnd  ift  [m]ir  mit  ir 
gegebin  czu  vordem 
vnd  das  han  ich  mit 
meyn  weybe  befeffen 
vnd  gehabit  in  der  were 
jar  und  tag  on  anfprocht. 


Art.  0  68. 


So 


kann  es  wohl 
seiner  Mutter  geben 
oder  einem  anderen  An- 
verwandten ,  wann  es 
will. 

Art.  0  75. 


Seynir  mutir  gebin 
adir  eyme  andim,  weme 
is  wil. 


Goracze  rzeczy,    czo   |  Eine        handhaftige 

flußa  na  groczßkye  pra-    I   That,  die  vor  des  Burg- 
wo,  tho  ma  beß  odwlo-   !   grafen    Gericht    gehört, 


Eyn  hanthaftige  tat, 
dy  do  gefcheit  wirt  byn 
des       burggroffin      ge- 


I  Aus  Sk  entlehnt;  in  O  und  P  steht  das  sinnlose  pyt(Unficzye. 


184 


Katniniacki. 


Polnischer  Text, 

ky      groczßky      ßandz;} 
ßandzycz. 


Zaftanje  \y  ktbory 
czlowyek  fwe  rzeczy  v 
ktotego  zyda,  *czo  mv 
ßfj  vkradzony  att)o  roß- 
bythe*,«*  then  zyd  nye 
moze  [ye]  prawem  od- 
bronycz. 


Zaluge  ly  ktho  uayn, 
mog^    gego    blyßy    tbo 


Wörtliche  neuhochd.  lieber-    ! 
setzang. 

die  soll  ohne  Verzug 
der  burggräf  liehe  Rich- 
ter richten. 

Art.  0  80. 

Trifft  irgend  ein  Mann 
seine  Sachen,  die  ihm 
gestohlen  oder  geraubt 
wurden,  bei  einem  Ju- 
den, dieser  Jude  kann 
sie  nicht  mit  Rechte 
vertheidigen. 

Art.  0  96. 

Verklagt  ihn  Jemand, 
so    mögen     seine    Ver- 


odmowycz  tako  dlugo,  |  wandten  dem  so  lange 
aß  on  ßye  do  domv  <  widersprechen,  bis  er 
wroczy.  nicht    nach    Hause    zu- 

rückkäme. 


Gofczye  albo  okoly- 
czny  ludze,  bandz  ßwye- 
czchych  albo  duchow- 
nych,  albo  zydzy  — 


Yß  iiiy  ortele  woytho- 
wy  myefczkyemv   y  lu- 

dzom    prawe    ortele 
iiaydcz   chczemy. 


Yß   nyßadnego    przy- 

'  ßaßnyka      moga      ßan- 

dzycz,    gdy   nye   zawy- 


Art.  0  101,  Antwort. 

Gäste  oder  Leute  aus 
der  Umgegend,  mögen 
sie  Laien  oder  Geist- 
lichen unterthan  sein, 
od>Br   Juden    - 

Art.  O  111,  Antwort. 

Dass  wir  d«iii  städti- 
schen Vogfp  die  Ur- 
theile  und  den  Leuten 
rechte  Urtheile  finden 
wollen. 

Art.  0  13(),  Frage. 

Dass  man      keinen 

Schöffen  richten    mag, 

wenn  er  nicht  schuldig 
ist. 


Mitt«Ihochd.  T« 

richte,'  dy  fal  es 
des  hofferichtors  ^ 
richten. 


Anevangiteyn 
man  bei  dem  an^ 
das  ym  aberab 
geftolin  ist ,  c 
keyne  Jude  gew< 
vor  gerichte. 


Clagit  [man], 
möge    das    wol 
fprechen,  *weni 
wedir  czu  lande 


Gefte  abir  v 
laut© ,  dy  ley 
Juden  — 


Das  ir  dem 
der  ftat  vnde  de 
recht  orteil  vii 
vinden  wellet. 


\Vy       man 
fcheppin    abe^ 
mogiu     ane     v 
fache. 


'  In   Pi  lautet  diese  Stelle:  d//  do  ifefrhyt  hynne  den   Tof/eii,  alz  ü 

g reuen  dink  iß.  mid  yerycht.e. 
'^  In   Pi:  czu  /tan/,  des  hurkf/rmen. 
^  In  O  lautet   diese    Stelle:  fwe   rzeczy    irzyaUie   yako  vkrmlzone  n 

zyda  ktorego. 


Di«  polnische  R«c«D8ion  der  Miigdebiii|;er  Urtheile. 


185 


polnii^jher  Text. 

j^Ig  pnyl^aße  ly  ku 
p^ßaflwu  beß  wyrz©- 
aojiep>  c^a^Tv»  ten  nye 
DOse  t>y^  ^^^  (Vandzycz 
pnei  prtyßaftwa  przeß 
f,rt  (»befcxye. 


Tedy  softal  po  them 
tho  ToarlTiii  dzeczaczv 
gedeo  dorn,  czo  gy  od- 
mnirl  ni  gego  mathk^, 
ß  kthorego  domu  gefcze 
bylo  wjrnowatho  pyacz 
gnywyen. 


Tedy  raa  przynyefcz 
lyfth  tego  od  woytlia  y 
pmßißnykow  z  gayne- 
go  sandv  f  tego  tlio 
myiTta,  gdze  ten  czlo- 
wyek  xatwyerdzon. 


Ztftawy  ly  kto  koniv 
ktborekoly  zaftawyone 
pned  prawem  gymye- 
nye. 


Pne  to,  yß  ony  mvra 
Cye  troßkacz  o  tho,  aby 
tiky  ortel  wydaly,  ya- 
koby  ßwey  przyßadz«^ 
dofycz  vczynyly. 


Art.  0  136,  Antwort. 

Wörtliche  neuhochd.  Ueber- 
setzuDg. 

SchwOrt  er  aber  zum 
Schtfffenamt  ohne  fest- 
gesetzte Zeit,  ein  solcher 
kann  sich  nicht  selbst 
richten  ohne  den  SchOf- 
fenstuhl  wegen  seines 
Unterhaltes. 

Art.  0  147,  Frage. 

Alsdann  ist  nach 
diesem  todten  Kinde  ein 
Haus  zurückgeblieben, 
das  von  ihm  auf  seine 
Mutter  angestorben  war, 
von  welchem  Haus  es 
noch  schuldig  war  fünf 
Mark. 


Art.  0  177,  Antwort. 

Alsdann  hat  er  einen 
Brief  zu  bringen  von 
dem  Richter  und  den 
Schöffen  des  gehegten 
Gerichtes  der  Stadt,  wo 
dieser  Mann  verfestet 
wurde. 

Art.  O  180,  Antwort. 

Versetzt  Jemand  Je- 
mandem was  immer  für 
eines  vor  dem  Gerichte 
versetztes  Gut. 

Art.  O  186,  Antwort. 

Deswegen ,  weil  sie 
sich  bekümmern  müssen, 
dasH  sie  ein  solches  Ur- 
theil  aussprechen,  mit- 
telst dessen  sie  ihrem 
Eide   genügen    würden. 


Miitelhochd.  Text. 

Sweret  abyr  ymant 
czu  der  fcheppen  bang 
fundir  czeyt,  der  mag 
sich  felbir  nicht  abefe- 
czin  vm  feyner  narunge 
willen. 


No  was  eyn  haws 
blebin  von  demfelben 
toten  manne,  *desfelbin 
hawfis  helfte  von  feyme* 
kinde  an  dy  mutir  ge- 
rtorbin  was,  von  welches 
hawßs  mawer  man  fchul- 
dig  was  vunif  marc 
mynnir  eyn  firdung. 


So  nnis  her  en  au- 
fprechen  mit  dem  richter 
vnd  mit  dem  fcheppen 
von  der  ftat,  in  gerichte 
der  vorueftet  was,  vnd 
dy  vorueftunge  mit  en 
in  das  gerichte  czugen. 


Wirt  ymandin  erbe 
vorracz[tJ  vor  gerichte 
der  ftat. 


Dorch  forgeueldigkeyt 
wille,dy  fe  habin  muffin 
c/.u  der  künde  uff  das 
recht. 


186 


Polnischer  Text. 

Ten  ortel  layal  geden 
przyßaßnyk  ßwym  przy- 
rodzonym  przyyaczelem, 
kogo  tyka  ta  rzecz, 
*ktoryß*  thu  gyftne  teß 
oczy wyfczye  ftal  y  przy- 
ßedl  podlug  prawa  na 
lawycza  y  rzekl: 


Yß  nye  moze  a  nye 
vmye  twardych  a  tni- 
dnych  rzeczy  oprawycz. 


Dzecza  tego  vmarlego 
mowy,  yß  ma  latha  a 
chczalo  by  ßye  ßamo 
opyekacz. 


Katuiniacki. 

Art.  0  194,  Frage. 

AVortlicLe  neuhocbd.  Ueber- 
setzung. 

Dieses  Urtheil  strafte 
ein  Geschworener  mit 
seinem  angeborenen 
Freunde,  den  die  Sache 
anging,  der  hier  per- 
sönlich und  offenbar 
stund  und  der  nach  dem 
Bechte  die  Bank  bestieg 
und  sprach: 

Art.  0  205,  Antwort 

-  Dass  er  nicht  vermag 
und  nicht  versteht,  harte 
und  schwierige  Sachen 
zu  verrichten. 

Art.  0  253,  Frage. 

Das  Kind  dieses  Tod- 
ten  spricht,  dass  es  die 
Jahre  hat,  und  dass  es 
sich  selbst  bevormunden 
möchte. 


3dittelhochd.  T«iL 

Dis  orteil  wedirfpick 
eynir  mit  gefwomfligi' 
fippin,  den  dy  Ii^ 
antrat,  mit  feynen  Cm* 
den,  dy  do  kegenimfr 
gen  ftunden  vnd  won^ 
betende  der  bing  lA 
her  fprach: 


Vnd    das    her  nidft 
kuune    noch   möge  fB  j 
redeliche  fache  voite 


No  fprycht  das  kjt^  ■ 
is  fye  no  wol  cza  feyoBt  j 

1 

iaren  komen,  disiseü 
Vormunde  habin  wil| 
wen  is  wil.* 


Obschon  es  aber  den  hier  dargelegten  Momenten  zufolp 
nicht   dem    geringsten   Zweifel    unterliegt,   dass   die    polnische 
Recension  im  Vergleich   zu   den  Texten   der   ersten  Redactiot 
zweiter  Nuance  in  Bezug  auf  Wortlaut  DiflFerenzen  bietet,  dfe 
etwas    weiter    gehen,    als     dies    bei     notorisch     gleichartig^ 
Texten  in   der  Regel  der  Fall   zu   sein   pflegt,    so   glaube  leb 
nicht,    dass  es  statthaft  wäre,    in  Folge  dessen  sofort  auch  3^ 
eine  besondere,   von  den  Texten  der  ersten  Redaction  zweite* 
Nuance  verschiedene  deutsche  Vorlage  zu  denken.    Mit  gen»^ 
demselben  Rechte,  wie  dieser  oder  jener  Compilator,  durfte  jl 
auch  der  polnische  Uebersetzer   selbst  mit  der  ihm  zu  Gebot* 
stehenden  und,  wie  ich  annehme,  der  ersten  Redaction  zweite] 
Nuance  angehörigen  deutschen  Vorlage  in  Bezug  auf  Wortlaai 
Aenderungen    vornehmen,    die   in   letzter   Consequenz   zu   den 


^  Diese  ganze  Stelle  ist,  weil  T  nur  bis  Art.  221  reicht,   aus  Sa  entlehnt 


Di«  polnisdie  Recension  der  Maf  debnrger  Urtheile. 


187 


I>ifferenzen  ftihrten,  wie  ich  sie  soeben  skizzirt  habe.  Oder 
and  etwa  die  Differenzen,  wie  ich  sie  soeben  skizzirt  habe,^ 
nicht  von  dieser  Art,  dass  sie  der  polnische  Uebersetzer  selbst, 
jnch  ohne  Vermittlung  einer  besonders  zu  diesem  Zwecke 
OTlparirten  deutschen  Vorlage,  bewerkstelligt  haben  konnte? 
Uuss  denn  ein  Uebersetzer,  wenn  er  mit  seiner  Vorlage  gewisse 
Aenderungen  vornehmen  will,  sich  dieselbe  durchaus  erst  ent- 
sprechend präpariren  lassen? 

Ausser  diesen  rein  theoretischen  Erwägungen  gibt  es 
»ber  in  der  polnischen  Uebersetzung  noch  eine  Anzahl  anderer, 
soiußagen  thatsächlicher  Belege,  die  beweisen,  dass  sie  unge- 
achtet der  auf  S.  177 — 186  angeführten  Differenzen  aus  einer 
Vorlage  geflossen  ist,  die  mit  den  Texten  der  ersten  Redaction 
iweiter  Nuance,  wie  in  Bezug  auf  Inhalt  und  Artikelfolge,  so 
aaeh  in  Bezug  auf  Wortlaut  identisch  war.  Als  solche  thatsäch- 
liche  Belege  sehe  ich  aber  insbesondere  alle  jene  Stellen 
(Worte,  Phrasen,  Sätze  und  ganze  Artikel)  an,  die  in  gleicher 
Weise  wie  in  den  Texten  der  ersten  Redaction  zweiter  Nuance 
in  Wirklichkeit  nur  noch  in  .der  polnischen  Recension  vor- 
kommen. Ich  fiihre  sie  hier,  da  sie  mir  auch  sonst  wichtig 
genug  zu  sein  scheinen,  vollständig  an. 


Art.  O  1,  Frage. 


Polniscber  Text. 

1  xoflhiwy  po 
iiobye.-.  bratha 
albo  ßyostry  ma- 
ßa. 


Neuhd.  Ueber- 

StitZUDg. 

Und  lässt  nach 
sich  den  Bruder 
oder  den  Mann 
seiner  Schwester 
zurück. 


Mittelhd.  Text 
nach  T. 

Vnd  leffet  ouch 

seyn    brudir  adir 

fwestirmoge. 


Mittelhd.    Text 
nach  Pi. 

Und  lefit  ey- 
uen  brudir  adir 
fwertmog. 


Gdy  ten    maß   ! 
poj^  V  malzen- 
ftwo  swoya  mam- 


Art.  O  20,  Antwort. 

Hat     dieser  Hot    der    man 

Mann  seine  Am-  seyne  amme  czu 

me   zu    der    Ehe  der  ee  genommen, 
genommen. 


Hot  dir  man 
feyne  amey  czu 
der  ee  genomen. 


'  Selbst  die  unter  C,  bj  ersichtlich  gemachten  Differenzen  machen  hievon 
keine  Ausnahme  und  lassen  sich  ebenso  wie  die  übrigen  grösstentheils 
auf  Rechnung  des  polnischen  Uebersetzer»  selbst  bringen.  In  Betreff 
der  aus  Art.  O  12,  14,  54,  96,  101,  111  und  177  entlehnten  Stellen  kann 
man  dies  sogar  mit  apodiktischer  Gewissheit  behaupten. 


188 


Folniflcher  Text. 

Starego  dawne- 
go  obyczay[a]  na- 
fcliy  woythowye 
albo  ßandze  *  wy- 
byraly  *  *  przy- 
ßyafnyky  ku  la- 
wyczy  na  prawye 
ßyedzyecz. 


Tho  raczcze 
moga  na  nyem 
bracz     nye      pa- 

trzacz    gynego 
prawa. 


Azaly  my  nye 
mamy    podobnye 

tho    gymyenye 
dzyerßecz  y  oßa- 
gnacz  swymy  bly- 
ßymy    ß     naßym 

prawem,    nyßly 
by  ktho  nam   ge 
mogl    odwyefcz  ? 


Daley  teß  czlo- 
wyek  za  fwego 
szywothfi  moze 
ßwym  dzyeczem 
wybracz  albo  po- 
ftawycz  opyekal- 
nyka. 


Kaßdy        czlo- 
wyek     moße      w 


Kalainiaeki. 


Art.  0  48,  Frage. 


Neuhd.  Ueber- 
setzuDg. 

Von  alter  Ge- 
wohnheit haben 
unsere  Vögte  oder 
Richter  Schöffen 
gewählt  zu  der 
Bank  zu  sitzen 
zu  Gerichte. 


Mittelhd.  Text    - 
nadi  T. 

Von   aldir  ge- 

wonheyt  habin 

vnser    richter 

fcheppin      irwelt 

vnd    irkom    czu 

I   dinge  uff  dy  bang. 


ICttdhd.  Text 
ndi  K 

Von  aUir  gl- 
wonheyt  habii 
vnfer  rothinfli 
fchepfHii  inreÜt 
Ynd  kekoni  cn 
dingen  nf  ^f 
bank. 


Art.  0  59. 


Das  können  die 
Rathmänner  von 
ihm  fordern,  nicht 
achtend  auf  ein 
anderes  Recht. 


Dy     rotmanne  |       Dy     rotmaiM 
sulle  an   vordim   |   sulle  an  TOf&i 

vmderftatwegii 
vnd  dorffin  taf 
keynis  *andirs*   I   nisandirsrichtfla 


von  der  stat  we- 
gin   vnd    dorffin 


rechtes  dorczu. 


Art.  0  66,  Frage. 


Ob  wir  nicht 
billig  dieses  Gut 
halten  und  erlan- 
gen sollen  mit  un- 
seren Verwandten 
und  mit  unserem 
Rechte,  als  dass 
uns  Jemand  das- 
selbe entziehen 
möge? 


Ap  wir  nicht 
billichdasGutbe- 
halden  füllen  in 
der  ftat  gewere 
mit  vnferem  rech* 
tin  mogin  vnd 
vnferem  rechte, 
wenne  das  vns 
ymant  abgeczu- 
gin  möge? 


darcsn. 


Ap  wirichttö- 
eher  das  gut  bs- 
haldin  fallen  Ji 
dir  gewere  bä 
vnfirm  rechte  vod 

dovor  getrfltoi 
magin  mitvn0fli 
rechte? 


Art.  0  67. 


Auch  kann  fer- 
ner ein  Mann  sei- 
nen Kindern  bei 
seinen  Lebzeiten 
einen  Vormund 
erwählen  oder  be- 
stellen. 


Vort  mir  eyn 
man  mag  Vor- 
munde kysen  sey- 
nen  kindirn  bey 
seyme  leybe. 


Vort  mir  keyi 
man  mag  vor 
munde  kyfinCoy 
nen  kindera  b0 
feyme  lejbe. 


Art.  0  84. 


«leder   Mann 
kann  in  gehegtem 


Eyn  man  mag 
im     gehegetim 


Keyn  man  m. 
yn     gehegetii 


'  In  0  steht  wyhyeraya. 


Di«  polniaehe  Reeension  der  Magdeburger  Urtheile. 


189 


Itjooem   fandze 


Neulid.  Ueber- 
setzang. 

Gerichte  seine 

^a  isloba    od-   j   Klage    vergeben. 

Art.  0  88. 


Mitt<^Uid.  Text 
nach  T. 


dinge  feyne  clage 
vorgebin. 


Xne  bindze  ly 
kthory  cudjty 
olofTrek  w  gora- 
oeynecxywkto- 
lem  01eiD  vczyn- 
ko  wifeaon,  then 
ninfij  pned  na- 
&yo  rindxa  t  naß 
j  [oinem]  pra- 
weobjcipraw. 


Thtmo  gyfte 
m  diedzynye  w 
gego  woythow- 
ftwe. 


Kykth      moze 

bna;  aüuge  ly 
ktbü  n«yn  — 


Miftrxowye,^ 
kthorty  *vyedza 

y*  poeywaya 
enofczj. 


Aby  ßye  ßwym 
ortelem  zoftal  al- 
bo  *nyechal*. 


Aber  wird  ein 
fremder  Mann  in 
der  handhaftigen 
Sache  oder  in 
einer  bösen  Tbat 
ergriffen ,  dieser 
muss  vor  unserem 
Richter  bei  uns 
und  nach  unserem 
Rechte  sich  recht- 
fertigen. 


Abir  ritter  und 
auch  gebawern 
muffin  antworten, 
ap  fe  vm  vnge- 
richte  uff  frischer 
tat  vnuornachter 
dinge  uffgehaldin 
werdin,  in  vnfer 
ftatgerichte  von 
rechtis  wegin. 


Alt.  O  92,  Antwort. 


Dort  wahrlich 
(persönlich)  auf 
dem  Hofe  in  des- 
sen Vogtei. 


In  demfelbigen 
gerichte,  das  ozu 
deme  foyte  ge- 
horit. 


Art.  O  96. 


Niemand  mag 
sein  Gut  nehmen ; 
verklagt  ihn  Je- 
mand — 


So  magnymant 
feyn  gut   noch 
erbe  nemen;  cla- 
git  der  man  — 


Art.  0  112,  Antwort. 


Die  Meister,  die 
wissen  und  ge- 
brauchen die  Red- 
lichkeit (sie!). 


Dy  miftir  wif- 
fen  vud  gebrau- 
chen noch  red- 
lichkeit. 


Art.  0  115,  Antwort. 

Dass  er  mit  sei-  :  Das  her  mit 
nom  Urtheil  fort-  seyme  orteil  vor- 
fahre oder  von  ^  uaren  adir  mit 
ihm  lasse.  rechte  lofe,  ap  her 

I  valiig    wirt    von 

'  rechtis  wegin. 


Mittelhd.  Text 
nach  Fi. 

dinge  seyne  clage 
worgebin. 


Abir  ritter  vnde 
knechte   vnd  ge- 

bawni  mussin 
antwortin  vor  vn- 
firm  richter,  ab 
se  mit  ym  uffge- 
haldin werdin, 
yn  vnfirm  statge- 
richte  von  rechtis 
wegin. 


Vnd  deme  ge- 
richte ,  das  czu 
des  burggrewen 
amecht    gehörte. 


So  mak  uym«ant 
feyn  gut  noch 
erbe  beclagen  — 


Dy  meift  wif- 
fen  vnde  gebru- 
chen  noch  rede- 
lichkeyt. 


Das     her     mit 
zeyme    orteyle 
fortfare   adir   das 
nicht  rechteloz. 


1  Dieses  Beispiel  ist  besonders  instructiv. 


190 

Kalnii 

liacki. 

Art.  0  118 

,  Antwort. 

Polnischer  Text. 

Neabd.  Ueber- 

Mittelbd.  Text 

K-aebil 

setzang. 

nadi  T. 

»dA 

Y    geden    wo- 

Und  ein  Wachs- 

Und eyn  wacbs- 

TaicfB« 

ßkowy  koczjel. 

kessel. 

keffU. 

kenn. 

Art.  0  128,  Frage. 

Then    jako 

Wie  der  gestor- 

Her    hot     ge- 

Der    kl 

rmarl,  sofUla  po 

ben  war,  ist  nach 

loffin  feyne  toch- 

loOeaMM, 

njem   gego  zona 

ihm     sein    Weib 

ter  vnd  auch  seyn 

tere    tbI 

y  dzewka. 

und  Tochter  zn- 
rückgeblieben. 

elich  weyp. 

weyp. 

1 

Art.  0  13C 

>,  Antwort. 

Szoltjftwa    7 

Die  Schultheiss- 

SchultilTey    a- 

Sckuha 

woythowftwa. 

eien  und  dieYog- 

mecht  vnd  foytey 

mecht    va 

czo  ß^  panßka 

teien,    die   der 

amechtfdydo  hir- 

-   te[y]  am« 

yenfka    v     leßa 

Herren    Lehen 

ren  len  synt  vnd 

:   herrenleh 

w    marborßkjem 

sind  und  in  Mag- 

im    meydeburgi- 

lengut    VI 

prawye ,    thy    to 

deburgischem 

sehen    rechte  le- 

boren    cx\ 

leß^jßlachaya  w 

Rechte  liegen,  die 

gin,  dy  boren  czu 

rechte 

Ijentkyfe]   pra- 

liegen     und    ge- 

lenrecht. 

wo. 

hören  zum  Lehn- 
recht. 

Art.  0  134,  Antwort. 

Then  moze  po- 

Dieser  mag  so- 

Der  mog    dor- 

Der    mi 

themwßancz  dzj- 

dann  das  Erbe 

noch  erbe  vnd  gut   ! 

noch  erbe 

edsjczftwo   po 

nach    diesen  sei- 

seyner  frunde  wol   > 

vnd  irford 

thych  przyrodzo- 

nen    Verwandten 

nemen  vnd  das  ir 

rechtis  w« 

nrch  ßwoprchJ 

nehmen. 

fordern  von  rech- 
tis  wegin. 

Art.  0  14 

2,  Frage. 

Ajaßaswojch 

Und   ich  mich 

Vnd   ich   mich 

Vnd    ic 

dzeczj    po    gych 

von  meinen  Kin- 

mevner kinder 

me>Tier 

fmyerczy     nygdy 

dern  nach  ihrem 

nach    eres    todis 

noch  eris  | 

odrzekla. 

Tode   nie   losge- 

ny    vorczegen 

vorczegin 

sagt  habe. 

habe. 

• 

Art.  0  16 

19,  Frage. 

Ocxczowyyma- 

Des  Vaters  und 

Sevnes     vatirs 

Seynes 

cxyentvny    drye- 

der  Mutter  Kin- 

kinder und  mut- 

brudir  vnd 

c«y. 

der. 

irs  kinder. 

brudir. 

*  P  lügt  noch  hinzu :  yaJto  pt/nt^  /cyerzjTcy  podlcg  praca. 


Pie  polnische  Rerension  dpr  Mairdebnrger  rrtheile. 


191 


Art.  0  170. 


pblnisrf»«  Text. 

pyewysft»  obwy- 
^^  0  ktor^ 
^  necf ,    ßlo- 

aienTailbopycia 
jlboo  «ga  Älbo 
0  lokjw«»  tho 
iiiij^  raczcze 
(ffnHiyci  a  nje 
woythpodlvgpra- 
«1  priwego. 


Tho  gest  ßlo- 


Gdj  kto  komv 
byene  gego  gy- 
1170176  7  gefcze 
k  themv  go  wya- 
Ce  0  gygra  albo 
opnegygra. 


Neahd.  Ueber- 
s«tznng. 

Wird  ein  Mann 
oder  ein  Weib  um 
eine  solche  Sache, 
d.i.  um  das  Speise- 
oder Trinkmass, 
oder  am  die  Wage, 
oder  um  die  Elle 
angeklagt,  so  ha- 
ben das  die  Rath- 
männer  zu  rich- 
ten und  nicht  der 
Vogt  nach  dem 
rechten    Rechte. 


Mitteihd.  Text 
nach  T. 

Vort  mirapeyn 
man  adir  weyp 
befchuldigt  wirt 
vmme  *  folche  * 
fache,  dy  do  fpey- 
fekawff,  rnrechte 
wogo  vnd  mofse 
*adir*  elen  ha- 
bin, das  wedir  der 
ftat  faczunge  ift 
vnd  willkor,  vnd 
das  habin  czu 
richtin  dy  rat- 
manne vnd  nicht 
der  richter  von 
rechtis  wegiu. 


Art.  0  17G. 


Das    ist     eine 
slovenische  (^= 
windische)  Marc. 


Des    ift    eyne 
windische  marc. 


Art.  0  181,  Frage. 


Wenn  Jemand 
einem  Andern 
seine  Habe  nimmt 
und  ihn  noch  da- 
zu bindet  um  des 
Spieles  oder  des 
Verspielens  wil- 
len. 


Ap  oyn  man 
dem  andim  feyn 
gewant  adir  andir 
gut  nympt  von 
des  fpelis  wegin 
vnd  den  dorczu 
bindet. 


I 


Mitteihd.  Text 
nach  PL 

Vort  mer  ap  eyn 
man  adir  weyp  bo- 
fchuldigit  wurde 
vmme  fache,  dy 
do  fpeysekauf, 
woge  vnd  moffe 
adir  elyn  ange- 
hören ,  ap  dy 
Sache  dy  ratman- 
ne adyr  der  fchul- 
tis  czu  richtin 
habe? 

Hyruf  spreche 
wir  fcheppin  czu 
Meydeburg  eyn 
recht:  Allen  val- 
fchyn  vnd  vnred- 
lichin  spysekouf, 
vnrechte  wogin 
vnd  moffe  adyr 
elyn  füllen  rich- 
ten dy  ratmanne 
vnd  nicht  der 
fchultis  von  rech  - 
tis  wegin. 


Das     ist    dry* 
wyndifche    marc. 


Ap  eyn  man 
dem  andim  fyii 
gewant  adir  andir 
gut  nymt  von  des 
spelis  wegin  adir 
bindet. 


>  Aas  Kß  verbessert;  Pi  hat  durch  Versehen  dy. 


lyij 

KaYuiniacki. 

Art.  0  192,  Frage. 

Polnischer  Text. 

Neuhochd.  lieber-              Mittelh.    Text 

MittelhM4id.Teit. 

Setzung 

nach  T. 

nachü 

Ludzye,    ktho- 

Leute ,     die 

Lute ,     dy     do 

Lnte,  dy  ebi»- 

rzy  *     ßa    rowno 

diesem  Todten  in 

ewinburtig      fint 

burtig    fint  ni^ 

blyßy  przjrodze- 

gleichem     Grade 

mit  demfelbin  to- 

demrelbin,    Jer 

ny  temv  vmarle- 

ebenbürtig     sind 

tin    manne    imd 

das  gut  Tod  eAm 

mv    f    thym    to^ 

mit   jenem,     der 

mit  dem  manne, 

ynne  hat 

czo  ßye   w   gego 

sich  in   nein  Gut 

der  <las  gut  und 

gymyenye  wyazal 

band  ^      und     es 

erbe  ynne  hat. 

y  dzyerßy  ge. 

inne  hat. 

Art.  0  193,  Frage. 

Gdyß  ga^  pyr- 

Zumal  ich  dieses 

Sint  dem  mole 

1       Sint  dem  moli 

wey    zapowyedal 

todten       Mannes 

das  ich  des  totin 

das  ich  des  mi- 

tego    vmarlego 

Gut  zuerst  ange- 

mannis erbe  vnd 

nis  gut  mytd« 

cslowyeka  gymy- 

sprochen  habe. 

gut  myt  dem  er- 

erftinvorfprocheii 

enye. 

stin   Torsprochen 

habe. 

habe. 

Art.  0  195,  Frage. 

Albo    moze   ly 

Oder  kann  sie           Ap  se  das  mit 

Ap  fy  das  mi) 

ona  tho  ßwa  wola 

das     mit     ihrem 

willen     beczugin 

weyben  geczug« 

doßwyathczy  cz  ? 

Willen  bezeugen? 

raogin? 

möge? 

In  Erwägung  aller  dieser  Umstände  nun  trage  ich  dahc 
kein  Bedenken,  die  Behauptung,  mit  der  ich  die  Besprechuni 
der  Frage  I  beschlossen  habe,  dahin  zu  vervollstÄndigen,  dai 
die  von  Nicolaus  Gologörski  um  die  Mitte  des  15.  J&hi 
hunderts  veranlasste  polnische  Uebersetzung  ans  eine 
Vorlage  geflossen  ist,  die  mit  den  Texten  der  erste 
Redaction  zweiter  Nuance  wie  in  Bezug  auf  Inha 
und  Artikelfolge,  so  auch  in  Bezug  auf  Wortlaut  idei 
tisch  war.  Was  dagegen  die  Modificationen  anlangt,  de« 
ich  auf  S.  177 — 186  gedachte,  so  sind  dieselben  ganz  einfai 
auf  diese  Weise  entstanden,  dass  der  von  Nicolaus  Gotogärs 
bestellte  polnische  Uebersetzer  nach  Art  der  anderen  mitfc 
alterlichen  Uebersetzer  die  von  ihm  benutzte  und,  wie  gesaj 


>  Die  Texte  bieten  irrthumlich :  /  ktkorych. 
*  Das  heisst,  der  sein  Gut  in  Beschlag  nahm,  es  besetzte. 
Taxt©  bieten  minder  richtig  ye. 


I>ie  polnische  Kevension  drr  Magdclmr^nr  ITrlhoile  \uö 

^  Jen  Texten  der  ersten  Redaetion  zweiter  Nuance  voll- 
.^jniaen  tibereinstimmende  deutsche  Vorlage  stellenweise  etwas 
kflner  wiedergab,  stellenweise  sie  erweiterte,  stellenweise  in 
folge  oflFenbaren  Missverständnisses  auch  etwas  umgestaltete, 
llchref®  Differenzen,  so  namentlich  die  in  Artikel  Ol,  9,  13, 
!i9,66,  68,  75,  80,  147,  180,  186,  194,  205  und  253  enthal- 
tenen/ mögen  übrigens  auch  schon  in  der  von  unserem  Ueber- 
jp^er  benutzten  deutschen  Vorlage  vorhanden  gewesen  sein, 
mehrere  dagegen  (vgl.  beispielsweise  0  234  und  Ka  239)  von 
Jen  Schreibern  der   betreffenden    polnischen  Texte   herrühren. 

Nach  Erledigung  dieser  zwei  Hauptfragen  ist  es  aber 
iioth*endig  —  und  wir  nähern  uns  hiermit  dem  Schluss  dieses 
Opitels  —  sich  noch  folgende  zwei  Nebenfragen  zu  stellen: 

1.  Ob  ausser  den  im  Capitel  I,  auf  S.  146  —  147,  als  Artikel 
pohiscben,  beziehungsweise  schlesischen  Ursprungs  erkannten 
gich  in  der  polnischen  Recension  auf  Grund  ihrer  Vergleichung 
mit  den  betreffenden  deutschen  Texten  nicht  noch  welche  andere 
Artikel  dieser  Art  nachweisen  lassen  ? 

2.  Was  wir  wohl  von  den  Artikeln  zu  halten  haben,  die 
einer  frftheren  Bemerkung  zufolge  das  spccielle  Eigenthum  der 
polnigchen  Recension,  beziehungsweise  das  der  ersten  Redaetion 
ureiter  Nuance  bilden? 

Ad  1.  Auf  die  erste  dieser  Fragen  lässt  sich  imter  Hin- 
weis auf  Behrend,  Bischoff  und  Brückner,  die  diesem  Gegen- 
winde eine  eingehendere  Aufmerksamkeit  gewidmet  haben,'^ 
kurz  Folgendes  erwidern :  Ausser  den  Artikeln,  die  wir  bereits 
«if  Gnmd  der  blossen  polnischen  Recension  als  Artikel  polni- 
schen, beziehungsweise  schlesischen  Ursprungs  erkannt  haben, 
lassen  «ich  auf  Grund  ihrer  Vergleichung  mit  den  betreffenden 
deutschen  Texten  noch  zahlreiche  andere  nachweisen,  von 
denen  man  sagen  kann,  dass  sie  theils  polnischen  (d.i.  Krakauer), 
theils  Bchlesischen  (d.  i.  Breslauer)  Ursprungs  sind.  Zu  den 
Artikeln  der  ersteren  Art  gehören:  0  31—35,    120—122,   149 


>  Die  diesbezüglichen   Excerpte  sind   sub  Ht.  C,  fjj,  auf  S.  181 — 186  ab- 
gedruckt. 

2  Vgrl.  übrigens  auch  die  von  Wislocki,  o.  s.  c,  S.  171—205,  mitgetheilten 
Excerpte. 
t)itx«ngtb«r.  d.  phil.-hist.  Gl.    CXI.  Rd.  I.  Hft.  18 


194  JfaHiniackl. 

bis  IT)!,  1;V)  Kiulo,  15()— lf)8,  215~2ir>,  22B,  224  Ende,  23 
bis  2.'>l  und  240;  zu  den  Artikeln  der  zweiten  Art  hingegen 
(>;5()  42,  <;4  Anfan<,-  und  00.  Auch  der  Artikel  0  2r>8  dOrfi^ 
indem  sehr  Viek»s  dafür  spricht,  dass  diese  Angelegenheit  i 
I*oK;n  vor  sich  j^C^^^^  ""^  durch  die  Schötl'en  von  KnkaQ 
denen  sie  vor«!;eK»;j:t  wurde,  nacli  Ma«!;deburg  dirigirt  ward^ 
hieht^r  zu  ziehen   sein. 

Ad  2.  In  ßetrefl'  der  Artikel,  die  das  specielle  EigentfaiiQ 
(U'r  pühiisclujn  Kecension,  beziehungsweise  das  der  ersten  Reda^ 
tion  zweiter  Nuance  bilden,  habe  ich  bereits  auf  S.  140 — 147, 
di<\M'r  Abband  hing  die  Bemerkung  gemacht,  dass  mehrere  voi 
ilinen  ohne  Zweifel  auch  polnischen  Ursprungs  sind.  Während 
aber  die  Artikel,  die  ich  sub  1.  angeführt  habe,  nur  in  Bew 
auf  ihre  Anfragen  polniscli  sind,  mussten  die  Artikel  der  Idi- 
teren  Art,  indem  sie  Urtheilssprüchc  theil»  der  Schöffen  vn 
Krakau ,  theils  (wie  dies  namentlich  aus  ()  2()7  und  2<j8  hqu 
vorgeht)  die  der  Schörten  von  Lemberg  enthalten,  auch  in  Beii|( 
auf  ihre  Antworten  als  Artikel  polnischer  Provenienz  angesehca 
werden.  Auf  ürund  der  Vergleichung  mit  den  betreffendes 
deutschen  Texten  treten  nun  zu  den  Artikeln  dieser  letztere! 
Art  noch  Artikel  O  2S  und  2U,  howie  Sa  \V>A  und  ;].%  hinsiL 
Knd  da  die  Vermuthung  nahe  liegt,  dass  auch  die  übrigea, 
das  specielle  Eigenthum  der  polnischen  Kecension,  beziehungs- 
weise das  der  ersten  Kedaction  zweiter  Nuance  bildenden  A^ 
tikel  in  die  nämliche  Kategorie  gehören,  so  trage  ich  kein 
Bedenken,  diese  Artikel,  die  in  der  deutschen  Literatur  hii 
jetzt  gar  nicht,  in  der  polnischen  sehr  mangelhaft  bekannt 
sind,  hier  insgesammt,  und  zwar  in  nachstehender  Ordnung 
mitzut  heilen : 

n)  Artikel,  die  sowohl  in  der  polnischen  RecenBion,  all 
auch  in  den  deutschen  Texten  der  ersten  Kedaction  zweiter 
Xuance  vorkommen ; 

hl  Artikel,  die  nur  in  der  polnischen  Kecension  vorluin 
den  siml: 

f  Artikel,  die  nur  den  deutschen  Texten  erster  Kedactiui 
zweiter  Nuance  eitrnen: 


Dit  polnische  Recension  der  Magdeburger  Urtheile. 


195 


g^  Artiksif  lii®  sowohl  in  der  polnischen  Recension,  als  auch  in  den  deut 
lehes  Texte«  der  ersten  Redaction  zweiter  Nuance  vorkommen. 


PiJiiiHlier  Text.l 

fgtiio  lua  wßyacz 
iPirlego  ßbroja,  brath 
ij,  aijewka  ly  V  *  ' 

fjtiijteaije  naß  o 
|nvo  lymi  »lowy :  Gye- 
tepoaefiny  czlowyek, 
^■jeTciaDyn,  vmarl 
a  litevyl  *po  ßobye* 
fvt  pKV^  dzyewka  y 
li^  rodxonego.  Tho 
i99gjt  przyßlo  prssed 
mA  w  gtyuy  ßiind  i 
■Willy  saß  ktho  ß  iiych 
■I  wßucB  tego  vmar- 
h|0  ibroy»  y  gego  ge- 
■f  pnykroyoiie  odzye- 
ijft.  A  gdyby  v  thei 
Aqftvky  byly  dzyeczy, 
^|BOir]re,  maya  ly  takye 
prawo  ka  prze- 
aey  sbrogy  y  ku 
tigfwjT  yako^  brath 
«go  vmarlego,  czy  czo 
jtft  pnwo? 


Art.  0  23. 

Wörtliche  neulirtclid.  T'eber- 

Wer  die  KUstuug  des 
Todten  zu  nehmen  hat, 
der  Bruder  oder  die 
Tochter? 

Ihr  habt  uiia  gefragt 
um  Recht  mit  diesen 
Worten :  Ein  ehrbarer 
Mann,  unser  Hürger,  ist 
gestorben  und  hat  nach 
sich  seine  rechte  Toch- 
ter und  einon  leiblichen 
Bruder  zurückgelassen. 
Diese  zwei  sind  vor  uns 
in  das  gehegte  Gericht 
gekommen  und  frugen 
uns,  wer  von  ihnen  die 
Rüstung  dieses  Todten 
zu  nehmen  hätte  und 
die  ihm  zugcsclmittenen 
Kleider.  Und  wenn 
diese  Tochter  Kinder, 
I  insbesondere]  äöhne 
besässe ,  ob  dieselben 
ein  ebenso  gutes  Hecht 
auf  diese  Rüstung  wie 
der     Bruder    des    Ver- 


I 


MittellifHlid.  Text. 

Von  hergewote  vnd 
was  dorczu  geliort  *vom 
rechte*  V 

Fruntschaft  mit  ftetim 
dinfte  czuvor.  Erfam- 
men  libin  frunde,  ewer 
froge  vmb  recht  ift  al- 
zus:  Eyn  bedirman, 
*czu  vns*  eyn  mete- 
burger,  ift  geftorben 
vnd  hot  geloffen  eyne 
rechte  Tochter  vnd  e^-n 
bruder.  Dy  czwe  fynt 
komen  vor  vns  in  eyn 
gehegit  ding  vnd  haben 
gefrogit  rechtis,  welcher 
vndir  en  des  totin  man- 
nis  harnifch  vnd  feyne 
gefueten  cleidir  nemen 
zal.  Vnd  wenne  wir  des 
vnweyl'e  fint,  erbern 
hirren,  ap  ym  das  har- 
nifch vnd  *dy*  cleider 
deßfelbigen  *  totin  * 
mannis      feyne     rechte 


*  Aach  hier  ist  der  polnische  Text  nach  O,  der  mittelhochdeutsche  nach  T 
wiedergegeben  und  nur  dort,  wo  es  n()thig  war,  beim  polnischen  auch 
noch  Pf  beziehungsweise  Sk,  Kß  und  St,  beim  mittelhochdeutschen 
aach  noch  Sa  zu  Rathe  gezogen  worden.  Die  Stellen  dieser  letzteren 
Art  nind  jedoch  stets  <lurch  beigefügte  Sterne  und  bei  Ergänzungen,  die 
nicht  aus  P  und  S<i  herrühren,  überdies  durch  besondere  Bemerkuu«r«ii 
kenntlich  gemacht.  Die  von  mir  selbst  herrührenden  Ergänzungen  sind 
durch  eckige  Klammern  angedeutet. 

'  Suwuhl  diese  als  auch  die  nächstfolgenden  polnischen  ArtikelUber- 
"(clirifteu  sind   insgesammt  aus  Sk   entlehnt. 

•  AuH  P  entlehnt;  Sk  hat  ebenfalls  j/ako;  in  <}  ist  «/»o;  in  K^  alho  mit 
der  jra»/.  sinnlosen  Variante:  llieyo  lannrfrqo  2>r.-///Wz<r/*^. 

13* 


poJnische  Uccenaioii  der  Magdeburger  Urtheile. 


197 


J- 


» 
» 


y- 
y- 

la- 


Wörtliche  ueuhoolid.  Ueber- 
setzung. 

wurcl«,  für'«  Hecht  nicht 
aiiiiähniß.  weil  es  ihm 
missfielo. 

Ihr  habt  uns  gofraj^t: 
Wenn  Jemandem  ein 
Recht  ausj^efolgt  würde, 
das  er  nicht  liebte  nnd 
es  auch  nicht  für's  Recht 
halten  will. 

[Wenn  Jemandem  ein 
Urtheil  auspefolgt  wür- 
de, das  er  nicht  li'ebte 
nnd  es  auch  nicht  für's 
Recht  halten  will,  als- 
dann hat  er  um  eine 
Besprechung  zu  bitten], 
indem  er  sagt:  Herr 
Vogt,  erlaub,  dass  ich 
micli  bespreche  (wilrt- 
licli:  gib  mir  auf  Be- 
sprechung), l'nd  wie  er 
von  der  Bosprecliuiig 
zurückkouiint ,  spricht 
er:  H^rr  Vogt,  ich  nehme 
dies  nicht  für's  Recht 
an  und  ich  will  dieses 
Roclit  schelten  nach 
Rechte ;  ob  ich  dies  auch 
thun  darf?  Alstlami  ant- 
wortet man  ihui:  Du 
darfst  es.  Alsdann  fragt 
er  weiter:  Darf  ich  so 
stehend  das  irrtheil 
srlioltcu  V  Man  antwortet 
ihm:  Du  darfst  sterbend. 
Alsdann  rede  stehend 
und  merke  wohl  das 
l'rtheil,  das  du  schiltst 
und  sprifli :  Dieses  Ur- 
theil, das  der  Schtttfo 
gefunden  hat ,  dieses 
schelte    icli ,   und  es  ist 


Mittelbochd.  Text. 

chen,  das  her  nicht  will 
otfnemen,  wy  das  fich 
bot? 


Vort  mir  wenne  eymu 
eyn  orteil  wirt  ange- 
fprochen,  das  her  nicht 
will  uffnemen  abir  nicht 
libin  wil,  der  fal  betin 
eynis  gefprechis  fpre- 
chunde  alzus :  Her  foyt, 
ich  wil  mich  befprechen, 
ap  ich  das  orteyl  libin 
wil  adir  nicht.  Vnd 
wenne  her  denne  aus 
deme  gefpreche  kompt, 
zo  fprecho  her  alzo : 
Her  foyt,  ich  wil  da« 
orteyl  nicht  libin  vnd  wil 
das  ftroflfen  dorch  eyn 
recht,  ap  ich  das  tuen 
mag  nach  des  rechti« 
aufweyfunge?  So  findet 
man:  Yo.  So  froge  vor- 
bas;  ap  du  da«  fuldeft 
ftendefch eidin?  Dasviu- 
det  man  euch:  Stendo 
fal  man  is  tfin.  So  fprich 
an  fteender  ftat  vn<l 
merke  gar  ebin  das  ur- 
teil vnd  fprich:  Das  or- 
teil, diis  mir  der  fcheppe 
vunden  hat,  d«as  fcheldo 
ich,  vnd  ift  vnrecht,  vnd 
wil  eyn  rechtis  vinden 
vnd  bete  der  bang  eyn 
beffir  orteil  czu  vinden 


Sk  hat  (ebenfalls  70. 

it;  iS7i\  /v'/i  und  67  bab<*n  ebenfalls  ufn/ch;  in  O  i»t  a/ft/ß. 


198 


Kafviniacki. 


Polnischer  Teit. 


*Moze  \y  ten^  czo  Uko 
prawo  layal,  dokonacz 
:ego  s  prawa?* 

[Dalej  pjtaliscie  nas:] 
Stfoze  \y  ten,  czo  tako 
irawo  lajal,  dokonacz 
legro  prawa]?* 

Na  to  my  przyßaßnj- 
T%y  z  Maydburkv  mo- 
»ymy  prawo:  [Kto  chce 
irtel  dalej  lajac  i  do- 
JLonac  tego  z  prawa, 
ten  ma  rzec  tako:  Pa- 
iiie  %%-ojcie,  racz  zapytac 
swego  prawa,  c-zyli  mögt; 
ialej  ortel  lajac?  Tedy 
na  11  wrdadzsi :  Mozeitz. 
Fedy'  '  m(»ze  tako  rzecz: 
Panye  woyrse,  gdyßem 
na  ten  ortel  f  prawa 
layal,    pytam    moga    ly 


!    Wortliche  neohochd.  Ueber- 

ti*AZVLUg,. 

anrecht,  und  ich  will 
ein  rechtes  finden  und 
bitte  die  Bank,  das«  ich 
j  ein  bessres  Urtheil  aui$- 
■  sprechen  kann,  und  bitte 
diesen  Schöffen  von  der 
Bank  aufzustehen. 

Art.  O  24,  Ende. 

Ob  derjenige,  der  das 
Urtheil  also  gescholten 
hat,  dies  zu  Ende  fahren 
kann  von  Rechte? 

[Femer  habt  ihr  nns 
gefragt :  j  Darf  derjenige, 
der  das  Urtheil  also  ge- 
scholten hat,  dies  zu  En- 
de führen   von  Rechte? 

Hierauf  sprechen  wir 
Schöffen  von  Magdeburg 
ein  Recht:  [Wer  in  der 
Scheltung  des  Urtheils 
fortfahren  und  dies  zn 
Ende  führen  will  von 
Rechte,  der  hat  al.«o  zu 
sprechen:  Herr  Vogt, 
geruhet  in  eurem  Rechte 
zu  fragen,  ob  ich  in  der 
Schelruug  des  Urtheils 
fortfahren  darf"?  Alsdann 
antwortet  man  ihm:  Du 
darfst.    Als4lannl^  kann 


LTi 


Ap  ejB  ■« 
fcheldmge  *4m 
Tonraren  magai 

Vort  mir,  ' 
man  eyn  orte 
ap  der  in  der  fc 
des  ort^ls  rorr 
adir  nicht  ?^ 

Des  fprec-he, 
orteil  fckilt,  a 
foyt  gemchet 
rechte  czn  vr 
ich  in  der  frlieh 
orteils  Toman 
So  findet  man 
vToge  vorbas: 
(intdemmole,  d 
orteil  czu  re< 
:<chulden  habe, 
czu  frogen,  ap 
bang  mag  geei 
alhy  !(ten  \'ud  g 


*  Von  mir  selber  richtig  «reslellt;  in  O,  I\  Sk  steht:  J/fcf  It/  ten  tat 
itufaez  dokonacz  /  pntfca:  K^i  fügt  noch  nach  /  pro »m:  9fco^«y  rzet 
'  In  Sa  ist  dieste  ganze  Stelle  vun  ,  Vi/rt  nur  —  a*{ir  lucht  nicht  vu 
^  Aus  dieser  und  den  übrigen  mit  eckigen  Klammem  versehener 
i:»t  am  )>etfteu  zu  ensehen,  wie  lückenhaft  und  fehlertiaft  die 
VorUge  war,  auf  der  die  v«»n  N.  G«di>gi>r»ki  veranlasste  polnisch 
>etzung  l>eniht.  Art.  O  i3  ist  dag^^jreu  »»hno  Zweifel  vom  Ue 
selbst  gekürzt  worden,  und  ^bt  uns  dies^e  Zu>amnieustelluug  ü 
auch  totut  das  beste  Bild  v«.tn  der  Methinle,  die  der  p«>luischi 
bei  der  Handhabung  seiner  Vorlage  befolsrte. 
voinuigehende  Anmerkung. 


Dit  polDitche  Receniion  <ler  Ma((del>urgcr  üriheila. 


199 


f^DtfrbcT  T«xt. 

^yt  w  It^yowj,  iakü 
tiW*'y  ^hodwi?  Y 
m6.  i^7  fh**«e  w  lawy- 
-,^  jDt  rxei'i:  Panye 
,rtytxe,  ß  odpufczeiiyni, 
y6  ii  gyd»  w   Inwycza, 

^vam  nalefcB?  Te- 
0-1  vynekna  prxyßa- 
^ttij'  Na  tliem  iiiye- 
^,  gdie  ualaßl  pney- 
^^^jk  teu,  i'JEo  thobye 
^wydal.  Tedy  (Uley 
g^nea:  Pauye  woy- 
^lodpufczenyin,  yß' 

g^  Hko]  rsecK:  Tedy 
-g  lako  ßobyo  wyne- 
|0  a  prawo  {»odlug^ 
Jiajdbiirkn  prawa.^ 


*Kthore  wyny  inayn 
pnydx  woythüwy?* 

Pjtaljrciye  naß  teß  o 
wynj,  cxü  8  prawa  przy- 
chodtt  woythüwy,  yako 
wyel  kye  ßjj  wyiiyV 


I 


Wörtliche  ueubochd.  Uelier- 

er  fol^^eiidormaHHeii 
Bprei'heii:  Herr  Vog^t, 
da  ich  dieses  Urtbeil 
nach  Rechte  gescholteu 
habe,  so  fra^e  ich,  ob 
ich  in  die  Bank  treten 
kann,  wie  ich  hier  stehe 
und  ffeho?  Und  wie  er 
schon  in  die  Bank  will, 
hat  er  zu  sap^en:  Herr 
Vojjft,  mit  Vergebung, 
das»  ich  in  die  Bank 
gehe,  und  geruhet  zu 
fragen,  wo  ich  das  Ur- 
tbeil zu  findon  habe? 
Alsdann  sprechen  <lie 
Schtitlon :  An  diesem 
Orte,  an  dem  der  SchOiTo 
gefunden  hat,  der  dir 
das  Urtbeil  ausgespro- 
chen hat.  Alsdann  hat 
er  weiter  zu  sagen :  Herr 
Vogt ,  mit  Vergebung, 
dass  ich  mich  setze.  Und 
da  er  sich  gesetzt  hat,  hat 
er  also  zu  sagen :  Alsdann 
spreche  ich  mir  das  für 
ein  Uecht  aus  nach  dem 
Hechte  von  Magdeburg. 


Art.  0  25. 

Was  für  Bussen  (Wot-  ' 
ten)    dem    Vogte    kom- 
men sollen? 

Auch  habt  ihr  uns  in  '■ 
Betreft'  der  Bussen   gc- 

fnigt,    die    dem    Vogte  ' 

kommen     von    Hechte,  . 

und     wie     gross     diese  I 

Bussen  seien?  ' 


Mittelhochd.  Text. 

wenne  du  in  dy  bang 
wil[K]t  gen,  fo  fprich: 
Her  foyt,  mit  laube,  das 
ich  in  dy  bang  gee,  vnd 
geruchftt  czu  vrogin,  wo 
ich  das  orteil  finden  zai? 
8o  fpricht  der  fcheppe: 
An  des  ftat,  «Icr  is  von- 
den  hat.  So  fprich  vor- 
bas:  Her  foyt,  *so  bete 
ich  den  scheppin  heyfen 
uffczuften.  Vnd  fprich:* 
[Her  foyt|,  mit  laube, 
das  ich  nedirücze.  Vnd 
fprich  denitu  alzo:  *HL'r 
foyt*,  (bis  fpreche  ich  mir 
vor  eyn  recht  nr»ch  Mey- 
deburgefchem  rechte. 


Von  buffen  vn<l  wot- 
tin,  dy  man  dem  foyte 
fchuldig  ift  von  rechte. 

Vort  mir  |fo  habit  ir 
vns  gefrogit]  von  bufftMi 
vnd  gewütte,  dy  m;in 
dem  foytü  phlichtig  ift 
czu  tun  |von|  rechte. 


1  In  0  ist  ßayn. 

>  Nach  P  verbessert;  die  übrigen  polnischen  Texte  haben  ebenfall.s  te.di/  ; 

0  hat  teß, 
^  In  0  ist  yvß,         *  In  O  steht  prawo. 


200 


Kaluin  iacki. 


rolniM-luT  Text. 

Na  to  my  przyßaliny- 
czy  s  Krakowa'  iiiowy- 
iiiy  |>ra\v») :  Cidy  woyth 
(ntMlzy  na  jjayiioiu  Ijaii- 
ilzo  allx)  jryiHlzp  ßyaii- 
«Iz«',  kto^  pMiiv  prae- 
padiiyi»,  fpii  ina  {ry<*nin 
pokupyi'z  ortini  ß[t'lla- 
jjiiw  porpoliiych  dn»b- 
iiyi'li  *  pydaczyi'h  pya- 
uyadzy  a  iiycz  wj-aczey. 
All»  wt»  trzvch  wvikvch 
saiidzocli.  jrdv  l»v\vav;i 
irv«'<l«»ii  na  (jwvathejr'» 
lana  v  Pawla  <lzv«»n, 
dnijrv    ol^niv    «Izvon    no 

l>\vvatli«Mn     Ma;zvvv, 
tr/.«*e/v  na  dzven  üwva- 

•  •  V 

tln'v  Ai'atljv.  jrdv  burtr- 
rabva  üvimIzv  na  snidz»« 

*  •  •  * 

a  taki»  <!lu;r«*.  y^^y  <'ii 
l:ve«lzv  .  yvoft  wvna 
i»riMnilzyel'»atb     üelajrow 

•iniKiiVfh    i»v;inv;iilzv. 
AI«*.  "^Iv  wi'ianve"  bar;:- 
ralivx,    ttMv    \%vna    nve 

*  •  •  «  • 

;:»» f t u y ;j t li Oa.  i t*«! n •  im rt n» 
>zi.»lai:»»w  iivt'nvadzv  i* 
|ira\«a  pra^***^'«!. 


\Vortli«-h«"  inMilicM'lid.   TelHT- 
Setzung. 

lliorauf  »prerhnn  wir 
Schöffen  von  Krakan 
ein  Recht:  Wonn  der 
Vojjt  im  pehepten  Ge- 
richte oder  sonst  wo 
sitzt,  wer  ihm  verfallt, 
der   soll    ihm    mit    acht 

»Schillinjren  ;r«m«Mner 
kleiner  Münze,  die  da 
jran^har  ist,  hÜHscn  und 
mit  nichts  mehr.  Aber 
zu  den  drei  Jörnen  Ge- 
richten, von  denen  da» 
eine  am  St.  Johannes- 
und PanluMta^,  das  an- 
dere am  achten  Tage 
nach  dem  hfili^en  Mat- 
thäus .  rla.s  dritte  am 
Tajre  der  heilifren  Apa- 
the  ^.»schiebt,  da  der 
Hurirtrraf  zu  (ierichte 
sitzt,  und  zv^ar  so  lautre, 
wie  lanee  er  sitzt,  b<- 
trätrt  die  Busse  arbtzifr 
Scbillinpi*  klein '-r  Mün- 
ze. Aber  wenn  der  Burg- 
prat  aufftteht.  «laun  ist 
die  ButtH;  nicht  srr'»:».<<er 
aU  acht  S«'bil liiere  Mün- 
ze nach  recbt'.'n;  K'M:bte. 


I 


Mittelhodid.  Text. 

DonifT     fiireche     -^ . 
fchep|>en   der  ftat  C?/-*^ 
kaw  '  eyii  re<;ki:  Wfenu 
der  *foyt*  rfMrhtiH  ph/^. 
(;it    in     be^ftim    diii^j^ 
adir   fuft,   alle,   djr  ym 
burrevellif;   werdiu,  Hy 
wettin  yiii  nicht  weiuio 
viii     rchiiliiifi^     heller, 
dy  do  f^eng'e  fint.  8midir 
in    den    dreyen   fsntCm. 
dingen,  dy  fint  eynisaa 
Hinte  JohanniH  ta^  virf 
an  fnite  Pauliu*  tai^,  du 
andere  ding  da»  ift  uotk 
fintc    Mathei»^   tag  u 
dem    achtin    tage,   4m 
dritte     ding     an     fnMi 
Agathen  tag,  fo  der  hotp 
grotTe    da»    ding    fimt 
vnd  alzo  lange,  alz  her 
llczet.    fo    ift    dy  bofle 
XXX '•  ff-billiugff  •hdlir*. 
Wenne    abir   der   borf- 
f^Tnffta    uffgeftet,    fo   ilt 
dy  biiffe  nicht  mir  *deih 
ne*   viii   fi'billinge  bel> 
1er.  *dygeng«  fynt*,  von 
rechtis  wegen. 


-   P  hat  z  Mttu*V»urhu :   K  •*;  »  pratra  Maf/d/ßmrtk*/^^. 

'  Sa   hat   ytof/*Vtnr»i. 

3  In   '/  >tehi  tktc. 

*  Nach    /*  C'-rrijirt:   Sk.    Ki   und    .Sf   halien   eb*-ntall*    drof*nifcft;    O  hat 

^  In  Sa  *teht  Martin. 

In  Sa  *teht  eben**  wie  in  d«-r  ]M.liii^b*':i  \t*Ti-»'U^v*u  a^hezig.  Vergleicht 
man  nun  damit  auci.  di**  iiKriir»rn  auf  >  !'.•♦;.  Anm.  'A,  S.  Ilf«.  Aum,  2, 
S.  i«."».  Adui  '1  h'.-rv..rj-ii  ■'— u-ii  Varian'»ri..  ■^«  li**jrt  d-^r  Ge'lankc  nahe, 
dania>  d»-'n  Schluss  za  zivii-n.  •!*.»-  -lie  'irr'i :»•:»•?  V«^rla^e,  'lie  der  iKdni- 
dchen  KedactiuD  zu  Gnnir  celee^-n,  izt,  ::'>wri«**f:n  Sinue  doch  näher 
xa  .Sa  al#  zu  T  ^e*^and-^  :.*:  Vj-I.  di*^:•«^z^Jl^-rl  anrit  S.  2Mä.  Anm.  4. 
'  In  O  Meht  *•" '"^tmuti* . 


Di«  polnische  Recension  der  Magdeburger  ürtheile. 


201 


PolniA-ber  Pext. 
*0  («»pl»cie  za)  wßel- 

0  flow?!*- 
Dtley  pitalyft^ssyo  naß 

0  wß/elkye  wyiiy   y   o 

ispbtbaza '  kaßda  rzecz, 

yleoniuy,  oplowH,  albo 

ffikolybandzo  wynczey, 

j  »pyrwey  o  glowa.  2 


K»  to  my  prayßaßny- 

aj  8  Maydburku  ^  mo- 

«■jprawo:  Haudze  ly 

dfowyek  «abyth  y  geft 

l^pelnego  prawa^  a  iiye 

nft  iy  saraczoiiy  czlo- 

wjek,  te^  zaplatlm  geft 

ofimoaczczye  fuutow,  ^  a 

kasdy  fiint  czyiiy  dwa- 

ayfciya  ßelagow  ^  pye- 

Bidsj,  a  woythowy  ofßm 

febgow  pyenadzy  gyda- 


Art.   0  26. 

Wurtliche  ueiihochd.  Ueber 
Sützung. 

Vom  Wehr^eld  für  al- 
lerlei Vorgehen  und  vor 
Allem  für  Todtschlafi^. 

Ferner  habt  ihr  uns 
l^efragt  um  allerlei  Ver- 
ireheu  und  um  <la«  Wehr- 
gehl  für  jedwede  Sache, 
für  Wunden,  für  Todt- 
Hchlag  und  für  was  immer 
für  eine  Sache,  vor  Allem 
aber  für  Todtschlag. 

Hierauf  sprechen  wir 
Schöffen  von  Magdeburg 
ein  Recht:  Wird  ein  Mann 
todtgeschlagen  und  ist  er 
vollkommenen  Rechtes 
und  ist  er  nicht  ein  ver- 
sprochener (d.  i.  verbürg- 
ter) Mann,  das  Wehr- 
geld desselben  beträgt 
achtzehn  Pfund,  und  je- 
des Pfund  macht  zwan- 
zig Scliillinge  Münze,und 


Mittelhochd.  Text. 


Von  allirhende  were- 


gelt. 


Vort  mir  fo  habit  ir 
vns  gefrogit  vme  aller- 
hendeweregelt  *vnd  czu 
dem  irften  vme  totflag 
weregelt.* 


Dornoch  fpreche  wir 
fcheppin  eyn  recht:  Wirt 
eyn  man  totgeflagin,  der 
dovnvorsprochen  ift  vnd 
ouch  volkomeniftan  fey- 
me  rechte,  des  weregelt 
ift  xviii  phunt,  vnd  icz- 
lii'h  phunt  machet  xx 
rchillinge  heller,  dy  do 
genge  fint  von  rechtis 
wegen  alz  recht  ist. 


'  Nach  Sk  corrigirt;  in  O  steht  1/0;  in  P:  y  za. 

■  Die  Worte:  7/  napyrwey  o  glowa  kommen  in  den  polnischen  Texten  erst 
in  der  Antwort  nach  mowyfiiy  o  prawo  vor.  Da  sie  jedoch  in  den  deut- 
seben Texten  in  der  Frage  vorkommen  und  auch  sonst  besser  hier  als 
dort  passen,  so  habe  ich  kein  Bedenken  getragen,  sie  aus  der  Antwort 
brevi  manu  in  die  Frage  zu  trausferiren. 

*  In  P  ist  *  Maydfiurku  nicht  vorhanden. 

^  In  den  polnischen  Texten  lesen  wir  statt:  y  yeft  ly  pelnego  prawa  ein- 
stimmig :  //  praweni  przeyda.  Da  aber  die  Worte :  y  praweni  pi'zeyda 
keinen  rechten  Sinn  geben  und  in  der  polnischen  Recension  offenbar 
nur  auf  diese  Weise  zum  Vorschein  kamen,  weil  die  ihr  zu  Grunde 
liegende  deutsche  Vorlage  statt  der  Lesart;  der  do  unvor/prochen  iß 
mid  ouch  volkonien  iß  an  feynie  rechte  in  Folge  der  Unachtsamkeit  ihres 
Schreibers  die  Lesart:  der  do  vorkamen  iß  an  feyme  rechte  und  ouch 
unvor/prochen  iß  bot,  so  habe  ich  auch  hier  kein  Bedenken  getragen 
statt  der  Worte:  y  prawern  prj^eydq  kurzweg  die  Worte:  y  geß  ly  pelneyo 
prawa  zu  setzen. 

*  8t  hat  pßmdow,  pfund. 

*  Nach   P  verbessert;   O  hat  ßdugoirych. 


202 


KalsiBiackL 


pft- i'i« - m^  Tri* 
cxTch    podlogr   prawa  a 


*0  laplath»  za  chn>- 
motha*. 

G«rc[ze|(krz7e  uaC  pj- 
tal  j  o  zaplatha  za  chro- 
motha  jako  wrelka  ma 
bjcz  albo  geft  f  prawa?  * 

Na  to  mj  przyGaCiij- 
czj  8  Krakowa^  prawo 
mowimjr:  Bandzeljczlo- 
wjek  czja6ko  rranjon' 
albo  ochromjon,  geft  \y 
njeKaraczonj  czlowjek 
y  ß  doßkonalym  prawem 
Cwjm  czlowvek,  tegt>  za- 
plata  geft  dz  jrewjacz  fuD- 
tkow,  a  kaßdj  fanth  czj- 
ujdwadzjefcza  Celagow. 
Jako  %%7'ele  chromoth 
*albo  raii,  tako  wjelye 
tjch  zaplatow,*  a  wov- 
thowy  thyle  krocz  ofßm 
(>elagow  pyeuadzy  gy- 
daczych.  *  A  to  f  prawa 
prawege  macze. 


Czoyefthpokupii  nye- 
zaracz[o]nema  czlowye- 
kowy  o  krwawe  raiiy, 
kthory  yeftli  i>eliiego 
prawa? 


I 


Wörtliche  oeiüiaeikL  U«i>K 
sKZEine. 

dem  V*.»gte  acht  Schil- 
linge gangbarer  Münze 
nach  Rechte  and  nichts 
mehr. 

Art.  0  27. 

Von  dem  Wehrgelde 
för  die  Lähmni^. 

Noch  habt  ihr  ans  ge- 
fragt nm  das  Wehrgeld 
für  die  Lähmang  wie 
gross  dasselbe  sein  soll 
oder  ist? 

Hierauf  sprechen  wir 
Schöffen  von  Krakau  ein 
Recht:  Wird  ein  Mann 
schwer  verwandet  oder 
lalim  gemacht,  falls  er  ein 
nnversprochener  Mann 
ist  und  Tullkommen  au 
seinem  Rechte,  betragt 
das  Wehrgeld  desselben 
nenn  Pfund,  und  jedes 
Pfund  macht  zwanzig 
Schillinge.  Wie  viele 
Lähmungen  oder  Wun- 
den, so  viele  Wehrgelder 
und  dem  Vogte  so  vie- 
le Male  acht  Schillinge 
gangbarer  Münze.  Und 
das  habt  ihr  vom  rechten 
Rechte. 

Art.   0  28. 

Was  i^t  das  Wehrgeld 
eines  Mannes,  der  iin- 
versprochen  und  voll- 
kommeuen  Rechtes  ist, 
für  blutige  Wunden? 


Mitxohodtd. 


I 


Von  lemde 

Vort  mir  t 
viisgefrogetvi 
weregelt. 


Hiruff  spr 
fcheppin  der  f 
evn  recht :  Wi 
kamphin^-nnd 
lemdit,  der 
eben  ift  vnd 
an  sevme  n 
weregelt  ift  ii 
iczlich  phunt 
fchillin^  hei 
gen^  fint.  * 
che  lemde  al 
weregelt*  *\Tn 
[alzo  monche] 
linge]  heller ' 
wegin. 


Von   lemde 
wunden  were 


*  Im  Codex  steht  praxco. 
'  P  hat  z  Maydborku, 

^  St  hat  crosoii. 

*  Auch  diese  Lesart  bestätijrt  die  auf  .S.  :!uc>,  Anm.  6  ausgesprochei 
^  St  fügt  noch  hinzu:  a  nycz  wyacx4y. 


Die  polnische  Becension  der  Magdeburger  üriheile. 


203 


polnischer  Text. 


Wörtliche  neuhochd.  Ueber- 
setzuiig. 


(idy  czlüwyeka    vra- 

Äjra'  albo*    vkrvvawy;j, 

CIO  uye  gest  zaraczony 

i^Apeluego  prawa,  te- 

00  may;i  za  kaßda  krwa- 


Wonn  mau  einen  Mann 
verwundet  oder  bluten 
macht,  der  nicht  ver- 
sprochen ist  und  voll- 
kommen  ist  an  seinem 


Mittelhochd.  Text. 

Vort  mir  *  fo  habit  ir 
vns  gefrogit  vme  kam- 
phirwunden  weregelt. 

Hyruff  fpreche  wir 
fcbeppin  der  ftat  Cr[o- 
c]aw'  eyn  recht:  Wirt 
eyn  man  kamphirwuu- 
det,^  der  volkomen  ift 
vnd  ouch  vnvorfprochen 
ift  an  feyme  rechte,  noch 
iczlicher  kamphirwun- 
den  ift  feyn  weregelt 
ix  pbunt,  vnd  iczlich 
phunt  machet  xx  Schil- 
linge heller,  dy  do  genge 
vnd  gebe  fynt,  vnd  dem 
foyte  viii  Schillinge  hel- 
ler von  rechte. 

*Von  blutrunft  wer- 
gelt  vnd  vugemanter 
weyber  wergelt.* 

Vort  mir  fo  habit  ir  vns 
gevrogit  von  blutrunst 
weregelt,  was  das  ist? 

Hiruff  fpreche  wir 
scheppen  der  ftat  Cro- 
kaw  eyn  recht :  Alzo  otFte, 
alz  eyn  vnvorfprochen 
man  blutronftig  wirt  ge- 


•  Dass  diese  ganze  Stelle  von  Vort  mir  —  von  blvtrunfl  weregelt  was 
doM  iß,  in  der  polnischen  Kecension  nicht  vorkommt,  dürfte  seinen 
Grund  v<)rnelimHch  in  der  Identität  des  grössteu  Theils  dieser  Stelle 
iuit  einem  Theil  des  Art.  O  27  haben.  Der  nicht  gerade  sehr  umsichtige 
Schreiber  der  betreffenden  deutschen  Vorlage  oder  vielleicht  auch  der 
polnische  Uebersetzer  selbst  wird  sie  daher  für  eine  blosse  Wieder- 
holung und  folglich  für  überflüssig  angesehen  haben. 

~    Nach  Ha  corrigirt;   T  hat  der  ßcU  Met/denburg. 

^  Ich  muss  hier  ganz  ausdrücklich  bemerken,  dass  im  Original,  d.  i.  in  T, 
in  Folge  eines  offenbaren  Versehens  des  Schreibers,  das  er  aber  später 
selbst  bemerkte  und  durch  eine  Note  ersichtlich  machte,  anstatt  dieses 
VJrtheils,  zunächst  das  weiter  unten  folgende  geschrieben  steht,  während 
unter  der  Rubrik :  Von  Uutrunß  wergelt  das  zur  Rubrik :  Von  kamphir- 
tcnnden  weregelt  gehörende  gesetzt  ist. 

*    Die  Worte  vranya  albo  sind  aus  Kß  entlehnt. 


204 


Kalniniacki. 


Polm>cher  Text. 

wa  rana  *pokvpycz*  tray- 
dzyeßczy  ßt»lagow  pye- 
iiadzy  a  woythowy  od  * 
kaCdoy  krwawey  rany- 
ofGin  ßelagow  pyenadzy 
wyny.  I  teß  wydacze, 
yß  uyema(y«atline  zouy, 
iako  ßa  dzewky  y  ka5da  ^ 
nyewyeßka  twarz,  ktore 
ny  ßßa  zaraczoue,  nycz 
wyjiczey  pokupu  gymay», 
gediio  polowycza  tego, 
czo  ymaya  uyezaraczo- 
iie^  iniifczyßny  badz  o 
glowa  y*o*  czyaßkye  y 
krwawe  rany  f  prawa.  "^ 


Wortliche  neuhochd. 
Setzung. 


Ueber- 


*Ma  ly  theß  kvpny 
woyth  przyßadz  czyly 
nye?* 

Py  talyfczye  *teß*  naß : 
Ma  ly  knpny  albo  dzye- 
dzycziiy  woytb  teß  ku 
prawu  j)rzyßancz  a][bo 
nye]? 


Na  to  my  prawo  mowi- 
my:  Kaßdy  wo^'th,bandz 
kupny,  [badz]  dzyedzycz- 
ßky,  yle  kto  nayal,  ma 
ku  prawo  tako  przyßancz, 
mowyacz:  Taprzyfagam 


Rechte,  dem  soll  man 
für  jede  blutende  Wun- 
de .'»0  Scbillinore  Münze 
zahlen  und  dem  Vojrte 
acht  Schillinge  Heller  als 
Busse.  Auch  wisset,  dass 
unvcrheirathete  Weiber, 
als  da  sind  Jungfrauen, 
und  jedes  Weibsbild, das 
nicht  versprochen  ist, 
kein  grösseres  Wehrgeld 
haben,  als  die  Hälfte 
dessen,  was  unverspro- 
ebene  Männer  haben,  sei 
es  für  Todtschlag  oder 
sei  es  für  schwere  und 
blutige  Wunden. 

Art  0  29. 

Hat  ein  durch  Kauf  ge- 
wordener Vogt  zu  schwö- 
ren oder  nicht? 

Auch  habt  ihr  uns 
gefragt:  Hat  ein  durch 
Kauf  gewordener  oder 
ein  erblicher  Vogt  zu 
dem  Rechte  zu  schwö- 
ren oder  nicht? 


Hierauf  sprechen  wir 
ein  Recht:  Jeder  Vogt, 
mag  er  seine  Vogtei  ge- 
kauft, geerbt,  oder  ge- 
miethet  haben,  hat  zu 
dem     Rechte     also     zu 


Mittelhochd. ' 

macht  alz  man 
fal  man  vm  ii 
linge  heller  bu( 
dem  fovt  viii  fr 
heller  bufTin*' 
tin.  Auch  wifTel 
gemante  •  weyl 
iuucfraweu  vnd 
bisbilde,  dy  vi 
chen  flnt,  nicl 
ha[l]b  alzo  vil 
haben  füllen  a 
fprochene  mai 
fey  denne  totfla 
adir  kamptirtig 
*adir*blutrfinf 
gleich. 


Ap  eyn  erbei 
fweren  mfis.  ^ 

Auch  habit  i 
frog^talzusindc 
ten:  Ap  eyn  fo; 
eyn  gerichte  kc 
kawfft  hat,  [; 
erbefoyt],  ouch 
rechte  fweren 
nicht? 

Antwort  dei 
pen].  Hyrufffp 
fcheppen  der  ftji 
eyn  recht:  Eyn 
richter,  her  fey 
abir  *her*  hab 


*  In  0  steht  «. 

2  P  hat  za  kaßde  okrwatcyent/e. 

^  Auch  von  dieser  Stelle  gilt  das  auf  8.  200,  Anm.  G  Gesagte. 

*  Nach  Sa  verbessert;   T  hat  vwjeiiaiUe. 
'^  In  P  folgt  noch  nyewyafta  y, 

ß  K^i  und  St  haben  nyezavzeczone^  beziehungsweise  nyezarzeczotiy, 

^  In   O  steht  prawo, 

**  Sa  hat  dem  recJit^  fwet^eii  i'al. 


I>jc  polnische  Recension  dor  Magdchnrger  ürtheile. 


205 


PolDwcher  Text. 

bifl«  y  memv  panv  kro- 

)0vy  y  temu  inyartha,yße 

fW»  na  mem  vrzandze  ' 

mrienbyez,  kaßdemu 

ynwo^  «Tnyci,    tako 

^logemT  yako   bogate- 

«f,  obronyc«  wdowy  y 

^thy,  gofczowy  yako 

Ii0«adowy  rowno   ßan- 

Wf,  a  nye  chczf}  tlio 

^Wesycs  any  dla  laß- 

w  my  <IU«alofczy,6  niiy 

liBTch  mogj'ch   Yrtli,"^ 

t|Bvadney  rzeczy  dla*^ 

Ulf  liieko,  yako  mof^a 

gief^vmogich  pvfjczy 

fMoß  y  gego  wyelky 
illiJeeiny  sand,  czo  na 
i^ynawßythek  ßwyatli 
choe  ßyedzyecz  y  ßaii- 
iiyci. 


Wörtliche  neubochd.  Ueber- 
setzung. 

schwören,  sprechend :  Ich 
schwöre  Gott  und  mei- 
nem Herrn,  dem  Könige, 
und  dieser  Stadt,  dass 
ich  meinem  Amte  getreu 
sein  will.  Jedem  sein 
Keclit  thun,  sowohl  dem 
Armen,  wie  dem  Reichen, 
die  Wittwen  und  die 
Waisen  schützen,  dem 
Gaste  wie  dem  Nachbar 
nach  gleichem  Massstab 
richten,  und  will  das 
nicht  lassen  weder  um 
der  Gnade  (Liebe)  noch 
um  des  Mitleids  willen, 
noch  um  meines  eigenen 
Mundes  (sic!)"^  willen, 
noch  um  irgend  einer 
Sache  willen  insoferne, 
inwieferne  ich  das  mit 
meinen  fünf  Sinnen  er- 
kennen kann, so  mirGott 


Mittelliochd.  Text. 

rieht  *  gekowft,  abir  ge- 
my  t,  yo  fo  fal  [her]  *doch* 
eyn  gefworener  richter 
feyn  vnd  fal  czu  dem 
rechte  eynen  fulchen  eyd 
tun  *  vnd  ftabin :  *  Ich  fwe- 
re  got  vnd  meyn  hirren, 
dem  konige,  vnd  *der* 
stat,  [das  ich]  an  mey- 
nem  gerichto  getrawe  wil 
feyn,  glich  recht  geweren 
dem  armen  alz  dem  rei- 
chin, wettewin  vnd  wey- 
fon  gleich  czu  bescha- 
czen  vnd  czu  beschir- 
men den  armen  alz  den 
roychen,  ^  den  gaft  alz 
dem  ingefeffen  gliche 
richten  wil,  vnd  wil  das 
nicht  lofen  dorch  leyp,  ^^ 
noch  durch  leyt,  noch 
durch  meyuis  felbis  mfit- 
willen,  noch  durch  key- 


*  Ans  Sa  entlehnt;  T  hat  erhe. 

*  P,  Sit  und  Kß  haben  na  meni  findze. 

'  F  und  Kft  haben  ebenfalls  prnijo,  beziehungsw.  prawo;  Sk  hat  prawda. 

*  Sa  hat  fioeren. 

*  Der  Absatz  von:  Ich  fwere  got  etc,  ist  in  beiden  hiehergohörigen  deut- 
schen Texten  als  besonderer  Artikel  aufgefasst  und  in  T  mit  der  in 
meiner  Abschrift  ausgelassenen  Rubrik  versehen:  Von  d&t  foi/tis  ef/d. 

*  P  hat  mylofczfj. 

"  Dass  diese  Lesjirt  entschieden  falsch  ist,  liegt  auf  der  Hand.  Auf  die 
Frage,  wie  sie  jedoch  entstanden  ist,  gibt  uns  der  beiliegende  mittel- 
hochdeutsche Text  einen  ziemlich  unzweideutigen  Anhaltspunkt.  Es 
ist  offenbar,  dass  in  der  Vorlage,  auf  der  die  polnische  Uebersetzung 
beruht,  statt  des  richtigen:  noch  durcli  niet/nis  feUjis  mntwillen  durch 
Versehen  des  Schreibers:  noch  durch  met/nin  felbis  viuntwUlen  stand.  Da 
nun  muntj  wenn  man  es  mit  Mund  identißcirt,  polnisch  nsta  heisst,  so 
ist  es  begreiflich,  dass  statt  des  richtigen:  ani  dla  samego  niego  widzi- 
mtie  das  sinnlose:  ang  ßamych  inogych  vßh  dla  zum  Vorschein  kam. 

*  Nach  P  verbessert;  in  0  steht  znaydcz. 

*  Die  Worte:  den  armen  alz  den  reychtn  sind  in  Sa  nicht  vorhanden. 
'«  hl  5a:  Up. 


208 


Kaliiy. n  i  ücki. 


PolniH.'her  Text. 

kvpyl  rola  v  Methwochowey  ^  y  za- 
dal  albo  zaplaczyl  gey  yvße  dwe 
gfrzywiiye.  Jako  rok  przyßodl  drugym 
pyenadzom,  prawyla  [je]  *tha  pany*. 
Hamms  rzekl:  Nye  mam  p:ych.  Dano 
grey  f>  prawa  dwa  przyßaßnyky,  aby 
w  gego  eztyrzech  kolyech  ßnkala '  y 
wzaln,  czo  by  za  poy  ftalo.  *Poßla 
y  nye  nalaßla*  [nycz].  Przydacz 
zaßyji  przed  sand,  prawy  *y  fhcze* 
ßwycb  pyeiiadzy  za  rola,  czo  prze- 
dala  Hannvßowv.  Y  tako  rzecze 
Hannvs:  Nye  mam  gey  zaplaczycz 
czym ;  otho  ma  fwa  rolya,  nyechacz  y:} 
zaßye  weßmyo.  Tody  ona  rzecze  :  Ny 
chcz.*}  gey,  a  pytam  prawa,  gdyß[e]m 
ya  ya  przedala,  a  ßeßnaya  to  lythkv- 
pniczy,^  ma  ly  oii  mnye  ta  rola  podlug 
targv  zaplaczycz,  albo  czo  geft  prawo? 
K  themv  ♦rzekl  *  Hanmif :  Panyc  woy- 
cze,  gdym*  y;i  tako  podvbozal,  yß 
nye  mam  gey  czym  zaplaczycz  y 
chcza  gey  rolya  wroczicz  y  chcza 
ftraczycz  vßytek  zadathek,  a  nygdy 
ßyo  gf*go  vpomynacz  y  rola  t;j  wol- 
no  wypvfczycz  y  zapyffacz,  pytam 
prawa,  moze  ly  mye  na  wyfclie  pra- 
wo przywyefcz*  a  y  ma[m]  ly  za  to 
wyenczey  ktore  gaba  nye  czyrpyocz,'^ 
[czyli]  a  zaly  ona  yvßo  tako  w  tboy 
myerze  ma  przyyacz  zaßya  fwa  rolya 
albo  czo  goft  o  to  za  prawo? 


Neiihocfad.  UffbenetznibL 

mit    diesen    Worten:    Hau»  luafte 
einen  Acker  bei  der  Pmu  dn  Mitl- 
wocb   nnd    gab    dAranf  bereit«  (Ar 
zahlte  zwei  Mark.    AI«  nun  dieFnt 
kam,  das  übrige  Geld  xa  uUen,  fl^ 
derte  dasselbe  diese  Fraa  geridiäkh. 
Hans  sprach:   Habe  nicht    Dt  gA 
man  ihr  von  Gerichte  zwei  SebSiai 
dass  sie  in  seinen  vier  Pfihlen  toAt 
und  nehme,  was  für  das  Ihrige  liifBi 
würde.    Sie  ging  und  fand  nichts,  ül 
tritt    sie   abermals    vor  das  GmM 
und   fordert  und    will    ihr  Geld  9t\ 
den  Acker,  den  sie  Hansen  Teriaal 
liatto.  Und  es  spricht  Hans:  Habeifcr 
nicht   womit  zu    zahlen ;  da  bat  A 
ihren  Acker,   möge   sie   ihn  tv^ 
nehmen.     Alsdann    spricht   sie:  tt 
will  ihn  nicht  und  frage  das  Geriiti 
zumal   ich   ihn   verkauft    habe,  i* 
die    Leihkauf  tri  nker    dies   beki 
werden,   ob   er  mir  den  Acker  to» 
Uobereinkunft  zahlen  soll,  oder 
Recht  sei  ?  Darauf  antwortete  Ha*  ; 
Herr  Vogt,  <la  ich  so  arm  gewoid»' 
bin,  dass  ich  nicht  habe  ihr  womit*; 
zahlen,    und   ich   ihr  den   Acker  » 
rückerstatten  und  auch  alles  Ang», 
vorlioron    will     und     nie    es   wiedÄ 
zurückfordorn   und   auch   den  Aetal 
frei    herauslassen   und    vorschreibeii 
so  frage  ich  das  Gericht,  ob  sie  nnd 
vor  das  höhere  Gericht  fordern  kaa 
und  ich  auch   überhaupt   noch   meh 
Plackereien  hiofür  leiden  soll,  odi 
ob  sie  schon  so   in  dieser  Art  ihic 


1  Sk  hat  Motlochtyicey ;  Kfi:  Mt/lhochoirct/ ;  ich  bin  aber  für  die  Lesi 
des  O,  weil  sie  mir  das  hier  vorauszusetzende  deutsche  Mittwoch  no 
am  besten  wiederzugeben  scheint. 

*  Nach  Sk  verbessert;  O  hat   w  gego  rstgrzech  koli/ecz  ßvkano. 

*  Sk  hat   a  na  tho  Igthkupngky  mam;   K,i:  a  na  tho  ata  It/thkupn^czjf. 

*  Kß  hat  gdyzem. 

Hk  hat  przt/cej/fjinacz, 

?  hat  ktore  ezxrrpyenye  myecz. 


Di«  polnische  BaceDsion  dor  Magdeburger  Urtheile. 


209 


Polnificber  Text. 


*Kft  to  m.  p.  Bse  Lwowa  m[owy- 
sy]  p[rtwo] :  *  Gdyß  Methwochowa  ^ 
I  dnyomA  pnyßaßnjkom^  f  prawa 
^v)aU  ▼  Hannnßowych  cstliyrzech 
kohteh,'  a  nje  nalaßla  za  ßwe  *do- 
|u^»  a  ßmje  ly  Hannos  ffam  fwa 
m^  pnjiUncx,  yß  nye  m^  czym 
t^M  rolye  doplaczycx,  a  chcze  ly 
ftre  DA  wyeky  wfchego^  za  datkkv 
finita  7  rol§  ^y  wolno  wzdacz  y 
taprCGM^  tedy  Methwochowa  mvfßy 
iiif5ja  fwa  rolya  przyyacz,  a  Hannas 
ttkogey  bandze  praw  y  profßen,  yako 
geft  priwo. 


Neuhochd.  Uebersetzung. 

Acker  zurücknehmen  soll,   oder  wa.s 
darum  Recht  sei? 

Hierauf  sprechen  wir  Schöffen  von 
Lemberg  ein  Recht:  Da  die  Frau  «les 
Mittwoch  mit  zwei  Sclu'Jffen  von  Ge- 
richtswegen in  Hans'  vier  Pfählen 
suchte  und  nicht  für  das  Ihrige  genug 
fand,  alsdann  muss,  wenn  Hans  selbst 
mit  seiner  Hand  zu  schwören  wagt, 
dass  er  nicht  hat  womit  den  Acker 
zu  Ende  zu  zahlen,  und  wenn  er  in 
Ewigkeit  auf  alles  Angeld  verzichten 
und  den  Acker  ihr  frei  übergeben 
und  verschreiben  will,  die  Frau  des 
Mittwoch  ihren  Acker  zurücknehmen, 
und  Hans  wird  also  gerechtfertigt 
und  von  ihr  frei  sein,  wie's  Recht 
ist. 


Art.  0  268. 


*0d7  kto  komn  bydl§  napadzy,  yß 
Aje  vraßy  albo  zabyye  albo  na  kolye 
pnekolye.* 

•Ge/cze*  teß  przy   mnye  Krotho- 

fyn/cÄy  ♦panowye*   ßlaly  po   prawo 

^  Lirowa  takymy  szlowy :  Grzegorz 

'i'owal  na  rußkyego  popa,^  rzek§cz: 

^0  nayn  zaluya,  iß  moy  koyn  wbyekl 

^  f^^o  dwor    othworzony ,  a  thamo 

H^go      ezelacz   vgonyla    mego    konya 

'ttpl.oth,  a  moy  koyn  zkaczacz  przeß 

plot&x  ,  wßkoczyl   na  oftry   kol   gego 

plo*.Vfca.    Tego   koyn  ya  zaluya  yako 

tny^zefczy  *  grzywyen  na  popa.    Na 

to   cxlpowyedzal  pop,  rzekacz:  Moya 

cselstcz   yechala    f  pola    do    domv   f 

plta^em    y    ß    konymy.      Za     thymy 

wi>^2al  w  moy  dwor  teß  koyn  gego. 


Wenn  Jemand  Jemandem  sein  Vieh 
in  dieser  Weise  antreibt,  dass  es  sich 
verwundet  oder  tödtet  oder  auf  dem 
Pfahl  sich  durchbohrt. 

Auch  haben  forner  zu  meiner  Zeit 
die  Herren  von  Krotoszyn  um  Rocht 
geschickt  nach  Lemberg  mit  diesen 
Worten:  Gregor  hat  über  <len  russi- 
schen Pfaften  geklagt,  sprechend: 
Ich  klage  ihn  wegen  dem  an,  dass 
mein  Pferd  sich  in  seinen  offenen 
Hof  verlaufen  hat,  und  dort  hat  sein 
Gesinde  mein  Pferd  auf  den  Zaun 
getrieben,  und  mein  Pferd  sprang, 
indem  es  über  den  Zaun  setzte,  auf 
einen  scharfen  Pfahl  dieses  Zaunes. 
Wegen  dieses  Pferdes  klage  ich  den 
Pfaffen  um  den  Betrag  von  dreissig 
Mark  an.  Darauf  antwortete  der  Pfaff, 


^   8k  hat  Mothlochotna,  Kß:  Methochawa. 
^  In  O  ist  kolyecz. 
^  In  O  steht  tochfego. 

^  8k  hat  hatfthka. 

^  8k  hat  trt€ch,  Kß:  tnty. 

Sitsnngsber.  d.  phil.-kitt.  Cl.    CXI.  Bd.    I.  Hft. 


14 


210 


Katuin  iacki. 


rolni^clior  Toxt. 

A  yako  paropczy  wyprzajraly  moy 
koyn,  tako  ßye  wyorwyo  v  po^anya- 
cz/j  y  rzuczyl  ßyo  od  fwey  fwyerzepy ' 
na  gego  koyn.  A  w  tem  koyn  {^egfo 
ßkoczyl  na  kol  y  wrazyl  ßye,  a  cze- 
ladz  mova  nve  *moirla  thomn  nvcz 
rzei'z  any*  gonyla  gego  konya.  Geßly 
ya  thv  czfo  wynowath  podlup  prawa?  * 


Na  tho  ni[yl  p[rzyßaßnyczy]  sze 
Lwowa  ni[owyiny]  p[ra\vo]:  Umye 
ly'  pop  przyßancz  fani  fwa  rfjka,  yß 
gego  czeladz  *nyo  gonyla*  Grzegor- 
zowa  knnva  *anv  ßwesfo  konva* 
chczacz  v]U'f("/yla ,  *  tedy  pop  geft 
praw  y  ])roßon*"'  od  Grzegorza  pod- 
lug  prawa. 


Xeuhochd.  UebenetzQog. 

sprechend:  Mein  Gennde  fahr 
Felde  nach  Hanse  mit  Pflug  nl 
Pferden.  Ihnen  nach  lief  anek  «b 
Pferd  in  meinen  Hof  hinein.  Uli 
wie  meine  Knechte  mein  Pferd  n» 
spannten,  riss  es  sich  ans  der  Hol 
des  Treibers  los  nnd  warf  lidi  ii 
Folge  seines  UngestQms  (seiner  B» 
heit)  auf  sein  Pferd.  Da  sprang  m 
Pferd  auf  einen  Pfahl  und  Terwo* 
dete  sichf  nnd  mein  Gesinde  koaMl 
nichts  dazn  sagen  und  trieb  niditirik 
Pferd.  Ob  ich  also  hier  was  NhnUH: 
bin  nach  Rechte? 

Hierauf  sprechen  wir  Schöffen  iw 
Leniberg  ein  Recht:  Kann  der  Ftf ' 
mit  seiner  Hand  schweren,  dan 
Gesinde  weder  das  Pferd  Oreg« 
getrieben  hat,  noch  auch  mitWiUa 
das  eigene  Pferd  losgelassen  hat,  dl- 
dann  ist  der  Pfaff  gerechtfertigt  nl 
frei  von  Gregor  nach  Rechte. 


(i)  Artikel,    die  nur  in  0  und  P  vorhanden  sind. 

Art.  0  108. 


Gdyby  woyt  raczczo,  przyßaßnyky 
y  gynßy  lud  ßromoczyl  nyefprawj-e- 
dlvwve.5 

Pytalyfczye  naß  o  prawo  tliymi 
ßlowy,  zaluyncz  na  waßcgo^  woy- 
tha,  kako  goft  raczcze,  jirzyßaßnyky 
y  gynßy  lud  ßromoczyl "  nyefpra- 
wyedlywye  i  goft  nyofprawyedlywy, 
drapyeßny,^  wßporny,  ßo  wßythkym 
pofpolftwem     nyeßgodny  ,      przetho 


Wenn  der  Vogt  die  RathmimMi^ 
die  Schöffen  und  das  fibrige  Volk 
ungerecht  verunglimpfen  würde. 

Ihr  habt  uns  um  Recht  gefragt  it 
diesen  Worten  nnd  euch  beschwert 
über  euren  Vogt,  dass  er  die  Batth 
männer,  die  Schöffen  nnd  das  übrigt 
Volk  ungerecht  verunglimpft  hat  uwk 
auch  sonst  ungerecht,  ranbsOchtifi 
zänkisch    und  mit  allem  Volke 


*  Sk  hat  ßwf/erzepi/rze,  Kfi:  9icorzepi/cze. 

'  Sk  fCigt  noch  hinzu :  aU*o  czo  t/eß  o  Uip  za  prawo, 
'  Sk  und  Kji  haben  nzmye  hf. 

*  In  O  steht  vpv/czify. 

^  Von  mir  seibor  aus  dem  Wortlaut  der  Frage  ergänzt. 

•  P  liat  ßtoego. 

"^  P  hat  ßromoczt/. 

•  In  P  lautet  diese  Stelle  so:  i/  rjef)  drapt/eßytry,  nye/praumif  ele. 


IMe  poinisdie  tUcension  der  Magcleburger  Ürtheile. 


207 


Polnischer  Text. 

^tiyiiy  ly  koniv  krsty  wda, 

liAy  ma  ßye  nayn  zalo- 

usa  przed  saudza  wy- 

(^yiD  Dtd  nym,  ten  io 

gig  fe^ndaycz  tako,  *ya- 

\j^*  yest  prawo  podlug 


Wörtliche  neuhochd.  üeber- 
setzuDg. 

■ 

Jemandem  Unrecht  za- 
ni|rt,  alsdann  hat  man 
sich  über  ihn  zu  be- 
schweren vor  dem  hö- 
heren Richter,  der  über 
ihm  ist  und  der  das  zu 
richten  hat  also,  wie  es 
Recht  ist   nach  Rechte. 


Mittelhochd.  Text. 

Nyrapt  der  richter  von 
ymant  czu  vnrecht  fejTi 
gewette,  abir  tuet  her 
ymant  vnrecht,  fo  fal  * 
man  en  vor  feynen  obir- 
ften  richter  dorumme 
obir  en  clagen,  vnd '  der 
fal  das  richtin  von  rech- 
ti«  wegin   alz   recht  ift. 


h)  Artikel,  die  nur  in  der  polnisolien  Reoension  vorlianden  sind. 

^Artikel,    die  allen  polnischen  Texten  gemein  sind. 

Art.  0  267. 


PoInL<oher  Text.  3 

«0  wroczenyu  roley,  gdy  gey  nye- 
aics^rm  kto  zaplaczycz.** 

Phy  mnye  *teß*  krothoßynfczy 
•jMiowye*  slaly  y  pyffaly  du  Lwowa 
■»  prtwo  *thymi    ßlowy*:   Hannu.sz 


Neuhochd.  Uebersetzung. 

Von  der  Rückerstattung  des  Ackers, 
wenn  Jemand  nicht  hat  ihn  womit  zu 
bezahlen. 

Auch  haben  zu  meiner  Zeit  die 
Krotoszyner^  Herren  geschickt  und 
geschrieben  nach  Lemberg  um  Recht 


1  iSa  hat  Jo  mag. 
>  Vnd  fehlt  in  Sa. 

'  Aüch  hier  ist  der  polnische  Text  nach  O  reproducirt;   die  durch  blosse 
Sterne  bezeichneten  Ergänzungen  rühren  aus  Sk  her. 

*  Diese  Rubrik  ist,  da  auch  Sk  an  dieser  Stelle  keine  Rubrik  hat,  aus 
Ki-i  entlehnt. 

*  Äd  vocem  ,Krotoszyn*  muss  bemerkt  werden,  dass  darunter  unmöglich  die 
Stadt  dieses  Namens  im  ,Südosten  des  Posenschen^  wie  dies  speciell 
Brfickner,  o.  s.  c,  S.  331,  Anm.  14  meint,  verstanden  werden  kann,  sondern 
ganz  gewiss  das  Dorf  dieses  Namens,  das  im  Lemberger  Bezirke  gelegen 
ist  und  als  eine  mit  dem  Magdeburger  Recht  ausgestattet  gewesene  Ort- 
schaft sich  ganz  gut  bei  den  Schöffen  von  Lemberg  Ratlis  erholen 
konnte.  Wollte  man  aber  noch  einen  weiteren  Beweis  haben,  dass  hier 
dieses  und  nicht  das  andere  Krotoszyn  gemeint  ist,  so  i.st  er  in  dem 
Umstände  vorhanden,  dass  in  dem  zweiten,  von  den  Schöffen  zu  Kro- 
toszyn an  die  Schöffen  von  Lemberg  geleiteten  und  in  Art.  O  268  des 
Näheren  dargelegten  Falle  ganz  ausdrücklich  auch  der  dortige  »russische 
Pfaff*  genannt  wird.  Ein  »russischer  Pfaff*  oder  Ortsgeistliche  ist  aber 
Wohl  in  Krotoszyn  bei  Lemberg,  keineswegs  aber  in  dem  Krotoszyn 
möglich  gewesen,  das  im  ,Südosten  des  Posenschen'  liegt. 


212 


Kaluiniacki. 


Polnischer  Text. 

ly  gego  mocz  przedacz  albo  na  nye 
kupczfi  myecz,  tedy  tho  woythowftwo 
dwa  opcza  czlowyeky  maya  gee  oßg- 
czowacz,  zacz  by  ftalo.  Tedy  ten  pan 
podlug  oßaczowanya  ma  gye  zapla- 
czycz  albo  komv  przyßwolycz.  *  Daley 
wyeczczye,  geftly  by  woyth  byl  nye 
przyßaßny  a  przal  by  ßye  tego,  czo 
nayn  zalowano,  tedy  moze  ßwa  nye- 
wynnofcz  przyßaga  vkazacz  na  krzyßv 
ßam  albo  ße  ßwyathky.  Tedy  on 
ßoftanye '  przy  ßwem  prawye  y  woy- 
thowftwe  podlug  prawa  *pravego*. 


Neohodid.  XJebawtniog. 

der  Zeit,  bis  zu  welcher  ihindiei' 
längert  oder  gewährt  seiD  iMib,^ 
kaafe.  Und  wird  er  sie  niditm 
kaufen  vermögen,  beiiehi 
einen  Käufer  auf  sie  in  habn, 
dann  haben  zwei  fremde  MiniMri 
Vogtei  zu  schätsen,  fQr  waseil 
würde.  Alsdann  hat  dieser  Bar 
der  Schätzung  gemäss  zu  ssUct 
Jemandem  sie  zu  zahlen  zu 
Forner  wisset,  dass,  wenn  der 
nicht  beeidet  wäre,  underditil 
nen  würde,  worum  man  ihn 
hatte,  alsdann  kann  er 
schuld  durch  einen  Schwor  tifi 
Kreuz  mit  seiner  eigenen  Hsud 
mit  Zeugen  beweisen.  Alsdann 
er  bei  seinem  Rechte  nnd  seiner Ti 
bleiben  nach  rechtem  Rechte. 


Art.  0  157. 


Kyedy  komv  f  prawa  przyßaga 
ßkaza.  3 

Daley  pytalyfczye  naß  o  prawo: 
Kyedy  komv  f  prawa  przyßaga*  ßka- 
za albo  o  dlug  albo  o  layanye  albo 
o  czokoly  bandz  na  dzen  polosony,  a 
theu,  czoby  myal  nofycz  przyßaga, 
nye  byl  by,  albo  toß  ten,  czoby  myal 
bracz  od  fampyerza  przyßaga;  nye 
byl  *  by  *  teß  na  ten  czaß,  czo  geft  o 
to  prawo? 


Na  to  my  przyßaßnyczy  z  Mayd- 
borku  prawo  mowymy:  Kyedy  komv 
ßkaza  przyßaga^  o  dlug  albo  o  layanye 
albo  oczkolye  bandz  na  dzen  polosony, 
[a  ten,  czoby  myal  nofycz  przyßaga, 


Wenn  Jemandem  vom  Gerichte  < 
Eid  aufgetragen  wird. 

Femer  habt  ihr  uns  um  Recht  |^j 
fragt:  Wenn  Jemandem  vom  Gerit 
der  Eid  aufgetragen  wird  um8e]inli| 
oder  um  Verunglimpfung  (Scheltni^ 
oder  um  was  immer  fQr  eine  Sachs 
auf  einen  bestimmten  Tag,  and  dfly 
der  den  Eid  zu  leisten  (wOrtlich:  IK 
bringen)  hätte,  nicht  da  wäre,  o^ 
der,  der  den  Eid  zu  übernehmen  bÜi* 
vom  Angeklagten,  auch  nicht  da  wlfB 
zu  dieser  Zeit,  was  darum  Recht  eat 

Hierauf  sprechen  wir  Schöffen  vi* 
Magdeburg  ein  Recht:  Wenn  Jeitf*' 
dem  der  Eid  aufgetragen  wird  vtf 
Schuld  oder  um  was  immer  für  fli>^ 
Sache  auf  einen  bestimmten  Tag,  *^ 


*  Aus  P  entlehnt;  O  hat  przyßwcly. 
'  P  hat  oßanye. 

'  Von  mir  selber  aus  der  Frage  ergänzt. 

*  P  hat  przyfiyagy, 

*  P  hat  auch  hier  p^'^yfiyajgy* 


Die  polnische  Recension  der  Magdeburger  Urtheile. 


213 


Polnischer  Text. 

nye  byl  by]  albo  zamyeßka  na  ten 
csaß,  a  powod  by  byl,  chczacz  przy- 
ßagy  bracz  od  fampyerza,  yako  f  pra- 
wa  fkazano,  tedy  fampyerz  ftraczyl 
ßwa  rzecz,  ocz  nayn  od  powoda  za- 
Iowano,  y  k  temv  przopadl  woythowy 
ofßm  ßelagow  wyny,  wyyawßy  to,  yß 
by  myal  kthora  zawada  albo  nagabanye, 
kthoregoß  by  mogl  doßwyatbczycz.  A 
bylo  ly  by  teß  o  layanye  albo  ocz- 
koly  bandz  gynego  myal  nofßycz  przy- 
ßag^  tedy  wßdy  powodowy  przepadl 
trzydzefczy  ßelagow  wargyelthv  a 
woythowy  wyn^.  Takyeß  nye  bandze 
ly  powod  podlug  ßkazany^  przyßggy 
przygladal,  *  tedy  fampyerz  geft  pro- 
ßen  y  wolen  od  powoda,  ocz  myal 
prsyßagacz,  y  k  themv  powod  woy- 
thowy wyna  ma  odlozycz  y  dacz,  wy- 
yawßy teß,  y ß  by  myal  ny ektora  zawada 
albo  nagabanye,  yako  pyrwey.  Podlug 
prawa  prawe[go]. 


Neuhochd.  Uebersetzung. 

derjenige,  der  den  Eid  zu  leisten  hätte, 
nicht  da  wäre,  oder  sich  verspäten 
würde  zu  der  Zeit,  und  der  Kläger 
da  wäre  und  die  Eide  übernehmen 
möchte  vom  Angeklagten,  wie  dies 
vom  Gerichte  verordnet  wurde,  als- 
dann hat  der  Angeklagte  die  Sache 
verloren,  deren  er  vom  Kläger  be- 
schuldigt wurde,  und  ist  überdies  dem 
Yog^  acht  Schillinge  Busse  verfallen, 
ausgenommen,  dass  er  irgend  ein  Hin- 
derniss  oder  irgend  ein  Unglück  hätte, 
das  ihm  widerfahren  sein  möchte.  Und 
wäre  es,  dass  er  um  Scheltung  oder 
um  was  immer  Anderes  die  Eide  zu 
leisten  hätte,  alsdann  ist  er  dem  Klä- 
ger dreissig  Schillinge  Wehrgelds  und 
dem  Vog^  die  Busse  verfallen.  Ebenso, 
wenn  der  Kläger  die  Eide  laut  Ver- 
ordnung nicht  vorlegen  würde,  als- 
dann ist  der  Angeklagte  ledig  und 
frei  von  dem,  worum  er  zu  schwören 
hatte,  und  der  Kläger  hat  noch  dazu 
dem  Vog^e  die  Busse  zu  legen  und 
zu  geben,  ausgenommen  auch,  wenn 
er  irgend  ein  Hindemiss  oder  ein 
Unglück  hätte,  wie  oben.  Von  rech- 
tem Rechte. 


y)    Artikel,   die  nur  in  Sk  vorkommen. 

Art.  Sk  269.2 


Oefthly  by  kto  byl  ßluga  czyyego 
albo  oblupyl  telko  o  panßka  wyna, 
thaky  fprawnye  ma  dofycz  vczynycz 
obyema.  A  yefthly  przyß^jße,  yß  the- 
go  nye  vczynyl  na  ßkod^  panßka 
albo  na  ganyb?},  a  tbo  vynydzye  ß 
gyednego  pokvpv.  A  j)0thym,  yefthly 


Wenn  Jemand  wessen  Diener  ge- 
schlagen oder  beraubt  hätte  lediglich 
um  die  herrschaftliche  Schuld,  ein 
Solcher  hat  billigerweise  beiden  ge- 
nüge zu  thun.  Und  wenn  er  schwört, 
dass  er  dies  nicht  zum  Nachtheil  der 
Herrschaft   oder    zu    deren   Schande 


*  P  hat  przygladacz. 

^  Es  dürfte  wohl  nicht  überflüssig  sein,  zu  bemerken,  dass  diese  Num- 
meration  von  mir  herrührt,  während  im  Codex  sich  dieser  Artikel  ohne 
besondere  Rubrik  direct  an  den  Artikel  anschliesst,  der  von  der  Ver- 
wundung des  Pferdes  handelt. 


214 


Kaluiniackl. 


Tolnischer  Text. 

byl    byth   (IIa  laya   nya  [albo]  ßlych 
ßlow,   pau  nye  ma  dacz  ßlnßby  ßlu- 
snczemu.    Thody   oii,   ktory   po  byl, 
ma  popeliiycz   on  nyedoftatek,   yako 
myal  ßluzaczy.     A  getithly   [by  byl] 
przeß  przyczyny,  a  «n  ßluga  by  od- 
ftal    oTii^    ßlnßbn,    ktor^   myal    dacz 
pan  on,  ktory  byl,  ma  y^  zaplaczycz. 
Krotliko    a    polipolycaye     mowyacz, 
szluga,    w    potrzebyßnye    panßkyey 
bythy,   czyny   albo  ma  ezynycz  iSam 
o  liya  y  o  ßwo  rany,  pan  owßelky  o 
ßkoda  y  o  franyba    ßwa,    a    obyema 
ma  bycz   doßyc/vczynyenye  ß  pokv- 
pem.  [To]  yodno  yeft.'  Dru^e  [yeft 
tako],  yako  w  prawye  nyemyeczkym 
yefl  pyßano.  Takyeß  w  prawye  nye- 
myeczkym yeft  pyßano  w  kapytulum 
we  trzyßothnym  y  w  czwarthym: 


O  ßynai  rang.^ 

I  teß  o  ranii  ßyna  y  uad^tha, 
gdzyo  »znakv  ßroniotliy  nyo  ezyny, 
na  myoßczyv  yawnyni,  a  gdzye  ko- 
ßczy  nye  ßa  ßthluczony  albo  ßkaßo- 
ny,  any  ßkora  roßerwaua,  XXX  ßela- 
gow  maya  dacz  za  pokup,  za  wyn«;} 
ßad/yemii  oßm  ßelagow. 


Neubochd.  UeberMetzung. 
gothan  hat,  so  kommt  er  mit  nur 
^iner  Busse  davon.'  Und  dann,  wenn 
er  um  der  Scheltung  oder  um  dar 
bösen  Worte  willen  geschlagen  wor- 
den wäre,  hat  der  Herr  keinen  Dienst 
zu  geben  dem  Diener.  Dann  hat 
derjenige,  der  ihn  geschlagen  hat, 
den  Mangel  zu  vervollstXndlgen,  den 
der  Diener  hatte.  Und  wenn  er  ohne 
Grund  geschlagen  hätte,  und  jener 
Diener  von  jenem  Dienste  abstehen 
würde,  den  jener  Herr,  der  g^eechlagen 
hat,  zu  geben  hatte,  hat  er  ihn  (d.  h. 
den  Dienst)  zu  bezahlen.  Kurz  nnd 
gemeiniglich  gesprochen ,  hat  der 
Diener,  der  in  der  herrschaftlichen  An- 
gelegenheitgeschlagen wurde,  um  sich 
und  seine  Wunden  selbst  su  sorgen, 
der  Herr  dagegen  um  seine  Schande, 
und  beiden  hat  Genugthuung  xn  ge- 
schellen  mit  Wehrgeld.  Das  ist  eins. 
Das  zweite  verhält  sich  so,  wie  es  im 
deutschen  Recht  geschrieben  ist.  Eben- 
so ist  im  deutschen  Recht  geschrieben 
in  dem  dreihundertundvierten  Capitel : 

Für  eine  blaue  Wunde. 

Und  auch  f^  eine  blaue  und  ge- 
schwollene Wunde  an  einem  offenen 
Orte,  w<i  sie  das  Zeichen  des  Schim- 
pfes nicht  bewirkt,  und  wenn  die 
Knochen  nicht  zerschlagen  oder  be- 
schädigt sind  und  auch  die  Haut 
nicht  zerrissen  ist,  hat  man  30  Schil- 
linge als  Wehrg^ld,  acht  Schillinge 
dem  Vogte  als  Busse  zu  geben. 


1  Von  den  Worten :  Wenn  Jemand  bis :  mit  ritir  einer  Busm€  davon  ist  dieser 
Artikel  eine  wörtliche  Paraphrase  des  sächsischen  Landrechts  H,  34. 

2  Im  Original  ist  diese  Bemerkung  weniger  richtig  vor  Krofhko  y  pcfipo- 
lyczye  tnoicyacz  gesetzt;  auch  bemerke  ich,  dass  sowohl  diese  als  die 
nächstfolgende  Bemerkung  im  Original  roth  unterstrichen  ist. 

3  In  der  Ausgabe  des  sächsischen  Landrechts  von  Jaskier,  beziehungsweise 
in  der  von  C.  W.  Gärtner  würde  diesem  Artikel  noch  am  meisten  der 
Artikel  HI,  45  entsprechen.  Es  ist  aber  viel  wahrscheinlicher,  dass  wir 
hier  mit  einer  Glosse  dieses  Artikels  su  thun  haben. 


Die  polnische  Kecension  der  Magdeburger  Urtheile. 


215 


Polnischer  Text. 

O  krwaw^  rana. 

I  teß  za  rana  krwawa,  ktora  uye 
yeft  na  oblyczv,  ktora  yeft  profto 
krwawa,  ktora  teß  nyo  czyny  ßnakv 
ßromothy,  gdzye  thelkv  ßkora  yefth 
roßdrapyona  albo  roßdzyelona,  XXX 
ßelagow  czyrpyaczemu  maya  dacz 
poßpolnych  pyonyadzy,  po  polßku 
pokvp,  woythowy  oßm  ßelagow  wyny. 


O  rana  na  oblyczv. 

0  ran^  na  oblyczv  vkrwawyonym 
albo  na  myeßczczyv  yawnym,  ktor^ 
przynoßy  ßnak  ßromothy,  gdzye  yeft 
ßkora  ßdrapana  albo  czyalo  roßdzye- 
lono  ßmyertelnye,  dzyewyadz  funtow 
albo  dzyewyacz  wag  poßpolytbych 
pyenyadzy,  czo  yefth  w  ßumye  pul- 
py§thy  grzy  wny,  onemu  ranuemu  albo 
czyrpyaczemu  ma  bycz  dano  za  pokvp, 
ߧdzyemu  za  wyn^  oßm  ßelagow. 

*  Yeftf ly  by  kto  byl  barzo  vrwan  *. 

1  teß  yeftly  by  kto  byl  barzo  vrwan 
nyewymownye  albo  teß  przeß  ßna- 
myenythych  ran  byl  by  byth,  za  po- 
kvp XXX  ßelagow  onemii  czyrpya- 
czemu maya  bycz  dany,  ßadzyemu 
oßm. 


Neuhochd.  Uebersetzung. 

Für  eine  blutige  Wunde. 

Und  auch  für  eine  blutige  Wunde, 
die  nicht  an  einem  offenen  Orte  ist, 
das  ist  am  Gesichte,  die  einfach  blutig 
ist,  die  auch  das  Zeichen  der  Schmach 
nicht  bewirkt,  falls  nur  die  Haut 
zerkratzt  oder  zertheilt  ist,  hat  man 
dem  Leidenden  80  Schillinge  ge- 
meiner Münze,  was  polnisch  ,pokvp* 
{=  Wehrgeld)  heisst,  dem  Vogte  acht 
Schillinge   als  Busse  zu  geben. 

Für  eine  Wunde  im  Antlitz. 

Für  eine  Wunde  im  blutenden 
Antlitz  oder  an  einem  offenen  Orte, 
die  das  Zeichen  der  Schmach  mit 
sich  bringt,  falls  die  Haut  abgekratzt 
oder  das  Fleisch  tödtlich  zertheilt 
ist,  hat  man  jenem  Leidenden  neun 
Pfund  oder  neun  Gewichte  gemeiner 
Münze,  was  zusammen  viereinhalb 
Mark  beträgt,  als  Wehrgold  zu  geben, 
dem  Vogte  als  Busse  acht  Schillinge. 

Wenn  Jemand  sehr  gerissen  wäre. 

Und  auch  wenn  Jemand  gar  sehr 
und  unaussprechlich  gerissen  (gezo- 
gen, gerüttelt,  gekneift)  oder  ohne 
vornehmere  Wunden  geschlagen  wor- 
den wäre,  alsdann  hat  man  jenem 
Leidenden  als  Wehrgeld  30  Schil- 
linge, dem  Vogte  [als  Busse]  acht 
Schillinge  zu  geben. 


c)  Artikel,  die  nur  den  deutsclien  Texten  erster  Redaction  zweiter  Nuance 

eignen.* 

Art.  Sa  302. 

Von  morgengobe  an  geheget  ding  und  andir  gobo. 
Vorbas  eyn  man  hat  eyne  juncfrawe  czu  der  [ee]  nemon  vnd  niargen- 
gobit  ir  Ixxx  marg.     Dornoch   gebor   her  mit  ir  czwe  kindir.     Do  ging  her 
vor  gehegit   ding  an   der  frawen   willen   und   wiffen,   noch   fe   dorvmme  ny 

'  Da  jedoch  der  Torosiwicz'sche  Text,  wie  bekannt  ist,  nur  bis  Art.  221 
=  8a  249  reicht,  so  kann  ich  die  hieher  gehörigen  Artikel  selbstver- 
ständlich nur  nach  lüa  anführen. 


216  Kaluiniacki. 

gefrogete,  vud  frogete  rechtis,  ap  her  mit  feynem  derarbetem  gute  m&chi» 
tuen  und  loffin,  wy  her  weide.     No  wart  ym  geteilt.     Do  gmp  her  der  tcr* 
genanten   frawen  vor  dy  vorgenanten  Ixxx  marg  vnd  vor  allis ,  daa  ir  sodi 
seyme  tode  folgin  fulde,  xxx  marg.    Vnd  dy  firawe  war  nicht  keygenwoctig. 
Dornoch  fo  hatte  her  ober  kindir  mit  der  frawen  vnd  ftarp.     Vnd  dy  fttwa 
vorderte  ir  morgegabe  Ixxx  marg.     So  fprachin  des  totin  mannis  frande,  te 
fülle  nicht  mir  habin,  wen  dy  leczfte  gäbe  xxx  marg  dorvmme,  das  ir  ma 
vor  gehegetem  dinge  ir  nicht  mir  gegebin  hat,  do  her  des  mechtig  was,  vid 
fe  de  leczfte  gäbe  wol  gewoft  habe  vnd  dy  ior  vnd  tag  vnd  vil  len^^  ▼o^ 
fwegin  habe.     So  fpricht  dy  frawe :    Her  hat  mir  dy  erfte  gobe  gegebin  n 
alle  vndirfcheit  vnd  an  allis  awsnemen  keynir  macht,  vnd  bin  do  anoh  mM 
keygenwertig  geweft  vor  gehegetim  [dinge],  noch  en  habe  en  der  erfte  gib« 
ny  vorloffin,  vnd  [her]  mir  dy  leczfte  gäbe  hat  gegebin,  das  ich  kinder  ndk 
ym  gehabit,  czu  den  Ixxx  marken ;  dovor  hab  ichs  gehabit  vnd  wil  ich  habii| 
ap  ichs  mit  rechte  gehabin  mag;    no  wenne  is  gnt  und   gelt  antret,  viidt 
nicht  erbe,  fo  mochte  ich  mich  nicht  doran  vorfweigin ;  auch  torlte  ich  miek 
nicht  vor    uorchte    meynis    mannis    nochmolis   vor   gerichte    dowedir  nidt 
fprachin.     No  bete  wer  vndirweyfunge,  ap  der  frawen  ir  irfte  morgengob* 
volgin  und  bleibin    fuldo  adir   von   was  fache  fe  der  enparen  fulde  adir  dy 
leczfte  xxx  marg  nemen  muffe,  adir  was  recht  dorumme  fey? 

Doruff  antwart:  Hat  der  tote  man  der  frawen  dy  morgengabe  gegebin 
fundir  vndirfcheit  vnd  keyne  gewalt  doran  gehabit  hatte  yn  gehegetim 
dinge,  fo  mogtu  ir  dy  Ixxx  marg  volgin  vnd  bleibin  vnd  auch  dy  xxx  margi 
dy  her  ir  dornoch  gap.  Von  rechtis  weg^n. 

Art.  Sa  324. 

Ap  ymant  yn  gefongniffe  queme  vm  vorwandelunge  der  rede?' 

Ffort  mir  wy  das  czu  etlichin  geczeitin  ift  gefcheen,  das  eyn  gaft 
czu  vns  quam  keygin  Becz^  in  gaftes  weise.  Der  wart  von  deme  bmgroae 
otfgehaldiu   vndir  der  vorwandelunge   feyuir  rede  vnd   wart  yn  gefacxt  voa 

1  Dom  Inhalte  und  zum  Theile  auch  dem  Wortlaute  nach  identisch  iit 
dieser  Artikel  mit  dem  Artikel  desselben  Textes  290,  der  seineraeitB 
wieder  identisch  ist  mit  dem  Wortlaute,  wie  ihn  dieser  Fall  in  Kß,  Br 
und  Th  hat.  Andererseits  sind  aber  auch  so  wichtige  Differenzen  vo^ 
banden,  dass  ich  keinen  Anstand  nahm  ihn  hier  vollständig  abzudrucken. 
Ich  mache  namentlich  auf  den  Anfang  des  Artikels  aufmerksam. 

-  Becz,  poln.  Bificz,   ist  ein  Städtchen  bei  Sandec  in  Galizien,   das  in  der 
Geschichte  des  deutschen  Rechts  in  Polen   auch  noch  diese  Bedeutung 
hat,  dass  es  eine  Zeit  lang  für  die  umliegenden  Ortschaften  als  deut- 
scher Oberhof  fungirte.  Als  Beweis  dessen  vgl.  insbesondere  die  Urkunde, 
die  sich  in  den  Akta  grodzkie  i  ziemskio  z  czasöw  rzeczypospolitej  polskiej 
z  archiwum  tak  zwanego  Bernardynskiego  etc.,  L ,  S.  8   befindet  und  die 
mit    folgenden   Worten    anhebt:    Nos  Johannes,   civis  de  Beycz,  nee  wm 
advocatus  suprenii  judidi  juris  provincialis  terrae  Beycxenais  una  cum.  tepUm 
McaXfinU  eiuadem  iudicii  mfraacripti  etc.   Die  Urkunde  ist  vom  Jahre  1383, 


Die  polniscbo  Recension  der  Hagdebnrger  ürtheile.  217 

dem  bargrouen  yn  der  stat  gefengnisse  .  .  .^  welchis  bekentniffe  des  gefeng- 
nirfe  och  vnfir  bradir,  dy  do  feyn  czeigir  adir  weyfnr  des  keyginwertigen 
briflfes,  wol  werdin  muntlichin  offenbarin.  Do  traten  vor^  ding  vnd  orteilten 
keygin  den  anderen,  welche  orteil  in  folchin  wartin  wardin.  Da  trat  der 
burggroue  vor  recht  mit  feyme  vorfprache  vnd  fprach:  Her  foyt  vnd  ir  ge- 
trawin  scheppin,  wenn  der  man  bofe  vnd  valfche  briffe  bracht  hat  von  der 
ftat,  als  her  Hch  williclichin  gewilkort  hat,  von  Freybarg,  no  vorfuchit  yn 
ewrim  rechte,  ap  der  icht  darnmme  leydin  fülle  adir  was  voruallin  fey.  Da 
trat  der  man  mit  feyme  vorfpreche  vor  recht  vnd  antwarte  vnd  fprach :  Her 
foyt  vnd  ir  getrewin  scheppin,  wenne  ich  gefengniffe  geledin  habe  von  vn- 
fchnlt  vnd  ich  dy  briffe  nicht  gefart  habe  obir  grenicz,  fundir  ich  darnach 
gefant  habe  vnd  fte  alhy  als  eynir  fchonir  man ,  der  do  ny  obirwundin  ift 
in  keynen  fachin  nach  in  keynen  dingin,  no  vorfuchit  yn  ewrem  rechte,  ap 
ich  nicht  nehner  (sie)  fey  meyuen  hals  zu  beweren  vnd  meyn  erbirkit  vnd 
gut  ee,  wenne  mich  ymant  obirczugin  falle  adir  mag,  adir  was  recht  fey? 
Antwort:  Vmb  wandilrede  fo  fal  man  nymant  foen  noch  an  feynen 
leip  fprechin,  nochdemmole,  wenne  der  gaft  mit  keynir  hanthaftigir  tat  nye 
begriffen  ift  noch  obirwundin  ift  vnd  her  den  briff  nicht  felbir  gehabit  hat 
noch  obir  grenicz  gefurt  hat,  vnd  fo  ift  her  feynis  leybis,  gutis  vnd  ere  neher 
czu  beweren,  wenne  das  ym  ymand  abeczugin  möge  von  rechtis  wegin. 

Art.  Sa  326. 

Von  vorfweygunge  orteils. 

Fort  mir,  libin  befundiru  frunde,  vns  haben  Freuczel  Hutter,  ewir 
metscheppe,  als  her  fprach,  vnd  Clemens,  ewir  statfchreibir,  czeigir  diffis 
briffis,  eyn  gelawsbrif  vnd  ewir  ftatbriff  von  ewimtwegin  geantwart,  der  von 
werten  czu  wortin  alfo  antwart  vnd  lawt:  Willigin  dinft  fteticlichin  czuuor. 
Libin  herren  vnd  fröude  vnd  befnndir  gvnnir,  wir  biten  euch,  das  ir  fundir- 
lich  tuet  alfo  vnfir  frunde  vnd  gernchit  czu  gelawbin  allis  des,  das  euch 
dy  czeiger  difis  briffis  muntlichin  beten  vnd  fagin  von  vnfemtwegin  rechte, 
als  wir  felbir  keyginwertig  weren,  das  ftet  vns  vmb  euch  czu  verdinen. 
Domoch  fo  habin  vns  dy  egenanten  Frenczil  Hutter  vnd  Clemens  geantwart 
eyn  awsgeschrift ,  als  hy  hernoch  gefchrebin  ftet  yn  fulchen  worten,  vnd 
babin  vns  gebetin  yn  fulchin  wortin  vmb  recht:  Libin  herren  vnd  befundirn 
g&nnir,  als  wir  euch  betende  vmb  recht  hatten  gefchrebin,  das  da  antrat 
vnfirn  foyt  vnd  eynen  vnfirn  burger  vnd  des  czu  eyme  beffir  czuuor  nemen, 
hatte  wir  dy  gefchicht  gancz  gefchrebin,  wy  dy  vorgenannten  czu  tedingin 
fmt  komen,  vnd  das  hatte  ir  vns  orteil  gefchrebin.  Da  wir  dy  nach  ewrem 
briffe  muntlichin  awsgebin,  do  hiffe  wir  den  foyt  vnd  feynen  wydirfachin 
czu  hören  vnd  fprachin  czu  demfelbin  knechte,  des  foytis  wydirfachin:  Als 
das  du  czu  deynir  mutir  geclagit  haft,  das  haftu  irlangit  vnd  vmb  das,  das 
du  bekant  haft,  darumme  dich  der  foyt  beclagit  hat,  bistu  em  xxx  Schillinge 
voruallin   vnd  dy   falftu  ym  wetten  czu  haut.     [Domoch  da]  is  em  der  foyt 


*  Hier  ist  offenbar  eine  ganze  Stelle  ausgelassen. 
^  Im  Codex  steht  von. 


218  Katuiniacki. 

eyn  recht'  werdiii  [und  fragte]:  seyutdemmole,  das  em  das  orteil  cza  fromen 
komcii  wcre,  ap  yin  foyn  orteilgelt  nicht  fulde  wedir  werdin.  Da  teilte  wir 
dem  foyte  feyn  orteilgelt  wodir  czu  werdin  vnd  feynim  wodirfachin  c«u  uorloft. 
Her  ley t  das  czu  derfolbin  czoit  vnd  rette  koynis,  fundir  her  fprach :  Ir  herren, 
den  briff  fullit  ir  haldin,  ap  ich  feyn  darffin  werde  czu  der  muttir  meyti. 

Antwort:  Habit  ir  vnfir  orteil  gar  angefprachin,  alfo  wir  euch  noch 
ewir  froge  vndir  vnferm  jngefegil  hin  gefchrebin  habin,  so  habit  ir  recht 
geton.  Vnd  hat  yenir  das  orteil  nicht  wedirret  czu  hant,  das  ir  em  das 
orteil  habit  geteilt  dem  foyte  feyn  gewettegelt  wedir  czu  g^bin,  fo  fal  her 
vorbas  fwoygin  von  rechtis  wegin. 

Art.  Sa  330. 

Von  bekeutniffe  vor  den  scheppin  stat  czu  Krowckaw. 
Wir  sciieppin  der  stat  Crawko  [tun]  offenbarlich  yn  defem  kegen- 
wertigin  briffe,  das  dy  erfamen  sciieppin  der  stat  Byecz^  habin  keygin 
Hannus  Smetbawch  alle  faczin  fachin,  wy  dy  bekant  mochtin  werdin  also 
bawffin  allen  buffin,  der  her  vorvallin  ift  kegin  en  von  ftroffunge  erer  orteil 
von  obilhandelunge  vnd  andirley  fachin,  dy  zwifchin  en  bis  uff  dese  eseit 
gowort  habin,  noch  heyfchunge  oynis  rechtis  vor  vns  gefordert  yn  g^hegetit 
ding  vnd  dirlangit.  Dornoch  habin  dy  ogenonten  schoppin  durch  got  vnd 
crbir  lowto  bete  vnd  an  uffgenanten  Hannos  bete  angefehen  vnd  han  den- 
fülbin  vorgonanton  Hannos  der  uffgenanten  fachin  czumole  vnd  ebiglichin 
dor  nymmir  czu  lawken  uffcutlichin  wedir  globit  vnd  alzo  falbift  ewiglichin 
czu  haldin  froy  vnd  lodig  golofßn.  Dasfelbe  hat  auch  der  oegenanten 
Hannos  des  alczumole  nymmir  czu  gedenken.  Vnd  dos  habin  fo  yn  beidin 
teilin  boydirfoyt  dofelbift,  vor  vns,  yn  dem  uffgenanten  gehegetim  dinge 
ficli  wiüentlichin  dergebin  vnd  vor  jowort  czu  tuen  vnd  czu  haldin  vefte, 
ftete,  gancz  vnd  vnwedirfprachlich.  Vnd  vnfir  schoppin  jngefegil  hir  ange- 
hangin  cym  eynir  ortkundo  der  ogonanten  fachin. 

Art.  8a  332. 

Von  dube  twingin. 
Eyn  man  from  hat  gegobin  vnd  gofihawfft  weis  czu  eyme  melcze,  do 
her  folbir,  der  melczer,  den  floffil  czutrot  vnd  hat.  Vnd  uff  das  quam  der 
melczer  czu  dorn  bnrgir  vnd  fprach,  dor  wois  wer  ym  genamen  vnde  ge- 
ftolen.  Do  vrogoto  en  dor  burgir:  Wy  vnd  yn  welchirloy  weyfe?  Do 
fprach  der  molczer :  Dy  toro  woren  awsgehabin.  Do  nam  der  burger  den 
richter  vnd  dy  scheppin  vnd  f&rto  fe  dorczu,  das  wir  fchawen  fuldin,  ap 
das  alzo  wer.  Do  vant  der  richter,  das  dy  tore  nicht  woren  awsgehabin 
noch  w^oren  vorforit,  vnd  man  mochte  dy  tor  nicht  awsgohebin.  Dornoch 
fprach  der  molczor  eyn  andir  rede:  Man  wero  czu  deme  flagefenfter  ynge- 
ftegin.     Vnd   das   habe   wir   auch   gefcliawet   vnd  fundin   nicht   noch    feynir 


*  Icli  habo  diese  Stelle  aus  dem  blossen  Zusammenhange  ergänzt,  ohne 
selbstverständlich  bchaui)tßn  zu  wollen ,  dass  ich  hiodurch  auch  schon 
das  Richtige  getroffen  habe. 

2  Vgl.  S.  2 IG,  Anm.  2. 


Die  polnitclie  Becension  der  Magdeburger  ürtheile.  219 

nk,  wenne  das  doch  auch  gancz  was  vnd  nichtif  uicht  vorferet.  Vnd  uff 
im  broehte  der  burg^  den  melczer  yn  das  gefengniffe  vnd  aws  dem  ge- 
tepuwe  yn  gerichte  adir  vor  g«richte  vnd  clagete  czu  ym,  alzo  czu  feyme 
^rbe,  wenne  her  ym  den  weis  hatte  gegebin  czu  getrawir  haut  yn  feyne 
gewere,  alzo  eyme  melczer,  vnd  her  den  flofni  felbir  czu  dem  melczhawfe 
lurtte,  Tod  yndes  meyn  weis  mir  felbir  g^ftolen  hat  vnd  genomen  hat  von 
Iriejr  hawffinJ 

Viertes  Capitel. 

VerhUtniss  der  polnischen  Texte  zu  den  einschlägigen 

lateinischen. 

Von  den  in  Betracht  kommenden  lateinischen  Texten 
werden  von  M.  Bohrzy^ski,  beziehungsweise  von  A.  Brückner 
fixende  angeftthrt:  1.  der  Opatow'sche  Text  Nr.  1,  enthalten 
in  der  Handschrift  der  OssoUnski'schen  Bibliothek  Nr.  832, 
BL  110— 128;  2.  der  Opatow'sche  Text  Nr.  2,  enthalten  in 
der  Handschrift  der  Komiker  Bibliothek  DV,  BL  31—35;  3.  der 
Lemberger  Text,  enthalten  in  der  Handschrift  der  Ossolinski- 
icben  Bibliothek  Nr.  50,  Bl.  106—155;  4.  der  Dzialynski- 
«che  Text,  enthalten  in  der  Handschrift  der  K6miker  Biblio- 
4ek  Z)/,  Bl.  331 — 342.^  Ausser  diesen  vier  Texten  sind  aber, 
wviel  ich  bis  jetzt  eruiren  konnte,  noch  zwei  weitere  lateini- 
Texte  der  Magdeburger  Ürtheile  vorhanden,  die  sich  in 
Handschrift  des  PrzemySler  Stadtarchives  sub  Nr.  284 
«ifBl.  63»— 68»  und  auf  Bl.  70»— 74^  finden  und  hier  zum 
«nten  Male  genannt  werden.  Bei  der  Klarstellung  des  Ver- 
Wtnisses,  das  zwischen  der  polnischen  Recension  und  den  ein- 
schlägigen lateinischen  Texten  besteht,  sind  also  im  Ganzen 
^hs  lateinische  Texte  in  Erwägung  zu  ziehen,  die,  obschon 
la  Wirklichkeit  auf  nur  zwei  Redactionen  beruhend,  aus  prakti- 
when  Beweggründen  jeder  fUr  sich  besprochen  werden  müssen. 

'  Das  dieser  Artikel  nicht  zu  Ende  geschrieben  ist,  liegt  auf  der  Uand 
und  braucht  nicht  erst  besonders  erwiesen  zu  werden. 

'  Die  Ossolinski'sche  Handschrift  Nr.  832  ist  von  F.  Bischoflf  in  den  Bei- 
trSfen  zur  Geschichte  des  Magdeburger  Rechtes,  Sitzungsber.  der  phiL- 
hiit.  Cl.  der  kais.  Akademie  der  W^issensch.,  Bd.  L,  S.  341  f.;  die  Kör- 
niger Handschrift  D  V  von  S.  Helcel  in  den  Starodawne  prawa  polskiego 
pomniki,  I,  S.  LU,  und  die  Komiker  Handschrift  DI  von  demselben, 
ebendaselbst,  S.  XXVIH— XXXVII  beschrieben.  In  Betreff  der  Osso- 
lindu'schen  Handschrift  Nr.  50  vgl.  dagegen  das  in  dieser  Abhandlung 
&uf  S.  116  f.  Gesagte. 


220  Kalniniacki. 

Ich  schicke  jedoch^  da  die  soeben  erwähnte  Przemyiler  Hand- 
schrift bis  jetzt  80  gut  wie  gar  nicht  bekannt  ist,^  zunächst 
noch  eine  kurze  Speciiicirung  der  in  ihr  enthaltenen  Bestand- 
theile  voraus.     Es  sind  dies  folgende: 

Bl.  1 — 12:  Eine  kurze  Inhaltsangabe  der  in  der  Przemys- 
1er  Handschrift  vorhandenen  ilaterien. 

IJl.  13' — 27*:  Die  versio  Sandomircnsis  des  sächsischen 
Weichbihlrechtes ;  die  aus  113  Artikeln  besteht  und  sich  im 
Oanzen  an  die  bei  Johannes  Laski  vorhandene  Form  dieser  versio 
anschliesst.  Schluss:  KxplicitUher  mnnivipalisftrla  quinta, proxima 
poft  diem  cinerum,  anno  naüvitatis  domini  nüllefimo  cccclxxiii^, 

Bl.  27^ — Ol*:  Die  versio  Sandomirensis  des  sächsischen 
LandrochteSy  die  in  der  PrzerayÄler  Handschrift  folgender- 
massen  betitelt  ist:  Incipit  juf  provinciale  in  CHfti  nomine,  ei 
primo  de  duohus  (jladij»,  quos  denn  dimifit  fuper  terram  ad  prote- 
(jimdam  crl/tianitntem.  Dann  folgt  eine  Art  Prolog,  der  mit 
den  Worten  beginnt :  Nofa^  hy  funt,  qui  legem  duodecim  ((dm- 
larum  etc.  Cap.  I:  De  duohus  (jladij s ;  Cap.  II:  De  quolihet 
criftiano,  <pcod  tenetur  ter  in  anno  synodo  interej^e,  cum  ad  annos 
jmhertatis  pervenitj  in  dyoecesi,  in  qua  manet  etc.  Die  Zahl 
sämnitlichcr  Artikel  beträgt  2()(>.  Schluss:  Et  fic  eft  finihu 
Über  proviJicialis  nuh  anno  nativitatia  domini  millefimo  quadrin- 
(jentc/imo  [/epfHa<ji'fimv/  quarto. 

Bl.  1)1* — ()2*:  De  reqularltatey  de  collateralibus  feu  affeffori- 
hu8  et  de  audiforibus, 

Bl.  ()3* — 68*:  Der  lateinische  Text  der  Magdeburger  Ur- 
theilo,  den  ich  als  den  Przemyslcr  Text  Nr.  1  bezeichne  und 
der  in  unserem  Codex  folgendermassen  liberschrieben  ist:  Ind- 
piunt  tfentencie,  decrete  per  scabinos  /uppremi  iui*is  theutunid 
Maydbnrgenfis  caftri  Cracouienfis,  per  quemdam  notarium  ciui- 
tatis  Ih'zemiflien/is  de   theutunico  ydioinate   tranJ2ate  in  laiinum, 

Bl.  68»— ()9^  und  Bl.  76*— 102*:  Ein  systematisch  ge- 
ordneter  Auszug  aus  dein  Sachsenspiegel  unter  Beigabo  einiger 
römisch-rechtlichcr  Bestimmungen^  der    mit  Rücksicht  auf  den 

1  Dio  pAAr  Notiion,  die  sich  in  Betreff  dieser  Handschrift  in  der  Mono- 
(rmtiA  uiiAstA  PrzomyÄla  von  Leopold  Häuser,  Przemysl  1883,  8.  50 — 61 
finden,  sind  leider  nicht  darnach  an^retlian,  dass  man  aus  ihnen  einen 
wenn  auch  nur  annähernd  wahren  Hegriif  von  dem  Inhal tsreichthom 
dieser  Handschrift  erhalten  könnte. 


Di*  talBiKhi  BauBiiMi  der  lbfflat>ai««c  Ilrlliiilt. 


221 


i  unmittelbar  vomn gehenden  lateinischen  Text  der  Magdeburger 
;  Urtheile  von  dem  Schreiber  des  Codex  irrthümlich  als  ,alia 
yortiUffia'  bezeichnet  wird.  Die  einzelnen  Partien  dieses  Äua- 
F.zugs  haben  folgende  Rubriken:  De  judice;  de  judicis  officio  et 
l.'de  ordine  cognicionig ;  de  foro  competenti;  de  aitf:rionibut ;  de 
»ferija;  da  fideiufforihu» ;  de  impedimento  ad  jv»  non  venientUnta ; 
Td«  bonia  litte  occupatio;  de  teßantentia;  debonis  fuccejfore  caran- 
riibua;  de  jure  fifcali;  de  teflimonio  et  teflVitts;  lex  Jtnium  regen- 
f  darum  /iue  de  metia  agrai-um;  lex  Cornelia  de  paU-iddi»;  de 
\^lwdone  dehitorum;  de  Judeis;  de  penis  et  emendia;  de  dampno 
infecto;  de  fartis  et  arefti»  et  evicäonibua ;  de  pignoribua; 
a,  que  n  iudice  inßli/untur;  de  regimine  eiuilafia,  qtiomodo 
i  debeat;  di/tinclio  de  Jideiiiffbribus  et  caucionibus;  alter  pro- 
Vlogus  juria;  alter  prologua  jwri»  (zwei  verschiedene  Rnbriken); 
\4mieaciale  capitulum  juria. 

Bl.  70" — 74'':  Ein  weiterer  lateinischer  Text  der  Magde- 
[  bui^er  Urtheile,    den   iuli  als   den  Przemyiler  Text  Nr.  2  be- 
zeichne und  der  ohne  jedwede  Titulatur  oder  Ueberschrift  direct 
[  mit  der  Rubrik  des  ersten  Capitcls  beginnt. 

Bl.  102» — 103*':  Eine  zu  Neumarkt  in  Schlesien  Üewerk- 
L'Stelligte  Umarbeitung  des  dieser  Stadt  vom  Herzog  Heinrich  [. 
[im  Jahre  1235  verliehenen  alten  Hallisehen  Rechtes,  betitelt: 
E  Jmxt,  qtte  dicrunlur  vichhilde.  Die  wesentliclisten  Unterschiede, 
I  die  zwischen  dieser  Umarbeitung  und  dem  besagten  Hallischen 
I  Rechte  bestehen,  sind :  1 ,  Es  fehlen  in  ihr  die  Eingangs-  und 
J  die  Schluaeformel ,  sowie  alle  jene  Partien ,  denen  im  Halli- 
B>«cbea  Rechte  nach  der  Ausgabe  von  Qaupp  die  §§.  11,  15, 
^35,  36,  43,  45,  46  und  47  entsprechen;  2.  in  dem  Absätze, 
\  welcher  bei  Oaupp  dem  §.  37  entspricht  und  von  der  Innung 
[ider  Fischer  handelt,  aind  statt  der  Worte:  Hec  invnge  pinlorum 
in  Hallo  die  Worte:  Hec  funt  innunge  pißorum  äuium 
Win  Noico  Foro  nvtiqtin  gesetzt;  3.  in  den  Partien,  die  von  der 
vinnung  der  Fischer,  aowie  von  der  der  Fleischer  und  der 
»Schneider  handeln,  kommen  in  der  hier  vorliegenden  Umarbei- 
I  tnng  auch   sonst   ziemlieh   einschneidende  ModiGeationen  vor,' 

'  Ich  tJieile,  du  eiue  kurae  SpeciHcirung  derselbeti  nicht  so  lakht  thnnlicli 
ist,  die  iietrefleuden  drei  Stellen  hier  wOrtlicL  mit: 

a)  Dr.  mnimge  pißunm.    Her  /ttnt  irmunge  pißnnim  riuium  in  \oiK> 
Foro  antiqua:    Sl   o/imtu  iMpu»  tclt  haben  /oäetattm  p^flmvm,    quod   in' 


I^yy 


iM^nu*?!    ff/'   rt  ^t^'^iy.  4111"  lii*  Timiintfr'n   jii-^r  Tijwn«!  '-irt^nÄaESWr 
-ur:t    (/>/.:,    u-n    "  »rxii^  ^'tii*-.n     V    U'.r  <.   *r  i«**  utKn.  SBufifMcfafOL 

^*y^-i  •iiv*  «si^^Juttiijf.   atir-r  mr  hnftn  n  .«.rmirr  "^tiHft  znnaiiniii!]!:-' 

?>     ,' ,'  <       I  VC;='     fc.^4«o^r .   i'r.u'.ts    mit    T-=txi  'ti»r 
*  **i.!Jm  *>.^ifR  'ii'.v  *>ip.n»<u«-.n.ftn  I.jwif !*'=:»*. n"Vt^  «ftnunn 't«^iiL 

t^Ui-  V^nf^iftKArrin^  ^«rffi/^fiS  i%f.  rfr*:  zwi*r:h*:ri  A^.m  Adel  und  der 

\t*^it\f-^  Mh  AfK'.KIrjj:*/:  af*  'Iä*  rorfii.»i#rli*:  K^cLt.  Kin^e:<chaitet  sind: 
aj  Ißiffi'.fi'tir.in  ittfAf  jrf^jKrhim  i!i  j/r^Jj^rrm  :  hj  dst  maff/uM focultaHSbns. 
tu.  M/2*  M/3*:  Krklünin^  wi<:htij;^frrer  im  sMlchsischen 
l^jiM'i  nufl  i ,*'.U«:thn'J:\ti  vorkoriJEn«:nd<:r  technischer  Aasdrücke, 
wo'/M  kU*Mi'.uwt'/t>i('.  HiurU  d'u:  polfilMchc  Sprache  rerwendet  wird. 
ift^r  Artlkt^i  i»l  \tttüUi\i:    Vocrjßuln  jurU  jfrovincialis  et  ftodati». 

nutuff  ditUurf  j/it-  fUJAt  III  htfli,  et  dun»  pnritji  ad  eiuiiatem,  vna  para  ad 
lii/Uttfn,  Hl  jdJUfr,  htUtf.na  innnwft;^  mufrUnr,  fiUus Juu»  daljU/olidum  magißro 
jdltomm  fl  rtilrin  UUua  jd/UffU  terwJdt  e^ifnjdem  innunge.  Et  pUtort»  mdeni 
lUirti  Itf  In  nnjut  iiojtro  iubupctiio  XTI  alltot  pan^jt. 

\i)  InnHUfff  rnrnljirwn.  Si  alU/uiM  wlt  holpere  innunge  eamfficum,  dahit 
Jfrltmtm,  duf.  puHr.»  Jpfrtaffmtt  ful  eiuilaleni,  vna  ad  camificeM.  8i  eami/ex 
murituv,  Jiliu*  Hum  dMf   III  fnlitlnHf  rfliria  eitut  mnunge  obUnebU, 

<*;  Innnnfff  /u/onnn.  Si  tUiquia  wU  kältere  irmunge  futorum,  dahit 
mwllum  fttrNmefti ;  due  jtartfM  tut  riuitaiem,  vna  pars  ftdoribuM.  8i  fulor 
muriiur,  ßUuM  Mua  dahit  J'otidum,  reJicta  onines  eadeni  itmunge  ohUnebU. 


Die  polDMche  B«cension  dor  Magdeburger  Urkheile. 


221 


iwnittelbar  vorangehenden  lateinischen  Text  der  Magdeburger 
üitheile  von  dem  Schreiber  des  Codex  irrthümlich  als  ,alia 
wtikgia*  bezeichnet  wird.  Die  einzelnen  Partien  dieses  Aus- 
ngg  haben  folgende  Rubriken:  De  judice;  de  judicis  officio  et 
ii  Ofdifie  cognidonis;  de  foro  competenti;  de  auccixmibus ;  de 
feryi;  de  fideiuffbribus ;  de  tmpedimenf.o  ad  jus  non  venientihus ; 
i€  hom  UUe  occupaüs;  de  teßamentis;  de  bonis  fuccejfore  caren- 
Ulms;  de  jure  ßfcaii;  de  te/timonio  et  teftiJ)U8;  lex  finium  regen- 
ionm  fiae  de  metis  agrorum;  lex  Cornelia  de  patriddis;  de 
Jokdone  debäorum;  de  Judeis;  de  penis  et  emendis;  de  dampno 
iaioet  infecto;  de  furtis  et  areftis  et  etdccionibvs ;  de  pignorAus; 
ii  penis,  que  a  ludice  infliguntur;  de  regimine  duitatiSy  quomodo 
f9ji  debeat ;  diftinctio  de  fideiujforibus  et  caucionibus ;  alter  pro- 
hjiu  juris;  alfer  prologus  juris  (zwei  verschiedene  Rubriken); 
fodmciale  capitulum  ju/ris. 

Bl.  70» — 74^:  Ein  weiterer  lateinischer  Text  der  Magde- 
Voger  Urtheile,  den  ich  als  den  PrzemySler  Text  Nr.  2  be- 
leichne  und  der  ohne  jedwede  Titulatur  oder  Ueberschrift  direct 
mit  der  Rubrik  des  ersten  Capitels  beginnt. 

Bl.  102» — 103^:  Eine  zu  Neumarkt  in  Schlesien  Bewerk- 
itdfigte  Umarbeitung  des  dieser  Stadt  vom  Herzog  Heinrich  I. 
in  Jahre  1235  verliehenen  alten  Hallischen  Rechtes,  betitelt: 
Ära,  que  dicuntur  vichbilde.  Die  wesentlichsten  Unterschiede, 
£e  zwischen  dieser  Umarbeitung  und  dem  besagten  Hallischen 
Rechte  bestehen,  sind:  1.  Es  fehlen  in  ihr  die  Eingangs-  und 
die  SchluBsformel ,  sowie  alle  jene  Partien,  denen  im  Halli- 
ichcn  Rechte  nach  der  Ausgabe  von  Gaupp  die  §§.  11,  15, 
3ö,  36,  43,  45,  46  und  47  entsprechen;  2.  in  dem  Absätze, 
welcher  bei  Oaupp  dem  §.  37  entspricht  und  von  der  Innung 
der  Fischer  handelt,  sind  statt  der  Worte:  Hec  invnge  pistorum 
««Mtm  «4  Hallo  die  Worte:  Hec  funt  innunge  pißorum  ciuium 
m  Nowo  Foro  anttqua  gesetzt;  3.  in  den  Partien,  die  von  der 
hmung  der  Fischer,  sowie  von  der  der  Fleischer  und  der 
Schneider  handeln,  kommen  in  der  hier  vorliegenden  Umarbei- 
tang  auch   sonst  ziemlich   einschneidende  Modificationen  vor,* 

*  leb  theile,  da  eine  kurze  Specificining  derselben  nicbt  so  leicht  thunlich 
i«t,  die  betreffenden  drei  Stellen  hier  wörtlich  mit: 

a)  De  nuumge  pißorum.   Ifec  funt  irmfinge  pißorum  ciuium  in  Nouh} 
Foro  antiqua:   8i  alienuM  aiigui$  wU  habere  focietatem  pißorum,   quod  in- 


224  Kaluiniacki. 

folgender,  auf  daH  Ganze  bezüglicher  Prolog:  Propt^r  paterna- 
lern  amorentj  quem  ad  filios  habuj  rmos,  o,ggreffus  fum  ex  parvi- 
täte  mei  ingenij  mulfis  \n<jüiJ8  et  lahm^ihua  non  parvis  vnam  /um- 
mam  legum  levemque  et  vfilem  ftüo  jüano  componere,  ut  in  ea  /e 
e,rercemit,  doiiec  ad  maiora  perveniatur,  jnvocans  fpiritus  fancti 
f/ratiam ,  ut-  me  adiuvet  et  complere  faciat,  fine  quo  nullum  rite 
fujidatur  e^ordtum  et  omnis  finis  caret  jyroßcuo  et  honore.  Unter 
den  Artikeln  des  vierten  Theiles  ist  als  besonders  bemerkens- 
werth  der  letzte,  d.  i.  der  13.  Artikel  hervorzuheben,  der  de 
reprohacione  pnrticidainim  in  fpeculo  Saxonum  überschrieben  ist 
und  thatsilchlich  nicht  nur  die  in  Betracht  kommenden  14  Be- 
stimmungen ,  sondern  auch  die  einschlägigen  Bullen  *  des 
Papstes  Gregor  XI.  an  den  Erzbischof  von  Rugien  und  den 
Kaiser  Karl  IV.,  sowie  jene  famose  Notiz  enthält,  welche  von 
einer  auf  den  Sachsenspiegel  bezüglichen  Extravagante  des 
Papstes  Gregor  IX.  zu  berichten  weiss ^  und,  ähnlich  wie  die 
Bulle  des  Papstes  Gregor  XI.  an  den  Kaiser  Karl  IV.,  bis  jetzt  nur 
aus  Laski's  Commune  incl.  Pol.  regni  Privilegium  bekannt  war.' 
Bl.  377^— 383*:  Mehrere,  durch  keinen  gemeinsamen  Titel 
zusammengehaltene  kirchenrechtliche  und  sonstige  Materien^ 
die  in  der  PrzemyMer  Handschrift  sich  zwar  noch  an  den  Liber 

*  I)io  Bullen,  wie  die  in  Frapfo  kommenden  reprobirten  Artikel  sind  bei 
IjHflki,  der  8io  bereits  an  einem  linderen  Orte  abfi^edrackt  hatte,  an  dieser 
Stelle  selbstverstJlndlich  nur  durch  entsprochende  Verweisungen  ersicht- 
lich gemacht. 

3  »Sie  ist  nach  Laski  auch  von  Homeyer  in  den  Abhandlungen  der  kOnigl. 
Akademie  der  Wissonsch.  zu  Berlin  pro  1856,  S.  398  abgedruckt. 

'  Und  in  diesem  letzteren  Umstände  iHt  der  beHte  Beweis  fttr  die  von  den 
deutschen  Rechtshistorikern  bis  jetzt  übersehene  Thatsache  zu  finden, 
dass  Johann  Laski  die  auf  den  Sachsenspiegel  beztiglichen  Bullen  und 
sonstige  betreifenden  Orts  vorhandenen  Einzelheiton  nicht  etwa  direct 
aus  einer  inzwischen  verloren  gegangenen  deutschrechtlichen  Handschrift, 
sondern  indirect  aus  dem  Liber  legum  des  angeblichen  Raymundus  Par- 
thenopeus  entlehnte.  Aus  der  Vergleichung  des  Ijaski'schen  Textos  mit 
dem  Przemynler  ergibt  sich  ausserdem,  dass  die  Vorlage,  nach  der  Ijaaki 
sowohl  seine  auf  den  Sachsenspiegel  ■  bezüglichen  Documente,  als  auch 
den  Liber  legum  abdruckte,  mit  dem  in  der  Przemysler  Handschrift  vor> 
handenen  Texte  identisch  war.  Auffallend  ist  nur,  dass,  während  bei 
•fiaski  beide  Bullen  die  Jahrzahl  1373  (ponUßcatut  noßrj  anno  tercioj 
tragen,  im  Pnemynler  Text  die  Bulle  an  den  Erzbischof  von  Rugien 
und  seine  Suffragane  die  Jahrzahl  1373,  die  an  Kaiser  Karl  IV.  die  Jahr- 
zahl   1374  trügt. 


Di«  poliiiseh«  Becention  der  Hagdebnrger  ürtbeile.  235 

1^^  anschüessen ,   mit  aller  Evidenz  aber   nicht   dorthin  ge- 

.krai.  Diese  Materien  sind:  a)  Eine  Bulle  des  Papstes  Urban,^ 

: ■&  von  den  Missbräuchen  handelt^  welche  mit  der  Erpressung 

Pwm  Geschenken  an  EJöster  und   Kirchen    getrieben   wurden. 

f;il]t{uig:  Ne  in  vinea  domint  no/tri  etc.  b)  Bestimmung,   wann 

'Affulnter  fomicarius  notorius  abgesetzt  werden  soll.    Anfang: 

Sdmbm,  quod  fecundum  veriorem  opinionem  pref  biter  fomicairitbs 

mUmm,  fi  de  eiua  notorietute  conftat,  fufpenfiis  eft  quo  ad/e  et 

dfii  ik  etc.    c)  Brief  einer  geistlichen  Person  2  an  einen  Fürsten 

^JhrdicZulässigkeit  und  Unzulässigkeit  des  Krieges;  der  Brief  ist 

JB  Jahre  1328  geschrieben,    d)  Die  bereits  oben  auf  Bl.  103* 

«tilmte  Bestimmung,  die  den  Unterschied  zwischen  den  tempo- 

'/mHa  und  spirituudia  auseinandersetzt,     e)  Wörtliche   Wieder- 

Unig  der  ebenfalls  bereits  oben  erwähnten  Bestimmung ,   die 

Iiitm  handelt,  dass  auch  Taube  und  Stumme  Verträge  schlies- 
•)•  and  Zeugniss  ablegen  können,  f)  De  officio  iudicwm  tarn 
jj^Uualttiin  quam  fecularium.  Anfang:  E/t  et  alium  officium 
\  MUe  pericidofum  etc.  g)  De  percuffione  illidta  et  lidta,  An- 
lug:  Qttia  tarnen  omnis,  qui  odit  fraJtrem  fuum,  homidda  eft 
•Ic  h)  De  hyftrionibus  et  officys  mvtiUbua,  Anfang:  Preterea 
jnriiendum  eft  facerdotibus ,  ut  inquirant  a  penifsnte,  quod  fit 
M  officium  etc.  i)  De  officijs  pugillum,  Anfang :  Est  et  alivd 
^ffemm  quorundam,  qui  dicuntur  puqüles  vd  dvsUiones  etc.  j)  De 
•flfcib  facerdotum  curam  animarum  gerendum  etc.  k)  De  officio 
••totorum.  Anfang:  Aliud  eft  mercatorum  officium ,  de  quo 
iXjader  eft  in  confeffione  querendum  etc.  l)  De  accufadone 
infamati,  Anfang:  In  gloffa  in  eodem  titvlo  et  capitulo  addudt 
90tabüe  dictum  Barcholdus  etc.  m)  De  re  furtiua.  Anfang: 
Snfurtiua  in  fe  mciofa  eft  etc.  n)  Ueber  die  Unzulässigkeit 
der  Bestechung  von  Zeugen.  Anfang :  Teftes  non  debent  predo 
tOMenirij  nee  corrumpi  muneribtis;  0)  Dass  die  Zeugen  von 
ihrer  Zeugenschaft  keinen  Vortheil  haben  sollen.  Anfang:  Teftis 
9i  fadendum  teftimonium  indv^tus,  fiue  plures  inducti  etc. 

Bl.  384* — 428^:  Historia  trium  regum.  Anfang:  Cum  vene- 
nMdifftmoirum  trium  magorum  gloriojiffimorum  vniuerfus  rnundus 
ab  wiu  felis  ufque  ad  occafum  laudibus  et  meritis  iamfit  plenus  etc. 

'  Ist  auch  bei  Laski,  und  zwar  noch  als  Bestandtheil  des  Liber  le^m  ab- 
gedruckt 
^  Ist  ebenfalls  noch  bei  Laski  1.  s.  c,  jedoch  ohne  Jahrzahl  abgedruckt. 
SitnngiW.  d.  phil.-hist.  Cl.    CXI.  Bd.  I.  Hft.  15 


Aiiian^  wie  in  aud<;reii  Abfe^:)jriftr^ii. 

Jil.  4»-H*^  408^:  (Jroitif'a,  yo«  indial^iiur:  Hove»  femp^mtm. 
Au  fall  |<:  Prh/M  aOu  duratU  *MJb  Adam  ufiftof  ad  A'oe  etc.  Ende: 
l'lj'jßllcli  t.nmuta^  y*^  infUulafur  Flonnt  fmnporufn,  fujij  anno  domum 
m'dlüfimo  rati r  fpuirto  in  lAi/yi/ra  (Ij  in  die  rudecim  milia  vir* 
tjinnm, 

M,  4r>H'':  VAna  kh^ine  liiHtori»>che  Notiz,  die  die  Ankunft 
Ai*M  |>il|iHtli(!h(*n  fi(fgat<in  J^liilipp  nach  irngani  und  Polen  be- 
Hcliritiht. 

Hl.  4r>H •'-  -45*.! •' :  Kin*;  wc*it<fre  (Jlironik,  die  Bpcciell  nar 
von  d(^n  polnirtt'lien  Königen  tiand<'Jt  und  von  Hcleslaus  I.  bk 
Ladinlaurt  Jagidlo  dorcfu  acht  rechnet.  Mit  LadislauB  Jagiello, 
der  eigcnthüuilicher  Weine  dux  Johcl  genannt  wird ,  Bchlieast 
die  bcHagte  (.*hronik. 

Bl.40r>*-  489*:  Htupiifur  vifa  Alexandri  *it  g^ffta.  Anfang: 
Saplantiffimi  naviquH  /ujipcijj  fci<*vfes  mevfnram  ferve  atque  vndii 
marin  ilnminaiite,H  tt  ordintivi  reit  cotpio/rMtfes  etc. 

Ich  heni(?rke  noch,  daH8  (h*r  in  Rede  Ktehende  PrzemyÄler^ 
Codex    mit  AuHnahiue    der  l^lätter  1-12,   <>P— ()2%   75,    150^ 
hirt  ir)2%    192«*  -27:^,  384*^-459   und   4(;r>-^-489^   von   eine»- 
und  (Itu'Hclbcn  Hand  gc.Hchriehen  int,  di(^  ihrem  Schrifteharakter 
nach  noch  in  (hiH  Kndc  den  If).  .lahrhundei*tH  gehört. 

I.  Der  Opatow'80he  Text  Nr.  I. 

In  Hctroff  dcH  ( )patow*Hchcn  Textes  Nr.  1  liat  schon 
F.  HiHchofl*  in  «einen  Beitrügen  zur  (JcHchichte  des  Magdeburger 
UechtcH,  Sitzungsber.  d(»r  kais.  Akademie  der  Wissenseh.,  phil.- 
liist.  (1.,  L.,  S.  im,  i)  die  Ansicht  geilusstTt,  dass  er  ihn  als 
eine  lateinische  Uebersetziuig  von  beililuHg  der  ersten  Hälfto 
(l  lOlM  derjenigen  Sammlung  deutscher  Schöffensprüche  be- 
trAchte,  welche  der  (\>dex  170'  der  Krakauer  Universitilts-Biblio- 
thek  (bei  llomeyer,  lib.,  Nr.  \IV2)  enthillt  und  welche  hierin  als 
Urtheile  der  SchöttV^n  dos  deutschen  Oberhofes  in  Krakau  be- 
zeichnet wenlon.    Auf  diese,  in  der  Folge  auch  von  BobrzyAski 

^  Nnoh  WUlooki,  (^Mtalo^riiü  i'oiUl.  Mm.  bibliothecao  nuiversitMU  Jagiell. 
t-nii*ovimiAiii«  (Vai*oviao  1877  -  IHSt,  Ut  dio  Handschritt  jetzt  mit  170^ 
btuimvhuot. 


«     Die  polnisehe  Reeension  der  Magdeburger  Urtheüe.  227 

und  Brückner  acceptirte  AnBicht  musß  ich  nun  Folgendes  be- 
merken: Wiewohl  ich  nicht  bestreite,  dass  zwischen  dem  Opa- 
^. -tow'schen  und  dem  soeben  gedachten  Krakauer  Text,  den  ich 
EfSun  Unterschiede  von  dem  in  der  Krakauer  Handschrift  Nr.  399 
imtbaltenen  deutschen  Text  als  den  Krakauer  Nr.  2  bezeichne, 
[••eine  offeDbare  Verwandtschaft  besteht,  so  glaube  ich  doch  nicht, 
daas  es  zweckmässig  wäre,  aus  dieser  offenbaren  Verwandtschaft 
auch  schon  den  Schluss  zu  ziehen,  dass  die  Sammlung,  auf  der 
die  im  Opatowschen  Text  Nr.  1   enthaltene  lateinische  Ueber- 
[:  setning  beruht,  mit  der  Sammlung,  der  wir  im  Krakauer  Text 
jKr.  2  begegnen,  identisch  gewesen.    Gegen  eine  solche  Auf  fas- 
würde nicht  nur  der  Umstand  streiten,  dass  der  Opatow'sche 
PextNr.  1  eine  Reihe  von  Artikeln  enthält,  die  der  Krakauer  Text 
r.2  nicht  hat  und  umgekehrt,  sondern  es  würde  sich  dieser  Auf- 
ig auch  die  Thatsache  widersetzen,  dass  sogar  jene  Artikel, 
K&  beiden  Texten  gemeinsam  sind,  in  Bezug  auf  Wortlaut  und 
l^dkoweise  auch   in  Bezug  auf  Artikelfolge  (vgl.  Tabelle  III) 
bDifereiizen  bieten,  die  etwas  weiter  gehen,  als  dies  bei  angeb- 
Pfch  «0  gleichartigen  Texten  doch  gewiss  der  Fall  sein  müsste. 
|h  Erwägung  dieser  Umstände  bin  ich  daher  der  Ansicht,  dass 
Opatow'sche   Text  Nr.  1    aus   einer  Vorlage   geflossen   ist, 
p&  mit  der   im  Krakauer  Text  Nr.  2   enthaltenen   Sammlung 
fiwar  nahe  verwandt  war,    die  jedoch   andererseits  des  Unter- 
•driedlichen    noch  so    viel  bot^    dass   man  sie  im  Vergleich  zu 
«^  Krakauer  Text  Nr.  2   als   eine    besondere    Redaction   be- 
^  Jöehnen  muss.     Freilich  ist   von   dieser  für  den  Opatow'schen 
Teit  vorauszusetzenden  deutschen  Vorlage  nunmehr  keine  ein- 
ige Abschrift  erhalten. 

Doch  so  wichtig  die  Fixirung  dieses  Unterschiedes  an 
und  für  sich  auch  sein  mag,  für  die  kritische  Ausgabe  der 
polnischen  Recension  könnte  sie  erst  dann  von  einer  gewissen 
Bedeutung  sein,  wenn  es  sich  nachweisen  Hesse,  dass  die  beiden 
»eben  namhaft  gemachten  Texte  wie  unter  sich,  so  auch  mit  der 
in  der  polnischen  Recension  der  Magdeburger  Urtheile  enthal- 
tenen Sammlung  verwandt  seien.  Zu  diesem  Behufe  und  um 
sogleich  die  Beziehungen,  die  zwischen  dem  in  Rede  stehenden 
Opatow'schen  und  d^m  Bj-akauer  Texte  Nr.  2  obwalten,  um 
80  klarer   hervortreten  zu  lassen ,    schicke  ich ,   ähnlich  wie  in 

den  früheren  Capiteln,    so   auch  hier   eine  TabeUe  voraus,    in 

15* 


der  der  in  Rede  stehende  Opatow'sche  Text  den  erstei 
in  Rede  Btebende  Krakauer  Text  den  zweiten,  der  in  der 
Bchrift  des  Ossolinski' sehen  Instituts  enthaltene  polnisch 
als  der  Repräsentant  der  polnischen  Redaction,  den 
Platz  einnimmt.  Der  Opatow'sche  Text  Nr,  1  wird  in 
Tabelle  kurz  durch  Op  /,  der  Krakauer  Text  Nr.  2  dn 
der  Ossohnski'Bche  Text  wie  bisher  durch  0  bezeichne 


j 

» \ 

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57 

58 

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1 

^B 

Tum  friiritokt  BaetiBsiOB  der  llagd«biirfer  ürtheüe. 


229 


( 


I 


61 
63 

65 

66 
67 
69 
70 

71  A 


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718. 

72 

73 

74 

75 

76 

771 

78 

79 

80 

81 

82 

83 

84 

85 

86 

87 

89 

90 

91 

92 

93 

94 

95 

96 

96» 


II 


I 


i 


183 

185 

4 

5 

6 

8 

13 

22 

31 

32 
33 
34 
35 
41 
44 

165 

50 

53 

54 

55 

60 

62 

63* 

66 

69 

71 

72 

73 

74 

75 
140 

80 

81 

83 

84 

86 

88 

91 

93 
120 
121 


76 
77 
78 
79 
80 
81 
82 
83 
84 
85 
86 
87 
88 
89 
90 
91 

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92 
93 

[94] 

95 
96 
97 
98 


99 
100 

101 

102 
103 
104 
105 

105» 

106 
107 
108 

109 


( 


1 


I 
I 


98 


35 

36 
37 
38 
39 
40 
41 

50 

62 
64 

68 
88 

1021. 

102  L 

103 

104 

105 

106 

107 


t 


I 


131 

142 
[144] 
152 
178 
187 
189 
190 
191 
195 
198 
218 
219 
220 


I    "!! 


1 
2 
11 
12 
14 
15 
16 
46 
18 
160A. 


201 

160  L 

188 

3 

9 

70 

94 

95 

96 
100 
101 
104 
106 
107 


•-• 


145 
146 
147 
148 
149 
150 
151 
152 
153 


nen  wagrecliteii  Ktriclt  and  i 
iten  Artikel»  ist  der,  dnaa,  wihia 
in  keinem  der  uiik  tiekannleii  t» 


'  Uer  CiiterHchied  zwischen  den  durch  e 
durch  drei  Punkte  eraivhtliuh  gemavht 
die  ersteren  sich  auHser  O  aiicli 
iiiHohe»,  dentstheii ,  [«teiniseheo  iiMit  oKfrlii-i-lii'n  Tfxlo  nnchwei» 
laiweii,  die  anderen  in  Rjt,  d.  i.  im  Kmkauer  Codes  Nr.  399,  ihre  gl 
sichere  Vertretung  hahoii.  ITnd  awiir  ist  Ky  132  =  K,-S  311  (bei  Biocb 
3U6),  liiä  ^  30a(iU7).  HilJ  ^:SU7  {30-21,  173  =  aii?  (263),  174  =  298(2» 
176  =  2ti,-i  (2.VJ),   Wi  =  2M»  (2(14),  IM;!  =  301  (296),   184  =  308  (303) 


Die  polnische  Recensioa  der  SCafdeburger  ürtheile. 


231 


Op  I 

Ky 

0 

1 

Op  I 

Ky 

0 

167 

1 

177 

168  A. 

237 

178 

254 

168E. 
169 

179  { 

255 
259 

• 

170 

265 

180 

260 

171 

261 

181 

264  • 

172 

182 

■  ■  • 

173 

•  •  • 

183 

•  •  • 

174 

•  •  • 

184 

fl  •  » 

175 

185 

176 

■  •  • 

186 

Aus  dieser  Tabelle  erhellt,  dass  der  Opatow'sche  Text 
Nr.  1  und  in  gleicher  Weise  auch  der  Krakauer  Text  Nr.  2 
sich  ihrem  Inhalte  nach  in  der  polnischen  Recension  der  Magde- 
burger Ürtheile  fast  ganz  wiederfinden.  Mit  Ausnahme  der 
wenigen,  in  der  Rubrik  0  theils  durch  einen  wagrechten  Strich, 
theils  durch  drei  Punkte  ersichtlich  gemachten  Artikel  sind 
die  übrigen,  in  diesen  zwei  Texten  nachweisbaren  SchöflFen- 
sprüche  auch  in  der  polnischen  Recension  nachweisbar.  An- 
dererseits lässt  sich  aber  auf  Grund  dieser  Tabelle  auch  die 
Thatsaehe  nicht  in  Abrede  stellen,  dass  erstens  die  Zahl  der 
Artikel,  die  sowohl  dem  in  Rede  stehenden  Opatow^schen  und 
Krakauer  Texte,  als  auch  der  durch  den  Ossolinski' sehen  Text 
repräsentirten  polnischen  Recension  gemein  sind,  im  Vergleich 
zu  den  übrigen,  in  der  polnischen  Recension  enthaltenen  Ar- 
tikeln etwas  zu  gering  ist,  und  dass  zweitens  selbst  diese  wenigen 
Artikel  in  Op  I  und  Ky  eine  etwas  andere  Reihenfolge  haben 
als  in  der  polnischen  Recension.  Dies  beweist  uns  also,  dass 
der  Opatow'sche  Text  Nr.  1  und  im  gleichen  Sinne  auch  der 
Krakauer  Text  Nr.  2  mit  der  in  der  polnischen  Recension  ent- 
haltenen Sammlung  wohl  verwandt  sind,  dass  jedoch  diese 
Verwandtschaft  weder  eine  vollständige,  noch  eine  unmittel- 
bare ist. 

Zu  diesem  einen  gesellt  sich  aber  ein  zweites,  fast  noch 
wichtigeres  Bedenken.  Während  nämlich  die  polnische  Recen- 
sion ungeachtet  der  ihr  anhaftenden,  im  Capitel  III  des  Näheren 


4   « 


232 


KAlainiftcki. 


dargelegten  Kürzungen ,  ZuBammenziehungen ,  Auslassungen 
u.  8.  w.  immer  noch  in  die  Abtheilung  von  Texten  gehört^ 
die  man  mit  dem  Namen  der  ausführlichen  bezeichnet,  müssen 
der  in  Rede  stehende  Opatow'sche,  wie  nicht  minder  der  in 
Rede  stehende  Krakauer  Text,  da  diese  Auslassungen,  Kür- 
zungen und  Zusanmienziehungen  in  ihnen  noch  weiter  gediehen 
sind  als  in  der  polnischen  Recension,  in  die  Kategorie  von 
Texten  gerechnet  werden,  die  man  mit  dem  Namen  der  ge- 
kürzten bezeichnet.  Zum  Beweis  dessen  mögen  folgende,  auch 
den  Torosiewicz'schen  Text,  als  den  Repräsentanten  der  ersten 
Redaction  zweiter  Nuance,  umfassende  Excerpte  dienen: 


Nach  Op  I. 

Quamdiu  bo- 
na ab  inteftato 
relicta  fuerint 
fine  berede  et 
ipfias  institu- 
cione  legata 
coram  judicio 
bannito  non 
legitime  refi- 
gnata  fiue  do- 
nata  et  dona- 
cio    non   pre- 

fcribatur 
anno  et  die 
expletis,  tarn- 
diu  nee  fuc- 
ceffor  nee  ju- 
dex nee  do- 
minus tempo- 
ralis  ipfis  pri- 
uari  debent, 
nee  ignorancia 
ip  forum  pati- 
tur  preferip- 
cionem,    quia 


Nach  Ky. 

Ap  gut  ftor- 
be  an  dy  bir- 
febaft  an  eren 
wiffen,  ap  ficb 
das  gut  vor- 
fweiginmoge? 

Dyweile  das 
g^t  vor  ge- 
ricbte  nicht 
vorgebiu  ift 
vnd  dy  gobe 
jor  vnd  tag 
beftee,  dy- 
weile vorfwei- 
git  (leb  daz 
gut  nicht  ken 
dem  richter 
vnd  kegin  hir- 
fchaft  von 
rechte. 


Art.  Op  728. 

NachO.« 

Ferner  wenn  der 
Herrschaft  ein  Gut 
anstürbe  und  sie  nicht 
davon  wüssten,  ob 
sieb  die  Herrschaft 
Jahr  und  Tag  ver- 
schweigen mag,  oder 
ob  sie  sich  überhaupt 
verschweigen  mag, 
oder  was  Recht  ist? 
Hierauf  sprechen 
wir  Schöffen  vonMag- 
deburg  ein  Recht: 
Der  Richter  oder  die 

Herrschaft  mögen 
sich  an  ilirem  aner- 
storbenen Gute  nicht 
verschweigen,  so  lan- 
ge das  Gut  nicht  über- 
geben ist  vor  Ge- 
richte ;  doch  wird  die 
Gabe  bestätigt  und 
hat  durch  Jahr  und 
Tag  Niemand  Ein- 
sprache erhoben, 


Nach  T. 

Fort  mir  ftorbe  gut 
an  ir  birfchaft,  das  fe 
nicht  woften,  ap  fich 
dy  hirfehaft  vorfw^- 
gen  möge  ior  und  tag 
abir  nicht,  abir  waa 
recht  dorvmme  fey 
von  rechtis  wegin. 
bete  wir  vns  vndir- 
weyfen, 

Hyruff  sprecbe  vni 
fcheppin  der  ftat  M&y- 
denburg  eyn  recht: 
Der  richter  vnd  dy 
hirfehaft  mag  sich  an 
erem  dirftorbin  gute 
nicht  vorfweigin,  dy- 
weyle  das  g^t  vor 
geriehte  nicht  vor- 
geben wirt  vnd  dy 
gobe  ior  vnd  tag  be- 
ftat  an  rechte  wedir- 
spreche,  von  rechtis 
wegin. 


'  Ich  gebe  den  polnischen  Text  sofort  in  einer  möglichst  wortgetreuen 
deutschen  Uebersetzung,  weil  die  Anführung  auch  des  polnischen  Wort- 
lautes nur  das  Volumen  vergrössem,  die  Sache  selber  aber  in  keiner 
Weise  fördern  würde. 


Die  polnische  Recension  der  Magdeburger  üriheile. 


233 


Nach  Op  I. 

non  firmatur 
tractn  tempo- 
ris^quod  de  ju- 
re   ab    initio 

non  rubnrtit. 


Nach    K^ 


Qui  de  vfura 
recepta  con- 
vinctus  fuerit 
fiue  confeffus 
fiierit,  vforam 
reftituat  et  ci- 
^tati  XXXVI 
Tolidos  com- 
ponat. 


Wer  do  wu- 
chir  nympt 
offinbar ,     der 
zal    daz    vor- 

buffin  mit 
xxxvi  fchillin- 
ge  alzo  ofte, 
alz  her  daz 
bekennyt,  vnd 
zal  daswuchir 
wedirgebin. 


NachO. 

dann  haben  der  Rich- 
ter und  die  Herr- 
schaft nichts  zu  die- 
sem Gute  nach  rech- 
tem Rechte. 


Art.  Op  729 

Auch  habt  ihr  uns 
gefragt,  was  für  ein 
Recht  auf  den  ist, 
der  Wucher  nimmt? 


Hierauf  sprechen 
wir  Schöffen  vonMag- 
deburg  ein  Recht: 
Wer  wissentlich  Wu- 
cher nimmt,  den  darf 
man  vor  Gericht  be- 
schuldigen. Leugnet 
er  dies,  so  kann  er 
unschuldig  sein  auf 
dem  Kreuze ;  beken- 
net er  es,  so  muss  er 
der  Stadt  36  Schil- 
linge büssen^also  oft, 
als  er  dies  gethan 
hat,  und  er  hat  die- 
sen Wucher  demje- 
nigen zurückzustel- 
len, dem  er  ihn  ge- 
nommen hat.  Und 
dies  ist  vom  Rechte. 


Nach  T. 


Art.   Op  732  Anfang. 


Ein  Mann,  der  vor 
den  Rathmännern  ge- 


Fort mir  fo  habit 
ir  vns  gefchrebin  dy 
dritte  fache,  das  her 
Wucher  genomen  bet- 
te wifTintlichen  vnd 
uffenbarlichin. 

Hyiruff  fpreche  wir 
fcheppin  eyn  recht 
von  Meydenburg: 
Das  her  wiffintlichin 
Wucher  genomen  bot, 
do  mag  man  en  omme 
befchuldigen  vor  ge- 
richte.  Vorfachet  her 
is,  fo  mag  her  un- 
fchuldig  feyn  uff  den 
heiligen  alz  recht  ist; 
bekennet  her  is,  fo 
mus  her  der  ftat  buf- 
fin  bey  der  ftatkore, 
das  fint  iii  wyndische 
marg  abir  sechs  xxx 
fchillinge,alzo  dicke, 
alz  her  das  geton  hat, 
vnd  fal  das  wucher 
wedirgebin,  demeher 
is  abegenomen  hat. 
Von  rechtis  wegin. 


Wir  fcheppin  von 
Meydenburg  beken- 
nen das  in  defim 
bryffe,  das  wir  recht 
gefrogit  fint  in  defin 
nochgefchrebin  wor- 
then:  Eyn  man,  der 
do  fweret  off  den  hei- 


'.^ : 


234 


Kfttainiacki. 


Nach  Op  I. 


Nach  A' 


Niich  0. 

schworen  hat,  dass  er 
sein  Gut  f^ehörig  ver- 
steuert hat,  als  dies 
bei  uns  Recht  und 
Gewohnheit  ist,  und 
wenn  dieser  Mann 
stirbt  und  man  nach 
ihm  mehr  Gutes  fin- 
det ausserhalb  seiner 
Gewehre,  als  er  ver- 
steuert hat,  unter 
seinem  Eide,  und 
zwar  mehr  als  ein- 
mal, ob  dieses  ver- 
leugnete und  abgo- 
schworene  Gut  nach 
ihm  die  Kathmänner 
zum  Nutzen  der  Stadt 
zu  nehmen  haben, 
oder  seine   nächsten 

AngelWtrigen,  das 
heisst  seine  Tochter, 
wobei  bemerkt  wer- 
den muss,  dass  der 
Mann  dieser  Tochter 
dieses  Gut  zweimal 
verleugnet  hat,  von 
sich  aus  und  von  sei- 
ner Frau  aus,  aus 
dem  Grunde,  weil  die 
Kathmänner  von  ihm 
die  Zahlung  dieser 
schuldigen  »Steuern 
verlangton,und  erhat 
sich  von  diesem  ver- 
leugneten Gute  los- 
gesagt fUr  immer. 
Was  darum  Hecht 
sei? 

Hierauf  sprechen 
wir  Schöffen  vonMag- 
deburg  ein  Recht: 
Nehmen  die  Rath- 
männer  irgend  oines 
Mannes  Geld  und  Kid, 


Nach  T. 

ligen  vor  den  roi- 
mannen, da«  her  recht 
gefchofret  habe  you 
feyme  gute,  alz  recht 
vnd  czu  vns  gewohn- 
heit  ift,  vnd  der  man 
[rtirbit],vndmir  ^tii 
wirt  funden  in  feynir 
gewere  fundir  dy  her 
lis  noch  feyme  tode, 
vnd  wenne  her  vor- 
fchuffet  hatte  mit 
feyme  eyde,  noch 
feyme  tode  mir  wen- 
ne cynis,  ap  dasfelbe 
vorlaukente  vnd  vor- 
fworn  gut  dy  rat- 
manne nemen  mögen 
abir  desf eibin  totin 
mannis  erbeling,  feyn 
genante  tochter,  wen- 
ne derfolbin  tochter 
man  vor  fich  vnd  vor 
feyn  weyp  des  gntis 
uffenbarl  ichin  czuuor 

vorvorlaukent  vor 
den  ratmanne  das- 
felbige  vorlaukente 
gut  nymmir  czu  vor- 
dem vm  das,  das  fe 
ym  von  demfelbe  gel- 
de,  das  vorlaukent 
was,  fulde  geldin  und 
aberichtin  vorfchufte 
fchult,  dy  ym    nicht 

vorgoldin  mochte 
werdin.   Was  hirvm- 
me  recht  fev  von  rech- 
tis  wegin? 

Hyruff  fpreche  wir 
fcheppin      der      ftat 

Meydenburg  eyn 
recht:  Nemen  dy  rat- 
manne evnis  mannis 

* 

eyd,  das  her  feyn  gut 


Die  polnischo  Roccnsion  der  Magdeburger  Urtheile. 


235 


Niu^h  (>p  L 


Nach    Ky. 


Si  poft  mor- 
tem vnius  plus 
facultatis  in- 
ventum  fuerit, 
quam  8ua  (le- 
rn onstrat  ex- 
accio,  omiiia  i 
bonafua,  mor-    I 

te    relicta, 
fpectant       ad   j 
fucceffores  et   | 
non  ad  ciuita- 
tem. 


Wirt  mergu- 
tis  fundin  noch 
eynis  mannis 
tode,  wonne 
her  vorfchuft 
hat  vnd  ge- 
fworn  hat,  daz 
gut  ift  feyuir 
neftin. 


Njwh  0. 

dass  er  die  zu  leisten- 
de Steuer  nach  der 
Gewohnheit  dieser 
StAdt  richtig  ange- 
geben hat,  und  wird 
nach  seinem  Tode 
mehr  Gutes  gefun- 
den, als  er  versteuert 
hat,  so  werden  dies 
nicht  die  Rathmän- 
ner  zu  nehmen  haben , 
sondern  es  werden 
dies  seine  Angehöri- 
gen zu  nehmen  ha- 
ben. Hat  aber  dieser 
Tochter  Mann  sich 
mit  ihrem  Willen  von 
diesem  verleugneten 
Gute  losgesagt,  als- 
dann muss  dieses  Gut 
bei  denKathmännern 
bleiben  zum  Nutzen 
der  Stadt  nachRechte. 


I  Nachr. 

noch  der  Ttat  gewon- 
I  heyt  vnd  wilkor  ge- 
I  fchuffet  habe,  vnd 
I  Wirt  deme  noch  sey- 
!  me  tode  mir  gutis 
fnndin,  wen  her  vor- 
fchuffet  hatte,  das  gut 
fnllen  dy  ratmanne 
nicht  nemen,  mir  das 
füllen  feyne  erben 
nemen  vnd  behaldin. 
Hot  abir  der  tochter 
man  mitdesfelbis  fey- 
nis  willen  weybis  vor 
gerichte  abir  vor  eym 
ficzenden  rote  des 
vorlaukent  geldis  abe 
icht  gethon,  fo  mus 
das  alzo  bleybin  den 
ratmannen  czu  der 
statnuczealz  dasvor- 
wilkort  ift.  Von  rech- 
tis  wegin  alz  recht  ift. 


5Si       autem 

^^i"CÄ       vitam 

lUis  fuam  fo- 

■Uerit  exÄCciu- 

*^em  et  *reper- 

tUs  faerit  plu.s 

babere  in    fa- 

cultate,  quam 

exaccio*  exi- 


Art.   Op  732  Ende. 

Wenn  verleugne- 
tes und  abgeschwo- 
renes Gut  bei  einem 
Manne  noch  zu  sei- 
nen Lebzeiten  gefun- 
den wäre,  wie  man 
damit  thun  soll,  oder 
was  darum  Recht  sei  V 


Findit  man 
icht  vn  evnis 
were,  do  her 
wifrintlioh  ge- 
fworn  hat,  der 
ift  nu'vneydis 

obirwundin 
vnd    hat  fcvu 
birniol  vorlorn 


I       Wird  bei  eines  Man- 
nes Leben  in  seinem 
Gute  gefunden,  dass 
er  mehr  besitzt,  als 
er  versteuert  hat  un- 
I   ter  dem  Eide,  und  be- 
\    kennt   er    das,    dass 
;    dies   sein  Gut  wäre, 
I   alsdann     ist     dieser 


'  Fort  mir  ap  vor- 
fworn  gut  vondin 
wurde  bei  eyme  man- 
ne, dyweyle  her  le- 
bete, wy  man  das  hal- 
din fulde  abir  nicht 
von  rechtis  wegin? 

Hyruff  fproflio  wir 
fcheppin  der  ftat  Mey- 
I    deuburg   eyn   recht: 
i    Wirt  bey  eynis  man- 
nis Lebin  vuder  ym 
[mir]     gut     vunden, 
wenne  her  bey  feym 
[   eyde  vorfchuffte  hat- 
te, vnd  bekennet  her, 
das  d«as   is   feyn  gut 
fey,    fo   ift   der  man 
meyneydig  vnd   hot 


236 


K»}iiiniAoki. 


Nach  Op  I. 

git,i  t&lis  est 
periurns    et 
jufl  fuvm  ami- 
nt ,    Ted    non 
bona. 


Nach  Ky. 

vnd  ift  rech- 
teloz.  Auch  ift 
daz  gut  nicht 
der  ftat,  ap  das 
fundin  wurde 
bey  des  man- 
njs  lebin,  zun- 

dir   her   ift 
meyneydig. 


Nach  0. 

Mann  ein  Meineidi- 
ger und  hat  sein 
Recht  und  Ehre  ver- 
loren und  hat  kein 
Recht  nach  Rechte. 


Art.   Op  751. 


Ihr  habt  uns  um 
Recht  gefragt  in  die- 
sen Worten :  Wenn 
ein  Bürger,  der  öfters 
Rathmann  wäre  und 
zu  Gericht  geschwo- 
ren hätte,  oder  ein 
gemeiner  Bürger,  der 
nie  zu  Gericht  ge- 
schworen hätte,  in  das 
Haus  des  Vogtes  oder 
eines  anderen  Bür- 
gers käme  und  dort 
zwei  oder  mehrere 
Rathmänner  fände, 
die  dazumal  Rath- 
männer wären  und 
vor  dem  Fürsten  und 
den  Herren  das  Wohl 


Nach  T. 

teyn  birmal  vorlom 
vnd  fal  rechtlos  feyn 
anerechtis.  Von  rech- 
tis  wegin. 


Disiftderirftebriff, 
der  czu  Meydenburg 
durch  der  crokifchin 
ftatfchreyber  geholit 
wart,  der  achczin  fint 
vnd  ften  gefchrebin 
in  defim  buche  von 
golde,  das  noch  eynis 
mannis  tode  haut  in 
feyner  were  hette. 
Fruntlichin  grus  mit 
ftetim  dinfte  czuvor. 
Ir  habit  vns  noch  de- 
fin  nochgefchreben 
artikeln  vm  recht  ge- 
frogit  in  defin  wor- 
tin: Ap  no  eyn  bur- 
ger, der  do  eyn  ge- 
fworn  ratmanne  uffte 
geweft  were,  abir  ey- 
ner  gemeyner  bur- 
ger, der  czu  gerichte 
amecht  ny  gefworen 
hette,  vnd  der  qweme 
an  eyne  ftat,  do  her 
funde  czwene  rat- 
manne abir  mir,  in 
dem  hawfe  des  foytis 
der  ftat,  vnd  der  dy 
czeyt  ouch  ratmann 
was  vnd  vor  furllen 


1  Die  zwischen  den  Sternen  befindliche  Stolle  ist,  da  in  Op  I  eine  offen- 
bare Lücke  vorliegt,  aus  Op  II  ergänzt. 


•     4 
• 


:  •...*  • 


DK  polifieh«  Hecmilon  der  HigdeborRer  Drthail«. 


Nach  0. 
der  Stadt  oder  ihr 
eigenes  oder  diu  sll- 
gemeine  Wohl  be- 
aoi^n  würden,  nnd 
dieser  Mann,  niclit 
jicIilHud.iufapnFilr- 
iten  und  die  Herren, 
die  von   dem  KSnig 

werden,  um  des  städ- 
tischen Wohles  wil- 
len, nicht  achtend 
anch   auf  4in   lluth- 

sittliche  und  schimpf- 
liche Worte  spräche 
und  schmKhen  wür- 
de, nnd  seine  Diener, 
die  mit  ihm  wSren, 
gegen  die  Rathmän- 
ner  ihre  Schwerter 
nnd  MpH.ier  iiigen, 
nnd  Bodann  aus  die- 
sem Hause  davon- 
laufm-l,  hidx-  Hau« 
seines  Freundes  kS- 

nen  Freunden  nnd 
mit  Fremden,  die  er 

haben  koimln,  gegen 
die  Rütlim-iiiiinr  »iuP 
bewaffnete  Zusam- 
menrottung (mit  Bar' 
nisch  ond  mit  Waffen) 
anstiften  wflrde,  und 
di(^  Rathmänner  sich 
int  RalhhaiisbegHben 
und.  iiflch  dem  sie  ihre 
Freunde  um  sich  Ter- 
Hau)mfllthätten,iDiler 
ganzen  Stadt  Aosni- 
fenliesseu.dassjeder 
wer  dem  König,  den 

KatiiTiiilnnem  nnd 
ilor  Biädtiachen  Ge- 
meine treu  wäre,  auf 


Nwl.  T. 


vnd  vor  hirren  fn- 
chende  nncz  vnd  eres 
eyner  gemejner  der 
ftat,  vnd  fürte  do- 
felbrt  vngefnge  rede 
mit  fcheltworten  vnd 
nicht  sehende  (fllr : 
schonende)  was  der 
furstin  noch  der  hir- 
ren, vnd  der  eyne 
neroel  ich  von  dem  ko- 
nige  gefant  was,  vme 
des  landis  vnd  vme 
der  ftat   befEens  ceu 

handeln  vnd  ceu 
fchicken,  vnd  ocli 
nicht  fchonde  was  der 
andere  hirren  vnd  ro  t- 
mannen  vnd  dor- 
imi^lidflnfBlhigou  rat- 
manen  eynen  knmp 
anebot  voreuelicli  An 
derfelhigen  ftat  vud 
indes  re;n[e]  diner 
vndnochvalger  fwerl 
vnd  meffer  ciogen 
iiir  r|v  r;itm,iiuio,vnd 
WEIS  aus  dem  hawfe 
loffende  In  eyn  andir 
hans  feynis  frundis 
rieh  wart  fam  ende  mit 
frundenvndmit  frem- 
den, dj  her  gehabin 
mochte,  mithamifch 
vnd  mit  were  wedir 
dj-  ratmaiiiio,  dy  do 
wichin  vnd  woren 
famende  lieh  mit  eren 
hvmpan  uff  das  rath- 

haws  vnd  lifTen 
Bchreyen  cza  hant 
obir  alle  dy  ttat,  wer 
getrewe  dem  konige 
were  vnd  dem  rate 
vnd  der  ftat  gebor- 
famen,  das  der  q  wema 


238 


Katnlni  ncki. 


Nach  Op  I. 


Naoli  K 


Si  conful  aut 
feabinuR  in 
negocio  ciui- 
tatis  exifteus 
fiiie  lefione 
per  aliquem 
porturberetur 
moleftia,  ver- 
bi»  vel  faetis, 
et  fi  fuper  hoc 
confules  cum 
fenioribuH  ali- 
quem arbitra- 

lem  penam 
ftatuerunt,  ea- 
dem  pena  mo- 
leftator  con- 
fulis  aut  fea- 
bini  mulcte- 
tur.   Si  antem 

fuper  hoc* 
nullum  arbi- 
trium  eft  fta- 
tutum ,  tunc 
in  voluntate 
eft  confulum, 
quid  de  facto 

huiusmodi 

funt  facturi. 


Ap  eyn  rot- 
mann adiroyn 
gefwom  man 
yn  der  ftat 
gewerbe  be- 
trewbit  wurde 
mit  wortin  adir 
mit  werken, 
habin  ze  dor- 
obir  evne  wil- 
lekor,  dy  mo- 
gin  ze  richten 
yn     ficzczen- 

dem    Mtule ; 
habin  ze  abir 

keyne  wil- 
koer,  zo  mo- 
gin  ze  das  mit 
demo  fache 
waldin  haldin, 
wy  fo  wellin. 
Wirt   abir  dy 

zache  von 
deme  richter 
vorburgit,  be- 
kennet her 
dafl ,  zo  mu8 
her  das  buffin 
mit  XXX  fchil- 


Nncl»  O. 

dafl  Rathhaufl  kom- 
men und  Gehorsam 
halten  solle,  —  fra- 
gen wir  euch,  was 
dieser  Mann  für  Alles 
das  und  für  Jeden, 
der  hinter  ihm  ge- 
standen ist,  leiden 
solle  und  was  er  ver- 
fallen ist  von  Rechte? 

Hierauf  sprechen 
wir  »Schöffen  vonMag- 
deburg  ein  Recht : 
Wenn  die  Rathmän- 
ner  irgendwo  in  städ- 
tischer Angelegen- 
heit sind,  wer  sie  be- 
schimpfen oder  schel- 
ten oder  das  Schwert 
oder  das  Messer  oder 
eine  andere  Waffe 
gegen  sie  ziehen  wür- 
de, der  soll  jodem 
Rathmann  .SO  Schil- 
lingeverbüflson.  Auch 
den  anderen  Rath- 
männern,  falls  sie  ihn 
beflchuldigen,  das  er 
ihnen  das  zur  Schan- 
de gethan  hat,  und 
er  dies  bekennt,  soll 
er  jedem  30  Schil- 
lingo bttsAen  und  ist 
auch  dem  Vogte  nach 
jeder  Busse  8  Schil- 
lingo verfallen.  Be- 
kennet er  dies  aber 
nicht,  so  kann  er  dem 
nach  Rechte  entge- 
hen als  Recht  ist. 
Auch  wenn  die  Rath- 
männer  ein  gemeines 


Narh  T. 

czu  dem  rathhawfe 
gehorfam  czu  haldin, 
—  no  froge  wir,  wa* 
derfelbige  man  abir 
evn  fulcher  vme  alle 
dy  gefehlt  vnd  vme 
eyn  iczlichin  an  sey- 
neu  nochvalger  ley- 
den  fülle  abir  beftan- 
den  fpv  von  rechti« 
wegin  ? 

Ilyniff  spreche  wir 
fcheppon  der  statMey- 
denburg  eyn  recht: 
Miffehandilt  ymant 
ratmanne  mit  fchelt- 
worten  adir  kämpf 
anbaÄ't  adir  fwert  abir 
meffer  uff  fe  czuhet 
adir  andir  wofün,  fo 
fp  in  dor  ftatgewerbe 
gefant  feynt,  der  fal 
eyn  das  vorbuffin  ey- 
me  iczlichin  mit  xxx 
fchillinge,  ap  fe  den- 
ne  vor  gerichte  be- 
fchuldegenvnd  ienir, 
der  befchuldiget  wirt, 
des  vor  gerichte  ken- 
net. Auch  so  mogin 
dy  anderen,  dy  in 
den  czeytin  ratman- 
ne feyn,dorvmmebe- 
fchuldigen,  das  her 
en  das  in  fmeheit 
habegeton.  Bekennet 
her  is  donne,  fo  fai 
her  iczlichem  rat- 
manno,  dy  on  befchul- 
digen,ouch  xxx  Schil- 
linge czu  buffe  gebin 
vnd  dem  richter  fo 
manch   gewette,  alz 


*  Ist  aus  Op  II  ergänzt. 


Die  polnische  Reconsion  der  Magdeburger  Urtheile. 


239 


Nach  Op  I. 

Si  autem  mo- 
leftator  fpon- 
te  confeffas 
fuerit,  tunc 
pro  moleftia 
lefo  XXX  foli- 
do8  componat. 
Eciam  confu- 
les  poffunt 
moleftatorem 
convenirejure 
pro  eo,  quod 
moleftauit  ip- 
fonim  confra- 
trem  ipfis  in 
dedecus  et  in 
contumeliam. 
Et  fi  raolesta- 
tor  confitebi- 
tur,  tunc  cui- 
libetconfuhim 
per  XXX  foli- 
do8  folnat  et 
jndici  tot  pe- 
VLKB,  qiiot  fol- 
uit  emendas. 


Nach  Ky. 

fingen  hellirn 

g^emeynir 
monczo.  Vnd 
dv  and  im  rot- 
manne  mogin 
en  dorumme 
befchuldigen , 
daz  her  das 
on  czu  fmocb- 
heit  getan  ha- 
be. Bekennyt 
her  des ,  so 
mus  her  icz- 
1  ich  im  bnffin 
XXX  fchillingo 
vndderaerich- 
ter  also  man- 
clio  wette.  Tftt 
eyn  man  zni't 
icht  wedir  der 
ftat  zaczunge, 
das  vorbnffit 
hermitiiiwin- 
difchin  mar- 
kin, daz  fvnt 
xxxvi  fchil- 
linge.  Auch 
trete  eyn  rot- 
man  bey  fey- 
nen  frunt  vnd 
ftnnde  wedir 
den  rot  mit  vn- 
rochtir  zam- 
meminge,  der 
buffit  xxxvi 
fchi Hinge  vnd 

ift    nvmme 
wirdigdes  ftu- 
lis. 


Nach  0. 

Gebot  erlassen,  dass 
bei  einer  solchen  Ver- 
anlassung Jeder  auf 
das  Rathhaus  kom- 
men soll,  wer  es  ver- 
säumen würde,  der  ist 
die  städtische  Will- 
kür verfallen,  das 
sind  drei  slovenische 
Marken  oder  36  Schil- 
linge, oder  wie  die 
betreffende  Willkür 
sonst  lauten  mag, 
die  von  den  Rath- 
männern  mit  Rath 
und  mit  Erlaubniss 
der  besseren  Bür- 
ger festgesetzt  und 
öffentlich  ausgerufen 
ist.  Auch  wenn  Je- 
mand eine  Zusam- 
menrottung verur- 
.sacht  mit  Harnisch 
und  andern  Waffen 
gegen  die  Rathmän- 
ner,  der  soll  auch  die 
städtische  Willkür 
verbüssen  laut  der 
vorgenannten  Fest- 
setzung vom  rechten 
Rechte. 


Nach  T. 

her  manche  baffe  ge- 
bit.  Bekennt  her  das 
abir  nicht,  fo  mag  her 
vnfchuldigwerdenalz 
recht  ist.  Vnd  gebite 
denne  dy  ratmanne 
vme  fulche  gefchicht 
eyn  gemeyne  gebot, 
das  idermann  czu  dem 
rathawfe  kommen  fül- 
le, vnd  vorficzet  den- 
ne das  gebot  ymant, 
der  fal  der  ftat  das 
vorbuffen  mit  der  ge- 
meyne ftatkor ,  das 
fy  nt  iii  windifche  mar- 
cen  abir  vi  vnd  xxx 
fchillinge,  js  en  fey 
denne,  das  dy  rat- 
manne mit  ir  wicze- 
geften  bruder  abir 
burgerrate  ander  wil- 
kore  vnd  woren  dor- 
obir  gefaczt  vnd  uf- 

fenbar  gekundiget 
haben.    Machet  euch 

ymant  vngerechte 
fammenunge  wedir 
den  rat  mit  harnifch 
adir  mit  gewere,  der 
fal  *da8**  vorbuffin 
bey  fulcher  were  abir 
faczunge,  [als  doruff 
gefaczt  ist.  Ist  abir 
by]  groffer  buffe  [das] 
nicht  vorbotin,  fo  fal 
man  dy  vngerechte 
fammenunge  vorbuf- 
fen mit  der  gemeynen 
ftatkore,  als  is  -  obin 
gefchrebin  ftet.  Von 
rechte. 


'  Alle  zwischen  den  Sternen  stehende  Stellen  sind  aus  Sa  ergänzt. 
*  Nach  Sa  verbessert;  in  T  steht:  allis. 


240 


KAtuinUckl. 


Art.  Op  7105». 


Nach  Op  I. 

Si  debitor 
pluribuR  de- 
bitis  involutns 
fugam  ab  Om- 
nibus fuis  ac- 
ceporit  et  cre- 
ditores  bona 
profugi  are- 
ftauerunt  pre- 
petendo    cam 

auctoritate 
judicis, 


judex  tenetur 
primoarertare, 
dem  um  alijs 
iurticie  mini- 
ftrare  comple- 
mentuni  tam- 
diu,  quantum 
de  bonis  pro- 
fugi rupereffe 
poterit. 

Et  talia  bo- 
na in  arefto 
ftabunt  anno 
et  die,  ante- 
quam  valeant 
venum  dari. 


Nach  Ky 

Entrynnet 
eyn  man  von 
fchult  wegin, 
zo  mag  der 
richter  dy 
fchuldiger  yn 
feyn  gut  woi- 
iln  vnd  das 
ze  gewaldigen 
vor  dy  fchult, 


vnd  wer  der 
erfte  ift,  der 
volfordirt  fey- 
ne  fchulde  do 

alczumole, 
dornoch       dy 
andirn. 


•  Nach  0. 

Hat  ein  Mann 
Schulden  und  er  ent- 
rinnet aus  der  Stadt 
auf  das  Land,  d.  h. 
aus  diesem  Gerichte, 
in  dem  er  sitzt,  weg- 
kommt, und  man  ihn 
nicht  zu  Hause  treffe 
in  seinem  Gerichte, 
alsdann  kann  sein 
Gut  oder  seine  Sa- 
chen der  Kläger  er- 
langen, der  ihn  ver- 
klagt hat,  und  be- 
setzen wegen  seiner 
Schuld  und  verfesten 
mit  Rechte  nach 
Rechte. 

Fährt  oder  ent- 
rinnt ein  Mann  aus 
der  Stadt,  wer  zuerst 
durch  Klage  und  An- 
meldung sein  Gut 
rechtmässig  belangt, 
der  nimmt  zuerst, 
was  auf  seine  Schuld 
entfällt,  dann  der 
zweite,  wenn  er  noch 
was  vorfindet,  dann 
der  dritte  und  so  je- 
der nach  der  Reihen- 
folge der  Anmeldung, 
so  weit  dessen  Ver- 
mögen reicht,  nach 
Rechte. 


Nach  T. 

Fort  mir  ift  eyn 
man  fchuldig  vnd 
veret  aus  der  ftat  uff 
das  lant  vor  fchult 
vnd  flut  fchult  in 
das  andere  gerichte 
dorch  des,  das  man 
en  icht  ynheymiTch 
vonde  in  der  ftat 
gerichte,  fo  mag  feyn 
eygin  vnd  feyn  erbe 
der  cleger  beficsin 
vor  dy  fchult  vnd 
irueftigin  dorvor.  Von 
rechtis  wegin. 


Fort  mir  vert  eyn 
man  vs  der  Hat,  wer 
feyn  gut  vnd  feyn 
erbe  czu  dem  erften 
vmme  feyne  fchult 
beclagit  hat,  der  fal 
feyne  fchult  alczu- 
mole voraws  habin 
vnd  dornoch  dy  an- 
dern, alz  das  ir  ia 
eczlicher  befaczt  vnd 
beclagit  hatte  vmme 
fchult,  dy  feyne  was, 
alz  recht  ift  von 
rechte. 


Es  ergibt  sich  also,  dass  Op  I  und  Ky  mit  der  polni- 
schen Recension  der  Magdeburger  Urtheile  wie  in  Bezug  auf 
Inhalt  und  Artikelfolge,  so  auch  in  Bezug  auf  Wortlaut  in  der 
That  nur  mittelbar  verwandt  sind,  und  dass  in  Folge  dessen 
auch  die  Ausbeute,  die  sie  für  eine  kritische  Ausgabe  der  polni- 
schen Recension  gewähren,  eine  verhältnissmässig  sehr  geringe 


.•  • 


•  • 


•"•  •  • 
•  •  •  • 


:•.' 


t*  faloUeba  B«wuiaB  it  tbfSAargn  QnkdlB. 


ist.  Doch  so  schwach  und  unaDsehnlicIi  diese  Ausbeute  auch 
sein  mag,  so  meine  ich  nicht,  doss  cb  ratheam  wäre,  aie  bei 
einer  demnächst  zu  veranstaltenden  kritischen  Ausgabe  jener 
Recensiun  ß:anz  aus  dem  Spiele  zu  lassen.  Dies  liiesse  im 
vorhinein  auf  Hilfsmittel  verzichten ,  die  bei  der  notorischen 
Fehlerhaftigkeit  der  in  Betracht  kommenden  polnischen  und 
deutsch«n  Texte  hie  und  da  doch  von  einigem  Nutzen  sein 
könnte.  Schon  die  hier  vorliegenden  Excerpte  (vgl.  insbeson- 
dere Op  I  28  und  105')  beweisen  dies  in  einer  ziemlich  augen- 
Bcheinlichen  Weise. 

Die  Bedeutung  der  in  Rede  stehenden  gekürzten  Texte 
lltsst  sich  aber,  wenn  wir  ihr  Verhültniss  zu  der  polnischen 
Recension  bei  Seite  lassen  und  sie  nur  an  und  für  sieh  be- 
trachten, auch  noch  dadurch  begründen ,  dass  beide  eine  An- 
Eahl  von  Schüffen Sprüchen  enthalten,  die  ohne  Zweifel  von 
dem  deutschen  Oberhofe  zu  Krakau  herrühren.  Als  Beweis 
desaen  erscheinen  speciell  folgende  zwei  Momente:  1.  es  wird 
die  in  Op  /,  beziehungsweise  die  in  Ky  vorhandene  Sammlung 
in  diesem  letzteren  Text  ak  .sewfimc«,  ducmle  per  Hcalnnos  jwris 
tiieictunici  M[agile.hur^enfia^  caftri  Ci-acouien/is'  declarirt,  was 
wohl  nur  unter  der  Voraussetzung  einen  gewiesen  Sinn  haben 
kann,  dass  dem  Schreiber  der  Sammlung  nicht  blos  einige 
wenige,  sondern  eine  grössere  Anzahl  der  hierselbst  enthaltenen 
Schöffen  Sprüche  als  Urtheile  der  Schaffen  von  Krakau  bekannt 
waren ;  2.  es  hat  sich  bei  einigen  von  den  ans  Oft  I  und  Kf 
in  der  polnischen  Recension  und  auch  sonst  nicht  nachweis- 
liaren  Schöffensprüchon  in  Ky  noch  ganz  ausdrücklich  die 
Pormel  erhalten:  Hyruf  spreche  wir  scheppm  non  Cracaw  eyn 
nekt,^  Die  in  Rede  stehenden  gekürzten  Texte  nehmen  also, 
brotzdem  sie  für  die  kritische  Ausgabe  der  polnischeu  Recension 
Bur  einen  «ehr  beechrftnkten  Werth  haben,  vom  historischen 
Standpunkte  doch  ein  etwas  grösseres  Interesse  in  Anspruch 
und  sind  namentlich  die  in  ihnen  enthaltenen  Krakauer  Schüffen- 

'  Uebrigens  nucli  jene  Artikel  von  Ky,  die  in  der  Rubrik  0  der  Tabelle  tu 
ilvch  drei  Punkte  tnarkirt  aitid,  werden  in  Kfi,  wo  sie  viel  roltständiger 
erlialten  siml,  ^rasutentheiln  (vgl.  diefliezilglich  den  von  lÜBcbotT  im 
Arebiv  für  Oaterr.  Gesuliichte,  heransg.  von  der  ksia.  Akademie  iler 
Wiuenach.,  Bd.  3U,  S.  11  —  19,  veröffentlichten  Abdruck)  al»  Urtheile  der 
K<^Cffen  von  Krakau  beiieii'.linEit. 

SitllDKibti.  i.  phil.-hiil.  CL.     l.'II.   M.   i    Hfl.  1(1 


242 


Katuin  iaoki. 


sprllclio  als  ein  l^cispid  (1(t  Anwendung  dos  BücliBiRolion  Rechte 
auf  polnisclie  Zustilndo  wichtig  genug,  um  bekannt  zu  werden. 
Ich  hoffe  sogar,  dass  ich  (hin  Guten  nicht  zu  viel  thun  werde, 
wenn  ich  diese  Schr»ff(;nRprrich(» ,  die  l)is  j(ttzt  durch  Druck 
noch  nicht   veröffentlicht   wurden,    hier  ganz  niitthcilc: 

n)  Krakauer  Seh  offen  sprll  che,  di«^  sowohl    in   (>//  /,   als 

auch  in  Ky  vorhanden  sind. 


Art.  Oj)  I  1 . 


Do  suiH'Uoctilc  ciniuiii  villanornin  (^t 
oii])i(1;iiioruiiiJ 

Oniiios  eines  ojiidani  (>t  villjiiii. 
juri  fiibjocti  M<\vd<?l)urioiifi  »l:int  ai 
r(H-i)iiaut.  vnaiii  <»t  (>:iii(I(>in  ru]K»llpr.ti- 
lf»ni.-  Eciaiii  fujM»llnx  fjxH'tat.  a<l  jmi- 
xiiiiniu  apfiiataiii  matriK  fiuo  toiiiiiu« 
ot  iion  ad  ^ladiuiii. 


NiiWi     h'y. 


X'oii  j:«d)a\vir  ^oradi«  vml  |mrjror. 

Allo  j,'"«dia\vir  vml  piirj^or,  so  zicz- 
c/Aw  vn  rti'tiu  adir  vii  dui'f(>ru  vii 
iiH>d(diur<;isc.iiiiii  nM'ljt»«,  dy  ;ro])iii  viid 
nniiH'ii  allo  i»viiorlov  «rorado.  Ocli 
^^olir»rit  ily  ^'orailo  an  dy  iHil'to  Hpille 
und  iiiclit  au  das  orlir  adir  fwort. 


Art.   Op  I  2. 


Do.  brafcatnrilms. 


Qnidain  iiicn1])atus  hrafrator  <lo 
tritici  diinimu'iotio ,  coraiti  Hcahin'iH 
idoni  l»raf<yitor  roi'opiumit.  nu-opiffft 
(lo  eodniii  tritico  diios  o.horoH.  INinton 
Actor  iion  crodidit  t'intuiii  dun«!  o.lio- 
roH  rofoptii.H  fui.s8o  do  fui»  tritico. 
Tpfo  nefi^anto  jus  d(«tulit  iurauinuto 
ter  propria  manu  ovadcro. 


lUim  ap  oyu  mau  ovuo  fadio  bowovfte 

mit   ii   sitliopjdn,    wy   yni   dor    audir 

dnrobir  majj  «roriolitiii. 

Ersamou  lihiu  tVuiido,  owir  fri»jre 
halio  wir  wnl  voruoniou,  wy  daz 
scli(>ppiu  frosiut  liat  yu  das  molcxliaws, 
dy  bozohou  hau,  daz  woyze  ^oflrowit 
was,  viid  jouor  v(»rmutfi  .Mich  iif  Ja- 
ouß.  Dnruf  S])ra('h  Jacuß:  uoyu  vud 
bükauto  lior  wodir  Vdi-  don  fchoppiu, 
lior  hetto  fifnnomon  ii  knrczo.  Dor- 
ui)(')i  liat  hör  lieh  mit  ym  vorricht 
vm  dy  ii  korczo,  doniuch  hat  her  on 
auf^oclait ,  lior  wohh^  ou  uicht  vor- 
wiffin,  Iior  hott«  doK  woizi.s  mn  (i^o- 
uonitm  rioülit.  Do  fpricht  ynuor:  iioyii. 
Ilyruf  Hprorhü  wir  Bvhc]>piu  von  Cra- 


1  Im  Codex  steht  statt  dieser  die  dor  Bache  minder  ontHprechoudo  liubrik : 
Db  JkUeaeUme  juriw. 
''-'Im  Codex  fbl^  noch  eine    nichtAsagondo   Homorkunfif ,   die   fol{rnndor- 
Ihmnen  lautet:  Qiie  tnUen  ß^n^,  <P^  /pedant  ml  fvpeUtxtiJ^  (und  noch  oiiz 
vnkMrllGhes  Wort). 


Die  polnische  Recension  der  Magdeburger  Uriheil«. 


243 


Nach  Op  I. 


Nach  Ky. 

caw  eyn  recht:  Sintdemmole  her  en 
nicht  vorwilTen  will,  her  hette  des 
weyHs  me  g'enomen,  zo  ift  her  neher 
dovor  za  richtin  mit  feynis  eynis 
h&nt  uf  den  heiligin. 


Art.  Op  /  3. 


De  augmentacione   et  conminacione 
querele. 

Homo  quilibet,  antequam  fatis  da- 
cionem  coram  judicio  bannito  non 
fecerit,  poteft  fuam  querelam  augere 
uel  minuere.  Eciam  totum  caufe  Tue 
debet  negocium  in  tribns  querelis 
concludere  actor. 


Item   wy  vil   clage   eyn   man   getan 
mag  vor  gehegetin  dinge? 

Eyn  man,  ee  her  dy  gewere  getan 
hat,  zo  mag  her  wol  feyne  clage 
ho^n  adir  nedirn  vnd  zal  alle  feyne 
zache  yn  drey  clage  beniffin,  von 
rechtis  wegin. 


Art.  Qp  I  4. 


De  probacione  actoris  querelam  poft 
manum  mortuam. 

Actore  probante  querelam  poft  ma- 
nnm  mortuam  intentatam  rens  tene- 
bitur  pro  debito  refpondere  in  querela 
expreffe. 


Qnando  rens  invenitur  de  aliqua 
canTa,  et  idem  reus  allegat  excepcio- 
nem  rei  judicate,  et  hanc  teftimonio 
indicij  banniti  approbauerit  pro  eadem 
eanla,  de  cetero  nullibi  tenebitur 
xefpondere. 


8i  qnißpiam   hominum   domicilium 
ftmm  de  villa  in  ciuitatem  mutauerit 
flkni  nel  profuge,  et  in  eadem  ciui- 
JQM  ciuile  acquifierit,    et   heres 
lel  quicunque  eundem  hominem 
infecutus  fuerit  ad  trahen- 
;  ^[wam  profugpim  ad  jurifdicionem 
.Mf^  prefatus  profugus  in  jure  ciuili 
4"^  "^^^  querulanti  tenebitur  re- 


\ 


Von  ynnerunge. 


Tut  ejm  man  dy  ynnerunge  noch 
toter  hant,  zo  mus  ym  yener  ant- 
wortin. 

Von  beweyfange  eyner  fache. 

Brengit  eyn  man  beweyfunge  aws 
gehegtim  dinge,  daz  her  eyner  zache 
frey  geteilit  ist,  dorumme  darf  her 
nyndirt  antwortin. 


Item  von  burgerrecht. 

Ap  eyn  man  uf  eynis  hern  czinzo 
ficzczit  yn  eyme  creczim  vnd  von 
danne  entwiche  yn  eyne  stat  vnd 
metepurger  werde,  vnd  her  angelan- 
git  wurde,  daz  her  in  polnischim 
rechte  feyner  hirschaft  antwortin 
sulde,  vnd  her  yn  sta.trecht  vorburgit 
wurde,  der  zal  nyndirt  wen  yn  dem 
statrecht  antWortin. 

16* 


244 


Kaluiniacki. 


Art.  Op  I  5. 


Nach  Op  I. 
Caucio  fidelufforia. 


Si  aliquis  a  fuo  aduerfario  caucio- 
nem  fideiufroriain  rocepit  et  poftea 
iteram  alios  fideiuffores  pro  eadem 
caufa  prius  fideiufforibus  irrequifitis 
reeipiet,  fi  vellot  ftare  in  caucione 
cum  fecuiidis  iideiufroribus,  ipfo  fact4) 
primi  fideiuffores  a  caucione  fnnt  ab- 
foluti. 


Nach  Ky. 
Von  bürge  awsczyunge. 

Ap  eyn  man  vor  eyne  zache  bürge 
neme  vnd  obir  daz  andir  burg-en  och 
neme  wiffintlich  den  irfteu  bürgen 
adir  nicht,  wordin  ze  nicht  gefrogit 
bey  deme  namen,  ap  ze  unten  wei- 
din ften  yn  der  burgfchaft  vnd  mete 
globtin  ze  feyn  ledig  von  rechtis 
wegin. 


Art.  Op  /  6. 


De  citacione  capitane[i]  ad  jurif- 
dicionem. 

Si  quis  ciuium  [per]  literam  aut 
figillum  capita.nei  ad  iurifdicionem 
ciuitatis  de  parendo  juri  citatus  fuerit 
et  non  pareat  citacioni  capitanei,  et 
actor  fteterit  contra  citatum  tribus 
judicijs,  vtrum  citatus  non  parens  ob 
contumaciam  fit  convictu»?  Refpon- 
l'um:  Si  talis  non  citatur  odicto  ad- 
vocati  uel  fui  pedanei,  parcre  do  jure 
non  tenetur. 


Von  ladunge  des  howbmannis. 

Ap  eyn  mau  mit  des  howpmannis 
jngefegil  yn  das  f tatding  geladin  wur- 
de vnd  der  cleger  uf  eynon  irftunde 
den  longifton  tag,  ap  her  dem  clegir 
der  fachen  vorfallin  zey?  Antwort: 
Ift  der  man  mit  des  ffoytis  czeicliin 
adir  mit  deme  fronebotin  nicht  vor- 
geladin,  zo  bleibit  her  ane  wandil, 
zundir,  wenne  her  kumpt  vor  recht, 
zo  mu8  her  antwortin. 


Art.  0/;  7  7. 


De  contencione  duorum. 


Duobus  aduerfarijs  coram  judicio 
verbauter  contendentibus ,  dominus 
capit'ineus  et  advocatus  ipfis  conten- 
dentibus corara  judicio  bannito  pa- 
cem  ßrmaverunt  cum  pena  vallata  x 
marcarum  partibus  non  contradi- 
centibufl.  Demum  altera  parcium 
aliam  invafit  vi  armata.  Queritur, 
vtrum  in  pena  vallata  debeat  fucum- 
bere?  Refpondetur:  Pacis  indicte 
violator  cum  fuis  conplicibus  in  pena 
vallata  ipfo  facto  funt  conuicti. 


Von   fredebrechern    eyns  gehegtin 
dinges. 

Erfamon  libin  frunde,  alzo  ir  viu 
fchreibit,  wy  das  eyner  den  andern 
flecht  angeklagit  hat,  und  der  ant- 
werter  yn  frede  komen  ift,  den  der 
richter  nnd  der  houpman  gebotin  hat 
noch  des  rechtes  lowfe,  was  dy  vor* 
fallen  zint,  dy  den  frede  gebrochen 
han  vor  ewirm  gehegtim  dinge  mit 
enblofungo  erys  wofins.  Antwort:  Der 
den  frede  gebrochen  hat  vnd  alle 
feyne  nochvolliger  dy  fynt  alle  Tor- 
fallin  alzo  hoch,  alzo  der  richter  und 
der  howpman  frede  gebotin  han  ans 
gehegtim  dinge.    Von  rechtis  wegin. 


Die  polnische  RecensioQ  der  Magdeburger  Urtbeile. 


245 


Art.  Op  18, 

Nach  Op  I. 
De  non  credicione  vnus  alteri. 


Si  coram  judicio  bannito  vnas 
diceret  alteri:  iioii  credo  tibi  nee 
credere  volo,  vtrum  talis  fermo  fit 
contumeliofus  et  vtmm  pro  .  huius- 
modi  fermone  prolato  debetur  parti 
emenda  et  judici  pona?  Refpondetur: 
Nee  non  parti  nee  judici,  quia  non 
dicitur  eontumelia. 


Nach  Ky. 
Was  fmeunge  fey. 


Spricht  eyn  man  czu  ejnem  andern 
manne:  ich  globe  dir  nicht  und  wil 
dir  nicht  glowbin,  donimme  darf  her 
ym  keyne  buze  noch  gewette  gebin 
dem  richter. 


Art.  Op  7  9. 


Decrotum   feutoncie  iniufte  Icabi- 
norum. 

Scabini  iniuftam  deeeruentes  fen- 
tenciam,  arbitrantes  ipfam  iuftam, 
demum  eadcm  fentencia  juridice 
reprobetur  '  et  per  jus  fupromum 
retrahetur ,  vtruin  fcabiiü  pro  tali 
fentencia  judici  aut  parti  lefe  tene- 
antur?  Refpondetur:  Non,  quia  melius 
deceruere  nefciuerunt. 


Ap  eyn  feheppe  vnbeftendig  orteil 
awßfpreche. 

Auch  libiu  frunde,  alz  ir  uns  ge- 
frogit  yn  ewirm  scheppinbrife  vm 
eyn  orteil,  das  der  seheppe  awßge- 
fprochin  hat,  das  ift  euch  wedirteylit 
durch  vnfer  orteil,  dorvmme  durffit 
ir  nicht  von  Petir  Blunkem  vnd  von 
feynem  wedirfachin  keyne  not  leydin, 
von  rechtis  wegin. 


Art.  Op  1 10. 


Ffemina   arestauH   hominem    in    con- 

claui   fuo   pecuuiani  ipfius  afpor[tare 

voientem]. 

Quedam  femiiia  fuperveuit  quen- 
dam  homineiu  corrupte  intencionis 
in  conclaui  fuo,  qui  furtiue  pecuniam 
femiue  afportare  conabatur.  Et  eadem 
femina,  vifo  füre,  proclamauit.  Ad 
cuius  clamorem  fiui^uli  vicini  prefa- 
tom  furem  profuguin  funt  infecuti. 
Ipfo  eciam  clamaute,  toneatur  für 
fugiens.  Domuni  eadem  femina  pro- 
pofuit  fine  clamoris  fuffragio  fimpli- 
ceter^  dicens:  Propono,  quod  ipfe 
für  corripuit  michi  pecuniam  de  meo 
conclaui  et,  dum  ipfum  pro  dam  af fem. 


Von   eydin   tun  vor  dewbe  uf  fluch- 
tigen fusse. 

Erfamen  libin  frunde,  ewern  brif 
habe  wir  wol  vornomen,  wy  daz  eyne 
vrawe  goclayt  hat,  das  der  antworter 
yn  er  vir  pfelen  begriffen  were,  und 
ze  befchregin  vnd  nochgefolgit  hette 
uf  fluchtigem  fuze,  und  her  dy  fchey- 
bar  lat  aws  der  haut  geworfin,  ap 
dy  lewte  nicht  czeugin  füllen,  was 
ze  gezeon  han?  Antwort:  Ich  be- 
kenne, das  ich  zu  dem  czetirgefchrey 
gelüffin  ben,  alz  eyn  andir  nockebar 
obenwenig  und  nedirwenig,  vnd  ze 
mir  das  tut  in  vngunft,  vnd  ich  alhy 


*  Im  Codex  steht :  demum  eandern  /enteitciam  jurifdice  reprobelnr. 

*  Im  Codex  steht:  fuppUciter,  • 


246 


Kalainiaeki. 


Nach  Op  L 

prefatus  für  »  f e  proyecit  pecuniam. 
Reus  refpoudit:  Ego  ifte  nichil  fe- 
mine  fateor,  et  fuper  teftes  eins 
me  noD  remitto,  et  fto  coram  judicio 
flcut  iufius  homOf  nullam  fi^om 
furti  habeiis,  [et]  requiram  in  jure, 
vtrura  propior  Tum  evadere  obiectnm 
michi  motum?  Refponrum:  Si  reus 
metterciiis  de  innocencia  eft  aufns 
evadere,  tacto  facramento  faam  inno- 
cenciam  expurgabit. 


Nach  Ky. 

(le  alzo  eyn  fchone  man,  das  mir  be- 
kennyt  der  fcheppe,  vnd  ich  mich 
an  eren  geczeug  nicht  kere,  and 
auch  keyne  deube,  kleyne  noch  gros, 
ny  benampt  ift.  Hyruf  fpreche  wir 
fcheppin  zu  Cracaw  eyn  recht:  Be- 
weifit  .der  man  zalbdritte,  das  her 
vnfchuldig  fey,  was  ym  dy  vrawe 
fchulde  gibt,  uf  den  heyligin,  so 
bleybit  her  ane  fchadin. 


Art.  Op  711. 


De  contractu  empcionis  coram  judicio. 

Contractus  empcionis ,  aDtequam 
coram  bannito  judicio  non  confirme- 
tur,  vigorem  non  habet,  quia  emptor 
prupior  eft  empcionem  fuam  evadere 
iuramento,  et  hoc  ideo,  quia  vendicio 
nee  empcio  debent  fieri  in  locis  an- 
gulofis  et  opacis,  Ted  fubrie  et  clare, 
die  luco  coram  fide  dignis  eft  cele- 
branda  fori  contractus. 


Von  kaoffin. 


In  man  ift  nehir  eynis  ka^'fis  ge- 
recht KU  werdin,  wen  yenir  af  en 
czu  breng^n  mit  geczeuge,  alzo  fere, 
ap  der  kauf  nicht  ufgereycht  ift  vor 
gehegtir  bang,  wen  eyn  kauf  sal 
nicht  gesehen  yn  eynem  wynkil  nach 
bey  nacht  undir  trunkin  leutin. 


Art.  Op  1 12. 


De  tidoiuffore    ad    ftatuendum    prin- 
cipaliter. 

8i  quispiam  fuerit  tideiuffor  ad  fta- 
tuendum tideiufforem  coram  judicio 
bannito,  hunc  ftatuere  debet,  nifi 
legale  impediret  impedimentum.  Si 
autem  non  coram  hannit<i  judicio 
ftatuere  debuerit,  fed  coram  judiee 
ad  cortum  diem,  hunc  ftatuere  debet 
a  felis  ortu  ad  occafum  et  expoctare 
actorem ;  et  fi  actor  non  paruerit,  ex- 
tunc  fideiulTor  liber  erit  legali  cef- 
fante  impedimento. 


Von  gefteltniffe. 


Wo  man  eynen  man  globit  czu 
geftellin  uf  eynen  tag,  do  hen  xal 
man  en  geftellin.  Auch  ift  yenir  nicht 
do,  deme  man  defin  geftellen  zülde, 
zo  fjmt  dy  burgin  frey,  ys  beneme 
em  denne  echte  not.  Auch  wird  eyn 
man  bürge  vor  eynen  vor  recht  nf 
eynen  nemelichen  tag  zu  geftellin, 
und  benumen  nicht  gehegit  ding  und 
geftellin  en  uf  den  tag  vor  den  foyt 
und  tun  das  deme  forderer  czu  wiffin, 
wil  her  nicht  dorczu  komen,  zo  fynt 
dy  bürgen  frey.  Auch  fullin  dy  bür- 
gen des  furderers  eynen  ganczin  tag 
czu  deme  foyte  beydin. 


Die  polnische  Recension  der  Magdeburger  ürtheile. 


247 


Nach  Op  I. 
Reuocacio  Teutencie  jurati  per  ipfuni. 

Si  scabiiuis  fentenciam,  quam  de- 
creuit,  reuocauerit  agnito  errore,  in 
hoc  non  delinquit  noc  huiufmodi 
reuocacio  derogat  fuo  honori.    , 


Art.  Of  1 13. 

Nach  Ky. 
Von  wedirruffunge   orteils. 

Wedirruffit  eyn  scheppe  eyn  orteil, 
daz  her  vor  vnbeftendig  hat  awsge- 
fprochiu,  das  tut  her  mit  rechte  and 
iltot  ym  [das]  nicht  czuvor. 


Art.  Op  7  14. 


Quum   quis    derogauerit    femine   uel 

virgini. 

Si  quis  virgini  uel  femine  verbis 
derogauerit  contumelioßs  et  per  hoc 
convictus  fuerit  fiue  fponte  fatetur, 
in  XV  folidis  moneto  vfualis  con- 
dempnatur  et  in  penam. 


Von  juncfrawen  wergelde  vnd  buzze.^ 

Auch  gibit  man  eynem  weybisbilde 
XV  fchillinge  hellir  vor  obilhande- 
lunge  adir  fchaltwort. 


Art.  Op  7  15. 


Qum  quis  derogat  confulibus  et 
scabinis. 

Qiiociens  quis  confulibus  et  sca- 
bini.s  derogauerit,  quod  iniuftas  fen- 
tencias  decreuerint,  tocions  quilibet 
ipforum  in  XXX  fulidis  conderanetur 
et  judici  tot  penas,  quot  perfonas 
infamauerat. 


Von  beredunge  der  scheppin. 

Auch  alzo  ufte,  alzo  eyn  man  dy 
scheppin  adir  rotmanne  berette,  daz 
ze  vnrecht  teyltin,  alzo  ufte  mus  her 
yczlichim  xxx  fchillinge  gebin  vnd 
deme  richter  alzo  manch  gewette. 


Art.  Op  7  16. 


Qum  quis  fimplici  querola  arripitur. 

Vbi  quifpiam  fimplici  querela  fue- 
rit inventus,  ibi  rous  tenehitur  re- 
rpondere  nee  poterit  actorem  ad 
aliqnam  probacionem  caufe  compcl- 
lere. 


Ap  man  dy  yunerungo  tun  zal? 

Clayt  eyn  man  f  lecht,  zo  zal  yenir 
flocht  antwortin  und  der  clegir  darf 
yemo  keyne  ynnerunge  tun  von  rech- 
tis  wogin. 


Diese  und  die  nächst  vorangehende  Rubrik  bilden,  da  den  Artikeln  Op  IIS 
und  14  in  Ky  ein  Artikel  entspricht,  in  originali  eine  einzige  durch 
ein  ,und*  verknüpfte  Rubrik;  ich  habe  sie  aber,  um  die  Vergleichung 
mit  Op  I  besser  bewerkstelligen  zu  können,  in  zwei  besondere  Kubriken 
geü'ennt. 


248 


Kalniniacki. 


Art  Op  in. 


Nach  Of,  I. 


Actor    contra   ream    proponit    tres 
qaereljM. 

Qaidam  ncUft  prcyponit  contra  ream 
ite»  qnereliu,  qae  reqaantnr.  Prima 
qn#^ela  talis  eft :  Domine  judex,  ego 
pr'^ypono,  qnod  mens  adnerrarias  con- 
to meliofe  derofrando  mihi  dicit:  Ma- 
kes c/^rnfaltinom  coUoqnium,  qui[a] 
te  ad  hoe  iaciendam  ardna  ftringit 
neeeffitas.  Hoc  actor  exiftimat  ad 
X  marcaa.  Secanda  querela:  ITtad 
jns  pofTet  in  Tilla  Talere,  Ted  non  in 
ciaitate.  Hanc  jnioriam  exiftimat  ad 
XV  marcas.  Tercia  qnerela:  Tu  por- 
tas  ortilepa  fub  palio.  Hoc  exiftimat 
ad  XXX  marcas.  Demum  plürs  aduer- 
fa  recojn^ouit  premifTa  dixiffe.  Actor 
petit  ipfum  in  extimatis  condemnare. 
Refpondetur:*  Premiffa  non  fuiit  con- 
tumeliofa,  ideo  actori  nihil  tenebitur. 


Nach  Ky. 


Von  rede,   dy  nicht   fmeunge  mag 
gefeyn. 

Eyn  man  clait  czum  andim  drei 
clagen.  Dy  errte:  Bekoft  euch  gar 
wol,  ys  tut  euch  dy  not.  Das  achte 
her  uf  X  marc.  Secunda:  Das  recht 
mochte  dausse  yn  dorffem  wol  tog^n, 
adir  hynne  nicht.  Das  achte  her  uf 
XV  marc.  3»:  Ir  tragit  orteil  vndir 
deme  mantil  und  aws  ewim  hutten, 
donindir  ir  ftet.  Das  achte  her  uf 
XXX  marc.  Der  dreyer  clage  bekante 
der  autworter.  Dornoch  claite  her 
andir  feyne  rede.  Do  fprach  der  ant- 
worter: Ich  bekenne  feyn  dorum, 
das  her  geton  hat;  donimme  mufte 
her  mir  vnd  meyner  vrawen  bufTin 
und  deme  ffoyte  wettin  YÜi  fchil- 
liuge  hellir. 


Art.  Op  / 18. 

Quomodo  quis  anuncitat  de  parendo 

■         • 


Von  vorclage. 


juri. 

Qui  aliuni  per  ciuittatis  minifteria- 
lem  fiuo  bodellum  citauerit  de  pa- 
rendo juri,  ille  primam  aquirit  quere- 
lam,  nifi  para  altera  uffot  lefa,  quod 
non  potuiffot  pedaneum  fiue  judicem 
accedore. 


Wer  den  andern  mit  fronebotin  ee 
vorgeladiu  hat,  der  boheldit  dy  vor- 
clage, zundir  ap  yenir  fcheynbar  tad 
beweyft  hat. 


Art.  Op  719. 


Do  obligaciono  ortilegij. 

QuAiido  ortilogiuin  de  voluntato 
fiMfciiiui  ad  Judicium  oblatum  fuerit, 
qnod  IpfiM  n  jure  fu|>rom«>  eft  porta- 
tiifii,  lioo  pnr»  neutra  poterit  ropro- 
tiarn,  nifi  lioc  fub  condiciono  aliqua 
fiJirlplatur. 


Von  gekauftin  ort«yln. 

Wenne  man  orteil  holin  leyt  mit 
w^illiti  beydirhalbin ,  dy  orteil  kan 
mit  rechte  koynir  nicht  gefcheldin, 
ys  gefclio  denue  yn  vndirfcheit. 


'  litt  ('odox  xtoht:  rt/pondeo  oti. 


Die  polnische  Becension  der  Magdeburger  Urtheile. 


249 


Art.  Op  1 20. 


Nach  Op  I. 


Nach  Ky. 


Probacio  caufe  ex  querela. 

Si  quifpiam  iu  fua  querola  ad  pro- 
bacionem  Tue  caufe  fe  aftrinxerit,  hoc 
debet  probare  iuterim,  quod  iudicium 
exerceatur. 

Art.  Op 

Quando  quis  qiieriilatur  cum  teftibus. 

Si  querulatur  qais  cum  teftibus  et 
reus  (impliciter  narrata  uegat  ^  et  ac- 
tor  detulit  juramento  rei,  tunc  reus 
euadet  iuramento.  8i  autem  actor 
non  detulerit  reo,  fed  wlt  cum  tefti- 
bus  eonviiicero,  tuuc  reus  iurare  folus 
non  poteft,  Ted  cum  hominibus  fibi 
iunctis,  et  hoc  intelligitur  in  accione 
ciuili. 


Von  vonnerßn  der  geczeuge. 

Welch  clegir  fich  yn  feynir  clage 
adir  fache  geczeuge  vormiffit,  der 
zal  ze  gestellin,   dyweile  ding  wert. 

721. 

Von  clage  mit  geczeuge. 

Clait  eyn  man  mit  geczeuge  und 
yenir  fpricht  flecht:  neyn,  let  der 
clegir  yeme  den  czog,  zo  entget  her 
ym  mit  feynis  eynis  hant.  Spricht 
her  abir,  her  welle  uf  en  beweifin 
noch  deme  rechte,  ab  her  des  nicht 
neher  were  czu  tun,  zo  bricht  her 
yeme  den  eyt. 


Art.  Op  1 22. 


De  aftrinccione  obiecti. 

Si  quis  aftrinxerit  fe  pro  aliquo 
obiecto  ad  certum  diem  et  hoc  non 
fecerit,  extunc  poteft  fibi  uegociacio 
ciuilis^  prohibori,  sed  ad  fimplicem 
alicuius  delacionem  nou  poteft  quis 
honore  priuari. 


Von  entfchuldigunge  eyner  fache. 

Vorpflicht  eyn  man  eyner  fachin 
czu  entfchuldigin  vor  eyme  rote  adir 
vor  geheg^m  dinge  uf  eyuen  genan- 
ten tag,  tut  her  das  nicht,  zo  mag 
man  ym  seyn  hantwerc  nedirlegin 
mit  rechte;  adir  noch  eynis  mannis 
beredunge  kan  man  keynen  gewerfin 
von  feynen  eren,  her  ift  des  neher 
czu  entgen. 


Art.  Op  7  24. 


Qum  quis  de  incendio  convincitur 
teftibus. 

Quidam  liomo  iudicialiter  convictus 
cum  teftibus,  reus  querulata  negauit, 
jus  detulit  reo  jurare  metfeptimo, 
reus  oxpurgauit  fc  iuramento,  actor 
aftringit  fe  roum  conuincere  de  per- 
iurio,  queritur,an  poffit?  Kefpondetur: 


Ap  man  eynen  meyneydis  mag  obir- 
winden? 

Eyn  man  fwur  dem  andirn  falbfe- 
binde  vor  eynen  brant  vnd  vor  dre- 
unge,  do  her  gefwur.  Do  ftunt  yenir 
mit  geczeuge  und  fprach  offiuberlich, 
her  hette  meyneyde  gefworn.  Doruf 
vrogitte    der    befchuldigte    man    den 


^  Nach  DI  verbessert-,  Op  I  hat:  ilicü, 

2  Auch  diese  Stelle  ist  nach  D  I  corrigirt;  Op  1  hat:  negodo  ciuili. 


250 


Kaluini  Acki. 


Nach  Op  1. 

Ex  quo  jus  decreuit*  reo  euadere, 
prout  evafit  jnramentis,  [extunc]  ac- 
tor  reum  de  periurio  coiivincoro  non  ^ 
poteft,  quia  ezemcionem  rei  iudlcato 
pro  fe  habet.  De  hoc  habetur  in  pen- 
ultimo  folio  in  acticatis. 


Nach  Ky. 

foyt,  wy  her  en  gefangen  hette  czn 
eyme  bawir  obir  tyfche  effende  und 
kerte  ßch  an  keyuen  geczeug,  ap 
hör  nicht  neher  bey  demo  rechte  were 
czu  bleibin,  wonne  keyne  scheynbar 
tat  uf  fluchtigim  fuze  bey  ym  be- 
griffin were?  Hiruf  eyn  recht:  Sint- 
demmole  der  man  yn  hanthaftiger  tad 
nicht  begriffin  ift  vnd  ym  der  czog 
mit  erhaftigon  leuten  czu  entgen  ge- 
toilit  ift  vnd  her  gerecht  wordin  ift, 
zo  kau  en  der  clegir  in  fulchir  fchicht 
meyneydis  nicht  obirkoraen. 


Art.  Op  7  25. 


Qum  caufidicus  caufam  non  promifit 
procurare. 

Quidam  caufidiius  promifit  coram 
judicio  bannito  caufam  non  procurare 
contra  quandam  feminam.  Domum, 
promin  oblitus,  onus  procuratorij  con- 
tra feminam  fufcopit.  Ffemina  racio- 
nem  promifit.  Queritur  in  jure,  vtrum 
facere  poffet  contra  promiffum,  coram 
bannito  judicio  ewlgatum  ?  Rofpon- 
detur:  Non  poteft,  et  debet  femine 
foluere  emendam  et  judici  penam. 


Von  globde  vor  gehettir  bang,  ap  man 
das  halden  zai? 

Hat  der  man  der  vrawen  globit 
vor  gehegtir  bang  wodir  ze  nicht  zu 
redin,  das  zal  her  haldin  vnd  dorum- 
me,  das  her  hat  wedir  ze  geredit, 
zal  her  buffin  vnd  dem  richter  wettin. 


Art.  Ol)  7  26. 


De   mancipacione    alicuius  per  judi- 

cem. 

Si  judex  aliquem  propter  excoffum 
incipauerit  perpetratum  et  confui  oun- 
dem  detentum  emiferit  de  cippo,  con- 
ful  ipfo  facto  in  pena  judici  Condom- 
natur  et  hoc  paciatur,  quod  ipfo  emif- 
fus  fuit  paffurus.  Si  autem  scabini 
teftificantur,  quod  judex  oum  iniufte 
incipauit,  tunc  conful  nuUam  penam 
tenetur,  sed  tamen  consul  dobot  emif- 
fum  coram  judico  ftatuoro. 


Was  der  rotman  beftandin  were,  der 
eynen  awsliffe  ane  lobe  des  foytis? 

Leßt  der  rotman  eynen  aus,  den 
der  ffoyt  mit  rechte  yn  hat  gesaczt, 
zo  wettit  her  dem  richter  viii  fchil- 
Hnge  hoUir  vnd  ift  des  vorfallin,  das 
yenir  fuldo  leydin.  Adir  dirkonnen 
dy  scheppin,  das  her  czu  vnrechte 
foy  yn  gesaczt,  so  zal  her  en  geftellin, 
zo  bleibit  her  ane  wandil  vnd  ift  dem 
hern  nichfiiicht  Vorfall  in. 


*  Nach  D  I  corrigirt ;   Op  I  hat :  quod  jus  decreuerü. 
2  Aus  D  I  ergänzt. 


Di«  polnische  Becension  der  Magdeburger  Urtbeile. 


251 


Art.  Op  127. 


Nach  O^y  I. 


Quando   ex   contencione   vnus   alium 
interficit. 


Orta  *  contencione  vnus  alterum  in- 
terficit et  in  continenti,  ne  manci- 
paretur,  auffugit.  Poteftas  ciuilis  occi- 
forem  ad  parendum  juri  ter  citare 
fecit.  Quo  non  comparente,  per  Ten- 
tenciam  juris  eft  profcriptus,  quia  fe 
per  fugam  idem  homicida  ipfo  £Eu^to 
fecit  reum.  Dominus  temporalis  re- 
quirit  in  jure,  vtrum  fuccederit  bonis 
homicide  profugi  relictis  ?  Refpon- 
detur*.  Non;  ex  quo  profcripcionem 
patitur,  quam  incurrit  ipfo  facto,  do- 
minus temporalis  nichil  habet  in  bonis 
homicide,  et  profcripcionem  tamdia 
pati  debet ,  quoufque  cum  amicis 
interfecti  componantur. 


Nach  Ky. 

Von  mordern,   ap  dy  von  erem  g^te 

entwichin,  was  der  erbhirre  czu  deme 

gute  habe? 

Rotleute  czur  Landifhute  frunt- 
fchaft  czuuor.  Erfamen  libin  hem, 
eyn  mort  ift  gefchen  in  der  ftat  vnd 
der  morder  ift  entwichen  und  ift  ge- 
echt von  feyme  gpite  vnd  hat  geladn 
weip  und  kint.  No  frogit  vnfer  herre, 
ap  her  nicht  czu  dem  g^te,  do  her 
von  entwichin  ITt,  recht  czu  habe. 
Do  böte  wir  vnTem  hem,  das  her  vns 
liffe  bey  dem  rechte.  No  wiffe  wir 
nicht,  was  unferm  herrn  dovon  gefol- 
gin  möge,  bitte  wir  vns  czu  vndir- 
weifin. 

Aduocatus  et  jurati  caftri  Craco- 
vienßs.  Erfamen  libin  frunde,  uf  ewir 
froge  fpreche  wir  czu  eynem  rechte: 
Sintderczeit  der  firedebrecher  uf  fluch- 
tigim  fuze  yn  firifcher  tad  ift  vnd  hat 
och  dy  ochte  dorumme  geledin,  dor- 
umme  ift  her  feynem  hem  an  feyme 
erbe  vnd  an  feyme  gute  nichfnicht 
vorfallin,  zundir  dy  ochte  mus  her 
leidin  noch  ewir  ftatrecht  alzo  lange, 
bys  das  hers  mit  des  frunde  vorrichte 
vnd  der  ftat  vnd  gerichte  genug  tut, 
vnd  der  erbhirre  hat  czu  feynen  gut- 
tirn  nichfnicht. 


h)  Krakauer    Schöffensprüche,    die    nur    in    Op  /   vor- 
kommen. 

Art.  Op  723. 

Qum  quis  obligat  fe  teftibus  probare. 

Qui  fe  obligat  ad  aliquid  per  teftes  probare  infra  fex  feptimanas,  hoc 
faciat  ftatim,  n  wlt. 


>  Nach  dem  Lemberger  Text  verbessert;  Op  /  hat:  Si  a. 


252  Kaluiniacki. 

Art.  Of  I  77. 

Si  quis  querulatur  xxx  marcas  uel  bona  mobilia  poft  mortuam  manum. 

Si  qaispiam  querulatur  aduerfus  alium  xxx  marcas  uel  aliqua  bona 
mobilia  poft  mortuam  manum,  reo  firapliciter  uegante,  volens  evadere  iuxta 
iurif  formam ,  super  quo  talis  datur  diffinitiua :  Ex  quo  actor  fimpliciter 
querulatur  poft  mortuam  manum,  teftes  non  nominando,  extunc  reos  pro 
qualibet  querela  metterciuB  juramentis  debet  evadere.  Hoc  de  forma  inriT 
fcripti  Maydburgenfis  caftri  Cracouienfis. 

Art.  Op7  91.« 

Scabinus  dicit  sentencias  decemere  fecundum  propoHcionem  allegata[m] 
et  non  fecundum  confcienciam.  Eciam  litere  fentenciarum  non  alibi  debent 
apportare,  quam  coram  judicio  banito.  Eciam  legittima  refignacio  fieri  debet 
coram  judicio  ciuile  et  citra  dies. 

Art.  Op  7  92.2 

Quidam  rendidit  domum  pro  certa  peccunia  et  eam  coram  banito 
judicio  emptori  non  refignauit.  Tandem  eadem  domus  ig^is  voragine  extiüt 
incinerata.  Queritur:  Cuius  dampnum  fit,  an  venditoris  aut  emptoris?  Re- 
fpondetur,  quod  venditoris,  quia  ipfe  domum  habuit  in  fua  pofefTione,  quamdiu 
[i]pfum  non  refignauit. 

Art.  Op  I  93. 

Ab  ortis  humulatis  [et]  brafcatorijs  tenetur  exactionari,  nifi  alicui  ali- 
quo  cenfui  fiue  tributo  premiffa  subiaceant. 

c)  Krakauer   Schöffensprüche,    die   nur  in    Ky   vor- 
handen  sind. 

Art.  Ky  4. 

Von  frejunge  erbis. 

Eyn  vorkevfir  e3mi8  erbis  zal  eyn  erbe  frejen  jor  und  tag;  ap  her 
das  tut,  zo  ift  ym  yenir  schuldig  seyn  gelt,  wy  hör  das  mit  ym  abegeredit  hat. 


1  Ich  muss  hiebei  ganz  ausdriicklich  bemerken,  dass  ich  zwar  sowohl  diesen, 
wie  die  nächstfolgenden  zwei  Artikel  mit  Op  I  bezeichne,  dass  ich  sie 
jedoch,  da  Op  I  an  dieser  Stelle  lückenhaft  ist,  aus  L  (1)  entlehnt  habe. 

'  So  Manches  scheint  freilich  dafür  zu  sprechen,  dass  dieser  Artikel  mög- 
licherweise eine  bloose  Umarbeitung  des  Art.  Kß  267  (b.  Bisch.  262)  ist. 


Die  polnische  Reeension  der  Magdeburger  Urtbeile.  253 

Art.  Ky  9. 

Von  fordeninge  morgengobe. 

Fordirt  eyn  man  morgengobe  adir  andir  fchult,  vnd  fpricht:  is  ift 
befchrebin  yn  der  scbeppin  regifter,  das  yenir  fchuldig  were,  ynd  der  cleger 
lipte  keynen  geczewg,  vnd  der  antworter  fpricht:  ich  habe  is  vorricht,  das 
wü  ich  beweyfin  mit  den  richtlevtin,  welcher  no  nehir  ift,  das  za  behaldin  ? 
Hy[r]nf  eyn  r[echt] :  Der  antwortir  zal  is  beweifin  uf  den  heiiigin  zalbdritte 
mit  feynen  vorrichtlevtin. 

Art.  Ky  \\, 

Von  vorczyunge  der  eyde. 

Ap  eynem  manne  eyde  geteylt  werdin ,  vnd  her  nicht  eynen  vor- 
fprechin  bette  ^  der  ym  hülfe  von  den  eydin,  der  mag  wol  habin  dy  vrift 
xiii  tage  von  r[ echte]. 

Art.  Ky  12. 

Von  meyueydir,  ap  dy  andirweit  gefwerin  mogin  ? 

Wirt  eyn  meyneyder  flecht  beclait  vnd  her  fpricht  flechter:  neyn, 
dovor  mag  her  gerecht  werdin,   ap  her  tarvor  gotes  vurchte. 

Art.  Ky  17. 

Von   wergelde   kanipferti<rftr   wundin,   dy  do   lemden   brengin   eynis 

ganczin   armis. 

Foyt  und  scbeppin  des  obirften  rechtes  czu  Crocaw  af  dem  hawze.^ 
Libin  frunde,  ewir  froge  habe  wir  wol  vornomen  vm  wergelt,  waz  daz  fey 
adir  wy  vil  daz  mache.  Hyruf  fpreche  wir  eyn  recht,  das  dy  bürgen  deme 
manne  vor  feyne  lembde  fallin  gebin  eyn  halb  wergelt,  daz  feynt  v  marg 
gemeyner  moncze,  dy  do  genge  vnd  gebe  ift  ym  lande,  vnd  deme  richter 
feyn  hochftis  gewette,  daz  do  folgit  noch  deme  wergelde,  daz  feynt  xxx  fchil- 
linge  gemeyner  moncze,  vnd  dy  bürgen  fynt  domete  frey. 

Art.  Ky  18. 

Von  morgengobe. 

Clayt  eyn  weip  morgengobe  noch  totir  hant,  dy  mag  ze  behaldin 
zalbfebinde  adir  mit  erys  eynis  hant  mer,  wen  yenir  dovor  möge  gerichten. 
Morgengabe  zal  man  beczalin  aws  des  mannys  gute  alzo  ferre,  alzo  das 
gut  wendit. 


^  Ich  mache  auf  diese  Formel  noch  ganz  besonders  aufmerksam. 


254  Ka}n2niac1ci 

Art.  Ky  33. 

Von  der  gerade,  was  dorczn  gehoryt  vnd  wy  man  ze  czeugin  zal 

von  rechte? 

Fojt  und  scheppin  des  obirsten  dencyin  rechtes  czu  Cracaw  nf  deme 
hawfe.i  Libin  frunde,  uf  ewir  vroge  gebe  wir  euch  eyn  recht:  Sintderczeit 
wir  dem  manne  gefprochin  habin  dy  gerade  vnd  dj  her  mit  leuten  bewjsy-- 
fit  hat  ane  eyde,  vnd  der  wedirsacher  ze  nicht  nedirlegin  wil  ane  eyde,  ap 
her  vn»  vnd  euch  vnd  deme  clegir  nicht  buffin  fülle?  Auch  frogit  ir,  was 
dy  gerade  fey?  So  fpreche  wir  czum  rechte,  das  der  clegir  fweren  zal  uf 
den  heiligin  mit  czwen  erbarn  mannen,  dy  nicht  feyne  broteiXin  feyn,  was 
der  gerade  do  geweft  ift,  vnd  fullin  ze  benennen,  vnd  was  her  denne  nicht 
gebit,  so  wirt  her  bussewirdig.  Zo  gehorit  yn  dy  gerade :'  Silberinne 
tryncvas,  loffil  vnd  alle  fchaf,  bette,  pfol,  leilaehin,  koffin,  fperlach, 
banclach,  vorhenge,  tyschlach,  tepte,  kultern,  deckin  vnd  alle  weipliche 
cleidir,  tockin,  gebende,  schreyn  vnd  caftin,  do  dy  vrawen  ere  gerete  ynne 
befliffon,  becken,  hantfas,  leuchtgarn,  flachs,  brewphannen,  dy  man  awa 
dem  hawze  vermitit,  buchir,  dy  czu  gotes  dinfte  gehören  vnd  frawen 
phlegin  zu  ledn,  vnd  ein  waschkemi,  Tpygil,  scheren  vnd  dergleich  man- 
chirley,  des  dy  vrawen  phlegin  czu  gebruchin.    Von  rechtis  weg^n. 

Art.  Ky  111. 
Von  ofgobe  der  gerade,  ap  dy  bunt  habe  vor  gehegtim  dinge? 

Qebit  eyne  vrawe  ere  gerade  wog  adir  andir  gut  vor  gehegtim  dinge 
mit  aurnomunge,  das  ze  des  eyne  vrawe  wil  feyn,  dyweilo  zo  lebe,  reichit 
ze  des  gutis  icht  aus  ere  gowere,  do  bleibit  alzo;  zuft  gofchit  das  nicht,  zo 
ift  dy  ofgobe  machtelos,  js  were  denne  der  orbegelob  wille. 

Art.  Ky  115. 

Do  perfonis,  in  ciuitatibus  manliiones  habentibus.' 

Notandum,  tantum  tria  funt  genera  perfonarum  manfiones  in  ciuitati- 
bus habencia,  quod  libore  federe  dinofcuntur:  primo,  horedes;  2*^  doctores 
in  modicinis;  Z^  notarij  ciuitatis,  et  hoc  inter  seculares. 


»  Vgl.  S.  258,  Anm.  1. 

^  Die  ganze  nachfolgende  Stelle  ist  allerdings  auch  in  O  und  den  übrigen 
mit  O  nächstverwandten  Texten  enthalten,  aber  nicht  in  diesem  Zu- 
sammenhange. 

3  Die  Rubrik  ist  von  mir  selber  aus  dem  Sinne  des  Artikels  hinzugefügt. 


Die  polnische  Recension  der  Mafdebnrger  Urtbeile.  255 

Art  Ky  133. 

Von  ynnerunge,  ap  man  dy  tan  zal? 

Czu  ynnemnge  mag  man  nymande  getwingen,  wen  yn  Ailchir  weyfe, 
ap  eyn  clegir  clayt  gelt  vor  gerichte,  das  ys  ym  feyn  vatir  adir  frunt,  des 
erbe  her  genomen  hat,  fchuldig  blebin  ift  vnd  tote  hant  yn  der  clage  be- 
numpt,  der  mus  en  ynnern  falbfebinde  uf  den  heiligin  von  ftadin  m.  i.  in 
eodem  jndicio.  Wil  abir  der  fchuldiger  dovor  richten,  das  tut  her  falbfe- 
binde vnd  hat  dorczu  den  lengiften  lag. 

Art.  Ky  139. 

Ap  man  von  x  marc  eynejerigis  czinfis  mag  genemen?^ 

Cenfum  emere  uel  vendere  fub  condicione  reemendi  credimas  tunc 
effe  licitum,  quando  habentur  ifte  condiciones:  primo,  quod  emitur  fub  re, 
que  poteft  conmnniri  vfu  tarn  vtUi,  ficut  cenfus  datur,  verbi  gratia:  fub 
agro,  domo,  orto,  ciuitate  ucl  villa,  aliquando  tamen  prefumitnr  de  fraude, 
quod  vendantnr  et  ementur;  secundo,  T\  per  illam  empcionem  onera  acci- 
piuntur,  ins  accipiendi  talem  cenfum  (folgen  einige  schwer  lesbare  Worte); 
tercio,  fi  pro  tanto  precio  emitur,  quanto  communi  eftimacione  uel  vfu 
faominum  cenfus  huiufmodi  valere  prefumitnr;  quarto,  fi  emens  fofcipit  in 
fe  per  nullum  rei  ficque  quod  valeat  dampnum,  (i  unus  inde  proueniet  vel 
reftauret,  fi  res  deftructa  fuerit  uel  in  toto  uel  fecundum  ratum;  quinto,  fi 
hiiiusmodi  contractus  bona  fide  factus  fuerit  et  fine  fraude  uel  dolo. 

Art.  Ky  156. 

Von  morgengobe  brechunge. 

Hat  eyn  man  dy  morgengobe  feynem  weihe  vor  gehegtim  dinge 
nicht  gegcbin,  zo  mogin  dy  kinder  dovor  fweren  mit  erys  eynis  haut,  adir, 
zal  dy  vrawe  dy  morgengobe  behaldin,  das  tut  ze  mit  eryr  eynis  hant. 

Art.  Ky  159. 

Ap  man  brife  brechen  mögen? 

Der  richter  vnd  dy  scheppin,  dy  den  brif  han  gegebin,  füllen  wel- 
lin   ,  dy  fweren  uf  den  heyligen,   das  ze  des  brifis  nicht  gegebin 

habin,   zo  ift  her  machtlos;   ndir  fprechin  ze,   ze  gedechtin  des  briffis  nicht, 
adir  dy  zachen  weren  nicht  alzo,  zo  mogin  ze  den  brif  nicht  gebrechin. 

1  Auch  diese  Rubrik   ist  von  mir  selber  nach  der  Rubrik   eines  analogen 
Artikels    hinzugefügt,    während    im  Codex    blos:   iUna  de   eodem   steht. 


2r>l>  Kilainiirki. 

Art.  A'y  160. 

Von  blutrunfto  yn  uotwcre. 

GoKohit  hhitrunfte  yii  iiotwere  vudankiH,  zo  bleibit  her  ane  fchadin, 
Ap  lif'r  dAfl  cieiiirit  rAlbrehiiHlfn. 

Art.  Ky  167. 

Von  anofertiger  wäre. 

Wirt  vmant  «lomete  begriffen,  den  [kaii|  mau  wol  von  dem  roarcte 
trt^rbin:  adir  hat  her  ymaude  vor  g^te  war  globit,  dan  zal  her  haldin  adir 
r«>rMichin  vnd  vorfellit  mit  dorne  ni(;ht  me,  J8  were  denne  vorbotin  bey  der 
llat  wilkor. 

Art.  Ky  168.   Ende.i 

Von  anefproche  eyne«  pherdi». 

.  .  .  Auch  fpricht  her,  her  habe  j%  gekauft  uf  deme  freyen  markte 
mit  wifTe  leutko6fl<mte  da«  csu  beweifin  vnd  her  wiffe  feynen  werman  nicht, 
wo  CSU  fachin,  so  vorleinfit  her  feyn  gelt  vnd  der  clegir  nympt  das  phert, 
ap  her  fich  dorcau  cxy  mit  rechte. 

Art.  Ky  169. 

Item  de   eodem.* 

Wirt  eyn  man  nfgehahlin  mit  pfenlin,  kompt  ym  ymant  noch  per  3' 
dien,  so  zal  man  on  czu  bürgen  gebin;  geftet  her  dorikoch  czu  dreyn  dingen 
ane  anfproche,  xo  ift  her  vrey  vnd  feyne  bürgen  vnd  darf  nicht  fejrnen  wer- 
man geftellin.  Auch  nymant  mag  feynen  fchuldiger  ufhaldin  adir  pfendin 
ane  de»  richters  adir  des  vnmebotis  hülfe. 

Art.  Ky  172. 

Ap  eynir  fe\nie  clage  mit  deme  eyde  beweifin  fülle? 

Olait  eyn  m.in  flechte  fchaltwort  adir  glnWe,  zo  mos  ym  der  antwortir 
ya  adir  neyn  fprechin  vnd  darf  dy  clage  nicht  mit  deme  eyde  bewem. 


Der  Anfang  dieses  Artikeln  ist  bekanntlich  (vgl.  diejtbezflglich  Tab.  III) 
mit  O  2.^7  übereinstimmend,  wurde  daher  nicht   zum  Abdruck  gebracht. 
•  Vgl    die^ibezüglich  auch   ^,{  :^5  (hei  RiM^hotr  :!<Ni. 


Di*  rslniieh*  RmhuIub  in  lf(|J<liiirf«i  nrtk*ll4.  207 

Art.  A>  175. 

Von  »nefklle. 

Slorba  ejn  man  vnd  \iCS«  kinder  e;ni*  adir  dref,  vnd  der  kinder  eynii 
rtorbe  Darb  deme  vatir  tdiI  UfTe  anch  kinder,  dyfelbin  kinder  vortretin  Jr 
eldir  Rat,  vnd  nemen  gleich  teil  mit  den  erftin,  ap  ere  eldirn  vor  nicht 
weren  ab^fnndirt. 

Art.  Ky  177. 

Von  n%obe. 

Gibt  eyn  woip  erem  wIrte  Tor  gehegtim  dinfe  ir  gut  uf  vnd  kenft 
en  CEU  eyme  vormunde  mit  aalnemnnge,  ap  her  ir  rtorbe.  dai  is  wedir  an 
ze  kamen  zulde.  vnd  entphet   der  man  alio  d;  gäbe,   co  mag  daa   njmant 

wedirrprechin  noch  Tejine  tode. 

Art.  Ky  185. 
Von  aneOil   vnd  teylnnge.' 

Stirbt  eyn  man  an  erbenamen  vnd  hat  eynen  lochtirion,  *der  nympt 
billicher  des  eldirvatir  erbe,  wen  der  richter,  ap  her  ym  ebinbortig  ift,  adir 
der  richter  njmpt  fejn  hergewete.  —  Hat  auch  der  lon  eyn  weyp  genomen 
bey  des  vatirs  lebin  vnd  ftirbit  her  TngeteJlit  von  Tejoii  vatira  gute,  so 
nemen  desfelbin  zonis  kinder  erja  eldir  vatira  gut,  vnd  nicht  der  tochter 
kinder.  Hat  abir  der  eldir  vMir  reynen  zon  abageteilit ,  zo  Tynt  des  zonis 
kinder  vnd  der  tochter  kinder  gleich  noe  des  eldirvatira  erbe  vnd  gut  czu 
nemen.  Czq  der  eldirmatir  erbe  fynt  des  lonia  kinder  vnd  tochtir  kinder 
gleich  czn  nemen.  —  LilTe  eyne  vrawe  eynen  zon,  eyne  rechte  fweftir  vnd 
eja  tochterkint,  der  zon  nymp[t]  das  erbe,  der  vrawen  Tneftir  dy  gerade 
vnd  ir  tochtirkint  nichfnichL  —  Ap  eyn  man  ftorbe  vnd  liTTe  eynen  eldir- 
vatir [vnd]  eldirmntir,  ya  fej  von  valirhalbe  adir  von  mutirhalbe,  vnd  lilTe 
och  reynes  vattr  brudir  vnd  mutir  bmdir ,  dy  nemen  alle  gleich  des  totin 
■nannya  erbe. 

Art.  Ky  186. 
Von  folleyft.' 

Wo  folleirt  gerchit  vnd  doch  nicht  Tchade,  daz  mudln  dy  folleirtir 
d«m   clegir  bvrfm  icilicher  xii  fchilUnge   vnd  deme  richter   feyn  gewette; 

<  Unter  dieser  Rubrik  sind  offenbar,  wie  dies  aus  dem  Wortlaute  des 
betreffenden  Artikels  hervorgeht,  die  SchluassXtze  mehrerer,  dem  Inhalte 
nach  verwandter  Seh  Offen  briefe  zu  einem  Oaozan  verbunden. 

*  Auch  von  diesem  Artikel  scheint  duaelbe  in  gelten,  was  ich  vom 
Art.    Kj-    186    gesagt  habe. 

r.  4.  pUI.-hiaL  Cl.    CIL  M.  I.  HtL  IT 


258 


KatnSniacki. 


leuknit  her  des,  das  ftet  czu  erer  eynis  hant.  Gesohlt  abir  kampirfchade 
adir  totflag  kampirwanden,  das  ift  halbdritte.  Tete  abir  eine  mwe  adir 
mayt  totflag  kampirwunde  adir  lemde,  ze  en[t]get  mit  erys  eynis  hant  afirj 
halbdritte  mit  mannen. 

Von   einer   gewissen   Bedeutung    flii'  die   Geschichte 
Schöffensprüche  und   ihrer   Sammlungen   sind   in   dem 
bezogenen  Texte  übrigens  auch  die   Zusätze  zu  den  eil 
Artikeln,    die    in    dieser  Weise    wie    hier   weder  in  der 
nischen  Recension,   noch   in   den   anderen   nächst  verwand 
Sammlungen   vorkommen  und  daher  ebenfalls  verdienen, 
getheilt  zu  werden.     Es  sind  dies  folgende: 

Im  Art.  Ky  35  (Mitte). 

.  .  .  Auch   gibt  der   Vormunde   icht  weg   von  der  kinder  wegia 
jowort,    und   se   das   vorfweigin  jor  vnd   tag,    so   mogin   se    her   noch 
gewerdin. 

Im  Art.  Ky  58  (Ende). 

.  .  .  Auch  mag  man  ys  (d.  i.  das  versetzte  Gut)    ufibiten  czu 
dingen  und  ym  firden  vorkeufin. 


Im  Art.  Ky  98  (Ende). 

.  .  .  Vr)rfachit  her,  fo  mag  her  unfchuldig  werdin.  Von  rechte. 

Im  Art.  Ky  109  (Ende). 

.  .  .  Ap   dy   folge  der   andern   fchepin   nicht   dorczu   komen   ift, 
stadman   zal   eynir  orteil   fcheldin;    fweigit   her   abir  das,   zo  mag  hers 
uochmols   nicht   wedirfprechin.     Auch   legit  der  fcheldir  feyn    orteilg^t 
bynnen   firczen   tagen,   zo   wirt   her   fellig   alvmme  vnd  vmme.     Geschit 
yn    des   hofrichters   ding,    zo   bvffit   her   och   xxx  fchillinge  vnd  deme  bttif" 
refin  iii  pf&nt. 

Im  Art.  Ky  148  (Ende). 

.  .  .  Auch    zal    man   orteilbriffe  nicht  andirs   ufbrechin,   wen  yn  g* 
hegtim  dinge. 

Im  Art.  Ky  154  (Ende). 

.  .  .  Worde   dornoch   der   man   begriffen   yn   der   echte,    zo   mu«  ^' 
clegir  dy  ochte  beczeugin  vnd  och  dy  tat  falbfebinde. 


Di«  polnitcbft  Recension  der  Magdeburger  ürtheile. 


259 


2.  Der  Opatow'sohe  Text  Nr.  2. 

as  Verhältniss ,  das  zwischen  dem  Opatow*schen  Texte 
md  Op  I  besteht  7  lässt  sich  am  besten  durch  die  hier 
e  Tabelle  veranschaulichen: 

Tabelle  IV. 


Mit  Hilfe  dieser  Tabelle  ersieht  man  also,  dass  zwischen 
i  und  Op  /,  soweit  eben  Inhalt  und  Artikelfolge  in  Be- 
t  kommen,  thatsächlich  nur  folgende  Unterschiede  bestehen : 


17 


260  Kalniniacirl. 

1.  Ist  dasjenige,  was  in  Op  I  einen  Artikel  ausmacht,  in 
Op  II  stellenweise  in  zwei,  auch  drei  Artikel  aufgelöst  und  um- 
gekehrt; 2.  ist  der  Artikel  Op  I  23  m  Op  II  ganz  fortge- 
lassen: 3.  ist  der  Artikel  Op  I  81  in  Op  II  um  sieben  Artikel 
vorgeschoben,  so  dass  er  in  Op  II  nicht  als  Artikel  89,  sondern 
als  Artikel  82  erscheint.  Noch  geringfügiger  sind  aber  die 
Unterschiede,  die  zwischen  Op  II  und  Op  I  in  Bezug  auf  den 
Wortlaut  bestehen.  Da  haben  wir  weder  irgendwelche  Extra- 
vaganten, noch  irgendwelche  Kürzungen  oder  grössere  Aus- 
lassungen, sondern  einzig  und  allein  Varianten  zu  verzeichnen, 
die  sich  theils  aus  der  Incorrectheit  der  einschlägigen  Vorlage, 
theils  aus  der  Unwissenheit  des  Abschreibers  erklären  und  als 
solche  auf  die  Zugehörigkeit  des  fraglichen  Textes  absolut 
keinen  Einfluss  haben.  Man  kann  daher,  wie  dies  ja  im  All- 
gemeinen auch  schon  von  Anderen  gethan  wurde,  den  Opatow- 
schen  Text  Nr.  2  als  eine  Abschrift  derselben  Sammlung  be- 
zeichnen, welcher  wir  in  Op  I  begegnen,  nur  dass  sie  um  einen 
Artikel  ärmer  und  in  Bezug  auf  den  Wortlaut  etwas  fehler- 
hafter ist  als  diese.  Und  hiedurch  ist  zugleich  auch  das  Ver- 
hältniss  gekennzeichnet,  in  dem  sich  Op  II  zu  der  polnischen 
Keccnsion  befindet. 

3.  Der  Dziatyriski'sche  Text. 

Der  Dzialynski'sche  Text  enthält,  strenge  genommen,  drei 
Bestandtheile :  a)  ein  Stück  einer  lateinischen  üebersetzung 
eines  ausführlichen  Textes  der  Magdeburger  Urtheile;  h)  ein 
aus  23  Artikeln  bestehendes  Fragment  des  uns  bereits  aus 
Op  I  und  Op  II  bekannten  kürzeren  Textes  dieser  Urtheile; 
c)  ein  aus  10  Artikeln  bestehendes  Fragment  des  Lübecker 
Rechtes.  Dass  diese  Vereinigung  dreier,  ziemlich  lose  zu- 
sammenhängender Bestandtheile  eine  rein  zufällige  ist,  braucht 
wohl  nur  erwähnt  zu  werden.  Dem  Schreiber  des  Textes  lag 
offenbar  eine  Handschrift  zur  Verfolgung,  in  der  aus  uns  weiter 
nicht  bekannten  Beweggründen  von  den  soeben  bezeichneten 
drei  Bestandthcilen  lauter  Bruchstücke  vorhanden  waren,  die 
von  dem  Schreiber  so,  wie  er  sie  vorfand,  auch  abgeschrieben 
wurden.  Auf  diese  Weise  ist  ein  Text  zu  Stande  gekommen, 
der  eigentlich  gar  nichts  Einheitliches  bietet  und,  um  besprochen 


[ 


I 


Dil  polniuhi  BwHil«a  Ui  ll*«4«tiirt«i  Ditkill«.  2t)l 

BU  werden,  wieder  in  seine  Bestanätheile  getrennt  werden  inusa. 
Ich  beginne  mit  dem  ersten  Bestandtheil. 

Kücksiclitlich  des  sub  a)  erwähnten  Bestandtheilcs  liegt 
uns  bis  jetzt  nur  eine  einzige  Anäicht  vor.  Dieselbe  ist  von 
M.  Bobi'zyiiski  in  der  Einleitnng  zu  dem  von  ihm  besorgten 
homographischen  Abdmuk  diese»  Textes  geäussert  und  lautet 
dahin ,  dass  das  in  diesem  Texte  als  erstes  Stück  enthaltene 
Fragment  eine  Uebersetzung  sei,  welche  die  ersten  26  Artikel 
der  in  Kß  (nach  Bobrzyiiaki  Cr  t)  entlmltenen  deutschen  Re- 
daction  der  Magdeburger  Urtheile,  wie  nicht  minder  die  Artikel 
33,  HS,  119'  und  Vä'i  derselben  Redaction  lateinisch  repro- 
ducire.  Freilich  kann  BobrzyÄski  nicht  umhin,  bei  dieser  Ge- 
legenheit die  Bemerkung  zu  machen,  dass  diese  Reproduction 
eigenthümlicher  Weise  auch  solche  historische  Daten  biete,  die 
in  den  einschlägigen  deutschen  Texten  nicht  vorhanden  sind. 
Und  an  einer  andern  Stelle  sagt  er:  .Diese  30  Artikel  sind 
das  Bruchstück  einer  lateinischen  Uebersetzung  der  ersten 
Redaction ,  wie  wir  einer  solchen  (er  meint  hier  die  üeber- 
setzung)  in  keinem  anderen  Codex  begegnen.' 

Ich  muss  niui  gestehen,  dass  mir  diese  Aeusserungen  des 
verehrten  Gelehrten  ziemlich  unfassbar  vorkommen.  .So  wdt 
ich  die  Literatur  der  mittelalterlichen  Uebersetzungen  kenne, 
weiss  ich  wohl,  dase  es  im  Mittelalter  auch  solche  Ueber- 
setEungen  gab,  die  in  Bezug  auf  Stil  und  sonstige  Aeusserlich- 
Leiten  eicli  gegen  ihre  Vorlagen  mitunter  auch  etwas  freier 
verhielten:  aber  Uebersetzungen,  die  positive,  in  ihren  Vorlagen 
nicht  vorhandene  hislorische  Daten  böten,  oder  die  den  Wort- 
laut ihrer  Vorlagen  in  einer  Weise  verliesscn,  wie  es  in  dem 
hier  vorliegenden  Texte  vergleichsweise  zu  den  Texten  der 
ersten  Redaction  thatsächlich  der  Fall  ist,  sind  mir  bis  jetzt 
nicht  vorgekommen,  wftren  auch  keine  Uebersetzungen,  sondern 
förmliche  Umarbeitungen  oder,  was  dasselbe  ist,  besondere  Re- 
dactionen.  Aus  diesem  Grunde  meine  ich  denn  auch,  dass 
jUrir  es  hier  nicht  mit  einer  mehr  oder  minder  freien  Ueber- 
,Dg  der   von  Bobrzyi^ski,   Brückner  und  mir  als  die  erste 

'  Hiemil  aei  Idi  kuraon  W^e  «ugleicb  aiiuli  ein  kleiner  Fehler  beriubligt, 
dessen  sicli  sowuhl  BolirK^iUki  aU  auch  BrQckTier  t,\\  Sohuldea  kommen 
lamen,  iniUm  ne  stnltt  K?  \\%  und  ItS  =  Ku  IST  und  lä8  irrthUm^ 
lieher  Weiiifi:  K?  119  nnci  r20  =  Ka  128  nnd  l^'J  aetieii, 


262 


K»lainiacki. 


Rcdaction  bezeichneten  Sammlung  der  Magdeburger  Urtheile 
zu  thun  haben^  sondern  dass  der  in  D  I  als  erstes  Stück  ent- 
haltene lateinische  Text  eine  Vorlage  (es  war  selbstverständ- 
lich eine  deutsche)  voraussetzt,  die  im  Vergleich  zu  den  Texten 
der  ersten,  wie  nicht  minder  zu  denen  der  übrigen  uns  be- 
kannton Redactionen  als  eine  besondere  Redaction  angesehen 
werden  muss.  Als  die  charakteristischen  Merkmale  dieser  be- 
sonderen Redaction  erscheinen  aber,  wenn  wir  Alles  in  Allem 
zusammenfassen,  speciell  folgende  Momente:  1.  der  Wortlaut; 
2.  die  in  Art.  1,  14  und  zum  Theile  auch  in  Art.  26  dieses 
Textes  vorhandenen  historischen  Daten;  3.  der  Art.  5  dieses 
Textes.  Wohl  könnte  man  zu  den  charakteristischen  Merk- 
malen des  in  Rede  stehenden  Textes  auch  noch  den  Umstand 
rechnen,  dass  die  Artikel  2 — 4  dieses  Textes  in  den  Texten 
der  ersten  Redaction  erat  viel  später  vorkommen,  allein  ich 
will  diesem  letzteren  Umstände  ebenso,  wie  der  ziemlich  eigen- 
thümlichen  Zusammenziehung  des  Artikels  1  dieses  Textes,  um 
nicht  gar  zu  haarspalterisch  zu  erscheinen,  kein  weiteres  Ge- 
wicht beilegen.  Anstatt  dessen  möchte  ich  aber,  um  die  Rich- 
tigkeit meiner  Behauptung  um  so  einleuchtender  zu  machen, 
die  Artikel  1,  6,  26  und  30  des  in  J5  /  als  erstes  Stück  ent- 
haltenen lateinischen  Textes  sammt  den  ihnen  correspondiren- 
den  Artikeln  der  polnischen  Redaction  und  des  Torosiewicz- 
öclien  Textes,  als  des  mir  im  Augenblick  zu  Gebote  stehenden 
Repräsentanten  der  ersten  Redaction,  hier  wörtlich  mittheilen. 
Den  polnischen  Text  ersetzt  selbstverständlich  auch  hier  eine 
möglichst  wortgetreue  neuhochdeutsche  Reproduction. 


Nach  D  I. 

Quidani  cunciuis  ciui- 
tatis  Cracouienfis  animo 
delyberato  vxori  ^  fue 
arngnauit  coram  amicis 
et  iion  coram  bannito 
judicio  C  marcas  monete 
Pragenfi«  nomine  dotis 
poft  mortem  fuam  in 
Omnibus    bonis    fuis    et 


Art.  Dil. 

Nach  0. 

Freundlichen  Gruss 
zuvor.  Liebe  Freunde, 
ilir  habt  uns  um  Recht 
gefragt  in  diesen  Wor- 
ten: Wenn  ein  Mann 
eine  Frau  nimmt  und 
dieser  seiner  Frau  auf 
seiner  fahrenden  Habe 
100    Mark    mehr    oder 


Nach  T. 

Frfintlichen  grus  mit 
ftetim  dinfte  czuvor. 
Erfamen  Üben  berren 
vnd  bfundere  gunnere. 
Ir  babit  vns  govroget 
rechtis  in  defin  worten: 
Wenne  eyn  man  ift,  der 
de  nympt  eyn  elichweyp 
czu  der  ee  Tnd  der  an 


Im  homographischen  Abdruck  steht:  vxore. 


^^^^^^^^^^Di^!ln5rt^Ie«IlI^lMr35fcB5i 

S^                i'ö3 

H               Siu-h  D  I- 

NwiO, 

N«:L  I. 

fignsDler  in   banii   mu- 

minder    aunerlialb    das 

feyme  vamde  gute  mor- 

bilibtw.  Quo  faclo,  pre- 

Gerichtes    als    Morgen- 

fatna   cunciui» ,    relicto 

gabe  verroacbt,  und  die- 

mynnir adir  mir,  fiindir 

fr&tre  loa  getmano  fiue 

ser    Mann     »Eirbt     und 

gerichto,   viid   der   man 

electo  tulore,  spiriHi  vi- 

Schulden  nach  sich  lüsst 

rtirpt    vnd    leffet    ouch 

Uli   aft  eiDtue,    relicta 

audKinder,  die  nicht  die 

fchult  noch  jm,  dy  lier 

vxore  Ol  pneris  fuis  et- 

Jahre  haben,  und  einen 

gemacht  bot,  vnd  lefret 

cBt.   jn    6t4te    puerali,' 

Bruder    oder   Schwager 

ouch    feyn   elich    weyp 

Relicta   prefata,   fpreto 

oder  einen  anderen  An- 

vnd vnmnndige  kynder 

fwtu    Aio    viduali.    se- 

gehörigen  oder  Vrirm  und. 

mit  ir  vnd  leffet  onch 

cnniio  marito  eititit  ma- 

und  dieses  todteu  Man- 

feyn brudir  adir  fiveftir 

trimonialiter     copulala. 

nes  Frau  eineu  anderen 

möge  abir  gekorn   vor- 

Et  idem  marilua   nomi- 

Mann     nimmt ,     dieser 

mnnde,    vnd    des    totin 

ne  Txoris  repetit  dotem 

Mann  von   diesem   Vor- 

mannU    weyp      njmpt 

Tiorifl  a   tutore   orpba- 

mund   ihre  MorgODgsbe 

eynen   andern  man  czu 

namm,  Hie  a^alo  Hue 

fordert,  die  il.r  der  todte 

der  ee,  der  man  vordert 

electo,    coram    bniiiiito 

Mann  vermacht  hat  und 

an    feyn  er    frawen    ftat 

jiidicio.  Tutor  autem  ad 

schuldig   geblieben    ist, 

von    der     kynder     Vor- 

obiectB   dicit^    Domine 

dieser  Vormund  spricht: 

munde  der  frawen  m(.r- 

judei.  conftal  mihi,  tu- 

icb    weiss     von     dieser 

geugobe,  dy  ir  de  lote 

tori,   qiind  domine  date 

Frau   Morgengftbe    und 

man  fchuldig  blebin  ift, 

funt   C    maree    racione 

*on  dieser  Sohuld  und 

der   Vormunde    fpricht; 

dutU    in    bnnU    mortui 

bekenne  es  vorGerichte, 

mir  ift   wol   wiffentlich 

mol'ilibDs;   eciam    milii 

wie    sich    dies   verhält. 

von  der  frawen  morgen- 

conftal  de  inultia  eredi- 

aber  ich  weies  nicht,  ob 

gobe  und  ouch  von  der 

tis,  qae  debent  Miii  de 

ich      von      rechtswegen 

fchult,  des  bekenne  ich 

banii     mortui      retictin. 

diese  Macht    habe,    ihr 

vor  gerichte  abir  wo  ich 

■od  dubito,   ex  i[tio  dos 

zai,  abir  ich  weys  uiclit. 

Ki^  conm  indieio  ban- 

Iten  von  der  Habe  dieser 

ap  ich  macht  habe  von 

^Hio  Don  extitit  roburata 

Kinder,    xumal   ihr   die 

•rächte*,    dy    morgen- 

^Hinftnipta,  vtrum  de- 

Morgengabe    nicht    vor 

gobe  c«n  goben  von  der 

^HLm   ipfam  dotem  fol- 

Gericht  überreicht  wur- 

kynder  gute,   fynl   da« 

^Bm,    cum    pneris    Ibb 

de  und  auch  die  Kinder 

fe  vor  gerichte  nicht  ge- 

^^&ret     ipforniD     iiira- 

das  Urtheil  haben,  dass 

gobit   ift   vnd    ouch   dy 

^^^nio  enadere   fuluciii- 

sie  niÜier  sind,  da«u  eu 

kynder  daa  orteil  haben, 

^Ki  dotii,    c)ue    coram 

kommen,   wenu  nie  mit 

das  fe  nehir  dorou  dor- 

^Hkoin  tiou  eß  facU  [et] 

ihrer  einer  Hand  schwu- 

^Hu«(tiita; ei^iam  puuri 

ren,  doss  ihr  Vater  ihrer 

myt»eris*eyniabanl,dfta 

^K  [habeiitj  etatem  ad' 

Mutter    keine    Moi^en- 

ir  fatir  eren  muter  nicht 

^^■ilfilenda  iiel   neganda 

gabe  gegeben   hat,   und 

^Htoniadebita:  reqoira- 

auch    die   Kinder   nicht 

ouch    dy    kinder   nicht 

^Hb-  in  inr8,domine  inJei, 

die   Jahre    haben,    die 

mundig  fynt  eres  valirs 

Ttrom  Hp),tiitor,iIebeBm 

Schuld   ihres  Vaters   lu 

fchult  CSU  bekennen  adir 
/  hat.  puirU. 

1  Nacb  dem  Priemy«!« 

^_   1  Im  liomograpliLflclien 

Abdruck  steht  irrlhUmlicb 

:  ei. 

264 


K»}aiiii»cki. 


Nach  DL 

nomine  orphanornm  fol- 
uere  dotem  prefcrip- 
tam  fine  contradiccione 
puerorum. 


Kos  scabini  de  Meyd- 
borg    taliter    refponde- 
mos:  Quando  tntor  pu- 
pillaris,  Hue  ßt  agnatus 
ßue  electus,  officium  tu- 
tele  juridice  fuerit  adep- 
tas  in  bonis  orphanornm, 
tnnc  plenam  habet  facul- 
tatem  credita  mortui  re- 
petere  et  debita  foluere 
nomine     pupillari.     De 
quibus    autem      debiÜB 
ipfi  non  conftat  tutori, 
poteft  negatine  euadere 
uel  contra  fe   probacio- 
nem  admitere  legitimam. 
Et  ex  quo  tutori  conftat 
de  dote,  ipfi  femine  data 
et  facta,  tunc  debet  eam 
foluere  cum   bonis   mo- 
bilibus ,    hereditate    or- 
phanorum  intacta,  folu- 
tisprius  Omnibus  debitis. 


Nach  0. 

bekennen  oder  zu  leug- 
nen, —  ob  nun  der  Vor- 
mund die  Macht  und 
die  Pflicht  hat,  diese 
Morgengabe  an  der  Kin- 
der Statt  zu  geben  nach 
Rechte? 

Hierauf  sprechen  wir 
Schöffen  von  Magdeburg 
ein  Recht:     Wenn  der 
Vormund  sich  von  Rech- 
te der  Kinder  annimmt, 
die     nicht     die     Jahre 
haben,   alsdann  hat  er 
die  Macht,  die  Schulden 
zu  fordern  und  zu  zahlen 
in  aller  Weise,  als  die 
Kinder    thun    konnten, 
wenn  sie  die  Jahre  hät- 
ten.   Deshalb  kann  der 
Vormund  die  Schulden 
zahlen,   von    denen    er 
weiss ,    aus    der    Habe 
dieser  Kinder,  und  von 
denen    er   nicht    weiss, 
kann  er    sich    erinnern 
lassen   oder   ihretwegen 
einen    Eid    thun     nach 
Rechte.     Ist    nun    von 
dieser  Schuld  dem  Vor- 
munde    bekannt ,     und 
wird  er  in  Betreff  ihrer 
erinnert ,    so    muss    er 
diese  Schuld  zahlen  und 
dieser  Frau  die  Morgen- 
gabe an  der  beweglichen 
Habe,   falls  sie  so  weit 
reicht,   als  ihr  jener  an 
Morgengabe      vermacht 
hat. 


Ferner  habt  ihr  uns 
noch  gefragt  um  Recht: 
Falls  diese  bewegliche 
Habe   nicht    ausreichte, 


Nidi  7. 

Torfaehin,  —  apnolvi 
kinder  Yonnande' 
habe,    czn   gebin 
nicht  dy  mor^ngobei 
der  kinder  ftat? 


Hyroff  fo  fprech«) 

scheppen  der  (tat 

denburg     ejn 

Wenne    eyn   vormi 

fich     nach    rechte 

mu[n]diger   kindsr 

dirwindet,    zo  bot 

macht  czu  vordem 

czu    geldin    fchuM 

allir  weyfe,  alzdyl 

tuhen  mochten  glc 

ap    fe    mundig 

Hirvmme    fo    mag 

gebin  vnd  fchuld 

dy    her    wys,   von 

kinder    gute ,    dy 

[abir]    nicht    wis, 

mag  her  fich  lofTen 

nern  noch  deme 

adir   mag   dorvor 

t&n.    Ift    no    dem 

munde   wiffentlich, 

der  kinder  vater  fc 

dig  blebin  ift  vnd  donoR 

me    gemanet    wirt,  4) 

fchulde  mus  her  geldfli 

vnd  der  frawen  ere  mof 

gengobe  von  dem  vanli 

gute  gebin,  ap  is  fo  ti 

ift  noch  dem  mole,  dai  i 

dem  Vormunden  wiffen) 

lieh  ift,  daz  fe  ir  ntf 

dorau  gegobit  hatte.  Yc 

rechtis  wegen. 

Fort  mir  fo  habit  [ 
rechtis  gevrogit  in  dei 
Worten:  Ap  dy  varn 
habe  zo  verre  noch 


Die  polnische  Kecension  der  Magdeburger  Urtheil«. 


266 


Nach  D  1. 


Item  propter  doteni 
femine  hereditas  puero-  , 
rum  non  debet  vendi,  ' 
sed,  fi  iDortuus  contraxit  ! 
aliqua  debita  et  nun 
habenturvndefolui,  tunc 
legitimus  agnacione  tu- 
tor  poteft  vendere  here- 
ditaria  bona  et  foluere 
debita.  8i  autem  tutor 
eft  electu.s  et  non  ag- 
natus,  tunc  non  poteft 
faereditaria  bona  ven- 
dere ,  nili  de  confenfu 
amicorum,  et  tunc  bu- 
lufmodi  folucio  poffet 
defenj  afque  ad  etatem 
puerorum  orphanorum 
legitimam. 


Nach  0. 

ob  der  Vormand  die 
stehende  Habe  dieser 
Kinder  verkaufen  kann, 
obschon  sie  dagegen 
sprechen  würden,  um  da- 
von diese  Morgeng^be  zu 
zahlen  und  die  übrigen 
Schulden.  Auch  ob  der 
Vormund  die  Schuldner 
des  Todten  mit  Recht 
n()thigen  kann,  dass  sie 
ihm  vor  Gericht  antwor- 
ten und  die  Schulden 
zahlen  an  der  Statt  der 
Kinder,  deren  Vormund 
er  ist,  und  ob  sie  dem 
Vormunde  Eide  leisten 
sollen,  oder  ob  sich  Alles 
das  verziehen  mag  so 
lange,  bis  die  Kinder 
zu  den  Jahren  gekom- 
men sind,  oder  wa»  Recht 
ist? 

Hierauf  sprechen  wir 
Schöffen  von  Magdeburg 
einKeclit:  Der  Vormund 
darf  und  kann  nicht 
wegen  der  Morgengabe, 
die  ihr  jeuer  auf  der 
bewegliclien  Habe  ver- 
machte, die  unbeweg- 
liche Habe  der  Kinder 
verkaufen.  Ist  aber  der 
Vater  dieser  Kinder  ge- 
wisse Schulden  schuldig 
geblieben ,  von  denen 
der  Vormund  weiss,  oder 
in  Betreff  derer  er  ge- 
richtlich erinnert  wird, 
alsdann  kann  er,  falls 
keine  näheren  Angehöri- 
gen sind  als  er,  wegen 
dieser  Schulden  diese 
Habe  verkaufen.  Sind 
aber  nähere  Angehörige, 


Nach  T. 

lange  nicht  werte  do, 
ap    der    Vormunde    der 

• 

kinder  erbe  dorvmme 
vorkawffen  möge  an 
wedirfprocht  vnd  ap  der 
Vormunde  dy  fchuldiger, 
dy  dem  toten  manne 
fchuldig  blebin  fynt,  czu 
antwort  getwyngen  möge 
an  der  kinder  ftat,  dy 
fchuld  czu  gelden,  adir 
ap  fe  dem  Vormunde 
douor  eyde  leyften  [fol- 
len]  adir  muffen  an  der 
kinder  ftat,  adir  ap  fich 
das  allis  vorczyen  möge 
fo  lange,  bis  dy  kynder 
mundig  werden,  adir  was 
recht  fey? 


Hyruff  fpreche  wir 
scheppen  der  stat  Mey- 
deburg  eyn  recht:  Dorch 
der  morgengobe  wille, 
dyerirau  feyme  rornde 
Gute  gegebin  hatte,  darff 
der  kynder  Vormunde 
ftanderbe  nicht  vorkowf- 
hn.  Ift  abir  anders  der 
kinder  vatir  redeliche 
fchuld  fchuldig  blebin, 
dy  der  Vormunde  weys 
adir  nach  deme  rechte 
geynnert  [wirt]  dorvm- 
me ,  fo  mag  her  der 
kindererbe  *vQrkawfen 
vnd  gelden,  ap  her  der 
kinder*  nefte  erbename 
ift.  Sint  do  abir  neher 
erbenamen,  das  ift  erbe- 
gelopp,  fo  mag  her  an 
der  kinder   wille  ftand 


266 


Kalniniacki. 


Nach  D  I. 


Quidam  ciuitatis  no- 
ftre  conincola  extitit  in 
litte  et  congreffa  wlne- 
ratus  a  quodam  fuo  vi- 
cino,  et  idem  affeniit 
wlnus  effe  inflictum  mo- 
nomachale.  Pars  autem 
aduerfa  non  voluit  ac- 
tori  afrentiri  wlnus  effe 
duellare.  Modo  queritur, 
ad  quem  fpectant,  ut 
ipfaconfpiciantur,  utrum 
judex  uel  fcabini? 

Judex  tenetur  wlnera 
confpicere  et  exiftimare ; 
vbi  autem  funt  in  ciui- 
[tatijbus  cinirgici  jurati, 
tales  aftringuntur  ad  wl- 
nera confpicienda  et  exi- 
rtimanda ,  utrum  funt 
mortalia  ,  mutilatoriu, 
monomachalia  uel  cru- 
enta. 


Nach  O. 

alsdann  kann  er  die  ste- 
hende Habe  ohne  der 
Kinder  Willen  nicht 
verkaufen  und  sodann 
mag  sich  die  Sache  ver- 
ziehen bis  zu  den  Jah- 
ren dieser  Kinder.  Von 
Rechte. 

Art.  D  I&. 

Ferner  habt  ihr  uns 
gefragt ,  wer  wunde 
Leute  beschauen  soll, 
der  Richter,  die  Schöffen 
oder  der  Arzt,  den  Ver- 
wundeten zur  Bekennt- 
niss ,  ob  die  Wunden 
schwer  seien  oder  dem 
Tode  nahe,  oder  nicht? 


Hierauf  sprechen  wir 
Schöffen  von  Magdebur^j 
ein  Recht:  Der  Richter 
soll  sie  beschauen,  diese 
Wunden,  und  vor  Ge- 
richte sie  schätzen,  wie 
sie  waren ;  aber  in  Städ- 
ten, wo  Wundärzte  sind, 
gibt  man  sie  diesen  auf 
ihren  Eid  zu  schätzen 
und  vor  dem  Gerichte 
zu  sagen  ,  wie  diese 
Wunden  waren ;  auch 
kann  sie  der  Richter 
laut  Beschau  richten 
und  Urthoil  fragen  nach 
Rechte. 


Art.  D  1 26. 


Nach  T, 

erbe  nicht  vorkawffin 
vnd  fo  mochte  fich  dy 
fache  vorczyen  von  rech- 
tis  wegen  vnd  anders 
nicht. 


Vort  mir  zo  habit  ir 
vns  rechtis  gefrogit  vnd 
euch  vnderweyfit  defer 
vroge,  wer  wunde  laute 
befehin  fülle  adir  be- 
fchawen,  der  richter  adir 
fcheppin  adir  der  arczt, 
dem  wunden  manne  czu 
bekenteniffe,  ap  is  kam- 
phir  wunden  feyn  adir 
nicht? 


Hyruff  fpreche  wir 
fcheppin  der  ftat  Mey- 
denburg  eyn  recht:  Der 
richter  fal  dy  wundin 
vnd  tot  fleger  (!)  kysen 
vnd  befehin ;  abir  in  den 
fteten,  do  wunde  erczte 
fint,  dy  leffet  man  off 
ere[n]  eyd  dorczu  f  weren, 
das  fe  dy  wunden  recht 
kyfin  uff  eren  eyd  ;  auch 
befehin  mochte  deme 
der  richter,  auch  richten 
vnd  orteil  *frogin*  do- 
robir.  Von  rechtis  wegen. 


Nach  D  I. 


Quidam  nofter  conciuis  quofdam  noftros 
dominos  confules,  qui  erant  miffi  in   lega- 


Nach  0. 

Vgl.  das  ein- 
schlägige 


Nach  r. 

Vgl.  oben- 
daselbst. 


Di«  polnitche  Reecntion  det  Magdeburger  Urtheile. 


Nach  1)  1. 

blice,  grauiter  verbali  contnmelia 
et  pertarbauit  coram  poteftate 
t  fignanter  coram  dignitarijs  re- 
»,  et  ibi  impedit  ipforam  conci- 
tius  ciuitatis  negotium.  Et  hys 
ins,  ipfos  dominos  confales  ad 
ncitanit  ac  fua  rebellione  com- 
icorum  contra  confules  congre- 
mata.  Tunc  ipH  confales  litti 
id  pretorium  funt  ingrem  cum 
lliarijs  ciuitatis  et  publica  con- 

concitauerunt  omnes,  qui  effent 
lino  regi  et  fenioribus  ciuitatis, 
ra  ad  pretorium  fe  prefentarent 
m  juris  et  jufticie  injuriam  et 
n  confulum  reluctari.  Queritur, 
conciuis  in  premiffis  et  quolibet 
1  pati  debeat,  cum  fe  contra  deum 

ipfis  confulibus  rebelliter  oppo- 
LTta  fuit  prima  queftio,  que  fuit 
*acouia  Meydburgenfibus. 
tauit  quis  confules  veftros  verbis 
is,  vel  ad  confiliandum  incitauit, 
ita  invafit,  dum  ipfi  confules  in 
runt  miffi  legacione,  si  hoc  fecisse 
vel  de  premiffis  jnre  convincatur, 
cuilibet  confulum  foluere  emen- 
:)lidorum.  Eeiam  poffunt  eundem 
ij  confales  pro  buiufmodi  illata 
ufamia,  quod  ipfis  omnibu«  fecit 
tum.  Si  hoc  fateatur,  teiiebitur 
X  folidos  emenda  et  judici  tot 
t  emendas  ipfis  confulibus  re- 
item  premiffa  negauerit,  fe  jure 

expurgare  tenebitur.  Item,  [si]^ 
ines  ciues  couuocacione  publica 
m  vocari  fecenint  in  fubfidium 
cunque  tunc  non  venit  ad  ipfo- 
ta,  XXXVI  solidos  confulibus  re- 

omnes  complices  adverfarij,  qui 
i  contra  confules  confiderauerunt, 
ilibet  XXXVI  folidos  componat. 


Nach  0. 

Excerpt  auf 
S.  124—127 
dieser    Ab- 
handlung. 


267 

Nach  T. 


iiö  Przemysler  Text  Nr.  2  ergänzt. 


268 


Ka^niniacki. 


Nach  D  I. 

Quidam  nofter  cooci- 
uis  excedit  contra  con- 
tuXes ,  ipforum  famam 
laadabilem  dehoneftan- 
do,  et  pro  hoc  facto,  non 
Valens  fe  iuftiiicare,  de- 
dit  fe  confulibus  et  ci- 
uitati  in  graciam.  Que- 
ritnr,  quod  fit  cum  tali 
afzrendum,  uel  qnod  fit 
proinde  pafTnrus? 


Quando  fe  aliquis  con- 
fulibus (lue  ciuitati  dat 
pro  aliquo  exceffu  in 
graciam,  talis  g^acia  eft 
in  confulum  voluntate 
et  poffunt  eam  augere 
uel  minuere.  Et  fi  eadem 
gracia  reus  confules  eva- 
fit  et  illis  ea  boc  dixif- 
fe  nogauerit,  poteft  fuam 
expurgare  inuocenciam 
[teftibus]  uel  fecundum 
jurif  formam. 


Art.  D  130, 

Nadi  O. 

Ihr  habt  uns  um  Recht 
gefragt:  Wenn  sich  ein 
Mann  vor  dem  sitzen- 
den Rathe  der  Stadt  auf 
Gnade  übergeben  hätte, 
was  der  verfallen  sei, 
oder  wie  wir  ihn  rich- 
ten sollen? 


Nach  T. 

Vort  mir  habit  ir  vns 
gefrogit  rechtis  alias  der 
vorgefchrebin  fachin  in 
fulchin  wortin :  Eyn  man 
hat  fich  in  eyme  sy- 
czende  rate  ♦  der  ftat  • 
in  ere  g^ode  gegebin^ 
No  bete  wir  euch^  das  ir 
vns  rechtis  dorvmme  vn- 
dirweyft  vnd  vorfchrey- 
bit,  was  eynir  vm  ful- 
che  fache  leyden  folde, 
abir  wy  wir  richtin  fül- 
len in  fulchen  fachen, 
von  rechtis  wegin  bethe 
wir  vns  entrichten. 

Hyruff  fpreche  wir 
fcheppiu  der  ftatMey  den- 
burg  eyn  [recht] :  Alle  dy 
vorgenanten  fachin  adir 
ftucken  mogit  ir  richten, 
alz  fe  vorgefchrebin  feyn. 
Vnd  bekennet  her,  das 
her  Heb  dem  rate  vnd  der 
stat  in  gnode  gegeben 
bot,  dy  gnede  ftet  an 
euch  vnd  ir  mogit  dy 
fachiu  nymmiru  abir 
mirn  vnd  des  fo  habit 
ir  macht;  bekennet  her 
is  nicht  vnd  ift  her  vor 
euch  komeu,  fo  mag  her 
is  vnfchuldig  werdin  ufi 
den  heyligin,  als  recht 
ift.    Von  rechtis  wegin. 

Aus  dieser  Zusammenstellung  ergibt  sich  also,  dass  der 
in  D  I  als  erstes  Stück  vorhandene  lateinische  Text  der  Magde- 
burger Urtheile  in  der  That  keinesfalls  eine  blosse  Ueber- 
Setzung  der  einschlägigen  Stellen  der  ersten  Kedaction  dieser 
Urtheile  ist,  sondern  dass  er  sich  mit  Evidenz  auf  eine  deutsche 
Vorlage  stützt,  die  im  Vergleich  zu  den  Texten  der  ersten 
Redaction  und  mittelbar  auch  im  Vergleich  zu  den  anderen  uns 


Hierauf  sprechen  wir 
Sch()tfen  von  Magdeburg 
ein  Recht:  Bekennt  Je- 
mand, dass  er  sich  der 
Stadt  auf  Gnade  Über- 
geben hat,  dem  kOnnt 
ihr  die  Busse  vermin- 
dern oder  erhohen,  wie 
euer  Wille  ist;  aber 
leugnet  Jemand ,  dass 
er  euer  Büssling  wäre, 
der  kann  unschuldig 
werden  auf  dem  Kreuze 
nach  Rechte. 


Die  polnische  Recension  der  MagdebnrKer  ürthtile. 


269 


bekannten  Redactionen  als  eine  besondere  Bearbeitung  ange- 
sehen werden  muss.  Auf  die  Frage,  ob  nun  diese  von  mir 
vorausgesetzte  besondere  Bearbeitung,  beziehungsweise  die  dieser 
Bearbeitung  entsprechende  lateinische  Uebersetzung  etwas  reich- 
haltiger gewesen  ist,  oder  ob  sie  sich  lediglich  auf  die  m  D  I 
enthaltenen  30  Artikel  beschränkte,  vermag  ich  leider  nichts 
Bestimmtes  zu  sagen.  Zwar  wäre,  da  auch  zwei  weitere  Ab- 
schriften der  lateinischen  Reproduction  dieses  Textes  nur  jene 
30  Artikel  enthalten,  diese  letztere  Möglichkeit  die  wahrschein- 
Uchere,  allein  ich  will  dies  vorläufig  mit  Sicherheit  weder  be- 
haupten noch  verneinen.  Freilich  ist  andererseits  auch  die 
Möglichkeit  nicht  ausgeschlossen,  dass  selbst  dann,  wenn  sich 
die  lateinische  Reproduction  in  der  That  nur  auf  jene  30  Ar- 
tikel beschränkt  hätte,  die  vorauszusetzende  deutsche  Vorlage, 
von  der  bis  jetzt  nicht  die  geringste  Spur  entdeckt  wurde, 
eine  viel  grössere  Anzahl  von  Artikeln  enthalten  hat. 

In  Betreff  des  in  D I  als  zweites  Stück  enthaltenen  lateini- 
schen Textes  wurde  schon  oben  bemerkt,  dass  es  nichts  weiter 
ist  als  ein  aus  23  Artikeln  bestehendes  Fragment  des  uns 
bereits  aus  Op  I  und  Op  II  bekannten  kürzeren  Textes  der 
Magdeburger  Urtheile.  Das  gegenseitige  Verhältniss  dieser 
Abschriften  zeigt  folgende  Tabelle: 

Tabelle  V. 


DI(2) 

Op  I 

OpII 

DI(2) 

OpI 

OpII 

1 

11 

13 

12 

24 

24 

2 

12 

14 

13 

25 

25 

3 

1 

13 

l 

15 

14 

26 

26 

14 

\ 

16 

15 

27 

27 

4 

1 

15 

1 

17 

16 

28 

28 

5 

16 

17 

29 

29 

6 

17 

18 

18 

30 

30 

7 

18 

19 

19 

31 

31 

8 
9 

19 
20 

20 
21 

20 
21 

{ 

32 

■ 

32 

10 
11 

21 
22 

22 
23 

22 
23 

f 
\ 

33 

1 

33 

^"^ 

23 

'*^~" 

270  Katniniacki. 

Das  in  D  I  als  drittes  Stück  enthaltene  Fragment  des 
Lübecker  Rechtes  schliesst  sich  genau  an  diejenige  Redaction 
an,  wie  wir  ihr  als  dem  regelmässigen  Bestandtheil  der  versio 
Vratislavensis  in  dem  sogenannten  Heinrichauer  Codex,  dann  in 
den  Handschriften  der  Krakauer  Universitäts-Bibliothek  Nr.  169 
und  Nr.  170*,*  sowie  im  Ossolinski'schen  Codex  Nr.  1643  be- 


^  Ueber  diesen  in  der  deutschen  Literatur  noch  unbekannten  und  von 
Wislocki  in  seinem  Catalogus  Codd.  Mss.  höchst  unkritisch  beschrie- 
benen Codex  will  ich  bemerkeu,  dass  er  im  14.,  spätestens  im  15.  Jahr- 
hundert entstanden  ist.  Erhalten  sind  leider  nur  158  Blätter  in  Folio, 
die  sich  folgendermassen  vertheilen:  Bl.  1* — 5^*:  Register  zu  den 
darauffolgenden  lateinischen  Texten  des  sächsischen  Land-  and  Lehen- 
rechtes. Bl.  6* — 53*:  Die  versio  Vratislavensis  des  sächsischen  Land- 
rechtes sammt  dem  Lübecker  Rechte,  das  zwar  auf  Bl.  48**  durch: 
Ilec  enim  funt  iura  de  Lubek  angezeigt  wird,  jedoch  in  fortlaufender 
Zählung  als  Art.  93 — 174  des  sächsischen  Landrechts  fungirt.  Bl.  54* 
bis  77^:  Die  uns  aus  Job.  Laski  bekannte  und  mit  ihr  fast  ganz 
genau  übereinstimmende  lateinische  Uebersetzung  des  sächsischen  Lehen- 
rechtes. Bl.  80 — 87*:  Ein  die  Capitel  6  ~  18  umfassendes  Bruch- 
stück des  sächsischen  Weichbildrechtes  von  der  Form ,  wie  es  bei  Da- 
niels vorkommt,  im  Vergleich  zu  dem  es  jedoch  recht  zahlreiche  und 
stellenweise  auch  sehr  auffallende  Unterschiede  bietet.  Bl.  87* — 114*: 
Ein  aus  166  Artikeln  bestehender  deutscher  Text  des  sächsischen  Land- 
rochts,  der  jedoch  durch  Ausfall  zahlreicher  Blätter  lückenhaft  ist 
Erhalten  sind:  aj  die  ersten  neun  Strophen  des  gereimten  Prolog^  der 
sich  ziemlich  genau  an  die  bei  Daniels  abgedruckte  Form  anschliesst; 
bj  die  Artikel  5  (Ende)  —  52  (Anfang)  und  139  (Ende)  —  166.  Bl.  114* 
bis  114^:  ,Hy  Ut  von  der  werUe  beginne  bia  an  dife  iarczal,  do  toir  inme 
ßnt/  Mit  dem  bei  Daniels  abgedruckten  Text  verglichen,  bietet  diese 
Weltchronik  sehr  bedeutende  und  durchgreifende  Varianten  und  reicht 
überhaupt  nur  bis  Kaiser  Otto.  Bl.  114^ — 115»:  Register  zum  ersten 
Thoil  des  auf  Conrad  von  Oppeln  zurUckgelienden  Weichbildrechtes. 
Bl.  115*— 126*:  Dieser  erste  Theil  selbst,  der  aus  69  Artikeln  besteht 
und  im  Vergleich  zu  den  einschlägigen  Stellen  im  Codex  der  Krakauer 
Universitätsbibliothek  Nr.  168  und  169  sehr  zahlreiche  Abweichungen 
bietet,  auch  eine  ganz  andere  Artikelfolge  hat.  Bl.  126*— 133*>:  Register 
und  Text  des  zweiten  Theiles  dieses  Weichbildrechtes,  welcher  aus 
42  Artikeln  besteht  und  im  Vorgleich  zu  den  einschlägigen  Stellen  in 
den  soeben  namhaft  gemachten  Handschriften  ebenfalls  sehr  wesentliche 
Unterschiede  bietet.  Bl.  133''— 158'>:  Register  und  Text  des  sächsischen 
Lehenrechtes,  das  ursprünglich  aus  81  Artikeln  bestand,  von  denen  je- 
doch, da  eine  Anzahl  von  Blättern  verloren  gegangen  sind,  nur  die 
Art.  1  —  51  (bei  Homeyer  =  Art.  1—57  und  Art.  80)  und  Art.  68  Ende 
bis  81  Anfang  (bei  Homeyer  =  Art.  69,  §.  15  bis  Art.  78,  §.  3)  erhalten 


Die  polnische  Beceosion  der  Magdeburger  Urtheile. 


271 


gignen.   Die  Vergleicbung  mit  der  im  Krakauer  Codex  Nr.  170' 
voriumdenen  Abschrift  ergab  folgende  Tabelle: 

Tabelle  VI. 


l>i(i) 

Kr 

DliS) 

Kr 

DI(S) 

Kr 

D/(3) 

Kr 

1 

112 

4 

115 

7 

118 

10 

124 

2 

113 

6 

116 

8 

120 

— 

;■« 

114 

6 

117 

1 

9 

123 

1 

^  4.  Der  Lemberger  Text. 

9 

4     Wie  im  DzialyAski'schen ,   so   sind   auch   im  Lemberger 

fhü  drei    verschiedene    Bestandtheile    enthalten^    und    zwar: 

l)f  d«r  uns   bereits   bekannte  gekürzte  Text  der  Magdeburger 

ftfteile;  b)  bunt  durcheinander  Entscheidungen  der  Schöffen  und 

ivConsuhi  von  Lemberg^  der  Consuhi  von  Sandomir  undLublin 

M  der  Schöffen  des  jus   supremum   theutunicale  zu  Krakau ; 

t)  Bruchstücke  des  uns  aus  D/ bekannten  ausführlichen  Textes 

itt  Magdeburger  Urtheile  sammt  noch  einigen  Materien. 

Ueber  den  ersten  dieser  Bestandtheile  ist  eigentlich  nicht 

vAvi  sagen.    Am  nächsten  mit  Op  I  übereinstimmend,  unter- 

Mkeidet  er  sich  von  diesem,  wenn  wir  von  den  durch  Unwissen- 

te  des  Abschreibers  hervorgerufenen  Entstellungen  des  Wort- 

Itttes  absehen^   nui'  in   folgenden   Punkten:    1.  ist    dasjenige, 

*1«  in  Op  I  einen  Artikel   ausmacht ,   im  Lemberger  Text  in 

Wci,  drei  und  selbst  in  vier  Artikel   aufgelöst,   während  der 

Wttgekehrte  Fall  viel    seltener  ist;   2.  sind  die  Artikel,   die  in 

Op/aJs  Artikel  55  imd  56  fungiren,    in  L  verstellt,    so  dass 

icr  Artikel,  der  in  Op  I  dem  Artikel  56  entspricht,  vorangeht, 

te  Artikel,  der  in  Op  /  dem  Artikel  55  entspricht,  nachfolgt; 

3.  and  die   Artikel    Op  I  11   und    78  in  L   nicht  vorhanden ; 

i.  werden   unter  81    und  82,   sowie   unter  104  und  105   in  L 

Artikel  angeführt,    die   weder  in  Op  I,   noch  in   den   übrigen 

nrir  bekannten  Abschriften  des  gekürzten  Textes ,   noch   sonst 

wo  vorkommen    und    allem   Anscheine    nach   Entscheidungen 


>ind.    Die  bei  Homeyer  cursiv   gedruckten  Stellen  sind   im  Krakauer 
Codex  Nr.  170*  gprOsstentheUs  nicht  vorhanden. 


.272  KaUiniacki. 

eines   in    Polen    fungirenden    deutschen    Oberhofes    sind.      Ich 
theile  sie  hier  aus  diesem  Grunde  vollinhaltlich  mit: 

Art.  L  81. 

Quomodo  in  noftri  prefenciam ,  banito  judicio  refidentibus ,  veniena 
actor,  tamqaam  tutor,  propofuit  in  qaerela,  dicens:  Domine  advocAt«  et 
domini  scabini,  ego  conqaeror  fuper  raeum  adverfarium ,  quia  ipfe,  nnllo 
jure  fecluso  neque  convicto,  violenter  fe  intromidt  in  bona  hereditaria, 
ortam  et  alia,  que  funt  niichi  in  tutoriam  coUata  et  infcripta  per  evictorem, 
aliaß  przeß  gyfcza,  cuius  bona  fant.  Et  jpfe,  intromittens  fe  in  predicta 
bona,  ibidem  tria  arbora  pomorum  excidit  [et  alia,  quae  ibi  fuerant]  robora. 
Igitur  pro  talibus  per  ipfum  factis,  similiter  et  damnis,  fuper  ipfam  con- 
queror  in  jure,  quid  michi  decreverit.  Adverfa  pars,  ftans,  ad  obiecta 
refpondit,  dicens:  Quia  ego  in  bonis  alienis  nichil  quitquam  feci,  sed  in 
meis  bonis  paternitatis,  que  funt  michi  propinquitate  admortua  poft  mortem 
patris  mei  et  fratris  mei  germani  patrvelis,  jn  et  fuper  [hoc]  meas  pono 
pecunias  ad  librum  ciuilem  juris  [scripti]  Maydburgends,  vtrum  ego  fnm 
propinquior  predicta  bona  paternitatis  mee  [simul  et  fraternitatis  mee]  obti* 
nere  et  poffidere  quam  actor,  vel  quid  jus  eft? 

Sentencia  fuper  materiam:  Ex  quo  adverfa  pars  dicit,  fe  propinqni- 
tatem  habere  ad  predicta  bona,  tunc  debet  metfeptimus  docere  hominiboi 
bonis  et  intraneis,  hoc  eft  incolis,  vbi  ipfa  hereditas  fita  eft  moram  trahenti- 
bu8,  et  fic  bona  eadem  poffidebit.  Ceterum,  si  actor  dicit,  poffefforem  effe 
vivum,  per  quem  ifta  bona  funt  fibi  in  tutoriam  collata,  extunc  habet 
jnducias  per  ter  duas  feptimanas,  hoc  eft  ad  fex  feptimanas,  pro  teftimonio 
monftrando  ac  apportando  ex  parte  illius  poffefforis,  qui  fibi  bona  in  tuto- 
riam contulit.  Extunc  actor  ab  eadem  tutoria  non  fecludetur  vfque  ad 
adventum  poffefforis,  et  hoc  juramento,  acfi  ipfum  perfonalem  non  fentiret. 

Art.  L  82. 

Quomodo  in  noftri  prefenciam,  banito  judicio  rofidentibus ,  veniens 
actor,  predicebat  fe  contra  adverfam  partem,  conquerulari  volens.  Tandem 
adverfa  pars  ftans  refpondit  dicens :  Domine  advocate  et  domini  scabini, 
quitquid  actor  contra  me  wlt  conquerulari,  ego  fuper  hoc  teftimonium  ban- 
niti  judicij  habeo,  qui[a]  de  iftis  fibi  juftificatus  [sum]  et  me  metfolum  iufti- 
ficam.  Stans  actor  refpondit  ad  hec  dicens :  Domine  advocate  et  domini 
scabini,  ex  quo  ego  teftes  habeo,  poft  scapulas  meas  ftantes,  nonne  ego  fum 
proprior  conquerulari  cum  eorum  teftimonio  pro  debito  contra  adverfam 
partem?  Et  non  dimitto  me  fuper  nullas  litteras,  quas  afferit  fe  habere  ex 
parte  baniti  judicij  contra  me,  sed  iftas  literas  ego  honoro.  Stans  enim  ad- 
verfa pars  ad  hec  dixit:  Domine  advocate  et  domini  scabini,  ex  quo  ego 
habeo  teftimonium  baniti  judicij  de  caufa,  pro  qua  fum  per  actorem  impnl- 
fatus,  vtrum  meum  teftimonium  baniti  judicij,  hoc  eft  litera,  primitua  debet 
perlegi ,  vel  quid  ins  dictaverit  ?  Et  fuper  hoc  pono  meas  peccimiaa  ad 
librum  ciuilem  juris  fcripti. 


Oi«  polnische  Receosion  der  Magdeburger  ürtheile.  273 

Sentencia  boins   rei:    Quitquid  teftatiir  Judicium   banitum,   hoc  vadit 
liiper  omnia   teftimonia  et  habet  progrefruni  eo,  quod  non  eft  maius  tefti- 
«omam,  nifi  baniti  jadicij  et  sefll  confulatus  super  alia  teftimonia  in  jure 
'.  Hftjdbnrgenri.  Juris  ordine. 

Art.  L  104. 

De  obli^acione  per  fideiuTforem  in  debito. 

Quomodo  quidam  homo,  exiftens  fideiuffor  pro  alio  homine,  fua  bona 
.'Wnditaria,  qne  habuit,  actori  in  debito  pro  decem  marcis^  obligauit  coram 
^Jifieio  bannito,  et  in  regeftrum  scabinale  funt  infcripta  et  confirmata  pofri- 
^Itodttm  ob  non  folucionem  dicti  debiti  ad  terminum  deputatum  et  iam  elap- 
■  hm.  Que^  bona  actor  iuxta  infcripcionem  cum  omnibus  et  fingulis  vtili- 
^tams  et  prorentibas  [et]  cenfibus  fupradictorum  bonorum  pofndebatnr  annum 
^ik^em  et  vltra  eadem,  non  aftillendo  neque  exhibeudo  juri  qnatuor  judicijs 
^ft  foqaentibus.     Tandem  is   homo,   pro  quo  fideiurfum  fuit  fupradictum  de- 

1,  citauit  actorem  ad  jurisdicionem ,  cui  bona  per  fideiufforem  obligata 

it]  in  debito,  [et]  comparens  coram  jure  requifiuit  dicens:  Domine  advo- 

[ttte  et  domini  scabini,   ecce  ego  meis  bonis  hereditarijs,   que^  funt  pociora 

Jtinetiora,  quam  fupra  dictum  debitum  fe  habet,   delibero  ac  evinco  meum 

tteiarforem  et  bona  ipHus,   ob  quibus  obligauit  et  deduxit  in  meo  debito, 

it  reqairo  de  iure,  vtrum  actor  eadem  bona  mea  debet  fufcipere  in  fuo  de- 

(liio  et  bona  fideiufforis  mei  libere  facere  et  de  eifdem   condefcendere ,   vel 

ins  eft?  Stans  actor  coram  iure  ad  hec  refpondit :  Domine  advocate 
domini  scabini,  nonne  ego  propior  fum  illa  bona  teuere,  que  funt  michi 
'<Uigata  et  infcripta  per  fideiufforem  in  meo  debito,  et  penitus  nolo  de  eifdem 
ttndefcendere,  quoufque  michi  fupradictum  debitum,  decem  marcas,  parata 
pttuua  reponetur  ac  perfoluetur  per  fideiufforem,  vel  quid  [ius]  dictauerit. 
Seütencia  huius:  Ex  quo  bona  hereditaria  licet  coram  bauito  judicio 
ftf  Bdeiufforem  funt  obligata  actori  in  debito ,  cum  tarnen  ifte  homo ,  pro 
foo  fideiuffum  eft  debitum  x  marcarum,  wlt  fuis  bonis  hereditarijs,  que  funt 
Beliora,  quam  debitum  fe  habet  et  exteudit,  [se]  obligare  [et]  fideiufforem 
foam  et  bona  ipfius,  per  ipfum  obligata  actori  in  debito,  de  caucione  fidei- 
iflbrii  deliberare,  tunc  actor  eadem  bona  debet  fufcipere  in  fuo  debito  tali 
cm  eondicione,  fub  juramento,  quod  ei  non  habet  paratas  peccunias  dare 
id  folnendum  dictum  debitum.  Et  tunc  pro  eifdem  bonis  obligatis  idcm 
■<mäo  ftctorera  a  qualibet  perfona  habet  tueri  et  defendere  fe  infcribendo 
•d  fideiaffores  ponendo  hys,  qui  habent  fua  bona  in  eodem  jure  ciuili,  vbi 
Wda  fant  invadiata,  pro  tegendo  ad  annum  et  diem,  fi  aliquod  impedimen- 
tem  kabaerit  pro  predictis  bonis,  et  idem  actor  quatuor  judicia  vnum  poft 
«Und  fuper  prefata  bona,  fibi  obligata,  debet  aftillaro  fiue  aftare.  Expirato 
■WM>  et  die,  tunc  ei  de  jure  debet  decerni  vendicio  dictorum  bonorum  in 
«0  debito.  Quod  plus  fuperfuerit,  reftituere  tenetiir ;  fi  auteni  *  folucio  de- 
■**nt- debiti,  in  eodem  homine,  qui  ei  bona  obligauit,  refiduitatem  jure  re- 
P«*«re  debet    Et  hoc  juris  ordo. 

'«ü  Codex  steht:  in  debito  decem  marcas.  *  Im  Codex:  qnia. 

^  Im  Codex:  qua.         *  Im  Codex  steht:  et  fi. 
SitnapW.  d.  phil.-hist.  Cl.    CIL  Bd.  I.  Hft.  18 


274 


Kalniniaeki. 


Art.  L  105. 

De  debito  poft  manam  mortnam. 

Qaomodo  in  noftri  prefenciam  banito  jndicio  reHdentibiu  Temoi 
actor  propofuit  fiia  bona  in  querela  poft  mortoam  mannm  pro  peccaiujsd»> 
biti  faper  adverfam  partera.  Stans  adversa  pars  dedit  czok  (=  ezog  =  Z^^ 
actori,  id  queren«  de  jure*:  Ex  quo  de  juire  repetit  poft  mortoam  mioni 
fuper  hoc,  quomodo  hoc  probare  debet? 

Sentencia  hoius :  Ex  quo  adverfa  pars  portolat  ab  actore  probtcioaMi 
debiti  poft  manum  mortuam  de  jore,  extnnc  in  conünenti  fea  in  eodM 
jndicio  metfeptimus  jurare  et  bonis  hominibns,  in  fuo  jore  perfSectis,  deM 
docere  ac  brobare,  si  cupit  habere  de  jure,  pro  qno  quemlatns  eft  in  j^ 
poßcione;  alias,  ß  hoc  non  fecerit,  extnnc  actor  foam  caufam  perdetä, 
ammittet. 

Auch  füge  ich ,  um  dasjenige^  was  ich  über  das  Verhtit- 
niss  der  in  L  enthaltenen  zu  der  in  Op  I  enthaltenen  Abschrift 
des  gekürzten  Textes  oben  nur  angedeutet  habe ,  noch  meb 
zu  veranschaulichen ,  eine  tabellarische  Zusammenstellung  der 
Artikel  dieser  Texte  bei. 

Tabelle  VII. 


OpI 

>  (1)  , 

;  OpI 

1 

1 

1 

19 

2 

2 

20 

3 

3 

21 

f 

4 

22 

^ 

5 

23 

1 

6 

24 

5 

7 

25 

6 

8 

26 

7 

9 

27  ( 

8 

10 

28  \ 

9 

11 

29 

10 

12 

30 

11 

13 

31 

12 
13 

14 
15 

32  1 

14 
15 

16 
17 

33  { 

16 
17 

18 
19 

m{ 

18 

20 

35 

L(l) 


i(l) 


21 
22 
23 
24 
25 
26 
27 
28 

29 

30 
31 
32 
33 
34 
35 
36 
37 
38 
39 


36 

37 

38 

39 

40 
41 
42 
43 
44 
45 
46 
47 
48 
49 
50 
51 
52 
53 


( 


40 
41 
42 
43 
44 
45 
46 
47 
48 
49 
50 
51 
52 
53 
54 
55 
56 
57 
58 
59 


54 
55 
56 

57 

58 

59 

60 

61 

62 

63 

64 

65 

66 

67 

68 

69 

"701 

71 

72 


I 


{ 


60 

62 

61 

63 

64 

65 

66 

67 

68 

69 

70 

71 

n 

78 
74 
75 
76 

77 

78 


IN*  rolBlKh«  BkiuIob  in  Ki«d*1nirf*r  Urlhafla. 


0,1 

1'  (1) 

Opl 

L  (1) 

Opl 

Hl) 

Opl 

[73]  { 

79      1 

83 

90 

[94] 

103 

108 

80 

83 

91 

104 

104 

117 



81 

84 

92 



105 

105 

HR 



82 

85 

93 

[0=]{ 

lOG 

105* 

119 

[741 

83 

se{ 

94 

107 

106 

120 

[75] 

84 

95 

[96] 

108 

107 

121 

[76j{ 

86 

87 

96 

97 

109 

108  1 

122 

66 

88 

97 

98] 

110 

123 

[771 

— 

89 

98 

99 

111 

109 

124 

78 

— 

90 

1       99 

100 

112 

110 

125 

79 

87 

91 

100 

"■{ 

113 

,„| 

126 

80 

88 

92 

101 

114 

127 

Sl 

89 

93 

102 

102 

115 

— 

In  BetreflF  des  zweiten  BeBtandtheiles,  der,  nebenbei  ge- 
sagt, in  der  betreffenden  Handschrift  die  Blätter  US'— 150'' 
einnimmt,  kann  ich  hier  nur  so  viel  constatiren,  daas  er  für 
die  Geschichte  des  deutschen  Rechts,  wie  der  deutschen  Rechte- 
pflege in  Polen  von  unzweifelhafter  Bedeutung  ist.  Da  jedoch 
die  Zahl  der  in  dieser  Sammlung  enthaltenen  Entscheidungen 
eine  etwas  grüssere  ist  (ich  fand  ihrer  91),  so  will  ich  von 
der  Mittheilung  derselben  hier  vorläufig  abseben.  Vielleicht 
dasR  es  mir  vergönnt  sein  wird,  sie  bei  einer  anderen  Gelegen- 
heit zur  öffentlichen  Kenntniss  zu  bringen. 

Die  in  der  Lembcrger  Handschrift  als  drittes  Stück  ent- 
haltene Abschrift  des  ausführlichen  Textes  unterscheidet  sieh, 
wie  ich  das  schon  oben  bemerkt,  habe,  von  der  in  D  I  (1)  ent- 
haltenen vornehmlich  dadurch,  dass  sie  um  einige  Artikel  reicher 
gewesen  zu  sein  scheint,  als  diese.  Als  Beweis  dcsBcn  kann 
insbesondere  der  Umstand  angesehen  werden,  dass  dieser  Theil 
der  Handschrift,  wie  wir  dies  aus  den  noch  vorhandenen  Blatt- 
resten  und  der  ganzen  Einrichtung  des  Codex  entnehmen 
können,  räumlieh  sich  viel  weiter  erstreckte,  als  er  gebraucht 
htttte,  falls  er  sich  thatsächlich  nur  auf  jene  30  Artikel  be- 
schränkt hätte.  Kann  aber  hieraus  auch  schon  der  Schluss 
gezogen  werden,  dass  die  Artikel,  um  die  die  Lemberger  Ab- 
schrift reicher  gewesen  zu  sein   scheint,   eine  Portsetzung  der 


276  Kalniniacli. 

m  D  I  als  ersteji  Stück  vorhandenen  lateinischen  Uebersetzung 
bildeten?  An  und  fiir  sich  würde  dieser  letzteren  Annahm« 
nun  allerdings  kaum  etwas  im  Wege  stehen.  Unterzieht  mm 
aber  die  besagten  Blattreste  einer  etwas  eingehenderen  Prüfimg 
so  zeigt  es  sich,  dass  diese  Schlussfolgerung  keineswegs  die 
richtige  wäre.  Wenigstens  passt  dasjenige,  was  wir  auf  BI.  157 
und  158  von  dieser  Abschrift  noch  lesen  können,  zu  keines 
der  uns  bis  jetzt  bekannten,  die  sogenannten  Magdeburger 
Urtheile  enthaltenden  und  inhaltlich  mit  der  polnischen  Recen- 
sion  zusammenhängenden  Texte.  Und  aus  diesem  Gmode 
meine  ich  denn  auch,  dass  die  Artikel,  am  die  die  Lemberger 
Abschrift  reicher  gewesen  sein  mochte,  als  die  m  D  I  (1)  ent- 
haltene, nicht  aus  einer  mit  der  polnischen  Recension  nickit 
verwandten  und  zu  Z)  /  (1)  als  ihre  Fortsetzung  sich  verhalten- 
den lateinischen  Vorlage  geflossen  sind,  sondern  dass  sie  gani 
einfach  versprengte  Reste  derjenigen  Sammlung  sind,  die  wir 
als  den  zweiten  Theil  des  Lemberger  Textes  kennen  gelernt 
haben  und  die  lediglich  Urtheile  der  in  Polen  bestandenen 
deutsehen  Oberhöfe  bietet.  Von  den  mit  der  polnischen  Re- 
cension thatsächlich  verwandten  Artikeln  dürfte  dagegen  auck 
die  Lemberger  Abschrift  wohl  kaum  mehr,  als  blos  jene  30, 
beziehungsweise  jene  29  enthalten  haben. 

Ausser  diesem  einen  haftet  aber  der  in  L  (3)  vorhandenen  ' 
Abschrift  noch  ein  weiteres,  womöglich  viel  wichtigeres  Unter- 
scheidungsmerkmal an.  Während  nämlich  die  In  D  I  (1)  ent- 
haltene Abschrift  sich  mit  Ausnahme  der  Artikel  2 — 4  und 
des  extravaganten  Artikels  ftinf  genau  an  die  Artikelfolge  der 
Texte  der  ersten  Redaction  anschliesst,  bietet  die  in  L  ent- 
haltene Abschrift  noch  zahlreiche  andere  Abweichungen  v<ä» 
dieser  Ordnung,  die  um  so  auffallender  sind,  als  dieselbe» 
sich  auch  son^t  unter  keine  feste  Gesichtspunkte  bringen  laweo. 
Zur  besseren  Veranschaulichung  dieser  Abweichungen  mög* 
die  folgende,  sowohl  die  betreifenden  Stellen  von  Z>  7  (1)  und 
L  {S\  als  auch  die  betreifenden  Stellen  der  durch  O  repriteen- 
tirten  polnischen  Recension  anzeigende  Tabelle  dienen: 


Die  polnische  Recension  der  Magdeburger  Urtheile. 


277 


Tabelle  VH!. 


DI(1) 


L  (3) 


0 


DI(1) 


L  (3) 


O 


2 

3 

4 

5 

6 

7 

8 

9 

10 

11 

12 

13 

14 

15 


( 


6 

8 
9 


17 
10 
11 
18 
12 
13 
14 
15 
21 
22 


1 

2 

128 

129 

205 

3 

4 

5 

6 

7 

8 

9 

10 

11 

12 


16 
17 
18 
19 
20 
21 
22 
23 
24 
25 
26 
27 
28 
29 
30 


23 
24 
25 

• 

16 

20 


19 
1 
2 
3 
4 
5 


13 

14 

15 

16 

17 

18 

19* 

20 

21 

22 

31 

32 

33 

34 

41 


Aus  dieser  Tabelle  ergibt  sich  also,  dass  die  hergebrachte 
und  auch  in  historischer  Beziehung  nicht  unwichtige  Artikel- 
folge, wie  wir  ihr  in  2)7(1)  begegnen,  in  der  Lemberger 
Abschrift  in  der  That  sehr  verschoben  ist.  Da  jedoch  die 
beiden  Abschriften  in  Bezug  auf  Wortlaut  identisch  sind,  wir 
sonach  hier  nur  von  einer  und  nicht  von  zwei  verschiedenen 
Uebersetzungen  dieses  Textes  sprechen  können,  so  muss  sich 
uns  von  selbst  die  Frage  entgegenstellen,  ob  die  in  D  I  (l) 
oder  die  in  L  [ß)  enthaltene  Artikelfolge  die  ursprünglichere, 
d.  i.  der  von  mir  vorausgesetzten  besonderen  deutschen  Vor- 
lage conformere  ist?  Auf  diese  Frage  kann  ich  leider  nichts 
Bestimmtes  antworten.  Denn  so  wie  für  die  grössere  Ursprüng- 
lichkeit der  in  L  (3)  enthaltenen  Artikelfolge  sich  insbesondere 
der  Umstand  anführen  Hesse,  dass  der  Artikel,  der  in  den 
Texten  der  ersten  Redaction  und  auch  in  Z>  /  (1)  einstimmig 
als  der  erste,  von  Krakau  in  Magdeburg  geholte  Brief  be- 
zeichnet wird,  in  L  (3)  thatsächlich  den  ersten  Platz  einnimmt, 
80  Hesse  sich  auch  für  die  grössere  Ursprünglichkeit  der  in 
D I  (V)  enthaltenen  Abschrift  der  Umstand  geltend  machen, 
dass  eine  in  einer  andern  Beziehung  sehr  wichtige  Zusammen- 


278  Kaluiniacki. 

gehörigkeit,  wie  die  der  Artikel  Dl{\)  1  und  DI{\)  6 — 13,  in 
ihr  viel  treuer  hcwahrt  ist  als  in  L  (3).  Und  so  wie  sich  femer 
ftlr  den  Fall,  wenn  man  der  ersteren  Eventualität  den  Vorzug 
geben  wollte,  die  veränderte  Artikelfolge,  wie  wir  ihr  in  J97  (1) 
begegnen,  ganz  gut  auf  diese  Weise  erklären  liesse,  dass  man  an- 
nähme, dass  der  Abschreiber .  der  dieser  Abschrift  zu  Gnmde 
liegenden  Vorlage  sie  in  Bezug  auf  Artikelfolge  nach  einem  Texte 
der  ersten  Redaction  verbesserte,  so  liesse  sich  andererseits  auch 
die  besondere  Artikelfolge  der  Lemberger  Abschrift  vergleichs- 
weise zu  der  in  DI{\)  enthaltenen  ohne  Zwang  durch  Annahme 
einer  blossen  Verheftung  erklären.  Mit  einem  Wort,  es  kann  die 
eine  Alternative  ebenso  plausibel  gemacht  werden,  wie  die  an- 
dere, und  wird  sich  vollkommene  Klarheit  in  diese  Angelegenheit 
erst  dann  l)ringen  lassen,  wenn  es  gelingen  wird,  eine  Abschrift 
der  von  mir  vorausgesetzten  deutschen  Vorlage  zu  finden. 

Dass  beide  Abschriften,  bis  auf  die  ganz  selbstverständ- 
lichen V%irianten,  in  Bezug  auf  den  Wortlaut  identisch  sind, 
ist  schon  bemerkt  worden. 

5.  Der  Przemyiler  Text  Nr.  I. 

Der  PrzemvSler  Text  Nr.  1  ist  eine  weitere  Abschrift 
derselben  Sammlung,  wie  wir  sie  aus  Op  I  und  den  übrigen 
hicher  gehörigen  Texten  kennen,  nur  dass  er  in  Bezug  auf 
Wortlaut  viel  correcter  ist  als  diese.  Auch  das  ist  übrigens 
eine  EigenthUnilichkeit  des  Przemysler  Textes  Nr.  1,  dass  er 
zu  Knde  des  Artikels  H6  vergleichsweise  zu  L  (1)  (denn  Op  1 
ist  an  dieser  Stelle  lückenhaft  und  Op  II  stand  mir  dazumal 
nicht  mehr  zu  (ujbotc)  eine  Extravagante  enthält,  die  folgender- 
massen  lautet:  Ittnn  jutit\r  nun  dehet  n  (ptorunque  ]>fua^  **Jcigerey 
ni}(etpt(im  ptn'  sviifrnrlam  fcahhutrum  cns  le<pfime  acqnifierit.  \Vas 
jedoch  dem  in  Hede  stehenden  Przemysler  Text  in  literar- 
historischer Beziehung  ein  ganz  besonderes  Gewicht  gibt,  ist 
jene  ol^en  anget'ilhrte  Feberschrift,^  aus  der  hervorgeht,  dass  die 
in  Hy)  /  und  implicite  also  auch  in  den  tibrigen  Texten  dieser 
Art  vorhandenr  lateinische  Sammlung  der  ^fagdeburger  Urtheile 
in  Wirklichkeit  a\if  einer  correspondirendcn  deutschen  Vorlage 
beruht .    sowie  drt.ss  der  Mann,  der  diese  Vorlage  ins  Lateinische 

>  Vgl.  S.  2'iO  dieser  Abhaudlung. 


Di*  polaiach«  RaMntion  dtr  H^debncgtr  Ucthtil* 


279 


benetzte,  ein  Notar  der  Stadt  Przemyäl  war.  Leider  iet  der 
bou  dieses  Notars  nicht  angegeben  und  kann  wegen  Mangels 
B  geeigneten  Anhaltspimkten  auch  sonst  nicht  eruirt  werden, 
t'  Das  Verhältniss,  das  zwischen  dem  Przemysler  Text  Nr.  1 
illd  den  übrigen  Texten  dieser  Kategorie  in  Bezug  auf  Är- 
Ikclfblge  besteht,  erhellt  am  besten  aus  folgender,  selbstredend 
|pB  mf  Oj)  /  und  P I  beschränkter  Tabelle : 


? 

Tabe 

le  K. 

Opl 

PI 

c, 

PI 

1  o,i 

PI 

Opl 

PI 

' 

1 , 

1 

.,  , 

59   1   56 

88 

84 

*  1 

2 

30  { 

29 

60   1   57 

89 

85 

3 

31  1 

61   1   58 

90 

86 

1 

32 

30 

62 

59 

9 

87 

4( 

5 

83 

31 

63 

60 

92 

88 

*  1 

6 

34 

32 

64 

61 

93 

89 

s! 

7 

35 

33 

65 

62 

94 

901. 

^  1 

8 
9 

36  f 

37  i 

34 

66 
67 

63 
64 

[95]  1 

901. 
91 

10 

38 

35 

68  (   „ 

96 

92 

11 

39 

36 

{69 

\       "" 

97 

93 

12 

40 

37 

70 

r 

66 

96 

94 

13 

41 

38 

71 

1 

,,{ 

95 

U 

42 

39 

72 

67 

96 

15 

43 

40 

[73J[ 

69 

100 

97 

13  ( 

16 

44 

41 

68 

101 

98 

U  ) 

45 

42  L 

[74] 

70 

102 

99  1 

17 

«i 

42  t 

[75J 

71 

103 

100 

lg 

43 

f7Kl  1 

72 

104 

101  1 

19 

47 

44 

l'M  1 

73 

106 

102  1 

20 

48 

45 

[771  '   74 

106 

lü3  ■ 

21 

49 

4B 

U\ 

75 

106» 

104 

20  ( 

22 

50 

47 

79 

76 

107 

105 

21  l 

51 

48 

80 

77 

108  } 

106 

23 

52 

49 

81 

78 

107 



53 

50 

82 

79 

109 

108 

24 

54 

51 

83 

80 

110 

109 

25 

25 

55 

52 

84 

81 

111 

110 

36 

2G 

56 

53 

85  ■ 

82 

27 

27 

57 

54 

86 

83 

28 

28 

58 

55 

87 

83- 

280 


Ealainiacki. 


6.  Der  Przemyiler  Text  Nr.  2. 

Aehnlich  wie  der  PrzemyÄler  Text  Nr.  1  eine  Abschrift 
des  gekürzten,  ist  der  PrzemyÄler  Text  Nr.  2  eine  Abschrift 
der  in  Z>  /  (1)  und  L  (3)  enthaltenen  ausführlichen  Redaction. 
Weil  aber  diese  letztere  Redaction,  wie  wir  gesehen  haben, 
in  zwei  verschiedene  Nuancen  zerfUllt,  so  müssen  wir,  um  die 
durch  den  Przemy^ler  Text  Nr.  2  repräsentirte,  Abschrift  etwas 
genauer  zu  bestimmen,  noch  hinzufügen,  dass  sie  sich  in  Bezug 
auf  Artikelfolge  mehr  an  L  (3)  als  slu  D I  (1)  anschliesst. 
Zum  Beweis  dessen  die  hier  folgende  Tabelle. 

Tabelle  X. 


DI(l) 

L(S) 

PH 

1 

D/(l) 

L(S) 

1 

7 

i 

16 

23 

2 

6 

6 

17 

24 

3 

8 

8 

18 

25 

4 

9 

0 

19 

1 

5 

• 

IB 

20 

16 

6 

17 

17 

21 

20 

7 

10 

10 

22 

• 

8 

11 

11 

23 

1 

9 

18 

18 

24 

• 

10 

12 

12 

25 

19 

11 

13 

13 

2f5 

1 

12 

14 

14 

27 

2 

13 

15 

1.0 

28 

3 

14 

21 

21 

29 

4 

1 

22 

22 

30 

5 

23 
24 

25 

26 

27 

20 

28 

29 

30 

19 

1 

2 

3 

4 

5 


Diese  Tabelle  beweist  uns  also,  dass  P II  bis  auf  den 
Artikel  IJ  I  (1)  20,  der  in  V  II  eine  andere  Ordnung  aufweist 
als  in  L  (3),  sowie  des  Artikels  D  I  (1)  5,  der  in  Folge  dieses 
letzteren  Unistandes  in  /*  II  ebenfalls  eine  andere  Ordnung 
gehabt  haben  musste,  als  in  L  (3),  im  Uebrigen  mit  diesem 
letzteren  Texte  in  einer  Weise  übereinstimmt,  die  eine  durch- 
greifende ist.  Auch  ersehen  wir  ferner  aus  dieser  Tabelle, 
dass  die  Zahl  30,  die  wir  als  das  charakteristische  Merkmal 
der  in  1)1  (Ij   enthaltenen  Abschrift   kennen   gelernt   haben, 


Die  polnische  Recension  der  Magdeburger  Urtheile.  281 

sich  trotz  der  veränderten  Artikelfolge  auch  in  P  II  wieder- 
findet und  so  eine  Eigenthümlichkeit  auch  dieses  Textes  ist. 
Und  weil  der  Schreiber  dieses  Textes  zu  Ende  desselben  noch 
ganz  ausdrücklich  die  Worte:  ,Non  plus^  hinzufügt,  so  geht 
daraus  hervor,  dass  auch  die  dem  Przemysler  Text  Nr.  2  zu 
Grunde  gelegene  Vorlage  ebenfalls  nur  jene  30  Artikel  umfasste. 
In  Bezug  auf  Wortlaut  bemerkte  ich  in  P II  vergleichs- 
weise zu  DI  (l)  und  L  (3)  nur   ganz   gewöhnliche  Varianten. 


Halten  wir  nun  Rückschau,  so  werden  wir  constatiren 
müssen,  dass  die  uns  bis  jetzt  bekannten  und  hier  des  Näheren 
besprochenen  lateinischen  Texte  lediglich  in  zwei  Redactionen 
zerfallen,  von  denen  die  eine  als  ein  blosser  Auszug  eines  mit 
der  polnischen  Recension  nur  mittelbar  verwandten  Textes  für 
die  kritische  Ausgabe  dieser  letzteren  nur  eine  seht  massige 
Ausbeute  bietet,  die  andere  hingegen  mit  der  polnischen  Re- 
cension zwar  etwas  mehr  Berührungspunkte  aufweist,  jedoch 
an  dem  Uebelstande  leidet,  dass  sie  nur  aus  30,  beziehungs- 
weise aus  29  hieher  gehörigen  Artikeln  besteht.  Wenn  ich 
aber  ungeachtet  dessen  dieser  letzteren  Redaction  eine  ungleich 
grössere  Bedeutung  zuerkenne,  so  geschieht  dies  vornehmlich 
darum ^  weil  sie,  wie  ich  dies  schon  oben  ganz  ausdrücklich 
hervorgehoben  habe,  auch  solche  historische  Daten  enthält, 
die  in  anderen  Texten  nicht  vorkommen  und  die,  im  richtigen 
Zusammenhange  erfasst,  für  die  Feststellung  der  äusseren  Be- 
ziehungen einer  ganzen  Anzahl  von  auch  in  der  polnischen 
Recension  vorhandenen  Schöffensprüchen  von  ziemlichen  Werthe 
sind.  So  haben  wir,  um  diese  Ansicht  ins  Einzelne  auszuführen, 
wohl  auch  früher  schon  gewusst,  dass  die  Urtheilssprüche,  die 
in  der  polnischen  Recension  mit  1 — 10  bezeichnet  sind,  von 
Magdeburg  in  einem  Briefe  gebracht  wurden  und  in  diesem 
Sinne  also  ein  historisch  unzertrennliches  Ganzes  bilden;  dass 
sie  aber  über  Anfragen  der  Schöffen  von  Krakau  erflossen 
waren,  ist  eine  Thatsache,  die  wir  erst  aus  der  in  Z)  /  (1), 
L  (3)  und  P II  enthaltenen  lateinischen  Redaction  erfahren,  in- 
dem nur  in  dieser  Redaction  der  erste  dieser  Artikel  mit  den 
Worten  beginnt:  Qitidam  conciuis  Cracouiensis  etc.    In  ähnlicher 


28w  Kaluiniacki. 

Weise ,  wie  mit  dicöcii  zehn ,  verhält  es  sich  aber  auch  mit 
D  I (1)  14  =  0  IIJ  Auch  in  Betreff  dieses  Artikels  erfahren 
wir  erst  aus  der  in  Rede  stehenden  lateinischen  Redaction, 
dass  er  durch  eine  Anfraji^e  der  Schöffen  von  Krakau  provocirt 
wurde,  hiermit  ebenfalls  polnischen  Ursprungs  ist.  Zu  den 
bereits  oben  im  Cap.  II  und  III  dieser  Abhandlung  constatirtcn 
treten  also  auf  Grund  der  in  Rede  stehenden  lateinischen  Re- 
daction  als  Artikel  polnischen  Ursprungs  noch  weitere  eilf 
hinzu,  so  dass  die  Zahl  sUmmtlicher  durch  Anfragen  aus  Krakau, 
beziehungsweise  aus  Breslau  in  Magdeburg  erfragten  und  als 
solche  noch  eruirbaren  Artikel  sich  in  der  polnischen  Recension 
auf  volle  4(}  beläuft.  Von  den  übrigen,  von  uns  als  polnisch 
erkannten  und  auch  in  der  polnisehen  Recension  vorhandenen 
Artikeln  rühren  die  meisten  von  dem  deutschen  Oberhofe  in 
Krakau ;  zwei  (diese  letzteren  jedoch  nur  in  der  polnischen 
Recension  vorhanden)  von  dem  deutschen  Überhofe  in  Lembcrg. 


Fünftes  Capitel. 

Verbältniss  der  polnischen  Texte  zu  den  einschlägigen 

ezechischen. 

Zu  den  Texten,  die  die  sogenannten  Magdeburger  Urthoilc 
in  czeehischer  Sprache  enthalten ,  gehören  speciell  folgende : 
1.  der  im  böhmischen  Museum  sub  signo  23,  (i.  \);  2.  der  in 
der  Wiener  Ilofliibliothek  sub  Nr.  13.14o  befindliche^   Meinem 

'  Nach  Brilcknor,  o.  s.  c,  VI.,  S.  .'MO,  wiirou  ansHor  O  11  auch  noch  die 
weitoren  11  Artikol,  «1.  i.  O  1*2 — '22,  hiehtT  /u  ziehen,  wM  ich  zwar  nicht 
direct  beHtroitoii  will,  iininorhin  ahor  ln-incrkou  niüchte,  das«  die  Zu- 
i«ainniinifrohöri{;:kcit,  auf  wi'lchc  sich  Hrückner  beruft,  wohl  (vgl.  Ta- 
hello  II)  für  O  12-2*2,  kaum  ahor  für  Oll— 22  wahrscheinlich  ist. 
Oll  ist  i'hifu  ein  Fall  ;,'owcson,  der  in  Mapdehurg  besonders  erfragt 
wurde. 

'  Da  dio  oinschlägipre  Handschrift  bis  jetzt  noch  von  Niemandem  be- 
schrieben worden  ist,  so  will  ich  in  BetretV  ihrer  kurz  Fol^endo^  be- 
merken: Sie  ist  mit  Ausnahm«»  zweite  Hlätter,  die  auf  Ter^i^amont  ge- 
schrieben sind  und  die  «dVenbar  als  der  ursprünt^liche  Umschlag  dienten, 
auf  Papier,  in  l'^  min.  f.,  von  verschiedon«Mi  Händen  jreschrieben.  Die 
Schrift  der  ältesten  Hand  deutet  auf  die  Mitte  des  16.,  die  der  anderen 
Hände  theiU  auf  dio  zweite  Hälfte  des  10.,   thoiln  auf  den  Anfang  des 


Dia  twlniMk*  K»eu*i*n  Im  XtgttlmrftT  Drthril*. 


Gründsatze  gemäss  war  ich  bestrebt,   beide  Texte  in  originali 
zu  benutzen.     Dies  gelang  mir   aber  nur  rUckaicbtlicb  des  an 


IT.  .lahrhundert  Die  Einrichtung  der  Hanil«uhrift  ist  folgenila:  Es 
^ehen  lunüchat  31  loero  BlXtier  voraus,  di«  nicht  nlgnirt  sind.  Dann 
folgl  das  eigentliche  Titelblatt  (auf  Pergament),  das  neben  mehreren, 
gani  bedeutuu(;sli>Hen  t'ederprobeu  und  Sprllvhen  auch  Kwei  auf  den 
Itilialt  der  HilndschrLft  bezÜKliche  Iiiflchriften  enthalt,  und  zv&r:  nj  Na- 
leiuwee  a  prawa  mieatn  L^thnmiersicie;  lij  Ortole  pozanmeoane ,  kiere 
na  naaozenj  x  Maj'dburgka  przichazei^,  letha  etc.  XLIU.  Beide  In- 
ichriflen  summen  von  einer  und  dorHelben  Hand  ab.  Dftnn  fol^t  wieder 
ein  leeres  Blatt  und  liieraiif  auf  IS  BISttern,  die  von  einer  moderneu 
Band  aU  fol.  ä^l9  bezeiuhnet  sind,  ein  aljihabetisehes  Rsgtater  der  in 
der  Handschrift  enthaltenen  Ortilegien.  Mehrere  Inbaltsangabsn  dieaea 
Reg-iaters  rühren  Ton  einer  jünperan  Hand  her  nnd  beliehen  sich  auf 
die  jflngeren  Bestandtheile  den  Codex.  Dann  folgen  abermals  drei  leere, 
nicht  ü^irie  Blätter,  worauf  auf  Bl.  30— 37<  der  handBcfariftlich  Öfter» 
vorkommende  und  auch  von  Palacky  im  Arcbiv  jeak^,  du  tfeti,  6,  tiS 
bis  121,  unter  dem  Strich  abgedruckte  ciecliische  Aaszng  au^  der  Ma- 
jesta«  Cnrolina,  betitelt:  Rsad  a  vftawenie  ciefke  koniny,  cxiefarxem 
Karlem  potwerzenie  etc.  Der  in  der  Wiener  Handscbrift  enthaltene 
Text  nnterscheidet  sich  von  dem  Palacky'achen  nur  dadurch,  dara  er 
die  Vorrede  nicht  am  Anfang',  sondern  erat  im  Cap.  5  bietet,  sowie  daas 
er  lu  Ende  noch  xwei  Capilel  ontbült,  und  «war:  a)  Kteraku  opatmnfti 
fe  pohon  gymn  poloiiti  (entsprechend  der  Hnbrih  CXX  der  Majestas 
Carolina);  lij  Fforma  prziCahy  «a  krole  Wacalawa  TriotJho,  nedawno 
nalenena  fkrze  panj>  (entsprechend,  nicht  adSquat  der  Kubrik  CXXI  der 
Maj.  Carol.).  Auch  in  der  Rubrik  vr>n  den  Städten  (Maj  Carol,  VIII), 
suirie  in  der  Knbrik  von  den  Ehren  hexe  ngu  ngen ,  die  die  Städte  dem 
neuen  KUni^  schuldig  sind  (Maj.  Carol.  X),  kommen  einige  Varianten 
vor,  die  jedoch  nicht  einentionell  sind.  Auf  den  Riad  folgen  sodann 
einig«  kleinere  Artikel,  nl»  da:  a)  nuf  BL  27''  pIu  Cragment  des  aus- 
fObrUahen  Teites  der  Majestaa  Carolina,  dem  im  Palacky'schen  Texte  die 
Capital:  G6,  67,  E»,  09.  70  und  71  entsprechen;  hj  auf  Bl.  2d-— SQ'' 
Au8£Ug  ans  den  Privileirien  der  Stadt  Pra|f  (vuran  gehen  die  sogenannten 
Sobieslaw'scben  Redtle),  betiteil:  Tiln  knfowe  wybrani  fn  g  liftnow  a 
c  praw  micnrkycli,  kteremizlii  lyfty  a  prawy  nJeftfkymy  knieiata  a 
kralowe  darowali  nelike  mieCto  Prazfke;  c)  auf  Bl.  3Ö*— S7'<  die  be- 
kannt« Htem  riindacioniB  beemics  noue  civitatis  PragenG».  Dann  folgen 
nieder  soch»  leere,  nirhl  signirto  Blätter  nnd  hierauf  auf  Bl.  89' — 46'' 
folgende  Artikel:  aj  die  auch  iu  der  Handschrift  de«  böhmischen  Mu- 
seums 33.  G.  9.  vorhandenen  Beslimmungeu,  die  den  Richter  angehen, 
betileli:  Tylo  dolepfane  wiecsi  na  rychtarse  flutfegy  »  pr*«ra  Litho- 
miertiCkeho  (das  letste  Wort  ist  im  Wiener  Text  von  einer  jüngeren 
Rand  b inzn gefügt) ;  6)  eine  ebenfalls  in  33.  G.  9  vorhandene  Verfügung 
KarU  IV„  des   Inhalt«,   das*  die  Richter  vor  Meineid  «arnen   sollen  — 


284  Kaluiniacki. 

zweiter  Stelle  genannten,  während  die  dem  böhmischen  Muse 
angehörige  Sammlung,  zumal  sie  laut  einer  Mittheilung  des  ^ 
waltungsaussehusses  dieses  Museums  sehr  stark  von  einhei 
sehen  Gelehrten  in  Anspruch  genommen  ist,  mir  vorläufig  rai 
gänglich  blieb.  Zum  Glück  ist  dieser  letztere  Umstand  wie 
den  eigentlichen  Zweck,  so  für  die  eigentlichen  Resultate  di« 
Untersuchung  ohne  weiteren  Nachtheil  gewesen.  Aus  der 
Schreibung,  die  Jaromir  Celakovsky  im  Casopis  ä.  M.,LrV,  S.i 
bis  556,  von  dieser  Sammlung  gibt,  ^  ist  nämlich  zu  ersehen,  c 
dieselbe  bis  auf  einige  wenige,  übrigens  mehr  die  Artikelfol 

• 

ze  lychtarzi  magi  oftrzehati  przed  krziwu   moczy;   cj  21  Belehnu 
der  Stadt  Leitmeritz  an  Nim  bürg,  die  sich  von  eben  solchen  Belehnu 
der  Handschrift  23.  G.  9  (vgl.  Öelakovsk/,  ßasopis  5.  M.  pro  1880,  8. 
nur  insoferne  unterscheiden,    dass  die  Belehrung  über  das  fremde 
erst  nach  dem  Epiloge  gesetzt  ist;  dj  einige  Auszüge  ans  einer  lat 
sehen  Uebersetzung    des    säclisisclien   Weichbildrechtes,    betitelt: 
Theu[tu]nicorum,    hoc  eft  Maitburgenfium.     Anfang:    Dicitur,   qnc 
iudicem   eligendus  non  debet   effe   periurus,   nee  eciam  debet  effe 
fcriptus  etc.    Dann  folgen  noch  einmal  drei  leere,  nicht  signirte  Bl 
und  hierauf  auf  Bl.   47* — 319   der   neuen   Numeration   (=   Bl.  1- 
der  alten   Numeration)   der  C7.echii?che  Text   der  Magdeburger  UrtI 
der  jedoch   ausser    den  Magdeburger   Urtheilen   im    eigentlichen  i 
auch    zahlreiche    Urtheile    der    Schöflfen    zu    Leitmeritz    und   dre 
Schöffen  zu  Leipzig  enthält.     Schliesslich   bemerke   ich  noch,    du 
Bl.  256   der   neuen    Numeration   nicht  hier ,   sondern    zwischen  Bl 
und  262  der  neuen  Numeration    stehen    sollte,   sowie,    dass  die  B 
233 — 237    der   neuen    Numeration    von   dem   Bewerkstelliger  der 
Numeration    als   ein    Blatt   angesehen   wurden.     Die   Blätter  der 
Numeration   37,38,    85  86,    96  97   und    109  110   sind   gegenwärtig 
mehr  vorhanden. 

^  Ich  muss  jedoch  ganz  ausdrücklich  bemerken,  dass  die  Ausführu 
die  sich  in  der  Celakovsky'schen  Beschreibung,  o.  s.  c.  S.  550,  finden 
die  dahin  gehen,  dass  die  Urtheile  der  Schöffen  von  Magdeburg,  d 
die  czechischen  Städte  bestimmt  waren,  im  15.  Jahrhundert  eve: 
auch  (skute^nÖ  tez)  Öechisch  ausgestellt  wurden,  sowie,  dass  der  g 
Theil  des  dem  böhmischen  Museum  angehörigon  Textes  der  Magdeb 
Urtheile  von  der  Hand  des  Jacob  Kozenv  herrühre,  meinen  Beifall 
haben.  Aus  den  Argumenten,  die  Celakovsky  beibringt,  folgt  dies  ä1 
gar  nicht.  Die  erstere  Annahme  ist  übrigens  auch  schon  an  un 
sich  unwahrscheinlich. 

2  Aber  auch  die  Artikolfolge  ist  nur  mechanisch  und  nicht  auch  essent 
verschieden.  Aus  den  Excerpten,  die  Celakovsky  anführt,  ist  nS 
zu  ersehen,  dass  der  ganze  Unterschied,  der  zwischen  dorn  Wienei 
dem  Prager  Text  in  Bezug  auf  Artikelfolgo  besteht,  auf  diese  Wei 


Die  polnische  Roconsion  der  Mi^debnrger  Urfheile.  285 

als  den  Wortlaut '  tangircnde  Abweichungen  mit  der  Wiener 
Sammlung  in  einer  Weise  übereinstimmt,  die  an  Vollständigkeit 
nichts  zu  wünschen  übrig  lässt.  Es  haben  also  alle  jene 
Resultate,  zu  denen  wir  auf  Grund  der  blossen  Wiener  Samm- 
lung gelangen  werden,  mutatis  mutandis  auch  auf  die  dem 
böhmischen  Museum  angehörige  Sammlung  ihre  Anwendung, 
sowie  umgekehrt  alle  jene  Resultate,  zu  denen  Jemand  auf 
Grund  der  blossen  Prager  Sammlung  gelangen  würde,  sich 
mutatis  mutandis  auch  auf  den  Wiener  Text  übertragen  Hessen. 
Um  jedoch  zu  den  Resultaten,  die  uns  über  das  Verhält- 
niss,  das  zwischen  der  polnischen  Recension  und  dem  in  Rede 
stehenden  czechischen  Texte  vorhanden  ist,  auch  wirklich  ge- 
langen zu  können,  ist  es  nothwendig,  vor  Allem  seine  Artikel- 
folge in  Betracht  zu  ziehen.  Zu  diesem  Behufe  muss  also 
auch  hier,  ähnlich  wie  in  den  nächstvorangehenden  Capiteln, 
eine  Tabelle  vorausgeschickt  werden,  die  so  eingerichtet  ist, 
dass  der  Ossolinski^sche  Text,  als  der  Repräsentant  der  polni- 
schen Recension,  in  ihr  den  ersten,  der  in  Rede  stehende  czechi- 
sche  Text  hingegen  die  zweite  Rubrik  einnimmt.  Bezüglich 
dieser  zweiten  Rubrik  muss  jedoch  bemerkt  werden,  dass  sie 
in  zwei  Spalten  zerfällt,  von  denen  die  erstere  die  Artikel  des 
Wiener  Textes  nach  meiner,  die  andere  die  Artikel  desselben 
Textes   nach    der    Bezeichnung   des   Schreibers    dieses    Textes 


Stande  kam,  dass  die  Artikel,  denen  im  Wiener  Text  ungefähr  die  Ar- 
tikel 320 — 540  entsprechen,  durch  Verheftung  (ob  des  Prager  Textes 
oder  seiner  Vorlage,  kann  ich  selbstverständlich  nicht  entscheiden)  aus 
ihrer  überlieferten  Ordnung  herausgehoben  und  als  Ganzes  ungefähr 
zwischen  die  Artikel  110  und  120  des  Wiener  Textes  gestellt  wurden. 
Im  Uebrigen  scheint  aber,  wie  gesagt,  die  Artikelfolge  in  beiden  Texten 
dieselbe  zu  sein. 
*  In  Bezug  auf  Wortlaut  bemerkte  ich  z.  B.,  soweit  dies  eben  auf  Grund 
der  Oelakovsky "sehen  Excerpte  möglich  war,  nur  folgende,  etwas  mehr 
in  die  Wagschale  fallenden  Unterschiede:  aj  dass  die  Artikel  des  Wiener 
Textes  50  und  79  viel  ausführlicher  sind  als  die  einschlägigen  Capitel 
des  Prager  Textes,  wo  sie  mit  III  D  und  IV  H  bezeichnet  sind;  fjj  dass 
der  Artikel  des  Wiener  Textes  144  ausser  der  Rubrik  und  dem  Urtheils- 
sprnch  noch  folgende  im  Prager  Text  unter  XVII  L  nicht  vorhandene 
oder  möglicherweise  nur  von  Öelakovsk^  ausgelassene  Frage  hat :  Geßü 
ze  miefta  a  mießeczka  neb  przifediczy  wfjy,  kteryz  jrod  Mayfmrfkym  pra- 
wem  lezie,  ßrafowane  neh  neßrafowane  ortete  fwoly  panaio  yichz,  ten  bud 
ßcieUky  neb  duchowni,  v  nas  praißo  brati  mohu  U,  czi  czo  prawo  geßf 


286 


KatninlAcki. 


bietet.  Und  zwar  bedeutet  in  dieser  letzteren  Spalte  die  Ziffer 
das  Folium  nach  der  ursprünglichen,  vom  Schreiber  des  Textes 
durchgeflthrten  Numeration,  der  beigefügte  Buchstabe  hingegen 
die  Stelle  des  Foliums,  an  der  der  betreffende  Artikel  zu 
finden  ist. 


Tabel 

lle  XI. 

1  0 

W 

0 

W 

1 

1 

195 

42,  il 

35 

38 

8,0 

2 

196 

42 

^B 

36 

25 

1.A 

3 

197 

42, 

,  C 

37 

28 

lyD                1 

4 

198 

43, 

,D 

38 

26 

7,B 

5 

199 

43 

fE 

39 

27 

7,  C 

6 

200 

43 

,F 

40 

29 

1,E 

7 

201 

43, 

.  0 

41 

30 

8,  F 

8 

202 

43, 

H 

42 

31 

8,  G 

9 

203 

44 

,1 

43 

10 

204 

44, 

>K 

44 

205 

44,  /. 

11 

248 

57, 

,  G 

45 

12 

117 

23, 

,  V 

46 

223 

52,  G 

13 

118 

23. 

X 

47 

14 

119 

23, 

,  Y 

48 

233 

52,  Ä 

15 

102 

19, 

E 

49 

234 

53,  S 

IG 

120 

23, 

Z 

50 

209 

45,  P 

17 

121 

23, 

K 

51 

210 

45,  Q 

18 

112 

22, 

P 

52 

— 

— 

19 

122 

24, 

A 

53 

— 

— 

20 

123 

24, 

B 

54 

208 

45,  0 

21 

124 

24, 

C 

55 

153 

30,  isr 

22 

103 

20, 

F 

56 

23 

— 

57 

46» 

10,  z 

24 

58 

47 

10,  Ä- 

25 

59 

48 

10,5 

26 

60 

49 

11, il 

27 

— 

61 

50 

11, B 

28 

62 

51 

11,  c 

29 
30 
31 

41 

9,  Ä 

[63] 
63» 

52A. 
52R. 

(11,  2> 

In 

32 

39 

9,/> 

64A. 

54 

11,^ 

33 

95 

17,  A' 

64K. 

— 

34 

20 

5, 

U 

65 

53 

11,  is: 

Die  polnische  Becension  der  Magdeburger  ürthefle. 


287 


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24 

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108 

148 

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109 

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110 

149 

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187 

38,  Q 

76 

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119 

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57,  H 

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120 

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26,  Q 

78 

287 

70,  D 

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79 

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81 

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70,  il 

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135 

26,  0 

82 

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70,  i^ 

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136 

26,  P 

83 

289 

70,  G 

126 

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84 

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151 

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85 

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128 

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86 

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129 

87 

130 

279 

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88 

131 

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47,  V 

89 

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215 

47,  X 

90 

161 

32,  S 

133 

250 

57,  / 

91 

162 

32,  T 

134 

216 

47,  Y 

92 

135 

217 

48,^ 

93 

163 

32,  V 

136 

218 

48,  ß 

94 

164 

32,  X 

137 

219 

48,  C 

95  r 

96  t 

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32,  Y 

138 
139 

220 
221 

49,  i> 
49,^ 

97 

140 

222 

49,  F 

98 

280 

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38,  Ä 

99 

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100 

142 

28,  X 

143 

189 

39,  S 

101 

143 

28,  Y 

144 

190 

39,  T 

102 

145 

191  . 

39,  V 

103 

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104 

147  l 

192 

40,  X 

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29,  il 

148  ( 

106 

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29,  B 

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29,  C 

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11,  ÜT 

288 


Kalniniaclci. 


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193 

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18,  C 

153 
154 

61 
69 

12,  N 

13,  X   ! 

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17,  T 

155M. 

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26,  Af 

196 

96 

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158 

72 

13,  a: 

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159 

73 

14,  A 

200 

12 

3,  3f 

160 

74 

14,  B 

201 

110 

21,  N 

161 

75 

14,  C 

202 

111 

21,  0 

162 

76 

14,  Z> 

203 

112 

22,  P 

163 

77 

14,  E 

204 

113 

22,  Q 

164 

78 

14,  F 

205 

114 

22,  R 

165 

79 

15,  G 

206 

115 

22,  S 

166 

80 

16,  H 

207 

116 

22,  T 

167 

81 

15,  1 

208 

104 

20,  G 

168 

82 

15,  A 

209 

193 

41.  Y 

169 

83 

15,  /. 

210 

194 

41,2 

170 

84 

16,3/ 

211 

129 

2b,  H 

171 

85 

16,  N 

212 

130 

25,  / 

172 

86 

16,  0 

213 

131 

26,  a: 

173 

87 

16,  P 

214 

132 

26,  L 

174 

—— 

215 

226 

50,  Ä- 

175 

11 

3,  A 

216 

155 

30,  AT 

176 

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16,  Q 

217 

125 

24,  D 

177 

89 

16.  i? 

218 

126 

24,  E 

178 

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12,  0 

219 

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2b,  F 

179 

64 

12,  Q 

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128 

25,  G 

180 
181 

65 
66 

12,  n 

1 3,  S 

221  1 

222  J 

541   1 

28,  V 

182 

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223 

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68 

13,  V      1 

224 

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30,  L 

184 

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16,  *S 

225 

63 

12,  P 

185 

19 

5,  T 

226 

156 

30,^ 

186 

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227 

157 

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187 

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18,  il 

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188 

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52,  Q 

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18,  C 

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207 

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190 

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4,  S 

231 

206 

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191 

105 

20,  H 

1 

232A. 

224 

50,  H 

Die  polnische  Becension  der  Magdeburger  Urtheile. 


280 


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233 

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j  252 

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54,  Z 

234 

236 

53,  V 

253 

240 

54,  A' 

235 

237 

53,  X 

254 

166 

32, -^ 

236 

238 

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237 

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2,  G 

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240 

259 

244 

55,  C 

241 

278 

68,  Q 

:  260 

245 

56,  D 

242 

159 

31,  Q 

261 

168 

33,9 

243 

262 

169 

33,./l 

244 

247 

56, -F 

263 

242 

55,  i4 

245 

— 

264 

243 

55,  U 

246 

178 

36,  G 

265 

170 

33,9 

247 

179 

36,// 

266 

248 

267 

— 

249 

282 

69,  V 

268 

250 

— 

• 

Mit  Hilfe  dieser  Tabelle  ersieht  man  also,  dass  die  polni- 
sche Recension  in  Bezug  auf  Artikelfolge  mit  der  czechischen 
zwar  nicht  übereinstimmt,  dass  sie  jedoch  andererseits  nur 
wenige  Bestandtheile  in  sich  fasst,  die  nicht  zugleich  auch  in 
czechischer  Bearbeitung  vorkommen  würden.  Auf  268,  oder 
präciser  auf  271  ^  Artikel,  die  der  polnischen  Recension  eigen 
sind,  fehlen  in  der  czechischen  Bearbeitung  thatsächlich  nur 
45,  und  zwar:  0  23—30,  43,  47,  52—53,  56,  64  Ende,  67, 
76—77,  80,  87—89,  92,  97,  99,  102—104,  109,  121—122, 
129,  142,  157,  174,  232  Ende,  238,  240,  243,  245,  248,  250, 
257  und  266—268.  Von  denselben  sind  O  109,  157  und  267 
bis  268  auch  in  den  übrigen  in  Betracht  gezogenen  deut- 
schen und  lateinischen  Sammlungen  nicht  vorhanden,  0  23 
bis  30,  sowie  0  108  hingegen  wohl  in.  den  deutschen  Texten 
der  ersten  Redaction  zweiter  Nuance,  keineswegs  aber  auch 
in  den  übrigen  Texten  nachweisbar.  0  67   kommt  ausser  den 


1  Ich  rechne  so  mit  Rücksicht  auf  Art.  O  63*  und  Art.  O  193*  +  »>. 
Sitoangsber.  d.  phil.-hist.  Ol.    CXI.  Bd.    I.  Hft.  19 


200  KAluinUeki. 

Trxtoii   clor   orKton    Rodnotion   zweiter  Nuance,  wie    bekannt,* 
nur  nocli  in  IH  vor. 

Wonnfifloicli  (^s  nl)or  vorstehender  Zusammenstellung  zu- 
foljic**  knint^ni  Zwoifol  unterlioji^t,  dass  die  polnische  Recension 
Hioh  ihrem  Inhalte  nach  fast  p^anz  in  der  czechischen  wieder- 
lindot  und  somit  zu  ihr  in  ofTenbarer  Verwandtschaft  steht,  so 
int  damit  noch  lan^o  nicht  Alles  entschieden.  Um  von  der 
im  WitMior ,  Ix^ziohunjijH weise  im  Prager  Texte  enthaltenen 
ozcohischon  Hoarboitung  der  Magdeburger  Urtheile  behaupten 
XU  ktlnnon  ^  dass  sie  für  die  polnische  Recension  eine  actuelle 
Hodoutung  habe,  mUsstc  von  ihr  zuerst  noch  nachgewiesen 
wordon,  dass  sie  mit  der  letzteren  auch  in  Bezug  auf  ihren 
Wortlaut  llbenMnstinuuo.  Es  gereicht  mir  nun  zur  ßefriedigmig, 
oonstatiivn  zu  ki^nnon,  «lass  es  dem  in  der  That  so  ist.  Mit  Aus- 
nahme der  Umgestaltungen  und  der  Lesarten  (grösstcntheils 
l'Vhlor\  die  das  speeielle  Kigenthum  der  polnischen,  wie  zum 
Theil  der  ersten  Redaetion  zweiter  Nuance  bilden  imd  von  mir 
im  (\ipitel  III  des  Näheren  dargelegt  wurden:  mit  Ausnahme 
ferner  auch  der  Artikel  O  11,  21,  31,  48,  iU,  M  Anfang,  83, 
UM,  llVi,  i;U),   KU  lf>o   Mitte,  li>2,    163,   1G6,   liu,  173,  170, 

i8t?.  n>:>.  pjs,  iw,  ÄU,  205,  207,  211,  221,  229,  230,  231, 

237,  23l>,  241,  242,  249,  2r)l,  252,  2t>l  und  2i>5,  die  in  W 
thoils  etwas  ausi'tlhrlioher,  theils  etwas  kürzer,  tlieils  sonst  modi- 
tioirt  sind ,  stimmen  die  ilbrigen ,  in  beiden  Bearbeitungen  in 
gleioluMU  Masse  vorkommenden  Artikel  auch  in  Bezug  auf  den 
Wortlaut  in  einer  Weise  übeivin,  die  in  der  vollen  Bedeutung 
dieses  Wortes*  eine  durchgriMfende  ist.  Zum  Beweis  dessen 
filhrt^  ich  mehrert^  von  ihnen  hier  wörtlich  an  und  fiige,  um 
die  Benuuung  dieser  Zusammenstellung  auch  den  des  Polni- 
sohon  und  des  Ozei^hisohen  Unkundigen  zu  enuögHohen,  jcnlem 
dieser  Texte  eine  wörtliche  neuhochdeutsche  Tebersotzung  bei. 

•  V»M*.  «ion  »x»i«  wivljÄ«is**htM>    t^lor  Jon   t!*.'.roh   t!on   Gois:   der   di«>sbe«üp- 


Die  polnische  ReceoRion  der  MafdeVnrger  Urtheile. 


291 


Art.  0  15. 


Polnischer  Text. » 

Gdyby  geden 
czlowyek  zatw- 
yerdzon  w  naßem 
prawye  rok  y 
dzen  o  glowa  albo 
o  rany  albo  o  czo- 
kolwye  takyego, 
a  w  them  czaßye 
nye  przyßedl  ku 
oprawye ,'    moße 

ly  g^go  zona 
albo  przyrodzo- 
ny  oßyefcz  albo 
przedacz  yego  f  to- 
yacze  gymyenye. 
a  moze '  ly  teß 
on  ßwe  gyd§cze 
gymyenye  w  gy  ne 
prawo  bracz  y  wy- 
wyefcz,  albo  czo 
iny  zaprawo  ma- 
my  k  them  v  po- 
dlug  pravego  pra- 
wa? 

Na  to  my  przy- 
ßaßnyczy  ß  Mayd- 
burkv  mowymy 
prawo;  Tego  dla, 
gyß  *  czlowyek 
badze  zatwyer- 
dzon  kn  prawu  o 
przerzeczone  rze- 
ezy  /  nye  mog;} 
ßyapanowye  pod- 


Uebersetzung    dieses 
Textes. 

Wenn  ein  Mann 
verfestet  wäre  in 
unserem  Gerichte 
Jahr  und  Tag  um 
Todtschlag  oder 
um  Wunden  oder 
um  was  immer 
Derartiges  und 
binnen  der  Zeit 
nicht  zur  Berich- 
tigung käme,  ob 
seine  Frau  oder 
seine  Anverwand- 
ten sein  stehen- 
des Erbe  besetzen 
oder  verkaufen 
mögen,  oder  ob 
er  sein  bewegli- 
ches Gut  in  ein 
anderes  Gericht 
nehmen  und  weg- 
führen könne, 
oder  was  für  ein 
Recht  wir  dazu  ha- 
ben nach  Rechte? 
Hierauf  spre- 
chen wir  Schöffen 
von  Magdeburg 
ein  Recht :  Da- 
rum ,  weil  ein 
Mann  um  die  vor- 
genannten Sa- 
chen zu  Gerichte 
verfestet  wurde, 
können   sich   die 


Czechlsoher  Text. 

Geftlizebyczlo- 
wiek  geden  w  ry- 
chtie  naffie  byl 
zatwrzen  rok  a 
den  pro  wrazdu 
anebo  o  ranu  ane- 
bo  o  nietczo  ta- 
koweho,  azeby  w 
tom  czaffu  ne 
bylo  frownano, 
moz  li  zena  gehe 
nebo  gehe  die- 
diczowe  prodati 
nebo  wyfaditi  to 
zbozie,  aneb  mo- 
ze li  on  fwoy 
ftatek  mowity  do 
gine  rychty  wne- 
fti,  anebo  czo  w 
tom  prawa  geft, 
neb  mieli  li  bych- 
mo  my  w  tom  czo 
wedle  praweho 
prawa? 

Na  to  prawo 
prawime  my  kme- 
the  z  Meidburka : 
Budye  ly  geden 
zatwrzen  o  mord 
neb  wrazdu  neb 
o  ranu  ,  proto 
ne  mohu  ty  pani 
toho  diediczftwie 
a  zbozie  prawem 


üebersetaung   dieses 
Textes 

Wenn  ein  Mann 
in  unserem  Ge- 
richte verfestet 
wäre  Jahr  und  Tag 

um  Ungerichte 
oder  um  Wunde 
oder  um  was  im- 
mer Derartiges 
und  dies  binnen 
der  Zeit  nicht  be- 
glichen (berich- 
tigt)sein  würde,ob 
seine  Frau  oder 
seineErben  dieses 

Gut  verkaufen 

oder  besetzen 
mögen,  oder  ob  er 
sein  bewegliches 
Gut  in  ein  anderes 
Gericht  bringen 
könne,  oder  was 
darum  Recht  sei, 
oder  ob  wir  was 
dazu  hätten  nach 
rechtem  Rechte? 
Hierauf  spre- 
chen wir  Schöffen 
von  Magdeburg 
ein  Recht:  Wird 
Jemand  verfestet 
um  Mord  oder 
Ungerichte  oder 
um  Wunde ,  so 
können  die  Herrn 
de.ssen  Erbe  und 


'  In  Betreff  des  polnischen  Textes  gilt  das  auf  S.  177,  Anm.  2,  und  S.  195, 

Amn.  1  Gesagte. 
'  Nach  P  verbessert;  8k  hat  ebenfalls  oprawye:  Kcc:  wyprawye;  O :  prawye. 
'  Im  Codex  steht:  mozefa. 
*  Nach  P  verbessert;  in    O  steht:  efs. 
■'  Im  Codex  folgt  noch  ein  überflüssiges  a. 


292 


KttYuintAcIci. 


Polnischer  Teit. 

y§cz  tego  1  gy- 
myenyn,  ale  tlio 
ma  gyogo  zona 
albo  przyrodzony 
albo  on ,  komv 
*on*  tego  przy- 
y^ye,  oßyefcz;  y 
teß  ßwe  gydacze 
gymyenye  moze 
wywyefcz  y  dacz 
ßoby  e  przy  wyefcz 
w  gyne  prawo, 
gdze  chczo;  alo 
ftoyacze  gyrnye- 
iiye,  yako  dzye- 
dzyna,  nye  moßo 
wßdacz,  alyß  ßam 
oczy  wyfczye  ban- 
dze  podlugprawa. 


Gdyby  raczczo 
yaly  przyßyaßny- 
ka,  czoßrzeczmo- 
wyl  gynych  przy- 
ßaßnykow,  a  tben 
przyßaßnyk  ß  gy- 
nymy  wßy  tbkymy 
prayßaßnyky  wo- 
laly  ßa  ku  prawu, 
rzekacz :  Myly  pa- 
nowye,  proßymy 
waß,  abyfcze  na- 
ßego  thowarzyßa 
y  naß  zoftawyly 
podleprawa,  geft- 
]y2    on    czo    na- 


Uebersetzung  dieses 
Text€«s. 

Herrn  dieses  Gu- 
tes nicht  unter- 
winden ,  sondern 
es  hat  dies  die 
Frau  oder  die  An- 
verwandten oder 
der,  dem  er  dies 
zueignet,  in  Be- 
sitz zu  nehmen; 
und  sein  beweg- 
liches  Gut  kann 

er  wegführen 
oder  sich  weg- 
führen lassen  in 
ein  anderes  Ge- 
riebt, wo  er  will; 
aber  sein  stehen- 
des Gut,  als  da  ist 
Erbe ,  kann  er 
nicht  aufreichen, 
bis  dass  er  selber 
gegenwärtig  sein 
wird  nach  Rechte. 


Czechischer  Text 

fe  zmoczniti  ani 
fe  w  nie  vwazati, 
ale  gelio  zena  a 
diediczowe  magy 
to  obfefti  aneb 
niekto  giny,  ko- 
muz  by  on  toho 
przal ;  a  ftatek 
fwoy  mowity  moz 
on  wneftydo  g^ne 
rychty  neb  kamz 
on  chcze ;  ale  fto- 
iateho  a  lezateho 
zbozie  ne  moz  on 
wynefti  aniz  gehe 
fpuftiti  a  otewz- 
dati,  lecz  by  fam 
byl ,  wedle  pra- 
weho  prawa. 


Art.  0  49. 


Wenn  die  Rath- 
männer  einen 
Schliffen  fiengen, 
der  das  Wort 
anderer  Schöffen 
spräche,  und  die- 
ser Schöffe  sich 
mit  allen  ande- 
ren Schöffen  zu 
Gerichte  riefe, 
sprechend:  Liebe 
Herrn,  wir  bitten 
euch ,  dass  ihr 
unseren  Genossen 
und  uns  bei  Rech- 
te   lasset ,    [and] 


Dale  geftli  by 
conflele  gednolio 
kmethagiali,  kte- 
ry  by  od  ginycli 
flowo  mluwil,  a 
tben  kmeth  s  gi- 
nymi  kmethy  fe 
ku  prawu  odwo- 
lal,  rzkucze:  Mily 
pani ,  profyme 
was,  abyfte  na- 
ffieho  towaryffie 
y  nas  przy  prawa 
zuostawily,  geft- 
lize  geft  czo  proti 
prawu  Yczinil,  to 


Ueb«!netnmg  dieaa 
Textes. 

Gut    mit  IlMkt 
weder  anspredMa 
noch  sichindtf- 
selbe  binden,  Nft- 
dem  seine  Fm 
und  Erben  habe« 
dies  zu  besetnft 
oder  Jemand  st- 
derer,  dem  er  £ei 
zueignete     iml 
sein  beweglidiif 
Gut  kann  er  ib 
ein  anderes  Ge- 
richt bringen  oder 
wohin    er   wd; 
aber  sein  stehen- 
des    Gut     klBB 
er  weder  wegfBk- 
ren,     noch  du- 
selbe   überlisMB 
und     anfreichflif 
Ausser  dass  erid- 
ber  da  wäre,  nieli 
rechtem   Recht». 


Femer    wen» 
die    Rathmianer  - 
einen      SchSiBV 
fiengen,  der  to» 
den  anderen  dn» 

Wort   spriU^ 
und  dieser  SchOfe 
mit  den  anderei 
Schöffen  sich  n 

Gerichte  riefe, 
sprechend :  liebt 
Herrn,  wir  bittM 
euch ,     dass    ihr 
unseren  GenosMa 
und  uns  bei  Rech- 
te lasset,  lallser 


*  P  hat:  gego. 

2  Aus  Sk  vervollständigt;  O  und  P  haben  blos:  geß. 


Die  polnische  Rccension  der  Magdeburger  Uriheile. 


293 


Polnischer  Text. 

przeczyw  warn 
mowyl  albo  prze- 
padl,  tho  chcze- 
my  warn  pokupem 
polepßycz,'  —  a 
ony  ^  wßdy  na 
to  w  yaczthwo 
wßadzyly,^  maya 
ly  gryny  przyßaß- 
nyczy  daley  othy- 
chmyafth  ßye- 
dzecz  na  prawye, 
albo  kako  ly  ßy^ 
tho  ma  dokonacz 
podlug  prawa? 


Na  tho  my  przy- 
ßaßnyczy  prawo 
mowymy  s  May- 
borku :  Geft  ly 
tych  przyßaßny- 
kow  trzy  albo 
wyaczey,tedy  mo- 
ga  ony  dobrze  na 
prawye  ßy  edzyecz, 

potrzebuge  ly 
[gych]  *o  tho* 
woyth  albo  szan- 
dz^  y  kaße ,  a  nye 
trzeb^  gym  tego 
myßkacz  prze  tho, 

acz  thowarzyß 
ßyedzy  w  gyn  czth- 
wye.  Teß  gdyby 
przyßaßnyk  prze- 
czyw ko  raezczam 
nycz  gynego  prze- 
ftapyl,  gedno  tho, 
czo  mowyl  waßa 
rzecz ,  a  wy  byß- 


Uebersetzung  dieses 
Textes. 

falls  er  was  gegen 
euch  gesprochen 
und  verbrochen 
hat,  so  wollen  wir 
euch  das  mit  Bus- 
se bessern,  —  und 
sie  ihn  dennoch 
darüber  ins  Ge- 
fängniss  stiessen, 
ob  die  anderen 
Schöffen  seitdem 
auch  ferner  noch 
zu  Gerichte  sitzen 
sollen,  oder  wie 
dies  zu  Ende  ge- 
führt werden  solle 
nach  Rechte? 

Hierauf  spre- 
chen wir  Schöf- 
fen von  Magde- 
burg ein  Recht: 
Sind  der  Schöffen 
drei  oder  .  mehr, 
alsdann  mögen  sie 
wohl  zu  Gerichte 
sitzen,  wenn  sie 
der  Vogt  oder 
der  Richter  dazu 

benöthigt    und 
heischt,   und   sie 
dürfen  dies  nicht 

darum  versäu- 
men, weil  ihr  Ge- 
nosse im  Gefäng- 
niss  sitzt.  Auch 
wenn  der  Schöffe 
gegen  die  Rath- 
männer  nichts  An- 
deres übertreten 
hätte,  als  nur  das, 
dass  er  euer  Wort 


Czechischer  Text. 

my  chczeme  we- 
dle prawa  oprawi- 
ty,  —  a  oni  by 
^Qy  przefto  wfa- 
dily  V  wiezenie, 
magi  li  pak  giny 
kmethe  faud  fe- 
dieti  anebo  nicz, 
anebo  kterak  to 
ku  konczy  przi- 
gity  ma? 


Na  to  prawo 
prawime  kmethe 
w  Maydburcze  : 
Geft  li  kmetow 
trzie  anebo  wie- 
cze,  tehdy  mohn 
a  magi  fand  fe- 
dieti ,  geftlize 
rychtarz  gicb  k 
tomr  prziwola,  a 
pro  to  ne  mohu 
toho  opuftiti,  ze 
gich  geden  towa- 
ryß  v  wiezeni. 
A  take,  geftlize 
czo  gineho  ten 
kmeth^  ne  vczi- 
nil,  nez  ze  geft 
flowo  waflie  k 
conffelom  mlu- 
wil,  a  profite,  aby 
was  przi  prawu 
nechali,  y  ne  mye- 
li    by    oni    geho 


Uebersetzong  dieses 
Textes. 

aber  was  gegen 
euch  gethan  hat, 
so  wollen  wir 
euch  das  nach 
Rechte  berichti- 
gen, —  und  sie 
ihn  ungeachtet 
dessen  ins  Ge- 
fängniss  stiessen, 
ob  die  anderen 
Schöffen  alsdann 
zu  Gerichte  sit- 
zen sollen  oder 
nicht ,  oder  wie 
dies  zu  Ende 
kommen  solle? 

Hierauf  spre- 
chen wir  Schöf- 
fen von  Magde- 
burg ein  Recht: 
Sind  der  Schöffen 
I  drei  oder  mehr, 
alsdann  können 
und  sollen  sie  zu 
Gerichte  sitzen, 
wenn  der  Richter 
sie  dazu  heischt, 
und  sie  dürfen 
dies  darum  nicht 
versäumen ,  weil, 
einer  ihrer  Genos- 
sen im  Gefängniss 
ist.  Auch,  wenn 
dieser  Schöffe 
nichts  Anderes 
gethan  hätte,  als 
nur  dass  er  euer 
WortzudenRath- 
männern  sprach, 
und     ihr     bittet. 


'  Nach  /*  verbessert;  O  und  Kk  haben:  polozycz;  Sk:  pokupycz  y  poflapycz. 
^  Nach  P  verbessert;  Ka  hat  ebenfalls  W8zadzy1y;  Sk:  oßadzyfy]  0:wßaly. 
^  Im  Codex  steht:  neh  kmethe. 


294 


Ka  }u2iiiack  i. 


I'olniwrlmr  Tt'xi. 

ciyo  proliyly  to, 
yß  by  wali  pr»y 
prawyo  HZoftM- 
wyono,  top)  dla 
nyo  iiiyoly  by  jfo 
wl^adxics  w  yacK- 
thwo,  podlu^pra- 
wa. 


Daley  pnBymrze  I 
ly  djtecjcnciv  py- 
mvonve  od  ßwe- 
po  Oi*£0Ka,  a  prEV- 
iMo  Iv  tho  dsve- 
o«;i     ku      ßwvm 

• 

lathonu  tho  p»*ft 
dalev  dwaiiaeiTo 
lath»  tinW  to  py- 
mvonreono  moie 
d\»br«e  fwev  mat- 

m 

oio  daox  albo 
srvn^mv  iVomv 
prryrxHi«ouemv. 
koniu '  ouo  ohcn', 
'  I»«  y  3w  v'kleny  ik 
ir.aiky.     S  prawA 


Textes 

8prach ,  und  ihr 
peboton  hättet, 
da8H  (iio  euch  bei 
Rechte  la«Men,  so 
Hollteu  sie  ihn 
wepon  dem  nicht 
ins  Gefanpniss 
setzen  ,  nach 
Rechte. 


('z<s'hi8cher  Text. 

pro  to  do  wiese- 
nie  wfadity  wedle 
praweho  prawa. 


Art.  0  G8. 


Ferner  wenn 
einem  Kinde  von 
seinem  Vater  ein 
Ciutanstärbe,  und 
dieses    Kind     zu 

seinen    Jahren 
käme,    d.  i.  über 
Ew((lf  Jahre,  als- 
ilann  kann  es  die- 
ses    liut     seiner 
Mutter   wohl  ge- 
ben   t>der    einem 
anderen  seiner 
Anverwandten, 
^em  et»  «ill.  mit 
Hrlaubniss  «einer 
Muner  Vomr^vb- 
:en  Ke^'Lte. 


Geftlize  pedno- 
mu  dietieti  ftatek 
odvmrzel  po  g^ho 
otcxy,  a  geftli  to 
dietie  przyfflo  k 
fwym  letom,  przef 

dwanafte  leth. 
tehda  moz  dobrze 
ftatek  fwov  dati 
materzv  fwe  aue- 
ho  pednomn  gine- 
mn ,  'komuz  bv 
chtielo ,  a  \k*  i 
woly  materze  rw«r. 
uebo  ge«t  prawa 
die«diczka  vca  a 
prxir.'Z«-x:a. 


Uel>ersetrong    di«Me 

daas  sie  euch  bei 
Rechte  lassen,  so 
sollten  sie  ihn 
wegen  dem  nicht 

ins  GefÜngnisB 
setzen,  nachrech- 
.tem  Rechte. 


Wenn  einem 
Kinde  ein  Gnt 
angestorben  ist 
nach  seinem  Va- 
ter ,  und  wenn 
dieses  Kind  za 
seinen  Jahren  ge- 
kommen ist,  über 
zwQlf  Jahre,  als- 
dann kann  es  wohl 
sein  Gut  seiner 
Matter  geben 
•.•d«T  einem  An- 
deres .  wem  et 
wolhe.  und  dies 
mit  Winen  «noer 
M^*vtrT.  denn  sie 


An.  "  KC^. 


3»f    V*'.i>T\.  t    ^1.' 


*  *  • 


Zcülai      ••tkKT 


Die  polnische  KecensioD  der  Magdeburger  ürtheile. 


295 


Polnischer  Text. 

lenym  gycb  dze- 
dzynnego  pana, 
baudcz  on  ducbo- 
wny  albo  ßwyecz- 
ky,  az  on  gym  od- 
pufczy,  az  maya 
V  naß  ortel  bracz, 
albo  yß  mog^  po 
ortel  do  naß  cbo- 
dzycz,  czyly  czo 
gef t  prawo  v  waß  ? 


Myafta ,  targy 
albo  *wffy,*  czo 
leß^  pod  waßym 
prawem,  tho  geft 
pod  waßym  po- 
ßlußenTtwem  albo 
panftwem ,  czy 
moga  do  waß  po 
prawo  chodzycz; 
chczal  ly  by  teß  ^ 
ktory  pan,  bandz 
ducbowny  albo 
ßwyeczky ,  ßvo- 
ym     poddanczom 

przyßvoly[cz], 
*aby  mogly*  wa- 
ßego  prawa  pozy- 
wacz,^thym  moze- 
cze  *tbeß*  waße- 
go  prawa  myefcz- 
kyego  nadzelycz 
albo  wyrzecz,  po- 
dlug  prawa. 


üebersetznng  dieses 
Textes. 

Erlaubnis«    ihres 
Erbherren,  er  sei 

geistlich  oder 
weltlich,  falls  or 
ihnen  dies  frei 
Hesse,  dass  sie  bei 
uns  ein  Urtheil 
nehmen  sollen, 
oder  dass  sie  zu 
uns  um  Urtheil 
kommen  mögen, 
[sollte  noch  fol- 
gen: nun  es  bei 
uns  holen  dürfen], 
oder  was  sonst  bei 
euch  Recht  ist? 
Städte,  Märkte 
oder  Dörfer,  die 
unter  eurem  Ge- 
richte liegen,  das 
ist     unter    eurer 

Obedienz  und 
Herrschaft ,  die 
mögen  zu  euch 
ums  Recht  kom- 
men. Wollte  auch 
irgend  ein  Herr, 
er  sei  geistlich 
oder  weltlich,  sei- 
nen Unterthauen 
erlauben,  dass  sie 
euer  Recht  ge- 
brauchen möch- 
ten, denen  könnt 
ihr  wohl  euer 
Stadtrecht  'aus- 
folgen oder  aus- 
sprechen ,  nach 
Rechte. 


Czechischer  Text. 

now  gichz ,  ten 
bud  fwietfky  neb 
duchowni,  v  nas 
prawo  brati  mohu 
li,  czi  czo  prawo 
geft? 


Na  to  prawo 
prawime  my  kme- 
the  w  Maydbur- 
cze :  Miefta  a 
miefteczka  nebo 
wffy,  kterziz  pod 
waffy  rychtu  le- 
zie  nebo  fu,  ty 
mohu  V  was  pra- 
wo braty  Pak 
li  by  niektery 
pan,  fwietfky  neb 
ducbowny,  fwym 
poddanym  odpu- 
ftiti  chtiel  tak, 
aby  oni  prawa 
wafßeho  miefta 
pozywali ,  tehda 
wy  mozete  take 
gim  wafHeho  mie- 
ftczfkeho  prawa 
vdielity ,  wedle 
praweho  prawa. 


üebersetzung  dieses 
Textes. 

theile  mit  Willen 
ihrer  Herrn,  der- 
selbe sei  weltlich 
oder  geistlich, 
bei  uns  das  Recht 
nehmen  mögen, 
oder  was  sonst 
Recht  ist. 


Hierauf  spre- 
chen wii*  Schöffen 
zu  Magdeburg  ein 
Recht -.Städte  und 
Märkte  oder  Dör- 
fer, die  unter  eu- 
rem Gerichte  lie- 
gen oder  sind,  die 
können  bei  euch 
das  Recht  neh- 
men. Wollte  auch 
irgend  ein  Herr, 

weltlich  oder 
geistlich,  seinen 
Unterthauen  er- 
lauben also,  dass 
sie  das  Recht  euer 
Stadt  gebrauchen, 
alsdann  könnt  ihr 
ihnen  wohl  euer 
Stadtrecht  aus- 
folgen ,  nach 
rechtem    Rechte. 


*  Im  Codex  steht:  chcza  ly  teß  Ijy;  O  hat:  chcza  ly  teß  by;  P:  chczq  ly  Inf 

U/s. 
-  Nach  P  corrigirt;  Ka  hat  ebenfalls:  pozywacz;  0:  poßyczacz. 


296 


KaYuiniacki. 


Art.  0  176. 


rolni:^«.*her  Text. 

Kyedv  czlo- 
wyek  |>oddA*  ßyo 
prze<i  burgrabja 
ulbo  przed  fnn- 
dem  albo  przed 
raozczaniy  pod 
wylSe  prawo  <>cz- 
kolv  bandz ,  a 
thept»  iiye  dzyer- 
ßv,  czo  teil  o  to 
czlowyek  prze- 
patU,  albo  czo  o 
tho  iiiaya  czyiiycz 
podliig  prawa,  al- 
bo czo  *o  tho* 
geft  *prawü*? 

Podda  \y  ßye 
kto  przt*d  burgra- 
bya    pod    wyßhe 

prawü  oczkoly 
baiidz ,  a  nye 
dzyerßy  togo  albo 
nyo  Ipeliiy,  ten 
przepadl  ßefcz- 
dzyer>antli  ßela- 
gow ;  podda  ly 
ßyo  tako  przed 
ßyedzacz.M  rada, 
tedy  przei>adiiyo 
ßhefcz  y  trzy- 
dzyefbczy  ßela- 
pow,  tho  geft  8zlo* 
wyeiißkji  grzyw- 
11»;  a  rtaiiye  ly 
liye  tho  przed 
woytheni ,  tedy 
mv  przydze  za 
to  ofßin  ßelagow, 
f  prawa  prawego 
Mayd  borßky  ogo. 


Uebersetzung  dit?s«s 
Text«. 

Weun  sich  ein 
Mann  vor  dem 
Burggrafen  oder 
vor  dem  Geriehto 
oder  vor  den  Kath- 
mäiineru,  es  sei 
um  was  es  sei, 
unter  das  höchste 

Gericht  begibt 
und  das  nicht  hält, 
was  dieser  Mann 
darum  verfallen 
ist,  oder  was  man 
darum  thun  soll 
nach  Rechte  oder 
was  darum  Kecht 
sei? 

Begibt  sich  Je- 
mand    vor     dem 
!    Burggrafen  unter 
I    das  höchste  Kecht, 
I   es  sei  um  was   es 
sei,  und  er   dies 
■   nicht     hält    oder 
nicht    vollfilhret, 
so     ist     derselbe 
sechzig  Schillinge 
verfallen;   begibt 
er  sich  in  gleicher 
Weise    vor    dem 
sitzenden    Käthe, 
alsdann     verfällt 
er  sechsunddreis- 
sig  ^^chi}lingc,  das 
I    ist   eine   sloveni- 
sche   Mark ;    und 
geschieht  dies  vor 
dem   Vogte,    als- 
dann folgen  dem- 
selben acht  Schil- 
linge, vom   rech- 


(.'zeohisober  Text. 

Geftlize  byge- 
den  czlowiek 
przed  purkabo- 
wym  faudem  ane- 
bo  przed  radu  pod- 
wolil  fo  pro  nie- 
kteru  wiecz  pod 
naywyffim  pra- 
wera,  a  on  toho 
ne  zdrzy,  czo  on 
pro  to  powinon 
bude  purkabi,  ra- 
die  neb  rychtarzi 
z  prawa? 


N.  t.  p.  p.  m. 
k.  w  M:  Podwoli 
li  fo  kto  przed 
purkaby  pod  nay- 
wyffim prawem  a 
on  toho  ne  zdrzy, 

tehda  geft  «ui 
propadl  fetTtdefat 
ffylink;  pak  li  fe 
tt)  ftano  przi>d  fe- 
diczy  radu,  tehda 
tu  naywyfie  pra- 
wo  geft  ffeft  a 
trzidczat  rfylink 
wedle  obecznieho 
mieftczfkeho  fwo- 
lenie ;  pak  li  fe 
t<»  ftano  przed 
rvchtarzem,    teh- 

dy    geft    geho 

wettunk    viii 

i.ofm)  ffylink,  acz 

by  fe    to   ftah»    z 

profte  przyczyiiy. 


Ueb«r!«tzung   dieses 
Tvzte«. 

Wenn  ein  Mann 
sich      vor      dem 

bnrggriflichen 
Gerichte  oder  vor 
dem    Rathe    um 

irgend  welche 
Sache  unter  das 
höchste  Recht  be- 
gäbe, und  er  dies 
nicht  hielte,  was 
er  darum  dem 
Burggrafen,  dem 
Rathe  oder  dem 
Richter  schuldig 
wäre  nach  Rech- 
te ? 

H.  s.    w.   Seh. 

i  z.  M.  e.  R:  Be- 
gibt sich  Jemand 
vor    dem    Burg- 

I   grafen  unter  das 
höchste    Recht 
und  er  dies  nicht 

.  hält,  alsdann  ist 
er  sechiig  Schil- 
linge verfallen; 
geschieht  dies  vor 
dem  sitae nden 
Käthe,  alsdann  ist 
das  höchste  Kecht 
sechsunddreissig 
Schillinge  laut 
der  gemeinen 
städtischen  Will- 
ktthr ;  geschieht 
dies  aber  vor  dem 
Richter,  alsdann 
ist  sein  Gewette 
viii  (acht)  Schil- 
linge ,   falls    dies 


'  Im  Codex  steht  minder  richtig:  podda  ly  ßye. 


Die  polnische  Recension  der  Magdeburger  Uriheito. 


297 


Polnischer  Text. 


PjrUilyfczye  naß 
o  prawo  thymy 
ßlowy :  Gdy  by 
czego  w  naßem 
myerczkyein*  pra- 
wye  Dye  naleßyo- 
no ,  a  ta  rzecz 
nalezona  by  w 
ßyemßkyem  pra- 
vye  2  py  ffanym, 
mozem  ly  tho 
*gyfczye*  ßyem- 
ßkye  prawo  vy- 
rzecz '  za  nye- 
myeczßkye  pra- 
wo, albo  czo  o 
th6   geft  prawo? 


Wßythk^  py- 
ßuia  *ßij*  ludzom 
ßoftawyoiiy  y  da- 
ny  na  wyedzenye 
y  na  nauk».^  Prze 
tho  ktho  geft  przy- 

ßaßnykyem  y 
przyßagl  kv  pra- 
wu,  teu  moze 
podlug  lepßego 
ßwego  roßvma 
pyßma  naycz  or- 


UebersetziiDg  dieses 
Textes. 

ten   Magdeburgi- 
schen Rechte. 


Czecbiächer  Text. 


wedle 
prawa. 


praweho 


Art.  O200. 


Ihr  habt  uns 
um  Recht  gefragt 
mit  diesen  Wor- 
ten: Wenn  man 
etwas  in  unserem 
Weichbildrechte 
nicht  fände,  und 
dieses  gefunden 
wäre  im  geschrie- 
benen Landrech- 
te, ob  wir  dieses 
Landrecht  für  das 
deutsche  Recht ' 
aussprechen  kön- 
nen ,  oder  was 
darum  Recht  sei  ? 


Alle  Schriften 
sind  den  Men- 
schen überlassen 
und  gegeben  zum 
Wissen  und  zur 
Belehrung.  Da- 
rum wer  Schöffe 
ist  und  zu  dem 
Rechte  geschwo- 
ren hat,  der  kann 
nach  seinem  be- 
sten    Schriftver- 


Dale  geftli  by 
fe  komu  aneb 
niekomu  w  mie- 
ftie  prawa  ne  do- 
ftalo,  to  geft  zeby 
ortele  nalezti  ne 
vmiely,  a  na  to 
zeby  byl  ortel 
nalezen  w  zem- 
fkem  anebo  li  w 
manf  kem  prawie, 
moz  li  to  przi- 
giato  byti  za  pra- 
wo wy[k]pildfke, 
cziczo  za  prawo? 


N.  t.  p.  p.  m. 
k.  w  M.:  Wffecz- 
ka  a  wffelika  pi- 
fma  gfu  wydana 
k  wiedieni  a  k 
nauczeni  lidem. 
Pro  toz,  kteryz 
geft  kmeth  a  ma 
przifahu  ku  pra- 
wu ,  ten  muoz 
wedle  fweho  v- 
rzadu  a  iakz  nay- 


UebersetzuDg  dieses 
Textes. 

aus  einer  gemei- 
nen Ursache  ge- 
schehen   wäre, 
nach    rechtem 
Rechte. 


Ferner  wenn 
dieser  oder  jener 
in  der  Stadt  das 
Urtheil  nicht  be- 
kommen könnte, 
das  ist,  dass  man 
das  Urtheil  nicht 
zu  finden  wüsste, 
und  dieses  Ur- 
theil hiefttr  ge- 
funden wäre  im 
Land-  oder  im 
Lehenrechte,  ob 
dieses  für  das 
Weichbildrecht 

angenommen 
werden      könne, 
oder   was   Rech- 
tens? 

H.  s.  w.  Seh.  z. 
M.  e.  R.:  Alle  und 
allerlei  Schriften 
sind  den  Leuten 
zum  Wissen  und 
zur  Belehrung 
gegeben.  Darum 
wer  Schöffe  ist 
und  zu  dem  Rech- 
te geschworen 
hat ,  der  kann 
seinem  Amte  ge- 


*  l*  hat:  nyemyeczfkym;  ebenso  Ku;  Sk:  myefikym. 
'  Nach  P  verbessert;  in  0  steht:  praweni, 

>  Ebenfalls  nach  P  verbessert;  in  0  steht:  wyersycz. 

*  Diese  Stelle  ist  nach  P,  zum  Theile  nach  Sk  und  Ka  rectificirt;  in  O 
lautet  sie  folgendermassen :  Wfiythh^  pyßma  y  nauka  ludzom  ßo/tawyony 
y  dany,  Prze  tho  etc. 


298 


Kftlain  iacki. 


PoI-üii*r  Text. 

tel  T  «TTzecz  ua 
fiwa  pnyGaira.  A 
pTzymsL  \y  py 
prxeD  prz yganjr  * 
za  prawo,  tedj  ten 
ortel  ma  mTecz 
mocz.  Ale  lajra 
ly  gy,  tedy  mvCa 
1»  nym  do  vryGe^> 
praw;|,  jr^l^ye  to 
obyczaynye '  Cla 
po  prawo.  A  kto- 
rego  «fitela  jrefr«/ 
dopafcza  z  wyüe- 
go  prawA  albo 
poczwyrdza .  tbo 
maya  przyyacz  za 
prawo. 


T»-xt*-«. 

•  standniflü  da«  Vr- 
theil   finden   and 

.  an^sprcchen  auf 
seinen  Eid.  Und 
wenn      man      es 

'  ohne  .Scheltung 
f8r  Kecht  an- 
nimmt, dann  s<j11 
dienes  irrtheil 
Kraft  haben. 
Wenn  en  aber 
geflch'dten  wird, 
<lann     muM»    mit 

,  ihm  an  da«  höch- 
ste    Gericht    ge- 

.   schickt     werden, 

.    w«i  man  gewöhn- 

I 

lieh     um     Kecht 
I   ischickt  Und  wel- 

•  che«  Unheil  vom 
höchsten  Gericht 
zugelaaAen  oder 
bestätigt  wird, 
diesifoll  fürKfHrht 

angenommen 
werden. 


Czrthiwli«  Teil. 

lepe  rozomieti 
moz,  ten  ortel 
nalezty  p'xl  fwn 
przifahu.  Geftlize 
pak  tomu  orteli 
bude  folkowano 
bez  ot]xjni,  tehdy 
ten  ortel  mocz 
ma.  Pak  li  by  ten 
ortel  ftrafowan 
byl,  tehda  ma  fe 
f  nym  odwolati 
k  wyfTemu  prawu. 
A  czoz  potom  V 
wyfTiebo  prawa 
bude  nalezeno  za 
prawo ,  to  ma 
drzano  bvti.  Z 
praweho  prawa. 


T>berv!t2iiii|r   dicw» 
Text««. 

mäs«  and  wie  er 
dies  jun  besten 
verstehen      tuMg^ 

dieses  Uitheil 
finden  auf  seinen 
Eid.  Wenn  so- 
nach diesem  IJr- 
theil  Folge  gege- 
ben    wird     ohne 

Widosetzlich- 
keit,  alsiUnn  hat 

dieses  Urtheil 
Kraft  WOrde  aber 
diese»  Urtheil  ge- 
straft werden,  als- 
dann moss  man 
sich  mit  ihm  in 
das  höhere  Ge- 
richt ziehen.  Und 
was  hieniaf  im 
höheren  Gericht 
als  Recht  frefiin- 
den  werden  wird, 
da»  soll  gehalten 

>♦  erden.     Vom 
rechten  Rechte. 


Art.  O  21t). 


I'vtaivfrze  naD 
o  praw'i  telj.  iakr> 
wyele  przylJaCny- 
kow  ma  bvcz  na- 
mnyey  kii  gAyo- 
nemv  fandowy 
o  Ijwelka  "*  rz'^cz, 
aby  mngl  woyth 
fadzycz  podliic 
prawa  V 


Auch  habet  ihr 
uns  gefragt  um 
Re«.'ht.    wie  viele 

.Schöfft-n  zum 
minde.sten  Mein 
sollen  zum  geheg- 
ten Gericht**  um 
jeglirhe  Sache, 
damit    der    Vogt 

richten   möge 
nach  Rechte? 


Knietow  k  fau- 
du  hageny  kolik 
ma  byti  uayme- 
ni<r,  s  kteryniiz 
bv  wa5  rvchtarz 
ni'ihl  fand  zaha- 
giti? 


Der     Schöffen 
zum    Hegen    des 

Gerichtes     wie 
viele    zam     min- 
derten sein  miL«(- 
sen«  mit  welchen 
euer  Richter  das 

Gericht    hegen 
könnte? 


'  In   O  steht:  prz^ß  frzyjMtjy  aOto  przfffi  prz^fiagy   aU/*»  prz^ß  P^^ys^ny;  in 

Sk  blos:  f*eß  przyfiyngy ;  in   /'  und   Ka:  ie  h^.ß  prztjitany. 
'  Aus  Hk  vervollständigt. 
'  Sk  hat:  o  trßeika;  Kr.:  o  irje/ka. 


Die  polnische  Kecension  der  Magdebui^er  Urlheile. 


299 


Poloischer  Text. 

Przyßaßnykow 
mabycz  namnyey 
trzy:  geden,  czo 
ortel  ma  wyrzecz, 
a  dwa,  czo  k  temu 
maya  przyßwo- 
lycz.  S  tymi  mo- 
ze  woyth  fand 
gaycz  y  fandzycz, 
czo  trzeba,  nye 
ma  ly  albo  nye 
moze  ly  gycb 
wyaczey  myecz, 
a  to  geft  prawo 
podlug  prawa. 


Gdy  kto  zaluge 
na  nyewyafta 
ßwyathky  o  gey 
dlug  albo  o  ßlu- 
byenye ,  *  a  ona 
chczala  by  ßama 
ßye  odprzyßancz,' 
ktho  thv  geft  bly- 
ßy,  ona  ly  blyßa 
ßya  odprzyßancz 
famn,  czyly  blyßy 
powod  nayn  ßwya- 
thky dokonacz, 
albo  czo  o  to 
geft  prawo? 


Zaluge  ly   kto 
na    nyewyafta    o 


Uebersetzung  dieses 
Textes. 

Der  Schöffen 
sollen  mindestens 
dreie  sein:  einer, 
der    das    Urtheil 

auszusprechen 
hat ,  und  zwei, 
die  dem  zu  will- 
fahren haben.  Mit 
diesen  kann  der 
Vogt  das  Gericht 
hegen  und  rich- 
ten ,  was  noth- 
wendig  ist,  falls 
er  ihrer  mehr 
nicht  hat  oder 
nicht  haben  kann, 
und  dies  ist  Recht 
nach  Rechte. 


Czechiscber  Text. 

N.  t.  p.  p.  m. 
k.  w.  M.:  Kme- 
t^w  ma  naymenie 
byti  trzie  k  faudu 
hageny:  geden  k 
ortelom  nalezeny, 
a  dwa,  geff to  tomu 
folkugy.  [S  tymi 
moz  rychtarz  fand 
hagity  y  faudity], 
geftlize  gich  wie- 
cze  ne  ma  aniz 
moz  mieti,  wedle 
praweho     prawa. 


Art.  0  247. 


Wenn  Jemand 
eine  Frau  mit 
Zeugen  beklagt 
um  Schuld  oder 
um  Gelübde,  und 
sie  möchte  selbst 
sich  abschwören, 
wer  da  näher  ist, 
ob  sie  näher  ist, 
sich  selbst  abzu- 
schwören ,  oder 
ob  der  Kläger 
näher  ist,  sie  mit 
Zeugen  zu  über- 
führen, oder  was 
darum  Recht  ist? 


Beklagt       Je- 
mand  eine   Frau 


Dale  kdyby 
gedna  zena  obza- 
lowana  byla  fe 
fwiedky  o  dluh 
neb  o  flib,  a  zeby 
ona  chtiela  fama 
fwu  ruku  odgity, 
geft  li  onablizffy  ^ 
fama  fwu  ruku 
gednu  odgity,  czi- 
li  zalobnik  blizffy 
bude  gy  prze- 
fwiedczity  fwymi 
wyffimi  pomocz- 
nymi  lidmi,  neb 
czo  w  tom  prawo 
geft? 


N.   t.  p.  p.  m. 
k.    w.   M.:    Bude 


üebersetzung  dieses 
Textes. 

H.  s.  w.  Seh. 
z.  M.  e.  R.:  Der 
Schöffen  sollen 
mindesten  dreie 
sein  zum  Hegen 
des  Gerichtes : 
einer ,  der  die 
Urtheile  findet, 
und  zwei,  die  dem 
Folge  geben.  [Mit 
diesen  kann  der 
Richter  das  Ge- 
richt hegen  und 
richten],  falls  er 
ihrer  mehr  nicht 
hat  oder  nicht 
haben  kann,  nach 
rechtem    Rechte. 


Ferner  wenn 
eine  Frau  an- 
geklagt worden 
wäre  mit  Zeugen 
um  Schuld  oder 
um  Gelübde,  und 
sie  selbst  mit 
eigener  Hand  ent- 
gehen möchte, 
ob  sie  näher  ist, 
selbst  mit  eigener 
Hand  zu  ent- 
ge)ien,  oder  ob 
der  Kläger  näher 
sein  wird,  sie  mit 
seinen  Eideshel- 
fern zu  überzeu- 
gen ,  oder  was 
darum  Recht  ist? 

H.  s.  w.  Seh. 
z.  M.  e.  R. :  Wird 


'  Nach  Sk  rectificirt;  in  O  steht  wohl  durch  Verschreibung :  o  filuhne, 
3  Sk  hat  statt  dessen :  a  ona  chczyala  hy  tego  ßama  odhycz, 
^  Im  Codex  folgt  noch  ein  überflüssiges:  odgity. 


300 


K»lu2n  iacki. 


roluisvher  Text. 

dliip  albo  o  ßlu- 
bttwaiiyo  pey,  to 
gefi  oiia  blyßya 
cMlydcz  *  rama  fwa 
rankn,  uyßly  by 
kto  na  nya  niogl 
dokonacz,  a  tho 
geft  podlug  pra- 
wa  jirawego. 


Textt?!. 

um  Schuld  oder 
um  ihr  Gelübde, 
so  ist  810  näher 
selbst  mit  eigener 
Hand  zu  ent- 
gehen ,  als  da88 
sie  Jemand  über- 
führen könnte, 
und  dies  ist  nach 
rechtem    Hechte. 


Cze^histher  Text. 

li  gedna  zena  ob- 

I   zalowana  o  dluh 

I   nebo      pro      flib 

fwoy,    toho    geft 

'   ona  blizffy  odgity 

fama    fwu    ruku, 

a  no  moz    prze- 

fwie^lczena    byti 

kromio  faudu  ha- 

goneho  wedle  pra- 

weho  prawa. 


Utfber(«taning   dieses 
Textes. 

eine  Frau  beklagt 
um  Schuld   oder 
um   GelQbde,   so 
ist  sie  nSher,  dem 
selbst  mit  eigener 
Hand     lu      ent- 
gehen ,    und    sie 
kann  nicht  über- 
führt     werden 
ausserhalb  des  ge- 
hegten Gerichtes, 
nach    rechtem 
Rechte. 


Aber  auch  jene  Artikel,  von  denen  ich  sagte,  dass  sie 
im  Vergleich  zu  den  betreffenden  Artikehi  der  polnischen  Re- 
cension  rilcksichtlich  ihres  Wortlautes  etwas  weiter  gehende 
Differenzen  bieten,  stimmen  mit  ihnen  im  Uebrigen  in  einer 
Weise  überein,  die  eine  ziemlich  llberraschende  ist.  Ich  ftlbre 
beispielshalber  (selbstverständlich  mit  entsprechender  deutscher 
Uebersetzung)  folgende  an: 


Art.  0  11. 


Pytalyfcze  naß 
o  prawo  thymi 
slowy:  Przylila 
gedua  nyewyafta 

przed     gayony 
ßand     •  y  *     yeft 
fwe  pyinyeuyo  y 
ßwa  rzccz  wßdnla 
y   vftanowyla,    y 
ti»    zapyßano,    y 
vczynyla    ßwopo 
bratha  opyekadl- 
nykyem  '  kv  do- 
konanyv    gey 
wßdanyv,'  iako 
rtogy  zapyßano  od 


Ihr  habt  uns 
um  Kocht  gefragt 
in  diesen  Worten : 
Es  ist  eine  Frau 
gekoninion  vur 
(las  gehegte  Ge- 
richt und  hat 
ihre  Habe  und 
ihro  »Sache  ge- 
geben und  be- 
stellt, und  d(is  ist 
eingeschrieben, 
und  hat  ihren 
Bruder  zum  Vor- 
munde gemacht 
zurVollstreckung 


Dalie  walTie 
otazka  «)  prawo, 
ze  przed  l'aud  ha- 

'  geny  przilTla  geft 
pani  gcdna  a  rzie- 

:  dila  y  odewzdala 
geft   fwe    zbozie, 

\  iakoz  podopfano 
ftogy,  a  zpuosob 
vczinila  dietem 
fwym  a  poruczni- 

\  ka,  aby  to  ode- 
wzdanio  a  /rzieze- 
uiu  naplnil.  A  tak 
flowo  od  flowa  w 
liftu      kmctfkem 


Ferner  ist  euro 
Frage  um  Recht» 
dass  vor  das  ge» 

hegte    Gericht 
eine     Frau     ge- 
kommen ist,  und 
sie  hat  ihre  Habe 
bestellt  und  auf- 
gereicht, wie  un- 
ten    geschrieben 
steht,    und  ihren 
Kindern       einen 
Lebensunterhalt 
gesichert  hat  und 
einen    Vormund, 
damit     er    diese 


^   tik  hat  wiftt/cz;  Kit:  ndycz. 

2  P  hat:  opyekadlnyka, 

3  Sk  hat:  doniit;   Kie:  ilatcanyv;  /':  lUiiiyv, 


Die  polnische  Rcccnsion  der  Ma(i;debur(;cr  Uribeile. 


301 


Polnisdier  Text. 

ßlowa  do  ßlowa 
w  przyßyaßnym  * 
reyftrze.  A  gdy 
yvßetha  nyewya- 
rta  vczynyla  tlio 
danye,  poßla  za 
maß  y  vmarla. 
Potliem  przyßedl 
gey  m^ß  przed 
gayny  ßand  y  py- 
tal  ortela  thymy 

ßlowy :       Gdy- 
czyem  ya  ßyedzal 
ßwa  zon?}  w  gyey 
gymyenyv      pel- 

nym     prawem, 
mam  ly  ßwey  ze- 
nye  prawo  odzyer- 
ßecz  y  doßagn^cz 

gyd^czego  gy- 
myenya  y  nyegy- 
daczego   gey  gy- 
myenya ,    czyly  ^ 
czo  prawo  *gef t*  ? 

They  vmarley 
nyewyafty  brath 
rzekl  naprzeczyw 
themu:  Pytham 
prawa ,  mam  ly 
lepße  prawo  k 
them  V  gy  my  eny  V, 
gdyß    ona    mnye 

przed  gaynym 
(andern  ß  pelnym 
prawem  gey  gy- 
myenye  wßdala 
*y  fpufczyla*  pyr- 
wey,  nyßly  gego 
sona    ßoftala;    a 

*o*    tho    ßye 
byersado  reyftra 


TIebersetzung    dit«*».«; 
Textes. 

ibror  Gabe,  wie 
dies  gescbrieben 
Rtebt  von  Worte 
zu  Worte  im 
Scböflfenrogister. 
Und  wie  diese 
Frau  diese  Gabe 
schon  getban  hat, 
nahm  sie  einen 
Mann  und  starb. 
Alsdann  kam  ihr 
Mann  vor  das  ge- 
hegte Gericht  und 
fragte  Urtheils 
mit  diesen  Wor- 
ten: Nachdem  ich 
mit  meiner  Frau 
in  ihrer  Habe  mit 
vollem  Rechte 
gesessen  bin,  ob 
ich  das  Recht 
meiner  Frau  zu 
übernehmen  und 
ilir     bewegliches 

und    unbovveg- 
liches  Gut  zu  er- 
langen habe,  oder 
was    Recht    .sei? 
Dem       entgegen , 

sprach  dieser 
todten  Frau  Bru- 
der :  Ich  frage 
das  Gericht,  ob 
ich  ein  besseres 
Recht  auf  dieses 
Gut  habe,  zumal 
.sie  mir  ihr  Gut 
vor  dem  gehegten 
Gerichte  mit  vol- 
lem Rechte  tiber- 
reicht und  über- 


Czechificber  Text. 

rtogi:  Coram  qui- 
bus  veniens  ho- 
nefta  matrona  etc. 
A  kdyz  ta  na- 
przed  pfana  pani 
to  wzdanie  vczi- 
nila ,  y  pogiala 
fobie  muze  y  vm- 
rzela.  A  potom 
prziffel  geft  ten 
muz  przed  fand 
hageny  a  tazal 
fe  z  prawa,  ponie- 
wadz  on  przeby- 
wal  geft  8  man- 
zelku  f  wu  w  zbozy 
gegiem  f  plnym 
prawem  a  w  tom 
zamrzel  geft  w 
wffem  prawie,  acz 
by  on  miel  prawo 
te  panie  odrzeti, 
aneb  czo  by  toho 
prawo  bylo  na 
mowitem  ftatku  a 
na  fwerffcziech 
toho  zbozie  ?  Pro- 
ti  tomu  odpieral 
geft  te  vmarle 
zeny  bratr  a  rzekl : 
Ya  fe  tiezy  z  pra- 

weho    prawa, 
geftli     to    zbozie 
wietffim  prawem 

na  mnie  geft 
odvmrzelo,  ponie- 
wadz  mi  ona  pra- 
wie a  rozomnie 
przed  faudcm  ha- 
genym   fe    wffim 

poruczenftwim 


Uebersetzuog    dieses 
Textes. 

Gabe  und  diese 
Bestellung  voll- 
strecke. Und  es 
steht  im  SchOffen- 
brief  von  Worte 
zu  Worte  also : 
Coram  quibus 
veniens  honefta 
matrona  etc.  Und 
wie  diese  vorge- 
nannte Frau  diese 
Gabe  gethan  hat, 
nahm  sie  einen 
Mann  und  starb. 
Da  kam  dieser 
Mann  vor  das  ge- 
hegte Gericht  und 
fragte  Rechtens, 
ob  er,  da  er  mit 
seiner  Frau  in 
ihrer    Habe    mit 

voHem  Rechte 
verblieben  und 
auch  darinnen  be- 
storben  wäre  mit 
allem  Rechte,  das 
Recht  dieser  Frau 
zu  übernehmen 
hätte ,    oder    was 

sonst  dessen 
Recht  wäre  auf 
das  bewegliche 
Gut  und  auf  die 
Gesammtheit  die- 
ser Habe?  Dem 
entgegen  antwor- 
tete der  Bruder 
der  todten  Frau 
und  sprach:  Ich 
frage     Rechtens, 

ob  mir  dieses  Gut 


^  Nach  8k,  beziehungsweise  nach  Ka  rectificirt;  O  und  P  hshen:  pi/ßanem. 
2  Nach  P  rectificirt;  O  hat:  eyltf  ly. 


302 


KalninUekl. 


Polnischer  Text 

przyßyaDnycsego 
C»o  s  prawa*  gefth 
myedsy  th3rma 
dwjema. 


Na  to  my  przy- 
ßaßnyczy  z  Maid- 
borkv  mowyemy 
pravvo :  Czokoly 
maß  gydaczego 
gymyenya  ßwey 
zeuye,  poky  by- 
la  zywa,  k  xobye 

wßal,  myal  y 
dzyerzal,  to  ma 
my  ecz  y  dzerßecz ; 
ale  rtogyaczo  gy- 
myenye  y  gyne 
nyeftoyacze,  kto- 
re  maß  ♦they* 
nye     dzerßal    za 

zywotha    zony 
fwey,  tho  przydze 
gey  brathu  8  pra- 
wego  prawa,  yako 


üebersetnmg  dieses 
Textes. 

lassen  hatte,  be- 
vor sie  noch  seine 
Frau  wurde;  und 
ich  ziehe  mich  in 
Betreff  dessen  an 
das  Schöffenre- 
gister. Was  nun 
Rechtens  ist  zwi- 
schen diesen  bei- 
den? 


Hierauf  spre- 
chen wir  Schöffen 
von  Magdeburg 
ein  Recht:  Was 
immer  der  Mann 
an  beweglicher 
Habe  seiner  Frau, 
so  lange  sie  lebte, 
zu  sich  nalmi, 
hatte  und  hielt, 
das  hat  er  zu 
haben  und  zu 
halten;  aber  ste- 
hende Habe  und 
andere  nicht  ste- 
hende, die  der 
Mann  zu  Leb- 
zeiten seiner  Frau 
nicht  hielt ,  die 
folgt  ihrem  Bru- 


Csediisdier  Tezi 

podaU  y  otewada- 

la  prwe,  nezli 
gehe  manzelku 
byla;  a  toho  fe 
tahnu  ne  kmet- 
fky  list.  Protoz 
proßme  was  z 
prawa ,  czo  by 
mezy  obiema  ftra- 
nami  prawobylo? 


Na  to  prawo 
prawime  my  kme- 
the  w  Maydbur- 
cze:  Czoz  by  ten 
czlowiek     ftatku 

mowiteho  fwe 
manzelky ,  do- 
kudz  ona  zywa 
byla,  w  fwe  obra- 
nie  miel,  przigal 
a  wzal,  to  on  ma 
fobie  *     miety     a 

obdrzeti  krom 
toho,  czo  z  ku 
grodu  przifflu- 
flie;  ale  ftoiate 
zbozie  wlaftnie  a 
gine  zbozie,  kte- 
rez  geft  odrm- 
rzeno  wnie  obra- 


üebeiwfaEnsg  dioii 
Textes. 

mit  mehrSB 
Rechte  ang«to^ 
ben  sei,  mmtl 
sie  mir  danetbe 
redlich  und  rer 
ständig  vor  den 

gehegten   Ge- 
richte  mit  aller 

Vormundschaft 
früher  übergeben 
und  überreiehi 
hatte,  bevor  «e 
noch  seine  Frau 
ward;  und  in  Be- 
treff dessen  sehe 
ich  mich  an  dsa 
Schöffenbriet  Ds 
bitten  wir  wdi 
vom  Rechte,  was 
zwischen  beidas 
Parteien  Reckt 
wäre? 

Hierauf  i[MPe- 
chen  wir  Schöftn 
zuMagdeburgä« 
Recht:  Was  diMer 

Mann  an  bewe^ 
lieber  Habe  seiner 

Frau,  so  lange  »• 
lebte,  in  seiner 
Wehre  hatte,  ao' 

nahm    und  in 
eigen  behaaptel»^ 
das  soll  er  habet*- 
und      behaupte« 

mit  Ausnahme 
dessen,    was  tnr 
Gerade     gehSrt; 
aber  stehende  ei- 
gene und  andere 
Habe,  die  anaeer- 
halb    der  Wehre 


*  P,  Sk  und  Ka  haben:  za  pratco. 

'  Im  Originale  folgt  noch   ein  überflüssiges:  nia. 


Di«  polnische  Rceennion  der  Magrdebnrger  Urtheile. 


303 


Polnischer  Text. 

^mv  *gego*  ßyo- 
rtra  wßdala  y  ßa- 
pyfala. 


Daley '  moze 
c7.1owyek  fwa 
rzecz  albo  gjmje- 
nye  w  dludze  za- 
ftawycz,  ocz  ban- 
dze  najm  zalo- 
wano,^  a  tho  ma 
Tczynycz  przed 
thym  sandza  albo 
prawom ,  g-dze 
ßlucha  ku  prawn 
podlug  prawa  pra- 
wej^o. 


Daley  pytalyf- 
czye  naß  o  pra- 
wo:   Gdyby  ktho 

TC2ynyl    nagla 
necK  nad  syroth§ 

albo    nad    go- 
fczjem,  albo  nad 
takym,  czo  by  thu 

prsEyrodzonych 


Uebersetzung   dieses 
Textes. 

der  Yom  rechten 
Rechte ,  wie  sie 
ihm  seine  Schwe- 
ster aufgereicht 
nnd  yerschrieben 
hat. 


Czechisdier  Text. 

ny  toho  muze,  to 
przlTlurne  dietem 
te  panie  w  te 
mierze  a  tak,  ia- 
koz    geft    przed 

rychtarzem  a 
kmethy  zpofobila 
a  dala  wedle  pra- 
weho  prawa. 


Art.  0  82. 


Ferner  ein 
Mann  mag  seine 
Sache  oder  sein 
Gut  flir  Schuld, 
um  die  er  ver- 
klagt würde,  wohl 
versetzen,  nur  hat 
dies  zu  thun  vor 
dem  Richter  oder 
dem  Gerichte,  zu 
welchem  er  ge- 
hört nach  rech- 
tem Rechte. 


Na  to  prawo 
prawime  my  kme- 
the  V  Maydbur- 
cze:  Ne  moz  za- 
dny  czlowiek  pro 

dluh  zartawiti 
zbozie  fweho,  o 
kterez  geft  on 
obzalowan,kterez 
w  te  rychtio  ne 
zalezy  tu ,  kdez 
geft  on  obzalo- 
wan,  lecz  on  to 
vcziny  w  te  rych- 
tie,  tu  kdez  to  za- 
lezy wedle  pra- 
weho  prawa. 


Art.  0  124. 


Femer  habt  ihr 
uns  um  Recht 
gefragt :  Wenn 
Jemand  eine  ge- 
waltsame That  an 
einer  Waise  oder 
an  einem  Gaste, 
oder  an  einem 
Solchen  verübte. 


Dale  moz  li 
rychtarz  doby  wati 
bezprawie  fyrot- 
czieho  aneb  zena 
aneb  niekto  giny 
pro  pana  boha  az 
do  przietele  przi- 
buzneho,  a  take 
w   tom   postihani 


üebersetzong  dieses 
Textes. 

dieses  Mannes 
abgestorben  ist, 
die  gehört  den 
Kindern  dieser 
Frau  in  dieser 
Weise  und  also, 
wie  sie  dies  vor 
dem  Richter  und 
den  Schöffen  ver- 
ordnet und  ge- 
geben hat,  nach 
rechtem    Rechte. 


Hierauf    spre- 
chen wir  Schöffen 

zu  Magdeburg 
ein  Recht:  Kein 
Mann  mag  für 
Schuld  versetzen 
sein  Gut,  um  das 
er  verklagt  ist 
und  das  nicht  im 
Gerichte  liegt,  wo 
er  verklagt  ist, 
sondern  er  thut 
dies  in  diesem 
Gerichte,  wo  das 
hingehört  nach 
rechtem    Rechte. 


Ferner  ob  der 
Richter  oder  eine 
Frau  oder  Je- 
mand Anderer  bis 

zum    nächsten 
Freund  das  einer 
Waise  zugefügte 
Unrecht    fordern 
kann  durch  Gott 


1  In  Sk  folgt  noch:  teß, 

^  P  hat :  cxo  hqdxe  na  nyt  xedowano;  Ka  und  Sk:  czo  bandze  nany  zahtvaiw. 


304 


Kaliizniaicki. 


Tolni'H'lier  Teit, 

nje  myal,  moze 
\y  wojrth  ftlbo  ßa- 
dx^  fordrowacz 
albo  gyny  czlo- 
wjek  ax  do  ge^ 

prxvrodxonjch 
priTfcxya       prxe 
bog,    albo    moxe 
Iv    w   them    for- 

« 

drowaiiyv      tego 

teD  zaracxycz 
albo  xacxwyr- 
dzycz  az  do  przy- 
fczya  gego  przy- 
nMlzonycb,  czyly 
czo  geft  f  prawa 
prawego  Mayd- 
[burelcvego]? 


Wovth  albo 
Dandza  moze  ßv- 
rothnych  ludzy, 
ßlowye,  czo  przy- 
rodzonycb  thu 
nye  maya,*  nagle 
foldrowacz  rze- 
czy,'  yako   przy- 

rodzeny    gych, 
♦gdy»    by  «thv* 
byly,'  a  tho  geft 
f  prawa  prawego. 


I 


l'elH'iX'tzun^   diHse> 
TfXtcfs. 

der     bior    keine 

Anven«*aiidten 
bütte,  ob  der  Vogt 
oder  der  Kicbter 
oder  ein  anderer 
Mann  die» fordern 
darf  bis  znr  An- 
kunft Reiner  An- 
verwandten durcb 
Gott,  odor  ob  er 
in  dieser  Forder- 
ung denselbigen 
verbürgen  oder 
verfesten  mag  biv<« 
zur  Ankunft  sei- 
ner Anverwand- 
ten ,  oder  was 
Kecbt  pei  vom 
recbten  Magde- 
burgiscben  Kerb- 
te? 

Der  Vogt  <»der 
der  Kicbter  kann 
die  (lewalttbätig- 
keiten,  die  ver- 
waisten Leuten, 
d.  i.  solcben,  die 
bier  keine  Ange- 
börigen  baben, 
zugefügt  wären, 
wie  ibre  Ange- 
biirigen    fordern, 

falls    sie     bier 
wHren,  von  rocb- 
tem  Recbte. 


<  VeehiM'lH'r  Texl. 

tobo  gifteho  mos 
li  zatwrditi  ax  do 

przitonniofti 
przietele  prziroxe- 
nebo,  czi  czo  pra- 
wo  geft? 


N.  t.  p.  p.  m. 
k.  w.  M. :  Kvcb- 
tarz  moze  dobrze 
bezprawie,  kterez 
fe  diege  lidem 
fvrvni ,  zalowati 
tak  dobrze,   iako 

przietel   pome- 
czy  (! ) ,     kdy     by 
przitomen       byl, 
wedle      prawebo 
prawa. 


rebersetsong  dieMc 
Textes. 

und  ob  er  in 
dieser  Fordeniii| 
den  Betreffmidm 
verfesten  kann 
bis  znr  Anweten* 
heit  eines  aiifs- 
borenen  Freon- 
des ,  oder 
Recht  ist? 


II.  8.  w.   8ch. 
z.  M.  e.  R.:  Der 

Rtcbter  kann 
wobl  das  Unrecht, 
das  ven^-aisten 
Lenten  geschieht, 
eben  so  gut  kU- 
gen ,      wie     der 

angel>orene(?) 
Freund,  wenn  er 
anwesend     wire, 

nach     rechtem 
Rechte. 


Art.  O  162. 

Gdy  czlowyeka    !        Wird  ein  Mann  Oeftlize       by 

ozaluya  o   glowa        um   Todtscblag  niektery    czlo- 

albo  o   czyaßkye       oder  um  schwere       wiek  byl  obxalo- 


Wenn  ein  Mani 
angeklagt  wordeir-aa 
wäre    am    Hilfe 


*  Im  Codex  folgt  noch  ein  Übertiüssiges  und  in  P  nicht  vorhandenes: 

'  Sk  hat :  ntufl^t/  rzeezy  /ordrmcacs, 

3  Im  Codex  steht  ein  sinnloses:  «r  btfltf. 


Die  polnUcfae  R«censioD  der  Ma|;deburger  Urthntlc. 


305 


fext. 

^y  po- 

»»yeal- 

^rtaw-y, 

poran- 

rpyecz ' 

ipicz,  a 

le  thych 

,     czfo 

S  ofßm- 

yda  za 

oß  cze- 

,ko  teil 

praw 

gdyby 

bo    by 

nye- 

albo 

:eft  za 

^odlng- 


y  kto 
^y  oza- 
glowa 
r'aßkye 
I  pofta- 
cu  pra- 
en  po- 
in  zayn 
war- 
*  ßa  o 
ßmiiaf- 


low,   a 


üebersetzung  dieses 
Textes. 

Wunden  ange- 
klagt und  dieser 
Mann  einen  Bür- 
gen zu  Gerichte 
stellt,  und  wenn 
er  sich  dann  nicht 
stellt  oder  nicht 
gestellt  wird,  was 
der  Bürge  dafür  . 
zu  leiden  oder  zu 
zahlen  hat,  und 
wie  viele  dieser 
Heller,  derer  bei 
uns  18  für  einen 
böhmischen  Gro- 
sclien  gehen,  und 
wie  dieser  Ange- 
klagte gerecht- 
fertigt sein  soll, 
wenn  er  meinen 
oder  sagen  würde, 
dass  er  unschul- 
dig sei,  oder  was 
darum  Recht  ist? 


Bürgt  Jemand 
für  einen ,  den 
man  um  Todt- 
schlag  oder  um 
schwere  Wunden 
verklagt  hat,  und 
ihn  nicht  vor  das 
Gericht  stellt,  als- 
dann hat  dieser 
Bürge  für  ihn  das 
Wehrgeld  zu  zah- 
len, das  sind  für 


CÄechlscher  Text. 

wan  o  pomocz  o 
mord,  anebo  o 
ranu,  a  ten  czlo- 
wiek  bude  wyru- 
czen  ku  prawu, 
aby  ftal,  a  potom 
neftane  ku  pra- 
wu, czo  by  rukoy- 
mie  geho  za  to 
trpieti  niiel,  ane- 
bo miel  li  by  czo 
za  to  rychtarzi 
daty  peniez,  kte- 
rychz-to  peniez 
V  nas  za  geden 
czefky  grofs  ffeft- 
naczt  peniez,  ne- 
bo  kterak  ten 
gifty  pomocznik 
toho  mordu  miel 
by  prazden  byti, 
geftli  ze  te  geft 
przed  prawem  k 
newinie  poddal, 
neb  czo  toho  pra- 
wo  geft? 


N.  t.  p.  p.  m. 
k.  w.  M.:  Wyru- 
czy  li  geden  czlo- 
wiek  druheho  o 
pomocz  z  mordu, 
a  ne  poftawy  ge- 
ho, tehda  ma  ten 
rukoymie  dati  za- 
lobnikowi  wer- 
gelth ,  to  geft 
ofmnafte  ffuntow, 
a  rychtarzy  geho 


Tlebersetzung   dieses 
Textes. 

leistung  bei  einem 
Morde    oder    um 
eine  Wunde,  und 
dieser  Mann  ver- 
bürgt    wäre    bei 
dem  Rechte,  dass 
er     erscheinen 
würde,  und  dann 
nicht      erschiene 
vor  dem  Gerichte, 
was    sein    Bürge 
hiefür   zu    leiden 
hätte,  oder  ob  er 
dem  Richter  hie- 
für    was    Geldes 
zu    geben   hätte, 
welches     Geldes 
bei  uns  für  einen 
böhmischen  Gro- 
schen   16  Heller 
gelten,  oder  wel- 
cher   Art     der 
besagte       Helfer 
dieses        Mordes 
sich      entledigen 
könnte,    falls    er 
sich      vor      dem 
Rechte  auf  seine 
Unschuld  berufen 
hat ,     oder     was 
darum  Recht  ist? 
H.    s    w.    Seh. 
z.  M.  e.  R.:  Bürgt 
ein      Mann      für 
einen  anderen  um 
Hilfeleistung  bei 
dem   Morde    und 
ihn    nicht    stellt, 
dann    hat    dieser 
Bürge   dem  Klä- 
ger das  Wehrgeld 
zu    geben,    d.   i. 
18    Pfund,     und 


anstatt  dessen :  czo  n  tho  mvffij  porqczni/k  cxifrpyecx. 
I>er.  d    pbil  -bist.  Cl.     ('XI.  Md.  I.  Hfl.  20 


300 


Ka>n<niacki. 


PoliuHcher  Text. 

woythowy    wynn 

ofßm  ßßlagow 
pyenftdzy;  ale  o 
rany,  acz  o  czyaß- 
kyo,  poracxnyk 
ma  zaplaczyczf  o- 
lowyczn  wargel- 
thv,*  to  peft  (Izyc- 
wyacz  funthow,  a 
woytliowy  ßyodm 
ßolagovv  wyiiy;  a 
myony  ly  ktho 
*teß*  ßwn   nyo- 

wyiinofcz ,  ten 
moze  ßam  odycz 
ß\v;}  ranka  alho 
ßamotrzecz,  oza* 
luya  ly  po^  ß 
ßwyatliky  »  pra- 
wa. 


TelxTSfetzunp  dieses 
Text«*. 

den  Todtschlag 
18  Pfund  und 
dem  Vogte  acht 
Schillinge  Heller 
als  Buaso ;  aber 
fUrWundon,  wenn 
auch  fllr  schwere, 
hat  der  Bürge  die 
Hälfte  desWohr- 
geldcH  zu  zahlen 
und  dem  Vogt 
Hieben  Schillinge 
Busse;  und  wenn 
Jemand  seine  Un- 
schuld behauptet, 
der  kann  allein 
mit  seiner  Hand 
entgehen  oder 
selbstdritt ,  falls 
er  mit  Zeugen 
augeklagt  wird, 
vom  Rechte. 


'Vechischer  Toxt. 

wottnnk  ofm  ffy- 
link ,  a  kazdy 
ffunt  czini  dwa- 
czeti  rCylink ,  a 
kazdy  ITylink  czy- 
ni  dwanafte  hale- 
rzuw  tiech  poniez. 
Goftli  pak  gePt  o 
rann ,  tehdy  da 
ten  ruk(»ymi  puol 
wergeltu,  to  geft 
dewiet  ffuntow,  a 
rychtarzy  gehe 
wettunk  ofm  ffy- 
link  takowych 
peniez ,  iakoz  w 
te  rychtie  gdu  a 
beru.  Pak  li  ge- 
deu  poda  fe  k 
newinie  z  to  po- 
nioczy,  ten  moz 
odgiti  fwu  fa  nie- 
ho    gednu    rukn. 

A  geftlize  se 
fwicdky  obzalo- 
wan,  tehdy  odey- 
de  famtrzeti  we- 
dle praweho  pra- 
wa. 


Art.  O  1G5. 


('«hersetniiig  diem 
Text««. 

dem  Richter  seine 
Wette  acht  Schil- 
linge,  und  jedes 

Pfund  macht 
zwanzig  Schillin- 
ge ,     and    jeder 
Schilling      iwOlf 

Heller     dieser 
Münze.  Wenn  es 
sich  aber  um  eine 
Wunde    handelt, 
dann  gibt  dieser 
Bürge  das  halbe 
Wehrgeld,    d.  i. 
neun  Pfand,  und 
dem  Richter  seine 
Wette  acht  Schil- 
linge    solcher 
Münze,    wie   lie 
in    diesem     Ge- 
richte  gellt   und 
genommen   wird. 
Wenn  sich   aber 
Jemand  in  Betrefif 
dieser   Hilfeleist- 
ung für  unschul- 
dig erklKren  wür- 
de, der  kann  mit 
der   einen  Hand 
seiner  selbst  ent- 
gehen. Ist  er  aber 
mit   Zeugen   an- 
geklagt   worden, 
dann   entgeht  er 
selbstdritt     nach 
rechtem    Rechte. 


Moga  ly  przy- 


Oh  die  Schöffen   '        Dale    mohu   li 
ßaßnyczy  alho     i   oder  der  Richter   i    rychtarzakmethe 
woyth    ortel    od-       ein   Urtheil   ver-   .   s  ortelem  prodle- 


Ferner  ob  der 
Richter  und  die 
Schöffen  ein  Ur-< 


*  Im  Codex  steht  fälschlich:  wargeUho. 

'  Nach  P  verbessert;  in  O  steht  fälschlich:  rasD. 


Die  polnische  Recension  der  Maf^deburgor  ürtbeile. 


307 


Polnischer  Text. 

wloczycz  albo  od- 
lozycz  beß  woley 
ftroiiy,  a  gdyhj 
gedn^  ftrona  tho  * 
cbczala  a  dru^a 
nye  chcÄla,  a  ka- 
ko  wyele  krocz 
moze  bycz  albo 
nye  moze  podhig 
prawa  pravego? 


Natbomyprzy- 
ßaßnyczy  z  Mayd- 
borku  mowymy 
prawo :  Nyewyo- 
dza  ly  albo  nye 
moga  ly  przy- 
ßaßnyczy  ktorego 
ortelv  naydz,  ßlo- 
wye  wyrzecz,  tedy 
moga  to  odlozycz 
do  dmgyego  y  do 
trzeczyego  ßandv; 
tedy  ony  maya 
ten  ortel  wydacz 
albo  mayfi  poyn 
poßlacz  do  wyße- 
go  prawa,  gdzye 
obyczay  nye  '  po 
prawo  ßla,  a  nye 
maya  dluzey  tego 
odwloczycz  po- 
dlng  prava. 


Uebersetznng    dieses 
TexU'is. 

ziehen  oder  ver- 
legen mögen  ohne 
den    Willen    der 

Parthei ,  oder 
wenn  die  eine 
Parthei  dies  woll- 
te und  die  andere 
nicht  wollte,  und 
wie  oft  dies  sein 
kann  oder  nicht 
sein  kann  nach 
rechtem  Rechte? 


Hierauf  spre- 
chen wir  Schöf- 
fen von  Magde- 
burg ein  Recht: 
Wissen  die  Schöf- 
fen ein  Urtheil 
nicht  oder  können 
es  nicht  finden, 
d.h.  aussprechen, 
dann  mögen  sie 
dies  bis  zum  zwei- 
ten oder  b^s  zum 
dritten  Gerichte 
verlegen,  wo  sie 
sodann  verpflich- 
tet sind  dieses 
Urtheil  auszufol- 
gen, oder  um  das- 
selbe an  das  hö- 
here Gericht  zu 
schicken,  wo  sie 
gewöhnlich    ums 


Czechiseher  Text. 

waty  a  odkladati 
od  gednoho  faudu 
do  drnheho  bez 
wuole  zalobnika 
anebo  toho,  koho 
fe  doticze,  anebo 
zebygedne  ftrany 
wuole  byla  a  dru- 
he  nicz ,  kterak 
dluho  moz  fe  to 
ftati ,  anebo  ma 
li  to  byti  wedle 
prawa,  racz  te  nas 
navcziti. 


N.  t.  p.  p.  m. 
k.  z  M:  Geftlize 
kmethe  ne  vmie- 
gy  ortele  aneb  fe 
w  tom  ne  mohu 
frownati ,  tehda 
oni  mohu  ten  or- 
tel odlozitik  dru- 
hemu  faudu  ane- 
bo k  trzetiemu 
faudu  ;  pak  oni 
magy  ten  ortel 
wynefti  a  zdielati 
nebo  odeflati  k 
wyffiemu  prawu, 
geftli  by  toho  ne 

mohli  nalezty; 
dolffieho  oni  w 
tom  ne  magy  pro- 
dlewanie  vcziniti 
wedle  praweho 
prawa. 


Uebersetznng  dieses 
Textes. 

theil  verziehen 
oder  verlegen  mö- 
gen von  einem 
Gerichtstag  zum 
anderen  ohne  den 
Willen  des  Klä- 
gers oder  dessen, 
den  dies  anbe- 
trifft, oder  dass 
dies  der  Wille 
von  nur  einer 
Parthei  wäre  und 
von  der  andern 
nicht ,  oder  wie 
lange  dies  gesche- 
hen kann, oder ob 
dies  nach  Rechte 
wäre,  geruhet  uns 
zu  unterweisen. 

H.  s.  w.  Seh. 
V.  M.  e.  R:  Wenn 
die  Schöffen  ein 
Urtheil  nicht  ken- 
nen oder  sich 
hierin  nicht  ver- 
gleichen können, 
aLsdann  mögen 
sie  dieses  Urtheil 
bis  zum  zweiten 
oder  bis  zum  drit- 
ten Gerichte  ver- 
legen ;  hierauf 
haben  sie  aber 
dieses  Urtheil  aus- 
zutragen und  zu 
machen  oder  an 
das  höhere  Ge- 
richt zu  schicken, 
falls  sie  dasselbe 
nicht  finden  könn- 
ten; eine  weitere 


'  Im  Codex  steht  irrthümlich :  fJia. 

'  Nach  P  rectificirt;   O  hat:  gdzye  ohyczaii  ßla;  Sk :  gdzye  ohyez€iy  geft  szlacz 
podlug  prawa;   Ka  wie  P. 

20* 


3tJ« 

K»toii 

siacki. 

Polnischer  Text. 

'    TelKTsetzang  dieses 

Czechischer  Text. 

rebf>ne(smg  d 

Textes. 

Texte. 

Recht    schicken, 

Dilation    bi 

nnd     sie     haben 

sie  diesbetOj 

dies  nicht  länger 

nicht    SQ 

zu  verziehen  nach 

nach    rech 

1 

Rechte.                    > 

1  Rechte. 

Art.  0  215. 

Jako  a  ktorimi 

Wie    und    mit 

Sandhagitikte- 

Wie  soll 

ßlowy  maja  fand 

welchen  Worten 

rak  magy  wedle 

des  Gericht' 

gaycz,  aby  gayon 

man  das  Gericht 

prawa?' 

nach  Recht 

[byl]     podlug ' 

hegen    soll ,    auf 

Maydborßkyego 

dass  es  gehegt  sei 

prawa ,    a    kako 

nach    Magdebur- 

wyele  mayabycz 

gischom    Rechte, 

przyßaßnykow  na 

und     wie     viele 

nyem,'  acz  gych 

Schöffen      hiebei 

nye      wyaczey 

sein    müssen,  ob 

trzeb§   kv    wßel- 

ihrer  nicht  weni- 

kyey rzeczy,  czy- 

ger     und      nicht 

ly  gych  k  gedney 

mehr  sein  müssen 

wyaczey      trzeba 

zu     einer    jeden 

nyßly  ku  drugey, 

Sache ,    oder    ob 

a     kako      wyele 

ihrer    bei     einer 

wyaczey  trzeba,' 

Sache  mehr  sein 

a     gdy     przydze 

müssen    als     bei 

dzen  prawu  pra- 

einer  anderen  und 

wy  wylozony,  kto- 

um  wieviel  mehr, 

ra  godzyna  a  ka- 

und    wenn     der 

ko    dlngo     przy- 

rechte  ausgelegte 

ßaßnyczy  powyn- 

Tag  des  Gerichtes 

ny    ßa    ßyedzecz 

kommt ,     welche 

• 

woythowyk  fadu 

Zeit  undwie  lange 

podlug  prawa? 

die  Schöffen  dem 

Richter    sitzen 

sollen  zu  Gerichte 

nach  Rechte? 

Gdy      przydze 

Wenn  der  fest- 

N. t.   p.    p.  m. 

H.    8.    w 

polozony*    dzen^   ; 

gesetzte  Tag  des 

k.    w.    M :    Kdy 

z.  M.  e.  R: 

'  Die  Worte  von  maga  bis  podlug  fehlen  in  Sk. 

2  In  den  übrigen  Texten  steht:  k  themit,  das  gleich  nach  wj/ele  folj 

'  Dieses  Wort  ist  aus  »Sk  hinzugefügt. 

*  In  Sk  und  Kct  folgen  noch:  czaß  cUbo. 

*  In  Sk  folgt  noch:  ßadu  albo. 

^  Es  ist  dies  eigentlich  mehr  Rubrik  als  Frage. 


Di«  polnische  Recension  der  Magdeburger  Urtheile. 


309 


:ezt. 

Uebersetzung  dieses 

Textes. 

f  po- 

Gerichtes  kommt, 

bor&- 

alsdann  hat  nach 

olecz 

Magdeburgi- 

rth   f 

schem  Rechte  der 

f    na 

Vogt  sich  auf  den 

apy- 

Stuhl    zu    setzen 

pray- 

mit  den  Schöffen 

Serth 

in     den    Bänken 

lycz? 

und  soll  der  Vogt 

ßnyk 

die  Schöffen  fra- 

ortel, 

gen,   ob  es   Zeit 

czaß. 

sei,    das   Gericht 

1   raa 

zu  hegen.  Da  hat 

przy- 

der    Schöffe    das 

»dru- 

Urtheil  zu  finden. 

ly,  a 

dass   as  Zeit  sei. 

|rcz?2 

Alsdann   hat  der 

ßnyk 

Vogt     denselben 

moze 

oder  einen  ande- 

. geft 

ren    Schöffen    zu 

Tedy 

fragen,  ob  er  das 

zecz: 

Gericht   hegen 

fpra- 

mag  und  soll.  Da 

rono, 

findet  der  Schöffe, 

^utha 

dass  er  es    wohl 

sapo- 

mag,  weil  er  Vogt 

zoß     ' 

ist.    Alsdann  hat 

sapo-    ! 

der  Vogt  zu   sa- 

n,3y 

gen:  Sowie  es  mir 

kaz- 

vom   Rechte    ge- 

rawo 

funden      worden 

i  ze 

ist,   80  he'ge  ich 

owye 

hier  das  Gericht 

acz,* 

und  verbiete,  was 

iwa. 

ich    von     rechts- 

1  ga- 

wegen     zu     ver- 

woy- 

bieten  habe^  und 

ma 

erlaube     Jeder- 

Czechischer  Text. 

gyz  przide  den 
faudny,  tehda  ma 
rychtarz  s  kmety 
w  gitrinem  czaf- 
fie  pofadity  fe  na 
lawicziech  a  ma 
fe  gednoho  kme- 
tha  otazati,  geftli 
czas  faudity.  Teh- 
da ma  kmeth  or- 
telem  naleznuti, 
ze  geft  czas  fau- 
du.  Tehda  taze 
fe  rychtarz  dale 
kmetha,  mage  li 
on  fand  zahagity. 

Tehdy  nalozne 
kmeth,  ze  on  to 
moz  dobrze  vczi- 
niti ,  poniewadz 
geft  rychtarzem. 
A  opiet  dale  tieze 
fe,  czo  on  ma  zapo- 
wiedieti.  [Tehdy 
nalezne    kmeth] : 

Mocz ,  kwalth, 
bezprawie  a  mrz- 
koft.  Tehda  ma 
rychtarz  rzeczy : 
Tak  iakozmi  geft 
od  prawa  nale- 
zeno ,  tehdy  ia 
hagimten-to  fand 

a  zapowiedam, 
czoz  mam  z  pra- 
wa zapowiediety, 
a    przipowiedam, 
aby   kazdy   czlo- 


Uebersetzung   dieses 
Textes. 

schon  der  gericht- 
liche Tag  kommt, 
alsdann  soll  der 
Richter  mit  den 
Schöffen  zur  Mor- 
genzeit sich  auf 
die  Bänke  setzen 
und  einen  von 
den  Schöffen  fra- 
gen, ob  es  Zeit 
sei  zu  richten. 
Dahat  der  Schöffe 
durch  ein  Urtheil 
zu  finden ,  dass 
die  Zeit  des  Ge- 
richtes da  sei. 
Alsdann  fragt  der 
Richter  weiter 
den  Schöffen,  ob 
er  das  Gericht 
hegen  soll.  Da 
findet  der  Schöffe, 
dass  er  dies  wohl 
thun  könne,  weil 
er  Richter  sei. 
Und  wieder  fragt 
er  weiter,  was  er 
zu  verbieten  habe. 
[Da  findet  der 
Schöffe]:  Macht, 
Gewalt,  Unrecht 
und  Schande.  Als- 
dann hat  der  Rich- 
ter zu  sagen:  so- 
wie mir  vom 
Rechte  gefunden 
worden  ist ,  so 
hege    ich    dieses 


Nahurßka;  Ka:  poiUiig  Maydburakyego  prawa. 
ize  Stelle  von:   Tedj  woyth  bis  gaycz  ist  in  Sh  nicht  vorhanden. 
ie  Stelle:   czofi  fprawnye  zapmoyedacz  inam  ist   in  Sk   nicht  vor- 


ebenfalls  nicht  vorhanden. 


310 


Katntniiftcki. 


Tolnihcher  Text. 

ludzoni  opowyo-  . 
daez,*  yß  inaya  ' 
jjayoiiy  liacl,  a  y 
foldrowac/i,  koniv 
prawa  jKjtrzoba, 
Hinz«  thu  vczy- 
iiyrz  lie  czczya 
podluf?  prawa. ^       I 


Text»?*. 

mann  sein  Hecht 
zu    fordern     mit 

Ehrerbietung, 
d.  h.  recht  thu- 
end,  nach  Hechte. 
80  iflt  das  Ge- 
richt bereit»  ge- 
hoget.  AUdann 
hat  des  Vogtes 
Bote  den  Leuten 

zu  verkünden, 
dass  sie  das  ge- 
hegte Gericht  ha- 
ben und  dass^  wer 
Hecht  braucht,  er 
dieH  fordern  kann 
mit  Kbrerbietun^r 
nach  Hechte. 


<.'zec}ii»clier  Text. 

wiek  prawa  fweho 
dobywal  ie  czty 
a  r  kazny  wedle 
fluffnofti  wedle 
toho  prawa.  Tak 
geft  l'aud  zahage- 
ny.  A  pak  rych- 
tarzow  pofrel  ma 
to  lidem  oznaroi- 
ty ,  ze  rychtarz 
s  fwymi  kmethy 
fwoy  faud  geft 
zahagil ,  tak  ze 
kazdy  czlowiek 
fweho  prawa  do- 
bywati  moz  fe 
czty  a  r  kazni 
wedle  praweho 
prawa. 


reberBeCaamg  dicMi 
Text««. 

Gerieht  und  ver- 
biete, was  ich  tob 
rechtswegen    tu 
verbieten     habe, 
und  erlaube,  di» 
Jedermann    sein 
Recht  fordre  mit 
Ehrerbietung  nnd 
Furcht  nach  Bil- 
ligkeit und  naeli 
diesem      Rechte. 
So    ist    das  Ge- 
richt geheget.  Di 
hat  des  Richten 
Bote     dies     den 
Leuten    su    w- 
kttuden,  dass  der 
Richter   mit  sei- 
nen 8chüffen  sein 
Gericht    geheget 
hat,  sodassJeder^ 
mann  seiu  Recht 
fordern  mag  mit 
Ehrerbietung  und 
Peinlichkeit  nach 
rechtem    Rechte. 


Art.  O  252. 


Przydaczgeden 
czlowyok  przed 
prawo,rzokl:.Jam 
inyal  inojjey  zony 
w(>yczko  gydacze 

ffyiuyeiiyo       w 
f>[w|oy3    obroiiyo 
y  inogyv   rakv  y 
kiipczy](Mn     gyni 
du  Jtvffy  i  f^dzein 


Ein  Mann  i»t 
vor  da»  Hecht  ge- 
kommen und 
»prach:  Ich 'hatte 
meiner  Frau  ge- 
Hamuites  beweg- 
liches Gut  in 
meiner  Wehre 
und  in  meiner 
Hand    und    trieb 


I>ale  o  przy- 
czynach,  kterych- 
zTme  wa»  ])rwe 
fprawili,  pfalifte 
nam,  ze  ten  muz 
to  vmrle  zeny  pra- 
wy,  kterak  by  on 
ten  ftatek  mowy- 
I  ty  w  fwe  obranie 
'    miel,   dokudz    ta 


Ferner  über  die 
dachen,  in  Betreff 
derer  wir  euch 
früher  informirt 
hatten,  habt  ihr 
uns  geschrieben, 
dass  der  l£aun 
dieser  todten 
Frau  spricht,  wie 
er  dieses  bcweg- 


'  Im  (7(>(I()x   geht  nocli  alf*o   voran,   das  jedoch  überflÜHsig  ist  und  zu  dem 

durchHtrichenen  odpoiryedticz  gehört. 
'  Sk  und   Kct  bieten  hier  andere  Lesarten. 
3  Im  Codex  »teht  irrthümlich:  w  ßey. 


Die  polnische  Kecension  der  Magdeburger  Urtheile. 


311 


Polnischer  Text. 

chczal,acz  ^  moya 
zona  beß  mey  vo- 
ley  y  wyedzenya  ^ 
klucze^  komv  po- 
dala,  a  zaly  by 
thym  kto  mnye 
mogl  moya  obra- 
na   tego   gymye- 

nya    ßkazycz  ? 
Przecyw     themv 
rzekl    brath    tey 

vmarley  zony: 
Gdyß  to  gymye- 
nye  gefcze  za  zy- 
wotha  mnye  mo- 
ya ßyoftr^  zapo- 
leczyla  przed  ga- 
yonym  Tandem  y 
fama  k  fwemv 
gydaczemv  gy- 
myenyv  klvcze 
nofryla  a  od  *  fwey 
obrony  nygdy  go 
pofczyla  any  dala 
w  obrona  fwemv 
mazowy  thv,  gdze 
by  tho  mocz  mya- 
lo,  a  mey  zenye 
w  me  gymya,  gdy 
mnye    nye    bylo, 

trzeczy  dzen 
przed  gey  ßmyer- 
cza  klvcze  daln 
za  dobrey  pamya- 
czy  y  odvmarla 
go  w  nyebronye  ^ 
gey  maza,  any 
gefcze  geft  w  ge- 
go    obronye    any 


Ueber»etzung   dieses 
Textes. 

damit  Handel 
in  Hu.ssland  und 
wo  ich  w^ollte, 
falls  nun  meine 
Frau  ohne  mei- 
nen Willen  und 
Wissen  Jeman- 
dem die  Schlüssel 
übergeben  hat, 
ob   mir  hiedurch 

Jemand  meine 
Wehre  dieses  Ver- 
mögens verletzen 
könnte?  Dagegen 
sprach  der  Bruder 

dieser  todten 
Frau :  Da  mir 
meine  Schwester 
dieses  Vermögen 
noch  zu  ihren 
Lebzeiten  anem- 
pfohlen hat  vor 
dem  gehegten  Ge- 
richte und  selbst 
zu  ihrem  beweg- 
lichen Vermögen 
die  Schlüssel  ge- 
tragen hat  und 
aus  ihrer  Wehre 
es  nie  weder  aus- 
gelassen noch  in 
die  Wehre  ihres 
Mannes  gegeben 
hat  dort,  wo  es 
Kraft  hätte,  und 
meiner  Frau  auf 
meinen  Namen, 
da  ich  nicht  zu- 
gegen   war,    am 


Czechischer  Text 

pani  zywa  byla, 
y  taze  fe  on,  po- 
niewadz  on  weff- 
ken  ftatek  mo- 
wity  fwe  man- 
zelfke  zeny  tielo 
y  zbozie  w  fwe  po- 
ruczenftwie  przi- 
gial  geft  a  plnu 
mocz  na  fuknie, 
na  zlatie,  na  pe- 
niezich  a  na  gi- 
nem  na  wffem 
mowitem  ftatku 
miel  geft  y  od 
toho  klicze  nofil 
geft  a  do  Ruß  a 
doKrakowa  ftiem 
kupczil  geft ,  a 
geftli  by  ty  klicze 
pani  geho  nieko- 
mu  proti  geho 
wuoly  [y]  wiedo- 
mie  dala,  mohla 
ly  tiem  geho  mocz 

zruffena     byti, 
nebo  geft  dwiema 
kmethom   wiedo- 
mo,    ze   to    bylo 

ftaweno  wedle 
prawa ,  pak  geft 
li  on  to  plne  mo- 
czy  blizffy  do- 
kazati  a  to  pro- 
weffty,  nezli  by 
gemu  kto  te  mo- 
czy  mohl  poruffi- 
ti?  Proti  tomu 
odpieral  geft  bratr 


UebersetzuDg   dieses 
Textes. 

liehe  Vermögen 
in  seiner  Wehre 
gehabt  hat,  so 
lange  diese  Frau 
lebte,  und  er  fragt, 
dieweil  er  das 
gesamnite  beweg- 
liche Vermögen 
seiner  Ehefrau, 
Leib  und  Gut,  in 
seine  Vormund- 
schaft übernom- 
men hat  und  die 
volle   Macht    am 

Gewände ,  an 
Gold,  an  Geld 
und  an  dem  an- 
deren gesammten 
beweglichen  Gu- 
te gehabt  hat  und 
davon  die  Schlüs- 
sel getragen  hat 
und  nach  Russ- 
land   und     nach 

Krakau  damit 
Handel  trieb,  und 
falls  seine  Frau 
diese  Schlüssel 
Jemandem  gegen 
seinen  Willen  und 
sein  Wissen  ge- 
geben hätte,    ob 

hiedurch  seine 
Gewalt  erschüt- 
tert werden  könn- 
te (denn  es  sei 
zweien  Schöffen 
bekannt,  dass  Al- 
les     dies      nach 


*  Nach  Sk  und  Ka  rectificirt;   O  hat:  a. 
2  Im  Codex  steht:  wyedenya. 

^  Im  Codex  steht  durch  Versehen  des  Schreibers:  klr<icze. 

*  Aus  Sk  ergänzt. 

^  Sk  hat:  nye  w  obronye j  Ka  ebenfalls. 


l 


>1«*^ 


i»c 


Ui. 


l2 


^o\tiV 


scYiet 


•Jex^' 


VW 


^'*'*    lex«»- 


0»ü«Ji 


jYviscVvet 


text. 


16 


po 


.  Vet» 
befindet   »o« 


'^*  .  «  g«tt,  »  «^ 


et 
votto 


entg«8*"    y,^der 
4Ve.ettoAt»"     ^^ 


»*•„».  "*t^»-c::.- 


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der  tne^^^^C 

Vet 

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vabeti    ^^"^ 


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den   V^-^J^ 


IVbet- 
Vrau 


gebo 


Ao- 
reCi 


li 


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,\iu^*' 


detn 

Gencbte  ^^^ 

t^^^^^'''      Mann«* 
totben 
diene 

dem    ^  j^^^ft 

ögen 


te 

ges^ 
denn 


Vran 


vfaT, 
\bt 


te 


vö^ 


geC- 
toe 


*^  \v  moc*y 
CanCta-'^^^  gea  Vv 

„V  toin»'"^. 
xtMtfl»,  "         (,, 


Venntt.  .^ 

uie     ^\    ..^  und 

rode  no»         y^^. 

^'^  ,f  Übergeben 
nnn^^  .^  da- 


bat, 


daf* 


ftie 


Die  polnische  Ueccnsion  der  Mag46burger  Urtheile. 


313 


Polnist'hor  Text. 


Uebersetzung   dieses 
Text4». 


Czechischer  Text. 


Czokoly  by  th;» 
pany  oddala,  czo 
pyrwey  by  przed 
gayoiiym  fandcm 
oddala,  tbo  nye 
moze  myecz  po- 
dliig  prawa  mo- 
czy,  iakogeft  pra- 
wo.  Alo  gdyß  bratl) 
they  panyey  mo- 
wy,  iß  gego  fyo- 
ftra  fwego  gy- 
myenya  od  ßye- 
bye  fwemv  inazo- 
wy  w  obroiia 
uygdy  nye  oddala 
thv,  gdze  by  tho  ' 
mocz  inyalo,  a 
tho  gyinyenye  nia 
w  ßwey  obronye, 
tedy  geft  on  bly- 
ßy  dokazacz  obro- 


Was  immer 
diese  Frau  weg 
gäbe ,  was  sie 
früher  vor  dem 
gehegteuGerichte 
überreicht  hätte, 
das    kann     nach 

Rechte  keine 
Kraft  haben,  so- 
wie es  Kocht  ist. 
Da  aber  der  Bru- 
der dieser  Frau 
spricht,  dass  seine 

Schwester  ihr 
Vermögen ,  von 
sii'.h  aus,  ihrem 
Manne  nie  tiber- 
geben habe  dort, 
wo  dies  Kraft 
hätte ,  und  er 
dieses  Vermögen 
in   seiner  Wehre 


N.  t.  p.  p.  m. 
k.  w.  M :  Geftlize 
ta  zeua   czo  ho- 

toweho  mienie 
anebo  mbwiteho 
ftatku  od  febe 
prycz  dala  a  z 
mocze  niuze  fwe- 
ho  wyneffla,  to 
wedle  prawa  ne 
ma  byti  moczne. 
Pak  li  prawy 
bratr  te  vmrle 
zeny,  kteryz  ten 
mowity  ftatek  w 
fwe  moczy  a  o- 
branie  nia ,  zeby 
to  zbozie  neb  ten 
ftatek  za  ziwota 
feftry  geho  w 
mocz  muze  gie- 
gie      nikda      ne 


Uebersetzung   dieses 
Textes. 

von  ftlr  ihre  Seele 
gebe  und  Alles 
vollziehe,  und  das 
besagte  Vermö- 
gen dieser  Frau 
Kinder 2  noch  in 
ihrer  Macht  hal- 
ten und  verschlos- 
sen haben,  ob  er 
näher  sei,  zu  die- 
sem beweglichen 
Gute  [die  Wehre] 
zu  beweisen  und 
es  zu  erhalten, 
als  dass  ihm  Je- 
mand diese  Ange- 
legenheit erschüt- 
tern könnte  nach 
Rechte,  oder  was 
darum  Recht  sei  ? 
H.  8.  w.  Seh. 
z.  M.  e.  R:  Wenn 
diese  Frau  etwas 

bereiter  Habe 
oder  bewegliches 
Gutes  von  sich 
weggeben  oder 
aus  der  Wehre 
ihres  Mannes 
hinausgetragen 
hat,  das  soll  nach 
Rechte  nicht  gil- 
tig sein.  Spricht 
aber  der  Bruder 
dieser  Frau,  dass 
dieses  Vermögen 
oder  dieses  Gut 
zu  Lebzeiten  sei- 
ner Schwester  in 
die  Wehre  ihres 
Mannes  nie  ge- 
kommen ist,  als- 


•  Im  Codex  folgt  noch  ein  überflüssiges  'Jijmijenye. 
'^  Vgl.  S.  312,    Anm.   2. 


314 


Kaluiniackl. 


Polnischer  Twct. 

na  tego  gy  myonya 
y  myecz,  nyüly 
gey  maß  podlug 
prawa. 


Pytalyfczye  teß 
naß  o  prawo  thy- 
iny  ßlowy:  Zaio- 
wal  godon  na 
drugogo  o  ding, 
czo  rav  gy  wyno- 
watli  *  nyeprze 
wloczuye.  Ten 
dlußnyk  wyßual 
&ye,  a  tako  ^  pra- 
wo naßlo,  yß  ma 
zaplaczycz  nye- 
prze wlocznye. 
Powod  rzekl:  Ja 
zadam,  aby  od- 
tand  nye  pofedl,' 
alyß*  my  zapla- 
czy.  Tedy  rzekl 
dlußnyk:  Ja  mv 
flubvya  pod  ino- 
ya  roh},  czoß  lep- 
ßa  geft,  nyßly 
ton  dlug,  yß  mv 
chcza  Ka])laczycz, 
yakü    prawo   na- 


Uebt*i>*!Uuug   dieses 
Texlfs. 

hat,    alsdann   ist 

er  näher  die 
Wehre  diesesVer- 
mögens  zu  be- 
weisen und  zu 
haben  als  ihr 
Mann  nach  Hech- 
te. 


!      CzwLischür  Text. 

przifflo,  tehdy  on 
geft  blizy  fwu 
przifahuto  zbozie 
po  tom  otewzda- 
ni  obdrzeti,  nezli 
by  ten  muz  mohl 
gelio  od  tüho  od- 

tifknuti    wedle 
praweho  prawa. 


Art.  0  261. 


Auch  habt  ihr 
uns  um  liecht 
gefragt  mit  die- 
sen Worten:  Es 
klagte  einer  auf 
den  anderen  um 
Schuld,  die  er 
ihm  schuldig  war 

unverzüglich. 
Dieser  Schuldner 
bekannte  sich  da- 
zu, und  so  hat 
das  Uecht  gefun- 
den, dass  er  un- 
verzüglich zu 
zahlen  hat.  Der 
Kläger  sprach : 
Ich  f  ordre,  dass 
er  von  hier  nicht 
fortgehe,  bis  er 
mir  gezahlt  hat. 
Da  sprach  der 
»Schuldner :  Ich 
gelobo  ihm  auf 
meinen       Acker, 


Geden  czlowiek 
obzalowan  geft  o 
dluh,  w  kterymz 
fe  geft  feznal,  a 
kmeth  ortelem 
diolil ,  aby  bez 
prodlenie  zapla- 
czeno  bylo.  A 
dluznik  podal  fe  k 
zaplatie.  Y  rzekl 
zalobnik:  Zadam 
ia,  atby  mi  ou  ne 
odffel,  od  faudu, 
lecz  by  mi  zapla- 
til.  Y  odpowiediel 
dluznik.  Ja  fli- 
bugy  diediczft- 
wim  fwym,  kterez 
geft  lepffio  nezli 
ten  dluh,  ze  chczi 
plntiti,  iakoz  die- 
leno  geft.  Pak  ma 
li  zalobnik  na  tom 
dofti  mioti ,  czi 
czo  prawa  geftV 


Uebeixitzung  ditMes 
Textes. 

dann  ist  er  näher, 
durch  seinen  Eid 
dieses  Vermögen 
nach  dieser  Gabe 
zu  erhalten,  als 
dass  ihn  dieser 
Mann  von  dem- 
selben verdrän- 
gen könnte,  nach 
rechtem    Kechte. 


Ein  Mann  ist  be- 
klagt um  Schuld, 
zu  der  er  sich  be- 
kannt hatte,  und 
der  Schöffe  theilte 
durch  Urtheil, 
dass  dies  ohne 
Verzug      bezahlt 

werde.       Der 
Schuldner       gab 
sich     bereit     zu 

zahlen.      Der 
Kläger      sprach : 
Ich   fordre,    dass 
er   mir  vom  Ge- 
richte nicht  fort- 
gehe, sondern 
dass  er  mich  be- 
zahle.    Und   der 
Schuldner      ant- 
wortete: Ich  ge- 
lobe    auf    mein 
Erbe,   das  besser 
ist     als     diese 
Schuld,   dass  ich 


1  Anstatt  dieser  ganzen  Stelle  von:  czo  mv  gi/  wyiiowath  bis:  alyfi  my  zaplaaiy 
hat  K(i  blos  die  Worte:  czo  mu  hyf  (sie!)  wi/nywalh,  a  nye  mycU  czyni 
zajy^arzycz. 

2  A  tako  aus  Sk  ergänzt. 

3  Sk  hat:  nyf.  odchodxyl. 
<  ISk  hat:  afi. 


Die  polni&che  Uccensiun  der  Magdeburger  Urtheile. 


315 


Polnischer  Text. 

laßlo.  Mvßy  by 
powod  w  them 
doßycz  myecz, 
czyly  nye,  albo 
czo  o  tho  *  gefth 
za  prawo? 


Geft  \y  tha  rola 
tako  dobra,  yako 
tby  pyenadzye, 
czo  ge  dluzen  y 
wyßnal,  a  chcze 
\y  ya  zaftawycz 
thako,  yß  chcze 
na  ten  czaß  za- 
placzycz ,      iako 

prawo  nalaßlo, 
w    thyni    ravfchy 

myocz   doßycz 
podlug  pravva. 


Uebersetzung   diese« 
Textes. 

der  besser  ist  als 
dieses  Geld,  dass 
ich  ihm  zahlen 
will ,  sowie  das 
Kecht  gefunden 
hat.  Muss  nun 
der  Kläger  darin 
genug  haben  oder 
nicht,  oder  was 
darum  Kecht  sei? 
Ist  dieser  Acker 
so  gut  wie  dieses 
Geld,  das  er  schul- 
dig ist  und  be- 
kannt hat,  und 
will  er  ihn  so 
versetzen,  dass  er 
in  der  Zeit  be- 
zahlen will,  wie 
das  Kecht  gefun- 
den hat,  so  muss 
er  darin  genug  ha- 
ben nach  Kochte. 


CzecLisclier  Text. 


N.  t.  p.  p.  m. 
k.  w;  M :  Geftlize 
to  diediczftwie 
tak  dobre  geft, 
iako  ten  dluh 
fezualy,  a  chcze 
to  zaftawiti  tak, 
ze  chcze  na  den 
dieleny  a  rozka- 
zany  plniti ,  na 
tom  on  muffy 
jirzeftaty  wedle 
praweho     prawa. 


UebersetzuDg  dieses 
Textes. 

bezahlen  will,  wie 
getheilt  wurde. 
Soll  nun  der  Klä- 
ger damit  genug 
haben,  oder  was 
Rechtens  ist? 


H.  s.  w.  Seh. 
z.  M.  e.  R. :  Wenn 
dieses  Erbe  so  gut 
ist,  wie  diese  be- 
kannte Schuld, 
und  will  er  es  so 
versetzen,  dass  er 
am  getheiltenund 
gebotenen  Tage 
vollbringen  will, 
so  muss  er  damit 
genug  haben  nach 
rechtem    Rechte. 


Und  dennoch,  so  augensclieinlich  und  für  die  eventuelle 
kritische  Ausgabe  der  polnischen  Recension  von  Nutzen  diese 
Uebereinstimmung  auch  sein  mag,  ich  würde  nicht  wagen,  aus 
ihr  den  Schluss  zu  ziehen,  dass  das  Verwandtschaftsverhältniss, 
das  zwischen  der  polnischen  und  der  in  Rede  stehenden  czechi- 
sehen  Bearbeitung  besteht,  ein  unmittelbares  ist.  Es  würde 
dieser  Auffassung  nicht  blos  die  bereits  bemerkte  Verschieden- 
heit in  der  Artikelfolgc,  wie  nicht  minder  die  Erwägung  wider- 
sprechen, dass  die  czechische  Bearbeitung  selbst  schon  in  ihrem 
älteren,  etwa  bis  Artikel  300  reichenden  Theile  einerseits  um 
eine  Anzahl   von  Artikeln   reicher,'-^   andererseits  um  eine  An- 


'  O  Iho  aus  Sk  ergänzt. 

5  Dahin  gehören:  IKl,  2,  3,  14,  15,  16,  17,  22,  23,  40,  56,  92,  92a,  93,  94, 
101,  102,  138—140,  147,  160,  171—177,  180—183,  211,  213,  227—231, 
235,  241,246,  252—272,  274— 277  a,  283,  285,  286,  294  und  295.  Art.  184— 
186  sind,  da  das  einschlägige  Blatt  fehlt,  ungewiss.  Art«  17  ist  ganz 
gewiss  czechischen  Ursprungs. 


316  Katuiniacki. 

zahl  von  Artikeln  ärmer '  ist,  als  die  polnische  Recensiot 
sondern  es  würde  ge^en  die  Zulässigkeit  dieser  Äuffassuni 
auch  der  Umstand  sprechen,  dass  bei  aller  Uebereinstimmung 
die  zwischen  der  polnischen  und  der  czechischen  Bearbeitung 
in  Bezug  auf  ihren  Wortlaut  herrscht,  in  dieser  letzteren  Hin- 
sicht auch  zahlreiche,  keineswegs  blos  auf  mechanischem  Wege 
entstandene  Modiiicationen  bestehen.  Man  muss  daher,  falb 
man  der  Wahrheit  nahe  kommen  will ,  sich  vielmehr  zu  der 
Ansicht  bekennen,  dass  die  offenbare  Verwandtschaft,  diö 
zwischen  der  polnischen  und  dem  älteren  Theil  der  czechischen 
Bearbeitung  vorhanden  ist^  nur  eine  mittelbare  ist,  die  so  zu 
Stande  kam,  dass  der  czechische  Uebersetzer  fUr  den  älteren 
Theil  seiner  Arbeit  eine  Vorlage  (es  war  ohne  Zweifel  eine 
deutsche)  benutzte,  die  grösstentheils  aus  demselben  Material 
geflossen  ist,  wie  die  Vorlage,  die  der  polnischen  Recension  lü 
Grunde  lag. 

Wenn  man  aber  fragt,  ob  jene  Vorlage,  beziehungsweise 
eine  Abschrift  jener  Vorlage,  aus  der  die  czechische  Bearbei- 
tung geflossen  ist,  sich  vielleicht  noch  eniiren  lasse,  so  mus» 
die  Frage  (wenigstens  vorläuflg)  verneint  werden.  Wohl  kann 
man  nicht  in  Abrede  stellen ,  dass  die  meisten ,  zwischen  der 
polnischen  Recension  und  der  czechischen  Bearbeitung  be- 
siehenden Unterschiede  sich  aus  dem  Dresdner  Texte  ableiten 
lassen,'^  sowie  denn  dieser  Text  auch  sonst  zu  der  czechischen 
Bearbeitung  in  einer  viel  intimeren  Beziehung  steht,  als  die 
übrigen  uns  bekannten  deutschen  und  lateinischen  Texte,  allein 
ich  glaube  nicht,  dass  man  darauf  hin  das  Recht  hätte  zv 
sagen,  dass  die  czechische  Bearbeitung  (ob  direct  oder  indirect 
ist  nebensächlich)  aus  dem  Dresdner  Texte  geflossen  wäre 
Gegen  eine  solche  Annahme  würden  insbesondere  folgende  drei 
Momente  sprechen:  1.  ist  die  Artikelfolge  (vgl.  diesbezüglich 
Tabelle  II  und  XI)  in  der  czechischen  Bearbeitung  parthien- 
weise  doch  eine  andere,  als  in  dem  Dresdner  Text,  was  bei  den 
Umstände,  als  eine  blos  mechanische  Alteration  derselben  nich 


J  Vgl.  Tabelle  XI. 

2  Man  vgl.  beispielsweise  die  .auf  S.  300 — 315  angeführten,  sowie  namen 
lieh  jene  Artikel  des  czechischen  Textes,  die  in  O  den  Art.  31,  46,  4 
8S,  84,  98,  155  Mitte,  103,  173,  176,  195,  221,  230,  241,  249,  251,  25 
261  und  265  entsprechen.     Vgl.  übrigens  auch  viele  andere  Artikel. 


Die  polnische  RoccnMon  der  Ma},'debnrger  ürtheile.  317 

80  leicht  denkbar  ist,  um  so  mehr  ins  Gewicht  ftlllt;  2.  stimmt 
der  Wortlaut  der  Artikel  PF  63,  77  Antwort,  113  Antwort,  248, 
250  und  279,   insbesondere  aber  derjenige  der  Artikel    H^  154 
und  251  zu  dem  Wortlaut  der  betreffenden  Stellen  des  Dresdner 
Textes  keineswegs  in  einer  solchen  Weise,  dass  man  die  Modi- 
ficationen,   die  in  den  soeben  genannten  Artikeln  vorkommen, 
ohne  weiters  aus  diesen   letzteren  erklären  könnte ;    3.  hat  die 
czechische    Bearbeitung    theils    um    eine    Reihe    von    Artikeln 
mehr,  theils    um    eine   Reihe    von    Artikeln    weniger   als    der 
:    Dresdner  Text.     Da  jedoch  andererseits,    wie  bemerkt  wurde, 
«wischen  der  czechischen  Bearbeitung  und  dem  Dresdner  Texte 
.    auch  ebenso  durchgreifende,  wie  sofort  in  die  Augen  springende 
"  üebereinstimmungen    bestehen,    so   glaube  ich  so  ziemlich  das 
Richtige  zu  treffen,    wenn  ich  Angesichts   dessen    die  Ansicht 
ausspreche,    dass  neben  der   durch  den  Dresdner  Text  reprä- 
1    «entirten  ersten  Nuance  der  zweiten  Redaction  noch  eine  zweite 
I   Nuance  derselben  Redaction  bestanden  hat,  die  der  czechischen 
Bearbeitung   zur   Vorlage    diente    und    gegenwärtig    allerdings 
nur  durch   diese   letztere   repräsentirt   ist.     Oder   mit   anderen 
Worten  gesagt,   es  hat   sich,   ähnlich   wie  die   erste  Redaction, 
»0  auch   die    zweite   Redaction   der   Magdeburger   Ürtheile   in 
iwei  Nuancen    gespalten,    von    denen    die    erste    durch    den 
Dresdner  Text,   die   zweite   durch    die  auf  einer    verloren    ge- 
gangenen oder  vielleicht  nur  noch  nicht   entdeckten  deutschen 
Vorlage  benihende  czechische  Bearbeitung  vertreten  ist. 


Sechstes  Capitel. 
Die  Ergebnisse. 


llit  der  Klarstellung   des  Verhältnisses,   in  dem   sich  die 
polnische  Recension  zu  der  czechischen  befindet,  bin  ich  eigent- 
lich bei  dem  Punkte  angelangt,  wo  ich  abbrechen  sollte.    Allein 
ich  glaube,  dass  ich  der  Sache,  die  ich  bis  jetzt  vertreten  habe, 
nur  einen  Dienst   erweise,   wenn    ich  zu    den    voranstehenden 
fiinf  noch   dieses    sechste  Capitel   hinzufüge,    ihm    speciell  die 
Aufgabe    zuweisend,    die    Ergebnisse,    zu    denen    mich    meine 
Untersuchung   führte,    noch  einmal  im  Zusammenhange  vorzu- 
/iihren.     Diese  Ergebnisse  sind : 


Hin  KaJnf.niarki. 

1.  Die  bis  jetzt  bekannten  polnischen  Texte  der  Magde- 
burger Urtheile  bilden  unj^eachtet  zahlreicher,  mehr  oder  minder 
erheblicher  Varianten,  insbesondere  aber  Verachreibungen,  zu- 
fillliger  oder  absichtlicher  Kürzungen,  Erweiterungen,  Umstel- 
hmgen  u.  s.  w.,  eine  einheitliche,  in  Bezug  auf  Inhalt,  Artikel- 
folge und  Wortlaut  durchaus  gleichartige  Recension. 

2.  Diese  Recension  ist  llber  Veranlassung  des  Unter- 
truchsess  von  Lemberg,  Nicolaus  Gologorski,  zwischen  1440 
und  1460  entstanden. 

3.  Sie  beruht  auf  einer  deutschen  Vorlage,  zu  der  sie 
sich  wie  die  Uebersetzung  zu  ihrem  Original  verhält. 

4.  Die  für  die  polnische  Recension  vorauszusetzende  deut- 
sche Vorlage  ist  ohne  Zweifel  mit  den  Texten  der  ersten 
Redaction  zweiter  Nuance  identisch  gewesen ,  und  sind  die 
Modificationen ,  denen  wir  in  der  polnischen  Recension  ver- 
gleichsweise zu  den  Texten  der  ersten  Redaction  zweiter  Nuance 
begegnen ,  fast  insgesammt  dem  polnischen  Uebersetzer  selbst 
zuzuschreiben. 

5.  Die  der  polnischen  Recension,  beziehungsweise  der  ein- 
schlUgigen  deutschen  Vorlage  zu  Grunde  liegenden  Schöffen- 
briefe, als  deren  characteristisches  Merkmal  wir  den  Umstand 
kennen  gelernt  haben,  dass  ein  grosser  Theil  derselben  über 
Anfragen  aus  Krakau,  beziehungsweise  aus  Breslau  entstanden 
ist,  bilden  den  Kern  auch  noch  einer  Reihe  anderer,  sowohl 
deutscher,  als  lateinischer  und  czechischer  Bearbeitungen  und 
können  als  eines  jener  Rechtsdenkmäler  angesehen  werden, 
welche  auf  dem  Gebiete  des  sächsischen  Rechts  neben  dem 
Sachsenspiegel  jedenfalls  die  meiste  Verbreitung  hÄtten. 

6.  Ausser  den  bereits  bekannten ,  in  dieser  Unter- 
suchung mehr  oder  minder  eingehend  besprochenen  deutschen 
Bearbeitungen  der  Magdeburger  Urtheile  haben  mit  Evidenz 
noch  einige  weitere  (vgl.  insbesondere  Capitel  IV),  auf  dem- 
selben Materiale  fussende,  theils  ausführliche,  theils  gekürzte 
Compilationen  bestanden,  die  im  Laufe  der  Zeit  entweder  ver- 
loren gegangen  sind,  oder  vielleicht  nur  eines  glücklichen 
Finders  harren. 

7.  Bei  der  kritischen  Ausgabe  der  polnischen  Recension 
müssen  in  erster  Linie  die  deutschen  Texte  der  ersten  und 
der    zweiten    Redaction    sammt    der    czechischen    Nuance,    in 


Die  polnische  Keccn}<ion  der  Magdeburger  Urtheilo.  319 

weiterer  Linie  aber,   und  namentlich  bei  zweifelhaften  Stellen, 

auch  die  übrigen,   deutschen  und  lateinischen  Sammlungen  zu 

Käthe  gezogen  werden. 

8.  Die  soeben  erwähnte  czechische  Nuance  ist  ftlr  die 
polnische  Recension  auch  sonst  sowohl  wegen  der  Verwandt- 
schaft der  Sprache,  als  auch  wegen  der  ihr  eigenen  grösseren 
Con^ctheit  und  Präcision  von  nicht  genug  zu  würdigender 
Bedeutimg. 

Ausser  diesen  acht  kann  ich  aber  mit  vollem  Recht  als 
das  weitere,  d.  h.  als  das  neunte  Ergebniss  dieser  Untersuchimg 
auch  noch  die  Einsicht  bezeichnen,  die  es  mir  gestattet,  für 
die  Texte  der  Magdeburger  Urtheile ,  die  mit  der  polnischen 
Recension  in  irgend  einer  Beziehung  stehen,  eine  Classification 
äu  beantragen,  die  wesentlich  anders  ist,  als  diejenige,  welche 
M.  Bobrzyriski  in  der  Einleitung  zu  dem  homographischen  Ab- 
druck des  Dzialyriski'schen  Textes  (D  7),  S.  4 — 6,  aufstellte 
und  welche  Brückner  im  Archiv  für  slavische  Philologie,  VI, 
S.  324 — 329  zu  der  seinigen  machte. 

Geht  man  nämlich  die  mit  der  polnischen  Recension 
nächst  verwandten  deutschen,  lateinischen  und  czechischen 
Texte  nach    den  in   dieser  Untersuchung   des  Näheren   darge- 

:  legten  Anhaltspunkten  etwas  aufmerksamer  durch,  so  wird 
man  sofort  inne,  dass  sie  insgesammt  in  zwei  Kategorien  zer- 
fiülen:  1.  in  solche,  die  bei  der  Anordnung  der  in  ihnen  ent- 
haltenen Materien  ohne  alles  System  verfahren,  mithin  unsyste- 
matisch sind;  2.  in  solche,  die  die  in  ihnen  enthaltenen  Materien 
nach  einem  gewissen  Systeme  ordnen,  mithin  systematisch 
«ind.  Zu  den  Texten  der  ersten  Kategorie  gehören  sUmmtliche  im 
Lanfe  dieser  Untersuchung  genannten  deutschen,  lateinischen, 
polnischen  und  czechischen  Sammlungen  mit  der  alleinigen 
Ausnahme  der  sogenannten  Magdeburger  Fragen  und  der  Pöl- 
man'schen  Distinctionen;  zur  zweiten  Kategorie  hingegen  die 
beiden  zuletzt  genannten  Bearbeitungen.  Während  aber .  die 
Texte  der  zweiten  Kategorie,  abgesehen  von  den  durch  die 
^atur  der  Sache  beginindcten  Zweitheilung  in  Magdeburger 
Fragen  und  Pölman'sche  Distinctionen,  keiner  weiteren  Son- 
derung  fähig  sind,  stellen  sich  die  Texte  der  ersten  Kategorie 
*«  eine  Gruppe  dar,  der  eine  ziemlich  manigfaltige  und  in 
ihren  Endresultaten  auch  ziemlich  bedeutsame  Gliederung  eigen 


820  KuJulniarVi, 

ist.  So  lasBcn  sieh ,  um  concrct  zu  sj)rcclicn ,  die  Texte  der 
ersten  Kategorie  zunilehst  in  drei  Classen  cintheilen,  und  zwar: 
1.  in  solche,  welche  blos  Schöffen briefe  und  keine  andern 
Quellen '  enthalten,  und  die  überdies  die  Eigenheit  haben,  dass 
sie  die  in  ihnen  enthaltenen  Schöflfen briefe  in  der  überwiegen- 
den Mehrzahl  der  Fälle  in  Form  von  Fragen  und  Antworten, 
jedenfalls  aber  ziemhch  ausführlich  bieten;  2.  in  solche,  welche 
gleichfalls  blos  Schöffenbriefe  enthalten,  dieselben  jedoch,  mit 
nur  wenigen  Ausnahmen,  in  Form  von  nackten,  stellenweise 
sogar  noch  bedeutend  gekürzten  Rechtssätzen  vorführen;  l],  in 
solche,  welche  ausser  den  Schöffen])riefen  im  eigentlichen 
Sinne  auch  noch  andere  Quellen  enthalten,  und  die  überdies 
die  in  ihnen  enthaltenen  Schöffenbriefe  theils  in  ausführlicher, 
theils  in  gekürzter  Gestalt  reproduciren.  Zu  den  Texten  der 
ersten  Classe  gehören :  /V,  Kß,  T,  tia,  Dr,  Th,  B,  Da  und 
Ät,^  ferner  sämmtliche  polnische  und  czechische  Texte,  sowie 
D  I  {\)y  L  Q])  und  PIl;  zu  den  Texten  der  zweiten  Classe: 
AV,  Oj)  /,  Op  II,  /.  (1),  DI  (2)  und  P  I;  zu  den  Texten  der 
dritten  Classe:  der  (Jodex  Bregensis.  Ich  möchte  die  Texte 
der  ersten  Classe  schlechtweg  auch  als  die  ausführlichen;  die 
Texte  der  zweiten  Classe  als  die  gekürzten;  die  Texte  der 
dritten  Classe  als  die  gemischten  bezeichnen.  Die  Texte  der 
ersten  und  der  zweiten  Classe  lassen  sich  aber  noch  weiter 
gliedern  und  zerfallen  (die  characteristischen  Merkmale  dieser 
Gliederung  sind  bereits  oben  im  Capitel  III,  IV  und  V  ange- 
geben) die  ersten  in  fllnf,  die  anderen  in  zwei  Redactionen. 
Zu  den  Texten  der  ersten  Redaction  erster  Classe  gehören: 
IH,  Kß,  T,  Sa  und  die  polnische  Recension;  zu  den  Texten 
der  zweiten  Redaction  erster  Classe:  Dr  und  die  czechische 
Bearbeitung;  zu  den  Texten  der  dritten  Redaction  erster  Classe: 
Th;  zu  den  Texten  der  vierten  Redaction  erster  Classe:  jÖ,  Da 
und  Rb ;  zu  den  Texten  der  fünften  Redaction  erster  Classe : 
D  T {\),  L  {S)  und  PIL  Ebenso  gehören  zu  den  Texten  der 
ersten  Redaction  zweiter  Classe:    Oy>  /,   Ojy  II,  L  {\),  D  I  (2) 

'  l)or  bekannte  Heschoid  dos  Ofticialon  über  die  Art,  wie  die  Solbstmnrder 
begraben  \vor<len  sollen,  ist  eine  eben  p^anz  vereinzelt  dastehende  Ans- 
nahnie. 

2  Unter  Da  vorstehe  ich  die  Danziger,  nnter  Hh  die  Ktinigfsberjj^er  Ab- 
schrift der  Magdebnrprer  Urtheile. 


Die  polnische  Recension  der  Magdebur^^er  Urtbeile.  321 

imd  PI;  zu  den  Texten  der  zweiten  Redaction  zweiter  Classe: 
Kl  Aus  dem,  was  im  Capitel  III  und  V  dieser  Abhandlung 
gesagt  wurde,  ist  jedoch  zu  ersehen,  dass  auch  diese  Gliederung 
die  Classification  der  in  Rede  stehenden  Texte  nicht  erschöpft, 
and  dass  man,  um  genau  zu  sein,  bei  den  Texten  der  ersten 
und  der  zweiten  Redaction  erster  Classe  noch  je  zwei  Sub- 
redactionen  oder  Nuancen  unterscheiden  muss,  die  sich  folgen- 
dennassen vertheilen:  Pi  und  Kß  —  erste  Redaction  erste 
Nuance;  T,  Sa  und  die  polnische  Recension  —  erste  Redaction 
«weite  Nuance;  Dr  —  zweite  Redaction  erste  Nuance;  die 
czechische  Bearbeitung  —  zweite  Redaction  zweite  Nuance. 

Oder  in  Form   eines  Schema   gekleidet,    würde    die   von 
mir  beantragte  Classification   sich   folgendermassen    darstellen : 

I.  Kategorie 
Unsystematische  Bearbeitungen 


ü^'^««. 


1  Ciuse  2.  Classe  3.  Classe 

iirfUhrliche  Texte  Gekürzte  Texte  Gemischte  Texte 


1.  Redaction 

2.  Redaction 

,— i^V 

Codex  BreymutU 

OpI  OpII  Z(l)  DI(2)  PI 

Ky 

jl.  Redaetion  2.  Redaction  3.  Redaction     4.  Redaction     ö.  Redaction 

'  I.Nuance        2.  Nuance  Th  B  Da  Rh     DI[i)  L(^)  PII 

Dr  Czechische  Bearbeitung  . 

1.  Knince  2.  Nuance 


^  ^         T  Sa  und   die  poinUehe 

Receiwion 


II.  Kategorie 
Systematische  Bearbeitungen 


1.  Redaction  2.  Redaction 


Die  Magdeburger  Die  PöhnaiiHcheii 

Fragen  Diftf  inet  innen. 


^^^m\>tt.  d.  phil.-hiiU  Ol.   CXI.  Bd.  1.  Hft.  21 


322 


Kahi2niHrki. 


Allhang  A. 

Vergleichende  Tabelle  der  Artikel  des  Krakauer  Textes  Nr.  11 
nach  der  bei  Bischoff  und  nach  der  bei  mir  enthaltenen 

Numerati  on. 


Bei 
Bischoff 

1-136 

137 

13« 
139 
140 
141 
142 
143 
144 
145 
146 
147 
148 
149 
150 
151 
152 
153 
154 
155 
156 
157 
158 
159 
160 


Bei  mir 

1   Bei 
BUchoff 

161 

Bei  mir 
163 

Bei 

Bischoff 

1 

Bei  mir 

Bei 
Bisch  off 

Bei  mir 

1-136 

188 

190 

215 

217 

137 

162 

164 

189 

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;  218 

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169  , 

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173  , 

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178  , 

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183  ; 

185 

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184  ' 

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186  ; 

188 

213 

215  1 

237 

242 

162  ii 

187 

189 

214 

216  , 

238 

243 

Die  polnische  Kccension  der  Hagdeburgor  l'rtheilf 


323 


Bei 
BUchofl 

Bei  mir  ' 

1                                             ; 

i                     1 

Bei 
Bischoff 

Bei  mir 

1     Bei 

Biflchoff 

Bei  mir 

Bei 
Bischoff 

'  Bei  mir 

239 

244 

256 

261 

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295 

,    240 

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:     293 

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1 

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251 

256 

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1     285 

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307     i 

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311 

21* 


324  KalQiniaeki. 


Anhang  B. 

Inhalt  der  polnisohen  Becension  nach  den  im  Beffiater  z\x  0 

enthaltenen  lateinischen  BubrikenJ 

1.  De  dotalicio  vxoris. 

2.  De  tutore  pueronim. 

3.  De  confpeccione  wlnorum. 

4.  De  recenti  judicio. 

5.  De  immobilibus  bonis. 

6.  De  querulacione  whieriim  aut  pro  capito. 

7.  De  patriraonio  vxoris. 

8.  Do  fufcepcione  rerum  alienarum  aut  caufaruiii  coram  judicio. 
0.  De  couiuni  bedallo. 

10.  Do  bonis  per  fudorem  acquifitiH. 

11.  De  conftituciono  tutorum. 

12.  Do  ftatu  fpurioni.s. 

13.  De  homine,  fuper  quem  ruinor  invalefcit,  quod  effot  fpurio. 

14.  Do   marito   et  vxoro,   cum   qua   (ii>fo]   antea   fiuo    matrimonio   co- 
municavit  vel  coniacuit. 

15.  De  roboracione  in  iudicio  pro  capite. 

16.  De  fpurione  et  fpurioniffa. 

17.  De  filijs  aut  prolo  fpurionis. 

18.  Do  vendicione  bonorum  immobilium  fpurionis. 

19.  De  bonis  admortuis  fifco  feu  domino. 

20.  De  carnali  actu  viri  cum  vxore  alia  fiue  dormicione. 

21.  De  fpurione,  vtrum  poteft  federe  in  loco  fcabinali. 

22.  De  ]>robacione  wlnerati  vel  interfecti  hominis. 

23.  ^De  rebus  mortui  viri,  que  hergewette  nuncupantur. 

24.  De  refutacione  iuris  feu  fentencie. 

• 

1  Ich  nmss  jedoch  ganz  ausdrücklich  bemerken,  dass  ich,  um  diese  Ru- 
briken so  brauchbar  als  m()glich  zu  machen,  sie  strenge  dem  Texte 
anpasste  und  daher  einerseits  die  überflüssigen  fortgelassen,  die  im 
Original register  nicht  ersichtlich  gemachten  oder  die  unklar  stylisirten 
durch  eigene  ersetzt  habe.  Die  Rubriken  der  beiden  letzteren  Arten 
sind  jedoch  stets  durch  einen  vorgesetzten  Stern  kenntlich  gemacht. 


Die  polnische  Kocension  der  Magdeburger  Urtheile.  325 

25.  De  pena  advocati. 

26.  De  mercede  Ten  folucione  penarum  pro  qualibet  re 

27.  De  emenda  claudicione. 

28.  De  cruentacione  hominis. 

29.  De  afCidiia  preftitucione  iiiramenti  coiifulis. 

30.  De  juramento  advocati. 

.31.  Vtrum  debent  confiiles  advocato  iurare. 

32.  De  iuramento  confulis  et  de  cafu  eius  amici. 

33.  De  adulacione  ciirie. 

34.  De  obloqiicione  confulis  coram  domino  hereditario. 

35.  De  oculto  confilio  confulum. 

36.  De  antiqnis  confuliH. 

37.  De  feno  accepto  in  prato. 

38.  De  incnipato  occafione  periiirij  per  confales. 

39.  De  vfurario,  qui  vfnram  accepit. 

40.  De  falfario  invento. 

41.  De  illo,  qui  fe  confert  ad  ^^aciam  ciuitati. 

42.  De  eodem,  qui  fe  contulit  ad  graciam  confulibus  et  ciuitati. 

43.  *De  inftitucione  plebifciti. 

44.  *Sub  quo  sigillo  testimonium  scabinorum  effe  debet. 

45.  De  ediccione  fentencie  per  iuratum  in  iure. 

46.  De  querulacione  vxoris  fuper  fuum  maritum. 

47.  De  eleccione  iuratonim. 

48.  *De  eleccione  in  sedem  fcabinalem. 

49.  De  tencione  iiirati  per  confales  cinitatis. 

50.  De  interdictione  equi. 

51.  De  arrogancia  bedalli. 

52.  Do  querulacione  fuarum  pecuniarum. 

53.  De  expulfione  de  domo  ante  tempas  peremptorium. 

54.  De  propoficiono  capitis  aut  wlneris  monomachalis. 

55.  Que  res  debet  nominari  recens  et  qualiter  debet  cognofcy. 

56.  De  tranfgreffione  contra  confales  et  contra  landacionom  concioni». 

57.  Do  preuifo  aut  infignito  confnle  et  iurato. 

58.  De  pena  confulum,  dum  quis  tranfgredit  contra  eos  aliquid. 

59.  De  tranfgreffione  laudate  pene,  alias  wyelkrzv. 

60.  De  vendiciono  panis  in  platea  ciuitatis. 

61.  Do  iuramento  noui  confulatus,  cum  eliguntur. 

62.  De  exluminacione  oxtra  ciuitAtem. 

63.  De  recognicione  antiqui  confulatus. 
63».  De  teftimohio  feffi  confulatus. 

64.  De  eodem,  cum  quis  aftruxit  fe  coram  confulibus,  quid  foluet. 

65.  Do  feffione  iure  ciuili  carentis  domus. 

66.  De  adventu  duarum  fororam  ad  prefeutiam  baniti  iudicij. 

67.  De  couftituctono  tutoris  per  aliquem  puerls  fuis. 

68.  De  bonls  admortuis  puero. 

69.  De  patrimonio  et  roaternitate  femino,  qae  paeros  non  habet. 


326  Kalniniacki. 

70.  De  donacione  alionim  puerorum  patrimonij. 

71.  Pater  tenetnr  feruare  pneros  matris  mortue. 
7*2.  Si  morietur  aliquis  puer. 

73.  *De  expedicione  liberonim  per  patrem. 

74.  De  tideiufßone. 

7d.  De  recenti  re,  que  fpectat  ad  ius  cal'trenfe. 

76.  *De  fpatio  iuramenti  scabinalis. 

77.  De  mercimoni&li  camera. 

78.  De  empta  camera. 

79.  De  donacione  mulieris  a  viro. 

80.  De  areftacione  renim  apud  Judeum. 

81.  De  vendicione  comeftibilium  in  caftri  foro  carius  qaam  < 

82.  De  invadiacione  cuiuscunque  rei. 

83.  De  invadiacione  bonorum. 

84.  De  remifione  querele. 

85.  De  quenilacione  pro  depredacione  et  combufcione. 

86.  De  advocato  hereditario. 

87.  De  dacione  ad  iudicinm  bauitum. 

88.  De  fideiufnone  vicinorum. 

89.  De  certificacione  bonorum  incertorum. 

90.  De  claudicacione. 

91.  De  querulacione  hofpitis  luper  hofpitem. 

92.  De  querulacione  principis  uel  domini  heredis. 

93.  De  capitali  pecunia  uel  forifacione. 

94.  De  homine,  qui  propter  debitum  receffit  de  ciuitate. 

95.  De  perfugo  a  ciuitate. 

96.  De  arrepcione  itineris  caufa  meruandi. 

97.  De  banito  iudicio. 

98.  De  duobus  clericis  in  l'eruicio  exiftentibus. 

99.  De  ediccione  fentencie  de  banito  iudicio  perdurate. 

100.  De  interfeccione  alicuius  in  iure  ciuili  uel  aliud. 

101.  De  refponfione  hofpitis,  qui  affectat  habere  iu8. 

102.  De  electione  iurati. 

103.  De  vendicione  bonorum  per  tutorem. 

104.  *Vtrum  iuratus  debet  venire  ad  iudicium. 

105.  De  vituperacione  fentencie. 

106.  De  iudicandis  fimplicibus  rebus. 

107.  De  advocato  incompofito  cum  comunitate. 

108.  De  penis  advocati. 

109.  De  accepcione  pene  iuiufte  per  advocatum. 

110.  De  iudicacione  advocati. 

111.  De  iuramento  iurati. 

112.  Quales  debent  effe  iurati. 

113.  De  rogacione  feutencie,  alias:  o  pr/ygauyeuyv. 

114.  *  Vituperaverit  quis  fenteuciam,  qui  non  ad  scabiuos 

115.  **  Vituperacio  fentencie  quibus  verbis  effe  debet. 


Die  polnische  Kecension  der  Magdeburger  Urtheile.  327 

llß.    *  Quam  penam  aolvere  debet,  qui  sentenciam  scabiuorum  iniubte 
^ituperaveri^. 

117.  '"'  Qnomodo  ad  ius  suppremum  se  trahi  debet 

118.  XI>e  mnliere  et  marito  venientibns  ad  banitum  iudicium. 

119.  XZ>«  perafferualibus  et  rupellectilibus,  hoc  eft:  de  gyerade. 

120.  ]I>^  obferuacione  pecuniarnm  vel  aliarum  rerum. 

121.  H>«  refponfione  hofpitis. 

122.  IZ^«  citacione  ad  advocatuin. 

123.  H>«  wineribus  mortalibus. 

124.  JO«  fabitanea  re  fnper  orphano  facta. 

125.  XI>«  orbato  filio  per  obitum  patris. 

126.  H>«  advocacia  hereditaria. 
127-    '^  De  eodem  agitnr. 

128.  H^<  fcnltecia  empta  et  Uta  in  iure  Maydeburgeufe. 

129.  XZ>«  importacione  pecuniarnm. 

130.  H^c  advocacia  Ten  fcnltecia  hereditaria. 

131.  SI>«  bonis  mobilibus. 

132.  SI>e  refignacione  bonorum. 

133.  H^<  directione*  pro  sentencia  ad  ius  fuppremum. 

134.  De  monachis,  qui  mendicant  aut  non  mendicaut. 

135.  XZ>e  recentibus  rebus. 

136.  •■•-  X)e  abdicacione^  iurati. 
^^^-   -t->e  hereditate  mulieris. 

138.    -■•-  i^nla  post  matrem  propior  est  accipere  rem  mulierem. 
*39.   Xl>e  fratre  a  patre,  fed  non  a  matre. 
^*^-   X>e  teftamento. 

*^-  ^^«  querulacione  per  manum  mortuam. 

*•••  ^i->e  reßgnacione  bonorum  poft  mortem  alicuius. 

^^-   Xl>e  adducüone  detenti  feu  captiui. 
*•  ^^e  graui  wlneracione  vel  interfectione. 

i*o.   Xl>e  interfectione  hominis. 

*"»^.    X->e  pueris  alicuius  per  mortem  relictis. 

•  t>e  vxore  et  pueris  relictis  per  mortem. 

•  -»-^e  accepcione  bonorum  in  tutelam  fuam. 
1*9.    X>e  exactione,  alias:  schofowanyv. 

'    XDe  negacione  bonorum. 
_   ■    ^^ualiter  fuper  quem  debent  docere  de  periurio. 
^  •    X>e  pueris,  de  genere  pari  relictis  poft  mortem. 
^^^»    Xxi  quot^  annis  pueros  iudicare  poffunt. 

"*•    XDe  compulßone  puerum,  ut  venderent  hereditatem. 
100.    ♦Dq  repeticione  hereditatis  et  de  interdictione  debiti. 
lOb.    Vtrum  poteft  vir  vxori  dare  de  bonis  mobilibus,  quod  wlt. 
^öl.   j^Q  iuramento  fentenciato  ex  iure. 

Codex  steht,  entsprechend  dem   Wortlaute   des   polnischen  Textes, 
«1«  au  ^eser  Stelle,  wie  bekannt,  fehlerhaft  ist,  —  ituik<tcion<}. 
'^  Codex  steht:  ^. 


328  Kalniniackl. 

108.  *  Do  jurameuto  feiitenciato  ex  iure  in  peremptorio  tempore,  alyas: 
w  wyaßany  czaß. 

150.  De  imporicioiie  vadij  hofpes  hofpiti,  alyas:  o  danyv. 

160.  De  tradicioue  hominis  per  manum. 

161.  De  comuni  re. 

162.  Pro  capite  et  wlnerum  grauium  dum  quis  erit  querulatus. 

163.  Vtrum  porfunt  pro  mercede  alicui^  tcftimonium  prebere. 

164.  De  pari  diuifione. 

165.  De  prolongacione  fentencie. 

166.  De  querulacione  pro  juramento  per  aliquem  homiuem. 

167.  De  incredulaciune  iuramenti. 

168.  De  repercione  feu  invencione  in  adulterio. 

169.  De  mortuo  marito  uel  mnliere,  habentibus  lilium. 

170.  De  menfura  comeftibilium  five  potus  uel  alicuius  liquoris. 

171.  De  abiudicacione  bonorum. 

172.  ^De  solucione  comestibilium,   quae  confessa  sunt  coram  iudicis. 

173.  *De  iudicacione  hominis  per  regem  vel  per  dominum  cum  here- 
ditarium,  tum  alium  aliquem. 

174.  *Si  bomo  capitis  damnatus  veniam   impetraverit,   quomodo  talis 
ae^timaudus  est. 

175.  De  vituperacione  regalis  fentencie  per  aliquem. 

176.  De  fubmifione  fub  iure  fupremo. 

177.  Dum  aliquem  homiuem  vinculo  fideiurforie  concludant. 

178.  De  abmortua  muliere  et  fuis  pueris  non  relictis. 
170.  Do  littera  teftimouiali. 

180.  De  invadiato  agro. 

181.  Dum  quis  alicui  recipit  bona  propter  amiffionem  in  ludo  taxillorum. 

182.  De  munito  pariete. 

183.  De  laudis  pena  ]>er  confules  et  totam  comuni tatem. 

184.  De  aqua  curronte  canali. 

185.  De  teftificacione  capitis  uel  pro  debito  uel  pro  alio. 

186.  Do  vondicione  fentencie. 

187.  De  pueris  abmortuis  exiftentibu.s  adhuc  parvis. 

188.  De  refignacione  agri. 

180.  De  uaciono  pueri  poft  obitum  fui  patris. 

100.  De  coactione  ad  juramentum  pro  debito. 

101.  De  puerili  patrimonio. 

102.  De  agnatis  et  cognatis  m<»rtui  de  partibus  alienis. 

103.  De  interdictione  debitorum. 

103*.  De  repeticione  bonorum  abmortuorum. 

104.  *De  ponis  pro  iniusta  vituperacione  ortilegii. 

105.  De  solucione  debiti. 

10().  De  donaciono  immobilium  bonorum. 
107.  Do  mutacione  pecuniarum  fuper  pignus. 
198.  De  emptore  bonorum. 


1  Im  Codex  steht:  aliqtii. 


Die  polnische  Recension  der  Magdeburger  Urtheüe.  329 

199.  De  adductione  debitorum  ad  advocatum  non  citatorum. 

200.  Si  rem  aliquam  in  jure  ciuili  invenire  non  pofrent. 

201.  De  tradicione  debitoris  ex  jure. 

202.  De  martirifacione  captiui. 

203.  De  spurionibus  et  aliis  hominibus,  qui  jure  privat!  funt. 

204.  De  repeticiono  bonorum  fuper  puero. 

205.  De  renunciacione  tutoris  vltra  nolentis  tutelam  fovere. 

206.  De  repeticione  volentiA  debiti  faper  orphano  Ten  relicto. 

207.  De  interdictione  or})hanij  ipfius  bonorum. 

208.  De  adductione  hominis  ad  Judicium  cum  tribus  cultibus. 

209.  *De  matrimonio  commatris  et  compatris. 

210.  De  dotalicio. 

211.  De  querulacione  pro  capite. 

212.  De  hofpite,  qui  fideiuffores  non  potest  habere,  cum  nolunt  sibi. 

213.  *De  iudicacione  iniuriarum. 

214.  Vtrum  poffunt  iure  procede[re]  pro  pignoribus  tempore  peremptorio. 

215.  De  banicione  iudicii. 

216.  Quot  jurati  debent  intereffo  penes  banitum  Judicium. 

217.  De  refignaciorfe  medietatis  bonorum  Aiorum. 

218.  *De  interdictione  bonorum  cum  bedallo. 

219.  *Si  alicui  bona  eins  interdicta  fnissent  et  ipfe  fugam  coepisset. 

220.  De  arreftacione  bonorum  abfente  prefide  eorundem. 

221.  De  obfefrione  vie  cum  armis  afperis  iniufte. 

222.  De  donaciono  bonorum  compos  adhuc  in  vita  exiftens. 

223.  De  querulacione  fimplici  et  refignacione  eciam  fimplici. 

224.  De  interdictione  bonorum. 

225.  *Qnod  testimonium  iudicii  banniti  omnibus  testimoniis  antecedit. 

226.  De  reffione  ad  iudicium  iuratorum  feu  refidencia. 

227.  Vtrum    hofpes,    accipiens    pignu.s    pro    recognito    debito,    prefto- 
»  tenetur. 

228.  De.pena  laudi»,  alias:  o  wyelkrzv  ciuitatis. 

229.  De  invenciono  ortilegij. 

230.  *De  notario  ciuitatis  et  eins  honorario. 

231.  *De  debito  pro  miffiono  iuris. 

232.  *De    honiino  orphano    grauiter   per  aliquem   lefo,   respective   de 
ilpacione  advocati  jurati  per   dominum  suum  coram  iure  et  de  caufidico. 

.    233.  *Quomodo   advocatus  iniurias,    quae  homines  orphanos  spectant, 
icare  debet. 

234.  *De  capitis  et  grauiuni  wlnorum  pernoctatione. 

235.  De  muro  sui  vicini. 

236.  De  homine,    qui   ex   adhibicione   fidei   in   tutorem   eligit  cogna- 
1  fnum. 

237.  Dum  quis  equni  aput  aliquem  detinerit. 

238.  De  fnmptibus  juratorum. 

239.  Quid  pro  ortilegio  dare  debent. 

240.  De  solitario  notario. 


33ü 


KaliiiDiaeki.    Die  polnüclie  UcccnaM«  d«r  Ma^U^mrg»  Urlkeilc. 


241.  De  fafpenso  homine. 

242.  De  interfecta  muliere,  hoc  est:  propria  vxore. 

243.  De  repofito  tennino. 

244.  *De   homine    inuoluto    fideiunbrie    et    de   adductione   ipfios  ad 
Judicium. 

245.  De  iniufta  re. 

246.  De  jununento  poft  mortujun  manum. 

247.  De  queruUcione  pro  debito  fuper  femiuam. 

248.  De  dotalicio. 

249.  De  interdictione  equi. 

250.  De  relignacione  bonorum. 

251.  *De  redgnacione  medietatis  bonorum. 

252.  De  mobili  bono. 

253.  De  remanlione  puerorum  poft  manum  mortuam. 

254.  De  examinacione  tefcium. 

255.  Dum  aliquis  juratus,  ut  conTul,  advocatns,  aliquid  videret. 

256.  De  vituperacione  ortilegij  et  conftitucione  fideiufTorifi. 

257.  De  domo  abmortuo  poft  maritum  vel  admortuo. 

258.  *De  hofpite  veniente  in  ciuitatem  et  detento  per  burgrabium' 

259.  De  profugo  cum  censu. 

260.  De  homine  per  alium  in  truncum  dnctum,  de  trunco  ad  jadidmS' 

261.  De  querulacione  pro  debito. 

262.  De  folucione  debiti  fuper  peremtorinm  vel  certum  diem. 

263.  De  bonis  mobilibus  et  immobilibus. 

264.  De  vituperacione  Judeo. 

265.  Dum  aliquis  coram  domino  accufatur  meudaciter. 

266.  De  treugis  pacis. 

267.  De  deftinacione  pro  jure,   cum  quis  emit  agrum  et  non  habe! 
quo  perfoluere  ad  finem. 

268.  De  querulacione  pro  equo. 


Corrigenda. 


1.  Auf  S.  170  sollen  die  Zeilen  37 — 40  von  oben  folgende  Gestalt  haben 


284 
285 
286 

287 


264 
265 
266 
267 


297 

325 

1 

299 

327     — 

1 

300 

328 

301 

329 

— 

2.  Auf  S.  171    sind   die  Zeilen  29—31,   sowie   die  Zeile  27  von  obe 
zu  streichen. 


Rorawits.   Zur  Geschichte  des  Humanismus  in  den  Alpenl&ndorn.  I.  331 


Zur  (jescliichte  des  Humanismus  in  deu  Alpen- 

ländern.  L 

Von 

Prof.  Dr.  Adalbert  Horawitz, 

correcp.  Mitgliede  der  kais.  Akademie  der  Wissenschaften. 


I  §.  1.  £iiileitang. 

in  meiner  Schrift  ,Der  Humanismus  in  Wien'^  warf  ich 
die  Frage  auf,  welche  humanistischen  Anregungen  von  Wien 
aus  auf  die  anderen  Provinzen  des  habsburgischen  Regenten- 
geschlechtes  ausgeübt  wurden. 

Seitdem  schien  es  mir  geboten,  diesen  Beziehungen  nach- 
zugehen, wobei  ich  aber  bald  zur  Ueberzeugung  kam,  dass 
L  Wien  nicht  als  einziges  Centrum  dieser  Geistesströmung  zu 
betrachten  sei,  sondern  dass  auch  an  manchen  Orten  spontan 
oder  durch  anderweitige  nicht  mehr  nachweisbare  Anregungen 
ach  jene  neue  Richtung  der  schönen  Wissenschaften  Durch- 
bruch verschaffte. 

Es  war  dabei  ein  leidiger  Umstand  für  meine  Forschung, 
dass  durch  die  rücksichtslosen  Confiscationen  und  Autodafes 
der  Gegenreformation,  wie  durch  scharf  zu  tadelnden  Indifferen- 
tismus  gegen  Denkmale  der  Vergangenheit,  das  Material  —  bis- 
ber  wenigstens  —  als  ein  äusserst  geringes  sich  erwies. 

Am  meisten  noch  bieten  die  Klöster,  welche,  vielfach  durch 
vernünftige  Archivare  und  Bibliothekare  gefordert,  dergleichen 
Ueberresten  die  Sorge  der  Bewahrung  zu  Theil  werden  Hessen  ;2 
leider  sind  die  Codices  epistolares  äusserst  selten  und  scheint, 

^  ^paratabdruck  aus   dem   Historischen   Taschenbuch,   Sechste   Folge,  II 

^prig,  F.  A.  Brockbans. 
•  Besonder»  Wilhering,  Lambach,  St.  Florian,  Mondsee. 


332  Horawitz. 

die   Gleichgiltigkeit    gegen    solche    Reliquien   im   Allgemeinen 
eine   grosse   gewesen   zu    sein.     Dass  aber  gerade  die  Kloster 
in   unseren  Alpenländern   die   Stätten    waren,   in   denen  aoci 
diese   geistige  Richtung  zu  Tage  trat,    begreift   sich  unschwer 
aus   der   Continuität   der    classischen   Studien,    die  ja  in  den 
Klöstern  das  ganze  Mittelalter  hindurch  —  freilich  in  ziemlich 
äusserlicher  Weise  —  gepflegt  wurden.     Denn  nichts  ist  unbe- 
gründeter als  der  Wahn,  die  classischen  Studien  seien  iu"plötzlich 
wieder  in  die  Welt  gekommen,  und  längst  verpönt  ist  jene  rohe 
Auffassung  des  Mittelalters,    die  von  der  ,Nacht  der  Barbarei^ 
und  wie  alle  die   gedankenlos   nachgebeteten  Phrasen  lauten, 
declamirte.     Im   Gegentheile,    wie    unter   Anderen   v.  Stein^ 
und  V.  Liliencron^  gezeigt  haben,  ist  die  Fülle  des  Wissens, 
welches  die  Schule  und  Gelehrsamkeit  des  Mittelalters  kannten, 
eine  sehr  bedeutende;    anders  freilich  steht   es  mit  der  Frage 
nach   der  Verarbeitung,    Anwendung   und    Popularisirung 
Wissensstoffes. 

§.  2.  Oberosterreich  and  Salzburg. 

In  diesen  Alpenländern  erscheinen  vornehmlich  Krem»- 
münster,  St.  Florian  und  St.  Peter  in  Salzburg  den  classischoi 
Studien  zugewandt.*^ 

Auffallend  ist  die  Thatsache,  dass  schon  so  frühe  sich 
Beziehungen  zum  italienischen  Humanismus  zeigen.  Um  1474 
z.  B.  lässt  der  Pfarrer  von  Ried,  Johannes  Urkauf,  die  Werke 
Petrarca's  abschreiben,  1482  wurden  in  Kremsmünster  die  . 
Facetien  des  Poggio  erworben.*  Unter  den  Handschriften  von 
Wilhering,    Mondsee,  Lambach  und  Schlögl    finden  sich  schon 


*  In  »einem  vortrefflichen  »Bilclungswosen*.    Stuttg-art,  Cotta,  1884  fF, 

^  In   den   Studien  über   das   Spoculum  universale  von  Vincenz  von  Bea»* 
vais.  (In  den  Schriften  der  k.  Akademie  der  Wissenschaften  zu  München) 

3  Besonders  reichliches  Detail  liefern  die  höchst  verdienstlichen  PubU' 
cationen  des  rastlosen  Forschors  Albin  Czerny,  vor  Allem  sein  Hau«' 
Schriftenkatalog  von  St.  Florian  u.  A.  Auf  die  Darstellung  der  das»* 
sehen  Studien  im  Mittelalter  braucht  hier  um  so  weniger  eingogang^ 
zu  werden,  als  wenigstens  für  die  oberösterreichischen  KliSster  vcf 
berufener  Seite  eine  eingehende  Schilderung  zu  erwarten  steht. 

*  Hagen,  Das  Wirken  der  Henodictiner-Abtei  Kremsmünster  etc.  Lini 
1848.  S.  33,  N.  129. 


Znr  Geschieht«  des  Humaniümus  in  don  Alpenl&ndern.  I.  333 

18  dem  Ende  des  15.  Jahrhunderts  viele  libri  latini  classici, 
^ra  rhetorica,  Codices  grammatici.^  Pröll  (Geschichte  von 
kililögl)  gibt  S.  80  einige  Disticha  als  Grabschrift  des  Abtes 
lohann  11.,  die  gar  nicht  schlecht  sind 5  vgl.  dort  S.  99,  N.  1. 

Auch  in  St.  Florian  war  kein  Mangel  an  Classikern.  Die 
Erwerbung  von  vielen  davon  geht  auf  das  Mittelalter  zurück.^ 
Man  findet  neben  ihnen  auch  Schriften  von  Humanisten,  z.  B. 
die  Werke  von  Angelo  Poliziano  in  der  Venediger  Ausgabe 
Ton  Aldo  Manuzio  in  Folio  1498. '^  Auch  die  von  Czerny  in 
aelir  dankenswerther  Weise  verzeichneten  Einschreibungen  in 
die  Codices  zeigen  zahlreiche  humanistische  Reminiscenzen.^  In 
der  Klosterschule  von  St.  Florian  lernte  man  im  15.  Jahrhundert 
neben  dem  unentbehrlichen  Doctrinale  des  Alexander  de  villa 
Dei,  neben  Donat,  Mammotrectus  und  des  Gaufredus  ,poetria 
nova  de  arte  dictandi^  aus  Priscian's  Grammatik,  las  Terenz, 
tttsgewählte  Briefe  Cicero's,  Boethius  de  consolatione  phil.*^ 
Von  überraschendem  Werthe  sind  aber  die  Briefe  aus  den 
Jahren  1462—1478  aus  dem  ,Codex  epistolaris'  der  Pröbste 
Johann  und  Caspar  und  dem  ,Codex  epistolaris'  des  ChorheiTn 
Auer  von  St.  Florian. *•  Der  erste  Brief  vom  Jahre  1462  ist 
ein  citatenreicher  Bettelbrief  der  Studenten  von  Steyr  an  den 
Abt  Berthold  IV.  des  Benedictinerklosters  zu  Garsten.  Er 
wimmelt  von  Entlehnungen  aus  den  lateinischen  Dichtern  (be- 
sonders Virgil  und  Horaz);  den  Verfassen!  aber  gehört  der 
unzerstörbare  Humor  als  ihr  Eigen  an.  Sie  gehören,  wie  es 
»cheint,  zum  grossen  Orden  der  Vaganten,  nennen  sich  selbst 
scherzhaft  ,Coetu8  Wursalium "  de  vacua  pcra'  und  sind ,  wie 
num  aus  Allem  ersieht,  eine  Art  Nachtrab  der  Goliarden. 
Schon  in  der  Arenga  spassen  sie;    sie  schreiben:  deditiftsimam 

*  Kach  freundlicher  Mittheiluug  des  Herrn  Bibliothekars  von  St.  Florian 
A.  Czerny. 

'  Vgl.  unter  Anderem  den  Bestand  der  Dombibliothek  in   Passau  unter 
Bischof  Otto  von  Lonstorf  1254. 

*  Cserny,  Bibliothek  von  St.  Florian,  S.  166. 

*  Vgl.  ebenda  S.  199  ff. 

*  Cierny,  Die  Klosterschule  von  St.  Florian.  Linz,  1873.  S.  34  f. 

Auch  diese    werthvolle  Publication    (abgedruckt    in    der  ,Klosterschule 
▼on  8t.  Florian*,  S.  88  ff.)  dankt  man   der  fruchtbaren  Thätigkeit  und 

^em  Kennerblicke  A.  Czerny's. 

'  Aelpleri«che  Aussprache  fUr  Bnrsales  (Czerny). 


3H4  lloravilz. 

suam    oliationem    et   paritcipium    cum    inferjectione    gaudn 
fntemi^.    Nach  einem  Panegyricus  auf  den  Probst  kommen  m 
auf  die  Hauptdache :  yincrepuit*,  sagen  sie,  fiellicus  hostimm  moän^ 
rum  acerrimoi'um   sitts    atque    inediae    fumuUus    lahiaqnt  D&m 
canentium   in  Sion  claudere  satagabat*.     Der  weitere  WortU 
des  Briefes  verläuft  in  grammatischen  Spielereien  J  die  aoK^ 
sollen,    dass   nur  Einer   helfen   könne :   der  Eine  aber  ist  to 
Abt  Berthoid  —  sein  Prior  und  sein  Convent.    Diese  mm  niki 
sie  von  der  Belagerung  des  Hungers  und  Durstes  befreien  mi 
ihnen    —  auf  das  geht  Alles  hinaus  —   die    Martinsgins  ;m 
ifine  Bacho^  verleihen.     Schliesslich   folgt  ein  nettes  Gedidit  ii 
Hexametern,  in  dem  die  Schüler  dem  Kloster  alles  Gute  wto- 
sehen.    Die  Datirung  ist  wieder  sehr  komiseh,  z.  B.  Jbora  wtm  i 
rel  quasi ^  parvulis  nostris  euntibus  coquinatum^ .  ' 

Elmsteren  Strebungen  begegnet  man,  wenn  man  den  Bmf'  ; 
Wechsel  des  Florianer  Chorherm  Mathias  Steinhehler  von  Beichoi' 
bei^  vornimmt.*    Da  empfiehlt  er  z.  B.  einen  jungen  Mensckt 
dem  Vorstand  der  Domschule  zu  St.  Stephan  Paul  von  Stocken! 
ium  1466 1.  den  er  seinen  Lehrer  nennt,  1467  bittet  er  dieN% 
Bücher   für  das  Kloster  anzukaufen:   andere  Briefe  betreAi 
nicht  wissenschafdiclie  Angelegenheiten.    Ulrich  Eberliardi  v» 
Klostemeuburg  schreibt  hinwiederum  (1466^  an  .seinen  Lehifi' 
Mathias  Steinhehler  im  Tone  der  Humanisten:  überschwängU 
ist    das   Lob.    iibersehwänglich   das  Werben   lun    die  Freiiit 
Si-haft  des  Gefeierten.    ,Xnm  mm  tu\  schreibt  er  da  etwa,  ,■»«• 
bus   *ti}timif   pnie*Htiis   jti>    et   iviri'iniwj    ni'fium    munert   abunÜB 
cumuhitisfime*  etc.     Auch  sonst  folgen  zahlreiche  Phrasen,  wii 
sie    der    Hnmanismus   allüberall    liebte,    z.  B.   ^dum  spirithi  • 
atiibus  «TiV.  !ti  f*fta  nitnitent'  u.  s.  w.  Schliesslich  entschuldigt  ff 
natürlich  seinen  Stil:  Ju  »ffniqur  in^rti  ^f*"'«»  meo  et  puerili  vetdtB 
dat»^,     Wim     rhettkrirae     mitjsne    pnueepfore    egen    penitn^.     Eli 

'  .  .  .  u.v'«!-»!.'*'  M*i»/ü>*  NrtÄ'/v«  t*»-(Vy.;t-i/i*»/'j  in  «vf*-»  J**j/ilo  parftMm  CN «/•!■■ 
i  up^rio  rnv^ro  m'»/<!^*^a.  uf*'  f*»i  «»v  «i^-mimi  rici^aleg,  gnarum 
uifniHn  rx  ininiit'it  nc^ri*  »pf^.-acirnHJ  <r'  li^  nurni  tminüimi,  qmi 
»R«.  Ctmi  cero  f'«  »fic'w  u-Wj-m  rfyriü  *riri\'t.*i''Hsqn^  rnrntü  no^fri  »nopeti 
»iiMfico  deHci^itirt  r^y^rinrntHr,  in  tufHMifiro  yror»'*  ptvruw  attipiuHt;  idip 
^iinH*  ifuvV.'tv  r»frftu.itihi  ^M>^iiriA«^N*.  nifi  in  a^^atir»?  auteriina  9pofia  dtmM 
i^^'iCtfA »'.■••'  ifi  oKtiSionif  .•»*/**  «litKU  ••'"»".■t:*!?^*  rW^ni^-^cantn  hoco  tiimiinii^ 
i>frri:i'i  .:.«'.    »r-»M-    i'\^wf-''i:i  -.i    <    w       K.'     rTlijk.   a     A.    O.    S.    >V*. 


Znr  Geschichte  des  Hnmanismas  in  den  Alpenl&ndern.  I.  33!> 

(Seriker  aus  St.  Polten,    Andreas,   schreibt   in    ähnlicher  Phra- 

leologie  an  Steinhehler  (1468).  Er  citirt  auch  Horaz  und  Cicero, 

ifid  zwar  merkt  man,    dass    er   des   Latein   ziemlich  mächtig 

kk,  in  geschickter  Weise  wehrt  er  die  Anwendung  der  Plurale 

k  der  Ansprache   ab   und    weiss  in  ungezwungenem   Humor 

IQ  scherzen. 

Aus  Lambach  schreibt  der  Convcntuale  Friedrich  um 
1475,  der  in  demselben  Jahre  als  Abt  nach  Niederaltaich  po- 
lAolirt  war,  ebenfalls  an  Steinhehler.  Er  dankt  fUr  die  dem 
Lambacher  Petrus  erwiesene  Güte,  sendet  ihm,  ,8einem  Lehrer', 
m  Becept  gegen  sein  fortdauerndes  Magenübel  und  bemerkt 
Schlüsse:  ,Et  utinam  Petrus  ultra  •  neccessarium  Studium 
etiam  applicetur  ad  discendum  cantum  et  fari  artißcialtter 
htinum',  Steinhehler's  Briefe  an  Paul  Wann  ,artium  ac.  sacrae 
joginae  doctori  eximio  Pataviae  iwaedicatori^^  von  1467  und 
1469  zeigen  ebenfalls  Kenntniss  der  Classiker,  viele  Uebung, 
■cbere  Anwendung  beliebter  stehender  Phrasen,  aber  auch  eine 
gewiase  Neigung  für  ermüdend  lange  Sätze.  Es  ist  eine  ganz 
gvte  Bemerkung,  wenn  gesagt  wird,  Stil  und  Sprache  würden 
Nigfilltiger,  je  höher  die  angeredete  Person  ist.^  Er,  der 
wwohl  Scholasticus  als  auch  Cellerarius  des  Klosters  war,  hatte 
eme  zahlreiche  Schülerschaft,  mit  der  er  in  Verbindung  blieb, 
wie  die  Briefe  zeigen.  Schon  dass  man  sich  schreibt,  ist  ein 
beachtenswerthes  culturgeschichtliches  Factum,  das  der  Pfarrer 
Qeorg  Sparsguet  von  Mattighofen  mit  den  Worten  motivirt: 
firaia  florufii  amoenücis  humore  prirafa  aresck,  sie  socißtafis 
^fäigritas  a  longi  temparis  distantia  tepescere  discernitur  nisi  ali- 
fvarunt  litterarum  alloquio  fuerif  stahlUta^.  Steinhehler,  der 
«ne  reiche  Thätigkeit  entwickelte,  erhält  auch  in  einem  Schrift- 
■Äcke  des  Abtes  Johannes  von  St.  Florian  das  Lob:  ,Qttea 
Matthias  de  Keichersperg  nrtium.  haccalaureus  almae  universitatis 
ä  ittidii  Viennensis  .  .  .  aliquot  annorum  spatiis  apud  nos  com- 
'morando  in  regimine  scholae  nostrae  fideliter  utHiterque  lahoravif*. 
Wie  er  nun  seine  Schüler  unterrichtete,  daftlr  habe  ich  wenig- 
ftens  keine  Daten;  allzuweit  wird  es  wohl  kaum  vom  Richtigen 


^  V^I.  Prnll,  Geschichte  von  Schlögl,  97. 

'  Czerny,  Au«  dem  geistigen  6e8chHft4ileben  in  Oberösterreich  im  15.  Jahr- 
hundert. Linz,  1882.  S.  G. 


336  Hftrawitx. 

entfernt  sein,   wenn  man  annimmt,   dass  die  Dictate  in  jenem 
Codex,   welche  unter  den  Titeln  Arengac  laufen,    unter  seiner 
Anleitung  entstanden  sind.    Das  eine  hat  die  Aufschrift  ^Arenga 
discipitlorum  ad  Rhetoricam'  und  besteht  nur  aus  zwei  Sätzen^ 
deren  zweiter  von  unförmlicher  Länge  ist.    Das   andere  heisit 
,Arenga  Rhetoricae  ad  discipulos^   und    drückt   sich    über  dieie 
Kunst  sehr  artig  aus:  ,quae  docet  ornafum  ac  venustum  loguenä, 
salutem  et  optat  pertingere  effectum  et  desiderabilem  adipisd  facd' 
taten}'.     Kühn   spricht  sie    es  aus:   yOmnia  enim  sunt  scibäiak 
via  rationis,  apud  potentiam  dari  intellectus  nihil  est  impossibäi, 
Sie   mahnt   die   Studenten,    sich    die  Geheimnisse  der  Wissen- 
schaft zu  eröffnen^  knüpft  aber  daran  den  freilich  prosaischea 
Satz:    ySine  enim  his  difficile  vel  forte   impossibile  est   pertingert 
gradum  cujusdam  facultatis^  u.  s.  w. 

Uebrigens  er&hrt  man  aus  den  Briefen,  dass  die  Schnlei 
zu  St.  Florian  und  Enns  in  gutem  Rufe  standen. 

Der  Humanismus  des  ausgehenden  lö.  Jahrhunderts  dürfte 
in   Oberösterreich  und  Salzburg   hauptsächlich    nur   darin  be- 
standen haben,  dass  man    die   libri   neotericorum,  d.  i.  Weile 
italienischer  Humanisten,   Aldinen  u.  dgl.  für  die  Bibliotheken 
—  meist  wohl  nur  Privatbibliotheken  Einzelner  —   anschaffte 
oder  dass  man  diese  Schätze  entlieh.    Für  das  16.  Jahrhondeft 
ist   eine   nähere   Beziehung   zur  Wiener   Hochschule  und  dei 
daselbst  befindlichen  Trägern  des  Humanismus  unverkennbar. 
In  den  Decennien  der  in  Öesterreich  kräftig  hindurchbrechendea 
Reformation  ward  gewiss  so  mancher  Ansatz  zerstört,  dagegea 
erblühten  durch  Einwanderung  deutscher  Magister  oder  duitk 
Söhne    der    schönen   Alpenheimat,    die    nach    Wittenbei^  gc* 
pilgert  waren,  ganz  gewiss  in  den  Schulen  humanistische  Stre* 
bungen  und  Anregungen.    Auch  die  Wiener  Universität  zählte 
in  ihrer  lebendigsten  Zeit  gar  manchen  Oberösterreicher,  arf 
den    sein  Vaterland    mit   Genugthuung    blicken    konnte.    Vn^ 
Namen  des  Johannes  von  Gmunden.  Georg  von  Peurbach,  Jo' 
hannes  Tichtl    aus   Grein  J    Stabius    und  Josef  Grünbeck  ai^ 
Steyr,-   Wolfgang   Mosnauer   aus  Wels,    Marcus   RustinimicO' 


*  Vgl.  Horawitz.    JobAuues  Tiohtl,    ein  Arzt   des  15.  Jahrhunderts  (ii 
den  Berichten  des  Wiener  Alterthumsvereins). 

*  Ueber  ihn  steht  eine  Arbeit  r*n\  A.  Czeruv  zu  erwarten. 


Zar  GMchichtr  des  HnmanismiiR  in  den  Alpcnl&iidern.  I.  337 

• 

Ä  Mondsce^  Polymnius  (Wilhelm  Puclinger)  aus  Wirting  und 
ndere  sind  dem  Forscher   bekannt,'    an   einem  anderen  Orte 
oU  ihrer,  Bowie  der  Strebungen  der  oberösterreichischen  Klöster 
kUBführlicher  gedacht   werden.     Hier   sei  nur  angeführt,    dass 
tlondsee  das  erste  moderne  Gymnasium  im  Lande  ob  der  £nns 
in  der  ersten  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts  hatte.  ^     Der  gründ- 
fiehe  Forscher  in  oberösterreichischer  Geschichte,  der  Bibliothe- 
kar von  St.  Florian  Albin  Czerny,    dem  ich  wesentliche  und 
ledeutende  Förderung  auf  diesem  Gebiete  danke,  macht  mich 
nffflerksam,  dass  ihm  dagegen  über  die  literarische  Thätigkeit 
der  lateinischen  Schulmeister  der  oberösterreichischen   Städte, 
welche  alle   schon   im   15.  Jahrhundert   neben    den    deutschen 
ihre  lateinischen  Schulen  hatten,   nichts   bekannt  sei.     Erst  in 
der  zweiten  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts,  in  welcher  Linz  und 
Steyr  bedeutende    Schulen  und   Gelehrte  haben,    fliessen    die 
Kachrichten   über   die   humanistischen    Strebungen    der   Stadt- 
Kholen  reichlicher. 

§.  3.  Salzburger  Handschriften. 

Bei  dieser  grossen  Dürftigkeit  der  Quellen  musste  mich 
der  Fund  zweier  Handschriften  in  Salzburg  ausserordentlich 
erfreuen  und  fördern.  Die  erste  fand  ich  in  der  Salzburger 
Stadienbibliothek,  sie  ist  daselbst  unter  dem  Titel  Hs.  V.  1. 
H.  130:  Scrinioli,  Georg  Commentarii  in  Jonani  et  Ecclesiasten 
catalogisirt.  Es  ist  eine  Papierhandschrift  aus  der  ersten 
Mfte  des  16.  Jahrhunderts,  klein  Folio,  275^™  hoch,  21'^'° 
breit,  45  Blätter  zählend,  ist  in  braunes  gepresstes  Kalbleder 
gebunden  und  stammt  aus  der  ehemahgen  salzburgischen  Hof- 
Ubliothek.  Der  Inhalt  ist  nach  der  Eintragung  des  Schreibers 
arf  der  Innenseite   des    Vorderdeckels   angegeben. 

jQue  in  hoc  libello  contlnentur,  index  iste  docei  et  indicat, 
id  Reuerendissimum  Salisburgen,  Archiepiscopum  et  Principem 
^fiMa,  Ad  eundem  Princlpem  et  Archipresidem  Epigramma  in 
^  libeUi,     Ad  nobiles  et  magnificos   viros  et  dovxino8   de   Lam- 

'  Vgl.  darüber  die  bekannten  Werke  von  Kink  und  Asch b ach. 

^8.  Bruschius  Supplementum ,    P.  Otto  Schmied  in  den  Studien  und 
Mittbeiluugen  aus  dem  Benedictiner-  und  Cistercienser-Orden,  III.  Jahr- 
gang (1882),  S.  292ff.  und  V.  Staufer   im   Melker  Gymnasialprogramm 
▼om  Jahre  1864  und  1865. 
SitangsW.  d.  pWl.-liist.  Ol.    CXI    Bd.  I.  Hft.  22 


338  Ilorawitx. 

• 

berg  epistola.  Ad  Reverendum  pafrem  et  dominum  Doctorem 
Joannem  Fabn  Praepostfum  Budensem  epintola.  Paraphrasls  in 
Jonah  vatem  eximium  aufhöre  Georgia  Scriniolo  Stiro,  Para- 
phrasls in  EcclesiaMen  eodem  authore,  Epigrammn  authoris  ad 
libellum/ 

Die  Handschrift  wird  durch  ein  Gedicht  des  G.  Scri- 
niolus  eröiFnet  ,ad  lihellum,  ut  praeter  timorem  principis  domum 
adeat^.  Darauf  folgt  die  Dcdicationsepistel  desselben  an  Matthäus 
Lang,  datirt  Gurk,  13.  Mai  1530.  Er  feiert  darin  Lang^  der 
fUr  die  Wissenschaft  der  Patristik  stets  Sinn  habe  (antistetf 
cui  in  sobHa  cura  ac  amore  habentur  litterae  post  continuas  aulae 
tuae  strepitus  in  his  quam  maxime  delectaris  ac  grata  sunt  tän 
onmia,  quae  ex  litteraria  officina  cum  modestia  in  vulgum  ctidunfur 
ac  prodeunt  et  ea  sempei*  quae  redoUnt  Chri^tianam  religionem 
devote  amplecteris,  amas  et  observas)  und  widmet  ihm  seine 
Uebersetzung  des  Propheten  Jonas  aus  dem  Hebräischen;  er 
erwähnt  fenicrs  der  Gebrüder  Lamberg,  an  welche  sodann  die 
Präfatio  folgt.  Auch  an  Balthasar,  den  Vorstand  der  Metro- 
politankirche  von  Salzburg,  und  an  Ambros,  den  Canonicus 
und  Official  derselben,  seine  Patrone,  ist  dieselbe  gerichtet.  Er 
klagt  darin  über  die  Zeit  und  spricht  von  seiner  Uebersetzung 
des  Jonas^  von  seinen  Paraphrasen  zum  Ecclesiastes.  Antonius 
von  Salamanca,  Bischof  von  Gurk,  sein  Hen',  habe  seinen  ,Pro- 
pheten'  bisher  gesehen,  sie  möchten  ihn  nun  lesen  ,ut  et  docH 
hunc  videant,  communicate  illum  doctis,  quos  Saliaburge  in 
magna  habetis  copia'.  Vor  Allem  aber  wUnsche  er,  dass 
sein  Werk  emendirt  zu  Lang  komme,  dessen  scharfe  Augen 
Alles  durchdringen.  Selbstverständlich  spendet  er  diesem 
grösste  Lob.  Sie  aber  möchten  seine  Promotoren  sein,  der— 
ganzen  Familie  Lamberg  ist  es  von  Natur  eingeboren ;  di^ 
Armen  zu  unterstutzen ;  übrigens  sei  er  ja  auch  durch  Brief(^ 
Kaiser  Ferdinands  und  anderer  Fürsten  vor  einem  Jahre  aim 
Lang  empfohlen  worden.  Der  Schluss  ist  in  der  Form  der 
humanistischen  Bettelbriefe  gehalten. 

Das  nächste  Schreiben  richtet  sich  an  Faber   selbst,    es 
ist  aus  dem  Jahre  1524  (vom  11.   August  datirt).    Er  benach- 
richtigt ihn,  er  habe  Matthäus  Lang  seinen  Ecclesiastes,    den 
er    aus    dem   Hebräischen    paraphrastice  übertragen,    ,adjutv$ 
auxilio    doc4orum ,    qui  in    Ecclesiasten    enarraverint'    gegeben, 


Zur  Geschichte  des  Humanisninfi  in  den  Alpenl&ndern.  I.  339 

diesen  und  Anderes,   was  er  ihm  überreichte,  habe  Lang  ent- 
gegengenommen,   behalten    und   gelehrten    Männern    in    Salz- 
burg  zur   Prüfung  übertragen.     ,Placuit   labor   noster  Antistiü 
doctisstmo  .  .  ,   et  jusait,   ut    libellos  msos  quam  citissime  ad   te 
mitterem,    uti  hos    videres  et  iudicares,   ac   tand^m   si   quispiam 
laudis   e   tuo  iudicio  (quod  sane  apud  catholicos  viros  in  magno 
habetur  honore)  hi  coruequerentur  curare   velit  -princeps  dignissi- 
mus ,    ut   calcographis    demandarentur/     Er    bittet    Faber,    an 
Matthäus  Lang  zu  schreiben,  ob  der  ,Ecclesiastes'  druckfertig 
sei,  jSi  vero  minus y  igni  aut  aquae  adjudicetur'.    Doch  wisse  er, 
dass  er  ehrlichen  Fleiss   daran  gewendet,    ,wec  tempus,  tessera, 
vino,    Vener e,   somno   coTisumpserim ,   quo  hunc  meum  lHjellum  so- 
hrius  purus  et  mgil  aedidi^.     Er  hätte   auch    die   anderen  zwei 
Bücher  geschickt,    aber   die  Eilfertigkeit  des  Boten  hätte  ihn 
daran   gehindert,    so    dass   er    kaum    dieses   habe    emondiren 
können.     Scriniolus   erinnert  Faber   aber   auch  an  ein  anderes 
Verdienst.    Als  Faber  nämlich  mit  Ferdinand  in  Karaten,  und 
zwar  in  St.  Veit  gewesen   sei   und  im    Namen  des  Königs  für 
ihn  beim  Erzbischof  gebeten  habe,  habe  Scriniolus  ihm  o2  Ar- 
tikel  fContra  haereticos  Austriae^   gezeigt,    die   er  geschrieben, 
aber  unter  dem  Lärm  der  Hofhaltung  habe  Faber  kaum  einen 
Artikel  lesen   können:    doch    bald  würden  die  Artikel  zu  ihm 
kommen,   er  möchte  nur  früher   sein   Urtheil   über  den  Eccle- 
siastes    wissen.      ,Si  adversa   salutabunt  Ecx^lesiasten    meum,    in 
angults  et  sub  scabellis  manebunt  alii  duo  libelli/  Er  spricht  so- 
dann wieder  von  seinem  ,Jonah',  den  er  vorbereite  und  den  er 
vor    acht  Tagen   begonnen,   nennt  Faber   seinen    Lehrer  und 
erinnert  ihn,    dass  er  schon   zweimal  in  seinen  Schreiben  ihm 
v-ersprochen,  für  ihn  zu  sorgen.    Er  möchte  ihn  doch  Lang  em- 
pfehlen, dann  werde  sein  Name  bei  ihm  stets  fortleben. 

In  dem  nächstfolgenden  Gedichte  erbittet  Scriniolus  von 
Matthäus  Lang  die  Erlaubniss,  in  die  Heimat  zurückkehren 
^u  dürfen.  Der  Dichter  nennt  sein  Carmen  Epigramma,  es 
ist  ziemlich  zudringlich,  aber  nicht  schlecht  phrasirt  und  ganz 
nach  Art  der  üblichen  Gelegenheitsgedichte  in  Reminisccnzen 
«in  die  classischen  Poeten  gehalten.    Er  bittet  unter  Anderem: 

,Nec  tedium  quaeso  pariat  dignissime  praesul 
Si  non  docta  mihi  Musa  Maroniß  ad  est/ 

22* 


iJcr  zwi.-it*;  Furifl  wiirdf  in  dem  Archive  des  berühmten 
.Stift«\s  St.  Pf.-ter  in  SalzhurL'  durch  Vermittlung  des  stet« 
^'efällijrf-n  l^irerrtorä  P.  WillihaM  Hauthaler  gremacht.  Das 
Archivstück  CLsta  LXXII.  1.  enthält  zwei  Fa&cikel  des  Abtes 
Chilian:  der  eine  Fascikel  be>teht  ans  lateinischen,  der  andere 
aii.H  deiit.sehen  Stücken.  Beide  sind  Papierhandsehriften  in 
Folio  und  sind  je  in  einem  Perpinientilcrkel  eingeheftet.  Der 
eine  hat  die  äussere  IJeberschrit't :  J^fttine  r'fitiimes  Kiliani%  der 
andere :  ,  Th^.nionire,  litterfj.  Beide  Fascikel  sind  von  Abt 
Chilian  an<:ele^t,  und  zwar  zur  Aufnaimie  aller  Concepte  und 
der  (Jopien  aller  wichti^^eren  em|)iangenen  Schriftstücke.  Man 
könnte  sie  daher  etwa  Concept-  und  CopeibUcher  des  Abtet 
Chilian  nennen.  In  die  einzelnen  (^uaternionen  dieser  Fascikel 
wurden  aber  eine  bunte  Men^c*  <JripnaI- Schriftstücke  und 
Copien,  soweit  solche  derselben  Zeit  angehören,  einverleibt,  sie 
sind  theils  fix  eingeklebt ,  tiieils  lose  eingelegt.  Den  Haupt- 
inhalt bilden  theils  des  Abtes  (.'hilian  eigene  Concepte,  theik 
Stücke  geschäftlicher  Natur  oder  freundschaftlichen  Inhaltes, 
theils  von  Chilian  angefertigte  Co]Men  ähnlichen  mannigfaltigen 
Inhaltes  und  endlich  viele  nachträglicii  einverleibte  Original- 
briefe und  Urkunden. 

Die  Handschrift  wurde  im  17.  oder  18.  Jahrhunderte  mit 
Bleistift  foliirt,  wobei  schon  fast  alle  späteren  Einlagen  mit- 
gezählt wurden:  im  October  1880  wurde  der  gesaiuiute  Inhalt 
von  P.  Willibald  llauthaler^  registrirt  und  bei  dieser  Ge- 
legenlhMt  die  sämmtlichen  Stücke  mit  Bleistift  nummerirt.  Der 
Inhalt  des  lateinischen  Fnscikels  umfasst  238  Stücke  und  der 
deut»<rlie.  die  Nummern  2vV.) — 347. 

Die  Conceptstücke  der  sj)äteren  Zeit  sind  oft  »U8Ber- 
onb'ntlich  viel  corrigirt,  durchstrichen  und  sehr  flüchtig  nieder- 
geschi'ie})en ,  so  dass  der  zusammenhängende  Text  oft  sehr 
schwer  aus  der  Masse  der  (^)rrecturen  herauszulesen  ist. 

Lei<ler  sind  wir  üb<*r  Abt  (!)hilian  nicht  gar  zu  treiTlich 
unterrichtet;  doch  gelang  es  wenigstens  Einiges  zusammenzu- 
bringen. '^     Chilianus  Pfitricher  war   geboren   zu  Waidhofen  in 

1  Iliin  vßrrlniiko  icli  aucli  dio  HAschroibunfi:  der  Handschriften. 
^  Auch  hifthei  fiihio  k*Ii  midi  Herrn  P.  Willibahl  Hanthaler  dankbar  vtf- 
ptlirhtet. 


Zur  GsKliicdlt«  im  BsinalHi»  In  4ui  «IptnUndeiii. 


341 


•berbaiem, '  atudirte  an  der  Wiener  UniverBität ,  wodurcb  or 
mit  Männern  wie  Watt,  Johann  Auerbach,  Georg  Suhuster, 
Fabian  Niger  u.  A.  bekannt  wurde,  machte  am  21.  September 
1Ö07  ProfcHB,  feierte  am  3.  Mai  1511  seine  Primia,  wurde 
bald  Siibprior,  als  welcher  er  von  1515 — 1518  erscheint,  von 
1518 — 1522  ist  er  Prior,  hierauf  CeJlerarius  oder  Oekonom 
unter  Abt  Johann  Staupitz  und  1525 — 1535  dessen  Nachfolger 
als  Abt;  am  i.  Januar  15^5  wurde  er  gewühlt.  Er  war  auch 
als  Schriftsteller  thätig  und  schrieb  151 1  das  Büchlein  ,De 
mensuris  syllabarum'.  Vom  Jahre  1519 — 1521  kämpfte  er  als 
Prior  und  bestellter  Procurator  bei  der  päpstlichen  Curie  in 
Kora  fttr  die  Rechte  des  Klosters.  Von  der  pnpstlichen  Pöni- 
tcntiarie  erhielt  er  mit  Urkunde  vom  13,  MSrz  1522  auf  sieben 
Jahre  das  Privileg:  ,ut  in  qtutamtque  Univeraifate  seil  loco,  ubi 
gtudium  ijtnevale  seu  competen»  in  eisdein  littei'ia  »tudendo  seu 
^^M^ncio  .  .  .  peTrtmnere'. 

^^K       Bei   Gelegenheit   der   Besichtigung   der   stiftlichen  Wein- 
^fnter  in  Untci-steier   bei  Leibnitz   ertrank  Abt  Chilian  in  den 
Flulhen   der    Siilm   in  Folge   eines   Schiffbruches   am    12.  Fe- 
bruar 1535. 

Abt  Kiliau  nannte  sieb  in  seinen  Briefen  häu6g  Usaeius 
ItlociiploB.  Kr  erweist  sieb  als  wohlwollend,  eifrig  und  huma- 
nistischen Strebungen  hold.  In  seinen  Briefen,  sowie  in  denen 
seiner  Correspondenten  fehlt  ee  ebenfalls  weder  an  Schwillst 
noch  an  Rückfall  in  die  mittelalterliche  Latinität  —  es  zeigen 
sieb  grosse  Germanismen  —  aber  sie  öind  doch  voll  Leben 
und  erwecken  unser  Interesse  so  sehr,  dass  man  um  so  mehr 
bedauern  muss,  über  die  Schreiber  derselben  so  wenig  sagen 
zu  kfinnen.  Die  Achtung  für  jene  wcrthvollen  Güter  der  Ver- 
gangenheit, wie  sie  die  Handschriften  sind,  scheint  einerseits 
in  den  AIpenlHudern  gering  gewesen  zu  sein,  andererseits 
dürften  Gegenreformation,  Bauernkriege  und  banausische  Biblio- 
theksverwalter mit  den  Handschriften  furchtbar  aufgeräumt 
haben.  So  viel  lässt  sich  doch  aus  dem  unten  Mitgetheilten 
ersehen,  der  Humanismus  war  im  Salzbnrgiscben  in  dem  ersten 


•  Auf  Baieni   ilenWii 


iirch    die    lin^fe    I 


342  Ilorawitz. 

Dcceniiiiim  des  16.  Jahrhunderts  schon  zu  einem  gewissen  Ger 
deihcn  pjclangt.  Die  Namen  der  Schreiber  sind  stark  latinisirt, 
z.  B.  Pometianus,  Taxvillanus,  Sericanius,  Delphinus,  Buschius. 
Es  erscheinen  M.  Johannes  Neph  als  jhumanarum  lüerarum 
moderator*,  Martin  Rechinger  als  jlit,  disciplinae  nioderator'  in 
Keichenhall,  ein  ,lit.  discipl.  moderatar*  Sebastian  Chaczhammer 
datirt:  jin  taberna  Uhraria  Jacobi  Molossii^,  M.  Vrbanus  Braun 
Petrensis  (St.  Peter  in  Salzburg)  ylitteratoriae  palaesti'ae  prcie- 
fectuH^  (um  1521)  bittet  um  Erhöhung  seines  Gehaltes.  Ernen- 
nungen und  Weggang  von  Schulmeistern,  Honorarfragen  '  bilden 
hilutig  den  Gegenstand  der  Correspondenz ,  ebenso  drollige, 
übrigens  bei  den  Neophyten  des  Humanismus  häufige  Erör- 
terungen grammatischer  Fragen;  auch  gar  Manches,  was  mit 
dem  Humanismus  nichts  zu  thun  hat,  hier  aber  doch  Auf- 
nahme fand,  weil  es  culturgeschichtliches  Interesse  gewährt 
und  in  humanistische  Formen  eingekleidet  ist.  Die  Corre- 
8})oiidenten  dieser  50  Stück  betragenden  Briefsammlung  sind 
ausser  Abt  Chilian  der  von  ihm  hochgeehrte  und  als  Autorität 
betrachtete  Johannes  Taxvillanus,  Cristanus  Sericanius 
,Poetii^  in  Salzburg,  der  Baccalaureus  artium  Johannes  Praun- 
.sang,  der  Professor  artium  et  pontificii  iuris  Andreas  Chien- 
perger,  der  moderator  latini  sermonis  Annibal  Delphinus,  der 
Kaufmann  Johannes  Coronarius  aus  Augsburg,  der  Erzpriester 
von  Freisach  Joliannes  Favianus,  Paulus  Spcratus,  der  nach- 
malige Reformator,  der  Philolog  Jacob  Bedrotus  aus  Bludenz, 
der  Professcleriker  II.  Achatius  de  WoUsperg,  der  Passauer 
Seifridus  Cingulator,  der  Weltpriester  Martin  Sin  in  Abtcnau, 
der  Student  Christoph  Westner,  der  vorerwähnte  Baccalaureus 
Sebastian  Chaczhammer,  Joachim  Watt  (Vadianus),  der 
Wiener  Baccalaureus  Moser,  M.  Vrbanus  Braun,  M.  Geor- 
gius    Sayler    aus   Wien,    der  Student   Leopold    Diether   aus 


'  Da8H  in  manclion  Klöstern,  wio  z.  B.  in  Benedictbeuern  um  1489  der 
L(?lircrstand  durch  dio  geringe  Höhe  des  Qehaltos  herabgewürdigt  wurde, 
liat  zuc^rst  Viorthaler  in  seiner  leider  unvollendet  gebliebeneu  Ge- 
schiclito  dos  Scliulwosens  und  der  Cultur  in  Salzburg,  Salzburg,  1804, 
S.  117  gozeigt,  wo  auch  bemerkt  wird,  dass  der  Schullehrer  in  den 
Klosterrochnungen  in  einer  Rcilie  mit  dem  Küchenjungen  und  dem 
KIoHterknechte  stoht,  und  dass  der  Oberkoch  an  Qehalt  weit  über  Ihn 
emporrage. 


Zur  Geschichte  des  Humanismus  in  den  Alpenl&ndern.  I.  343 


• 


Ingolstadt,  der  Abt  von  Melk,  Georg  Fucrer  aus  Augsburg, 
Abt  Johann  Staupitz,  der  Beichtvater  in  Nonnberg  Fr.  Vi- 
tal is  Rubre vallensis,  M.  Johannes  Stopher,  F.  Jacobus  Cu- 
spinianus.i 

Die  Anordnung  ist  nach  der  Reihenfolge  des  Codex;  auf 
die   genaue  Datirung   musste  bei    der   höchst   eigenthümlichen 
Datii'ungs weise    Chilians    verzichtet   werden.     Der   Inhalt   der 
Briefe  erweist  sich,  wie  schon  gesagt,  als  ein  sehr  mannigfaltiger; 
möge  er  in  aller  Kürze  angedeutet  werden.     In  Nr.  VI  sendet 
Chilianus  an   den  Johannes  TaxviUanus    die   ,primitiae'    seines 
Dichtens,    erwähnt    dabei    Reuchlin's  Fpistolia    und    legt    der 
Kritik  des    geehrten   Gönners   die   unter  Nr.  VII   abgedruckte 
Elegie    ,de   varitu(Une(!)   raundi   et  varietate  fati   arckipresulum 
nostrae    tempestcUis^    vor,    die   als    prosodische   Stilübung   wohl 
antike   Formen,    aber   wenig   Inhalt   bietet.     Näher  lernen  wir 
den  TaxviUanus    durch  Nr.  VIII   kennen^    in    der   ihn    Chilian 
um  1515    als    einen  Mann   ,optime   indolis*   Ipbt,   ,cwi  par  inter 
nostrates  vix  habeatur^  tum  ingenii  vivadtate  tum  praestantissiina 
memortae  integritate*.   Weiters  spricht  Chilian  von  seiner  eigenen 
unablässigen  Thätigkeit  imd  fordert  den  TaxviUanus  auf:  ,tor- 
pentem    excUes    Minervam^  u.  s.  w.     Die   unter  Nr.  IX   beige- 
gebenen   Verse    sind    schwach.     Cristanus    Sericanius    spricht 
um    1514  (Nr.  X)   seine  Freude    über   des    Chilianus   Liebens- 
würdigkeit aus,  erzählt  von  seinem  Stillleben  in  Berchtcsgaden, 
der  Provinz  der  Musen,  in  der  er  ganz  der  wissenschaftlichen 
Afusse  lebe.     Er  schickt  ihm,   den  er  als  ^egregium   literaturae 
politioris  sititorem^  kennt,  einen  Historiker  ,uno  excepto  T.  Livio 
jfacile  excMentissiviuvi* y    später  nennt  er  denselben  ,totius  orhis 
^estorum  saiptarem  praestanttssimum^ .   In  Nr.  XI  erblicken  wir 
weder  ein  Gedicht  des  fruchtbaren  Frater  Chilian,  das  ,Ogda- 
Mican(f)  de    vestltutione   Uhri'.     Gleichzeitig   bittet    der  Dichter 
den  Sericanius   ,poetam   argutissimum^    sein  Buch  ,de  mensuris 
^llabarum  (das  er  1511   geschrieben)  quem  ex  vamis  auctoribiis 
^  pene  infinitis  accuratissime  commanipulavi ,  tuo  praestantissimo 
ingenio   et  doctrina   approhare   et    carmine    communire   digneins^. 


*  Vorerst  kaun  über  die  meisten  der  hier  Genannten  nichts  Bio-  oder 
Bibliographisches  beigebracht  werden;  hoffentlich  gelingt  dies  im 
II.  Stücke  dieser  Sammlung. 


In  Xr.  XII  gibt  f.TiiliAn  einem  Juni:linir»\  Johannes  Praansjuig^ 
mit  dessen  I>?hrer  Johannen  Sti«pheriu*  er  sich  besprochen^ 
^te  lehren,  klagt  über  die  bösen  Sitten  der  Zeit,  warnt  ihn, 
die  ,riro9  fque^n's  rd  altt^rius  oniinis'  zu  reizen  ^Jant  namk0pu 
Utteratorihtis  sem^tr  iiuidms  tend^f^re*.  Schlie*sKch  macht  er  ihm 
AiK^icht,  an  die  Stelle  eines  Baccalaiirens  kommen  zu  können. 
Nr.  XIII  enthält  ein  Schreiben  Chilians  an  den  Proiedcsor  des 
päpstlichen  Rechtes  Andreas  Chienberger,  das  einen  Beitrag 
znr  Geschichte  der  Studien  in  Salzburg  gewährt,  fiir  den  wir 
nur  dankbar  sein  können.  Chienbei^r  hat  die  Uebersetzung 
der  griechischen  Fabeln  des  Valla  von  ihm  erbeten,  wa«  er 
ihm  auch  gerne  gewährt  hätte*,  aber  er  besässe  jene  Ueber- 
äctziing  nicht.  Damit  er  aber  nicht  ganz  und  grar  sein  An- 
liefen vernachlässige,  schicke  er  ihm  die  neue  Ausgabe  der 
.Philosophie  des  Aristoteles*  durch  Favre  des  Estaples  ,riri  ex 
itmni  ero  doctisiimi  et  incomptirahtli*^  hie  e*im  iiimio  situ  squa- 
hntt^m  et  guo  riduatam  fplendore  ita  Ulwttrant,  nt  Htrmciao 
Barbara  et  Argifroptfo  Byzantio  optimu  philtisophiae  interpretier 
torihus  pUt»  mea  :tententia  nitoris  attu^ent\  Der  weitere  Inhalt 
des  Briefes  zeugt  fiir  den  lebendigen  Eifer  und  die  schönen 
Stu<licii  fies  Mannes  und  giebt  Urtheile  eines  zeitgenössischen 
Lesers,  die  um  so  willkommener  sind,  als  sie  so  ziemlich  Durch- 
schnittsurtheiie  sein  dürften. 

Ein  besonders  gefeierter  Poet  scheint  Hannibal^H  Delphi- 
nus  gewesen  zu  sein,  an  den  Chilian  lolo  i^Xr.  XI Vi  in  be- 
wundernden Worten  schreibt.  Leider  konnte  ich  die  Gedichte, 
von  denen  Chilian  spricht  und  die  er  sehr  rühmt,  nicht 
erlangen.  Für  Chilian  ist  Delphinus  ein  Orakel,  er  bittet  ihn 
unter  Anderem  ihm  den  Unterschied  zwischen  ingenuus.  Über- 
fhiug,  manciphim  klarzumachen,  fragt  ihn  um  Manches,  ihn,  den 
er  als  .unicum  perfiujium  et  asylum  . .  .  in  amhiguitatibus'  rühmt, 
auch  bezüglich  Lorenzo  Valla's  Delphinus,  das  singulare  decns 
htthu(a(U\  den  er  (^Nr.  XV)  /yrtiatissimus  latini  sermonis  mode- 
rn for*  nennt,  soll  ihm  bezüglich  eines  Streites,  den  er  mit  einem 
Mitliruder  ( Achatius),  der  sich  sogar  auf  Heinrich  Bebel  stützt, 
über  <len  (rebrauch  des  Plurals  bei  der  Anrede  hatte,  ein  ent- 
scheidendes Wort  sagen.  Chilian  tritt  mit  Quintilian  für  den 
Singular  ein,  behauptet,  dass  es  falsch  sei,  wie  Jener  zu  sagen: 
jVos  esfis  doctl  grammafici^  und  liotl't,  dass  durch  die  Belehrung 


Zor  Geschichte  des  Hitmanismas  in  den  Alpenländern.  I.  345 

des  erfahrenen  Delphinus  das  Richtige  erwiesen  und  jener 
Hartnäckige  von  seinem  Starrsinne  werde  abgebracht  werden. 
Rasch  und  kurz  antwortet  darauf  Delphinus,  jenen  Sprach- 
gebrauch habe  er  nie  gehört,  er  finde  die  Sache  vieler  Worte 
unwürdig  (Nr.  XVI).  Der  Brief  kam  offenbar  erst  an,  nach- 
dem Chilian  ein  drängendes  Schreiben  (Nr.  XVII)  an  sein 
Orakel  gerichtet  hatte.  Denn  er  klagt  in  diesem  über  das 
lange  Stillschweigen  des  Delphinus,  der  vielleicht  durch  seine 
Geschäfte  und  Anderes  abgehalten  werde,  und  fragt  um  dieselben 
Dinge.  Er  will  von  ihm  Aufklärung:  fliterm-um  monxivientum  ex  te 
Meam,  quo  tut  memaria  jyerpettio  mecum  reviviscat  et  adversarium 

mum convincam*,     Delphinus  weist  ihn,  wie  es  scheint 

(Nr.  XVIII),  ärgerlich  zurück,  da  er  ihm  nochmals  mit  dieser 
Geschichte  komme.  ,Maior  mihi  temporis  Minerveque  meae  par- 
iimmiae  est  qiuim  tarn  ridicule  et  infrugifere  anxietatis  questiuncule 
tue  regponderem/  Er  will  aber  auch  nicht  anstossen  und  Je- 
manden aus  Chilians  Orden  (quoa  omnes  promiscue  amo)  ärgern, 
doch  regt  ihn  das  Thema  zu  eifriger  Behandlung  an;  mit  einem 
gewissen  Ingrimm  sehliesst  er:  yVale  ac  itiepciis  üliusmodi  movere 
^äm  posthac  parce  obsecro/  Und  wie  ein  literarischer  Mentor 
fägt  er  die  Worte  hinzu:  jAltioribus  lubentissims  nercos  infendam 
weo*,  tu  qiioque  dignioribus  admirationibiis  totus  incumbas/  Datirt 
ist  der  Brief  ,ex  edibiis  doctoris  Pachamer* . 

Der  Zweifler  und  Anreger  des  ganzen  Streites  war  offenbar 
<lcr  Frater  Achat  ins,  an  den  Nr.  XIX  gerichtet  war.  Es  ist 
vielleicht  der  interessanteste  Brief  —  wenngleich  seine  chrono - 
'<^?che  Einordnung  manche  Zweifel  erregt  —  denn  er  führt 
wis  zu  einem  Symposion  von  Wiener  Humanisten  in  Dornbach, 
hei  dem  Joachim  Vadian,  Joannes  Auerbachius,  Fabianus  Niger, 
Wide  oratores  pontificii  juris,  und  der  M.  artium  liberalium 
Georg  Schaufler  ,inter  featndos  calicm*  Aristotelico  more  dis- 
pntirten.  Dort  ward  über  die  obenerwähnte  Streitfrage  ge- 
brochen, worauf  Vadian  die  Worte  äusserte:  ,Quid  bone  pater 
«tw  alhicinationibus  multis  nunquit  res  düjna  disputataP  Kurz 
-~  Alle  weisen  dieses  Gespräch  zurück,  in  Folge  dessen  auch 
Oiilian  dem  Frater  Aohatius  zuruft:  jMiror  autem  te  tanta 
^«»«rüate  hanc  insolitam  ndiculam  et  plane  hfricgiferam  rem  ita 
F^ui  de  qua  doctos  piget  facere  sermonem/  Sehr  interessant 
i^t  eine  Stelle   über  Reuchlin  ,uiri  ex  omni  evo  incoviparabilis 


346  Uoi'Awitz. 

cui  prascipue  nostra  tetnpesfate  alium  elo(pientie  dignUate  compa- 
raH  nee  avsim  iiec  possim^.  Er  sendet  auch  zwei  von  den  für 
die  Ötudirendcn  der  lateinischen  Sprache  so  nützlichen  Briefen 
aus  der  Epistelsammlung  Reuchlin's  (den  er  übrigens  stets 
Capnio  nennt),  den  des  Franciscus  S.  £ustachii  diaconus  Car- 
dinalis ^  und  den  des  Herzogs  Reinher  von  Lothringen/  auf  die 
er  Achatius  verweist,  damit  er  ,inauditiim  atqiie  insolenteni  «ei*- 
mo)iem^  vermeide.  Nr.  XX  enthält  einen  Trostbrief  Chilians 
an  einen  jungen  Kaufmann  aus  Augsburg,  Johannes  Coronarius^ 
wegen  des  Hinscheidens  seines  Vaters;  es  sind  die  gewöhn- 
lichen Phrasen,  die  als  Trostgründe  verwendet  werden.  Nr.  XXI 
ist  ein  sehr  merkwürdiger  Brief  Chilians  an  den  Archipresbyter 
von  Friesach  Johannes  Favianus,  der  an  die  ,Epütolae  ohacvr 
vor  um  virorum*  gemahnt.  —  Aber  in  einen  ganz  anderen  Kreis 
werden  wir  eingeführt,  wenn  uns  ein  Brief  Chilians  (Nr.  XXII) 
an  Paulus  Speratus  an  des  Letzteren  Predigtamt  erinnert. 
Speratus  wollte  den  Thomas  von  Aquino  (sup.  sententias)  zum 
Behufe  von  Predigten  entlehnen.  Chilian  schreibt,  er  könne 
ihm  das  erste  Buch  nicht  leihen,  da  er  es  selbst  brauche. 
Dagegen  erklärt  er  seine  Bereitwilligkeit,  ihm  die  anderen 
drei  Bücher  und  was  er  sonst  aus  der  Bibliothek  zu  entlehnen 
wünsche,  zu  schicken,  doch  bittet  er,  ihm  das  erste  Buch,  das 
er  so  nöthig  habe,  da  er  sich  gerade  mit  Thomas  so  eingehend 
beschäftige,  nicht  zu  entziehen.  Paulus  »Speratus  sandte  denn 
den  gewünschten  Codex  sofort  zurück.  Charakteristisch  sind 
die  Benennungen  beider  in  den  Titelinschriften;  Speratus  wird 
,artium  macjister*  und  ,came8  palatinus*  genannt,  er  schreibt  an 
Chilian:  amicoruin  suo  praecipuo.  Auch  zu  einem  andern  nicht 
zu  vergessenden  ^  Humanisten,  dem  Gräcisten  und  Mathematiker 
Jacob  Bedrottus  aus  Bludenz  fContichernü  Haidenham  conveiüoH* 
stand  Chilian  in  Beziehung,  wie  Nr.  XXHI  zeigt.  Er  erhebt 
grosse  Lobsprüche  über  die  an  Abt  und  Convent  gesandten 
literarischen  Gaben  des  Bedrottus,  der  doch  noch  so  jung  sei; 


*  Abgedruckt  in  Johann  Reuchlin'H  Briefwechsel,  gesammelt  und  her- 
ausgegeben von  Ludwig  Geiger.  Stuttgart,  Literarisclier  Vorein,  1876. 

2  In  dor  Allgemeinen  deutschen  Biographie  ward  er  ebenfalls  übersehen; 
vgl.  dagegen  Schreiber,  Geschichte  der  Universität  Freiburg*,  s.  v. 
Bedrottus« 


2iir  Ooehiobte  du 


-  I. 


347 


gevrisH,    man   liiLtte  sich  gliicklicb  gepriesen,   wenn  man  einen 
Mann  von  seiner  Art  znni  Studienleiter  bekommen  bittte.    Aber 
leider    ward    die    Freude    über    seinen    Brief    in    Trauer    ver- 
wandelt,   denn    die    Stelle,    die    er  gerne    erlangt  hätte,    habe 
lon    der    ,Ludimagi8ter'    von   Villach,    der  Verwandte    des 
lerstcn    IIoforganiHten    des    Kaisers,    M.    Paul    erhalten.     In 
XXIV   schreibt   Chilian   ,Seifrido  Cin/pilatormo   (GürtlorV) 
liodvm    copiosiasimo    i'an»    Pttlatie    laeHs    lUerarU7H    preceplori 
iroftmmo',  er  möge  ihm  Plinius'  Natnralia  Hiatoria  zurück- 
licken,   wenn  er  sie  saltsam  ausgenützt;   habe  er  dies  noch 
icht   gethan,   so   werde    er  Sorge  tragen,   dass  sie   seinerzeit 
ieder  an  ihn  zuiiick  komme.     In   Nr.  XXV  bogllickwünscht 
Chilian    den    Martin  Sin    ,diHitiortim    Operator'    in    Abtenau    zur 
Erlangung  eines  Seelsorgebemfes.    Jetzt  habe  er  endlich  Alles, 
was   er   wolle,    jetzt   solle   er   aber   auch    für    seinen    inneren 
Menschen    sorgen  (hominem  hüenorem  tacrM-um  splendore  litte- 
rarum  illwmines).     Freund 8 chafti leb  warnt  er  ihn  vor  der  Bo- 
gierlichkeit   des  Fleisches,    der   Trunkenheit,   und   mnhnt   ihn 
sodann  aufs  Entschiedenste  von  dem  Uebe  räch  reiten  des  Masses 
beim  Weintrinken  ab.     In  ähnlicher  Weise  tritt  Chilianns  als 
Oewisgcnsrath   flir  den  Seholasticus  Christoph  Westner.   contu- 
hemii  Aqiiliienslg,    tncole   civitatis  Vienna  (1519,  Nr.  XXYIl  ein. 
(tiFcnbar  hat   der  Jüngling  einen  Fehltritt   begangen,   der  die 
Ermahn ungsepistel  an  ihn  veranlasste.    Chilian  hat  mit  seinem 
'Vater  verhandelt,  der  grössere  Sorge  anf  die  Studien  verwendet 
issen  will.    Der  iiatbgeber  ist  nicht  sparsam  mit  guten  Lehren, 
BoUe  sieh  die  Vorstände  der  Schule  gewinnen  und  sieh  auf's 
icalaurcat  vorbereiten,  nach  dem  Rath  des  heiligen  Hierony- 
das   Buch   nicht   aus   den   Händen   lassen   und  nicht  die 
lohte  der  väterlichen  Anstrengungen    Vfiiere,    commetsaliuiii' 
et    i^rietutihus    verschlemmcn.     In    Nr.    XXVII     begegnen 
einem  Corrospondcntcn    Chilian's,    Hebastian    Chaczhamer, 
diesen  durch  den  Titel  ehrt:  ,Saere  rnUiticut  incon-uplisiiimo 
wiUU  frtUn  C'hümno  auo  muiori  semper  observando.'    Auch  dieser 
Brief  spricht  fUr  das  lebhafte  Interesse,   das  Chilianus  an  den 
humanistischen  Htrebungen  nahm,    von  Chaczhamer  erbittet  er 
nämlich    Werke    neuerer    Schriftsteller    ( iienterti'orum    opera   Ut 
putfl  luniani  vi  Diomadia),  wa»  wobl  so  viel    als  die  Ausgaben 
Claaaikern  bedeutet,  alle,  die  or  etwa  habe.     Auch  dieser 


t 


J 


348  Horawitz. 

hat  sich  diese  Schriften   nur  ausgeliehen,    erwähnt  aber  eines 
fCharfiludium  quo  tum  loica  (Logik)  tum  graniatica  memorie  com- 
mendantur',    das  er   ihm    bereitwilligst   zur   Verfügung    stellen 
wolle.     Ebenso    schliefen   die   Episteln   des    Plinius    Secundus, 
yOmnium   neotencorum   nostre   etatis  primus'  Valerius  Maximus^ 
Virgilius   ,in   litera   Aldi  Manucii'   in   seinem   Kasten    (archa); 
wenn    Chilian    darnach    Sehnsucht    trage,    werde    er   sie    ihm 
schicken.     Auch  am  Schlüsse   erweist  er  sich  artig  und  redet 
Chilian   mit  den  Worten   an:   yVale   litterarie   rei  et   manastice 
decus  et  oniamentuin  non  postremiasimum/    Leider  ist  die  Dati- 
rung  allzu  unbestimmt,  wenn  auch  nicht  uninteressant:  ,D(Uum 
propere  et  tumtdtuarie  in  tnhei*na  lihraria  lacohi  Molossii^y  weil 
sie    auf   eine    damals    übliche    sociale    Erscheinung    hinweist 
Chilian   antwortet   auf  den  verbindlichen  Brief  in  ebenso  ver- 
bindlichen Humanistenphrasen  und  sendet  ihm  ein  Buch  zurück 
(Nr.  XXVIII).    In  die  Wiener  Zeit  fHUt  der  ,ex  Spineto',  d.  i. 
Dornbach   bei  Wien   datirte   Brief   Chilian's    (Nr.   XXIX)   an 
Watt,   dessen  Ankunft  er  sehnsüchtig  erwartet,    nach   dem  er 
sich    verzehrt,    nach   dessen  Antwort   er   ungeduldig   verlangt. 
Er  empfiehlt  ihm  gleichzeitig  einen  gewissen  Petrus.    Ein  ganz 
interessantes    Stück    der    Sammlung    bildet    wohl    Nr.    XXX, 
das  ebenfalls  eine   der  Humanistenzeit   eigenthümliche    literari* 
sehe  Erscheinung,  einen  gelehrten  Bettelbrief  des  Wiener  Bacca- 
laureus   Moser   enthält.     Sehr   geschickt  erklärt  der  Bittsteller* 
seine    ,pauperies^    und    bittet    um    irgend    eine    Dienerstellung 
(fatmditium);  sollte  diese  aber  nicht  zu  haben  sein,  so  beschwöre 
er  den  —  nicht  angegebenen  —  Adressaten  (wohl  der  Abt?) 
beim  Namen  Jesu  Christi,  iiun  wenigstens  ein  kleines  Viaticum 
zu   bescheeren,    mit   dem   er   sich   (sano   honore  g.  t.)    Schuhe 
kaufen  könne.    Nr.  XXXI  ist  ein  Schreiben  Chilian*s  an  einen 
Ungenannten,    den  er  von  Wien  aus  kennt,   in  dem  er  diesen 
auf  das  Wärmste  bittet,  nach  Salzburg  zu  kommen,  da  er  dort 
Ludimagister  werden  könne.    Der  Abt  habe  das  Honorar  ver- 
mehrt ,ut  tibi  de  manu  eiusdem  nunc  cederent  annuatim  8  floreni^ 
de  manu  custodis  (der  Güster  =  Pfarrer)  totidem,   alias   eciam 
duo,   hii  faciunt  18  ßorinos,  exclusis  quae  de  schola^ticorum  pen- 
sionibus   emAirserint'.     Johannes   Stopherius    habe   berechnet,  es 
seien    ihm    48   Gulden    eingegangen,     dazu    käme   die   ^menisa 
epuhttorin  et  judicüi  et  cancellani  conceditur  portio  quaque  trium 


Zur  Geschichte  des  Humanismus  in  den  Alponländern.  I.  349 

partium  mensure  vim  per  diem  ex  vase,  quo  et  rdiqui  familiäres 
potantur^.  Er  bcrecbnet  ihm  Alles  in  Allem  76  Gulden,  Ucbrigens 
könne  er  auch  Geistlicher  werden.    Chilian  möchte  den  Freund 
80  gerne  in  der  palaestra  literaria  als  Begleiter  und  Mitkämpfer 
haben.    Wenn  er  es  nicht  annehme,   so  solle  er  einen  Andern 
namhaft   machen ,    dem   dasselbe   Honorar   ausbezahlt   werden 
wird.     Er   solle   entweder   zu   Georgi  oder  zu  Ostern  oder  zu 
Pfingsten  kommen.     Nr.  XXXII  ist  ein  Brief  von  M.  Urbanus 
Braun,  der  sich  Petrensis  litteratoriae  palestrae  praefecttis  nennt ; 
wie  es  scheint  an  den  Prälaten  gerichtet,  indem  der    Schreiber 
von  der  Gründung  des  Gymnasiums  zu  Salzburg  spricht  ,quod 
domicüium  esset  doctrinaimm  et  honarum  litterarum  asylum*.   Ganz 
humanistisch  fährt  er  fort :  ,Notissimi  fuerunt  apud  eos  Platoms, 
ßocrads,  Apollonii^  Pythagorae  et   aliomim   lahores*,    ergeht   sich 
in    der   Erzählung   von    Euklides,    dem   Sokratiker,    von    dem 
Aulus   Gellius   (N.    A.)    berichtet.      Man    habe   viel    für   diese 
Anstalt  verwendet,  so  dass  —  wie  aus  dem  trojanischen  Pferde 
(der  oft  abgehetzte  Vergleich)  —  complures  non  solum  dociissimi, 
4ied    eüam   praecipua    vener atione    mri    evaserint.      Nach    einem 
Elogium    auf    den    Prälaten ,    dessen   Freigebigkeit   er   rühmt, 
schildert  er  seine  Finanzlage  und  stellt  die  Bitte,    ihm  so  viel 
zu   gewähren,    als  seine  Vorgänger   hatten.     Braun  zählt  dann 
umständlich   seine   Einnahmen  auf,    eine   für  die  Lohnstatistik 
nicht   unwichtige  Angabe.'     Man   entnimmt  aus  ihr,    dass  der 
Ludimagister   wohl    in    seiner   musikalischen  Eigenschaft   auch 
bei    kirchlichen   Functionen    verwendet   wurde,    dass   er  einen 
Gehilfen   zahlen    musste   und    durch    die    Pest   in    seinen    Ein- 
nahmen   verkürzt    wurde.     Er   erzählt,    dass    der   Rector   von 
St.   Rupert    vom    Cardinal   Matthäus  Lang    während    der   Pest 
ySingulis    nnganis*    zwei    Goldstücke    bekam,    die    Capitularen 
hätten  ihm  auch  Erlaubniss   gegeben,    wegen   der  Pest  wegzu- 
gehen, ohne  dass  ihm  der  Lohn  entzogen  worden  wäre.    Das- 
selbe habe  er  oft  erbeten,  aber  ohne  Erfolg,  er  bittet  nun  ihn, 
seinen  Mäcen,  er  möge  ihn  für  all'  diese  ausgestandenen  Müh- 
seligkeiten mit  einem  Hofkleide  beschenken  (ein  oft  geäusserter 


*  lieber  den  Oehalt  nnd  die  Einkünfte  der  Lehrer  siehe  Viert hal  er,  Ge- 
schichte des  Schulwesens  und  der  Cultur  in  Salzburg.  Salzburg,  1804, 
114  ff. 


350  Horawitz. 

Wunsch  von  Lehrern  und  Humanisten!),    er  verspricht  daftr 
ewige  Dankbarkeit. 

Die  übrigen  nicht   uninteressanten  Briefe   sollen  in  einer 
späteren  Abhandlung  ihre  Besprechung  finden.* 

Epigrama  Georgij  Scrinioli  Stirt  ad  ItbeUum,  ut  praeter  fnnore* 

principis  domum  adeat. 

I  faustis  auibus  liber  et  dominum  inde  salnta, 
Stemate  qui  claro  nomen  ubiqne  sunm 
Inter  reges  atque  duces  fert  candidus  atqne 
Commenda  auctorem,  qui  tibi  scripta  dedit 
Et  si  tu  erras  quo  princeps  sit  nomine,  praesul 
Salezburge  is  uiuit,  iiir  pius  atque  bonus. 
Kec  metuas  queso,  si  plebs  te  aduersa  salutat 
Si  tantum  domino  tu  modo  gratus  eris. 
Graculus  est  auium  contemptor  carmine  dnro 
Impius  hoc  lacerat  quicquid  honestus  amat. 
Magnifici  ecce  uiri  a  Lamberg  tibi  uerba  loquentnr 
L^tior  ut  uenies  principis  ad  faciem. 
Perge  modo  felix,  cum  uero  principis  aulam 
Pulsas,  sis  supplex,  saluus  ubi  ipse  precor. 

Es  fol^rt  dann  die  Dedicationsepistel  an  Ifatthäos  Lang  nnd  die  Coa* 
raentarii  paraphrastici  in  lonah  prophetam. 

Mannscript  der  k.  k.  Stndienbibliothek  in  Salzburg. 

Ad  Fol.  1*. 
Altenmarkt.  II.  13.  Mai  163». 

Reuerendissimo  in  Christo  patri  ac  domino  D,  Matthaeo  Änhr 
praestdi  et  Principi  Salishurgensi  clarissimo  et  patrono  i^ 
iutegerrimo  atque  gratiosissimo,  Georgine  Scriniolne  StiruSy  «a&rf«» 

ac  dMtam  humüitatem. 

Si  tuam  celsitudinem,  clarissime  princeps,  meis  bis  labori- 
bus  molestarem  minime,    quos  habeo  in  prophetis    enarrandiB, 

*  Die  folgenden  Briefe  werden  vorsatxlich  mit  allen  Fehlem  g^egen  Qtutr 
matik  und  Orthopraphie  abgedruckt.  Emendationen  des  häufig  gans  tat 
rnpten  Textes  und  der  luterpnnction  seien  den  Philologren  überlassen;  ei» 
durchgreifende  Aenderunp  des  Textes,  «u  dem  offenbare  Sinnlosigkeitei 
Abv<chreibefehler  und  Auslassungen  oft  genug  aufforderten^  hätten  das  BO 
dieser  Latinitat  xu  selu-  verwischt,  nnd  dieses  sollte  gegeben  werden. 

•  Nachbildiuig:  Ovid's. 


Zm  (InohtotU  iH  HiMUtflUta  In  den  AlponUDdan.  t.  351 

I  ad  te   prophetam   tmum   post   aliiim   mitterem,   sed  mihi   liaec 

F  enra   radicitiis   ab   animo   est   eueilenda,    nam    noui   qnod   tua 

I  BeucreDdieeimn  domioatio  ueliiti  boniie  ac  iiigil  antistcg,  cui  in 

I  Bobria   cura  ac  amorc   habentur   litterae   post   continuos   anlae 

1  tuse   etrepitiiR  in   hiB   quam  maximc   delectaris,    ac  grata  sunt 

f  tibi  amnia,  quae  ox  litteraria  officina  cum  modeatia  in  iiulgura 

r  oudnntur  ac  prodeunt,  et  ca  semper  quac  redoleiit  Cbristianam 

religionem   deuote   amplecteriB,   amas,    et  obBcnias.     Transtuli 

lonah  prophetam  ex  Hebreo,   et  haue  meam  paraphrasin,  pru- 

dcnlissime  antistes,    dum  lima  acerrima  dootisaimoruiu  uironuu 

LaLamberg  ad  tuae  celsitudinis  manus  Oastigata  uenerit,  fronte 

llBctA  snscipe  et  lege  quaeso.    Sunt  mihi  pauca,  quae  hodie  ad 

ttaam   amplitucUnem  scribo,   eunt  uero   compluria,   quae  huma- 

1  lliesimi  mei  praeceptores  ac  uiri  nobilee  a  Lamberg  tuam  incli- 

rtem   amplitudinom   de   me  docebunt.     Hie   ergo,    candidlaaime 

■iprinceps,  aurem  factlem  et  bcntgnam  adrige  et  prebe,  et  quod 

temiase    peto,    id    consequi    ac    tjuaeBo    ualeam.     Hoc    tarnen 

inuni  de  me  inteilige,   doctissime    antistcs,   qnod  uix  clamore 

»sabo,  nisi  semel  clamorcm  mctim  exaudiea  uec  te  dimittam, 

Kto   quod    tuae    gratiac   mihi    aurora    adparuit,    niei   et   mihi 

eelicitet   benedixeris.     Age   ergo   mecum,   quod  in  filio  pater. 

[fet  in  Beruulo  IiumiJlirao  agit  clarissimus  princeps.    Bene  ualeat 

■  dignissima   tua   patcrnitas,   atque    diu  in  pacc,   quam   optimus 

fdeiis  tuae  celsitudini  donauerit  couditionem  eonBcruet  oro.    Ex 

teteri  foro  vallis  Gurcensia,  die  tredecima  Maij.    Anno  ete,  itO. 

Manuscripl  der  k.  k.  Rtndienbtbliothek, 

Ad  Ful,  1\ 


iurkl,  III.  13,  Mai  1530, 

Bfoffmßcis  uiriti  a  Lamherg,  fratribu»  fjermani»  Uullhaseliari  me- 
troptditaaae  eedesiae  SaUaburgmitig  I\nep'mto   ttigiiissimo  elr.  et 
^v}bro»io  eiufdfm  eccfesitie  Caiutttico  «'  Offtciali  etc.  patronm  mii» 
:  dominia  gratiotü  et  obteruavdU  Gxorgius  Sefiniolus  Stirue. 

Sahitem.  ileroica  uestra  conditio,  quac  innumcri»  apud 
tnncs  splendet  uirtulibus,  humaniseimi  domini  et  patroni,  huc 
:  traxit  ac  co^git,  ut  labomm  meorum  uos  amboB  tanquam 
nidiosorum   pioB  Mecenates  hie  participes  roddo.     Edidi  ante 


352  llurawit/. 

paucos  dies  paraphrasin  in  lonah  proplictam,   qni  ut  multa  est 

perpessus^   cum  a  deo  ad  maris  scopulos  est  iactitatus,   tum  et 

in  c(;ti  uentrc  ])raetcr  iilterioriä  iiitac  spem  ad  dies  aliquot  de- 

lituerit,  itaque  miiltis,  qui  kuiiis  luundi  calamitatibns  uexantur^ 

erigit    spem    et    salutem    graphice    dcpingit,    ut   de    liis    semel 

liberabiintur,  si  salteiu  in  dcum  hi  rcfugium   corum    posuerinty 

qiiod  i>ane  altissimum  est,  ad  quod  et  lualuiu  nee  adcedit  uUum, 

ueluti  hie  habuerit  ac  fecerit.    Qucrinius  ouines  in  Hiob  patien- 

tiani,    si    aduersa    nos    salutant,    queramus   et  nos  in    propfaeta 

nostro,  si  liuius  so^culi  miseriis   adtieimur   rcqiiiem    et   omnium 

nostrarum  adHictionum  solamen,  is  enini  prestat,  si  sobrie  legis, 

quod  hodie  denuntio.     At  liacc  suo  loco  in  iiate  apertius  uide- 

buntiir.    Hane  ergo  nostrani  paraphrasin  ad  Keuerendas  domina- 

tiones   uestras   ut   ad    iudices   cündidos   et    sclectos   luitto,    qui 

iudieabunt^    si    is   mens    propheta,   quem   pure    ex   litteris  He- 

braicis,    uti    facere    potuerim^   trastuli    aptus    esset,    clarissimi 

mei    priueipis    adire    uiiltum,    quem    (ut   nostis)   prius    quoque 

lionoraui  meis   paraphrasibus,    quas  in  Keelesiasten  edidi,    cum 

aliis  libellis.    Nee  hunc  meum  prophetam  quispiam  adhuc  \iidit 

ac  legit  alius  quam  Reucrendus  episeopus  Gurcensis  Antoninus 

a  »Salamanca  etc.  antistes  sane  dootus  et  prudens,  qui  satisfacit 

morihus  et  ingenio  officio  suo  et  mundo,    est  quod  homo  uiuit 

iuuenis.    nee    is   uiuendo    annum  uicesiiuum    tertium    attigcrit. 

Benc  ergo  consulite  rei  nostrac,  doctissimi  uiri,  et  sobrie  iudicate 

hunc    uieum    lonah,    et  quo  se  ordinc   cum    uulgari    illius   pro- 

plietae   editione   quadrat   legite.     Is   etsi    nihil   mendae  ac  iiieij 

in  sc  habcbit,    dignus(|ue   iudicabitur  a   uestris    Ueuerendis  do- 

minationibus^    ut    et    docti    hunc    uideant,    communicate    illnm 

doctis,  quüs  SaHsburge  in  magna  habetis  coi)ia.    Imprimis  uero 

ilhid  hie  domisse  uiri  candissimi  quaeso,  ut  nouissimus  omnium 

sit  lector   Reuerendissimus  noster  Archipraesul  et  princeps  ela- 

rissinius.    Habet  enim  oculos  linceos  sua  Reuerendissima  ampli- 

tudo,  pcnes  (juos  nee  ista  si  errauerit  minima  celari  (jueat.    Ita 

enim  oculatus  est  princeps  rebus  in  omnibus^  ut  nee  ego  solum, 

sed  totus  ferme    mundus  in  sua    prudentia  admiratur.     At  iibi 

satis  erit  emendatus  et  ferula  uestra   percussus^    dum  et  latam 

io    elarissimo   nostro    principe    agnoscitis   horam,    felice    omine 

hunc  meum  prophetam  suae  dignissima:  celsitudini  olFerte,   nie 

una  eum  libello  isto,   principi   elarissimo  tanquam   humillimum 


\e  itt  HDDUDiniiu  In  dui  AlpfoUsdini.  I 


353 


icerdotem  commendantes.  Caetemm  quid  tic  precor '  a  Reiie- 
rendlasimo  noetro  antistlte  et  principe,  cui  iam  pridem  notiis  ex 
litteris  et  fiermone  uiuo,  sch§dula  hiiic  epi»to)ae  adlixa  loqtiaciua 
id  doccl>it.  In  negotio  autem  meo  enixe  rogo,  ut  dominationeB 
uestrae  promotoree  pioB  se  agant  et  faciant,  ot  quod  a  elariesimo 
meo  principe  peto,  hoc  diligenter  mihi  adsequi  studete.  Quam 
rem  si  f^cerint  dominationes  uestrae,  uti  non  diffido,  cum  enim 
toti  familiae  a  Lamberg  innatum  est  adiuuare  pauperes,  habe- 
bitis  semper,  optimi  lüri,  ad  ofticia  quaecunque  me  deuinctum. 
Nee  dubito  in  principe  meo  humanissimo,  rem  non  consequi, 
quam  ego  precor,  raemor  enim  erit  literarum  ^  christianissimi 
noatri  Ferdinand!  repis  et  ac  aliomm  illustrium  nirorum,  quibus 
ante  annum  auae  Iteuerendissiraac  celaitudini  aum  commeudatus. 
Et  tu  doctiB^ime  Ofticialis  nosti,  quam  spem  mihi  dederis  in 
clarissimo  nostro  principe  et  is  quid  mihi  promtserit,  quod  ot 
tu  digitis  propriia  mc  pneaente  ex  principis  iuBsu  adaignasti, 
quam  Bchedam  ad  noatri  quoque"  principis  manus  proprias  prae- 
sentasti.  Rem  modo  nostram  pie  agite  humaniseimi  domini  et 
a,|wtroni  rogo,  aolum  a  deo  adcepturi  mercedera,  nam  pauper 
,  et  Lodie  ad  stiuam  et  in  uomere  pnnem  quiero,  quod  ego 
Umö,  necesaitaa  urget.  Valeto.  Ex  Veten  foro  uallis  Gurcenais 
)  tredecima  Maii.  Anno  etc.  triceaimo. 
K.  k.  Stadietibiblintliek. 
Ad  Fol.  12-— 13v 

IV.  11.  AHgiidt  1534. 

irendo  in  CftrUfo  p'itr!  ac  uiro  inngnifiao  Doctori  loanni 
Wohri,  PfepoKilo  Budeti^i  ac  Magiii  Ferdinandi  regig  Boemiae  ac 
pngariae  etc.  conailiario  Candida  domino  et  patrono  »uo  quam 
iniegerrimo  etc.  Georgius  Sci'iniolus  Stirus. 
Salutem.  Magnifice  patrone,  obtuli  undecimo  lunii,  Reue- 
rendissimo  in  Christo  patri  et  domino,  domino  Matlhaeo  archi- 
presuli  etc.  principi  Saüaburgenai  et  domino  meo  semper  obaer- 
lundiasimo,  Ecciesiastcn  hunc  meum,  quem  hie  ad  manum  habes 
et  quem  ego  ex  Hebrea  phrasi,  adiutus  auxilio  doctoram,   qui 


L 


1  don   Hnnd  <1@r  n 


354  Horawitx. 

in  Ecclesiasten  enarraverint  paraphrastice  transtnli^  ut  ingenimn 
meum  post  litterarum  Hebraeamm  Studium  et  agnitionem  aptim 
fieret  atque  redderetur.   Libellum  hunc  oblatum  e  manibos  prin- 
ceps   prudentissimus    sumpsit^   iadhuc  et  duos  quos   una  Rea^ 
rendissimAe  suae  amplitudini  Salipoli  obtuli,  hos  et  uidit  et  legi^ 
secum  et  ad   certos   dies  retinuit^   postea  et  aliis  uiris  dodu^ 
quos  Salipoli  secum  habet  pro  iudiciis  monstrauit  Placoit  labor      j 
noster  Antistiti  doctissimo,   suscepit  et  illum  animo  gratissimo, 
et  iussit  ut  libellos   meos   quam   citissimo  ad  te  mitterem,  vA 
hos   uideres  et  iudicares,   ac  tandem  si  quippiam  laudis  e  roo 
iudicio   (quod   sane   apud    catholicos   uiros  in    magno  habetur 
honore)   hi   consequerentur,   curare  uelit  princeps  dignissimu, 
ut  calcographis  demandarentur.  Quam  ob  rem^  clarissime  doctor^ 
de  libellis  meis  solum  hie  unum  habes,   at  hunc  de  me  aeloti 
de  tuo   subditissimo   seruulo  ironte  laeta  suscipe  uide  lege  et 
iudica,    et  is  si  dignus  est;   ut  posteris  credatur,   hoc  iadicium 
dignissimo  nostro  principi  per  tuam  Reuerentiam  clare  significe- 
tur  quaeso.    Si  uero  minus,  igni  aut  aquae  adiudicetur.   Nua 
hie  nihil  perdo   praeter   laborem,   qui  sane   nihilominus  adbue 
erit   post  libellum   perditum,  mihi   didcis   et   gratus,   eo  qnod 
honestum   Studium  attigi,    nee  tempus  tessera,    uino,   Veneie 
somno  consumpserim,   quo  hunc  meum  libellum   sobrius  pon* 
et  uigil  aedidi.  Misissem,  Reuerende  pater,  et  alios  duos  libellos 
at  in  causa  fuit  nuntius,  qui  celer  ita  obiit,  ut  uix  himc  emen- 
dare  parum  et  excribere  potuerim.  At  uidisti  ab  isto  et  alteriuB 
mei  libelli  principium.     Nam  dum  in  Carinthia  eras  cum  sere- 
nissimo  ac   christianissimo   nostro  rege  et  principe  Ferdinanda 
etc.  in  oppido  Sancti  Viti  cum  et  ea  tempestate  preces  regias  aJ 
Reuerendissimum  archiepiscopum    Salisburgensum  etc.  pro  m© 
curabis    dandos,    monstrabam  tibi  commentarios  duodetriginta 
articulorum  contra   haereticos   Austriae    scriptorum.     Ita  eDim* 
libellus    noster   inscriptus    est.     Porro    aulae  strepitus   sie  erit 
magnus  ut  uix  forte  unum  articulum  legere  potuisti.  Sed  optima 
patrone  breuiter  ad  te  ibunt  nostri  articuli.  Expectabimus  tarnen 
prius   nostri  Ecclesiastis  a  te   iudicium.    Si  aduersa  salutabiiB^ 
Ecclesiasten  meum,   in  angulis  et  sub    scabellis    manebunt  alU 
duo  libelli.    Est  et  Jonah  propheta  sub  incude  et  officina  ro^ 
litteraria,  nam  abhinc  ante  dies  octo  paraphrastice  uertere  illun^ 
ecoepi,   qui  et  rudis,    ut  hie  noster  Ecclesiastes,    ad  ludiciuiC*^ 


Zur  Gescliiclite  des  Humaoismns  in  den  Alpenlindern.  I.  355 

tuuni;  si  aderit  deus  feliciter  ingenio  meo,  ibit  et  preceptoris 
sui  limam  expectabit.  Reu^rende  pater  si  potes  me  promouere, 
ut  saepius  te  rogauerim  et  tu  bis  in  scriptis  tuis  mihi  es  pol- 
licitus^  pro  tuo  Stiro  uiuas  soUicitus  quaeso.  Et  inprimis  tuam 
reuerentiam  praeter  quod  uelis  per  epistolam,  quam  et  cum 
praesenti  nuncio  mittes  oro^  me  habere  commendatum  apud 
dignissimum  antistitem  et  prineipem  prudentissimum  Salisburgen- 
sem  etc.  Quam  rem  si  feceris,  nomen  mei  Fabri  apud  me 
uiuet  et  manebit  semper.  Haec  hodie  ad  tuam  magnificentiam 
scribere  uoluimus,  ne  te  negotiis  regiis  occupatissimum  obruamus, 
si  quod  tamen  datur  tempus  uacuum,  hisce  nostris  lucubrationi- 
bus  cognoscendis.  Bene  uale  uir  et  doctor  eximie.  Ex  Solio^ 
XI.  Augusti  anno  etc.  24. 

Folgen  Commentarii  paraphrastici  in  Ecclesiasten. 
Ad  Fol.  14*— 14«».    K.  k.  Studienbibliothek. 

V. 

Ad  Reuerendissimum  et  dignissimum  Archipraesulem  et  prineipem 

Salisburgensem  etc.  dominum  et  patronum  integerrimum  et  gratio- 

sissimum  Georgii  Scrinioli  Stiri  epigrama  tibi  post  lihdlos  ohlatos 

a  principe  a  Salipoli  copiam  abeundi  ad  patriam  petit, 

Tempus  adest  princeps  patrios  uisitare  Corynthos, 

Et  ueteres  suadet  tempus  adire  lares. 

Interea  tibi  me  commendo,  candide  princeps, 

Quaeso  fac  uiuam  praesulis  in  gremio. 

Nostros  hinc  docto  tu  legisti  ore  libellos 

Hierum  hinc  iudex  doctus  et  albus  eras. 

!^dis  sacratae  in  suggesta  uerba  loquentem 

Me  audisti,  totus  notus  ego  ipse  tibi. 

Magnus  Ferdinandus  ex  uirtutis  amore 

Scriptis  commendat  me  tibi  deinde  suis. 

Rem  struit  ipe  Fabri  doctor  uenerandus  in  orbe, 

Sacrae  qui  nutrit  relligionis  opus. 

Demisse  atque  rogant  pro  me  a  tellure  Corynthi 

Ecce  uiri,  quorum  stsemata  clara  manent. 

Nosti  quid  pecii,  id  solum  fortuna  uidetur, 

Nunc  differre  mihi,  at  clarior  hora  dabit. 

23* 


356  Horawitx. 

Nobilis  a  Lamberg  uir  Candidas  Officialis 
Pro  me  ciirabit,  quicquid  erit  studii. 
Nee  tedium  quaeso  pariat,  dignissime  praesul, 
Si  non  doeta  mihi  Musa  Maronis  adcBt. 
Cantent  et  docti  (non  cura)  carmine  laudes 
Suscipe  tu  letu8,  quicquid  Apollo  dedit. 
At  memor  esto  tui,  Stiri  doctissime  praesul, 
Qui  tibi  se  crasdit  tempus  in  omne.  Vale. 

Ad  Fol.  45^.    K.  k.  Stndienbibliothek. 


VI. 

Fr,  Cküianus  iUocuples  loanni  TaxutUllano  pcUri  suo  et  imperdim, 

Bene  agere  et  semper  proficere.  Do  ad  te  pater  omninm 
facile  mihi  iunctissime  carminum  meorum '  primitias,  que  tametsi 
indocta  minusque  mihi   egregia  videantur,  tamen  ut  tibi  cordi 
fuerint  rescribas  etiam  atque  etiam  rogito.  Nee  parum  mihi  in 
eo  gratificabere,   quippe  qui  paiilo  superioribus  diebus  litertt 
detritas   et   communes    unica   dumtaxat    sententia  meas  incie- 
pueras  potissimum  ob  geminationem  ^sese*  cum  et  ornatissimuift 
et  uenustissimum  fuerit^   uti  probatissimum  facile  ex  Reichlin' 
epistoliis  dixerim,  quas  si  conspicari  optaueris;  iam  tum  coniA 
tibi  constituam.  Verum  id  genus  increpationis  non  ab  infido  ac 
parum   amicitia   deiuncto^    sed   ex   fideli   longeque   in   fatanun 
prospitiente  animo  prodisse  plane  accipio.   Itaque  rem  gratis^- 
mam  exhibiturus^  quicquid  barbari  incomptique  in  eis  inuenieSi 
amici  honori  consules.    Nam  quiuis  propriis  ut  plurimum;  alienis 
uero  nunquam  circumueniri  solet  auspiciis.  Vale  tarn  mei  memor 
quam  ego  tui. 

Aus  dem  Archive  von  St.  Peter  in  Salzburg.   Cist  LXXH.  I. 
Nr.  11,   Fol.  3. 

VII. 

Elegia  fratris  Chiliani  lüocupletis  Benedictini  ad  fratrem  looBt 
nem  TaxuuUlanum  de  xianitudine  mundi  et  uarietate  fcUi  arch 

prqsulum  no8tr§  tempestutü. 

Qui  modo  summus  erat  gaudens  de  nomine  pr^sul 
Tristis  et  abiectus  iam  sua  fata  gemit. 

*  Handsclirift :  mearuni.         ^  Natürlich  Johannes  Reachlin. 


Zur  Geschichte  des  Hnmftnisniiis  in  den  Alpenl&ndeni    I.  357 

Excelsus  solio  princeps  uersatur  in  altO; 

Vertice  de  summo  ilicis  ipse  *  cadet. 

Stare  diu  nee  uis  nee  honor  nee  forma  nee  aetas 

SufBcit:  in  mundo  plus  tarnen  ista  placent. 

Heu  homines  cepit  quam  multos  blanda  uoluptas; 

Quis  pretium  dat,  cum  perdere  dire  nimis. 

Mors  properat:  fuga  nulla,  pater^  mortale  tributum 

Solue  nature  lege  tenetur  iners. 

Casus  inest  ripe  et  grauis  et  persepe  ruine 

Litora  sunt  rapidi  proximiora  uadi. 

Et  rota  fortunae  uersatilis  indice  prodit 

Qnod  tibi  uita  breuis:  poena  perennis  erit. 

At  aetemum  regnare  altitonantis  in  aula 

Horridaque  infemi  conciliare  tibi 

Qui  anhelas:  uitam  superi  dent  moribus  altam 

Relligione  patrum;  nullum  ubi  deuium  iter: 

Poplite  succiduo  eres:  profectusque  diuinos? 

Sera  tibi  uita  est  crastina,  uiue  bodie. 

Aus  dem  Archive  von  St.  Peter  in  Salzbarg. 
Ciat.  LXXII.  I.  Nr.  12,  Fol.  4. 

Ex  monte  Lucano.  VIII.  2.  April  lölö. 

Idem  Frater  Chüianvs  lllocuplea  ad  loannem  Taxutullanum. 

Salue  amicorum  humanissime.  Plürimum  mouet  tua  in  me 
obseruantia  ad  te  aliquantisper  literas  et  mei  monumenta  labo- 
ris  conscribere,  quibus  et  diuinum  ingenium  et  egregiam  tue 
nobilitatis  conditionem  ut  plürimum  detestabili  inertia  subduetam 
bis  pauculis  ostensam  percipisceres.  Nescio  profecto  (ut  cupe- 
rem)  quenam  illa  tua  Minerua,  que  non  aliud  preter  otium 
desidiam  bonarum  torporem  litterarum  et  audacissimam  gladia- 
torie  artis  conditionem  persuadet  cui  uel  maxime  astipulari 
soles^  cum  sis  optime  indolis;  cui  par  inter  nostrates  uix  habea- 
tuT;  tum  ingenii  uiuacitate  tum  prestantissima  memoriae  inte- 
gritate.  Vtinam  mihi  tantisper  illa  ipsa,  dum  uitam  agerem, 
obsecundare  concederetur.  Ego  per  me  hercle  posthabitis 
cunctis  studio  litterario  excolerem  torpentemque  Mineruam  ex- 

^  Auf  Rasur. 


I 


358  Horawits. 

cuterem  adeo  solerter  atque  prospicienter,  ut  cunctis  facile  et 
honori  esset  et  iucunditati^  immo  ut  omnis  admiraretor  posteri- 
tas.  Nosti  quomodo  sedentario  labori  interdia  noctuque  haut 
medioeriter  indulgeo  ad  ultimam  uel  usque  fatigationem  com 
in  eonseruanda  confessione  tum  ut  ludo  litterario  quaromlibet 
facultatum  prima  saltem  capesserem  rudimenta,  que  etsi  nix 
consequor^  tamen  tum  facile  factu  mihi  persuadeam,  com  omnem 
operam  ut  cepi  deineeps  perpetuo  adhibituruB  aum.  Ita  com- 
monefactum  te  uelim  peregregium  munus  a  deo  optimo  maximo 
tibi  creditum  in  sinum  ne  subfodias,  quin  potius  usure  hero 
centuplicatum  ad  domini  mensam  restituas.  Torpentem  excitei 
Mineruam  scoria  uiuacissimam  memoriam  delinies  et  diuinam 
ingeniolum  disciplinarum^  condecentia  pro  uirili  parte  adomare 
studeas  quod  deineeps  et  sapientiam  spiret  et  elegantie  aenu- 
statem.  Vale  uir  obseruandissime  et  me  tuis  orationibus  com- 
mendatum  habe.  Ex  monte  lucano  postridie  Kalend.  Aprili  1515. 

Nr.  13,  Fol.  4. 

IX. 

Inuocatio  ad  Christum  resurgentem  ut  incipienti  quamcunqu^ 
facvltafeni  profiteri  det  optatum  fiuem, 

Aethera  nunc  igitur  solito  quem  lucidiora 
Cultaque  laudat  humus^  Christe  redemptor  ades. 
Sydere  foelici  da  soluere  in  aequora  nauim^ 
Optatique  soli  dexteritate  frui. 
Vota  resurgenti  meam  quo  fundere  Christo 
Vestrum  quemque  peto,  munere  coepta  iuuet. 
Firma  quo  stygii  rupit  Jiumina  ditis, 
Lumine  me  erudiat^  detque  diserta  loqui. 

Nr.  U,  Fol.  5. 

Salzburg.  X.  22.  November  lö^^ 

Cristannua    Sericanius     Viro    multiiuga  eruditione  omatissimo  ^ 
diutni    ctdtwi    seruantissimo    Chiliano    Illocupleti    cofiiunetissi^ 

amico  suo, 

m 

S.  d.  aeternam.  Singularis  tua  erga  me  beneuolea''^ 
frater  eruditissime,  quam  mihi  elapsa  breuissima  dierum  int^ 
"^apedine   affatim  ostendisti,   incredibili  ineffabUique  me  affe^ 


Zur  Qesehielike  dM  Hamanismas  in  den  Älpenl&ndern.  I.  359 

gaadio  cui  et  ago  Bt  habeo  gratias  ingentes  atque  amplissimas. 

E(t  te  certiorem  reddo  me  luuauiensis  urbis  excelsis  moenibus 

fTopediem  digressumm  meque  recepturum  in  locum  altissimis 

montibus  septom^  cui  nomen  est  Petersgaduni;  ubi^  tanquam  in 

piouintiam  Musanim  cultoris  optimi  atque  negotio  conficiunda- 

nun  epistolarum  emancipatus  dedam  me  otio  litterario  suauis- 

umo.    Et  quoniam  te  egi*egium   litterature   politioris   sititorem 

agnoficO;  misi   ad   te   bistoricum   uno   excepto  T.  Liuio   facile 

excellentissimum.    In   cuius   opere   aureo    quantum    artis   fidei 

eraditionisque  sit^  a  fronte  libri  clare  prospities,  quem  si  ue^tri 

Thesauri  cbartacei  praefectus    bibliotece   dicare  *    uelit^    esset 

aenalis  tribus  com  dimidiato  aureis.    Eum  ad  te  destinaui^   ut 

eemeres  totios  orbis  gestorum  scriptorem  prestantissimum,  quo 

eam  ad  8atu[ri]tatem  usus  fueris  unacum  ceteris  libris  absque 

maiori  cunctatione   postliminio   redire   eures.     Diseedere    enim 

necesse  habeo.  Vale.  Et  Cumeae  uatis  annos  eu  fortunate  uiue. 

Confratrem  tuum^   qui  se  itidem  beneuolum  erga  me  praebuit, 

nomine  meo    pluriuaria    salute    impertias.     Iteiiim   uale.     Ex 

aedibns  Preiss.  luuauie  ad  deeimum  Kalendas  Decemb.  1514.^ 

Nr.  25. 


Salzburg.  XI.  1511. 

frater  Chilianus  Illocuples  Benedictinus  ad  poetam  argutissimum 
Christannum  Sericanium  sui  amantissimum, 

Ogdasticon  de  restitutione  libri. 

I  liber  ad  domini  penetralia  docta  uerendi, 

Cui  uerba  hacc  presto  pauea  timore  refer. 

Succenses  fortasse  mihi,  quod  tempore  tanto 

Hospitio  abfueram  lentior  ipso  tuo. 

Non  ego  causa  fui,  uerum  illocuples  Chilianus, 

Qui  solide  tete  semper  amore  fouet. 

Isti  igitur  ueniamque  dabis  culpamquc  remittes, 

Sic  tua  deuincet  pectora  dulcis  amor. 


Handschrift  hatte  zuerst  uoluerit,  das  dann  gestrichen  ward. 
Corrigirt  für  das  ursprüngliche  1516. 


360  HorAwiti. 


TeXoc. 


Ad  me  hestemo  uesperc  tuum  delatum  epistolium  Mu- 
sarum  cultissime  interpres  mutue  consuetudinis  paromper  in- 
staiirate;  haut  sine  ingenti  turbatione  dissoluit  animum,  quo  et 
in  dies  altiori  te  copula  mihi  colligare  meditabar.  Sed  quid 
abiturus,  amplioris  beneficii  munere  te  communire  optaueris 
Pieridum  patrocinio,  quas  tum  christiana  eruditione  steriles 
dixerim  (sit  uenia  dictum  *)  non  inuideo ,  quin  potias  vehe- 
menter gratulor  et  congratulabor  te  semper  seeunda  fortanae 
acfcessione  saluum  uiuere^  ut  Musarum  suauissimis  lusibus 
uaeans  eciam  me  tuis  scriptis  Castalio  de  latice  aquas  potare 
melliäuas  aliquando  satagas.  Quum  autem  a  te  velim,  dam 
adhue  mihi  praesentaneus  existis  uidelicet  libellum  de  mensuris 
syllabarum  quem  ex  uariis  auetoribus  et  pene  infinitis  aecura- 
tissime  commanipulaui;  tuo  praestantissimo  ingenio  et  doctrina 
approbare  et  carmine  communire  digneris.  Nam  tibi  penitos 
dicatum  uolo;  qui  mei  praeter  ceteros  amantissimus  inueniris, 
fac  non  ignorem  tuos  successus  in  laribus  alienis  identidem 
ego  facturus.  Vale  foelix.  Raptim  luuauie  in  cenobio  S.  Petri 
ad  decimum  Kalendas  Novembrias  löll. 

Nr.  27,  Fol.  7.. 

Salzburg.  XII.  1613. 

StudiogiSifimo  latini  sermanis  exploratari  loanni  Praunsang  artium 
bacccUaureo,  sibi  plurimum  amando  frater  Chilianus. 

S.  p.  Noueris,  amicissime  iili^  paulo  me  retroactis  diebus 
habuisse  sermonem  tue  promotionis  causa  ad  ludimagistrum 
loannem  Stopherium,  qui  se  beneuohim  immo  spontaneum  mei 
intuitu  exhibuit  conspicata  tum  inprimis  et  honestate  et  con- 
suetudine  morum  tuorum.  Videbis  itaque  diligentem  et  assiduam 
muneris  tui  curam  scholasticis  adhibeas  nee  indecenter  uerberes, 
a  ludimagistro  que  exercere  debeas  edoctus  aut  pro  excessiuis 
indisciplinosisque  actibus  invectus,  non  ad  insolentes  stomachatos 
(ut  tibi  moris  est)  prorumpas.  Est  enim  uir  omnium  discipli- 
narum   genere   et    honestissima    morum    conuersatione   poUens, 


>  durchstrichen. 


Zur  0««eliidrt«  des  Hnmanismns  in  den  Alpenl&ndern.  I.  361 

jaocom  et  scientia  et  modestia  ditior  euadere  potes.  Denique 
Bocta  torpissimis  libidinum  lusibus  (quod  prob  pudor    nostro 

000  plorimam  inualuit)  eius  domicilium  non  infitias  atque  in- 
konestes.  Neque  eodem  tempore  seculi  rumoribus  uiros  eque- 
rtrisnel  alterius  ordinis  lacesses.  Solent  namque  litteratoribus 
nmper  insidias  tendere.  Unum  iam  anDo  id  genus  hominem 
Siiparem  baccalareum  ^  undecunque  doctissimuin  miserabiliter 
Bztinxerant.  Ploscula  id  genuB  exortamenta  tibi  coram  exponet, 
pdbiifl  ut  te  praemoderari  potueris  ad  eum  quantotios  concedens 
lemone  collatino  propensins  ceiüorem  constituas.  Itaque^  ut 
rem  ego  teneo  baccalaiireum  (ut  uulgo  loqoar)  amoturus  est; 
60108  ordine  te  substituat,   habiturus   dono   precii   per  annum 

1  florenoS;  cibariorum  necessaria  (ut  nosti)  adiuncto  aquarum 
litice  porissinfo  que  ut  tibi  cordi  fuerint  premeditatus  tandem 
^icito  omnia;  ne  quasi  uagus  et  delirus  post  triduum  recedas. 
Vale.  Raptim  luuauie  ad  tertium  Idus  Septembrias  Anno  13 
Boper  sesquimillesimum. 

Nr.  29,  Fol.  8. 

Siliburg.  XIII.  28.  November  1514. 

NobOi  ac  praeatantissimo  ingenuarum  artium  et  pontißcü  iuris 
ffofesiori  Andreas  Cfdenberger  domino   et   amico  sua  primario 

Frater  Chilianus  lUocuples. 

Quod  translationem  fabularum  grecanicarum  Valle  a  ine 
petU  libentissime  tibi  pro  meo  in  te  amore  operam  nauarem^ 
niodo  translatio  illa  apud  me  esset.  Ne  tum  omnino  me  tuum 
toderium  neglexisse  existimes^  mitto  tibi  nouam  philosopbie 
dditionem  Stapulensis^  uiri  ex  omni  euo  doctissimi  et  inconpa- 
n^UIis,  hie  eam  nimio  situ  squalentem  et  suo  uiduatam  splen- 
tee  ita  illustrauit,  ut  Hermolao  Barbaro  et  Argyropilo  Byzantio 
optunis  Philosophie  interpretatoribus  plus  mea  sententia  nitoris 
^ttolerit.  Sie  enim  preter  latinitate  donatum  paraphrasten  The- 
ndBtmm  et  Dioseoridem  adhuc  a  quibusdam  suppressum  parum 
?W)d  qoidem  editum  sit  elucubrauit.  Alter  totam  Aristotelis 
pb3o8ophiam  in  latinum  e  greco   uertit;    sed   nudam   nullisque 

^  Am  Rande  ergänzt. 

^  Heber  den  Aristoteliker  Favre  von  Estaples;  vgl.  Grafs  Schrift. 


362  Horawifcs. 

illustratam  commentariis,    quo  legentium  mentes  obscm  «■ 
philosophi    sensa    facilius    intelligatur ,    hie   uero  peripatetiGfli 
doctrinam  ita  reddit  peritam,  ut  neque  magistro  neque  ductal 
aliquo  iam  sit  opus^  quemadmodum  clarius  quod  scribo  l^edl 
intelliges.    Ad  haec  clarissime  uir;   si  qua  alia  in  re  meati 
erga  me  beneuolentie  opus  fuerit  opera^  ne  me  l&teat  olMea%j 
nullam  profecto  rem  neque  tarn  magnam  neque  tarn 
puteni;   que  mihi  aut  difficilis  aut  parum  me  digna  iiideitat| 
Quippe  omnia  que  in  tuis  rebus  agam  non  laboriosa  mihi  nij 
honesta  uidebuntur.  Vale.  Datum  Silispone  ad  SanctomPetnimii 
Kalendas  decembres  anno  14. 

Nr.  30. 

Salzburg.  XIV.  *         1.  Il*il51i 

Frater  Chüianus  lUocupIes  N.   Ddphino  undecumque  dodiiM 
Mmarum  delictis  ctc  suo  Mecoenati  humanissimo. 

S.  D.  Etsi  parum  tibi  cognitus  sum^  disertissime  uffi 
nee  ulla  extant  merita,  propter  quae  iure  quicquam  a  te  fAr] 
gitare  possim^  non  tamen  temperabo  mihi^  quin  audacterw 
eruditionis  iuditium  requiram  animatus  uel  hoc  uno,  q» 
sciam  te  legum  poetices  omniumque  Hberalium  disciplinanBl 
cultorem  accuratissimum,  unde  tanquam  ex  fönte  uberrimo  WMt\ 
suetudinem  ceterasque  uirtutes  et  inprimis  humanitatem 
nare  sapient^s  prodiderunt^  humanius  autem  nihil  antiquil^ 
ducit,  quam  bene  mereri  de  hominibus,  id  quod  non  prodÄlj 
et  significare  uidetur.  Dcnique  carmina  tua  ad  nos  edita  ph* 
rimum  me  oblectarunt  *  eorum  omatu  et  condeeentia,  que  vi] 
exhibent  magnam  quandam  componentis  industriam  et  de3tti0f^' 
tatem  ad  rem  poeticam  atque  aliam  scientiarum  uniuerMü' 
suppellectilem.  Itaque  ob  singularem  doctrinam  tuam  genWh 
sam  facundiam  infatigabile  Studium  et  humanitatem,  quaA 
audio  te  plurimum  etiam  incognitum  amplector  admiror  predioi 
et  prae  ceteris  unicum  perfugium  et  asylum  meum  in  ambign* 
tatibus  perquiro.  Obsecro  igitur  certiorem  me  facias,  quid' 
discant  in  legibus  ingenuus   libertinus   mancipium  et  an  maln 

'  (pnaetor  ceteros)  ist  ausgestrichon. 
^  Die  Handschrift  hat  Quod. 


Zur  Geschichte  des  HumsoisBus  in  den  Älpenltodeia.  I.  363 

libera  patre  uero  seruo  ingenuus  nasci  possit.  Plura  id  genus; 
quum  ad  me  concesseris^  tecum  coUaturus  sum.  Deinde  quid 
tua  sententia  tenendum  putes,  an  (quilibet)  uelis  esse  s]giii[fi]* 
cantie  an  non.  Ego  sane  id  dixerim  uulgata  omnium  dialectico- 
rum  opinione;  quod  et  Ovidius  *  in  epistolis  sentit:  Sustinuit  positos 
quelibet  herba  duos.  At  contra  Laurentius  Valla  cunctis  suam 
praeferre  opinionem  nititur^  quid  tibi  horum  uerius  uideatur,  ne 
me  lateat.  Vale  singulare  decus  latinitatis  et  me  amicorum 
tuorum  contubernio  ascriptitium  facere  memineris.  Iterum 
vale.  £x  edibus  Coenobialibus  S.  p.  Salipolis  Kalendis  maus 
anno  15. 

Nr.  31,  Fol.  8—9. 

Salzburg.  XV.  lölö. 

Frater  Chilianus  Chmatissimo  latini  sermmxis  moderatori  N,  Dd- 
phino  suo  iunctissimo  et  amicissimo  amico. 

S.  P.  D.  Optime  uir  pro  tua  in  me  iamdudum  parta 
amicitia  et  humanitate  rem  uel  puerilem  risu  potius  atque  ser- 
mone  dignam  ad  te  discutiendam  non  possum  non  deferre, 
utputa  an  homines  pluratiuo  conueniat  alloqui  sermone.  Aduer- 
satur  mihi  plurimum  quidam  nee  parum  superstitiosis  argu- 
mentationibus  instat,  hominem  quemque  unum  pluratiue  allo- 
quendum  in  hunc  modum:  ^Vos  estis  docti  grammatici  poetc 
laureati^  uos  estis  patres  mei  uenerandi^  et  ita  similiter  id 
quod  Bebelium  tradidisse  nedum  dicere  non  ueretur  sed  etiam 
fortissime  approbasse  taxata  aliter  loquentium  opinione  hinc 
idem  quibuscunque  potest^  noua  documenta  (uerius  dixerim 
deliramenta)  literis  demandat^  hortatur  et  persuadere  nititur  id 
genus  sermonem  ut  probatum  et  politiori  congruitate  ornatum^ 
deinceps  assummant  et  loquantur.  Quam  ego  opinionem  ut 
inconuenientem  inconcinnam  ita  inusitatam  incongruam  atque 
ineptissimam  manibusque  pedibusque  contendi  Quintiliani  (ut 
imum  de  multis  excipiam)  ductus  auctoritate,  qui  omnem  plu- 
ratiuam  loquutionem  ad  unum  damnat  1  institutionum.  Itaque 
loquendum  aiebam:  ;Uos  estis  doctus  grammaticus^  poeta 
laureatus,  Vos    estis   pater  meus.^    Que  oratio  etsi  perinde  ut 


1  Handschrift  hat  Qvid.         ^  pt^. 


36i.  ■•ravifts. 

jdtem  meoDgrva  ot,  tarnen  apiior  comiementior  ooncinnior 
imino  apad  doctknoiOB  quoeque  piobatm  et  wlala  mnaenItaBteii 
ambigoHate  sappositonim  non  plnräs  caph  qnatemis  saperior. 
Ar^rumenta  in  ntramqae  partem  bremtatu  eanaa  transeo.  Quid 
iptnr  homm  semandnm  exisdttes  apndqne  emdhiM  l^eris  et 
andinero.  qni  indabie  mohomm  doctisftinionun  eontabenio 
inteiitiusti,  obwcro  caosa  pacis  cdiaieraa.  Potnh  adnenarios  uk 
rationis  indido  percipiscere«  se  sna  finsnari  opinione,  nem 
nee  iDo  nee  alio  eedit:  ad  te  indieem  rem  dare  conslitniy  ^ 
temeriiatem  pemieaeernqne  insoloitiaiii  vd  scnteotia  eztnM 
bac  tarnen  in  re  exploradssimi  sakem  enm  compescerem,  de 
eeteio  ab  id  genas  iermone  deasseret.  Rem  ^itor  n<Mi  po^ 
fimctorie  diseadas.  quo  legend  adnersana  neiitas  innotesci^ 
abieonqne  operun  meam  dbi  nicissadm  naoare  potnero  niU 
dib^nda  premiuani.  De  angnlari  kqanuone,  qua  <hiim 
com  maioies  tum  minores  allaqu  teneamur  (tametsi  modo 
pene  absoleaerit',  caUmnm  qaiescere  sinas.  nibil  enim  dabo 
apod  nas  nersator.  Vale.  Sentendam  Kttens  obagnatin  ad 
nLums  meas  aalnis  traiij»nicBas  aeiim.  Ex  cenobio  princ^ 
apostolonuDL  ädklipoEs  terdo  idns  Maias  Anno  15  nper  M- 
qaimilkäimom. 

Xr.  «.  roL  ^, 

XYI. 

D^lfkana  fratri  Chäiamt  «b    bom»  liitm»    opiim4   mktrito  did 


Patri  SdUpoH.  Cdnobttn.  (otico  mo 


Credu»  tbrte  multe  ertxdidoniss  oir  opdme,  Bebeümn  te 
o^Eendiääe«  qui  ladne  lin^ue  caksdniooie  censorem  me  del^;utL 
locus  est  quiequid  :>it«  quos  dbi  äuiuersos  dicis^  mibi  sunt  ad1M^ 
sissimi  nee  uidz  uel  legrisäe  uel  audisse  me  unqoam  menus 
id  g:enus  seruionem.  Bebelius  minime  asdpolatnr,  si  leell 
eonsideratur.  Malo  i^tur  cum  bis.  quos  hzstrasse  poloi,  Mi 
contemnende  auctoritads  auetoribus  errare  ^j»  tale« 
dixerint)  quam  cum  hüs  beneesendre.  Aüas  profixina, 
indi^piaju  multorum  uerborum  rem  iudicarem  de  boc  ad  te  aciv 
baoL   Vale. 


ZoT  QuoklBliU  d»  lluiuBiMiii*  In  den  AlpnLiDduu.  I 


ffcfer  Cküiamts  Illocuples  Sfudio»issimo  polütorü  litterature  ex- 
phratori  Ann3jali  Delphtno  amiätnmo  imo  anäto. 


Miror  satis  in  desiderio  et  expectatione  iamdiu 
meum  auspendia  et  nihil  liorum,  que  nuper  rae  petente  pollici- 
his  CS,  reacribis  homini  tui  amantissiuio  atque  obsenuntiBsimo. 
Ärbitroi'  ego  cauHam  dilatjouis  tumultuarias  rerum  et  Familie 
tiiG  onuBtissime  occupationes,  aiit  puram  desidiam  uel  bi  mauis 
minorem  et  laDguescentem  in  me  beneuolentiam  et  huinanitateni 
tuam.  Quod  si  adulterina  loquor,  obeecro  naues  operam  breui 
saltem  adbuc  epistolio  reit  ad  me  diacuRsa  presenti  tabellario, 
utcunque  fieri  potest,  perferatur,  tam  ut  tuie  acriptis  Attico 
inelle  conditis  certior  sim,  quid  doctiorcs  aentiant  quomodo 
oos  loqiii  aadiueriB  et  legeris,  an  ad  luuim  hominem  ,uoa  estis 
artiuiu  magistri  et  pocte  laureati'  an  potiua  ,uob  eatie  artiutn 
magiBti:r  et  poeta  laurcatus'  tum  doraura  ut  literarum  monu- 
mentum  ex  t«  liabeam,  quo  tui  memoria  poppetuo  mccum  reui- 
uiacat  et  aduei-uarium  uieiim  literis  bominis  ilHiis,  qui  a  cuna- 
bulia  doctiorum  contuboinio  intcrfuit  remque  explomtissimam 
tenet,  conuincam,  quippe  qui  alioqui  nemini  fidem  habet.  De 
singulari  loquutione  nihil  opua  eat  literis  demandare,  non  enim 
dubii  aumua,  qui  omneH  ita  alioqui  doceat  (tametsi  absoleuerit). 
Vale  mcmor  piümiaBi.  Actum  4.  nonanim  luniaa. 
■,  34,  Fol,  a". 


XVIII.  I.  Juli  ]51ß(?), 

Annibal  Delphinus  euo  Chüiano  IlloeupUtü^ 


l.. ....._ 

^^Uam  anxie)  reapondeam.  Maior  mihi  temporia  Mjnerueque  mea 
parsimonia  est,  quam  (niai  iamdudum  tuia  tuorumque  omnium 
dcdititius  factua  eesemj  tam  ridicule  et  infrugifero  anKietatia 
queatiuni^ule  tue  reapoiiderem,  Quippe  de  qua  neminem,  qui 
literaa  ucl  primia,  ut  aiunt,  labi-is  deguatauerit  dubitare  puto, 
Ceterum  quia  ita  uia  me  iucptire  pracmiaaa  aolenni  protcatatione 
1  meia  literia  neminem  ueatri  ordinia,  quoa  ontnea  promiacue 


J 


366  Horawiti. 

amo ,   aliqua  ex  parte   lacessere   quin  potius  solum  qnod  i 
nee  surdis  testimoniis  snbfustus  stipatusque  sentio,  citra  ca 
uis   ineuriam  uel  calumniam  ac  ueluti  coactus  in  medium 
dneere  nelle.  Constanter  et  liquido  asserere  ausim  apud  nu 
receptum  auctorem  linguagio  latino  durante  hniosmodi  in  li 
tatis   sinceritatem    heresim    obuiam   non   unios   passtu  lec 
meae  faotam  nee  Bebelium  unquam    asserere  memini, 
tarnen  ne  apex  quidem  in  publicum  prodiit  eum  pellegi. 
tratur  (ut  ipse  ais)  aduersarius  tuus  sufFragari  sibi;  qnod 
in   commentariis   de   re  epistolari  posuit.     Si  unum  alloq 
plurali  numero  uis  (ut  eisdem  uerbis  utar)  et  congme  ut ; 
uolunt,   dicas:  ^patres  estote  memores  mei'  uel   ^ualete 
Auscultet  aut  e  di[uerso]  .  .  .  quid  subiungat^  ut  autem  sie 
alium   alloquamur   non   est    lectum   existimO;    ad   unum 
loquendo  ,estote  memores  mei'  incongrua  est,  non  quoad  i 
sed  quoad  rem  quod  eque  uitiat  latinitatem  quibus  uult  < 
que  de  se,  non  autem  ad  alium  pluraliter  loqui  posse. 
idibi  Contra  Pentium  *  neminem  unum  ^inquit'  numero  m^ 
dinis  alloqui  debemus.     Nosmetipsos  autem  iam   singular 
plurali  etiam  in  una  oratione  appellabimus.     Identidem 
contra  loannem  Boridam^  etsi  ad  unum  loqueris,  inquit  ii 
rali,  quod  uix,  latine  fieri  puto.  Attamen  si  ita  loqui  uis, 
supposita  et  nomina  ad  istud  uerbum  pertinentia  et  relal 
nenda   sunt   in   plurali.    Adiunget   mox   attamen  ad  alia 
loqui  uix  permittitur,    bene  uix,  immo  nusquam.     Hiis  i] 
non   superstitiosa   temeritate  monetär,   quam  optime  perc 
Bebelium  de  re  literaria  optime  meritum  sibi  minime  suflB 
tamen  demum  quod  in  uno  consuluisse  uidetur  in  altero 
bere  dignoscitur.     Este  cum  pestilentium  dicendi  modui 
ceperit  approbauerit  quisquis  hie  aliusque  esset  minimum 
uel  abiectissimum  ne  dicam  maximum  quemque  auctore 
nouitatis  testem  adduxerit,   bonarum  literarum  quam  adi 
rem,  iugulatorem,  subuersoremque  melius  dixerim.  Quare 
quo  hiis  te  arduae  contemplationis  rebus  citius  absoluas 
tuas  consulas.    Clausule  eum   ipsum  illiusmodi  deliramei 


*  Wohl  Pontius  magister,  der  Verfasser  einer  1486  geschriebenen  ,RJi 

2  Johannes  Buridan,  Rector  der  Pariser  Universität  im  14.  Jahr 

seine  Werke  erschienen  noch  in  Auflagen  des  16.  und  17.  Jahrl 


Sir  GMcMclitB  lu  HBiMaimni  In  iea  MpBiUadani.  L 


367 


faum,  idiotam  demum  et  infantem  consule.  Üi  usque  hac  a 
|ot  ineignibuB  ladne  lingue  castimonie  tiindicatoribus  traditnin 
lOn  esse  impoteus  argumentum  duxcris  quitcjuid  contra  ab  eo 
"»iggestum  fuerit.  Caligare  in  soIe  noscitnr.  Proinde  scias  sin- 
gularitatem  nouuni  unuiu  ipstim  sequentiiim  nnllam  inccrtitudi- 
nem  (perinde  in  hÜB  deliramentis  ut  ,uoä  eetis  diuites  uiri' 
oritur)  reddere  posac  unum  conuenientiorem  certiorem  euin 
u>dum  recte  probaueria.  Vale  ac  incpciis  illiusmodi  mouere 
«lern  poBthac  parce  obsecro.  Altioribus  lubentisaime  neruos 
mtendam  raeoa,  tu  quoq\ie  dignioribus  aduairationibus  totus  incnm- 
.  Itenun  Vale.  Ex  cdibus  doctoris  Pachamer  kalendia  Iiiliae. 
Nr.  88,  Fol.  10. 

XIX.  S.  Decembpr. 

Fraler  ChUianus  ad  suum  amicisslmum  Fratrem  Achatium. 

Habes  hie  frater  amiciBsimc  sentcntiam  uiri   rei  litterarie 
ipolitissimi ,   qui  inter   doctisaimoB  quosque  neminem  unquam 
loq[u]iitum   teBtatur,   quoruni   tarnen   contubcmio  semper  a 
leris   (ut   aiunt)   educatus   fuit.     Nee  rairuni    quum    pluralis 

[nutio  duorum  aut  pliirium  numero  letetur  exinde 

imper  ambignilatem  parturiret  quod  ne  eucnmt  melius  dixeris 
,uos  estia  pater  meu3'  quam  ,uo8  eetis  patres  mei'. 
linde  periculum  inter  doctissimoB  Vienensis  gimnasii  adeti- 
AOTBB  subii  utpote  loacbimuro  Vadiannia,  poetam  eloquentie 
pracBlantissimum  loannem  Auerbachium,  Fabianum  Ni- 
ambos  oratores  pontificü  iuris  alumnoB  cooBultisaimos, 
■rginm  Schaufler  artium  hberahura  magiatrum,  qui  omncs 
ineperato  in  edes  Dornpach  ad  me  coneeeserant,  ubi  deinde 
inter  fecnndos  calices  multa  Ariatotelioo  more  in  utramque 
partcm  diBseruiraue,  inter  qnae  et  id  genua  eermoncm  (Voa 
poetc  laureati  ad  unum)  proposni,  ai  apte  et  congrue 
,(?)  nti  liceret  quemadmodum  Bebcliua  docniase  uidetur 
laereretur.  Ait  Vadianua:  Quid  bone  pater  hiis  allucina- 
tionibus  uultis,  nunquit  res  digna  diaputatuV  an  uobis  in  dubio 
ueraatm*?  Ceteri  quoque  nemo  unquam  ab  euo  seculi  huiuamodi 
protulit  aermonem  dicebaiit.'  Inatabam  certo  uiiltu  contra, 
poetam  Bebelium  ceteraque  multa  in  medium  probationia  cauBa 
deferens.    RcBpondit:   missa  Bint  haec,   agamua  pingui  Minerua 


■^tia 


I 


diceUant  i^HHlrichen. 


J 


pi»iittii#ieifct  ;fc}/«i)iu!;  «uErUfiTun  ex^rroplo  fMXum^  et  aaetoritmiey 
'itt/yntcü  ttt.«  'ir.i[u  qni'i^nii  rep^riretar.  N«rap^  aHogoin  miahft 
i^>ii|o.!ttxu  «:«t.  ^jae  If/n^r«^  laditu»  silentio  tninj^:*^««t.  PloJcnJa  biis 
UAtix  u;m  mfßn*:r^  non  aa«UK  aii  alia  diuerti.  Ta  aero  ex  lifis 
«^ix  nfttf^rqu^i;  isla  irÄUrlligere  delx;»  eam  rem  ab  faiL»  doctia- 
UKoi»  uiri*  ibdiifDatii  Mmnone,  ut  a  D^lphioo  meo  exiathnarL 
Miror  aat/fm  te  tanta  t<;iü<^ritaU;  lianc  iiutolitam  ridicnlam  el 
\Amah  ififmfnhram  n:m  ita  pn>ii<^;qui  de  qua  doctos  piget  fiicere 
«bemMwent  Xec  e««e  aiunt  uel  nunimum  literatnre  aitHorem^ 
quem  id  ^enua  «ermonia  lateret  incptifwimnm  frinolnm  et  pene 
reproliuro.  Quare  ut  eidem  renunties  aliquaa  ex  epistoliia  lo- 
auuiti  CapriioniJi  ^  uiri  ex  omni  cuo  incomparabili»  (cui  praeeipue 
wmlrH  tempeHtate  alium  eloquentie  dignitate  comparari  nee 
aujtim  riec  poMMimj  tul  Ut  eonKcribere  statui  uulgato  sermone 
depnimtaii^^  quo  eciam  ab  eruditisHimi»  uiri»  usitatum  genna 
iMfrmoruH  celebratum  uidca»  demum(V)  imitcris,  temeritatem 
»upereilioHam^  ut  uir  dco  dedituH  poftt  tcrgiim  habeaa  et  dein- 
cep«  ditioribuM  Htudii»  tfiluH  incumbas.  Vale  mei  memor  ut  ego  toL 
Actum  oetauo   iduH   Dccembrcs.     Anno  etc.    14(?). 

Am  Kaudo  de«  voratobondon   Briefes  Nr.  37   stoht: 

,Non  CHt  praoBcntata  adhuc/ 

Kolfft:  Ex  cpiMtoliH  loanhi»  Capnionis  quo8(!)  uario  tem- 
porum  eucntu  ad  mo  misKOM  in  unum  redcgit  omnibusque  poli- 
tloriH  ItttinitatiH  Htudiosis  utiloB  iucundos  et  pemecessarios  ap- 
probauit  et  diuulgauit. 

FoIkoii    Hriofo   doN    Franc.    8.   EuNtachü,    Diaconus   Cardin.   (Nr.  88, 
Fol.  10)»  und  ItelclioruM  dux  Lotharingio  (Nr.  89,  Fol.  11).« 
Dann  als  SchluMbomorkun^^  (Nr.  40,  Fol.  11): 

Hoc  8unt  ctiarisBinie  frater,  quas  inter  cetcras  eruditissimi 
Capnionis  opiHtolas  insporato  obuiam  habui  pluratiuo  numero 
tx  sentontia  dopromtas,  quao  quatenus  ad  tue  temeritatis  ces- 
Mtionem  conducunt,  oatenus  to  celaro  non  potui,  hortor  atque 
id|  quod  a  C  ÜORarc  excollontis  ingcnii  ac  prudentie  oiro  in 
poiitiono   de   analogia   scriptum*^   est   habeas    semper   in    me- 

*  Jobamioa  Uouolilin.        '  opistolas  gestriohen. 
'  Abftdruokt  in  Qoi(rer*B  Briefwechsel,  8.  55. 

*  Abgedraokt  in  Geiflror  a.  a.  O.,  8.  SO. 
^  Im  Codex  wiederholt. 


Zur  OMohiclito  des  Hnnanisinns  in  den  Alpenl&ndern.  I.  369 

moria    atque    in    pectore    ut    tanquam    scopulum    sie    fugias 
inauditum   atque  msolentem  Bermonem.    Vale. 

Nr.  87,  Fol.  10'. 

XX.  4.  November  1615. 

Frokr  Chilianus  lUocwples  suo  iunctüsimo  amico  loanni  Coro- 
Mrio  inngnii  Ciuitatia  Auguste  Conciui  Mercature  studiosissimo, 

S.  P.  Quid  est,  quod  tantopere  tristaris  obsecro  amicorum 
«nice  in  parentis  tui  tarn  foelicissima  morte,  numquid  (sie!) 
qoam  semper  i]li  optabas  felicitatem  iamiam  subripere  cona- 
hm  et  eum  a  superis  reuoeari  tuis  laerimis  existimas,  nunc 
mente  tibi  repetendum  est  uirum  eerte  dignum  fuisse  uita,  sed 
qüoniam  idcirco  deus  in  celum  reuocauit;  quoniam  est  con- 
nementias  multo  ut  fiiturus  esset  in  superis  sedibus  quam  inter 
mortales.  Nam  etsi  erat  hie  utilissimus  suis  omnibus,  quoniam 
ineredibili  ualebat  uirtute,  fecit  tarnen  et  pietas  et  relligio  et 
fidei,  at  merita  fuerit  ad  superos  delatus,  ubi  potius  uiuere  et 
vere  quidem  ac  beate  uiuere  quam  diem  obiisse  nihil  hesites, 
qua  quidem  in  sede  poterit  nobis  prodesse  magis,  quam  si 
CMet  in  terris,  modo  tu  bene  uale,  qui  patris  tenes  simulachrum 
nee  feras  iniquo  mente^^  cum  mortali  uita  natus  esset ,  ad  im- 
mortalem  esse  sublatum.  At  potius  precare  deum,  at  tu  quoque 
iOo  perferaris.  Itaque  lugendum  tibi  minime  existimo ,  uerum 
potius  ridendum  letandum  exultandumque  uehementius,  quam 
exhiis  terrenis  tenebrarum  latebris  in  eterne  claritatis  splen- 
dorem  peruectus  nobis  est  futurus  apud  deum  Optimum  maxi- 
nmm  perpetuus  procurator.  Vale  consolatus  hiis  in  domino. 
Actom  pridie  nonarum  nouembrias.  Anno  15  a  natali  Christiane. 

Nr.  41,  Fol.  12. 

Vieting.  XXI.  11.  October  1617. 

Rater   Chüianus   lllacuples.     Retierendo   patri    domino    loanni 
fottumo  presjpiterorum  benemerenti  ac   curiostssimo  prefecto   seu 
Arcklprespitero  Frisacensi  domino  suo  primario  et  semper 

obseruandissimx). 

S.  D.  Accepi  te  propedlem  hinc  abiturum  tuo  cum  pro- 
thomysta  atque  nostro  et  quam  me  tibi  alitcr  fauisse  quam 
alterum  tui  Woifgangum  expertus    sis,    nunquam   miror,    quur 

SitamgBber.  d.  phil.-hi»t.  Cl.  CXI.  Bd.  I.  Hft.  24 


370  Horftwiis. 

nihil   de  tuis   facultatibus   conseruandum   reposuenB   apud  me, 

presertim   ducalium  et  aliorum  aureorum  nummorum  aal  eure 

mihi  quicquam  non  commiseris^  haud  enim  secus  te  dicunt  auri 

peculium  aggregare  atqiie  formicam  stipulas.    Sed  nee  inuideo, 

quod  neque  mirarer,  si  ageres^  nisi  te  (aut  fallor)  non  liberomm 

cauBa  educandorum  mammoni  operam  dare  crederem.    Namqae 

fatebor^  audio  nonnunquam  ne  dicam  uideo,  nescio,  qaibaraam 

adeo  familiär! ter  te  comitem  iunetum  personis^  ut  uel  cam  eis 

camis  tue  portionem   communem   habere   excipiaris  aut   ipsae 

tecum.     Sed    quid    moror    circumloquorque   diutius   rem^    scis 

Helsule  diem  imprecari  faustum  diligentiusque  ego  calamo  ex- 

plicare,  quis  tandem  non  cetera  etiam  suspicetur?  Hec  inquam 

Helsula  tuis  rubiginem  abigit  aureis^  sententiam  tenes.    Qua  in 

re  de  te  quid  aliud  sentiam,  nisi  quod  nee  tu  ultimus  deprehendi 

contendis^  ubi  adolescentiores  fugantur.   Aureorum  inquam  tuo- 

rum  quam  ceterarum  potius  deligerem   curam  mihi  eustodiam- 

que  rerum.    Nam  suppellectili  illi,    que  cunis  excipitur  conser- 

uande  non  est  penes  me  locus  nee  item   psalteriis  illis  que  in 

plumaceis  noctu  uoluuntur  puIpitis^    sed  de  Ins  hactenus  eures 

omnem  rem  tuam  ex  sententia  dei^  ut  nosti  et  rationem  salutis 

tue  cum  hie  tum  in  futuro  habebis.  Vehementer  cupio  reditum 

tuum^   quem   ut  Deus   maturet   opto.     Multa   enim   sunt^    que 

cupio    tecum    coram    commentari.     Vale    ex    oppido    Vieting^ 

quinto  Idus  Octobres  Anno  etc.  17. 

Nr.  60,  Fol.  14. 

SalBburg.  XXII.  13.  Soptember. 

Probatünmo  divino)'um  operatori  Paulo  Sperato'^  artium  magistro 
et  Musarum  alumno  spectattssimo  cortütiqae  palatino  domino  semper 
amico  suo  praecipuo  omni  euo  colendo,  frater  Küianus  Illacuples, 

Spectabilis  vir.  Accepi  te  nudiustertius  divi  Thome  Aqui- 
natis  super  sententias  scripta  postulasse  pro  contionibus  hoc 
tempore  populo  disseminandis.  Nosti  Studium  et  conversationem 
nostram  assiduam  in  eiusdem  doctoris  via  ob  id  primus  eiusdem 

^  Propstei  in  Kärnten,   sl.  Hflttenberfi^. 
3  Handschrift:  Sparato. 


Znr  Oeflchichte  des  Humftnismas  in  den  Alpenländern.  I.  371 

Bcripti  liber  nobis  iam  summe  necessarius  longeque  accom- 
modissimos  est^  nee  contionibus  admodum  utilis  inserendus. 
Tue  dominationi  reliquos  tres  vel  quoseunqiie  optaueris  libros 
denostra  bibliotheca  eommodatu  dabimus  saltem  tunc  primum 
non  aofferas  iterum  atque  iterum  petimus.  Certiores  scripto 
008  facere^  quid  herum  velis  non  tardes.  Vale  ex  eenobio 
diui  Petri  idibus  Septembribus. 

Nr.  64,  Fol.  16'. 

Patdus  Speratus  suo  Küiano  amicorum  pra^dpno. 

Fratrum  uota  non  cassare  mihi  satius  quam  ex  animi  mei 
warn  qoidpiam  vel  optare  duxerim.  En  desideratus  redit  codex 
coins  usuram  quamdiu  libebit  usque  capiatis.  Vale  fratrum 
unice  Kiliane. 

Nr.  66,  Fol.  16/ 
Silibnrg.  XXIII.  29.  Juli  1617  (?). 

Frater  Küianus  lUocuples  Benedictinus  Doctissimo  atque  integer- 
fino  uiro  Ingenuarwm  artium  magistro  lacobo  Bedrot  Pludentino 
Canttibemii  Haidenham  ConuentoH  uigilantissimo, 

S.  D.  p.    Quas  ad  dominum  Abbatem  ipsiusque  conuen- 

tom  uenerabilis  ac  integerrime  uir  dedistis  solute  ac  pedestris 

oationis  reddite   sunt  littere,   quibus   lectis  uberem  immature 

etatis  ingeniique   admirati  sunt  plurimum  intelligentiam  seque 

fiwatiori  arbitrati   intuitos   sidere,   si  talem  et  tantum  rei  litte- 

nuie  haberent  presidem,  quo  non  solum  optima  morum  instituta^ 

lunun  id  sciencie   genus^    quod   pauci   admodum    eallent^    te 

doctore  erudiendi  capesserent.  At  uolubili  prius  subducti  fortuna 

conceptam    tristes    quidem    ex    litteris    uestris    compulsi   sunt 

innrntare  animi  letitiam  eo  quod  Villacensium  ludimagister  ma- 

gistri  Pauli  cesaree  maiestatis  supremi  in  organis  modulatoris 

cognatus  prior  prece  pulsans  munus  illud  scholasticum  obtinue- 

nt  quod  hoc   epistolio  tue  dignitati  pandere  uoluimus,   parati 

<d  alia  pinguioris  conditionis  offitia^  quibus  tuam  ^  dingnitatem 

Dtconque  honorare  et  apud  nos  commorari  uellemus.    Vale  ex 

septis  Cenobii  S.  Petri  Salisburge  quarta  Kalendarum  Augusti. 

Nr.  66,  Fol.  16.' 

*  Da«  nrHprilngliche  ,ae8tram^  ausgestrichen  und  darunter  ,tuam*  geschrieben. 

24* 


372  Horftwilx. 

Salzbürg.  XXIV. 

Spectate  eruditumts  uiro  Seifrido  CingtUatorino  rapsodum  copio- 
sissimo    tarn    Patauie   lactis    Utterarum    frecepiori    axxuraJ&mm 

Kilianus  lUocuples. 

Quem  modo  longiusculo  tempore  Caii  Plinii  naturafi! 
historie  libmm  tecum  hospitaris;  uelim  hiis  diebus  absqne  aliqua 
eunctatione  postliminio  ad  nos  redire  eures,  si  ad  sacietatem 
usque  usus  es.  Sin  minus,  faciam  suo  tempore  ad  te  redeat 
Vale  ac  me  tibi  deditissimum  scias.  Ex  illustri  Ciuitate  Sali- 
poli  ad  octauum  Rls.  Maias. 

Nr.  68,  Fol.  16. 
Salzburg.  XXV.  1617. 

Honorahüt  uiro  domino  Marfino  Sin  Diuinorum  operatori  prAor 
tissimo  in  Ahtnau,    Amico  suo  primario  omni  euo  colendo 

Kilianus  Illocuples, 

S.  p.  et  bene  agere.  Gratulor  tue  felicitati^  propenßhn 
atque  inprimis  gratias  deo  ago,  quod  te  iam  diu  siticolosum 
pastoralis  honoris  uel,  ut  melius  dixerim,  oneris  prouintia  donaie 
dignatus  est,  ut  amodo  tue  infructuose  uite  quidpiam  culpe 
inpingere  possis  nemini,  sententiam  meam  satis  tenes.  Sed  qnü 
nunc  restat;  ditatus  es,  munificentissime  honoratus  non  minitf 
quam  oneratus,  reliquum  erit  ad  gratitudinis  offitium  te  totam 
exponas,  hominem  interiorem  saerarum  splendore  litteraram 
illumines,  exteriorem  habitu  et  gestu  haut  secus  institoas  ac 
angelos  Dei  in  terram  promissionis  instar  archiducis  Moysi 
dueturus  semper  et  uerbo  et  exemplo  pascere  et  de  credito 
tibi  talento  rationem  ponere  scias.  Dixi  totius  hominis  et  inte« 
rionis  et  exterioris  te  habere  rationem  diligentissimam,  no& 
puto  in  desideriis  carnis  non  in  crapula  et  ebrietate.  Siqmdem 
rumor  apud  me  increbruit,  quod  uix  semel  in  hebdomada  uinmn 
gustare  soles,  at  ubi  gustaueris  ita  Baccho  frena  laxaris,  rt 
egregii  ferme  potatoris  mensuras  excedas,  quid  istud  scandaE 
in  subpcdancos  tuos  quid  dcnique  tue  ipsius  anime  pericuB 
pariat,  quis  est  qui  pensitnrc  non  norit?   Sane  domino  plebeiano 

H.indschrift :  foHoati. 


Zur  GMchichte  des  Hnniftnisinas  in  den  Alpenl&ndern.  I.  373 

re  uerba  fecissem^  nisi  plura  et  maiora  mihi  obiici 
Hiis  itaque  paucis  (ne  me  latere  putes)  te  com- 
iterum  atque  iterum  vite  tue  rationem  habeas  diligen- 
ec  aliud  requiro.  Quod  si  feceris  meum  in  te  amorem 
,m  nuUa  neque  fortuna  neque  temporum  miitabilitas 
it.  Vale  ex  monasterio  Salispolitano  undeeimo  Kalen- 

Anno  uirginei  partus  17. 

J,  Fol.  17'. 

XXVI.  1619. 

litterarum  admodum  studioso  scholastico  Christophoro 
niubendi  Aqaüewnns  ^  iiicole  ciuitatü  Viennensis  amico 
8U0  plurimum  amando  Küianus  Illocuples. 

Que  mihi  paulo  superioribus  Christophore  amieis- 
patre  tuo  agenda  commisisti  et  quidem  eo  libentius 
IS  suseepi,  quo  et  tibi  et  patri  propensius  gratificari 
Etbam.  Dum  itaque  euneta  quae  tibi  conducere  poterant 
n,  quod  sue  sententiae  erat  subiunxit  et  tibi  quantotius 
(  scriptis  uoluit,    curam  habeas  maiorem  studii    litte- 

quoad  genitor  alio  te  concedere  fatiat^  ad  id  tem- 
moneri  cupit  minime  neque  ego  super  hane  senten- 
lo  te  alio  reeipias,  peccasti  quam  grauissime  peniteat 
m  instituto  meliori  tam  studio  litterarum  quam  morum 
)rofitias^  sis  castus  modestus^  sobrius  in  omnibus 
im  presides  gymnasii  amplissime  tibi  eoncilies  tem- 
radu  Baccalaurei  prestitutum  te  complere  iubet  at 
mmere,  nee  ne  maturiori  reseruat  ipse  deliberationi 
tiorem  redditurus.  Oeiosus  nunquam  apparcas  et  diuo 

hortante  liber  e  manibus  nunquam  discedat,  nosti 
Ute  cum  contubernalibus  tuis  luseris  Venere  com- 
•us  et  ebrietatibus  paternos  disperdendo  sudores. 
s  ad  patris  aures  usque  deuoluatur,  tu  hiis  periculis 
10  factus  cura  opera  diligentia  prouideto  deinceps 
Studiosi  offitium  agas.  Vale  date  Salispoli  quinto 
anii  Anno  19  supra  sesquimillesimum. 

,  Fol.  17'— 18. 


374  HorftwUs. 

XXVII.  21.  Juni  1618. 

Sacre   militie   incorimptissimo   müiti  fratn    Chiliano   8U0   mawri 
temper  ohsei'uando  Sebastianua  Chaczhamer  tuua  deditüriymu. 

Vir  dignissime  tuis  ex  familiaribus  scriptis  accepi  tuam 
patemitatem  aliqua  neotericorum  opera,  ut  puta  luniani  et  Dio- 
medis^  concapiscere,  et  ut  alios  (si  ex  recentioribus  mihi  essent) 
per  tabellarium  presentem  ad  te  mitterem,  quod  lubens  fecis- 
seniy  nisi  idem  non  ita  confestim  suam  abitionem  maturadBet 
Nihilominus  per  latorem  presentium  rogatos  ex  me  libros  accipito 
et  sine  contagione  suo  tempore  fac  ad  me  redeant.  Enimuero 
commodato  aeeepi  preterea  non  me  ^git  inter  disserendum, 
quum  Buperioribus  diebus  apud  patemitatem  tuam  agerem  de 
chartiludio;  quo  tum  loica  tum  grammatica  memorie  commen- 
dantur^  uerba  fecissem,  quod  si  apud  me  latitaret,  iam  profecto 
in  lucem  prodiret;  ut  saltem  hoc  unico  tibi;  cui  plurimum 
debeo  morem  gererem.  Spero  tamen  propediem  apud  biblio- 
polam  fore,  tandem  eopia  eius  contemplandi  per  me  tibi  prae- 
stabitur.  Et  mihi  Plinius  Secundus  in  epistolis  uel  omnium 
neotericorum  nostre  etati»  primus  Valerius  Maximus^  Virgilius 
in  litera  Aldi  Manucii  in  archa  dormiunt^  quorum  desiderium 
se  te  capit  quantotiu»  expergefatiam,  ut  oculos  tuos  subeant. 
Vale  litterarie  rei  et  monastice  deeus  et  omamentum  non 
postremissimum.  Datum  propere  et  tumultuarie  in  tabema  li- 
braria  lacobi  Molossii  vigesima  prima  die  mensis  lunii  Anno 
super  millenario  quingentesimo  6. 

Nr.  78,  Fol.  18. 

XXVIII. 

Frafer  Chilianus  Illocuples  Studiosimmo  literarie  discipline  mode- 
ratori  Sebastiano  Chaczhamer  artium  baccalaureo  sibi  amicissimo. 

Legi  et  pellegi  proximis  diebus  tuas  elegantissimas  ad  me 
literas,  quibus  mirificc  delectatus  tuum  erga  me  amorem  et 
obseruantiam  ingentem,  quam  dudum  celasti  iam  primum  con- 
templatus  sum.  Uerum  (unde)  aut  quo  de  te  benemeritus  sim, 
(quod  tantopere)  me  amaris  non  memini.  Sed  ut  tibi  deinceps 
occasionem   offeram   totum   me  tibi  deuoueo  et  quicquid  apud 


Zur  Geschichte  des  Humanismus  in  den  Alpenl&ndern.  I.  375 

me  delitescere  noueris  id  prorsus  tuo  commodo  et  necessitati 
peculiarius  conciliabiS;  fatiam  dei^ique  me  tibi  talem  sotium 
fore,  qualem  te  mihi  perpetuo  glutine  connexuque  consecrauisti. 
Velim  crebrius  me  tuis  amenissimis  literis  oblectes.  Enimuero 
quantum  eis  delecter^  non  faciie  memorie  prodiderim.  Identidem 
me  facturum  scias,  quo  alter  alterius  et  industria  et  doctrina 
preaertim  politioris  et  foecundioris  dicacitatis  profectior  reddatur. 
Codicem  tuum  uno  quaternione  defectuosum^  quem  rei  singu- 
laris  dono  mihi  prestiteraS;  presente  nuntio  resume,  quod  si 
huie  simile  cupieris,  certiorem  me  reddas.  Vale. 

Nr.  79,  Fol.  28. 
Dornbacb.  XXIX.  16.  November  1515. 

Magnifico    Viennensis    achademie  astipulatori   loachimo    Vadiano 

artium  et  medidne  doctori  poeteque   laureato  et  oratori  exceüen- 

tissime  facundo  praeceptori  et  amico  mo  unico  et  semper  obseruando. 

Frater  Chiliamis   Illocuples  Benedictinvs  Coenobüa  ad  S,  P, 

Salispone. 

Non  parum  animi  angor,  Vadiane  doctissimorum  ornatis- 
sime,  expeetatione  illa  longiuscula  immo  que  mihi  longissima 
est,  qua  te  interea  temporis  aut  tuum  responsum,  cum  a  me 
discessisti  cupide  atque  inhianter  expecto  indicsque  magis  ac 
magis  emaceror,  quo  constitutum  tempus  spe  diutius  prorogatur, 
nee  auspicari  ualeo,  quoquo  me  uertero,  quid  te  prohibeat. 
Nosti  me  in  omnibus  tui  studiosum  fore  que  Interesse  tua  aut 
etiam  te  uelle  existimem,  ubi  adsit  facultas,  quineciam  nullum 
in  te  offitium  sine  maxima  culpa  posse  preterire.  Fac  igitur 
obsecro  et  si  mei  oblitus  fueris  iam  altera  petione  latius  ani- 
mum  meum  non  suspendas,  si  altioribus  negociis  prepediris 
quod  te  coram  habere  non  possim,  saltem  scripto  certiorem  me 
facere  quam  primum  operam  adhibeas.  Peti'um  tuum  uel  eciam 
meum  aut  si  malis  utriusque  nostrum  tibi  unice  commendo, 
quem  sua  et  uirtus  et  probitas  commendare  non  cessat,  ego 
tametsi  taceam.  Vale.  Ex  Spineto  prope  Viennam  16.  Kalen- 
darum  Decembrias  anno  14. 

Nr.  84,  Fol.  30'. 


376  H^rAvit] 


Fauor  et  pax  dei  patris  per  lesom  Christiim  amen.  Hmad 
dabito  gradonsnine  r#  Xpcn*  pater  quin  g.  t.  ad  ongaem  (nt 
est  in  adagiO'  intelligat,  quam  ardna  et  diflScilis  sit  miseroram 
(qoiboa  nee  domi  nee  rori  quieqnam  proprii  pecolii  est)  semo- 
mm  conditio.  Com  ego  itaqne  iam  sim  ad  tempos  liber  et  nollo 
adscriptos  domino  omnia,  qne  oHm  fidelibos  et  improbis  serui- 
tiia  adqoisiniy  conBompserim,  nt  modo  neHm  noiim  cogor  stipem 
petere,  in  tantnm  me  premit  extrema  panperies.  Veni  idcirco 
ad  fores  g.  t.  qaae  sint  utinam  laxe,  ut  81  aliqnid  in  aola  g.  t. 
uacnom   foret   famolitium   me  in    semum   snscipiat  g.  t.  rogo. 

Sin   uero   minus  quod  uidelicet  g.  t.  seruis  non  indigeat 

sitqne   famolis   omnino   pronisa,   iterum   atque   itenim   obsecro 

gratiam  tuam  eximie  uir  uel  saltem  ob  nomen  lesn  Yj^imz\i  opx^ 

pastoris  in  Israel^   cnios  toa  g.  oices  gerit  me  misellom  aliqno 

pancolo  uiatico  condonare,  quo  mihi  caiceos  (sano  honore  g.  t.) 

emere  possim. 

G.  T. 

6  Moser  baccalaureus 

Viennensis. 

Nr.  117,  Ful.  41  (ein  eingefU^er  OriginÄl-Brief>. 


XXXI. 

Tanta  mihi  tecum  est  consuetudo  ac  amititia  iam  olim 
litteraria  de  certamine  inter  nos  parta,  ut  uirtus  ipsa  uetet  te 
non  laudare  omniumque  benefitiorum  munere  prosequi^  quem 
tum  morum  elegantia  tum  ingenii  tirmitudo  et  uite  modestia 
satis  superque  inclitum^  nedum  ego  sciam^  et  omnes  predicant. 
Id  est  quod  ad  seribendum  me  mouit  communem  unius 
fatum  Vienne^  ut  fortuna  tibi  propius  faueat^  pedem  te  hinc 
mouere  consulo  Salisburgum  concedas^  ubi  cognitus  et  plurimum 
tum  amore  tum  honore  pro8eq[u]utus  es  istin c  propediem  quod 
diu  speras  indubie  consequeris.  Ludi  litterarii  sedes  iam  apnd 
nos  uacat  te  preter  ceteros  elegi  uttut  tibi  cordi  fuerit  scripto 
certiores  nos  facito.  Adauxit  dominus  Abbas  salarium  quatuor 
florinis  . . .  ac  canonici^  ut  tibi  de  manu  eiusdem  nunc  cederent 


m  ii  d«  ilptnUadm.  L 


377 


annuatim  8  floreni,  de  maou  cuBtodis  totidem,  alias  eciam  duo, 
)ni  faciunt  1^  äorinoa  exclusis  qiiae  de  Bcholasticorum  pen- 
sionibus  emerserint.  Accuratissima  inagister  loannbes  Stopherius ' 
iam  saline  plebeiantiB  pensilulatione  haec  cuncta  übrans  et 
certo  certiores  noB  reddidit  tibi  remansiBse  super  soütam  col- 
laborantium  pensioncm  anniialim  44  uel  6  ucl  8  duo  de  quin- 
quiiginta  äorinis.  Ad  liacu  mensa  cpulatoria  ut  iudieis  ot  caa- 
cellarii  concaditur  portio  quoque  trium  partium  mensure  uini 
per  diem  ex  uaee,  quo  et  reliqui  familiarea  potantur.  Haec 
minoris  quam  26  Üorinomm  facere  eommuni  supputatione  uemo 
poterit  sumere(?),  ilaque  coltigo  76  florinos  pro  anno  eom- 
muni ludimagistro  accidere  posBC.  Tu  super  baec  in  album 
conBcriberis,  puta  ut  sacria  initiari  poEsiB  acceptatisdmus.^ 
Siquidem  et  quocunque  tempore  tum  sacris  initiari  cupieris 
prouiaionie  titulum  eperare  qnibis,  qui  alubi  uequam  daretur. 
Et  ut  tui  condidonem  exploratam  habeo,  si  usque  modo  non 
in  ftiturum  talem  to  exhibuerie  de  mea  sententia  et  iatic 
tibi  fortuna  fauebit^  quamquam  proraitterc  ausim  nibil,  tarnen 
ut  temporum  conditio  adniittet,  spem  polliceor  quo  iucundius 
alque  tractuosius  tibi  optaverira  nihil.  Fac  (igitur)  consüio 
acquieseas  saniori,  ut  <;t  te  comitem  litteraria  in  palestra  eol- 
luetatoremque  coram  habeam.  Identidem  eris  ceteriü  maior 
tibi  bumanitae  et  beniuolentia  ac  alio  accumulabitur.  Quod  si 
haee  aGsumere  recusaueria  pro  mea  in  te  amititia  et  t'ratrum 
cimctorum  nuetri  cenobü  alium  inquirito  eciam  atque  eciam 
pelimus ,  cni  et  salarium  predietum  innoteacere  bortamuv. 
Gratiseima  rea  eaaet,  ut  ad  diem  S.  Georgii  munus  id  sehola- 
sticum  acceptui-us  sese  buc  receperit  nel  si  tieri  posset  in 
paschalibus  diebus,  quibus  se  alter  transferre  atatuit,  at  si  ia 
temporibus  obtemperare  posset,  minime  ucrum  ad  penthecosten . 
Id  preaenti  nuntio  certius  singnificare  studeat. 

Fr.  Kilianue. 


378  Horftwifcs. 


XXXII. 

Maiores  istius  famosissimi  ac  celeberrimi  maoMSuA  it 
uercnde  in  Christo   pater)  quiim  uiderent  bona  ammi  copdi 
bonis    longo    esse    praeferenda,    solerdssime   «c   pnid< 
decreuerunt,    ut   Gymnasium   construeretur,    quod  düiMiiJM 
esset  doctrinarum  et  bonarum   litterarum  asylum,  in  qw  ■ 
qnispiam  eruditus  simiil  et  sapiens  ingenoas  profiteretnr  diifr 
plinas^  sepius  illud  Zenonis  ruminatum  stodioeom  littenm  « 
bonis  artibus  deditum  in  foelicitatem  collocatamm  irL  X 
fuerunt  apud  eos  Platonis^   Socratis,   ApoUonii,   PjibMgantili 
aliorum   labores.     Cantatissima  erat  eis  illa  Euclidis 
diligentia,  qoi  muliebri  indutus  tunica  ad  Socratem  noctn 
bat  atque  sub  luce  millia  passuum  Megaris  redibat,  ot  (Aihi) } 
Gellius  refert  in   splendidissimis  Atticis  Noctibos.     Quare  er  j 
datissimi    isti   fundatores  annuum  Gymnasiarcham   esse  oobB- 
runt,   qui  ordini  scholasticorum  honestissimo  praeficeretnr,  fi  ; 
cnneta    ad    scolasticos    pertinentia    auctoritate     regeret,  jtt 
dentia  pensitaret    dexteritate  moderetur,  quoniam  citia  mdl^] 
rem   cuncta   labascunt  atque   vacillant,   cuius  mnneris  prasi' 
tiam  ego  licet  indignus  nunc  habeo.    Hoc  preterea  Petroneil 
Gymnasium,    quod   longo   excellentissimum  est,   maximis  dirt^ ! 
runt   beneAtiis.    Xempe    uictu   satis   largo  atqoe  alÜA  plmiht  j 
liberalitatis  oftitiis  in  hunc  usque  diem  in  dies  magis  obMitfr  i 
tis,  quo  tit  ut  ex  hac  Petronea  palestra  litteraria  (ceu  ex  efi  | 
Troiano  I  complures  non    solum   doetissimi   sed   etiam  preopü  ; 
uenerationo   uiri   euaserint.    Hoc  Qgregium  maiomm  institotiB  , 
Reuerenda  tua  Paternitas  et  eolit  et   in  dies    magis  nugiMp* 
obseruari    curat,    adeo    ut     pulcherrimo    illo    Apolegö   digi* 
sit   eloquio.    Existit   enim   Tua    Paternität    inter    doctos  ook- 
lissimus,   inter  nobiles  doctissimus   inter  utrosque   optimos  ^ir 
iiciendum   inter   omnes   modestissimus ,    ut   taceam   etiam  *t^ 
Patemitatis    nutiuam    humunitatem ,    quam    conctis    fiftcile  tSr 
ploratissimum     habeo.      Quid    de    genuina    etiam    liberalitalB 
dicam?    Quam    pauperes    quottidie   sentiunt,    pro  qua  re  (dl* 
bio  proeul^  praestantis^im:i  -Tiuie  Pateniitati  simulac   toto  coa 
uentui    sunt    apu«l  deum   proposit^i  premia    illa   videlicet,  qaa€ 
*^*^c  oculus   uidit  neo  auris  audiit,    uec  in    cor  hominis  ascen- 


Zur  GMoUehto  dM  Hnmanitmiis  in  dmi  Alpenlftndern.  I.  379 

denmt^   ntpote   etema   felicitas.    Elidem    annuo  docendi  mu- 

ii«ri  ego   pnefectos    non    indignom    fore    pntaui;    eodem  me 

gmdere  salario  quo  praedecessores  mei   gaudebant.     Proinde 

oameniens  esse  duxi^  si  mea  conditio  Tuae  Patemitati  innote- 

aeeretiir.    Accepi  ego  a  D.  Cellerario  uti  dicitur  singulis  tribus 

ügariis  imicam    solommodo  aureum.     Duabus   uero  sequenti- 

bu  talentis  duobus  me  remunerauit.     Deinde   Custos   sacrarii 

de  singulis  vigilüs   una   cum   pompis   funebribus   consuetis  20 

Bummos  mihi  solet  preberc.    Et  hoc  si  huiusmodi  mortuorum 

y    cse^'ae  annuo    peragendi   munere  non  sunt   confirmate:   De 

V    5i  enim  secus  quia  nihil  omnino   pecuniarum   expectare  licet. 

Smiliter   16  solidi   ex  sacrifitiis,    quae   ipse   Püchler    singulis 

•eptimanis  cantari  curauerat  amputati.    Idcirco  Tua  Paternitas 

\    &eilliinam   poterit   facere    coniecturam  ^    quid   mihi   ex  ea   re 

h    qperare  liceat. 

{  Qnare  a  Tua  Paternitate  miram  in  modum  exposco  maiori 

y    me  salario  remuneratum   iri,    presertim   cum  Tuae  Paternitati 
I     ndnime   sit    ignotum^    quam   magnus   et    quasi    infinitus    ludi 
1    fitteramm  labor  existat  uel  Apuleio  teste.    Atqui  fortasse  Tua 
Pktemitas  cupit   etiam   certior  fieri,   quidnam   emolumenti   ex 
\   aeolasticis    consequar,    quod    certc    exiguum  est  uel   nullum. 
Singalis  enim   quattuor  temporum   diebus   uix   decem  et   octo 
üdidos  extorquere  possum.  De  quibus  cogor  satisfacere  succen- 
tori  12  solides y    altero  uero   consorti   8  solidos,   et  mihi;   cui 
totum  fere   incumbit  negotium,   quid  restabit?   Ceterum  offici- 
Qie  litterariae  ad  D.  Rudbcrtum  rector  singulis  angai*iis  (quo 
tempore   morbus    pestilentialis    hie    incrudesceret    cum    etiam 
fitteraram  Musaea  forent  occlusa)  duobus  aureis  a  Reuerendis- 
im  Cardinale  ^  in  hoc  usque  tempus  donatus  est. 

Similiter  Domini  de  Capitulo''  ibidem  eidem  Rectori 
Eberam  abeundi  concessere  facultatem,  solito  tamen  semper 
ulario  exhibito.  Itidem  et  ego  sepicole  conquestus  petii,  nihil 
tarnen  effeci.  Et  adhuc  coram  Tua  Paternitate  tanquam  stu- 
fioBonun  Moecenate  conqueror  et  efflagito.  Tua  Paternitas 
dignetnr   me    pro    tantis    meis    incommodis    perpcssis    aliqua 


*  et  1  Cor.  2,  9. 
'  (Matthlns  Lang). 
'  DomctpiteL 


380  HorftwUs.   Zw  OMekiekt«  des H 

honesta  donare  veste^  qnemadmodam  ceteris  anlicis  con- 
tigit.  Quod  si  Tna  Paternitas  effectam  iri  curabit,  me  non 
Bolum  memorem  benefitioram  fore  pollicear,  Teram  etiam  ita 
adnisurum^  ut  et  praesens  et  fBjtora  omnis  aetas  me  etiui 
gratissimum  omnibus  erga  Patemitatem  Tnam  offitiis  agno«cat 
et  landet.  R.  T.  P.  qnam  optime  valeat  boniqne  id  qoidqmd 
est  consnlat  velim. 

Benerendae  Tuae  Patemitatis  hnmile  mancipiom  M.  0^ 
banns  Braun  Petrensis  litteratoriae  palestrae  praefectns. 

Nr.  118,  Fol.  42—43  (Antograph  des  Sapplicanten). 


Rasson.    Beitr&ge  zur  Kritik  der  steyerischen  Beimehroiiik.  381 


Beiträge  zur  Kritik  der  steyerischen  Reimchronik 
und  zur  Reichsgeschichte  im  XIIL  und  XIV.  Jahr- 
hundert. 


Von 


Dr.  Arnold  Busson, 

corresp.  Mitgliede  der  kais.  Akademie  der  Wissenschaften. 


I.  Der  falsche  Friedrich. 

Der  steyerische  Reimchronist  berichtet  Cap.  321  —  326 
recht  ausführlich  über  den  Betrüger,  der  1284  in  den  Rhein- 
landen als  Kaiser  Friedrich  aufgetreten  ist.^  Die  betreffende 
Erzählung  Meister  Ottokars  mit  ihrem  reichen  Detail;  mit  Zügen 
wie  z.  B.  dem  Auftreten  der  geheimnissvollen  Mohrenkämmerer, 
die  dem  Pseudokaiser  reiche  Schätze  brinjgen  Cap.  321 — 322, 
die  durchaus  den  Charakter  der  Volkssage  an  sich  tragen, 
dürfte  wohl  jedem  zunächst  den  Eindruck  machen,  dass  der 
Dichter  sich  für  dieselbe  wesentlich  auf  mündliche  Ueberlieferung 
stützt,  etwa  die  Geschichten  wiedergibt,  die  in  Oesterreich  über 
diese  Vorgänge  in  den  fernen  Rheinlanden  wohl  sicher  um- 
liefen.2 

Eine  genauere  Prüfung  des  Berichtes  zeigt  aber,  dass 
keineswegs  mündliche  Ueberlieferung  als  Hauptquelle  demselben 

1  Pez  Scr.  Rer.  Austr.  lU,  287  ff,  zu  dessen  Text  mir  die  Collation  der 
Wiener  Handschrift  durch  Schottky  und  Goldhann  zur  Verfügung  steht. 

2  Cont.  Vindob.  M.  Q.  Scr.  IX,  172  :  1284.  Eodem  tempore  mazimi  inso- 
nuerunt  rtimores  fere  per  totam  Alemanniam  de  adventu  quondam  Fri- 
derici  imperatoris,  et  cum  fere  omnes  Renens'es  ad  se  attraxisset,  ita 
quod  pro  vero  habebatur,  tandem  a  Rudolphe  rege  combustus  est.  Cont. 
Claustroneob.  VI*  M.  G.  Scr.  IX,  746:  Quidam  fasciniator  se  Fridericum 
imperatorem   simulans,    magnam    partem   Alemannie   in   errorem    duxit; 


382 


Bi 


ZU  Grunde  liegt^  sondern  dass  der  Reimchronist  auch  hier,  wie 
in  so  vielen  andern  FäUen,  eine  schrifUiche  Quelle  benutzt  hat 
Seine  Hauptquelle  ist  hier  Elllenhards  Chronik^  von  der  er  audi, 
wie  ich  bei  Gelegenheit  darthun  werde,  fiir  andere  Dinge  Ge- 
brauch gemacht  hat.  Eine  Reihe  wörtlicher  Anklänge  in  dem 
Bericht  der  Reimchronik  an  den  Text  Ellenhards,  die  ich  hier 
zunächst  zusammenstellen  will,  lässt  daran  nach  meiner  Meimmg 
keinen  ZweifeL 


Ellenhard  M.  G.  Scr.  XVn,  126,  aL  9. 

Cum  antem  rumor  validns  aariboB 
dominl  Radolfi  regis  insonoiBset  de 
premissis,  assemit  hoc  esse  absonum 
et  non  fore  congrnam  rationi 
et  repatavit  eum  fatnam  et  i n sa- 
nn m.  Tandem  post  multas  Tersntias 
nefandissimi hominis intantnm  qnod 
commnniter  a  maiore  parte  popnli 
Alemanie  dnbitabatnr,  quem  ipsorum 
pro  domino  habere  vellent 


Ellenhard  8.  125,  al.  39. 

assemit  se  esse  Fridericum 
quondam  imperatorem. 

Ellenhard  8.  125,  al.  42. 

licet  tarnen  per  aliquos  dominos 
Theutunie  in  odium  domini  Rudolfi 
regis  fuerit  sustentatus.  Statuitque 


Reimchronik  Cap.  321. 
Chnnig  Rodolf  chomen  mer 

Cap.  322. 

Wieviel  man  sein  do  g^wog 
Dax  het  der  kanig  für  ainspot 

Durch  seiner  sucht  g^limph 
Zoch  es  der  kunig  in  ainem  schimph 
Er  hets  dafür  nicht 
Das  die  tumpe  geschieht 
So  verr  mocht  chom 

Cap.  326. 

Daz  in  für  chaiser  Friedreich 
Dew  merer  meng  het 

Reimchronik  Cap.  321. 

Er  jach  auch  offenleich 

Er  wers  chaiser  Friedreich 

Der  weylen  des  Reichs  phlag. 

Reimchronik  Cap.  323. 

Nu  hört  wie  sich  fugt  das 

Ettl eiche  haimlichen  has  * 

Chunig  Ruedolfen  trugen 

Die  pegunden  lugen 

Trachten  und  spehen 

Wie  daz  möcht  geschehen 

tandem  comperÜH  prestigiis  per  Rudolfum  regem  Romanomm  crematar. 
Die  Notiz  ging  gleichlautend  über  in  Cont.  Florianensis  ib.  8.  749  JoA 
findet  sich  ebenso  in  Ann.  8.  Nicolai  Pataviensis  M.  G.  Scr.  XXIV,  61 
und  im  Chron.  minor  auctore  minorita  Erphord.  Cont.  V.  M.  G.  Scr. 
XXIV,  213.  Vergl.  weiter  die  Angaben  in  Ann.  S.  Rudberti  Salish 
M.  G.  Scr.  IX,  809. 


Boitrige  zar  Kritik  der  steyerischen  Keimchroiiik. 


383 


sibi  mansionem  in  Nuisen,  in  opido 
domini  archiepiscopi  Coloniensis  super 
fluvium  Reni  ibique  factu»  fuit  con- 
cursns  magnus  a  nobilibus  Ale- 
manie et  civibus  diversarum  civita- 
tatum,  ad  quos  fama  repleia  malis 
evolavit 


Daz  dem  kunig  Budolfen 
Ains  widertail  wUrd  geholfen 
Der  sich  da  offent  der  mer 
Daz  ers  chaiser  Friedreich  wer 
Der  wart  also  gesterkcht 
So  daz  man  daz  wol  merkcht 
Und  daz  die  pnrger  erchaunden 
Daz  ir  poten  dar  sanden^ 
Ettleich  Herren 
Nahen  und  verren 
Ze  jungst  wart 
So  gross  zu  im  die  yart 
Daz  sein  der  weisen  verdroz 


Ellenhard  S.  126,  al.  12. 

hoc  animadvertentes  fideles  impe- 
rii  et  amici  domini  Rudolfi  regis, 
videlicet  comes  Fridericns  de  Linin- 
gen  senior  et  comes  Eberhardus  de 
Kaczenellenbogen  festinanter  vene- 
mnt  ad  dominum  regem  .  .  .  dicen- 
tes  eidem:  nisi  subito  praecluderet 
viam  Uli  homini  perverso,  quod  tota 
regio  Alemanie  se  mandatis  et  prae- 
ceptis  nefandissimi  submittere  y eilet 
pro  constanti. 


Und  die  pey  den  iarn 
Des  kunigs  rat  warn. 
Zwen  poten  furwar 
An  ainem  tag  chomen  dar 
Der  chom  ainer  gestrichen 
Von  Purkgraf  Fridrichen 
Den  man  von  Numberig  nant 
Den  andern  dar'  sant 
Der  von  Chaczenellenpogen 
Si  enputen  unbetrogen 
Dem  chunig  daz  er  anfsech 
Daz  im  nicht  g^schech 
Dauon  er  in  mue  chem 
Daz  er  im  die  muß  nem 
Und  diesen  aeffer  charkch 
Verderbt,  er  würd  ze  starkch 
Daz  wer  ir  rat  gemain. 


Ellenhard  S.  126,  al.  29. 

Indignatns  rex  valde  et  ad  iram 
incitatus  venit  ad  opidum  Wetflar 
festinanter.  Cum  autem  cives  op- 
pidi  praedicti  audissent,  quod  domi- 
nus Rudolfus  contra  eos  incitatus 
esset  ad  iram,  et  cum  iara  ipsius  ob- 
sidionem  sibi  viderent  immi- 
nere 


Reimchronik  Cap.  323. 

Mit  zorn  wart  er  behaft 
Für  die  stat  er  gacht 
Mit  aller  seiner  macht 


Do  dew  purger  sahen  daz 
Daz  sew  der  kunig  also  besaz 


^  So  statt  ,der]angden'  der  Ausgabe  zu  lesen. 
'  So  zu  lesen  statt  ,tag*  der  Ausgabe. 


384  ßuBBon. 

Die  hier  aufgezeigten  wörtlichen  Anklänge  der  Reim- 
chronik an  den  Bericht  Ellenhards  sind  meiner  Ansicht  nach 
doch  80  bedeutend;  das»  an  blossen  Zufall  zur  Erklärung  der- 
selben nicht  gedacht  werden  kann,  vielmehr  nur  die  Annahme 
übrig  bleibt,  dass  Reminiscenzen  an  den  dem  Dichter  bekannt 
gewordenen  Chronisten  vorliegen.  Dafür  dass  Ottokar  Ellen- 
hard  benützt  hat,  spricht  auch  die  sachliche  Uebereinstimmang 
—  trotz  der  vorhandenen  Abweichungen  im  Einzelnen  —  dass 
Rudolf  erst  durch  Mahnung  von  befreundeter  Seite  veranlasst 
wird;  die  bisher  von  ihm  gering  geachtete  Angelegenheit  ernster 
zu  nehmen.  Dazu  kommt  weiter,  dass  auch  die  falsche  Zeit- 
angabe der  Reimchronik  Cap.  326 

Do  diz  Orgie  und  geschach 

Daz  waz  do  man  spurt 

Nach  Christ  gepurd 

Tawsent  und  zway  hundert  iar 

Und  sechs  und  sibenzkch  furwar 

sich  aufs  beste  aus  einer  Benützung  Ellenhards  erklärt.  EUen- 
hard  S.  125,  al.  34  erzählt  unmittelbar  vor  der  Geschichte  des 
falschen  Friedrich  die  Belagerung  von  Peterlingen  durch  Rudolf, 
und  zwar  zu  dem  falschen  Jahr  1285  statt  1283.  Von  der  Be- 
lagerung Pcterlingens  berichtet  die  Reimchronik  Cap.  319,  und 
zwar  mit  einem  auffallenden  Anklang  an  eine  von  Ellenhard 
etwas  früher  gethane  Aeusserung: 

Ellenliard  S.  123,  al.  50.  Reimchronik  Cap.  319. 

et  ipso  facto  fama  per  partes  mundi       Waz  man  im  da  vor  sagt 
Yolavit,    quod    non    esset    belli-       Dest  wost  er  zehenstund  mer 
cosior  eo.  Im  pedorfft  Niemant  dhain  1er 

Auf  Urleug  geben 
Man  acht  bey  seinem  leben 
Daz  man  zu  den  stunden 
Nynndert  het  gefunden 
So  guten  urleugs  man. 

Der  Reimchronist  hat  offenbar  bei  der  von  Ellenhard  fllr 
die  Belagerung  Peterlingens  gegebenen  falschen  Jahreszahl  sich 
um  eine  X  versehen,  statt  MCCLXXXV  gelesen  MCCLXXV, 
und  wurde  dann  unter  dieser  Voraussetzung  durch  Ellenhards 
Bemerkung:  Et  permansit  (der  falsche  Friedrich)  in  dicto 
oppido  predicto  duobns  annis  Air  die  Katastrophe  des  Pseudo- 


B«itrAge  lur  Kritik  der  steyerischen  Reimchronik.  385 

kaisers  auf  sein  falsches  Jahr  1276  geführt,  da  EUenhard  das 
Aoftreten  desselben  mit  den  Worten:  lila  expeditione  cum 
hnde  peracta  anno  domini  ut  supra  quidam  spiritu  seductus 
reprobo,  fEilcem  suam  mittere  volens  in  messem  alienam,  asseruit 
le  esse  Fridericum  quondam  imperatorem  ausdrücklich  in  das- 
selbe Jahr  setzt  wie  die  Belagerung  von  Peterlingen. 

Was  nim  die  Art  und  Weise  der  Benützung  Ellenhards 
dnrch  den  Reimchronisten  angeht,  so  wird  man  wol  zunächst 
bestimmt  in  Abrede  stellen  dürfen,  dass  dem  Dichter  bei  Aus- 
arbeitung der  eigenen  Erzählung  über  den  falschen  Friedrich 
der  Text  Ellenhards  vollständig  vorgelegen  hat.  Hätte  Meister 
Ottokar  diesen  vor  sich  gehabt,  so  würde  seine  eigene  Dar- 
stellung ganz  anders,  jedenfalls  viel  richtiger  sein.  Es  genügt, 
um  das  klar  zu  machen,  irgend  einen  Abschnitt  der  Reim- 
chronik ins  Auge  zu  fassen,  für  den  der  Dichter  eine  ihm 
leicht  zugängliche  Quelle  z.  B.  die  Annales  S.  Rudberti  Salis- 
burgenses  benutzt  hat,  etwa  die  .Cap.  45  Mitte  bis  48  Ende, 
in  denen  der  Bericht  der  Reimchronik  im  Wesentlichen  Para- 
phrase, ja  zum  Theil  blosse  Uebersetzung  der  Annales  S.  Rud- 
berti ist.^ 

Eine  andere  Möglichkeit,  das  zwischen  der  Reimchronik 
'nid  EUenhard  hier  vorhandene  Verwandtschaftsverhältniss  zu 
«klären,  ergäbe  sieh  mit  der  Annahme,  dass  der  Dichter  aus 
einer  blossen  Lektüre  Ellenhards  Reminiscenzen  im  Gedächtniss 
behalten  habe,  und  diese  sich  dann  in  seine  eigene  Darstellung 
gleichsam  ihm  selbst  unbewusst  eingeschlichen  hätten.  Es 
väre  das  ein  Erklärungsversuch,  der  in  manchem  andern  Falle 
ÄHsreicht,  in  dem  gewiss  thatsächlich  der  Reimchronist  so  ge- 
arbeitet hat.  Aber  hier  speciell  wird  man  mit  demselben 
Absolut  nicht  ausreichen,  sondern  wird  ihm  einen  andern  sub- 
>titiiiren  müssen,  den  nämlich,  dass  der  Dichter  Ellenhards 
Chronik  in  dem  Abschnitt  über  den  falschen  Friedrich  gelesen 
nnd  bei  der  Lektüre  sich  Notizen  gemacht  hat.  Bei  der  Aus- 
trbeitung  seiner  eigenen  Erzählung  hat  der  Dichter  dann  nur 
diese  Notizen,  nicht  aber  den  vollständigen  Text  seines  Strass- 

Andere  Beispiele  der  ArbeitsweiMe  des  Dichters  nach  ihm  vorliegenden 
Quellen  finden  sich  in  meinen  Aufsätzen  über  den  Krieg  von  1278  und 
»8*l*bnrg  und  Böhmen^  sowie  bei  Huber,  die  steirische  Reimchronik 
und  das  Osterreichische  Interregnum,  Mittheilungen  des  Instituts  IV,  64. 
8»*niB|iW.  d.  phil.-hiBt.  Cl.    CXI.  Bd.  I.  Hft.  26 


O^t )  n  n  8  N  0  o 

burger  Cjowälirriinannes  vor  sich  gehabt.  Durch  diese  AnnibM 
finden  alle  einzelnen  Züge  in  Ottokars  DarsteUung,  nimen&k 
auch  die  von  ihm  begangenen  Irrthümer  ebenso  befnedigenlB 
Erklärung,  als  uueh  die  oben  aufgezeigten  Wortankl&nge  \m 
derselben  verstUndlieh  sind. 

Ottokar   fand    also    in    seinen    aus   EUenhard   gemtdlB  ; 
Notizen,  dass  der  falsche  Friedrich  in  Neuss  und  Wetzltr  wA  j 
aufgehalten   habe  —   es  kommen  da  zunächst  in  Betracht  ft  : 
Worte  EUenhards  S.  125^  al.  43:  Statuitque  sibi  mansionemii  i 
Nuisen  und  8.  120,  al.  4:   et  se  transtulit  ad  oppidum  impoi 
Wetzlar.    Bei  dieser  Annahme  sind,  meine  ich,  alle  IrrthtM 
begreiflich,   in   die    der  Dichter   in   Betreff  der  beiden  Stidu 
gerät.     Er  denkt   sie   sich   in   nächster  Nachbarschaft  gelegn 

—  was  er  natürlich  nie  hätte  thun  können,  wenn  ihm  bei  1er 
Ausarbeitung  EUenhards  Chronik  selbst  zur  Hand  gcwe« 
wäre  —  und  lässt  nun  den  Pseudofriedrich  bald  in  der  dl», 
bald  in  der  andern  seinen  Aufenthalt  nehmen: 

Und  wenn  er  denn  genug  lug 

So  mit  er  vndorweilen 

Hincz  Nowczon  durch  churzweilen. 

Durch  die  Dürftigkeit  und  Flüchtigkeit  seiner  Notii« 
wird  er  dann  Cap.  32.*>  zu  dem  weitem  Irrthum  verfährt,  & 
Katastrophe  des  Betrügers  in  Neuss,  statt  wie  es  thatsäcbliek 
der  Fall  war,  in  Wetzlar  eintreten  zu  lassen. 

Ebenso  erklärlich  erscheint  bei  dieser  Annahme  die  8ad^ 
liehe  Abweichung  Ottokars  von  EUenhard  im  Cap.  323.  Hb»- 
hard  erzählt,  dass  Oraf  Friedrich  der  Aeltere  von  Leining« 
und  Graf  Eberhard  von  Katzencllenbogen  persönlich  zu  Rud» 
gekommen  seien,  um  ihn  zu  schleunigem  Vorgehen  gegen  !• 
falschen  Kaiser  zu  veranlassen.  Dagegen  berichtet  Meirts 
Ottokar  Cap.  323,  dass  zu  Rudolf  zwei  Boten  an  einem  Tip 
gekommen  seien,  der  eine  geschickt  von  Burggraf  Friedlid 
von    Nilrnberg,    der    andere    von    dem    von    KatzencUenboga 

—  der  Vorname  des  Letzteren,  Eberhard,  wird  Cap.  324  p 
nanht  —  um  Rudolf  rasches  Eingreifen  anzurathen.  IE« 
dürfte  der  Dichter  in  seinen  aus  EUenhard  gemachten  Notiz« 
sich  kurz  eine  I^otsehaft  des  Grafen  Friedrich  —  den  Familiet 
namen  desselben    nicht    mit   aufzeichnend    —    und    des  Graft 


Beitr&ge  zar  Kritik  der  steyeriscben  Beimchronik.  387 

von  Katzenelleiibogen  an  Rudolf  zu  dem  angegebenen  Zweck 
angemerkt  haben.  Bei  Benützung  der  Notiz  in  seiner  eigenen 
Darstellung  läset  er  nun  nicht  die  Beiden  persönlich  zu  Rudolf 
kommen,  sondern  Boten  schicken,  und  macht  zugleich  aus 
dem  Grafen  Friedrich,  dessen  Familiennamen  er  nicht  in  der 
Notiz  fand,  seinen  so  oft  und  vielfach  bevorzugten  Lieblings- 
helden Friedrich  von  Nüi-nberg.  Dazu  konnte  der  Dichter 
hier  um  so  eher  sich  veranlasst  fühlen,  als  Friedrich  von 
Nürnberg  bei  einer  andern  Gelegenheit  in  dieser  Sache 
mithandelnd  aufgetreten  ist,  was  dem  Reimchronisten  ander- 
weitig bekannt  gewesen  sein  dürfte,  und  es  ihm  nahelegen 
konnte,  bei  dem  Friedrich,  den  er  in  seinen  Notizen  fand,  an 
den  Burggrafen  zu  denken. 

Jedenfalls  ist  Ottokar  bei  seiner  Erzählung  von  dem 
falschen  Friedrich  nicht  auf  seine  aus  Ellenhard  gemachten 
Notizen  beschränkt  gewesen.  Seine  so  vielfach  benützte  Quelle, 
die  Annales  S.  Rudberti  Salisburgenses  bot  in  ihrem  kurzen 
Bericht  nichts  Brauchbares.  Aber  angesehen  hat  er  sie  auch 
hier,  wie  ein  auffallender  wörtlicher  Anklang  anzudeuten  scheint. 

Ann.  S.  Rudberti  S.  809. 

1284  .  .  .  Oritur  etiam  hoc  anno 
tniplia  mirabllis.  Nam  quidam  ex- 
perti  nigromantiam  in  diversas  partes 
miindi  se  transfenint,  etiam  per  fa- 
scinationes  ociilos  intuentlnm  deti- 
Tient,  similitudinem  quoruinvis  prin- 
cipum  Hibi  asHumentes.  E  quibns  unus 
circa  Coloniam  s%  recepit,  et  presti- 
giis  se  imperatorem  Fridericwm  simn- 
lans,  mag'nam  partem  Alemannie  in 
«rrorem  duxit,  sumptibus  sibi  accre- 
scentibus  nescitur  quibus  modis;  nisi 
cum   cives  de  Neu.sia  diffiderent  sibi 

restitui,     que     sibi     commodaverant, 

.....  ,.  Reimchronik  Cap.  321. 

monstravit   eis    multa    vasa    aurea  *^ 

et  arg'entea  gemmis  ornata,  quibus       Von  silber  und  von  gold 

eoB  ad  mutuationem    ampliorem   al-       Warn  alle  dew  vaz 

lexit.  Daraws  er  trankch  oder  az 

Die  Wundermähre  von  den  drei  Mohrenkämmerem,  die 
dem  angeblichen  Kaiser  seine  Schätze  bringen,  mit  denen  er 
den  um   die  Zalihmg  der  aufgelaufenen  Zeche  besorgten  Wirtü 

25* 


388  Btisson. 

beruhigt  Cap.  321,  322,  könnten  ja  ein  Zug  aoB  volksthttm- 
licfaer  Ueberlieferung  sein.  Aber  ich  gestehe,  dass  ich  m^ 
soweit  ich  Meister  Ottokars  Weise  kenne,  des  Verdachtes  nidt 
entschlagen  kann,  er  möchte  am  Ende  diese  Mohren,  die  dem 
Leser  ein  so  schönes  Gruseln  erwecken  konnten,  frei  erfimdeD 
haben  nach  Anregungen,  welche  ihm  die  Annales  S.  Radbeiti 
geben.  Die  Stelle  der  Annalen:  sumptibus  sibi  accrescentibn 
nescitur  quibus  modis  erscheint  in  der  Reimchronik  Cap.  321 
in  der  Modification,  dass  Rudolf  sich  nach  den  Quellen  im 
Reichthums  jenes  Menschen  erkundigt 

Der  kunig  pegimd  fragen 
Do  man  im  pegnnd  so  sagen 
Wo  er  daz  gut  nem 
Oder  von  wan  ez  im  chem 
Da  es  also  von  zert? 

Die  Antwort  auf  diese  Frage  und  auf  das  nescitur  der  Annalei 
S.  Rudberti  weiss  dann  der  Dichter  durch  seine  Mohren  la 
geben ;  an  die  Stelle  der  um  ihr  Darlehen  bangen  Neusser  tritt 
der  um  die  Zeche  besorgte  Wirth. 

Der  Erklärung  in  hohem  Grade  bedürftig  ist  in  Ottoktfi 
Darstellung  der  sonderbare  Irrthum  Cap.  323 

Dannoch  waz  der  knnig  sain 

Unz  daz  von  Mainz  der  Pischolf 

Enpot  dem  kunig  Kuedolf 

In  bet  der  kaiser  Friedreich 

Geladen  gar  fleissichleich 

Mit  haimleicher  potschaft 

Daz  er  durch  seiner  trewen  chraft 

Zu  im  hincz  Wephlem  chem 

Und  da  von  im  vemem 

Was  er  mit  im  het  ze  reden 

Und  daz  daz  zwischen  in  peden 

Belibo  gar  verholen 

ITnd  dem  kunig  vor  verstolen.  * 

Die  Genesis  desselben  erscheint  schwer  verständlich. 
Einen  Erzbischof  von  Mainz  hat  es  damals  bekanntlich  gar 
nicht  gegeben,  da  der  durch  den  Tod  Werners  von  Mainz  am 
2.  April  1284  erledigte  Erzstuhl  erst  am  25.  Mai  1286  durch 
Ernennung  Heinrichs  von  Basel  wieder  besetzt  wurde.    So  un- 

*  Die  Reiinworte  dürften  wol  zu  versetzen  sein. 


Tiedenklifli  icb  oben  dem  Dichter  mit  den  drei  Mobren  ebe 
freie  Erfindung  in  Betreff  der  Comparserie  imputirt  habe,  ihm 
Gleiches  auch  für  einen  Hauptactem-  zuzumuthen,  halte  ich 
raicli  nicht  fUr  befugt.  An«  inlindlichcr  UeberJieferimg  kann 
der  Dichter  den  unmügb'cben  Erzbischof  von  Mainz  anch  nicht 
haben.  Ellenhard  bietet  auch  nichts  Reclitcs  zur  Erklärung, 
Nach  der  Stelle  S.  126.  al.  17:  medio  antera  tempore  perfidua 
homo  ille  miserat  ad  dominum  Rudolfum  regem  ut  die  ad  hoc 
statuta  veniret  ad  conspectum  ttuum,  feoda  sua  et  regnum, 
tamcjuam  a  vero  iraperatore  recepturus,  Indignatus  res  valde 
et  ad  iram  incitatus,  cum  sie  se  viderot  illusiini,  rehcto  exer- 
cilii  resumpsit  alium  exercitum  et  venit  ad  opidnm  Wetflar 
festinanter  ist  es  die  von  dem  Betrüger  an  Rudolf  erlassene 
Ladung,  die  den  König  aus  seiner  bisherigen  Ruhe  bringt  und 
ihn  zum  Einschreiten  gegen  denselben  veranlasst.  Auch  bei 
meiner  Annahme,  dass  der  Reimchronist  nach  aus  Ellenhard 
gemachten  Notizen  arbeitet,  vermag  ich  zwischen  dieser  An- 
gabe und  der  betreifenden  Stelle  des  Dichters  keinerlei  Zu- 
sammenbang herzustellen.  Unter  diesen  Umständen  bleibt  als 
Ausweg  wohl  nur  die  Vermuthung  Übrig,  daae  der  unmögliche 
Ei'zbischof  von  Mainz  irgend  einem  Missvcrständnisa,  einer 
Verwechselung  von  Seiten  des  Dichters  seinen  Ursprung  ver- 
dankt. Nahe  läge  es,  an  den  Erzbischof  von  Cöln  zu  denken, 
als  denjenigen  Erzbischof,  dem  Ottokar  irrthümlich  den  Mainzer 
substituirt  habe.  Aber  hei  dieser  Annahme  ergibt  sich  sofort 
wieder  eine  neue  Schwierigkeit.  Der  Erzbiscbof  von  Cßln  hat 
dem  falschen  Friedrich  gegenüber  eine  prononcirt  feindliche 
Stellung  eingenommen  —  es  ist  in  hohem  Grade  unwahrschein- 
lich, dasH  der  Pseudokaiser  ihn  zu  geheimen  Verhandlungen 
eingeladen  haben  soll.  Ich  werde  in  anderm  Zusammenhang 
auf  diese  Schwierigkeiten  zurückkommen. 

In  seiner  weiteren  Darstellung  Cap.  32Ü — 326  weicht 
«Icnn  Ottokar  sehr  bedeutend  von  Ellenhard  ah.  Nach  Ellenhard 
senden  die  Bürger  von  Wetzlar  auf  die  Kunde  von  Rudolfs  Zorn, 
und  in  Furcht  vor  der  von  ihnen  voraus  gesehenen  Belagerung 
Boten  an  denselben  ab,  und  erklären  sich  bereit  den  falschen 
Friedrich  auszuliefern.  Nach  der  Reimchronik  Cap.  323  ver- 
weigern dagegen  die  Büi-ger  —  von  Neuss  natürlich  —  auf 
1  Rudolfs  Aufforderung  in  schroffer  Weise  die  Auslieferung,  ja  selbst 


m  Auaoits  A 


390  Bnsson. 

als  sich  Rudolf  mit  Heeresmacht  vor  die  Stadt  legt,  und  nach 
Cap.  324  einige  fVir  die  Auälieferung  des  angeblichen  Kaisers 
sind,  ist  ,der  povel  und  die  gemain^  noch  entschieden  dagegen. 
Hier  schiene  mir  nun  allerdings  die  Möglichkeit  noch  nicht 
ausgeschlossen  zu  sein,  dass  Ottokar  sich  bloss  kräftigerem 
Effekt  zuliebe  die  Dinge  so  zurecht  gelegt  hätte,  vielleicht 
nach  einer  Andeutung,  die  er  über  eine  innerhalb  der  Bürger- 
schaft herrschende  Meinungsverschiedenheit  bei  EUenhard  ge- 
funden zu  haben  glauben  konnte  in  den  Worten  S.  126,  al.  27: 
Subito  miserunt  potior  es  civitatis  obviam  domino  Ruodolfo 
regi,  misericordiam  petentes,  promittentes  ad  manum  ipsius 
regis,  quod  seductorem  illum  pernitiosum  tortoribus  et  ministris 
regis  ipsius  exigente  malitia  vellent  committere  trucidandum,  et 
se  submittere  per  omnia  gratie  regis.  Aber  selbst  wenn  das 
der  Fall  wirklich  sein  sollte,  immerhin  wird  man  doch  annehmen 
müssen,  dass  dem  Dichter  hier  neben  seinen  aus  E^lenhand 
gezogenen  Notizen  noch  anderes  zur  Verfügung  gestanden  hat, 
besonders  nach  der  Angabe  Cap.  324: 

Dor  taiding  sich  vuderwuniidon 

Zwen  herron  weiß 

Die  warn  charkch  und  greiz 

Von  Niirnberig  Purkgraf  Friedreich 

Der  dem  kunig  fleissichluieh 

Pey  gestund  alle  vart 

Und  der  Graf  Eberhart 

Von  Chaczenellenpogen 

Die  sach  man  in  dew  stat  zogen. 

Hier  wird  man  als  Quelle  des  Dichtens  eine  ihm  gewor- 
dene mündliche  Ueberlieferung  annehmen  müssen.  Verhand- 
lungen Rudolfs  mit  Wetzlar  durch  Bevollmächtigte  sind  urkund- 
lich verbürgt,  sie  wurden  gefuhrt  durch  Gerlach  von  Breuberg 
und  den  Grafen  Eberhard  von  Katzenellenbogen.*  Ottokar  hat 
sich  also  wieder  in  der  Person  des  einen  Abgesanden  geirrt, 
und  dem  Gerlach  von  Breuberg  ebenso  wieder  den  Burggrafen 
von  Nürnberg  substituirt,  wie  früher  dem  Grafen  von  Leiuigen. 
Die  Darstellung,  die  Ottokar  dann  von  dem  weiteren  Verlauf 
der  Ereignisse  gibt,  kann  auf  besondere  Glaubwürdigkeit  keinen 
Anspruch  erheben.     Er  erzählt  Cap.  324,  325  dass  die  Abge- 


1  Böhmer,  Reg.  Rudolfs  nach  nro.  829. 


B«itr&ge  zur  Kritik  der  sfceyerischen  Keimchronik.  391 

sandten  Rudolfs  sich  zunächst  in  persönlichem  Verkehr  die 
Uebcrzeugung  verschaflFten,  dass  sie  es  nicht  mit  dem  wirklichen 
Elaiser  Friedrich  zu  thun  hätten,  und  darauf  von  den  Bürgern 
begehrten : 

Daz  si  nicht  verpern 
Bey  des  reichs  hulden 
Ob  si  nicht  wolden  dulden 
Dez  kunigs  haz  und  zorn 
Ob  daz  |2fepot  wurd  verlorn 
Daz  man  in  nicht  zuhaut 
Den  man  heraws  sant 

Die  Bürger  widerstreben  dem,  fordern  dann  aber  den  falschen 
Kaiser  auf 

Wellt  ir  nu  ew  und  uns  pewarn 
So  sullt  ir  an  diesen  zeiten 
Hinaus  zum  kunig  reiten 
Vnd  haisst  in  dez  piten 
Daz  er  phleg  guter  siten 
Dunkcht  im  unrecht  ewr  leben 
Daz  er  ew  den  goruch  ze  geben 
Für  die  fiirsten  ainn  tag* 
Swez  man  ew  da  mag 
Mit  warhait  vberwinden 
Waz  darüber  recht  sey. 

Ungern  geht  dieser  darauf  ein,  da  ihm  das  Geleit  verweigert 
wird:  ,Ewcr  gelait  sol  daz  recht  wesen^  Er  zieht  mit  Rudolfs 
zwei  Boten  hinaus  zum  König,  indem  er  seine  Anhänger  anweist, 
sich  nach  Frankfurt  zu  begeben  und  ihn  dort  zu  erwarten: 

Ir  sullt  dez  gewiz  sein 
Was  halt  mir  der  kunig  tu 
Ich  chum  zu  ew  morigen  fru. 

Auf  alle  Fragen,  die  man  an  ihn  richtet,  weiss  er  so  gut 
zu  antworten,  dass  die  Meisten  ihn  wirklich  für  den  Kaiser 
Friedrich  halten.  Aber  Rudolf  stellt  an  die  Fürsten  die  An- 
frage, was  mit  dem  Betrüger  zu  geschehen  habe,  und  nach 
dem  Spruch  derselben  wird  er  verbrannt.  Noch  auf  dem  Gang 
zum  Scheiterhaufen  tröstet  er  seine  Diener  und  verspricht  am 
nächsten  Tag  nach  Frankfiurt  zu  kommen. 


1  So  statt:  Für  disew  Fürsten  ain  rat  der  Ausgabe. 


392  B.tfB. 

Zum  Schluss  überlässt  es  der  Reimchromt  in  Cif.  3B : 
seinem  Leser^   sich   über  den  falschen  Friedridi,  dem  er 
Tjrmann  ^  Holczschuch  nennt,  mit  einem  Nameiif  dem  li 
etwas  abweichender  Form  Ellenhards  Annalen  M.  6.  Scr. 
103  boten   Cuius  (Rudolfs)   tempore   exostua  est  TIieodflnai| 
Holzschuoc  qui  finxit  se  esse  cesarem,  und  dessen 
zur  Kaiserrolle  ein  Urtheil  zu  bilden.    Er  nennt  Qm  ,dei 
knecht'  und  lässt  es  dahin  gestellt 

Ob  jm  chain  stewr 
Tet  sein  Zawber  list 
Zu  des  leibs  genist 
Daz  ist  mir  vnchnnd. 

Nach  der  Hinrichtung  des  Pseudokaisers  habe  der 
der  Meinungen  noch  fortgedauert: 

Da  man  in  verbrant 
An  hab  sich  zehant 
Ein  grozz  chrieg  vberal 
Ettleich  jähen  zu  dem  mal 
Er  wer  ain  aeffer  gewesen 
Und  biet  die  pnch  gelesen 
Von  nigramanczej 


Do  jähen  aber  diz 

Er  wer  ez  gewiz 

Der  recht  chaiser  Fridreich 

Und  sie  bieten  fleisleich 

Erlesen  und  erwaschen 

Die  choller  auf  dem  aschen 

^  91  pest  chunnden 

Und  beten  nvnndert  funden 

Darinne  dhain  pain 

Als  ain  baue  chlain 

Ez  wer  von  gots  chraft 

Daz  er  leiphaft 

Scholde  noch  peleiben 

Und  dew  pbaffen  vertreiben 

Weihs  aber  war  sev 

m 

Der  gewissen  pin  ich  frey 
Wann  ich  den  kaiser  nie  gesach. 

Manches  in  diesen  Theilen  seines  Berichtes  möchte  < 
Dichter   wohl   der  Volksüberlieferung   nacherzählt    haben. 

'  So  die  Handschritt  statt  »diser  Mann*  der  Ausgrabe. 


Mtrtgei 


Ganzcii  genonimeD  aber  stellt  siuh  also  der  Bericht  der  Reim- 
L-Iironik  aiitli  für  diese  Dinge  als  sehr  geringwerthig  heraus. 
Wir  wären  übel  daron,  wenn  wir  für  die  Gescbichte  des 
falschen  Friedrich  auf  lim  allein  angewiesen  wären.  Johann 
von  Victring  aber  bat  auch  hier  wieder  wie  sonst  oft  seinen 
richtigen  historiacbcn  Sinn  bewiesen,  Indem  er  von  einer  Be- 
nutzung der  Reimchronik  fUr  die  Geschiebte  des  falschen 
Friedrichs  ganz  absieht,  und  nach  anderen  Behelfen  viel 
Richtigeres  und  Besseres  erzählt,  als  die  Reimcbronik  ihm 
hätte  bieten  können.' 

Zum  Glück  haben  wir  ja  anderweitige  Nachrichten  in 
nicht  geringer  Zahl,  nach  denen  die  Geschichte  der  Episode 
des  falschen  Friedrich  gesehrieben  werden  kann.'  Einiges  wird 
sich  freilich  in  derselben  nicht  bis  zu  voller  Klarheit  sicher 
stellen  lassen  —  in  anderen  Punkten  scheint  mir  die  bisherige 
Auffassung  kaum  das  Richtige  getroffen  zu  haben.  Ich  glaube 
tlalier,  dasa  es  nicht  überflüssig  sein  dürfte,  im  Anschluss  an 
die  im  vorigen  gegebenen,  qu eile nkritis eben  Erörterungen  auch 
auf  die  Geschichte  des  Paeudokaisers  hier  in  Kürze  zurück- 
Icommen. 

Der  Betrüger,  der  es  unternahm,  mehr  als  ein  Menschen- 
alter  nach  dem  Tode  des  grossen  Kaisers  Friedrich  II.  dessen 
Rolle  in  Deutschland  zu  spielen,  war  zu  derselben  in  erster 
Linie  belUhigt  durch  eine  auffallende  Aehnlichkeit  mit  dem 
verstorbenen  Kaiser.''  Ob  der  alte  Mann  aus  eigenem  Antrieb 
sein  gefährliches  Spiel  begonnen  bat,  oder  ob  er  von  anderer 
Weite  zu  demselben  veranlasst  worden  ist,  wird  sieh  mit  dem 
nrhandeneii  Quellenmaterial  nicht  entscheiden  lassen.'    Jeden- 

»  Foatee  I,  314. 

>  Das  tbaC  Kuletzt  Victor  Meyer,  Tile  Kolup  (der  falsche  Friedriulj)  aud  die 
Wiederkunft  einen  echten  Friedrich,  Knieers  der  Dentscbou,  Wetzlar  1868, 
der  cIhk  Material  sehr  fleiasig  gessinmelt,  ntier  nicht  überall  mit  der 
nOthigen  Kritik  benütst  lint, 

'  Diese  Aehnlichkeit  wird  auBdriltklich  hervorgehuben  von  Jolisunes  Vito- 
P   duranns  ed.  Vi'yss  S.   19:   qilidani   faher  per  omnia  similis  Friderico  itn- 

>  peratori.  Maithia»  Kueweiibtirgeusis,  Foiitea  IV,  16,'i:  quidain  quondiun 
imperatori  Frideriua  siinillitnua. 

*  Jdhannes  Vitodurauus  eil.  Wjsb  H,  I!)  enülblt:  Quidnm  vt^re  aiuni,  quod 

'    indicio  meo  credibilins   et  verisimiliuB  est,   fabram   iam  dictum  gimiletn 

imperatori  t'riderico  diu  ante  defuneto  et  aepalto  totis  soia  »iriboB  reni- 


i\\)A  Kuh  tili  II. 

lalls  hat  er,  sclbnl  woiin  die  Anre^un^  zu  der  UoIIc,  die  er 
j::ospii»lt  hat,  ihm  von  anderer  Seite  gekommen  ist,  mit  Bewusst- 
sein  als  l$etrü^er  dieselbe  weiter  gespielt'  Aufgetreten  ist  der 
Betrüger  zuerst  in  CN'iln,  aber  hier  ohne  jeden  Erfolg.  Nachdem 
man  ihn,  der  standhaft  sich  als  Kaiser  Friedrich  gab,  eine 
Zeit  lang  gefangen  gehalten  hatte,  stellte  man  ihn  schliesslich 
auf  dem  Markte  zur  Schau  aus  mit  einer  Krone,  einen  halben 
Pfennig  werth,  auf  dem  Kopfe,  und  jagte  ihn,  nachdem 
man  ihm  in  rohester  Weise  allen  möglichen  Spott  und  Höhn 
angethan  hatte,  mit  Schimpf  und  Schande  zur  Stadt  hinaus.' 
Leider  fehlt  für  dieses,  in  den  (Quellen  mcnst  zum  Jahre  1284 

tontcin  pronominAtiH  honoribus  applirntuni;  mnluisset  oniiu  operi  officio 
et  artificio  8iio  cum  iixore  ot  liboris  suim  in  domo  ot  ct>modo  suo  vacftsse 
ot  iiivi^ilasso,  <(unm  t'also  vi  contra  iu!«ticiam  honoris  apiuem  ot  calmOD 
(li^nitatis,  do  4110  non  orat  dignus,  tivlitor  usurj>aro.  Cum  autem  diu  re- 
luctabatur  suo  glorio  ind(>bito  ot  ad  domum  suam  rodiro  anhelaret,  ex- 
audi  moruit  ot  ad  propria  rediit.  Dio  Nachricht,  in  ihrem  letzten  Theil 
handf;roifIich  falsch,  steht  auch  sonst  mit  allem  was  sich  Über  die  An- 
jrelejrenheit  orj^rilndün  lässt,  in  Widerspruch. 

*  .lohannos  Victoriensis,  Fontes  I,  'Mit,  bemerkt  ausdrücklich,  dass  er  vor 
seinem  Ende  seino  jietrüf^ercion  eingestanden  habe:  et  sie  fassus  füsci- 
nationem  so  calopidarum  est  professus. 

•  Am  aust'ührlichsten  berichten  über  die  Schicksale  des  Pscudofriodrich  in 
C\'iln  die  Gesta  Henrici  archiepiscopi  Trevereiisis  M.  O.  Scr.  XXIV,  462: 
Ulis  etiam  temporibus  apparnit  quidam  rusticus,  asserens  se  esito  Fride- 
ricuni  imperatorem  ma^^nuiii,   (pii  ante   nnilta   tempora  fuerat  dcfunctu». 
Triino  clandestine  visus  o>t  C\>lonie,  deind««  j»alam  universis.  Qui  tandem 
captus   est   et   vinculo    mancipatus,    nun([uam    verbum    mutans   quin    di- 
ceret:  ,Ept)  sum  rex  Fridericus*.    Tandem  emancipatus  a  carcero  in  foro 
rorum  venalium  Coloniensi   alte   positus  in  scala,   ut  ab  omnibus  videri 
posset,   dyatlemate  valore  unius   oboli  super   caput   eins  pi>sito,   dopilata 
barl>a  ilhisiones   (>t  i>b])rol)ria  maxiiua  sustinuit;    tanien   sempcr  clamaro 
non  desiit :   Kex  moriar  Kridericus.     I-Itimo  ]iost  hec  depositus  de  scala, 
tamtpiam   vosanus   eiectus   de   civitate,   venittpio   Nussiam   ibi((ue  dcnuo 
cepit   d<»minari.     Damit    beriilirt    sich    wesentlich   .lohannes  Victorieusi«, 
F«)nt.  I,  .'(11:    Hoc   anno    surrexit   ipiidam    in    inforioribus    partibus    Ki- 
baurie    circa    (?«>KMiiam   et    Nu/./.iam,   qui    so   imperatorem  diceret  Frido- 
ricum,  qui  veteranis  militil)us  de<Iit  indicia  manifesta,  Judeoruni   maxime 
sutlrapio   inq>erialiter   curias   celebravit.   in  Colonia   maximam   cuntumo- 
liam    ]»ertulit,    et    abrasione    crinium    in    cloacam    mittitur    stercoralem. 
Kur/.  \>ird   «las   erste   verunglückte   Auftreten   und  dio   Vertreibung   des 
Pseudotriedrich  aus  ('"dn  erwähnt    in  »SitVidi   de  Halnhusiu  Compendium 
historiarum  M.  (t.  Scr.  XXV,   7lu.     Dass  er  in  Cülu  und  in  Neuss  auf- 


Beiir&ge  zur  Kritik  der  stejrerischen  Keirochronik.  ö95 

angemerkte  erste  Auftreten  des  falschen  Kaisers  jede  genauere 
Zeitangabe.  Im  Allgemeinen  wird  man  sich  gewiss  die  Zeit, 
während  welcher  der  Betrüger  seine  Rolle  spielen  konnte,  als 
nicht  gar  zu  lang  denken  dürfen. ^  Von  Cöln  begab  sich  der 
so  schwer  beschimpfte  Mann  nach  Neuss.  Hier  fand  er  Auf- 
nahme und  ein  vorzügliches  Feld  für  sein  Thun.  Vermuthen 
lässt  sich  wol,  dass  es  vielleicht  irgend  ein  nicht  näher  be- 
kanntes Zerwürfniss  der  Stadt  Neuss  mit  dem  Erzbischof  Sieg- 
fried von  Cöln  gewesen  ist,*^  das  dem  falschen  Friedrich  hier 
die  gute  Aufnahme  verschafft  hat.  Dass  ein  Streit  zwischen 
der  Stadt  und  dem  Erzbischof  bestanden  hat,  erscheint  wahr- 
scheinhch,  da  die  Stadt,  nachdem  der  Betrüger  sie  verlassen, 
doch  in  der  Opposition  gegen  den  Erzbischof  verharrt. 

Mit  Geldmitteln,  die  ihm  nach  der  Angabe  eines  Späteren 
besonders  die  Juden  zur  Verfügung  gestellt  hätten,*^  zu  denen 
aber  jedenfalls  die  Bürger  von  Neuss  viel  beigesteuert  haben,^ 
reichlich  versehen,  hielt  er  in  Neuss  in  glänzender  Weise  Hof, 
und  spielte  seine  Rolle  allem  Anschein  nach  mit  grossem  Ge- 
schick. Es  heisst,  dass  er  alten  Kriegern  Friedrichs  H.  un- 
zweideutige Proben  gegeben  habe,  dass  er  wirklich  der  Kaiser 

getreten,  berichten  ohne  weitere  Details  das  Chronicon  imperatorum  et 
pontificnm  Bavaricura  M.  G.  Scr.  XXIV,  225,  Annales  Moguntiui  M.  G. 
Scr.  XVII,  2. 

'  Das  hat  mit  Recht  betont  Lenfers,  De  Sifrido  II.  archiepiscopo  et  prin- 
cipe Coloniensi,  Monasterii  1857,  S.  55,  §.  2,  Anm.  1.  Er  verrauthet, 
dass  der  Pseudokaiser  Ende  1284  nach  Neuss  gekommen  sei,  und  dass, 
weil  er  thatsächlich  also  1284  und  auch  noch  1885  daselbst  war,  Ellen- 
hard  und  Johann  von  Victring  (der  das  aber  gar  nicht  behauptet)  zu 
dem  Irrthum  geführt  seien,  dass  er  zwei  Jahre  in  Neuss  gewesen. 

-  Dass  es  deren  gegeben,  lehrt  der  Ausspruch  des  Reichsgerichtes,  den 
Neuss  veranlasst  hatte,  dass  kein  Bürger  einer  vollfreien  Stadt  von  dem 
Landesherrn  vor  ein  auswärtiges  Gericht  gezogen  werden  dürfe,  so  lange 
dieser  nicht  im  besonderen  Falle  durch  richterlichen  Spruch  dazu  er- 
mächtigt worden,  vom  4.  December  1282:  Lacomblet  II,  451,  nro.  772. 

^  Johannes  Victoriensis,  Font.  I,  315. 

*  Gesta  Henrici  archiepiscopi  Treverensis  M.  G.  Scr.  XXIV,  462:  Oppi- 
dani  autem  loci  illius  receperunt  eum  benigne,  ei  largas  expensas  ad- 
ministrantes.  Auch  aus  der  Angabe  der  Annales  S.  Rudberti  Salisbur- 
genses  M.  G.  Scr.  IX,  808,  die  im  Allgemeinen  zwar  bemerken:  sump- 
tibus  sibi  accrescentibus  nescitur  quibus  modis,  geht  die  Betheiligung 
der  Neusser  hervor,  da  es  heisst:  nisi  cum  cives  de  Nussia  diffiderent 
sibi  restitui  que  sibi  commodaverant. 


396  Raison. 

»ei.  Durch  ZHuberkünatc  habe  er  das  fertig  gebracht,*  nament- 
lich auch  Vornehme^  die  zu  ihm  kamcn^  sofort  mit  ihrem 
Namen  begrUsst.^  Gegen  alle  zeigte  er  sich  sehr  freigebig 
durch  glänzende  Bewirthung  und  durch  Geschenke.-^  Ein 
grosser  Zulauf  fand  zu  ihm  statt,  und  zwar  nicht  nur  von  dem 
niederen  Volk,  sondern  auch  von  Vornehmen  und  Grossen.* 
Sogar  aus  Italien,  wohin  das  Gerücht  gelangt  war,  in  Deutsch- 
land sei  der  alte  Kaiser  Friedrich  erschienen,  kamen  Gesandte, 
die  der  Markgraf  von  Este  und  verschiedene  lombardische 
Städte  geschickt  hatten,  um  sich  von  der  Wahrheit  der  Kunde 
zu  vergewissern.'*  Man  sprach  auch  davon,  dass  der  Mann  ein 
von  Gegnern  des  Königs  Rudolf  benutztes  Werkzeug  gewesen 


'  Johannes  VictorionsiH  Font.  I,  316:  ...  voteraniH  inilitibuH  dedit  indicia 
manifcHta.  Aehnlich  heisHt  es  in  Martini  continuatio  imperatoniin  8i- 
xonica  M.  G.  8cr.  XXIV,  2ö2:  Ille  voro  se  fuisse  imperatorem  argn- 
mento  visibili  comprobavit,  narrans,  quomodo  per  supradicta  tempora 
iacuisset  in  habitii  poro^rino,  agens  punitontinm  per  consilium  patrit 
patnim  und  in  den  Gosta  Honrici  archioj)iscopi  Treverensis  M.  G.  Scr. 
XXIV,  462:  Nam  opinio  fuit  multoriim,  iit  per  artom  magicam  co^o- 
scerot  illa  quo  niilitibus  quondam  sub  Fridorico  impcratore  militantibns 
clam  vül  palam  acciderant,  et  bec  suis  litteris  inseroro  consuevit,  cognito 
intersigno. 

'  Chron.  Sanpetrinuin  ed.  Stübol  S.  119:  nd  quem  nobiles  confluebant, 
quos  oinnes  per  nigromanciain  propriis  noniinibus  suscipiebat. 

'  Chron.  Sanpetrinuin  a.  a.  O. :  Multi  etiam  ex  variis  provinciis  illuc  ad- 
venientes,  ab  eo  benigne  suscepti  sunt,  et  Iionesto  in  cibo  et  potu  trac- 
tati;  nee  solum  Iiis,  scd  et  verbis  et  factis  et  variis  donariia.  Vgl.  auch 
die  Angabo  Salimboncs  unten  Amn.  5. 

*  Ausser  der  oben  Anm.  2  angeführten  Stelle  des  Chron.  Sanpetrinam 
betont  das  auch  Elleuhard  M.  G.  Scr.  XVII,  125:  ibique  fuit  concursoB 
magnus  a  nobilibus  Alemanio  et  civibus  diversarum  civitatum,  ad  quos 
fama  repleta  malis  evolavit. 

^  Salimbene  Chron.  Mon.  ad  bist.  Parm.  et  Piacent,  spectantia  8.  307: 
Item  nüllesimo  supraposito  (1284)  insonuenint  rumores,  quod  Fridericus 
secundus,  qui  quondam  fuerat  Imperator,  iu  Alemauia  viveret,  quem  se- 
quebatur  Thcotonicorum  maxinia  multitudo,  quibus  larga  manu  faciebat 
expensas.  Et  adeo  invaluerunt  ot  divulgati  fuerunt  isti  rumorea,  quod 
plures  civitatOH  Lombardie  misorunt  speciales  nuntios  ad  videudum  et 
cognoscendum,  utrum  ita  es.set  nee  ne:  etiam  marchio  Hostensis  miait 
nuntium  specialem  .  .  Sed  uihil  fuit;  processu  enim  temi>oris  reportum 
est,  quod  quidani  barator  et  trufator  erat,  qui  talia  simulabat  ad  lu- 
crum;  et  sie  tarn  ipse  quam  sui  sequaces  ad  nihilum  suut  rodacti. 


Ic[n*g«  [Bt  Kritik  dfr  ^ll^)'ni!('h^n  Htfmrtroi 


397 


iin  Rudolf  zu  stürzen,  oder  wenigstens  dass  einige  Fürsten 
aus  Haas  gegen  Rudolf  ihn  unterstützt  hätten.' 

In  Deutschland,  auch  in  den  vom  Schanplatz  des  Äuf- 
Ireiena  dos  Pseudok aisers  entfernteren  Gegenden,  hat  die  Sache 
emcbtiich  grossen  Lärm  gcmatht;  mau  hat  das  Treiben  in 
Neuss  überall  besprochen,  und  gewiss  wird  es  Leute  genug 
gegeben  haben,  die  den  Mann  von  Neuss  wirklich  für  den 
alten  Kaiser  gehalten  haben.  Die  Aufregung,  welche  die 
Episode  erregte,  hat  ihren  Eindruck  in  den  Werken  der  zeit- 
genössischen und  späteren  Chronisten  zurückgelassen,  die  sich 
zum  Thcil  in  starken  Ausdrucken  bewegen.  Da  beisst  es,  die 
Mehrzahl  des  deutschen  Volkes  habe  gezweifelt,  ob  sie  den 
Kaiser  zu  Neuss  oder  Rudolf  als  Herrn  anerkennen  nillssc. 
In  Oesterreich  weiss  man,  dass  der  falsche  Friedrich  ,fast  alle 
Kheinhlnder  auf  seine  Seite  gezogen  habe'  —  Spätere  erzählen 
gar,  dass  er  von  vielen  Grossen  und  von  dem  gemeinen  Volke 
als  Kaiser  Friedrich  angesehen  und  geehrt  wäre.' 

Auch  die  neueren  Darstellungen  der  Geschichte  des 
fiüschen  Friedrich  stehen  durchaus  unter  dem  Eindruck  dieser 


1  per  aliquoB  dominus  Theu 


"  Elleiihftrd  M.  G.  Scr.  XVU.  125:  licet  tamei 
i  in  odium  du  mini  Kudolli  regia  fiierit 

MotiHchug    FUratenfBldensis    Font.   I,   14:    qiiidam    dicebanl    euni 

im   fuisBe   ab   nmaliB  regia    ad   de«tmctionem   ipsins   fortune   temp- 

Mndsm,  fä  posset  forte  iii  cesnrem  pramoYeri,  quo  facto  moi  regia  auc- 

>ritas  eipirntet, 

*  Ich   stelle  die  betreffenden   CtuelleDberichte  hier  ziiaaiumen:   Elleahord 

M.  G.  Bcr.  XVn,   136:   Tandem   post   niultaa  versutia«  nefandisHimi   ho- 

(  in  tanmm  quod  communiter  a  maiore  parte  popali  Alemannie  du- 

bitjibatur,  quem  ipaorum  pro  dutniuo  habere  vellent. 

ContiDDatio  ViadoboneaBia  M.  G.  Scr.  IX.  710:  .  .  Bodem  tem- 
pore maximi  insoDiiemnt  rumores  fere  per  totam  Alemauniaiii  de  ad- 
ventn  quoiidnm  Friderici  imperatoris  et  cum  fere  onines  Renemea  iid 
itraxiwet,  ila  quod  pro  rero  babebatiir  ,  ,  . 
CoDtinualio  ClauatroiieoburgemiB  VI-,  M.  G.  8cr.  IX,  746:  Qui- 
dam  fascioiator  se  Fridericuni  iinperatorcim  simulaus,  magnam  partem 
Alamannie  in  errorem  duzit, 

Oestn  Henrici  nrcbiepisuopi  Trevereusis  M.  G.  Scr.  XXIV,  .162; 
tnutuDi  ibidem  oialtaluB  est,  ut  uuuiiiilli  nnbilea  et  liarune»  lerre, 
quibus  ipee  litieras  suas,  aao  sigillo  facto  ad  instar  si^lÜ  Friderici  im- 
peratoris  aigillatas,  destinavit,  beHitandu  piitarnnt,  eum  esse  veraciter 
Friderioum,  luide  miilti  declinavcrtint  od  eum  et  venerabiiDtar  eum 
lamquam  refcooi  Friderii'iim, 


398  buijf.ü. 

Aeusaerungen  der  Chruni:*ten,  und  heliandeln  die  £piäO<ie  alt 
einr  äcliwerf-  ^.iefalir  für  Künig  und  Keieh.  Oe^en  diesM;  In.'vher 
giltige  Auffassung:  er^rehen  »ich  mir  aln^r  .-jc-hwere  Bfrdeiiken. 
Mir  scheint  dem  grossen  Aufsehen,  welche»  da-»  Auftreten  de« 
falschen  Friedrich  ^emaclit  hat.  und  naturgemä»^  machen  miij»«te, 
das  ftich  uns  anschaulich  in  den  Aeusi!»erungen  der  diroDiaten 
wiederspiegelt,  die  wirkliche  Bedeutung  des  Betrüger»  keine»- 
we«rs  entsproclien  zu  haben.  Ich  glaube  im  Gegenisatz  zu  der 
herrschenden  Ansicht  die  Behauptung  aufstellen  zu  dfiufen, 
das»,  wenigstens  so  lange  der  Betrüger  sich  zu  Neus«  aufhielt, 
die  r^rdnung  des  Reiches  durch  ihn  nicht  ernstlich  gefährdet, 
geschweige  denn  Rudolfs  Stellung  durch  ihn  irgendwie  bedroht 
worden  ist.  Die  Aeusserungen  der  Chronisten,  ganz  allgemein 
gehalten,  begreiflich  und  verständlich  als  Ausdruck  der  herr- 
schenden Aufregung,  müssen  mit  vorsichtiger  Zurückhaltung 
aufgenommen  werden.  Prüft  man  genauer,  in  wiefern  die- 
selben begründet  erscheinen,  .so  stellt  .»»ich  bald  heraus,  wie 
sehr  sie  übertreiben.  Vergebens  sieht  man  sich  um  nach 
dem  starken  Anhang,  den  der  falsche  Friedrich  gewonnen 
haben  soll.  Richtig  ist.  dass  er  Briefe,  gesiegelt  mit  einem 
Siegel,  das  dem  Kaiser  Friedrichs  nachgeahmt  war,^  ausgehen 
lies.«.  Zwei  dieser  Briefe  sind  in  Abschrift  auf  uns  ;:ekommen. 
Der  eine  ist  gerichtet  an  den  Herzog  von  Brabant  und  den 
Grafen  von  Holland^  die  eingeladen  werden,  den  Kaiser  in 
Neuss  zu  besuchen,  in  durchaus  verbindlicher  Sprache  abge- 
fasst.^    Erhalten  hat  sich  uns,  ebenfalls  in  Abschrift,  ein  Brief, 

Johannes  Vitofluranus  od.  Wy^s  S.  U*:  qui  a  multiH  baronibos  et 
ma^atibn«  dicti  re^i^  nee  non  a  piebeia  tiirma  imperatur  Kridericus 
eHtiinabatur  et  valde  honorilice  et  gloriose  trartabatur. 

Monachuff  Fnr>>tenfeldensi<«  Font.  I,  14:  .Srvl  ipgf;  deceptus  decepit 
mn]tr»ft,  mnlti  enim  pro  eo.  ijnod  iji^e  e.«Ket,  vadimonia  |>oi«uenint. 

Matthiait   Nuewenbur^rcn*'!'»   Font.   IV,   IG'^:   qiiidamque  quondam 

Friderico  simillimns  in  inf(frioribll^  Kheni  ]>artibn8  »e  i|»sum  Fridericum 

fingena  ac  barone«  et  civitates  t<ibi  a^^rresrans  iisque  Wepselar  veninset. 

'  Berichtet  von  den  Gesta  Uenrici  archiepiMropi  TroverenKin  in  der  *S.  397, 

Anm.  2  angeführten  Stelle. 
<  DieMf  bisher  unbekannt^^  Brief  jetzt  ntit;;<'theilt  M.  (i.  Scr.  XXIV.  402, 
Anm.  8.     Nach  den  ganz  .illgeincin   ^eliaheucn  Wendunfren:    Ilinc  ont, 
qaod  reatram  amiciciani,  de  f{iia  plene  conlidimus,   Rindio  ro^anms  dili- 
g«ntit  quatinnn  in  civitat4.'  Nii^Hioiini.    tibi  nnnr   f>nniUH,   noMrani  prenen- 


Beiträge  zur  Kritik  der  stoycrischcn  KoimchroDik.  399 

dessen  Absender  in  einer  Handschrift  Johann  von  Brabant 
1  Florenz  von  Holland, '  in  einer  anderen  Handschrift  Florenz 
»Holland  allein  genannt  werden.^  Ob  dieser  ,inopinato  fan- 
■uiti  Frederico  pro  Romanorum  imperatore  similatorie  se 
■mti'  geschriebene  Brief  so  wie  er  uns  vorliegt,  authentisch 
t*  könnte  fraglich  erscheinen.  Aber  die  Thatsache,  dass  das 
■reiben  des  Pseudokaisers  eine  schroff  ablehnende  Antwort, 
H  Kwar  wol  speciell  von  Florenz  von  Holland  erfahren  hat, 
icint  gesichert  durch  den  Umstand,  dass  ein  zweites 
iben  des  falschen  Friedrich  sich  ebenfalls  mit  dem  Grafen 
Holland  beschäftigt.  Dasselbe  ist  adressirt  an  den  Bischof 
Utrecht,  und  beauftragt  diesen,  den  Grafen  von  Holland 
^rinahnen,  von  seinen  Uebergriffen  gegen  die  Friesen  ab- 
'beii,  widrigenfalls  er  gegen  den  Grafen  dem  Gesetze  ge- 
▼orgehen  würde.  Falls  der  Graf  behaupte;  dass  ihm  aus 
fiepen  von  Kaisem  oder  Königen  irgend  ein  Recht  gegen 
fteien  Friesen  zustehe,  solle  der  Bischof  ihn  vorladen, 
^^n  sechs  Wochen  zu  Neuss  zu  erscheinen,  um  diese 
ilegien  vorzuweisen.^  Dieser  Brief  bezeichnet  gegenüber 
ersten  Schreiben  einen  entschiedenen  Umschwung  in  der 
des  falschen  Friedrich,  der  seine  gute  Erklärung 
let  in  der  schnöden  Abfertigung,  welche  das  erste  Schrift- 
des  Betrügers   von    dem   Grafen    von    Holland   erfahren 


CÜUD  tali  modo  visitetis,  nt  in  posterum,  cnm  vires  et  noBtri  corporis 
▼irtntes  plenarie  de  faucibus  terro  progrcssum  resümpsenint,  de  vestra 
pronotione  cogitare  teneamiir,  scituri,  qtiod,  si  vestra  fidelitas  aliquam 
cvialitatem  nobis  fecerit,  cum  exhibicio  operis  probacio  sit  dilecoioniH, 
pQr  nofl  seqnetur  procul  dubio  retribncio  copiosa:  könnte  man  ver- 
nnthen,  dass  derselbe  Bettelbrief  wol  auch  an  andere  Fürsten  gerichtet 
worden  ist. 

'  So  in  dem  Cod.  Cantabr.  dem  Waitz  den  oben  erwähnten  Brief  entnahm. 
So  in  dem  Herborner  Codex,  aus  dem  Losbach  den  Brief  edirte.  Vgl. 
Meyer  Tile  Kolnp  S.  30. 

'Mir  ist  der  von- Losbach  edirte  lateinische  Text  nicht  zugänglich,  und 
ich  bin  auf  die  von  Meyer  S.  31  mitgetheilte  deutsche  Uebersetzung 
*>««chriinkt. 

*  Der  Brief,  «fter  gedruckt,  bei  Meyer  Tile  Kolup  S.  70,  uro.  6. 
Gegenüber   dem    neuerdings    bekannt    gewordenen   Briefe    des  Pseudo- 
firipdrich  an  Florenz  von  Holland  und  Joliann  \on  Brabant  zerfällt  von 
«"Ibst  die  Vormuthung.   die   Lorenz,   Doutsche  Geschichte   II,   H96   über 


400  BuBson. 

Es  ist  möglich,  dass  der  Betrüger  auch  noch  an  andere 
Fürsten  Briefe  gerichtet  hat  —  spätere  Quellen  machen  die 
Landgrafen  von  Thüringen  und  die  Herzoge  von  Braunschweig 
als  Empfänger  solcher  namhaft  ^  —  ebenso  möglich,  dass,  ebenso 
wie  es  der  Markgraf  von  Este  gethan,  der  eine  oder  der  andere 
Gesandte  nach  Neuss  geschickt  hat,  um  sich  über  die  Sache 
näher  zu  informiren.^  Aber  nur  ein  einziger  Fall  lässt  sich 
nachweisen,  in  dem  eine  fürstliche  Persönlichkeit  wirklich  sich 
durch  Beziehungen  zu  dem  Pseudokaiser  in  Neuss  compro- 
mittirt  hat.  Der  Erzbischof  Siegfried  von  Cöln  erhebt  später 
gegen  seine  Feindin,  die  Aebtissin  Bertha  von  Essen,  unter 
anderen  Anklagen  auch  die,  dass  sie  sich  von  dem  Betrüger 
verschiedene  falsche  Urkunden  und  Bestätigungen  habe  aus- 
stellen lassen,  von  denen  sie  wissentlich  Gebrauch  gemacht 
habe,  Gebrauch  mache,  und  noch  Gebrauch  zu  machen  beab- 
sichtige.3  Obwohl  nur  der  Gegner  der  Aebtissin  der  Gewährs- 
mann ist,  wird  man  der  Angabe  doch  wol  Glauben  schenken, 
und  annehmen  dürfen,  dass  sich  die  Aebtissin  des  Pseudo- 
kaisers  in  der  erzählten  Weise  in  ihren  Streitigkeiten  mit  dem 


Beziehangen  dos  falschen  Friedrich  zn  den  Friesen  aufgestellt  hatte, 
die  aber  ohnedies  wenig  wahrscheinlich  war,  da  das  Einschreiten  des 
Betrügers  zu  Gunsten  der  Friesen  sich  einfacher  und  plausibler  aas 
irgend  einer  von  friesischer  Seite  ausgegangenen  Anregung  erklärt. 

1  Des  Briefes  an  die  Thüringer  gedenkt  Johannes  Rothe  bei  Meyer  Tile 
Kolup  S.  93,  nro.  3  und  Caspar  Hedion  ibid.  S.  97,  nro.  7,  die  Herzoge 
von  Braunschweig  neben  den  Thüringern  erwähnt  Spangenberg  ibid. 
S.  100,  nro.  9,  die  Gulichsche  Chronik  ibid.  S.  100,  nro.  10  nennt  neben 
den  Thüringern  den  Herzog  Heinrich  von  Braunschweig. 

2  Einige  der  eben  angeführten  Autoren  wissen  zu  berichten,  dass  die  be- 
treffenden Fürsten  dem  falschen  Kaiser  Geschenke  zugesandt  hätten. 
Fugger,  Spiegel  der  Ehren,  bei  Moyer  S.  98,  nro.  8  erzählt,  dass  wenig 
gefehlt  ,der  Landgraf  in  Thüringen  hätte  ihm  als  Kayser  Friedrichen 
(dessen  Tochtormaun  er  gewesen)  aufs  neue  püicht  geleistete 

3  Die  Stelle  aus  der  Anklageschrift  des  Erzbischofs  gegen  die  Aebtissin 
von  Essen  vom  12.  October  1289  ist  gedruckt  bei  Meyer  Tile  Kolup 
S.  70:  Nonus  est  (articulus)  quod  dicta  Bertha  abbatissa  ab  illo  falsario 
qui  se  impenitorem  tingebat  Nussyo  et  qui  propter  suam  falsitatem  et 
temeritatem  dampnatus  et  cromatus  est  tamquam  falsarius,  obtinuit 
plures  litteras  et  confirmationes  falsas,  quibus  ipsa  abbatissa  scienter 
est  usa,  utitur  et  uti  intendit  et  quod  de  hoc  est  et  iam  dudum  fhit 
npud  bonos  et  graves  graviter  infamata. 


Erzbiscilof  bedient  liabc.  Ob  sie  dae,  wie  der  Erzbiscbof  be- 
hauptet,  Diala  tidc  gütban,  muss  dabin  gestellt  bleiben. 

Auth  uacb  andern  UuiBtUnden,  die  den  Betrüger  und 
sein  Treiben  in  Neuss  als  eine  ernste  Gefabr  flir  König  Kudolf 
erseheiuen  lieHsen,  balten  wir  vergeblich  Umschau,  und  müssen 
es  daher  ganz  begreiflich  linden,  daas  der  KOnig  dem  ganzen. 
durch  das  Auftreten  des  angeblichen  Kaiser  Friedrich  veran 
lassten  Lärm  gegenüber  seine  Ruhe  bewahrte.  Es  wird  aus- 
drtkcklieh  Überliefert,  Kudolf  habe  dati  Ganze  als  I^aiTenposBeu 
bezeichnet, ' 

Nicht  für  den  Künig  und  das  Keich,  wol  aber  filr  den 
Erzbischof  Siegfried  von  Cöln  war  das  Auftreten  des  falschen 
Kaisers  unbequem,  ja  bedrohUch.  In  seiner  Stadt  Neuss  hauste 
der  Betrüger,  die  Stadt  stand  gegen  den  Erzbischof  in  trotziger 
Opposition,  die  sie  auch  nach  dem  Weggang  des  Pseudokaisers 
nicht  aufgab,  Seine  Gegnerin,  die  Aebtiasin  von  Essen,  hatte 
sieh  in  Verbindungen  mit  demselben  eingelassen.^  Es  erscheint 
daher  ganz  begreiflich,  dass  der  Erzbischof  sich  entsehloss, 
dem  Unfug  in  seinem  Gebiet  ein  Ende  zu  machen.  Siegfried 
zog  gegen  Neuss,  Die  Sladt  aber  schloss  ihm  die  Thore, 
verweigerte  dem  Erzbischof  den  Einlass,  und  verhinderte  ihn 
so,    im  Wege   Kechtens   gegen    den   falschen    Friedrich   vorzu- 

I  EUenlinrd  M,  G.  Bur.  XVU,  ISG:  nsseruil  iioa  esse  al)iiuuuin  et  uoa  lore 

»congTuum  ratioiii  et  reputavit  ernii  fstnum  et  iurauuiii.  Dnss  die 
gchitderaog',  welche  die  Gesta  Wenrioi  iirchiepisoopi  Trevereiieis  M.  G, 
.  Sur.  XXIV,  4 GS  von  der  augeblicli  überaus  resigiiirteu  Haltuiif;  des 
Köuiga  geben;  Diclus  paciÖouH  rei  reepoudisae  ureditar;  .Doniine  Ueu», 
rex  cell  et  terre,  fiat  vnliiula«  tua;  hi  bune  regnare  velis,  in  cmnibus 
parore  uupi»  tue  volitotati;  noii  eliam  tibi  reaistere  valeo  iu  ictu  ocuü 
aut  tuam  iuatitiani  traugmutare  durchaus  fergriffen  iat,  zeigt  da»  ebenso 
kluge  wie  raw:he  Eiiuclireiten  Kadolfs  in  dem  HomeDt,  ala  et  Bulclien 
für  noth  wendig  hielt 
>  Die  Vermathimg  von  Lureuz,  Dentcube  Gesubichle  II,  Sää,  da«  der 
Embiacbof  von  CDIu  den  Scbwindel  zu  Neuss  Enei  Jabre  laug  sieb  habe 
eolwickeln  laBsen  in  der  wohl d uro bdacli tan  AbaiuLt,  die  Bürger  von 
Neuss  mSglichst  zu  uompromittirea,  andererseits  aus  Geliüssjgkeit  oder 
Oleicfagiltigkeit  gegen  die  kOuigliche  Gewalt  Kudoir»,  für  welche  es 
doch  «m  Krgerlichsten  war,  dass  der  gespenstige  Name  eines  todteo 
KaiiterB  so  viel  Volk  von  dem  lebendigen  KOnig  abwendig  niaoben 
konnte,  die  sieb  Heyer,  Tile  Kolup,  S.  36  xum  Tbeil  wenigsten»  ange- 
eignet hat,  scheint  mir  durchaus  unbegründet  in  sein. 

igibtr.  d.  phii.-hiil    CL.    CXI.  Bd.    I.  Bfl.  'iii 


402  BiiRnon. 

gehend  Der  Betrüger  aber  muss  sieh  bei  dem  Vorgehen  des  Elrz- 
bischofs  gegen  Neuss  in  der  Stadt  nicht  mehr  sicher  gefehlt 
haben;  er  verliess  dieselbe  und  zog  nach  Wetzlar.^ 

So  verständlich  nach  der  ganzen  Situation  das  Vorgehen 
des  Erzbischofs  bis  hieher  ist,  so  aufTallend  und  der  Elrklärnng 
bedürftig  erscheint  seine  weitere  Action.  Anstatt,  wie  man  doch 
erwarten  sollte,  zunächst  zu  versuchen,  die  widerspänstige 
Stadt  Neuss  zum  Gehorsam  zu  zwingen,  zieht  der  Erzbischof 
mit  starker  bewaffneter  Macht  dem  falschen  Kaiser  nach 
gegen  Wetzlar,**  nachdem  er  den  Neussem  einen  Tag  angesetzt 
hatte,  um  sich  wegen  ihrer  Haltung  zu  verantworten.^ 

Dies  Vorgehen  des  Erzbischofs  gegen  eine  ausserhalb 
seines  Machtgebietes  gelegene  Reichsstadt  ist  doch  etwas  so 
ungewöhnliches  und  auffallendes,  dass  man  nach  einer  Er- 
klärung daftlr  suchen  muss. 

Versuchen  will  ich  es,  eine  solche  zu  geben  —  aber  über 
eine  blosse  Vcrmuthung  hinaus  vermag  ich  nicht  zu  kommen. 

In  spätem  Geschichtswerken  wird  hervorgehoben,  dass 
der  Erzbischof  von  Cöln  an  König  Rudolf  einen  Brief  gerichtet 
habe,  um  ihn  vor  der  von  dem  falschen  Friedrich  drohenden 
Gefahr  zu    warnen.''     Auch    in   der   schon    oben   besprochenen 

1  In  der  Hpätor  noch  anzuziehenden  Urkunde  Rudolf»  vom  7.  Juli  1285 
heisst  es:  qui  (die  Bürger  von  Neuss)  ipsum  ndmittero  et  intromittere 
clausis  portis  et  ianuis  renuenint,  ne  de  viro  illo,  qui  se  imperatorem 
finxit  dum  viveret  .  .  iudicium  et  iustitiam  exorceret.  Lacomblet  11,  478, 
Nr.  808. 

2  Chron.  Sanpetrinuni  ed.  »Stilbel,  8.  HO:  Quod  postquam  aliquo  tempore 
duravit  tandem  a  doniino  archiepiscopo  et  ah  eadem  civitate  fugatus, 
vonit  in  aliani  civitiitem,  quo  dicitur  Wetzlaria  .  .  . 

Johannes  Victorionsis  Fontes  I,  315:   Deinde  auffagit,  nee  tarnen 
cessavit,  venionsque  in  Wetflariam. 

^  Gosta  Honrici  arcliiepiscopi  Troverensis  M.  G.  Scr.  XXIV,  463:  Quem 
Syfridus  archiopiscopus  Colonionsis  pcrsocutus  est  armata  manu  prepo- 
tenti  U8(iuo  Wotttair.  Loidor  ist  es  nicht  möglich,  genauere  Zeitbestim- 
mungen für  da.s  Vorgehen  des  Rrzbischofs  von  Cöln  gegen  den  falschen 
Friedricli  zu  troüen.  Lonfers  a.  a.  0.,  S.  19  und  8.  ö7,  N.  16  mOchte 
den  Zug  des  Erzhischofw  gegen  Neuss  auf  Anfang  Juni  1285  ansetzen. 

*  Die  unten  anzuführende  Urkunde  Rudolfs  vom  28.  Juni  1285. 

^  Sehaten,  Annales  Paderhornenses  z.  J.  1285,  gedruckt  bei  Meyer  Tile 
Kolup,  8.  101,  N.  11:  der  Erzbischof  zieht  vor  Neuss,  das  ihm  dio 
Thoro  schliesst:  Quare  literis  Rndolphnm  caesarem  de  periculo  admonet. 


Beiträge  zur  Kritik  der  steyerischen  R«iinchronik.  403 

s  der  Reimchronik  von  einer  Sendung  des  damals  gar 
.  existirenden  Erzbischofs  von  Mainz  an  Rudolf  dürfte  wol 
ä^eim  die  Thatsache  einer  Sendung  des  Erzbischofs  von 
an  Rudolf  zu  suchen  sein,  nur  schwerlich,  wie  bemerkt, 
[nlialtes,  wie  ihn  die  Reimchronik  angibt. 

XcIl   möchte    auf  diese   Anhaltspunkte   gestützt   die   Ver- 

ximg  wagen,   dass  der  Erzbischf  von  Cöln  in   der  That  in 

len    des  falschen  Friedrich  sich   an  Rudolf  gewendet   hat, 

sipvar  mit  einer  Aufforderung,  von  Reichswegen  gegen  den 

ftchst  dem  Erzbischof  unbequemen  falschen  Friedrich  einzu- 

mten.    Rudolf  wird  sich  am  allerwenigsten  durch  des  Erz- 

leihofs  Siegfried,  der  bekanntlich  sein  Freund  nicht  war,  Auf- 

tderung  aus  seiner  passiven  Stellung  dem  Pseudokaiser  gegen- 

*r  haben  herausbringen  lassen.     Man  wird  dem  König  viel- 

iKht  nicht  gross  Unrecht    thun   mit   der    Annahme,    dass   er 

|bbl  Eaiserspiel  in  Neuss,  das  sich  Siegfried  unbequem  machte, 

iSk  einem  gewissen  Behagen  zugesehen  habe.     Im  Zorn  über 

^pW»  Gleichgültigkeit  des  Königs  hätte  sich  dann  schliesslich 

!•  Erzbischof  von  Cöln   zum  Vertreter  des  Reichsinteresses 

■■Bwht,  und  als  solcher  den  Zug  nach  Wetzlar  unternommen, 

P*  selbst  zu   vollführen,   was   nach   seiner  Ansicht   eigentlich 

P»  Königs  Pflicht  gewesen  wäre.     Ich  würde  alle  diese  Ver- 

Wknngen  gar  nicht   wagen,    wenn   nicht   auch   in   den   wei- 

^ttn  Ereignissen  einiges  hervorträte,  was  auf  einen  Gegensatz 

Auch  bei  Fugger,  Spiegel  der  Ehren,  bei  Meyer,  8.  98,  N.  8 
Kheint  eine  ähnliche  Notiz  der  Mittheilung  zu  Grunde  zu  liegen,  in 
^  es  heisst:  ,K.  Rudolphus  hatte  ihm  dazumal  wieder  etliche,  ho  des 
Reiches  Gflter  an  sich  gezogen,  (daran  aucli  der  Erzbischof  von  Cöln 
Bieht  unschuldig  wäre)  einen  Zug  vorgenommen,  und  als  ihm  das  Ge- 
*krey  von  diesem  betrieger  erstlich  vor  Ohren  gekommen,  lachte  er 
^Ai^ber,  und  hielte  es  für  eine  fantasey  eines  thörichten  Menschen, 
^hdem  ihm  aber  von  Cöln  und  andern  Orten  zugeschrieben  wurde, 
^  dais  diese  Kaiserlarve  allbereit  Keichsversammlungen  anzustellen 
Kennen  ....  Hierzu  kam  noch  dieses,  dass  der  unverschämte  Tropf 
*^  Euentbieten  Hesse,  er  solle  Krön  und  Scepter  ablegen,  zu  ihm 
uch  Neuss  kommen,  und  von  ihme  als  ordentlichen  Kaiser  die  Lehen 
v&pfimgen.  Hierüber  erzürnte  sich  allererst  KOnig  Rudolphus,  und 
*>Ite  mit  einem  mächtigen  Zeug  auf  Cöln^  In  dieser  zum  Theil  nach 
^bt  erkennbaren  Quellen  gemachten  confusen  Ausführuug  erscheint  mir 
besonders  beachtenswerth  der  darin  hervortretende  Gegensatz  zwischen 
Rodolf  und  dem  Erzbischof  von  Cöln. 

20* 


404  Bnsfion. 

zwischen   Rudolf  und   dem   Erzbischof   in   der    ganzen   Ange- 
legenheit hindeutet. 

Für  Rudolfs  Haltung  dem  Pseudofriedrich  gegenüber  musste 
aus  verschiedenen  Gründen  die  mit  dem  Auftreten  desselben 
sich  in  Wetzlar  ergebende  Wendung  entscheidend  werden.  Eb 
heisst  zwar,  dass  die  Keckheit  des  Betrügers,  der  an  Rudolf 
ein  Schreiben  gerichtet  habe  mit  der  Aufforderung,  ihn  als 
Kaiser  anzuerkennen/  den  König  aus  seiner  bisher  beobachteten 
Gleichgiltigkeit  herausgebracht  und  zum  Zuge  gegen  Wetzlar 
bewogen  habe.^  ThatsächHch  sind  für  Rudolf  wol  andere  Ge- 
sichtspunkte massgebend  gewesen,  die  ihn  zum  Einschreiten 
bestimmt  haben.  Einmal  wol  der  nicht  angenehme  Gegensatz, 
in  den  die  bisherige  Unthätigkeit  des  Königs  zu  dem  Eifer  des 
Erzbischofs  von  Cöln  gebracht  wurde,  der  auf  eigene  Faust 
auszog  gegen  den  Beleidiger  der  königlichen  Majestät.'  Dann 
aber  ganz  sicher  die  unverkennbare  Gefahr,  die  sich  ftür  Rudolf 
aus  der  Thatsache  ergab,  dass  der  falsche  Kaiser  seine  Thätig- 
keit  vom  Niederrhein  nach  der  Wetterau  verlegte.  Der  Be- 
trüger seinerseits  dürfte  sich  ohne  Zweifel  diesen  neuen  Schau- 
platz mit  bewusstester  Absichtlichkeit  ausgesucht  haben  auf 
Grund  seiner  Bekanntschaft  mit  den  hier  obwaltenden  Ver- 
hältnissen, die  ihm  ein  erspricssliches  F^eld  für  seine  weitere 
Thätigkeit  versprechen  konnten. 

Zwischen  Rudolf  und  verschiedenen  Städten  der  Wetterau 
und  des  Elsass  war  ein  ernster  Zwist  ausgebrochen.  Anlass 
zu  demselben  hatten  die  finanziellen  Forderungen,  mit  denen 
König  Rudolf  an  die  Städte  herantrat,  besonders  die  von  ihm 
verlangte  Zahlung  des  ,dreissigsten  Pfennings'  gegeben.^  Am 
9.  Mai  1285  hatten   die  Städte  Frankfurt,  Wetzlar  und  Fried- 

>  Die  Thatsache  berichten  auch  die  Qesta  Henrici  archiepiscopi  Treye- 
rensis  M.  G.  Scr.  XXIV,  462:  Cum  autem  iste  rumor  validus  nnllnm 
orbiH  ang^ulum  lateret ,  et  in  tantum  elevatns  esset,  nt  quodammodo  in 
eo  rogalis  maiestas  appareret,  misit  litteras  suas  Rodolpho  Romanomm 
regij  ut  ipsum  tamquam  dominum  suum  recognoscant  tali  intenigno, 
et  quod  rex  quondam  snb  ipso  militasset. 

>  EUenhard,  an  der  oben  8.  389  angeführten  Stelle. 

'  Dafür  darf  ja  darauf  hingewiesen  werden,  dass  es  nach  Reimchronik, 
Cap.  323  ja  der  Brief  des  Erzbischofs  (von  Mains)  gewesen  ist,  der  den 
König  zum  Vorgehen  gegen  den  Afterkaiser  bewogen  hat. 

*  Kopp,  Keichsgeschichte  I,  743. 


Mkiife  tur  Kritik  d«r  steyerischeu  Reimchronik.  405 

berg  ein  Bündniss  auf  zehn  Jahre  geBchlossen  zu  gegenseitiger 
Bilfaleistung  —  ^solche  Vorsorge  zur  Selbsthilfe,  als  gäbe  es 
kein  Reich  und  keinen  König  mehr^  ^  Um  Pfingsten  hatten 
lie  Bürger  von  Hagenau  den  Neffen  Rudolfs,  Otto  von  Ochsen- 
itein,  Landvogt  des  Eisass,  aus  der  königlichen  Pfalz  daselbst 
rertrieben^  und  Rudolf  den  Gehorsam  aufgesagt.'^  Ebenso  wider- 
legte sich  Colmar  dem  König,  verweigerte  die  Zahlung  des 
Ireissigsten  Pfennings  und  schloss  dem  König  die  Thore. 
HTetdar  wollte  gleichfalls  die  Abgabe  nicht  entrichten. ^  Rudolf 
ntichloss  sich,  diese  Opposition  der  Städte  zu  brechen,  und 
Mgmn  zunächst  am  15.  Juni  die  Belagerung  von  Colmar.^ 

Das  Eintreffen  des  falschen  Friedrich  in  diesen  Gegenden, 
10  sich  ohnedies  schon  so  vielfache  Opposition  gegen  den 
iJBnäg  regtßf  gab  nun  allerdings  der  Sache  eine  andere  und 
Üfar  den  König  gewiss  nicht  unbedenkliche  Wendung.  In  ihrer 
ippositionellen  Stellung  zu  Rudolf  nahm  die  Stadt  Wetzlar  den 
BeMger  auf,  doch,  wie  es  heisst,  nicht  ohne  Furcht.  Frank- 
hrt)  Friedberg,  Gelnhausen  sollen  auf  seine  Seite  geneigt  haben."' 
Der  Pseudokaiser  soll  die  Absicht  gehabt  haben,  nach  Frank- 
fait  za  gehen,  um  dort  einen  Reichstag  zu  halten  und  sich 
faieifich  in  die  Herrschaft  wieder  einsetzen  zu  lassen.^ 

Mochten  nun  auch  solche  Pläne  von  der  Verwirklichung 
noch  weit  entfernt  sein,  dürften  namentlich  auch  für  den  beab- 
ochtigten  Tag   zu   Frankfurt   wol    sicher   die   Fürsten   gefehlt 

*  Kopp,  Reichflgeschichte  I,  739. 

'  Ann.  Colmarien868  M.  G.  Scr.  XVII,  212.  Kopp,  a.  a.  O.  I,  740. 

*  Kopp  a.  a.  O.  r,  744. 

*  Ann.  Colmarienfles  M.  G.  XVII,  212  Rudolfus  rex  obsedit  Columba- 
riftnaes  decimo  octavo  Kai.  Julii,  Helysaei  prophetae  —  in  Böhmers 
Anigibe  Font.  II,  21  mit  den  weiteren  Worten  am  Schluss:  quinque 
diebnt. 

*  Kllenhard  M.  G.  Scr.  XVH,  126. 

*  Geita  Hearici  archiepiscopi  Treverensis  M.  G.  Scr.  XXIV,  462:  Diimque 
pn&tos  rasticus  ad  tantam  vesaniam  devenisset,  ut  extra  sensum  raptus 
in  lernet  ipso  rex  putaretur,  sui  immemor  et  oblitus,  adire  festinavit 
cum  suis  adherentibuB  Vrankinvort,  ut  ibidem,  principibus  Alimanie 
conyocatis  generale  concilinm  celebraret  et  in  pristinum  honorem  resti- 
teeretnr.  Dass  der  Betrüger  die  Absicht,  einen  solchen  Tag  in  Frank- 
fort  zu  halten,  geäussert  hat,  erscheint  um  so  glaublicher,  als  auch 
dBm  steyerischen  Reimchronisten  nach  Cap.  326  Aehnliches  bekannt 
geworden  ist. 


40f)  Bu*tOD. 

haben,  da»  Auftreten  des  Betrügers  hier  in  dem  Moment,  da 
eine  Reihe  von  Städten  mit  Rudolf  bis  zu  offener  Widersetz- 
liehkeit  verfeindet  waren,  mosste  Rudolf  bedenklich  machen. 
Eine  Verbindung  dieser  Städte  mit  ihm  konnte  ihm  wirklich 
die  Bedeutung  geben,  die  ihm^  wie  ich  meine,  bisher  durchaus 
gefehlt  hatte,  und  ihn  nun  auch  Rudolf  selbst  gefährlich  er- 
scheinen lassen.  Dazu  kommt  dann  noch,  dass  Rudolf  wol 
auch  Kunde  erhalten  haben  wird  von  jenem  merkwürdigen 
Exekutionszug,  den  der  Erzbischof  von  Cöln  gegen  den  Pseudo- 
kaiser  unternommen  hat,  der  die  Passivität  des  Königs  gegen- 
über dem  für  die  beleidigte  Ehre  des  Reiches  und  der  könig- 
lichen Majestät  eifernden  KirchenfUrsten  in  ein  sehr  schiefes 
Licht  setzte.  Bei  alledem  ist  es  ja  durchaus  möglich,  dass 
wirklich  die  Grafen  von  Leiningen  und  Katzenellenbogen  Rudolf 
auf  die  ihm  aus  der  geänderten  Situation  erwachsenden  G^ 
fahren  aufmerksam  gemacht  und  ihn  zum  Eingreifen  gedrängt 
haben.  Rudolf  trat  aus  seiner  bisherigen  Passivität  heraus, 
und  cntschloss  sich  zum  Einschreiten.  Er  handelte  mit  ge- 
wohnter Umsicht  und  Klugheit.  Um  freie  Hand  zu  bekommen, 
liess  er  am  18.  Juni  durch  den  Burggrafen  Friedrich  von  Nürn- 
berg' mit  der  Stadt  Colmar  eine  Sühne  vereinbaren.^  Dann 
brach  er  unverzüglich  mit  Heeresmacht  rheinabwärts  auf  —  am 
20.  Juni  ist  er  bereits  zu  Mainz. ^  Das  Verfahren,  das  Rudolf 
dann  Wetzlar  gegenüber  einschlägt,  deutet  meiner  Meinung 
nach  auf  die  Absicht  des  Königs  liin,  dem  Erzbischof  von 
Cüln  und  seinem  Vorgehen  gegen  Wetzlar  das  Praevenire  zu 


*  Dieso  Thätigkeit,  von  clor  der  Koimchronist  gewisH  ahm  mündlichen  Mit- 
theilungon  ungenaue  Kenntnins  hatte,  des  Burggrafen  .hat  dem  Dichter 
ohno  Zweifel  den  AnlnsH  gegeben,  den  Burggrafen  irrthtimlich,  so  wie 
OH  oben  dargelegt  wurde,  an  anderer  Stelle  einzuführen. 

2  Kopi»  a.  a.  C).  I,  746,  der  auch  bereits  S.  74G  den  Irrthum  des  Chron. 
Colmar.  M.  G.  Scr.  XVII,  254  und  Ellenhards  ibid.,  8.  126  gerügt  hat, 
dass  Kudolf  die  Belagerung  von  Colmar  nur  unterbrochen  und  später 
wieder  aufgenommen,  oder  bei  seinem  Weggang  einen  Theil  seiner 
Streitkräfte  vor  der  Stadt  zurückgelassen  habe.  Richtig  sagt  in  Uebor- 
einstinnnuug  mit  der  Urkunde  Mathias  Nuewenburgensis  Font.  IV,  163: 
rex  pertiniiscons,  admissa  cum  Colmariensibns  concordia,  cum  genta 
descendens  —  dass  Kud<»lf  sich  dabei  den  Anschein  gegeben  habe,  er 
wolle  den  Pseudofriedrich  als  Kaiser  ehren,  erscheint  nicht  glaubwürdig. 

3  Koj.p  a.  a.  O.  I,  747,  N.  4.  ö.  G. 


Beiir&ge  zur  Kritik  dor  stejrerischcn  Roimchronik.  407 

^eD.  Während  Rudolf  mit  seinen  Streitkräften  rheinabwärts 
Mg,  schickte  er  den  Grafen  Eberhard  von  Katzenellenbogen 
ifid  Herrn  Gerlach  von  Breuberg  als  seine  Abgesandten  nach 
Wetzlar  voraus.^  Bereits  am  22.  Juni  kam  zwischen  der  Stadt 
Wetzlar  und  diesen  Abgesandten  Rudolfs  unter  Vermittlung 
der  Städte  Speier,  Worms  und  Mainz  ein  Abkommen  zu 
Stande,  nach  welchem  sich  Wetzlar  zur  Zahlung  des  dreissigsten 
Pfennings  bereit  erklärte.'^  Dies  zwischen  Rudolf  und  Wetzlar 
abgeflchlossene  Abkommen^  in  welchem  des  falschen  Friedrich 
mit  keinem  Worte  Erwähnung  geschieht^  lässt  den  Erzbischof 
nm  Cöln  mit  seiner  Action  gegen  die  Stadt  einigermassen  als 
Dflpirten  erscheinen.  Der  Erzbischof  dürfte  mit  seiner  Mann- 
lehaft  wol  nicht  vor  dem  Abschluss  dieses  Vertrages  vor 
Wetzlar  eingetroffen  sein.  Aber  in  den  letzten  Tagen  des  Juni 
rnnss  er  bereits  dagewesen  sein.  Am  28.  Juni  schliesst  die 
Stadt  Wetzlar  mit  den  Burgmannen  auf  der  benachbarten 
Reichsburg  Calsmunt  einen  Vertrag,  durch  den  die  Burgmannen 
derselben  sich  verpflichteten,  keinen  der  Stadt  Widerwärtigen 
bei  sich  aufzunehmen^  den  römischen  König  ausgenommen, 
wenn  dieser  selbst  komme.  ^  Offenbar  richtet  dieser  Vertrag 
«eine  Spitze  direct  gegen  den  Erzbischof,  *  der  also  um  diese 
Zdt  nahe  bei  Wetzlar  gewesen  sein  dürfte. 

Der  Erzbischof  von  Cöln  ist  übrigens  während  seines 
Zuges  gegen  Wetzlar  mit  Rudolf  in  Verhandlungen  getreten. 
Das  ergibt  sich  aus  einer  Urkunde,  die  Rudolf  am  28.  Juni 
zu  Mainz  erlassen  hat.  Der  Erzbiscliof  von  Cöln  hatte  vor 
Rudolf  und   dem  Reichsgericht  die  Anfrage    thun   lassen,'^   ob 

» Nach  EHenhard  M.  G.  Scr.  XVII,  126  hätten  auf  die  Kunde  von  Rudolfs 
Vorgehen  die  potiores  Wetzlars  an  Rudolf  eine  Botschaft  gesendet  mise- 
ricordiam  petentes. 

'  Kopp  a.  a.  O.  I,  747. 

3  Kopp  I.  748  und  Anin.   1. 

*  So  schon  Lenfers  a.  a.  O.,  S.  59,  Anni.  *21.  Den  übrifren  Ausführungen 
öesMlben  kann  ich  mich   aber  nicht  durchwegs  anschliesson. 

öx  parte  vencrabilis  Sifridi  Coloniensis  archiepiscopi ,  principis  nostri 
'eyereiidissirai,  qiiesitum  extitit  coram  nobis,  quod  cum  ipso  diei,  quam 
civibug  Nussiensibns  prefixerat,  propter  iropedimenta  legitima  nostra  et 
imperii,  cpiibus  ad  presens  utiliter  occupatur,  non  valoat  personalitor 
Interesse,  si  alium  substituere  valeat  loco  sui. 


408  BnssoD. 

es  ihm  gestattet  sei,  zu  dem  von  ihm  den  Bürgern  von  Neuss 
angesetzton  Tag,  dem  er  persönlich  nicht  anwohnen  könne 
wegen  Verhinderung  im  Interesse  des  Königs  und  Reiches^ 
einen  Stellvertreter  zu  schicken.  Nach  dem  von  Rudolf  durch 
diese  Urkunde*  bestätigten  Spruch  des  Fürstengerichts  wurde 
dem  Erzbischof  diese  Ermächtigung  ertheilt.  Nach  der  Art 
und  Weise,  wie  Rudolf  hier  die  Thätigkeit  des  Erzbischofs 
selbst  als  in  seinem  und  des  Reiches  Interesse  entfaltet  be- 
zeichnet, dürfen  wir  annehmen,  dass  wenn  wirklich,  wie  ich 
bisher  vermuthete,  eine  Spannung  Platz  gegriffen  hat  zwischen 
Rudolf  und  dem  Erzbischof  wegen  der  Passivität  des  Königs 
gegenüber  dem  Pseudokaiser  in  Neuss,  dieselbe  jetzt  aus  dem 
Wege  geräumt  war.  Rudolf  konnte  jetzt,  da  er  mit  dem  Ver- 
trag vom  22.  Juni  seine  Angelegenheit  mit  Wetzlar  ins  Reine 
gebracht,  die  Zahlung  des  anfänglich  von  der  Stadt  ihm  ver- 
weigerten dreissigsten  Pfenning  sich  gesichert  hatte,  dem  Erz- 
bischof entgegenkommen.  Er  konnte  das  um  so  eher,  als  die 
Position  des  Erzbischofs,  dem  Wetzlar  und  Calsmunt  den  Ein- 
lass  verwehrten,  keineswegs  beneidenswerth  war.  Rudolf  hat 
dann  weiter  dem  Erzbischof  noch  recht  deutlich  gemacht,  wie 
sehr  das  königliche  Ansehen  über  das  seinige  emporrage.  Er 
selbst  zog  nun  vor  Wetzlar.  Gewiss  wol  hat  nun  der  König 
an  die  Stadt  die  Forderung  gestellt,  sie  solle  den  angeblichen 
Kaiser  Friedrich  ausliefern,  was  wahrscheinlich  dem  Erzbischof 
verweigert  worden  war.  Das  nun  vom  König  gestellte  Be- 
gehren wird  kaum  einem  ernsten  Widerstand  begegnet  sein, 
da  ja  die  zwischen  ihm  und  der  Stadt  bestandenen  Zwistig- 
keiten  durch  den  Vertrag  vom  22.  Juni  beseitigt  waren,  und 
die  Stadt  sich  den  Pseudokaiser  nur  wegen  ihres  Zwistes  mit 
Rudolf  hatte  gefallen  lassen.  Höchstens  mögen  sich  bei  dieser 
Gelegenheit  einige  Sympathien  für  den  Betrüger  in  den  Kreisen 
des  niederen  Volkes  geregt  haben.-  Der  Marschall  von  Pappen- 
heim führte  den  Pscudofriedricli  angebunden  an  den  Steigbügel- 
riemen seines  Pferdes  aus  der  Stadt  in  das  L.ager  des  Königs 
vor  Wetzlar.'^     Am  7.  Juli   1285  endete   der  falsche  Friedrich 


>  Lacomblot  II,  476,  N.  80f>. 

^  Vpl.  (lio  oben  S.  890  orOrtortti  Anj^abo  EIIonbaniR. 

*  JohannoH  Victoriensw  Fontes  I,  31ö, 


Beitrige  zur  Kritik  der  steyerischen  Reimchronik.  409 

auf  dem  Scheiterhaufen  vor  den  Thoren  Wetzlars  —  zum 
Feuertode  verurtheilt  ,de  falsitate  convictus  et  heresi^*  Nach 
der  Angabe  einer  Quelle  wäre  ein  Mitschuldiger  mit  ihm  ver- 
brannt worden.^  Von  andern  Anhängern  verlautet  nichts. 
Einige  Quellen  nennen  ausdrücklich  den  Bischof  von  Cöln 
als  denjenigen,  der  den  falschen  Friedrich  habe  hinrichten 
lassen.^  Diese  bestimmte  Angabe  dürfte  als  schwerlich  aus 
der  Luft  gegriflFen  besondere  Beachtung  verdienen.^ 

Zur  Erklärung  des  Verfahrens  gegen  den  Pseudokaiser 
müssen  wir  das  gegen  Neuss  eingeschlagene,  über  das  wir 
genauer  unterrichtet  sind,  ins  Auge  fassen.  Auf  Begehren  des 
Erzbischofs  von  Cöln  entschied  das  Fürstengericht  die  Frage, 
mit  welcher  Strafe  die  Bürger  von  Neuss  zu  belegen  seien 
dafür,  dass  sie  dem  Erzbischof  die  Thore  geschlossen  und 
den  Eintritt  verweigert  hätten,  damit  er  an  den  Mann,  der 
sich  fälschlich  fUr  den  Kaiser  ausgegeben  habe  und  dafür  mit 
dem   Feuertode    bestraft    sei,    nicht   Recht    und   Gerechtigkeit 


J  Urkunde  Rudolfs  vom  7.  Juli  1285:  Lacomblet  II,  478,  N.  808. 

2  Ellenhard  M.  G.  Scr.  XVII,  126.  Dass  die  gegen  Heinricus  dictus  Berne 
gefällte  Strafsentenz,  Reg.  Rudolfs  N.  831,  diesen  als  Anbänger  des 
falschen  Friedrich  getroffen,  nimmt  Meyer,  Tile  Kolup,  8.  58  ohne  jeden 
Grund  an.  Es  handelt  sich  dabei  offenbar  um  einen  Spruch,  gefällt  auf 
Grund  einer  Klage  Gotfrieds  von  Eppenstein. 

3  Gesta  Henrici  archiepiscopi  Treverensis  M.  G.  Scr.  XXIV,  363:  Quem 
Syfridus  archiepiscopus  persecutus  est  armata  manu  prepotenti  usque 
Wetflair,  illumqne  ibidem  in  campo  extra  oppidum,  ligatis  manibus  et 
pedibus,  in  curru  fecerat  horribiliter  concremari.  Martini  Continuatio 
Brabantina  M.  G.  Scr.  XXIV,  163:  Quem  postea  Ziverdus  archiepiscopus 
Coloniensis  comburi  fecit.  In  ähnlichem  Sinne  beachtenswerth  erscheint 
auch  die  Notiz  der  Annales  Halesbrunnenses  M.  G.  Scr.  XXIV,  45 : 
A.  D.  1285:  Quidam  nigpromanticus,  qui  se  Fridericum  imperatorem 
esse  publice  affirmabat,  in  Wepflern  in  presentia  regis  Rudolfi  est 
combustus. 

*  Dass  daneben  von  andern,  zumal  den  Ereignissen  ferner  stehenden 
Geschichtschreibern  Rudolf  als  derjenige  genannt  wird,  der  das  Todes- 
urtheil  vollstrecken  liess,  kann  nicht  auffallen  und  jene  andere  Angabe 
nicht  widerlegen.  Vgl.  Cont.  Vindobonensis  M.  G.  Scr.  IX,  712:  tandem 
a  Rodolpho  rege  combustus  est.  Cont.  Claustroneob.  VI»  ibid.  S.  746: 
per  Rudolphum  rejjem  Romanorum  crematur.  Chron.  Sanpetrinnm  ed. 
Stübel.  S.  119:  tandem  a  domino  rege  Rudolpho  miserabiliter  igne  cre* 
matus  est. 


410  BnsBon. 

übe,  dahin,  dass  die  Bürger  der  gleichen  Strafe  verfallen 
seien  wie  jener,  und  dass  sie  der  Gnade  des  Erzbischofs  sich 
zu  unterwerfen  hätten,  ob  dieser  ihnen  ihre  Rechte,  Freiheiten 
und  Gnaden  nehmen  oder  belassen  wolle.  Dieser  Spruch 
wurde  von  Rudolf  bestätigt.^ 

Man  wird  wol  annehmen  dürfen,  dass  in  analoger  Weise 
gegen  den  Pseudofriedrich  vorgegangen  worden  ist.  Rudolf 
dürfte  dem  Erzbischof,  als  denjenigen,  gegen  den  das  Auf- 
treten des  Betrügers  bisher  in  erster  Linie  gerichtet  gewesen, 
es  überlassen  haben,  gegen  denselben  als  Ankläger  vorzugehen, 
das  Fürstengericht  dann  über  den  Pseudofriedrich  den  Spruch 
gefällt  haben,  der  ihn  dem  Erzbischof  zur  Bestrafung  mit  dem 
Feuertode  überantwortete. 

Dieser  Hergang  entspricht  am  besten  der  Haltung,  die 
Rudolf  vom  Anfang  an  in  der  ganzen  Angelegenheit  des  Pseudo- 
kaisers  eingenommen  hat.  Rudolf  hatte  den  Mann  ignorirt, 
so  lange  er  in  Neuss  sein  Wesen  trieb,  und  sich  besonders 
dem  Rudolf  nichts  weniger  als  sympathischen  Erzbischof  un- 
bequem machte.  Rudolf  hatte  seine  Zurückhaltung  aufgeben 
müssen,  als  mit  dem  Erscheinen  des  falschen  Kaisers  in  Wetzlar 
durch  die  drohende  Verbindung  desselben  mit  den  opposi- 
tionellen Städten  die  Angelegenheit  eine  für  ihn  selbst  gefähr- 
liche Wendung  zu  nehmen  drohte,  als  ausserdem  der  Erzbischof 
von  Cöln  sich  derselben  in  einer  Weise  bemächtigte,  die  Rudolf 
schwerlich  angenehm  gewesen  ist.  Nachdem  er  seine  eigene 
Sache  mit  Wetzlar  vorweg  ins  Reine  gebracht,  hat  er  den 
Erzbischof  zunächst  vor  den  Mauern  Wetzlars  sich  die  Lehre 
holen  lassen,  dass  ohne  den  König  nichts  zu  erreichen  sei, 
und  dann  seinerseits  die  Auslieferung  des  Betrügers  von  der 
Stadt  erwirkt,  die  der  Erzbischof  nicht  hatte  erzwingen  können. 
Dann  aber  lag  es  entschieden  in  Rudolfs  Interesse,  die  ganze 
Angelegenheit  wieder  dem  Erzbischof  zuzuschieben,  der  sich 
derselben  ja  zuerst  bemächtigt  hatte.  Für  Rudolf  erwuchs 
daraus,  dass  er  den  Afterkaiser  weiterhin  so  viel  als  möglich 
ignorirtc,    wie    auf  der    Hand    liegt    der   grosse   Voilheil,    mm 

'  Durch  die  oben  S.  IUI),  Ainii.  l  niijiföführto  UrkiiinU».  Neuss  dürfte  «ich 
in  Folge  des  Spniclios  dem  Erzbischof  rasch  unterworfen  haben.  Vgl. 
die  Urkunde  vom  5.  Februar  1286  bei  Lacomblot  II,   488,  N.  823. 


Beitrtge  snr  Kritik  der  steyerischen  Reimchronik.  411 

aach  das  compromittirende  Verhalten  mancher  Stadt  demselben 
gegenüber  unbeachtet  lassen  zu  können.  Er  konnte,  nur  auf 
die  Verweigerung  der  verlangten  Steuer  des  dreissigsten 
Pfennigs  Rücksicht  nehmend,  die  Städte  milder  behandeln, 
und  80  natürlich  viel  leichter  zur  Regelung  der  streitigen  finan- 
xieilen  Angelegenheiten  nach  seinem  Wunsche  gelangen.^ 


I  Schon  Kopp  hat  I,  749,  Anm.  1  die  Haltung  Rudolfs  wesentlich  so  be- 
Qrtheilt. 


XX.  SITZUNG  VOM  14.  OCTOBER  1885. 


Das  k.  k.  militär- geographische  Institut  übermittelt  die 
30.  Lieferung  der  neuen  Specialkarte  der  österreichisch-ungari- 
schen Monarchie. 

Von  Druckwerken  sind  folgende  mit  Zuschriften  ein- 
gelangt : 

,Das  wirthschaftliche  Leben  der  Völker^  eingesendet  von 
dem  Verfasser  Herrn  Dr.  v.  Scherzer,  k.  und  k.  Ministerialrath 
und  Generalconsul  in  Genua, 

,Archaeologisch-epigraphische  Mittheilungen  aus  Oester- 
reich  -  Ungarn',  IX.  Jahrgang,  1.  Heft,  überreicht  von  der 
Direction  des  archaeologisch-epigraphischen  Seminars  der  Wiener 
Universität. 

Die  Savigny-Commission  legt  zur  Aufnahme  in  die  Sitzungs- 
berichte die  sechste  Abhandlung  des  Herrn  Oberbibliothekar 
Dr.  Emil  Steffenhagen  in  Kiel  über  ,Die  Entwicklung  der 
Landrechtsglosse  des  Sachsenspiegels',  welche  die  Fuldaer 
Glossenhandschrift  zum  Gegenstande  hat,  vor. 


Das  w.  M.  Herr  Professor  Dr.  Wilh.  von  H  a  r  t  e  1  legt 
zur  Veröffentlichung  in  den  Sitzungsberichten  die  von  ihm  nach 
den  Aufzeichnungen  Dr.  G.  Loewe's  herausgegebene  und  bear- 
beitete ,Bibliotheca  patrum  latinorum  Hispaniensis.  I.  Escorial 
(Real  biblioteca  de  San  Lorenzo)'  vor. 


413 

Von  dem  c.  M.  Herrn  Hofrath  Dr.  K.  Th.  von  Inama- 
Stern  egg  wird  eine  fiir  die  Sitzungsberichte  bestimmte  Ab- 
handlung überreicht,  welche  den  Titel  führt:  ,Zur  Verfassungs- 
geschichte der  deutschen  Salinen  im  Mittelalter^ 


Herr  Professor  Eduard  Wertheim  er  in  Klausenburg 
tibereendet  eine  Abhandlung:  ,Erzherzog  Carl  und  die  zweite 
Coalition  bis  zum  Frieden  von  Lun^ville  (1798 — 1801)',  mit 
dem  Ersuchen  um  ihre  Aufnahme  in  die  Schriften  der  kaiser- 
lichen Akademie  der  Wissenschaften. 

Die  Abhandlung  beruht  auf  ungedruckten  Briefen  und 
Acten  des  Privat-Archives  Sr.  k.  und  k.  Hoheit  des  durch- 
lauchtigsten Herrn  Erzherzogs  Albrecht. 

Dieselbe  wird  der  historischen  Commission  übergeben. 


An  Druoksohriften  wurden  vorgelegt: 

Acaddmie  royale  des  scienceSf  des  lettres  et  des  beauz-arts  de  Belgique: 
Bulletin.  54«  ann^e,  3«  s^rie,  tome  X,  No.  8.  Braxelles,  1885;  8°. 

—  Compte  rendu  des  s^ances  de  la  Commission  royale  d'histoire  ou  Recueil 
de  ses  Bulletins.  4«  s^rie,  tome  XI,  3«  k  6«  Bulletins.  Bruxelle,  1883  ä 
1884;  8«.  —  Tome  Xn,  !•'  i  3«  bulletins.  Bruxelles,  1884;  8". 

—  Biographie  nationale.  Tome  VIII,  1««^  et  2«  fasciciiles.  Braxelles,  1883  k 
1884;  8«. 

—  M^moires  couronn^s  et  autres  M^moires.  Collection  in  8^,  tome  XXXVI. 
Bruxelles,  1884;  8^. 

—  M^moires  couronn^s  et  Memoires  des  Savants  ^trangers.  Tomes  XLV  et 
XLVI.   Bruxelles,  1883—1884;  4«. 

—  Memoires.  Bruxelles,  1884;  4^ 

Akademie  der  Wissenschaften,  königl.  preussische  sn  Berlin:  Abhandlungen 
aus  dem  Jahre  1884.   Berlin,  1885;  4». 

Amari,  Michele:  La  guerra  del  Vespro  Siciliano.  Nona  edizione.  Vol.  I — III. 
Milano,  Napoli,  Pisa,  1886;  S^ 

Fridrich,  F.:  Populäre  Anleitung,  auf  mnemonischem  Weg^  binnen  drei 
Tagen  die  Kenntniss  der  Lantbedeutung  sämmtlicher  hebräischer  Qua- 
drat-, jüdisch-deutscher  Druck-  und  jüdisch-deutscher  Current-Buchstaben 
sich  anzueignen.    Prag,  1885;  8^ 

Institute,  the  Anthropological  of  Great  Britain  and  Ireland;  The  Journal. 
Vol.  XV,  Nr.  1.  London,  1885;  8«. 


414 

Instituto  di  Corrispondenza  archeologica:  Annali.  Vol.  LVL  Borna,  Ber- 
lino,  1884;  8°. 

—  Bullettino  per  Tanno  1884.   Roma,  Berlino,  1884;  8^ 

Reife nkugol,  Karl  Dr.:  Die  Bukowinaer  Landesbibliothek  nnd  die Lk. Uni- 
versitätsbibliothek in  Czemowitz.  Geschichte  nnd  Statistik.  Czernowiti, 
1885;  8". 

Society,  the  royal  Asiatic:  The  Journal  of  the  Bombay  Brauch.  Vol. XVÜ, 
Nr.  XLIV.  Extra  Number.    Bombay,  1884;  8«. 

—  the  Asiatic  of  Bengal:  Proceedings.  Nrs.  1 — 10.   Calcutta,  1884;  8'. 

—  Journal.  Vol.  LIII,  Part  1,  Nos  2—4.  Calcutta,  1883;  8«.  —  VolLffl, 
Part  1,  Nr.  1.  Calcutta,   1884;  8". 

—  Bibliotheca  Indica.  Old  Series.  Nrs.  247,  248,  494,  495,  516.  Cilcotti, 
1883;  8".  New  Seriös.  Nrs.  496—610,  512—615  and  517.  CalcntU,  188^ 
bis  1884;  S^ 

—  Notices  of  Sanskrit  Manuscrits:  Vol.  VI,  Part  2,  Nr.  17.  CalcutU,  I88i; 
80.   _  Vol.  VII,  Parts  1—2,  Nrs.  18  and  19.   Calcutto,  1883-1884;  8«. 

Survey,  the  Archaeological  of  India:  Report  of  a  Tour  in  the  Gonkhpor 

District  in  1876—1876  and  1876—1877.  Vol.  XVIII.  Calcutta,  1883;  8». 

—  Vol.  XVII.  Report  of  a  Tour    in  the  Central   Provinces   and  low« 

gangetic  Doab  in  1881  —  1882.  Calcutta,  1884;  8«. 
Verein  für  Geschichte  der  Deutschen  in  Böhmen:  Mittheilungen.  XX^I.Jsll^ 

gang,  Nr.  1—4.  Prag,  1884—1885;  8«.  —  Die  Chroniken  derSttdtEg« 

von  Heinrich  Gradl.    Prag,  1884;  8". 
Wissenschaftlicher  Club  in  Wien:  Monatsblätter.  VI.  Jahrgang,  Kr.  19 

bis  12  und  Ausserordentliche  Beilage  Nr.  VII.  Wien,    1885;  4^ 


V.  Harte!.   Bibliotheca  patmin  latinornin  Hispaniensis.  41 Ö 


Bibliotlieca  patrum  latinorum  Hispaniensis. 

Nach  den  Aufzeichnungen  Dr.  Gustav  Loewe's  herausgegeben 

und  bearbeitet 

Ton 

Wilhelm  von  Hartel, 

wirkl.  Mitgliede  der  kaiserl.  Akademie  der  Wissenschaften. 


Im  Sommer  1878  traf  die  akademische  Commissi on, 
welcher  die  Herausgabe  des  Corpus  scriptorum  ecclesiasticorum 
obliegt,  mit  Herrn  Dr.  Gustav  Loewe  das  Uebereinkommen, 
dass  er  während  seiner  in  Aussicht  genommenen  spanischen 
Reise  die  in  den  dortigen  Bibliotheken  befindlichen  patristi- 
schen  Handschriften  für  ihre  Zwecke  verzeichne,  beschreibe 
und  nach  dem  Muster  des  Reifferscheid'schen  Werkes  eine 
Publication  für  die  Schriften  der  Akademie  in  möglichst  kurzer 
Zeit  vorbereite.  Eine  Durchforschung  Spaniens  schien  be- 
sonders angezeigt,  weil  anderswo  verhältnissmässig  ausreichende 
Kataloge  theils  vorhanden  sind,  thcils  in  Aussicht  stehen, 
während  dort  für  längere  Zeit  wqnig  Hoffnung  auf  dergleichen 
Arbeiten  zu  sein  schien,  die  vorhandenen  Publicationen  bis 
auf  wenige  Ausnahmen  der  erforderlichen  Genauigkeit  und 
Verlässlich keit  ermangeln  und  bei  dem  gegenwärtigen  Zu- 
stande des  spanischen  Verlagshandels  durchweg  schwer  er- 
reichbar sind.  Von  der  Menge  der  in  Spanien  aufgespeicherten 
Schätze  hatten  wir  eine  unzureichende  Vorstellung  und  glaubten 
mit  Loewe,  dass  zu  ihrer  Aufarbeitung  die  Zeit  von  sechs 
Monaten  genügen  könnte,  zumal  auf  eine  detaillirtere  Beschrei- 
bung jüngerer  Codices  von  vornherein  verzichtet  werden  sollte. 
Wir  wurden  bald  eines  anderen  belehrt,  und  Loewe  brauchte 
fast  die  doppelte  Zeit,  ohne  das  Material  vollständig  bewältigen 
zu  können.    Am  20.  October  1878   verliess  er  Rom  und  ging 


416  ▼•  Hartel. 

direct    nach    Madrid ,    wo   er    zunächst   die   grosste   Zeit  der 
Kationalbibliothek    widmete,    in    welcher  die   aus  Tdedo 
stammenden,    meist   westgothisch    geschriebenen   Codices  irf 
bewahrt  werden.  Daneben  arbeitete  er  in  der  PrivatbibBoÜiA 
König  Alfonso's,  wozu   ihm  der   k.  k.  Gesandte  Se.  Excelkw   ! 
Graf  Ludolf,   welcher  ihn  in  jeder  Weise  mit  grosser  Zuvif- 
kommenheit  während    seines  Aufenthaltes    in    Spanien  nnt»- 
stützte,    den    Zutritt  eröffnete.     Der  Beginn   der  Weihnadto' 
vacanzen  bestimmte  ihn,  am  15.  December  nach  Escoriil  n 
übersiedeln,   wo  ihm  die  grosse  Liberalität   des  Bibliothekin 
Don  Felix  Rozänski  bis  zum  14.  Februar  ununterbrochen  n 
arbeiten  ermöglichte,    ohne  dass   er    die  reichen   Schätze  is 
dortigen  Bibliothek  zu  erschöpfen  vermochte.  Nach  einem  kun» 
Ausflug  vom  14. — 19.  Februar  nach  Valladolid  und  Salamanci, 
wo  sich  geringe  Ausbeute  fand,  kehrte  er  nach  Madrid  zor&a 
und  setzte  seine  unterbrochenen  Arbeiten  daselbst  fort,  indes 
er  ausser  den  Handschriften  der  Nationalbibliothek  die  in  dcB 
Staatsarchiv  altbewährten  Codices  der  Kathedrale  von  Arkf 
die  Handschriften   von  S.  Millan   de  la  CogoUa   und  S.  Fedif 
de  Cardena,   welche   nun  die  Academia  de  la  historia  besHi^ 
imd    anderer    kleinerer     Sammlungen,     wie    die    des    HoMi 
arqueolögico  und  der  Universitätsbibliothek,  untersuchte.  Nid 
Vollendung  dieser  Arbeiten   trat  er    eine   grössere   Reise  a, 
welche  ihn  in  die  Bibliotheken   von  Toledo,    Cordoba,  Sevilk 
Granada,   Cadiz,    Mäla^ca   brachte,   über   deren   Ausbeute  nur 
ein  kurzer  Berieht  vom  29.  Juni  1879  und  dürftige  Au&dck- 
nungen  vorliegen. 

Als  Loewe  aus  Spanien  in  die  Heimat  zurückgekdbrt 
war,  beschäftigten  ihn  seine  eigenen  Arbeiten  und  die  Pflichtet 
seiner  neuen  Stellungen ,  zuerst  am  russischen  Seminar  9 
Leipzig,  dann  an  der  Bibliothek  in  Göttingen,  bald  so,  dt> 
er  seinen  wiederholten  Versprechungen,  demnächst  das  fertigi 
Manuscript  der  Bibliotheca  Hispaniensis  vorzulegen,  nicht  nich 
zukommen  vermochte.  So  schrieb  er  im  Februar  1881  ai 
Herrn  Hofrath  Sehen  kl:  ,Da  ich  seit  meiner  Rückkehr  vo 
Spanien  mich  in  zwei  ganz  verschiedene  Stellungen  einarbeite 
musste,  so  ist  es  mir  leider  bisher  noch  nicht  möglich  gewesci 
an  eine  eigentliche  Ausarbeitung  der  B.  L.  H.  zu  gehen.  I< 
gedenke  ihr  aber  mit  Beginn    des  Sommersemesters   alle  vc 


Bibliotkdc»  pfttrom  Utinornin  HispaniensiB.  417 

m 
• 

igbare  Zeit  zu  widmen  und  hoffe  dann  bald  einen  beträcht- 
dien  Theil  des  Manuscripts  einliefern  zu  können.  Einen 
grossen  y ortheil  hat  diese  Verzögerung  insofern  mit  sich  gebracht, 
ib  erst  in  diesen  Tagen  der  zu  einem  Buche  ausgewachsene 
Beisebericht  meines  Reisegefährten  Ewald  ^  erschien,  worin  ich 
Bme  Menge  Vorarbeiten  für  meine  in  gewissem  Sinne  parallele 
/bbeit  finden  werde.  Auch  die  manches  Nützliche  fUr  mich 
abwerfende  grosse  Publication  von  Charles  Graux^  ist  erst 
pns  kürzlich  herausgekommen.'  Ein  letztes  Schreiben  vom 
3.  März  1883,  an  den  Obmann  der  Commission  gerichtet,  ver- 
ipicht,  dass  er  ,zunächst,  und  zwar  in  einigen  Monaten ,  den 
£e  wichtigste  Bibliothek,  den  Escorial,  betreffenden  Theil  ein- 
mtden  werde ^  dass  man  aber  davon  absehen  wolle,  einen 
bestimmteh  Termin  der  Einlieferung  zu  verlangen,  da  die  ab- 
leUiessende  Bearbeitung  der  verschiedenen  Handschriften  einen 
pnz  verschiedenen  Aufwand  an  Zeit  in  Anspruch  nimmt^  Ein 
jllier  Tod  schnitt  diese  Aussichten  ab  und  versagte  dem  mit 
dem  Aufvrand  langer,  mühsamer  Arbeit  und  grossem  Fleisise 
vorbereiteten  Werke  jene  tadellose  Vollendung,  welche  nur 
I^we  ihm  zu  geben  vermocht  hätte.  In  unsere  Hände  ge- 
kngten  nach  Loewe's  Ableben  durch  die  gefilllige  Vermitte- 
hfig  seines  Freundes  Dr.  G.  Goetz,  Professors  an  der  Univer- 
>it&t  Jena,  die  in  mehreren  Heften  und  auf  zahlreichen  Zetteln 
ait  Bleistift  und  Tinte  niedergelegten  Aufzeichnungen  unver- 
bdert,  wie  sich  Loewe  dieselben  in  Spanien  gemacht  hatte, 
leh  stand  lange  rathlos  vor  dieser  Masse,  bis  ich  mich  entschloss, 
ui  die  Redaction  und  Bearbeitung  derselben  zu  gehen.  Es 
iiftngte  dazu  die  Ueberzcugung,  dass  eine  wenn  auch  noch 
10  ungenügende  Publication  unserem  Unternehmen  zum  Nutzen 
gereichen  und  auch  weitere  Kreise  interessiren  könne.  Auch 
versprach  Ewald's  inzwischen  erschienener  trefflicher  Reise- 
meht  willkommene  Unterstützung,  und  eine  mit  so  erheblichen 
tehwierigkeiten  verbundene  redactionelle  Thätigkeit  liess  auf 
ine  billige  Beurtheilung  zählen. 

'  fieise  nach  Spanien  im  Winter  von  1878  auf  1879  von  P.  Ewald  im 
Neaen  Archiv  der  Gesellschaft  für  ältere  deutsche  Geschichtskunde, 
VL  Band,  S.  217—398.  Hannover,  1881.  —  '  Essai  sur  les  origines  du 
fonds  grec  de  TEscurial.  Paris,  1880  (Biblioth^ue  de  T^cole  des  hautes 
Stades,  46«  £Rac.). 

8itewi^b«r.  d.  phU.-lii«t.  Cl.    CXI.  Bd.  I.  HA.  27 


418  ▼•  HftrtdL 

• 

Meine  Arbeit  nmfasste  bei  Beschreibungen  der  einxeliieii 
Handschriften  Ordnung  und  stilistische  Verbindung  der  mm 
Theil  zusammenhanglosen  Notizen,  Hinzuftigung  von  Venr^sen 
auf  andere  Beschreibungen^  Nach  weisung  der  gedruckten  Stücke, 
wo  dies  möglich  oder  nützlich  schien.  An  dem  Inhak  wurde 
selbstverständlich  nichts  geändert,  nur  dass  die  allxagroase 
Ausführlichkeit  hie  und  da  eine  Beschränkung  erfahr.  Man 
wird  vielleicht  finden,  dass  dies  hätte  öfter  geschehen  8<dlen, 
denn  Loewe  hat  bei  der  Untersuchung  der  Handschriften  nicht 
blos  unsere  nächsten  Bedürfnisse  berücksichtigen  woUen ,  wie 
er  selbst  in  seinem  ersten  Bericht  vom  29.  December  1878  des 
näheren  ausfuhrt:  ,Bei  meinen  Arbeiten  habe  ich  mich  bemüht, 
möglichst  erschöpfend  zu  verfahren.  Da  es  nicht  wahrscheinlich 
ist,  dass  Spanien  sobald  einmal  wieder  für  die  Pathes  dorch- 
forscht  wird,  so  glaubte  ich  auch  verhältnissmässig  junge  Hand- 
schriften nicht  ganz  ausser  Acht  lassen  zu  dürfen.  Da  femer 
die  meisten  in  Betracht  kommenden  Handschriften  auch  anders 
geartete  Bestandtheile  enthalten,  bislang  aber  meist  gänzlich 
unbekannt  sind,  so  glaubte  ich  der  Bibliothek  einen  besonderen 
Werth  durch  kurze  Angabc  auch  dieser  Partien  zu  verleihen. 
Ausfuhrliche  Indiccs,  die  in  der  trefflichen  Reiiferscheid'schen 
Bibliotheca  noch  mangeln,  sollen  dann  auch  diese  Theile  bequem 
nutzbar  machen.  Mit  Reiffcrscheid  verglichen  ergiebt  sich  so 
ein  Plus  von  Arbeit,  das  ich  auf  andere  Weise  zu  paralysiren 
bemüht  bin.  Es  scheint  mir  nämlich  in  dem  genannten  Werke 
darin  etwas  zu  weit  gegangen  zu  sein,  dass  bei  zusammen- 
hängenden grösseren  Werken  genau  die  AnfUnge  und  Schlüsse 
der  einzelnen  Bücher  zugleich  mit  der  Seitenzahl  des  Codex 
verzeichnet  werden.  Diese  zeitraubende  Arbeit  halte  ich  des- 
halb für  wenig  nutzbringend,  weil,  wenn  einmal  später  die 
Handschrift  wirklich  verglichen  wird,  diese  mehr  äusserlichen 
Notizen  sich  von  selbst  ergeben,  vorher  aber  bei  einheitlichen 
Werken  von  weiter  keinem  Interesse  sind.  Ganz  anders  liegt 
die  Sache  natürlich  bei  Briefsammlungen  und  ähnlichen  Hand- 
schriften: da  ist  eine  Beschreibung  ohne  genaue  Angabe  der 
einzelnen  Stücke  mit  Anfang  und  Ende  fast  nutzlos.^  Diese 
angestrebte  Kürze  machte  sich  bei  der  Verarbeitung  des  Loewe- 
schen  Materials  durch  manche  Unklarheit  und  Unsicherheit 
fühlbar,  wird  sich  aber  dadurch  in  ihren  nachtheiligen  Folgen 


Bibliotheca  patrnin  latiDornm  Hispaniensis.  419 

zum  Theil  beheben^  dass  einer  unserer  jungen  Philologen, 
Dr.  R.  Beer,  der  noch  in  diesem  Jahre  fUr  das  Corpus  in 
Spanien  beschäftigt  werden  soll,  erwünschte  Ergänzungen  zu 
liefern  in  der  Lage  sein  wird.  Zugleich  habe  ich  jene  Titel  und 
Adressen  der  Briefe,  welche  Loewe  nicht  wörtlich  mittheilen 
wollte,  sondern  in  gekürzter  Form  oder  auch  in  deutscher 
Fassung  gab,  cursiv  drucken  lassen.  Bei  Bestimmung  einzelner 
Stücke,  die  gar  oft  mit  Hilfe  unserer  Initia  nicht  gelingen 
wollte,  besonders  den  mittelalterlichen,  unterstützten  mich  Herr 
Professor  Dr.  J.  Huemer  und  Dr.  Ooldmann  auf  das  zuvor- 
kommendste mit  ihrer  Kenntniss  dieser  Literatur  und  ihren 
Sammlungen. 

Endlich  gestattet  die  verspätete  Publication,  bei  der  Be- 
schreibung mehrerer  Handschriften  auch  auf  die  inzwischen  er- 
schienene verdienstvolle  Arbeit  Ewald's  und  Loewe's,  Exempla 
scripturae  Visigoticae  (Heidelbergae  apud  G.  Koester  1883)  sich 
zu  beziehen.  Ausser  diesem  und  den  früher  genannten  Werken 
ist  selbstverständlich  Knust's '  Reisebericht  ,H.  F.  Knust 's  Reise 
nach  Frankreich  und  Spanien  in  den  Jahren  1839 — 1841*  im 
Archiv  der  Gesellschaft  für  ältere  deutsche  Geschichte  VHI, 
S.  102-252  und  S.  786—822  benützt  worden.  Auf  andere 
wird  gelegentlich  Bezug  zu  nehmen  sein. 

Die  gedruckten  Texte,  auf  welche  verwiesen  wird,  sind, 
wenn  nicht  eine  andere  Quelle  ausdrücklich  namhaft  gemacht 
wird,  die  den  Initia  patrum  latinorum  (Vind.  1865)  zugrunde 
liegenden.  Die  aus  den  Handschriften  mitgetheilten  Stücke 
geben  genau  den  Text  und,  so  weit  dies  möglich,  auch  die 
Abbreviaturen  wieder,  wenn  auch  ersteres  nicht  überall  durch 
ein  (sie)  ausdrücklich  versichert  wird. 

I. 

EscoriaL 

Real  biblioteca  de  San  Lorenzo. 

Den  Zutritt  zu  der  im  Monasterio  befindlichen  Bibliothek 

eröffnete   Loewe    die   österreichische   Gesandtschaft  durch    die 

Litendancia  general  de  la  real  casa  y  patrimonio,  und  derselbe 

27* 


420  V.  ttartel. 

fand  zuvorkommende  Unterstützung  bei  dem  Herrn  Bibliothekar 
Presbyter  Don  Fölix  Rozdnski,  dessen  umfangreich  angelegten 
und  nach  Gegenständen  geordneten  Handschriftenkatalog  der 
Bibliothek  Ewald  lobt  (Archiv  a.  a.  O.,  S.  225).  Die  Acten 
der  Bibliothek  zur  Zeit  Philipps  H.  vereinigt  zum  Theil  der 
von  Ewald  beschriebene  Codex  chart.  k  IL  16  n.  XVI,  so  wie 
das  Memorial  an  Philipp  H.  von  Juan  Paez  und  die  Berichte  des 
Ambrosio  de  Morales  über  seine  Reisen  im  Auftrage  des  Königs. 
Ferner  ist  der  Anfang  eines  Katalogs,  den  D.  Francisco  Perez 
Bayer  angelegt  hatte,  auszugsweise  von  Knust  mit  Zusätzen 
im  Archiv  der  Gesellschaft  für  ältere  deutsche  Geschichtskunde 
Vni,  S.  809  ff.,  dann,  aber  nicht  über  den  Buchstaben  b  hinaus, 
in  der  Revista  de  archivos'  bibliotecas  y  museos  H,  218 — 237 
publicirt,  sowie  die  Commission,  welche  die  Akademie  der  Ge- 
schichte 1761  zur  Erforschung  der  gothischen  Chronologie  aus- 
gesandt hatte,  in  dem  2.  Bande  der  Memorias  de  la  real  Aea- 
demia  de  la  bist.  p.  492,  554  ff.  einige  Handschriften  beschreibt. 
Diese  Kataloge,  welche  nach  dem  grossen  Brande  im  Escorial 
von  1071  zu  Stande  kamen,  nennt  Ewald.  Ausser  diesen  be- 
nützte und  excerpirte  Loewe  eine  Handschrift  der  Brera  in 
Mailand,  signirt  AE.  XIII.  38,  2«  chart.  saec.  XVHI  ut  uid. 
463  pagg.,  in  welcher  sich  ein  Catalogus  manuscriptorum  regiae 
bibliothecae  Scorialensis  in  Hispania  in  monasterio  S^^  Laurentii 
befindet,  welcher  zuerst  die  griechischen  Handschriften  oder 
vielmehr  einen  alphabetischen  Index  der  Autoren  mit  zuge- 
hörigem Inhalt  bietet  ohne  Signatiu*en  und  sonstige  Angaben 
über  die  Handschriften.  Pag.  221  ff.  folgen  die  lateinischen 
Handschriften,  und  zwar  zuerst  in  alphabetischer  Reihe  die 
Autoren  mit  ihren  Werken,  indem  jede  Handschrift  signirt  ist 
(z.  B.  II  D  23,  d.  i.  II.  armarium,  D  sectio,  23  codicum  seriös 
a  dextris  enumeranda),  dann  p.  339  ff.  die  anonyma  nach  ihrem 
Inhalt  geordnet.  Bei  den  lateinischen  Handschriften  finden  sich 
häufig  die  Angaben  membr.  antiq.  litteris  gothicis  u.  dgl.  Diese 
Bezeichnung  der  Codices  mit  Buchstaben  ist  heute  noch  in 
Geltung.  Man  braucht  dabei  fUr  a  bis  h  die  kleinen,  von  H 
bis  Z  die  grossen  Zeichen,  so  dass  H  doppelt  verwendet  wird 
(h  H).  Zwischen  H  und  I  ist  das  Zeichen  für  et  =  &. 


Bibliotheea  pfttram  Ifttinonim  Hispaniensis.  421 

Cod.  ohne  Nummer  in  dem  ,Camarin  de  las  reliquias'. 

U,  179  foll.  mit  4  Yorsetzbl.  s.  VU 

Die  QwUemionenbezeichnung  steht  am  Ende  des  Quaternio, 
ikerttef.  8%  die  letzte  f.  168'>, 

f.  1'  m.  saec.  XlVroth:  Et  pertinet  sancto  martino  in  span- 
kejm  <i  mutatus  pro  alio.  Darüber  mit  sdiw.  Tinte  s.  XV  in.: 
Siacti  angUBtini  epi  libri  de  baptismo  |  Quos  manu  fertur 
ieripfli88e  propria.  |  In  eis^  libris  quos  aducrsus  epistulam  par-l 
afiniani  quam  dedit  ad  tychonium  |  scribsimus  promisimus  nos 
dfligentina  (so  weit  drei  Zeilen  roth)  |  quaestionem  baptismi 
tnetatoros  quod  —  f.  172^  eis  aedificamur  in  petra  |  amen  | 
e^  libri  de  baptismo  |  numero  septem  |  do  gratian  |  qui  legis 
an  pro  me. 

Vor   dem   ersten   El.  des   eigentl.    Codex,    auf  dem  letzten 

cum 

VmäAlatte  steht  in  westg.  Cursive:  rogamus  uos  ut  si  uobis  est 

•Eqnifl  liber   de  mora]ia   iob   idest   ^    pars   tertia   siue    quarta 

in  qninta  nobis   prestetis   ad  transcribendum   nam   prima  et 

neimda  et  sexta  pars  iam  aput  nos  sunt.  Dann  m.  s.  X  /  XI: 

\   •&  ragustini  epi  de  babtismo.     Dazu   von   ders.  Hd.,  die  f.   1  ** 

Ärar  Rd.  das  Schwarze  schiel)   (dieselbe   schrieb  f.    P  unterer 

U,:  Hunc  codicem  sanctus  augustinus  manu  propria  scripsit) : 

ÄMm  eius  scriptum  accepimus.    Vor   rogamus  uos  ut  in  Halb- 

■iftafe:  ferunt  ob  iocum  fexum  cimbe  per  liquet  und  Federproben, 

<nc&  em  Alphabet  derselben  Tinte,  nicht  wohl  derselben  Hd.   Von 

itndhen  Tinte  darüber:  huum  (sie)  scripsit  seruus  dei.   Vorher 

fit  em  Stück  in  westg.  Cursive,    beg,  mit:   nam  cum.    VorsetzbL 

1 1'  (wohl  etwas  spätere  Unciale)  enthält  Superiore  ^  epistola.  — 

£3'  unten  non  uidetur  quona.^    Dann  folgt  f.  3^  in  westg.  Cur- 

919$:  Quam  mirabilis.^  —  (Ende  des  4.  VorsetzbL  ^)  et  uirgines 

finepotuerunt.  |  f.  4^  beginnt  mit:  Nam  cum.  Am  Rande  der  Hs. 

tlAen  paläographisch  interessante,  wohl  gleichzeitige  Schölten,  deren 

Schreiber  am  Ende  dei*  Hs,  bemefrkt :  Contuli  ut  potui  dö  gratias, 

wnd  weiter  unten:  contuli  quantum  mihi  dominus  opitulatus  est. 

'  Yg^l.  das  Nähere  über  die  Schicksale  der  Plandschrift  in  den  Exempla 
Üb.  I— m.  —  »  Aug.  de  bapt.  c.  Don.  IX,  107.  —  3  Tertullian  (?)  de 
aera  circumcisione  (Hier.  opp.  XI,  159).  —  *  Vgl.  Exompla  tab.  II.  — 
^  Eine  rhythmische  lionedictio  cerei,  die  Knust  abschrieb  (s.  Knust  a.  a.  O. 
S.   187  und  8*20)  und  die  Exempla  mittheilen  (Ubb.  II,  III). 


422  ▼.  Hftrt«l. 


-v 


all 

(I  B  li  So  nuuc.  m.   bip.  paf.    175  f»U.    s.  XUL 

f.   P  m.  s.  XIV  XV:    ncio  xixiiii  fco*,    Awia  cieUil: 

ron  dursdhen  IUI. :  Los  cpistres  de  i  Jeroisme  |  comcoch  a  1|: 
tbuillet  ap*s  I  laeable  ante  jniuria  (sie). 

Epistolae  Hieronymi,  f.  l^a  Index  von  134  (som^  ^^^l 
Brief  tili,     f.  2'  (r.)   Incipit   liber   epl'ara   beati  ieroniim 
Die  erste  an  Eliodorus  monachus.    Quanto  studio  et  amore^  AJ 
Die  letzte  (13ö  auch  im  Contexte,  wie  im  Index  « J  an  Maredk] 
^ilagnam-  faumiiitati  nre  fiduciam  etc.     f.  172^b  folgen 
des  Ilieronipnua   (diese  sind  von  späterer  Hd.  in  den  iubxai 
(jetragen),     f.  172^b  de  natale  domini  |  Hodie'  ueras  lol 
est  mundo  —  f.  173^a  de  epiphania  |  Dies^  epiphanionm 
noie  —  f.  ITS'^b  de  quadragesima  |  Quomodo^  miles  semp 
cctur  —  f.  173^a  de  parasceue  |  Hodie*   fre  kmi  popb  U^ 
uere  homo  uidens  din  —  f.  174'b  de  die  dnico  pasche  |  Kt 
fr*8  knii   que  nite  Dcepi   ore  j>ferre  sermonem  —  f.  lli'b 
])salmo  centesimo  6cptimo  decimo  j  In  omi  ^  psalterio  dS  S\ 
xpc  ^pphatur   —    f.  175*"b   auf  dem   nach  SMusm   des 
Uergebliehenen  Räume  hat  eine  Hd.  s.  XIV  geschrieben:  ( 
et  trib;   in   xpo    lazaro    durbonesi   priori    et   ceteris  in 
heremo  d'o  famulantibusc^  cartusic  prior  uocatns  gnigo  p| 
adno  (nie)  saliitem.  Int'  eet'a  catholieonim  uirorum  q  ad  eine 
tidelium  elaborauerimt  —  f.  175^a    suo  uideantur  numero 
nute,     has   nre    paruitatis    iieteras    mearum   principio   coli« 
ualete  orate  j>  nobis.     Ganz  unten  f.  175'  stand  itti  die 
notiz,  die  ausgeschnitten  wurde. 

a  I  2 

^I  B  3)  2o  max.  m.  bip.  pag.  3;U  foll.   s.  XIV. 

Augustinus  in  Ps.  1 — ÖO. 

f.  335 ^b  am  Ende  roth :  Finito  libro  sit  laus  et  gPia  xpi 
Auf  dem  unteren  Ed.  steht  mit  kleineren,  aber  mit  der  Hs.  tid- 


»  Quanto  amore  et  studio   Hier.  ep.  I,  28.   —   '  Hier.  opp.   XI,  31   =  «pt 

l»aiiliiü  Nol.  p.  721.   —   3  Hier.  XI,  208  =  Maximi  Taur.  hom.  p.  411 

—  *  Mnxiini   Taur.   lioni.  p.  4*21    —    Augrustini  sernio  137  (V,  2015).  — 

'  Hier.  opi».  XI,  ilO    -=    Leoiiis  serino  I,  338.  —    «i  Hier.  opp.  XI,  äl2- 

•  Ib.  XI,  210.  —  >  Hior.  Explan.  ps.   117  i»pp.  XI,  200. 


Bibliothecft  patrnin  latinoruni  Hitpftnientia.  423 

leitht  noch  gleichzeitigen  schwer  lesbaren  Btichstahen :  die  sexta 
mensis  iunii  anno  a  natl  dm  k  cccc  primo  Reuerendns  in  xpo 
pater  et  dns  dSs  (sie)  firater  barth'  miseraton  dia  einen  eps 
dedit  et  donaeionem  fecit  eccie  bte  eulalie  einen  de  uolumine 
isto  mdio  instro  p  iohanes  sales  not^;  cfö  aucre  dei  Reu  dm  epi 
notj  ts  frat*  p*  iusu  (?iußti?)  magr  in  sacra  pagina  ordis  bte 
marie  de  earmelo  viU  perpiniani  dns  p^  garrigUa  Dducen  eccie 
einen  fran  oUarii  et  thomas  de  casagalda. 

a  I  6 

So  m.  bip.  pag.  140  foU.  taec.  XIV.* 

f.  1 — 4,  nicht  von  alter  Hand  numerirt,  beginnen  mit  der 
Vita  sancti  Gregorii  magni  ppe  huius  nominis  primi.  Gregorius  ^ 
urbe  roma  a  patre  gordiano  editus  |  schliesst  im  Epitaphium 
beati  Gregorii :  nam  mercedem  operum  iam  sine  fine  tenes  | 
Laus  deo  |  Dann  folgen  3  leere  Blätter, 

f.  l""  alter  Numerirung  beginnen  die  Gregorbriefe  mit  den 
Ordinationsjdhren  in  den  Ueberschriften.  (r,)  in  noie  dni  incipiunt 
eple  ex  registro  bti  Gregorii  pape  Mense  septimo  indictione 
nona  •  sc J  .  ordinationis  sue  anno  .  i  ®  .  GB^  Vniuersis  epis  p  si- 
ciliam  constitutis.^  ^ssa  Valde  necessarium  und  retcAen  bis  f.  120^  a 
ExpHcit  über  registri  b.  grego .  Dieselben  gehören  nach  Ewald 
im  Wesentlichen  der  Glosse  der  ,Completirten  R^  an  (vergl.  Neues 
Archiv  111,497).  Es  folgen  f.  120^  b — 138''b  von  anderer,  aber, 
wie  Loewe  meint,  wohl  gleichzeitiger  Hd.  etwa  212  nicht  numerirte 
andere  Biiefe,  aus  Beda  und  den  Sammlungen  C  und  P  entnommen, 
darunter  Wiederholungen  bereits  gegebener  Briefe  und  Apocrypha 
nebst  zwei  Documenten  des  IL  Jahrhunderts,  Näheres  darüber 
bietet  Ewald  a.  a.  0,  226, 

a  I  10 

(I  B  8    I  I  10)  2o  m.    bip.  pag.  878  foll.    s.  XV. 

Schöne  ital.  Handschrift  mit  Florentiner  (f)  Initialen.  {,  V 
mit  Miniatur  umrahmt.  Das  Wappen  unten  ist  ausgetilgt,  Augu- 
stini epistola£.   Vorn  kein  Index.    Nach  später  beigesetzten  Zahlen 


^  Vgl.  Ewald  a.  a.  O.,  S.  226  ff.  —  '  Gregorii  uita  auctore  Paulo  diacono 
(opp.  Greg.  IV  1,  1).  —  ^  Greg.  ep.  U,  485. 


424  T.  Hartel. 

Sind  es  273  Stück.  Der  erste  an  Volusianus.    De  siiiite  *  tat  q^ 
et.     Der  letzte  an   Caecilianus.     Querela '  de  mc  apad  te  — 

a  I  18 

M.  201  foll..  1—172  bip.  pag.  f.  1—187  a.  912;  f.  188—204  Thcil«  «Mr  Mim  II  hlL^ 

Wcstg.  Schrift,  meist  AosschanpwfMBtBt.* 

f.  1'  am  unterefi  Rd.  s.  XVL   es  de  la  yglesia  de 
y  esta  la  primera  hoja   del  suelta  dentro  del  libro.    JBr 
skh   viele  cursive   Stückchen,   das  grösste  f.  202^  äuMSsnr 
16   natürlich    sehr  schmale  Zeilen,   die  stark  beschniäm;  £ 
westg.  Min.  mit   cursiven  Elementen,   wohl  rUekl   vid  sfükr 
die  leere  Stelle  von  10  Zeilen  geschrieben,     f.  188^  imtanr 

westg.   Rdbemerkung :   Notitia   depou   adcras  galoido  aba 

et  teoare  faue  |  no?  leogodinco  faace  |  xpofonmi  faaee 
fauce  I  face 1  seruo  di  |  f.  195'  unterer  RL 

bleicher   Tinte,    westg.:  pelagioii^  pelagio    medio    saape  u 

t 

medio   uelite  dame  (a  oder  o  ca;  u?)  bec  semina  iiiiUa 
*  ui  min*. 

f.  l^a    Et 3   Bcdm   ^ditum   apstolo«    *    regnla    mc 
siculi  sca  patrum  precedentium  sancscit  auctoritas  —  f.  2^i 
macola  nos  offeras  am.  h^c  sunt  nomina  qai  maniis  snas 
scriptione  ul  signum  in  hoc  pactum  fecerunt.      Es  fdgsk 
eigenhändigen  Unterschriften  der  Klosterinsassen,  welche  siA 
Abt    Sabaricus  ganz    und   gar  in  die   Hand  geben  und  A» 
alle  Uebertretung  der  KlostoTegel  etc.  die  strengsten  Strafen 
räumen.  Paläographisch  ist  diese  Subscr.  höchst  interessanfy 
historisch  der  Namenskatalog.    Einzelne    Namen    sind  cursiv  ol0 
haben  wenigstens  cursive  Elemente. 

f.  3 ''  a  (r.  Maj.)  prefatio  huius  regule  dmni  redicti  (sie)  ab 
batis.  I  Rcgiilam  alTm  h^c  conscripsimus  ut  hune  obserbantes  ii 
monasterio  aliquatenus  ul  honestatem  —  f.  3'b  (r.  Maj.)  aba 
h^c  sunt  q'  ut  obserbetis  ac  —  f.  4^b  concupiscentiam  non  bi 
bcatis    ,7  /  //.    I  Danach  6^/\  Zeilen  ausradirt.  Dann  folgen  ve 


*  Aug.  ep.  132.  —  '  Aug.  ep.  151. 

»  Vjrl.  Ewald  a.  a.  O.,  S.  226,  Exempla  tab.  XV  bieten  ein  Facmmi 
von  f.  ^s^  —  J  Wie  Loowo  meinte  (Ewald,  S.  227),  ein  Rocept,  —  >  D 
jranzon  Vortrair  theilt  Ewald  a.  a.  O.  mit. 


Bihll«ili*u  pmtriB  latkHran  Hitpuinnti 


425 


Bchir-dvirn  oi-aliones  (Titel  der  »rsten:  r.  Maj.)  it  or  de  abbn  qui 
in  eenobio  ehdoraada  ingreditur.  t  Adiutorium  nobis  quesu- 
mMsetc.  Die  vierte  und  letzte  xchliesst  f.  Ö'b:  ad  inte  liegen  dum 
soUiciorem  reddat.  ani.  (r.  Maj.)  it  prologua  d  regula  sei  patris 
un  bonedicti  abbatis.  |  Abacalta '  o  filii  precepta  magistri  *  in- 
clina  aurem  eordis  tui  a  admonitionem  —  f.  6'b  consortea  -am-  | 
(r.  und  gr.  Maj.)  it  kapitule  eiusdem  regiilo  donini  benedicti 
abbati  primus  \r  \  Es  fohjt  ein  Index  con  77  Gipp.  1'.  7 '  a  I  De 
generibus  monacbo«.  Monacbomm  quatuor  esse  genera  mani- 
festum est.  pi'imum  —  f.  33'a  recipiendus  est  in  monasterio 
Explicit  regnla  patria  nri  domni  benedieti  abbati:  |  du  gratlau  | 
(r.  Maj.)  incipit  regula  domni  fnictuosi.''  ]  Post  dilcctionem  di 
et  proximi  quod  est  slimma  —  temporibus  |  Es  folgt  ein  Index  voti 
21  Capp.  Das  Werk  heg.:  I  De  orationib'  |  Prime  höre  obaerbanda 
mensura  etc.  Es  bridtt  f.  40' b  im  XX.  Cap.  eieq'  mensam  ponetur 
uta6.  f.  41'"a  (r.  Maj.)  incipit  recula  sei  patris  |  (grün)  ysidory 
abbatis  instituta.  |  plura^  sunt  precepta  uel  inatituta  maiorum 
que  aacia  —  f.  52' b  quomodo  animo  ad  salutem  jiueniant  [ 
(r.  Maj.)  inne  dni  incipit  uita  sei  pacomnii  aibe  et  recula  eius- 
dem. I  Quoniam"  deaiderio  desiderati  (sie)  aemper  audire  que 
BCa  sunt  —  f.  ÜO'b  eat  honor  et  gia  in  scla  aclo%  am.  |  {Maj.) 
item  pacomiuB  |  Quamuis  ^  agutus  gladiua  et  leuigatus  aaaidui  — 
f.  Öl-a  congregationia  studia  delectarint  .f.  Finit  |  (r.  Maj.) 
p.  Jntititutio  [  dicendum  est  de  prestinariia  Quando"  —  f.63'a 
egit  in  omib'que  ei  credita  aunt.'"  f.  G3'^b  Plenitudo"  eiua 
legis  caritaa  ecientibus  tempna  quod  iam  —  f.  64'  menstiram 
operis  8ui ''^  f.  Ö5'a  domnum  eiuadem  monastprii  transibi- 
mus  '^  —  f.  (i6''a  requis  in  futuro  abere  possitis.  |  (r.  Maj.) 
itö  icapitula  supradicte  aepale  |  t  ©■  conlatione  (24  Capitel). 
Dag  Werk  heg.:  Ad  andieadum  in  conlatione  patrem  tribua  — 
f.  71*  b  bnmilitas  uero  bis  indicüa  conprobatur.  |  Explicit  re- 
gula patris  nri  pagomii  dd  gratias  kpT. 

(r.   und    gr.    Maj^    inne    dni    nei    itu    xpi    incipit    regnla 
dumoi  agustini  ppi  scis  nirginibua  spi  in  monasterio  couaisten- 


'  Benedicti  reg.  68,  -216  M.  —  '  Fructiiotsi  regula  87,  1099  M.  —  ■  leidori 
rep.  moniiiilioriim  VI,  534.  —  '  ViW  b.  Postliumii  7;i,  420  M.  —  *  Hier, 
priief.  in  repalam  P»chomii  II,  hü.  —  »  Ib.  II,  70V  —  '"  Ib.  II,  76,  — 
"  Ib,  11,  77.   -   "  IL,  H,  HO.  —   1'  Ib.  II.  89. 


426  ▼.  Hftrtcl. 

tibuB:  l  d  regula  puellarü  |  Inprimis  ^^  monasterium  u^sm  min 
conclabis  diligentiam  habeat  ut  firmitate  —  f.  7ö'b  ne  in- 
ducatur;  explicit  regula  beati  agustini  .  dö  grfta.  f.  75 'b 
(r.  Maj.)  epistola  beati  iheronimi  ad  eubstocia  (sie)  uirgine 
directa  |  Audi  ^^  filia  et  uide  et  inclina  aurem  tuam  et  obli- 
uiscerepplm  tuum  *  domQ  —  f.  92  ^a  dns  ms  audibit  demonium 
abes  modo  audi.  f.  93 ^  a  (r.  und  achte.  Maj.)  sub  xpo  dö 
leäder  ipsius  msda  eps  in  xpo  filie  ac  sororis.'florentiiie  salutö  | 
Perqoirenti^^  mici  soror  et  sorori  m^^  karissima  florentina. 
.1'  Quibus  te  —  f.  98^b  mulier  timens  dm  ipsa  laudaoitur. 
f.  98 ^b  (r.  Maj.)  J  ut  uitentur  laycae  mulieres  de  institu- 
tione  recula.  |  Precor  te  soror  ut  femine  que  tecum  —  f.  108  ^b 
usq^  in  finem  salba  eris  l  expllCiT.  |  (r.' Maj.)  de  uiduis^^j 
Uiduarum  multa  exempla  sunt  quarum  prima  in  scripturis 
legitur  —  f.  109^a  emendatione  ser///  //bus  (6—7  Buchst. 
unUabar).  \  (r.  Maj.)  de  purificatione  |  Deutissim^  hieronim^  dum 
de  purificationib^  interrogaretur  —  f.  109  ^b  cum  gra«  actione 
II  Jin  I  Eine  andere  Hd.  hat  mit  kleinen  Budistahen  den  da- 
nach freigebliebenen  Raum  durch:  Ulut  aum  quid  signiiicet  quod 
dns  ad  moysen  —  iides  et  Caritas  abscondit  \  ausgefüllt, 
(r.  und  gr.  Maj,)  inne  dui  incipit  uita  sce  constantine  | 
f.  llO'^a  I  Constantine  ^'^  uirginis  sacratissime  gesta  mirabilia  que 
longo  sermone  uix  —  f.  125 '^a  uibit  et  regnat  in  scla  scton 
am.  explicit  über  tertius  de  uita  sce  constantine  uirginis  am. 
f.  125^a  (r.  und  schw.  Maj,)  incipit  uita  sce  melanie  senatricis 
rome.  |  Benedictus^*-*  dns  qui  su^citabit  tet  pretiosum  caput.  sacer- 
dos  di —  f.  145^a  diligentibus  se  cui  est  gla  in  scla  sclorum.  { 
Amen  J  expl.  f.  145^ b  (überschrieben  von  junger  Hd.:  S  Paul^ 
Vita)  Si  cuncta  '^®  mi  corporiis  (sie)  membra  uert^rentur  in  linguas 
etoms  —  schUesst  f.  158^  b  mit  den  Epitapiden  der  Paula  diebus 
uiginti  uno  explicit.^  |  Inter^^  oins  materias  quas  ab  adulesccntia 
usque  ad  hanc  etatem  ul  mea  ul  notario«  scripsi  manu  nicil  pre- 
senti  —  f.  168^b  immitatio  forma  uirtutis  est  |  (r.  Maj.)  b  Incipit 
iheronimi   ad  principiam  uirgin6   explanatio   psalmi  ^^  lui.  | 

*•  Ifiid.  regula  monachorum  VI,  ö2ö.  —  **  Hier.  ep.  I,  87  (^  Ambros. 
app.  p.  865).  —  **  Leandri  ref^ula  72,  874  M.  —  "  Aussüge  aus  Hiero- 
nymus,  wie  es  scheint.  —  w  ?  —  i»  ?  —  20  Uier.  ep.  I,  684.  —  21  ib. 
I.  969. 


Bibliothecft  patrum  latinornm  Hitpftnicntit.  427 

Scio^^  me  principia  in  xpo  filia  a  plerisque  —  f.  169^a  sensu 
pacificus  apellatur  |  f.  ITO'^a  (r,  Maj,)  epistola  beati  iheronimi 
ad  furiam  |  Obsecratis  ^^  litteris  et  suppliciter  deprecaris  ut  tibi 
—  f.  175^  nubtiis  cogitabis  |  (V.  Maj.)  epla  hieronimi  ad  salui- 
nam  |  Uereor*-^^  ne  officium  putetur  ambitio  et  quod —  f.  180' | 
legentium  ptimesco  X  bxplicit  .\  pS  \  (r.  Maj,)  epla  hyeronimi 
quomodo  uiuere  debeat  uidua  quae  sine  liberis  derelicta  est  | 
Hoc  idem  ^*  et  in  euangelio  legis  doctor  interrogat  —  f.  181  ^  | 
scripsimus  etplenius  die  exputamus  |  f.  181^  (r,  Maj,)  hieronimus 
ad  rusticum  monacum  de  intitutione  (sie)  monacorum  |  Nicil  est  ^^ 
xpiano  felicius  "cui  promittuntur  —  f.  186^  difficile  .^et  magna 
sunt  premia  am  explicit.  Darunter  in  drei  zum  Theil  cursiven 
Zeilen  die  Subscnptton :  O  uos  olns  qui  legeritis  hunc  codicem. 
mementote  ////////  (2 — 3  B,)  clientula  *  exigua  leodegundie  qui 
hunc  scripsi  in  monasterio  bobatelle  regnante  adefonso  principe 

o 

in  era  dccccL  quisquis  pro  alium  orauerit  semetipsum  dm  con- 
mendat.  Darunter  von  BibL  Hd.  8,  XVI:  nota  scriptum  librum 
era  dccccl  sed  legendum  dcccl^^  |  f.  187'  steht  noch  von  gleicher 
Hd,:  Milites  ergo  xpi.''  sie  tales  deuent  suos  conponere  sensos 
caritatem  in  sc  —  ul  qui  per  cellulas  consistunt.  f.  \%1''  ganz 
gebräunt,  enthält  in  der  Mitte  10  Zeilen  in  icestg,  Schrift  mit 
cursiven  Elementen. 

Der  Theil  des  Codex,  der  nun  folgt,  ist  eine  andere  Hs. 
und  später  geschrieben  (etwa  X  ex,).  Die  Blätter  sind  sehr  in 
Verwin^ng  gerathen.  Was  man  ohne  grössere  Mühe  sieht,  ist, 
dass  f.  204  vor  192  stehen  miisste.  Die  Titel  und  Anfänge  der 
Seiten  sind  f.  188'  (r.  Maj.)  incipiunt  prologi  psalmorum  ßditi 
a  beato  iheronimo  presbitero  ^"^  |  /////////////  (13  B.  unleserlich 
omnem  psalmorum  ?J  prophetiam  ad  xpm  referendam  non  du- 
bium  est  —  |  f.  188^  diuina  ac  singularis  uirtute  —  |  f.  189' 
//////////  uo  gradu  ait  ideo  quod  no  .  .  .  cxxvii  —  |  f.  189  ^  qui 
habundant  deliciis  |  (r.  Maj.)  de  psalm  (^c)  primo.  |  Initium 
psalmi  huius  —  f.  190'  ///////////bus  hominibus    |  (r.  Maj.)  It 


"  Ib.  1,  371.  —  23  Ib.  I,  280.  —  2«  Ib.  I,  493.  —  25  y  —  26  ib.  I,  926.  — 
2"  Dazu  bemerkt  Ewald :  ,Dies  scheint  in  der  *  That  richtig  zu  sein. 
Alfons  III.  stirbt  era  948,  Alfons  IV.  kommt  era  963  auf  den  Thron. 
Auf  Alfons  II.  el  Casto  würde  era  850  (a.  Chr.  812)  gut  passen.  Auch 
das  Alter  der  Schrift  widerspricht  dem  nicht.*  —  28  y 


428  V.  Hartel. 

prologus  beati  iheronimi  in  libro  psalmorum.  |  Omnis  '®  gcribtora 
diuinitus  —  |  f .   190^  tatem  pro   austeritatem  —  |  f .    191'  ne- 
cessaria   doctrina  —  |  nuncupantur.    Finiunt  p^  numero  c  /^ 
(r.  Maj.)   It  prologus  iheronimi  in  libro  psalmorum  —  f.  191» 
Anfang  unleserlich,  diese  Seite  schliesst:  scribtum  diligentissime  | 
f.  192"^     '/////V  sanguinis   lxxviii   uox  sacerdotum.  |  f.  192^  geht 
bis  Gxxv   und  schliesst:   mensuri  j>petua  |  f.  193'"  ///////  dnicai 
sollemnis.  Ideo  —  |  f.  193^  schliesst:  quotiens  in  titulos   psalm^j 
f.  194'   (ivtJie    Titel)    de    hymno  |  de    alleluia  |  de    laudatione 
psalmorum  uel  castigatione  |  f.   194''  it  prologus  iheronimi  ad 
paulum  de  alfabeto  /////////  |  Nudius  ^^  tertius  cxviii  psalmum  — 
f.  195'^a  (hip.  pag.   und   andere  Hd.)  HH/l/i/i    ul    exercituum 
(es  folgen  8  Zeilen)  \  SAÖÖAN  Mst  robustum  |  (r,  Maj.)  indpit 
prologus  beati  ysidori  in  canticis  |  Plura^^  nobimus  cantica  uaiiis 
uatum   carminibus  —  f.    195''a   salubriter  adipiscüt.    explicitj 
(r.   Maj.)  Incipit  kaput   opusculo«  |  (blau)  quinquagenis  nume 
(roth)  ris  psalmorum  |  Uelut  quidam  arentis  teiT  austeritatem  — 
h^c  eum  placabit  breuiari  |  (r,  und  hl,  Maj,)   incipit  d  primo 
quinquageno  numero  psalmorum  |  Quisquis  ille  est  qui  p  opus 
iustum —  f.  195»  b  ex  omnibus   tribulationibus  liberabit  eum.  | 
f.  196'"  (nicht  bip.  pag,):  ///////////////  ipsum  ebraicum   eontinet 
—  schliesst   Sunt   oms  psalmi   cl  |  f.    196»  Pro  turcularibus  — 
hystoriamque    continetur  |  f.  197'*  ////     /  /bro  regnonim  cente- 
simus  XLiii  aduersus  —  pr<^dicauit  hominibus  |  f.  197»  (r.  Maj,) 
incipit    consideratio    psalmorum   .    in   causis    diuersis    ita  con- 
uenienter  abtatur  .  in  oratione  uero  hiis  ut  prenotati  xvi  |  exaudi 
ds   lusti  Lxvi    exsurgat  —   (geht   dreigetheilt  bis)   f.    198»c   dno 
dicant  explicit  |  In  finem  scribturarum   hebrei  amen  pro  robo- 
ratione  scribebant  —   de  decem    nominibus   quibus   ebrei    dm 
nücupant  ^'^    Primü    et    idst    —    bricht   ab    mit    IUI    Quartum 
il Hill  IUI  I   f-  199^'    (nicM  getheilt)  abrupt  wie  es  scheint:  ////// 
constare    sicuti   et    —   significet  |  (r.    Titel)    incipit   de   litteras 
hebreas  Aleph  doctrina  —   Tau   signa  |  f.  199» /cwf  ganz  ver- 
löscht   beginnt    Post    interpretationem    elementoriim    —   f.   200' 
Hill II IUI  anticum  psalmus  —    f.  200»  tunc   et  credentibus  dm 
aperitur  |  (r,  und  bl,  Maj,)  it  epistola  damasi  urbis  rome  aepiscopi 

'^  Basilius  in  Üb.  Psalmonim  interpr.  Kufino  (Aug.  opp.  IV  1,  63).  — 
»"  Hier.  ep.  I,  144.  —  3i  Vgl.  Mai  SVNC.  III  2,  256.  —  »^  Cf.  Hier.  op. 
III,  729. 


Bibliotheca  pfttrnm  Utinoram  Hispftniensia.  429 

ad  iberonimum  presbiterum  directam  |  Dum'^^  multa  corporali 
librorum  (»ic)  —  prsbtrm  ibcrosolima  |  (r.  und  hl,  Maj.)  rescribtio 
ad  papam  damasum  sedis  apostolicam  urbis  rom^  ^piscopum 
iberonimum  supplex  |  Litteras  ^^  apostolatus  usi  accepi  at  scdm 
simplicitatem  (bricht  damit  ab),  \  f.  201"^  !  Hl  HUI  canentes  psal- 
mographum  me  interpretare  —  dicitur  Pr^fatio  Dauit^*  filius 
iesse  —  f.  201*  uicibus  cordarum.  |  f.  202'  beg.:  1/1/  citfaaris  u} 
tabarum  —  hoc  est  semper  (r,  Maj,)  it  prologus  hieronimi 
Liber  psalmorum  —  f.  202*  et  uoluit  |  (r.  Maj,)  it  prologus 
iheronimi  prsbtri  in  libro  psalmo«  |  Psalterium  rom^  dudum^^ 
in  ea  ab  utraque  —  f.  203'  cum  qu^  inpressimuB  sciat  in  lxx 
—  fönte  potari  ]  (r,  Maj.)  inter  psalmum  et  canticum  hoc  in- 
terest  |  Psalmus  a  psalterio  appellatur  —  f.  203*  habeat  in 
se  doctrinae  scientiam  |  (r.  Maj,)  d  diabsalma  |  Diapsalma 
hebreus  sermo  —  |  De  amen  |  Amen  uere  fideliter  (es  folgen 
vier  Zeilen)  |  f.  204'  Hl  11///////  et  sol  fluctibus  —  uelociter  | 
(r.  Maj.)  incipiunt  breues  psalmorum  |  Primus  psahnus  ad  xpi 
pertinet  — .  Die  rothen  Zahlen  gehen  bis  LXXV,  f.  192  schlieast 
hier.     f.  204*  fast  ganz  abgescheuert. 

ans 

S  o  m.  bip.  pag.  157  foll.    a.  X  «x.  in  weatg.  Schrift. 

Die  Schrift  ist  westg.  mit  vielen   cursiven  Stückchen  zu  An- 
fang   der    nächsten    Quaternionen    und    in    Ueberschriften,      Die 

Q^mtemionen   gehen  von  1 — XVII.     f.  1'    Diole  Don  Jorge  de 

t 

Beteta  a  su  mg'  Anno  1578  |  f.  1*  und  2'a  steht  derselbe  Index 
wie  in  *  I  4  (saec,  XII ex.),  f.  l*a  (r,  schw.  gr.  Maj.)  Inme  dni 
nsi  ihu  xpi  incipit  liber  cpistolarum  sei  iheronimi  sei  agustini 
siue  etiam  aliorum  doctorum  |  Incipiunt  capitula.  |  i  Epstla 
iheronimi  de  substantia  patris  ac  filii  et  sps  sei  —  f.  2'a 
Lxviui  Jheronimo  agustinus  |  (V.  und  gr.  Maj,)  incipit  eptla 
beati  iheromi  de  substantia  patris  ac  filii  et  spiritus  sei  |  f.  2''b 
Soleo  frs  soleo  ut  ipsi  —  Die  weiteren  30  Briefe  folgen  in  derselben 
Ordnung  wie  in  der  genannten  Handschrift.  Die  folgenden  Briefe, 
welche  in  dem  Index  von  a  II 14  nur  genannt  sind,  finden  sidi  in 


33  Damasas  de   psalmorum    emendatione    (Hier.  opp.  XI,    276).  —   ^  Ib. 
XI,  277.  —  "  Ib.  XI,  278.   —  »«  Hier,  praef.  in  libr.  Psalm.  X,  106. 


430  V.  Hartel. 

dieser  Hs.  icirklich,  und  zwar  mit  folgenden  Tüeln  und  AnfänfK 
f.  66  ""b  Theuphili  epi  alaxandrie  (sie)  pascalis  epstla^  |  x^iuii 
dnm  gle  ffs  kini  rursü  consona  —  f.  75^  b  epstlm  ealo^  wl; 
ceri  ^pi  ad  theuphilum  ^pipm^  |  Nosti  dne  cuncta  ludifail 
pater  et  ante  nsas  —  |  f.  75  ^a  Dionisi  ad  thc'philum*  |  W: 
ds  när   qui  in    cöciliis   scö*   —   f.  75  ^b  H.  ad  tenfoniem  1| 

libro  arbitrio  *  \  Non  audacter  ut  falso  pataa  sed  —  |  f.  8Mk 
scripta*'^  lammot  hesifonte  ^pstla  in  qua  ad  interrogata  responlij 
Crebra  frm  expostulatio  fiiit  quur  —  |  f.  83^b  H.  ad  in»; 
quillum^  |  Maiora  sps  uincula  esse  —  |  f.  84'b  expodM 
origenis  de  psalmo  nonagesimo  primo  |  Psalterium^  gen^  orffd 
musici  est  quod  —  |  f.  85''b  ^psla  beati  iheronimi  de  01» 
sionibus  filiorum  shrl  quadraginta  duobus  |  In*^  sep 
septimo  psalmo  quem  iuxta  —  |  f.  97 'b  H.  an  MareeUai 
Magnis  nos  prouocas  testimoniis  et  torpens  otio  —  |  f .  96 
H.  an  VifcUis^^  \  Zenon  nauclerus  (nur  Adr.  u.  zwei  Ztäm^ 
am  Rde:  supra  quere)  |  f.  97^a  ^.  an  Danatus  \  Scriptum  est^ 
multa  flagella  peceatorum  qu^  —  f.  99' a  Ä  an  (xutricia«MMj^\ 
SS  filius  meus  heraelius  dciis  mihi  —  f.  99 'b  Paule  et  emM 
cium  ad  marcellam  cxortatoria  de  scis  locis.^^  |  Mem 
Caritas  non  habet  —  j  f.  103^ b   H.   an  AugustinA*  \  Quam 

SCO  fre  nso  sollite  quercrem  —  |  f.  104' a  A.  an  Ä  *•'*  |  lam 
dem  tue  caritati  prolixam  —  |  f.  112'a  ^.  an  HA^  \  Dm 
qui  nos  uocabit  in   suum   rcgnum  et  gläm  et  —  |  f .  119'b 
an  H,^'  \  Quod  ad  te  scripsi  honorande  mihi  in  xpo  —  f.  1 
H,  an  A,^'^  \  Uirum  honorabilem  fratre  inm  filium    dignati< 
tu^   horosiimi  —  .  f.  124^  b  H.  an  A.^^  \  Omi  quidem  tem; 
beatitudine  tuä  eo  quod —  |  f.  125'a  H.  an  Prindpia^^  | 
me  principia  in  xpo  filia  a  plerisq'  —  |  f.  130' a  ist  ganz 
radivt    \    f.  132^  b  H.  ad    quosdam  de  resurrectione.**  In  ^ 

>  Ep.  Theophili  Alex,  interpr.  Hier.  (^Hier.  I,  5S5).  —  '  Responsnm 
solyraiUnae  »ynodi  (Hier.  I,  549).   —  '  Ep.  Dionjsii  interpr.  Hier. 
I,   551).    -    *  Hier.    ep.   I,   1019.    —    »  Scripta   iam    ad   Cteripl 
(Hier,  dialo^s  ada.  Pelag.  H,  679).   —   •  Ib.  I,  349.   —   t  y  _  • 
ep.  I,  463.   —   »  Ib.  I,  325.   —    »'^  Ib.  I,  433.   —   "  ?  —    n  Hi«. 
I,  406.   —    «5  Ep.  Paulae  et  Eustochü  (Hier.   opp.  I,  197).   —    » 
ep.  L  754.   —   »*  Aup.  ep.  i>2.   —    »*  Aup.  ep.   166.    —   «^  Ang  ep. 
=  Eugippü  abbatb  Thesaunis  ^62,  561  M.).    —  "  Hier.  ep.  I,  10S6  - 
«•  Ib.  L  1059.  —  Ä'  Ib.  I.  371.  —  J»  Ib.  I,  793. 


Bibliothecft  patram  latinorum  HispanienBis.  431 


iam  ^fectionis  articulo  sei  fris  nsi  sisinni  —  |  f.  140'  (als  Nr.  LH) 
incipit  apologeticum  rufini  prsbtri  contra  hieronimü  prsbrm 
Relegi^^  scripta  que  ab  amico  et  fratre  bono  de  Oriente  ad  — 

scheint  f.  153^b  mit  uthsommissis  illa  tenet  ///////////////  ^w 
schliessen.  f.  154'"a  (andere  Hd,)  Audiui  boces  anglo«  milia  milium 
imnum  dicentium  —  f.  157 'b  et  alios  in  peccatis  bxplicit  1 
Die  mici  in  quo  trono  sedet  dns  ns  ihs  xps.  RS.  In  septimo 
trono  —  f.  157^a  flores  emittant  (an  unt?)  bxplicit. 

a  n  4 

20  m.  bip.  pag.  875  foU.    •.  XIV. 

Auf  Augustinus  de  civitate  dei folgt  ein  ausführlicher  alphab, 
Sackindex  zu  demselben  Buche,  dann  ein  Capitelindex  zu  de  civi- 
tate dei  und  de  trinitate,  f.  275'  einiges  italienisch  von  anderer 
Hand  über  Regierungszeit  der  römischen  Könige  u,  dergl. 

ans 

(II  I  6     n  0  8)  20  m.  203  foll.   •'.  XII. 

Fol.  1.  2.  199—202  sind  im  14.  Jahrh,  ergänzt. 

{.  V  (r.)  incipit  Über  beati  ambrosii  mediolanensis  archi- 
epi  de  misteriis  siue  de  sacramentis.^  |  De  moralibus  cotidianum 
sermonem  —  f.  ö'  |  regenerationis  operetur  |  (r,  und  bl.  Maj.) 
explicit  tractat^  de  mysteriis*,*  |  (r.,  bl.  und  gr.  Maj.)  incipit  sermo 
primus  de  sacramentis.^  |  De  sacramentis  qu^  accepistis  ser- 
mone  —  f.  6^  explicit  sermo  primus  incipit  secundus  In 
diluuio  quoque  ///////  figuram  baptismatis  pr^cessisse.  hesterno 
coepimus   etc.     Das    3.    Buch  beg.    f.    8"*    Hesterno    de    fönte 

diputauimus  cuius,  das  4.  f.  9^  In  ueteri  testamento  sacer- 
dotes  inprimum  tabernaculum,  das  6.  f.  11'  Hesterno  sermo 
nr  atq;  tractatus,  das  6.  f.  13  Sicut  uerus  est  dei  filius  dns 
nr  ihs  xps  n  queadmodü  —  f.  15'  &  semper  k  in  omia  scla 
sclo*  AMHN ;  (r.)  explicit  sacramto*  Über.  Sermo  isidori  epi 
de  corpore  et  sanguine  xp'i  in  pascha^  |  Magnitudo  c^lestium 
beneficio«   angustias   —   f.  16^    in   scla  sclo*  AfDCN    |  (Maj.) 


23  Rufini  apol.  21,  541  M. 

*  Ambrosias  de  myst.  II,  325.  —  '  Ambr.  de  sacr.  II,  349.  —  ^  Fausti 
Rheg.  bom.  30,  271  M.;  Caesarü  hom.  67,  1052  M.;  Hier.  opp.  XI,  255 
et  Isid.  YII,  316. 


432  ^.  Hariel. 

incipit  Über  beati  ieronimi  prbi  contra  ioiumanaiii  hereticum.^  | 
Pauci  admodum  dies  sunt  quod  sei  ex,  doB  2.  JB.  beg,  f.  40^  — 
f.  57  ■*  epicuri  luxuriam  susceperunt.  (Maj.)  explicit  Über  beati 
ieronimi  prbi  contra  iouinianum  hereticum;  incipit  liber  mpolo- 
geticus  beati  ieronimi  pr'bi  ad  pammachium.^  |  Quod  ad  te  hoc 
usque  non  scripsi  causa  fuit  silentium  tunm  —  f.  64^  sequi 
uel  diuitg.  |  (r )  Explicit  liber  apologeticus  beati  ieronimi  prbi. 

Incipit  ei'dem  liber  cont  heluidium  de  ppetua  nirginitate  scf 
mari^.*'  I  Nuper  rogatus  a  fribus  ut  aduersus  libcllum  —  f  72'| 
pariter  /,'  /  experiatur  k  mater  |  (r.)  Explicit  liber  beati 
ieronimi  prb'i  aduersus  heluidium  de  perpetua  uirginitate  scf 
mari^;  Incipit  eiusdem  liber  ad  eustochium  uirginem  de  uii^- 
nitate.  ^  |  f.  72^  Audi  iilia  et  uide  et  inclina  aurem  toam  — 
f.  84^  ä  flumina  non  opient  eam  |  (r.)  \  EIxplicit  liber  beati 
ieronimi  prb'i  de  uirginitate  ad  eustochium  uirginem.  |  f.  85' | 
Incipit  liber  primus  omeliarü  beati  gregorii  pap^  urbis  romf  | 
in  primam  partcm  ezechielis  prophet^  qu^  sunt  numero  -xn-  | 
Gregor  an  Marimann^:  Omclias^  quo  in  beatum  —  1.  Homäk 
heg,:  Dei  oiTüpotentis  aspiratione,  der  erste  Theü  echl,  f.  147* 
(vor  der  Doxtylogie) :  etiä  sup  sp's  qui  s't  sine  came  robo- 
rare  |  (Maj.j  explicit  liber  primus  omeliamm  beati  gregori 
pap9    urbis    rom^   super  primam    partem   ezechielis  pro- 

phete.  incipit  eiusdem   sccundus  in   extremam  partem  eiusdem 
prophet^.   qu^   sunt  numero   decem.  |  Die  erste  heg,:  Quoniam 
multis    cuns   prementibus    ezechielis  prophetf.      Die    Hs,   sdL 
f.  203^  in  unitate   sp's   sei   d's  p  omia  scla  sdo«  amen.  |  (r,) 
Explicit   liber   secundus  omeliarum  beati    gregorii    pap^  urbis 
rom^  super  extremam  partem  ezechielis  proph^  |  Es  folgt  m.  i; 
Hie  hebetata  tuü  michi  cordi  pennula  cursum 
Paulisper  retine  longumque  quiescere  speme 
Nee  creilas  proprium  xp'i  pietate   tributum 
Qui  tibi  restantes  concedat  pergere  calles. 
Dass  vor  dem  Utzt*!n  Bl.  einige  BL  s.  XIV  ergänzt^  wurde 
i>^'cJi  gt;fagt.     Da    die   letzte   Seite  sehr  ahgehlättert ,  so  hat  mum 
ghich  bis  zum  Schlu^ss  ergänzt^  so  dass  also  der  bdialt  der  letzUn 


*  Hier.  «du.  louiuianum  U.  :237.  —  ^  Hier.  ep.  I,  ä09.  —  •  Hier,  ad 
Heluidium  II,  ii>5.  —  *  Hier.  ep.  I,  d7  =  Ambr.  app.  p.  S65.  — 
*  Gregorii  hom.  iu  Exech.  I,   1174. 


Bibliotheca  patrutn  latinoniin  Hispanieosis. 


433 


Seite  zweimal  vorhandtn  ist.  Doch  schliesst  {.  202 '^  (^  ist  her)  ein- 
fach: in  unitate  sps  sancti  deus  p  omnia  secula  seculo«.  amen. 

ans 

(n  D9    II  H  19)  r  m.  bip.  pag.   28J  foU.   8.  XIII  XIV. 

Einband  von  grünem  gepressten  Leder.  In  der  Mitte  auf 
der  Aussenseite  des  vorderen  Deckels  ein  Wappen  mit  Lilien  um- 
geben, f.  1 — 283^  Augustinus  de  cimtate  dei.  f.  284  "^a  Thomas 
von  Aquino  an  Ambaldus.  Ke4  opifex  d^s  solo  Bue  bonitatis  etc.^ 
wohl  Eiideitung  zu  einer  Glosse  Hier  ein  Bibelbuch,  das  dann 
beg.:  ()icut  scriptum  est  in  ysaia,  von  reichlichen  Glossen 
umgeben,  aber  über  ö  Col.  nicht  weiter  geschrieben  ist;  am  Ende 
7»! ;  ego  petrus  baionensis. 

a  n  9 

2*  m.  bip.  pag.  111  füll.  a.  934.  westg   Scbhft  mit  bunten  Initialen.* 

f.  2*^  m,  s.  XVI:  D  Ildefonsi  de  virginitate  B.  Mariae  et  vit^ 
multarum  sanetarum  sine  nomine  autoris^  videls  s.  Constantin^ 
Helie^  Melanie  Castissim^  Egeri^  Pelagi^  Mariae  aegipti^  et  vita 
sancti  Aemiliani.  autore  Braulione  .  codex  scriptus  (992)  Dioleal 
Rey  Don  Jorge  de  Beteta. 

f.  l"^  füllt: 


pax 

lux 

A 

Q 

lex 

rex 

muniens 

agmina 

f.  2  '^  a  (r.  und  gr.  Maj,) :  it  prologum  in  laudem  dmni  ilde- 
fonsi a  beato  iuliano  ^piscopo  editum  deo  gratias  |  Ildefonsus^ 
memoria  sui  temporis  clarus  « insignis  (sie)  eloq'nti^  äuminib'  exor- 
nans  —  f.  3^b  claritatis  aiii.  f.  4'^a  (r.  und  gr.  Maj.)  in  nme 
dni  nsi  itnx  xpi  .  incipit  Über  de  uirginitate  sc^  marie  opuscu- 
lum  pr^fationis  in  quo  exprimitur  humilis  deuotio  atque  pia  con- 
fessio.  dogras.  |  Die  Zeilen  im  Anfang  abgerissen.  Ds  qui  das 
sapi  [  .  .  .  I  paruulis  insipient  [  .  .  .  |  f.  6^a  uiuiturum  am. 
f.  6^b    (r.    und    gr.    Maj.)    libellus     d     uirginitate     sce    mari^ 

>  Vgl.  Ewald  a.  a.  O.  229;  Exempl.  tab.  XXIII  bieten  ein  Facsimile  von 
f.  6*  Ildeplionsus  de  perpetua  uirginitate  Marie  (96,  ö7  M.).  —  •  Isid. 
opp.  VII,   1173. 

SiUungsber.  d.  pbil.-hist.  Cl.    CIL  Bd.  I.  Hfl.  2Ö 


434  V.  Hart«!. 

antitriapistos  idst  contra  tres  infideles 
ecriptus  do  gratias  ^  ,  f.  7''a  Dna  mea  dmnatrix  met  dfiuM 
mater  dni  mci  ancilla  filii  tui  —  f.  58^b  ^tiam  ab  tngefii 
nunc  et  ^p  oina  scla  sclo«  am. 

Der  Falz  eines  ausgeschnittenen  Blatte9  ist  siMar,  i 
folgt  f.  59  bis  Schluss  eine  andere  Hd,,  Ideinert  BuduiAm, 
Zeilen  auf  der  Seite^  enthallend  Heiligenleben,  f.  59'a  Ug. 
im  1.  Buche  der  uita  sc^  Constantinac  nirgna  et  oomitaa 
(es  fehlt  wohl  nur  das  ausgeschnittene  Blaitj,  Ta  ^  nt  mdM 
disponis  tempore  uigilandi  uigilare  —  (die  Vita  sdJkd 
3.  Buche j  f.  72  ^a  in  scla  sclo«  am.  Vita  8c<^  H^li^  ■& 
f.  72 'a  Ueterum-^  mos  fuerat,  —  f.  72 'a  (Beginn  der  «ij 
Vüaj  Seculi  mercatores  in  hoc  sc  putant  ^moloinenti 
fschliesst  mit  dem  3,  Buche)  f.  93 '^a  salutem  animi 
f.  93 '^b  Laus  eiusdcm  uirginis.  |  Uirgo  xpi  sum  oimmaciR 
quia  paradisum  —  äquales  am.  |  f.  93' b  Vita  sc^  mdmi^ 
tricis  romp  |  Benedictus^  ds  qui  suscitauit  te  pretiosa  capit- 
f.  112'^b  qu<;'  proparauit  ds  diligentib^  se.  |  f.  112^a  UHi 
castissim«^  uir^nis  |  Fuit  in"  ciuitate  alexandria  nir 
—  in  eiusdem  monastcrii  oratorio.  |  f.  116''a  üita 
uirginis  |  Erat  quedam  uirgo  qui  (sie)  ualde  proficerat  in  timonl 
et  interrogauit  —  scheint  zu  schliessen  f.  Il7'a  confbrmes 
poris  glp  tu<^  am.  fr.)  Semper  ds  in  hoc  sclo  uolnerat  —  f.  IH 
quod  didicisti  ^pceptione  aih.  |  f.  117''b  (r.  und  schw.  Mqj.) 
pit  uita  et  opistola  beatissim(^  eiherie  laude  conscripta 
bergendensium  a  ualerio  conlata ""  |  Queso  ut  intento  corde 
setis  scis  et  do  placentis  fi^.  quanta  sit  —  f.  119'a  scdmopeni 
FiNiT.  f.  119''b  uita  sanct^  pelagi^^  |  Magnas  dno  gras  lei 
deuemus  qui  non  uult  perire  —  f.  123  ^a  ^  infinita  sda 
am  explicit  uita  sco  pelagi^  qui  antea  uocata  est  margsiil^] 
f.  120'a .  uita  domn<^  marip  egipti^  translata  de  greco  in  latinnmn 
f.  124'' a  Fuit  quidam  senex  in  palestin^  monasteriis  —  f.  13!^ 
et  replere  desiderium.  f.  132^  (r.  und  schw,  Maj^)  in  3i 
xpi  nomine  explicitus  est  codix  iste  a  notario  iobannea  indignc 


^  IldephoDso«  do  perpetua  uirg.  Marüio  96,54M.  (^=  Patr.  Toletan.  I,  p.10 
_4-p__o-p_6?>_7  Vita  8.  Euphrosynae  73,  643  M.  =r  A.  SS.  fii 
2.   Febr.   537   (vgl.    Catal.    bibl.   Casin.  Cod.   CX,  III.   tom.   p.  SO). 
»  87,  421  M.  —  9  73,  663  M.  —    »'^  73,  671  M. 


Biblioihec«  patrnn  Utinornm  Hispaniensis.  435 

2  esa  Dcccc  et  nona  gesima  scda  |  viii  Ids  mf  tius  regnante  rex 
pilonio  in  legione  comitem  uero  fredenando  gundesalbiz  in 
^*  deo  gratias. 
f.  133'a  (von  anderer  Hd,y  r.  und  schw,  Maj,)  dei  uiro  dom- 
[ne  meo  et  germano  fronimiano  prsbro  braulio  ^piscopis  in- 
K  I  Tempora  ^^  pie  recordationis  dni  mi  a  germani  maioris 
—  f.  133^b  dignetur  amen.  f.  134'"  a  explicit  prologus 
gratias.  incipiunt  capitula  de  uita  uel  mirabilibns  sei  ac 
limi  emiliani  sacedotis  (sie)  uel  confessoris  xpi  edita  a  beato 
lione.  cesaragustane  sedis  a^piscopus  Dei  eins  eonuersionis 
etc.  Der  Index  von  31  Camtdn  schliesst:  resuscita.  in  di 
incipit  uita  vi  mirabilibus  sei  ac  beatissimi  emiliani  prsbri 
eonfessoris.  |  f.  134^a  Insignia  miraculo«  apostolici  purgatis- 
pe  uiri  emiliani  —  f.  141  ^b  testium  sunt  prolata  (Wicht 
tu  30.  Cap.).  f.  140^  zu  c.  24  eine  Malerei  in  griln,  gelb, 
wozu  m.  1  den  Baum  freigdassen  hat. 

a  n  10 

(HI  B  1)  20  m.  bip.  pag.  255  foll.  s.  XII. 

f.  1 '  a   (r,)   Incip  epla   sei  augHini   ad   scm   ieronimum.  | 

Eouenerando  et  desiderantissimo  ß^et  comprcsbitcro  ieronimo! 

»tinus  in   diio  salutcm.     Quanuis^  cxistime  antequam  istas 

leres.  —  f.  1  ^a  reddas  |  Incipiunt  capitula  cpistolainim  iero- 

li  'l*  Epla  damasi   pap<>  ad  etc.     Es  werden    227  Briefe   ver- 

let,  das  Verzeichms  schliesst  f.  2*^b  doctoris.  (V.  imd  hl.  Maj^ 

»Hciant  capitula.     incipit  über   eplarum   beati  ieronimi   prbi 

leemit^  |  (bl.  Min.)  Incip  epla  damasi  pap^  ad  ieronimum.^  | 

2'a  Dormientem  te  et  longo  iam  tempore   —  |  b  Hier,  an  D. 

TU  uindictis  cain).^  Postquam  epistolam  tuo  —  f.  G»"  a  //.  an  D,^ 

Jnes  cum  in  ceteris  libris  —  Omelia  prima  ciusdem  de  can- 

canticorum  *  Tractatus.  |  Quomodo  didicimus  p  moysen  — 

f£  10 'a  omelia.  n.®  Oms  anim^  motiones  uniuersitatis  —  |  f.  14^b 


"  Vgl.  die  Sabscriptio  Sanctionis  presbytcri  aus  dem  Jahre  960,  publicirt 
Ton  Heine  im  Serap.  VII  (1846)  S.  196.  —  ^^  Braulionis  uite  S.  Aemi- 
liani  (80,  699  M.). 

*  AngutL  epiBt  73.  —  2  Damasi  ep.  13,  371  M.  —  '  Hier.  ep.  I,  158.  — 
*  Praef.  Hier,  in  hom.  Orig.  in  Cant.  Cant.  m,  499.  —  ^  Origenis  hom. 
in  Cant.  Cant  (Hier.  opp.  III,  501).  —  ^  Origenes  in  Cant.  C.  interpr. 
Hier.   (III,  616). 

28* 


436  V.  Harte). 

//.  an  TranrjuUlinus.'^    Maiora  spS  uincla  Se  —  |  f.  15*^  a  -D.  an  fl.^ 
Comentaria  cum  legerem  greco  —  |  ib.  H,  an  D^  Multi  super 
hoc  sermone  —  |  lö'^b  desgl,^^  Quoniam  uetusto  oriens  inter  se 
pplo«  furore  —  f.  17''b  desgl,^^  Importuna  in  euangHo  mulier - 
f.  17  ""a  desgU^  Septuaginta:  et  missum  est  —  |  f.  18^b  H. 

more  ozi^  regis.^'  Et  factum  est  in  anno  quo  —  |  f.  22'a 
H.  an  DA*  Beatitudinis  tu^  introgatio  disputatio  —  |  f.  2Tb 
Augustin  an  Ä.'^  Audiui  peruenisse  in  manus  —  |  f.  28'» 
Antwort. ^^  In  ipso  profectionis  articulo  sei  filii  —  I  f.  28^a  ff. 
an  A.^"^  Anno  praeterito  p  frem  —  |  Ebd.  A,  an  PraesidiusA^  Siciil 
praesens  rogaui  —  |  f.  28^b  -4.  on  H^^  Quamuis  existimem 
malü  —  I  f.  30'^b  desgl,^^  Numquam  ^qu^  quisquam  tarn  —  | 
f.  31  ^a  H.  an  -4.2»  Crebras  ad  me  ^plas  dirigis  —  |  f.  32'b 
A.  an  H/^  Habeo  gram  quod  subscripta  —  |  f.  33^b  d«^!.^ 
Ex  quo  c^pi  ad  te  scribe  aut  tua  —  |  f.  34^ a  H.  an  4.'*  Tre« 
simul  eplas  immo  —  |  f.  40*"a  A.  an  H.'^^  lam  pridem  tu^  cari- 
tati  —  I  f.  46  ""b  Hieronymus  marcellino  et  anapsichi^.**  Tandem 
ex   africa    Sr^    —    |    f.   47'^a   -4.   aw    H,'^"^   de    origine  anim?. 

Deum  nrm  qui  nos  —  |  f.  51^b  desgl^^    Quam  ad  ///   {corr.  al 
m.)   scripsi  honorande  —  |  f.  55' a  H.  an  A,^^    Uirum  uenen- 
bilem   frem    meum  —  |  f.  55 ^a  desgl.^^  Omni  quidem  tempore 
beatitudinem  —  |  Ebd,  desgL^^  Multi  utroque  claudicant  —  |  Ek, 
H.  an  Alipius  und  Aug,^^  Sei  innocentius  prbr  —  |  f.  56'ä  Ä 
an   A.^'"^    Credimus    in    dm    patrem    omnipotentem    cunctoruB 
uisibilium  —  |  f.  57*^a  Ä.    an    Hdiodorus.^*    Quanto   amore  et 
studio  contenderim  —  |  f.  59' b  Ä.  an  Nepotianus.^^  Petis  ame 
ncpotiane  —  |  f.  63'a  H.  an  PauUnus^^   Bonus  homo  de  bono 
thesauro  —  |  f.  65  'b  desgL^"^  Frater  ambrosius  tua  mihi  —  |  f.68^b 
H.  an  Amandus,^"^    Breuis  ^pla  longus   explanare    —  |  f.  70'a 


^  Hier.  ep.  I,  349.  -  ^  Damasi  ep.  13,  371  M.  —  »  Hier.  ep.  I,  63.  - 
»•>  Ib.  I,  37.  —  »  Ib.  I,  40.  —  «  Ib.  I,  67.  —  »  Ib.  I,  44.  —  "  !»>. 
I,  68.  —  »i  Aug.  ep.  67.  —  »«  Hier.  ep.  I,  793.  —  "  ib.  i,  628.  - 
»9  Aug.  ep.  74.  —  »»  Aug.  ep.  73.  —  20  Aug.  ep.  10.  —   ^i  Hier.  ep.  I,  63« 

—  'J  Aug.  ep.  260.  —  "  Aug.  ep.  71.  —  2«  Hier.  ep.  I,  730.  —  *»  Ang 
ep.  82.  —  '•  Hier.  ep.  I,  942.  —   27  Aug.  ep.  166.   —   »  Aug.  ep.  167 

—  2»  ffier.  ep.  I,  1036.  —  so  ib.  i,  1069.  —  3»  Ib.  I,  1060.  —  "  Hi« 
ep.  I,  1060.  —  '*  Pelagü  haer.  symboli  explanatio  (Hier.  opp.  XI,  146; 
3*  Hier.  ep.  I,  28.  —  3*  Ib.  I,  262.  —  »6  Ib.  I,  316.  —  ^  Ib.  I,  268.  - 
"  Ib.  I,  293. 


Bibliothecft  pairnm  latinoran  HiipanienBit.  437 

ohne  Ueberschr.  (  )aulu8  ^^  apls  psente  agrippa  rege  de  crimini- 
bu8  —  I  f.  73^a  Pammarhitis  und  Oceanus  an  H.*^  Sanctus  ali- 
quis  ex  Mb;  —  |  Ebd.  Antw.*^  Scedule  quas  misistis  —  |  f.  76'b 
ff.  an  Oceanus.*^  Deprecatus  es  ut  tibi  breuiter  —  |  f.  78^a 
desgl.*^  Numquam  fili  oceane  fore  —  |  f.  81  ^b  Ä  an  Eiyelius.** 
Legimus  in  ysaia  fatus  —  |  f.  82^a  desgl.*^  Misisti  mihi  uolumen 
anonimona  (sie)  —  |  f.  83  ^  b  Ä  an  Marcus.*^  Decreueram  quidem 
utendü  — ^  |  f.  84'b  ff,  an  Auitus.*'^  Ante  annos  circiter  — | 
f.  88 '  a  Diffinitio  fidei  simbolique  niceni  concilii  *^  \  Credimus 
in  —  f.  90 '  a  hereditatione  non  ambigua  sunt  sortiti.  |  f.  90 '  a 

ff.  an  Extiperantius.*^  Inter  omnia  qu^  m  —  |  f.  90' b  /f.  an 
Rusticus.^^  Quod  ignotus  ad  ignotum  —  |  f .  93 'a  ff.  an  Desi- 
derius.^^  Lecto  scrmone  (corr.  ex  lectus  sermo)  dignationis  tu^  —  | 
f.  93 '  b  H.  de  tribus  uirtutibus.^^  Tres  quodam  modo  —  |  f.  95  **  b 
ff.  an  Dardanus.^^  Queris  dardane  xpiano«  —  |  f .  97  ^a  Blpi- 
phanius  an  Johannes.^^  Oportebat  nos  dilectissime —  |  f.  100  ^b 
ff.  an  Lucinus  Beticus.^^  Nee  opinanti  mihi  subito  —  j  f.  101  ^b 
ff.  ad  ffeluidium.^^  Nuper  rogatus  a  fribus  —  |  f.  107  ^a  ff.  ad- 
uersus  Vigäantium.^''  lustum  quidem  fu erat  —  |  f.  108  ^a  ff.  ad 
Riparium.^"^  Acceptis  primum  litteris  —  |  f.  109 'b  ff.  adv.  Ä.*® 
Multa  in  orbe  monstra  —  |  f.  l\2^h  ff.  ad  Magnum.^^  Sebesium 
nrm  tuis  —  |  f .  113''b  ff.ad  Rupkinum.^^  Multum  in  utramque 
partem  —  |  f.  1 14  ^  b  Ä  ad  Vitalem. ^^  Zenon  nauclerus  p  que  —  | 
f.  115^b  ff.  ad  Florentinum.^^  Quantus  beatitudinis  tu^  — | 
f.  llß'^a  desgl.^*  In  ea  mihi  parte  heremi  —  |  f.  116^  a  -ff.  ad 
Abigaum.^^  Quanquam  (n  eo?  m  corr,)  mihi  multorü  —  |  f.  116  ^b 
ff.  ad  Castricianum.^^'  Sei  fili*  ms  eracli*  diaeon*  —  |  f.  117 'b 
Ä  ad  Sabianum.^''^  Samuel  quondam  lugebat  —  |  f.  120' a  -ff. 
ad  lulianum,^'^     Antiquus   (q   ex  c)   sermo    est   —  |  f.    120 'b 


39  Ib.  I,  303.  —  *^  Pammachi  et  Oceani  ep.  (Hier.  I,  617).  —  "  Hier.  ep. 
I,  518.  —  "  De  uita  clericorum  (Hier.  XI,  270).  —  «  Hier.  ep.  I,  409. 
—  ««  Ib.  I,  1074.  —  "  Ib.  I,  438.  —  *ß  Ib.  I,  42.  —  «^  ib.  I,  910.  — 
*8  Ib.  XI,  146.  —  *9  Ib.  I,  1073.  —  5«  Ib.  I,  884.  —  »^  Ib.  I,  208.  — 
«  Hier.  De  tribus  uirt.  hom.  XI,  87.  —  ^  Ib.  I,  960.  —  *<  Ep.  Epiphaoii 
ab  Hier.  lat.  redd.  ib  I,  239.  —  "  Ib.  I,  428.  —  *«  Hier,  ad  Hein, 
n,  205.  —  "  Hier.  ep.  I,  346.  —  *»  Ib.  I,  719.  —  «•  Hier,  contra 
Vigilantium  (II,  387).  —  »o  Hier.  ep.  I,  423.  —  «»  Hier.  ep.  I,  445.  — 
«  Ib.  I,  433.  —  «3  Ib.  I,  13.  —  M  Ib.  I,  14.  —  •»  Ib.  I,  451.  -^  "  Ib. 
I,  406.  —  67  Ib.   I,   1078.  -^  M  Ib.  I,  16. 


438  ▼.  Hartel. 

H.  ad  Niceam,^^  Turpilius  comicus  —  |  f.  120  ▼a  /f.  od  Kttfti- 
cum,''^  Nichil  e  xpiano  felicius  —  |  f.  124  ^a  H.  ad  Patdun}^ 
Humane  uit^  breuitas  —  |  f.  125 'a  H,  ad  Cromadum  hmior 
num  et  Eusebium.'^^  Non  debet  carta  diuidere  —  |  f.  125 '1) 
H,  ad  AntoninumJ^  Dni  nr  humilitatis  —  [  f.  126  *'a  H.  od 
Theodosium  et  ceteros  aiiacJioretaaJ*  Quam  uellem  nonc  uro 
inter  ///  esse  (s  eras,)  —  |  f.  126'^b  H.  ad  MineruumJ^  If» 
lam  j)fectionis  articulo  sei  frs  nn  —  |  f.  131 '  b  ff.  Cipriaino.'^ 
Frater  kme  cipriane  scito  —  |  f.  132 'b  H.  ad  PammackimP 
Quod  ad  te  huc  usque  n  scripsi  —  |  f.  139  ""a  desgV^  Xpani 
intdum  pudoris  e  —  |  f.  139^  a  ff.  od  Pammacbium  ei  Uxh 
cdlumJ'^  Rursum  orientalibus  —  |  f.  140  "^b  ff.  ad  Donniatiafu^ 
Litter^  tu^  &  amore  —  f.  141^a  n  possunt  uxores  ducere  (fai 
die  ganze  Seite  leer),  f.  141 'a  (r.)  Explic  ad  uirgines  hemo- 
nenses.^i  luliani  cuiusdam  epla  ad  demetriadem  ui]^;mem.^| 
Si  summo  ingenio  parique  —  152  ^b  quo  gla  ^tnitatis  sAfpt 
ritur.  I  f.  152^  leer.  f.  153 'a  ff.  an  Eustochius.^^  Audi  filii 
et  uide  —  |  f .  163 ^a  ff.  an  Osella.^^  Si  tibi  putem  a  me  -| 
f.  164  ^a  ff.  ad  uirgines  Hemonenses.^^  Cartae  exiguitas  -| 
f.  164^b  ff.  ad  Demetriadem.^^  Inter  oms  materias  —  |  f.  171 '• 
ff.  ad  Aletatn.^''  Apostolus  paulus  scribens  —  |  f.  174'a  Äfl^ 
Fahiolam.^^  Usque  hodie  in  lectione  —  |  f.  179  ^a  ff.  adma^t^ 

et  filiam.^'^  Retulit  m  quidä  fr  —  |  f.  181  ^b  H.  ad  Castorinam.^ 
Johannes   idem  apls  &  —  |  f .  182  ^a  ff.  ad  Foriam.^^  Obsecni  j 
litteris  &  suppliciter  —  |  f .  185  ^  b  ff.   ad  Saluinam.^'^  Vereor  iw 
officium  putetur  —  |  f.  189  "^a  ff.    ad  Aggeruchiam.^^   In  uetere 
uia  ///  nouä  —  |  f .  193^b  ff.  ad  Edihiam.^^   Ignota   uultu  fifi 

i 

m  —  I  f.  202  ^a  ff.  ad  Algastam,^^  (mit  vorhergehendem  Capitd- 
index).  Filius  meus  apodemius  —  |  f .  211  ^a  ff.  ad  Mar- 
cellam.^*'*  Magnis  nos  j>uoca8  —  |  f.  212 'b  desgl.^"^  Medici  quo« 


«•  Ib.  I,  20.  —  "JO  Ib.  I,  926.  —  71  Ib.  I,  22.  —  72  ib.  I,  17.  —  7»  n» 
I,  26.  —  74  Ib.  I,  8.  —  75  Ib.  I,  126.  —  76  ib.  I,  1042.  —  ''  Ib.  I,  209 
—  "8  Ib.  I,  232.  —  7a  Ib.  I,  675.  —  so  ib.  I,  234.  —  8i  Vgl.  ib.  I,  24.  - 
82  Aug.  ep.  spuria  (app.  17)  =  Ep.  Pelagii  ad  Demetriüdem  (Hier,  opf 
XI,  1).  —  93  Hier.  ep.  I,  87  (Ambr.  app.  p.  365).  —  84  Hier.  ep.  I,  192 
8*  Ib.  I,  24.  —  S6  Ib.  I,  969.  —  87  Ib.  I,  671.  -  ««  Ib.  I,  352.  —  »  n 
I,  776.  -  9"  Ib.  I,  27.  —  ö»  Hier.  ep.  I,  280.  —  9»  Ib.  I,  493.  - 
^3  Ib.  I,  891.  —  ^*  Ib.  I,  812.  —  95  Ib.  I,  844.  —  ««  Ib.  I,  325.  - 
9'  Ib.   I,    184. 


Bil)liotheca  patrnm  latinornm  Hispaniensis.  439 

Qocaat  —  I  f.  212  ^b  desgl,^^  Nup  c  pariter  essemus  —  |  f.  213 'a 
its^,^^  Nonage^imum  psalmum  legens  —  |  f.  213  ^b  desglJ^^ 
Testimonia  de  io^is  ^  euangHo  congregata  —  |  f.  213  ^b  desgU^^ 
Breuis  questiuncula  qua  —  |  f.  214  "^b  desglA^'^  Post  priorem 
ephuQ  in  qua  —  |  f.  214  ^a  desgU^^  Vt  absentiam  corpo^  —  | 
t214^a  desgV^*  Ambrosius  q3f  cartas  süpt^  —  |  f.  215  ^'b 
dagU^^  Abraham  temptatur  in  filio  —  |  f.  216  *^a  desgU^^  Eplare 
officium  est  de  re  —  |  f.  217'b  desgU^'  Beatus  pamphilus  mar- 
tyr  -  I  f.  218 'a  desgV^^  Ut  tarn  paruam  eplam  —  |  f.  218 ^b 
(fcijI.JOö  Nudius  tercius  cum  —  |  f.  219''a  desgV^^  Qu^  accepis 
reddenda  —  |  f.  219 'b  Ä  an  Heliodoiiis,^^^  Grandos  materias 
ingenia  ////  parua  —  |  f.  222 ^ b  H.  ad  Tyrastum  {im,  2  ex  vut 

»i  corr.y^\  Caritatis  tu^  scripta  pcepi. —  in  qb;  —  |  f .  223  ^b 
J7.  ad  luUanum.^^^  Filius  meus  fr  tuus  ausonius  —  |  f.  225 ^a 
Kod  Pavlam.^^^  Quis  dabit  capiti  meo  aquam  —  |  f.  228 ^a 
tfikfh,  Pavlf,^^^  Si  cuncta  mei  corporis  —  |  f.  235 'a  Ä  ad 
TkodoramA^^  Lugubri  nuntio  -  |  f.  235  ^b  ohne  Titel.  Plures^^^ 
wmi  sunt  quo^  sup  —  |  f.  238 'a  H,  ad  Marceüam.^^^  Cum,  ora 
tercia  —  |  f.  238  '^  b  desgU^^  Nemo  reprehendat  qd  —  |  f.  238  "  h 
Ä  ad  InnocentiumA^^  Sepe  ame  innocenti  —  |  f.  239  ^a  H.  ad 
Pnndpiam.^^^  Sepe  multum  flagitas  —  |  f.  241^b  Ä  ad  Pam- 
•aciuim.*22  Sanato  uulnere  —  |  f.  242  ^b  H.  adfiliam  MauritüA'^^ 
Qoantam  in  celestib;  —  |  f.  244  ^  a  H.  ad  quendam  amicum  suum 
(n,  s,  XV,  mpra  acripsit:  Crisogonum  monachum  aquilegie). 
(^  circa  ^^^  te  affectus  meus  sit  —  |  f.  244 'b  H,  ad  Dar- 
iamm.^^^  Qu^ris  dardane  —  |  f.  246  ""a  (i\)  incipit  prologus  in 
uita  captiui   monachi   nomine   malchi  *26  j  Q^j   nauali  plio  —  | 

u 

IXt  Vita  selbst  beg.:  Maronias  •  xxx  •  ferme  milibus  —  | 
f.  247^  uita  sei  pauli  primi  heremite.^^^  ProL:  Inter  multos 
«epe  dubitatü  est  —  Sub  decio  et  ualeriano  —  |  f.  249  "^a  Vita 


«  Ib.  I,  130.  —  w  Ib.  I,  128.  —  100  Ib.  I,  185.  —  »o»  Ib.  I,  188.  — 
1«  Ib.  I,  131.  —  103  Ib.  I,  192.  —  104  Ib.  I,  190.  —  »os  ib.  I,  171.  — 
1«  Ib.  I,  137.  —  107  Ib.  I,  162.  —  108  Ib.  I,  150.  —  loo  Ib.  I,  144.  — 
"0  Ib.  I,  133.  —  111  Ib.  I,  329.  —  i«  Cypriani  ep.  (p.  168).  —  i»  Hier. 
ep.  I,  785.  —  11*  Ib.  I,  174.  —  "*  Ib.  I,  684.  =  'i«  Ib.  I,  447.  — 
1"  Ib.  I,  453.  —  118  Ib.  I,  124.  —  1'»  Ib.  I,  126.  —  «o  Ib.  I,  1.  — 
«1  Ib.  I,  944.  —  1"  Ib.  I,  391.  —  »»^  Anonymi  exh.  nd  sponsam  Christi 
(18,  77  M.  =  Hier.  opp.  XI,  127).  —  "«  Hier.  ep.  I,  21.  —  i«  Ib. 
I,  960.  —  126  Ib.  H,  41.  —  «7  Hier,  uita  S.  Pauli  H,  1. 


440  T.  H«rt*I. 

sei  hylarionis  hcremite.  *:'    Scripttiras  nitam  beati  -  HyUrö» 

i 

ig  ortus  uico  —  |  f.  251  »^a  /f.  ad  Eustochium.^^^  Paruasepc 
sed  caritate  —  I  f.  251  'b  (r.)  Incipit  uita  actasque  1  obitOBid 
ieronimi  pbJ^**  |  Ilieronimus  Sr  in  oppido  stridonis  —  f.  252'b 
st  mensib;  sex.  [  (Maj,)  explicit  uita  sei  iheronmi  (sie)  presbiteril 
(r,)  Item  de  eodem  scissimo  ieronimo.  |  Plerosque  *^*  iBius  trinm 
iiiro^  n  ambigo  —  |     f.  254  ^b   inchoantar  neque  finientnr  in 

scla  solo*  AMHN  |  f.  255  ""a  (Maj.)  explicit  vita  sei  ieronmi 
presbiteri  egregiique  doctoris  et  miracalum  de  mirabili  acta 
ciiiusdam  le//'/oni8  (cti  eras.).  Eticas  spätere  Hd.  (^r. j  de  ded- 
mis  dandis  monachis  j  Beatissimo  pp  dama.  leronimus  p^rfli 
dSo  sal.  Inter  alia  ^^^  q  scripsistis  —  f.  255 'b  qcqd  ecA 
paupum  est.  |  (r.)  Item  de  deeimis  et  oblationibas  |  Syridv 
pp  ad  theodonim  cordubensem   epm.   Litteris  ^'^  a  tua  frnitate 

a 

—  sed  sola  fidei  cantas.  |  (r),  It  q  monachi  ni  dent  decinuis  ex 
decretis  gregorii  vii.  |  Statuimus  *  priorem  difHnitionem  — ate 
fili  kme  patiantur. 

f.  255  ^a  (auch  noch  s.  XII)   Isti  sunt  libri   quos  dns  bte 
raemorie  ^  cclestinus  eccle  sei  floridi  j>  redeptione  anime  soe 
tribuit.    Scilicet    genesin.    Exodü.    Leuitieü.    Numerü.    Deuto- 
nomiü.    Librü  iosue.  Judieü.  Ruth.  Libru  regü.  Ysaiä.  Jeremü 
cü  lamtatioib:.   Jecechiele.    Danielem  cü  expositioe  eius.  PsaltS 
Librü  ^pübio*.    Ecclasten  et  eius  expositione.    Cantica  canticoi 
(a  eius  expositione  al.  m.  add.),  Librum  sapientie.  Librum  fiK 
sirach.  Librü  paralipomenon.  Job.  Tobiä.  &  iudith.  ester.  EßdnL 
Expositionem  machabeo*.  Mat'fes.  Marcü.  Luca.  Jots.  Actü  aplo%* 
Eplas  canonicas.  Aplcalipsin.   Eplas  pauIi.     (aL  m.) :  Eplas  iS 
Candelä.  hystoriä  ecclasticä.  Eplas  cypriani.  Registrum  gregoriL 
Augustinü   de   adulterinis   coniugiis.    Origenem   (em   ex  is  m;) 
supcantica.  Pastorale.  Augustinum  de  pfectione  iustitie.  Augusti- 
num  ad  bonifatiü  comite;    bedam   sup  act'  aplo^i.    Sic   et  noBu 
Aug^  de  oeto  questionib\  Ag'  de  fide  et  opiV.  Rhetoricä.  Senc- 
cam.  Psaltium  scdm  in    ebraycam  ueritate.  Ordinem  romanum. 
Theologiä  cum  libro  retractationum.    Sententias  sup  eptas.  Closai 
continuas.  sup  eplas.  Titulü  psalt'ii.  Eplas  decretare  (sie)  in  duo 


'2S  Hier,  uita  S.  Hilarionis  II,  13.   —   "«  Hier.  ep.  I,  148.  —  »»•  Hier,  nifc 
(Hier.  opp.   XI,  1,  241-250).  —   '5'  Ib.  XI,  267—280.   —  »2  ?  —  i» 


Ribliotheca  patrom  latinorain  Hispaniensis.  441 

bus  uoluminibus.  Excerpta  luonis.  Augustinus  de  ui  uerborum 
cum  boetio  de  trinitate.  Liber  digestorum  et  codicuin.  Homelias 
origenis.  Testus  eugHo%  omniü.  Librü  sacramento^.  Hos  omnes 
in  uoluminibus  quinquaginta  .  vi.  Dann  werden  tceiter  Gewänder 
und  Gefässe  verzeichnet 

a  n  15 

2«  m.  bip.  pag.  168  foU.    s.  XIII/XIV. 

Augustini  Sermones,  in  drei  Bücher  getheilt.  Von  allen  drei 
fehlt  viel  in  der  Handschrift,  wie  sich  aus  dem  Index  f.  l^a— 2'^b 
ergibt.  Nach  diesem  hat  Buch  1:  58  Serm.;  B,  2:  41;  B,  3:  166 ; 
aber  f.  71^  schliesst  im  46,  Sermo  des  ersten^  f.  72  ist  ein  abruptes 
Blatt  des  47.  Sermo,  gleichfalls  des  ersten  Busches,  f.  73*'  beg. 
mitten  im  8.  Sermo  des  zweiten,  die  Handschrift  schliesst  im  134. 
des  dritten  Buches,  f.  168  enthält  einen  Index,  wo  aber  die  Zahlen 
der  Folien  hinter  fo  nicht  eingesetzt.    Der  1.  Sermo  f.  2^a  Sermo 

i 

sancti  augustini  de  cantico  nouo.  Omnis  ^  qui  baptismum  x  de- 
siderat  uitam  nouam.  — 

a  n  16 

*•.  m.  saec.  XIV." 

Enthält  unter  anderen  Briefe  Cassiodors  und  Peters  von 
Blois.  Die  Cassiodor  gehörigen  Stücke  verzeichnet  Ewald  S.  230. 
Vergl.  Knust  S.  809. 

a  ni  4 

2°  min.  m.  165  foll.  sacc.  XU. 

Am  Anfange   und   Ende   verstümmelt:  Evangelienabschnitte 
fürs  kirchliche  Jahr  (also  Sonn-,  Heiligentage  und  auch  für  andere 
Gelegenheiten,  wie  Blitz  etc.). 

f.  1"^   *trogate    diligent   de   puero   et   cum   inueneritis  — 

f.  165^  (r.)  Contra  epos  male  agentes  sec  mat'hm  |  In  illt  dixit 
i%s  discipulis  suis. 

a  ni  5 

8«  mai.  211  foll.  f.  1—135.  m.  saec.  XI  in  westg.  Schrift. 

Enthält  ein  Psalterium.  f.  1^  (r,  Maj.)  in  nme  dni  nsi 
ihu  xpi  ineipit  liber  pslmo*  dauid  regis  isr'&l  propheta  de  ihu 
xpo  siue  d  fructu   iusto*  et  de  interitu    impiorü:    psalm^  iste 


^  Augustinus  de  cantico  nouo  VI,  677. 
'  Von  Loewe  nicht  beschrieben. 


442  ▼•  Hartel. 

quü  gencraliter  de  omib^  scis  eit  specialiter  de  iosep  dicit  qui 
corp^  dni  sepellibit:  it  pslm^  iste  primus  ad  xpi  pertinet  Bacra- 
mentü  ipse  est  enim  perfectus  uir  qui  non  habiit  in  consiliü 
impiorum  (I  add,  m.  rec.)  psalmus  prophetia  iusti  |  Beatas  uir 

qui  non  habiit  —  135^  (r,  Maj.)  explicit   psalmus   numero  ci 

hie  psalmus  proprie  seriptus  dauid  extra  numerü  quü  pugnasset 
eum  goliam.  |  Pusillus  eram  inter  —  f.  135^  a  filiis  israhel.  | 
135^  (r.  Maj,)  incipiunt  orationes  conpleturias  d  primo  psfano 
usq^   l""  per  ordine   digesta.  |  Beatitica  dne  peccatricem  (torem 

corr.  m.  2)  me  —  f.  135^  confirma  me.  |  (r.  Maj.)  it  aliaor 
a  l"*  usque  ad  centesimü.  |  Miserere  mei  ds  scdm  magnam 
mscdam  tuam  et  spm  scm  tuü  —  f.  138^  elegi  abiectus  esse  in 
domü  tuä  magis  (abntpter  Schltiss). 

f.  136 — 211  eh.  saec.  XV  in. 

f.  136»*  Ecce  descripsi  eam  tibi  triplicite  prouerb'.  xxn. 
scd*5  q'  d'r  i  pricipio  —  f.  211^  schliesst  i  omj  loco  assistSs 
eis.  Deo  gras  Amen,  ein  Commentar  zu  den  Sprüchen  Salomonü 
und  später  zum  hohen  Liede.     f.  136'^  am   unteren  Rande  ttekt 

von  eiJier  Hd.s.XVjXVI  P.  Di^  de  m1  (=  P.  Di^  de  Mendozat) 

I  f.  211^  (am  Schiusa)  hie   Über   est  pet'   leono  iohanide,   dock 
ist  diese  Zeile  von  einer  Hd.  s.  XV  durchstrichen. 

a  IV  13 

saec.  XIII.* 

Enthält  Boethius  de  aritmetica.     Vgl.  Knust,  S.  810. 

b  I  4 

So  m.  8.  XI  in  westg.  Schrift. 

Vorher  ein  Passionarium,'^  dann  VUae  sanctorum. 

b  I  9 

Chart,  fol.  saec.  XV. 

Enthält  Lucas  Tudensis,  der  im  Anfang  Stücke  aus  Isidor 
bietet,  sowie  die  Hs.  f.  I  18,  saec.  XV.^ 

1  Von  Loewo  nicht  beschrieben. 

2  Nach  Knust  (S.  810)  Passionalo  S.  Petri  de  Cardeüa. 

3  Nähere  Beschreibung  bei  Ewald  S.  232  und  247. 


Bibliothec»  p&tram  Utinorum  Hispaniensis.  44d 

b  I  10 

(111  A3     HD  10)  m.  bip.  pag.  90.  foU.  s.  Xlll. 

An  die  Correspondenz  Isidoi'^s  und  Bravlio's  reiht  sich  der 
Index  dsr  Etymologien  hidors.  Dann  B.  1,  B.  6  schliesst  f.  25*"a 
normal:  xpiani  efficiuntur.  Residuum  sexte  etatis  temp'  soli  deo 
cognitum  est.  Colligitur  ergo  omne  temp^  ab  exordio  mundi  usqs 
i  psentem  •  s  •  annationem  gPosissiini  recessuuhui  (reeesnsuti 
Cod.  &  13)  prineipis  anno  x<*  •  qui  e  era  •  de.  lxvi.  anni  simul 
vdccccLvn.  —  f.   90 '^b  ardore    siccetur.    (r.J    Explicit  ysedorus 

ethimologiarum  i  libris  .  xx  •  mirabiliter  elaboratus.  Grecum 
alphabeta  A  bis  o)  hie  liber  est  scriptus  qui  scripsit  sit  bene- 
dictus.     In  scl'a  scPorum.  Amen. 

bin 

(II  D  12   y  H.  4).  2o  m.  bip.  pag.  189  foU.  s.  XIV. 

Hinten  auf  dem  Nachsatzblatt  m.  s.  XIV/XV  einige  Zeilen 

deren   Anfang   ausradirt    und   die   zu   Ende    beschnitten 

Dnis  Anthonio  oliueris  camerario  flfran*^**  rubej  infirmario  pauIo 

pmjol  priore  claustrali  lohane  segur  suceentore  u,  s,  w»  Papier- 
Vorsetzblatt,  2  Hde.  s.  XVI:  Este  libro  uino  entre  otros  de  Roma 
que  trajo  el  Embajador  Vieh  mi  aguelo : —  und  darüber:  Codex 
Isidori  missus  ad  Ant.  Augustinum  Archiepm  Tarraconensem 
ab  epo  Maioricensi.  Enthält  Isidor's  Etymologien,  f.  l'a  Auf  die 
Brauliobriefe  (Omni  desiderio  — ,  O  pie  — ,  Quia  te  — ,  Solet 
repleri  — ,  Tue  icitatis  — ,  En  tibi  — )  folgen  die  Capitel  von 
B,  Ij  dann  dieses  selbst.  B.  6  ist  nicht  erweitert  {nur  colligitur  .  . 
nsque  in  presentem  anno  gl'osi  recesef  principes  qui  est 
eracli  •  dcxcvi  anni  •  am  v  •  d  •  ccc  •  ixxu).  f.  189  ^b  schliesst  oib? 
legentibus  et  scribentibus  in  xpo.  Amen.  Explicit  liber  ethimo- 
logia^  •  XX  •  sancti  ysidori  yspanensis  episcopi. 

b  I  12 

(H  V  10.    D  II  18).  2o  m.  216  foll.  s.  XIV. 

Enthält  Isidor^s  Etymologien,  f.  Pr  Capitelindex  der  Bücher , 
der  f.  ß^'a,  mit  dem  zwanzigsten  schliesst.  Dem  eigentlichen  Werk 
geht  die  Correspondenz  Bravlio's  und  Isidor's  voraus.  Der  Ab- 
schnitt de  notis  iudicis  seu  iuridicis  f.  15'  ist  durch  einen  No- 
tarum laterculus  erweitert,  beginnend:  Au*  agustinus,  aa  agusta^ 


444 


T.  Hartel. 


aü  aiirelium,   ag  agit,  a  actio  —  f.  17^  zdir  zadnar.  zis  z^ 
Auch  sonst   scheinen  Erweitertmgen  darin  zu  «etn,  so  am  Esk 
des  ö.  B.  f.  67^   ein   kleiner   Zusatz.     B.  20  scU,  f.  216'  ipk 
ardore  siccetur  |  (r.)  Explicit  codex  ethimologianiin  sS  vaM 
spalensis  episcopi  deo  gras  am. 

b  I  13 

2«  eh.   224  fdll.  8.  XIV  Castilianiscli. 

Enthält  Isidori  Origines   bis  zum    glossographisekm  Bsi^] 
das   hier  das  11.   ist.     VorsetzbL  m.  «.  XVI:   Presento  le  &  m 

m*  El  Rey  Don  Phelipe  EI  obipo  de  Cuenca  Don  R^  de  ctthl 
y  el  eabildo  de  la  jglesia  para  que  este  en  la  libreria  Bai 
de  San  loreneo  en  hencro  de  1580  Anos. 

b  I  15 

(III  C  9    III  I  15/  2«  m.    bip.  paf.   201  foll.   •.  XJY  io  sckv.  Le4«rteai. 

f.  l'a   (r.)   leronim*   »"de   (in    m.   2)   libro   de  niri«  It, 
stribus  ita  scribit  de  lactantio  |  Firmianus^   qoi  et 
amobii  diseipnlus  —  Qui  postea  a  pre  interfectus  est 
nach    ^  2    CoL    Spat.   Cr.)   Lactantius   de    falsa   Religione 
primus.  f.  l^b  ganz  oben,  zur  Hälfte  ahgeschniiien,  m.  1: 
tius  de  falsa  religione.  |  Magno  -  et  excellenti  ingenio  uiri 
se  doetrine  penitus  dedissent  quicquid.  —  f.  16' b   sie 
accesserit  '  r.  y  Explicit  liber  de  falsa  religione  ■.  Incipit  über 
origine  enroris  "  Quamquam'  primo  libro  —  f.   29*' a  de 
sapiontia,     f.   44 ^a    de    uera    sapientia.     f.   60^ b    de 
f.  7t>*'b  de   uero  cultiu   f.  i^o'a  de  uita   beata«    f.   113'a 
consequamur.      Fimiiani   lactancii  institutionum  diuinamm 
uersus    gentes    über   septimiis  de  uita  beata  explicit.    Ai 

nns   in    h'bro  •  ii  •  de   eiuitate   dei.  |  Xullas  ^   nel    negat 
dnbitat  per  xpm  ih'm  tale  quäle  —  f.   113 'b  Ordine  esse 
iura     •  r.     Incipit   über  lactantii  de   ira   dei  |  animadaerti 
donate  plimos  —  y{.  122'b  find  Lacken  g^lassen)^     f.  125^ 
boam^   et     nüquam    uereamur    iratum  •    Explicit    lib^  fii 
lacrantii  de  ira  dei    r.     Incipit  über  eiusdem  de  opificio  dei 
fomiatioiie  hois     Quam  minime  sim  quietus  etiam  in  —  f.  137'*! 
ad  iter  Celeste  direxerit    Explicii  tirmianus  lactantius.  [  f.  138  lair- 

»  Hiw.  a<^  uir.  i:i.  o.  S'>.  -  2  La*:,  inst.  I.  —  »  Ib.  II.  —  •  Anp.  de  afi 


Bibliotheca  patrum  latinorum  Hispaniensis.  445 

f.  139'  folgt  eine  andere  Hd,  und  Hs.  ohne  Ueberschr, 
Ueniam^  ad  te  in  caligine  nubis.  Exo.  19  ocFb  debilis  et  in- 
finnus  —  sohl,  f.  185^a  p  negligen®*  («/c^.  Nach  Bibliothekarver- 
merk im  Anf,  der  Hs.  eine  Interpretatio  in  exodum. 

f.  186'  wieder  andere  Hd.  und  wohl  auch  Ha,  f.  186 'a  (r,) 
Incipit  opus  magistri  richardi  de  sancto  uictore  super  apoca- 
lipsim  beati  iohannis  apostoli.  Incipit  prologus  sentenciarum 
tocius  libri  eiusdem  |  Aecipe**  kirne  frater  —  darauf  noch  ein 
Prolog  (de  sancto  Johanne  apostolo)^  Capüelindex  der  sieben 
Bücher y  von  B.  1,  Prolog  zu  diesem^  dann  (r,)  De  tytulo  capi- 
tulum  primüm  |  Apocalipsis  ihn  xpi.  —  f.  201 '  b  electo^  eius 
mutacionem  uos  (nicht  weiter  geschrieben), 

b  m  2 

(IV  B  3)  4»  altioris  m.  817  foll.  s.  Xll.^ 

Die  aus  Deutschland  stammende,  etwa  dem  12.  Jahrhundert 
angehörende  Hs.  zeigt  einen  eigenthümlichen  Schriftcharakter. 
Nicht  selten  sind  fast  gleichzeitige  Glossen,'^  für  welche  Glossare 
benützt  scheinen,  wie  f.  106^  Jacinctus  herba  est  florem  habens 
purpureum  dicta  a  puero  nobili  qui  inter  purpureos  flores 
intfectus  repertus  est.  —  Leno  ppositus  meretricum  lena  me- 
retrix  lenocinium  uxoris  meretricatio  —  Baibus  qui  duplicem 
habet  linguam  1  qui  uerba  frangit  aut  non  explicat  —  ebenda 

am&rum 

im  Texte:  rancidulum  —  f.  17'  Vafer  agrestis  durus  superbus 
callidus  astutus  artificiosus  fictus  uarius.  Auf  den  Vorsatzblättern 
von  Papier  steht  ein  modemer  Index. 

f .  1 '  in  grossen  Majuskeln  nur  sieben  Zeilen  (abwechselnd 
roth  und  schwarz)  auf  dieser  Seite:  incipit  Über  |  sancti  iero- 
nimi  |  prespiteri  con|tra  heluidium  |  hereticum  de  8an|cte 
marie  uirgini  |  täte  perpetua.  |  f .  1  ^  Nuper  ^  rogatus  a  ffib.  ut 
aduersus  libellum  cuiusdam  eluidii  —  f.  12'  experiatur  et 
mater.  |  Gratuletur^   omnis  caro    nato   christp   domino  qui  pro 


^  Elxod.  19,  9.  —  ^  Richardi  de  s.  Victore  saper  apocalypsin  196,  683  M. 

>  Vgl.  KnuBt  a.  a.  O.  810;  Ewald  a.  a.  O.  233.  —  ^  Darunter  auch 
deutsche,  von  denen  Loewe  eine  Abschrift  an  Prof.  Sievers  sandte; 
sie  sind  ,schon  edirt  in  den  Hessischen  Beiträgen  für  Qelehrsamkeit 
und  Kunst  1875*  (Ewald).  —  ^  Hier,  ad  Heluidium  II,  205.  —  *  Ein 
Weihnachtshymnus,  aus  einer  Kölner  Handschrift  von  Jaff^- Wattenbach 
Eccles.  Col.  Codices  man.  p.  105  edirt. 


446  ^'  Hartel. 

culpa  protoplasti  carnem  nostram  induit  —  f.  12^  permaneal 
que  integer,  utraque  natura  deus  cum  spo  scu. 

Dann  folgen  Hieronymushriefe,  deren  Adressen  und  Anfäi 
Loewe  zum    Theil  nach   dem  Index  des    Vorsetzblattes  mü 
f.  12^    H.   ad   quendam    ignotum    facie."'     Quod    ignotos 
ignotum  —  |  f.  ]?'*  H.    contra   monachum   qui  eum  nuptus 
traxisse   culpauit.^    Littero   tu^   et   amorem   sonant  —  |  f.  1' 
Hicronymi  epistola.'  Quod  dispensatione  dei  —  |  Zeno  nauclec^^ 
per  quem  —  f.  21  »^  Epla  b.  Jer.  Temporibus  apostolorum  —  |  Il„e- 
gimus**  in  esaya  fatuus  fatua  —  |  f.  22""  Epla  s.  Jer.  rescriptxnQ 
ad  80  Bcribenti.^   Lccto   sermone   dignationis  —  |  f.  22'  H.  cm 
TJieodosiusA^  Quam  uellem  Sc  uro  —  |  f.  22^  H.  an  LucinusJi 
H^c  opinanti  mihi  subito  —  |  f .  25'"  Ut   solutus   ab  uxore  —  | 
Interim  omnia  qu(^  mihi  sei  —   |  f.  25^  Quomodo  origenes  legen- 
dus  sit.  Maiora^^  Spiritus  uincula  —  f.  26'"  Quod'^  boni  sepe  — | 
Sanctus  filius  mens  eraclius  —  |  f.  27^  H,  an  Dardanus.^^  Queris 
dardane   xpianorum   —  |  f.  3P  ad  eum  qui   uirginem  corrapit 
—  nobilissime  .  .   Samuhel  i'   quondam   lugebat  —  j  f.  35^  Ä 
an  Efpiphanius,^^  Epistola  tua  hereditatis  —  f.  39^'  H.  an  Thm- 
philusA'*  Nouit  beatitudo  tua  —  |  f.  40""  desgL*^  Nuper  a  te  beati- 
tudinis  —  |  f.  40''  H.  an  PaiUus.'^^   Humane^   uitc?   breuitas  —  | 
f.  41  ^  H,  ad  Lucinii  nxorem.^'^  Lugubri  nuntio  constematus  —  | 
f.  42^  De   duabus    meretricibus.^"*     Multum    in    utramque   —  | 
f.  44^  ad  uirginem  quo  lapsa  —  |  Puto^*  leuius  esse  crimen  —  | 
f.  49^  ad   quandam   matronam.    Magnam^'»   humilitati    nf^    — | 
f.  r)2''  quomodo  cducanda  sit    —  |  Apostolus^"   Paulus  scribens 
ad  —  I  f.  57^  de  conuersationc  &  uita  —   Si^'   cuncta  corporis 
mei  —  f.  72^  //.   an  EustocJiius.'^'^    Audi    filia    et   uide   et    —  | 
f.  89^*  ad  uirginem   quo   sibi   muncra  —  |   Parua^®   specie    sed 
caritate  magna  —  f.  90*^  Item  ad  eandem.^^  Scio  principia  me 


^  Hier.  ep.  I,  884.  —  «  Ib.  I,  234.  —  ^  Ib.  I,  433.  —  «  Ib.  I,  1074.  —  •  Ib. 
I,  208.  -  i"  Ib.  I,  8.  —  "  Ib.  I,  428.  —  "  Ib.  I,  1073.  —  "Ib.  I,  349. 
—  1«  Ib.  I,  406.  —  »  Ib.  I,  960.  —  '0  Ib.  I,  960.  —  "  Ib.  I,  1078  — 
^*^  Ib.  I,  508.  —  »9  Ib.  I,  361.  —  20  Ib.  I,  621.  —  "  Ib.  I,  22.  —  «  Ib. 
I,  447.  —  '5  Ib.  I,  446.  —  **  A<1  Sussannam  lapsam  (Niceae  episc. 
Rom.)  Hier.  opp.  XI,  180.  —  w  Paulini  Nol.  ep.  p.  721  (=  Ep.  ad  Mar- 
cellam  Hier.  opp.  XI,  31).  —  »  Hier.  ep.  I,  671.  —  "  Ib.  I,  684.  — 
M  Ib.  I,  87  (=  Ambr.  append.  p.  366).  —  20  Hier.  ep.  I,  148.  —  3*»  Ib. 
I,  871. 


Bibliothoca  p&trnm  latinoram  Hispaniensis.  447 

in  —  I  f.  91 '  Ad  filiam  que  noloit  cum  matre  —  |  Retulit  ^^ 
mihi  quidam  —  f.  95*^  H,  ad  Pacatidam,^^  Causa  difficilis  par- 
uul^  —  I  f.  97^  -ff.  an  Pammachius.^^  Sanato  uulneri  et  in  — | 
f.  102''  ad  questiones  ab  apodemio  — .  FiKus^^  mens  apo- 
demius  —  |  f.  102^  de  perfectione  et  — .  Ignota^*^  uultu  fidei 
ardore  —  |  f.  105^  quod  qui  odit  fratrem  —  Johannes  ^ß  idem 
apls  —  I  f.  105^  H.  an  Furia,^"^  Obsecras  litteris  et  suppliciter  —  | 
f.  111*"  de  Nebridio  — .  Vereor^**  ne  officium  —  |  f.  116''  J?.  an 
3farc^ia. 3^  Abraham  temptatur  in  filio  —  |  f.  117'  J?.  anPavla,^^ 
Quis  dabit  capiti  —  |  f.  122'' de  transitu  sc^  le^  — .  Cum^^  hora 
ferme  tercia  —  |  f.  122^  de  laude  asell^  uirginis.  Nemo*^  repre- 
hendat  qd  in  epKs  —  |  f.  123^  H,  an  MarceUa,  Post*'  priorem 
eplam  in  qua  —  |  f.  124^'  H,  gegen  Faustus.  Medici**  quos  gci 
uoeant  cyrargycos  —  |  f.  125'  H.  an  Asella.*^  Si  tibi  putem  a  me 
greis  —  I  f.  126^  de  decem  noib;  dei.  Nonagesimum  *^  psalmum 
legens  —  |  f.  127'  ad  dona  sibi  transmissa.  Ut*'  absentiam 
corpo*  sps  —  I  f.  127'  quid  sit  amen  &  alleluia.  Nuper**  cum 
pariter  essemus  —  |  f.  127^  de  origene  quod  nüquä  cibum  — . 
Ambrosius*^  quo  cartas  —  |  f .  129'  de  quinque  questionibus. 
Magnis^ö  nos  j)uoca8  —  |  f.  130^  H.  gegen  Montanus,^^  Testi- 
monia  de  iotis  euglio  —  |  f.  131 '^  ff.  gegen  Nouatiantis.^^  Breuis 
ad  questiunculam  —  |  f.  132'  de  ephot  et  pontificalibus  indu- 
mentis.  Epistolare  "^^  officium  est  —  |  f.  134^  qd  sit  panis  do- 
loris  — .  Beatus  '^  Pamphihis  martyr  —  |  f.  136^  ohne  Ueberschrift 
oder  Adresse,  Ut*»'*  tarn  breuem  eplam  scriberem  —  |  f.  136^  de 
sacerdotalibus  indumentis.  Usque  ^^  hodie  in  lectione  ueteris  — 
f.  144^  H.  an  Oceanus.^'^  Flures  anni  sunt  qd  sup  —  |  f.  149 
H.  gegen  Vigüantius^^  Acceptis  litteris  tuis  primitus  non  — 
f.  151'  de  origene.  Utile  ^^  quidem  fiierat  nequaquam  — 
f.  152^  ff.  gegen  Vigüantius.^^  Multa  in  orbe  monstra  —  | 
f.  159'  ohne  Ueberschrift  und  Adresse.  Sanctus®^  aliqids  e  fribus 


«  Ib.  I,  776.  —  32  Ib.  I,  956.  —  33  Hier.  ep.  I,  391.  —  3*  n,.  I,  844.  — 
35  Ib.  I,  812.  —  36  Ib.  I,  27.  —  37  Ib.  I,  280.  —  39  Ib.  I,  493.  —  39  Ib. 
I,  171.  —  *o  Ib.  I,  174.  —  "  Ib.  I,  124.  —  «  Ib.  I,  126.  —  "  ib.  I,  131. 

-  «  Ib.  I,  184.  —  «  Ib.  I,  193.  —  <e  Ib.  I,  128.  —  «^  Ib.  I,  192.  — 
*8  Ib.  I,  130.  —  «9  Ib.  I,  190.  —  ^  Ib.  I,  326.  —  »i  Ib.  I,  186.  —  »^  Ib. 
I,  188.  —  "  Ib.  I,  137.  —  5*  Ib.  I,  162.  —  "  Ib.  I,  160.  —  ^  Ib.  I,  362. 

—  "  Ib.  I,  463.  —  M  Ib.  I,  719.  —  59  Ib.  I,  346.  —  ^  Hier,  contra 
Vigilantium  II,  387.  —  6»  Pammachi  et  Oceani  ep.  (Hier.  I,  617). 


448 


V.  Hartel. 


sccdulas   —  I  f.    159  "^  de   Origenis    heresibus.     Scedul^*-  qiw 
miöistis  —  |  f.  164*^  qiiod  commendans  uirginitatem  — .  Quod** 
ad  te  hucusque  —  |  f.  175'  ad  eundem.***  Xpiani  interdum  ji- 
doriö  est  —  \  (.  116^  H,  an  Julianus.^'^  Filius  meus  firatertm 
ausoiiius  —  I  f.  179^    //.   an  OceanusJ'^    Deprecatus  es  ut  tW 
breuiter  —  |  f.  182'  f/.  an  Oceanus.^'  Kumquam  fili  oceane— | 
f.  188^'  H.  an  Heliodotiis.^'*  •  (^nanto  amore  et  studio  —  |f.  192' 
ohne  Ueheradirift  oder  Adresse,    Nihil**®  xpiano  felicius  cm— | 
f.  199'  H.  an  Nepoüanus."'^  Petis  nepotiane  karissime  —  |  f. 205' 
IL  an  Florentius,'^  Quantus  beatitudinis  tu<^  rumor  —  |  f.  2(B' 
H,  an  Florentius.'-  In  ea  mihi  parte  heremi  —  |  f.  206 '^  H.  li 
Abigaum  spanum.'*  Quamquam  mihi  multorum  sim  —  |  f. 20? 
H,    an    Antonius.'^     Dominus    noster   humilitatis    magister  —j 
f.  207  ^  de  duob;    filiis  frugi  — .     Omnium  '*   quidem  de  sc» 
pturis  — .  f.  210 '  Epistolas.  lohannis  Crisostomi  quam  in  exifia 
portandus  traetauit.  Multi  "^  quidem  fluctus  et  und^  —  |  f.  2lP 
Epistola  Gregorii   septimi  pp   ad  Herimannum  Metensem  epi. 
Quod ''  ad  perferendos  labores  ac  —  f.  217'  *  ^temitatis  tri» 
ibunt. 

b  m  4 

80  mai.    m.  170  foll.  s.  XV. 

5.  A'TV;  ()ruxose   del  Archiuo   de   simancas.     f.  1' 
primo%  (sie)  ysidori.^  De  libro%  noui  ac   —  f.  9'  uite  dnm 
(sie)  xpm.  I  f.  9'    ortus   et    uita   ul   obitus   s(S>%    qui  i  dno  pi*;| 
cesserunt  |  Quo^dam*-^  scu*  —  f.  23'  defunctus  |  f.  23'  Ysidor«] 
ad  orosium  |  Quedam-^  notissima  nomina —  |  Adam  figuram 
f.  33'  saturabuntur  |  Synonyma  uel  über   soliloqo«    (beid^ 
stehen  da)  \  Uenit^  nuper  —   Anima*'*  iha  i  angustiis   —  f. 
exortatione.   |   Disciplina^   xpiana    ipa   —   paccatamque  uil 
f.  41'  Augustinus  de  retractatione   mit   Index  der  zwei 


^2  Hier.  ep.  I,  518.  —  63  Ib.  I,  209.  —  6<  Ib.  I,  232.  —  w  15,  j^  786.  -* 
6"  De  uita  clericorum  (Hier.  XI,  270).  —  «"  Hier.  ep.  1,  409.  ~  •  Ifcs, 
I,  28.  —  61»  Ib.  I,  926.  —  •«  Ib.  I,  252.  —  "  Ib.  I,  13.  —  7i  Ib.  I,  vL 
—  "3  Ib.  I,  451.  —  '*  Ib.  I,  26.  —  "*  De  duobus  filüs  (Hier.  opp.  J^ 
235).     -  -6  ?  —  "  Gregorii  Reg.  Ed.  Jaff^  WH,  21. 

*  Isid.  in  libros  v.  ac  n.  test.  proi^emia  V,  190.  —  ^  Is.  de  orta  et  obiti 
patrum  V,  152.  —  ^  j^,  Allegoriae  ».  scripturae  V,  115.  —  *  Is.  synony' 
morum  prol.  alter  VI,  473.  -    '•  Ib.  VI,  474.   —  6  V 


Bibliotbeca  patrani  latinornm  Hispaniensis.  449 

f.  89'  Augustini  dialogi  ad  Orosium.  Licet'  multi  doctis- 
simi  ft  —  I  f.  105^  Augustinus  de  inferis  ad  Eubodium  |  Questio® 
quam  michi  —  f.  111^  ad  Paulinum  de  eura  pro  mortuis  |  Diu 
scitati^  tue  coepe  —  |  f.  124'  jrpomnesticon  contra  pelagianos 
*  celestianos  hereticos.  Aduersarii  *^  catholice  —  |  f.  165  de  pre- 
destinatione  disputationum  contra  eosdem.  Licet^^  lacius  de  gra — 
f.  170^  prerogare  |  (r,)  Explicit  Über  de  predestinatione  dispu- 
tatonis  sei  augustini   contra  pelagianos  *  celestianos   hereticos. 

b  m  5 

8.  XV.' 

,Hieronymi  opuscula,  Alcuinus  de  uirtutibus  et  uitiis  ad 
Guidonem  comitem/    (Knust  Ä  811,) 

b  m  10 

(V  A  8    Y  H  9)  80  m.  103  feil.   saec.  Xni  in. 

Theile  verschiedener  Bihelcommentare  fast  gleichzeitiger  Co- 
dices, f.  2'  beg.  mit  der  Einleitung  eines  Commentars  zur  Apor 
kalypse:  Causa  q  beatum  ioim  scribere  —  f.  2^  doctrina  scrU' 
tetur  I  f.  3'  beg.  die  Apokalypse  mit  Commentar  auf  den  sehr  breiten, 
frei  gelassenen  Rändern.  Der  Commentar  beg.:  Merito  legendus 
est  iste  lib  —  f.  34'  &  quali  affectione  sponsus  ecclam.  | 
f.  35 — 42  etwas  schmaleres  Forrfiatj  beg.  und  schl.  abrupt  dicam 
sacramentum  mulieris  &  besti^  quam  portat  —  f.  42  schl,  im  Be- 
ginne von  Commentar  und  Text  des  Hohen  Liedes, 

f.  43' — 63^  bip.  pag.  Commentar  oder  Compendium  (so  von 
Bibl.  Hd.  benannt)  der  Bücher  Leviticus  bis  Maccabäer,  f.  64  — 
Schluss  auch  bip.  pag,  f.  64'  Glossen  beg, :  Vidi  ciuitatem  -i-  col- 
lectionem  sco*.  uidi  ecclesiam  —  f.  64^a  (r,  Maj.)  Prologus 
apocalypsis.  |  lohannes  apls  in  pathmos  insula  —  f.  65 'b  (r.) 
Incipit  über  apocalipsis  io'his.  |  Merito  legendus  est  liber  — '- 
f.  102 'a  omni  gne  preciosarü  uirtutum.  |  Fundamentum  primum 
est  iaspidis.  laspis  lapis  uiridis  —  f.  103 'a  ad  illam  que  j)ximo 
procedit.  |  Hos  xii-  lapides  •  i  •  supra  dictas  uirtutes  —  f.  103^ 
ad  nouum  et  lumine  so}. 


'  Aug.  dialogiis  quaestionum  66  (VI,  733).  —  ^  Aug.  ep.  164.  —  *  Aug. 
op.  X,  591.  —  ^0  ^ug.  (?)  Hypomn.  praef.  X,  1611.  —  "  Aug.  Hypomn. 
1.   6   (X,  1657). 

*  Von  Loewe  nicht  verzeichnet. 
SitzungBber.  d.  phil.-bist.  Cl.    CXI.  Bd.  I.  Hffc.  29 


450  ▼.  Hartel. 

b  in  u 

40  min.    m.  159  foll.  saee.  Xu  tz. 

f.  159^  w.  saec,  XIII  in  verzierter  Maj.:  Liber  iste  ert 
sancti  salvatoris.  Am  oberen  Rand  ders.  Seite,  wie  es  icknt 
von  anderer  Hd.  saec.  XIII:  Magister  egidiuB  (dies  Wort  k  BtL 
m.  2  saec.  XIII)  acomodauit  nb*  hunc  librum.  Von  der  flu,  & 
egidius  in  Rasur  schrieb  und  nobis  tilgte,   zum  TheHe  nkr^ 

blichen :  fri  Mucio  (in  ras.)  jo^s   conposdno  (no  oder  iwf).* 

f.  1'  Gregor  an  Reccaredue.^  Exutere^  uerbis  exceHenÄ- 
sime  vir  —  f.  3^  atque  dignitati  debebamuB.  |  f.  3^  Oregorm 
Leander.*  Scitatis  tu^  suscepi  eplam  —  f.  5'  custodiat  leaeW' 
tissime  frater.  |  f.  ö""  Hieronymus  an  Innocenüus.^  Sepeameiü- 
centi  km^   —   f.  8^   redderet  Hbertati.  |  f.  8^   Hieronytmd 
Eliodorum.^  Quanto  amore  et  studio   —  f.  14'  cui  nunc  Wm 
durus  est.  |  f.  14''    H.  an  Nepotianus.'^  Petis  ame  nepotiaiic- 
f.  23^  quod  talis  est  confiteatur.  |  f.  23^  H.  an  PauLhtm^  Bor» 
homo  de   bono   —   f.  29^  salutari  uolo.   amen.     f.  29'  E  • 
Amandus.^   Breui   ^pla  longas   —   f.  33'  seuit   ut  misereatar.) 
f.  33'  Item  eplaris  responsio   ad  quem  supra.^®   Proposicio  fii 
de  eadem  apK  —  f.  34'  et  sit  xps  totus  in  cunctis.     f.  34' «(^ 
taphium   nepotiani  ad   eliodorum   epmJ^  Grandes   materiaB  il* 
genia  —  f.  45'  nunquam  desinamus.  |  f.  45'   H.  an  AfUmm»^ 
Dominus  noster  humilitatis   —   f.  45'  uale  in  domino.  |  f.  46' 
H.  an  Rusticus.^^  Nichil  xpiano  felicius  —    f.  55'  magna  fxA 
premia.  |  f.  55^  H.  ad  Tirasium.^*  Benedicto  hac  dilectissimo - 
f.  58'  adducet  cum   illo.  |  f.  59'  H,  ad  JuHanum.^^    Filius  Ä 
fr  tuus  ausonius  —  f.  64'  tanti  dux  femina  facti.  |  f.  64'  K  • 
VigilantitLS.^^'  lustum  quidem  fuerat  —  f.  66^   et  sie  loquaiii*! 
f.  66'  H,  adversus  Vigilantium,^'^  Multa  in  orbem  —  arbitraiit*| 
indignos.  |  f.  75'  H.  etc.  an  Oceanus.^^  Deprecatos  es  uttibi-^ 

1  Ewald  liest  a.  a.  O.  233  sancti  lohannis  Compostell.  —  >  Die  AdreflH 
sind  hier  wie  sonst  nach  Loewe's  Kürzangen  gegeben.  In  der  Suk 
Schrift  stehen  kurze  Titel  in  Roth  meist  mit  karzer  Inhaltsangabe.  -* 
»  Gregorii  epist.  IX,  122  {U,  1026).  —  *  Ib.  IX,  121.  —  »  Hier.  ep.  I,  1 

—  «  Ib.  I,  28.  —  TJh.l,  252.  —  8  Ib.  I,  316.  —  •  Ib.  I,  293.  —  !•  II 
Schluss  des  vorhergehenden  Briefes;   vgl.   Reifferscheid  B.  P.  Li,LI,T 

—  ^»  Ib.  I,  329.    —    1»  Ib.   I,  26.    —    «  Ib.   I,  926.  —   »«  Cypriani  e 
(App.  274  Ha.).   —   i»  Hier.  I,  785.   —   "  Ib.  I,  345.    —    "  Ib.  U,  S« 

-  «  Ib.  I,  270. 


BibIioth«ca  patrarn  latinornm  Hispaniensis.  461 

Ato  confirmetur  affectu«  (m  deL),  |  f.  79'  H,  an  Oceanvs.^^ 
omquam  fili  oceane  —  non  concesBum  est.  |  f.  88^  H.  an  Ri- 
irutf.^"  Acceptis  litteris  tuis  primitus  —  et  in  ignem  mittetur.  | 
il^  H.  ad  Furiam,^^  Obsecras  litteris  et  —  nuptiis  cogitabis.  | 
99'  H.  ad  Saluinam.^^  Vereor  ne  officium  —  legeneium  per- 
meaco.  |  f.  106'   H.   ad  MarceHamJ^^   Abraham   temptatur   in 

i 

Bo  —  rit  b^elzebub.  |  f.  108'  H.  ad  Paidam,^*  Quis  dabit  capiti 

MO—  cum  sorore  cum  matre.  |  f.  114'   Ä   ad  Marcellam.*^^ 

lenio  reprehendat  —  suscipiant   sacerdotes.  |  f.   116'  H.   ad 

kunwn.^^  Plures  anni  sunt  —  qui  plus  amat.  |  f.  122'  H.  ad 

äam^  (m  cd.  m.  in  ras.).  Apis  paulus  scribens  ad  corinthios  — 

^btibuB   offerendam.   |  f .    128^  Commemorac'    iheronimi    de 

BStochio  et  paula.^*  Si  cuncta  mei  corpis  —  insib*  •  vin  •  dieb* 
>    • 

n- 1-  I  f.  147  ^  H.  ad  uirginem  Etutockium.^^  Audi  filia  et  uide 
-  f.  159^  glam  ab  hominibus  accipientes. 

b  m  12 

(Y  A  10    lY  1 11)  80  m.  bip.  pag.    114  foll.   s.  XIY. 

h  schwarzem  Leder,  vom   Wappen ^   hinten   Lorenzo   mit 

koise:  ad  sidera  ex  flammis.     Die  Hs.  enthält  Augustini  libri 

L  bV  s^one   dm   i  monte,  eiusdem   sermones  x  in   epla   bti 

juumis. 

b  m  14 

Cbart  io  saec.  XVI.' 

Enthält  eine  grosse  Reihe  Copien  älterer  Hs.  mit  genauer 
ingabe  der  Voi'lagen.  So  aus  dem  westgothischen  Ovetensis  qui 
oncapatur  decreta  canonum  presulum  romanorum  Hieronymus 
t  fide  catholica  u,  a.  —  Dann  allerlei  Schriften  von  und  über 
^iior.  —  f.  104  flf.  ex  uetustissimo  foliorum  membranaceorum 
odice  literis  gothicis  conscriptorum  qui  in  bibliotheca  ecclesiae 
Kietensis  asseruatur  21  Briefe,'^  —  Coripp  in  laudem  lustini 
11271—307,  317— 398.^  —  Hinter  den  Briefen  stehen  aus  alten 

» Ib.  I,  409.  —  M  Ib.  I,  719.  —  ai  Ib.  I,  280.  —  "  jb.  i,  493.  —  a»  Ib. 
I,  171.  —  a*  Ib.  I,  174.  —  M  Hier.  I,  126.  —  «  ib.  i,  463.  —  »^  ib. 
I,  671.  —  w  Ib.  I,  684.  —  a»  Ib.  I,  87  (=  Ambros.  append.  p.  365). 

*  Von  LfOewe  nicht  beschrieben.  —  a  Darunter  Isidorus  ad  Elladium 
epiBcopam  Toletanum  (Is.  opp.  VI,  666) ;  die  Anordnung  der  Briefe  wie 
in  der  Handschrift  F  68  der  Nationalbibliothek  in  Madrid.  —  ^  Ygl. 
Coripp.  ed.  Partsch  praef.  p.  LVI. 

29» 


452  ^*  Hftrttl. 

westgoikiMchen  Handschriften  aus  Salamanca  Isidors  SoMoguien, 
der  Dialogus  inter  rationem  et  appedtam  u.  o.'  Ewald,  S.  234. 

b  m  17 

(IT  L  i    Y  B  5)  40  M.    171  foU.  ncc.  X  «s. 

Enthält  Johannes  Chrysosiamus.  f.  1'  (Maj.)  incipit  m 
nomine  di  summi  sermo  primuB  iohannis  constantinopolitani  epi 
(daneben  m.  s,  XVI:  Chrisostomus  sup  ep}a$  ad  hebreos).  |  Multi- 
fariam  multisque  modis  olim  di  locutus  est  patribos  —  Hoc  Aiam 
hie  in  ipso  ex  /ordio  scribens  ad  hebreos  tstc.  Es  folgen  35  Ser- 
monen, der  letzte  beginnt  f.  163':  Obseero  autem  uos  — 
f.  165'  sclorü:  ACnersi.  Darauf  folgt  in  r.  und  schw,  Majus- 
keln: *  explicit  eommentariom  iohannis  epi  constantinopolitani 
in  epistola  (pauli  add.  al.  m.)  ad  haebreos  ex  notis  aeditü  post 
eins  obitu  a  con8tan(8  6r.)tio  presbitero  antiocheno  etraslatom 
de  greco  in  latinum  a  muciano  scolastico  uerso  •  dcc  •  (Hin.)  haec 
pauea  inueni  semotim  super  epistola  pauli  ad  haebreos.  |  Multi- 
fariae  usque  dieit  locutus  est  nobis  per  multos  inquit  prophiuts 
—  f.  166^  ac  remittuntur.  (r,  und  schw,  Maj.)  explicit  feliciter 
incipit  sermo   sei   iohannis  epi  eonstantinop   de  muliere   mala. 

heu  me  quid  agam  unde  sermonis  exordium  famam  quid  dicam 
uel  quid  taceam  non  enim  ego  tan  tum  |  f.  167'  (Min.)  in  stu- 
pore  mcntis  factus  —  f.  171^  sclorum.  (Maj,)  amen  explicit 
sei  iohannis   episcopi  constantinopolitani  de  muliere  mala. 

b  IV  17 

40  min.  m.  136  foll.  8ft«c.  X. 

Nicht  tcestg.,  aber  mit  häufigen j  nicht  sehr  viel  [späteren 
Randbemerkungen  und  ganzen  auf  den  Rand  geschriebenen  Partien, 
wie  Gebeten  u,  dgl,  in  tcestg,  Schrift.  Viel^  Pergamentstreifen 
sind  von  den  Rändern  herausgeschnitten.  Die  Quaternionen- 
bezeichnung  in  rothen  Zahlen  steht  auf  der  ersten  Seite  des  Q.  in 
der  Mitte  des  unteren  Randes  und  ist  bis  xvi  zu  verfolgen, 
obicohl  meist  weggeschnitten,  f.  1'  am  oberen  Rande  steht  ////,//■/// 
liloquiorum  von  älterer  Hd,,  doch  ausradirt  und  von  einer  Hd. 
s.  XIV  egisip*  daraufgesetzt;  dies  von  einer  Hd,  s.  XVI  aus- 
gestrichen und  ysidorus  daneben  geschneben, 

f.  1'  (r.  Maj.)  in  nomine  trini  sSm^  trinitatis  incipit  lib 
soliloquiorü  sei  isidori  spalensis  epi  urbis  quem  sinonima  nun- 


Bibliothec«  patrnm  latinornm  HispaDiaiisit.  453 

cupant.  I  (desgL)  in  nomine  dni  öri  ihü  xpi  incipit  prologus 
eiusdem  libri  expositus  a  beato  predicto  hysidoro  epo.  |  In 
subsequenti  ^  hoc  libro  qui  —  f.  l  ^  (V.  Maj.)  Hysidoms  lectori 
sal.  I  Uenit  nuper  ad  manus  meas  —  f.  2^  (schw.  Maj.)  explicit 
prologus  incip  Hb  pr^fat;  |  Homo  anima  mca  in  angustüs  — 
f.  40^  per  te  cunctis  uiuendi  regula  datur  |  (r.  Cap.)  explicit 
Hb  •  u  •  soliloquiorum  sei  hisidori.  oratio.  |  fiant  nunc  orationes  — 
*  omib;  scis  |  (r.  Maj.)  Hunc^  cecinit  salomon  mira  dulcedine 
librum  —  Neben  dem  7.  und  8,  Verse:  Hec  tibi  uera  canunt  uit^ 
phennis  |  Aurib;  ille  tui  male  fribula  falsa  sonabit  stehen  rechts 
UOX  SYMAQOqe  |  öox  SYMAQoqe  (r.  Maj.)  Osculetur  '  me 
osculo  oris  sui.  |  Tangat  me  dulcedin^  pr^senti^  su^  quem 
sepius  a  j)pheti8  promissü  audiui  —  f.  61^  me  consolari  me- 
mento  |  (r.  Maj.)  finit  dö  gracias  am.  |  (r.  Maj.)  incip'unt  que- 
stiones  orosii  (ro  ex  ri  m.  2)  et  responsiones  sei  agustini  epi. 
Cap  1  I  Licet  ^  multi  et  j)bati8simi  uiri  diuerso  quidem  stilo  sed 
non  —  f.  ST""   desiderat   non  jidesse.    (r.  Maj.)  incipiunt  (exp. 

m.  1)  ExpHciunt  interrogationes  orisii  et  responsiones  agustini 
epi  I  incipit  lamentatio  originis.  In  afflictione  •**  et  dolore  anime 
mee  incipio  loqui  —  f.  93^'  in  sda  sclorum  am.  |  (V.  Maj,) 
explicit  (expHc  m.  2  in  ras.)  lamentatio  originis.  |  incipiunt  ca- 
pitula  libri  primi.  de  genesi.  Abraham.  Loth.  Jacob®  etc. 
Dann  folgt  ein  Index  von  vier  Büchern,  der  schliesst  f.  94' 
credulus.  (r.  Maj.)  expliciunt  cap.  Incipit  liber  primus  de 
laude  di  et  de  confessione  orationibusqu^  scorum  Abraham, 
dne'  si  inueni  gram  (sie)  in  oculis  tuis  —  schliesst  mit  dem 
vierten  Buche  f.  ISO""  principia  est  et  erit  in  aetema  scloru 
scla.  dö  gratias.  dö  gras.  Dö  gras,  glä  tibi  dne.  FmiT. 
f.  ISO""    Credo   in    unum  dm.  id  est  patrem  &  filium  a  spum 

in  ^  A  maiestat« 

scm  Et  is  tribus  psonis  unam  inconfusam  ditatem  &  gloriä 
Patrem  omnipotentem  factorem  caeli  &  terrae  Non  tres  ornpten- 
tes  nee  factores  sä  imumditatem  omnipotentem  factorem  Uisi- 
biHum  —  f.  136^    ex    patre  filio  p';////   (8—10   litt.)  ide  quia 

o  ////  (3  l.)  a  I 


*  Isidori  Synonyma  VI,  472.  —  ^  Carmen  praefixam  Alcuini  compendio 
in  Cant.  Cant.  (Ale.  opp.  I,  392).  —  ^  Ale.  in  Cant.  Cant.  I,  392.  — 
*  Augu.stinu8  dialog.  quaestionum  65  (VI,  733).   —  s  ?  —  «  ?  —  7  ? 


454  T.  Hartel. 

9  n  13 

(lU  I  li  II  E  19)  20  ID.    bip.  et  trip.  pag.    96  ML  %. 


Liber  Hiob  cum  amplis  commentariis  (vi^ 
ex  d.  Grego.  Bibliothekar ähd,  8.  XVI  f.  V).  f.  V  Amm.L 
Ißte  liber  est  sei  Barthi  de  trisulco  (trisulto   noA  «BMra 
Beschreibung  Loewe^s)  Cartusien  onus. 

9  n  21 

Chart,  fol.  saee.  Xyn.> 

Enthält  die  canonische  Sammlung  der  ältestem  Bf 
die  sogenannte  Avellana,  Die  Hs.  ist  offenbar  eine  Abmi 
Vaticanus  4961.^  (Ewald  S.  235.) 

9  m  18 

(Caxon  23,  nam.  18)  40   min.  m.  et  eh.  251  foll.  s.  XIT. 

Hat  durch  Wasser  sehr  gelitten.  Enthält  eine  üng 
fomieln^  u.  dergL  f.  124^  epi  sub  romano  pontifice  c 
qui  non  sunt  alterius  provincie.  f.  10  ^  Isti  sunt  reges  c 
f.  11'  enthält  Spanisches.  Ausserdem  stehen  f.  48  «.  -i 
liehe  Verse  j  ohne  irgend  welches  Interesse  u.  f.  50' 
et  tituli  regum  xpiano^. 

9  IV  23 

80  m.  107  foll.  8.  XY. 

VorsetzbL  ^  m.  s.  XVI:  "es  del  Monesti  (^c)  de  ni 
de  giiadalupe.   VorsetzbL  ^  gleichzeitiger  Index:  In  hoc 
uolumine   sub    ordine  et  numero   reperies   sequenti.   F 
nitur  etc. 

f.  1 '  (r.)  Isidor  de  ortu  uita  et  obitu  855*  qi 
mino  precesserunt  ^  mit  Vorrede  und  Capitelindex.  \  f.  i 
protboplaustus  et  colonus  —  f.  IS""  atque  sepuItuB. 
tias  (r.)  Finito  libro.  laus  sit  et  gloria  xpo.  Didac\ 
(r.)  secundum  opus  additionis  eiusdem  beatissimi  j 
ortu   soSrum   uirorum   infra    scriptorum.    quonun    sup: 


'  Von  Loewe  nicht  beschrieben.  —  2  Vgl.  v.  Sybel.  Histor.  Zeit 
N.  F.  IV,  S.  löö. 

«  Vgl.  Ewald,  S.  «35. 

>  Ind.  de  ort«  et  obitu  pat.  V,  lö3. 


BIUialhMi  ftnm  UUnaraa  Bl>iiwi«a>li. 


ortuiii  ut  äcpiiltiire  locum.  Darm  Index  yB&y&  iis  zachaiia.  [ 
f.  19  •  lysayaa  fuit  ex  —  f.  27'  tamtumodo.  Hierauf  folgt  ein  Brief 
Aruelma  an  Valenanua  neriburgejisis.  Gaudeo*  et  gratias  ago 
deo  quia  sicut  —  f.  29''  quandam  epistolam.  Deo  gratias.  | 
Dann  der  Capiielindeae  zw  Isidor'g  Eti/vwl.  En '  tibi  sicut  ^  f.  30 ' 
de  instrumentia  rusticis  et  ortorum  siue  equorum.  f.  31—34 
eind  ausgetchnitten.  f.  35''  In  nomino  domini  iiri  i6u  xpi.  In- 
cipit  liber  genoria  et  originiß  oflicio^  bcatiasimi  ysidori  jspaloii 
archiepl.  |  Vorrede  an  Fulg.:  Qucris  *  a  me  originem  offiüionim  —  | 
Capilelindex.  Das  erste  Buch  beg.  f.  35 '  Ea  que  in  officÜM, 
das  zweite  Buch  f.  59 '.  Das  Werk  srMiestt  {.  96 '  ut  scrmo 
iir  patcrnis  sentenciis  firmaretiU'.  Es  folgt  De  affinitatibiia 
et  gradibiis.  j  Heredia  ^  nonien  iuiposuit  —  f.  96 "  De  agnatia 
et  cogiiatis.  Agnat! "  dicti  eo  quod  —  f.  .97 '  De  predietia 
affinitatibuH  )  Auetor'  mei  generis  —  and  Weiteres  üher  Ver- 
tcandtechaftsuerhältnissii.  f.  99'  De  üoniugiis  uiris  et  feminia.  | 
Uir  *  sexum  significat  —  f.  100 '  anctoritate  reprimi.  Dazu  nm 
Rd. :  Explieit  l'  (sie)  über  beati  ysidori  de  clericis  et  regiilia  cle- 
ricomm  '■'  |  utüis  exortatio.  Antiquis  temporibus  —  f.  101  ■■  ad 
celcBtem  putriani  |  (r.)  obtima  epl'a  eontinens  doeumentö  fidei  et 
quedam  alia  ainglaria  (nie)  dicta  pro  mentis  illustrutione  |  Hee 
epl'a  qnam  legimus  caritati  iifc  est  directa  ad  gcotes.  Et  quia 
U08  —  f.  lOti'  nitam  uenturi  seeuü.  Explieit  epl'a  Explieit  huiua 
uoluminis  tractatus  ultimua.  cuius  primum  IJbrum  scripsit  dida- 
CUB  de  astigia  tii[u  ms  familiaris  domesticus  nunc  ü  Ir  ordis  sei] 
(dan  Eingeklammerte  auf  Ranur)  ieronimi  cuius  aacre  religionis 
Buscepit  habiluni  die  sabbati  -  iü  ■  inensis  apriüs  die  u'o  octa- 
uarum  beatiasinii  ysidori  anno' dni  .  u .  cccc .  lxvii  -  in  monasterio 
beatiaaimc  uirginis  eancle  marie  de  guadalupe  aliot  u'o  tracta- 
tuuin  diuersi  fuerunt  Bcriptorea.  hoc  pffactum  uolumen  aupra- 
dictua  didacus  et  eeteri  acripBaerunt  (sie)  ex  mandato  dni  iobannis 
alffonasi  de  logrono  in  decretia  bachalarii    ecele  yapalefi   uano- 


1  opp.  ed.  M&ar.  p,  139  (vgl.   £w(iH   S.   236).   —    >  Isid.  EtTin. 

'   cm,  1)  =  BmuI.  ep.  (80,  B54  M.).  —  «  Ind.  de  orig.  offiu.  VI,  363.   — 

'  »  Auraüpe  aus  Iridor  Etym.   IX,  e.  6  (III,   438).   —   »  Ib.  lU,   443.   — 

^  Ib.  in,  446.  ~  ^  Ib.  III,  152.    —   "  D&rnnch   suheint  such  la.  de  oS. 

'    ecclOB.  U,  u.  SO  (VI,  15'2  sq.),  wo  derselbe  Stoff  behandelt  wird,   beuÜUt 


456  ▼.  HarteL 

nici  ad  honorem  et  gPiam  sanctissime  trinitatiB  et  beatissime 
uirginis  marie  et  ad  laudem  et  memoriam  beatiBsimi  ysidori 
yspaleil  archiepi  patris  sui  deuoctissimi  (sie),  laudetur  ihs  nitoi 
de  uirgine  xps  eiusque  trinus  et  unus  in  etemum  g^orificetv 

sempiternus  honor.  Amen.  Ibique  deo  j>picio  feria  -t-xiidi- 
die  marcii  anni  inmediate  sequentis  in  aigilia  anaciatioH 
Anitis  uesperis  eiindem  ordinem  fuit  solenniter  profesmu  etii| 

f.  107  ^  feste  sei  stcphani  jithomns   die   uero   lune  •  nn  •  dfr 

cembris  anno  eiusde  dni  •  v  •  cccc  •  lxix  -  ad  ordinem  sacer 
dotalem  stitit  rite  promotus  atque  die  dnica  proxima  seqnenti 
in  feste  circuncisionis  primam  missam  ibidem  solenniter  cek- 
brauit.  quem  altissimus  sua  gfa  muniat  protegat  atqne  defendil 
et  in  eadem  sca  religione  laudabiliter  perseuerare  saxmpi^ 
dies  in  pace  iuste  et  sce  finire  concedat.  Amen. 

9  IV  24 

40  min.  ck.   lU  foU.    *.  XY. 

Flores    Hieronymi    mit    Angabe   der    Quellen    am    Btmk 
V    Rubricae    flo%    gloriosissi    hieronymi    de    obedientia.   £  P 
Fratros  '    earissimi   non   queo    qaem  mente  coneepi   —  f.  61' 
iit  Hieronimi  peccoris  memineris  Explicit  doctrina  bti  Hieromv 
ex  suis  opibns  egregie  dineroata  ■»  cnm  gratia  dei.  Deo  gnA^ 
Amen.  [  f.  61^  (r.)  Incipiüt  rubrice  testamenti  beati  Hieronimll 
De  Pace :    '  r. )   Incipit  Testamentum  beati  Hieronimi  —  f.  62' 
Reuerendissimo  patri  Damaso  Portuensi  epo  ac  Theodore  senir 
tori   urbis  Rome   elaris^imo.     Eusebius-   olim  Hieronimi  duci- 
piilus  pium  äetiim  et  gaudium.    Dens  omnipotens  coi"  mia  fA 
ante  fatiom    —    f.  02^   <  r.     De   pace.  |  Hortor*  nos   carissioi 
mei  —  f.  84'  nie   reoomendes    Gra   dei.    Explicit  testametitt 
bti  Hieronimi  deo  gratias.     Am  folg.   Bl.  Ui  leer.    f.  86' a  90» 
hier  ab   zHYiif^tkeilt     r..    Ex   libris    omnimode   hiatorie    a  di« 
lon>nimo    editis   sumariohim   osoriptü    felicit*    icip*     |    ("Jolent* 
a*suoti    uiatv^rvs    adductis    secum    —    f.    ll-t'^a    tande    amaros 

et  cortice*  ot  li^  sicca  cv'^modebat. 


*  K^aruU  ttxoixAchoruK  yHior    o^jv  XL  o7l  .  —  -  Eu^ebios  de  morte  Hi« 
.Hwr    oi»jv   XI.  es>^     -    »  Ib    0.   :^    XL  iv5  .   —  •  ? 


Bibliotheca  painun  Utinoram  HispaoieDsis.  457 

9  IV  25 

(V  D  11    IV  Dai)  m.  80  270  foll.    s.  XIV. 

f.  2r  —  f.  50^  Hieronymus  de  mris  illustrUma,  f.  51 '  Gregorü 
dialogi.  Am  Ende  der  langen  Indices  f.  56^  zwei  orationea  und: 
Angre  q^  ms  es  custos  pietate  supema.  Me  tibi  comissum  salua 
defende  gubema.  f.  57'  Quadam^  die  —  f.  270^  ipi  fuerimus. 
Explicit  dialogo^  deo  gras  amen. 

d  I  1 

Hembr.  fol.  bip.  pag.    anni  992.  in  irestg.  Miniukel.' 

Ist  der  berühmte  Codex  Emilianvs,  den  die  Herausgeber  der 
spanischen  Concilien  und  des  Fuero  benützten,  aus  San  Millan  de 
la  Qogolla  stammend.  Die  folgenden  Angaben  sind  der  genauen 
Beschreibung  Ewald's  (S.  237)  entnommen.  Die  Hs.  enthält  von 
f.  20  ab  die  Hispana.  Auf  die  Concüienbeschlilsse  folgen  mit 
alleiniger  Unterbrechung  durch  einen  jüngeren  Quaternio  (f.  230 
bis  235)  die  Papstbriefe  der  Hispana,^  Dann  folgt  Isidor  de 
generibus  officiorum  und  andere  Schriften  desseJbefi  bis  de  fide 
catholica  aduersus  iudeos,  f.  341—^345.  Dann  de  uiris  illustribus 
und  der  ordo  de  celebrato  concilio.  In  dem  jüngeren  Quaternio 
f.  230 — 235  findet  sich  unter  anderen  f.  230  uita  uel  gesta  sancti 
Ildefonsi  a  Cixiliani  episcopo  edita,  f.  231  epistola  Eugenii  ad 
Protasium,  f.  232  de  uisione  habita  Taioni  episcopi  in  Romana 
^cclesia  und  Briefe  Gregor  L 

d  I  2 

Membr.  fol.  bip.  pag.  anni  976  in  schöner  irestg.  Minnskel.* 

Es  ist  der  berühmte  Codex  Albddensis  oder  VigHanus,  den 
Vigila  mit  seinem  Genossen  Sarradnus  und  seinem  Schiller  Garsea 
im  Kloster  Sancti  Martini  zu  Albelda  geschrieben  und  mit  reichen 
Miniaturen  ausgestattet.  Die  folgenden  Angaben  des  vielbehandelten 
Codex  sind  Ewald  (S.  238)  entnommen,  der  die  älteren  Beschrei- 


»  Greg.  dial.  1.  I  (opp.  II,  149). 

^  Von  Loewe  nicht  beschrieben;  doch  vgl.  Praef.  der  Tab.  XXVII  B, 
Ewald  S.  236,  Maassen,  Geschichte  der  Quellen  u.  d.  L.  des  can.  Rechts  I, 
p.  668  und  Sitzungsber.  der  kais.  Akad.  der  Wissensch.,  LVl.  Bd.,  S.  157. 
—  '  Genaueres  sagt  Ewald  über  die  Gregorbriefe,  S.  287. 

1  Von  Loewe  nicht  beschrieben. 


458  V-  BftrteL 

bungen  verzeichnet.     Umere  dem  Codex  Emilianus  (d  1 1)  nädut 

verwandte  U$,  bietet  tcie  jener  von  f.  20  oft  —  f.  238  die  canonüche 

Sammlung^  f.  242  —  f.  247  die  Schrifien  Iddor*8  bis  de  fide  catho- 

lica  contra  iudeos;   an  die  historia  de  Mahmeth  seudoprophete 

f.  247  reiht  sich  der  zweite  Theil  der  Colleetio  hiapanicay  die  /%p8^ 

briefe,  dann  f.  341  ff.  de   airis  illustribua    von   Iddor,  Ildefoiu, 

Julian  und  Felix. 

d  m  U 

(III  C  12    IV  I  7)  m.  80  mtd.  bip.  fmg.  21  foU.  s.  IUI  in. 

Auf  dem  Vorsetzblatt  m.   saec.  XVI:   alius  liber :   historia 
partium  orientis  in  4*^.  guterius. 

f.  1  ^a  itinerarium  lerosolimonim.  In  nomine  domini  incipit 
liber  qui  appellatur  itinerarium  lerosolimorum  (am  Rande  m. 
s.  XV  etwa:  anno  dni  ()099).  f.  19^  Ricardus  di'  grä  rex 
AngF  abbi  de  Claraualle.^  |  Post  laerimabilem  et  in  commune  etc. 
Grosser  Brief,  nachträgl,  s.  XIII  eingetragen,  f.  20''a  (r,  und 
gr.) :  incipit  prologus  domni  bemardi  abbatis  clareuallensis  in 
uita  sancti  malachie  episcopi^  |  ()emper  quidem  opere  pre- 
cium  fuit  illustres  ico*  describere  uitas  ut  sint  —  f.  21 'b 
sunt  uobis  |  Malachias  noster  ortus  hibernia  de  popio  barbaro 
—  f.  21^a  ad  modü  oib;  graciosus  Drei  Viertelseiten  blieben  leer. 
Darauf  zwei  Indices  s.  XIV  des  Inhalts  der  Hs.,  als  sie  noch 
vollständig  war:  Hec  continentur  in  hoc  uolumine  |  lo'bes  cri- 
sostimus  de  rcparatione  lapsi.  Vita  sancti  siluestri  •  Vita  sancti 
hilarii  miracula  eiusdem.  Vita  sancti  egidii.  Vita  sancti  iobannis .  | 
Passio  8  grisogoni    sotiorumque  eius.  |  Vita   PS  |  oZ.    m. :    libr 

conteti  |  loies  csost*  de  reparacione  lapsi.  Vita  sancti  siluestri . 
Vita  sancti  hilarii  cum  miraculis  •  Vita  sti  egidii  •  Passio  sti 
grisogoni  sotio^que  eius  .  Vita  beati  leronimi  .  Vita  sti  alexis  . 
Itinerarium  ierosolimo^  .  Vita  beati  malachie  epi  nonconplet  | 
f.  2V  s.  XIV:  Iste  liber  constat  eccMe   Barlynges.^ 

d  m  21 

40  m.  bip.  pag.  228  foll.    s.  XIV. 

f.  1^  Casslodori  Variarum  libri  1 — 7.    f.  98  ^a  beginnt  newe 
Zählung  der  folgenden  ö  Bücher  (also  zusammen  12)  —  f.  167  ^a, 

1  Von  Richard  von  England  an  den  Abt  von  Clairvaux  über  die  Ein- 
nähme  von  Accon.  Ewald,  S.  243.  —  ^  Vit.  SS.  ed.  Surius,  3.  Nov., 
p.  27  (182,  1073  M.).  —   »  ,Barling8  in  der  Grafechaft  Lincoln?*  Ewald. 


Bibliathwu  putru  IUI»»»  Uapulannt.  459 

a  als  O.foi^t:  Oassiodorjis  de  oniina.  Am  Sdilu^ae  dieses  1'.  182'b 
coDusaciono  tctare: '  Laus  tibi  eit  xpe  q'm  liV  cxpliuit  iste.  Nach 
einem  iS^jafim«;  Explicit  expliceat  ludere  Bcriptor  eat.  f.  182' 
und  ISS'  von  imderer  Hd.  a.  XIV/XV:  Paup  dum  non  tet 
quod  offerat  non  solum  —  qm  te  dcbeat  condempnare.  f.  184'a 
folgt  wieder  wi,  (ivn  modenier  Hd.  libe}-gchneben :  De  amicida  et 
dilectione  dei  et  proxirai  tractatus).  Quoniam  diminute '  sunt 
ueritates  a  filiis  hominum  et  refrigescente  caritato  —  f.  222 'a 
gl'ie  plenitudo  deo  gras,  ommb;  omnia  non  mea  aompnia. 
f.  222'b  Sprttckverse  des  Puhlilius  Syriis.  Alien«  5  omne  quic- 
quid  optando  evenit  Ab  alio  eicpecteB  alteri  quod  feceris  — 
f.  222''b  Cum  inimico  nemo  in  gfä  tuto  reddit.  f.  223'  leer. 
f.  223'  folgen  Briefe  von  verschiedenen  Händen  s.  XIV,  aus 
denea  Ewald  S.  244  MittkeUungen  macht. 

^d  m  22 
*>  bip.  pag.  m.  IS9  tull.  »iK.  Sin  in. 
f.  i38''b  am  loUeren  Rd.  m.  s.  XIV:  Lib  sei  Stcphani  tosse 
DOuc  Ylcbs  que  dedit  d'  p'  tussus.'  f .  1 '  am  oberen  Rd.  zmei  Zeilen 
in.  XIII,  von  denen  die  erste  zur  Hälfte  abgeschnitten :  au  epe. 
t'uj'  aia  reqescal  in  paee  amen  Quicüq ;  Iiue  librü  furat'  fuerit. 
1  eelau'it  1  titulü  biic  deleu'it.  ait  ppetuü  anathema.  f.  1^66 
Ennodii  opera  Briefe,  Gedichte,  Reden  it.  s.  w.  in  derselben  Ord- 
nung, in  welcher  sie  die  interpolirte  Handschriftendaase  bietet.^ 

Von  anderer  gleichzeitiger  Hd.  folgen  f.  67—138''  luonis 
cpistolae  (Decretum  D.  luonis  camotensis  epi  von  Bibliothekarshd. 
genannt)  mit  vorausgeschicktem  Index,  f.  138''b  est  consecratus 
Val;  Trecente  eple  continentur  in  hoc  uolumine  ■  nn  •  ex- 
ceptis.'  f.  138'  und  139  '  andere  Briefe  von  gleichzeitigen  Handelt. 
f.  138'a  Amieo  kiiio  et  iiitimo  ■  e  ■  ir  bern  glam  q'  ab  int'  -S- 
7  g'ram  q'  desup  uen'.^  Homo  d'i  no  t'pides  exuere  Lomine  — 
f.  138'b    AmantisBJmo    patri   et   d'no    d'i   gVa    su^o    ponlifici 

>  Ousit>a.  70,  1308  M.  —  '  Cwsiodur  ?  V 

'  ,Qaem  dedit  Daimpertas  (?)  .  .  .  episcopus  (?)■  lieat  EwalJ  a.  a.  O.  346, 
—  ^  Vgl.  Ennodii  Opera  ed.  Hartel  praef,  jj,  \TI  and  XV,  —  =  Es  sind 
nach  Ewnld  27S,  m  Ueberachrifteu  und  Keilieufotge  aicli  an  die  Vulgata 
MUchlieHieud  (163  M.).  —  '  Dieser  und  die  fulgenden  Kwei  Briefe  Bam- 
hwds  vou  Clairraux  Nr.  Äüö,  338,  377  ©d.  Manr. 


460  ▼.  Hftrtttl. 

•  e  •  B   clarevaü   uocat^  abBs.  modic^  id  d  -S'  Auditu*  -v  intri 

nr*a  7  celebri  —  f.  139'a  kmo  pat  7  dSo    8-21  gS  fidionirij 
abbi  (r\   b.  clareualt  uocat^  abb.   s^pm   consilii  ^  consolationk 

Visis  qb;dam  litis  u^ris  qs  ad  d  tnroo'  - 

d  IV  9 

(TI  C  17    V  D  4)  ISO  m.    S70  foU.   8.  XV. 

In  Italien  geschrieben,    enthält  ausser  Anderem   (bes.  Bosär 

Ventura):  f.  1  '^ff.  Flores  sei  ieronimi  eccKe  doctoris  eximii  «umpti 

ex  ueris  dets  et  uerbis  originalibus  eiasdem  |  Fratres  cariaani 

non  queo  *  quem  mente  concepi  — .  Auf  Vor-  und  NachsädM 

ausser  Recepten  unter  Anderem  ein    ital.  Gedicht  von  (oder  anf) 

ff 
Jacoponus  de  tuderto  f.  269'  Segniore  mio  p  cortexia  miisM 

la  malsania  etc. 

d  IV  16 

120  misc.    131  foU. 

Enthält  ausser  Anderem  m.  s.  XV:  Auctoritates  bti  ysidori. 

d  IV  22 

120  m.   48  foU.    s.  XV. 

Auszüge  aus  Augustin. 

e  I  13 

S  m.  trip.  pag.  1S5  foll.  smc.  X^XI.    In  westf.  Scbiift. 

Auf  dem   Vorsetzblatt  Fue  de  Jorge  de  Beteta   und  f.  1' 

Diolc    a    SU    mag    Don    lorge    de    Beteta.      Am   Anfang  vm 
Ende  verstümmelt.  Zahlreiche  Pergamentstreifen  herausgeschnitten 
f,  22   trägt   die   erste   Quaternionenbezeichnung   xvn    q;    die  /*  I 
heren  sind  wohl  weggeschnitten,  2^  ^  QucU,   gehen  jetzt  noch  dat 
17.  voraus,  ohne  sichtbare  Bezeichnung.    Die  Hs.  schliesst  mit  d^ 
Quatemio  34 :  xxxiiii  q.   Die  ersten  Worte  des  nächsten  QuaterA 
sind  unten  cursic  (wie  immer  in  diesem  Codex)  neben  die  Qiiater' 
nionenbezeichnung  geschrieben :  gaudio  celestium. 

Die  Hs.  enthält  Concilieu,  und  zwar  die  Hispana,^     f.  1'» 
abrupt  beginnend:  peccauerint  nee  cibum  suum  sumat.  Die  Con- 

*  Hier.  Sermo  opp.  XI,  215. 

*  Vgl.  Momorias  de  la  real   Aeademia  de   la   historia   II,   566  fT.,   682  iL 
Ewald.  S.  J47;    Maassen,  Geschichte  der  Qaellen   I,  S.  670,   N.  13  rat 


Bibliotbeca  pafcmm  Uünornm  Hispaniensis.  461 

cilia  Toletana  reichen  bis  zu  dem  17. y  f.  82'c  sinodus  bracaren- 
sis  prima,  dann  noch  zwei  bracar.,  concilium  spalense,  c.  emere- 
tense;  nach  diesem  folgen  Decretalien:  f.  102  ^c  (in  r.  Maj,) 
häctenus  dig^stis  (so  mit  Accenten)  conUis  sco«  patrü.  secuntur 
decröta  pr^sulum  romandrum  prefatio.  Sedis  applice  prdsulum  — 
f.  103 'a  numerus  directalium  ^piscoporum  (103  Nwmmem).  Die 
ersten  Päpste  sind  Damasus,  Siridus,  Innocentius.  Schluss  (in 
Nr,  2  des  Abschnittes  lxv  eiüsdem  leonis  ad  ^pos  per  siciliam  cum 
capitulis  suis)  uirginea  puer  editus  exultate.  Unter  den  CondUen 
steht  auch  f.  ll^c  Leandri  Homilia:  Festiuitatem  ^  hanc  omium 
esse.  —  ,Der  zweite  Theil  mit  den  Papsibriefen,  dessen  Index 
vollständig  ist,  bricht  mit  d^r  epistola  66  ah.  Vordem  scheint  der 
Codex  noch  mehr  enthalten  zu  hohen,  denn  eine  Notiz  auf  dem 
Vorsetzblatte  besagt:  Tambien  tiene  la  coleccion  de  San  Martin 
Dumiense  j  la  epistola  Sinodica  de  Sevilla,  was  jetzt  beides  fehlt/ 
(Ewald,  S.  247.) 

e  n  1 

Membr.  foll.  saec.  XI.* 

Enthält  Boethius  de  consolatione  philosophiae  mit  vielen 
Glossen.  (Knust,  S.  813,) 

e  IV  11 

Membr.  8.   saeo.  Xin  in.' 

Enthält  Bihlia  N,  T.  und  unter  den  Paulinischen  Briefen 
den  ,ad  Laodicie:  P.  ap.  non  ab  hominibus  —  Colocensium 
uobis^  (Knust,  S.  818.)  Denselben  Brief  enthält  auch  e  IV  15 
saec.  XIV. 

e  IV  13 

80  m.  125  foll.  saec  XII.< 

Schmutzblatt  s,  XVI:  este  libro  es  de  la  yglia  (sie)  de 
Osma'^  el  D°'  Remigio  di  cuenca.^ 


Sitznngsber.  der  kais.  Akademie  der  Wissensch.,  LYI.  Bd.,  S.  161.  Die 
Tab.  XXIX  bietet  fol.  6  H  aus  dem  Concilium  Toletanum  Xm  (84,  500  ff.  M.). 
—  2  Leandri  hom.  72,  893  M. 

*  Von  Loewe  nicht  verzeichnet. 

*  Von  Loewe  nicht  verzeichnet. 

^  Nach  Ewald  saec.  Xin.  —  ^  Daranf  folgt  noch  ein  Wort,  das  man  nach 
Loewe^s  Fac^imile  als  aerutm  lesen  möchte. 


462  ▼.  Hart«L 

f.  1'  (r.  Maj.)  Incipit  liber  sei  ysidori  spalenns  {M\n,) 
epi  de  ordine  creaturamm.  Es  folgt  der  Index  der  32  Cai[f*\ 
f.  l^r  De  ordine  creaturamm^  |  UDiuersitatis  disposilio  — 
f.  52^  (Maj.)  in  orbe  terrarum  |  f.  53^  Ecce  aenerabilis  midd 
pater  —  f.  54^^  qui  finem  laboris  condidit.  (Maj.)  ezplidt  jfr 
doruB  de  ordine  creaturamm  |  f.  55'  Scribere  me  aliqnid  ä 
deuocio  iubet  et  prohibet  occupacio  —  deuotionL  (r.  Maj») 
Lucham  (ackw.)  Missos  est  gabriel  angelus  etc.  Darm  folfm 
drei  Homüien  über  diesen  Text.  Sie  beginnen  f.  55'  Quid'  aU 

uoluit  euangelista  —  f.  71'  Libenter*  v  uideo  m  congruere- 
f.  80'  Non  est  dubium  *  quicquid  in  laudibus  matris.  —  Daa 
ein  Nachwort  f.  90^:  Lectionem  euangelicam  exposui  neit 
potui  —  destinaui.  (Maj.)  Explicit  excussacio.  f.  91^  Donn0 
uenerabili  •  h  •  senonensium  archiepo  frater  Bemardus  idqiiül 
peccatoris  potest  oracio:  Placuit*  prestanci^  iure  nounrn  — 
f.  117'  in  Bcribendo  seruare  nescierim  bxplicit  |  f.  117  Qw 
(a  exp,  m2)  •  un  •  clementiB  subsistentes  dm  die  et  noete 
offendinfuB  dignum  est  —  f.  125^  cum  dSo  phenter  (sie)  regni- 
bunt  et  expectant. 

8  IV  14 

M.  80  min.   120  foU.  8.  Xm  in. 

Auf  dem  SchmiUzblatt  von  Hden  s.  XVI:  Tuuole  Gardi 
de  loarsa  y  el  doctor  valles.  Buelbe  a  Madrid  a  ^  de  agosio 

de  1577.  para  el  s'  D<*'  Vailes;  q  emienda  lo  de  naturis  reniii. 
Vino  de  7*  en.  (sie)  9  de  agosto  1583  q  le  embio  el  maestro  per« 
del  Padre  mariana. 

///  Dofii  ^^ 

f.  1 '  (Maj,)  in  nomine  dni  incipiüt  capla  in  libro  Benteft* 
tiarum  primo  ///////////  ysidori  yspalsis  epi  |  Nach  dem  Capitir 
index  des  1.  BtLches  (roth)  incip  liber  bi  ysidori  epi.  Qd  Ü 
Büm^  et  iconmutabilis  sit  |  Siunmü^  bonum  —  |  f.  80^  letifictD 
dos  includit  |  (Maj.)  Finit  amen.  f.  81'  In  noie  dm  incip  libe 
differentiarum.  Isidorus  lectori  salutem.  Plerique  '  yeterum  b« 
monem  —  notaui  explic  prologus.  caplo  primo  per  •  a  •  |  Inti 

2  Isid.  de  ordine  creaturarum  VI,  582.  —  '?  —  *  9  —  *?  —  «  Berni; 
ep.  ed.  Maar.  p.  467. 

'  Isidorus  Sententianim  1.  I.   (VI,  llö).  —  «  Isidoras  lib.  I  differentiar 

(V,  1). 


BlbHalkKi  jutna  laUiionB  HiipuSamli.  463 

aptiim  et  utile,  aptum  ad  tempua  —  |  f.  99'  Reliqua  apiiitu  alia 
q  qitidem  in  mebris  suis  taliter  distingiintur  (nie)  \  f.  100'  (Maj.) 
incipit  libelluH  dni  yaidori  de  natiirifi  rerum  incip  J>log"  |  Dno  j  flo 
Biaebuto  ysidorua.  Du  t^erante  —  |  Dies '  est  aolis  orientis 
[^entia  —  f.  113'  nSquam  est  liabituru////B  |  (Maj.)  explicit 
libelluB  bi  isidori  (o  e-x  e)  de  natiinB  rerum  |  f.  114'  Cu  igitur 
mtiDdü  stell  omatu  eapiStissimo  d»  ordinante  pateat  —  eorum 
diunia  uel  nocturna  dieseramuB  (über  Himmehzelchen,  wie  aries, 
piscee  e(c.),*  f.  114'rLucii  cordubensis  pceptoris  neronis  ipatoris 
incipiunt  cpl^  ad  paulü  aphn  ~i  pauli  ad  ipaü''  1  Lucius  anneus 
seneca  paulo  sno  sah.  Credo  tibi  paule  —  ]  f.  115'  copia. 
Vale  paule  kme  |  (Maj.)  expliciunt  eple  1.  amnci  (sie)  senecc 
ad  paolum  aplm  ?  pa"!!  ad  ipBÜ,  1  f.  115'  (r.)  I.  annei  senecc  de 
im  uirtutibus  über  incipit  Qimtuor®  uirtutu —  1  de  prudentia. 
Quisquis  ergo  —  f.  118'^  iguauia  ■  L  -  änei  eenece  Über  de-  iiii- 
uirtutibus  explicit  |  (r.)  Lucii  annei  senece  Jifc  de  remediis 
fortuito*!  ad  callione  (sin)  incipit  |  Licet '  gremium  tunm  —  \  De 
morte.  Sic*  ergo  te  forma  ut  Biquis  —  f.  120'  iata  felicitas."  | 
(Maj.)  L.  amnci  senece  liber  de  remedÜB  fortuito*  ad  caliio- 
nem  explicit. 

e  IV  18 

L  li«  m.  lijp.  flg.  113  [g|].  1.  XIV. 

H  f.  l'  manu  s.  XVI.:  eate  libro  es  de  la  yglesia  Mayor  de 
Balamüca.  f.  1'  a  Isidorua  HI  libri  Bententianim,  f.  79'a  Snia 
libri  Boliloqo*  bti  ysidori  |  Oiäi  ratione '  orai  cösilio  omi  inatancia 
—  f.  83' a  (ohne  Titel)  Gregorii  dialogi  |  Petrus.  Quoniam 
multos  —  f,  113' b  81  offei-a  munus  tuum  ad  altarc  et  rccor- 
datuB  fue  |  ^ 


BIrido 


e  IV  19 

'm.    IK  foU.  1.  XaiXlU. 


Enthält  Imdor't  Quaegtionee  in  uel.  Testam.    f.  1'  prologus 
■i   incipit.     Historiä'   sacre   legis  5  sine  a]ic[ua  etc.  |  f.  2' 


■  de  natura  rerum  YII,  S.   —   '  Wie  es  scheint,  Aniiflge  aas  Is. 

EtTm.  1.  m.  —  >  L.  A.   Seaeca  ed.  Haase  m,  p.  476  ff.  —  '  Ib.  469 

1  Ib.  446,  I,  —  s  Ib.  44T,  3.  —  »  Ib.  467. 

»  bid.  nynon.   I,  c.  24   {opp,   VI,  480,  I.   12).    —    »  Wohl  ein   Stück    de» 

.  Bnchea,  wo  sieli  tom.  n,  473  h  die  Stelle  ntis  KMXh.  5,  24  citirt  findet. 

■  Isid.  qnneBl.  in  n.  T.  V,  S59. 


464  V.  Rartel. 

Capitd  zur  Genesis.  Damach  f.  2^  Creatura^  c^U  —  intelle- 
gamus.  In  principio  fecit  deus  —  f.  125*^  a  morte  pecc&torum 
resurgat  (schliesst  mü  dem  üb  regum).  f.  125^  leer,  f.  126'  + 
uiderc  tantorum  scelera  que  in  nouissimis  —  ei  dicens. 

e  IV  28 

120  m.  87  foU.  s.  XT. 

f.  1 '  Augustinus  de  fide  ad  petrum.  |  Firmissime  >  tene 
et  nullatenus  —  f.  13  ^  Thomas  de  Aquino,  tractatus  de  artLcalifl 
fidei  —  f.  24'  desgl,  tractatus  de  Septem  sacramentis  —  f.  32' 
Isidorus  contra  paganos  hereticos  et  iudeos  (an  Fhrentia)  Que- 
dam^  que  diuersis  —  f.  67'  (r.)  Incipit  epistola  fratriä  alfoBsä 
boni  hominis  ordinis  pdicato«  sup  transactione  epistole  rabbi 
Samuelis  qua  fecit  de  arabico  in  latinnm. 

f  I  8 

Menbr.  Ibl.  s.  1425.> 

,Treuethi^  cxpositio  Boetii^  eiusdem  Theoderici  Gothomm 
in  Italia  regis  historia  pro  uberiore  captu  nonnullorom  quae  in 
Boethio  uidebantur  obscura/  (Knusiy  S.  814,) 

f  n  9 

(m  Q  83     n  E  SO).  80  ck.  S20  foU.  s.  XYI. 

Enthält  die  Werke  des  Ennodius  in  derselhtn  Abfolgt,  uu 
d  III 22,  und  stimmt  dem  Texte  n€u:h  genau  mit  dem  Vaticanuf} 
f.  1 '  Dictio  Ennodii  d'  in  nat.  Lauretfti  Medio} :  EpT.  |  Qaoos- 
que  me  iners  diffidentia  intra  angustum  —  f.  320^  dignoA 
facias  arguentem.  Darunter  hat  vielleicht  dieselbe  Hd.  (oberfA 
etwas  anderer  Tmte),  jedenfalls  eine  ganz  gleichartige  und  gleick' 

zeitige  gesetzt:  CoUatum  cum  exemplari  BibHothee^  ap  ex  qoo 
descriptum  et  conuenit. 


»  lÄid.  in  Gön.  V,  261. 

»  August,  ed.  Maut.  app.  VI,  19.  —  2  Isid.  de  fide  cath.  VI,  1. 

^  Von  Loewe  nicht    Terxeiclinet.     —    2  y^h  Boet.   ed.    Peiper    pnefstl« 

p.  xxxxim. 

*  Vgl.  Euuodii  opera  ed.  Hartel,  p.  VII  u.  XV. 


Bibliotheea  patrnro  latinoruin  Hispaniensis.  465 

f  n  12 

(Y  L  9)  eh.  20  ISS  foU.   s.  XV. 

f.  1 '  HieronymuB  ad  Paulam.  |  Nudius  ^  tertius  cum  cen- 
teßimiim  —  |  f.  4^  Oalterium^  Romae  dudum  positus  —  f.  5"^ 
In  noie  dni  sumi  incipit  quid  cuique  psalmo  intellectus  — 
f.  10'  Ex  dictis  Aurelii  Augustini  epi.  Non  enim  mediocriter 
errat  —  bono  decipiamur.  O  crux  —  reisque  dona  veniam. 
f.  18^  und  19"^  Verzeichnt88  der  Cardinäle  am  25,  Sept,  1441, 
Es  folgen  viele  Briefe  saec,  XV  med,,  besonders  des  Johannis 
VinHmüif  u,  a,  f.  77"^  Mafei  regii  laudensis  über  XIII  der 
Aeneide,    Turnus  ut  extremo  — 

f  n  13 

(n  F  18     VT  10).   20  eh.  201  foll.  b.  XVI  med. 

Enthält  nach  dem  Index  auf  dem  Vorsatzblatt:  Cassiodorus 
de  institutionibus  diuino«.  Dionisius  Exiguus  de  canonibus 
conciÜorum.  Sermones  in  cathedra  s**  petri  et  npnnulla  de  Eccla 
Incerti.  al.  m,  Ep.  Flauiani  ad  Leonem  papam.  Ordo  cele- 
brandi  concilium.  Isidori  Tractatus  de  reformatione  ecli^  editus 
in  concilio  constantiensi  a  cardinali  Cameracensi.  M.  Thomasii 
ad  Carolum  Borromeum  nonnuUa.  Decretum  de  reformatione 
publicatum  in  4°  sess.  conc.  Trid.   sub  iulio  pp.  3^. 

f  in  18 

(IV  K  14    Ili  E  18)  40  m.  194  foll. 

1.  s.  XIV:  V  (ohne  üeberschrift)  Carmina*  qui  quondam 
—  f.  56^  cernentis.  amen.  Explicit  liber  boetii  deo  gras  (dar- 
nach starke  Rasur). 

2.  bip.  pag.  s,  XIV  ex,:  Cassiodori  libri  Variarum  Cum 
multorum^  gratiam  —  f.  191  ^b  conversatione  tracta  est.  Deo 
gras  patri  et  f.  et  spui  s.  f.  192 ''a  Benigni  quippe  principis 
est  ad  clementie  (kleine  Stücke,  nach  Art  eines  Index)  — 
f.  193^ a  hoc  putetur  utile  quod  honestum.  f.  193^ b  O  vos 
omnes  qui  transitis  per  uiam  —  f.  194' b  remedium  salutare. 


>  Hier.  ep.  I,  144.  —  2  Hier,  in  lib.  Psalm.  X,  106. 

>  Boetias  consol.   philos.  1.  I   (63,  581   M.).    —    ^  Cain   disertomm    Cass. 
69,  501  M. 

Sitsnngsber.  d.  phil.-hist  Cl.  CXI.  Bd.  I.  Hft.  30 


466 


T.  Hftrtel. 


f  IV  2 

(18.  27)  m.  ISO    137  foll.  aaee.  XT?. 

{,  V  m.  8.  XIV:  Iste  über  pertinet  ad  liberariam  /// 
domus  annunciationis  bte  maie  in  braxella  vulgariter  dS 
nazareth  l;IHII:ll/l!fiil/;!lii  \  ebenso  hinten :  Iste  Über  ptiet  sd 
liberariam  domus  de  nazareth  bmxelle.* 

f.  3""  und  4'  Stemmbaum  des  hl.  Martin.  |  f.  6^  (r.)  Indpt 
de  gestis  seueri  sulpicii  pb^  ex  genadio  |  Senems '  pbV  o^o* 
meto  etc.  \  (r.)  Severus  an  Desiderius  de  vita  sS  martini  epi  )f  | 
Ego  qoi.dem  ^  fr  unanimis  libellii  —  f.  7 '  prologus  seaeri  ii 
uitam  martini  |  Plerique^  mortalium  stadio  —  |  f.  7^  Über 
seueri  de  uita  gPossimi  m^tini  epi.  Igitur^  martinus  sabai'e—l 
f.  21  ^  seuerus  ad  eusebium  pbrm  |  Hestemo  ^  die  cum  ad 
me  —  I  f.  23^^  epistola  eiusdem  ad  aurelium  dyaconum.  |  Postei- 
quam  ^  a  me  mane  —  |  f.  25'  epistola  seueri  sulpicii  ad  bam- 
lam    de    obitu  sei    martini    epi.   |   Si    parentes^   yocari  in  m 

liceret  —  |  f.  25"^  de  transitu  s.  martini.  |  Martinus^  g  obitom 

suum  —  I  f.  27^  Sermo  do  (sie)  gregorii  epi  toronesis  de  transiti 
sei   martini.  |  Archadio*®  et    honorio —  (  f.  28^   idem  ec*  de 
transitu  martini  |  Beatus  ^^  ät  seuerinus  —  |  f.  29'  idem  gr^ri« 
e^  de   transitu  sei  mtini.  |  Eo  naqs^^  tpe  btus  äbroräas  —I 
f.  29  ^  idem  de   translacöe   m^tini.  |  Ope  *'  pcm  e  eni  illud  — 
f.  30^    sclo^.  Ame.  |  al.  m.    Explicit  uita  sancti  martini  |  f.  31' 
(r.)  Incipit  Über  primus  djalogi  seueri.  Cap'  primu\  I  Cum  i» 
unum'*  locum  —  f.  66^  discessu  est.  |  (r.)  expl'  lib*  t*ti'  dyalop 
seueri.  |  Sermo  beati  m'tini  de  fnitate.^^  |  Clemens  trinitas  e  — 
f.  67'  seculorum  amen,   (r.)  Expl.^  slno  bti  martini  de  t^nitate. 
f.  67^  Florus  quidam  inclitus  in  pannonia  iux  nome  magno«  ^*  — 
f.  71'  (r.)  Incipit  epl'a  sei  gr^orii  archiepi  turonenais  ad  btift 
sulpitiü   bitunicense   archiepm   de   uita   septe   dormie*   |  ApA 

>  y^.  Gachard  über  die  Proremeiix  span.  Hdi.  in  der  Acadende  Balgl^ 
Classe  de  lett.  7.  Not.  18S3.  ->  >  Cvennadiiu  c  19.  —   *  Snlpiciiu  SeaeMl  '- 
uiu  s.  Martini  (p.  109  Halm).  —  «  Ib.  cap.  1.  ~  »  Ib.  eap.  S.  —  *  €pL 
ad  £Q5ebiam  p.  12S.  —  *  ep.  ad  Anrelinm  d.  (pL  142).  —  *  ep.  ad  Butt 
lam  (,p.   146^.    —  »  Ib.  p.  147,  14.   —   «•  Gregor,   bist.   Franc  I,  c  4S 
^T|srl.  §.  S3  der  Aus^.   ron  Arndt    and  Kroscb).   —    »>  Gregor    Tor.  d* 
miracnlis  s.  Martini  c.  4  (1006  Rnin.>.  —  «>  Ib.  c.  5.  —  »  Ib.  c  6.  -^ 
"  Snlp.  $ea.  dial.  LI—   >^  Martini  confessio  trinae  nnitatis  (18,  11  li.> 


Ribliotbcca  patniro  latiDonim  Hispaniensis.  467 

poetam*'   sub  figura  —  |  f.  71^  Incipit  uita  ul*  conuersatio  sine 

mors  SCO*  septe  dormientiü  q*  corpa  i  eccPa  maioris  mostfii 
scripta  a  di  gregorio  etc.  |  Temporibus  dyocletiani  ^^  et  maxi- 
mi  —  f.  79^  sustentantur.  |  f.  82"^  Euagrii  uita  sei  anthonii 
aus  dem  Grriech,  des  Athanasius  übersetzt  mit  dem  Vorwort  des 
Eudgrius  Ex  alia^^  in  aliam  etc.  und  des  Athanasius  Optimum 
fres  inistis  —  beginnend  f.  82^  Igitur  anthonius  nobilibus  —  f.  1 19^ 
artifices.^^  (r,)  Explicit  uita  sei  anthonii  abVis  ab  athanasio  epo 
alexandrino  greco  eloquio  edita  ab  euagrio  at  pb'ro  i  Itinü 
translata.     Incipit  uita  sei  pauli  p^mi  h^emite  a  sco  iheronimo 

o 

pbVo  edita.  [  Inter  multos^^  sepe  dubitatum  e  a  q  potissimü  — 
f.  125'*  I  cü  regnis  suis  7  c.  |  (r,)  Incipit  uita  scissimi  doctoris 
iheronimi  |  Beati^^  iheronimi  uita  diusis  autorib^  edita  cü  le- 
gisse  cöpi  eos  —  f.  137^  kalendas  octobris.  |  (r.)  Explicit 
uita  eximii  doctoris  iheronimi. 

f  IV  8 

120  m.  198  fol.  a.  1467. 

Innere  Seite  des  vordem  Deckels  m.  s.  XVI:  Este  tuuo  el 

no 

Ar  de  Guadalajara  y  le  bolbio.  Hl.   Etwas  weiter  unten  ebenda: 

e  0 

embiole  elp  J.  i  de  mariana  en  9  de  agosto  1583.  f.  3^  oberer 
Rd,  m.  s,  XVI:  Este  libro  es  del  monesterio  de  Guadalupe. 
Die  freigebliebenen  Stellen  (Vor-  und  Nachsetzbläfter  hauptsäch- 
lich) sind  mit  Auszügen  ausgefüllt,  besonders  aus  Rabanus  de 
laude  crucis,  Gregorius  Dialogi,  Arator.  f.  1 '  Isidorus  Synonyma  | 
Insequenti'^  —  Venit^  nuper  ad  manus  meas  —  Anima  mea 
in  angustiis  —  Am  Ende  f.  34^^  subscr.  (r.)  Didacus  |  f.  37"^ 
Isidorus  libri  sententiarum.  f.  151  "*  Bernardus,  de  consciencia 
(nach  Subscr,  f.  150^^  vielmehr  von  Augustin),  f.  184'"  Beatus 
a'^gustinus  de  honestate  /////////////  |  Nemo^  dicat  q  tp'oribus 
nns  martirium  —  |  f.  186^  Sermo  sc4  augustini  de  igne  purga- 
tori  I  In  lectionc*  apPica  q^  noV  paulo  ante  recitata  e  —  f.  189^ 

"  Ep.  Greg.  Tur.  p.  1269.  —  "  Greg.  Tur.  bist.  VII  dorm.  p.  1271.  — 
w  73,  125  M.  —  20  Der  Epilog  des  Euagrius  fehlt  wie  in  dem  Sesso- 
riaims  (vgl.  Reiflferscheid  BPLI  I,  148).  —  "  Hier,  uita  S.  Pauli  II,  1. 
—  "  Eusebii  uita  Hier.  (Hier.  opp.  XI  1,  251). 

1  Isid.  Sjnon.  prol.  prior.  VI,  472.  —  '  Ib.  prol.  altor.  473.  —  '  Aug.  (?) 
sermo  293  (V,  2301).  —  *  Aug.  (?)  sermo  18  (V,  1776). 

30* 


468  r.  Rartel. 

(vor  der  Doxologie)  et  helemosina*  lai^tate  reddimamos  1  mim. 
w, ;  Hunc  librum  scripsi  ego  didacos  de  asrigia  ispaki 
dioc'  .  compleui  et  correxi  ad  honorem  et  gloriam  8*ci**  trini- 
tatis  et  bHi"*  uirginis  marie  .  et  ad  laudem  et  memoriam  bfi" 
ysidori  ispaleü  archie^i  ex  precepto  dni  mei  ioh^niß  alfonri  de 
logrono  canoni^'  eiusde*  eccüe  ispalen.  Die  fi  iouiß  i  fe«to  i^ 
fulgencii  supra   dicti  ysidori  Tris  •  10  •  (i)  die  meiiSD  iannvü  ib' 

anno  a  natiuitate  dni  m  •  cccc  -  lx  •  vii  •  Mich!  parcat  instns  oate 

de  uirgine  cristus  Eiusque  trinus  et  unas  laudetar  sempitermn 

honor.  Amen. 

f  IV  9 

120  n.    147  foll.    8.  Xn. 

In  Spanien  geschrieben;  nach  einem  Vermerk  m.  ».  ^^'^ 
la  yglesia  maj'or  de  Sevilla,  f.  1 '  r.  Ueberschriß.  Incipit  trf 
misse  a  prineipio  usqae  ad  finem  editus  a  beatissimo  ysidoio  | 
In  airUite  *  sce  crucis  et  in  sacramento  altaris  magna  et  conne- 
niencia.  —  f.  29  ^  (schliesst  vor  der  Doxologie)  domi  a  sacerdote 
iubetur  adiuuante  {ex  ad  iauentnte^  dSo  nro  —  (r,)  Expliat 
secreta  |  Est  n'o  q  pars  altaris  dexterm  misse  Principiom  fines- 
que  tenet  meiliumque  sinistra  Dextera  iudeos  gentiles  lena  figutt 
Cepit  ab  bis  transfertur  ad  bos  referetur  ad  illos  Nostra  fid« 
et  enmt  sub  mondi  fine  fideles.     Es  folgen  Auszüge  mit  QtidUt 

angäbe  in  Roih :  In  deutnomiü.  Si  fuerit  inter  aos  \o  qui  no^ 
turno  pollums  fuerit  —  f.  Sd""  ecUiesst  mit  dem  Auszuge:  Itea 
sei  augnstini  epi :  animam  creari  et  infondi  at  uiuat  |  (r.)  Incf 
libor  differentiamm  a  domno  ysidoro  ep5  editiis  .  inter  dm'  cl 
dniu  —  lu  qiüdam  ^i  <u-  e  m.  2>  difiniert  {sie,  di  ear  de  m.  2)  nt  i  fi 
—  f.  iS'  interna  jpmeroit '  r..  Explicit  über  primns.  Incipit  Hb« 
sod&  f.  64-  Disposilis  n  null  differentiar  sentenciis  deincep ! 
sacramento^  eccliasdoo^  distinctio  sabieiatnr.  Quid  '  ergo  iiM 
eal«>cuminam  eh\  Der  erste  Abtdkmiti  scUiessi  f.  67'^  sent^dtt 
opinionos  q:  inädeliam  pseqoamnr.  ,  -  r.)  De  heresibns  xpianoi.|  j 
Quidam  *  etiam  ben^tici  de  ecclia  r^v«ssser  et  ex  noie  sno«  auctoi 

^  Im  «Im^  iVl^do  orentc  ^  ocScüs  M  misistcriis  EccIesiasL  per  Mekk. 
lUnvvrx^tat»  ««it»  RostJk«»  l^t  stellt  d»  Werk  an  letzter  St^e  u$A 
M\r3L  'lfm  lUsi^^  Äf  Sv  Vk-Si^c*  lauvtfeitne^esL  —  *  Uid.  differentiaiwi 
L  t  vV.  *r-  —  *  YjS.  U  Äe  -C  «<ct<a.  IL  c  2t  et  32  (VI,  458)  mrf 
>fm    YIU   c.  12  ,UL  ;S^  •  U  Rxm.  YÜL  c.  &  ;in,  361). 


nunciipätur  —  f.  72'  alio  cum  bominibtis  non  mandutiant.  | 
(r.)  hec  sunt ''  teaes  aducrsus  oatbolicam  Hdem  cxorte  et  ab  — 
^etic'  appellari  potest.  Sumta  {sunt  add.  m.  2)  itaqae  ab  aticlorib; 
Origene  Victorino  Ambrosio  Ilitironimo.  Augustino.  Fulgentio. 
Ac  nriB  tprib'  iiiaignit'  eloquenti.  Gregorio.  Finit.  |  (r.)  Incipit 
jilog'  tji  ysidori  in  differentiia.  |  laidorus  lectori  salutem.  Pleri- 
que*  ueterum  BL-nuonuin  differetiaa  diatingueie  atuduerunt  ßub- 
tiliuB  inter  u'ba  et  u'ba  aliquid  indagantes,  Poote  elc.  f.  73' 
Incip  de  -a-  Inter  aptum  et  utilsm.  Aptum  ad  tompus  —  f.  121' 
excruoiatq;  animuin.  (Maj.)  finit  gratias  deo.  |  (r.)  Incip  Uli 
pmio«  C'  ex  ")  de  JibrU  noui  ac  ueleria  tcatamcnti  a  beato  ysi- 
doro  editus  |  f.  122^  Plenitudo^  noui  ac  iieteris  teatamti  qm  in 
canone  —  f.  139'  lignumque  uitc  dnm  ftm  xp'm.  ExpHcit  feii- 
citer  I  (r.)  Incip'  lib.  genealog'  edit'  a  bo  iheronimo  prbro.  | 
Duo  euDt  adam.  uniis  est  ^tboplost'.''  aliiis  eat  —  f.  146'  qui 
tulit  cnicem  post  diim  ifim  xp'ui  |  Quatuor"  sunt  principales  idr- 
tiites  ex  quibiiB  relique  —  1".  147'  cuiuB  neruare  inoderamina 
ignomt.  Finit  gras  deo  oipotenti.  |  Auf  der  leisten  Seite  m, 
s.  XIV:  Iste  über  est  fratria  /'',.'////,.'//'/  '^"uit  apnd  toletum 
dum  ibi  legeret  de  logicaHbua. 

B  n  7 

(11  II  :!    U  B  iv)t^'  m.  >>ip.  F>g.  ITD  toll.  i.  IUI  ex. 

Imerphi  AnüqtüiaU'^  l.  15 — 20,  bellum  ludaimm  (7  B.). 
An  den  Deckeln  französisch  verschiedene  ,declaratiun  des  dcspeiia' 
f.  1'  wui  f.  170"  ohen  wohl  noch  a.  XIII:  liber  conuentus  fra^ 
tnim  niinorum  ganii[  |  Ebetid.  unisn  manu  s.  XliljXIV  faat 
ganz  auaijewischt :  Über  conufutus  fi*!!!  uiinoru'  gandenBi[  |  iose- 
phua  hebreus  gcnere  sacerdos  in  ','  /  |  f .  1  'a  Index  zu  Buch  16, 
dami  (r.)  Expliciunt  antiquitatum  |  f.  l'b  Sosiua '  quidem  et 
hepodes  —  f.  6ö'b  aliud  jtbibemur  (i:)  Flauii  ioaepbi  anti- 
quitatia  iudaice  Über  uicesimu»  explicit.  Poat  antiquitatuni 
libi-os  ix.  hü  Bocuntiir  q  captiuitatis  iudaice  et  excidii  hierrm 
inacribuntur  numero  septem.  6auii  ioaepbi  hystorinrum  über 
primua  de  bello  iudaico  incipit  |  Qni  bellum  quod  ^  eü  pl'o  romano 

»  Ib.  III,  361,  1.  7.  —  "  Isla.  1    1  iliffeT,  (V,  1).  —  '  Isid.  in   libros  V.  hc 

N.  T.  prooeniili  V,   190.  —  *?  —  »? 
'  losephi  opp.  ed.  Frob.  1Ö67  p.  1.  ^ —  '  Ib.  p.  591. 


L 


470  ▼.  Harttl. 

—  f.  170'b  habuerint  coniecturam  |  (r,)  Explicit  Über  septimus 
captiuitatis  iudaice  uel  iudaici  belli  cum  Romanis  äaoii  losephy 
iudeorum  hystoriography. 

g  m  9 

40  min.  altior.    ISt  foU.,  qaorQm  75—117   über  impresso«  est :   Petrvs  Crinitos  de  poetis 

(FIoreDX  1505). 

1.  Chart,  f.  1  —  61  et  119—124  saec.  XIV/XV  entkäU 
Paulus  Festi. 

2.  memb.  f.  62 — 73  aciec.  XIV  Probae  cento. 

f.  62'  (r.)  Incipit  prefatio  in  Virgilio  centona  probe  gentiliam 
cannina  ad  obsequium  fidei  retorquentis  |  lam  ^  dudum  temerasse 
duces  —  f.  73*^  Hac  casta  maneant  in  reügione  nepotes.  |  (r,) 
Explicit  Virgilio  centona  Probe  cui*  homero  centonam  non  habet 
latinitas.  sicut  Virgilio  centonam  eius  non  habuit  Orecia  studoit 
enim  uträque  gemtem  (sie)  ad  fidem  catholicam  .  inuitare  priorom 
documentis  autorum.  |  Es  folgt  eine  ausradirte  Zeile :  Iste  über 

IV,  Wort«  7tt  8-3  Worte  ?f  ?????? 

est  dona  ////////////  magistri  ///////////////  Scolaris.  Rest  blank. 
An  den  Seiten  der  Verse  der  Proba  stehen  nach  Werk,  Buch  und 
Vers  die  Stellen  des   Virgil  angegeben, 

g  rV  23 

M.  ISO.   91  foU.    ssec.  XI  in. 

Viele  Verstellungen  von  Blättern  besserte  eine  BibL-Hd,  durch 
Verweise  am  Rande.  Der  Text  ist  von  m^  mit  bleicherer  Tinte 
durchconigirt,  f.  1 '  (Maj,)  contra  heresim  qui  patrem  passum 
afifirmant.  |  Plurima*   st  sed   pauca   loquar   —   f.  12''    quo  xpa 

o  m,  de  origine  peccatorum  «4 

j)uocat  ite  |  (Maj.)  finit  liber  unus  apotheseos  incipit  amartigenia  | 

Fratres^  ephebi  fossor  et  pastor  duo  —  f.  45^  clemt  ad //rat  | 
(andere  Hd.)  in  capite  hui^  Hb  ponendü  qd  subsequitur  |  f.  46"^ 
Liber  apoteoses  incipit  Est  tria  ^  —  transfert  |  Metrum  iambicü 
in   primo    uersu   trimetiHi    in    scdo    dimetrum  |  Est  uera  ^  seeta 

—  f.  46^  zizanio*  semina  |  (Von  etwas  späteren  Händen  Blatt- 
füllungen)  Landes  procIamet  uocc  sonet  clara  |  Nunc  crucis  almc 
cantet  gaudia  —  sit  scmpiterna  (mit  Noten)  \  f.  47  *"  Inter  passum 
et  expertum  interest  quod  patimiu*  uoluntate  —  classique  immittit 

J  Probae  Cento   19,  803  M. 

*  Pnidentii  apotheosis  p.  84  utl.  Drossel.  —   ^  jb.  hamartigeuia  p.    12«.    — 
3  Ib.  apotheosis  p.  80.   —   *  Ib.  p.  81. 


BIMlotku«  pMnB  btininim  Hlipuinwli. 


471 


babenas,  f.  48'  (Maj.)  incipit  contra  onitione  simmachi  über  pri- 
muB  contra  Biiumachum  prcfatio.  |  Paulus  ^  pco  di  ~  |  Buch  2  beg, 
t.  72*,  gchlimal  f.  91*  bis  ni  fallor  ager  uicüs  comiptus  et  arte  | 

&  I  2 

iO  m.  Wp.  p»g.  m  foli.   Bsec.  liT, 

laithri  angines.  Der  Codex  vtt  in  der  Einrichtung  &  I  3 
lehr  ähnlich.  Auf  d&i  Index  folgt  f.  6'b  die  Corretpondem  mit 
Sraulio,  dann  f.  S'b  das  erste  Buch  mit  schönen  Initialen,  f.  Ql'h 
Ende  des  Abschnittes  de  aetatibus  (5.  B.)  ein  ericeitemder 
Zusatz,  f.  200''b  siccetur.  Explicit  deo  gracias,  icoran  «cA  ein 
W»  f.  21 1  *  a  reichender  Index  in  drei  Columnen  mit  Angabe  de» 
Buches  und  Capitels  reiht.  Am  unteren  Rande  von  f.  8*b  findet 
tiek  ein  woti  einem  grünen  Cardinalshut  überthronte«  Wappen 
(adtwarzer,  einf^pßger  Adler  auf  Goldgrund) ;  es  ist  dasselbe, 
welches  der  Codex  graec.  R  1 18  £.  \'  mit  dei-  Dedieation  enthält  ■' 
earolo  p.  f.  liispaniarum  haeredi  eximia  planeque  regia  indole 
principi  Honoratua  Joannius  discipulo  b.  u.  „.  «-^  ■^"  diesem  Codex 
nnd  fünf  Blätter  Palimpsest  mit  lat.  Schnft  saec.  X  aus  Monte 
Casgino,  darin  lesbar  z.  B.  f.  2;  iuterram  dixit  natban.  dne  | 
et  onie  quod  petierit  a  me  impetra  |  terent  tranBcuntCB  ,ppter 
^^mn  I 

■^  &  I  3 

a"  m.  bip.  pag.    213  foU.    andi  IMJ.> 

Prachthandschrift  in  westg.  Minuskel  mit  bunten  Initialen 
sauberster  Art,  in  vielen  Farben  und  verschiedenen  Muslern,  vielen 
Zeichnungen,  Tabellen  u.  dergl.  Auf  dem  Vorsetzblatt  von  einer 
Sd.  saec.  XVU:  Hie  Über  scriptua  est  aera  mlxixv  a  Dominico 
Preebytero  ut  in  fioe  libri  dicitur.  ia  est  annus  Christi  mlxvii. 
Et  fortasse  fuit  Sanctij  aecundj  nondum  tarnen,  rcgis,  qui  ex 
Wnctia  regina  Veremundi  tcrtij  sorore  natus  est.  cum  boruui 
triam  meutio  tiat  tum  huius  übri  initio  in  tabella  tcsscllata 
Tepetiti  saepe  nominis,    tum    libro   primo    in  pudum  poeticorum 


'  PnideutiDB  contra  Syiuaiacbum  p,  213. 

'  Ueber    dieae«  Wappen   des   Juan    Honüratus   Bitifh<>ti>    von   OnniJi   vgl. 

E.  Miller,  Catal.  lie  msB,  greos  de  la  bibliothaiiue  do  l'Eäcurial  p.  XVII, 

Charles  Oraiu  a.  a.  0.  39  ff. 
>  Vgl  fiwald  a.  a.  O.  348  ff. 


472  T.  H.ri.l. 

tabulis  (dies  geht  auf  f.  24',  tco  in  den  Hauptpfeäem  «intr 
porfalförmigen  TeAelle  ataht:  uiuat  in  xpo  Dn  ueremaduH)  neqoe 
tcmporuin  latio  dtsurepet.  Daza  von  anderer  IM.  bemerkt:  Eitt 
iiota  CS  de  Jutin  Vazquez  del  Marmol,  und  dazu  wieder  tm 
anderm-:  Y  esta  de  D9  Fran**  Xavicr  de  Santiago  Palom»r», 
iiisigric  Paleografo,  Auf  derselben  Seite  m.  s.  XVI,  wie  es  tdäid: 
Este  libro  es  (in  fue  cun:  m.  poster.)  de  la  yglesia  de  nn  ■? 
del  Pilar  de  ^arago^a.  Auf  dem  FerganteiilsiJmiuhhlait',  an} 
dessen  oberer  Heile  Pj^  Zeile  vielleicht  älterer  Scki-iß  ausraüA 
ist,  wie  eine  ZkIIb  auf  f.  ',  »tefu  von  einer  Hand  s.  XV:  H  BB 
tholelan'.  Was  das  bedeutet,  zeigt  die  letzte  Seite  f.  243'  m.  i.  XV: 
Littera  ista  mo^araua  apellatur  (al.  m.  add.  ul  toletana). 

f.   l'a    (r.)    direcla^   aacarieiia    (sie)    ep5.    ad  toKsered' 4 
finla  de  ipsis  acoV  dormientium  qui   cum  xpü  surrexerant 
pora.  quid  exindc  continet  gesta  netupe  ingla  |  Qaamqiuun  ii- 
eonsolaLilis    luctus    intolerabilis    dolor    —    f.   2^a    p    ni 
domnott  et  commune^  duleissimos  iilioB  sospitare  cxposco.   f.  V\ 
KeceDsita  litterarum  ucBtrarum  scne  iHcundam  da  reddiditi 
mam   meä     -    f.  2'b   licet  uon  ut  uolui  sed  ut  potui  J/  (t 
ijcriptaB  patrabi.     Dann  fohjen  Excerpte,  als  deren  Qaelli  n 
eodicea  noatri  bezeichnet  werden,  nach  11  Capiieln  geordnet,  «a 
ein  Index  deiselbev.     Das  erste  beginnt:  K  i  Quod  ante  adneitU 
mediatoris  di  et  hominca   onia  et  boiii  a  mali,  das  tl.  c  f.  5' 
K  XI  De  gloaa  inaria  quod  nulla  gloria  caui  doccat  paasiooe 
qualibct  morte  multari   in  Kne  liuiua   libn  inueniea.     f.  5'  i 
6'  sind    leer.      f.  6'   grosses    Portal    mit    einem    Kr&tz   und 
Worten:  pax  hix  lex  rex,     f.  7''  Labyrinth  mit  den  Wort»: 
honorem   aancte  marie  uirginis.     f.  7'  8^  sind  leer,    f,  8' £< 
rinth  mit:  Sanci"  et  Sancia   Hbrum.     f.  S""  t»   sehr   latigea  i 
juskeln,  die  verschiedenen  ReHien  in  verschiedenen  Farben:  in  I 
eimplo  I  triplo   diuino  |  incipiunt  capijtula  libri  ethijmol 
ut  I  ualeaa  que  rc|quirifl  cito  in  hoc  |  corpore  innem|re 
lec|tor  pagina  |  monstrat.  |  do  qiiibiis  rebus  ]  in  libris 
couditor    buiua   [  codicia  disputajbit  in   libris  |  duodcchii 
gratias  |  amen,    »emjpcr  (sie)   scla   ecloi.     f.  9' — lO'a  Ii 
der  Inhalt  der  einsdnen  Bücher  in  bunten  Kreisen,  daneben 

M^pktof  4m  AauArlviw  «il  TUMtudlw  bbiI  donen  Anlwnrt  i 


BlblltllMW  pktnn  lntiBona  RitranlMal*. 


iktdt    tlei-    einsdnun    Capitet,    f.  lO'b   ist   leer 


f.  11' 


Üahmeit  mit  gi-ossen  bunten  Majuskeln,  in  ue  dui  nsti  W\x  : 
iDcipit  über  ol)iimolo{giarum  beatiBBimi  eaydori  |  iunioris  cgle- 
s!o  I  Bpalensis  epi  ad  braulio|iiciu  cesaragustauum  |  opecm 
scriptum.  I  f.  11'  leer.  i.  12'  beginnt  die  Correspondeiiz  mit 
Braulio.  la.  an  B.:^  Dum  amici  littei'as  knie  fiU  suscipia  etc. 
f.  12'b  tleggl.*  Omni  desidcrio  desideraui  nunc  uidere  —  f.  12' 
B.  an  /.-•*  0  pic  dinne  et  uironim  prestantisaime  —  f.  13'a  /. 
all  ö.,"  Quia  te  incolomcm  copnoni  —  f.  13'b  B.  an  J.:'  Öolet 
ropleri  l^titia  lionio  intorior  ac  Bpalia  —  f.  15'b  1.  an  B.:^  Tue 
Bcitatia  eps)e  me  in  nrbem  toletanam  luueDerunt  —  beatissiiue 
domue  fratcr  |  expüciunt  aepiatole  directori?.  |  Incipit  prefatio 
totins  libri,  /.  an  B.:''  Eu  tibi  —  maloi.  Die  nun  folgenden 
Etymologien  haben  viele  Randbemerkungen,  die  oft  keilförmig 
sauber  cingefasst  sind.  f.  150'b  (nach  d&n  glossemat.  Buch): 
explicit  Über  x"'  partia  prime  feliciter  amen  |  incipit  über  elhi- 
mologiarum  partis  scde.  Daa  letzte  (21.  von  Anfany)  Buch 
itchlieast  (.  233' b  üt  uia  raorui  ignis  ardorc  siccetur  Finit  dö 
gfa.  I  (In  langen  Maj.)  incipit  de  c^Io  ul  quinque  circulia  eiue 
o.\,([w;  subterraueo  mcatu  |  f.  234'a  C^lum^'*  circuÜs  quiuquc 
distinguitur  quorura  duo  extremi  maxime  fdgidi  etc.  Eine  Hd. 
8.  XVI  hat  darüber  geschrieben:  Hoc  opusculum  docerptum  ad- 
paret  ex  Ü".  Bcd>i  de  temporibus.  Dazu  stimmt,  dnas  f.  236'^b 
sich  die  Verse:  Principium"  iani  etc.  finden,  f.  239'a  fruamur 
uno  et  pcrmancamus  in  unum  am  expücit  du  grS.  Nun  folgt  das 
SUk-lc  It  der  obigen  Excerpte:  K  xi  De  glosa  uirgine  maria  quod 
nulla  gloria  —  ul  subtoUatia  suggcro  |  f.  239''b  Expositio  beatt 
grcgorii  de  Übro  esay«  ppte''  ubi  dieit.  Jugum  enim  oneris  elc.  | 
Enpiena  quippe  gentiÜtatem  dos  —  (.  240'a  dum  poat  solutio- 
nem  corporum  miracuÜs  coniscaberunt.  Hieran  sahlienaen  sicli 
"'mltiniMhe  Welstagiingen.    Incipit  prologus.  Sibüle'^  generaliter 


r  BraDlionii  ep.  8U,  619  (^  laid.  opp.  VI,  ö6l).  —  '  ap.  Isid.  VI,  ölt.  — 
'  BraulioliiB  ep,  80,  65Ü  M.  —  «  Isid.  ep.  VI.  575  (=  80,  6öl  M.)  — 
'  Branl.  ep.  80,  651  M.  (=  laid.  VI,  ö76),  —  '  Is.  ep.  VI,  öSO  (^  80, 
654  M.).  —  »  Is,  Etym.  III.  l  (=  80.  664  M,).  —  '"  Vgl.  Bada  de  Mlura 
rerum  (90,  iOl  M.)  und  da  [«mporum  rnC.  (00,  4ö0)  sowie  die  Hs.  H 
m  0  f.  120.  —  "  Ib.  90,  761  (Prowdii  Marlyrol.  80,  411  ?).  —  "  Fuhr, 
bibl.  1,  m.  B«ai  tO,  84.  —  "  Im  Paatlieon  des  OoUfriod  von  Vitorbu 
[H.  G.  Sä.  XXU,  I4&)  onuh  Ew4ia's  Nauliweis. 


474  V.  Harte I. 

oms  femine  dicuntur  pp'&antes  q^  ob  diuinam  —  et  xpo  scripta 
continentur.  |  Incipit  explanatio  somnii.  |  Fuit  igitur  hec  sibilla 
priamidis  regia  filia  ex  matre  nmne  h^ccuba  procreata  —  f.  242 'a 
regnabunt  cum  illo  in  scla  sdoH  amen.  |  (Maj,)  explicit  liber 
feliciter.  |  dgras.  diiic'  prsbtr  fecit.  |  f.  242'b  xii  kh  stbr.  era 
TLxixv  •  (.  IRerauf  folgt :  De  Septem  planetis  c^li.  |  Intr.  Die 
mici  quanti  s  celi  vu  in  sexto  diis  sedet  —  f.  242  ^a  ipsnm 
paradisum  circumdat  eum  ignis.  finit. 

&;  I  4 

20  m.  bip.  pag.   XXm  et  807  foll.    saoc.  XU  ex.* 

f.  I  und  n  sind  fast  zv/r  Hälfte  verstümmelt;  f.  I'  war  leer. 
f.  I' — II  enthält  Evangelienabschnitte,  Episteln  und  Lectionen  fürs 
kirchliche  JaJir,  IPff.  Excerpte  aller  Art,  die  einzelnen  Partien 
durch  Spatien  getrennt.  Die  Initialen  meist  nicht  ausgefüllt. 
f.  XXni'  schliesst  abrupt  [MJaxime  circa  egrotos  miscd^a. 

f.  l''a  (rothej  sehr  verschnörkelte  Majuskeln)  in  noie  dni  nri 
itu  xpi.  incipit  liber  epistolarum  sei  iheronimi  sei  augustini  et 
alio*  docto*  incipinnt  capitula.  Es  folgt  ein  Index  der  Brief" 
adressen,  denen  eine  moderne  Hd.  die  Folia  beigesetzt  hat.  f.  l^a 
Epla  iheronimi  de  substantia  jJris  et  filii  et  sps  sci.^  Soleo  ffs 
soleo  ut  ipsi  —  |  f .  7  "^  a  Augustin  an  Optatxis.^  Scio  animam 
meam  exponere  —  |  f.  7'^b  A.  an  Marcellinus,*  Hlustrissimo  uiro 
&  eloquent] ssimo  —  |  f.  8^b  H,  ad  Domionem,^  Litter^  tu^  k 
amore  sonät  parit  et  —  |  f.  lO'b  ff.  an  Paulinus,^  Cum  in  ba- 
bilone  uersarer  —  |  f.  lO^a  De  cuius  supra.  ex  libro  leuitico  de 
diuorso  genere  leprarum.'  Admirabile  diuin(>  dispositionis  —  | 
f.  12'^a  Velosianus  an  Augustin.^  Cum  a  sancto  et  uenerabili 
%^  —  I  f.  12'"b  -4.  a7i  Velosianu^,^  Scs  itaque  augustinus  eps  in- 
quirente  —  |  f.  12  ^b  sermo  de  immolatione  agni  in  uigilia 
paschae.  Hodie^^  ppls  isrl  &  uere  ho  uidcs  —  |  f.  14^a  sermo  de 
psalmo  41°  (41**m.  rec.  in  ra^.)  in  uigilia  pasche.  Omne  "  psal- 
terium  sagaci  mente  —  |  f.  14^  b  Sermo  in  die  dnica  pascho  de 


»  Vgl.  die  Hd«.  a  II  3.  —  «  Hier.  ?  ?  -  3  Aug.  ?  ?  —  <  Aug.  ep.  138.  — 
^  Hier.  op.  I,  234.  —  ^  Praef.  Hier,  in  l.  Didymi  do  spiritu  sancto 
(Hier.  II,  105).  —  "^  De  diuersis  generibus  leprarum  ib.  XI,  234.  — 
8  Aug.  ep.  136?  —  »  Aug.  ep.  137?  —  »o  Aug.  opp.  VI,  1201.  —  "  Sermo 
in  ps.  41  Aug.  VI,  1203  (=  Hier.  XI,  198). 


Bibliotkeea  patram  latinomm  Hispaniensis.  475 

pealmo  centesimo  xyii.  In  ^^  omni  quidem  psalterio  dns  nr  —  | 
t  I5'a  ff.  cid  Vitalem^^  Zenon  nauclerus  p  que  —  |  f.  16^  b 
A,  an  H.^^  Quäuis  existimem  an  quam  istas  —  |  f.  18^b  H.  an 
B^riusJ^  xpi  te  aduersum  hostes  —  |  f.  19'a  H.  an  Apronius.^^ 
Nescio  qua  temptatione  diaboli  —  |  f.  19^b  xyi  ad  clerum  a  ple- 
bem  imde  supra.^^  Utinam  scripture  dei  sollicita  —  |  f.  21^a 
im  incipit  altcatio  luciferiani  et  ortodoxi  a  bto  iheronimo  con- 
scripta.^^  Luciferianus  quidam  odiosa  —  |  f.  29^ b  Ä  an  PaTna- 
ddu8.^^  Sancto  nulneri  et  in  cicatricem  —  |  f.  33''b  Ä  an  Seue- 
rus}^  Cum  in  urbe  degis  anteriori  —  |  f.  SS'^b  H.  an  Theophilus,^^ 

Epla  tua  hereditas  dnice  —  |  f.  36"^ a  /?.  an  Satdnianus.^^  Samuel 
condam  lugebat  saul  —  |  f.  39' b  /?.  an  Theophilus.^^  Meminit 
beatitudo  tua  —  |  f.  39 ''b  desgl.^*  Nup  tu^  btitudinis  scripta 
pcepi—  I  f.  39  ^a  Theophüus  an  Ä*^*  Didici  quod  a  scitas  tua  — 
t39'b  Epiphanvus  an  H.^^  Generalis  epla  qu^  ad  oms  — 
£49'a  Theophüus  an  iT.^'  Scs  epS  agathos  cum  —  |  f.  40' b 
Ä.  an  Theophüvs.^^  Dupplicem  mihi  gratiam  tu^  btitudinis  — 
£40^a  Epiphanivs  an  Johannes.^^  Oportebat  nos  dlcm^  cPicat^  — 
f.44'b  Anastasiita  an  Simplidanus.^^  Grandem  soUicitudinem 
«tque  excubias  —  |  f.  44  ^a  Theophüus  an  EpiphanivsJ^  dns 
qm  loquutus  est  ad  j)p'bam  ecce  —  |  f.  45  ^  b  Teophilus  ad  alios 
epoB  tarn  de  palestina  quam  de  cipris.^  Arbitror  quod  an  nras 
littas  (sie)  — .  Nach  dem  Index  auf  f.  1'  schlössen  sich  hier 
folgende  Stücke  in  der  ursprünglichen  Sammlung  an.^^ 

Theophili  epi  alexandri^  paschalis  ep}a 

Theophilo  eugius  ihoänes  et  ceti  epi 
Pape  theophilo  dionisius  libdesis  eps 


"Aiig.  »ermo  11  (Mai  Noua  Bibl.  PP.  I,  20).  —  »  Hier.  ep.  I,  433.  — 
"  Aug.  ep.  73.  —  15  Hier.  ep.  I,  1040.  —  "  Ib.  I,  1041.  —  "  Aug. 
ep.  78.  —  18  cf.  Hier.  ep.  II,  171.  —  i«  Ib.  I,  391.  —  20  Ib.  ep.  XI,  363. 
-  *>  Ib.  ep.  I,  508.  —  «  Ib.  I,  1078.  —  "  jb.  I,  351.  —  24  ib.  i,  521.  — 
*  Ep.  ad  Hier.  ib.  I,  533.  —  26  ib.  i,  536.  -  27  ib.  i,  532.  —  28  ib. 
I,  532.  —  2«  Ep.  Epiphanii  ab  Hier,  latine  redd.  (Hier.  opp.  I,  139).  — 
^  Anaatasii  I  ep.  20,  74  M.  —  'i  Ep.  Theophili  (Hier.  opp.  I,  534).  — 
''  Ep.  Theophili  Hier,  interpr.  I,  537.  —  '^  Eine  moderne  Hand  be- 
merkte zu  diesem  Theil  des  Index:  de  residuis  pance  a^  nUe  in  hoc 
continentur  opere  de  contentis  quere  in  alia  tabula  fol.  46.  Diese  Briefe 
finden  sich  in  der  Handschrift  a  II  3. 


476  T.  Hartel. 

Iheronimi  adte  si  fonto  de  libero  arbitrio 

Scripta  iamao  (sie)  thesi   fönte  de  ^pla   inqua   ad    interrogaU 

respondit 
Iheronimi  ad  tranquillum  quomodo  origenem  legere  debeat 

o  o 

Expositio   origenis   de   psalmo    lxi 

Epla  beati    iheronimi   de   mansionibus    fiIio%    isrP   qaadraginta 

duobus 
Iheronimus  ad  mareellä  de  quinq;    noui  testamenti   queätionib 
Iheronimus  ad  uitalem  prbrm 
Iheronimus  donato  salutem 
Iheronimus  ad  castricianum 

Paule  A  eusthochium  ad  marcellü  exortatoria  de   scis  locis 
Iheronimus  ad  augustinum 
Augustinus  ad  iheronimum  ade  origine  anim^ 
Augustini  ad  iheronimum  de  epla  yacobi 
Iheronimi  ad  augustinum 
Iheronimi   ad   prineipiam   uirginem   explanatio  psalmi  qoadra- 

gesimi  quarti 
Iheronimus  ad  quosdam  de  resurrectione 
Rufini  pi^b'ri  contra  iheronimum  prst^m 
Marcellini  et  anasitii  ad  iheronimum 
Pape  augustino  iheronimus  salutem 
Item  sententii^^  de  libro  scdo 
Kescriptum  iheronimi  ad  rufinum 
Ex  pfiitione  intptationü  in  ezechiel    xiiii   homeliis    sine  oraciun- 

culis  origenis 
Item  de  canticis  cantieo^  pfatio 
Item  ex  pfatione   commentarii  in  micheam  scripta  ad  paalam 

et  eustoehium 
Item  ex  pfatione  /   /  (m  er.)  interpretationis  hebraico%  nominal^ 
Item  de  epla  ad  marcellam  iheronimus 
Item  et  alia  epla  ad  marcellam 

Prefatio  de  omeliis  in  luca  iheronim'  paule  et  eustoehium 
Prephatio  iheronimi  ad  paulinum  de  spü  sco 
Incipit  ad  paiilü  epm 
Epla  iheronimi  aiiim<^^  natura 

Tractatus  sei  augustiui  de  placendo  et  non  placendo 
Pape  augustino  iheronimus 
Iheronimo  au:riis>tinus 


Blkltalh«*  patrgia  Uthntnn  Hlapultni 


477 


f.  47'a  Papa  Leo  ad  Leonem  imperatorem,'^  PromisisBO 
niemini  uencrabil  impator  —  |  f.  49'a  (Titel)  Sceptra  eiiisdem 
ji  rescripto  leonis  inipatoris  directa  a  sco  ylario  pictantensi  epo 
de  fido  ~  in  ]ib°.  ii.  de  diucrais  liliris  collecta  ii  |  Inter^''' 
cetera  unum  igitur  hoe  est  immobile  —  ]  f.  52'' a  //.  an  Rusti- 
ciM,"'  Siiffieere  qiiidcm  fidel  tiip  —  |  f.  60' h  Hicronymus  ad 
innocentium  de  Bopties  percnBsa  Sepe "  ame  innocciiti  teme 
liostolasti  —  I  f.  G'2'fL  Leo  an  Flauianus.^''  LectiH  dilectionis 
tiip  litteris  qnaa  —  |  f.  65'a  Gregor  on  Recaredns.^'*  Explore 
nerbis  excellentiaeimo  uir  —  |  f.  66' a  Gregor  an  Leander. ^'^ 
SanctitatiB  tu^  suscepi  epiam  —  |  f.  67  epla  j^  ^  expositum 
de  libro  iJi  iob  Septem  "  autem  filii  yob  p  singlos  dies  —  | 
f.  71 'b  HieronymxLs  an  Rnfinua.*'^  Plua  dm  tribuere  quam  roga- 
tur  —  I  f.  73'a  H.  an  Pnula.*^  Nudiiis  tereius  cum  centesi- 
inum  —  I  f.  74'a  Damals  an  HieroHy-niK*.* *  Dormientem'"  t 
longo  iara  tpfS —  |  f.  74' a  H,  an  Damamn.'-'  Pos'quam  i^plam 
tu?  Bcitatis  accepi  de  abraliam  —  |  f.  78''a  expositio  iheronimi 
de  serapbi  ex  libro  eaayi;  ppti^.  Et '"  factum  est  in  anno  q 
mortuus  ^  |  f.  78  Ohne  Titel,  der  im  Iiidea:  lautet:  expoBitio 
eiuB  qui  supra  de  pmissii  aermone  |  (E)t*'  factum  est  in  anno 
quo  mortuuB  cat  oziaa  rex  —  |  f.  82'a  H.  ad  Damaswm.^*  lieati- 
tiidiniB  tu^  introgatio  dispiitatio  —  ]  f,  88'b  //.  ad  Eliodonivi.'^ 
Quanto  amorc  et  atudio  eontenderim  —  |  f.  EfO'b  //,  an  Danui- 
»u»,'*  Multi  Bup  boc  aermone  diuersa  —  |  f.  92'a  Oceanus  und 
Pnmachiiis  an  ff,"  ScÜ  aliqiiis  ex  frib;  scedulae  —  |  f.  92' b 
^8.  Antwort:  *'  Sccdulp  quae  misistis  —  |  f.  94*a  /f.  «n 
Damasxt».'-^  Qiioniam  uetusto  oriens  inter  se  —  |  f.  95'b  dengl.^^ 
Inportuna  in  ^uangelio  mulier  —  )  f.  95' b  desgl,^^  Et  miasua 
est  unö   de  sevapbim  —  |  f.  96'b   H.  an  Nepotianus.'*''    Petis 


lii  ep.  II,  467.  —  ■■  IlilariuB  ile  trin.  1.  II  (9,  69  M.).  —  ><  Hier. 
ep.  XI,  111.  —  »'  Ib.  ep.  I,  1.  —  «  LeonU  ep.  H,  439,  —  »  Greg.  ep. 
IX.  122  (IT,  IÜ28).  —  >"  Ib.  ep.  IX,  121  (II,  lOSB).  —  "  cf.  Ib.  I,  22. 
>  Hier.  op.  I,  9.  —  "  Ib.  I,  Ul.  —  "  Damasi  ep.  13,  371  M.  — 
"  Hier.  ep.  I,  158.  —  '*  Ib.  I,  4*.  —  "  Es  «cheint,  wie  in  (loderen 
HandBchriften,  der  »weite  T heil  des  voransgaheodsn  Briefes  von  Cap.  17 
Ab  für  sich  zu  stehen  nod  unter  diesem  Titel  im  Index  veraeiclinet', 
..  Vsllarsi's  Bemerkung  H,  67  c.  —  "'  Hier.  I,  68.  —  "  Ib.  1,  38.  — 
"  Ib.  I,  63.  ^  "  Ib.  I,  617.  —  "  ]b.  I,  618.  —  "  Ib.  I.  87.  —  »  Ib. 
,  40.  —   "  Ib.  I,  40.   —    "1  I!i,   I,    252. 


478  ▼.  Hartel. 

ame   nepotiane  —  |  f.  101 'b  H.  an  Paulinua.^'^   Bonus  homo 
de  bono  cordis  thesauro  —  |  f.  103  ^b  H.  an  Amandus.^  Brems 
epla  longas  explanare —  |   f..  105^b  Antwort.^^   Propositio  frat 
de  eadem  apli —  |  f.  105^  a  ad  eliodo^  epm  epitaphium  nepo- 
tiani  prbri.ß^  Grandes  matherias  ingenia  —  |  f.  108^b  Augutüm 
an  Hieronymua^^  Audiui  peruenisse  in  manus  tuas  —  |  f.  109'» 
H.  an  A.^'^  In  ipso  pfectionis  (sie)  articio  sei' —  |  f.  109 »"b  (fe«ji.*' 
Anno  ptorito  p  fratrem  nostmm  —  |  f.  109^  a  A,  an  Pramiitu}^ 
Sicut  psens  rogaui  sinceritatem  —  |  f.  109  ^a  A.  an  Hieranynmfi 
Cur  itaque  conor  contra  —  |  f.  llO^a  desgl.^^  Numquam  eqn^ 
quisquam  facile  —  |  f.  112'b  desgl.^"^  Habeo  gratiam  quod  «üb- 
scriptam  —   |  f.  113'b   desgL^^    Ex  quo   cepi   ad  te   scribew 
aut  —  I  f.  113^b  H.  an  A.^^  Tres  simul  eplas  immo  —  |  f.  118 
H.  an  Magnus J^  Sibesium  nfni  tuis  —   |  f.  118^  b  Ä.  an  Jvü' 
nusJ^   Antiquus  sermo  est  mendaces  —  |  f.  119''a  ad  niceam.'' 
Turpilius  coniicus  —  |  f.  119'^b  ad  crisocomam.'^    Quid  circ» 
te  affectus  —  |  f.  119^a  ad  antontum  (sie).''*   DSa  nr  humilitatii 
magister  —  |  f .  119^a  ad  rusticum.'*  Nichil  est  xpiano  feliciöi 
cui  —  I  f.  122'^a  ad   paulum.'*    Humane   uit^    breuitas  dip- 
natio  —  I  f.  123'^a  ad  comasium  e/c.^^  Non  debet  carta  dinib 
quos  —  I  f.  123  "^a  ad   tirasium.'^    Benedicto  ac  diicssimo  jn 
thirasio  —  |  f.  124^  a  H.  ad  paulinum.^^    Frater  ambrosius  ta» 
munuscula  —  |  f.  126^b    H.   ad   euangelium.^®    Misisti  midi 
uolumen  —  |  f.  128 '^a   H.   ad   iulianum.^^    Filius   ins   fr  toÄ 
ausonius  —   |  f.  129'^b   H.   ad  uigilantium.^    lustum  quidera 

fuerat  neqqm  —  |  f.  130^  a  H.  aduersus  uigilantium.^^  Mwli 
in  orbo  monstrua  —  |  f.  133*^  b  de  luciano  mre.^  Ludanfli 
quoque  uir  —  |  f .  133^ a  H.  ad  oceanum.^    Deprecatos  es^ 

tbuit  exponerem   —  j  f.  134' a  desgL^^   Numquam   fili  oeeaa« 

ev  —  \  1 137  ^b  Ä  GH  Ripanus.^'^  Acceptis  littis  tuis  pmit^  — 

w  IK  L  $l(R.  —  »  IK  L  29»3.  —  »  Ib.  L  297.  —  »  Ib.  I,  S«9.  —  «  A« 
efk  6T.  —   o  m«r.  ei*.  L  ««.  —  »  Ib.  I,  628.  —  •*  Aug.  ep.  74. 
••  A«|r.  •|k.TX.§.S.L€L—    •»  A«|r.  ep.  28.    —   «  Ang.  ep.  40. 
»  A«|r^  ffk  11.  ~  ••  Hiw-  e^  L  730.  -  ^  Ib.  I,  423.  —  '»  Ib.  1, 16. 
«IKUia—  ^IKL2l.   -    ^IKL26.    —   '»Ib.I,  926.  —  ^ 
U22.—  -IKLII.  —  ^  CrpriMi  ep.  (app.  p.  274  ed.  H.).  —  « 
L2«!!^  — »»IKLi»  —  *'IKLTSS.—  «lb.L  345.  —  »  Hier,  con 
V^UAtitt«   U.  37^   ~  **   Acta  SS.  BoIUikL  7.  Jan.  I,  359.   —  »  i 
«ila  <rWfk%vrmM  vHi«.  XL  2Tv>\  —  «  Hier.  ep.  I,  409.  —  «Mb.  I,  71 


RibliothecA  pAfcnin  UtiDornm  Hispauiensis.  479 

.138^a  H.  ad  castorinam.®^  lohannes  idem  apFs  a  —  |  f .  138'b 
1  ad  furiam.^®  Obsecrans  litteris  &  supplicit  —  |  f.  142  ^b 
l  ad  saloinam.^^  Vereor  ne  offitium  putetur  —  |  f.  143 'b 
Kon  Pamnuichius.^^  Paulus  apis  psente  agrippa  —  |  f.  146'' a 
ff.  an  MarcdlaJ^'^  Abraham  temptatur  in  filio  —  |  f.  146  ^a 
ff  axi  PaulaJ^  Quis  dabit  capiti  Sio  aquam  —  |  f.  148^  b 
ff.  an  MareeUa.^^  Cum  ferme  ora  tercia  —  |  f.  149  ^a  desgl.^^ 
demo  reprehendat  qd  in  —  |  f .  149^  a  H.  an  Fabiola.^^  Usque 
bodie  inlccne  (sie)  —  |  f.  153 '^b  H.  ad  Marcellam.®'  Post  priorem 
inquade —  j  f.  153^a  desgl.^^  Medicos  quos  uocant —  |  f.  153^b 
ff.  m  Asdla.^^  Si  tibi  putem  ame  —  |  f.  154'^  b  H.  ad  floren- 
tiiwim.i®*>  Quantus  btitudinis  tue  rumor  —  |  f.  154^a  desglA^^ 
[n  ea  michi  parte  —  |  f.  154^  b  H.  ad  marcum.^*^^  Decreueram 

inidem —  |  f.  155 '^a  Ä  an  Riparius,^^^  Multü  m  gaudii  pstitit 
iS—  I  f.  155 'b  deagU^^  Fortiter  te  contra  hereticos  —  |  f.  .155^a 
ELadauitum.^^^  Ante  annos  circiter  decem  —  |  f.  158^a  H.  ad 
jeeaniffli.'®*  Plures  anni  sunt  quos  —  |  f.  160^  b  H.  ad  letam.^®' 
^postolus  paulus  scribens  ad  corinthos  k  —  |  f.  162^a  H.  ad 
mgiiies  eminonensium.*^®  Carte  exiguitas  indicium  —  |  f.  162^b 
ff.  an  MarcellaA^^  Nonagesimü  psalmum  legens  —  |  f.  162^b 
B.  ad  auiganum  (sie)  ispanum.  ^^®  Quamuis  multorum  sim  —  | 
1 163'b  Hieronimi  commemoratio  de  epitafio  sc^  paul^.^^^  Si 
Bonctamihi  corporis  membra  —  |  f.  169^a  H,  an  EtistochiumJ^^ 
kuäi  filia  *  uide  ^  inclina  —  |  f.  176^a  Incip  istoria  sei  iheronimi 
Kd  matrem  et  filia  i  gallia  comorantes.^^^  Retuli t  michi  qui- 
dam—  I  f.  176^ b  Epla  exortaciois  iheronimi  ad  matrS  7  filia 
in  gallia  cömorantes.^**  f.  178  "^  b  H.  ad  marcellam.^^^  Ut 
•Iwentia  corpo«  —  |  f.  178  ^a  epistola  theodotiJ^®  Perfectus 
komo  est  qui  —  |  f.  179"^ a  Ite  j)  carnis  supbia  ei'dem.^i'  Ad 
te  manum  meam  extendo  —  |  f.  180 ''a  H.  ad  cum  qui  se  die 


"Ib.  I,  27.  —  M  Ib.  I,  280.  —  ^  Ib.  I,  493.  —  «i  Ib.  I,  303.  —  «^  Ib. 
1,171.  —  ö3  Ib.  I,  174.  —  w  Ib.  I,  124.  —  ^  Ib.  I,  126.  —  »«  Ib.  I,  362. 
-  "  Ib.  I,  131.  —  w  Ib.  I,  184.  —  w  Ib.  I,  193.  —  >o«  Ib.  I,  13.  — 
»>  Ib.  I,  14.  —  w»  Ib.  I,  42.  —  108  ?  _  104  ?  __  105  jb.  l,  910.  — 
*«  Hier,  in  Isaiam  1.  6  (IV,  167).  —  i07  jb.  Hier.  ep.  I,  671.  —  >08  ib. 
1,24.  —  109  Ib.  I,  128.  —  "0  Ib.  I,  451.  —  >»  Ib.  I,  684.  —  i«  Ib. 
I.  87  (=  Ambr.  App.  p.  365).  —  »»  Ib.  I,  776.  —  i"  ?  _  ns  ib.  I,  192. 
-"•??  Vgl.  Cod.  Veron.  XVI,  14  fol.  249  in  Reifferscbeidü  Bibl. 
I,  83.  -   in  Vgl.  EeifferBcheid   a.  a.  O. 


ponitentom  7  in  bcIo  conuerBantem."^  f.  180'b  H.  ad  m 
lam."*  Nuper  cum  pai'itor  eBsemuB  —  |  f.  181 'a  deagl.*^"  < 
accepis  reddenda  cum  —  |  f.  ISl'a  desgU^'  Epistolare  oft 
cBt  —  I  f.  183' b  H.  ad  theodoram  iBpanam.*"  Lagubrt  n 
conetematQs  —  ]  f.  183'a  H.  aduerauB  heluidiam. '^'  i 
rogatus  a  fribus  ut  —  |  f .  188'b  H.  ad  eu&tochiam.'**  I 
speti^  81  caritate  — .  \  f,  188'a  H.  ad  demetriadem."* 
Ollis  matberias  —  [  f.  193' b  H.  ad  marcellam.  "*  B 
qiicstiuncula  qm  misisti  —  |  f.  193'a  detgl.^'^''  Teetimonia  < 
iofiJB  —  [  f.  194'a  desgl.^^  Nuper  com  retici  (sie)  augusb 
f.  194'b  H.  ad  euangelimn. '**  LegimuB  fatuua  fatua  —  |  f.  1 
H.  ad  theodosium. '^  Quam  uellem  nunc  uro  —  j  f-  1 
H.  ad  caiciam  de  diuersis  qstioibns  in  uno  collecta  bös  qst 
undccim.*^*  Qur  iohannea  dieciplos  euos  —  |  f.  202^a  Ind 
capla  ibcronimi  d  apodemio  i  nauigaciöe  oceani  litloris 
iiltimifi  finib'  galÜarum  roma  quam  reppetit  pergere  qsiait  bet 
laudarc  i  cQ  celcBte  pane.'"  I  Qno  m  pfect'  —  |  Igm 
uidtu  fidci  ardore  —  f.  207 'b  «  extinguitar  in  nobis. 

Am  Ende  der  Handaehr.  zwei  tpätere  Notizen  (».  XIII,) 
•  Ädü  ■  dtij  -  H  -  CO  ■  LUX  -  die  Tonis  uideltcet  die  (die  exp.) 
Jd'  fcbroarij  audiuit  missa  nupdalem  Sanci  ///'/  (vier  Bi 
f  (drei  Buchst.)  Ciaiii^ün'  monaatij  montis  aragois "' 
domi«  Tarcsia  Qondissalni  et  obit  i  die  Sabbati  qne  est  y 
Martij.  A  ■  n  -  «v  ■  iriii]. 

ft  I  S 


Am  Et,d*  f.  187'b   wj    Lib  //V,  /  ///Y////'//  [   Castio 
»,  ptnlmot  1 — Si\    Dfr  Pnufatio  gAen  krititche  Notae  wm 


*  AMn.THi  Mm»  (Hi<T.  £1.  $*>).  —  "*  Ib.  I,  130.  —  »•  Ib.  (    . 
"  ~>.  I,  137.  —   <»  Dl  I,ti;.  —  <»  HicntuTBU  >d  Heliidin^ 


—  «M  Hiw.  «T^  L  14& 

l.   ISJ.      -       -   It,    1.    1. 
I,MV   -    '«  ll>  l.  Ml 


Bibliottieea  patium  Uiloonun  HUpiniflniU.  4H| 

itl  6 

20  n.  bip.  pafl^.   186  foll.   iiflc.  XII.  ei. 

^  Tiid,  und  Inhaltsangabe  von  einer  IIa,  äaec»  XII 1/ XIV 
in  hoc  uolumine  continentur  HennoncH  beuti  IcjoniM 
iiLsdem  eple.  Es  folgen  die  Stoffe  und  Folux  der  Stimiotten, 
i  sind :  De  ordinatione  sua  (unter  diesem  Titel  wie  unter 
mdem  mmter  einige  sechs  und  mehr  Semumen),  \)a  c^iillectin, 

m>  decebs;    In  natiaitate  dfii;    De  epiphania  dfii;    \ht 

eBBtt.  De  omelia.  aasüps  ilc  pet,  De  panMione  Am, 
BT«c3io9ie,  De  a^censione  dni^  De  pente(^>iiti;ri;  De 
peasauHt'«    In  oetaV  apl'o«  7  in  natll,    In  fentiuttat/;  '  n  ' 

-  LVr  ifomao  m  Beptembri^  De  omelia  ui/lei»  il/c  iurhsm, 
k-sfiöc  esdiieetiBy    Seqantnr  epl*e  ei1liMl^    m.  s,  XIV/XV 

£st«EL.   5:<sQau  angiminiy  Deeretam  gebmii  de  »eripttirii»^ 
kök  ^  T^^gtandis.    qaedam  propbetia, 
^  -  a   *.   LLcipit  Eber  sermonnm  beaii  W/niJ»  pape.  i^mwp 
ö±r  urcxa2k«e  Hia  ^  Landern^  doi  k^iuatitr  ^/n  m^um  ei 
tönt   —   f.  106 'a  p   xpS   diiii   nrSi  j  /V,y  K%pli 
>-.    Iseiphmt  eapitiila  in  epint/zla»  )>eaii  1^/rm 
im-  JL  iJift  Tk^liaxurie  ecmtiiientar,    IMt/oO^m/^  Jts/JU^  r/m 
^j^zxü'icMr   i'JLfOkd^  ikMdbt:   ad  eulJjie^fXft.^  a/i   f>//ti 
ML  iiiöiffi^ifihziii.*   <^aazrtsm  ypiai^  —     ad  ÜMAiiMijum^*^ 

—  r»AwqÄam  ad  L^/ijfaa  '"    XttJia  r*a^   -"     m4 
-*t3?^   —     ad   mfias^-vsL'    li*>eÄ   p   juJv«  a^ 

—  SiL   äiiiW;».-'  —     »d  KiiC^-i  f^b«^*i:i  »i^i^vjyitu  ' 


482  T.  Hsrtel. 

Qiiauis  —  I  (lesgL'^^  PopoRcerä  —  |  de^gl,'^^  Miiltam  —  |  ad  anc^. 

tolium.'^'^  Gaudemus  —  \  desgl^^  Diligentia  —  |  desgL^"^  Licet \ 

ad  synodum  calcedon.'^^  Optaueram  —  |  ad  anatolium.^^    Mar^j^ 
festato    —   I  ad    marcianum.^'^    Magno    —  |  ad    pulcheriam  ^  ai 

Sanctis   —  |  ad   martianum.'*^    Multa  —  |  desgl.^^   Puritate .   ■ 

desgl,^*  Qd*  sepissime  —  |  ad  iulianiim.'^'^  Agnoui  —  |  ad  m^^^. 
tianum.^^  Quam  excellenti  —  |  ad  pulcheriam.'^'  Multis  — ^  i 
desgl.^^    Quod    semper   —  |  ad   iidianum.'*     Litteras   —  |    n,^ 

eudochiam.^^    Quanta  mihi    —  |  ad  iulianiim.^*    Sepissime / 

ad  palestinos.^^  ad  theodoritum.^^  ad  iulianum.^*  x'pianissim^ —    | 
ad  anatolium.^^    Lectis  —  |  desgU^   Si   firmo   —  |  ad   synodoKiaa 
calcedone  habitam.^'    Omnem  —  |  ad  iuuenalem.**®    Rauennii  ^^t 
ceterorum  ad  leonem  rescriptum.^^  Ad  marcianum.^^    Nam  (sics^  ) 
multis  —  I  ad  eudochiam.^^  Sancte  —  |  ad  leonem  augustum.^^^^ 
Multo  —  I  desgl.'*^  ad  anastasium.^*  ad  septimum.^'^    Lectis  —        | 
desgU'^'  ad  epos  p  campaniä  siinniü  picenü. '^  Magna  —  |  ad  epo      -» 
p  picenum  tusciä.'^    Et  nobis  —  |  ad  nicctam.^^  ad  lanuarium.**""^  ® 
ad  do^/'"    ad  epos  p  siciliam.*^^    ad  epos  p   italiam.^^    ad  neo^  - 
niam.^^    ad  epos  affricanos/'^    ad  epos  germaniarü  et  gallianim/»     ^ 
ad  epos  prouinci(j  uiennensis/»'    ad  rauennium/'**    ad   theodo^.^  * 
ad  rusticü."^*    ad  toruulum.'^'  (71  daneben  geschrieben),     f.  106^ es 
beginnen  die  Binefe:  (r,)    Item.eiusdem  ad  euthice  constantino- 
politanura   abbatem    adu'sus   nestorianam    heresim"^    |    Dilectis- 
simo    filio    euthiceti   prbo    leo   eps.  "'^      Ad   noticiam    nram    — 
f.  178 '^b  confessione  promantur  amen.  |  (r.)  ExpHcit  über  epPa* 


23  Ib.  II,  266.  —  2^  Ib.  n,  252.  —  «  Ib.  II,  246.  —  »  Ib.  H,  422.  — 
27  Ib.  II,  255.  —  28  Ib.  II,  262  (=  Damasi  ep.  apocr.  13,  439  M.).  — 
2«  Ib.  II,  317  (=  Pelagii  II  ep.  72,  738  M.).  —  3o  Ib.  II,  307  (=  Fe- 
licia IV  ep.  65,  15  M.  Sixti  II  ep.  6,  86  M.).  —  »»  Ib.  II,  313.  —  3i  ib. 
II,  350.  —  M  Ib.  II,  391.  —  »«  Ib.  II,  393.  —  s*  Ib.  II,  337.  —  '•  Ib. 
II,  333.  —  37  Ib.  n,  335.  —  3S  Ib.  U,  244.  —  »9  ib.  II,  408.  -  *o  Ib. 
II,  370.  —  *i  Ib.  II,  378.  —  "  Ib.  II,  372.  —  "  ib.  H,  362.  —  **  Ib. 
II,  880.  —  45  Ib.  II,  228.  —  <6  Ib.  II,  397.  —  *'  Ib.  II,  343.  —  «8  ib. 
II,  403.  —  *9  Ib.  II,  273.  —  *«  Ib.  II,  366.  —  "  Ib.  H,  369.  —  »2  ib. 
U,  448.  —  w  Ib.  11^  4579  __  54  ib.  n,  25?  49?  187?  —  "  Ib.  U,  32.  — 
56  9  —  67  Ib.  n,  491.  -  "  Greg.  ep.  II,  22  (U,  585)?  —  »9  Leon.  ep. 
II,  443.  —  6"  Ib.  II,  30?  60?  —  «^  Ib.  U,  87.  —  «2  ib.  II,  76.  -  «3  Ib. 
II,  33.  —  6«  Ib.  II,  498.  —  «  Ib.  II,  1.  —  w  9  _  07  ib.  II,  .369  37?  — 
ß«  Ib.  II,   171?   172?  230?  270?  co  ib.  H,  327.     —    "«  Ib.  II,  11.    — 

7«  Ib.  II,  62?  —  72  Ib.  II,  90. 


Bibliotheca  patnim  latinornm  HiRpaniensiR.  483 

sati  leonis  pp  *p  Incipit  Über  sancti  augustini  de  diffinitionibus 
selesiasticorum  dogmatum.^^  |  Credimus  in  (in  exp.)  unum  dm 
He  patrem  &  filium  k  splii  sSK.  patre  eo  qd^  —  f.  182  ^b 
I  moribus  inuenire  |  (r.)  Explicit  liber  sc'i  augustini  epi  de 
fiffinitionibs  eccl^iasticorum  dogmatum  |  Decretum  gelasii  p^p  de 
wriptaris  recipiendis  seu  n  reeipiendis  p^sentibus  epis  •  lxx  •  ba- 
iütam  in  sede  apostolica  urbis  rome  ^^  |  Post  j)p'&icas  atq;  apl'i- 
BiB  scripturas  quib;  ^cclia  —  f.  184^b  esse  damnata.  |  (r.)  Pro- 
pkia  coidam  mulieri  nris  temporibus  reuelata.  |  Ego  fons  uiuus 
£eo  ad  illos  qui  propter  —  f.  186*'a  in  estimatione  sua.  f.  18G^ 
mdg  später  als  Blattfiillung  (die  ersten  vier  Zeilen  ausradirt) 
gut  molestare  et  inquietare  —  omni  cum  districtione  jpellat. 
fk£.  Beneuent'  •  viir  •  kl  iunii.'"* 

it  11 

(IS.  5)  80  in.  bip.  pag.    278  foll.  8.  XTV. 

Augustinus  in  psalmos  1 — 78.  f.  l''a  Omnis^  scriptura  di- 
nisitas  inspirata  util'  —  schliesst  mit  Commentar  des  73,  Psalm  es 
E278'b  nee  obliuiscetur  oio  aut  punit  aut  corrigit. 

&;  I  8 

(12.  3)  20  m.    bip    pag.    231  foll.  s.  XV. 

Auf  dem  Vorsetzldatt^  von  einer  Hd,  s.  XV:  Petri  protonotarii 
ipoetolici  I  Moderata  durant  |  Neseis  quid  uesper  uebat.  Auf 
itmtdhen  ^  von  drei  Händen  s.  XVI:  Donauit  Reuerendissimus 
dS  Jo.  de  Turrecremata  Car^'*  sancti  Sixti  istü  libruj  conuentui 
VaDisoletano  ordinis  pdicatorum  |  Eniit  a  bibliopola  Johanne 
iWmcisco  Valisoletano  Hier.  Surita.  Vielleicht  von  derselben  Hd. 
■iteii  rechte  Ecke  ganz  klein:  en  vaHid  vispa  de  sant  fran  1542. 
m»  Bs.  enthält  Briefe  des  Hieronymus,  nach  vorausgehendem  Index 
Üß  Stück,  beginnend  mit:  Simbolum  fidei  abeato  hier'  positu; 
•t  lancto  pape  damaso  ab  eode  missü  —  schliesst  in  der  ep. 
Äittersüs  rufinum  f.  231  ^  b  et  iHco  pax  sequetur  ExpHcit.  f.  1  ^ 
^t^trtr  Rand  ein  Cardinalswappen  mit  brennendem  zweistöckigem 
Tkm«  (des  Cardinais  Torrecremata). 

^  Geimadius  de  eccles.  dogm.  58,  979  M.  —  "'^  Decretum  Gelasii  69,  162  M. 
—  '^  Nach  Ewald  Schluss  einer  päbstlichen  Bulle  an   ein  französisches 
C'utercienserkloster. 
'       '  BasUii  praef.  ex  Interpret.  Rufini  (Aug.  opp.  IV,  1,  63). 

31* 


484  y.  Hartel. 

&;  I  14 

20  max.  merobr.  trip.  pag.  saec.  VIII/IX  in  wett«.  HiDukel.* 

Der  Coc/ex  hatte  einst  168 foL,  von  denen,  wie  «««der  AW 
merirung  saec.  XV/XVI  fiervorgeht,  1—19.  32.  35.  38.  40.42.  A 
148—157  nun  fehlen.  Sonst  ist  Alles  erhalten^  wie  die  Quaiermm- 
bezeichming  erweist;  hie  und  da  Lesenoten,   toie   f.  37 ^b;  t  161 
bis  1 63  sind  die  unteren  Ränder  abgesdinitten.    Die  ursprün^A 
Quaternlonenbezelchnung  ist  fast  überall  durch  eine  spätere  unkaä-- 
lieh  gemacht.  Es  lässt  sich  aber  nocJi  ei*uleren,  dose  sie  von  [I]—^ 
lief;  f.  24^:  IK,  48-:  VI,  52^:  YHII  u.  s.  w.  Der  Rest,  f.  113«.^ 
der  Hs.,  trägt  keine  ursprilngllcJie  Quatemionenbezeicknung.  SfS^t 
etwa  saec.  XIII j XIV  (vielleicht  von  derselben  Hd.,  die  am 
des  Codex  schrieb:  Iste  lib  est  de  eecla  sei  romani),^  vmrd» 
Hs.  mit  einer    anderen  von  35    Quatemlonen,   die   ihr  vor^ 
wurde,  verbunden  und  die  ganze  Hs.  (also  auch  die  nach  f.  11' 
folgenden    Blätter)    mit   neuer    Quaternlonenbezelchnung  wweh^j 
so  dass  III   der  alten  =  XXXVIIII  der  neuen  Bezeicknwj 
Die  letzte  Quatemionenbezeichnung  wf  f.  168^    q  -l- vi-  am 
der  Hs. 

D&i"  Anfang  der  Orlglnes  lsldor*s  ging  mit  den  oben 
neten  Blättern  verloren.    Für  die  Elnthellung  der  Isidorhandtchnfli^ 
ist  die  Subsn*lptio  wichtig,    f.  56 -b  nach  dem  Ende  des  10. 
(pressores):    explicit  liber    deciinus   partis   priin^   feliciter 
gratias   amen.      Rest   dei'  Columne    leer.     f.  56  ^c   incipit 
secunde  und  nun  Capltellndlces  von  Buch  XI — XX.    f.  57 'a, 
Buch  11  beginnt,  die  Ueberschrlft :  liber  ethymologiarum 
secunde.     Die    Orlglnes   beginnen   im   3.  Biicite    f.  20 'a 
sicut  tonitniuin  sicut   ineudis.     f.  112^b    iit  iiis  morui  ignis 
dore    siccetur;    |    (in    Maj,)    expliciunt   libri    beatissimi  esic 
spalensis  epsci.  deo  gratias  am.    incipit  obitus  beatissimi  ysii 
spalensis  epsci  feliciter.    a  redemto  clerico  recensitus.  |  Üisutt  .^ 
est  mihi  ut  tm;^  sctitati  brebiter  —  f.  1 12  ^  a  hora  nona  deciniK' 

»  Tab.  XIU  giebt  eine  Facsimile  von  fol.  33'  Isid.  Etym.  VI,  c  H 
9—17,  1;  17,  6—7;  17,  8-9  (opp.  III,  p.  266,  12—268,  8;  269,  1*- 
270,  18;  271,  10—272,  6).  —  »  Danach  steht  von  einer  Hd.  s,  XVH/ 
XVIII  (die  also  die  Verstümmehing-en  schon  vorfand):  este  libro  dento 
y  quaranta  y  tres  hojas  y  es  del  coUegio  mayor  de  Alcala  de  henar« 
Auf  f.  1G8*  steht  von  derselben  oder  einer  gleichzeitigen  Hand  I4S1 
escriptas  conocta  (sicj.  —  ^  1«.  opp.  I,  27 — 29. 


Ribliutheca  patrum  lutinornD)  Hispaniensis-  485 

Era  DCLXxiiii.    Eine  Hd.  saec.  XV  (a.  1464)  wiederholt  die  Todes- 
notiz,  sonst  ist  das  Blatt  leer, 

f.  113  ^a  (r.  Maj.)  incipit  über  sei  iheronimi  ad  acalchiara 
de  diuinis  questionibus.  Es  folgt  ein  Index  von  11  Qt^mestiones, 
dann  die  prefatio.^  Filius  ins  apudemius  (ud  in  ras.)  qui,  hierauf 
die  erste  (r,)  Quur  iohannes  discipulos  *  |  De  hac  questione  in 
commetariis.  Die  letzte  Quaestio^  f.  118^b  Quid  sit  quod  idem 
apstls  —  schliesst  f.  llO'^c  id  est  anthixpi  xpm  suscepturi  sunt.  | 
f.  119'c  (V.  Maj.)  Item  incipit  eiusdem  iheronimi  ad  heluidium 
de  aliis  questionibus.  Auf  einen  Index  von  10  Quaestiones 
folgt  Prologus:  Ignota '  uultu  fidei  mihi  ardore  notissima 
es  —  f.  119^a  Hoc  idem  et  in  euangelio  —  f.  124 'b  et  ex- 
tingantur  in  nobis.  finit.  |  f .  124'^b  (r.  Maj.)  Incipit  dogma 
sei  iheronimi  presbiteri  de  diuesis  (sie)  sententiis.  Es  folgen 
56  (m^  57)  Abschnitte  mit  rothen  Ueberschriften.  Bei  vielen  Ab- 
schnitten hat  eine  zweite  Hd.  am  Rande  Inhaltsangaben  gemacht. 
Der  erste  Abschnitt  beginnt:  In  patre  unitas  in  filio  equalitas. 
Der  letzte  schliesst  f.  126  ^c  ueluti  si  pelle  creatoris  sui  dispo- 
fiitione  uestibit. 

f.  126  ^a  (r,  Maj.)  Incipit  über  epistolarum  beati  iheronimi. 
(r.  Min.)  Damasus  urbis  rome  epscs  fri  et  conprsb  iheronimo 
in  xpo  salutem.  Dum  ^  multa  corpora  übrorum  —  ora  pro  nobis 
in  domino.  |  Es  folgen  ohne  NuTnerirung  die  Briefe:  Hier,  an 
Damasus. ^  Legi  litteras  apstiatus  uestri  —  quod  grex  editur.  | 
f.  126^b  Augustinus  an  J?J"  Audibi  perbenisse  in  manibus 
tuis  —  in  dno  glantur.  |  f .  126^c  H.  an  Augustinus.^^  In  ipso 
profectionis  articulo  —  uel  disceremus.  f.  127'^a  desgl.^*^  Anno 
preterito  per  frm  —  et  suscipiende  papa.  f.  127  ^a  Augustinus 
an  Presidius.^'^  Sicut  presens  rogabis  —  ipse  cognouero.  |  f.  127  •■  b 
Ders.  an  H.^^  Quur  itaque  conor  contra  tractum  —  concor- 
diam  reuertisse.  |  f.  128  *'a  desgl.  ^^  Numquam  eque  quis  /////// 
quam  facile  —  quam  iustam  tuüsse  sententiam.  |  f.  128  ^b  H. 
an  Augustinus. ^^  Crebras  ad  me  epstlas  dirigis  —  ad  me  pri- 
mum    facias   peruenire.   |   f.   129^b  Augustinus   an    //!''   Habeo 


*  Hier.  ep.  I,  844.  —  &  Ib.  I,  84ö.  —  »  Ib.  1,  879.  —  ^  Ib.  I,  812.  —  8  Da- 
masus  de  psalmorum  emendatione  (Hier.  opp.  XI,  276).  —  •  Hier.  opp. 
XI,  277.  —  10  Aug.  ep.  67.  —  »'  Ib.  I,  626.  —  »2  jb.  I,  628.  —  "  Aug. 
ep.  74.  —  "  Aug.  ep.  73,  §.  3,  1.  6.  —  »»  Aug.  ep.  28.  —  ^6  Hier.  ep. 
I,  632.  —  1"  Aug.  ep.  40. 


4<^f)  Y.  Uartel. 

gratiaiu  quod  pro  —  de  caritate  presumentis.  |  f.  129''c  d«jl.* 
Kx.  quo  cepi  ad  te  scribcre  —  potucris  p^'ensentiam  i[fif)tottL| 
f.  1 30*^0  H.  au  Ä.^^  Tres  simiil  epstlas  immo  —  in  angulo  noM- 
sterii  susurrare.  |   f.  133''c  desgL'^^  Quam  a  8CO  fire  noetnioi' 
citc  —  et  beatiösimc  pape.  |  f .   \3S^c  A.  an  HJ^^  lam  priioi 
tu(^    karitati    —    quamquam    nulla    est.    |   f    136' b  cbfjL  k 
originc  animae.*'^  Dm  m'm   qui  nos  uocabit   —   posse  El 
f.  I39^a  agustinum  (sie)  ad  iheronimum  de  epistola  iacobi.'* 
ad  te  scripsi  honorande  —  communicare  digneris.  f.  141'» 
4tn   A.^*    üirum    honorabilem   frm   meum    —    cninsdam  ai 
mu8.  !  f.    141 '  b    desgl.'^   Omni    quidem    tempore  beatii 
—  salutes  preeor  eoronam  tuam.  |  f.  141  '  b  Ä  an  Dendemi 
Lecto  sermone  dignationis  —  paulatim  scribi  faciam.  ]  f.  lö*' 
H,   an  JuUanus,'^'   Änticus   sermo    est   mendaces  —  aaUc 
xpo.   f.  142 'a    H.  ad   nicheam   (sic),^^  TurpiKus  comicns 
tans  —  indignantis  accipiam.    |    f.  142^b    H,  ad  critocamm^ 
Qui  circa   te  affectus  —  quod  scriberes.  |  f.  142 'c  H,  <d 
fhomunK^^  Dominus  noster  humilitatis   magister  —  uale  in 
mino.    .    f.   142 "^c     H.    nd    euaugelium.^^    Misisti    mihi   uflta»! 
ANOMMON  ACEITIOTON.    et    nescio    —    corporis    ualctu&i|; 
f.  143  "^c  dtufgU'  Legimus  in  esaya  fatuus  —  in  pglesia  uindkiA 
f.    143  ^b     TheuphiUu    an     H.^^    Scs    epscs    agathos    cum  — 
öopire  dootrinas.  !  f.  143  ''h  H.  an  Tktruphilus.'^*  Dnpb'cem  näj 
gratiam  —  non   cesses.  [  f.  143^c  Etd*jgius   Johannes  et  emi 
r^tsci  an   Thtophilus,^^  Nosti  dne  cuncta  laudabilis  —  sacerdfltoe 
los    «rraJus.  !  (.  144 'a    Dionisius  fiddensU  e^ufcs  an  Theupkitiv^ 
Bonus  ds  noster  qui  in  —  qui  tecum  sunt.  I  f.  144'^b   TTkiipÜM 
fiii  //.'••   Didici  quod  seita;?  tua  —    n>bustior  tiat.  I  f.   144'c  ffi 
'in    1%  m/'^i'm^.  **      Nuper*'^*    In^atitudinis    scripta    —    in   »lil*j 
lodore.     t".  144  ^a  Epiphanius  Hioronymo  hac  cunctis  qiu  tecia 
in  monaiherio  t  ,<*>    uersantur  tratribus.  "'*  Generalis  epistola  qi* 
ad  omncs    -  -  plurimum  salutamus.     f.  144 'a  Cromatius  *  bd* 

•*  Aue  ep.  71  —  *  Hier  ep.  1,  :>»  —  ^  Ib.  I.  754.  —  2<  Aug.  ep.  « 
—  --  Au^.  *p.  16*>.  —  '■•  KucTopii  abbatis  Thesaurus  62,  561  M.  (=-M 
ep-  H>7\  —  -**  Hier,  ep  L  !«';>•>-  —  -  Ib.  1,  1059.  —  »  Ib.  I,  208.  - 
-'  Ib.  I.  l»^  —  i>  Ib  1.  i'»  —  -^  Ib.  I.  21.  —  ■•>  Ib.  I,  26.  —  "1 
l,  4^^  —  -  Ib.  I.  !'•:;.  —  Ep  Thr>Mphili  Hier.  I.  532).  —  ^  lUi 
ep  l.  ö;Ji.  —  -  Ib  I.  :>;;•  —  I?.  L  551.  —  -  Ib.  I,  533.  —  ^1 
l.  :»:il  J  Ib    l.  5.v:. 


Bibliotbec»  patrum  latinoruni  Hispaniensib  4^7 

j^orus  epsci  iheronymo.  ^^  Quum  religiosissimuB  augustus  —  mar- 
mB  exibetur.  |  f.  144^b  Ä  a«  dieselben J^  Constat  dnm  nrm 
—  fecit  €886  sublimes.  |  f.  144^c  H.  an  Luciamts.^'^  Nee 
^^iqiiiaiiti  mihi  subito  —  ff  et  ora  pro  nobis.  |  f.  145  ^  b  H.  mar- 
10  et  anasici^.^^  Tandem  ex  africa  uestre  —  noster  tueatur 
iptus.  I  f.  146 'a  Anastasius  an  Simplicianus,*^  Grand em  soUi- 
^^■ÜDidinem  adque  —  merito  honorabilis.  |  f.  146 '*b  Theuphilus  an 
}haniu8.^''^  Dns  (qui  om.)  locutus  est  ad  prophetam  —  ad  pale- 
\,  I  f.  146 'c  bonifatio  iheronimus.^^  Quantum  gaudiis  (»ic) 
ordinatione  —  adque  eonsortes.  f.  146  ^a  H.  an  Donatus.*' 
iptum  est  multa  flagella  —  uerba  prorupi.  |  f.  146  "'h  H.  an 
.^mniipdUinvs.^^  Maiora  Spiritus  uincula  esse  —  inpendiose 
ffdntot  I  f.  146  ^  c  Iheronimus  ad  theudori  ////nm  et  ceteros  ana- 
itas.^*  Quam  uellem  nunc  uestro  —  litoris  prosequatur.  | 
4147'a  H.  an  Florentlnus,^  Quantus  beatitudinis  tue  rumor  — 
jttgoris  innecto.  |  f.  147  ""b  H.  ad  riparium  presbiterum.**  Ac- 
^^eptis  litteris  tuis  primitus  —  in  ignem  mittetur.  |  f.  147  ^  b  /f. 
Riparms.^^  Multum  mihi  gaudii  —  desiderande  frater. 
;i£  147^0  desgl.^^  Fortiter  te  contra  hereticos  dimicasse.  —  Von 
Briefe  sind  nur  23  Zeilen  erhalten;  er  schliesst  abrupt: 
imtabis  statum  dum  quoque.  |  Es  folgt  nun  die  grosse  Lücke. 
f.  158  "^a  beg.  (mitten  in  einer  interpretatio  locorum  Orientis) 
:.fiiam  eufrates  in  armenie  fontes.  —  Die  geographischen  Namen 
'*äki  immer  roth  vorgesetzt.  Die  ersten  Lemmatu  »ind  Ellasa, 
.ÜGrata.  Die  Schrift  ist  alphabetisch  geordnet  und  innerhalb  der 
üadnen  Buchstaben  nach  den  Büchern  der  Bibel,  f.  164''a 
.Zohel  nomen  lapidis  ubi  adonias  immolabit  uictimas  iuxta  fon- 
lern  rogel  piunt  litterb  .  im  •  nm  •  jci  •  |  Finit  interpretatio  loeo- 
nm  orientis  feliciter :  do  gratias. 

(r,  Maj,)  Incipiunt  epstlc?  beati  licinani  de  libro  regularum. 

id  8cm  gregorium    papam    urbis   rome   directa.     Licinianus  an 

Gregor.^*   Libnmi  regula*  a  scitate   tua   —   beatissime  papa.  | 

f.  164^a  Licinianus  und  Seuerus  an  Epiphanius,^^  Celis  (moderne 

Hd.  darunter:  Lectis)  litteris  tuis  frater  knie  —  producti  fuerint 

adsentire  curabit.  |  f.  166  ^a  item  epstla  cuius  supra  aduincetium 

««  Chromatü  ep.  20,  373  M.  —  *'  Hier.  opp.  XI,  473.  —  «  Hier.  ep.  I,  428. 
—  "  Ib.  I,  942.  —  ^*  Anastasii  I.  ep.  20,  74  M.  —  ^•'  Ib.  1,  534.  —  <«  ? 
_  47  ?  _  48  Hier.  ep.  I,  349.  —  «  Ib.  I,  8.  —  ^  Ib.  I,  13.  —  &•  Ib. 
I,  719.  —  M  ?  —   53  ?  _   54  Liciniani  ep.  72,  689  M.  —  »»  Ib.  72,  691. 


488  T.   Hsrtel. 

epscra  euositane  insulo.'»^  Inter  uarias  tribulationum  angagtias  - 
knie  frater.  |  f.  166  "^c   Fructuosus  an  RecesuindusJ''^   Uereor  ne 
sepe  suggerendo  —    sed   glam   percipiatis  etemam.  |  f.  166'» 
ep8t}a   domni    efantii    archediaconi    de   seripturis   diiiinis  cdita 
contra  eos  qui  putant   in   mundom   esse   saDgiiinem>^  Qoia  se 
prebuit  occasio  oportuna  —  plurima  non  expediunt.^^  |  f.  161'» 
Auiixis   an   Apollinaris.^^   Post  consummationem   libelloram  — 
adstructionc  deseriuat.  |  f.  167 'b   SisebtUus  ad  acäium^^  Obtt- 

bam  kme  pater  —   ad  incrementa  uirtut%.  |  f .   167  ^a  Ceram 
an  Sisebntus.^'  Nostra  frequens  postulatio  —  inquirenti  hac  diu- 
genti.  I  f.  167  ^b  Anticort  des  Sisebutus.^^  Si  cordiom  inscrutator 
—  ditamur  et  manere.   |  f.  167^c  Ckrarius  an  Sis^nUus.^  Q» 
nobilis  epstla  uestra  innotait  —  ad  tempos  reserbo.     f.  168 'b 
desgL^  Uenerantissimos  apices  ad   omnis  —  |  tione   conmendo. 
f.  168'c   Sco  hac   uenerabili   patri   euse*^  |  (Rest  abgeschnitU^j 
Mortuam  magis  quam  —  tandem  uel  sera  consensione.  |  f.  168'e 
Dno  *  ^  ^psco  bulgar/"    Et  sub  uniuersös  axe  sub  ethereo  — 
incundare  colloquio.  |  f.  168^b  Bulgar/7'/'  '    (etwa  3— 4  BfA 
Stäben  verschwunden)   guntema^   regem.*^    Oracnla   regni  uesln  ] 
nltimns  —   Et   omnia   deo   prospiciente   reparari  possimt.  |  Am  I 
Ende  der  letzten  Columne  steht  von  moderner  Hd. :  aliae  epistdf 
huius  modi  sunt  in  ecclesia  ouetensi. 

ft  n  3 

,Eusebii  Hieronymi  Prosperi  chronica  bis  Valentiniano  VI 
et  Norao  Coss.  immer  in  mehreren  O^lumne^i  und  die  Jahre  dsf 
M\'it  ^is  zuletzt,  in  Florenz  a.  1^6S  geschrieen  nach  vier  Hanir 
Schriften,  ?o.>n.>n  eine  sehr  €ilt  gewesen/     (Knust  S.  816.) 


^  Ib.  le,  6^>.   —   ^-  Vd.  Ewald  3L  a.  O.  idO.  —  »  Enandi  ep.  88,  719  H 

—  ■-'  Am  Kaiule  u^b^a  t.  l^i»'»  ^seht  io  wec^qr.  Mio.:  dicta  sei  Aug« 
:^ctui.  Artitkoi^  deo  :aai  mandtis  e:«t  a^os  qaam  —  porcus  immundu 
düutloa:.  Autt  l*>»^'  uud  lf5r*  viele  Ärab-  Kandbei^chrifceu.  —  ^  H.  Aui 
tus  orl     IVi^vr  j.    i74     —   '    <iÄ»bu:i    ep.  ^».  3<^  M.  —  «  Ib.  8i>,  36< 

—  '    Ib    >-,  -i'^:    —    ^«  IK  <\  ;i^v   —    ^    Ib.  Si\  36».  —   «  Ib.  80,  .17( 

'  \\:^  K^Ali  a    t.  O      -   ^'^  Vcl    Ewali  a.  a.  O 


Bibliotheca  putrum  laiinoram  Hispaniensis.  '489 

&  n  5 

20  ni.  bip.  pag.  1.51  foll.    saec.  XI.    In  westg.  Schrift. 

Ränder  stark  beschnitten.  Am  Anfang  und  Ende  verstümmelt. 
Einige  Blätter  haben  sehr  gelitten.  Vcyrn  von  Bibliothekar shd, 
8,  XVI:  Apocalipsis  explanatio  incerti,  acephala  desunt.  6.  Ver- 
sus primi  capitis  de  fine  uero  caput  20.  21  et  22.  desiderantur. 
Codex  litteris  Goticis,  perantiquus.  H^c  expositio  est  B.  Aprigii/ 
ut  patet  ex  aliis  duobus  manuscriptis  codicibus  in  eadem  bi- 
bliotheca. 

f.  l'a  //////////  (S — 4  Biichstaben  unleserlich)  septenarie 
uirtutis  munerum  (an  numerum?)  esaias  etc.  Der  Apokalypsen- 
commentar  ist  nach  storia  und  explanatio,  die  abwechseln,  ein- 
getheüt,  mit  vielen  kunsthistorisch  interessanten  Bildern  älteren 
Stiles  ausgeschmückt.  Die  Figuren  sehr  ungeschickt.  Augen,  Hände 
und  Füsse  unverhältnissmässig  gross.  An  den  Rändern  gleichzeitige 
Notizen  mit  cursiven  Elementen  tind  Worten.  Im  Anfange  fehlen 
2^ Ig  Qiiatemionen,  da  f.  7^  tmten  die  Bezeichnung  trägt:  ui  q. 
Eine  Commissura  zweier  Bücher  zeigt  sich  f.  91^a  eadem  aliter 
dictiirus  I  (schw.  Maj.)  explanatio  über  quartus  |  (r.  und  schw.) 
incipit  über  quintus  ystoriae  eyusdem  libri  Septem  tubarum  | 
f.  91  ^b  Et  uidi  septem  angelos  qui  stant  in  conspectu  —  f.  151^b 
nullum  inputari  peccatum  aut  crimen.  |  f.  137"^  und  138^  sind 
die  Bilder  nicht  gemalt j  obwohl  leerer  Raum  gelassen. 

&  m  26 

80  in.    132    foll.    saec.  X  et  XII. 

Der  obere  Rand  stark  beschnitten.  Mit  interessanten  Initialen; 
oft  Accente.  f.  37  beginnt  eine  neue  Hd.  i.Vm.  s.  XII:  Per  signum 
sancte  crucis  de  inimicis  liberat  me  deus  noster.  amen.  and.  H. 
8.  XII:  in  isto  uolumine  continentur  vita  sei  Nicholai  et  trans- 
IsLÜo/////  (nis  er.)  eins  et  vita  sei  Magnobodi  epi.  Et  vita  sei 
Maurilii  epi.  Et  passio  sei  Vincentii  mV.  Et  passio  sc^o*  Sergi 
et  Bachi  martirura.  m.  s.  XIV:  Et  vita  sei  Albini  ep^i  et  con- 
fessoris. 

f.  2^  (r.  und.  schw.  Maj.)  incipit  prologus  in  vita  beati 
nicholai  episcopi  mirrene  ciuitatis  gliosissimi  presulis  |  f.  2''  Sicut^ 

*  Apri^i  explanatio  in  apocalypsin;  vgl.  Fabr.  bibl.  lat.  m.  aeui  I,  125. 
'  Vitae  SS.  ed.  Lypomanus  Lovan.   1571,  II,  266  sqq.  ^H^^^nius  in  nostra 
bibliotheca  alia  eiusdem    Nicolai  acta  a  loanne    diaconoconscripta     — 


490  ▼    Haitel. 

oihis  materies  si  ab  imperito  —  f.  3^  lotcraur.  explicit  prologus  | 
(v,  Maj.)  incipit  uita  sei  nicholai  epi  |  f.  3^  Nicholaus  itaque  ex 
illiistri  prosopia  —  f.  28^  scla  sclorum.    am.  |  (r.  Maj.)  it  inci- 
piunt  miracula  in  uita  sei  nicholai  patrata  et  de  transitu  eins  | 
Quodam  tempore  adu(5nit  qiiodam  —  f.  37  ^  sclo*  amen  (  Opere 
pretium  remur   ut   ea   qu^    nris  teporib:  p  sei  nicholai  merita 
gloriosa  gessit  —  f.  42^  scla  sclo*.  am.  |  Gloriosus^  igitur  atque 
eximius  xpi  pontifex  magnobodus  in  pago  andecaucnsi  —  f.  62' 
sclorü  am.  |  Es  folgt  von  späterer  Hd.  (saec,  XII  in,)  Post  beati 
nicholai  gliosum  abhac  uita  transitum   mnlti    impatorcs  multiq; 
potentes  artus  illius  —  (f.  66*fF.  auch  ein  Gedicht  in  Distichen, 
beg.:  Tempore  quid  miseris)  —  f.  74^   sclo*  am.  |  f .  75"^  stehen 
von  anderer  Hd,  saec,  XII  Gebete:  Repleatur  os  meum  laude  ut 
cantem  —  |  Credo  in  d'm  patrem  omnipotentem  —  |  f.  75^  (gr. 
Maj»)  oratio  de  sancta  maria  |  Sca  et  perpctua  uirgo  —  |  f.  76' 
Aue  maria  —  |  Thochi  (sie  in  ras,)  kyrieleison  —  |  Dens  in  adiu- 
torium  —  |  Concede  nos  famulos  —  |  f.  76*  ein  Alphabet.  Dann 
Pater   noster   —  |  Wieder  von   anderer  Hd,:    Spiritus   sanetus 
super  ueniet  in  te  tt  uirtus  altissimi  oburabrabit  tibi.    Dann  be- 
ginnt wieder  die  alte  Hs,  saec.  X.     f.  77'  leer,     f.  77^  (r.  Maj.) 
incip*  pTat'  uit^  sei  maurilii  epi  |  In   xpi  nomine    ego  magno- 
bodus —  fratno  |  (Maj,)  explic^  profatio  |  (Maj,)  incip  prologiis 
in  uita  sei  maurilii  epi  |  Quicquit   in  religiosis    —    in  gaudiis  | 
(r.  Maj,)  explic'  ,plog*  incip'  vita  |  Beatus  igitur  raaurilius  ȟb 
iuliano  —  f.  89'    sclo*.    amen  |   (schw,  Maj.)    explicit   uita    sei 
maurilii   epi   cuius   sacer   transitus   celcbratur  idns    f///  5  ///// 
septembris  7  |  (r,  Maj,)  incip  ,plogus    in    uita   sei    albini    epi  | 
f.  89*   Dno   SCO   et    aplicis    (is   ex   os)    meritis    rcuerentissimo 
pconando   domno   domitiano  papo   fortunatus    uestcr.    ]\[emini  ^ 
uir  apostolice.    cü  ad  urbcm  —   f.  91  *   am.    exj)licit  prologus  | 
(r,  Maj.)  incipit  uita  |  Religiosorum  *  uita  uirorum  quantum  est 
meritis  clarior  —  f.  99*  sclo*.  am.  |  (r,  und  schw.  Maj.)  explicit 
uita  sei  albini;   incipiunt  miracula  post   obitura    cius    patrata  | 
f.  100'   Sanetus   confessor   albinus   andccauensium   —   f.   104^ 
kä  ignis  semiusto  pede.  |  (Das  Folgende  auf  diesem  Blatte  von  spli- 

e8t  eins  praofationis  oxordiuin:  »icut  oniiiiN  materies  si  ab  imporfocto 
artiHce  etc.*  Baronius  Martyrol.  Rom.  od.  Vcnet.  1597,  p.  547.  —  '  Acta 
SS.  Bolland.  16.  Oct.  VII,  2,  p.  940..  —  ^  Von.  Fortun.  uita  8.  Albini 
Andegav.  U,  56.  —  *  Ib.  II,  67.  —  »  Acta  SS.  Bolland.  22.  Jan.  II,  394. 


Bibliotheca  |>utruin  laiinorum  Hispanienais.  4-«7l 

terer  Hd.  durchstrichen)  ()ichi  uidetur  pagine  inserendum  quod- 
dam  clarissimum  miraculum  quod  ad  beati  pontificis  mausoleum 
in  hoc  —  f.  104^  schliesst  nach  dem  ersten  Sechstel  abrupt  quia 
oms  andecauenses  |  f.  105'  Probabile"»  satis  est  ad  glain  uin- 
centii  martyris  —  f.  116^  sclo%  am.  |  Es  folgt  ein  Gebet:  Beate 
martyr  ^  spa  diem  triumphalem  —  indulgentiae.  Prsta  pat 
piissim^  |  f .  117"^  (r,  Maj.)  incip  passio  scor  sergi  et  bachi. 
Maximiane  ^  tiranno  regnante  nimio  errore  genus  detinebatur  — 
f.  131^  slo<  amen.  |  explicit  passio  glorioso*  xpi  rivc  (sie)  sergii 
et  bachi.  Es  folgen  wieder  Gedichte  m.  s,  XII:  Magnificat  anima 
mea  —  |  m.  s,  XIII  hie  sunt  Septem  spalmi  notati  Domine  ne 
in  furore  —  Adte  leuaui  oeulos  meos  qui  habitas  in  celis. 
Ecce  sicut  | 

&:  m  32 

80  maior.  m.  bip.  pag.    49  foU.    s.  XIY. 

Vorsetzblatt  f.  l"  m.  saec,  XV:  orationes  ad  vestimenta 
sacerdotalia.  f.  2 ''  m,  s,  XVI  wie  es  scheint :  Los  versos  de  la 
sibila.  AI  yorn  del  godici  (sie).  Aliorn  del  yo  dici.  Para  q  aura 
fet  seruici '  sq  fara  aque  yx.  yugament  en  quin.  loch.  ni.  en  quina 
gent.  car.  deu.  se  fara  dir.  q\  lo  mon.  fara  estremir  lenpoz 
sibilla  sius  plau.  calau.  ytals  uanitats.  no  digau.  car.  deu  se  fara 
dir  q*lomon  fara  estremir.  Dann  folgen  unter  den  einzelnen 
Buchstaben  des  Alphabets  sehr  verschnörkelte  Abbreviaturen. 

f.  4  "^  a  Dyalogi  beati  gregorii  pape  de  miraculis  sancto*  pa- 
trum.  I  Quadam  die  ^  dum  nimi«  quo^  da  scPriü  —  (Das  4.  Buch 
schliesst)  f.  48  '*a  hostia  ipsi  fuerimus  Explicit  liber  dyalogo*  beati 
G(jr  pape  (m2  add. :  urbis  rome  primi).  Es  folgen  Zusätze  ans 
Johannes  diac.  Leben  Gregors:  De  uisione  angelica  missa  a  dno 
bto  gregorio  et  custodia  sibi  data  pro  illo  |  Quodam  tpore  pcepit 
sc'  ppa  gregori'  dispesatori  —  f.  49 ""a  Gregorius  doctor  nacione 
rome  ex  pre  gordiano  sedit  in  suma  pontiticatu  eccie  anis  xiii 
mesibus  vi  dieb^  x  cepit  im-  idus  marcii  et  cessauit  —  hic 
primus  pontificum  seruus  seruo*  se  scripsit  ut  hetur  in  cronicis 
martinianis  Romanorum  pontificum  et  imperato^  (f(^st  eine  CoL), 

6  Acta  SS.  Bolland.  7.  Oct.  III,  863  (mit  starker  Abweichung  heg.  Maxi- 
miano  tiranno  multus  error  honünum  genus  possidebat). 

'  Aacribillo  eines  häufiger  vorkommenden  Gedichtes  über  die  Zeichen  des 
jüngsten  Gerichtes;  vgl.  Romania  X,  S.  353  und  Suchier  Denkm.  d.  prov. 
L.  S.  462.  öijS.  —  '^  Greg.  dial.  I.  I  (II,   149). 


492 


V.  Dartel. 


dann  folgt  ( )regoriu8   gcn'e   roman^    arte   philosofus  gordiniani 

viri  clarissimi  et  beate  siluie   iilms.    pfuit   anis  tredecim  —  et 

-^      *  .  .  .      .  .     ^   , 

bta  vgo  tharsilia  amita   eius   extiterit.    &   in   legendario  sconE 

sedm  cösuctudinem  valenc*  ecclie   de  diu^sis  voluminibus  copi- 

latus  I  f.  49'b  G'G'  de  eodem  bto   bnedco  |  Libet  nie  breuiter 

referre  quod  bt'  papa  gi-egorius  minime  in  huius  scissimi  beneda 

vita  descripsit  —  a  mundi  strepitu  mansit.    Hec  omiä  ex  mara 

poete  carmine  süpsi  qui   ad   eundem   venerabilem   patrem  hoc 

veniens  hos  uersus  in  eius   laude    composuit    (am  Rande  roA: 

de  vita  ei*de  bti  bnedicti  vs*  cui*dam  poete  marei  nomine).  Ä 

folgt  das  Gedicht  (^  j  Col.)  Geta  ^  ^phanatas  coleret  dum  turbi 

figuras  —  In  qb'   et^ne   arx   q   modo  vite  e   q   fuit  ante  nei 

(sie)  I  (r.)  GG'   sr    eod*   bndco   vs'     |  De    qua   stelligeri  quem 

verbo   Benedicto   tonanti   —   (fa^st  1  Col.)   f.    49^   Q'  lacennt 

marei  pectora  bruta  tui. 

&  IV  23 

Chart.  40  saec.  XV1.> 

Enthält  den  Victor  Tunnunensis  mit  den  Noten  des  Maai- 

mus  von  Zaragoza  y    icorUber   eingehender  Ewald  S,  251  haiiidit 

dann  nach  Knust  (S.  816),   ylsidor  de  viris  illustribus  cum  adi 

BraulioniSy    Ildefonsi,   luliani  et  Felicis  Toletani,   Abschrift  fli» 

einem  alten  Codex*. 

&;  IV  28 

80  eh.   167  foU.    8.  XIV.  ex. 

Enthält  Ricobaldtis'  Chronik,  Kor  auf  folgt:  f.  1 1 1  *^  ff.  Incipit 
cronica  sei  ysidori  iunioris  cum  quibusdam  addicionibus  ex- 
tractis  de  textu  et  istoriis  biblie  et  de  libro  pauli  orosn 
et  de  passionibus  scorum  continens  in  se  ipsa  cronica  sex  i^ 
f..  163"^  Scriptum  est  in  libris  antiquis  istorialibus  — 


H  m  3 

80  m.   161  foll.  s.  XII. 

f.  P  Index  zu  B.  1    von  Isidori   libri  sententiarum.    f.  ^ 
beg,  dieses  selbst.  Summum  '  bonum  ds  e  —  f.  35  ^  B.  2,  f.  7Ö 


^  Gedicht  iles  Marcus  (ca.  000  u.  Ch.);  \^\.  Fabricius  bibl.  1.  m.  ae.  V,  ^ 

und  Leyser  a.  a.  O.   184. 
*  Von  Loewe  nicht  verzeichnot. 
«  Uid.  Sent.  1.  I  (VI,  115). 


Bibliotheca  patrum  latiDoram  Hispaniensis.  493 

B.  3,  achliesst  f.  124^  letificandos  includit.  |  explicit  über 
sentenciarum  doinni  ysidori  yspalensis  epi.  |  f.  125^  (r.)  Incipit 
liber  ysidori  de  conflictu  uitiorum  atque  uirtutum.  |  Apostolica^ 
uox  —  f.  141  "^  (r,)  Incipit  uita  ul  obituB  Scorum  qui  in  dno 
precesserunt  prephatio.  |  Quorundam^  icorü  —  f.  161''  achliesst 
abrupt  im  80,  Abschnitt  in  constantinopolim  sunt  translata. 

H  in  11 

80  in.  S8S  foll.  8.  XII. 

Die  Schrift  ist  auf  den  ersten  Blättern  sehr  zerstört, 
f.  148  eigenthUmliche  Initiale  (C).  Lectiones,  SermoneSj  Passiones 
(mit  Citaten  verschiedener  Autoren)  nach  den  Heiligen-  und  Fest- 
tagen des  Jahres, 

I  n  11 

80  maior.  ni.  bip.  pag.  133  foll.  b.  XIII. 

Wohl  Commentar  zu  einer  canonischen  Schrift,  Die  Vor- 
rede beginnt  Cum  multa  sup  concordia  —  De  trono  dei  proce- 
dunt  fulgura  —  humanuni  genus.   Tractat'  de  iure  canonico  — 

I  n  15 

80  minor,  m.  122  foll.  8.  XII.  ex. 

Im  Anfange  verstümmelt,  das  letzte  Blatt  später  ergänzt, 
Lectiones  tc,  dgl,  zu  den  einzelnen  Tagen  des  Kirchenjahres, 

I  m  2 

80  maior.  ro.  bip.  pag.  288  foll.  8.  XIII. 

Gregoi^ii  Moralia  mit  ausführlichem  Index  davor, 

I  in  3 

80  maior.  m.  1  Col.  47  foll.  s.  XIV. 

Am  Anfange  und  Ende  verstümmelt.  Gottesdienstliches  Buch: 
Psalmen,  Lectionen,  Litaneien  etc. 

80  maior.  m.  bip.  pag.  112  foll.  8.  XIII.   Ans  Frankreich. 

f.  1  ^a  (r,)  De  expulsione  ade  de  paradiso  |  Post  pccm  * 
ade  expulso  eo  de  paradiso  —  f.  3'a  (vor  der  Doxologie)    qui 


2  De  conflictu   uitiorum    et    uirt.    (Aug.   VI,   1091    =  Isid.   VII,   207).    — 

3  Isid.  de  ortu  et  obitu  patrum  V,  152. 
*  Vgl.  MuRsafia,  Sitzungsber.   LXIII,    S.   165  und   W.  Meyer,    Abb.  der  k. 

bayer.  Ak.  XVI,  2,  S.  131. 


494  T.  Hart«L 

factus  est  obediens  patri  usq;  ad  mortem  |  Sacerdos  bealo  bar- 
tholomeo  deuotus  cum  esset  in  eecria  inuidens  ei  diabolns  — 
deprehensum  se  cernens  confusus  euanuit.  (.  3^  leer,  desgK.i' 
und  f.  5.  f.  4"^.  Es  folgen  Auszüge  von  anderen  Händen  f.  6'» 
loie  z.  B,  Qui  bn  psunt  pbri  duplici  honore.  f.  50^b  MedHi- 
ciones  bernardi  |  Multi'^  multa  sciimt  —  f.  59  ^a  [InnocentioBJ 
papa  de  contemptu  mundi  |  Modicum^  oeii  —  Am  Endeal.m, 
zweierlei  Französisches,  noch  s.  XIII:  f.  76  ^a  home  ad  orgoü 
enquer.  de  force.  beute,  e  prueste  de  sauer.  lichesce.  honar. 
e  hautesce.  par  desir  de  veine  glorie.  desdeing.  elaciun.  cad. 
feiz  de  u'tu  de  alicie  de  humilite  paciente  (sie)  —  f.  76 'b  J 
Diurisuns.  par  atiferaet  (sie)  efolecunte  naunce  (sie)  (P/^  Columnm 
sehr  eng).  Ausserdem  10  Zeilen:  Ce  sunt  ie  set  man'es  pir 
vnt  li  dreytiirens  (sie)  chet  al  sur  .  Ce  "^  asa'u  ki  par  |  veine  pen- 
see  .  .  .  Pens'  de  deu  e  de  sa  parole  —  En  ces  set  man'es  resnr. 
f.  77 '^a  Liber  de  penitencia  |  Conpilacio  presens  materuffli 
hns  confessionem  nullam  —  f.  86''b  in  penitencia  prohibetar| 
Es  folgt  al,  m.  s,  XIII j XIV:  o  Venerabli  in  xpo  patri  ac  dno. 
dSü  •  J  .  di  gfa  elyens'  epo.  sui  hüiles  et  deuoti  prior  et  coi- 
uentus  de  •  N  .  reuerenciam  tato  patri  debitam  cum  honore. 
Ad    ecclesiam   de  •  N  •  vre    dyoce^s    vacantem    et   ad  noBtri 

e 

p'sentacionem  sptantem  dilectum  nobis  in  xpo  fl^   vre  jJrnitati 

reuerende  p'sentamus.  supplicantes  hnilr  et  deuote  qtin'dcS« 
•  ti  •  ad  dcara  ecliam  intuitu  caritatis  admittere  uelitis.  et  ipS 
rectorem  canonice  instituere  in  cadem  saluis  nobis  inmemorat» 
ecclia  porcone  et  pensionc  nobis  et  ecclie  nre  ab   antiquo  de- 

bitis  et  consuetis  •  Dat  •  et  c\ 

f.  86  ^a   Debentes  de  uobis  i'oni  bona  rcddere.  q  f;  augu* 

stinum    ^  dic^e   n  tacere  flere  cum  dicimus  —  f.  88 ^a  Quod 

excomunicacoes  cocilii  oxoniensis  singuF  annis  innouentur.  fi 

folgen   Zusätze   von  einer  Hand  s,  XIII,   dantnter:   Pridie  iditf 

O  0  o 

maii.  Anno  dni  m  •  cc  •  lx  .  quarto  factum  est  bellum  iBtei 
regem  •  h  •  et  barones  aput  lewes  Anno  predicti  regis  angft 
quadragesimo  octauo.       Item  tercio  Nonas   augusti    anno  dni 

o  o 

M  .  cc  .  sexagesimo  quinto  ftm  est  bellum  inter  diim  EdwardU-' 
et  Barones  aput  heuesh^m.  Anno.  Reg*  •  h  •  anglie  quadragesif^ 


2  184,  485  M.  —  ='  Iniiocentius  217,  701  M.  Vgl.  Cod.  L  III  15. 


BiUiotheca  patrnm  latinorum  Hispaniensis.  495 

>no.  In  q  occisus  est  Symon  de  monte  forti.  Coraes  leyceste 
,  socii  eius.  et  facta  est  magna  tempestas  in  illa  die.  Es 
igen  Verse:  Panis  mutatur  spe  remanente  priore  (4  Verse) 
ßsi  sedet  in  cena  —  (2  Verse)  Quod  tibi  uis  fieri  —  (2  Verse) 
Hc  ubi  tunc  esset  —  (2  Verse)  Quod  d*s  est  scimus  —  (2  Verse)  | 
Wvb  folgt:  liher  ymno%  mit  reichhaltigem  Commentar,  \  Primo  ^ 
iernm  omnium  quo  mundus  extat  conditus  —  Am  Ende  f.  109 '' 
im,  add,:  leronimus  in  annalibus  ebreo^  inuenit  signa  quin- 
kcim  dierum.  Zusätze  f.  llO^a  dl.  m,  s.  XIII,  französiscJi :  Pur 
a  maladie  des  oillez!  pnez  gingiore  et  alü  et  devis  greyns  de 
»y///  (sie)  et  treys  de  pianye  (sie).  Fast  8  enggeschiiebene  Colum- 
yen,  die  schliessen  f.  111 '^b  Jeeste  meme  medecine  garist  poagre 
f.  lU^a  Hoc  olus  vrtina  tribulis  canaps  thanasia  S$  maior 
nbra  fiunt  plage  medicina   Has  herbas  circa  baptiste  collige 

htam  Summum  dant  quinque.  radicem  dat  t  sexta  Pse  quaque 
iere.  tritam  coniunge  statere  Pondus  idem  quinque  sit  sexta 
)mnibas  e  qua  Hinc  miscendo  teras  p  se  tritas  prius  herbas 
Picque  pilas  siccas  sine  sole  vento  ul  igne  Sit  nux  forma  pile 
anu  trite  sint  siml  herbe  Vna  cu  sano  potu.  bibe  vespe  mane 
Ulis  quoque  tepib;  foliis  oleris  tege  plagam  Nil  appone  magis. 
bbitig  in  corpe  piagas.  Darauf  in  Prosa:  Contra  tussim  potus 

bonus  .  s  .  maniplm  de  lauendre  —  Notand^  q  ta  grana  ordei 
idunt  vnciam  quatuor  vncie  faciunt  palma.  —  Es  folgen  noch 
BftWe  Zusätze  ohne  Belang. 

I  m  13 

(12.  29)  80  m.  1  Col.  foU.  285  8.  J.  wcstgotbisch,  in  Anfange  Terst&mroelt. 

f.  1'   beginnt  abrupt   im.   April  eines    Passionars,    vi  k   In 
ttiopoli  aurili  iulii  —  f.  7'  stepani  potiani  &  alio^.    f.  7^  (r.  Maj.) 

hcipit  prologus  sco^  regule  pat*  monacorura  |  Atsculta.*  O  fili 
precepta  magistri  a  inclina  aurem  —  f.  10*^  (r,)  incipit  capitulatio 
^wdem  regule.  Es  folgt  ein  Index  f.  11^  Quantas  (sie)  genera 
ront  monachorum  |  Monacos  quattuor  genera  —  (mit  west- 
üo^Wscien  Randnotizen  f.  27^  isto  Ibi  (sie)  est,  f.  27^  isto  non 
^f.  30t  hie  minus  abet  quo  modo,  f.  45''  m,  s.XIII,  Garsias 
fro^tim  Caput  suu  sicut  anu  gallina)  —  f.  57^  patebunt  superna. 

*  Mone  Lat.  Hymn.  I. 

'  ß^ned.  regula  60,  21f)  M. 


496  V.  Hsrtel. 

Explicit  regula  monachonim  |  (r.)  xxii  quomodo  dormiant  mo- 
nachi  |  Singuli  per  singula  lecta  —  (1,  Seife,  Nachtrag  zum 
Vorausgellenden)  f.  58  •"  (r,  Maj.)  incipiunt  capitola  gereDticonj 
Eis  folgt  Index  von  41  Capp.,  danach  (r.)  incipit  Über  gerenti- 
con.  Quomodo  in  propria  cella  solitarius  uibere  debeat  |  Qoi- 
dam  fiT^  queadmodum  in  cella  —  f.  107^  beginnt  B.  2,  wdchä 
schlieast  {.  160^^  a  nobis  mA  ipsis  ut  possimus  l^tificari  amen.  \(r, 
Maj.)  incipit  uita  de  castissima  ^  |  Fuit  in  alaxandria  (sie)  ciinUt 
uir  magnificus  —  f.  173'  (r,)  De  marina  uirgine  |  EJrat  quidam* 
sclaris  habens  unicam  filiam.  —  Es  folgt  weiter  f.  177'^  incipit  uS 
isidorus  qui  benedictum  quodam^  —  f.  178'  uirgo  alexandm 
(eex  sl)\  Retulit  etiam  michi  —  und  weitere  Heiligenleben,  z.  ß.  d» 
Pacomius,  dann  sermo  f.  lOO""  in  natale  uirginum.  In  lectione* 
que  nobis  recitata  est  ff  (Mmi  audiuimus  dnrn  dicentem  —  A 

maeharü 

folgen  weitere  HamUien,  f.  215^  dicta  Beati  ////////,/  regulis  de 
ieiuniis  instituta  —  schliesst  abrupt  f.  225^  defiinctus  uoce 
cüctis  audien 

I  m  28 

80  m.  97  foll.  8.  Xl/Xn. 

Paulinische  Briefe  mit  Schölten  und  Glossen,  f.  2  Prefacio 
sei  ilieronimi  sup  epias  Pauli. ^  Am  1.  Deckel  haftet  eine  Namet 
liste  8.  XI,  vielleicht  Unterschriften  einer  Urkunde. 

J  I  5 

so  tn.  1  Col.  183  foll.  s.  XII. 

Cassiani  Collationes  patrum.  f.  V  (r.)  Ihcip^  (plog^  ^ 
cassian'  decoUationib;  patrum  |  Debitü  ^  qd  beatissimo  pap? 
castori  —  f.  183'  silentii  portum  spiritalis  orationum  üra»  aui» 
comitetur  |  (Maj.)  laus  sit.  xpo  dne  nro.  amen  |  f.  1'  unWf 
Rand  m.  s.  XVII:  üux  de  Alcala.  Panormi.  Ann.  1633  D« 
Antoninus  de  Amico  D.  Der  Einband  trägt  nicht  den  Kopf 
von  Lorenzo  und  überhaupt  kein  Abzeichen  vi  Einpressung. 


2  De  uitis  patrum  lib.  7  (73,  1025  M.).  —  ^  Vgl.  Codex  Escor,  a  H  ^ 
fol.  112,  vielleicht  Vita  S.  Euphrosynae  73,  643  M.  —  *  ViU  S.  Marina« 
73,  691  M.  —  5  ?  —  6  Aug.  (?)  sermo  18  (V,  1776). 

»  Hier.  opp.  VII,  307  sq. 

'  Ca8.siani  praof.  in  X  coli,  patrum  p.  21ö. 


Bibliotbeca  patrnin  latinoniin  Hispaniensis.  497 

j  n  10 

20  eh.  1  Col.    139  foJl.   9.  XVni. 

Titel:  sancti  braulionis  Epistolae  ineditae   ex  praestantis- 
ahno  ac  pervetusto  M.  S.  codice  Gottico  sanctae  ecclae  Lep^io 
nenns.    f.  1 '  Brauliobriefe.  i  Domno  Jactato  Presbytero  Braulio. 
Eizigere  '  a  me  frater  beatissime  —  (dei'  letzte  37.  ist  an  Fructuo- 
ma)   f.  100'  tuum  mihi  mittere  serraonem.    f.  104"^  Sanctorum 
Isidori  Hispalensis   epi   et   Braulionis    caesaragustani   epistolae 
afiquot  iam   editae   nunc  exscriptae   ex   M.  S.   codice  Gothico 
•anctae  ecclesiae  Legionensis.    Es  sind  die  sieben  Briefe^  welche 
t»  den  Originalhandschriften  vorn  zu  stehen  pflegen,     f.  120'  Epi- 
tafion  Antonine  ex  eod.  codice.  In  lacrimas  ^  (am  Rande  lacri- 
mig)  cnncta  si  possem  vertere  membra  —   Qui  vicit  mundum 
yer  cmcis   exitium.     f.    122'   aus   demselben     Legionensis:    qui 
de  viris  iUostribus  scripsere  Hieronymus,   Gennadius,  Isidorus, 
alii.    Aber  im    Isidoi*    fehlten  y    wie    bemerkt    loird,    zu    Anfang 
dnige  Scriptores:   von  den  dreizehn,    die  gewöhnlich  in  den  Aus- 
gaben sich  fänden,  tantum  comparent  Osius  qui  familiam  ducit, 
Itacios  episcopus,   Siricius,    Paulinus   presbiter,    deshalb    seien 
Ä  iÜ>rigen   dem   Isidor   abzusprechen.^     Es  folgt   eine   Collation 
•ft  Florez  Hisp.  Sacr.  t.  5,  p.  440  sqq.     f.  128'  Carmina.    Epi- 
ttmeron  de  primordia   mundi.    Ex  Cod.  Leg.    Primus   in   orbc 
die»  lucis  primordia  surasit   —  (7  Hexam.)    De   voce   hominis 
subsona  Dissona  vox  —  De  animantibus  ambigenis.^    Hec  sunt 
vnbigena  —  De  fenice  abe.^    Vnica  sum  fenix  in  mensi  —  De 
Alcione**'  |  Aicion  ibernam  — .    f.    129'  folgt   weiter   eine   ganze 
Bafe  von  Epigrammen  des  Eugenius  Nr,  14 — 20,  22,  24,  25,  27 
-29,  34,  44,  46,  49—51.     f.  130^  Aliut.'   Esca   lies   canibus 
faftris  81  furfure  mixtus  |  Aliut.  Detrait  adversas  ^  famam  compo- 
lit  »micus  I  Aliut.  Si  barbe  sanctum  faciunt  nil  sanctius  irco  | 
Afiat  Femina  nuptura  serborum   crimina   fingit  |  Aliut.  Verba 


*  BrtaL  ep.  80,  655  M.  —  ^  Hier.  ep.  I,  684  (si  cuncta  corporis  mei  mem- 

^  nerterentar  in  linguas).    —    ^  Vgl.   Ebert,   Gesch.    d.  ehr.  lat.   Litt. 

1,567.   —    4   Eugenii    Tolet.   87,    366    M.    Vgl.    Aiithol.    lat.    730    R., 

Hnemer  ,Wiener    Stud.*   V,    168.     Das   letzte    Gedicht    bietet  folgende 

Varianten:  con»tat  —  comtiixtus  tuelle  —  arcadicin  eqiiina  —  ohihu»  oritur 

iroo^  —  mtumone  —  uertteno  ttemine  gig^xil  —  fulqve  »ites  e  ro^us  iiascitur 

iiru  Ad  —  q^o  endo  liciscam.     —    •'  Eng.  87,  391,  nr.  12.  c  jb.  „r. 

^3   -   "  Ib.  87,  393  11.  52.  —  »  1.  aduersuM. 

^'»*«OfiW.  d.  phil.-hist.  Ol.    CXI.  Bd.    I.  Hft.  32 


1 


498  ▼.    Hartel. 

perdit  *  salivam  ponderoso  incantanti  |  Aliut.  Tortns  erit  animo, 
fuerit  qui  corpore  tortiis  |  Sat  melior^   ut  vivens  catala  quam 
functa   leena  |  (in   marg. :   Sic   melius :    Sat   melior  catala  eit 
vivens   quam   functa    leena)   |  f.  131^  Aliut.   Mendaces  fadont 
ut  verum  falsa  putemus  |  Mendax  est  promissa  negans  aut  red- 
dere  tardans  |  De   incommodis    estivi  temporis  *^  |  Dura  que" 
gignit  et  amara  cunctis  |  tempus  estivum  resonare  cogor  |  saffe» 
tristis   modulante   versu  |  omnia   passus  |  Nunc  polus  phevi** 
nimio  calore  |  estifer  '^  flagrat  fluviosque  siccat  |  Intonat  triitk 
iaculansque  vibrat  |  fulmina  dira  |  Ingruit  imber  inimicusuvis"! 
Flore  nam  sevit  spoliare  vites  |  Spem  quoque  frugum  popula.** 
nivosis  |  Grando  lapillis  |  Nunc  sitis   ora  lacerat   anela  |  FebR 
tabescunt  moribunda  membra  |  Corpora  sudor  madidansacoral 
Fetidat   vnda  |  Bubo   nunc   turgens  '^   et   amica   silvis  |  Vip« 
ledit,    gelidusque   serpens  |  Iscorpius  hictu  cruciat  paratqiie*'| 
Stillio  pestem   |  Musca  nunc  sevit   piceaque   blatta  |   Et  paki 
raordax  olidusque  cimes'^  |  Suetus  et  nocte  ^^  vigilare  pulex  |  «r 
pora  pungit  |  Tolle  tot^o  monstra  deus  in  precanti  |  Pelle  laogn»- 
rem,  tribue  quietem  |  Vt  queam  gratus  ^^  placido  sopore  |  Carpot 
noctes.  I  f.  132^  De   inventoribus  litterarum^*  |  Moises  prin« 
(sie)  Ebreas  exaravit  litteras   —  Gulfila  promsit  G^tarum  qn* 
videmus  vltimas  |  Incipit  de  laude  Hispanie.    Omnium^'  terrarmi 
que  sunt  ab  occiduo  —  f.  133^  felicitate  secura.     f.  136'  Ini 
pit  ortum  et  obitum  apostolorum  |  Simon  ^*  Petrus  filius  iobaoni 
provincio  —  f.   138^  in  montem  qui  dicitur  Sion  humatus  iaeA 
—  Hec  ex  codice   Biblico   S.  ecclesi^  Legionensis   exarato  «W 
DCccLViii  anno  vi  Ordorici  principis.    Sed  nescio  quo  fato  tanW 
incubuerint    mendae   in    hocce   tractatu,   quum   reliqua  *  aal« 
accurate  et  elegantissirais  caracteribus  sint  exarata. 

j  n  11 

20  m.    bip.  pag.   147  foU.   s.  XII/XIH. 

Augustinus  in  Psalmos  70 — 90,     f.  Pa  beginnt  ah'upt\i^ 
ut  cum  dixissct  filio^  ionadab  —  f.  8^b  iustiti^  tu^  solius  |  fv 

9  at.  melius.  —  ^^  Versus  de  aestate.  Eugen.  87,  368.  —  ««  Der  D"»* 
bietet:  qttod,  —  ^^  Phoebu  —  '^  Aestibm.  —  >*  aruis.  —  «*  poptdd>  - 
^^  Bnfo  71.  turget.  —  '"^  ScorpiuM  ictu  iug^dnt  parilque,  —  '*  CW«»  " 
riviex.  —  »»  in  nocte.  —  20  ToHat  haec.  —  ''  gratas.  —  '^  Ib.  87,  36ßll 
—  "  Vgl.  Hisp.  Sacr.  VI,  p.  473.   —  24  Hier,  de  uiris  ill.  II,  813« 


Bibliotheca  patrnm  latinornm  Hispaniensin.  499 

Explicit  pars  prior.  Ine*  posterior  |  Gratia  ^  dei  gratis  salui  facti 
sumus  —  f.  146'"a  thesaurus  tuus  ibi  erit  k  cor  tuum  (r,)  Ex- 
plicit tractatus  sancti  augustini  epi  de  psalmo  nonagesimo. 
f.  146'b  folgt  von  wenig  späterer  Hd.:  Ad  insiniiamdam  (sie)  in- 
terioris  hominis  eustodiam  talem  dns  ait  similitiidinem  —  f<^l9^ 
im  Verlaufe  ein  Dialog  zwischen  prudentia  und  memoria  mortis 
vnd  anderen  Per sonificat tonen.  —  f.  147  "^b  ad  amorem  celestis 
patrie  sese  transferre. 

j  n  26 

20  eh.  18C  foll.  s.  XIV. 

Anonymes  Werk,  beginnend:  ()ridie  inclite  prineeps  cum  in 
camera  regia  illustris  progenitoris  tui  mutuo  loqueremur  etc. 
2Tach  diesem  Vorwort  heisst  das  Werk  memoriale  virtutum  und 
ist  in  zwei  Bücher  eingeilieilt.  Es  scheint  zu  heginnen:  ()rani8 
cloctrina  que  ad  dirigendos  etc,  \  f.  79'  conuersio  sce  marie 
«gipciace  quam  transtulit  de  Greco  in  latinum  paulus  venera- 
lilis  diaconus  sce  Neapel  ecce  |  Secretum^  regis  celare  bonum 

«8t  —  f.  90'"  Quoniam  ut  ait  apostolus  i  cor  xxvm  omnia 
lioneste  etc.  (Nach  dem  Index  hinten:  doctrina  saluberrima 
«[ualiter  per  horas  diei  »ocupari  debemus)  f.  92^  Aug.  an  Cyrill 
'^lier  Hier.  Gloriosissimi  ^  xpiane  fidei  athlete  sancte  matris 
^ccie  lapidis  —  desiderio  |  Explicit  epla  beati  augustini  |  f.  98'' 
Jltinerarium  mentis  in  sc  ipsum.  ( )cce  ^  descripsi  eam  tripli- 
^ter —  I  f.  110'  Eusehius  an  Damasus  und  Theodosius  über  den 
Hod  des  Hier.  Multifariam  ^  multisque  modis  olim  deus  locutus 
^t  Omnibus  nobis  per  suum  dilectissimum  filium  scm  ieroni- 
:Änum  de  —  f.  143^  q  tu  iam  possides  adipisci.  |  Ghegor  an 
JUcardus.^  ()xplere  verbis  excellentissime  vir  non  ualeo  —  | 
^.  146'  Gregor  an  Leander.^  ()anctitatis  tue  suscepi  eplam 
^olius  —  I  f.  147'  Itinerarium  mentis  in  deum  editum  a  fratre 
jEonauentura  I  ()n  principio '  primum  principium.  —  (Letzte 
/Seite  ausgerissen.)  f.  156^  abrupt  scJdiessend:  esse   simlem  petro 


*  Aug.  in  Ps.  70  sermo  IV,  1,  890. 

«  ViU  8.  Mariae  Aegyptiacae  73,  671  M-  —  '  Aug.  (?)  ep.  (app.  18).  — 
'  Buonauenturae  itinerarium  mentis  in  deum,  soliloqninm  ed.  Lugdun. 
1618,  tom.  Vn,  p.  120.  —  *  Eusebius  de  morte  Hier.  (Hier.  XI,  288).  — 
*  Greg.  ep.  IX,  122  (II,  1028).  —  ^  Ib.  IX,  121  (H,  1026).  -  ^  Buonauen- 
tura  ed.  Lngdun.,  tom.  VII,  p.  125. 

32* 


0<M>  »•  HarUl. 

nisi  sciAm  ut  eog  |  f.  157^  Philobiblon  rieardi  di  melinensis  "^ 
fsic)  I  Uniuersid  xpc  tidelibus  ^f<\  f.  186'  icohl  gUtrhzKitigrr 
InJtfjr,  iÜMtr  ohne  dnM  f.  Werk  dtr  Handsrhriff. 

K  I  8 

lll  »;;  2«  ■.  bip.  pftf.  K5  foIL    >.  XIV. 

(rro»$e»,  he*anders  hihluch  thetJogifches  Ijtxikmt,  im  Anfange 
ventUmmelf ;  der  erste  rolUtandige  Artikel  i*f:  Abrenunciacio.  R^ 
renunciacio  |  Absens  ab^entes  inter  se  quodam  iuo  prcsentes  eic. 
Absolucio  in  grauibus  peceatis  etc.  Abstinencia  et  ieiunium  etc. 
Die  Artikel  sind  sehr  ausgedehnt ^  und  rs  werden  viele  Autoren 
ritirt ,  z.  B.  Hier,  eyp.,  Rabanus  s.  Exodum ,  Aug.  de  cir.  d.^ 
Greg.  s.  Ezech.^  Isid.  de  suiiio  bona  und  zahlreiche  andere.  Der- 
letzte  Artikel:  Zelus  dei  —  soperbia.  Explicit  tabula  originalium. 

K  m  24 

9>  eh.  11t  foit.  niK.  xnr 

f.  1^  Nota   qiiom   mlier    bona    cognoscitur.     Et  no  quod 

in  quatuor  cognoscitur.     f.   1^  No   quod   non    debemus   timere 

pugnare  contra  diabolum.  —  No  q  m  7  quando  temptat  nos 
dia'  —  f.  2''  Innocenz  III.  liber  calamitatis  et  miserie  *  —  f.  3r>' 
futura  liabebis  amen  ■  (  )onteniplaeü  T*  virtus  in  qua  liomo  —  j 
f.  35^  Nota  Signa  quibuB  liomo  confi<Icre  potent  de  salute.  j 
f.  37  **  Missa.  |  Nota  utilitates  quas  consequntur  audientes  niis^ani 
cotidie.  Xr.  9 — 12  der  utilitates  luit  eine  andere  Ild  heigefiUjt.  j 
f.  30''  ()i  deus-  est  animus  —  seid.  f.  71*^  Oelegi  ^  o  ros 
uersos  meguados  insontes  no  empecientes  dormito  quieseito  et 
jpacior  yo  nie  amerc'ndeo  (sie)  vobis  fessit»  inparietate  en  la 
desigualanca  pedum.  Explicit  sc  acaba.  ille  qui  legit  thobiani 
instet  se  aquexe  sequi  tliobiam  explectum  acabado  merito.  reli- 
gione  Laus  tibi  sit  xpe  qni  explicit  liber  iste  |  f.  71^  Ixense ^ 
doctrinam  da  nobis  dicerexpe  (immtr  je  ein  Distichon  jnit  darauf- 
folgendem Commentar).  —   f.  74'  ul   comedere.     Et  sie  explicit 

^  Richard    Danelmensi«   (de   Bury)    Philobiblon   e«!.    de   Cocheri«.     Paris, 
1856.  (Vpl.  Fabr.  bibl.  1.  m.  aeai  I.  284). 

»  217,  701  M.  —  ^  Di!<tioha  Catoiiis  PLM.  IIT,  p.  216  Baehrens.  —  '  Der 
Tobiaj«  des  Matth.  Vindoc.  !«chlieiwt  v.  212.3  e<i.  MGldener,  Gotha,  18Ö.V 
InsmUfM  fl^i  domiitf:   uohu  comipatior  /esjtis   imparitate  p^lnm     Explicit :^z.. 


^xp/icitwni  Tn/tintii  qui  f^if,  inM^   Tottiam  vi^ri/o  re/it/ion^  Jt^jMi.   —   ■•  "Rin*.   j 

Ti"M'lizurlit,  die  iiii^Inickt  xn  ««ein  »t'heiiit. 


Bibliotbecji  patrum  latioorum  HispaDiensis.  501 

liber  deo  gracias.  iinito  libro  sit  laus  et  glia  xpo  iolians  vocatur 
qiii  scripsit  benedicatur.  It  petr^  alphösi.'*  nlla  est  dria  come- 
dere  coram  rege  ul  alio  —  |  f.  74^  Beimardus  an  Ragmundus,^  \ 
Edoceri  cupis  et  petisti  a  nobis  —  |  f.  77^  (Gross)  ()rimo  dienim 
—  pulsis.  I  (Klein)  Omnes  nos  todos  surgamus  nos  nos  leuan- 
temos  oeius  -i-  cito  ayna    —  f.  106'   et   dum  yra  Ventura  por 

uenir  uenerit.    Laus  t  xpe  qm  explicit  liber  iste  q  scpsit  scbat 

semp  cum  dno  uiuat.  |  Si  jota  in  prcio  (sie)  ponatur  et  o  uocalis 
sibi  adiungatur  et  aspiraco  subsequatur  et  prima  alphabeti  eidem 
aponatur  et  in  nes  iiniatur  scriptor  istius  libri  sie  uocatur  et  a 
deo  benedicatur^  |  Nota  quod  scire  debent  sacerdotes  —  f.  108' 

remitantur  |  f.  108'  No    jf  misericordia   nö   ipenditur  nisi    cor- 

recto  —  I  f.  109'  Peeare   in   spm   sanctum  J>prie  dicitur  obsti- 

nacio.  |  aL  m, :  Virtutes  agn'  dei  |  Balsamus  et  munda  —  destruit 

ignis  (8  Hexameter),     f.  109'  oben  al,  m.  Ina  de  aujla  |  Tepore 

pestis  I 

femina   j  flebotomia 

fatiga  fricacio 

famis      ;  nocent      frigus 

flatus  focus 

fructus  f  fluxus 

Reeepta  para  la  pestilencia  |  Tomaras  dies   y  siete  —  conuale 

gido   (zwölf  Zeilen  spanisch)  \  f.  110"^  — 111'  Hec  sunt  horaellie 

venerabl  bede  sup  euangellia  q  scqtnr.  |  cum  appropinquasset^ 

—  sermo  quatuor  virtutum.  Am  Schlttss  Index  zu  einer  Hs.,  deren 

Folien  angegeben  werden, 

L  n  5 

20  m.  bip.  pag.    99  foll.    f.  XII. 

f.  Pa  (r.)  In  hoc  corpore  continentur  egesippi  historie 
libri  quinque  incipit  prologus  |  Quatuor  libros  regno*  quos 
^eriptura  complexa  e  sacra  efc.  {,  l^h  B.  1  beginnt:  Bello  par- 
^ico^  quod  inter  machabeos,  i5.  2  f.  31'b  (Sepulto),    B,  8  i.  44' b 

n 

(^Ea  postquam);   5.  4  f.  55 'a   (extictis   taricheis),    B.  5  f.  68 'a 


>  j>sut. 


5  Wohl  ein  Stück  der  disciplina  clericalis.  —  ^  S.  Bernardi  epistola  ad 
Baymundam  dominum  castri  Ambruosii  in  Anecd.  litter.  ex.  mss.  erut., 
Romae  1773,  IV,  p.  229.  —  ^  Die  Auflösung  des  Räthsels  ist:  j  +o  + 
H  +  A  +  NK8.  —  8  Bedae  homilia  VII,  369  M. 

1  Egesippus  ed.  Col.   1530  p.  1. 


i){)2  ▼•  Uartel. 

(anno  primo)  —  f.  07^b  ignis  consumpsit.  |  (r.  und  dann  $chio^ 

M(ip)    cgesippi    hydtorie   lib   v  explic.    Über    s   marie    Boeqa« 
huncgundis  virginum  xpi  humolariensis  eccre.^     f.  98'a  a2.  m^^ 
nur  wenig  später,  zwei  Notizen  über  Stiftungen  für  dieses  Kloste»^  ^ 
Notum  fieri  uolumos.  tarn  futuriä.  quam  ctiam  presentibus  quod 
terram  de  territorio   fontanensi   qua   iuxta  abbis  uilla  sita  eat. 
a  wicardo  nee  non  euera'do.    filiisqiie   eo%   hac  conditione  ppe- 
tualiter   in   elemosynam   eecla   humolariensis    tempore   dompni 
Garini  abt^is  et  Ramaldi  prioris  accepit.    Si  quidem  —  sequestra- 
uimus.^  I  Item   terras   rainardi   militis   de  regniaco.   quas  apud 
macheium  habebat.  bonas  et  malas.  cultas  et  incultas  perpetuA- 
liter   ab   eo   tali   conditione  accepim\     Bonum    manipulum  etc. 
f.  99 ''  Allerlei  Verse  von  etwas  späteren  Händen:  Si  fueris  felix 
—  nubila  solus  eris  |  Si  uos  nobis   —   aratra  boues  |  Quid  de 
quo    dicas    a   cui    dicas    sepe   uideto.     Pereunetatorem    fugito. 
nam  garrulus  idem  est.    Nee   retinent   patule   coniissa  fideliter 
aures  u,  s.  w. 

li  n  8 

to  eh.  bip.  pag.  121  foU.  •.  XV. 

f.  1  Isidorus  liber  explanationum  epratici  (sie)  ex  quinque 
libris  moyäi  ihn  naue  iudicü.    Et  ruth  siue  explanatio  de  h'hrin  ■     m  u 
rcgum  ab  ysidoro  ispalensi  cfK).  |  llidtoria  *  saore  legis  —  f.  fi^'HM  ^  ^ 
De  machabeis  -  autem  quid  fratribus  eloquar  qui  sub  anthiochoK=:^»o 
rege  —  (schliesst  vor  der  Doxologie)  suntque  uniuersa  mysteriiaK  ^S\& 
consumata.  f.  70'^a  Diferentie  bti  ysidori  |  Inter  deum^  et  dnm  —        —  | 

f.  79  ^  b  Liber  bti  ysidori  q  d^  colectum  |  Dilecte  *  tili  dilige  lacrirrxi- 
mas  —  in  terra  promictitur  f^ficj  mercu:?.  f.  8I'a  Joh.  ChrysostomciM-jni 
de  cordis  contrietione  ad  demetrium  |  Cum  te  intueor  —  f.  88':  ~»  ^a 
secundus  liber  de  copunctione  cordis  —  f.  93*  desgl.  de  ^u^sion^s^miü 
uite  spüar  a  carnali  et  mundana  |  Omnes  homiiis*'^  qui  scse  stt^^^^a- 

dent  —  f.  94^b  De  ocursionc  niarti*  et  de  p'canib'  (sie)  sermoczi^o/ 
Martinuu  memoriam  —  f.  99  ""b  De  desidio  bo'  opis  ad  bt^i^fc-tf** 
l)*panda  de  iilio  ,pdigo  lVu«ri  \  Thnnium  «|uidem  de  scripturis — 

3  Hombliorcä  östlich  von   St.   i^ueiitiii.   —   ^  VollätÄudig  wie  dio  folg^ni^aHK/e 
mitpotheilt  von  Ewald  a.  a.  O.  251. 

»  Isid.  Quaost.  in  V.  T.  V,  251».  —   -  I»id.  de  Machabaei»  V,  552.  —  >  Isk  ^. 
ditTorontiarum  1.  II  op.  V,  77.   -    *  Valerius  abh.  do  nona  aitae  instit.  yi> 
tiono  87,  457  M.    —  "'  Jjallust.  Cat.  c.   1  (,?}. 


Bibliotheca  pairam  latinoram  Hispaniensis.  503 

102'^b  de  expulsioüe   e*  äset  (»ic)  |   Multi  quidem  fluctus  — 

t       m 

lOS'^b  De  sacerdote  qui  non  corrip  pp  sua  desidia  |  Sacerdotis 

lentium  decip  —  f.  103^b  de  erudine  disciplie  |  Eruditio  disciplie 
istos  e.  —  Am  Ende  f.  104^b  Expliciunt  tractaf  optimi.  St'i. 
I.  Crhisostomi  (sie)  epi.    f.  lOö'^a  flF.   Tabula  alphabetica  sup 

:po  8ti  thome  i  epistolas  pauli/' 

L  m  8 

40  membr.  saec.  X. 

Der  in  Deuischland  geschriebene  Codex  ist  sehr  disparaten 
laUs,  welcher,  soweit  er  nicht  patristisch  ist,  näher  von  Knust 
'.  818)  und  Ewald  (S.  253)  beschrieben  ist.  Unter  canonischen 
Stimmungen  und  Worterklärungen  steht  f.  1^  ein  Brief  des 
khofs  Erpuinus  an  Hincmar  von  Reims,  dann  die  Passio  des 
Lambertus  (mit  der  Bemei^kung  von  einer  Hd,  s.  XIII:  Stephanus 
iodiensis  epc  passionem  s^  lalbti  et  catü  cantüq;  de  sca  trini- 
€  composuit)^  dann  die  Supputatio  des  Aesdra,  ein  Orelegium, 
?'  ein  Brief  Herpuins  (üuenilo  rotomagensis  eccl^  archiepi- 
)po),  einige  Bemerkungen  de  ascensione  lune,  f.  10"^  similitu- 
les  per  quas  potest  unusquisque  xpian*  firmiter  fidein  catho- 
am  credere  et  cognoscere,  f.  10^  de  trinitate,  de  oratione 
minica. 

f.  12^  incipit  fid  sei  gi-egorii  papae  urbis  romaeJ  Credo 
dm  patre  omnipotentem  —  f.  12"^  Incip  expos  symboli  sim- 
lum^  grece  dicitur  (dazu  am  Rande  von  moderner  Hd.:  Viden- 
•  haec  ex  Isidoro  desumta  lib.  2  de  offic.  Eccl.  cap.  22,  wa^ 
mg  wahrscheinlich  ist)  —  f.  14"^  in  sempiternum,  f.  14'  ex- 
sitio  in  missa'  dns  uobiacum.  Salutat  popiüum  —  f.  25' 
jpondeant  dö  gratias  ^>init.  Dann  folgen  Auszüge  über  Taufe 
d  äkrd,  aus  Isidor,  Johannes  Diaconus,  Augustinus,  Cyprianus, 
'^  papa,  Apostolv^,  f.  30*  de  fraude  cauenda,  f.  31*  de  iudi- 
bu8,  f.  32*  de  falsis  tcstibus,  f.  33*  de  inuidia,  f.  34*  de 
perbia  u.  s.  w.  bis  f.  40'  de  uirtutibus  quattuor  (am  Rande 
^vj  1  Primo  sciendum  quidem  uirtus  —  f.  41 '  dignus  efficitur. 
^1'  EPLA.  Haec^  tibi  dulcissime  fili  uuido  breui  scrmone  sicut 


*  Vgl.  Fabriciuß  Bibl.  1.  m.  ae.  VI,  534. 

*  Greg,  symbolum  fidei  U,  1883.  —  2  ?  _  3  Vgl.  Is.  opp.  U,  23.  —  *  Al- 
tuins  Brief  an  den  Grafen  Wido  c.  17—37  (Jaflf6,  Bibl.  rer.  germ.  VI,  764). 


504  V.  flartel. 

petisti  —  coronabitur  gloria.  explicit  libellus.    Auf  dem  leeren 
Platze  von  anderer j  nidit  viel  späterer  Hd,:  •  i  •  lani  ^  prima  dies  — 
f.  42^   Incipiunt   omeliae    beatorum    ortodoxonim  patrum 
aiig  hier   ambrosii   in    uet    et   nouo   testamento.     i  Sicut*  dielt 
euangeliöta  adtcnuisse  dnni  xl  diebus  ac  —  |  f.  43^  de  lectione 
genesis.    de  cain  et  abel  •  ii  •  Retulit '  scriptura   diuina  de  cain 
et  abel  —  f.  45^  oml  sei  ag  de  abrahain.  iii  Modo*  cum  diuina 
lectio  legeretur  audiuiinus  dnm  beato  abraham  —  |  f.  48^  sermo 
sei  agust  de  abraham    et  isaac  filio  eius.     im.  Lectio  ^  illa  fif 
kini  in  qua  beatus   abraham   isaac   ^-  |  f .  50"^  Sermo  de  con- 
ceptione  scae  rebeccae.    v  Si  expositiones '"  s^rü  scripturarom 
eo  ordine   —  |  f.  53^  Omeliae    de    sc5   ioseph.     vi   Quotiens" 
uobis  frs  kiTii  lectiones  de  ueteri  testamento  recitantur  non  —  | 
f.  57  *■  Oml  sei  hieronimi  de  balaa   et  balaach.    Cum  diuina** 
lectio  legeretur  frs  dihni  audiuimus    quod  j)fecti   iilii  isrl  con- 
locauerunt  —    f.  60^  cui  e  honor  &  imperium.  expliciunt  omeliae 
de  ueteri  testaiTito.  augustini.  hieronimi  et  ambrosii.    sermo  sei 
aiig  qualiö  sint   xpiani   boni    et   quales   mali.     Gaudemus'^fS 
kfhi  Ä  do  gratias  agimus  qui  uos  scdm  desideria  cordis  uri  - 
f.  63^  incipiunt  omlae  de  dieb;   quadragesimis   et  de  penitentia 
agenda.     Propheta  '^   qui   lectus    est  adnuntiari  ieiunium  *  —  | 

ti 

f.  65^"  item  alia.  Legimus '•'  in  j>pheti8  cö  niniue  ciuitas  sub- 
uersio  diuinitus  inmineret  —  f.  65^  item  alia.  Solent  '^  homine« 
quotiens  inimicorum  periculosa  —  |  f .  66^  oml  sei  ag  de  die 
iudicii.  Audiuimus  •'  cum  euglm  legeretur  terribilem  simul  *  de- 
siderabilem  —  |  f.  69*'  de  s  /  (c  er.)piritali  conluctatione  isra- 
helitarum  et  aegyptiorum  potest  dici  quando  de  paleis  legitur. 
Quamuis  *^  frs  kiTii  omni  tempi^  uerbü  di  cu  gradi  (sie)  desiderio— , 
f  70''  incipit  epistola  sei  agustini  epi  de  die  iudicii.  0  frs'* 
kriii  qua  tremendus  est  nobis  dies  ille  quod  —  f.  71*"  sententia 
sei  hisydori.  Breuis  est  huius  mundi  felicitas  —  a  di  amore  »e 
separant.  Sermo  cuiusdam  (am  Rande  dazu  von  moderner  Hd.: 
e  Hicroiiymo  in  Epist.)  Nihir-^''  cristiano  felicius  cui  promittuntur 

5  Anthol.  736,  7—18.  _  o  ?  _  7  Aug.  sermo  135  (Mai  Bibl.  nova  P.P^t 
316).  —  8  Aug.  sermo  2  (V,  1741).  —  »  Aug.  sermo  G  (V,  1749).  —  »"  ?- 
^»  Aug.  sermo  13  (V,  1765).  —  '2  Aug.  sermo  7  (V,  63).  —  »3  Aug.  sermo 
266  (V,  1)99).  —  n  y  „  i:.  Maximi  Tmir.  hom.  p.  301.  —  '6  Aug.  sermo  18? 
(Mai  Hihi,  noua  V.  P.  I,  K)7)?  —  »-  Aug.  sermo  78  (V,  1897).  -  '-  A«? 
sermo  17  (V,  1775).  —   »^  Aug.  sermo  251   (V,  2210).  ~  20  Hier.  ep.  I,  ^-* 


Bibliotheca  patram  latinorum  Hispaniensis.  OOO 

regna  —  f.  72^  sui  creatoris  cum  letitia.  (Ohne  Titel)  Audite-' 
Je  piiero  ecclesiae  deuocatum.  Quia  tyro  di  esse  cepisti  —  | 
F.  72*  Scito^'^  homo  temetipsum  scito  quid  sis  quare  sis  natus  —  | 
f.  73*  O  tu  uita*^^  humana  fragilis  &  mortalis  quantus  dece- 
pisti  —  f.  74"^  de  uanitate  mundi  istius.  Dicente*'^^  diio  quieü- 
ouae  gaudia  mundi  istius  seeuntur  Uli  ppetua  —  |  f.  75*  Omeliae 
3ci  agustini  episcopi.  Pius  ^^  &  misericors  ds  fvB  kmi  p  pphe- 
tam  nos  exhortatur  —  |  f .  77'  ineipit  interrogationes  int  Es 
baptizatus.  rep  Sic  sum.  Int.  Pro  quod  rp  Propter  illa  sex 
peccata  —  f.  79*  &  saluare  dignet  qui  uiuit  *  regnat  in  scla 
sciorum  am.  f.  80 ''  incp  ordo  ad  penitentiä  dandä  Credis  in 
patre  &  filiu  &  spm  icm.  R  Credo.  Int  Credis  quod  iste  —  f.  80* 
reconciliatio  penitentis  alia  beda  prbt  de  remediis  peccatorum  ^ö 
De  remediis  peccatorum  paucissima  haec  que  seeuntur  —  f.  81 ' 
pendere  iudicis. 

Hierauf  folgen  f.  83 '^  canonische  Bestimmungen,  immer  mit 
rothen  Titeln  iji  Majuskeln  de  fornicationibus  et  de  eorum  pe- 
nitentia^  f.  91*  de  aebriositate,  f.  92*  de  morticina  causa^  f.  94* 
item  de  preti  (sie)  anni  uel  die,  ib.  Edidit  scs  bone  fatius.  Quo- 
modo*^^  possumus  —  Item.  Pro  uno  die  —  f.  95''  in  elymosina 
sua.  finit  amen  (darunter  ein  Christuskopf  gezeichnet), 

f.  95*  incipiunt  capitula  canonum  nice  (sie)  concilii  De  enu- 
chis  —  I  f.  96*"  incipt  constituta  patrum  in  magna  et  sca  synodo 
apud  niceam  ciuitatem  metropole  prouintiae  bithini  aeque  de 
greco  translata  sunt  aphilon  euaresto  constantipoli.  Si  qnis 
p  languorem  a  medicis  —  f.  100*  inserenda.  expliciunt  canones 
niceni  concilii.  f.  100*  Concilium  anthiocenam  (sie)  Sca  paca- 
tissima  —  f.  106*  alii  numero  xxii.  explicit  concilium  anthio- 
cenum.  |  Incip  ep  beati  gregorii  papae  urbis  romae  directa  in 
saxoniis  ad  agustinü  anglorum  epm.  De  epis  qualiter  cum 
suis^^  —  I  f.  107^  Respondit  gregorius.  Sacra  scriptura  testatur 
(und  so  noch  weitere  Fragen  mit  folgender  Beantwortung)  —  f.  116'' 
quod  portat  inuitus.  expliciunt  canones  scoru  patrü  do  gratias 
am.  f.  116*  canones  concilii  niceni  cum  prefatione  (Concilium 
sacrum).*^^     f.  117*  canones   ancyrini.     Diaconi  quum  ordinan- 

21  ?  _  22  ?  _  23  Serino  41)  ad  fratroni  in  erenio  (Aug.  VI,  1332).  —  24  9  _ 
'^  Bedae  homilia  VII,  365.  —  26  ßeda  do  remediis  peccatorum  VIII,  961 
(=  Egbertus  do  rem.  pecc.  87,  979  M.)  —  27  Bonifatius  de  poeuitentia 
89,  887  M.    —  28   Gregorii  ep.  XI,  64  (II,   1150).  —   29  Am  unteren  Bd. 


;>i>|>  ▼.  HArtel. 

tur  —  (ftchliesat  auf  dieser  Seite  abrupt  mit)  communionem 
luoroantur  |  f.  118^  (beginnt  abrupt)  raxcrunt  desideria.  Caput 
uoro  moum  —  f.  118^  socula  saeculorum  amen.  Dann  folgen 
Bustfpsalmen,  Collecte,  Kyrie,  Litanei,  Beichte  etc.,  f.  127  ^  das  Mar- 
tyrttlogium  Bedae  ,mit  allerlei  Eintragungen  localer  Natur,  olb 
auf  Senlis  weisend'  (Ewald),  Für  den  weiteren  nicht  patristiaehsH 
Inhalt  Viag  auf  Ewald  verwiesen  werden, 

L  m  9 

Membr.  80  smc.  XII.* 

^Enthält  eine  canonische  Sammlung  ohne  Anfang  und  ohne 
Schluss.  Von  Johann  VIIL  ist  J.  2457,  also  der  188.  Brief  de» 
Registers  aufgenommen.  Vorwiegend  besteht  diese  Sammlung  sonst 
aus  Stellen  der  Concilien  und  aus  frühesten  Papstbriefen*  (Ewalde 
S.  255). 

L  m  14 

80  m.  bip.  pag.    96  foll.    s.  XIV.   f.  17— S6  i.  XII— XIII. 

f.  1'  Incipit  liber  sei  Augustini  epi  de  diffinitionibas 
ecclesiasticorum  dogmatum  qualiter  in  deum  credatur.  Credi- 
mus^  unum  deum  esse  patrem  et  iilium  et  spiii  scm  pi^m  eo 
quod  habeat  filium  —  f.  3'^b  in  moribus  inueniri  deo  gratjas 
amen.  |  (r,)  Incipit  Über  sti  cipriani  epi  de  abusiuis^  |  f.  3*ä 
duodecim  abusiua  sunt  scli  —  f.  6''b  incipiat  in  futuro.  Explicit 
liber  sei  cipriani  epi  de  abusiuis.  deo  gratyas.  (r.)  GregorioB. 
Multos^  uidemus  cotidie  qui  (i  ea:  e  carr.)  iusticie  luce  resplendent 
—  f.  6^a  desiderauerunt  regnum  f.  6^a  (r.)  Incipit  liber  Beati 
Bemardi  ad  Eugenium  papam  de  consideratione.  |  Subit^  ani- 
mum  dictare  —  f.  36*^b  non  linis  quereudi.  deo  gratyas  amen. 

L  m  15 

10  min.  m.    204  foll.    8.  XIII. 

f.  1  •■   CupiteMndex  zu  Isidorus  liber  sententiarum    f.  1  ^  Sum- 
mum  ^  bonum  deus  est  qui  incommutabilis  —  f.  HO""  Ictifican- 

wohl  mit  dem  Erzählten  (jleichzeUi{/e  Anmerkung  über  den  Frieden  oom 
J.  053:  anno  ab  incarnacione  dni  nri  ihn  xpi  dcccc  .  l  .  lu  epacta  .  m  . 
inditiono  .  xi  .  retdita  est  addno  optata  pax  inter  loduicum  inelituni  reg^m 
et  hugonem  inlustrem  ducem  sab  dio  .  xiii  .  kalondaruin  aprelium  (Hc). 

*  Von  Loewe  nicht  beschrieben. 

'  Gennadius  de  eccles.  dogmatibus  58,  979  M.  —    ^  Cypr.  III,  p.  152  ed. 
Hartel.  —  ^  Greg.  op.  II,  1304.  —  ^  Bernardi  opera  182,  727  M. 

>  Isid.  Sententiarum  1.  I,  1  (VI,  115). 


Bibliotheca  pairam  latinorum  HispaDiensi«.  u07 

dos  includit  (SMuss  des  3.  B.)  Explicit  feliciter  (alia  m.  add,: 
dö  gras). 

f.  14P  flF.  von  anderer  Hd,:  Libellus  sei  bernardi  de  con- 
templacione  aie.  Multi^  multa  —  f.  154'^  amen.  Explicit  deo 
gras.  f.  154''  Scarila  an  Fulgentius.^  Imperito^  desideria  —  f.  154^ 
Incipit  liber  sei  fulgentii  epi  de  fide  incamationis  filii  dei.^ 
Lectis  litteris  tuis  —  f.  177^  amen.  Explicit  liber  sei  fulgentii 
epi  de  fide  incamationis  filii  dei  et  de  creatione  animalium 
minutissimo^.  deo  graS.  f.  177'  Lotharii  über  de  miseria  hu- 
mane conditionis^  —  f.  204"^  amen.  Explicit  liber  de  miseria 
humane  conditionis  et  de  contemptu  mundi.  Deo  gras.  |  Pro 
misero  scriptore  magna  dei  micia  (sie)  indigente  qui  uiderit  ul 
legerit  ex  caritatis  afFectu  dicat  saltim.  Dne  miserere  sup 
peccore.    Ds  misereatur  nVi  et  bndicat  nb. 

L  ini9 

80  m.   10  foll.    8.  XI/XlI. 

Die  Hb,  ist  in  Monte  Cassino  geschrieben  und  enthält  eine 
canonische  Sammlung,  ähnlich  jener  des  Cod.  Z III 19.  i.  \^  (r, 
Maj,)  de  primatu  roman^  eccl^.  in  libro  deuteronomii  cap  xim  | 
Si  difticile  ss  ambiguü  apud  te  iudiciü  ee  pspexeris  — .  Am 
Rande  laufen  Nummern  bis  cclxiii.  f.  40^  De  dampnatione  in- 
uaso*  ecclastico^  pdio^  •  c  •  i)  —  ne  pdia  sibi  secreto*  c^le- 
stium  dicata  | 

M  n  23 

(M  1  HO)  eh.  bip.  pag.  73  foll.  s.  XIV. 

f.  l'^a  (r.)  Incipit  p^pho  sei  ysidori  y Spanien  Epi  de  astro- 
nomia  (seu  na  rerü  ilustri  al,  m)  domin o  et  filio  sisebuto  ysi- 
dorus.  I  Dum  te^  pstantem  ingenio  facnndiaque  —  f.  l'b  Dies^ 
estsolis  orientis  psencia  —  f.  13'a  nüquam  est  hiturus  ffinit.  | 
(r.)  Incipit  traclatus  de  antixpo  (w.  s,  XV:  non  est  Isidori)^  | 
f.  13' b  Si  quis  ea  que  de  antixpo  in  diuersis  —  afirmantur. 
Dann  nach  einem  Index  von  7  Capp.     Signa  p^cedecia  aduentum 

2  Bernardi  opera  184,  485  M.    —    3  Fulgentius   Rusp.    ep.  p.  97.   —   *  Ib. 

p.  183.   —  ^  Innocentius  III.  liber  de  contemptu  mundi  217,  701  M. 
>  Isid.  de  natura  rerum  VII,  1.  —  2  Ib.  VII,  2.  —  3  Das  XXV.  Cap.  des 

I.  B.  Sent.  (VI,  181)  behandelt  nur  denselben  Stoff.    Doch   vgl.  Areual 

a.  a.  O. 


508  T.  Hsrtel. 

i 

antix  —  f.  ib^'B,  ampliora  |  (r,)  Explicit  tracfcitus  de  antixpo. 
Incipit  coHctum  bti  ysidori '  |  O  dilecte  tili  dilige  läcrimas 
nolli  diflFerre  eas  —  f.  17  ^b  contempnas.  |  ^r.)  Explicit  Collc- 
tum  ysidori  |  f.  17^  leer.  f.  18'a  (r.)  In  noie  ifiu  xpi.  incipit 
liber  sentencia^  a  bto  ysidoro  Epo  editus.  Incipiunt  Caph 
primi  libri.  Nach  diesen  Sumum  ^  (sie)  bonum  deus  est  quia  — 
f.  73  ^a  includit  (r,)  Explicit  liber  tercius. 

M  m  3 

20  min.  m.  98  foll.  sacc.  X/XI.    westg.  Min. 

Die  Hs.  hat  11  Quaternionen,  f.  87*  steht  q  \i,  die  UiiU 
Bezeichnung,  f.  98^  (htztes  Schmutzblatt)  enthält  unbehdfm 
Zeichnungen  und  oben  drei  Zeilen  in  westg.   Cursive. 

Blatt  1  ist  verloren,  f.  1  ^  beginnt  im  Index  zur  Apohdyf»: 
\  Ego  iohannes  ff  usr  k  particips  —  f.  2^h  oport*  lieri  cito. 
(schw,  Maj.)  expliciimt  capitula  |  (r.)  incipit  apoealipsis  |  Reue- 
latio  itu  xpi  quam  dedit  Uli  ds  ostendere  seruis  suis  —  f.  21*bittt 
xpi  cum  Omnibus  uobis  (Maj.)  explicit  apocalipsin  (sie)  iohanni» 
apostoli.  I  (r.  Maj.)  incipit  titulü  bibliotcce  a  domno  hesidero 
^ditum  I  f.  22'^a  Multos '  libros  gestaut  hec  scrinia  nra  —  sapis*! 
(r.)  It  alium  titulum  (schw.)  sunt^  hie  plura  sacra  |  IhrA 
rothe  Initialen  sind  weiter  ausgezeichnet:  Agustine.  mentitar 
qui  te  —  I  Iheronime.  Interpres  uariis  —  |  Ambrosius  doctor 
signis  —  I  Cipriane  refulgis  —  |  Nomine  iohannes  crisostomus  — 
Quantum  *  agustino  prepolles  —  |  (r.  Maj.)  It  titulü  pigraent^ni 
Quidquid  "'  arabs  aris  (sie)  —  placent  |  f.  23'  (r.  Maj).  It  titulum 
scriptorii  |  Qui  calamo^  certare  nouit  —  foras  |  explicit  |  fJ%j 
incipit  libellus  sei  martini  epsi  pro  repellenda  iactantia  |  f.  23'b 
Multa  ^  sunt  uitio*  genera  quibus  humana  —  f.  26*a  generetur 
expediam.  expHcit  de  uana  gla  |  (r.  und  schw.  Maj.)  item  de 
superuia  |  Qualis  **  electus  sit  dauid  in  populo  d*i  profeta  e^ 
rex  —  30  «^b  ^uellantur.  |  (Maj.)  expHcit  de  superuia  |  (r.  Maj-) 


*  Vgl.  Isid.  opp.  II,  19  und  25.  —  ^  Isid.  Sentent.  1.  1.  (VI,  115). 

«  Is.  VII,    181.   Non   fucos    libros    gestaut    haec   scrinia    nostra,  heisst    < 
mitten  in  dem  Gedicht.  —   2  ib.  18i>,  v.   1.  —  3  Ib.  U,  179  ist  der  A^» 
fang  des  Gedichtes.  —   *  Ib.  II,  181,  v.  19.    —    ^^  Ib.    II,    182.   -  •  *■ 
letzter  Vers.  —  "^  Martinus  Dum.  pro  repellenda  iactantia  72,  31  M. 
*  Mart.  de  superbia  72,  35  M. 


Ribliotbeca  patrum  latinoruin  Hispaniensis.  ö09 

incipit  exor*Hio  umilitatis  |  Quisquis^  nutu  di  cuiuslibft  offi- 
cii  —  f.  34*'a  glorificas  (Maj\)  explicit  feliciter.  |  f.  34'b  (r, 
und  8chw.  Maj.)  Domno  ///ac  (h  eras.)  beatissimo  mici  deside- 
rantissimo  in  xpo  fratri  uittiinero  epScpo  martinus  episcopus.  | 
Dum  ^®  simul  positi  dudum  mutu^  conlationis  alloquio  fruere- 
mur  —  f.  34  ""a  (r.  Maj,)  De  habitu  ire  |  Habitus  ^^  audax  et 
minax  uultus  —  f.  40^a  ira  sananda  est  |  (Maj,)  explicit  feli- 
citer I  f.  40 ^a  (r,  Maj.)  gloriosissimo  ////ac  (h  eras,)  traquillissimo 

c 

et  insigni  catholice  fidei  predi///to  pietate  martinus  humilis  | 
Non  ignoro  ^2  clementissime  rex  fraglantissimam  —  f.  41 'a  ad- 
inpleri  |   (Cap,)    explicit   prologus   epistole  |  f.   41 '*b    (r,  Cap.) 

aite 

formula  honeste  ////////  (uite  und  h  mit  schwarzer  Tinte  hinzu- 
gefügt, das  letzte  e  corrigirt  und  3-^-4  Bückst,  radirt)  \  Quattuor 
oirtutum  species  multorum  —  f.  46^  ignauiam  |  (schw,  Cap,) 
finit  I  (r,)  De  pascha  |  Plerique  ^^  misterium  pasch^  enarrare 
ex  ratione  supputationis  inmense  &  —  f.  50'a  seculo*  amen.  | 
(Cap.)  explicit  feliciter  amen.  |  f.  öO'^b  (die  Columne  füllend 
r.  und  schiv,  Cap,)  incipit  de  libro  ethymologia^  domni  hesidori 
spalensis  episcopi  (pi  ex,  pus  corr.)  Über  tertius  de  deo  et  de 
decem  nominibus  dey.  (eme  Bibliothekar shd,  hat  darunter  gesetzt: 
über  hie  ethimologiarum  respondet  prirais  quinque  capitibus 
libri  septirai  ethymologiarum).  f.  50^a  Beatissimus  ^^  iheronimus 
uir  eruditissimus  —  f.  64 "^a  it  capitula  de  celi  orbe  (6  Capitel, 
von  ders.  Hand  iv,  13  Etym.  beigeschrieben)  |  C^lum  ^^  uocatum 
eo  quod  —  f  70 ^a  incipiunt  capitula.  De  aquis  (11  Cap,, 
III,  12  beigeschrieben)  \  Aqua  *^''  dicta  quod  —  futura  explicit.  | 
f.  80^  (r.  gr,  schxc)  item  liber  quartus  decimus  ethimologia* 
de  terra  ^^  (25  Cap.)  —  f.  Ol'^b  pene  in  orbem  cingit^**  expli- 
cit (letztes  rothes  Lemma  Belgis).  f.  91 ""  ist  leer.  f.  92'"  zeigt 
eine  andere  Hand  und  anderes  Pergament,  (r.  Cap.)  Missa 
sei  uincenti  *"  |  bonitatis  auctor  et  bonorum  omnium  —  97 'b 
in  tuis  laudibus  transferamus.  am. 


9  Mart.  exhortatio  humilitatis  72,  .39  M.  (=  Isid.  VII,  287).  —  »o  Mart.  de 
ira  72,  41  M.  —  'i  Ib.  72,  43  M.  —  «2  Mart.  formula  honestae  uitae  72  22  M. 

—  "  Mart.  de  pascha  72,  49  M.   —   »*  Isidorus  Etyraol.  1.  VII.  (Ol,  293). 

—  ^5  is.  Etym.  XIII,  c.  4  (IV,  109).  —  'c  Ib.  XUI,  c.  12  (IV,  120).  — 
J"  Ib.  XIV,  c.  1  (IV,  141).  —  19  Ib.  c.  4,  §.  27  (IV,  163).  —  »«  Vincentius 
Couentriensis  (c.  1250)  vermuthlicb,  der  eine  expositio  misflae  verfasste, 
wenngleich  er  hier  Hanotiis  heisst  nnd  dem  Ende  des  11.  Jahrh.  angehört. 


510  ▼•  Hartel. 

M  m  8 

(III  II  53)  40  m.  bip.  pKg.  s.  XIY.  in. 

f.  l'a  hystoria  euangelica  de  uerbis  et  factis  do  (nc)  a  con- 
ceptione  usque  ad  ascessionem.  |  ()uit  autem  in  diebus  herodis  — 
f.  31  'a  Gottfrieds  von  Viterho  Pantheon,  beginnend  mit  d^m  Brief 
an  Gregor  VIIIA  de  diuina  essentia  an  omem  creatoem  de 
trinitate  et  unitate  in  deo  —  f.  67 'b  (r,)  De  Septem  miraculi» 
seeundum  psalin  de  mirabilibus  mundi.^  |  ()eptem  miracok 
mundi  hec  sunt:  primum  miraculum  fuit  rome  sie.  Erant 
ymagines  —  ( )ecüdum  m.  fuit  faron  alexandrinum  —  Tertium 
miraculum  est  coloseus  q  in  rodo  insula  —  Q.  (sie.)  m.  fuit  simu- 
lacrum  belerofon  —  Q.(*tc}  m.  f.  teatrum  in  ertia  ciuitate  —  8.  m. 
est  balneum  q  appolo  —  s.  m.  est  templum  diane  —  hedificii  | 
(r,)  Epla  aureliani  impatoris.  |  ()urelianus  impator  hie  epram 

sc^psit  ad  pncipe  et  procuratorem  exercitus  sui.  Si  uis^  uitam 
et  gloriam  meam  tibi  seruare  nullus  auferat  pulum  nee  frunicn- 
tum  non  segetem  non  uinum  non  oleum  non  salem  non  ligna 
imusquisque  — .  Dann  ein  Papstverzeichniss,  achliessend:  Alexander 
quartus  nat  campanus  sedit  adhuc.    Es  folgt  cathalogus  fortinm 

dauid  und  de  nuo  pp  et  altari  erecto  a  dauid.^ 

M  m  9 

(III  n  25)  m.  20  min.  118  foll.  uec  XII. 

Hd.  8.  XVI:  Historla  ecclesiastica  Eusebii  Caesareensis 
Episcopi.  f.  P  beginnt  ohne  Titel  und  Prolog A  Successione» 
scü^  aplo«  &  tempora  quere  a  saluatore  und  sMiesst  abrupt  in 
9.  Bv^e  f.  118^  suo*  cu  inmsa  militü  multitudine.  Das  Werk 
idrd  in  den  Subscr,  der  Bücher  als  historia  aecclastica  bezeichneL 

M  m  18 

80  mai.  m.  bip.  pag.  104  foll.  a.  1171. 

f.  l'a  (r.  Maj.)  in  nomine  sce  trinitatis  ineipit  prologus 
sei  paterii.     Cum^  (C  grosse  verzierte  Maj,)  bissimi  atque  apo- 

«  MG.  SS.  XXn,  18.  —  2  Vgl.  H.  Omont,  Les  septs  merveilles  du  monie 
an  moyen-Äge,  in  Bibl.  de  T^cole  des  chartes  1882,  p.  50—65.  —  *  Script- 
hist.  Aug.  (Flau.  Vopisc.  Aurel.  c.  7  §.  5).  —  *  Vgl.  Ewald  a.  a.  0.  256- 

«  Rufini  bist  eccles.  21,  461  M. 

*  Paterii  expositio  u.  et    n.  test.   (Greg.   opp.   IV,  2,  1).  Exempl.  tab.  X »-' 
bietet    ein    Facsimile  von    fol.   3'   (lib.   I,   p.  4,   col.   2,  8—34  und  cc^^ 
1,  42  —  2,  43). 


Bibliotheca  patniin  latinorum  Hispaniensis.  511 

stolici  gregorii  pontificis  nosti'i  uestri  quoque  ad  deum  nutritoris 
dicta  sepius  lectione  percurrerem  auidiusque  michi  eis  assiduum 
esse  ipsa  (schw.  Min,)  luculentissima  —  f.  2''a  peecorum.  Explicit 
prologus.  Incipiunt  capitula  —  f.  3^a  supra.  Expliciunt  capitula  | 
(r.)  de  crcato  |  f.  S'^^b  c^lo  quod  postmodum  uocauit  firmamentum 
(dann  bunte  Initiale  und  verzieiie  Schrift)  uirtutes  angelice  que 
in  diuino  amore  perstiterunt  lapsis  —  f.  104  ^a  sue  multitu- 
dine  grauatur.  Explicit  Hb  iir)\  Finito  libro  sit  laus  et  glia 
xpisto.  I  Iste  liber  est  sce  marie  de  bola.  |  f.  104'*b  (von  anderer 
gleichzeitiger  Hd.)  conscriptus  tempore  inundationis  diuinae  cor- 
rectionis  aimaduersione  (sie)  facte  berole.  Anno  ab  incarnatione 

dni  MC-  Lxxi-  Era  m  -cc  •  ix  •  v-  id'  augusti  luna  v  Epacta  xii. 
Hec  ^aH  o^ia  i^o   annotauimus   et  inscripta   redegimus   quia   se- 

quenti    die    p*t    facta    q?  snpdiximus  inundatione   dormitorium 

i  i 

simul  et  monasterium  diuina  bonitate  pauperibus  x  subueniente  p- 
mo  icoluimus  (Rest  leer). 

N  m  23 

Ch.  40—59  foll.  »aec.  XIV. 

Beg.  abrupt:  Ex  duabus  sustantiis  costat  homo  aia  — .    Das 

o 

nächste y  4.  Cap,  heg.:  Dum  g  jpdenter  modeste  fortiter  etc. 
Gleichzeitige  oder  etwas  spätere  Hd,  hat  oben  geschrieben:  de  aia 
7  spti  und  eine  Bibliothekar shd. :  est  Augustini.  Die  Schrift  schl. 
im  21,  Cap,  mit:  e  aliud  no  sit  5>  rö  |  Thos   angKc'  in   open- 

die  li   VI.   c.  12^  I  Eucharistia  e  sac'mentii —  |  f.  ÖQ'  mhipli- 

citer  sumit  incipit  dotna  sti  basilii  capadocie  epi  ad  mona- 
chos  I  Audi 2  fili  mi  monitionem  patris  tui  —  f.  59^  recipio 
donatiuum  Celeste  (schliesst  abrtupt), 

O  I  7 

80  m.  128  foll.  8.  XIV. 

Liber   pontiiicalis    am  Ende   benannt,   ist  ein  Ceremoniale, 
f.    1'  De  officio  prime  tonsure  —  barbe  tondende  etc, 

'  Thomas  angeliciis  de  sacramento  encharistiae  (Thom.  ed.  Rom.  tom. 
XVII,  nr.  59).  —  '  Codex  regnlanim  mon.  ed.  Holstenins  Aug.  Vind. 
17Ö9.  I,  p.  455. 


512  ▼.  Hartel. 

O  I  8 

so  m.  bip.  paff.  S77  fol.  s.  XIV. 

Hauptinhalt :  Innocetüius  III.  de  miseria  hominis  und  gram 
Sermonensammlung. 

O  I  19 

M.  foll.  non.  nnm.  s.  XIII/XIT. 

f.  1^  Nicolaus  de  Lira  in  Evangelia.  Am  Ende  Fraj- 
mefite  eines  andern,  etwa  gleichzeitigen  Codex  mit  chronikett- 
artigen  Notizen.^ 

o  m  2 

fo  m.  grösst.  Tbl.  bip.  pag.  198  foll.  nee.  XinmiY. 

f.  1 — 5  sind  leer.    f.  1'  Theodori  de  leliis.    f.  G^'a  begivd. 
Seneca,   libri  de  naturalibus  questionibus  —  f.  72  «"b  (r.)  Kba 
adelardi    batensis    de    quibusdam    naturalibus    questionibus.*  [ 
Nach  der   Vorrede  Cum   in   angliam  nuper  redierim  etc.  begimA  . 
das  Werk  Meministi  nepos   —  |  f .  88 '^  (r.)  Incipit  uirgilio  cen- 
tona   (centona  al.  m,  add.)   quem   componit   proba  de   eptatioo 
et  euangeliis  |  lam  ^   dudum   temerasse   duces  —   hinc   canere 
incipiam  —  f.  97  ^  in  religi^ne  potes.      Es  folgen    Gedichte  «ä  | 
langen  Ueberschriften  in  Roth,  mit  folgenden  Anfängen:  i 

Non  hominem  natura  mori  sed  culpa  coegit  —  j 

f.  98^  Finge  poeta  uiros  uariosque  infunde  colores 
Sola  facit  uirtus  non  leuis  aura  uirum 
Tmpediere  diu  labor  atque  negocia  meutern 
Ira  quidem  prodest  quia.corda  reformat  amantum. 
f.  98''  Ver  estas  autumnus  hiems.  uer  floribus  igne 
f.  99'  lam  michi  signa  patent  affectus  interioris 

Unde  decane  tibi  sed  decane  sed  canis  unde 
Si  queras  quid  agam  que  sit  mora  quando  redibo. 
Durch     Initialen     sind     im     Folgenden     hervorgehoben :     f.    99' 
Nate    diuis   regnumque    —   f.  100'    Uirgo   paterque    rogant   — 
f.  100*  Ecce   tibi   noua   festa   —    f.    101"*  Disco   puer    tandem 


»  Vgl.  Ewald  a.  a.  0.  259. 

1  Adelardu.s  monachas  Badunensis  sive  Bathoniensis,  praefat.  ad  dialogitB- 
de  reriim  sive  naturalium  compositonim  causis  ed.  E.  Marlene  tom.  I 
anecdotoruni  p.  292.  Vgl.  über  A.  Batensis  Fabriciiis  I,  12.  —  '  Falto* 
niae  Probae  centones  19,  803  M. 


lid  amor  quid  forma  ualeret      Elcce    r— iit    -p-^:---    •-:    :i::..  ri- 
grata  uoluptas.    |    f.    lOP    Abl»as    morachun.    n-  ::     ::.  :.<-.••!; v.y^ 
Depotem   in    foro   genere   in    coro    ii'?r:rrr»r    «ir    -?».-    i'n'n:*:*:    c-:: 
fissum   licet    infami:*    in    intuitus    ab«licat    p"i».-r   ^Tij.j.ij.-ai  a't»}i;t.- 

besetat.  |  Expectata  diu  puer  r»?spon?a  'iaturu-  Lm-v  tii*.-iii 
fjciunt  lumina  nocte  manu<  Quomodo  r»-"!> ori bau::  r^r-'i-  '|niiiu*.- 
loquar  —  »chlie^gt  f.  102'  Luce  ueiJ  ^i  lue»--  uiii-.--  Ija-r  t-niia 
probanda  est.  wi.  *.  XIV:  Explieit  ne^i-io  quid  phaLta-tir-l. 
«.  #.  A'17:  et  merdosum  poema.  f.  lOo'a  '/•. .  Incipit  liWrllu- 
ildeberti  archiepi  de  dis»enlione  exierijjs  W-c  e;  ii.teriori-  ho- 
minis. Incendio'*  domus  in»*a  comierat  —  f.  11 '.»-'a  tanara 
m'ent  {  f.  lUVb  t.  »  Incipit  aurea  capra  *  Di'iicii-  ortu  >j7^ 
lurtnte  triumpbis  Rex  priamu»  elara  clani.-  u.  urb»*  |!iit  — 
£  114'  Flet  intuma  uenn&  fandet  amata  prni  Kxplir.  Ijimuf 
folgt  f.  115^a  Seneca  de  benerieii*.  t.  l'^-'t  a  S^-iiec;*  'l»r  «1*;- 
mentia  —  f.  197^b  praua  dectaniur. 

f.  197'a  iiti-J  h  -  -  r».  f,  X\\'  Prima  p»::na  f-^t  p*riia  v^> 
qoi  ita  —  Et  quia  contra  proxim-im  iLoni-  e?t  dum  niurn-t 
»ab  sanatione   inuidie.  f.  19^'  *t^ht  m.  ;?.   A'/T  t'fhti^ndfjf  Muihk- 

m  m.' 

lifd  ^rorfur   tiud    zir^t  Z^a^^h    raii*"*.    '/tV    x/oä   a*'t    ''•'/«    h*'j*'ifZ''i' 

m 

der  Hs.  htzog^u,  br-jinSKttd  f^uf  lät-i:  l:'fj*:r  e-i   : 

Genad^D    ze    aUerstunt,    Vr   kitfrlich  .•ir.,    Vr   l*rirf'rr   inint    Im- 
roifet     ♦■>  fvr  beri'ifri    micb  var,  der  -i'^rn     jf'*^ 

Göt  leite  wani  ich  Tcb  -«ildeL  «eir..  de*  mu-  ich  röwe  •irair'-n 

Vnde  «lat  deit  mich  de  wareide  ir«:ic  ich  rJ'Ä-ei.»  weme  mi«:h  daireii 
*<»  für  clasres 

Dan  vcL  herze  leife  aU-rir^e.  d-^  ich  iLizi:.*:  ii;  r»-cht*-  >ted«=-r  luin"!. 

MiD»r  leiaen   neh  1:^:1, e  -teraei..   -setzte  i-h  vi-h  Irife  in  haM.  «lar 
ir  Deiinei  il  herae,  drr  reicht»^  inirii.rri  paht.' 


-  Ld*->:-rtJ    <;i«T.    iT;.    S-i»'    M      —     *   <::.   z.    A-:--.\    C\jr'i     <•».*-.:.-    .•     r 

!L.r<tiüir:   ö*^  tr-*  KtclLi.^r  -m  x^  ..  ..v.     *    XII     Nr.  !!••:::.  .-i::     >•-:..     , 
:  :■_■"     UV'     I    2"2 


^  ^ 


r)14  V.  Mar  toi. 

o  m  31 

mfinbr.  «m»o.  IX.' 

FMfhtiU  .Exoorpta  Pauli  iliaotini  ex  —  de  i^igniiieatione: 
Pauli  l>iaooni  op.  atl  Karoluui  Mairnuni  nfhst  dem  I^j'tkon  tmd 
dfiH   t\stus:-  FuIsTfUtius  **j>isoopus  de  uerliis  abstrusis'  (Knust, 

O  m  35 

(Hl  I.  i^    111  li»    III  11  »Mi  < '  ni.  TA  f..!'.  •.  IUI. 

Douteronouiium  srlossatum.  Ar  T'j't  ^»eijiimt:  Haec  sunt 
uerlia  qut\     />iV    Srli'*iun   >'iw«/   mit  Qu^llrituotKn    vtrschtn:  rab* 

Alo*    IS    ir.K    Ali     M.    </*//. 

P  I  5 

t.  V  ii''ciYr  liiitui  r.  m.  s.  XIIL  tne  ».<  srftfiiit:  Hnnc  librum 
dodit  dns  Svmr»  aldtas  seC»  Albano  quem  qui  oi  abstiilerit  aut 
titulum  deleueril  ul  mutauorii  anathoma  sit.  Amen.  |  f.  Pi 
Piuei^siis  notas  morv*  maionim  eerti.s  loeis  estimauimus  affigeo- 
das.  Has  oum  explaiiatioiiibus  suis*  subteradiunximus  —  hoc 
iu  ai^m^noinioa  im  y"t'tK  t\hhu  «■.  M*tj.  ma^i  aurelii  eas- 
>i\Hlori  senaioris  iaui  diu»  prv>t:nixe  euersi:  ineipit  prefatio 
i'xpo>iiior.uiu  in  psaherium.  Kepulsis  '•  aliquaiido  in  rauennati 
urbe  iiollieitudiuibus  —  f.  l*'b  Roatus  Wr.  Ximi?  pulchmm 
r  •  :•  »j <  - •  tvi  />.''. I ff  I J f K<;/f  nV * c  ■ .  *:u/  •  ^ji J  rr^h!  d*r  r ly^ ntUch^  An- 
r'i'ii;  «/tji-\  ii<r  AV'i.Vr'fi'i«;  >*'VuL  —  scJiJi'^f  ti'irh  ErkJiininQ  des 
•>'*,  />.  mit  ij'<r  Cvuelusio  i'.  ilOPb  ex  impii  ad  le  ooniiertentur. 

F  I  6 

t-   n.    'i  .\\   -jOic    ". :*  i.V.    Sit':.  X  — XI  -z^i  111.  i-^ir  Tl*;1  ««»if.> 

A'f^i  --^•.l^^il;  u'ui  /''iif*  rT-r^^rt;  .,v;f,'f.  Äi^o,  -Y  AV  ritra  die 
vv >r i"»? \i<  »j    ii ' i .:    r >    ! .-ii '  ■  1 '  i    f.  ».»4 — 70 .    ST  —  1 1  >    in    gvtr* ^n/iVAm 

'  K\*^w5l.    r*K  XXVI  bi,-:-;    ?  :r.    K.'^i^ir.  •.:-.■   -»  vT:   f-.-l.  Ä>'  Ldd.   Etrin.  III, 
c*  Tl.  ?:•  :»;>  IV,  t,  4.    1. 


Bibliotheca  p&trnm  latinorum  Hispanienein. 


515 


nwr  $ehen  kann,  dass  dieselbe  wesfg,  Minuskel  in  sehr  grossen 
Budstaben  war,  mit  giiinen,  rotken  und  gelben  Initialen,  f.  52' 
«kI  52^  arabische  Noten.  Viele  grosse  Perganwnfstreifen  sind 
hranugerissen  und  herausgeschnitteii,  f.  1  ''a  beginnt  abrupt  im 
l  Buche  der  Etymol.  Isidors:  nihil  ^  ualet  sed  in  copulatione 
wrmon«  etc.  In  dem  Abschnitte  der  aetates  (die  letzte  schliesst 
9kne  Erweiterung:  Eraclius  xvii.  nunc  agit  imperii  annum 
^  dcccxxiiii  iudei  in  spania  xpiani  efficiuntur  Residuum  — 
cognitom  |  (Maj,)  explicit  über  quintus)  sind  eigenthümliche 
Zaümchen  verwend^:  T  =  1000,  TT  =  2000,  TTT  =  3000, 
"KIT  =  4000,  33  =  5000.  Der  Text  schliesst  abrupt  im 
11,  Buch  f.  118^b:  autem  spanis  hac  numidus  (sie).  Im.  An- 
t  j(ai2t  der  Hs.  fehlt  ein  QuaterniOj  wie  die  Quaternionenzahl  lii 
£  16^  wahrscheinlich  macM, 


P  I  7 

20  m.  bip.  pag.  322  foU.  saec.  IX  in  west^.  Schrift. ^ 

f.  1'  s.  XVI:  Del  Colegio  de  Ouiedo  de  Salamanca. 
fiderproben  ebenda  s,  X/XI:  Solue  graues  scelerum  nodos 
petatis  ad  aram  Hanc  homini  dimitte  prior  pietatis  ad  arani 
\_  Üt  pia  uota  deo  promere  fas  sit  homo.  f.  l'^  füllt  ein  Labynnth, 
iftagend:  adefonsi  principis  librum,  vorher  ausserdem  ein  orele- 
jinm.  f.  2' — ö'  Capitelindex  der  20  Bücher  Origines ,  links 
9itiüe  Kreise  und  andere  Figuren,  rechts  die  Capitel.  f.  5^ — 6'  leer, 
£  6*a  (schw,  und  r.  Capital)  In  ne  dni  incipiunt  libri  ethy- 
iQologiarum  (lo  in  rcw.)  ysidori  iunioris  hispalensis  ^psi  ad 
tawlionem  eesaragustanum  ^piscopum  scribti  |  (r,  Maj.)  Diio 
Bteo  et  dei  seruo  braulioni  ^psco  bysidor^s  (schw.)  En  tibi^  — 
Budomm.  Es  folgt  der  Capitelindex  von  Buch  1,  dann  dieses 
^Att  wnd  die  folgenden.  Sehr  häufig  am  Rande  das  Zeichen  ^ 
(«•d  zwar  bei  grösseren  Partien  neben  jeder  Zeile).  Die  Quatm*- 
*wen   laufen   von    i    bis   xxxviiii.     Auf   der    rechten    Seite   am 

^ifif^  Rand  steht  die  Bezeichnung  des  Buches,  wie:  lbr  im 
•poter  2.  B.  IBr  XII.  Der  Abschnitt  de  tcmporibus  im  o.  Buche  hat 
'^Erweiterung.    Am  Schlüsse  desselben  steht  f.  88 ^a  die  Notiz 


'I«.  Etym.  I,  c.  11,  §.  12  (HI,  21). 

'  Exempl.  tob.  XIV  bietet  ein  Facaimile  von  fol.  88»  Isid.  Etym.  V,  c.  39, 
^  bU  VI,  c.  1,  3.  —  2  Isid.  Etym.  III,   1   =  Braulionis  ep.  80,  G54  M. 

33* 


Ö16  ▼.  Hartel. 

•  « 

emd  (=  emendaui).  f.  lOö'^a  fiebant  expKcit  Ibr  ?i.  emJ. 
Nach  B,  X  f.  176'b  explicit  prima  pars.  Buch  20  «cUteu« 
f.  322  ^b  ignis  ardore  siccetur.  (r,  und  schw,  Capitid)  explicit 
feliciter  über  ethimologiarum  beatissimi  ysidori  ^clesi^  sftkt 
sis  episcopi.  |  Conticuit  tandem  factoque  hie  fine  qoieoit  | 
Drei  Zeilen  leer.  Dann  drei  Hexameter^:  In  freta  dum  flttM 
currunt  dum  montibus  umbre  lustrabont  conuexa  polo  du 
sidera  pergunt  (sie)  sempcr  bonos  nomenque  tuum  landesq« 
raanebunt.  f.  322  ^a  (r.  Maj.)  Nomina  la  [Rest  im  Loche  «r 
loren]^  \  Zmaracd  [  ]  fiet  qui  colores  —  in  etiopiafat 

F  I  8 

20  m.  bip.  pag.    269  foll.    k.  IX/X  ut  nid.  in  westg.  Schrift. 

Die  erste  Quaternionenbezeichnung  -in-  steht  f.  13^  und&ft 
laufen  bis  f.  143^  xviii;  f.  151^  beginnt  die  Bezeichnung  mit  B^ 
stabeti  a,  die  letzte  p  auf  {,  256^.     f.  1*"  tot^  unleserlich,    f.  1^ 
beginnt  abrupt  täte  fidei  et  statu  9clesi9  —  |   Isidor  an  Bro^ 
Quia  te  incolomem  —  |  f.  l^b  Ä  an  /.^  Solet  repleri  letitia-| 
f.  4^b    /.  an  B.^   Tu^    scitatis    epistole  —    f.   ö'b   domine  «I 
frater.    (Maj.)    incipiunt  libri   ysidori   iunioris  spalensis  epi  ili 
branlionem  cesaragustanum  epm  seripti  |  f.  ö^a  En  tibi*  —  stäi 
maiorum  |  (r.  und  schw.  Maj.)  ut  ualeas  que  requiris  cito  in  hoe: 
corpore  inuenire  hec  tibi  lector  pagina  monstrat  de  quib;  t^\ 
in  libris  singulis  conditur  (sie)  huius  codicis  disputauit  id  est  i 
libro    primo.    i  De  gramatica  &  partib;  eius  —  f.  6'b  deinstr» 
mentis  ^quorum  ,^Y7^   (Maj.)   dno   et   filio  sisebuto   isidon»! 
(Min.)    En  tibi  f/f^  —  stilo  maionim  |  f.  6^a  Index  der  Ctr 
pitel  des    ersten      /  \       Buches,  dann  f.  6^b  dieses  selbst  mUi^ 
Titel  (Maj.)   in-     LJ      cipit  über  primus  de  disciplina  et  arte| 
Disciplina '^  a  discendo'»  — .  f.  54 ^b  und  ff,  blieb  viel  PergoaMd 
leer,  f.  54 ^a  hat  eine  Hd.  saec.  XII  geschrieben:   gg.  pp.  ingW 


3  Vergil.  Aen.  I.  607—609;  vgl.  Isid.  Etym.  n,  4,  6.    —   *  Scheint  vM 
aus  Is.  Etym.  XVI,  c.  7  zu  sein. 

»  Isid.  opp.  VI,  575  (=  80,  651  M.).  —  ^  ßranl.  ep.  80,  651  M.  («  ^ 
opp.  VI,  576).  —  3  Is.  ep.  VI,  580  (=  80,  654  M.).  —  *  Isid  Kty» 
III,  1  (r=  Braul.  ep.  80,  664  M.).  —  '^  Isid.  Etym.  IH,  1.  —  «  Bialß*** 
f.  8*b  ist  alles  von  einer  Hd.  s.  XIV  nberschrieben ,  w&hrend  w«**: 
darunter  steht.  Damals  konnte  man  also  das  Westg.  nicht  mehr  !«<*• ! 
lesen;  auch  später  finden  sich  Partien,  die  mit  Umschrift  in  ^wök«' 
liehen  Minuskeln  überschrieben    sind. 


Bibliotheca  patnim  latinornm  Hispaniensis.  517 

sinodo  residens  dix.  in  die  resurrectionis  usq;  i  sabbo  in  albis 
7  in  die  piit  usq^  —  Similit  in  sal}t>o  usq;  ad  offitium.  Der 
Abschnitt  über  die  sechste  aetas  schltesst  f.  67  ^b :  Eraclius  xvii  • 
deeimum  agit  annum  iudei  in  spania  xpiani  efficiuntiir.  Resi- 
duü  sexte  etatis  tepus  dö  soli  est  cognitum.  finit  libr  v.  f.  170^a 
jiebefi  puIli  XII  7  §,  4  am  Rande  von  der  Hd,  des  Ueherschreibers 
8.  XIV:  Usque  hie  habcmus  in  nono  libro  sei  ysidori.  f.  230  "^b, 
wo  wieder  Lücken  folgen,  w,  am  Rande:  hie  minus  habet  iii  ca- 
pitula^  f.  258^,  wo  im  Texte  in  einer  Lücke  aii  steht j  steht  am 
Rande:  hie  leo  desindus  minus  habet.'  f.  KSAi"  steht  am  Rande 
AfneilUS,  f.  161  ^fF.  am  Rande  von  gleichzeitiger  Hd,:  mirare 
plinio  I  respice  plinio  |  No  plinio  |  considera  plinio.  f.  269,  das 
letzte  Blatt,  ist  sehr  zerstört.  Die  Hs,  schliesst  f.  269  *b:  ignis 
ardore    sicc    (Rest   verklebt).     Dann  folgt   eine    schwerzulesende 

Subscription  derselben  Hd.  oder  wenigstens  Zeit:  Johannes  gratia 

?  ?  ?  T  ? 

^i'Hllil    barcelonensis    eps    hunc    librum   in   honore   see   maric 

t  t  T 

fieri  iussi.  et  qui  eum  de   monasterio  expellere  (tollere  Ewald) 

uoluerit  aut  lUum  AonsLViQrlllJ/l/JllJJl/  uterque  /////  them //////  sint 

et  cum  fures  habeant///////  partem  HIHI//  (donauerit . . .  uterque 
anathema  (sit)  et  cum  fures  habeant  partem.  Amen  Ewald), 

F  I  12 

2o  eh.  SS5  fol.  s.  XVI. 

Auszüge  aus  Augustin, 

P  I  18 

(HI  FT  93)  20  m.  bip.  pag.  117  fol.  8.  XII  ex. 

Cassiodorus  in  Psalmos  1 — 50.    f.  Pa  abrupt:  quos  uidebat 
ee  pdendos.     Exurge   dne    ds   ins  in   p^cepto   qd    man*    cet^a. 

o 

lUos  pde.  istos  u  exurge  —  f.  117^b  Ecce  quare  opus  est  tu 
enim  ueritatem  dilexisti  •  i  •  iustum  iudicium  ut  nee  illis.  Nach 
einem  Spatium:  Iste  liber  est  sc'e  marie  IUI  Hill  III  jH  (rechts 
neben  der  Rasur  von  anderer  Hand:  berole). 


"^  ,Also  wird  Leodesindus  der  Schreiber  der  Hs.  sein*,  bemerkte  Loewe 
und  dachte  wohl  dabei  an  den  Schreiber  einer  anderen  Hs.,  auf  die 
auch  f.  170''  und  f.  230'  Bezug  genommen  ist. 


;">1S  r.  Hartcl. 

F  I  19 

^  m.    bip.  pa{(.   242  füll.    s.  XllI/XIV. 

Augustiims  de  ciuitatc  dci   22  Bücher, 

p  n  e 

(21.  H      III  11  fi)    2<>  m.   ich;  foU.    s.   XII  et  XIII. 

Eiitluilf  1.  f.  1  —  17  m,  8.  A7//Lil)<*r  Ecclesiasticus  mit  zahl- 
reivhi'ii  Urholumy  ht^ginuHnd  f.  1*"  (Jninis  8apientia  «/c,  2.  f.  77  — 
i>vhlu8s  H.  XII  hip,  itng,  einen  Dojmtrommentar,  in  Spanisn  geschrieben. 
(.  77 '■  von  eiwr  Ild.  s.  XTI/XIIf  ein  Handschriftenverzeichnin. 
Im  Jahre  1211  fiUjto  dne  andere.  Hand  Nachträge  und  Ve^^merkt 
iiher  die  lernst flliuig  einiger  llandscliriften  hinzu,^  (r,)  Iii  armario 
oolie  continentur  isti  libi  (sie).  In  prima  tabula^  ȟt  isti  |  Liber  qui 
«licitur  eptaliO  et  regu.    Noufi   tesUiintfi  cum    xiiii  ^^pptiis.    Libri 

salomonis  et  sapie.  ('atholico^  patriim.  Psaltiiiin  lua^i  pet 
Habanus  maior.  Augustinus  sup  ioliem.    Ilomolie  origcnis.  Prima 

pars  moraliuni.  Scda  (sir)  pars  moraliu.    Tcia  pars  -r-  xl-  oml. 

II 

gg.  PI».  I  (r.)  In  secunda  tjibula  q  r  .  in  .  B.  |  Breuiariü  dfiicale. 
Urcuiariu  sactualc.  v  Ksponsoria.  v- Gradualia.  Duo  passionaria. 
Ha!>anus  minor.  Harlaam  ysidor'  etbimologia%.  |  (r).  In  t" cia 

tabula  in  ^  e.  C.  |  Regula  sJi  bndieti  |  /  '7/  /.///\  ///  /////■/!/[ 
Kpb'    ibonimi    ~   aug'tini.      Kadulfus  sup   leuiticum.     Aug\   sup 

eatieu  graduum.  Vnü  ex  •mi-  euglio*.  Papias.  |  / //,'/  /,7// 7  /  | 
nibla  dni  olnonxi>s  opi  mior'.  !  Kxpositio  sup  pentatbuc".  Expo- 
sitio  iosu»*.  rogu.  Kxpositio  iezeeb.  ysa.  r  ilic.  Kxpositio 
,]tpbaru     i\    .    I    IUI.    taini.      Kple    pauli   glosatc.      Hibia    (sie) 

inaior  dui    narb»u'i    in   im.    tabu.   |    Am   oht^ren    Randei    Anno 

■I     II 

duiee  inearnatr»nis  m  «'••xi.mi-.  !  (r.)  In  qnarta  tabiila.  in 
qua  r.  I>.  I  ItTonimus  super  apoealip.sin  i  quinta  tabu.  <irdo 
Koiuanus  in  v-  tabu.  Bruno  super  pcntathuc'  in  -v-  ta- 
bula. <iregorius  sup  iexeehelem.  IVn  de  p'oopto  ot  digpenBatoS 
maiori  est.  Bn'  super  eantiea  eantieo*.  Vita  sei  t>nardi 
euin  epbs  ei'd\  Ystoria  eeliastiea  i  t'eia  tabula  C.  Kxpo- 
sitio    sup**r    apooalipsin.      Kxpositio    libri     Oenesys     in     t'cia 

'  Piesolhon  siiul  iliiroh  posporrtoii  Pniok    hezeiohnet.    —    '  Die  oiiiseluen 
T.il'ul.it»  siu'l  «luri'h  Uiulot.iitou  A  H  C  u.  s  w.  bezoicliiiet. 


Bibliotheo«  patrum  latinornin  Hiitpanien«!«.  519 

tabula.  Expositio  cxodi  Lcuitici  i  tertia  tabula,  s  isti 
mutati.    Exposit'o  nuitii  dcuteromii    i  t'cia  tabla.    I6c  sirach 

exposit'  i  V  tabula  e.  Enohiridion  iiiior\  Alityariuo  do  uitiio  ? 
uirtutibus  inior.  Amalarius  de  diuinis  oftitiis  i  t^cia  tabla  e.  P^rue/ 
(sie)  sr  ysa.  Et  Aimo  (sie)  sr  ysayä.  |  (r,)  In  supiori  7  •  v«  ta- 

bula.  in  q  e  .  K.  |  lohoo  homita  do  inßtitutiono  monoofe^  mioif . -Epie- 
pauli  bmuiter  glosate  iniof.  Eple  canonice  7  apocalip^  glosate  mior, 

Breuis  exposit'o  psalmo^  i  im  tabu.  Alius  breuior  tractatus 
psalmo^.     Summa    decreto*.     Liber  qui   dicitur   pattiius  i  •  iiii 

tabu.  Beniamin.  Ricardus  de  xii-  priarchis  i  im-  tab.  Postea 
fuerüt  isti  musti  (sie)  de  armario  claustri.  in  quatä  (sie) 
tabulam.  Vgo  de  sacramentis.  Ysaias.  daniel.  cum  xii- 
j>pfiis  glosati.  Questiones  theologie.  Lectura  ueteris 
testamenti.  ystoria  scolastica  maior.  Quedam  pars 
biblie. 

Die  eigentliche  Hs,,  durch  rothe  Initiale  ausgezeichnet,  beginnt 
f.  78  "^a  (r,)  Incipit  prologus    Gllmi    octauiensis  moch^i    in  libro 

•1-  donati  gmatici  seu  presciani  peritissimi  |  Incipientibus  artem 
gramatieam  primo  disserendum  oecurrit  quid  sit  ars  grammatiee 
(e  ea?  a)  —  Partes  autem  artis  gramatice  due  sunt  Ortographia 
—  schliesst  wie  es  scheint  f.  lOi^b  mit  Versen,  deren  letzter:  Me  reli- 
gant  iuuenes  ne  quos  incisciacerct   (sie).    Dann  folgt:   Ubi    ne- 

u 

cessitas  iiigit  (urguet?)  moris  y  ad  auxilium  recurrere  consue- 
tum  —  f.  106 ''b  Inutilitcr  peregrinatur  cui*  pfidia  debitorem 
(ahi^upt  schliessend).  Es  sind  Binefmuster  und  -Formeln,  oder  hesser 
wohl  loci  communes  für  Briefe.  Eine  Hd.  s,  XIV  hat  richtig  betitelt: 
Forma  lit'arum.'* 

p  n  16 

2«  m.  bip.  pag.    1.57  foU.    s.  XIII  in. 

Psalmencommentar  mit  Vorbemerkungen  f.  l''a,  welche  aus 
jAug,  Hier,  u.  A.  geschöpft  sind,  was  am  Rande  vermerkt  ist; 
sie  schliessen  f.  Pa  aplo*  legit  dictum  singParit  in  libro 
psa1mo%  (r,)  Incipit  liber  himnorum  uel  soliloquiorum  prophet^ 
de    cristo  |  f .  Pb  Beatus  uir  qui  non  abiit.  huic  psalmo  non  c 

3  ?robeu  bei  Ewald,  S.  261. 


520  ▼.  Hartel. 

ausus  —  f.   157 'b  (schliesst  im  Commenfar  zum  147  (f)  Pidm] 

i 

qiios  decet  lauil  d-  Oq  estis  in  estis  in  excelsis  laud  eu  ] 

p  m  1 

(ni  n  58     2^   14)  80  maior.  membr.    113  foll.    s.  XIII. 
f 

f.  P  Briefe  S.  BernardO     1.  ad  Ro^bertum  nepotem  |  Satb 
et  plus  quam  satis  sustinui  —  letzter  (122.)  f.  68^  ad  unmerri- 

i 

tatem   ciuium    tolosano«  |  In   aduentu   earissimi    fratris.  qaicqi 

i 

illis  feceritis  m  factü  reputate.  Gracia  dei  7  pax  sit  uVcii  Amen. 
f.. 69^  (von  Bibliothekar shd.  am  oberen  Rand:  Geronticon  utuide- 
tur).  Uere  mundum  quis  dubitet  mitis  stare  sco%  ho^  scilic;  quo«  i 
hoc  uolumine  uita  p'fulget?  Qui  oem  luxurie  notä  —  et  exepk 
salutis.  Explicit  ^logus  |  Quidam  sco*  senior  patrum  inter- 
rogantibus  se  monaehis  (die  einzelnen  kleinen  AbschniHe  ht 
ginnen  meist  in  dei'  Weise  tcie  der  zweite  Erat  quidä  senior  in 
liercmo)  —  f.  HS""  et  cü  ipa  mUü  pt'riti  recesserunt.  f.  113' 
m.  s,  XV:,  Hie  Über  est  petr'  q  dns  indicat  eius.  Avf  iff 
zweiten  Seite  des  Xachsetzhlattes  m.  s.  XIII j XIV:  Iste  Über  «t 
ad  usum  fratris  gabrielis  ortolani  (Cracovini  Ewald)  hordinis 
minorü  fratrum  //  /  /  /////////  (  •  •  •  metum  et  Eicald)  conuento 
maioricers  (masoricerum  Ewal<{), 


I 


p  m  4 

8»  m.  105  foU.    s.  XII  XIII. 

Ex  Bibliotheca  lo.  lac.  Chiffletii.  f.  1 '  (r.)  Incipit  de 
arca  noe  &  arca  sapienti»^  cum  arca  ecciesio  &  arca  matris  gracif 
libcr  primus.  |  Cum  sederem  *  aliquando  in  conuentu  fratrum  — 
f.  43^  schUes^it  mit  B.  ö:  per  cuncta  secula  seculo^.  ameD.} 
i  r. )  explicit  de  archa  noe.  Über  quintus.  Darnach  zwei  ZeHen 
ausradirt,  die  zweite  war  grün  und  in  grossen  Bucksfnben  gt 
schrieben.  Auf  die  ztrrite  m.  s.  XIV schw.  gesetzt:  Liber  iste  vald< 
l)onu6  et  utiiis.  |  f.  44"^  (r.  MaJ.)  Incipit  liber  nHPYOYCYGlT 
MAPYCTHP:  |  Sepe   michi^   cogitanti    düigentiusque    quantoi 

'   l>.is  Nähere  iibor  die  Briefe  und  ihre  .Vnordnun^  bei  Ewald   S.  269. 

*  Hiijro  de  s.  Victon^  de  nrci   Noe  176,  618  M.,  de  arc*  sapientiae  176,  66 
—   -  Hu^  de  s.  Victore   de   laude  chaHtatis  ?  176,  970  M. 


Bibliotbec»  patrnin  latinornm  Hispanientis.  521 

uires  suppeiunt  inquirenti  ^  —  f.  87  ^  Ä  Fige  limitem  libri :  sat 
enim  est  in  eo  complexura.  |  (r.  Maj,)  Explicit  PHPYOYCYÜH;  | 
Auf  Rasur  (wie  oben)  geschrieben:  Liber  iste  proficuus  et  sutilis 
(sie)  I  f.  88"^  (r.)  Incipiunt  capitula  in  libro  magni  aurelii  cassio- 
dori  senatoris  de  anima ;  es  folgt  der  Index  von  18  Capp,  dann 
Cum  suseepti '  operis  optato  —  f.  105^  conuersatione  traetare. 
(r,)  Explicit  liber  cassiodori  senatoris  de  anima.  Wie  oben  auf 
Rasur:  Liber  val de  laudabilis.  f.  106''  (Nachsatzblatt)  fast  gleich- 
zeitig ad  caducum  morbum.  f  in  nomine  patris  f  et  filii  f  sps 
sct  am.  de  bague  i  de  gutanj  {oder  m??).  gereon.  gramaton. 
yron. 

p  m  7 

80  m.    103  fo]l.   8.  XII. 

Commentare  alttesfamentlicher  Schriften,  7iach  einer  Hd. 
s,  XVI  Isidorus  in  Pentateuehum  und  zu  anderen  Büchern.^  f.  1' 
beginnt  abrupt:  foHa  colligunt  fici  facientes  sibi  succintoria  —  | 
f.  30  "■  incipit  Iber  (sie)  exodi  |  Quid  significatum  est  per  hoc  quod 
scribitur  post  mortem  —  |  f.  44''  beginnt  Leviticiis:  Quid  signi- 
ficatum est  per  hoc  quod  ignis  in  sacrificio,  f.  51^  Numeri, 
f.  59^  Deuteron.,  f.  67''  lesu  Naue,  f.  71^  Quid  est  quod  post 
iosue  succedunt,   f.  80*^  Ruth,   f.  81^  Reges,    f.  103  "■  per  quod 

mo 

culpa  laxatur.  explicit  huius  libri  D  •  xii  •  superque  periit  mun- 
dus  sapiens  sine  operibus  bonis.  Senex  sine  religione.  Ado- 
lescens  sine  obediencia.  Femina  sine  castitate.  Diues  sine  ueri- 
tate.  Pauper  superbus.  Rex  iniquus.  Eps  negligs.  Prb't^  sine 
doctrina.  Plebs  indisciplinata.  Xpianus  contenciosus.  Qui  se- 
minat  inter  fratres  discordias.  Finito  libro  sit  laus  a  gla  xpisto 
finis  adest  uastum  debetis  reddere  pastum  (r.)  Petrus  castren- 
sis  puer  nobilis  scripsit  digitis  libellü  prioris  scribsit  libellü. 
i  pessimü  porgamenum  (sie).  Scribsit  studiose  si  n  satis  curiose 

Ot    i \  '      ^     ^^^^ ^       ^ 

-.         '  Das  Pergament  ist  hier  atisgeschnitten. 


^  i 


^  natura  essendi  et  non  essendi  u.  dgl.  Termini  kommen  vor.  —  *  Cassiodor 
de  anima  70,   1279  M. 

<  Diese  Bemerkung  scheint  unrichtig. 


Ö22  ▼•  Hartel. 

P  DUO 

80  111.    It8  foll.    K.  XV  in. 

Isidoru^  de  summo  bonOf  drei  Bücher;  das  dritte  schlieut 
f.  118''  im  6V5.  (vorletzten)  Capitel  mit  erüpnam  *  Regnis  amittat 
i,  V  unterer  Rand  w.  ciix.  a.  XVI:  pertenescc  al  monsterio  de 
saiit  isidro  del  campo  (am  Zelleneude  al,  m,  etwas  unleserlich 
beigefügt :  de  *  x  ^  son  los  libros.  AnsHerdem  f.  1 '  zuseimal : 
Hie  liber  est  diui  ysidori. 

p  m  17 

HO  ID.  104  foll.    8.  Xll. 

f.  1*^  oben    m.   n.    XIII  ausradirt:    Istum    librum    accepit 

fratcr  pisido////  a  Qonlj/:illlll  sei  antonini  'ilHHlHH  |  f.  l''  este 
libro  es  del  cabildo  de  la  s'*  iglia  de  Palen*  qiie  Ic  embio  t 
pcdir  de  sii  lilireria  El  IH™"  don  Aliiaro  de  Mendoya  nr*o  pre- 

r 

lado  y  s  por  cediila  de  sii  mag.  sacose  en  28.  dias  del  mes  de 
Abril  de  1578.  El  dcaii  de  Palen»,  eo  otro  tomo.  f.  2'"  ufdertf 
Rand\  Bibliotbecae.  D.  Antonini  Picelesiae  Pallantinac  (r.  Mtg), 
incipit  eptameron  bi  ysidori  yspalensis  epi.  |  Istoria  ^  sacre  legis 
non  sine  aliqua  pnunciatione  futurorum  —  f.  103^  (Buch  der 
Richter,  das  letzte)  Dauid  filiiis  uiri  cufratei.  f.  104^  w.  s.  XIV 
bis  XV:  Iste  liber  co  modo  vocatur  j  uocatur  decretale  ]SLs(sic), 

Q  I  14 

Menibr.  foll.  s.  XUI.* 

^Enthält  eine  Sammhnuf  von  Auszügen  aus  Prudentius^  Clou- 
diati,  (ßrid,  Ilnratius,  Jurenal  n.  a.,  darunter  auch  Stikke  am 
den  lyriffaanitnlungtn  des  SidonivM  nnd  tassiodor.  Auf  f.  211: 
Incipit  prologus  libri  prouerbionim  Petri  Aldcfunsi  qui  appella- 
tur  eleriealis  di.sciplina.  Zuletzt  tinf  »^yammlung  vfm  Proverbien 
aus  alhn  möglichen    llVriT/i/  (Ewald,  «S.  270), 

Q  n  2 

iiiV  li     III  n  2}  20  m.    lf'>  {'AI.    «.  Xn. 

f.  -}' — 4'  bip,  pag.  ein  Ind^x  s.  XV  in.  zu  irgend  einem 
atuhrtfu   0**b.i\  f.  •>'  btginnt  #7<V  **ig*^ntlit^he  Ih.  am  oberen  Rand 

•  1>.  S»Mitent.  1.  II L  c.  »51    opp.  VI.  3*>»  . 
■  l<    iiua^»*ti.   in  u.  T    V.  2*»^. 
Vou  L'.vwo  nicht  lHf*clirieb**ii. 


Bibliotheca  patmm  latinoram  Hispanienslt.  023 

aL  m,:  Expositio  gregorii  in  ezechiele.  Die  Vorrede  zum  Capitel- 
index  beginnt:  Cum  sei  gregorii  pape  patris  pariter  et  patroni  etc. 
Dann  folgt  der  IndeXy  hierauf  die  Praefatio :  Omelias  ^  quae  ut 
in  beato  —  f.  66^  expositum  sei  gregorii  pape  de  parte  ultima 
uisionis  ezecbielis  j>pbe  [  Quia  multis  curis  prementibus  —  ad 
hereditatem  perpetuam  erudit;  sit  itaque  gla  —  amen  (scMiesst 
vor  der  Doxologie)  |  (r.)  Expliciunt  omelie  beati  gregorii  pape 
in  extrema  parte  ihezechielis  j>pbete;  Numero  decem.  |  O  oms 
qui  legeritis  scripturam  istius  libri.  orate  j)  aia  illi'  qui  scripsit 
librum  istum  et  j)  oib;  fidelib;  defuctis; 

Q  n   20 

?o  in.  hip.  pag.    140  foll.    s.  XII  ex. 

Das  Vorsetzhlatt  8.  XIII  bip.  pag,  enthält  Erklärtcngen  von 
canonischen  und  anderen  juristischen  Bestimmungen,  f.  1  *"  (r.)  in- 
cipit  expositio  beati  ambrosii  mediolanensis  epi  in  exameron  | 
Tantumne '  opinionis  assurapsisse  homines  ut  aliqui  eo*  — 
f.  66  «^a  seculorum  amen.  |  (r,)  Explicit  exameron  beati  ambrosii 
mediolanensis  episcopi  |  (r,)  Incipit  de  noe  über  primus  beati 
ambr  mediolanensis  episcopi  |  Nohe  ^  sancti  adorimur  uitam  mores 
gesta  —  f.  88  «"b  confusione  uiciorum  est.  |  (r.)  Explicit  liber 
primus  sancti  ambrosii  mediolanensis  episcopi  de  noe  et  archa 
eins  I  f.  88  ^a  (r.)  incipit  liber  epiarum  sei  leonis  pape  urbis 
rome  |  Leo  sec  romane  ecclesie  epc  /  dilectissimo  fratri  et  theo- 
dorito  episcopo  ^  |  Remeantibus  ad  nos  frati'ibus  &  consacerdoti- 
bus  nris  quos  —  |  Leo  iuuenali.'^  Acceptis  dilectionis  tue  —  | 
L.  flauiano/*  Lcctis  —  eplis  —  |  L.  ad  pulcheriam.'  Quantum 
presidii  dns  —  |  L.  ad  constantinopolitanos.^  Licet  de  bis  que 
in  concilio  —  |  L.  ad  palestinos.''  Sollicitudini  mee  quam  —  | 
ad  aquiligensem  episcopu.^^  Relatione  sei  fratris  &  —  |  ad  iulia- 
num.'^  Licet  p  nVos  quos  ab  —  [ad  theodosium.^^  Quantum 
reb;  humanis  —  |  synodo  calced.^^  Omnem  quidem  frater- 
nitatem  —  |  anatholio.^^      Diligentiam   necessarie   —  |    Leoni 

*  Greg.  hom.  in  Ezech.  I,  1174. 

^  Ambros.  Hexaemeron  Hb.  I  (I,  1).  —  ^  Ambros.  de  Noe  I,  227.  — 
3  Leonis  ep.  II,  362.  —  *  Die  Adressen  sind  auch  hier  nach  der  ab- 
gekürzten Fassung  Loewe's  angeftihrt.  —  ^  Ib.  11,403.  —  •  Ib.  II,  114. 
—  7  Ib.  U,  94.  —  8  Ib.  II,  192.  —  9  Ib.  II,  372.  —  »o  ib.  H,  30.  — 
"  Ib.  II,  13^4.  —  12  Ib.  H,  UX,   —   '3  Ib.  n^  343.  —  1*  Ib.  II,  422. 


:»?4 


T.  Harttl. 


ÄUiT.'*  Xlulto  giuulio  mens  moa  —  |  anatholioJ*  Lectis  di- 
looiionis  tue  litteris  —  |  (/<>«<// J'  Si  Hriuo  incommutabiliqac  —  | 
PiH'n^ia  kM>iHs  ad  euticlieii.*'»  Ad  iioticiam  nostram  —  |  Leo  ad 
FlauianuinJ-'  Cum  xpianissinius  i  —  |  ad  Marcianuni.**  Multt 
mihi  in  —  |  lieitgL-^  Puritatem  fidoi  xpiane  —  |  desgl.^'^  Quod 
sopissinio  ninlta  —  |  Leo  ad  Leoneni  Aiig.'^^  Promisisse  me 
niemini.  —  |  Es  fohjen  Eocct^rpfe,  auf  den  vorhergehenden  Brief 
ht'zUt^Iich^  aus  den  patres  attsgezoijen,  z,  B.  aus  Hilarius  Pictav, 

de  fide  1.  V:  IJnuni  g  hoc  imobile  (dte  Quellen  werden  in  Roth 
iuujeijrhvn).  1  L.  ad  turihiiim.'^*  Cjuani  laudabiliter  pro  catholice 
tidei  rtc.  (in  Vi  (ajtpj  \  L.  ad  OjTus  p  italiam.^'  In  consortium 
iios  nR'  —  -  I  L.  ad    ephesinam    sinodum.^*'   Religiosa  clementis- 

sinii  —  I  ad  iheosodium.*-"  Litteris  clementio  nn^  (jua«  dudum  —  | 
ad  })uleheriam.^*'  Si  epie  (jue  in  fidei  causa  —  |  desijl,^^  Gaudere 
nie  ))hirinnim  jt  —  |  L.  a<l  niareiannm  et  faustuui.^^  Deum 
auctoivni  esse  —  |  ad  teodosium.^'  Omnibus  quidcm  ure  —  | 
L.  ad  pulchcriam.''^  (laudeo  fidci  clementio  —  |  ad  faustum 
k  marcinnnm  ccteroscpK»  presbiteros.  ^"^  Causa  fidei  in  qua 
sahis  —  I  a<l  pulcheriam.^*  (juod  scniper  de  sSi  —  |  ad  ana- 
toliiim.'**'  (laudemus  in  dm»  k  in  dono  —  i  a(J  marcianum.'***  Quam- 
uis  per  constantinopolitanos  —  |  destjL^'  ^lultam  michi  tiduciam 
seribendi  —  |  L.  ad  anatholium. '•*  Licet  spcrcm  dilectionem  — | 
ad  marcianum.**^  Poposceram  quidem  a  -  |  ad  sinodum  calce- 
donensem.*"  Optaveram  (piidem  dih^ctissimi  —  |  ad  marcianum.** 
Magno  munere  miscdie  —  |  ad  anatholium.^*-  Manifestato  sicut 
optauimus  —  \  ad  cjms  per  siciHamJ'*  Diuinis  p'ceptis  7  — | 
L.  ad  uniuersos  episcopo8.**  Vt  nobis  gratulationem  —  |  ad 
ianuarium.**'  Lectis  fraternitatis  tue  —  |  ad  rustieum.***  Eplas 
fraternitatis  —  |  a<l  anastasium.*'  Quant^i  fratcrnitati  tue  a 
beatissimi  —   1   ad  nicetamJ''    Kegressus    ail    nos    filius  —  |  ad 

»•■  Ih.   II,  44s.  «•■  Ib.   II,  ^l'li^.  '■  Ib.  II.  31)7.     -     «'  Ib.  II,  90.  - 

'^  ib   II,  \n.       2«.  Ib.  II,  :{r,o.  —  21  Ib.  II,  ;u»i.  —  «  ib.  11,  393.  - 

'■■'  II».  II,  457.  -  =*  Ib.  II,  \\1  (--  Mamllini  iia|Mio  eii.  7,  lU8ö  M.). - 
=■  Ib.  II,  33.  —  »  Ib.  II,  141).  _  -1'  Ib.  II,  178.  —  w  Ib.  II,  183.  - 
»  \h.  11.  222.  —  *•  Ib.  11,  147V  —  '«  Ib.  II,  232.  —  '2  Ib.  II,  496.  - 
^  Ib.  II.  234.  -  "  Ib.  II,  244.  —  **  Ib.  II,  246.  —  ^  Ib.  II,  250.  - 
■  Ib.  II,  2.V2.  •'  Ib.  II.  i».»!:,.  -   3^'  Ib.   II,  266.  —  <n  Ib.   11,262.- 

"  Ib.  II,  307.  «2  Ib.  II,  317.    -    *»  Ib.  II,  76.    —   **  Ib.  II,  21.  - 

<^  ep.  II,  60.    -    *«  Ib.  II,   II.    —    4T  Ib.  II,  4t).    _    w  Ib.  II,  443.  - 


BilillotliM*  patram  latinoriiin  Hispaniensis.  52o 

iffiicanos.^^  Cum  de  ordinationibus  sacerdotü  —  |  schliesst  abi^pt 
f.  140^b  pdicandum  ieiunantes  a  oranteä  im. 

Q  n  22 

(III  n  2)  80  m.  min.  90  foll. 

Au8  der  Bibliothek  des  Jo,  Jac.  C/iiffletiuSy  bestehend  aus 
«ei  Handschriften.  1.  s.  XII  bip.  pag,  /.  1 — 50.  f.  V  Blatt- 
ßSUel  s.  XII/XIII  (Wetterprophezeiungen),  f.  Pa  (r.)  hesdras 
fpha.  I  Si  prima  feria  fuerint  kl  ianuarii  hiems  bona  erit  et 
ner  uentOBUS  —  f.  l*"b  et  case  cremabunt.  |  Es  folgen  Recepfe 
f.  l'b  Ad  scabiem  delendam.  Sume  sulfur.  Ad  lippitudinem 
oculorum.  Stercora  porcorum.  Ad  flegma.  Sume  —  |  Dami  das 
iadimer  Concil  vom  J,  817,  f.  l^a  (r.  Maj.)  in  nomine  dei 
wmmi  incipit  prologus.  |  Cum  in  nomine  sce  a  indiuidui^  trini- 
tatis  xpianissimus  —  f.  2''b  Capitelindex  vor  dem  Werk,  welches 
wuhüebersdir.  m.  s.  XVI ist:  Concilium  Aquisgranense  primum; 
«  ichliesst  f.  50 ''a  coopitulante  peruenire  mereantui\  linit.  | 
^(mmiderer  Hd.  f.  50*b  angefügt:  ()nte  omia  fi^  kini  diligatur 
&  Deinde  j)xim'    quia    ista  —  habitetis  in  domo  et  cetera. 

2.  51  —  SM.  s.  XII  nicht  bip,    f.  öl""  (r.J  Incipiunt  ser- 

mones  facti  epi  ad  monachos.  Ad  locum  ^  hunc  kiTii  non  ad 
quietem  —  |  f.  53'  item  sermo  eiusde  ad  monachos  |  Instruit^ 
DOS  atque  hortatur  —  f.  56^  Ite  alius  sermo.  Quod  sup- 
plente^  *  quodammodo  —  |  f.  58*  Sermo  s^  augustini  de 
psecatione  xpiani.   Frequenter^  diximus  fr's  kmii  qd  semp  — 

«.  60'    Augustinus   de    obedientia.   |  Nichil  ^    dö    sie  placet  q 

]&  obedientia.  Cain  maledictus  —  |  f.  62'  Incipit  sermo  s  mar- 
ttrii  (ricj  ad  monachos.  Seimus  ^  quidem  spital  milicio  —  |  f.  65' 

Item  sermo   eiusdem  «u-     |  frs  kini  ob   hoc'  ad  scm  j>positü 

conuenimus  —    |    f.  66'   Item    sermo   eiusdem   -m*    \  Videte'* 

•Ib.  n,  1. 

'  Fiorti  Rheg.  sermo  1, 68,  869  M.  —  2  Eucherii  hom.  50,  836  M.  (=  Fausti 

^eg.  hom.  68,  883  M.).  —    '  Fausti  Rheg.  sermo  58,   872  M.  (=  Cae- 

■*rii  Arel.  hom.  67,  1069  M.).  —  *  Sermo  23  ad  fr.  in  eremo  (Aug.  VI, 

1273).  —  5  Sermo  incerti  auctoris  (Aug.  VI,  1221)   —  ^  Euclierii  liom. 

^»  844  M.  (=  Caesarii  Arel.   hom.   67,  1062   et   1088  M.).    —    7  ?    — 

*fi«cherii   hom.  60,   855  M.  (=  Caesarii   Arel.  hom.  67,  1067  M.  et  67, 
^"Ö9   M.). 


526  ▼.  Hartel. 

uocationem  uf am  frs  kmi.  Venire  quidem  —  f.  67 '  Item  %' 
eiusdem.  •  iiif  •  |  Scs  ac  uene^bil  ^  pr  ur  religiosa  —  |  f.  70'  Sen- 
tentia  paulini  ad  monachos  de  penitentia  |  Detur  ^^  penitentia 
sciari  ciii'  adhiic  ceruix  —  |  f.  70^  incipiunt  sentl^  de  opus- 
culis  sei  ieronimi.  Alii^'  festinant  ad  e^lestia  t  supna  - 
f.  75^  impudicitia.  (r.)  sententia  nouati  catholici  de  humilitate 
7  obedientia  7  calcanda  supbia.  |  Seciaribj^^  ^lit  in  eccüa  lo- 
quimur  alit  uobis  —  f.  77^  augustin'  de  bono  diseipline  |  Multi'' 

i 

sunt  qui  san(j  doctrino  —  f.  81^  Aug  de  eo  qd  scptü  e  bonitate 
7  disciplinam  Inter^^  cet'a  quibus   beat'  dauid  —  |  f.  85''  Indp 

sermo  sancti  macharii  ad  monachos  |  ffs  mei  **  qnqm  7  noticiam 
scripturarü  —  f.  90'  sclorum  amen.  Explicit  sermo  sancti 
macharii  ad  monachos.  |  Hierauf  von  a.  H.  ein  Kirchenlied  fiä 
Noten :  Regnum  mundi  et  omne  —  mea  regi.  Quem  |  hoc  re- 
sponsum  cantatü  fuit  ad  benedictionem  monachorum  p^orregiL 

Q  n  24 

m.  20  min.  (oder  hoch  40)  257  foll.  s.  Vm  oder  IX. > 

f.  1 ''  oberer  Rand  m,  s,  XVI:  De  la  yglesia  de  salamanca. 
Die  Hs,  hat  am  unteren  Rande  durch  Wasser  sehr  gelitten,  Äe 
Quaiernionenhezeichnung  ( bis  xxxii  gehend,  auf  dem  untern  Ranli 
der  1.  Seite  jedes  Quatemio)  stammt  aus  späterer  2kii,  äw 
s,  Xlll.  Anfang  und  Ende  abrupt,  f.  1 '  Schhiss  eines  Notair» 
Laierculus  (q  —  t)  und  ein  zweiter  vollständiger,  welcher  sdJM 
f.  3''c  v5  CL  uiri  clarissimi.  finit  |  f.  3*  Braxdio- Briefe,  (r.)  h 
xpo  dno  et  dilectissimo  filio  braulioni  arcediacono  isidoroß  | 
Dum  2  amici  litteras  knie  fili  suscipis  eas  pro  — .  |  Isidor  an  B? 
Quia  non  ualeo  te  l/j//  perfrui  /////  oculis  camis  — .  |  det^l^ 
Omni  desiderio  desidcrabili  — .  |  Braulio  an  Isidor.^  0  pfe 
domne   et   uirorum  — .  |    f.  4^^   /.  an  Ä^*    Quia   te   incolomem 


9  ?  —  10  Fausti  Rheg.  sermo  58,  875  M.  —  '*  Ad  monachos  sermo  (Hier. 
XI,  364).  —  «2  Nouati  Cath.  sent.  de  hum.  18,  67  M.  —  "  ValeriH» 
Cymel.  sermo  (Aug.  VI,  1219).  —  »<  Maxim.  Taur.  hom.  p.  363  =  Aug.? 
sermo  55  (V,  1849).  —   »s  ? 

«  Exempl.  tab.  VIII  bietet  ein  Facsimile  von  f.  73'  enthaltend  Isid.  Etym- 
VI  c.  8,  13—11,  1  (opp.  III,  255,  14— 257fin.);  vgl.  Ewald,  S.  272. -^ 
2  Braulionis  ep.  80,  649  M.  (=  Isid.  ep.   VI,  561).  —  3  Isid.  ep.  VI,  &ß^ 
(=  80,  649  M).  —  4  Isid.  pp.  VI,  574.   —   '->  Braul.  ep.  80,  650  M.    -^ 
*^  Isid.  ep.  VI,  575  (=  80,  651  M.). 


Bibliothec»  patram  latinomm  Hispaniensis.  uT^l 

cognoui  — .  I  Ä  an  /."  Holet  repleri  letitia  — .  f.  6''  L  an  B.^ 
Tue    scitatis   epistole   me  in  urbe  —  et  egregie  frr  |  (r,,  gelbe 

und  gr.  Maj.)  ysidorus  uir  egregius  spalensis  eclesie-  epscps 
leandri  episcopi  successor  et  germanus  |  (Min.)  Floruit  a  tepore 
mauricii  impcratoris  et  reccaredi  —  f.  T*"  et  copiosis  operibus 
caritatis.  am  finit  |  (r.  und  gr.  verziei'te  Maj.)  capitula  libri 
ethimologiarum  ut  ualeas  que  requiris  cito  in  hoc  corpore 
inuenire  hec  tibi  lector  pagina  monstrat  de  quibus  rebus  in 
libris  singulis  conditor  huius  codicis  disputauit  id  est  |  (gelb) 
in   libro    prirao  |   (schio.)     De    grammatica    et    partibus    eins. 

II  De  retorica  et  dialectica  —  f.  7^  siue  de  instrumentis  equo- 

rum    I    (V.,   gr.    und    gelb   verzierte  Maj.)    in    nme    dni   incipit 

Über    ethimologiarü    beatissimi   ysidori    eclesie   spalensis   sedis 

epscpi  prefatio  totius  libri  dnb  mö  et  di  seruo  braulioni  ^pö 
ysidorus  |  En  tibi®  —  malorum.  Dann  folgert  die  Capp.  von 
Buch  1  und  dieses  selbst  mit  häufigen  arabischen  Randnoten. 
Zwischen  f.  37  wid  38  sind  4  Blätter  ausgeschnitten,  f.  68^  am 
Ende  des  Capitels  de  temporibus  nach  dem  gewöhnlichen  Schlüsse 
deo  soli  est  cognitü  steht  folgender  Zusatz  von  gleicher  Hd.  wie  das 
übrige :  Inuenimus  collectam  esse  hanc  coronicam  sub  era  dcLXvi 
sicut  et  in  alia  huius  doctoris  quam  prius  edidit  repperimus 
cronica  per  quam  et  hanc  legimus  eram.  Dcinde  asequenti 
era  dcLxvii  usque  in  hanc  presentem  eram  q  est  dccLxxi  creberunt 
(am  Rande  m.  s.  XVI:  Antiquitas  huius  libri  est  dccxxxviii  anno^ 
Do.)  I  f.  68^  afi  cxvi  q  additi  ad  superiorem  huius  cronice 
summam  faciunt  simul  oms  anos  ab  exordio  mundi  usque  in 
hanc  prefatam  dccLXXxi  eram  vdccccxlu  (sie),  bis  itaque  ita  diestis 
fatemur  denique  difficilc   posse    quemquam   hominem  annorum 

ßummam  post  etiam  tepe  incarnationis  iam  dni  pretermissa 
quoque  era  ucritatis  indice  per  reges  &  principes  conputare  et 
in   errore   minime   incurrere.    Proinde   ergo    necesse  qppe   est 

scdm  morem  prorsus  eram  illam  partire  que  suo  reppererit 
tempore  incurrere.  et  quod  partiendo  inuenerit  hoc  qppe  faciat 
ad  ere  maiore   adicere.    que  ab   adam  usque  ad  xpm  noscitur 


"  Braul.  ep.  80,  651  M.  (=  Is.  opp.  VI,  576).  —  »  Is.  ep.  VI,  580  (=  80, 
654  M.).   —  ö  Isid.  Etym.  III,   1  (=  Braul.  ep.  80,  664  M.). 


V.  Hartel. 

})oiTurroro.  tuiu'  suir.  probabitiir  quisque  se  scilicet  ad  ueritatiB 
potiuH  tniinito  ponienisse.  ^^ 

i\ovh  B,  X  f.  137M)  Über  ethimologiarum  partis  scda  | 
I^it»  Ivtzh'  Jhich  HchJiesst  ohne  suhscnjUio  W  2bl''  ignis  ardore 
siorotur.  Ihn  auf  in  r.  und  gr.  Maj.  incipit  //////  /  (8  litt.) 
Hb  lubi  iis(jiu»  ml  xjiTii  |  Adam  primiis  Homo  dei  imagiDem 
laiMiis  oiuu  —  Niuh  21  Zeilen  bricht  der  Text  mit  dieser  Seite 
<»'>.  (In  dit'  Hs.  verstümmelt  ist, 

Q  n  26 

so  min.  m.  bip.  paf;.  128  foll.  b.  IX  in  wentg.  Schrift. 

f.  U  )w.  i*.  A'IV:  Del  colcgio  de  san  »aluador  de  la  yglesU 
de  oiiiedo  dt^  salam'**  f.  V  ein  Lnhijrinth,  besagend:  adefoxsi 
fiUNciPis  LiitiuiM    %vie   auch   oban   eine   modej^ne    (des  Palomaresf) 

Hand  in    rofh    bemerkt   hat.     f.  Vn    Ha,    (Maj,)   In    ne    diii  in- 

eipiunt  capitula  de  libro  sententiarum  domiii  ysidori  spaleosis 
epsi'pi.  yiiod  ds  KÜmu«  et  iiieonnnutabilis  nit.  Es  folgt  der 
Capitel index  der  drei  BUcher  —  f.  ;J^a   lxm  De  exitu  |  KXPLiauiiT 

eAiMTHLK.  f.  3*b  (r,  Maj.)  incipit  liber  sententiarü.  i  |  Qaod 
drt  Hummus  et  inconimutabiliH  sit  |  Süniii  bonü  *  dn  est  —  f.  128'b 

})atrimoniuni  enim  retenituni  perit.  f.  17 — 24  f=  Quat.  2)  sind 
vor  f.  9— 1()  (=  Qnat.  3)  zu  stellen.  Die  Qiuite^mioneu  (2  B, 
ni — Hl)  laufen  aonst  regv.l recht  bin  xvi. 

Q  m  5 

(III  II    18    )»:>.  a:l)   »o  nUiur.    m.  101  foll.  s.  XII. 

f.  1'  (r.)  In  hoc  libro  insunt  tractjitus  8ci  gregorii  nazan- 
zeni  id  est  apologeticu»  liber  i-  |  (schw.)  De  epiphaniis  etc.  Et 
folgt  der  Indea.*  der  acht  Bücher,  (r,)  Incipit  pfatio  in  apolo- 
gctico  gregorii   |   Proticiscenti   niiehi    ex   iirbe  f.    l'^  ^pbato. 

f.  2*^  (r.)  Kxplicit  ,|>logus  gregorii  nazanzeni.  Incipit  eiusdem 
liber  i-  apologeticu».  in  latinum  ex  greco  translatu».  |  Victus 
sum  et  fateor  —  f.  79^  et    fide  j)babili.    Tibi  gla  et  potestas« 

*"  Jst  dioHO  Notiz  zum  orstoii  Mnlo  in  tliosom  Codex  boig^fff^  so  ii«t  er 
von  733  |).  Chr.  rcsp.  743.  Sic  kann  aber  auch  aus  einer  früheren  Hs. 
c'opirt  8oin^    Loewo.     Ewald    liält    das   Jahr    733    nicht   für   unglaublich 

.'S.  273  N.). 

'  I*iil.  St'ntfMitiaruni  I.  I.   VI,  115. 


Bibliothec«  patrnin  latinornm  Hispaniensia.  529 


in  scla  sclo*  amen.  |  (r,  Maj.)  explicit  Über  vni-  gregorii  epi 
f.  80 •■  (r,  Maj,)  ineipit  Über  magni  aureÜi  cassiodori  senatoris 
de  anima.  |  Incipiunt  capitula.  Quid  amici  —  xvii  Oratio.  Ex- 
püciunt  capla  |  Cum  iam^  suseepti  opis  optato  fine  —  f.  101^ 
conuersatione  tractare  ; ; ;  ExpÜc  |  fr.  Maj\)  expüc  Über  magni 
aureÜi  cassiodori  senatoris  de  anima.  (schw,  Maj,)  Pax  legenti. 
vita  credenti.  salus  scribenti. 

Q  m  8 

(HI  n  ßl    21,  16)  20  min.  m.  bip.  pag.    396  foU.  und  4  Vorsetzbl.   s.  Xni. 

Vorsetzblatt:  f.  1  und  2*"a  alphabetischer  Index  zu  Isidor 
de  summo  bono  von  einer  Hand  s,  XIII.  f.  3^  Index  der  Hs. 
m.  s,  XIII  Die  eigentliche  Hs.  enthält  die  Schriften  Anseimus  von 
Canterbury.  f.  Pa  Monologion,  f.  13^a  Prosologion,  f.  15 ^b  Contra 
insipientem,  f.  18  ""a  De  ueritate,  f.  22^a  De  übero  arbitrio,  f,  25'b 
De  conconcordia  (»ic)  überi  arbitrii  et  gfe,  f.  32^a  De  casu  diabü, 
f.  39'^a  Epla  de  sacramentis^  f.  41^a  Cum  deus  homo,  f.  54 ^a  De 
conceptu  uirginaü,  f.  ßO'^b  De  processione  spc  sei,  f.  67  ^b  De 
incamacione  u'bi  (an  Papst  Urban),  f.  71^b  De  azimo,  f.  73  ^a  De 
simiütudinibus.  Dann  folgen  lohannis  presbiteri  Damasceni  vier 
Bücher,  f.  93 'a  Deum  nemo  uidit  —  salutari  tuo  amen.  f.  127''a 
Dionisii  De  celesti  ierarchia  (Hunc  Übrum  — ),  f.  135^a  De 
ecclesiastica  ierarchia  (Quia  quidem  — ),  f.  139^b  De  diuina 
(Canta  — ),  f.  158  ^b  De  mystica  Theologia  (Trinitas  — ), 
hierauf  Briefe  des  Dionysius,  \  f.  165^a  Boetius  de  trinitate.  In- 
uestigatum  ^  diutissime    — ,  femer  laut  Index   de   epdomadibus, 

f.  Ißß'^a  Quero  an,  f.  167 ""b  de  breui  Dplexione  fidi  xane,  f.  168^a 
de  duabus  naturis  et  una  psona  xpi  (Adiuque  sustinui  — ), 
f.  172''a  De  spiritu  et  anima  (Qm  dem  ^  e  michi  ut  — ),  f.  182 ^a 
Isidorus  de  summo  bono  (Summum  ^  bonum  deus  — ),  f.  210^b 
Ricardus  de  trinitate  (lustus*  ms  ex  fide  — ),  f.  241 'a  Augustinus 
de  trinitate  (Lecturus-^  hec  — ),  f.  315''a  Augustinus  über  lxxxihi 
questionum  (üerum  anima ^  — ),  f.  341  ^a  A.  Enchiridion  Lau- 
rencio  scribens',    f.    359 'a  A.  de   übero   arbitrio   (Die   mihi^ 


1  Cassiod.  de  anima  70,  1279  M. 

*  Boetius  de  trin.  prooem.  64,  1247  M.  —  '  August,  de  spir.  et  an.  VI,  779. 
—  3  Isid.  Sentent.  1.  I.  VI,  115.  —  *  Rieh,  de  trin.  196,  887.  M.  — 
^*  Aug.  de  trin.  VIII,  819.  —  "  Aug.  de  diu.  quaest.  VI,  11.  —  '  Aug. 
enchiridion   VI,   2.31.    —    ^  Aug.  de  libero  arbitrio  I,  1221. 

Sitznn^ber.  d.  phil.-hist  Gl.  CXI.  Bd.  I.  Hft.  34 


530 


V.  Hartel. 


queso  — ),  f.  383'^a  A.  de  uera  religione  (Cü  omis^  — ),  f.  3%^b 
8clo%  amen  |  Explicit  libcr  Augustini  de  uera  religione.  Dann  w. 
&•.  XIV  wie  es  scheint:  Sermo  b'ti  bn  abb^tis  de  laudibus  b1i 
ioh'anis  bb'te  i  ()odie  ^  dileciissimi  dies  illux  —  «o/iJwwf  oinif* 
f.  39G*b  anglo*  exuitur 

Q  m  9 

80  mai.  m.    128  foll.    cod.  misc.    s.  XIL  XIII.  ans  Frankreich. 

f.  1  ^  (Schmutzblatt) :  Le  diemenche  quinzieme  iour  du  m» 
de  mars  lan  mil  quatre  cens  trente  et  huit  auquel  diemencbe 
estoit  la  mie  caresche  fit  vne  tres  grande  et  meruoilleuse  eslufe 
et  touneurre  a  höre  de  trois  hores  apres  midy,  et  fut  mout  trti 
grand  bex  tonerre  que  cestoit  grant  meruoille  de  le  oyr  «* 
grant  paoir  fit  a  maintes  gens. 

1.  f.  2—7  8°  oblong,  s,  XIIJXIIL  Queritur  an  bis  loc  «- 
bus.  ds  factus  est  homo.  filius  di  (eine  Untersuchung  über  & 
Bedeutung  von  deus  factus  est  homo)  —  f.  4^  sit  filius  ^7 
scd'  qd^  hÖ  ^  fili'  di.  Mitten  in  diesem  Theile  ein  Brief  f. 4' 
Alexander  epc  seruus  seruo*  di  •  W  •  remsi  archiepo  et  apficf 

c 

sedis  legato.  sal  et  aplcä  Vn.^  Cum  x  perfectus  —  subsiste*; 
Da^t.  Veste   ^  -xii-  )(.  mar.  f.  4^  ist  zum  grössten  Theile  llafi.\\ 

f.  5^  9*  Salutem.  Cum  uque  solliciti  esse  iubeamus  seruareuB-j 
tatem  spc  in  uinculo  pacis  (Auseinandersetzungen  ühef*  assumpÄ] 
homo  ds  est  etc)  —  f.  6^  passione  et   nemo   aseendit  in  celiAj 

n.  q.  des.  de  c.  fi.  h.  q.  --    i    c-  7  eef;  |  V/^  Seite  leer,    t»^ 
Si  opere  '^  precium   censes    o  Eugeni  pcurrat  nunc  consider 
^  Ex  Hbro  V  •  sei  Bernardi  abbis  de  consideratione  multa  ui»'] 
quo  —  f.  T""   q  j)diit  ex  radice  |  f.  7^  leer. 

2.  «^^  mai.  s.  XII  ex. 

f.  S*"  oberer  Ed.  m.  s.  XVI:  Ex  Bibliotheca  Jo.  Jac. 
fletij  I  (r.)  Incipit  liber  primus  sei  ambrosii  epi  de  offieiis  |  Ä 
arrogans  ^  uideri  arbitror.  si  inter  fiUos  etc.  B.  2  beginnt  f.  88*tl 
B.  S  f.  54^'  —  f.  70''  instinictionis  conferat  (r.)  Explicit  Ul 
sancti  ambrosii  epi  de  offieiis.  Es  folgen  von  anderer  Hd.  s.  XB 
nx.  Auszuge  aus  Kabanus  Maurus  zu  Machab.  HI,  24.  I,  14.  n,S 

5  Aug.  do  uera  relig.  ITI,  121.  —  ^  Bernardi  opp.  184,  991  M. 

'  Jaffc.  84(>7.  —  2  Rornard.  de  cousid.   1S8,  799  c.  —  3  Ambro.s.  de  offid 
ministrorum  II,   1. 


Bibliolheca  patram  latinorum  Hitpanientis.  531 

3.  Glückes  Format  wie  2.  Wohl  in  Spanien  geschrieben, 
8,  XII 

f.  7P  (r.)  incipiunt  mirac^a  bene  et  grose  semp  uirginis 
marie  |  Incipit  j>log'  hildefonsi  ^  epi  |  Ad  omnipotentis  dei  laudem 
cum  sepe  etc.  Das  Werk  beginnt:  Fuit  in  toletana  urbe  qui- 
dain  archieps  qui  —  f.  119'  expauit  et  uitam  suam  de  reliquo 

i 

emendare  curauit  |  (r.)  Incipit  passio  sce  margarite  uginis  et 
inns  I  Post  resurrectionem  dni  nri  itu  xpi  et  gloriosam  —  f.  127' 
in  scl'a  scPo*  amen  |  Gebet  ohne  TJeberschrift :  Summe  summi  tu 
pris  unice  mundi  faber  et  rector  fabrice  pietatis  respector  deice 
pecc^ores  afflictos  respice.  Pie  pater.  Summa  summi  —  f.  128^ 
In  eternum.  am.  am.  am. 

Q  m  10 

8o  m.   127  foll.   s.  XU.  Wohl  in  Spanien  geschrieben. 


Die    Hs.    zeichnet   sich   dwrch  feingezeichnete   Initialen   aus, 

'i  ? 

f.  1^  von  einer  Hd.  s,  XV:  //  tres  florjd  or  darago,  sonst  her 
bis  auf  den  Schluss  einer  Urkunde  vom  Jahre  1374  und  ein 
geistlichem  Lied  mit  Noten:  ()enedicta  semper  sca  sit  trinitas 
deitas  etc,    f.  2'  enthält  ein    Gebet  Agnus  Dei.   fons   indeficiens 

—  claritatis.    Dona  not.  pa. 

f.  3"*   (r.  verschnörkelte  Maj,)  incipiunt  libri  dialogorum  sei 

or 

gregorii  pape  urbis  rome  numero  ini  de  miraculis  scorü  patrum 
italicoinim.  Es  folgen  die  Capitel  von  B,  Ij  dieses  selbst 
beginnt :  Quadam  *  die  nimiis  quorundam  etc.  B.  2  beginnt 
f.  24',  B.  S  f.  49',  B.  4  f.  84^  (f.  85'  steht  als  Blattfüllung  nach 
dsm  Capitelindex  zu  Buch  4  von  anderer  Hd.  s.  XII:"^  lero- 
nimus  contra  heluidium.  Maria  mater  dni  nri  ifiu  xpi  abuit 
duas  sorores  (12^12  Zeilen)  —  emerunt  aromata.  &  cetera). 
Kurz  vor  Schluss  der  Dialoge  wechselt  f.  118'  Tinte  undHdS.  119  »^ 
ipi  facti  hostia  fuerimus.  Explicit  üb  dialogo^  gregorii  quartus 
Deo  graS.  am.  |  f.  119'  s.  XII  Kirchenlied  mit  Noten;  s. 
XIV:  In  festo  sancti  martini.  Precelsa  dies  adest  ac  ueneranda 

—  f.  120'"  dicamus  tibi  gloria  am.  |  f.  120'  von  anderer  H.  s.  XII 
ex.:  Virgo  diii  qui  globum  igneü  —  inferiora  monstrauit  |  f.  122*^ 
(andere  Hs.  s,  XIV / XV  in.  m,  Incipit   uita  b*te    castissime  uir- 

<  Vgl.  SS.  PP.  Toletan.  opp.  I,  praef.  p.  XXVI. 

»  Greg.  ep.  XIII,  41  (U,  1240).  —  2  Ans  Hier.  II,  205  sq. 

34» 


532  T.  Harttl. 

ginis)  Ouit*^  in  alcxandria  ciuitate  uir  magnificus  —  f.  126'  8clo% 
ame.  cxplicit  vita  eius  |  In  collacione  theone  iohannis  |  Decim* 
siquidcm  precepto  dni  vsibiis   leuitarum    —   addat  ad  debita  | 

interrogat  Quäf  nna  eor%  q  catczizandi  ab  acolito  —  f.  127' 
manet  ot  ego  in  eiim  |  f.  127^  Interrug  |  Die  mihi  j>  quid  es  ptr 
b*ndictu8.  Rp.  adanüciandum  —  et   impii  suppliciam  etemam. 

Q  ini6 

(t8.  16)  80  maior.   m.    115  foll.    n.  XT. 

f.  1'  Index  m.  «.  XV.  f.  2'  ()um  splendidisaime  *  santimonie 
tue  sublime  —  |  f.  13^  Mansuetus  an  CofiMtantintis  tmperator, 
nach  fler  Adresse:  Si  apicem^  imperialis  fastigii  —  f.  Iti'  Pro- 
fi temur'  nos  credere  indiuisibile  seam  trinitatem  —  f.  18' Com- 
raonitorium  palladii  |  mens  tua*  que  et  discere  —  f.  21'  Ale- 
xander'^  impator  cum  non  sufBceret  ei  macedonie  —  f.  32' 
^"^uoniam  superiori  loco  sermonem  aliquem  eontexuimiifl  facilio- 
rem  reicht  nur  hü  Schiusa  der  Seite,  irelche  sehliesgt  qua  die 
autem  comederet  morte  |  Die  fohjende  Seite  ist  leer.  f.  36' 
Apolopam''  proph*e  dauid  presenti  arripuimus  stilo  scribere  — 
f.  46^  Explieit  apologia  d"d  sup  psalmo.  miserere  mei  deos 
a  beatissimo  ambrosio  mediolanensis  ecclesie  archiepiseopo  editft. 
f.  3<>^  expositio  eiusdem  psalmi  miserere  ab  eodem  composita  | 
Miserere  mei  inquit  domine  —  f.  58*  Explieit  Über  sancti  Am- 
brosii  Mediolane  sedis  antistitis  de  peniteneia  cum  expositione 
p>almi.  Miserere  mei  deus.  f.  W'  Ambrosius  de  Vocatione 
omnium  geneium  \  mter  defensores "  liberi  — .  Buch  2  schliesst 
{.  110-  iustitia  refutare.  Es  fofgt  ein  Stück  aus  Josephus  Antiq», 
K  I^.  Ftuit  autem  isdem  temporibus  ihesus  — .  f.  111'  Quod 
sequinir  ex  passione  sco%  petri  et  ])auli  aplo*  descripta  a  tto 
raaroello  discipulo  beati  iM?tri  apK  et  a  codicibus  antiquissimis 
urbis  rome  autenticis  infra  scripta  habetur  cpla  quam  ego  co«- 
raas  olectus  goninden  postea  vicen  epus  lestor  probasse  et  co- 
piasse   a  libris   antiquissimis    monasterii    sancti   laurencii    extra 

^  Vita  S.  Eaphn>*yiiae  78.  W3  M.:  T|rl.  Hä.  I III,  13  1  160'.  —  «  Caanan 
Conl.  X3LL  cap.  3. 

*  Anonymi  ep.  in  Pro<peri  opp.  p.  933.  —  *  Dunuuii  ep.  87.  1261  M.  — 
An-^DTmi    f»xiN^.    ädei    13.  dSlM.   —   *?    —    '?   —   •  Ambnm.  apoL 
Pnvi.i  I.  1^7^.  —  '  De  nfX'atione  omninm   ^ntinm  Procpm  Aquit.  opp. 
p    ^47 


Bibliothecft  pfttram  latinorain    HispanieiiBis.  533 

muros  vrbis  rome  cuius  administracionem  gerebam  aucte  domini 
calisti  papc  •  3  •  anno  a  nat  dni  m  cccc  l  |  Interrogatus  a  nerone 
Petrus  quis  est  xpus  Petrus  respondit  —  f.  112'  nö  te  fallo 
bone  imperator  |  f.  112^  Sanetus  ignacius  epus  anthiocenus  rar 
gloriosus  beate  Marie  virginis  et  beato  iohanni  euengeliste  (sie)  de- 
uotas  scripsit  epistolas  £t  ab  eisdem  responsinas  (sie)  non  minus 
gloriosas  accepit  que  seriatim  hie  inferius  subscribuntur  |  Iohanni 
sancto  seniori  su'  ignacius  et  qui  cum  eo  sunt  fratres.  de  tua^ 
mora  dolemus  —  f.  113'  Ignatitts  an  Johannes  Evang.  Si  lici- 
tum^  est  michi  apud  te  ad  i^osolime  ptes  volo  ascendere  — 
f.  113'  Ign.  an  Maria.  Me  neophitum^®  iohannisque  —  Maria 
an  loh.  De  ifiu^^  q  a  iohanne  audisti  —  f.  114'  (ohne  lieber- 
Schrift)  Legitur  in  legenda  beati  dionisii  martiris  gloriosique 
cum  paulus  —  ib.  Miraculum  beate  marie  de  scto  dionisio  ario- 
pagita.  Legitur  in  libris  greco^  q  beatus  dionisius  ariopagica 
(sie)  de  quo  habetur  —  f.  115'  et  q  viderat  retulit.  f.  115'  ffigura 
domini  nri  ihu  xpi  p  abagua^  rege  edisse  descripta  et  romano 
imperatori  missa  |  Aparuit  temporibus  temporibus  nris    Et  ad- 

huc  e  homo  magne  —  f.  115^  fillios  hominum  vris  serenitatibus 
notiffico  hec  in  analibus  romano^  Dpta  sunt. 

Q  inie 

80    m.    155  foll.   ■.  XIII.    Id  Spanien  geschrieben. 

Isidorus  de  summo  bono.'  Titelüberschrift  in  roth:  Incipit 
Über  sentencia*  bt'i  ysidori  cpi  et  uocatur  summum  bonum. 
JE»  schliesst  abrupt  im  3.  Buche  (im  158.  Capitel) :  Non  solum  ^ 
autem  qui  esurienti  et  nudo  bniicium  largitatis  ipendit.  ui  si 
quid  aliud  idige 

Q  m  18 

(III  11  2    lo:  36)  80  mai.  m.    178  foll.   e.  XIV.* 

f.  1'  (r.)  Magni  aurelii  cassiodori  senatoris  uiri  cHssimi 
et  illustris  exqstoris  palatii  ex3sulis  ordinarii.  Liber  primus 
incipit  I  Cum  disertorum -^  gram  —  schliesst  f.  164^  pucniat  muni- 
ficentia  principalis.     (7*.)  magni  aurelii  cassiodori  senatoris  uiri 

8  SS.  PP.  rec   Cotelerius  ed.   Clericus  Antverpiae  1698  II,  126.   —  9  Ib. 

127.  —  10  Ib.   -  1»  Ib. 
»  Is.  Sentent.  1.  UI,  c.  60,  §.  12  (opp.  VI,  367). 
»  saec.  XIII  nach  Ewald,  S.  274.  —  2  Cassiod.  Variarum  praef.  69,601  M.; 

über  dereu  Eintheilung  vgl.  Ewald  a.  a.  O. 


iiS4  ▼.  Hftrtel. 

olaris^imi  et  illiistriä  cxq.storis  palatii  cxDsulis  ordinarü  exma- 
gistri  offitii  ppositi  offitiov  atq;  patricii  lib\  vi  cxplicit  de  ope 
uaria^.  Incipiunt  eapitula  libri  de  anima.  |  Auf  diese  folgt  das 
Werk  Cxim  iam  ^  suscepti  opis  optato  —  f.  178*^  DÜsatione  trac- 
tarc.  Explieit  über  cassiodori  de  anima.  amen.  f.  178^  stehen 
als  BlnttfüUumjeii  con  einar  Hd,  s.  XIV  Excerpte  aus  Ennodius: 
Excerptil  de  eplis  ennodii  rcthoris.  Superflua  scribere  res  est 
iactancie  necessaria  rctieere  contcmjitus.  Vcrborum  habundan- 
ciam  transmittit  affectio  et  amor  facet  (?)  quod  ncgat  ingenium. 
Ffugitiua  est  gloria  mens  subiecta  terrori  —  Vix  erit  ut  scri- 
bendo  doleas  quod  «cribere  contempsisti.  Auf  der  folgenden 
Seite  wiederhoU  sich  nochmals  der  Anfang  dieser  Excerpte.*  Auf 
der  Deckeisrite  steht  zunächst  noch  einmal  der  erste  ScUz  jener 
Excerpte,  Dann  ein  längeres  Gedicht  in  Kurzzeilen,  beginnend: 
stipc  US  sero  |  Cuo  tade  tii  qro  |  Frui  consilio  |  Quid  *  romc 
faciam  ?  |  Mentiri  neseio  |  Potentum  graciam  |  I)at  adulatio  |  Si 
mordaci  nitar  ucro  |  Verri*'  nunquam  carus  ero  |  Meretur  histrio^  | 
Virtutis  pmium  |  Dum  pulpat  uieium  |  Dulci  mendacio  —  |  Si 
potentum  gratus  queris  |  esse  contuberniis  (im  Ganzen  sid>e» 
Stro^}hrn).  Dann  folgen  als  dritte  Columne  auf  dieser  Seite 
Sprüche  d^r  sit^hen  Weisen^:  Bias  pitheneus.  Quenam  summa  boni 
fsic) —  nolle  nocere  |  Pictacus  milithenus.  Loqui  ignorabit  —  ad- 
uersis  probas  |  Cliobolus.  Quanto  plus  -  fama  minoribus  | 
Piandcr  corinthius.  Plus  est  (V)  sollicitus  —  laudaueris  |  Versus 
oratoris  qui  docuit  in  britannia.  Cuius  vita  proba  (est?)  illi 
niiuia  iungc  —  Te  prius  cmenda  te  prius  ipsc  rege.  Auf  der- 
selhen  Seife  oben:  p\  dni.  pet'  sazii.  ^p    in-  li. 

Q  m  20 

n.  bip.  fAg.   i^  f*A\.    8.  .VIII. 

Vorsetzblatt  m.  s.  XVI:    Es  de  la  iglia  mayor  de  Salam'*. 
Die  Ha.  enthält  f.  l'^aff.   Isidonis,  de  summo  bono,  f.  28  *a  Isi- 

CÄÄsiiMl.  tio  Mnima  70,  TJTO  M.  —  *  Eine  von  Loewo  anpefertipte  Ab- 
sohrifr  liUst  orkeunen,  das.«  diese  Excerpte  nach  einer  118.  der  inter- 
p«^lirten  Clause  (i^macht  und  fiir  die  Textesherytelhinji^  ohne  Werth 
5ind.  Für  da.«*  wiedorerwachte  Interesse  an  den  Werken  die-«cs  Mchwiil- 
5tifr6n  Redekünstlers  bieten  «ie  o\n  willkommenes  ZeufrnisH  (vgfl.  Eniiod. 
praet.  p.  XXII  meiner  AnspabeV  —  •  .luven.  III,  41.  —  •  Vpl.  .luv. 
III.  .5:V  —  ■  Vpl  .luv.  VIL  \H\  —  *  Vffl.  Poet,  lat.  min.  III,  p.  Iö9 
«4«].  B. 


Biblioiheca  patrum  latinoruiu  llispunientiis.  Ö3o 

dorus^  soliloqiiia^  f.  37 '^a  Gregorius,  dialogi,  f.  7G*a  Ueherschnft 

m,  9,  XIV:    hie   ponuntur   quedam   pauca   de   dictis   patrum   | 

Dixit  abas  ioseph  tebeus  quia  tres  ordines  etc.    Es  folgen  weitere 

AiUsprUche  anderer  (ägifptUcher?)  Ahhates,  wie  des  Arno,  Maelia- 

,     riu8,  Antonius.    Schliesst  abrupt  f.  79  ^b  (in  dem  Abschnitt,  welcher 

l     Itginnt:  Dicebat  quidam  de  ubeis  (sie)  senibus)  :  sicut  pulvis  anima 

nea.  Tabe  factum  est  omnc  |  f.  80''a  (Ueberschrift  s,  XIV:  Me- 

ditaciones    beati   bcrnardi^   am  Ende   summa   bernaldi)   Multi ' 

nalta  etc.     f.  84 ''b  nach  dem  zweiten  Index  Hugo,  Expositio  der 

regola  sancti  Augustini,  beginnend:  Hoc  precepta^  quo  subscripta 

«mtete.    f.  94 'b  «.  XIV Seitenüberschrift:  Quedä  pauca  extracta 

de  textu  ysaje  et  iheremie.    f.  95  ^a  Tractatus  magistri  hugonis 

i    »per.  xn.  abusionis  claustri.''  f.  103 ^b  m.  s,  XIV:  Sermo  bcuc 

ordinatus.  Beginnt  Uos  qui  transituri  estis  iordanem  etc,  f.  106  *b 

«.  #.  XIV:   de  arra  aie.  Beginnt  Loquar  ^  secrcto  aie  mec  etc. 

£  llO^b  m.    8.   XIV  Ansselmus    in    prosologlo    exortatio    ad 

tteretam  contemplationis.''    Postquam  opusculum  etc,     f.  Ii4''a 

Scquitur  de  •  vii  •  viciis  que  significantur  per  bestiam  quam  uidit 

iohanes  in  apoc^  dicens  (mit   vielen   Versen,   das   Stück  schliesst 

«ä  deprauat  honestum).  f.  139 '^  über  de  miseria  hominis  quem 

innocentius  papa  uf  composuit/'     f.    147  ^b    Incipit  quadriptita 

Viapi  alani  •  s  •  edito  contra  hereticos  ualdensses  iudeos  et  pa- 

gM08.'  f.  178 ''äff.  folgt  von  anderer  Ild.  (mit  vielen  Randscholien 

wnchiedener   Schreiber  s.  XIII)    ein   grösseres,    in   Bücher   und 

Aedne  Capitel   eingetheilt^   Werk,   in   den    Inhaltsverzeichnissen 

«fer  Es,   benannt   liber  de  quot   modis  beati  Gregorii.**    Es  be- 

^rd  mit  einem  kleinen  Capitelindex :   De   deo  —    de   grandine, 

^n  (r,)   De    deo  |  In    scriptura    sacra   aliquando   d's   nuncu- 

patiuc  —  (f.  229  "^b  al,  m.  ein  Füllsel  m.  s.  XIII.  ()omo  ab  humo 

dictus  hie  ex  diuersis  subsistit  substanciis  —  prophcta  magnus)  | 

f.  285' b  schliesst   in    cap   de  dextera,  darunter  al,  m.  s.  XIII: 

über  igte  nominatur  quot  modis  et  continentur  in  eo  xvi.  par- 


'  Benuurdi  opp.  184,  485  M.  —  2  Hugo  expositio  iu  reg.  Aug.  176,  881  M. 
'De  clauBtro  animae  1.  II,  c.  11,  ib.  176,  1058.  —  *  Soliluquiuni  de 
^ha  animae  176,  951  M.  —  ''  Anselmi  prosologioii  seu  alloquium  de 
^ei  existeutia  168,  223  M.  —  6  Innocentius  de  mis.  217,  701  M.  —  ">  Vgl. 
-Anonymus  Passau.  ed.  Gretsor  in  Max.  bibl.  patr.  Lugd.  XXV,  262  sq. 
—  ^  Wohl  aus  den  Moralia  Gregor». 


5:^)  ^-  Hartel. 

ticulc  quarum  prima  tractat  de  celcslibus  u.   .h.  w.    f.  28ß'  Htuf 
Nadisetzhlatt  enthält  chvonoloijischii  Notizen  8,  XIV, 

Q  m  21 

80  in.    10b  füll.    ».  XII  ox. 

m.  s,  XVI:  liinc  estc  libro  ciento  y  ocho  hojas  y  e«  dcl 
follcp^io  mayor  de  Alcala  de  hcnares.  f.  1 '  (r.)  Incipit  prcfacio 
ysidori  cpi  in  libro  gcneseos  |  Hysidoru»  lectori  salutcm.  hystoria' 
sacre  lectiois  non  sine  aliqua  p'nuntiatione  futuro*  etc.  Nad 
dem  Capitelindtx  beginnt  das  Werk:  Crcatura^  celi  et  etc,  und 
schliesst  cor  der  Doxologie:  deuenerunt.  Suntq;  uniu'sa  mystlie 
consumata  |  (r,)  Explic  expositio  ysidori  cp1  super  gcnesim  usq; 
ad  libni*  iliercmie  ,ppBe.  j  (schw.)  Nunc  ^  Ä  iam  de  quib;dä  ceri- 

nioniis  qd  spceialit'  in  bis  babeat  dicendü  e  de  qb'dam  7  7  iudei 

sorupulösiösimc  quer'  diccntes^  —  f.  108^  ut  possideant  eam  in 

eternum  amen.     Durch  Initialen  sind  hervorgehoben:    Quod*  au* 

argenteas   bases  7  tabulas  deauratas  die'   —  a   sinistris  portis 

und  (^uod''  jj  supius  in  decera  eortinis  pfectione  legis  —  prc- 

feruntur. 

B  I  1 

in.  bip.  pag.  ^rösstes  Folio.   An  foll.  s.  XI.  XH. 

Der  (  odvjc  enthält  die  Quat,  *i4 — iS  einer  grösseren  Hs,  Auf 
der    Rückseite   des  ersten    Deckels   hat    sidi    Palomares    in   tcestjj. 

Cnrsive  eingeschrieben,  f,  l'"a  abrupt  k  mali  Tra  sunt  que  du- 
cunt  —  I  (r.)  "posic'io  de  decom  gradibus  '«<*?»"  |  Primus  in 
abrahä  it  expositio  de  decem  gradibus  |  Primus  Caritas  — 
f.  l'b  oonsideratio  psalmorü  in  causis  diuersis  —  j  f .  2'a  Da- 
ntasus  ttn  Hier,^  Dum  multa  corpora  —  |  //.  an  D,  Legi  -  litteras 
apostolatus  -  ]  f.  3'a  Alloluia  und  Gloria  bei  f.'haldäern,  He- 
bi'ät'rn.  Pn>logus  Hieronimi.  Omncni^  psalmorum  prophctiam — 
(.  3*b  ditforentiii  zwischen  Psalmus  und  (.^anticum.'  f.  4^a  pro 
lojrus   ilieronimi    scdm    hebraicam  tran:>Iationem    —    explanacio 

*  Wu\.  qQAestionos  in  not.  Tes^t.  V,  'Jö'.».  —    =  i^\f\    ;„  Geneüin  V,  261.  — 

-  I5.  in  Louit.  v.  17.  ij.  '2  — Vi,  —  *  I>i.l.  in  Exodum  c.  .V>,  §.  .3.   —  -  Vgl. 
ih.  c.  .Mi.   —   "  ? 

*  IXimA^ii«  li«»  p>Alnii>rnm  omondati-Mio    Hi»*r.  opp.  XI.  :l7«»i.  —  •  Ib.  XI.  277. 

—  '  Vpl    ili»»    II>    a    I.   i:{  i"    1*^>'.   -     *  Verl.  Hi**r.  c^mment.  in  ep.  ad 
Ephes.  VII.  t>;il. 


l 


I 


Bibliotbeca  patram  latinornm  Uispaniensis.  o37 

a  beato  viro  iheroniino  —  |  f.  4^a  eusebiiis  iheronimus  —  |  f.  ö'^a 
H  de  libr  isidori  epi.  f.  5^  ff.  folgen  die  Psalmen,  f.  40^  m,  s. 
XVfXVI:  In  uetusto  exemplari  conciliorum  sacrorum  bibliothec^ 
ecclesi^  Vrgellitan^  hie  hjrmnus  legitur  dignus  iibique  legi. 
0  lux  nata  de  lumine  |  lesu  redemptor  s<>culi  |  es  folgen  sieben 
Strophen  bü  Per  cuneta  regnans  S9eula  Amen. 

[  B  I  17 

(TU  A3    Vn  D  2    II  I  4)  20  m.   bip.  psg.   4S2  foll.    s.  XIH  (oder  XII). 

Bibel  (altes  und  neues  Testament).  Am  Ende  m,  s,  XV: 
Hunc  librum  emit  bnigl  frater  lofees  paeder  Canonic'  mostli 
8ci  mieti  fiirnenf)  ordis  pmon  morinen  dioc,  Curatus  bte  marie 
nouiport'  Anno  dni.  m.  cccc.  xxxv.  Oret  j>  eo. 

B  n  4 

m.  bip.  pag;.   161  foll.    s.  XIII. 

f.  2^  s.  XIV:  Iste  über   3'  sententiariim  sancti  Thome  de 

«qumo  est  m  Eu*^'  (oder  Kxx^^?)  Cano*^*  sce  marie  maioris.  ciuit 
Cesaraug  quem  emit  Tho®  pretio  trium  francorum. 

B  n  6 

(M.  7   m  n  S)   20  m.  bip.  pag.    146  foll.    s.  XII  ex. 

Vorsetzblatt  m.  s.  XIV/XV:  aquest  libre  es  de  la  Cantoria 
de  pobbleo.  La  sta  trinitat  ne  sie  loada  ame  f.  f.  ^  von  späteren 
Bänden:  Es  de  la  cantoria  A  quest  libre  Es  de  la  Cantoria  | 
tl'a(r.j  ineipit  proemium  beati  iohannis  heremit^qui  &  cas- 
Wfflus  dicitur  in  instituta  monachorum.  |  Ueteris  '  instnimenti 
Jiwrat  hystoria  sapientissimum  salomonem  etc.  \  f.  2^a  Explicit 
prefacio.  Incipiunt  instituta  monacho*.  De  habitu  monachi  liber 
PiiniUB  I  De  institutis  ac,  das  2.  Buch  f.  6^h  duplici  igitur, 
^  S.  f.  lO^b  de  nocturnO;  das  4.  f.  14 ^b  de  canonico,  das  5. 
I.  23^b  quintus  nobis,  das  6,  f.  33  ^a  sceundum  nobis,  das  7. 
t  37'b  Tercius  nobis,  das  8.  f.  43 ^b  Quartum  quoque,  das  9, 
*•  47  ^a  Quinto  nobis,  das  10,  f.  49  "^a  Sex  tum  nobis,  rfa«  11. 
*•  55'a  Septimum  nob,  das  12.  f.  57  ^b  Octauum  quod  —  f.  65 '^a 
credamus  |  (r.)  Explicit  de  supbia.    Incip  pfac   sei  ioh'is  here- 

^0.  Cassiaui  in  libros  de  institutis  coenobioruni  praef.  p.  1. 


538  V.  Uartel. 


ei 


mito  in  x-  colloes  sco*  patruin.  |  Debitum^  quod  beatissimo  de 
f.  G5^b  Moyses  collatio  i  cum  in  heremo  —  |  f.  74^b  Moysesii. 
Degustato  itaq;  —  |  f.  83'^a  Papnutius.  In  illo  sco*  —  j  f.  90'b 
Daniel.  Intcr  cetero*  xpian^  —  |  f.  97 '^b  Serapion.  In  illo 
cetu  —  I  f.  105  ^b  Teodoras.  In  palestin^  partib;  —  |  f.  107'a 
öerenus  i.  Summe  ac  scitads  —  |  f.  112'a  Scrcnus  ii.  Consum- 
matisque  —  |  f.  130''b  Isaac  i.  De  perpctua  —  |  f.  140''b  eiusd 
coH  •!•  (sie)  Inter  hoc  anachoritarum  —  f.  146 ^b  seniaueruBtl 
(Maj.)  explicit  collatio  secunda  abbatis  ysaac  finit  über.  |  Nad 
einer  Hd.  8,  XVI  auf  dem  Schmutzblatt  '':  Desunt  huie  libro  14 
coUationes.  reliquit  cnim  Cassianus    xxiui*  coUes  scriptas. 

B  n  7 

20  m.  bip.  pag.   155  foll.    s.  XII.  Id  Spanien  geschrieben. 

f.  1  *^a  (roth  und  schwarz  verschnörkelte  Buchstaben  und  Maj.) 
in  ne  diii  liber  sentencia«  doni  isidori,  quod  summus  et  incommu- 
tabilis  ßit  deu8  |  Summum  ^  bonum  deus  est  quia  —  \B.2  beginnt 
f.  20%  B.  3  f.  43%  B,  4  f.  73  "a  mä  Rector  semper  cogitatione 
sit  nitidus  quatinus  (am  Rande  von  Bibliothekars- Hd. :  Ex  Greg*, 
in  Pastorali  2  p.  c.  2)  schliesst  f.  106  "^b  mit  tendet  consueucnit 
intercidit  |  f.  106'"b  (r,)  Item  capla  diuersarum  sentenciarum^ | 
Quid  est  q3f  sca  eccKa  hostibus  suis  ut  castrorum  acies  — 
f.  107  ^a  De  supbia  cöcupiscencia  inuidia  adqs  iaetancia  |  Supbia 
e  iniciü  ois  peccati  concupiscentia  uero  pena  peccati  —  f.  109'a 
Ordo  (O  r.  Initiale)  ipse  uidetur  exigere  ut  de  inuidia  —  | 
f.  llO^a  Que  (Q  r.  Initiale)  ut  facilius  uitari  possit  —  |  f.  llO'b 
His  et  bis  similibus  delinitos  uanitas  —  |  f .  lll^a  (r,)  Incipit 
exortatio  humilitatis  |  Quisquis^  natu  dei  cuiuslibet  oflicii  — 
f.  113''a  per  iniinita  sccula  scculorum  amen  (m.  «.  XV.  add.ei- 
plicit).  I  Auf  den  leer  gebliebenen  drei  Columnen  stehen  1.  einKatahf 
(s.  unten)  noch  s.  XIL  2,  Fra  •  i]  •  in  capite  quadragesime 
20  Zeilen  auch  s.  XII  ex.  3.  f.  113^  Lied  mit  Noten:  Sancti 
Spiritus  o  sit  nobis  gracia  |  —  tibi  psallamus  aue  maria. 


'  loh.  Cassiani  praef.  in  X  coUationes  Patruin  p.  215. 

»  Isid.  Sententiaruin  1.  I.  (opp.  VI,  115).  —  -  Vielleicht  Anszügre  aus  I«^- 
(cf.  V,  113.  VI,  240.  Vll,  -210  u.  a.).  —  ■•■  Martini  Dum.  exhortatio  72, 
39  M.  Usid.  VU,  287j. 


Bibliothec»  patram  latinorum  Hispaniensis.  539 

f.  1  I4'"a  (r.  wid  achw.  verschnörkelte  Maj.)  incipiunt  dicta 
beati  cassiani  de  octo  uiciis  principalibus  |  Quintus  *  nobis  iuuante 
domino  libcr  iste  producitur.  Nam  post  —  f.  118^a  humilitatis 
illius  ö;  superbie  et  indignationis  inditum  |  f.  118^a  (r.  Maj.) 
incipit  de  preeauenda  iactancia  sei  martini  episcopi  dicta  | 
f.  118^b  Multa^  sunt  uitiorum  genera  —  f.  120'' b  expediam  | 
f.  120'^b  (r.  Maj.)  incipit  prefacio  anastasii  epi  ad  domnum 
nicholaura  |  Cogitante^  ac  diu  tacite  solliciteque  —  f.  121'^a  papc 
beate  uale.  |  (r,  Maj,)  explicit  prefatio  leoncii  epi.  incipiunt 
cpla  I  Es  folgen  die  Capitel:  De  zacharia  his  gra  opatur  |  (r,  und 
schw.  verschnörkelte  Maj.)  expliciunt  capitula  narratio  menne  cum 

prologo  leoncii  epi  |  f.  121  ^b  Intentio^  quidem  una  est  nra  q 
et  eorum  qui  ante  —  f.  146  ^b  et  in  scla  scio%.  Amen  |  (r.) 
De  eonseruatione  canonum  et  dampnatione  uetita  presumentium  | 
das  Folgende  von  späterer  Hd.:  Concilio  bracarensi  —  honore 
priuentur  (13  Zeilen)  1  xxviii  die  menssis  marcii  anno  a  natl  dni 

n  u  o 

M.  ccc  Lxxxvi].  petrus  fernandi  de  gnon  bachalarius  in  decretis 
quo  anno  videlicet  rccepit  habitum  monachalem  perfecit  legere 
istum  librum. 

f.  147^  steht  folgender  Bibliothekskatalog  (wohl  gleichzeitig, 
jedenfalls  noch  s.  XII).  Derselbe  Katalog  findet  sich  in  der  näm- 
lichen Hs.  f.  llS'^b  von  anderer  Hd.  als  der  Text,  aber  auch 
wohl  noch  aus  d.  Ende  s.  XII:  Dos  bibliotecas.  Vna  omelia. 
decada  psalmorum.  Los  canones  nuouos.^  Los  canoncs  uieios. 
Moralia  iob.  lob.  Las  diriuationes  nueuas.  Las  ystorias.  Liber 
orationum.  Thimologia.  Dos  libros  sup  iotan.-*  Paulus  orosius. 
Lit  omela  gregorii.  Quatuor  libros  ^^  passionarios.  Lib  augusti- 
nus  "  de  ciuitate  dei.  Liber  augustinus '^  de  doctrina  xpiana. 
Liber  ambrosius  de  questionibus  euangeliorum.  Liber  decreta 
romanorum.  Virginitas  sanctc  marie.  Psalterium  ^^  cantoris  pa- 
risiensis.  quod  iussit  fieri  dompnus  abbas.  Vita  sancti  enne- 
conis.     Quadraginta   omeliarum.     Ezechiel.     Liber   cintillarii.  ^* 


*  loh.  Cassiani  liber  V  de  spiritu  gastriinargiae  p.  74.  —  *  Martinus  Dum. 
72,  31  M.  —  6  Vita  S.  loannis  Eleemosynarii  73,  337.  M.  —  ^  Ib.  73, 
340  M.  —  8  nueuos  ////  (2 — 3  litt,  er.)  Af  canones  (los  om.)  all 
(^  Varianten  des  2.  Apographums).  —  »  iolian]  L.ihl//8tii///li///  (6—7 
litt.)  add.  alt.  —  '"Hb  aU.  —  ^^  agustius  alt.  —  '2  agustinus.  —  *'  Psal- 
terium  —   abbas   oin.  alt.    —    '*  Liber   cintillarii  in  marg.  ttdd.  m»  2  alt. 


540  V.  Hartel. 

Vita  sancti  Martini.  Quatuor  libri  **  dialogorum.  ystoria**  eccle- 
siastica.  lerenticon.  Vita  sei  ildefonsi.  Apocalipsin.  Dos  libros." 
Institutiones  patrum.  CoUatioiies  patrum.  Pronosticü  dos  libros. 
ad  ^^  dSrii  cum  tribularer.  dos  Hb  i*.  Vita  sei  gregorii.  Vita« 
patnmi  dos  lib.  Zmaragdu.  Prosper.  Sumum  bonum  tres 
libros.^®  Super  ysayam.  Quam  bonus.  Liber  duodecim  pro- 
phetarum.  Flores  psalmo*.  Liber  pastoralis.^*  Liber  io^  belet 
Liber  allegorias  de  ezechiel.  Dos  reglas.  Dos  missales.  Dos^ 
domingales.  unu  nueuu  y  |  f.  147 '^b  otru  uieiu.  Dos"  santo- 
rales  nueuos   en  dos  cuerpos.     y   unu  uieiu.     Dos   collectarioi 

M 

de  com.     unu  nueuu  y  otru  uieiu.    Tres  ofBceros.^*  7.  i].  pro- 
serös    vii-  ^^  libros   pora   dezia   missas.^^     m].   antiphonarios.^ 

XV.  psalterios.2^  Estos  son  libros  de  gramatiga.^®  il  libros  de 
decretos.  Pricianus.  Arator.  Papia.  Sinonimus.^®  TerentiuB. 
luuenalis.  Virgilius.  Ouidius  maior.  Lucanus.  Salustias.  Sc- 
dulius.  Aurea  gemma.  Duo  paria  partium. '**  Suma  de  p'scian. 
Von  anderer  Hd,  hinzugefügt  Liber  lex  11  La  biblia  glosada  i 
XII  libris  diuisa  singulatim  per  ordinem  per  corporum  distincione«. 
Es  folgen  m.  8,  XIII XIV,  wie  es  scheint ^  die  Federprcbm'' 
Clemens  episcopus  seruus  seruorum  dei  dilectis  filiis  abbtf 
ouienssis  et  conuentui  eius  in  ecclesia  |  (al.  m.) :  Clemens  epi- 
scopus seruus  seruorum  dei  dilectis  filiis  abbas  ouiensis  et  con- 
uentui eius  in  ecclesia  sancti  saluatoris.  Auch  ein  getäüi» 
Lied  mit  Noten  s.  XII/XIII,  beginnend  D//  /////////  (sechs  Btuk- 
Stäben  unleserlich)  p  p/  7/  (zwei  Buchstaben  unleserlich)  uirginein 
per  cuius  dulcedinem  rcspirat  ecclesia  — ,  dann  Lectiones  fl« 
Heüigentagen.  \  f.  148  "^a  Et  dum  uidcret  se  nichil  proficere  — 
f.  148 'b  ome    cessauit   incendium  |  Senonas   depositio  sei  wp' 

epi  et  confcssoris  (r,)  in  natale  sei  marcelli  iiifis  •  i]  •  fis  septbris  | 

»  Üb  aU.  —  >«  istoria  aU.  —  »^  lib  aU.  —  '«  ad]  Lib  ad  oft.  —  •«  dos  1» 
om.  alt.  —  20  tres  {ex  dos)  lib  aU.  —  21  Liber  pastoralis  —  de  eiecW«! 
om.  alt.  —  22  Dos  —  uieiu  om.  alt.  —  23  Dos]  Dos  antipbarios  alt.  —  sancto- 
rales   —    otru  uieiu  oin.  alt.    —     24  ofticerios    alt.    —    25  vil]  VI  alt* " 

26  missas]  Collectario  dei  coru  -II«  Domingal  et  •!•  Santoral  add.tä.  " 

27  im.  antiphonarios  an%.  all.  —  28  XV  ec  XIII  m.  2  alt,  ~-  ^  gramatigt 
dos  alt.  (ga.  ex  ca  m.  2).  —  ^^  Sinonimus  Papia  alt.  —  ^i  Duo  p«'* 
partium  <mi.  aU.  —  32  Aurea  gemma  Suma  de  p'scian  ocW.  in  marg.  ^ 
2  alt.  An  Stelle  obiger  Ztutätze  bietet  da,'*  zireitc  Verzeichnis^  von  anderff 
Hd.:  Lib  pastoralis.   Lib  iohan  bellet.    Lib  allegorias  de  ezechiel. 


BIbllalkHi  pktnin  lutlna 


In  gallia  fiuitato  cauillonia  —  |  f.  148'b  (r.)  Sei  euurci  epi. 
LcSj  ■  1  ■  I  Desinlanus  uir  btisaimuB  ecclie  aiirelianensis  —  i 
f.  149'b  (r.)  In  natiuitate  a'  marie  |  Oandeat  igitur  frs  knii  omis 
orbis  —  I  f.  150'a  (r.)  l^ci  maurilioniB  epi'  jf.  idus  sept.  natle  | 
Andegauis  ciuitate  natalo  sei  —  |  f.  151'a  ()lbia  ciuitate  natle 
sei  saluii  ep'i  et  confessoris.  Hie  diuinitua  —  f.  151 'b  (r.)  in 
transUtione  sei  ysidori  epi  et  eonfesaoria  [  Anno  igitur  aeptua- 
geaimo  quinto  poBt  —  |  f.  152'b  (r.)  in  natale  söo»  marci  et 
marcelliani  siriaci  et  paul  |  Rome  nie  ec'o*  —  [  f.  153'a  (r.) 
Sermones  isti  legantur  in  feato  sei  turibii  |  In  sc'i  ac  btissimi 
uiri  tnribii  —  scktiesst  abrupt  f.  153*b  et  secundam  eius  tiati- 
sitiim  I  f.  154  und  155  stehen  Eoangelienanfänge  und  TXtel,  sowie 
Theüe  einer  Partie  eines  Fiiero  |  f.  154'a  (r.)  iniciü  sei  euuglü 
scäm  lucham  ]  Factum  est  autem  —  a  yordane  |  f.  154 '^b  TltiiU 
von  Füerocapiteln  \  f.  154'a  (r.)  Inicium  s'  eug)ii  scdin  mtbm  | 
Liber  gen'ationia  i^u  xpi  tili  —  t|ui  uocatur  xps  |  (r.)  aq  aci  euiiglij 
ecd  mart-'hum  |  Nouissinie  recumbentibua  —  seqnentibue  eignis ; 
dann  drei  THuli  wie  /rüber.  f.  155'a  Partie  eines  Fusro:  qiiate- 
nus  Bubiectos  ad  reuerenciam  legis  —  f.  löö'  plebium  adepte 
fuerint. 

B  n  0 

ini  n  n.    ni  O  4J  i"  m.    lUS  C°U.    >.  Xn.    (M  bin  Schia»  hip.  füg.).  In  BpuDieQ  eaBCUriabpn. 

f.  1 '  w.  8.  XVI:  Eb  de  la  libreria  de  nfa  s"  de  Oriadaliipe 
Velasco,  f.  2'  (r.  Maj.)  in  nomine  dei  aummi  amen,  sigumn 
xpi  cooperante  ecö  Bjm.  incipit  prefacio  ysidori  |  Historia'  sacre 
legis  noD  ei  de  aliqua  prenuntiacione  fiituroo  gesta  atquc  ^ 
f.  95*  (vor  der  Doxologie]  sirntque  nniueraa  misterÜB  conanm- 
mata.  DasWe-rk%cirdin  dem  Inhaltgcsrzeichniss  {.  l' s.  XV benannt: 
expOBicio  moralis  bti  isidori  Bnp  quinqiie  libros  nioyel.  f.  95' 
Federproben  s.  XIV.  f.  96''a  (r.  Maj.)  epfa  comelii  nepotis  ad  aalu- 
Btium  crispura  |  Cornelius'  nepos  etc.  Dann  (r.)  incipit  hyatoria 
daretia  frigii  de  excidio  troyanonim  [  Peliaa  rex  ^  etc.  scJdiesnend 
mit  Anfzählnng  d*r  beiderseits  Gefallenen  * ;  m.  s.  XIII  add.: 
Diabol'  ex  uxora  eua  eupiditate  qninqne  filiaa  jte'aese,  prima 
fuit  symonia  acd'a  rapina  feia  usura,  24  sehr  enge  und  abge- 
kürzt geschriebene  Etilen. 

I   uet.   Test.   V,   269.    —    '  Darea  yiityg.  ed.  Meister 


.'>fej  t    Ifirt 


•t .. 


R  n  lo 

/n'i/i/d*tn  fM**nj  kU  uTifl  fLt  atliuL  dU  cipntusn  c^ru  anderen 
HdruUn  miAfif.fiil.U.  f.  1  '  m.  j».  XII:  De  ^p^ü^j  a  bkrj^j.  Parco  t 
aaaro.  '  ^  diifii-^  r  |  ami  riicii^  r  'tmlt'.mirlir.h.i. 

Lar^u.^*  q-    Aampt'  ex  radone  lib^ater 

V^Tf^xiA  qai  r^net  qcqd  non  pos^tnlat  Ui^a^ 

•^uj  Tf:lin*zl  rmptfle  qn'>^l  re»  *:xp<M4:it  anani:» 

^Aün    ^'^rj*  murrtylift) 

Kmzsl  lapLt  tVmim  Ugna  maa'  i^TU»  hab^nt  hoc. 

Lftca  caro.    lex  prL^ca  iapL».    terrü   noaa  lex  eat 

Crimina  4  Il^rno.    man'  aactur.    6^  \^jn>. 

L^e  noaa  aeterem  feelt  aactor  7  dicit  i<nie. 

Qrii  fL^  e .  eame  tan^en.^  ä  cHiii  a^IoreiLs 

E^rrediea»  yi^aac.  in  ae:$pe  uen  in  aj^mm 

f^ue  cemeriÄ  I^-»<:iaa  a^ien»  rebecca  cam«fio 

IV.^^remlit.  rabuit.  tex  -iab  ueste  niboreoi 

E»t  y.4aac   xp*.  uenlenjt  i  ue.^|)e  man<ü 

ilunduA  ajr*-'r.    rel^ecca  cap>.    peca  camelas 

De^c^^nJit.  peccaaee  pudel.    eOt'eä.si«j  ueäti». 
I'  ,v/ir*rA«i  *^4V/*  «.  JT/r,  W«  Leccio  .■sti  euua[i;^elü  Mrdili  luhanne. 
In  illo  tpon:  *;/'.'.   '    H»Jemo»inariu.s    ut-ro   et    prepositiiä  cum  re- 
fecUirario  .v:ruiant  pauperibu.s  prout  decet  »r^c. 

f.  I^'a    h»i(jiiint  abrupt    dit    ^üjtint liehe    Ih,:    litati»    munera 
fe<runda.    Xulla  erit  tue  u.*4|iiam  «li»conlia.     »e«l  cücta  —  tfchlirsst 
f.   1 ''a  ad  lianc  i|;itur  oimm  ^alutariii    deleeteiur  palma;    f.   l^a 
/"/'.  Maj.j  iiicipit  epla  »ci  ^egorii  pa{>e  romensis  ad  ^^ccundinam 
taurominne  fpiacopum  |  Inter   äacra  -    miäaaru    öollepnia   ex   bis 
qii';   —  f.  2'a  certiores    tiant.  |  fr,  Maj.j    incipit    capitulatio  de 
libro  homeliaru  beati    ^egorii    pape    romesi».    homeL  sei  euglii 
»edm  lueliam  |  In  illo  tepre  etc.    Diu  erstt*  Homilie  beginnt  f.  2''b 
( )iM  ac  •*   rcdeptor   Sr   paratos    nos    inuenire   desiderans.    sene- 
nci'MVi  Hfr,  f.  58'  Stehen  am  Ilaufh  m.  $.  XII  XIII folgende  Verse*: 
Vinea  culta  fuit.  cultores  pmia  que[ 
Non  labor  equali».  equalia  dona  fuerunt 
Qui  venit  extremus.   diöpensatore  vocante 
Tantundem  recipit  quantiim  qui  uenerat  ante. 

*  Marb^xiiK'he  Vone,  vgl.   171,  1C91  M.    —    '  Greg,  in  Euang.  homiliae  I, 
1435.  —  ^  Ib.  I,  143«;.   —  *  Hildeb.  CVii.  oArm.  CXXXII    171.  1440  M.). 


Bibliotheca  patram  latinornm  Hispaniensis.  543 

Sic  scriptura  docet  quod  nos  quädoq;  uelin[ 
Arripiamiis  iter.  certi  de  munere  simus. 
f.  69  ^b  supno  mcdie  pignu'  tenemus.  |  f.  70 "^a  explicit  |  (r,)  in- 
cipiunt  item  capitula  homeliarü  ei'de  Iconü  eüglicarü.  numero. 

XX.  homKa  leionis  euglii  scd  marchü  |  (schw,)  In  illo  tpr  maria 
magdalene  etc.    Die  erste  HoTmlie  beginnt :  Multis  ^  uot)  lectioni- 

i 

bus  —  scJdiessf  ah*upt  f.  175^b  Noete  g  quarta  eande  magisträ 
suä  iterum.  Das  Nachsatzblatt  enthält  Lectiones  s,  Xll  ex.  und 
gelii>rt  zu  einer  andern  Hs, 

B  n  11 

(19,  7    III  n  2)  20  m.  bip.  pag.  249  foll.  saec.  XIY. 

Avf  die  Correspondenz  Isidor's  und  Braulio's  folgt  der  Index 
von  B,  1  der  Etymol.  und  dieses  selbst  Schluss  f.  229  *^b  ardore 
siccetur  |  (r.)  Explicit  feliciter  über  ethimologiarum  btisimi  yso- 
dori  ecc°  (sie)  yspalensis  epi.  |  f.  229^a  Zmaragdus  inscitia 
tiet  (1  Columne)  —  yacict'  gema  et  ipa  i  ethiopia  fie*.  Amen 
deo   gras  |  (r.)  Incipit   catalog'  ^uicia«    regni   yspanie  j)uicie 

i  o 

cartaginis  pa  metpoP  cum  sibi  subiectis  sedib  (sie)  *  |  f.  229^ 
Toleta  (1  Columne)  —  Carcasona  helua  ciuitates.  8  |  f.  230^  Ver- 
wandtschaf tsßgur  in  concenti^iseJien  Kreiden,  f.  232  *■  —  246"^  mit 
viergeiheilien  Seiten.  Index  von  A  Ifa.  li  -1  c  4  —  zorobabel  •  1  •  A  • 
•  c  •  12.  f.  246  Resume  der  Bücher  (Requires  cito  in  hoc  cor- 
pore etc.)]  Quot  8t  ligue  q  st  fije  v  dieb'  filio*  noe  72  Prima 
assiriorum;  f.  247''  Landkartenartiges;  f.  247^  —  249"^  Notabilia 
aus  sämmtlichen  BiicJiern. 

B  n  13 

20  minor,  in.  217  foll.  s.  XIII.    In  Spanien  geschrieben. 

Am  Ende  verstümmelt.  Apostelgeschichte  bis  Apokalypse. 
Verse  manu  s.  XV  auf  f.  217 *"  (Nachsetzblatt):  Maledicta  e 
condico  detracto*  q  dente  liiioris  lacerat  innocetes  |  Qui  puero 
seruit  nil  impetrat  et  sua  perdit  |  Cum  dolore  amicitur  (sie)  qd^ 
cum  amore  possidetur. 


3  Ib.  I,  1526. 

^  Es  scheint  ein  Verzeichniss  ähnlich  dem  Bisthumsverzeichniss,   welches 
Ewald  S.  276  aus  Q  lU  18  mittheilt. 


544  ^-  Hartel. 

B  n  14 

20  m.  miücell.  104  foll.  mrist  n.  XIII. 

EnÜuÜt  ausser  anderem  (2  B.  Magister  Compostellanus 
de  consolacionc  racionis;  summa  map^istri  alani  de  arte  pdi- 
candi  etc)  an  erster  Stelle  s.  XIII.  f.  1 — 24  Isidonis  in  Pentat. 
f.  1  •■  (Ittel  in  Roth)  In  noic  dni  nri  iliu  xpi.  Incip  codex  bo 
ysidoro  spanensc  ejJu  •  De  v-  libris  moisi  ceterorumque  libro- 
rum  ueteris  fundamcnti  cxplanatum  tot  de  diuersis  auctoribiu 
in  unum  collectum  luculcntmsquc  expositü.  Isidorus  lectori 
salutera  |  Historia^   sacr^    legis    —    (scUiesst  abrupt)  f.  24^  im 

Anfang   des    libcr   \hM   naue:    et  legalia    pcepta    iä    ccssat   et 

f? 

obtinet  ils. 

B  n  16 

20  m.   285  foll.  s.  XV. 

Lactantü  instüuffones,  de  ira  dei,  de  opificto  dei,  de  phoniee 
(sie)  —  f.  256^.  Dazu  ein  paar  Auszüge  aus  Auszügen  des  Hierouf- 
nius,  f.  260^  Libcr  sc'i  augustini  de  pnia  (pnie  medicina 
ni^  corr.)  \  ()vam  sit^  utilis  et  necessaria  pcniteiicic  —  f.  265' 
mors  eterim  uitatiir  |  (r,)  Explicit  libcr  sei  augustini  de  peni- 
tencia  (m^  in  medicina  penitencie  corr.). 

B  n  18 

2"  roembr.  »5  foll.  mcc.  TU.  VIII.i 

f.  1'  am  unteren  Rande  m.  s.  XVI:  De  la  yglesia  major 
de  C>uiedo.  Der  Codex  ist  zum  Theil  Palimpsest,  und  zwar 
f.  1—8.  25-34.  59.  66.  83—95.  Die  Nicht palimpseMpaHien 
sind  in  Vnciale  (etwa  VIL  Jahrhundeii),  tco  Verse  vorkommen,  in 
Capitale  (so  f.  2(),  lin,  0  von  unten  sixortv,  f.  21,  lin.  11  und  12 
von  unten  corrvptocaeli'),  und  ebenso  das  Gedicht  f.  23^  und  24'. 
Die  Valimpsestpartien  sind  in  westgothischer  Schrift,  theHs  in 
Minuskel,  theils  in  Cursive  gesrhriel^en.  Einzelne  freigeblidfene 
•S/if//«f«  des  nicht  rescnbirten  Theils  wurden  auch  mit  westgothisiA 


'  Is.  quaest.  iD  net.  T.  V.  259. 

'  An^r.  sermo  3öl   ^V,  153oV 

»  R\enipl.  tab.  IV— VII  bieten  fol  S'>\  00 \  «:,  ^  und  ?«*'.  iM>wie  in  der  Pf»rf. 

ein  Verzeichnis^   iler   von   .imieren   gegebenen    Kar:«iinile#   dien^r  pAÜo- 

frraiphijch    interesj«anten  11:«.    V^I.  .lacli  P.irth<»y   nnd    Pinder.    Itin.  Ang. 

et  Ilien«.   1S4'*,  praet*.  p.  XX  •(4)..  K.  A    F.  Pertz.  De  oo-^mographiA  Echiri. 

Berlin.  lS.-i3. 


Bibliotbec«  patrnm  latinornm  Hispftoiensis.  545 

beschrieben,  nämlich  f.  47^  und  48*"  (prima),  f.  55 •"  (Gotorü), 
f.  05^  (Nomina  ciuitatum.)  und  ein  paar  Randnoten,  Diese 
westg.  Partien  sind  also  offenbar  als  Blattfüllungen  und  An- 
merkungen später  zugeschrieben.  Bis  ist  Mar,  da^s  eine  in  Uncial 
geschriebene  Handschrift  durch  Verlust  verschiedener  Blätter  und 
Lagen  defect  geworden  tcar.  Um  die  Handschrift  zu  completiren, 
nahm  man  eine  andere  (icohl  auch  defect  gewordene)  Handschrift, 
einen  Bibelcodex,  dazu  und  beschrieb  diese  Blätter,  nachdem  die 
alte  Schrift  getilgt  war.  Es  beweist  das  klärlich  die  Partie  des 
Ueberganges  von  Westg.  zu  Uncial  f.  8  zw  9:  f.  8'  hört  im 
Beginne  des  Abschnittes  de  quantitate  solis  et  lune  auf  mit 
superius  sit  a  luna,  f.  9^  (die  alte  Hs.)  beginnt  mit  diesem  Ab- 
schnitte. Dass  man  auf  f.  8^  einen  TJieil  des  auch  auf  der 
folgenden  Seite  Stehenden  schrieb,  rührt  wohl  daher,  dass  man 
das  Zusammentreffen  nicht  so  genau  berechnen  konnte  oder  die 
halbe  Seite  nicht  leer  lassen  wollte,  was  den  Anschein  eines  nicht 
completen  Codex  erweckt  hätte.  Femer  fehlte  die  äussere  Lage 
eines  Quatemio.  Man  hafte  eine  Lage  des  Bibelcodex  darum  ge- 
schlagen, ohne  sie  von  neuem  zu  beschreiben  (f.  59  und  f.  66). 
Der  neue  Codex  scheint  nur  auf  f.  8^  unten  Quatemionenbezeich- 
nung  zu  haben,  doch  ist  diese  Bezeidinung  nicht  gleichzeitig.  Von 
dem  alten  Codex  sind  folgende  Quaternionenbezeichnungen  sichtbar: 
f.  12^  unten  rechte  Ecke  q  ii;  von  diesem  Quatemio  sind  nur  die 
vier  letzten  Blätter  erJialten  und  die  Falze  (Reste  der  abgesdmittenen 
vier  ersten  Blätter),  f.  20"  desgl.  q  iii.  Dieser  Quatemio  ist 
vollständig,  f.  24^  desgl.  q  im  ein  Binio;  denn  es  fehlt  nichts. 
f.  35  (Uncial).  Es  beginnt  mit  dem  neuen  Inhalt  eine  neue  Quater- 
nionenbezeichnung :  f.  42":  q  i.  f.  50":  q  n.  f.  58":  q  iii.  f.  66" 
enthält  nichts,  hier  ist  eben  das  äusserste  Blätterpaar  verloren 
gegangen  und  durch  Palimpsest  ersetzt;  f.  74":  q  v.  Der  letzte 
mit  f.  82"  schliessende  Quatei*nio  der  ursprünglichen  Hs.  trägt 
kein  sichtbares  Quaternionenzeichen.  Von  einem  andern  Codex 
(auch  Palimpsest)  ist  f.  92 — 94  genommen,  Format  und  Perga- 
ment sind  verschieden. 

f.  V  (r.  Maj.)  Incipit  über  de  natura  rerum  dmi  Ysidori 
spalcnsis  epi  directus  ad  siseuutum  regem,  (r.  Min.)  Duo  et 
filio  siseuuto  Ysidorus.^   |   dum   te   prestantem  ingenio  —  f.  9'' 


'  Isid.  de  natura  rerum  VII,  1. 
Sitznngsber.  d.  phil.-hist.  Cl.   CXI.  Bd.  I.  Hfk.  35 


546  ▼•  Hartel. 

(Uncial  8.  VII)  De  quantitate  soHb  et  lunae.^  |  Rursus  in  eodem 
opere  doetor  Geht  regelmässig  bis  Abschnitt  Nr.  XL  VI  De  monte 
ethna,  der  schliesst  f.  23^  numquam  est  habiturus.^  f.  14*  ntd 
15^  finden  sich  arabische  Randnoten  und  Randnoten  in  tcetlg, 
Cursive,  f.  23^  und  24'  das  Gedicht*  in  Capital:  Tu  forte  in 
lucis  —  f.  24'  argens. 

f.  24^  folgt:  xlvii  de  partibus  terra ^  —  stadiorom  estima- 
uerunt     f.  25'    (icestg.  Min,):     (r.    Maj.)   de    asia   et  partibus 
eins.  I  Asia**'  ex  nomine  cuiusdä  —  f.  32^  et  territorium  limita 
designabant.      Rest   dieser  Seite  (2/3)   und  Anfang  der  folgendm 
("^  ,)  leer,    f.  33'   (r.  Cap.)  hec  consanguinitas^  dum  se  paulatin 
propaginum  —   de   coniugiis.    Vir^   sexnm   —   morü  comedai 
f.  33^  de  nominibus  uento^.     Primus®  uento^  —  f.  34'  auraeJ 
altanus.  explicit    Rest  der  Seite  (etwas  mehr  als  Vj )  /«er.  |f.  Sl' 
(r.  Cap,)    item   uersi    de    supra   nominatis  uentis  *^.  Quattuor  1 
quadro  —  ore  camena.  explicit.    Letztes  Drittel  der  Seite  leer,] 
f.  35'  (r,  Cap.)  incipit  breuiarum  rufi   festi  üi  c    de  breuiano 
regum  gestariim  populi  romani. '  ^   Breuem  fieri  dementia  tua  — 
f.  44 '  psalma  pacis  acccdat.  |  (Cap.)  explicitum  breuiariam  ni 
festi  uic  agusti  ualenti  scriptum  feliciter.  (r.  Cap.)  It  imperatorit 
antonini  ag  itinerarium  maritimii.  |  (schtc.)  ut  nauigans  qna  litoi» 
tencns  '^  —  Ex  prouincia  —  et  stabiles  fecit.^-^  explicit.  f.  4? 
(v.  Unc.)  Igitur  iheronimi  pfSr  succedit  auctoritas.^^  |  Drepanam 
bitiniae  ciuitatera  —  ex  cesaribus  ^-^  f.  47^  agusti  appellantur.  | 
(r,  Unc.)  ex    libro  ethimologia*   isidory.   |  (westg.  Min.  s.  VIÜ) 
Prima  i'*'  eiu'ope  regio  scitia  —  f.  48'  cetera  permanent  utft^ 
runt.  I  f.  48^   (Unc,    mit  keilförmigen   Marginalnoten   in  kUin^ 
Unciale)   arcadius  •"    theudosi  filius  agustus  appellatus  (iibsrg^ 
schrieben    von  jüngerer  Hd,  Prosper  Aquitanicus)  —  f.  55'  d^ 
auxilio  pugnaturiis.  |  fr.  Cap,)  incipit  ex  libro  de  origine  goto%  • 
domno  isidoro  editum.  |  (icestg.  Min,  s.  VIII)  Gotorum*^  antiqui*' 


'  Ib.  cap.  16  (VII,  27).     —   »  Ib.  VU,  61.    —  *  Carmen  de  eclip»  Inn** 
Anth.  1.  nr.  483  R.  (Isid.  opp.  VII,   183).   —  *  Is.  ib.  c  48,  §.  1— S. 
c  Etymol.   XIV   c.   3—5   (IV,    143).    —    "  Vgl.   Etymol.   IX,  c.  6,  §. 
(III,  451).  —  8  Ib.  IX,  c.  7.  —  •  Ib.  Xni,  c.  11—16.  —  J»  Anthol. 
nr.  484.  —  "  Vgl.  W.  Förster  (Wiener  Studien  l,  303).  —  "  Itin.  Ant 
Parthey  et  Finder  p.  234  adn.  —  »»  Ib.  p.  258.  —   "  Hier.  Chron.  ä.  2^-^ 
(VIII,  li^'i).  —   '5  Ib.  a.  2,353.  —   'G  i^jd.  Etym.  XIV,  c.  4,  §.  3  (IV,  löä)- 
»•  Prosper  Chron.  (Hier.  op.  VIII,823— 824).  —  ««  Isid.  Hist.  Goth.  VE,  ■-  < 


Bibliotheca  patrnin  latinornm  flispaniensis.  547 

simam  esse  gentem  —  It  Anno  ate  erä  codita  duodeeimo  —  nisi 
nox  prelio  finem  dedisset.  |  It  ex  eodem  libello  recapitulatio. 
Goti  de  magog  —  ibique  sedem  uite  atque  imperii  locaberunt  | 
(Cap.)  incipit  dimensio  terrarum  (dimensio  ist  zweifellos,  obwohl 
fast  ganz  verschwunden).  \  f.  55^  (Unc)  iulio  ^®  cesare  marco  et 
antunino  —  f.  61^  bidga  (sie)  oppd.  Zwischen  coniunetione  supni 
nomen  sicut  accepit  (f.  58)  und  riphei  mens  e  (f.  60)  ist  ein  Blatt 
(f.  59)  des  Palim'psest  eingeschoben,  aber  nicht  beschrieben,  f.  61  ^ 
(Cap.)  expliciunt  oppida  (am  Rande  vofi  m.  1:  require  una  foHa 
minus  ut  in  auctore.  Von  m.  2  fast  gleicher  Zeit :  minus  habet 
flumina  xvi  et  gentes  xxiiii).  Das  letzte  Viertel  der  Seite  leer,  des- 
gleichen f.  62''.  Die  erste  Columne  dieser  Seite  war  von  späterer 
westg.  Hd.  mit  etioas  Katalogartigem  beschrieben,  er  ist  aber  wieder 
ausradirt.  f.  62  ^  (r.  Cap.)  nunc  hereticorum  sententias  opiniones- 
que  infidelium  persequamur  primum  autem  quid  inter  ortodoxum 
et  hereticum  uel  scismaticum  sit  definiendum  elegimus.  |  orto- 
doxus^"  siue  catholicus  est  homo  fide  rectus  et  uita  — .  Der 
Häretikerkatalog  ^ '  beginnt :  iudei  xpm  dm  esse  non  credunt  et 
noiium  tcstamentum  sj>nunt  und  schliesst  mit  den  Hemerobaptisten 
suj>lectilem  labant. 

f.  65^  (r.  Cap.)  hinc  pos  (sie)  numeratis  heresibus  rursus 
gentiliura  dogma  persequamur  inter  quos  hcc  est  difFerentia.  | 
Platonici  ^^  dicunt  mundum  et  angelos  —  (schliesst  mit  den  mate- 
matici)  quam  terras  dicunt.  f.  65^  war  leer  geblieben.  Spätere 
Zusätze  1.  in  westg.  Minuskel:  nomina  ciuitatum  ispanie  sedes 
episcopalium,^*  2.  in  westg.  Cursive  von  zwei  Händen  mit  dunkler 
Tinte  zwei  Sonnenfinsternisse :  jjl  obscuratus  est  sol  in  era  dcccxvi 
tertio  kalendas  septembres  ora  undecima  diei  luna  x  et  in  era 
Dcccxvii  XVII  klds  septembres  ora  secunda  diei  luna  xx;  mit 
bleicherer  Tinte :  Dauer  der  Goten-,  Sueven-,  Vandaien-Reiche  und 
wer  ihnen  ein  Ende  gemacht.^^  f.  66  ist  leer,  nur  f.  66"^  stehen 
neun  Zeilen  westg.  Cursive.  ep  Iheronimi  ad  marcellam  de 
quinque  noui  testamenti  questionibus  magnis.--^  |  Magnis  nos 
prouocas  questionibus  et  torpens  otio  —  possessis  quomodo  siue  | 
f.  67«^   (Unc.) 


'ö  Geogr.  lat.  min.  ed.  Riese  p.  21,  1  bis  48,  8.  —  ^  Vgl.  Is.  Etym.  VII, 
c.  14,  §.  5.  -  21  Vgl.  Ib.  VIII,  c.  4,  §.  1-10.  —  2'  Is.  HI,  536  (vgl. 
Etym.  Vm,  c.  6,  §.  7).  —  "  Mitgetheilt  von  Ewald,  S.  276.  —  «  Vgl. 
Ewald.  —   2i  Hier.  ep.  I,  325. 

35* 


o4>5  V    llartel. 


fre 

g      tum    ^a      Ä 

'S 

03 


£      di      tan      ^ 


2.  afri  ;S 
ca 
colünc  hercolis  adting^^^  (sie)  mauritania  id  est  ubi  bacuete» 
fsic)  barbari  morantur  per  maritima  loca  curtapne  usq*  milia 
passoR  xviii  xxxvini  ad  exploratione  u.  s.  w.  Dieses  Itinerar  geht 
his  f.  82%  wo  es  mit  marcomaco  If^  viii  ahhrichf,  f.  83*"  (Palimps, 
tcestg.  Cursive)  incipit  sermo  sei  ambrosii  epci  de  pace  |  Dni  in 
euan^clio  2?  uox  est  pacem  meam  do  uobis  pacem  meam  relin- 
quo  uobis  —  f.  84^  quia  nicil  inter  offensum  potuit  inuenire.  | 
(r.)  incipit  tractatus  sei  apistini  de  petere  pulsare  q^rere,*-^^  |  Qnm 
uoluit  dfis  me  binc  non  discere  debitorem  reddendi  —  f.  86^ 
laudabimus  eum.  amen.  expHcit.  |  f.  87"^  (r,  Maj),  jfe  In  ne  dni 
nfi  iliu  xf)i  incipit  opusculum  sei  eucherii  epi.  de  situ  hiero- 
Rolimo  ul  iudae  Fauste  prsfctro  insulano  eucherius  eps.  Urbis 
hierosolimo  atque  ipsius  iude^  nt  mihi. 2"  |  Hierusalem  ab  helio 
adriano  hclia  uocitatur  —  f.  89^  de  iudo  situ  fidem  faceret. 
Kxplicit  sutus  (sie)  hicrosolime  uel  iudae. 

In  tcestg,  Cursive  ^^  Auszüge  aus  Hieronymusbriefen  (Unc.) 
iheronim'  ad  acalciam.  |  Quod  aüm  dicit  tu  es  q  uenturus  es 
an  alium  fquodque  infert  beatus  est  qui  —  |  F  It  ibi  dicit- 
quc  de  co  its.  non  sohim  esse  prophetam  —  I  *!{  1*  ^P^®  ^^ 
eustocium.  annon  tibi  uidetur  esse  uiolentia  —  |  »|f  It  ipse  ad 
acalciam.  non  clamabit  neque  accipiet  psonam  —  |  f.  90*"  K  It 
ah'ter  iheronimi.  Calam*  quassaf .  non  —  |  It  Iheronimi  ad 
acalciam.  si  quis  uult  post  me  uenire  —  |  K  It  Ibi  si  ergo  dis- 
pensator  iniquus  inammone  —  I  T  It  ibi.  mici  aüm  iuxta  prio- 
rem  —  1  f.  90^  fi  ibi.  Ue  pregnantibus  et  nutrientibus  in  illis 
diebus  —  \  (^^  ibi.  omis  q  lacte  alitur  imperitus  est  —  |  "R  It  ibi. 
pauli  ad  romanos.  uix  enim  pro  iusto  quis  moritur  —  "R  It  pauli 
ad  romanos.  obtabam  ego  ipse  anathema  esse  a  xpo  —  |  f.  91*" 

2«  Itin.  Antonini  od.  Parthey  p.  1,  1.  3.  —  27  Aug.  (?)  sermo  97  (V,  1931). 

—  M  Serm.  7  (XI,  991)?  —  »  Labbaei  Nouao  Bibl.  manuscr.  libronim 
t.  I,  PariHÜs,  1657  und  Tobler  und  Molinior  Itinora  Hierosolymitana  1879, 
p.  51   und  XVIII. 

'  a        a  a 

—  3Q  BibliothekarHhand:  Pars  -q-  I  •  in  ep,  ad  Algtmam, 


Bibliotheca  patmin  latinomm  Hispanittosis.  549 

(ohiie  Quellenangabe)  Quod  aüm  anathema  interdum  accisionom 
Bonet  —  transferre  sermone.  |  Auf  dem  Blatt  91  steht  ausser 
diesen  4^/^  Zeilen  nichts.^^  f.  92^  (schw.  Maj.)  incipit  indiculum 
de  aducntum  henoc  et  elia  adque  antixpi  ex  libris  duobus  id  est 
danielis  et  apocalipsin  iohoanni  (sie)  a  beato  iheronimo  expositum.  | 
In  finem^i  huius  mundi  conplebitur  illut  quod  dominus  holim 
—  f.  94^  set  ille  antixps  est  qui  negat  xpm  non  esse  dm  | 
(drei  Zeilen  darnach  in  westg,  Cursive)  adducite  istas.  et  conmis- 
sarium  —  |  f.  95^  in  ne  dni  hoc  est  inuentarium  libro*  adnotatü 
dÖ  annuente  sub  era  dccccxx  ^^  |  (westg.  Min.)  Bibliotheca  uetcris 
ac  noui  testamenti  |  Expositum  danielis  et  apocalipsin  &  canti- 
cum  canticorum.  inu  cofpr.  |  Expositum  ezecielis.  |  Lbrs  orosii. 
Lb  psalterium.  |  Lbrs  stori^  eglesiastic§.  |  Lbrs  Beati  ag^stini 
de  ciuitate  di.  |  Lbfs  apringi  ^pscpi  et  iunilli  in  ün  corp.  |  Lb 
Omeliarum  beati  gregorii.  |  Lb  Conlationum.  ]  Lbrs  Uirorum 
illustrium.  |  Lb  prognosticon.^^  |  Lb  Cronicoru  beati  isidori.  | 
Lb  Domni  ag"stini  ad  probam.  |  Lb  Antiphonarium  maiore  (alt. 
m.  in  ras.).  \  Lb  Pastoralium.  |  Lb  Ordin^.  |  Lb  Antiphonarium 
ex  cotidianis.  |  Lb  //////  (4—5  Buckstaben)  ^  (eine  junge  Hd.  fügte 
sancti  ein)  ^glesiastico.^"*  |  Lb  Martirologium  romense.^*^  |  Lb  Ce- 
nam  nubtiarum  beti  (sie)  cipriani.  |  Lb  Elipandi.  |  Lb  De  pre- 
destinatione  et  libertate  arbitrii  dni  iheron.  |  Lb  Glossomatü.  I 
Lb  Geumetric^  artis.  |  Lb  Canonü.  |  Lb  Nature  rerum  qui  et  in 
man*  est.  |  Lb  Ex  diuersis  op^sculis  beati  eugenii.^'  |  (Nach- 
getragen) Lbros  Beati  prosperi  ad  iuliai>.  |  f.  95^  (Maj.)  Item 
ex  opusculis  poetarum.  |  (Min.)  luuenci  prsbtri  Lbrs  nii  corp.  i.  | 
Alchimi  ^pc  (sie)  Lbrs  vi  corp.  i.  |  Aldelhelmi  9pc  Lb  i.  |  Se- 
dulii   prsbtri  Lb  v.  |  (Die  folgenden  sieben   Zeilen  kleiner,   nach- 

3*  ,yom  letzten  Quaternio  13  fol.  91 — 95  (das  vorletzte  Blatt  ist  ausge- 
schnitten) sind  nur  zwei  Blätter  fol.  91  und  95  rescribirt  und  entsprechen 
genau  dem  bisherigen  Palimpsestpergament.  Die  drei  nicht  rescribirten 
Blätter  in  der  Mitte  haben  anderes  Format  und  anderes  Pergament^ 
Ewald,  S.  278.    —   "  Hier.  ?   —   »3  Von   Bibliothekarshand:    Anmu  dU 

o  o 

DCCCLXXXIL  Von  derselben  unter  den  zwei  eben  copirten  Zeilen: 
Ilinc  apparet  ante  amw«  ferme  septiiufentoa  hunc  codicem  fuisse  descrip- 
tum.  Et  iüe  etiam  mfdto  uettistior  est  ut  credi  poteat  quam  hie  index.  — 
3^  apud  Vigilanem  diaconum  add,  m.  alt.  Ewald  bemerkt,  diese  schwer  les- 
baren Zusätze,  die  sich  auf  Entleihen  der  Bücher  beziehen  im  Vereine  mit 
Loewe  entzitfert  zu  haben.  —  ^^  apud  An  .  .  .  (Utd.  m.  alt.  —  ^6  apud  .... 
add.  m.  alt.    —    ^"^  apud  lohannem  asserunt  haberi  (assteri)  add.  m.  alt. 


550  ▼-  Hartel. 

träglich  in  frei  gelassenes  Spatium  eingefügt)  catonis  Lt  nii.  |  in  la'de 
i'tini  minoris  Lb.  1  in  la^de  anastasii  Lb.  1  dracontii  Lt)  1  alte 
uergilii.  ouidii  nasonis  in  libris  eneidarum  et  qu^dam  sententie 
filosofo*.  corpore  uno.  |  Uirgilii  poete  Lbrs  xii  eneidad  (sie),  corpore 
uno  I  luuenalis  Lbrs  v  corpore  uno.  |  Prudentii  Lbrs  n.  corp 
uno.  I  (Vier  Zeilen  Spat.)  LB  Conlationum  artis  grammatic^. 
Die  am  Rande  bei  einigen  dieser  Handschriften  in  westg,  Curm 
hinzugefügten  und  wieder  ausradirte/n  Vermerke  besagen  mAh 
scheinlich,  wer  die  betreffenden  Codd.  geliehen  erhielt. 

Es  folgt  hier  eine  Probe  des  alten  Bibelcodex  von  f.  59'b: 
erisq*^^  in  letitia  |  trib'  uieib*  per  annü  |  apparebit  omne  mi»! 
culinum  in  conspectu  |  dni  di  tui  in  loco  quem  |  elegerit  in  sol- 
lemni  |  tatem  azimorum  et  i[  |  soUemnitatem  ebdom[  |  darum  etia 
soUem  I  ni tatem  tabemacul[  |  non  apparebit.[  |  dnm  uacuus  sed  o(| 
feret  unusquisque  |  secundum  quod  habue  |rit  iuxta  benedicti(rac[| 
dni   di  sui    quam   dede|rit   ei  |  ludices   et   magistratus  |  conflü- 

tucs  in  omnib;  |  portis  (p  eo;  id  u^  uid.)  tuis  quas  dns  |  di  tai» 
dederit  tibi  | 

B  m  5 

(25,  SO)  20  m.  112  foll.  8.  XIV. 

f.   V  (r.)  sermo  iotis  crisostomi  de  dignitate   condicioni» 

i 

humane.  |  ()gtatem  (dignitatem?)  humane  originis  facile  agno- 
scimus   etc.     Es  folgen    weitere   Sermonen,    ohne    Autor,  spo^^ 
auch   ohne   Ueberschrift   überhaupt.     Die  nächsten  beginnen  f.  2'  ; 
Qubetur  adam  de   interdicto  arboris  fructu  —  f.  3^  ()ri8tiinÄ 
cum  hoste  —  f.  5^  ()emo  qui  nesciat  u.  s,  w.    Der  letzte  tA^ 
f.  46*^:    possit   in    cterna   secia   munerari.    amen.    f.  47'  SenW 
bti  iohanis  crisostomi  de  susana  |   Diuine  lecciones  et  sS  rf^ 
Es  folgt   eine    Reihe    Sermonen   mit   gleichartigen   Uebersckrip^ 
Der   letzte    schliesst:    reddatur    et   pius.    I)eo    gras.     ExplicittB^ 
sermones   sei  iotnis  crisostomi.  |  Ohne  Titel:  Ut  ego  *  pccor  c^ 
ultimus  insipientior   ceteris   et  imperitior  —   |  f.  90*   Dferanwi» 
absentes.   |   Explicit   liber   bti   augustini    de    vita    xpiana.   üö 
gras.   amen.   |  f.  97^  ( )ueritur    utrum   ex   scripturis   receptis 
iudeis  possit  —  f.  111''  iam  baptizati  ad  vomitum  reuertuntui 
per  me  glacum  Alamannum  de  Bituna  scriptum. 

3^  Deut.   16,   U>  — 18.  Es  ist  der  Text  der  ViilpaU. 
»  Fastidius  de  uita  christiana  50,  383  M.  (=  Aug.  VI,  1031). 


BibliothecA  pftinim  latinoram  Hispaniensis.  551 

B  m  6 

(24,  17    III  n  21)  20  minor,  m.  bip.  pag.  79  foll.  s.  XIV. 

f.  l'"a  dialogi  sei  iohis  crisostomi  et  sei  basilii  cpi.  Qui 
intitiilatur  de  dignitate  sacerdotali.  Andere  Hand  f.  31  "^a  loh. 
Chrys.:  Nemie  posse  ledi  ab  alio  nisi  a  se  ipo  —  f.  41^  a  desgl. 
De  conpuccoe  cordis  2  Bücher  —  f.  65  ^b  desgl.  De  repara- 
cione  lapsi  —  f.  73  "^b  desgl.  de  lapsis  ad  theodorum. 

B  m  7 

(III  n  56)  80  mai.  m.  190  foll.  s.  Xn.  In  Spanion  geschrieben. 

f.  V  Dilectissimo  fratri  mariano  epo  gregorius  eps  seruus 
senior  di.  Omelias^  que  in  beato  hiezechiel  pp£a  ita  ut  corä 
pplo  loquebar  —  auidius  redeatur.  |  di  omipis  aspiratione  d 
ezechiele  ^ppta   locuturus.     f.  96^   (r.  Maj.)   incipiunt   omle   s 

i  a  a 

gg  pp  urb  r.  in  extrema  parte  iezechielis  explic  •  xii  •  incip  •  xiii.  | 
Quia^  multis  curis  etc.  Die  letzte  Hom.  ist  die  22.  und  beginnt 
f.  ISO*^  Sacri  eloquii  —  190"^  ad  hereditatem  ppetuam  erudit. 
sit  itaq'  gla  omipti  dno  nro  itu  xpo  (Maj.)  qni  vivit  et  regnat 
cum  patre  in  unitate  sps  sei  ds  per  omia  sota  scto^  am. 

B  m  8 

(III  n  57    5,  24)  20  eh.  et  m.  109  foll.  s.  XIY.  bis  f.  33  bip.  pag. 

f.  V  oberer  Rand  von  Bibliothekarhänden:  Chronica  Isidori 
iunioris  et  lacobi  Voraginis  chronica  lenuensis  civitatis.  |  f.  l'^a 
(r.)  Incipit  cronicha  sancti  ysodori  (sie)  minoris  cum  aliquibus 
addicionibus  extractis  de  textu  et  istoriis  biblie  et  de  libro  pauli 
orosii  et  de  passionibus  sancto«.  et  continet  in  se  sex  etates 
mundi  scilicet  a  principio  mimdi  usque  ad  honorium  papam 
tercium.  Item  continet  cuncta  nomina  impatorü  qui  sup  terram 
regnauerunt  usque  ad  Ffredericum  Imperatorem  inclusiue.  Con- 
tinet quoque  tempus  annorum  qui  cadunt  intra  tps  sex  etatum. 
Quod  tps  fuit  a  creacione  Ade  et  Eue  usque  ad  incarnacionem 
domini  nostri  Ihü  xpi  quinque  milium  et  centum  nonaginta 
quinque  anno^.  Et  ad  (sie)  incarnacionem  xpi  usque  ad  diem  quo 
e  mortuus  dictus  Ffredericus  secundus  Mille  ducenti  quinqua- 
ginta  vnus  anni  lam  transcierant  (sie).  Item  dicta  cronicha  con- 


»  Greg,  in  Ezech.  hom.  I,  1174.  —  2  ib.  n.  (I,  1307). 


552  ^'  Uartel. 

tinet  (iia  iioniina  illo^  qiii  liedificaucnint  in  hoc  rnüdo  Ciuitatcs 
alicjuas  sicut  infcriiis  vidcbitur  öubsecutiue  et  Ordinate.  |  f.  l^b 
In  principio  crcauit  dcu8  celiim  empireum  angelorum  —  f.  33 'a 
»chVitSHt  mit  dem  Tode  Friedrich  IL  Currentes  Explicit  oppus 
vel  cronica  saneti  yHodori  de  sex  ctatibus  mundi  Deo  gracias.  | 
Von  Bibliüthekarshand:  Desideratur  hie  opusculum  de  Romanb 
pontiiieibus  quod  extat  alibi  in  eadeni  eiusdcm  chronica,  cuius 
mansio  seu  locus  est  III  U  8  (dies  durcJistrichen  und  dafür  III 
18  gesetzt)  \  f.  34^  fohjt:  Cronica  ciuitatis  lanue  composita  a 
fratre  lacobo  naragine  (na  mit  Bleistift  in  vo  corrigirt).  Am 
Schlüsse  InduUjenzen;  Las  casas  y  dignades  reales  (1521  irpan. 
geschrieben), 

B  m  9 

so  minor,  m.  126  foU.  s.  XII  ex. 

,-^  ^  o  m.i 

f.  V  (r.)  In  nne  dni  nfi  itu  xpi.  incip  Ibr  ethimolagia«.  epl 
ysidori  ad  braulionem.  Auf  die  dem  Werke  icie  sonst  voraus- 
gehenden Briefe  und  die  Fi'aefatio  folgen  die  Capp,  von  B,  1 
und  dieses  selbst,  f.  36,  wo  viel  freier  Raum,  hat  eine  gUich- 
zeitige  lld,  am  Rande  geschHeben:  in  hoc  et  sequcnti  spacio 
secundum  ([uoddam  cxcmplar  nichil  deessc  reppcri.  f.  45'  nach 
^,'2  Seite  Spatium:  A  conditione  mundi  usfjue  ad  hunc  nouis- 
»imum  cielianuni  (/.  eycli  annum)  computantur  anni  v-  dccccxc. 
Das  glosbisrhe  Buch  ist  das  11,  Darin  zwischen  f.  ü9  und  70 
grosse  Lücke.  Es  springt  von  abstemius  zu  orator  und  geht  un- 
merklich in  das  12,  über.  Das  letzte  Buch  ist  als  das  21.  be- 
zeichnet. Das  historische  Buch  (Nr,  0)  schliesst  f.  41"":  Era- 
clius  XX VII.  liuius  (puirto  et  (piinto  religiosissimi  principis  siscbuti 
iudci  in  ispaiiia  xpiani  efiiciuntur.  lustinus  maior  ans  viii-  ace- 
falo*  heresis  abdicatur.  lustinianus  ans  xxxviii  uuandali  afriea 
extinguntur.  Colligitur  tps  ab  exordio  mundi  usq*  iprescnte 
glosi  recesuindi  principis  anns  x-  quod  est  residuum  scxte 
etatis  tps  do  soli  est  cognitum.  f.  120^  der  gewöhnliche  ScIUuss: 
ut  uis  morbi  ignis  ardore  siecetur.  Hierauf  folgt  wie  ein  ferneres 
Cap,  (vgl,  ^  I  3)  (r.)  De  celo  ul  (piinq^  circulis  eins  atquc 
subterraneo  meatu  |  Celum  '    circiil    (piinque    distinguitur   quo* 

'  Vpfl.  Hodn  (Irt  iiat.  rer.  (UO,  'Hr*  M.)  und  do  tiMiipornin  ratione  ('JO,  450), 
und  HO  schuinon  auch  die  fnlnrondon  Ktücko  Excurptu  aus  dirM(*n  und 
andoron  nUchorn  Htula's  zu  soin.     V^l.  auch  11».  &  I,  3  fol.  2.'J4'. 


Bibliotheca  pfttrum  Ifttinorom  HispaDieosis.  553 

duo  — .     Weitere  rothe  Ueberschmften  sind:  f.  12P  De  signis  et 

lumine  stellarum.    De  Septem  planetis.    f.   121^    De    signifero. 

f.  122*^  fehlt  der  Titel  vor:  Singidi  autem  menses  sua  signa  in 

quibus  solem  recipiunt  habent.  f.  123'^  De  lunae  niscursu  (sie)  si 
i 

qs  signa  ignorat.  f.  123^  De  mensibus  anni  et  ratione  bissexti. 
f.  124"^  (ohne  Titel)  Romani  at  diuerse  —  dies  resurrectionis 
dominicus  est.  Dann  folgen  m.  s.  XIII  in.  ohne  Titel  Spriich- 
verse:  ()actile  quid  latitas  exi-  cur  publica  uitas?^  Quis  uetat 
audiri  —  male  dixit.  Das  ist  Vorrede,  das  Werk  beginnt :  ( )nam 

r 

semper  amo  cuius  n  soluaj  ab  hämo.  f.  126  etymologisch 
Glossemaiisches ;  am  Ende  Zusätze  von  verschiedenen  Hden.  s,  XIII. 
Bis  ist  ein  Glossar,  beginnend:  antiochia  pauptatis  silentium 
und  gehend  alphabetisch  bis  \,  schliessend  mit  dies  otia,  ohne  etwas 
Bemerkenswerthes  zu  bieten. 

R  m  10 

« 

(III  n  6)  20  min.  in.  177  foU.  s.  XII  in  fr&nkischer  Minuskel. 

f.  1"^  Evangelienabschnitte  für  Sonn-  und  Festtage,  abrupt 
beginnend,  f.  IS*"  ein  Kalendarium  ^  mit  ausserordentlich  viel 
Eintragungen,  das  Kloster  iesu  nazareni  montis  aragonensis  be- 
treffend, viele  mit  era  datirt.  f.  19^  (r.)  cpla  ut  simul  habitent 
(Klosterregeln)  \  H^c  sunt  qu^  ut  obseruetis  pcipimus  in  mona- 
sterio  constitutis.  Post  principalia  pcepta  diltionem  dei  (wird 
m.  s.  XVI  aU  Regula  Si  Augustini  bezeichnet)  —  f.  26'"  iphensä 
sentencia  iudicentur  |  f.  26'' fF.  folgen  nicht  viel  spätere  Ein- 
tragungen historischer  Art  und  die  Gründungsgeschichte  des 
Klosters  Monte  Aragon.'^  f.  29'  (wieder  wj  ein  grosses  Martyro- 
logium  für  das  ganze  Jahr,  beginnend :  kah  ian.  Octaue  dni  nri 
itu  xpi  et  circücisio  ciusdem  &  —  f.  Sd""  igne  supato.  gladio 
pcussa  e  |  f.  84^  Maledicti  sint  omnes  liomines  qui  locum  ul 
honorem  ihn  nazareni  —  f.  85"*  Cum  in  nne  sei  et  indiuidue 
trinitatis  /  ////  xpianissimus  ac  gl'osissimus  ludouicus  superno 
munere    uictor    augustus    anno    incarnationis   dfii    nfi    ihu    xpi 

mo        mo 

Dccc  XVI  inditione  (sie)  decima  —  f.  87"^    mereantur  explicit  pro- 


2  Vgl.  P.  Meyer  Documenta  mss.  p.  168. 

'  Au8ziig:e  aus  diesem  für  die  VervoUständigung  der  Bischofsreihen  wich- 
tigen Hausbuche  des  Klosters  Monte  Aragon  (bei  Uuesca)  bietet  Ewald 
ö.  280.  —  2  Vgl.  Ewald. 


;>;>1  V.  Hart«!. 

lopis  I  Es  folgt  der  Caj)iteluid(ix  (90  Capp.),  Darauf  Di^  tonsura 
Tonsurc  eccleBiastiec  usus  a  nazarci»  —  f.  174'  pucnirc  mc- 
reantur.  (r,  Maj,)  cxplicit  liber  ilo  grli  |  f.  174^  (r.)  Dominica  in 
ramis  palmarum.  Finita  missa  matutinalc  in  die  ratnis  palma« 
ötatim  öaccrdos  bne  (scJiw,)  dicat  aquam  et  salcm.  Dann  folgen 
iceitere  Eintragungen  8.  XII.,   Gebete  n,  dgl. 

B  m  13 

(UI  II  58     11.  28)  20  m.  107  füll.  s.  XV. 

Innere  Seite  des  vordem  Deckels:  Ilic.  Surit^.  Lactantii 
divinarum  institutionum  adversuö  gcntes  (libri  Septem). 

B  m  17 

20  m.  membr.  hip.  pag.  251  foll.  s.  XIII  in. 

Missale  mit  Gebeten,   die  spätere  Hände  hinzugefügt  haben. 

B  m  19 

(14,  2fO  20  minor,  bip.  im^.  131  foll.  b.  XIII. 

f.  1  ^  Indax  zu  Questioncs  super  cptaticum.  Die  zur  Genesis 
beginnt  f.  3^b  Cum  scripturas;'  scasque  appllant  canoicc  legcndo 
et  cum  aliis  codicibus.  —  Schliesst  mit  den  Questiones  ludicum 
f.  65  "^b  tale  e  ei  ac  si  diccrct.  f.  6(5  "*  folgt  wohl  von  anderer 
Hand,  aber  auch  s,  XIII  ein  Index  der  Schriften,  welche  f.  66'a 
beginnen:  liber  hcbraycarum  (picstionum  |  (^ui  in^  principiis 
libro*  debebam  —  |  f.  75 ^a  de  •  x  •  temptationibus  |  hoc 
sunt  3  uerba  que  —  |  Es  folgen  f.  76*^ a  Quaestiones  rcgum 
(zwei  Bücher),  dann  f.  83 'a  Paralipom.  (zwei  ßUcher),  dann 
f.  89  ^b  Canticum  Delborc  |  Cecinerunt*  dclbora  et  barath 
filius  —  I  Dann  f.  9 Ha  laincntationes  IV  ,i>plie  |  Et  factum* 
est  p'quam  ductus  —  |  Ein  Brief  f.  92  ^a  (r,)  Incipit  epPa 
i'onimi  ad  dardanum.  |  Cogor  a  te'»  ut  tibi  dardaiie  —  f.  92*b 
Liber  de  distaiitiis  loco^.  |  Eusebius^  <|  a])o  pamphilo  —  f.  103'a 
(r.)  Incipit  ^])logu8  virorum  illustrium   sei   ieronimi  |   Ilo'^taris** 

^  AiipuHtiiiUH  (^iifiPHt.  in  Ilept.'iteucliiiiii  III,  547.  —  '^  Hior.  Ilebr.  qiia<»t. 
in  Gonosim  III,  301.  —  ^  Hier,  de  x  tontationilmn  III,  741.  —  *  Hier. 
a|)]).  II,  745.  —  •'  liier.  Exp,  laniont.  lor.  XI,  727.  —  ^  De  diuersis 
p^encribns  music.  Hier.  XI,  202.  —  "^  Hier,  de  situ  et  nominibiis  loc. 
Hebr.  III,  21.  —  «•  Hier,  de  uiri«  ill.  II,  HÜ7. 


Bibliotheca  patnim  laiinornm  HispftDi«nsis.  550 

dexter  ut  tranquillum  sequens  —  f.  111  »^a  et  ad  pämachium 
apologeticum  et  epitaphium.  Explicit  Hb  illustrium  uiro^  | 
f.  lll'^b  (r.)  Incip  dyalogus  basilii  at^  Ihis  Jh^es  e§.  |  Michi 
quidem  multi  fu^nt  amici  certi.  —  Das  6.  Buch  schliesat  f.  129 ^a 
i  efnum  tuü  reeipias  tabnaculum.  Explicit.  (r,)  Explicit  dya- 
logus Basylii  atj  iohannis  |  (r,)  nila  (dies  al.  m.  ex  corr.)  regum 
locorüqs  et  de  actibs  apostolorum  beda  |  Acheidemath  ^  ag' 
sanguis.  qui  hodie  monstratur  —  |  f.  13Pa  atj  exspectans  ludos 
senicos  (sie)  contemplaretur. 

Bin  20 

(24,  19)    So  min.  m.  bip.  pag.  105  ff.    s.  XII. 

f.  2'^a  ohne  lieber  sehr  tft,  Sermo  über  Respiciens  ihs  disci- 
pulos  suos'dixit  ßimoni  petro;  si  peccauerit  —  frm  t^um  «  cet^a.  | 
(  )ecti '  (sie)  sca  eu^gelii  qu^  modo  recitata  est  frs  mei !  si  soUicite 
pensetur  —  f.  11  ^a  (schw.  Maj.)  +  incipit  Hb  sei  ambrosii  de 
incarnatione  dominica.  |  Debitum^  cupio  soluendum.  Si  hester- 
nos  meos  non  inuenio  creditores  --  f.  17 ^b  spuum  intelligibilium  | 
(schw,  Maj.)  incipit  sermo  scissimi  ambrosii  ortodoxi  mediola- 
nensis  epi  qui  pastoralis  dicitur  |  Si  quis  irs  ^  oraculum  remi- 
niseatur  quo  frugi  famulo*  —  f.  21^a  ^pmisisti  amen.  |  (Maj,) 
in  nomine  dfii  nri  itu  xpi.  incipit  liber  beatissimi  ambrosii 
mediolanensis  epi  priraus  liber  de  misteriis.  et  sex  de  sacra- 
mentis  |  De  raoralibus  ^  cotidianum  sermouem  habuimus  —  f.  26^a 
coopetur  j  (Maj.)  finit  de  initiandis  felicit.  incipit  de  sacramentis 
Hber  primus  ]  De  sacramentis^  q  accepistis  —  f.  38 ^b  schliesst 
Buch  6  &  nunc  &  semper  &  in  oia  secula  seculorum  amen.  | 
(Maj.)  explicit  de  sacramentis  liber  sextvs  |  f.  39 ""a  (Maj.)  in 
nomine  scc  trinitatis  incipit  tractatus  sei  ambrosii  confessoris 
&  epi  de  officiis  liber  primus.  |  Non  arrogans^  uideri  arbitror 
si  inter  Hlios  —  f.  lOiVb  p  cum  q'  c  benedictus  i  scla  |  (Maj.) 
explicit  feliciter  Hber  tercius  amen. 


ö  Liber  nomimim  locorum  ex  Actis  iu  Hier.  opp.  III,  721  (=  Beda  V,  666). 

J  Der  Karlsruher  Codex  (Augiensis  15  s.  x.  f.  "22)  schreibt  diesen  Sermo 
Gregor  zu.  —  2  Ambr.  do  incarn.  dorn.  sacr.  II,  703.  —  ^  Ambr.  de 
dignitate  sacerdotali  (Ambr.  App.  p.  357).  —  *  Ambr.  de  mysteriis  II,  325. 
—  ^  Ambr.  de  sacramentis  11,  349.  —  ^  Ambr.  de  officiis  ministrorum 
II,  1. 


Ob(\  V.   Uurtel. 

B  m  21 

(III  11  60)  20  mit).  lu.    120  foll.    ».  XII.  In  Spauien   (geschrieben. 

m,  8.  XVI:  Es  de  la  y^lesia  inayor  de  ^igucnyu  (Maj.) 
in  nomine  dni  incipiunt  capla  de  libro  seutentiarum  doni  yidori 
ispalensis  aejü  |  (Juod  d'a  siiinmus  et  ineomutabil  sit  etc.  f.  1" 
Öiimmum  ^  boniim  da  est  quia  incommutabilis  est  — .  Buch  2 
beginnt  f.  3ü^;  Buch  3  f.  82^  und  letzteres  sdiliesst  abrupt  un 
Abschnitte  de  oppresoribiis  pauperum  —  f.  120*  et  cibabo  hostes 
tuos  earnibus 

B  m  26 

miscell.  206  foll. 

Die  Hs.  hat  am  Anfange  durch  Oel,  am  Ende  durch  Wasser 
sehr  gelitten.  Es  lassen  sich  drei  Bestandtheile  untarscJieiden, 
1.  8"  mai.  icestg,  Minuskel  s.  IX  in.,  zum  Theil  Ausschusspergn- 
ment,  enthält  Basilius.  f.  l**  beginnt  abrupt  im  Index  mit  xxy 
(modern):  Qui  tristatur  aduersus  eiim  qui  se  increpat  —  f.  4' 
rem  (alt):  Quomod  (sie)  fit  aliquis  in  presenti  solo  stultus.  |  (r.) 
KXPLiciuNT  CAxoN'Es  iNciriT   PREFATio.  |  Satis   Huenter   karissime 

—  f.  4^  ul  obserbatÄnibus  uiuant  j  fr.  Maj.)  Incipit  doctrina 
sei  basilii  epsi  cappaducip  ad  munaehos.  |  f.  5*^  Humanuni  * 
jjrouus  diligens  ds  i  docens  hominem  —  f.  (3*5^  schliessi  in  Beant- 
wortung der  203  In^errogatio:  sed  suflicientia  nra  ex  dÖ  est 
f.  G6^  ir.)  Maj.  incipit  con^ensoria  monachorum.  |  Communis 
detinitione  doereuimus  apud  nos  quod  —  f.  G7^  esse  nos- 
cuntur.  FixiT  nie  ^ermo.  [r.  Mnj.j  Incipit  uita  sei  pacomii 
hominis   di.*^  \  Qin    desiderio    desideras    seiuper   audire   qur-  &S, 

—  f.  78^  Sps  sei  retmantis  in  scia  scior  am.  f.  78^  fr.  Maj.) 
Incipit  prefatio  ilicronimiJ  Quamui.s  acutus  gladius  et  leni- 
jratus  —  f.  SO'  studia  delectaberint.  fr.  Maj.j  Precfpta  patris 
nri  pacomii  Iiomini&  di  qui  tuudauit  conucr&ationem  eeno- 
biomm  principio  per  mar.<tatum  di  hoc  e&i  exordium  pre- 
coptorum.  ,  Qui     rudis   collectam  s<x»rii  ingrcditur  —  f.  92*^  non 


:  I*id.  S*n:*-c:.  l    I    VI.  115 

*  HolsseDic^  C->irx  K»?cTil.  :::  t.   A--r^?-^rj.  17»^'1«    I.  1.  i-  *>'.  —  •  Ao^r   ?i 
R^truU  .ler    I.  14  47     =  -V., -.nM  M       —       Viui  h    R.*:ian:ii  73,  4*9  M 
—  *  Hier    pra*i    in  rejilAm  Pach-x::  II.  -lA.  —   '   It    IL  57. 


Bibliotheca  patrum  Utinoruin  Hispaniensis.  657 

pretenoi/Z/ttet  (c  eras,).  (r.  Maj.)  Precepta  instituta  patris  nri 
pacomi  hominis  di.^  |  Qui  fundabit  ab  exordio  sc^  — -  f.  95'  in 
omnib*  qu^  ei  credita  sunt.  |  f.  95^  (r.  Maj,)  incipit  epistola 
patris  nri  pacomi  ad  patrem  monasterii  comelium  quod  uocatur 

mognanseos.'  |  Honora  dnm    et  confortaberis  memento  gemitus 

t 

scorü.  cetm  (sie)  fiat  domus  tua  —  f.  99^  dum  mustum  est  ne  effer- 
ueat.  (r.  Maj.)  incipit  eiusdem  patris  nri  pacomi  precepta  adque 
iudicia.  |  Plenitudo"*  legis  karitas  scientibus  tempus  quod  — 
f.  101  "■  iuxta  mensuram  operis  sui.  (r.  und  schw,  Maj,)  incip 
epsla  patris  nri  pacomi  ad  sirum  patre  monasterii  cenun  et 
iohannem  prepositum  domus  eiusdem  monasterii®  |  f.  101  ^ 
Transimus  per  te  et  non  potuimus  pre  nimia  —  f.  103*^  tepus 
p  transeat;  expli.  (r.  und  schw.  Maj,)  incipit  eiusdem  patris 
nri  pacomi  epla  ad  scm  uirum  comelium  qui  pater  fuit  mo- 
nasterii mognanseos. '^  |  In  qua  loquitur  iuxta -linguam  quam 
uot  —  f.  103^  s{S  tui  qu^  sunt.  (r.  und  schw,  Maj.)  incipit 
eiusdem  epla  ad  patrem  monasterii  sirum  qui  et  ipse  gratia 
cum  pacomio  et  comelio  angelice  lingu^  acceperat.  ^^  |  Me////// 
mento  (me  eras,)  quod  scripserim  tibi  v  in  eptam  sps  t  scrip- 
tum est  recordare  (die  eingeschobenen  Buchstaben  roth),  f.  105  *"  (r, 
Maj,)  uerba  per  littcras  patris  nri  .pacomi  lingua  abscondita  ab  eis 
que  fu  I  (schio.  Min,)  tura  sunt.^'  a  w  scla  eflferbuerunt  immota  quod 
est  D  B  Y  fructus  conpletus  est  in  labiis  quod  est  t  i  x  ds  fecit  me 
oblibisci.  —  f.   lOo'^  (die  grossen  Buchstaben  r.  Maj,):  ül  passuri 

AMMA  (DMAßrsJTRiZ  ZOlTIOCpilCD  CUT  pYX  <l>ApMIMTI  <1>XA0IAR6 

IM  ZYCü  ZRp€T-  Monasteriorura  ^^  principes  operati  sunt  im- 
pietate  in  sportellis  suis  —  f.  106""  habitata  est  terra,  (r,  Maj,) 
incipiut  ucrba  patris  nri  pacomi  lingua  abscondita  sunt  de 
bis  qu^  futura  sunt.^^  |  Uerax  est  in  omnibus  ds  qui  dicit  pn 
omnes  torrentes  uadent  in  mare  K  —  f.  106^  &  altera  reln- 
quatur  (sie).  \  (r,  Maj,)  incipit  episla  patris  nn  teodori  ad 
omnia  monasteria  de  pascha.^^  |  Adpropinquabit  soUemnitas  azi- 
morum  in  qua  pascha  —  f.  107^  qu^  in  uestris  est  monasteriis. 
am.   I   (r,   Maj.)    Incipit    doctrina    atque    tractatus    patris    nri 


6  Ib.  n,  73.   —   7  Ep.  Pachomii  ib.  H,  81.  —  »  Ib.  H,  77.  —  «  Ib.  H,  89. 

—  '0  Ib.  II,  83.-1«  Hj.  n.  86.  —  "  Ib.  II,  97.  —  »5  Verba  Pachomii 
ad  fratres  ib.   II,  99.    —    ^*  Pachomius   de  lingua  abscondita  ib.  11,  99. 

—  i'  Epi.Mt.  Theodori  ib.  II,   IUI. 


558  ▼.  Hartel. 

ursiesii  (sie)  (dazu  eine  »päte  lid.  s.  A'F  viele  siip  i  proocmio  D. 
HieronjTiii)  |  Audisr.icl  (sic)^^'  mandatum  iiite  aiirib:  j>cipe  et  in- 
tellege prudentiam.  quid  est  Sri.  qih  in  ^'  —  f.  123^  siue  mala  sit. 
(Maj.)  cxplicit  liber  patris  nri  ursi  quem  moriens  pro  testamcnto 
fratrib   tradidit    |    (r,  Maj,)   Sententia  de   regula   deuotarum.''' 
Nemo  ad  eas  uadat  uisitandas  nisi  qui  habet  —  f.  124''  ualea- 
mus  rcgna  celo%.  |  f .  124^   (r,  Maj.)   ex  concilio  spalense  capi- 
tulo  XLiiii  era  xi.  |   Undccima  actione  '"  cum   consensu  comune 
deercuimus  —  f.  124^   et   procurationis   suffragium    receptiire; 
(r.  Maj,)  ineipit  capitulatio  regulo  (2i>  Titel),    f.  125''   (r.  Maj.) 
ineipit  regula  adfio  et  patre  nro  fnictuoso  edita.  |  Post  dilectio- 
nem  2"  di  et  proximi  quod  est  —  f.  137^  mandata  pagant  expl  do 
gratias  am.  (r,  Maj,)  ineipit  regula  sei  fausti  cpei.  |  Instruit^'  nos 
atque  hortatur'^^  —  f.  142^  scla  sclorü  am.  cxplicit  do  gratias 
am.   I  f.   143^   (r.    Maj.)    ineipit   Hb  soliloquiorum    sei    agustini 
episcopi.  I  Uolucnti^"*  mihi  multa  ac  uaria-*  —  f.  158*  bnclit  mit 
dem  zweiten  Buche  ah  itaquc  facilius  adducor  ut  me  tcmerc  ali- 
quid conces  |  f.   159  (von  anderer  Ild,  iind  erste  Zeile  in    Maj.) 
Benodictorum  hylarii  et  ambrosi   studii  etsi  in  pari  merito  non 
inpari  tamen  uoto.  It.  Qua  rc  preccs  in  operis  inqusationcm  — 
f.   IGG*  credamus  ergo  promissis  si  est  turpe  mendacium. 

Der  zweite  Theil  der  Handschrift,  f.  1()7—  174  m.  S**  «.  A7/7 
in.,  beginnt  mit  Cum  pcnitens  accessorit  ad  sacerdotem  nnd 
schltesst  abntpt  f.  174*  et  quid  accidit  mihi  triste?  Id'  Ne  tardes 
conuerti.  Es  ist  eine  Sammlung  von  Sentenzen  aus  Bibel  und 
Patres  (mit  Angabe  der  Quellen  in  roth),  nach  bestimmten  Capiteln 
(De  sapia  miidi,  De  silcntio  etc.)  geordnet. 

Der  dntte  Theil,  f.  175  bis  Schluss  m.  8"*  mai,  bip.  pag. 
s.  XIII  in.,  ist  wohl  eine  Fortsetzung  desselben  Werkes;  er  beginnt 
abmpt:  neque  differas  de  die  in  dicm  und  schliesst  abrupt  mit 
der  rothen   CapiteUlherschrift  de   Dpüctione  f.  206*. 


^^'  Orsiosii,  abbatis  TabonnonHis  ductriiia  de  inst.  mon.  in  Codex  regularnni 
od.  Holstonius  I,  1,  p.  47.  —  ^"  Zwischen  f.  114  nnd  115  ein  Blatt 
horausjiferissen.  —  ^^  ?  —  ^^  Decrotalos  Psendo-IsicL  ed.  Hinschiufl 
p.  439;  vpl.  Maassen  a.  a.  (>.  S.  077.  —  2«  Fnictnosi  regnla  87,  1099  M. 
—  "  Enclierii  hom.  60,  8.SG  M.  (—  Fausti  Rhej;:.  liom.  58,  883  M.).  — 
2'  f.  139  bis  auf  ein  kleines  Stückclien  herausgerissen.  —  '^  Aug.  Soli- 
loquiorum 1.  I,  (I,  809).  —  21  jiiiitt  14.3  ist  bis  auf  ein  Viertel  heraus- 
geris.son. 


Bibliotheca  patram  laiinomm  Hispanientit.  559 

B  m  26 

20  minor,  m.  bip.  pa^.    G4  foll.    s.  XIII.  ex. 

f.  l""  auf  deni  freien  Stücke  nach  dem  Index  von  einer 
schwer  lesbaren  Hd.  s.  XIV/XV  (die  Anfänge  der  Zeilen  sind 
abgerissen)    hie?]   liber   e    fris    guii^mi   |    obserua    t?]oi8    ordis 

(vm   p'dicat  |    conuen  ?]t'   carcasson    quo    as   I   ?  ?]  sn    pj)*eta8 

TT  ?  ^^ 

gaius  7  pnoiati  |  con?Juet*  carcasson  |  f.  1'  Titel  (r.)  Incip 
liber  de  sümo  bono  isidori  epi.  libri  nu^o  iij.  boi  7  utiles. 
Das  Werk  de  suiiio  bono  schliesst  f.  55 ''a  im  dritten  Buche 
mit:  aula  letificandos  includit/  es  folgt  von  anderer  Hd.:  hie  e 

xane  miseratois  aflFect'  ait  pro  vno  qs  mortuo  sae'fieiuj  deo 
oflFeratur.  Inde  est  quod  seriptum  e.  et  mortuo  ne  defraudes 
mi^icordiaiu  <J  Explicit  libr  ysidori  de  sümo  bo  |  f.  55  ^a  von 
derselben  eben  genannten  Hd. :  (r,)  Incipit  qddam  op'^culü  qd*  dr 
Amonicio  bti  blasii^  epi  |  Audi  filium  amoitoe  patris  tui  et  inclina 
aurem  —  f.  61 ''b  de'  ppauit  diligetib'  se  Explicit  amoitio  bti 
blasii  epi  amen  |  Es  folgen  von  ders.  Hd.  sechs  Zeilen :  Aug\  In 
mlerib'  tat'  est  appatus  vi  pöpa  vestium  —  videantur  in  castitatis 
pichn  3iurasse.  Dann  tvieder  von  anderer  Hd.  (r,)  homelia  bti  g^g^ii. 
de  bta  maria  magdalena  |  In  illo  tpr  maria  stabat  ad  monu- 
mentum  foris  plorans.  Audiuimus  frs  maria  ad  monuiTitus  foris 
stantem  —  (vor  der  Doxologie)  nuncians  aliis  quia  uidi  dSs  et 

^h  dix  m.  cui  e  etc. 

S  II 

(m  n  87     24,  6)  20  bip.  pag.  175  foll.  s.  Xll/Xm. 

m.  s.  XVI:  Este  libro  es  de  la  Cartuxa  de  nra  S.*^  de 
Aula  dci  ^  Gero.™**  Curita.  |  f.  l'^a  In  uirtute  sc'e  crucis  et  in 
sacramento  altaris  magna  est  connuenientia  (am  Rde.  dazu 
m.  8.  XVI:  Hugonis  de  Sancto  Victore  Libellus  de  Canone 
mystici  libaminis  •  v  •  d.  Collect.  Melchioris  Hittorpii  pag.  768 
Editionis  Romanae.  Perezius)  —  f.  9^a  si  ante  mortem  hostia 
deo  ipsi  fuerimus  (dieselbe  Hd.  une  oben:  Hactenus  Hugonis 
libellus)  Duo  sunt  genera  doctrinarum  que  in  gentilib;  etiä 
morib;    exercentur   —   f.  12'  In   populo   graui   de  quo   dictum 

»  Is,  opp.  VI,  362.   -    2  Vgl.  Fabricius  bibl.  1.  I,  677  (H.). 


r)()0  ▼.  Hartel. 

ost  (leo  —  f.  VS^'a  et  si  hoc  officiose  fiat.  |  (r.)  leronim'  d 
uiris  illustrib;  Ciprianus  *  aflfer  primum  gloriose  —  A'  i  epi 
ad  uine.  |  Habet  beati  cipriani  stilus  —  |  ler.  in  epla  ad  pauli 
pl)rm.  I  Beatus-  eiprianiis  instar  — .  |  f.  13^b  leer,  f.  14^ a  fr. 
Seite nUhei^chrift :  ad  dona  |  Bene^  admones  donate  carissim 
nam  —  f.  19""a  mulcedo;  (r.)  Explic  epla  cyp'ani  ad  donatum 
f,  19  ^b  C.  ad  demetrianom.  Oblatrantem  ^  te  ®*  adnersus — 
i\  St^'^b  de  aurelio  ^fessore  lectore  ordinato.  De  ordinationibus 
olorioonim  fr's  k'rai  solemus  uos  — .  |  f.  26^b  C.  ad  mfes  e 
,^fosiioros.  Exulto*'-  letns  et  gratulor  — .  f.  28 'b  De  cathofo 
tH^oHo  unitato.  Comnioneat"  dns  et  — .  f.  36*'a  de  mortalitale 
Kt  si  '^  apud  plurimos  nestmm  — .  f.  42'a  de  ope  et  elemosini 
Muha*  et  ma£:na  sunt  fratres  — .  f.  49 ''b  de  pacientia.  Di 
jvitioittia  ^'^'  locutiims  fr?  — .  f.  öö*"«  über  de  zelo  et  liuoie 
Zolare  ^'  i|\uhI  bon'  uideas  — .  f.  60^  b  de  disciplina  et  de  habiti 
uinrtnum.  IMsoipKna-  custi>s  spei  retinaculum  — .  f.  67^a  d( 
U|vas.  Päx^*  ooiv  dilecrissimi  — .  f.  76 'b  ad  rogatianum  iai» 
i\nu  Ol  >fc!i$ores,  Saluto-*  u<>5  ff?  kini  obtans  ipse  quoque- 
f.  TS'ii  jid  movson  oi  ad  niasdmam.  Gloriam*^  fidei  et  uirtaä 
u>f\^  tViiissitiü  — .  f.  79  *b  lÄw/f,  Qnarnquam  *^  sciam  f its  kffl 
|n^^  ti:ux^r\*  — .  f.  SPa  exhv^rurona  ad  tyberitanos.  Cogitaveram* 
\\u>vler,x  tV;A;rx^s  — ,  f.  >4'a  ad  mres  et  confessores.  CypriaM 
tu'^mosiaßv^  tVsio:  ^a    Gvoria  -*  Qaidem  nr^a  poscebat  beatisäi 

Ao  vv**v::5S^::ü  —  t"  S7"*  opl*  -r-  de  bis  qui  in  lecto  baptii 
vvr,>5ssv:;r,rj:r  Q*-;':>i>::  ■  t*:  £1:  carissime  — .  f.  88'b  u 
xwx.^o:  cu.-v-lir.:  v^^r,"  e:  do  iii£antibas  baptizandii 
l.sw^r;:*^*  ^  >,::^  r.i*>  :V^^;*r  kv.w  ■c^üdb?  $i<r^.ificasti  — .  f.  90^bii 
r\^^::A:^*r:,;:r,x  ,lc  ,v«^cr::jt::'.*.T;:  ,v,i<:r^r.r\  A'ti^ä  der  Adr,:  Etiaffl' 
vrt»,lc:s;  TV:ji:r\'^  jl.J^  cxr^jsstz:::  Ji."  frnissz::  — .  f  91  ^a  ad  epictt 
rjiv^  >■:  y.W"j;  jfc?isji::.r/:x:«:-*  .If  f:rt:maiv:-  ej*I»  eo%.  grauiter**  < 
,l,vc::':v'r  tj:?,^c*^  5^::^  :r:i:rrr>  $^f..:  —    f  i^a  ad  cleram  et  plcV 


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'K^.  :    t.  t  y,4,-w^.,  .           .   .^^^  \    7.   X    S5:  .    —    »  ««p.  28  (p.  579). 

•  An    :  /  >,    «L^ .             V.  ^  :♦    i»/>J  .    —    *  Ww  Vin  <j!L  297).  —  • 

•-   ■-*.-                H-               mLs-  ••.•.  }»\   -j.  tSW  .    —  "*  ep>  76  (p.  8- 

"     x-  »X«,  ,^*,».     :  •.  "*»x'  ••    «n.   »«%    7.   "TiT.    —   ^  *P    IS  (p.  50 


Biblioth«ca  patram  latinornro  Hispaniensis.  o61 

fcmis  csistenteni.    Grauiter^^  commoti  sumus  ego  &  College  — 

f.  93'b  epla  .  .  vi  qd*  aduersus  eiim  accusationem  recepit. 
Quod"  seruis  dei  a  maxime  sacerdotib?  — .  f.  95 '^a  de  epatu 
ehu.  Venenint^^  ad  nos  fr  karissime  missi  a  nouatiano  — . 
f.  95^b  ad  lucium  de  exilio  reuersum.  Et  nuper^**  qiiidem  tibi 
fiiter  carisBime  gratulati  — .  f.  96  ^b  de  pace  lapsis  danda. 
StataeramuB^^  qaidem  pridem  frater  carissirae  participato  — . 
f.98^b  ad  eundem  magnifice  confortatiua.  Legi '^^  litteras  tuas 
fr  karissime  quas  per  satyrum  — .  f.  107  ^b  ad  florentium  quem 
et  pupianum.  Ego^*^  te  frater  credideram  tandein  iam  — . 
t  llO'a  ad  Comelium  papam  de  ^fessioe.  Cognouiinus  ^" 
frater  kiiie  fidei  ac  uirtutis  ure  — .  f.  llPb  de  laude  martirii. 
Et  si'^  incongruens  est  frei  karissimi  — .  f.  120''a  ad  eundem 
de  nouatione  et  nouato.  Et  cum  ^^  diligentia  et  dilectione  — . 
f.  121'a  firmilianus  ad  cyprianum  episcopum.  Accepimus^'»  per 
ngacianom  karissimum  — .  f.  129'a  epla  ad  pomponium  de 
lirginibs.  Legimus^*  litteras  tuas  frater  kiTie  quas  per  paconiü 
frem  — .  f.  131 ''a  epla  ad  clerum  scd^a  de  quib^dä  presbris 
^pitemere.  .  .  Diu^*  patientiam  meam  tenui  frs  kini  — .  f.  132''b 
•d  eundem  lucium  et  qui  cum  eo  sunt.  Exultantibus  ^^  nobis 
-«t  letantibas  in  deo  — .  f.  132 'b  Cyprianus  de  duobus  id  e  de 
Btonte  syna  et  monte  syon  aduersus  iudeos.  Probatio  •'*'  capitulo* 
?ne  in  scripturis  deificis  — .  f.  137^b  epistola  cleri  rome  con- 
•iitentis  ad  cyprianum.  Quäquam^®  bene  conscius  sibi  animus  — . 
tl40^a  epla  moysi  et  maximi  ad  cypriafi.  Inter-^*  uarios  et 
Bnitiplices  fr  — .  f.  143  *^a  ad  uigilium  de  iudaica  icredulitate. 

Btri*"  plnrimos  gentilium  scio  —  f.  147'^b  aduersus  iudeos  q 
'■wuti  B*t  dum  itm.  Attendite*^  sensum  et  intelligentiam  — . 
1 151  ^a  epla  comelii  ad  cyp^anum.  Quantam  ^^  sollicitudinem 
<^  anxietatem  — .  f.  152''b  cyprianus  ad  stplim.  Fastinus  (sic)*^ 
coUega  nr  — .  f.  153 ^b  opto  te  fr^  k*me  semp  bene  ualere.    Das 


"  ep.  1  (p.  464).    —    M  ep.  45  (p.  699)   —   »^  ep.  44  (p.  597).    —    26  ep.  Ol 

fp.   095).    —    YJ  ep.   57    (p.   650).   —    28  ep.   Ö9   (p.    6Gr>).    -    29  ep.   6G 

(p.    726).    —    M  ep.  60   (p.   691).    -    3«  app.   III   (p.   26).   —   32   ep.  52 

(p.    61C).  —  33  ep.  75  (p.  810).  —  ^*  ep.  4  (p.  472).  —  35  ep.  16  (p.  517) 

■"^    ^  ep.  78  (p.  836).  —  37  app.  VII  (p.   104).  —  38  ep.  30  (p.  549).  — 

^   «p.  31  (p.  557).   —   <"  app.  VUI  (p.  119).    —    *'  app.  IX  (p.   133).   — 

«p.  49  (p.  608).  —  *'^  ep.  68  (p.  744). 

^»^^»»pbtr.  d.  phü.-hi«t.  Ol.    CXI.  Bd.  1.  Hfl.  36 


562  ▼•  Hartel. 

micJiste   f.  154   ist   her.     f.  155'a   Incipit   epPa  -vm-   de  con- 
fessoribs   repjrcssis.     Epssc^^  nos   et    agere    — .    f.  155  ^a  Ad 
stptim  de  )cilio.  Ad  qucdam  *^  disponenda  et  consilii  — .  f.  156^b 
epia   maximi  sydonü  et  macharii  ad  cyprianuin.  Certi^*  somni 
ff   knie   te  — .    f.    157^1    Cyprianus    ad    maximü    ps^oin  et 
urbanum     et    sydonium    et    macharium.     Lectis^"   littis    ufk 
kuii  qiias  ad  me  — .   f.  158 'a  C.  ad  romanos.    Qnales**  littii 
ad  clcrum  rome  agcntcm  — .  f.  IbS^h  desgl.  Quoniam*'  cornji 

ff 8   kiui  minus  — .    f.  159'b   Exemplar   cprarii  xm  qua«  wA 

cyprianus  romanis   qua*    pma  e.    Cypanus  ad  clerom  qd'  non 

posset  —  prebeatur.    Quäqm'***  sciam  uos  — .  f.  160'a  ad  mtf- 

tires  et  confessores  q  lapsi  pecierunt  paee  dare.  SolKcitodo*^ 
loci  nfi  et  timor  dei  — .  f.  161 'a  eiusdem  •  e  •  ad  plebem - 
petierunt.  Ingomiscere  *'  uos  et  dolere  roinas  — .  f.  161 'bil 
clerum  j>pt  lapsos  —  exirenL  Miror^*  uos  ff»  kmi  ad  mulUs— . 

f.  162''b  de^gl.  de  bis  q  ad  pac«m  festinanant  (sie).  Legi^  Ktti 
ufas   ff^  kmi  quibus   scripsistis   salabre   — .    f.  162^b  dstf^i 
tom'e  pace  dandam  —  Düs  ^  loquitor  et  dicit  — .  f.  163'b  W 
oaldonium.    Aocepimus  ^^  litter&s  tnaa  (rat  kme  satis  sobriai  -. 
f.  Uv^^'a  epla  scriWmis  iv>me  clero  de  redditione  episcopi  nrUcu 
Cum  do '*'  exees^u  boni  uiri  coUege  mei  — .  f.  164'^a  C.  p*Äi 
et  diaeonib^  tnbj  $;üutc.    Xe  quid  -^  conscientiam  —   f.  I64'k 
ad    clerum   de    cura    pauperom.     Sahito*^   uos   firs   kmi  p  ^  \ 
§m«ii  — -  t,  liv»'a  ad  antoniacum.    Aecepi'^  primas  litt'a»  tili  ; 
tV:!H  — .   f.   IT-'a  cemosiasi  ad  cyprianum.    Semper*^*  mtgi* 
^^nisibs  ^;^   ton:}vn>  — .    f.   I73*a   epla    lelicis    ad    cyprian« 
Ro^utÄiui;^ '*   10    tr  kihe  j^honnianr:   — .   f.  ITS^b  -e-  ad  !•©■ 
ct>5<>\u:i.    Vt  r.v^n'-  UvHns  in  condnend — .  f.  174'b  comefiui  M  i 
oypn*r.'::u.     Ntvpia*»    :r.:r.u5    ad  pezuun    — .    f.    174^a  C.  li 
pVt^rv^^  c:  \;:a*vr.-'^  oar^.xc\    Opiauenm  *^  qaidem  fr»  kmi  i4 


•« 


^c.  >:    r.  fU. *c.  ri    j.  rrj.  —  *  *p.  5$   >.  6ä0>.  —  *"  ep^M 

-     ^  «r.    :?    j.   >iC-.    -    ^'  Ä.  i*    ?.  :n».    —    w  «p.  25  ip.  538).  - 
"  ,*c.   :^    ^.   4S>.  >  *^.  S?    j.  >*r.  _  »  «p,  T    PL4S4-.  —  «*  ep.56 

7.  >^4»    -     »    *^.  r:    j.  ?;j^.    -  «  fv.  ri-  ji  ^3J^.  —  o  ep.  SO  (p.  8S9> 


Bibliotheca  patram  Uktinoinm  Hispaniensis.  563 

uniuersum  clerum  — .  f.  175^a  in  commune  tractabimus.  Folgt 
von  wi'  jedenfalls,  aber  in  Heiner,  deutlich  das  IS.  JahrhundeH 
verrathender  Schrift:  hie  liber  est  scriptus  qui  scripsit  sit  bene- 
dictus.  Ad  mala  qui  prodit  splendorem  luminis  odit.  f.  175*  b 
füllt  wieder  in  grösserer,  aber  vwi  der  des  übrigen  Codex  etwas 
verschiedener  Sdirift  Beda  de  situ  constantinopolis.  Est  in 
hae  urbe  basiliea  miri  opis  q*  sca  sophia  cognöiatur  —  angu- 
loso    xu-  milia  passuum  coplectitur 

S  I  2 

(25,  4    III  n  88)  20  m.  bip.  pag.    1G9  foU.  s.  XII  ex.    In  Spanien  geschrieben. 

f.  1  und  2  zwei  Vorsatzblätt&i*  s,  X 11/ XII f.  f.  l'^a  leer, 
f.  l'b  beginnt:  plm^  seripta  s/  ad  ea  q  min'  ibi  habm  —  p  oia 
8.  seculorum     f.  l^a    Cromatius   und   Eliodorus   an  Hieronymus 

(r.)  de  natiuitate  b^te  uirginis  marie  |  Ortü  ^  bte  m  regine  ugi- 
num  simul  et  natiuitatem  — .  (r.)  Rescriptum  bHi  il&onimi  ad 
epoB  pdcos  I  Qui  ^  terram  auri   cosciä   fodit  -:-   f.  l^b  puenire. 

e 

f.  l^b  (r.)  Tractatus  bHi  i^onimi!  d  natiuitate  bHe  m.  Igitur^ 
bta  et  glosa  sep  uirgo  maria  ex  regia  stirpe  et  familia  dauid 
—  f.  2*b  Vn  hiis  omissis  q  i  eugFio  |  +  s.  |  Hier  sddiesst  die 
Columne    b    der   ersten   Seite   an.      Die    eigentliche    Hs.    beginnt 

f.  3'"a  (r.)  Incipit  liber  hystorie  eccliastice  eusebii  cesariesis  q 
bs  i'honim'  pfer  de  g^co  in  latinum  t'nstulit.  Incipit  ^plogus  s'ci 
i'honimi  pbri  |  Peritorum  ^  esse  dicunt  medicorum  etc.  Es  folgt 
f.  3*a  Capitelindex  zu  Buch  L  Dieses  selbst  beginnt  f.  3*b  Suc- 
cessiones  s*co*  aplo^  et  tp'ra  que  a  saluatorc  nVo  ad  nos  — 
f.  l68*b  pceptur'  premia  merito^.  amen.  |  (r,  Maj.)  finit  liber 
undecimus  cccPiastice  hystorie.  |  f.  169'a  m.  s.  XI fl  (f.  169  ""a 
oben  klein:  Incip  cronica  ysidori  iunioris)  Sex^  dieb'  ////rerum 
omnium  creata*  summam  deus  formauit.  Primo  —  f.  169*b 
Ptolomeus  philometor  r  •  ä    xxv-  hunc  anthiochus  superauit. 


*  Chromatins  et  Heliodorns  de  nativ.  b.  M.  v.  (Hier.  opp.  XI,  279  =  20, 
369  M.)  —  2  Ib.  —  3  Ib.  XI,  280,  c.  2.  —  *  Rufini  bist,  eccles.  21, 
461   M.  —  ^  Abweicbend  von  I».  VII,  04. 


86* 


564  ▼•  Hartel. 

S  I  14 

(lU  n  40    F  5)  20  m.  bip.  paf .  s.  XIV   ex.    109  foll. 

f.   l*^a  Auszüge  über  Lactaniius:   De   his  libris  dici  potert 
aliquid  hre  eos  —  (r,)  Item  augustinus  |  Nimis  peruerse  se  ipsom 
amat  —  |  (r.)    Ex   u^bis    iheronimi.   |  Lactantias   quasi  qnidam 
fluuius  —  I  (r,)  Item  iheronimus.  |  Laetantium  propter  eruditio-  ' 
nem  —  |  f.  Pb  (r,)  Iheronim'  ^  in  li®  de  uiris  illustrib;  ita  8cribit 
de  lactantio.  !  Fimiiauus  qui  et  lactantius   amobii  discipuli  -.  ; 
Dann  CapUeündex   von    Blich  1,     Darauf  f.  l^a    (r.)   FirmilBi  ■ 
lactantii  diiiina*  institutionum  adu'sus  gentes  libri  septem.  Ib* 
cipiunt  priraus  de  falsa  religione  |  Magno  ^  et  excellenti  ingen» 

—  f.  93*"a  qd'  ipc  j>misit  aduo  3seqm:  -^  (r.)  Firmiani  lie- 
tantii  institutionum  diuina»  adu^sus  gentes  liV.  septim\  deuiti 
bta.  Explicit.  Augustin'  i  libro  xx-  de  ciuitate  dei:  '—NuIIm* 
ur  negat  \\V  dubitat  —  uentura  |  (r.)  Incipit  liV  lactatii  de  i» 
dei:  '—  Animaduerti^  sepe  donate  plurimos  —  (f.  99'b  vd 
f.  99 ^b  sind  viele  Lücken  mit  dem  Vermerk  am  Rande:  hie  mutt 
deest)  f.  101  ^a  et  nüq  uereamur  iratum  |  (r,)  Explicit  liber  fr 
miani  lactantii  de  ira  dei.  Incipit  lib^  eiusdem  de  opificio  da 
uel  formatione  hominis.  |  Quam ''  minime  sim  quietus  —  f.  109't 
ad  iter  Celeste  direxerit.  |  (r,)  Explicit  liber  lactantii  de  opifiA 
dei  ul*  formatione  hois  Am :  — 

S  I  16 

so  B.    «6  feil.   s.  XI.  West«.* 

Die  lIs.  ist  am  Anfange  und  Ende  verstümmelt,  durch  Bx^ 
ausreissen,  Herausschneiden,  Durchstechen  aufs  iibelste  zugeridid. 
Die  Quaternionenhezeichnungen  stehen  auf  der  ersten  Seite  i^ 
Quaternionen  am  unteren  Rande,  f.  8'a  die  erste  Bezeichnung \^ 
also  sind  vier  Quaternionen  und  ein  Blatt  verloren,  f.  1  (von  i^ 
nur  ein  Streifen  erhalten)  beginnt:  male  qoia  contra  ordineDii.M 
f.   1(>^  beginnt  B,  J3,  f.  37»^   B.  14,  f.  62'^   B.  15,  f.  82^  B.lf$ 

>  Hier,  de  lür.    ill.  c.  LXXX.    —    -  Lact,    inst,  I.    —    '  Aug.  de  cio.  i  1- 
XX,   c.   30  .II,  p.   486   Domb.V    —    *  Lact,    de   ira    dei.    —    ^  LäcL  ^ 

o\ni.  dei. 

»  Exenipl.  t.tb.   XXXMI  bietet  ein  Facsimile  von    fol.  43'   Aujrustinn»  ^* 
oiiütate  dei   XIV,  7,  S    —  *  Augustinus  de  ciu.  dei  1.  XII. 


Bibliotheca  patrani  latinornm  Hispaniensis.  565 

f.  lig»^  B.  17,  f.  149-^  B.  IS,  f.  172^  B,  19,  f.  191^  Ä  20, 
f.  226'  J5.  2;  —  f.  226^  et  qd  possit  esse  saltim  leuior.  Oft 
fast  gleichzeitige  Lesernoten  am  Rande ^  so  f.  89^  non  adfirmantis 
affectum  sed  comminaiitis  pronuntiatione  legendum. 

S  I  17 

20  m.    86  foll.   t.  IX.    Id  westg.  Schrift. 

Am  Anfang  und  Ende  verstümmelt.  Viel  Aussckusspergament. 
D&i'  Codex  hat  durch  Feuchtigkeit  stark  gelitten,  f.  7^  trägt  die 
Bezeichnung  q  vii,  also  sind  mehr  als  sechs  Quateriiionen  verloren. 
Die  citirten  Bibelstellen  sind  in  Unciale.  f.  1'  beginnt  abrupt  in 
der  32.  Quaestio  ponderunt  saeerdotes  et  dixerunt  contamina- 
iiitur  —  schliesst  mit  der  86,  Quaestio  (die  86.  ist  wenigstens  die 
letzte  Rubrik)  f.  85*  perfecti  manibus  inueniunt  et  faciunt  (r.) 
^'explicit  liber  de  uariis  questionib^  aduersus  iudeos  seu  ceteros 
infideles  uel  plerosq;    hereticos  iudeizantes  ex  utroq^  testamento 

collectis  Incipiunt  sententie  ex  libris  scoru  patrü  de  predestionc.  | 
Ea  qu^  sei  uiri  orando  perficiunt  ita  predestiua**  sunnt  (sie)  ut 
precib*  —  f.  86*  sed  et  in  patriarchis  &  prophÄtis. 

s  m  3 

(IV  B  1     V  G  3)  40  m.   1»6  foll. 

Zwei  Hss.:  1.  s.  XIV  ex,  D  Di®  de  M^,  also  aus  der 
Bibliothek  des  Don  Diego  de  Mendoga,  enthaltend  Terentius.  f.  1 ' 
Terentii  Afri  Comedia  prima,  s.  Andria  incipit  feliciter  — 
f.  104*  faxo  aderit  |  Vos  ualete  a  plaudite  Caliopius  recensui  w  | 
(r.)  Explicit  sexta  et  ultima  Comedia  Terentii.  Da^  NacJisatz- 
blatt  m.  s.  XIV  (aber  älter  als  der  Text  des  Teienz)  enthält  Be- 
schlüsse eines  Rathes  in  Venedig  von  a.  1330,  welche  eine  Com- 
mune Traguf  ^  betreffen. 

2.  s.  XIV  T>  Di«  de  M^,  enthält  Prosper.  f.  106  ••  Iste 
prosper  fuit  aquitanicus  uir  eruditissimus  —  habere  |  Hec 
augustini^  ex  sacris  epigramata  dictis  |  Cum  sacris  mentem  — 
f.  126''   sjS  unus  alat  |  Explicit  liber  prosperi   deo  grS   amen. 


^  Trau  in  Dalmatien.    —    ^   In   epigrammata  S.    Prosperi    ex    sententiis 
Augustini   (Mai  auct.  class.  5,  386). 


;>t.k>  ^-  Harttl. 

nl,  m.  s.  XIV :  Pie  redet  ope  enge  äurge  caro  Exemplum  vite 
nobis  dat  uita  magistra. 

T  I  7 

(II  81    ^,  7)  20  B.  bip.  pag.    107  foU.    s.  XV. 

I^onis  epistolae  et  sermones.    (,  l^  unten  ein    Wappen  aus- 
geschnitten, 

T  I  12 

to  m.    bip.  pag.    309  foU.    s.  XIU/XIV. 

f.  l'a  Index  der  Capitel  von  Buch  1,  f.  l'b  (r,)  Incipit 
liber  qui  uita»  patrum  dicitur.  De  eo  quod  oporteat  quietem 
cum  oiiii  febtinatione  seetari.  Antonius  |  (sdiw.)  Interrogauit  ^ 
quidam  abbatem  autonium  dicens  quid  custodiens.  Gegen  doM 
Ende  aucJi  Lieder  mit  Noten, 

z  n  2 

20  m.  iMc.  XI  ni  yid.* 

Nicht  tcestgothütch,  aber  in  Spanien  geschrieben.  Hat  sehr 
bunte  Initialen  (besonders  grosse  Flechtmuster  im  Anfange  der 
Blicher),  auf  dem  Schmutzblatte  Widmung  des  früheren  Besitzers: 
Pliiiippo  Calholico  Regi  optimo  maximo  lohannos  Baptittta 
Cardona  Thcologus  episcopus  Vicensis  hune  vetustissimum  ac 
cmendatiBsimum  Gotthorum  iudiciorum  codicem  dat  ad  regiae 
bibliotbecae  Ö.  Laurentii  usum  tunc  oo  •  d  •  xxcv  •  (Daher  aridere 
Vermerke:  Codice  de  Cardona  und  Cardona  siglo  xi,  Nr.  3). 
Die  das  von  Homobonv^  bearbeitete  Fuero  enthaltende  Hs.  ist 
so  geschrieben^  dass  vielfach  ganze  oder  halbe  Seiten  frei  blieben, 
die  zu  anderen  Eintragungen  benützt  tourden.  So  findet  sidi 
f.  ü  Isidors  Biographie  Hisidorus  uir  egregius  —  uerceundior, 
f.  20"^ — 21"*  ein  Kalender  mit  Heiligen- Notizen ,  die  nicht  aUe 
von  gleicher  Hand  eingetragen  sind,  hinter  f.  27  auf  zwei  leei*en 
Blättern  von  einer  Hd.  saec.  XII  ein  Exorcismus  zur  Entdeckung 
eines  Diebstalds  per  pauem  et  caseuiu:  D»  angio%  k  archanglo^ 
d'ö  patriiu'carum  7  propbetarum  d'ö  aplo^  et  mfin  dcus  con- 
fcsöorum   atque   virginum  —  ita  tremescas  p  virtutcm  diii  iiri 

i 

ihn  X  Qui  vivit  k  r'g.     f.  90*  (r.  Maj.)  vcrsiculi  domni  ysidori 


1  Do  uitis  imtniin  lib.  V.  (73,  ööö  M.) 

'  Vgl.  Ewald  «.  282  uud  Exoinpl.  tab.  XXIX. 


Bibliothee»  patium  Ifttinorom  HispaDiensis.  567 

de  adfinitate  vi  grad*  hominü.    |    (r.  Min.)    Aspice  ^   pendentes 

ex  iuris  arbore   natos.    Omnium  perpulchra   genus  indaginum. 

Rectaque  linea  inmobiles  manere  propinquos.  A  latcre  semper 

mascolino  cedere  gradu.  Feminee  longius  lege  manere  heredes. 

Decreta  per  euum  cessabunt  omnium  lites.    Darauf  folgen  Ver- 

wandtschafUtafeln.      Das  fuero   juzgo   enthält    xriele  Interlinear- 

g^ossen    und     auch    grössere     glossematische     Expositionen    einer 

zweiten  Hand. 

f.  265'  beginnt  bip.  pag,  ein  ziemlich  grosses  Glossar  (gleich- 

teiHg  und  zum  Codex  gehörig,  überschrieben  in  rothen  und  blauen 

MajuBkdn)   incipit   glosulam   abtam  ex  libro  iudico.  |  A  litteia 

.    in  Omnibus  gentib'  ideo  prior  est  litterarum  pro  eo  qd  ipsa  prior 

\    nascentibus  vocem  uainando  aperiat.    A.    de  significat  locis  di- 

.    vereis.    Ab  de  intelligitur.    Ab  per   ul   ex  intelligitur  in  variis 

locis.  Aa  Yox  interiectionis  est  metuentis  aut  inridentis  seu  gau- 

dentis.  —  f.  280 'a  Zabis.  elmus.  Zelus.  indignatio  vel  ire  (sie)..  \ 

t28l'  exorcismus  uel  benedictiones  aque  calide.   f.  283'  (unten) 

exorcismum  aqu^  frigid^.^   f.  284^  (etwa^  spätere  Hd.)  Admonitio 

i  aoguBtini   ep'i   ad   eos  qui  semper  peccant '  semper  j)  semet 

ipeis  poenitentiam  agunt.    Multi  *  de  fr'ib'  ul  filiis  n^ris  soUiciti 

;  8.  utrum  oms  homo  qui  in  infirmitate  poenitentiam  accipit  si 
statim  defunctuB  fuerit  —  f.  285^  Qd  ipse  p^rare  dignetur  qui 
vivit  k  regnat  ds'  p  om^a  scla  sclo%  am.  |  f.  285'  eine  juristische 
BttUmmung  des  Königs  Egiga,  die  noch  zum  Fuero  gehört,  f.  287 ' 
^  m.  s.  Xin  mitten  zioischen  aue  maria  gratia  plena  und  audivit 
dominus  wnd  mira  divina  gi'atie  benintas  (sie)  a  sumo  celi  cardo : 

'    6  d  umario  vicencis  canonicis  (uiceneus  canonicus  Ewald)  amico 

föä«  s.  XIII),  und  von  anderer  gleichzeitiger  Hd.  folgerndes  Liebes- 

li^  (bis  in  die  dritte  Zeile  hinein  auch  mit  seiner  Weise  versehen) : 

Veri*  dulcis  in  tempore  florenti  stat  sub  arbore  iuliana  cu  sorore  | 

dulcis  amor  qui  te  charet  in  tempore  fit  vilior    Ecce  florescunt 

Afbores  |  lascive  canimt  volucres   inde   tepescut  virgines  dulcis 

Amor,  p .  qui  te  Eecce  flores  |  cunt  graraina  et  virgines  dät  ag- 

inioa  sumo  dolorü  carmina  dvl  |  Si  viterem  qd  cupis  proscribis 

sab  exxilio  vel  pro  regis  filio  dvl. 


J  Imd.  opp.  II,  8.  —  »  Vgl.  Baist  Boletin  bist.  I,  136;  Rozi^re  Formules 
II,  809,  849—855.  —  «  Aug.  (?)  sermo  256  (V,  2217).  —  »  Carmina 
Burana  nr.  121,  p.  195. 


568  ▼.  Hartel.   Bibliotkec«  painm  latiBonai 


Codex  aureus  enaogelionim  in.    168  foll.    Unter  den  Cisellen  im  Prmcktaale  der  Bibliotkek. 

Der  für  Speyer  unter  Conrad  U.  und  Heinrich  IIl.  mit 
ausserordentlicher  Schönheit  hergestellte  Codex  der  EvcmgeUen  ist 
beschrieben  von  Knust,  S.  820 ^  Ewald,  S.  283 ff,  und  von  D.  Jose 
Maria  Escudero  de  la  Peüa  (Museo  espaüol  de  antiffuedcide»  V,  503), 
welcher  zugleich  ein  farbiges  Facsimile  von  f.  3'   bietet. 


T.  Inama- Sternegg.  Zur  Verfassongsgesch.  d.  deutsch.  Salin,  i.  Miitelalt.      5C9 


Zur  Verfassungsgescliichte  der  deutschen  Salinen  im 

Mittelalter. 

Von 

Karl  Theodor  von  Inama-Stemegg, 

corrosp.  Mitgliode  der  Icais.  Akademie  der  Wiseenschaftt'n. 


I. 

Ziu  den  ältesten  Aeusserungen  eines  volkswirthschaftlichen 
Lebens  auf  jetzt  deutschem  Boden  gehört  unstreitig  die  Salz- 
gewinnung aus  natürlicher  Soole.  Sie  führt  uns  in  Perioden 
der  Culturgeschichte  zurück,  welche  der  historischen  Quellen- 
forschung überhaupt  nicht  mehr  zugänglich  sind,  sondern  eine 
Domäne  der  prähistorischen  Ethnologie  bilden.  Eine  ganze 
Culturperiode  wird  nach  den  berühmten  Hallstätter  Funden 
benannt,  welche  sich  gerade  um  die  dortigen  Salzquellen  grup- 
piren  und  keinen  Zweifel  übrig  lassen,  dass  das  Volk,  welches 
dort  wohnte,  die  köstliche  Würze  wohl  zu  schätzen  imd  zu 
nutzen  verstand.* 

Wenigstens  bis  in  die  römische  Zeit  zurück  reicht  dann 
die  Geschichte  der  Salinen  von  Reichenhall,  Nieder -Hall  in 
Schwaben,  Marsal  in  Lothringen  u.  a.  in  der  Zone  römisch- 
germanischer Colonisation.2  Auch  die  Deutschen  selbst  hatten 
längst  Salzbedürfniss  genug,  um  an  den  neuen  Wohnsitzen,  die 
sie  sich  während  der  Völkerwanderung  begründeten,  vorhan- 
dene Salzquellen  nicht  ungenutzt  zu  lassen;  entbrannte  doch 
wiederholt  Streit  zwischen  Hermunduren  und  Chatten,  zwischen 
Burgundern  und  Alamannen  wegen  ihrer  Nutzung.^   Doch  ist 


*  Uober  den  Hallstätter  Salzbergbau  vgl.  Sacken,  Grabfeld  von  Hall- 
stadt. 1868.  Mitth.  der  Central-Commission  für  Erhaltung  der  Baudeuk- 
male,  XIII,  N.  F.  I.  Archiv  f.  Ost.  Gesch.  9.  109. 

'  Vgl.  i.  A.  Koch-Stornfeld,  Die  deutschon  Salzwerke  des  M.-A.   183G. 

'  Tacit.  Ann.  XIII,  57.  —  Amm.  Marc.  XXVIII,  5;  Mamert.  paneg.  II., 
17.  Uober  die  älteste  Technik  der  Salzgewinnung  Plin.,  U.  n.  31,  7; 
Varro  De  re  r.  I,  7. 


570  ▼.  Inama-Sternegg. 

der  Zustand  der  Salzgewinnung  während  der  ältesten  deutschen 
Zeit  und  selbst  unter  den  Karolingern  in  der  Hauptsache  noch 
ein  sehr  unbefriedigender  gewesen.  Eine  überaus  zersplitterte, 
mit  den  primitivsten  Mitteln  der  Technik  arbeitende,  vorwiegend 
nur  auf  localen  Verbrauch  berechnete  Production  von  Salz  aus 
Soole  der  verschiedenartigsten,  gewiss  auch  sehr  geringer  Grad- 
hiiltigkeit  musste  in  der  Hauptsache  dem  Salzbedarf  des  Volkes 
genügen.  ^ 

Nur  bei  einigen  der  von  altersher  bekannten  Salzquellen 
scheint  sich,  gestützt  auf  alte  Traditionen  der  Salinentechnik, 
ein  etwas  voUkommnerer  Betrieb  selbst  in  stürmischen  Zeiten 
erhalten  zu  haben.  Die  Salinen  von  Reichenhall  in  Baiem,' 
Marsal  und  Vieh  in  Lothringen  reichen  schon  in  der  Karolinger- 
zeit in  ihrer  Bedeutung  weit  über  den  Kreis  ihrer  örtlichen 
Umgebung  hinaus.  Aber  doch  ist  von  einer  ausreichenden  Ver- 
sorgung der  weiten  deutschen  Gaue  von  diesen  wenigen  grös- 
seren Hallstätten  aus  noch  lange  keine  Rede;  dazu  war  doch 
auch  ihre  Production  noch  viel  zu  gering  und  waren  die  Ver- 
kehrsmittel viel  zu  unentwickelt.  Nur  an  den  grossen  Haupt- 
strassen des  Verkehrs  wurden  von  diesen  Salinen  aus  Salz- 
nicderlagen  eingerichtet  und  von  da  aus  konnte  ein  Salzvertrieb 


1  Von  dor  Vielheit  kleiner  Salzstätten  pribt  Zeuf^niss  Dipl.  Otto  I.  965  M. 
0.  D.  I.,  318:  urbem  Giuiconstein  cum  salHUp^ne  eins  ceterasque  urbet 
cum  Omnibus  ad  eas  pertiuentihus  aquis  salsis  et  insulsis.  Auch  in  der 
Gegend  von  Colborg  werden  viele  salzige  Quellen  erwähnt,  welche  eine 
alte  Fassung  zeigen,  also  früher  ausgebeutet  wurden.  Koch-Sternfeld, 
Salinen  II.  26.  Kleine,  später  ganz  verschwundene  Salinen  werden  oft 
erwähnt;  z.  B.  Eschbach  bei  Usingen  773  Cod.  Lauresh.  III.  88.  Hallstadt 
bei  Bamberg,  Mon.  Boic.  28  a,  n.  71,  und  von  vielen  ist  nur  der  Ortsname 
übrig  geblieben. 

2  Die  Nachrichten  des  ludic.  Amonis  und  der  Breves  notitiae  Salzbur- 
genses  geben  sogar  für  beträchtlich  frühere  Zeit  das  Bild  einer  wohl- 
eingerichteten  Saline  in  Kuichonhall.  Der  Herzog  Theodo  von  Baiem 
gab  dem  Bisthum  Salzburg  20  Pfannstätten  mit  ebensoviel  Pfannen 
und  den  dritten  Theil  des  Salzbrunnens,  woraus  auf  einen  Gesammtbestand 
von  CO  Pfannen  geschlossen  werden  darf;  vgl.  H.  Peetz,  Kiemsee-KlOster 
S.  40.  Auch  die  in  derselben  Quelle  verzeichneten  Schenkungen  dor 
8])äteren  Agilolfinger  und  anderer  Grundbesitzer  beweisen  den  an- 
dauernd geordneten  Grossbetrieb  dieser  Saline.  Ueber  die  lothringischen 
Salinen  vgl.  i.  A.  neben  Calmet*s  Histoiro  de  la  Lorraine,  Koch  in 
Zoitöch.  f.  Bergrecht  XV,  löU  ff. 


Zxa  YerfftMongagMcbichte  der  deutschen  Salinen  im  Mittelalter.  571 

>er  das  umliegende  Land  sich  verbreiten. '  Die  Hauptmasse 
M  Volkes  aber  blieb  nach  wie  vor  auf  das  örtliche  Vorkommen 
leiner  Salzquellen  angewiesen  und  musste  wohl  auch,  wo  selbst 
iese  Gunst  versagt  war,  auf  die  Würze  ihrer  Nahrung  ganz 
rerzichten. 

U. 

In  diese  Verhältnisse  kam  nun  während  der  Periode, 
welche  zwischen  der  Karolinger-  und  der  Ilohenstaufenzeit  liegt, 
in  mehrfacher  Hinsicht  eine  gewaltige  Veränderung.  Zunächst 
sind  viele  Hallstätten,  und  darunter  sehr  bedeutende,  erst  eröflFnet 
oder  doch  zu  grösserem  Betriebe  eingerichtet  worden.  Dann 
bemächtigten  sich  die  grossen  Grundhen'schaften  auch  dieses 
Gebiets  nationaler  Production  in  immer  stärkerem  Maasse  und 
ftlbrten  durch  ihren  Wettbewerb  um  die  Besitz-  und  Salzbezugs- 
rechte an  den  Salinen  eine  ausserordentliche  Werthsteigerung 
der  Objecte,  aber  auch  eine  ungleich  intensivere  Benützung 
derselben  und  eine  vollkommnere  Verthcilung  der  Producte  auf 
«ämmtliche  Classen  des  Volkes  herbei;  auch  die  königHche 
Gewalt  erhob  früher  nicht  bekannte  Ansprüche  an  die  Salinen 
nnd  brachte  durch  die  Geltendmachung  eines  Salzregals  die  volks- 
wirthschaftlichen  Interessen  an  den  Salinen  in  nähere  Bezie- 
hmig  zur  Reichsverwaltung;  und  endlich  erwuchs  in  den  mit 
dem  Salzgewerbe  reich  gewordenen  Bediensteten  der  Grundherren 
eine  selbstbewusste  Pßlnnerschaft,  welche  die  Angelegenheit  der 
Salzproduction  und  des  Salzhandels  als  ihre  eigene  betrachtend, 
Ar  die  einheitliche  innere  Organisation  der  Salinen  und  für  die 
Mege  der  Salinentechnik  ma^issgebend  wurde. 

So  erhielt  die  Organisation  des  deutschen  Salinen wesens 
schliesslich  ihre  für  Jahrhunderte  maassgebcnde  Gestalt  durch 
^  Zusammenwirken  von  Kräften,  welche  theils  auf  dem  Boden 
der  allgemeinen  Gesellschaftsverfassung  des  deutschen  Volkes 
^ksam  waren,  theils  aber  dem   besonderen   volkswirthschaft- 

'  Hierüber  gibt  insbesondere  die  unter  K.  Ludwij;:  d.  K.  aufgezeichnoto 
80g.  Elaffelstädter  ZoUrolle  für  den  Donauverkehr  Aufschhiss.  LL.  III. 
•180  f.;  vgl.  Deutsche  Wirthschafts- Gesch.  I.  449.  Aber  auch  die  grosse 
Verkehrsstrasse  durch  Sachsen  nach  dem  »Südosten  des  Reiches,  welche 
Capit.  805  (LL.  I.  133.)  beschrieben  ist,  scheint  insbesondere  auch  dem 
^alzverkehr  gewidmet  gewesen  zu  sein. 


fyj^  ▼.  Inaina-HterneKg. 

liehen  Charakter  des  Productionszweigcs  entsprangen;  und  die 
Gleichartigkeit  des  Entwiekelungsganges,  welchen  die  Verfas- 
sungsgeschichte der  bedeutenderen  deutschen  Salinen  zeigt,  ist 
nur  ein  neuerlicher  Hinweis  auf  die  allgemeine  Wahrheit,  dass 
die  grossen  Gestaltungen  und  Erfolge  der  volkswirthschaftlichen 
Production  immer  das  Resultat  der  natürlichen  Ellemente  des 
Productes  und  der  gesellschaftlichen  Lebensverhältnisse  sind, 
unter  denen  es  entsteht  und  besteht. 

Die  Chronologie  der  deutschen  Salinen  ist  allerdings  noch 
in  vielen  Punkten  sehr  unsicher;  gar  manche  auch  der  bedeu- 
tenderen Salinen  tritt  urkundlich  erst  in  einer  Zeit  auf,  in 
welcher  sie  gewiss  schon  lange  einer  geregelten  Ausbeutung 
unterlag;  bei  anderen  hat  sich  ein  grösserer  Betrieb  allerdings 
verhältnissmilHsig  spät  eingestellt ,  während  doch  anzunehmen 
ist,  dass  sie  nicht  gleichzeitig  erst  entdeckt,  sondern  vielleicht 
schon  seit  Jahrhunderten  in  primitiver  Weise  genutzt  wurden. 
Darüber  wird  wohl  nie  eine  vollständig  gesicherte  Kunde  zu  er- 
langen sein;  aber  soviel  steht  wenigstens  fest,  dass  von  den  grossen 
Salinen  des  Mittelalters  jedenfalls  die  bei  Salzburg  (Reichen- 
hall und  Halleiii)'  und  im  Salzkammergute  (Hallstatt  und  Aus- 
see), dann  Kissingen,"^  Wimpfen  a.  N.,  Nieder-Hall  "^  und  Nauheim, 
Marsal  und  Vieh  in  Lothringen,^  Salzungen,'^  Salzdahlum^  und 
Soden  a.  d.  Werra,  Werl  in  Westphalen,  Giebichenstein  (Halle  a. 
d.  S.),  Schönebeck  und  Frankenhausen  schon  in  der  Karolinger- 
zeit in  geregeltem  Hetriobe  waren;  andere  dagegen  wie  Lüneburg, 
Suiza  a.  d.  Ihn,  Crb,  Friedrichshall,  Bruchsal,  Hall  in  Tirol  und 
in  Oberösterrcich,  Isclil,  Ebensee,  dann  Schöningen,  Salzliebcn- 
hall,  Oldeslohe,  Friedrichshall  a.  d.  Weri'a,  Altensalza  bei  Plauen, 
sind  in  der  Folge  erst  zu  bedeutenden  Production sstätten  heran- 
gediehen, wenn  gleich  ihre  Eröffnung  und  primitive  Nutzung 
schon  in  jene  ältere  Zeit  iUllt.  Als  ganz  neue  Salinen  mit  zum 

^  Hohr  ausführlich    darüber  Koch-Stomfold,   Dio  deutschen  Balzwerke    im 
M.-A.   1880.  Flurl  in  dun  Denkschriften  der  bair.  Akad.   1809. 

2  IJrk.  V.  «28  in  Dronko  Trad.  Fuld.  n.  404,  410,  412. 

3  Württoinb.  Viortüljahrshofte  für  Landesgoschichte.   18SI.  8.  231  ff. 

*  Calmot,  Hist4)iro  do  la  Lorraino,   1756.  Koch  in  Zoitsch.  f.  Bergrecht  XV. 

ir>«)  IT. 

*  775  Wenk,  Hess.  Gesch.  U.  B.  lll.  p.  7. 

e  888  Eckhart  11.  702.  Pfeftiuger,  Vitr.  ill.  UI.  1870. 


Zur  TerfibSBiingBgescbichte  der  deutschen  Salinen  im  MitteUlter.  573 

Theil  alsbald  höchst  bedeutender  Ausbeute  treten  erst  nach  der 
Karolingerzeit  die  Salzstätten  von  Berchtesgaden,  Schwäbisch- 
Hall/  Salzhemmendorf,  Salzgitter,^  Allendorf  a.  d.  Werra,  Col- 
berg'*  und  Greifswalde  in  der  Geschichte  auf. 

Schon  durch  diese  Vermehrung  und  Erweiterung  der 
Fundorte  —  es  sind  während  des  10. — 12.  Jahrhunderts  etwa 
50  Salinen  urkundlich  nachzuweisen  —  ist  natürlich  eine  Stei- 
gerung der  verfügbaren  Productionsmengen  eingetreten;  auch 
eine  gesteigerte  Volksmenge  konnte  darin  nicht  blos  die  alther- 
gebrachte Deckung  ihres  Bedarfs  finden;  es  ward  möglich, 
damit  einem  vermehrten  durchschnittlichen  Salzbedarf  des  Ein- 
zelnen zu  genügen,^  der  Viehzucht,  dem  aufblühenden  Gewerbe 
den  werthvollen  Hilfsstoff  reichlicher  zuzuführen  und  eine 
grossartige  Versorgung  auch  entlegener  fremder  Gebiete  mit 
deutschem  Salze  einzuleiten.  Gerade  dieser  letzte  Vortheil  war 
in  der  Periode  vom  10. — 12.  Jahrhundert  um  so  grösser,  als 
die  Verkehrsbeziehungen  der  Deutschen  besonders  nach  dem 
Osten  nicht  mehr  gewaltsam  unterbrochen  wurden  und  dadurch 
ausserordentlich  zunahmen,  ohne  dass  doch  damals  schon  die 
Concuri'enz  der  reichen  Salzlager  von  Galizien  und  Ungarn 
zu  bemerken  wäre.'* 

in. 

In  noch  grösserem  Maasse  aber  als  diess  dm*ch  einfache 
Vermehrung  der  Salinen  möglich  war,  vollzog  sich  in  dieser 
Periode  die  Steigerung  der  Salzgewinnung  durch  die  einschnei- 
denden Veränderungen,  welche  in  den  Rechtsverhältnissen  und 


1  Württ.  Vierteljahrshefte  f.  Landesgeschichte,  1881.  S.  231  ff. 

2  1125  (Marienrod.  U.  B.  3.) 

3  Thietm.  chron.  IV  (cca.  1000)  Mon.  G.  SS.  HI.  781  Salsae  Colbergensis 
ecclesiae. 

*  In  Trier  erhielten  1220  von  10  servi  in  Naturalverpflegung  jeder  1  mal- 
drum  Salz=  1044  Liter.  Jura  Ep.  Trevir.  M.  Rh.  U.  B.  II.  411  ff. 

^  Erst  1136  und  1145  werden  die  Salzlager  von  Wieliczka  und  Bochnia 
erwähnt.  Cod.  dipl.  maj.  Polon.  I.  4.  Cod.  dipl.  Pol.  ed.  Kzyszcewski  II, 
2,  587.  —  892  verlangt  K.  Arnulf  von  den  Bulgaren,  dass  sie  den  Mährera 
kein  Salz  verkaufen  sollen.  Ann.  Fuld.  M.  G.  I.  408.  Nach  den  loges 
portoriae  LL.  II.  480.  bezogen  thatHächlich  die  Mährer  ihr  Salz  auf 
Salzach,  Inn  und  Donau. 


574  ▼'  Inana-Sternef f. 

damit    auch    in    der    ganzen   Organisation    des    Salinenhetriebs 
eintraten. 

Zwei  Thatsachen  sind  für  diese  Entwickelung  maassgebend 
geworden.  Mit  der  Zunahme  geordneter  wirthschaftlicher  Ver- 
hältnisse und  dem  steigenden  Wohlstand  der  Nation  ist  aach 
das  ßedürfniss  nach  Salz  (besonders  für  gesalzenes  Fleisch)'  in 
ausserordentlich  rascher  Weise  gestiegen.  Es  entstand  ein  volb- 
wirthschaftliches  Interesse  an  den  Salinen,  wie  es  die  frühere 
Zeit  nicht  gekannt  hatte.  Die  Sicherung  des  Salzbezugs  wurde 
eine  der  hervorragendsten  wirthschaftlichen  Angelegenheites, 
vorab  fiir  die  Grossgrundbesitzer,  welche  den  eigenen  Haashilt, 
ihre  zahlreiche  Dienerschaft,  wohl  auch  die  hörige  vom  Herren- 
hofe  abhängige  Bevölkerung  damit  in  geregelter  Weise  versehen 
wollten  ^  Und  da  sich  das  auf  dem  Wege  des  Handels  eben 
so  wenig  sicher  erreichen  liess  als  die  Gunst  der  Natur  hieftr 
zu  erzwingen  war,  so  blieb  es  für  den  grossen  Haushalt  der 
Grundherren  eine  Angelegenheit  von  grosser  Wichtigkeit,  sich 
an  einer  bestehenden  Saline  entweder  Besitzrechte  oder  wenig- 
stens vertragsmässige  Salzbezugsrechte  zu  erwerben. 

Allen  voran  waren  die  Stifte  und  Klöster  bestrebt,  schon 
im   Interesse  ihres  grossen  Haushalts,  aber  doch   auch  wegen 
der  Renten,  in  den   Besitz  von  Siedehäusem  und  Pfannen  «n    | 
kommen:   es  wird   keine  bedeutende   Saline  gefunden  werden» 
an  der  nicht  solcher  Klosterbesitz  bestand;  Salinen  wie  Reichet' 
hall,  Marsal,  Vieh  zählten  solcher  ]V[itbesitzer  eine  ganze  Meng^i 
selbst   weit   entlegene  Klöster  participirten  noch  an   dem  Sa^' 
nutzen  dieser  Salinen.  Aber  auch  weltliche  Herren  haben  seb^^ 
frühzeitig    Antheile   an    königlichen   oder   anderen   Salinen 


'  M.in  denke  \n  die  sulcia  und  ninsaltus  in  den  Wirthschafisvorachri^  "^ 
Karls  d.  Gr.,  Cap.  de  vill.  34.  Doch  ist  noch  in  dem  Verzeiohniss  ^ 
tüjrlichen  N.nhninjßrsbedart's  der  kr»ni|:lichen  Hofhaltung  beim  Ann.  S-^^ 
908,  S8.  VI.  S.  622  das  Sali  nicht  besonders  grenannt  Die  Schinl^:^ 
abgraben  werden  in  den  spateren  l'rbarien  immer  regelmissifror.  U* 
die  Aufnahme  und  rasche  Verbreitung  des  Häringverbraachs  seit 
10.  Jahrb.  vgl.  Hehn.  Salz  S.  69. 

'  Vgl.  z.  B.  die  Salzbeiuge  der  serri  in  Jura,  Ep.  Trevir.  M.  Rh.  ü.  B. 
441   f.    Auch  die  in    Salzburger  Urkunden    häufig«  Widmung  von 
l>ezügen  in  usum   pau^^emm  wird   hieher  zu  beziehen  sein;  s.  B.   11 
M.  Boic.  29,  a  2S4. 


Zar  YttflMSiiDgigMehlchte  der  deutschen  SAlinen  in  Mittelalter.  575 

kalten^  wenn  gleich  die  Urkunden  begreiflicherweise  seltener  da- 
m  sprechen.  ^ 

Die  so  entstehende  Concurrenz  um  Brunnenantheile,  um 
Jrnndstücke  die  zur  Anlage  von  Siedehäusem  geeignet  waren, 
im  Pfannen  und  Salzgüter  mit  festen  Salzbezugsrcehten  machte 
CMch  die  einzelnen  Salinenbestandtheile  zu  werthvollen  Tausch- 
»bjecten;  die  Herren  der  Saline  sahen  sich  selbst  veranlasst 
ihr  Tursprttnglich  ungetheiltes  Eigenthum  an  der  Saline  in  eine 
Reibe  einzelner  Berechtigungen  aufzulösen,  mit  deren  Ver- 
^tong  so  manches  andere  werthvolle  Gut  erkauft  oder  die 
Qimst  der  Mächtigen  zu  erwerben  oder  das  Gebet  der  Mönche 
n  nehem  war.  Wem  es  aber  glückte  in  der  einen  oder  an- 
doen  Form  den  Salzberechtigten  zugezählt  zu  werden,  der 
miuste  darauf  bedacht  sein,  dieses  werthvolle  Recht  nun  auch 
entsprechend  zu  nutzen,  die  Intensität  des  Salinenbetriebs 
ebenso  zu  steigern,  wie  derselbe  in  dieser  Periode  extensiv  zu- 
genommen hat.  2 

IV. 

Von  ungleich  geringerem  Einfluss,  wenn  auch  nicht  ganz 
ohne  Bedeutung  für  die  Entwickelung  der  Salinen  waren  so- 
äann  die  seit  dem  12.  Jahrhundert  deutlich  hervortretenden, 
•ber  auch  früher  schon  in  einzelnen  Spuren  erkennbaren  Rc- 
galitätsansprüche  auf  die  Salinen.  ^ 

'  Weltliche  Grundherren  als  Salzbegüterte  in  Reichenhall  schon  Brev.  Not. 

XIV.  20:   Egilolf  nobilis  dedit   tertiam   partem   hereditatis   suae  quam 

fctbuit  in  Salinis.  ib.  XIV,  49:  Joh.  vir  nobilis  dedit  de  proprio  suo  in 

^>  in  harena  .  .  .  Wichker  filins  eiusdem   dedit  in   eadem  .  .  Salinis 

toUm  portionem.    Hugo  clericns   simil.     1163,  Arch.  f.  öst.  Gesch.  VHI, 

^7,  Perthold  V.  Andechs.  —  Liber  mirac.  8.  Adalh.  c.  4.  M.  G.  SS.  IV. 

^7:  Herimannns  dux  Sueviae  predium  ad  conficiendum  sal  utile  sitnm 

^del.    ad    oppidum    Marsile   dedit  monasterio  Salsense.     Im   Urbar  des 

^fafen  von  Falkenstein    erscheinen    nur    Salzbezugsrechte    (in    Snmma 

^  "^mas  aus  der  Salzachgegend).    In  Lüneburg  z.  B.  die   Grafen  von 

Wolpo  1205—1221  Besitzer  von  Pfannen. 

^»ta  Joh.  Gorz.  M.  G.  S.  IV.  362:  c.  89.  Ngc  alia  erant  ei  rerum  tem- 
P^'^lium  Incra  .  .  .  salinas,  quae  una  tantum  parte  regionis  ipsius,  Vicus 
'»»cittir,  habentnr,  extruere,  ut  in  loco  eodem  plures  quam  dicunt  patellas, 
I^^itxi  ex  integro  cum  ipsis  sedibus  emtas,  partimque  iuris  monasterii 
^'^'^t,  reparatus  multo  usui  imposterum  profuturas  paraverit. 
'  ^^rüber  i.  A.  zutreffend  Waitz,  Verf.  Gesch.  VUI,  S.  272.  Die  Ansicht 
^^^  Arndt,  Bergregal,  als  sei  das  Salzregal  von  jeher  von  den  deutschen 


Wohl  hsiiUr  fla>  lit''u'\t  fiiw*  Anzalil  If^d^fat^nder  Sftfinen 
im  IjAitf*',  th'T  SiihrhnuAi'.rXtz  i\ut\\A  Bi»tliijia«?m  und  Retebimbteien 
alü  Tcuiftttr Allen  üb^^rlaHM^n/  thffiln  alh  IV^n^fieien  mit  dem  Orond- 
\H'M\iz,  auf  d^rtii  Hi#;  «ir-li  U;fand<;n,  an  Grafen  and  Hcnren  rer- 
iMflien;^  aU^r  iuinierhin  l>efanden  hicli  aneli  grcntne  Halinen 
nor^h  im  ei^«;ritliir|jen  K^^iehft^^te  oiiftr  im  Besitz  jener  Fürsten, 
welche  die  volle  Territ/irialhoheit  Hchon  zu  jener  Zeit  besasseo.' 

In  dem  <;inen  wie  in  dem  anderen  Falle  ist  das  fij»kali«cbe 
luU'mnnfi  an  den  Salinen  aueh  ohne  jeden  Gedanken  der  Re- 
^alitüt  yuUtr/AM  zn  verwirkliehen  geweiKm.  Infiofeme  Salinen 
nieh  auf  Ki^ich^doniänen  befanden,  int  die  Wahl  der  Betriebs- 
form  und  dan  MaaMM  fremder  lk;rechti^in^  überhaupt  durch 
fiMkaÜHehe  Krwä^un^en  einneitig  zu  heMtimmen  gewesen;  nnd 
iimlieMondere  blieb  die  FeHt«etzung  der  Abgaben,  welche  ftr 
Nutzung  der  Saline  zu  entrichten  waren,  immer  in  der  Hand 
den  Territ^irialherrn.  * 

Aber  aueli  da,  wo  urHprünglieh  königliche  Salinen  durch 
At'te,  der  Verleihung  an  geJHtliche  oder  weltliche  Herren  tiber- 
giiigen  oder  auf  I^;neficial-  und  LehenHbcHitz   neu  entstanden, 

K/}iii((#Mi  f(f)übi,  mt  wiulor  qiiclloninHiMip^  begründet  noch  sonst  motivirt. 

V((l.  riKÜno  Anzeii^n  in  HybfO»  Zoitscbrift  N.  F.  XII,  522. 
<  Kr»  K.  H,  Karl  d.  (ir.  Knlxiinfiren  an  IlerKfeld  (Wenk,  U.  B.  III.  7),  Lad- 

wt((  d.  Fr.  HodfMifeld  a.  d.  Woser  an  Corvoy  (Wilnianns,  Kaiserurk.  I.  42), 

hiidwiff  d.  K.  JXlrrenber^  bcM  Snlzbiiri^  an  das  Hochstift  (luv.  Anh.  120), 

()tt4i   I.   Coniado    an    das   Kloster   Leno   (M.   (ii.  D.  1.   330),   Giebichen- 

Ntein   an  H.  Moriss  in  Magdeburg  (M.  G.  D.   I.  318),  Conrad  II.  Wester- 

kotten  an  Paderborn  (Heibertz,    II.   ß.   I.    n.  24),  Heinrich  IV.    Orb   an 

Main/.  ((Juden  I.  24). 
^  Ho  y,.  ji.  Ludwig  d.  1).  in  Ainplithi  dem  comos  Hanzleibs  (Wilmanns  I. 

p.   «3);   Arnulf  in   Dolhani   dem    Grafen   Odo   (Wil.   I.   216);    Heinr.   II. 

in  Adinont  dem  coines  Wilhelm  (Htoir.  U.  H.  I.  45);  Heinr.  IV.  in  Suiza 

dem  Pfalzgrafen  Friedrich  (Buder  429). 
^  H13   Ludwig   d.  l).   in   Mediano   nostro   sivo  Marsallo   (Sch^pflin,  Als.  I. 

HO);  973  Otto  1.  iuris  nostri  salinam,  quam  vulgo  Hai  vocant  (M.  G.  D. 

I.  5K1);  1010  lleinr.  H.  in  Admont  terciam  partem  salinae  nostrae,  sicut 

illam    in  usibus  noMtris   habuimus  (Steier.  IJ.  H.  I.  45).  —  Heinrich   der 

Lüwe  im  ])(mitz  von  Ldneburg;  die  Pommer^schen  FUrsten  im  12.  Jahrb. 

Kigenthdnier  der  Salinen   in   Colberg  und   Greifswalde   s.   Cod.    Pomm. 

Dipl.  I.  5  4,  70,  HO,  u.  n. 
^  Als  Nolcher  orllUst  der  Rrzbischof  von  Magdeburg  (Magd.  Reg.  1145,  p.  477) 

mit  Zustimmung  des  Salzgrnfen   allen   ihm  von   einer   Salzquelle  zuste- 

liiMulou  Zins. 


Zur  Verfassungsgeschichie  der  deutschen  SaÜDen  im  Mittelalter.  577 

ist  auch  ohne  Regalität  im  späteren  Sinne  der  Fiskus  noch 
immer  in  der  Lage  gewesen,  seinen  Interessen  an  der  Sah'ne 
Geltung  zu  verschaflFen.  Die  Kaiser  haben  sich  wenigstens  im 
9. — 12.  Jahrhundert  noch  entschieden  als  die  Eigenthümer 
der  Temporaliengüter  der  Reichskirchen  und  Abteien  gefühlt,* 
und  nicht  minder  ist,  trotz  der  inzwischen  verallgemeinerten 
Erblichkeit  der  Beneficien  die  Idee  des  Obereigenthums  des 
Lehensherrn  lebendig  gewesen. 

Daraus  aber  ward  nicht  nur  ein  Abgabenrecht  und,,  wenig- 
stens in  gewissen  Schranken,  eine  factische  Einmischung  der 
Reichsverwaltung,  wenigstens  unter  starken  Herrschern,  in  die 
WirthschaftsfÜhrung  auf  Reichskirchen-  und  königlichem  Bene- 
ficialgut  abgeleitet;^  es  konnte  die  Eröffnung  von  Salinen  auf 
solch  übertragenem  Besitz  auch  sehr  wohl  als  ein  Fall  ange- 
sehen werden,  welcher  über  das  dem  Belehnten  verliehene  Recht 
hinausging  und  daher  nur  dem  Kaiser  als  Obereigenthümer, 
als  Herrn  des  Reichsguts  oder  Regalherrn  zustand.  Schon  um 
sich  die  Früchte  einer  solchen  Salzstätte  zu  sichern,  musste 
dem  Vasallen  daran  liegen,  eine  besondere  Bestätigung  der 
Saline  zu  erhalten,  damit  nun  auch  diese  als  ein  Bestandtheil 
seines  Lehenguts  ausdrücklich  anerkannt  war.  Und  das  gleiche 
galt  von  allen  späteren  Erwerbungen,  wenigstens  wenn  sie  dem 
Lehen  durch  Auftragung  hinzugefügt  wurden  und  nicht  aus- 
drücklich als  Allod  verblieben.^ 


^  Ficker,  Eigenthum  am  Reichskirchengute,  in  den  Sitzongsbericliten  der 
Wiener  Akademie,  Bd.  LXXII. 

2  ;^ür  die  ältere  Zeit  vgl.  die  Nachweise  in  Deutsch.  Wirthsch.  Gesch.  I. 
481.  —  907  Juvav.  120  Ludwig  d.  K.  gibt  an  Salzburg  partem  Salzburg- 
hofen  cum  omnibus  ceusibus  in  Hai  et  extra  Ual  in  salina  et  extra 
salinam.  931  Otto  I.  947  M.  G.  D.  I.  194  bestätigt  in  Mediano  vico 
den  Tausch  einer  Pfannstätte.  Otto  II.  973  M.  G.  D.  I.  684  in  Reichen- 
hall. Insbesondere  aber  Verfügungen  wie  Heinr.  II.  1007  M.  Boic.  28  a, 
372,  Friedrich  I.  1170  (Abteufung  eines  Brunnenschachtes)  in  Reichen- 
hall,  dessen  Saline  doch  längst  zu  den  Temporalien  des  Hochstiftes  Salz- 
burg gehörte. 

3  953  M.  G.  D.  I.  242  Otto  I.  bestätigt  fideli  nostro  R.  in  legitimum  con- 
cambium  .  .  .  dimidiam  partem  areae  in  Brachowa  ubi  sal  coquitur.  — 
1016  Steierm.  U.  B.  I.  45:  Heinr.  II.  verleiht  Wilhelme  comiti  nebst 
dem  Drittel  der  königlichen  Saline  zu  Admont  omnes  fodinae>cuiuscumque 
metalli  et  salinae  quae  in  suis  bonis  reperiuntur,  usibus  eorum  subia- 
ceant;    1064   Buder  429    Heinr.  IV.   dem   Pfalzgrafen   Friedrich   in   loco 

SiUnn^sber.  d.  phil.-hist.  Cl.     CXI.  Bd.  1.  Hfl.  37 


578  ▼.  InftTDA-Stemegg. 

In  solcher  Weise  erklären  sich  sowohl  die  an  den  könig- 
lichen Fiskus  oder  an  den  Territorialherm  von  Privatsalinen 
zu  entrichtenden  Abgaben/  wie  die  wiederholt  vorkommende 
Einmischung  der  Territorial-Gewalt  in  Salinen,  welche  längst 
in  den  Besitz  Anderer  übergegangen  waren ;'^  aber  auch  die 
königlichen  Ermächtigungen  zur  Eröffnung  von  Salinen  auf 
dem  eigenen  Besitz  von  Grundhen'cn,  die  im  Lehens  Verhältnis« 
zu  Kaiser  und  Reich  standen.  Und  wenn  wir  bedenken,  dass 
um  die  Mitte  des  12.  Jahrhunderts  die  Lehensverfassung  im 
deutschen  Reiche  doch  schon  zu  vollster  Entwickelung  ge- 
kommen war,  so  nimmt  es  nicht  mehr  Wunder,  wenn  nun 
auch  hier  der  Gedanke  der  Regalität  sich  geltend  machte,  der 
in  England,  in  Frankreich  wie  in  Italien  inzwischen  schon 
zum  Durchbruch  gekommen  war.  Die  gesteigerte  Bedeutung, 
welche  inzwischen  die  Salinen  erlangt  hatten,  war  natürlich 
nur  geeignet  der  Rcichsvcrwaltung  die  Regalität  der  Salinen 
begehren 8 werther  zu  machen,  da  sich  dadurch  nicht  zu  unter- 
schätzender Einfluss  und  ergiebige  Einnahmsquellen  erschliessen 
Hessen.  So  ist  schliesslich  mehr  von  einer  Beförderung  des  Re- 
galitätsgedankens  durch  die  Entwickelung  der  Salinen,  als  von 
einer  Beförderung  des  Salinenwesens  durch  die  Entwickelung 
der  Regalität  zu  sprechen. 

Doch  wird  nicht  zu  übersehen  sein,  dass  auch  das  letztere 
nicht  ganz  fehlte,  insofeme  die  Reichsverwaltung  nun  doch 
auch  ein  näheres  Interesse  an  dem  Gedeihen  der  Salinen  hatte 
und  den  Salinenherren  durch  den  zu  erwartenden  Reichschutz 
eine  grössere  Sicherheit  ihres  Besitzes  aus  der  Beziehimg  zur 
Reichsgcwalt  erwachsen  konnte. •'^ 


hereditatis  suao  Salza  dicto  .  .  cocturam  salis  ibi  fieri  conceBBiinus  ter- 
tiamque  parteni  salis  quo  nos  attigit  in  proprium  dedinms. 

I  Hiolier  dllrfton  insbesondere  jene  Stellen  zu  beziehen  sein,  in  welchen 
eine  Abgabe  von  Salinen  an  den  König  erscheint,  ohne  dass  ein  spe- 
ciellor  Erworbungstitel  ersichtlich  wäre;  vgl.  Waitz,  V.  G.  VIII,  272. 

'  Vfjl.  die  Anmerkung  2  auf  der  vorigen  Seite.  Noch  1273  lässt  der  Her- 
zog von  Braunschweig  in  LHnoburg  einen  neuen  Salzbrunnen  graben.  Als 
Organ  für  die  Beaufsichtigung  der  Salinen  lässt  sich  der  prefectus  Hai- 
lensium  auffassen,  welcher  in  Halle  a.  S.  die  Zinsen,  Rechte  und  Zölle 
einzutreiben  hatte;  1145  Reg.  Magd.,  p.  477. 

'  Wenig  klar,  aber  doch  gewiss  in  Beziehung  zu  dem  administrativen 
und    Hskalischen   Interesse  dos  Territorialherm    an    den  Salinen   ist  das 


ir  VaifunaiigtgHihlehU  d*r  dotackni  S 


Diese  ZUge  der  Uusscren  Geschichte  des  dcutechen  Salinen-   ' 
wesena  werden  wesentlich  bestirainter  hen'ortrcten,  wenn  wir  zu-   i 
gleich  auf  die  innere  Entwickelnng  achten,  welche  die  deutschen 
Salinen   in   der  Zeit  vom   9. — 12.   Jahrhundert    durchgemacht 
haben.   Die   auf  eigenthUmlicben   technischen  Grundlagen   he- 
rahende   innere  Verfassung  der   Salinen   ist  der  Schlftasel   för  | 
die  an8geprilgten  Eigentliüralichkeitcn  dieses  Gehiets  der  natio- 
nalen Production. 

Soweit  wir  uns   die  Betriebsorganisation   der  Salinen  ans 
den  urkundlichen  Nachrichten   klar  zu  machen  vermögen,   er-  j 
scheint   dieselbe   sehr    gleichartig  in   den  verschiedensten   Ge-  \ 
genden  und  scheint  sich  aiich  sehr  lange  Zeit  hindurch  unver-  1 
ändert  erhalten  zu  haben. 

Das  eigentliche  Nutzungsobject  der  Saline,  die  Salzquelle,  der 
Salzbrunnen,  bedurfte  je  nach  seiner  natlirlichen  Lage  und  Be- 
schaffenheit mehr  oder  weniger  technischer  Anlagen  um  sicher  und 
in  geregelter  Weise  genutzt  werden  zu  können.  Es  sind  hiezutheils 
unterirdische  Bauten  (Sclittchte,'  Kanille),  theils  Schöpfwerke '  und 


Amt  des   HallgTufen,   ilns   bosondsTs    in   dem    bnirisclien    Snlinengoliiete 
bedoutsnnn   auftritl;   M.  Brno.   n.  iSI}:   bnlf^STe   de  Alile;  ib.  386  hall- 
grave.   IX.   3gO.   come«   Hnllensium,   HaUeoKin.   Aber  bucIi    in   Hnlle   a. 
0  dar  praefeulas  Haltenaium  seine  Znstimiiiuiig  r.uT  VerSiiwerung 
^Mi  PUbHleiakUnften  an  der  Saline  gil)t,  aIbo  wulil  st^lbiit  Antheil  daran 
eEeg.Magd.p,477.B.  vorige  S.     A.ä— WaiW,V.G.VU.6*;  Vm.274. 
B  Tnid.  Wixc,   n.  313;   locnm  ad   sal   faciendnm   una   cum   aewa   vel 
itruDta  cum  portu  cum  cftMitit  eKtatili  (in  Marsal).  —  IITO— 
EflBO  ib.  p.  303:  furcam  ad  [iDteum  bimrientem  et  cniuileni  capiialem. 
:.   Arn.  I,   3:   tartiam   portem   de  putntorio   quod   barbarice  dioitnr 
I.  Ancb  Br.  nrit.  n,  5.  Ind.  Am.  Y,  ü.  iinum  piitiAtorium  inte^um, 
niod  vnlgAriter  diciCnr  gnlgo.  Audi  Br.  mit.  XI,  3.  Dar  Ausdruck  Oalgea 
I  Schöpfwerk  büuüg  in  SaUbnrger  Urkunden  des  ID.— 12.  Jalirli.  x.  B. 
i/t  aquse  in  Wazimnnnagalt^en ;  fi  nndenne  partes  in  galgo  qui  einlefteiUr 
nuncupatur  (U.  Boic.  ni.  ^35)  a.  C.  Aelinlich  Svlirut:  ib.  S  octaviut  par- 
te« in  aucre   q.  v.  Hnnteapninacbrot.  Reg.  Prüm,  893,  H.  Rh.  V.  B.,  I. 
i  106:  eyconia  vel   RtadiTa  douiinica  id  est  Intna  tibi  atsl  quaniln  nqnain 

ibtnrit  (Hoyenvic  in  Lolhrinpen),  Gtllervorxeichuiss  der  Abtei  Metinch 
(10.— 12.  Jnbrh.)  M.  Rb.  V.  B.  B.  341:  faron  el  dewipor  dependena  li- 
fpinm  quod  vooatnr  aweiiigl  ad  puteiini  Balis  in  Wich  (Moyenvip  in  I.oth- 
I 


580  ▼.  Inftma-Sternegg. 

Schopfstellen  ^  angelegt,  deren  Herstellung  und  Instandhaltung 
schon  immerhin  eine  Capitalsinvestition  bildeten. 

Die  Salzquelle  war  entweder  schon  von  Natur  aus  in 
mehrere  Arme  getheilt  oder  sie  wurde  künstlich  zu  mehreren 
Auslaufstellen '  (Brunnen)  geleitet  und  dementsprechend  war 
auch  die  Zahl  und  Grösse  der  Schöpfwerke  verschieden,  aus 
welchen  die  Soole  in  die  Siedehäuser  geleitet  oder  getragen 
wurde. 

Wo  immer  dann  eine  Salzquelle  sich  ergiebig  genug  er- 
wies, um  einen  geregelten  Beti'ieb  zuzulassen,  da  gewann 
damit  das  ganze  umliegende  Gebiet  alsbald  ganz  beträchtlich 
an  ökonomischer  Bedeutung  als  Sicherungsrayon  der  Quellen, 
als  Standort  der  Werksanlagen,  Ladeplatz  für  die  Salztrans- 
porte ^  und  als  Marktplatz  für  den  Salzhandel. 

Im  weiten  Umkreise  um  die  Salzbrunnen  lagen  auf  dem 
zur  Saline  gehörigen  Boden  (area)^  die  Siedehäuser  (Kothen,* 
Oefen,  sessa,  culmina,  fornaces,  panstal),  zumeist  wohl  aus  Holz 
erbaute  Hütten.  Schon  wegen  des  hohen  Werthes  der  von  ihnen 
beanspruchten  Grundfläche  und  wegen  der  baulichen  Anlage 
bildeten  sie  wieder  für  sich  ein  selbständiges  Vermögensobject, 
dessen  Werth  überdies  noch  durch  das  natürliche  Monopol 
der   Lage   und   die   rasch    wachsende    Concurrenz    der   cigent- 


«  1117.  U.  B.  o.  d.  E.  II.  If)!:  pontem  Pmiiln  (in  Roichenhall).  Pon», 
Scböpfstelle,  wird  in  Salzburger  Urkunden  auch  häuüg  als  Brett  be- 
zeichnet; z.  B.  Willebrett,  Wizmannsbrett,  Hungersbrett,  TekkendorfiT- 
brett  u.  8.  w. 

'  776—79  Dronke  43  (echt?)  in  quo  loco  .  .  habundantesque  fontes  salis 
habemus.  918  (Koch-Sternf.  IL  269  ff),  curtem  Villac  cum  salinaruni 
fontibus.  —  1005  M.  Rh.  U.  B.  I.  336:  puteos  8  in  Celeiris.  —  1004 
Guden  I.  24:  predium  cum  salinarum  fontibus.  In  Reichenhall  führton 
die  einzelnen  Brunnen  eigene  Namen  z.  B.  lapideus,  caninus  pnteus, 
Ouringer,  Schrott,  im  Stein,  Werganter,  Schiber,  Biborstätt,  Santhinger. 
Salz.  Salbuch  passim. 

3  Cum  sartaginibns  .  .  .  ac  locis  onustariis  (ubi  carrae  aut  naves  oneran- 
tur  sale).  Meich.  I.  219. 

*  963  M.  G.  Dipl.  I.  262:  Vi  part.  areae  in  B.  ubi  aal  coquitur.  —  1137 
Wenk?  puteum  1  salis  cum  area  sua. 

^  1160  Wigand  Arch.  III.  167:  1  domus  ad  manendum  et  3  ad  sal  co- 
quendum. 


Zn  rtrtM*iu)g*gue1i«ktf  in  IntKlH  MImd  la  HIHalalUr.  5^1 

ichen   Salzprotlucenten,    der  Sioder,  sich    noch    betrüciitlicb 
^steigerte. 

Jedes  Siedßhiius  war  für  eine  oder  mehrere  Pfannen  (pa- 
tellae,  frixoria)'  angelegt,  welche  mit  iliren  Heizungen  und  den 
etwaigen  ZulcitungBrühren'  den  letzten,  wichtigen  Theil  der 
gesammtcn  Werksantagen  dor  Saline  bildeten. 

Mindeetena  ebenso  wichtig  aber  wie  dieser  technische 
Apparat  war  für  jede  Pfanne  die  Sicherstellnng  des  Bezugs 
genügender  Soolc''  aus  dem  Salzbrunnen,  sowie  des  ausreichenden 
Fewernngsmaterials  für  die  Heizung,  des  Holzes  für  die  Salz- 
kiifen, '  iu  welchen  die  Versendung  des  fertigen  Products  erfolgte 
md  schliesslich  auch  der  Arbeitskrilfte  zur  Bedienung  der 
[wizen  Anlage. 

Weder  das  eine  noch  das  andere  war  aber  kUuflicli  oder 
hlrch   freien  Vertrag  jederzeit   zu   erlangen;  vielmehr  muaste 
Bestreben  darauf  gerichtet  sein,   die   fUr  jede   Siedekothe 


■  QleichBahl  der  Siedeliitascr  und  Ffnniion:  lud,  Aru.  1,  3:  furn.-iceH  äO 
et  totidem  pntallas.  —  1190  M.  ßh,  V.  B.  U.  1S4:  2  patelln^  el  sescoB 
oanini.  Dagegen  in  Vieh  Reg.  Pnini.  11 :  iScinaa  2  id  est  oassH  2,  in  qua 
snnt  ine  3  que  vntgo  nuni^upanlar  patelle;  in  Colberg:  1182  Cod.  Pom. 
Dipl.  1.  IST  domus  ad  4  «irta^nes.  1M2  Jnng  sjMog.  doo.  pro  anl. 
LuuBbiirg.  p.  78:  3  IIÄuser  m  Je  3  Pfannen.  Ueberhaopt  tritt  in  apil- 
lerer  Zeit  die  Teuilenx  licrvor,  die  Siedehäuser  xu  vergrDaaem,  womit 
die  Bemerknug  von  Peetz  KiemseeklUater  40  stimmt,  dnw  In  Folge 
iMliniBcher  VerbesHeningen  die  notoriactie  Abnalime  dor  SiedeliüuBer 
(ia  Reich enlitill)  nur  die  Concentrstion  des  Betriebs,  nicht  degsen  Ab- 
nähme  beweist. 

•  789  Trnd.  Wis«.  n.  213;  ad  anl  faciendum  una  cum  aeasu  vel  oFlicinA 
cotutructa  cnm  parta  cnm  canalia  eatnlili  et  omnibus  utensüibus  ad 
ratioiiem  ueceaaitatia  hniusmodi  perlinentibua,  1046  C»d.  Juv.  250;  fer- 
venteoi  patellam.  1066.  äteiet,  U.  B.  I.  8G:  fi  aartngines  cum  Biii»  appit- 
rahbus.  —  1067  Stumpf  11.  75:  apud  Haliniu  faldarias  2, 

'  1017.  M.  B.  VI.  16B;  1  aiaorem,  ubi  2  parle^s  in  coiineudo  saie  reci- 
piomus.  1179  Dreyhaupt  I.  724:  tautam  portionem  de  puteo  Baliuanim, 
nt  ad  coqueudum  salem  4  inde  paane  inatniantur. 

>  969.  M.  0.  D.  I.  2B2  in  eiatina  cnrtilia  cum  patellU  patellarnmqae  locis 
enm  Torestu.  1130  Steier.  U.  B.  1.  138:  Mirtaginem  1,  parlemqiie  allodii 
et  silvae  ad  aandem  sartn^nem  pertinenteui.  IlSli  ib.  I.  Ili7:  wltibuB 
eicisi»  ad  nliurum  quorumliliet  Bartagiaea  depatstis.  11S4  ib.  389: 
patellam  snlis  et  niaxirnatn  partem  adjacenlia  nemaria.  Ib.:  patellas  e 
»ilinas   H[ivid  lliklle  i'um  aupa  ot  foreatum. 


582  T.  Inama^Sterne^f. 

oder  Pfanne  benöthigte  Soole  und  ebenso  den  Wald  und  die 
Verfügung  über  Knechte '  nebst  deren  Ausstattung  mit  Bauern- 
gütchen  für  den  Lebensunterhalt  als  Pertinenzen  der  technischen 
Anlage  dauernd  zu  erwerben.^ 

So  bildete  schliesslich  jede  Saline  mit  ihren  baulichen  und 
Werksanlagen,  ihrem  Haus-,  Feld-  und  Waldbesitz  einen  weiten 
Complex  von  Gütern,  ein  Gemeinwesen  ganz  eigener  Art. 


VI. 

Die  Eigen thumsverhältnisse  an  einer  solchen  Saline  waren 
sehr  vielseitig,  wenn  auch  allenthalben  in  auffallend  ähnlicher 
Weise  geregelt.  Sehen  wir  ab  von  Regalitätsansprüchen  der 
deutschen  Könige,  welche  wenigstens  vor  dem  12.  Jahrhunderte 
noch  nicht  deutlich  hervortreten,  so  war  die  Salzquelle  selbst 
mit  dem  umliegenden  Gebiet  unzweifelhaft  immer  zunächst  im 
Eigenthume  des  Grundherrn  und  zwar,  anfänglich  wenigsten«, 
wohl  ebenso  wie  Süsswasserbrunnen  als  Pertinenz  des  Guteß 
betrachtet.^ 


^  Ind.  Arn.  II.  5:   fornaciiun   loca  20  cum  pateUis  et  servitoribiu  8ais.Br. 
Not.  lY,  6:   ad  salinas   loc«  fomacium  9  com  servis  illuc  pertinenüboi 
Ib.  IX,  G:  ad  salinas  dedit  (Odllo  dux)  Lantonem  cum  fratribos  tm  f^  , 
loca  fomacium   4   cum  patellis    et   Vitalem  cum   omni  possessione  soi- 
Ib.   XIV,   50  in  Sal.  jugera  3   et  fomacium  1    ac  mancipia  7.  776—^^   | 
Drouke  43  (echt?)  ofticinas  8alis  cum   singnlis  patellis   et   mancipüs  *^ 
hoc  oflicium  deputati:$.  S40  Wilmanus  I.  p.  83  mansum  dominic^m  co^ 
s^iliuarlis.  —  898  Meich.  la,  147:  in  .«ialina  sal  quod  a  servis  redimato^* 
891  Salz.  Salb,  in   salina   patellam    cum   servis.  —  961   M.   G.  Dipl.    *■' 
318:  urbem  Giuiconstein  cum  salsugine,  mancipüs.  —  988 — 1100  luv.  Ai>*^ 
294:  locum  patellae  cum  5  mancipüs  —  2  loca  patellarum  et  2  chan»^^ 
sidili,  uuum  septum  et  mancipia   12. 

-  Ausser  den  Stellen  S.  581  Anm.  4  sind  noch  hieher  zu  beziehen:  Ind 
VII,  6:  fornaces  9,  tros  sunt  vestitas,  et  6  apsas.  959  M.  G.  D.  I.  2 
in    salina  curtilia  cum  |vitellis  patellarumque  loci.s  cum  foresto.  973 
I.    584  usum    proprietatis    concessimus   cum    utriusque    sexus   manci 
aetliticiis  torris  cultis  et  incultis,  sartaginibus,  locisque  sartaginum,  1 
onuytarüs  uiteuendiu  (?>  censalibus.   1137  U.  B.  o.  d.  E.  II.  179:  pal 
cum   1  curtili  in  ipsa  villa  (Halle)  et  6  cnrtilibus  in  silvestribus  Üd 
tle  quibus  li|rna  persolvuntur  ad  ipsam  {>atellam. 

^  901    M.   G.    I>.   I.   318    urbes   cum   omnibus  ad   eas   pertinentibus 
salsis  et  iiisuUis,  u.  5.  902  M.  G.  D.    I.  344  salinae  .  .  et  omnia  o 


58» 


Es  ist  anzunehmen,  dass  in  allen  deutscliea  Gauen  in  der 
■raten  Zeit  ilirer  Cultur  zahlreicho  Snlzquelleii  von  den  Urimd- 
lerren  als  ausschlieBslich  Berechtigten  in  einfach  st  er  Weise 
r^^enutzt  wurden,  wenn  wir  auch  nur  vereinzelte  Nachweise 
hiefUr  besitzen.  Auch  in  der  Zeit,  in  welcher  an  manclien  Sa- 
linen schon  ein  Grosabctrieb  eingerichtet  war,  ist  die  Vorwtellung, 
dasB  die  Salzquelle  Pertinenz  der  Gruiidherrschaft  ist,  keines- 
•regs  liberwunden,'  nnd  soweit  nicht  besondere  technische  An- 
iind  organisatorische  Einrichtungen  getroffen  waren,  um 
3ie  Quelle  in  grösserem  Stile  zu  nutzen,  verfügen  auch  noch 
nmer  einzeliio  Grundherren  als  solche  ausachliesslich  über  die 
Ünerhalb  ihres  Grundbesitzes  vorhandenen  Salzquellen.^  Hatte 
her  erst  einmal  die  Gilte  einer  Quelle  und  der  Bogehr  nach 
:em  Product  den  Grundherrn  veranlasst,  der  Fassung  und 
len  Auslaiüstellen  ( Brunnen )  eine  gewi&se  Sorgfalt  zuzu- 
wenden, und  bleibende  Anlagen  hiefilr,  so  wie  für  Siede  ■ 
und  Pfannen  zu  machen,  so  vcrselbstiludigte  sich  als- 
Mdd  die  ökonomiaehe  Bedeutung  der  Saline  und  wurde 
lamit  auch  zu  einem  selbständigen  Object  des  Eigentbums< 
echts ;  '■'  diese  frühzeitig  erlangte  ökonomische  Bedeutung 
irklärt  es  denn  auch ,  daes  die  Salzquellen  als  besonders 
richtige  Pertinenzen  des  Bodens  so  häufig  speciell  hervqr- 
[ehoben  werden. 

In  wie  weit  nun  die  grösseren  deutschen  Salinen  in  frll- 
ieBt«r  Zeit  etwa  in  dem  ungetheilten  Eigenthume  der  Grund- 


qiiaa  Slci  vel  nominari  pniuuat,  als»  gloicU  Rnderu  PeilineaEeu  des  Gruo' 
dea  ttufgeiabh. 
'  lOlS  Stoier.  U,  B.  I,  4G  oinneR  fodinae  cuiasoiinique  metalli  et  saliiine 
quae  iu  bdis  bonis  roperiuntiir,  —  1037  SelberC,  U.  B.  I,  d.  'ü;  aalina 
WeBlerkotlA  geliflrt  xu  der  villa  re^a  Erwitte.  lUUl  üudeo  I.  21:  pre- 
diiiiQ  CDD  saliuarntD  ioatibus.  11^5  V.  ß.  o,  d,  E.  II,  ISO  wird  em  Ge- 
biet geachenkt  et  Kulina  i|une  in  ipso  est.  Waitera  BeUptele  aua  der 
Perioda  der  Kegalicüt  häufig;  t.  B.  llifi  ilObiuur  reg-,  p.  H'-i:  re^le 
iui  luetolloruni  et  omuiuui  Ealiuiiruin  iufra  liuea  raonaaterii. 

>  l£äl  M.  Eh.  II.  B.  111.  149  Abt  und  Ciipitel  von  Metlnch  cnntnlemut 
fontem  Balis  situoi  ia  ort«  bospitnlia  M. 

>  So  ersobeinea  die  BiachCfe  von  Bamberg  all  dumini  na  patruni  fuudi 
io  Beichenhall.  Iäl9  Friedr.  II.  fontas  salinarum  ...  in  fundia  Uurodi- 
tarii  palrinionii  epiacopi  cunlulimu»  jure  feudi.  Ried  I.  '■ 


584  ▼•  loftma-Steroef  f. 

herren   standen,  das  ist  allerdings  nicht  zu   sagen.   Soweit  die 
Urkunden  und  Chronisten  sprechen,  ist  wenigstens  die  Errich- 
tung  von   Siedehäusern    und   der   Betrieb    der   Pfannen  »chm 
filihzeitig  nicht  mehr  ausschliesslich  von  dem  Herrn  der  Sib- 
quelle    erfolgt.     Und    da   mit   der  abnehmenden   Neigung  der 
deutschen    Könige    wie    der  grossen    Grundherren    fiberliaupt, 
Eigenbetrieb  auf  ihren  Gütern  zu  halten,  auch  der  Salinenbe- 
trieb   ihnen   immer   weniger  zusagte,   so  bürgerte  sich  allmilig 
immer    mehr    die    Theilung    des    SaUneneigenthums    ein.   Zu- 
nächst   blieb    der    Gnmdherr    Eigenthümer    der    Quelle  und 
ihrer  Anlagen,    veräusserte  aber  Theile  des  umliegenden  Ge- 
bietes  mit   bestehenden   Siedehäusern   und    Pfannen    oder  mit 
der  Ermächtigung  für  die  Erwerber,  Siedehäuser  auf  demBelbei 
und  Pfannen   in   diesen  zu  errichten.    Und   gleichzeitig  gingei 
auch  Feld-  und  Waldgüter,  die  entweder  schon  firüher  zur  Si- 
line  gehörten   oder  nun   in   ihren   Dienst  gestellt  wurden,  tt 
Fremde  über.' 

Aber   auch    die  Erwerber  von   Salinengrundstüeken  und 
Siedehäusern  waren  zumeist  begüterte  Grundbesitzer,  die  ih»   '■ 
seits  solchen  Erwerb  mehr  als  Capitalsanlage  denn  als  Gewerbe 
zu  nutzen  gesonnen  waren,  mehr  den   sicheren  Salzbezug  und 
den   Aniheil    an    der    steigenden    Bodenrente,    als    den   Unter- 
nehmergewinn im  Auge  hatten.^   Sie  stellten  daher  gerne  ihre 
Siedokothon  und  Pfannen  weiterhin  solchen  Personen  zur  Ver- 
tilgung,  welche   nun   eigentlich    das  Gewerbe    der  Salzsiederei 
ausüben   wollton.    Gegen    bestimmten  Zins   konnten   diese  Amb 
Recht  erwerben  in  den  Siedehäusem  Pfannen   und  Heizungen 


*  Vgl.  insbes.  die  n^iohen  Vergabungen  von  fomaces  und  patelUe  dei 
baieriiiohon  Herxojre  in  Keichenhall.  Ind.  Am.  Brev.  Not.  pas^«  ^*^' 
>f.  IV  Vin.  S  an  Beuediktbeuem  $,iHnas  quasdam  vel  5  loca  »d  con^^c- 
tionem  sali*.  7i9  Trad.  VTizz.  n.  ^13  Theodorich  IV.  in  Marsal  *A  «J 
faoiendum  una  cuni  sesso  vel  otücina  c»>nstructa,  s.  a.  die  AnO*-  *' 
S.  ;»Tt^.  In  sjvatoivr  Zeit  findet  sich  die  Einräumung  von  Grundst^^ 
im  Salinenrayon  runi  Zwecke  der  Anlage  von  Siedehäusem  hS**^^ 
r..  R  1170  IV mm.  U.  B.  L  70  gestattet  Casimir  den  slavischex» 
ohon  ^viuieni»  ^  sart.  iu  Clu^l*^l»erge  ad  u^um  salis. 

-  nxH*h   tiiulet   sich  vervinreU  wohl   auch   der   entgegengesetxte  Vc^* 
^-^r  Bischoi  v.>u  ^|»eier  «^^i:  ;ll.  Jahrh.1  die  Saline  in  der  Vorsta 
thsal  <u  seiner  Kammer  ein. 


Ear  T«rflimnt<gnrJit<Ato  fcr  ti 


B  Im  »llcliilUr. 


585 


I  benutzen'  oder  auch  neu  anzulegen;  sie  bildeten  im  ersten 
Falle  ein  Paehtobjoct,  im  andern  aber  waren  sie  nattlrlicb  auch 
im  Eigenthiime  der  8icdor:  und  ebenso  gingen  die  fUr  den 
Salinenbctrieb  nöthigen  Feld-  und  Waldgüter  in  die  Nutz- 
uesäung  oder  in  diia  Ei  gen  th  um  solcher  Pftlnner  über.'  An 
ter  Salzquelle  aber,  die  zunächst  noch  immer  im  Eigenthume 
Les  ursprünglichen  Herrn  der  ganzen  Saline  blieb,  erwarben 
Kaunäcliat  die  Kotheu besitzer,  dann  aber  auch  die  Pfitnner  be- 
l:Btimmte  Nutzungsrechte,  sei  es  nun  die  ausEchlieealiche  Nutzung 
■  bestimmten  AuBlaufstoUo  (eines  Brunnen)  oder  das  Recht 
»usschliesslichc  Nutzung  desselben  ftir  bestimmte  Zeit  oder 
mf  ein  gemessenes  Quantum  Hoolo,  dessen  Ausmaas  sich  nach 
JÄBP  Zahl  und  Grösse  ihrer  Pfannen  riehtcte,-'  Damit,  besonders 
kro  die  Nutzung  ganzer  Brunnen  in  fremde  Hände  überging, 
War  dann  aber  noch  weiterhin  die  Möglichkeit  einer  Eigenthums- 
tiieilung  gegeben,  indem  der  Herr  der  Saline  wohl  auch  die 
Schöpfwerke  und  Leitungen  selbst  anderen  zu  Eigenthum  über- 
liess  oder  diesen  die  Herstellung  und  Inatandhaltung  zufiel, 
(iromit  natürlich  auch  ein  Eigenthum  an  diesen  Anlagen  be- 
trUndet  werden  konnte.' 


'  Du  altaste  Beispiel  sind  jeileufaltn  die  ziiifipSii^Lt.igeii  äitIxBieder  an  Jen 
huTKoglichen  Salinen  zu  ßelclienhall  lud.  Arn.  VU.  7;  Br.  Not.  IV,  <i, 
dann  703  Tritd.  Wiass.  n.  207  Helimund  pbt  an  Weiaseuburg  illain  psr- 
tem  de  illn  ra  in  ManieBo  huc  esl  in  1  iiatolla  <[iiae  ad  mouasterinni 
Wixz.  pertiuet  libr.  ü,  at  ia  alift  patulla  de  ä.  Leiidagariu  ot  de  K. 
Hiuimine  de  Treviriin  simiUter  libr.  C 

»  I04Ö  Cod.  Jarav.  äÖU.  Eiu  aarviw  dag  Erablichofa  von   S«Ul>urg  gibl  in 


et  ferventem  pateUam  et  ibidem 

in  ReiuhanhAll  teiiinm  partetti  de 
HO  Wigbrecit  gibt  in  Kissingen 
ur  snl,  qualüi  mihi  contigit  in  eo- 
partem  in  illo  supeilore  iiüso  faul«. 
Onignu  gebuü  (im  10.  Jahrb.?) 


Heicbeiiball  lonim  patellac  in  aoliuis 

3  aresB  et  8  jagura. 
»  ScboQ  in  den  hereogl.  Verleihnngeo 

pntatoria.  »23  Cod.  Dipl,   Fnid.   n. 

talem  partein  in  illo  funCa  ubi  naacel 

dem  fonta.  Äebnlic^h  ibid.  n.  41ä  meam 

Die  Vorfabreu   des  Grafen  Eberhard 

partetD    foutis    vivida   acaturrigine   aalem    statu rrientiB  an    das   Kloster 

i'Buchlwaugaa.    WUrtt.  VierteljalirBliefte.  18Ö1,   8.  231.    J04ß    Sakburg. 

Salbuch,  p.  .HOl,  Dieustptlichlige  geben  locnm  palellae,  ocUvaru  partem 

aqase.  1179   Dreyhaupl  I.  724  Erzb.  Wichmann  v.  Magdeburg  gibt   nn 

ilaa  Kloater  Neueiiwerk  bei  Hslla  tautaiii  portionem  da  piiteo  salinnrum, 

nt  ad  eoquendDm  aatem  4  inde  panne  instruantur. 
'  In   Vieh  wtirden   die   Schöpfwerke   fllr   die   Kotlien   der   KlOater   Pröm 

und  Mellndi  von   diesen   seibat   hergestellt.   Die  Sfltzt-r  hatten   fUr   ilire 


: 


586  ▼•  Inama-Sternegf. 

In  (lieser  Drcitheilung  des  Eigenthums  begegnet  uns  auch 
in  der  That  allenthalben  die  Verfassung  deijenigen  Salinen,  an 
welchen  ein  Grossbetrieb  der  Salzerzeugung  eingerichtet  war.' 
Allenthalben  ist  der  eigentliche  Grundherr  des  Gebiete«  auch 
der  Eigenthümer  der  Saline.'^  In  seltenen  Fällen  aber  ist  er, 
besonders  in  späterer  Zeit,  zugleich  auch  der  Eigenthümer  allor 
Werksanlagen ,  der  eigentlichen  Salzgewerke ;  vielmehr  be- 
schränkt sich  der  Inhalt  seines  Rechts  immer  mehr  auf  gene- 
relle Zustimmung  zu  Verfügungen  anderer  über  ihre  Salzbezogi* 
rechte  und  Siedekothen,  und  auf  Zins-  und  ZehentberechtiguDgeD, 
welche  sich  aus  diesem  seinem  Eigenthum  ableiten.'  Um  die 
Salzquelle  siedeln  sich  immer  dichter  die  Grossgrundbeaitier 
des  Landes^  vorab  die  Klöster^  als  Kothenbesitzer  an^  theils  zum 
Eigenbetriebe,  wo  sie  dann  zugleich  die  Besitzer  der  Pfanne 
sind,  theils  aber  wieder  nur  als  Grund-  und  Gebäudebesitsff 
von  Pfannstellen.  Die  Pfannen  und  sonstigen  Werksanlages 
sind  dann  entweder  nur  zur  Nutzung  an  Salzsieder  veipachtct 
oder  sie  werden  von  diesen  erst  hergestellt  und  bilden  diBB 
ihr  eigentliches  Eigenthum  an  den  Salinen.  Nur  vereiniek 
kommt  eine  kleine  Saline  vor,  welche  als  EinzeluntemehnfiD 
auf  Lebenszeit  eingerichtet  erscheint.^ 


Benutznug  Abhüben  zw  entrichten.  Reg.  Prüm,  c  41.  M.  Rh.  ü.  E  H.  Ui' 
Ex  nostra  (Metlach)  procuratione  quando  opus  fuerit,  deportabitur  foRi 
et  desuper  dependens  lignum  quod  vocatur  sweingl  ad  puteum  mIu  i> 
Wich.  12*28  Lüueb.  U.  B.  I.  22  (Die  üjülier)  in  festo  purificationi«  i 
Marie  unoquoque  anno  puteum  salinarem  ad  decoquendum  salem  isc^ 
piant  preparare. 

»  Vgl.    i.   A.   tur  Halle   a.  S.  Martens   in   Ersch   u.   Gruber,  Encyd.  i  ▼• 
Pfauuer^chaft;  für  Werl  Schröder,  Zeitsch.  f.  Rechtsgeschichte,  X.  260t 

-  So  nennt  noch  Heinrich  der  Lowe  die  Sülxe  von  Lüneburg  aein  EAt 
^aus  dem  Ludoldngischen  Be^itz^;  ihr  zu  Liebe  zerstörte  er  sogar  ihrt 
gewichtige  Concnrrenz,  die  alte  Saline  in  Oldeslohe.  Helmold,  L  1^ 
Dagegen  erscheint  schon  1205  Herzog  Wilhelm  in  Brannschweig  i» 
seiner  VertÜguag  über  die  S<>ole  beschrankt;  nos  et  omnes  qui  proprio* 
tatem  in  Sulta  habere  dinoscuntur  .  .  .  Pfeff.  III,  1189. 

5  Z.  B.  IUI  U.  B.  o.  d.  E.  U.  101  Erzbischof  v.  Salzburg  best&tigt  Vfl^ 
tligungen  von  Privaten  über  Brunnenantheile  und  Pfannstätten  in  Bcirj 
chenhall.   1145  Magd.  Reg.  477. 

*  1221  M.  Rh.  U-  B.  lU.  149:  Simon  dominus  JoinvUle,  seneecale« 
Campanie  reversiert :  quod  Johannes  abbas  et  capitulum  Mediolac«oM 
coatulerunt    mihi   fontem   saiis    situm   in   orto   hospitalis    Med.   tempoM 


Zar  YerfiMsungagMchichta  der  deutschen  Salinen  im  Mittelalter.  587 

Die  Ausbeutung  der  grösseren  Saline  war  solcherart  keines- 
iregs  ein  einheitliches  Unternehmen,  da  auf  Rechnung  verschie- 
dmer  Kothen-  und  Pfannenbesitzer  gesotten  wurde.  Es  muss 
unentschieden  bleiben,  ob  insbesondere  die  königliclien  Salinen, 
H)  lange  noch  keine  Vergabungen  an  Kirchen  und  Klöster 
oder  an  weltliche  Grosse  erfolgt  waren,  auf  Rechnung  des  Fis- 
kus betrieben  wurden.  Positive  Zeugnisse  liegen  hieflir  nicht 
Yor.  Speciell  der  uralte  Betrieb  der  Reichenhaller  Salzwerke, 
welche  doch  zweifellos  im  Eigenthum  der  bairischen  Herzoge 
waren,  ist  von  Leibeigenen  und  Zinspäichtigen,  welche  zum 
guten  Theil  zurückgebliebene  Romanen  waren,  auf  eigene 
Bachnung  geführt  worden,  wais  daraus  hervorgeht,  dass  die 
Herzoge  über  das  Eigenthum  an  der  Salzquelle  und  an  den 
Kothen  und  Pfannen  und  ausserdem  über  die  aus  der  Saline 
ffiessenden  Zinsen  und  2^henten  verfUgen ; '  hätten  sie  die  Saline 
im  Eigenbetrieb  gehabt,  so  wäre  die  Verleihung  von  Natural- 
besQgen  das  natürliche  gewesen.  Auch  von  anderen  königlichen 
Saunen  werden  frühzeitig  neben  Antheilen  an  den  Salzwerken 
■elbst  solche  Abgaben  verliehen,  was  auf  ein  ähnliches  Ver- 
Utniss  des  Eigenthümers  der  Saline  zu  ihrem  Betriebe  schliessen 


▼itae  me&e  ad   omnem   usum.   Et  sciendum    est,   quod   ad   edificandam 
dictum  fontem  ad  salivandum  ego  de  terra  circa  fontem  ad  omne  fontis 
edificiam   mihi  sumam   largitatem,    de    nemoribus    dictorum    abbatis  et 
capituli  nihil  capiam.  Nach  seinem  Tode  geht  die  Quelle  mit  den  6e- 
biaden  an  die  Mönche  zurück.   Et  dicti   abbas  et  capitulum  pro  reco- 
gnitione    dominii    fontis   vicesimam   partem   totius   salis  de   dicto    fönte 
ÜLdi  libere  sibi  capiant  et  absolute. 
*  Herzog    Theodo  vergab  neben   Kothen,  Pfannen  und   einem  Brunnen- 
antheil  decimam  de  sale  et  de  teloneo  quod  datur   in   censo  dominico 
Ind.  Am.  L  3.  Aehnlich  Brev.  Not.  II.  5.  Herzog  Theodebertus  .  .  hoc 
decrevit  censum  dare  unusquisque   homo   qui   in   Hai   habitaret  .  .  mo- 
diam  de  sale.  Ind.  Am.  VII,  6.  Br.  not.  IV,  6.  In  derselben  Weise  ver- 
fügen dann  auch  später  die  KOnige  über  Zinsuugen,   welche  ihnen  von 
den  Pächtern  königlicher  Pfannen  in  Reicheuhall  zukommen. 
3  775  Wenk  U.  B.  HI  b  7 :  Karl  d.  Gr.   überlädst  dem   Stift  Hersfeld  den 
Zehenten  von  der  Villa  Salzungen  und   ihren  Salzpfannen,  den  Bischof 
LfuUus    bisher   zu   Lehen    gehabt  hat.   Aehnlich   auch   bei   den   Ostsee- 
salinen; die  Pommer'schen  Fürsten  gaben  dem  Kloster  Grobe  in  Colberg 
ceii0ua    salia    de    sartaginibus   dominica    die   .    .   et   de    usoquoque    viro 
ibidem   sal   coquente    den.    1159   Cod.    Pomm.    Dipl.    I.   54.   —  In   den 


588  ^-  Inama-Sternegf. 

Dagegen  ist  allerdings  an  mehreren  Orten  ein  Figi 
des  Eigenthümers  der  Salzquelle  neben  dem  Betriebe 
an  der  Saline  Begüterter  bezeugt.*  Insbesondere  hab 
ihnen  Kirchen  und  EJöster,  wenn  sie  im  Besitz  i 
Kothen  und  Pfannen  waren,  einen  Eigenbetrieb  eing 
die  Knechte,  die  sie  dort  ansetzten,  standen  dann  n 
Aufsicht  eines  Majors  oder  Verwalters,  der  seinerseits 
Herrschaft  abrechnen  musste.^ 

Neben  dem  herrschaftlichen  und  deni  Eigenbet 
Kothenbesitzer  ist  dann  aber,  und  zwar  vorherrschend,  ei 
betrieb  der  PfUnner  eingerichtet,  der  in  der  Regel  in 
von  ehemahgen  Salinenarbeitern  ruht  und  daher  auci 
gehends  als  Kleinbetrieb  aufzufassen  ist. 

vn. 

So  in  vielfach  verschlungenen  Eigenthumsverh 
und  zersplitterten  Betrieben  standen  die  Salzbegütertei 
Salinen  selbst  neben  einander.  Und  doch  drängte  all 
Einheit  der  rechtlichen  und  Einheitlichkeit  der  ökonc 
Ordnung:  die  Einheit  des  ersten  und  wichtigsten  Obj 
Sülze  selbst,  die  schliesslich  in  eine  unnöthig  grosse 
von  Auslaufs teilen  künstlich  zersplittert  oder  in  ideelle 
nach  dem  Bedarf  der  einzelnen  kleinen  Betinebe  bis 
Grenzen  der  Theilbarkeit  zerlegt  war;*^  der  ganze  zu 

Kapitularien   Karls  d.  Qr.  ist   weder  von  Salzwerken   in   Eig 
noch  von  Salzeinkünften  die  Rede. 

»  1184   U.   B.    o.    d.    E.   II.   393:    1    tal.    singul.    annis    persolv^ 
domiuicalibus   nostris  (des   Erzb.    v.   Salzburg)   seil,    de   fönte 
1192  ib.   435.   Insuper  in  Ischl   ubi  sal   nostrum  (d.  Herz.   Le* 
Oesterreich)  decoquitur,  ecclesiae  (Garsten)  62   carr.   minoris  : 
et  in  Aussee  totidem. 

2  Z.  B.  in  Vieh;  Reg.  Prüm.  c.  41.  für  jede  der  drei  Pfannen  de 
Prüm  war  ein  Operator  bestellt ;  daneben  ein  major  und 
erwähnt.  —  Das  Kloster  Chiemsee  hielt  in  Reichenhall  eine 
zur  Aufsicht  und  Salzfertigung.  Mon.  Boic.  11.  287.  Auch  Bai 
dort  noch  im  12.  Jahrh.  einen  eigenen  Verwalter  (praefectui 
daselbst  das  ,Pt*affensieden*  von  St.  Zeno ;  vgl.  Flurl  in  den  Den 
der  bair.  Akad.   1809,  S.  149  ff. 

^  Das  Kloster  St.  Zeno  erhielt  in  Reichenhall  1150   2   undenas 
Galgo  qui    Einleftaiter  nuncupatur ;    2   etiam   octavas   partes 


Zur  YerÜMBiingsgeschichte  der  dontschen  Salinen  im  Mittelalter.  589 

ung  und  Sichemng  der  Salzquelle  nöthige,  technische  Apparat, 
[er  doch  immer  nach  einheitlichem  Plane  angelegt  und  in 
Itand  gehalten  werden  musste,  obgleich  die  einzelnen  Betriebe 
ach  hiefbr  aufzukommen  hatten ;  die  technische  und  ökonomische 
Lusrüstung  der  Kothen  und  Pfannen^  bei  denen  doch  so  vieles 
imfacher  und  billiger  herzustellen,  der  Erfolg  um  so  vieles 
leeser  sicherzustellen  war,  wenn  an  die  Stelle  vieler  kleiner  von 
einander  unabhängiger,  ja  bis  zu  einem  gewissen  Grade  mit 
sinander  concurrierender  Betriebe  eine  einheitliche  Untemeh- 
nuDg  mit  grösserem  l^apital  und  fester  Arbeitsorganisation  trat; 
die  Verwerthung  des  Productes  im  Handel  endlich,  die  ja 
doch  um  80  erfolgreicher  geschehen  konnte,  wenn  gleiche 
merkantile  Grundsätze  an  die  Stelle  der  ungeordneten  Vorgänge 
der  kleinen  Betriebe  und  ein  einheitlicher  Verschleiss  nach 
dem  ganzen,  von  der  Saline  abhängigen  Gebiete  an  die  Stelle 
acbwächlicher  Versuche  der  einzelnen  PfUnner  trat,  sich  da  und 
dort  einen  Absatzweg  und  einen  Markt  fUr  ihr  Product  zu  er- 
idiEessen. 

Zu  dieser  in  den  ungeregelten  Eigenthums-  und  zersplit- 
terten Betriebsverhältnissen  Hegenden  Schwächimg  der  ökono- 
BÜBchen  Kraft  der  Salinen  kam  dann  noch  weiterhin  der  immer 
^ter  um  sich  greifende  Brauch,  bestimmte  Rechte  auf  Salz- 
Wng  oder  den  Geldwerth  desselben  an  Personen  und  Anstalten 
■II  vergeben,  welche  weder  an  den  Brunnen  selbst  noch  an 
den  Siedehäusem  und  Pfannen  ein  Eigenthums-  oder  ein  Betriebs- 
wcht  hatten.'  Allerdings  wurden  solche  Rechte  vielfach  verliehen 
•1>  Entgelt  fiir  Kapitalhilfe,  welche  insbesondere  die  Pfilnner  er* 
liWtfen,  waren  also  wie  eine  Art  des  Rentenkaufs  aufzufassen ;  aber 
«nderseits  wurden  solche  Bezugsrechte  doch  auch  als  einseitige 
Verpflichtungen  constituiert  und  bildeten  unter  allen  Umständen 

<l.  V.  HnnteBprunschrot.  Salbuch.  den  Klosters  Chiemsoe  hat  1130  u.  a. 
<intrtam  partem  einhalbon  partes  uni  gruiücharo  Jura  salis  Chiem.  M. 
B.  U.  281.  Tegemsee,  1017  M.  Boic.  VI,  162  loc.  «alinar.  1  asserem, 
*W  2  partes  in  coquendo  salo  recipiemus;  1190  besitzt  Berchtesgaden 
Ui  loco  fontis  Hallae  dimidiam  assim  in  loco  Ubereche  an  dem  Phem- 
^er,  quintam  partem  galgi  in  sartaginem;  in  Platehu  face  septimam 
partem  galgi  et  Steingalger  zwelfthail. 
*  So  erhält  z.  ß.  das  Kloster  Attel  1155  in  Roichenhall  20  carr.  magnas 
'*"8  de  patella,  qnam  U.  tenet,  de  qua  et  fratribus  Wiere  (des  Klosters 
^Veyam)  50  carratae  dantur.  (Mon.  Boic.  I.  268). 


590  ▼•  Inana-Sternefg. 

nebst  dem  an  den  Eigenthümer  der  Quelle  und  den 
zu  zahlenden  Zins   und  Zehenten    eine    um   so  grössere  Ltfi 
für  den  eigentlichen  Betrieb,  je  ungleichmässiger  sie  die  ria- 
zelnen  Pfannen  belasteten. 

Gerade  diese  Art  der  Bezugsrechte  an  dem  SalineimTitseA 
war  aber  bald  für  Grundherren,  weltliche  wie   geistliche,  & 
beliebteste  Form,  sich  einerseits  den  für  den  eigenen  HanahiÜ 
nöthigen  Salzbedarf  zu  sichern  und  anderseits  feste  Geldrenttt 
mit  realer  Sicherheit  zu  erwerben,  ohne  sich  in  die  XJmstIni» 
lichkeiten   eines   eigenen  Betriebes   einlassen   zu   müssen.  In- 
besondere   Klöster  und  Stifter,  und   wer  immer    noch  Gro» 
grundbesitz  in  eigener  Bewirthschaftong  hielt  und  also  ftlr  dfll 
Nahrungsbedarf  einer  grösseren  Arbeiterbevölkerung  zu  sorg« 
hatte,   konnten   solchen   Salzbezug   kaum   entbehren,   so  langt 
wenigstens  der  Salzhandel  noch  zu  wenig  entwickelt  war,  ni 
in  alle,  auch  von  der  grossen  Heerstrasse  und  von  den  Safinei; 
entfernteren  Gebiete  zu  dringen;  und  um  so  allgemeiner  wnrfi^ 
diese  Form  des  Salzbezuges,  je  mehr  sich  an  den  bestehenda 
Sahnen  feste,  unveräusserliche  Besitzrechte  ausbildeten  und  and 
die  Anzahl  der  Kothen  und  Pfannen  sich  zu   einem  nomeitfi 
clausus  privilegierter  Betriebe  abschloss. 

Eine  besondere  Rolle  spielt  diese  Art  von  Berechtigagj 
in  Lüneburg,  wo  die  sogenannten  Chorusgüter  darauf  b^S 
gründet  sind.  Das  Chorusgut  war  das  Recht,  von  einzelnen  Pfio^ 
nen  oder  Siedehäusem  bestimmte  Mengen  Salzes  jährlich  ä; 
verlangen  (1  Chor  =  3  Fuder).  Sowohl  der  Kaiser  ^  als  a«k' 
andere  Personen,  wohl  solche,  die  eben  selbst  keine  SalinBi^ 
in  ihrem  Besitzthum .  oder  Salinenantheile  in  fremdem  liaali 
hatten,  waren  Inhaber  solcher  Chorusgüter.  Ihr  Ursprung  kaat 
auf  alte  Naturalzinsungen  zurückgehen,  welche  der  Herr  d« 
Saline  (der  König  oder  ein  anderer  Grundherr,  was  für  Lüne- 
burg nicht  festzustellen  ist)  bei  Ueberlassung  der  Saline  an  dk 
Erbsülzer  sich  vorbehielt  xmd  dann  allmäUg  verschenkte  od« 
veräusserte ;  es  ist  aber  auch  nicht  ausgeschlossen,  dass  die  Sali 
herren  später  solche  Chorusgüter  auf  ihre  Siedehäuser  legten 
als  Entgelt  für  andere  Rechte  (Rentenkauf  oder  Grunderwerb 

*  U.  Lothars  1135,   womit   dem  Kloster  Königslutter   Vj^  Chomsg-üter  d< 
Lünebnrger  Saline  verliehen  wurden. 


^  ja  noch  im  Jalire  1573.  ab  cS*  P^ — -tzl-zm:!  t;—  H-rr:c 

Wfer  flür  deiudben  ^eisefcaff^c  w^zr^irn/- 

In  Reichenlull  äz-i  «•jicfce  F-rxzi:sT*r*:h:-?  s.*^-  ir  >*er.r 
frller  Zeit  geschaffm  woid^ii:  An  ^•*?4r::\>Tr-  aVt  *->^ 
debt  durch  die  miTeraicdfire  Frriirrv:::kT:;  ir*  En:i>cb-:-t< 
•Adalbert  von  Salzbori?.  der  den  nr  ^jJzV-r^r  Kirr'r.^nprv^viiis 
geterigen  Kldstem  jährliche  ^AIzbN^züi?r  ::::  i.Te:«A=ir^:b 
Ton  121  Piimdeii  auf  da*  Salzbergwerk  a=i  Tnv&I  &rj 

Jede  grossere  Saline  haue  «ohHe:?c^Hch  aaoh  ihrer,  irrc^ssen 
Kreis  Bolcher  Berechtigter:-  er  biide«'?  rfeichsasi  ihrv  *TÄntiii>* 
und  wohl  organisirte  KnnJsebaft:  abvr  treiÜch  :[rab  es  bei  den 
ÜBsten    Bezngsrechten    einerseits    und    nnirlt-ichtn   Prodiicti^^ns- 
■engen  sowie   sehr  wechselnden  Preisen  Ander>eits  anoh  g:%r 
manchen   Interessengegensatz   auf  diese   Woise    zwischen   den 
Ssligewerken  nnd  den  Salzinteressenten,  don  Zins-  und  Zehent- 
harren   nicht   minder,   wie    den    übrigen   Ren^chtiirten.    Dieser 
Gegensatz  der  Interessen  driln«rte  denn  aneh  seinerseits  dahin, 
dneh  Schaffung  einer  festen  einheitlichen  l'hnlnung  wenigstens 
in  der  Hauptsache   Qberwunden   zu   werden:  die   Einheit   des 
Siliwerkes  suchte  auch  diese  bloss  Bezugsberechtigten  in  irgend 
emer  Form  in  sich  aufzunehmen,  sie  gleichsam  als  Salzinter- 
Menten  zweiter  Ordnung  in  die  Gemeinschaft  des  Gewerkes 
OBinbeziehcn.  Und  in  der  That  war  das  geeignet,  den  Gegen- 
Uti  der  Interessen  zu  versöhnen.  Denn  die  Beziigsinteresscnten 
cikielten  dadurch  doch  auch  einen   Einfluss  auf  die  (Ordnung 
der  Salinenangelegenhciten,  wodurch  ihre  Rechte  erheblieh  an 
Sieheiheit,  ihre  Renten  an  Werth  gewannen;  und  die  Salzpro- 
dneenten  hatten  nun  doch  ihrerseits  die  Möglichkeit  die  Aus- 
dehnung und  Ausübung  dieser  Bezugsreclite  in  jenen  Sehranken 
n  halten,  welche  das  Interesse  des  Betriebes  naclulrüeklichst 
eriieischte. 


«  Engels  in  Zeitich.  f.  Bergrecht,  XIX.  465  ff.  Uobor  die  ModalitHton  diosor 

Rentensahlongen  s.  Lflneb.  U.  B.  I.  7  f. 
*  Vgl.   die  eingehende    und  launige   Heurtheiliing   dioMOs  Vorgnufi^es  und 

seiner  Consequenzen  bei  Poetz,  ChiemseekltJstor,  \\.  42.     Ein  i<nlz|»fund 

darnach  =  240  Stocke,  jeder  zu  reiohlicli  einen  Contnor. 
'  In  Reichenhall  z.  B.  waren  66  Stifter  und  Klöster  nobst  niobn^en  StÄdton 

bezugsberechtigt.  Koch-Stomfeld,  passini. 


592 


▼.  Inama-Ster'negg. 


VIII. 

Der  ganze  Process  dieser  Vereinheitliclmiig  in  der  BhM- 
Organisation  der  grösseren  Salinen  ist  nun  trotz  der  vcdikBi- 
mässig  dürftigen  urkundlichen  Nachrichten  doch  nnt  Udtag* 
licher  Deutlichkeit  zu  verfolgen,  und  er  ist  nAtunuJökcBOBMk 
im  höchsten  Grade  interessant,  schon  dämm,  weil  er  ik 
überall  in  ziemlich  gleichmässiger  Weise  vollzogen  hal^Bik 
als  eine  concreto  historische  Thatsache  dieser  oder  jener  SdM^ 
sondern  als  das  nothwendige  Ergebniss  der  gleicligmiM 
Lagerung  der  grossen  Productionsbedingungen  der 
überhaupt  sich  darstellt. 

Das  treibende  Element  dieser  ganzen  auf  einhadkib 
Organisation  des  ganzen  Salinenbetriebs  hinzielenden  Bew^ga|. 
waren  ohne  Zweifel  die  Salinenarbeiter  selbst.  Eine  icUr 
grosse  Selbständigkeit  kam  denselben,  auch  wo  sie  ak  LeibefM 
eines  grossen  Grundherrn  auf  die  Saline  gesetzt  waren,  aM; 
halben  und  wie  es  scheint,  schon  in  den  Anfängen  des  deotidtfi; 
Salinenbetriebs  zu.  Und  dafiir  war  eine  gapze  Reihe  Tonfej 
ständen  massgebend.  Nur  in  einzelnen  Fällen  waren  die 
Salinen  im  Eigenbetrieb  eines  einzelnen  Herrn;  nur 
überdies,  wenn  gleichzeitig  eine  Domänialwirthschaft  diadUl 
eingerichtet,  der  Salinenbetrieb  also  der  ganzen  VerwiIlH] 
als  ein  Zweig  eingefügt  werden  konnte.  Wo  dagegen  die  SÄ» 
von  den  Sitzen  der  Domänialverwaltung  entfernt  lag,  nnd*] 
der  Salinenbetrieb  unter  mehrere  Kothen-  und  Pfannenbeato* 
getheilt,  wenn  auch  immer  von  diesen  in  Eigenregie  gehJÄJ 
war,  da  konnte  jene  Organisation  der  Leibeigenen-  und  Frfti*! 
wirthschaft  nicht  eingerichtet  werden,  durch  welche  die  Qvak 
herren  wenigstens  ihre  Salgüter  noch  lange  Zeit  hindurch  ä^ 
bewirthschaften  liebten.  Nun  verlor  sich  aber  überdies  lAl 
dem  Ende  der  Karolingerzeit  die  Neigung  der  Könige  wie  aiA 
der  grossen  Grundherren  für  den  Eigenbetrieb  immer  mck| 
je  mehr  Politik  und  Kriege  und  höfisches  Leben  ihre  Int* 
essen  in  Anspruch  nahmen.  Ueberdies  zersplitterte  sich  snA 
der  Salinenbesitz  noch  immer  mehr,  so  dass  auch  im  Bereicta 
dieser  Production  die  Eigenwirthschaft  immer  weniger  bcgeW 
und  immer  weniger  angezeigt  wurde.  Dazu  kam  aber  nocl 
besonders  der  Umstand,  dass  mit  den  Fortschritten  der  Salinen 


mn 


tecbnik  grüsaere  KapilalsinveBtitionen  nöthig  wurtlen,  zu  denen 
ricli  die  Grundhurren,  die  von  solchem  Besitz  nur  sicheren 
Salzbezu^  und  grosse  Renten  haben  wollten,  schwer  verstanden, 
»uch  wohl  gar  nicht  verstehen  konnten,  da  sie  weder  geldreich 
noch  im  Stande  waren,  die  richtige  Verwendungen-  solcher 
Investitionen  zu  controliren. '  Und  anderseits  erheiscbte  die 
verbesserte  Technik  auch  geschulte  Arbeiter,  die  eine  gewisse 
Geschäftstradition  ausbildeten,  über  eine  Reihe  von  Erfahrungen 
und  techniBchen  Ueheimnissen  ausschliesslich  verfügten  und 
daher  nicht  so  beliebig  wie  Ackerknechte  versetzt  oder  anderswo 
verwendet  werden  konnten.  So  mussten  die  Salineoberren,  wolil 
oder  übel,  ihren  Arbeitern  die  Production  selbständig  überlassen 
und  damit  doch  auch  in  der  Hauptsache  die  nöthigen  Kapitalien 
nnd  den  merkantilen  Vertrieb  des  Products.  Wohl  setzten  sie 
ihnen  da  und  dort  einen  eigenen  Aufseher  oder  Verwalter  vor, 
der  die  Intereaaon  der  Herrschaft  gegenüber  den  Arbeitern 
SU  vertreten  benifen  war;  aber  seine  exponirte  Stellung,  seine 
beständigen  nahen  Beziehungen  zu  den  Arbeitern  und  den 
apecifischen  Salineninteresson  im  Ganzen  brachten  es  doch  leicht 
dahin,  dass  er  sich  eher  auf  Seite  der  Salinenarbeiter  als  auf 
Beite  der  entfernten  Herrschaft  schlug. 

So  finden  wir  denn  allenthalben  und  schon  seit  den  frU- 
liesten  Zeiten  zunächst  unfreie  oder  halbfreie  Leute  mit  ziem- 
licher Selbständigkeit  ausgerüstet,  als  die  eigentlichen  Salz- 
producenten.  Wie  Hchon  die  Römer  in  ihrer  Saline  zu  Ostia 
Freigelassene  als  die  eigentlichen  StÜzer  hatten,  die  sich  als 
eigene  gens  Salinatoria*  entwickelte  und  es  in  ihrer  Selbstän- 
digkeit zu  ziemlichem  Wohlstand,  wenn  gleich  nicht  zu  hoher 
socialer  Stellung  brachte,  so  sind  auch  die  ältesten  Reichen- 
haller  Salzarbeiter  Romani  tributales  und  bildeten  schon  unter 
I  d.  Grossen  die  plebs  Hullensis.  Selbständig  versotteo  sie 
Soole  in   den   herrschaftlichen,   zum   Thoil   anch   schon   in 


•  Doch  werden  %,  B.  die  Schöpfwerke  «ii  den  Knlhen,  welche  diu  Stift 
HalUch  in  Vic  iuilte,  von  dieseni,  nicht  von  den  Sflliem  liergesteUt, 
Q  welche  die  G  aedea  des  Stiftes  siixgetbNn  w»reil,  H.  Rh.  U.  B.  II.  34]. 
'  Die- Saline  von  Ostia  wnr  Stantneigenthnm  niiil  wnrde  von  einer  Kapi- 
rteiigfisellsi'linfl.  hetrielipn,  welche  dort  Freigel iwseuc  al«  Sulxsieder 
verwendete;  vgl.  H.  Dormu,  Le  flaline  di  Ostia  e  t.i  gens  Raliuatori»  in 
Biilletino  doli'  Institut»  di  cürriHpnndpniin  nrcVieolnpiPS,  1KR3,  p.  '«15  ff. 
aiizoDK'bBr,  .1,  |,hil.-Ki>i.  i'i      rm.  Hd.  I    KU  :ia 


eignen  Ptannen:  von  den  ersteren  hatten  sie  feste  Salzquao- 
titäcen  als  Zins  allwöcfaentKeh  währen*!  der  Si>mmerszeit  an 
die  Herrschaft  abznÜefem.  waren  also  odfenl^ar  wie  Zinsleate. 
zuerst  Precaristen,  spiter  Erbpächter  der  Pfannen  und  deren 
Pertinenzen.  * 

Das  Kki&ter  Prüm  lie&s  seine  Sadwerke  zu  Movenric 
imedius  ticus)  durch  Knechte  betreiben,  welchen  ein  maior 
und  ein  maxister  gesetzt  war.  Sie  arbeiteten  während  der 
grosseren  Hälfte  des  Jahre«  auf  Rechnung  der  Herrschaft, 
aber  die  Wintermonate  über  war  ihnen  das  Sudwerk  gegen 
ein  Aversiim  zum  eigenen  Nutzen  überantwortet.^ 

Die«e  Arbeiter  waren  zwar  zunächst  als  Unfreie  im  E^n- 
thum  der  Herrschaft,  wurden  mit  dem  Sudwerke,  zu  dem  sie 
gehörten.  Teräussert  tmd  verschenkt  imd  blieben  lange  Zeit  hin- 
durch in  dieser  social  abhängigen  Stellung. ^  Aber  ökonomisch 
waren  sie  von  Anfang  an  gut  gesteUt.  Sie  hatten  ihre  Hufen 
oder    doch    kleinere    Guter    zur    Hauswirthschaft.'    waren    zur 


'  Ind.  Am.  \*n.  6;  h^K:  decrevi:  der  Hers»:«^  ci?ii5Gm  dar«  cnii^qaisqQe 
homo  qui  in  Ha)  liabitaret.  qnod  bduiicinc«  dicitnr  Adalp>n>  tan  fai 
qni  in  Xana  et  Mona  manerent,  quam  et  ilH  qui  in  ipc«ak$  salinas  macerent 
a  ni«dto  menso  niadio  oi^ae  ad  tV^^tniu  S.  Martiui  omni  el^i^»iiiato  in 
feria  ientx  modinm  de  «ale  dari  dei>ervrit  .-tu  vL\>  Kräaenkioster  in 
Salibnrir  •  Oanx  ähnlich  Br.  ni>C  IV.  6 
-  Riit  dp  nna  ina  Pfanne^  in  nnoqaoqae  m^c<e  burdnnt>  :^4.  In  hi5 
bardoris  acripit  Operator  4,  maior  5,  «i  a  maci^tr^  ei  cvnee^liinr  et  re- 
manent  ad  opus  senioris  18  ....  In  medio  Aprili  iucipiniit  bardnre 
osqne  intrante  men««^  «ietrembrio.    Postea  aiitt^m    iii*^  dal'itur  in    caiilo  s« 

nu^ri>ter  roluerit De  caf  !••  id  es^t  *i  ti»t«»  hi»*ait^  «il  d-  ri  (»t^rmittitnr 

d*»l»«^t  in  me*iio  Aprili  d^  ^e  »^xire  •!-*  iiiA  unA  m'^Üi  l»»>.  Es  lii<st 
si^h  daran.«  auch  der  Ertrair  der  Prünr-i^^het:  Salzwerke  iu  V:c  lH*i>'v-l>nen. 
Die  drei  Pmnnen  lieferten  während  der  Sodseit  der  HeTTschaft  »^k»  bnr- 
dnrae.  woron  166  den  Arbeitern  nnd  Außüehem  inkamen.  Daan  erhielt 
das  Kloi^ter  für  die  Wintersaeit  34.*0  m<>dii  ^=  •«'»  burdarae  unti  al«  Holx- 
relatani  3  carrada  •=  6  buni.  al5  zasammeu  ö^>l  buninrae  ^=  i3i4  m^^iL 
Aosserdem  an  Geldai^aben  von  den  Arbeitern  3^  ><.*l.  5  den.  Bei  einer 
Bewerthung^  de*  modins  mit  -  .  den.  würde  der  Salil^exuir  TT  s.d.  7  den. 
also  etwa  ^  j  der  ^lanxen  Einnahme  an»   dem   Salz  werke    repra.5entxren. 

'^  Z.  B.  1017  M.  Boic.  VI.  16ä  Te^msee  hat  in  Keichenhall  bei  seiner 
Saline  homine»  attinente$  20.  Mehrere  Beispiele  dieser  Art  nt^:h  in  dem 
Saixb.  Salbach  988— 11C>0.  Aeltere  St»*Uen  s.  oben  S.  5S2.  Anm.  1   n.  i. 

*  Viell*»icht  anch  Vieh  Ton  der  Iler^chatt :  Rejr.  Prunt.  o,  4 1  r  De  peculiari 
exennnt  den.  16,  qno«!  sunt  inter  tr*»s  ina«  in  un«>qu«Hjue  mense  den.  4;?. 


Zur  Yerfassnogsgeschichte  der  deutschen  Salinen  im  Mittelaltar.  595 

gemeinen  Mark  des  Ortes  berechtigt*  und  bezogen  überdiess 
ihre  Provision  an  dem  Salinenproducte  in  gemessenen  Natural- 
quanten;^  dafür  mussten  sie  allerdings  für  die  Instandhaltung 
des  Sudwerkes  und  seiner  Attribute  sorgen  oder  wenigstens 
besondere  Abgaben  für  deren  Benützung,^  sowie  eigene  Zinsen 
von  ihren  Gehöften  leisten. ^  Frühzeitig  haben  sie  sich  aber  selbst 
schon  durch  Kauf  oder  Verleihung  in  den  Besitz  von  Pfannen, 
Kothen  und  Brunnenantheilen  zu  setzen  gewusst  und  es  zeigt 
von  ihrer  relativ  freieren  Stellung,  dass  sie  darüber  wie  andere 
Private  verfiigen.'^  Auch  nahmen  sie  vielfach  Pfannen  ihrer 
Herrschaft,  wohl  auch  von  anderen  Salzbegüterten,  in  Pacht 
auf  eigene  Rechnung  und  lieferten  dann  auch  die  Abgaben 
an  den  Herrn  der  Quelle,  an  die  Kothenbesitzer  und  die  An- 
theile,  welche  fremde  Berechtigte  an  dem  Producte  hatten,  an 
dieselben  ab,^  während  der  übrige  Theil  des  Salznutzens  ihnen 

^  Ib.  De  MaD^ida  (de   pascuis)  pro  pastu  sol.   5  in  mense  maio.   De  una 

ina  faculae  48. 
^  S.  o.  Anm.  1.    In  Amel^court  sind  die  Salzarbeiter  bis  in  das  14.  Jalir- 

hundert  mit  Salz  bezahlt  worden  (M6m.  de  la  Soc.  d'Arch^ol.  lorraine. 

IIP  S^r.  8  vol.  1880  S.  98  ff.). 
3  Reg.  Prüm.   c.   41 :  De  cyconia  vel  stadiva   dominica,  id  est  locus,  nbi 

stat,  quando  aquam  haiirit,  quot  inas  procaraverit,  tot  sol.  5  per  ahnum 

exigere  debes.  —  M.  Rh.  U.  B.  II.  '341 :  De  furca  soluentur  sno  tempore 

5  sol.  et  4  sextarii  vini. 

*  Reg.  Prüm.  c.  41:  (10  Arbeiter)  solvit  unusquisque  pro  capite  suo  den. 
5;  (6  Frauen)  solvit  unaquaque  den.  G.  A.  tonet  curtilem  1,  inde  debent 
exire  den.  10  et  de  vino  sextarii  2  et  inter  panem  et  camem  denariatas 
*2  u.  8.  w.  für  die  übrigen.  De  tributo  debent  in  anno  exire  den.  4  de 
una  ina. 

^  104o  Co<l.  Juvav.  250:  Ein  servus  des  Erzbischofs  gibt  locum  patellae 
in  salinis  et  ferventem  patellam,  Salbuch,  p.  :U)1.  Eine  Dienstpflichtige 
gibt  locum  patellae,  8.  partem  aquae.  1156  M.  Boie.  I.  220  Kloster  Au 
erwirbt  tertiam  partem  in  II.  de  beneficio  cuiusdam  ciWs  H.  in  loco 
qui  undecimalis  dicitur. 

^  Güterverzeichniss  von  Metlach  M.  Rh.  U.   B.  II.  341:  In  Vieh  habemus 

6  sedes.  Quas  qui  a  nobi«  susceperint,  tempore  statuto  respondebunt 
nobis  in  T.  de  iure  nostro  quicquid  neglexerint  .  .  .  Dabuntuf  nobis  de 
unaquaque  sede  5  media  salis  cum  tribus  tunnis  et  inter  omnes  modius 
villico  de  T.  Zahlreiche  Beispiele  von  Zinsungen  unfreier  Sülzer  in 
Reichenhall  im  Salzb.  Salbuch  (988—1100:  Ein  servus  hat  2  carr.  sal. 
7U  Zinsen;  eine  ancilla  1  carr.  aut  pretium  eins  in  cera;  1  servus  1 
carr.  vel  quantum  valet  in  pretio.  Ib.  p.  311:  Hi  sunt  denarii  qui  dan- 
tur  de   Halle :    Inquam    de    patella    10  tal.    et  de   statiunculis  salis    v. 

38* 


596  ▼.  Inaraa-Stornegg. 

selbst  verblieb.  Auch  lag  es  nahe,  dass  die  Bezahlung  der 
Salzarbeiter  mit  Naturalquanten  aus  dem  Produete  das  ur- 
sprüngliche Arbeitsverhältniss  leicht  in  ein  Pachtverhältnis« 
veränderte,  wie  das  ja  auch  auf  anderen  Gebieten  mit  der 
Theilpachtung  der  Fall  war;  bildete  ursprünglich  (z.  B.  noch 
in  Prüm)  der  Salzbezug  des  Arbeiters  eine  feste  Grösse; 
so  wurde  in  der  Folge  das  Verhältniss  umgekehrt;  der  Ar- 
beiter, welcher  das  Product  hervorbrachte,  betrachtete  es 
als  sein  Eigenthum,  von  dem  er  nur  feste  Abgaben  fUr  die 
Benützung  des  stehenden  Kapitals  an  den  Herrn  abzuliefern 
hatte.  Zeigen  sich  ja  doch  gerade  in  der  Ordnung  für 
die  Salineniarbeiter  von  Prüm  in  Vic  beide  Arten  der  Ent- 
lohnung schon  neben  einander.  Während  der  eigentlichen 
Campagne  erhalten  die  Arbeiter  feste  Salzbezüge  als  Provi- 
sion; während  der  Winterszeit  wird  ihnen  das  Salzsieden  auf 
eigene  Rechnung  überlassen  und  der  Antheil  der  Herrschaft 
ist  nur  auf  ein  fixes  Quantum  beschränkt.  *  Und  überdies 
war  es  fast  selbstverständlich,  dass  den  Salzarbeitem  der 
Salzhandel  in  die  Hände  fiel.  Waren  doch  sie  allein,  als 
die  eigentlichen  Producenten ,  im  Stande ,  die  Verhältnisse 
des  Angebots  und  der  Nachfrage  zu  überblicken,  den  über- 
aus schwankenden  Preis ^  zu  bestimmen,  während  die  ent- 
fernte Herrschaft  gerade  diese  eigentlich  gewinnbringende  Seite 


voderl  240  vel  pro  his  2  tal.  et  in  expensionem  servitü  quando  fratre« 
adveniunt  1  tal.  Similiter  H.  et  R.  serviunt  de  reliqnis  duabus  patelHs. 
D.  6  tal.,  W.  2  tal.  Item  H.  de  dimidia  octavao  partis  qiiod  dicitnr 
Cuverlingare  1  tal.,  O.  super  at)uam  nostram  pro  compositione  20  tal. 
que  Ringulis  annis  dat  2  tal.  Insuper  ex  beneficio  D.  20  sol.  dantur. 

>  S.  die  Anni.  2  auf  S.  ö94. 

'  Reg.  Prüm  c.  41:  inquirere,  quando  vel  quantum  burdura  ascenclorit 
vel  dcscendorit,  que  aliqnando  2  constat  denariis  tantum,  aliquando  usqne 
ad  IG  den.  aliquando  usque  ad  unciam  pervenit.  Schwankender  Salz- 
preis auch  in  England  nach  Rogers  Six  Centuries.  Eine  exorbitante 
Preissteigerung  des  Salzes  ergibt  sich,  wenn  die  Angaben  richtig  sind, 
für  die  hier  betrachtete  Periode,  indem  im  Reg.  Werdense  (Ende  des 
9.  Jahrh.)  ö  modii  zu  2  den.,  in  einer  Urkunde  von  Bischof  Otto  I. 
von  Bamberg  1160  8  carrad.  (=  64  mod.)  mit  1  tal.  (20  solidi  =  240  den.), 
in  der  Jura  epise.  Trevir.  (1220)  aber  1  maldrum  (^=2  modii)  mit  8  sei. 
bewerthut  sind.  Der  modius  wäre  demnach  von  04  den.  auf  3*75  und 
zuletzt  auf  48  den.  gestiegen. 


Zu  VufUnniHmkMH«  <Ki  «ttoekn  Minu  ia  KIMlftllw. 


des  Uatcrachiuens   der'  Natur   der  Sauho    noch    gar  nicht   zu 
pflegen  im  Stande  war.' 

Öo  sind  schliesslich  die  allen  Salzarbeiter  mit  dem  Salinen- 
besila  und  dem  Öalinenbetrieb  auf's  Innigste  vcrwacheen,  ja  sie 
haben  sifb  in  gewiseem  Sinne  geradezu  mit  ihm  identifidrt. 
Sie  allein  waren  cu,  die  mit  iliren  Wohnhäusern  und  ihren 
BnucmgUtchen  haushäbig  au  der  Saline  saesen;  sie  allein 
(ttanden  mit  ihren  eigenen  Knechten  an  den  Schöpfbrunnen 
lind  an  den  Pfannen  und  füllten  die  Salzstöcke;  es  war  ihr 
eigenstes  InterosBe,  dass  die  Soole  reichlich  flosa,  dsss  die  Siede- 
häuser  in  gutem  Stande  waren  und  die  Pfannen  glühten.  Sie 
wiiren  es,  welehe  dem  Sodherrn,  den  K  o  the  n  besitz  er  n  und  den 
Oho III s begüterten  ihre  Salzantheile  zumassen  und,  begünstigt 
durch  Marktprivilegien  des  Salincnherrn,^  der  übrigen  Salzaus- 
beute Absatz  verschafften;'  die  Bauern  der  Umgebung  sowohl, 
die  mit  ihren  Karren  sich  das  Salzgewürz  holten,'  sowie  die 
Schaffner  der  Klitster  und  sonstigen  Grundherren,  die  mit  Schiffen 
oder  Saumrossen  kamen/  die  Juden  und  andere  Händler,  welche 
ferne  Märkte  damit  versehen  wollten,  alle  wandten  sich  an 
die  PfHnner  selbst;  Werlh  und  Preis,  Ertrag  und  Rente  vom 
Sudgeschäfte  war  auf  diese  Weise  in  ihrer  Hand.   Mehr  noch 


IxBT,  obgleich  sie 
.  41 :  Qiiereuduni 


1  Bei   dem  Prilmer  Hnlxwerk   in  Viu  bsstimmtau   die   i 

niulil  Picliter  waren,   aalbat   ijen  Prei».   Keg.   Pnun. 

est  ■  vicinis  vol  n  mälieribns  linminibnii,  ni  nperator   noster  üilelia   düu 

fiterit,  iiicut  sepc  i^intingit,  Ideu  [irecipimue  inituirere  (wie  oben  Anm.  'J). 

»  Erab.  Ädalbart  von  Hulxburg  erwirkt  1 190  von  Kainor  Uoinrich  VI,  ut  in 

bur^o   auo  Hneldorf  fi«t  exoueratio   el   <lepositia   salis  ah   Halla   rhioli, 

qu«e  Tiilgsriter  Qeienleiiie    dicilua    et    i|iii    ftalem    emere    voliierint,   ad 

Ddem  bur^m  veniant  pro  ipso  sibi  in   loua  illo  comjuuaiido.  Meillar, 

Reg.  Sdinb.   IG3. 

■  1141  U.  Boic.   XXIX  H  2>H   gibt  Honricus  judex   de  Loupfeu   (Laufen, 

der  grosse  Salxetapel  au  der  SalxacL)  hc  trapeiita  octavain  partem  aquae 

salinae  —  quam  nqnam   de  rebus  aui»  Incratug  fuit,  in  uaum  paupernm, 

•  Ex   adBooi:^    inirairulis    B.    Miuisueti    M.    G.  m.   IV.  61U:   c.   T.   Kilatid 

Vicoa   expetierant    salinnnim   itntisque  in   coemtionem    rerum   venalium 

jctatinnibuB  ad  sun  redire  i^upientos  bsüb  cammercia  referebant. 

<>  899  Nengart  n.  808  Ludwig  d.   D.   gesUltet  der   Abtei   Kempten,   ut  3 

Kvet  liceat  ei  dirigere  iiil  Hai  propler  "«1  sccipieudum.  8HU  Meioh.  16 

Dil  aeK  oarra  Hceat  ei  (monaat.  Caiiipidoiiu)  dirigere  ad  Hntlum  propter 

lI  accipiendum.  S9S  Meich.  I.  147:  ut  homine«  ecelesiae  (freising)  licon- 

■tn  habeant,  hoc  (baI)   »ine  mutta  aeu  navigio   neu  cum  carria   afTerre, 

qnocun([ae  ei«  iubetur. 


1 


;'>1»S 


V.  iDtkmm'Steruegg. 


als  auf  anderen  Gebieten  der  Prodaction  drängte  so  gendft 
hier  darauf  hin.  die  Salzarbeiter  zu  einer  erblichen  Ffltai» 
sehaft  zu  machen.  Haben  sich  während  des  10.— 12.  Jik- 
hunderte  die  Jeibeigenen  Bauern  durchwegs  zu  Erbsukitai 
entwickelt,  so  sind  im  Bereiche  der  Salinen  die  Salniküv 
zu  begüterten  Erbsülzem  geworden. 

Mit    der   Erblichkeit    des   Pfannrechts   war  aber  «bcM 
die  erbliche  Berechtigung  an  den  Pertinenzgütem  der  PChm 
und  insbesondere  auch  an  dem  Bezug  der  Soole  ans  des  Sit 
brunnen    der    Saline   verbunden*   und   die   Erbsfilzer  begiüi! 
alsbald,   dass    sie    hier   alle   ein   gleiches   Interesse  zu  inlni| 
hatten  gegenüber  dem  Herrn   der  Salzquelle  sowohl  joiim 
Eigenthümem    der    Kothen,    welche    damit    wichtige  FacMi 
der  Production  in  Händen  hatten,  und  gegenüber  dem  gnMi 
Kreis    von    Bezugsberechtigten    anderseits,    welche   mit  hm: 
arbeitslosen  aber  real  sicheren  Einkommen  aus  der  StEoecii 
unter   Umständen   sehr   störender   Factor   ftir   die  Berech«!' 
des  Reinertrags  bilden  konnten. 


IX. 

Alle    diese    Momente    haben    zusammengei^nrkt,  offl  ii 
Bildun*:    genossenschaftlicher  Verbände    der   Salzsieder  itt  W 
«rünstisren,   aus   denen   in    der    Folcre  die  Pfilnnerschaften  »i 
herausbildeten.   I>ie  Entstehung  der  PfUnnerschaften  ist  sokiff 
an   auih   »in   Analogon    der  Gewerksschaften    des  Bergreclft 
Wenn  is  von  ihnen  noch  unsicher  ist,  ob  das  GesammteigentWl' 
am  Benre  den  gesellschaftlichen  Verband  hervorgerufen  oder« 
die  gil«lemäs<isre   (.^nranisati^^n    der   Bergleute  zu   gemeinsckw" 
licluui  BtTirbau  iretuhri  hat.-  so  ist  nach  der  Geschichte  derSi- 
Huin.Lrowf rkscliaft  unstreitg  die  letztere  Alternative  auch  ftr » 
Berirbauirewerkschaft  als  richtig  anzunehmen,  -wie  denn  «•* 

'   U*4»'  M.  Kh    r    H.  lll-  t»oö  B-dr;j:*»use!«   de  Marsal   u*>tum   faoimw  n' 
*'::"  Si::.ipUi>  VT\*  «(u;i«.lani  i-Lüea  >itA  rvtr»»   doniiim   meam   apud  3^*** 
i't   inO'lia'Ato    <r>j5i.iruiii  e:  "ir.uii;:!!    ijue   habent    apad  M.   abbas  ei  *^ 
v.'irn'i   'l-'  W;iiU'j"!eii   iv.ihi   t»:    luoi*  l»«?re«Ubus  in  pentetuum  iure  »"^ 
lUt.tr:-  >r.l»  .luuii-.»  O'.t.s::  0'»:iO'.s.si'i  teiie««r  aiinuatim  in  6  mod.  «alis 
i».'r»'  >iilii;ati   :  N  >w  M.  {»nTs  h^'u-ii"».  Eir>  ven»  dictus  Petnw  pro  rer 
uitslieMV  ■•;;Mr  ;:::  -»  ^>;ir  •.  :i      .  '•^ii'^'-r  in  "»  in'>iii5  salis  aunuAtim^ 


Zur  VerfüfisungsgvticliichU)  der  dcutbcbou  SaliueD  im  Mittelalter.  ÖOl^ 

z.  B.  in  dem  Bergrecht  des  Rammelsbergö  der  Grundcharakter 
der  persönlichen  Genossenschaft  der  Bergarbeiter  noch  sehr 
lebhaft  hervortritt. 

Bei  den  Salinen  ist  das  grundherrliche,  beziehungsweise 
landesherrliche  Eigenthum  an  dem  Solbrunnen  auch  in  der 
Zeit  noch  deutlich,  in  welcher  die  Gewerkschaft  der  Pfilnner 
bereits  organisirt  ist;  und  solange  wenigstens,  als  es  sich  nicht 
um  Salzbergbau  handelt,  sind  auch  die  Antheile  der  Kothen 
und  die  Salzbezugsrechte  keineswegs  mit  den  Kuxen  der 
bergrechtlichen  Gewerkschaften  zu  vergleichen.  Wir  sind  daher 
auch  in  keiner  Weise  berechtigt,  in  der  Gruppe  von  Sal3^ 
berechtigten^  welche  nicht  Pfknner  waren,  also  in  den  rein 
kapitalistischen  Kreisen  der  Salzinteressenten,  die  treibenden 
Elemente  der  Genossenschaftsbildung  zu  suchen. 

Anderseits  darf  es  nicht  Wunder  nehmen,  dass  die  Le- 
bensäusserungen  der  neuen  gewerkschaftlichen  Organisation 
der  Pfänner  erst  in  einer  Zeit  hervortreten,  in  welcher  diese 
nicht  mehr  unfreie  Arbeiter,  sondern  bereits  gleichfalls  in  den 
Kreis  der  Besitzer  eingetreten  waren.  Denn  erst  dadurch,  dass 
die  alten  Salzarbeiter  der  Grundherren  den  Salinenbetrieb  auf 
eigene  Rechnung  tibernahmen  und  statt  der  ursprünglichen 
Ablieferung  des  Productes  nun  nur  feste  Geld-  oder  Natural- 
zinsen  entrichteten,  ist  jenes  Eigeninteresse  an  dem  Erfolg  des 
Salinenbetriebs  und  damit  auch  an  dessen  Einrichtungen  bei 
ihnen  erwacht,  das  sie  dann  zur  Genossenschaft  zusammen- 
führte; auch  ist  es  gewiss  kein  zuföUiges  Zusammentreffen, 
dass  die  Lebensäusserungen  der  Salinengewerksschaften  gleich- 
zeitig auftreten  mit  der  städtischen  Entwickelung  der  bedeu- 
tenderen Salinenorte;  wie  aus  den  um  die  Saline  her  gelegenen 
Häusern  der  Stilzer  die  Salzstadt  heranwuchs,  so  wurden  diese 
selbst  zur  Bürgerschaft,  zur  bürgerlichen  Sülzergenossenschaft.  * 

Zur  Bildung  einer  eigenberechtigten  Genossenschaft  war 
aber  die  Emancipation  aus  der  socialen  Abhängigkeit,  wie  sie 
sich  in  dem  Stadtrechte  vollzog,  ebenso  nothwendig  wie  die 
Schaffung  einer  selbständigen- ökonomischen  Basis,  wie  sie  der 
Erwerb  in  der  Salzproduction  den  PfUnnern  bot. 

*  Die  Sülzer  erscheinen  als  Sadtbürger  in  Keichenhall  1156  (M.  Boic.  II. 
220);  Lüneburg  1123  (ü.  B  I.  14),  Marsal  1246  (M.  Rh.  U.  B.  III.  636) 
in  Halle  a.  d.  Saale  1130  (M.  G.  SS.  HI,  211). 


Va  mt  ab^r  afi/i^^r»eitA  ni<:ht  za  Viezweiteip.  riaM  dieser  ganze 
Vfft^'^^^iK  j^eh^m  von  hat^fzr  Hand  v/>Tb^reiiet  war  and  «ch  imver- 
m#nrkt  vollzr/jr,  wie  die  lrei>>^Tiden  Kräftf:  lang-^am  aber  stetig  er- 
i^larkt^m^  ohne  da**  ihre  Kntiriekdfmg  Aelbtst  zfi  verfolgen  wire. 

Nnr  »o  Mt  en  verütändfieh,  daiM  die  TKiizgewerkscluiften 
mit  fhr^.^m  t^rnu^  arkandKchen  Auftreten  «ofort  auch  io  bedeat- 
Mam  ffir  die  ganze  OeAtaltnng  de»  demacben  Salinen we«ens 
wurden,  I>He  ^ikonotniiM!;h  emtarkten  Sabwieder  üchwingen  «eh 
znr  Kl)rger:i<r)iaft  auf,  nnd  fa«t  gieichzeitig  treten  die  selbst- 
gewähltem  <  Organe  der  vereinigten  Sndgenosaen  ak  angesehenste 
nnter  den  <>rti>»bfirgf;m  nrknndlich  anf.^  Kaom  aber  haben  die 
Halzginrerken  auf  die»e  Weii*e  die  Form  gefdnden^  unter  der  sie 
ihr  gemdnAame»  Interesse  auch  ge^iellschaftlich  zur  Geltnng 
bringen,  mo  beberrsehen  ^ie  ancb  »ofort  das  Feld:  sie  erlangen 
die  Erblichkeit  ihrer  Rechte  an  den  Salinen,  insbesondere  an 
der  eigentlichen  .Salzprodaction;  sie  erzwingen  sich  dann  die 
Atisschliesslichkeit  ihrer  tk;rechtigang,  verhindern  also  die  Ver- 
mehrung der  Pfannstellen  and  Pfannen:  and  sie  lehnen  endlich 
mit  Krfolg  selbst  jede  weitere  Einmischung  des  eigentlichen 
Herrn  der  .Salz^juelle  in  die  Betriebseinrichtungen  der  Saline 
und  in  die  Organii^tion  ihrer  Gewerkschaft  ab,  zwingen  ihn 
auf  jede  Nutzung  der  Saline  zu  verzichten,  welche  nicht  durch 
die  Pfännerschaft  selbst  erfolgt  oder  wenigstens  im  Einver- 
nehmen mit  ihr  festgestellt  ist,^  und  verwehren  ihm  sogar  auf 

'  In  Lüneburg  1205  Helmwicti«  »oimenier  Albentiui  sotmester  als  Zeugen 
vor  fl#;n  mtUUin.  Lfineb.  U.  B.  I.  14  f.  \'I(yj  kommt  ein  magister  putei 
vor.  In  HcbäbiMrb'Jfall   1*216  W.  U.  III.  48  map«ter  saUnginis. 

'  Krxb.  Conra/1  I.  von  Halzburg,  )>e'i  deuten  Antritt  (1105)  nnter  der  Kei- 
rbfinballf^r  Bürgenichaft  iichon  panim  fnit  Hdei  et  disciplinae,  macht 
ll'l<S  tra^lition^jm  decimamm  »alu,  «^ua«  a  populo  Hallen^  magno  labore 
obtiilimnif.  Oo^on  £nde  d^M  12.  Jahrhanderti«  ven^eigern  die  Salzbürger  von 
Ui'ichrjnhall  »ogar  fW'hon  ibrem  alten  Gmnd-  nnd  .Salinenherrn  schlankweg' 
den  Halzzfdionten;  ho  «»dir  muMAten  »ie  sich  Hchon  damals  al«  Eigenthümer 
ibrcT  Halinonantbeilo  fühlen  nnd  da«  nrf<prfingliche  Rechtsverhältuiss  in 
Vf!rj;o»»enheit  gorathen  »ein.  Cont.  Cremif.  M.  G.  88.  XI.  549,  Contiu. 
Adniont.  ib.  308  nnd  Arm.  8.  Knp*  ib.  l>iH  berichten  zum  J.  1196  von 
dor  ZfirMt^riing  UfnchenhallM  clurch  den  Erzbischof  Adalbert  wogen  der 
Wid^erHpenBtigkeit  der  Bürger.  Auch  in  Lüneburg  verfügt  Herzog  Wilhelm 
1205  nur  mit  allen  Mitberechtigten  an  der  8ülze  eine  Vermehrung  der 
Bezugsrechte  der  Klowterfrauen  in  Lüneburg  an  der  gemeinsamen  Sülze. 
Tfeff.  III.  1480. 


*  Kur  VubMiPftgMOhklit«  tu  dintsdun-A 

Minem  eigenen  Grund  und  Boden  die  Anlage  neuer  >5alz 
lyrunnen  odov  die  Erweiterung  der  bestehenden. 

Sehr  bezeichnend  sind  liier  die  ConcesBionen,  welche  1228 
der  Herzog  Otto  von  Braunschwcig  den  SUlzbegüterten  in 
Jittncbiirg  muclien  muBttte;  l'reie  Wahl  des  Sodmeisters,  nahezu 
vollständige  Freiheit  in  der  Verfügung  über  den  Salzbrunnen.' 

Für  Halle  a.  S.  urkundet  der  ErzbiBchof  von  Magdeburg 
mXb  Landesherr  1263,  dass  den  vorhandenen  vier  Brunnen  und 
deren  Eigenthtlmem  zum  Nachtheil  kein  neuer  Solbrunnen 
mehr  gegraben  werden  boII.^ 

In   der   weatphäli sehen    Saline  Werl,'   wo    oino    orbliehe 

innerhalb  eines  gewissen  Territoriums  alleinberechtigte  Slilzcr- 

genossen Schaft  schon  im  13.   Jahrhundert  bezeugt  und  gewiss 

lon  im  13.  Jahrhundert  als  vorhanden  anzunehmen  ist,'  musa 

sich  der  Erzbiseliof   von   Köln  als  Territorialherr    gefallen 

JOD,   dass    ihn  die  Sudgenossenschaft  nichtsdestoweniger  auf 

Grund  ilu-e»   ahen   Rechtes  von    der  Anlegung   einer    eigenen 

Saline  ausschlosa.^ 


I  LQn.  U.  B.  I.  S2  onmibua  eis,  qni  boiin  Iiabent  et  possideut  iii  Bsliiia,  illa 
uti  BoncoiHsimDB  libertate,  ut  de  uudo  iu  aunum  magiiilrum  putoi  sitii 
■tklnant  camoiiiuiter  et  oligHnt,  i|ui  ad  liüc  ofßcium  uaai  ipaoniin  niAiimo 
expedieDB  et  ocilia  viileaEnr.  Canseiiaiu  aUtem  nonter  sive  cioiuilium  ad 
liujiumodi  alectionem  nullstenUB  requiratur.  Slntuimua  quoqae  ipauH 
gaudere  lempcr  et  perfrui  tali  jure,  ut  in  fesM  pariücationii  8.  Marie 
aooquoque  a&nu  puteiim  Balinarem  ad  deuuqueudum  saletn  iai^piant 
preparare  et  illi  ait  □Ilimns  eis  ad  hoc  tenniiiDs  deputatni  nisi  necewi- 
tate  temporis  siva  anui  pro  uomiiiuiii  boao  valuiitate  amiiium  prorogetur, 
sed  nustnini  od  id  uunsilium  roquiretur,  prediutiim  veni  terminiiai  eit- 
dem  antevipsrs  et  prevemra  licebjt  »iao  noitro  coiueiiau,  iaxla  (jilod 
ipBorum  sederit  ot  pUciierit  volantale. 

>  S.  Martin«  in  Ersuh  und  Oruber,  Eneyclop.  a.  v.  Ptannerschaft. 

*  SchrCiler  in  Zeitsch.  f.  ReohtsgeBch.  X.  358. 

*  In  dem  Privilegium  von  1246  heisat  es:  Coctores  sali«  in  ip»u  oppido 
mauenteB  eo  iure  ac  consiietudine,  quam  olim  aub  venerablli  predeces- 
sore  noHiru  .  .  .  Engelberto  archiepiscopo  (1216— 12aä)  obtinuisse  dino- 
Bcuntur,  iu  coctione  aalia  eiuadem  gaudere  pacilics  votumnB  et  quiets,  .  .  . 
ad  quoi  iare  heredilsrio  äicti  saliH  detMirtio  diuoacitur  pertinere  (Seibert, 

B.  T.  Westphalen,  I.  ii.  316). 

^  In  der  L'rkunde  v.  I32I  geitteht  der  MarBi:ha]I  von  WeBipkalen  den  tjUliem 

iiiD  Werl  7.U:  pleno  iure  altinet  homitiibua  salindrii«  in  W.  qui  dicnntur 

Seltera  apud  volgus,  ita  quod  ipsi  ac   eomm  herede«   omnem   auum  v«- 

luntatem  fncere   polernnt  uum  paleu  memarato  (den  derselbe  im  Ntadt- 


602      V.  Inama-Sternegg.  Zur  Ycff*>'!^^uiig8gcttcü.  d.  deutock.  Salin,  i.  Milielalt.  • 

Mit  den  Kothenbesitzern  und  den  Öalzbezugsberechtigten 
setzte  sich  die  Piännerschaft  selbständig  auseinander,  bald  durch 
Fixirung  ihrer  Rechte  auf  ein  bestimmtes  Ausmass,  bald  durch 
Herbeiziehung  derselben  zur  Gesammtge werkschaft,  je  nach- 
dem diese  Salzinteressenten  mehr  oder  weniger  stark  und 
besser  oder  weniger  gut  ihre  eigenen  Interessen  zu  organisircn 
und  der  PfUnnerschaft  gegenüber  zu  behaupten  verstehen. 

So  ist  wenigstens  seit  der  Mitte  des  13.  Jahrhunderts  die 

• 

Salinengewerkschaft  allenthalben  in    unbestrittenem   factischen 
Besitz  der  ganzen  technischen  Anlage  der  Salinen  und  ihrer  Ein- 
künfte; die  ausserhalb  der  Gewerkschaft  stehenden  Interessenten 
und  die  Herren  der  Salzquelle  selbst,  die  Grundherren,  müssen 
sich   mit  fixen  Bezügen   begnügen,  haben   keinen   Antheil   an 
den  durch  die  Privilegirung  und  Erblichkeit  der  pftlnnerschaft- 
lichen  Rechte   steigenden  Renten,   soferne   sie  nicht  in   irgend 
einer    Form    selbst    in    die    Gewerkschaft    aufgenommen    sind. 
Und  auch  die  Regalherren  sind  in  dieser  Hinsicht  nicht  anders 
gestellt;  es  ist  ein  wenn  auch  nicht  zu  unterschätzender  so  doch 
eben  nur  ein  fixer  Bezug  von  Salinenabgaben,  auf  welche  sich 
allein  das  Princip  der  Regalität  den  bestehenden  wohlgeordneten 
Salinen  gegenüber  beschränkt.    Erst  einer   späteren  Entwicke- 
lung  der  Verhältnisse  gehört  ein  weitergehender  landesherrlicher 
Einfluss  auf  Grund  der  Regalität  an;  einer  späteren  Zeit  auch 
das  stärkere  Hervortreten   der  speciiischcn  Interessen   der   nur 
am  Kapital  der  Saline  und  am  Salzbezug,  nicht  aber  auch   an 
der   Salzproduction    immittelbar    betheiligten    Sülzberechtigten. 
Die  ganze  Entwickelung  der  Salinengewerkschaft  aber  ist 
von  allgemeinem  nationalökonomischen  Interesse  auch  insofernc, 
als  sich  in  ihr  ein  typischer  Fall  erblicken  lässt,  wie  unter  be- 
stimmten Voraussetzungen  in  der  volkswirthschaftlichen  Unter- 
nehmung weder  der  Grundbesitz  noch  der  Besitz  des  investirten 
und  beweglichen  Kapitals   für   die  Organisation   des   Betriebes 
und  die  Vertheilung  des  Einkommens  massgebend  wird,  sondern 
die   eigentliche   productive  Arbeit,   die   sich   zuerst  das   Werk- 
zeug,   dann   die  Quelle   des  Productes   selbst  dienstbar  macht 
und    endgiltig   der  Unternehmung   den    Stempel   der   eigensten 
Interessen  der  Arbeit  aufzudrücken  vermag. 

graben  von  Werl  erUtfnen  (wiodereröffnen)  fiess  und  ihn  dem  Krzbischof 
von  Köln  als  Territorialherrn  eignen  wollte. 


Steffenhageo.  Die  Entwicklung  der  Landrechtsglo^se  des  Sachsenspiegels.      603 


Die  Entwicklung  der  Landrechtsglosse  des 

Sachsenspiegels. 


Von 

Dr.   Emil  StefHaiihageii , 

Oberbibliothekar  in  Kiel. 


VI. 
Die  Fuldaer  Glossenhandschrift.  (Vgl.  CX,  219  ff.  1885.) 


Ziu  den  bei  Homeyer  nicht  verzeichneten  Glosscnhand- 
ßchriften  dee  Sachsenspiegel -Landrechts  gehört  ein  Codex  der 
ständischen  Landesbibliothek  zu  Fulda,  der  im  III.  Buche  so 
eigenartig  compilatorisch  gestaltet  ist,  dass  ihm  eine  be- 
Bondere  Besprechung  gewidmet  werden  muss.  Er  steht  in 
Beziehung  zum  Schwabenspiegel, ^  ist  von  Interesse  für  die 
Geschichte  der  Libri  Fcudorum  und  ihrer  Glosse,  und 
bietet  ein  bemerkenswerthes  Zeugniss  für  die  Verbreitung 
der  Sachsen  Spiegelglosse  nach  süddeutschen  Gegenden,  wie 
fiir  ihre  Verbindung  mit  anderen  Quellen. 

1.  Der  Codex  ist  zuerst  im  ,Neuen  Archiv  der  Gescll- 
Bchafi  für  ältere  deutsche  Geschichtskunde'  (V,  225.  1880) 
kurz  erwähnt,  als  , Sachsenrecht'  betitelt^  und  war  damals 
ittit  dem  Bibliothekzeichen  IV,    d.    23   versehen.**     Jetzt   trägt 


*  In  Rockinger's  Verzeichniss  der  Schwabenspiegel-Handschriften  (Sitzungs- 
berichte CVII,  28.  1884)  ist  er  nicht  berücksichtigt,  obwohl  die  damit 
nalie  verwandten  Handschriften  (unten  §.  8)  Aufnalime  gefunden  haben. 
Dieser  Titel  (»Sachsen  Recht')  lindet  sicli  von  neuerer  Hand  oben 
aof  dem  ersten  Blatte. 

Da«  ebenda  angeführte  ,Landrecht  mit  Register'  (aus  ßlaubeuren)  ist 
•^Kleine  Kaiserrecht  (Homeyer,  Nr.  204);  das  ,Land-  und  Lehn- 
riHiht,' jetzt  V.  26,  ist  eine  Papierhaudschrift  des  Schwabenspiogels 


604  *  Stcffeuhageti. 

er  die  Signatur  D.  36.  Er  ist  auf  Papier  kleinen  Folio- Formats 
von  verschiedenen  Schreibern  im  15.  Jahrhundert  hergestellt 
und  durch  Johannes  Frauenlob  den  Jüngeren  (aus  Bischofs- 
zell  im  Thurgau)  1449  vollendet. 

Die  Schreiber  haben  sich  lagenweise  in  die  Arbeit  gctheilt 
und  sich  auf  dem  ersten  oder  letzten  Blatte  jeder  Lage  am 
unteren  Rande  genannt.  Die  Fuldaer  Handschrift  liefert  dem- 
nach eine  interessante  Parallele  zu  der  von  Bandini  beschriebenen 
griechischen  Handschrift  des  Galenus,  welche  von  ^siebzehn 
verschiedenen  Schreibern  (und  zwar  Mönchen)'  herrührt,  ,von 
denen  jeder  seinen  Namen  auf  dem  ersten  Blatte  der  von  ihm 
geschriebenen  Quaternionen  angegeben  hat'.^ 

Eine  grössere  Zahl  von  Lagen  (über  die  Hälfte  des 
ganzen  Bandes)  ist  von  dem  jüngeren  Frauenlob  angefertigt, 
der  die  Fuldaer  Handschrift  zu  Ende  geftlhrt  hat.  Die  übrigen 
Schreibernamen  sind  nicht  mehr  alle  erhalten,  sondern  zum 
Theil  beim  Einbinden  fortgeschnitten.  Soweit  sie  vorhanden, 
stelle  ich  sie  nach  der  Reihenfolge  der  Lagen  (Sextemionen) 
zusammen.     Die  fehlenden  bezeichnet  ein  Fragezeichen. 

1.  Johannes  muncli 
de  tettingen  .  .  .  .'-^ 

2.  Banholtz 

3.  Johannes  heller 

4.  Petrus  dar  er 

5.  6.  7.  ? 

8.  '^  feczer 

9.  hermannus  de  ienifen  etc, 

10.  ? 

11.  Crift offe rus  fcriptor 

12.  ? 


(Homeyer,  Nr.  205).  Rockinger  (oben  N.  1)  identificiort  dio  von  ihm 
namhaft  gemachte  und  neu  hinzutretende  Porgamonthandschrift  des 
Schwabenspiegels  irrthümlich  mit  Homeyer,  Nr.  205. 
*  Bandini,  Catalogus  codicum  Graecorum  bibIiothec<ie  Ijaurontianae.  III, 
97  f.  XIX.  1770.  Ebert,  Zur  HandHchriftenkundo  I,  Ul  f.  1825.  Letzterer 
bemerkt  dazu,  er  habe  ,noch  keine'  Handschrift  gefunden,  ,in  welcher 
sich  die  verschiedenen  Schreiber  auf  ähnliche  Weise  genannt  hätteii\ 
Vgl.  jedoch  Wattenbach,  Schriftwesen.  2.  Aufl.  1875.  S.  8(58  f. 

2  Vier  Buchstaben  durch  Wegschneiden  unleserlich. 

3  Vorname  fortgeschnitten. 


Die  Entwicklung  der  Landrechtsglosse  des  Sachsenspiegelt.  605 

13.  Johannes 
frowenlob^^ 

14.  Rudolf fu8  fchlaich 

15.  Alberfhus  vogelwaid. 

Der  ungenannte  Schreiber  der  nächstfolgenden  Lage  (16) 
hat  nur  die  ersten  drei  Blätter  und  die  Vorderseite  des  vierten 
Blattes  beschrieben.  Er  bricht  ab  mitten  in  einem  Citat  der 
Glosse  zu  lU.  1  mit  den  Worten :  Oder  vemim  diff  alfo,  oh  fi 
tcol  mit  anandren  ain  E  hetent,  des  enmag  nit  gefin,  als  in  der 
gloffen  Supra  libro  j^,^ 

Mit  der  Kehrseite  desselben  Blattes  (dxxxiüi)  setzt  die 
Hand  Johannes  Frauenlob's  des  Jüngeren  ein,  welche  von  der 
des  gleichnamigen  Schreibers  der  Lage  13  (oben  N.  1)  ver- 
schieden ist.  Sie  geht  bis  zur  Schlussschrift  fort,  beginnt  jedoch 
erst  mit  III.  16  yachtlos  lut'  (ohne  §.  1),^  so  dass  inzwischen 
die  Artikel  lU.  2  bis  15  ganz  ausgefallen  sind.  Das  m.  Buch 
des  Landrechts  und  seiner  Glosse  ist  also  fast  durchaus  von 
dem  jüngeren  Frauenlob  niedergeschrieben.  Schlussschrift  (ge- 
reimt) : 

Hie  haut  dis  recht  ain  end, 
Das  vns  gott  fin  hüffe  fend, 

und  nach  einem  Zwischenraum  von  einer  Zeile: 

ffinitus  eft  Über  ifte  anno  domini  1449  per  me  iohannem 
frowenlop  juniorem   de   zella   epi/copali  [Bischofs- 
zeil] etc. 

Einige  Beigaben  sind  von  anderen  Händen  des  15.  Jahr- 
hunderts hinzugefügt. 

2.  Den  Hauptinhalt  der  Handschrift  bildet  das  Landrecht 
des  Sachsenspiegels  oberdeutsch,  mit  artikelweise  folgender 
Glosse  in  gleicher  Schrift,  wie  der  Text.  Angehängt  sind 
hinter   der  Schlussschrift   Johannes    Frauenlob's   Notizen   über 


*  Der  A eitere  dieses  Namens. 

'  Die  Stelle  lautet  nach  dom  Angsburger  Primärdrnck  von  1616  voll- 
ständig :  Oder  vortiem  dit. ,  offl  fy  ßck  wol  wir  echte  hedden,  den  mU  de» 
frhtejt  irkrigen  ßj  mtnimer^  alfe  wy  dy  /eggen  in  der  gJofen  fupra  libro  j 
arti.  xxxvij  et  Ij.  ar. 

3  III.  16.  §.  1  mangelt  in  den  Olossenhandschriften  Öfter.  Homeyer,  N.  1 
ad  b.  1. 


606  Steffeuhagen. 

Societäts-Verliältnisse   aus   dem  Digesten -Titel  ypro  fotzio' 
und  SL\is/inpliciu8y  aln  lerer  y  sodann  der  Frank  fürt  er  Reichs- 
abs e  hie  d  von  1442  (sogenannte  Reformation  Friedrich's  III. V 
ferner  ain  gefetzt  von  kai/er  karll  dem  fierden,  zu  mefz  us 
gerueft  (der  Lothringische  Landfrieden  vom  Jahre  1354),  zuletzt 
daz  xvij,  kapitel  aus  der  guldin  pul  kaifer  karl  des  fierden.^ 
Die  Heimat   der  Handschrift  ist  das  Badische^  genauer 
die   Markgrafschaft   ,Nieder-Baden'  (Baden  -  Durlach).    Dm 
beweist   neben   der  Sprache  die  Herkunft   des  Schreibers  der 
Lage  9:  hermannus  de  fengeiiy^  sowie  der  Umstand,  dass  bd 
der  Bezugnahme  auf  den  Landfrieden  von  1235  in  der61o68e 
zu  L  53.  §.  2*  statt  Albrecht  der  ,Markgraf  zu  Nieder-Baden' 
Bernhard  I.  (f  1431)  substituiert  wird: 

Das  felb  hauß  du  och  in  der  fatzung,  die  fich  beginnä  ,ü 
Bernhart  von  gottes  gnaden  Margrauff  zu  nidren  hadenf.* 

Zu  den  bisher  bekannten  sechs  Glossenhandschriften  b 
oberdeutscher  Mundart  (Homey er, Nr. 216, 594, 668 1. Ordnung 
Familie  1  und  Nr.  595»,  658,  664"  H.  Ordnung)«  tritt  mithin 
eine  siebente  hinzu.  Und  zwar  ist  es  die  zweite  oberdeutsche 
Handschrift,  deren  Heimatsgebiet  mit  Sicherheit  bestimmt 
werden  kann,  und  welche  erweislich  im  Badischen  entstani 
Sie  stellt  sich  dem  in  Freiburg  1450  geschriebenen  Upsalaer 
Codex  (Nr.  658)  an  die  Seite.  Bei  den  beiden  identischen 
Handschriften   aus   dem  Jahre  1469  zu  Salzburg  und  ^^l^'* 


'  (I[.  Chr.  V.  Spnckenbergr),  Neue  und  vollständigere  Sammlang  der  Reicn** 
Abschiede  I,    170  ff.   1747.    Seibertz,   Landes-   nnd  Rechtsgesdiichtf  ^ 
Herzogthunis  Westfalen  IV,  UX>ff.  mit  N.  176.   1854. 

-■  I>ie  letztgenannten  beiden  Stücke  sind  in  der  Beilage  abgedruckt. 

^  Oesterley,  Historisch-geographisches  Wnrterbuch  S.  G82,  G83  roo.  ^^*^ 
(ffH,  Tkimptnt.  Ritter's  Geographisch-statistisches  Lexikon.  7.  Anfl.  IL    * 
1883. 

*  Vgl.  Buhlaa,  Nove  con.««titutiones  domini  Alberti  p.  XIV  f. 

'•  l'eber  Bernhard   I.    mit    dem   Beinamen    des   Grossen,    der  um 
bessening  des  Gerichtswesens  und  um  Codtfictening  der  Landrecht^ 
niflht   war,   handelt   näher  J.  D.    Schopf lin,   Historia   Zaringo  Bad^^ 
11.   65  ff.    Carolsruhae    1764.  4».   G.  Weber,   Allgemeine  Weltgesch^   '^ 
IX.  136.   1872.  Allgemeine  deutsche  Biographie  II,  415  f.   1875. 

*'  Sit»he  Honieyer,  Sachsenspiegel  3.  Ausg.  S.  34,  37  mit  S.  25,  26.    Nr.^ — 
ist  nicht  .mitteldeutsch'  abgefasst,  wie  Homeyer  (Rech tsbö eher  S." 
falschlich  angiebt. 


Die  Entwicklung  der  Landrechtsglonse  des  Sachsenspiegels.  607 

(Nr.  594  und  668)  scheint  zweifelhaft,  ob  sie  nach  Oesterreich 
oder  Baiern  gehören.  Ueberhaupt  ungewiss  ist  der  Ent- 
Btehungsort  der  drei  anderen  (Nr.  216,  595",  664").^ 

3.  Hinsichtlich  der  Gestaltung  von  Text  und  Glosse  sind 
die  beiden  ersten  Bücher  von  dem  dritten  zu  scheiden.  Jene 
zeigen  eine  Fonn,  wie  sie  in  der  I.  Ordnung  der  Glossenclasse 
vorkommt.  Dieses  bekundet  nach  Vollzähligkeit  und  Anordnung 
des  Textes,  wie  in  der  Gestalt  der  Glosse  einen  von  dem  her- 
gebrachten stark  abweichenden  Charakter. 

Im  Einzelnen  ist  zu  bemerken.  Die  Reimvorrede  fehlt 
ganz  und  gar.  Den  Anfang  macht  der  Prolog  ohne  Glosse. 
Es  folgt  der  Textus  prologi,  wenn  auch  ohne  Zahl,  so-  doch 
als  I.  1  glossiert,  da  der  Artikel  Von  zxcain  fchwerten  u.  s.  w., 
der  erste  der  Vulgata,  als  Capihdum  fecundum  gezählt  wird. 
I.  5  und  6  stehen  singulär  ohne  Glosse  da.  Die  Reihe  I.  7 
bis  14.  §.  1  mangelt  in  Text  und  Glosse. ^  I.  26  erscheint  im 
Text  in  der  ,älteren'  Form  und  hinter  32  gestellt.^  Die  Glosse 
dazu  ist  in  ihrer  ,doppelten  Gestalt^  combiniert.^  I.  36  fehlt 
in  Text  und  Glosse. ^    Ebenso  U,  37,  38.  c 

Ueber  Vollzähligkeit ,  Artikeleintheilung ,  Stellung  und 
Zählweise  der  beiden  ersten  Bücher  im  Vergleich  zu  Homeyer's 
Text  (Sachsenspiegel  3.  Ausgabe)  giebt  die  nachstehende  Ta- 
belle Aufschluss. 


*  lieber  blosse  Fragmente  von  oberdeutschen  Glossenhandschriften  vgl. 
noch  Böhlau,  Zeitschrift  für  Recht,sgeschichte  I,  240  (8),  247  (9).  1861. 
Die  jfiir  Baiern  bestimmte*  Nr.  280  III.  Ordnung  (Stobbe,  Geschichte 
der   deutschen  Rechtsquollen  I,  300.  N.  11)  ist  mitteldeutsch. 

2  Vgl.  darüber  ITomeyer,  Genealogie  S.  122,  140. 

♦'*  Homeyer,  N.  1  zu  I.  26. 

<  Genealogie  S.  140.  Sitzungsberichte  XCVIII,  ö6  nebst  N.  6  und  CVI,  205 
mit  N.  2. 

^  Genealogie  S.  122,  140. 

G  Homeyer,  N.  1  zu  II.  37  und  N.  1  zu  11.  .38  mit  N.  55  zu  II.  36.  Der 
Glosse  zu  n.  37,  38  entbehren  ausser  der  von  Homeyer  angeführten 
Handschrift  Cd  noch  die  Bremenser  HandsQhrift  I.  Ordnung,  Familie  l 
(Homeyer,  Nr.  80),  obwohl  der  Text  beider  Artikel  vorhanden  ist,  und 
die  Berlin-Havelberger  Handschrift  II.  Ordnung  (Nr.  33),  welche 
letztere  im  Text  nur  H.  37  hat.  Die  Loccumer  Handschrift  I.  Ordnung, 
Familie  2  (Sitzungsberichte  XCVIH,  57.  N.  1  zu  S.  56)  kennt  zwar 
Text  und  Glosse  von  II.  37,  aber  nicht  von  U.   38. 


608 


Sti 

Bffenhagftn. 

daer  Hand 

Schrift. 

Homeyer. 

(I.    1) 

Textus  prologi 

2 

l         2 

5 

5 
1         6.  §.  1 

Fel.lt. 

7...  14.  §.  1 

10 

f       16.  §.  2 
l       17 

14 

f       20.  §§.  0...9 
l       21 

19 

25.  §.  5 

20... 

,25 

27 ...  32 

26 

26 

Fehlt. 

36 

30 

• 

f       37 

l       38.  §.  1 

39 

46 
l       47.  §.  1 

42 

48.  §.3  ,Mit  k.  mach' 

43 

(       49 
l       50 

53 

f       00.  §§.  1,  2 
l       61.  §§.2. ..4' 

1      w.  §§■  3 

54 

Ol.  §§.  1&5 
1       62.  §§.1,2 

57 

1       64 

l       (55.  §.  1 

59 

66 
.       65.  §.  22 

60 

67 
l       68.  §.  1 

64 

71 

n.   2 

• 

f  TT.    2 

l         3.  §.  1 

^  Homeyer,  N.  14  zu  I.  60. 
3  Homeyer,  N.  4  zu  I.  65. 


Die  Entwicklnng  der  Landrechtsglosse  des  Sachsenspiegels.  ()09 


Fuldaer  Handschrift. 

Homeyer. 

n.  7 

f  II 

,    7 
4.  §.3' 

9 

• 

9 
10.  §§.  1,  2 

12 

{ 

11.  §§.3,  4 
12 

21 

20.  §.  2 
21 

32.  .. 

34 

34 . . . 36 

Fehlt. 

37,  38 

35 

39 

36,  37 

32,  332 

38 

40 

46 

{ 

47.  §§.  4,  5 
48 

48 

• 

{ 

50 

51.  §.  1 

49 

§•2 

50 

52 

51.  §.  33 

61 

{ 

62.  §.  3 
63 

1 

65.  §.  1   bis  ,rerwerke' 

63 

/ 

64.  §.  5< 

65.  §.  1  vou,üencerie'an,§2 

68 

{ 

70 

71.  §.  1 

70 

72 

Die  Artikelzahlen  64 ,  70  im  I.  und  II.  Buche ,  welche 
die  Fuldaer  Handschrift  aufweist,  begegnen  in  Familie  1  der 
I.    Ordnung  der  Glossenclasse  ,regelmä8sigV''  in  Familie  2  ein- 


1  Homeyer,  N.  21  zu  11.  4. 

2  Ueber  die  Stellung  dieser   beiden   Artikel  s.  Homeyer,   N.    1    zu  11.  32 
und  Genealogie  S.  143. 

3  Homeyer,  N.  8  zu  ü.  51. 

*  Homeyer,  N.  12  zu  II.  64. 

*  Genealogie    S.   118.     Die  Lübecker   nandschrift   von    1427  (Nr.   420), 
welche  im  I.   Buche   ebenfalls  04  Artikel   zählt,   hat   im   II.  Buche   die 

Sitxnngaber.  d.  pbil.-hitt.  Ol.    CXI.  Bd.  I.  Hft.  39 


610  SteffenhageB. 

mal  (Homeyer,  Kr.  49G),  in  der  11.  Ordnung,  so  viel  sicher, 
zweimal  in  den  oVjerdeutschen  Handschriften  <Xr.  595"  und 
658).  »  Danach  könnte  die  Handschrift  der  I.  oder  der  tt 
Ordnung  und  innerhalb  der  I.  Ordnung  der  1.  oder  der  t 
Familie  zugerechnet  werden. 

Ausschlaggebend  für  die  Classificierung  ist  das  lü.  Bodi, 
wo  das  letzte  aufgenommene  Stück,  84.  §.  1  (Handschrift  83), 
ohne  Glosse  auftritt.  Daraus  folgt,  dass  die  Handschrift  lick 
der  n.  Ordnung  angehört,  weil  dort  die  Glosse  bis  HI.  S, 
mindestens  bis  III.  84  fortschreitet.  Ebenso  wenig  gehört  ae 
im  Bereiche  der  I.  Ordnung  zu  Familie  1,  deren  Text  nick  | 
über  HI.  82.  §.  1  hinausgeht.  Vielmehr  deutet  das  Voriund«' 
sein  von  IH.  84.  §.  1  mit  dem  Mangel  der  Glosse  auf  Familie  t 
der  I.  Ordnung.  III.  74,  in  Familie  2  fast  immer  glouieii, 
erscheint  noch  ohne  Glosse,  wie  meistens  in  Familie  1. 

4.   Das   dritte   Buch,    welches   der  Handschrift  ein  b^ 
sonderes  Interesse  verleiht,    ist,   soweit  es  Johannes  Frauenkk 
dem    Jüngeren    seine  Entstehung   verdankt ,    keine  blosse  Ak-  ^ 
Schrift  des  glossierten  Landrechts.     Es  stellt  sich  dar  als  die 
Compilation,  die  aus  verschiedenen  Quellen  zusammengetragen 
ist,  und  deren  alphabetischer  Charakter  näher  zu  begrönden 
sein   wird  (^§.  S,    Nr.  2),     Die   Compilation    hat    einen  soldica 
Umfang,  da^s  sie  mehr,  als  den  gleichen  Raum  einnimmt,  wie 
die  beiden  ersten  Bücher  zusammen,  mit  anderen  Worten  über 
die  Hälfte  des  Bandes  tullt. 

Der  Compilator  behandelt  Text  und  Glosse  sehr  frei,  in- 
dem er  beide  unter  Aufhebung  der  üblichen  Reihenfolge  und  bA 
Einmengung  von  Stücken  aus  den  früheren  Artikeln  des  dritten 
Buches,  wie  aus  den  beiden  ersten  Büchern  durcheinanderwiift. 
Neben  dem  Sachsenspiegel  mit  der  Glosse  verarbeitet  er  v« 
deutschen  Rechtsbüchem  das  Sc  h  wa  benspie  gel- La  ndreeht 
und  das  Rechtsbuch  nach  Distinctionen.  Aus  letzteren 
hat  er  srK"»ssere  P:irtien  aufürenommen. 


b<^i   H^miovor     GeneAloirie    S.   llT    und  SAch5en$piegrel    3.    Ausg.  S.  ^ 

^  i;eui?Äloj:ie  S.  liT  Die  .VrtikeiiAhlen  der  drinen  oberdeutschen  Haw 
schritt  11  ^VrvlnuniT.  Nr.  t»»>4=  Homever.  Sjichsenspi^rel  3.  Ausg.  S.  2 
^a\  weiche  ubriiren*  venichollon  ist,  sind  unbekannt. 


Oi«  SntwickliiDg  der  Landrechtsglosse  des  SachsttnepiegeU.  611 

Von  den  fremden  Rechtsquell en,    dem  Corpus  iuris  Ro- 

mani  und   canonici  ^    den  Libri  Feudorum,   macht  er  erneuten 

QebrauchJ     Aber   auch   Kirchenschriftsteller   und    Cano- 

nisten  sind  von  ihm  excerpiert,  wie  jRaimundus'  (von  Penna- 

fcrte)  mit  der  glofa  wilhelmi,  d.  h,  dem  Apparat  des  Wilhelm 

TOD  RenneSy^  Hostiensis^  Thomas,  Petrus,  Innocentius 

(in  glofa)y   wernherua   m   glofa,    Augustinus.     Nach    dieser 

Biebtang  lässt  sich  die  Arbeit  unseres  Compilators  vergleichen 

Bit  der  für  das  Deutschordensland  Preussen  bestimmten  Re- 

daction  der   ,IX    Bücher  Magdeburger   Rechtes*    von 

Johannes   Lose    (1444),   worin   theilweise    dieselben    Schrift- 

iteller  benutzt  sind.^    Im  Kreise  der  Glossenhandschriften  selbst 

ttüitiert  dafür  keine  Parallele. 

5.  In  formeller  Beziehung  steht  die  Compilation  auf  äusserst 
Medriger  Stufe.  Sie  zeigt,  zu  welchen  Auswüchsen  die  spätere 
Entwicklung  der  Sachsenspiegelglosse  geführt  hat,  und  in  wie 
planloser  Weise  die  ursprüngliche  Glosse  verunstaltet  worden 
»t  Es  mag  genügen,  zur  Probe  einen  kleinen  Theil  zu 
analysieren. 

1)  Sachsenspiegel   mit  Glosse  (Artikel   über    die  Ver- 
ibatang). 

m.  16  (ohne  §.  1)  * 

17  und  18  verbunden 

23 

24 

25 

34  (ohne  §.  2),-^  der  Glosse  zu  III.  25  angehängt. 

2)  Van   achten  vnd  von  bannen  =  Schwabenspiegel 
Laasb.  246.     Vgl.  unten  Nr.  6. 


1  Ueber  die  Benutzung  der  Libri  Feudorum  in  der  urHprUnglicheu 
Glosse  8.  Dieck,  De  tempore  quo  jus  feudale  Longobardoruin  in  Ger- 
maniam  tninslatum  ibiijue  receptum  »it.     Halis  1813.  4*^.  p.  XI  f. 

3  Stintzing,  Geschichte  der  populären  Literatur  des  römisch-canonischen 
Rechts.  Leipzig  1867.  S.  493  ff.,  500  und  Schulte,  Geschichte  der  Quellen 
and  Literatur  des  canonischen  Recht.s  II,  410  ff.,  413  f.  1877. 

3  Steffenhagen,  Deutsche  Kecht<»quellen  in  Preus.sen.  Leipzig  \H75. 
S.    163  ff. 

«  VgL  oben  §.  1  S.  605  nebst  N.  3. 

i  Homeyer,  N.  10  ad  h.  1. 

39» 


01!^  ft  Icffeuhftgcii. 

3)  Koclitöbueh  nach  Distinctionen. 
Ohne  Rubrik  Ortloff,  IL   10.  2  ...  8. 
Tom  ain fallen  gut  =  IV.  42.   1    ...  25. 
Von    ainfertiguntj  =  IV.    18.    1   ...  3  und  IV.  II.  j 

1   ...  4. 
Von    antictrckluften   =  V.    18.    1,  2:  V.  19.«.; 

V.  11.  1,  2. 
Ohne  Rubrik  V.  23.  1  .  .  .  3. 
Kind  touffen  =  V.  25.    unic.  mit  V.  26.  1  \m  l4 

geicaikd*, 

4)  War  artzenitjen  foll  und  Item  ain  artzat  fdarlzaifl 
geben  ane  allen  Jchaiden.  Nach  einer  ihm  zugehörigen  Hill' 
Schrift  gedruckt,  zusammen  mit  zwei  der  voraufgehenden  Stlebi 
des  Rechtsbuchs  nach  Distinctionen  und  mit  anderen  Plrob^ 
bei  Siebenkees,  Juristisches  ^lagazin  IL  208  ff.  Jena  178S.  h-i 
Vgl.  unten  §.  8,  Xr.  3. 

5)  Sachsenspiegelglosse  zu  III.  57.  §.  1  (ohne  ta 
Text\  mit  angehängter  Notiz  über  die  Papst  wähl:  Zimfi^ 
den  kiefet  man  ain  hahft  noi'k  /int-m  toud  u.  8.  w.  Fol» 
Sachsenspiegel  HI.  63.  §.  1  mit  Glosse. 

G^  Von  achten  vnd  von  bannen  =  SehwabeDspiegcl 
Lassb.  246.  irie  oben  Nr.  2  und  Itam  rt>i«  banne  =  Schwabei" 
Spiegel  Lassb.  246.  wie  zuvor,  mit  einer  Au^einandenetza^ 
über  die  Wirkung:  des  ireisilichen  Bannes. 

Tt  Sachsenspiegel  III.  6o.  ^.  2  mit  Glosse«  nebst  eiiKf 
längeren  Austuhrung  über  den  Bann  unter  der  Quellenangite 
//cc  rai m undus  <t  h o f't ie n /7 .^. 

S  Kaymundu;t  ojn  bann  aft^r.  —  Der  mnen  gexd^ 
ß'ucht,  cnd  Jin  dri-  banne  dariimb*  mV  &iWe/ (aus  Hostienii^^ 
—  U'tirM^i^  ain  mi^nt'ch  o.dü  üi  den  antpen  bann.  —  "** 
^  anuh* ir'tt ig  hi t  in  dir  kirchen  j'-nd  *j»yn  »  Hostiensis). 

1^'  Ain  ?nV  manig  haudii  ain  ijericht  kompt,  Oder  ro»  **" 
rn/t\u  d^r  «•r*-ji'.%.  ut  ^*At<t  =  Schwabenspiegel  l^ 
114,  a.b. 

1 M  ■  A /' i-  r  ' l ir  r «'  ri  ' -  jV  r  / V,  h  ''f  rnnen.  Aus  den  D e c retÄ»*' 
Grvci^r's  IX. 

ir   Kochisbuvh  :.;;oh  ni>tinctionen  HI.  16.  1 .  - -^ 

12"^  Sachsen >p: optici o>2^f     ohne  Text»    zu  III.  9  -■ 
HL   10.  ;J^.   I.  2. 


Die  Entwicklang  der  Landrechtsglosse  des  Sachseospiegelt.  613 

13)  Von  der  dag.  Anfang:  \A]h  ain  katfer  ain  ftatt  fur- 
lud,  als  die  recht  vfmjfent^  vnd  die  burger  ver/chmachten  die 
Indung  u.  s.  w. 

14)  Rechtsbuch  nnch  üißtinctionen  III.  0.  8,  10...  13, 
und  zwar  mit  Einfügung  einer  , besonderen  Distinction^  hinterjl 
(Ortloff,  S.  462). 

15)  Sachsenspiegel  (nur  Text)  III.  64.   §§.  5...  11   und 

III.  m. 

16)  War  bürg  vnd  veftin  ev  mvge  buwen. 

17)  Von  begrebnuffe  (Hostiensis). 

18)  Von  brennen.  (^Hec  reimundus  et  koftien/is.) 

19)  IVenne  ain  menfch  behalten  gut  verluret  (^Hec  hoßien- 
fis.)  —  Wie  ain  menfch  behalten  gut  folle  icider  geben.  —  Wenn 
Tnan  daa  behalten  gute  folle  nutzen,  —  Man  fol  nit  haimlich 
imder  nemen  das  behaltten.  {Hec  thonias.)  —  Vnd  merck,  was 
behalten  gut  haife. 

20)  Von  betriegen.  —  Von  arg  vnd  bofer  lift,  toenn  die 
toud  fand  oder  täglich  find.   {Hec  thomas,) 

21)  Sachsenspiegel  III.  50  (nur  Text)  und  in  unmittel- 
barem Anschluss  die  erste  Hälfte  der  Glosse  zu  III.  3  u.  s.  w. 

So  geht  es  fort  in  buntem  Wechsel  bis  an's  Ende.  Nach 
einem  System  suchen  wir  vergebens.  Es  würde  die  Mühe  nicht 
lohnen,  eine  erschöpfende  Analyse  zu  geben. 

<>.  Der  Mittheilung  nicht  unwerth  sind  Gerichtsformeln, 
welche  der  Corapilator  gegen  den  Schluss  (Blatt  ccclxxxmii^ 
bis  ccclxxxxi^)  einverleibt  hat.  Sie  stammen  aus  der  Zeit  Kaiser 
Karl's  IV.^  Ihre  Sprache  weist  auf  Baiern. ^  Vor  den  von 
Ilomeyer  veröffentlichten  rheinischen  Gerichtsformeln  ^  zeichnen 
sie  sich  dadurch  aus,  dass  sie  ausser  den  Fragen  an  den  Richter 
auch  die  Findungen  der  Schöffen  enthalten.  Ich  zerlege  sie  in 
Absätze  und  Paragraphen  mit  durchlaufender  Zählung.  Die 
roth  geschriebenen  Stellen  imd  Rubriken,  wie  die  Namen  mar- 
kiere ich  durch  gesperrten  Druck. 

Hienach  vindet  man  alle  die  recht,  die  man  fragen 
fol,  wenn  man  lantrecht  befitzet,  als  daz  von  alter  her- 
komen  ift,  in  der  maß  als  hiernach  gefchriben  ftat. 


J  Unten  S.  617,  N.  1  und  S.  618,  N.  2.         2  g.  614^  n.  l  und  S.  615,  N.  2. 
3  Homejer,  Richtsteig  Landrechtji  8.  327  ff.  mit  8.  70. 


014  Stof  fenhagen. 

I. 

1.  [H]J?r  richter,  da /taut  haintz  N.  ader  cuniz  Kwi^ 
hnut  zu  chifjen  zu  luten  wid  zu  guten,  die  yrs  geÜhe»  ttrf^l 
hahtnt  vnd  jn  och  be/diadiget  haheiit  in  difcfn  frid,  jfn^  i^ 
nach,  was  recht  /ig. 

2.  Hie  fraget  der  richter  des  rechten  vnd ffridk 
Ich  frage  dicli  darumh,  icas  recht  fig, 

3.  mich  dunket  recht,  das  ers  jms  haifie  vordrtn  iaf- 
rieht  es  hotten, 

■4.  Her  der  riclUer,  /in  dag  vnd  die  gut  find  gff(^ 
fragt,  was  recht  /ig. 

5.  Ich  /ragen  uch  darumh  des  rechten. 

G.  Mich  dunket  recht y  das  man  jm  htieff  vnd  hoü&ifm. 
von  gerichtiss  wegen  vnd  tag  gebe  zu  dem  nech/ten  lantag.        \ 

U. 

7.  Her  richter,  da  /taut  anders  N,  vnd  hat  zu  dflj»* 
Uiten  vnd  guten,  die  jrs  gelibtes  uerge/fen  habent  vnd  jn  le/MÄp 
in  di/em  fride.    /ragt  dantmb  des  rechten. 

8.  Ich  /rage  uch  des  rechten. 

9.  Mich  dunket  recht.  Das  ers  haiße  vordren,  aii  W  ■ 
oi^gt/chriben  /taut. 

10.  Her  richter  y  frage nt  mer.  Er  haut  ain  tail  fli»  • 
t-rchtgt'f,  Ihts  man  richte  mit  recht  vnd  mit  antlaite,^  wie  ff  ^ 
t»tzu4jtn  mugt  odtr  das  j\'»Ue  bezugen. 

11.  Ich  frag  uch  darumb  des  rec/ifni. 

12.  Mich  dunktt  rt  cht  zu  /in,  das  ers /olle  bew^/ennüm 

brirpt    vnd  mit  d*  m    lantbott*  n ,    vnd  man  /ol  den  hotten  ff^ 

vri  /inm  <»#/</.  i'b  <r  dit   bott/chaß't  geworben  hab,  e  manj^^ 

hrieif  qelje, 

III. 

i;V  //fi*  rirhtrv.  t/n  /taut  aiutr,  ginanf  clawy  X.fOef\ 
ijf'aidf  n  für  !ant*j»  rieht  vnd  irntwui-t^  giru.  So  Jpreche  jm  «**** 
ri4.  /'i\i</f,  taK<  ncht  /Vi/. 

^  o/*:.'-.;«.'.  t:.'i.\)*;.  t34.':.\ii:.  p^rvoiitliche  Eiuwoisuugr  in  eiu  Gut,  iDuni*** 
Sv'hiuoUor.  lUvoriscIuv^  W  .-:- rlnioh  U.  :>13.  t*.  182^.  Vel.  unten  IV,  * 
e^,   e;5,   t4.     U'\or.   Mi::o:i.  vbioii!>ches  llAuawnrterbuch  I,  75.  l»*' 


Die  Entwicklung  der  Landrech Uglosee  des  Sachsenspiegels.  615 

14.  Mich  dunket  recht,  das  er  warte  all  die  xoiUe  vnd  daz 
gericht  weret.  kompt  dann  jeman,^  der  da  zu  jm  clage,  das  er 
der  dag  dann  ledig  fig.  Es  /ige  dann,  daz  die  dag  uß  fig.  So 
fol  man  es  verkundigen  mit  des  geridites  hotten  dem  deger,  der 
jn  gelaiden  hat,  das  er  mit  rechtes  gehorfam  fig  vff  deni  nächßen 
lantgericht. 

15.  Her  i'ichter,  fragent,  ab  man  jm  des  billich  vnrecht 
fchrihen  fölle  geben. 

16.  Ich  frag  uch  darumb  des  rechten. 

17.  mich  dunket  recht  fin,  mann  fchribe  es  billich. 

18.  Gefelle  from,  gang  hin  zu  dem  fchriber  vnd  gib 
jm  finen  Ion  vnd  haiße  dir  es  fchriben, 

19.  gern,  lieber  herr. 

IV. 

20.  Hei*r  richter,  da  ftaut  ainer,  dem  haut  man  aingelaitet 
von  gerichts  tcegen  uff  etliche  gut  vnd  haut  die  ainlait  erfeffen 
laufen  mer,  dann  dry  tag  vnd  fechs  louchen,  ffragt  her,  wie  er 
da  mit  tilg,  das  er  recht  tilg. 

21.  Ich  frag  uch  darumb  des  rechten. 

22.  Midi  dunket  recht  fin,  geftande  jm  der  ainlaiter'^  vff 
finen  ayd,  das  er  geanlaitet  hob,  als  jm  gebotten  fig  von  gerichtes 
wegen,  daz  darnach  aber  billich  befchäch,  das  recht  fig. 

23.  Hie  fraget  man  den  ainlaiter.  Ich  fragen  dich, 
ainlaiter,  vff  dinen  ayd,  wa  du  geainlaitet  habeft,  vnd  ain  welcher 
ftatt  vnd  vmb  wie  vil  vnd  wie  lang  die  ainlait  erfeffen  fig. 

24.  So  der  ainlaiter  denn  der  ainlait  alfo  gefeit  vff 
finen  ayd,  So  fpreche  denn  der  furfprech:  Her  inchter, 
fid  dem  mal  vnd  jm  der  antlaiter  geftanden  ift  vff  finen  ayd, 
fragent,   wie  man  jm  furbas  ^richten  föUi,  darain  erhablich  fig. 

25.  Ich  fragen  uch  darumb. 

26.  Mich  dunket  recht  fin,  das  man  jnn  in  die  felhen  recht 
fetze  jn  nutz  vnd  gewer,  vnd  jm  fdiirm  darüber  geh  von  gerichtes 
wegen. 


1  jernan  statt  nieman.     Müller  und  Zanicke,  Mittelhochdeutsches  Wörter- 

buch II.  1.    1863.    S.   41.    ieman  2.   O.   A.   Walther,    Weichbild  -  Recht. 
Leipzig  1871.  S.  84.  voc.  yman  fyrnant)  2.  Ebenso  unten  IX,  45. 

2  ainlaUer,   anlaiter,  antlaiter,  Vollzieher  der  gerichtlichen  Einweisung  in 
ein  Gut.     Schmeller,  a.  a.  O.     Vgl.  oben  S.  614,  N.  1. 


616  Steffenhagen. 

27.  Vnd  fd)  man  jm  de.8  darzu  icht  billich  hneff  geben  Jolle 
an  das  oherß  (ßericht,  Wan  das  oherß  tj&iichi  dem  nidren  gelaicht 
hillichen  von  rechts  wegen  beholffen  fol  /in. 

28.  Ich  fragen  uch, 

29.  Her  richter,  mich  dunket  recht,  Das  manjm  des  hillichen 
hrieff  gehen  fölle  von  gerichts  wegen. 

V. 

Wann  ainer  nu  erfolget  vnd  erclagt  hat, 

30.  Her  Achter,  da  ftaxd  claus  N,  vnd  haut  ertiolget  vnd 
erclagt,  vnd  ift  vff  tttliche  gut  jn  nutz  vnd  in  gewer  gefetzt. 
Darain  hindert  vnd  irret  man  jn.  ffragt,  was  dai*umb  recht  fig. 

31.  Ich  frag  uch  des  rechten. 

32.  Mich  dunket  recht,  das  man  fin  uerkund  verhör,  imd 
das  nuin  d-em  gebiete  vnd  erbiete  von  gerichtes  wegen.  Das  fy 
jnn  vnhefchädiget  lajfen  ain  finem  erclagt en  gut.  Das  fol  man 
tun  mit  des  lantgerichtes  hrieff e  vnd  hotten. 

VI. 

33.  Her  richt-er,  da  ftat  ainer,  dem  ift  clag  ergeben  von 
gerichts  wegen,  vnd  des  haut  jn  des  lantgerichts  hott  verkündet, 
vnd  dem  wil   nieman    zufprechen.  fragt  darumh ,    was   recht  fig. 

34.  Her  richter,  mich  duncket  recht,  das  er  warte,  die  wile 
das  gencht  wäret,  kommet  dann  nieman,  der  jm  zufprech,  das  er 
denn  der  dag  ledig  fig  vnd  jm  das  hais  jnfchrü)en. 

VII. 

35.  Her  richter^  da  ftaut  ainer,  gegen  dem  habent  lut  jren 
tag  genomen  von  gerichtes  wegen,  vnd  das  haut  man  jm  verkündet 
mit  des  lantgerichtes  hotten,  vnd  die  felhen  lut  fint  nit  komenfnr 
gerichte.  Ah  jnnen  tag  gegeben  ift.  fragtj  was  recht  darumh  fig. 

3().  Her  nchter ,  mich  dunket  recht,  haut  es  des  gerichtes 
hott  verkündet  vnd  geftat  es  uff  f  inen  ayd,  das  jr  jeglicher  dem 
clnger  verfallen  fig  zwaintzig  pfund  pfenning  als  vil  zu  finem 
rechten. 

37.  ffragt j  ob  man  jm  dez  icht  billich  hrieff  gebi. 

38.  es  duncket  mich  billich  zu  finde. 


Die  Entwicklung  der  Landrechtsglosse  des  Sachsenspiegels.  617 

VIII. 

Wenn  ainer  in  die  aucht  kompt, 

39.  [H]ßT  richter ,  da  /taut  ainer,  der  Ift  in  die  anclit 
kamen  vnd  wolt  gern  /ins  rechten  widerumh  kanten,  fragt,  wie  er 
das  getan  mag. 

40.  Ich  fragen  uch,  wie  er  das  tun  fälle,  vnd  was  recht 
darumb  fig. 

41.  Mich  dunkel  recht,  das  jr  jnn  wal  daruß  mugent  laufen, 
Alfa  das  er  fwere,  das  er  dry  lantag  tilge  ze  befitzen  vnd  aller- 
mengliches  rechtens  geharfam  fig.  vnd  der  lantag  mugent  jr  jn 
zwen  loal  erlaufen,  vnd  den  ainen  mus  er  befitzen,  vnd  das  fal 
man  verkünden  mit  des  lantgericktes  baiten  Dein,  von  des  wegen  er 
jn  die  aucht  ift  kamen,  vnd  auch,  da  er  die  aucht  fchatzt  mit  zwain 
bürgen  vor  gewiffen  fal,  die  darumb  auch  fwerent  zu  den  haiigen, 

42.  vnd  wenn  der  ächter  alfa  verbürget,  Sa  fal  er  vnd  fine 
zwen  bürgen  dem  richter  jre  truw  geben  ain  die  hand ,  vnd  fal 
denn  der  furfprech  reden  die  wart,  als  hernach  gefchnben  ftand: 
Als  N.  in  die  aucht  ift  kamen  van  clag  wegen  N.,  vnd  alfa 
lauffent  wir  jnn  wider  uß  vnd  nement  jnn  vjfer  dem  vnfrid  vnd 
fetzent  jnn  in  den  frid  vnd  gebeut  jm  alle  fine  recht  van  vnfers 
heren  kaifers  karlas  ader  N,  van  ram^  vnd  von  des  lantgerichtes 
wegen  ^  ainem  jeglichen  mann  zu  anttcut^ten  vff  recht  ain  allen 
gerichten, 

43.  vnd  wenn  ainer  vff  der  aucht  kampt  vnd  fwert,  das  er 
dem  lantag  befitzen  falle,  vnd  blipt  er  uß  vnd  kampt  nicht  für, 
vnd  das  furwendet  der  cleger  mit  furfprechen,  Sa  wirt  jm  ei'tailt, 
das  jener  jn  die  aucht  aber  kamen  fig,  vnd  das  man  jnn  wider 
jn  das  buch  fchriben  fall,  vnd  dem  mag  nieman  furbas  ewanklich 
vff  der  aucht  haißen  fchriben,  dann  ain  gewaltiger  kaifer  oder  kung, 

IX. 

Wenn  ainer  alfa  vff  recht  vff  der  aucht  kampt, 

44.  [H]^rr  richter,  da  flaut  ainer,  der  was  in  der  aucht 
vnd  ift  uff  recht  daruß  kamen  vnd  haut  finen  landtag  befpffen 
von  des  N,  wegen,  als  recht  ift,  fragt,  was  recht  fig. 


^  Ich  deute  die  Formel  auf  Kaiser  Karl  IV.  Demzufolge  fallt  die  Ent- 
stehung der  Gerichtsformeln  nach  seiner  Krönung  zu  Kom  (1355).  Vgl. 
unten  XII,  55. 


618  SteffeDhagen. 

45.  Mich  duuket  rechte  hat  jm  jeman  *  dai'umh  zugefpi'ochen, 
das  er  ledig  fig, 

46.  Her,  fragt,  fyd  dem  mal  jn  vnfer  hen*  der  ztcayer  lan- 
tag  erlanfhiij  oh  ei*  oiich  des  icht  hillich  ledig  fig,  fragt  des 
rechten. 

47.  Mich  dunket  recht,  das  er  denn  darumh  ouch  bilUch 
ledig  fig, 

48.  fragt,  ob  man  fchrtben  fölle, 

X. 

49.  Itetn  es  ift  zu  tciffen,  jn  welher  dag  man  den  frid  nit 
nemmet,  das  die  feclis  aule  ahfigent, 

50.  Es  ift  ouch  zu  wiffen,  das  ain  jegliche  frow  vnd  gcUft- 
lieh  lut  vnd  ouch  pf äffen  vmb  ain  jeglich  fach  jr  recht  vff  dem 
lantgericht  wol  tun  mugent  mit  ir  felbs  liben  ains  rechten,  vnd 
die  fölUfiit  warnen  ain  weihen  gaiftlichen  haben, 

XI. 

51 .  Es  ift  zu  wiffent,  wenii  lut  ain  andren  antiourten  weUent, 
So  föllent  baid  furfprechen  alfo  reden :  Her  lichter,  fol  ich  des 
mannes  wort  fpredien  f 

52.  Ich  gans  uch  wol, 

53.  Her  richter ,  fo  ding  ich  jm  tcandel,  e  es  zu  urtaiUn 
kompt,  finen  tag,  fine  zugen  vnd  fin  gefpräch,  vnd  was  er  von 
gewichtes  wege7i  haben  fol,  fragt. 

54.  Mich  dunket  recht,  fid  ich  nu  gedingt  hau.  Er  habe  es 

billichen, 

XII. 

Wie  man  die  lut  in  die  aucht  tut, 

55.  Darnach,  wenn  die  lut  genant  werdent  von  dem  lichter. 
So  fol  der  dinger  ainer  fpreclien  zu  dem  ricJUer,  vnd  der  lichter 
hin  nadi  alfo  die  lut,  die  da  genant  fint,  die  tut  er  jn  die  aucld 
vnd  nimpt  fy  uß  dem  frid  vnd  tut  fy  in  den  vnfi-^id,  das  nieman 
f rüffelt  ain  jrem  lib  nach  gv>t ,  von  mins  heren  wegen  ^  kaifer 
karolos  von  rorn,'^  vnd  von  des  landgeiichts  wegen. 


'  Wie  oben  8.  Öl5,  N.   1. 

2  Vgl.  oben  VIU,  42  nebst  N.  1. 


Die  Entwicklnng  der  Landrechtsglosse  des  Sachsentpiegels.  619 

56.  Her  richter,  fragt,  wie  lang  manjn  den  frid  komenfölle. 

57.  Ich  fragen  uch. 

58.  Mich  dunket  recht,  das  giU,  daz  nit  &t*clagt  ift  vnd  vff 

recht  nicht  erfüllet  ift  dry  tag  vnd  fechs  vmchen,  xmd  der  Hb  nit 

fragt,  oh  ieman  genant  wer,  der  uch  zugehört  von  gerichtz  wegen 

oder  fuft,  oder  den  die  hv/rger  verfprechent ,   ob  nu  die  aucht  ze 

fchaden  komen. 

xin. 

Alfo  fol  man  ainem  das  recht  geben, 

59.  Sprich,  als  dich  der  hat  aingejjprochen  mit  finem  fur- 
fprechen  vmb  die  fach  etc,  vnd  vmb  den  fchaiden,  als  du  jm  dar- 
umb  nichts  fchvldig  bift  vnd  jm  kain  fchaiden  geton  habift  on 
geuärde,  Alfo  bitte  dir  gott  ze  helffen  vnd  die  haiigen. 

In  unmittelbarem  Anschluss  und  ohne  Unterbrechung 
folgen  Stücke  des  Schwabenspiegels,  Lassb.  151  bis  154, 
deren  Ordnung  dahin  verändert  ist,  dass  Lassb.  153  ,o6  er  in 
fachet*, '  154  vor  151,  b  ,Der  man  fol  och  mit  rehte  vam*,  152 
vorangehen.  Hierauf  das  Rubrum:  Hie  haut  das  ain  end  von 
dem  lantrecht, 

7.  Hervorhebung  verdient  endlich  das  letzte  Stück  vor 
der  Schlussschrift  der  Compilation.     Es  führt  die  Rubrik: 

Wie  vnd  in  welher   hand  wyfe  man  fryden   haltten  folle, 

vnd   von  denen,   die  den  frid  brechen,   was  fy  uerf allen. 

Das  alles  wirt  hernach  begriffen, 
es  beginnt:  \F^Ridericus ,  von  der  gnaden  gottes  Romfcher 
kung,  und  erweist  sich  als  eine  paraphrastische  Uebersetzung 
des  Landfriedens  vom  Jahre  1156  aus  den  Libri  Feudorum 
n,  27'-^  und  der  dazu  gehörigen  Glosse.^  Wir  erkennen  darin 
den   frühesten    Ansatz   zu   einer   deutschen   Bearbeitung 

*  Faldaer  Handschrift  ,ob  fy  ain  anderg  fuchen*.  Vgl.  die  Variante  bei 
Wackernagel,  N.  78  zu  cap.  132. 

2  Vgl.  Pertz,  Monumenta  Germaniae  historica  IV,  101  ff.  1837.  Laspeyres, 
Entstehung  und  älteste  Bearbeitung  der  Libri  feudorum.  Berlin  1830. 
S.  206  f.  Vy^aitz,  Deutsche  Verfassungsgeschichte  VI,  439.  N.  3.  1875. 
U.  Eggert,  Studien  zur  Geschichte  der  Landfrieden.  Göttingen  1875.  8<*. 
S.  43  nebst  N.  3. 

3  Die  Glosse  ist  die  gewöhnliche  des  JacobusColumbiin  der  Redaction 
des  Accursius  mit  dessen  Zuthaten  (zu  §.  6  ypersequi^).  Laspeyres^ 
a.  a.  O.  S.  389  nebst  N.  143. 


020 


Steffen  ha(;An. 


(1er  Libri   Foudoruni ,    welclio  hin^c  vor  die   erste    vollständige 
Uebcrsctzun^  des  .Jodocus   l*n;iiitzni{iuii  IUI  lt.' 

Willirend  der  Ljmdtriedcn  in  seinem  gfinzen  WortLiut 
wiedergegeben  wird,  ist  die  Hearbeitung  der  (flösse  unvollendet. 
Sie  hört  auf  zu  §.  <>  fparneqnr  des  Jateinisclien  Landfriedens- 
textes mit  dem  Jieginn  eines  Satzes  und  mengt  von  dem 
Uebrigen  nur  den  Anfang  der  (Jiosse  zu  {J.  1 1  an  unpassender 
Stelle  ein.  Aueh  darin  zeigt  sie  sieh  verderbt,  dass  lateinische 
Worte  aus  dem  Original  mit  der  Verdeutschung  vermischt 
werden.  Ich  lasse  diese  deutsche  (blosse  unter  (Gegenüber- 
stellung des  lateinischen  Originals  und  mit  Verbesserung  der 
stark  corrumpiertcn  Citate  hier  folgen.  In  den  Noten  bezeichne 
ich  die  B^'uldaer  Handschrift  der  Kürze   wegen  mit  F. 


Glofa. 

y\F]Iliderieus,  von  yot- 
tes  gnaden^  efc,  ^rnd  allen 
den,  für  die  di/'e  hrteff 
kotnen»'  Dar  vß  nimm  ich, 
das  kai/er  friderich  dar  mit 
mt  [!J  ain  recht  machen  wiL  Aber 
vernimm e  es  alfo,  als  daz  her- 
nach fjpjchrihen  wirt  ,l)e  pace 
;ifcr«[mento]  ///[manda]'  |II, 
r)3J ,  IIa  c  -^  edicfal  /'  <^\  /  ;*  /  ii  r  i  a 
feu  furtum '  [2]. 


LateiiiiHcho  Glosse.^ 

,VEderleus:  litter e  ifte.' 

mdetur  er(jo,  quod  voluerit  im- 
peratov  ifte  condere  legem,  cum 
dixerit:  ,ad  quos  litt  er  e  ifte 
p e r tcene r i n  V,  fed  die  tu  fuper 
hoc  fecnndxim  quod  noiatur  jn- 
fra  ,de  pace  iuramento  fir- 
manda*  [II,  53]  ,hac  edictali^ 
§,  yiniuria  feu  furtum'  [2], 
ar[curfiu8]. 


^  Nach  der  Vorrodo  l>(»f^ann  .J.  IMIantÄinaiin  «eino  Arbeit  1482  (nicht  1448). 
Sie  erschien  zwninml  im  Druck,  Auj^sbnrj;:  14<J3  und  1404.  (CJottscliod'B) 
Hoytrii^o  zur  Critischen  Hist(>rio  di^r  Deutschen  Sprache.  Stück  2\. 
Loij)zijj  M'MK  H'».  S.  17  H'.  und  danach  Zepornick's  Miscellanoen  zum 
Lelinrechto  IV,  Jlölft'.  1701.  Oottfr.  Dan.  Hoffmann,  Do  unico  juris  feu- 
dalis  Lonj^obardici  libro.  Tuhinp^ao  1754.  -1".  §.  XXIIII.  p.  nO  flf.  Zapf, 
Aupsburijs  Huchdruckerj^eschiclito  I,  107,  110  nebst  \).  XX VII  f.  17H(), 
und  II.  p.  XII.  1701.  Panzer,  Annalen  der  altern  deutschen  Litteratur 
I,  201,  212  f.   1788. 

2  Auf  Grund  der  Ausp^abo  des  , Volumen*  von  Bernardinus  de  Tridino 
Venetiis  1404.  Foh'o,  Hlatt  170*».  Hain,  Kei»ertorium  bibliographicum 
Nr.  0<>34. 

^  F  ,ac  de/. 
•  *  F  Jructnin.*. 


Dio  Eiitwickluug  dvr  Landrochlsglosse  des  Sachseiigpiegels. 


621 


Glofa, 

fDie  recht'  etc..  das  haut 
nickt  gehalten  der  kai/er  von 
dein  diepftail,  das  foliche  recht 
jn  iren  ftafuten  vnd  we/en  he- 
liben,  So  er  fpricht,  man  fol 
ainen  henken,  der  da  funff  fchil' 
ling  ftilt  oder  funff  fchilUng 
wert,  vt  jnfra  e[adem]  lege  §. 
,Si  quis  quinque  folidos  Va- 
lens' etc.  f  17].^  A^u  fpricht  an- 
derfwa  ain  recht  alfo,  das  man 
kainen  vmbfolidien  diepf  tat  nicht 
fol  toden,  Aber  man  fol  jn  dan- 
nocht  dar  umb  ftraffen,  das  er 
toiffe,  fick  ain  ander  zitt  da 
vor  zu  hüten,  vt  C,  ,de  furtis' 
[VI,  2]  attf[enticaj  ,fed  hodie 
pro  furto', 

[§.  1.]  jcapitalem  fuheat 
fententiam'  ^  oder  ,ain  hopt 
vigenf/chnfft,'  deffelben  glich 
ftraffet  man  vnd  bvffet  ouch  den 
ritter,  der  da  fräuentlich  ainen 
frid  brichet,  vt  ff  ,de  re  mili- 
[tarip  [XLIX,  16]  l  vltima 
[16].^  Item  dartis  nimm  ich,  daz 
wer  den  andren  todet  zu  vnrecht 


Lateinische  Glosse. 

,  Ilufn  anas    lef/es. '     hoc 

non  feruamt  imperator  ifte  in 
furto, '  fcilicet  quod  leges  in  eo  re- 
manerent  infuo  ftatu,  cum  dicat, 
quod  pro  fuHo  volenti  tanium 
V  folidos  debebat  für  laqueofuf 
pendiy  vt  jnfra  e[adem]  ifege] 
J'i  quis  V  /oi[ido8]  Valens' 
[§.  17],  ef  aZfias]  lex  dicit,  quod 
pro  furto  non  debeat  mori,  fed 
aliter  caftigari,  vt  C,  ,de  für- 
tis^  [VI,  2]  in  auten,  Jed  ho- 
die pro  furto', '^  accMr[fiu8]. 


[§.  1.]  jSL  quin  .  .  .  eapi- 
teUe'tn.'  eodem  modo  punitur 
miles,  qui  pacem  perturbauit,  vt 
ff  ,dere  wt7i[tari]'  [XLIX,  16J 
Z.  t?Z<i[ma]  [16]. 


et   ita    hohes   hie,    quod   cajnte 
puniri  debet  ille,    qui  hominem 


*  Druck  futuro. 

^  F  fh.  et  exriam  etc. 

^  Das  Citat  kann  sich  nur  beziehen  auf  eine  Authentica  zum  Justiniani- 
schen Codex,  welche  in  den  Canon  des  Accursius  nicht  übergegangen 
ist.  In  der  betreffenden  Novelle  (134.  cap.  13)  heisst  es:  ,Pro  furto 
autem  nolumus  omnino  quodlibet  raeinbruni  abscindi  aut  mori,  sed 
«aliter  eum  castigari.*  Ueber  die  von  Accursius  nicht  recipierten 
Authentiken,  für  welche  es  an  einer  ^kritischen  Zusammenstellung*  ge- 
bricht, vgl.  Savigny,  Geschichte  dos  römischen  Rechts  im  Mittelalter. 
2.  Ausg.  IV,  47  f.,  60  f.  1850. 

*  F  corrumpiert:   ,n  CO  fuis''. 

''  F  fügt  aus  der  lateinischen  Glosse  et  ita  hinzu. 


622 


Steffen  hagen. 


Glofa. 

oder  erfchlacht  den,  dem  fol  man 
/in  houpt  abhowen.  Aber  jn  ainer 
andren  ftatt  fpricht  kaifer  hain- 
rich  für  ain  recht,  man  fol  jnn 
bald  hend  abfchlahen  oder  ain 
handj  vi  in  lampardia  ,de 
liomicid\\iü\  it[berorum]  ho- 
[minum]'  [I,  9J  l,  ,qui  uero 
infra  treugam'  [36].  Das  glo- 
fier  alfo:  dem  der  kopff  abge- 
fchlagen  wirt,  das  ift  ain  toud- 
fchlag  des  urfprungs  Alfo  ift  es 
von  dem,  denn  er  gepinget  wirt. 
Aber  der  ander  toudfchlag  kompt 
von  ainem  kampff  zu,  da  der 
vnderligen  muft  vnd  alfo  er- 
fchlagen  wirt.  dai'unih  ift  nit 
wunder,  ob  der  minder  gepiniget 
wirdet,  denn  der  erft.  Als  doch 
fo  figen  wir  geioiff  allzitt  gottes 
gerichte,  das  kain  miffeiat  xm- 
gepiniget  laufet,  vnd  vil  lutfint, 
die  ir  gerechtikait  ze  vnrecht 
machent  vnd  gott  erft  erzuinient, 
darumb  das  fy  kempffent ,  in 
lamparten  predicto'^  ti[t\i\o] 
[I,  9]  L  ,recolimus'  [21 J. 

,Per  duellum.'  Hie  merk 
den  urfprunge,  jn  dem  ain  vach' 
ten  zu  gange,  wenne  es  kunt  fig 
ainem,  das  er  ainen  toudfchlag 
hab,  als  ei*  da  von  gefagt  haut 
alhie.  Er  feit  och  hie  von  ainem 
toudfchlag  nit,fo  ainer  erfchlagen 
wirt,  vt  infra  eadem  lege ^  §.  ,Si 
quis*'  [2J.    Wer  es  aber,  das  der 


LateiniHche  Glosse. 

occiderit  infra  pacem  conftitu- 
tam.  fed  alias  per  henricum 
imperatorem  dicitury  quod  ntantis 
ei  debet  amputari,  vt  in  lom- 
bar[d&]  ^de  ^07ni[cidii8j  Zt- 
[berorum]  /*o|minum]'  [I,  9] 
l.  ,qui  vero  intra^  treugam' 
[36]. 

fed  die,  quod  hie  conftabat  ho- 
micidium  perpetratum  ab  ifto, 
qui  ita  punitur.  ihi  vero  nan 
conftabatj  nifi  per  pugnam,  in 
qtia  fuccuhuit.  vnde  non  eft  mi- 
rum ,  fi  mitius  puniatur ,  quo- 
niam  incerti  fumus  de  iudicio 
dei,  et  multi  per  pugnam  cau- 
fam  fuam  perdunt  fine  iufia 
caufa,  vt  in  /om6ar[daj  pre- 
dicto  <i[tulo]  [I,  9J  l.  ,recoli' 
mus'  [21]. 


,Per  duellum.^  nota  ergo 
hie  cafum,  in  quo  pugna  ßt^ 
fcilicet  quando  conftabat,  eum 
feciffe  homicidium,  de  quo  dici- 
tur  hie.  fit  etiam  pugna,  qv^ndo 
non  occidit,  fed  vulnerauit  tan- 
tum,  et  de  hoc  conftabat,  dice- 
bat  tarnen  j  illud  fe  feciffe  fe 
defendendo ,  ficut   in    fuperiori 


*  Druck  ,tn*.         ^  F  primo,         ^  F  in  eodem  It*. 


Die  Entwicklung  der  Landreehtsgloste  des  Sachsenspiegels. 


623 


Olofa. 

nicht  enwifte,  daz  er  den  toud- 
fchlag  kette  geton,  So  mochte 
man  jm  es  für  amen  kampff 
rechnen.  Es  loer  ge/chehen  jn 
der  ftunden  des  kriegs  oder  dar- 
nach,  fofrid  wer  gemachet  wor- 
den, wil  man  Jagen,  daz  der 
toudfchlag  gefchehen  /ig,  vt  in 
lampardia  ,de  homicidiis'^ 
Zi[berorum]  [hominum]'  [I, 
9], 3  IVas  aber  zu  tunde  wer 
zidfchen  dem  krieg,  das  häuf  tu 
jn  fuma  Rodfradj,  umlte  aber 
der  felbe  fchuldner  vngeftraffet 
fin  darumb ,  von  den  vordren 
zwen  toudfchlegen  Merck  zwai 
ding,  da  mit  man  von  nott  wegen 
zwingt  den  fchuldigen,  in  ainen 
kampff  ze  gon,  darumb  daz  er 
nit  gepiniget  wü  werden  vmme 
die  fchuld,  die  er  geton  haut. 
Ouch  fint  zway  ander  ding  ze 
merken,  von  der  wegen  er  glicher 
wyfe  ouch  wirt  gezwungen,  alz 
von  ainer  folichen  grofen  miffe- 
tat  wegen,  oder  da  ainer  den 
andren  zum  kampjfe  vordert,  dar- 


Lateinische  Glosse. 

cafu,  vt  infra  «[adem]  i[egej 
§.  ,fi  quis  alium'  [2j.  Si  autem 
non  conftaret  de  homicidio,  fci- 
licet  quod  ille  iftvd  fedffet,  tunc 
poffet  ülud  per  pugnam  probari, 
fiue  poft  treugam  fa^tam, '  fiue 
poft  pacem  dicatur  eum  feciffe 
homicidium  ülud,  vt  in  lombar- 
[da]  ,de  Aomt[cidii8]  liber[o- 
rum]  Äo[minum]^  [I,  9]  ,qui^ 
vero  intra  treugam^  [I.  36j. 
Poteris  ergo  addere  iftos  duos 
cafus,  qui  funt  in  lege  ifta,  in 
quibus  fit  pugna  alijs  cafibvs, 
qui  notantur  in  lombarda  in 
fummafederici,^  notabis  etiam 
hie  duos  cafus,  fdlicet  predictos, 
in  quibus  ex  neceffitate  caufa- 
tiua  cogitur  reus  pugnam  impo- 
nere,  fdlicet  fi  non  vult  puniri. 
Sunt  autem  et  alij  duo  cafus 
in^  lomba  r[d  a]^  in  quibus  fimi- 
liter  cogitur,  puta  in  crimine 
lefe  maieftatis.  Item,  vbi  quis 
alium  vocauerit  argam,"^  id  eft 
cucurbitam,  vt  in  lombar[da,] 
,de    pu[blici8]     cri[mini- 


^  /tue  paß  tr.  /.  im  Druck  ausgelassen. 

2  F  thomicida*,  » 

3  Die  Angabe  der  Lex  fehlt  in  F. 

*  Druck  ,/t'. 

*  Die  richtige  Lesart,  welche  auch  F  kennt,  ist  Rofredi.  Laspeyres, 
Libri  feudorum  S.  357.  N.  38,  S.  384.  Savigny,  Geschichte  des  römischen 
Rechts  im  Mittelalter.  2.  Ausg.  V,  211,  b..  1850. 

ö  in  fehlt  im  Druck. 

"^  Vgl.  Du  Gange,  Glossarium  mediae  et  infimae  Latinitatis,  digessit  Hen- 

schel.  I,  387.  1840.   voc.  arga  1.  Brinckmeier,  Glossarium  diplomaticum 

I,  169.  1856. 


624 


Steffonhagon. 


G  lofa. 

umh  das  er  mit  finer  fvowen 
zu  fchaffen  haut,  ah  jn  lam- 
p arte 7}  vil  gefchiht.  Da  von 
häuft  du  von  den  vor  ijef ehr  ihnen 
vier  dingen  oder  ftucken,  vt  jde 
publicis  cri[minibu8y  [I,  1] 
L  vlttrna  [7J  et  ,de  con[yi- 
ciis]'  [I,  5J  Z.  ji.2  quod'^  eint 
f feciale^  in  hijs  iiij"^  cafibus,'' 
Cum  alias^'  regulaiiter  pugna 
fit '  fe/niper  in  elercione  actoris, 
ut  in  lampardia,  Da  du  vin- 
deft,  ,w  i e  fi ch  ainer  h efc h i r- 
men  foV  \]1 ,  56]  ,Si  quis 
ammodo*^  [1.  16]  et  L  ,de  pre- 
dijs'  [36]  et  L  ffi  quis  alium 
afto*  \\bY  Nu  fprechent  alle 
recht,  das  der  felh  fchuld  be- 
kennen ift,  dar  zu  das  er  fich 
mus  befchirmen  in  dem  kampffe, 
oder  mus  fweren,  vt  in  lampar- 
dia predi[cto]  <|ituloJ  [II,  56] 
l,  ,fi  quis^  [9].^  tds  verr  ift  es 
der  iville. 

Der  text  fpricJiet,  das  er  fin 
leben  befchirme  efc.  das  ift 
Inllichy  man  fpricM  mangem  dar 
vmb^^  übel,  der  finen  lil)  in 
ehaß'tiger  nott  7iit ' '  befchirmet  vnd 


Lateinische  GIosho. 

buö]''   fl,    1]   /.   t;Z[timaJ    [7] 
et  ,de    <:onuic\iisy   (1,  5J  L  i. 


qu^d  erit  fpeciale  in  predictis 
iiij  cafibus,  cum  alias  regula- 
riter  pugna  fit  femper  in  de- 
^ctione  actoris,  vt  in  Zow6ar[daJ 
qualiter  quis  fe  def ender e 
(/e[bct]'  [II,  56]  L  ,fi  quis  am- 
modo*  [16]  et  L  ,de  predijs' 
[36]  et  L  ,fi  quis  alium  afto* 
[15].  licet  omnes  videantur  di- 
cere,  qvA)d  reus  teneatur,  fe  vel 
per  pugnam  defendere,  vel  iura- 
?-e,  vt  in  lombar[dB.]  pre diclo 
tit[u\o]  |II,  56]  l.  ,fi  quis  pofV 
|9].  quod  ita  intelligitur^  fcilicet 
fi  actor  voluerit.  per  predictas 
leg  es. 

,Vitamfuam  defenden- 

do,*  quod  quidem  de  iure  facere 
poteft,  Quod  enim  quis  ob  tute- 
lam  fui  corporis  facit,  iure  fe- 
ciffe    ex\i{\timatuT ,    vt  ff    ,de 


^  Druck  fühlorliaft  ,rei*.    Die  Titelrubrik  weicht  von  der  Vulpata  ab  und 
Htimmt  mit  dem  ,Codex  CaKinonHiK*.     Hluhme,  Munuinenta  Genn.  bist. 
Leffum  Tom.  IUI,  607  mit  N.   1,  623  mit  N.   l.   1868. 
'  In  F  sind  beide  Citate  aus  der  Lombarda  verderbt:  /Zc  pnb''**    tri*. 

U.  j  ,row[vicii8]*. 
3  p  ^^o  I  F  fpecinliter.         ^  F  caußt.         ^  F  aliquh. 

"  F  uf,         8  F  ,omne'.         »  F  fli.  /.  ,/iomo'. 
^^  mnfj  mit  blasser  Tinte  über  der  Zeile  nachgetragen. 
^*  nif  mit  bla-sser  Tinte  über  die  Zeile  geschrieben. 


Die  Entwiclclnng  der  L»ndrecht8glosse  des  SAchsenspiefels. 


625 


Olofa. 

verfichert,  vtff,[de\  juftit[\sL] 
et  jure*  [I,  1]  ,ut  vim*^  [I.  3J. 
Das  ift  gerecht,  tut  er  es  mit 
furfichtücait  vnd  mit  muffiger 
verficherung,  vt  C.  ,vnde  vi*^ 
[VUI,  4]  l.  j.  Des  felben  glich 
halt  ich  ouch,  fo  es  ainer  nit 
gern  oder  mit  willen  tätte,  fonder 
on  gefärde  vnd  bedachtes  finne 
vnd  mute,  Ift  dem  alfo,  fo  haut 
er  jm  ouch  die  Jchulde  nit  zu 
gezogen,  Ain  jeglich  ding,  das 
zu  vngewarneter  xcyfe  gefchiht, 
dem  mus  man  billichen  vberfehen 
vnd  die  pen  mäffigen,  denn  das 
mit  fräuel  gefckicht,  vt  C.  ,ad 
Z[egem]  C07'[neliam]  defic[a,- 
riis]'  [IX,  16]  l.  j.  Des  felben 
glich  man  ich  zu  finn,  tut  es 
ainei*  von  der  ficherung  wegen, 
das  er  villicht  furcht,  Es  kämint 
fine  kind  vnd  fin  frowe  zu 
fchaden,  oder  von  liebi  ainer 
andern  perfon  wegen,  vt  ar[gu- 
mento]  C,  ,de  epi[fcopi8]  et 
cZc[ricis]'  [I,  3]  ,raptores' 
[1.  54]  j.  R.'*  et  ff  ,quod  metus 
caufa*  [IV,  2]  ,ifti  quidem^ 
[1.  8]  §.6  vlt,  [3]  et  ff  ,ad  fil- 
Z[anianum]  fenatus"^  conful- 
[tum]^  [X:XIX,  5]  l,  j.  §.  fi- 
[nali]«  [38].  Deffelben  glich  ift 
ouch,  tat  er  defter  minder  fräuel, 


Lateinische  Qlosse. 

iufti[tisi]  et  iM[rel^  [I,  l]  ,vt 
vim'  [I.  3].  dum  tarnen  cum 
moderamine  inculpate  tutele  hoc 
faciat,  vt  C,  ,vnde  vi'  [VIII,  4] 
l.  i. 

Idem  putOy  fi  non  voluntarie, 
fed  ex  improuifo  eum  oc/ndit, 
quoniam  crimen  tunc  non  con- 
traxit. 


ea  enim,  que  ex  improuifo  cafu 
ßunty  cafu  potiuf  quam  fraude 
accidunt,  fato^  non  noxe  impu- 
tantur,  vt  C,  ,ad  Z[egera]  cor- 
[neliam]  de/ic[ariis]'  [IX,  16] 
l,  i, 

Idem  etiam  puto ,  fi  hoc  fecit 
ob  tutelam  ßliorvm  fuoi*um  vel 
vxoris  vel  forte  alterius  perfone 
coniuncte,  vt  ar[guinento]  C,  ,de 
epiy[copi8]  et  cZe[ricisj'  [I,  3J 
,raptores'  [1.  54]  i,  m,*  et  ff 
,quod  me[t\i8]  cat4[fa]^  [IV,  2] 
yifti  quidem'  p.  8]  §,  vi,  [3], 
ff,adfena\iM8]  con[fuItum] 
/i7/[anianura]*  [XXIX,  5]  l.  i 
§.  /t[nali]  [38]. 


cum  idem  forte  pffet,  fi  ob  tute- 
lam  rerum  fuarum,   vt   ar^[u- 


»  F  J?«r*.         2  F  ,tj«ne?.   an'.         '  Druck  fado, 

<  primo  re/p&ndendum  (?).     Thibaut,  Civilistische  Abhandlungen.    Heidel- 
berg 1814.  S.  224.  IX. 
^  Vgl.  die  vorige  Note.         ^  et  ff  bis  §,  in  F  ausgefallen.         "  F  ,fo'. 
^  F  Sif   mit  Hiiizufdgung  des  folgenden  cum  aus  der  lateinischen  Glosse. 
Sitzangsber.  d.  phil.-hisl.  Cl.  CXI.  Bd.  I.  Hfl  40 


020 


Rteffenhagen. 


LateiniHchfl  GloRiie. 

mento]  6'.  ,vnd6  vi*  [VIII,  4J 
i'  ^  e<  ff  f^d  Z[egem]  cor[ne- 
liam]de/ica[rii8]^[XLVIII,8J 
jfurem*  [1.  9],  in  nuten.  ,vt 
WM/Zt  tiifdicumf  [IX,  17,  al.  9 
=  Nov.  134]  §.  vlti,  fl3],  in 
lombar\d9i\  ,de  hia,  qui  ad 
palatium  ire  contem[pl'e' 
vinty  [II,  44]  Z.  ,fi  cuicunqne' 
[3J. 


Glofa. 

darumh  d/ia  er  furchtet,  er  ver- 
lur  fin  gv-t  vnd  was  er  hetti, 
vi  ar[gumcnto]  C,  ,vnde  vi*^ 
[Vm,  4]  Ij  et  ff  ,ad  Z[egem] 
cor[ncliam]  de  ficca[riisY 
[XLVIII,  8]  ,furem'  [1.  9]  et 
in  aucf,  ,vt  nullt  judicum' 
[IX,  17,  al.  9  =  Nov.  134] 
§,  vlt.  [13]  et  in  lampardia 
yde  hys,  qui  ad  paZZaf[ium] 
ire  contempferint/^  Das  ift 
von  dem,  der  da  verfmächt^  zu 
raut  hu8  zu  gon  oder  für  gei^ichte^ 
[II,  44]  ,Si  cuicunque*  [1.  3].'* 
[§.  11.]  Der  text  fprichet,  ain 
pur  fol  kain  tcapen  füllen  noch 
tragen,^ 

[§.  6.]  Er  maint  koftUdi  raifig 
wapen.  Als  die  detn  kaifer  zu- 
gehörent  odei'  ainer  herfchaffty 
oder  damit  ain  kaiferliche  gevoalt 
gexoajypnet  musfin,  vt  in  prooe- 
mio^  inft.  hl  princ[ipio].  ergo 
ut  coiifequenter  et  iiidicem,  vnd 
davon  er  hie  och  hat  gefeit  Et 
quidetn  etc. 

Hiermit  abbrechend,  bcscliliesst  der  Compilator  seine 
Arbeit  mit  dem  Epiphonem  Hie  haut  die  recht  ain  end  u.  s.  w. 
(oben  §.  1,  S.  005). 

In  derselben  Gestalt,  unter  gleicher  Rubrik,  mit  der  in 
gleicher  Weise  mangelhaften  Glosse,  und  ebenfalls  als  Scliluss- 


[§.  11.]  ,8i  quin  riifticus 

arma/  et  ita  hohes,  quod  rufti- 
ci   non    avdent    portare    arma 


u.  8.  w. 


[§.  6.]  ,8i  vero  .  .  .  per^ 
fequl  non  defiftatJ  armis 
fcU'icet  legalihuSy  quibus  impei^a- 
tori^m  etc,  vt  in  proemio  inffi. 
in  |?rtn[cipio].  ergo  et  coft/e- 
quenter  itidicem,  de  quo  hie  di- 
citur.  et  quidem*^  u.  s.  w. 


«  F  ,et  in'.    Vgl.  oben  8.  625,  N.  2. 

2  P  ,e.ontemp/il'.         '  F  fh.  acii^  fuit. 

*  In  P  nngohWriger  Weise  hier  eingemengt  und  mit  dem  Folgenden  dem 

Sinne  nach  combiniert. 
^  F  prohat.         ^  Druck  quidam. 


Die  Entwielrlanif  der  Lendrechtaglois«'  des  Sachsenspiegels.  637 

stück  ist  der  Landfrieden  tibergegangen  in  die  Wien-Ambraser 
Handschrift  vom  Jahre  1482  (Homeyer,  Nr.  671).  Er  steht 
diselbst  hinter  dem  Richtsteig  Landrechts,  seine  Glosse  endet, 
wie  im  Fuldaer  Codex,  mit  den  Worten :  hie  auch  von  fagt  et 
pidemA 

Zu  der  Fuldaer  Uebersetzung  des  Landfriedenstextes  stimmt 
«ch  die  deutsche  Fassung  in  Senckenberg's  ,Sammlung  der 
Reichs- Abschiede'  (I,  öff.).^  Was  dort  als  letztes  Alinea  und 
ab  vermeintlicher  Bestandtheil  des  Textes  gegeben  wird  (S.  1 0, 
§.  24  mit  N.  *).  ist  aus  der  deutschen  Glosse  zum  Landfrieden 
etttlehnt.'*  Das  Vorhandensein  der  Landfriedensglosse  in  dem 
Ton  Senckenberg  gebrauchten  Darmstädter  Codex  (1473) 
scheint  nach  Homeyer  zu  vermuthen.* 

8.  Einer  eigenen  Darlegung  bedarf  das  Verhftltniss  unserer 
Compilation  zu  dem  von  Lassberg  beschriebenen  Constanzer 
Codex  aus  dem  gleichen  Jahre  (Homeyer,  Nr.  130)'*  und  zu 
Hehreren  ihm  verwandten  Handschriften,  welche  ein  alpha- 
betisches  Rechtsbuch  enthalten.^  Zu  letzteren  gehören  die 
bereits  erwähnten  beiden  Handschriften  in  Wien  und  Darm- 
•tadt  (§.  7  am  Ende). 

1)  Der  Constanzer  Codex,  im  Stadtarchiv,  ,durchaus 
▼on  derselben  Hand  auf  schönem  Pergament  geschrieben',  228 
psBählte  Blätter,  gr.  Folio,  oberdeutsch,  ist  ,kein  eigentlicher 
Schwabenspiegel,  sondern  eine  Compilation  aus  Schwabenspiegel 
w^d  Sachsenspiegel,  römischem  und  canonischem  Recht'  in 
^Artikeln.    Die  Ueberschrift  des  voraufgeschickten  Registers 

Tabulae  codicam  mann  scriptorum  in  bibliotheca  Palatina  Vindobonensi 
«sservatorum.  II,  185.  1868.  Nr.  303G.  Hoffmann  von  Fallersleben, 
VerxeichnUs  der  altdeutschen  Handschriften  der  Ilofbibliothek  zu  Wien, 
^ipzig  1841.  Nr.  CLVU.  S.  230. 

^öher  Senckenberg^B  Quelle  b.  dessen  Corpus  iuris  Germanici  publici  ac 
P'ivati.     Curavit  G.  G.  Koenig  de  Koenigsthal.  Tom.  I.  Pars  1.  Franco- 
^  ^^/^i  ad  Moenum  1760.  Praef.  p.  LXXIX. 
^*öio  oben  S.  621,  hinter  N.  6. 

»öeyer,  Rechtsbücher  Nr.  145.  S.  82:  »Gesetze  Friedrich's  I.  und  II. 
*   •    •   mit  einer  Glosse*. 

5;*««berg,  Schwabenspiegel.    Tübingen  1840.  p.  Lf.  Nr.  74. 
^  ^»Uejer,  Rechtsbticher  S.  60  f.  sub  10,  wo  Nr.  449  hinzuzufügen.    Das 
^^^öichniss  bei  Rockinger  S.  82  am  Anfang  (oben  S.  603,  N.  1)  ist  nicht 
*^"^3indig.     Nachzutragen  sind  seine  beiden  Nummern  111  und  364. 

40* 


'iTo 


{)2^  Steffenhaffen. 

bezeichnet  ihn  als  fachffen  fpiegel.^  Merkwürdig  ist,  dass  sein 
Epiphonem  mit  dem  der  Fuldaer  Handschrift  wörtlich  bis  auf 
geringe  Abweichungen  übereinstimmt.  Es  lautet  (nach  Lassberg): 

Hi(i  haut  düfe  Recht  ain  end, 
daz  vns  gott  flu  hilffe  fend. 

Anno  domin j  MCCCC  qundrage.^  nono'^  per  nie  Jo. 
fr  owenloh  de  cell  a  ep  ifc  opali  maiare,  que  ma  nu  propiHa 
fcripfi. 

Homeyer  verweist  den  Codex  durch  einen  Stern  vor  der 
laufenden  Nummer  unter  diejenigen  Handschriften,  bei  denen 
,der  jetzige  Aufenthalt  oder  gar  die  Existenz'  ,unsicher  ist'. 
Man  könnte  vermuthen ,  er  sei  nach  Fulda  gerathen.  Dem 
widerstreitet  jedoch  die  Gleichmässigkeit  der  Hand,  Material, 
Umfang,  Format,  wie  Inhalt,  namentlich  auch  die  im  Fuldaer 
Epiphonem  fehlende  Formel  que  manu  propria  fcripfi.  Es  ist 
ausser  Zweifel,  dass  wir  es  mit  zwei  gesonderten  Manuscripten 
eines  und  desselben  Schreibers  zu  thun  haben. 

lieber  die  Beschaffenheit  des  Oonstanzer  Rechtsbuches  sind 
wir  durch  Lassberg's  Beschreibung  nicht  genügend  unterrichtet. 
Ob  dasselbe  alphabetisch  geordnet,  wie  Rockinger  (oben  S.  (>27, 
N.  0)  annimmt,  wird  niclit  gesagt.  Für  das  Gegentheil  scheint  zu 
sprechen ,  dass  Lassberg  ,Alles  ohne  System .  und  Ordnung 
zusammengeworfen*  sein  liisst,  während  er  bei  dem  München  er 
Codex  (2)  die  alphabetische  Ordnung  hervorhebt.  Uebersehen 
hat  Lassberg,  dass  neben  dem  Sachsenspiegel  dessen  Glosse  ex- 
cerpiert  ist.  Die  Glossierung  über  das  Ausziehen  aus  der  Acht, 
die  er  dem  Verfasser  des  Rechtsl)U('hes  beilegt,  entstammt  der 
Sachsenspiegelglosse  zu  H.  4. 

2)  Besser  orientiert  sind  wir  über  das  ,alp habetische 
Corpus  iuris^  der  München  er  Handschrift  aus  dem  Jahre  1458 
(Homeyer,  Nr.  470,  Lassberg,  Nr.  101).  Im  Eichstättischen 
durch  fridericiim  grünpecken  in  Beilngries  geschrieben, 
Papier,  447  Blätter,  Folio,  oberdeutsch,  ist  es  ,nach  rohalphabeti- 

*  Danach  ebenso  unzutreffend  Archiv  der  GeRellschaft  filr  ältere  deutsche 
Geschichtkunde  I,  229.  1B20  und  Araann  im  Freiburger  Lectionskatalog 
18.37.  p.   17  f.  N.  16. 

2  1449.  Amann  1.  c.  setzt  fillschlich  1419,  nicht  1417,  wie  es  bei  Homeyer 
(Reclitsbftcher  S.  80)  heisst. 


Die  Entwicklung  der  LandrechUgloMe  des  Sachsenspiegels. 


629 


scher  Ordnung  der  Materien'  zusammengetragen  aus  Schwaben- 
spiegel, Sachsenspiegel  mit  Glosse,'  Rechtsbuch  nach  Distin- 
ctionen,^  und  den  fremden  Rechten.  Unter  den  benutzten 
Schriftstellern  erscheinen,  wie  in  der  Fuldaer  Compilation  (§.  4, 
Alin.  3),  Wilhelmus,  Raymundus,  Thomas,  Innocentius, 
Hostiensis.3  Reihenfolge  und  Inhalt  zeigen  nahe  Verwandt- 
schaft mit  dem  Fuldaer  Codex.  Zum  Beweise  stelle  ich  die 
bei  Lassberg  mitgetheilten  ,alphabetischen  Hauptrubriken'  mit 
ihren  Blattzahlen  den  entsprechenden  Blattzahlen  des'  Fuldaer 
Codex  gegenüber. 


Münchener  Rechtsbuch. 


Fuldaer  Compilation. 


A. 


41.  Aecker 

Blatt  188» 

44.  Anfallen 

188"      (Vgl.  oben  §.  5. 

47.  Anfertigung 

190"  [ 

Nr.  3) 

48.  Antwerkleut 

191» 

49.  Arcztiey 

192»  (§.  5. 

B. 

192"  (§.  5. 

Nr.  4) 

49.  Babft 

Nr.  5) 

51.  Bann 

194»  (§.  5. 

Nr.  6  bis  8) 

55.  Bervffen  der  vrtail 

198"  (§.  5. 

Nr.  9,  10) 

56.  Btirgfchafft 

199"  (§.  5. 

Nr.  1 1  bis  14) 

64.  Bauen 

203»  (§.  5. 

Nr.  15,  16) 

64.  Begrebnuss 

203"  (§.  5. 

Nr.  17) 

66.  brennen 

205»  (§.  5. 

Nr.  18) 

67.  Behalten  gut 

205"  (§.  5. 

Nr.  19) 

67.  Betrugenheit 

206»  (§.  5. 

Nr.  20) 

67.  von  Bäumen 

Fehlt. 

68.  Buss  Mild  Wergelt 

206"  (§.  5. 

Nr.  21) 

72.  dag 

85.    Von  Dieben 

97.  von  Dorffgerichte 


C. 


D. 


206" 

210» 
212» 


'  Es  braucht  kaum  bemerkt  zu  worden,  da««  die  Formel  Der  Ecke  faget 

(Lassberg,  p.  LXIV)  auf  die  Sachsenspiegelglosso  zurückzuführen  ist. 
2  Vgl.  unten  S.  633,  N.  1.         3  Lassberg,  p.  LXIV. 


630 


SteffeakftgAB. 


Münchener  Rechtsbach. 


Fnldaer  Compilition. 


£. 


98.   Von  der  Ee 

Blatt  212»» 

• 

109.    Von  Erbe 

220" 

147.   Von  Ee/chaiden 

241»' 

150.   Von  Eide 

247« 

164.  von  Eigen  leuten 

259» 

178.  von  ehaffter  not 

268» 

180.  von'  Ent/chuldigen 

268" 

181.    Von  Entlehen 

269" 

F. 

181.   Von  Fürften 

270»  » 

186.    Fon  fiirfprechen 

270" 

192.  /räreZ 

271» 

193.  Fride 

275« 

205.  Feirtag 

277» 

207.  Fraw7en 

279» 

208.  Funden  gut 

279" 

209.  Fronboten^ 

280» 

G. 

210.   Gericht 

280" 

214.  Gezeugnusa 

280" 

226.   Geit^er 

287»» 

236.   Gefängnuss 

l?'ehlt 

238 .  i'on  Gepoten  und  gefecze n 

288" 

239.  fon  Ger  echt  ikait 

289» 

241.   Fo7i  gedingen 

Fehlt 

244.   Geißlich  fach 

289» 

246.   Gehorf  am  und  ungehor- 

fam 

247.   Geraete 

Fehlt 

248.   (?e6e;i 

249.  i;o7i  gemainer  Jach 

*  Zu  der  Blattzahl  wird  bemerkt:  i/t  mitzaichcrU,  weil  die  vorhergel 
Ziffern  von  ccxxoiiii  an  übersprungen  sind. 

2  Die  bei  Lassberg,  p.  LXIV  ausgehobene  ,Rubrik  (der  Quelle)'  isl 
herübergenommen. 

3  Fuldacr  Codex  Gebuttell. 


Die  EnfcwieklQDg  der  LMidreeliftsglosM  des  SachMiMpiegel«. 


631 


Mttnchener  Rechtsbu 

eh. 

Fuldaer  Compilation 

250.   Got  verf liehen 

Blatt  290* 

252.  (  Von  dem  hopffen  u. 

8.  W.) 

Fehlt. 

253.    Von  getrewen  henden 

291»- 

253.   Von  gelübden 

292» 

254.   Von  gelten 

' 

Fehlt. 

254.   Von  gewette 

256.   Gewilkiirt  richter 

H. 

293» 

257.  von  hanthaffter  tat 

294» 

260.  von  holtzhawen 

' 

261.  von  hirtten 
263.  von  hoffpeis 

Fehlt. 

263.  von  hergewette 

264.  von  haiden 

296» 

264.  von  hunten 

296» 

265.  tKwn  her/chilt 

Fehlt. 

265.  von  Infigel  und  briefen 


I. 


J. 


296" 


268. 

von  Juden 

K. 

299" 

273. 

Ketzer 

302» 

273. 

König  und  Kai/er 

302" 

282. 

Kirchen 

306" 

286. 

von  Kempffen 

310» 

293. 

von  Kinden 

310" 

295. 

von  Krieg 

311" 

295. 

von  Knechten 

312» 

298. 

von  Keczeren  (vgl.  oben  273) 

312" 

300. 

von  Kawffen 

314» 

303. 

von  Küre  und  welung 

317» 

305. 

was  der  kayferl.  kammer 

zugehört 

•    318" 

L. 

307. 

von  Lehen 

320» 

317. 

Leihen 

322» 

319. 

von  lant  fiten,  Lantrecht 

Fehlt 

632 


8teff«Bkftg«a. 


Münchener  Bechtsbuch. 


Fnldaer  Compilation. 


320.  Morgengab 
323.  von  Malpawmen 
323.  von  Mtinczen 
325.  von  München 

327.  von  Mulen 

328.  von  Märckten 
328.  von  mördern 

328.  von  notzucht 

331.  von  notwer 

332.  von  nachvolgen 

333.  von  Opffer 
333.  t?on  Ob/t 


1 

} 

} 


0. 


P. 


334.  von  Pfand 

337.  von  Pfaffen 

342.  von  Patron 

342.  (;o7i  Privilegium 

342.  ron  pflege rn  und  vormund 

351.  ron  Penen 

353.  üon  Pfändung 


B. 


354.  uon  Richtern   und  Recht 

376.  rechtlos  etc, 

377.  row  ritterfchafft 

378.  rou  Rdifen 
378.  ro»  Retten 

378.  i'OM  RUgen 
371K  ro»  Rechen 

379.  Rechnung 
371>.  AVioÄ 

%nu.  i^chaJen 

;i8l>.  vSVÄii/c/ 

">  Slnhen 


1 


JS. 


Blatt  323> 

FeUt 

325* 
326» 

FeUt 

327» 

Fehlt 


329" 
Fehlt. 

329» 
332» 
336» 
336" 
336" 
337" 
339» 

339" 
345» 

Fehlt 

345» 
345" 
345" 
346» 
FeWt. 

346» 
348" 
351» 


Die  Entwicklung  der  Landreehisgloase  des  SaohMnspiegels.  633 

Müncbönsr  Rechtsbuch.  Fuldaer  Compilation. 

389.  Straffen  Blatt  352» 

390.  Schelten  352^ 

390.  Schäcz  353*» 

391.  Schmacheit  354* 

392.  Spil 

393.  Send  \                      Fehlt. 
393.  Sippzale 


394.  Symoney 

354» 

397.  Stewr 

358» 

398.  Selgeraet 

359» 

T. 

398.   Te/tament 

359" 

402.  von  hymeli/chen  tyeren 

363" 

402.  von  xoüden  tyeren 

363" 

404.  turnir 

363" 

404.  Töten 

364» 

U,  V. 

405.   Ungericht 

364» 

411.  f7rtai7 

365" 

418.   Unkewfchait 

368»' 

419.   Verpindung 

Fehlt. 

419.   Verleydunge 

368" 

422.   Ungevärlich 

369» 

423.   Forcī 

369» 

423.   Ungehor/am                          \ 

Fehlt 

424.    F«r«nde  Aa6                          | 

M.     ^y«4AV* 

424.   7tecA 

370" 

424.   Vojcin 

Fehlt. 

W. 

425.   »Tt^^^an 

370" 

427.   Wucher 

371» 

<  Hier  findet  sich  das  bei  Lassberg,  p.  LXIV  abgedruckte  Excerpt  über 
Bestrafung  in  flagranti  ertappter  Ehebrecher.  Die  ihm  unbekannt  ge- 
bliebene Quelle  ist  das  Rechtsbuch  nach  Distinctionen  IV.  11.2. 

2  Die  Fuldaer  Compilation  schaltet  eine  Rubrik  ein:  Item  von  vnrechtem 
gut  (Blatt  369»»). 


Ht)4  SteffenhageB. 

Münchener  Bechtitbuch.  Fuldaer  Compilation. 

435.    Wergelt  (vgl.  oben  68)         | 

435.    Warlofa 

'  Fehlt 

435.   Wider/agen 

435.  Weg 

436.  Weichen  376«»  ^ 

Z. 

436.   Von  czinfen  377» 

442.  roij  Zölle  Fehlt. 

443.  17071  czehenden  378» 
446.  ron  czawberey  380» ^ 

Da»  Münchener  Rechtsbuch  schliesst  damit  auf  Blatt  447  ^. 
Anders  der  Fuldaer  Compilator,  der  sein  Werk  darüber  hinans 
von  Blatt  380»»  bis  398»  fortsetzt.  Er  fügt  dazu,  die  alphabe- 
tische Ordnung  der  Materien  verlassend,  ohne  Rubrik  Aus- 
führungen über  rieht  er  vnd  amptlute  des  richs ,  Blatt  381^ 
unter  der  Hauptrubrik  Von  handwerkluten  verschiedene, 
besonders  rubricierte  Capitel  des  Rechtsbuchs  nach  Distin- 
ctionen  (zur  Ergänzung  der  unter  A  aufgenommenen),  Blatt  386^ 
Von  hyjchoffen,  Blatt  387»»  Von  berUffunge,  Blatt  388»  Von 
buicen,  Blatt  388^  die  Gerichtsformeln  (oben  §.  6),  Blatt 
391**  ettlich  recht  von  den  pf äffen  vnd  gaif fliehen  (Haupt- 
rubrik mit  mehreren  Unterrubriken),  schliesslich  Blatt  393* 
den  glossierten  Landfrieden  (§.7). 

Sehen  wir  von  den  abundierenden  Stücken  am  Schlüsse 
ab,  so  wird  durch  obige  Vergleichung  die  volle  Identität  der 
Fuldaer  Compilation  mit  dem  Münchener  Rechtsbuch  dargethan. 
Ein  Unterschied  tritt  nur  darin  hervor,  dass  das  Münchener 
Rechtsbuch  vollzähliger  und  weit  umfangreicher  ist.  Trotzdem 
OS  hinter  Register  und  Vorreden  mit  einer  sehr  viel  früheren 
Blattzahl  anhebt  (41  gegenüber  188),  und  trotz  der  springenden 
Zählung  der  Fuldaer  Handschrift  (oben  S.  630,  N.  1),  überholt 
es  diese  doch  um  ein  Bedeutendes  (447  gegen  380). 

Zugleich  werden  wir  aufgeklärt  über  die  der  Fuldaer  Com- 
pilation   zum   Grunde   liegende    alphabetische   Anordnung, 

>  Rubrik    Von  wyhen. 

'  Anfang  und  Schluas  des  Stücks,  wie  bei  llomeyer,  Uechtsbücher  S.  60. 
Lassberg,  p.  LXIV. 


Die  fintwicklang  der  Landrecbtsglosse  des  SachseDspiegels.  63ö 

welche  an  sich  bei  dem  Fehlen  mancher  Rubriken  und  bei 
der  oberdeutschen  Schreibung  nicht  leicht  ersichtlich  sein 
würde.  Für  die  ersten,  im  Münchener  Rechtsbuch  mangeln- 
den Stücke  (§.  5.  Nr.  1 ,  2)  würde  die  Rubrik  Aucht  {Acht)  an- 
zunehmen sein.^ 

Schon  Lassberg  hat  richtig  erkannt,  dass  die  Münchener 
Handschrift  auf  einer  nicht  oberdeutschen  Vorlage  beruht,  da 
die  oberdeutsche  Schreibung  zu  der  alphabetischen  Ordnung 
nicht  passt.^  Das  Gleiche  gilt  von  der  Fuldaer  Compilation, 
wenn  sie  z.  B.  unter  E  ayd,  aid  für  Eid  und  aigen  fiir  eigen 
schreibt.  Der  Schreiber  der  Compilation,  Johannes  Frauenlob, 
kann  mithin  nicht  der  Verfasser  sein. 

3)  Von  den  übrigen  Handschriften  der  in  Frage  stehenden 
Gruppe,  sechs  an  der  Zahl,  besitzen  wir  keine  genaue  Kenntniss. 
Nr.  440  (vormals  Meichsner)  und  Nr.  449  (Michclstadt) 
sind  verschollen.  Nicht  näher  bekannt  sind  Nr.  145  (Darm- 
stadt 1473),  Nr.  231  (Giessen  U72),  Nr.  671  (Wien  1482). 
Vgl.  oben  S.  627,  N.  1,  4  und  S.  635,  N.  1. 

Aus  Nr.  622,  jetzt  in  der  kaiserlichen  Universitäts-  und 
Landesbibliothek  zu  Strassburg,^  Papier,  15.  Jahrhundert, 
Folio,  mitteldeutsch,  hat  Siebenkees  einige  Proben  mit  einem 
Theil  des  Registers  veröffentlicht.  *  Er  constatiert ,  dass  das 
Rechtsbuch  , alphabetisch  nach  den  Materien'  geordnet  ist, 
welche  Ordnung  indessen  ,nicht  immer  beibehalten'  sei  (S.  204). 
Die  Proben  reichen  bis  Blatt  422**.  Verglichen  mit  dem  Fuldaer 
Codex  und  mit  den  von  Siebenkees  meist  ignorierten  Quellen, 
verhalten  sie  sich  folgendermassen. 


^  Vgl.  auch  den  Consta iizer  Codex  (oben  1  am  Ende)  und  die  Hand- 
schriften Nr.  145)  231)  welche  mit  den  Hauptrubriken  ,Acht,  Acker, 
Ansprache,  Appellieren'  beginnen.     Homeyer,  Rechtsbücher  S.  60. 

2  Lassberg,  p.  LXIV. 

^  Rockinger,  a.  a.  O.  S.  51,  Nr.  364. 

*  Vgl.  oben  §.  5,  Nr.  4.  Siebenkees'  Zeitbestimmung  des  Codex  ,au8  der 
erstem  Hälfte  des  14.  Jahrhunderts*  ist  ebenso  haltlos,  wie  seine 
Bezeichnung  des  Rechtsbuches  als  ,ein  altes  sächsisches  Weichbild- 
Recht*. 


636 


Steffenhagen. 


Siebenkee». 


Blatt  21. 


Fuldaer  Compilation. 


Von  hochzeit   (Rechtsbuch 

nach  Distiiictioncn  V.  23. 

1...3) 
Kint   tauff  (ebenda   V.  25. 

unic.   mit  V.  26.   1  bis  ,uff 

geicand') 
Wer   ertzney  füll  geben  den 

leutten 
Die     ertz    ßdlen     ertzeneyen 

on  fchaden 


Blatt  Un\,A92^  (§.  5. 
Nr.  3,  4) 


Blatt  243. 

Ob  eyn  fchreyber  val/che  hant- 
veften  fchreibett  (Schwa- 
benspiegel Lassb.  369) 

Ob  ein  man  wieffen  teil,  ob  dy 
hantveft  valfch  fey,  me  man 
das  erkennen  fol (Schwaben- 
spiegel Lassb.  369.  I,  mit 
zwei  ,Items' aus  canonisti- 
scher  Quelle)^ 


Fehlt. 


Blatt  297 »...298^ 


Blatt  251. 

Ohne  Rubrik  (Stücke  der  Sach- 
senspiegelglosse zu  I.  1) 


303*'^ 


Blatt  253  ^ 

Wie  der  konig  in  allen /leiten 
hoff  gepeuttett  (Schwaben- 
spiegel Lassb.  137,  a) 


Fehlt. 


*  Der  Fuldaer  Codex  citiort:  vt  in  rfccr«/ [alibus]  (Siebonkees  autl.)  /t* 
ij°  rwfbrica]  ,von  der  /icherhail  oder  hezugnufie*  ra^.  Ixj  wnA; 
jn  dem  fei  he  n  capitel. 

^  Nur  die  beiden  ersten  Absätze. 


Die  Entwicklanf(  der  Landrechtsgloaae'dea  .Sachaenspiegels.  637 

Siebenkees.  Fuldaer  Compilation. 

Blatt  255. 

Wazfr enck ifc h  recht  vnd  pri-  Fehlt. 

vileglum  fey  *  (Sachsenspie- 
gelglosse  zu  III.  54.  §.  4) 

Blatt  296  ^ 

06  eyn  man  ein  getrewen  Ampi-  Fehlt. 

mann    halt    (Schwaben- 
spiegel  Lassb.  374.  11) 

Blatt  302  ^ 

Von    Muntzen    (Schwaben-  Fehlt. 

Spiegel  Lassb.  192,  a) 

Blatt  342. 
Ohne  Rubrik  Blatt  343  •> 

Blatt  389. 

Ohne   Rubrik  (Rechtsbuch  364^..365»2• 

nach  Distinctionen  IV. 
14.  1 ...  5,  zwischen  4  und  5 
mit  Einschaltung  von  acht 
,Items'  und  eines  Alinea 
Tottet) 

Blatt  397. 

Ohne    Rubrik     (Schwaben-  Fehlt. 

Spiegel  Lassb.  286,  a  und 
145  bis  ftwinge*) 

Blatt  398. 

Der    Urteil  nit  [vinden]  mag  Fehlt. 

(Schwabenspiegel  Lassb. 
116,  a) 


^  ^Marginal  Note*.     Siebenkees,  S.  218. 

^  Nur  Distiuction  1  und  mit  Uebergehung  der  beiden   ersten  Jtems*. 


038 


Steffenhag«!). 


Siebenkees. 

Blatt  402. 

Vn k e ufc heit  (Schwaben- 
spiegel  Lassb.  201,  g,  i, 
k,  1  ,vnd  iß,  daz  ein  vmn*; 
Alinea  W&i'  auch  mit  vieh\ 
Rechtsbuch  nach  Di- 
stinctionen  IV.  11.  1,  2; 
ein  , Item' aus  unbekannter 
Quelle;  zuletzt  nochmals  der 
erste  Satz  aus  dem  Schwa- 
benspiegel, aber  in  ab- 
weichender Fassung) 

Blatt  422  ^ 

Ohne  Rubrik  (Schwaben- 
spiegel Lassb.  217,  a,  b) 


Fuldaer  Compilation. 


Blatt  368=»  »»i 


Fehlt. 


Das  Resultat  der  Vergleichung  ist  dasselbe,  wie  bei 
MUnchener  Rechtsbuch.  Die  Fuldaer  Compilation  tritt  däcIi 
VoUzÄhligkeit  und  Umfang  zurück.  Insonderheit  hat  sie  dett 
Sohwabenspiegel  in  weniger  umfassendem  Masse  herangezogen- 
Das  AbhUngigkeitsverhältniss  kann  nicht  zweifelhaft  sein.  Dtf 
Fuldaer  Oompilator  hat  das  alphabetische  Rechtsbuch  benutzt, 
nicht  umgekehrt,  und  mit  Zuthaten  am  Schlüsse  vermehrt 
Singular  ist  die  Verbindung  dieser  seiner  Arbeit  mit  den  beiden 
ersten  Büchern  des  glossierten  Landrechts.  Sie  ist  es,  welche  dcffl 
Fuldaor  OvhIox  einen  Platz  unter  den  Glossenhandschriften 
nnweist.  Dagegen  winl  das  alphabetische  Rechtsbuch  für  sick 
als  lediglich  abgv^leiieie  Quelle  von  den  eigentlichen  Glossen- 
handschriften auszuschliessen  sein. 


•   X«r  Kooht<buv*h    uAch  I>t»tiacttonen  IV.   11.  2   und   nur  bis  .<*• 
.»,*c    /r\*>  ^*    wi^%t*   r»/»iV«ru*    v^l.   obien  S.  633,   X.  1),   mit  den  öbri|«% 


Die  Entwiclclnng  der  Landrechtsglosso  des  Sachsenspiegels.  639 


Beilaga 

(Vgl.  oben  §.  2.  Alin.  1.  N.  2.) 


1.  Der  lothringische  Landfrieden  (1354). 

Die  Nachrichten  über  diesen  Landfrieden,  welcher  von 
dem  Kaiser  bei  seinem  zweiten  Aufenthalt  in  Metz  (März  1354) 
angeordnet  ward  und  auf  sieben  Jahre  zu  Stande  kam,  sind 
zusammengestellt  bei  J.  F.  Böhmer,  Regesta  imperii.  VIII.  Inns- 
bruck 1877.  p.  XXII  und  im  Register  S.  668;  H.  Vielau,  Bei- 
träge zur  Geschichte  der  Landfrieden  KarFs  IV.  Halle  a/S. 
1877.  8^  S.  3,  13;  E.  Fischer,  Die  Landfriedensverfassung 
unter  Karl  IV.  Göttingen  1883.  8^  S.  45  f.,  93  f.  Der  Wort- 
laut des  Landfriedens  selbst  war  bisher  nicht  bekannt.  Identi- 
ficiert  wird  er  durch  Ueberschrift  und  Inhalt. 

Item  am  gefetzt  von  kaifer  karll  dem  fterden,  zu  metz 
U8  gertieft. 

[1.]  Wir  fetzen  vnd  gebietten ,  was  fcJiaden  jeman  an  de- 
hainer  f Machte  dinge  hefchicht,  das  er  das  felh  nvt  reche,  er 
enklag  es  zem  erßen  finem  richter  vnd  er  volg  der  klag  ain  ende, 
als  recht  ift^  es  enfig  danne,  das  er  da  zehand  fige  vnd  er  es 
durch  fines  lihes  oder  fines  gutes  mueffe  tun  ze  notwer, 

[2.]  Wer  fich  anders  richet,  denne  hie  gefchriben  ift,  icas 
fchaden  er  darvmh  tut,  den  fol  er  jenem  zmfalt  gelten,  vnd  was 
fchaden  jm  gefchechen  ift,  der  fol  verloren  fin  vnd  foU  niemer 
dehain  klag  nach  dem  gewinnen^ 

[3.]  Wer  aber  fin  klag  vollefuert,  als  vor  gefchriben  ift, 
vnd  tcirt  jm  nvt  gerichtet,  vnd  mus  er  dwrch  not  finem  vigend 
wider  fagen,  das  foll  er  tun  by  tag.  vnd  von  d^m.  tag,  als  er  im 


640  Steffenhftgen. 

lüider  fagt  hat,  vntz  an  den  fierden  tag  /oll  er  jm  a  kainen 
fchaden  tun  weder  an  lib  nodi  an  gute,  der  felh,  dem  da  icider 
fagt  Wirt,  fol  och  weder  an  lib  noch  an  gut  dem,  der  jm  mdtr 
fagt  hat,  vntz  an  den  fierden  tag  enhainen  fchaden  tun.  So  haini 
fy  ^^y  g^f^tz  tag  friden,  an  tcedrem  die  gefetzt  gehrochen  mriy 
der  fol  für  finen  richter  varen  r>nd  fol  jenen  beklagen ,  der  jm 
geton  hat.  dem  fol  dei*  richter  für  gebieten  mit  finen  hotten,  oitr 
felber  fnagfich  der,  der  angefprochen  ift,  feJb  f  Übend  femper  manu 
ze  den  haiigen  nvt  entfchtddigen ,  fo  fige  er  Erlas  vnd  reMot 
ewenTdich,  alfo  das  er  niemer  mvge  komen  zu  finem  rechten. 

karl  der  fieri. 

[4.]  Wir  fetzen  vnd  gebieten,  wer  idffentlich  rob  koft  oder 
robig  gut,  oder  rober  oder  dieb  wiffentlich  xcirt  ift  vnd  in  ßne» 
hufe  zerend  vnd  nicht  ächter  find,  wirt  er  des  vberwunden,  als 
recht  ifty  zu  dem  erften  Mal  fol  er  jenem  zwifcdt  gelten  fin  y«^, 
dem  es  da  genomen  ift ,  es  fig  dupig  oder  robig.  wirt  er  aber 
vberrett ,  das  ers  zu  dem  andern  mall  getan  hott ,  ift  das  jvt 
robig,  man  fol  vber  in  richten  als  vber  ainen  rober;  ift  es  dMgt 
man  fol  vber  jn  richten  als  vber  ainen  dieb, 

karl  der  fierd. 

[5.]  Wir  fetzen  vnd  gebieten ,  das  nieman  behalte  dehaiMM 
achter,  vnd  wer  das  tut,  wiH  der  des  vbericunden,  als  recht  ifU 
er  ift  jn  der  felben  fchulde  vnd  fol  man  vber  jn  richten  ah  xhef 
den  ächter. 

karl  der  fieri» 

[6.]  Wa  mjan  verbut  oder  angrift  ainen  ächter,  den  fol  nie- 
mand icerren.  teer  den  wert,  xcirt  er  des  vbericunden,  das  er  /» 
wiffentlichen  habe  gewerf,  er  ift  jn  der  felben  fchidde  vnd  fol  ma» 
vber  jn  richten  als  vber  ainen  ächter. 


2.  Zur  G-oldenen  Bulle. 


Gleichzeitige  deutsche  Uebersetzungen  der  Goldenen  Bulk 
sind   gedruckt    bei    Goldast,    Imperatorum  .  .  .  statuta  et  rc- 
scripta  imperialia.  [Tom.  I.  Vol.  prius.J  Francofiirdiae  ad  M^«' 
num  1G07.  p.  121  ff.  und  wiederholt  in  dessen  Reichssatzung ^ 
47  ff.  Franckfurt  a.  M.   1613;    Privilegia  et  Pacta  des  heiligt 


Die  Entwicklnng  der  Landrechtsglosse  des  Sachsenspiegels.  641 

römischen  Reichs  Stadt  Frankfurt  am  Main.  Frankf.  a.  M.  1614, 
vermehrt  1728.  Folio.  S.  131  (nach  Böhmer,  Regesta  imperii. 
Vm.  S.  193,  Nr.  2397);  Lünig,  Reichs- Archiv.  Pars  generalis. 
Leipzig  1713.  I,  17  ff.;  (Senckenberg),  Sammlung  der  Reichs- 
Äbschiede  (oben  S.  606,  N.  1)  1, 46  ff.  Ueber  die  älteren  deutschen 
Ausgaben  vgl.  Hain,  Repertorium  bibliographicum  Nr.  4077 
...  81 ;  Panzer,  Annalen  der  altern  deutschen  Litteratur  I,  31  f., 
89,  98,  147  f.,  155  f.,  379  und  Zusätze  S.  37;  Weller,  Reper- 
torium typographicum.  Nördlingen,  1864.  Nr.  884;  Graesse^ 
Tresor  I,  569;  besonders  O.  Harnack,  Das  KurfürstencoUegium. 
Giessen,  1883.  S.  185  ff.,  192  ff.,  195  (über  handschriftliche 
Uebersetzungen  ebenda  S.  182  ff.).  Unser  Bruchstück,  offenbar 
wegen  Verwandtschaft  des  Inhalts  dem  Landfrieden  angereiht 
(vgl.  dessen  Alin.  [3J),.  weicht  in  der  Fassung  von  allen  bisher 
bekannten  deutschen  Texten  ab. 

Itmi  di8  ift  das  kapitell  von  dem  toi  der  Jagen  us  der 
guldin  pul  kaifer  karl  des  fierden,  vnd  ift  daz  xvij, 
kapitel. 

Die  fo  furhas  hin  /ich  ftiften  wider  etlich  recht  vrfach  ainer 
ent/agnvs  ze  haben  vnd  den  felben  an  die  ftette,  da  fy  hufer  noch 
ftätter  wonvng  nvt  haben,  zu  vnziten  ir  vintfchaft  verkvnden,  Be- 
klären  tvir ,   daz  fy  mit  dehainem   brand ,    rob  oder   nomen  ^   die 
felben,  den  fy  alfo  wider  fett  haind,  mit  iren  erren  nvt  befchadgen 
mögen,   Vnd  wan  nvn  vntruw  vnd  gevärd   nieman  zu  hilf  komen 
Jollend,  dar  vmb  fo  gebieten  wir  mit  vnfer   gegenioirtikait  dis  ge- 
fetzt ewenklich  zu  halten,   das  fölich    entfagnvs   welcherlaig  herren 
oder  perfonen,   mit   den   etlich  in   gefelfchaft ,   hainlich'^   oder  in 
welcher  andrer  frmitfchaft  fie  mit  ain   andren  je  wären,  fölich 
entfagnvfß  gefchäch  oder  gefchechen  wäre,  das  die  nvt  kraft  haben 
noch  han  füllen .   Wir  wellend  och,   das  ni&man  zimlich  fige  noch 
enfblle  von  fölicher  entfagnvfß  jemand  anzegriffen  weder  mit  bren- 
nen noch  mit  roben,  es  fige  denn,   das  die  entfagnvs  dry   natur- 
lich  tage  dem  felben,  dem  entfagt  ift,  f eiber  vnd  an  der  ftat,  da 


*  Bei  Goldast  am  Rande  al»  Variante  notiert,  nomen,  ,gewaltsames  Nehmen^ 
,Ranb*,  hier  gleichbedeutend  mit  fpolia  (Plünderung).  Vgl.  Leser, 
Mittelhochdeutsches  Handwörterbuch  II,  31,  54.  1876.  voc.  ndmy  nemen. 

'  hainlichf  haimlich,  »vertraulich*.  Lexer,  a.  a.  O.  I,  1218.  voc.  heime-, 
heim-,  h^n-Uche. 

Sitzangsber.  d.  phil.-hist.  CI.  CXI.  Bd.  I.  Hft.  41 


642      Steffenhftgen.   Die  Eatwicklang  der  LftndrechUglois«  des  SaekMnspief eis. 

er  gewonlich  pfligt  ze  wonen,  offenUch  /ige  verkünf,  vnd  das  tnan 
die  felben  verkvntnus  mit  erbern ,  redlichen  zugen  ermfen  nivg» 
Tut  jemand  anders  \cider  jemand  mit  ander  entfagnvs  oder  an- 
griffen, denn  als  vor  gefchriben  ift ,  der  Jol  jn  ainen  livmden  ^ 
gevallen  /in  recht,  als  ob  kain  entfagnvs  ge/chechen  fige^  vnd  Jol 
och  als  ain  Verräter  von  ainein  jetdichen  richter  mit  redlicher  pen 
geftraft  werden  vnd  gepinget,^ 


1  Htimde  =  Uumunt  (Lexer  I,  1941  f.),  Leumund,  im  Siune  von  »böser 
Rnf%  ,AfterredeS  ,Unehro',  infaviia.  Sanders,  Wörterbuch  der  deutschen 
Sprache  II.  1.  1863.  S.  121,  voc.  ,Leumund*  3.  Grimm,  Deutsches  Wörter- 
buch VI,  837.  1880.  voc.  Leumund  4. 

^  Dor  Schlusssatz  ist  übergangen. 


XXL  SITZUNG  VOM  21.  OCTOBER  1885. 


Se.  Excellenz  der  Präsident  ernennt  das  c.  M.  Herrn 
Professor  Dr.  Fr.  Hof  mann  zum  Mitglied  der  Savigny- 
Commission. 

Die  Direction  des  k.  k.  Obergymnasiums  zu  Drohobyez 
erstattet  ihren  Dank  für  die  Ueberlassung  akademischer  Publi- 
cationen. 


An  Druckschriften  wurden  vorgelegt: 

Akademie  der  Wissenschaften,  kOnigl.  bayerische  zu  München :.  Sitzungs- 
berichte der  philosophisch-philologischen  und  historischen  Classe.  1885. 
Heft  I  und  II.  München;  8«. 

—  Abhandlungen  der  historischen  Classe.  XVII^  Band,  II.  Abtheilnng. 
München,  1885;  4°.  —  Bericht  über  die  26.  Plenarversammlung.  Mün- 
chen, 1885;  4". 

—  Monumenta  Tridentina.  Beiträge  zur  Geschichte  des  Concils  von 
Trient,  von  August  von  D  ruf  fei.  Heft  II.  München,  1885;  4°.  — 
Kaiser  Rudolf  II.  und  die  heilige  Liga,  von  Friedrich  von  Bezold. 
I.  Abtheilung.  München,  1883;  4^.  —  Witteisbacher  Briefe  aus  den 
Jahren  1590—1610,  von  Felix  Stieve.  I.  Abtheilung.  München,  1885;  80. 
—  Sage  und  Forschung.  Festrede  von  F.  Ohlenschlager.  München, 
1886;  4«. 

—  koninklijke  van  Wetenschappen:  Verslagen  en  Mededeelingen.  Derde 
Reeks  I.  Deel.  Amsterdam,  1884;  80. 

—  Petri  Esseiva  Juditha  praemio  aureo  donata  in  certamine  po6tico 
hoevfTtiano.  Amstelodami,  1883;  8^. 

—  —  Jaarboek  voor  1883.  Amsterdam;  8^. 
Central-Commission   zur  Erforschung    und    Erhaltung    der    Kunst-   und 

historischen  Denkmäler.  Mittheilungen.  XI.  Band,  3.  Heft.  Wien,  1885;  4». 
Oenootschap,  het  Bataviaasch  van  Künsten  en  Wetenschappen:  Notulen. 
Deel  XXn,  1884,  Aflevering  4.  Batavia,  1885;  8«. 

—  Nederlandsch- Indisch  Plakaatboek',  1602-1811.  I.  Deel.  1602—1642. 
BaUvia,  *s  Hage,  1885;  8«. 

41* 


644 

Gesellschaft  der  Wissenschaften,  kOnigl.  sXchsische  zn  Leipxig:  Berichte 
über  die  Verhandlungen.  1884. 1— IV.  Leipzig,  1884—1885;  8«».  -  m. 
I  und  U.  Leipzig,  1886;  8«. 

—  Abhandlungen.  Band  X,  Nr.  1.  A^oikos,  eine  ethnologische  Studie  ron 
Otto  Ribbeck.  Leipzig,  1885;  4«. 

—  fürstlich'  Jablonowski'sche    zu  Leipzig.    Preisschriften :  Oeschichte  der 
Leipziger  Messen  von  E.  Hasse.  Leipzig,  1885;  4^^. 

—  schlesische  für  vaterländische  Cultur:  62.  Jahresbericht.  Breslau,  1885;  4*. 

—  Acta  publica.    Verhandlungen    und    Correspondenzen    der    schleoschei 
Fürsten  und  Stande.  VI.  Band.  Breslau,  1885;  40. 

Handels-Ministerium,  k.  k.  in  Wien  und  kOnigl.  ungarisches  statiitiKkei 
Landesbureau  in  Budapest:  Statistische  Nachrichten  über  die  Eim- 
bahnen  der  österreichisch  -  ungarischen  Monarchie  für  das  Betriebgahr 
1883.  Wien,  Bresben,  1885;  Folio. 

Institut,  kOnigl.  stenographisches  zu  Dresden:  Das  Tironische  Psalterios 
der Wolfenbütteler  Bibliothek, von  Dr.  Oscar  Lehmann.  Leipzig,  18S5; 8*. 

Lstituut,  het  koninklijk  voor  de  Taal-,  Land-  en  Volkenkunde  van  Nedtt" 
landsch-IndiS :  Bijdragen.  4«  Volgreeks,  Deel  X,  4*  stuk.  *s  GrzTeiibige, 
1885;  8«. 

—  Het  Kongsiwezen  van  Bomeo  door  Dr.  J.  J.  M.  de  Groot  ^sOnTeo- 
hage,  1885;  80. 

Institution  of  Great  Britain.  Vol.  XI,  Part  1.  London,  1885;  8^ 
Mitth eilungen    aus  Justus  Perthes*   geographischer  Anstalt  von  Dr.  ^ 

Petermann.   XXXI.  Band,  X.   Gotha,  1885;  4«. 
Smithsonian  Institution:  Second  annual  Seport  of  the  Bureau  of  Ethi»* 

logy.  1880—1881.  Washington,  1883;  4«. 
Society,   the   Cambridge  philosophical:    Proceedings.   Vol.  V,  Parts  1-^* 

Cambridge,  1884-1885;  80. 

—  Transactions.  Vol.  XIV,  Part  1.  Cambridge,  1885;  4®. 
United  States:  Memoirs  of  the    National  Academy  of  Sciences.  Vol. ^ 

1883.  Washington,  1884;  4«. 
Verein  für  Landeskunde  von  Niederösterreich:  Blltter.   N.  F.  XVIIL  J«^' 
gang.  Nr.  1—12.  Wien,  1884;  8». 

—  Topographie   von  Niederösterreich.  H.    Theil,    14.  und  15.  Hea  "^^ 
1884;  40. 

—  für    Geschichte    und    Alterthum    Schlesiens:    Zeitschrift.    XIX.    'ß*^' 
Breslau,  1885;  8« 

—  für  meklenburgische    Geschichte   und  Alterthumskunde:  Jahrbüch^^ 
Jahresberichte.  L.  Jahrgang.  Schwerin,  1884;  8^. 

—  historischer  für  das   Grossherzogthum   Hessen:  Archiv  für  hessisct»-^ 
schichte  und  Alterthumsknnde.  XV.  Band.  Darmsudt,  1884;  8^ 

—  Quartblätter.  1880—1884.  Darmstadt.  8*. 


XXII.  SITZUNG  VOM  4.  NOVEMBER  1885. 


Von  Herrn  Dr.  jur.  Adolf  Bruder,  Custos  an  der  k.  k. 
Universitätsbibliothek  in  Innsbruck^  wird  die  Schrift  ,Studien 
über  die  Finanzpohtik  Herzog  Rudolfs  IV.  von  Oesterreich' 
mit  einem  Begleitschreiben  fUr  die  akademische  Bibliothek 
eingesendet. 

Das  w.  M.  Ministerialrath  Herr  Dr.  Werner  legt  eine 
fllr  die  Sitzungsberichte  bestimmte  Abhandlung  vor  unter  dem 
Titel:  ,Zwei  philosophische  Zeitgenossen  und  Freunde 
G.  B.  Vieo's.  I:  Paolo  Mattia  Doria.' 


Von  Herrn  Dr.  Hanns  Schlitter,  Concepts- Aspirant  im 
k.  und  k.  Haus-,  Hof-  und  Staats -Archive,  wird  eine  druck- 
bereite Ausgabe  der  ,Berichte  des  k.  k.  Commissärs  Bartholo- 
mäus Freiherm  von  Stürmer  aus  St.  Helena  zur  Zeit  der 
dortigen  Intemirung  Napoleon  Bonapartes'  mit  dem  Ersuchen 
um  ihre  Aufnahme  in  die  Schriften  der  k.  Akademie  der  Wissen- 
schaften tiberreicht. 

Die  Abhandlung  geht  an  die  historische  Commission. 


An  Druckschriften  wurden  vorgelegt: 

Acad^mie  des  inscriptions  et  heiles  lettres:  Comptes  rendas.    4^  serie,  tome 

XIU,  BuUetin  d'Avril— Mai— Juin.     Paris,  1886;  8«. 
Accademia  delle  scienze  deU'  Istituto  di  Bologna.  Memorie.  Ser.  IV,  tomo  V. 
Bologna,  1883;  4». 

Atü.  Anno  CCLXXX.  1882—1883.    Serie  terza.    Memorie.  Vol.  Vin, 

X  e  XI.     Roma,  1883;  4^. 
Akademija  umiejetnoSci  w  Krakowie:  Rocznik  zarz§da.  Rok  1884.  Krakow, 
1886;  80. 

Rozprawy  i  Sprawozdania  z  posiedzed  wydzialu  liistoryczno-filosofiicz- 

nego.  Tom  XVIII.  W  Krakowie,  1885;  8^. 

Mazowsze.    Obraz    etnograficzny    skre^til    Oskar    Kolberg.    Tom  I. 

Krakow,  1885;  8^. 

Stownik  synonimöw  polskich.  Tom  11.   W  Krakowie,  1885;  8". 

8itz«ngtb«r.  d.  phil.-hiat  Cl.  CXI.  Bd.  U.  Hft.  42 


646 

AkademiJA  uiniojotnosci  w  Krakowio:  Acta  historica  res  gestas  Poloniae 
illustrantia.    Toinus  VIII.    W  Krakowie,  1885;  gr.  4". 

—  —  Scrij>tore8  rerum  polonicariim.    Tomas  VIII.     Krakow,  1885;  4". 
Akadomija   Jugoslavenska    znanosti    i  umjetnosti :    Rad.     Knjiga    LXXIV 

i  LXXVI.  X.  XL  U  Zagrebu,  188Ö;  8. 
Genootschap,  liet  historisch  to  Utrecht :  Bijdragen  on  Mededeelingen.  VIII. 
Deal.     Utrecht,  188ö;  S«. 

—  Dagverhaal  van  Jan  van  Rieb  eck.    I«  Deel  (1652— 165ö).  N.  S.  Nr.  39. 
Utrecht,  1884;  80. 

—  Brioveu  aan  R.  M.  van  Goens  en  onuitgegeven  stukken  hem  Betreffende. 
P  Deel.    N.  S.  Nr.  38.     Utrecht,  1884;  80. 

—  Teylers  godgoleerd:  Verhandelingen.    N.  S.  XI.  Deel,  2«  Stak.  Haarleni, 
1885;  8^ 

Gesellschaft,  allgemeine  geschichtforschende  der  Schweiz:  Jahrbuch  für 
schweizerische  Geschichte.  X.  Band;  mit  einem  Generalreg^ter  übor 
Band  I— X.    Zürich,  1885;  8". 

—  antiquarische  in  Zürich :  Mittheilungen.  XXI.  Band,  6.  Heft.  Zürich,  1885;4ö. 

—  deutsche  morgenländischo:  Zeitschrift.    XXXIX.  Band,  2.  Heft.    Leipzig, 
1885;  8". 

—  historische  und  antiquarische  zu  Basel:  Beiträge  zur  vaterländischen  Ge- 
schichte.   N.  F.    II.  Band,  1.  Heft.     Basel,  1885;  8«. 

—  deutsche  morgenländische:  Indische  Studien.    XVII.  Band,  2.  und  3.  Heft. 
Leipzig,  1885;  80. 

—  oberlausitzische  der  Wissenschaften:  Neues  lausitzisches  Magazin.  LXI. 
Band,  1.  Heft.     Görlitz,  1885;  8". 

Institut  6gyptien:  Statuts.     Le  Caire,  1885;  8^ 

—  Bulletin.    2«  s6rie.  Nos  1—5,  Ann^'^es  1880-1884.     Lo  Caire;  8". 

—  La  propri^tö   foncii^re  en   Egypte   par   Yacoub  Artin-Bey.*   Lo  Caire, 
1883;  80. 

Institute  geogrÄfico  y  estadistico:  Mcmorias.    Tomo  V.     Madrid,  1884;   4^ 
Maltese,  F.:  Cielo.    Vittoria,  1885;  8^ 

Museum  Francisco-Carolinum:  43.  Jahresbericht  nebst  der  37.  Lieferunpr  der 
Beiträge  zur  Landeskunde  von  Ocsterreich  ob  der  Enns.  Linz,  1885;  8^ 
Pirmez  Octave:  Jours  de  Solitude.    Paris,   1883;  8". 
SocietÄ  Italiana  di  Antropologia,  Etnologia  e  Psicologia  comparata:  Archivio. 

Vol.  XV,  fasc.  1«.     Firenze,  1885;  8". 
Soci^t6  royale  des  sciences  de  Li6ge:  M^moires.    2*  s^^ie,  tome  XII.  Bru- 

xelles,  1885;  8". 
Society,  the  American  oriental:  Journal.  Vol.  XI,  Nr.  2.  New-Haven,  1886;  8®. 

—  the  royal:  Proceedings.  Vol.  XXXVIII,  Nr.  238.     London,  1885,  S«. 

—  the  royal  Asiatic  of  Great-Britain  and  Ireland:  The  Journal.   N.  S.  Vol. 
XVII,  part  III.     London,  1886;  8^ 

—  the  royal  geographical :  Proceedings  and  Monthly  Record  of  Geography. 
Vol.  VII,  Nr.  10.     London,  1885;  8». 

—  the  Öcottish geographical:  Magazine.  Vol.  I,  Nos  1  —10.  Edinburgh,  1885 ;  8". 


Pfizmaier.   Der  Prophet  Jesalas  grÖDlInditch.  647 


Der  Prophet  Jesaias  grönländisch. 

Von 

Dr.  A.  Pfizmaier, 

wirkl.  Mitgliede  der  kaie.  Akademie  der  Wissenschaften. 


Indem  der  Verfasser  nach  einem  grönländischen  Texte, 
der  Uebersetzung  des  Propheten  Jesaias,  die  Anwendung  der 
Regeki  dieser  äusserst  schwierigen  und  eigenthUmlichen  Sprache 
zeigt,  glaubt  er,  wenn  auch  indirect,  zu  Kenn tniss.  des  allge- 
meinen Entstehens  und  der  Entwicklung  der  Sprachen  beizu- 
tragen. Hierzu  gesellt  sich  eine  sehr  bedeutende  Bereichenmg 
der  Lexicographie  und  werden  namentlich  fortlaufende  Reihen 
neuer  durch  Zusammensetzung  gebildeter  Verba  verzeichnet 
und  erklärt. 

Der  Verfasser  der  Uebersetzung,  der  Priester  Niels  Gjes- 
sing  Wolf,  hat  dieselbe  nicht  in  Grönland,  sondern  in  Kopen- 
hagen, also  offenbar  ohne  Hilfe  von  Eingebomen,  sorgfältig 
ausgearbeitet.  *  Er  hat  dabei ,  wie  zu  ersehen ,  den  dänischen 
Bibeltext  zu  Grunde  gelegt  und  bei  Bestimmung  der  grön- 
ländischen Ausdrücke  sich  ganz  nach  dem  dänischen  Index  des 
Fabricius'schen  Wörterbuches  gerichtet,  ein  Vorgang,  welcher 
wohl  als  der  zweckmässigste  zu  betrachten  ist.  Das  folgende 
bloss  in  grönländischer  Sprache  geschriebene  und  von  dem  Ver- 
fasser dieser  Abhandlung  übersetzte  Vorwort  sagt  darüber 
einiges  Nähere: 

Operkatigeennut  KaladlinnuU 

Siömane  Moaemn  agleg^  nwdleet  Davtdiblo  ivngerutej  okau- 
zivsinut  nuktemiarallöaravkü,  okiok  manna  makko  Profetib  Esaia- 

42* 


648  Pfismaier. 

«1771  erkötuksej  ajorncetlakeraut  ama  nuktei*niarigika ,  NaUekkcet 
tdjma  pekkomanga;  manale  arksavsinut  pisinavkit  attucegeksäukttd' 
lugit  ülipsinut  iktorilerpaka,  Ptüisiunervh  ussornatörsub  O.  Fahri- 
ciusih  nuktig\J8Ut  attormersugavsisut  nuktigäudluarsimangimeta. 
Okauzise  ncellunakangeta  illejdlo  puioravkü,  okkiut  kollit  nunav- 
sinit  ungesikama  pinicv.gekscßt  adlcet  ullapigallugit,  tdva  nuktUckaka 
makko  kukusarnerpaka  allicenak!  Tamannale  pivdlugo  kiglukbigi- 
kennasiiiga,  piuarkiksarallöaravkit  audlarkäuidennit  naggaidknnun 
aglcßt  ama  dmalo  nairkingniarkiksardlugit  siunersikadtikudltigit  iUip' 
sinuU  Näkinniktorsdudlunilo  sajmarsörsvh  Gvdib  aglekkast  makko 
illipshiut  attortuksäukogüigitihk  ajungitsuiiianie  tamanne  agdliar- 
tortutnarkvdluse !  Erkikainervb  Gudimit  piraub,  iliaimaksäungi- 
kalloah,  umatiailo  erkaraäutitsilo  semigiligit  Jeause-Ki'istusikut  I 

Kjöbefihavnime  1824. 

Tajma  aglekponga 
NieU  Gj^ssing   Wolf. 

An  die  grönländischen  Glaubensgenossen. 

Nachdem  ich  im  vorigen  Jahre  das  erste  Buch  und  die 
Gesänge  David's  in  eure  Sprache  zu  übersetzen  versucht  hatte, 
erlaubte  mir  der  Herr,  dass  ich  dieses  Jahr  die  Vorhersagungen 
des  Propheten  Jesaias  wieder  tibersetzte.  Indem  ich  diese  jetzt 
in  eure  Hand  gebe  und  sie  euch  benützen  lasse,  schäme  ich 
mich,  dass  sie  nicht  gleich  den  lange  gebrauchten  Ueber- 
setzungen  des  ehrwürdigen  Bischofs  O.  Fabricius  übersetzt  sind.' 
Eure  Sprache  ist  schwer  zu  erlernen,  und  ich  hatte  einiges  aus 
ihr  vergessen.  Zehn  Jahre  hindurch  von  eurem  Lande  weit 
entfernt  und  mit  anderen  lästigen  Dingen  beschäftigt,  konnte 
es  leider  geschehen,  dass  ich  beim  Uebersetzen  derselben  mich 
öfters  verfehlte.  Ich  beklage  es  nicht,  dass  ich  dies  alles  that, 
ich  schritt  zwar  langsam  vorwärts,  jedoch  vom  Anfang  bis 
zum  Ende  verbesserte  ich  immer  wieder  und  machte  es  euch 
verständlich.  Möchten  diese  Schriften  des  sehr  barmherzigen 
gütigen  Gottes  euch  nützlich   sein,   indem  ihr  bei  beständigem 


1  Fabricius  hatte  das  erste  Buch  Moses  zu  übersetzen  begonnen,  jedoch 
nicht  vollendet.  Nach  dessen  Tode  übersetzte  N.  O.  Wolf  die  noch 
fehlenden  40  Capitei  and  gab  das  Ganze  heraas. 


Der  Prophet  Jetaias  grönUkndiecli.  649 

Gebrauche  derselben  fortwährend  aufwachset!  Der  Friede,  der 
von  Gott  erlangte,  die  Weisheit,  es  werde  zugelassen,  dass  sie 
die  Herzen  und  die  Gedanken  beschützen  durch  Jesus  Christus! 

Kopenhagen  1824. 

So  schrieb  ich 

Niels  Gjessing  Wolf. 

Der  Titel  des  Buches  ist: 

Tesiamentitokamit.  Profetib  Esaiasim  ayleg^',  Kaladlin  okau- 
zeennut  nuktersimarsut  Pellisimit  N.  G,  Wolfimit  attucßgeksäukud- 
lugit  innungnut  koisimarsunnut.  Kjöbenhavnime  Ulidrauin  *  iglo- 
cenne  nakittarsimarsut  1825.  C,  F.  Schubartimit. 

Aus  dem  alten  Testament.  Die  Schriften  des  Propheten  Je- 
saias.  In  die  grönländische  Sprache  übersetzt  von  dem  Priester 
N.  G.  Wolf,  zum  Gebrauche  getaufter  Menschen.  Kopenhagen, 
Druckerei  in  dem  Waisenhause  1825.  Von  E.  F.  Schubart.^  ' 

In  den  Ausführungen  dieser  Abhandlung  wurde  bei  jedem 
Verse  der  wörtliche  Sinn  der  grönländischen  Uebertragung 
vorangesetzt,  worauf  die  im  Anfange  etwas  weitläufigeren,  später 
mehr  gedrängten  Aufschlüsse  und  Hinweisungen  folgen. 

1.  Capitel. 

Tersa  JEsaiasib,  Amosim  e9mer(kt,  tekkordlomerä  Juda  Jeru- 
scUemilo  pivdlugik  Usioßib,  Jotamib,  Akasib  Esekiasiblo,  Judab 
Kongüjsa,  vdloeene, 

Diess  das  Gesicht  Jesaias',  Sohnes  Amoz's,  Juda  und  Jeru- 
salem, die  zwei  besitzen  (Infinitiv)  Usias,  Jotham,  Achas,  Eze- 
chias,^  Könige  Juda's,  in  den  Tagen,    d.  i.  in    den  Tagen   als 


1  Nebenbei  sei  bei  dieser  Stelle  des  Titels  bemerkt,  dass  es  im  Grön- 
ländischen allerdings  ein  Wort  für  ,WaiseS  nämlich  illidrsuk  gibt,  im 
Dänischen  jedoch  man  sich  des  deutschen  Wortes  ,Vayse*,  jVaise*  oder 
,Vajse*  für  einige  Zusammensetzungen  wie  »Vajsenhuus*  bedient,  da 
ein  besonderes  Wort  in  der  Sprache  fehlt.  Man  sagt  sonst  nur  ,Fader- 
lös*  und  ,ModerlösS  was  auch  im  Schwedischen  der  Fall  ist.  Selbst  im 
Altnordischen  findet  sich  kein  anderes  Wort  als  f'ödurlatua. 

2  D.  i.  nach  einem  anderen  dänischen  Buche:  Gedruckt  in  der  Buch- 
druckerei des  königlichen  Waisenhauses  von  Karl  Fried.  Schubart. 

3  Für  diese  Namen,  deren  Schreibung  im  Hebräischen  abweicht,  wurde 
hier  die  dänische  Schreibung  beibehalten. 


650  Pfixmftier. 

Juda  und  Jerusalem  im  Besitze  von  Usias,  JodiiM.  Acki  ■! 

Ezechias;  Königen  Juda's  waren. 

tersa,  dialektisch  tässa,  ein  Wort  mit  den 
genug!  dort!  siehe!  jetzt,  jüngst,  eben  jetzt. 

Esaiase  ^Jesaias'   ist   der   intransitive  NomimtiT, 
der  transitive  mit  dem  Genitiv  gleichlautende  Xoniittr. 

Amosim  ^Amoz'  steht  für  Amosib,  indem  bj  des  Vtalnii 
Anfange  des  folgenden  Wortes  wegen,   in  m   v< 
Es  ist  der  mit  dem  transitiven  Nominativ  gleicUaiiteBde' 

eimercet   ^dessen   Sohn'   ist   der   transitive 
ernek  Sohn  mit  ä,  dem  Suffixum  der  dritten  Person 
Der  intransitive  Nominativ  ist  emerä. 

tekkordlornerä  dessen  Gesicht,  d.  i.  was  man  sich 
oder  als  Erscheinung  sieht.  Das  Wort  ist  eigendidi 
genannter  Infinitivus  nominascens,  nämlich  tektordton/ki^i 
als  Gesicht  sich  vorstellen  ^  von  tekkordlorpok  er  steOtciiA! 
vor;  als  ob  er  es  vor  Augen  hätte',  mit  d,  dem  SnfiiHi''| 
dritten  Person  Singularis.  Dessen  Gesicht  ist  Jesaias'  Geidi{ 
Stammwort  tekkocok  sehen. 

Jemisalemilo  imd  Jerusalem,  der  mit  dem  intmdntt' 
Nominativ  gleichlautende  Accusativ  Jenualeme,  mit  b  ■Lj 
E,  der  Endvocal  dieses  Wortes  wird  der  Flexion  wegeiii^i 
verwandelt.     Juda  bleibt  imverändert. 

pivdlugik  die  zwei  (Accusativ)  besitzen  (Infinitiv),  t»!*" 
dlune,    dem  angewandten  Infinitiv  von  fiok  besitzen,  mitl*^ 
Suffixum  der  dritten  Person  Dualis.    Der  Dual  wird  in  Be*I 
auf  die  Namen  Juda  und  Jerusalem  gesetzt. 

Usiasib,  Jotamib,  Akasih,  Esekiasib  sind  transitive  Koni* 
tive  von  Usiase,  Jotame,  Akase,  Esekiase,    Letzteres  mitfo» 

Judab  transitiver  Nominativ  von  Juda. 

Kongihjsa  dessen  Könige,  der  transitive  Nominativ  PluiA 
von  Konge  König, '  mit  ej8a,  dem  transitiven  Suffixum  der  dritt« 
Person  Pluralis.  Die  Form  KongCejha  ist  eine  Ausnahme  ö* 
sollte  nach  der  sonst  gewöhnlichen  Regel  eigentlich  Kuf^f^ 
lauten.  Es  findet  sich  mit  Beibehaltung  des  in  i  verwandet 
Endvocals  auch  Kongidt  dessen  König,  der  transitive  NomiD*^ 
des  Singulars. 

^  Das  dänische  Kongo  ^König*. 


Der  Prophet  JeMiu  grönl&ndisch.  651 

vdloeene  in  dessen  Tagen,  von  udlok  Tag  mit  der  Appo- 
sition me  oder  ne  in.     Aus  den  Verbindungen  mit  Pluralen. 

2.  TussariUe,  killcBn  okkorsi-äf  Ndlegak  okallulermet:  Kit- 
tdi'ficet  nalegangortidlugidlo  perrorsäinka;  ajortulliartudle  uamnut. 

Höret,  Himmel  höret!  Da  der  Herr  zu  sprechen  beginnt: 
Indem  lüan'die  Kinder  zum  Herrn  auch  macht,  ernährte  ich 
sie;  aber  wie  eine  Uebelthat  gegen  mich. 

tusaaritse  höret!  Zweite  Person,  Imperfectum,  Plural  von 
tussdiyok  er  hört. 

kälasn  die  Himmel,  Plural  von  killak  der  Himmel.  Des 
darauffolgenden  Vocals  wegen  steht  kälceti  statt  kill(ßt, 

okkorsi-ä  so  viel  als  okkorse  höret!  Unregelmässig  ab- 
geleitet von  oma  höre!  mit  Anhängung  der  den  Vocativ  be- 
zeichnenden Partikel  ä. 

,Und  du  Erde'  (og  du  JordI)  ist  nicht  übersetzt,  obgleich 
es  der  hebräische  Text  enthält. 

okcUltUerpok  er  beginnt  zu  sprechen.  Ein  neues '  Wort 
aus  okallükpok  ,er  spricht'  und  dem  Verbalaffixum  lerpok 
,er  |)eginnt'  zusammengesetzt,  Okallulermet  weil  oder  da  er 
(als  Zweiter)  zu  sprechen  beginnt,  der  Conjunctiv  bei  zwei 
Handelnden. 

kittorncBt  Kinder,  Plural  des  nordgrönländischen  kittor- 
nak  Kind. 

ncUegangorpok  er  macht  zum  Herrn.  Ein  neues  Wort, 
aus  ndlegak  ,Herr'  und  dem  Verbalaffixum  ngorpok  ,er  macht 
zu  etwas'  zusammengesetzt,  nalegangortidlugit  ,indem  man  sie 
(mehrere)  zum  Herrn  macht'  ist  das  Gerundium  mit  dem  Suffi- 
xum  der  dritten  Person  Pluralis.  Der  Endconsonant  t  wegen 
Anhängung  von  lo  ,und,  auch'  in  d  verwandelt. 

perrorsäinka  ich  ernährte  sie  (mehrere),  erste  Person  Singu- 
laris  des  Präteritums,  mit  dem  Suffixum  der  dritten  Person 
Plural.  Von  perrorsdrpok  er  bringt  hervor,  er  zieht  auf,  er 
ernährt. 

ajortulliak  eine  böse  Handlung,  eine  Uebelthat.  Ajortvl- 
liartat  wie  eine  Uebelthat.  Der  Endconsonant  i  wegen  Ver- 
bindung mit  le  ,aber'  in  d  verwandelt. 

uamnut  zu  mir,  gegen  mich.  Bei  dem  Pronomen  und 
bei  der  Apposition  niU  erklärt.  Das  Verbum  substantivum  wird 
auffallender  Weise  nicht  ausgedrückt. 


662  Pfixmaior. 

Femer  ist  es  nicht  gut  begreiflich,  wie  man  das  dänische 
opdrage  B&tn  ,Kinder  erziehen^  grönländisch  durch  ^Kinder 
zum  Herrn  machen^  wiedergeben  konnte. 

3.  Umingmdh  innungne  ilirsarä,  Aaeniblo  ncdekhame  nersu- 
Üjsa  nerrividkt  ilirsariviä:  Israelible  sungoarloneet  ätsimangüä, 
innuvtarirsama  sungoarloneet  siunekangüdkt. 

Der  Ochs  kennt  seinen  Besitzer,  und  der  Esel  kennt 
ebenfalls  die  Futterstätte  der  Thiere  seines  Herrn:  aber  ent- 
weder kennt  Israel  nicht  das  Geringste,  oder  meine  Völker 
verstehen  nicht  das  Geringste. 

umingmdk  die  Kuh,  auch  der  Ochs;  bei  Kleinschmidt  der 
Bisamstier.  Man  glaubt,  dieses  Wort  sei  von  umtk  ,Bart'  ab- 
geleitet, wegen  des  langen  Haares  unter  dem  Kinn  und  dem 
Halse  des  Bisamstieres. 

innungne  sein  eigener  Besitzer,  von  tnnuX;  Mensch,  Besitzer. 

ilirsarä  er  kennt  ihn,  von  üirsaräu  Jemanden  kennen. 

Aseniblo  und  der  Esel.  Von  Asene,  das  dänische  Wort 
Äsen  ,Esel^ 

naUkkame  dessen  Herr  (transitiv),  von  ndlegak  Herr.  Die- 
selbe Form  gilt  auch  fUr  den  Plural:  dessen  Herren. 

nersutejsa  (transitiv)    dessen   Thiere.      Von   nenut   Thier. 

nerrividt  (transitiv)  dessen  Futterstätte.  Von  nerrivik  die 
Futterstätte.  Durch  ,Futterstätte  der  Thiere'  wird  das  dänische 
Krybbe  ,Krippe'  ausgedrückt. 

ilirsarimä  er  kennt  es  ebenfalls.  Ein  neues  Wort,  aus 
dem  obigen  Uirsaräu  ,etwas  kennen',  dem  Verbalaffixum  viok 
,auch,  ebenfalls'  und  ä,  dem  Suffixum  der  dritten  Person  Sing, 
zusammengesetzt. 

Isi'aelible  aber  Israel.     Von  hrade. 

sungoarloneet  entweder  etwas  Weniges,  oder  etwas  Weniges. 
Von  siingoak  ,etwa8  Weniges'  und  loneet  ,entweder  —  oder'. 

ilisimangilä  er  kennt  es  nicht.  Von  ilisimavok  er  weiss, 
er  kennt. 

innüvtak  ein  zugehöriger  Mensch.  InnuvtaHrsama  (Transi- 
tivum)  meine  zugehörigen  Menschen,  d.  i.  mein  Volk.  Bei 
innhvtak  wird  ein  unregelmässiger,  sonst  nirgends  verzeichneter 
Plural  zu  Grunde  gelegt. 

siunekangildt  sie  verstehen  es  (etwas  Weniges)  nicht.  Von 
suinekarpok  ,er  versteht'  und  ngildßt  negative  Endung  der  dritten 


Der  Prophet  Jesaiu  grftnlindisch.  653 

Person  Pluralis  mit  dem  Suffixum  der  dritten  Person  Singularis. 
SiunekangilxBt,  ohne  Accent  auf  der  letzten  Silbe,  wäre  einfach: 
sie  verstehen  nicht,  mit  Wegfall  der  Bedeutung  des  Suffixums. 

4.  Erkanarlit  innmüt  ajortiglü,  innutiit  ajorttUliaromatdut, 
erkardlereet  ajortut,  kittorncet  okäutsereetsut !  Nalegak  kemekdt, 
bradim  iblei'narirsä  ningeksarckt  tunnvMugo, 

Wehe!  Eine  Menge  sündige  Menschen,  eine  Menge  ent- 
artete Menschen,  böse  Landsleute,  eigensinnige  Kinder!  Den 
Herrn  verlassen  sie,  den  Heiligen  Israel's  erzürnen  sie,  sie  kehren 
ihm  den  Rücken. 

erkanäJc  Unglück,  als  Interjection :  wehe!  Die  Form  er- 
kanarlit ist  sonst  nicht  vorgekommen.  Es  mag  der  Plural  von 
erkanarlik  ,Unglück  habend'  sein,  mit  dem  Nominalaffixum  lik 
,irgend  etwas  habendi  Jedoch  fand  sich  kein  anderes  Beispiel 
von  der  reinen  Plural  form  lit 

innuieit  eine  Menge  Menschen.  Aus  innuk  ,Mensch'  und 
dem  Nominalaffixum  eit  ,viele,  eine  Menget 

ajortüik  sündig,  aus  ajorte  ,Sünde'  und  lik  ,irgend  etwas 
habendi  Der  Plural  von  lik  ist  gewöhnlich  glit,  daher  ajorti- 
glit  die  sündigen. 

ajortulliaromatout,  die  entarteten,  Plural  von  ajortvMiaro- 
matok  entartet. 

erkardlereet  Landsleute,  von  erkdrdlek  Landsmann,  einem 
von  erkä  ,Nähe,  Gränze,  Gegend'  abgeleiteten  Worte.  Hinzu- 
setzung des  Nominalaffixums  eek  ,einerlei,  gemeinschaftlich,  zu- 
sammen,' wodurch  erkardlereek  ,zwei  Menschen  aus  derselben 
Gegend,  zwei  Landsleute'  gebildet  wird.  Das  letztere  Wort 
ist  ein  Defectivum,  das  nur  im  Dual,  aber  nicht  im  Singular 
vorkommt.  Jedoch  ist  der  aus  dem  Dual  gebildete  Plural, 
erkardlereet,  wenn  von  Mehreren  die  Rede  ist,  üblich. 

ajortut  ist  der  Plural  von  ajortok  schlecht. 

oiaMf^ereefsoÄ:  verdrossen,  eigensinnig,  das  Participium  von 
okautsereepok  er   ist   widerspenstig.     Okäutsereetsut   der  Plural. 

kemekdt  sie  verlassen  ihn,  mit  dem  Suffixum  der  dritten 
Person  Singularis.     Von  kemekpok  er  verlässt  (Einen). 

Israelim  Israels,  Genitiv  statt  Israelit,  des  darauffolgenden 
Vocals  wegen. 

iblemarirsä  dessen  Heiliger,  mit  Zugrundelegung  einer 
sonst  nirgends   verzeichneten   Endung   des    Singulars,    ähnlich 


6Ö4  Pftsmaier. 

wie  bei  dem  Vers  3.  vorkommenden  innuvtarirsama.  Iblerpok 
er  hält  rein.  Verbunden  mit  narpokj  einem  Verbalaffixum, 
durch  welches  persönliche  Verba  in  unpersönliche  verwandelt 
werden,  entsteht  iblemarpok  er  ist  rein,  er  ist  heilig.  Davon 
das  verzeichnete  Participium  iblernartok  heilig. 

ningeksardßt  sie  erzürnen  ihn,  mit  dem  Suffixum  der  dritten 
Person  Singularis.     Von  ningeksärpok  er  macht  zornig. 

tunnudlugo  sie  (mehrere)  ihm  den  Rücken  kehren  (Infini- 
tiv), der  angewandte  Infinitiv  der  dritten  Person  Pluralis  mit 
dem  Suffixum  der  dritten  Person  Singularis.  Lugo  ist  im  an- 
gewandten Infinitiv  des  Suffixum  der  dritten  Person  zugleich 
für  die  dritte  Person  Singularis,  Dualis  und  Pluralis.  Von  <«»- 
nüpok  er  kehrt  den  Rücken. 

5.  Saag  kingörnagut  unatainekdtaaauise,  ajortuUicxkkcbSt  amcr 
dliginnaräusiffit?  Niakok  iamardluinak  nappängavok. 

Warum  wollet  ihr  nachher  geschlagen  werden,  da  ihr 
eure  Uebelthaten  nur  vermehret?   Das  ganze  Haupt  hegt  krank. 

kingörnagut,   seitdem,   nachher.     Von   kingo  der  Rücken. 

unatdmekdüsauise  werdet  ihr  stark  geschlagen  werden? 
statt:  wollet  ihr  euch  stark  schlagen  lassen?  Von  unatdiok  er 
schlägt,  mit  ne,  dem  aus  nek  abgekürzten  Infinitiv,  und  dem 
Verbalaffixum  käu  in  hohem  Grade,  stark.  Ist  die  zweite  Person  j 
Pluralis  des  Interrogativs  des  Futurums.  Die  Richtigkeit  derge-  j 
brauchten  Form  unatdinekäissauise  scheint  nicht  gewiss  zusein. 
Ein  Activum  wird  unter  Anderem  dadurch  in  ein  Passivum  ver 
wandelt,  dass  man  zu  ne,  dem  abgekürzten  Infinitiv,  das  Verbal- 
affixum karpok  ,er  hat,  er  besitzt^  hinzufügt,  wesshalb  es  wohl 
unatdinekasaauiae  , werdet  ihr  geschlagen  werden?'  heissen  sollte. 

ajortullicekkmse  eure  Uebelthaten,  von  ajortuüiak  ,Uebel- 
that'  mit  dem  intransitiven  Nominalsuffixum  der  zweiten  Person 
Pluralis,  nach  dem  Muster  von  ndlegak  Herr. 

amerdliginnaräusigit  da  ihr  sie  (mehrere)  nur  vermehret 
Ein   neues  Wort,    aus   amerdliok   ,er   vermehrt   die  Zahl'  uni 
dem  Verbalaffixum  ginnarpok  ,nur,  bloss'  zusammengesetzt,  ift 
der  zweiten  Person  Pluralis  des  Conjunctivs  bei  einem  einrig^i^ 
Handelnden,  mit  dem  Verbalaffixum  der  dritten  Person  Pluralis. 

niakok  taniardluinak  das  Haupt  insgesammt,  statt:  jedes 
Haupt.  Das  Wort  Hesse  sich  besser  durch  niakok  nungudluM 
wiedergeben. 


Der  Prophet  JeB»iiM  grönl&ndisch.  655 

nappdfigavok  er  liegt  krank.  Von  dem  ungebräuchlichen 
der  äusserst  selten  gebrauchten  Worte  ndppak  ^Elrankheit^ 
abgeleitet. 

Die  mit  dem  hebräischen  T]  mS'SidI  tibereinstimmenden 
Worte  og  hvert  Hjerte  er  mat  ,und  jedes  Herz  ist  matt'  sind 
Dicht  übersetzt. 

6.  Kärpiavsinit  cdluvstnun  agldkt  sungoamiglone&ii  ühittsokan- 
(pak;  ikkSinarmigle,  tiglürsäinarmik  mamilirksoämamiglo  singik- 
mängüsufmigloneet ,  mattusersimdngitsunmgloneet ,  Oltemigloneet 
fwnnudlcrsisirnängitsunnik. 

Von  eurem  Scheitel  bis  zu  euren  Fusssohlen  gibt  es  auch 
im  Geringsten  nichts  Ganzes ;  aber  nur  mit  Wunde  nur  mit 
Blaugeschlagenem  und  nur  mit  grossen  Beulen^  selbst  mit  nicht 
auggedrückten,  selbst  mit  nicht  verbundenen,  selbst  mit  Oel 
nicht  von  Schmerz  befireiten. 

kärpiavifinit  von  eurem  Scheitel.  Aus  kärpiak  Scheitel,  kar- 
pwwe  (transitiv)  ,euer  Scheitel  oder  Plural  eure  Scheitel'  und 
der  Apposition  nü  von.  Der  wörtliche  Sinn  sowohl  ,von  eurem 
Scheitel,'  als  ,von  euren  Scheiteln'. 

aUuvainun  zu  euren«  Fusssohlen.  Aus  allo  Fusssohle,  al- 
hme  (transitiv)  ,eure  Fusssohle  oder  eure  Fusssohlen'  und  der 
Apposition  nut  zu.  Nut  wird  wegen  des  darauffolgenden  Vocals 
ai  mn  verändert. 

agldt  nur,  sogar.  Steht  hier,  wie  in  vielen  anderen  Fällen, 
gleichsam  pleonastisch. 

sungoamigloneen  selbst  um  etwas  Geringes.  Aus  sungok 
»etwas  Geringes,'  der  Apposition  mik  ,mit,  um'  (verändert  zu 
•wj)  und  loneet  entweder,  oder,  sogar.  Letzteres  wird  wegen 
des  darauffolgenden  Vocals  zu  loneen  verändert. 

ülv/äsokangilak  Ganzes  gibt  es  nicht.  Aus  üluitsok  ganz, 
iörpoi  er  besitzt,  unpersönlich:  es  gibt,  kangilak  es  gibt  nicht. 
Letzteres  nach  dem  Muster  von  mattarpok  er  entkleidet,  mattan- 
fl(Jc  er  entkleidet  nicht. 

.ikketnanntgle  aber  nur  mit  Wunde  oder  ganz  und  durchaus 
Dit  Wunde.  Von  ikke  Wunde,  inak  blos,  nur,  durchaus,  inar- 
uk  (der  Verbindung  wegen  inarmig)  durchaus  mit,  le  aber, 
fifc  als  Form  der  Apposition  wird  Singularen ,  welche  kein 
afiixum  haben,  angehängt. 


656  Pfizmaier. 

tiglürsdCmarmik  nur  mit  Blaugeschlagenem.  Von  Hglmok 
ein  blauer  Fleck  vom  Schlagen,  inarmik  nur,  dorchatu  mit 
Mik  bezeichnet  wieder  den  Singular. 

marntlirksoäinarmglo  und  nur  mit  grossen  Beulen.  Am 
mai^ixilik  Wunde  oder  Beule,  mamilirksoak  eine  grosse  Beule, 
letzteres  durch  das  Nominalafiixum  rksoak  ,gros8'  gebildet,  »4 
(der  Verbindung  wegen  nig  ,mit^  und  lo  ,und'.  Nik  als  Form  dff 
Apposition  wird  Dualen  und  Pluralen  des  Nomens  angehiagt 

singiksimdngitsunnigloneet  selbst  mit  nicht  bereits  aiisp- 
drückten  (nämlich  Wunden  und  Beulen).  Aus  »ingäcriok  & 
Feuchtigkeit  oder  Unreinigkeit  ist  aus  etwas  ausgedrückt,  «o- 
vok  es  ist  im  Begriffe,  es  hat  bereits,  mangitsok  (ma-n^Ui) 
bereits  nicht  im  Begriffe  (ein  Participium),  inangäsiumig  statt 
ma-ngitsok-nik  mit  nicht  bereits  im  Begriffe  seienden,  wobei  «i 
als  Form  der  Apposition  den  Plural  bezeichnet,  und  loneei  sogv. 

mattusersimangitsunnigloneet   selbst   mit   nicht   bereits  Ter-  i 
bundenen.     Von  mattusersok  es  wird  verdeckt ,   es  wurde  vff- 
bunden,  wie  eine  Wunde.     Sonst  wie  das  Obige. 

Oliemigloneet  selbst  mit  Oel.   Olie  ist  das  dänische  Olie  yOd'* 

mannudlorsunmangttsumiik  mit  nicht  von  Schmerz  befreites. 
Aus  mannudlorpok  er  lindert  den  Schmerz,  siok,  einem  das  Trai' 
sitivum  in  ein  Intransitivum  verwandelnden  Verbalaffixom,  a- 
mavok  es  ist  gewortlen,  einem  anderen,  dem  oben  angefWut* 
m<irt>^*  sehr  ähnlichen  Verbalaffixum.  wobei  simiiugiisunnik'^titt 
das  mit  i*iA*  verbuudono  nt-pitive  Participium.  Die  Form  s* 
,mit'  bezeichnet  den  Plural. 

7.  y^Hnarse  uHthjurok.  igU>rfirrk:f*j*t:fe  ingnergoarmin  OsMtr 
put:  ttfkhynvirtat  narks^r^  ftkkuvsine  nungupejt ;  \unguiiitibff' 
p*}k  ^t^rAiiicr,    s»''nllo  'ikki^rhrt  pkorng*.frutit;ficiiP-nne, 

Euer  l^nd  ist  verschwunden,  eure  Städte  sind  dnrA 
Feuersbnmst  ansrezilndei :  Fremde  vernichten  eure  t'elder  vor 
euren  Augen :  es  ist  dort  Verwüstung,  als  ob  Feinde  auf  te 
Stätte  der  Zorstorun^r  wären. 

ntbiitrs^  '  intransitiv     euer  Land. 

V 

ndni*Hr'^k  es  ist  zu  Ende,  es  ist  verschwunden. 

4<;'v'.^r^»r''**vj<v^rA?  iutransitiv.  eure  Städte  mach  dem  Mtister 
voti  i*w4?.v  IVvt  .  Von  «7^> t'^Vvif >>A  eine  gn>sse  Menge  HäOÄcr» 
eine  Stavlt,    eiueiu    aus    i;'.»    .Haus*    uiid    dem    Nominalaffixntt 


Dor  Prophot  Jesaias  grönl&ndiseh.  ^  657 

ingn^8oarmin  mit  Feuersbrunst.  Min  ist  die  wegen  des 
folgenden  Vocals  veränderte  Apposition  mity  durch  welche  zu- 
gleich der  Singular  bezeichnet  wird.  Von  ingnSrsoak  ein  grosses 
Feuer,  abgeleitet  von  ingnek  Feuer. 

ikisimaput  sie  sind  angezündet.  Von  ikisimavok  (intran- 
sitiv) es  ist  angezündet  worden. 

tekkömartcet  Fremde,  der  mit  dem  Genitiv  gleichlautende 
transitive  Plural  von  tekkömartdk  ein  Fremder. 

narkscese  (intransitiv)  eure  Felder.    Von  närksak  ein  Feld. 

tekküvsine  in  eurer  Gegenwart,  vor  euren  Augen.  Von 
tekko  Anwesenheit,  Gegenwart,  mit  der  Apposition  ne  in,  durch 
welche  ein  Nominalaffixum  angezeigt  wird.  Nach  dem  Muster 
von  iglo  ,Haus^  bei  den  Appositionen. 

nungup^t  sie  vernichten  sie  (mehrere).  Von  nungüpok 
(transitiv)  er  macht  damit  ein  Ende,  er  vernichtet.  NunguptU 
sie  vernichten,  mit  Verwandlung  der  £ndung  j^u^  in  p^jt^  welches 
das  Affixum  der  dritten  Person  Pluralis. 

nungutsivikarpok  es  ist  Verwüstung.  Von  nungüUivik  ,Ver- 
wtistung'  und  karpok  er  hat,  er  besitzt,  es  gibt. 

akkSrkoit  Feinde,  Plural  von  akkerak  Feind.  Nach  dem 
Muster  von  ncüegak  ,Herr'  bei  den  Beugungen  der  Nenn- 
Wörter. 

piorngdßrutitsiüidßnnc  ,auf  der  Stätte  oder  zur  Zeit  der  Zer- 
störung^  Von  pioimgdu^utipok  (trapsitiv)  er  zerstört,  tsioky  einem 
Verbalaffixum,  durch  welches  das  transitive  Verbum  in  ein 
intransitives  verwandelt  wird,  und  dem  Nominalaffixum  vik, 
der  Ort  oder  die  Zeit,  wo  etwas  geschieht.  Vicenne  an  der 
Stätte,  mit  ne  ,in',  welches  den  Dual  oder  Plural  anzeigt.  Nach 
dem  Muster  von  niina  ,Land^  bei  den  Appositionen. 

8.  Zione  kissime  aimnSrrivok  iglungoariut  näutsevingme  Vi- 
nüiksame  4totut,  pigärbingoartut  nautsevingme  päui^närsoalingme 
4U>tut,  iglorperkso'itut  annekütutut, 

Zion  ist  allein  übrig  wie  eine  in  einem  Weingarten  be- 
findliche Hütte,  wie  ein  in  einem  Garten  der  grossen  Schwarz- 
beeren befindliches  Wächterhäuschen,   wie  eine   erlöste  Stadt. 

Zione  Zion.  In  dem  Ausdrucke  ,Zion's  Tochter'  ist  ,Tochter* 
weggelassen. 

kissime  er  allein. 

dimnerrivok  (intransitiv)  er  ist  übrig. 


658  •  Pfliinaier. 

iglungoarUU  wie  ein  kleines  Haus.  Aus  iglo  Hans,  mit 
dem  Nominalaffixum  ngoak  ^klein^  und  der  Conjunetion  M  wie, 
gleichwie. 

näutsevingme  in  dem  Garten.  Aus  nautsevtk  Garten,  wddiei 
seinerseits  aus  nauts&ok  ^pflanzen^  und  dem  Nomin alaffixmn  «2 
,Stätte^  gebildet  ist^  mit  der  Apposition  me  ,in'  als  Zeichen  da 
Singulars. 

Vinüiksame  in  dem  zu  Weinichtem  bestimmten.  Aus  M 
(dänisch  Viin)  Wein,  den  zwei  Nominalaffixen  lik  etwas  be- 
sitzend, ksak  oder  sak  ,zu  etwas  bestimmt'  und  der  Appodtiaii 
me  ,in'  ebenfalls  als  Zeichen  des  Singulars.  Bildung  des  Doppel- 
Wortes  naii'tsevik  viniliksak  Weingarten. 

^totut  wie  derjenige,  der  ist  —  wie  der  seiende.  D» 
Participium  etok  von  ^pok  (intransitiv)  er  ist,  mit  der  Conjimctifli 
tut  wie,  gleichwie. 

jngdrhmgoartut  wie  ein  kleines  Wachhaus.  Aus  figaiVk 
Wachhaus,  welches  von  pigärpok  ,er  wacht'  abgeleitet,  ngwJt, 
den  Nominalaffixen  ,klein'  und  bik  ,die  Stätte ,  wo  etwas  ge- 
schieht', mit  tut  gleichwie. 

päuimarsoalingme  in  dem  grosse  Schwarzbeeren  hemtisor 
den.  Aus  päuimak  eine  Schwarzbeere,  auch  Beere  überhäuft 
päurnarsoak  eine  grosse  Schwarzbeere  oder  Beere,  mit  Uk  ,etwii 
besitzend'  und  Apposition  me  ,in',  welche  den  Singular  b^ 
zeichnet.  Bildung  des  Doppelwortes  nautsevik  päumarsoaUk  eil 
grosse  Schwarzbeeren  besitzender  Garten.  Das  eigentliche  Wflit 
ist  jKürbisgarten'  (dünisch  Gräskar-Have),  welches  hier 
ländisch  auf  die  obige  Weise  ausgedrückt  wird.  Zu  bem 
ist  die  Setzung  des  Substantivums  vor  das  Adjectivum 
die  Anhiingung  der  Apposition  me  an  beide. 

iglorperkso'itut   wie   eine  Stadt.     Aus   iglorp^rkäo'it , 
bei  Vers  7  erklärten  Plural,  mit  der  Conjunetion  tut, 

annektitutut  wie  die  erlösten.    Aus  annektipok  (in 
erlöst  werden.     Aus   annektifut   die   erlösten,   dem  Plural 
Participiums   annektitoky   wobei  tok  in  tut  verwandelt,  jedi 
der   Endconsonant  in   Rücksicht  auf  die   Verbindung 
werfen  wird,   mit  nochmals  tut ^   welches   die  Conjunetion 

^ü.    Hier  wieder  Setzung  des  Substantivums  vor 

irauch   des  Plurals   des  Participi 
dehes  ein  Plural  ist,  und  AnhSngiii 


Der  Prophet  Jesaias  grSnI&ndiscb.  659 

der  Conjunction  tut  ^gleichwie'  sowohl  an  das  Substantivum 
als  Adjectivum.  Bei  Fabricius  findet  sich  die  Angabe/  dass 
bei  der  Conjunction  tut  das  erste  t  zu  der  vorhergehenden 
Silbe  gezogen  wird,  also  z.  B.  sekkinertut  ,wie  die  Sonne^  die 
Aussprache  sekkinert-ut  erhält.  Es  geschieht  dies  offenbar,  um 
die  genannte  Conjunction  von  der  Plui'alendung  ut  zu  unter- 
scheiden. 

9.  Nalekkab  Zehaotib  simnerringoarkungipdtigut,  Södomasun 
igaUödisaersogut,   Gomorramd  arsigissegikput. 

Wenn  der  Herr  Zebaoth  nicht  erachtete,  dass  er  uns  ein 
wenig  übrig  lasse,  würden  wir  wohl  wie  Sodom  sein,  Gomorra 
gewiss  gleichen. 

nalikkah  Zehaotib  sind  transitive  Endungen  von  nälegak 
,Herr*  und  Zehaote, 

simnSrringoarkungipätigui  wofern  er  nicht  erachtete,  dass 
uns  ein  wenig  übrig  sei.  Aus  simnSrrivok  (intransitiv)  es  ist 
übrig,  den  zwei  Vcrbalaffixen  ngoarpok  nur  wenig,  kupok  er 
hält  dafür,  dass  es  so  ist,  Negativum:  kungilak  er  hält  nicht 
dai\ir,  dass  es  so  ist,  letzteres  in  der  Form  kungipdtigiUj  dem 
Subjunctiv  bei  zwei  Handelnden  in  der  dritten  Person  Singu- 
laris  mit  dem  Suffixum  der  ersten  Person  Pluralis,  von  kungtpet 
wofern  er  nicht  dafür  hält,  dass  es  so  ist.  Das  Suffixum  pdti- 
gut  ,uns'  hat  jedoch  auf  das  ganze  zusammengesetzte  Verbum, 
nicht  ausschliesslich  auf  kupok  Bezug. 

Södomasun  steht  statt  SMomasut  ,wie  Sodom%  indem  t 
wegen  des  Vocales  des  folgenden  Wortes  in  n  verwandelt  wird. 
8ut  ist  für  gewisse  Wörter  so  viel  als  das  oben  gebrauchte  tut. 

egallöäisseraogut  wir  würden  wohl  sein,  das  Paulopost- 
futurum in  der  ersten  Person  Pluralis.  Aus  4pok  (intransitiv) 
,er  ist^  und  dem  Verbalaffixum  allöarpok  ,wohl,  zwar%  vor 
welchem  ein  g  eingeschaltet  wird.  Im  Paulopostfuturum  die 
Formen  Sgallöäissersok  er  würde  wohl  sein,  egallöäüsersogut  wir 
würden  wohl  sein. 

Gomorrarn^  Gomorra  gewiss,  mit  der  Conjunction  me,  ja, 
ja  gewiss,  auch:  ich  weiss  nicht.  Die  Conjunction  hat  hier, 
um  sie  von  der  Apposition  me  zu  unterscheiden,  einen  Accent. 

ardgüsegikput  wir  würden  ihm  gleichen,  das  Paulopost- 
futurum in  der  ersten  Person  Pluralis  mit  dem  Verbalaffixum 
der  dritten  Person  Singularis.    Zu  bemerken  die  Formen  arsi- 


660 


Pfismaier. 


gäu  (transitiv)  er  gleicht,  artigissersok  er  würde  gleichen,  ani- 
gissersoffut  wir  würden  gleichen,  artigissegOcput  wir  würdaibi 
gleichen. 

10.  Ncdegdrsoit  Sodomamin  okkarsi-äl  NaUüum  eUm 
tussartigit;  tnnuieit  Gomorramin  okkorsi-äl  Gudüfta  iMMij 
misttgilerstgit. 

Grosse  Herren  aus  Sodom  höret!  HOret  die  Worte 4i 
Herrn;  die  Menge  Menschen  aus  Gomorra  höret!  Merket nf 
die  Gebote  unseres  Gottes. 

nalegdrsoak  ein  grosser  Herr,  anomaler  Plural:  naUjMl 

Sodomamin  aus  Sodom,  mit  der  Apposition  mit  yon,  fli^ 
welche  wegen  des  folgenden  Vocals  in  min  verwanddt  wü; 
und  den  Singular  anzeigt. 

okkorsi'ä  höret!  Ein  als  Pronomen  und  VocatiT  betrackM 
Wort. 

naUkkam   des  Herrn ,  des  folgenden  Vocals  w^en  M' 
nalekkab. 

okäuzee  (intransitiv)  dessen  Worte,  Plural  von  akäHakVl9A\ 

tussarsigit  höret  sie  (mehrere,    nämlich  die  Worte)!  Dvj 
Imperativ   der   zweiten  Person  Pluralis  mit   dem  AfBxoB 
dritten  Person  Pluralis.     Von  tussdrpok  er  hört. 

Gomorramin  aus  Gomorra,  statt  Gomorramity  wie  oben 
Sodomamin. 

Gudivta  (transitiv)  unseres  Gottes,  von  Gude  Grott  (dlaii«k| 
Gud). 

intieizisej  (^intransitiv)  dessen  Gebote.  Von  inn^izit  dn  Gel 

missigilersigii  merket  auf  sie  (mehrere,  nämlich  die  Gebote) 
Der  nämliche  Imperativ  mit  dem  nämlichen  Affixum  wie 
bei  tusitarsigit.  Von  missigilerpok  (^transitiv)  er  beginnt  zu  m< 
er  bekommt  das  Gefühl   davon. 

11.  Suksarissauika  tunnirsutise  amerdlakersuif  tajma 
gnk  okarpok;   säuwn  angürso'it    ikuelUktitekseet    ariupaka 
mäit  putilarsörto'it  puellarsusiirt  tapudlugo ;    umingmäidlo 
kiedlo  säuäurswdlo  angurso'in  aucet  nuenneringilara. 

Werde  ich  die  grosse  Menge  eurer  Opfer  zu  etwas  hnui 
So  spricht  der  Herr;  der  Feuerstätten  der  Schafe,  der  WÜ 
bin  ich  überdrüssig,  des  Futters  der  fetten  Ochsen  inglacfc«! 
und  an  dem  Blut  der  Ochsen,  der  Lämmer,   der  Ziegen, 
Widder  und  Schafe  habe  ich  keine  Freude. 


D^r  Prophet  Jesaias  grönl&ndisch.  661 

suksai'issauika  werde  ich  sie  (mehrere)  zu  etwas  brauchen  ? 
Die  erste  Person  des  Futunims  des  Interrogativums  mit  dem 
Affixum  der  dritten  Person  Pluralis^  von  suksaräu  er  will  es 
zu  etwas  brauchen.  Meistens  in  der  Form  des  Interrogativums 
aus  der  Bedeutung:  Wozu  wird  er  es  brauchen? 

tunnirsutise  (intransitiv)  eure  Opfer.  Von  tunmrsüt  Gabe, 
Opfer. 

amercUakersut  eine  grosse  Menge.  Von  amerdlavok  (in- 
transitiv) es  gibt  viele. 

täjma  80;  auf  diese  Weise. 

sätLCBfi  Schafe,  des  folgenden  Vocals  wegen  statt  säucet, 
Plural  von  säua  Schaf.  Dieses  Wort,  eskimoisch  saugak,  stammt 
von  dem  isländischen  saudr  Schaf. 

angürsott,  Plural  von  angüraoak  ein  Widder.  Abgeleitet 
von  angut  Mann,  auch  Männchen  vierfüssiger  Thiere. 

ikueüehtü^kscBt  Feuerstätten.  Abgeleitet  von  ikuellektipok 
er  zündet  Feuer  an,  ikuellektite  einer,  der  Feuer  anzündet, 
mit  te,  einem  die  Verrichtung  der  Handlung  des  Verbums 
bezeichnenden  Nominalaffixum ,  und  ksak^  einem  anderen 
Nominalaffixum  von  der  Bedeutung:  zu  etwas  bestimmt 
oder  dienlich.  Die  Zusammensetzung  steht  für  das  Wort 
Brandopfer. 

ariupaka  ich  bin  ihrer  (mehrerer)  überdrüssig.  Von  ariu- 
pok  (transitiv)  er  ist  dessen  überdrüssig,  mit  dem  Suffixum 
der  dritten  Person  Pluralis,  erste  Person  Singularis  ariuponga, 

umingmäit  Plural  von  umingmdk  Ochs. 

puellarsörso'it  sehr  fette,  Plural  von  puellaraörsoak  sehr 
fett.  Letzteres  mit  dem  Nominalaffixum  rsoak  ,gross,  sehr^ 
aus  pvsUarsok  ,fett^  gebildet.  Der  Plural  des  Affixums  i'soak 
ist  ausnahmsweise  rso'it. 

puellaraüdcEt  (transitiv)  dessen  Fett,  auch  deren  (mehrerer) 
Fett,  von  piiellarsüsek  das  Fett. 

tapüdlugo  sammt,  nebst,  der  angewandte  Infinitiv  der 
dritten  Person  Singular  mit  dem  Affixum  der  dritten  Person 
Singular.  Von  tapupok  es  ist  inbegriffen,  tapüdlune  es  inbe- 
griffen sein,  tapudlugo  es  in  ihm  inbegriffen  sein. 

savdrak  ein  Lamm,  saxuirkiBt  Lämmer.  Wörter  auf  rak 
nehmen  im  Plural  nach  r  ein  k  und  ziehen  immer  auf  diese 
Silbe  den  Äccent. 

Sitznngsher.  d.  phil.-hist.  Cl.   CXI.  Bd.  H.  Hft.  43 


662  Pfi«in»ier. 

säiiäursak   eine  Ziege,   säuäurscedlo   und  die  Ziegen, 
Veränderung    des  Plurals  cBt  zu  cßd.     Dieses   und  das  Yorkr 
gehende  Wort  sind  von  säiui  ,Schaf  abgeleitet. 

angürsom  steht  des  nachfolgenden  Vocals  wegen  statt» 
gürso'ü  ,die  Männchen,  die  Widder^ 

mukt  (intransitiv)  deren  (mehrerer)  Blut.     Von  oui 

nuenneringUara  ich  habe  keine  Freude  daran.    Von 
neräu  er  hat  an  etwas  Freude,  nuenneringäak  er  hat  an  etim 
nicht  Freude,  nneiineringilanga  ich  habe  an  etwas  nicht  Fmk^ 
mienneringilara  ich  habe  an  ihm  (daran)  nicht  Freude. 

12.  Täutumnut  sarkomSrpose ;  kia  pekkogdse  innma  aU- 
Itänetut  tungmäisshgisef 

Ihr  zeiget  euch  vor  meinem  Angesicht ;  wer  hat  e«i 
befohlen,  dass  ihr  in  meinen  Vorhof  treten  würdet? 

täuto  das  Angesicht,  täutumnut  zu  meinem  Angesicht 

sarkomerpok  er  zeigt  sich,   sarkomerpoae  ihr  zeiget  caA 

kiaf  wer? 

p^kkovok  er  befiehlt,  pekkorsok  er  hat  befohlen,  jjetbjfc 
er  hat  euch  befohlen. 

innima  (transitiv)  meine  Kammer,  auch  meine  KainM% 
von  inne  die  Kammer. 

»ilkidlidnetut  erklärt  sich  als  ein  Participium  Plnralis  ^ 
der  Bedeutung:  in  dessen  äussersten.  Von  silUidUk  das  äusserstt» 
wa«  der  Luft  am  nächsten  ist,  auch  eine  Hausflur.  DasWflH 
ist  von  süla  ,Luft'  abgeleitet.  Fabricius  enthält  den  Ausdruck 
inmma  silladlianepok  es  ist  in  meiner  äussersten  ELammer,  wob« 
der  Gebrauch  des  Suffixums  angegeben  wird.  Zu  GroiA 
liegt  daher  sUladliä  dessen  äusserstes,  süladltdne  in  des* 
äusserstem,  silladlianepok  es  ist  in  dessen  äusserstem,  letitfl* 
ein  auf  ganz  ungewöhnliche  Weise  gebildetes  Verbum,  w* 
ches  bei  Kleinschmidt  fehlt.  Das  Participium  dieses  Verbin^i 
ist  silladliauetok;  der  Plural  des  Participiums  ist  regelmWI^ 
silladlidnetut, 

tungmdissegise  ihr  würdet  auf  sie  (die  mehreren)  tret* 
Von  tungmarpok  er  tritt,  Paulopostfiiturum  tungmaisierpck ^ 
würde  treten,  tungmaissersose  ihr  würdet  treten,  tungmäisif^ 
ihr  würdet  auf  sie  (die  mehreren)  treten.  Der  Plural  d«i 
Affixums  wird  in  Rücksicht  auf  den  Plural  siUaluh^ 
gesetzt. 


Der  Prophet  Jesaias  grönl&ndisch.  663 

13.  TunnirsxU  nerrirseksak  ditsungndrsiuk.  TipigisäiUersUo 
anninganikbisilo  kattisimatartorbisilo  mdjilngnakäut  uamntU,  Ajor- 
tit  nedliütudlo  umigdka. 

Traget  nicht  mehr  das  Opfer,  die  Speise  hervor!  Euer 
Räucherwerk,  eure  Neumonde  und  eure  Versammlungsorte  sind 
mir  zum  Ekel.     Sünden  und  Festtage  hasse  ich. 

tunnirsüt  eine  Gabe,  ein  Opfer. 

nerrirsiksak  die  Speise. 

dipok  er  trägt  hervor,  düsungndrpok  er  trägt  wahrschein- 
lich hervor,  das  letztere  mit  dem  Verbalaffixum  ungnarpok  es 
geschieht  hoffentlich,  er  thut  vermuthlich.  Die  Einschaltung 
von  ts  vor  diesem  Affixum  ist  eine  Unregelmässigkeit,  welche 
auch  anderswo  beobachtet  wurde.  So  ilipok  er  lernt,  ilitsung- 
narpok  es  geschieht  hoffentlich,  dass  er  lenit.  Kleinschmidt 
sagt  jedoch,  dass  für  dieses  Affixum  nur  die  Bedeutung :  ,nicht 
länger,  nicht  mehr^  gebräuchlich  sei,  was  hier  berücksichtigt 
wurde,  da  es  mit  dem  dänischen  Bärer  ikke  mere  forfängeligt 
Madoffer  frem  ,traget  nicht  mehr  eitles  Speiseopfer  hervor' 
tibereinstimmt.  Abzuleiten  ist  daher  von  den  Imperativen 
düsungnaritse  traget,  wie  zu  erwarten  ist,  hervor!  dttsungndrsiuk^ 
traget  es,  wie  zu  erwarten  ist,  hervor!  Oder  richtiger:  Traget 
nicht  mehr  hervor!   Traget  es  nicht  mehr  hervor! 

tipigiksäutersilo  und  euer  Raucher  werk.  Von  tipigiksäut 
das  Räucherwerk,  tipigisäut^rse  (intransitiv)  euer  Räucherwerk, 
mit  lo  und  Ableitung  von  tipe  Geruch. 

anninganikbisilo  und  eure  Festtage.  Von  anninganikpok 
es  ist  Neumond,  bik  (Nominalaffixum)  der  Ort  oder  die  Zeit, 
wo  etwas  geschieht,  arninganikbiae  (intransitiv)  eure  Neumonde, 
d.  i.  Festtage,  nach  dem  Muster  von  kimik  bei  den  Nominal- 
Buffixen. 

kaitisimdiartorhisilo  und  eure  Versammlungsorte,  von  kat- 
tisima'iartorbik  der  Versammlungsort,  wobei  bik  das  Nominal- 
affixum wie  in  dem  Obigen. 

mdjilngnakäut  sie  (mehrere)  sind  zum  Ekel.  Von  mdjung- 
vakäu  es  ist  zum  Ekel. 

iLamnut  mir.    Von  uanga  ich,  mit  der  Apposition  nut  zu. 


'  Die  Endung  nceraiuk   in  dem  Texte  ist  eine  andere   Schreibweise,  wo 
nicht  eine  Irrung. 

43* 


664  Pfismaier. 

ajorte  die  Sünde,  Plural  ajortit, 
nedli'&tok  ein  Festtag,  Plural  nedlii&tvt, 
umigdka  ich  hasse  sie  (mehrere).    Von  umigäu  er  hasit, 
umigäunga  ich  hasse,  umigdra  ich  hasse  ihn. 

14.  AnninganikJme  kattinmävbikscRsüo  udludlo  iüifmvi 
nedllutuf  umighj  tarnima;    ariupaka;    ko'ieginercknne  kcurnim^ 

Eure    Neumonde    und    eure    zu   Versammlungsorten  b^ 
stimmten   Orte   und    die  Tage,    für   euch    Festtage,  sie 
meine   Seele;   ich  bin  ihrer  überdrüssig;   sie    zu  ertragen 
ich  müde. 

anninganikbise  eure  Neumonde. 

katfmmävhikscB^ilo  und  eure  bestimmten  Versammlungs- 
orte. Von  kattisimäubik  ein  Versammlungsort ,  so  viel  «k 
katti^imaiartorb'ik  in  dem  vorhergehenden  Verse,  dann  von 
dem  Nominalaffixum  ksak  eine  zu  etwas  bestimmte  Sache. 
KaUidmäuhikscese  (intransitiv)  ,eure  bestimmten  Versamm- 
lungsorte' richtet  sich  nach  dem  Muster  von  kanek  bei  de» 
Appositionen. 

tidludlo  und  die  Tage,  von  ildlok  der  Tag, 

ülipsinut  euch,  zu  euch,  von  ihlit  du,  mit  der  Appoffltion 
ntU  zu. 

nedliütiit  die  Festtage,  wie  oben. 

umigej  er  hasst  sie  (mehrere),  von  umigäu  er  hasst 

idnnvia  (transitiv)  meine  Seele,  von  tdme  die  Seele,  nach 
dem  Muster  von  arse  bei  den  Appositionen, 

ariupaka  ich  bin  ihrer  (mehrerer)  überdrüssig. 

ko'ieginerdmne  in  deren  (mehrerer)  Ertragen,  von  Aot^ 
ertragen,  dem  imbeschränkten  Infinitiv  des  Verbums  fo*«J^ 
er  erträgt,  ein  Singular  mit  der  Apposition  ne  in.  Nach  döl 
Muster  von  fuuenne  auf  deren  (mehrerer)  Schulter,  ikUrMv^ 
in  deren  (mehrerer)  Kiste,  iglodnne  in  deren  (mehrerer) 
Hause  u.  s.  w.  Bei  den  Appositionen. 

kassuvonga  ich  bin  müde,  von  kassuvok  er  ist  müde. 

15.  Arkswse  uamnun  issmktoi'usigin  agldkt;  ir^ikkaiüif^ 
sdtipwlcka;  tidcsiartiünainisime  agldit,  txissdngiläuse  Arkscese  ebMif 
miJc  ullipkdrmeta. 

Wenn  ihr  auch  eure  Hand  zu  mir  ausstrecket,  wende  id* 
meine  Augen  von  euch;  wenn  ihr  auch  immer  betet,  ich  hÖ*^ 
euch  nicht,  denn  eure  Hand  ist  voll  von  Blut. 


Der  Prophet  Jesaiae  grönlindisch.  66ö 

arkscese  (intransitiv)  eure  Finger,  d.  i.  eure  Hand,  Plural 
von  arksäk  der  Finger,  mit  dem  Nominalsuffixum  der  zweiten 
Person  Pluralis.  Der  einfache  Plural  unregelmässig  arksiit,  in 
der  Bedeutung  von  ,Hand^  gebraucht. 

tiavinun,  wegen  des  folgenden  Vocals  statt  uamnut  zu  mir. 

iascektorusigin  wenn  ihr  sie  (mehrere)  ausstrecket.  Von 
issmktorpok  er  streckt  aus,  üscektortise  wenn  ihr  ausstrecket, 
isscektorusigin,  wegen  des  folgenden  Vocals  statt  isscektoru^igit 
wenn  ihr  sie  (mehrere,  d.  i.  die  Finger)  ausstrecket. 

aglcßt  hat  hier  die  Bedeutung:  sogar,  auch. 

irstkka  (intransitiv)  meine  zwei  Augen,  Dual  von  irse  das 
Auge,  mit  dem  Suffixum  der  ersten  Person  Dualis.  Irsik  zwei 
Augen,  irsika,  das  k  nicht  verdoppelt:  meine  (mehrere)  Augen. 

ülipsinit  von  euch. 

sätipcekka  ich  wende  sie  beide  (d.  i.  beide  Augen).  Von 
sdterpok  er  wendet,  säterponga  ich  wende,  sdterpara  ich  wende  ihn. 

tuksiartumarusimh  wenn  ihr  gewiss  immer  betet.  Von 
iüksiarpok  er  betet,  tuksiartutnarpok  er  betet  immer,  mit  dem 
Verbalaffixum  tutnarpok  immer,  beständig,  tuksiartuinariise 
wenn  ihr  immer  betet.    Letzteres  yerbunden  mit  m^  ja,  gewiss. 

tussangüäuse  ich  höre  euch  nicht.  Von  tussdrpok  er  hört, 
tussangilak  er  hört  nichts  tussangilanga  ich  höre  nicht,  tuasan- 
gilara  ich  höre  ihn  nicht. 

äungmik  mit  Blut,  von  auk  Blut.  Durch  die  Apposition 
mik  wird  der  Singular  bezeichnet.  Aungnik  würde  bedeuten: 
mit  dem  Blute  Mehrerer. 

ullipkdrvieia  weil  sie  (mehrere)  voll  sind.  Von  ullipkdr- 
pok  er  ist  voll,  uUipkdi^met  weil  er  (ein  Zweiter)  voll  ist,  uUip' 
kdrmeta  weil  sie  (mehrere  als  Zweite)  voll  sind.  Der  Plural 
des  Verbums  steht  in  Bezug  auf  arksoßse  eure  Finger,  d.  i. 
eure  Hand,  welches  der  Plural  des  Nomens  ist. 

16.  Uharitse  ervkcbleritse,  piraartcekkavse  ajorsüsicet  irsimnit 
pckrsiuk,  aj(yrtvlUdi88cerdltL8&, 

Waschet  euch,  beginnet  gereinigt  zu  sein,  das  Böse  eurer 
Handlungen,  nehmet  es  von  meinen  Augen  weg,  höret  auf, 
schlecht  zu  sein! 

ervkciii^ok  er  ist  rein  geblieben,  abgeleitet  von  ippek,  Plural 
ervkit  Schmutz.  Dazu  lerpok  er  beginnt,  ei'vkckleritse,  der  Dual 
der  zweiten  Person  Pluralis. 


GC6  Pfisa»i«r. 

pirsartoikkavse  (Transitiv)  eure  Handlungen,  Yonpndria^ 
die  Handlung. 

ajorausek  das  Böse,  ajorsusiä  (Intransitiv),  aijanutUk  (Tm- 
sitiv)  dessen  Böses. 

ivse  das  Auge^  irsima  (Intransitiv)  meine  (mehrere)  AngeHt 
irsimnit  von  meinen  (mehreren)  Augen.  Im  Dual  iräduk^ 
transitiv)  ,meine  beiden  Augen^  wird  die  Verbindung  mit  ti 
nicht  verzeichnet. 

pctvsiuk  (Imperativ)  nehmet  es  weg !  Von  fdetfik  er 
nimmt  weg. 

ajorhdUarpok  er  handelt  schlecht,  ajorltiUidissavok  er  wird 
schlecht  handeln,  acbrpok  (Verbalaffixum)  er  lässt  ab,  hört  vtf 
etwas  zu  thun.  Das  letztere  wird  immer  mit  dem  Futnvi 
verbunden.  Daher  ajortvlliaissdiiyok  er  hört  auf,  scUeditn 
handeln,  ajortullidisaeerdluse  (angewandter  Infinitiv  der  iwritai 
Person  Pluralis)  ihr  aufhören,  schlecht  zu  handeln. 

17.  Ajungitaulliarneng  ilinwrsiuk,  kunnutäast  Odönofnfif 
'dlidi'»u'ä  pingisinidrsigit,  u'idUimerit  tgdlermfrsigii» 

Lernet  Gutes  üben,  den  Unterdrückten  helfet,  die  Wii« 
nehmet  in  Schutz,  die  Witwen  vertheidiget ! 

ajungitsulüok  er  thut  Gutes,  ajungUsuUiarpok  er  thut  en 
wenig  Gutes,  ajungitsulliarnek  (unbeschränkter  Infinitiv)  CWä 
thun.  Die  Endung  neng  statt  nek  wird  wegen  des  Vocab  ta 
folgenden  Wortes  gebraucht.  AnjungüsiMiarpok  wird  in  d«* 
Wörterbuche  Fabricius'  nicht  verzeichnet.  Es  ist  aus  demVöbi 
affixum  arpok  ,ein  wenig'  gebildet.  Bei  Kleinschmidt  finW 
sich  ajungltaülUorpok  udöver  Godt  ,Gutes  üben*.  Es  wöiw 
, wiederholt,  mehrmals  Gutes  üben'  bedeuten  und  ist  aus  d( 
Verbalaffixum  orpok  ,wiederholt,  mehrmals*  gebildet 

ilinidrsmk  trachtet  es  zu  lernen!    lUpok  er  lernt,  üiniarf^ 
er  trachtet  zu  lernen,  mit  dem  Verbalaffixum  niarpok  er  trachttt 

kuimutttcet  (Nominativ  und  Genitiv  PluraUs)  die  UnterdrilA" 
ten.  Knnnuüpok  er  unterdrückt,  kunnulifak  der  Unterdrückte, » I 
dem  Nominalaffixum  tak,  was  gethan,  was  geschehen  ist'  gebildet 

ikiöraorsigit  helfet  ihnen  (mehreren)!  Von  ikwr8ori)ok  et\SI^ 

iUidrsuit   die  Waisen ,    die    vaterlosen  Kinder,  Plural  voi 
illiursuk  die  Waise. 

pingisinidrsiglt  nehmet  sie  (mehrere)  in  Schutz!    V^on  pi 
glsiniarpok  er  nimmt  in  Schutz, 


Dor  Prophet  Jewiu  grönländisch.  667 

utdldmerit  die  Witwen,  Plural  von  utdldmek  die  Witwe. 
Die  Ableitung  des  Wortes  ist  von  uvek  Mann. 

igdlersörsigit  vertheidiget  sie  (mehrere)!  Imperativ  von 
igcUersorpok  er  vertheidigt. 

In  diesem  Verse  ist  eine  bedeutende  Abweichung  von 
dem  dänischen :  Söger  Ret,  leder  den  Vanartede  paa  rette  Vei, 
skaffer  den  Faderlöse  Ret,  udforer  Enkens  Sag!  ,Suchet  Recht, 
führet  den  Entarteten  auf  den  rechten  Weg,  verschaffet  der 
Waise  Recht,  bewerkstelliget  die  Sache  der  Witwe!' 

18.  Kajdlu8e  tuva,  sakkiUdrta ,  tajma  NcUegak  okarpok. 
Ajortise  PiMrpmisun  ßcunmg  agldkt,  aputut  kakortungolüsaput, 
Skarlagenisun  ailkpadläruning  aglcet,  K^viotun  eleromarput. 

Kommt  doch  her,  lasset  uns  darüber  rechten,  so  spricht 
der  Herr.  Wären  eure  Sünden  auch  gleich  Purpur,  sie  werden 
weiss  werden  wie  Schnee,  wären  sie  auch  roth  wie  Scharlach, 
sie  möchten  werden  wie  Wolle. 

Kajdluse  ihr  herkommen,  die  zweite  Person  Plui-alis  des 
angewandten  Infinitivs,  von  kaiok  er  kommt  her. 

aakkitsdrta  lasset  uns  rechten!  Die  erste  Person  Pluralis 
des  Hortativs,  von  sdkkitsarpok  er  widerspricht,  er  rechtet. 

ajorte  die  Sünde,  ajortise  (Intransitiv)  eure  Sünden. 

Purpurisun  gleich  Purpur,  statt  Pupurisut,  da  t  wegen 
des  Vocals  des  nachfolgenden  Wortes  in  n  verwandelt  wird. 
Von  den  Conjunctionen  «ti<  oder  tut  ,gleichwie'  wird  die  erstere 
gewählt,  weil  Purpunse  zu  Grunde  liegt,  wobei  e  sich  zu  i 
verändert. 

epok  er  ist,  ^kune  (Subjunctiv  bei  einem  einzigen  Handeln- 
den) wenn  er  ist,  Skunik  wenn  sie  (zwei  oder  mehrere)  sind. 
Statt  ekunik  steht  Skuning  wegen  des  Vocals  des  nachfolgenden 
Wortes. 

aputut  gleich  Schnee,  von  aput  Schnee  auf  dem  Felde. 
Ein  t  am  Ende  des  Wortes  wird  vor  der  Conjunction  tut  weg- 
geworfen. 

kakortungolissaput  sie  werden  dazu  kommen,  dass  sie  weiss 
werden.  Von  kakortok  weiss,  mit  den  Verbalaffixen  vgorpok 
er  wird  zu  etwas,  Uok  er  wird,  er  wird  gemacht.  Das  Futurum 
von  Uok  ist  lissavok  er  wird  gemacht  werden,  Ussaput  sie  werden 
gemacht  werden.  Es  stehen,  wie  diess  öfter  geschieht,  zwei 
Verbalsuffixe,  doch  sind  sie  hier  beinahe  gleichbedeutend. 


668  Pfixiii»i«r. 

Skarlagemsun  gleich  Scharlach.  Von  sJcarlagene,  wdcks 
aus  dem  dänischen  Skarlagen  ^Scharlach'  gebildet  worden.  Statt 
skarlagenisut,  wie  bei  dem  obigen  Purpurüun. 

aäkpadläruning  wenn  sie  (zwei  oder  mehrere)  roth  nnl, 
von  derselben  Form  wie  das  obige  ekuning  wenn  sie  (zwei 
oder  mehrere)  sind.  Nämlich  aukpadldrpok  er  ist  roth,  «t 
padldrune  wenn  er  roth  ist.  Bei  der  Classe  der  Verba  nf 
rpok  ist  rune  die  Endung  des  Subjunctivs  bei  einem  einxigtB 
Handelnden,  nicht  kuue.  Statt  aükpadlartmik  steht  wieder  oit 
padläring  wegen  des  darauffolgenden  VocaJes. 

Keviotun   gleich  Wolle.     Von   keviö  Daune ^   auch  Wofle. 

Üeromarput  sie  wollen  beginnen  zu  sein.  Von  gwi  er 
ist,  mit  den  Verbalaffixen  lerpok  er  beginnt,  omarpok  er  wül, 
dass  es  geschehe. 

19.  Innerterseriardluse  ndlekkuse,  nunab  pee  ajun^ttd 
nerrissduccse.  Wenn  ihr  gehorsam  und  folgsam  seid,  werdet 
ihr  die  guten  Sachen  des  Landes  verzehren. 

iyinertersernarpok  er  zeigt  sich  gehorsam,  innertersiardbiM 
ihr  euch  gehorsam  zeigen,  der  angewandte  Infinitiv  der  zweit« 
Person  Pluralis.  In  derselben  Person  des  Subjunctivs  würto 
es  heissen:  innertersiaruse  wenn  ihr  gehorsam  seid. 

ncUekuse  (für  ndlekkuse  geschrieben)  wenn  ihr  folgs»« 
seid,  die  zweite  Person  Pluralis  des  Subjunctivs  bei  einoi 
einzigen  Handelnden,  von  ndlekpok  er  ist  folgsam. 

pee  dessen  Sachen  (Intransitiv),  Plural  von  pik. 

ajungitsufj  Plural  von  ajungitaok  gut. 

ncBrriok  er  isst,  er  verzehrt,  ncerrissavok  er  wird  essen, 
noirriHsducßse  ihr  werdet  sie  (mehrere)  essen. 

20.  Ndlengitsörsogusile  okäutsereedluse,  pamnamü  tava  n» 
gutsomarpose ;  nalekkah  kamä  tajmäitunning  okämekarmd. 

Wenn  ihr  aber  unfolgsam  seid,  widersetzlich,  dann  werW 
ihr  durch  das  Schwert  vernichtet;  weil  der  Mund  des  H«tii 
auf  solche  Weise  spricht. 

nalengitsok  unfolgsam.  Mit  dem  Verbalaffixum  sovck  v«** 
bunden:  nalengitsörsovok  er  ist  sehr  unfolgsam,  ncdengitsörsSjfi^ 
wenn  ihr  sehr  unfolgsam  seid,  die  zweite  Person  Pluralis  d* 
Subjunctivs  bei  einem  einzigen  Handelnden.  Wegen  AnhänguBj 
von  le  ,aber^  wird  giLse  zu  gusi  verändert. 


Der  Prophet  Jesaiae  grönlindisch.  669 

okautsereepok  er  war  widersetzlich  ^  okäutsereeditise  ihr 
widersetzlich  sein,  der  angewandte  Infinitiv  der  zweiten  Person 
Pluralis.  Dieselbe  Person  des  Subjunctivs  würde  heissen: 
okautsereekuse  wenn  ihr  widersetzlich  seid. 

pcBnnamit  von  dem  Schwerte.  Die  Apposition  mit  be- 
zeichnet den  Singxdar.  In  dem  dänischen  Skulle  I  fortäres  af 
Svärd  ,werdet  ihr  von  Schwertern  verzehrt  werden^  steht 
jedoch  der  Plural,  weil  es  sonst:  Skulle  I  fortäres  af  Svär- 
det  ,werdet  ihr  von  dem  Schwerte  verzehrt  werden^  heissen 
müsste. 

nungüpok  verschwinden,  vernichtet  werden,  nungutsomar- 
poae  ihr  werdet  vernichtet,  mit  Anhängung  des  Verbalaffixums 
omarpok  es  wird  dahin  kommen^  dass  es  geschieht.  Ts  ist 
wohl  in  Rücksicht  auf  das  reine  pok  eingeschaltet,  was  einige 
Male  bemerkt,  jedoch  bei  Fabricius  nicht  aufgefunden  wurde. 

kaniä  dessen  Mund,  von  kanek  Mund. 

tajmäiiunnik  auf  solche  Weise,  ein  aus  tajmäitok  ,ein 
solcher^  mit  der  Apposition  nik  gebildetes  Adverbium.  Aus 
nik  wird  ning  wegen  des  Vocals  des  folgenden  Wortes. 

okauzekarpok  er  spricht,  okäuzekarmet  weil  er  spricht,  der 
Conjunctiv  bei  zwei  Handelnden. 

21.  Kannongnih  iglorperksoit  illomdrtut  arjiäuningorsimapcetf 
Illuamermik  siömane  ullipkdrallöartut,  akkinnersidluarsüsek  Ur- 
sane  smUctartok,  mänale  innurcersut  tersaneput 

Wie  ist  doch  die  treue  Stadt  eine  Hure  geworden?  Von 
Rechtschaffenheit  war  sie  doch  vormals  voll,  Gerechtigkeit  be- 
herbergte daselbst,   jetzt  aber  sind  Mörder  dort  an  der  Stelle. 

kannongml  wie  doch?  Aus  kannok  wie?  mit  der  Con- 
junction  me, 

illomdrtut,  Plural  von  illomortok  treu.  Der  Plural  des 
Adjectivums  steht  hier,  weil  iglorpSrkso'it  Stadt  (eigentlich  eine 
grosse  Menge  Häuser)  ein  Plural  ist. 

amäunek  Hure,  verbunden  mit  den  zwei  Verbalaffixen 
ngorpok  er  wird  zu  etwas,  siraavok  er  ist  geworden.  Arnäunin- 
goraimapcBt  sind  sie  zu  Huren  geworden?  Die  dritte  Person 
Pluralis  des  Interrogativs.  Der  Plural  des  Verbums  steht 
wieder  in  Rücksicht  auf  den  Plural  iglorp4rk80tt  Stadt. 

illudmek  Rechtschaffenheit,  illuamermik  mit  Rechtschaffen- 
heit. 


670  Pfixmaier. 

uJlipkärallöartiU  sie  sind  doch  voll,  von  ulUpkärpok  er  ist 
voll,  mit  dem  Verbalaffixum  aUöarpok  wohl,  doch^  auch. 

akkinnersidluarsusek  Gerechtigkeit,  abgeleitet  von  aifetn- 
n&i'sidluarpok  er  ist  gerecht. 

siniktartok  er  beherbergte,  das  Präteritum  von  ntukUirfok 
er  beherbergt,  abgeleitet  von  sinikpok  er  schläft. 

mdnale  aber  jetzt. 

innurdkrsut  die  Mörder,  Plural  von  innur<krsuk, 

tersan^put  sie  sind  hier  an  dieser  Stelle,  abgeleitet  von 
tSrsane  dort  an  dieser  Stelle. 

22.  Akertlut  kebleriksok  kappungoraimavok,  vinü  imermik 
akkunikaimavok. 

Dein  hellglänzendes  Zinn  ist  zu  Schaum. geworden,  dein 
Wein  ist  mit  Wasser  gemengt. 

akertluk  Blei  oder  Zinn,  akertlut  dein  Blei  oder  Zinn. 
Nach  seiner  Form  ist  akertlut  aber  auch  der  Plural  von  akert- 
luk und  bedeutet  das  Schrot. 

kebleriksok  sehr  blank,  hellglänzend.  Da  Grönland  kein 
Silber  hat  und  das  Wort  dafür  fehlt,  wurde  hier  akerüvk  h- 
hleriksok  ,hellglänzendes  Zinn^  gesetzt.  Fabricius  gebraucht 
ebenfalls  dieses  Wort,  doch  bisweilen  auch  Sölve,  d&nißch 
Sölv  ,SUber^ 

kappüngovok  er  wird  zu  Schaum,  von  kappuk  Schaum, 
kappungorsimavok  er  ist  zu  Schaum  geworden,  mit  dem  Verbal- 
affixum simavok  er  ist  geworden.  Jedoch  ist  bei  kappnngoti 
schon  das  ähnliche  Suflixum  ngorpok  ,er  wird  zu  etwas^  vor- 
handen. 

Vinit  dein  Wein,  von  vine,  dänisch  Viin  ,Wein'.  ^ 
dänische  Text  enthält  din  Drik  ,dein  Getränk'.  Das  grön- 
ländische imtgak  ,Getränk'  konnte  nicht  gebraucht  werden, 
weil  gleich  darauf  das  die  Wurzel  dieses  Wortes  bildende 
imek  , Wasser'  folgt. 

imermik  mit  Wasser,  von  imek  Wasser. 

akkunekpok  er  ist  gemengt,  mit  dem  VerbalafBxum  nmar 
vok  er  ist  geworden. 

23.  Ncdegdrsoivit  ajortülliaroniatoucUutik  tigliktun  üleginar 
rejt ;  pUitsutif  tamardlumarmik  pilerirsar^jt,  tunnirsutidlo  kajkur 
gel  irsarejt ,  ülidrsuk  pingisiniaräingihvt ;  uidldmerlo  igdleraony 
mangilcet. 


Der  Prophet  Jeuias  grftnl&ndisch.  671 

Eure  grossen  Herren  sind  ruchlos,  zu  den  Dieben  ge- 
sellen sie  sich  gewöhnlich;  an  Geschenken  haben  sie  alle 
zusammen  gewöhnlich  Freude,  und  von  Gaben  werden  sie 
gewöhnUch  angezogen,  die  Waise  nehmen  sie  nicht  in  Schutz; 
und  die  Witwe  mögen  sie  nicht  vertheidigen. 

nalegdrsoak  ein  grosser  Herr ,  nalegdrso'ü  die  grossen 
Herren,  nalegdraowit  (Transitiv)  deine  grossen  Herren. 

ajortulliaromatdk  ruchlos,  dazu  das  Verbalaffixum  uvok 
er  ist  etwas,  ajortulliaromatdudlutik  sie  (mehrere)  ruchlos  sein, 
der  angewandte  Infinitiv  in  der  dritten  Person  Pluralis. 

tiglikiun  statt  tigliktut,  Plural  von  iigliktok  Dieb. 

illegäu  er  gesellt  sich,  ülegfiraarpok  er  gesellt  sich  ge- 
wöhnlich, mit  dem  Verbalaffixum  aarpok  gewöhnlich.  Illegir- 
sarejt  sie  gesellen  sich  gewöhnlich  zu  ihnen. 

päitsutit  Plural  von  püUsut  Geschenk. 

tamardluinamiik  sie  alle  zusammen,  ein  aus  tamardlutnak 
,dieses  gänzlich'  mit  der  Apposition  mik  gebildetes  Adverbium. 

pileräu  er  hat  Freude  daran,  pileHrsarpok  er  hat  gewöhn- 
lich Freude  daran,  pilerirsarhjt  sie  haben  gewöhnlich  Freude 
an  ihnen. 

iunnirmt  eine  Gabe,  tunnirsutidlo  und  Gaben.  Die  Endung 
tit  zu  tid  verändert. 

kajungeräu  er  wird  zu  etwas  hingezogen,  kajungeHraarpok 
er  wird  gewöhnlich  zu  etwas  hingezogen,  kajungerirsarejt  sie 
werden  gewöhnlich  zu  ihnen  hingezogen. 

ilidrsuk  eine  Waise,  als  Singular. 

pitigismiarpok  er  nimmt  in  Schutz,  pingisiniaräingilak  er 
pflegt  nicht  in  Schutz  zu  nehmen,  mit  dem  Verbalaffixum  aräu 
er  pflegt  etwas  zu  thun.  Pingisiniaräingüdt  sie  pflegen  ihn 
nicht  in  Schutz  zu  nehmen. 

uidldrnek  die  Witwe,  uidldrnerlo  und  die  Witwe,  als  SingiJar. 

igdlersorpok  er  vertheidigt ,  tgdleraoromarpok ,  er  will 
nicht  vertheidigen,  mit  dem  Verbalaffixum  omarpok  er  will, 
dass  es  geschehe.  Igdlersoromangildt  sie  wollen  ihn  nicht  ver- 
theidigen. 

Dieser  Vers  bot  für  die  Erklärung  grosse  Schwierigkeiten. 

24.  Tajmäitomik  Nalegak,  pirsdrsoak  ivna  Isi^aelime,  okar- 
pok:  AlluBJiak!  akkerkaka  pitlfiriakarpaka  kingarirsakalo  akki- 
niarbigallugii. 


673  Pfismaier. 

Dess wegen  spricht  der  Herr,  der  sehr  Starke  ehemals  in 
Israel:  Leider!  ich  muss  meine  Widersacher  strafen  und  mich 
an  den  mir  Verhassten  rächen. 

tajinäitomik  desswegen,  ein  Adverbium  gebildet  aus  tajm 
so,  mit  der  Apposition  mUc, 

piraaJc  stark ;  pirsdrsoak  sehr  stark. 

ivna  ehemals. 

akkeraJc  Widersacher,  akkerkaka  (Intransitiv)  meine  Wider- 
sacher. 

pitlarpok  er  straft,  pitlariarpok  er  muss  strafen,  mit  den 
Verbalaffixum  iakarpok  es  ist  vonnöthen,  pülariakarpaka  es  ist 
nöthig,  dass  ich  sie  (mehrere)  strafe. 

kingariraak  verhasst,  kingariraaka  (Intransitiv)  meine  va^ 
hassten.     Angehängt  lo  und. 

akkiniarbigäu  er  will  sich  an  ihm  rächen,  akIdniarbigdXkm 
(der  angewandte  Infinitiv)  er  sich  an  ihm  rächen,  cJckiniarbigcIr 
lugit  er  sich  an  ihnen  rächen.  Für  ,ich  mich  an  ihnen  rächen', 
wie  es  hier  heissen  soll,  müsste  jedoch  <ikkiniarbigalludcit,  loit 
dem  Suffixum  der  dritten  Person  Pluralis,  gesetzt  werden.  Ob 
das  erstere  ein  Fehler  oder  eine  andere  ebenfalls  gebräuchliche 
Form,  lässt  sich  nicht  bestimmen. 

25.  Pattigigoniarpagidlo  ervkejardlutnardlutü  kappunfA 
akertludlo  tamät  ptkrdlugo. 

Und  es  wird  geschehen,  dass  ich  die  Hand  an  dich  lege, 
dich  von  dem  Schaum  gänzlich  reinige  und  all'  dein  Zinn 
wegnehme. 

pattikpok  er  legt  die  Hand  an,  omai-pok  (Verbalaffixuifl) 
es  wird  dahin  kommen,  dass  es  geschieht,  patiigtgomarpa^ 
imd  es  wird  dahin  kommen,  dass  ich  an  dich  die  Hand  anlege- 
Das  letztere  ist  das  Präsens  des  Lidicativs ,  und  zwar  patUf' 
gomarponga  es  wird  dahin  kommen,  dass  ich  die  Hand  anle^ 
pattigigomarpagit  es  wird  dahin  kommen,  dass  ich  an  dichdi* 
Hand  anlege.     Vor  lo  ,imd^  wird  t  zu  d  verändert. 

ervkejarpok  er  entfernt  den  Schmutz,  er  reinigt,  dazu  d** 
Verbalatifixum  lumnrpok  ganz,  gänzlich,  ervkejardlu'mardht^ 
(angewandter  Infinitiv"»  er  gänzlich  reinigen,  ervkSfardluinaf^ 
hmgn  ich  gänzlich  reinigen,  ervkejardluinardlutit  ich  dich  gäi 
lieh  reinigen. 

kapjnik  Schaum,  kappungnit  von  dem  Schaum. 


Der  Prophet  Jesaias  grftnl&ndisch.  673 

akertlok  Blei  oder  Zinn,  akertlut  (Intransitiv)  dein  Zinn, 
dkertludlo  (Intransitiv)  und  dein  Zinn. 

tamdt  es  alles. 

pdkrpok  er  nimmt  weg,  pderdlune  (angewandter  Infinitiv) 
er  wegnehmen,  pdkrdlugo  er  es  wegnehmen.  Da  jedoch,  ähnlich 
wie  in  dem  vorhergehenden  Verse,  das  Verbum  in  der  ersten 
Person  Singularis  stehen  soll,  müsste  dafUr  richtig  pcercUuvko 
,ich  es  wegnehmen'  gesetzt  werden. 

Das  Dänische  lautet  etwas  verschieden:  Og  jeg  vil  atter 
vende  min  Haand  imod  dig,  og  udsmelte  dine  Slagger  som 
med  Ludsalt  ,und  ich  werde  wieder  meine  Hand  gegen  dich 
kehren,  und  deine  Schlacken  wie  mit  Laugensalz  ausschmelzen^ 

26.  Erkartö'irsunniglo  dma  twiniomarpagü  itadrsoartut  kigli- 
sidtrsunniglo  sordlo  aüdlarkäutänit ;  mattoma  kingörnagut  iglor- 
peinning  äluartunnik,  iglorperksoamik  illomortunnik  ottekaissautiL 

Und  ich  gebe  euch  wieder  Richter  wie  vor  sehr  langer  Zeit 
und  Ausforscher  gleichwie  vom  Anfang  an;  hernach  wirst  du  eine 
rechtschaffene  Stadt,  eine  treue  grosse  Stadt  mit  Namen  heissen. 

erkartötrsok  der  Richter,  erkartdirsunmglo  und  (mehrere) 
Richter,  aus  dem  Plural  erkartoirsut  und  der  Apposition  mik 
,mit'  gebildet.  Nik  (hier  nig)  statt  mik  wird  wegen  des  Plurals 
gebraucht.  Das  Wort  richtet  sich  nach  dem  Muster  von  niaJcok 
bei  den  Appositionen. 

dma  wieder,  nochmals. 

tunniomarpagit  es  wird  geschehen,  dass  ich  euch  gebe, 
von  tunniok  er  gibt 

itsdrsoak  vor  sehr  langer  Zeit,  itsdrsoartut  wie  vor  sehr 
langer  Zeit,  mit  der  Conjunction  tut  wie,  gleichwie. 

kiglüdirsok  ein  Ausforscher,  oder  ebenfalls  ein  Richter. 
Die  gebrauchte  Form  wie  bei  dem  obigen  erkartö'irsok. 

sordlo  gleichwie. 

audlarkäut  der  Anfang,  audlarkäutanü  von  Anfang  an, 
wörtlich:  von  dessen  Anfang. 

iglorpeining  statt  iglorpeinik  mit  der  Menge  Häuser,  von 
iglorpeit  (Plural)  eine  Menge  Häuser,   d.  i.  eine  Stadt. 

illuartunik  mit  den  rechtschaflfenen ,  von  illuartok  recht- 
schaffen. 

tglopSrksoarnik  mit  der  grossen  Menge  Häuser,  von  iglor- 
perksmf  (Plural)   eine   grosse  Menge  Häuser,    d.  i.  eine  grosse 


674  Pfizmaicr. 

Stadt.  Die  Apposition  nik  wird  hier  mit  dem  weder  bei  Fa- 
bricius  noch  bei  Kleinschmidt  vorkommenden  Augmentativuin 
iglorperksoak  verbunden.  Doch  wird  dieses  Augmentativuin 
bei  Fabricius  in  dem  Worte  iglorperksoarmio  ,der  Bewohner 
einer  grossen  Stadt'  zu  Gnmde  gelegt. 

ülomortunnik  mit  den  treuen,  von  illom6rtok  treu.  Durck 
die  Apposition  mik  (nik)  wird  hier  überall  der  Accusativ  aus- 
gedrückt. In  diesen  drei  letzten  Formen  wird  nik  nicht  mehr 
zu  ning  verändert. 

attekarpok  er  hat  etwas  zum  Namen,  er  heisst,  Yonaüd 
der  Name,  attekäissavok  er  wird  zum  Namen  haben,  attekdu- 
sautit  du  wirst  zum  Namen  haben. 

27.  Zione  illiiamermun  annektitsomarpok  kunnutiihjh  d- 
kinnersidluarsüsimut. 

Es  wird  geschehen,  dass  Zion  durch  Rechtschaffenheit 
erlöst  wird  und  dessen  Gedemüthigte  durch  Gerechtigkeit. 

2Xone  Zion. 

üluamermun  statt  iüiuamermut  durch  Rechtschaffenheit, 
von  illudmek  das  Rechtschaffensein,  Infinitiv  von  iUuarfokfX 
ist  rechtschaffen. 

annektitsomarpok  es  ^ird  geschehen,  dass  er  erlöst  wird, 
von  annektipok  er  wird  erlöst,  mit  dem  VerbalafBxum  omarfdk' 
Vor   diesem  Affixum   wird    in   einigen  Fällen  ts  eingeschaltet 

kunnuvok  er  deraüthigt  sich,  kunnutipok  er  demüthigt,  iwt 
dem  Verbalaffixum  tipok,  durch  welches  ursprünglich  ein 
Activum  in  ein  Passivum  verwandelt  wird.  Jedoch  könDeo 
damit  Neutra^  wenn  ihnen  kein  Suffixum  angehängt  wird,  i» 
eine  Art  Passiva,  hingegen,  wenn  ihnen  ein  Affixum  angehiogt 
wird,  in  eine  Art  Activa  verwandelt  werden.  Somit  kunnu^ 
er  lässt  ihn  sich  demüthigen,  kunnutite  derjenige,  den  man  rick 
demüthigen  lässt,  kunnutit^j  (Intransitiv)  dessen  Mehrere,  ü* 
man  sich  demüthigen  lässt.  Im  Dänischen  de  Omvendte  i 
,die  in  ihm  (in  Zion)  Bekehrten'. 

akkinnersidluarsüsimut  durch  Gerechtigkeit,  von  akldn0' 
sidlicarsusek  Rechtschaffenheit  oder  Gerechtigkeit. 

28.  Ndlengitmdle  piomgdrutsomarput   ajoHulliartut  taft 
dlugitj  Ndlekkamiglo  kemektut  tokojomarput. 

Aber  die  Ungehorsamen,  diejenigen,    welche  Böses  thuB, 
inbegriffen,    es   wird   geschehen,  dass   sie   abgeschafft  werdei 


Der  Prophet  Jesaias  ^önULndisch.  675 

diejenigen,  welche  den  Herrn  verlassen,  es  wird  geschehen, 
dass  sie  sterben. 

ndlengitsüdle  aber  die  Ungehorsamen,  von  nalengitsok 
ungehorsam. 

piomgdrwpok  es  wird  abgeschafft,  piomgdrtdomarput  es 
wird  geschehen,  dass  sie  abgeschafft  werden,  mit  dem  Verbal- 
affixum  amaiyok,  vor  welchem  wieder  te,  wie  in  dem  vorher- 
gehenden Verse,  eingeschaltet  wird. 

ajorttdliartok  derjenige,  der  Böses  thut,  Plural  ajortul- 
liartut.     Von  ajortulliarpok  er  thut  Böses. 

tapupok  es  wird  eingerechnet,  es  wird  inbegriffen,  tapu- 
dlugit  (angewandter  Infinitiv)  sie  bei  ihnen  eingerechnet  werden, 
bei  mehreren  inbegriffen. 

Ndlekkamiglo  und  mit  dem  Herrn,  d.  i.  den  Herrn 
(Accusativ). 

kemiktut  Plural  von  kem^ok  derjenige,  welcher  verlässt. 
Von  kemikpok  er  verlässt. 

tokojomarput  es  wird  geschehen,  dass  sie  sterben,  von 
tSkovok  er  stirbt,  mit  dem  Verbalaffixum  omarpoky  vor  welchem  j 
eingeschaltet  wird.  Was  diese  Einschaltungen  vor  omarpok 
betrifft,  so  werden  sowohl  j  als.^  und  ts  bei  gewissen  Classen 
des  Verbums  eingeschaltet. 

29.  Orpirksoit  tdva,  inncekogirsmse,  pakäitsirsutigissaucßse, 
nautseveedlo  nuennerirscese  kanguarallugit. 

Denn  die  grossen  Bäume,  ihr  liebtet  sie,  ihr  werdet  euch 
über  sie  schämen,  und  die  Gärten,  ihr  ergötztet  euch  an  ihnen, 
ihr  habet  euch  vor  ihnen  zu  schämen. 

orpirksoit  die  grossen  Bäume,  gebraucht  um  ,Terebinthen' 
auszudrücken.    Von  orpik  ein  Baum,  besonders  eine  Birke. 

tdva  da,  nachher.  Gebraucht  um  das  dänische  thi  ,denn^ 
auszudrücken. 

inncßkogäu  er  hat  lieb,  inncekogirsok  er  hatte  lieb,  inncßko- 
gtrsose  ihr  hattet  lieb,  inncßkogise  ihr  hattet  sie  (mehrere) 
lieb.  Das  hier  statt  innoßkogüe  gesetzte  inncßkogiracßsey  welches, 
auch  als  Form  des  Präsens,  da  es  injiekogcese  ,ihr  liebet  sie^ 
heissen  müsste,  sich  nicht  bilden  lässt,  ist  als  ein  Fehler  zu 
betrachten. 

pakaitsir^utigäu  er  schämt  sich  darüber,  pakaitsirsutigiS" 
savok   er   wird  sich  darüber  schämen,   pakaitsirsutigissause  ihr 


676  Pfixai»i«r. 

werdet  euch  darüber  schämen^  pakaitsimUigissaucBse  ihr  werdet 
euch  über  sie  (mehrere)  schämen. 

nautsevik  ein  Garten^  Plural  natäseveet. 

nuenneräu  er  ergötzt  sich  daran,  ntiennerirsak  (Präteritam)  . 
er  ergötzte  sich  daran,  ntiennerirsose  ihr  ergötztet  euch  dann, 
miennerirse  ihr  ergötztet  euch  an  ihnen.  Das  hier  statt  mm- 
nerirse  gesetzte  nuetinerirsoese ^  welches,  auch  als  Form  dei 
Präsens,  da  es  nuennercese  ,ihr  ergötzet  euch  an  ihnen^  heissen 
müsste,  sich  nicht  bilden  lässt,  ist  wieder  als  ein  Fehler  n 
betrachten. 

kanguaräu  er  hat  es,  um  sich  davor  zu  schämen^  kangw- 
railusB  (angewandter  Infinitiv)  ihr  es  haben,  um  sich  dATor 
zu  schämen,  kangaraUmigit  ihr  es  haben,  um  sich  vor  ihoa 
zu  schämen.  Das  hier  statt  kangardllusigit  gesetzte  kanguarair 
lugit,  welches  ,er  hat  es,  oder  sie  haben  es,  um  sich  vor  ikoen 
zu  schämen^  bedeutet,  ist  wieder  als  ein  Fehler  zu  betrachten 

30.  Xangminerle  orpirksoartut  piUckotcelersatun  ätfo/wof- 
pose,  nduiseingtudloy  tenane  imekangilitk. 

Aber  ihr  selbst  werdet  beginnen  zu  sein  gleich  eisen 
grossen  Baum,  welcher  das  Laub  zu  verlieren  beginnt,  vd 
gleich  einem  Garten,  er  hat  dort  kein  Wasser. 

nangminerl^  aber  selbst  (als  Plural),  von  dem  ProDontfS 
nangminek  selbst. 

orpirksoartut  gleich  einem  grossen  Baum  (statt  Terebinthe)? 
von  orpirksoak  ein  grosser  oder  hoher  Baum. 

pülokottvrpok  er  verliert  seine  Blätter,  von  pillo  ein  Bl«t^ 
das  Laub,  Iinrpok  ye'm  Verbalaffixum")  er  beginnt,  pähkotf^ 
sotmi  statt  pUlokotirii^rfotut  wie  seine  Blätter  zu  verheren  be- 
ginnend •  von  dem  Partieipium  piliokotivlersok.  Hier  wird  tä 
•wie,  ^eichwie'  sowohl  dem  Substantivum  als  dem  AdjectiviuB 
angehängt, 

c74fn>iikYrpoaw  es  wird  geschehen,  dass  ihr  zu  sein  begioB^ 
von  rpok  er  ist,  Ury^k  t Verbalafiixum')  er  beginnt,  omarff^ 
^Verbalat'fixnm^  es  wird  dazu  kommen,  dass  es  geschieht 

Hikmt^ci^Hdio  und  gleich  einem  Garten,  von  nauUeiik&^ 
Garten,  hU  gleich,  gleichwie,  lo  und. 

%m<kKiHk:iUu:  er  hat  nicht  Wasser,  von  imdc  Süsswaas^ 
kk^H^iik  er  hat  nicht,  letxter^s  von  btrpok  ^VerbalafHxam)  ^ 
kau  er  bet^txt. 


Der  Prophet  Jesaias  grönländisch.  677 

31.  Piraärsoarlo  aklunSursangoromarpok  illiortalo  ingnero- 
wingoToma'tHok :  tamangmik  älegeeglutik  öiUsomarpuk,  kavtSrir- 
Missengüarlo. 

Und  es  wird  geschehen,  dass  der  sehr  Starke  zu  Werg 
rird  und  seine  That  ebenfalls  zu  einem  Funken ;  es  wird  ge- 
diehen, dass  beide  miteinander  brennen,  und  einen  Löscher 
rird  es  nicht  geben. 

pindrsoak  sehr  stark,  von  pirsak  stark. 

akhmäwrsangoromarpok  es  wird  geschehen,  dass  er  zu 
Verg  wird,  von  aklunäursak  das  Werg,  ngorpok  (Vcrbalaffixum) 
rwird  zu  etwas,  omarpok  (Vcrbalaffixum)  es  wird  dazu  kommen, 
Ia88  es  geschieht. 

iUiorte  die  That,  illiortalo  und  dessen  That. 

ingnerolaningoromartok  es  wird  ebenfalls  geschehen,  dass 
r  ein  Funke  wird,  von  ingnerolanek  ein  Funke ,  ngorpok  er 
rird  zu  etwas,  omarpok  es  wird  geschehen,  iok  (Vcrbalaffixum) 
Aeb,  ebenfalls. 

Hlegeekpuk  (nur  im  Dual  gebräuchlich)  sie  beide  gehen 
nsammen,  illegeeglutik  (Dual  des  angewandten  Infinitivs)  sie 
>eide  zusammen  gehen,  beide  miteinander. 

aupok  er  brennt,  dutsoniarpuk  (Dual)  es  wird  geschehen, 
Im8  8ie  beide  brennen,  aus  dem  Vcrbalaffixum  omarpok,  vor 
welchem  U  eingeschaltet  wird. 

kavtSrirsok,  löschend^  ein  Löschender,  von  kavteriok  er 
öscht  das  Feuer.  Hierzu  karpok  (Vcrbalaffixum)  er  hat,  er 
^tzt,  es  gibt,  negatives  Futurum  okäissengilak  es  wird  nicht 
?^ben.  KavtMrßokäissengilarlo  und  einen  Löschenden  wird  es 
Mcht  geben.     Statt  gilaklo  ,und  nicht'  wird  gilarlo  gesagt. 

2.  Capitel. 

1.  Tersa  Esaiasib,  Amosib  nidmdt  tekkordlömerä  Juda  Jei^- 
*^*'<wäo  pivdlttgik.  * 

Abkürzung  des  ersten  Verses  des  ersten  Capitcls,  wobei 
^  ernerdkt  durch  indmdt  ,des8en  Sohn'  (Transitiv)  ersetzt  wird. 

Von  nun  an  wird  in  dieser  Abhandlung  unter  den  Versen  des  Propheten 
Jeiaias  eine  Auswahl  getroffen  und   bei  ihnen  nur   das  besonders  Be- 
D^^kenswerthe,  namentlich  auch  in  Bezug  auf  Gegenstände,   welche  in 
^Onland  nicht  Yorkommen,  erklärt. 
8itottag»ber.  d,  phü.-Wit.  OL    CXI.  Bd.  U.  Hft.  44 


678  PfixBiaier. 

Nidmak,   im   Norden   gebräuchlich,   ist   ein   bei  Eleinschmfi 
nicht  vorkommendes  Synonymum  von  emek  Sohn. 

2.  Udlunne  kingurcUeenne  nelläutsaromarpok  imä:  KakkmM 
Nalekkam  iglodt  tungaviä,  kakkdrsott  kdrpUknmU  kaUdrterndcan 
marpok  kakkdngocet  kollangSrdlugit ;  tekpaudngalo  ncsUitrsM  ia 
mdrmik  kattisimaiartoromarpiU. 

In  den  letzten  Tagen  wird  es  gerade  so  geschehen:  Den 
Berg,  die  Stätte,  an  welcher  das  Haus  des  Herrn  liegt,  die 
allerobersten  grossen  Bei^  wird  man  wohl  erheben  können, 
sie  befinden  sich  über  den  kleinen  Bei^n;  und  dorthin  werden 
alle  Heiden  in  die  Versammlung  gehen. 

tungaviä  dessen  Seite ,  wo  etwas  anliegt ,  von  tung^  die 
Seite,  mit  dem  Nominalaffixum  vik,  der  Ort  oder  die  Zeit,  wo 
eine  Sache  geschieht. 

kakkdraöit  die  grossen  Berge,  Augmentativum  von  hi- 
kak  Berg. 

kdrpicenntU  zu  den  allerobersten,  zu  den  Spitzen,  Flonl 
von  kdrpiak  das  alleroberste,  die  Spitze,  mit  der  Apposition  nvt 

kolldrtemekaromarpok  es  geschieht,  dass  er  vielleicht  ff- 
heben  kann,  aus  koUärterpok  erheben,  mit  den  Verbalaffixen 
neiyok  vielleicht,  karpok  es  gibt,  amarpok  es   wird  geschehen. 

kakkdngoak  ein  kleiner  Berg. 

koUangerpok  er  ist  oben  über  einem ,  kolkmgerdlttgä  (nB- 
gewandter  Infinitiv)  sie  über  ihnen  sein. 

ncdluvok  er  ist  unwissend,  Participium  ncellursok  unwissend^ 
auch  ein  Thor,  ein  Heide.     Plural  ncBllürsüt 

kattisimäiartorpok  er  geht  in  eine  Versammlung,  mit  o««^ 
put  (Verbalaffixum)  sie  wollen  thun. 

4.  X(rllur8umiudlo  kiglisiortiksangoromarpok ,  himäerho^- 
nudlo  erkartoirsuksangoromariok ,  posnncßtiglo  adlangoromdff^ 
keporkiiutingordlugil  kallugirscetiglo  kiblbutingoromariejt ;  inmä»^ 
{nnuieinnut  p<Enncetik  koUarterungndhissatujt,  sekkuäunermiglo  ©* 
siu  ngn  (fisxegipu  t. 

Und  er  wird  über  die  Heiden  urtheilen  können,  und  über 
die  gi'osse  Menge  Menschen  wird  er  Richter  sein  kOnnen,  vsA 
sie  werden  ihre  Schwerter  verändern,  sie  zu  Raspeln  machen» 
die  Spiesse  zu  Kappmessem  machen;  und  die  Menge  d^ 
^lenschen  wird  gegen  die  Menge  der  Menschen  die  Schwerter 
nicht  mehr  erheben,  und  das  Kriegfiihren  nicht  mehr  erlernen. 


Der  Prophet  Jesaias  grönl&ndisch.  6^9 

kigligiorpok  er  forscht  aus,  tipok  (Verbalaffixum)  er  kommt 
jBLZUy  ksavok  (Verbalaffixum)  man  kann  in  Stand  setzen^  ngor- 
iok  (Verbalaffixum)  er  wird  zu  etwas,  omarpok  (Verbalaffixum) 
»  wird  dazu  kommen,  dass  es  geschieht.  Aus  diesen  Theilen 
ias  zusammengesetzte  Verbum  kiglisiortiksangoromarpok  es 
wird  geschehen,  dass  er  ausforschen  kann. 

rnnuHirkaott  eine  Menge  Menschen,  von  innuk  Mensch, 
mit  dem  Nominalaffixum  irksott  sehr  viele,  wobei  rkso'it  der 
Rund  des  Augmentativums  rksoak  gross,  viel. 

erkaridtrsok  ein  Richter.  Mit  den  vier  oben  angeführten 
Verbalaffixen  tipok,  ksavok,  ngorpok,  omarpok  wieder  gebildet 
das  zasammengeset&te  Verbum  erkaUfirsuksangoromar^iok  es  wird 
geschehen,  tlass  er  Richter  sein  kann. 

p€Bnna  das  Schwert,  pcBfiincetik  (intransitiv)  ihre  eigenen 
Schwerter. 

adldngorpok  er  verändert,  adlangoromärp^jt  es  wird  ge- 
schehen, dass  sie  die  Mehreren  verändern. 

kq>orkäut  eine  Raspel,  mit  welcher  man  Furchen  oder 
Kerben  macht,  keporkäutik  (intransitiv)  ihre  eigenen  Raspeln, 
nigorpck  (Verbalaffixum)  es  wird  zu  etwas.  Davon  keporkäutin- 
jOfdiugU  (angewandter  Infinitiv)  sie  (mehrere  Menschen)  sie  (die 
Schwerter)  zu  Raspeln  machen  (Infinitiv). 

kaUügicJc  ein  Spiess,  kallugirscetik  (intransitiv)  ihre  eigenen 
Spiesse. 

kiblbut  ein  Kappmesser,  ein  Messer,  um  etwas  abzuküpfen, 
lahtbutik  (intransitiv)  ihre  eigenen  Kappmesser.  Mit  den  Verbal- 
»ffixen  ngorpok,  omarpok  die  Verbalform  kihlhutingoromariejt  es 
^ird  geschehen,  dass  sie  sie  (ihre  Spiesse)  zu  Kappmessern 
niachen. 

innutStt  eine  Menge  Menschen,  mit  dem  Nominalaffixum 
tt  viele.     Dasselbe  wie  das  obige  innuterksött. 

kolldrterpok  er  hebt  empor,  ungndrpok  (Verbalaffixum) 
nicht  mehr.  Davon  die  Verbalform  des  Futurums  kollarterun- 
P^fiassau^t  es  wird  geschehen,  dass  sie  sie  (die  Schwerter) 
nicht  mehr  emporheben.  Zu  bemerken,  dass  der  Positiv  und 
nicht  das  Negativum  des  Verbums  gebraucht  wird,  weil  un- 
pxhfok  ,nicht  mehr'  schon  die  Stelle  des  Negativums  vertritt. 

sekhiäupok  er  führt  Krieg,  sekkuäunek  (unbeschränkter 
hifinitiv)  das  Kriegführen,  sekkuäunermik  mit  Kriegführen,  das 

44* 


680  Pfizmaier. 

Kriegfuhren  (Accusativ).  Der  Druckfehler  sekJauhtuenmglo 
statt  sekkuaunermiglo  wurde  hier  verbessert. 

tlitsiungnceissegtpiU  sie  werden  ebenfalls  nicht  mehr  er- 
lernen, von  üitsiok  er  erlernt,  ungncerpok  (Verbalaffixnm)  nicht 
mehr,  ssavok,  Endung  des  Fatumms,  iok  (Yerbalaffixnm)  anch^ 
ebenfalls.  Wegen  des  Affizums  ungnchrpok  steht  das  Verbom 
wieder  im  Positiv.  Dass  man  dem  Fatomm  bisweilen  ein 
Verbalaf&xum  anhängt,  wird  in  der  Grammatik  nicht  gesagt 
geht  jedoch  aus  einigen  Beispielen  hervor.  So  als  Muster  der 
hier  gebrauchten  Form:  pissavok  er  wird  thun,  pu$Sgiok  er 
wird  ebenfalls  thun. 

Ferner  als  Beispiel  von  der  Anhängung  des  Affixnmi 
sugdu  er  meint,  er  hält  dafbr:  maitatssarok  er  wird*  entkleiden) 
mattaUsesugtiu  er  denkt,  dass  er  entkleiden  wird. 

7.  XumH  akerüomik  kMenksonuk  kangusämigfo  erJH»- 
gnamermik  ulUpkarpok;  pSrktacedlo  ndksäungilak;  nundi  nerpff- 
soamik  ullipkdrpok ;  kdmuikjdlo  kis$ik$äungil€Bt. 

Ihr  Land  ist  voll  von  hellglänzendem  Zonn  und  kostbantem 
rothen  Metall:   und  die   Schätze  sind  unendlich:   ihr  Land  iit 

r 

voll   von    grossen  Thieren;    und   ihre   Wagen    rind  unsiliEg> 

numrt  deren  Land,  der  intransitive  Plural  von  n6ma  Lind. 

akeriluk  kAlenksok  ^hellglänzendes  Zinn^,  d.  L  SSMi 
wurde  schon  Cap.  I,  22  erklärt 

kangtisiik  erdlingnarnek  das  kostbarste  gelbliche  MeUlL 
Winl  gesagt,  um  das  Gold  auszudrücken ,  welches  num  in 
Ori>nland  ebenfalls  nicht  findet.  Kangasak,  von  hangmsnkjfd 
,sich  schämen,  errothen'  abgeleitet,  bezeichnet  ein  gelbBckei 
Metall.  Man  unterscheidet  kangtuiik  bakörtok  weisses  gelb- 
liches Metall,  d.  i.  Mesc^ing,  kangutdk  aukpardldriok  rotbes 
gelbliches  Metall,  d.  i.  Kupfer,  kangitudriksok  schOnes  gelb- 
liches Metall .  d.  i.  Tombak.  Erdlincmamek  ist  eigentlich  der 
unbeschränkte  Intinitiv  von  erdUngnmrpok  es  ist  kostbar,  hat 
jedoch,  da  das  Neminalaffixum  wi  zur  Bildung  des  S1lpe^ 
laiivs  dient,  die  Bedeutung  .der  kostbarste'.  Uebrigens  wii' 
ItUr  Gold  auch  häutig  ^d*  gebmucht. 

Was  das  Silber  betrifft,  so  sagt  Rink«  dass  man  eininil 
in  %lvii:tut '    einen   Verbuch  xsachte.    nach   silberhaltigem  Bl« 


Der  Prophet  Jesaiu  grönUndiscb.  681 

and  nach  Zinnstein  zu  graben^  dass  man  aber  diesen  Versuch 
ia%eben  musste,  weil  das  Metall^  gleichwie  in  einigen  anderen 
Gegenden  das  Kupfer,  nur  zerstreut  als  Knötchen  und  Streifen 
in  geringer  Ausdehnung  vorkam. 

vüipkdrpok  es  ist  voll  von  etwas. 

ffrlaoaJc  grosses  Eigenthum,  das  Augmentativ  von  pik 
jEigenthum^/  wird  in  dem  Sinne  von  ^Schatz'  (dänisch  Liggen- 
de&)  gebraucht.  Da  die  Augmentative  im  Plural  die  Endung 
oi  in  ii  verwandeln,  sollte  der  Plural  nicht  regelmässig  p^rk- 
noBty  sondern  p^rksdit  ^Schätze'  lauten,  wesshalb  perksoidlo 
yOnd  Schätze'  statt  p^kaocedlo  zu  setzen  wäre. 

naksdook  es  ist  endhch,  d.  i.  es  kann  ein  Ende  nehmen, 
ifShäungUcäc  es  nimmt  kein  Ende,  es  ist  unendlich.  Da  pe^i^k- 
¥HBt  (richtig  perkso'it)  ein  Plural  ist,  sollte  auch  das  negative 
Verbom  im  Plural  stehen  und  es  daher  nicht  ndksäungüak, 
sondern  näksäungilcet  ,sie  sind  unendlich'  heissen. 

nersürsoak  ein  grosses  Thier,  abgeleitet  von  nersut  Thier. 
Oebraucht,  um  ,Pferd'  auszudrücken,  da  es  in  Grönland  keine 
Pferde  gibt.^  Der  Plural  ist  regelmässig  iiersurso'it,  was  auch  in 
der  Uebersetzung  später  einmal  zu  sehen.  Das  hier  und  weiter 
nntcn  noch  gebrauchte  nersursoaniik,  wobei  die  Apposition  nik 
den  Plural  bezeichnet,  ist  entweder  ein  Fehler  oder  eine  nicht  zu 
erklArende  Unregelmässigkeit.  Es  sollte  den  vorhandenen  Bei- 
vpielen  zufolge  nersürsomnik  ,mit  den  grossen  Thieren'  heissen. 

kdmutik  ein  Schlitten,  auch  ein  Kahn  oder  Wagen,  der 
DtuJ  des  ungebräuchlichen  Wortes  kdmut.  Jedoch  ist  kamut^jt 
(intransitiv)  ,deren  (mehrere)  Schlitten*  die  mit  dem  Nominal- 
tffixam  der  dritten  Person  Pluralis  verbundene  Pluralform. 

ÜBsUcsäungümt  sie  sind  unzählig,  abgeleitet  von  kissipok 
tf  zählt.  Das  Negativum  des  Verbalaffixums  ksavok  ,man  kann 
iii  Stand  setzen'  ist  ksäungilaJc. 

8.  Gudepäungniglo  uLlipkdfHoktög  nunckL  Tdlerpingmit  pin- 
forüO^t  arksamik  senndrs^t  serkomiarhighjL 

Und  von  bösen  Göttern  ist  ihr  Land  auch  voll.  Ihre 
▼on  der  rechten  Hand  GeschaflFenen ,  ihre  mit  dem  Finger 
Arbeitenden  knieen  vor  ihnen. 


^  Die  eilf  Pferde,    welche  Bischof  Egede  im  Jahre  1728  nach   Grönland 
mitnahm,  gingen  schneU  zu  Grunde. 


Oud^gpäfJc  fdn  ^fiimftr  (ifAX,  A.  L  XhfgrMj  mh  dem  Ncmnudiiffi' 
xtan  fnliik  häiMÜch  oder  b^^,  Gudtpäunyny^o  und  T<m  b^^sen  Göt- 
t#im,  irof>€;t  ungniglo  die  Ztmammeiiziehoii^  Ton  «1/  (Endong  des 
PlnraLi;  ntX:  mit  &>  iind^  nach  dem  bei  den  Appositionen  rorkom- 
m^mden  Mtüiter  <itiA:  Blnt^  aungnik  mit  mefarfsehem  Bhit.  Die  Appo- 
»itf/^n  ni%^  i^tatt  nuk  f/^caetzt^  bezeichnet  den  Phiral  des  Körnens. 

uUljßkAf^ßkföfj  es  ist  eben&lls  auch  voll,  von  nlUpkdrpok 
es  ist  voll^  iok  fVerbalaffixom^  auch,  ebenfalk^  t^  /'Conjnnction) 
atieh;  ebenfalls.  Sowohl  das  Verbalaffixnm  als  die  Conjnnction 
sind  von  gleicher  Bedeutung. 

tdCek  der  Arm^  tdUrjnk  der  rechte  Arm^  auch  die  rechte 
Hand  o<ler  der  rechte  Fuss,  mit  dem  Nominalai&Lum  pik  das 
Richtige  in  seiner  Art,  tMerpinymü  von  der  rechten  Hand.  Die 
Ap|H)sition  mit  Viczeichnet  den  Singular  des  Nomens. 

j/ingortijßok  es  wird  geschaffen,  es  wird  gebildet,  pingartiiok 
(Farticipiiira;  das  Geschaffene,  das  Gebildete,  pingortiiejt  deren 
Geschaffene. 

arksak  der  Finger,  arksamik  mit  dem  Finger.  Die  Appo- 
sition mik  bezeichnet  den  Singular  des  Nomens. 

nenruivok  er  arbeitet,  $ennarsok  (Participium)  der  Arbeitende, 
$ennar$}jt  deren  Arbeitende. 

Merkok  Aan  Knie,  serkomiarbigäu  er  kniet  vor  Jemandem, 
Herkamiarhighji  «ic  knieen  vor  ihnen. 

20.  üdluksame  tätvrsomdne  innutt  GudepilrmkakerÜomü  heb- 
lerikiK/Jnit  kantjundniidlo  erdlingnamermit  pingor simarsut,  genndrscB- 
iik  tukiiiarbiffiomarBarallö(pJik,  tSriangodrsungnut  irbaorsiartunnut 
t(h'iungodrsungiiiullo  isarolingnut    unnuarsiortunnut   egitsomarp^t. 

An  (1cm  gebührenden  Tag,  um  die  Zeit  wird  es  geschehen, 
duHH  die  McnHchcn  ihre  aus  glänzendem  Zinn  und  kostbarstem 
gelbem  Metall  gCHchaffenen  bösen  Götter,  dass  ihre  sie  selbst 
anbetf^nden  Arbeiter  sie  den  torfgrabenden  eigenartigen  Mäusen 
und  den  geflügelten,  die  Nacht  brauchenden  eigenartigen  Mäusen 
hinwerfen. 

uäiukaame  an  dem  gebührenden  Tag,  gebildet  aus  udluk 
Tag,  kmk  (Nominalaffixum)  zu  etwas  bestimmt  oder  dienlich, 
m«  ( Apposition j   in. 

id'ivrHomdne  um  die  Zeit,  wo  etwas  geschieht. 

OtulepilnstJc  deren  böse  Götter,  aus  dem  oben  angeführten 
(juäej)iluk. 


Dir  Prophet  JeMiM  frönlindiseh.  683 

akerücmä  von  Zinn.  Wie  bei  den  folgenden  drei  Wörtern 
Anwendung  der  Apposition  mü. 

pingarnmarmt  die  bereits  geschaffenen^  Plural  des  Parti- 
eipiumBi  von  pingorHpok^  so  viel  als  pingortipok  er  wurde  ge- 
lehaffeüi  mit  dem  Verbalaffixum  mavok  er  ist  jetzt;  er  hat  bereits. 

tenndrsok  (Participium)  der  arbeitende^  ein  Arbeiter^  sen- 
wantBtik  deren  Arbeiter^  mehrere  Arbeiter  derselben  (der  Ab- 
götter). 

fuksiarhigiomar$araU6<Btik  (Participium)  deren  mehrmals 
noch  anbeten  wollende  Arbeiter^  von  tvJmarbigäu  er  betet  an^ 
mit  den  Verbalaffixen  omarpok  er  will,  er  wird,  saipok  oft, 
mehnnals  nacheinander,  allöarpok  noch. 

tiriangoärsungnut  zu  den  eigenartigen  Mäusen,  von  tMan- 
joak  ein  kleine  Ratte,  eine  Maus,  mit  dem  Nominalaffixum 
dnuk  von  besonderer,  eigenthümlicher  Art. 

irbaursioipok  er  gräbt  Torf  (Participium  irbaursioi'tok ,  in 
dem  Texte :  irbsarsiortok)  von  irbsok  Mulm,  Erde,  Torf. 

Uriangoärsuk  irbsursiortok  ,torfgrabende  eigenartige  Maus' 
wird  gesetzt,  um  das  Wort  ,Maulwurf  (Muldvarp)  auszudrücken, 
da  es  in  Grönland  keine  Maulwürfe  gibt.  Es  gibt  jedoch  in 
Gidnland  vielen  noch  nicht  ganz  zu  Erde  verwandelten  Torf, 
der  übrigens  mehr  von  Europäern  als  von  Eingebornen  ver- 
wendet wird.^ 

üarolik  Flügel  besitzend,  von  iaarok  Flügel. 

unnttarsiörpok  (Participium  unnuarsi&i*tok)  er  gebraucht  die 
Hacht,  von  ünnuak  die  Nacht. 

tiriangoärsuk  isarolik  unnuarsiörtok  ,geflügelte,  die  Nacht 
gebrauchende  eigenartige  Maus'  wird  gesetzt,  um  das  Wort 
iFledermaus'  (Aftenbakke)  auszudrücken,  da  es  in  Grönland 
keine  Fledermäuse  gibt. 

egiUomarpijt  sie  werden  sie  (mehrere)  wegwerfen.  Von 
^fipok  er  wirft  weg,  mit  dem  Verbalaffixum  omarpok  es  wird 
gescliehen,  wobei  ts  eingeschaltet  wird. 

22.  InnvJc  kingamigut  annersartok  tettigirsaräunasiuk ;  söu- 
wm%  täuna! 

Der  durch  seine  Nase  athmende  Mensch,  ihr  dürfet  euch 
Dicht  auf  ihn  verlassen ;  ja,  was  ist  ihm  dieses  ? 


*  Rink,  Danish  Greenland  p.  91. 


684  Pfixnmier. 

kingdk  die  Nase^  kingamigtU  durch  seine  eigene  Käse. 

annersdrpok  (Participium  annersdrtok)  er  athmet,  von  an- 
nersäk  der  Geist,  oder  auch  der  Athem. 

tettigirsaräunasivk  ihr  dürfet  nicht  gewohnt  sein,  euch  auf 
ihn  zu  verlassen!  von  tettigäu  sich  auf  etwas  veriassen,  rsard» 
(Verbalaffixum)  pflegen,  gewohnt  sein,  tetiigirsaräunaae  (zweiter 
negativer  Imperativ  des  Plurals)  ihr  dürfet  nicht  gewohnt  sdn, 
euch  zu  verlassen!  Das  Af&xum  der  dritten  Person  Singnlaris 
ist  nasiuk.  Die  Form  ist  in  der  Abhandlung:  ,DarlegimgeD 
grönländischer  Verbalformen'  S.  38  und  66  zu  sehen. 

souvame  ja,  was  ist  ihm?  Von  söuvok  was  ist  das?  »öw>i 
was  ist  ihm  das?  vie  (Conjunction)  ja,  ja  gewiss. 

täuna  dieses,  das,  wovon  gesprochen  wurde. 

3.  Capitel. 

16.  Ainalo  Nalegak  okar'iok:  Zionib  pannee  mtikittarsomäaj 
kongcßseriglütik  irsingnnksdivcUttttglo  tuhovfia'i'iglutiglo  aMomekiiär' 
dlüttglo  sakkirsarmeta. 

Und  ferner  sprach  der  Herr:  Weil  Zion's  Töchter  stob 
sind,  so  dass  sie  den  Hals  strecken  und  mit  den  Augen  winken, 
und  leicht  auftreten,  und  kurze  Schritte  machen ;  weil  sie  sekr 
geschäftig  sind. 

pannee  deren  (mehrerer)  Töchter,  von  pannik  Tochter. 

mdkittarsoinet  (Conjunctiv  bei  zwei  Handelnden)  weil  ^ 
wieder  stolz  sind,  von  makkittavok  er  ist  stolz,  mit  dem  Verbal- 
affixum sdvok  er  ist  etwas.^ 

kongceseriglhtik  (angewandter  Infinitiv)  sie  den  Hals  strecken, 
von  kongccserikpok  er  streckt  den  Hals.  Zu  Grunde  liegend 
kongcesek  der  Hals. 

irsingmtksdlvdlatiglo  (angewandter  Infinitiv)  und  sie  mit 
den  Augen  winken,  von  irsingmiksdiok  er  winkt  mit  den  Augen. 

tukomariglutiglo  (angewandter  Infinitiv)  und  sie  leicht  auf- 
treten, von  tukomaiikpok  er  tritt  leicht  auf. 

ablonekisärdlittiglo  (angewandter  Infinitiv)  und  sie  hsit^ 
Schritte  macheu,  von  ablonekimrpok  er  geht  so  leise,  er  macht 
kurze  Schritte. 

^  Es  ist  niigewiss,   ob  adook  hier  für  das  Afiixum  ovok  ,er  ist  etw»i*g»^** 


Der  Prophet  Jesaias  grönlftndiscli.  685 

sakkirsarmeta  (Conjunctiv  bei  zwei  Handelnden)  weil  sie 
sehr  geschäftig  sind,  von  sakkirsarpok  er  ist  sehr  geschäftig. 
Das  für  diesen  und  den  obigen  Conjunctiv  bei  zwei  Handekiden 
noch  erforderliche  zweite  Verbum  findet  sich  erst  in  dem  fol- 
genden Verse  17. 

Durch  den  hier  gesetzten  angewandten  Infinitiv  wird  der 
Sinn  unserer  Conjunctionen  ;S0  dass^  damit  (zu  dem  Zwecke)' 
ausgedrückt. 

Die  am  Ende  dieses  Verses  vorkommenden  Worte  ,und 
rasseln  mit  den  Knöchelringen'  wurden  nicht  übersetzt  und  steht 
dafür:  Weil  sie  sehr  geschäftig  sind. 

17.  Tajmäitomik  Nalekkah  Zionih  panneeaa  kärpidkt  mer- 
kodromarpä;  Ncdekkablo  pakäitsirsut^jt  tdlutderomarn^j. 

Deswegen  wird  der  Herr  den  Scheitel  der  Töchter  Zion's 
kahl  machen;  imd  der  Herr  wird  vor  ihrer  Scham  aus  dem 
Licht  gehen. 

tajmäitomik  desswegen. 

panneesa  (transitiv)  dessen  Töchter. 

kärpidkt  deren  Scheitel  (intransitiv,  Singular),  von  kdrpiak 
der  Scheitel. 

mef'komromarpä  er  wird  ihn  kahl  machen,  von  merkocerpok  er 
macht  kahl,  omarpok  er  wird.  Zu  Grunde  liegt  merkok  ein  Haar. 

pakäitsirsut  die  Scham,  Plural  pakäitsirmtit  die  Scham 
(Mehrerer),  pakäitsirsuthjt  (intransitiv)  derjen  (mehrerer)  Scham. 
Das  im  Dänischen  gebrauchte  Blusel  ,Scham'  hat  keinen  Plural. 
Zu  Grunde  liegt  pakäitsiok  er  schämt  sich. 

tdlutceroma'nlj  es  wird  geschehen ,  dass  er  für  sie  vor 
ihnen  (der  mehreren  Scham)  aus  dem  Licht  geht,  von  tdrutcer- 
pok  er  geht  vor  etwas  aus  dem  Licht,  d.  i.  er  stellt  es  ins 
Licht.  Statt  fdrutdrpok  wird  in  dieser  Uebersetzung  mehrere 
Male  tälutdiyok  zu  Grunde  gelegt.  Die  Ableitung  ist  von  täk 
Finsterniss. 

18.  TamattomönatÖg  isigamhjsa  pinnersäutejt  pderomxirihj  Na- 
lekkah, niakoruthjt  singernekoi^jdla  tapüdlugit; 

Um  dieselbe  Zeit  auch  wird  die  Schmucksachen  ihrer 
Schuhe  wegnehmen  der  Herr,  ihre  Kopfzieraten  und  ihre  Schuh- 
schnallen inbegriffen. 

tamaUomöna  um  dieselbe  Zeit  mit  der  Conjunction  tög  auch, 
ebenfalls. 


6oO  PfixBmi«r. 

itigamtjia  (transitiT)  deren  Schuhe^  von  isigamak  ein  Schuh. 
Ableitung  von  isigak  die  S^ehe. 

pinner$aui^t  ihre  (mehrerer)  Schmucksachen,  von  pinner- 
$äut  ein  Schmuck. 

pceromar^ej  es  wird  geschehen^  dass  er  sie  (mehrere)  w^- 
nimmt.    Von  pdrpok  er  nimmt  weg. 

niakorut^t  deren  (mehrerer)  Kopfisieraten,  von  niakörut  ein 
Kopfzieraty  eine  Krone,  ein  Kranz.    Abgeleitet  von  niakbk  Kopf. 

tingemekoüjdlo  und  deren  (mehrere)  Schuhschnallen^  von 
nng^mekot  eine  Schahschnalle.  Abgeleitet  von  singSmek  der  Rist 
am  Fasse,  mit  dem  Nominalaffixum  kot,  welches  einen  Bezug 
auf  einen  genannten  Gegenstand  ausdrückt. 

iapudlugit  inbegriffen^  sammt,  ein  angewandter  Infinitiv 
mit  dem  Verbalsuftixam  der  dritten  Person,  von  tapupok  es  ist 
inbegriffen. 

In  diesem  Verse  ist  eine  wesentliche  Abweichimg  von  den 
Worten  des  Originals:  an  diesem  Tage  wird  der  Herr  den 
Schmuck  wegnehmen:  die  Knöchelringe  und  die  gewirkten 
Hauben  und  die  Spangen. 

19.  Yameet,  thjtsijt  niakoeesalo  tdlutejf. 

Ihre  Halsbänder,  ihre  Armbänder  und  die  Schleier  ihrer 
Köpfe. 

ilameet  (intransitiv)  deren  Halsbänder,  von  üamik  ein 
Halsband. 

Üjtsejt  (intransitiv)  deren  Armbänder,  von  t^ak  ein  Arm- 
band, unregelmässiger  Plural  tejtscet. 

niakoeesalo  und  deren  Köpfe,  mit  niakoeesa  (transitiv)  deren 
Köpfe,  von  niakhk  der  Kopf. 

tdlutejt  (intransitiv)  deren  (mehrere)  Schleier,  von  tdlui 
der  Schleier. 

20.  Neaariksörao^jt,  napparaortysa  kalUmnereet,  tipigikbin- 
goijt  siumiurs^jdlo. 

Ihre  grossen  schönen  Hauben,  die  Ketten  ihrer  Fussknöchel, 
ihre  kleinen  Käucherungsorte  und  ihre  Ohrringe. 

nesarikaörsokjt  (intransitiv)  deren  grosse  schöne  Hauben, 
von  nesak  eine  Haube,  nesaiiksok  eine  schöne  Haube,  nesarik" 
soak  eine  grosse  schöne  Haube.  Angewendet  die  Nominalaffixe 
nksok  schön,  raoak  gross. 


Der  Prophet  JeMiM  grönl&ndieeh.  687 

napparsortijsa  (transitiv)  deren  (mehrere)  Fussknöchel, 
von  napparsortak  ein  Fussknöchel. 

kallimnereet  (transitiv)  deren  Ketten^  von  kallimnek  die 
Kette. 

tipigikbingoSjt  (intransitiv)  deren  kleine  Räuefaerorte^  von 
tipigikbingoak,  einem  fllr  das  dänische  Desmerknap  ^Moschus- 
knöpf'  neugebildeten  Worte,  dessen  Zusammensetzung  tipigikpok 
es  ist  wohlriechend,  gik  der  Ort,  wo  etwas  geschieht,  ngoak 
klein,  beides  Nominalaffixe. 

siumiursejt  (transitiv)  deren  Ohrringe,  von  dumiursak  ein 
Ohrring.  Ableitung  von  siiii  Ohr,  mit  miurBok,  welches  ftlr  das 
Nominalaffixum  mio  ,was  sich  an  oder  bei  etwas  befindet'  ge- 
setzt wird.     Man  sagt  auch  siumio. 

21.  Keterdleruihjt  kingamiurs^dlo, 
Ihre  Fingerringe  und  ihre  Nasenringe. 

KetercUerut  ein  Fingerring,  von  ketSrdUk  der  Mittelfinger. 

kingamiursak  ein  Nasenring,  ein  nach  dem  Muster  des 
obigen  (Vers  20)  aiumiursak  ,Ohrring'  aus  kingdk  ,Nase'  neu 
gebildetes  Wort. 

22.  Arsoäut^t,  annorärshjt  üorartöut,  kallikpijt  pdngoi^dlo. 
Ihre  Prachtkleider,   ihre  langen  Kleider,   ihre  Oberröcke 

und  ihre  Beutelchen. 

araoäuUjt  (intransitiv)  deren  Prachtkleider,  von  arsoäui 
ein  Prachtkleid.     Zu  Grunde  liegt  araorpok  er  schmückt  sich. 

annorar«^Y  (intransitiv)  deren  Kleider,  von  annor<IÄ:  Kleidung. 

üorartdk  lang  von  Mass,  Plural  isorartöut, 

kaUikp}yt  (intransitiv)  deren  Oberröcke,  von  kallipdk  ein 
Oberrock. 

pöngo^t  (intransitiv)  deren  Beutelchen,  von  pongoak  ein 
kleiner  Beutel.  Von  p6k  Beutel,  mit  dem  Nominalaffixum 
ngoak  klein. 

23.  TararsbutSß,  umikotigiksoeet,  kelersiüt^t  irsljsalo  tdlut^jL 
Ihre  Spiegel,  ihre  schönen  Unterhemden,  ihre  Haarbänder 

und  die  Schleier  ihrer  Augen. 

tararsbutyt  (intransitiv)  deren  (mehrere)  Spiegel,  von  tarar- 
8öut  der  Spiegel,  abgeleitet  von  tararsörpok  er  spiegelt  sich. 

umikotigiksoeet  (intransitiv)  deren  schöne  Unterhemden, 
von  umikottgiksok  das  schöne  Unterhemd.  Zu  Grunde  liegend 
üinikot  Unterhemd,  von  utmk  Fleisch,  kot  (Nominalaffixum)  etwas 


bei  der  Haebe^  welche  dnrch  fU»  Sabstantmim  ausgedrückt  wird^ 
die  ßedentnn^  alüo:  wan  »ich  an  dem  Fleisch  befindet.  Dazu 
da«  Nominalaffixcun  gäuok  sch^hi, 

kelerntäkjt  (intrannitiv)  deren  Haarbänder,  von  kdernmi 
ein  Haarband.    Ableitung  von  kd/rpok  er  bindet. 

irnkJBa  (transitiv;  deren  Angen,  von  ir$e  Auge. 

t/LluOiji  Cintransitir)  deren  (mehrere)  Schleier. 

kder$iiUeji  ,ihre  Haarbänder^  steht  för  das  im  Dänischen 
gesetzte^  jetzt  veraltete  Hvivkiäder  ^Wickeltücher^,  d.  i.  Tücher, 
welche,  um  das  Haupthaar  gewickelt,  die  SteQe  einer  Haube 
vertreten.  In  Pontoppidan*s  Fastenpredigten  soll  stehen :  Hvir- 
klä/ler  og  Slöier  ^Wickeltücher  und  Schleier^,  was  auch  in  die 
neuere  Uebersetzung  des  Propheten  Jesaias  übergegangen  iat.^ 

24,  Täval/itipigiksaiUärdlutik  akt4Btekalis$€qnU  niakomingnut, 
keterutigücBfjfkrdlutik  $dliakcftäukäis9aput,  mtrkoriksoikrdlutik  mer- 
kfjkaiigitMomik  kdrpiakai$iapui,  kakortunmk  kelerutasrdlutik  pSkta- 
mit  mertar$imar$(nnik  kettrutdutinaptä,  kenarikMOihrdluHk  paller- 
saming  amekäumapuL 

Indem  sie  dann  das  Käucherwerk  verloren  haben,  werden 
sie  an  ihren  Häuptern  Asche  besitzen,  indem  sie  ihre  schönen 
Otirtel  verloren  haben,  werden  sie  hässliehe  Schürzen  besitzen, 
indem  hic  ihre  Hchönen  Haare  verloren  haben,  werden  sie  kahl 
den  Scheitel  besitzen,  indem  sie  die  weissen  Bänder  verloren 
haben,  werden  sie  einen  aus  Stoffen  fUr  einen  Sack  genähten 
GUrtel  besitzen,  indem  sie  das  schöne  Angesicht  verloren  haben, 
werden  sie  eine  von  der  Sonne  verbrannte  Haut  besitzen. 

tijngihiäutdrdlutik  (angewandter  Infinitiv)  sie  (mehrere) 
das  Iläuchcrwcrk  verloren  haben,  von  tiptgikpok  es  ist  wohl- 
riechend, tipigiksäut  das  Räucherwerk,  cerj)ok  (Verbalaftixum) 
er  hat  verloren.  Der  angewandte  Infinitiv  vertritt  häufig  andere 
Arten  und  Zeiten  und  wird  dann  nach  seinem  Sinne  als  ein 
Participium  betrachtet. 

akßCBUkalissaput  es  geschieht,  dass  sie  Asche  besitzen  wer- 
den, von  dkscet  (Plural  ohne  Singular)  Asche,  karpok  (Verbal- 
affixum)  er  besitzt,  liok  (Verbalaffixum)  es  geschieht.  Bei  der 
P^ndung  des  Substantivums  auf  t  wird  e  vor  karpok  eingeschaltet, 
z,  B.  aggiut  die  Feile,  aggiutekarpok  er  besitzt  eine  Feile.  Liok 

>  Molbech,  Dansk  Ordbog. 


Der  Prophet  Jesaias  grönlindisch.  689 

bildet  im  Futiirum  lüsavok  es  wird  geschehen;  lisaaptU  es 
(mehreres)  wird  geschehen,  nach  dem  Muster  von  piok  er  be- 
kommt, pissavok  er  wird  bekommen,  ptssaput  sie  werden  be- 
kommen. 

niakomingnut  zu  deren  eigenen  Häuptern  oder  eigenem 
Haupte. 

keterutigiksodkrdlutik  (angewandter  Infinitiv)  sie  (mehrere) 
ihre  schönen  Gürtel  verloren  haben,  von  keterrüt  Gürtel,  giksok 
(Nominalaffixum)  schön,  cerpok  er  hat  verloren. 

adliakotäukäissaput  sie  werden  eine  hässliche  Schürze  be- 
sitzen, von  sdliakot  Schürze,  Ivk  (Nominalaffixum)  hässlich, 
karpok  er  besitzt. 

mefkoriksodrdlutik  (angewandter  Infinitiv)  sie  (mehrere) 
ihr  schönes  Haar  verloren  haben,  merkok  Haar,  rUcsok  (Nominal- 
affixum) schön,  cerpok  er  hat  verloren. 

merkokangitsok  (Participium)  ohne  Haare  seiend,  merko- 
kangiUomik  (Adverbium)  kahl.  Durch  Anhängung  der  Appo- 
sition mik  an  das  Participium  lässt  sich  immer  ein  Adverbium 
bilden. 

kdrpiakäissaput  sie  werden  einen  Scheitel  besitzen,  von 
kdrpiak  der  Scheitel,  karpok  er  besitzt. 

kakortunnik  (der  Plural)  mit  den  weissen,  den  Accusativ 
bezeichnend,  von  kakörtok  weiss.  Als  Adjectivum  ausnahms- 
weise vorangesetzt. 

kderutderdlutik  (angewandter  Infinitiv)  sie  (mehrere)  das 
Band  verloren  haben,  von  kelerüt  ein  Band.  Das  im  Plural 
gesetzte  Adjectivum  kokörtok  ,weiss^  bezieht  sich  hier  auf  den 
Singular  des  in  dieser  Form  enthaltenen  Substantivums  kelerUt 
,Band'.  Da  auch  die  übrigen  mit  cerpok  verbundenen  Sub- 
stantive im  Singular  stehen,  müssen  dieselben  als  Collectiva 
betrachtet  worden  sein. 

pSksak  etwas  ftlr  einen  Sack,  pdsamit  aus  einem  für  einen 
Sack  gehörenden  Gegenstande,  von  p6k  ein  Sack. 

mersorsimaraomik  mit  dem  genähten,  d.  i.  das  genähte 
(Accusativ),  von  mSrsorpok  er  näht,  simavok  (Verbalaffixum)  es 
ist  geworden,  mersorsimarsok  (Participium)  was  genäht  worden  ist. 

keterutekäissaput  sie  werden  einen  Gürtel  besitzen,  von 
keterriu  Ghirtel.  Die  Einschaltung  von  e  vor  dem  Verbalaffixum 
ist  wie  bei  dem  obigen  aksaitekalisaaptit. 


690  Pfi«in»ier. 

kenariksoderdhUik  (angewandter  Infinitiv)  sie  (mehrere)  da« 
schöne  Angesicht  verloren  haben,  von  kenak  Angesicht,  gik$ok 
(Nominalaffixom)  schön. 

pallersonung  statt  paüersomik  (Participium)  mit  dem  von 
der  Sonne  verbrannten,  d.  i.  das  von  der  Sonne  verbrannte 
(Accusativ),  von  pcdlerpok  er  wird   von    der  Sonne   verbrannt 

amekäüsapiU  sie  werden  eine  Haut  besitzen^  von  ami 
die  Haut. 

Dieser  Vers  24  enthält  bedeutende  Abweichimgen  von 
dem  dänischen  Texte,  dessen  Wortlaut  in  Uebersetzung :  Und 
es  wird  geschehen,  dass  Gestank  sein  wird  anstatt  Wohlgeruchs, 
und  ein  Strick  anstatt  eines  QUrtels,  und  ein  kahles  Haupt 
anstatt  Haarflechten,  und  ein  enger  Sack  anstatt  eines  weissen 
Mantels,  ein  Brandmahl  anstatt  eines  Schönpflästerchens. 


13.  Capitel. 

14.  Kollaucirtut  kemäutitarttit ,  aäuvßtui  pärsirsikangititir 
tut  neUinffinab  nunakatiiie  sähigiomarp^j  innuroraarbinüo  kema- 
vigallugo. 

Gleich  einer  in  die  Flucht  getriebenen  Rennthierkuh,  gleich 
unbewachten  Schafen,  wird  Jeder  sich  hinwenden  gegen  seine 
Landsleute,  und  in  sein  Vaterland  fliehen. 

kollauäk  ,Rennthierkuh'  wird  für  Reh  (Raa)  gesetzt,  da 
es  in  Grönland  keine  Rehe  gibt. 

kemäutipok  er  treibt  in  die  Flucht,  keinüutitak  in  die  Flucht 
getrieben,  mit  dem  Nominalaffixum  tak  gethan,  durch  welches 
ein  passives  Verbale  gebildet  wird. 

säuoRiut  gleich  Schafen,  von  sätm  Schaf. 

pammÄ^ari^V^oÄ:  (negatives  Participium)  nicht  zum  Wächter 
habend,  von  pdrsirdgäu  er  hat  zum  Wächter,  pdrsiraikangii^ut 
(Plural)  den  nicht  zum  Wächter  habenden,  pärsirsikmigifsutut 
gleich  die  nicht  zum  Wächter  habenden,  da  t  am  Ende  eines 
Wortes  vor  der  Conjunction  tut  ,gleichwie'  weggeworfen  wird. 

nellingiiiab,  Transitiv  von  ndlinginak  ein  Jeder. 

nunakdte  ein  Landsmann,  von  niina  ,Land'  und  dem 
Nominalaffixum  kate  Genosse.  Mit  dem  Affixum  ns  im  Plural: 
nunakdtine  gegen  seine  Landsleute. 


Der  Prophet  JesaiM  grdnl&ndisch.  691 

sdbigiomarpij  es  wird  geschehen ,  dass  er  sich  zu  ihnen 
wendet^  von  ääpok  er  wendet  sich,  bigäu  (Verbalaffixum)  zu, 
(marpok  es  wird  geschehen. 

innurarsarbine  in  seinem  Vaterlande  oder  in  sein  Vater- 
knd.  Zu  Grunde  liegend  innurorsarhikj  gebildet  aus  innurorsar- 
fok  er  wird  auferzogen,  bik  (NominalafBxum)  der  Ort,  wo  etwas 
geschieht. 

kemavigallugo  (angewandter  Infinitiv)  sie  (mehrere;  zu  ihm 
flflchten.  Von  kemätrigäu  er  flüchtet  zu  einem,  kemdmgallune 
er  zu  einem  flüchten.  Der  angewandte  Infinitiv  wird  hier 
wieder  statt  eines  Participiums  gesetzt. 

15.  Angumerirsak  nungudlune  puttoromarpok  tielläutsirsorlo 
wmgudlune  pcennamik  tokonekaratnariok. 

Es  wird  geschehen,  dass  jeder  Eingeholte  durchbohrt 
wird,  und  Jeder,  dem  man  begegnet,  durch  das  Schwert  den 
Tod  haben  wird. 

angumerirsak  derjenige,  dem  genaht  wird  oder  der  ein- 
geholt wird,  von  angumeräu  er  naht,  er  holt  ein,  rsak  (Nominal- 
^xom)  gemacht,  gethan. 

nungudlune  ein  Jeder,  alle  zusammen,  der  angewandte 
Infinitiv  von  nungüpok  er  nimmt  alles  zusammen. 

puttoromarpok  es  wird  geschehen,  dass  er  durchbohrt 
wird,  puttorpok  er  wird  durchbohrt.  Zu  Grunde  liegend  putto 
Loch,  kleine  OeflFnung. 

neUduUiok  er  begegnet  einem,  neüäutsirsok  (Participium) 
deijenige,  dem  man  begegnet. 

tokonekaromariok  er  wird  das  Sterben  haben,  von  tökovok 
Wrtirbt,  tokonek  sterben,  das  Sterben,  karpok  er  besitzt,  er 
hat,  ein  Verbalaffixum,  welches  mit  dem  Infinitiv  verbunden 
^,  omarpok  es  wird  geschehen,  tok,  einem  Verbalaffixum, 
«wdi  welches  das  transitive  Verbum  in  ein  intransitives  ver- 
handelt wird. 

16.  Tekkocknnüo  nalungiarsungohjt  asserorterinekaromarput^ 
^Skiedlo  ufajdtnekaromarput  nullüjdlo  päasutdjomarivdlutik. 

Und  vor  ihren  Augen  werden  ihre  kleinen  Kinder  zer- 
schmettert werden,  und  ihre  Häuser  werden  geplündert  werden, 
'itd  ihren  Frauen  wird  Gewalt  angethan  werden. 

tekko  Anblick,  Gegenwart,  von  tekkovok  er  sieht,  tekkömnne 
^  ihrer  (mehrerer)  Gegenwart. 


692  Pfitmaier. 

ncdungiärsungodk  ein  kleines  neugebornes  Kind^  von  na- 
hingidrsuk  ein  neugebornes  Kind,  ngoak  (Nominalaffixum)  klein, 
nalungidrsungoejt  (intransitiv)  deren  kleine  neugebome  Kinder. 

asserorteriok  er  zerschmettert,  asserorterinek  (Infinitiv)  das 
Zerschmettern,  tzsserorterinekarpok  er  wird  zerschmettert,  (use- 
rorterinekaromarpiU  es  wird  geschehen,  dass  sie  zerschmettert 
werden. 

ujajätok  er  plündert,  ujajamek  (Infinitiv)  das  Plündern, 
ujajatnekaiyok  er  wird  geplündert,  itjajainekaroTnarput  es  wird 
geschehen,  dass  sie  geplündert  werden. 

nulliak  eine  Frau,  nullüß  (intransitiv)  deren  Frauen. 

passupok  (transitiv)  er  braucht  gegen  einen  Gewalt,  pcissu^ 
tak  (mit  dem  Nominalaffixum  tcJc)  Gewalt  gebraucht,  iok  (Verbal- 
affixum)  er  thut,  omaipok  es  wird  geschehen,  passutäjomaridlutik 
(angewandter  Infinitiv)  geschehen  werden,  dass  sie  (mehrere) 
Gewalt  gebrauchen.  Der  angewandte  Infinitiv  wieder  im  Sinne 
eines  Participiums. 

17.  Ariß!  tersäivkoniiiga  akkerartorkudlug'idlo  kajumiksaro' 
marpaka  Mederit,  Sölvimik  assiginndtrsut  Quldiviiglo  pileringitsut. 

Siehe !  Und  gegen  Jene  werde  ich  aufhetzen  die  Meder, 
welche  sich  um  Silber  nicht  kümmern,  und  nach  Gold  keine 
Lust  haben. 

Arijjt  siehe!  eine  Interjection. 

tersäivkoninga  Jene  (Accusativ),  von  Ursäivko  er,  jener, 
mit  der  an  der  Stelle  von  mik  gebrauchten  Apposition  ninga, 
durch  welche  bei  einem  getrennten  Pronomen  der  Dual  und 
Plural  bezeichnet  wird. 

akkerartorkudlugidlo  (angewandter  Infinitiv)  und  sie  sie  (die 
Mehreren)  fiir  zuwider  halten,  d.  i.  gegen  sie,  ihnen  entgegen, 
von  akkerartorpok  er  ist  dagegen,  akkerartorku2)ok  er  hftlt  es  fUr 
zuwider,  mit  dem  Verbalaffixum  kupok  er  hält  dafür,  dass  es  so  ist. 

kajumiksaromarpaka  es  wird  geschehen,  dass  ich  sie  (meh- 
rere) erwecke,  von  kajumiksdrpok  er  überredet,  er  mimtert  auf. 

aaaigimidirsut ,  Plural  des  Participiums  assigindirsok  der- 
jenige, welcher  sich  nicht  darum  kümmert,  von  assiginndiok  er 
kümmert  sich  nicht  darum. 

pilenngitsid,  Plural  des  Participiums  püeringitsok  derjenige, 
welcher  keine  Lust  hat,  von  pUeräu  er  hat  dazu  Lust,  püerin- 
güak  er  hat  keine  Lust  dazu. 


Der  Prophet  Jesaias  grönl indisch.  693 

18.  NvkcJcpirscet  asserorteromarpejt ;  kittomcedlo  ndkigissen- 
gilejt  irsejsa. 

Die  Jünglinge,  sie  (die  Meder)  werden  sie  zerschmettern, 
und  die  Kinder,  ihre  (der  Meder)  Augen  werden  sich  ihrer  nicht 
erbarmen. 

nukäkpiak  ein  Junggesell,  Plural  nttkakpirsoit 

asserorteromarpejt  es  wird  geschehen,  dass  sie  sie  (die 
Mehreren)  zerschmettern,  von  asserort&rpok  er  zerschmettert. 

klttoimak  (im  Norden  gebräuchlich)  ein  Kind. 

iidkigissengilejt  sie  werden  sich  ihrer  (der  Mehreren)  nicht 
erbarmen,  von  näkigau  er  erbarmt  sich  über  etwas,  iiäkigissen' 
gilak  (negatives  Futurum)  er  wird  sich  über  etwas  nicht  er- 
barmen. 

irsejsa  (transitiv)  deren  Augen. 

Dieser  Vers  18  ist  gekürzt,  indem  die  Ausdrücke  fiir 
,Bogen'  und  ,Leibesfrucht^  fehlen. 

19.  Babelilo,  ndlegaveet  niakorutigirsdt,  Kaldceamiut  pinner- 
säursodßt,   Gudih  nungutsomarpä  Sodoinasut  Gonwrrasudlo. 

Und  Babel,  seine  als  Krone  gebrauchten  Reiche,  die  grossen 
Zierden  der  Chaldäer,  Gott  wird  ein  Ende  mit  ihm  machen, 
wie  mit  Sodoma  und  mit  Gomörra. 

ndlegaveet  (intransitiv)  dessen  Reiche,  von  nalegdvik  das 
Reich. 

niakaruHgirsdit  die  als  Krone  gebrauchten,  von  niakörut 
ein  Kopfschmuck,  eine  Krone,  niakorutigäu  er  braucht  als  Krone, 
rsak  (Nominalaffixum)  gethan.  Ein  Verbum  erhält  durch  rsak 
die  Bedeutung  eines  passiven  Participiums.  Die  Bildung  ist 
nach  dem  Muster  okautigäu  er  bespricht,  okautigirsak  besprochen. 

Kaldceamiut  die  Chaldäer,  Plural  von  Kaldoeamio  ein  Chal- 
däer, gebildet  mit  dem  Nominalaffixum  mio  ein  Bewohner. 

pinnersäursoak  eine  grosse  Zierde,  von  pinnersäut  der 
Schmuck,  die  Zierde,  rsoak  (Nominalaffixum)  gross.  Das  t  in 
der  Endung  des  Nomens  wird  weggeworfen,  nach  dem  Muster 
von  angut  ein  Mann,  angürsoak  ein  grosser  Mann. 

nungupok  er  macht  ein  Ende,  nungutsomarpä  es  wird  ge- 
schehen, dass  er  mit  ihm  ein  Ende  macht.  Die  Einschaltung 
von  ts  geschieht  bei  der  reinen  Verbalendung  pok,  nach  dem 
Muster  von  egipok  er  wirft  weg,  egitsomarpok  es  wird  geschehen, 
dass  er  wegwirft. 

SiUungiber.  d.  phil.-hiRt.  CI.    CXI.  Bd.  U.  Uft.  45 


694-  Pfizmaier. 

20.  hukdngitsomun  errottaomarpok ;  innut  atauzenak  aglcPt 
tersane  iglokäisshigilak  iiaksäungitsomut;  Arahiamio  atauzenak 
aglcßt  tersaiie  twpissengilak ,  pärsirsudlaneet  säiLcetik  ülcegallugit 
tangviäisseniiatik  tersane. 

Es  wird  auf  ewig  öde  sein;  für  eine  endlose  Zeit  wird 
von  den  Menschen  auch  nicht  Einer  dort  ein  Haus  haben ;  auch 
nicht  Ein  Araber  wird  dort  ein  Zelt  aufschlagen,  selbst  die 
Hirten  gehen  ihren  Schafen  nach,  indem  sie  sich  nicht  dort 
lagern  werden. 

isukangitsomun  auf  ewig,  von  iso  Ende,  kangitaok  (Parti- 
cipium)  nicht  seiend,  mut  zu,  bei,  gegen,  hier  mun  wegen  des 
Vocals  des  folgenden  Wortes. 

errcritsomarpok  es  wird  geschehen,  dass  es  öde  ist,  von 
erraipok  es  ist  öde.  Vor  omarpok  ist  ts  wegen  der  reinen 
Verbalendung  pok  eingeschaltet. 

atauzhiak  nur  Einer. 

iglokarpok  er  hat  ein  Haus,  iglokäisseugilak  er  wird  kein 
Haus  haben. 

naksäungitsok  unendlich,  negatives  Participium  von  ndk- 
sdvok  es  kann  ein  Ende  nehmen.  Nach  der  Regel  sollte  nak- 
sangilak  das  Negativum  sein,  es  heisst  aber  naksäungilak  von 
dem  ungewöhnlichen  Verbum  naksäuvok.  Mit  mut,  welches 
nicht  in  mun  verwandelt  wird,  weil  das  folgende  mit  a  be- 
ginnende Wort  zu  einem  anderen  Satze  gehört. 

Arahiamio  ein  Araber,  wieder  mit  mio  ,Bewohner'  gebildet. 

tupisaengilak  er  wird  kein  Zelt  aufsehlagen,  tupiörpok  er 
schlägt  ein  Zelt  auf.     Abgeleitet  von  tupek  ein  Zelt. 

pdrsirsudloneet  sogar  die  Hirten,  von  pdrsirsok  (Plural 
pdrsirsut)  ein  Hirt,  lotieet  (Conjimction)  sogar. 

säuoitik  (intransitiv)  deren  eigene  Schafe. 

illegallugit  (angewandter  Infinitiv)  sie  ihnen  folgen,  sie 
ihnen  nachgehen,  von  illegäu  er  folgt  nach,  er  hat  in  seinem 
Gefolge.    Hier  illwgallugit  geschrieben. 

tangmäissennatik  (Futurum  des  negativen  angewandten 
Infinitivs)  sie  nicht  sich  lagern  werden,  von  tangmdiyok  er 
lagert  sich. 

21.  K4t8uit  nyodrtut  akongajomxiiput  tersane;  opirksofP^fimug 
ullipkäissapun  iglut  Strudsit  (tingmiarojurkso'it)  unikbikdissaput 
tersane,  irserkoidlo  oipikperksoarmiut  tapäissaput  tSrsane. 


Der  Prophet  JosaiM  grönlindiich.  695 

Wilde  Katzen  werden  dort  kauern;  von  grossen  Eulen 
werden  voll  sein  die  Häuser^  Strausse  (überaus  grosse  Vögel) 
werden  dort  ihren  Ruheplatz  haben,  und  Kobolde,  Bewohner 
des  Waldes,    werden  dort  springen. 

kStsuk  (auch  kitsuk  geschrieben)  eine  Katze,  ^  Plural  ket- 
sutt,  abgeleitet  von  keisitikpok  er  kratzt. 

nüodrtok  scheu,  wild.  Dem  dänischen  Orkens  Vildt 
,das  Wild  der  Wüste^  würde  jedoch  besser  n&t*sutit  nüodrttU 
,wilde  Thiere'  entsprechen. 

akongajoviarpiU  es  wird  geschehen,  dass  sie  kauern,  von 
akongavok  er  kauert.  Vor  omarpok  Einschaltung  von  j,  nach 
dem  Muster  von  assavok  er  liebt,  assajomarpok  es  wird  ge- 
schehen, dass  er  liebt. 

opirksocenning  mit  grossen  Eulen,  statt  opirksocennik,  da 
ein  Vocal  unmittelbar  nachfolgt.  Von  apik  Eule,  opirksoaJc 
grosse  Eule.    Ableitung   von   opipok  er  heult  oder  weint  laut. 

ullipkäissapun  sie  werden  voll  sein,  statt  ullipkäissaput, 
da  ein  Vocal  unmittelbar  nachfolgt.   Von  ullipkdrpok  es  ist  voll. 

Strudsit  Strausse,  Plural  von  Strudse  Strauss  (dänisch 
Struds). 

tingmiarojurkso'it  überaus  grosse  Vögel,  von  tingnüak  ein 
Vogel,  tingmiajoi^k  ein  sehr  grosser  Vogel,  tingmiarojürksoak 
ein  überaus  grosser  Vogel.  Das  Nominalsuffixum  rojük  ,sehr 
gross*,  wieder  mit  dem  Affixum  rksoak  ,gross'  verbunden, 
erhält  die  Bedeutung:  überaus  gross. 

untkbikäissaptU  sie  werden  den  Ruheplatz  haben,  von 
uniklak  ein  Ruheplatz.  Ableitung  von  unikpok  er  steht  still, 
er  schlägt  seinen  Wohnplatz  auf. 

irserkcet  kleine  Kobolde,  Plural  von  irsercüc, 

orpikperksoarmiut  die  Waldbewohner,  von  orpik  ein  Baum, 
orpikpet^ksoüt  viele  Bäume,  ein  Wald,  mio  (Nominalaffixum)  ein 
Bewohner.  Obgleich  das  Affixum  perksdit  ,viele,  eine  Menge^ 
ein  Plural  ist,  wird  es  hier  vor  mio  in  den  Singular  pSrksoak 
verwandelt. 

tapäissaput  sie  werden  springen,  von  tapdipok  er  tanzt, 
er  springt. 


^  Die  Hauskatze  findet  sich  in  den  südlichen  Ortschaften  Grönlands  und 
ist  selten  (Kink,  Danish  Greenland,  S.  430). 

45* 


696  PfizaaUr. 

22.  Anuirorpidrisut  miagyssaptU  ingmingnut  iglunne  innuk 
iuü^unne,  Dragidlo  iglörsoame  piniiergunne  unnikbUcsakmuegipi 
NecUiutuksä  kannikäu,  erkartoubiksälo  mtUltissengilak, 

Eigenartige  Wölfe  werden  zu  einander  heulen  in  d« 
menschenleeren  Häusern,  und  Drachen  werden  in  den  schönt 
grossen  Häusern  etwas  zur  Ruhestätte  besitzen.  Was  eintreffe 
wird,  ist  sehr  nahe,  und  die  Zeit  des  Grerichtes  wird  nicl 
warten. 

amdrok  ein  unbekanntes  oder  fabelhaftes  reissendes  Thier 
in  Labrador  ein  Wolf/  amarorpidrsuk  eine  besondere  Ar 
Wolf,  wobei  är^uk  eine  Nominalpartikel  von  der  Bedeutung 
einigermassen  gleich,  .von  einer  seltenen  oder  ungewöhnlichen 
Art.  In  dem  Verzeichniss  der  Errata  wird  der  hier  gesetete 
Plural  amaroifidrsut  zu  amarorpidrmü  verbessert^  was  in  der 
That  auch  richtiger  ist. 

miagüsaaput  sie  werden  heulen,  von  mi^igarpok  er  heult. 
Die  Form  des  Futurums  bei  miagüssaput  ist  nach  dem  Muätei 
von   ajorpok   es   ist   schlecht,    ajUssavok  es  wird  schlecht  sein. 

ingmingnut  zu  einander,  Plural  von  ingmt  sich  selbst,  mit 
der  Apposition  nut,  deren  Form  den  Plural  anzeigt. 

iglunne  in  den  Häusern,  von  iglo  Haus. 

innttkaju'äsunne  in  den  menschenleeren,  von  innukarfot 
es  gibt  Menschen,  innukajutpok  es  gibt  keine  Menschen,  nu^ 
dem  Verbalafdxum  juipok  niemals.  Mit  juipok  und  ^ui)^ 
bildet  man  negative  Verba  wie  kamijuipok  es  ist  unverlöscb 
lieh,  von  kamipok  es  verlöscht. 

Dragit  Drachen,  von  Dragt  Drache  (dänisch  Drage). 

pinnersunnt  in  den  schönen,  von  pinnersok  schön. 

unnikhiksakäissegiput  sie  werden  ebenfalls  zur  Ruhest^ 
haben,  von  unikhtk  eine  Ruhestätte,  ksak  (Nominalaftixum^ 
etwas  bestimmt  oder  dienlich,  ferner  von  den  Verbalaffi:^ 
karpok  er  besitzt,  er  hat,  iok  auch,  ebenfalls,  letzteres  (5 
Futurum  nachgesetzt,  wie  schon  Cap.  2,  Vers  4  bemcf! 
worden. 

nedliutüksä  dessen  Eintreffendes,  von  nedliupok  es  tr 
ein,  nedlintiiksak  was  eintreffen  wird,  das  Zukünftige. 

kannikäu  es  ist  sehr  nahe,  von  kannipok  es  ist  nahe. 

^  In  Grönland  kennt  man  Wölfe  nur  vom  Höreusagen. 


Der  Prophet  Jesaias  grönl&ndisch.  697 

erkartöttbtksäh  und  das  als  Zeit  des  Gerichtes  Bestimmte, 
von  erkartöupok  er  urtheilt,  er  richtet,  erkartöubik  die  Zeit  des 
Gerichtes,  ksak  zu  etwas  bestimmt.  • 

mullussengilak  er  wird  nicht  warten,  von  mulluvok  er  wartet, 
er  zögert. 

14.  Capitel. 

9.  Tokorsun  inndt  fesadmmanetok  sejukpok  »iunekkut,  agge- 
ramt.  Nekkodrso'ü  nunablo  pirsdrsoejsa  tar^t  makküerpej  iblit 
pivdluHt ;  inntCierksoit  tamardlutnarmik  Koiigüjt  neko'ikkoej  ivksia' 
virksoamingnit. 

Die  Stätte  der  Todten,  die  dort  unten  befindliche  zittert 
vor  dir,  weil  du  ankommst.  Die  Schatten  der  sehr  Starken 
und  der  Mächtigen  des  Landes  bringt  es  zum  Auferstehen,  du 
bist  Schuld,  dass  es  geschieht;  die  Könige  der  Menschenmengen 
insgesammt  lässt  es  von  ihren  grossen  Sitzen  sich  erheben. 

tökorsok  ein  Todter,  Plural  tokorsut,  des  folgenden  Vocals 
wegen  tokorsun. 

inncet  (intransitiv)  deren  Stätte,  von  iniie  die  Stätte. 

tessdmmanetok  dort  unten  befindlich,  von  tessdmmane  dort 
unten,  efok  (Verbum  und  Verbalaffixum)  seiend,  Participium 
von  epok  er  ist. 

sejukpok  er  zittert. 

siünekkut  vor  dir,  von  siüiiek  voran,  siünet  dir  voran,  kut 
(Apposition)  durch,  bei.  Vor  kiit  wird  t  ink  verwandelt,  nach 
dem  Muster  von  nuuet  dein  Land,  muiekkiU  durch  dein  Land. 

aggeravlt  (Conjunctiv)  weil  du  ankommst,  von  aggerpok 
er  kommt,  er  kommt  an. 

pirsdrsoejsa  (transitiv)  dessen  Mächtige,  von  pirsdrsoak  sehr 
stark,  mächtig. 

tartjt  (intransitiv)  deren  (mehrere)  Schatten ,  von  tdrak 
der  Schatten. 

makküerpej  er  (man)  bringt  es  dahin,  dass  sie  auferstehen, 
von  makküirpok  er  erweckt,  er  bringt  es  dahin,  dass  man  auf- 
ersteht. 

pivdlutlt  (angewandter  Infinitiv)  du  Schuld  sein,  dass  es 
geschieht,  von  piok  er  bekommt.  Eine  der  vielen  Bedeutungen 
dieses  Verbums  ist  auch :  er  ist  Schuld,   dass  etwas  geschieht. 

tamardlumai'mik  (Adverbium)  sie  alle  zusammen. 


t)98  PfizmAiei. 

neko'ikkoej  er  lässt  sie  von  ihrem  Sitze  sich  erheben,  von 
nekotkpok  er  erhebt  sich  von  seinem  Sitze,  kovok  (Verbalaffixum) 
er  lässt  geschehen,  er  lässt  zu. 

ivksiavik  ein  Stuhl,  ein  Sitz,  ivksiavirksoak  ein  grosser 
Sitz,  ivkmarcirksoamuigmt  von  deren  grossen  Sitzen,  nach  dem 
Muster  von  mma  Land,  nunamüigjiit  von  deren  eigenen 
Ländern. 

10.  Tamakko  tanidrmUc  okallülerputy  pUdlutik;  IbUttögvMi 
tdva  tMvtittU  kajengnarsiotit,  arsigcUluta! 

Diese  beginnen  alle  zu  sprechen,  sie  sagen:  Auch  du 
bist  da  so  wie  wir  hinfkllig  geworden,  indem  du  uns  gleichst I 

tamakko  (intransitiv)  diese  (mehrereX 

tamdrnuk  alle,  der  gebräuchliche  Plural  von  tamdrm. 

okaUiderput  sie  beginnen  zu  sprechen,  von  okallukfokei 
spricht^  lerpok  (Verbalaffixum)  er  beginnt. 

pivdlutik  (angewandter  Infinitiv)  sie  sagen,  von  fidex 
sagt,  in  einer  der  vielen  Bedeutungen  dieses  Verbums. 

iblätög  auch  du,  mit  der  Conjunction  log  auch. 

imtk  so,  dergestalt. 
*  uartihU   wie   wir,  unregelmässig  von   uagut  wir,  mit  ^ 
gleichwie. 

kajeug^Htrsfotit  du  bist  hinfiülig  geworden,  von  kajengwtr- 
siok  er  wird  hinf^ig«  gebrechlich,  oder  ist  es  geworden. 

ai^igalluta  ^^angewandter  Infinitiv)  du  uns  gleichen,  ^od 
arsigilu  gleichen,  gleich  sein. 

12.  Kamurngme  käla»igmU  nakkdvit  udloriak  käumartor- 
SiMing-i)!  ktknö  tm^rtl  oma!  kannoHgime  irbtomut  nfJdusnoMt^ 
•WMHVir rfot«»il  kHHHHtitsirSirH'OWUi  ! 

Wie?  da  von  dem  Himmel  du  fiülst,  sehr  heller  btefl»« 
der  S^^hn  der  Monrenröthe  er !  Wie  ?  da  zu  der  Erde  du  g«* 
tallen  bist^  Unterdrücker  der  Menschenmenge  er! 

Httkkatit  \^Oonjimciiv '  weil  oder  da  du  herabfiJIst,  ^^ 
i^ikkktrfHU:  er  älUt  faemb. 

A,>rN<«#arA^'  helL  «:<>trMiir»(X]lr  sehr  hell.  Die  Endung  f^ 
wini  wt^gi^n  de;>  daniutYoIgenden  Vocals  in  noang  verwandcR- 

i\W^,  der  Transitiv  von  kam  Morgenrotfae. 

^r«H^'>>    inURUisiüv    de$s^n  Sohn«  von  «'■»et  Sohn. 

•,*^w--3  er,  dk\?er. 

»*^*»*fc?  itt  dem  Mulm,  von  •r^*-4r  der  Mulm,  locJ^ere  Erde. 


Der  Prophet  Jesjtiu  grÖDl&ndisch.  699 

nakJcarsimavit  (Conjunctiv)  weil  oder  da  du  herabgefallen 
bist,  von  nakkarpok  er  fUllt  herab,  simavok  (Verbalaffixum)  er 
ißt  geworden,  er  ist  gemacht. 

kunnutitsirscbt  (intransitiv)  deren  Unterdrückender,  von 
kunniUipok  (transitiv)  er  demüthigt,  er  unterdrückt,  kunnutitsiok 
(intransitiv)  er  unterdrückt,  kujimUitsirsok  (Participium)  der 
Unterdrückende.  Die  Endung  rscbt  wird  wegen  des  nachfolgen- 
den Vocals  in  rscen  verwandelt.  Das  Nominalsuffixum  rsckt 
,deren  mehrerer^  wird  gesetzt,  weil  innum^ksött  ,Men8chenmenge^ 
ein  Plural  ist. 

16.  Umattngne  tejmiitok  okartotit:  killangmut  kongmuJcärO' 
marponga!  Gxidim  vdlorirsejsa  koUcßtigut  ivksiavirksoara  tungam- 
leromarpara,  katteraorbiub  kakkdraoane  auängnarptangmStome  in- 
gitsomarponga. 

In  deinem  Herzen  sagtest  du  dennoch:  Ich  werde  zu  dem 
Himmel  emporsteigen!  Ueber  Gottes  Sternen  werde  ich  zu 
meinem  grossen  Sitz  den  Grund  legen,  auf  den  gerade  im 
Norden  befindlichen  grossen  Berg  des  Versammlungsortes  werde 
ich  mich  setzen. 

wndtingne  in  deinem  Herzen. 

tejmeitok  dennoch,  dessen  ungeachtet. 

okartotit  (Präteritum)  du  sagtest,  von  okärtok  er  sagt. 

udlönak  ein  Stern,  ucUörirscet  Sterne,  tidlorirsijsa  (transitiv) 
dessen  Sterne.  Die  reine  Endung  ak  wird  im  Plural  zu  rscBt 
verändert. 

kolU  der  Obertheil,  was  oben  oder  über  einer  Sache  sich 
befindet,  kollditigut  über  deren  Obertheil,  d.  i.  über  ihnen. 

ivksiainrksoak  (wie  bei  Vers  9)  ein  grosser  Sitz,  ivk»ia- 
virksoara  (intransitiv)  mein  grosser  Sitz. 

tungavihromarpara  es  wird  geschehen,  dass  ich  zu  ihm 
den  Grund  lege,  von  tungavilerpok  er  legt  den  Grund. 

kattersorhik  der  Versammlungsplatz,  Genitiv  katt4rsorhivb. 
Bei  der  Endung  hik  wird  ik  im  Genitiv  zu  iub  verändert. 

kaJckdrsoak  ein  grosser  Berg,  kakkdrsoane  auf  dessen 
grossem  Berge. 

audngnarpiangmetome  auf  dem  gerade  im  Norden  befind- 
lichen, von  av/ingnak  der  Norden ,  piak  (Nominalaffixum)  ge- 
rade, genau,  tne  in,  (pok  er  ist,  (Uok  (Participium)  seiend,  m« 
(zum   zweiten   Male)   in,   auf.     Das   Verbalaffixum   epok  wird 


700  ,  Pfizmaier. 

auch  den  Appositionen  me  und  ne  angehängt,  wobei  dann  die 
zusammentreffenden  zwei  e  durch  e  ausgedrückt  werdwi,  i.  B. 
jiuname  auf  dem  Lande,  nunamepok  (statt  nunatne  epok)  er  iit 
auf  oder  in  dem  Lande,  Daher  ist  me  hier  zweimal  gesetzt^ 
2uier8t  bei  audngnarpiak  gerade  der  Norden ,  dann  bei  Ü 
seiend,  befindlich. 

ingitsomarponga  es  wird  geschehen,  dass  ich  midi  sete^ 
von  ingipok  er  setzt  sich,  mit  Einschaltung  von  U  vor  omdrftk 

14.  Xuuet  kotsingntrit  kollditigut  kongmukdrtmarpctifäf 
ajugaka  ngitsok  a  rsigüe  rdlugo. 

Es  wird  geschehen,  dass  ich  über  die  höchsten  Wölk« 
steige,  indem  ich  anfange  mit  dem  Allmächtigen  gleich  zu  «oi. 

nü'iiBt  (^intransitiv)  die  Wolken,  von  nuia  Wolke. 

kotsinguerit  ^intransitiv)  die  höchsten,  von  koUmpi 
(Superlativ)  der  höchste. 

ajugnkangitsok  (Participium)  allmächtig,  von  a;ii^  Oki- 
macht, Unverraögenheit,  ajungakdrpok  er  hat  UnvermögcnlMst, 
ajugakangilak  er  hat  nicht  Unvermögenheit ,  er  kann  alles ^  er 
ist  allmächtig. 

arsigilerdlugo  (angewandter  Infinitiv)  er  anfangen,  !■ 
zu  gleichen,  von  arsigau  er  ist  gleich,  er  gleicht,  lerpok  (Veiw- 
affixuml  er  föngt  an.  Richtiger  würde  es  wohl  heiseen «» 
gilerdluvko  ich  anfangen,  ihm  zu  gleichen. 

15.  Adhennudlo  nakkdngavotit  nettekangitsomnn  äimffrf- 
s^irtomut.  Und  zu  den  untersten  Orten  bückest  du  dich,  ^ 
den  bodenlosen,  allertiefsten. 

adhet  die  untersten  Orte,  von  actfefc  das  unterste. 

nakkdngatvtif  du  stehst  oder  sitzest  mit  geducktem 
Haupte,  die  zweite  Person  Singularis  des  Präsens  von  naÜ^ 
gavok. 

HeftekangiUok  bodenlos,  von  uette  Boden ,  kangüsiA  nw» 
besitzend,  nicht  habend.  Die  Apposition  mut  ist  des  folgend* 
Vocals  wegen  zu  mun  verändert. 

ithterrüvsdrt^yk  der  allertiefste,  von  iticok  es  ist  tief,  tö» 
da;>  Tiefsoin,  auch  der  tiefste,  uerrüvsdrtok  (NominalafSxn*) 
am  allermeisten ,  zur  Bildung  des  verstärkten  Superlativs  g** 
braucht ,  gleichwie  nek  zur  Bildung  des  gewöhnlichen  Süpö** 
lativs.  Von  den  Venrloichunsrsstulen  wird  in  den  .Kennaöcn- 
nuniron  dos  kalalekischen  Sprachstammes*  S.  67 — 70  (151—1^) 


Der  Prophet  Jesaias  grönländisch.  701 

gehandelt.  Das  in  dem  Texte  zu  Grunde  gelegte  itiv^iek 
^schmale  Halbinsel'  scheint  nicht  richtig  und  flir  itinek  gesetzt 
zu  sein. 

16.  Tekktingniktivit  uisitswdlutik  kamerdloi'pdtit ;  pivdlutik: 
tersäuna  nunah  sejukkorsiraä  nalegaveedlo  oltkkorsirsckt? 

Die  dich  sehen,  indem  sie  die  Augen  öffnen,  betrachten 
dich,  sagend:  Ist  er  es?  Die  Erde  hat  vor  ihm  gebebt  und 
die  Reiche  haben  vor  ihm  gezittert? 

tekküngniktivit  (transitiv)  deine  Sehenden,  d.  i.  die  dich 
sehen,  von  tekkiingnikpok  er  sieht,  er  bekommt  vor  die  Augen, 
te  (Nominalaffixum)  handelnd,  thuend.  Nach  dem  Muster  von 
innukdte  Mitmensch,  innukdtwit  deine  Mitmenschen. 

iCitnvdlutik  (angewandter  Infinitiv)  sie  die  Augen  auf- 
machen, von  tmitsiok  er  macKt  die  Augen  vor  einem  auf. 

kamerdlorpdtit  sie  betrachten  dich,  von  kamerdlorpok  er 
betrachtet. 

sejiückorsirsä  es  geschieht  ihm,  dass  gebebt  zu  werden 
scheint,  von  sejukpok  er  bebt,  korpok  (Verbalaffixum)  es 
scheint  zu  sein,  sipok,  Verbalaffixum  für  das  Passivum,  raak 
(^Nominalaffixum)  gcthan,  geschehen. 

dlikkorsirsdt  es  geschieht  ihnen,  dass  gezittert  zu  werden 
scheint,  von  ölikpok  er  zittert.  Sonst  wie  das  vorhergehende 
zusammengesetzt. 

17.  Nundrsoarming  innukajuttaungortitsirsok,  iglorperksoejn- 
nik  inomgdirutifsirsok  figursamilo  uiernerdinnik  iniierterirsok^ 

Der  die  grosse  Erde  menschenleer  macht,  der  die  Städte 
vernichtet  und  der  flir  den  Gefangenen  die  Rückkehr  verbietet? 

innukajuitsungortitsirsok  (Participium)  menschenleer  ma- 
chend, von  innukajutpok  es  ist  menschenleer,  innukajuttsok 
menschenleer  seiend,  ngorpok  er  macht  zu  etwas,  tipok,  Verbal- 
affixum für  das  Passivum ,  tsiok  (Participium  tsirsok)  Verbal- 
affixum für  das  Intransitivum. 

piorngdirutitsirsok  der  vernichtet,  von  piorngdruHpok  er 
vernichtet,  tsirpok,  einem  Verbalaffixum,  durch  welches  ein 
Transitivum  in  ein  Intransitivum  verwandelt  wird.  Das  In- 
transitivum steht,  weil  die  Apposition  mik  hier  überall  den 
Accusativ  bezeichnet. 

tigursamilo  und  in  dem  Gefangenen  oder  für  den  Gefan- 
genen, von  tigursak  ein  Gefangener,  wie  (Apposition)  in  oder  für. 


7(j2  FfiziDftier. 

uferneroinnüc  mit  mehrfacher  Rückkehr,  von  vJtArpok  er 
kehrt  zurück,  v4t'rnek  (Infinitiv)  das  Zurückkehren.  Nach  dem 
Muster  von  okauzek  das  Wort,  okauzuhtulk  deren  (mehrerer) 
Wort.  In  Bezug  auf  diesen  Plural  wäre  statt  ttgnrsamäo  ,und 
in  dem  Gefangenen'  richtiger  tigursd'nnih  ,und  in  den  Gefan- 
genen' (Plural)  zu  setzen,  nach  dem  Muster  von  amiersäk  der 
Geist,   annersame  in  dem  Geiste,   annersamne  in  den  Geistern. 

innerterirsok  der  verbietende,  von  inuei-tei-pok  er  verbietet 

18.  Innu'it  famarmik  Kongiejf  iUir säug allAar put  nungudltUik 
illiversoamingiie  tusoniarsiisekardlutik. 

Die  Könige  aller  Jfenschen  sind  zwar  ein  jeder  begraben 
in  ihrem  eigenen  grossen  Grabe,  Herrlichkeit  besitzend. 

ilUrsäugaUöarput  sie  sind  zwar  Vjegraben,  von  iüiok  er  legt 
sie,  er  begräbt,  ülirsflk  hingelegt,  l>egraben,  ovok  (Verbalaflfixum) 
er  ist  etwas,  alloarpok  (Verbalaffixum)  zwar,  obgleich,  mit  Ein- 
schaltung von  g  vor  diesem  Affixnm. 

nungudlutik  (angewandter  Infinitiv)  sie  zu  Ende  gehen, 
d.  i.  sie  ein  jeder,  sie  sämmtlich,  von  nungupok  es  geht  auf, 
es  nimmt  ein  Ende. 

ilUversoamingne  in  deren  eigenem  grossen  Grabe,  von  iUi' 
vek  das  Grab,  üUvi'rsoak  ein  grosses  Grab.  Nach  dem  Muster 
von  mlna  Land,  nunamingne  in  deren  eigenem  Lande. 

u^tsoniarsusekardlutik  (angewandter  Infinitiv)  sie  Herrlich- 
keit besitzen,  von  ussornarsiisek  die  Herrlichkeit,  karpok  (Verbal- 
affixum) er  besitzt,  er  hat. 

19.  Iblidle  egitdrofit  iUivernit  ungesiicsomuf  aualekkofhigoar" 
tut  assiginruRgartut  lunggovingnit,  innuktcet  trmejnnik  pcennamUc 
puttusimarsuvnüc  mattortotit,  ilUvarmwUo  itlrsomut  kigdlotwt  tutir- 
sartut  isifsistmavotit. 

Doch  du  bist  weggeworfen  aus  deinem  Grabe,  weit  weg, 
wie  ein  gering  geschätztes  Zweigelchcn  von  dem  Stamme,  mit 
den  Leibern  der  P>8chlagencn,  der  mit  dem  Schwert  Durch- 
bohrten bist  du  bedeckt,  und  in  das  sehr  tiefe  Grab  wie  ein 
zertretenes  Aas  bist  du  hineingeschlüpft. 

egitdrotit  du  bist  weggcwoi'fen,  von  egipok  er  wirft  weg, 
egitak  weggeworfen,  nvok  (Verbalaffixum)  er  ist  etwas. 

iUivernit  von  deinem  Grabe. 

ungesiksomnt  weit  weg  (nach  einer  Kichtung). 


Der  Prophet  Jetaias  grftniindisch.  703 

aualekkotingoartut  gleich  kleinen  Baumzweigen,  von  aua- 
lekkot  der  Zweig  eines  Baumes,  mit  iigocik  (Nominalaffixum)  klein. 

assiginnregartut  gleich  dem  geringgeschätzten,  von  assigin- 
narpok  er  schätzt  gering,  mit  dem  Nominalaffixum  gdk  gethan, 
verrichtet. 

nceggovingnit  von  dem  Stamm,  von  nceggovik  der  Ursprung, 
die  Erde,  in  der  eine  Pflanze  wächst,  der  Name  eines  Baumes. 

innvktak  ein  erschlagener  Mensch. 

tirti^nik  mit  deren  Leibern,  von  timme  ein  Leib,  ein 
Rumpf. 

putttbsimarsok  durchbohrt,  von  piUto  ein  hindurchgehendes 
Loch,  puttusimavok  es  ist  ein  Loch  durchgestochen,  mit  sima- 
vok  (Verbalaffixum)  es  ist  geworden,  es  ist  gethan. 

mattortotit  du  bist  bedeckt,  von  rnattorpok  es  ist 
bedeckt. 

itivok  es  ist  tief,  itirsok  (Participium)  tief,  itiraok  sehr  tief. 
Letzteres  gebildet  durch  das  Nominalaffixum  sok  gross,  sehr, 
was  übrigens  auch  der  Verlängerung  der  Endsilbe  des  Parti- 
cipiums  gleichkommt. 

kigdlok  das  Aas  von  einem  Landthier. 

tutirsak  niedergetreten,  von  tutivok  er  tritt  nieder. 

isitsisimavotik  du  bist  hineingeschlüpft,  von  isipok  er  schlüpft 
hinein,  tsiok,  dem  ein  intransitives  Verbum  bezeichnenden  Ver- 
balaffixum, simavok  es  ist  geworden. 

20.  Iliverme  illeglssengüetü  thiko ;  nuiiet  nungihulvko,  innuv- 
tetit  tokönäukit,  AjoHulliaromatÖtU  kingvkjt  tairsdnäuvioeissengilcet 
isukangitsomut 

Im  Grabe  wirst  du  nicht  mit  Jenen  vereinigt  werden; 
weil  du  dein  Land  zerstörtest,  deine  angehörigen  Menschen 
tödtetest.  Die  Nachkommen  der  Ruchlosen  werden  vermuthlich 
auf  ewig  nicht  genannt  werden. 

illegüsengiletit  (Futurum)  du  wirst  nicht  vereinigt  werden, 
von  illegäu  er  wird  vereinigt. 

{^iJco  (intransitiv)  Jene  dort,  Plural  von  tUnga. 

nungimauko  (Conjunctiv  für  einen  einzigen  Handelnden) 
weil  du  ihn  zerstörtest,  von  nungüpok  er  zerstört  oder  vernichtet. 
Bei  der  Endung  auf  ein  reines  pok  ist  name  die  Form  des  ersten 
Conjunctivs.  Sowohl  Conjunctiv  als  Subjunctiv  und  angewandter 
Infinitiv  gelten  für  alle  Zeiten, 


704  Pfizmaier. 

innüvtetit  (intransitiv)  deine  angehörigen  Menscheo,  vo 
innüütak  ein  angehöriger  Mensch.  Nach  dem  Muster  von  anm 
Mutter,  anieiit  deine  Mütter. 

toköiiäukit  (erster  Conjunctiv)  weil  du  sie  (mehrere)  tödt 
test,  von  tokopok  er  tödtet.  Wegen  der  Endung  auf  ein  rein« 
pok  ist  iiame  wieder  die  Form  des  ersten  Conjunctivs. 

ajorttdliaromatok  entartet,  ruchlos. 

kingu^t  (intransitiv)  deren  Nachkommen^  von  kingxnik  i 
Nachkomme. 

tairsänauviceissengilcet  sie  werden  vermuthlich  nicht  g 
nannt  werden,  von  fdirsdvok  er  wird  genannt,  nautusk[^ 
(Verbalaffixum)  möglich,  vermuthlich. 

isukangitsok  ohne  Ende,  ewig. 

21.  Tokoviksak  aulirksdursok  piardrsmk  kütornejnui  du 
dleesa  pinerdlugejt  pivdlugity  makkikoiiagit,  nunarsoarmik  tignrä 
konaglt,  silldrsoarloneet  ullipkdrikonugo  igloipirksoainiik. 

Bereitet  eine  sehr  blutige  Todesstätte  seinen  Kinder 
wegen  der  Uebelthaten  ihrer  Eltern,  indem  man  sie  nicht  au 
stehen  lässt,  sie  das  grosse  Land  nicht  zu  sich  nehmen  läsa 
oder  jsie  die  Welt  erfüllen  lässt  mit  Städten. 

tokoviksak  was  zur  Stätte  des  Todes  bestimmt,  die  künftil 
Todesstätte,  von  tokomk  die  Stätte  des  Todes,  ksak  (Nomina 
affixum)  zu  etwas  bestimmt,  zukünftig. 

aulirksöursok  sehr    blutig,    Participium   von  aidirksövoh 
ist  sehr  blutig.    Abgeleitet  von  auk  Blut. 

piarwrsiiik  (Imperativ)  bereitet  ihn  oder  es  (die  Tod^ 
Stätte),  von  piarwrpok  er  bereitet,  er  bereitet  zu. 

kittörnejnut  dessen  Kindern,  von  kiftornak  Kind. 

mirdleesa  (transitiv)  deren  Aeltern,  von  siürdlek  der  erst 
siurdleet  (Plural)  die  ersten,  die  Aeltern. 

pinerdlugejt  (intransitiv)  deren  Uebelthaten,  von  pinerdht^ 
pok  er  handelt  schlecht,  pinerdlngak  schlecht  gehandelt,  letztere 
mit  dem  Nominalaffixum  r/aÄ:  gethan,  nach  dem  Muster  vo 
ermikpok  er  wäscht,  ermigak  gewaschen. 

pivdlugit  (angewandter  Infinitiv)  es  die  Schuld  an  ihn» 
sein,  dass  es  geschieht,  d.i.  ihretwegen,  von  piok  er  ist  Schul 
dass  etwas  geschieht. 

makkikonagit  (angewandter  Infinitiv)  er  oder  man  sie  ni< 
aufstehen   lassen,    von    makkipok   er   steht   auf,    kovok  (Verb 


Der  Prophet  Jesaiait  grÖDl&ndisch.  70o 

aflixum)  er  läöst  geschehen,  er  lässt  zu.  Weil  kovok  auf  ein 
reines  iH)k  endet,  ist  nane  der  angewandte  Infinitiv  der  dritten 
Person  Singularis,  nagit  derselbe  Infinitiv  mit  dem  Suffixum 
der  dritten  Person  Pluralis. 

tigürsikonagit  er  oder  man  ihnen  nicht  zulassen,  dass  sie 
zu  sich  nehmen,  von  tigürs'iok  er  nimmt  zu  sich.  Die  Zusam- 
mensetzung sonst  wie  bei  dem  Obigen. 

sillarsoarloneet  oder  die  grosse  Welt,  von  süla  die  Luft, 
die  Welt,  loiieet  (Conjunction)  oder. 

ullipkdrikonago  er  oder  man  nicht  zulassen,  dass  sie  an- 
füllen, von  idlipkdi'pok  er  flUlt  an.  Die  Zusammensetzung  sonst 
wie  bei  TnakkikonagiL 

22.  Akkerarforomarpaka,  tamSraa  NcUekkab  Zebaotim  okäuzee, 
Babeliblo  akkä  piorngdrutidlugo,  s^imnersome  tamdt,  ernek  em- 
gbtUarlo, 

Es  wird  geschehen,  dass  ich  gegen  sie  aufstehe,  dies  sind 
die  Worte  des  Herrn  Zebaoth,  und  den  Namen  Babels,  ja 
alles  Ueberbliebene  indem  man  vernichtet,  den  Sohn  und 
den  Enkel. 

akkerärtorpok  er  widersteht,  er  streitet,  akkerartamarpaka 
ich  werde  gegen  sie  streiten. 

tamersa  dies  ist  es. 

akkä  dessen  Name,  unregelmässig  gebildet  von  akkit, 
Plural  von  attek  Name. 

pioriigdsnUidlugo  (angewandter  Infinitiv)  er  oder  sie  ihn 
vernichten,  von  piarngdrutipok  er  zerstört,  er  vernichtet. 

simneiyok  (Participium  simnersok)  er  bleibt  übrig.  An- 
hängung der  Conjunction  7ne  ja,  ja  gewiss. 

erngoutak  ein  Kindeskind,  ein  Enkel,  abgeleitet  von  ei^iek 
Sohn. 

23.  PolekinntU  kdppürsoalingnut  inniksangoromarpara  mau- 
vangordlugoolo ;  neüekangitaum  igidnun  isitsomarpara ,  tamersa 
Nalekkab  Zebaotim  okäuzee. 

Es  wird  geschehen,  dass  ich  es  zum  Wohnplatz  ftir  Stachel- 
schweine mache,  indem  man  es  auch  zu  einem  Sumpfe  macht; 
es  wird  geschehen,  dass  ich  es  in  den  Schlund  des  Bodenlosen 
versenke,  dies  sind  die  Worte  des  Herrn  Zebaoth. 

pöleke  (heutzutage  päluke  geschrieben)  ein  Schwein.  Von 
dem  englischen  pork  Schweinfleisch.    Schweine  gibt  es  in  Grön- 


7CM)  Pfizmaier. 

land  zu  Ivigtut,  einer  Niederlassung  in  dem  Distriet  Frederiks- 
haab.     Sie  sind  daselbst  selten. 

käppürsoalik  mit  grossen  Stacheln  versehen,  von  Ufpd 
ein  Stachel,  den  Nominalaffixen  rsoak  gross,  lik  mit  etwas  ver 
sehen.  In  kdpput  wird  t  weggeworfen,  nach  dem  Muster  von 
angut  Mann,  angtirsoak  ein  grosser  Mann.  Poleke  kdpptbvM 
,gross8tacheliges  Schwein^  wird  gebraucht,  um  ^Stachelschwein* 
auszudrücken.  . 

inniksangoroinarpara  es  wird  geschehen,  dass  ich  es  zub 
Wohnplatz  mache,  von  inniksak  ein  Wohnplatz,  ngorpok  er  mackt 
zu  etwas,  omarpok  es  wird  geschehen,  beides  Verbalaffixe. 

mäiivrkgordlugo  (angewandter  Infinitiv)  er  (man)  es  züib 
Sumpfe  machen,  von  mäuvak  lockerer  Schnee,  auch  ein  Sumpf, 
»gorpok  er  macht  zu  etwas.  Um  die  erste  Person  anszudrficken, 
mUsste  es  jedoch  maiivangordhivko  ,ich  es  zum  Sumpfe  machen* 
heissen. 

i^etfekangitsum  statt  nettekangitsub  (transitiv)  keinen  Boden 
habend,  von  nettek  der  Boden,  kangiisok  (Participinm)  nicht 
besitzend. 

igidnun  statt  igidnuf  zu  dessen  Schlünde,  von  igiak  der 
Schlund. 

mtsomarpara  es  wird  geschehen,  dass  ich  es  versenke, 
von  isi^H4:  er  versenkt,  omarpok  (mit  eingeschaltetem  tt)  «* 
winl  gosohehen. 

Das  dänische  og  *  feie  den  bort  med  Odeläggelses  Kost 
,und  fege  es  weg  mit  dem  Besen  der  Zerstörung^  (hebr&isfh 
"Tör^n  HO«»S  rrnKOKC^^  wurde  hier  ganz  anders  ausgedrückt 


S4.  TapilH. 

Kojtrftsirf  Uira   aiVan<foromarpnt   Hrferursoangordltäik,  t^ 
4(«^fl//4>  ikii^lfhfkhtH^^ryHHarpok:  Mtrfhfm^  ursernr^ioarftit  ihuUi^ 

Es  wird  dann  ge$<4iehen,   dass  ihre  Flüsschen   sich  vex- 
Andorn«   indem   sie   lu  Pech  werden,  und  es   wird  gescheheft) 
d*«*  ihre  Erde  tu  Schwefelbölxchen  wird,  es  wird  gescheheft, 
d***  ihr  l^nd  pi*wi«i  gleich  tiammendem  Pech  ist. 

bi^^^Biac  ein  kleiner  Fha^ss^  von  KJ:  Fhiss,  ^tsiak  (Nominal 


Der  Prophet  Jesaiaä  gröDländisch.  707 

adlangorpok  er  verändert  sich. 

uvserürsoangordlutik  (angewandter  Infinitiv)  sie  beide  oder 
sie  zu  Pech  werden,  von  uvserüraoak  Pech,  ngorpok  (Verbal- 
affixum)  es  wird  zu  etwas.  Das  Wort  uvserursoak  ist  ein 
Augmentativum,  von  uvseriit  zäher  klebender  Speck  zum  Ver- 
kleben der  Bootnägel,  auch  Theer  oder  Pech,  abgeleitet  von 
uvsikpok  es  ist  dicht.  Der  Consonant  t  wird  vor  rsoak  weg- 
geworfen. 

irbaockt  (intransitiv)  deren  Erde,  von  irbsok  die  Erde,  der 
Fussboden.  Auf  gleiche  Weise  schreibt  man  auch  irbsodt 
(transitiv)  dessen  Erde. 

ikuelleksäungoromar'pok  es  wird  geschehen,  dass  es  zu 
Schwefelhölzchen  wird,  von  ikuelleksäut  Schwefelhölzchen,  mit 
den  Verbalaffixen  ngorpok  und  omarpok.  Das  Nomen  stammt 
von  ikudleksarpok  ,er  verschaflFt  Gluth'  und  dem  Affixum  aut 
Geräthschaft,  Werkzeug.  Da  unter  den  bei  Rink  verzeichneten 
mineralischen  Stoffen  Grönlands  der  Schwefel  nicht  vorkommt, 
so  ist  anzunehmen,  dass  hier  europäische  Schwefelhölzchen 
gemeint  sind.  Schwefelhölzchen  statt  Schwefel  findet  sich  auch 
in  Fabricius'  Uebersetzung  der  Genesis,  wo  es  Cap.  19,  Vers  24 
heisst:  sjerdlerkoä  tngnenmglo  ikuelleksäicmiglo  er  Hess  darauf 
Feuer  und  Schwefelhölzchen  regnen.  Unter  den  von  C.  E.  Janssen 
verzeichneten  Handelswaaren  werden  Schwefelhölzchen,  auch 
Reibzündhölzchen  nicht  anders  als  ingiierit  Feuer  (Plural  von 
ingnek  das  Feuer)  genannt. 

itsomarpok  es  wird  geschehen,  dass  es  ist,  von  Spok  es 
ist,  mit  omarpok, 

10.  ünnuakartidlugoloneet  udlokartidlugoloneet  kammissen- 
gilak;  isseridrsoä  soräjiittsomarpok  erkardlereennü  erkardlereen- 
nut,  isukangitsomut  tersöna  ingerdlarsokäissengüak. 

Während  es  Nacht  ist,  oder  während  es  Tag  ist,  ver- 
löscht es  nicht;  es  wird  geschehen,  dass  sein  Rauch  niemals 
aufhört  von  Verwandten  zu  Verwandten,  auf  ewig  wird  es 
einen  Durchreisenden  nicht  geben. 

unnuakartidlugoloueat  (Gerundium)  entweder  indem  es 
dafür  Nacht  gibt,  von  unntiak  die  Nacht,  karpok  (Verbal- 
affixum)  er  besitzt,  er  hat,  es  gibt,  unnuakartidlune  indem  es 
Nacht  gibt,  umiuakartidlugo  (mit  dem  Suffixum  der  dritten 
Person  Singularis)  indem  es  dafür  (ihm,    für  ihn)  Nacht  gibt. 


708  Pfi»inaier. 

loneet  (Conjunction)  entweder,    das  zweite  Mal:  oder. 

udlokartidlugoloneet  (Gerundium)  oder  indem  es  dafür  Tag 
gibt,  von  udUok  der  Tag.  Sonst  wie  das  vorhergehende  gebildet 

kammissengilak  es  wird  nicht  verlöschen,  von  kammpok 
CS  verlöscht. 

isseriarsoä  dessen  Rauch,  von  issMak  der  Rauch. 

sordjuitsomarpok  es  wird  geschehen,  dass  er  niemals  auf- 
hört, von  sardrpok  er  hört  mit  etwas  auf,  juipok  (Verbal- 
affixum)  niemals. 

erkdrdlek  ein  Landsmann,  auch  ein  Verwandter  (Slägtning)- 

isukangitsoinut  auf  ewig,  von  isukangitmk  ewig,  endlw- 
Abgeleitet  von  iso  Ende. 

t4i^rs6na  dort  hindurch,  auf  das  nachfolgende  Verbum  bezogen. 

ingerdlarsokaissengUak  es  wird  einen  Abfahrenden  nicht 
geben,  von  ingerdlavok  er  fährt  ab,  er  reist,  ingerdldrsdc  ab- 
fahrend, reisend,  kaipok  (Verbalaffixum)  es  gibt,  kämm^g^ 
es  wird  nicht  geben. 

11.  Pelikanihle  pohkidlo  kdpputiglit  pigissaudki,  ophook 
tvllugarlo  teraane  umkblkäissajmt ;  aklunäuraak  ndpartorihi^ 
nungutaomarmago ,  okemeidlutarlo  ndpartordlugo  innukajuit»»' 
gortUsomariä. 

Aber    der   Pelikan   und   Stachelschweine   werden  es  be- 
sitzen, die  grosse  Eule  und  der  Rabe  werden  dort  den  Wohn- 
sitz haben ;    weil  er,    an   ihm  das  Mass  nehmend,    mit  ihm  ein 
Ende  macht,  wird  es  auch  nach  Massgabe  des  Gewichtes  dabri 
menschenleer  sein. 

pelikanihle  aber  der  Pelikan,  mit  dem  Transitiv  pdikanihf 
von  peUkane. 

polekidlo  kdpputiglit  und  stachelige  Schweine,  von  kAppni 
Stachel,    kdpputilik   stachelig,    nach    dem   Muster    von   amavX 
Kinderpelz,    amdiitilik   mit    einem   Kinderpelz    versehen.     Die 
Endung  lik  wird  im  Plural  in  glit  verwandelt.    Cap.  14,  Vers  23 
wird  für  Stachelschwein   das  Wort   pdleke  kdppürsoaUk   ,grüss- 
stacheliges  Schwein'  gesetzt. 

pigissaudit   sie   werden  es  besitzen,   von  pigau  er  besitzt. 

tulliigarlo  und  der  Rabe,  von  tullugäk  Rabe. 

iinikhikäissaput  sie  werden  den  Wohnsitz  haben,  von  unüfc- 
bik  Ruhestätte,  Wohnsitz.  Dasselbe  Wort  Cap.  13,  Vers  22 
mit  einiger  Veränderung  durch  unnikbiksakäissegiput  ausgedrückt 


Der  Prophet  Jeftaias  grönländisch.  700 

aklunaursak  eine  Leine,  eine  Schnur. 

ndpartordltigo  (angewandter  Infinitiv)  an  ihm  das  Mass 
nehmen,  von  ndpartoiyok  er  richtet  sich  darnach,  er  nimmt 
das  Mass. 

nungutsomarmago  (Conjunctiv  bei  zwei  Handelnden)  weil 
es  geschehen  wird,  dass  er  mit  ihm  ein  Ende  macht,  von 
nungiipok  er  macht  ein  Ende.  Bei  omdrmago  ist  omdrmet  der 
Conjunctiv  ohne  das  Suffixum. 

okem^lutak  das  Gewicht. 

innukajmtsungortitsoTnariä  es  wird  ihm  geschehen,  dass  es 
menschenleer  wird.  Die  Zusammensetzung  dieses  Wortes  ist 
Cap.  14,  Vers  17  dargethan  worden. 

13.  KaJckidlärnekotäuracedlo  iglursdrsoejne  näideromarput ; 
näUTSut  pattingunartut  orpeedlo  kenariksut  atdcejcRngernereene 
näuleromarput ;  Uraanilo  Dragü  unikbikätssaput  tingmiarojnrk- 
soarkcßdlo  tSraane  untkbiksakäissegiput. 

Und  es  wird  geschehen,  dass  Domen  in  seinen  grossen 
hen'lichen  Häusern  keimen,  dass  schmerzende  Sprossen  und 
sehr  schneidige  Bäume  in  seinen  Befestigungen  wachsen;  und 
dort  werden  Drachen  den  Wohnsitz  haben  und  die  Jungen 
des  tibergrossen  Vogels  werden  dort  ebenfalls  den  Wohnsitz 
haben. 

kakkidldmekotänrsmdlo  und  Dornen,  von  kakkidldmek  ein 
Wachholderstrauch,  kakkidldrnekot  einWachholderreis  (letzteres 
mit  dem  Nominalaffixum  kot  die  dazu  gehörige  Sache),  ursak 
(Nominalaffixum)  Aehnlichkeit  mit  etwas,  im  Plural  nn^mt. 

tglursdrsohjne  in  dessen  grossen  herrlichen  Häusern ,  von 
iglo  Haus,  rsdk  (Verbalaffixum)  heiTlich,  schön,  rsoak  (Verbal- 
affixum)  gross. 

näxderomarput  es  wird  geschehen,  dass  sie  zu  keimen 
beginnen,  von  näulerpok  es  beginnt  zu  keimen,  zu  wachsen. 

näursok  eine  Sprosse. 

pattwgtmartok  was  Schmerzen  verursacht.  Schmerzende 
Sprossen  wird  gesagt,  um  Brennesseln  auszudrücken.  In  der 
grönländischen  Flora  bei  Rink  kommen  Brennesseln  nicht  vor. 

oipik  kenarnksok  ein  sehr  scharfer  oder  schneidiger  Baum, 
gebraucht,  um  Distel  auszudrücken,  da  auch  Disteln  in  Grön- 
land nicht  vorkommen. 

Sitinngsber.  d.  phil.>hist.  Ol.  CXI.  Bd.  H.  Hft.  46 


710  Pfizmaler. 

auUvjcv,n(jernereene  in  deren  Befestigungen,  von  aulajmgtr- 
pok  es  ist  fest  und  unbeweglich,  auhnjopingernek  (unbeschrankter 
Infinitiv)  Befestigung. 

thigmiarojürksoarkwt  die  Jungen  des  überaus  grossen  Vogels, 
von  fingmiak  Vogel,  mit  dem  Nominaiaffixum  jnrksoak  überaus 
gi'oss,  rak  das  Junge  eines  Thieres.  Das  Wort  ist  ein  ab- 
weichender Plural  von  dem  Singular  ttngmiarojfirksoarak. 

14.  Kefsuit  nyoartut  kmimidrsorcjürkso'it  kdsuktut  ndlM- 
somariüijf ,  innoiiLsihlo  merkotöub  äjpe  fardlorbigiss(tuä!  aütortuk- 
kcpttög  unnuarsiörtuf  tersane  kcissiuh'btksakäisgegiput. 

Es  wird  geschehen,  dass  Wilde  Katzen,  grimmige  eigen- 
artige, sehr  böse  Hunde  einander  begegnen,  und  der  lang- 
haarige Berggeist  wird  seinem  Genossen  zurufen!  Nachtge- 
spenster werden  dort  ebenfalls  einen  Ruheplatz  haben. 

ketsutt  Katzen,  von  ketsuk  Katze. 

nvodrtok  scheu,  wild,  von  niiodrpok  er  ist  scheu,  er  ist 
wild.  Angemessener  wäre  hier  der  Ausdruck  nersutit  nyoartut 
wilde  Thiere. 

kemmidrsorojurkso'it  eigenartige,  sehr  böse  Hunde,  von 
kemmek  Hund,  kemmidrsuk  ein  eigenartiger  Hund,  drmk  einiger- 
massen  gleich,  von  besonderer  Art,  rojiik  sehr  böse,  rajüngoak 
übermässig  böse,  im  Ganzen  drei  Nominalaffixe. 

kdsuktok  grausam,  grimmig. 

neUdnisomarpejt  es  wird  geschehen,  dass  sie  ihnen  oder 
einander  begegnen,  von  neUduiHtk  er  begegnet  Jemandem,  im 
Dual  oder  Plural ;  sie  begegnen  einander. 

innorusek  ein  Berggeist,  abgeleitet  von  iunuk  Mensch. 

merkotduh    (transitiv)   langhaarig,    von    merkok    das    Haar, 
tok  (Nominalaftixumi  gross,  daher  eigentlich:  grosshaarig. 

Vype  (intransitiv)  sein  eigener  Genosse,  von  aipak,  Gesell- 
schafter, Genosse. 

toi'dhrhigissauä  er  wird  zu  ihm  rufen,  von  tordJorbig*'lH 
er  ruft  zu. 

alllortiigak  ein  Gespenst,  alUortnkkieffdg  Gespenster 
ebenfalls. 

iinmiasidrtok  der  in  der  Nacht  fährt  oder  ausser  Hause  ist, 
von  ünnuak  die  Nacht;  unnuarswrpok  er  braucht  die  Nacht,  er 
ist  ausser  Hause  oder  reist  in  der  Nacht,  mit  dem  Verbalaffi- 
xum  sio)pok  er  hat  damit  zu   thun. 


Der  Prophet  Jesaias  grönländisch.  711 

kassucbrbiksakäissegiput  sie  werden  ebenfalls  einen  Ruhe- 
platz haben^  von  kassuwvpok  er  ruht,  kassucerbtk  (sonst  kassuckr- 
sarbtk)  ein  Ruheplatz,  ksak  (Nominalaffix um)  zu  etwas  bestimmt, 
iok  (Verbalaffixum)  auch,  ebenfalls,  dem  Futurum  angehängt. 
Ungeachtet  des  vorhergehenden  Wortes  alUoriukkaittdg  ,Ge- 
spenster  ebenfalls^  folgt  hier  wieder  das  Affixum  iok  auch, 
ebenfalls. 

15.  Kogluidrsoak  tersane  iniksallioromarpok  ernivdlunüo  tu- 
kSrdiunilo  piarkcenüo  tarame  attdne  kattersordlugit ;  Kirksovidr- 
suittog  t^rsane  ülegeeglutik  katteraordlugit . 

Es  wird  geschehen,  dass  die  Schlange  dort  den  Aufenthalt 
nimmt,  indem  sie  Eier  legt  und  ausbrütet  und  indem  sie  ihre 
Jungen  in  dem  Schatten  unten  versammelj:;  auch  Falken  dort 
in  Gesellschaft  mit  ihnen  sich  versammeln. 

kogluidrsoak  eine  Schlange,  wörtlich  eine  grosse  Kohlraupe, 
von  kogluiak  eine  Kohlraupe?  (Kaalorm).  Es  scheint  nicht, 
dass  es  in  Grönland  Schlangen  gibt,  da  sie  bei  Rink  nicht 
verzeichnet  werden.  Kohl  wird  in  Grönland  bisweilen  von 
Europäern  angebaut  und  kommt  nur  kümmerlich  fort.  Für 
,Schlange^  sagt  man  in  Uebersetzungen  auch  pullateridrsuk  eigen- 
artiger Regenwurm,  von  jntllaferiak  ein  Regenwurm.  Letzteres 
Wort,  abgeleitet  von  jndlavok  er  kriecht  hinein. 

iniksalUoromarpok  es  wird  geschehen,  dass  er  den  Auf- 
enthalt nimmt,  von  iniksak  Aufenthaltsort,  liok  (Verbalaffixum) 
er  macht. 

ernivdlunüo  (angewandter  Infinitiv)  und  er  Eier  legen,  von 
dem  Verbum  erniok. 

fukerdbinilo  (angewandter  Infinitiv)  und  er  ausbrüten,  von 
dem  Verbum  tukeiyok. 

pidrkcpnilo  (intransitiv)  und  ihre  eigenen  Jungen,  von  pia- 
räk  ein  Junges. 

tarame  in  dem  Schatten,  von  farak  der  Schatten. 

attdne  unten,  unterhalb. 

kattersordlugit  (angewandter  Infinitiv)  sie  (mehrere)  sie 
(die  mehreren)  versammeln,  von  kattersorpok  er  versammelt, 
auch  er  wird  versammelt. 

kirksovidrsuk   ein  Falke,   Plural    kirksomdrsuit.     Dänisch: 

Kun  Glenter  ,nur  Weihend 

46* 


712  rfiziBfti^r. 

älegec(ßutl/c  (angewandter  Infinitir  «»e  ia.  •^tä^fctiuf:  mit 
ihnen  sein,  von  illujeekpuk  (Dual  ohne  Plvrü  ä^  Jwisa  teik 
einander  OcsellKchaft. 

Jaitfersordlugif  (intransitiv  ,  angewazid^r  iTiTifc^  lie 
mit  ihnen  sich  vcirsanimeln ,  indem  sie  mfi  ix?*»  «ck  «r 
sammeln. 

Bei  der  Gelegenheit,  wo  hier  einige  in  Gs^ün^  wi^ 
vorkommende  Gegenstände  entweder  dnreh  Umsckrafioeife 
mit  Beibehaltung  der  ursprünglichen  fremden  XaJB«  Mp- 
drückt  werden,  dürfte  es  am  Platze  sein  »nznfaLra.  «  wm 
in  neuester  Zeit  diese  Gegenstände  uiiederrugebet  pikfL  >)kle 
Wörter  sollen  sich  zum  Theil  bei  dem  Unterricfci  jl  ita. » 
narium  zu  Godthaab  geliildet  haben,  mögen  aber  aacii  itiaA 
sich  erklären  lassen,  dass  Grönland  jetzt  eine  kkis«  Ltefl* 
religiösen  und  belehrenden  Inhalts,  ebenso  seit  l>ol  «mZ* 
Schrift  besitzt.  Nachstehend  wird  eine  Anzahl  di«er  m«i 
Wörter  aus  dem  Werkchen  E.  F.  Janssen*»:  XkmeDUrbofi 
Eskimoernes  Sprog  til  Brug  fof  Europäeme  ved  Colocienf  i 
Grönland'  verzeichnet  und  ihre  eigentliche  Bedeutimg.  ^^ 
welche  bisher  alle  Aufschlüsse  fehlten,  hinzugesetzt. 

kafhjaiffok  ein  Kameel,  d.  i.  höckerig,  von  k'iHj/ak  eJff 
kntigek  der  Rücken,  tok  (Nominalaffixum")  gross. 

kai'ujagttissak  ein  Strauss,  d.  i.  Aehnlichkeit  mit  eine* 
Kameel,  von  kattgagfok  Kameel,  nrsak  oder  }t^nk  iNomiw 
aftixum)  Aehnlichkeit  mit  etwas. 

kimugiunrssuk  ein  Pferd,  d.  i.  eine  besondere  An  Zi? 
hund,  von  kemnkfok  oder  kirnugfok  ein  Zughund  .  k*rnm*ikj'i ^ 
zieht  einen  Schlitten  oder  Wagen),  < /rj^wA*  ^Xominalaffixura '  ^<* 
besonderer  Art. 

ithttifok  ein  Esel,  d.  i.  langöhrig.  von  sittt  Ohr,  tok  iXomiß» 
affixum)  gross. 

navgnaifok  ein  Elephant,  d.  i.  gelenklos,  von  narguak  co^ 
navgoak  das  Gliedmass,  das  Gelenk,  eeixtk  oder  ijH>k  (TerW 
aftixum)  er  ist  ohne  etwas,  er  besitzt  nicht,  im  PartJcip*'* 
eefsok  oder  ttsok.  Die  Fabel,  dass  der  Elephant  keine  Gelenk* 
besitzt,  soll  sich  auch  nach  Gn'mland  verpflanzt  haben. 

fivtngak  ein  Maulwurf,  ein  in  Labrador  übliches  Wort,*' 
es  jedoch  eine  irrosse  Mäuseart,  einen  Lemming  bedeutet. 

kiggfak  ein  Biber,  ein  in  Labrador  übliches  Wort. 


Der  Prophet  JesaUs  grönländisch.  713 

paormarssuak  kemerpok  eine  Zwetschke,  d.  i.  eine  schwarze 
grosse  Krähenbeere,  von  paormat  oder  päurnak  eine  Bj'ähen- 
beere,  paormarssuak  mit  dem  Augmentativum. 

paormarssuak  kaköi^tok  eine  Feige,  d.  i.  eine  weisse  grosse 
Bj*ähenbeere.  Man  sagt  auch  paormarsstkoJc  saunehingitsok  eine 
kernlose,  grosse  Krähenbeere,  von  säumk  der  Kern  in  einer 
Frucht.  Bemerkt  sei,  dass  die  Krähenbeere  (empetrum  nigrum) 
in  Grönland  überall,  selbst  noch  unter  69  ^  n.  B.  in  sehr  grossen 
Mengen  wächst  und  im  Monat  August  reif  wird,  wo  man  sie 
sammelt  und  aufbewahrt.^ 

nautsiaussat  Erdäpfel,  d.  i.  Aehnlichkeiten  mit  weissen 
Rüben,  von  nautsiak  oder  nautseiak  Gartengewächs,  weisse  Rübe 
(Hvideroe),  urssak  oder  ussak  (Nominalaffixum)  Aehnlichkeit 
mit  etwas. 

Gleichwohl  werden  fremdländische  Wörter  auch  in  neuerer 
Zeit  und  unter  allen  Umständen  vielfach  beibehalten,  z.  B. 

pilike  Tinte,  von  dem  dänischen  Bläk  ,Tinte^ 

kavfit  Kaffeebohnen,  auch  Kaffee,  Plural  von  dem  unge- 
wöhnlichen kavfe, 

tit  Thee,  Plural  von  dem  ungewöhnlichen  te. 

ertak  eine  Erbse,  Plural  ertaf,  von  dem  dänischen  Ert. 

jütdle  Weihnachten,  verändert  aus  dem  dänischen  Juul 
,Weihnachten*. 

porske  Ostern,  dänisch  Paaske. 

piHse  Pfingsten,  dänisch  Pintse. 


Zusatz. 

Zu  den  in  der  Abhandlung:  , Darlegungen  grönländischer 
Verbalformen^  enthaltenen  Verzeichnissen  der  Vcrbalsuffixe  ist 
folgendes,  das  zum  Verständniss  der  Uebersetzung  des  Propheten 
Jcsaias  gebraucht  werden  könnte,  nachzutragen: 

Von  arpuky  akpuk,  avuk,  einem  Verbalsuftixum  der  dritten 
Person,  wurde  gesagt,  dass  es  bei  der  Endung  uk  angehängt 
wird.     Als   Beispiele    von    dem    Vorkommen    der   Endung    uk 

sind  noch  anzuführen : 

fr 

^  Rink,  Danish  GreeDland,  S.  88. 


714  Pfl»Tnaier. 

Die  erste  Person  Dualis  des  Rogativs,  wobei  die  ganze 
Endung  anuk  früher  weggeworfen  wird,  z.  B. 

mattaiianuk  lasse  zu,  dass  wir  beide  (Nominativ)  entkleiden! 

matfarlarpuk  lasse  zu,  dass  wir  beide  ihn  entkleiden ! 

mattarlakpuk  lasse  zu,  dass  wir  beide  die  beiden  entkleiden! 

innttarlamik  lasse  zu,  dass  wir  beide  sie  (mehrere)  ent- 
kleiden! 

Die  erste  Person  Dualis  des  Optativs,  wobei  ebenfalls 
die  Endung  au(jiik  weggeworfen  wird,  z.  B. 

matfarnätcyuk  wir  beide  möchten  entkleiden. 

rnattamdrpnk  wir  beide  möchten  ihn  entkleiden. 

fnattanidkpuk  wir  beide   möchten   die   beiden    entkleiden. 

mattarndvuk  wir  beide  möchten  sie  (mehrere)  entkleiden. 

Das  genannte  Verbalaftixum  der  dritten  Person  wird 
ferner  bei  der  Endung  isa  angehängt,  welche  nur  in  der  ersten 
Person  Dualis  des  Interrogativs  vorkommt  und  dabei  gänzlich 
weggeworfen  wird,  z.  B. 

mattarpisa?  entkleiden  wir  beide?  (Nominativ). 

mattarparpuk?  entkleiden  wir  beide  ihn? 

mattarpakpukf  entkleiden  wir  beide  die  beiden? 

tnattarpavtik?  entkleiden  wir  beide  sie?  (mehrere). 

VerbalsuMxe  der  zurückführenden  Person. 

Alle  Verbaisuflixe  der  zurückführenden  Person  enden  im 
Singular  siuf  ne,  mit  der  Bedeutung:  ihn,  es  (Accusativ)  selbst, 
im  Dual  imd  Plural  auf  tik,  mit  der  Bedeutung:  sie  (Plural, 
Accusativ)  beide  (Accusativ)  selbst,  oder  sie  (Plural,  Accusativ) 
selbst.  Was  vor  diese  Endungen  in  dem  Suffixum  gesetzt 
wird,  richtet  sich  nach  der  Person,  der  man  dasselbe  anhängt. 
Es  entstehen  daher  folgende  neue  Formen,  silmmtlich  mit  den 
Endungen  ne  und  tilc: 

1.  Ane,  dtik  wird  der  dritten  Person  Singularis  des  Prä- 
teritums und  des  Paulopostfuturums  angehängt,  wobei  man  die 
kennzeichnende  Endung  der  Zeit  wegwirft,  z.  B. 

mattartok  er  entkleidete. 

maftardne  er  entkleidete  ihn  selbst. 

maitardtlk  er  entkleidete  sie  beide  oder  sie  (mehrere)  selbst, 

pirsok  er  bekam. 


Der  Prophet  JeB»i&s  grönländisch.  715 

pigdne  er  bekam  ihn  selbst.  Nach  dem  Muster  der  Form 
pigä  er  bekam  ihn. 

pigätik  er  bekam  beide  selbst,  er  bekam  sie  (mehrere)  selbst. 

pingüsok  er  bekam  nicht. 

pingikäne  er  bekam  ihn  nicht  selbst.  Nach  dem  Muster 
der  Form  pingikä  er  bekam  ihn  nicht. 

pingikdtik  er  bekam  beide  nicht  selbst,  er  bekam  sie 
(mehrere)  nicht  selbst. 

pissersok  er  würde  bekommen. 

püsegdne  er  würde  ihn  selbst  bekommen.  •  Nach  dem 
Muster  der  Form  pissegä  er  würde  ihn  bekommen. 

pissegätik  er  würde  beide  selbst  bekommen,  er  würde  sie 
(mehrere)  selbst  bekommen. 

Auf  gleiche  Weise  werden  dne,  dtik  der  dritten  Person 
Singularis  des  Conjunctivs  und  Subjunctivs  bei  zwei  Handelnden 
angehängt,  wobei  jedoch  a  kurz  bleibt,  z.  B. 

mattarmet  weil  er  (als  zweiter)  entkleidet. 

mattarmane  weil  er  (als  zweiter)  ihn  selbst  entkleidet. 

mattarmatik  weil  er  (als  zweiter)  die  beiden  oder  sie 
(mehrere)  selbst  entkleidet. 

pimet  weil  er  (als  zweiter)  bekommt. 

pimane  weil  er  (als  zweiter)  ihn  selbst  bekommt. 

pimatik  weil  er  (als  zweiter)  die  beiden  oder  sie  (mehrere) 
selbst  bekommt. 

mattarpet  wenn  er  (als  zweiter)  bekommt. 

mattarpane  wenn  er  (als  zweiter)  ihn  selbst  bekommt. 

mattarpatik  wenn  er  (als  zweiter)  die  beiden  oder  sie 
(mehrere)  selbst  bekommt. 

2.  Aegne,  legtik  wird  der  dritten  Person  Dualis  des  Prä- 
teritums und  Paulopostfuturums  mit  Weglassung  der  Endung 
der  Zeit  angehängt,  z.  B. 

mattartuk  die  beiden  entkleideten. 

mattardgne  die  beiden  entkleideten  ihn  selbst. 

mattardigiik  die  beiden  entkleideten  beide  oder  sie 
(mehrere)  selbst. 

pingitsuk  die  beiden  bekamen  nicht. 

pingikdigne  die  beiden  bekamen  ihn  nicht  selbst. 

piugikwgtlk  die  beiden  bekamen  die  beiden  oder  sie 
(mehrere)  nicht  selbst. 


71H  Pfizmaier. 

pmersiik  die  beiden  würden  bekommen. 

pissegfvgne  die  beiden  würden  ihn  selbst  bekommen. 

pissegtvgtik  die  beiden  würden  die  beiden  oder  sie  (mehrere) 
selbst  bekommen. 

Auf  gleiche  Weise  werden  cegne,  cegtik  der  dritten  PergOD 
Dualis  des  Conjunctivs  und  Subjunctivs  bei  zwei  Handelnden 
angehängt,  indem  man  anik  in  den  Endungen  manlk  \mi  panik 
wegwirft,  z.  B. 

mattarmanik  weil  beide  (als  zweite)  entkleiden. 

maftarmwgne  weil  beide  (als  zweite)  ihn  selbst  entkleiden. 

mattarmcvgtik  weil  beide  (als  zweite)  die  beiden  oder  sie 
(mehrere)  selbst  entkleiden. 

mattarpanik  wenn  beide  (als  zweite)  entkleiden. 

mattarpivgne  wenn  beide  (als  zweite)  ihn  entkleiden. 

mattarpwgtik  wenn  beide  (ak  zweite)  die  beiden  oder  sie 
^^mehrere)  selbst  entkleiden. 

3.  Aene,  wtik  werden  der  dritten  Person  Pluralis  des 
Präteritums  und  Paulopostfuturums  nach  Wegwerfung  der 
Endung  der  Zeit  angehängt,  z.  B. 

mattartut  sie  entkleideten. 

mattartvne  sie  entkleideten  ihn  selbst. 

mifffanrtik  sie  entkleideten  die  beiden  oder  sie  (mehrere) 
selbst. 

Ferner  werden  ant,  ^tgtlk  der  dritten  Person  Pluralis  des 
Oonjnneiivs  und  Subjunetivs  bei  zwei  Handelnden  nach  Weg* 
werfung  von  tta  in  den  Endungen  mefa  und  petn  angehängt  z-  ^• 

tn»itt*trmtfn  weil  sie  «als  zweite^  entkleiden. 

mattni-mTUt'  weil  sie  «als  zweite)  ihn  selbst  entkleiden. 

matt'tnnntik  weil  sie  (als  zweite"!  die  beiden  oder  sw 
^^mohrero'i  selbst  entkleiden. 

m^iftarjttUt  wenn  sie  uils  zweite)  entkleiden. 

niKitt^i riHvue  wenn  sie  lals  zweite^  ihn  selbst  entkleiden. 

iiiiitt'vpirfik  wenn  sie  lals  zweite)  die  beiden  oder  sie 
i^mehrere     selbst  entkleiden. 

4.  Oü' ,  Kffik  wertlen  der  zweiten  Person  Singularis 
Präteritums  und  Paulopostfuturums  nach  Weglassung  der  En- 
duHi:  der  Zeit  und  Voninsetzung  von  i,  auch  ki  oder  gh  ^^' 
srehängt,  z,  B. 

mutit^Mrt^Ait  du  entkleidetest. 


Der  Prophet  JewiM  cprönl&ndisch.  717 

mattarigne  du  entkleidetest  ihn  selbst. 

mattarigtik  du  entkleidetest  die  beiden  oder  sie  (mehrere) 
selbst. 

pingitsotit  du  bekämest  nicht. 

pingikigne  du  bekämest  ihn  nicht  selbst. 

pingikigtik  du  bekämest  die  beiden  oder  sie  (mehrere) 
nicht  selbst. 

pissersotit  du  würdest  bekommen. 

pmSgigiie  du  würdest  ihn  selbst  bekommen. 

piss^gigtik  du  würdest  die  beiden  oder  sie  (mehrere)  selbst 
bekommen. 

Ferner  werden  gne,  gtik  auf  eine  Weise,  die  aus  den  Bei- 
spielen ersichtlich  ist,  der  zweiten  Person  Singularis  des  Con- 
junctivs  und  Subjunctivs  bei  zwei  Handelnden  angehängt,  z.  B. 

mattaramt  weil  du  (als  zweiter)  entkleidest. 

mattaragne  weil  du  (als  zweiter)  ihn  selbst  entkleidest. 

mattaragtik  weil  du  (als  zweiter)  die  beiden  oder  sie 
(mehrere)  selbst  entkleidest. 

mattar^tt  wenn  du  (als  zweiter)  entkleidest. 

mattarugne  wenn  du  (als  zweiter)  ihn  selbst  entkleidest. 

mattarugtik  wenn  du  (als  zweiter)  die  beiden  oder  sie 
(mehrere)  selbst  entkleidest. 

Bei  den  noch  folgenden  Formen  des  Verbalsuffixums  der 
zurückführenden  Person  ist  die  Weise  der  Bildung  ebenfalls 
aus  den  gegebenen  Beispielen  ersichtlich. 

5.  Tingne,  tue  wird  der  zweiten  Person  Dualis  ange- 
hängt, z.  B. 

mattartotik  ihr  beide  entkleidetet. 

mattarivtingne  ihr  beide  entkleidetet  ihn  selbst. 

mattarivtik  ihr  beide  entkleidetet  die  beiden  oder  sie 
(mehrere)  selbst. 

pingitsotik  ihr  beide  bekämet  nicht. 

pingikivtingne  ihr  beide  bekämet  ihn  nicht  selbst. 

pingiicivtik  ihr  beide  bekämet  die  beiden  oder  sie  (mehrere) 
nicht  selbst. 

pissm^sotik  ihr  beide  würdet  bekommen. 

pissegivtingne  ihr  beide  würdet  ihn  selbst  bekommen. 

pissegivtik  ihr  beide  würdet  die  beiden  oder  sie  (mehrere) 
selbst  bekommen. 


718  Pfiimaier. 

mattarautik  weil  ihr  beide  (als  zweite,  Nominativ)  ent- 
kleidet. 

mattaräutingne  weil  ihr  beide  (als  zweite)  ihn  selbst  ent- 
kleidet. 

matfarautik  weil  ihr  beide  (als  zweite)  die  beiden  oder  sie 
(mehrere)  selbst  entkleidet. 

viattartitik  wenn  ihr  beide  (als  zweite,  Nominativ)  ent- 
kleidet. 

mattarütingne  wenn  ihr  beide  (als  zweite)  ihn  selbst  ent- 
kleidet. 

mattarutik  weil  ihr  beide  (als  zweite)  die  beiden  oder  sie 
(mehrere)  selbst  entkleidet. 

6.  Sine,  tik  wird  der  zweiten  Person  Pluralis  angehängt,  z.  B. 
mattartose  ihr  entkleidet. 

mattarivsine  ihr  entkleidet  ihn  selbst. 

mattarivtik  ihr  entkleidet  die  beiden  oder  sie  (mehrere)  selbst. 

pissersose  ihr  würdet  bekommen. 

pissegtvsine  ihr  würdet  ihn  selbst  bekommen. 

pissegivtik  ihr  würdet  die  beiden  oder  sie  (mehrere)  selbst 
bekommen. 

mattarause  weil  ihr  (als  zweite)  entkleidet. 

mattarhimne  weil  ihr  (als  zweite)  ihn  selbst  entkleidet. 

mattarautik  weil  ihr  (als  zweite)  die  beiden  oder  sie 
(mehrere)  selbst  entkleidet 

mattaruse  wenn  ihr  (als  zweite)  entkleidet. 

mattarüsine  wenn  ihr  (als  zweite)  ihn  entkleidet. 

mattarutik  wenn  ihr  (als  zweite)  die  beiden  oder  sie 
(mehrere)  selbst  entkleidet. 

7.  Vne,  vtik  wird  der  ersten  Person  Singularis  ange- 
hängt, z.  B. 

mattartonga  ich  entkleidete. 

mattarivne  ich  entkleidete  ihn  selbst. 

mattarivtik  ich  entkleidete  die  beiden  oder  sie  (mehrere) 
selbst. 

pissersonga  ich  würde  bekommen. 

pissigivne  ich  würde  ihn  selbst  bekommen. 

pissegivtik  ich  würde  die  beiden  oder  sie  (mehrere)  selbst 
bekommen. 

mattarama  weil  ich  (als  zweiter)  entkleide. 


Der  Prophet  JetAias  grönl&ndisch.  719 

mattaravne  weil  ich  (als  zweiter)  ihn  selbst  entkleide. 

mattaravtik  weil  ich  (als  zweiter)  die  beiden  oder  sie 
(mehrere)  selbst  entkleide. 

mattaruma  wenn  ich  (als  zweiter)  entkleide. 

mattaruvne  wenn  ich  (als  zweiter)  ihn  selbst  entkleide. 

mattaruvtik  wenn  ich  (als  zweiter)  die  beiden  oder  sie 
(mehrere)  selbst  entkleide. 

8.  Vtingne,  vtik  wird  der  ersten  Person  Dualis  angehängt,  z.  B. 
mattartoguk  wir  beide  entkleideten. 

mattarivtigne  wir  beide  entkleideten  ihn  selbst. 

mattarivtik  wir  beide  entkleideten  die  beiden  oder  sie 
(mehrere)  selbst. 

pissersoguk  wir  beide  würden  bekommen. 

pisaegivtigne  wir  beide  würden  ihn  selbst  bekommen. 

pissegivtik  wir  beide  würden  die  beiden  oder  sie  (mehrere) 
selbst  bekommen. 

mattaravnuk  weil  wir  beide  (als  zweite,  Nominativ)  be- 
kommen. 

mattardvtigne  weil  wir  beide  (als  zweite)  ihn  selbst  be- 
kommen. 

mattaravtik  weil  wir  beide  (als  zweite)  die  beiden  oder 
sie  (mehrere)  selbst  bekommen. 

mattarunuk  wenn  wir  beide  (als  zweite,  Nominativ)  be- 
kommen. 

mattamvtigne  wenn  wir  beide  (als  zweite)  ihn  selbst  be- 
kommen. 

niattai-uvfik  wenn  wir  beide  (als  zweite)  die  beiden  oder 
sie  (mehrere)  selbst  bekommen. 

9.  Vtine,  vtik  wird  der  ersten  Person  Pluralis  angehängt,  z.  B. 
mattartogut  wir  entkleideten. 

niattarivtine  wir  entkleideten  ihn  selbst. 

mattarivtik  wir  entkleideten  die  beiden  oder  sie  (mehrere) 
selbst. 

pisaersogut  wir  würden  bekommen. 

pissegivtine  wir  würden  ihn  selbst  bekommen. 

pissegivtik  wir  würden  die  beiden  oder  sie  (mehrere)  selbst 
bekommen. 

mattaravta  weil  wir  (als  zweite)  entkleiden. 

mattdvtine  weil  wir  (als  zweite)  ihn  selbst  entkleiden. 


720  Pfiim»ier. 

mattaravtik    weil    wir   (als   zweite)     die    beiden  •jJät  äe 
(mehrere)  öelbst  entkleiden. 

mattaruta  wenn  wir  (als  zweite)  entkleiden. 

mattcmivtiiie  wenn  wir  (als  zweite)  »elbst  cntkleideA. 

mattaravtik   wenn   wir    (als  zweite)    die    beiden  oder  äe 
(mehrere)  selbst  entkleiden. 

Die  hier  verzeichneten  Verbalsuffixe  der  zarQckfkkRiiei 
Person  werden,  wie  zu  ersehen,  nur  im  Präteritum  imdPiili- 
postfuturum  des  Indicativs,  dann  im  Conjuntstiv  und  SabjaKQr 
fiir  zwei  Handelnde  gebraucht.  Im  Präteritum  und  Pinkpo* 
futurum  gelten  sie  jedoch  auch  für  das  Präsens  und  Fntom. 

Was  den  angewandten  Infinitiv  und  das  Gerandiam  !«• 
trifft,  so  kommen  die  Verbalsuffixe  der  zurückführenden  Persoi 
in  diesen  Arten  zwar  ebenfalls  vor,  sind  aber  der  Fonn  m4 
von  dem  Verbum  der  dritten  Person  nicht    verschieden,  t  B. 

mattfirdlune  er  entkleiden,  auch:  er  ihn  selbst  (oderai 
selbst)  entkleiden. 

niattardHutüc  beide  oder  sie  (Nominativ)  entkleiden  ^ 
finitiv),  auch :  beide  oder  sie  (Nominativ)  die  beiden  oder  it 
(mehrere,  Accusativ)  entkleiden  (Infinitiv).  Als  Infinitiv  nebrt- 
bei  in  dem  Sinne:  Beide  oder  sie  (mehrere)  sich  selbst  entkkideB. 

viattartidlune  indessen  er  entkleidet,  auch:  inde«en  • 
ihn  selbst  entkleidet. 

matfartidhitlk  indessen  die  beiden  oder  sie  entkkitoj 
auch:  indessen  beide  oder  sie  die  beiden  oder  sie  (mehrere) 
selbst  entkleiden. 

Wenn  zwei  Verba  neben  einander  stehen ,  dienen  die« 
Suffixe  dazu,  die  handelnde  Person  von  der  leidenden  zu  untO" 
scheiden,  z.  B. 

iinatannane  andhirpok  weil  er  (der  Eine  als  Zweiter^  ^ 
selbst  schlägt,  geht  er  (der  Andere)  fort. 

Ein  anderes  Suffixum  iler  zurückfuhrenden  Person  wn^ 
blos  im  Präsens  des  Indicativs  gebraucht,  wenn  zwei  Veri* 
einen  einzigen  Handelnden  bezeichnen,  jedoch  das  eine  Verbau 
sich  auf  <las  Geschehene  dieses  Handelnden  bezieht.  Dasselbe 
ein  Suffixum  der  dritten  Person ,  ist  ein  zweifaches ,  je  nack 
dem  es  dem  Singuhir  oder  dem  Phiral  (auch  Dual)  des  Verbum 
angehängt  wird.  Dem  Singidar  winl  mit  Wegwerfung  de 
Endung  des  Verbums  angehängt: 


Der  Prophet  Jesaias  grönl&ndisch.  721 

Ne  er  selbst  es,  ine  er  selbst  die  beiden,  er  selbst  sie 
(mehrere),  z.  B.    . 

mattai-pok  er  entkleidet. 

mattäme  er  entkleidet  ihn  selbst. 

matfarine  er   entkleidet  beide   oder   sie  (mehrere)  selbst. 

piok  er  bekommt. 

'pine  er  bekommt  es  selbst. 

pigine  er  bekommt  beide  oder  sie  (mehrere)  selbst. 

sennavok  er  arbeitet. 

sennane  er  arbeitet  es  selbst. 

sennagine  er  arbeitet  beides  oder  mehreres  selbst. 

pissavok  er  wird  begegnen. 

j/issane  er  wird  ihm  selbst  begegnen. 

jms^gine  er  wird  beiden  oder  ihnen  selbst  begegnen. 

egipok  er  wirft  weg. 

egine  er  wirft  es  selbst  weg. 

egikine  er  wirft  beides  oder  mehreres  selbst  weg. 

pingilak  er  bekommt  nicht. 

pingine  er  bekommt  ihn  selbst  nicht. 

pingikine  er  bekommt  beide  oder  sie  (mehrere)  selbst  nicht. 

Der  dritten  Person  Dualis  und  Pluralis  wird  mit  Weg- 
werfung der  Endung  des  Verbums  angehängt: 

Iktik  sie  (mehrere)  selbst  es,  itik  sie  (mehrere)  die  beiden 
oder  mehrere  selbst,  z.  B. 

mattaiput  sie  entkleiden. 

maffarikfik  sie  entkleiden  ihn  selbst. 

maftaritik  sie  entkleiden  die  beiden  oder  sie  (mehrere) 
selbst. 

piput  sie  bekommen. 

pigikfik  sie  bekommen  ihn  selbst. 

pigitik  sie  bekommen  die  beiden  oder  sie  (mehrere) 
selbst. 

pissaput  sie  werden  thun. 

pismgikiik  sie  werden  es  selbst  thun. 

pissegitik  sie  werden  beides  oder  mehreres  selbst  thun. 

pingiUet  sie  bekommen  nicht. 

pingikikfik  sie  bekommen  ihn  selbst  nicht. 

pingikitik  sie  bekommen  die  beiden  oder  sie  (mehrere) 
selbst  nicht. 


722  Pfizmaicr.    Der  Prophet  Jesaiai  (rrönlftndisch. 

Beispiele  für  beide  Suffixe: 

mattdme  unnerpoTc  er  entkleidet  ihn  selbst^  sagt  er,  d.  i. 
er  sagt,  dass  er  ihn  entkleidet. 

pisstyine  okäurdok  er  wird  ihnen  selbst  begegnen,  ver- 
kündet er,    d.  i.  er  verkündet,   dass  er  ihnen  begegnen  wird. 

pigiktik  okdrpiU  sie  bekommen  es  selbst,  sagen  sie,  d.  i. 
sie  sagen,  dass  sie  es  selbst  bekommen. 

tunniomdritik  nnnerjmt  sie  werden  ihnen  selbst  schenken, 
sagen  sie  zu,  d.  i.  sie  sagen  zu,  dass  sie  ihnen  schenken  werden. 


Wtrnor.  Zwei  philos.  Zeitgenossen  u.  Freunde  G.  B.  Vico'a.    I.:   P.  M.  Doria.      723 


Zwei  philosophische  Zeitgenossen  und  Freunde 

G.  B.  Vico's. 

Von 

Dr.  Karl  Werner, 

wirkl.  Mit^liede  der  kaia.  Akademie  der  Wissenschaften. 

I. 

Paolo  Mattia  Doria. 


Summarium. 

P.  M.  Doria's  Lebensgang  und  schriftstellerische  Thätigkeit;  seine  persön- 
lichen und  geistigen  Beziehungen  zu  Vico  (§.  1).  —  Doria's  Ausgang  vom 
Cartesianismus  im  Streben  nach  Gewinnung  eines  absolut  sicheren  Wahrheits- 
kriteriums ;  Hinwendung  zur  platonischen  Ideenlehre  als  absoluter  Hinterlage 
aller  philosophischen  Erkenntniss.  Die  Geometrie  als  Metaphysik  der  Sinnen- 
welt und  Vorstufe  der  reinen,  idealen  Metaphysik,  Euklid  als  Repräsentant 
der  mustergiltigen  geometrisclien  Methode.  '  Polemik  gegen  die  modernen 
Analytiker,  die  synthetische  Methode  als  die  allein  richtige  Methode,  Werth 
und  Bedeutung  derselben  für  die  Schulung  und  Entwicklung  des  mensch- 
lichen Geistes;  Verhältniss  Vico's  zu  diesen  Anschauungen  Doria's  (§§.  2 — 4). 
—  Die  Geometrie  als  Schulungsmittel  des  philosophischen  Verstandes,  die 
AUS  ihr  zu  gewinnende  Logik  und  Methodik  des  philosophischen  Denkver- 
fahrens (§.  5).  —  Aufgabe  der  Metaphysik,  Vermittlung  ihres  Denkinhalts 
in  der  Idee  des  Göttlichen  als  des  absolut  Einen;  unsichere  Stellung  Doria's 
zwischen  reinem  Theismus  und  pantheisirendem  Kosmismus.  Sein  grund- 
sätzliches Füssen  auf  der  antiken  vorchristlichen  Philosophie,  die  nöthigen 
Rectificationen  derselben  der  Theologie  zugewiesen  (§.  6).  —  Doria's  Dar- 
legungen über  seine  definitive  Stellung  zur  Cartesischen  Philosophie,  Be- 
zeichnung der  Punkte,  in  welchen  Doria  von  derselben  abzugehen  sich  ge- 
drungen fühlt,  Reactivirung  der  antiken  Lehre  von  den  Formen  der  Dinge; 
Vorzüge  der  antiken  Speculation,  Streben  derselben  nach  einer  methodisch 
durchgebildeten,  hypothesenfroien  philosophischen  Erkenntniss,  die  aus  dem 
Nichtwissen  um  das  Creationsdogma  resultirenden  unvermeidlichen  Mängel 
derselben,  Unmöglichkeit  einer  Beseitigung  derselben  durch  das  reine  Ver- 
nunftdenken (§.  7).  —  Doria's  Psychologie  und  Erkenntnisslehre;  unbegrenzte 
Entwicklungsfähigkeit  der  menschlichen  Seele,  natürliches  Streben  derselben 
nach  Conformation   ihrer   selbst   mit   dem   göttlichen   Sein,   die   drei  wesent- 


724  Werner. 

liehen  Modi  dieser  Crmfonnation.  Praktische  Tendenzen  der  PhiloJopWe 
Doria'8,  erziehliche  Bedeutung  der  WiKsenschafl  und  Könnt,  weMotlirbe  Be- 
ziehung der  ideellen  Strehethätigkeit  auf  das  bürgerliche  Gemeinwohl  ud  te 
Dienst  des  öffentlichen  Lehen»  (§§.  8.  9).  —  Doria*s  Polemik  ^regen  Lockei 
Empirismus,  Kritik  des  psychologisch -sensistischen  Empirismos  BerkdcjV 
(§§.  10.  U).    —    Dörings  Capitano  Filo8<»fo;    der  antike  Heroismus  und  Mae 

Begründung  in  der  antiken  Weisheit  (§.  13). 


Vico*8  literarische  Freunde  sind  uns  theils  ans  seinea 
Briefwechsel,  theils  aus  seiner  Autobiographie  bekannt  B 
finden  sich  unter  denselben  Mehrere,  welche  in  der  italieniscbn 
Gelehrtengeschichte  einen  bleibenden  Namen  errungen  hiben; 
in  philosophischer  Beziehung  sind  als  die  bedeutenderen  i» 
ihnen  P.  M.  Doria  und  Tommaso  Rossi  hervorzuheben,  \ifxk 
von  Vico  überaus  hoch  gehalten,  und  beide  auch  durch  cä 
engeres  Band  mit  Vico's  philosophischer  Thätigkeit  und  Wirk- 
samkeit verbunden.  Durch  den  geistig  anregenden  Verkeil 
mit  Doria  wurde  Vico  zur  Abfassung  seiner  Schrift  ^De  ttär 
quissima  Italorum  sapientia'  veranlasst,  welche  die  jwj'cliö' 
logische  Grundlegung  des  geschichtsphilosophischen  Syste» 
Vico's  enthält;  der  von  seinen  Zeitgenossen  wenig  beachtete 
T.  Rossi  wird  heute  in  Italien  als  derjenige  gepriesen,  wcldier 
am  congenialsten  mit  Vico's  Ideen  sich  durchdrang  und  w 
der  einzig  richtige  Interpret  der  Doctrin  Vico's  unter  to 
Vichiancni  des  1«^.  Jahrhunderts  anzusehen  sei.  Wir  beabsiA 
tigen,  in  der  gegenwärtigen  Abhandlung  etwas  eingehender  bfl 
dem  erstgenannten  der  beiden  Freunde  Vico's  zu  venreilei. 
und  behalten  uns  vor,  in  einer  weiter  folgenden  zweiten  Ab- 
handlung mit  T.  Rossi's  philosophischen  Leistungen  näher  h^ 
kannt  zu  machen. 

1. 

Paolo  Mattia  Doria,    ein  Abkömmling  des  berühmten  ge- 
nuesischen  Geschlechtes    der   Doria,    dessen  Lebenszeit  (16® 
bis  174G)  sich  fast   mit  jener  Vico's  deckt,   verliess  als  junger 
Mann  seine  Vaterstadt  Genua  und  siedelte  dauernd  nach  Keapd 
über,  um  daselbst,   auf  den  Umgang  mit  einigen  wenigen  aufr 
erlesenen  Freunden  sich  beschränkend,  wissenschaftlichen  Stu- 
dien zu  leben.  Zu  den  an  seiner  neuen  Heimatsstätte  gewonnenen 


Fi'cundcu  gehürte  Nicolü  Caravita,  dessen  gaatlicIieH  Haus  der 
Sammelpunkt  oiiica  Kiekes  bildiingefrouadl icher  Milnner  wai'; 
dnselbät  lernte  ilin  auch  Vico  kennen,  der  eben  dazumal  (seit 
R.  1697)  seine  Laufbahn  als  Lehrer  der  Uheturik  an  der  Uni- 
versität Neapel  begannen  hatte,'  Obsehon  Doria  als  Anhänger 
der  Cartesischen  Lehre  in  vielen  Stücken  anders  als  Vico  daehte, 
begegneten  sich  doch  beide  in  einem  genioinaamen  Interesse 
un  der  platonischen  Philosophie,  daher  es  ihnen  nicht  schwer 
werden  konnte,  sich  über  Wesen  und  Werth  der  Cartesischen 
Kefonn  der  Philosophie  zu  verständigen.  Vieo  war  wohl  ein 
Gegner  der  Cartesischen  Philosophie,  anerkannte  aber  die  der 
platoniHchen  Philosophie  denk  verwandten  Elemente  derselben, 
meinte  jedoch  eben  deshalb,  dass  dasjenige,  was  Doria  bei  Car- 
tcsius  gefunden  zu  haben  glaubte,  bereits  in  Plato's  Lehre  ent- 
halten sei;  andererseits  dachte  er  von  Leibniz  hoch  und  suchte 
in  der  Monadologie  desselben  Anknüpfungspunkte  fllr  »eine 
eigene  Doctrin,  wodurcli  er  das  Verlangen  Doria's  erregte,  des 
Näheren  zu  ersehen,  in  welcher  Weise  Vico  die  Leibniz'sche 
Lehre  mit  seinem  Piatonismus  zu  vei-mitteln  gedenke.  Vico 
kam  dem  Verlangen  seines  Freundes  durch  die  Abfassung  seiner 
Schi'ift  ,De  antiquissiraa  Italoram  sapientia'  nach  (1710),  welche 
er  als  die  Grundlegung  seiner  metaphysischen  Lehre  angesehen 
wissen  wollte;  er  widmete  sie  Doria  in  dankbarer  Würdigung 
der  durcJi  denselben  ihm  gewordenen  Anregung  zu  tieferem 
Eiingehen  in  philosophische  Studien.^    Vico's  Freund  Schaft  sver- 


In  qnesti  tempi  —  enüliltVicd  in  Heiner  Auliibia(rri>jitiie(Opp.  IV,  ml.  Milan. 
11)35  ff.,  p.  33»)  —  pr.iticaLiilu  B|«agij  Ü  Viuu  o'l  si^^nor  U.  Tnolo  DoriR 
ilal  si^inr  Citravitn,  Ih  ciii  ca*a  crn  ridntto  di  nomini  ili  lettore,  queHtn, 
egiiftlmeiite  gtt,a  oiivaljero  e  tiloaofo,  fw  il'priino  con  coi  il  Vico  poti 
coiainuiare  n  ragionar  di  Metafisica:  e  ci6  cLe  il  Doria  animirnvA  di 
Hniilime,  grauile  e  duovi>  !□  ReimtD,  il  Vicu  arvortivA  ch'  era  veccliio 
o  Tulgnr  tm'  Platouiui.  Mn  da'  rngianamenti  del  Doria  egli  ti  nsservaVH 
una  uicnle  che  npesso  balenava  tuml  afulgoranti  di  platimica  diviaiti: 
ondu  da  4110I  tompn  renlnron  congiunti  in  unn  Bdn.  e  aigiaorilo  amicicia. 
Cum  enim  anno  Huperioris  —  beiaat  es  iu  der  Widrtiitnpsredo  —  super 
Goenn  apad  te  domi  diasertationem  babuiaaem,  in  qua  ei  ori^nilins 
liuguae  Islinae  naturaiD  cdllncabnm  in  inntii,  qnn  per  vini  enuei  quaeqiio 
in  mi  motua  contra  compellereatar,  et  vi  conversa  a  uBiitro  circuinRirm 
expellereatnr  ad  ambitum,  et  res  omnea  per  »Tatolen  ot  diAHtofen  qnnm- 
dAin  gteoK  Tivere  et  interire;  In,  et  exiroü  liujiis  civitatis  doctritift  viri, 
AußnatiiiuB  ÄriaiiiiH,  iljaciutlin»  de  Chriatnpiiorti  et  Nicnlniis  (ialatia, 
lltinnpiber.  a.  flill-hlit.  Cl.    C.1I.  n<).  [1.- I4fl.  4T 


72n  Werner. 

hältniss  zu  Doria  war  ein  dauerndes ;  er  erzählt  in  eeiner  AbId- 
biographie  von  weiteren  Kundgebungen  der  Theifaiabnie  Dom'i 
an  seinen  wissenschaftlichen  Studien  und  For&ehimgeii  *  nl 
sprach  noch  am  Abende  seines  Lebens  über  Dom  mh  itt 
selben  Ausdrücken  der  Verehrung  wie  in  der  Zneigiraiigvehr 
welche  er  seiner  oben  erwähnten  ersten  grösseren  Schrift  tot 
ausgeschickt  hatte.- 

Vico*s  Verhältniss  zu  Doria  blieb    aoeh   (ur  dicMii  vdi 
ohne  Frucht ;  obschon  nämlich  Doria  die  epochemadieDde  Be- 
deutung des  Auftretens  des  Cartesius  lebenslang  anerkaDiite  nl 
namentlich    die   von    Cartesius   in    die    Metaphysik  eingtfiArti 
Methode  der  geometrischen  Entwicklung  stets  rQhmend  hemt 
hob^  so  stellte  er  sich  doch  in  denjenigen  seiner  späteren  Schriften 
in  welchen  er  endlich  dazu  kam^  seinen  philosophischen  Snii- 
punkt  bestimmt  darzulegen,^   in   ein  kritisches  Verhlkni«  0 
cartesischen    Philosophie    und    wollte    sie    nur   insoweit  ^dta 
lassen,   als   sie   mit   der   platonischen  Lehre    sich  in  Uebms- 
Stimmung  setzen  lasse.    In  seinen  vorausgegangenen  philoiO|Ai- 
schen  Studien  hatte  sich  ihm  zufolge  der  Verbindung  dendki 
mit  mathematischen  Studien  vornehmlich  das  Verwandtiiehifii' 
verhältniss  zwischen   cartesischer  und  platonischer  Fhiloeqikie 
aufgedrängt :  er  schien  dazumal  im  Cartesianismns  einbch  wk 
eine  weitere  Fortbildung  der  platonischen  Philosophie  zn  ieta 
und  die  Fortbildung  in  der  innigeren  Verschmelzung  der  naä» 

me  moiiuistüt,  ut  OAm  rem  a  capitc  agrp'ederer,  nt  rite  et  ordiM  (**' 
stabil ita  videretnr.  Itaqne  idem  insistens  originnm  latiiuuiiiii  Her  kiM 
mctaphysica  sum  meditatns,  qiiae  hLs  nominibiui  tibi  inxcribo.  Kaa  0 
postt^rioribns  cnris  aliqnam  praeclarissimam  iis  tribns  Tiris  dibo.  !■ 
prati  aiiimi  et  singiilaris  observaiitbie  testimoniam.  Vico  Opp.  11.  pfwill^ 

*  Siehe  Vico  Opp.  IV,  pp.  408  sq.  E«  handelte  »ich  in  dem  in  d*** 
Stelle  erwähnten  Falle  nin  natnrphilosophische  Ideen  Vico'»,  nmeatBA 
nm  seine  Heobachtnn|ren  an  den  Magneten  nnd  die  Iiierans  g«iofnti 
Folgemn^n  über  die  MSplichkeit,  den  Ma^et  zur  Bfstimmiuf  ^ 
Polhuhe  der  Orte  Terwenden  zn  kiJnnen. 

-  So  heisst  es  in  einer  von  Vico  a.   1 7H6   g^ehaltenen   akademiscbfn  B^^ 
in   Bezng   auf  sAinen   hochpeehrten   Frennd:  II   sigmor  D.  Paolo  D«* 
mente  di   rari  e   sublimi   Inmi .    e  per  le  molte   opere   di    Filowfia  « ^ 
Matematica  cjplebratissimo  tra'  dotti  di  qnesta  eik.  Vico  Opp.  VI,  p.  5^ 

'  Discorsi  critici  tilosofici  intomo  alla  Filosofia  dc^li  antichi  e  dei  moilern 
^Neapel,  17*24^.  —  Filosofia  di  P.  M.  Doria,  con  la  qaale  si  schiinsee 
qaella  di  Piatone  i'Genna.  1728). 


matiBclieii  ErkenntnisB  mit  der  metaphy  ei  schon  zu  erkennen. 
Kr  gal)  dieser  Ansiuht  in  einer  seiner  mathematischen  Schriften ' 
Ausdruck ;  auf  rein  metaphysischem  Gebiete  aber  lieas  er  sich, 
wie  er  selbst  bekennt,  in  seinem  eifrigen  Bemühen  um  eine 
frriindlicbe  Widerlegung  der  Längner  aller  metaphysischen  Wahr- 
heit 7A\  Consequonzeii  drilngcn,  die  ihm  selber  gewagt  nnd  un- 
sicher schienen  und  auch  in  Freundeskreisen  auf  Widerspruch 
sticsscn.  Dies  veranlasste  ihn,  sich  liber  seinen  Cartcsianismus 
genauere  Rechenschaft  zu  geben  und  an  demselben  jene  Re- 
strictionen  vorzunehmen,  weiche  er  für  nöthig  erachtete,  um 
der  Gefahr  des  Spinozismus  zu  entgehen  und  sich  mit  dem 
christlichen  Religionsgedanken  in  vollkommene  tJe  herein  Stim- 
mung zu  setzen.^  Von  dem  Werthe  der  Cartesischen  Philosophie 
überzeugt,  sah  er  die  der  echten  philosophischen  Erkenntniss 
drohenden  Gefahren  nicht  im  Cartesianismus,  sondern  in  der 
Ton    Locke    eingeleiteten    empiristischen    Heaction    gegen   den 

iealistischen  Cartesianismus,  daher  er,  wohl  nicht  ohne  Neben- 
^ck  auf  manche  italienische  Qe^er  des  Cartesianismus,  sich 
in  eine  ausführliche  Polemik  gegen  Locke's  Philosophie  einliess.^ 
Seine  definitiven  Darlegungen  Über  sein  Verhültniss  zur  Car- 
tesischen und  Locke'schen  Sclnde  zogen  ihm  verschiedene  An- 
griffe zti,^  gegen  welclie  er  sich  vertheidigen  zu  müssen  glaubte.-"' 
Seinen  mathematisch-philosophischen  Studien  blieb  er  lebens- 
lang treu  und  machte  von  denselben  in  seinen  letzten  Lebens 

ihren  eine  Anwendung    auf   die  Kriegs  Wissenschaft."     Er   sah 

'  DiHli>)!bi   rli  P.  M.  Dnrin,   nei   f|iiBli,   rtnpondendosi   ml   a\t'   nrticolo  an'  - 
-nori  Aiilori   ilegli  Atti  di   Lipnin,   b' inaegna   l'arle  di  esaüiinare  aiin 

diiniiHtnlKinnB    geometricn,    s    ili    ilädnrre   dnilrt   Oeometria  Sintetica  In 
OEicenxa   del  Vero  e  del  FsUo;  sd  in   conüRguenM  di  ci6  b!  esainiiii 

rAlg^tira.  ed  i  niiovi  Untodi  i\e'  Modemi.    Amstordam,  1718. 
'  V|;t,   don   nnloliineTHyhiwIinn   Rt^rirht   Doris'«    nber    diena   Krüin  seines 

|iliilnBn]iliiiiclien  Denklebens  in  aeiuen  Diicarsi  crilJci,  pp.  IB — S5. 
>  DLfesn    della   MeUEsica   degli    anticlii    BIohdG  coutra   Giaranue   Lücke. 

Venedig.   1733;  2  Voll. 
'  Seinem  Abfalle   vom  »tricteii  Carle«! sniamun  galt  die  poleiuiiiche  Schrift 

de»  PQrBten  Della  Scalen:  Ridesaioni  sutle  prineipali  mnterie  della  prims 

liloBofia.  ITSa. 
^  Rispnsia  alle  riSeBsiODi  dl  Francesco  Maria  Spinelli,  I73S. 
'  II  Capitano  Pilosofo.    Opera  di  P,  M,  Doria  divisa  in  dne  p»rti  e  dedi- 

eata  all'  illnstre  e  glorinaa    memoria    di   D.  Oinyomo    FitijamBB  Stoardo 

Doca  di  Berwick.    Neapel,  1733;  2  Voll. 

47» 


72« 


W«  r  n  e  r. 


in  scineiu  der  Kriegskunst  gc widmeten  W-j 
jener  Sehriften,  mit  welehcn  er  seine 
gönnen  hatte,  seiner  ,Vitii  civilc'   und  dca- 
cipe^*    Ihm  war  nilmlieli  um  eine   die 
Wirklichkeit   des   Menschen   umfassende 
wie  seinem  Freunde  Vico  rückte  sich 
sociale  Interesse  in  den  Vordei*gniiid,  and 
gleich  Vico    bei    der   geschichtlichen 
socialen  Zustände  stehen,  sondern  dachte  ii 
damaligen   politischen  Verhältnisse    Italieas 
Mittel  nach,  wie  den  nach  ihren  geistigen 
anderen  Volke   zurückstehenden    Italienern 
erleuchteter  Fürsten  und  Regierungen  der  nOi 
staatlicher  Prosperität  sich  zuwenden 


2. 

Auf  dem  Gebiete   des   theoretischen 
kennens  waren  Doria's  Bemühungen  vor  Allem 
eines   untrüglichen,    absolut   sicheren    W 
richtet.    Ais  Cartesianer  nahm  er  dafilr  die 
Hehkeit   der  Erkenntniss,   die   er  im   engsten 
mit  der  platonischen  Lehre  von  der  W 
Klarheit    ist    ihm  das  eigentlichtite  Lebenselemect  dtf 
sie  ist    die  wesentliche  Form    alles  Wahren.     Ea  hMaü  ■■I 
aber  um   die    nöthige  Schulung   des    menschlichen  G 
•  richtigen  Apperception  dieser  wesentlichen  Form  sDe^  Wdrtj 
das  unerlässliche  Schidungsmittel  ist  die  Geometrie,  wefck 
Handhabung  der   richtigen  Methode   geeignet   ist.   is 
liehen  Geiste    eine  allgemeine  Idee  des  Wahren  und  FJ«^1 
zu  erwecken,  so  zwar,  dass  er  in  allem  Partictilären  dieiii*] 
selben   enthaltene    oder   fehlende  Wahrheit    erbKckt.    D» 
qujintitativen   .Sein    haftende    geometrische    Wahiiieitstikifl^  ^ 


'  Beide  Srhriileu  erschienen  zum  ervten  Male  x.  1710.  and  daim  im 
hohen   Ar.:Iai??ti:    eine   letzte  derseUien   ist   die  von  J.  BemaiA 
staltete  ,T::nu.  iSüKi  .  —  Beiden  Srhrifien  geseilte  tich  später  BOckÄ 
dritte  rerw andien  Inhaii*  be:.  die  auf  Wunsch  der  Herz«>^n  tob 
iMx  Aurelia  d*  Rste  en:5tan-i:  Ra^onamenti  ne*  qnaii  ri  mi^rtim  la 
iu  4aa5i  tutte  le  Tirsü  plu  ^rracdi  non  e»€ro  all'  nemo  inferiore. 


2ir«l  philMorhlHbt  Zallgw»»»  ani  titnia  0.  B.  Tloa'i. 


I 


gestaltet  sich  zu  oincin  mctepliysiechen,  Trenn  iler  Geist  mittelst 
Wiedercrinnerung  den  Uraacbcn  luvcbforscht,  welche  machten, 
dasB  er  von  der  geometrischen  Beweisführung  mit  zwingender 
Macht  zur  Anerkcnnnng  der  Wahrheit  ihres  Resultatee  geführt 
wurde.  Er  gewinnt,  diesen  Ursaclien  nacbforachend,.  eine  so 
kiare  Erkenntnisa  der  demonstrativ  ermittelten  Wahrheit,  ale  ob 
er  selber  sie  erfunden  hätte,  und  gelangt  so  zu  einer  von  den 
particulärfin,  demonstrativ  erwiesenen  mathematischen  Wahr- 
heiten unabhängigen  Erkenntnisa  der  Idee  des  Waliren  als 
solchen  oder  des  Wahren  im  Allgemeinen.  Die  Easenz  des 
Wahren  als  solchen  besteht  in  der  Einheit,  so  zwar,  dass  nur 
dasjenige,  was  ein  Unum  ist,  wahr  ist,  und  dasjenige,  was  von 
verschiedenen  Prineipien  abhängt,  niemals  an  sich,  sondern  nur 
für  unsere  Sinne  oder  unsere  Denkmodi  wahr  sein  kann.  Wie 
Gott,  der  das  einzige  und  alleinige  Wahre  ist,  ein  Unum  ist, 
80  kann  auch  der  nach  dem  Bilde  und  Glcichniss  Gottes  ge- 
schaffene menschliche  Geist  das  Wabro  nur  im  Einen  finden. 
Eb  begreift  sich,  dass  dieser  von  Doria  genommene  Anlauf 
zur  Erfassung  der  Wabrheitsidee  Aiiiaas  geben  konnte,  ihn  vor 
der  Abirrung  auf  die  Wege  des  Spinoziamus  zu  warnen ;  er 
selber  schien  vor  der  Hand  keine  Ahnung  liievon  zu  haben, 
»ndorn  brachte  seine  Ansicht  von  der  metaphysiseben  Erkennt- 
niss  der  Wabrheitsidee  mit  den  platonischen  angebomen  Ideen 
in  Verbindung  und  strebte  eine  Philosophie  der  Mathematik  an, 
die  als  Metaphysik  der  Sinnenwelt  eine  besondere  Abtheilung 
der  Metaphysik  oder  vielmehr  Anwendung  der  generellen  Mela- 
piiysik  auf  die  Raum-  und  Gr'Jssen  Verhältnisse  eonstituiren  sollte. 
Die  Quantität  »ia  solche  oder  die  Quantität  im  Allgemeinen  ist 
wahr  und  in  Folge  der  göttlicben  SchafFenstbfitigkeit  auch 
existent.  Die  unermesaliche  Zahl  der  Formeti  aber,  welche  die 
Quantität  im  Allgemeinen  constituiron,  ist  die  Ursache  der  Irr- 
tbUmer  des  menschlichen  Geistes,  indem  sie  in  demselben  eine 
gleichsam  unendliche  Diversität  der  Ideen  als  Bilder  der  Sinnen- 

I dinge  erzeugen;  diese  Bilder  constituiren  in  ihrer  nnermeaslichen 
Vielzahl  eine  verworrene  Masse,  welche  den  Geist  iimsomobr 
verwirren  muss,  als  er  gleichzeitig  auch  durch  die  mit  den 
Binneseindi-ücken  verbundenen  Affectionen  dea  Körpers  ans 
seinem  Gleichgewichte  gebracht  wird.  Gott  bat  indess  dem 
Geiste  das  Vermögen  verlieben,  sich  von  den  ainnlieben  Formen 


''50  WcrB«c 


abzuziehen  und  in  Folge  dessen 
betraeliU'n ;  mit  der  Betrachtung  im  AO^evMi&e« 
fuhrung  der  in  der  ttinnlicheo  PardcnlaritftK  gegebenen  YiAal 
auf  die  Einheit,  da»  Schauen  des  £inen  im  Viekm  rtAata, 
Dieses  abstractive  Unificationsvermdgen   Aem  GcisKs  Vcknlel 
die  übcrweltlichc  Abkunft  des  Geistes^  der  t-ob  SAäfk 
in  die  Sinnenwelt  hineingesetzt,   durch  dms  Mittd  der 
plation  zu  seinem  göttlichen  Urqaell,  ra  der  afle  TiiHmii 
heiten  in  sich  fassenden   göttlichen  £in]ieit  znrtckftRbL  O^ 
Betrachten  der  Dinge  im  Allgemeinen^  dms  Schanen  dei  Em 
in  der  sinnlichen  Vielheit  ist  Anschauung  der  Idee  und  ist  mi 
dem  Geiste  unverlierbar  eignende  angeborene  Venni^icUdl; 
die  angeborenen  Ideen  sind  nichts  Anderes  als  die  don  GckH 
eignenden  Ideen  des  Wahren.    Und  wie  das  Wahre  einagGitt 
selber  ist,   so   ist  auch   die  erste   aller  angeborenen  Ideen  A 
Gottesidec ;  an  diese  reihen  sich  jene  anderen  Ideen^  in  wekki 
der   menschliche   Geist    die   Vollkommenheiten    des  gOtdicki 
Wesens  und  die  davon  abhängigen  VoUkonunenheiten  dei  gt 
schöpf  liehen  Geistes    (das  Gerechte  ^   Sittliche  o.  s.  v.)  dokt 
Alle  übrigen  Ideen  sind  erworbene  Ideen,  zu  deren  BeaCidff 
menschliche  Geist  durch  Vermittlung  des  ihm  eignenden  fikpoi 
gelangt.     Nicht  mit  jeder  Zurückziehung   des  Geistes  aof  flck 
selber   ist  die  Anschauung   einer  Idee   verbunden:*  die«  W 
nur  dann  statt,    wenn    die   abstractive  Thätigkeit   die  tob  to 
Natur  .selber  in  den  Menschen  gelegte  Ordnung  der  RatiociBiö* 
über   abstracte  Materien  befolgt.    Die  vollkommenste  Onlw< 
dieser  Ilatiocination    ist  jene    der  Geometrie,    welche  von  fa 
Quantität  abstrahiren  lehrt.    Das  Mittel,  dessen  sich  hiebe!  A 
Geometrie  bedient,    ist  der  Syllogismus   als  ein  von  der  SiW 
selber    in    unseren  Geist   gelegtes  Denkvorgehen ,   welches  ffi 
vollkommensten  Einheit   sich  abschliesst.     Die  Geometrie  kkrt 
ihn  auf  abstracte  Dinge  anwenden   und  in  unbegrenzter  Fol? 
Syllogismus  an  Syllogismus  reihen,  um  in  der  Katiocination  ftk* 
abstracte  Dinge  sich  dem  Unendlichen  immer  mehr  anzunäbat 

*  ijuando  a  vni   sembra  di   aätraere   la  vostra   mente  dalle  sensibili  co^ 
uou  segneudo  voi  T  ordine.  che  la  natura  ha  posto  in  noi  per  ragioitfi* 
S'ipra  1e  materie  astratte.  v^'i  altro  uon  fate,  che  astraervi  r1.i  un  n^^iivtti 
seii^ibile.  e  pa-ssar  ad  un  altro  pur  seusibile  oggretto,  perche  r*jrdine  dk 
Uuita.    Dialogbi,  p.  24. 


zun 

k 

IF%iiii 


llDHVhiHh*  ZetlciDOHU  ud  hniiia  Q,  B,  ViwV    I. :  F.  K.  Doifk.      731 

Pie  Oeomctrie  ist  die  Metuphysik  der  Quantität;  denn  sie  ab- 
«tratiirt  von  den  Körpern  Dinge,  welche  nieht  sind  (Punkte, 
Idnien,  FlUcheo),  und  ilire  Demonstrationen  sind  niclits  Anderes 
wk  Aggregate  von  Syllogismen,  deren  jeder  etwas  Wahres  in 
eicli  entbitit,   während  im  Sehluassatze  der  Beweisführung  das 

ahre  in  »einer  Einheit,  somit  vollkommen  enthalten  iet.  Daraus 
erklärt  sieh,  tlass  uns  die  Idee  der  Geometrie  cbentio  wie  die 
Idee  des  Wabren  angeboren  ist.  Demzufolge  lilsat  sieh  kein 
guter  Metaphysikcr  ohne  Geometrie,  kein  guter  Geometur  ohne 
Jletaphysik  denken;  die  Geometrie  ist  die  Vorstufe  der  Meta- 
physik, die  Slotaphysik  der  mit  Hilfe  der  Geometrie  erstiegene 
Gipfel  der  menschlichen  Wahrheitserkenntnias,  die  allerdings 
aueb  auf  dieser  ihrer  boubsten  Höbe  eine  buchst  unvollkommene 
ist,  weil  sie  nicht  auf  einer  simultanen  Anschauung  iilles  Wahren 
wie  bei  Gott,  der  die  Wahrheit  selbst  itit,  beruht,  sondern  eben 
nur  dnreh  das  Mittel  syllogistiacber  Schlüsse  erlangt  wird.  Alles 
discursive  menschliche  Denken  ist  in  der  geometrischen  Ratio- 
cination  als  vollkommenster  Form  derselben  zusammengcfasst ; 
sie  bildet  die  Leiter,  welche  den  menscblicben  Geist  aus  der 
Sinnenwelt  in  die  Regionen  der  höchsten  Absü-actionen  binauf- 
ftlbrt;  in  der  Metapliysik  wird  dieser  aufwärts  iUhrende  Weg 
der  Erkenntnis»  wie  von  einer  hoben  Warte  aus  Überschaut 
und  von  jedem  erkannten  partieulären  Objecte  die  angemessene 
Idee  gebildet.  In  der  Ideenbilduug  werden  uns  die  Dinge,  auf 
welche  die  Ideen  sich  beziehen,  geistig  zu  eigen,  wir  schauen 
in  den  Ideen  das  Wahre  au,  wie  Gott  als  Wahrheit  sich  selbst 
anschaut.  In  der  Anschauung  der  Ideen  der  Dinge  besitzt  die 
Metaphysik  die  Ideen  des  Wahren  als  solchen  und  ist  befähigt, 
sieh  von  jedem  particulilren  Erkenn tnissobjecte,  welchem  er  sich 
zuwendet,  eine  Wissenschaft!  iehc  Erkenntniss  zu  bilden. 

Aber  nur   unter  Handhabung  ilii-er  richtigen  Methode  ist 
Geometrie  geeignet,  zur  Erkeuntniss  des  Wahren  als  aolehcn 

laozuführen.  Der  Repräsentant  der  mustei^iltigen  geometri- 
schen Methode  ist  Euklid.  Er  geht  vom  sinnücben  Körper 
als  Erstorkanntem  aus,  abstrahirt  von  demselben  Funkt,  Linie, 
Fläche  und  gewohnt  in  den  Definitionen  derselben  den  mensch- 
Uehen  Geist  an  das  Abstrahircn  von  der  Materie.  In  Wüi-digung 
dessen,  dass  der  Geist  sieb  nicht  mit  Einem  Schlage  vom  Sinn- 

lcd  losreitsaen   köiiae,    gestattet   er   hgUrliehe  Darstellungen 


^Jid» 


732  Werner. 

seiner  ersten  Unterweisungen,  wählt  aber  die  einfachsten  Figaren, 
die  gerade  Linie  und  den  Ejreis,  die  in  der.That  auch  als  ik 
vollkommensten  Figuren   dem  reinen  Denken  am  meisten  eotr 
sprechen.     Die  zusammengesetzten  Figuren   meidet  er,  da  er 
nicht  Mechaniker  bilden,   sondern  zur  reinen  Ratiocination  an- 
leiten will.    Behufs  dessen  stellt  er  zuerst  Axiome  auf,  wdeke 
der  Sache  nach  als  bekannteste  Wahrheiten  nichts  Anderes  ak 
erste  Syllogismen  sind ;  so  z.  B.  die  Sätze :  das  Gunze  ist  grtaer 
als  seine  Theile,  das  Ganze  enthält  seine  Theiie,  das  Eleinore  iA 
im  Grösseren  enthalten  u.  s.  w.    Auf  Grund  dieser  ersten  Sitse 
und  mit  Hilfe  derselben  schreitet  er  zu  neuen  syUogistisch  ab- 
geleiteten Sätzen  forty   deren   einen   er   aus   dem   anderen  est- 
wickelt,  geht  vom  Bekannten   auf  das  minder  Bekannte  über, 
um   das  Denken    zu  stets   abstracteren   Meditationen  empons- 
fiihren.     Er  weist  auf  diesem  Wege  successiv  die  particollreD 
Proprietäten  der  Quantität   als   solcher  auf,   deren  AufvreisoDg 
in  fortgesetzter  Ausführung  des  Liehrinhaltes  der  Geometrie  adi 
ins    Unendliche   fortsetzen   lässt.      In   der   demonstrativen  Er 
Weisung  jeder   einzelnen   Proprietät   ist   sein  Absehen  aof  dw 
ordnungsgemässe  Entwicklung  des  zu  beweisenden  Schlnsaaatief 
gerichtet,  die  darin  besteht,  dass  zuerst  der  zu  beweisende  Siti 
aufgestellt  und  erklärt  wird ;  sodann  schickt  er  sich  an,  in  der 
ligiirliehen  Construction    dasjenige   ersichtlich  zu  machen,  wai 
ihn  auf  die  Entdeckung  des  Satzes  hinleitete;  nun  ruft  er  ad 
weiter  alle  jene  Syllogismen   ins  Gedächtniss  zurück,  mittdrt 
deren  er  den  zu  beweisenden  Satz  eruirtei,  fuhrt  sie  derBeOi« 
nach  und  nach  ihrem  logischen  Zusammenhange  vor  und  fW 
ondlioh  in  einem  Schlusssatze  das  Er^ebniss  der  vorausgegiB- 
gonen  Theildemonstrationen    in   eine    vollkommene  Einheit  Pi- 
sa nimou,    aus  welcher  in  Folge  der  vorausgegangenen  DemoB- 
strtitionen    die  volle  Wahrheit   des  aufgestellten  Satzes  berao»- 
leuchtet.  Jede  einzelne  derart  erwiesene  Proprietät  der  Quantittt 
>^nnl  als  l'nterlage  zur  Erweisung  einer  neuen  Proprietät  ve^ 
worthet,  und  so  wächst  aus  den  in  der  successiven  ErweiMBj 
der  einzelnen  Sätze  sich  stetig  mehrenden  Unterlagen  der  Weite^ 
entwicklun^r   des   jrei>metrischen  Lehrinhaltes  eine  wundervob 
Reihe  von  Sätzen  heraus,  in  deren  Aufeinanderfolge  der  men»ch* 
liehe  Geist  zur  Erkenntniss  der  abstractesten.  die  Quantität  all 
'^e  betrt^ifonden  Wahrheiten    emporgeluhrt    wird,     Euklid'* 


I    tun 


_  ann 


ilDMpbiuki  ZailfaaMiB  and  timmia  fl.  B.  Tlu-*.  I :  P.  M.  Doria.       733 

lometrie  gleicht  einem  in  Btater  Sßlbstnielirung  üppig  wuchern- 
den Erkcnntnisscapital  von  nnhegrenztem  Wiieh»thum.  HcitiBt 
dica  nicht  die  von  der  Natur  selber  in  nnseren  Geist  gelegte 
Ordnung  des  Ratiocinirßns  aufweisen?  Jene  neueren  Mathe- 
matiker, welche  das  von  Euklid  mustergiltig  aufgewiesene  Vor- 
gehon  der  geometrischen  WisHonschaft  abzuändern  veranchten, 
bewiesen  damit  nur,  dass  sie  die  Natur  des  menschlichen  Geistes 
nicht  veralanden;  ihr  Vorhaben,  den  raenachliclien  Geist  mit 
Ueberepringunp  des  von  Euklid  gewählten  Mittels  suecessivcr 
Erhebung  über  die  unmittelbare  sinnliche  Anschauung  in  das 
Gebiet  der  abstracten  mathematischen  Erkcnntniss  hineinzuver- 
setzen, glicli  dem  Vorhaben  dessen,  der  seinen  von  einer  Kette 
luuwundenen  Fuss  gewaltsam  aus  seinen  Fesseln  losreissen  will 

id  dabei  nur  zu  Schaden  kommen  kann. 

Doria  beweist  die  Nattu'gemässheit  des  Vorgehens  Euklid's 
aus  der  Ueberoin  Stimmung  desselben  mit  dem  Entwicklungs- 
gange dos  seelischen  Lebens,  wobei  weiter  nur  noch  hervor- 
zuheben ist,  dass  Euklid's  Verfahren  den  psychischen  Ent- 
wicklungsgang in  dessen  normalem,  von  keinen  sinnlichen 
Störungen  beirrtem  Verlaufe  wiedergibt,  und  somit  den  durch 
die  Disciplina  veri  geleiteten  und  rectificirten  Gang  der  natür- 
lichen seelischen  Entwicklung  dai'stellt.  Die  durch  ihre  Ein- 
senkung  in  den  Leib  in  die  sinnliche  Stoffwclt  versetzte  mensch- 
liche Seele  belegt  zuerst  die  Ideen  (Vorstellungen),  welche  sie 
sich  von  den  sinnlichen  Dingen  bildet,  mit  bestimmten  be- 
sonderen Namensbezeichnungen;  diese  sprachlichen  Bezeich- 
nungen gleichen  den  DcHnitionen  Euklid's,  nur  mit  dem  Unter- 
schiede, dass  Euklid's  Definitionen  abstract  und  determinirt  sind, 
wilhrend  die  sprachlich  fixirtcn  Vorstellungen  der  Seele  sinnlieh 
und  der  Zahl  nach  unbegrenzt  sind,  Wenn  die  Seele  sich 
^ese  ihre  sinnlichen  Definitionen  gebildet  hat,  so  schreitet  sie 

liter  zur  Bildung  gewisser  Axiome  vor,  welche  ihr  durch 
von  sinnlicher  Lust  und  sinnHcbem  Schmerz  abhängigen 
Motive  des  Gefallens  und  Missfallens  dictirt  sind;  durch  die 
Erfahrung  auf  die  schildliehen  Folgen  des  Handelns  nach  den 
Maximen  des  sinnHchen  Gefallens  und  Missfallens  aufmerksam 
geworden,  beginnt  sie  andere  Axiome  sich  zu  bilden,  welclie 
die  Ergebnisse  der  natürhchen  Reflexion  über  das  Nützliche 
and  Schädliche  sind.     Diesen  natürlichen  Axiomen  reflectirter 


734  Werner. 

Art  entsprechen  die  Theoreme  der  Geometrie,  welche  aber  Yor 
ihren  Correlaten  in  der  Sphäre  der  auf  die  sinnliche  Daseins- 
wirklichkeit bezogeneu  Reflexion  dies  voraus  haben,  dsss  in 
ihnen  der  Geist  unmittelbar  auf  das  Wahre  und  Eine  gerichtet 
ist,  während  dies  in  der  durch  die  Rücksicht  auf  Nutzen  nnd 
Schaden  gerichteten  Reflexion  nur  mittelbar,  in*  dem  Yon  den 
Axiomen  des  sinnlichen  Gefallens  und  Missfallens  geleiteten 
Handeln  aber  gar  nicht  statthat.  Daher  kommt  es,  dass  dieses 
letztere  Handeln  als  ein  von  dem  Wahren  und  Einen  schlechthin 
abgekonmienes  Handeln  in  die  formlose  Vielheit  sich  verUert  und 
in  der  Unersättlichkeit  eines  immerfort  unbefriedigt  bleibenden 
Strebens  in  einem  unbegrenzten  Meere  von  Irrungen  und 
Täuschungen  imtersinkt,  welches  das  directe  Widerspiel  de« 
im  unbegrenzten  Fortschreiten  der  geometrischen  Forschnng 
sich  häufenden  unermesslichen  Wahrheitsschatzes  ist 

3. 

Aus  dem  Gesagten  erklärt  sicli,  wie  die  im  Euklidiachen 
Geiste  aufgefasste  Geometrie  Erzieherin  der  Menschen  zur 
Wahrheit  und  Tugend  werden  kann.  Sie  bringt  nicht  bloe 
Weise  hervor,  sondern  wird  dui*ch  das  Schaffen  und  Wirken 
derselben  auch  zur  Gründerin  und  Förderin  der  allgemeinen 
Wohlfahrt,  zur  Ordnerin  der  menschlichen  Gesellschaft,  nr 
Lenkerin  der  Staaten  und  Völker.  Aber  eben  nur  die  in 
Euklid'ö  Geiste  aufgefasste  und  verstandene,  d.  i.  die  nach  der 
synthetischen  Methode  verfahrende  Geometrie  vermag  dies  ADes 
zu  leisten,  während  die  Analytiker  als  Verderber,  nicht  blos  der 
Geometrie,  sondern  aller  wahren  Philosophie  zu  erachten  sind. 

Dies  fuhrt  uns  auf  Doria's  Controversen  mit  den  Analj 
tikem  und  auf  sein  Verhältniss  zur  cartcsischen  Physik,  deren 
Missbilligung  auch  die  anderweitigen  Modificationen  seine« 
ursprünglichen  Verhältnisses  zur  cartcsischen  Lehre  als  natür 
liehe  Consequenz  nach  sich  zog.  Den  Conflict  mit  den  Analy- 
tikern hatte  Doria  selber  durch  eine  von  ihm  veröffentlicn^ 
mathematische  Abhandlung^  provocirt;  er  suchte  in  derselben 

*  Nuovo  nietodo   goonietrico    per   trovare  fr«i  due  linee  rette  date  ioöD' 
modie   coiitinue   proporzimiali.     In   zwei  Auflagen    1714  und  1715? 
deren  Druckorte  Augsburg  und  Antwerpen  angegeben  sind. 


kn  einem  Bpeciollcn  Kxempel  zu  urjtrobeu,  dass  Kiiklid'e  geo- 
metriBchc  Opcratiomsmittel,  die  gemdu  Linie  uud  dci*  Kreis, 
Hill-  Liisung  jedoB  geometrischen  Problems  ausreiehen,  und  die 
LiJsuiig  viel  cxacter  ausfülle  als  von  Seite  dL'i-  Erfinder  neuer 
Theorien,  deren  Zahl  sich  ungebührlich  häufe;  er  beklagt 
nebenbei  das  ■Ueberliandnehmcn  der  Anwendung  algebraischer 
Beweiümittel,  welche  es  gar  nicht  zu  einem  Einblicke  in  die 
goümclrische  Entwicklung  dos  Problems  kommi?n  lasse  und 
damit  den  Werth  der  Geometrie  als  Mathesis,  d.  i.  als  geistigen 
Bildungsmittelä  par  excellence ,  völlig  aufhebe.  Er  sprach 
endlich  noch  sein  Bedauern  darüber  aus,  dass  die  Italiener, 
ihres  Cavalieri  '  völlig  vergessend,''  in  ungebührlichem  Masse 
fremdländischen  Erfindungen  zweifelhaften  Werthes  ihre  Äiif- 
terkeamkeit  zuwendeten.  Die  Horausgeber  der  Leipziger 
PAeta  Eruditorum,  welche  die  zweite  Auflage  der  von  Doria 
Teröffentli eilten  Abhandlung  einer  Kritik  unterzogen,  erinnerten 
an  den  Widerspruch,  welchen  dieselbe  in  erster  Auflage  von 
Seite  Heiner  Landsloute  Äriani  und  Galizia^  erfahren,  und  be- 
merkten zu  Doria's  Anpreisung  der  Georaetria  indivisibilium 
continuorum  Cavalieri's,  dass  sie  in  der  Entwicklungsgeschichte 
der  neueren  Mathematik  zu  weit  rUckwUrts  liege,  als  dass  man 
unter  Beis<;iteaetzung  der  seitherigen  Verb essL-riui gen  der  geo- 
metrischen Methode  auf  sie  zurütikgehun  könne.  Doria  ant- 
wortete seinen  Gegnern  in  seinen  mehrerwähnten  Dialoghi, 
welchen  auch  noch  eine  gegen  den  neapolitaner  Mathematiker 
Giacinto  di  Christoforo '  gerichtete  Erklärung  zur  Seite  ging.*' 
Er  zeigte  einige  Empfindlichkeit  darüber,  dass  von  den  Gegnern 

'  Bonavautura  Cavaliori  (f  1617),  dem  Ordon  dor  JeBuaten  oder  Hieruny- 
miten  iti]|^bOri(c,  Scliitlsr  O&lilei's  und  Lelirer  der  Malhomalik  hu  der 
Univeraitiit  Bulugun. 

'  Doriii  bezieht  aicb  spociell  auf  Cavalieri's  Geniiietria  indiviaibiliiiiu  coii- 
orum  auvft  i[U»dMn  ratioiie  pruraola  {nauli  des  VorfaBaorii  Todo  iu 
verbeRserter  Auflage  enohienou),    Bologua,   1653. 

>  Vgl.  Ober  Beide  oben  S.  736,  Aura.  i. 

*  Vgl.  über  denseltian  siiwie  Über  deu  weiter  uocfa  eh  cinv^-tlineiidun  Anluniu 
Monfnrte  Tiraboschi  Slor.  lett.  VIII,  p.  S49. 

'  Leitern  del  Sigtior  D.  Paolo  Mattia  Duria  indirixESta  al  Bignor  Gixdnto 
di  Cristofuro,  nc^lla  qiiale  ei  dimostra,  che  la  paruboln  Apollouiana  in 
qualunque  modo  che  ei  deacrivü,  uon  c  lines  geometrica;  e  che  iu  vun- 
aeguenzB  di  ci^  eono  Inisc  tutte  le  nitre  curvo  (Amsterdam,  I7IS), 


736  Werner. 

auch  eine  Aeusserung  Leibnizcns  herbeigezogen  wurde,  welche, 
wie   Doria   darzulegen    sich   bemüht,    sich   gar   nicht   auf  die 
Leibniz   unbekannt    gebliebene   Abhandlung   Doria's   beziehen 
konnte;   er  gibt   übrigens   zu,    dass  Leibniz  als  Vertreter  der 
modernen  Anschauungen   auf  geometrischem  Gebiete  sich  mit 
der  Tendenz  der  erwähnten  Abhandlung  kaum  befreundet  haben 
würde.    Andererseits  glaubt  er  mit  Grund  auf  Antonio  Monforte 
sich  berufen  zu  dürfen,  der,  obschon  gleichfalls  der  modernen 
Richtung  huldigend,    Doria's  Ausführungen   seine  Zustimmung 
nicht  versagt  habe.     Doria   stellt   seine  Ansicht  über  die  Con- 
struction  der  Parabel  und  über  die  krummen  Linien  gemeinhin 
als    eine   Fortbildung    der   Anschauungen    Galilei's    dar  *    und 
erklärt  sich  die  üngeneigtheit  seiner  Zeitgenossen,  die  krummen 
Linien  als  nicht  geometrische,  sondern  aus  mechanischen  Prin- 
cipien   zu   erklärende   Linien   anzuerkennen,^    aus   ihrem    vor- 
urtheils vollen   Sti'eben,    es    den    Alten    zuvorzuthun.     Die   von 
Doria   mit   den  Analytikern   geführte  Controverse  gehört  nach 
ihrer   fach  wissenschaftlichen   Seite    der   Geschichte  der  Mathe- 
matik  an,    in  welche   auch    die  Würdigung  der  von   ihm  ver- 
suchten Lösungsart   des  Problems  von    der  Verdoppelung  des 
Würfels  3  zu  verweisen  ist;    hier  handelt  es  sich  nur  noch  um 

1  Galileo  tutt'  occupato  iiolla  considerazione  delle  cose  fisiche  e  del- 
rAstronomia,  inventö  quella  descrizione  di  parabola,  che  appresta  k  me 
il  comodo  di  ritrovare  le  linoe  rette,  alle  qiiali  torminano  le  radici,  i 
quadrati  e  i  cubi;  ed  ep^li  non  vede  le  consequenze,  che  dalla  sua  de- 
scrizione medesima  si  possono  dedurre  per  la  Goometria  .  .  .  Potevaoo 
lusingarsi  le  maggior  ])arte  de'  geometri  moderni  su  la  considerazione, 
che  occupati  ossi  nello  specolazioni  delle  curve,  non  hanno  degnato  di 
mirare  la  descrizione  della  Parobola  Galilaica,  nc  di  contemplare  pro- 
fondamente  i  misteri  d*Euclide,  k  cagione  che  gli  Elomenti  d^Euclide 
rimirano  come  4dea  di  cose  primo  e  volgari,  e  che  la  mente  umAna 
ristringono  in  troppo  angusti  confini.  Lott.  al  Giac.  di  Cristoforo  pp.  Gsg. 

3  Li  signori  moderni,  li  qnali  hanno  presa  la  licenza  di  ammettere  le 
curve  d'Apollonio  per  linee  geometriche,  solamente  perch^  si  descrivono 
per  tre  punti,  non  hanno  ben  considerata  la  natura  delle  linee  geome- 
triche e  delle  meccanicho-,  porchc  se  Tavessero  ben  considerata,  arreb- 
bero  veduto,  che  le  curve  d^ApoUonio  si  descrivono  per  tre  punti  «, 
ma  con  circino;  onde  non  possono  avere  proprioti  costanti,  mentre  non 
si  descrivono  con  quella  semplicit^,   ch*  Euclide   ordina.    O.    c,  p.  28. 

3  Doria  beruft  sich  in  seinen  Streitschriften  wiederholt  auf  seine  voriu«- 
gegangene  Schrift:  Duplicationis  cubi  demonstratio  a  Paulo  Matthia 
Doria  iuventore  celeberrimae  Regiae  Societati  Angliae  censurae  ezposita. 


Zwei  philosophische  Zeitffonos«cn  und  Freunde  G.  B.  Vico's.    I.:  P.  M.  I>oria.       737 

Doria's  Vertheidigung  der  syntlictischen  Methode  Euklid's  als 
der  einzig  richtigen  Methode  gegen  die  Gegner  derselben.^ 
Diese  wollen,  dass  in  der  Ordnung  der  geometrischen  Ent- 
wicklung nicht  das  Problem,  sondern  das  Theorema  den  An- 
fang mache,  damit  der  Geist  von  vorneherein  in  die  abstractere 
Auffassung  der  geometrischen  Wahrheit  hineinversetzt  werde. 
Dies  ist  nun  eben  der  gegen  die  Natur  des  menschlichen 
Geistes  streitende  Grundirrthum  der  modernen  Kritiker  des 
Euklid,  welche  nicht  begreifen  wollen,  dass  die  menschliche 
Seele,  deren  Erkennen  beim  rein  Sinnlichen  beginnt,  nur 
stufenweise  zur  rein  geistigen  Auffassung  der  Dinge  sich  er- 
heben könne.  Es  zeigt  von  grosser  pädagogischer  Weisheit, 
wenn  Euklid  die  Reihe  seiner  Propositionen  mit  einem  Probleme 
beginnen  lässt,  von  welchem  er  Anlass  nimmt,  den  Schüler  in 
die  Kenntniss  der  Axiome  oder  ersten  Wahrheiten  einzuführen, 
die  zufolge  ihrer  Einheit  sich  nicht  beweisen  lassen,  sondern 
Gegenstand  unmittelbarer  Erkenntniss  sind.  Eben  dieses  Ver- 
fahren ermöglicht  ihm  aber  zugleich  auch,  den  Schüler  auf 
den  Unterschied  zwischen  geometrischer  und  mechanischer 
Construction  aufmerksam  zu  machen;^  denn  die  Axiome  oder 
ersten  Wahrheiten  sind  bereits  abstracto  Erkenntnisse,  die  als 
solche  zu  rationalen  Einsichten  verhelfen.  In  der  Aufeinander- 
folge der  Propositionen  des  ersten  Buches  ist  das  schrittweise 
Vordringen  von  der  auf  sinnliche  Anschauung  gestützten  Er- 
kenntniss zu  dem  vom  sinnlichen  Augenschein  unabhängigen 
Erkennen  in  bewunderungswürdiger  Weise  dargestellt.  Die 
Propos.  XXXn  ist  die  erste,  in  welcher  eine  ausschliesslich 
auf  Grund  einer  rationalen  Demonstration  verstehbare  Wahrheit 
vorgeführt  wird.  Aus  der  von  Euklid  befolgten  Methode  ist  die 
Aufeinanderfolge  der  in  sämmtlichen  Büchern  seiner  Elemente 


^  Dialoghi  pp.  32  sgg. 

'  Se  per  esempio,  uu  saggio  maestro,  dopo  avervi  fatto  leggero  la  propo- 
sizione,  vi  dicesse,  fate  qnesto  problema,  voi  vedendolo  facile,  meccani- 
camente  fareste  un  triangolo  di  tre  lati  fra  loro  ngnali,  ma  se  il  maestro 
poi  vi  rispondesse,  io  iion  credo  clie  questi  tali  lati  siano  uguali,  voi 
non  potreste  altra  ragione  assegnarli,  se  non  che  la  misnra,  ehe  vale  a 
dire,  il  meccanico  senso.  Fingete  poi,  ch*  egli  vi  spiegasse  la  dimostra- 
zione,  in  questa  guisa  non  vi  farebbe  egli  conoscere  la  differenza,  che  vi 
ö  fra  r  intendere  ed  il  sentire,  fra  la  ragione  ed  il  senso,  fra  la  dimo- 
strazione  geometrica  e  la  meccanica.    Dialoghi,  p.  32. 


735^  Weraer. 

(Doria  spricht  nicht  von  dreizehn,  sondern  von  zwölf  Büchern 
der  Elemente)   behandelten  Materien   zu   verstehen;  es  ist  ein 
stetiges  Fortschreiten  vom  Bekannten  zum  Unbekannten  durcb 
das  Mittel  syllogistischer  Beweisführung,    deren  Modi,   wie  sie 
in  den  ersten  acht  Propositionen  seines  Werkes  veranschaulicht 
werden,  selber  wieder  das  successive  Vorschreiten  von  der  auf 
sinnliche  Anschauung  gestützten  Argumentation  zu  der  hievon 
mehr  und  mehr  unabhängigen  Ai^umentationsweise  darsteUen. 
Man  wirft  der  synthetischen  Methode  Euklid's  eine  ermüdende 
Umständlichkeit  vor,   welche  eine  Folge  der  unzweckmässigen 
Aneinanderreihung  der  Lehrsätze  sei;  um  die  Beweismittel  fär 
eine  bestimmte  Proposition  aufzubringen,   müsse  auf  eine  Un- 
zahl  von   Sätzen   verschiedenartigsten   Inhalts    zurückgegriffen 
werden;  sein  Lehrbuch  sehe  wie  eine  in  Unordnung  gerathene 
Bibliothek   aus,   in  welcher  die   einzelnen   zusammengehörigen 
Bücher  an  die  verschiedensten  Orte  verzettelt  seien;  daher  die 
unzähligen    Versuche    der    Euklidianer,    die    Lehrsätze   ihre« 
Meisters  in  eine  richtigere  und  natürlichere  Ordnung  zu  bringen. 
Doria  hält  die  Verbesserungsversuche  für  lauter  Entstellungen 
des  classischen  Werkes  Euklid's,  welches  auf  genauester  Kennt- 
niss  des  Entwicklungsganges  des  menschlichen  Geistes  beruhe. 
Das    beständige    Zurückgreifen    auf    die    verschiedenartigsten 
vorausgegangenen    Lehrsätze    entspricht    dem    Bedürfniss  de« 
menschlichen   Geistes,   in   seiner   fortschreitenden  Entwicklang 
sein  Denken  und  Erkennen   stets   aufs  Neue  zu  einer  einheit- 
lichen Conception  zusammenzufassen;   indem  Euklid  hiezu  an- 
leitet, ist  sein  Lehrbuch  ein  unschätzbares  Schulimgsmittel  des 
menschlichen  Geistes,  der  durch  stete  Bildung  complexer  Ideen 
in  der  systemisircnden  Thätigkeit  sich  übt  und  wissenschafklicli 
construiren  lernt.    Schon  in  den  ersten  acht  Propositionen  de« 
ersten  Buches  gibt  er  eine  Anleitung  zur  Bildung   einer  com- 
plexen  Idee,  und  zwar  einer  complexen  Idee  von  fundamentaler 
Wichtigkeit,  des  Dreiecks,  mit  welchem  Euklid's  Geometrie  der 
Natur  der  Sache  nach  beginnen  musste. '    In  den  genannten  acht 
Propositionen  ist  die  generelle  Proprietät  des  Dreiecks,  welche» 


*  Eiiclidf»,  il  qnale  volondo  disciplinare  la  mente  umana,  la  qtiale  la  con- 
fiidora  comf  nel  corpo  posta,  credeva  a  fn**"  ragione,  che  i  gradi  di 
conoscenze,    per  li  quali  la  dovera  far  passare,    fossero   qnelli,    che  It 


Zwei  pbno»ophischo  ZHtgonoMen  nnd  Fronnde  G.  R.  Viro'g.     I.:    P.  M.  Poria.      739 

die  besonderen  Proprietäten  desselben  in  sich  schliesst,  ange- 
geben; sie  besteht  darin,  dass,  wenn  von  einem  Dreieck  drei  Dinge 
aU  bekannt  gegeben  sind,  auch  der  Rest,  niinilich  drei  andere  das 
Dreieck  betreflFende  Dinge  implicite  bekannt  sind.  Diese  generelle 
Proprietät  gilt  aber  nicht  blos  fllr  das  Dreieck,  sondern  ftlr 
jedes  andere  Forschungsobject  und  ist  daher  allgemeine,  absolut 
giltige  Regel  der  menschlichen  Ratiocination,  daher  von  Pytha- 
goras  der  Ternar  als  Zahl  der  menschlichen  Seele  bezeichnet 
wurde.  Der  Gresammtinhalt  der  Elemente  Euklid's  lässt  sich 
gemäss  den  in  fortschreitender  Entwicklung  des  Lehrinhalts 
hervortretenden  complexen  Ideen  gliedern.  Diese  betreffen  in 
den  ersten  zwei  Büchern  die  durch  Transmutation  zu  bewerk- 
stelligende Erzeugung  von  Parallelogrammen,  welche  irgend 
einer  dreiseitigen  oder  vierseitigen  Figur  an  Flächeninhalt  gleich 
oder  in  beliebigem  Masse  ungleich  sind;  eine  andere  complexe 
Idee  sind  die  Grenzen  des  durch  den  Lehrinhalt  der  beiden 
Bücher  ermöglichten  planimetrischen  Könnens.  Diese  Grenzen 
werden  in  den  Ausführungen  der  zwei  folgenden  Bücher 
(Buch  ni  und  IV)  bis  dahin  erweitert,  dass  die  um  den 
Kreis  oder  in  denselben  hinein  zu  zeichnenden  regelmässigen 
mehrseitigen  Flächen:  Dreieck,  Viereck,  Fünfeck,  Sechseck, 
Ptinfzehneck  erkannt  werden,  nicht  aber  die  zwischen  dem 
Sechseck  und  Fünfzehneck  liegenden  Vielecke.  Im  fünften 
Buche  wird  von  den  allgemeinen  Proprietäten  der  Proportion 
gehandelt;  das  sechste  Buch  aber  gibt  Anlass  zur  Bildung 
dreier  complexen  Ideen,  welche  gleichsam  die  ganze  Planimetrie 
in  sich  fassen,  indem  sie  den  in  den  vorausgegangenen  Büchern 
^seinandergesetzten  geometrischen  Lehrinhalt  auf  dem  Gebiete 
^€r  Lehre  von  den  ähnlichen  Figuren  rcproduciren  und  re- 
flectiren.  Diese  Ideen  sind:  1.  Aus  drei  bekannten  Daten 
einer  Proportion  resultiren  drei  andere  Data;  2.  mittelst  einer 
mittleren  Proportionale  zwischen  zwei  geraden  Linien  oder 
mittelst  einer  dritten  proportionalen  Linie  lassen  sich  bestimmte, 
äen  gegebenen  Figuren  proportionale  Figuren  gewinnen  ; 
I.  mittelst   reciproker  I^inien    lassen   sich,    wenn  man  mittlere 


condncono  tratto,  e  bol  bono  dal  piii  sensibilo  al  piii  astratto  por  distac- 
carle  ordinatamente,  e  Benza  violenza  da  Ben»!;  e  perci6  doveva  comin- 
ciare  daüe  fi^re  trilatere,  come  ha  cominciato.    O.  c,  p.  36. 


740  Wernor 

und  dritte  Proportionalen  nimmt,  einander  gleiche  Parallelo- 
gramme gewinnen.  Die  Bücher  VII — IX  enthalten  eine  An- 
wendung des  Inhalts  des  sechsten  Buches  auf  das  arithmetische 
Gebiet,  die  Bücher  XI  und  XII  eine  Uebertragung  des  Lehr- 
inhalts des  sechsten  Buches  auf  das  Gebiet  der  Stereometrie. 
Buch  X  enthält  eine  Anwendung  der  Proprietäten  der  Pro- 
portion auf  die  commensm*ablen  und  incommensurablen  Grössen; 
obschon  der  Gegenstand  dieses  Buches  viel  abstractor  ist  als 
jener  der  Bücher  VI,  XI,  XII,  bleiben  doch  die  Gesetze  der 
Proportionalität  dieselben. 

Die  Complexion  bedeutet  bei  Doria  die  schliessliche  Zu- 
sammenfassung der  in  geordneter  Reihenfolge  behandelten  Parti- 
cularitäten  in  einer  einheitlichen  Anschauung,  welche  das  Ge- 
sammtgebiet  einer  Wissenschaft  auf  einmal  überschauen  lässt. 
Dieses  Zusammenfassen  will  er  aus  Euklid  gelernt  und  von 
dem  aus  Euklid  erlernten  methodischen  Vorgehen  in  der  syste- 
matischen Behandlung  seiner  Vita  civile  und  seiner  Meccanica 
Gebrauch  gemacht  haben.  Er  unterliess  es,  sich  zu  fragen, 
wie  und  auf  welchen  Wegen  Euklid  zu  der  von  ihm  befolgten 
geometrischen  Methode  gekommen  sei;  man  kann  nach  Doria 
eigentlich  nm*  sagen,  sie  habe  sich  Euklid  natumothwendig 
aufgedrängt  als  der  auf  das  mathematische  Gebiet  applicirte 
generelle  Modus  des  Vordringens  des  menschlichen  Geistes  zum 
Einen  und  Wahren.  Würde  aber  Euklid  im  Stande  gewesen 
sein,  so  regelrecht  vorzugehen,  wenn  der  von  ihm  bearbeitete 
Erkenntnissstoff  ihm  nicht  wenigstens  zum  grossen  Theile  schon 
als  ein  überlieferter  vorgelegen  hätte?  Die  lückenlose  form- 
gerechte Verknüpfung  des  gegebenen  Erkenntnissinhaltes  ist 
eine  abschliessende  Function  des  menschlichen  Geistes,  welcher 
das  geniale  Finden  bei  Euklid's  Vorgängern  und  theilweise  bei 
Euklid  selber  vorausgehen  musste.  Doria  verhehlt  sich  dies 
nicht  und  deutet  auf  die  Analogie  jenes  Findens  mit  der  pla- 
tonischen 'AvafjLVYjci?  hin.  Was  folgt  aber  aus  dieser  Analogie 
nach  Ausschluss  des  platonischen  Mythus  von  der  Seelenprä- 
existenz?  Offenbar  nur  dies,  dass  alle  fruchtbaren  geistigen 
Tiefblicke  des  Zeitmenschen  aus  einem  Aufleuchten  von  Ideen 
resultiren,  in  welchen  ein  über  die  empirische  Erfahrung  hinaus- 
Hegender  geistiger  Zusammenhang  des  in  der  Erfahrung  Ge- 
gebenen erfasst  wird.     Der  Geist  ist  somit  das  Vermögen  der 


Zwei  philosophische  Zeitgenossen  nnd  Freunde  6.  B.  Vico*s.    I. :  P.  M.  Dori».      741 

Ideen,  und  diese  sind  Präconeeptionen  eines  Erkenntnissinhaltes, 
der  sich  im  Contacte  des  menschlichen  Geistes  mit  der  ge- 
gebenen Wirklichkeit  an  der  Hand  der  Erfahrung  entwickelt 
und  im  Lichte  der  Idee  zu  einer  organisch  geschlossenen  To- 
talität sich  gestaltet.  Wir  hörten  oben  Doria  von  dem  Unter- 
schiede zwischen  angeborenen  und  erworbenen  Ideen  sprechen: 
diese  Unterscheidung  hebt  sich  auf  im  richtig  erfassten  Ver- 
ständniss  der  Idee  als  der  dem  Wesen  des  menschlichen  Geistes 
congenialen  Fassungsform  des  Erfahrungsinhaltes  der  mensch- 
lichen Erkenntniss.  Soweit  die  von  Doria  aus  Euklid's  , Ele- 
menten' enurten  complexen  Ideen  wirkliche  Ideen  sind,  sind 
sie  sicher  nur  höchst  relativ  erworbene  Ideen,  in  Wahrheit 
aber  nur  die  genialen  Zusammenfassungen  des  auf  dem  Wege 
des  genialen  Findens  und  reflexiven  Nachdenkens  gewonnenen 
mathematischen  Erkenntnissstoffes. 

Doria  redet  aus  methodologischen  Gründen  der  syntheti- 
schen Geometrie  das  Wort,  die  er  allein  für  die  wahre  und 
echte  Geometrie  gelten  lässt,  und  bekämpft  die  Analytiker  als 
Verderber  derselben.^  Die  ideelle  Wechselbeziehung  zwischen 
Figur  und  Zahl  entging  ihm ;  auch  übei'sah  er,  dass  die  Zahl 
ihrer  Bedeutung  nach  über  den  |  Bereich  der  räumHchen  Con- 
figurationen  hinausgreift,  und  dass  sie  ihrer  Idee  nach  das  Mittel 
des  exacten  Ausdruckes  der  dem  räumlichen  Universum  ein- 
geschaffenen Harmonien  ist.  Er  sieht  in  den  Analytikern  blosse 
Rechner,  die  ein  bereits  fertiges  Problem  auflösen,  während 
der  Synthetiker  die  zu  beweisende  geometrische  Wahrheit  vor 
den  Augen  des  Schülers  entstehen  und  sich  zum  vollendeten 
Ausdrucke  bringen  lässt.  Doria  will  der  algebraischen  Potenzen- 
rechmmg  nicht  den  Werth  einer  sinnreichen  Erfindung  ab- 
sprechen; es  sei  aber  ein  Irrthum,  zu  glauben,  dass  sie  auf 
geometrischem  Gebiete  zu  Erkenntnissen  verhelfe,  welche  mittelst 
der  synthetischen  Methode  nicht  zu    erzielen  wären  ,2   und  das 

1  lo  distingno  nella  mia  mente  Tidea  del  discorso  analitico  dal  calculo 
analitico,  e  ripnto  il  primo  men  naturale  che  il  discorso  sintetico,  ed 
il  secondo  pernicioso.    Dialoghi,  p.  57. 

'  Potrei  dirvi,  como  i  problemi,  i  quali  ascendono  a  solido  e  soprasolido, 

alcnne  volte  rimangono   solidi,    alciine  yolte  si    abbassano  al  piano  per 

lo  mezzo  detr  estrazione  delle  radici,  e  per  lo  mezzo  d'alzare  le  potestA 

di  due  qnantita  di  grado  diverse,  sinch^  vengano  di  grado  ugnale.   Potrei 

Sitznngsber.  d.  phil.-hisfc.  Cl.   CXI.  Bd.  II.  EU.  48 


742  Werner. 

von    dem    Alexandriner   Pappus    versuchte    Hinausgehen    über 
Euklid  in  der  Construction  der  cubischen  Gleichung  sei  einfach 
die  Inauguration  einer   mathematischen  Irrfahrt  gewesen,*    auf 
welcher  man  von  dem  Wahren  in  dem  Grade  abkommen  musstc, 
als  man  die  Constructionsmethoden  unbegrenzt  vermehren  wollte.^ 
Die  Algebraisten  bedienen  sich  in  ihren  Constructionen  solcher 
Curven,  welche  sich  nicht  geometrisch    darstellen    lassen,    und 
halten  dafUr,  dass  es  sich  nicht  um  die  geometrische  Darstell- 
barkeit derselben,    sondern  um  die  Erkenntniss  ihrer   Proprie- 
täten handle.    Dies  heisst  aber  in  ein  der  scholastischen  Unter- 
schätzung der  Geometrie   entgegengesetztes  Extrem   verfallen; 
während  die  Scholastiker  die  Geometrie  aus  dem  Bereiche  der 
Philosophie  ausschieden  und  in  jenen  der  mechanischen  Wissen- 
schaften   verwiesen,   wollen    die  Analytiker  aus   ihr   eine   rein 
abstracto  Wissenschaft   machen ,    und   noch    dazu   eine    solche, 

ancor  dirvi,  conio  V  infsrepnosissimo  Ronato  Dos  Cartes,  oltre  Taver  tro- 
vato  il  modo  di  osprimere  in  linea  le  radici  doli'  oqnazioni ,  per  lo 
mezzo  della  coBtruzione  lia  ridotto  a  quattro  sol©  formolo  le  formole 
doir  eqnazioni  ))iano,  ed  allo  BtOHso  tnimero  lo  cubiche,  le  biquadrato 
ot  tutte  le  altre,  le  quali  erano  nn  niiinero  immonRo.  Potrei  dirvi,  come 
collo  Bole  modie  proporzionali  o  colla  risoziono  delT  aiigolo  si  coHtrniscono 
tntti  i  problomi.    Dialoplii,  p.  CO. 

'  Gli  algobraiHti  costruiscono  roquazirmo  cnbica  coli'  intorsezione  di  cer- 
cliio,  0  parabola,  la  qiiale  BOgpa  il  corchio  in  tro  pnnti,  come  ha  fatto 
Pappo  AloBsandrino,  perft  volendo  portaro  all'  infinito  il  loro  metodo  di 
cofltruiro.  In  un  problema  nol  quäle  8i  richiedono  cinque  mcdie,  iina- 
ßfinnno  una  curva,  la  (jualo  sopa  il  corchio  in  sei  punti,  o  cosi  sempre 
sino  all'  infinito  imapinano  cnrvo,  cho  sopano  il  corchio  in  punti  ug^iiali 
in  numoro  a  i  pradi  dol  problema,  od  uno  di  piii,  ma  qnesta  via  e  in 
tutto  mancante,  porche  quantnnquo  sia  voro,  che  questa  curva  che 
s'imapina  averebbe  le  proprietA  ricorcato  per  il  problema,  se  si  volesse 
doscrivoro,  cio  nionte  valo,  percho  il  poomotra  nolla  dimostrazione  deve 
a  so  proponoro  por  opfgotto  il  voro  unico,  o  nella  costruzione  la  piü 
somplico  oporaziono,  como  6  la  linoa  rotta  od  il  corchio;  onde  ^,  che 
quando  1' Algebra  costruisco  i  problomi  soprasolidi,  ella  iN  sensibilmente 
mancante.    Dialoghi,  p.  Ol. 

'  Diese  Verirrung  falle  indoss  nicht  den  von  Euklid  abweichenden  alten 
Mathematikern,  sondern  lediglich  don  Neueren  zur  Last:  per  che  m 
Archimodo  o  Pappo  si  sorvirono  dello  cnrvo  nel  problema  delle  dne 
medio,  non  percio  dissoro  che  la  di  loro  costruzione  era  perfettamonte 
geometrica,  nh  moltiplicarono  il  difetto  delle  curvo  sino  al  inünito,  con- 
siderando  curve  infinite,  le  quali  mal  si  possono  descrivere,  come  han 
fatto  i  modemi.    O.  c,  p.  63. 


Zwei  philosophische  Zeitgenossen  nnd  Freunde  O.  B.  Yico*s.   I. :  P.  M.  Doria.       743 

• 

bei  welcher  es  auf  praktische  Nützlichkeit  nicht  ankomme.  Die 
Metaphysik  selber,  die  doch  ausschliesslich  im  Gebiete  der 
reinen  Speculation  sich  zu  bewegen  hat,  wäre  eine  völlig  werth- 
lose  Wissenschaft,  wenn  sie  nicht  die  den  Interessen  des  prakti- 
schen Lebens  dienenden  Wahrheiten  der  Moral  und  der  gesell- 
schaftlichen Ordnung  in  sich  schlösse.  Was  die  Metaphysik 
für  das  sittliche  und  sociale  Dasein  des  Menschen  zu  leisten 
hat,  soll  die  Geometrie  flir  die  Schulung  zur  wahren  Wissen- 
schaftlichkeit leisten;  hieflir  erweist  sich  aber  die  von  den 
Analytikern  mit  so  grosser  Vorliebe  cultivirte  Algebra  speciosa 
schlechthin  unzureichend.  Sie  trägt  nichts  zur  Bildung  des 
natürlichen  ratiocinativen  Denkens  bei,  dessen  Wesen  darin 
besteht,  vom  Bekannten  zum  Unbekannten  fortzuschreiten ;  sie 
trägt  nichts  dazu  bei,  die  Fassungskraft  des  Geistes  zu  er- 
weitern, weil  sie  ihre  complexen  Ideen  lediglich  durch  das  Mittel 
arithmetischer  Operationen  zu  Stande  bringt;  sie  trägt  nichts 
zur  Stärkung  des  Geistes  bei,  weil  sie  demselben  nicht  die 
Mittel  bietet,  sich  in  der  Betrachtung  einer  Demonstration  die 
lange  Kette  von  Schlussfolgerungen  gegenwärtig  zu  halten, 
welche  zum  Schlusssatze  der  Demonstration  fuhren;  in  Folge 
dessen  taugt  sie  auch  nicht  dazu,  den  Geist  an  strenges,  folge- 
richtiges Denken  zu  gewöhnen.  Sie  ist  nicht  geeignet,  den 
Erfindungsgeist  des  Menschen  zu  wecken;  sie  unterlässt  es, 
den  menschhchen  Geist  auf  die  Erforschung  des  Wahren  als 
solchen  hinzulenken,  und  ist  somit  keine  Vorschule  der  Meta- 
physik. 

4. 

Aus  der  synthetischen  Geometrie  soll  die  in  der  Meta- 
physik anzuwendende  Logik  gewonnen  werden.^  Die  Geometrie 
ist  selber  schon  relativ  Metaphysik,  nämHch  Metaphysik  der 
Quantität,  indem  sie  vom  Körper  die  Punkte,  Linien  und  Flächen 
abstrahirt,  sodann  in  genereller  und  abstracter  Weise  die  Pro- 
prietäten des  Mehr  und  Weniger,  des  Gleichen,  des  Proportio- 
nalen in  Betracht  zieht,  welche  auf  alle  quantitativen  Objecte 
anwendbar  sind.  Die  Geometrie  nimmt  als  Metaphysik  der 
Quantität  eine  Mittelstellung   zwischen    der   reinen  Metaphysik 

*  Difesa  della  metafisica  ecc.  (siehe  oben  S.  727,  Anm.  3)  II,  p.  22  sgg. 

48* 


744  Wfrn«r. 

und  den  dem  Bereiclie  der  StofTliclikeit  zugewendet«  Wbki- 
schaften  und  Fertigkeiten  ein:  nach  der  einen  Seile  i§x«fc 
Vorstufe  der  Metaphysik ,  nach  der   anderen  Seile  die  MUB 
der  Künste.    Sie  einiget  in  Folge  dieser  ihrer  Zwischesttl^ 
die  Eigenschaften  der  Wissenschaften  in  sich,  zwisdies  «Ä 
sie   gestellt   ist.     In   den  Theoremen   und  Problemen  iit  M 
der   mechanistischen   Construction   derselben   die  geoDCMb 
Beweisführung  rein  metaphysisch;  in  der  AnwendnngdffThi' 
reme  und  Probleme   auf  die  Physik   und   auf  die  medMi* 
sehen  künstlerischen  Fertigkeiten  erscheint   die  Geometrif  A 
mechanistische   Metaphysik;    sofern    aber   die  auf  du  PW- 
sehe    und   Stoffliche    angewendete   Construction   nur  Ae  li- 
näherung   an    das   gedachte   Wahre   sein   kann,  encboiil  4 
Geometrie   als   Wissenschaft   der  Mechanik.      So   ist  ako  6 
Geometrie   nach    ihrer   wissenschaftlichen    Bedeutung  JGtfle» 
zwischen  Metaphysik  und  Mechanik,  Verum  und  Factnai:» 
Factum  ist   nicht  als  Gewordenes,    sondern    als  Gemiditff  ■ 
verstehen,  und  das  Reich  der  Kunst  der  Bereich  der  FacdÄ 
Dies  weist  auf  eine  mechanistische  Naturansicbt  zurück,  w«* 
sich  erklärt,  dass  Doria  trotz  seines  entschiedensten  Gegew»*' 
zum    Materialismus   doch   die    mechanistische   Katnniif&»iV 
Epikurs  beibehalten  und  mit  dem  platonischen  Idealifflmtt  "^ 
mittelt  wissen  will. 

Daraus  erklärt  sich  nun  auch  das  philosophische  bitereiÄ 
welches  er  an  der  Aufreehthaltung  des  intacten  Charakters  te 
synthetischen  Geometrie  hat,  sowie  seine  Opposition  geg^'^  "* 
denselben  gef^ihrdende  Vorgehen  der  Analytiker.    Das  auf  fr 
fassung  des  Einen  im  Vielen  gerichtete  synthetische  Vorgek* 
lenkt  den  Blick  des  Geistes  auf  die  übersinnlichen  Wahriieitt* 
die   in   den    Sätzen   der  Geometrie   zum  Ausdrucke  komiw^i 
die  unendliche  Zahl    derselben  schliesst  durch  sich  selber  d* 
Postulat  einer  absoluten  Einigung  derselben  in  einem  höcbrt* 
absolut  Einen  Seienden  in    sich,   in   welchem   diese   uneadH* 
vielen  Wahrheiten  subsistiren,  und  welches  somit  die  SubsiBWtt 
der  Wahrheit  als  solcher  ist.    In  den  Gebilden  des  stoffliA* 
Seins  stellt   sich   nur  eine  Aehnlichkeit ,    ein  Widerschein  4* 
Wahren   dar,    der   aber   den   durch   die    synthetische  Methok 
der  Geometrie  geschulten  Geist  durch  sich  selber  auf  das  Eine, 
absolut   und    an    sich    seiende    Wahre    hinweist.      So   wird  dk 


Zwei  philosophische  Zeitgenossen  und  Freunde  6.  B.  Vico's.    I. :  P.  M.  Doria.       74ö 

'•he  Geometrie  zum  Vehikel  der  Vermittelung  der  Welt- 
r's  mit  der  platonischen  Ideenlehre;  diese  Vermittelung 
nn   auf  den    streng   synthetischen  Charakter   der 
ichtet  wird.    Die  an  die  Stelle  des  synthetischen 
drängende  Analysis    droht  die   philosophische 
einen   completcn  Atheismus,   in  das  Chaos 
•endlichen  Geiste  beherrschten  unendlichen 
1.      Umgekehrt   aber   schliesst   die   aus- 
'a  und  dem  Zirkel  operirende  syntheti- 
itung  in  sich,   auf  eine   dem  Wesen 
i>tes   angemessene  Weise  sich    vorstellig 
vMc   der   göttliche   Geist   als    absoluter  Geometer 
aüöoluter  Mechaniker  das  sichtbare  Universum    construirt 
hat.     Die   absohite  Geometrie  ftlllt  in  die   göttliche  Gedanken- 
welt hinein,  die  absolute  Mechanik  coincidirt  mit  der  göttlichen 
SchafFensthätigkeit. 

Diese  Weltmetaphysik  ist,  wie  unmittelbar  in  die  Augen 
fUUt,  auf  Erklärung  des  Daseins  der  sichtbaren  Wirklichkeit 
berechnet;  dem  geschöpf liehen  Geiste  feilt  nur  die  Rolle  eines 
Zeugen  und  Betrachters  der  göttlichen  Werkthätigkeit  zu.  Es 
kann  dai*um  auch  keine  innere  organische  Relation  zwischen 
Geister-  und  Körperwelt  bestehen ;  und  der  Mensch,  in  dessen 
Wesen  diese  organische  Relation  zum  specifischen  Ausdrucke 
kommt,  kann  auf  dem  von  Doria  eingenommenen  Denkstand- 
punkte nicht  in  der  specifischen  Eigenart  seines  Wesens  er- 
kannt werden.  Das  Hineingenommensein  der  gesammten  sicht- 
baren Naturwirklichkeit  in  das  mikrokosmische  Wesen  des 
Menschen  und  die  in  demselben  ausgedrückte  Vermittelung 
zwischen  sinnlicher  und  geistiger  Wirklichkeit  involvirt  aber 
eine  wesentlich  andere  Auffassung  des  sichtbaren  Weltdaseins 
sowohl,  als  auch  des  menschlichen  Geistes,  dessen  substanzielles 
Wesen  sich  nicht  in  den  Functionen  der  geistigen  Denk-  und 
Willensthätigkeit  erschöpft,  sondern  in  seiner  Function  als  seeli- 
sches Informationsprincip  in  ein  inneres  Verhältniss  zur  stoff- 
lichen Leiblichkeit  gesetzt  ist.  Dieses  Verhältniss  ist  auf  die 
Idee  der  menschlichen  Seele  als  Forma  formarum,  als  höchsten 
Formprincipes  der  sichtbaren  Wirklichkeit  gestützt,  dessen 
Wirksamkeit  durch  die  der  sinnlichen  Stofflichkeit  immanenten 
Lebensmächte  und  Formprincipien  vorbereitet  und  ermöglichet 


74ß  Werner. 

ist.     Die   menschliche  Seele  ist  der  höhere  Reflex  der  in  der 
makrokosmischen  Stofflichkeit  wirksamen  Bildangsmächte  und 
bildet  als  subsistente  Form  den  Uebergang  zu  den  himmliBcha 
Intelligenzen^  die  als  reine  Formwesen  dem  realen  Contact  sä 
der   sinnlichen  WirkUchkeit  entrückt,    den   göttlichen  Wd^ 
danken  im   lebendigen  Contacte  mit  der   göttlichen  Weeenlieit 
reproduciren  und  denselben  in  allen  Formen  seiner  nnbegreuta 
Variabilität  zu  erfassen  und   reproduciren   vermögen.    Die  n- 
bcgrenzte  Variabilität  reicht  als  Reich  anendlich  vieler  MOglidi- 
keiten  über  den  factischen  Bestand  der  gegebenen  kosmidiei 
Wirklichkeit  weit   hinaus    und  urbildet  die  innerhalb  der  fi^ 
tisch  bestehenden  Wirklichkeit  mögliche  und  thatsächlich  statt- 
habende Variabilität  der  Bildungen,  welche  auf  bestimmte  der 
sichtbaren  Wirklichkeit  immanente  lebendige  Bi]dang8princi|Mf 
hinweisen,  an  deren  Stelle  im  mikrokosmischen  Menschenwesei 
das  zum  persönlichen  Geiste  sich  entwickelnde  seelische  Fom- 
princip  tritt.    Das  Wirken  der  natürlichen  Bildungsmächte,  io 
welchen  der  göttliche  Naturgedanke  dem  Stoffe   immanent  iit. 
ist  kein  Machen,  keine  dem  Stoffe  von  Aussen  applicirte  Tbit^- 
keit,  sondern  ein  von  Innen  heraus  sich  vollziehendes  Gesttbei, 
in  welchem  die  abstracten  schematischen  Formen  der  rein  sp 
thetischen  Geometrie  allüberall  der  lebendigen  Macht  des  Gt- 
staltungsprincipes    unterworfen   sind,    daher   die  gerade  Liu» 
allüberall  in  die  gesch^vungene  umgebeugt,    die  Kreislinie  ^ 
überall  in  die  durch  die  polaren  Gegensätzlichkeiten  des  leboA- 
gen  Naturdaseins  bedingten  Curven  umgebildet  erscheint.  Wenn 
Kreis  und  Gerade,  Kugel  und  Quadrat  nur  schematische  Fonnea 
des  vom    lebendigen   Naturdasein   abgekehrten  Denkens  sin!? 
so  kann  jene  Art  der  mathematischen  Raumlehre,   welche  to   | 
Dcduction  aller  übrigen  mathematisch  denkbaren  Raumform« 
einzig  und  ausschliesslich  auf  jene  Schema  tischen  Grundfonnci 
gestützt   sehen   will,    nicht  die    höchst   entwickelte   Form  te 
mathematischen  Raumlehre,  sondern  blos  eine  elementare  Groni- 
form  derselben  darstellen,  welche  unter  Hinzutritt  der  analyth 
sehen  Functionen  über  ihre  ursprünglichen  Grenzen  hinauwt- 
gehen  hat,  um  die  dem  Dynamismus  des  lebendigen  Naturdasein» 
entsprechende    Gestaltung   anzunehmen.      Daraus    erhellt  ab«f 
zugleich  auch,  dass  eine   mathematische  Naturphilosophie  sich 
nicht,   wie  Doria   dafürhält,   im  Begriffe   der  Geometria  mec- 


Zwei  philoKOphische  ZeitgenoHsen  und  Freunde  0.  B.  Yico's.  I. :  P.  M.  Doria.        747 

canica  erschöpft,  dass  vielmehr  die  mathematische  Weltlehre 
selbst  als  Lehre  der  Weltmechanik  auf  dynamische  Principien 
zurückgreifen  muss,  durch  deren  Wirken  die  zu  einander  in 
mathematisch  definirbaren  Verhältnissen  stehenden  Weltkörper 
sich  bilden  und  gestalten.  Die  im  Wirken  der  dynamischen 
Weltprincipien  sich  vollziehende  Concretisirung  des  Weltdaseins 
involvirt  auch  eine  Concretisirung  des  Weltgedankens  und  leitet 
auf  den  Gedanken  einer  im  Naturdasein  verlebendigten  Mathe- 
matik hin,  die  eine  Wissenschaft  höherer  und  vollkommenerer 
Art  als  die  reine  Geometrie  bildet,  und  im  Gedanken  des 
Lebendigen  die  Mass-,  Zahl-  und  Gewichtsverhältnisse  aufs 
Innigste  mit  einander  verschmolzen  erscheinen  lässt,  so  dass 
die  von  Doria  beanspruchte  abstracte  Trennung  der  syntheti- 
schen Geometrie  von  der  Physik  und  Algebra  speciosa  sich 
gar  nicht  festhalten  lässt,  ohne  das  Denken  von  der  ErkeYintniss 
der  concreten  Wirklichkeit  völlig  abzutrennen. 

Vico,  der  übrigens  nach  seinem  eigenen  Geständnisse  in 
mathematischen  Dingen  sehr  wenig  geschult  war,  gab  deutlich 
zu  erkennen,  dass  er  mit  den  Anschauungen  seines  Freundes 
Doria  über  den  erziehlichen  Werth  der  Geometrie  nicht  ein- 
verstanden war,  und  glaubt  ihm  nahelegen  zu  sollen,  er  möge 
seinen  in  vielseitiger  Thätigkeit  errungenen  geistigen  Erwerb 
nicht  auf  Rechnung  der  geometrischen  Methode  setzen  J  Die 
des  Syllogismus  sich  bedienende  geometrische  Methode  sei  wohl 
die  geeignete  Methode  der  Geometrie  als  solcher,  aber  nur 
zufolge  des  abstract  formalen  Charakters,  letzterer.^  Sobald 
auf  das  Gebiet  der  realen  Wirklichkeit  übergetreten  werde, 
trete  auch  ihre  Unzulänglichkeit  zu  Tage.  Sie  verhelfe  nicht 
zu  neuen  Erkenntnissen,  sondern  eigne  sich  nur  zur  Ordnung 
der  bereits  erworbenen  Erkenntnisse;  sie  sei  keine  synthetische, 
sondern  eine  rein  analytische  Methode.  Sie  sei  nicht  geeignet, 
den  menschlichen  Erfind ungsgeist  zu  wecken,  halte  ihn  viel- 
mehr nieder;  die  Engländer  hätten  die  Geometrie  geradezu 
aus  dem  physikalischen  Unterrichte  hinausgewiesen.  Galilei 
und   andere   berühmte   Naturkundige   hätten   die   glänzendsten 


»  Vico  Opp.  II,  p.  86. 

^  Geometria  eam   patiiur,   ubi   et  deiiuire   nomina  et  postulare  possibilia 
licet.  L.  c. 


74«*^  Werner. 

phyr^ikalisclien  Entdcckuiigeu   gemacht,    ehe    die   geometruck 
Beweisart  in  die  Physik  eingeführt  worden  sei.     Die  Anilfw 
stellt  Vieo  im  Gegensatze   zur  Geometrie  sehr  hoch,^  lingoet 
aber  7    dass  sie  die  Anleitung  zu  genialen  Erfindungen  in  wA 
schliesse.     Archimedes^   und  Brunelleschi  ^   besassen  sie  nicht, 
und  bedurften  ihrer  nicht;    unsere    heutigen  Analytiker  hibei 
auf  dem  Gebiete  der  Mechanik  bis  jetzt  nichts  Nennenswerdiei 
zu    ätande   gebracht/   weil   hierzu  nicht   der  Calcol,  aoiMkn 
Genie   vor   Allem   nöthig   ist.     Die   Functionen   des  Ligemi 
sind   synthetische   Functionen,   und   die  Uebung  derselben  'lä 
der  Zeit  nach  älter  als  jene  der  analytischen  Functionen;^  dit 
gesammte   geschichtliche  Culturleben  ist   auf  die   erfindenKk 
Kraft  des  menschlichen  Geistes  zurückzufuhren.    Die  syntlieti- 
sche  Methode  steht  im  Gegensatze  zur  abstracten  analytiscbei 
Methode  auf  dem  Boden  der  lebendigen  Erfahrungswirkliclikeä 
und   schöpft   ihre   Erkenntnisse   aus    fruchtbaren   InductioDe% 
während  die  analytische  Methode  auf  den  Gebrauch  des  Syllo- 
gismus beschränkt  bleibt.     Bei  Doria  kann  zufolge  seiner  Aa* 

1  De  Analy»i,  iit  illud  fatcudiim,  quod  ad  quae  Geometriic  aenigBiü 
doctissimi  antiquorum  Davi  erant,  ejus  methodl  £acilitate  noftii  Oe£|i 
facti  siiut:  ita  boc  ipso,  quod  facilitas  dissolvat,  difficultas  vero  K»^ 
in^eiiia.    Opp.  11,  p.  14. 

2  Archiinedem  in  S;>Tacusarum  obsidiono  miras  belli  machinas  excofitMN 
memoriae  proditum  est.  Heic  rcspondent,  Archimedem  Anal/sin  vst^ 
et  iuvidia  di;<simulasse.  Sed  qui  baec  dicuut,  iiescio  an  id  dicant,  <(■* 
boe  suiim  litcrarum  rcipublioae  eini!i.sum  donuni,  quod  re  ipsa  migi** 
est,  verbis  iiiagis  adorucnt.  Xam  certe  a  nostris  iuventa,  quibas  prt* 
zjimuin  loiige  praestamus  autiquis,  aeneum  ignitae  pilae  tormeDtiBi 
navis  uuis  iiistructa  velis,  bondogium  et  pensilia  bemisphaeria  temploroi 
ante  omnem  vulgatam  aiialysim  prodiere.    Ibid. 

'  Quot  aerumnas  Pbilippus  Brunellescbius,  qui  Florentiae  omninm  pnnif 
in  templo  Divac  Mariae  Florum  dictae  audax  iucoepit  perfecitqne  fiOr 
uus,   a   sui    tcmporis  arcbitectis  pertuUt,  contendentibus,   nunqoam  ficn 
posse,   ut  super   quatuor   pcudeutibus   puuctis  tantillum,   nedum  ingm 
aediticii  moles  in  immeusum   pertineutis   educeretur?    Quid  si  qni  no^ 
ac  uiira  |>ost  Analysiui   editam   in   mecbanica   excogritarunt,    eam  pbflM 
cuntenipserint?    Et   qui   una  Aualysi   freti   aliquod  opus  inTenire  coniki 
sunt,  id  iis  baudquaquaui  successerit?    Opp.  II,  p..  15. 

*  P.  Perntus  pro  aualvtici.s  regulis  uavim  omni  commensu  coustmxiti 
sporans  eaui  oinniuni  agilissimani  t'ore;  in  in.ire  deducta  in  scoputom 
oonvorsa  est.    Ibid. 

•  Opp.   UI,    p.   L»42. 


Zwei  philosophische  Zoitgenossen  und  Freande  G.  B.  Vico's.    I. :  P.  M.  Doria.      749 

nähme  angeborner  Ideen  der  Syllogismus  als  Vehikel  der  syn- 
thetischen Methode  gelten;  bei  Vico  tritt  an  die  Stelle  der 
angebornen  Ideen  das  Ingenium,  dessen  Thun  ein  glückliches 
Finden  im  Lichte  der  den  menschlichen  Geist  geheimnissvoll 
berührenden  göttlichen  Wahrheit  ist.  Vico  fühlt  sich  daher 
weit  mehr  zu  Malebranche^  als  zu  Cartesius  hingezogen^  stösst 
sich  aber  an  den  von  Malebranche  beibehaltenen  cartesischen 
Grundanschauungen ;  vor  Allem  an  Malebranche's  Adoptirung 
des  cartesischen  Cogito  ergo  sum  als  Ausgangspunktes  der 
metaphysischen  Erkenntniss.  Doria  hielt  seinerseits  am  Aus- 
gangspunkte der  cartesischen  Philosophie  immer  fest ;  ^  sofern 
ihm  aber  das  erste  Gewisse  mit  dem  ersten  Wahren  zusammen- 
fällt^ nimmt  seine  Doctrin  einen  intellectuaUstischen  Charakter 
an,  der  sie  auf  das  Bestimmteste  von  Vico's  idealistisch-plastischer 
Anschauungsweise  unterscheidet.  Vico  würde  niemals  zugeben, 
dass  die  Geometrie,  die  er  übrigens  als  die  gewisseste  aller 
Wissenschaften  anerkennt,'^  die  Vorschule  der  Metaphysik  und 
die  Methode  derselben  in  die  Metaphysik  zu  übertragen  sei. 
Doria  hält  hieran  fest  zufolge  der  Stellung,  welche  er  dem 
menschlichen  Geiste  als  dem  Vermögen  des  abgezogenen  Denkens 
zwischen  Gott  und  der  sinnhchen  Wirklichkeit  zuweist.  Vico 
ist  mit  Doria  aus  pädagogischen  Gründen  in  der  Bevorzugung 
der  synthetisch  verfahrenden  Geometrie  vor  der  Analysis  ein- 
verstanden, hält  aber  dafür,  dass  auch  die  erstere  fUr  solche, 
die  bereits  im  metaphysischen  Denken  Uebung  erlangt  haben, 
kaum  irgend  ein  besonderes  Interesse  haben  könne,  da  sie  nur 
als  Schulungsmittel  der  noch  unentwickelten  Anlagen  der  un- 
reifen Jugend  sich  eigne. -^  Er  gibt  der  Geometrie  vor  der 
Algebra  den  Vorzug,  weil  sie  den  Geist  auf  die  Anschauung 
der  idealen  Formen  der  Körperwelt  hinlenke  und  in  ihren 
Beweisführungen  als  praktische  Topik  an  den  Oertern  der  Er- 
kenntniss vielseitigst  sich  orientiren  lehre,  während  \imgekehii; 


*  So  sagt  er  noch  in  einem  seiner  letzteren  Werke:  Per  conoscere  Tesi- 
stenza  di  Diu,  uopo  6  conoscere  prima  Tesistenza  del  pensiero,  ond*  e 
che'l  famoso  Cogito  ergo  sum  sia  il  primo  assiome  intellettuale  e  puro, 
che  si  deve  usare  nella  Metaüsica  con  metodo  geometrico  dimostrata. 
Difesa  della  metafisica  ecc.  II,  p.  15. 

2  Opp.  II,   p.  82. 

3  Opp.  IV,  pp.  379  sg. 


750  Werner. 

der  einseitige  und  ausseliliesöliche  Betrieb  der  Al^ebn  if» 
Menschen  geistig  vertrocknen  mache '  und  die  Emp&ngbttok 
für  alles  Dasjenige,  was  den  gebildeten  MenischensiBB  rttst- 
essiren  und  das  geistige  Leben  des  Mensehen  be^chwin^ei  d, 
ertödte. 

5. 

Man  kann  den  Unterschied  und  Gegensatz  zwiscIicnDoiii'i 
und  Vico's  Weise  zu  philosophiren  schliesslich  daimofmitt 
fiihren,  dass  es  Doria  vornehmlich  um  die  Elrweisnng  der  fr 
wissheit  einer  übersinnlichen  Wirklichkeit  als  denknothw€«l|p 
Voraussetzung  der  sinnlichen  Wirklichkeit  zu  thun  sei,  wlkiai 
der  von  Allgegenwart   des   göttlichen  Wahrheitsgeistes  duA- 
drungene  Vico  die  Existenz  jener  übersinnlichen  WirkBdW 
gewissermassen   als   etwas   Selbstverständliches  und  im  W» 
dasein    wie  in  der  Natur   des   menschlichen  Denkens  und  fr 
kennens   unmittelbar   sich    Bezeugendes    ansieht    und  nur  du 
successive  active  Durchgreifen  derselben   in    der  meiucUiAi 
Daseinswirklichkeit  zusamuit  den  Modis  und  Gesetzen  desdk« 
zum  besonderen  Gegenstande  seiner  Forschung  macht  Die» 
die  Erweisung    der  Existenz    der   übersinnlichen  WirkHcbW 
gerichtete  Wissenschaft  ist  die  Metaphysik,  als  deren  Vorrt* 
und  Tlieilglied  Doria    die  Geometrie   ansieht.     Soweit  sie  V<r 

'  II  nietodo  algebraico   assidera   tutto  il  piü  rigoglioso  delle  indoli  pot* 
iiili,  l«»r  accieca  la  fautasia,   sposjwi  la  memoria,    iiitingardisce  rise«*» 
ralleiita  rinteiidimento;  le  quali  qiiattro  c«>se  soiio  iieeessarisrime  pff  ■ 
coltura  della  nii-rlioro  umanitä:  la  jtrima  per  la  Pittura,  Sculmr».  Are»' 
tettiira,  Miisica,  Pot'sia  ed  Eloquonza:  la  secouda  per  rerudiiione  W* 
liiigae  e  doli'  Istorie;   la  terza  per  le  invenzioni:  la  quarta  per  li  !«•• 
deiiza.  E  cotesta  Algebra  sembra  an  ritr»)vato  arabico,  di  ridurre  i  *P* 
uatiirali   delle   praudezze   a   certi   cifrc   a   placito,    conforme  gli  An^** 
segni  de'  uumeri,  che  apjnj  i  Greci  e  i  Latini  furono  le  loro  lett««»" 
qiiali  aj»po  eutrambi.   almeii  le  graiidi,   soiio  linee  geometriclie  repoteV 
es^si  ridiissero  in  dieci   niinutisi<iuie  cifre.    E  si  con    1' Algebra  «  aflW 
r  ingegno,  perche  iion  vede  se  non  qnel  solo  che  gli  sta  innann  i  |"^'* 
sbalordisce  la  memoria,   perelic,   ritruovato  il  secondo  segno,  non  W* 
piii  al  primo:  abliacina  la  fanta^sia.    periht-  non  inimagina  affatto  B«B*i 
distrugge  Tintendiniento,  j)ercbt*  professa  d'indoviuare:    talche  i  gio^ 
ohe  vi  hanno  speso  m«»lto  tempo,  nelT  uso  poi  della  vita  civile,  coiW 
sommo   rammarioo   e  j»entimento,    vi  si  ritnu.vano  meno  atti.    Opp.fi 
p.  38-2. 


Zwei  philosophische  Zeitgenossen  nnd  Freunde  G.  B.  Vico's.    ].:  P.  H.  Doria.       751 

stufe  ist,  soll  aus  ihr  die  wahre  und  echte  Logik  des  meta- 
physischen Denkvorgehens  genommen  werden.  Sie  submini- 
strirt  die  Ansätze  derselben,  sofern  sie  den  Geist  auf  das  Eine 
als  die  Idee  des  Wahren  hinlenkt  und  dasselbe  mittelst  der 
syllogistischen  Beweisführung  zu  erreichen  anleitet.  Mittelst 
der  Geometrie  lernt  der  menschliche  Geist  seine  metaphysische 
Vermöglichkeit  kennen ;  die  Definitionen,  mit  welchen  die  Geo- 
metrie beginnt,  machen  ihn  aufmerksam,  dass  er  vom  Körper- 
lichen sich  abzuziehen  vermag,  und  erwecken  in  ihm  das  Ver- 
langen, zu  ersehen,  wie  weit  und  bis  zu  welchem  Grade  er 
diese  Abstractionsftlhigkeit  zu  bethätigen  vermöge.  Dass  näm- 
lich im  geometrischen  Denken  der  höchste  Grad  der  Abstrac- 
tion  nicht  erreicht  sei,  ergibt  sich  aus  der  Nothwendigkeit,  die 
quantitativen  Verhältnisse  des  Körperlichen  sich  durch  Linien 
zu  versinnlichen;  mit  Recht  begehrt  sonach  der  menschliche 
Geist  zu  wissen,  ob  es  nicht  möglich  sei,  durch  ein  von  allem 
Sinnlichen  schlechthin  abgezogenes  Denken  und  Ratiociniren 
zum  Wahren  zu  gelangen.  Das  Ziel  der  geometrischen  Ratiocina- 
tion  ist  das  Eine  als  die  Idee  des  Wahren ;  das  Wahre  erscheint 
in  den  geometrischen  Deductionen  als  dasjenige,  was  sich  nicht 
anders  als  in  der  durch  die  geometrische  Deduction  erwiesenen 
Weise  verhalten  kann.  Dadurch  wird  der  menschliche  Geist 
auf  die  Idee  einer  Logik  hingeführt,  welche  sicher  und  zuver- 
lässig zur  Erkenntniss  des  Wahren  hinführt,  und  er  bildet  sich 
die  Idee  des  Wahren  als  dessen,  was  in  Bezug  auf  den  Modus 
des  Seins  nur  ein  bestimmtes  Eines  sein  kann ;  die  Idee  dieser 
Art  von  Unum  weckt  im  Geiste  die  Idee  eines  durch  sich 
selbst  existenten  Unum,  von  welchem  alle  Dinge,  die  in  Bezug 
auf  ihre  Seinsmodi  Una  sind,  abhängen  müssen.  Der  mensch- 
liche Geist  trägt  in  sich  das  Verlangen,  den  Ursprung  und  das 
Wesen  der  Dinge  zu  erkennen ;  auf  die  unbegrenzte  Reihe  der 
in  der  Geometrie  aufzuweisenden  Proprietäten  des  quantitativen 
Seins  hinblickend,  in  deren  Zählung  er  nie  zu  Ende  kommen 
kann,  begehrt  er  das  Princip  des  Vermögens,  die  Zählung  ins 
Unendliche  fortzusetzen,  kennen  zu  lernen;  hiedurch  kommt 
er  unabweislich  auf  den  Gedanken  einer  Realität,  welche  in 
sich  und  durch  sich  ein  Unum,  Ziel  und  Terminus  aller  parti- 
culären  Realitäten  ist.  Als, Anleitung  zu  einem  denkstrengen 
Verfahren  bringt  die  Geometrie  dem  menschlichen  Geiste  den 


752  Werner. 

Unterschied  zwischen  dem  Gewissen  und  Zweifelhaften  «i 
lieh  zu  Bewusstsein;  *  eben  so  macht  sie  durch  den  Untendned 
zwischen   der  Exactheit   der   planimetrischen  Beweiftfokngei 
und  zwischen  den  approximativ  lösbaren  stereometriBchen  Pk*- 
blemen   ersichtlich,    dass   das  Wahre  weit   mehr  in  den  icii 
intelligiblen  Dingen,  als  in  den  stofflichen  und  sinnlichen  Dbpi 
erkannt   werde;    sie  macht   ihn   endlich    aufmerksmm,  duiei 
Fülle  gebe,  in  welchen  man  sich  in  Ermangelung  der  äckra 
Wahrheit  mit  der  Probabilitftt  zu  begnügen  und  auch  da  wiodff 
zwischen  dem  höheren  und  geringeren  Orade  der  ProbaUbS 
zu  unterscheiden  habe.'-   Der  menschliche  Geist  kann  nch  nidt 
verhehlen,  dass  sämmtliche  geometrische  Wahrheiten  nurBitflr 
Voraussetzimg  der  Existenz  der  Quantität  giltig  seien:  dcrüe- 
durch    involvirte    hypothetische    Charakter    des    geometriicki 
Denkverfahrens  erweckt  im  menschlichen  Geiste  das  Vertag« 
nach  einem  Denkverfahren,    welches  nicht  mit  diesem  Miopl 
relativer  Giltigkeit  behaftet  ist,  sondern  unmittelbar  durch  äd 
selbst   die    objcctive  Realität    und   Gewissheit   des  Gedjcto 
verbürgt.    Die  Geometrie  gestaltet  sich  hiedurch  zu  einem  F^ 
stulate  der  Metaphysik,  in  deren  absolutem  Objecte  in  der  TU 
eine  rein    intellectuelle  Wesenheit   gegeben  ist,   deren  Deek« 
von  keinen  hypothetischen  Voraussetzungen  abhängig  ist  d^ 
nach  erscheint  die  ^letaphysik  selber  als  ein  relative«  Hin«»' 
Versetztsein    in    das  Denken    der   absoluten   Vernunft   und  die 
Geometrie  als  das  Postulat  dieses  IlineinversetztwcrdenÄ.  K* 


*  Per  esenipio:  ejrli  iii#»*£rii.n,  che  iu  ima  progr^s^ioiie  di  quÄttroUnW* 
proporzione  p'oiiietrioa ,  il  cuNo  tatto  su  la  prinia  al  cubofauosnl» 
seooiida  o  oonio  la  prima  alla  <[uarta  propi>rziouale;  ina  poscii  non  *" 
cide  so  si  possano  trt»vare  *>  iio  k»  iliie  niedio  fra  la  prima  e  la  qoM*> 
K»  «juali  souo  neoes^arie  por  la  «luplioazioiie  delcubo;  dello  «te«o  •**' 
lascia  iu  dubio  so  si  pos;«a  trt»van»  •>  uo  la  qaadratura  del  cercb*- 
Difesa  II,   p.  2.>. 

*  Di  questa  idea  del   probabÜo  et?  ue  da  anco  uu   esempio  Euclide  tw* 
riooroa   della   proprietä   della  ({uautitii;    iniporciocchc   quando  li  n**"* 
vtMo,  oho  Euclide  uei  s-.Udi  ric«»rre  all'  appri>:?simaziune  |>er  una  <l>**^ 
tita  minore  di  osrni  imaciuabilo  quantita,   allura  ella  si  rammenta,  «^ 
uoirli  t^iTiretti.   che  riü-uanla»-»  la  Fisica  •»  la  Meccaiiioa  u  altri  a  qw*^ 
simijrliauti,     ella    s,ira    ci.'Stret:a   a    cercar   le   opini<»ni    piü    probabili  i» 
quollo  ci'se,  nollo  quali  ella  U"U  poira'  cui.nscere  il  vero  uiiico  in  quelU 
guisa,  che  lo  cou.«*ce  uella  Ge*.metria.    DifesA  II,    p.  30. 


Zwei  philosophische  Zeitgenossen  und  Frennde  G.  ß.  Vico's.    I. :  P.  H.  Doria.        löo 

Metaphysik  hat  aber  nur  Wahrheit  unter  Voraussetzung  der 
Existenz  des  göttlichen  Seins,  auf  welche  indess  gleichfalls  die 
Geometrie  schon  hinweist.  Denn  die  unbegrenzt  vielen  Wahr- 
heiten der  Geometrie  müssen,  da  sie  in  ihrer  auseinanderliegen- 
den unendlichen  Vielheit  nicht  an  sich  sind  und  kein  wahr- 
haftes Unum  bilden,  in  einem  Seienden  existiren,  in  welchem 
Einheit  und  unendliche  Vielheit  absolut  coincidiren.  So  leitet 
die  Geometrie  schon  durch  sich  selber  den  menschlichen  Geist 
an,  sich  eine  unvollkommene  Idee  von  der  Existenz  eines  un- 
endlichen Gottes  zu  bilden.  Und  nicht  blos  die  Existenz,  sondern 
auch  die  schöpferische  Ursächlichkeit  Gottes  wird  dem  mensch- 
lichen Denken  durch  die  Geometrie  nahegelegt;  die  vier  Glieder 
einer  geometrischen  Proportion  constituiren  in  ihrer  simultanen 
Vielheit  und  Einheit  eine  Harmonie,  die,  den  gesammten  Bereich 
der  Sichtbarkeit  durchherrschend,  von  einem  höchsten  schaffen- 
den und  ordnenden  Geiste  abgeleitet  werden  zu  müssen  scheint. 
Noch  mehr  nähert  die  Geometrie  sich  der  metaphysischen  Er- 
kenntniss  der  übersinnlichen  Essenzen  und  der  Proprietäten 
einer  rein  intelligiblen  Wahrheit  durch  die  in  der  Stereometrie 
sich  nahelegende  Würdigung  der  Bedeutung  der  Zahlen  an. 
Denn  die  Zahlen  dienen  da  zur  exacten  Bezeichnung  propor- 
tionaler Verhältnisse,  welche  sich  durch  blosse  Linien  nicht 
ausdrücken  lassen.^  Die  Zahl  als  Potenzzeichen  dient  als  Aus- 
druck aller  möglichen  Potenzen,    von  der  ersten  Potenz   ange- 


*  In  tanto  la  raente  considera  una  quarta  proporisionale ,  come  un  cubo, 
in  qnanto  ch'ella  vedendo  piü  in  astratto  la  potenza  del  cubo  nella 
linea  quarta  proporzionale,  che  nel  solido  ella  ne  vede  Y  origine,  cio^  a 
dire  ella  vede,  che'l  solido  nasce  della  continua  proporzione,  che  vi  ii 
fra  r  unitji,  la  radice,  il  quadrato,  e  poscia  il  cubo,  ch'  e  solido.  Da  quest' 
arte  poi,  con  la  quäle  la  mente  astrae  dal  corpo  le  linee  quarte  e  qninte 
proporzionali  ecc.  divengono  simili  nelle  linee  quelle  potenze,  che  per 
la  natura  del  solido  e  del  piano  sono  dissimili,  cioe  divengono  simili 
fra  esse  Tunita,  la  radice,  il  quadrato,  il  cubo,  e  tutti  i  soprasolidi  sino 
air  infinito,  onde  poi  la  mente  puft  tutte  queste  diverse  potenze  para- 
gonare  fra  esse,  senza  commettere  errore :  ciocchi  non  puft  fare  quando 
considera  i  quadrati,  como  formati  di  quattro  linee  rette,  ed  i  cubi  come 
formati  di  sei  quadrati  cioe  come  solidi;  poscia  mentre  per  vedere  pii\ 
in  concreto  le  proprieta  delle  terze  e  quarte  proporzionali,  che  non 
vede  quando  Tesprirae  solamente  con  le  linee,  ricorre  ai  numeri,  e  le 
segna,  p.  e.  con  i  numeri  1.  2.  4  e  8,  e  poi  considera  il  numero  8  come 
solido  a  cagione,  che  rappresenta  la  potenza  del  solido.  Difesa  II,  p.  37. 


754  Werner. 

fangen   bis  zur    unendlichen  Potenz,  d.  i.   bis   zur   unendlichen 
Selbstmultiplication  eines  gegebenen  Unum;    das  arithmetische 
Zeichen    eines   unendliche  Male   mit   sich    multiplicirten  Unum 
ist   das    sinnliche    Bild    der    unendhchen    Substanz.      Die    ver- 
schiedenen   discreten  Zahlen   sinnbilden    als    zusammengesetzte 
Einheiten    das  Zusammensein  der  an    sich  Einen  Essenz    eines 
pariicidären  Dinges  mit  seinen    besonderen  Proprietäten    unter 
Absehen  von  der  wirklichen  Existenz  des  particulären  Dinges; 
in  Folge   dieses  Absehens  eignet  sich  die  discrete  Zahl   einer- 
seits zum  Bilde  der   intelligiblen  Essenz    und   der   intelligiblen 
Proprietäten   einer  Wahrheit,    andererseits   zur  Versinnlichung 
einer    abstracten    Idee    der    sinnlich    wahrnehmbaren    Körper. 
Der  Unterschied  zwischen  kleineren  und  grösseren  Zahlen,  d.  i. 
zwischen  Zahlen,    welche  weniger  oder  mehr  zusammengesetzt 
sind    und   daher  auch   mehr  oder   weniger  an  der  Einfachheit 
und  Vollkommenheit  der  Einheit  participiren,  wecken  im  mensch- 
lichen   Geiste    eine    dunkle   Idee    vom   Unterschiede    zwischen 
mehr  oder  minder  einfachen  und  vollkommenen  Essenzen.    Die 
Vollkommenheitsunterschiede  der  zusammengesetzten  Essenzen 
lassen  sich  durch  die  grössere  oder   geringere  Vollkommenheit 
der  in  einer   bestimmten   zusammengesetzten  Zahl   enthaltenen 
proportionalen  und  harmonischen  Verhältnisse  illustriren.    Sofern 
man  die  discreten  Zahlen  als  Einheiten  nimmt,    werden  sie  zu 
concreten  Versinnlichungen  der  spirituellen  und  rein  intelligiblen 
Essenzen.*     Die  Möglichkeit   der  Existenz   unsinnlicher,    nicht 
quantitativer  Existenzen  wird  dem  menschlichen  Denken  auch 
durch  die    irrationalen  Wurzeln    nahegelegt,    welche    nebenbei 
geeignet  sind,  auf  den  Unterschied  zwischen  Denken  und  Vor- 
stellen aufmerksam  zu  machen.    Obschon  nämlich  die  Wurzeln 
der  Zahlen  mit    irrationaler  Wurzel  sich    nicht  in  Ziffern    dar- 
stellen und    veranschaulichen  lassen,    sagt    docli  der  Verstand, 
dass  sie  existiren  müssen;  wir  haben  somit  in  den  irrationalen 
Wurzeln  das  abstracto  Bild  einer  Quantität,  deren  Grösse  sich 
nicht  bestimmen  lässt,  somit  nur  gedacht,  aber  nicht  vorgestellt 
werden    kann.     Ganz    richtig   wird   von    der  Unvorstellbarkeit 

*  Questo  6  Appnnto  quello,  cho  hannr)  fatto  PitAffora  e  Piatone,  i  qiiali 
liaiino  spicgato  per  lo  me/.zo  dei  uumeri  le  origini,  lo  essenze  e  le  pro- 
prietA  delle  forme  incorporee  puramente  intelligibili  o  realmeiite  esistenti. 
Difesa  II,   p.  41. 


Zwei  philoBopbiffche  Zeitgenossen  und  Freunde  6.  B.  Yico's.    I.:  P.  M.  Doria.       755 

bestimmter  quantitativer  Essenzen  auf  die  Existenzmöglichkeit 
nicht  quantitativer,  rein  intelligibler  Essenzen  geschlossen.  Die 
Existenz  irrationaler  Wurzeln  zusammt  den  an  dieselbe  sich 
unabweislich  anschliessenden  Denkfolgerungen  ist  ein  Zeugniss 
der  geometrischen  Wissenschaft  gegen  die  Skeptiker  und  Epi- 
kuräer,  die  da  meinen,  dass  der  menschliche  Geist  sich  mit 
jenen  Wahrheiten,  welche  mittelst  sinnlicher  Relationen  erkannt 
werden,  begnügen  könne  und  müsse.  Euklid's  zehntes  Buch  der 
Elemente  stellt  in  den  Proprietäten  der  irrationalen  Wurzeln  die 
Bilder  der  thatsächlich  wirklichen,  rein  intellectuellen  Formen 
dar  und  beweist  damit  gegen  die  Sensisten,  dass  der  mensch- 
lichen Seele  die  Ideen  der  rein  intelligiblen  Essenzen  ange- 
boren seien. 

Die  Geometrie  weckt  in  der  Seele  undeutliche  Ideen  über 
die  Ursprünge  und  Wahrheiten  der  Dinge  und  das  Begehren 
nach  Aufklärung  dieser  Ideen.  Die  Aufklärung  kann  nur  durch 
die  Metaphysik  geboten  werden,  sofern  derselben  ein  Denkvor- 
gehen zu  Gebote  steht,  welches  die  Vorzüge  des  geometrischen 
Denkverfahrens  ohne  die  durch  die  Natur  des  geometrischen 
Erkenntnissobjectes  involvirten  Mängel  besitzt.  Die  Geometrie 
ist  in  ihrer  Begründung  von  Postulaten  und  hypothetischen 
Axiomen  abhängig;  die  Metaphysik  muss  im  Stande  sein,  ihre 
abstracten  Wahrheiten  ohne  Anlehnung  an  Postulate  und  hypo- 
thetische Axiome  zu  beweisen.  Die  Wahrheiten  der  Geometrie 
haben  hypothetische  Giltigkeit,  sofern  sie  von  der  in  der  geo- 
metrischen Wissenschaft  vorausgesetzten  Realität  des  Quantitäts- 
begriffes abhängig  sind;  in  der  Metaphysik  muss  dasjenige, 
wovon  sie  ausgeht,  und  worauf  sich  die  Zuversicht  des  meta- 
physischen Denkens  stutzt,  selber  schon  eine  unwiderleglich 
feststehende  und  streng  bewiesene  Wahrheit  sein.  Der  mensch- 
liche Geist  geht  in  seiner  metaphysischen  Forschung  von  der 
Wahrheit  der  Existenz  seines  Denkens  und  seiner  selbst  aus; 
diese  Wahrheit  wird  nicht  etwa,  wie  in  der  Geometrie  die 
Realität  der  Quantität,  blos  vorausgesetzt,  sondern  als  meta- 
physische Grundwahrheit  bündig  erwiesen.  Auf  Grund  dieser 
Wahrheit  lassen  sich  alle  anderen  dem  Gebiete  der  Metaphysik 
angehörigen  Wahrheiten  ebenso  gewiss  machen,  wie  Euklid  auf 
Grund  der  hypothetisch  angenommenen  Realität  des  Quantitäts- 
begriffes die  geometrischen  Wahrheiten  gewiss  zu  machen  ver- 


750  Werner. 

stellt.     Auf  (Ion    etwaigen    Einwand ,    dans    die    Bewcißfülirung 
für  die  Realität  de«  Denkens  und  des    menschlichen    geistigen 
Selbst  eigentlich  nur  eine  Deduction  aus  einer  psychischen  Er- 
fahrungsthatsache    sei ,   wäre  zu   erwideni ,    dass    jede    Beweis- 
führung stichhältig  und  logisch  giltig  ist,    mittelst   welcher   er- 
härtet  wird,    dass  eine  Sache   nichts  Anderes   sein    und   nicht 
auf  andere  Weise  sein  könne,  als  was  und  wie  sie  ist.    Durch 
die  Deduction  aus  der  erwähnten   psychischen  Erfahningsthat- 
sache  wird  aber   erhärtet,    dass  der   menschliche  Geist    nichts 
Anderes  als  eine  denkende  Realität  und  als  solche  nichts  Anderes 
als  ein  existentes  Seiendes   sein    könne.     Diese  Beweisführung 
steht  bezüglich  ihrer  Giltigkcit  nicht  blos  allen   geometrischen 
Beweisfühningen    gleich,    sondern  hat  sogar  eine  grossere  Ge- 
wissheit für   sich   als   dieselben,   weil    diese   auf  hypothetische 
und  beim  Beharren   auf  dem  Standpunkte    des    geometrischen 
Denkens  bestreitbare  Axiome   gegründet   sind.     Die   geometri- 
schen Axiome  sind  giltig  unter  Voraussetzung  der  Existenz  der 
Quantität   und    des  Geistes;    die    alle   anderen   metaphysischen 
Wahrheiten  logisch  stützende  Wahrheit  der  Existenz  des  Denken» 
und  des  Geistes  ist  keine  Hypothese,  sondern  ein  nicht  anders- 
seinkönnender  thatsächlicher  Verhalt,   indem  der  Geist   nichts 
Anderes  als  eine  denkende  und  real   existende  Res  sein  kann. 
Man    sagt,    es  sei  ein   nicht   concludentcs  Verfahren,    aus   der 
hypothetisch  angenommenen  Existenz  des  Denkens  die  Unmög- 
lichkeit der  Nichtexistenz    dc8sell)en  oder  des  Geistes  ableiten 
zu   wollen.     Darauf  ist   zu   bemerken,    dass  es   drei  Methoden 
der  Beweisführung  von  gleicher  Giltigkcit  gibt :  die  synthetische, 
die  analytische  und  jene  der  Ausschliessung  und  Eingrenzimg:* 
im  gegebenen  Falle  werden  die    beiden   letzteren  Methoden  in 
Anw^endung  gebracht.^    Man  müsste  sonach,  wenn  man  die  nach 
beiden    Methoden    vorgenommene   Beweisfühnmg   beanstanden 
wollte,  zuerst  die  Unzulässigkeit  beider  Methoden  darthun. 

*  Opiü  uno  di  quolli  metodi  si  rep^go  sopra  porfotti  sillopsini,  e  in  ogn' 
un  di  quelli  »i  conclude  In  cosa  noii  potor  ossoro  in  altro  rho  in  Uno. 
DifosA  II,  p.  Ol. 

2  lo  gnppon^o  por  ipotosi  il  ponsioro  osistonte,  cioe  la  monto  pensante, 
od  Pcco  che  Htipponpfo,  como  pli  Analitici,  la  cosa  pia  fatta:  poi  la  8up* 
pongu  n  fino  di  vodero  fo  potesso  avvoniro,  cho  non  fosse  nv  pensante, 
nt*  OHiHtonto,  o  trovo,  cho  non  pno  essor  altro,  cho  pon8Anto  o  che  e«- 
stouto.  Eccü  il  nietodo  auaütico.  Vi  e  ancora  nella  nostra  diinoHtrazioue 


Zwo!  philosophische  Zeitgenossen  nnd  Frennde  O.  B.  Vico's.    I.:  P.  M.  Doria.       757 

Wie  die  Existenz  des  menschlichen  Geistes  oder  Denkens 
das  erste  metaphysisch  Gewisse  ist,  so  die  Existenz  Gottes  als 
intelligenter,  unendlicher  und  unendlich  vollkommener  Substanz 
das  zweite  metaphysisch  Gewisse,  aus  dessen  Existenz  sich  die 
Thatsache  des  menschlichen  Denkens  und  der  angeborenen  Ideen 
erklärt.  ^  Das  Vorhandensein  der  angeborenen  Ideen  in  der 
menschlichen  Seele  erhärtet  sich  aus  geometrischen  Gründen.  Die 
Zahlen,  welche  der  menschliche  Geist  zur  Befriedigung  seines 
Erkenntnisstriebes  erfunden  hat,  sind  einerseits  abstracte  Bilder 
der  Sinnendinge,  andererseits  concreto  Bilder  der  rein  intelli- 
giblen  Dinge ;  sonach  hat  der  menschliche  Geist  die  Zahlen  zu 
dem  Ende  erfunden,  um  die  rein  intelligiblen  Dinge,  von  welchen 
die  sinnlichen  Dinge  abhängen,  sich  in  abstracter  Weise  zu  ver- 
gegenwärtigen. Die  menschliche  Seele  will  damit  einem  natür- 
lichen Begehren  genügen,  dessen  Regungen  durch  sich  selbst 
das  Vorhandensein  von  Ideen  der  rein  intelligiblen  Essenzen  in 
ihr  beweisen.  Allerdings  sind  diese  Ideen  urspiiinglich  dunkle, 
unentwickelte  Ideen,  deren  wahre  und  eigentliche  Bedeutung 
sich  erst  im  Lichte  des  entwickelten  Gottesgedankens  aufhellt. 
Eben  darum  aber  ist  die  Erweisung  der  Realität  des  göttlichen 
Seins,  aus  welcher  sich  das  Vorhandensein  der  angeborenen 
Ideen  in  der  menschlichen  Seele  erklärt,  die  zweite,  der  Er- 
weisung der  Realität  des  menschlichen  Geistos  nachfolgende 
Qrundaufgabe  der  Metaphysik,  von  deren  Lösung  jede  ander- 
weitige philosophische  Erkenntniss  und  Gewissheit  abhängt. 

6. 

Der  menschliche  Geist  sucht  in  der  Metaphysik  den  Ur- 
sprung und  die  Wesenheiten  der  Dinge  zu  ergründen.  Dem- 
zufolge vermittelt  sich  der  gesammte  metaphysische  Erkenntniss- 

il  metodo  d*  esclnsione  e  limiti,  percho  il  pensiero  non  puo  esser*  altro  ch* 
esistente  o  ineaistente;  io  n'eseliido  con  bnoni  Billop^ismi  rinesiatonza, 
dunqne  la  mente  od  il  pensiero  rimane  necessariamento  eBistente.  Ivi. 
^  Se  Iddio  6  una  aostanza  intelligente,  la  qnale  ha  in  se  e  dentro  di  se 
infinite  idee  d'  intelligenza  e  di  amore,  le  aniine  come  in  Dio  esistenti 
partecipano  secondo  Piatone  delle  idee  di  Dio,  ed  hanno  le  idee  innate 
...  In  conaep^enza  poi  delle  innate  Tanima  non  pu6  mai  laaciar  di 
pensare,  onde  penaa  anco  quando  Tnomo  dorme,  quantunqne  non  si 
avveda  di  pensare.  O.  c.  EL,  p.  96. 
Sitznngsber.  d.  ptail.-hint.  Ol.    CXI.  Bd.  II.  Hft.  49 


7o8  W*rner. 

Inhalt  in  der  Idee  Gottes  als  Existenzgnindes  und  Gestaltunjrs- 
prineipes  der  Dinge.  Die  Formen  der  Dinge  lassen  sich  nur 
unter  Voraussetzung  einer  intelligenten  Weltursaehe  erklären; 
in  der  sie  zuerst  urhaft  vorhanden  sein  müssen,  ehe  sie  sich  in 
den  Dingen  abgestalten  können.  Die  Formen,  welche  Gott 
ewig  in  sieh  selber  schafft,  sind  die  unendlich  vielen  Abbilder 
seiner  unendlichen  Vollkommenheit:  sie  sind  mit  Spiegeln  zu 
vergleichen,  in  welchen  Gott  continnirlich  und  ewig  seine  Wesen- 
heit und  deren  unendliche  Vollkommenheiten  anschaut.  Als 
Bilder  der  Vollkommenheiten  Gottes  müssen  sie  Unitäten  und 
Substanzen  sein :  sie  können  nicht  Unitäten  per  essentiam  sein 
wie  Gott,  weil  sie  Formen  sind;  sie  müssen  sonach  als  ünitäten 
der  in  der  göttlichen  Wesenheit  real  existenten  substanzialen 
Formen  gedacht  werden. 

Die  Xachweisung   der   in   der   göttlichen  Wesenheit  real 
existenten  Formen    coincidirt   bei  Doria   mit   der  Nachweisung 
der  Ungenüge  des  Sensismus  und  Empirismus,  auf  deren  Stand 
punkte  sich  eine  Erklärung  des  Ursprunges  und  der  Wesenheit 
der  Formen  der  Dinge  schlechterdings  nicht  gewinnen  lasse.  Die 
Beweisführung  nimmt  ihren  Ausgang  von  der  cartesischen  An- 
zweifelung der  metaphysischen  Wahrheit  der  sinnlichen  Körper 
Vorstellung  und  endet  in  den  Nachweis  der  platonischen  Ideen 
als  weltgestaltender   Mächte.    Nach  Doria   ist    der  Geist  nicht 
blos   berechtigt,   an    der   realen  Existenz  des  Körperlichen  «n 
zweifeln,  sondern  darf  überdies  als  gewiss  annehmen,  dass  die 
Körj>er    nielit    durch   sieh    selbst  existiren  können.     Der  unbe- 
fangene   Glaube    an    die   Existenz   des    Körperlichen   als  einer 
sichtbaren  Realität  wird    dadurch    erschüttert,    dass    wir  durch 
Erfahrungen,    welche  wir  an  Thieren  machen  {z.  B.  an  einem 
Hunde,    der   durch    seinen  Geruch   ein   nicht   gesehenes  Thier 
wahrnimmt  >,  auf  das  Vorhandensein  von  feinsten  Körpern  auf- 
merksam werden,  welche  ^^wie  die  auf  die  Geruchsnerven  eines 
Hundes  wirkenden  Kürperchen )  sich  dem  Auge  völlig  entziehen. 
somit  tur  das  Auge  nicht   vorhanden  sind :    damit  ist  auch  die 
tur  das  Auge  bestehende  Quantität  und  Figrur  des  Körperlichen 
in  Fragt^  gestellt.    Das  Vorhandensein  einer  unsichtbaren  Körper 
liohkoit    neben    der  sichtb;iren    führt    zum  Gedanken  einer  un- 
endlichen Ausdehnung   des  Kr»r|^»erlichen.    in  welcher  sich  der 
rriti    des    K(irporlichen    als    eines    tigürlichen    Seins   in  sein 


Zwei  philosophische  Zeitgenossen  nnd  Fronnde  G.  B.  Yico's.    I. :  P.  M.  Doria.       759 

öegentheil  umsetzt.*  Mit  dem  Begriffe  des  Körperlichen  hebt 
sich  auch  die  Existenz  desselben  auf,  indem  der  Körper  nur 
als  figürlicher,  dreifach  dimensirter  existiren  kann.  Das  Sein 
des  Köi'pcrs  als  eines  dreifach  dimensirten  ist  nur  unter  der 
Voraussetzung  denkbar,  dass  das  Körperliche  durch  eine  un- 
endliche intelligente  Causalität  gesetzt  ist,  deren  Sein  und  Wirken 
sich  mit  der  Annahme  einer  unendlichen  Ausdehnung  nicht  ver- 
trägt, wie  umgekehrt  letztere  Annahme  durchaus  ungeeignet 
ist,  das  Vorhandensein  der  Gestaltungen  des  Körperlichen  er- 
klärlich erscheinen  zu  lassen.  Demzufolge  entspricht  sie  auch 
nicht  der  angeborenen  Gottesidee,  die  mit  der  Idee  einer  ersten 
Ursache  aller  Dinge  zusammenfallt. 

Das  unendlich  ausgedehnte  All,  aus  dessen  Idee  Sensisten 
und  Materialisten  Sein  und  Wesen  der  Formen  der  Dinge  ab- 
leiten zu  können  glauben,  ist  entweder  als  leblos  oder  als 
lebendig  zu  denken.  Denkt  man  die  Gestaltungen  des  Körper- 
lichen mit  Epikur  als  leblos  und  leitet  man  ihre  Actionen  von 
äusseren  bewegenden  Anstössen  ab,  so  fragt  es  sich,  woher 
diese  Anstösse  kommen;  nun  kann  aber  eine  endliche  Form 
nur  von  einer  anderen  endlichen  Form  bewegt  werden,  während 
im  gegebenen  Falle  die  Bewegung  der  endlichen  Formen  von 
der  denkunmöglichen  localen  Bewegung  des  unendlichen  Ganzen 
abgeleitet  werden  müsste.  Das  unendliche  Ganze  könnte  nur 
zufolge  der  ihm  eignenden  Vitalität  erste  Ursache  der  Local- 
bewegung  sein.     Ist  das  unendliche  Ganze  ein  lebendiges,    so 


*  So  noi  in  virtu  della,  proprietii,  cho  abbiamo  posto  per  ipotosi  colla 
mente,  aggiunfjiamo  senipre  ai  corpi  visibili  corpi  invisibili,  i  corpi  visi- 
bili  mutaranno  sempre  nella  nostra  monti  di  figiira  e  di  qnantitA;  ma 
86  la  mento  continiia  sin"  alP  infinito  qiiesto  progresso  di  agginngere 
corpi  inviHibili  a  corpi  visibili,  clio  considera  in  natura,  i  corpi  invisibili 
andando  sin'  air  impercettibilo  nel  numero  e  nella  piccolezza,  la  mente 
potn'i  sempre  aggiungore  nnovi  corpi  ai  corpi,  che  considera:  n^  mai 
potri^  ritrovare  un  termine,  nel  quäle  non  possa  ])iu  aggiungere  corpi 
in  una  tale  detenninata  figura  e  molo,  e  con  ciiS  non  potra  mai  attribuire 
determinata  figura  ai  corpi  visibili,  sin'  a  tanto  che  non  considera  un 
vero  niento  realmente  esistente,  che  servendo  di  termine  al  corpo,  che 
la  mente  considera  come  di  tre  mesure,  un  corpo  dall'  altro  realmente 
divida.  Ma  questo  niente  esistente  in  natura  ripugna  all'  esser  di  cosa, 
e  perci^)  non  pU(S  essere  in  natura;  dunque  se  il  niente  non  ha  esistenza, 
la  mente  non  puö  mai  attribuire  vera  fig^ira  al  corpo.    Difesa  II,  p.  83. 

49* 


7()0  Wernor. 

müssen    auch    alle  Thcilc    desselben   lebendig  sein,    wie  in  der 
That  Demokrit  die  Atome  als  lebendig  ansah   und  Leben  und 
Bewegung   identificirtc.      Indess   lilsst   sich    unter    der  Voraus- 
setzung  der   Lebendigkeit    des   unendlichen    Ganzen    abermals 
nicht   erklären,    wie    das    der   localen    Bewegung    entbehrende 
Ganze  durch  seine  blosse  Vitalität  den  Formen  eine  locale  Be- 
wegung  sollte   mittheilen    können.     Ja  selbst  die  Existenz  der 
Formen    bleibt   im  gegebenen  Falle  unerklärbar.     Ein  der  In- 
telligenz entbehrendes  lebendiges  unendliches  Ganzes  wäre  un- 
vermögend, sich  selbst  und  seine  unendliche  Vollkommenheit  zu 
verstehen,  könnte  also  auch  nicht  die  in  ihm  vorhandenen  leben- 
digen Formen  verstehen,  während  doch  der  endliche  Mensch  sich 
selber   erkennt,    den   Inhalt   seines  Denklebens  sich    vergegen- 
wärtigt  und    die   Vollkommenheiten    des   menschlichen   Geistes 
sich  reflectirend  zum  Bewusstsein  bringt.    Soll  nun  die  Selbst- 
erkenntniss  des  Menschen   nicht  geradezu  als  eine  Unvollkom- 
menheit,    und  das  angeborene  Begehren  des  Menschen,    seinen 
Ursprung    und    sein  Wesen    zu  erkennen,    nicht   als  ein  seiner 
Natur  anhaftendes  Gebrechen  angesehen  werden,  so  muss  dem 
Begriffe  eines  der  Selbstbewnsstheit  entbehrenden  unendlichen 
Ganzen  der  Begriff  eines  höchsten  Wesens  substituirt  werden, 
in  Avelchem  die  begrenzten  Vollkommenheiten  des  menschlichen 
Geistes  in  absoluter  Weise    wirklich    sind,   und  welches  durch 
den  vollkommenen  Besitz  jener  P>kenntniss,  nach  welcher  der 
menschliche  Geist  sich  sehnt,  absolut  befriedigt  ist.  Unter  der  Vor- 
aussetzung der  Existenz   eines  absoluten  vollkommenen  Geistes 
ist  aber  auch  für  den  menschlichen  Geist  die  Möglichkeit  einer 
Befriedigung  seines  Begehrens  nach  Erkenntniss  des  Ursprungs 
und  Wesens  seines  Denkens  gegeben;  er  erkennt  sich  nämlich 
als  eine  gottesbildliche  Existenz,  die  in  Kraft  ihres  gott verliehenen 
Denkens  ihren  Ursprung   und    ihr  Wesen   geistig  erfasst.     Mit* 
dieser  Erkenntniss  sieht  sich  das  menschliche  Denken  mit  einem 
Male  über  den  auf  der   reflexiven  Sensation    fussenden  Denk- 
standpunkt zu  jenem  der  reinen  Intellectualität  emporgehoben; 
die  Selbsterkenntniss  und  die  Gotteserkenntniss  des  menschlichen 
Geistes    constituiren    eine   unzertrennliche    solidarische    Einheit. 
Der  menschliche  Geist  muss  sich  bekennen,  dass  er  sein  Ver- 
langen nach  Erkenntniss  seines  Ursprunges  und  seiner  Wesen- 
heit, sowie  die  Idee  der  Pixistenz  seines  Geistes  nicht  aus  sich 


Zwei  philosophische  Zeitgenossen  und  Freunde  G.  B.  Vico's.    I.:  P.  U.  Doria.       761 

selbst  erzeugt  hat;  somit  müssen  diese  Sehnsucht  und  diese 
Idee  durch  eine  Causalität  ausser  ihm,  und  zwar  durch  eine 
denkende  Causalität  erzeugt  worden  sein,  und  diese  denkende 
Causalität  muss  als  eine  unendliche  gedacht  werden,  weil  nur 
efne  unendliche  intelligente  Causalität  jene  Idee  aus  sich  selbst 
geschöpft  haben  kann. 

Die  Erfassung  Gottes  als  absoluten  intelligenten  Gest^ltungs- 
principes  der  Dinge  bedeutet  bei  Doria  die  Abschwenkung  vom 
Cartcsianismus  zum  Piatonismus,  ohne  indess  zu  einer  Avirklichen 
Verbesserung  des  Cartcsianismus  zu  führen  und  die  speculativen 
Mängel  desselben  wahrhaft  zu  überwinden.  Doria  ist  allerdings 
bemüht,  den  in  der  cartesischen  Philosophie  bei  Seite  gesetzten 
speculativen  FormbegriflP  wieder  zur  Geltung  zu  bringen,  ohne 
jedoch  den  Begriff  der  Wesensform  zu  erringen.  Die  Form 
bedeutet  ihm  nur  die  Signirung  des  Stoffes  durch  die  göttliche 
Idee,  die  ausser  und  über  dem  Dinge  ist,  so  dass,  diese  Signirung 
hinweggedacht,  einzig  die  Materie  übrig  bleibt,  deren  creative 
Setzung  Doria  zwar  nicht  bestreiten  will,  aber  nicht  als  spe- 
culative  Wahrheit  zu  erweisen  vermag.  Er  dachte  wohl,  dass 
die  Materialität  mit  der  Ausdehnung  gleichbedeutend  und  letztere 
eine  selbstverständliche  Seinsbedingung  der  nichtgeistigen  ge- 
schöpflichen Existenzen  sei.  Die  Folge  davon  konnte  aber 
doch  nur  sein,  dass  die  Realität  der  körperlichen  Dinge  in  der 
Schwebe  blieb  und  das  Sein  derselben  mehr  als  billig  in  die 
gottgedachten  Formen  der  Dinge,  d.  i.  in  die  göttliche  Ideal- 
welt hineinverlegt  wurde,  in  welcher  sich  Gott  nach  Doria  die 
unendliche  Zahl  seiner  Vollkommenheiten  denkend  vergegen- 
wärtigt. Diese  Vergegenwärtigung  ist  nach  Öoria  eine  Lebens- 
bedingung des  göttlichen  Seins,  ein  Act  der  göttlichen  Selbst- 
erkenntniss  und  Selbstbeglückung.  Das  göttliche  Sein  behauptet 
hiebei  den  Charakter  eines  überweltlichen  Seins;  andererseits 
sind  es  doch  nur  die  unendlich  vielen  Urformen  der  geschöpf- 
lichen Dinge,  welche  Gott  zum  Gegenstände  seiner  geistigen 
Anschauung  macht.  Der  göttliche  Selbstgedanke  und  der  gött- 
liche Weltgedanke  treten  nicht  entschieden  auseinander;  und  so 
steht  die  Gottesidee  Doria*s  in  einer  unsicheren  Mitte  zwischen 
dem  reinen  vollen  Theismus  einerseits  und  einem  pantheisiren- 
den  Kosmismus  andererseits.  Doria  will  den  dem  Cartcsianis- 
mus anhaftenden  antispeculativen  Dualismus  zwischen  göttlichem 


7G2  Werner. 

und  weltlichem  Sein   überwinden,    welcher  durch  den  AnsM 
des  speculativen  FormbegriflFcs  veranlasst  worden  war  und  die 
organische   lielation   zwischen   göttlichem   und    geschöpflichem 
Sein  preisgab ;  Doria  weiss  diese  Relation  nur  dadurch  hena- 
stellcn,  dass  er  die  in  unendlicher  Vielheit  denkbaren  Formen 
des  endlichen  Seins  zum  Inhalte  des  göttlichen  Denkens  mach^ 
während  er  nebenher  den  von  Cartesius  vollinhaltlich  anerkannten 
Creationsgedanken  in  platonischer  Weise  zum  Gedanken  einer 
göttlichen  Gestaltungsthätigkeit  herabsetzt.   Die  göttlichen  Ideen 
selber  entstehen  bei  ihm  durch  Creation,*  wobei  man  allerdingi 
das  Creiren  in  uneigentlichem  Sinne  zu  verstehen  haben  wird; 
daraus  folgt  aber  andererseits  doch  nur,  dass  bei  Doria  der  stricte 
Begriff  der  Creationsthätigkeit  fehlt.    Bedeutet  Creiren  soviel  als 
substanzielle  Setzung,    so  hat  es  bei  Doria  eine  blos  nominelle 
Bedeutung  5    der  Begriff  der  Substanz   fHllt  ihm  mit  jenem  i» 
göttlichen  Seins  zusammen,  ausserhalb  dessen  es  keine  anderen 
Substanzen,    sondern  blos   göttlich  gehaltene  Existenzen  geboi 
kann.     Gegen  Spinoza   hat  Doria   trotz   seines  Abscheues  vor 
dem  Spinozismus  doch  nur  dies  Eine  zu  eriimem,  dass  die  Eine 
unendliche  Substanz  nicht  imendliche  Ausdehnung  sein  könne.^ 
Doria  ist  sich  der  Unvereinbarkeit   seines  Gottesb^riffes 
mit  der   christlichen  Gottesidee   nicht   bewusst;    er  hält  daftr, 
dass    derselbe    mit  jenem   der  Bibel    sich    decke,'*   und  glaubt 
mittelst  seiner  Lehre  von  den  substanzialen  Formen  in  Gott  ab 

^  In  Diu  l'attü  o'l  peiisiero  soiio  uii;i  coso  istessa;  e  porciö  nientre  Wd» 
poiis.'i  alle  siio  iiitiuito  pcrfozioni  e  ^ode  in  quölle,  crea  le  inäutte  foro^ 
le  (iiiali  rappresejitaiio  le  sue  iufiuite  particolari  perfezioni.  Difesa  Dt 
p.  207. 

-  L'ein])io  Bonedettu  Spinoza  predendo  l'ariadi  ^eomotra  poiie  i  suoi  »• 
sionii  indiniostrati:  e  {»oseia  sotto  il  Hpecioso  uoiuo  di  sostanza  ci  aS 
l'idoa  di  iina  inünita  estenHiuno,  priva  degli  attribiiti  d'intelligrenia«^ 
providenza;  ondo  poi  no  viene,  che  ogli  non  pruova  rosisteusa  d*'** 
fornio.    Dife.sa  II,  p.  110. 

•'  Doria  bemerkt  zu  der  von  ihm  citirten  biblischen  Stelle:  Ille  epo  s'*' 
qui  suui  {'2  Mos.  3,   14):  In  queste  parole  consiste  Tidea  della  sostJiö*» 
cioü  a  diro:   lo  sono  quelle,  la  di  cui  essenza  consiste  noH*  esisterBi  *    1 
in  cui  resistenza  e  T  essenza  c  una  cosa  istessa:    io  sono  la  sola  co8>i    ) 
clio  esiste  in  se  e  da  se  o  per  se,  o  cli'  e  causa,  ed  eflfetto  di  se  m^^ 
sinia:  ed  io  sono  la  sola  cosa,  dalla  qualo  tutto  le  cose,  che  sono,  P^^ 
cedono  da  me,  sono  in  me;  ed  in  tanto  quelle  sono,  in  quanto  sono  l**^ 
e,  in  me  e  da  me.    Difesa  II,   p.  llö. 


Zwei  philosophische  Zeitgenossen  und  Freunde  G.  B.  Vico's.    I.:  P.  M.  Doria.      763 

obersten    Gestaltungsmächten    des    Weltdaseins    die    christlich- 
religiöse  Lehre  von  der  göttlichen  Vorsehung  philosophisch  be- 
gründet zu  haben.     Er   will   übrigens   die   von    der   göttlichen 
Intelligenz  producirten  Formen  von  der  an  sich  formlosen  gött- 
lichen Wesenheit  unterschieden  wissen.     Die  göttliche  Wesen- 
heit in  ihrem  Ansichsein    ist  die  absolute  Einheit,   welche  ver- 
mittelst des  göttlichen  Selbstdenkens   in  der  absoluten  Vielheit 
der  Ideen  oder  substanzialen  Formen   sich  spiegelt;    die  Ideen 
sind  die  in  Gott  existirenden  Weltdinge,  welche  insoweit  sind, 
als  sie  durch  Gott,   in  Gott  und  von  Gott  sind.     Gott   ist  alle 
Dinge  und  doch  wieder  keines  der  von  ihm  hervorgebrachten 
Dinge;  seine  Wesenheit  hat  keine  Beziehung  auf  die  von  ihm 
hervorgebrachten  Dinge,    da  sie  an  sich  gar  nicht  sind,   daher 
auch  kein  sinnliches  Zeichen  und  kein  Lautwort  die  alleinzige 
göttliche  Substanz  kenntlich  zu  machen  vermag.    Doria  entgeht 
einem  ausgesprochenen  Pantheismus  nur  dadurch,  dass  er  sich 
auf  den  Gedanken  der  Unergründlichkeit  des  an  sich  seienden 
göttlichen  Wesens  zurückzieht;  diese  Unergründlichkeit  ermög- 
licht ihm,  jene  Lehren  der  Kirche  anzuerkennen,  die  aus  seinem 
SubstanzbegriflFe  sich  schlechterdings  nicht  ableiten  lassen,  und 
in  denselben  eine  Ergänzung  der   natürlichen  Vernunfteinsicht 
des  Menschen  durch  die  göttliche  OflFenbarungswahrheit  zu  er- 
kennen.   Dahin  gehört  die  zeitliche  ErschaflFung  der  Weltdinge 
und  der  Menschenseelen  aus  Nichts.    Die  des  Lichtes  der  OflFen- 
barung  entbehrenden  vorchristlichen  Philosophen  konnten  imd 
mussten  glauben,  dass  die  Welt  ewig  sei;  sie  hatten  eben  keine 
anderen  Anknüpfungspunkte  für  ihre  Erklärung  des  Ursprungs 
der  Weltdinge,  als  jene  substanziellen  Formen,  deren  Ideen  sie 
erfasst  hatten.    Fasst  man  die  substanziellen  Formen  selber  als 
Ideen   oder   göttliche  Gedanken,    so  lassen    sie  sich  als  die  im 
göttlichen  Geiste  seit  ewig  existirenden  Urbilder  fassen,  welchen 
gemäss  Gott  die  in  der  Zeit  aus  nichts  geschaffenen  Dinge  ge- 
staltet hat.*    Auch  die   platonische  Vielheit  und  Diversität  der 
Ideen  glaubt  er  mit  der  thomistischen  Lehre  von  der  absoluten 
Einheit  der  alle  Dinge  umfassenden  göttlichen  Idee  in  Einklang 


*  Ma  perch6  —  fügt  Doria  bei  —  in  questo  troppo  elevate  meditazioni 
la  monte  mia  si  potrebbc  confondere  ed  errare,  (iiiesto  mio  pensiero 
alla  censura  di  Santa  Cbiosa  sottometto.    Difesa  U,   p.  126. 


7G4  Werner. 

bringen  zu  können ;  man  habe  eben  zwischen  den  Objecten  des 
göttlichen  Weltdenkens  und  zwischen  diesem  Denken  »eiber 
zu  unterscheiden,  welches  als  unendliches  Erkennen  nur  Eines 
sein  könne,  während  die  particuliiren  Objecte  desselben  unbe- 
grenzt viele  seien.  ^  Den  Unterschied  zwischen  göttlichem  Welt- 
denken imd  Selbstdenken,  um  welchen  es  sich  eigentlich  im 
christlichen  GottesbegriflPe  handelt,  lässt  Doria  freilich  völlig 
unberührt.  Doria's  philosophisches  Denken  ist  zu  sehr  in  den 
Kosmismus  der  antiken  vorchristlichen  Philosophie  versenkt, 
als  dass  er  sich  zum  Gedanken  einer  specitisch  christlichen 
Philosophie  zu  erheben  vermöchte ;  er  weist  die  dem  vorchrist- 
lichen Weltdenken  entstammenden  Berichtigungen  der  vorchrist- 
lichen antiken  Speculation  einfach  der  Theologie  zu,  welche 
somit  der  Philosophie  ergänzend  und  rcctiticirend  zur  Seite  tritt, 
während  das  methodische  philosophische  Denken  in  erster  Linie 
sich  immerfort  an  den  Alten,  namentlich  an  Plato  und  Pytha- 
goras  zu  orientiren  hat.  Der  einzige  Punkt,  in  welchem  er 
entschieden  über  die  antike  Philosophie  hinausgreift  und  sich 
auf  den  Standpunkt  der  neueren  Philosophie  stellt,  ist  die  Lehre 
von  den  angeborenen  Ideen,  in  welchen  er  den  noologischen 
Stützpunkt  seiner  Polemik  gegen  die  von  ihm  bekämpften  Scn- 
öisten  und  Materialisten  sucht.  Er  fasst  die  aus  der  cartesischcn 
Philosophie  adoptirte  Lehre  von  den  angeborenen  Ideen  als 
eine  Berichtigung  der  platonisch-pythagoräischen  Auffassung  der 
Ideen,  welche  im  Lichte  des  christlichen  Schöpfungsgedankens 
nicht  mehr  als  unmittelbar  mit  dem  Wesen  der  Seele  selber 
gegiiben  angesehen  werden  können,  sondern  der  gottgeschafFencn 
Seele  von  Gott  concreirt  gedacht  werden  müssen.*^ 

>  Paniii  diuupie,  che  la  dltforeuza  coiisistn  uol  uouio  d' idee  e  di  couo- 
8C0UZ0;  coli  tiitto  cio  poro  cosi  qucnto  iiiio,  come  ojjiii  altro  iiiio  seuü- 
inoiilo  il  .sottoinetto  alla  cunsura  di  Santa  Chlesa.     DifoHa  II,  p.  111. 

-  AI  cortü  (piüstü  idüü  di  cssenzo  puraniüute  iiitelli^ibili  uoii  possouo 
vouir  ncdr  aniiiia  dai  seimi,  ])uic'lio  gli  op;getti  di  <|Uü8tu  ideo  non  äono 
.suusibili,  od  iuoltro  Taiiiiua  le  iscliiariscu  iii  t$ü  por  lo  iiiozzo  di  uu  ra- 
ziuciuiu  in  tiitto  astratto  dai  8üii8i;  duuque  soiio  idou  da  Diu  iniprewe 
ueir  auiina,  o  pcrcio  raiiiiiia  non  piio  esser  a  guisa  di  tavola  rasa. 
Quostu  poi  80I10  idoo  iiiiiato,  lo  qiiali  Iddio  iinprime  uollo  anime  nel 
leinpo,  cliü  lo  crea  dal  iiiente,  perclio  ([uantunquo  questo  idee  siano 
([Hello  istesso,  clio  Piatone  o  Pitagora  come  privi  dol  luine  della  »Santa 
Kivelazione   Hanno   creduto,    che    fo88oro   oterne  noU'  anima,  che  quelli 


Zwei  philosophische  Zeitgenossen  und  Freande  G.  B.  Vico's.  I.:  P.M.  Doria.        7bö 

7. 

Doria  hat  sein  definitives  Verhältniss  zur  cartesischen  Philo- 
sophie in  seinen  ,Discorsi*  *  und  in  seiner  ,Filosotia^  '^  dargelegt, 
kommt  aber  auf  die  in  beiden  Schriften  abgegebenen  Erklärungen 
auch  noch  in  seiner  jDifesa'  zurück.  Er  bespricht  den  Inhalt  der 
Meditationes  und  der  Principia  philosophiae  des  Cartesius.  Von 
den  sechs  Meditationes  haben  die  erste  und  die  zweite,  welche 
den  Ausgangspunkt  und  den  psychologischen  Stützpunkt  der  car- 
tesischen Lehre  zum  Inhalte  haben,  seine  volle  Billigung ;  auch 
mit  der  in  der  dritten  Meditation  enthaltenen  Erweisung  der 
Realität  der  Gottesidee  erklärt  sich  Doria  theilweise  noch  ein- 
verstanden. Zu  dem  Inhalte  der  drei  übrigen  Meditationes  aber 
verhält  er  sich  ablehnend,  und  zwar  aus  dem  Grunde,  weil 
Cartesius  in  derselben  auf  unbewiesene  Voraussetzungen  sich 
stütze.  Eine  dieser  Voraussetzungen  sei  der  Satz,  dass  wir 
über  die  Dinge  nur  mittelst  unserer  Vorstellungen  von  den- 
selben zu  urtheilen  vermöchten.  Cartesius  spreche  da  ganz  nach 
der  Weise  der  Sensisten  und  lege  der  sinnlichen  Vorstellung 
einen  Erkenntnisswerth  bei,  den  sie  nur  dann  und  insoweit  haben 
könne,  als  sie  in  den  der  Seele  angeborenen  Ideen  der  gött- 
lichen Vollkommenheiten  geläutert  und  geklärt  ist.  Das  Medium 
der  Läuterung  seien  die  auf  die  göttlichen  Ideen  zurückweisenden 
und  mit  ihnen  identischen  Substanzialformen  der  platonischen 
Philosophie,  von  welchen  Cartesius  völlig  hinwegsehe.  Damit 
hängen  weiter  die  Mängel  der  cartesischen  Physik  zusammen. 
Cartesius  weiss  in  Folge  seines  Wegsehens  von  den  Substanzial- 
formen die  Naturlehre  in  keine  innere  Beziehung  zur  Gottesidee 
zu  setzen  und  stellt  sie  in  Folge  dessen  auf  eine  durchaus  hypo- 
thetische Grundlage.  Er  nimmt  dreierlei  Arten  von  Grund- 
körperchen  an,  aus  welchen  er  in  Folge  der  ihnen  von  Gott 
ertheilten  Bewegung  die  drei  Elemente :  Aether,  kugelförmige 
Himmelskörper  und  formlose  Materie  werden  lässt;  auf  diese 
drei   elementaren  Gestaltungen    des  Körperlichen   soll   sich  die 

han  creduto  etcrna  con  Dio;  uulla  di  uianco  noi  Cristiani  dobbiamo 
credere,  che  Iddio  dia  alle  nostre  anime  queste  Idee  iiol  tempo,  che  la 
crea  dal  niente.    Difesui  II,    p.  125. 

J  Discorsi  (siehe  oben  S.  720,  Anm.  3)  p.  25 — 65. 

'  Filosoiia  (siehe  oben  S.  720,  Aum.  3)  Vol.  I,   lutroduz.,  p.  49  sgg. 


766  Werner. 

Erklärung  aller  Naturerscheinungen  zuriickflihren  lassen.  Auf 
dem  Gebiete  der  Natui'Iehre  ist  einzig  die  Methode  der  sinn 
liehen  Erfahrung  berechtigt,  deren  ingeniöse  Handhabung  zu 
den  schönsten  und  überraschendsten  Entdeckungen  auf  physi- 
kalischem Gebiete  geführt  hat.  Die  Verbindung  der  Natur- 
wissenschaft mit  der  Metaphysik  ist  mittelst  der  Lehre  von  den 
Foimen  der  Dinge  herzustellen,  welche  eben  nur  als  Abdrücke 
der  substanzialen  Urformen  in  der  sinnlichen  Stofflichkeit  m 
verstehen  sind. 

Die  Lehre  von  den  Formen  der  Dinge  ist  in  der  antiken 
Philosophie  vornehmlich  von  Pythagoras  und  Plato  ausgebildet 
worden.  Sie  hat  ihren  metaphysischen  Stützpunkt  in  der  Idee 
Gottes  als  eines  lebendigen,  intelligenten,  vorsehenden  Wesens, 
welches  mit  den  Attributen  der  Güte  und  Liebe  bedacht  ist 
und  unendliche,  mit  der  Intelligenz,  Güte  und  Liebe  gegebene 
Ideen  des  Vollkommenen  in  sich  trägt.  Diese  Ideen  oder  Formen 
müssen,  weil  in  Gott  existirend,  lebendige  Formen  sein,  aber 
zufolge  ihrer  Verschiedenheit  abgestufte  Ordnimgen  des  mehr 
oder  weniger  Vollkommenen  darstellen;  einige  derselben  parti- 
cipiren  mehr  oder  weniger  an  der  göttlichen  Vitalität,  andere 
mehr  oder  weniger  an  der  göttlichen  Liebe  und  Intelligenz; 
die  Grade  der  Participation  müssen  ins  Unendliche  fortschreiten, 
ohne  dass  es  jedoch  bis  zur  völligen  Identification  mit  der  Ab- 
solutheit des  göttlichen  Seins  käme.  In  diesen  Formen  sind  die 
Urbildungen  der  vegetativen,  sensitiven  und  intelligenten  Lebens- 
formen gegeben ;  sie  sind  nach  Plato  die  Animae  primae,  welche 
mit  anderen  Formen  überkleidet  werden  müssen,  um  die  In- 
formationsprincipicn  der  verschiedenen  Arten  von  Lebewesen 
und  Körperwesen  constituiren  zu  können.  Lebewesen  im  engeren 
Sinne  sind  die  rationalen  und  sensitiven  Wesen;  die  Formprin- 
cipien  der  unter  beiden  stehenden  Körperwesen  sind  als  samen- 
artige  Keime  anzusehen,  durch  deren  P^ntwicklung  die  rein  stoff- 
lichen Körpergebilde  hervorgebracht  werden. 

Plato  und  die  übrigen  methodisch  vorgehenden  Philosophen 
des  Alterthums  Hessen  in  der  Metaphysik  keine  Hypothesen 
zu,  sondern  suchten  die  Dinge  nach  ihrem  wahren  und  ersten 
Ursprünge  und  in  ihren  Wesenheiten  zu  erkennen ;  des  Lichtes 
der  (Jffenbarung  entbehrend,  hatten  sie  keine  Ahnung  von  dem 
Mysterium  der  zeitlichen  Erschaffung  der  Dinge  aus  Nichts  und 


Zwei  philoBophischo  Zeitgonossen  und  Freunde  G.  B.  Vico's.   I.:  P.  M.  Doria.       767 

sahen  öich  in  Folge  dessen  mit  unab weislicher  Nothwendigkeit 
auf  eine  emanatianistische  Erklärung  der  Dinge  aus  dem  Einen 
Seienden  angewiesen.  Für  die  Ausdehnung  oder  Materialität 
der  sichtbaren  Dinge  suchten  sie  den  höchsten  Erklärungsgrund 
in  einem  Defecte  der  substanzialen  Formen,  die  einerseits  Gott 
ähnlich,  andererseits  aber  zufolge  ihrer  Unterschiedenheit  vom 
absolut  vollkommenen  göttlichen  Sein  demselben  doch  auch 
wieder  unähnlich  sind.  Einerseits  zum  göttlichen  Sein  in  Er- 
kenntniss  und  Liebe  hingezogen,  suchten  sie  andererseits  die 
ihnen  anhaftenden  Mängel  diirch  Consubstantiation  mit  anderen 
Formen  zu  decken;  da  nun  die  reinen  höchsten  Formen  eine 
derartige  Consubstantiation  nicht  gestatteten,  so  wendeten  sich 
die  nach  Selbstergänzung  schmachtenden  intelligenten  Formen 
den  der  Intelligenz  beraubten  niederen  Formen  zu,  um  mit  den- 
selben sich  selbst  zu  überkleiden,  und  begannen  damit  die  Natur 
einer  zusammengesetzten  körperähnlichen  Form  anzunehmen. 
So  entstanden  die  seelischen  Informationsprincipien  der  ratio- 
nalen und  irrationalen  Lebewesen ;  die  der  Intelligenz  beraubten 
primären  Formen  aber  einigten  sich  unter  einander  nach  einem 
bestimmten  Gesetze  mechanischer  Inclination,  welchem  sie  in 
Folge  ihrer  Vitalität  unterthan  waren,  und  brachten  so  die 
materialen  Formen  hervor.  Die  Einigung  der  der  Intelligenz 
entbehrenden  Substanzialformen  vollzog  sich  in  einem  conti- 
nuirlichen  Fortschreiten  der  verschiedensten  Arten  von  Ver- 
bindungen, weil  sich  nicht  alle  Arten  der  Verbindung  auf  einmal 
vollziehen  konnten  und  das  Begehren  nach  Eingehung  von  Ver- 
bindungen ein  beharrliches  war;  so  entstand  die  Zeit  als  Form 
des  successiven  Geschehens.  Die  ersten  in  der  Zeit  sich  voll- 
ziehenden Verbindungen  mussten  jene  sein,  mittelst  welcher  sich 
die  ersten  Samen  der  sichtbaren  Formen  in  kleinsten,  kaum 
wahrnehmbaren  Körperchen  bildeten.  Diese  verschieden  ge- 
stalteten Sanienkörperchen  schieden  sich  in  männliche  und  weib- 
liche und  wurden  durch  die  das  All  belebende  Seele  zeugungs- 
fähig und  keimkräftig  gemacht;  mit  der  Keim  kräftigkeit  war 
das  Vermögen  gegeben,  sich  mit  anderen  ihnen  nächstgerückten 
Körperformen  mittelst  Ernährung  zu  tiberkleiden.  Die  Stoflf- 
aneignung  mittelst  Ernährung  musste  aber  eine  bestimmte  Grenze 
haben,  da  kein  StofFgebilde  aus  unendlich  vielen  Theilen  be- 
stehen kann;  ebenso  musste  auf  den  Hochpunkt  der  Kraftent- 


7f)S  Werner. 

Wicklung  des  Bildungskeimes  eine  Abnahme  derselben  und  in 
Folge  dessen  die  succcssive  Auflösung  des  körperlichen  Gebildes 
eintreten:   damit   war   die  Aufnahme   seiner   Theile  in  andere 
Gebilde    angebahnt   und    das    continuirliche   Wechselspiel  des 
Werdens  und  Vergehens  im  Bereiche  der  ausgedehnten  zusam- 
mengesetzten Formen  eingeleitet.  In  den  seelischen  Infonnationi- 
principien,    welche   mit   Formen   niederen    Ranges   überkleidet 
waren,  bUeb  das  Begehren  wach,  sich  mit  anderen  Formen  za 
einigen :  andererseits  hatten  die  bereits  befrachteten  Samen  dn 
Bedürfniss    nach    intellectiven   Beseelungsprincipien    zum  hir 
monischen  Ausbau  der  von  ihnen  zu  gestaltenden  Körper  and 
zur  vemunftgemässen  Leitung  und  Verwerthnng  derselben.  Den 
sensitiven  Informationsprincipien  kam  es  zu,  die  mechanischen 
und  sensitiven  Functionen   der   thierischen  Körper   zu  regeh; 
den   als   Beseelungsprincipien    fungirenden   zusammengesetzten 
Formen  fiel  die  Ausübung  vegetativer  Lebensfunctionen  in  alleo 
übrigen  Arten  des  Körperlichen  (Pflanzen,   Steine  u.  s.  w.)  m. 
So  gestaltete  sich  nach  Plato  eine  von  einem  allgemeinen  Lebens- 
geiste beseelte  sinnliche  Lebewelt,  deren  körperHche  Gestaltnng»- 
kräfte  die  Keimprincipien,  deren  Beseelungs-  und  Leitungsprin- 
cipien  die  dreifach  abgestuften  seelischen  Entwicklungsprincipicn 
sind.     Auch   die  Seelenwanderungslehre   der  Alten  findet  to 
ihre  philosophischen  Anknüpfungspunkte  zufolge  der  continoff' 
liehen  Inclination  der  lebendigen  Formen  zur  Einigung  mit  an- 
deren Formen  und  zufolge  des  mit  der  Auflösbarkeit  der  körper 
liehen  Gebilde  verbundenen  stetigen  Uebergehens  der  Formen 
von  einem  Gebilde    zum   andern.     Die   Vorstellung   vom  Weh- 
raume  ergab  sich  aus  der  Xothwendigkeit,  die  Zwischenrluiw 
zwischen  den  verschieden  gestalteten  Körpern   durch  kleinste, 
dem  Auge  unsichtbare  Körperchen  ausgefüllt  zu  denken,  durcb 
Avelche  man  sicli  speciell  die  unermesslichcn  Weiten  des  leucn- 
tenden    Aethers    gebildet   dachte.      Die    Erklärung   der  LocJ- 
bewegung  im  Universum  knüpfte  an  die  natürliche  und  mecb*- 
nische  Neigimg  der  lebendigen  Formen  zur  Bewegung  an;  &^ 
Formen    von    grösserer    Lebensenergie    oder    grösserer   Masse 
mussten    aUwärts    zu    Bewegern    der    Formen    von    geringerer 
Lebensenergie  orler  Masse  Averden  und  riefen  so  das  innerhalb 
des    lebendigen    unendlichen  Ganzen    ?>tatthabende  Bewegungfir 
leben  ins  Da:>eiu.     Dieses  Bewegungsleben  gehörte  aber  freilieb 


Zwei  philosophische  Zeitgenossen  und  Frenndo  O.  B.  Vico's.    I.:  P.  M.  Doria.       769 

der  sinnlichen  Erscheinungswelt  an,  während  das  unendliche 
Ganze  als  solches  seiner  Idee  nach  als  ein  ewig  Ruhendes  be- 
harren muss.  Zwischen  freiwilliger  und  unfreiwilhger  Bewegung 
zu  unterscheiden,  hatten  Pythagoras  und  Plato  keinen  Anlass, 
da  ihren  Weltsystemen  zufolge  ausser  der  Einen  unendlichen 
Substanz  und  den  substanziellen  Formen  nichts  existirt  und 
alles  Seiende  Leben  und  Bewegung  ist.  In  der  That  leidet  der 
Begriff  des  Motus  vohmtarius  an  einer  inneren  Schwierigkeit, 
die  von  Cartesius  bemerkt  worden  ist ;  es  ist  schwer  zu  fassen, 
wie  der  menschhche  Geist  den  von  ihm  wesensverschiedenen 
Leib  soll  bewegen  können.  Die  alten  speculativen  Philosophen 
sprachen  daher  dem  Körperlichen  die  Eigenschaft  der  Solidität 
ab,  welche  ihnen  blos  als  sinnliches  Phänomen  galt;  auf  diese 
Art  glaubten  sie  die  Durch dringbarkeit  des  Leibes  durch  das 
seelische  Informationsprincip  und  im  Zusammenhange  damit  die 
Möglichkeit  des  Bewegtwerdens  des  Leibes  und  seiner  Organe 
durch  einen  seelischen  Willensact  erklären  zu  können.  Wie 
leicht  und  ungezwungen  sich  auch  die  Bewegung  der  körper- 
lichen Organe  durch  den  geistigen  Willen  unter  Voraussetzung 
der  substanziellen  Homogeneität  von  Geist  und  Leib  erklären 
Hesse,  so  gewöhnt  mjin  sich  doch  schwer  an  den  Gedanken, 
die  Solidität  der  Körper  für  blossen  Sinnenschein  zu  halten. 
Also  hat  man  auch  die  von  den  antiken  speculativen  Philo- 
sophen (Filosofi  metodici  werden  sie  von  Doria  beständig  ge- 
nannt) unternommene  Deduction  der  Genesis  des  Körperlichen 
zu  verwerfen  und  ihr  die  Lehre  von  der  zeitlichen  Erschaffung 
des  Solidum  aus  Nichts  zu  substituiren ;  damit  ist  sodann  die 
weitere  Annahme  zu  verbinden,  dass  Gott  dem  menschlichen 
Geiste  die  BefUhigung  zu  den  Motus  voluntarii  als  ein  beson- 
deres Vermögen  verliehen  habe. 

Wir  entnehmen  hieraus,  wie  Doria,  nachdem  er  gegen- 
über dem  unvermittelten  cartesischen  Dualismus  zwischen  Geist 
und  Körper  auf  die  den  Gegensatz  beider  vereinerleiende 
antike  Emanationslehre  zurückgegriffen  hat,  nunmehr  auch  diese 
wieder  durch  das  christliche  Creationsdogma  berichtiget  und 
anlässlich  dessen  eben  sowohl  Geulinx'  Occasionalismus,  als 
auch  Leibnizens  prästabilirte  Harmonie  entschieden  verwirft. 
Diesen  beiden  Auswüchsen  des  Cartesianismus  wäre  nun  wohl 
ohne  ausdrückliche  Berufung  auf  die  christliche  Creationslehre 


770  Werner. 

sclion  durch  den  speculntiv  erfassten  Begriff  der  menschlichen 
Seele  als  lebendiger  Wesensform  des  Menschengebildes  vorzu- 
beugen gewesen,   indem  dieser  Begriff  die   speculative  Ueber- 
windung  des  unvermittelten  Gegensatzes  zwischen  geistiger  und 
körperlicher  Wesenheit  in    sich  schliesst;   es  wäre   dann  nicht 
nöthig  gewesen,  die  Befiihigung  der  Seele  zur  willkürlichen  Be 
wegung  der  körperliehen  Organe  als  ein  der  menschlichen  Seele 
vom    Schöpfer   speciell   verliehenes   Vermögen   zu    bezeichnen, 
was  im  Grunde   schon   deshalb   unzulässig  ist,   weil   auch  den 
Thieren  das  Vermögen  willkürlicher  Bewegung  zukommt.  Frei- 
lich sind  die  Bewegungen  des  Thieres  keine  Motus  voluntarii, 
können  aber  ebenso  wenig  als  Motus  involuntarii  im  Sinne  der 
cartesischen  Philosophie  bezeichnet  werden.    Doria  sieht  nicht, 
dass    das  Vermögen    spontaner   Bewegung   bei   Menschen  und 
Thieren  etwas  Natürliches  ist,  unter  dessen  Begriff  eben  sowohl 
die   Bethätigungen   geistiger  Lebendigkeit,   als   auch  jene  der 
sinnlichen  Lebendigkeit  fallen;  er  wusste  eben  über  den  unver- 
mittelten cartesischen  Gegensatz  von  Geist  und  Körper  auch  da  . 
nicht  hinauszukommen,  wo  er  die  Consequenzen  desselben  unter 
Recurs   auf  den   göttlichen  Schöpfer  zu   überwinden  trachtete. 
Er  bleibt  in  dem  Gegensatze  zwischen  rein  mechanischen  Be- 
wegungen  (moti   di   automa)  und    absichtlich    gewollten  Bewe- 
gimgen  (motus  voluntarii)  befangen,  scheint  also    trotz  der  von 
ihm  so  entschieden  betonten  allgemeinen  Naturlebendigkeit  die 
Thiere  im  cartesischen  Sinne  fiir  Automaten  zu   halten.    Da« 
die  Willkür  der  thierischen  Bewegungen  ein  Wiederschein  der 
freien  geistigen  Selbstigkeit  im  Bereiche  der  sinnlichen  Leben- 
digkeit  sei,   entzog   sich   seiner   geistigen   Wahrnehmung,  wie 
er  insgemein    zufolge  des  Beherrschtseins    seines  Denkens  von 
mathematisch  -  mechanistischen   Vorstellungen    in   der  von  der 
niedersten    irdischen   Stofflichkeit   zum    Menschenwesen  hinan- 
führenden  Stufenleiter  nicht  alle  Zwischenglieder   distinct  aus- 
einanderzuhalten  weiss    und    die   teleologische    Beziehung  der 
Entwicklung   des    tellurischen  und    epitellurischen    Lebens  auf 
den  Menschen  ausser  Acht  lässt. 

Aus  der  Idee  des  Menschen  als  TO.zq  der  sichtbaren 
Naturwirkliehkeit  ergibt  sich  ein  Seclcnbegriff,  welcher  die 
Lehre  von  angcbornen  oder  concrcirten  Ideen  in  dem  von  Dorf» 
gemeinten  Sinne  ausschliesst.    Ist  die  menschliche  Seele  ihrem 


Zwei  philosopbischn  Zeitgenossen  nnd  Frcnnde  G.  B.  Vico's.    I. :   P.  M.  Doria.       77  1 

Wesen  nach  die  sublimirtc  substanzielle  Ziisammenfaesiing  der 
gesammten  sichtbaren  Wirklichkeit  und  aller  derselben  imma- 
nenten Rhythmen,  so  muss  sie  im  lebendigen  Contacte  mit  der 
sie  umgebenden  Wirklichkeit  ohne  eine  zu  ihrem  Wesen  noch 
hinzutretende  besondere  Ausrüstung  die  Ideen  der  Dinge  aus  sich 
hervorstellen  können,  und  zwar  nicht  blos  der  sichtbaren  Dinge, 
sondern  auch  jener  höheren  fibersinnlichen  Dinge,  deren  Bild  und 
Gleichniss  die  sichtbare  Wirklichkeit  ist.  Die  göttliche  Vermitte- 
lung  der  ideellen  Wahrheitserkenntniss  fHllt  allerdings  nicht  als 
überflüssig  hinweg,  da  alles  Wahre  nur  im  Lichte  dessen  erkannt 
werden  kann,  der  die  Wahrheit  selbst  in  eigenster  Wesenheit 
ist.  Die  göttliche  Vermittelung  besteht  aber  nicht  darin,  dass 
der  Seele  Ideen  concreirt  werden,  deren  Erfassung  nicht  schon 
in  ihrem  eigenen  Wesen  begründet  wäre,  weil  ihr  für  diesen 
Fall  actuelle  Erkenntnisse  angeschaffen  sein  müssten,  was  gegen 
die  erfahrungsmässig  constatirte  ursprüngliche  reine  Potenzialität 
des  geistig  noch  unentwickelten  Seelenwesens  streitet.  Doria's 
Annahme  concreirter  Ideen  ist  sonach  abermals  eine  missglückte, 
unter  unnöthiger  und  ungehöriger  Herbeiziehung  der  christ- 
lichen Creationslehre  ins  Werk  gesetzte  Cori'ectur  der  platoni- 
schen Lehre  von  der  Wiedererinnerung,  deren  Nachklang  in 
der  Geschichte  der  christlichen  Philosophie  der  mit  einem 
unspeculativen  Seelenbcgriffe  vergesellschaftete  passivistische 
Vernunftidealismus  war.  Doria  hat  nicht  Unrecht,  wenn  er 
Malebranche^s  Lehre  vom  menschlichen  Schauen  der  Dinge  in 
Gott  mit  der  platonischen  Erkenntnisslehre  in  Verbindung  bringt; 
er  gi'eift  jedoch  fehl,  wenn  er  den  Grundmangel  der  Male- 
branche'schen  Erkenntnisslehre  in  der  Nichtanerkennung  an- 
geborner  Ideen  sucht.  Es  ist  ferner  auch  nicht  richtig,  wenn 
er  den  passivistischen  Charakter  der  Malebranche'schen  Er- 
kenntnisslehre der  Ignorirung  der  Lehre  von  den  angebomen 
Ideen  zur  Last  legt,^  da  gerade  umgekehrt  die  Erfassung  des 
aus  der  Tiefe  der  geistigen  Selbstigkeit  schöpfenden  mensch- 
lichen Erkennens  die  Beseitigung  der  angebomen  Ideen  zur  noth- 
wendigen  Consequenz  hat. 


*  Ninn  conto  tenendo  delle  ideo  innate,  che  socondo  Piatone  Tanima  trae 
da  Dio  come  partecipante  della  di^nna  essenza,  dice,  che  Iddio  pone  in 
noi  i  pensieri;  quasi  volesse  dire,  clio  Iddio  ponsa  coutinuamente  in  noi. 


772  Werner. 


Doria  lässt  die  der  menschlichen  Seele  concreirten  Ideen 
durch    die   Ein  Senkung   der  Seele    in    den    menschlichen  Fötus 
verdunkelt  werden ;  sie  erlöschen  aber  hiedurch  nicht,  sondern 
wirken  in  der  Form    eines  allmälig  mehr  und  mehr  anfWachen- 
dcn  Dranges  nach  Erkenntniss  des  Wahren,  dessen  Liebe  der 
Seele  angeboren  ist.     Aus  diesem  Streben    entwickeln  sich  die 
Potenzen  der  Seele  als  eines  intellectionsföhigen  Empfindungs- 
wesens.    Als  intellcctionsfahig  participirt  sie  an  der   göttlichen 
Intelligenz ,    zufolge   welcher   das   göttliche  Wesen   sich  selbst 
wahrnimmt  und    versteht;    so  hat   denn   auch  die    menschliche 
Seele  das  Vermögen,  ihr  Leben  und  Empfinden  wahrzunehmen, 
und  in  Folge  dessen   bildet  sich   aus  der  Seele  das  Vermögen 
der  sinnlichen  Einbildungskraft   hervor,   welche  in  der  Eigen- 
heit der  Seele  besteht,  in  ihrem  Denken  die  Bilder  der  durch 
die   äusseren   sinnlichen  Einwirkungen  in  ihr  erzeugten  SensÄ- 
tionen  zu  gestalten.    Die  sinnliche  Imagination  ruft  einen  sinn 
liehen  Willen   wach;    die   im  Gehirne   hinterbliebenen  Spuren 
des    sinnlichen  Eindruckes  machen,    dass    die  Seele  die  Bilder 
der  sinnlich  percipirten  Objecte  auch  in  Abwesenheit  derselben 
bemerken  kann,    und  veranlassen  so   die  Entstehung  des  sinn- 
lichen Gedächtnisses.     Unter  Conciurenz  dieser  rein  sinnlichen 
Potenzen  entwickelt  sich  in  der  Seele  das  Vermögen  einer  sinn- 
lichen Ratiocination ,    welches    auch  im  Thiere   vorhanden  i«t: 
seine  Functionen  gehen  vor  sich  ohne  Abstraction  und  Reflexion, 
d.  h.  ohne  dass  die  Seele  auf  diese  Functionen    advertirt  oder 
dieselben  vorzunehmen  sich  entschliesst.    Dem  sinnlichen  Ver- 
mögen der  menschlichen  Seele  entsprechen  in  höherer  Ordnung 
als  intellectuelle  Potenzen  der  intellectuelle  Wille,  die  intellec- 
tuelle  Reflexion,  das  intellectuelle  Gedächtniss,  die  intellectuelle 
Ratiocina tion,  die  intellectuelle  Imagination.    Der  erste  Act  der 
intellectiven  Thätigkeit  ist  die  Erfassung   der  Realität  des  Ich 
als   denkenden   Seins.      Dieser   Act    schliesst    die   Thätigkeiten 
des    intellectuellen  Wollens,    der  intellectuellen  Reflexion,  der 

Om  secondo  qnesto  sentiniento  di  Malebninche  noi  sarebbomo  ji  riguarf* 
dl  Dio  quello,  cho  Ia  tromba  inanimaU  e  a1  snonator  di  tromb«. 
Difesa  IT,   p.  145. 


Zwei  philosophische  Zeitgenossen  und  Freunde  G.  B.  Vico's.    I.:  P.  M.  Doria.       773 

intellectuellen  Ratiocination  in  sieb;  in  der  ratiocinativen  Er- 
fassung der  Idee  der  unendlichen  Substanz  und  ibrcr  Attribute 
betbätiget  sieb  das  Vermögen  einer  intellectuellen  Imagination. 
Intellectualität  ist  in  den  Actionen  aller  dieser  Vermögen  gleicb- 
bedeutend  mit  Abgezogenbcit  von  den  Sinnen;  das  intellectuelle 
Gedäcbtniss  ist  die  unerlässlicbe  Hilfsquelle  der  intellectuellen 
Ratiocination,  welche  aus  den  durch  abstracto  Meditation  ge- 
wonnenen und  in  der  seelischen  Erinnerungskraft  hinterlegten 
Notionen  sich  zu  eombiniren  hat.  Die  intellectiven  Potenzen 
der  menschlichen  Seele  bekunden  durch  sich  selbst  das  Vor- 
handensein angeborner  Ideen  in  denselben;  ohne  das  Vorhan- 
densein derselben  würde  die  ins  Sinnenleben  des  stoflFlichen 
Körpers  eingesenkte  Seele  nie  dazu  kommen,  zur  Wiederge- 
winnung ihrer  göttlichen  Natur  sich  denkend  mit  Gott  und 
den  rein  geistigen  Naturen  zu  einigen.  Zwischen  den  intellec- 
tuellen und  sinnlichen  Vermögen  der  Seele  stehen  zwei  andere 
Vermögen,  welche  sich  aus  den  abstracten  Ratiocinationen  Über 
sinnliche  Objecto  ohne  Aufsteigen  zur  Betrachtung  der  Ur- 
sprünge und  Essenzen  der  Dinge  herausbilden.  Doria  wählt 
für  das  erstere  dieser  beiden  Vermögen  die  Bezeichnung:  Razio- 
cinio  intellettuale  sensibile  e  pratico,  das  andere  wird  von  ihm 
Imaginazione  schlechthin  unter  Weglassung  eines  charakteristi- 
schen Beisatzes  genannt.  Dadm'ch  soll  es  von  den  beiden 
anderen  vorerwähnten  Arten  der  Imaginazione  unterschieden 
werden. 

Doria  schreibt  dem  menschlichen  Geiste  eine  unbegrenzte 
Entwickelungsftlhigkeit  zu  und  will  dadurch  seine  philosophische 
Anschauungsweise  von  jener  eines  Descartes  und  Malebranche 
unterschieden  wissen,  welche  eine  solche  unbegi'enzte  Entwick- 
lungsfilhigkeit  wohl  dem  intellectuellen  Willen  des  Menschen, 
nicht  aber  der  menschlichen  Denkanlage  zuerkennen.  Ist  doch 
das  Wollen  nichts  Anderes  als  ein  Act  des  denkenden  Geistes 
und  kann  nur  Gedachtes  zum  Gegenstande  .und  Inhalte  haben. 
Wie  der  durch  sinnliche  Einflüsse  verderbte  Wille  unbegrenzt 
viele  verschiedene  Wollungen  haben  kann,  so  kann  er  um- 
gekehrt auch  den  menschlichen  Geist  zur  Anstrebung  unbe- 
grenzt vieler  Erkenntnisse  veranlassen,  indem  er  ihn  bestimmt, 
von  den  angebornen  Ideen  und  von  dem  der  menschlichen 
Seele  verliehenen  Vermögen  der  abstracten  Ratiocination  einen 

SiUangsber.  d.  phU.-hist.  Cl.  CXI.  Bd.  H.  Hft.  50 


774  Werner. 

¥nö^Iicli8t   ^utcn   Gebrauch    zu    uiacheD.     Der  W2k  rAatki 
in    dicHcin    Falle   einem   iiinerlich.sten    Anirkbe  4«"  tcÄ^k« 
Oeiötnatur,  die  ihrem   eigentlichen  Wesen  nmch  liei^  «»d  b- 
tc;lligenz  int  und  in  beiderlei  Beziehung  Gott  zmn  «.»i^ene ihrei 
Hegeliren8    hat.     Die    menschliche   Seele    bat    ein   acftboiM« 
Begehren,   sich    im  Erkennen    und  Thun  mh  G<«  za  rertkih 
liehen  und  Uottes  scliüpferisches  Thun  nacfanuluiieii.  Letnoci 
geschieht   auf   dreifache    Weise:     im    Schaffen    de»    käacden' 
Hchen  Dranges,  im  methodischen  wissenschaftlichen  ScliaSei.iB 
Scliaffeii  und  Wirken  des  militärischen  Genies.   Diese»  dra&ck 
Schafleri  bezieht  sich  auf  die  drei  Gebiete  der  hohem  inIefle^ 
tuellen  LebensthUtigkeit  des  Mensclien^  auf  Konst,  WisBemckfi 
und   sittliclies   Tugendstreben,    dessen    höchster   Entwickhisgi' 
grad    in    der    heroischen    Tugend    besteht.'      '^Nbi*;  nnd  U*; 
gelten  Doria  als  zwei  wurzelverwandte  Wörter:  ^Epu^  heiemA 
den   dem  Unendlichen,   Ewigen   und  Göttlichen   zogewendctei 
Drang  der  Seele,  dessen  sittliche  Ausbildung  und  Disciplimmf 
in    der  Tugend   des  Helden   sich    darstellt.^     Stellt  im  HeUn 
sich  der  Mann  als  der  vollendete  Mensch  dar,  so  ist  der  F&nt 
der  in  den  seinem  Stande  ziemenden  Tugenden  erzogen  wori« 
ist  und  dieselben   praktisch    bethätiget,  jene   vollendete  Naci»' 
bildung  Gottes  auf  Erden,  welche  in  den  Personen  der  Fftnw 
verkörpert  sein  soll.^ 

Die  philosophischen  Untersuchungen  Doria*8  stellen  ki*f^ 
mit  ihre    von  Doria  mit  Vorliebe    gepflegten    praktischen  T<* 

1  Non  fiarebben»,   per  inio   avviso,    in    tutto   perfetti  i  gnindi  arnntmi- 
cho  la  Metatisica  arreca  air  uman  ^ciiere,    se  quelli  entro  i  toU  U*»> 
dolla  conoscenza  dello   origini  e  dell'  esjtenze  delle   scienze  e  delle  tf^ 
si  restriiigeBHero.  II  piu  nobile,  il  piü  grande  e*l  piü  atile  aTrantafpO' 
che   la   MetafiHica   arreca   all'  uomo ,    v  quello   di  poter  innaliar  U  <>* 
mento  a  ravvisar   in    Dio,    come  in  uno   8i>ecchio  le  origini  e  rt*«* 
di  quelle  virtü,  cbo  dobbiam  seguire,  e  di  quell"  eccelse  virtu,  che  cc^ 
tuiscono  l'essenza  del   vero  Eroo,   onde    poi  egli  pu6  in  sna  mente  to" 
tinguere  i  vizj   dalle   virtü,    le   virtii  vere  delle  falite   ed   apparenü,  ^ 
virtü  eroiche  dalle   semplici  rirtu  morali,   proprie  delP  ouesto  cittidiw 
padre  d'onorata  famiglia;    ed  alla  periine  pnt)    formare  nella  sna  meate 
le  idoo  delle  cose  tutte.    II  cnpitano  tilosofo  I,  p.  15. 

-  La  purola  Kro«  i'  Tistessa  cosa  che    amore,    onde   TEroe  e  dalV  amow 
penerato  e  prodotto,    O.  c,  I,  p.  Iß. 

^  Della  cducazione  del  principe,  c.  ;>. 


•  2allEgn 


775 


^idenzcD  ans  Licht,   in  welclieo  zuDächel  auf  Fragen  der  Moral 
■"Ond  PJidagogik  Beaug  genommen  und  weiterliin  die  Jij'ziehung 
Ifilr  den  Dienst  des  Üffentliuhen  Lebcuu  ins  Auge  gefasüt  wird. 
'  Doria  begriindel  die  Noth wendigkeit  und  diu  Functionen  einer 
rationellen   Pädagogik   aus   der   Beschaffenheit    der   Lebenszu- 
etände  der  in  die  sinnliche  Leiblichkeit  eingesenkten  Mcnscben- 
seele.     Daü   gesanimte   höhere   Frkenntni ssleben   der  äecie   ist 
in  Folge  dieser  Fintieiikung  anfänglich  in   tiefstem  Ei^ehlai'c  be- 
graben  und  von  den  zuerst  sich  entwickelnden  Habituaü täten 
des   sinnlichen  Uet'allens    und  Begehrens   niedergehalten ;   Auf- 
■abe  der  Erziehung  ist,  in  der  kindlichen  tieele  Hab itiiati täten 
mtgegengesetzter  Art  herauszubilden   und   die   hiermit   geistig 
ntarkte  Seele  zur  Erfassung  des   ewigen  Wahren   anzuleiten. 
Der  Erfolg  der  Erziehung  bestiinuit  sich  nach  der  iiattulichen 
iehaflenheii  der  Seelen,  welche  bei  verschiedenen  Menschen 
»erschieden  ist.     Nach  Flato's  Lehre  participiron  die  versehie- 
I  Menschenseelen   in    verschiedenem  Grade  an   der  Liebe 
Lv&d  Intelhgenz ,   welche  in  (iott  ist ;   die   in   dieser  Beziehung 
grou  Natur   aus   dlirftig   ausgestatteten  Seelen   werden  es   auch 
i  guter  Ei'ziehung  und  Leitung  nie  zu  etwas  Grossem  bringen, 
lOndem    bleiben  für  immer  im  Banne  der  Mittebuässigkeit  be- 
;    es    fehlt    ihnen    jener    schwunghafte    Antrieb    (^estro), 
preleher  bevorzugte  Naturen  über  das  Gewühnliche  hinaushebt.' 
nicht  begeisterte  Liebe,    sondern  unedle  Fuieht  beherrscht  sie 
1  Natui'  aus  und  raubt  ihnen,    wotern  sie  der  nöthigeu  Auf- 
geht und  Leitung  entbehren,  die  Kraft  des  Widerstandes  gegen 
4ie   Aureizungon    zum    ISeldimmen    und  Verkehrten.     Anderer- 
jeits  tritt  aber  die  volle  Energie  des  Bösen  in  den   von  Natur 
■>  bevorzugten  Naturen  hervor,  deren  sittliche  Erziehung  und 
leituug  veruaehlüßsigt  wurde;  denn:  Oorruptio  optimi  pessima. 
Poria   stellt    eine  Reihe    von    Leitsätzen    auf,    welche,    aus    der 
latonischeu  Doctrin  abgeleitet,   nach  seinem  Dafürhalten  sich 


•  Percbe  l'estri)  *  qDullo, 
gu&rda  le  Bublluii  e  iiuovt 
{larobe  la  n.atura  Konimiiiii 

fsuolti  di  ro^ioDar«,  pussHou 
e  quella  ilei  C'ritid,  U  i^uili 
DifBsa  U,   p.  »^■i. 


e  priHlure  la  ureaiiooe  cohS  in  eib  ehe  ri- 
DDUBuenze,  come  nelle  altre  oroiclie  azioni, 
i  a  tDtti  gll  uomini  Du  snfSciente  grado  di 
die  tntti  quügli  uummi,  i  (junli  hiuiQU  1» 
.ltri<tii  acquiatnre  In  suienza  dei  Piüiaiiti, 
■lon   dipeude  dall'   eelra   e   dall'  amüra. 


77G  Werner. 

mit  Nutzen  für  die   sittliche  und    geistigre  Erzk-bsu  i^  kind- 
lichen und  ju<^endlichen  Alters  venverthen  lass^rc.    iHi  caär 
liche  Ziel  des  menschlichen  Glückäeligkeit^strekeiL»  ist  &V«t- 
ühnHchung  mit  dem  göttlichen  Einen^  welche«  im  husHUKki 
Zusammenklange    des    geistigen    und     sinnlichen    Wescu  itf 
Menschen    sich    reäectirt.      Dieser   Zusammenkluu:  vir  «okl 
vor   dem  Sündenfalle  im  Menschen  vom  Anfknge  her  voifai* 
den^   ist  es  aber  jetzt  nicht  mehr^    sondern  moi»  erst  aDidig 
errungen   werden  y   soweit  er  überhaupt  im   menscbEdKa  2A- 
leben   durch  die   geistig-moralische   Selbstherrschaft   de»  X» 
sehen  errungen  werden  kann.     Die  Vernunft  ist  im  gf&Deaci 
Menschen    schwächer    als   der  Wille  und  als    die  in  der  Sech 
zuerst  hervorgebildeten  Habituali täten :  die  derselben  vom  Äi- 
fange   her,    vielleicht  schon   im  Mutterschoosse    eingedrikbei 
sinnlichen  Habitualitäten  gehören  zur  Natur  des  Menschet  nJ 
lassen    sich    durch   das  Gebot   der  Vernunft    wohl  eindionMi 
und  beherrschen,  aber  nicht  ausrotten.    Die  später  enroita* 
Habitualitäten  sind  im  Verhältniss  zu  den  ursprunghcheB  Bfti^ 
liehen  HabituaHtäten  Abiti    d*  imitazione , '    welche^    soweit  m 
moralisch    gute   Dispositionen    sind,    durch    die  Eroehmi;  ^ 
geprägt   werden    müssen.     Die   Erziehung   hat    vor  ÄDem  m 
Erzeugung  und  Ilervorbildung  von  sittlicher  Willensstirke  ol 
körperlicher   Kräftigkeit   abzuzwecken.     Schwächliche  FbA 
welcher  gar  keine  Spur  von  begeistertem  Drange  nach  Hr4««» 
(Amore^  zur  Seite  geht,  erzeugt  eine  niedrige  Gesinnung,  weick 
nachträglieh  in  Bosheit  und  Lasterhaftigkeit  entartet:  das  geist^ 
Hochgefühl    ohne    Fessel    der    Furcht    verleitet    zu    ungebüh" 
lieher  Selbstüberhebung  und  unbesonnener  Waghalsigkeit  D* 
Willensdispositionen,  welche  dem  jugendlichen  Alter  aner»^*'' 
und  die  Grundsätze,  welche  demselben  eingeprägt  werden  «to« 
müssen  der  heiligen  christlichen  Religion  und  der  menschücb* 
Weisheit  gemäss  sein:    wie  es  aber   nur  Eine   religiöse  WJ*" 

*  A  cAgiou  di  osempio:  colui  ehe  ania  di  fare  un  ingiiuttiziA  e  costrt** 
All  iniit.nre  l'aomo  piusti».  in  facendo  la  giustizia;  il  timido  sold»»,  ■ 
qnale  vorrobbe  fainrire  dal  j»ericolo.  e  costretto  ad  imitare  U  ft'** 
i-ioclii'  valo  a  dire.  oho  pH  iioniini.  che  hanno  contratt«>  dalh  ■•** 
o  dalla  {irima  intViii/.ia  ahiti  di  soiiso  contrarj  alla  rapone.  »ono  s*«|** 
in  nie/Zi»  ad  un  c«>ntinni.<  coml»attiiueuti»  fra  la  prava  volonta  e  I* '*' 
pione      nife^a  11,    p    34*2 


Zwei  philosophische  Zeitgenossen  and  Freunde  G.  B.  Vico's.    I.:  P.  M.  Doria.        777 

beit  gibt,  jene  nämlicb,  die  in  der  Kircbe  hinterlegt  ist,  so 
aueb  nur  Eine  menscblicbe  Weisbeit,  die  das  Heil  des  öffent- 
lieben  Gemeinwesens  sicbert,  die  platoniscbe.  Die  rein  menseb- 
lieben  Tugenden  reieben  ohne  Religion  nicht  aus,  den  Menschen 
sittHcb  aufrecht  zu  halten;  umgekehrt  vermag  die  Religiosität 
durch  sich  allein  nicht  Männer  hervorzubringen ,  welche  zur 
Leitung  des  bürgerlichen  Gemeinwesens  befilhigt  wären.  Um 
den  künftigen  Beruf  eines  Kindes  zu  erkennen,  bat  man  es 
in  seinen  Spielen  zu  beobachten,  in  welchen  es  das  Thun  Er- 
wachsener nachzuahmen  pflegt.  Jeder  Mensch  muss  zu  einem 
bestimmten  Stande  und  Berufe  erzogen  und  an  gemeinnützige 
Beschäftigungen  gewöhnt  werden;  Müssiggang  und  unnützes 
Thun  führt  auf  die  Wege  der  Sünde  und  des  Lasters  und 
ist  von  gemeinscbädlicher  Wirkung.  Der  stufenweise  vor- 
schreitenden Erziebungstbätigkeit  ist  die  Aufgabe  durch  die 
stufenweise  fortschreitende  Entwicklung  des  jugendlichen  Alters 
vorgezeichnet,  welche  in  drei  Perioden  verläuft,  deren  End- 
punkte das  siebente,  vierzehnte  und  zwanzigste  Lebensjahr 
sind.*  In  das  dritte  dieser  Stadien  fUUt  die  Erziehung  zur 
wissenschaftlichen  Erkenntniss,  zu  deren  Förderung  der  Er- 
zieher vor  Allem  die  Gefühle  der  Bewunderung  der  Werke 
Gottes  und  das  Verlangen,  ihre  Ursachen  imd  inneren  Gründe 
kennen  zu  lernen,  wecken  muss.  Nur  ein  von  widersittlichen 
Afixjcten  und  Leidenschaften  gereinigtes  Innere  befkhigt  zur 
Gewinnung  der  wahren  Logik,  die  den  Künsten  der  Sophistik 
zu  begegnen  weiss;  und  wäre  es  möglich,  ohne  sittliche  Selbst- 
reinigung die  richtige  Logik  zu  gewinnen,  so  würde  dieselbe 
doch  niemals  den  Menschen  zur  Weisheit  und  Tugend  hinzu- 
führen vermögend  sein.  Die  Wissenschaft  und  Tugend  wird 
in  Gott  angeschaut,  in  welchem  sie  urhaft  vorhanden  ist;  wer 
zu  dieser  in  Gott  urbildlich  vorhandenen  Wissenschaft  sich 
nicht  zu  erheben  vermag,  wird  nie  in  wahrhaftem  Sinne  des 
Wortes  ein  weiser  und  religiöser  Mensch  sein.  Der  Führer 
zur  echten  Weisheit  ist  Plato,  dessen  erhabene  Lehren  durch 
jene  des  christlichen  Glaubens  zu  ergänzen  sind.  Derjenige, 
dem  die  Gnade  des  Glaubens  versagt  ist,    wird  an  Plato  fest- 

'  Unter  das  »Schema  dieser  drei  Stadien  subsummirt  Doria  auch  seine  Ideen 
über  Prinzenerziehung.    Vgl.  Educ.  del  princ,  capp.  "2 — 4. 


778  Werner. 

haltend  niemals  Atheist  sein,  sondern  die  Religion  des  Sokrates 
bekennen,  welche  ein  zwar  unvoUkomraenes ,  aber  doch  ähn- 
liches Abbild  der  christlichen  Religion  ist.  Die  rein  mensch- 
liche Tugend  besteht  in  der  Nachahmung  Gottes,  die  tiber- 
natürliche christliche  Tugend  in  der  Nachahmung  Christi;  beide 
Arten  von  Tugend  können  miteinander  nicht  collidiren.  Da« 
Christenthum  fordert  nicht  weltscheue  Abkehr  vom  Irdischen 
und  besteht  nicht  auf  einem  mit  den  Einrichtungen  und  Impul- 
sen des  thätigen  Weltlebens  unverträglichen  ascetischen  Rigoris- 
mus. Diese  letzteren  Bemerkungen  zielen  darauf  ab,  ersicht- 
lich zu  machen,  dass  die  Grundsätze  der  Erziehungsweisheit 
mit  den  gottgesetzten  Bedingungen  des  menschlichen  Weltda- 
seins im  Einklänge  stehen  müssen,  und  dass  nur  diejenige 
Philosophie  wahr  sein  könne,  aus  welcher  sich  die  mit  der 
doppelten  Rücksicht  auf  die  sittliche  Vervollkommung  des 
Einzelmenschen  und  auf  das  Gemeinwohl  im  harmonischen  Ein- 
klänge stehenden  Grundsätze  der  Moral  und  Pädagogik  ab  ^ 
ungezwungene  natürliche  Consequenzen  ergeben.  Diese  Philo-  1 
Sophie  ist  aber,  wie  bereits  wiederholt  bemerkt  wurde  und 
nachstehend  unter  specieller  Beziehung  auf  Rücksichten  und 
Anforderungen  des  bürgerlichen  Gemeinwohles  noch  näher  be- 
leuchtet werden  soll,  eben  nur  die  platonische. 

9. 

Doria    spricht   sich    über   das    Verhältniss    seiner  Schritt 
/Delle  Vita  civile^  zu  den  späteren,  in  der  ,Filosofia^  und  ^Di* 
fesa^  enthaltenen  Erörterungen    des    politisch-socialen  Problems 
dahin  aus,    dass    er  in    der  erstgenannten  Schrift  das  Problem 
vom  8tandi)unkte  der  Erfahrung  und  nach  der  praktischen  Seite 
desselben  ins  Auge  gefasst   habe,    während    er   in   den  beiden 
folgenden  Schriften  das  Wesen  und  den  Ursprung  der  bürger- 
lichen Societät  an  der  Hand  Plato's  philosophisch  habe  ergrün- 
den und  beleuchten  wollen.    Plato's  Lehre  vom  Staate  sei  aBc^ 
dings  ganz  ideal  gehalten    und    scheine   mit  der  thatsächlicken 
Wirklichkeit   des  zeitlichen  Menschheitsdaseins   sich  nicht  Ye^ 
einbaren  zu  lassen ;  die  stete  Vergegenwärtigung  des  Ideals  sei 
aber  eine  uucrlässliche  Bedingung  der  Aufrechthaltung  und  För- 
derung gedeihlicher  Lebenszustände,  das  in  Gott  zu  schauende 


ZubI  lUlorafUwka  Ztiifttan  ul  Fmnda  O.  B.TIm'i. 


ewig  Wahre  stets  im  Augo  zu  behalten  sei  ein  Fuudameutal 
gebot  einer  erleuchteten  iijtaate Weisheit.  Indem  die  menüiili liehe 
Seele  ihren  wahren  Ursprung  und  ihr  wahres  Wesen  schaut, 
wird  ihr  Denken  nothwendig  darauf  hingeleitet,  jene  Gebote 
der  Religion  und  der  bflrgerliehen  Ueeittung  zu  erforeehen,  durch 
deren  Beachtung  und  Befolgung  die  Seele  die  durch  ihre 
Einscnkung  in  die  sinnliche  Leiblichkeit  -eingebUsste  Unab- 
hängigkeit vom  Sinnhchen  und  Körperlichen  wiedererringen 
soll.  Plato,  Pythagoras  und  alle  übrigen  methodischen  philo- 
üophischen  Forscher  Griechenlands,  Aegyptens  und  des  ge- 
sammteu  Orients  waren  religiüs  gestimmte  Männer,  welche  die 
Civilisation  auf  die  Erkenntniss  der  geistigen  Wesenheit  Gottes 
und  der  durch  Gott  gegründeten  und  geleiteten  sittlichen  Welt- 
ordnung gestützt  sehen  wollten ;  sie  erkannten  in  Gott  den  Be- 
lohner der  Tugend  und  Bestraier  des  Bösen ;  sie  sprachen  der 
menschlichen  Seele  ein  Theilhaben  au  den  Vollkommenheiten 
des  göttlichen  Wesens  zu.  Den  methodischen  philosophischen 
Forschem  des  griechischen  Alterthuras  standen  die  Sensisten  und 
•Sophisten  gegenüber,  deren  Lehren  nur  dazu. dienen  konnten, 
die  geistigen  Unterlagen  der  Societät  und  Sittlichkeit  zu  unter- 
graben. Sie  lebten  in  neuerer  Zeit  wieder  als  Gegner  des 
christlichen  Flatonismus  auf;  die  Gassendisten  sind  die  wieder- 
erstandenen alten  Epikuräer,  die  Spinozisten  die  Wiederemeuerer 
der  von  Flinius  '  geschilderten  philosophischen  Secte,  deren  An- 
hänger dem  unendlichen  güttiichen  Wesen  eine  unendliche  Welt- 
Hubstanz  substituirten  ;  in  den  Jansenisten  sind  die  alten  Stoiker 
wieder  auferstanden,  in  ihren  p ro b ab ilisti sehen  Gegnern  die 
Sophisten  der  antiken  Moral.  Alle  diese  Gegner  des  christ- 
lichen Flatonismus  versichern  zwar,  dass  sie  Rehgion  und  Moral 
hochhalten ;  ihre  Erfahr ungs maxi men  sind  jedoch  nicht  darnach 
angethan,  die  Herrschaft  dieser  idealen  Mächte  zu  begründen 
oder  sicherzustellen.  Doria  nimmt  hier  speciell  auf' eine  Schrift 
Locke's  über  Kindererziehung  ^  Bezug  und  klagt,  dass  in  der- 
selben die  gesammte  Aufgabe  der  Erziehung  nur  darein  gesetzt 


<   Bist,    DHt.    II,    c.    1. 

'  ZneiBt  erauliienea;  LudiIüii,  169.^.  daun  io  franzOsiaclier  Uebersetiung 
mit  ZuaAtteu  von  Coala  lG9ö.  Ueber  die  mehreren  Aiifla^n  dieser 
Schrift  unil  ihren  Inhalt  vgl.:  Dictionnairc  de>  sciencea  philoaophiquea 
(Paris,  1S4-1  ff.),  Uns  111,  pp.  595  scj. 


7S0  Werner. 

werde,  dem  Körper  und  Willen  des  Kindes  gewisse  Habituali- 
tiiten  einzuprägen;  die  religiöse  Erziehung  und  Bildung  des 
Kindes  werde  nur  oberHächlieh  behandelt  und  der  religiöse 
Unterricht  auf  eine  kurze  Belehrung  über  Gott  als  Schöpfer 
und  Oeber  alles  Guten  beschränkt.  Von  einer  Weckung  der 
Gottesfurcht  und  des  begeisterten  Aufschwunges  zum  Ewigen  und 
GöttHchen  ist  bei  Locke  keine  Rede;  ihm  genügt  die  Einprägung 
einiger  weniger  bekanntester  Glaubens-  und  Gebetsformeln.  Er 
gestattet  nebenher,  dass  man  die  Kinder  über  die  Existenz 
geistiger  Wesen  belehre,  will  aber  nicht,  dass  man  sich  hiebei 
lange  aufhalte,  wie  er  denn  überhaupt  von  Metaphysik  nichts 
wissen  und  dieselbe  aus  dem  Unterrichte  in  den  Schulen  ver- 
bannt sehen  wolle.  Er  empfiehlt  eine  spielende  Unterrichts- 
methode, um  dem  Kinde  das  Lernen  möglichst  leicht  und  an- 
genehm zu  machen;  seine  Winke  über  sittliche  Erziehung  geben 
zu  erkennen,  dass  er  diese  heiligste  Aufgabe  in  der  aller- 
seichtesten  Weise  auffasse.' 

10. 

Doria  schien  zu  ahnen,  dass  die  durch  Locke's  Empiris- 
mus repräsentirte  Reaction  gegen  die  Ueberlieferungen  einer 
idealistischen  Philosophie  eine  tiefgreifende  dauernde  Nachwir- 
kung haben  dürfte,  welcher  durch  die  ihn  durchaus  nicht  be- 
friedigenden Zustände  der  philosophischen  Bildung  seines  Zeit- 
alters die  Wege  gebahnt  zu  sein  schienen.'^  Er  entschloss  sich 
daher  zu  einer  ausfVihrlichen  Beleuchtung  des  in  Locke's  Haupt- 
werke niedergelegten  philosophischen  Denksystems,  welches  er 

'  ])i()  guHi'di  che  tal'  uiio  ni  »ogwimso  di  proporro  por  massima  questa 
»efriunito,  ciou:  cho  sin  necostiariü  nccostumare  dalla  prima  infansia  i 
fanciulli  a  ritlotteru  im  poco  in  ;i8trattu  intorno  ngli  errori,  iioi  qiiali  i 
soiKsi  ci  fan  aidero,  accio  poi  divonuti  adulti  poHäanu  oinoiidaro  j^li  er- 
rori  doi  loro  Heiiui,  o  })raticare  qucl  precetto  do'  Greci:  Nosce  to  ipsuiii; 
porclir  coiiiocho  quoste  ritlcHsioni  intorno  ai  sensi  sentono  un  poco  del 
Mot<'iii»ico,  il  Sif^n.  Locke  le  proibcrebbo  ai  g-overnatori  dei  faticiulli,  come 
f^ravissinii  errori  da  non   i-ommotterHi  nelT  educaziouo.    Difosa  II,  p.  322. 

-  Non  poöso  intralasciar  di  dire,  cho  porciu  che  riguarda  alla  Metafisica, 
alla  Moralo  ed  a  Politic^,  lo  (juali  8ono  i  piü  utili  e  nobili  frutti>  che 
si  devonu  dalla  scionza  ricavare,  la  nostra  moderna  »Sapionza  non  solo 
non  6  utile,  ma  e  ])ornicio8a,  a  cag-ione  cho  va  tutta  a  torminaro  nella 
ISotistica  e  nel  Scetticismo.    Difosa  II,   p.  320. 


Zwei  philosophische  Zeitj^enossen  und  Freunde  O.  B.  Vico's.    I.:  P-  M.  Dorta.       Toi 

im  Allgemeinen  als  sensistischc  Metaphysik  charakterisirte. 
Durch  diese,  eine  Contradictio  in  adjecto  enthaltende  Bezeich- 
nung wollte  Doria  von  vorneherein  den  inneren  Widerspruch 
des  philosophischen  Unternehmens  Locke's  kenntlich  machen. 
Locke  wolle  mittelst  einer  der  Physik  angehörigen  Forschungs- 
methode die  der  Metaphysik  angehörigen  Betrachtungsobjecte: 
den  Urspning  der  Ideen,  die  Natur  und  Wesenheit  der  seelischen 
Potenzen  erklären  —  Dinge,  die  nicht  vermittelst  einer  auf 
Sensationen  gestützten  Reflexion,  sondern  nur  mittelst  eines 
von  den  Sinnen  abgezogenen  Denkens  erkannt  werden  können. 
Wie  Cartesius  in  seiner  Physik,  so  stützt  sich  Locke  in  seinen 
Untersuchungen  über  den  menschlichen  Verstand  auf  eine  un- 
erwiesene  und  unerweisliche  Hypothese,  auf  die  Behauptung 
nämlich,  dass  es  keine  angeborenen  Ideen  gebe,  die  Seele  viel- 
mehr eine  völlig  unbeschriebene  Tafel  sei.  Seine  Anhänger 
behaupten,  dass  er  hierin  Aristoteles  auf  seiner  Seite  habe, 
den  Urheber  des  Ausspruches:  Nihil  in  intellectu,  quod  non 
fuerit  in  sensu.  Allerdings  hat  Aristoteles  diesen  Ausspi^uch 
gethan ;  es  wäre  jedoch  verfehlt,  ihn  deshalb  in  Eine  Linie  mit 
Epikm-  zu  stellen,  auf  dessen  Seite  der  vom  particulären  Sinn- 
lichen ausgehende  Locke  sich  stellt. ^  Aristoteles  verlegt  mit 
Plato  das  Wissen  in  die  Uni  versahen,  in  deren  Erfassung  sich 
die  Participation  der  menschlichen  Seele  an  der  intelligenten 
Natur  des  göttlichen  Wesens  bekundet;  damit  ist  aber  unab- 
weislich  die  über  die  sinnliche  Wirklichkeit  erhabene  gottver- 
wandte Natur  der  menschlichen  Seele  involvirt,  mit  welcher 
sich  das  aristotelische  sensistische  Erklärungsprincip  der  sinn- 
lichen Erkenntniss  freilich  nicht  verträgt.  Aristoteles  wollte  die 
platonische  Lehre  verbessern,  konnte  aber,  soweit  er  von  der- 
selben abwich,  sich  nur  in  Widersprüche  mit  sich  selbst  ver- 
wickeln. Sein  sensistisehes  erkenntnisstheoretisches  Princip 
stimmt  weder  zu  seinem  Gottesbegriffe,  noch  zu  seiner  strengen 
Unterscheidung  zwischen  thierischer  und  menschlicher  Seele 
und  der  damit  zusammenhängenden  Auseinanderhaltung  von 
Sensation  und  Intellection. 

Locke  will  als  Läugner  der  angeborenen  Ideen  die  Entste- 
hung aller  Ideen  auf  rein  sensistischem  Wege  erklären.  Ausser  der 

»  Difesa  II,   p.  202  sgg. 


äusseren  SeneatioD  ar.erktfont  er  dcktIi  eine  innere  ^>en6JLdon  als 
UrspruDgi»queUe  der  menschlichen  Erkenntnisse:  anter  der  inneren 
^>eni>ation  versteht  er  die  über  di^-  i^innlichen  Pereeptionen  an- 
<re6tellten  Reflexionen.  Er  gesteht  somit  der  menschlichen  Seele 
keine  anderen  Vermögiichkeiten  als  jene  der  äusseren  und  inneren 
Sensationen  zu.  Locke  wäre  nur  zu  fragen,  wie  die  mensch- 
liche Seele,,  die  ursprünglich  nichts  Anderem  als  Tabula  rasa  sein 
soll,  daani  komme,  active  Vermögiichkeiten  zu  haben,  und  wie 
es  komme,  da^fs  dieselben  in  Folge  äusserer  Sinneseindrücke  in 
Actualitäten  übergehen.  Dieser  Uebergang  muss  bei  Locke's 
Gmndannahme  der  Seele  als  ursprünglich  unbeschriebener  Tafel 
unerklärt  bleiben. 

Locke  verspricht  zeigen  zu  wollen,  wie  hoch  der  Mensch 
durch  seinen  Verstand  über  alle  sinnliehen  Geschöpfe  erhaben 
sei,  spricht  aber  dem  Menschen  die  edelsten  und  erhabensten 
Erkenntnissfähigkeiten  ab:  der  Mensch  soll  unvermögend  sein, 
sich  eine  Idee  der  unendlichen  Substanz  und  rein  geistiger 
Wesen  bilden  zu  können.  Er  verwirft  gemeinhin  alle  Meta- 
physik und  schliesst  dieselbe  aus  seinen  Untersuchungen  über 
den  menschlichen  Verstand  grundsätzlich  aus,  überhebt  sich 
aber  der  Angabe  von  Gründen  dieses  seines  Vorgehens.  Gegen- 
über den  Auctoritäten  eines  Pythagoras,  Sokrates  und  Plato 
wäre  es  immerhin  angezeigt  gewesen ,  Gründe  hiefiir  anzu- 
geben; er  begnügt  sieh  statt  dessen  mit  der  wegwerfenden 
Bemerkung;  dass  er  sich  auf  die  unnütze  Frage,  ob  die  Ideen 
von  der  ^laterie  abhängig  seien  oder  nicht,  nicht  einlassen 
wolle.  Manche  Anhänger  Lockens  »in  Italien)  möchten  viel- 
leicht geneigt  sein,  dafürzuhalten;  dass  die  Aufschlüsse  der 
christlichen  Offenbarungslelire  den  platonischen  Idealismus  er- 
setzen und  überflüssig  machen;  damit  wäre  jedoch  keineswegs 
der  auf  Epikur  sich  stützende  Locke  gerechtfertigt  oder  ent- 
schuldigt. Epikur*s  Lehre  steht  zufolge  ihrer  Läugnung  der  ange- 
bornen  Gottesidee  im  Widerspruche  mit  der  aus  der  angebomen 
Gottesidee  sich  erklärenden  Offenbarungslelire  vom  Walten 
einer  weisen,  heiligen  Vorsehung;  sie  gibt  sich  damit  als  eine 
geradezu  irreligiöse  Lehre  zu  erkennen,  als  welche  sie  auch 
im  vorchristlichen  heidnischen  Alterthum  Anstoss  erregte. 
Wenn  Locke  die  angebornen  Ideen  viTwirft,  so  setzt  er  sich 
in  Widerspruch  zur  paulinischen  Lehrweisheit,  welcher  gemäss 


Zwei  philosophische  Zeitgenossen  und  Freunde  G.  B.  Vico's.    I  :  P.  M.  Dorf».       7  OD 

dem  Menschen  das  moralische  Gesetz  ins  Herz  geschrieben 
ist;  Pauhis  bestätigt  die  Lehre  Plato's,  dass  die  Idee  des 
Gerechten  der  menschlichen  Seele  angeboren  sei.  Locke  hin- 
gegen läugnet  mit  Epikiir  die  ideale  Essentialität  der  Gerech- 
tigkeit und  hält  den  Begriff  des  Gerechten  für  eine  einfache 
Notion,  welche  bei  verschiedenen  Menschen  verschieden  sich 
gestalte.  Locke  illustrirt  so  selber  am  besten,  dass  ein  auf 
die  sinnliche  und  geschichtliche  Erfahrung  beschränktes  Denken 
zu  keinen  objectiv  giltigen  Normen  des  Gerechten,  zu  keinen 
gemeingiltigen  Wahrheiten  gelangen  könne. 

Locke  stellt  als  Regeln  seines  methodischen  Vorgehens  in 
Ermittelung  des  philosophisch  Wissbaren  und  Gewissen  fol- 
gende drei  Normen  auf:  Er  will  zuerst  darlegen,  wie  der 
Mensch  zu  jenen  Ideen  komme,  deren  Vorhandensein  in  seiner 
Seele  der  Mensch  wahrnimmt.  Er  will  weiter  zeigen,  von 
welcher  Beschaffenheit  die  durch  das  Mittel  jener  Ideen  er- 
langte Verstandeserkenntniss  sei ,  wie  es  sich  mit  der  Gewiss- 
heit, Evidenz  und  dem  Umfange  derselben  verhalte.  Er  will 
endlich  die  Natur  und  die  Unterlagen  des  Glaubens  von  der  Zu- 
stimmung zu  dem  nicht  mit  voller  rationaler  Gewissheit  als  wahr 
Erkannten  untersuchen.  Die  erste  dieser  drei  Regeln  steht  im 
Widerspruche  mit  dem  von  Locke  vorausgehend  ausgesprochenen 
Verzichte  auf  eine  Untersuchung  der  Natur  des  menschlichen 
Seelen  Wesens ;  denn  nur  unter  Voraussetzung  einer  derartigen 
Untersuchung  lässt  sich  entscheiden,  ob  es  angebome  Ideen 
gebe  und  geben  könne  oder  nicht.  Der  Lösung  des  in  der 
zweiton  Regel  gestellten  Problems  ist  bereits  durch  seinen 
grundsätzlichen  Sensismus  vorgegriffen ;  von  einer  unbefangenen, 
voraussetzungs freien  Erörterung  desselben  kann  da  keine  Rede 
sein.  In  der  Erörterung  des  dritten  Problems  identificirt  er 
die  Begriffe  des  Meinens  und  des  Glaubens,  wie  es  nicht  an- 
ders sein  kann,  wenn  er  beharrlich  daran  festhält,  dass  das 
menschliche  Erkennen  nirgends  über  den  Bereich  der  sinnlichen 
Wirklichkeit  hinausreiche.  Im  Einklänge  damit  behauptet  er, 
dass  wir  keine  positive  Idee  vom  Unendlichen  hätten ;  demnach 
bezieht  sich  unser  Glaube  an  Gottes  Dasein  auf  einen  dem 
natürlichen  Vernunftlichte  völlig  entrückten  Gegenstand.  Wenn 
irgendwo,  so  treten  hier  die  Consequenzen  der  Läugnung  der 
angebomen  Ideen  in  ihr  volles  Licht.  Wenn  nun  Locke  neben- 


7S4  Werner. 

her  sich  iinlieifjchig  machte  das  Dasein  Gotte»  durch  «Ee  Be- 
weisführung zu  erhärten,  welche  den  Gegensumd  des  Beweis« 
khirer  und  evidenter  mache,  als  Euklid  in  der  Prjp-».  3i  d« 
ersten  Buchen  seiner  Elemente  den  Satz^  dass  die  Sujiune  der 
Winkel  eines  Dreieckes  jederzeit  zwei  rechten  Winkeln  gkiA 
sei,  klar  und  evident  zu  machen  wisse,  so  lasst  er  nnerklän. 
wie  es  möglich  sei,  die  klare  und  deutliche  Idee  eines  intdE- 
genten  göttlichen  Wesens  zu  haben,  ohne  ein  eben  so  khrei 
und  deutliches  Bewusstsein  um  die  Unendlichkeit  der  gdttlichen 
Substanz  zu  haben.  Wie  soll  die  Beweisführung:  for  die  Existeu 
eines  übjectes  möglich  sein,  dessen  Wesenheit  der  menschlichen 
Ei'kenntniss  entrückt  ist  ?  Doria  vei^leicht  die  von  Locke  dem 
menschlichen  Verstände  zugewiesene  Ärbeitsthätigkeit  mit  einer 
Arbeit  beim  Kerzenlicht,  zu  welchem  sich  die  vom  menschlichen 
Geiste  angeschaute  Gottesidee  als  Sonnenlicht  verhalte:  e^swire 
thörichter  Eigensinn,  eine  beim  hellen  Tageslichte  mögliche  Ar 
beit  in  einem  von  mattem  Kerzenschein  spärlich  beleuchteten 
dunklen  Räume  vollbringen  lassen  zu  wollen J 

Der  platonische  Metaphysiker  erkennt  in  Gott  die  all- 
gemeine Quelle  aller  Ideen :  Locke  will  die  sinnliche  Erfahmo; 
dazu  machen.  Nun  ist  aber  die  sinnliche  Erfahrung  voll  von 
Täuschungen ;  keine  einzige  Eigenschaft  der  Körper  stellt  acb 
dem  menschlichen  Geiste  durch  das  Mittel  der  sinnlichen  Wahr 
nehniung  so  dar,  wie  sie  an  sich  beschaffen  ist.  Wenn  noB 
Locke  seinerseits  der  menschlichen  Seele  jenes  Abstractioor 
vermögen  abspricht,  mittelst  dessen  dieselbe  sich  den  Täuschun- 
gen der  Sinuenwelt  entziehen  und  in  das  Gebiet  der  reinen 
Intelligibilien  erheben  soll,  wie  kann  auf  seinem  Denkstand- 
punkte  überhaupt  noch  von  einem  Erkennen  der  Wahrheit  die 
Rede  sein  V  Locke  lässt  dieses  Erkennen  durch  Reflexion  Jff 
Seele  über  ihre  inneren  Thätigkeiten  erzeugt  werden.  Wie  kaM 
aber  die  Seele  über  ihre  Thätigkeiten  reflectiren,  wenn  ihr  nicht 
im  Voraus  eine  Erkeimtniss  ihres  Wesens  und  ihrer  Thätigkeiten 

'  Deir  istesso  modo  se  alla  nioiite  umaiia  Iddiu  ha  oouces«u  di  po^t 
voderc  la  luce  della  sua  iiitini\'i  «r.s.senza ,  od  a  iiostro  riguardo  moUo 
aucora  delle  sue  inriiiite  pertVzioiii,  il  .Signor  Locke  e  tirauno  delU 
meiite  umana  qiialora  la  iinpripoiia  nolla  torbida  o  coufuisa  luce  d* 
•»eiisi,  poicli^  Iddio  li*  ha  coiieesso  di  potere  ravvisare  se  stessa,  ^  ^ 
i  origiiie  nolla  ihiara  od  iiiinieiisii  liuo  di  hü.     Dife.sa  1,  p.  71. 


Zwei  philosopbiKfhe  Zeitgenossen  nnd  Freunde  G.  B.  Vico's.    I.:  P.  M.  Doria.       78«3 

eignet;  und  wie  könnte  sie  diese  Erkenntniss  haben,  wenn  sie 
nicht  in  Folge  der  ihr  angebornen  Ideen  dazu  käme,  von  den 
sinnlichen  Eindrücken  abstrahirend,  sich  selber  und  ihren  gött- 
lichen Urquell  zu  erkennen?  Die  erste  abstractive  Thätigkeit 
und  Vorbedingung  aller  nachfolgenden  Abstractionsthätigkeiten 
ist  die  Erfassung  der  mit  der  Realität  des  Geistes  zusammen- 
fallenden Realität  des  Denkens,  womit  sich  die  Seele  in  den 
Bereich  der  übersinnlichen  WirkKchkeit  erhebt.  Locke  weiss 
die  Bedeutung  dieser  von  Cartesius  aufgewiesenen  psychologi- 
schen Thatsache  nicht  zu  würdigen  und  geht  an  derselben  mit 
gleichgiltiger  Geringschätzung  vorüber;  er  will  nicht  begi'eifen, 
wie  man  dazu  komme,  etwas  so  Selbstverständliches,  wie  die 
Thatsache  des  Denkens,  irgendwie  anzweifeln  oder  beweisen 
zu  wollen.  Allerdings  beweist  die  Thatsache  des  Denkens  sich 
durch  sich  selbst ;  es  handelt  sich  aber  um  Ermittelung  dessen, 
was  aus  ihr  sich  beweist,  um  Ennittelung  des  Wesens  und  Ur- 
sprungs der  denkhaften  Menschenseele,  weil  ohne  dem  auch  die 
von  Locke  gestellte  Frage  nach  dem  Ursprünge  der  mensch- 
lichen Ideen  nicht  gelöst  werden  kann. 

Locke  beruft  sich  für  seine  Läugnung  der  angebornen 
Ideen  auf  die  Thatsache,  dass  solche  Ideen  an  Kindern  nicht 
beobachtet  werden;  die  Kinder  hätten  ursprüngUch  keine  an- 
deren Vorstellungen  als  jene,  welche  sie  durch  Vermittlung  der 
äusseren  Sinne  erlangen.  Dieser  Einwand  ist  so  oberflächlich 
wie  nur  möglich.  Die  der  Seele  concreirten  Ideen  können  im 
Kindheitsstande  des  Menschen  nicht  hervortreten,  weil  die  An- 
lässe und  Bedingungen  des  Hervortretens  fehlen ;  der  Kindheits- 
stand repräsentirt  specifisch  und  vorzugsweise  den  Stand  der 
Verdunkelung  der  angebornen  Ideen  zufolge  der  tiefsten  Ver- 
senkung der  Seele  in  die  sinnliche  Leiblichkeit.  Das  stufenweise 
sich  entwickelnde  Vermögen  der  reinen  und  abstracten  Ratioci- 
nation,  in  deren  Kraft  die  angebornen  Ideen  mehr  und  mehr  sich 
aufhellen,  ist  gewiss  eine  ebenso  zulässige  Annahme,  als  die  von 
Locke  angenommene  stufenweise  Entwicklung  der  Sensation  und 
Reflexion,  ja  eine  viel  zuverlässigere  Annahme,  da  sie  auf  einen 
ausreichenden  Erklärungsgrund  gestützt  ist,  während  Locke  zu- 
folge seines  Verzichtes  auf  eine  Erklärung  des  Wesens  der  Seele 
die  beiden  der  Seele  von  ihm  zugeschriebenen  Vermögen  und 
deren  Entwicklung  einfach  nur  als  gegebene  ThatsächUchkeiten 


780  Werner. 

asserirt,  ohne  dieselben  ans  dem  unerkannten  Wesen  der  Seele 
deduciren  zu  können. 

Das  der  Seele  zufolge  ihrer  himmlischen  Abkunft  eignende 
Abstractionsvermögen  ist  kein  todtes  Vermögen,  sondern  es  ist 
unter  der  Hülle  des  seelischen  Empfindungslebens  immer  thätig; 
,die  Seele  denkt  immerfort'.    Locke  verwirft  diesen  cartesischen 
Satz  als  widersinnig ;  das  Denken  habe  nur  im  Wachzustände 
des  ]V[enschen  statt  und  werde  durch  den  Schlaf  unterbrochen; 
sollte  während  des  Schlafes  thatsächlich  ein  Denken  statthaben, 
so  könnte  es  nicht  jenes   der  in  den  Schlaf  versenkten  Seek 
sein,  es  mUssten  somit  zwei  Personen  im  Menschen  vorhanden 
sein.    Locke  weiss  nicht  zwischen  dem  Denken  im  Allgemeinen 
und  dem  Denken   particulärer  Dinge    zu   unterscheiden.    Das 
Denken  im  Allgemeinen  oder  das  Denken  als  solches  fällt  mit  dem 
Wesen  der  Seele  zusammen,  deren  Leben  die  denkende  Wahr- 
nehmung als  solche  oder  der  Sinn  im  Allgemeinen  ist.    Dieser  ist 
immer  und  allzeit  vorhanden,  wenn  auch  die  Attention  desselben 
auf  ein  bestimmtes  particuläres  Object  fehlt;   darum  kann  die 
Seele  auch  während  des  Schlafzustandes  des  Menschen  denken. 
Hörte  nicht  blos  die  particuläre  Denkwahmehmung,  sondern  übe^ 
dies  auch  der  Sinn  im  Allgemeinen,  oder  der  Sinn  als  solcher, 
während  des  Schlafes  auf,  so  könnte  der  schlafende  Mensch  durch 
keine  äussere  Einwirkung  aus  dem  Schlafe  aufgeschreckt  werden. 
Was  vom  Menschen  gilt,  gilt  auch  vom  Thiere,  welchen  gleich- 
falls ausser  den  particulären  Sinnen   ein  Sinn  im  Allgemeinen 
verliehen  sein  kann;  der  Unterschied  zwischen  Menschenseele 
und  Thierseele    reducirt   sich  darauf,    dass   die  Thierseele  der 
menschlichen  Abstractionsfähigkeit  imd  der  dieselbe  anregenden 
concreirten  Ideen  entbehrt.    Wir  entnehmen  hieraus,  dass  Doris 
trotz  seiner  oben  erwähnten  Hinneigung  zur  rein  mechanistischen 
Erklärung   der   thierischen  Bewegimgeu  von   den  Cartesianem 
doch  insofern  sich  unterscheidet,   als  ^r  dem  thierischen  Orga- 
nismus ein  besonderes  seelisches  Princip  vindicirt,    welches  er 
als  empfindungsfahiges  Sein  mit  jenem  der  menschlichen  Seele 
unter  eine   gemeinsame  Kategorie    stellt.^     Als  Beweis  für  d»^ 
Berechtigimg  der  Unterscheidung  zwischen  dem  Sensus  in  genere 

^  Allerdings  ninss  hier  wieder  die  Benifunjz^  auf  das  christliche  Glauben^ 
bewusstseiii  zur  Beorründung:  des  Abgehens  von  der  cartesischen  An- 
sicht zu  Hilfe  genommen  werden :    I  Cartesiani  asserendo,   che  noi  no» 


2w«i  pküoMpkische  Zeitgenossen  ond  Freunde  G.   R.  Vico's.     I. :  P.  M.  Doria.      7 ST 

ind  den  besonderen  Sinnen  führt  Doria  dio  That8iiehe  an^  dass 
iCönig  Jacob,  der  Sohn  der  unglücklichen  Maria  Stuart,  kein 
tntblösstes  Schwert  ohne  Grauen  sehen  konnte,  weil  seine  JMutter, 
la  sie  ihn  noch  in  ihrem  Schoosse  trug,  vor  ihren  Augen  den 
>änger  Riccio  hatte  tödten  sehen.  Der  im  Mutterschoosse  der 
^le  des  Königs  Jacob  mitgetheilte  Schreck  konnte  sich  nicht 
kuf  das  Schwert  als  solches  beziehen,  von  dem  er  ja  als  noch 
ingeborenes  Kind  keine  Anschauung  hatte,  sondern  war  ein 
dlgemeines  Furchtgefühl,  welches  bei  dem  Anblicke  des  ge- 
lannten  speciellen  Objectes  wachgerufen  wurde.  Umgekehrt 
«irken  particuläre  Sinnesempiindungen  und  AfFecte  auch  noch 
m  Schlafzustande  nach  und  reproduciren  sich  im  Traumleben; 
Locke  müsste,  wenn  er  folgerichtig  denken  wollte,  die  Traum- 
oilder  als  Neuschöpfungen  der  Seele  erklären.  Der  Sensus  in 
^nere  war  den  Alten  nicht  blos  bekannt,  sondern  wurde  von 
.hnen  auch  als  moralisches  Erziehungsmittel  verwerthet.  Von 
nnem  griechischen  Philosophen  wird  erzählt,  dass  er  in  aus- 
^lassenen  Jünglingen  durch  eine  ergreifende,  die  Seelen  har- 
Ddonisch  stimmende  Musik  die  ungestümen  Regungen  sinnlicher 
Leidenschaften  zum  Schweigen  brachte-,  die  particulären  sinn- 
lichen Regungen  hörten  somit  in  ihnen  auf,  statt  derselben 
brachte  sich  in  ihren  Seelen  der  Sensus  in  genere  zur  wirk- 
samen Geltung.  Die  alten  Philosophen  liessen  die  generellen 
Sensationen  auch  noch  in  den  Verstorbenen  fortdauern;  die 
Igyptische  Seelenwanderungslehre  war  auf  diese  Ueberzeugung 
gestfLtzt,  nicht  minder  der  Bau  der  Pyramiden  als  Wohnpaläste 
A^  die  im  generellen  Empfinden  vermeintlich  noch  auf  Erden 
bei  den  Ihrigen  weilenden  Verstorbenen.  Doria  glaubt  insge- 
mem  Locke,  der  stets  nur  gegen  Cartesius  polemisire,  auf  die 

posalamo  arere  altre  ideo,  che  quelle  di  duo  sostaiize  diverse,  cioe  la 
i]Hrituale  e  la  corporea,  vogliono  che  Taniina  delie  bestie  sia  a  guisa 
delle  machine  authomate:  perche  io  nella  mia  FiloHotia  ho  gia  dimo- 
•trato,  che  sempre  che  noi  attribuiamo  alla  diviua  Ouiiipoteuza  11  sopra- 
oatarale  ättributo  di  poter  far  cose,  che  sono  sopra  Tordine  della  natura, 
esovra  i  limiti  della  uostra  umaua  intelligepza,  possiamo  aucor  credero, 
che  quel  Dio,  il  quäle  lia  creato  la  sostanza  corporea  realmente  dalla 
soa  divina  sostanza  diversa,  possa  ancora  creare  per  le  bestie  un'  aniina 
di  una  sostanza,  la  quäle  non  abbia  idee  innato,  ma  peri^,  che  abbia  quei 
loli  attributi  dipendenti  dal  senso,  che  il  Siguor  Locke  assegua  ugual- 
i&ente  all*  anima  uiuana,  cheaquella  dei  bruti  auimali.  Difesal,  p.  118. 


78B  Wcrnor. 

alten  methodischen  Philosophen  zurückverweisen  zu  sollen^  bei 
welchen  sich  alle  jene  psycholopschen  Unterscheidungen  fänden  J 
deren  VernachlUssigung    von  Seite   des  Cartesius  allerdings  zu 
nicht   wenigen    berechtigten  Ausstellungen    Anlass   biete,    ohne 
dass  jedoch    hieraus  für  Locke  ein  Vortheil  erwüchse.    Wenn 
er  den  Metaphysikern  die  Ansicht  aufbürdet,  die  in  den  Schlaf- 
zustand versenkte  Seele  vermöge  sich  zu  erhabenen  geistigen  Be- 
trachtungen aufschwingen,  so  ist  dies  einfach  ein  verunglückter 
Scherz;  kein  Metaphysiker  hat  je  behauptet,  dass  die  mensch- 
liche Seele  im  Schlafe  ausser  den  Leib  versetzt  werde  und  das 
Denkleben  der  Seele  im  Schlafzustande    vollkommener  sei  als 
im  Wachzustande  des  Menschen.    Die  Platoniker  hielten  dafUr, 
dass  die  Seele  zufolge    ihrer  ConsubstanzialitiU  mit  dem  Leibe 
Eindrücke  ihrer  Thätigkeit  in  den  sensorischen  Organen  hinter- 
lasse und  umgekehrt  diese  durch  ihre  Bewegungen  in  der  Seele 
Gedanken  hervorrufen;  keiner  aus  ihnen  hat  aber  je  behauptet, 
dtvss  die  in  den  Schlaf  versenkte  Seele  ein  vom  Körper  völlig 
losgetrenntes  Gedankenleben  entwickle  oder  zu  entwickeln  ver- 
möge.   Wir   Christen,    die    wir  in  Folge   göttlicher    Belehrung 
wissen,  dass  die  menschliche  Seele   aus  einer  von  der  Körper- 
substanz völlig  verschiedenen  Substanz  geschaffen  sei,  sind  aller- 
dings unvermögend,  die  im  menschlichen  Dcnkleben  statthabende 
Wechselwirkung  zwischen  Seele  und  Leib  zu  erklären,  glauben 
aber  an  dieselbe  und  finden  sie  auch  durch  die  Erfahrung  be- 
stiltigt;  wir  nehmen  wahr,  dass  die  Lebensgeister  und  die  sen- 
sorischen Organe  durch    das   abstracto  Denken   afficirt  und  in 
Bewegung  gesetzt  werden,  wenn  auch  in  geringerem  Masse,  als 
wenn  die  Seele  ihre  Aufmerksamkeit  den  von  äusseren  Gegen- 
ständen in  ihr  sich  bildenden  Perceptionen  zuwendet. 

Da  Locke  den  Geist  nicht  als   eine   vom  Körper  wesen- 
haft unterschiedene  und  somit  ihrer  Natur  nach  vom  Sinnlichen 

*  I  metaiiKici  anticlii  Hapevnno  far  diHtinziono  fra  il  pensiero  particolare 
ed  il  8en80  in  ponoro,  o  sia  il  pensioro  in  j^onoro;  Rapevano  far  distin- 
zione  fra  la  percozione  dol  scnso  e  la  ritiosmone,  fra  la  riflesAione  eM 
raziocinio,  fra  razioctnip  astratto  e  puro  ed  in  tutto  distaccato  da'  sonst 
e  raziocinio  Ronsibilo,  porcluN  impiof^ato  in  o^getti ,  che  sono  seniiibili; 
Bapevano  far  distinzioni  frn  modo  di  raziocinio  e  modo  di  raziocinio ; 
od  alla  pprfine  sapovano  faro  tntto  quölle  importanti  difltinzioni  fra  le 
potenze  deir  anima,  che  not  abbiamo  fatte  nella  parte  qninta  della 
uostra  Filosofia  (siehe  oben  S.  772  f.).    Difesa  I,   p.  lOG. 


Zwei  philosophische  Zeitgenossen  nnd  Freunde  G.  B.  Vico's.    I.:    P.M. Dori».       789 

abgezogene  Realität  erkennt,  so  kann  er  auch  das  Factum  der 
Denkabstraction  als  eines  spontanen  Sichselbstabziehens  des 
Geistes  vom  Sinnlichen  nicht  verstehen.  Für  ihn  besteht  die 
Abstraction  darin,  dass  die  Ideen  der  sinnlichen  Dinge  in  be- 
stimmten Wortbezeichnungen  festgestellt  und  diese  als  etwas 
von  den  vielfältig  diversificirten  Erscheinungsweisen  der  mit 
denselben  Namen  belegten  Dinge  Getrenntes  angesehen  werden. 
Dieses  Denkverfahren  kann  jedoch  nur  unter  Voraussetzung 
der  von  Locke  geleugneten  Existenz  der  Universalien  als  be- 
rechtigt gelten;  der  von  ihm  den  Metaphysikem  gemachte 
Vorwurf,  dass  sie  leere  Namen  fllr  die  Wesenheiten  der  Dinge 
nähmen,  fällt  auf  ihn  selbst  zurück.  Locke  sucht  dadurch, 
dass  er  den  Begriff  der  Substanz  von  jenem  der  Wesenheit 
abtrennt,  die  philosophische  Erweisbarkeit  der  Realität  von 
Substanzen  zu  ermöglichen.  Dies  stimmt  aber  nicht  zu  seinem 
grundsätzlichen  empiristischen  Sensismus,  welchem  gemäss  er 
ausdrücklich  betont,  dass  wir  in  das  Innere  der  Dinge,  d.  h. 
in  dasjenige,  was  hinter  dem  Complex  der  sinnfälligen  Eigen- 
schaften eines  Dinges  steht,  nicht  einzudringen  vermögen. 

Locke's  Denksystem  ist  auf  die  sinnliche  Gewissheit  ge- 
stützt; die  menschlichen  Erkenntnisse  werden  ihm  in  dem 
Grade  Ungewisser,  als  er  über  jene  Art  von  Gewissheit  sich 
erheben  will.  Er  selber  sagt,  dass  die  abstracte  Demonstration 
weniger  Gewissheit  gewähre  als  der  sinnliche  Augenschein. 
Unter  der  abstracten  Demonstration  versteht  er  die  auf  mittel- 
barem Wege  durch  Reflexion  erlangte  Erkenntniss  der  Ver- 
einbarkeit oder  NichtVereinbarkeit  bestimmter  Ideen.  Indem 
er  die  Benennung  ,abstracte  Reflexion'  auf  die  innere  Sensation 
überträgt,  sieht  er  von  der  wahrhaften,  in  der  Natur  des  im- 
materiellen Geistes  begründeten  Abstraction  ab;  aus  seiner 
Behauptung,  dass  die  durch  abstracte  Reflexion  ermittelten 
Erkenntnisse  minder  gewiss  seien  als  jene  des  sinnlichen 
Augenscheines,  fliesst  als  unabweisliche  Consequenz,  dass  die 
geometrischen  Demonstrationen  nicht  denselben  Grad  von  Ge- 
wissheit ansprechen  können  wie  die  durch  sinnlichea  Augen- 
schein gewonnenen  Erkenntnisse. 

Zu  den  zahlreichen  Widersprüchen  des  Werkes  über  den 
menschlichen  Verstand  gehört,  dass  einerseits  behauptet  wird, 
unsere  Erkenntniss    schreite   nirgends    über    den    Bereich    des 

Sitznngsber.  d.  phil.-hist.  Ol.  CXI.  Bd.  U.  Hft.  51 


7f>0  Wornor. 

Sinnliclicn  hinaus,  andererseits  aber  auf  der  Demonstrirbarkeit 
der  sittlichen  Wahrheiten  bestanden  wird,  während  doch  neben- 
her wieder  gesagt  wird,  dass  der  Gerechtigkeitsbegriff  und  die 
übrigen  Tugend  begriffe  bei  verschiedenen  Völkern  verschieden 
modificirte  Meinungsansichten  seien.  An  einer  anderen  Stelle 
unterscheidet  er  dreierlei  Arten  von  Erkenntnissen:  die  intuitive 
Erkenntniss  unserer  Existenz,  die  demonstrativ  erworbene  Er- 
kenntniss  der  Existenz  Gottes,  die  sensitive  Erkenntniss  der 
uns  umgebenden  sinnlichen  Objecte.  In  dieser  Eintheilung  der 
Erkenntnisse  fällt  die  demonstrativ  zu  erwerbende  Erkenntniss 
der  Tugendbegriffe  aus.  Die  Unsterblichkeit  der  Seele  gilt 
ihm  als  eine  Glaubenswahrheit,  zu  deren  Stützung  es  nicht 
der  philosophischen  Erweisung  der  Immaterialität  der  Seele 
bedürfe.  Er  meint  die  göttliche  Offenbarung  zu  ehren,  wenn 
er  das  dem  Menschen  von  Gott  verliehene  Vemunftlicht  mög- 
lichst gering  veranschlägt. 

Noch  ist  schliesslich  seine  Missdeutung  der  Lehre  von  den 
angebornen  Ideen  zu  berichtigen.  Er  legt  den  Vertheidigem 
derselben  zur  Last,  dass  sie  die  Grundaxiome  der  Mathematik 
als  angeborne  Ideen  ansähen.  Dies  ist  nach  Doria  unrichtig. 
Die  genannten  Axiome  gestalten  sich  in  der  menschlichen 
Seele  durch  gleichsam  unwillkürliche  Syllogismen,  an  deren 
Bildung  aUerdings  die  angebonicn  Ideen  zufolge  ihres  engsten 
Zusammenhanges  mit  dem  abstractiven  Denken  wirksamen  An- 
theil  haben;  sie  können  aber  als  Producte  des  menschlichen 
Denkens  nicht  unter  die  angebornen  Ideen  eingereiht  werden, 
sie  sind  vielmehr  die  in  Kraft  der  angebornen  Ideen  erzeugten 
ersten  Principien  der  sinnlichen  Wahrheiten,  welche  in  der 
That  nur  mittelst  solcher  Principien  einen  rationalen  Charakter 
erlangen  können.  Das  Wahre  an  unserer  Erkenntniss  de« 
sinnlich  Erscheinenden  ist  in  der  Mathematik  enthalten. 

Wie  nothwendig  das  Festhalten  an  der  Lehre  von  den 
angebornen  Ideen  sei,  beweist  sich  aus  der  Geschichte  der 
Philosophie.  Alle  jene  Philosophen,  welche,  wie  z.  B.  Epikur, 
Demokrit,Anaximenes,  Diogenes  von  Apollonia,  Parmenides  u.  A., 
die  angebornen  Ideen  leugneten,  brachten  es  nicht  weiter  ak 
bis  zur  Annahme  eines  körperlichen,  der  Intelligenz  beraubten 
Absoluten,  während  jene  Philosophen,  welche  die  Existenz 
eines    intelligenten    göttlichen   Uinvesons   und   einer    göttlichen 


Zwei  philoBophischo  Zeitgenoatien  nnd  Frenndc  G.  R.  Vico>.    I.:    P.M.  Doria.     791 

Vorsehung  lehrten,  wie  Pythagoras,  Sokrates,  Plato,  Antisthenes 
and  die  Stoiker,  zugleich  auch  an  der  Lehre  von  den  angebomen 
Ideen  festhielten,    deren  Vorhandensein    in   der  Seele  sie  aus 
der  CausaHtät  des  intelligenten   göttlichen   Urwesens  erklärten. 
Doria  macht  die  Metaphysik  der  methodischen  Philosophen 
der  vorchristlichen  Welt  zur  Quelle   der  Religion,   Moral  und 
Politik  der  vorchristlichen  heidnischen  Culturvölker,    während 
umgekehrt  Vico   die   Metaphysik  der  Alten   aus  dem  mit  der 
Civilisationsentwicklung  der  Völker  engst  verbundenen  religiösen 
Processe  derselben  ableitet.  Der  Grund  dieser  MeinungsdifFerenz 
liegt  darin,  dass  Doria  alle  rationale  Erkenntniss  aus  dem  Vor- 
handensein der  angebomen  Ideen  begründet,   während  umge- 
kehrt Vico  die  geistige  Weckung  der  in  den  Stand  der  Ver- 
thierung  herabgesunkenen    Menschheit   mit  der  Weckung   des 
religiösen  Gefühles  und  Gedankens  durch  mächtig  erschütternde 
äussere  Natureindrücke  beginnen  lässt  und  das  Aufwachen  des 
religiösen  Geflihles  und  Gedankens  aus  dem  verborgenen  Walten 
des  göttlichen  Geistes  im  Menschheitsleben  erklärt. 

11. 

Doria  schaltet  seiner  Kritik  der  Locke'schen  Erkenntniss- 
theorie einen  Excurs  über  Berkeley's  älteste  Schrift:  ,Theory 
of  Vision'  ein,*  welche  er  aus  einer  italienischen  Uebersetzung 
kennen  gelernt  hatte ;  von  den  ihr  nachfolgenden  übrigen  Schriften 
Berkeley's  scheint  er  keine  nähere  Kenntniss  gehabt  und  die 
eigentliche  Tendenz  des  Berkeley'schen  Philosophirens  seiner 
Wahrnehmung  sich  entzogen  zu  haben.  Er  klagt  darüber,  dass 
Berkeley,  dessen  ausdrücklich  erklärte  Absicht  auf  die  philo- 
sophische Ueberwindung  der  skeptischen  und  materialistischen 
Tendenzen  des  Zeitalters  gerichtet  sei,  aus  der  Locke'schen  Er- 
kenntnisstheorie den  letzten,  allerdings  unzureichenden  Anhalts- 
punkt zur  Ueberwindung  eines  materialistischen  Sensismus  hin- 
▼egtilgen  wolle.  Während  nämlich  Locke  der  menschlichen 
Seele  ein  wenigstens  relatives  Abstractionsvcrmögen  zugestehe 
^d  in  diesem  den  Unterschied  zwischen  der  Seele  des  Menschen 
^d  jener  des  Thieres  begründet  sehe,  erkläre  Berkeley  das 
der  menschlichen   Seele    zuerkannte  Abstractionsvcrmögen    ftir 

'  Difesa  I,  p.  248—270. 

61* 


7<»2 


We  r  n  e  r. 


eine  leere  Kietioii  und  sehe  in  dem  sos^lmz^Zkh  Lie:r%:^ii 
Denkverfahren  die  eigentliche  Quelle  de*  Sk«cÖ!ä3Li&  Afier- 
dings  fehle  bei  Locke  der  Begriff  des  AbsCniiira:^  ia  «ibn 
und  eigentlichen  Sinne  als  einer  geistigen  EAtz^c^  i»  ii» 
sinnlich  Erscheinende  zur  ewigen  Idee  desäelbe^:  Ti&aÄcrvfl 
Berkeley  das  Uebersinnliche  erreichen,  wenn  «=r 
liehen  Seele  das  Abstractionsvermügen  scUecimfi 
Heisst  das  nicht^  die  menschliche  Seele  gleich  der 
zu  einem  blossen  Empiindungsprincipe  henbdräck« 
Berkeley  dessungeachtet  einen  Unterschied  zwi«^ 
und  Thier  aufrecht  halten  wolle,  so  müsse  er  mh  ia  Cv- 
tesianem  zu  der  widersinnigen  Ansicht  sich  bekenzccc  das»  fr 
Thiere  blosse  Automaten  seien. 

Doria's  Hauptinteresse  in  seiner  Polemik  g^e^^c  Boi^J 
ist  die  Erweisung   des    philosophischen  Werthes   und  G^^ahei 
der  mathematischen  Erkenntniss,    welchen  Berkdej  m»  aiP- 
materialistisehen  Motiven  bestritten  hatte.    Berkelej  sjik  mitf 
^lathematik   nicht   gleich  Dona  eine  Vorstufe  der  Metxf^jsL 
sondern    lediglich  ein  Werk   der  Einbildungskraft,   dcrea  Ai- 
schauungen  nicht  ftir  die  Wahrheit  der  Dinge  genommen  werfet 
dürfen.     Dona  liält  sich  an  die  in  der  .Theorv  oi  Visioii'  «f 
gestellte  Behauptung  ^   dass  das  specifische  Object  der  ]Iltil^ 
matik    nicht    die    sichtbare^    sondern  die    tangible  AnsdekfliiS 
sei.     Bisher  galt  unbestritten  die  Quantität  im  AUgemrtBrc  jfc 
das  hpeiitisehe  Object  der  ]\Iathematik   und  die  siehtbai«  \^ 
dehnung  als   eine    specielle  ^loditication   dieses  Objecies:  Ber- 
keley's  Bemerkung,  dass  fiir  diesen  Fall  auch  die  menschBd»« 
Worte  unter  die  Objecte  der  Mathematik  gehören  würden,  b^ 
nicht  Stich. ^     Die   blos    sichtbare  und    nicht   zugleich  ttupU* 
Ausdehnung  betrifft  die  abstracte,  metaphysische  Seite  der  gvo- 
metri sehen  Wissenschaft,  welche  den  Sensisten  dieselbe  Sekt 


>  L*  «»^g:ott«>  della  Cieumetria  e  la  quaiitita  ed  e  og^tto  delU  Gcootftti* 
rosi  la  qiiantita  considerata  in  astratto  come  la  qnantita  conndecaBi^ 
cmicreto;  ora  \o  parolo  non  essendo  altro  cbe  sc^^i  con  i  quali  la  aftf* 
addita  le  pntprieta  della  qiiantita  astratta  e  della  concreta,  da  rio  m* 
se  ne  pin'»  de<lnrro  oome  pretende  l'Autore,  che  «e  la  qnantita  risibiWi 
la  qiiale  i'  proprietA  della  qnantita  astratta   fofwe   V  oggetto  della  Gt»- 
nietria.  K»  pando  anoora,  che  souu  i  segni  con  i  quali  la    mente  addiB 
la  qnantita  vi<ibile  sarebbero  1*  oggetto  della  Geometria.  Difeaa  L  p-  ^ 


Zwei  philosophische  Zeitgenossen  n  nd  Freunde  G.  B.  Vico*8.    I. :  P.  M.  Doria.      793 

dnflöBse  wie  den  Füchsen  das  Feuer.    Es  entging  Doria,  dass 
Berkeley  im  Hinblicke  auf  jene  Art  der  Wertlischätzung,  welche 
ein  Hobbes  und  Spinoza  dem  mathematischen  Denkhabitus  hatte 
•Bgedeihen   lassen^    sich  bestimmen  Hess,    der   mathematischen 
Brikenntniss  jedwede    metaphysische  Bedeutung  abzusprechen. 
Berkeley   erhärtet   seine   Behauptung,    dass   die   tangible 
Ausdehnung  das   specifische  Object  der  Geometrie  sei,    damit, 
ÜMB  in  der  Bestimmung  der  dem  Auge  sich  vorweisenden  Aus- 
iehnungs-   und   Grössenverhältnisse    die   tangible   Ausdehnung 
ib  Richtmass  und  Correctiv  zu  dienen  habe.    Doria  entgegnet, 
1m8   ein   geometrisch   bestimmbares  Verhältniss    zwischen   der 
Umgiblen  und    sichtbaren  Ausdehnung  bestehe,   welches  z.  B. 
in  der   mittelst   eines  Quadranten   vorgenommenen   und   durch 
DAchfolgende  Anwendung  eines  tangiblen  Richtmasses  verificir- 
ton  Messung  der  Höhe  eines  Gebäudes  sich  erprobe.     Die  bei 
disr  Anwendung  des  Quadranten  etwa  unterlaufenden    kleinen 
Fehler  gehen  auf  Rechnung  der  UnvoUkommenheit  des  Instru- 
ments oder  zufäUiger  Gesichtstäuschungen,  welche  aber  nur  so 
Tiel  beweisen,  dass  sich  die  Dinge  in  der  praktisch  sinnlichen 
Ansfilhrung  nicht  so   genau  machen  lassen   wie  im  reinen  ab- 
itracten  Denken.     Berkeley  glaubt   das   geometrisch   bestimm- 
We  Verhältniss  zwischen  tangibler  und  sichtbarer  Ausdehnung 
durch  einen  Erfahrungsbeweis  umstossen  zu  können :  wir  halten 
einen    zehn    Schritte    weit    entfernten   Gegenstand   fUr   ebenso 
gross,  wie   wenn  er  uns  auf  fünf  Schritte  nahegerückt  ist;  in 
lern  einen  und   anderen  Falle  sei   ausschliesslich    die    tangible 
Aisdehnung  die  Regel  der  Massbestimmung.    Dieses  Argument 
tfirde  nach  Doria  nur  so  viel  beweisen,    dass  das  Urtheil  der 
^rdgären   Schätzung    dem    wissenschaftlich    verificirten    Urtheil 
^chwerthig    und    die    geometrisch    zu    erweisende    Relation 
^wrischen  tangibler  und  sichtbarer  Ausdehnung  eine   werthlose 
iirkenntniss  sei.    Die  Geometrie  liefert  durch  die  von  ihr  auf- 
Sewiesene  Relation  zwischen  tangibler  und  sensibler  Ausdehnung 
fe  Beweis,  dass  das  Messen  ein  Act  des  Geistes  sei,  welchem 
die  Sinne  als  Mittel   des  Messungsactes    dienen ;   sie   muss  ein 
Act  des  Geistes  sein,  weil  die  Sinne  für  sich  allein  sich  nicht  zur 
£rmittelung   einer   exacten   Angabe   der  Grössenbestimmungen 
e^en.    Berkeley  seinerseits  lässt  sich  von  der  Annahme  leiten, 
dass    sich    der    menschliche    Geist   in    der   Apprehension    der 


794  W«r««r. 

räumlichen   Grössenverhältnisse    ledi^cb    von    den    sinnliclien 
Eindrücken   bestimmen  lasse  ^   womit  er   weiter  die  mirichtige 
Ansicht  von  der  untrüglichen  Sicherheit  der  sinnlichen  Wahr- 
nehmung   verbindet.     Diese    letztere    vorausgesetzt ,    kann  er 
allerdings  die  tangible  Ausdehnung  als  Fundament  aller  rioni- 
liehen   Massbestimmungen    und    als  Correctur    der   unsicheren 
visiblen  Ausdehnung  erklären.    Dies  ist  das  directe  Gkgentheil 
der  Anschauungsweise  Euklid's,  welcher  die  Geometrie  dadurch 
dass  er  sie  einer  rein  mechanistischen  Begründung  zu  entrficken 
suchte ;   zur  Wissenschaft  gestaltete.     Nach  Berkeley's  Dsfur- 
halten   würde   eine  Intelligenz^   welche  mit  dem  Gresichtssinne 
begabt  wäre,  ohne  das  Tastgefähl  zu  besitzen^  jene  Theile  der 
Geometrie    nicht    verstehen ,    welche   sich   auf  die  Lehre  von 
Körpern^  deren  Oberflächen  und  Schnittlinien  beziehen.   Doru 
erwidert  y   dass   eine    solche   Intelligenz   die   sichtbaren  Räume 
unter   VermitteluDg   des   ihr    eignenden   Gesichtssinnes  geistig 
messen  würde:  wäre  ihr  aber  das  sinnliche  Sehen  der  Edrper 
und  der   sichtbaren  Räume   versagt  ^    so  würde  sie    sich  keine 
Idee  der  abstracten  Geometrie   bilden^   weil  f^  sie  jene«  Be- 
dürfiiiss  nicht  vorhanden  wäre,  welches  den  Menschen  zur  Er- 
findung der  abstracten  Geometrie  gef&hrt  hat  —  das  Bedürfiiiss   ^ 
nämlich  y    den  Raum   vermittelst   des  Gesichtssinnes   geistig  za   ; 
messen.     Eine  des  sinnlichen  Sehens   fähige  Intelligenz  würde 
ebenso    wie   der  Mensch   durch    die  Wahrnehmung,   dass  die- 
selben Körper  in  ungleichen  Entfernungen  dem  Auge  eine  ve^ 
schiedene  Grösse  vorweisen,  veranlasst  werden,   eine  Kunst  zu 
erfinden^    mit   deren   Hilfe   sich   jene   scheinbare   Ghrössenver- 
schiedenheit   aufklären  liesse.     Berkeley  will   einer  Intelligent 
der   bezeichneten   Art   selbst   die    Möglichkeit    planimetrischer 
Erkenntnisse   absprechen,    weil   die  Functionen  der  Geometrie 
in  der  Ebene  ohne  Lineal  und  2^kel   nicht   vollziehbar  seien- 
Er  übersieht,    dass  die  erwähnte  Intelligenz  sich  die  Idee»Toci 
Lineal  und  Zirkel  zu  bilden  und  demzufolge  in  rein  gedankcn" 
hafter  Weise  die  Wahrheiten  der  Planimetrie  zu   ermitteln  iffl 
Stande  wäre. 

12. 

Auf  Metaphysik  und  Geometrie  erscheint  .bei  Doria  auch 
Theorie  der  Kriegskunst  gestellt,  welche  er  in  seinem  ,Capi- 


Zvd  philosopbitche  Zeitgenossen  und  Freunde  0.  B.  Yico's.    I.:  P.  M.  Doria.      795 

tano  Filosofo'  entwickelt.     Das  Werk   zerfUllt   in  zwei  Theile, 
deren  ersterer  den   metaphysischen,   der  zweite  den   geometri- 
schen   Theil    der   Philosophie    der   Kriegskunst   enthält.     Das 
Werk  führt  den  Titel  ,Capitano  Filosofo',  weil  die  Philosophie 
der  Kriegskunst  im  Geiste  des  Feldherrn  ihr  lebendiges  Dasein 
haben   muss.     Er   steht  an  der  Spitze  des  Heeres  und   ist  die 
lebendige  Seele   desselben,   wie   der  an  die  Spitze  des  Staats- 
wesens gestellte  Herrscher  die   lebendige  Vernunft  des  Stiiats- 
ganzen  ist.   Das  Heer  ist  ein  lebendiges  Bild  des  Staates,  und 
nicht  bloB  dies,  sondern  selber  ein  Staat;  daher  dem  Feldherrn 
die  Einsichten  and  Tugenden  des  Herrschers  in  deren  speciellen 
Anwendung  auf  das  Kriegswesen  eignen  müssen.    Die  aus  der 
Metaphysik   zu    deducircnden   Ideen    der   Moral,   Politik   und 
Oekonomik,  nach  welchen  das  Staatswesen  zu  regeln  ist,  finden 
auch  in  der  Leitung  und  Administration  des  Heerwesens  ihre 
Anwendung.     Demnach   ist   der   platonische    Ausspruch,   dass 
die  Herrscher  Philosophen   sein   sollen,    in   seiner  Weise   auch 
auf  die  Heerführer  als  Leiter  des  militärischen  Gemeinwesens  zu 
übertragen.     Die  grossen  Feldherren  der  Griechen,  ein  Miltia- 
des,  Xenophon,  Epaminondas  u.  s.  w.,   waren  Männer,  welche 
die  Kriegskunst  mit  philosophischem  Geiste   erfasst  hatten;   es 
gab  im  classischen  Alterthum  eine  Tradition  der  philosophischen 
Tbeorie   der  Kriegskunst,    welche   von   den  Griechen   auf  die 
BOmer  überging,  und  einen  Theil  der  Staatsweisheit  der  römi- 
schen Republik   constituirte.     Nur  unter   dieser  Voraussetzung 
Ibst  sich   erklären,   dass  der  Staat  die  militärischen  Actionen 
der  Consuln  kritisch   controlirte  und   nicht  nach  dem  Erfolge, 
wndem  nach  dem  in  den  Unternehmungen  derselben  befolgten 
Plane  beurtheilte.     Plutarch    erzählt,   Marius   habe  es    oftmals 
ak  eine  ihn   von    den   übrigen  Heerführern  der  Römer   unter- 
scheidende Eigenthümlichkeit  bezeichnet,    dass  er  den  Kriegs- 
dienst nicht  wie  seine  Rivalen  aus  griechischen  Werken,  sondern 
im  harten  Kriegsdienste  von  unten  auf  erlernt  habe.    Der  Geist 
und  die  Traditionen   der   antiken  Kriegskunst   blieben   uns  in 
den  Werken   des  Plutarch,    Onesandros   und  Aelian   erhalten; 
Aelian  widmete  sein  Werk  über  die  Taktik  (TaxTixYj  Ostopia)  dem 
Kaiser  Hadrian,    dem  Erneuerer  des  mit  dem  Untergange  der 
altrömißchen  Republik  in  Verfall  gekommenen  römischen  Kriegs- 
wesens.   Die  Uebersetzung  des  Werkes  Aelian's   von   Ferrosi 


790      Werner.  Zwei  philos.  Zeitfenossen  o.  Fremnd«  6.  B.  Tic»*«.     1.:   P.M. 

und  der  Commentar  Robortelli's  *  zu  demselben  dienten  Doria 
als  die  Hilfsmittel  beim  Studium  Aelian's;  nebstdem  benutzte 
er  die  militärischen  Memoiren  des  Generals  Raimund  von  Mon- 
tecuccoli,^  welchen  er  als  den  bedeutendsten  aller  modernen 
Kriegsschriftsteller'  und  genauen  Kenner  seiner  antiken  Vor- 
gänger, eines  Aelian,  Polybius,  V^etius,  Frontinas  u.  A.  preist* 
Doria  setzt  es  auf  Rechnung  des  Kaisers  Uadrian,  und  rechnet 
es  ihm  zum  besonderen  Verdienste  an^  dass  der  Nachwelt  die  im* 
tiken  Traditionen  der  Kriegskunst  erhalten  blieben,  die  übrigens, 
soweit  es  den  mathematischen  Theil  derselben  betrifft,  von 
Aelian  nicht  mehr  verstanden  worden  zu  sein  scheinen:  Doria 
glaubt  durch  sein  Werk  zur  Aufhellung  der  geometrischen 
Theorien  der  antiken  Taktik  wesentlich  beigetragen  zu  haben. 
Er  hält  insgemein  sein  Werk  für  keine  unnütze  Arbeit:  durch 
die  Eriiudung  der  Feuerwaffen  sei  wohl  das  Kriegswesen  wesent- 
lich umgestaltet  worden,  der  Geist  des  Heerwesens  und  der 
Kriegführung  aber  bleibe  für  alle  Zeiten  derselbe  und  mÜÄse 
wie  alle  tiefere  Philosophie  aus  dem  Studium  der  Alten  ge- 
schöpft werden.  Der  Platoniker  Plutarch,  aus  dessen  Schriften 
wir  Geist  und  ^laximen  der  grossen  Feldherren  des  Altertbums 
kennen  lernen ,  bedeute  fiir  die  Philosophie  der  Krieg8kunj>t 
dasselbe,  was  Plato  für  die  Philosophie  im  Allgemeinen  bedeute. 
Doria  stellt  sich  uns  hier  als  ein  letzter  Repräsentant  des  Zeit 
alters  der  Renaissance  dar,  auf  de^en  lichten  Glorienschein 
er  wehmuthsvoll  zurückblickt:  nur  zu  rasch  sei  jene  Zeil 
hr»ch:>ti*n  ^eisti^ren  AutVchwunges  vorübergeganjreu,  das  seither 
unter  dauernde  Fremdherrschaft  geratheue  Itahen  sei  aut'ii 
geistig  nicht  mehr  dasselbe,  was  es  dazumal  gewesen. 

»  Nühorvs    über    Kobortelli    .1516— lö77^    hei    Tiraboschi,    Stör.  lett.  VIL 

PI».  My  spST. 
-  M»-ni'^ri»*  «IoIIa  jruerra   o«l  btmxiftni    d*  an  Generale.     Doria  bexieht  flc^» 

am*  «l:r  in  Amstonlani  1734  erschienene  franz{M>i5che  l'ebersetxoDg  di«*** 

Buche*.  ^ 

^  V-rl.  i\ipitaiF>  Fih>5«.>tö  IL  pp.  9ö#irjr. 

*  Als   verdiensiToller   Erklärer   dieser   alten   Kriep^^chriftüteller  winl  t"" 
IVria  der  Mturin»»r  IWne«iictiner  Vincent  Thnillier  lobend  emiliDt 


XXIU.  SITZUNG  VOM  11.  NOVEMBER  1885. 


Der  Herr  Minister  für  Cultus  und  Unterricht  Dr.  G autsch 
von  Frankenthurn  begrüsst  in  einer  Zuschrift  den  Präsi- 
denten der  Akademie  und  ersucht  um  ein  freundliches  Ent- 
gegenkommen in  Erfüllung  seiner  Berufspflichten. 


Herr  Dr.  Friedricli  Krüner  in  Berlin  tibersendet  eine 
Abhandlung:  ,Bethlcn  Gabor ,  Fürst  von  Siebenbürgen'  mit 
dem  Ersuchen  um  ihre  Aufnahme  in  das  Archiv. 

Die  Abhandlung  geht  an  die  historische  Commission. 


Desgleichen  wird  der  historischen  Commission  übergeben 
eine  von  Freiherm  L.  von  Borch  in  Innsbruck  eingesendete 
Notiz:  ,Ein  fehlerhafter  Lehenbrief  Sigismunds^ 


An  Druckschriften  wurden  vorgelegt: 

Akademie  der  Wisseiiscliaften,  ungarische  in  Budapest:  Almanach  für  1885. 
Budapest,  1885;  8^  —  Eral<5kbeszcdek:  Majlath,  G.;  Darwin,  Cli.  R.; 
Wöhler,  F.-,  Krko'vy,  A.;  Zsivora,  G.*,  Fenzl,  E.;  Sainte-Claire- 
Deville,  H.;  Mignet,  F.;  Tarczy,  L.-,  Thiers,  L.  A.,  tagok  felett. 
Budapest,  1884  es  1885;  8*^.  —  Ertekezt^sek  a  nemzetgazdasagtan  ^s  sta- 
tisztika  körebol.  II.  Band,  Nr.  6.  Budapest,  1885;  8^  —  Ertesitö,  18. 
Jabrg.  Nr.  3—7.  19.  Jahrg.  Nr.  1—2.  Budapest,  1884  und  1885;  80. — 
EvkiJnyv.  17.  Band,  2.  Theil.  Budapest,  1884;  4».  —  :6vkönyv,  nem- 
zctgazdasiigi  es  statisztikai.  2.  Jahrg.  1884.  Budapest,  1884;  8^  —  Revue, 
ungarische.  1884.  Heft  6,  8—10.  Budapest,  1884;  8^  —  1885.  Heft  7—9. 
Budapest,  1885;  8".  —  Vazlatok  a  magyar  tudomÄnyos  akad^mia  f^lszÄ- 
zados  törtenet^böl.  1831  —  1881.  Budapest,  1881;  8".  —  Archaeologiai 
ErtesitS.  IV.  Band,  Neue  Folge.  Jahrg.  1884.  Budapest,  1884;  8^  — 
V.  Band,  Nr.  1,  2.  Neue  Folge.  Budapest,  1885;  8*^.  —  Codex  diplom. 
Hungaricus  Andegavensis.  IV.  Band  (1340—1346).  Budapest,  1884;  8". 
—  Ertekez^sek  a  nyelv-  6s  sz^ptudom^nyok  körebol.  XI.  Band, 
Nr.  11—12.  XII.  Band,  Nr.  1—5.  Budapest,  1883  und  1884/5;  8^  — 
Ertekez^sek  a  tarsadalmi  tudomanyok  köreböl.  VH.  Band,  Nr.  8  und  9. 
Budapest,  1885;  8".  —  Ertekezesek  a  tört^nelmi  tudomÄnyok  körebol. 
XI.  Band,  Nr.    7—10.    XH.  Band,   Nr.   1,  2,  4.    Budapest,    1884;  80. 


798 

Akademie  der  WisseDschaften ,  ungarische  in  Bodapert :  KliWififft, 
uyelTtudomanyi.  XVIU.  Band,  Heft  2,  3.  XTX.  Baadi,  Heft  L  Bili- 
pefit,  1884;  8^.  —  Monomenta  Comitialia  RegBs  TiiMijIniiifi 
X.  Band  (1637  —  1618).  Budapest,  1884;  8^  —  Xjdrealftlir,  i^ 
magrar  codexek  es  nyomtatvinjok.  XL  and  XII.  Band. 
1884;  80.  —  KolosTiLri,  S.  ds  Öyari,  K.,  A  magjar 
jogssabaljainak  gyüjteinenje.  L  Band.  Budapest,  18S5;  8*.  —  MI^ 
cxali,  H^  Magyarorazag  tOrtenete  H.  J6z8ef  korÜMUt.  IL  Bad.  Mir 
pest,  1884;  S^.  —  P^ch,  A.,  Alflo-Kagyaromig  binjaHYclMKk  tk^ 
tenete.  I.  Band.  Budapest,  1884;  8^  —  8aab6,  SL,  Bcgi  aacj« 
kGnjTtar.  H.  Band.  Budapest,  1885;  8*.  —  Sxiligyi,  &,  BetUeaGä« 
es  a  sred  diplomaczia.  Budapest,  1882;  8*.  —  Sainnjei,  J.,  Hxai  & 
külföldi  folToiratok  magjar  tudomanjo«  reperlörhuiUL  IL  Band.  Bib- 
pest,  1885;  8«.  —  Yecsej,  T.,  Aemilius  Papinianns  paljija  h  uim, 
Budapest,  1884;  8« 

Akademie  der  Wissenschaften,  kOnigL  schwedis^e:  öftetiigt  af  FMaat- 
Ungar.    42.  a  Arg.  1885.  Xos.  1—4.     Stockholm,  1885;  8*. 

—  Vitterhets  Historie    och  Antiquitets:    M4nad^lad,    Trettonde  Aig.  1^ 
Stockholm,  1S84— 1885;  S^. 

Bibliotheque  de  TEcole  des  Chartes:    Kerne  d'EraditioB.   XLVL  in« 

1885.    3»— 5«  lirraisonsw   Paris;  8'^. 
Facnlte  des  lettr»  de  B*>rdeaax:  Annales.  2*  serie,  Xo.  L    Faris»  ISä»;  ^• 
Gesellschaft  für  Salxburger  Landeskunde:  Geschichte  der  Stadt Sihbirf. 

L  Buch.  Von  Dr.  F.  V.  Zillner.     Salzburg,  1885;  8*. 

—  ru5si5che  geographische:  Berichte.  Tome  XXI.  1885.   Xr.  3.    St  Pete» 
bury.  1885:  8». 

Institute,  the  Canadian  o(  T*>n>ato:  Proceedings.  Toi.  H,  FafcXr.  1 
Ton>nto,  1SS4:  ^».  —  3^  series.  VoL  HL  Fase.  Xr.  2.   Toroato,  1«S5;  !^ 

Lund.  UmTeniitois :  Akademische  Schrinen  aus  den  Jahren  IdÖ— I^ 
3^  Stücke;  ^'  und  4'. 

Scuola,  R.  normale  superiore  di  Pisa:  Annali.    ToL  IV.     Pia,  1^^;  ^'- 


XXIV.  SITZUNG  VOM  18.  NOVEMBER  18S5. 


Von  Druckwerken  ^d.  mit  Zosohriften  begleitet  folg«^* 
ein^UnjTt*  welche  zur  Voriafi^*  gebracht  werden : 

1.  .Codex  diplomadcus  et  epi^oUris  MoraviaeS  Bi  ^ 
bearbeitet  vou  Vincenz  BrandL  ein^e^^endet  von  dem  h^^^ 
au;§$chus<>  der  Mark<nra£scluift  Mäbren: 

--  A'n  ^KH^me  ;satyTH)ae  coaip«.>5e  Ii  I'»x*easion  de  b  m***^ 
-•u  po^^te  nittsicien  Ueraah  d  m;^ur^wIion  Hor-Ct  'A  (APTS^B^'' 


799 

(Papyrus  de  Vienne),  nebst  einem  ^Extrait  de  la  revue  ögypto- 
logique,  troisifeme  annöe,  N**  4  (les  droits  des  femmes  dans 
Tancienne  Chaldöe)',  par  Mr.  Eugfene  Revillout; 

3.  jGeographisehes  Namenbuch  von  Oesterreich-UngarnS 
übersendet  von  dem  Herni  Verfasser,  Professor  Dr.  Umlauft; 

4.  ,Das  Tridentinische  Concil  und  der  Talmud',  von  Herrn 
Professor  Gerson  Wolf; 

5.  jPhilosophischer  und  naturwissenschaftlicher  Monismus, 
ein  Beitrag  zur  Seelenlehre',  von  Herrn  Dr.  M.  L.  Stern. 


Die  Kirchenväter  -  Commission  theilt  eine  Zuschrift  des 
Herrn  Professor  Dr.  S.  Brandt  in  Heidelberg  mit,  welche 
das  Material  zu  , Augustinus'  Contra  duas  epistolas  Pelagia- 
norum'  betriflft. 

Von  dem  w.  M.  Herrn  Dr.  Pfizmaier  wird  eine  flir  die 
Sitzungsberichte  bestimmte  Abhandlung:  ,Chinesische  Begrün- 
dungen der  Taolehre'  vorgelegt. 


An  Druckschriften  wurden  vorgelegt: 

Academia,  Real  do  la  HUtoria:  Boletiu.  Tomo  VII,  Guaderno  IV.  Madrid, 

1885;  8"^. 
Acad^mie  Imp^Tiale  des  sciences  de  St.-P^tersbourg:  Bulletin.  Tome  XXX, 

No.  2.  St-P^tersbourg,  1885;  4". 
Accademia,  R.  delle  Scienze  di  Torino;   Atti.    Vol.    XX,  Disp.  6».  Torino, 

1885;  80. 
Alter thumsverein  zu  Plauen  i.  V.:    Mittheilungen.   V.  Jahresschrift  auf 

das  Jahr  1884—1885.  Plauen,  1885;  8«. 
Archaeological  Survey  of  Southern  India.  Vol.  IL  Madras,  1884;  4^. 

—  A.  Sketch  of  the  Dynasties  of  Southern  India,  compiled  by  Robert 
Sewell.  Madras,  1883;  4«. 

Ferdinaudeum:  Zeitschrift  für  Tirol  und  Vorarlberg.  3.  Folge,  29.  Heft. 
Innsbruck,  1885;  8". 

Gesellschaft  deutsche  für  Natur-  und  Völkerkunde  Ostasiens:  Mitthei- 
lungen. 32.  und  33.  Heft.  Yokohama,  1885;  4°. 

—  historische  für  die  Provinz  Posen:  Zeitschrift.  I.  Jahrgang.  1.  und  2.  Heft. 
Posen,  1885;  8^ 

—  der  Wissenschaften,  königl.  sächsische  zu  Leipzig,  philolog. •  hlstor. 
Classe:  Berichte.  1885.  III.  Leipzig,  1885;  8**.  —  Untersuchungen  über 
Quantität  und  Betonung  in  den  slavischen  Sprachen.  I.  Die  Quantität 
im  Serbischen  von  August  Leskien.  X.  Band,  Nr.  2.  Leipzig,  1885;  4^. 


i^Hl 


i'r^t^tt^fr.i'k*!     l*Thh*/iLh    ixj    th«i     C'bin*r«:     «•• 

I II  «tj  tut  <*,  ih*i  Afit)jrojK/l'/fri«:Al  *jf  Gr^^LX  i^riZMO.  mul  inam-   Tj^  •*« 

Vol.   XV.   Nr.  *i.  I^ßtidon,  \HHT,i  K'. 
Joliuf  |f«/j»kJijii  r'iiiv<fri»ity:  Circulan.  VoL  T.  Ktt     -i^    ItLnubm  *"^' •; 
K  ;a r I« « I  h «;  n   V«; r <$ i  n ,    iin^arucber :    Jafail>BdL.    XII     ,"iii'_  in       !ri.   cv. 

I)»>i.'#;    8'. 

Ki«»w,  r'iiiir««ri>itÜt;   l'riivtsrKitüU-Nacbricbtexi.   Tum«-    X3n"    Uti   i— " 

IHH/i;  8". 
1 4  A  imI  n  i>  A II 1»  N  f ;  b  II M  tt    i\i;r    M ArkgrafKcbafi   Mibret  -    Cnö'!:;   cat  jsts» 

«•liiNUilftriii  Mornviiu^   I'rkiind«.'Diianifrjluiir  rcr  Ocmcui^ct*  lSäz<«.  *« 

ViiiriMix   HruiMll.  XI.  Hand,   vom    13.   XoT«ix.i»»    :;ä' — ;2* 

IHHi;    r». 
liiiti«!,  l'niviirNhllt :    AcU    L'nivorrtititiH   Lundenitifu  Ton. 

l<AiU    «/»'b   HtAtHyiiUrnnkAi».   Tome  XIX.   Luöi    i^**— ^r-v    ^    -  3V 

loNjfbi,  Kiirikkvf'tiifiHkni)  ocb  HiHtoria.  T'>me  XIX.  LimL  ;— ü— ^•-  ^ 
'l'b<*oloKi.  Tomo  XIX.  Liirid,  18)^2  — 1><^3:  •;*. 
NordiMk  Olilftkrit't  KolMkub:  Aarb^or  for  Nordbk  OlikjTkOirusi  <cB«*>> 

1NH5    'J.  und  :(.   MmH.  Kj^brMibavn,   1885;  8'. 
Hoc'lnty,    Um    Ainoricnn    ]ibibiHo|ibi(ral:     Proceedinr».    Tiü-  XC   St  '^ 

rbibidid|ibin,   1H81;  8". 

tbit  koynl  ^Miif^niiibical:  PrococdingH  and  MontLlr  B««:i.ir£  ic  «ipt^n^ 

V..I    VII,  Nr.    n.   Lon(b)n,   188ri;  8". 
Hoi-Ioty    tbo   Hnyii\   of    London:    IMiiloHopbical    Tniiuacti(4»  w  äe  *■ 
IMMI.   Vol.   I7ri.  PiirtH   1   Ol  2.  London,  188i— 1885:  4'. 

Tbl«  roiini'il  ot'  tlio  Uoyal  Hoc.ioty.   1*^  Deccmber.   is^i.  Vifuäm.  V 
-   IVuioodlnjfH    Vul.    XXXVII,    Nrn.   'J.J2— 234;  VoL  XXXVHL  Sn  *- 

'M\'i     LiMiiloii.    IM81      1885;  8". 
N'iMoiii,  liiilmiNfboi'  v«»n  <)b«»rbayorn:  4(5.  und  47.  Jahresbericki  Möi* 

IMS:.;    S". 

<nnMli;i\i»ri.irlM«N  Aivbiv  l*(lr  vatorliindiMclio  Gcäcbichte.  4S.  Buc  Ä* 
»'InMi.    |88.'i;   8". 

liif«ltiilN,'|i,ii'  iih- SioitMinnrk:  Mittboilungon.  XXXIII.  Heft.  Grai.  iw:^' 
liiNt.iiiMJior  ilof«  l'nntun.M  St.  (JnlhMi:  18.VJ -1884.  Denkschrift  iw F«* 
MMHOH  •.•öjlibriKMMi   IbvstandoH.  St    (JaHon,  1884;  4'». 

rndoliu  Siobor'.M  rbronik  von  Hrnnt  (iotzinger.  St  Gallen.  1»5:?- 
Millloi    riiodb«M>r   von    IV    .lobannos   Dioraucr.    St.  Gallen.  Is^^: ''* 

hio  rranoM  tw  St    Kalbarina  in  St.  Gallon.  St.  Gallen,  1^:  4' 
/Unob.    rni\ori*itätt    AkadomiM-bo  Sobriflon   pro    1884—1885.    4i  Stficlt 
r*  und  S" 


Pfizmaier.    ChinosiscUe  Be^rflndnogen  der  Taolehre.  801 


Chinesische  Begründungen  der  Taolehre. 

Von 

Dr.  A.  Pfizmaier, 

wirkl.  Bliif^liede  der  kai.s.  Akademie  der  Wissenschaften. 


JJer  hier  gebrachten  Abhandlung  wurde  die  in  das  taoisti- 
sche  Sammelwerk  ^  ^  p^  ^  ^^  ^J  ^  ^  (tao-yen  nti- 
wai  pi'kiti^  thsiuen-schu)  ^vollständiges  Buch  der  inneren  und 
äusseren  Entscheidungen  der  Worte  des  Weges'  (6  Bände^  1717) 
aufgenommene  Schrift  '^  ^^  ^  (tschtten'tao-tstj  ^Sammlung 
der  Ueberlieferungen  des  Weges'  zu  Grunde  gelegt,  eine  Schrift, 
in  welcher  der  um  die  Mitte  des  achten  Jahrhunderts  n.  Chr. 
lebende  §  ^  Liü-yen  und  der  schon  zu  den  Zeiten  der 
Tseheu  lebende,  beinahe  der  Sage  angehörende  ^  ^  ij^ 
Tschung-li-khiuen  redend  angeführt  werden.  Liü-yen  fragt  darin 
über  die  hauptsächlichsten  Gegenstände  der  Taolehre  und  erhält 
von  Tschung-li-khiuen  ausführliche  Belehrung,  verbunden  mit 
Lösung  mancher  Zweifel. 

Die  in  dieser  Schrift  dargelegte  Taolehre  ist  als  eine  Art 
Unsterblichkeitslehre  zu  betrachten,  wobei  als  erreichbare  Ziele 
verschiedene  Classen  von  Unsterblichen :  Dämonenunsterbliche, 
Menschenunsterbliche,  Erdunsterbliche,  GötterunsterWiche  und 
Himmelsunsterbliche  aufgestellt  werden.  Als  Mittel  dient  die 
sogenannte  grosse  Arznei,  auf  deren  Zustandekommen  die  An- 
hänger der  Lehre  hoffen. 

Die  Anfänge  der  Taolehre  entwickelten  sich  aus  dem  be- 
kannten j&  jj^  Yl-king,  dem  Buche  der  Verwandlungen,  indem 
die  Sätze  dieses  Buches  vorerst  in  der  Beobachtung  der  Aussen- 
welt,  dann  in  einer  eigenthümlichen  Alchymie  und  Anwendung 
von  Alchymie    auf  den   menschlichen  Körper  ihren   Ausdruck 


802  Pf  i  »major. 

fanden.  Indessen  stehen  als  nähere  P>klärnnp^cn  hiUifi^  die  aus 
dem  Texte  hervorgehenden  Erklärungen  und  mussten  viele  An- 
gaben nur  so  verzeichnet  werden,  wie  sie  eben  waren,  nämlich 
nach  ihrem  Wortlaut. 

In  der  Schrift  wird  häufig  auf  die  Fruchtlosigkeit  der  Be- 
mühungen, den  Zweck  des  Tao  zu  erreichen,  hingewiesen  und 
überdies  gesagt,  dass  die  grosse  Arznei,  selbst  noch  zu  jener 
Zeit,  in  China  nicht  mehr  vorhanden  gewesen.  Auf  gleiche 
Weise  warnt  auch  der  berühmte  Dichter  Q  |j|  ^  Pe-lö-thien 
in  einem  seiner  Gedichte  vor  dem  Suchen  nach  dem  Un- 
sterblichen. 

Die  Erorternngen  der  wahren  Un.sterblichkeit. 

Liü-yen  sprach:  Wenn  der  Mensch  entsteht,  nihig  sein 
und  nicht  erkranken,  kräftig  sein  und  nicht  altem,  leben  und 
nicht  sterben,  durch  welchen  Weg  bringt  man  dies  zu  Stande? 

Tschung-li  sprach :  Wenn  der  Mensch  entsteht,  indem  Vater 
und  Mutter  sich  vereinigen,  zweierlei  Luft  sich  verbindet,  dann 
werden  Wesenheit  und  Blut  die  Leibesfrucht.  Nachdem  der 
grosse  Anfang  erfolgt  ist,  gibt  es  den  grossen  Stoff.  Das  j^ 
Yin  empfängt  das  ^  Yang  und  entsteht,  die  Luft  verwandelt 
sich  gemäss  dem  Mutterleibe.  In  dreihundert  Tagen  ist  die 
Gestalt  rund,^  das  geistige  Licht  dringt  in  den  Leib,  man  trennt 
sich  von  der  Mutter.  Nach  dem  grossen  Einfachen  gibt  es 
bereits  Aufsteigen,  Niedersteigen  und  sind  die  langen  gelben 
Knospen. 2  In  fünftausend  Tagen  ist  die  Luft  genügend,  die 
Zahl  ist  voll.  Von  dem  hohen  Alter  der  Einundachtzig  sind  es 
eben  fUnfzehn,  und  man  sagt:  Ein  Jüngling.  Um  diese  Zeit 
ist  in  dem  Yin  das  Yang  die  Hälfte,  man  kann  es  vergleichen 
mit  dem  Lichte  der  östlichen  Sonne. 

Von  nun  an,  wenn  man  an  diesem  vorüber,  verliert  man 
im  Laufen  das  ursprüngliche  Yang,  man  vermindert  und  ver 
streut  die  wahre  Luft.  Wenn  die  Luft  schwach,  ist  man  er- 
krankt, im  Alter  stirbt  man  und  ist  vergangen.  Durch  das 
ganze  Leben  unwissend  imd  verfinstert,  verdirbt  man  das  geistige 


*  Rund  ist  so  viel  als  vollständig. 

'  Die  gelben  Knospen  sind  das  später  vorkommende  Drache   und  Tiger. 


('hinesiKchp  Bogrfindungren  der  Taolehrc.  803 

Licht.  Durch  ein  ganzes  Zeitalter  unglückHch,  thöricht,  ent- 
fernt man  die  Zahlen  der  Lebensdauer.  Für  das,  wodurch  man 
ins  Leben  kommt,  hat  der  Leib  Abstufungen  und  Unterschiede, 
Lebensdauer  gibt  es  eine  lange  und  eine  kurze.  Nachdem  man 
geboren  ist,  wird  man  wieder  vernichtet.  Nachdem  man  ver- 
nichtet ist,  wird  man  wieder  geboren.  Im  Umwenden  wird  man 
nicht  aufmerksam.  Die  Zeitalter  hindurch  ist  Fallen  und  Ab- 
fallen. Man  verliert  sich  in  den  fremden  Arten,  man  lässt  den 
Geist  dringen  in  verschiedene  Schalen.  Die  äusserst  wahre 
Eigenschaft  der  Wurzel  kehrt  nicht  wieder  zurück  zu  dem 
Menschen.  Auf  dem  Seitenwege  drehen  sich  die  Räder,  es  gibt 
ewig  kein  Lösen  und  Entziehen. 

Einige  gesellen  sich  zu  wahren  Unsterblichen.  Es  kommt 
dahin,  dass  es  den  Menschen  gegeben  ist  zu  löschen  die  Vergel- 
tung fllr  ihre  Verbrechen,  dass  sie  die  Haut  entfernen,  die  Schale 
abstreifen,  nochmals  den  Leib  des  Menschen  erlangen.  Sie  be- 
finden sich  eben  in  der  Mitte  der  Blödsinnigen,  Taubstummen, 
Unwissenden  und  Verfinsterten,  häufen,  üben  hundert  Bedrohun- 
gen, steigen  empor  und  stehen  auf  dem  Boden  des  Glücks.  Sie 
entkommen  noch  immer  nicht  dem  Hunger,  der  Kälte,  dem 
Zusammenwachsen  verderblicher  Krankheiten.  Emporsteigend 
übersiedeln  sie,  allmälig  gelingt  es  ihnen,  Gestalt  und  Aussehen 
zu  festigen  und  zu  ergänzen.  Sie  weilen  noch  immer  in  der 
Mitte  der  Sklaven  und  Mägde,  der  Niedrigen  und  Gemeinen. 
Wenn  Einige  wieder  die  frühere  Entartung  treiben,  sind  sie  wie 
stehende  Bretter,  wie  laufende  Kugeln,  sie  treten  nochmals  in  den 
Seitenweg,  in  das  Drehen  der  Räder. 

Liü-yen  sprach :  Man  ist  geboren  in  dem  mittleren  Reich, 
man  trifft  zum  Glück  den  gi'ossen  Frieden,  Kleidung  und  Speise 
sind  ziemlich  genügend  und  Jahre  und  Monde  sind  noch  nicht 
spät.  Das  Lieben  ist  angenehm,  aber  das  Hassen  kränkt,  das 
Begehren  ist  lebendig,  aber  das  Fürchten  ist  todt.  Heute  er- 
langt man  es,  von  Angesicht  zu  sehen  den  geehrten  Lehrmeister, 
man  verbeugt  sich  zweimal,  meldet  zweimal,  bedenkt  die  Sache 
des  Lebens  und  Todes.  In  grossem  Masse  wagt  man  zu  hoffen, 
dass  er  das  Grundwesen  des  nicht  Erkrankens,  des  nicht  Ster- 
bens andeutend  lehre  den  armen  Gelehrten.    Ist  dieses  möglich? 

Tschung-li  sprach:  Wenn  der  Mensch  entkommen  will 
dem  Drehen   der  Räder,   tritt  er  nicht  in   die  fremden  Arten. 


804  Pfizaaier. 

Für  die  Schale  des  Leibes  bewirkt  er  bereits^  dass  sein  Leib 
ohne  Krankheit.  Wenn  er  alt  stirbt,  trägt  er  auf  dem  Scheitel 
den  Himmel,  stellt  die  Erde  hin,  trägt  auf  dem  Rucken  das 
Yin,  umfasst  das  Yang,  und  er  ist  ein  Mensch.  Et  bewirke 
nicht,  dass  er  ein  Dämon  wird.  Unter  den  Menschen  sich  ord- 
nend nimmt  er  die  Unsterblichkeit,  unter  den  Unsterblicben 
aufsteigend  nimmt  er  den  Himmel. 

Liü-yen  sprach:  Wenn  der  Mensch  stirbt,  wird  er  ein 
Dämon.  Bei  Vollendung  des  Weges  wird  er  ein  unsterbliche. 
Die  Unsterblichen  sind  von  einerlei  Classe.  Wie  steigt  mn 
unter  den  Unsterblichen  auf  und  nimmt  den  Himmel? 

Tschung-li  sprach :  Die  Unsterblichen  sind  keineswegs  ein 
und  dasselbe.  Das  ächte  Yin  und  kein  Yang,  ist  ein  Dämon. 
Das  ächte  Yang  und  kein  Yin,  ist  ein  Unsterblicher.  Da«  Yin 
und  das  Yang  gemengt,  ist  ein  Mensch.  Nur  der  Mensch  kann 
ein  Dämon  werden,  kann  ein  Unsterblicher  werden.  In  jungen 
Jahren  ordnet  man  nicht  Gelüste  und  Leidenschaft,  lässt  freien 
Lauf  dem  Willen,  stirbt  an  Krankheit  und  i^-ird  ein  Dämon. 
Bei  Erkenntniss  ordnet  man  die  Läuterung,  überschreitet  das 
Gemeine,  tritt  unter  die  Höchstweisen  und  entreisst  den  Stoff, 
wird  ein  Unsterblicher.  Von  Unsterblichen  gibt  es  fünf  Class^n, 
von  Vorschriften  gibt  es  drei  Vollendungen.  Ordnen  und  Er- 
fassen steht  bei  dem  Menschen,  jedoch  Verdienste  werden  voll- 
bracht gemäss  dem  Antheil. 

Liü-yen :  Von  Vorschriften  gibt  es  drei  Vollendungen,  von 
Unsterblichen  gibt  es  fünf  Classen,  wie  ist  dieses? 

Tschung-li :  Indem  es  von  Vorschriften  drei  VoUendungen 
gibt,  sind  die  kleine  Vollendung,  die  mittlere  Vollendung  und 
die  grosse  Vollendung  nicht  einerlei.  Indem  es  von  Unsterb- 
lichen ftinf  Classen  gibt,  sind  die  Dämonenunsterblichen,  die 
Menschenunsterbliehen,  die  Erdunsterblichen,  die  Götterunsterk- 
liehen  und  die  Himmelsunsterblichen  nicht  die  nämliche  CIäsw. 
Die  Däraonenunsterblichen  trennen  sieh  nicht  von  den  Dämonen, 
die  Menschenunsterbliehen  trennen  sieh  nicht  von  den  Menschen, 
die  Erdun sterbliehen  trennen  sich  nicht  von  der  Erde,  die  Götte^ 
unsterblichen  trennen  sich  nicht  von  den  Göttern,  die  Himmelß- 
iinsterblichen  trennen  sich  nicht  von  dem  Himmel. 

Liü-yen :     Was     sind     die     genannten     Dämonenunsterb 
len? 


Chinesische  Begrtndangen  der  Taolehre.  805 

Tschung-H:  Die  Dämonenunsterblichen  sind  die  ersten 
Unteren. der  fiinf  Unsterblichen.  Das  Yin  in  der  Mitte  tiber- 
schreitet und  entzieht  sich,  das  göttliche  Bild  ist  nicht  klar. 
In  dem  Passe  der  Dämonen  ist  kein  Geschlechtsname,  auf  den 
drei  Bergen  ist  kein  Name.  Man  tritt  zwar  nicht  in  das  Drehen 
der  Räder,  doch  es  ist  auch  schwer,  nach  ^  P'ung  und  j^ 
Ying  ^  zurückzukehren.  Sie  haben  zuletzt  nichts,  wohin  sie  sich 
wenden.  Bloss  in  dem  hingeworfenen  Mutterleibe  beziehen  sie 
ein  Haus,  es  ist  Alles. 

Liti-yen:  Welche  Kunst  betreiben  diese  Däraonenunsterb- 
lichen,  welche  Verdienste  weisen  sie  auf,  dass  sie  es  so  be- 
werkstelligen ? 

Li-tschung:  Die  ordnenden  und  erfassenden  Menschen 
sind  nicht  aufmerksam  auf  den  grossen  Weg,  wollen  aber 
schnell  vollenden.  Ihre  Gestalt  ist  wie  ein  dürrer  Baum,  ihr 
Herz  wie  todte  Asche.  Der  Geist  erkennend  bewahrt  im 
Inneren  einen  einzigen  Vorsatz,  er  wird  nicht  verstreut,  er 
beschliesst,  in  der  Mitte  aus  dem  Yin  zu  treten.  Der  Geist 
fasst  einen  einzigen  Vorsatz,  das  Reingeistige  des  Yin  wird 
nicht  verstreut.  Desswegen  sagt  man  Dämonenunsterbliche. 
Es  sind  Dämonen  des  klaren  Reingeistigen,  es  sind  keines- 
wegs Unsterbliche  des  ächten  Yang.  Im  Alterthum  und  in  der 
Gegenwart  gelangen  Genossen  des  hohen  Buddha  durch  Ver- 
dienste hierher.  Man  sagt:  Sie  erlangen  den  Weg.  In  Wahr- 
heit ist  es  lächerHch. 

Liti-yen:  Was  sind  die  genannten  Menschenunsterblichen? 

Tschung-li:  Die  Menschenunsterblichen  sind  die  zweiten 
Unteren  der  fünf  UnsterbHchen.  Die  das  Wahre  ordnenden 
Männer  sind  nicht  aufmerksam  auf  den  grossen  Weg.  Auf 
dem  grossen  Wege  erlangen  sie  eine  Vorschrift,  in  der  Vor- 
schrift erlangen  sie  eine  Kunst.  Das  gläubige  Herz,  der  mühe- 
volle Vorsatz  wird  durch  das  ganze  Zeitalter  nicht  gewechselt. 
Die  Luft  der  fünf  Grundstoffe  verbindet  sich  falsch ,  vereinigt 
sich  falsch.  Gestalt  und  Stoff  sind  vorläufig  fest.  Die  Pest 
der  acht  unrechten  Dinge  ist  nicht  im  Stande,  Schaden  zu- 
zufügen. Es  ist  viele  Sicherheit,  wenig  Krankheit.  Man  sagt 
daher :  Menschenunsterbliche. 


'  P'nng-lai  und  Ying-tscheu,  zwei  Inseln  der  Unsterblichen. 
Sitziing8b«r.  d.  phil.-hist.  Ol.   CXI.  Bd.  II.  Hft.  52 


SOG  Pfiamaier. 

Liü-yen :  Was  ist  die  Kunst  dieser  Menscheniinsterblichen, 
welche  Verdienste  erwerben  sie  sich  auf  diese  Weise? 

Tsehiinp^-li :  Es  ist  das  Bepnnen  der  ordnenden  und  er- 
fassenden Menschen.  Einige  hören  von  dem  grossen  Weg^. 
Die  Beschäftigung  ist  wichtig,  das  Glück  unbedeutend.  Es  ist 
überall  Unglück  durch  böse  Dämonen.  Desswegen  verändert 
man  den  anfänglichen  Sinn  und  bleibt  bei  der  kleinen  Vollen- 
dung. Man  handelt  nach  der  Vorschrift,  hat  Verdienste.  Man 
ist  zeitlebens  nicht  filhig,  sich  zu  verändern,  die  vier  Zeiten 
kann  man  nicht  wechseln.  Tilgt  man  die  fünf  Arten  des  Ge- 
schmacks, wie  wüsste  man,  dass  es  sechs  Lüfte  gibt?  Verglast 
man  die  sieben  Leidenschaften,  wie  müsste  man,  dass  es  zehn 
Verbote  gibt? 

Wer  das  Gurgeln  übt,  wird  verspottet.  Wer  auswird, 
als  Mischung  hinbringt,  das  Pflücken  der  Ausbesserung  be- 
kannt gibt,  wird  verlacht.  Klarheit  und  Reinheit  hält  man  fllr 
Thorheit.  Wer  gerne  die  Sachen  verzehrt  imd  die  Luft  de« 
Himmels  und  der  Erde  entreisst,  mag  nicht  die  vortreffliche 
Nahrung.  Wer  gerne  dem  Nachdenken  Fortbestand  gibt  und 
die  Wesenheit  der  Sonne  und  des  Mondes  pflückt,  mag  nicht 
die  Führung  auf  dem  Wege.  Wenn  man  einsam  sitzt,  den 
Athcm  verschliesst,  wie  könnte  man  wissen,  dass  es  etwas  von 
freien  Stücken  gibt?  Biegt  man  den  Leib,  müht  die  Gestalt 
ab,  erkennt  man  nicht  das  Sein  und  Nichtsein. 

Das  Yin  pflücken,  die  Luft  des  Weibes  nehmen,  ist  mit 
dem  Sammeln  der  goldenen  Schildkröte  nicht  gleich.  Das 
Yang  nähren,  die  Milch  des  Weibes  verzehren,  ist  von  dem 
Lautem  des  Goldmennigs  verschieden.  Untersucht  man  es 
nach  der  Art,  so  lässt  es  sich  nicht  zählen.  Gleichwohl  ist 
alles  der  Weg.  Man  kann  nicht  vollständig  sein  auf  dem 
grossen  Wege.  Es  ist  nur  auf  dem  grossen  Wege  eine  einzige 
Vorschrift,  eine  einzige  Kunst,  wobei  die  Verdienste  zu  Stande 
gebracht  werden.  Man  ist  zufrieden,  hat  Freude  an  der  Ve^ 
längcnmg  der  Jahre,  sonst  nichts.  Desswegen  sagt  man: 
Menschenunsterbliche. 

Es  gibt  noch  eine  Classe,  welche  Freude  hat  an  einem 
Augenblick,  der  es  zuwider  ist,  lange  festzuhalten.  Man  er- 
wirbt sich  die  Verdienste  nicht  ernstlich,  man  mengt  die  Zeit, 
verwirrt   die    Tage.      Man    bewirkt   im   Gegentheil    Krankheit, 


(/hinesische  Befp*flndiin|^n  der  Taolehre.  807 

aber  bringt  es  nicht   dahin,   die  Jahre  zu  verlängern.     Solche 
sind  in  der  Welt  ebenfalls  viele. 

Liü-yen:  Was  sind  die  sogenannten  Erdunsterblichen? 

Tschung-li:  Die  Erdunsterblichen  sind  in  der  Hälfte  des 
Himmels  und  der  Erde  von  der  Begabung  der  Himmelunsterb- 
lichen. Sie  werden  nicht  aufmerksam  auf  den  grossen  Weg, 
sie  halten  bei  der  Vorschrift  der  mittleren  Vollendung,  man 
kann  die  Verdienste  nicht  sehen.  Sie  sind  es,  welche  unter 
den  Menschen  nur  lange  leben,  in  der  Welt  wohnen  und 
nicht  sterben. 

Liti-yen :   Wie   ist   die  Thätigkeit   der  Erdunsterblichen  ? 

Tschung-li:  Anfänglich  nehmen  sie  zum  Muster  die  Ord- 
nung des  Aufsteigens  und  Herabsteigens  bei  dem  Himmel  und 
der  Erde,  nehmen  die  Zahl  des  Entstehens  und  Vollendens 
bei  Sonne  und  Mond.  Bei  sich  selbst  machen  sie  Gebrauch 
von  Jahren  und  Monden,  bei  den  Tagen  machen  sie  Gebrauch 
von  Stunden  und  Minuten.  Zuerst  kennen  sie  den  Drachen 
und  den  Tiger.  Zunächst  gesellen  sie  sich  zu  dem  ^  Khan* 
und  ^  Li.^  Sie  unterscheiden  das  Klare  und  Trübe  der 
Wasserquellen,  theilen  das  Erwarten  der  Luft,  das  Frühe  und 
Späte.  Sie  fassen  zusammen  das  wahre  Einzige,  untersuchen 
die  zwei  Sinnbilder,  reihen  die  drei  Begabungen,  theilen  die 
vier  Bildnisse,  unterscheiden  die  fünf  Umzüge,  bestimmen  die 
sechs  Lüfte,  sammeln  die  sieben  Kostbarkeiten,  ordnen  die 
acht  Abrisse,  durchwandeln  die  neun  Landstriche.  Durch  die 
fünf  Grundstoffe  werfen  sie  zu  Boden,  durch  die  Luft  über- 
liefern sie  Sohn  und  Mutter,  durch  Auflösung  sind  sie  Mann 
und  Weib,  durch  die  drei  Felder  gehen  sie  hin  und  zurück, 
durch  Brennen  vollenden  sie  die  Arznei  des  Mennigs.  Sie 
halten  ewig  nieder  das  untere  Feld,  läutern  die  Gestalt,  wohnen 
in  dem  Zeitalter  und  erlangen  das  lange  Leben,  sterben  nicht, 
haben  das  Auftreten  von  göttlichen  Unsterblichen  der  Erde 
des  festen  Landes.     Desswegen   heissen   sie:    Erdunsterbliche. 

Liü-yen  :  Was  sind  die  sogenannten  Götter  unsterblichen  ? 

Tschung-li:  Die  Götterunsterblichen  verdriesst  es,  als 
Erdunsterbliche  in   dem  Zeitalter  des  Staubes  zu   weilen.     Sie 


*  Khan  ,Grube*  ist  einer  der  acht  AbriRse.     Sein  Bild  ist  das  Wasser. 
2  Li  fSich  stützen'  ist  einer  der  acht  Abrisse.     Sein  Bild  ist  das  Fener. 

62* 


808  Pfisnaler. 

erwerben  Verdienste  ohne  Aufhören.  Die  Abschnittsröhre  des 
Palastes  reihen  sich  aneipander,  man  zieht  das  Blei  hervor, 
fügt  das  Ewige  hinzu ,  und  die  Wesenheit  des  Goldes  wird 
geläutert.  Sie  tragen  auf  dem  Scheitel  die  Edelsteinlosung, 
den  zurückkehrenden  Mennig.  Sie  läutern  die  Gestalt,  vollen- 
den die  Luft,  doch  die  fiinf  Luftarten  erscheinen  an  dem  Hofe 
bei  dem  Ursprünglichen.  Die  drei  Yang  versammeln  sich  auf 
dem  Scheitel,  die  Verdienste  sind  voll.  Man  vergisst  auf  die 
Gestalt,  auf  den  Mutterleib.  Die  Unsterblichen  verwandeln  sich, 
das  Yin  geht  zu  Ende,  das  Yang  ist  unvermischt.  Ausserhalb 
des  Leibes  gibt  es  einen  Leib,  er  entzieht  sich  dem  Stoffe.  Sie 
steigen  zu  den  Unsterblichen  empor,  überschreiten  das  Gemeine, 
treten  bei  den  Höchstweisen  ein,  nehmen  Abschied,  trennen 
sich  los  von  der  Gewöhnlichkeit  des  Staubes  und  kehren  zurück 
zu   den  drei  Bergen.     Darum    heissen  sie:    Götterunsterbliche. 

Liü-yen:  Was  sind  die  sogenannten  Himmelsunsterblichen? 

Tschung-li:  Die  Erdunsterblichen  verdriesst  es,  in  dem 
Zeitalter  des  Staubes  zu  weilen.  Sie  erwerben  sich  Verdienste 
ohne  Aufhören  und  kommen  dazu,  zu  überschreiten  und  sich 
zu  entziehen.  Sie  heissen  jetzt  Göttenmsterbliche.  Die  Götter- 
unsterblichen verdriesst  es,  auf  den  drei  Inseln  zu  weilen.  Sie 
überliefern  den  Weg  als  Menschengeschlecht.  Auf  dem  Wege 
haben  sie  Verdienste,  als  Menschengeschlecht  haben  sie  den 
Wandel.  Verdiensie  und  Wandel  sind  voll  und  genügend.  Man 
empfängt  das  Himmelbuch  und  kehrt  zu  dem  tiefen  Himmel 
zurück.     Desswegen  sagt  man :  Himmelsunsterbliche. 

Sie  sind  bereits  Himmelsunsterbliche.  Wenn  es  sie  ver- 
driesst, in  dem  tiefen  Himmel  zu  weilen,  so  übergibt  man  ihnen 
ein  Amt  und  macht  sie  zu  Obrigkeiten  der  Unsterblichen.  Die 
Niederen  heissen:  Obrigkeiten  des  Wassers.  Die  Mittleren 
heissen:  Obrigkeiten  der  Erde.  Die  Höheren  heissen:  Obrig- 
keiten des  Himmels.  Im  Himmel  und  auf  der  Erde  erwerben 
sie  sich  grosse  Verdienste,  in  der  Gegenwart  und  im  Alterthum 
haben  sie  einen  grossen  Wandel.  Von  Amt  zu  Amt  steigen 
sie  empor  und  werden  versetzt.  Nacheinander  werden  sie  be- 
auftragt ftir  sechs  und  dreissig  tiefe  Himmel  und  kehren  zurück 
zu  ein  und  achtzig  Himmeln  des  Yang.  Beauftragt  für  ein 
und  achtzig  Himmel  des  Yang,  kehren  sie  zurück  zu  den  drei 
klaren,  leeren,  selbstthätigkeitslosen  Gränzen. 


0  Bifrtiidnif iD  d«r  TiMltkn. 


809 


Lill-yeii:  Nat;L  DämoDDniuisterblicbkeit  kann  man  ganz 
is8  nicht  tr&cliten.  Auf  Hiiuiuelsuneterblichkcit  darf  man 
cbenfaJla  nii-ht  hoffen.  Was  mau  die  MuHter  der  Mensuhen- 
uuaterbliuhkcit,  der  Erdimaterbliulikcit,  der  Götter  Unsterblichkeit 
nennt,  kann  man  dies  zu  bUren  bekommen '/ 

TBcbung-H:  Die  MensehennuHterbHchon  treten  nicht  heraus 
aua  den  Mustern  der  kleinen  Vollendung.  Die  Erdnnsterb- 
iichen  treten  nicht  heraus  aus  den  Mustern  der  mittleren  Vollen- 
dung. Die  G Otter unsterblielien  treten  niclit  heraus  aus  den 
Mustern  der  grossen  Vollendung.  Dia  Zahl  der  drei  Vollen- 
dungen ist  in  Wirküelikeit  eine  einzige.  Man  gebraucht  dio 
Muster,  sucht  den  Weg.  Der  Weg  ist  ganz  gewiss  nicht  schwer. 
Diu-ch  den  Weg  sucht  man  die  Unsterblichkeit.  Die  Unsterb- 
lichkoit  ist  ebenfalls  sehr  leicht. 

Liü-jen:  Bei  den  MUnnern,  welche  im  Altorthum  und  in 

der  Gegenwart  das  Lebensloos  nährten,  war  es  nicht  der  Fall, 

!   nicht   nach   dem   langen  Leben   trachteten.     Es   war 

ilicht  der  Fall,  dass  sie  nicht  trachteten,  zu  <len  Unsterblichen 

nporzustcigen.     Dass   sie   gleichwohl   das   lange   Leben,   das 

FÜmporsteigen   zu    den   Unsterblichen   nicht   erlangton,    warum 

Bjftt  dieses? 

Tschmig-Ii:  Die  Muster  vereinen  sieh  nicht  mit  dem 
ffegc,  durch  vieles  Hören  zwingt  man  sich  zu  Erkenntniss. 
man  die  kleinen  Muster  hervorbringt,  entkommt  man 
den  Heitenthoren  nicht  den  Krankheiten.  Sterben  und  zu 
Tunde  gehen  nennt  man  noch  immer  die  Lüsung  der  Leicb- 
Sie  führen  irre  die  Menschen  der  Welt ,  sie  drüugen 
ror  und  erheben  sich  gegenseitig.  Sie  bewirken ,  das«  mau 
ton  dem  grossen  Wege  nicht  hört.  Gibt  ea  auch  ein  gläubiges 
Menschen  von  angestrengten  Gedanken ,  man  übt  das 
FoHthalten  bereits  lange,  man  sieht  zuletzt  nicht  die  Verdienste. 
Die  Abschnittsriäbre  werden  geordnet,  und  man  tritt  unter  die 
(•Quellen,  leider  I 


Erörtern iigen  des  grosstiii  Weges. 

Lili-ycn;  Was  ist  der  sogenannte  grosse  Weg? 
Tschung-h:  Der  grosse  Weg  ist  ohne  Geslalt,  ohne  Namen, 
ihne  Frage,   ohne  Antwort.     Öeine  Grfisse  ist  ohne  Aeusseres, 


jj 


810  PfUmaier. 

seine  Kleinheit  ist  ohne  Inneres.  Niemand  kann  es  dahin 
bringen,  ihn  zu  wissen.  Niemand  kann  es  dahin  bringen,  ihn 
zu  wandeln. 

Liü-yen:  Die  verständigen  Männer  des  Altorthuras  und 
der  Gegenwart  lernten  anfänglich  den  Weg.  Zunächst  gab  es 
den  Weg.  Zunächst  erlangten  sie  den  Weg.  Zunächst  ward 
der  Weg  vollendet,  und  sie  entzogen  sich  dem  Zeitalter  des 
Staubes.  Sie  begaben  sich  auf  die  Insel  P'ung  und  erstiegen 
dann  den  tiefen  Himmel.  Sie  erstiegen  den  Himmel  des  Yang, 
erstiegen  dann  die  drei  Klaren.  Sie  alle  waren  Männer,  welche 
den  Weg  vollendeten.  Heute  sagt  der  geehrte  Lehrmeister 
allein,  man  könne  es  nicht  dahin  bringen,  den  Weg  zu  wissen, 
man  könne  es  nicht  dahin  bringen,  ihn  zu  wandeln.  Also  kann 
man  es  einzig  dahin  bringen,  dass  der  Weg  sich  verberge? 

Tfichung-li :  Ich  habe  in  Bezug  auf  den  Weg  ganz  gewiss 
kein  Verborgensein.  Denn  die  das  Zeitalter  erhebenden,  den 
Weg  darbietenden  Männer  haben  bloss  den  Namen  der  Liebe 
zu  dem  Wege.  Sie  hören  sofort  von  dem  grossen  Wege,  haben 
aber  kein  gläubiges  Herz.  Hätten  sie  auch  ein  gläubiges  Herz, 
sie  haben  keine  angestrengten  Gedanken.  Am  Morgen  sind 
sie  es,  am  Abend  ändern  sie  sich.  Sitzend  verrichten  sie, 
aber  stehend  vergessen  sie.  Anfilnglich  kümmern  sie  sich  und 
streben,  am  Ende  sind  sie  nachlässig  und  trag.  Ich  sagte 
desshalb,  dass  der  grosse  Weg  schwer  zu  kennen,  schwer  zu 
wandeln  ist. 

Lill-yen:  Wie  ist  die  Begründung,  dass  der  grosse  Weg 
schwer  zu  kennen,  schwer  zu  wandeln  ist? 

Tschung-li :  Bei  den  kleinen  Mustern  der  Seitenthore  sieht 
man  leicht  Verdienste.  Im  gewöhnlichen  Laufe  kommt  man 
oft  dazu,  gegenseitig  zu  überHefern  und  zu  übergeben.  Bis  zu 
dem  Tode  wird  man  nicht  aufmerksam.  Hierauf  bringt  man 
die  Gewohnheiten  zu  Stande  und  verdirbt,  zerstört  den  grossen 
Weg.  Es  gibt  Fastende  und  Warnende,  es  gibt  Menschen, 
welche  die  Nahrung  beschränken,  es  gibt  deren,  welche  die 
Luft  pflücken,  es  gibt  deren,  welche  sich  gurgeln,  es  gibt  deren, 
welche  sich  von  der  Gattin  trennen,  es  gibt  deren,  welche  den 
Geschmack  abschneiden,  es  gibt  deren,  welche  ruhig  bestimmen, 
es  gibt  deren,  welche  nicht  sprechen,  es  gibt  deren,  welche 
das  Nachdenken  fortbestehen  lassen,  es  gibt  deren,  welche  das 


Chinesische  Begrfindangen  der  Taolehre.  811 

Yin  pflücken,  es  gibt  deren,  welche  die  Luft  gebrauchen,  es 
gibt  deren,  welche  das  Ruhige  festhalten,  es  »gibt  deren,  welche 
das  Herz  ausruhen  lassen,  es  gibt  deren,  welche  das  Fort- 
gesetzte zerreissen,  es  gibt  deren,  welche  den  Scheitel  öfl*nen, 
es  gibt  deren,  welche  die  Schildkröte  vemngern,  es  gibt  deren, 
welche  die  Spur  zerreissen,  es  gibt  deren,  welche  sehen  und 
lesen,  es  gibt  deren,  welche  durch  Brennen  läutern,  es  gibt 
deren,  welche  das  Athmen  bestimmen,  es  gibt  deren,  welche 
Wegweiser  sind  und  führen,  es  gibt  deren,  welche  auswerfen 
und  vorlegen,  es  gibt  deren,  welche  pflücken  und  ergänzen, 
es  gibt  deren,  welche  verbreiten  und  betheilen,  es  gibt  deren, 
welche  die  Pflege  anbieten,  es  gibt  deren,  welche  bei  Ueber- 
setzen  des  Wassers  zu  Hilfe  kommen,  es  gibt  deren,  welche 
in  die  Gebirge  treten,  es  gibt  deren,  welche  die  Eigenschaft 
des  Gemüthes  erkennen,  es  gibt  deren,  welche  sich  nicht  be- 
wegen, es  gibt  deren,  welche  überreichen  und  festhalten. 

Die  kleinen  Muster  der  Seitenthore  können  nicht  vor- 
bereitet und  dargelegt  werden.  Selbst  etwas  wie  die  Blüthen 
der  Sonne  und  des  Mondes  pflücken,  die  Luft  des  Himmels 
und  der  Erde  entreissen,  im  Herzen  denken,  im  Gemüthe  nach- 
denken, den  Mennig  erhoflFen  und  knüpfen,  den  Leib  beugen, 
die  Gestalt  abmühen,  suchen,  überschreiten  und  sich  entziehen 
wollen,  viel  eintreten,  wenig  austreten,  Ka^ankheiten  angreifen, 
es  kann  geschehen.  Durch  Erkennen  das  Wahre  schaffen, 
den  Athem  zur  Leibesfrucht  machen,  das  Nachdenken  zer- 
reissen, die  Worte  vergessen,  die  Eigenschaft  pflegen,  es  kann 
geschehen.  Hindeuten  auf  das  Auftreten  als  grosses  Einziges, 
das  Enthalten  der  wahren  Luft,  dass  der  goldene  Dreifuss  nicht 
zu  Boden  fallt,  der  gelbe  Fluss  rückwärts  läuft,  die  niedere 
Vorschrift  der  Ernährung  des  Lebens,  die  Gestalt  gleich  einem 
dürren  Baum,  das  Herz  gleich  todter  Asche,  die  kleine  Kunst 
der  Sammlung  des  Geistes,   wie  lässt  sich  dieses  thun? 

Die  im  Alterthum  und  in  der  Gegenwart  den  Weg  dar- 
bietenden Männer  verweilen  in  Mühseligkeiten  mit  dem  Herzen, 
hängen  hin-  und  hergehend  die  Gedanken  an,  bilden  aus  der 
Feuchtigkeit  der  Kehle  Arzneimittel,  wie  könnten  sie  es  dahin 
bringen,  Umgestaltungen  zu  bewirken?  Sie  versammeln  die 
Luft,  bilden  Mennig,  wie  könnten  sie  dahin  kommen,  still  zu 
stehen  und  zu  verweilen?  Sie  deuten  auf  die  Leber,  bilden  den 


812  Pfizmaier. 

Drachen,  doch  aiijj  der  Lunge  bilden  sie  den  Tiger,  wie  könnten 
sie  dahin  kommen, 'sich  zu  vereinen?  Sie  erkennen  das  ^  Khan, 
bilden  das  Blei,  doch  aus  dem  ^  Li  bilden  sie  das  Queck- 
silber, wie  könnten  sie  dahin  kommen,  herauszureissen  und 
beizufügen? 

Bei  der  Abnahme  und  dem  Ueberströmen  der  vier  Zeiten 
auf  die  langen  gelben  Knospen  hoffen,  der  einzige  Gedanke 
zerstreut  sich  nicht.  Sie  trachten  nach  dem  grossen  Arznei- 
mittel, machen  verschieden  die  Jahre,  vermengen  die  Monde, 
sie  setzten  herab  die  Tage,  verwirren  die  Jahreszeiten.  Sie 
erkennen  nicht  die  Wurzel  und  die  Fruchtknospen  der  fünf 
Grundstoffe,  wie  könnten  sie  wissen  die  Umgestaltung  der  drei 
Begabungen.  Sie  suchen  die  Aeste,  pflücken  die  Blätter^  ver- 
wirren und  täuschen  die  späteren  Menschen,  bewirken,  dass 
der  grosse  Weg  täglich  fern  wird,  täglich  entfremdet  wird, 
dass  verschiedenartige  Seiten  zugleich  sich  erheben. 

Hierauf  bringt  man  die  Gewohnheiten  zu  Stande.  Es 
geschieht,  dass  man  die  ursprünglichen  Gedanken  der  früheren 
Lehrmeister,  den  vortrefflichen  Ausgang  von  dem  Wege  ver- 
liert, dass  man  beim  Anhören  verschlossen  ist  für  das  Sprechen 
bei  dem  Lernen  des  Mundes  und  des  Ohres  und  bei  der  Be- 
urtheilung  deutet  auf  die  des  Wissens  baren  Genossen.  Man 
unterrichtet  sich  gegenseitig,  versucht  die  Anordnung  der  Ab- 
schnittsröhre, tritt  unter  die  Quellen,  heisst  das  Herz  der  Men- 
schen erkalten.  Es  ist  nicht  der  Fall,  dass  man  nicht  eröffnen 
und  ausbreiten  will  den  grossen  Weg.  Es  ist  nämlich  die  Be- 
schäftigung der  Menschen  des  Zeitalters  wichtig,  der  Segen  ist 
gering.  Man  glaubt  nicht  an  die  Triebwerke  des  Himmels, 
schätzt  hoch  die  Güter,  schätzt  gering  das  Lebensloos,  man 
wünscht,  ein  unterer  Dämon  zu  werden. 

Liü-yen:  Die  kleinen  Muster,  die  Seitenthore  weiss  man 
bereits.  Kann  man  es  erlangen,  von  dem  grossen  Wege  zu 
hören  ? 

Tschung-li:  Bei  dem  Wege  ist  ursprünglich  kein  Fragen, 
bei  dem  Fragen  ist  ursprünglich  kein  Antworten.  Gelangt  man 
zu  der  Quelle  des  Wahren,  der  Entscheidung  des  Einen,  ist 
der  grosse  Rohstoff  bereits  verstreut.  Der  Weg  bringt  hervor 
Eins,  Eins  bringt  hervor  Zwei,  Zwei  bringt  hervor  Drei.  Eins 
ist  der  Körper,    Zwei  ist  die  Anwendung,    Drei  ist  die  Umge- 


Chinesische  Begründangen  der  Taolehre.  813 

staltung.  Körper  und  Anwendung  gehen  über  das  Yin  und 
Yang  nicht  hinaus.  Die  Umgestaltungen  hängen  ab  von  der 
Verbindung.  Das  Obere,  Mittlere  und  Untere  in  Reihen  ge- 
stellt, sind  die  drei  Begabungen.* 

Der  Himmel,  die  Erde  und  der  Mensch  erlangen  mit 
einander  den  einzigen  Weg.  Der  Weg  bringt  hervor  die  zwei 
Lüfte.'^  Die  zwei  Lüfte  bringen  hervor  die  drei  Begabungen. 
Die  drei  Begabungen  bringen  hervor  die  fllnf  Grundstoffe. 
Die  fünf  Grundstoffe  bringen  hervor  die  zehntausend  Dinge. 
Unter  den  zehntausend  Dingen  ist  das  Geistigste,  das  Vor- 
nehmste nur  der  Mensch.  Nur  der  Mensch  erschöpft  das  Grund- 
wesen der  zehntausend  Dinge,  vollendet  die  Eigenschaft  des 
bereits  Einzigen.  Man  erschöpft  das  Grundwesen,  vollendet 
die  Eigenschaft  und  gelangt  zu  dem  Lebensloos.  Man  ver- 
vollständigt das  Lebensloos,  verbindet  sich  mit  dem  Wege, 
hat  Gemeinschaft  mit  dem  Himmel  und  der  Erde,  ordnet  ihre 
Festigkeit  und  Sicherheit,  erlangt  zugleich,  was  fortbesteht  und 
lange  währt. 

Liü-yen:  Der  Himmel  besteht  fort,  die  Erde  währt  lange. 
Beständig  ist  tausendfaches  Alterthum  und  keine  Erschöpfung. 
Die  Langjährigkeit  des  Menschen  ist  hundert  Jahre,  selbst 
siebenzig  sind  noch  iuTmer  selten.  Wie  kommt  es,  dass  der 
Weg  allein  sich  befindet  bei  dem  Himmel  und  der  Erde,  aber 
fern  sich  befindet  von  dem  Menschen? 

Tschung-li:  Der  Weg  befindet  sich  nicht  fern  von  dem 
Menschen,  aber  der  Mensch  entfernt  sich  von  dem  Wege. 
Wodurch  man  sich  von  dem  Wege  entfernt,  man  nährt  das 
Lebensloos  und  weiss  nicht  die  Vorschrift.  Wodurch  man  die 
Vorschrift  nicht  weiss?  Für  die  unteren  Verdienste  kennt  man 
nicht  die  Zeit.  Wodurch  man  die  Zeit  nicht  kennt?  Man  ver- 
steht nicht  die  Triebwerke  des  Himmels  und  der  Erde. 

Die  Erörterungen  des  Himmels  nnd  der  Erde. 

Liü-yen :  Was  man  die  Triebwerke  des  Himmels  und  der 
Erde  nennt,  kann  man  erlangen,  es  zu  hören? 

*    — »    ^j*  (sari-thsai)  ,die  drei  Begabungen'  sind  der  Himmel,  die  Erde 

nnd  der  Mensch. 
'   ^    ^ä   (ni-khi)  ,die  zwei  Lüfte*  sind  das  Yin  und  Yang. 


814  Pfizmaiei*. 

Tschung-li:  Die  Triebwerke  des  Himmels  und  der  Erde 
sind  der  Himmel  und  die  Erde,  welche  sich  im  Kreise  drehen, 
von  dem  grossen  Wege  Gebrauch  machen  und  nach  oben  und 
unten  gehen  und  kommen.  Im  Wandeln  und  Festhalten  er- 
müden sie  nicht  und  erlangen  Fortbestand  und  lange  Dauer, 
Festigkeit  und  Sicherheit.  Es  kann  noch  nicht  leichthin  bei 
den  Menschen  verlauten. 

Liti-yen:  Himmel  und  Erde  in  Bezug  auf  den  Weg,  in- 
wiefern nennt  man  sie  die  Triebwerke,  welche  sich  im  Kreise 
drehen  und  Gebrauch  machen?  Inwiefern  nennt  man  sie  die 
Triebwerke,  welche  wandeln  und  festhalten?  Sich  im  Kreise 
drehen  und  Gebrauch  machen,  inwiefern  erhebt  man  dabei  das 
Haupt?  Wandeln  und  Festhalten,  inwiefern  sieht  man  dabei 
Verdienste  ? 

Tschung-li:  Der  grosse  Weg  ist  bereits  entschieden  und 
hat  Gestalt.  Durch  die  Gestalt  hat  er  eine  Zahl.  Der  Himmel 
erlangt  den  Weg  des  ^  Khien,'  das  Eins  macht  er  zum 
Körper.  Er  ist  leicht  von  Gewicht,  klar  und  betindet  sich 
oben.  Wovon  er  Gebrauch  maclit,  ist  das  Yang.  Die  Erde 
erlangt  den  Weg  des  J:^  Khuen,*^  die  Zwei  macht  sie  zum 
Körper.  Sie  ist  schwer  von  Gewicht,  trüb  und  betindet  sich 
unten.  Wovon  sie  Gebrauch  macht,  itit  das  Yin.  Das  Yang 
steigt  empor,  das  Yin  steigt  herab,  sie  vereinigen  sich  gegen- 
seitig. Das  Khien  und  das  Khuen  machen  Gebrauch,  verlieren 
nicht  den  Weg,  und  um  das  Haupt  zu  erheben,  gibt  es  eine 
Zeit,  um  die  Verdienste  zu  sehen,  gibt  es  einen  Tag. 

Liü-yen:  Der  Himmel  erlangt  den  Weg  des  Khien.  Das- 
jenige, wovon  er  Gebrauch  macht,  ist  das  Yang.  Das  Yang 
ist  dem  Aufsteigen  vorgesetzt.  Warum  verbindet  es  sich  mit 
der  Erde?  Die  Erde  erlangt  den  Weg  des  Khuen.  Dasjenige, 
wovon  sie  Gebrauch  macht,  ist  das  Yin.  Das  Yin  ist  dem 
Herabsteigen  vorgesetzt.  Warum  verbindet  es  sich  mit  dem 
Himmel?  Wenn  Himmel  und  Erde  sich  nicht  verbinden,  wie 
könnten  das  Yin  und  Yang  sich  vereinigen?  Wenn  das  Yin 
und  Yang  sich  niclit  vereinigen,    inwiefern  machen  das  Khien 


*  Durch  den  Abriss     wj    (khieiij   »kräftige'  oder   ,vorwärt8   schreiten*   wird 

dor  Himmel  bezeichnet,  weil  der  Himmel  im  Wandeln  nicht  ausruht. 
2  Durcli  den  Abriss    Jffl    (khuen)  ,willig'  wird  die  Erde  bezeichnet. 


Chinesische  Begr&ndungen  der  Taolehre.  815 

und  das  Elhuen  Gebrauch?  Wenn  das  Khien  und  das  Khuen 
bereits  keinen  Gebrauch  gemacht  haben,  mag  es  selbst  eine  Zeit, 
wo  man  das  Haupt  erhebt,  einen  Tag,  wo  man«  die  Verdienste 
sieht,  geben,   inwiefern  lässt  der   grosse  Weg  sich  erlangen? 

Tschung-li:  Der  Weg  des  Himmels  macht  das  Khien 
zum  Körper.  Das  Yang  macht  Gebrauch,  häuft  die  Luft  und 
befindet  sich  oben.  Der  Weg  der  Erde  macht  das  Khuen 
zum  Körper.  Das  Yin  macht  Gebrauch,  häuft  das  Wasser 
und  befindet  sich  unten.  Der  Himmel  wandelt  den  Weg,  sucht 
das  Khuen  durch  das  Khien.  Er  sucht  es  einmal  und  ist  der 
älteste  Sohn  Namens  ^  Tschin.  ^  Er  sucht  es  nochmals  und 
ist  der  mittlere  Sohn  Namens  ^  Khan.^  Er  sucht  es  dreimal 
und  ist  der  jüngste  Sohn  Namens  ^  Ken.^  Hier  verbindet 
sich  der  Himmel  mit  der  Erde.  Durch  den  Weg  des  Khien 
sucht  er  den  Weg  des  BLhuen  und  bringt  hervor  die  drei  Yang. 

Endlich  wandelt  die  Erde  den  Weg,  sucht  das  Khien 
durch  das  Khuen.  Sie  sucht  es  einmal  und  ist  die  älteste 
Tochter  Namens  ^  Siuen.^  Sie  sucht  es  nochmals  und  ist 
die  mittlere  Tochter  Namens  ^  Li.*^  Sie  sucht  es  dreimal 
und  ist  die  jüngste  Tochter  Namens  ^  Thai.^  Hier  verbindet 
sich  die  Erde  mit  dem  Himmel.  Durch  den  Weg  des  Khuen 
sucht  sie  den  Weg  des  Khien  und  bringt  hervor  die  drei  Yin. 
Die  drei  Yang  verbinden  sich  mit  den  drei  Yin,  und  die  zehn- 
tausend Dinge  entstehen.  Die  drei  Yin  verbinden  sich  mit 
den  drei  Yang,  und  die  zehntausend  Dinge  werden  vollendet. 
Himmel  und  Erde  verbinden  sich  ursprünglich,  indem  das  Khien 
und  das  Khuen  einander  suchen  und  im  Kreise  sich  drehend 
den  Weg  wandeln.  Das  Khien  und  das  Khuen  suchen  einander 
und  bringen  hervor  die  sechs  Lüfte.  Die  sechs  Lüfte  ver- 
binden  sich   und   vertheilen    die   fünf  Grundstoffe.      Die   fünf 


*  Durch  den  Abriss    'S  (UchinJ  ,zittem*  wird  der  Donner  bezeichnet. 

2  Der  Abriss    jra*    (khan)  ,Grube'  bezeichnet,  wie  bereits  oben  angegeben 
worden,  das  Wasser. 

*  Durch  den  Abriss    ^L    (ken)  ^stillstehen*  wird  der  Berg  bezeichnet. 

*  Durch  den  Abriss    SB    (siuen)  ^eindringen'  wird  der  Wind  bezeichnet. 

^  Der  Abriss   ma   (U)  ,sich   stützen*  bezeichnet,    wie  bereits  oben  ange- 
geben worden,  das  Feuer. 

*  Durch  den  Abriss    'Öj  (thai)  ,erklären*  wird  der  Sumpf  bezeichnet. 


816  PfizBAter. 

Grundstoffe  verbinden  sich  und  bringen  hervor  und  ToDeDda 
die  zehntausend  Dinge. 

Jetzt  wandelt  das  Khien  den  Weg  abwärts  imd  «acht 
dreimal.  Nachdem  es  geendet,  steigt  sein  Yang  wieder  empor. 
Das  in  dem  Yang  verborgene  Yin  kehrt  *iiach  oben  in  da 
Himmel  zurück.  Das  Khuen  wandelt  den  W^  aufwirti  od 
sucht  dreimal.  Nachdem  es  geendet,  steigt  sein  Yin 
hinab.  Das  in  dem  Yin  verborgene  Yang  kehrt  nad 
zu  der  Erde  zurück. 

Wenn  sich  das  Yin  in  dem  Yang  verbirgt,  wird  iuTm 
nicht  verlöscht,  und  es  heisst :  das  wahre  Yin.  Wenn  dai  «ak« 
Yin  zu  dem  Himmel  gelangt,  kommt  es  durch  das  Yang  na 
Leben,  desswegen  steigt  das  Yin  von  dem  Himmel  hoak 
Kann  in  dem  Yin  ein  Yang  nicht  sein?  Wenn  dch  dai  Yaig 
in  dem  Yin  verbirgt,  wird  das  Yang  nicht  vermehtet,  «nd  es 
heisst:  das  wahre  Yang.  Wenn  das  wahre  Yang  za  der  Erde 
gelangt,  kommt  es  durch  das  Yin  zum  Vorschein,  demwegeä 
steigt  das  Yang  von  der  Erde  empor.  Kann  in  dem  Yaig 
ein  Yin  nicht  sein*?  Wenn  sich  das  Yin  in  dem  Yang  verbii;;^ 
wird  das  Yin  nicht  verlöscht,  es  gelangt  wieder  zur  Erde. 
Wenn  sich  das  Yang  in  dem  Yin  verbirgt,  wird  das  Yang  nickt 
vernichtet,  es  gelangt  wieder  zu  dem  Hinunel.  iSe  begiuei, 
rings  umher  wieder  im  Kreise  sich  zu  drehen  and  m  winddi 
ohne  Aufhören.  Sich  vereinigend,  verlieren  sie  nicht  den  Weg. 
Desswegen  sind  sie  immerwährend,  lange  während,  fest  hikI 
sicher  in  einem  solchen  Masse. 

Liü-yen:    Die   Triebwerke    des    Himmels    und  der  Erd« 
wandeln   im  Kreise   umher   auf  dem  Wege   und  erlangen  iti 
Immerwährende   und   die    lange  Dauer.     Es   ist  das  Verdient 
des    Gebrauchmachens.      Nur    der    Mensch    besitzt    zwar  die 
Eigenschaft    des   Scharfsinns    und   der  Erleuchtung,  weilt  mit 
den  Gedanken  bei  dem  Klaren  imd  Reinen,  will  das  Windet 
auf  dem  grossen   Wege   empfangen.     Ist   es    klein,   so  i«t  er 
zufrieden  und  freut   sich  der  Veriängerung   der  Jahre,    fa  ^ 
mittelmässig,  so  lebt  er  immerdar  und  stirbt  nicht.  Ist  es  p^ 
so  entzieht  er  den  Stoff  und  steigt  zu  den  Unsterblichen  empof- 
Wie  macht  man    Gebrauch,    wandelt    im  Kreise   sich  drehend 
den  grv>ssen  Wog,  ahm:  der  Vor<chrit1  gemäss  die  Triebwerke 
Himmels  nach  und  erhuürt  ebenfalls  das  Immerwährender 


Chinesische  Begründungen  der  Taolehre.  817 

die  lange  Dauer,  das  Feste,   Sichere,  das  beständige  Vorhan- 
densein der  grossen  Treppenstufen? 

Tschung-li:  Der  grosse  Weg  ist  ohne  Gestalt.  Durch  das, 
was  Jene  erlangten,  bildet  man  die  Gestalt.  Der  grosse  Weg 
ist  ohne  Namen.  Durch  das,  was  Jene  erlangten,  bildet  man 
den  Namen.  Himmel  und  Erde  erlangen  es,  und  es  heisst: 
der  Weg  des  Khien,  der  Weg  des  Khuen.  Sonne  und  Mond 
erlangen  es,  und  es  heisst:  der  Weg  des  Yin,  der  Weg  des 
Yang.  Wenn  es  der  Mensch  erlangt,  und  es  ist  die  Mitte  des 
Hofes,  so  heisst  es:  der  Weg  des  Gebieters  und  Dieners.  Ist 
es  das  Thor  des  inneren  Gemaches,  so  heisst  es:  der  Weg  von 
Mann  und  Weib.  Sind  es  Genossen  des  Bezirkes,  so  heisst 
es:  der  Weg  der^Aelteren  und  Jüngeren.  Sind  es  Schul- 
gebäude, so  heisst  es:  Weg  der  Freunde.  Ist  es  der  Vorhof 
des  Hauses,  so  heisst  es:  der  Weg  des  Vaters  und  des  Sohnes. 

Im  Aeusseren  gesehen,  ist  nichts  ohne  den  Weg,  es  ist 
selbst  wie  Vater  und  Mutter,  wenn  sie  sich  vereinigen.  Der 
Vater  ist  das  Yang,  es  tritt  früher  voi'wärts,  doch  das  Yin  geht 
ihm  nach.  Die  wahre  Luft  begegnet  dem  wahren  Wasser.  Das 
Feuer  des  Herzens  ^  vereinigt  sich  mit  dem  Wasser  der  Nieren, 
geläutert  wird  es  die  wesentliche  Blüthe.  Ist  die  wesentliche 
Blüthe  hervorgekommen,  und  es  trifft  sich,  dass  das  Yin  der 
Mutter  früher  hervortritt,  so  bespült  es  mit  Wasser  den  un- 
brauchbaren Ort.  Trifft  es  sich,  dass  das  Yang  der  Mutter 
früher  hervortritt,  so  wird  es  mit  dem  Blut  an  der  Vorderseite 
des  Mutterleibes  aufgenommen.  Wesenheit  und  Blut  werden 
die  Leibesfrucht.  Sie  umschliessen  und  enthalten  die  wahre 
Luft  und  dringen  in  den  Mutterleib  der  Mutter.  Nach  den  ge- 
häuften Tagen,  nach  fortgesetzten  Monden  wird  die  wahre  Luft 
umgestaltet  und  bringt  den  Menschen  zu  Stande,  gleichwie 
Himmel  und  Erde  den  Weg  wandeln,  das  Khien  und  das  Khuen 
einander  suchen,  und  die  drei  Yin,  die  drei  Yang  entstehen. 

Die  wahre  Luft  ist  das  Yang,  das  wahre  Wasser  ist  das 
Yin.  Das  Yang  verbirgt  sich  in  dem  Wasser,  das  Yin  verbirgt 
sich  in  der  Luft.  Die  Luft  ist  dem  Aufsteigen  vorgesetzt,  in 
der  Luft  befindet  sich  das  wahre  Wasser.  Das  Wasser  ist  dem 
Herabsteigen  vorgesetzt,  in  dem  Wasser  befindet  sich  die  wahre 


1  Das  Herz  gehört  zu  dem  Grundstoffe  des  Feuers. 


H19,  Pfizmaicr. 

Luft.  Das  wahre  Wasser  ist  daher  das  wahre  Yin,  die  wahre 
Luft  ist  daher  das  wahre  Yan^.  Das  wahre  Yin  folp^t  dem 
Wasser,  es  wandelt  nach  unten,  gleichwie  das  Khien  auf  der 
Suche  nach  dem  Khuen. 

Das  obere  heisst  ^t  Tschin  ,zittern',  das  mittlere  heisst 
^  Khan  jGrube',  das  untere  heisst  ^  Ken  ,still8tehen^  Ver- 
gleicht man  es  mit  dem  Menschen,  so  macht  man  aus  dem 
mittleren  ^  die  Bemessung  und  geht  von  oben  nach  unten.  Das 
Tschin  ist  die  Leber,  das  Khan  sind  die  Nieren,  das  Ken  ist 
die  Harnblase.  Das  wahre  Yang  folgt  der  Luft,  wandelt  nach 
oben,  gleichwie  das  Khuen  auf  der  Suche  nach  dem  Khien. 
Das  untere  heisst  ^  Siuen  ,eindringen*,  das  mittlere  heisst  ||^ 
Li  ,sich  stützen^,  das  obere  heisst  ^  Tai  ,orklären'.  Vergleicht 
man  es  mit  dem  Menschen,  so  macht  man  aus  dem  mittleren' 
die  Bemessung  und  geht  von  unten  nach  oben.  Das  Siuen  ist 
die  Galle,  das  Li  ist  das  ITerz,  das  Tai  ist  die  Lunge. 

Wenn  die  Gestalt  bereits  vorgerichtet  ist,  die  Zahl  genügt, 
man  sich  von  der  Mutter  trennt,  nachdem  man  bereits  geboren 
ist,  befindet  sich  das  ursprüngliche  Yang  in  den  Nieren.  Durch 
das  ursprüngliche  Yang  macht  man  entstehen  die  wahre  Luft. 
Die  wahre  Luft  erscheint  an  dem  Hofe  bei  dorn  Herzen.  Durch 
die  wahre  Luft  macht  man  entstehen  die  wahre  Flüssigkeit.  Die 
wahre  Flüssigkeit  kehrt  zu  dem  Ursprünglichen  zurück,  nach 
oben  imd  unten  geht  sie  fort  und  kommt  wieder.  Wenn  keine 
Erschöpfung  und  Schädigung  ist,  kann  man  die  Jahre  verlängern. 
Wenn  man  die  Zeiten  kennt,  ohne  zu  zweifeln.  Wegnehmen  und 
Hinzuftigen  ein  Mass  haben,  kann  man  das  Leben  verlängern. 
Wenn  man  verfertigt  und  schafft,  ohne  zu  ermüden,  ordnet  und 
festhält  ohne  Aufhören,  das  Yin  zu  Ende,  das  Yang  acht  ist, 
kann  man  die  Gewöhnlichkeit  überschreiten,  bei  den  Höchst- 
weisen eintreten.  Dieses  sind  die  Triebwerke  des  Himmels,  die 
Grundlagen  der  tiefen  Verfertigung,  die  in  dem  Alterthum  und 
in  der  Gegenwart  nicht  überlieferten  Dinge. 

Wenn  ihr  treuen  Herzens  seid  und  ohne  Unschlüssigkeit 
wegen  Namen  und  Vortheil,  wenn  ihr,  mit  Waffen  versehen, 
Gnade  und  Zuneigung  betrachtet  wie  Räuber  und  Feinde,  die 


*  Au8  dem  Khan,  durch  wolclies  das  WasHor  liozoichnet  wird. 
2  Aus  dem  Li,  durch  welclies  da«  Feuer  bezeichnet  wird. 


Chinesische  BeffrUndnn^en  der  Taolehre.  819 

Krankheiten  vermeidet,  Tod  und  Untergang  fürchtet,  verhindert, 
dass  ihr  des  Leibes  verlustig  werdet  in  einer  verschiedenen 
Schale,  bedenket  das  Durchdringen  des  Geistes  in  eine  fremde 
Art,  darthuet,  dass  ihr  den  Vorsatz  des  Klaren  und  Reinen 
habet,  dann  sollet  ihr  einstweilen  die  Wurzel  und  die  Quelle 
verschliessen,  ohne  zu  bewirken,  dass  man  entläuft  und  verliert 
das  ursprüngliche  Yang,  zerstört  und  verstreut  die  wahre  Luft. 
Die  Luft  ist  vollkommen,  und  in  der  lichten  Seele  gibt  es  kein 
Yin.  Das  Yang  ist  kraftvoll,  und  in  der  dunklen  Seele  gibt  es 
die  Luft.  Einmal  steigt  man  empor,  einmal  steigt  man  herab. 
Man  nimmt  die  Vorschrift,  ohne  herauszutreten  aus  Himmel  und 
Erde.  Einmal  Fülle,  einmal  Schwinden,  Gehen  und  Kommen 
hat  ebenfalls  Aehnlichkeit  mit  Sonne  und  Mond. 


Die  Erorternngen  der  Sonne  nnd  des  Mondes. 

Liü-yen:  Die  Ordnung  des  Himmels  und  der  Erde  kennt 
man  ebenfalls  im  Rohen.  Das  Eintreten  der  Sonne  und  des 
Mondes  in  die  Bemessungen,'  wie  es  sich  mit  dem  Menschen 
verbindet,  kann  man  erlangen,  dass  es  verglichen  wird?  Ich 
wünsche  die  Auseinandersetzung  zu  hören. 

Tschung-li:  Der  grosse  Weg  ist  ohne  Gestalt,  er  bringt 
hervor  und  ernährt  Himmel  und  Erde.  Der  grosse  Weg  ist 
ohne  Namen,  er  macht  im  Ki'eise  sich  drehen  und  wandeln 
Himmel  und  Erde.  Sonne  und  Mond  sind  die  Wesenheit  des 
grossen  Y'^in,  des  grossen  Yang.  In  der  dunklen  Darlegung 
helfen  die  Bemessungen  der  Verbindung  des  Himmels  und  der 
Erde  bei  den  Verdiensten  des  Wandeins,  Hervorbringens  und 
VoUendens  der  zehntausend  Dinge.  Durch  Aufgang  und  Unter- 
gang im  Osten  und  Westen  theilt  man  Tag  und  Nacht.  Durch 
Gehen  imd  Koramen  im  Süden  und  Norden  bestimmt  man  Kälte 
und  Hitze.  Tag  und  Nacht  ruhen  nicht  aus.  Kälte  und  Hitze 
drängen  einander,  imd  in  der  dunklen  Seele  bringt  man  hervor 
die  lichte  Seele,  in  der  lichten  Seele  bringt  man  hervor  die 
dunkle  Seele.  Vorwärtsgehen  und  Zurücktreten  haben  eine  Zeit, 
man  lässt  nicht  ausser  Acht  die  Zahl  des  Khien  imd  des  Khuen. 


*  Die  Bemessungen  (^J  tu)  sind  die  Grade  in   den  astronomischen    Be- 
rechnungen. 


8^}  P  f  i  z  m  u  i  e  r. 

Gehen  und  Kommen  haben  eine  Bemessung,   es  ist  keine  Un- 
gleichheit der  verabredeten  Zeit  des  Himmels  und  der  Erde. 

Liü-yen :  Wie  ist  Aufgehen  und  Untergehen  im  Osten  und 
Westen  zur  Theilung  von  Tag  und  Nacht? 

Tschung-li :  Als  das  Urgemenge  sich  erst  theilte,  bestimmte 
man  für  das  Ilimmelfarbene  und  das  Gelbe  ^  den  Rang.  Was 
die  Beschaflfenheit  des  Himmels  und  der  Erde  betrifft,  so  waren 
sie  von  Gestalt  gleich  einem  Ei.  Was  die  sechs  Vereinigungen' 
in  der  Mitte  betrifft,  so  waren  sie  rund  gleich  einem  Ball.  Sonne 
und  Mond,  auf-  und  untergehend,  wandeln  im  Kreise  über  dem 
ganzen  Himmel,  unter  der  ganzen  Erde.  Oben  und  unten,  im 
Osten  und  im  Westen  wandeln  sie  umher  wie  ein  Rad. 

Wenn  die  Sonne  im  Osten  aufgeht,  aber  im  Westen  noch 
nicht  untergeht,  ist  es  Tag.  Wenn  sie  im  Westen  untergeht, 
aber  im  Osten  noch  nicht  aufgeht,  ist  es  Nacht.  Dies  ist  das 
Aufgehen  und  Untergehen  der  Sonne,  um  Tag  und  Nacht  zu 
theilen. 

Das  Aufgehen  und  Untergehen  des  Mondes  ist  mit  der 
Sonne  nicht  gleich.  Er  ladet  auf  sich  die  dunkle  Seele  im 
Westen,  empiUngt  die  lichte  Seele  im  Osten.  Das  Licht  leuchtet 
in  der  Nacht,  doch  die  lichte  Seele  verbirgt  sich  am  Tage.  Nach 
gehiluften  Tagen,  in  fortgesetzter  Zeit  geht  er  entweder  auf  oder 
geht  unter.  Es  geschieht  von  Westen  nach  Osten.  Anfilnglich 
bringt  man  in  der  dunklen  Seele  die  lichte  Seele  hervor.  Die 
Gestalt  ist  ein  gespannter  Bogen.  Im  Anfange  der  Nacht  leuchtet 
das  Licht  im  Westen.  Zimächst  ist  in  der  dunklen  Seele  die  lichte 
Seele  die  Hälfte,  um  die  Zeit  entspricht  es  einer  oberen  Sehne. 
Im  Anfange  der  Nacht  leuchtet  das  Licht  im  Süden.  Zunitchst 
ist  in  der  dunklen  Seele  die  lichte  Seele  voll,  es  ist  ein  Aus- 
blick auf  die  Sonne.  Im  Anfange  der  Nacht  leuchtet  das  Licht 
im  Osten. 

Zunächst  bringt  man  in  der  lichten  Seele  die  dunkle 
Seele  hervor.  Die  Gestalt  ist  wie  ein  mangelhafter  Spiegel. 
Im  Anfange  der  Nacht  verbirgt  sich  die  lichte  Seele  im 
Westen.  Zunächst  ist  in  der  lichten  Seele  die  dunkle  Seele 
die  Hälfte,  um  die  Zeit  entspricht  es  einer  unteren  Sehne.    Im 

*  Der  Himmel  und  die  Erde. 

^  Die  sechs  Vereinigungen  sind  der  Himmel,  die   Erde  und  die  vier  Ge- 
genden. 


<*hiiie»iii<;hc  RegrfindoDKon  der  Taoiohre.  H21 

Anfange  des  Tages  verbirgt  sich  die  lichte  Seele  im  Süden. 
Zunächst  ist  in  der  lichten  Seele  die  dunkle  Seele  voll,  es  ist 
ein  Abwenden  von  der  Sonne.  Im  Anfange  des  Tages  verbirgt 
sich  die  lichte  Seele  im  Osten.  Diess  ist  das  Aufgehen  und  Unter- 
gehen des  Mondes,  um  Tag  und  Nacht  zu  theilen. 

Liü-yen :  Was  ist  Gehen  und  Kommen  im  Süden  und  Nor- 
den, um  Kälte  und  Hitze  zu  bestimmen? 

Tschung-li:  Nach  der  Ankunft  des  Winters^  geht  die  Sonne 
Anfimg  des  J^  Tsch'in  '^  fünfzehn  Minuten  auf.  Sie  geht  Ende 
des  ^  Schin^  fünfzehn  Minuten  unter.  Darüber  hinaus  und 
weiter  ist  Aufgang  und  Untergang  von  Süden  nach  Norden. 
Die  Ankunft  des  Sommers  ^  ist  die  verabredete  Zeit.  Nach  der 
'  Ankunft  des  Sommers  geht  die  Sonne  Ende  des  ^  Yin  ^  fünf- 
zehn Minuten  auf.  Sie  geht  Anfang  des  j^  So  ^  fünfzehn  Mi- 
nuten unter.  Darüber  hinaus  und  weiter  ist  der  Aufgang  und 
Untergang  von  Süden  nach  Norden.  Die  Ankunft  des  Winters 
ist  die  verabredete  Zeit. 

Von  Süden  nach  Norden  ist  der  Winter.    Bis  zum  Sommer 
wird  die  Kälte  zu  Hitze.  Von  Norden  nach  Süden  ist  der  Sommer. 
Bis  zum  Winter  wird  die  Hitze  zu  Kälte.    Die  Sonne  des  Som- 
mers ist  die  Nacht  des  Winters.'     Die  Sonne  des  Winters  ist 
die  Nacht  des  Sommers."^    Nach  der  Ankunft  des  Winters  ist 
der  Aufgang  des  Mondes  von  Norden  nach  Süden.     Man  ver- 
lacht es  mit  der  Sonne  des  Sommers.    Nach  der  Ankunft  des 
Sommers  ist  der  Aufgang  des  Mondes  von  Süden  nach  Norden. 
Han  vergleicht  es  mit  der  Sonne  des  Winters.    Dieses  ist  das 
Gehen  und  Kommen  der  Sonne  und  des  Mondes,  um  Kälte  und 
Ifitze  zu  bestimmen. 

Liü-yen :  Die  Triebwerke  des  Himmels  und  der  Erde,  das 
Aufsteigen  und  Herabsteigen  des  Yin  und  Yang  sind  gerade 
von  keiner  anderen  Art   als  das  Wandeln   luid  Festhalten  des 


'  Der  22.  December  unseres  Kalenders. 

*  ITm  7  Uhr  Morgens. 

'  Vor  5  Uhr  Nachmittags. 

'*  Der  21.  Juni  unseres  KalenclcrH. 

*  Vor  5  Uhr  Morgens. 

*  t'm  7  Uhr  Abends. 

Offenbar  in  Bezug  auf  die  Länge. 
Offenbar  in  Bezug  auf  die  Kür/e. 
^itxunfsb«r.  d.  phil.-liist.  Cl.    CXI.  Bd.  IL  Uft.  58 


822  Pfixmmier. 

Menschen.  Können  somit  das  Aufgehen  und  Untergehen  der 
Sonne  und  des  Mondes,  das  Kommen  und  Gehen,  die  Vereini- 
gung, das  Eintreten  in  die  Bemessungen  mit  dem  Menschen 
verglichen  werden? 

Tschung-li:  Die  Triebwerke  des  Himmels  und  der  Erde  be- 
stehen in  dem  Aufsteigen  und  Herabsteigen  des  Yin  und  Yang. 
Einmal  Aufsteigen,   einmal  Herabsteigen,   die  grosse  Gipfelung 
bringt  es  gegenseitig  hervor.  Gegenseitig  hervorbringen,   gegen- 
seitig vollenden,  ringsumher  beginnt  es  von  Neuem.    Man  wird 
des  Weges  nicht  verlustig  und  erlangt  Fortwähren  und   lange 
Dauer.  Die  ordnenden  und  festhaltenden  Männer,  wenn  sie  fUhig 
sind,  Himmel  und  Erde  zum  Muster  zu  nehmen,  können  sie  fort- 
während leben  und  sterben  nicht.    Wenn  man  es  mit  dem  Ein- 
treten   der  Bemessungen,   mit   dem  Gehen    und  Kommen,   der 
Vereinigung  der  Sonne  und  des  Mondes  vergleicht,  so  empfUngt 
man  bloss  bei  dem  Monde  die  lichte  Seele  der  Sonne,  verändert 
mit  Hilfe  des  Yang  das  Yin.    Das  Yin  ist  zu  Ende,  das  Yang 
ist  acht,   die  BlUthon  des  Mondes  sind  hell  und  rein.    Man  tilgt 
und  entfernt   die   dunkle  Seele    der  Finstemiss,    gleichwie  das 
Licht  der  Sonne    die   untere  Erde  beleuchtet.     Um   diese  Zeit 
ist  es,  wie  wenn  der  Mensch  ordnet  und  läutert,  durch  die  Luft 
den  Geist  nährt,  den  Stoff  cntrcisst,  zu  den  Unsterblichen  empor- 
steigt, läuternd  sich  nähert  dem  Körper  des  ächten  Yang. 

Liü-yen :  Die  das  Wahre  ordnenden,  den  Weg  empfan- 
genden Männer,  wenn  sie  bei  der  Grundlage  des  Aufsteigens 
und  Niodersteigens  des  Yin  und  Yang  des  Himmels  und  der 
Erde,  bei  den  wesentlichen  BlUthen,  der  Bemessung  der  Ver- 
einigung der  Sonne  und  des  Mondes  die  Hand  herablassen,  die 
Verdienste  erwerben,  welches  von  diesen  zwei  Dingen  geht 
voran  ? 

Tschung-li:  Im  Anfange  ahmt  man  nach  der  Vorschrift 
die  Triebwerke  des  Himmels  nach,  bedient  sich  der  Grundlage 
des  Aufsteigens  und  Niedersteigens  des  Yin  und  Yang,  bewirkt, 
dass  das  wahre  Wasser  und  das  wahre  Feuer  sich  vereinisren 
und  ein  Einziges  werden.  Man  läutert  und  bringt  zu  St<ande 
das  grosse  Arzneimittel,  hält  ewig  nieder  das  Mennigfeld,  stirbt 
nicht  auf  der  grossen  Treppe,  und  die  Langjährigkeit  ist  mit 
Plimmel  und  Erde  gleich.  Wenn  es  zuwider  ist,  in  der  Welt 
des  Staubes  zu  weilen,  das  Erwerben  der  Verdienste  nicht  auf 


Chioesische  Begrftndnngen  der  Taolehre.  833 

hört,  soll  man  die  Vereinigung  von  Sonne  und  Mond  nehmen,  mit 
Hilfe  des  Yang  läutern  das  Yin,  bewirken,  dass  das  Yin  nicht 
entsteht,  durch  die  Luft  den  Geist  nähren,  bewirken,  dass  der 
Geist  sich  nicht  verstreut.  Die  fünf  Lüfte  erscheinen  am  Hofe 
bei  dem  Ursprünglichen,  die  drei  Blumen  versammeln  sich  auf 
dem  Scheitel.  Man  verabschiedet  sich,  trennt  sich  von  dem 
Laufe  des  Gewöhnlichen  und  kehrt  zurück  zu  den  drei  Inseln. 

Liü-yen :  Sind  also  die  Verdienste  bestätigt,  'ist  tiefes  Ver- 
ständniss,  so  ist  dasjenige,  was  bei  den  Bestrebungen  Leid  thut: 
man  erlangt  nicht  die  Gelegenheit. 

Tschung-li:  Bei  dem  Aufsteigen  und  Herabsteigen  des  Yin 
und  Yang  des  Himmels  und  der  Erde  ist  in  einem  Jahre  ein- 
mal Vereinigung.  Bei  dem  Gehen  und  Kommen  der  wesent- 
lichen Bltithen  der  Sonne  und  des  Mondes  ist  in  einem  Monate 
einmal  Vereinigung.  Bei  der  Luft  und  der  Flüssigkeit  des 
Menschen  ist  in  einem  Tage  und  in  einer  Nacht  einmal  Ver- 
einigung. 

Die  Erorternngen  der  vier  Zeiten. 

Liü-yen:  Kann  man  die  Jahre,  Monde,  Tage,  die  Zeit  der 
Vereinigung  des  Himmels  und  der  Erde,  der  Sonne  und  des 
Mondes  zu  hören  bekommen? 

Tschung-li:  Jede  Zeit  hat  vier  Classen.  Die  Langjährigkeit 
des  Menschen  ist  hundert  Jahre.  Vom  ersten  Jahre  bis  zum 
dreissigsten  ist  die  Zeit  der  Jugend  und  Kraft.  Vom  dreissigsten 
bis  zum  sechzigsten  ist  die  Zeit  des  reifen  Alters  und  der  Grösse. 
Vom  sechzigsten  bis  zum  neunzigsten  ist  die  Zeit  des  Alters 
und  hohen  Alters.  Neunzig  bis  hundert  Jahre  oder  hundert- 
zwanzig Jahre  ist  die  Zeit  des  Schwindens  und  Verderbens. 
Diess  ist  die  eine  Classe,   die   in  dem  Körper   befindliche  Zeit. 

Macht  man  zwölf  Stunden  (J^  tsch'in)  ^  zu  einem  Tage, 
so  sind  fünf  Tage  eine  Erwartung  (j^  heu).  Drei  Erwartun- 
gen sind  eine  Luft  (^  khi)y^  drei  Lüfte  sind  ein  Gelenk  ('fS 
tsü)j^  zwei  Gelenke  sind  eine  Zeit  (^  schi).^    Als  Zeiten  gibt 


*  Zwölf  Stunden  je  von  der  doppelten  Dauer  der  nnserig-en. 

2  Fünfzehn  Tage. 

3  Pünfundvierzig  Tage. 

*  Neunzig  Tage,  eine  Jahreszeit. 

Ö3* 


S22  rfii«»i«r. 

^fensohen.  Krmnen  somit  das  Aufgehen  und  Untergehen  der 
Sonno  und  des  Jlondes,  das  Kommen  und  Gehen,  die  Vereim- 
«^un«::,  das  Eintreten  in  die  Bemessungen  mit  dem  MeDschea 
vorglichen  werden? 

Tschung-li:  Die  Triebwerke  des  Himmels  und  der  Erde  W- 
stehen  in  dem  Aufsteigen  und  Herabsteigen  des  Yin  und  Ymg. 
Finmal  Aufstoigen,   einmal  Herabsteigen,   die  grosse  Gipfeliq; 
bringt  OS  gegenseitig  hervor.  Gegenseitig  hervorbringen,  g^g»- 
seitig  voUondon.  ringsumher  beginnt  es  von  Neuem.    Han  wirf 
des  Wogos  nicht  vorhistig  und  erlangt   Fortwähren  und  linp 
Dauer.  Die  onlnenden  und  festhaltenden  Männer,  wenn  sie  fidii; 
sind,  Iliuunol  und  Erde  zum  Muster  zu  nehmen,  können  sie  fort- 
während loben  und  sterben  nicht.    Wenn  man  es  mit  dem  B»- 
treten   der  Roniossungon,   mit   dem  Gehen    und  Kommen,  der 
VoriMnigimg  dor  Sonno  imd  des  )[ondeü  vergleicht,  so  empfibigt 
man  bloss  Ihm  dem  ^[onde  die  lichte  Seele  der  Sonne,  verindert 
mit  llillV  dos  Yang  da^  Yin.    Das  \'in  ist  zu  Ende,  das  YiDf 
ist  ,Hcht,   die  Rlüthon  des  ^[ondes  sind  hell  und  rein.    Man  tüpt 
und  onifomt    die   dunkle  Seele   der  Finstemiss,    gleichwie  cb» 
I.icht  dor  Si>nno    die   untere  Erde   beleuchtet,     um  diese  Zeit 
ist  OS,  wie  wenn  dor  Monsoh  ordnet  und  läutert,  durch  die  Luft 
den  Ooist  nährt«  den  Sioif  onirois-st,  zu  den  Unsterblichen  empor 
steigt,  L^utom«!  sich  nähert  dem  Koqn^r  des  ächten  YaDg. 

l.iü-vor, :  Die  d:.>  W.ihn-  onln«nden,  den  Weg  empftn- 
iTiMidon  Männor,  worai  s:o  Wi  dor  i^nindlage  des  Aufsteigen 
und  NirdorstoiiTor.s  di  s  Yin  und  Y.^ng  des  Himmels  and  d«r 
Knie,  W^  den  wo>oinr.ohor.  Rlüthon,  dor  Bemessung  der  Vtf- 
oiin>nv.i:  dor  Sv-r^no  ur.o.  .us  Mr^ndos  die  Hand  herablassen.  Jif 
Vorilior^sTo    orworl»oii,   wo]v-ho>   von    diesen    zwei    Dingen  gAi 

Tsolnr..i:  l'. :  Ir.i  Ar.ur.r*  ahr.n  man  nach  der  Vorpcbrift 
dio  Trioi^worko  d<  >  H  :v.r.:»  i>  v.Äoh.  K-diom  sich  der  Gmndlagf 
dos  A.;ts:tic.  r.>  v.r.  ^.  N  :-.-u  :>:••>  tr.s  dos  Yin  und  Y'ang,  bewirkt 
d,'*>s  »'.,^.s  >x,s:-.i>  W^sst  r  "T  ^:  .".:.>  WÄlm*  Fouer  sich  verein^  « 
v*r.d  i  ir.  ^>!r.r:i^  s  wcri^ir.  Mav.  wmon  und  bringt  zu  Stande 
d.-qs  cTv.ss;  Aryr.i  ::..:;:•  !,  :.L\  v^  ic  r-it^ior  das  Monniirfeld,  stirbt 
ir.oL;  Ä.-.:  ..tr  4:^.1»;  v.  ?:*:;;•;,  '.:rd  dio  l-..^riiriährijrkeit  ist  mH 
»'^ittw,]  u:i.;  K:v,i  c:  /:  ^Vo:v^.  os  zuwidor  ist,  in  der  WeH 
^uK^  s'\  ^  •/:::.   .^.Ä>  Krix  vri»tr.  der  VfTiiiensto  nioht  auf- 


Uhlnulaolw  Bicrliidiirio«!!  in  Tulslir». 

bef-timiut  niuulicli  die  acht  Gegenden.  Man  erörtert  dio  gerade  | 
Theilung,  die  vier  Rangstufen, 

Von  dem  -^  Tse  bis  zu  dem  ÜfJ  Mao'  ist  in  der  Mittfll 
des  Yin  die  Hälfte  des  Yang.  Dureh  die  Mitte  des  groMsen  YinI 
erhebt  man  das  kleine  Yang.  Von  dem  ^p  Mno  bis  zu  dem  4P  1 
Wu  *  bctindet  sieh  in  der  Mitte  des  Yang  das  Yang  Hebt.  Dm-cfe  1 
dan  kleine  Yang  erhebt  man  das  grosse  Yang.  Von  dem  ■^■f 
Wu  bis  zu  dem  g  Yen  ^  ist  in  der  Mitte  des  Yang  die  Hälft*  1 
de»  Yang.  Dnreh  die  Mitte  de»  grossen  Yang  erhobt  man  du^l 
kleine  Yin.  Von  dem  g  Yen  bis  zu  dem  ^  Tsc^  befindet  J 
sich  in  der  Mitte  des  Yin  das  Yang  acht.  Das  kleine  Yin  er- 1 
hebt  das  grosse  Yin.  Diess  ist  die  vierte  Classo,  die  in  det  | 
Sonne  betindliche  Zeit. 

Schwer  zu  erlangen  und  leicht  zu  verlieren  ist  die  in  dem  I 
Körper  befindliche  Zeit.  Was  schnell  sich  entfernt  und  langsam  I 
kommt,  ist  die  in  dem  Jahre*  (befindliche  Zeit). 

Die  Sache  ist  leicht.  Dasa  man  Verdienste  sieht,  kanaj 
nur  in  tausend  Tagen  überhaupt  zu  Stande  gebracht  werden.  1 
Auch  ist  es  schwer  die  mittleren  Jahre  zu  erlangen.  Wenn  man  I 
in  den  mittleren  Jahren  ordnet  und  festhält,  bessert  man  ob  1 
früher  au»,  befestigt  und  trifft  Vorkehrungen.  Zunächst  lässtl 
man  die  Hand  herab,  schreitet  zu  den  Verdiensten  vorwärt«.  I 
ÄntUngltch  kehrt  man  zu  dem  Alter  zurllck,  wird  wieder  ein  I 
Jöngling.  Spater  tritt  man  bei  den  Höchstweisen  ein,  Übersteigt  J 
die  Gemeinheit.  In  jungen  Jahren  bemerkt  man  nicht,  dat 
die  mittleren  Jahre  sich  nicht  verkürzen.  Bisweilen  Iftsst  man  I 
in  Folge  von  Himmelsunglück  und  Leiden  das  Herz  bei  dem  1 
Klaren  und  Reinen  zurück,  bisweilen  besteht  in  Folge  von  J 
Krankheit  der  Vorsatz  in  Wenigem  und  Gemächlichem. 

Wenn  man  in  späten  Jahren  ordnet  und  festhält,  erörtert  I 
man  früher  Retten  und  Beschützen,  zunächst  erklärt  man,  bessert  I 
aus   und   vermehrt.      Dann    erst   häuft   man    nach    der  Weise  1 


I 


Vom  erneu  biB  xum  vierten  der  xnOlf  cjclisuhen  Zeichen. 
Vom  vierten  big  zum  »iobentöii  der  «w3lf  cycliachen  Zeiobeii. 
Vom  fliebeuten  bin  xuni  leLiiten  der  KwGIf  ajrolinclieu  Zeiobsn. 
Vom  lehnten  bie  wieder  zum  orsteii  der  xwOlf  ojcliei^lien  Zeiulten. 
An  dieser  Stellu  ist  in  dam  Buuhe  ein  Defeet  von  awei   Seitau ,    An 
fehlenrIeB  Doppelhlalt   nirgends   mehr   eingelegt  waril,     Bs   kann  daher  f 
Unterbrach  im|7  des  Zusammenhltn^es  fortgefahren  werden. 


826  Pfizmaier. 

der  kleinen  Vollendung  die  Verdienste  und  erreicht  die  mittlere 
Vollendung.  Nach  der  Weise  der  mittleren  Vollendung  häuft 
man  die  Verdienste,  kehrt  nur  zu  dem  Alter  zurück,  wird  wieder 
ein  Jüngling.  Man  läutert  die  Gestalt,  verweilt  in  dem  Zeitalter, 
und  die  acht  Lüfte  sind  nicht  fähig  an  dem  Hofe  des  Ursprung 
liehen  zu  erscheinen,  den  drei  Yang  ist  es  unmöglich,  sich  aof 
dem  Scheitel  zu  versammeln.  Sich  dem  Stoffe  zu  entziehen,  zu 
den  Unsterblichen  emporzusteigen,  es  gibt  kein  Mittel,  es  zu 
erlangen  und  zu  vollenden.  Diess  ist,  was  schwer  zu  erlangen, 
die  in  dem  Körper  befindliche  Zeit. 

Liü-yen:  Dass  die  in  der  Sonne  befindliche  Zeit  gespart 
werden  soll,  wie  ist  dieses? 

Tschung-li :  Ein  Tag  des  Menschen  ist  gleich  einem  Monat 
der  Sonne  und  des  Mondes,  gleich  einem  Jahre  des  Himmels 
imd  der  Erde.  Der  grosse  Weg  bringt  hervor  und  ernährt 
Himmel  und  Erde.  Himmel  und  Elrde  theilen  die  Rangstufe 
nach  oben  und  unten.  Sie  sind  von  einander  entfernt  achtmal 
zehntausend  viertausend  Li.  Nach  der  Ankunft  des  Wintere 
steigt  in  der  Erde  das  Yang  empor.  Je  eine  Luft  sind  fünf- 
zehn Tage.  Nach  oben  schreitet  es  vorwärts  siebentausend  Li, 
gerechnet  zu  einhundert  achtzig  Tagen.  Das  Yang  steigt  empor, 
gelangt  zu  dem  Himmel,  die  gi*osse  Gipfelung  bringt  hervor 
das  Yin. 

Nach  der  Ankunft  des  Sommers  steigt  in  dem  Himmel 
das  Yin  herab.  Je  eine  Luft  sind  fünfzehn  Tage.  Nach  unten 
schreitet  es  vorwärts  siebentausend  Li,  berechnet  zu  einhundert 
achtzig  Tagen.  Das  Yin  steigt  herab,  gelangt  zu  der  Erde, 
die  gi'osse  Gipfelung  bringt  wieder  hervor  das  Yang.  Rings 
beginnt  es  wieder,  geht  im  Kreise  umher  ohne  Aufhören  und 
wird  nicht  des  Weges  verlustig.  Dadurch  macht  es  beständig 
und  lange  Zeit  im  Kreise  wandeln  Sonne  und  Mond.  Sonne 
und  Mond  vollenden  die  Gestalt,  rings  im  Umkreise  erlangen 
sie  je  achthundert  vierzig  Li. 

Nach  dem  Morgen  des  Mondes  erhebt  man  in  Sechs  die 
Zahl  Neun.^  Je  ein  Tag  wird  zu  zwölf  Stunden  gerechnet. 
In  der  dunklen  Seele  schreitet  die  lichte  Seele  siebenzig  I^^ 
vorwärts.      Je   ftinfzehn   Tage    werden   zu    einhundert   achtzig 

^  Neuu  zu  Seuhs  ist  die  Zahl  fünfzehti. 


Chinesische  Begründuogen  der  Taolehro.  827 

Stunden  gerechnet.  In  der  dunklen  Seele  schreitet  die  lichte 
Seele  achthundert  vierzig  Li  vorwärts.  Nach  dem  Vollmonde 
erhebt  man  in  Neun  die  Zahl  Sechs. ^  Je  ein  Tag  wird  zu 
zwölf  Stunden  gerechnet.  In  der  lichten  Seele  schreitet  die 
dunkle  Seele  siebenzig  Li  vorwärts.  Je  fünfzehn  Tage  werden 
zu  einhundert  achtzig  Stunden  gerechnet.  In  der  lichten  Seele 
schreitet  die  dunkle  Seele  achthundert  vierzig  Li  vorwärts. 
Kings  beginnt  es  wieder,  geht  im  KLi^eise  umher  ohne  Aufhören 
und  wird  nicht  des  Weges  verlustig.  Dadurch  ist  Festigkeit 
und  Sicherheit. 

Der  grosse  Weg  nährt  beständig  die  zehntausend  Dinge. 
Unter  den  zehntausend  Dingen  ist  das  geistigste,  das  vor- 
nehmste der  Mensch.  Das  Herz  und  die  Nieren  des  Menschen 
sind  nach  oben  und  unten  von  einander  entfernt  acht  Zoll  vier 
Linien.  Das  Yin  und  Yang  steigen  empor,  steigen  herab  mit 
Himmel  und  Erde  ohne  ein  Zweites  ihrer  Art.  In  der  Luft 
entsteht  Feuchtigkeit,  in  der  Feuchtigkeit  entsteht  Luft.  Luft 
und  Feuchtigkeit,  einander  hervorbringend,  können  mit  Sonne 
und  Mond  den  Pfad  gemein  haben.  Himmel  und  Erde  suchen 
einander  durch  das  ^  Khien  und  das  ^  Khuen^  und  das 
Yin  und  Yang  steigen  herab  und  hernieder.  In  einem  Jahre 
vereinigen  sie  sich,  sie  werden  nicht  des  Weges  verlustig. 
Nach  einem  Jahre  ist  es  ein  Jahr.  Sonne  und  Mond  bringen 
einander  hervor  durch  die  lichte  Seele  und  die  dunkle  Seele, 
doch  die  Blüthen  der  Wesenheit  gehen  und  kommen.  In  einem 
Monate  vereinigen  sie  sich,  sie  werden  nicht  des  Weges  ver- 
lustig.    Nach  einem  Monat  ist  es  ein  Monat. 

Wenn  der  Mensch  sich  vereinigt,  ist  es  zwar  in  einem 
Tag  und  einer  Nacht,  doch  man  weiss  nicht  die  Zeit  der  Ver- 
einigung. Femer  gibt  es  kein  Muster  für  Pflücken  und  Nehmen. 
Man  veiTingert  die  Zeit  und  löst  und  verbessert  auch  nicht. 
Man  vermehrt  die  Zeit  und  löst  und  fasst  auch  nicht  zusammen. 
Um  die  Zeit,  wo  das  Yin  sich  vereinigt,  löst  und  ernährt  es 
nicht  das  Yang.  Um  die  Zeit,  wo  das  Yang  sich  vereinigt, 
löst  und  läutert  es  nicht  das  Y'^in.  In  einem  Monate  kennt 
man  nicht  Verringerung  und  Vermehrung,  in  einem  Tage  hat 
man   auch   kein  Wandeln  und  Festhalten.     Man   hat   ein  Jahr 


1  Sechs  zu  Neun  ist  ebenfalls  die  Zahl  fünfzehn. 


828  Pfixmaier. 

verbracht  und  hat  nicht  ein  Jahr^  man  hat  einen  Tag  verbracht 
und  hat  nicht  einen  Tag.  Man  triflft  auf  Sturmwind,  legt  sich 
nieder  bei  Nässe,  wird  überdeckt  von  Hitze,  watet  durch  Kälte, 
mag  nicht  ordnen  und  festhalten,  sondern  empfängt  mit  Freuden 
Krankheit.  Man  verbringt  vergebens  das  Licht  der  Zeit  und 
sitzt  am  Rande,  wartet  auf  den  Tod. 

Liü-yen:  Den  Menschen,  welche  den  Weg  in  Empfang 
nehmen,  ist  es  nicht  unbekannt,  dass  das  Licht  der  Jahre  ver- 
gebens, dass  bei  Bemessung  von  Jahren  und  Monden  ein 
Straucheln,  dass  Krankheiten  sich  an  den  Leib  hängen,  dass 
die  bestimmte  Zeit  des  Todes  herankommen  wird.  Sie  er 
kennen  nämlich  durch  Ordnen  und  Läutern  nicht  das  Muster, 
durch  Wandeln  und  Festhalten  erkennen  sie  nicht  die  Zeit 
Hierdurch  bewirkt  man,  dass  bei  der  Vereinigung  des  Yin 
und  Yang  ein  Unterschied,  bei  dem  Wandeln  und  Festhalten 
der  Zeit  und  der  Monde  keine  Gleichheit. 

Tschung-li:   In  dem  Leibe  gebraucht  man  die  Jahre,  in 
den   Jahren   gebraucht   man    die  Monde,   in   den  Monden  ge- 
braucht man  die  Tage,  in  den  Tagen  gebraucht  man  die  Stunden. 
Durch  die  Luft  der  fUnf  Eingeweide  gibt  es   nämlich  bei  den 
Monden  Fülle  und  Schwinden,  bei  den  Tagen  gibt  es  Vorwärts- 
schreiten  und  Zurückschreiten,    bei  den  Stunden  gibt  es  Ver- 
einigungen.     Man    macht    im   Kreise    wandeln    die   fünf  Be- 
messungen,   und  die  Luft  überliefert  die   sechs  Erwartungen.' 
Metall,  Holz,  Wasser,  Feuer  und  Erde  stehen  getheilt  in  Reihen 
ohne   Unterschied.     Osten,   Westen,   Süden,  Norden  und  die 
Mitte  bringen   hervor  und   vollenden  die   vorhandenen  Zahlen. 
Die  geläuterte  Wesenheit  bringt  hervor  die  wahre  Luft.    Die 
geläuterte  Luft  vereinigt   sich   mit  dem  Geiste  des  Yang.  Der 
geläuterte  Geist  vereinigt  sich  mit  dem  grossen  Wege. 


Die  Erörterungen  der  fünf  Grandstoffe. 

Liü-yen :    Was  man  die  Luft  der  fünf  Eingeweide  nennt, 
nämlich  Metall,  Holz,  Wasser,  Feuer  und  Erde,  die  Rangstufe 


*  Die  .sechs  ErwaFtungen  -4^  4&  bezeiclineii  einen  Monat.  Fünf  Ta^ 
heissen  eine  Erwartung,  drei  Erwartungen  heissen  eine  Luft.  Auss^'"'* 
Erwartungen  macht  man  einen  Monat. 


ChinMiishc  BaKrlndnnitNi  dar  T»l 


82fi 


der  fünf  Orundstoffe,  nllm]ii:li  Oätcn,  Westen,  Süden,  Norden 
und  die  ^[itt(^,  wie  kommen  sie  dazu,  s!eli  ^genxeitig  hcrvur- 
zubringen,  sich  gegenseitig  zu  vollenden?  und  gibt  es  ftir  die 
Vereinigung  eine  Zeit?  gibt  es  für  PflUeken  und  Nehmen  eine 
Zeit?  leh  wttnachte,  davon  die  AueeinundorBetzung  zu  hören. 
Tschung-li:  Uer  grosse  Weg  war  bei-eits  abgetheilt  und 
rt^achte  hervor  Himmel  und  Erde.  Himmel  und  Erde  waren 
Ksrcits  getrennt  und  brachten  hervor  die  fünf  Kaiser.  Der- 
jenige des  Ostens  heisst  der  grtlno  Kaiser,  und  er  vollbringt 
■Aie  Gebote  dos  FvUhlings.  In  dem  Vin  macht  er  sieh  erheben 
das  Yang,  er  Ijlsst  die  zehntausend  Dinge  entstehen.  Derjenige 
B  Südens  heisst  der  rothe  Kaiser,  und  er  voilbringt  die  Gebote 
)3«B  Sommers.  In  dem  Yang  macht  er  emporsteigen  das  Yang, 
bt  läsBt  die  zehntausend  Dinge  wachsen.  Derjenige  des  Westens 
beisst  der  weisse  Kaiser,  und  er  vollbringt  die  Gebote  des 
Herbstes.  In  dem  Yang  macht  er  eicih  erheben  das  Yin,  er 
Niest  die  zehntiiusend  Dinge  zu  Stande  kommen.  Derjenige 
!l4es  Nordens  heisst  der  schwarze  Kaiser,  und  er  vollbringt  die 
kbote  des  Winters.  In  dem  Yin  macht  er  vorwärts  schreiten 
BB  Yin,  er  lOsst  die  zehntausend  Dinge  Bterben. 
'  Die  vier  Zeiten  haben  je  neunzig  Tage.  Den  unteren 
achtzehn  Tagen  jeder  Zeit  ist  der  gelbe  Kaiser  vorgesetzt.  In 
der  Zeit  des  Frühlings  hilft  er  dem  grünen  Kaisei-  vollenden 
und  d«B  Leben  her  vorschicken.  In  der  Zeit  des  Sommei-s 
L'^fft  er  mit  dem  rothen  Kaiser  zusammen  beim  Ordnen  und 
last  wachsen  imd  ernähren.  In  der  Zeit  des  Herbstes  nimmt 
ind  verwahrt  er  für  den  weissen  Kaiser  und  lässt  knüpfen 
md  hinstellen.  In  der  Zeit  des  Winters  zerschneidet  und  er- 
reift  er  ftlr  den  schwarzen  Kaiser  und  lässt  die  Strenge  sich 
"aeigen.  Indem  die  fünf  Kaiser  in  die  Lenkung  sich  theilen, 
ist  ein  Jeder  zwei  und  siebenKig  Tagen  vorgesetzt.  Es  sind 
zusammen  dreihundert  sechzig  Tage  und  es  ist  ein  Jahr.  Sic 
helfen  dem  Himmel  und  der  Erde  auf  dem  Woge  wandeln. 

Der   grüne  Kaiser    erzeugte    einen  Sohn  Namens   ffl    ^ 

ä-yl,'  das  Holz  der  östlichen  Gegend.     Der  rothe  Kaiser  er- 

(engte  einen  Sohn  Namens   jj^   ~J~  Ping-ting,^  das   Feuer  der 


ut5ü  Pfizmaier. 

öüdlichen  Gegend.  Der  gelbe  Kaiser  erzeugte  einen  Sohn 
Namens  fi^  ^  Meu-ki,'  die  Erde  des  Mfittelraumes.  Der 
weisse  Kaiser  erzeugte  einen  Sohn  Namens  ^  ^  Keng-sin,^ 
das  Metall  der  westlichen  Gegend.  Der  schwarze  Kaiser  er- 
zeugte einen  Sohn  Namens  -^  ^  Jin-kuei,''  das  Wasser  der 
nördlichen  Gegend. 

Erscheinen  sie  in  den  Zeiten  und  sind  sie  Bilder,  so  ist 
das  Holz  der  grüne  Drache.  Das  Feuer  ist  der  hellrothe 
Sperling,  die  Erde  ist  die  krumme  Breitung  (^  jjA^  küi-ütMin), 
das  Metall  ist  der  weisse  Tiger,  das  Wasser  ist  der  himmel- 
farbene  Kriegsmann  (^   ^  hmen-tmv)J 

Erscheinen  sie  in  den  Zeiten  und  bringen  Dinge  hervor, 
so  verbindet  sich  das  ^  Yl  mit  dem  ^  Keng,-*^  Im  Frllh- 
linge  gibt  es  dann  die  Ulme  (;|^  yil).  Dieselbe  ist  grün  und 
weiss,  sie  wird  nicht  der  Farbe  des  Metalls  und  des  Holzes 
verlustig.  Das  ^  Sin  vereinigt  sich  mit  dem  p^  Fing.*  Im 
Herbste  gibt  es  dann  die  Brustbeere  (^^  tlisao).  Dieselbe  ist 
weiss  und  roth.  Sie  wird  nicht  der  Farbe  des  Metalls  und 
des  Feuers  verlustig.  Das  ^  Ki  vereinigt  sich  mit  dem  ^ 
Kcng."  Am  Ende  des  Sommers  und  im  Anfange  des  Herbstes 
gibt  es  dann  die  Melone  (JJ}^  kua).  Dieselbe  ist  grün  und 
gelb,  sie  wird  nicht  der  Farbe  der  Erde  und  des  Holzes  ver- 
lustig. Das  'y  Ting  vereinigt  sich  mit  dem  ^  Jin.**  Im  Sommer 
gibt  es  dann  die  Maulbeeren  (;JJ^  schin).  Dieselben  sind  roth 
und  schwarz,  sie  werden  nicht  der  Farbe  des  Wassers  und 
des  Feuers  verlustig.  Das  ^  Kuei  vereinigt  sich  mit  dem 
jj^  Meu.'»  Im  Winter  gibt  es  dann  die  Pomeranze  {j^  kiue). 
Dieselbe  ist  schwarz  und  gelb,  sie  wird  nicht  der  Farbe  des 
Wassers  und  der  Erde  verlustig.     Nimmt   man  vor  und  sucht 


1  Das  fUufte  und  »ecliste  Zeichen  der  zehn  ISchilde. 
^  Das  Hiebente  und  achte  Zeichen  der  zehn  Schiide. 
5  })A»  neunte  und  zehnte  Zeichen  der  zehn  »Schilde. 
*  Die  hier  vorkommenden  Ausdrücke  sind  Namen  von  Sternbildern,  doch 

Hndet  sich  auch  angegeben,  dass  Hiuon-wu  ,der  himmelfarbene  Krieg»- 

mann^  ein  Gott  der  nürdlichen  Gegend  sei. 
•''  Das  zweite  Zeichen  der  zehn  Schilde  mit  dem  siebenten. 
^  Das  achte  Zeichen  der  zfjhn  Schilde  mit  dem  dritten. 
"^  Das  sechste  Zeichen  der  zehn  Schilde  mit  dem  siebenten. 
^  Das  vierte  Zeichen  der  zehn  Schilde  mit  dem  neunten. 
"  Das  zehnte  Zeichen  der  zehn  Schilde  mit  dem  fünften. 


Chinesische  Hegründuugen  der  Taulehrc.  noV 

Jimch  der  Art,  so  vereinigen  «ich  die  fünf  Kaiiser  gegenseitig 
und  erscheinen  in  den  Zeiten.  Die  Dinge,  welche  entstehen 
und  vorhanden  sind,  können  nicht  gezählt  werden. 

Liü-yen:  Die  fünf  Grundstoffe  befinden  sich  in  den  Zeiten. 
Wenn  dieses  ist,  wie  befinden  sie  sich  in  dem  Menschen? 

Tschung-li :  Nur  der  Mensch,  von  Haupt  rund,  von  Füssen 
viereckig,  ist  im  Besitze  des  Bildes  des  Himmels  und  der  Erde. 
Das  Yin  herabsteigend,  das  Yang  emporsteigend,  sind  im  Be- 
■itase  der  Triebwerke  des  Himmels  und  der  Erde.  Die  Nieren 
sind  das  Wasser,  das  Herz  ist  das  Feuer,  die  Leber  ist  das 
Holz,  die  Lunge  ist  das  Metiill,  die  Milz  ist  die  Erde.  Wenn 
die  f)inf .  GrundstofTe  einander  hervorbringen,  so  bringt  das 
Wasser  hervor  das  Holz,  das  Holz  bringt  hervor  das  Feuer, 
das  Feuer  bringt  hervor  die  Erde,  die  Erde  bringt  hervor  das 
Metall,  das  Metall  bringt  hervor  das  Wasser.  Das  Hervor- 
. bringende  ist  die  Mutter,  das  Hervorgebrachte  ist  der  8ohn. 
Die  fünf  Grundstoffe  bewältigen  sich  gegenseitig.  Das 
Wasser  bewältigt  dann  das  Feuer  ^  das  Feuer  bewältigt  das 
Metall,  das  Metall  bewältigt  das  Holz,  das  Holz  bewältigt  die 
Erde,  die  Erde  bewältigt  das  Wasser.  Das  Bewältigende  ist 
der  Mann,  das  Bewältigte  ist  die  Gattin. 

Spricht   man   von  Sohn   und  Mutter,    so  bringt  die  Luft 
der  Nieren   hervor  die   Luft   der  Leber,   die  Luft  der   Leber 
Iningt   hervor   die   Luft   des   Herzens,    die  Luft  des  Herzens 
bringt  hervor  die  Luft  der  Milz,  die  Luft  der  Milz  bringt  her- 
vor die  Luft   der  Lunge,   die  Luft   der  Lunge   bringt   hervor 
die  Luft  der  Nieren. 

Spricht  man  von  Mann  und  Gattin,  so  bewältigt  die  Luft 
der  Nieren  die  Luft  des  Herzens,  die  Luft  des  Herzens  be- 
wältigt die  Luft  der  Lunge,  die  Luft  der  Lunge  bewältigt  die 
Luft  der  Leber,  die  Luft  der  Leber  bewältigt  die  Luft  der 
Milz,  die  Luft  der  Milz  bewältigt  die  Luft  der  Nieren. 

Die  Nieren  sind  der  Mann  de»  Herzens,  die  Mutter  der 
Leber,  die  Gattin  der  Milz,  der  Sohn  der  Lunge.  Die  Leber 
i«t  der  Mann  der  Milz,  die  Mutter  des  Hel-zens,  die  Gattin 
der  Lunge,  der  Sohn  der  Nieren.  Das  Herz  ist  der  iilann  der 
Lunge,  die  Mutter  der  Milz,  die  Gattin  der  Nieren,  der  Sohn 
der  Leber.  Die  Lunge  ist  der  Mann  der  Leber,  die  Mutter 
der  Nieren,  die  Gattin  des  Herzens,   der  Sohn  der  Milz.     Die 


H3^  Pfizmaier. 

Milz  ist  der  Mann  der  Nieren,  die  Mutter  der  Lunge,  die  Gattin 
der  Leber,  der  Sohn  des  Herzens. 

Das  Herz,  innerlich  erscheinend,  sind  die  Adern.  Aeusaer- 
lich  erscheinend,  ist  es  die  Farbe.  Das  Verlassen  auf  die 
Zunge  macht  es  zu  Thor  und  Thtire.  Wird  es  durch  die 
Nieren  zui-echt  gebracht,  liegt  es  darnieder  und  macht  hastig 
Gebrauch  von  der  Lunge.  Das  Grundwesen  von  Mann  und 
Weib  ist  so  beschaffen.  Erlangt  es  die  Leber,  so  ist  Fülle. 
Sieht  es  die  Milz,  so  ist  Abnahme.  Das  Grund wesen  von  Sohn 
und  Mutter  ist  so  beschaffen. 

Die  Nieren,  innerlich  erscheinend,  sind  die  Knochen. 
Aeusserlich  erscheinend,  sind  sie  das  Haupthaar.  Aus  beiden 
Ohren  machen  sie  Thor  und  Thllre.  Werden  sie  durch  die 
Milz  zurecht  gebracht,  liegen  sie  darnieder  und  machen  hastig 
Gebrauch  von  dem  Herzen.  Das  Grundwesen  von  Mann  imd 
Weib  ist  so  beschaffen.  Erlangen  sie  die  Lunge,  so  ist  Fülle. 
Sehen  sie  die  Leber,  so  ist  Abnahme.  Das  Grundwesen  von 
Sohn  und  Mutter  ist  so  beschaffen. 

Die  Leber,  innerlich  erscheinend,  sind  die  Sehnen.  Aeusser- 
lich erscheinend,  sind  sie  die  Nägel.  Die  Augen  macht  sie  sn 
Thor  und  Thüre.  Wenn  sie  von  der  Lunge  zurecht  gebracht 
wird,  so  liegt  sie  darnieder  und  macht  hastig  Gebrauch  von 
der  Milz.  Das  Grundwesen  von  Mann  und  Weib  ist  so  be- 
schaffen. Sieht  sie  die  Nieren,  so  ist  Fülle.  Sieht  sie  das 
Herz,  so  ist  Abnahme.  Das  Grund  wesen  von  Sohn  und  Mutter 
ist  so  beschaffen. 

Die  Lunge,  innerlich  erscheinend,  ist  die  Haut.  Aeusser^ 
lieh  erscheinend,  ist  sie  das  Haar.  Sie  macht  die  Nasenlöcher 
zu  Thor  und  Thüre.  Durch  das  Herz  zurecht  gebracht,  liegt 
sie  darnieder  und  macht  hastig  Gebrauch  von  der  Leber.  Das 
Grundwesen  von  Mann  und  Weib  ist  so  beschaffen.  Erlangt 
sie  die  Milz,  so  ist  Fülle.  Sieht  sie  die  Nieren,  so  ist  Abnahme. 
Das  Grundwesen  von  Sohn  und  Mutter  ist  so  beschaffen. 

Die  Milz,  innerlich  erscheinend,  ist  eine  Verborgenheit. 
Sic  ernährt  gleichmässig  das  Herz,  die  Nieren,  die  Leber  und 
die  Lunge.  Aeusserlich  erscheinend,  ist  sie  das  Fleisch.  Sie 
macht  Lippen  und  Mund  zu  Thor  und  Thüre.  Durch  Aus- 
athmen  und  Einathmen  bestimmt  sie  Gehen  und  Kommen. 
Wird  sie  durch  die  Leber  zurecht  gebracht,   so  liegt  sie  dar- 


w 


HilBHiMk*  BaRrlDdang«*  lUr  Tuklin.  83B 

aitder  und  uiucht  hastig  Gebrauuh  von  den  Niuren.  Da»  Gi-und- 
wesen  von  Mann  und  Weib  ist  so  beschaffen.  Erlangt  sie  das 
Ilcrz,  so  ist  Fülle,  tilobt  sie  die  Lunge,  so  ist  Abnahme.  Das 
(rrundwesen  von  Solm  und  Mutter  ist  so  beschaffen. 

Diese  fUiif  Grundstoffe  des  Menschen  bringen  sieb  gegen- 
seitig hervor,  bewältigen  sich  gegenseitig  und  sind  A[ann  und 
Weib,  Sohn  und  Mutter.  Die  überlieferte  Luft,  Schwinden  und 
Pracht  ist  hierin  zu  sehen. 

Liil-yen:  Das  Herz  ist  da«  Feuer.  Wie  kommt  es  dazu, 
abwärts  zu  wandeln?  Die  Nieren  sind  das  Wasser.  Wie  kommen 
sie  dazu,  anfwärtu  zu  steigen?  Die  Milz  ist  die  Erde.  Die 
Erde  betindet  sich  in  der  Mitte.  Empfangt  sie  aber  das  Feuer, 
so  ist  Fülle.  Wii-d  alles  ohne  Ausnahme  nach  unten  vou  dem 
Wasser  bewältigt?  Die  Lunge  ist  das  Metall.  Das  Metall  be- 
findet sich  oben.  Begegnet  es  aber  nacli  unten  dem  Feuer, 
so  ist  Schädigung.  Wie  kommt  ea  dazu,  dass  es  die  Ent- 
stehung von  dem  Wafiser  hat?  Was  gegenseitig  entsteht,  legt 
sich  gegenseitig  dazwischen  und  ist  geschieden.  Was  gegen- 
seitig bewältigt,  ist  verwandt,  steht  nahe  und  ist  schwer  zu 
versetzen.  Hierdurch  schädigen  und  bewältigen  die  fünf  Grund- 
stoffe einander:  wie  geschieht  dioss? 

Tschung-Ü;  Die  tUnf  Grundstoffe  kehren  zurUck  zu  der 
ursprünghehen  einzigen  Lul't.  Sie  troffen  und  führen  das  ur- 
sprUnghcbc  Yang,  erheben  aufsteigend  uud  bringen  hervor  das 
wahre  Wasser.  Das  walire  Wasser  bewirkt  Verwandlungen 
und  bringt  hervor  die  wahre  Luft.  Die  wahre  Luft  bewirkt 
Verwandlungen  und  bringt  hervor  den  Geist  des  Yang.  Anfäng- 
lich bestimmt  man  durch  die  fünf  Grundstoffe  den  Kang,  und 
es  gibt  einen  blami  und  ein  Weib. 

Die  Nieren  sind  das  Wasser.  In  dem  Wasser  gibt  es 
das  Metall.  Das  Metall  bringt  ui*sprüuglich  das  Wasser  hervor. 
Zur  Zeit,  wo  man  die  Hand  herablässt,  muss  man  in  dem 
Wasser  das  Metall  erkennen.  Das  Wasser  hasst  ursprünglich 
ie  Erde.  Nachdem  man  die  Arzneien  gepflückt,  muss  man 
erlangen,  dass  die  Erde  zu  dem  Wasser  zurückkehrt. 

Der  Drache  ist  das  Bild  der*  Leber,  Der  Tiger  ist  ur- 
ipriinglich  der  Geist  der  Lunge.  Der  Drache  des  Yang  tritt 
aus   dem  Paläste   des  ^  Li,    der  Tiger  des  Yin   entsteht  auf 


aus   dem  Paläste   des  ^  Li,    der   iiger  des   im   entsteht  aul  i 

-  der  Stufe  de»  ^  Khan.  .^^J 


R34  PfizmaiÄF. 

Die  ftinf  Grundstoffe  wandeln  geftlgi^,  die  Luft  über- 
liefert den  Sohn  und  die  Mutter.  Von  dem  -^  Tse'  bis  zn 
dem  -4^  Wu^  sagt  man:  das  Yang.  Um  die  Zeit  bringt  man 
das  Yang  hervor.  Die  fünf  Grundstoffe  stürzen  zu  Boden,  die 
Flüssigkeit  handelt  als  Mann  und  Weib.  Von  dem  -^P  Wu 
bis  zu  dem  -^  Tse  sagt  man:  das  Yin.  In  der  Mitte  läutert 
man  das  Yang.  Das  Yang  erlangt  nicht  das  Yin,  wird  nicht 
vollendet.  Es  fUllt  auf  den  Boden  ohne  das  Yin  und  stirbt 
nicht.  Das  Yin  erlangt  nicht  das  Yang,  es  entsteht  nicht.  Es 
fällt  auf  den  Boden,  das  Yin  zertrennt  sich,  und  die  Lang- 
jährigkeit ist  immerwährend. 

Liü-yen:  Die  fünf  Grundstoffe  haben  ihren  Ursprung  in 
einer  einzigen  Luft  des  Yin  und  Yang.  Was  ist  die  sogenannte 
einzige  Luft? 

Tschung-li:  Was  die  einzige  Luft  betrifft,  so  vereinigte 
sich  einst  der  Vater  mit  der  Mutter.  Er  bewirkte  sofort  aus 
Wesenheit  und  Blut  die  Verwandlung,  vollendete  die  Gestalt. 
Die  Nieren  bringen  hervor  die  Milz.  Die  Milz  bringt  hervor 
die  Leber.  Die  Leber  bringt  hervor  die  Lunge.  Die  Lunge 
bringt  hervor  das  Herz.  Das  Herz  bringt  hervor  die  kleinen 
Eingeweide.  Die  kleinen  Eingeweide  bringen  hervor  die  grossen 
Eingeweide.  Die  grossen  Eingeweide  bringen  hervor  die  GaUe. 
Die  Galle  bringt  hervof  den  Magen.  Der  Magen  bringt  hervor 
die  Harnblase.  Hier  bewirkt  das  Yin  durch  Wesenheit  und 
Blut  die  Verwandlung,  vollendet  die  Gestalt.  Das  Yang  dabei 
besteht  blos  in  dem  Erheben  des  Hauptes  (in  den  Anfängen). 

Der  anfllnglich  entstehende  Ort  ist  ein  Punkt  des  Ursprünge 
liehen  Yang,  und  er  befindet  sich  in  den  zwei  Nieren.  Auch 
sind  die  Nieren  das  Wasser.  In  dem  Wasser  gibt  es  das 
Feuer.  Wenn  es  aufsteigl,  ist  es  die  Luft.  Vermittelst  der 
Luft  steigt  es  oben  empor  und  erscheint  an  dem  Hofe  bei 
dem  Herzen.  Das  Herz  ist  das  Yang.  Durch  das  Yang  ver- 
bindet es  sieh  mit  dem  Yang,  die  grosse  Gipfel ung  bringt 
hei-vor  das  Yin.  Es  häuft  jetzt  die  Luft  und  bringt  hervor  die 
Flüssigkeit.  Die  Flüssigkeit  steigt  von  dem  Herzen  herab. 
Vermittelst  der  Flüssigkeit  steigt  es  unten  herab  und  kehrt  zu 
den  Nieren  zurück. 

'  Das  erste  Zeichen  der  zwilif  Aeste. 
2  Das  siebente  Zeichen  der  zwölf  Aeste. 


Chinosische  Regrfindnngen  der  Taolehre.  83ö 

Die  Leber  ist  ursprünglich  die  Mutter  des  Herzens,  der 
Sohn  der  Nieren.  Sie  überliefert  und  leitet  diese  Luft  der 
Nieren  und  gelangt  zu  dem  Herzen.  Die  Lunge  ist  ursprüng- 
lich die  Gattin  des  Herzens,  die  Mutter  der  Nieren.  Sie  über- 
liefert und  leitet  diese  Flüssigkeit  des  Herzens  und  gelangt  zu 
den  Nieren.  Luft  und  Flüssigkeit  steigen  aufwärts,  steigen 
abwärts  gleich  dem  Yin  und  Yang  des  Himmels  und  der  Erde. 
Leber  und  Lunge  überliefern  und  leiten,  wie  Sonne  und  Mond 
fortgehen  und  wiederkommen. 

Bei  der  Zahl  der  Namen  der  fünf  Grundstoffe  erläutert 
man  die  Vereinigung,  das  Hervorbringen  und  Vollenden.  Die 
eine  Luft  des  ursprünglichen  Yang  ist  jetzt  die  Grundlage.  In 
der  Luft  entsteht  die  Flüssigkeit,  in  der  Flüssigkeit  entsteht  die 
Luft.  Die  Nieren  sind  die  Wurzel  der  Luft,  das  Herz  ist  die 
Quelle  der  Flüssigkeit.  Die  geistige  Wurzel  ist  fest  imd  sicher, 
dunkel,  verloren.  In  der  Luft  entsteht  das  wahre  Wasser,  die 
Quelle  des  Herzens  ist  klar  und  rein,  düster,  finster.  In  der 
Flüssigkeit  befindet  sich  das  wahre  Feuer.  In  dem  Feuer  er- 
kennt man,  nimmt  den  wahren  Drachen.  In  dem  Wasser  er- 
kennt man,  nimmt  den  wahren  Tiger.  Der  Drache  und  der 
Tiger  verbinden  sich  miteinander  und  verändern  sich  zu  gelben 
Knospen.  Die  gelben  Knospen,  sich  verbindend  und  nahend, 
knüpfen  und  vollenden  die  grosse  Arznei.  Man  sagt  jetzt :  Qold- 
mennig.  Wenn  der  Goldmennig  bereits  genaht  ist,  sagt  man: 
göttliche  Unsterbliche. 

Liü-yen:  Der  Goldmennig  naht  und  man  entzieht  den 
Stoff,  steigt  zu  den  Unsterblichen  empor  und  kehrt  zu  den  zehn 
Flussinseln  ^  zurück,  sicher  kann  man  es  wissen.  Inwiefern 
nennt  man  diess  die  gelben  Knospen? 

Tschung-li :  Der  wahre  Drache,  der  wahre  Tiger,  diess  ist  es. 

Liü-yen:  Was  ist  der  Drache  und  der  Tiger? 

Tschung-li:  Der  Drache  ist  nicht  die  Leber,  es  ist  der 
Drache  des  Yang.  Der  Drache  des  Yang  tritt  heraus  und  befindet 


Die  zehn  Flussinseln  (-!-'  ^>|  scht-tscheu)  ist  ein  anderer  Ausdruck 
für  die  drei  göttlichen  Berge  P'eng-lai,  Fang-tschang  und  Ying-tscheu. 
Die  sonst  unbekannten  Namen  dieser  zehn  Flussinseln  werden  in  den 
Zählungen  angeführt  und  befindet  sich  unter  ihnen  als  bekannter  Name 
bloss  Ying-tscheu.  fM  (Ucheii)  ,Flussinsel*  wird  filr  .@i  (thtw)  ,Insel 
des  Meeres*  gesetzt. 


H36  Pfisa»i«r. 

sich  in  dem  Palaste  des  |^  Li,  inmitten  des  wahren  Wassen. 
Der  Tiger  ist  nicht  die  Lunge,  es  ist  der  Tiger  des  Yin.  Der 
Tiger  des  Yin  tritt  heraus  und  befindet  sich  auf  der  Stufe  des 
^  Khan,  inmitten  des  wahren  Feuers. 

Die  Erörterungen  des  Wassers  and  des  Feners. 

Liü-yen :  Das  lange  Leben  des  Menschen  besteht  in  dem 
Läutern  und  Nahekommen  des  Ooldmennigs.  Wer  den  Gold- 
mennig läutern  will,  pflückt  früher  die  gelben  Elnospen.  Wer 
die  gelben  Knospen  erlangen  will,  muss  den  Drachen  und  den 
Tiger  erlangen.  Was  man  den  wahren  Drachen  nennt,  tritt  her- 
vor aus  dem  Palaste  des  ^fj^  Li.  Der  wahre  Tiger  entsteht 
auf  der  Stufe  des  M^  Khan.  Dass  es  in  dem  Li  und  in  dem 
Khan  Wasser  und  Feuer  gibt,  warum  ist  diess? 

Tschung-li:  Was  man  in  dem  Leibe  nach  dem  Wasser 
benennt,  sind  die  vier  Meere,  die  fiinf  Landseen,  die  neun 
Ströme,  die  drei  Liseln,  der  blumige  Teich,  der  Teich  des  Edel- 
steins ^  Yao,  der  Paradiesvogelteich,  der  ECmmelsteich,  der 
Edelstein teich,  der  Teich  des  ||^  Kuen,*  das  ursprüngliche  Tiefe 
(TC  *^  yuen'than\  der  leere  Thiergarten  (^  "^j^  lang-yuen), 
das  göttliche  Wasser,  die  Ooldwellen,  die  Korallenflüssigkeit, 
die  Edelstein  quelle,  der  Milchrahm  (jW^  su)  des  Yang,  der  weisse 
Schnee.  Solche  Namen  und  Benennungen  können  nicht  vor- 
bereitet und  dargelegt  werden. 

Was  man  in  dem  Leibe  nach  dem  Feuer  benennt,  ist  das 
Gebieterfeuer,  das  Dienerfeuer,  das  Volksfeuer,  sonst  nichts.  Die 
drei  Feuer  machen  das  ursprüngliche  Yang  zur  Grundlage  und 
bringen  die  wahre  Luft  hervor.  Die  wahre  Luft  sammelt  sich 
imd  erlangt  Ruhe.  Die  wahre  Luft  ist  schwach  und  bringt 
Krankheit  zu  Stande.  Wenn  man  die  wahre  Luft  beeinträchtigt, 
verstreut  und  entlaufen,  sich  verlieren  lässt  das  ursprüngliche 
Yang,  so  geht  das  ursprüngliche  Yang  zu  Ende,  das  echte  Yin 
wird  zu  Stande  gebracht.  Der  ursprüngliche  Geist  trennt  sich 
von  dem  Körper,  und  man  ist  gestorben. 

Liü-yen :  In  dem  Leibe  des  Menschen  entzündet  man  durch 
einen  einzigen  Punkt  des  ursprünglichen  Yang  die  drei  Feuer. 

'   D.i«<  Gebirjje  Kiieii-lün. 


lHh>  BifTtslnafan  tu  Ti 


R37 


Die  drei  Feuer  erttfehen  in  der  Wasser  seh  aar,  in  mitten  der  I 
Mengen  des  Yin,  Eb  ist  leicht,  dasB  man  beeintrilchtige  und  I 
veratreue,  aber  schwer,  dass  die  Flamme  sich  erhebe.  Somit  I 
ist  das  Yang  echwacb,  das  Yin  i»  Fülle,  das  Feuer  ist  wenig,  1 
das  Wasser  ist  viel.  Es  bewirkt,  dass  der  Klenseh  hastig  ini  i 
Schwinden,  im  Verderben  und  das  lange  Leben  nicht  erlangt.  I 
Inwiefern  ist  dieses  V  I 

Tsühnng-li:  Das  Herz  ist  diis  Blutmeer,  die  Nieren  sind  I 
das  Luftmeer,  das  Gehirn  ist  das  Markmeer,  die  Milz  und  der  I 
Magen  sind  das  Meer  des  Wassers  und  des  Getreides.  Siesea  I 
sind  die  vier  Meere.  Die  fUnf  Eingeweide  haben  ein  jedej*  Flüssig-  I 
keit.  Die  Rangstufen,  denen  sie  vorstehen,  eind  Osten,  Westen,  | 
Sildon,  Norden,  die  Mitte.     Dieses  sind  die  fünf  Landsecn.         1 

Die  kleinen  Eingeweide  zwei  Klaf^r  vier  Schuh  nnd  nach  I 
oben  und  unten  neun  Krümmungen,  dieses  sind  die  neun  Strömet    I 
Das  Untere  der  kleinen  Eingeweide,  dieses  ist  das  ursprUngliche  I 
Tiefe.    Der  Scheitel  heisst:  die  obere  Insel.    Das  Herz  heisst:  I 
die  mittlere  Insel.     Die  Nieren  heissen;  die  untere  Insel.     Die  I 
Wurzel  nnd  die  Quelle  innerhalb  der  drei  Inseln,  dieses  ist  der  1 
leere  Thiergarten.    Der  blumige  Teich  befindet  sich  unter  dem  I 
gelben  Vorhofe.    Der  Teich  des  Edelsteins  Yao  kommt  an  der  I 
Vorderseite   der  Thorwarte   des  Mennigs '   hervor.     Der  Teich  | 
des  Kuen   stüsst  nach   oben   an    die  Edelsteinhauptstadt.     Det  I 
Himmelsteich  wendet  sich  gerade  zu  dem  inneren  ÄmtsgebiUide,  | 
Der  Teich   des  Paradiesvogels   ist  zwischen   dem  Herzen  und  I 
der   Lunge.     Der   Edelstein teich   befindet    sich    innerhalb    der  I 
Lippen  und  der  Zilhne.     Das  göttliche  Wasser  entsteht  in  der  ■ 
Mitte  der  Luft.  Die  Goldwelten  kommen  herab  in  dem  Himmel. 
An  dem  Orte,  wo  der  rothe  Drache  wohnt,  gibt  es  die  Korallen- 
flUsaigkoit,   die  Edclsteinquelle.     Nachdem   man   den  gemeinen 
Mutterleib  gewechselt,  sieht  man  eben  den  Milchralim  des  Yang, 
den  weissen  Schnee. 

Für  das  Begiessen  gibt  es  eine  Zeit,  durch  Begiessen  ii 
die  Flammein  Fülle.    Zuerst  sagt  man:  die  Edolstcinflüssigkei 
Zunächst  sagt   man:   die  Goldflussigkeit.     Durch   beides   kana4 
man  zum  Mennig  zurückkelircn.    Für  Herauareisnen  und  ninzn- 1 
fügen  gibt  es  ein  Mass.     Dadurch   entspiicht   man  dem  Kopf- 


■DKkh«T-  A-  pliil-'hiflt  Cl.  L 


IlfiriPn  nnil  'letii  Magpii 


^3^  PfisBai«r. 

waschen  und  Baden.  Zuerst  sagt  man :  das  mittlere  Feld.  Zu- 
nächst sagt  man:  das  untere  Feld.  Durch  beides  kann  man 
die  Gestalt  läutern.  Die  BltithenfÖlle  des  Edelsteins,  die  gol- 
denen Blumen  verändern  sich,  nähern  sich  dem  gelbweissen 
Körper,  dem  oberen  Milchrahm.  Der  süsse  Thau  läutert,  vollendet 
den  wunderbaren  Wohlgeruch.  Dies  alles  sind  die  Verdienste 
des  Wassers. 

Wenn  das  Volksfeuer  oben  emporsteigt,  hilft  es  derLufl 
der  Nieren  hervorbringen  das  wahre  Wasser.  Das  Feuer  der 
Nieren  steigt  oben  empor,  verbindet  sich  mit  der  Flüssigkeit 
des  Herzens  und  bringt  hervor  die  wahre  Luft.  Ist  es  klein, 
so  macht  es  herabsteigen  die  bösen  Dämonen,  entfernt  die  Krank- 
heit. Ist  es  gross,  so  läutert  es  den  Stoff,  brennt  den  Mennig. 
Gebraucht  man  es  um  den  ECmmel  herum,  so  erhebt  sich  das 
Feuer  und  verbrennt  den  Leib.  Drückt  man  den  Pass  des  Tang 
nieder,  so  kehrt  es  zu  dem  Ursprünglichen  zurück,  läutert  die 
Arznei. 

Man  unterscheidet  die  Stärke  der  neun  Landstriche  and 
nährt  dadurch  den  Geist  des  Yang.  Man  brennt  das  Zusammen- 
hängende der  drei  Leichname  ^  und  entfernt  dadurch  die  Du- 
monen  des  Yin.  Wandelt  es  oben,  so  stösst  es  einmal  an  die 
drei  Pässe.  Dreht  es  sich  unten,  so  schmilzt  und  zermahlt  es 
die  sieben  dunklen  Seelen.  Es  läutert  die  Gestalt,  vollendet  die 
Luft  und  erhebt  sich  leicht,  als  ob  es  flöge.  Die  geläuterte 
Luft  vollendet  den  Geist  und  entreisst  sich  dem  Mutterleibe 
wie  einer  Grillenhaut.  Alles  dergleichen  sind  die  Verdienste 
des  Feuers. 

Liü  yen:  Was  anfönglich  leid  that,  war,  dass  das  Feuer 
wenig,  das  Wa;?ser  viel  und  dass  leicht  ein  Schwinden  und 
Fehlschlagen.  Zunächst  hörte  man  die  hohe  Erörterung,  dass 
Walser  und  Feuer  solche  Verdienste  haben.  Die  Bestätigung  ist 
zu  Ende,  Wie  bewirken  die  Verwandlungen,  dass  das  Wenige 
ttWr  das  Viele  siegen  kann,  das  Schwache  es  mit  dem  Starken 
Huftiehmen  kann? 

Tsohung-Ii :  Zweimal  acht  Yin  schmelzen ,  neunmal  drei 
\ang   wachsen.     Der  irhlnzend    rothe  Goldmennig  kann  durck 

'^e  dn*i   Leichname   ^^£    f^    9am-sfhf\  sind  der  Nmme  eines  |:ewu«en 


(^inesischo  Begrftndnngon  der  Taolehr«».  B39 

Hinweis  auf  den  Tag  vollendet  werden.  Man  kehrt  siebenmal 
zurück,  kehrt  neunmal  wieder,  und  der  Unsterbliche  des  Mutter- 
leibes verwandelt  sich.  Die  wahre  Luft  befindet  sich  in  dem 
Herzen,  das  Herz  ist  die  Quelle  der  Flüssigkeit.  Das  ursprüng- 
liche Yang  befindet  sich  in  den  Nieren,  die  Nieren  sind  das 
Meer  der  Luft.  Die  Harnblase  ist  das  Volksfeuer,  nicht  allein 
das  Volksfeuer.  Es  wird  gebraucht,  und  es  ist  auch  das  Sammel- 
haus der  Feuchtigkeit  der  Ueberfahrt. 

Liü-yen:  Was  gesagt  wird,  die  Verwandlungen  bewirken, 
dass  das  Yang  wächst,  das  Yin  schmilzt,  der  Goldmennig  voll- 
endet werden  kann  und  die  Unsterblichen  des  Mutterleibes 
sich  verwandeln,  was  ist  dies? 

Tschung-li:  Das  Herz  und  die  Nieren  des  Menschen  sind 
von  einander  entfernt  acht  Zoll  vier  Linien.  Es  ist  ein  Gleich- 
niss  dessen,  dass  für  Himmel  und  Erde  die  Rangstufe  bestimmt 
wird.  Die  Feuchtigkeit  der  Luft  und  die  grosse  Gipfelung 
bringen  einander  hervor.  Es  ist  ein  Gleichniss  dessen,  dass 
das  Yin  und  Yang  sich  vereinigen.  Ein  Tag  hat  zwölf  Stunden. 
Es  ist  ein  Gleichniss  dessen,   dass  das  Jahr  zwölf  Monate  hat. 

Indem  das  Herz  die  Flüssigkeit  hervorbringt,  bringt  es 
sie  nicht  selbst  hervor.  Dadurch,  dass  die  Flüssigkeit  der 
Lunge  herabsteigt,  handelt  die  Flüssigkeit  des  Herzens.  Die 
Flüssigkeiten  handeln  als  Mann  und  Weib.  Sie  gehen  von 
oben  nach  unten  und  kehren  zu  dem  unteren  Felde  zurück. 
Man  sagt:  Das  Weib  kehrt  zu  dem  Palaste  des  Mannes  zurück. 
Indem  die  Nieren  die  Luft  hervorbringen ,  bringen  sie  diese 
nicht  selbst  hervor.  Dadurch,  dass  die  Luft  der  Harnblase 
emporsteigt,  handelt  die  Luft  der  Harnblase.  Die  Lüfte  handeln 
als  Sohn  und  Mutter.  Sie  gehen  von  unten  nach  oben  und 
erscheinen  an  dem  Hofe  bei  dem  mittleren  Ursprünglichen.  Man 
sagt:  der  Mann  kehrt  zu  dem  inneren  Hause  des  Weibes  zurück. 

Die  Luft  der  Leber  leitet  und  führt  die  Luft  der  Nieren. 
Sie  geht  von  unten  nach  oben  und  gelangt  zu  dem  Herzen. 
Das  Herz  ist  das  Feuer.  Die  zwei  Lüfte  vereinigen  sich  mit 
einander,  sie  räuchern  und  dünsten  die  Lunge.  Die  Flüssigkeit 
der  Lunge  steigt  unten  herab,  sie  kommt  von  dem  Herzen. 
Beides  heisst:  Das  Herz  bringt  die  Flüssigkeit  hervor.  Weil 
die  Flüssigkeit  in  dem  Herzen  entsteht,  wird  sie  nicht  beein- 
trächtigt und  verstreut.  Desswegen  sagt  man :  das  wahre  Wasser. 

54* 


840  Pfixmaier. 

Die  Flüssigkeit  der  Lunge  tiberliefert  und  begleitet  die 
Flüssigkeit  des  Herzens.  Sie  geht  von  oben  nach  unten  und 
gelangt  zu  den  Nieren.  Die  zwei  Wasser  vereinigen  sich  mit 
einander,  sie  begi essen  und  benetzen  die  Harnblase.  Die  Luft 
der  Harnblase  steigt  nach  oben  und  erhebt  sich  von  den  leeren. 
Beides  heisst:  die  Nieren  bringen  die  Luft  hervor.  Weil  die 
Luft  in  den  Nieren  entsteht,  schmilzt  sie  nicht  und  seUeifi 
sich  nicht  ab.     Desswegen  sagt  man:  das  wahre  Feuer. 

Das  wahre  Feuer  tritt  aus  der  Mitte  des  Wassers,  dtmkd, 
verloren!  In  ihm  gibt  es  eine  Sache.  Betrachtet  man  fifl^ 
kann  man  sie  nicht  sehen.  Nimmt  man  sie,  kann  man  lie 
nicht  erlangen.  Das  wahre  Wasser  tritt  aus  der  Mitte  dei 
Feuers,  düster,  finster!  In  ihm  gibt  es  eine  Wesenheit  Siefct 
man  sie,  kann  man  sie  nicht  behalten.  Behält  man  sie,  kin 
man  bei  ihr  nicht  verweilen. 

Liü-yen:   Die  Nieren    sind  das  Wasser.     In  dem  Waawr 
entsteht  die  Luft.  Man  nennt  es  mit  Namen :  das  wahre  FeiMr.| 
Was  ist   die  Sache  in   dem  Feuer?     Das  Herz  ist  das  Feami 
In  dem  Feuer  entsteht  Flüssigkeit.    Man  nennt  es  mitNi 
das   wahre  Wasser.     Was  ist  die  Wesenheit  in    dem  Wj 
Da  es  bereits   ohne  Gestalt  ist,   kann  man   suchen.    Man 
zu,   dass  man  es  sucht,   doch  es  ist  auch  schwer  zu  ei 
Man   gibt  zu,   dass  man  es  erlangt,    doch  wozu  wird  es 
gebraucht  ? 

Tschimg-li:   In   dem   früheren  Alterthum   ward  der  Wf 
der  Höchstw eisen   vollendet,   man  trennte  sich  nicht  von 
Sachen:    Vereinigung    und   Veränderung    zu    gelben  Kn< 
Die  Zahl   genügte,    der  Mutterleib   war   vollständig, 
bildete  man  die  grosse  Arznei.    Es  ist  der  wahre  Drache^ 
wahre  Tiger. 

Die  Erörterungen  des  Drachen  und  des  TlgMu 

1 

t 

Liü-yen :  Der  Drache  ist  ursprün^^«^ 
der  Tiger  ist  der  Geist  der  Lunge. 
Feuer   des   Herzens   die   Flüssig^ 
wahre  Wasser.     In  dem  War 
der  wahre  Drache.    Der  Dn 
sondern  tritt    hervor   aus 


Chinesische  BegrAndnogen  der  Tuolehre.  84-1 

dieses?  Somit  entsteht  in  diesem  Wasser  der  Nieren  die  Luft. 
Die  Luft  ist  das  wahre  Feuer.  In  dem  Feuer,  dunkel,  verloren! 
ist  verborgen  der  wahre  Tiger.  Der  Tiger  befindet  sich  nicht 
in  der  Lunge,  sondern  entsteht  auf  der  Stufe  des  ^  Khan. 
Warum  ist  dieses  ? 

Tschung-li :  Der  Drache  ist  eine  Sache  des  Yang.  Er  steigt 
empor,  fliegt  und  befindet  sich  in  dem  Himmel.  Er  zischt  und 
die  Wolken  erheben  sich.  Er  erlangt  den  Sumpf  und  fördert 
die  zehntausend  Dinge.  In  den  Bildern  ist  er  der  grüne  Drache. 
In  den  Gegenden  ist  er  das  ^  Kia  und  ^  Yx.  In  den  Din- 
gen ist  er  das  Holz.  In  den  Zeiten  ist  er  der  Frühling.  In 
dem  Wege  ist  er  die  Menschlichkeit.  In  den  Abrissen  ist  er  das 
^  Tschin.  In  dem  Leibe  des  Menschen,  innerhalb  der  fünf 
Eingeweide,  ist  er  die  Leber. 

Der  Tiger  ist  eine  Sache  des  Yin.  Er  läuft  umher  auf 
der  Erde.  Er  brüllt  und  es  entsteht  Sturm.  Er  erlangt  den 
Berg  und  thut  mit  Macht  den  hundert  Thieren  Einhalt.  In  den 
Bildern  ist  er  der  weisse  Tiger.  In  den  Gegenden  ist  er  das 
^^  B^eng  und  ^  Sin.  In  den  Dingen  ist  er  das  Metall.  In 
den  Zeiten  ist  er  der  Herbst.  In  dem  Wege  ist  er  die  Ge- 
rechtigkeit. In  den  Abrissen  ist  er  das  ^  Thai.  In  dem 
Leibe  des  Menschen,  innerhalb  der  fünf  Eingeweide,  ist  er 
die  Lunge. 

Die  Leber  ist  das  Yang,  doch  befindet  sie  sich  auf  der 
Stufe  des  Yin.  Die  Luft  der  Nieren  überliefert  die  Luft  der 
Leber.  Die  Lüfte  handeln  wie  Sohn  und  Mutter.  Aus  dem 
Wasser  entsteht  das  Holz.  Die  Luft  der  Nieren  genügt  und 
die  Luft  der  Leber  entsteht.  Nachdem  die  Luft  der  Leber 
entstanden,  zerreisst  sie  dadurch  das  übrige  Yin  der  Nieren, 
und  die  Luft  des  ächten  Yang  steigt  oben  empor. 

Die  Lunge  ist  das  Yin,  doch  befindet  sie  sich  auf  der 
Stufe  des  Yang.  Die  Flüssigkeit  des  Herzens  überliefert  die 
Flüssigkeit  der  Lunge.  Die  Flüssigkeiten  handeln  als  Mann 
und  Weib.  Durch  das  Feuer  bewältigt  man  das  Metall.  Die 
Flüssigkeit  des  Herzens  kommt  heran  und  die  Flüssigkeit  der 
Lunge  entsteht.  Nachdem  die  Flüssigkeit  der  Lunge  ent- 
standen, zerreisst  sie  dadurch  das  übrige  Yang  des  Herzens, 
und  die  Flüssigkeit  des  ächten  Yin  steigt  unten  herab. 


5^42  PfiÄinaier. 

Die  Leber  gchtirt  zu  dem  Yang  und  zcrrcisst  dadnrch 
das  übrige  Yin  der  Nieren.  Man  weiss,  dass  die  Luft  zu  der 
Leber  übergeht,  dann  ist  sie  sofort  das  ächte  Yang.  Die  Luft 
des  ächten  Yang  umschliesst  und  birgt  in  der  Mitte  das  Wasser 
des  wahren  Einzigen,  dunkel,  verloren!  ohne  Qestalt.  Man  sagt 
mit  Namen:  der  Drache  des  Yang. 

Die  Tjunge  gehört  zu  dem  Yin  und  zerrcisst  dadurch  das 
übrige  Yang  des  Herzens.  Man  weiss,  dass  die  Flüssigkeit  za 
der  Lunge  herankommt,  dann  ist  sie  sofort  das  ächte  Yin.  Die 
Flüssigkeit  des  ächten  Yin  trägt  auf  dem  Rücken  und  ladet  auf 
sieh  in  der  Mitte  die  Luft  des  richtigen  Yang,  düster,  finster! 
es  ist  nicht  zu  sehen.  Man  sagt  mit  Namen :  der  Tiger  des  Yin. 

Die  Luft  steigt  empor,  die  Flüssigkeit  steigt  herab,  sie 
können  sich  ursprünglich  nicht  miteinander  vereinigen.  Das 
Wasser  des  wahren  Einzigen  in  der  Luft  sieht  jetzt,  dass  die 
Flüssigkeiten  sich  gegenseitig  verbinden.  Die  Luft  des  richtigen 
Yang  in  der  Flüssigkeit  sieht,  dass  die  Lüfte  sich  versammeln. 
Wenn  sie  es  überliefern  und  üben,  thut  man  ihnen  durch  die 
Vorschrift  Einhalt,  lässt  die  Luft  der  Nieren  nicht  entfliehen 
und  sich  verlieren.  Fasst  man  zusammen  und  nimmt  in  der 
Luft  das  Wasser  des  wahren  Einzigen,  wird  die  Flüssigkeit 
des  Herzens  nicht  beeinti'ächtigt  und  verstreut.  Pflückt  und 
nimmt  man  in  der  Flüssigkeit  die  Luft  des  richtigen  Yang, 
begegnen  Sohn  und  Mutter  einander,  beide  berücksichtigen 
und  lieben  einander. 

Erlangt  man  täglich  von  der  Grösse  eines  Hirsekornes, 
so  ist  in  hinulert  Tagen  kein  Unterschied,  die  Kraft  der  Arznei 
ist  nnvorsehrt.  In  zweihundert  Tagen  ist  der  Mutterleib  de« 
Höchst  weisen  fest,  in  dreihundert  Tagen  ver\"ollständigt  der 
Unsterbliche  des  Mutterleibes  die  Gestalt.  Wenn  man  eine 
Kuirel  '  schiesst,  ist  die  Farbe  dieselbe  wie  bei  einer  helhrotkcn 
Pomeninze.  Man  sagt  mit  Namen:  die  Arznei  des  Mennigs. 
Man  hält  ewig  nieder  das  uutei-e  Feld,  belutlt  die  Gestalt,  weih 
an  der  grossen  Palasttre}>pe  des  Zeitalters.  Man  lebt  immerdtf 
und  tritt  als  göttlicher  Unsterblicher  der  festen  Erde  auf. 

Liü-ven:  Das  Wasser  der  Nieren  bringt  die  Luft  hervot« 
In  der   Luft  gibt   es  das  Wasser  des' wahren  Einzigen.    M^^ 

Mimitteb. 


Chinctischo  Rogründanffon  dor  Taolobro.  S4t) 

sagt  mit  Namen:  der  Tiger  des  Yin.  Der  Tiger  Hielit,  daHH 
die  Flüssigkeiten  sich  miteinander  verbinden.  Das  Feuer  des 
Herzens  bringt  die  Flüssigkeit  hervor.  In  der  Flüssigkeit  gibt 
es  die  Luft  des  richtigen  Yang.  Es  heisst  mit  Namen:  der 
Drache  des  Yang.  Der  Drache  sieht  ^  dass  die  Lüfte  Hi(*Ji 
miteinander  verbinden.  Er  versammelt  eben  die  Dinge  nach 
den  Arten,  theilt  die  Grundlagen  nach  den  Scharen.  Also  ssur 
Zeit,  wo  die  Lüfte  entstehen^  steigen  da  die  Flüssigkeiten  eben- 
fidk  herab,  folgen  in  den  Lüften  die  Wasser  des  wahren  Einzigen 
ohne  Ausnahme  den  Lüften  und  überliefern  nach  unten  die 
ftnf  Eingeweide?  Steigen  zur  Zeit,  wo  die  ITlüssigkeiten  ent- 
■tefaen,  die  Lüfte  ebenfalls  empor,  folgen  in  den  Flüssigkeiten 
die  L&fte  des  richtigen  Yang  ohne  Ausnahme  den  Lüften  und 
treten  nach  oben  in  dem  doppelten  Söller  hervor?  Das  wahre 
Wmmer  folgt  der  Flüssigkeit^  wandelt  nach  unten  ^  der  Tiger 
kjBUi  fich  nicht  mit  dem  Drachen  vereinigen.  Das  wahre 
Yang  folgt  der  Luft,  steigt  nach  oben,  der  Drache  kann  sich 
mcht  mit  dem  Tiger  vereinigen.  Wenn  Drache  und  Tiger 
Bch  nicht  vereinigen,  wie  erlangt  man  die  gelben  Knospc^n? 
Wem  es  keine  gelben  Knospen  gibt,  wie  erlangt  man  die 
yoMe  Arznei? 

Tichnng-li:  Die  Luft  der  Nieren  ist  bereits  entstanden, 
das  grosse  Yang  aus  dem  Meere  tritt.  Nebel  und  Thau 
Lieht  nicht  verdecken.  Die  Flüssigkeit  st^^igt 
eine  femstehende  Thünnatte.  Wie  genügU^  sie,  die 
hA  za  fiberwinden?  Ii§t  die  Luft  kräftig,  so  ist  *hüi  Wai»her 
iet  wahren  Einzigen  in  Fülle.  Die  Flüi^ifigkeit  des  Ihir/Jiu^. 
eoutanden.  gleichwie  der  »trerj^re  Himmel  die  \yiu'j:/z 
Schreien  und  Scheitern  kann  .-^Iner  Kälu:  fcieh  nieht  ent^ 
Di*:  Luft  Steierl  f:myjr  wi^r  ein  Zelt/bi/;h  de»  Kh 
Wie  gtrsöri^  ^?e-  die  flursi::kv:t  z-i  *il><rr"i'jn'ierjV  IkX  di'- 
«  m  Fülk:.  i-'f  ibx  die  Luh  ^ie*  ri':L:igen  Vax;;r  baM 
iikiä  Miwft/-h.  Man  k^T.n  *?•  Li'.-Lt  erf^yr^^^rhen- 
iJ&'T'x:  DS*:  L'ift  entii^L:,  d:^  Fiirsiirkfrit  ejjUVrht-  <rjr^ 
1b4»  iaa  axsjxt  Z»ki.    LHe  Ze;:  otzilt:  die  Luft  henor.  'h\  die 

1*6  k  FbÜ*:-    h'j>  isi  d*A  Wa.ä5rrr   d*;s  '■'ibre:-    i'JlJjd'^hZs   *:}A'.l:ijki\>. 

■  Pöfifc.  I*kZeh  brii.r:  d'rr  Fli-^ri/Ke::  'ti^r\-\r.    Lt  *i\h  J-Jü«*!:? 
™  ii  Fldit.  t»v   iK  dir:  L:ifi  dr:*  r^'rhv.'^^z^  Y^r^a:  -tr.^'niffcilt    ':v. 


844  PfizM»ier. 

Tscliung-H:  Die  Liilt  der  Nieren  ist  leicht  zu  beeiuträchtigen 
und  zu  verstreuen.     Was  schwer  zu   erlangen,   bt   der  wahre 
Tiger.    Die  Flüssigkeit  des  Herzens  häuft  und  versammelt  acli 
schwer.    Was   leicht   zu  verlieren,   ist  der  wahre  Drache.    In 
den  Berathungen  und  Erörterungen  der  zehntaasend  Rollen  des 
Mennigbuches  geht  man  nicht  hinaus  über  das  Yin  and  Yang. 
In  den  beiden  Sachen  des  Yin  und  Yang  ist  Feines  und  Grobes 
nicht  ohne  Drachen  und  Tiger.  Was  die  den  Weg  empfangenden 
Männer  unter  zehntausend  Dingen  kennen,  ist  eines  oder  iwei. 
Einige,  welche  vieles  gehört,  wissen  aus  den  weiten  Berichten 
zwar  die  Grundlagen  des  Drachen  imd  Tigers,  doch  sie  kennen 
nicht  die  Zeit  der  Vereinigung,  sie  wissen  nicht  die  Vorschriften 
fiir  Pflücken  imd  Nehmen.     Desswegen  bleiben  die  verständigen 
Männer  der  Gegenwart  und  des  Alterthums  mit  weissen  Häuptern 
wenn   sie   ordnen   imd   festhalten,    bei   kleinen    Vollendungen. 
Durch  die  fortlaufenden  Zeitalter,  die  ausgedehnten  Jahre  hört 
man  nicht  von  Ueberstcigen  und  Entziehen,  nämlich  weil  man 
nicht   fähig   ist,    sich   vereinigen    zu  lassen  den  Drachen  nnd 
den  Tiger,  zu  pflücken  die  gelben  Knospen  und  zu  Stande  n 
bringen  die  Arznei  des  Mennigs. 

Die  ErorteroDgen  der  Annei  des  Mennigs. 

Liü  von :  Die  Grundla<re  des  Drachen  und  Tigers  weis* 
man  bereit;^.  Was  man  den  Goldmennig,  die  grosse  Arznei  nennt 
kann  man  es  zu  hören  bekommen? 

TschuniT-li :  Mit  dem.  wa^  man  Arznei  nennt,  kann  nun 
Krankheiten  heilen.  Es  iribt  drei  Classen  von  Krankheiten. 
»Sturmwind  treffen,  in  der  Feuchtigkeit  liegen,  von  Hitze  über- 
deckt wenlen ,  Kälte  durchwaten,  über  das  Mass  angcstren«^ 
oder  müssig  sein.  Hunger  oder  Sättigung  zur  Unzeit,  nicht  in 
der  Ordnung  unwohl  sein,  dieses  nennt  man  ein  Leiden.  ^ 
Leiden  ist  eine  Krankheit  der  Zeit.  Nicht  ordnen  und  fe* 
halten  möiren  eigensinnig  von  Geniüth.  dem  Willen  freien  La»»* 
lassen,  das  ursprünirliche  Yang  vei-streuen  und  verlieren,  das 
wahre  Nichts  beeinträchtigen  und  schädigen,  in  der  Höhe  der 
Jahre  abgezehrt  sein,  dieses  nennt  man  das  Alter.  Das  Alter 
ist  eine  Krankheit  der  Jahre.  Die  Luft  zu  Ende,  der  Körper 
leer,   die  lichte  Seele  geschmolzen,    der  Geist  verstreut,  lang^ 


10  B»fntn4iiEi|Fffl  A«r  Tnnrvbrv 


«45  I 


seufzen  in  eiiieiii  einzigen  Tone,  die  vier  GliediuattBCQ  olme  I 
Besitzer,  der  Köriier  Hegend  in  den  wüsten  Vorwerken,  diösos  1 
nennt  man  das  Sterben.  Das  Sterben  ist  eine  Krankheit  des  j 
Ldbee.  1 

Femer   gehen    die    Krankheiten   der  Zeit   im   Frühtinge, 
Sommer,  Herbst  tind  Winter  ira  Kreise  umher  bei  Kulte,  Hit;:e, 
WUrme  und  KUhie.     Ist  das  Vang   übermässig  und  reicht  das 
Yin  nicht  hin,  so  soll  man  es  durch  Kühle  behandeln.   Ist  das 
Yin  übermässig  und  roitht  das  Yang  nicht  hin,  eo  soll  man  es 
durch  Wärme   behandeln.     Im  Alter  ist   viele  Kühle,   doch  in   I 
der  Jugend   viele  Hitze.     Bei  Fettheit  ist   viel  Speichel,   doch  J 
bei  Magerkeit  viele  Ansammlung.    Die  Krankheit  des  Mannes 
entsteht   von   der  Luft,   das  Leiden   des  Weibes  entsteht   von 
dem  Blute.     Man  bessert  aus,   was  leer  ist,   nnd  nimmt,   was   | 
Wirklichkeit  ist.    Man  bewahrt,  was  schwach  ist,  und  schädigt  j 
was  übrig  ist. 

Ist  CS  klein,  ko  ist  Nadelsteehen  und  Brennen.    Ist  es  zu  I 
gross,  so  sind  Arzneien  und  Kuchen.     Selbst   wenn  es  Leiden  ' 
der  Zeit  sind,  UberlHssl  mau  es  dem  erleuchteten  Manne,  dem 
vortrefflichen  Arzte.     Der  Krankheit  gegenüber  Kleidung  und 
Speise  kann  Alles  bewahren  und  heilen.     Aber  die  Krankheit 
des  Altera,   wie   fUr   sie    ein   Arzt   sein?     Die    Krankheit   des 
Todes,  wie  sie  behandeln?  Die  Eingeweide  waschen,  das  Fleisch 
ausbessern,   ist  die   beste  Heilart   des  Alterthums.     Wenn  daa  | 
Angesicht  runzelig,   das  Haupthaar  weiss  ist,   wieder  das  An- 
gesicht  des  JUnglings   haben,   kein   Mensch   kann   es   so   weit 
bringen.    Den  Scheitel  vertauschen,  die  Gliedmasaen  fortsetzen, 
ist    die    beste    Heilart    des   Alterthums.     Die   Gestalt    zurück- 
behalten, in  der  Welt  wohnen  und  das  immerwährende  Lebea  | 
erlangen,  kein  Mensch  kann  es  so  weit  bringen. 

Liü-yen :  Nicht  in  der  Ordnung  unwohl  sein ,  durch  die  4 
Zeit  bewirkte  Krankheit,  die  vortrefflichen  Aersite,  die  berllhm-  ■] 
ten  Arzneien  können  es  sicher  beliandeln.  Die  Krankheiten  1 
des  Leeren  und  Zoi-schlagencn,  der  von  Jahren  Alten,  dio  Leiden  1 
des  Aufhörens  der  Luft,  des  Endes  des  Lebenslooses,  wie  he- \ 
handelt  man  sie?    Gibt  es  keine  Arzneien? 

Tschung-li:    Es  gibt   drei  Classen  von  Krankheiten.     Die  j 
Krankheiten  der  Zeil  behandelt  man  mit  Arzneien  der  PÜanzenJ 
^Bäume,  es  i-i-folgt  Wicderherbtellung.    Von  den  Arzneien, 


846  Pfizmaier. 

mit  welchen  man  die  Krankheiten  des  Leibes,  die  Krankheiten 
der  Jahre  behandelt,  gibt  es  zwei  Classen.  Die  eine  beisst:  der 
innere  Mennig.     Die  andere  heisst:  der  äussere  Mennig. 

Liü-yen:  Was  ist  der  Uusserc  Mennig? 

Tschung-li:  Einst  überlieferte  der  Gebieter  von  10^  J^  jf^ 
Kao-schang-yuen  den  Weg  dem  Mcnschengeschlechte.  Ei*  deutete 
hin  und  verkündete  die  Grundlage  des  Aufsteigens  und  Herab- 
steigens  des  Himmels  und  der  Erde,  die  Weise  des  Fortgehens 
und  Wiederkehrens  der  Sonne  und  des  Mondes.  Seit  das  Mennig- 
buch die  Welt  erfüllte,  bekamen  die  Menschen  der  Welt  zu 
hören  den  grossen  Weg.  ^  J^  -^  Kuang-tsch'ung-tse  lehrte 
es  den  gelben  Kaiser.  Der  gelbe  Kaiser,  in  der  Mussezeit  der 
Lenkung,  stützte  sich  auf  die  Vorschrift.  Er  übte,  hielt  fest, 
sah  lange  Zeit  nicht  die  Verdienste. 

Kuang-tsch'ing-tse,  weil  zwischen  dem  Herzen  und  den 
Nieren  die  wahre  Luft,  das  wahre  Wasser  vorhanden,  zwischen 
Luft  und  Wasser  das  wahre  Yin,  das  wahre  Yang  vorhanden, 
zu  der  grossen  Arznei  sich  gesellend,  damit  verglichen  werden 
können,  dass  zwischen  Metallen  und  Steinen  das  Kostbarste 
sich  verbirgt,  machte  auf  dem  Berge  ^^  ||^  Khung-thung  aus 
der  inneren  Sache  die  Vorschrift  und  läuterte  den  grossen 
Mennig. 

Unter  den  acht  Steinen  gebrauchte  er  bloss  den  Zinnober. 
Aus  dem  Zinnober  nahm  er  das  Quecksilber.  Unter  den  acht 
Metallen  gebrauchte  er  bloss  das  schwarze  Blei.  Aus  dem 
schwarzen  Blei  nahm  er  das  Silber  und  das  Quecksilber.  Es 
wird  verglichen  mit  dem  Drachen  des  Yang.  Das  Silber  ist 
der  Tiger  dos  Yin.  Weil  das  Feuer  des  Herzens  gleich  der 
Röthe  des  Zinnobers,  das  Wasser  der  Nieren  gleicli  der  Schwärze 
des  Bleies,  ward  das  Feuer  des  Jahres,  nach  der  Zeit  sich 
richtond,  nicht  verlustig  der  Tafeln  des  ^  Khien  und  i^ 
Khuen,  theilte  das  Feuer  des  Mondes,  bei  Ausziehen  und  Hin- 
zufügen,^ die  Weise  der  Schrift  und  des  Krieges,  Er  erhöhte 
eine  Feuerstelle  von   acht  Stockwerken.     Ein  jedes   war  neun 

^  Zu  dem  Zeiclion  j-\  ist  links  noch  das  Classenzeichen  1 1[  zu  setxen. 
Doch  sclirieb  man  ohonials  hoido  Zoichon  dieses  Namens  ohne  das  ge- 
nannte Classenzoichen. 

'  Das  Ausziehen  des  Bleies  und  das  Hinzufügen  des  Quecksilbers,  eine 
Sache,  welche  in  einem  folgenden  Abschnitt  noch  vorkommt. 


i-hincsiüclio  Itogründnngcn  dor  Taolohr«.  H47 

Zoll  hoch,  äusscrlicli  viereckig,  inwendig  rund.  Er  nahm  die 
Luft  der  acht  Theilungen,  entsprach  den  Erwartungen  der  vier 
Zeiten. 

Die  Qestalt  des  metallenen  Kessels  umschliesst  und  birgt 
das  Blei  und  das  Quecksilber.  Es  ist  kein  Unterschied  von 
der  Flüssigkeit  der  Lunge.  Der  Schwefel  ist  eine  Arznei,  die 
sich  mit  dem  reinen  Geiste  verträgt.  Der  Zinnober  kann  mit 
der  gelben  Mutter  *  verglichen  werden.  In  drei  Jahren  ist  eine 
kleine  Vollbringung.  Wenn  man  es  als  Arznei  gebraucht,  kann 
man  sich  von  den  hundert  Krankheiten  losreissen.  In  sechs 
Jahren  ist  eine  mittlere  Vollbringimg.  Wenn  man  es  als  Arznei 
gebraucht,  kann  man  die  Jahre  ausdehnen.  In  neun  Jahren  ist 
eine  grosse  Vollbringung.  Man  gebraucht  es  als  Arznei  und 
erbebt  sich  aufsteigend.  Wie  ein  starker  Mann  spannt  man  die 
Arme,  es  kann  sein  bis  tausend  Li,  bis  zehntausend  Li.  Man 
kann  zwar  nicht  nach  P'ung-lai  zurückkehren,  doch  auch  auf 
der  grossen  Palasttreppe  des  Menschenzeitalters  stirbt  man  nicht. 
Liti-yen:  Seit  den  vorübergehenden  alten  Zeiten  sind  Viele, 
welche  den  Mennig  läuterten,  aber  diejenigen,  welche  Verdienste 
sahen^  sind  wenige.    Warum  ist  diess? 

Tschung-li :  Wodurch  die  Läutenmg  des  Mennigs  nicht  zu 
Stande  gebracht  wird,  sind  drei  Dinge.    Man  unterscheidet  nicht, 
ob  der  Stoff  der  Arznei  acht  oder  falsch.    Man  kennt  nicht  die 
Erwartung  des  Feuers.    Bei  Ausziehen  und  Hinzufügen  hat  man 
die  kostbarste   Sache.     Eines  Morgens   schmilzt  und   verstreut 
sie  sich  in  Rauch   und  Flammen,   und  sie  wird  zu  Asche  und 
Staub.     Man  versäumt  die  Zeit,  verwirrt  die  Tage,   zuletzt  ist 
nichts,  das  zu  Stande  gebracht  wird.    Diess  ist  das  Eine.    Ist 
der  Stoff  der  Arznei  auch  gut,  man  kennt  nicht  die  Erwartung 
de«  Feuers.    Die  Erwartung  des  Feuers  ist  zwar  bekannt,  aber 
w  mangelt  der  Stoff  der  Arznei.     Beides  stimmt  nicht  zu  ein- 
Mder,  es  ist  zuletzt  nichts,  da»  zu  Stande  gebracht  wird.    Dies 
i«t  das  Zweite.     Der  Stoff  der  Arznei   kann  gut  sein,  die  Er- 
wartung des  Feuers  stimmt  mit  der  Weise.    In  dem  Jahre  unter- 
scheidet  man   nicht   den   Monat,    in  dem  Monate  mengt    man 


'  Die  gelbo  Mutter  ("p^    ^    koatvj-p'o)    ist    dio   G«ttiii    dor    Milz.     Sio 

nlhrt  (üis  Leben,    indem  die  Milz  als  Mutter   die  übrigen  Eingeweide 
emihrt. 


K48  Pfixmaier. 

niclit  diu  Tage.  Bei  Hinzugeben  und  Vermindern  gibt  es  eine 
Zahl,  bei  Vorschreiten  und  Zurückweichen  gibt  es  eine  Zeit. 
Die  Luft  genügt,  der  Mennig  kommt  zu  Stande,  aber  das 
Wandeln  nach  aussen  ist  nicht  vorbereitet.  Man  verwandelt 
den  himmelfarbenen  Storch,  es  ist  aber  eisige  Leere  ohne  Ur. 
Sache.  Wodurch  die  Erlangung  des  Kuchens  nicht  zu  Stande 
gebracht  wird,  es  ist  das  Dritte. 

Um  wie  viel  mehr  noch,  da  der  Stoff  der  Arznei  die 
glänzende  Luft  des  Himmels  und  der  Erde,  die  Sache  der 
geknüpften  Wirklichkeit,  ist  die  Erwartung  des  Feuers  die 
Kunst,  durch  welche  die  göttlichen  Unsterblichen  im  Ordnen 
und  Festhalten  den  Weg  erlangten.  Zur  Zeit  der  drei  Kaiser 
läuterte  der  gelbe  Kaiser  den  Mennig.  In  neun  Umwendungen 
kam  es  zu  Stande.  Nach  den  ftinf  Kaisern  läuterte  »^  j^  Khuen- 
yuen  den  Mennig.  In  drei  Jahren  ward  es  kaum  vollbracht 
und  erreicht. 

In  den  kämpfenden  Reichen  war  die  unglückliche  Luft 
gefroren  und  leer,  die  rollenden  Leichname  erfüllten  die  Wild- 
niss.  Die  Dinge  konnton  ifiicht  die  glänzende  Luft  des  Himmels 
und  der  Erde  empfangen  und  in  dem  Zeitalter  mangelte  der 
Stoff  der  Arznei.  Man  traf  Menschen,  welche  die  Vorschrift 
erlangten,  und  sie  entflohen  dem  Unheil,  starben  alt  auf  Felsen 
und  in  Thälern.  Die  Vorschrift  der  Unsterblichen  für  das 
Arzneimittel  des  Mennigs  befand  sich  bisweilen  auf  Bambus 
und  Leinwand.  Dass  man  berichten  konnte,  ist  lange  her, 
und  sie  verfaulte  und  ward  zerstört.  In  dem  Zeitalter  der 
Menschen  war  sie  nicht  mehr  vorhanden.  Wenn  in  der  Welt 
des  Staubes  der  Stoff  der  Arznei  vorhanden  gewesen,  hätte  ihn 
der  Anfangskaiser  von  Thsin  nicht  auf  den  Inseln  des  Meeres 
gesucht.  Wenn  in  der  Welt  des  Staubes  das  Arzneimittel  des 
Mennigs  vorhanden  gewesen,  hätte  |^  4Ü  ^  Wei-pe-yang  in 
die  Verwandlungen  der  Tscheu  nicht  Einschaltungen  gemacht. 
Einige  hörten  auch  vieles,  erkannten  mit  Gewalt,  verwirrten 
und  täuschten  die  späteren  Menschen.  Sie  zertrümmerten  zehn- 
tausend Male  das  Haus,  zugleich  kam  keine  einzige  Sache  zu 
Stande,  es  war  wegen  des  Irrthums,  dass  sie  äusserlich  suchten. 

Liü-yen:  Die  Ginindlage  des  äusseren  Mennigs  stammt 
daher,  dass  ^  J^  -^  Kuang-tsch'ing-tse  aus  der  inneren 
Sache  die  Vorschrift  machte.    Man  Hess  zu,  dass  das  Zustande- 


Chinetischo  BegiündaiiKen  der  Taolehrc.  84r9 

bringen  neun  Jahre  dauerte,  dann  endete.  Um  wie  viel  mehr 
noch,  wenn  der  Stoff  der  Arznei  schwer  zu  suchen,  das  Arznei- 
mittel des  Mennigs  schwer  zu  erlangen,  ist  man  höchstens  nur 
fähig,  emporzusteigen,  man  sieht  nicht,  dass  man  das  Gewöhn- 
liche überschreitet,  bei  den  Höchstweisen  eintritt  und  zu  den 
zehn  Flussinseln  zurückkehrt.  Ich  wage  zu  melden,  kann  man 
von  der  inneren  Arznei  zu  hören  bekommen? 

Tschung-li:  Die  äussere  Arznei  ist  keineswegs  unbrauch- 
bar. Die  den  Weg  empfangenden  Menschen  bemerkten  in 
späten  Jahren,  dass  Wurzel  und  Quelle  nicht  sehr  fest  und 
sicher.  Die  Nieren  sind  die  Wurzel  der  Luft.  Ist  die  Wurzel 
nicht  tief,  so  sind  die  Blätter  nicht  dicht.  Das  Herz  ist  die 
Quelle  der  Flüssigkeit.  Ist  die  Quelle  nicht  klar,  so  ist  die 
StrCmnng  nicht  von  Dauer.  Es  ist  gewiss,  man  entlehnt  die 
f&nf  Metalle,  die  acht  Steine,  häuft  die  Tage,  setzt  die  Monde 
fort,  läutert  und  vollendet  drei  Classen.  Jede  Classe  hat  drei 
Abstofangen.     Man  sagt  daher:  neun  Classen. 

Der  Drache,  der  Tiger  und  der  grosse  Mennig  helfen  mit 

der  wahren  Luft  zusammentreffen,  die  Qestalt  läutern,  in  dem 

Zeitalter  verweilen,    leicht   sich    erheben,    als   ob   man   flöge. 

Wenn  man  die  innere  Sache  ordnet  und  erfasst,   die  Zeit  der 

Vereinigung  erkennt,   die  Weise  des  Pflückens  und  Nehmens 

kennt;   zeigt  man,   nachdem  der  Unsterbliche  des  Mutterleibes 

bereits  vollendet,  auf  den  Tag  und  erlangt  Ueberschrciten  und 

Entziehen.    Jener  Mensch  bemerkt  nicht,  dass  er  im  Ergreifen 

bei  dem  äusseren  Mennig  sich  beiindet,    das  Feuer  darreicht, 

Tage  hinzugibt.    Will  er  dahin  kommen,   dass  er  oben  zu  der 

Himmelsgränze  emporsteigt,  so  ist  diess  in  Wahrheit  lächerlich. 

Wenn  man  die  Quelle   der   äusseren  Arznei  nicht  untersucht 

hftt,  soll  man  die  Grundlage  des  inneren  Mennigs  erklären  und 

hiiutellen.    Der  Stoff  der  Arznei  des  inneren  Mennigs  stammt 

von  dem  Herzen  und  den  Nieren.    Ihn  besitzen  die  Menschen 

•11c.    Der  Stoff  der  Arznei  des  inneren  Mennigs  befindet  sich 

tmprünglich   bei  Himmel   und   Erde.     Man   kann    ihn   täglich 

inuner  sehen. 

Die  Erwartung  des  Feuers  nimmt  die  Zahl  des  Fort- 
gehens und  Wiederkehrens  der  Sonne  und  des  Mondes,  ordnet 
und  stimmt  überein  bei  Nachahmung  der  Weise  der  Vereini- 
gung von  Mann  und  Weib.    Der  Mutterleib  des  Höchstweisen 


850  Pfixmaier. 

ist  vollendet  und  die  wahre  Luft  entsteht.  In  der  Luft  befindet 
sich  die  Luft  gleichwie  der  Drache  die  Perle  ernährt.  Die 
grosse  Arznei  wird  zu  Stande  gebracht  und  der  Geist  de« 
Yang  kommt  hervor.  Ausserhalb  des  Leibes  gibt  es  den  Leib, 
ähnlich  wie  die  Grille  sich  der  Schale  entreisst.  Es  hat  näm- 
lich diese  innere  Arznei  ihren  Ursprung  darin,  dass  Drache 
und  Tiger  sich  vereinigen  und  sich  zu  gelben  Knospen  ver- 
ändern. Die  gelben  Knospen  werden  vollendet  und  theilen 
das  Blei  und  das  Quecksilber. 


Die  Erörterungen  ttber  Blei  nnd  QneckRilber. 

Liü-ycn :  Die  innere  Arznei  stammt  nicht  von  dem  Drachen 
und  Tiger.  Der  Tiger  stammt  aus  dem  Palaste  des  ^  Khan. 
£s  ist  das  Wasser  in  der  Luft.  Der  Drache  stammt  aus  dem 
Paläste  des  ^  Li.  Es  ist  die  Luft  in  dem  Wasser.  Das 
Quecksilber  in  dem  Zinnober  vergleicht  man  mit  dem  Drachen 
des  Yang.  Das  Silber  in  dem  Blei  vergleicht  man  mit  dem 
Tiger  des  Yin.  Doch  Blei  und  Quecksilber  sind  äussere  Arzneien. 
Bei  Blei  und  Quecksilber  in  der  inneren  Arznei,  inwiefern 
vereinigen  sich  Drache  und  Tiger  und  verändern  sich  zu  gelben 
Knospen,  werden  gelbe  Knospen  vollendet  und  theilen  das  Bla 
und  das  Quecksilber? 

Tschung-li:  Was  den  Stoff  des  Einzigen  des  Himmels 
umschliesst  und  das  Haupt  der  ftlnf  Metalle  ist,  ist  das  schwarze 
Blei.  Aus  Blei  bringt  man  das  Silber  hervor.  Das  Blei  ist 
die  Mutter  des  Silbers.  Was  auf  die  Luft  des  grossen  Yang 
Einfluss  hat  und  das  Haupt  der  gesammten  Steine  ist^  ist  der 
Zinnober.  Aus  Zinnober  bringt  man  das  Quecksilber  hervor. 
Das  Quecksilber  ist  der  Sohn  des  Zinnobers.  Was  schwer  zu 
nehmen,  ist  das  Silber  in  dem  Blei.  Was  leicht  zu  verlieren, 
ist  das  Quecksilber  in  dem  Zinnober.  Wenn  Silber  und  Queck- 
silber, mit  einander  sich  verbindend,  gehämmert  und  geläutert 
werden,  bilden  sie  das  Kostbarste.  Die  Grundlage  von  Bld 
und  Quecksilber,  welche  äusserlich  erscheint,  ist  so  beschaffen. 

Bespricht  man  es  nach  innen  und  erscheint  es  bei  dem 
Menschen,  so  sind  die  Berathungen  und  Erörterungen  des  Alter- 
thums  und    der  Gegenwart   ungleich,    verschieden    und    haben 


UhinHlicb*  ltO||rta4witM  4i 


8Ö1 


etwas  IJesontleruK.  Nimmt  man  das  Himmelfarbonc,  WuntltT- 
volle/  80  Bind  iiiaprlinglic-Ii  seit  der  Zeit,  wo  Vator  und  Mutter 
Bich  vereinigten.  Wescnlioit  und  Blut  mit  einander  verbunden, 
Sie  umsehliesBcn  und  bergen  diu  walire  Luft,  sie  lehnen  den 
Stoff  an  die  Mutter  in  dem  Paläste  des  ächten  Yin.  Der 
verborgene  Geist  befindet  (sich  innerhalb  des  noch  nicht  ge- 
theilten  Yin  und  Yang.  In  dreihundert  Tagen  iet  die  Leibea- 
frucht  voHatfludig.  In  IVmltansend  Tagen  ist  die  Luft  hin- 
reichend, 

BeBprii^ht  man  ea  nacli  den  fUnf  Grundstoffen,  bo  ist  der 
Leib  des  Menschen  ursprünglich  Wesenheit  und  Blut.  Was 
zuerst  noch  vorhanden ,  ist  das  Waaeer.  Bespricht  man  ea 
nach  den  fünf  Eingeweiden,  so  sind  Wesenheit  und  Blut  die 
Gestalt.  Was  zuerst  entatcht,  sind  die  Nieren.  Das  Wasser 
in  den  Nieren  versl^ckt  und  birgt  sich  im  Beginne  des  Em- 
pfangens  der  Leibesfrucht.  Die  wahre  Luft  des  Vaters  und 
der  Mutter  verbirgt  sich  in  den  inneren  Nieron  des  Menschen. 
DiesB  ist  es,  was  man  das  Blei  nennt.  In  den  Nieren  entsteht 
die  Luft.  Das  Wasser  des  wahren  Einzigen  in  der  Luft,  diese 
ist  es,  was  man  das  Silber  in  dem  Blei  nennt. 

Die  Luft  der  Nieren  überliefert  die  Luft  der  Leber.  Die 
Luft  der  Leber  überliefert  die  Luft  dos  Herzens.  Die  Luft 
des  Herzens  in  grosser  Gipfelung  bringt  hervor  die  Flüssigkeit. 
In  der  FlÜEsigkcit  befindet  »ich  die  Luft  des  richtigen  Yang, 
Was  man  Zinnober  nennt,  diess  ist  die  Flüssigkeit  deB  Ilerzens. 
Was  man  Quecksilber  nennt,  dless  ist  die  Luft  des  richtigen 
Yang  in  der  Flüssigkeit  des  Elerzeus,  Indem  das  Wasser  des 
wahren  Einzigen  in  der  Luft  sieh  hinwendet,  liebt  und  sich 
vereinbart  mit  der  Luft  des  richtigen  Yang  in  der  Flüssig- 
keit, werden  gehäufte  Luft  und  Flüssigkeit  die  Leibesfrucht. 
Ueberliefernd ,  begleitend  befinden  sie  sich  innerhalb  des 
gelben  Yorhofea,  Das  fortschreitende  Feuer  ist  ohne  ünler- 
Bchicd.  Der  Unsterbliche  des  Mutterleibes  verwandelt  sieh, 
man  vergleicht  ihn  mit  dem  Silber  des  Bleies.  Mit  dem  Queck- 
BÜber  verbunden,  gehämmert  und  geläutert,  bringt  er  die  Kost- 
barkeit zu  Stande. 


WOrler  iu 


J    .himmelfarbPii'    iiiid   ^   (miiio)  .gütlUch,    wim.1ei-vol|- 
Aufaii^  dp»  Tao-tH-kiiig, 


L 


852  Pfismaier. 

Liü-yen:  Unter  den  fünf  Metallen  nimmt  man  aus  dem 
Blei  das  Silber.  Innerhalb  der  acht  Steine  nimmt  man  aus 
dem  Zinnober  das  Quecksilber.  Man  setzt  in  das  Gewiss  des 
Kessels,  gesellt  es  zu  Arznei  imd  Kuchen.  Das  Quecksilber 
ist  an  sich  Zinnober,  und  das  Silber  ist  an  sich  eine  Kostbarkeit 
Das  Blei,  in  dessen  Inneren  es  sich  befindet,  inwiefern  nimmt 
es  das  Silber?  Der  Zinnober,  der  in  dem  Menschen  sich  be- 
findet, inwiefern  nimmt  er  das  Quecksilber?  Das  Queck- 
silber, inwiefern  tritt  es  als  Zinnober  auf?  Das  Silber,  in- 
wiefern tritt  es  als  Kostbarkeit  auf? 

Tschung-li:  Das  Blei  ist  ursprünglich  die  wahre  Luft 
des  Vaters  und  der  Mutter.  Es  verbindet  sich  und  wird  ein 
Einziges.  Es  ist  ächt^  gediegen  und  trennt  sich  nicht.  Nachdem 
es  die  Gestalt  ausgebildet,  birgt  es  sich  in  den  Nieren.  Die 
zwei  Nieren,  einander  gegenüber,  steigen  gemeinschaftlich  zu 
der  Luft  empor.  Man  nennt  es:  die  Luft  des  ursprünglichen 
Yang.  In  der  Luft  gibt  es  Wasser.  Man  nennt  es:  das  Wasser 
des  wahren  Einzigen.  Das  Wasser  folgt  der  Luft  and  steigt 
empor.  Wenn  die  Luft  verbleibt,  verbleibt  das  Wasser.  Wenn 
die  Luft  sich  verstreut,  verstreut  sich  das  Wasser.  Das  Wass» 
verhält  sich  zu  der  Luft  wie  Sohn  imd  Mutter,  welche  sich 
nicht  von  einander  trennen.  Wenn  man  es  gut  betrachtet, 
sieht  man  bloss  die  Luft,  man  sieht  nicht  das  Wasser. 

Dadurch  verbindet  sich  das  Wasser  des  wahren  Einzigen 
mit   der   Luft   des    richtigen    Yang   des   Herzens.      Es   heiast: 
Drache  und  Tiger  vereinigen  sich.  Doch  sie  verändern  sich  zu 
gelben  Knospen.     Aus  gelben  Knospen   werden  sie  die  grosse 
Arznei.     Der  Stoff  der  grossen  Arznei  macht  ursprüngUch  äsB 
Wasser  des   wahren  Einzigen   zum  Mutterleib.     Innerlich  um- 
schliesst    er   die   Luft   des   richtigen  Yang   wie   in   den  Tagen 
von  ehemals  die  wahre  Luft  des  Vaters  und   der  Mutter,  d« 
ist  Wesenheit  und  Blut  der  Mutterleib   war   und  Verwandlung 
bewerkstelligte.      In    dreihundert    Tagen    ist    die    Leibesfrucht 
vollendet,  die  Luft  genügend  und  die  Gestalt  vorbereitet  Der 
Geist  kommt,   trennt  sich  von    der  Mutter.     Er  ist   au8serb»ll> 
der  Gestalt  bereits  verbunden.     Ist  er   verbunden,   so  hat  die 
Gestalt  eine  Gestalt  hervorgebracht.  ' 

Die  den  Weg  empfangenden  Menschen  sagen:    Die  h^^^ 
der  Nieren    vereinigt  sich    mit  der  Luft  des  Herzens.     In  «V^^ 


('hiiiosiRchc  Hegründun^eD  dor  Taolehre.  8o3 

Luft  birgt  sich  das  Wasser  des  waliren  Einzigen,  es  trägt  auf 
dem  Rücken  und  ladet  auf  sich  die  Luft  des  richtigen  Yang. 
Indem  es  sich  mit  der  Luft  vereinigt,  sind  Luft  und  Wasser 
der  Mutterleib.  Das  Aussehen  ist  mit  einem  Hirsekorne  gleich. 
Die  Wärme  ernährt  ohne  Unterbrechung.  Anfänglich  lässt  das 
Yin  sofort  das  Yang  zurück,  zunächst  gebraucht  es  das  Yang 
und  läutert  sich.  Die  Luft  des  Yin  verändert  sich  zur  Wesen- 
heit, die  Wesenheit  verändert  sich  zu  Quecksilber,  das  Queck- 
silber verändert  sich  zu  Zinnober,  der  Zinnober  verändert  sich 
zu  Goldmennig.  Nachdem  der  Goldmennig  bereits  vollendet, 
entsteht  die  wahre  Luft  von  feelbst.  Die  geläuterte  Luft  voll- 
endet den  Geist  und  bringt  es  dahin  zu  überschreiten  und 
sich  zu  entziehen.  In  den  Feuerdrachen  sich  verwandelnd, 
tritt  sie  aus  der  Strasse  der  Dunkelheit.  Sie  gesellt  sich  zu  dem 
himmelfarbenen  Storch   und   begibt   sich  auf  die  Beifussinsel. ' 

Liü-yen:  Durch  die  Gestalt  vereinigt  man  sich  mit  der 
Gestalt.  Die  Gestalt,  sich  verbindend,  bringt  die  Gestalt  her- 
vor. Durch  die  Luft  verbindet  man  sich  mit  der  Luft.  Die 
Luft,  sich  verbindend,  bringt  die  Luft  hervor.  Die  Zahl  be- 
trägt nicht  mehr  als  dreihundert  Tage.  Nachdem  man  die 
Gestalt  getrennt,  ist  die  Gestalt  von  Mann  und  Weib  nicht  die 
nämliche.  Womit  hat  der  Farbenglanz  von  Mennig  und  Zinn- 
ober an  sich  Aehnlichkeit  ? 

Tschung-li:  Die  Gestalt  des  Vaters  und  der  Mutter  ver- 
einigt sich.  Die  Wesenheit  des  Vaters  geht  zuerst  vorwärts, 
und  das  Blut  der  Mutter  wandelt  später.  Das  Blut  umschliesst 
die  Wesenheit,  und  es  wird  ein  Weib.  Das  Weib  ist  innerlich 
das  Yang,  aber  äusserlich  das  Yin.  Es  stellt  dadurch  die 
Mutter  vor,  nämlich  weil  das  Blut  sich  äusserlich  befindet. 
Das  Blut  der  Mutter  geht  zuerst  vorwärts,  und  die  Wesenheit 
des  Mannes  wandelt  später.  Die  Wesenheit  umschliesst  das 
Blut,  und  es  wird  ein  Mann.  Der  Mann  ist  innerlich  das  Yin, 
aber  äusserlich  das  Yang.  Er  stellt  dadurch  den  Vater  vor, 
nämlich  weil  die  Wesenheit  sich  äusserlich  befindet. 

Was  man  das  Blut  nennt,  entsteht  einmal  in  dem  Herzen, 
besitzt  aber  nicht  die  Luft  des  richtigen  Yang.  Was  man  die 
Wesenheit  nennt,  entsteht  ursprünglich  in  den  Nieren,    besitzt 

'  Die  Insel  P'ung-lai. 
Sitznngsber.  d.  phil.-hiKt.  (1.   CXI.  Itd.  II.  Ufi;.  55 


854  Pfizniftier. 

aber  die  Luft  des  richtigen  Yamg.  Die  Luft  des  richtigen 
Yang  ist  der  Stamm  des  Quecksilbers,  das  Wasser  des  wahren 
P^inzigen.  Sic  kommt  tiberein,  verbindet  sich  und  tritt  in  den 
gelben  Vorhof.*  Das  Quecksilber  wird  mit  dem  Absud  von 
Blei  gekocht,  das  Blei  wird  durch  das  Feuer  des  Quecksilbers 
geröstet.  Wird  das  Blei  nicht  des  Quecksilbers  theilhaftig,  ist 
es  nicht  fähig,  das  Wasser  des  wahren  Einzigen  hervorzn- 
schicken  und  zu  erheben.  Wird  das  Quecksilber  nicht  des 
Bleies  theilhaftig,  so  ist  es  nicht  fähig,  die  Luft  des  echten 
Yang  zu  verändern  und  zu  verwandeln. 

Liü-yen:  Das  Blei  befindet  sich  in  den  Nieren  und  bringt 
die  Luft   des   ursprünglichen  Yang   hervor.     In  der  Lufl  gibt 
es  das  Wasser   des   wahren  Einzigen.     Wenn    man   nach   ihm 
blickt,    kann   man   es   nicht   sehen.      Durch   das    Blei    erlangt 
man   das  Quecksilber.     Das  Quecksilber   besitzt   die  Luft  des 
richtigen  Yang.     Durch   die   Luft   des   richtigen  Yang   brennt 
und    läutert  man  das  Blei.     Das  Blei    bringt  die  Luft   hervor. 
Ist  sie  voll,   entsendet  und  erhebt  sie  das  Wasser  des  wahren 
Einzigen.     Sie  kann   nach   oben   emporsteigen.     Somit  ist  dts 
Quecksilber  ursprünglich  die  Luft  des  richtigen  Yang,  nämlich 
das  Wasser  des  wahren  Einzigen  und  wird  der  Mutterleib.  Es 
bewahrt   und    geleitet   in    dem   gelben  Vorhofe.     Es   geschieht 
bereits,  dass  Drache  und  Tiger  sich  vereinigen.    Das  Yin  und 
das  Yang  stehen  beide  still.    Man  kocht  es  ebenfalls  mit  dem 
Absud   von   Blei.     Ueberall    wird   das  Yin    in    grossem  Ueber- 
masse    beeinträchtigt   und    verstreut.      Das   wahre   Yang,    wie 
kommt  es   dazu,    die   grosse  Arznei  zu   vollenden   und  in   der 
Luft  die  Luft  hervorzubringen? 

Tschung-li :  Die  Luft  der  Nieren  wirft  die  Luft  des 
Herzens.  Die  Luft  in  der  Gipfelung  bringt  die  Flüssigkeit  her- 
vor. Die  Luft  des  richtigen  Yang  in  der  Flüssigkeit  gesellt 
sich  hinzu,  verbindet  sich  mit  dem  Wasser  des  wahren  Einzigen. 
Es  heisst  mit  Namen:  Drache  und  Tiger  vereinigen  sich.  Man 
erlangt  täglich  von  der  Grösse  eines  Hirsekornes.  Man  nennt 
es  mit  Namen:  die  grosse  Arznei  des  Goldmennigs.  Man  be- 
wahrt und  bringt  es  in  den  Palast  des  gelben  Vorhofes.  Auch 
ist  der  gelbe  Palast  unter  der  Milz  und  dem  Magen,  über  der 

^  WiiH  der  gclbo  Vorhof  ist,  wird  weiter  unten  ango^ben. 


Chinesische  Be^findnogen  der  Taolehre.  85o 

Harnblase,  im  Norden  des  Herzens  und  im  Süden  der  Nieren, 
im  Westen  der  Leber  und  im  Osten  der  Lunge,  oben  klar, 
unten  trüb.  Aeusserlich  entspricht  er  den  vier  Farben ,  im 
Masse  fasst  er  zwei  Gantang.  Auf  dem  Wege  verkehrt  er 
mit  den  acht  Gewässern.  Die  Arznei,  welche  man  erlangt, 
befindet  sich  Tag  und  Nacht  in  ihm. 

Wenn  man  die  Arznei  pflückt,  ohne  Feuer  darzureichen, 
wird  die  Arznei  gewiss  beeinträchtigt,  verstreut  sich  und  ist 
nicht  im  Stande  zu  verbleiben.  Wenn  man  das  Feuer  dar- 
reicht, ohne  die  Arznei  zu  pflücken,  ist  das  Yang  in  dem  Yin 
nicht  im  Stande  zu  verbleiben,  es  bleibt  stehen  im  Hervor- 
schicken und  Erheben.  Die  Luft  der  Nieren  ist  kräftig,  warm, 
steigt  herab  zu  dem  Ursprünglichen,  nichts  weiter. 

Wenn  es  ftir  das  Pflücken  der  Arznei  eine  Zeit  gibt  und 
flir  das  Darreichen  der  Arznei  eine  Zahl  gibt,  muss  man  früher 
in  dem  Blei  von  dem  Entlehnen  der  Luft  Gebrauch  machen, 
das  Feuer  darreichen,  bewirken,  dass  die  grosse  Arznei  fest 
und  sicher  ist,  niederhalten  das  untere  Feld.  Man  nennt  es 
mit  Namen:  die  Weise  des  Pflückens  und  Ausbesserns.  Man 
läutert  das  Quecksilber,  bessert  das  Mennigfeld  aus.  Erweitert 
man  die  Jahre,  vermehrt  die  Langjährigkeit,  so  kann  man  ein 
Erdunsterblicher  sein. 

Wenn  man  die  Arznei  pflückt,  soll  man  durch  das  ur- 
sprüngliche Blei  sie  ausziehen.  In  dem  Armgelenk '  fliegt  es 
und  erhebt  sich.  Nachdem  der  Goldkrystall  das  Blei  ausge- 
zogen hat,  soll  man  das  Quecksilber  hinzufügen.  Fügt  man 
das  Quecksilber  nicht  hinzu,  so  macht  man  bloss  die  Wesenheit 
zurückkehren,  bessert  das  Gehirn  aus.  Wie  käme  es  dazu, 
dass  die  wahre  Luft  entsteht?  Wenn  die  wahre  Luft  nicht 
entsteht,  wie  könnte  der  Geist  des  Yang  sich  bewirken  lassen? 
Hat  man  das  Quecksilber  bereits  hinzugefügt,  soll  man  das 
Blei  ausziehen.  Zieht  man  das  Blei  nicht  aus,  so  läutert  man 
bloss  das  Quecksilber,  bessert  das  Mennigfeld  aus.  Wie  ver- 
änderte das  Quecksilber  den  Zinnober?  Ist  der  Zinnober  nicht 
verändert,   wie  könnte  der  Goldmennig  sich  bewirken  lassen? 


'  Das  Armgelenk  ist  eine  in  dem  Abschnitte  von  dem  Flnsswagen  wieder 
erwähnte  Schrift. 


5b* 


856  Pfismaier. 


Die  Erorternngen  des  Ausziehens  nnd  Hinznfo|g:ens. 

Liü-ycn:  Bei  dem  Pflücken  der  Arznei  miiss  man  sich 
auf  das  Wasser  in  der  Luft  verlassen.  Bei  dem  Darreichen 
des  Feuers  muss  man  die  Luft  in  dem  Blei  entlehnen.  Man 
zieht  höchstens  das  Blei  aus,  vollendet  dann  die  grosse  Arznei. 
Wenn  man  das  Quecksilber  hinzufiigt^  kann  man  bloss  das 
Mennigfeld  ausbessern.  Was  ist  es,  was  man  das  Gnmdwesen 
des  Ausziehens  und  des  Hinzufiigens  nennt? 

Tschung-li:  Das  Yin  und  Yang  des  Himmels  und  der 
Erde  steigt  empor  und  herab.  Sich  vereinigend  und  wechsehd 
befindet  es  sich  in  der  Luft  der  Wärme,  Kühle,  Kälte  und 
Hitze,  aber  in  den  Erwartungen  der  Abschnitte  gibt  es  eine 
verabredete  Zeit.  Li  der  Zahl  eines  Jahres  bestimmt  man 
Herumwenden  und  wieder  Beginnen.  Man  wird  nicht  des 
Weges  verlustig.  Diess  ist  es,  wodurch  Himmel  und  Erde 
immerwährend  und  lange  während  sind.  Die  Blumen  der 
Wesenheit  der  Sonne  und  des  Mondes,  gehend  und  kommend, 
vorwärts  tretend  und  zurückweichend,  befinden  sich  in  der 
Zeit  des  Morgens,  des  Vollmondes,  der  Bogensehne,  des  Neu- 
mondes und  Aufgang  und  Untergang  sind  ohne  Ungleichheit 
Die  Zahl  eines  Monats  genügt,  Herumdrehen  und  Wandeln  ist 
ohne  Aufhören,  man  wird  nicht  des  Weges  verlustig.  Diess 
ist  es,  wodurch  Sonne  und  Mond  immerwährend  und  lange 
während  sind. 

Warum,  wenn  Kälte  kommt,  Hitze  fortgeht,  wenn  Hitze 
fortgeht,  Kälte  kommt,  bemerken  die  Jlenschen  der  Welt  nicht 
die  Weise  des  Emporsteigcns  und  Herabsteigens  bei  Himmel 
und  Erde?  Warum,  wenn  der  Älond  rund  ist  und  wieder 
mangelhaft,  der  Mond  mangelhaft  ist  und  wieder  rund,  be- 
merken die  j\[cn8chen  der  Welt  nicht  die  Grundlage  des  Fort- 
gehens und  Kommens  der  Sonne  und  des  Mondes? 

pjigenwillc ,  Geschchenlasscn ,  unerschöpfliche  Begierde 
schme]z(3n,  schleifen  ab  die  eine  Grenze  besitzende  Zeit,  Ver- 
schwendung, Ueppigkeit,  Reichthum,  Vornehmheit  kommen  in 
Rechnung,  lauter  an  dem  Auge  vorüberziehende  schwimmende 
Wolken,  Gnade,  Liebe,  Kummer,  Verdruss  bilden  höchstens 
eine  Geldschuld  des  künftigen  Lebens.     Man    singt  nicht,    der 


Chine))iHcho  Bi^gründungen  der  Taolehre.  8o7 

Ton  ist  noch  nicht  verstummt,  und  Leiden  und  Aerger  kommen 
augenblicklich.  Name  und  Vortheil  sind  nur  ansehnlich,  und 
das  rothe  Angesicht  ist  bereits  vergangen.  Von  Begierde  nach 
Gütern,  von  Begierde  nach  Waaren  wird  man  sagen:  sie  sind 
in  einer  Länge  von  zehntausend  Klaftern  vorhanden.  Man 
liebt  den  Sohn,  bemitleidet  den  Enkel.  Hindeuten  und  hoffen 
auf  das  ewige  Leben  ist  so  viel  als  Ansammeln  von  Habsucht 
und  Thorheit  ohne  Unterlass. 

Man  denkt  vergebens  an  das  lange  Leben  und  beein- 
trächtigt und  verstreut  das  ursprüngliche  Yang.  Man  macht 
entfliehen  und  verliert  die  wahre  Luft,  erwartet  geradezu,  dass 
böse  Krankheiten  sich  an  den  Leib  klammern.  Es  ist  dann 
der  das  Herz  zum  Stillstand  bringende  Tag,  für  den  an  der 
grossen  Gränze  herabblickenden  Menschen  ist  kaum  die  Zeit 
des  herabhängenden  Hauptes.  Die  wahren  Unsterblichen,  die 
oberen  Höchstweisen  bedauern,  dass  die  Räder  sich  drehen, 
zu  Boden  fallen.  Sie  wollen,  dass  die  Menschen  der  Welt 
deutlich  bemerken  den  grossen  Weg.  AnfUnglich  bereitet  man 
vor  und  bespricht  die  Weise  des  Emporsteigens  und  Herab- 
steigens  des  Yin  und  Yang  bei  Himmel  und  Erde.  Zunächst 
vergleicht  und  verkündet  man  die  Grundlage  des  Gehens  und 
Kommens  der  Blumen  der  Wesenheit  der  Sonne  und  des 
Mondes.  Das  Grosse  sind  Himmel  und  Erde,  das  Helle  sind 
Sonne  und  Mond,  das  Aeussere  sind  Metall  und  Steine,  das 
Innere  sind  Luft  und  Flüssigkeit. 

Hat  man  gepflückt,  soll  man  hinzufügen.  Hat  man  hinzu- 
gefügt, soll  man  ausziehen.  Die  Grundlage  des  Ausziehens 
und  Hinzufügens  ist  der  Ursprung  der  Verwandlungen.  Auch 
nach  der  Ankunft  des  Winters  steigt  das  Yang  empor  auf  der 
Erde.  Auf  der  Erde  wird  das  Yin  ausgezogen.  Das  grosse 
Yin  wird  ausgezogen  und  ist  das  kurze  Yin.  Das  kleine  Yang 
wird  hinzugefügt  und  ist  das  Licht  des  Yapg.  Das  kurze  Yin 
wird  ausgezogen  und  ist  das  kleine  Yin.  Das  Licht  des  Yang 
wird  hinzugefügt  und  ist  das  grosse  Yang.  Wenn  es  nicht  so 
wäre,  gäbe  es  keine  Kälte,  welche  sich  zu  Wärme  verändert, 
keine  Wärme,  welche  sich  zu  Hitze  verändert. 

Nach  der  Ankunft  (les  Sommers  steigt  das  Yin  herab  an 
dem  Himmel.  An  dem  Himmel  wird  das  Yang  ausgezogen. 
Das  grosse  Yang  wird  ausgezogen  und  ist  das  Licht  des  Yang. 


85S  P  f  i  z  ni » i  e  r. 

Das  kleine  Yiii  wird  hinzugefügt  und  ist  das  kurze  Yin.  Das 
Licht  dcö  Yang  wird  ausgezogen  und  ist  das  kleine  Yang. 
Das  kurze  Yin  wird  hinzugefügt  und  ist  das  grosse  Yin.  Wenn 
es  nicht  so  wäre,  gäbe  es  keine  Hitze,  die  sich  zu  Kühle  ver- 
ändert, keine  Kühle,  die  sich  zu  Kälte  verändert.  Diess  ist 
bei  Himmel  und  Erde  das  Emporsteigen  und  Herabsteigen 
des  Yin  und  Yang,  welche  sich  zu  sechs  Lüften  verändern. 
Es  ist  die  Bestätigung  des  Ausziehens  und  Hinzufbgens. 

Wenn  der  Mond  die  lichte  Seele  der  Sonne  empßLngt^ 
verändert  sich  die  Sonne  zu  der  dunklen  Seele  des  Mondes. 
Fünfzehn  Tage  früher  wird  bei  dem  Monde  die  dunkle  Seele 
ausgezogen  und  bei  der  Sonne  die  lichte  Seele  hinzugefügt. 
Die  Blumen  der  Wesenheit  sind  bereits  voll,  der  Glanz  er- 
leuchtet die  untere  Erde.  Wenn  es  nicht  so  wäre,  gäbe  es 
kein  anfängliches  Entstehen  und  Verändern  zu  der  oberen 
Bogensehne.  Die  obere  Bogensehne,  die  sich  verändert,  ist 
der  Vollmond. 

Der  Mond  kehrt  zu  der  dunklen  Seele  des  Yin  zurück, 
die  Sonne  fasst  zusammen  die  Wesenheit  des  Yang.  Fünfzehn 
Tage  später  wird  bei  der  Sonne  die  lichte  Seele  ausgezogen 
und  bei  dem  Monde  wird  die  dunkle  Seele  hiuzugefbgt  Dm 
Erleuchten  des  Glanzes  hat  sich  verabschiedet,  die  dunkle 
Seele  des  Yin  ist  bereits  ziu*  Genüge.  Wenn  es  nicht  so  wäre, 
gäbe  es  keinen  Vollmond,  der  sich  zu  der  unteren  Bogenselinc 
verändert.  Die  untere  Bogensehne,  die  sich  verändert,  ist  der 
Neumond.  Diess  ist  Fortgehen  und  Wiederkommen  bei  Sonne 
und  Mond  und  das  Verändern  zu  neun  und  sechs.*  Es  ist 
nochmals  die  Bestätigung  des  Ausziehens  und  Hinzufugcns. 

Die    Menschen    des   Zeitalters    verstehen  nicht  die  Trieb- 
werke des  Himmels,  bemessen  falsch  die  himmelfarbene  Grund- 
lage.    Die    wahren   Unsterblichen,    die    oberen    Höchstweiiien, 
um  dessenwillen,  was  die  Menschen  im  Herzen  lieben,  befreit 
sein  von  Krankheit,  langes  Leben,  nahmen  Metall  imd  Steine, 
läuterten  den  grossen  Mennig,  verglichen  und  verkündeten  to 
innere   Sache:    Blei  und   Quecksilber,    geftihlloses   Metall  und 
Steine,    die    Erwartung    des    Feuers    ohne    Unterschied.     Bri 
Ausziehen    und    Hinzufugen    gibt    es^  eine    Zahl.      Man    kann 

i&ehn  Tage. 


ChiBulicha  Ila|r«adiu)t«a  in  TMlehn. 


8o9 


ich    immer   iVm   Jahre    uiudehaeu ,    die   Laugjührigkeit   ver- 
mehren. 

Wenn  man  mit  dem  eigenen  Leibe  GeflÜil  hat,  bei  der 
Luft  des  richtigen  Yang,  dem  Wasser  des  wahren  Einzigen 
die  Zeit  der  Vereinigung  weiss,  verdeutlicht  die  Vorschrift  des 
Pflückens  und  Nehmens,  dann  durch  die  gehäuften  Tage,  die 
fortlaufenden  Monde  gibt  es  in  der  Luft  die  Luft,  die  geläuterte 
Luft  bewirkt  den  Geist  und  es  gehngt  zu  überschreiten  und 
sich  zu  entziehen.  Wie  sollte  es  nicht  die  in  der  Gegenwart 
und  in  dem  Alterthum  schwer  zu  erlangende  Sache  seiuV  Die 
Menschen  des  Zeitalters  bemerken  es  auch  wieder  nicht.  Sie 
betrugen  sich  selbst,  belügen  die  Menschen,  lassen  ausser  Acht 
die  ursprltnglichen  Gedanken  der  frühereu  Meiciter,  Aus  Zinnober 
nehmen  sie  das  Quecksilber,  mit  Quecksilber  betupfen  sie  das 
Blei.  Sofort  macht  Blei  das  Quecksilber  eintrocknen,  es  ver- 
ändert sich  durch  das  Quecksilber  zu  Kupfer.  Ohne  auf  das 
eigene  Lebenalooa  zu  achten,  sucht  man  Q-Ügerischer  Weise 
Güter  und  Waaren,  nimmt  sich  gegenseitig  vor  und  erhebt. 
Dass  man  den  Weg  hebe,  gibt  man  sich  den  Namen,  in  Wirk- 
lichkeit lieht  man  den  Nutzen  und  die  Absicht  sind  Gclbee 
und  WeisBes.' 

Ferner  ist  das  Blei  dieses  Munschcu  der  Anfang  des 
Himmels  imd  der  Erde.  Durch  den  grossen  Anfang  gibt  es 
den  grossen  Stoff,  er  ist  die  Mutter  der  zehntausend  Dinge. 
Durch  den  grossen  Stoff  gibt  es  das  grosse  Ungcfiü'btc.  Dessen 
Körper  ist  das  Metall  in  dorn  Wasser,  angewendet  ist  er  das 
Wasser  in   dem  Feuer,   der  Ahnherr  der  füuf  Grundstoffe  und 

»iäer  Stamm  des  grossen  Weges. 
^  Wenn  man  die  Arznei  pflUckt,  t^gt  man  das  Quecksilber 
Idnzu.  Wenn  man  das  Quecksilber  hinzulUgl,  aotl  man  das 
Blei  ausziehen.  Somit  bestehen  Ausziehen  und  llinzufUgon 
nicht  äusserlich.  Von  dem  unteren  Felde  tritt  man  in  das 
obere  Feld.  Man  nennt  es  mit  Namen:  der  fliegende  Gold- 
krjrstall  nach  dem  Ergiesaen.  Man  nennt  es  auch :  den  Fluss- 
wagen  erheben  und  den  Drachen  und  Tiger  entfliehen  machen. 

Cit  es  auch:  die  Wosenheit  zurückbringen,  das  Gehirn 
n  und  lange  leben,  ohne  zu  sterben. 


■  Qold  and  Silber. 


HßO  Pfizmaier. 

Wurde  das  Blei  später  ausgezogen,  so  steigt  das  Queck- 
silber aus  der  Mitte  herab.  Von  dem  mittleren  Felde  kehrt 
man  zu  dem  unteren  Felde  zurück.  Indem  anfänglich  Drache 
und  Tiger  sieh  vereinigen  und  sich  zu  gelben  Knospen  ver- 
ändern, stürzen  und  fallen  die  fünf  (Grundstoffe.  Man  setzt  e« 
fort,  indem  man  das  Blei  auszieht,  das  Quecksilber  hinzufügt 
imd  den  Unsterblichen  des  Mutterleibes  ernährt.  Es  geschieht, 
dass  die  drei  Felder  wieder  zurückkommen,  die  fünf  Grund- 
stoffe nicht  stürzen  und  fallen.  Wenn  Drache  und  Tiger  sich 
nicht  vereinigten,  so  würden  die  drei  Felder  nicht  wieder 
zurückkommen,  die  Luft  des  Unsterblichen  des  Mutterleibes 
würde  nicht  hinreichen. 

Wenn  man  das  Blei  auszieht,  das  Quecksilber  hinzuf^, 
so  ist  in  hundert  Tagen  die  Kraft  der  Arznei  vollständig.  In 
zweihundert  Tagen  ist  der  Mutterleib  des  Höchstweisen  fest, 
in  dreihundert  Tagen  ist  der  Mutterleib  des  Unsterblichen  voll- 
endet und  die  wahre  Luft  entsteht.  Ist  die  wahre  Luft  ent- 
standen, so  läutert  man  die  Luft,  bewirkt  den  Geist.  Die  Ver- 
dienste sind  voll,  man  vergisst  die  Gestalt  und  der  Unsterbliche 
des  Mutterleibes  verwandelt  sich  von  selbst.  Man  sagt:  der 
göttliche  Unsterbliche. 

Liü-yen:  Was  aus  Metall  und  Stein  hervorkommt,  ist  das 
äussere  Blei,  das  äussere  Quecksilber.  Durch  Ausziehen  und 
Hinzufügen  kann  man  es  zu  einer  Kostbarkeit  machen.  Was 
aus  dem  eigenen  Leibe  hervorkommt,  was  in  den  Nieren  ver- 
borgen wird,  ist  die  wahre  Luft  des  Vaters  und  der  Mutter, 
und  sie  ist  das  Blei ,  das  richtige  Yang  des  wahren  Einzigen. 
Die  Arznei,  mit  der  es  sich  verbindet,  verändert  sich  und  wird 
das  Quecksilber.  Durch  Ausziehen  und  Hinzufügen  kann  man 
den  Geist  hervorbringen,  (übt  es  bei  dem,  was  man  das  wahre 
Blei,  das  wahre  Quecksilber  nennt,  ebenfalls  Ausziehen  und 
Hinzufügen  ? 

Tschung-li :  Wenn  man  anfänglich  das  Quecksilber  er- 
langt, soll  man  das  Blei  verwenden.  Bei  dem  Verwenden  des 
Bleies  wird  alles  hineingelegt.  Desswegen  zieht  man  es  aus 
und  tritt  in  den  oberen  Palast.  Ohne  das  Blei  wird  die  ur- 
sprüngliche Luft  nicht  überliefert.  Ausgezogen  tritt  es  in  den 
oberen  Palast.  Die  zurückkelirendc  Wesenheit  tritt  in  das 
Gehirn.     B(u  dem  Quecksilber,    welches   man    täglich   erlangt, 


rhinohische  HegrOndungen  der  Taolohre.  8H1 

nimmt  das  Yin  ein  Ende,  das  Yang  ist  acht.  Die  Wesenheit 
verändert  sich  und  wird  Zinnober,  doch  der  Zinnober  verändert 
sich  und  wird  Metall.  Man  sagt  jetzt:  das  wahre  Blei.  Das 
wahre  Blei  ist  die  wahre  Luft  des  eigenen  Leibes.  Man  er- 
langt es  durch  Verbindung.  Das  wahre  Blei  entsteht  in  der 
wahren  Luft.  Es  gibt  kein  darin  beiindhches  Wasser  des 
wahren  Einzigen.  Die  ftlnf  Lüfte  erscheinen  an  dem  Hofe 
des  Ursprünglichen.  Die  drei  Yang  versammeln  sich  auf  dem 
Scheitel. 

Ehemals  trat  die  Wesenheit  des  Metalls  unten  in  das 
Mennigfeld,  Das  Emporsteigen  war  die  geläuterte  Gestalt, 
welche  die  Goldfarbc  des  Körpers  und  der  Knochen.  Dieses 
war  das  innere  Sammelhaus  des  Emporsteigens  des  wahren 
Bleies,  wo  der  Körper  weissen  Glanz  hervorschickt.  Von  unten 
nach  oben,  von  oben  nach  unten  waren  der  zurückkehrende 
Mennig,  die  geläuterte  Gestalt  zusammen  die  Wesenheit  des 
Goldes,  die  Verdienste  des  Fortgehens  und  Wiederkommens. 
Von  vorwärts  nach  rückwärts,  von  rückwärts  nach  vorwärts 
brannte  man  den  Leib,  verband  die  Luft.  Alles  waren  die 
Verdienste  der  Verwandlungen  der  wahren  Luft.  Wenn  man 
nicht  auszöge,  nicht  hinzufugte,  so  würde  man  bloss  in  den 
Tagen  Gebrauch  machen  von  dem  Pflücken  der  Arznei,  von 
dem  Darreichen  des  Feuers,  wie  gäbe  es  eine  solche  Bestätigung 
der  Verdienste? 

Liü-yen:  Wenn  man  auszieht  und  hinzufUgt,  wie  kann 
es  dahin  kommen,  dass  es  oben  und  unten  ein  Mass  gibt,  vor- 
wärts und  rückwärts  keine  Ungleichheit  gibt? 

Tschung-li:  Zur  Zeit,  wo  man  emporsteigen  kann,  kann 
man  nicht  herabsteigen.  Zur  Zeit,  wo  man  ausziehen  kann, 
kann  man  nicht  hinzuftigen.  Oben  und  unten,  bei  Fortgehen 
und  Kommen  gibt  es  keine  Ungleichheit.  Es  ist  in  geringem 
Masse  die  Kraft  des  Flusswagens. 


Die  Erörterungen  des  Flnsswagens. 

Liü-yen:   Was  ist  das,    was  man  den  Flusswagen  nennt? 

Tschung-li :  Einst  betrachteten  verständige  Menschen  die 

schwimmenden  Wolken,  welche  die  Sonne  verdeckten,  und  sie 


^02  Ffizin»ier. 

verfertigten  Schirme.  Sie  betrachteten  fallende  Blätter,  welche 
auf  den  Wellen  Bchwammen,  und  sie  verfertigten  Schiffe.  Sie 
betrachteten  den  fallenden  Beifuss,  der,  nach  dem  Winde  hin 
und  wieder  ohne  Aufhören  sich  im  Kreise  drehte,  und  ver- 
fertigten den  Wagen.  Der  Wagen  ist  ein  Gegenstand,  dessen 
Dach  und  das  Querholz  den  Himmel  und  die  Erde  vorstellen. 
Das  Rad  und  die  Nabe  stellen  Sonne  und  Mond,  welche  auf 
der  Erde  wandeln  und  sich  auf  festem  Boden  drehen,  vor. 
Die  Männer  des  hohen  Weges  nahmen  zum  Vergleiche  den 
Flusswagen  und  hatten  ebenfalls  die  Besprechung.- 

In   dem    Leibe   des    Menschen   ist   nämlich  Yang    wenig, 
Yin   vieles.     Es    besagt,   die  Orte   des  Wassers    seien  eine  zu 
grosse  Menge.     Der  Wagen   nimmt   den  Sinn   von    dem  Weg- 
nehmen und  Herumfuhren.    Der  Fluss  ist  dem  Bilde  des  vielen 
Yin    vorgesetzt.     Desswegen  rollt   dieser  Flusswagen  nicht  auf 
der  Erde,   sondern    er   rollt   in    dem   Wasser   von    oben   nach 
unten,  bisweilen  von  rückwärts  nach  vorwärts.  Die  BespannuDg 
geschieht  innerhalb  der  acht  Rubinen.     Er  jagt  einher  in  der 
Mitte    der   vier  Meere.     Steigt  er  zu   dem  Himmel   empor,  so 
filhrt  er  nach   oben  in  den  Kuen-lün.     Setzt  er  über,   so  läuft 
er  nach  unten  in  die  Thor  warte  des  Paradiesvogels.^    Er  ladet 
im   Umwenden   das   ursprüngliche  Yang,    ftlhrt   in   den  Palast 
des  H^  Li.    Er  nimmt  weg,  trägt  auf  dem  Rücken  die  wahre 
Luft,  kehrt  in  Krümmungen  zurück  zu  dem  Sammelhause  der 
Langjährigkeit. -^     Er  filhrt  hin  und  zurück  in  den  neun  Land- 
strichen  und   steht   keinen  AugenbUck    still.     Er   fUhrt  umher 
und  vorüber  an  den  drei  Feldern  und  hat  keine  Ruhe. 

Nachdem  der  Drache  und  der  Tiger  sich  vereinigt  haben, 
heisst  man  die  gelbe  Mutter-*  einfahren  in  den  gelben  Vorhof. 
Blei  und  Quecksilber  sind  kaum  getheilt,  und  man  lässt  herab 
den  goldenen  Mann,  nimmt  weg  und  tritt  in  die  goldene  Thor- 
warte. ^  Die  Zeit,  in  welcher  die  Abzweigungen  der  Edelstein- 
quelle sich  herumdrehen,  ist  nur  eine  Stunde,  und  die  Bewerk- 
ötellfgung  ist  ein  Topf  der  Flüssigkeit  des  Goldes.    Man  nimmt 

1  Der  Raum  zwischen  dem  Horzou  uud  der  Luugo. 

^  Das    iSammelhaiis    der    Langjährig^keit    ist    der    früher    geuaiinto   gelbe 

Vorhof. 
5  Die  Göttin  der  Milz. 
*  Eine  Anmerkung  nennt  Schlammkugeln. 


Chinesische  Begründungen  der  Taolehre.  Kr>«3 

mehr  weg,  und  nur  in  einer  Stunde  sind  die  Spuren  der  Ver- 
dienste die  tiinf  Grundstoffe. 

Ohne  dass  dieser  Wagen  wegnimmt  und  sich  umdreht, 
wäre  es  schwer,  -das  Leben  zu  erlangen  und  eine  Luft  zu 
Stande  zu  bringen.  Ohne  dass  dieser  Wagen  wegnimmt  und 
sich  umdreht,  wie  wäre  man  föhig  sich  zu  vereinigen,  dem 
Masse  zu  entsprechen  und  zu  günstiger  Zeit  Verdienste  herab- 
zulassen? Man  muss  diesen  Wagen  entlehnen  und  es  weg- 
nehmen, dann  kann  man  die  Bestätigung  haben,  das  Yang 
nähren,  das  Yin  läutern  und  die  Sache  begründen.  Man  muss 
diesen  Wagen  entlehnen  und  es  wegnehmen,  dann  erst  kann 
man  es  erlangen,  dass  keine  Ungleichheit  ist,  wenn  das  ^ 
Khien  und  das  j:^  Khuen  noch  nicht  acht  sind.  Dass  bisweilen 
das  Yin  und  das  Yang  fortgehen  und  kommen,  ist  das  Verdienst 
dieses  Wagens.  Dass  bevor  der  Erdkreis  sich  dreht,  bisweilen 
Blut  und  Luft  sich  vereinigen  und  verkehren,  ist  das  Ver- 
dienst dieses  Wagens. 

Dass  er  von  aussen  nach  innen  sich  umdrehen  macht 
die  ächte  unvermischte  Luft  des  Himmels  und  der  Erde  und 
im  ZusammöntreflFen  leitet  das  ursprüngHche  Yang  des  Stamm- 
palastes, dass  er  von  dem  Gemeinen  zu  dem  Höchstweisen 
sich  umdrehen  macht  die  wahre  richtige  Luft  des  Yin  und 
Yang  und  ausbessert  und  läutert  den  ursprünglichen  Geist 
des  Stammkörpers,  dieses  Verdienst  kann  man  nicht  genug 
erwähnen. 

Liü-yen:  Der  Flusswagen  ist  so  wundervoll  von  Gebrauch. 
Ich  wage  zu  fragen;  Welche  Sache  stellt  ihn  am  Ende  in  dem 
Leibe  des  Menschen  vor?  Wenn  man  ihn  erlangt  hat,  auf 
welche  Weise  dreht  er  sich  und  wird  gebraucht? 

Tschung-li :  Der  Flusswagen  erhebt  sich  in  der  nördlichen 
Gegend,  in  der  Mitte  des  richtigen  Wassers.  Die  Nieren 
bergen  in  sich  die  wahre  Luft.  Die  von  der  wahren  Luft 
hervorgebrachte  richtige  Luft  heisst  der  Flusswagen.  Von  dem 
Gebrauche  des  Flusswagens  wird  in  der  Gegenwart  und  in 
dem  Alterthum  wenig  gehurt.  Es  ist  etwas,  das  die  wahren 
Unsterblichen  verheimlichen  und  wovon  sie  nicht '  sprechen. 

So  sucht  das  ^  Khien  nochmals  das  j;^  Khuen  und 
bringt  das  ^  Khan  hervor.  Das  Khan  ist  ursprünglich  das 
Wasser.      Das    Wasser   ist   die    Wesenheit   des  Yin.     Hat   das 


^f>4  Prizmaier. 

Yan^  bereits  das  Yin  jj^csucht,  so  trägt  das  Yang  wieder  auf 
dem  Rücken  das  Yin  und  kehrt  zu  der  8tufe  zurück.  Das- 
jenige, wo  es  vorüber  kommt,  ist  das  ^  Ken,  da»  ^k  Tschin, 
das  ^  Siuen.  Als  Yang  sucht  man  das  Yin,  durch  das  \'in 
nimmt  man  das  Yin.  Man  nimmt  weg,  tritt  im  Umdrehen  in 
das  Uli  Li.  Man  empfangt  das  Yang  und  entsteht.  Es  ist 
dieser  Flusswagen.  Man  nimmt  das  Yin  weg,  tritt  in  den 
Palast  des  Yang. 

Dieses  j;^  Khuen  sucht  nochmals  das  ^  Khien  und 
bringt  hervor  das  ||||  Li.  Das  Li  ist  ursprünglich  das  Feuer. 
Das  Feuer  ist  die  Wesenheit  des  Yin.  Hat  das  Yin  bereits 
das  Yang  gesucht,  so  umfasst  das  Y'^in  wieder  das  Yang  und 
kehrt  zu  der  Stufe  zurück.  Dasjenige,  wo  es  vorüber  kommt, 
ist  das  j^  Khuen,  das  ^  Thai,  das  ^  Khien.  Als  Yin 
sucht  man  das  Y^ang,  durch  das  Yang  nimmt  man  das  Yang. 
Man  nimmt  weg,  tritt  im  Umdrehen  in  das  M^  Khan.  Man 
empfilngt  das  Yin  und  entsteht.  Es  ist  dieser  Flusswagen. 
Man  macht  das  Y'ang  sich  umdrehen,  tritt  in  den  Palast  des  Yin. 

Das  Pflücken  der  Arznei  über  den  neun  Palästen,  man 
erlangt  es  und  tritt  nach  unten  in  den  gelben  Vorhof.  Das 
Ausziehen  des  Bleies  unter  dem  gekrümmten  Strome,  man 
nimmt  es  weg  und  steigt  nach  oben  in  das  innere  Amtsgebäude. 
Die  Edelsteinflüssigkeit,  die  Goldflüssigkeit  sind  ursprünglich 
der  zurückkehrende  Mennig.  Wegnehmend,  sich  umdrehend, 
kann  man  die  Gestalt  läutern  und  bewirken,  dass  das  Wasser 
oben  als  Gebieter  handelt,  das  Feuer  als  Volk.  Das  Feuer 
läutert  ursprünglich  die  Gestalt.  Wegnehmend,  sich  umdrehend, 
kann  man  den  Mennig  brennen  und  bewirken,  dass  das  Feuer 
unten  voranschreitet,  die  fünf  Lüfte  bei  dem  Ursprünglichen 
an  dem  Hofe  erscheinen. 

Wegnehmen  und  Umdrehen  haben  ein  jedes  ihre  Zeit, 
die  drei  Blumen  sammeln  sich  auf  dem  Scheitel.  Wegnehmen 
und  Umdrehen  haben  ein  jedes  ihren  Tag,  die  Geister  sammeln 
sich  bei  den  bösen  Dämonen.  Man  niipmt  weg  das  wahre  Feuer 
und  verbrennt  den  Leib.  Die  drei  Leichname  tilgen  dann  ihre 
Spur,  die  Arznei  begibt  sich  in  das  Meer  und  trocknet.  Man  macht 
sich  umdrehen  den  zubereiteten  Trank  des  Höhenrauches  und 
wäscht  das  Haupt,  badet  sich,  tritt  dann  in  das  Wasser,  das 
ohne  Wollen.     Diess  alles  ist  der  Gebrauch   des    Flusswagens. 


('hinesisuhc  Het;rfindnugon  dor  Taolehre.  865 

Liü-yen>  Der  Flusswagen  ist  ursprünglich  die  richtige 
Luft  der  nördlichen  Gegend.  Er  dreht  sich  im  Kreise  ohne 
Aufhören  und  trägt  auf  dem  Rücken,  lässt  beladen.  Das  Yin 
und  das  Yang  haben  ein  jedes  eine  Bewerkstelligung  und  Ver- 
richtung, die  Verdienste,  die  sie  erwerben,  sind  nicht  ein  und 
dasselbe.  Der  geehrte  Lehrmeister  sollte  es  ausführlich  be- 
sprechen. 

Tschungli :  Die  fUnf  GrundstoflFe  wandeln  umher,  kehren 
im  Kreise  zurück  und  beginnen  von  Neuem.  Wenn  in  der 
Kunst  des  Stürzens  und  Niederfallens  in  den  geheimen  Verab- 
redungen der  Drache  und  der  Tiger  sich  vereinigen  und  zu 
gelben  Knospen  sich  verändern,  ist  es  der  kleine  Flusswagen. 
In  dem  Armgelenk  ^  treten  der  fliegende  Goldkrystall,  der 
zurückkehrende  Krystall  in  die  Schlammkugel.  Wenn  man 
das  Blei  hervorzieht,  das  Quecksilber  hinzufügt  und  die  grosse 
Arznei  zu  Stande  bringt,  ist  es  der  grosse  Flusswagen. 

Indem  Drache  und  Tiger  sich  vereinigen  und  sich  zu 
gelben  Knospen  verändern,  Blei  und  Quecksilber  sich  ver- 
einigen und  zu  der  grossen  Arznei  werden,  entsteht  die  wahre 
Luft  und  die  fiinf  Lüfte  erscheinen  an  dem  Hofe  bei  dem 
mittleren  Ursprünglichen.  Der  Geist  des  Yang  nähert  sich, 
doch  die  drei  Geister  bleiben  fern  dem  inneren  Amtsgebäude. 
Der  purpurne  Goldmennig  kommt  zu  Stande.  Derselbe  ist  ge- 
wöhnlich gleich  dem  himmel färben en  Storche,  der  gegenüber 
fliegt.  Das  Quecksilber  des  weissen  Edelsteines  kommt  zu 
Stande.  Dasselbe  ist  gerade  ähnlich  dem  Feuerdrachen,  der 
emporspringt  und  der  Goldglanz  als  übliche  Knochen  der 
Fischreusen  der  zehntausend  Wege  zeigt  durch  Leuchten  des 
Lichtes  an  einem  Edelsteinbaum  frische  Blüthen  und  tritt  hell 
und  rein  bisweilen  hervor,  bisweilen  herein.  Austreten  und 
Eintreten  geschieht  von  selbst.  Bisweilen  geht  es  fort,  bis- 
weilen kommt  es.  Bei  Fortgehen  und  Kommen  ist  kein  Hinder- 
niss  und  Entfernen  des  Gottes,  der  in  den  Leib  tritt.  Femer 
fliesst  es  zur  Zeit  der  Vermengung  und  verwandelt  sich  in  das 
Höchstweise,    welches   sich    trennt.     Gemeiniglich  hält  man  es 


Bq*    jj&   (Min-heiiJ  ,clas  Armgelenk'  oder  ,die  Riickfieite  des  Ellbogens* 
ist   eine  Sclirift     J^     "aT     ^   Tlisui-vveu-tse^s. 


8()6  Pfismaier. 

für  den  ja^eflügelten  Gast.     Man  nennt  es  jetzt  den    purpurnen 
Fliisß  wagen. 

Den  Namen  der  drei  Wagen  theilt  man  in  drei  Vollen- 
dungen, in  eine  obere,  mittlere  und  untere.  Die  drei  Vollen- 
dungen besagen  die  Bestätigung  der  Verdienste.  Sie  sind 
nicht  zu  vergleichen  mit  den  drei  Gespannen  der  Lehre  Sehl,^ 
welche  heissen :  der  Schafwagon,  der  Hirschwagen,  der  grosse 
Rinderwagen.  Bespricht  man  es  dem  Tao  zufolge,  so  ver- 
änderte sich    später  der  Flusswagen  und  es   gab    drei  Wagen. 

Wo  man  das  Feuer  ansammelt  und  das  Herz  den  Vor- 
satz ausführt,  schickt  man,  damit  man  die  Krankheiten  an- 
greife.    Man  sagt  dann:    Der  Wagen  als  Abgesandter. 

Wo  man  bereits  hinUbcrgcsetzt  ist,  von  oben  nach  imten 
herabsteigt,  das  Yin  imd  Yang  richtig  sich  verbinden,  Wasser 
und  Feuer  zugleich  in  der  Stille  verweilen,  hört  man  den  Ton 
des  Donners  und  der  Donnerschläge.  Man  nennt  ihn:  Der 
Donnerwagen. 

Wenn  das  Hers?  Dienstleistungen  an  der  Gränze  rer- 
richtet,  zieht  die  Eigenschaft  den  Gemüthszustand  fort,  erregt 
die  Dinge  und  wird  zerstreut.  Die  Luft  des  wahren  Yang 
wendet  sich  von  innen  nach  aussen,  kennt  nicht  die  Ruhe. 
Nach  längerer  Zeit  ist  die  Luft  schwach,  der  Leib  ist  leer 
imd  wird  schwindsüchtig  und  alt.  Bisweilen  tritt  man  in  die 
acht  Uebel,  in  die  fünf  Seuchen,  entfernt  dagegen  den  Eintritt 
in  die  wahre  Luft.  Das  ursprüngliche  Yang  ist  schwer.  Ist 
man  eben  bereits  alt,  dann  auch  krank  und  stirbt,  so  sagt 
man:  Der  zertrümmerte  Wagen. 

Liü-yen:  Die  fünf  GrimdstoflFe  steigen  zu  Boden  und 
Drache  und  Tiger  vereinigen  sich.  Dann  ist  der  kleine  Fluss- 
wagen schon  im  Gange.  Die  drei  Felder  kehren  zurück  und 
der  fliegende  Goldkrystall  der  Rückseite  des  Ellbogens,*  nämlich 
der  grosse  Flusswagen  wird  in  Gang  kommen.  An  welchem 
Tage  kann  also  der   purpurne  Flusswagen  in  Gang    kommen? 

Tschung-li:  Die  das  Wahre  übenden  Männer  haben  bereits 
gehört:  Wenn  man  auf  dem  grossen  Wege  einen  erleuchteten 
Lehrmeister   treffen  kann,    ist  erkennen  und  durchdringen  die 


>  Dio  Lohro  Schl-kia'H  (Hiuiaha'8). 

'  Dio  Hchon  genannte  Sclirift  Thsni-wen-tfleV. 


t'hinesischo  Bogrikndiingen  der  Taolehre.  oOi 

Ordnung  des  Emporsteigens  und  Herabsteigens  zu  dem  Himmel 
und  der  Erde,  die  Zahl  des  Gehens  und  Kommens  der  Sonne 
und  des  Mondes  der  Anfang.  Man  gesellt  als  Genossen  das 
Yin  und  Yang.  Zunächst  sammelt  und  zerstreut  man  Wasser 
und  Feuer.  Dann  erst  pflückt  man  Arzneien,  bietet  das  Feuer, 
fügt  Quecksilber  hinzu,  zieht  das  Blei  hervor.  Sofort  soll  der 
kleine  Flusswagen  in  Gang  kommen. 

Wenn  der  Goldkrystall  der  Rückseite  des  Ellbogens  in 
den  Scheitel  tritt,  wird  die  grosse  Arznei  des  gelben  Vorhofes 
allmälig  vollendet.  Stösst  man  einmal  an  die  drei  Grenz- 
pässe, so  überschreitet  man  geradezu  das  innere  Amtsgebäude. 
Man  erhebt  vorwärts,  fasst  zusammen  rückwärts,  verbessert 
oben,  läutert  unten.  Sofort  soll  der  grosse  Flusswagen  in  Gang 
kommen. 

Wenn  die  Goldflüssigkeit,  die  Edelsteinflüssigkeit  zu  dem 
Mennig  zurückkehrt,  dann  erst  läutert  man  die  Gestalt.  Man 
läutert  die  Gestalt,  dann  erst  läutert  man  die  Luft.  Man  läutert 
die  Luft,  dann  erst  läutert  man  den  Geist.  Man  läutert  den 
Geist,  verbindet  sich  mit  dem  Wege.  Man  sagt  dann:  Der 
Weg  ist  vollendet  und  man  kommt  hervor.  Jedenfalls  ist  man 
geeignet,  in  die  Classe  der  Unsterblichen  zu  treten.  Um  die 
Zeit  sagt  man:  Der  purpurne  Flusswagen. 


Yerbesserung« 

S.  802,  Z.  10  Ktatt  «Suchen  nach  dem  Unsterbliclien*  zu  setzen:  Suchen 
nach  den  Unsterblichen. 


XXV.  SITZUNG  VOM  2.  DECEMBER  1885. 

Herr  Keirierun<r?rath  Dr.  Constant  Ritter  von  Wnrzbacli 
übersendet  den  52.  Tlieil  des  ,Biop*ap)iiäehen  Lexikon*  de> 
Kais<erthums  <Joöterreieh'  mit  dem  Ersueben  um  dessen  J>ub- 
ventionirung. 

Die  Kirebenväter-Commission  le^  den  13.  Band  des 
yCorpiis  seriptonim  latinorum*^,  enthaltend  den  zweiten  Band 
der  Werke  Cassians  in  der  Bearbeitung  von  Herrn  Professor 
Dr.  Petschenig,  vor. 

Der  Herausgeber  des  im  Auftrage  der  kais.  Akademie 
edirten  ,Avesla\  H«*rr  Professor  Dr.  Geldner  in  Tübingen, 
legt  die  im  Drueke  vollendeten  beiden  ersten  Lieferungen  vor. 


An  Druckschriften  wurden  vorgele^: 

Ac.tdemi.1.  Koal  de  Li  Hist«»ria:  Bt>lotin.  Tomo  VII.  Giiad»-rno.*5  I,  il  y  III 

E.'itndio  >obrc»  1ä  pr« n»on*i»'»n  t^iitre  la  Gravf^ad  de  los  l>elitt">s  y  Ia  •!»• 
las  Penas.  M»nioria  j"»r  D.  Carlas  Bru  del  lliern».  Madrid.  l>i>.'>:  >'- 
de  l^ellas  .\rte«  de  San  Femaudii*.  Historia  de  la  Escultnra  en  E>|i,ina 
dt^de  priucipios  del  siirlo  XVI  hasta  fines  del  XVIII  y  Causas  de  mi  «ie- 
caudeucia  p«>r  D.  Femand«>  Aranj«»  Gt'»mez.      Madrid,    18><ii:  S '. 

—  KMinaua:  IViue  <i  Srrisratuii  diu  Anleal  date  la  ivealü  de  I>r.  Jon  TrUiu 
•larnik  ri  .\ndrein  Rtrseanu.     Bncuresci,   18"*5;  8\ 

—  —  FraiTinente  znr  Gnsv-biohte  der  Rumaueu  vi.n  Eudnxiu«  Freiherrn  v..n 
H'irmuzaki.   IV.   Band.      Bncuresci,   ISSO;  >''. 

Akai!»^niie    d»^r  \Vi<>on'«oh.ift»^n.    k«~nijl.    prens^isidie    zu    Berlin:     Sitznns^<- 
l»*^ri«h-»v    1  — XXXIX.      IJ^rlin,    l^^-'»:   **  . 

—  k~nisrl      ^*-li\\»^H*ih»»:     <  »fv^r^t;^:    nt"    F^rhandlinirar       i'2:n    Are      Nr     .'». 


869 

Gesellschaft,  k.  k.  geographische  in  Wien:  Mittheilungen.  Band  XXVIII, 
Nr.   10.    Wien,   1885;  8*'. 

—  serbische  gelehrte:  Glasnik.  Kniha  LXII.     Belgrad,  1885;  8^ 
Institut,  k.  k.  militär-geographisches:  Mittheilungeu.  V.  Band,  1885.  Wien, 

1885;  8". 

Mittheiluugen  aus  Justns  Perthes'  geographischer  Anstalt  von  Dr.  A.  Peter- 
mann. XXXI.  Band,  1885.  XI.     Gotha;  4^ 

Societas  scientiarum  fennica:  Öfversigtaf  Förhandlingar.  XXVI.  1883 — 1884. 
Helsingfors,  1884;  8«. 

—  Bidrag    tili  Kännedom    af   Finlands  Natur   och   Folk.    39.— 41.    Häfted 
Helsingfors,  1884—1885;  8«. 

Soci^te  des  sciences  de  Christiania:  Förhandlingar.  1884.    Christiania,  1885; 

8^  und  Separata  vom  Jahre  1884,  Nr.  1 — 16,  und  vom  Jahre  1885,  Nr.  1, 

3,  5—8,  10. 
Societj,  the  American  geographical :    Bulletin.  1885.  Nr.  1.  New-York;  8^, 

—  the  royal  Asiatic:  Journal  of  the  China  Brauch.    N.  S.  Vol.  XX,  Nr.  3. 
Shanghai,  Yokohama,  London,  1885;  8*^. 

—  the  Birmingham  philosophical:    Proceedings.    Vol.   IV,   part  II.    Session 
1884—1885.     Birmingham;  8". 

—  the  Cambridge  philosophical:  Proceedings.    Vol.  V,  part  4.     Cambridge, 
1885;  80. 

—  the  Scottish  geographical:    The  Scottish  geographical  Magazine.  Vol.  I, 
Nr.   11.     Edinburgh,  1885;  8«. 

—  the  royal   of  Victoria:   Transactions  and  Proceedings.    Vol.  XXI.     Mel- 
bourne, 1885;  8". 

Verein  für  siebenbürg^sche  Landeskunde:  Archiv.    N.  F.  XX.  Band,  1.  Heft. 

Hermannstadt,  1885;  8«. 
Würzburg,  Universität:  Akademische  Schriften  pro  1884—1885.   150  Stücke 

4'>  und  8^ 


Sitenn^ber.  d.  phil.-hiiit.  a.    CXI.  Bd.  IL  Hfr.  56 


XX Vr.  SITZUNG  VOM  9.  DECEMBER  1885. 

Das  w.  M.  Herr  Hofrath  Professor  Benndorf  sendet 
aus  Rom  ddo.  25.  November  1885  eine  Mittheilung  in  Betreff 
des  Sullanischen  Senatusconsultes  von  Lagina,  welche 
in  dem  Anzeiger  veröffentlicht  wird. 


Ad  Druoksohriften  wurden  vorgelegt: 

Academia,  Real  do  la  Historia:  Boletin.  Tomo  VII,  Guaderno  V.  Biadrid, 
1886;  8". 

—  Real  do  ciencia«  morales  y  politicas.  AfHo  do  1883  y  1885.  Madrid;  12^. 

—  Romaiia:  Codicele  Vorone^ean  cu   un  Vocabulariü  91  Studiu  asupra  lul 
de  Jon  al  lul  G.  Sbiera.     CernÄut,   1885;  4^ 

Acadi'mie  royale  des  scionces,  des  lettres  et  des  beaux  arts  de  Belgique, 
Bulletill.  54«^  aiinee,  3"  serie,  tonie  X.  Nos.  9—10.     Bnixelles,  1885;  8«. 

Ateneo  Veneto:  Revista  mensile.  Serie  VII,  Vol.  I,  Nos.  4 — 5,  6.  Vol.  11. 
Nos.  1—2.  Venezia,  1883;  8^.  Serie  VIH,  Vol.  I,  Nos.  3—6.  Venezia, 
1884;  8«.  Vol.  II,  Nos.  1—2.  Serie  IX,  Nos.  3—6.  Venezia,  1884;  8». 
Vol.  I,  Nos.   1-2,  3-4,  5—6.    Vol.  II,  Nos.  1—2,  3.    Venezia,  1885;  8». 

Charencoy,  M.  de:  Titulo  de  los  seitores  de  Totonicapan.  Alen<;on.  1885; 
8^  —  Etymologie»  euskariennes.  Paris,  1885;  8".  —  De  la  conjugaison 
dans  los  langues  do  la  famille  Maya-quich6o.   Louvain,  1885;  8^ 

Gesellschaft,  k.  k.  geographische  in  Wien:  Mittheilungen.  Band  XX Vm, 
Nr.   11.     Wien,   1885;  8''. 

—  historiscli-antiquarisclie   von   GraubUnden:    IX.   und  XIV.   Jahresbericht 
Chur,   1879  und  1884;  8«. 

—  österreichische   vom  Rothen  Kreuze:  VI.  Generalbericht.  Wien,  1885;  8". 

—  kais.  russische  geographische:  Berichte.    Tome   XXI,  Nr.  6.     St.  Peters- 
burg, 1885;  8". 

Göttingen,  Universität:  Akademische  Schriften  pro  1884— 1885.  63  Stücke 
4«  und  80. 


871 

Istituto,  R.  Veneto:  Atti.    Tomo  11,  serie  sesta,    Disp.   3» — lO».     Venezia, 
1883—1884;  8«\  —  Tomo  III,    serie  sesta,  Disp.  !•— 9\     Venezia,  1884 
bis  1885;  80. 
—  Memorie.  Vol.  XXII,  Parte  I  und  U.     Venezia,  1884—1885;  4«. 

Programme:  XI.  Jahresbericht  der  Gewerbeschule  zu  Bistritz  in  Sieben- 
bürgen. Bistritz,  1885;  8".  —  XXHI.  Jahresbericht  des  Ausschusses  dos 
Vorarlberger  Museumvereins  in  Bregenz  über  den  Vereinsjahrgang  1883 
bis  1884.  Bregenz;  8^  —  XXXV.  Programm  des  k.  k.  Gymnasiums  zu 
Brixen.  Brixen,  1885;  S^.  —  LXXIH.  Jahresbericht  des  steiermärkisch- 
landschaftlichen  Joanneums  zu  Graz  über  das  Jahr  1884.  Graz,  1885 ;  8^ 

—  Kathol.  Obergymnasium  in  Grosswardein  pro  1884 — 1885.  Grosswardein, 
1885;  8*^.  —  des  k.  Staatsobergymnaaiums  in  Hermannstadt  pro  1883  —  1884 
und  1884 — 1885.  Hermannstadt;  8";  —  des  evang.  Gymnasiums  A.  B. 
und  der  damit  verbundenen  Realschule,  sowie  der  evang.  Elementarschule 
A.  B.  zu  Hermannstadt  für  das  Schuljahr  1884 — 1885.  Hermannstadt, 
1885;  4^  —  Leoben,  k.  k.  Bergakademie,  für  das  Studienjahr  1885-1886. 
Wien,  1885 ;  8®.  —  Jahresbericht  des  k.  k.  Staatsgymnasiums  in  Marburg. 
1885.  Marburg;  8*^;  —  des  k.  k.  Obergymnasiums  zu  Meran  1883  —  1884. 
Meran,  1884;  8".  —  Jahresbericht  der  landwirthschaftlichen  Laudes- 
mittelschule zu  Neutitschein  für  das  Schuljahr  1884 — 1885.  Neutitschein; 
8®.  —  Jahresbericht  für  das  abgelaufene  Schuljahr  1884 — 1885  der  von 
dem  Forstschulverein  für  Mähren  und  Schlesien  gegründeten  Forstschule 
zu  Eulenburg  in  Mähren.  Olmütz,  1885;  8".  —  Programm  und  Lehr- 
pläne der  k.  k.  deutschen  Staatsgewerbeschulo  zu  Pilsen.  1885.  Pilsen; 
8^  —  Jahresbericht  der  Lese-  und  Redehalle  der  deutschen  Studenten 
in  Prag.  Vereinsjahr  1883—1884.  Prag;  80.  —  IX.  Jahresbericht  der 
k.  k.  Staatsgewerbeschule  zu  Reichenberg.  Reichenberg,  1885;  8*^;  — 
des  k.  k.  Staatsobergymnasiums  zu  Saaz.  Saaz,  1885;  8*^.  —  36.  Aus- 
w^eis  des  fürsterzbischöflichen  Privatgymnasiums  Colleg^um  Borromäum 
zu  Salzburg  am  Schlüsse  des  Schuljahres  1884 — 1885.  Salzburg;  8*^.  — 
des  evang.  Gymnasiums  A.  B.  in  Schässburg  und  der  damit  verbundenen 
Lehranstalten  pro  1884—1885.  Schässburg;  8**.  —  Goditinje  izvjeace  o 
c.  k.  velokoj  Realci  u  Splitu  1883—1884  und  1884—1885.  U  Splitu;  S«. 
Zehnter  Jahresbericht  der  k.  k.  Staatsunterrealschule  in  der  Leopoldstadt 
in  Wien.  Wien,  1885;  8^  —  XI.  Jahresbericht  über  das  k.  k.  Franz 
Josefs-Gymnasium  in  Wien.  Schuljahr  1884 — 1885.  Wien;  8'^.  —  Jahres- 
bericht des  k.  k.  Obergymnasiums  zu  den  Schotten  in  Wien  am  Schlüsse 
des  Schuljahres  1885.  Wien;  8*^.  —  Programm  der  k.  k.  technischen 
Hochschule  in  Wien   für  das  Studienjahr   1885—1886.    Wien,    1885;  4^ 

—  XXXIV.  Jahresbericht  über  die  k.  k.  Staatsoberrealschule  und  die 
gewerbliche  Fortbildungsschule  im  lU.  Bezirke  in  Wien  für  das  Schul- 
jahr 1884—1885.  Wien;  8«.  -  Zweiter  Jahresbericht  des  öffentlichen 
Communalgymnasiums  in  Untermeidling  bei  Wien.  Untermeidling,  1885; 
8^.  —  XX.  Jahresbericht  der  niederösterr.  Landesoborrealschule  und  der 
Fachschule  für  Maschinenwesen  in  Wiener-Neustadt.  1885.  Wiener- Neu- 
stadt; 80.  —  Bericht  des  künigl.  Obergymnasiums  zu  Fiume  im  Schul- 
jahre 1884—1885.     U  Zagrebu,  1885;  8'\ 

56* 


872 

So ci etil  Italiana  di  Antropologia,  Etnologia  e  Psicologia  comparata:  Archiviu. 
Vol.  XV,  Fase.  2».     Firenze,  188Ö;  8«. 

Verein,  croatisch-archäologiHcher:  Viestnik.    Godina  VII,    Br.  2 — 4.    U  Za- 
grebu,  1886;  8«. 
—  historischer  für  das  Grosslierzogthum  Hessen:  Quartalblatter.  1885.  Nr.  1 
und  2.     Darmstadt,  1885;  8^ 

Westphälischer  Pro vinzial verein  für  Wissenschaft  und  Kunst:  XIII.  Jahres- 
bericht für  1884.     Münster,  1885;  8«. 

Wissenschaftlicher  Club  in  Wien:  MonatsbUtter.  VII.  Jahrgang,  Nr.  1 
und  2.    Wien,  1885;  8°. 


Leciejewski.  Der  Laaiwerlh  der  Naealrocale  im  Altpolnuchen.  873 


Der  Lautwerth  der  Nasalvocale  im  Altpolnischen. 

£ino  grammalische  Studie 

von 

Dr.   phil.  Johannes  Leciejewski, 

PriTatdocenten  für  sUt.  Philologie  in  Wien. 


Wenn  ich  auch  weit  entfernt  bin  von  der 
Meinung,  da»  Rätluel  gelöst  zu  haben,  so  hege  ich 
doch  die  Hoffnung,  die  Arbeit  werde  einiges  dazu 
beitragen,  dass  ein  anderer  dem  Geheimnisse  näher 
tritt;  diese  Hoffnung  ist  ja  doch  die  einzige  Be- 
friedigung, die   dergleichen   Arbeiten  gewähren 

können.  iLr:ui«„;«k 

^  Miklosicn. 

Vgl.  Gram.  P,  SOS. 

Von  den  lebenden  slavischen  Sprachen  hat  das  Polnische 
allein  die  Nasalvocale  bewahrt.  Aus  diesem  Grunde  verdienen 
die  polnischen  Nasalvocale  die  grösste  Aufmerksamkeit  aller 
Slavisten,  weil  sie  nicht  nur  den  Ausgangspunkt,  sondern  unter 
Umständen  das  Hauptmoment  bei  der  Frage  nach  dem  ehe- 
maligen  Stande  der  Nasalvocale  in  den  slavischen  Sprachen 
bilden  müssen.  Man  hat  dies  auch  längst  eingesehen  und  zahl- 
reiche Arbeiten,  sei  es  specielle  Abhandlungen,  sei  es  hinge- 
worfene Bemerkungen,  die  diese  Frage  zum  Gegenstande  haben, 
zeugen  von  dem  Bestreben,  zur  genauen  Kenntniss  und  voll- 
kommenen Erklärung  der  polnischen  Nasalvocale  zu  gelangen. 
Doch  trotz  aller  Bemühungen  hat  man  den  Stand  der  neupol- 
nischen Nasalvocale  nicht  ergründet  und  nicht  erklärt;  ja  manche 
Arbeiten  sind  im  Stande,  die  Sache  eher  zu  verdunkeln  als  zu 
erklären.  Man  hat  zum  Beispiel  für  den  Uebergang  von  f  zu  g 
(geschrieben  q)  in  Fällen,  wie  debu  und  d^h,  bis  jetzt  keine 
irgendwie  stichhältige  Erklärung  liefern  können.  Man  hat  es 
als  Steigerung  von  f  zu  o  erklären  wollen ;  aber  ein  Vergleich 
mit  Worten  wie  seid  und  sadii,  bog  und  boga^  chldb  und  cJdeba 


S74  Leciejewski. 

beweisen,  dass  hier  nur  eine  Neigung  (resp.  Veriängerong)  des 
Vocals,  aber  keine  Steigerung  eintritt.  Wie  soll  aber,  wird  man 
mit  Recht  fragen,  o  eine  Neigung  (\^erlängerung)  des  Vocals  e 
sein?  Nach  dem  jetzigen  Stande  unserer  Kenntniss  der  pol- 
nischen Nasal vocale  ist  die  oben  erwähnte  Erscheinung  ein 
gi*ammatisches  Räthsel. 

Der  Grund  dafür,  dass  man  über  die  Natur  der  polnischen 
Nasalvocale  sich  die  nöthige  Ellarheit  nicht  erworben  hat,  liegt 
nach  unserer  Meinung  darin,   dass  man  bei  der  Untersuchung 
der  polnischen  Nasalvocale  von  einer  irrigen  Voraussetzung,  die 
polnischen  Nasalvocale  müssen  ebenso  gelautet  haben   wie  die 
altslovenischen,  ausging,  und  dass  man  in  Folge  dieser  falschen 
Ansicht   die   neupolnischen   Nasallaute   nur   mit   Hilfe   der  alt- 
slovenischen erklären  zu  müssen  glaubte,  ohne  auf  die  geschicht- 
liche Entwicklung   der  Sprache,   in  unserem  Falle   der  Nasal- 
laute  im   Polnischen,   Rücksicht   zu   nehmen.      Dass   aber  die 
Voraussetzung,    die  polnischen    Nasallaute  müssen  gleich  den 
altslovenischen    gelautet    haben,    eine    ganz    irrige    ist,    zeigt 
schon    der  Umstand,    dass   sowohl   einem   altslov.    Jk  als  auch 
einem    altslav.  ^a    im    Neupolnischen    sowohl    ein    o,   als  auch 
ein  f  gegenüberstehen  kann,  wie  dies  z.  B.  die  Worte  altslov. 
cjk^'k,    neupoln.    W,  altslov.    fiJkKJL,    neupoln.    rrka^    altslov. 
TKJkTK^Ay    neupoln.    zodza ,   altslov.    «UACO,    neupoln.    mirso  vm 
Genüge  darthun. 

Da  nun  die  Ertahrimg  lehrt,  dass  die  polnischen  Nasalvocale 
vermöge  der  altslovenischen  nicht  zu  erklären  sind,  so  glaube  ich 
viel  besser  zu  handeln,  wenn  ich  einstweilen  das  Altslovenische 
ganz  ausser  Acht  lasse  und  vorerst  die  polnischen  Nasalvocale 
aus  dem  Polnischen  und  nach  den  polnischen  Lautgesetzen 
allein  zu  erklären  versuche.  Ich  glaube  in  dieser  Beziehung 
nicht  zu  sündigen,  da  es  ja  überall  als  Regel  gilt,  einen  Gegen- 
stand zuerst  aus  sich  selbst  zu  erklären  und  ihn  erst  dann  in 
Zusammenhang  mit  den  anderen  zu  bringen.  Man  hat  bis  jetzt 
das  zweite  gemacht,  das  erste  aber,  was  die  Hauptsache  ißt, 
ganz  unterlassen. 

Tm  unseren  Zweck  zu  erreichen,  wollen  wir  den  Stand 
der  heutigen  polnischen  Sprache  in  allen  ihren  Dialekten  z^ 
Ausgangspunkt  nehmen  und  immer  weiter  in  die  Vergangenheit 

kgehen,  so  lauge  uns  die  Denkmäler  und  andere  Sprach- 


«7ft 


mittel  es  erlauben.  Was  sich  dann  als  kistoriacb  tiichcres  er- 
weist, kann  woLI  iils  nll^emeia  Gittiges  iUr  das  Poluisehc  an- 
^nommen  werden ;  es  dürfen  sich  dann  daran  die  ferneren 
Erldärungen  und  Erläuterungen  Bchliesäcn.  Ich  gluube  durch 
1  hiätorische  Verfahren  auch  noch  einem  anderen  Fehler 
vu  entgehen,  der  durin  besteht,  daas  man  Sprachdenkmäler  aus 
▼erechiedenen  Zeiten  neben  einander  stellt  und,  ohne  die  histo- 
IHschen  Daten  zu  berücksiclitigen,  alle  von  deniGelben  Stand- 
punkte beurtbeilt,  was,  wie  Jeder  zugestehen  musH,  eine  un- 
•Wiseenscbaftliche  Methode  ist.  Ausserdem  will  ich,  wo  es  müglich 
rist,  die  dialektische  Herkunft  der  Denkmäler  berücksichtigen. 
IS  ich  bei  der  Untersuchung  der  polnischen  Sprachdenkmäler 
die  tJrthographie  derselben  das  grösste  Gewicht  legen  muss, 
^versteht  sieh  von  selbst.  Wollte  man  in  der  Schreibart  dor- 
Üelben  nur  die  Willkür  der  betreffenden  Schreiber  erblicken, 
idann  mUsste  man  die  ganzen  Sprachdenkmäler  als  unnütz  und 
AbertlUssig  betrachten  und  jede  wiesenschaftlichc  Untersuchung 
von  vornherein  aufgeben.  Gana  richtig  sagt  in  dieser  Beziehung 
Dr.  A.  Kulina ;  Wenn  die  Philologie  in  Hinsicht  der  Phonologic 
eine  reale  GruiuUage  haben  soll,  dann  muss  sie  die  graphische 
Tradition  zum  Ausgangspunkt  nehmen  (Rozprawy  Akad.  UmJe- 
ijQt.  w  Krakowie.    Band  VU,  248). 


I.  Die  gegenwärtige  polnische  ßUeherspraclje  kennt  zwei 
Fasallaute:  das  naaale  e,  geschrieben  ^,  und  das  nasale  o,  ge- 
u-ieben  (f.  Der  letzte  Umstand,  das»  das  iimiale  o  durch  f 
^d.  i.  II  mit  dem  Nasalzeichen)  wiedergegeben  wird,  ündet  nach 
L.  Malinowaki  darin  seine  Erklärung,  dass  os  aus  dem  10.  Jahr- 
hundert stammt,  wo  man  zum  Unterschiede  von  dem  rein  aus- 
gesprochenen (lateinischen,  wie  man  es  nannte)  a  (man  schrieb 
I  Gegentheil  zur  Jetztzeit  d)  das  zweite  geneigt  ausge- 
rochene (polnische)  a  (man  schrieb  es  a  ohne  jedes  Zeichen) 
i  Druck  sehr  soi^fllltig  auseinander  lüelt  und  wo  also  a  (im 
pnteFBcliiedc  zu  ä  nach  damaligem  Gebrauche)  einen  dem  o 
wandten  Laut  (das  heutige  ri)  bezeichnete.  Da  es  mir  auf 
e  Bezeichnung  der  Laute  ankommt,  so  wähle  ich  &\r  das 
.  Druck  und  Schrift  gebräuchliche  a  lieber  das  dem  Laute 
fcntsprechende  ^)  und  bemerke,  um  später  allen  Miseverstfind- 
iea  zu  entgehen,  dass  mir  von  nun  au  das  üSeichen  ii  einen 


876  Leciejewski. 

andern  Laut  bedeutet,  nämlich  das  nasale  a  entsprechend  dem 
französischen  au  z.  B.  in  Van,  sansJ 

Die  beiden  Nasallaute  q  und  f  werden  in  der  Sprache  der 
Gebildeten  noch  ziemlich  rein  nasal  ausgesprochen.     In  der 
Volkssprache   aber,   und   diese   wird  von   der  entschiedenen 
Mehrheit  gesprochen,  sind  bereits  weitere  flntwicklangsprocesse 
eingetreten,  die  sich  folgendermassen  darstellen :  Die  rein  nasale 
Aussprache   der  Laute  q  und  f  ist  längst  verloren   g^angen; 
jeder  von  ihnen  hat  sich  gespalten  in  den  reinen  Vocal  und  den 
Nasalconsonanten,  wobei  sich  vor  einem  Labial  der  labiale  Nasal- 
consonant  m,  vor  Dentalen,  Gutturalen  und  Cerebralen  der  diesen 
Lauten  physiologisch   verwandte  Nasalconsonant   n  entwickeln 
musste.     Aus  q  und  ^  ist  daher  allmälig  om  (an)  und  em  (en) 
geworden.    Auf  dieser  Stufe  der  Entwicklung  sind  verschiedene 
Dialekte  verschieden  verfahren.    Einige  derselben,  wie  z.  B.  der 
von  Szymon  Matusiak  (Gwara  Lasowska  §.  46  flg.)  geschilderte 
Dialekt,  haben  die  Nasalirung  der  Vocale  ganz  verloren,  so  dass 
aus  om,  on  (früherem  q)  6  (lang  gesprochenes  o)  oder  auch  ein 
reines  o,  aus  em,  en  (früherem  e)  ein  e  (dumpf  gesprochenes  e) 
oder  auch  ein  reines  e  geworden  sind.    Zwischen  6  und  o,  sowie 
6  und  e  ist  der  Unterschied,  dass  d,  e  sich  im  Inlaut,  o  und  t 
dagegen   im  Auslaut   aus  ^  und  f   entwickelt   haben.     Andere 
Dialekte,    wie  z.  B.    der  von  mir  (Gwara  Miejskidj  Görki)  be- 
schriebene, haben  die  Gruppen  om  (on)  und  em  (en)  weiter  ver- 
arbeitet, wobei  vor  Allem  der  aus  dem  Nasalvocale  entwickelte 
Nasalconsonant,   besonders   im  Inlaut,    seinen  Einfluss  auf  den 
ihm  vorangehenden  Vocal  (o  oder  e)  geltend  machte.    Der  Vocal 
o  ist  zu  ö  und  in  weiterer  Folge  zu  u,  der  Vocal  e  aber  zu  t 
und  weiterer  Reihe  zu  /  (y)  geworden.    Dabei  ist  aber  zu  be- 
merken,   dass  nachdem    der   nachstehende  Nasalconsonant  den 
ihm   vorangehenden   Vocal    verändert   und,    um    so   zu  sagen, 

^  Bei    Umschreibung   der  altpolnischen  Wörter  gebrauche   ich   überhanp* 
die  phouetiHche  Orthographie,  d.  i.  ich  bezeichne  zuerst  jede  Erweichuw? 
de»  Consouanten  durch  einen  darüber  gesetzten  Strich,  z.  B.  iema,  »»*'**» 
iji/te  (für  die  sonst  übliche  Schreibart:  ziemia,   iiosi,  ginit)  und  zweit*^^ 
gebrauche    ich    für    die    polnischen     graphischen    Verbindungen    z\*'^^^ 
Buchstaben    zur    Bezeichnung    eines   Lautes    überall    nur    einen  B«»*^ 
Stäben,    indem    ich   y  für  *z,    r  fiir  rz,    <t  für  <fe,    d*  für  di.    ,i  für  cf^»- 
für  ch^  V  für  w  in  der  Schrift  anwende. 


Der  Laaiwerth  der  Nftsalvocale  im  AUpolnischen.  877 

seiner  Natur  accommodirt  hat;  er  sich  selbst  an  den  modifieirten 
Vocal  enger  anschliesst  und  wieder  zu  einem  Nasalvocal  ver- 
schmilzt, so  dass  z.  B.  das  hochpolnische  mqka  und  meka  in  dem 
genannten  Dialekt  wie  nufka,  m^ka  (d.  i.  beinahe  myka)  lautet. 
Dass  die  Nasalirung  der  Laute  ^  und  {  (n)  mit  der  Zeit  wieder 
dem  Verfall  anheimfallen  kann,  versteht  sich  von  selbst,  aus  i^ 
wird  deshalb  un  (um),  aus  i  (y^)  wird  in,  yn.  Der  genannte 
Dialekt  zeigt  auch  diese  Entwicklung,  und  man  hört  z.  B.  rum- 
bad  (=.  r<^a6),  zamknund  (=:  zamkn^6),  matkum  (=  maikq,  matre), 
z6mby  (d.  i.  beinahe  zymby  dentes)  Hinty  (d.  i.  beinahe  Mnty 
sanctus)  u.  s.  w.  Vor  8,  S,  z,  i,  £,  i  ist  auch  hier  die  Nasalirung 
der  beiden  Vocale  verloren  gegangen,  so  dass  man  gu^e  (=  gf^Se), 
umsy  (=  wqsy),  ksuie  (=  käoite),  m^6yzna  (vir),  jezyk  (j^zyk), 
Söe66e  u.  s.  w.  hört.  Ausserdem  hat  en  (()  im  Auslaute  seine  Nasa- 
lirung gänzlich  verloren,  z.  B.  matke  (matk^),  noSe  (no5f  porto), 
cde  (del()  u.  s.  w.  Demnach  ergibt  sich  für  jeden  der  beiden 
Nasalvoeale  der  Schriftsprache  g,  f  folgende  Entwicklungsreihe : 

^  \  om  {on)  =  ?^  :=  um  (un) 


e  =  em  (en)  =  <    A 
*-  ^     ^  [  en 


em  (Sn)  =.  [  (y)  =  im,  ym  (in,  yn). 

Diese  auf  die  neuesten  Studien  auf  dem  Gebiete  der  polnischen 
Dialektologie,'  also  auf  klar  darliegende  Thatsachen  gestützte 
Darlegung  der  ncupolnischcn  Nasalvoeale  gibt  uns  einen  Ein- 
blick in  das  Wesen  und  die  Natur  nicht  nur  der  polnischen, 
sondern  der  slavischen  Nasalvoeale  überhaupt;  und  man  wird 
gewiss  nicht  irre  gehen,  wenn  man  diese  sich  selbst  erklärenden 
und  so  leicht  begreiflichen  Thatsachen  zur  Richtschnur  seiner 
Anschauungen  und  Ansichten  über  die  Nasalvoeale  nimmt. 


^  Man  vergleiche  ausser  der  citirten  Arbeit  von  Szymon  Matusiak  (Gwara 
Lasowska  in  den:  Rozpr.  i  Sprawozd.  wydz.  fil.  Akad.  Um.  w  Krakowie 
VIII,  S.  70— 179)  und  der  raeinigen  (ebenda  IX,  S.  108-148)  noch  fol- 
gende: Zawiliiiski,  Gwara  Brzeziiiska,  ebenda  VIIl,  S.  180 — 234;  Giela, 
Gwara  Zobrzydowska,  ebenda  IX,  S.  149 — 217;  Petrow,  Lnd  Zienii  Do- 
brzyuskiej,  in:  Zbior  wiadomosci  do  etnogr.  Kraj.  II,  S.  3 — 18;  Siar- 
kowski,  Materyaly  do  etnogr.  lud.  pol.  z  okol.  Kiele,  ebenda  II,  8.  209 — 
259;  VII,  S.  1—61;  IV,  S.  83—184;  Kolberg,  O  mowie  ludu  wielkopol., 
ebenda  I,  S.  1 — 36;  Grainert,  Zapiski  etnogr.  z  okol.  Wielunia  i  Ka- 
domska  IV,  S.   185-261. 


878  Leciejewski. 

Die   vorhergehende   Auseinandersetzung,    um   zur  Sache 
wiederzukehren,  zeigt  zugleich,  dass  alle  die  Nuancen  der  pol- 
nischen Nasallaute  wie  q^  i^^  f,  {  sich  auf  die  beiden  Nasallaute 
q  und  f  zurückführen  lassen  und  alle  nur  weitere  Entwicklnng»- 
stufen   der   beiden  Nasallaute   q  und  ^   bieten.     Die   polnische 
Sprache  besitzt  aber  noch  einen  Nasallaut,  der  auf  die  beiden 
Nasallaute   9  und  ^   sich    nicht   zurückführen   lässt   und   ihnen 
gegenüber  nicht  eine  subordinirte,  sondern  eine  coordinirte  Stel- 
lung einnimmt.     Dieser  Nasallaut   ist  a.     Derselbe    ist   in   der 
Mundart  der  polnischen  Bergbewohner  der  Bieskiden '  ziemlich 
spärlich   vorhanden,    dagegen   tritt  er   ziemlich    häufig    in   den 
verschiedenen   Dialekten  ^    der   polnischen   Bevölkerung   Ober 
Schlesiens  und  der  Kaschuben^  auf.     In  der  Sprache  der  Be- 
wohner der  Bieskiden  kommt  dieser  Nasallaut  in  sehr  wenigen 
Fällen  vor,  so  dass  man  das  Verhältniss  dieses  Lautes  zu  q,  f 
in  dem  betreffenden  Idiom  näher  nicht  bezeichnen  kann ;  in  den 
schlesischen  Mundarten,    von   denen    sich  einige  mehr,    andere 
weniger  dieses  Lautes  bedienen,  vertritt  f(.  nur  den  neupolnischen 
Laut  (',  für  den  es  fast  immer  ausschliesslich   auftritt.     In  den 
Mundarten  der  Kaschuben  kommt  <^  für  und  neben  den  beiden 
neupolnischen  Nasallauten  vor.    Der  letzte  Umstand  zeigt  also, 
worauf  wir  das  grösste  Gewicht   legen,    dass   der  ^^-Vocal  die 
beiden  neupolnischen  Nasallauto  o  und  f  vertreten  kann.  Weitere 
Bestimmungen  über  das  Verhältniss  von  ff.  zu  o  und  e  zu  geben 
ist   vorderhand    unmöglich;    die    vorliegende    Arbeit   wird  uns 
darüber  mehr  Aufklärung   verschaffen.     Uns  genügt  es,   einst- 
weilen zu  constatiren,  dass  der  Laut  (^  in  der  polnischen  Sprache 
vorhanden  ist,  und  zwar  in  Gegenden,  die  in  keiner  Nachbar- 
berührung zu  einander  stehen,  so  dass  man  an  Entlehnung  dieses 
Nasallautes   in    einem  Idiom   aus    dem    andern    nicht    denken 

'  Vgl.  Dr.  J.  Kopornicki,  SptKMtrzftzoiiia  nad  wlasciwosciami  j^zykowemi 
w  mowio  Gorali  Bieskidowych,  in  den:  Rozprawj  i  Sprawozd.  Aluid. 
Um.  III,  S.  343. 

2  Um  dio  Untersuchung^  dieser  Mundarten  hat  sich  Prof.  L.  Malinowski 
grosse  Verdienste  erworben.  Seinen  mühevollen  und  genauen  For- 
schungen auf  diesem  Gebiete  gebührt  das  grOsste  Lob;  vgl.  seine  Ab- 
handlung über  die  Oppolnor  Mundart  in  Ober- Schlesien,  Leipzig  1873, 
und  Studyja  szbis.  in  Kozpr.  IX,  S.  257—359. 

3  J.  lianusz,  O  samogloskach  nosowych  w  narzeczu  Slowiiicow  Pomor- 
skich,  Kabatkow  i  Kaszeböw  in  Kozpr.  VIII,  S.  15 — 63. 


Der  Ljiatwerth  dor  Nasalrocale  iiu  Altpoluischen.  8^9 

kann.  Somit  habon  wir  auf  der  einen  Seite  die  beiden  Nasal- 
laute 2  ^^^  i  ui^d  ^uf  d^^  andern  den  Nasenlaut  q.  Da  alle 
drei  aber  hart  oder  weich  sein  können,  so  haben  wir  für  die 
neupolnische  Sprache  folgende  Nasallaute  anzunehmen :  a)  o,  iq ; 
f,  if  und  b)  <]f,  iV^.  Da  nun  beide  coordinirt  sind,  die  zweite 
in  ein  gewisses  Dunkel  gehüllt  ist,  die  erste  aber  uns  klar  vor- 
liegt, 80  nehme  ich  —  um  vom  ganz  Bekannten  auszugchen 
—  dieselben,  also  die  Nasal vocale  o,  io;  f,  ie  zum  Ausgangs- 
punkte meiner  Untersuchung.  Dabei  lenke  ich  aber  unaufhör- 
lich meine  Aufmerksamkeit  auch  auf  die  zweite  Reihe. 

Um  meine  Auseinandersetzung  der  neupolnischen  Nasal- 
vocale  zu  vollenden,  will  ich  noch  bemerken,  dass  es  in  manchen 
Dialekten  ausser  den  ursprünglichen  eigentlichen  Nasalvocalen 
noch  durch  Analogie  bewirkte,  secundär  entwickelte  Nasalvocale 
gibt.  Dieselben  können  auf  zweifache  Art  entstehen:  a)  Der 
reine  e-Vocal  wird  ohne  äusseren  Grund,  nur  infolge  der  Ana- 
logie nasalirt,  wie  z.  B.  vii^dy  für  medy;  in^skac  für  me«hx6 ; 
nVvac  Air  meSac;  tesknic  für  iesknic;  c^ntoicac  für  cestooac.  Dieser 
so  entstandene  Nasallaut  hat  sogar  in  der  Schriftsprache  Ein- 
gang gefunden,  b)  Aus  einer  Lautgruppe,  welche  aus  einem 
reinen  Vocal  und  Nasalconsonanten  besteht,  wird  ein  Nasallaut 
gebildet.  So  entsteht  z.  B.  in  den  schlesischen  Mundarten  tfi  aus 
tarn  (ibi);  nahoiU^stvo  aus  nabo^emtvo ;  kroUe  aus  kroicem  u.  s.  w.^ 

Diese  Erscheinung  ist  deswegen  bemerkenswerth,  weil  sie 
sich  auch  in  einigen  altpolnisclien  Sprachdenkmälern  vorfindet. 

II.  Nach  dieser  kurzen  Erörterung  über  die  Natur  der 
neupolnischen  Nasalvocale  schreite  ich  an  die  eigentliche  Unter- 
sachung,  die  darin  besteht,  dass  ich  an  der  Hand  der  polnischen 
Sprachdenkmäler  zu  zeigen  suche,  welche  Nasallaute  die  alt- 
polnische  Sprache  gehabt  hat.  Ich  habe  im  Nachfolgenden  fast 
alle  altpolnischen  Denkmäler  einzeln  untersucht  —  es  fehlen  nur 
einige,  die  mir  nicht  zu  Gebote  standen,  die  aber  der  ganzen 
Untersuchung  keine  neuen  Momente  zuführen  würden  —  und 
glaube  durch  Heranziehen  des  ganzen  Materials  jedem  Forscher 

'  Vgl.  Ij.  MaliiiowHki  Slady  (lyJHloktycisn«  w  oziiaczaiiiu  samo^losok  iio- 
wwych  w  kUku  zabytkach  j</zyka  i>olskio«j^t)  wieku  XV  i  XVI  in  Ko'a- 
prtwy  VU,  S.  319—345. 


880  Leciejowslti. 

dieser  Frage  einen  willkommenen  Dienst  geleistet  zu  haben. 
Ich  habe  an&nglieh  alle  Beispiele  in  den  einzelnen  Denkmälern 
angegeben,  musste  mich  jedoch  später  aus  Rücksichten,  die  von 
mir  nicht  abhängig  sind,  auf  wenige  beschränken.  Dafür  habe 
ich  überall  die  Zahl  des  Vorkommens  der  Nasalvocale  in  den 
einzelnen  Kategorien  angegeben.  Bei  Besprechung  kleinerer 
Texte  habe  ich  alle  Beispiele  angefahrt.  Ich  kann  auf  einmal 
ziemlich  weit  in  die  Vergangenheit  zurückgreifen,  denn  der 
heutige  Stand  der  Nasallaute  der  Schriftsprache  zeigt  sich  auch 
in  dem  polnischen  Schriftdialekt  im  Beginne  des  16.  Jahrhunderts. 
So  kommen  in  dem  ersten  polnischen  im  Jahre  1621  gedruckten 
Buche:  ,Rozmowy  ktöre  mial  krol  Salomon  m^dry  z  marchol- 
tem  grubym,  a  sprosnym,  a  wszakoÄ  jako  o  nyem  powyeddj^ 
bdrzo  z  wymownym  z  figurami  y  zgadkdmi  smyesnymi'  die 
beiden  neupolnischen  Nasallaute  f,  o  (d.  i.  e,  ie;  o,  pf)  vor.  Und 
da  der  Dialekt  dieses  Büchleins,  um  au»  dem  Orte  seines  Ent- 
stehens und  seines  Verfassers,  des  ,Jan  bakalarz  z  Koszyczek*, 
zu  urtheilen,  der  kleinpolnische  ist,  welcher,  von  Krakau  aus  in 
Folge  der  vielen  Diiicke  durch  ganz  Polen  sich  verbreitend, 
allmälig  zur  Schriftsprache  erhoben  wurde,  so  kann  man  den 
Ausdruck  ,Schriftdialekt'  durch  ,kleinpolni8cher  Dialekt*  er- 
setzen und  annehmen,  dass  der  kleinpolnische  Dialekt  bereits 
im  Anfange  des  16.  Jahrhunderts  auf  derselben  Stufe  der  Ent- 
wicklung der  Nasallaute  wie  die  heutige  polnische  Schriftsprache 
gestanden  hat.  Diesen  Satz  darf  man  jedoch  auf  die  anderen, 
zur  Schriftsprache  nicht  erhobenen  —  nennen  wir  es  Ncben- 
dialekte  —  nicht  ausdehnen.  Dort  konnte  und  war  der  Sach- 
verhalt ein  anderer.  Einen  Begriff  von  der  Sprache  in  den 
Nebendialekten  können  wir  uns  aus  einigen  wenigen  Sprach- 
denkmälern dieser  Zeit  bilden. 

III.  Die  unleugbaren  Zeichen  eines  Dialektes,  und  zwar 
des  Mazurischen,  trägt  das  für  unsere  Untersuchung  höchst 
wichtige,  weil  gedruckte  und  daher  ganz  zuverlässige  That- 
Sachen  Hefernde  Buch  ,Parvus  Catcchismus.  Maly  Catechismus 
dla  pospolitich  plebanow  y  Kasnodzycyow'  in  klein  H",  ohne 
Bestimmung  des  Druckortes  und  des  Jahres,  wann  es  erschienen 
ist.  Es  lässt  sich  aber  leicht  bestimmen,  dass  dieses  Buch, 
welches  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  von  der  protestantischen 


Der  L»atwerth  der  Nasalrocalo  im  Altpolnischon.  881 

Geistlichkeit  unter  den  Mazuren  benutzt  wurde,  in  Königsberg 
gedruckt  worden  ist.  Es  f^llt  dem  Anfange  des  1().  Jahrhunderts 
zu,  einer  Zeit,  wo  in  Polen  die  Reformation  sich  zu  verbreiten 
anfing.  Herr  Professor  L.  Malinowski  hat  dieses  Sprachdenk- 
mal in  Hinsicht  der  Bezeichnung  der  Nasalvocale  bereits  be- 
sprochen,' 80  dass  ich  in  der  glücklichen  Lage  bin,  mich  auf 
seine  Resultate  zu  berufen.  Nimmt  man  zum  Ausgangspunkte 
die  neupolnischen  Nasale  f,  if ;  q^  iq  (was  auch  Professor  Mali- 
nowski gethan  hat)^  so  zeigt  sich  folgender  Thatbestand: 

1.  Neupolnisches  e  ist  vertreten: 

A.  In  Wurzeln: 

a)  durch  4>  z.  B.  smqtek,  hqdzye;  im  Ganzen  kommt  n  für  v 

im  Inlaute  30mal  vor 

b)  durch  qn:  smqntky ;  im  Ganzen  Imal 

c)  durch  ä:  nuUzatkam;  im  Ganzen  Imal 

d)  durch  a:  maszewie;  im  Ganzen  Imal 

e)  durch  am:  przestampnye ;  im  Ganzen  3mal 

f)  durch  en:  bendif.;  im  Ganzen  31mal 

g)  durch  E:  bsdze;  im  Ganzen  Imal. 

B.  In  Stämmen  (Verba  II.  Classe): 

a)  q:  utomfio;  im  Ganzen  3mal 

b)  a:  mynalo;  im  Ganzen  Imal.    Das  Zeichen  en  (rz=  v)  fehlt 

in  dieser  Kategorie  gänzlich. 

C.  Worte: 

a)  acc.  sing,  subst.  fem.  auf  a,  ja : 

a)  durch  q:  naukq;  im  Ganzen  ()4mal 
ß)  durch  q:  icyarq;  im  Ganzen  omal;    auch  hier  fehlt  en 
(=  0  gänzlich. 
h)  acc.  sing.  fem.  pronom.  decl.: 

gl)  durch  q:  ystq;  im  Ganzen  19mal 

&)  durch  q:  stcoyti  im  Ganzen  2mal;  also  auch  hier  kein 
en  (=  i). 

*  Vgl.  L.  Malinowski,  Slady  dyalektyczne  w  oznaczaniu  samoglosek  noso- 
wych  etc. 


882  Leciejewski. 

c)  Verba  1 .  öing. : 

a)  durch  4-'  '"^^g^lj  i^^  Ganzen  34nial 

ß)  durch  ä:  mo<fä;  im  Ganzen  Imal 

y)  durch  a;  iviersaboga  (we-fehoga) ;  im  Ganzen   Imal 

8)  durch  ^f;  wyersq  im  Ganzen  2mal 

s)  durch  en;  wiersenhog  (wef(hög);  im  Ganzen  2mal. 

2.  Neupolnischcs  tf  ist  vertreten: 

A.  In  Wurzeln: 

a)  durch  en  (yen) :  poczento,  swyenfa;  im  Ganzen  r>4maP 

b)  durch  e:  nieszczescze ;  im  Ganzen  Imal 

c)  durch  yn:  loynczy ;  im  Ganzen  Imal 

d)  durch  4  (y^)  '  c.zy(yska;  im  Ganzen  52mal 

e)  durch  c^n:  ivyqnthsze;  im  Ganzen  Imal 

f)  durch  q:  poczqly ;  im  Ganzen  9mal. 

B.  In  Stämmen: 
a)  f^-Stämme: 

a)  im  Inlaute:  1.  en:  xriszentom ;  im  Ganzen  2mal 

2.  f\:  dzyeczyqcza;  im  Ganzen  7mal. 

ß)  im  Auslaute:   1.  q:  dzyeczyq;  im  Ganzen  Omal 

2.  fi:  dzyeczyä;  im  Ganzen  Imal 

3.  q:  hydln;  im  Ganzen  2mal. 
h)  men-Stämme: 

a)  durch  q:  ymyq;  im  Ganzen  Omal 
ß)  durch  ä:  ymyd;  im  Ganzen  Imal 
Y)  durch  ([ :  wymyq  (=:  w  imq)  im  Ganzen  3mal. 

C.  In  Worten,  acc.  sing,  pronom.  pers. : 

a)  durch  q:  myq  (ümal);  czyq  (Bmal);  ir?/4  (ßOmal);  im  Gan- 
zen 51  mal 
h)  durch  ä:  syä ;  im  Ganzen  Imal 
c)  durch  q:  czyq*^  im  Ganzen  7mal. 

3.  Neupolnisches  (^  ist  vertreten: 

A.  In  Wurzeln: 

a)  durch  on,  oin:  momh'ych,  odsfompy ;  im  Ganzen  4mal 
h)  durch  q:  bqcz ;  im  Ganzen  22mal 


*  Hieher  gehört  »zendacz  (neupoln.  hodac,  altnlov.   sedati  etc.). 


Der  T^iatwerth  der  Nusalvocalo  im  Altpolnischen.  883 

c)  durch  am:  atampycz;  im  Ganzen  2inal 

d)  durch  a:  bacz;  im  Ganzen  Imal. 

B.  In  Stämmen: 

o)  Verba  11.  Classe: 

a)  durch  q:  W8nykn<icz ;  im  Ganzen  4mal 

ß)  durch  a:  vsnal  (=  iisnf^l) ;  im  Ganzen  Imal. 

b)  Part,  praes.  act.: 

a)  durch  on:  wszechmogonczego ;  im  Ganzen  2mal 
ß)  durch  (^:  beiuU^z;  im  Ganzen  23mal 
v)  durch  a:  aluchayaczy;  im  Ganzen  2mal 
5)  durch  q:  bendqcz;  im  Ganzen  4mal. 


0, 


C.  In  Worten: 

a)  acc.  sing.  fem.  subst.,  die  im  nom.  sing,  geneigtes  a  (^a)  haben 
a)  dui'ch  q:  kupiq  (mera);  im  Ganzen  Imal 

ß)  durch  4'  rol^;  im  Ganzen  3mal. 

b)  acc.  sing.  fem.  adj.: 

a)  durch  q:  posfolytq;  im  Ganzen  24mal 
ß)  durch  a:  jednaka;  im  Ganzen  2mal 
y)  durch  q:  potoazednyq ;  im  Ganzen  2mal. 

c)  instr.  sing,  subst.: 

a)  durch  q:  formq;  im  Ganzen  31mal 
ß)  durch  a:  szkoda;  im  Ganzen  Imal 
y)  durch  4-  fnodlytwq;  im  Ganzen  2mal. 

d)  instr.  sing,  adj.: 

a)  durch  ^;  wszystkq;  im  Ganzen  7  mal 
ß)  durch  a:  wszystka;  im  Ganzen  2mal 
y)  durch  q:  pospol fjfä;  im  Ganzen  Imal. 
e)  Verba  3.  plur.  praes. : 

a)  qs:  przydq;  im  Ganzen  92mal 
ß)  a:  sgardza;  im  Ganzen  4mal 
T)  4:  wu2;4;  im  Ganzen  7mal. 

4.  Neupolnisches  if  ist  vertreten: 

A.  In  Wurzehi: 

^)  durch  on:  narzondza;  im  Ganzen  3mal 
^)  durch  q:  pyqta;  im  Ganzen  lomal 
^)  durch  q:  rzqdzysz;  im  Ganzen  2mal. 


884  liCrioj  ow»ki. 

B.   In  Stämmen: 

SufF.  et-  durch  ^f;  dzyeczyfitko ]  im  Ganzen  2mal. 

Was  die  Erklärung  der  in  diesem  Sprachdenkmal  ange- 
wandten Schriftzeichen  anbetrifft,  so  schliesse  ich  mich  darin 
dem  Professor  Malinowski  ganz  an,  dessen  Argumentationen 
ich  wiederhole: 

Dass  en  den  nasalen  e-Vocal  (=:^  e)  bezeichnet,  unterliegt 
keinem  Zweifel;  das  Zeichen  yn,  welches  ein  einziges  Mal  sich 
vorfindet  und  von  keinem  Belang  für  unsere  Untersuchung  ist, 
kann  den  gepressten  ^'-  f^'-JVocal  bezeichnen,  kann  aber  auch 
ein  blosser  Fehler  sein,  indem  zwischen  y  und  n  ein  Vocal  aus- 
gefallen sein  kann.  Ebenso  klar  ist  die  Bedeutung  der  Zeichen 
on,  om,  welche  den  gepressten  /^-Nasallaut  (([)  bezeichnen.  Man 
könnte  nur  über  den  Unterschied  von  q,  ä,  an  oder  von  den 
mit  einem  Punkt  versehenen  Zeichen  einerseits  und  denen  von 
ff,,  ay  am,  d.  i.  den  ohne  den  Punkt  angewandten  Zeichen 
andererseits  in  Ungewissheit  sein.  Eine  einfache  Combination 
lehrt  aber,  dass  die  mit  dem  Punkt  versehenen  Zeichen  den 
hellen  Nasalvocal,  das  ist  das  nasale  a  ((0  bezeichnen,  während 
die  anderen  das  gepresste  nasale  ä,  das  ist  das  neupolnische  ;, 
zum  Ausdrucke  haben.  Dass  dem  so  ist,  folgt  sowohl  aus  der 
Thatsache,  dass  man  im  Druck  und  in  der  Schrift  des  16.  Jahr- 
hunderts und  später  das  helle  a  mit  ä  (oder  d)f  das  gepresste 
a  (d)  mit  einfachem  a  bezeichnete,  was  in  unserem  Sprach- 
denkmale auch  auf  die  Nasalvocale  übertragen  worden  ist,  als 
auch  aus  dem  Umstände,  dass  für  fi  (d.  i.  {>)  auch  die  Zeichen 
om,  011  angewandt  sind,  über  deren  Aussprache  kein  Zweifel 
obwalten  kann  und  die  uns  eben  zeigen,  dass  f^  ähnlich  gelautet 
habe.  Die  oben  gegebene  Zusammenstellung  zeigt  ausserdem^ 
dass  (\  (auszusprechen  (i)  meistens  in  denjenigen  Kategorien  sich 
vorfindet,  wo  noch  heute  in  schlesischen  Volksdialekten  ebenfalls 
(l  gesprochen  wird.  Somit  besitzt  unser  Sprachdenkmal  drei  Nasal- 
laute: a,  Cf  (j  (respective  iq,  ir,  in).  Soweit  Professor  Malinowski. 

Es  bleibt  mir  noch  übrig,  das  Verhältniss  dieser  Laute  zu 
einander  und  zu  den  neupolnischen  näher  zu  bestimmen  und  zu 
besprechen. '    Und  in  dieser  Hinsicht  sind  die  oben  angegebenen 


'  Darin  hat  man   viel   gefehlt;    man   liegnügte   sich   mit  der  Constatinin^ 
der  Aussprache  der  einzelnen  Nasallaute,  ohne   zu  fragen,  iu  welchem 


Der  Lantwertb  der  Natalrocale  im  AI tpolni sehen.  885 

statistischen  Zahlen  sehr  wichtig.  Wir  kommen  nämlich  zu  fol- 
genden ganz  interessanten  Resultaten :  Das  polnische  ^  ist  ver- 
treten durch  den  Laut  q  (nasales  d)  153mal  und  durch  das 
heutige  (  nur  33mal  (wobei  ich  den  lomal  in  dieser  Kategorie 
yorkommenden  irrthümlich  angewandten  Laut  g  ganz  ausser 
Acht  lasse),  so  dass  a  zu  f  etwa  im  Verhältniss  5  :  1  steht,  das 
heissty  der  heutige  Nasalvocal  f  war  sehr  wenig  gebraucht,  seine 
Stelle  vertrat  der  Vocal  q  in  5mal  überlegener  Mehrheit. 

Das  neupolnische  t^  ist  vertreten  durch  den  Laut  iq  (aus- 
gedrückt durch  q,  an,  ä)  129maly  während  es  durch  i^  (aus- 
gedrückt durch  en,  e,  yn)  nur  58mal  wiedergegeben  ist,  so  dass 
iq  zu  i(  etwa  im  Verhältniss  von  25  :  1  steht,  das  heisst,  der 
heutige  Nasalvocal  if  war  weniger  als  iq  gebraucht,  und  zwar 
übertraf  iq  den  Laut  if  etwa  2^/2ma].  (Dabei  wird  das  21mal 
vorkommende  w|  =  ig  nicht  berücksichtigt.) 

Das  neupolnische  g  ist  vertreten  durch  g  (ausgedrückt 
durch  am,  an,  am,  q,  a)  225mal,  dabei  findet  es  sich  aber  auch 
durch  q  (ausgedrückt  durch  q)y  wenn  auch  nur  19mal  vertreten, 
vor.  Das  Verhältniss  von  g  zu  q  ist  das  von  12  :  1.  Die  Fälle, 
wo  neupoln.  ig  vorkommen  sollte,  sind  sehr  unzahlreich,  es  sind 
im  Ganzen  22  Fälle.  Davon  ist  neupoln.  ig  vertreten  durch  ig 
(ausgedrückt  im  Druck  durch  q,  on)  20mal,  durch  ut  (ausge- 
drückt durch  (l)  nur  2mal  ausgedrückt,  so  dass  sie  etwa  im 
Verhältniss  von  10  :  1  stehen.  Wir  haben  also  ausser  den  vier 
neupolnischen  Nasalen  (,  i^;  g,  ig  auch  den  Nasalvocal  q,  der 
sehr  gebraucht  war  und  alle  vier  neupolnischen  Nasale  (wenn 
auch  g  und  ig  seltener)  vertreten  konnte.  Lässt  man  die  Weich- 
heit ausser  Acht,  und  wenn  man  nur  den  Lautwerth  des  g,  ^, 
q  berücksichtigt  und  ein  weiteres  Rechenexempel  aufstellt,  so 
überzeugt  man  sich,  dass  der  Laut  q  (q  -]-  iq)  fast  eben  so  oft, 
nämlich  303mal  vorkommt  als  g  (g  +  ig  245mal)  und  f  (f  -j-  *f 
91mal)  zusammen  (=  336). 

Bis  jetzt  behandelten  wir  nur  die  eigentlichen  Nasallaute 
dieses  Denkmals.  Dasselbe  besitzt  aber  noch  secundäre  Nasal- 
laute. Die  Betrachtung  dieser  Nasallaute  zeigt  uns  noch  mehr 
die   Bedeutung  und  Verbreitung    von   q  in   dem   betreffenden 


Verhältniss  die  einzelnen   Laute  zu    einander   stehen ,    was ,    wie   wir 
später  sehen  werden,  von  der  höchsten  Wichtigkeit  ist. 
Silniigsber.  d.  pbil.-hist.  Gl.  CXI.  Bd.  II.  Hfl  57 


HH6  liocicjewakl. 

Dialekt.  Dort  entsteht  nämlich  q  (ausgedrückt  durch  4)  Glicht 
nur  aus  ursprünglichem  a  +  w,  wie  z.  B.  Krzescyqskiego  (aus 
Krze^cyamkiego) ;  KrzesczyqnsJca  (aus  KrzeScijafiskd) ,  sondern 
sogar  aus  c  +  n,  wie  dies  folgende  Beispiele  zeigen :  swoU^stwa 
(aus  zwolenatwa,  welches  sich  ebenfalls  vorfindet:  swolenystwa)^ 
naho8zy(]jstwa  (aus  nahozemtva)\  naboszf^twem  (aus  7iabo£e^twem)] 
malszyflstwie  (aus  malzenstwie) ;  posluszq  (aus  posluäen)  ;  cio^foy^ 
(aus  dosiojen) ;  nyedosfoyq  (aus  ftedostojen)  und  sogar  myqsskctyq 
(aus  meSkaja)*^  omyqszkal  (aus  ome^fai?);  omyfjszkalem,  myqszkqcz. 
Seltener  tritt  ein  o  in  diesen  Fällen  auf,  z.  B.  Krzesczyqska, 
inyqszkaycze,  rzemyqsnykom,  wobei  man  noch  möglicherweise  an 
Unachtsamkeit  des  Setzers  denken  kann.  Jedenfalls  ist  es  höchst 
merkwürdig,  dass  wir  unter  den  secundären  Nasalen  kein  e 
finden,  um  so  mehr,  als  der  Nasal  oft  aus  e  +  n  entstanden  ist 
Das  zeigt  doch  offenbar,  dass  der  nasale  Vocal  c  (=  e)  wenig 
verbreitet  war  und  keinen  Einfluss  hatte,  wogegen  q  einen  mäch- 
tigen Einfluss  ausübte.  Es  ergibt  sich  also  für  uns  das  End- 
resultat, dass  am  Anfange  des  10.  Jahrhunderts  die  mazurische 
Mundart  in  Bezug  auf  die  Nasallaute  sich  folgendermassen  ver- 
hielt: Der  Nasallaut  q  (q  +  iq)  ist  der  überwiegende,  man 
könnte  sagen  der  gewöhnliche  Vertreter  des  neupolnischen  f 
(f  +  k)>  dessen  Gebrauch  sehr  beschränkt  ist.  Das  neupol- 
nische o  (d.  i.  (>  +  iq)  ist  im  Parvus  Catechismus  meistens  durch 
o  vertreten,    in  wenigen  Fällen   findet  sich   aber  auch  hier  <jfJ 

^  In  moiiior  Abhandlunp::  Die  Sprache  dos  Flor.  Psalters  (Archiv  VI, 
p.  527)  ]i.abo  ich  die  Behauptiiuf^  aufgestellt,  das  Altpolnische  habe  noch 
in  historischer  Zeit,  das  ist  im  14.  und  im  Anfang  des  15.  Jahrhunderts, 
filr  den  acc.  sing.  Pronominis  porsonalis  (wozu  ich  auch  das  Reflex,  zähle) 
eine  zweifache  Form  gehabt  und  zwar  eine  volle  accentuirte,  mit  einem 
Nasalvocal:  »/la,  <5^,  Si^  und  eine  enklitische  (accentlose)  mit  einem 
hellen  Vocal:  me,  ('c,  6e.  Da  diese  Frage  eng  verbunden  ist  mit  der 
Frage  nach  dem  phonetischen  Lautworth  der  Nasal vocalo,  so  mag  ei 
mir  erlaubt  sein ,  bei  der  Erklärung  der  Nasalvocale  in  den  einzelnen 
Sprachdenkmälern  aucli  die  Pronomina  personalia  einer  Erforschung  in 
unterziehen.  Um  dem  Theil,  welcher  den  Nasalen  gewidmet  ist,  den 
einheitlichen  Charakter  nicht  zu  benehmen,  will  ich  die  Pronomina  an 
dieser  Stelle  sub  linea  behandeln. 

Im  Prarvus  Catechismus  kommt  für  die  Pronomina  personalia 
.sowohl  nach  Verbum,  als  auch  nach  einer  Präposition,  nur  eine,  und 
zwar  die  nasalirte  Form  vor ;  der  betreffende  Nasal  ist  bezeichnet  63mal 
als  (i  (d.  h.  er  ist  62mal  durch    a  und  Imal  durch  d  ansgedrUckt)  und 


I>er  Lantwerth  dor  Kosalvocale  im  Altpolnischon.  887 

IV,  Aus  der  ersten  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts  besitzen 
wir  eine  im  Jahre  1544  beendete  Handschrift,  die  in  der  kaiser- 
lichen öffentlichen  Bibliothek  zu  Petersburg  aufbewahrt  wird. 
Sie  führt  den  Titel :  ,Sprawa  Chedoga  o  Mecze  Pana  Christus- 
sowey  Spyssana  Przes  Swietego  Lvcassa:  czo  Dobrze  obaczis 
pylno  czthacz:  Wtora  czescz  bendzie  o  narodzenyv  Ssyna  Bo- 
zego:  tudzies  o  chwalebnych  trzech  Krolech.  Liatha  bozego 
1544.  Jan  Las.  Pel.'  Den  Dialekt  dieses  Denkmals  zu  be- 
stimmen ist  nicht  möglich,  zumal  uns  diese  interessante  Hand- 
schrift nicht  im  Text  vorliegt  und  wir  unsere  Auseinandersetzun- 
gen nur  auf  die  Angaben  des  Herrn  Dr.  Kaiina  (Archiv  III, 
p.  1—66),  der  dieses  Sprachdenkmal  entdeckt  und  besprochen 
faaty  stützen  müssen.  Trotzdem  Dr.  Kaiina  gerade  auf  die  Frage 
nach  den  Nasalen  am  meisten  Fleiss  verwendet  hat,  sind  seine 
Angaben  und  noch  weniger  seine  Argumentationen  in  Folge 
seines  eigenthümlichen  Standpunktes  hierin  nicht  derart,  um  ein 
klares  Bild  von  dem  Stande  der  Nasalvocale  im  erwähnten 
Sprachdenkmal  zu  liefern.  Möge  ich  deshalb  entschuldigt  sein, 
wenn  ich  keine  genaueren  Ausführungen  als  die  folgenden  zu 
geben  im  Stande  bin. 

1.  Ein  neupolnisches  f  wird  vertreten: 

A.  In  Wurzeln  durch  a,  q,  e,  en,  und  zwar  kommen,  so 
viel  ich  aus  der  im  Archiv  gegebenen  Darstellung  schliessen 
kann,  die  Bezeichnungen  a  -{-  q  im  Allgemeinen  ebenso  häufig 
als  die  Bezeichnungen  e  -f-  en  vor. 

B.  In  Stämmen  (Verba  II.  Classe)  durch  e. 

C.  In  Worten: 

a)  aco.  sing,    subst.    fem.   mit   harten  Stämmen   duixh  q,  e; 

seltener  a; 
h)  in  demselben  Casus  der  subst.  fem.  mit  weichen  Stämmen 

durch  a,  (seltener)  f[,  (noch  seltener)  e; 


Sinai  als  ^  (d.  h.  er  ist  Smal  durch  q  ausp^odrUckt).  Daraus  sieht  man, 
(Uas  die  betreffenden  Pronomina  mq,  cq,  &q  gelautet  haben.  Der  8mal 
▼orkommende  Nasal  kann  hier  von  keinem  Belang  sein,  da,  wie  wir 
später  sehen  werden,  in  diesen  Formen  nie  ein  n  sein  konnte  und  man 
die  Smalige  Bezeichnung  des  q  (d.  i.  o)  als  felilerhafte  Bezeiclmung  für 
^  ansehen  kann. 


y<?s^  Leci«i«vski 

cj  in   demselben  Casus  der  pronooL  demonstr.    und  possess. 
adj.  nach  der  substantivischen  Declination  durch  e,*i; 
d)  Verba  1.  sing,  praes.  durch  a,  a. 

2.  Neupolnisches  tf  wird  ausgedr&ckt: 

A.  In  Wurzeln   wiederum   durch   a,   a   und    im   gleichen 
Masse  durch  e,  en. 

B.  In  Stämmen: 

a)  in  -rf -Stämmen  durch  q; 

b)  in  -m^n-Stämmen  durch  /j,  f. 

C.  In  Worten:  acc.  sing,  pronom.  pers.  durch  e. 

3.  Neupolnisches  o  wird  bezeichnet: 

A.  In  Stänmien  durch  a,  an,  a. 

B.  In  Stämmen: 

a)  Verba  11.  Classe  durch  a  ; 

h)  part.  praes.  durch  a,  an,  a;  in  Formen  auf  ety  kommt  t  tot. 

C.  In  Worten: 

a)  acc.  sing,  der  subst.  fem.  Sinf  ja:  n; 
h)  acc.  sing.  adj.  fem.:  n; 

c)  instr.  sing,  subst.  fem.:  a; 

d)  instr.  adj.  fem,:  <i; 

e)  Verba  3.  plur.  durch  a,  a- 

4.  Neupolnisches  io  wird  vertreten: 

A.  In  Wurzeln  durch  a,  an. 

Zur  Bezeichnung  der  Nasalvocale  sind  also  im  erwähnten 
Sprachdenkmal  folgende  Zeichen  angewandt  worden :  e  (en),  'j. 
a,  an ;  dass  e,  eu  den  neupolnischen  Laut  e  bezeichnet,  ist  selbst- 
verständlich. In  den  mit  e  und  en  bezeichneten  Fällen  kommt 
auch  wirldicli  im  Neupolnischen  ein  e  (resp.  tV)  vor.  Von  den 
beiden  anderen  Bezeichnuno:en  a  fan)  und  a  kommt  a  vor- 
wiegend  und  man  könnte  sagen  beinahe  ausschliesslich  in  den- 
jenigen Kategorien,  wo  im  Neupolnischen  o  vorzufinden  ist  vor. 
Es  ist  deshalb  der  Schluss  berechtigt,  das  Zeichen  a  drücke  da» 
Neupolnische  o  aus.  Die  Bezeichnung  a  endlich  dient  haupt- 
sächlich zur  Bezeichnung  des  neupolnischen  Lautes  e,  weniger 


'Der  Lantwerth  der  Nftsalvocale  im  Aitpolnischen.  889 

des  Lautes  q.  Welchen  Laut  kann  also  r^  repräsentiren  ?  Da 
a,  an  den  neupolnischen  Laut  q  und  e,  en  den  neupolnischen 
Laut  f  bezeichnet,  so  kann  q  nur  noch  den  Laut  q  (wie  er  in 
den  schlesischen  Mundarten  lebt)  bezeichnen.  Einen  anderen 
lautlichen  Werth  ihm  zu  substituiren,  ist  unmöglich.  Wir  haben 
also  auch  in  ,Sprawa  Chedoga'  die  drei  Nasallaute  (i,  e,  q  zu 
unterscheiden,  und  zwar  findet  sich  (f.  fllr  neupolnisches  f  vor 
in  fast  gleichem  Masse  wie  f  selbst;  fiir  neupolnisches  q  kommt 
(f,  nur  noch  sporadisch  vor.^ 

V.  Dialektischen  Charakter  trägt  ein  drittes,  aus  dem  An- 
fange des  16.  Jahrhunderts  stammendes  Sprachdenkmal,  heraus- 
gegeben und  besprochen  ebenfalls  von  Dr.  A.  Kaiina  unter  dem 
Titel:  ,Artykuly  prawa  magdeburskiego^^  Auch  über  die  Hei- 
mat des  Dialektes  dieses  Sprachdenkmals  etwas  Bestimmtes 
auszusagen  ist  unmöglich,  da  alle  Daten  fehlen.  Man  weiss 
nicht,  woher  der  Verfasser  des  Denkmals  stammte,  noch  wo 
dasselbe  verfasst  wurde.  Aus  dem  Umstände,  dass  in  Krakau 
der  Hauptsitz  der  polnischen  Jurisprudenz  war,  und  dass  dort 
gelehrte  Universitätsprofessoren  des  Rechtes  wirkten,  könnte 
man  vielleicht  der  Ansicht  sein,  dass  dieses  Sprachdenkmal  in 
einem  der  kleinpolnischen  Dialekte  geschrieben  ist.  Wenn  auch 
die  Frage  darnach  für  uns  sehr  wichtig  ist,  so  hat  sie  keinen 
so  grossen  Werth  als  die  Thatsache  selbst,  dass  wir  überhaupt 
einen  von  den  Dialekten  vor  uns  haben,  was  keinem  Zweifel 
unterliegen  kann.  Da  die  Besprechung  der  Nasallaute  in  ,Ar- 
tykuly  prawa  magdeburskiego^  von  Dr.  A.  Kahna  ebenfalls  an 
dem  Fehler  leidet,  den  wir  vorher  hervorgehoben  haben,  und 
wir  den  Text  besitzen,  so  fanden  wir  es  ftir  rathsam,  eigene 
Untersuchung  in  dieser  Hinsicht  anzustellen;  dieselbe  ergab 
folgende  Resultate: 


1  Was  die  Pron.  pers.  anbetrifft,  so  lässt  sich  hier  we^en  der  mangel- 
haften Bezeichnung  der  Nasalvocale  nichts  Genaueres  aussagen.  Da 
in  diesen  Formen  kein  a  vorkommt,  so  kann  man  daraus  höchstens 
schliessen,  dass  sie  ma,  ca^  Sa  nicht  gelautet  haben.  Man  hat  wohl  m^, 
ie^  4^  gesprochen. 

2  Vgl.  Rozprawy  Akad.  Um.  w  Krakowie,  Bd.  VUI,  ö.  227—318. 


HOO  Leciejowski. 

1.  Neupolniöches  e  ist  vortreten: 

A.  In  Wurzeln:  ^ 

a)  durch  em  (vor  Labial) :  postempkow  (Uebersclirift)  ;  pontem- 

2)ycz  27,    vysteinpku  21  j    vystempkijem  33,   renikoyenuitwo 
21  y  4ü-,  im  Ganzen  ümal; 

b)  durch  en  (dental.  guttui\) :  hendzye  3,  lü,  24,  25,  38  (2mal), 

51,  renczy  39,  48  (2mal),  51,  vypendaly   (vyp^doli);  im 

Ganzen  78mal. 

B.  In  Worten: 

a)  acc.  «ing.  subst.  fem.  auf  -a,  -ja-; 

a)  durch  e:  dzyioke  (d'evk^)  18,  glowe  23  (3mal),  lyczbe  36; 

im  Ganzen  28mal; 
ß)  durch    a    (was    höchst    wahrscheinlich  ein  Fehler  ist): 
gerad  15; 
h)  acc.  fem.  pronom.  «;  the  25;  im  Ganzen  Imal. 

2.  Neupolnisches  i^  ist  vertreten: 

A.    In  Wurzeln: 

a)  durch  en:   czenszcz  11)  (2mal),   47,    czenaczy   19,  dzyesaemz 

(d'e^cc)  31;  im  Ganzen  3 Imal; 

b)  durch  e;  wnsala  14  (2mal);  im  Ganzen  2mal; 

c)  durch  on:  swonthy  (=  svety)  28. 

B.  In  Stämmen  (r^-Stämmen) : 

a)  durch  en:  im  Inlaut:  bydlencza  51  (2mal);  im  Ganzen  2mal. 

b)  durch  e:  im  Auslaut:   bydle   51   (Smal);  im  Ganzen  3mal. 

C.  In  Worten,  acc.  sing,  pronom.  person. : 

a)  durch  e;  ssye  1,  4,   10,  23,  24,  27,  28,  29,  30,  35,  40,42, 

sye  18,  25  (2mal),  30  (2mal),  34,  35,  39  (2mal),  43,  12, 
21,  2,  47;  im  Ganzen  20mal. 

b)  durch  a:  sya  4,  8,  9,  10  (2mal),  18,  9,  13,  14,  ssya  16  (3mal), 

88y(i  2,  4  (2mal),   5,  8,  1(5,  17,  18;  im  Ganzen   20mal. 

^  Dio  den  Citatoii  boigefügte  Zalil  gibt  den  betreffenden  Paragraph  de» 
Originals  an,  wu  das  angeführte  Wort  zu  tinden  ist.  Ich  habe  aiu 
Druck-  und  Veroinfachungsrücksichten  in  der  vorliegenden  Abhandlung 
dio  Zftichon :  y  durch  ^,  S  durch  c,  f  und  g  durch  *,  fz  durch  «:,  of  durch 
fi,  ^  durch  e  ersetzt,  da  dadurch  dem  Lesen  der  angeftlhrten  Worte,  be- 
sonders bei  unserem  Bedarf  kein  Abbruch  gethan  wird. 


Der  Lüatwerth  der  Nasalvocale  im  Altpolnischen.  891 

3.  Ncupolnisches  ^  ist  vertreten: 

A.  In  Wurzeln: 

a)  durch  un:  funthy  (Pfund)  16,  hundby  (b^d'by)  33,  »und  51; 

im  Ganzen  lömal. 

b)  durch  en  (wohl  ein  Fehler):  sendowemu  (sodovemu)  30. 

c)  durch  an:  mansz  15  (2mal),  19  (5mal)  21,  39,  •ponyekand 

13,  zlanczenyra  19;  im  Ganzen  llmal. 

B.  In  Stämmen : 

a)  suff.  -IUI'  durch  an:  przyczysznancz ;  im  Ganzen  Imal. 

b)  Part,  praes. : 

oi)  durch  un:  powyedayuncz  4,  mayunczy  7,  mayvnczy  33, 
37,  nalyczunczy  22,  lyczunczy  31  (2mal),  lyczunczego  32, 
stoyunczy  31  (2mal),  stoyvnczego  32,  russayvnczy  32, 
goruncze  21  j  gorunczy  27;  im  Ganzen  14mal. 

ß)  an :  spratvuyancz  28,  gorancze  27 ;  im  Ganzen  2mal. 

y)  ^f«  ^yw/'y^^cz  7;  im  Ganzen  Imal. 

C.  In  Worten 

a)  acc.   sing.   fem.   adj.  nach   der  zusammengesetzten  Decli- 
nation: 
a)  durch  u:   nyevydomu  16,  zasthalv  16;  im  Ganzen  2mal. 
ß)  durch  a:    kthora  16,  podtrzana  18,  trzyecza  19  (2mal), 
wszelka  24,  kradzona  40;  im  Ganzen  6mal. 
6^  instr.  sing,  subst.  fem.: 

a)   durch  a:   braczya    14,   35;    blyszkozza    (blisko^cq)    35; 
pracza  19;  j-enfa»  24;  syosthra  (?)  15;  przysaenga  43; 
im  Ganzen  7mal. 
ß)  durch   w;   rewiw   47;   rzeczu  30,    r^nw  26;   im  Ganzen 
3mal. 
cj  instr.  sing.  adj.  fem.: 

a)   durch    a :   vydana  (?)    15 ;    wlaszna    (vlasw^J    24 ;    im 

Ganzen  2mal. 
ß)  durch  u:    spolnu  (spölng)    47,    kthorv  30;    im    Ganzen 
2mal. 
d)  instr.  pronom. : 

diu'ch  a:  soba  (sob^)  23;  sznya  (=  z  no)  19;  im  Ganzen 
2mal. 


(jJ2  Leciejewski 

e)  3.  plur.  praes.: 

a)  durch  a :   moga    1,   7,  43  (2iiial) ;  przyzwola    1 ;    przy- 

cliodza  2;  im  Ganzen  25mal. 
ß)  durch  cf.  (cf) :  moga  28,  vynuyq  12,  przyaluszc^  21,  zaka- 

ruyij,  28,  'przyq,  43;  im  Ganzen  5aial. 
y)  durch  u  (v) :  ssu  (sunt)  2,  szu  (sunt)  35,  schv  (sunt)  2, 

16,  30  (2mal)  31,  43  (2mal),  ydv  2,  28,   Jyoru  2,  45, 

mayv  2;  im  Ganzen  61mal. 

Neupolnisches  19  ist  nur  in  Wurzeln  vertreten: 

a)  durch   an :   xang   (in    der  Ueberschrift)  prsyssancz  4,   16 

(2mal),  46  (3mal)  49,  vrzyand  8,    16,  porzandnym  43, 
ohwyamek  49;  im  Ganzen  12mal. 

b)  durch  a:  wssal  (=  v^qI)  36  (2mal). 

c)  durch  un  (vn):   vrzund  21  y  przyssvngssy  9,   przysuncz  25, 

30,  wssun  (v£ot)  19;  im  Ganzen  5mal. 

d)  diu'ch  u  (v):   czugnye   (6qghe)  9,  przeyvl  40;   im  Ganzen 

2mal. 

e)  durch  r^  (q):  icyqzany  11,  pyenyqdze  17,  32,  pyenc^izy  16] 

im  Ganzen  4mal. 
Wenn  wir  nun  die  Bezeichnung  der  angeführten  Zeichen 
näher  betrachten,  so  sehen  wir  vor  Allem,  dass  sie  in  zwei 
Classen  zerfallen,  und  zwar  in  solche,  die  den  Nasalconsonanten 
hinter  sich  haben  (en,  an,  un)j  und  in  solche  ohne  den  Nasal- 
consonanten {e,  a,  iij  u);  die  ersten  kommen  im  Inlaute,  die 
zweiten  im  Auslaute  vor,  ein  Beweis,  dass  die  Nasalvocale  im 
Auslaute  noch  vollständigen  Rhinesmus  besassen,  während  sie  im 
Inlaute  bereits  in  einen  hellen  Vocal  und  den  betreffenden 
Nasalconsonanten  zerfallen  waren,  dass  man  den  letzten  deut- 
lich unterscheiden  und  in  der  Schrift  entweder  als  ,m^  oder  / 
bezeichnen  konnte.  Die  phonetische  Seite  dieser  Nasallaute 
lässt  sich  ziemlich  leicht  bestimmen ;  dass  nämlich  e  (29mal 
flir  r,  33mal  für  ie)  und  en,  em  (93mal  für  e,  35mal  für  tf)  den 
Nasallaut  r  (rcsp.  iV),  und  dass  v,  u  (im  Ganzen  68mal  fär  (?; 
2mal  für  i(^)  und  un  (29mal  füi*  o,  5mal  für  iq)  den  gepressten 
9  (^)*  resp.  io  (10  bezeichnen,  gibt  jeder  zu.  Es  könnte  nur 
Zweifel  sein ,  welche  Laute  durch  a  (im  Ganzen  Imal  für  f» 
42mal  für  <^  und  2mal  für  i^),  an  (13mal  für  (>  und  ISnial  ftr 
io)  und  cj,  (4mal  für  i^)  ausgedi'ückt  werden  sollen.    Der  Um- 


[Xi  Ualwuth  4«  Nh^t«!*  In  AltrolnlKben.  893 

staut! ,  dasö  rj  «uch  danii  verwendet  wird,  um  das  gepresste 
a,  d.  i.  M  uuBzudrllcken,  z.  B.  zachowt^  17,  gprawq  25,  zoni^  39, 
nryli-n  lü  etc.,  zeigt  uns,  dasB  /j.  den  gepreaeten  Nasallaut  q 
('2)  bezeichnet.  Jetzt  ist  es  klar,  dasa  a  (reap.  an)  nur  den 
hellen  i|-  (resp.  (<(-)  Nasallaut  bezeichnen  kann.  Dafür  spricht 
auch  die  Anwendung  von  a  im  acc.  arng.  der  prouom.  pcrson., 
wo  ein  \i  (welchen  Laut  man  den  a  noch  hllchstcns  vindiciren 
künnte)  niemals  vorkommen  kann. 

Somit  hat  die  Mundart  des  Denkmals;  Artykuly  prawa 
magdeburakiego'  folgende  Nasallaute:  f,  g,  'J,  ((.;  berücksichtigt 
man  noch  die  Weichheit  dieser  Laute,  so  erhält  man  folgende 
Nasalvocale :  f,  if ,  g,  ig,  ^,  if,  wjt.  Die  Laute  sind  folge nderm aasen 
vertheilt:  An  Stelle  des  neupulniscben  f  kommt  auch  in  diesem 
Sprachdenkmal  überall  ein  f  vor;  das  neupolnische  tf  wird 
ebenfttllB  durch  «f  vertreten,  nur  im  acc.  sing,  pronom.  person. 
kommt  (Vf  neben  te  vor,  und  zwar  im  Verhältniss  von  20  :  2Ü, 
also  beinahe  noch  gleichmäasig.  Das  neupolnische  ^>  wird  in 
unserem  Denkmal  entweder  durch  g  oder  durch  ^,  aber  auch 
durch  'f  vertreten,  und  zwar  steht  der  letzte  Laut  im  Verhält- 
nisse zu  den  beiden  g-  und  ^-Lauten,  wie  55:103,  d.i.  l:ä, 
ist  also  noch  ziemÜch  stark  vertreten. 

Das  neupolniscbe  ig  ist  vertreten  ebenfalls  durch  t'g  (4mal), 
lg  (7mal)  und  iVf  (14mal);  somit  verhält  sich  ^  zu  g  und  j/ 
Avie  14:11,  das  heiast  der  häufigere  Vertreter  vom  neupolni- 
achen  i'j  ist  i'j.i 

VI.  Einen  dem  Stande  der  Nasallaute  in  der  neupolni- 
sclien  Volkssprache  ähnlichen  Charakter  zeigt  der  Dialekt  eines 
Liedes  von  der  heiligen  Jungfrau  Maria,  dessen  Original  sich 
gegenwartig  im  Besitze  dea  Directore  dea  Oasolii^ski' sehen  In- 
stitutes, Dr.  Woj.   Kc'trzynBki,  befindet.  Da  Prof  Dr.  L.  Mali- 

IWos  die  Form  dea  aui:.  Hing,  pruuoni.  periton.  uabetriSl,  so  ist  bereits 
uhoa  gesagt  wordou,  ilnsa  «ie  theils  ie  (denn  uur  die  3.  Person  Icoinml 
vor),  tbeils  iii  gelautet  hat,  und  ewot  kummeu  beide  Formen  zieuiliuli 
gleich  oft  vor.  Einen  Unterschied  Ewiachen  den  beiden  Formen  xii 
uuiiBUitireii  int  Dicht  möglich,  da  sie  unter  gleichen  Bedingungen  ge- 
braacht  werden.  FUr  unsere  Uutersuuhuug  ist  oh  hOchst  wichtig,  dass 
der  I>ant  ia  eich  gersde  hier  erhnlten  h&t,  während  er  in  den  anderen 
Kalegoricn  beroit:>  vcrscLnuuden  ist. 


894  Leciejewaki. 

nowski  dieses  kleine  Sprachdenkmal  bereits  besprochen  hat,' 
so  brauche  ich  nur  seine  Resultate  zu  wiederholen.  Nach  ihm 
ist  ausgedrückt: 

A.  Neupolnisches  f  (acc.  sing,  subst.)  durch  e:  drogt, 
tnatke,  chwale  (hval^). 

B.  Neupolnisches  iV  durch  e: 

a)  in  Wurzeln:  naswietsza,  suietasz,  suethy,  nad  tmetimi,  po- 

czety,  poczela,  tcszielay 

b)  in  m^w-Stämmen:  pUemiey 

c)  in   acc.    sing,    pronom.    pers.  :   przesz    czie,    nad  czie,  $ie. 

C.  Neupolnisches  o: 

a)  in  Wurzeln  durch  u:  bucz  (b^cT), 

b)  in  part.  praes.  act.  durch  u:  tcszeckmoguczyj 

c)  in  Worten: 

a)   acc.    sing.    adj.    fem.    durch   u:  peunu  (peln^),  wdku 

h)  instr.  sing,  pronom.  pers.  durch  q:  stob<^ 
y)  Verba  3.  plur.  praes.  durch  q:  9z^i  (sunt). 

D.  Neupolnisches  iq  in  Wurzeln  durch  u:  tcsziul. 

Wir  haben  somit  folgende  Zeichen  fiir  die  NasalUute: 
e,  q,  u.  Dass  e  den  Laut  e  und  u  den  Laut  ^  (t^)  bezeichnet, 
unterliegt  keinem  Zweifel;  welcher  Lautwerth  ist  aber  dem 
Zeichen  a  zuzuschreiben?  Aus  dem  Umstände,  dass  dieses 
Lied  bereits  den  Laut  o  (u)  besitzt,  der  aus  einem  q  (([)  ent- 
standen ist,  glaube  ich  schliessen  zu  können,  dass  a  den  Laut 
o  (q)  ausdrückt.  Daher  besitzt  dieses  kleine  Sprachdenkmal 
die  Nasallaute:  t- ,  o  Oi)  und  dessen  weitere  Entwicklungs- 
stufe  ö  (h), 

Professor  L.  Malinowski  spricht  auf  Grund  der  Bezeichnung 
e  die  Vermuthung  aus,  dass  die  Sprache  dieses  Liedes  die 
der  pommerschen  Kaszubcn  ist,  weil  dieselben  heutzutage  em 
altslov.  a;  (ueupolniseh  r  und  o)  neben  anderen  Lauten  (V,  2>  1^ 
auch  als  u  und  ein  altslov.  A  (^neupoln.  iV,  lo)  auch  als« 
sprechen.  Die  Gründe  für  diese  Vermuthung  sind  nicht  stich- 
haltig;   denn  erstens  darf  man  den    heutigen  Stand  der  Kasal- 

*  Vgl.  L.  Malinowski:  ,Sladj  dvjalektyczne  w  oznaczaniu  samogtosek  n»* 
sowych  w  kilku  zabytkach  iezyka,  polskieg^  XV,  XVI  wieko,  in  Koip^- 
Akad 


Dor  Lautwerth  der  Nasalvocale  im  Altpoloischen.  895 

laute  nicht  als  Massstab  fiir  die  Nasal vocale  vor  circa  260  Jahren 
nehmen;  zweitens  ist  die  Bezeichnung  w  nicht  w,  sondern  ^  (q) 
und  e  als  f  zu  lesen,  wozu  das  Zeichen  ci  uns  nöthigt.  Dass 
nändich  (^  einen  Nasallaut  bezeichnet,  kann  nicht  bezweifelt 
werden;  dies  wäre  aber  nicht  möglich,  wenn  ?^,  welches  ja  aus 
einem  9  (([)  entstanden  ist,  seinen  Rhinismus  verloren  hätte; 
denn  dann  müsste  ja  9  schon  früher  seine  nasale  Aussprache 
eingebüsst  haben.  Aus  diesem  Grunde  glaube  ich  e  imd  u  als 
f  und  ^  (q)  lesen  zu  müssen.  Ist  dies  aber  der  Fall,  dann 
ist  der  Dialekt  unseres  Liedes  in  keiner  Hinsicht  der  kaszu- 
bische.  Dem  steht  auch  der  Umstand  entgegen,  dass  wir  in 
der  Sprache  des  obigen  Liedes  keinen  Laut  <i  vorfinden,  der 
in  Hinsicht  der  Nasallaute  im  Kaszubischen  stark  vertreten 
ist.  Ich  vermuthe  in  diesem  Liede  eher  den  kleinpolnischen 
als  den  kaszubischen  Dialekt.* 

YII.  Den  grosspolnischen  Dialekt  bietet  uns  das  Sprach- 
denkmal: ,Magisti'a  Jana  z  Szamotui,  dekretöw  doktora,  Pater- 
kiem  zwanego  Kazania  0  Maryji  Pannie  czystdj',  herausgegeben 
von  Prof.  L.  Malinowski  (in  Sprawozdania  komisyji  jezyko- 
wdj  Akad.  Um.  I,  S.  161 — 294).  Da  der  Verfasser  dieser 
Predigten,  Magister  und  Dr.  Joh.  Paterek,  aus  Grosspolen,  und 
zwar  aus  Szamotuly  (heutzutage  Samter  genannt),  einer  Stadt 
der  Provinz  Posen  stammte  und  sein  Werk  in  Grosspolen  ent- 
standen ist,  wie  der  Ort  seiner  Aufbewahrung,  nämhch  die 
Stadt  Thorn,  bezeugt,  so  dürfte  unsere  Behauptung  in  Betreflf 
der  Mundart  dieser  Predigten  begründet  sein. 

Die  Predigten  müssen,  wie  Prof.  L.  Malinowski  gezeigt 
hat,  in  den  Jahren  1504  —  1519  entstanden  sein.  Da  der  Text 
ziemlich  umfangreich  ist  und  in  allen  seinen  Theilen,  besonders 
in  der  Bezeichnung  der  Nasalvocale  einen  einheitlichen  Cha- 
rakter zeigt,  so  haben  wir  uns  auf  grössere  Auszüge  beschränkt; 
wir  untersuchten  die  ganze  erste  Predigt  (S.  171 — 185)  und 
den  Anfang  der  dritten  (S.  237 — 247)^  d.  i.  den  vierten  Theil 
des  ganzen,  über  100  gi'osse  Octavseiten  umfassenden  Sprach- 
denkmals. Die  beigefügte  Zahl  gibt  die  Seite  der  Krakauer 
Ausgabe,  wie  sie  in  den  ,Sprawozdania'  uns  vorliegt.  Unsere 
Untersuchung  ergibt  folgende  Resultate. 

1  Acc.  sing,  pronom.  pers.  zeigt  nur  die  eine  Form  nie,  6e^  6e. 


B.  In  Summen: 

Verba  IL  CIjÄge  durch  m    omjl  :  $taa»^  2-k>.  ßa^ila  :M$, 

177. 

C.  In  Worten : 

41;  acc.  *ing-  mbst.  fem.  auf  -<i,  -^ii^  dareh  'S  .- 

«irdb«!  176.  AmL,\  1^5.  543.  J«»;  175,  ±41    tmA\tAi, 

•ittjeri^i   173:  im  Ganzen  iVm^L 
h'j  acc.  sieg.  proLom.  fem.  dorch  *\  <17mjJ  : 

fÄ.1  172,  173.  171*.  1>1   2mal\  M  1^2  Anal,  ±41,245. 

246  ,3mAl .  247  ».2mjJ;,  o»ti  1^5,  liroyi  175,  1:?1. 
Cj  Verb.  1.  sing,  dorch  -i: 

h'id^i  171,  244,  <hcsß\  171,  175,  czyuyi  171«  mesymyt  241; 

im  Gjmzen  35mjd. 
Der    neapohiische    VocjJ  f   ist    abo    in  diesem    Spn«h» 
denkmal  ohne  Ausnahme  durch  ti  wiedergegeben. 

2.  Neupolnisches  iV  isi  vertreten: 
A.  in  Wurzehi: 

a)  durch  't  '«'fy.*  cz^utu  172.  179,  cz^Mocry  184,  237,  lüsjf- 
cuyacz  1>1^  237,  cz3^fMcA:o«rcz^c]  240,  cr^MdL*<Mcc?y  240, 
y*l=yk  181 ;   im  Ganzen  2l*2nial. 

6;  durch  a:  r^/42  irifjitaj  177  (^nur  Imal'. 

B.  In  Stämmen: 

a)  -f /-Stämme  durch  'i  2ma]:  £jwy<pi  173,  177; 

&^  -trij-Stämme  durch  'i  2mal:  znamytt  172  ^2mal),  yniya  247. 

C.  In  Worten^  acc.  sing,  pronom.  pers.: 

a)  durch  a:  mya  172,  ISl,  182  [2msA\  1S3,  237,  csyn  177, 
181,  184  (2mal),  185,  240,  244,  sya  171  (Gmal), 
172^3mal),  173  |,3mal),  174  (2niÄl),  175.  (3mal),  176 
(7mal),  177  ^^3mal),  178  (4mal),  179  (4mal),  180  (lOmal), 


Der  Lantwerth  der  NasaWocale  im  Alipolnischen.  o97 

181  (3mal),  182(4mal),  183  (2mal),  184(2mal),  237  (6mal), 
238  (7mal),  239  (2mal),    240  (2mal),    242,   243  (mal), 
244  (7mal)  245  (4mal),    246  (6mal),    247  (6mal),    175, 
183,   246,   sq  {=6q)  175; 
b)  durch  a:  sya  175. 

Mit  AusDahme  zweimaligen  Vorkommens  von  a  (was 
sicherlich  ein  Fehler  für  q,  ist)  wird  das  neupolnische  ff  immer 
durch  iq>  ausgedrückt. 

Neupolnisches  2  wird  vertreten: 

A.  In  Wurzeln : 

durch  q:  bqdz  239,  blqdzycz  177,  blqdzy  241  ,  dostqpycz 
244,  zynqd  238,  lostqpy  242,  stqpyl  242,  243;  im  Ganzen  45  mal. 

B.  In  Stämmen: 

a)  Verba  11.  Classe  durch  q  7mal:  dolknql  178,  ogamqcz  179, 

stanql  247,  utonqcz  172,  unyknqcz  245,  zamknql  173,  179. 

b)  Part,  praes.  durch  q:  bqdqcz  178,  239  (2mal),  vyznatmyqcz 

241,  wschodzqczey  176  (2mal),    wszechmogqczy  238,   zay- 
rzqdz  (fUr  zairzqxi  =  invidens)  244;  im  Ganzen   63mal. 

c)  in  Suff,  auf  f<-  durch  q:  zwyerzqtkach  247. 

• 

C.  In  Worten  : 

a)  durch  q:  acc.  sing,    subst.  fem.    auf  -d,  -ja:  maryq    173 

(3mal),  179  (2mal),  181,  241,  243,  245,  246;  im  Ganzen 
lOmal. 

b)  acc.  sing,  pronom.  fem.   zusammengezogene  Form  5 mal: 

swq  173,  181;  thwq  174,  241;  twq  245. 

c)  acc.  sing.  adj.  fem:  angdskq  244;    boskq  279,  238;   bozq 

178,  238,  239;   czlouyeczq  238,  244;  im  Ganzen  55mal. 

d)  Instr.  sing,  subst.  fem.:  boleszczyq  240;   chwalq  237,  245; 

czyqszkoszczyq  240'^  czystoszczyq  118^  185,  237;   dobroczq 
243;    im  Ganzen  66mal. 

e)  Instr.   sing.   adj.   fem.:   bozq  171,    177;    czystq  182,    184; 

grzesznq  182;  ktörq  173,  174;  im  Ganzen  40mal. 

f)  Verb.  3.  plur.  praes.:  bqdq  183  (3mal),  246;   byuayq  184, 

240;  bronyq  180,  douodzq  241  (2mal),   gardzq  183;    im 
Ganzen  43mal. 


HÖH  Leci^jewiki. 

g)  Instr.  prononi.   pcrs.  4mal:  mnq  183,   tobq  176,   177,  185. 

Also  auch  das  neupolnische  o  ist  überall  durch  q  wieder- 
gcp^cben. 

Neupolnischcs  io  ist  vertreten: 

A.  In  Wurzeln  : 

durch  n  (iq):  f^'^y^^y^i^!/  l^H,  170,  dzyewffqthy  178,  171), 
Jdyrithwy  181,  ksyrtf^zki/ WJ  (ßm&l) ,  kfn/f[zrf.  172,  177;  im  Ganzen 
78inal. 

B.  In  Worten: 

durch  fi:  yff,  172  (2mal),  174  (2mal),  nyq  176,  178,  244, 
247;  im  Ganzen  31maL 

Daraus  ersieht  man,  dass  auch  neupolnisches  i^  durch  in 
wiedergepjeben  wird;  somit  werden  die  beiden  neupolnischen 
Laute  f  und  f^,  wenn  man  die  Weichheit  ausser  Acht  Iftsst, 
durch  eine  und  dieselbe  Bezeichnung,  nämlich  q  wiedergegeben, 
d.  h.  sie  wurden  gleich  ausgesprochen,  sie  lauteten  gleich. 
Welcher  Laut  ist  nun  damit  gemeint?  Da  der  Laut  f  unmög- 
Hch  durch  q  wiedergegeben  sein  kann,  ebenso  wie  ein  e  nie 
durch  0  ausgedrtlckt  werden  kann,  so  kann  q  höchstens  die 
Laute  fj.  oder  f[  l)cdeuten.  An  die  bekannte,  in  Drucken  des 
10.  Jahrhunderts  angewandte  Regel,  nach  der  man  mit  a  das 
polnische  a,  d.  i.  d  bezeichnete,  zu  denken  und  daraus  zu 
folgern,  dass  hier  ff,  auch  q  bedeute,  ist  nicht  statthaft,  da 
die  Predigten  des  Paterek  kein  gedrucktes,  sondern  ein  hand- 
schriftliches Sprachdenkmal  sind  und  eine  von  den  gedruckten 
Büchern  (z.  B.  MarchoH)  ganz  abweichende  Orthographie  auf- 
weisen. Auch  wäre  es  schwer  zu  glauben,  dass  ein  neupolni- 
sches e  im  grosspolnischen  Dialekt  am  Anfange  des  16.  Jahr- 
hunderts als  q,  d.  i.  <^  ausgesprochen  wurde.  Das  Zeichen  q 
muss  desshalb  einen  Laut  vertreten,  der  sowohl  f,  als  q  be- 
zeichnen kann  und  zugleich  der  graphischen  (a  zur  Grundlage 
habenden)  Bezeichnung  entsprechen  muss.  Die  beiden  vorher- 
gehenden Sprachdenkmäler,  sowie  vor  allem  die  kaszubischen 
Dialekte,  zeigen  zur  Evidenz,  dass  dieser  Laut  nur  der  Nasal- 
laut q  sein  kann.  Mithin  kennt  der  (grosspolnische)  Dialekt 
des  Paterek  nur  den  Nasallaut  q  (d.  i.  q  und  iq).    Dieser  Laut 


Der  Itantworth  der  NasaWocale  im  Altpolnischon.  809 

ist  in  dieser  Mundart  der   ausschliessliche  Vertreter  aller  neu- 
polnischen Nasallaute.  1 

VIII.  Ganz  denselben  Stand  der  Nasalvocale  zeigt  ein 
anderes  aus  derselben  Zeit  stammendes  Sprachdenkmal,  nämlich: 
,Wigilie  za  umarle  ludzie',  veröflfentlicht  von  Prof.  W.  Nehring.^ 
Das  Manuscript  befindet  sich  in  der  Gräflich  Krasiiiski*schen 
Bibliothek  in  Warschau.  Das  Papier  hat  die  Wasserzeichen: 
Krone  und  Ochsenkopf,  welche  nach  Estreicher  aus  dem 
Jahre  1519  stammen.  Die  Handschrift  zeichnet  sich  durch 
Sorgfalt  und  Eleganz  der  Sprache  aus.  Prof.  W.  Nehring  be- 
merkt in  dieser  Beziehung  unter  Anderem  Folgendes:  ,Auch 
die  durch  Consequenz  sich  auszeichnende  Orthographie  spricht 
dafUr,  dass  das  Büchlein  von  einem  im  Schriftthum  geübten 
Manne  herrührt'  (Archiv  VII,  291).  Um  so  zuverlässiger  kann 
man  sich  also  auf  die  Orthographie  dieses  Denkmals    stützen. 

Die  Frage  nach  der  Bezeichnung  der  Nasalvocale  stellt 
sich  folgendermassen  dar: 

1.  Neupolnisches  ^  ist  ausgedrückt: 

A.  In  Wurzeln : 

a)  durch  q:  bqdq  (1.  sing.)  A  294;   E  15;    bqdq  (3.  plur.)  24  2; 

szqdzya  (s^d'a)  7 12;    vdrqczayqcz  A  296;    wnqthrznoszczy 
A  298;   wazoicye  (v^zove)  148 10;   im  Ganzen  47mal. 

b)  durch  qn:  bqndq  (b^d^)  58,  6  e,  odpr^ndzy  94  4 ;  roszpqndzy 

5 12;  im  Ganzen  14mal; 

c)  durch  an  (vor  Dentalen,  Guttur.) :  bandq  (1.  sing.),  A  297 

53,  54;  szandze  (s^d^e)  148 11;  im  Ganzen  47 mal; 

d)  durch  am  (vor  Lab.)  Imal :  zambyech  A  296. 

B.  In  Stämmen  der  Verba  11.  Classe : 

durch  q  6ma,l :  pragnqla  41 2,  622;  przemynqli  (fem.)  A  296; 
ogarnqli  39 17;  sczisnqli  39 17;  sgynqla  E.  20. 

1  Die  Form  des  Acc.  sing,  pronom.  pers.  hat,  da  8ie  nur  als:  myq,  czt/q, 
9yq  geschrieben  vorkommt,  mq^  6q,  Sq  gelautet. 

^  Die  Psalmen  dieses  ^Officium*  hat  Prof.  Nehring  in  seiner  Ausgabe  des 
Florianer  Psalter  (vgl.  unten),  die  prosaischen  Theile  im  Archiv  VII, 
8.  291 — 298  herausgegeben.  Den  Psalmen  fügen  wir  die  Zahl  des  be- 
treffenden Psalmes,  den  im  Archiv  abgedruckten  Theil  die  Sign.  Ä  unter 
Begleitung  der  betreffenden  Seite  des  Archivs  bei. 


900  L«ciejew»kL 

C.  In  Worten: 

a)  acc.  sing,  subst.  der  -a-,  ^'a-DecImadon  dvrrb  ^-  v^ 

1 131  nogq  A  294;'  oby€Üq  26  ii;  yrifUfC^i  Ä  3Sli:  po- 
9zqg<i  (prisege)  A  297;  im  Gbunxen  oObuI: 

6)  Acc.  sing,  pronom.  poss.  fem.  durch  q  ä^mal:  Mfs  A  94 
i3ma]\  A  295:  twoyq  A  295,  39  u:  saK^jja  39  ä: 

c)  Verba  1  sing.  prae«.  dorch  q :  iqdq  A  3IW.  E  15:  » 
bronyq  39 u:  zaplonq  9Zjf<l  24 1;  ^mocwi  6«:  saqf«  %rr, 
vivo)  A  296;  im  Grenzen  &fanaL 

2.  Neupolnisches  iV  ist  wiedergegeben: 

A.  In  Worzefai: 

durch  q:  czyqska  ^cezka)  A  294;  yaz£fey  5u:  «J^p«^>  E.  li: 
OKryqdz^  (otf^Xt)  24  ii:  poczqtego  A  295:  zmgpnfa^  .aaiiK»^'' 
39*i:  im  Cranzen  30mal. 

B.  In  Stämmen: 
a}  in  «^-Stämmen: 

i)  durch  'i  4mal :  dzyeczffn  A  297 :  kxyqsq^a  14>  ti :  pinen 

IL   15:  *Hry*!rzqta   14-Si»: 

^]   durch  qn   InuJ:  kxyqtsqnty  A  295: 

7)  durch  an  InuJ:  kryqszanly  A  295; 

b'  in  m^nStajnmen  durch  q  im  Ganzen  lOmal:  jy^f^  'j^J 

A  2t>>.  5:4. 

C.  In  Worten: 

Aco.  sinz-  pronom.  p-rrs.  «iurch  'i :  mt^q  A  694<^12nul .  A  ?A^ 
-^mal  ,  A  Ä»:>  i:>m:il  .  A  2i>7  ^raafi,  A  20^  2malK  y4-«-  5...  ^: 
.2Tiiar.^i,^>4.T:  :3mÄl.7i,22i  2mAl  ,  22i,  22i.  22*,  24i.?4i 
.2tnAl  ,24:^.  24i.^  24-.  2^>»  ±n^  ,  2^?i.K26ii,  26u  ,201*:.*:*. 
2^>i:.  ^^^i-^  2=iaJ,  oi^i  :>i»i,  S*:^.  X' ir  :  2nialX  39 1-^,  39i^ -^»n- 
WiK  41  ij.  E  13  2mÄl  .  E  15.  E  U\  E  23:  czyn  A  297,  Ai*^ 
,2aiÄl\  7:.  24 :i.  24-.  2^>:i.  :3:.'i:i,  E  21  12010!^,  12!94:  *:yi  Ai^ 
oniAl.  A  Ä^5  oddi  ,  A  2»>>  ..^niAl ,  A  297  rimsd),  A  29:?  4mil'. 
^1.  iUi.5:.  5u  2niAi\  ^i.  ot.  f>-,»6i'>    ^maTK  7igy  7 12.  Tu*  ^J'« 


p«>siiisti  ia  ::  ^r^]  pelem  aeoni     ♦>£    ienmct.   lect.    ÜT)  wird  rr^a  P^ 
N^hrtajt  Irrthiiilrca  als:  j*}hjij%^  nsil«?  ottcaat  moim  fgleiwn:  *ieb«**' 


Der  Lantwerth  der  Nasalvocale  im  Altpolnischeo.  901 

7 18,  224,  24 1,  242,  24 12,  24 13,  24 15,  24 17,  24  is,  24  20,  24  21,  26 1, 
263,  264,  266,  26 12,  2620,  395,  398,  39  is,  39 19,  39  21  (2mal), 
39»,  40  4,  40 11,  40 12,  40 14  (2mal),  41 2,  41?,  41 8,  50 1,  648  (3mal), 
64 11,  64 14,  1485,  i486,  148 14,  1492  (2mal),  1494,  1495  (2mal)5 
nach  Präpositionen  ebenfalls:  myti  7 9,  22g,  248,  24 17,  40 10,  41 10, 
E  17;  czyq,  24 1,  24  21;  zaazycf.  39  21. 

Neupolnisches  o  ist  vertreten: 

A.  In  Wurzeln: 

a)  durch  rj;  mqsz  [yiv)  396;  mqczy  41 3;  fr^i  150  3;  vitrqczono 

A  296;  im  Ganzen  21  mal; 

b)  durch  rp:   bqndz  1  a,   39 19;    blfindzq  94 10;  szqnd  A  295, 

14928;  szf^ndzycz  A  294;  szfindzye  24 10;  szqndz  79;  rank 
A  296;  also  9mal; 

c)  durch  an:  bandz  A  296;  szandzicz  A  294;   A  296  (3raal); 

szandzycz  A  294,  248;  szandzy  A  297. 

B.  In  Stämmen: 

a)  Verba  II.  Classe  durch  (f.  3mal:  pi'zemynqcz  A  295;   szczyq- 

gm^  7 13 ;  vitargnql  E  20 ; 

b)  Part  praes.  act. : 

a)  durch  q:  dzyahiyrycy  2A:^\  gotvyf^  GAi]  grzeszffcim  24:9] 

zyvyqcsdch  A  295;  wazghidayqce  E  16;  im  Ganzen  29mal; 

ß)  durch   qn  3mal :    hadayrincz  7 10 ;    czekqyancz  39 1 ;   szv- 

kcttfqncz  3923. 

C.  In  Worten: 

a)  instr.  sing,  subst.  durch  q  7mal :  czczyyq  (^60)  A  298 ;  mocz(^ 

(mocq)    64?;    nyenawysczyq   24 20;   pi*awdff,   59;    proszbff. 
A  298 ;  skora  A  294,  A  297 ; 

b)  acc.  sing.  adj.  fem.  durch  q  im  Ganzen  llmal,  z.  B.  bozq 

(boiq)  268;  yaxcnq,  E22; 

c)  instr.   sing.   adj.   fem.   durch   ff>  im   Ganzen  6mal,   z.  B. : 

byszkvpyq  A  298 ;  kaplanskr^  A  298 ; 
i)  instr.  sing,  pronom.  pers.    durch  ff,:    rnnq   A  2f)5,  A  296 

(3mal);  fobf^  A  294,  A  295;  im  Ganzen  18mal; 
t)  Verba  3.  plur.  praes.   durch   q:   bqdq  242,   648;  sznuiczq 

22$;   zqdayff.  (iqdajq)  A298;    zyczif,  39  21;    zivya  E  19; 

im  Ganzen  61  mal; 
ß)  durch  V  2mal:  handv  610;  64 12;  rzeknv  3923. 

Sitiuigsber.  d.  phü.-hisi.  Cl.  CXI.  Bd.  II.  Hft.  58 


902  Leciojewski. 

4.  Neupolnisches  io  ist  vertreten: 

A.  In  Wurzeln: 

a)  durch    f^ :   (jlyiidal   20 13 ;  poglyrida  1)4 :.  j  pozi^tJ^la  A  29G ; 

jyozficUine  A  29r> ;  zici/fizaly   149  8 ;  im  Ganzen  28nial ; 

b)  durch  an  7raal,  z.  B.  ohrztind  24  5 ;  rzfind  A  2f>7. 

B.  In  Worten: 

a)  acc.  sing,  subst.  der  -j'a-Declination  durch  ([  ^iiial:   bracziffi 

A  29S;  ju)8czyelt/(i  4().i;  üo/^f^  2(5  s,  39  ii; 
^;i  acc.  sing,  pronom.  demonstr.  fem.  durch  ^f  3mal:  yi^Si)» 

(34 1»  (2mal). 

Die  Ilauptbezeichnung  für  die  Nasalvocale  in  ,Wigilie  za 
umarle  ludzie^    ist   also  f^.     Es   steht   im   In-  und  Auslaute,   es 
vertritt  alle  neupolnischen  Nasallaute  in  allen  Kategorien,  muss 
also  einen  Laut  bezeichnen,  der  in  den  genannten  Bedingungen 
auftreten  kann  und  zugleich  dem  graphischen  Zeichen  entspricht; 
dieser  Laut  kann  aber,  wie  bereits  oben  gesagt,  nur  der  Laut  q 
sein.    Ausserdem  kommen  im  Inlaute  noch  f^n  (14mal  für  f,  Imal 
für  iV,  12mal  fllr  o,  7mal  ftlr  io)y  an  (4Gmal  flirr,   Iraal  ftlr  v , 
Hmal  fiir  o)  imd  am   (Imal  vor  Lab.)   vor.     Das  'den   Zeichen 
beigegebenc  n  (vi)  zeigt,    dass   der  betreffende  Nasal vocal    im 
Inlaute  nicht  mehr  ganz  rein  und  vollkommen  nasal  ausgesprochen 
wurde,  sondern  dass  er  bereits  zu  einem  reinen  Vocal  und  Nasal- 
consonanten  sich  gespalten  hatte.   Wenn  der  Nasalvocal  in  den 
betreffenden  unten  angeführten  Fällen  nicht  die  bezeichnete  Aus- 
sprache gehabt  hätte,  dann  hätte  der  Schreiber  auch  kein  be- 
sonderes Zeichen  fin,  an  (am)  gebraucht,  sondern  das  allgemeine 
Zeichen  q  gesetzt.    Die  Verschiedenheit  der  Bezeichnung  muss 
deshalb  ihren  Orund    in  der    lautlichen  Aussprache  des  Nasal- 
lautes haben.    Diese  Aussprache  aber  konnte  keine  andere  als 
die  oben   bezeichnete,   geschwächt   nasale  gewesen  sein.     Und 
zwar  musste  sie,  aus  den  Zeichen  qn,  an  (am)  zu  urtheilen,  auch 
noch  auf  dieser  Stufe  eine  zweifache  gewesen  sein,  denn  sonst 
hätte  sich  der  Schreiber  sicherlich  nur  mit  dem  einen  Zeichen 
an  begnügt.    Doch  welches  mag  der  zwischen  ihnen  obwaltende 
Unterschied  s(^in  V    Wir  glauben  nicht  zu  irren,  wenn  wir  dafUr 
folgende  Erklärung  geben.     Das  Zeichen  ff  drückt  an  und  ftlr 


Der  Lautwerth  der  Nit8tiiyoc:ilo  im  Altpolnischon.  OOo 

sich,  wie  bewiesen,  in  ,Wigilie'  den  nasalen  a-Laiit  aus.  Dieser 
Lautwerth  muss  doch  diesen  Bezeichnungen  zu  Grunde  liegen, 
auch  wenn  sie  mit  dem  Zeichen  n  (m)  versehen  werden.  Dar- 
nach würde  rpi  und  an  sich  dadurch  unterscheiden,  dass  an 
den  völlig  zerfallenen,  gespaltenen,  beinahe  ganz  als  an  (a  -\-  n) 
ausgesprochenen  Laut  repräsentirt,  rpi  dagegen  einen  mit  noch 
einem  gewissen  Nasalklang  hörbaren  Laut  ausdrückt,  der 
zwischen  q  und  an  die  Mittelstufe  bildet.  Sie  stellen  uns  also, 
nebeneinander  aufgestellt,  die  Entwicklung,  oder  besser  gesagt, 
die  Verfallsreihe  des  Lautes  q,  qn,  an  vor.  Ist  unsere  Erklärung 
richtig,  dann  muss  man  staunen,  wie  genau  der  Schreiber  die 
einzelnen  ziemlich  schwer  zu  unterscheidenden  Nuancen  des 
Lautes  q  auseinanderzuhalten  verstand.  Dies  ist  auch  nur  ,von 
einem  im  Schriftthume  geübten  Manne'  zu  erwarten  und  zu  ver- 
langen. Dies  zeigt  zugleich,  wie  eng  sich  die  Schreiber  der 
polnischen  Sprachdenkmäler  an  den  gesprochenen  Laut  an- 
sclilossen,  ohne  sich  durch  irgendwelche  schulmässigen  raethoden- 
artigen  Rücksichten,  wie  man  geneigt  wäre  zu  glauben,  zu  binden. 
Von  der  Wahrheit  dieses  Satzes  werden  wir  im  Laufe  der  vor- 
liegenden Arbeit  noch  öfters  Gelegenheit  haben,  uns  zu  über- 
zeugen. 

Wir  glaubten  diesen  Umstand  hervorheben  zu  müssen,  um 
die  falsche  Ansicht  derjenigen  deutlich  klarzulegen,  die  da 
glauben,  die  Schreiber  der  polnischen  Sprachdenkmäler  zerfielen 
in  verschiedene  Schulen  und  einige  von  ihnen  hätten  schreiben 
können  z.  B.  szwyanty,  szim/qty  und  dieses  Wort  trotzdem  hätte 
iwrty  lauten  können,  mit  anderen  Worten,  die  Schreiber  hätten 
a  schreiben  können,  wo  e  gesprochen  wurde.  Abgesehen  von 
der  Lächerlichkeit  der  Meinung,  dass  a  den  Laut  c,  imd  zwar 
nur  in  der  speciellen  Kategorie  der  Nasallaute  ausdrücken  soll, 
muss  bemerkt  werden,  dass  es  in  Polen  keine  orthographischen 
Schulen  gab,  sondern  dass  jeder  seine  eigene  Orthographie  in 
Anwendung  brachte.  Wer  die  altpolnischen  Sprachdenkmäler 
irgendwie  kennt,  muss  gestehen,  dass  fast  jedes  Sprachdenkmal 
eine  besondere  Orthographie  aufweist  und  jeder  Schreiber  nach 
seinem  Gutdünken,  d.  h.  nach  dem  gesprochenen  Laute  die 
Orthographie  modificirte.  Ist  dies  aber  der  Fall,  dann  muss  jedes 
Wort  auch  so  gelesen  werden,  wie  es  geschrieben  steht.  Ausser- 
dem sieht  man  oft,  wie  auch  in  ,Wigilie'  der  Fall  ist,  dass  der 

ö8* 


004  Ltcicjcvaki. 

Schreiber  um  sehr  sorgfältige  und  genaue  Wiedergabe  der  iMte 
bemüht  war.  and  wenn  er  n,  an,  an  zu  anterscheideB  Tenfeaiei 
hat.    er    ganz    bestimmt   den    Laut    e    nntencliieden   Inbct 
wQrde.    wenn  er  in  seiner  Sprache  voriianden  gcmcMn  iriR: 
Hat  er  dies  nicht  gethan ,   so  ist  dies  der    beste  Beweis^  dw 
sein  Dialekt  den  Laat  f  nicht  kannte. 

Ausser  den  Zeichen  ^  ^r,  an  (am)   kommt  am 
nung  der  Nasallaute   noch   das  Zeichen   r   (Smal  ftr 
sches  o)  im  Auslaute  Tor.    Ich  bin  der  Ansicht^  daas  v  mr  m 
Schreibfehler  ist.  da   ,Wigilie'   sonst   nur   den  Laut  q 
Ausserdem   ist   der  neupolnische  Laut   o  (d.  i.  o  -f-  w) 
als  ^i  \  durch  ff,  an,  anj  ausgedrückt  und  nur  3mal   dmrek  da 
dem  Zeichen  r  zuzuschreibenden  Laut  Tcrtreten.    Das  YerUl- 
niss  von  3  :  23-S    dürfte   zu  der  Auslegung  von  r  als  Schrdk- 
fehler  berechtigen.    Demnach  kennt  auch  dieses  SpraefadeakBil 
nur  den  Laut  a  (d.  i.  a  -r  •^)* 

Damit  beschliessen  wir  das  lt>.  Jahiiiundert.  Benr  wir 
in  das  15.  Jahrhundert  übergehen,  wollen  wir  die  bis  jetct  g^ 
wonnenen  Resultate  kurz  überblicken. 

Bei  den  soeben  behandelten  Sprachdenkmälern  sind  wir 
in  drei  Fallen  im  Stande,  mit  Gewissheit  anzugeben,  in  wv  (ur 
einem  Dialekte  das  betreffende  Denkmal  geschrieben  ist  Dm^ 
anderen  Sprachdenkmäler  fallen  dem  einen  oder  dem  anderen 
die«er  Dialekte  zu.  Diese  sind  folgende:  der  kleinpolniscbe. 
der  mazurische  und  der  grosspolnische.  Der  kleinpobusehe  iHir- 
choht  zeigt  am  Anfange  des  !♦>.  Jahrhunderts  bereits  dieselbe 
ElntwickJungsstufe  der  Xasalvocale  wie  die  heutige  SchrifV^nche. 
Im  mazurischen  Dialekt  ist  der  Laut  q  der  vorherrschende: 
ausser  ihm  kommt  aber  auch  r  und  besonders  o  vor.  Im  srotf- 
polnischen  Dialekt  \  Paterek,  Wigilie  i  war  nur  der  Laut  a  b^ 
kannt.  der  alle  nenpolnischen  Nasallaute  vertritt.  Dies  ist  derStind  1 
der  neupolnischen  Xasalvocale  am  Anfange  des  16.  Jahrhunderts. 

IX.  Greifen  wir  nun  weiter  in  die  Vergangenheit  zurück 
und  suchen  wir  uns  vor  Allem  ein  Bild  zu  entwerfen  von  dem 

'  r>i*>  F'r»rm  d«^  Act.  «incr.  pron«-»m.  por«.,  welche  wie  oben  mng^f&hrt  word« 
i"*!.  riv'i.  <r'«7,  nt'i  ir**<ohriel»en  v..rkomint,  mii»  somit:  m/v,  n«,  *«i  f«- 
lautet  hA}»en.  Eine  andere  F>>nn  kommt  in  diesem  SpmchdenkHUÜ 
nicht   vor. 


Der  Laatwerth  der  Nasalvocale  im  Altpolnischen.  905 

Stande  der  Nasalvocale  ii\  dem  letzten  Viertel  des  15.  Jahr- 
hunderts. 

Das  grösste  Sprachdenkmal,  das  in  diese  Zeit  fMlt,  ist 
der  Pulawer  Psalter.^  Seinen  übrigens  wenig  bekannten  Schick- 
salen nach  zu  schliessen,  bietet  er  den  kleinpolnischcn  Dialekt. 
Darauf  weist  nicht  nur  der  Umstand  hin,  dass  dieser  Psalter 
im  16.  Jahrhundert  in  den  Händen  eines  Schriftgelehrten  sich 
befand;  der  die  cyrillische  Schrift  kannte  und  somit  in  einem 
Lande  sein  musste,  wo  die  cyrillische  und  polnische  Schrift  sich 
berühren,  wie  dies  in  Galizien,  dem  ehemaligen  Kleinpolen,  auch 
der  Fall  ist,  als  auch,  dass  er  im  Besitze  eines  ,Generosus  Do- 
minus Joannes  Comorowski'  war,  wie  dies  aus  der  Notiz  auf  der 
ersten  Karte  recto  erhellt,  welche  Familie  in  Kleinpolen  ihren 
Sitz  hatte.  Die  beigefügte  Zahl  bedeutet  den  Psalm  und  Vers; 
ist  nur  eine  Zahl  hinter  dem  angeführten  Worte,  so  bedeutet 
sie  die  Ueberschrift  des  betreflfenden  Psalmes. 

In  diesem  Sprachdenkmal  ist  in  Bezug  auf  die  Nasale 
folgender  Thatbestand. 

1.  Neupolnisches  e  wird  vertreten: 

A.  In  Wurzeln: 

a)  durch  g;  b^d(  36,  44,  49;  w^glye  17  u,  17 15;  w^glyin  1194; 
tmi(trze  118%;  ton^trza  44 15,  118  90;  w^zoioye  148 10;  zehy 
3  8,  34 19;  zarn^t  11 5^,  141 2;  zam^tu  36  41;  zam^ta  85  ß, 
106  39;  zavietka  31 9,  4326;  zam^trzedi  45 1;^  im  Ganzen 
755mal; 


'  Psalterz  Pulawski :  Z  kodeksu  pergaminowsgo  Ksiecia  Wlod.  Czartory- 
skiego  przedruk  homograficzny  wykonali  Adam  i  Stanisfaw  Piliiiscy. 
NakYadem  biblioteki  Kornickidj  1880.  Vgl.  darüber  Prof.  Nehring:  Der 
Psalter  von  Putawy,  Archiv  V,  216—267. 

3  Zu  den  dialektischen  Eigenthümlichkeiten  unseres  Sprachdenkmals  ge- 
hört unter  anderen  auch  die,  dass  es  in  einigen  Wurzeln  den  Nasalen 
c  zeigt,  wo  wir  den  Nasalen  ^  erwarten.  Die  Fälle  sind  folgende: 
bledzicz  (neupoln.  hiodzic)  106  40,  118  199;  meczq  (neupoln.  m^^)  =  (tri- 
bulant)  125;  m^cz^  22  6,  26  4,  41  14,  118  167;  meczyaz  41  e,  41  le;  meczyly 
10540;  odst^mpczi/e  6«;  odstepczt/e  118  iis;  przystempaycze  33  6;  »st^py 
1436;  pogredzeny  (noupoln.  poyr^zeni)  9i6;  sedzycz  (anazid)  9  20,  Tis, 
74  «,  95  10,  95  1«,  95  i3,  97  e,  97  lo,  109  7,  134  i4 ;  Reg.  14;  M.  2  bi  ;  S.  37 ; 
«^(%  5  11,  7o,  9  42,  25  1,  34  1,  34  se,  42  1,  53  1,  73  28,  81  s,  118  154;  ae- 
dzczye  (neupoln.  a^dice)  57  1,  81  s;  w  aedze  (in  jndicio)  111  6. 


90()  Leciojc  wski. 

h)  durch  e  (was  nur  felilerliaft  fllr  v  gebrauclit  wird) :  ht^dze 

1 1 1  2 ;  hedzr  (sie)  OS  12 ;  wypedzon  (51 « ; 
cj  durch    ewj    (vor   Labialen)    14mal :   zemht/  56,    57  ♦;,    111 1», 

H.  3() ;  zemhowye  50  r. ;  golemhye  (M  u ;  golemhycui  Is.  27; 

glemhokych    103;    potempyon    108  r.;    glemhokoszczy    76 15, 

105 10,  106  24,  106  26,  1487; 
dj  durch  ni  (vor  Dentalen)  4inal:  prn<  73»,  1243;  zamcntka  19 1 
«^  durch  ^  5mal:   pon^kay^   (ncupoln.   pom^kajq)    147;    rcirp- 

cz?/Z  43  3 ;  f  dr(^c2€?JT/M  122;  vdr^czenya  43  21;  wm^irza  108 17; 
/J  durch  0  Imal  (fehlerhaft  für  fJ):  jjotopy  (pot^pi)  36  35. 

B.   In  Stämmen  11.  Classe: 

aj  durch  f:  zgynely  Oc,  82«;  przyluda  101  n,  118  2r>;  'przybirht 

100  5;  wyrzygnrlo  44 1; 
6J  durch  e  2raal:  oganiely  117  12;  zgynda  97. 
rj  durch  ji   Imal:  ostaii^ly  88 3(». 

C.  In  Worten : 

a)  acc.  sing,  subst.  fem.  auf  -a,  -ja: 

OL)  durch  c:  yedzynaczkr  21 21;   naidcr  Oii;   t/tifrznyr   100 11  • 

studnyr  113h;  im  Ganzen  444mal; 
ß)  durch  e  5mal  (fehlerhaft  für  r) :  rcke  72x3;  Hzmyare.  118i:vi; 

sz?/Ze  (sile)   llOi;  fii<,vzf;  48 1«,  802; 
7)  durch  ^  2mal :  jwmst^  bly  jrrmrycz^   107  r. ; 
c)  durch  a  (welches  sicherlich  ein  Fehler  in  Folge  falscher 
Auffassung  ist)   Imnl:  shiicn  144 12; 
h)  acc.  sing,  pronom. : 

7)  durch  r:  ^r  71)ir. ;  irazysfkr  11)4;  wszytkr  40 li]  vioyr  7223; 

sirtfyr  54  22,  105  21;,   118-1;  im  Ganzen  lJ)8mal ; 
[i>)  durch  e:  moyc  7227;  iwoye  73 12;  swoye  464;  im  Ganz<*n 
llmal; 
cj  acc.  sing,  der  adj.  nach  der  Substantiv.  Declination  diircb 
c  6nial:  yawnv  89  14,  ^mro^o/tr  •  1322;   xcyelyk^  20  n,   32  n;, 
40 10;  zyawyonr  142 10; 
rZ)  Verba    1.  sing,  durch  r:  hrdr  3«,    44,  4i«   u.  8.    w. ;    czujc 
()2i;  chodz^  41 13;  422;  znayr  50  4;  zyawyr  74  h;    zlawyt 
74 10;  im  Ganzen  294mal; 
ß)  durch  ß  (fehlerhaft)  Imal:  v^/z«  54,  ij'cZe  34^15 


Der  I^utwerth  der  Nasalvocale  im  Altpolni sehen.  007 

f)  durch  ^  (wobei  eine  Verwechslung  mit  3.  plur.  einge- 
treten sein  kann)  Imal :  przyd^  41 2 ; 

3)  durch  0  (fiir  f^,  ebenfalls  eine  Verwechslung)  Imal: 
vczynyo  8834. 

Das  neupolnische  f  ist  also  im  Pulawer  Psalter,  von  den 
wenigen  fehlerhaften  Fällen,  wo  es  mit  ^  (o)  wiedergegeben  ist, 
überall  ebenfalls  durch  f  vertreten. 

2.  Neupolnisches  i(  ist  vertreten: 

A.  In  Wurzeln : 

a)  durch  if;  czyeszkym  43;  cz^szcz  10»,   lös;  y(zyk  IIa,   11 4; 

szwy^tey  (loc)  14 1,  41;  szwy^toszczy  623;  osziay^czyl  404;' 

im  Ganzen  245mal; 
h)  durch  ^  lömal:   szwyt^toszcz   72 17,    77  75;   szwy^toszczy  294, 

956;  das  ^  bedeutet  hier  ein  q,   die  Worte  lauten  also 

^v(^to^6  und  h'i^toSci,  vgl.  neupoln.  Hgtoblivy  (neben  .^i'^to- 

blivy); 

c)  durch  en  4mal :  genststwo  (=  j^tstvo,  neupoln.  ^fc^w^o)  13 11 ; 

yenicztu'o  1255;  wyenczey  61 2;  zwyentym  (^v^iym)  152; 

d)  durch  e  (fehlerhaft  für  f)  Imal:  szwyetego  111; 

e)  durch  an  Imal:  pyancz  109. 

B.  In  Stämmen : 

a)  in  -f^  Stämmen  : 

OL)  durch  e:  bydly^  7753;  czyely^  28«,  6836;  zwyerzcta  49  n; 

zwyerze  144 17;  im  Ganzen  33mal; 
ß)  durch  en  9mal :  ksz^zenta  23  9,  67  30  (2mal) ;  kszy^zenta 

67  27,  67  30,  82 11,  1179;  kszytfzenty  112?  (2m  al); 
Y)  fehlerhaft  durch  e  Imal :  szczenye  61  3 ; 

b)  in  7?i«n-8tämmen : 

a)  durch  e:  brzemye  (onus)  37  4;  brzemye  (fiir  XTemrj  altslov. 

vrem^)    118  20;  plemye  21 25,   3026;   ramyc   434,    435; 

im  Ganzen  97mal; 
ß)  fehlerhaft  durch  e  Imal:  pleviye  3638. 


1  Auch  hier  kommen  einige  dialektische  Eigenthümlichkeiten  vor,  näm- 
lich: rzedzy  (neupoln.  r^ctt)  69;  ogl^dacz  (neupoln.  oglqdai^  118 144; 
pogleday  21  ao;  plyejtacz  (neupoln.  pl^a6)  97  0;  pozedacz  (neupoln.  pozn- 
da6)  44x3;  zedaez  (neupoln.  zgdac)  118  ao;  rozczyegla  (neupoln.  rozcogfa) 
79  19 ;  und  endlich  wspomen^  (neupoln.  wtpomruU)  11 44. 


908  Loc  iejewBkl. 

C.  In  Worten: 

a)  gen.  Hing,  der  -ja-Stämme  durch  f:  n^dze  08«; 

h)  acc.  Hing,  pronom.  pers.  durch  e: 

a)  nach  PrUpoHitionen :  na  mye  Tu,  17m,  21  i,  21  la,  21  ii», 
24 17,  34 18,  34  ii>,  34  24,  37 17,  40 10,  41  lo,  43 18,  54  4,  54  fi, 
58 1,  083,  ()8jiü,  801:,,  877,  87 17,  91  n,  108 1,  118  n, 
11884,  1188«;,  118 13a,  118iäü,  118 157,  1384;  pod  mye 
17m,  14335  w  myr  41 4,  543,  90 14;  w  cze  108,  21 9, 
24 1,  30 1,  30  24,  3222;  IC  czye  30 18,  37 16,  553,  50 1, 
70 1,  802,  1408,  144 16;  jrrze  szye  43x4;  jrrzecz^  6810; 
yod  czy^  44  7;  wszy^  26,  36,  39 1,  66,  69;  za  szye 
43  20;  48 18; 
ß)  nach  einem  Verbum:  my^  lli,  12 1,  15 11,  16?,  16 10, 
16 12,  16 13,  17  n,  21 16,  21 22,   25 1,  40 12,  118  71,    141 5; 

8Zy^    64,    923,    942,     166,    16 17,    21  14,    32  16,    7Ö7,      117l2.* 

1  Au88or  (lieser  iiaHalirteii  Form  den  Pronom.  pern.  kommt  noch  eine  zweite 
nicht  iiaitalirto  vor,  und  zwar,  wie  aus  nachfolgender  Zusammenstellung 
hervorgeht,  in  entschiedener  Mehrzahl.  Die  betreffenden  Formen  lauten: 
a)  nach  einem  Verbum:  mye  3  1,  4  1,  5  0,  6  1,  7  1,  9  14,  12  s,  15  1, 
16 13,  16  so,  17  80,  17  2S,  17  se,  17  sn,  17  89,  17  4S,  17  47,  27  69,  21  9, 
21  7,  22  1,  24  n,  24  IN,  24  ai,  25  3,  25  u ,  26  4,  26  o,  26  lo,  26  i6,  26  i«, 
26  17,  26  iH,  27  3,  28  3,  29  i4,  30  3,  30  4,  30  6,  30  lo,  30  i9,  30  so,  31», 
33  11,  34  3,  34  1«,  34  22,  34  97,  35  12,  37  4,  37  10,  37  11,  37  i«,  39  1,  39  15,  39  le, 
40  11,  41  18,  41  14,  41  15,  48  6,  48  16,  49  16,  49  24,  50  3,  50  6,  50  8,  60  19, 
50  la,  5^  14,  53  1,  53  7,  51  1,  54  6,  51  h,  54  12,  54  16,  54  m,  55  1,  55  2,  56  4, 
58  1,  58  2,  58  11,  59  6,  59  lu,  60  2,  60  3,  63  2,  68  "ä,  68  e,  68  12,  68  im,  68  19, 
68  20,  68  21,  (S^  22,  68  24,  68  20,  68  20,  70  1,  70  2,  70  8,  70  0,  70  lo,  70  i«, 
70  lü,  70  22,  70  23,  72  28,  80  h,  85  1,  85  6,  85  10,  85  le,  863,  87  17,  87  1«, 
882s  y3  3,  94«,    101  3,  101  0,    101  11,    10125,    107«,    108  2,    108  3,    108  si, 

108  24,   108  25,  108  27,  114  3,   117  5,  117  12,  1  17  13,   1  1 7  16,   117  1«,   117  90, 

117  24,   118  10,  118  12,  II82:.,  11826,  II827,  118  28,  11849,  118  60,  1 18  63, 
11H61,  118  64,  118  06,  118  6R,  118  73,  118  74,  118  76,   118  76,  1  18  63,  118  93, 

118  04,  118  OH,  118  DU,   118  107,   118  108,   118  116,   118  191,   118  192,   118  124, 
118  134,  118  136,  118  13U,  118  143,  1 18  146,  118  146,   1  18  168,   1  18  164,  1  18  156, 

118  159,  118  161,  118 170,  118  171,  118  173,  119i,  128  1,  1282,  137  4,  137  8, 
138  1,  1384,  138  0,  138  10,  138  12,  13822,  13823,  139  1,  134  4,  140  x,  1406, 
140  10,  141»,  142  1,  142  2,  142  7,  142  11,  142  12,  143  h,  143  13,  Is.  1  1, 
Is.  2  6,  Is.  2  7,  Is.  2  11,  Is.  2  16,  M.  1  2,  M.  2  30,  M.  2  67,  Hab.  32;  me 
68  1,  68  17,  80  7,  107  ii,  118  Ha,  139  9,  142  11,  1  42  19;  czye  17  1,  19  10,  20  s 
2198,  24  28,  29  1,  31  7,  31  10,  35  11,  42  6,  44  3,  49  82,  51  6,  55  10,  73  24> 
74  1,  83  6,  109  4,  110  1,  117  27,  117  28,  138  18;  czie  19  3,  24  9,  36  36,  49  16, 
50  5,  51  9,  54  26,  56  12,  62  4,  62  6,  6812,  73  6,  73  90,  74  1,  76x5,  78x4, 


Der  Lantwerth  der  Nasalrocale  im  Altpolnischen.  909 

Man  sieht  also  daraus^  dass  ein  neupolnisches  iV  auch  im 
i^uhiwer  Psalter  durch  if  wiedergegeben  ist. 


80  t,  80  8,  80  9,  85  4,  101  s,  120  o,  120  4,  M.  2  7,  M.  2  37;  cze  G9  5,  70  U4, 
76  16,  80»,  85  n,  87  14,  90  4,  90  6,  90  12,  117  37,  136  8,  137  6,  138  so,  144  3, 
147  9,  H.  15;  9zye  1,  1  4,  2  a,  2  10,  2  13,  3  1,  3  7,  4  6,  4  e,  5  7,  5  8,  5  is, 
5  14,  6  T,  6  10,  7  10,  7  13,  7  17,  9  1,  9  3,  9  3,  9  13,  9  i&,  10,  12  6,  12  e,  13  4, 
13  11,  15  3,  15  9,  16  9,  16  17,  17  9,  17  10,  17  17,  17  30,  17  si,  17  se,  17  4i, 
17  63,  19  6,  20  1,  21  7,  21  16,  2194,  21  37,  21  so,  21  so,  21  32,  2134,  23  0, 
24  1,  24  s,  24  IS,  24  13,  24  16,  24  so,  25  11,  26  1,  26  8,  26  is,  27  is,  29  4, 
29  18,  29  13,  29  16,  30  11,  30  si,  30  S3,  30  31,  31  is,  31  i4,  32  1,  32  si,  33  s, 

33  T,  33  9,  33  14,  34  10,  34  16,  31 10,  34  17,  34  1 8,  34  19,  34  ss,  34  so,  34  31, 
36  19,  36  4,  36  6,  36 11,  36  S6,  36  86,  36  88,  37  6,  37  11,  37  so,  38  3,  38  4, 
38  9,  38  14,  38  16,  39  17,  39ss,  40  11,  40  is,  40  i4,  41  s,  41  7,  41  u,  41  le, 
42«,  42  S4,  43  87,  44  4,  45  8,  45  8,  45  6,  45  6,  45 10,  46  9,  47,  47  4,  47  6, 
47  •,  47  10,  48  6,  48  e,  48  is,  48  13,  48  17,  49  4,  49  is,  50  1,  50  9,  50  i4, 
50  16,  50  17,  51  1,  51  6,  52  1,  52  4,  52  7,  52  8,  54  8,  54  8,  54  4,  54  7,  54  is, 
54 10,  54  88,  54  88,  55  1,  55  3,  55  0,  55  11,  56  1,  56  7,  56  13,  56  14,  57  3,  57  10, 
58«,  58  t,  58  9,  58  16,  58  17,  58  1 9,  59  1,  59  s,  59  6,  59  9,  60  8,  60  6,  61  3, 
62  3,  62  8,  62  10,  63  8,  63  0,  63  11,  64  3,  64  8,  64  11,  64  13,  661,  663,  66  4, 
66  s,  66  6,  67  1,  67  8,  67  9,  67  10,  67  18,  67  S6,  67  87,  686,  68  8,  68  11,  68  is, 
69»,  69  4,  69  6,  70  16,  70  ss,  70  23,  70  86,  71  11,  71  16,  72  10,  72  18,  72  21, 
72  88,  72  8«,  73  1,  73  4,  73  6,  73  S4,  74  8,  74  4,  74  8,  75  7,  76  3,  76  4,  76  e, 

76  9,  76  18,  76  16,  76  I8,  77  8,  77  is,  77  86,  77  88,  77  83,  77  39,  77  44,  77  4o, 

77  68,  78  6,  79  6,  79  16,  80  1,  80  8,  81  6,  82  7,  82  9,  82  le,  83  s,  84  3,  84  6,  84  e, 
84  9,  84 10,  84  11,  85  s,  85  8,  85  10;  86  6,  87  s,  87  7,  88  is,  88  i4,  88  le,  88  40, 
8846,  88  61,  89  1,  89  le,  89  17,  90,  90  10,  91  6,  91  is,  91  i4,  92,  92  1,  92  s, 
93  18,  93  88,  94  7,  95  6,  9:>  11,  95  is,  96  1,  96  7,  96  9,  96  13,  97  6,  97  9,  98  1, 

101  4,  101  6,  101  13,  101  16,  101  16,  101  37,  101  88,  102  6,  102  9,  102  18,  103  6, 

103  83,  103  so,  103  3s,  103  83,  104  16,  105  18,  105  so,  105  so,  105  34,  105  4o, 
106»,  106  18,  106  37,  106  3u,  106  4o,  106  4s,  107  7,  107  lo,  108,  108  s,  108  n, 
109  6,  110  4,  Uli,  1116,  nie,  1117,  11  lo,  112h,  113s,  113  3,  113  4, 

113  6,    113  6,    113  7,     113  38,    114  6,     114  6,     114  7,     117  4,    117  6,     117  10,    117  14, 

117  81,    117  83,     11814,    11816,    118  83,    118  37,    118  89,    1 18  80,    118  48,     118  51, 

118  60,118  63,118  69,     118  70,    118  74,    11878,     11879,     11883,     1 18  107,    1  18  ISO, 

II8186,  II818S,  II8160,  llSiei,  II816S,  118103,  118169,  1196,  121  1, 
122  3,  122  4,  123  s,  127  1,  130  i,  1317,  131»,  131  i7,  134  30,  138  &,  139  o, 
Uli,  143,  143  4,  143  7,  145  3,  146  ii,  149  s,  149  6,  Is.  1  i,  Is.  1  s,  Is.  1  3, 
Is.  2  4,  Reg.  4,  M.  1  7,  M.  1  lo,  M.  1  17,  M.  1  19,  H.  11,  II.  12,  11.  30, 
M.  2  8,  M.  2  39,  M.  2  6i;  nzie  2  11,  19,  52  1,  55  4,  57  7;  sie  37  10,  37  lo, 
40  4,  41  6,  47  10;    j?ze  4  s,   9  83,  9  33,   26  4,   27  10,   28  3,   30  11,   30  is,   30  17, 

34  87,  35,  41  8,  43  6,  43  S7,  45  8,  61  3,  64  13,  6ß  4,  67  8,  67  6,  67  4,  71  30, 
72  81,  77  63,  88  7,  89  3,  90  6,  91  4,  91  6,  92,  92  7,  93  a,  93  3,  94  4,  95  8,  95  10, 
964,96  8,  97  8,  98  3,  98  6,  98  10,  99,  101  i4,  101  S8,  102  13,  102  16,  103  3, 
103  si,  104,  104  8,  1044,  104  37,  105 19,  106  8,  106 18,  106  si,  106  36, 
106  86,   107  6,   108  1,  108  13,  108  18,   108  ss,    108  S4,    108  S7,   113  18,    117  aj, 


910  Leci«J«wtki. 

Neupolnisches  ^  ist  wiedergegeben: 

A.  In  Wurzeln: 

a)  durch  ^:  bf^dz  Te,  20  is;  b^dzcze  33.5,  1043;  vr^gay^zttju 
43 18;  icyr^baly  73?;  w^tpyenya  S.  2;  wn^trz  (intus)  M.  23t: 
zwn^trz  (foris)  M.  237;  im  Ganzen  300mal; 

11832,    11867,      11880,     11896,     118  144,     118  161,     122  4,     136,      137  9,     13817, 

138  31,  142,  144190,  146  19,  i48  6,  148  i4,  Is.  1  i,  Ib.  1  t,   Is.  2  is,  Heg.  1> 
Reg.  2,  Reg.  7,  Reg.  8,  Reg.  15,  M.  1  »,  Hab.  1,  H.  24; 

fj)  nach  Präpositionen:  pcd  mye  17  4o;  na  mye  17  »o,  17  40,  64 13, 
68  R,  68  19,  85  18,  141  9,  Is.  1 1;  za  mye  137  9;  na  czye  31  10;  pned  (zyt 
78  11,  87  9 ;.  za  tzye  7  19. 

Man  konnte  vielleicht  der  Ansicht  sein,  dass  die  letzten  Forme u 
auch  nasal  sind ,  trotzdem  sie  nicht  als  Nasale  Jbezeichnet  sind.  Dem 
widerspricht  die  ganze  Orthographie  des  Pnlawer  Psalter  und  diese  Ist 
hier  entscheidend. 

Wir  lassen  die  Pronom.  pers.,   da  ihre  Lesart  als  zweifelhaft  an- 
genommen wird,  ausser  Acht,  und  unterziehen  einer  Untersuchung  di« 
graphischen  Zeichen  für  das  nenpolnische  e  (resp.  ie)  in  allen  übrigen 
Fällen.     Ausser  dem  Zeichen  o,    welches  ein  Fehler   ist,   kommen  fol- 
gende Zeichen  vor:  e  (2263mal),  en  (3mal),  mi  (13mal),  em  (14mal)  un«^ 
^  (9mal)  vor,  bei  denen  das  nasale  Element  des  Vocales  e  deutlich  zu 
Tage  tritt,    d.  i.  das   nasale  e  ist  als  nasal  in   circa  2300  Fällen  be- 
zeichnet.    Vergleicht  man  nun    diese    ungeheure    Anzahl   Ton  Falle  0i 
wo  der  Vocal  als  nasal  bezeichnet  ist,  mit  der  geringen  Zahl  25,  ^^ 
er  mit  c  wiedergegeben  ist,  so  muss  man  wirklich  zu  der  Ueberxengnog 
kommen,    dass,    wenn  auf  hundert  e  ein   c  vorkommt    (und  in  diese '^ 
Verhältnisse    stehen  in   unserem   Sprachdenkmal    die    beiden    Zeiche x^  3» 
dass  dieses  e  nur  ein  Fehler  ist,   indem   dabei   das   Häkchen  vergesst" 
wurde,  d.  h.  dass  der  Abschreiber  dieses  Zeichen  (e)   nicht  mit  Absicl>* 
für  e  gebrauchte,  dass  er  vielmehr   dafür   das   Zeichen  e  in  Anwendii  ä»? 
brachte.     Dass   der   Schreiber    des   Pulawer    Psalter   nicht  die  Metho"® 
hatte,  die  Nasale  mit  den  für  die  reinen  Vocale  gebräuchlichen  Zeicli^" 
zu   bezeichnen,    zeigt   auch   die  Bezeichnung   für   neupolnisches  o  a*^" 
f^,  welche  immer   mit   einem   Nasalzeichen    wiedergegeben   vorkomme»»- 
Hat  aber  der  Schreiber  die  Methode  nicht  angewendet,  mit  den  Zeicbi«" 
für  reine  Vocale  die  nasalen,  also  in  unserem  Falle  mit  e  den  nasal«** 
Laut  e  zu  bezeichnen,  so  sind   wir  auch   nicht   berechtigt,  dieses  f.   "^^^ 
es  nicht  augenscheinlich  ein  Fehler  ist,   als  e  zu   lesen.     Dass  die  A-O- 
wendung  von   e  in  den  angeführten  Beispielen  des   Pronom.   per».  Ic«»** 
Fehler  ist,  braucht  wohl  nicht  bewiesen  zu  werden.    Ein  Blick  auf     «'* 
grosse  Anzahl  der  betreffenden  Fälle  genügt,  um  Jeden  vom  GegentVieil 
zu    überzeugen.     Somit    sind    wir    gezwungen    die   Formen:  mye,  <r-^f 
»zye  =  WC,   <fc,  Se  zu   lesen.     Wir  haben  also   —   wie    dies   auch  t^roi« 
Nehring  (Archiv  V,  242)  annimmt,  im   Pulawer   Psalter  eine  zwel'CacÄe 


Der  Laatwerth  der  NattalTOcalc  im  Altpolnischcn.  911 

h)  durch  ^n  2mal :  dokfhid  61 3  ;  pok^ntke  7  lo ; 

c)  durch  on  6mal:    dokond   8840,    89 15,    93»,  145 1;   dokondze 

(dokqd&e)  73 11 ;  odkond  120 1 ; 

d)  fehlerhaft  durch  0:  hodz  71  n,  118  76,  118 151;  bodzczye  39  20, 

69»,  70u;  bodzcze  1088,  108  28  5  trohf^  (^^'^i^^)  43?;  xcsto- 

pyenye  1034;  sstopy  71 6 ;  wstoptl  46  5;  somnyenye  (altslov. 

sqmbnenije)  7 ;  im  Ganzen  13mal ; 
e)  durch  q :  hcfdz  9  20,  9  ss ;  gonyczoszczyq  18 1 ;  okrqg  9  b  ;  wv^- 

ganye  38  u;  im  Ganzen  40mal; 
/)  ^p»  (von  Labialen)  Imal:  obstqmpyly  16 12; 
(/j  (^n  (von  Dentalen)  2mal:  sqnd  16 3;  okrqng  9»; 
Ä)  fehlerhaft  durch  a  (für  ^^)  Imal:  sady  9 17. 

B.  In  Stämmen: 

ü)  Verba  11.  Classe: 

a)  durch  ^:  naczy^gn^l  577;  ogardnples  29  u;  jwminfil  894; 

zgyn^l  II892;  im  Ganzen  19mal; 
ß)  durch   q   lOmal:  podziüigruflesm  24 1,  poaluchif^   1748; 

tt^n^Z  124;  ic»pomyonffl  41 4;    icspomyentfl   9 12;   wytar- 

gnqcz  34 12;  icytargnql  21 9,  32 11»;  zapoviyenfjl  9 12;  zgiy- 

tMjfZ  95; 
ij  Part,  praes.r 

a)  durch  ^;  byez^cz  (b4iQc)  547;  boyuy^czych  562;  boy^czych 

8zye  11803;  zmyeszayf^cz  S.  4;  sstrpa  =  y^czym  (zstepa- 

jqcym)  1428;  im  Ganzen  133mal; 
ß)  durch  on  Imal:  rzekoncz  104 11  ; 
Y)  fehlerhaft  durch  0  3mal:  czynyoczy  140r>;  przeczyicyeyo- 

cze  8zye  37;  zniaczayoczy  103 u; 
B)  durch  f ;  pochtcalayeczy  (=  pochwalaj^cy)  An.  4;  es  ist 

dies  die  einzige  Form   des   part    praes.    auf:    rcy  im 

P.  P.; 
e)  durch  q:   boyqczß   sze  145;    boyqczym   szye  33!»;    bydla- 

czy    118 1»;   zadz<iczy   (=   ^aiP^cy ,  abominabilis)  13^; 

zywc^czych  f=  ^y^\^(^h)  26 ly;  im  Ganzen  5 Imal; 

Form  de«  Pronom.  pers.,  eine  nasalirte :  me.y  ve,  ^?  und  eine  nicht  nasfi- 
'irte  md,  c^,  »i.  In  dem  Gebrauch  dieser  beiden  Formen  läsut  sich  in  nn- 
•8rein  Sprachdenkmal,  wiewohl  nicht  ganz  regelmassig,  folgender  Untor- 
■chiod  merken.  Die  nicht  nasalirte  Form  kommt  meistens  nach  Verbum, 
die  Qa^lii^te  meistens  nach  Praep.  in  Anwendung. 


012  Leciejewski. 

C)  durch  an  Imal:  chwalyancz  17  4  5 

yj)  irrthümlich  durch  a  linal:  hadaycbcz  (Bcrutans)  7 10. 

c)  durch  (i>:  in  subst.   goTfjczoszczyri  18  7,  gebildet  von  gor^cy 

aus  gorajqcy, 

C.  in  Worten: 

a)  acc.  sing,  subst.  fem.  auf  -ja  durch  ^:  pyecz^  54»;   pusz- 

cz^  287;  braczy^  1218;    dzyny^  (obloczylesni  szye  w   dzy- 
ny^  =  in-duebar  cylicio)  34 15;  im  Ganzen  SSmal; 

b)  instr.  sing,  subst.  fem. : 

a)  durch  fi:  drog^  8840,  yednot^  S.  34;  sromotfi    70 14;    ro 

akoszp  94;  kaszny^  117  is;  hivy^  23,  M.  26i;   maczerz^ 

I3O4;  im  Ganzen  72mal; 
ß)  irrthümlich  durch  0  3mal:  sromoto  108«8;  szylo  An.  6; 

czwyerdzo  8839; 
y)  durch  t£  6mal:   r^kr^  36 ar»;   «Zaw7f]f  86;  8lug(i  30 20;  jor^- 

czoszczyii  18 7;  moczq  1743/  myszlyq  du] 
3)  irrthümlich  durch  f  Imal:  boyazne  526; 

cj  acc.  sing.  adj.  fem. : 

a)  durch  j^;  nysk^  98;  goi*zk^  ö38;  /?«2yj^  f=  |>^2J  77;  czczji 

C^^  =  inanis)  106  9;  im  Ganzen  31mal. 
ß)  durch  (i  6mal:    bozq   18 1,   238,   268;  pogaynskq   32 10; 

zloamf,  24 20;  ferner:  »m?<j  106. 

d)  Instr.  sing.  adj.  part.  pronom. : 

a)  durch  ^:   wszystk^   80;   iedu^   61  u;   vidn^szcz  (jedn^-^J 

8835;  u7«z^  44 18;   im  Ganzen  20mal; 
ß)  durch  q  Imal:  swoyq  3625; 

ej  Instr.  pronom.  pers. : 

a)  durch  ^;   mn^   224,    228;    tob^    1732,    I815;    im  Ganzen 

36mal ; 
ß)  durch  q:  mnq  dis,  123;  im  Ganzen  lOmal; 
y)  irrthümlich  durch  0  3mal:  mno  62,  37 18,  1186»; 

f)  Verb.  3.  plur.  praes. : 

a)  durch    ^:    bed^    5 13,    bu    u.    s.    w.;    boy^    szye    24»; 
bych^  (aor.  von  by6)  37 17,  145;  bydly^  64«,  743;  bucz^ 
(exusperant)  656;  byor^  79 13;  chodz^  79  is;  im  Ganzen 
442mal. 
ß)  fehlerhaft  durch  0  2mal:  obroczo  58?;  valyazo  1408; 


Der  Lanftwerth  der  NaMlvocale  im  Altpolnisclien.  913 

y)  durch  q:  8q  9 15,  9i6;  chczq  34  31;  chodzcf.  11 9;  myszlyq 
9i8;  moltoyq  274,  109;  zvayq  9 10,  78«;  zapomynayq 
9 18;  zwyastuyq  21 34;  im  Ganzen   61  mal. 

Zur  Bezeichnung  von  q  dient  als  Hauptzeichen  ^;  neben 
L  ^;  einzeln  sind  gebraucht  an  (7mal),  qm  (Imal),  qn  (2mal), 
(Imal),    (hl    (2mal),    wobei   die   wenigen    fehlerhaften   Be- 
lohnungen 0  nicht  berücksichtigt  werden. 

Neupolnisches  ig  ist  vertreten: 

A.  In  Wurzeln: 

i)  durch  ^:  chrz^szcz  10433 ;  z^daycze  61 10;  z^dnfi  10024;  zf^cz 
(mettere)  1206,    128g;^   zwy^zal  29n,  7756;    im  Ganzen 
141mal ; 
ß)  fehlerhaft  durch  0  3mal:  wczyogn^  599;  wzyol  234;  obrzo- 

dzay^cze  91 11; 
y)  durch  on  2mal:  tysszyonczow  67  is;  poczontka  76 11; 
B)  durch  ^  (d.  1.  tq):   kszqz^^ta   23?;   napyql   7 13;   neiorzfi- 
doszczy  (abusio)  30»;    zqdala   4I2,   62»;   im  Ganzen 
28mal; 
e)  durch  (]fn  Imal:  zqndneyssze  18 11; 
Q  fehlerhaft  durch  a  2mal:  poczcUek  IIO9;  szadze  (Sqde)  924. 

B.  In  Stämmen: 
h)  durch  (^  Imal:  kszy^sz^t  81 7. 

C.  In  Worten: 

a)  durch  ^:  y(^  llao,  472;  y(^«2  302s,  349;  im  Ganzen  34mal; 
h)  durch  q  Imal:  yq»2  24 is. 

Die  Hauptbezeichnung  flir  neupolnisches  (q  ist  also  ^  (d.  i. 
);  daneben  findet  sich  auch  q  (d.  i.  iq)]  fehlerhaft  sind  die 
^Zeichnungen  o  und  a. 

Was  die  Erklärung  der  zum  Ausdruck  der  nasalen  Vocale 
^wandten  Zeichen  anbetriflFt,  so  bezeichnet  f  (resp.  if)  oflfen- 


1  n: 


Dialektisch  erscheint  io  im  P.  P.,  wo  im  Noupolnischen  ie  sich  vorfindet, 
'^'' ptunyqtay  73«;  opt/^  (rnnns)  96;  trz^nenye  105  30;  ttuo^yl  (nenpoln. 
fSeilf)  77  «r;  vipy{ks/em  (neiipoln.  nvezfem)  682;  vwyqsla  9  le. 


014  T«ccioj«  wiiki. 

bar  den  neupolnischen  Laut  f  (resp.  if);  es  kommt  auch  wirk- 
lich in  denjenigen  Kategorien,  in  denen  sich  im  Neupolnischen 
ein  f  (resp.  if)  vorfindet,  vor.  Ein  neupolnisches  q  (resp.  io)  ist 
zweifach  wiedergegeben  durch  ^  (on^  ^n)  und  q  (ariy  qm,  an); 
man  könnte  deshalb  meinen,  dass  die  verschiedene  Bezeichnung 
verschiedene  Laute  ausdrücke.  Diese  Meinung  erweist  sich 
in  diesem  Sprachdenkmal  bei  näherer  Betrachtung  als  un- 
haltbar. 

Die  beiden  Zeichen  kommen  so   unconsequent  gebraucht 
vor,   dass  man  in  Bezug  auf  ihren  Gebrauch  keine  Regel  auf- 
zustellen vermag.     In  den    ersten    fiinf  Psalmen  dient  zur  Be- 
zeichnung von  (^  (resp.  t^)  nur  ^;  von  Psalm  613  bis  Psalm  33 
kommt  überwiegend  ({.  vor;  in  dem  42  Verse  langen  Psalm  9, 
ferner   im  Psalm    10   und  11    wird  z.  B.    ausschliesslich  /j   ge- 
braucht; vom  Psalm  33  gewinnt  wieder  ^  Ueberge wicht,  welches 
auch  in  allen  Ueberschriften  consequent  angewendet  ist.     Die 
Bezeichnung  (f.  kommt  nur  hie  und  da  im  Texte  vor.    Daraus 
ersieht  man,  dass  der  Schreiber  sich  an  keine  feste  Regel  hielt, 
sondern  seiner  Willkür  freien  Lauf  liess.   Man  könnte  viellciclit 
aus  dem  oben  erwähnten  Umstände,  dass  in  den  Ueberschriften, 
die  uns   wohl    originales  und    eigenes  Werk   des   schreibenden 
Verfassers  darbieten,    schliessen,    dass   der  Schreiber   gewöhnt 
war,  ^  zu  schreiben,  irr  den  Psalmen  aber,  die  er  copirte,  a  (a), 
wie  z.  B.  in  Iledwig^s  Oebetbüchlein,  vorfand;  da  es  ihm  nun 
einige   Schwierigkeiten    bereitete,  jedesmalige  (^   in  ^    zu   ver- 
wandeln,  so  beschloss  er  schon  beim  sechsten,  q  anzuwenden, 
was  er  auch  bei  den  Psalmen  9,   10,  11  consequent  durchführte. 
Doch,  da  er  gewohnt  war,  f^  zu  schreiben,  vergass  er  sich  öfters 
und    gebrauchte  unwillkürlich  hin   und   wieder  ^/   nachdem  er 
noch  einige  Zeit  bestrebt  war,  dem  gefassten  Entschlüsse  nach 
ff.  zu   schreiben,    gewann  am  Endo  seine   frühere  Routine   den 
Sieg   und    er   kehrte    schon   beim  Psalm  33   wieder   zu    seiner 
früheren    Gewohnheit,    ^  zu    gebrauchen,    zurück.      Das    fort- 
währende Hinschauen  auf  die  zahlreichen  q  des  ihm  vorliegen- 
den Originals  brachte  es  aber  selbstverständlich  mit,  dass  der 
Abschreiber  hin  und    wieder,    ohne  es  zu  wollen,  q  anwandte. 
Es  ist  deshalb   unerlaubt,  den  beiden  Bezeichnungen  q,  ^  ver- 
schiedene Lautwerthe  zu   unterlegen,    da  sie   beide    nur   einen 
und  zwar  den  neupolnischen  Laut  ^  bezeichnen.    Somit  besitzt 


Pol-  Laatwerth  der  NaRalvocalo  im  Altpolnischen.  91tS 

der  Pulawer  Psalter  zwei  Nasenlaute  f,  ^,  resp.  vier  Nasal- 
vocale  f,  /f,  1^,  a^. 

Der  Pulawer  Psalter  zeigt  auch  in  wenigen  Fällen  seeun- 
däre  Vocale,  und  zwar  ist  es  nur  der  f-Vocal,  der  auf  diese 
Weise  entstanden  ist. 

Dieser  secundäre  f-Laut  findet  sich  in:  y^czy  (aus  jency) 
683»;  wie  die  Form  yeyncze  67?,  136.3  zeigt;  przeczyiüycsttco  (aus 
preöiirenstico)  118  39  und  jffie  (aus  jenie)  117  m.  Formen  wie 
yenMtüo  (j(  -\-  tbstwo)  95,  woraus  (j^cbstvo,  j(ctvo)  yencztwo  68 19 
u.  s.  w.  entstanden  ist,  nevmyetstwo  24  7  und  przeJdyeiiststtco  728 
sind  von  den  Participien:  j^ty,  przekl^ty,  umej^tny  gebildet. 

X.  Zu  den  altpolnischen  Sprachdenkmälern  gehören  aucli 
Glossen,  die  sich  in  lateinischen  Handschriften,  sei  es  am  Rande, 
sei  es  unter  der  Linie,  befinden.  Es  sind  dies  entweder  nur 
einzelne  Worte  oder  ganze  Sätze,  welche  sich  der  es  benöthi- 
gende  Priester  oder  auch  weltliche  Gelehrte  zur  leichteren  Hand- 
habung des  betreflfcnden  Manuscriptes  verzeichnete.  Unter  die 
letzte  Art  fallen  die  von  Dr.  Wlad.  Wislocki  publich-tenJ  Sie 
sind  ziemUch  umfangreich  und  bieten  in  mancher  Beziehung 
interessante  Erscheinungen  für  die  polnische  Gh*ammatik.  Für 
uns  ist  dieses  Denkmal  noch  deswegen  wichtig,  dass  es  uns 
einen  Beitrag  zur  Geschichte  der  Bezeichnung  der  Nasalvocale 
liefert.  In  demselben  hat  nämlich  eine  spätere,  nach  Dr.  Wis- 
locki aus  dem  Ende  des  15.  Jahrhunderts  stammende  Hand 
die  alten  Nasalzeichen  ^,  ^^,  ^n,  a,  an  ausradirt  und  an  ihre 
Stelle  bereits  die  neupolnischen  Zeichen  f,  q  gesetzt.  Daher 
kommt  es,  dass,  wenn  auch  der  Text  etwa  aus  dem  Jahre  1450 
herrührt,  die  Nasalvocale  uns  bereits  ein  modernisirtes,  beinahe 
um  ein  halbes  Jahrhundert  jüngeres  Bild  bieten  und  das  Ge- 
präge des  letzten  Viertels  des  15.  Jahrhunderts  tragen.  Folgende 
Zusammenstellung  wird  am  geeignetsten  sein,  diesen  Satz  zu 
bestätigen. 


*  Vgl.  Dr.  Wlad.  Wiafocki:  Glossa  super  epistolas  per  annnm  domini- 
cales,  Kodeks  }aciiisko-polski  z  polowy  XV  wieku  in  Sprawozdania 
komisyi  jezykow^j  Akad.  Umiojet,  Bd.  I,  pag.  1—141;  beim  Anfilliren 
von  Beispielen  behalte  ich  die  Bezeichnung  des  Dr.  Wislocki;  die  erste 
Zahl  bedeutet  die  Perikope  (repixoTCTj),  die  zweite  den  Vers. 


916  LeciejewBki. 

1.  Neupolnisches  f  ist  vertreten: 

A.  In  Wurzeln: 

a)  durch  f.*  ifdf  126,  12 so;  h^dze  13 8,  13 lo;  wnetrznye  48 1«; 

szm^thny  14  lo;  b^dqcze  27  2;  im  Ganzen  2ßmal ; 

b)  durch  q:   bqdze  2 12,   438;    nqdzy    122?;    tanf^trznem   44  le; 

zionqtrznych  62;  im  Ganzen  13mal ; 

c)  durch  a  (fehlerhaft  flir  q)  Imal:  umatrznye  32  23; 

d)  durch  an  3mal:  bandze  62;  band^iczy  22 25;  bandzacz  2525. 

B.  In  Worten: 

a)  acc.  sing,  subst.  der  -a,  -;a-Declination : 

a)  durch  f;  chwal^  (hval^)  148,  344;  wyar^  346,  2 13;  sgod^ 

2 13;  im  Ganzen  20mal: 
ß)  durch  e  (fehlerhaft  flir  f)  Imal:  navke  13«: 
Y)  durch  <]t;  Zcmä^  (icwfefj  9 10;   matkq  9 10;   samyosskq  (za- 

iheSk()  44 13;  zbroyq  14?;  im  Ganzen  19mal: 
3)  durch   a   (fehlerhaft   für  q)   3mal :    laska   (lask^)   26 10, 

44 19;  nauka  44 19; 

b)  acc.  sing.  adj.  fem.  nach  der  substantivischen  Declination 

durch  f  Imal:  wszytk^  199; 
c^  acc.  sing,  pronom.  demonstr.  durch  a  Imal:  faz  f^fi^Sl»; 
fij  verba  1.  sing,  praes.: 

a)  durch  f;  chwal^  12«;  boyuye  (bojuj^)  11 2«;  karzr  lls?; 

im  Ganzen  9mal; 
ß)  durch  q  2mal:  chczq  10 1;  mowyq  1223; 
y)  durch  e  (irrthümlich  ftir  f)  2mal:  szqdze  (sod^)  Sa;  prz^- 

stqpye  12 1; 
0)  durch  a  (fehlerhaft  flir  q)  2mal:  6fda  125;  prosscJm  44 13. 

2.  Neupolnisches  tf  ist  bezeichnet: 

A.  In  Wurzeln: 

a)  durch    f;    cz^sfho    7 13,    23 12;    vcz^stnyczy   16  7;   ztoyek  27»; 

wdz^czny  16 10;  im  Ganzen  46mal ; 
^>)  durch   c   (fehlerhaft    für   f)    ömal:    oszedze    (osed'e)    13  is; 

yezyke  13 1;  przepamyethayqczij  2Aib'^  szwyethe  263;  szicye- 

fhego  3323; 


I>er  Lüutwerth  der  Navalvucalo  im  AUpolnischen.  917 

;)  durch  q:  dzqky  ((Teki)  4820;  czyiyska  (d^ika)  42  20;  zwyc^ 
(neupoln.  d'vek)  276;  szwyqkv  48 19;  im  Ganzen  26mal; 

l)  durch  a:  yazyk  19 11;  awathym  438;  zawazie  (zai5(£e,  vincu- 
lum)  408;  im  Ganzen  lOmal; 

;)  durch  an  2mal:  czanscz  (^^^6)  65;  dzeszanczoro  (d'eSe^oro)  9 10. 

B.  In  Stämmen: 

i)  m^n-Stämme  durch  f  Imal:  gymye  (ßm{)  19 10; 

t)  im  Part,  praes.   act.   durch  e  Imal:  przechodzeczy  (preho- 

d(cy)  7 10. 

C.  In  Worten: 

Acc.  sing,  pronom.  pers. : 
i)  durch  f;  sye  4tb2]  sz^  I44,  2i4;  im  Ganzen  Smal; 
h)  durch  n  Imal:  »«^^44 15; 

c)  durch  a  Imal:  myaAbiA 

3.  Neupolnisches  9  ist  vertreten: 

A.  In  Wurzeln: 

a)  durch  i^:  bf^dzcze   (bgd'6e)  7u,  23 13;  zwnf^trz  3222;   zrc^czce 

(=z  zrQ66ej  aptote)  35 1»;  im  Ganzen  30mal; 
h)  durch  (^n  3mal:  bqndzcze  817,  31 9;  bqndz  7?; 
e)  durch  a  Imal  (fehlerhaft  für  q) :  bladzycze  (bl^d'ide)  43  7 ; 

d)  durch   an   4mal:    bandz  7  8;    bandzcze  52 10;   szandzycz  3  5; 

«zaiu2u7  («^dwj  35. 

B.  In  Stämmen: 

a)  Verba  11.  Classe  durch  q  3mal:   ogamqcz  (ogarngc)  44  18; 

toytargnql  52 13]  wsczqgnqcz  33 10 ' 

b)  Part,  praes.  act. : 

a)  durch  q:  b^dcf^z  198;  zalvycjx^  1229;  zwonyqczy  13  1;  siüyq- 
kayqcze  (iv^kayqce,  neupoln.  d'{'^i(^ce)  13 1 ;  ztjdayqcz  52  9 ; 
zqday(^czy  43  2c ;  tc8zpomynay(f^  34  5 ;  im  Ganzen  79mal ; 

ß)  durch  qn  5mal :  czvyqncz  7  12 ;  szluszqncz  7  11 ;  un/eszelqndz 
8ze  7 12;  pro8Z(^ncz  529;  pokvthvyqnczy  2225; 

'  Ausserdem  kommen  noch  folgende  mit  e  geschriebene  Formen:  mye 
12  1;  cz«  143;  »26  3  3,  6ie,  7  12,  7  i4,  7  16,  7  ic,  10  13,  12i,  12  6,  12  6, 
12  so,  12  29,  12  so,  13  4,  13  k,  14  4,  lös,  16  2,  16  5,  19  6.  19  10,  25  36,  26  9, 
27  1,  27  3,  27  6,  26  9,  30  13,  31  ü,  31  0,  :W  u,  34  11,  37  11,  43  7,  44  21 ;  »zye 
23  17,  35  21,  43  36;  »szye  13  c,  8»ze  13  6. 

Siteangvbtr.  d.  pkiL-liist.  Cl.    CXI.  Bd.  II.  Uft.  59 


91H  Ijori«>j«WRlti. 

c)  durch  vn  Imal:    nyeohvzdotcayvncz   (ue   obuzdovajqc,  refre- 

iians)  25  20 ; 

d)  durch    a    (irrthümlich    fiir  <^):    maynrzt/  134;    chczacz  19 «; 

handzacz   (hedoc)  25  sr»;    odpuszczayacz  16 1;     iin    Ganzen 
llmal. 
(i)  durch  (^  3mal:  odjmszczay^c^  10 13;  roszwmyey^cz  7  ir*  (2mal). 

C.  In  Worten : 
a)  Instr.  sing,  subst.: 

a)  durch  r^;  czc^a  (c^o)  7  10;    kaziifj.  (ka£no)  9  10;    kaszno- 

dzeyczff,  (hiziunVeja^)  28;  im  Ganzen  2()mal; 
ß)  durch    a    (fehlerhaft    für    <{)    2mal:    huikntcosrza  45  s; 
czyrpyedlywoscza  45  2 ; 
h)  Acc.  sing.  adj.  fem.: 

a)  durch  (f.:   bozq  (hozo)  30 1«,   3525-,   gotow<i  10 1«;    Crtstvs- 

Z(jwf{,  3223;  8zyw(i,czfi  ßyooco)  (n;  im  Ganzen  2 Imal. 
ß)  durch   a   (irrthümlich   ftir  ([)   5mal:    Cin^tusaotca  44  u»: 
fc<Äora  51  21;    vslavyona  S2i\'^   rosziomna  (rozumno)  6ij 
wszelka  132; 
y)  durch  t;  Imal:  szwyathv  ßi{0^f)  2 11; 
cj  Instr.  sing.  adj.  fem. : 

a)  durch  q  lOmal:  bozq  i^Hy  31«,  3522;  duszuq  12»;  /ippo- 
stolskif.   (3  3;   yednostaymi  2«;   yedm^  (jedno-c)  12 ä: 
viocznq  31 «;  Moyzeszowq  10  2;  prawq  9  10; 
(ij  Verba  3.  plur.  praes. : 

a)  durcli  ^^;   6?/iV^  (^y^j)   12 21;    cliodzfi  51  17;    diicaht   12«; 

/^i^/f  (lajo)  33»;  im  Ganzen  IGmal; 
ßj  durch  a  2mal:  mowya  23 12;  przesladvya  7  u. 

4.  Neupolnisches  to  ist  bezeichnet: 

A.  In  Wurzeln : 

^ej  durch  ^^;  ?/a/ (^*oiJ  1232;  nyenarzqczl  9'^  P^^J/^i^  (p^'yj*ß)  "^^  ^\ 

po8Zf[day  (pob^daj)  Oio;  im  Ganzen  25mal; 
A^  durch  an  Imal:  sz(md\)n)\ 

c)  fehlerhaft   durch    n  (fiir  q)  2mal:    rzadzycz  2  12;   przyrza- 
dzayacz  2(>  lo. 
Folglich    werden    die    Nasal vocale     bezeichnet    durch    e 
(57mal  fiir  r,  5()mal  ftlr  iV),    ß  (welches  nur   ein    Fehler  für  c 


Der  Lautwcrth  der  Nasalvocale  im  Altpolnischen.  D19 

ist,  3mal  für  f,  omal  für  tf),  n  (34mal  für  f,  27mal  für  if, 
180mal  für  o,  25inal  für  io),  fp  (8mal  für  g,  Imal  für  ig), 
a  (welches  nur  ein  Fehler  ist  für  ^^,  ebenso  wie  e  für  f,  7mal 
für  f,  lOmal  für  ?'f,  21mal  für  o,  2mal  für  19),  an  (fehlerhaft 
für  cfn,  und  zwar  3mal  für  f,  2mal  für  tf,  4mal  für  9),  fJ  (3mal 
für  q)y   V  (Imal  für  q)  und  t>/i  (Imal  flir  ^). 

Von  diesen  Zeichen  bedeutet  v,  vn,  wenn  sie  nicht  ein- 
fache Fehler  sind,  augenscheinlich  den  Laut  ^;  f,  e  den  Laut  f  ; 
das  3mal  vorkommende  Zeichen  ^  ist  ein  Ueberbleibsel  der 
alten  Bezeichnung  für  die  Nasal vocale,  ßlllt  also  nicht  in  die 
Zeit  der  angeführten  Zeichen,  weswegen  wir  es  einstweilen 
ausser  Acht  lassen,  da  es  später  seine  Erledigung  finden  wird. 
Die  anderen  Zeichen  q,  a,  <p,  an  reduciren  sich,  da  a,  an 
Fehler  sind  für  q^  qn,  auf  die  beiden  Bezeichnungen  q,  qn. 
Welchen  Laut  aber  stellen  dieselben  vor?  Sie  kommen  für  ^ 
und  f  vor;  sie  müssen  einen  Laut  repräsentiren,  der  sowohl  q 
und  f  vertreten  kann,  und  dieser  Laut  ist  q.  Somit  kennt  die 
Glossa  super  epistolas  folgende  Nasallaute:  f,  o  (^),  q  (d.  i.  f, 
^f  Qf  ^^f  ^7  ^^)'  D^s  Verhältniss  q  zu  f  ist  folgendes:  Auf 
205  Fälle  von  npoln.  e  (d.  i.  f  -|-  tf)  kommt  der  Laut  f  (f  +  if  j 
121mal,  q  (q  +  ^i>)  84mal  vor;  sie  stehen  also  im  Ver- 
hältnisse von  3:2;  der  Nasal  q  bot  also  seinem  Rivalen  ziem- 
lich starke  Concurrenz.  Schwerer  ist  es,  das  Verhältniss  von 
q  imd  ^  zu  bestimmen;  der  Nasal  q  ist  deutlich  nur  2mal 
gekennzeichnet,  doch  mag  wegen  der  nahen  Verwandtschaft 
und  Aehnlichkeit  von  q  und  q  auch  unter  der  Bezeichnung 
q  in  vielen  Fällen  q  gemeint  sein.  Mag  dem  sein  wie  es 
wolle,  uns  genügt  es,  zu  constatiren,  dass  an  Stelle  Von  f,  o 
sich  auch  der  Vocal  q  in  beträchtlicher  Anzahl  vorfindet.^ 


'  Auf  113  Fälle  der  Bezeichnung  e  kommt  die  Bezeichnung  e  nur  8mal 
vor;  da  man  ausserdem  in  Glossa  super  epistolas  die  Methode  sieht,  die 
Nasalvocale  nicht  durch  reine  zu  bezeichnen,  so  muss  man  zugeben, 
dass  e  nur  fehlerhaft  (für  e)  steht.  Beachtenswerth  ist  dieses  Verhältniss  der 
Bezeichnungen  in  der  Form  des  Acc.  sing,  pronom.  pers.  Dort  kommen 
auf  8  6,  45  6  vor.  Daraus  ersieht  man,  dass  man  im  letzten  Fall  nicht 
an  fehlerhafte  Bezeichnung  denken  kann ,  sondern  vielmehr  darin  das 
absichtliche  Verfahren  des  Schreibers  zu  erblicken  und  die  Formen  myc, 
^y^t  *y«  al'**  wie,  re,  Se  zu  lesen  hat.  Darnach  hätte  dieses  Denkmal 
ebenfalls  zwei  Keilien  für  die  Formen  der  Acc.  sing,  pronom.  pers.,  näm- 
lich :  me,  re,  ^e  (neben  mq^  rrty  ^q)  und  wie,  r<?,  Jie. 

59* 


920  Loüicjowski. 

XI.  In  (lab  letzte  Viertel  des  15.  Jahrhunderts  fUUt  noch 
ein  kleiner  polnischer  Text,  veröffentlicht  von  Prof.  Emil 
Kalu/niacki  (Kleinere  altpolnische  Texte).*  Der  Text  rührt 
aus  einer  Handschrift  des  p'iechisch- katholischen  Domcapitels 
zu  PrzemyÄl,  welche  die  Signatur:  LXV,  B.  2  führt.  Ueber 
die  Heimat  des  Dialektes,  in  dem  die  Handschrift  geschrieben 
ist^  lässt  sich  nichts  Bestimmtes  aussagen,  da  uns  alle  Daten 
hiezu  fehlen.  Der  Stand  der  Nasalvocale  ist  in  diesem  Sprach- 
denkmal folgender: 

1.  Neupolnisches  f  wird  vertreten: 

A.  In  Stämmen: 

a)  durch  ^^  5mal:  nrnka  (neupoln.  ineka)  5;   mqky  G;  tnf^hi  2; 

wszfh'ff-pvyiiczego  5;  sztJu^pvyriczego  5  5 
h)  durch  a  Imal:  maky  G; 
c)  durch  e  Imal:  vmeczeiiye  1. 

B.  In  Worten: 

a)  Acc.  sing  subst.  fem. : 

a)  durch  q  5mal:   dvszff,  4;  koroiui  5;  laszkfi  1;  m/jkfi  2; 

ofyarq  6; 
ß)  durch  e  Imal:  offyare  9; 
h)  acc.    pronom.    posscs.    fem.    durch   ([   3mal:    twoyn  2,   9; 

vioyfi;  4; 
c)  Verba  1.  sing.: 

a)  durch  f^  1 2nial :  dzyekuyq  9  (2mal) ;  prosz^i  ^;  "^j  »^  (7mal),  8 ; 
ß)  durch  e  lOmal:  chwalye  5  (7mal),  9;  prosze  3,  5. 

2.  Neupolnisches  ie  ist  wiedergegeben: 

A.  In  Wurzeln : 

a)  durch  e  (d.  i.  ie)  6mal:    szwyefhy   1,  9;  szwyethym  9;    na- 
8zwyeth8ze9]  naszivyefszaH)  ayethe  (cij(te)ö'^^ 

'  Vgl.  SitzungHber.  der  phil.-hist  Classe  der  kais.  Akad.  der  Wissensch., 
CI.  Bd.,  Jahrg.  1882,  pag.  290—293.  Anstatt  der  Bezoichnun^en  der 
einzelnen  Abschnitte  mit  a,  ß,  y  u.  s.  w.  habe  ich   lieber  Ziffern  gewählt. 

'  80  heisst  dieses  Wort,  welches  Herr  Prof.  Kain^niacki  nicht  versteht 
7Ai  lesen  (op.  cit.,  p.  317). 


Der  Lantwerth  der  NasaWocalo  im  Altpolnischen.  9^1 

durch   (}  ^mal:    szwyqthy  6;    szwyathym  6;    rozpaniyqtha- 

toam  6;  myqdzy  (ncupoln.  wdy  neben  myedzy  9)  6; 
(fehlerhaft  flir  q)  durch  a  Imal:  naszwyathsze  6. 

,  B.  In  Formen: 

Acc.  sing,  pronom.  pers.  durch  ö  29mal:  mye  5  (2mal), 
9  (2mal);  czye  2,  3,  4,  5  (llmal),  8,  9  (3mal);  szye  3, 
5  (3mal),  6,  8.  9. 

3.  Neupolnisches  (^  ist  wiedergegeben: 

A.  In  Wurzeln: 

durch  ci  7 mal:  h(fdz  1,  5;  mridroszczy  3;  mtilc  9;  8z<id  4,  5;. 

8Z(idv  4. 

B.  In  Stammen: 

Part,  praes.  durch  (i  lOmal:  gor/iczego  5;  lycz(j.czego  5;  noszfj,' 

czego  5;  przycfiodzf^zügo  5;  8zth(ipvy<iczego  5;   wszthtfpvyr^- 

czego  5;  szyedzffczego  5;  vyhatcyayqx^zegob]  wzyvoayc^zego  5; 

vyszcfczego  5. 

C.  In  Worten 
Instr.  sing,  subst. 

a)  durch  fjf  8mal:   duszr^  8;    ohlyczno8ZCzy(f>  6;    frzczymi  9; 

wlocznyf^  6,  9;  zolczyq  5,  6,  9; 
0)  fehlerhaft  durch  a  (ftlr  f^)  Imal:  ^rzczyiia  6; 
y)  durch  ü  Imal:  dtisztj  5; 
Acc.  sing.  adj.  fem.  durch  q  3mal:   czyernyowqb]  ktovfjsz 

(=    ktörfi'^)  8;   nyevynnq  9; 
fnstr.  pronom.  possess.  durch  fi  2mal:  moi/^e  5,  8; 
fnstr.  pronom.  pers.  durch  ff.  4mal:  77inq  5;  fohti  G;  thobq  3,  9; 
Verba  3.  plur.  praes.  durch  q  Imal:  szff,  3. 

4.  Neupolnisches  i^  ist  wiedergegeben: 

A.  In  Wurzeln : 

t:lurch    (^   omal:    oglqdncz  2;    zicyrizncz  6;    ziayffzan  2,   9; 

B.  In  Formen: 
iurch  q:  yq  8. 

Es  sind  also  zur  Bezeichnung  der  Nasalvocale  die  Zeichen 

fj  angewendet  worden,  wenn  man  von  dem  fehlerhaften 

al)  und  V  (Imal)  absieht.    Es  ist   selbstverständlich,   dass 


022  Lociojcwslti. 

e  den  neupolnischen  r-Laut  bezeichnet;  es  kommt  auch  nnr  in 
denjenigen  Formen,  wo  auch  im  Neupolnischen  der  r-Laiit  zu 
finden  ist,  vor.^  Dagegen  finden  wir  das  Zeichen  q,  sowohl 
in  den  Fällen,  wo  wir  im  Neupolnischen  einem  r,  als  auch  in 
denen,  wo  wir  einem  o  begegnen.  Welchen  Laut  kann  also  /^ 
repräsentirenV  Doch  nur,  wie  öfter  erwähnt,  einen  solchen, 
der  sowohl  r  wie  ^  vertreten  kann,  und  dieser  Laut  ist  q. 

Somit  besitzt  das  eben  besprochene  Sprachdenkmal  zwei 
Nasallaute  f  und  q.  Der  zweite  Laut  (ff-)  vertritt  überaU  das 
neupolnische  o  und  zum  grüsstcn  Thcile  auch  das  neupolnischc  e. 
Der  Laut  r  steht  nämlich  im  Verhältnisse  zu  q  (wenn  man 
die  zweifelhafte  Lesart  der  Pronom.  pers.  nicht  mitzählt),  wie 
17  :  27.  Mithin  ist  q  der  Hauptnasal  unseres  Denkmals,  wo- 
gegen f  nur  schwach  vertreten  ist. 

XII.  In  dieselbe  Zeit  fallen  noch  die  drei  kleinen  von 
Dr.  Wlad.  SeredyAski  mitgetheiltcn  ^  und  einer  (zweiter)  von 
den  vom  Herrn  Wlad.  Chometowski  herausgegebenen  Texten.'' 
Da  sie  einen  Charakter  zeigen,  so  fasse  ich  dieselben  zusammen. 
Der  Stand  der  Nasalvocale  in  denselben  ist  folgender: 

1.  Neupolnisches  r  ist  vertreten: 

A.  In  Wurzeln : 

a)  durch  a  fimal :  oradovnycza  S.  1 ;  otivpadzyly  S.  3 ;   nnczmm 

(nrdnem)  S.  2;  i'akfi  S.  2;  uyndznyf  (nedne)  Gh.;  raczei^\i.\ 

b)  durch  q  Imal:  yfidem  Gh.; 

c)  durch  e  Imal:  wiyeczyemu  (ncupoln.  wwifto'm)  Gh.*; 

*  In  (Ion  Formen  dos  Acc.  pronom.  perH.  kOnnto  man,  da  der  sonst  für  e  in 
allen  übripon  Katoporion  vorkommondo  Laut  n  pforado  in  diosen  For- 
mon  nicht  orsclioint,  annohmonf  dass  dio  betreffenden  eben  naKalo«  e 
(das  ist  ^)  nicht  besitzen,  Hondorn  ?uc,  <-c,  Ac  zu  losen  sind.  Doch  l.Hü«t 
sich  diese  Ansicht  in  lietreff  auf  dieses  Denkmal  durch  andere  Beweise 
nicht  stutzen. 

2  Vgl.  Trzy  zabytki  jezyka  polskiop^o  z  drupioj  j)olowy  XV.  w.  podat  Dr.  Wla- 
dyslaw  Soredyilski  in  Sprawozdania  komisyi  jczykowej  Akad.  Um.  t.  1, 
pag.  155—160. 

^  Wladyslaw  Chometowski:  Zabytki  jozyka  polskiego'z  XV  wieku,  ibidem 
pag.  142—154. 

*  Der  von  Chometowski  publicirte  Text  zeigt  als  dialektische  KigenthQm- 
lichkeit:  aj  die  Consonanten  m,  n  auch  dort  weich,   wo  sie  im  Neupol« 


Der  Lantwerth  der  Nasal  vocale  im  Altpolnischen.  923 

B.  In  Stämmen : 
Verbii  II.  Classe,  durch  h   Imal:  plynyela  Ch. 

C.  In  Worten  : 

a)  Acc.  sing,  subst.  fem.: 

a)  durch  a  5mal:  ckvala  S.  1;  nycdzyela  S.  2;  lasska  S.  2; 

szye.viya  Gh.;  mathica  Gh.; 
ß)  durch  (i  3mal:  chvalff,  S.  l;  lasshj,  S.  2;  mathkf[  S.  2; 
/>>^  Acc.    sing,  pronom.  posscss.    durch    a   2mal:    moyf^   S.  2; 

thwoyrf.  S.  2; 
c)  Verba  1.  sing,  durch  e  Imal:  !fi/e/ß  (veif,  jubeo)  S.  2. 

2.  Neupolnischcs  i^*  ist  vertreten: 

A.  In  Wurzeln : 

a)  durch  aOmal:  sswyatho  S.  2;  sswyafhego  S.  2;  szwyafha  S.  3; 
'pfimyathay  S.  2;  szwyaczyly  (^becili)  S.  3;  wszyatha  (vi^ta) 
S.  3;  klyakaly  Gh.;  pyaczdzyeszfid  Gh.;  pyaczufisczye  Gh. 

/>J  durcli  e  r)mal:  szivyethego  S.  1,  Gh.;  naszwyefhszego  Gh.; 
czyestho  Gh.;    ^f^eZ?/  (/fK)  Gh. 

B.  In  Worten : 

und  zwar  im  Acc.  sing,  pronom.  pers. : 

a)  durch  a  9mal:  «2//a  (4mal)  S.  1,  Gh.  (4mal);  szcha  Ö.  1; 

b)  durch  ff;  Imal:  schf,  S.  3.^ 

3.  Neupolnisches  ^  ist  vertreten: 

A.  In  Wurzeln : 

a)  durch  an  Imal :  handz  S.  1 ; 

b)  durch  q  2mal:  wstapyl  Gh.;  wfsjtliqpyly  Gh.; 


nischen  hart  sind,  wie:  vmyeczenyu  (um^renu),  pltpu/ela  (pJtf/n^a)^  pragnye 
(pragn^)^  nyazdnye  (ri^diie),  mylo/mi/ego,  du^znye  (neutr.  9g\  mwthnye  (acc. 
pliir.  masc.)  nyewinnyeko  (sie:  newinnego),  mcUnchnya,  wyecznye  (acc.  plur. 
fem.);  A)  an  Stelle  von  d:  potaaczon  (posadan),  fczyarczmi  (wzgardoii)^  aoczyly 
(a^dili);  c)  m  an  Stelle  von  n:  tpmyeftponia  (»tAtt  w  ne^pomq);  d)  c  an 
Stelle  von  c:  nlcncye  (tdmice,  allgemein  airtnce), 
'  Ausser  diesen  nasalirten  Pronominalformen  kommt  auch  die  Form  ohne 
Nasal  (Jie)'.  azye  (2mal)  vor.  Dass  diese  Form  kein  nasales  e  hat,  ergibt 
sich  aus  der  Methode  der  Nasalbezeichnung  dieser  Texte.  Da  die  nasa- 
lirte  Form  &a  gelautet,  weil  wie  unten  gezeigt  a  den  Laut  a  bezeichnet, 
so  weisen  unsere  zuletzt  besprochenen  Texte  zwei  Pronominalformen 
auf:  6(^  und  S^. 


924  Lecinjowslci. 

c)  durch  n  2mal:  szadzijl  (z=.  8(^dU)  Ch.;  oszadzon  Gh.; 

d)  durch  a  Imal:  hucz  Gh.; 

e)  durch  o   linal:  soczyli  (=  8f>dili)  Gh. 

B.  In  Stämmen: 

a)  Vcrba  II.  Glassc  durch  u:  plynul  Gh.; 
h)  Part,  pracs. : 

a)  durch  fi  Imal:  vydzf^cz  Gh.; 

ß)  durch  e  Imal:  pragiiye,  polyeczaye  Gh. 

G.  In  Worten : 

a)  Instr.  sing,  subst. : 

a)  durch  ^^  7 mal:  mathkq  S.  1;  ?Yirf^^  8.  2;  rak(^  (^^^^^)  S.  2; 

kassnya  (ka£no)  S.  2;  Ä:nm  (2mal);  u?oc?^^  Gh.; 
ß)  durch  a  4mal:   szyla,  wloczna,  mascza  Gh.;  pfiniui  S.  1; 

b)  Acc.  sing.  adj.  fem.: 

Ol)  durch  q  Imal:  boazcf,  S.  2; 

ß)  durch  a  2mal:  szwyatha  (^v(t^)  S.  3;  sviuthnu  Gh.; 
c^  Instr.  sing.  adj.  fem.; 

a)  durch  a  Imal:  wszytha  Gh.; 

ß)  durch  (j.  2mal:  drvg(iy  swoyq  Gh. 
r/J  Vcrbum  3.  plur.: 

a)  durch  ^^  Imal:  8Z(^  Gh. ; 

ß)  durch  V  Imal:  »2t;  Gh. 

4.  Ncupolnisches  i\>  ist  wiedergegeben: 

In  Wurzeln: 

a)  durch  a  3mal:  possaday  {•=  poiodaj)  S.  2;    nzwazaly  (zofj- 

zali),  tiwyazan  Gh.; 
h)  durch  (^  3mal:  dzyeszqthkyem,  pyaczdze8Z([d,  wsz(fl  (v£qI)  Gh.; 

c)  durch  it3mal:  ogluday,  pyenudza  (p'en^da),  vczitszony  (u&f- 

üony)  Gh.; 

d)  fehlerhaft  durch  i  Imal:  ogliday  Gh. 

Es  kommen  also  folgende  Bezeichnungen  der  Nasaion 
zur  Anwendung:  e  (lOmal  für  f),  n  (28mal  fiir  f  und  12m{il 
fllr  o),  an  (Imal  fUr  o),  r^  (7mal  fllr  c  und  Ißmal  ftir  o),  u  (Omal 
für  o)  und  o  (Imal  für  o),  wobei  das  fehlerhafte  i  (Imal)  nicht 
in  Betracht  kommt. 

Dass  von  diesen  Zeichen  e  den  f-Laut,  o  und  u  den 
gepressten  o  (V/-J  Laut  bezeichnet,  liegt  auf  der  Hand.  Vergleicht 


Der  Lantworth  der  Nasalvocalo  im  Altpolnischon.  925 

man  femer  die  Bezeichnung  a,  welche  28mal  für  f  (und  nur 
12mal  ftir  o)  gebraucht  worden,  mit  der  Bezeichnung  q,  welches 
16mal  den  neupolnischen  Laut  q  (und  nur  7mal  den  Laut  f) 
vertritt,  so  sieht  man  das  Bestreben,  ftir  neupolnisches  f  das 
Zeichen  a  und  ftir  das  neupolnische  o  das  Zeichen  cf,  in  An- 
wendung zu  bringen.  Daraus  ergibt  sich  der  Lautwerth  dieser 
Zeichen;  ci  bezeichnet  den  Laut  cl  (2),  a  den  Laut  ^^.  Somit 
haben  die  besprochenen  vier  kleinen  Texte  die  Nasallaute  f^, 
r,  Oy  und  zwar  kommen  auf  28  (f.  (wobei  ich  sogar  von  den 
7mal  mit  (f.  =  q  ftir  neupolnisches  e  bezeichneten  Fällen,  die 
gewiss  ebenfalls  als  c^  gesprochen  wurden,  absehe)  nur  10  f, 
also  etwa  auf  3  ((,  nur  1  f,  d.  h.  der  Laut  f  war  sehr  schwach 
repräsentirt  und  ist  in  entschiedener  Minderzahl  im  Verhältniss 
zu  q  vorhanden  gewesen.  Grössere  Autonomie,  um  so  zu  sagen, 
zeigt  der  Laut  (),  bei  welchem  sich  das  Verhältniss  wie  16  zu 
12  gestaltet,  d.  h.  der  Laut  q  findet  sich  auch  in  Vertretung 
des  neupolnischen  ^,  doch  vermag  er  seine  Ebenbürtigkeit  dem 
Laut  2  gegenüber  kaum  noch  aufrecht  zu  erhalten. 

XI IL  Aus  dem  Jahre  1475  besitzen  wir  im  unterschlesi- 
schen  Dialekt  einige  sprachliche  Ueberreste,  enthalten  in:  Sta- 
tuta synodalia  et  provincialia  Vratislaviensia,  ^  und  zwar:  Pater 
noster,  Ave  und  Credo  in  polnischer  Sprache  umfassend.  Nach 
den  Zusammenstellungen  des  Herrn  Professor  L.  Malinowski^ 
ist  der  Sachverhalt  folgender: 

1.  Neupolnisches  f  ist  wiedergegeben: 

A.  in  Wurzeln  durch  a7i  Imal:  vmanczen] 

B.  in  Worten,  1.  sing,  praes.  durch  e  2mal:  vyarze,  wierze. 

2.  Neupolnischcs  if  ist  wiedergegeben: 

A.  In  Wurzeln: 

a)  durch  an  Imal :  suantego ; 

h)  durch  en  3mal:  suienfa,  suienftch,  a^itentan; 

c)  durch  e  2mal:  swi/PJimy  osioyTiczo.  (08ve6  §e) ; 


»  Vpl.  Casop.  ?08k.  Mus.  XIV,  1840,  pag.  77—94. 

-  Vgl.  Jslacly  djalektyczne  in  Rozprawy  Akad.  umiej.,  Bd.  VII,  pag.  346. 


926  Leciejewaki. 

B.  in  men-8tämmon  durch  e  Imal:  gmye  f twf ^ ; 

C.  in  Worten:    acc.    sing,    pronom.    durch    e:    se    oswyecze 
(o^v(6  6e);  se  kann  auch  6e  gelesen  werden. 

3.  Neupolnisches  <^  ist  wiedergegeben: 

A.  In  Wurzeln: 

a)  durch  u  5mal:  bitdz,  wsschmogucziego,  vasechmogucziego,  fct- 

tupil  (2mal); 
h)  durch  mm  Imal:  saundicz  (sod'ic)] 

B.  in  instr.  sing,  durch  w  4mal:  suientu,  czierkau,  obiecznu, 

tabu  (tobf)). 

4.  Neupolnisches  io  ist  wiedergegeben: 

in  Wurzeln  durch  u  Imal:  poczid, 

Folgende  Bezeichnungen  der  Nasal vocale  sind  also  an- 
gewandt worden:  e  (5mal),  eii  (3mal),  e  (2mal),  an  (2mal),  u 
(Omal),  au  (Imal)  und  aun  (Imal);  von  diesen  rcpräsentiren 
e,  en,  e  augenscheinlich  den  neupolnischen  Laut  f/  u,  au,  aun 
den  neupolnischen  Laut  ^;  es  bleibt  nur  die  Bezeichnung  an 
zu  erklären.  Da  sie  aber  nur  an  Stelle  des  neupolnischen  f 
vorkommt,  so  kann  sie,  was  auch  ihr  graphischer  Werth  zeigt, 
nur  den  Laut  f^  bezeichnen.  Somit  hat  dieser  Text  drei  Nasal- 
laute: r,  o  (0  und  ff.,  doch  findet  sich  der  letzte  nur  für  f  und 
steht  zum  letzten  im  Verhältniss  von  2 :  10,  resp.  1  :  5.  Jeden- 
falls war  er,  was  ftir  uns  genügt,  in  der  Sprache  der  unter- 
schlesischen  Mundart  vorhanden. 

XIV.  Bevor  wir  weiter  gehen,  wollen  wir  wiederum  die 
aus  der  Untersuchung  dieser  Epoche  (1500 — 1475)  gewonnenen 
Resultate  zusammenfassen.  Bei  den  Sprachdenkmälern  dieser 
Zeit  lässt  sich  nur  in  zwei  Fällen  die  Mundart  mit  Bestimmtheit 
nennen;  wir  erhalten  die  kleinpolnische  und  die  unterschlesi- 
sche.  Doch  glaube  ich  nicht  zu  irren,  wenn  ich  auch  die 
anderen  kleineren  Texte,  die  im  Allgemeinen  dieselbe  Sprache 
zeigen,  dem  kleinpolnischen  Dialekt  zuweise;  die  Manuscriptc 
von  ihnen  sind  alle  in  Kleinpolen  aufgefunden  worden,  und 
dieser  Umstand   dUrfte  auf  keinem  Zufall   beruhen   und   eben- 


Der  Lautwerth  der  Na«alvouale  im  Altpolnischen.  927 

falls  von  gewissem  Werth  sein.  Mag  es  dem  sein  wie  es  wolle, 
die  Nasalvocale  in  ihnen  zeigen  dieselbe  Entwicklung  wie  in 
dem  kleinpolnischen  Dialekt.  Dieser  zeigt  aber  auch  in  dieser 
Epoche  die  beiden  Laute:  e,  o,  in  einigen  Fällen  sogar  ihre 
weitere  Entwicklungsstufe  ()  (^).  In  ,Glo8sa  super  epistolas', 
welche  in  Kleinpolen,  und  zwar  in  einem  Lemberger  Kloster 
entstanden  ist,  kommt  aber  auch  der  Nasallaut  c^,  besonders 
für  den  neupolnischen  Laut  e  vor.  In  der  unterschlesischen 
Mundart,  die  somit  bereits  die  vierte  ist,  die  wir  kennen  ge- 
lernt haben,  kommen  die  drei  Nasallaute :  e,  q,  q  vor:  das  Ver- 
hältniss  von  n  zu  r,  o,  stellt  sich  dermassen,  dass  es  den  Laut 
f  in  numerischer  Hinsicht  bei  Weitem  übertriflFt,  dem  Laute  9 
dagegen  numerisch  nachsteht.  Ein  Vergleich  mit  dem  vorigen 
Zeitabschnitt  in  BetreflF  der  Nasalvocale  lässt  sich  nur  mit  der 
kleinpolnischen  Mundart  anstellen.  Die  kleinpolnische  Mundart 
der  Zeitperiode  1525 — 1500  besass  nur  die  Laute  f,  2;  die  der 
Zeitperiode  1500 — 1475  kennt  ausser  diesen  Lauten  noch  den 
Nasallaut  q,  der  besonders  den  neupolnischen  Laut  f  vertritt. 
Für  die  anderen  Dialekte  muss  mindestens  der  Stand  der  Nasal- 
vocale des  vorigen  Zeitabschnittes  angenommen  werden.^ 

XV.  Wir  kommen  an  das  dritte  Viertel  des  15.  Jahr- 
hunderts. In  diese  Zeit  fallen  mehrere  unserer  Sprachdenk- 
mäler. Die  jüngsten  von  ihnen  sind  die  übrigen  von  Professor 
KaluÄniacki  raitgetheilten  kleineren  Texte. ^  Da  sie  gleiche 
Orthographie  und  Sprache  aufweisen,  fasse  ich  sie  alle  zu- 
sammen.    Die  Untersuchung  ergibt  folgende  Resultate: 


•  In  der  zweiten  Frage  nach  der  Form  des  Acc.  sing,  pronom.  pers.  ist, 
wenn  man  das  bis  jetzt  Gesagte  znsammenfasst,  zu  constatiren,  dass  es 
sowohl  eine  nasalirte:  ma,  Sq^  iq^  respective  m^,  <5^,  4e  und  eine  nicht 
nasal irte  Form:  nie,  ce,  ^e  gab. 

2  Op.  cit.  pag.  282 — 189  und  pag.  293  a;  den  zweiten  (ß)  Abschnitt,  welcher 
jünger  ist  und  wegen  seiner  Kürze  (10  Zeilen)  nicht  verdient,  eigens 
behandelt  zu  werden,  lasse  ich  aus.  Beim  Anführen  der  Beispiele  be- 
halte ich  die  Eintheilung  und  Bezeichnung  von  Herrn  Kalu^.niacki, 
also:  (Exodus,  Cap.  =)  21,  v.  1—36,  22,  v.  1—31,  23.  v.  1  —  10,  (Levi- 
ticus  Cap.  =)  24,  v.  3—26,  (Epilog  =)  E,  (Orationes  =)  O,  (Praeam- 
bula  •=)  P,  wozu  ich  den  Absatz  pag.  293  «  rechne  und  mit  Pe  be-« 
zeichne. 


028  Lcciejew.kl. 

l.  Neupolniachcs  f  ist  wiedergegeben  : 

A.  In  Wurzeln: 

a)  durch  a:  badzyeczye  24 r»,  24 n;  raka  (r(ka)  21  ^i\  mciszasisny 

(meiczffzny)  21  b;  21  sa;  im  Ganzen  12mal; 

b)  durch  ff  5mal:  nifikff,  (rtieke)  Oß;  vnuyczenye  Oß;   vmficzevya 

Oa;  prifthem  21 20;  hida  (b(d^)  2426. 
cj  durch   an:   banda  (b^d^)  24 12;    bandzye  21  n,    21 19;    AancJr 
2223;  im  Ganzen  31mal. 

B.  In  Worten: 
a)  acc.  sing,  subst.: 

a)  durch  a   12mal:    dzyeszaczyna  (d'eS^öin^)  2229;  dzyetcka 
21 20;  c2tij»2a  2I2S;  noga  21 24;  roia  (VfAf^  21  24;  sromo- 
thfi  21 10,  22 17;  szkoda  22«;  «^z/o^ia  (sie)  22. 5;  sfudnyn 
21 33;  otor^a  22 1,  22  lo. 
ß)  durch  q:   chwah^  Oa,    diM^y^  21 28,   24 16,    dzyetohi  21 7, 
212«;  mathkq  21  iä;  im  Ganzen  35raal; 
'>)  acc.  sing,  possess. : 

«)  durch  a  Iraal :  szwoya  21 15 ; 
ß)  durch  a  2mal:  twoyfi  22  2!«;  zwoyq  (svoje)  21  20; 
rj  Verba  1.  sing,  praes. : 

a)  durch  a  5mal:    benda  24 12;  pivsza   Pa;  puszcza  2426; 

spnszcza  242r>;  loyoda  (woda)  2425; 
ß)  durch  <(  lOmal :  bandt^  24 12 ;  cÄrzr^  24  iß ;  poatawyq  24  n ; 
pttazczrf,  24  22 ;  froszff,  Pe ;  przyczynyff.  24  is ;  poczwyerdzti 
24  9;  niyluyq  21  r»;  rozmnoszfj,  24  0;  szefhrq  24 19; 
y)  durch  e  2mal :  rÄcrß  21  r. ;  dzyffkvye  Pe. 

2.  Neupolnischcs  u»  ist  vertreten: 

A.  In  Wurzeln: 

a)  durch  a;  czyaszek  (6^iek  gravis)  23»;  myassa  (mf^sd)  21»*, 

2231 ;  pyenyadzy  21 11,  22  2:);  im  Ganzen  12mal: 

b)  durch  ff;  5mal :  Iqzfi  (sie  pro :  Iqze  =  ifiej   21 1« ;  dzesszficz 

242(5;  swfithy  Oa,  Pe;  naszwyqthszy  Pe; 
r)  durch   au  7mal:    dzyeszancz   248;    pyancz    248;    przeklan- 
thego    Pa;     swanthy    Pb;    swantha     Pa;     swantego     Pa 
(2mal),  Pb. 


Der  Lttutwerth  der  Nasal vocttle  im  Altpolnischeu.  929 

B.  In  r?<-Stämmen : 

a)  durch  a  Imal:  bydla  24t  22] 

h)  durch  q  3mal:  hydUi^  22  u;  dzyeczq  (d46^)  2122;  zxoyerzfißAa*^ 

c)  durch  e  Imal:  szwyerzetha  (£iöe^(ta)  2422. 

C.  In  Worten: 

acc.  sing,  pronom.  pers.  durch  a  5mal :  czyq  O  ß ;  szyq  E ; 
21 35 ;  szq  (6(jQ  21 13,  24  25.  * 

3.  Neupolnisches  q  ist  vertreten: 

A.  In  Wurzeln: 

a)  durch   a  5mal :   Ttiasz   (mqi)    21 22 ;    bladzyl   (hlqäfü)   23  2 ; 

racze  (rqöe  alacriter)  24 16 ;   szdagoxc  (Selqgow)  21 32 ;  za- 
stapyl  21  u; 

b)  durch  q  3mal:  odlqczysz  21 14 ;  pqnthnykotcy  23  9;  smqtkv  Oß: 

c)  durch  an  (vor  Dentalen)  7 mal:  bandz  239;  mandroszcz  Pb; 

przyszancz  22 11 ;  aandze  23  2,  23  6 ;  sandy  21 1,  24 15 ; 

d)  durch  am  (vor  Labialen)   3mal:   zamb  21 24  (2mal),  21 27; 

e)  durch  qn  Imal:  bqncz  (bqd^)  Oa. 

B.  In  Stämmen: 
Part,  praes. : 

a)  durch  a  2mal:  bodaczy  (bodqcy)  21 29;  zywycu^  E; 

b)  durch  q  4mal :  chcqc  21 12,  21 14 ;  modlyqcz  szye  Pe ;  stoyqcz  O  ß ; 

c)  durch  an  Imal:  icszechmoganczego  Pa. 

C.  In  Worten: 
a)  Instr.  sing,  subst. : 

a)  durch  a  2mal:  thluszcza  (tlu$Öq);  stLchosczya  24 10; 
ß)  durch  q:  laszkq  (laskq)  21 19;  nadzq  (n£dq)  24 ig;  ochlodq 
Pe;  im  Ganzen  11  mal; 
bj  acc.  sing.  adj.  fem.: 

a)  durch  a  Imal:  gedna  (jednq)  22 1; 


*  Aasserdem  kommen  noch  folgende,  und  zwar  nicht  nasalirte  Formen  vor : 
ni/e  21  8  (2mal),  22  24,  22  26,  23  2,  23  10,  24  20,  E  (3mal),  Pe,  »i/e  Pe. 
Dass  diese  Formen  nicht  nasalirt  sind  wird  unten  gezeigt.  Somit  haben 
wir  in  diesen  kleinen  Texten  die  bekannten  zwei  Formen  des  Acc. 
sing,  pronom.  pers.  niq,  <^a,  Aq  und  me,  te,  4e. 


9BQ  liocio  jowski. 

3)  durch  (i  omal :    hrzemyenna  21  22 ;  J}Oza  O  a ;  ^^'t^f  (j^^^O 
21 10;  zysznq  244;  hier  mag  auch  seinen  Platz  finden: 
«ztüc^  21 7  5 
c)  instr.  sing,  pronora.  pers.    durch  a  5mal;    ninq    Pb;    tobq 

22 2ä;  </m>6^^  Oß;  nyq  21  4,  22 n; 
cij  instr.  sing.  adj.  fem.  durch  q  3mal:  waszq  24  h;  zaprzedcmii 

21 8;  tqsz  21  31 ; 
e)  Verba  3.  plur.  praes. : 

a)  durch  a  5mal:  hqda  24  «5;  nayda  22?;  oszlyepyaya  23  s; 

jmszcza  21;jo;  szwadza  szye  (svad^j  ,^e)  21«»; 
ß)  durch  ^^;    bandc^  21 4,  22*4;   dadzq  24«);  dawayq  22  n; 

im  Ganzen  34mal; 
Y)  durch  u  Imal:  handv  2223. 

4.  Neupolnisches  t^  ist  wiedergegeben: 

A.  In  Wurzeln: 

a)  durch  a  8mal:    zrzadzy  21 10;    nayal    (naj<^l)    22  ir»;   poynl 

22 1«;  poyacz  22  ir,;  pyenyadze  21  lo,  21 21,  21  »5,  22 1:.; 
i)  durch  ^  2mal:  rzqdzy  Oa;  zvyqzan  Fe; 
cj  durch  an  2mal:  poczantku  Pa;    thyszancz  248. 

B.  In  Worten: 

acc.  sing,  pronom.  demonstr.  fem.  durch  q  6mal :  y^^  21  ?< 
(2mal),  21 9,  21 33,  22  ig,  Pe. 

Folgende  Zeichen  dienen  also  zum  Ausdruck  der  Nasal- 
laute :  e  (2mal  für  e  und  Imal  für  iV),  v  (Imal  fUr  o),  qn  (Imal 
für  (>);  a  (30mal  für  r,  13mal  für  tV,  lomal  für  o  und  Hmal 
flir  fV>),  und  a7i  resp.  am  (3  Imal  ftir  f,  8mal  für  if,  11  mal  furo, 
2mal  für  lo).  Von  ihnen  repräsentirt  e  unleugbar  f,  v  unleugbar 
^  (tf,) ;  bei  den  drei  übrigen  Bezeichnungen  ist  ein  lautlicher 
Unterschied  nicht  vorhanden;  q  ist  zwar  im  Verhältniss  zu  n 
(66mal)  und  an  (52mal)  am  öftesten  (141mal)  angewandt  worden, 
doch  werden  alle  drei  in  allen  möglichen  Kategorien  und  für 
alle  neupolnischen  Nasallaute  gebraucht;  alle  drei  müssen  des- 
halb einen  und  denselben  Laut  bezeichnen,  und  dieser  kann  nur 
der  Laut  q  sein.  Zwischen  a  und  an,  welches  letztere  nur  im 
Inlaut  vorkommt,  ist  nur  der  bereits  öfters  erwähnte  Unterschied 
vorhanden,  dass  an  den  bereits  zerfallenden,  unvollkommen  nasal 


Der  Lttutwerth  der  NasalTocttlo  im  AltpolniHchen.  031 

auBgesprocheneii;  a  dagegen  den  reinen  Nasallaut  vorstellt.  Somit 
kennt  die  Sprache  der  obigen  Texte  beinahe  nur  den  a-Vocal; 
sporadisch  nur  (3mal,  auf  151  Fälle,  wo  neupolnisches  f  vor- 
kommen sollte)  kommt  ^  und  (Imal  auf  108  Fälle,  wo  neupol- 
nisches  9  vorkommen  sollte)  q  vor,  welches  letztere  man  vielleicht 
noch  als  Schreibfehler  ansehen  kann.  Dieses  seltene  Vorhanden- 
sein des  Lautes  f  gibt  uns  das  Recht,  die  Formen  des  acc. 
sing,  pronom.  pers.  szye,  =  ke  zu  lesen. 

XVI.  In  zweiter  Reihe  wollen  wir  zwei  kleinere  (den 
vierten  und  fünften)  von  den  von  Chom§towski  op.  cit.  publi- 
cirten  Texten  behandeln.  Die  Nasalvocale  sind  in  ihnen  fol- 
gcndermassen  bezeichnet. 

1.  Neupolnisches  f  ist  wiedergegeben: 

A.  In  Wurzeln: 

a)  durch  a  9mal:  nadznym  5;  nacznym  (n^inym)  5  (2mal); 
hadzesz  5;  rah^  5;  raku  5;  irmaczon  (um^con)  4;  vmctcze- 
nye  4;  przystapaya  4; 

b)  durch  q  3mal:  7iqdznyr}i  5;  r((Jui  5  (2mal); 

c)  durch  an  Imal:  ranku  5. 

B.  In  Worten: 

<cfj  acc.  sing,  subst.  auf  -a,  -ja-: 

Ol)  durch  a :   rada  4 ;   laszka  (lask^)  4 ;    nyedzcda  (sie)  5  ; 

slachta  4^  im  Ganzen  17mal; 
ß)  durch  q  3mal:  nyedzelyq  5;  mdzelq  5;  nyevolq  4; 
y)  fehlerhaft  durch    v  Imal:  pannv  4  (Verwechslung    mit 
dem  instr.); 
^J  acc.  sing,  pronom.  possess.  fem.: 

a)  durch  a  8mal:    moya  5;   moia   5;   szwoia  5;   swoya  5 

(2mal);  thwoya  5  (2mal);  tha  (Ui)  4; 
ß)  durch  q  3mal:  moyq  5  (2mal);  swoyq  5; 
^^    Verba  1.  sing,  praes. : 

a)  durch  a :  kaya  sye  4 ;  nioga  4 ;  [rrosza  4 ;  {i'^elc,  jubeo)  5 ; 

im  Ganzen  14mal5 
ß)  durch  q   Imal:  toyelyq  (HU)  5; 


932  Lociojewski. 

7)  durch  e  Imal :  vyele  5 ;  letzteres  Wort  konnte  der  Ab- 
schreiber- sehr  leicht  mit  dem  Adverbium  tVjfe  (mal- 
tum)  verwechselt  haben. 

2.  Neupolnisches  ie  ist  bezeichnet: 

A.  In  Wurzeln: 

a)  durch   a:   dzyesyaczyorga   4;    nawyaczay   4;  przysyagft  4; 

pamyathay  5  (2mal);  im  Ganzen  35mal. 

b)  durch  (f.  5mal:  vrzcfdub^  urzqdw  5;  szwyqtho  5;  panuitkay 

5 ;  szwyff^thcf,  4 ; 

c)  durch  an  6mal :  dzeszanczoro  5 ;  kzangack  (k$egah)  5 ;  sztcy- 

anczycz  5;  pamyantay  5;  swanthq  5; 
<i!)  durch  e  Imal:  pamyethay  5e. 

B.  In  7/ien-Stämmen : 
durch  a  Imal:  gymya  4. 

C.  In  Worten: 

acc.  sing,  pronom.  pers.    durch  a  25mal:   myn  4  (omal): 
czya  4  (2mal);  sya  4  (18mal). 

3.  Neupolnisches  q  ist  vertreten: 

A.  In  Wurzeln: 

a)  durch    a   3mal :   przystaptrya   4 ;    przystapaya   4 ;  szadzfz 

(si^d'ic)  4; 
h)  durch  ^6mal:  bij^z  (hqX)  4;  w/^dro«2C2  4;  szt4^i  (sifd)  ^'1 

vstqpylem,  wstqpyl  4;  sztqpyl  4; 
c)  durch  t?  Imal :  8s\)dzyl  (aqdfil)  4. 

B.  In  Stämmen: 

a)  part.  pracs.  durch  cf,  4mal :  vye^^zqcz,  pragnriczy,  myfoy^csj 

(sie),  wschechmogcf^czy  4; 
fe)  durch   t?  (d.  i.  u):  praczvyvczy  (pracujocy),   jrrzecyvyavczy 

(prcivaj(^cy)j  tcszechviogvczemv  4;  im  Ganzen  12mal. 
c)  durch  o  4mal:   loszechmogocego^    tossechmogoc&mu   (3mal) 

C.  In  Worten: 
a)  Instr.  sing,  subst. : 

7)  durch  a  4mal:    modlyfwa  4;    kaszna  (kah'to),   »vadn 
tscya  5; 


Der  Laotwcrth  der  NasalTOCftle  im  AUpoInischen.  933 

ß)  durch  q:  moczq  4;  volq  4,  5;  warq  (<^arq)  5;  zavysczyq  4; 
im  Ganzen  22mal; 

y)  durch  w,  v   7mal:   casznu   (kaiiiq)   5;   radu  5   (2mal); 
radv  5;  raku  5;  ranJcu  5;  sdradv  (zdradq)  4; 
6^  acc.  sing.  adj.  fem.: 

a)  durch  a  2mal:  wsyczka  (ySyckq)  4;  boza  5; 

ß)  durch  (]f  5mal :  ktorq  4;  krzescyanszkq  4;  &o«2;f2  5;  szwyathq 
4;  swanihq  5; 

y)  durch  w,  t?  2mal:  io^tt  5;  powasednyv  (poväednq)  4; 
cj  instr.  sing.  adj.  fem.: 

a)  durch  a  Imal:  ona  (onq)  4; 

ß)  durch  q  5mal:  falssywq  4;  «/(]f  (2;7oJ  4  (2mal),  5;  thq  4; 

y)  durch  w  Imal:  szlu  (zIq)  5; 
d)  a)  durch  qf  2mal:  toJqf  4  (2mal); 

ß)  durch  ü  Imal:  mnv  4; 
ej  Verba  3.  plur.  praes. : 

a)  durch  q  3mal:  Za««^  (^^ß^?^  4;  szq  (sq)  4,  5; 

ß)  durch  t?  2mal:  opyehajjv  (opekujq)  4;  zqdayv  4. 

4.  Neupolnisches  i^  ist  wiedergegeben: 

A.  In  Wurzeln: 

a)  durch    q:   ksyqk   4;   poczcfl   3;  pozqday   [po£qdaj)    5;    im 

Ganzen  15mal; 
6J  durch  an  Imal:  poszanday  {jpoiqdaj)  5; 

c)  durch  qn  Imal:  posqnday  (poiqdaj)  5; 

d)  durch  a  Imal:  poszaday  (poiqday)  5; 

e)  durch  u  2mal:  pozvday  (po^daj)  5;  urzud  5. 

B.  In  Worten: 

a)  acc.  pronom.  demonstr.  fem.  durch  a  3mal :  ya  (jq)  4  (3mal) ; 
h)  acc.  sing,  subst.  der  -^VX-Stämme  durch  v  4mal:  Ewan- 

gelyv  4  (3mal);  Mariv  4. 
Wir  haben  also  folgende  Bezeichnungen  der  Nasalvocale: 
(2mal),  Uy  V  (14mal  für  q,  4mal  für  lo),  a  (48mal  für  f,  ülmal 
^i*  ky  lOmal  für  q,  4mal  für  in),  an  (Imal  ftir  f,  5mal  für  /f, 
^"lal  für  ij),  ^^  (lOmal  für  e,  5mal  für  jV,  47mal  für  o,  15nial 
'*"  tV^),  <p  (Imal  für  iq).  Was  die  durch  diese  Bezeichnungen 
^«sgedrückten  Laute  anbetriflft,  so  reprUsentirt  e  unleugbai*  den 

Sitznngfther.  d.  phil.-hist.  V\.   (7X1.  Kd.  H.  nft.  CO 


934  Looiejowslti. 

Laut  f  (resp.  ?r,  an  dessen  Stelle  es  beide  Male  zu  finden  ist), 
2t,  V  den  Laut  o  (i^) ;  die  anderen  Bezeichnungen  zerfallen  ihrer 
Anwendung  nach  in  zwei  Gruppen,  in  a,  dem  sich  an  anschliesst, 
und  q,  dem  sich  rpi  zugesellt.    Während  nämlich  a  lOOmal  (mit 
Zuzählung  von  an  llömal)  an  Stelle  eines  neupolnischen  f  und 
nur  14mal  (mit  an  15mal)  an  Stelle  eines  neupolnischen  q  sich 
vorfindet,  kommt   umgekehrt  q  in  der  Kategorie  eines  neupol- 
nischen f  nur  15mal  und  in  der  Kategorie  eines  neupolnischen 
g  62mal  (mit  qn  63mal)  vor.     Somit   ist  a  der  Hauptvertreter 
des  neupolnischen  f  und  q  der  Hauptvertreter  des  neupolnischen  g. 
Dieser  Umstand  bestimmt  uns  auch  den  Lautwerth  dieser  Be- 
zeichnungen;  q   (als  Vertreter   des   neupolnischen  g)  hat   4?  ^ 
dagegen  q  gelautet.     Somit  haben   wir  folgende  Nasallaute:  q, 
welcher  Laut  stellenweise  bereits  in  <f  übergeht,  und  q,  welches 
beinahe  regelmässig  den  neupolnischen  Laut  f  vertritt.    Nur  an 
zwei  Stellen,  und  zwar  nur  in  dem  einen  (fünften)  Text  konmit 
e  vor.    Zwischen  a,  q  und  an,  qn  besteht  aber  der  bereits  her- 
vorgehobene Unterschied,  dass  a,  q  die  rein  nasale  Aussprache 
des  betreff'enden  Lautes  (=  q,  q)  bezeichnen,    an,  qn  dagegen 
den  zufallenden,  nicht  rein  gesprochenen  Laut  ausdrücken.    Die 
beiden  obigen  Texte  zeigen  wiederum,  wie  genau  die  Schreiber 
die  Laute  zu  bezeichnen  verstanden;    sie  unterschieden    o   (%)j 
*h  ^h  f  •    Jeder  Laut,  der  in  ihrem  Dialekt  vorhanden  war,  fand 
auch  seine  Bezeichnung.    Dies  ist  der  beste  Beweis,  dass  man 
sich  streng   an    die  Orthographie  der   Schreiber   zu   halten  hat 
und  nicht  neupolnischc  Anschauungsweise  auf  die  altpolnischen 
Sprachdenkmäler  übertragen  und  in  unserem  Fall  ein  an,  a,  q 
als  f  lesen  darf.' 


'  Ilorr  Kahi^.niacki  op.  cit.  pag.  305  sagt  in  Bezug  auf  die  Schreibart 
der  Nasalen:  ,\Venn  aber  Jemand  .  .  .  einwenden  wollte,  dass  auch 
schon  in  den  angezogenen  Schreibungen,  so  barock  und  widersinnig 
sie  auch  scheinen  künnen,  ein  tieferer  phonologischer  Sinn  verborgen 
liege,  so  müssten  wir  diese  Einwendung  als  einen  förmlichen  Irrthnm 
bezeichnen,  der  um  so  bedenklicher  ist,  als  er  notorisch  Fehler- 
haftes zur  Bedeutung  eines  wissenschaftlichen  Axioms  erheben  mOchte. 
Schon  der  blosse  Umstand,  dass  die  meisten  von  den  soeben  angezo- 
genen und  sich  gegenseitig  widersprechenden  Schreibungen  nicht 
selten  in  einer  und  derselben  Wortform  eines  und  desselben  Sprach- 
rostes —  man  vergleiche  z.  B.  die  in  den  Jura  befindlichen  3.  plnr. 
hnnda,   handq  und  hcmdv  ...  —  vorkommen,  .  .  .    dttrfte  Oberzengend 


Der  Lantwerth  der  Nasalvocsle  im  Altpolnischen.  935 

XVII.  Kurz  nach  dem  Jahre  1450  ist  auch  geschrieben 
die  den  Gnesener  Predigten  beigefiigte  (pag.  49 — 51)  Confessio 
generalis.  Der  Stand  der  Nasalen  ist  in  diesem  Sprachdenkmal 
folgender: 

1.  Neupolnisches  f  wird  bezeichnet: 

A.  In  Wurzeln : 

a)  durch  q  3mal:  mqkq  (m(kfj)  50  b;  nqdznym  51;  rqka  51; 
h)  durch  a  Imal:  makach  50  a; 

c)  durch  an  (vor  Dentalen)  Imal:  ranky  50a; 

d)  durch  am  (vor  Labialen)  Imal:  p^zesthampvyancz  50a; 

e)  durch  em  Imal:  przeathempcza  51a. 

B.  In  Stämmen  der  Verba  11.  Classe: 
durch  a  Imal:  pogynaly  (po^n^ly)  49b. 

C.  In  Worten: 

a)  acc.  sing,  subst.  der  -a,  ;;a-Declination : 

a)  durch  q  4mal:  laszkq  (lask^)  51;  mathkq  51;  mqkq  50  b; 

nyedzyelq  51 ; 
ß)  durch  a  2mal:  dusza  49  b;  panna  49  a; 

b)  acc.  pronom.  possess.  fem.: 

a)  durch  q  2mal :  mogyq  51 ;  szwogyq  51 ; 
ß)  durch  a  Imal:  tJia  49a; 

c)  Verba  1  sing,  praes.    durch  a  4mal:  prosza   49  b;   50  a; 

50b  (2mal). 


^enug  sein,  um  dem  eben  so  einseitigen  als  natzlosen  Bestreben,  alle, 
selbst  die  widersinnigsten  orthographischen  Einfälle  der  alten 
Schreiber  auf  phonetische  Beweg-gründe  zurückführen  zu  wollen,  ein 
für  allemal  ein  Ende  machen.* 

Wir  lassen  diese  Worte  ohne  joden  Commentar,  da  sie  sich  selbst 
commentiren,  und  fügen  nur  hinzu,  dass  sie  von  einem  Manne  her- 
rühren, der  über  die  polnische  Orthographie  eine  Abhandlung  geschrieben 
hat  (Hist.  Uebers.  der  Graphik  und  Orthogr.  der  Polen,  Sitzungsber.  der 
phil.-hist.  Cl.  der  Akad.  der  Wissensch.,  Bd.  XCIX,  p.  947  sq.).  Der  Acc. 
sing,  pronom.  pers.  kann  nach  dem  oben  Gesagten,  da  der  betreifende 
Vocal  ohne  Ausnahme  durch  a  ausgedrückt  ist,  nur  mq,  r^<7,  fq  gelautet 
haben. 


60* 


936  Lp«*|pjow8ki. 

2.  Neupolnisches  ie  ist  wiedergegeben: 

A.  In  Wurzeln: 

a)  durch  an  (vor  Dentalen):  czyanskych  (crskiti)  41  Uj;    dzye- 
szyanczyoro  bOn]  poczancze  (poceca)  49  a;  im  Ganzen  22mal; 

b)  durch    q  4mal:   pamyqthay   51;   szwyf^thy,   8tc<ithego    51b; 

szwyqtho  50; 

c)  durch  e  Imal:  sczesczye  51b; 

d)  durch  en  Imal:  jyoklenknqwszy  (poklekn^Sy)  49  a. 

B.   In  -wje»»-Stämmen: 

a)  durch  a  Imal:  ymya  49  a; 

h)  durch  q  Imal:  [zjnamyq  (significatio)  50b; 

e)  durch  c  Imal:  sznamye  49a. 

C.  In  Worten: 

acc.  sing,  pronom.  pers. : 
a)  durch  a  7mal :  szya  50  a  (4mal);  50  b  (3mal); 
h)  durch  q  8mal:  myq  50b;    szyq  50a  (4mal);    50  b  (.-imal). 

3.  Neupolnisches  q  ist  wiedergegeben: 

A.  In  Wurzeln: 

a)  durch   an   5mal:    bancz  (h()(f)  50  b;    mandroszcz  41)  a;  p(f- 

ftzandzayancz  50  b;  szandzycz  (smViö)  50  b;  51b: 
h)  durch  q  Imal :  mqk  (poenarum)  51  b. 

B.  In  Stämmen: 

a)  Vcrba  II.  Classe: 

a)  durch  a  Imal:  poklanknawszy  49a; 
ß)  durch  q  Imal:  poklenhnqwszy  49a: 

b)  part.  praes.  act.: 

ol)  durch  an  8mal :  byancz  ( b'ijoc)  50  b ;  mnynncz  50  b ; 
mowynncz  49  a;  obwavyayancz  50 b  ;  jyrzesfampn/ancz 
bO  Si]  poszandzayancz  50  b;  rospaczayancz  50  b;  wschech- 
vioganczego  49  a ; 

ß)  durch  a  Imal:  rzeknacz  (reknoc)  49a. 

C.  In  Worten: 
a)  instr.  sing,  subst. : 

a)  durch    a   (imal:    kasznya    (kaino)   51;    mndlyfhwa  49a; 

myszla  50  b;  nyeczysfotha  50  a;  pycha  50  a;   rriÄra  51; 


Der  Lautwertli  der  Nasalvocule  im  Altpolnischen.  937 

ß)  durch  f^  Omal:  moczq  50  b;  jjyanczyq  (pf<%,  quinque) 
50  a;  racU^  51;  szyedvui  (sedmq)  50  a;  volq  50  b;  za- 
drosczyq  50  a ; 

b)  acc.  adj.  sing,  fem.: 

a)  durch  a  3mal:  yedna  49  b,  50  a;  powazednya  50  a: 
ß)  durch  II  2mal:  namyloicczywsza  49  a;  poleczonq  (polecong) 
50b; 

c)  instr.  adj.  fem.: 

a)  durch  a  Imal:  szla  (zlq)  50  b; 

ß)  durch   f^  5mal:   szUj.   (zlo)   50  b;   ä;<(»y^   49  a,  50  b;  thq 
49a,  50b; 
dj  instr.  sing,  pronom.    pers.  durch  q  4mal:   mnq  50  a,   50  b 

(2mal) ; 
c)  Verba  3.  plur. : 

a)  durcli  q  2mal :  szq  (sq)  49  b ;  vdzyelayq  49  b ; 
ß)  durch  a  6mal:  lesza  (lezo)  49  b;  maya  50  a;  oglandaya 
50  a;  sza  (sq)  50  a;  volaya  50  a;  szqdaya  50  b. 

4.  Neupolnisches  iq  ist  vertreten: 

A.  In  Wurzeln: 

a)  durch  (t  3raal :  ohczyqzone  (ohco^one)  49  b ;    wsghjdth  50  b ; 

sz^idaya  (zodajo)  50  b; 
i)  durch  an  3miil :  nyeposzandzy  (ne  pozqdaj)  51 ;   oglandaya 

(oglqdajq)  50  a;  przyancz  (pryjqc)  51b. 

B.  In  Worten: 

acc.  pronom.  demonstr.  fem. :  durch  q  2mal :  ya  49  a. 

Zur  Bezeichnung  der  Nasallaute  dienen  also  folgende 
Zeichen:  e  (2mal),  en  (Imal),  em  (Imal),  a  (9mal  fiir  c,  8mal 
fiir  ir,  18uial  für  g),  q  (9mal  für  e,  13mal  für  i(,  20mal  für  o, 
4mal  für  to)  an  (nur  im  Inlaut,  Imal  für  ^,  22mal  für  ir,  llmal 
für  q,  3mal  für  iq)  und  am  (im  Inlaut  Imal  für  f). 

Dass  e,  en,  em  den  neupolnischcn  Laut  e  bezeichnen,  braucht 
kaum  bemerkt  zu  werden.  Die  drei  übrigen  Bezeichnungen  a, 
q,  an  (am)  kommen  alle  in  allen  Kategorien  und  fast  in  gleicher 
Anzahl  (35  :  46  :  3S)  vor.  Es  ist  deshalb  nicht  möglich,  in  phono- 
logischcr  Hinsicht  einen  Unterschied  zwischen  ihnen  zu  finden 
und  zu  statuiren.     Sie   alle  bezeichnen   einen  Laut  und  dieser 


938  Lcciejew«ki. 

kann  nur  der  Laut  (f>  sein,  der  in  allen  Kategorien  der  neu- 
polnischen Voeale  stehen  kann.  Man  könnte  höchstens  zwischen 
q,  welches  mehr  das  neupolnische  q  als  e  vertritt,  und  an  (am), 
bei  welchem  das  umgekehrte  Verhältniss  stattfindet^  den  Unter- 
schied finden,  dass  q  =  q  und  an  (am)  =  q  ausdrückt.  Somit 
wih*de  die  Sprache  der  Confessio  GeneraUs  als  Hauptlaut  f\ir 
Nasale  den  Laut  q  (d.  i.  q  und  q)  haben.  Sporadisch  (4mal 
auf  65  Fälle  von  q  fUr  neupolnisches  f)  kommt  f  vorJ 

XYIII.  Von  grösseren  Sprachdenkmälern  fallen  in  das 
dritte  Viertel  des  15.  Jahrhunderts  die  sogenannten:  ,Modlitwy 
Waclawa',  herausgegeben  und  besprochen  von  Dr.  L.  MaK- 
nowski.'-^  Da  die  Angabc  der  Beispiele  in  der  Besprechung 
des  geehrten  Herausgebors  nicht  erschöpfend  ist  und  seine 
Schlüsse  zum  Theilc  auf  falschen  Folgerungen  berulien,  da  er 
das  statistische  Verhältniss  der  gefolgerten  Laute  zu  einander 
ganz  ausser  Acht  gelassen  hat,  so  sah  ich  mich  genöthigt,  eigene 
Untersuchungen  anzustellen,  die  folgende  Resultate  ergaben. 

1.  Neupolnisches  r  ist  wiedergegeben: 

A.  In  Wurzeln: 

a)  durch  a:   hada  (b^de)  3ii,  23  a,    13(3  b;    racze  (rrce)  64  a, 

1)1) a;  szadzya  (s^d'a)  72a;    wnatrzu   (vnetHi)    9a;  icna- 
trznosczi  43  a;  im  Ganzen  34mal. 

b)  durch  an:  vor  Dentalen  bände   (bi^dc)  3a,  7b;    manzowie 

(mr^ovt)  49  a,  55b;  manki  (nirki)  43a;  odpandz  (odprä!) 
128  b;  im  Ganzen  99mal. 

c)  durch   am     vor    Labialen    5mal:    glamokokosczi  (sie   pro: 

glambokosczi)  18  b;  przesfampcze  (prestepce)  38  b;  odsfam- 
plancze    (odstepence)    38  b ;    stampuyanczich    (strpujoci/ch) 
119a;  zambi  119a; 

d)  durch  q  3mal.'  bqdze  (b(d'e)  40  a;  wntjka  (vneka,  neupoln. 

vnuka)  45  b  ;  loruiirznosczy  2  a ; 

'  Dio  Forinou  des  Acc.  pronom.  pers.  laiiton  also  in  der  Confessio :  »»</,  «'a,  ia 
2  Modlitwy  Waclawa  zabytuk  jozyka  polskiejjo  z  wieku  XV  odkryty  i 
skopijowany  przez  s.  p.  Aleks.  hr.  Przezdzieckiego  wydal  i  obja<^ui( 
L.  Malinowski  in:  Pamiotnik  Akad.  Um.  w  Krakowio  wydzial  til.  i  hist.- 
tiloz.  Bd.  II,  Jahr  1875.  Dio  Zahl  gibt  die  Seite  des  Originals  au: 
a  =  recto,  b  =  verso. 


Der  Laatworth  der  Nasalvocalo  im  Altpolnischen.  03U 

e)  durch  ^  2mal:  b^d^  (brd^)  23  a;  h^da  (1.  sing.)  25  a; 
fj  durch  0  Sinai:  godziczye  (g^d'ice)  130a;  bod^  (1.  sing.)  141a; 
nodzfiey  45  b. 

B.  In  Stämmen  der  Verba  IL  Classe: 

a)  durch    a   5mal:    zgynala    (zglnela)   116a:    127a;    kwltnali 

48  b ;  p'agnaly  65  a ;  wynyhiala  (vynikn(j>la)  73  b; 
h)  durch  fJ  Imal:  osiagn^U  (oSogneli)  21b. 

C.  In  Worten: 

a)  acc.  sing,  der  -a,  -jfa-DecHnation : 

a)  durch  a :  dusza  (dui^)  40  b ;  43  a ;  naprawa  59  a ;  obrona 

44a,  76b,  80b;  panna  59b,  71a;  prawda  113  a,  117  a, 

121  a,  136  b ;  im  Ganzen  129mal. 
ß)  durch  q:  chwahf,  2a;  duszif:  2b;   drogff,  7b;  przyczynq 

58  b;  im  Ganzen  lOraal; 
y)  durch  ^:  gloicf^  118b;  Ewangelist^   50  b;   ziemi^  125  b; 

iceln^  (vel7i()  133b;  im  Ganzen  37 mal; 
3)  durch  o  (welches  man  als  fehlerhafte  Bezeichnung  für 

flanschen  kann)  7mal:  chwalo  144a;  duszo  131a,  134a; 

kodzydlwjczOy(Jca(Udlnicf  turibulum)  121  b;  lasko  (lasJce) 

46  a;  nadzeio  24  b;  rcmko  (rrkr)  137b; 
s)  dui'ch  e  3mal:  zyemye  70  a,  76  a,   125b; 

b)  acc.  sing,  pronom.  possess.  fem.: 

a)  durch  a:  vioya  (moje)  40b,  41  a;  twoya  IIa,  23b,  33b; 

sicoia  4  b,  63  a;   ona  (one)  40  b;    tha  (te)  73  b,  75  a; 

im  Ganzen  3 Imal; 
3)  durch  ^^5mal:  moya  2b,  IIb,  20b,  31b;  ona  40a; 
y)  durch  ^  3mal:  7noif^  131a;  on^  40  a;  sicoif^  124b; 

c)  Verba  q  sing,  praes. : 

a)  durch  a:  bada  (bede)  23a,  136b;  banda  3a,  7b;  wzowa 
136  b;  zapomnia   (zapomne)  35  a;   im  Ganzen  55mal; 

i»)  durch  (f,  6mal :  banda  5()  (2mal),  6  a,  38  b  (2mal) ;  uba- 
czq  (eospecto)  5b; 

Y)  durch  ^  6mal:  b^d^  23  a;  band^  24  b,  38  a;  bod^  141a; 
poklony^  sie  136b;  icnyd^  117b; 

o)  durch  0  (fehlerhaft  für  ^)  2inal:  baiido  125  a,  137a; 

£)  durch  e  Imal :  poklonye  sie  141  a. 


940  Leciojewski. 

2.  Neupolnisches  ie  ist  vertreten: 

A.  In  Wurzeln: 

a)  diu'ch  a:  dziaka  (^eka)  121b,   12(:)b,  138a;    czascz  (Mc) 

134b;    yazikii  74  b;    lakam  sye   (Irkam  se)    10()b;    im 
Ganzen  ll)7mal; 

b)  diu'ch  an:  dzianka  (d'rka)  120b,  134b;   yanzyk   1(>,  22b, 

()()a;  czanscz  (^cH)  140a,  20();  im  Ganzen  71  mal; 

c)  durch  ^:  dzl^ka  131a;  dziewi^cz  (d^evec)  121  b;  jHimi^taUm 

25b,   26b;   ody^czie  (odjr6e)  127b;  im  Ganzen  27 mal; 

d)  durch  o  (fehlerhaft  für  ^)  7mal:  dzioka  122  b;  dziokownnym 

22  b ;  swioH  138  a ;  swiotego  135  a,  140  b ;  swiotemu  114  b, 
107  a,  122  a; 

e)  durch  q  Imal:  8zcz(i^ny  (Söesiiy)  44  b; 

f)  durch  en  2mal :  wiensi  (nom.  plur.  M^y')  53  b ;  *  prziieiiczi 

(pryj{ä)  56  a. 

B.  In  Stämmen: 

a)  in  ff-Stämmen: 

a)  durch  an  3mal:  ksianzanta  (kst^^et-a)  6h 'jXanszanta  125a; 

xanzanta  51  a; 
ß)  durch  fi  Imal:  zwierziitom  20a; 
y)  durch  ^  Imal:  dzieczi^  130b; 

b)  in  Tw^w- Stämmen : 

a)  durch  a  5mal:  gl^^ya  (ji^^nr)  2b;  gymya  68a;  gimia  2t] tu 

ymya  98  b,  121  a; 
ß)  diu'ch  ^  Imal:  yniy^  141a; 
y)  durch  0  Imal:  yniyo  139a; 
8)  durch  e  2mal:  gymye  67  a;  plemye  84  b. 

C.  In  Worten: 

acc.  sing,  pronom.  pers. : 

a)  durch  a  15mal:  mya  2  b,  5  a,  67  a,  68  a,  98  b  (2mal),  126b; 

mla  9  a,  9  b  56  a,;  czla  46  b,  52  b,  91b;  sya  70  b;  szya 
95a; 

b)  durch  ^  2mal:  cif^  32  a;  czi^  54  a; 


^  Ausserdem  kommt  noch  fehlerhaft:  poszwinoczony  vor,  welches  man 
möglicherwoiHe  in :  poazwienczony  verbessern  kann ;  dann  würde  ien  die 
Bezeichnung  für  ie.  geben. 


Der  L»atwerih  der  NasiüvocHle  im  Allpol ninckon.  t)4l 

c)  durch  0  Imal:  czyo  13Hb; 

d)  durch  f  2mal:  mie  35  a,  38  b.' 

3.  Neupolnisches  o  ist  wicderpfcgebcn: 

A.  In  Wurzeln: 

a)  durch  a:  badz  (hqd)  76  b,  114  b;  bladzUem  (hh^itilem)  IKui, 

37b;  tccUpyeuya  8b,  120b;  rozlaczaiaiicz  (rozh^aijnc)  Hb; 
szad  67  a;  im  Ganzen  42mal; 

b)  durch    an   vor  Dentalen :   bandz   (b^d')  IIa,    1  r> a ;   nandj/ 

116a;  rank  137b;  im  Ganzen  20mal ; 

c)  durch   am   vor   Labialen  3mal:  ssfampil    113b;   icstampil 

113b;  szkamposcz  {skQpoii6,  parcitas)  2a; 

d)  durch  ^  3mal:  odstfipil  2a;  sfidi  (sf^dy)  24a;   ftzfidzy  2b; 

e)  durch  ^  12mal:   odt^d  124b;   tt^d  39  a;   $z^d  34  a;   tn^dow 

37  a;  sz^ow  37  a;   s^di  osl,  25  b,  29  a;   tr^bi  142a;  z^i- 
m^enffu  108b:  zasmöczon  27  a;  m^rzi  50  a; 

f)  durch  ^  Imal:  sz^y  134a: 

g)  durch  o  3mal:  szod  126a:  izodny  143b;  drjhßd  125a; 
h)  durch  u  Imal:  fthupyla  (♦öa. 


1  Aiuserdem  kommen  folgrende  und  wie  lich  wo»  der  iUmpTficUunn;  4^ 
Natfalvocjüe  in  Modlitwy  WacUwa  erireben  wird,  nicht  nsM^Urtts  i'onn*iu 
des  Acc.  sing,  pronom.  pOM.  ror:  mie  2  b.  4  b,  ^a.  7  a  f-imal  ,  70.  8  a.  'Ja 
(3mal).  9b  t4mal',  23  b  ^2mal<,  24a  ^2mal;.  25b  r^  mal;,  2^;  a,  27  b, 
2d  a  .2mal;,  2ö  b.  29  a  '4  mal  .  fJ  b.  31  a  3maly,  33  b,  34  a  ^imal,  31  b, 
35a,  36a,  37  a,  ^  sl  3«  b,  39  a.  39  b,  62  b:  t^^t  67  b,  74  b.  75  a  '2K»ai  . 
ICiOa.  l«JOb.  11«  b.  119  a.  127  b.  135  a,  137  a,  137  b  '3mal .  V^a.  115  a: 
c=K  41  a,  136  b.  143  b:  <zy<  133  b.  136  a:  «yf  1  a.  11  a,  0^1  b,  64  b,  66  a 
-Imal,  69b.  t»Oa.  %Sa.  86b.  92a.  94a.  96b.  K»b.  l'/l  a  ^2maJ;,  l'/2  b. 
103b,  106  b.  107  b  3mai  .  ll^a.  124  a.  124  b.  125b.  127  b.  12^b.  132b. 
139a,  115  b:  Mf  3  a.  6  b.  7  b.  136  a.  1^  b.  Wf^lU^  141  b.  142a.  145b 
146  a  .2mal.  146  b.  115  a.  IIb.  26  a.  32?/.  42  b.  41b.  4r!  b.  49  a,  51a. 
.52b  2mal.  53a.  65b.  72b.  ll?b,  119a.  H9b  2ma].  ]2'/b'3n»ai. 
121b.  122a.  122b.  124  a  2aLaI  .  124  b  3iLai  .  12*»^2aLaJ,.  12^  b. 
'>b  2ma!,  131b.  132a.  132b.  135a.  135b  2»*:  :  «y,  1  a.  f^/b 
.    Äla.  »Ib.  wa,  92a-   94*.  94  b.   >5  b.  97a.    101  b;    «y«  66^,: 

«  4b.  5b.  6b    2a:a:.  7a.  114  V  i:5a    4s.a:  .  316b.  10a.  11  a    2&a;  . 

:■:>    2Äa;  .  12  4.  14  a    2=x:  .   :4^-  :^*    2Äa:,   Jf/a.   ^y/b.    22  a-  22  b 

jaal  .  53  a.  24  4-  iS  a.   2.>  "• .   2-:  a-    2>C  •     zsjL     27  v,  ä!  a.  rf  •>    '>*l*:  , 

^9a    3iu:.3^>a    2=^?.    Ma.    V'*..  3*  a.   ^>  *.    40a.    43  a.   T/ß\,   r/7  a. 

^Is».  :±1^  136a:  ««  V.-a 


942  Leoiejewaki. 

B.  In  Stämmen: 
a)  Verba  IL  Classe: 

a)  durch  a  3mal:  rozczyagnal  (roz6qgnql)  84  a:    wczyagiial 

84  a;  wzgladnal  (vzglqdnql)  59  b; 
ß)  durch  (^  3mal:  wczyagn^l  137b;  zgyn^l  34  b,   122b; 
h)  part.  praes.  act. : 

a)  durch  a:  hoyaczy  szye  (bojqcy)  81a;  boiaczi  se  30  a;  zi- 

tciaczich  (iyvqcy%)  20  a ;  zadayacz  (itqdajqc)  59  a ;  gora- 

czosczia  33  a,  gebildet  von  gorc^cy  aus  gorajgcy;  im 

Ganzen  72mal; 
ß)  durch  an :  hoianczich  se  27  b ;  dzalaianczich  9  b ;  Ikaiancz 

(lkaj(^c)  42  a;  maiancz  121b;  im  Ganzen  14mal; 
y)  durch  (f.  Imal:  watpi(f,cz  (vqtpqc)  48  a; 
8)  durch  ^  lOmal:  czirpy^czym  126a;  llacz{hze  (ladgce,  csu- 

rientes)    139b;    mowi^czim  24  a;    opuszczai^cze    26  a; 

rzek^cz  123;  rohi^czego  134b;  srainay^  143b;  usmye- 

rzay^  129  b ;  wielbi^cz  117a;  wziwai^czym  130  a ; 
e)  durch  fhi:  rzek^ncze  33  b. 

C.  In  Worten: 

a)  instr.  sing,  der  -a,  -ja-Declination : 

a)  durch  a:  cliwala  (%val(^)  116b;  hoyaznya  62  b;   szrada 

(zdrad(^)  75  a;  Isczytvosczya  75  a;   im  Ganzen  22mal; 
ß)  durch  (^  6mal:   czeladzcf,  (6eladf(^)  50  a;   boyaznytf.  39  a; 

moczq  13  a;  mathj,  45  a;  poczesnosczic^  (po6e8noä6gj  prae- 

stantia)  49  b;  swiatoscziq  (SvetoSd^)  56  a; 
y)  durch  fJ;  dro^fi  40  a;    Za«/c(i   (lash^)   56  a;   tt'oZ?/(^   134b; 

im  Ganzen  12mal; 
3)  durch  o  (fehlerhaft  für  ^)  Imal:  drogo  23a; 
J^  acc.  sing.  adj.  fem. : 

a)  durch  a:  boszka  (boskrj)   65  a;   boza   (bo!tq)  92  b,   93  a; 

aztoyatha  (H^tq)   63  b,   71a,  87  b;   wieczna  46  a;  wye- 

lyka  82  b  (2mal);  im  Ganzen  34mal; 
ß)  durch  (^  6mal:  Jakubowq  48b;  krzescianski^  8a;  ktor(i 

57  a ;  ognysthq  57  b ;  Salamonowq,  48  b ;  swiaUi  (äMo) 

46b; 
7)  durch  (^  2mal :  boz^  44  b ;  gorzsk^  32  a ; 
S)  durch  0  3mal:  dostoyno  145  a;  nyebyeszko  134  b;  zemsko 

134  b; 


Der  Lantwerth  der  NmaItoc«!«  im  Alipolnischen.  943 

c)  acc.  sing,  pronom.  possess.  in  zusammengezogener  Form : 
a)  durch  a  5mal:  thwa  75  b,  121a;  134  a;  136  b;  szwa  88  a; 
ß)  durch  0  Imal:  tux>  (tvq)  145  a; 

d)  instr.  sing.  adj.  fem.: 

a)  durch  a:  hoszka  59  a,  62  b;  czirnowa  (ürhovq)  78  a,  78  b; 

twoia  12b,  116b  (2mal),  zusammengezogen:  twa  138b; 

im  Ganzen  17mal; 
ß)  durch  q  8mal:   bozc^  (bo^g)  45  a;   nyebyeszhi  51b;   na- 

chwalebnieyszq  45  a ;  sanu^  12  b ;  melkq  51  b ;  wassq  56  a; 

tvxnq  56a;  swoiq  50a; 
y)  durch  fJ  9mal:   boz^   31a;   laskaw^  50  a;   lyubezn^   (lu- 

bein^)  145b;  sloneczn^  33  a;  sthar^  63  b;  szam^  138  b, 

143  a;  wszelk^  40  a;  zloscziw^  40  a; 
3)  durcA  f^f^  Imal:  mm^^fi  129a; 

e)  durch  o  3mal :  przespyeczno  143  b ;  «amo  125  a ;  two  143 ; 
2^)  durch  am  Imal:  moyam  98b; 

e)  instr.  sing,  pronom.  pers. : 

a)  durch  a;  mna  7  b,   28  a;   toba  32  a,  53  a;   <&o6a  95  a; 

szoba  93  b,  94  a;  im  Ganzen  12mal; 
ß)  durch  ^  5mal:  mn^  26  b,  30  a,  119  b,  126  b,  141a; 
i)  durch  0  6mal:  mno   127  b,   130  b,    131b,  135  a,  137  b, 

145b; 

f)  Verba  3.  plur.  praes. : 

a)  durch  a:  bada  (b^dq)  91b;  hladza  (blqdq)  117a;  boia 
86  29  a;  chodza  81a;  im  Ganzen  16mal; 

ß)  durch  q:  bandq  3b,  4a;  szukayq  3b;  wierzq  20a;  otrzi- 
mayq  56  a;  im  Ganzen  13mal; 

y)  durch  (J;  ia^idfJ  18  b,  29  a,  48  a;  uzrz^  29  a;  wolai^ 
123  a;  zgy^i^  125  b;  im  Ganzen  22mal; 

B)  fehlerhaft  durch  o  (für  ^)  2mal:  dufaio  130  b ;  rzeko  139  a. 

4.  Neupolnisches  ig  ist  vertreten: 

A.  In  Wurzeln: 

^)  durch  a ;  dzewyathey  (d'evqtej)  86  a ;  myeszacz  (meSQc)  82  b  ; 

myerzaczka    (nierzqck()   97  b;    nyerzadnosczi   (iieh^dno^ci) 

40  b;  im  Ganzen  39mal; 
V  duixh  an:   ksianzanta    (ks^z^ta)    6b;    iczancz   (v£gc)   50b; 

zandacz  (iqdac)  6a;   zrzandzi  21a;   im  Ganzen   16mal; 


944  Lociejewaki. 

c)  diirch  q  3mal :   prziy(f.cz  54  b ;   z^^dam  48  a ;    zrtfdzUa  (zfo- 

d'ila)  51)  a; 

d)  durch  ^:  nyerzpdnosczi  (opprobriuin)  31  b;  pocz^tka  117b; 

poz^dalem  (pozoddfem)  24a;  im  Ganzen   11  mal; 

e)  fehlerhaft  durch  o  3mal :  dztewiota  132  a ;  poczotku  107  a : 

przysziogl  117  b. 

B.  In  Worten  : 

a)  acc.  sing,  der  -^a-Declination  durch  a  ßmal :  niaria  (Alaryo) 

71a,  74  a; 

b)  acc.  sing,  pronom.  demonstr.  fem.  durch  a  3mal:  f/a  (jo) 

68  b  1)9  a;  la  140  a. 
Zur  Bezeichnung   der   Nasallaute   sind  also   in    Modlitwy 
Waclawa   folgende  Zeichen  angewandt  worden:  e  (6mal  nur  in 
weichen  Silben),  en  (2mal  fllr  /V),  e  (2mal  im  acc.  sing,  pronom. 
pcrs.),  a  (249mal  für  e,  207mal  für  ie,  242mal  für  o,  48mal  für  io), 
an  (102mal  für  r,  72mal  für  iV,  35mal  für  o,   16mal  fllr  i^);  ^^^ 
(5mal  für  e,   3mal  für  <>),   (^  (23mal  für  e,   2mal  für  ie,    37mal 
für  o,  3mal  für  ?V>),  fi  (29mal  für  v,  31mal  für  ie,  75mal  für  o, 
llmal  für  in],  n  (welches   sieherHch   nur  durch  Unachtsamkeit 
des  Schreibers  für  p  gebraucht  worden,  und  zwar:   12mal  für  r, 
lOraal  für  ir,    19mal  fiir  (>,    3mal   flir  2\>),    ^^   (2mal  ftir  o),   ^n 
(Imal  für  o)  und  (was  gewiss  ein  Fehler)  if,  (Imal  flu*  o).    Von 
di('s(Mi  mannigfaltigen  Bezeichnungen  bezeichnet  e,  en,  e  selbst- 
verstäiidlicli  den  Laut  v.     Alle  anderen  Laute,    so  verschieden 
sie  auch  sind,    bezeichnen    nur  einen  Laut,    denn    sie  alle  ver- 
treten  alle   neupolnischcn  Vocale,    müssen    also   in   allen  Kate- 
gorien und  unter  einander  gleich  gelautet  haben.    Und  dies  kann 
nur  der  Fall  sein,  wenn  alle  tt  gelautet  haben,*    da  nur  dieser 

'  Die  Gleichheit  der  Bezeichmiiigeii  unter  einander  tritt  noch  mehr  zum 
Vorschein,  wenn  man  sie  nach  folgender  mathematischer  Formel  zu- 
sammenstellt. Darnach  ist,  da  jede  Bezeichnung  in  allen  Kategorion 
sich  voründet: 

+  *!■  +  9  +  *e 
4- »?  +  e  +  *? 

+  %  +  e  +  »^ 
-i-  »c  +  e  +  k) 

uikI   in    Folge   dessen:   a    t=  an  r=z  n    =  ^  =  (o). 
Dass  aber  die  Bezeichnungen   im    Verhältnisse   ihres    numerischen    Vor- 
kommens   unter   einander  alle    gleich  massig    auf  alle   ueupoluischon 


a 

—   r 

\0 

an 

%f 

a 

<> 

w 

(0 

4^ 

Der  Lautwertb  der  Nasalvocale  im  Altpolnischen.  945 

Laut  in  allen  Kategorien  vorkommen  kann.  Somit  besitzt  das 
Sprachdenkmal  Modlitwy  Waclawa  neben  dem  höchst  selten 
(lOmal  auf  747  Fälle,  wo  im  Neupolnischen  ein  f  vorkommen 
würde,  und  auf  1238  Fälle,  wo  q  sicli  vorfindet)  auftretenden 
(weichen)  Laut  f  als  Hauptnasallaut  q.  Er  ist  so  mächtig,  dass 
er  sogar  —  was  Professor  Malinowski  mit  Recht  hervorhebt  — 
Analogi^verwandlungen  verursacht  und  ein  e  +  n  (was  den  An- 
klang eines  nasalen  Lautes  ausmacht)  in  a  +  71  verwandelt,  wie 
dies  z.  B.  in  odsfampiancze  (odsf^pance  für  odstqpeiice)  38  b 
und  maczannycza  ^  (mqöan/iii^  für  mc^ennicq)  94a  der  Fall  ist. 

Nasalvocale  (e,  ig,  ^,  u^)  vertheilt  sind  und  man  im  vollen  Masse  be- 
rechtigt ist,  alle  die  obigen  Bezeichnungen  =  g,  »g,  q,  io  zu  setzen, 
davon  überzeugen  wiederum  kleine  Rechnungsexempel.  Nimmt  man  näm- 
lich als  erstes  Verhältniss  der  Proportion  die  Anzahl  aller  Fälle,  wo  ein 
Nasalvocal  vorkommt  (1248)  zu  der  speciellen  Anzahl  der  Fälle,  wo  nur 
ein  bestimmter  Nasalvocal,  s.  B.  ^  (415),  vorkommt,  und  als  zweites  Ver- 
hältniss die  Anzahl  aller  Fälle  einer  Bezeichnung,  z.  B.  a  (746),  zu  der 
speciellen  Anzahl  der  Fälle,  wo  diese  Bezeichnung  nur  einem  ent- 
sprechend dem  oben  gewählten  Special vocal,  also  hier  g  (249)  gilt,  so 
überzeugt  man  sich  nicht  nur,  dass  jede  der  obigen  Bezeichnungen  für  die 
Nasalen  im  richtigen  Verhältniss  zu  der  Gesammtsumme  der  Nasal- 
vocale in  Modlitwy  Waclawa  steht,  sondern  auch,  dass  sie  unter  einander 
in  Betreff  der  Vertheilung  auf  die  4  Nasalvocale  (^y  te,  ^,  i^)  gleiches 
Verhältniss  aufweisen.     Als  Beispiel  diene  das  oben  angeführte: 

1248  :  415  =   746  :  240 
d.  h.  etwa  3  :   1  t=  3  :  1 

Stellt  man  diese  Proportion  mutatis  mutandis  z.  B.  für  die  Bezeichnung 
q  für  neupolnisches  g,  so  bekommt  man: 

1248  :  415  -=  65  :  23 
also  ebenfalls  3  :  1  ^^  3  :  1. 

Stellt  man  dieselbe  Proportion  wiederum  mutatis  mutandis  für  die  Be- 
zeichnung ^,  so  erhält  man: 

1248  :  415  =  146  :  29 
also  etwa  3  :  1  ^^  4  :  1 

was  ebenfalls  keinen  grossen  Unterschied  von  dem  vorigen  darstellt.  Die 
weiteren  Combinationen  für  jede  einzelne  Bezeichnung  in  den  einzelnen 
Fällen  (für  g,  if,  o,  i^)  wolle  Jeder  selbst  anstellen  und  er  wird  sich  von  der 
Richtigkeit  unserer  Behauptungen  und  Ausführungen  selbst  überzeugen. 
'  Prof.  Malinowski  liest  das  letzte  Wort  in:  ,bo  niaczannycza  «zmyercy  po- 
di/aly  korona*  (anstatt  neupolnisch:  bo  mfcetviico  4mer6i  podjeli  koron^) 
als:  m^'ennica  (op.  cit.  23). 

Prof.  Malinowski  nimmt  in  Modlitwy  Waclawa  noch  den  Laut  o  an 
au»  folgenden  Gründen  :  a)  zum  Ausdruck  von  9  wird  nie  e  oder  ^  ge- 
braucht sondern  b)  hauptsächlich  Cprzmvt^aj^J  jJ,  o;  c)  ferner  das  Doppel- 


946  Leeiej«w8ki. 

Dies  zeigt  doch  offenbar,  wie  gewöhnt  das  polnische  Ohr 
an  den  Laut  q  war  und  wie  verbreitet  dieser  Laut  gewesen 
sein  musste,  um  aus  einem  mqceixiiity  maSanüüy  zu  machend 

XIX.  Aus   dem  Jahre  1454,   also   aus   dem  Beginne  des 

dritten  Viertels  des  15.  Jahrhunderts  besitzen  wir  die  Legende 
vom  heiligen  Alexius.^     Der  Stand   der  Nasalen  ist  folgender: 

1.  Neupolnisches  e  ist  vertreten: 

A.  In  Wurzeln: 

a)  durch  a:  badzeioa  (b^d^eva  1.  dual)  65; 

b)  durch  an:  bandzesz  42;  bancU^  (^f^f)  6^5  ranky  225: 

c)  durch  q:  bqdq  (b^dq)  169;  mqky  (m(ki)  189;   mqJcq   161: 

mqszv  78;  rqka  233;  rqJcy  220;  rqcze  (r^ce)   188. 

B.  In  Worten : 

a)  acc.  sing,  der  -a,  -^a-Declination : 

a)  dvsza  192;  dzewka  50;  glowa  175;  rqkq  233;  szemya  96; 


zeichen  ^^  ^,  welchen  bekanntlich  geneigten  Vocal  bezeichnet  nnd 
d)  vor  Allem  mehrere  Male  u  verwendet.  Dagegen  ist  za  erwiderOf 
dasfl  man  a)  ans  dem  Fehlen  von  e,  ^  zam  Aasdmck  von  nen polnischem 
^  noch  gar  nicht  schliessen  kann,  dass  der  betreffende  Laut  o  gelautet 
habe ;  h)  dass  die  Behauptung,  ^,  o  werde  hauptsächlich  zur  Bezeichnung 
des  neupolnischen  o  gebraucht,  falsch  ist,  da  an  Stelle  von  neupolni- 
schem q  (d.  i.  o  -\-  i^)  z.  B.  das  Zeichen  a  (290mal)  vorkommt,  während 
^  nur  86mal  und  o  22mal  angewandt  wird  und  ausserdem  ^  (GOmal),  o 
(22mal)  in  gleichem  Masse  zum  Ausdruck  vom  neupolnischen  ^  ver- 
wendet wurde;  c)  dass  zweimaliges  Vorkommen  von  ^  und  einmaliges 
von  f^i  noch  gar  nichts  beweist  und  die  Bedeutung  von  Doppelzeichen 
noch  gar  nicht  so  entschieden  festgestellt  ist,  und  d)  dass  das  ein  ein- 
ziges Mal  in:  othupyla  96a  vorkommende  u  —  denn  83  a  bietet  der 
Text:  wszechnwgaczie  —  ein  Fehler  ist  und  wegen  seines  einmaligen 
Vorkommens  nicht  berechtigt ,  Hypothesen  aufzustellen.  Modlitwy 
Waclawa  haben  also  keine  specielle  Bezeichnung  für  den  Laut  o, 

1  Aus  Rücksicht  darauf  ist  es  deshalb  rathsam,  die  Formen  m.yc,  czt/e, 
szi/e  =*  7710,  ce,  /e  zu  lesen,  zumal  ausser  ihnen  auch  die  nasalen:  ma^ 
/^,  ia  vorkommen.  Wir  hätten  für  den  Acc.  sing,  pronom.  pers.  wiederum 
zwei  Reihen  anzunehmen,  eine  mit  dem  nasalen  Vocal  <j:  mo,  <*«,  ia 
und  die  zweite  mit  dem  nasalen  Vocal  e:  me,  6e,  4e, 

2  Vgl.  Dr.  WJad.  Wis^ocki:  Legenda  o  hw.  Alexym  z  r.  1464  in  Rozp. 
Ak.  Um.  Bd.  IV,  p.  814—362.  Die  den  angeführten  Beispielen  bei- 
gefügte  Zahl  gibt  den  Vers  an,  in  welchem  das  betreffende  Wort  zu 
finden  ist. 


Der  Lantirerth  der  Nasalvoeale  im  Altpolnischen.  947 

ß)  durch  q:  mowq  174;  mqkq  161 ;  pkcdq  (fal(,  neupolnisch 
%val()  *  104,  122;  wodq  181;  icolq  77;  szonq  (zone)  41; 
6^  acc.  sing,  pronom.  demonstr.  fem.  durch  q:   thq  (t^)  43; 
c)  Verba  1.  sing,  praes.: 

a)  durch  a:  ckcza  (hc^  160; 

ß)  durch  q:  chczq  81;  byerz^  (sie  filr  byesz^  =  b'ei(,  inf. 
b'ec)  66;  bandq  69;  kaszq  (kai^)  40,  70;  sluszq  (slui^) 
45;  Bzlvbyq  (Üvb'^)  43. 

2.  Neupolnisches  i^  ist  wiedergegeben: 

A.  In  Wurzeln: 

a)  durch  a:   ksadzv  147;   ksadza  239;   szwyathy  (^(ty)  219; 

szuoyathego  6,  215;  azwyathych  6;  azwyaihe  95;  utj/ocz  (l^^c) 

39,  50,  146,  174,  186,  200,  203,  219; 
6^  durch  an:  sza  lanknc^  (l^kn^l  S()  115;  wyancz  35,  91,  103; 

c)  durch  q:   dzqkowal  (d'(koival)  158;   czqsto  113;  yqly  29; 

kzqdza  (kS(äa)  130;  kazqfsjthwye  (k&^stve)  100;  yc^y  (j^li) 
29;  oszqdq  (oS^dQ)  68;  szwyqthego  123,  154;  szwyqthemu 
146;  u?v^  f«:'fc;  37,  95,  99,  101,  114,  136,  156,  196; 

d)  durch  qn:  wyqncz  (v^c)  29. 

B.  In  Stämmen: 

a)  in   -f^Stämmen    durch   q:  dzeczq  (3^n6^)   46,  200;  panyq 

(pafie)  11; 
h)  in  -w«n-Stämmen: 

a)  durch  a:  gymya  (jim()  171; 

ß)  durch  <j;  gymyq  165;  plemyq  31,  95. 

C.  In  Worten : 

acc.  sing,  pronom.  pers.: 
^)  durch  a;  szya  176;  «^a  115, 117, 118,  156;  szaszya  (zaSq)  62; 
^J  durch  (j;  rn<i  5;   C2f^  47,  64;   szq  49,  60,  66,  74,  79,  85, 
91,  107,  110,  149,  150,  152,  191,  193,  196;  szyq  33,  34. 


^nf  die  dialektische  Eigentkümlichkeit  /  für  hv  (chw)  zu  setzen,  habe  ich 
flchon  früher  (Archiv  VI,  640)  aufmerksam  gemacht;  sie  muss  ziemlich 
'verbreitet  gewesen  sein,  da  man  sie  in  den  altpolnischen  Sprachdenk- 
mälern Öfters  findet  nnd  bei  Parkosz  (1440)  tiberall  (das  Alphabetnm  I, 
]>ag.  9B  abgerechnet)  -die  Qmppe  ho  durch  /  vertreten  ist. 


f)-4^  L«ci«j«w*ki. 

3.  Nenpolnisches  o  ist  bezeichnet: 

A.  In  Wurzeln: 
durch  fi:  chorakiramy  (Horogramij  210. 

B.  In  Stämmen: 
a)  Verba  IL  Classe: 

a)  durch  a:  szczisnal  (Msnol)   188; 

ß)  durch  q:  lanknql  sza    (h^km^J  ^e)   115:    othemknal  116; 

zntcynal  175: 

h)  Part,  praes. : 

ol)  durch  a:  rzekacz  IGO,  202; 

ß)  durch  /j;  mogri   150:  proszti  104;   sziikficz  (neiipolnisch 

iukajoc)  130. 

C.  In  Worten: 

a)  instr.  sing,  der  a-Declination  durch  a:  pyechofq  tH); 

b)  instr.  sing,  pronom.  denionstr.  fem.: 
a)  durch  a :  nya  (uo)  61 ; 

ß)  durch  (i:  nyq  51,  60; 

c)  acc.  sing.  adj.  fem. : 

a)  durch  a:  gyetlnn  (j^^nq)  96;  wyelyka  122; 
ß)  durch  ^^;  dotm  77;  thakq  174;  «2/a  181;  und  liier  mag 
auch  seinen  Platz  finden  szwa  (sv^)  167 ; 

d)  Verba  6.  plur.  praes. : 

7)  durch  a:  sza  (so)  210; 

ß)  durch  ft:  ezfhq  (legunt)  9;  hadn  169;    dzeyq   (it'^o)  2; 
oszqJq  (okdii)  ^i6\  szq  138,  140,  218,  219. 

4.  Neupolnisches  io  ist  vertreten: 

A.  In  Wurzeln : 

durch  q:  doy([tli  83;  yql  144,  165;  oglqdacz  236;  othyncz 
228,  229;  pyenyqcz  (peuod)  129;  icszqcz  (viqd)  220,  221. 

B.  In  Worten: 

acc.  sing,  pronom.  demonstr.  fem.  durch  n:  ya  (jo)  57. 

Es  gelangen  also  folgende  Zeichen  zur  Bezeichnung  der 
Nasallaute  in  der  Legende  vom  heiligen  Alexius:  (i  (22mal  fiir  <\ 
41  mal  für  /r,  23mal  für  ^>,  9mal  für  io\  a  (7mal  ftlr  r,  22mal 
für  lY,  7mal  für  ^,  Imal  für  Z^),  an  nur  im  Inlaut  3mal  fiir  r, 


Der  Lantwerth  der  Naaalroeale  im  Altpolnischen.  949 

4mal  für  ie)  und  qn  (im  Inlaut  Imal  fUr  if).  Vor  Allem  muss 
hervorgehoben  werden,  dass  fUr  den  neupolnischen  Laut  f  keine 
Bezeichnung  vorhanden  ist,  auf  Grund  deren  man  einem  Laute 
in  dem  eben  besprochenen  Denkmal  die  neupolnische  Aus- 
sprache als  (  vindiciren  könnte.  Die  Sprache  des  Denkmals 
muss  also  keinen  Laut  (  besessen  haben.  Die  Vergleichung 
der  beiden  obigen  Hauptbezeichnungen  a  und  q,  welche  beide 
in  allen  Kategorien  und  untereinander  gleich,  also  q  gelautet 
haben,  zeigt,  dass  dieses  Sprachdenkmal  nur  einen  Nasal- 
laut q  besitzt.  Auch  die  Bezeichnungen  an  und  qn  bezeichnen 
natürlich  wiederum  die  unvollkommen  nasale  Aussprache  des 
Lautes  q.  Da  die  Legende  vom  heiligen  Alexius  in  Versen 
verfasst  ist,  so  kann  man  auch  in  den  Reimen  eine  Bestätigung 
unserer  Ansicht  suchen.  So  reimt  sich  z.  B.  1.  sing,  praes. 
bandq  69  mit  3.  plur.  praes.  oazqdq  68  und  part.  praes.  mogq 
mit  wboga,  was  nur  in  den  beiden  Fällen  dann  möglich  ist, 
wenn  der  nasale  Laut  als  q  ausgesprochen  wird. 

Zieht  man  noch  die  Palatalisation  der  Nasalen  in  Betracht, 
so  hat  man  in  der  obigen  Legende  die  beiden  Nasalvocale  q^  iq.^ 

XX.  Unmittelbar  in  den  Anfang  des  dritten  (möglicher- 
weise noch  in  die  Zeit  des  zweiten)  Viertels  des  15.  Jahrhunderts 
ist  auch  das  sogenannte  Hedvigbüchlein  zu  versetzen.^  Dieses 
in  vieler  Beziehung  interessante  Büchlein  bietet  folgenden  Stand 
der  Nasalvocale: 

Ncupolnisches  f  ist  wiedergegeben: 

A.  In  Wurzeln: 

a)  durch  a:  hada  (i{d()  10,  160;  vdraczona  27;  vdraczenyach 

46;  tünatcznym  106;  im  Ganzen  57mal; 

b)  durch  an  4mal:  bandzyesch  (b^d^eS)  44;  bandzye  125;  ranka 

98;  wazandy  (vSedy)  46; 


1  Daraus  fol^,  dass  die  Form  des  Acc.  sing,  pronom.  pers.  in  der  Sprache 
dieses  Sprachdenkmals  nur  mq,  6q,  4q  gelautet  hat. 

2  Vgl.  Ksii}zeczka  do  nabozeustwa  Jadwigi,  ksiozniczki  polski^j.  Wedhig 
pierwotnego  wydania  z  r.  1823  powtörnie  wydal  Stanislaw  Mottj.  W 
Poznaniu  1875.  Dann  Dr.  A.  Danysz :  Das  Gebetbach  der  heiligen 
Hedvig,  Archiv  V,  402  f.  Die  beigefügte  Zahl  gibt  die  betreffende 
Seite  der  erwähnten  Ausgabe  des  Hedvigbüchleins  an. 

SiUnngsber.  d.  phil.-hisk.  Cl.   CXI.  Bd.  H.  Hft.  61 


950  Leciejewiki. 

B.  In  Stämmen  der  Verba  ü.  Classe: 
durch  a  2mal:  zgynala  184;  vka[p]nala  91. 

C.  In  Worten: 

a)  acc.    sing,   der  -a,  -ja-DecIination    durch  a:   ckwala  153, 

163;  czora  71,  72;  wyara  142,  160;  zaszluga  141  (3mal); 
zgloba  47;  szandza  (£2^()  58;  im  Ganzen  88mal; 

b)  acc.  Bing,  pronom.  possess.  und  demonstr.  fem.  durch  a: 

moya  47,48;  thwoya  47,  59;  szwoya  143,  161;  fha  53, 
54;  und  {twa  nach  Danysz)  tha  82;  ona  (on^)  41;  im 
Ganzen  34mal; 

c)  Verba  1.  sing,  praes.  durch  a:  bada  (b^d^)  70,  160;  boya 

szye  177;  chcza  80;  chwala  (hval^)  38;  dzyakvya  (ct'^kuj^) 
145;  im  Ganzen  25mal. 

2.  Neupolnisches  i^  ist  bezeichnet: 

A.   In  Wurzeln: 

a)  durch  a:  czyaako  (6^iko)  105;  pyatha  (pftg)  91 ;  dzyakvya 
145;  odyaczye  (odj^cie)  48^  myeszytxczy  (mei^cy)  53; 
im  Ganzen  149mal. 

6j  durch  an:  dzyewyancz  55;  yanfych  (j(ty1i)  57;  przyanczv 
(phfj^6u)  116;  swyanta  24;  im  Ganzen  38mal. 

B.  In  mcn-Stämmen : 
durch  a  5mal:  t/mya  74;  gymya  26,  27,  86,  160. 

C.  In  Worten: 

Acc.  sing,  pronom.  pers.  durch  a  20mal: 

o)  nach  Präpositionen:  za  mya  165;  namya  69,  83,  149; 
wmya  121;  prze  mya  149;  przez  czya  42  (2mal),  43 
(4mal);  przeczya  67;  pr^erf  czya  82;  tcczya  63;  wod- 
rzya  151  (2mal);  nad  czya  155,  159;  wszya  92. 

6^  nach  einem  Verbum   ein  einziges  Mal:  mya^  150. 


1  Nach  einem  Verbum  kommt  sonst  ausnahmslos  die  zweite  nicht  na»- 
lirte  Form:  mye  26,  47,  48  u.  s.  w.;  czt/e  40,  60  u.  s.  w.;  «rye  36,  37, 
38  u.  s.  w.  Somit  hat  die  Sprache  des  Hedvigbüchlein  zwei  Formen  des 
Acc.  sing,  pronom.  pers.  r  eine  nasalirte  und  eine  nicht  nasalirte.  Die 
erste  kommt  (mit  Ausnahme  des  einzigen  oben  angegebenen  Falles)  nnr 
nach  Präpositionen,  die  zweite  nur  nach  einem  Verbum  ror. 


Der  Lantwerth  der  Nawlrocale  im  Altpolnischen.  951 

3.  Neupolnisches  q  ist  vertreten: 

A.  In  Wurzeln: 

a)  durch  a:  badz  (hqff)  173;  bladzacza   (hlqdqcq)    153;    ma- 

droscz  71,  158;  im  Ganzen  31mal. 
h)  durch  an:  handz  (hqd^)  21  j  28  (3mal),  szandny  (s^dny)  41; 

szandzye  69;  im  Ganzen  46mal. 

B.  In  Stämmen: 

a)  Verba  11.  Classe  durch  a  8mal:  gynacz  (ginqd)  85;  ogar- 
nacz  (ogamqd)  124,  186;  oazyagnacz  (o^^gnqd)  124;  szczya- 
gnacz    (66qgnq6)   142;    vytargnacz   74;    vythargnal   144; 
wzgladnacz  (vzgl^dnqd)  149. 
Part,  praes.  act.: 

a)  durch  a:  badacz  (h^dqc)  130;  bladzacza  (blqdqcq)  153; 
tvstayacz  31 ;  zagynaczych  57 ;  szmyerdza^za  (^merdqcq) 
176;  im  Ganzen  48mal. 
ß)  durch  an :  czekayancz  (l^ekaJQc)  88 ;  dayancz  52 ;  drzan- 
cza  41;  im  Ganzen  llmal. 

C.  In  Worten: 

n)  Instr.  sing,  durch  a:  boyaznya  (bcja£üg)  177;  czczya  (nach 
Danysz;  der  Text  bietet  czye)  107;  szmyerczya  59,  185; 
vsthavycznosczya  114;  wyara  132;  wydkosczya;  im  Ganzen 
45nial; 

6)  acc.  sing.  adj.  fem.  durch  a:  bladzacza  (bl^it^co)  153; 
dobra  154,  180;  doskonala  180;  rfroya  104  (2mal)  107, 
109;  dvfayacza  166;  im  Ganzen  63mal; 

c)  instr.    sing.   adj.   fem.    durch  a:   bozn  (böig)   177;   czycha 

(cihq)  62;  czyrpyacza  62;  czystha  63;  vyerna  103;  und 
zusammengezogene  Formen  des  pronom.  possess.  /t/ja 
("^üjj  98,   123;   8zwa  (svo)  79,  92;   im  Ganzen   43mal; 

d)  acc.   pronom.   posses.   fem.  in   zusammengezogener  Form 

durch  a:  wia47;  twa  80,  89;  thwa  104,  107,  115;  azwa 
69,  75;  im  Ganzen  20mal; 

e)  instr.   sing,    pronom.    pers.   durch  a:    mna  (mnq)  25,   33 

(2mal);  ihoba  Ib,  150,  154;  im  Ganzen  30mal; 
J)  Verba  3.  plur.  praes.  durch  a :   bogoszlawya  25 ;  garna  135 ; 
strascha  89;  zgybaya  99;  im  Ganzen  20mal. 

61* 


952  Leeiejewski. 

4.  Neupolnieches  ig  ist  wiedergegeben: 

A.  In  Wurzeln: 

a)  durch  a :  myeszyacz  (riieS^c)  28 ;  obrzadzy  39 ;  zrzadz  (zf^S^) 
136-,  ogladala  (oglqdala)  30,  133,  148;  im  Ganzen  SOmal; 

h)  durch  an  lOmal:  przyancz  (pryjqd)  73,  93,  109,  114,  116, 
123;  wsczyangny  (vz6qgfii)  35;  za^idza  (igda)  34;  szandza 
(igda)  58;  zandala  49. 

B    In  Worten: 

a)  Acc.  sing,  der  -ja-Declination  durch  a  2aial:  Marya  83; 

Maria  178 ; 
h)  acc.  sing,  pronom.  demonstr.  und  relat.  durch  a:  ya  (jg) 
127;   yaz  (jqi)  50,  66;   yasz  55,  67;   yazesz  (jgieS)  50, 
51;  im  Qanzen  14mal. 
Wie  aus  der  Zusammenstellung  erhellt,  kennt  das  Hedvig- 
büchlein   als  Bezeichnung   fUr   die  Nasallaute   nur   die    beiden 
Zeichen  a  und   an,   welches   letztere   nur   im   Inlaut   zur  An- 
wendung kommt.^   Beide  kommen  fUr  alle  neupolnischen  Laute 
((,  tf,  2,  iq)  vor,  müssen   deshalb   gleichen  phonetischen  Werth 
haben  und  einen  Laut  bezeichnen,  der  alle  neupolnischen  Laute 
vertreten  kann.   Und  dieser  kann,  wie  wir  schon  öfter  erwähnt 
haben,  nur  der  Laut  n  sein. 

Mithin  kennt  die  Sprache  des  Hedvigbtichleins  nur  den 
nasalen  Laut  n,  resp.  die  beiden  nasalen  Vocale  a,  f^.^  Dabei 
bezeichnet  das  Zeichen  a  wiederum  die  rein  nasale  Aussprache 
des  Lautes  a,  an  (am)  dagegen  die  bereits  geschwächte  Aus- 
sprache desselben  Lautes.'^ 

1  In  der  citirten  Ausgabe  des  Hedvigbüchleins  kommt  es  an  manchen 
Stellen  vor,  als  ob  der  Nasalvocal  durch  das  Zeichen  f^  tf  ansg-edrfickt 
wäre;  doch  ist  das  Häkchen  so  undeutlich  gemacht,  dass  man  nicht 
weiss,  ob  das  wirklich  ein  Häkchen  oder  nur  ein  Druckfleck  ist.  Da 
sich  aber  in  dem  48  Seiten  umfassenden  Facsimile  nur  reines  a  vor- 
findet, so  kann  man  mit  Rocht  annehmen,  dass  der  erwähnten  Erschei- 
nung kein  Werth  beizumessen  ist. 

^  Hieraus  folgt,  dass  die  nasalen  Formen  des  Acc  sing,  pronom.  poss. 
ma,  cttf  i(i  gelautet  haben;  demnach  besass  die  Sprache  dieses  Sprach- 
denkmals die  beiden  Reihen :  mq,  cq,  4q  und  me,  6e,  4e.  Der  Unterschied 
ihres  Gebrauches  wurde  bereits  angegeben. 

3  Nach  allem  bis  jetzt  Gesagten  wird  wohl  kaum  Jemand  mehr  annehmen, 
dass  z.  B.  das  erste  Wort  des  Hedvigbttchleins :   SwyanUa  24,  als  Sheta 


XXI.  Ueberbticken  wir  jetzt  noch  einmal  die  fUr  dau  dritte 
Viertel  des  15.  Jahrhunderts  in  uaaever  Frage  gewonnenen 
Resultate,  80  haben  wir  Folgendes  zu  constatiren.  Der  Haupt- 
nasalvocal  in  dieser  Zeit  ist  ij..  Sporadisch  nur  tritt  neben  ihm  auch 
der  ^■-  Laut  auf.  Er  verschwindet  aber  immer  mehr,  je  weiter 
man  in  die  Vergangenheit  zurilekgeht,  so  daas  er  in  den  beiden 
letzten  Sprachdenkmälern,  in  der  Legende  vom  heil.  Alexiua 
(1454)  und  im  Hedvigbllchlein  gar  nicht  mehr  vorhanden  ist. 
Dafür  gewinnt  q  immer  mehr  Uobergewicht,  bia  es  zu  Anfang  des 
dritten  Viertels  der  einzige  Vertreter  aller  neupolnischen  NaBal- 
laute  wird.  Es  beherrscht  von  nun  an,  wie  die  weitere  Unter- 
suchung zeigen  wird,  einzig  und  allein  alle  Fillle,  wo  das 
Neupolnische  einen  Nasalvocal  bietet.  In  Betreff  seiner  Aus- 
sprache muss  ausserdem  bemerkt  werden,  daas  ea  im  Aus- 
laute seine  rein  nasale  Aussprache  bewahrt  hat;  im  Inlaute 
wird  es  zum  grossen  Theile  als  «n  ausgesprochen,  Der  nasale 
Consonant  war  dabei  in  dem  Masse  hörbar,  daas  eine  Accom- 
modisirung  dem  auf  den  Naealeu  folgenden  Consonanten  er- 
folgen  konnte   und   vor   den  Dentalen ,   Gutturalen   und  C'ere- 


za  lesen  int,  trotEdsm  doch  an,  nicht  m  steht.  Da  dies  über  dennoch 
mSglich  int,  ao  wird  es  nicht  ilberflÜHsig  sein,  wenn  wir  «uf  Grund  der 
eben  erklärten  Aussprache  der  Bezeichnaug  an  einen  Beweia  ^egan 
diese  Meinung  bringen.  Hütte  nn  die  Aiiaepradie  voa  tn  (^)  geliabt, 
d.  h.  wSre  ein  crt  (^  vorhanden  gewesen,  dnnn  wOrde  ea  beinahe  ebenso 
aiiBgesprochen  worden  sein  wie  en  -j-  Consonant ,  e.  B.  wie  en  in 
dmligefulwo.  Kommt  nun  diese  Gruppe:  ea  -\-  Consonanl  im  Hedrig- 
bQchleiti  vor,  wie  dies  Jatthoi/ensifhieo  fdotloi/eiutvo)  63,  107,  IIS; 
exlmeyeaaiMlneo  (HaiefeAitvo)  ^b;  »o&nMiutAuieni  (naAoieütvani^  107;  n,ycu- 
ithavytseniiüapo  (Aeuitaviitiuliiii)  1 1 1 — US  ■,>iyeprxaapiiets<m»thioo  (iiepfrtpi- 
ieiatao)  tlT  beweisen,  aa  Ug  es  doch  sehr  nahe,  an  Stelle  dei  angeb- 
lichen m  ein  an  und  nicht  an  zu  setxen;  ist  dies  nicht  geschehen,  so 
ist  dies  der  beste  Beweis  dafür,  daas  die  Sprache  des  Hedvigblichleins 
(und  im  weiteren  Verlauf  die  gnuie  polnische  Sprache)  den  Laut  Si,  e 
nicht  kannte.  Ebenso  gab  es  keinen  g-  on-Laut,  denn  sonst  h&Cte  der 
Schreiber  gewiss  xum  Zwecke  seiner  Beieichnaug  om,  <m  gesetzt,  worauf 
ihn  Worte  wie:  lakoaitlhwa  (Atkavulva)  HO  und  tkom/aeni/a  (tkoäeefia) 
gefuhrt  hätten.  Die  frlllier  besprochenen  Sprach  denk  niSler  haben  cur 
Genüge  dargetban,  dassi  wenn  der  Schreiber  einen  Laut  g  (mi,  öih)  aus- 
drucken wollte,  er  sich  sehr  wohl  in  helfen  wusste  und  u  (g.  VI),  o,  u 
(§.  Xn),  a,  BU.  nun  (g.  XIO),  u  (g.  XV)  gobrfiuchte.  Wo  deshalb  solche 
Bezeichnung  nicht  vorbanden  ist,  ist  aucli  der  Laut,  dem  solche  Be- 
zeichnung gellen  wtirdo,  nicht  vorbanden, 


954  Leciejewiki. 

bralen   ein  n,   vor  den  Labialen  ein    m  sich  entwickelt  hatte 
und   wahrnehmbar  war. 

XXII.  Aus  dem  Ende  des  zweiten  Viertels  des  15.  Jahr- 
hunderts besitzen  wir  polnische  Glossen  zu  Sonntagsepisteln, 
herausgegeben  von  Professor  L.  Malinowski.^  Sie  bieten  fol- 
gende Bezeichnungen  für  die  Nasal vocale. 

1.  Neupolnisches  f  ist  wiedergegeben: 

A.  In  Wurzeln: 

a)  durch  q:  bcfdzysz  (b^d'eS)  bqdq  (b^d^),   ncidzyczy   (nedTici 

=  n^i'Uy  affligere),  pothqpq  (pot^(),  przyatqbnego  (sie 
przy8t^pnego)y  smqczoni  (zm^czony); 

b)  durch  qm:  zastqmp  (zast^p); 

c)  durch  qan:  przypqandzon  (compulsus). 

B.  In  Worten: 

Acc.  sing,  der  -a-,  ja-  Declination ; 

a)  durch  q:  czqszq  (6^i();  gednothq  (jednot^);  wyqmf^  (v  jamf) ; 

pothqpq;  zuzanniy  zuzanq  (Zuzaniuim) ; 

b)  durch  a:  przyskorka  (opprobrium). 

2.  Neupolnisches  ff  ist  vertreten: 

A.  In  Wurzeln  : 

a)  durch  q:  czqsskq  (^f^ikq);  czfisto;  stoqthoszczy;  wyqcz  (t\c); 

wyqczey  (^^(cej); 

b)  durch  f;  opy^cz  {pp^6y  öech.  opet,  rursus). 

B.  In  Worten: 

Acc.  sing,  pronom  pers.: 

a)  durch  q:  szyq;  8zq  (4mal):  sq; 

b)  durch  a:  ssa. 


>  Vf^l.  L.  Malinowski:  Quadragesimale  super  epistolas.  Glossy  polskie  t 
konca  pierwszej  polowy  wieku  XV  in:  Sprawozdania  kom.  jezyk.  Akad. 
Um.  w  Krakowie,  Bd.  I,  pag.  29ö— 314. 


Der  Laotwerth  der  NMaltooale  iiu  Altpolniiohen.  955 

3.  Neupolnisches  ^  ist  bezeichnet: 

A.  In  Wurzeln: 

a)  durch  q:  odsqdzylyscze  (odsgä'üüde) ;  prqczye  (prg6e  =  vir- 

gultum);  bU^ayqczye  (blgJcaJQce) ; 

b)  durch  an:  waandku  (v  a^dku,  dolium)  slanaoczye  (zlgöde) ; 

B.  In  Stänunen: 
Part,  praes.  act.: 

a)  durch  q:  blc^yqczye   (blqkajqce);  czirpc^  (patiens);   hi- 

rzqczy  (fumansj;  roboczqcz  (aedificans);  vczyskuyq  (oppri- 
mens) ; 

b)  durch  a:  otkpvszczayaczy  (oipuäSaj^cy) ; 

c)  durch  an:  opuazczayancz  (dimittens). 

C.  In  Worten: 

a)  Instr.  sing,  subst.  durch  a:  oponya  (opoifig,  opong); 

b)  acc.  sing.  adj.  fem.  durch  a:  kyscUa  (KUci^); 

c)  instr.  sing.  adj.  fem.  durch  q:  vdathnyq  (vdatnq) ; 

d)  Verba  3.  plur.  praes.  durch  a:  bqdq  (b^dq),  sq. 

4.  Neupolnisches  iq  ist  wiedergegeben  in  Wurzeln: 

a)  durch  q:  czcyszq  (^2^^);  poy(^;  szwqszanye  (zCqzane); 

b)  durch  a:  przyglandni  (phjglqdni). 

Zur  Bezeichnung  der  Nasalvocale  sind  also  im  Quadra- 
gesimale  folgende  Zeichen  angewandt:  q  (12mal  für  f,  12mal 
für  ff,  llmal  für  q,  3mal  für  t^),  qm  (Imal  fUr  f),  qan  (welches 
eine  Vermischung  von  q  -f-  an  ist,  Imal  für  f),  a  (Imal  für  f, 
Imal  für  if,  2mal  für  q\  an  (Imal  für  g)  und  f  (Imal  für  if). 
Das  letzte  Zeichen  ist  wohl  wegen  seines  einmaligen  Vor- 
kommens als  Fehler  für  q  anzusehen.  Ebenso  dürfte  a  ein 
Fehler  sein,  indem  der  Schreiber  das  Häkchen  dabei  ver- 
?öS8en  hatte.  Die  anderen  Zeichen  q,  qm,  qan,  an  können 
^'ir  einen  Laut,  nämlich  q  bezeichnen. 

Demnach  besitzt  auch  die  Sprache  des  Quadragesimale 
^^^J:*  den  Laut  q  (d.  i.  c^,  iq),^ 


^  Die  Form  des  Acc.  sing,  pronom.  refl.,  welche  nur  nyq,  szi^,  sq,  »za  ge- 
schrieben vorkommt,  hat  also  tq  gelautet.  Von  der  nicht  nasalirten 
Form  bietet  das  Quadragesimale  keine  Beispiele. 


956  L«ciejew«ki. 

XXIII-  Hierher  gehören  auch  die  übrigen  beiden  kleinen 
Texte,  (He  Wlad.  Chometowski  op.  cit.  veröffentlicht  hatte;  e* 
sind  dies  die  unter  Nr.  1  und  3  angeführten.  Sie  weisen  flir 
die  Nasalen  folgende  Bezeichnungen  auf. 

1.  Neupolnisches  f  ist  vertreten: 

A.  In  Wurzeln: 

a)  durch  a:  bada  (b^dq)  1 ;   dranczycz  (dr^^y6)  1 ;  badzyesz  3; 
h)  durch  cf,:  bc^dzye  (2mal)  1;  mc^  (^^)  3;  vstqpvyajicz  3] 

B.  In  Worten: 

a)  Acc.  sing,  der  a-,ya-Declination : 

a)  durch  a :  nadzyeya  1 ;  pannasz  (pann^-^)  3 ; 
ß)  durch  f^ :  prqwdq  (prdvdf)  1 ;  zaprawdn  1 ; 

b)  acc.  sing,  pronom.  pers.  fem.  durch  a :  swoya  1 ; 

c)  Verba  1.  sing,  praes.  durch  a:  czynya  1. 

2.  Neupolnisches  i^  ist  wiedergegeben: 

A.  In  Wurzeln: 

a)  durch  a:   czyastho   (^^sto)  1 ;    lyakacz  (Ifkac)    1 ;  przekla- 

they  3;  poprzyszyagl  1;  svyateyo  3;  szwifathego  3;  sicya- 
teho  I ;  szwyata  3 ;  szwyatemv  3 ;  szicyathey  3 ;  sczasne 
($^(8ne)  3;  sioyathych  1; 

b)  durch  (j,:  pamyr^tkay  1;  przj/szyqgacz  1;  awy^thym  1;    vya- 

czey  1. 

B.  In  Worten: 

Acc.  sing,  pronom.  pers.: 

a)  durch  a:  czya  1;  sza  3;  szya  1  (3mal); 

b)  durch  (^:  szyfj,  1. 

3.  Neupolnisches  g  ist  bezeichnet: 

A.  In  Wurzeln: 

a)  durch    a:   nyeicathpycz   (ne    vntpid)    1;    przystapywszy  3; 

szadny  (sodny)  1;    szadnego  1;    samnyenye   (s^mnem)  3; 

b)  durch  (^:  hicz  (bf^d")  3;  poszf^dzacz  (pos^dad)  1;  wsU^pylo  1; 

c)  durch  an:  bf^iicz  (bqd^)  3  (2mal); 


Der  Lautwerth  der  NaMÜvocale  im  Altpolnischen.  957 

B.  In  Stämmen: 
Part,  praes.  act. : 

a)  durch  a:  wypelnayacz  (vypehiaj^c)  l]  przychodzacze  1;  rzek- 

nacz  3;  wscheinogaczego  1;  nyeprzestawayacz  (nepireatava- 
jqc)  1 ;  patrzacego  1 5 

b)  durch  an:  chczancz  (%cqc)  3;  vkazvyancz  i '^  vstapvyancz  3] 

c)  durch  cf,:  yedzqczego  1;    niespyc^ego  1;   przMmaygcze  1; 

odkvpuyqcz  3 ;    poswqrzf^czymy   (posvafqcymi)    1 ;   schem- 
rzqczego  1;  zqdayc^cz  (iqdajgc)  3. 

C.  In  Worten: 
a)  Instr.  sing,  subst. 

a)  durch  a:  cznotha  1;  volya  1;  zadza  f^jtfg)  1; 

ß)  durch  q:  mc^q  ('m^kq)  3;  nyenaazmyewczq  (mna§mevcq)  1; 
h)  acc.  sing.  adj.  fem.; 

a)  durch  a:  wyeczna  3;  podeyrzana  (podej¥anq)  1; 

ß)  durch  q :  czynionq  1 ; 

c)  instr.  sing.  adj.  fem. : 

a)  durch  a :    duehomna    1 5    wlama    (vlasnq)    1 ;    wschyska 

(vSystkq)  1; 
ß)  durch  q:  krzyazowqsz  (kTFyiU>vq-^)  3;  wachelkq  1; 

d)  Verba  3.  sing,  praes.: 

a)  durch  a:  bada  (b^dq)  1;  sza  (sunt)  1   (2mal); 
ß)  durch  q :  mowyq  1 ;  mylvyq  1 ;  powyadayq  1 ;  wazywayq 
(vzyvajq)  3. 

4.  Neupolnisches  iq  ist  vertreten  in  Wurzeln: 

a)  durch  a:  pyatJiesz   (pqte-^)  3;   zogladala   (z-oglqdala)  3; 

zadza  ßqda)  1 ;  zadz  ßqd)   1 ;  zadayqcz  3 ; 

b)  durch  q:   wszqlesz  (viqleS)  3;    wszql  3;   zqdacz  (iqdac)  1; 

8Z(idaly  3. 

Die  Nasal vocale  bezeichnen  also  folgende  Zeichen:  a  (7mal 
flir  f,  23mal  für  if,  22mal  flir  j,  5mal  für  tg),  an  (im  Inlaute 
3mal  für  j),  ^^  (6mal  fiii'  f,  5mal  für  if,  19mal  für  j,  4mal 
für  iq)  und  r]f7i  (im  Inlaute  2mal  für  q).  Sie  zerfallen  ihrer 
graphischen  Gestalt  nach  in  die  beiden  Gruppen  a,  an  und  q^ 
qn;  beide  Reihen  repräsentircn  aber,  da  durch  sie  beide  alle 
neupolnischen  Nasalvocale  ausgedrückt  werden,  einen  und  den- 
selben Laut,  nämlich  q.     Dieser   wurde   im  Inlaut  zum  Theil 


958  Leci«j«wflki. 

als  ah  ausgesprochen,  wie  die  Zeichen  an,  qn  beweisen.  Dem- 
nach kennt  die  Sprache  dieser  beiden  kleinen  Texte  ebenfalls 
nur  den  Laut  q  (d,  i.  q,  iq),^ 

XXIV.  In  die  Zeit  des  zweiten  Viertels  des  15.  Jahr- 
hunderts versetze  ich  auch  die  drei  kleinen  Texte,  welche  der 
selige  Professor  Josef  Szujski  in  Sprawodania  veröflFentlicht  hat.^ 
Der  erste  mag  wohl  älter  sein  und  in  das  erste  Viertel  des 
15.  Jahrhunderts  fallen,  doch  lohnt  es  nicht,  ihn  besonders  zu 
behandeln.  In  ihnen  sind  folgende  Nasalbezeichnungen  an- 
gewandt worden. 

1.  Für  neupolnisches  f; 

A.  In  Wurzeln: 
a:  wiiathrznoaczy  (vn^thioSci)  1. 

B.  In  Worten: 

Acc.  sing,  subst.  der  a-Declination : 
q:  zaprawdq  2. 

2.  Für  neupolnisches  ie: 

A.  In  Wurzeln: 

a)  a:  swyathy  (Si'^^ty)  1;  swyathoscz  1; 

b)  (i:  szayqczy  (zajecy)  2. 

B.  In  ff<-Stämmen : 
q:  hlyznyqtha  2. 

C.  In  Worten: 

Acc.  sing,  pronom.  rcfl. : 
a:  zassya  3.  ^ 


'  Die  Form  des  Acc.  sing,  pronom.  pers.  hat  somit,  da  sie  czya,  nya  ge- 
schrieben ist,  crt,  &a  gelautet.  Von  der  zweiten  nicht  nasalirten  Form 
sind  keine  Beispiele  vorhanden. 

«  Vgl.  Dr.  J.  Szujski :  Trzy  znbytki  jczyka  polskiego  XIV  (?)  i  XV  wieku 
in  Rozprawy  Akad.  u.  s.  w.,  Bd.  I,  Jahr  1874,  pag.  40—48;  die  beige- 
fügte Zahl  zeigt  einen  von  den  drei  Texten  an. 

3  Außerdem  kommen  folgende  keinen  Nasal  enthaltende  Formen  vor:  tyt  3 
(2mal),  Hy^  3;  das  letzte  ist  keine  nasale  Form;  g  ist  hier  nur  eine 
andere  Schreibweise  für  reines  t. 


Der  Lautwerth  der  NasalvooAla  im  Allpolnischen.  9d9 

3.  Für  neupolniBches  g; 

A.  In  Stämmen: 
Part,  praes.  act.: 

a)  durch  a :  wyerzaczim  1 ; 

ß)  durch  q:  chczqc  3. 

ß.  In  Worten: 

a)  Acc.  sing.  adj.  fem.: 

a)  durch  a:  wyeczna  1;  sethmora  (iedmor^)  1;  zelazna  (ie- 

lazng)  3; 
ß)  durch  <i:  drzewianq  3; 

b)  Verba  3.  plur.  praes.: 

a)  durch  a:  oprawyayq  3;  wprzagaya  3; 
ß)  durch  q:   bydlq  (habitant)  3;  mayq  3;  odpoczywayq  3; 
posthawayq  (subsistunt)  3;  robyq  3;  wynydq  3. 

4.  Für  neupolnisches  ig  in  Wurzeln: 

q:  dzqala  (d'^ala)  2;  wprzqgaya  3. 

Es  kommen  also  zum  Ausdruck  der  Nasalvocale  die  beiden 
Zeichen  a,  q  vor ;  von  diesen  findet  sich  q  nur  in  dem  zweiten 
und  dritten  Texte,  a  beinahe  nur  im  ersten  Text.  Beide  Zeichen 
haben  also  dieselbe  Function  und  haben,  da  sie  zur  Bezeichnung 
aller  neupolnischen  Nasallaute  verwendet  werden,  gleichen  pho- 
netischen Werth;  sie  bezeichnen  den  Laut  q  (d.  i.  q  und  iq). 
Einen  Laut  ^  besitzen  die  drei  letzten  Texte  also  nicht;  des- 
wegen darf  man  die  einmal  vorkommende  Schreibweise  f  in 
«yf  nicht  nasal  (S^)  lesen,  da  der  Nasal  in  dieser  Form  ^q  ge- 
lautet hat  und  die  Schreibweise  sye  deutlich  zeigt,  dass  auch 
die  nicht  nasalirte  Form  des  Acc.  sing,  pronom.  pers.  gebräuch- 
lich war.^ 

XXV.  Als  letztes  Sprachdenkmal  dieser  Zeit  wollen  wir  die 
sogenannte  Sophienbibel,  welche  auch  unter  dem  Namen  Szaros- 
pataker  Bibel  bekannt  ist,  besprechen.^    Nach  Dr.  A.  Malecki 

1  Wir  haben  also  auch  hier  zwei  Formen  des  Acc.  sin^.  pronom.  pers.: 
4a  und  4e.  Die  nasalirte  Form  Sa  kommt  nach  einer  Präposition  (za, 
Sa)y  die  Form  mit  reinem  Vocal  (4eJ  nach  einem  Verbnm  vor. 

2  Vgl.  Biblia  krölow^j  Zofii,  iony  Jagielly  2  kodeksa  szarospatackiego 
nakladem  ksiecia  Jerzego  Henr.  Lubomirskiego  wydana  praes  Antoniego 


960  Leciejewiki. 

zerfällt  das  ganze  Werk  in  fünf  Theile,  die  in  verschiedenen 
Zeiten  (in  den  Jahren  1422—1455)  entstanden  sind.  Wenn  man 
deswegen  genau  verfahren  will,  muss  man  jeden  Theil  besonders 
untersuchen  und  besprechen.  Dies  habe  ich  auch  gethan  und 
gebe  im  Nachfolgenden  von  jedem  Theil  eine  besondere  Studie. 
Da  die  einzelnen  Theile  aber  ziemlich  umfangreich  sind  und  in 
ihren  ganzen  Bestandtheilen  überaus  gleichen  Charakter  zeigen^ 
so  genügte  es,  von  jedem  grössere  Auszüge  zum  Gegenstande 
der  Untersuchung  zu  machen. 

a)  Der  erste  Theil  geht  von  Seite  1  bis  40 ;  unsere  Unter- 
suchung erstreckt  sich  auf  die  Seiten  1  bis  21  (Capitel  1  bis  18)'; 
dieselbe  ergab  folgende  Resultate. 

1.  Neupolnisches  f  ist  wiedergegeben: 

A.  In  Wurzeln: 

durch  ^:  h^d^  (h^i)  5b  (2mal),  10b  (2mal),  IIa;  udr^ 
czaczy  (udr(6aci  =  vdr^öad)  17  a;  wn^trziizey  8  a;  wat^py  16  b; 
w^szowi  (v^iovi)  4b;  im  Ganzen  121  mal. 

B.  In  Stämmen  (Verba  IL  Classe): 

durch  fJ  4mal:  myn^li  10a;  odpoczyn^la  (odpoöipielaj  9b; 
plyn^ly  9  b;  przemyn^lo  16b. 

C.  In  Worten: 

a)  acc.  sing,  subst.  nach  der  -a-,  -ja-Declination : 

a)  durch  (^:  hyad^  (inopiam)  4b;  chwal^  12b;  dlnsz^  (dlu^, 
longitudo)  8a;  dzewk^  17b  (3mal);  im  Ganzen  69mal; 
ß)  durch  fi^  Imal:  dusz^^  2a; 
h)  acc.  sing,  pronom.  posscss.  fem.  durch  ^  3mal :  tiooy^  4  b 

(2mal);  swoy^  13  b; 
c)  Verba  1.  sing,  praes.  durch  ^:  h(^d^  bh  (2mal),  10b;  a?«- 
zm^  16  b;  wrocz^  20  a;   zagladz^  8  b,  21a;   zaguby^  8  a, 
20  b,  21a;  zatracz^  8  a,  20  b. 


Maleckiego  we  Lwowie  1871.  Die  beigefügte  Zahl  gibt  die  Seile  der 
Bibel,  die  beiden  Buchstaben  a,  b  die  linke  und  die  rechte  Colnmne 
jeder  Seite  an. 


Der  Laotwerth  der  NasalToeale  im  Altpolniiohen.  961 

2.  Neupolniscfaes  i(  ist  bezeichnet: 

A.  In  Wurzeln: 

durch  ^:  dzewy^cz  6b   (3mal),   7a   (3mal);  wy^cey   IIa; 
oazi^ly  (v£(K)  14a  (2mal),  16a;  wsz^ta  3h]  zapamy^ial  16b;  im 

Ganzen  83mal. 

B.  In  Stämmen: 

a)  ft-Stämme  durch  ^:  dobitcz^a  (dobyti^^,  pecu8)9a;  dze- 

czy^  IIb;  czyely^  19b  (2mal);  im  Ganzen  16mal; 

b)  Wien-Stämme  durch  ^:  yny^  3  a  (3mal);  szemy^  (^^^)  Ib 

(2mal);  ^  znamy^  5b;  11  a  (3mal);  18b;  im  Ganzen  45mal. 

C.  In  Worten: 

a)  gen.  sing,   subst.  fem.  der  -ya-Declination  durch  ^  2mal: 

szemy^  (terrae)  2b;  3a; 

b)  acc.  sing,  pronom.  pers.  durch  ^ : 

a)  nach  einem  Verbum:  my^  4  a,  5  b  (3mal),  14  a;  czy^ 
13  b,  14  a;  9zy^  9  b  (2mal);  im  Ganzen  122mal;2 

ß)  nach  einer  Präposition  12mal:  my^  Sa,  18a,  21a; 
czy^  14a;  zasy^  9b,  16a,  20a;  zasz^  9b  (2mal),  10a 
(2mal),  14  b. 

3.  Neupolnisches  q  ist  bezeichnet: 

A.  In  Wurzeln: 

a)  durch  ^;  b^dz   la,   Ib,  IIb;    dokfid   17b;   gl^bokye  9a; 

k^sek  (kqsek)   18  b;  m^az  7  b,   18  b;  im  Ganzen  43mal; 

b)  durch  ^  Imal:  b^^dz  la. 

B.  In  Stämmen: 

a)  Verba  11.  Classe  durch  f^5mal:  odpoczyn^l  2h]  nsnfH  3h] 
XDzplin^l  9a;  wtn^l  3a;  wspomyon^l  9b; 


'  Als  Fehler  oder  Öechismus  ist  die  Schreibart  nemye  (5ech.  temi)  1  b 
anzusehen;  das  pag.  3b  vorkommende  uczy^ttone  aemye  ist  wiederum 
falsche  Lesart  eines  altdech.  tpemye,  neuSech.  spani,  sommus;  über  die 
häafig'en  Öechismen  in  der  Sophienbibel  vgl.  W.  Nehring:  Die  Sophien- 
bibel, Archiv  VI,  pag.  159  f. 

^  Ausserdem  kommen  nach  einem  Verbum  folgende  nicht  nasalirte  Formen : 
9ze  la,  (4mal),  1  b  (3mal),  2 a  (2mal),  6 b ;  Mzt/e  2 a. 


962  Leoiejewtki. 

b)  part.  praes.  act. : 

a)  durch  ^;  b^d^cz  (b^dqc)  7  a;  chodz^czego  4a;  cAczfk:?  3a; 

czyny^cz  Ib  (2mal) ;  latay^czi2sL  (2mal);  im  Ganzen 

46mal; 
ß)  durch  q  8mal  und   nur  im  Worte:   rzkqcz  2a  (2man; 

3a^  4a,  5a,  6  a,  7  a,  7  b. 

C.  In  Worten: 
a)  instr.  sing,  fem.: 

a)  durch  ^:  boleszczy^  4b;  czm^  (^q)  Ib;  czeladz^  IIb; 

c{ti«2^  IIa;  im  Ganzen  20mal; 

ß)  durch  ^(^  2mal:  potoodzf^^  (povod'q)  8b;  szemy^  (£efhf)  2a; 

5^  acc.  sing.    adj.  fem.  durch    ^;   airamow^   14  b;  czlowyecz^ 

10b;  Ä;<or^  2a,  14b,  17a;  «tt*^  5a,  5b,   6a;    twf^  18a: 

im  Ganzen  27 mal; 

c)  instr.  sing.  adj.  und  pronom.  fem.  durch  ^  7mal:  mf^  3b; 

«it'ot/^  IIb;  «t(?^  4b,  9b;  tcsz^  10b;  xoszeUc^  IIa;   zytof^ 
fiyt??;  IIa; 

d)  instr.  sing,  pronom.  pers.: 

a)  durch  ^:  mn^  16b,   17b;   tob^  4b,  5a,  Sa;    sobf^  8a, 

8b;  im  Ganzen  27mal; 
ß)  durch  ^^  22mal:  tobf^^  10  a,  17  b; 
e)  Verba  3.  plur.  praes. : 

a)  durch  ^:  b^d^  (^^^q)  7b;   winyd^  17a,  18b;    icinykn^ 

(^apparuerunt)  9b;  znydfi  7b;  zabyy^cz  (zabij^-d)  14a; 

im  Ganzen  65mal; 
ß)  durch  0  (fehlerhaft  flir  p)  Imal:  pobyoro  16  b. 

4.  Ncupolnisches  io  ist  vertreten: 
A.  In  Wurzeln: 

durch  ^ ;  doy^d  9  b ;  dosz^gl  4  b ;  myeay^cza  9  b ;  obczy^szyl 
20  a;  08Z{ikla  (oS^kla)  10  a;  posz^dala  18  a;   im  Ganzen  73mal. 

B.  In  f^Stämmen: 
durch  ^  Imal:  zicyerz^t  (zöe^Qt)  76. 

C.  In  Worten: 

a)  acc.    sing,  pronom.   demonstr.  fem.  durch  ^:  y^  2a,  3b; 

y^aze  4a;  im  Qanzen  15mal; 

b)  Instr.  sing,  pronom.  demonstr.  fem.  durch  ^  Imal:  ny^  17b. 


Der  Lautwerth  der  Nasalvocsle  im  Altpolnischen.  963 

Mit  Ausnahme  vom  ßmaligen  Vor^commen  des  Zeichens 
^  (Imal  für  f,  5mal  fUr  ^)^  lOmaligen  Vorkommen  des  Zeichens 
q  (nur  im  Worte  rzkqcz)  und  1  maligem  o  (welches  nur  fehler- 
haft für  ^  steht)^  kommt  sonst,  wie  aus  den  angeführten  Bei- 
spielen ersichtlich,  im  ersten  Theile  der  Sophienbibel  zur  Be- 
zeidfainung  der  Nasalvocale  nur  das  Zeichen  ^  vor.  Dasselbe 
erscheint  in  allen  Kategorien  und  für  alle  neupolnischen  Nasal- 
laute; es  muss  also  überall  gleich  gelautet  haben,  und  dies  ist 
nur  möglich,  wenn  es  den  Laut  q  repräsentirt.  Demnach  haben 
wir  das  Zeichen  (^  als  ^  zu  lesen. 

lieber  das  Zeichen  q  ist  es  schwer,  eine  Erklärung  zu 
geben,  da  es  nur  im  Worte  rzkqcz  {^hqc,  dicens)  vorkommt. 
Ans  dem  Grunde  aber,  dass  es  nur  auf  den  sieben  ersten  Seiten 
vorkommt,  wogegen  es  später  durch  rzek^cz  (^ekqc)  vertreten 
ist,  wobei  der  durch  q  in  rzkqcz  imd  der  durch  ^  in  rzek^cz  aus- 
gedrückte Laut  ein  und  derselbe  ist,  kann  man  wohl  schliessen, 
dass  f^  und  q  gleichen  Lautwerth  haben  und  beide  q  bezeichnen. 
Diese  Erklärung  ist  aber  nicht  ganz  stichhältig,  da  man  mit 
fiecht  hervorheben  könnte,  dass  bei  rzk^  der  Accent  auf  dem 
nasalen  Vocal,  bei  rzik^cz  dagegen  auf  e  ruhe,  was  für  die  Quan- 
tität (wenn  auch  nicht  für  die  Qualität)  des  betreffenden  Vocals 
von  Bedeutung  sein  kann.  Da  der  Accent  auch  den  Vocal  verlän- 
gert, so  könnte  man  vielleicht  in  q  den  langen  ^- Vocal  sehen  wollen. 
Das  dritte  Zeichen  für  die  Nasalvocale  in  dem  ersten 
Theile  der  Sophienbibel  ist  ^^.  Wir  haben  es  bereits  früher 
(Modlitwy  Waclawa  2mal)  gehabt,  doch  die  Erklärung  dieses 
Zeichens  unterlassen,  weil  uns  damals  die  Gelegenheit  nicht 
geeignet  schien,  eine  längere  Erörterung  daran  zu  knüpfen. 
Wir  holen  es  an  dieser  Stelle  ein. 

Die  Erklärung  des  Zeichens  ^^  muss  natürlich  in  Ver- 
bindung mit  den  übrigen  Doppelzeichen  der  polnischen  Graphik 
stattfinden  und  seine  Bedeutung  muss  sich  aus  der  allgemeinen 
Bedeutung  der  Doppelzeichen  ergeben.  Die  Doppelzeiehen 
können  aber  nur  entweder  lange  oder  geneigte  Vocale  be- 
zeichnen. Trotzdem  man  darüber  bereits  vielfach  gestritten 
hat,  dürfte  diese  Frage  doch  noch  nicht  entschieden  sein  und 
eine  Disputation  darüber  freistehen. 

Seit  der  Abhandlung  des  Herrn  Anton  Semenowitsch  (Ueber 
die  vermeintUche  Quantität  der  Vocale  im  Altpolnischen.  Leipzig 


964  Leoiejewiki. 

1872)  hat  man  den  Doppelzeichen  den  Werth  der  gepressten 
Vocale  (d,  i,  6)  vindicirt,  und  zwar  in  Folge  dessen^  weil  sie  an 
Stelle  der  neupolnischen  gepressten  Vocale  vorkommen  und 
manchmal  durch  die  Zeichen  o  (=.  d),  i  C=  rfj,  u  (=  6)  wieder- 
gegeben werden. 

Abgesehen  davon^   dass  in  Semenowitsch  die  Aufstellung 
der  Beispiele  ohne  Berücksichtigung   der  Zeit  der   Denkmäler 
und   der   dialektischen  Eigenthümlichkeiten   stattgefunden   hat, 
glaube  ich;  dass  dies  aus  folgenden  Gründen  nicht  statthaft  ist. 
Dass    die   Polen    lange   Vocale    gehabt  haben  ^    folgt   aus   der 
Vergleichung  des  Polnischen  mit  anderen  slavischen  Sprachen.* 
Zur  Geschichte  derselben   sei  nur  bemerkt,   dass  während  Za- 
borowski^   (1518)  von   dem  Vorhandensein  der  langen  Vocale 
im  Polnischen  in   der  Vergangenheit   spricht   (antiqui  Polones 
longas  voces  geminabant,  breves  simplicibus  pingebant  figuris), 
spricht  Parkosz  ^  (1440)  von  ihnen  als  von  etwas  Gegenwärtigem 
(omnes  vocales  apud  Polonos  modo  longantur,  modo  breviantur). 
Dies  beweist,  dass  zur  Zeit  des  Parkosz  lange  Vocale  noch  vor- 
handen waren.  Jedenfalls  ist  dies  eine  positive  Nachricht,  die  zu 
verdächtigen  wir  keinen  Grund  haben.    Sie  wird  keineswegs  da- 
durch entkräftigt,  dass  wir  o,  i,  u  ftir  aa,  ee,  oo  =  dy  e,  6  finden ; 
dies  beweist   nur,   dass   bereits   damals  gepresste  Vocale   vor- 
handen waren.    Doch  bleibt  es  dabei  nicht  ausgeschlossen,  dass 
neben  den  gepressten  auch  noch  geneigte  existirten.  Wir  können 
nämlich  nicht  annehmen,   dass  in  der  Sprache  auf  einmal  alle 
langen  Vocale,  die  Vorgänger  der  gepressten,  aus  dem  Gebrauche 
verschwunden  und  an  ihre  Stelle  die  gepressten  getreten  waren. 
Vielmehr  ist  es  anzunehmen,  dass  diese  Verwandlung  der  vor- 
herigen langen   in  die  späteren  gepressten  Vocale  allraälig  vor 
sich  ging  imd  eine  Zeit  lang  neben  den  gepressten  die  langen 
Vocale  bestanden  haben.    Wir  haben,  um  mit  einem  Worte  zu 
sagen,  eine  Uebergangsperiode  anzunehmen,  wo  der  Process  des 

'  Vgl.  Miklosich:    lieber  die   langen   Vocale   in   den   slnvischen   Sprachen 

(Denkschriften,  Bd.  29). 
*  Vgl.  Stan.  Zaborowski:  Gramatices  nidimenta  neu  octo  partium  orationis 

examon  cum  forma  seii  modo  verba  cxponondi.  Additaquo  08t  orthograpbia 

seu  modus   recte   scribendi   et   legendi  polonicum  idioma   quam  utiliMti- 

mu8.  Cracoviae  1518. 
'  Jacobi    Parcossii   de    /orawice    antiquissimus  de  orthographia   polonica 

HbelluB,  ed.  G.  J.  Bandtkie,  Posnaniae  18H0. 


Der  Lautwerth  der  NaKalvorftlo  im  Altpolnischon.  965 

Ueberganges  der  langen  Vocale  in  die  gepressten  sich  vollzog. 
Darauf  weisen  eben  die  Doppelzeichen  neben  den  anderen 
Zeichen  (o,  i,  u  =  d,  e,  6)  fllr  die  gepressten. 

Während  man  den  letzten  mit  Recht  den  Lautwerth  der 
ncupolnischen  gepressten  Vocale  zugeschrieben,  kann  man  den 
Doppelzeichen  nur  die  quantitative  Bezeichnung  der  Vocale 
yindiciren.  Nur  in  diesem  Falle  ist  es  möglich,  folgenden  ortho- 
graphischen Fehler  zu  begehen,  wie  der  in  der  Sophienbibel  vor- 
kommende, nämlich  dusz^f^  (aec.  sing.)  2  a,  wo  ^  =  q  und  ^f^  z=  q 
gelautet  hat.  Unmöglich  wäre  dies,  wenn  (neben  f^  ^=  q)  das 
Zeichen  p^  =  g  (4)  bedeutet  hätte. 

Aus  dem  Qesagten  ergibt  sich  also,  dass  ^^  =  (}  zu  lesen 
ist.  Somit  besitzt  der  erste  Theil  der  Sophienbibel  als  Haupt- 
nasallaut q ;  in  einigen  Fällen  ist  sogar  seine  Quantität  als  Länge 
bezeichnet  und  als  q  zu  lesen. ^ 

XXVI.  Der  zweite  Theil  der  Sophienbibel  erstreckt  sich 
von  Seite  41 — 78;  wir  untersuchten  Seite  41 — ßO.  Darin  kom- 
men folgende  Bezeichnungen  der  Nasalvocalc  vor. 

1.  Neupolnisches  e  ist  wiedergegeben: 

A.  In  Wurzeln: 

a)  durch   f^:   h^d^   (^i^O   44  b,   46  a;   m^chyrze   50  b;   w^8za 

(me£a)  42  h]  m^trczem  (m^drcem)  47  b;  n^dzenye  (ncdeve) 

46  a;  im  Ganzen  195mal; 

b)  fehlerhaft  durch   o   (anstatt  ^)    3mal:    bodze   54  a;   hodzye 

54  b;  hod^^cz  (b^dg-6)  58  b; 

c)  durch  ^^:   b^^id^^   (^f-^i)   49  a;  pr^^t  (pr^t)  47  b;  pr^^ty 

47  b  (2mal);  im  Ganzen  13mal. 

B.  In  Stämmen  der  Verba  II.  Classe: 

durch  ^  6mal:  jn*zemyn^lo  45  b;  stnn^ly  50  b;  wznykn^ly 
52  a;  zagyfi^lo  50  a,  50  b  (2mal). 

C.  In  Worten: 
a)  acc.  sing,  subst.: 

a)  durch  ^ ;  chwal^  (hval^)  54  b ;  chivyly^  48  a,  50  b ;  dzeick^ 

47  a;  godzyn^  51a,  53  a;  im  Ganzen  51mal; 

*  Die  Form  des  Acc.  sing,  pronom.  pers.  lautete  also  im  ersten  Theil  der 
Bophienbibel:  »i(]^,  t(i^  6a  und  me,  (e,  6e. 
!^iizungsber.  d.  phil.-bist.  Cl.  CXI.  r.d.  II.  Ilft.  02 


1MJ(3  Lociojowski. 

ß)  durch  f^^ :  dro<0   49  b ;   dzewk^f^    ((fevke)    4(y  b ;    icod^ 

48  a  (2mal);   szemy^^  (^ßw'jfj   48  b;   rf^k^p  41a,    42  a; 

im  Ganzen  17 mal; 
y)  durch  a  Imal:  oslycza  (o6lic()  43  a; 
h)  acc.  8ing.  pronom.  dcmonstr.  fem. : 
a)  durch  ^  3mal:  0  41b,  44  b,  53  a; 
3)  durch  ^f^  Gmal:   ff^f^  48  a,   50  b,  52  b,  5()a,    59  b;    /^«2 

(tfi)  51 ; 
cj  Verba  1,  sing. : 

a)  durch   f^:   h^d^   (^(d()   44  b,  46  a,   losioestuy^  42  b;  2a<- 

xcardz^  58  b;  zatwardz^cz  (zatvard^-6)  58  a;  zbyg^  54  b; 

im  Ganzen  60mal; 
ß)  durch  f^^  5mal:   /->f^c/f^j^  58  b  (2mal);  picszczf^fi  50  a;   sa- 

roÄÄf^f^  (zarai^)  48  b ;  zntwyrdz^^  (indurabo)  47  a. 

2.  Neupolnisches  if  ist  bezeichnet: 

A.  In  Wurzeln: 

a)  durch  j^;  czy^szcze  {ßcSce^  graviter)  41a;  czy^Bzcz  42  a;  czar- 
nokszyi^^fiznyczy  A'i^h,  49a'^dzesz^cz  45a;  im  Ganzen  50mal; 

h)  durch  ^^  4nial:  opy^^cz  {op(Cf  rursus)  48  b  (2raal);  opi/^^dz 
(sie)  50  a;  szivyf^f^czycz  50  b. 

B.  In  Stämmen: 

a)  r/Stilmmc  durch  ^:  dobitczy^czya  {dohytZ^da^  jumentum) 
54  b,  57  b;  kszj/^sz^ta  4Gb,  47  a;  im  Ganzen  13mal: 

h)  77?ßn-Stllmmc  durch  ^:  yniy^  (i'^'^0  42  a;  gymy^  45  b;  szemy^ 
.^evir)  41b,  42  a;  znamy^  41)1);  im  Ganzen  llmal. 

C.  In  Worten,  acc.  sing,  pronom.  pers. : 

a)  durch  f^:  my^  41a;  czytlt  41a;  8zy(^  42  a,  4Ga;  im  Ganzen 

44mal; 
h)  durch  ^ji  Imal:  my(^^  50a,  53b. ^ 


'  Ausflonlom  kommon  iblpondo  nicht  nasalirto  Formon  vor:  ftze  41  a  (8ma1). 
411),  42  b,  43  h,  43  h,  44  a  (2mal),  44  b  (6mal),  45  a,  45  b  (Smal),  47  b 
(3inal),  48  a  (4mal),  49  a  (4mal),  40  h,  50  a  (4mal),  50  b  (2inal),  51a 
(2mal),  51  h  (2mal),  53  h,  54  a,  55  h  (3inal),  50  a,  57  a,  57  b,  58  a  (Smal), 
58  b,  59  a  (3mal)  ,  59  b  (5mal),  fiO  a,  ßO  b. 


Der  Lantwcrth  der  NaFalvocalc  im  Altpolnischcn.  f)()7 

3.  Neupolnisches  (^  ist  vertreten: 

A.  In  Wurzeln: 

a)  durch  fi:    hi^tdz  52  b;   gl^hokoscz   59  b;    wst^qyyly  59  b;   zas- 

m^czeny  60  a  ;  tcyelbl^dy  50  a ;  im  Ganzen  19mal ; 

b)  durch  jiji21mal:  ft^j^rfz  43  a,  48  a ;  doif^j^tZ  52  a,  60  a  (2mal); 

dot^^d  48  a;  k^^say^  Q^^^K  niordens)  43  a;  mf^^ky  (molct) 

55  b;  »ifJj^53  53b  (2mal),  59  b;  odt^^d  43  b;  od/fjfj^  57  b; 
sf^^d  (Judicium)  54  b;  s^^dz  45  b;  ssf^f^doio  (vasorum)  53  b, 

56  a ;    s^^szedstwye   bl  b ;    sz^^szadl   (soSady)    53  b ;   st^f^t 
45  b;  7cf^f^8z  43  a; 

cj  fehlerhaft  durch  oo  (ftir  fij^)  Imal:  dokood  52a. 

B.  In  Stämmen: 

a)  Verba  II.  Classe: 

a)  durch  ^  6mal :  ro82X)myonpl  44  b ;  8W}f^l  50  b ;  szczy^gn^l 

59  a ;  uwim^l  59  a ;  wzczy^gn^l  51  a ;  zagyn^l  52  a ; 

ß)  durch  0  (fehlerhaft   fUr   f^)    Imal :   wzczy^gnolesm   47  b ; 
y)  durch  fJj^  8mal:  podzwygnf^(^l  51b,  52  b  ;  szczi/^gn^^l  59  a, 

60  a;  wzczyogn^i^l  48  b,  49  a,  53  a;  wspomyon^^l  46  a; 
$)  durch  a  Imal :  szczy^giiaw  (part)  41  b ; 

b)  part.  praes.  act.: 

a)  durch  ^:  byeszf^cze  (b'eJ(^ce)  bla]  byd/y^czy  60 si'y  doszyo- 

gay^cz  43  a ;  giJjy^cz  52  b ;   gydoczym  (ßdocym)  45  b  ; 

ki^i^say^  (mordens)  43  a ;  im  Ganzen  63mal ; 
ß)  durch    ^^   6mal:    frzycliodz^^   (advena)   56  a;    dadzf^^c^ 

56  a;   dzersz^^cz   49  a,   54  b;   rzek^^cz  47  b;   wydz^^dz 

(viäqc)  49  a. 

C.  In  Worten: 

a)  instr.  sing,  subst. : 

a)  durch  ^  7 mal:  braczy^  Aih^  44a,  44b;  czelyadzy^  4bAj 
drogp  57  a;  rawfJ  53  b;  staroszczy^  41b; 

ß)  durch  f^^  6mal:  oiccz^f^  (ovcq)  57  a;  r^k^^  42  b,  45  b; 
rzerzuch^^  (lactuca)  54  b;  strdz^^  {strd'i^,  mell)  57  a; 
zaplat^^  57  a; 

b)  acc.  sing.  adj.  fem. : 

a)  durch  ^ :  cal^  59  a ;  Effraymoic^  42  a ;  wyecznp  54  b ;  und 
die  Contrahirten  Formen  stcf^  41a,  42  a;  im  Ganzen 
33mal ; 

62* 


fi)  durch  (^^  3!^mal:  Avioreyslc^^  i^Cyh'^  Egipsk^ fi  4>^h  (2ma\\ 
i)\ii,  r)2b  (4iual),  54  b  (2mal) ;  Eneysk^^  5(5  b ;  Efei/- 
sk^(^  ;')()  b ;  GeJnizfysk^i^  56  b;  konaneysk^^  40  a,  5Gb; 
kfor^f^  oiJa,  001);  k(or(^^sz  5Gb;  r2ecz7?(jp  48  a;  ä/h/- 
r^;?^^  (patrualis)  4()b;  icszitk^^  51a;  52 1>  (2mal); 
inyelyk^^  51)  b;  szamsk^f^  (iemsko)  52  b;  und  die  con- 
traln'rtcn  Formen  Hn:^(^  40  a,  47  b,  48  a,  50  b,  52  b: 
^«#  42  b,  48  b,  41)  b; 

c)  instr.  sing.  adj.  fem. : 

a)  durch  f)  5mal:  yedn^  53  b;   kwasn^  54  b;   wszitk^  45  a; 

Ät6fJ  43  b,  441); 
ß)  durcli  (J^  2mal:  7/*oczwfJfJ  45b;  wyelk^^  41b;  ' 

d)  instr.    sing,    pronom.    pers.    und  dcmonstr.   durch   ^  3raal: 

m»ji  41a;  ?i?/^  40  a,  00  b; 

e)  Vcrba  3.  plur.  praes. : 

a)  durch  (^ :  hyy^  45  a ;  daway^  45  a  ;  klanyay^  49  b ;  mnyp 

52  a  (2mal),  5()a;  im  Ganzen  40mal; 

ß)  durch  (J^   54mal:   /.f)öf()p   47  b,   48  b,  49  b  (2mal),   50  b, 

53  a,  54  b,  50  b,  57  a,  00  a;  h^(l>d^^  49  a;  hod^^cz  (hc- 
dn-c)  581);  (jyd^^  53  a;  o«^aw^^  49  a;  oglodz^^  52  a; 
wiiyd^^  48  b  (2m  al),  52  b;  wiicod^^  48  b;  wlrzitcz^^ 
zdadz^^  sza  (dccent)  49  b;  2ß?Mr()(J  51a;  semr^^  48a; 
s7n/edz^(^  (zmdo,  neupol n.  zjedo)  52  b;  «()ji  50  a  (7 mal), 
57  b,  58  a  (3mal),  59  a  (3ma]),  59b  (Omal),  60a  (5mal), 
()0b  (5mal). 

4.  Neupolnisches  in  ist  wiedergegeben: 

A.  In  Wurzeln: 

n)  durch    ^:    imjusczy^cz    54  a;    nmry^zrtwszy    55  b;    ohczy^azy 

(ohco£y)  49  a;    ody(l>l  59  a;    ogly^dano   50  b;    im  Ganzen 

OOmal ; 
h)  durch  o  (fehlerhaft  durch  p)  Imal:  nhczyoszylo  AI  h  ] 
c)  durch  ^ji  llmal:  -f/2w?27/^(^/ 47  b ;  nnwy^^zblh^  odyp^f  i'^n; 

wszfi^l  41  b,  46  b  (2mal),  57  b,  58  a,  58  b ;  zaklypöf  57  b ; 

sz^^dza  (zoitff)  43  b. 

B.  In  r^Ötilmmen: 

n)  durch  ^   Imal:  oszly^tko  43  a; 

h)  durch  jij)  2mal:  c/o6?Vr2:j^jif  50  b ;  kszyosz^^t  47  a. 


DiT  Lautwcrtb  der  Na»alvocaIe  im  Altpolnischea.  *HyJ 

C.  In  Worten: 

a)  acc.  sing,  der  -;a-Declinatiou : 

ot)  durch  ^  4mal :  Marip  46  b ;   gl^by^  (y^^^'i^)  5^  ^  ?   posz- 

czyely^  42  b  ;  karmyf^  56  a ; 
ß)  durch  ^^  3mal :   poszczyel^^  48  b ;  puszczy^^  49  b,  60  b ; 

h)  acc.  sing,  pronom.  demonstr.  durch  ^ ;  ^^  41  a,  41  b ;    im 
Ganzen  12mal. 

Die  allgemeine  Bezeichnung  für  alle  neupolnischen  Nasal- 
vocale  ist  fi.  Es  steht  in  allen  Kategorien,  somit  muss  es  überall 
gleich  gelautet  haben,  nämlich  q.  Ausserdem  kommen,  wenn 
man  o  (4mal)  als  Schreibfehler  für  f^  und  oo  (Imal)  als  Schreib- 
fehler für  f^^  ansieht,  noch  die  beiden  Zeichen  a  (Imal  für  f, 
Imal  für  if,  Imal  für  if^)  und  fi^  (41  mal  fUr  f,  6mal  für  if, 
136mal  für  g,  Lomal  für  iq).  Das  Zeichen  a  wäre  man  geneigt, 
wegen  seines  nur  dreimaligen  Vorkommens  als  Fehler  zu  be- 
trachten; will  man  es  aber  nicht  thun,  so  kann  man  ihm  in 
Folge  seiner  graphischen  Bedeutung  (a)  nur  den  Laut  q  zu- 
schreiben. Dem  Zeichen  ^fJ  haben  wir  im  vorigen  Capitel  die 
Bedeutung  des  langen  Vocals  vindicirt ;  dies  bestätigt  sich  noch 
mehr  im  zweiten  Theile  der  Sophienbibel.  Es  kommt  zwar 
47 mal  für  neupolnisches  f  (d.  i.  f  +  tf),  also  für  den  kurzen 
Vocal  vor,  aber  gerade  dieser  Umstand  spricht  dafür,  dass  ^^  den 
geneigten  Vocal  nicht  bezeichnen  könne,  da  der  Vocal  nie  ge- 
neigt war  und  nie  mit  ihm  verwechselt  werden  konnte.  Dagegen 
konnte  bei  der  quantitativen  Aussprache  der  Vocale,  wo  sowohl 
der  kurze,  als  auch  der  lange  Nasalvocal  immer  nur  ff,  lautete, 
sehr  leicht  sich  ereignen,  dass  in  einer  Zeit,  wo  die  Quantität 
nicht  mehr  so  ausgeprägt  war,  dem  Schreiber  ä  als  rj  vorkam, 
und  er  auch  r]  für  (}  (d.  i.  ^^  für  ^)  setzte.  Das  Zeichen  ^f^ 
kommt  zwar  im  zweiten  Theile  der  Sophienbibel  auch  zur  Be- 
zeichnung des  gepressten  Vocals  in  sw^^  =  svd,  oblycz^f^  =  obliÖdf 
r^k^f^  =  r^ka  vor,  doch  kann  darauf  kein  grosses  Gewicht  ge- 
legt werden,  da  es  erstens  sehr  oft  auch  dort  angewandt  worden 
ist,  wo  der  reine  Vocal  kurz  ist,  wie  z.  B  rf^kfi^  =  r^ka  und 
deshalb  eine  gcpresste  Aussprache  doch  nicht  möglich  ist; 
zweitens  berechtigt  uns  der  Umstand,  dass  das  Zeichen  des 
Nasalvocals  auch  den  gepressten  Vocal  bedeuten  kann,  zu  dem 
universalen  Schluss  nicht,  der  durch  dieses  Zeichen  ausgedrückte 


070  Lociojüwski. 

NuBivl  müsse  immer  selbst  geneigt  gewesen  sein.  Mit  demselben 
Reulite  könnte  man  aus  dem  Umstände,  dass  c  in  den  altpol- 
nischen SpraehdenkmiÜern  oft  k  bedeute,  sebliessen,  c  mlisäc 
überall  k  gelautet  haben. 

Der  zweite  Theil  der  Sophienbibel  kennt  also  nur  den 
nasalen  Laut  <[,  und  berücksichtigt  man  den  quantitativen  Unter- 
schied: fl,  ä,  resp.  flf  iäy  q,  tV].! 

XXVII.  Den  dritten  Theil,  von  dem  uns  sehr  wenig  er- 
halten ist,  haben  wir  ganz  untersucht ;  er  geht  von  Seite  78 — 83. 
Der  Stand  der  Kasalvocale  ist  folgender: 

1.  Neupolnisches  c  ist  vertreten: 

A.  In  Wurzeln: 

a)  durch  ^:  bf^dze  78  b,  70  a,  79  b;  ztikr^'zt/w  (zakrrciv)  70  a; 

wn^tzn^  82  a  (2mal);  zast^p  81b;  przist^p  83  a;  im  Ganzen 

GLmal; 
h)  durch  j^j^  Imal:  b^^dzye  80  a. 

B.  In  Worten: 

a)  Acc.  sing,  subst.: 

3t)  durch  f^:  byalk^  [b'alkr^  simila)  80  a;  szczi/an^  70a; 
sf/atk^  82  a  {2m&\)  ]  skodf^  (skode)  70  b,  80  a;  im 
Ganzen  22mal. 

b)  acc.  sing,  pronom.  demonstr.  fem.  durch  ^  2mal:  t^  70  a, 

79  b. 

2.  Neupolniftches  ir  ist  bezeichnet: 

A.  In  Wurzeln: 

durch  p:   czypszcz  70  a,    70  b,    80  a;   dzypky  80a;    dzi/pko- 
wanye  80  a;  mypsso  80  a;  im  Ganzen  48mal. 

B.  In  f^Stämmen: 

durch  p  3mal:    bidlyf^czya  70  a,   80  b;    dobitczypczyf>  80  b; 
rjagnyp  70  a. 

*  Die  Form  de»  Acc.  sing,    pronom.    pers.    lautete  demnach  im  2.  Theile 
der  Sophienbibel  ebenfalls:  ma,  cq^  Sq  und  me,  <*«,  /e. 


Der  Lautwortb  der  Nftaalvoüale  im  Altpolnischen.  071 

C.  In  Worten: 

Acc.  siiig.  proDorn.  pers.  durch  ^  19mal;  my^  81b;  sy^ 
78  b,  79  a,  80  a  (4mal),  80  b  (4mal),  81a,  82  a,  82  b, 
83  a  (Smal);  zcisyfi  83  a;  szyf^  82  b.* 

3.  Neupolnisches  g  ist  wiedergegeben: 

A.  In  Wurzeln: 

durch  ^  5mal:  bf^dz  80  a  (2mal);  odl^czil  82  a;  przest^pye- 
nym  80  b;  s^dzyl  (sqS'il)  78  b. 

B.  In  Stämmen: 
a)  Verba  II.  Classe: 

a)  durch  ^  Imal:  wiczysn^l  (vycisiu^l)  79  b; 
ß)  durch  ^(^  Imal :  dodkn^^l  82  a ; 
b)  Part,  praes.  act. : 

OL)  durch  (^:  daway^cz  79  b;  gardzf^cz  79  b;  goray^cz^  81a; 

ymayfhzym  81b;  im  Ganzen  23mal. 
ß)  durch  ^^  Imal:  prosy^^cz  (pro§Qc)  79a. 

C.  In  Worten: 

a)  Instr.  sing,  subst.  fem.: 

a)  dui'ch  ^  2mal:  viocz^  (^ocq)  79  b;  wim^  80  a; 

ß)  durch  j^^   Smal:    myar^(^  80a;  pi'zyffy^g^^   79a;    skor^^ 

82  a; 
6J  instr.  sing.  adj.  fem.: 

a)  durch  fi:   byal^  (b'ahj)  79  a;  dntg^  79  a;  dzesy^tp  79  a: 

im  Ganzen  lömal. 
ß)  durch  ^(^  11  mal:  ist^^  79a,  79b;  modrf^p  81b;  pysczo- 

11^^  80  a;  poszicyotn^^  81a;   py^t^^  79  b,  80  a;  nyepo- 

kalan^^  78  a;  rown^^  80  a;  straczoJi^^  79  b;  «it*^^  78  a; 
cj  Verba  3.  plur.  praes. : 

a)  durch  f^  6mal;  6{ic/(^  (bedo)  80  a,  81a;  //layji  80  a;  obyet- 

tuy^  80  a;  offgeruy^  80  b;  «fi  82  b; 
ß)  durch  j^(^  4mal:  ijiJj)^  81a,  82  b;  polosz^^  (poloio)  82  a; 

przynyos^^  83  a. 

•  Die  zweite  nicht  unsalirte  Form  ist  im  3.  Tlieile  der  Sophieubibel  nicht 
vorhanden. 


972  Lociojcwskl. 

4.  Neupolnisches  i<^  ist  vertreten: 
A.  In  Wurzeln : 

a)  durch  ji;  wB}ßl  Hla;  zwißzaw  Hlb;  im  Ganzen   lOmal. 
h)  durch  o  (fehlerhaft  ftlr  p)    Imal:   odprzysyokl    (odpiySQgl) 

80  a ; 
c)  durch  f^^  Imal:  rzfJfJd  S2b. 

B.  In  Worten: 

a)  Aco.  sing,  der  -jVt-Declination : 

a)  durch  ^  2mal:    wony^  (nora.    t'o/w)  82  a;   sukny^   81b; 
ß)  durch  ^^  2mal:  suknyf^^  81b;  wouy^^  82  a; 
/->j  acc.  sing,  pronom.  demonstr.  fem.  durch  j^  (4mal):  y^  78  a, 

79a,  80a; 
cj  instr.  sing,  pronom.  demonstr.  fem.  durch  ^  Imal:  yp  79a. 
In  den  obigen  Beispielen  kommen  wieder  die  beiden  Be- 
zeichnungen der  Nasallaute  ^  und  f^^  (Imal  ftlr  e,  20mal  flir 
o,  3mal  für  t^)  vor.  Ihre  Bedeutung  haben  wir  bereits  oben 
crkhHrt  als  f^,  fj.  Demnach  hat  auch  der  dritte  Theil  der 
Öophienbibel  den  Nasallaut  ft,  der  in  quantitativer  Hinsicht  in 
ff,  <i  zcrfilllt;  die  beiden  letzten  vertheilen  sich  wieder,  wenn 
man  die  Weichheit  der  Laute  berücksichtigt,  in  harte  und 
weiche  Vocale,  so  dass  wir  die  Nasalvocale  ä,  iff,  fj,  in  er- 
halten.^ 

XXVI II.  Ziemlich  viel  ist  uns  erhalten  vom  vierten  Theil 
der  Sophienbibel;  er  erstreckt  sich  von  Seite  83  -  171.  Wir 
untersuchten  die  Seiten  83 — 113  (bis  zu  Ende  des  XX.  Capitels), 
was  folgende  Resultate  ergab : 

1.  Neupolnisches  r  ist  wiedergegeben: 

A.  In  Wurzeln: 

(t)  durch  j>;  b^d^  94a  (^3mal),  95 a;  f^picz  103b;  ic^tjledi  UXib; 
zuaf^^j)  99  a;  Zfmt^pyech  98  b  (3man,  99  a,  99  b  (2mal); 
im  (lanzen  29r>inal. 

b)  durch  o  (irrthUmlich  ftir  ^)  4mal:  bodzmsz  91b,  llÜa;  6o- 

dzecze  88  b,  lK)a; 


1  Die  Form  des  Acc.  niiig.  pronom.  per».  Inutot  im  3.  Theile  der  Sophien- 
Ijibel  uiir:  imt.  ca.  Mit. 


Der  LftntwerUi  der  Nasalvocale  im  AUpolnischen.  973 

c)  durch  a  4mal:  przechatney  89  b;  c?iatn(^  105  a',    przechatn^ 

106a,  110b; 

d)  durch  q  2mal:  przechfitney  95  a;  Ixfd^czlm  93  b. 

B.  In  Stämmen  der  Verba  II.  Classe: 

durch  ^  5mal :  polkn^lahi  (polknelahy)  108  a ;  zagyn^li  95  b ; 
sgyn^U  109  b,  112a;  zgtjn^U  103  a. 

C.  In  Worten: 

a)  Acc.  sing,  subst.  der  -n,  -Ja-Declination  : 

a)  durch  ^:  cz^stk^  (^2^^^^)  105  a;  dxLszi^  91a  (2mal);  czem- 

nicz^  (6emYiic^)  106  a;  im  Ganzen  126mal. 
ß)  durch  i^^  Imal:  Uff(^^  (lihv^)  93  a; 
f)  durch  a  3mal:   dti^za  96  a;    kadzilnicza   107  b;   skrzin- 
nya  (skryne)  102  a; 
6)  acc.  ßing.  pronom.  demonstr.  fem.  durch  ^  Imal:  t^to  104a; 
c)  Verba  1.  sing,  praes. : 

a)  durch  ^;  6j^d^94a  (3mal),  95  a;  moicy^  86  a;  nawyedz^ 

94  b;  im  Ganzen  75mal. 
ß)  durch  a  Imal:  wyoda  104  b; 

2.  Neupolnischcs  ie  ist  vertreten: 

A.  In  Wurzeln : 

a)  durch  ^:   cz^scz  89  a,   87  b,    105  a;    czf^sci  105b;    dzeivy^cz 

91b;  dzesz^cz  95  a,  104  a;  dz^kowanye  88  b;   im  Ganzen 

126mal. 
h)  durch  ^(J^  9mal :   dzewy^ficz  97  a;   dzeszy^^cz  96  b  (2mal); 

pamy^^cz  90  b;  py^^cz  94  a,  96  a;  sicy^f^cz  (tb  Ispbv)  95  a, 

102  a;  zw^^k  (neupoln.  d'r^k)  95  b; 
c)  durch  a   7mal:    czascz   110b;  posicyaczony  84  a;   swyatich 

106  b,    110a;    swyafhemu  109  b;  poswyaczuye  (posvecuje) 

110a;  posicyaczuyu  110  a.' 

B.  In  Stämmen : 

a)  in  f^Stämraen  durch  ^:   bidl^czem  85  b;    dobitcz^  (junien- 
tiim)  85  b,  88  a;  im  Ganzen  23mal. 


^  Tlieils  als   Cechismen,  theils  als   einfaclio    Fohler   sind    zu   betrachten: 
nrzudeni  106b;  pt/eczdzesy^tego  92  a. 


•i74  LucicJewbKi. 

h)  in  wieM-Ötümmcn    durch   ^   Gmal:    ymy^    83G,    85  a,    SiJb; 
.7Z/"'Z/^  lüUa;  «e?^//^   (^«'"'J  ^7a;  znamy^   101)  a. 

C  In  Worten,  ace.  sing,  pronom.  pcrs. 

a)  durch  ^:    vuß   104a,    lOHa   (2mal):    cz^    lila;    syf^  KM, 

S4a  (4mal);  im  Ganzen   121  mal. 
h)  durch  a  Imal:  sza  84  b. 

3.  Neupolniöchca  o  ist  bezeichnet: 

A.  In  Wurzeln: 

a)  durch  ^:  b^dz  100  a  (2mal);   dok^d  104  a;  chor^kgwl  Wb; 

mil>8z  8()a  (2mai)  lila;  im  Ganzen  r>2mal. 

b)  irrthümlich  durch  o  (für  fJ)  Imal:  oszoczcz^  {pst^A'a^,  crimi- 

nator)  83  b; 

c)  durch  j^/i  imal:  55f^/i(i  (doliiuu)  112a; 

d)  durch  f^j)  3mal:  dolc(^(^d  103b;  y^i^tnikom  83  b;  zn^^  (^n^<^, 

mettere)  Dl  b; 

e)  durch  a^  Imal:  za^b  (zitb)  91a; 
f)  durch  IUI   Imal:  zaab  (znb)  i)la. 

B.  In  Stämmen : 

(i)  Verba  II.  Clabse  durch  ()  Imal:    tlotkn^l   111b  (2ma]): 
b)  part.  pracö.  act. : 

3t)  durch fi:  bidlf^czj/H-lbf  105b;  zbijeray^cego  lOGa;  sznzy^Kze 
(az^yoct)   <SI)a;    <jorf>czosczi  1)4  b:    im   Ganzen    S5maL 

ß)  durch  ^f^  3mal:  boy^pcz  92a;  bocz^^cz  sy^  (buatc  .^c,  ex 
adveröo  irc;  eij^entlich  jTrdBpa  •  csTv)  94  b ;  chodz^pcz  94  b; 
czirpy^f^cz  Hl  lif  95  b;  /trm*.rj^jic2  103a;  ocfe/^ijf)cc  (ampii- 
tans)  SSa;  r::üÄ'(ij^c2  S7  a,  H7  b,  SSa,  H9a,  S9  b  (2man 
90a,  90b,  91a,  91b,  9()a,  9Ha,  98b,  lOOa  (2mal); 
100b,  101  a,  101  b,  104  a  (2mal);  s^pcz  ((!iy)  93a, 
105  a,  icczekay^^cz  95  b;  zy^^cz  (^yj'jc)  S9b. 

(J.  In  Worten : 
a)  Inatr.  aing.  ȟbst.: 

a)  durch  ^:  braczy^  SOb;   bracz^  112a;    dzewoy^  0^'^^^f^) 

8()a;  dzewk^  SOa;  im  Ganzen  47 mal. 

ß)  durch  a  2mal:  smyercza  91a;  zonya  (iow^)  84»; 


Der  Lavtwertk  der  Nasalvocalo  im  AUpolniscbcn.  975 

b)  acc.  sing.  adj.  fem.: 

a)  durch  ^:   bozfi  88  a,  91b;    bratow^  85  b;   czalp   (calo) 

103  a;  zapalny^  106  a;  zapowyedzanfi  85  b;  wasz^  95  a; 

und  die   contrahirten  Formen    des   pronom.    possess. 

m(^  85a,  94b;   tw^  113a;  sw^  84a,  85a;  swyf^  85b; 

im  Ganzen  68mal; 
ß)  durch  ^^  Imal:  ktor^fis  (ktör^z)  89  a; 
y)  durch  a  Imal:  rosquüay^cza  109a; 

c)  instr.  sing.  adj.  fem.: 

a)  durch  j^;  czvdz^  (cud^)  85  a;  cliatni^  105a;    im  Ganzen 

15mal ; 
ß)  durch  ^^  2mal:  yakp^sz  91a,  tak^^sz  91a; 

d)  instr.  pronom.  pcrs.  durch  ^   5mal:   mnp  94  b;    tobf^  93  a, 

109b;  «o6(i  96a,  109b; 

e)  Verba  3.  plur.  pracs.: 

a)  durch  ^;  b^d^  84  a,  84  b,  86  a;  cJioway^  87  a;  dostan^ 
89b,  110a;  dadz^  110a;  gid^  (j'^^2)  97a;  ^ezf^  (le^<^) 
108a;  im  Ganzen  221mal ; 

ß)  durch  0   (fehlerhaft   für  fy  2mal:    bodo  84  a;   ao  105  a; 

y)  durch  (^^  2mal:  chczfif^cz  (hcq-c)  103  b;  s^(^  85  b; 

B)  ganz  fehlerhaft  ist  die  Schreibart:  poawyaczuyu  (posve- 
cajq)  110  a. 

4.  Ncupolnisches  it^  ist  wiedergegeben: 

A.  In  Wurzeln: 

a)  durch  i^:  czf^stkfi  (Öostk^)  105a;  zaprzisy^glem  104a;  zayl^- 

dali  104  b;  srz^gal  (iro^ai,  jurgatus  est)  89;  vgl.  altslov. 
r^gnqti;  hiscere;  im  Ganzen  134mal; 

b)  durch  f^^  40mal:   doy^^d  87  a,  92  b,   95  b  (2mal);   dzes^^t 

96  a  (2mal),  97  a  (4mal),  97  b  (3mal),  98  a  (2mal);  98  b 
(3mal),  99  a  (3mal);  dzyesy^fit  99  b  (5mal),  101b  (2mal), 
102  a  (2mal),  106  b,  107  b,  108  a;  rz^^^^d  102  a;  sw^f^t 
86  b  (2mal);  zy^^cz  (ioc)  92  a;  tisy^^cz  99  a,  101a;  icz^^l 
101a; 

c)  durch  j^f^n  Imal:  dzesy^^nt  99a; 

d)  durch  f^o  (fehlerhaft  für  ^^)  Imal:  zy^ocz  (!t^6)  83b; 

e)  durch  a  3mal:  sioyatini  110a;  awyatinyey  109  b,  110  a. 


070  Leciojowskl. 

B.  In  f'^Stilmmen : 

a)  durch  j^f^   liiial:  ksyf^z^^t  98  a', 

h)  durch  ^f^n  Iraal:  dobltcz^^nt  84  a', 

c)  fchlerliaft  durch  o  (ftlr  ^)  Imal:  kt/^zo(h   lUOa. 

C.  In  Worten: 

a)  Acc.  sing,  der  -^*a-Declination. 

a)  durch  ^  Hmal :  siti/^tini/^  ll2a;  jmszcz^  1021),  IWa, 
112  a;  bracz^  100b;  Jn-acziß  05  b;  pusttpiy^  Ü5a;  «ro- 
w/yf^  100a; 

ß)  durch  (^^  Imal:  c^ri^^^f^  (öatio)  102a; 

y)  durch  0   Iraal:  pnszczo  112a; 

b)  acc.  sing,  prononi.  deraonstr.  fem.  durch  ^:  i/f^  83a  (2inal), 

85 a,    ny(i  lOlH),    lOHa;   yf^sz  104a,    112b;    /y^«2^o  104; 
ny^szto  85  b,   104  b;  im  Ganzen  IGmal; 

c)  instr.  sing,  pronom.  dcmonstr.  fem.  durch  fi  2inul:  j/^  104a: 

ny^  05  a. 
Die   Hauptbezeichnung   für   den  Nasal vocal    ist    auch  *  im 
vierten  TheiJe  der  Sopliienbibel  das  Zeichen  ^  (fehlerhaft  auch 
o  gesclirieben).     Es   kommt   auch   hier   fUr   alle    ncupolnisclicn 
Nasallaute   und    in   allen  Kategorien    vor;   der   durch  ^  ausge- 
drückte Nasallaut   muss    daher  überall  gleich,    d.  h.  a  gelautet 
haben.     Keprilsentirt  aber    ^   den  Laut  ^/,    so   haben  wir  in  pu 
den  Laut  aii,  d.  i.  denselben  Laut  n,  nur  bereits  mit  geschwächter 
Nasalirung  zu  erblicken.    Ausserdem  finden  wir  die  Zeichen  ^ 
(Imal  für  f,  Omal  für  ir,  30mal  für  o,  42mal  für  io\  wozu  man 
noch  ^o  (Imal  für  o)  hinzurechnen  kann,  weil  es  sicherlich  nur 
irrthümlich  nicht  ^^  geworden  ist,  ferner  ^^n  (2inal  für  w),  a^ 
(Imal  für  o),  a  (8mal  für  v,  Hmal  für  *V,  .-Jmal  für  o,  2mal  für 
io)j  aa  (Imal  fllr  o)    und  fi  (2mal  für  v).    Von    diesen  Zeichen 
bezeichnet  ^^  den  Laut  ^7,    wie  wir  dies  bereits  früher  gezeigt 
haben;    demnach  drückt  ()^/*    den  Laut   an,    d.  h.    den    langen 
Laut  <t  mit  geschwächter  Nasalirung  aus.     Das  Zeichen  aö  ist 
eine  Verbindung  des  Zeichens  a  -4-  fJ,  zweier  Zeichen,  die  beide 
den  Nasalen    bezeichnen  sollen;    man   kann   ihm   deshalb    den 
ViTerth  von  (jn^  beilegen  und    aji  =  ä  deuten.     Dem  Zeichen  (i, 
welches  hauptsächlich  (KJmal)  für  den  Laut  f  (d.  i.  r  -f-  iv\  an- 
gewandt sich  vorrindet,  muss  auf  Grund  dieser  Thatsache,  sowie 
seines   graphischen    Ausdruckes    (als   (i)   der  Laut   a   vindicirt 


Der  Lantwerth  der  Nasalrocalo  im  Altpolnischen.  977 

werden.  Dann  muss  aa  wieder  der  Werth  von  q  zugescliricben 
werden,  so  dass  sich  aa  zu  a  wie  ^^  zu  ^  verhält.  Das  Zeichen 
•rj,  das  sich  auch  sonst  zur  Bezeichnung  des  reinen  Vocals  an- 
fs^ewandt  vorfindet  (myesy^czq  89  b,  przychodnyowq  93  b),  kann 
ebenfalls  nichts  Anderes  bedeuten  als  den  Laut  q. 

Somit  besitzt  auch  der  vierte  Theil  der  Sophienbibel  den 
^Nasallaut  q,  dessen  Quantität  in  manchen  Fällen  noch  besonders 
bezeichnet  ist  und  q  bedeutet.  Wir  hätten  deshalb  die  Nasal- 
vocale  4,  q  f4,  iqA 

XXIX.  Von  dem  fünften,  dem  grössten  und  letzten  Theile 
der  Sophienbibel  (Seite  171 — 337)  untersuchten  wir  die  ersten 
zweiundvierzig  Seiten  (171 — 212),  was  folgende  Resultate  ergab. 

1.  Neupolnisches  f  ist  ausgedrückt: 

A.  In  Wurzeln: 

duröh  fi:  hfid^  (h(d()  137  a,  177  a,  177  b  5  b^dzesz  172b, 
177  a,  178  a;  tidvficzeny  172a;  icn^trzney  208  a;  zn^dzevym  (mi- 
»eria)  172  b;  zn^dzon  (afflictus)  192  a;  im  Ganzen  189mal. 

B.  In  Stämmen  der  Verba  II.  Classe: 

durch  ^   6mal:    myn^Ia    206  b;     pragn^la    178  a;   iitkn^lo 
184  a;  zgyn^li  175  b. 

C.  In  Worten: 

a)  acc.    sing,    subst.    der  -a,  -^a-Declination    durch   ^ :   brod^ 

188  a;  cyemnyczi^  208  a;  dobf^  180  a,  181a  (2mal),  182  b; 
im  Ganzen  137mal; 

b)  acc.  sing,  pronom.  demonstr.  fem.  durch  (J:  tf^  180a,  181  a 
(2mal),  182  b;  l^sz  183  a;  im  Ganzen  35mal; 

c)  Verba  1.  sing,  praes. : 

a)  durch  f^:  b^d^  173  a,  177  a,  177  b;  zaguby^  18Gb,  196  b; 

zbyi^  206  a;  seszly^  202  b;  sziwy^  sy^  (sustentor)  202  a; 

im  Ganzen  109mal; 
ß)  durch  ^^  Imal:  odid^i;^  204  b. 


^  Der  vierte  Theil  besitzt  ebenfalls  nur  die  eine  nasalirte  Form  des  Acc. 
sing,  pronom.  pers.,  nftmlich  ma^  fn,  6q\  die  nicht  nasalirte  Form  ist 
nicht  vorhanden. 


5)7«^  Lociejcwnki 

2.  Neupolnischcs  tV  ist  bezeichnet: 

A.  In  Wiu'zcln: 

durch  ^:  cz^scz  200b;  212a  (3mal);  lyfiklo  sy^  llllb: 
wsz^ly  Hob,  1^7 b;  zncz^ly  174b;  zaprzutyf^gacz  ISOn;  zaprzisyp- 
szenya  178a:  znprzisy^szenyin  178b;  zwycy^szil  180b;  im  Ganzen 

123iual. 

B.  In  Stämmen: 

a)  in  ff-Stilramen  durch  ^:  cyely^ta  179a;  dzecz^  (d'ec£)  107ä, 
202  a;  dzecy^cyn  202  a  (2mal);  im  Ganzen  34nial; 

h)  in  7we?i-StUramen  durch  (^;  ymfi  186  a;  gymy^  172  a,  180a; 
plemyfi  211b;  im  Ganzen  16mal. 

C.  In  Worten: 

acc.  sinj^.  pronom.  pers.  durch  ^:  my^  172  b,  173  a,  174a; 
czy^  177a,  181a;  syi^  171a,  172a,  187a;  zasyi^  182a,  llK)a; 
im  Ganzen  3oGmal. 

3.  Neupolnisches  o  ist  vertreten: 

A.  In  Wurzeln: 

a)  durch  (^:  hi^^dz  172  b,  173a;  doh^dzcye  (providete)  183a, 
dok^d  182  a,  103  b;  chon^gew  181a;  gi^szcz  (psallere)  183 
(3mal);  im  Ganzen  128mal; 

h)  durch  ^^  Imal:  s^^d  (Judicium)  204b. 

B.  In  Stämmen: 

a)  Verba   IL    Classe    durch    (^  Gmal:   cy^gnfil    180  a;    dotknpl 

178  a;  myn^l  204  a;  rosfargn^l  181b;  sy^gn^l   178  a;  trt- 

kid^^l  171a; 
h)  part.    praes.   act.    durch   ^:   hidly^cich   173  b;    byegai^cego 

212  b;  sy^  hoy^cz  181b;  boyf^  sy^  181b;  byerzf^c  191a; 

chczficz  172  b,  17(5  a,  181b;  im  Ganzen  16ömal. 

C.  In  Worten: 

a)  instr.  sing,  subst.  durch  ^:  Attalyp  211b;  zemy^  206  b, 
212a;  zonfi  (iono)  176a;  szaloscy^  (^loicQ)  174b;  im 
Ganzen  56mal; 

h)  acc.  sing.  adj.  fem.  durch  ^:  Ahimolechow^  171a;  zapaln^ 
174  a;  zaszazou^  (^^a&Jtoni^,  incensa)  181a;  Bzeln^   (idm^) 


Der  Lautworth  iler  Nasalvocalo  im  Altpolnischen.  tM  «) 

205  a;  und  die  contrahirtcn  Pronorainalformen  m^  173  a 
(2mal),  192  b;  tw^  173  a,  173b;  im  Ganzen  G8mal; 

c)  instr.  sing.  adj.  fem.: 

a)  durch  ^:  czyfiszk^  174b;  gorzk^  188b;  gejt^  (J^^o,  semel) 

189a;  im  Ganzen  22mal; 
ß)  durch  ^^  2mal:  ksy^szi)^^  (k^(in^)  198a;  t^f^  181a; 

d)  instr.  sing,  pronom.  pers.  durch  ^:  mn^  176  b,  179  b  (3mal), 

181b;  toh^  174  a,  176  b;.  «oij^  187  a,  188  a;  im  Ganzen 
52mal ; 

e)  Verba  3.  plur.  praes. : 

a)  durch  ^:  b^dfi  178  a,  187  b;  boiuif^  192  a;  Wdf/i/ji  I73a; 

chcz^  192  b;  dostan^  176b;  im  Ganzen  58mal; 
ß)  fehlerhaft  durch  o  (für  ^)  Imal:  mogo  187  b; 
i)  durch  f^^  2mal:  sfif^  186  a,  206  b. 

4.  Neupolnisches  ig  ist  vertreten: 

A.  In  Wurzeln: 

durch  fi:  cy^gn^l  WO  a -^  zaprzisyf^gl  178  a,  212  b,  202  b; 
zarnj^zany  175b;  sxoy^ski  (zvosJci)  194b;  zrzf^dzaly  204  a^  175b; 
9z(k2  (ig^)  178a;  im  Ganzen  133mal. 

B.  In  rf-8tllmmen: 

durch  fi  6mal;  dohitz^t  181a;  dzecry^tka  180b;  ksy^sz^t 
171b,  193a,  203b  (2mal). 

C.  In  Worten: 

a)  acc.  sing,  der  -^a-Declination  durch  f^  2mal:  hraczy^  186  b; 
paszcz^  189  a; 

b)  acc.  sing,  pronom.  demonstr.  fem.  durch  ^:  y^  173a,  174a; 

y^8z  171a;  ?iyji  191b;  im  Ganzen  20mal; 

c)  instr.  sing,  pronom.  demonstr.  durch  ji:  i^sz  194  b  (2mal), 

195  a;  i^szio  212  b;  ny^  177  a  (2mal);  im  Ganzen  lOmal. 

Mit  Ausnahme  eines  einmaligen  Vorkommens  von  o,  wel- 
ches nur  ein  Schreibfehler  ist  fiir  f^,  und  fünfmaligen  Vor- 
kommens von  ^(J  (Imal  fiir  f,  4mal  für  g)  kommt  sonst  nur 
das  Zeichen  ^  vor.  Es  vertritt  alle  neupolnischen  Nasallaute 
und  findet  sich  in  allen  Kategorien  vor;  mithin  muss  der  durch 
^  ausgedrückte  Nasallaut  überall  gleich,  d.  i.  ff.  gelautet  haben. 


980  Lociojewskl. 

Wenn  es  erlaubt  ist,  dem  Zeichen  ^{^  auf  Grand  seines  fiinf- 
(resp.  vier-)  maligen  Vorkommens  einen  Lautwerth  zuzuschreiben, 
so  muss  ihm  auch  hier  der  Werth  von  q  vindicirt  werden.  Dass 
im  flinften  Theile  der  Sophienbibel  der  Laut  fj  so  wenig  äusser- 
lich  bezeichnet  ist,  kann  vielleicht  auf  die  thatsäcliliche  Sprach- 
erscheinung zurückgefiihrt  werden,  dass  um  das  Jahr  1450  sich 
die  Quantität  der  Vocale  verwischte  und  die  Länge  nur  in 
seltenen  Fällen  von  der  Kürze  noch  zu  unterscheiden  war. 
Somit  besässe  der  ftlnfte  Theil  die  Nasalvocale  <?,  t#5f,  <|,  iq^  wo- 
von der  letzte  nur  aus  dem  viermaligen  Vorkommen  von  q  ge- 
schlossen wird.' 

XXX.  Vergegenwärtigen  wir  uns  noch  einmal  den  Stand 
der  Nasalvocale   in  der  Sophienbibcl,   so   sehen    wir,    dass  alle 
Theile,  trotzdem  sie  von  verschiedenen  Schreibern   und  in  ver- 
schiedenen Zeiten  geschrieben  worden  sind,  nur  den  Nasallaut 
q  kennen.    Von  den  neupolnischen  Nasallauten,  z.  B.  von  e,  ht 
keine  Spur  vorhanden,  der  beste  Beweis,  dass  er  damals  nicht 
existirt  hat.     Dafür   aber   ist  der  Laut  q  in  vielen   Fällen,   wo 
er  lang  war,   als  solcher  specialisirt,    und   zwar  tritt  die  letzte 
Erscheinung  um  so  mehr  auf,  je  mehr  man  in  die  Vergangen- 
heit zurückgeht,  so  dass,  während  im  letzten  Theile  der  Sophien- 
bibel nur   viermal    der   lange  Nasallaut   gekennzeichnet  ist,   er 
z.  B.  im  zweiten    Theile  152mal    (lolmal   durch   ^^   und    Imal 
durch  oo)   graphisch   ausgedrückt   ist.     Auch    dieser   Umstand 
spricht  unleugbar,  für  die  Deutung  von  pf^  als  (J,  da  wenn  ^^  =  a 
bedeuten  würde,  gerade  der  umgekehrte  Process  und  das  um- 
gekehrte Verhältniss  hätte  eintreten  müssen. 

So  wie  in  der  Sophienbibcl  findet  sich  auch  in  den  anderen 
früher  angeführten  Sprachdenkmälern  des  zweiten  Viertels  des 
15.  Jahrhunderts  keine  Spur  von  den  neupolnischen  Nasalvocalen. 
Ueberall  tritt  uns  nur  der  Nasallaut  q  entgegen.  Die  polnische 
Sprache  des  zweiten  Viertels  des  15.  Jahrhunderts  kannte  also 
nur  den  Laut  q,  dessen  quantitativer  Unterschied  von  ^  und  ä, 
d.  i.  ([j  Uf.^  q,  iq  in  vielen  Fällen  noch  hörbar  war.  Dieser  aus 
den    polnischen  Sprachdenkmälern    gewonnene   Schluss    stimmt 

'  Was  den  Acc.  sing,  pronom.  pers.  anbetrifft,  so  kommt  im  ftlnften  Theile 
nur  die  nasalirte  Form  vor  und  diese  muss  nach  dem  Gesagten:  w^, 
^(ly  4q  gelesen  werden. 


Der  Lantwerth  der  Naa&lTocale  im  Altpolnischen.  981 

ganz  und  gar  mit  der  Aussage  des  ersten  polnischen,  aus  dieser 
Zeit  (Jahr  1440)  stammenden  Orammatikers,  resp.  Orthographen 
Jacobus  Parkosz  überein.  Auch  er  kennt  die  neupolnischen 
Nasallaute  nicht;  auch  er  spricht  nur  von  einem  Nasallaute 
(resp.y  wenn  man  die  Quantität  in  Betracht  zieht,  von  zwei 
Nasallauten:  H,  4).  Er  sagt  nämlich  (pag.  37):  ^Primum  nam- 
que  cum  Latini  quinque  vocalibus  contenti  sint,  Poloni  autem 
sextam  ^  adjiciunt,  nee  sine  ea  illud  idioma  scribi  potest/  Daraus 
ersieht  man  deutlich,  dass  er  nur  von  einem  Nasallaut  zu  be- 
richten weiss.  Dies  ist  um  so  wichtiger  für  uns,  als  Parkosz 
—  was  seine  grössten  Gegner  zugeben  müssen  —  im  Unter- 
scheiden der  einzelnen  Laute  sehr  subtil  ist.  Er  unterscheidet 
z.  B.  genau  die  Laute  6,  6y  c,  i,  &,  z,  d]  ff,  d,  und  wer  diese  Fein- 
heiten, die  z.  B.  ein  Südslave  —  wie  ich  mich  aus  eigener  Er- 
fahrung überzeugen  konnte  —  nicht  immer  auseinander  zu  halten 
weiss,  zu  unterscheiden  versteht,  der  würde  auch  ganz  bestimmt 
ein  f  von  einem  g  oder  q  zu  unterscheiden  wissen,  und  wenn 
es  ein  f  oder  g  gegeben  hätte,  sicherlich  uns  davon  berichtet 
haben.  Wenn  Parkosz  ausserdem  für  b  und  b',  für  p  und  p, 
für  i  und  z,  tür  Je  und  k  verschiedene  Zeichen  vorschlägt, 
und  wo  solche  fehlen,  sogar  neue  graphische  Zeichen  vorschlägt 
(wie  z.  B.  6,  (/,  r/,  9),  so  würde  er  gewiss  für  einen  Laut  f  oder  9, 
wenn  sie  vorhanden  gewesen  wären,  geeignete  Bezeichnungen 
erfunden  und  vorgeschlagen  haben.  Aus  seinen  letzten  Worten 
(nee  sine  ea  illud  idioma  scribi  potest)  könnte  man  vielleicht 
glauben,  es  handle  sich  bei  Parkosz  nur  um  ein  graphisches 
Zeichen,  mit  welchem  jeder  Nasal,  so  verschieden  er  auch  war, 
wiedergegeben  werden  konnte.  Abgesehen  davon,  dass  ein 
solches  Zumuthen  zu  seiner  ganzen  orthographischen  Methode 
im  crassesten  Widerspruch  stünde,  setzen  seine  eigenen  Worte, 
^enn  man  sie  im  Zusammenhang  mit  dem  ganzen  Passus  liest, 
ausser  Zweifel,  dass  er  nicht  das  graphische  Zeichen  allein, 
sondern  vielmehr  und  hauptsächlich  den  Nasal vocal  meint. 
Ich  fllhre,  da  Parkosz'  Ausgabe  ziemlich  selten  geworden  ist, 
diese  ganze  Stelle  an;  dabei  bitte  ich,  auf  die  Ausdrücke  figura, 
character,  litterae  (graphische  Zeichen)  und  sonus,  vox,  vocales 
(phonetische  Laute)  zu  achten. 

Wir  lesen  also:   ,Viginti  duas  litteras   apud  Hebraeos, 
Syros  et  Caldeos  in  prologo  super  libros  regum  beatus  scribit 

SiUnngsber.  d.  phil.-hist.  Ol.    CXI.  Bd.  H.  Hfl.  63 


982  Leciejewtki. 

Hieronymus.  Latini  autem  una  magis  habent  litteras  c har ac- 
te ribus  quidem  et  figuris,  sed  non  in  omnibus  vocibus  dif- 
ferentes.  Scilicet  obtusum  et  AT  et  Q  quamvis  quandoquidem 
eidem  characteri  diversos  sonos  attribuant.  Aliiqaae  tarnen 
earum  apud  eos  superfluunt.  Nam  latinum  idioma  K  non  in- 
diget.  H  etiam  aspirationis  nota  est.  Nostrum  autem  Slavoni- 
cum  idioma  et  praesertim  Polonicum  multo  pluribus  indiget 
litteris.  Primo  namque  cum  Latini  quinque  (a,  e,  i,  o,  u) 
vocalibus  contenti  sint,  Poloni  autem  sextam  ^  adjiciunt,  nee 
sine  ea  illud  idioma  scribi  potest/  Dass  hier  der  Laut  mit  dem 
graphischen  Zeichen  zusammenschmilzt,  ist  sehr  natürlich,  da 
der  sechste  Vocal  fi  (d.  i.  q)  eben  durch  ^  (d.  i.  q)  ausgedrückt 
wird.  Die  Sache  erscheint  vollkommen  klar,  wenn  man  an 
Stelle  von  ^  irgend  einen  anderen  Vocal,  z.  B.  reines  a  setzt 
und  in  diesem  Falle  natürlich  von  der  Voraussetzung  ausgeht, 
der  sechste  Vocal  wäre  eben  a;  dann  hiesse  die  Stelle:  ,Poloni 
autem  sextam  a  adjiciunt,  nee  sine  ea  illud  idioma  scribi  potest/ 
Wie  im  letzten  Falle  nicht  nur  das  graphische  Zeichen  a,  son- 
dern vor  Allem  der  diesem  Zeichen  zu  Grunde  liegende  Laut 
a  gemeint  werden  muss,  ähnlich  muss  unter  ^  nicht  nur  das 
Zeichen  p,  sondern  vor  Allem  der  dem  Zeichen  zu  Grunde 
liegende  Laut  f^  (d.  i.  q)  verstanden  werden.  Welchen  Laut 
wir  aber  dem  Zeichen  p  zu  vindiciren  haben,  wissen  wir  aus 
unserer  bisherigen  Untersuchung:  es  repräsentirt  den  Laut  q. 
Dies  bestätigt  auch  Pcarkosz,  der  sagt,  dass  für  ^  auch  an  (d.  h. 
diiy  q)  geschrieben  wird.  Somit  kennt  auch  Parkosz  nur  den 
nasalen  Laut  q.  Da  er  nun  auch  lange  Vocalc  von  kurzen 
unterscheidet,  so  zerfällt  auch  bei  ihm  —  wie  dies  auch  seine 
Beispiele  veranschaulichen  —  der  Laut  q  in  <|  und  q  (d.  i.  4» 
i^  und  (|,  iq). 

Sind  wir  nun  einerseits  an  der  Hand  der  altpolnischen 
Sprachdenkmäler  zu  dem  Resultate  gekommen,  dass  die  pol- 
nische Sprache  im  zweiten  Viertel  des  15.  Jahrhunderts  nur 
den  Nasallaut  q  gehabt  hat,  und  finden  wir  andererseits  dieses 
Resultat  bestätigt  durch  die  Aussage  des  gleichzeitigen  pol- 
nischen Grammatikers  Parkosz,  dann  ist  die  Thatsache,  dass 
die  altpolnische  Sprache  noch  im  zweiten  Viertel  des  15.  Jahr- 
hunderts nur  den  Nasallaut  q  besessen  hat,  über  jeden  Zweifel 
erhaben.     Die   weitere   Untersuchung   wird   diese   Erscheinung 


Der  Lantwerth  der  NaealTocftle  im  Altpolnischen.  983 

noch  mehr  bestätigen  und  zugleich  dai*legen^  dass  im  Altpol- 
nischen überhaupt  nur  der  Laut  q  (d.  i.  4  und  q)  anzunehmen 
ist.    Doch  lassen  wir  Heber  wieder  die  Sprachdenkmäler  reden. 

XXXI.  Wir  kommen  an  das  erste  Viertel  des  15.  Jahr- 
hunderts. Das  Hauptdenkmal  aus  dieser  Zeit  sind  die  soge- 
nannten Gnesener  Predigten,  herausgegeben  unter  dem  Titel: 
,Zabytek  dawnej  mowy  polski^j;  w  Poznaniu  1857^  (von  Ludwik 
Jagielski  auf  Kosten  des  Grafen  Dziafyiiski).  Es  fällt  ungefähr 
in  das  Jahr  1420  und  ist  für  uns  von  grosser  Wichtigkeit,  weil 
es,  trotzdem  es  zahlreiche  dialektische  (grosspolnische)  Eigen- 
thtimlichkeiten  aufweist,  in  Bezug  der  Nasalvocale  eine  merk- 
würdige Uebereinstimmimg  mit  den  anderen  Sprachdenkmälern 
derselben  Zeit  zeigt.  Der  Stand  der  Nasalvocale  ist  nun  fol- 
gender :  * 

1.  Neupolnisches  f  ist  ausgedrückt: 

A.  In  Wurzeln: 

durch  (^:  h^d^  i^^AO  21 32;  h^desz  10 10;  h^dze  2u,  820; 
or^dze  (ored^e^  nimtius)  1  6  ;  pot^a  (pot^pa)  4Sh 2s '^  pothf^pene  3329 
42a 31,  45b 5;  r^cze  734;  im  Ganzen  70mal. 

B.   In  Stämmen  der  Verba  II.  Classe: 

durch  (^  7 mal:  przyplin^la  37a  10;  ogarnplo  ös;   othpoczy- 

n^la  6 19 ;  othpoczynfilo  6  25 ;  slyn^la  45  a  u ;   slyn^lo  43  a  23 ;  fspli- 

n^lo  (vzplyn^lo)  41  b  34. 

C.  In  Worten: 

a)  acc.  sing,  subst.  durch  ^ :  bodz^  (der  Name  des  bekannten 

Kirchenvaters  Bcda)  13 1;  cliual^  2  5,  7  30,  9 11;  cysthot^ 
29 34,  43b 8;  dvszf^  226,  3G9*,  dzeuicz^  2924,  2926;  im 
Ganzen  llSmal; 

b)  acc.  pronom.  possess.  und  demonstr.  fem.  durch  ^  lOmal: 

mog^  (moje)  226;  ssvog^  293;  svog^  39  21;  th(l>  15  20,  30 17; 
i^io  G3,  18  3,  22 10,  22 14;  on^  2926; 


1  Ich  behandle  zugleich  mit  den  Predigten  die  in  der  citirten  Ausgabe 
hinter  denselben  folgenden,  aus  gleicher  Zeit  stammenden  Glossen 
(pag.  37 — 49).  Die  erste  Zahl  gibt  die  Seite,  die  zweite  die  Zeile,  die 
Buchstaben  a,  h  (bei  den  Glossen)  die  erste  oder  die  zweite  Columne 
des  Textes  an. 

63* 


984  Leeiejewski. 

c)  Verba  1.  sing,  praes. :  bog^  sz^  (^oj^  H)  16  si;  h^d^  21»; 
dag^  (daj()  20?;  im  Ganzen  12mal. 

2.  Neupolnisches  if  ist  wiedergegeben: 

A.  In  Wurzeln: 

a)  durch  ^:  czarnoxpanika  42  b  1)2;  czarnoxf^tttvem  41  ai7;  cz^sf^ 
Is,  20 1,  30  2;  dz^kuy^  48  a  21;  dosz^gh  4 10;  dzeuf^z  (d^eCec) 
819;  im  Ganzen  326mal; 

h)  durch  0  (fehlerhaft  für  f)  Imal:  vocz  (^-^c)  619. 

B.  In  Stämmen: 

a)  in  f<-Stämmen  durch  (^:  dzecz^  (d^'ed^)  10  9,   10 11,  3O4;  a*^- 

szf^cza  11  si^  243;  im  Ganzen  17mal; 

b)  in  w^n-Stämmen  durch  (^;  ym^  428,  7  20,  9 13;  sziiam^  12  le, 
2Ö6;  im  Ganzen  24mal.^ 

C.  In  Worten: 

acc.  sing,  pronom.  pers.  durch  (^;  w(^  225;  czf^  43b26;  sz^ 
1 3,  Ig,  1 8 ;  im  Ganzen  149mal. * 

3.  Neupolnisches  g  ist  bezeichnet: 

A.  In  Wurzeln: 

durch  ^:  bl^d  lös,  39b 29,  41a 25;  b^czcze  33b;  chor^guamy 
80;  dosfppicz  234;  im  Ganzen  46mal. 

B.  In  Stämmen: 

a)  Verba  II.  Classe  durch  f^  3mal:    dothkn^cz   (dotkn^c)  7  33; 

pokl^kn^fszy  33 13;  v^dn^cz  (i'(dn{)c)  48b 3; 

b)  part.  praes.  act.  durch  ^:  b^d^cz  3429;  ch^cz  (volens)  6«, 

9  25 ;    chodz^cz  32  26 ;    baczpcyly   (ba6<^cy-li)   46  b  b  ;   dag^cz 
(dajqc)  25;  im  Ganzen  64mal. 

C.  In  Worten: 

a)  instr.  sing,  subst.  durch  ^:  cznoth^  45  an;   cystot^  47  b  11; 
drapesc^  (drape^cq)  14  is;  im  Ganzen  45mal; 


'  Die  zweite  nicht  nasalirte  Form  des  Acc.  sing,  pronom.  pers.  kommt  in 
den  Gnesener  Predigten  nicht  vor. 


Der  Lantwerth  der  NaulTocftle  im  AUpolniechen.  985 

b)  acc.  sing.  adj.  fem.  durch  ^:  dv^cz  {dvq-d,  duplicem)  27  ao; 

dvog^z  {dvojq-6y  duplicem)  28  so ;  cysth^  29  m,  29  27 ;  und 
8vf^  830,  18  5;  im  Ganzen  35mal;      , 

c)  instr.    sing.   adj.   fem.  durch  ^:  bosz^   (boiq)   30  21,   34«); 

gak^cz  (jakq-6)  288;  im  Ganzen  14ma]; 

d)  instr.   sing,   pronom.  pers.   durch  ^:  mn^  35 so;   tobfi  35; 

tobf^cz  (tobQ'6)  10 11;  8zob^  2s3,  534;  im  Ganzen  17mal; 

e)  Verba  3.  plur.   praes.  durch  fi:  besz^  (b'e^g)  le;   byuag^ 

(bywajq)  13 15;  bich^  (bych^  3.  plur.  aor.  von  by6)  248, 
279;  cyrp^  (patiuntur)  46 bn;  dag^  (dojq)  20 10;  im 
Ganzen  133mal. 

4.  Neupolnisches  iq  ist  vertreten:   • 

A.  In  Wurzeln: 

durch  ^:  dosz^cz  (doSqc,  assequi)  525;  gfil  (jql)  27  si,  38 18, 
10  24;  x^sz^czu  1 4;  x^azi^cza  11 31,  243;  im  Ganzen  42mal. 

B.  In  f^Stämmen: 
durch  ^;  dzecz^thko  5  s,  5 10;  im  Ganzen  8mal. 

C.  In  Worten: 

a)  Acc.  sing,  pronom.  demonstr.  fem.  durch  fi :  g^  (jq)  2  27, 

32;  gf^sz  (jq-i)  47  b  24;  im  Ganzen  21  mal; 

b)  instr.  sing,  pronom.  demonstr.  fem.  durch  ^  2mal :  g^  (jq) 

31 5;  g^sz  (j^i)  16  9. 

Die  Gnesener  Predigten  haben  also  nur  eine  Bezeichnung 
für  die  Nasallaute,  nämlich  ^.  Dieses  Zeichen  vertritt  alle 
neupolnischen  Nasallaute  und  steht  in  allen  Kategorien.  Der 
durch  dasselbe  ausgedrückte  Nasallaut  muss  also  überall  gleich, 
d.  i.  q  gelautet  haben.  Somit  hat  dieses  Sprachdenkmal  nur 
den  Laut  cf>  (d.  i.  q  und  u^).  In  quantitativer  Hinsicht  scheint 
die  Sprache  der  Gnesener  Predigten  den  Laut  q  in  ^  und  ^ 
nicht  unterschieden  zu  haben,  weil  der  Schreiber  in  der  Schrift 
niemals  die  Länge  des  Vocals  bezeichnet  hat.  Aehnlich  hat 
der  Schreiber  dieses  Sprachdenkmals  niemals  die  Weichheit 
des  Vocals  gekennzeichnet.  In  allen  Sprachdenkmälern,  die 
wir  bis  jetzt  durchgenommen  haben,  war  die  Weichheit  des 
Vocals  auch  äusserlich  (durch  ein  vorgesetztes  y,  i)  bezeichnet, 


986  Leciejewtki. 

und  zwar  überall  dort,  wo  der  Vocal  auch  im  Neupolnischen 
weich  erscheint.  Gegen  diese  Regel  gab  es  nirgends  —  wenig- 
stens was  die  Weichheit  der  Nasalvocale  anbetrifft  —  einen 
Verstoss.  Wir  fanden  deshalb  tiberflüssig,  darüber  etwas  zu 
erwähnen;  wir  bemerkten  höchstens  hier  und  da  bei  <f;  d.  i. 
q  und  %  wenn  es  uns  darauf  ankam,  ohne  speciell  die  Fälle 
anzugeben,  wo  q  und  wj,  d.  h.  wo  harter  und  wo  weicher  Nasal- 
vocal  auftritt,  weil  wir  es  als  selbstverständlich  voraussetzten, 
dass  Jeder  ebensowohl  den  harten  als  auch  den  weichen  Nasal- 
laut (wenn  auch  unter  anderer  Gestalt,  nämlich  q)  nur  für  die 
Fälle  weich  oder  hart  voraussetzen  wird,  wo  der  Nasalvocal 
auch  im  Neupolnischen  hart  oder  weich  (palatalisirend)  er- 
scheint, worauf  übrigens  Jeden  auch  die  angeführten  Beispiele 
hätten  führen  müssen.  Die  Gnesener  Predigten  bezeichnen 
nun  die  Weichheit,  oder  besser  gesagt,  die  erweichende  Wir- 
kung der  Nasalvocale  auf  den  vorhergehenden  Consonanten 
nicht.  Doch  darf  daraus  nicht  geschlossen  werden,  dass  der 
betreffende  Vocal  den  vorhergehenden  Consonanten  nicht  er- 
weichte und  dieser  Consonant  hart  zu  sprechen  sei.  Dies  be- 
weist der  Vergleich  einiger  Worte  mit  den  anderen  Sprachen. 
So  ist  z.  B.  altslov.  det^  in  den  Gnesener  Predigten  dzeczfi  IOj*; 
wenn  nun  gemeinslavisches  t  im  Polnischen  zu  c  (in  unserem 
Fall  geschrieben  durch  cz)  geworden  ist,  so  muss  der  auf  das 
t  folgende  Nasallaut  q  weich  gewesen  sein,  nämlich  ui.  Aus 
deutschem  ,danken^  ist  dz^kuy^  48a 21  geworden,  was  auch 
nur  dann  möglich  ist,  wenn  der  auf  d  folgende  Nasallaut  a  als 
weicher  Laut  gefühlt  wurde.  Wenn  ein  gemeinslavisches  r, 
wie  es  altslov.  r^dh  zeigt,  in  der  Sprache  der  Gnesener  Predigten 
zu  rz  (d.  i.  ^)  in:  porzf^dne  (po-^f^d-ne)  38b  17  geworden,  so 
zeigt  auch  dies,  dass  der  auf  r  folgende  Nasallaut  ff.  erweichende 
(palatalisirende)  Eigenschaft  besass.  Diese  Beispiele  zeigen  zur 
Gentige,  dass  man  nothwendig  auch  für  die  Sprache  des  letzten 
Sprachdenkmals,  trotzdem  sonst  die  Weichheit  des  Nasalvocales 
nicht  bezeichnet  ist,  weiche  und  harte  Nasalvocale  annehmen 
muss.  Natürlich  trat  sowohl  der  harte  als  auch  der  weiche 
Nasalvocal  nur  in  denjenigen  Fällen  auf,  wo  ihn  die  neupolni- 
sche Sprache  hart  oder  weich  zeigt.  Somit  sind  wir  zu  der 
Aussage  berechtigt,  dass  die  Gnesener  Predigten  die  Nasal- 
vocale q  und  i<{  besitzen. 


Der  Lautwerth  der  Nasalyocsle  im  Altpolnischen.  987 

Wenn  wir  auch  keine  anderen  Beweise  daftir  hätten, 
dass  im  Altpolnisehen  nur  der  Nasallaut  q  vorhanden  war,  so 
müssten  uns  die  Gnesener  Predigten  in  Folge  ihrer  ganzen 
Schreibweise  darauf  fuhren.  Die  Orthographie  dieses  Sprach- 
denkmals zeigt,  dass  der  Schreiber  sich  nur  nach  dem  Gehör, 
nicht  nach  der  Etymologie  der  Wörter  richtete.  Schreibweisen 
wie:  cinfd^  (kryvd^)  27  3;  fszyczk^  29 13;  h^cz  I12,  I13,  25 12 
(2mal),  30 5,  49a 3;  z^thca  (für  rzi^ihca,  rz^dca)  41b  21;  krolefn^ 
9  20,  die  übrigens  ganz  der  Posen'schen  dialektischen  Aussprache 
angepasst  sind,  zeigen  deutlich,  dass  der  Schreiber  sich  an 
keine  Schule  in  Rücksicht  auf  orthographische  Regeln  hielt, 
Bondem  die  Wörter  so  aufzeichnete,  wie  er  sie  hörte.  Ist  dem 
aber  so,  dann  würde  er  ganz  bestimmt  fUr  f  und  q  einen  graphi- 
schen Ausdruck  gefunden  und  gegeben  haben,  wenn  er  es  in 
der  Sprache  gehört  hätte.  Hat  er  aber  keinen  graphischen 
Ausdruck  für  f,  ^,  so  ist  dies  der  beste  Beweis,  dass  f,  j  damals 
nicht  vorhanden  waren.' 

XXXII.  Eine  besondere  Art  der  polnischen  Sprachdenk- 
mäler bilden  die  Schwurformeln.  Sie  sind  für  den  Sprach- 
forscher von  ungemeiner  Wichtigkeit,  da  man  sogar  bei  jeder 
einzelnen  die  Zeit  und  den  Ort  ihrer  Entstehung  weiss.  Man 
hat  auch  längst  ihre  Wichtigkeit  (sowohl  fiir  den  Sprach-  als 
auch  Rechtsforscher)  eingesehen  und  sie  mehrfach  gesammelt 
und  bearbeitet.  Leider  sind  die  ersten  Schritte  auf  diesem  Ge- 
biete so  unwissenschaftlich,  dass  man  manchmal  die  heraus- 
gegebenen Schwurformeln  gar  nicht  benützen  kann.^  Um  so 
werthvoller  sind  die  neueren  Ausgaben  derselben  von  Rom. 
Hube,  Professor  Nehring,  Professor  Przyborowski  und  Doctor 
Kaiina,  die  wir  alle  zum  Gegenstand  unserer  Untersuchung 
gemacht   haben. 


*  Die  Form  des  Acc.  sing,  pronom.  pers.  hat  in  der  Sprache  der  Gnesener 
Predigten  nach  dem  oben  Gesagten  nur:  ma,  6a,  Sa  gelautet. 

'  Die  Schwurformeln  von  W.  AI.  Maciejowski  (Pamietniki  11,  pag.  331 
bis  339)  sind  so  fehlerhaft  herausgegeben,  dass  'mau  sie  zu  streng 
wissenschaftlichen  Zwecken  gar  nicht  benützen  kann;  in  der  Transcri- 
birung  derselben  hat  Maciejowski  auch  Horrendes  geleistet,  wie  z.  B. 
weäaan  i  sswethczan  =  wiemy  i  Swiadezt/mj/  32;  na  aloue  na  pvem  =  na 
slunce  na  pravem  28  und  ähnliche  darthun. 


988  Leeiejewski. 

Im  Nachfolgenden  behandle  ich  zuerst  die  von  Professor 
Przyborowski  ^  und  Professor  Nehring  (Archiv  III,  pag.  480  bis 
484)  herausgegebenen.  Ich  habe  sie  zusammengefasst^  weil  sie 
aus  gleicher  Zeit  (1391 — 1434)  und  gleichem  Ort,  nämlich  der 
Provinz  Posen  stammen;  zum  Unterschiede  flige  ich  nur  bei 
Anführung  der  Beispiele  aus  den  von  Professor  Nehring  ver- 
öffentlichten ein  N.  hinzu.  Sie  reichen  zwar  bis  in  das  zweite 
Viertel  des  15.  Jahrhunderts^  doch  wollte  ich  dieselben  nicht 
in  verschiedenen  Abschnitten  behandeln. 

Der  Stand  der  Nasalvocale  ist  folgender: 

1.  Neupolnisches  (  ist  ausgedrückt: 

A.  In  Wurzeln: 

a)  durch  fJ  lOmal:  d^by  73;  d^how  81;  rrn^su  (meiu)  16;  mp- 

zem  17;  or^dzu  (or^dfu)  66;  rpcogemstwo  (r^kojenistico) 
12;  r^koyemstwa  7;  s^dzey  (s^d^ej)  22;  Sf^dziwoem  17; 
szol^dnych  (iol^dnyfl)  81; 

b)  durch   o    (fehlerhaft  für  fi)  2mal:   moszem   105;    rokoiem- 

stwa  29; 

c)  durch  a  6mal:    obraczicz  (obr^öyd)  128;   obraczil  (obr^^yl) 

128;  raku  (r^ku)  122;  rakam  (r^kavi)  128;  racoyemstwa 
128;  sadzinakem  (s^d'inskem)  75; 

d)  durch  an:  manszv  (m^bi)  97;  rance  (rrce)  92;    Sandziwoy 

(S^d'ivoj)  34;  Sandziwoy  7;  im  Ganzen  25mal; 

e)  durch  am  Imal:  dambyiK^  87; 

f)  durch  (i  Imal:  wyraczyl  (tvyrf^czyl)  41. 

B.  In  Stämmen  der  Verba  IL  Classe: 

a)  durch  ^  Imal:  tcnfili  (tkn^li)  22; 

b)  durch  ^  Imal:  tknqla  96  (3mal). 

C.  In  Worten: 

a)  Acc.  sing,  subst.  der  -a,  -j'a-Dcclination : 

a)  durch   ^:   dzedzin^   33;   samyan^    (zavian^)    (53  (2mal); 
Margorzat^  (Margare tham)  99;  im  Ganzen   lOmal; 


1  Vgl.  Przyborowski:  Vetustissima  adjoctivorum  lingiiae  polonicae  decH- 
natio  monumeiitis  Inoditis  illustrata,  im  Prof^rainm  dos  königl.  Marien- 
Gymnasiums  zu  Posen  für  das  Schuljahr  1800 — 1861.  Die  beigefügte 
Zahl  gibt  die  laufende  Nummer  der  Schwurformel  an. 


Der  Lavtwerth  der  NaMWocale  im  AUpolnisehen.  989 

ß)  durch   o   (fehlerhaft   durch   f)    Imal:    swerasyno   (Her- 

öyn()  115; 
y)  durch  a  Qmal:   Jarata  (Jaf^^t^)  34;  pratodta  19;    rana 

(ran^)  130;   dzedzyiia  141  (3mal);  skoda  (Skod^)  10; 

zadza  (s^d^)  128;*  czapka  76; 
5)  durch  q  6mal:  kopq  (kop()  91;  clodq  (kiod()  41;  lankq 

(IqIc^)  103;  zastawq  95;  zewyVi^  9  (2mal); 
6J  Acc.  sing,  pronom.  demonstr.  fem.: 
a)  durch  ^  Imal:  t^  80; 
ß)  durch  q  2mal:  tq  95;  %  129; 
c)  Verba  1.  sing,  praes.: 

a)  durch  ^;  fnoatcz^  34,  35;  im  Ganzen  17mal; 

ß)  durch  0  (fehlerhaft  fLLr  ^)  2mal:  swatczso  36;  awatczo  97; 

y)  durch  a  6mal:  swatcza  80,  103;  swacza  115,  140;  Äerza 

(b'ei^(,  neupoln.  bior^)  128;  chczaczi  (hc^-ci)  128; 
B)  durch  ^;  swatczq  37,  41;  im  Ganzen  14mal. 

2.  Neupolnisches  ff  wird  bezeichnet: 

A.  In  Wurzeln: 

a)  durch  ^:   dzewy^cz  137;   cz^scz  53,  116;   cz^szczi  27;   yj^fÄ 

121;  ks^dza  27;  im  Ganzen  19mal. 

b)  durch  o  (fehlerhaft  flir  fi)  Imal:   TFbc;?^cz6u?a  6; 

c)  durch  a  8mal:   dzeschacza  (d'ei^6a)  141;   Jadrzeyevd  128; 

czo^cz  111,  137;  krasyczu  N.  12;  kzaschyczu  N.  12;  przi- 
schadze  (pryi^de)  127 ;  aspacza  dzesand  (a  z  p^cod'e- 
igt)  122; 

c)  durch   an:   czanscz  45;    dzeszancz  52,   105;   yandrzey  45, 

117;  im  Ganzen  60mal; 

d)  durch  q  4mal:  swyqthy  141  (2mal);  zayqli  109;  wszqcim  50; 
ej  durch  ^n  2mal:  swqnto  (v£(to)  14;  dzeszancz  14; 

/J  durch  en  2mal:  swenthi  50;  wencza  (^^ca,  plus)  36. 

B.  In  f^-Stämmen : 

durch  an  4mal:    czelantha  136;    W^ir^iantta  39;    W7r2;6an- 
cziney  49;  Jarantha  (Jaf^t^)  34. 

*  Prof.  Przyborowski   liest  die  betreffende  Stelle:    wten   czasz  mya  pany 
Gorzewska  zaszadzila  za  zadza  falsch  als  na  s^dzie,  anstatt  za  s§d'^. 


990  Leciejewski. 


C.  In  Worten: 


a)  Gen.   sing,    subßt.  fem.   durch  a:   krwya  N.   13,    wenn  es 

nicht  ein  Schreibfehler  flir  krwye  ist. 

b)  acc.  sing,  pronom.  pers.: 

a)  durch  ^  4mal:  sz^  118;  sf^  11,  46  (2mal); 

ß)  durch  a  3mal:  mya  128;  sza  48,  131; 

B)  durch  q  3mal:  na  myq  108;  «2/j  128;  zasm  106.^ 

3.  Neupolnisches  ^  ist  bezeichnet: 

A.  In  Wurzeln: 

b)  durch  jJ  9mal:   W  C^f^^Y)  H'?  ^f^***^  (^r^/J'^j  55,  69,  72; 

rj^ftt'Zi  119;  por^bü  81,  104;  por^byone  73;  S^toczsky  19; 
6;  durch  o  (fehlerhaft  für  (^)  Imal:  Zo%  (l^ki)  102; 
cj  durch  a  7mal:  rabyl  (rqbil)  115  (3mal);  Odrowasch  (Odra- 

V2^)  N.  12  (2mal);  szamnyenu  (si^mMm)  128;  osadzayqcz 

(osqdajqc)  74; 
dj  durch  an  (vor  Gutturalen  und  Dentalen)   7mal:  Franczek 

(Fr^cek)  33;  lanca  (hjka)  118;  lankq  (loke)  103;  Inncze 

(Iqce)  110;    Zaw^  T^J^J  45;  przysandny  103;    Lanczskego 

(Lqdcego)  93; 
ej  durch   a?M  (vor  Labialen)  4mal:    ramby  87;    Rambinsketjo 

103;  sdambrowky  (z  Dobrowki)  126,  127. 

B.  In  Stämmen: 
aj  Verba  11.  Classe: 

a)  durch  ^  4mal:  wcz^gn^l  31;  waczf^gn^l  125  (2mal);  tcj«- 

[czj^gn^cz  (vHC<^gno6)   124; 
ß)  durch  r^  2mal:  lüsczqgiiqcz  09;  i)0W8z[cz]fign(il  107; 
6j  Part,  praes.  act.: 

a)  durch  a^2mal:  mayacz  122;  rzekacz  130; 

ß)  durch  r^   3mal:   yedzffpz  44;    oszadzayficz  (osodajt^c)  74; 

rzekqczy  69. 

C.  In  Worten : 
aj  Instr.  sing,  subst.: 

a)  durch    (^ .'   chleboyeczcz^    (Tdebojed' cq)  93 ;    wand^  (^(dfj, 

Fischangel)  35;  szeszcz^  (^^^^q)  65;  im  Ganzen  llmal; 


^  Ansserdem  kommeH  folgende  nicht  nasalirte  Formen   dieses  Casus  ror: 
izye  55  (3mal),  124;  sye  19;  »ze  21  (2malX  26,  39. 


Der  Lantwerth  der  Naaalvocale  im  Altpolnischen.  991 

ß)  durch  a   6mal:   mocza   (mocg)    131,    141;    margarzatha 
140;  dzeschcicza  (d'e§^6q)  141;  aspaczadzesand  (a  z  p^- 
cqd*e§2t)  122;  zona  (ion^)  140; 
y)  durch  q  9mal:   moczq  (mocq)   61,   141;    nyefnioczq,   112 
jpushi  (pu^kq)   71]   rothq   (fotq,  Schwurformel)  141 
slugq  93 ;  starostci  9 ;   zszeszczcf.  (z  $ei6q)  61 ;  wolq  59 
b)  acc.  sing.  adj.  fem.: 

a)  durch  ^  5mal:  Niczkow^  (NiSkovq,  NWconü)  33;  Grodn^ 

47:  Alexandrow^  65;  trzeczy^  53,  116; 
ß)  durch  q  Imal:  trzeczq  45; 
cj  instr.  sing.  adj.  fem.: 

a)  durch  ^  Imal:  noczn^  (nocnq)  51; 
ß)  durch  a  Imal:  swa  (svq)  140; 
y)  durch  q  2mal:  sdoszonq  (zloionq)  112;  tq  141; 
fi)  instr.  sing,  pronom.  pers.  durch  q  Imal:  mnq  130; 
«j  Verba  3.  plur.  praes. : 

ol)  durch  ^  3mal:  ss^  9;  8z^  106;  lowy^  132; 
ß)  durch  0  (fehlerhaft  für  ^)  Imal:  ro6yo  84; 
y)  durch  r^  Imal:  sq  62. 

4.  Neupolnisches  ig  ist  vertreten: 

A.  In  Wurzeln : 

a)  durch  ^:  cz^dzal  (cqdal)  85;  z^danu  (iQdanu)  25;  paprzi- 

sf^dz  22;  sedmdzeaa^t  12;  sw^sal  (zvgzal)  41;  im  Ganzen 
32mal ; 

b)  durch  o  (fehlerhaft  für  ^)  Imal:  czodzal  84; 

c)  durch  a:  yaZ  134;  rzacza  (irqdca)  128;  2;acZa2  (B^dal)  128; 

im  Ganzen  14mal; 

d)  durch  an:   czandzal   (dqdal)   70    (2mal);    swansek    (zvQzek) 

45, -51;'    Wyanch  (V^h)  104;  im  Ganzen  26mal; 

e)  durch  q:  yql  bl,  98  (2mal);  wzc^  17,  76;  im  Ganzen  17mal; 
f)  durch  au   4mal:    iaul  (j^l)  35;    wsszaul    138    (2mal);   za- 

yaul   136; 
^)  durch  on  Imal:  prztszoncz  (p^y^Qc)  23. 

*  Prof.  Przyborowski  liest  dieses  Wort  als  Eigennamen;  die  Schwur- 
formel 51  zeicft  aber  deutlich,  da.ss  hier  von  einem  Verein  (zv^ekj  und 
dessen  Repräsentanten  (resp.  V ersitzenden :  StarSy)  die  Rede  ist. 


992  Leciejewaki. 

B.  In  ^/-Stämmen : 
durch  an  Imal:  czelanth  (ceh^t)   136. 

C.  In  Worten: 

a)  Acc.  sing,  pronom.  deraonstr.  fem. : 
a)  durch  ^  2mal:  y^sz  42;  gy^sz  64; 
ß)  durch  a  Imal:  ya  130; 

Y)  durch  a  2mal:  y(i  48;  nq  (nq)  46; 

b)  acc.  sing,  subst.  der  -j'a-Declination : 
a)  durch  ^  Imal:  roli^  80; 

ß)  durch  a  Imal:  posczela  140; 

y)  durch  ^  Imal:  |?a7i^  Tp«^?)  99- 

Folgende    Zeichen    kommen    also    zur    Bezeichnung    der 
Nasalvocale  in  Anwendung :  q  (39mal  für  f ,  23Dial  für  «f ,  32mal 
für  Q,   35mal  für  t^),   o  (5mal  für  f,    Imal  für  if ,    2mal  filr  j, 
Imal  für  i^),  a  (14mal  für  f,  12mal  für  if,  9mal  fllr  g,    16mal 
für  iq),  an  (lömal  für  e,  64mal  für  le,  28mal  für  ig),  am  (Imal 
für  f),  q  (24mal  für  f,  7mal  für  tf,  19mal  für  ?,  SOmal  für  tg) 
<p  (2mal  für  tr),  aw  (4mal  für  ig)y  on  (Imal  für  i^),  un^  en  (2mal 
für  if).    Man  darf  sich  dieser  grossen  Verschiedenheit  der  Be- 
zeichnungen nicht  wundem,  da  sie  nicht  von  einem  Schreiber 
herrühren,   sondern   verschiedene   Personen   dieselben    verfasst 
und  niedergeschrieben  haben.  Jeder  hatte  seine  eigene  Methode, 
und  so   kam    es,    dass  so    viele  Zeichen    zur  Bezeichnung    der 
Nasalvocale  angewandt  worden  sind.     Trotzdem   aber  so  viele 
Personen  daran  gearbeitet  haben,  in  einer  Beziehung  stimmen 
sie   alle   überein,    nämlich  darin,    dass  sie  die    mit  n  (m)  ver- 
sehenen Zeichen,  also  an,  qn,  nur  im  Inlaut  gebrauchen.    Dies 
bestätigt  unsere  frühere  Aussage,  dass  der  Nasallaut  im  Inlaute 
nicht  ganz   nasalirt   ausgesprochen   wurde,    sondern    bereits  in 
einen  Vocal  und  Nasalconsonantcn  zu  zerfallen  anfing,  und  zeigt, 
dass  die  mit  n  versehenen  Zeichen  an,  qn  mit  den  entsprechen- 
den, n  entbehrenden  Zeichen  gleichen  Lautwerth,    wenn  auch 
etwas  verschiedene  Aussprache  haben. 

Von  den  oben  angeführten  Zeichen  haben  aber:  ^  (wozu 
ich  auch  o  rechne),  a,  an  (am),  q  ganz  gleiche  Functionen. 
Sie  stehen  alle  für  alle  neupolnischen  Nasallaute  und  in  allen 
Kategorien,  müssen  also  überall  und  unter  einander  gleich  ge- 
lautet haben,  und  dies   kann  nur   der  Fall  sein,  wenn  sie  alle 


Der  Lantwerth  der  NMalyocale  im  Altpolniichcn.  093 

q  gelautet  haben.    Somit  drücken  alle  diese  Zeichen  den  einen 
Laut  q  aus. 

Das  Zeichen  au,  welches  für  noupolnisches  i^f,  also  für 
einen  früher  langen  Vocal  und  nur  vor  l  steht,  verdankt  sein 
Vorkommen  der  Aussprache  des  Lautes  ^  vor  l;  versucht  man 
nämlich  ^  zusammen  auszusprechen,  so  bringt  das  einem  u  in 
der  Aussprache  nahe  verwandte  l  mit  sich,  dass  ^  wie  aul 
lautet.  Der  Schreiber  Hess  sich  durch  diese  rein  phonetische 
Thatsache  verleiten  und  schrieb  den  Laut  so,  wie  er  ihn  hörte. 
Dies  zeigt  wiederum,  wie  sich  die  Schreiber  der  altpolnischen 
Sprachdenkmäler  bei  Wiedergabe  der  gesprochenen  Laute  fest 
an  die  Aussprache  hielten  und  nicht,  wie  Manche  glauben, 
nun  Nachtheil  der  wirklichen  Aussprache  an  feste  Normen 
gebunden  waren. 

Speciell   sind  zu   erwähnen   die  Stichen  en  (2mal  für  i() 

md    on    (Imal    für  t^).     Ihrer   graphischen   Bedeutung    nach 

würden  sie  (  und  ^  darstellen.   Doch  sind  dieselben  wohl  nichts 

Anderes  als  Schreibfehler.     Bedenkt  man  nämlich,  dass  einer- 

seitB  auf  207  Fälle,   wo  der  neupoinische  f-Laut  im  AltfKilni- 

fldien  q  gelautet  hat,   nur  zwei  Fälle   vorkommen,   wo  dutitet 

ImmI  durch  e  ausgedrückt  ist,  und  anderersdts  auf  176  Fälle, 

1VD  nenpglnisches  o  ebenfalls  q  gelautet  habe,  nur  ein  Fall  vor- 

kioaimt.  wo  o  auftreten  würde,  so  kann  man  nicht  umhin  diese 

Sehreibarten  als  Fehler  Air  an  anzusehen«  zumal  wir  uns  \Htrn\U 

(prOndiicb  überzeugt  haben,   dass  noch  im  zweiten  Viert';l  des 

Id.  Jahrhunderts   die   polnische  Sprache   nur  den  Nasallaut  a 

Ikhik.    Möglich  ist  es  zwar,  dass  in  einem  Dialekte,  den  der 

lietreffende  Schreiber  gerade  sprach,  der  aitpolniiKrhe  NaJiallaut 

%  ach  schon  damals  in  ^'.  f  zu  differenziren  anfing,  al>er  nickt 

vikrBebeinlich.    Meinen  Ausfuhrungen  kann  ührifren»  'las  Vor 

lunmen   eine«  r  oder  ^^   in   so  geringer  Anzahl  (1  :  HjO)   dem 

wiMkien  q  gegenüWr  nicht  nachtheilig  sein,   da  es  hßßi:\iMiien» 

leweist,  daßs  man  den  Anfang  de«  Auftretens  der  neupolni- 

•chen  Xasalvocale  in  den  Beginn  des  \h.  <'mOgljcherwetJ»e  sogar 

in  das  Ende   d€:s    14.  t  Jahrhonderu  zu    setzen   hat.     Da»«»  q 

das  UrsprünglicLe  war.  nraas  man  trotz  des  einmaligen 

L  zweimaligen  Vorkommens  von  r  ^Afsr  ^  in  Bet/aelit   d*^ 

Beweise  2aig<eben.     Für  die  AnfEuaing   der  iiehr^i}^' 

Men  Ml  und  en  al^  Schreibfehler  aber  qiriebt  niebt   nmr  ihre 


994  Leciejewiki. 

zum  Theil  fehlerhafte  Niederschreibiing,  wie  z.  B.  wencza  =  veca, 
woftir  man  i'fce  oder  v^cej  erwartet,  als  auch  der  Umstand, 
dass  sie  nicht  alle  zusammen  vorkommen,  sondern  jedes  einzelne 
Beispiel  in  einer  anderen  Schwurformel,  die  von  einander  durch 
Zeit  und  Ort  getrennt  sind.  Dieser  Umstand  ist  um  so  wichtiger, 
als  man  in  dem  Dialekt ,  in  welchem  ein  e  vorkommt,  noch 
eher  ein  g  voraussetzen  muss,  da  sich  aus  einem  4,  wie  wir 
noch  sehen  werden,  viel  leichter  o  entwickeln  kann  als  ein  e 
aus  einem  4.  Kommt  also  ein  (  nicht  in  Begleitung  eines  o  vor, 
so  ist  dies  auch  ein  Merkmal,  dass  mit  diesem  f  es  nicht  recht 
gut  beschaffen  ist,  und  man  ist  dann  berechtigt,  in  der  betreffen- 
den Schreibart,  einen  Fehler  zu  erblicken.  Ich  bin  deshalb 
der  Ansicht,  dass  die  beiden  obigen  Schreibarten  on,  en,  und 
besonders  die  letzte,  Schreibfehler  fUr  an  sind.  Ist  dem  aber  so, 
dann  hat  die  Sprache  der  obigen  Schwurformoln  nur  den  Nasal- 
laut q,  d.  i.  q  und  iq^  wobei  zu  bemerken  ist,  dass  die  Weich- 
heit des  Vocals  meistens  auch  äusserlich  vor  die  Augen   tritt.  ^ 

XXXIII.  Eine  andere  Sammlung  von  Schwurformeln 
hat  Herr  Dr.  Kaiina  (Archiv  VI,  184—215)  veröffentlicht.  Sie 
sind  abgeschrieben  aus  den  Landbüchern  von  Sieradz,  die  sich 
gegenwärtig  im  Gouvemementsarchiv  in  Kalisz  befii\^len,  und 
stammen  aus  den  Jahren  1402 — 1413.^  Die  Nasal vocale  sind 
in  diesen  Schwurformeln  wie  folgt  ausgedrückt: 

1.  Neupolnisches  f  ist  wiedergegeben: 

A.  In  Wurzeln: 

a)  durch  ^;  m^za  (meSn)  1,  9;  r^koyemsthwn  99;  f^dmc  (^Trdow, 

nom.  loci)  8;  im  Ganzen  13mal; 
h)  durch  a  Imal:  wraczü  (vreöyl)  76; 
c)  durch  an:   ranku  135;    Tandow  45;    Szandzucoyoico    109; 

hand(^  (wv)  78;  im  Ganzen  8mal; 


^  Demnach  hat  der  Acc.  sing,  pronom.  pers.  in  den  obig^en  Schwurformeln 
Howoki:  m(i,  rq,  Sq  als  auch  nie,  ce,  Se  gelautet. 

'  Sie  vertheilen  sich  folgendermassen :  Nummer  1 — ö4  auf  das  Jahr  1402» 
Nr.  55—67  auf  das  Jahr  1403,  Nr.  C8  auf  das  Jahr  1404,  Nr.  09— 71 
auf  das  Jahr  1405,  Nr.  72—88  auf  das  Jahr  1410,  Nr.  89—108  auf  das 
Jahr  1411,  Nr.  109—1.31  auf  das  Jahr  1412  und  Nr.  1.32—1.35  auf  das 
Jahr  1413. 


Der  Lantwerth  der  Nasslyocale  im  Altpolnischen.  995 

d)  durch  q  3mal:  rqcsnl  73,  81,  99; 

e)  durch  qn  4iiial:   mqnczil   (m^iyi)   82;   rqnczil  75,  87,  88. 

B.  In  Worten: 
a)  acc.  sing,  subst. :  • 

a)  durch   ^:   dzedzin^   1,   9;    dzdnicz^   7,    11;   vmow^  33; 

varth^   {Vart^j  Fluss)    128;   zastaw^   68;   im  Ganzen 

21mal ; 
ß)  durch  0  (fehlerhaft  für  ^)  2mal:  dzedzino  98;  l^ko  56; 
y)  durch  a  5mal:   droga   (viam)    114;   lanka   (Iqk^)    107; 

strona  120;  icprza  (vp^f,  causa)  42;  zaunszina  (ZaH- 

Syn^.)  77; 
S)  durch   <]5  7mal:   dzelniczq  76;   115;   RtuJicUq   {Ruchale, 

nom.  pers.)  74;   m?oZ<j  71;   zastawq  116,  119  (2mal); 
b)  acc.  sing,  pronom.  demonstr.  fem.: 

a)  durch  f^  7mal:  #j^  7,  24,  58;  fÄ(^  28,  98,  113,  114; 
ß)  durch  q  3mal:  tq  76;  thq  114,  115; 
y)  durch  an  Imal:  tJuin  120; 
8)  durch  e  Imal:  the  105. 

2.  Neupolnisches  tV  ist  bezeichnet: 

A.  In  Wurzeln: 

a)  durch  ^:  dzesz^cz  41 ,  99 '^  cz^scz  64]  Sw^thoslaoio  b4]  tcs^la 

(v&ela)  21 ;  im  Ganzen  24mal ; 
h)  durch  an:  czsanscz  (^^6)  16;  dzeszancz  42;    Swanthoslawa 

47;  wzanth  (v&^.)  85;  im  Ganzen  19mal; 

c)  durch  q  Imal:  dzeszc^  116; 

d)  durch  qn  2mal:  pqndzeszanth  87,  88. 

B.  In  f<-Stämmen: 

durch  an  3mal:  Bodzanta  (Bod^ta)  25;  Czeszantha  (CeS^ta) 
37;  Slatcantha  (Statuta)  36; 

C.  In  Worten: 

a)  acc.  sing,  pronom.  pers.    durch  ^  lOmal:   sz^  28,  40,  79, 

102,  104,  117;  s^  46,  55;  zasz^  (zaif)  17,  40; 

b)  durch  q  Imal:  sq  116. 


996  Leciejewiki. 

3.  Neupolnisches  ij  ist  vertreten: 

A.  In  Wurzeln: 

a)  durch  ^ :  cz^sze  (6qie)  103 ;  p^tha  (p{>^g^  64 ;  pocz^l  45 ;  im 

Qanzen  23mal; 
h)  durch  o  Imal:  Swoch  (Zö^h)  93; 

c)  durch  an  7mal:  poczanthku  123;  poczanthkem   123;  py^cz- 

dzeszanth  8,  17;  ptindzeszanfh   87,  88;    szesczsanth  (tses6- 
d^eSgt)  23; 

d)  durch  q  4mal:  chif^ehn^  (6qiebnQ)  124;  pyenqdze  73,   116; 
Stoqchowi  (ZtqhoCi)  79; 

e)  durch  qn  Imal:  poczqnkefu  118; 
f)  durch  on  Imal:  kszonc  (k&qd)  16. 

B.  In  Worten: 

a)  acc.  sing,  subst.    der  -j'rf-Declination   durch  ^  2mal:  panp 

(pafiq)  f),  35 ; 
h)  acc.  sing,  pronom.  demonstr.: 

a)  durch  ^  lOmal:  y^  24,  34  (2raal),  104;   y^sz  JI2,  132; 

011(1»  (ono)  24  (2mal),  2>^\  na  n^  58; 
ß)  durch  0  (fehlerhaft  für  (^)  1  mal :  yoaz  98 ; 
y)  durch  <^  3mal:  i/<f  76,  114;  nyq  114; 
cj  instr.  sing,  pronom.  demonstr.  durch  ^  Imal:  sn^  (z  h^)  33. 

4.  Neupolnischcs  o  ist  ausgedrückt: 

A.  In  Wurzeln: 

a)  durch  (^  8mal:  W  T^l'^^f)  '^^^^  104,  131;  /j^A-o  56;  por^hll 
20;  «2:(^d  (Judicium)   102;  sz^dze  102;  szpszady   104; 

/>)  durch  o    (irrthUmlich  für  ^)  Imal:    sndem    (Judicium)  45; 

c)  durch  an  2mal:  Innhx  (lokn)   107;  lunk^  92; 

r/J  durch  an   Imal:  Iqncze  117; 
B.  In  Stämmen  part.  praes.  act.: 

a)  durch  ^  5mal:  hand^  78;  prziyd^  38;  przt'gd^  20;    «zecZz^ 
22;  «?o«2(^  (vehens)  106; 

tj  durch  r{  Imal:  umneysagricz  (umfieJHajoc)  7(5. 

C.  In  Worten: 
a)  instr.  sing,  subst. : 

a)  durch  ^:  bracz^  (brac^),  fratres)  104;  kaszn^  (kciinq)  43; 

rzecz^  80,  90;  sil^  18,  19;  im  Ganzen  3 Imal; 


Der  Lantwerth  der  Nualrocale  im  Altpolnisehen.  997 

ß)  durch  o   (fehlerhaft  fllr  ^)  2mal:   moczo  77;   szylo  96; 
Y)  durch  q  4mal:  hraczq,  116;  rzeczq  124;   wolq  70,  106; 
&j  acc.  Bing.  adj.  fem. : 

a)  durch  ^  Smal:  ktor^sz  56;  yanow^  106;  maczeyow^  18; 

micolayoio^  20;   miaczUücow^  (Mi£6iSkotof)   126;   oadn^ 

(otiynq)  104;  zemszk^  92;  «u;$^  72; 

ß)  durch  0  (fehlerhaft)  2mal :  Sandziwayowo  109;  zemsko  100; 

Y)  durch  a  2mal:  j9f^fAa  (yj^?)  64;  2e«czen«X:a  (LeSöefiskf)  107; 

3)  durch  ^  2mal:  starq  76;   semkalczinq  (Semkal6ing)  71; 

c)  instr.  sing.  adj.  fem.: 

a)  durch  ^  4mal:  ch^szebn^  (dg&ebng)  80,  90;  chqsebn^  (6<i' 

iebnq)  124;  lucJiotvp  (Lukovq)  43; 
ß)  durch  a  Imal:  tomoumicza  (umovAiög)  77; 
et)  Verba  3.  plur.  praes. : 

oe)  durch  ^;  swathcz^  1,  2,  4;  «^  10;   szf^  26;  im  Ganzen 

12ömal; 
ß)  durch  0  (fehlerhaft)   8mal:   9zwatczo  25,    77,  88,  121; 

wyedzo  98,  102,  103;  dzerso  (d^erit^)  126; 
y)  durch  a  3mal:  swathcza  83;  wyedza  83;  wyecza  (sie)  110; 
3)  durch  an  2mal:  wedzan  43,  45; 
e)  durch  q:  awathczq  73,  74;   wyedzq  73,  74;   im  Ganzen 

28mal ; 
^  durch  e  Imal:  szwatcze  30. 

Die  Nasalvocale  werden  also  in  den  Sieradzer  Schwur- 
formeln folgendermassen  bezeichnet:  durch  ^  (51mal  für  e, 
34mal  für  tf,  36mal  fllr  ig,  181  mal  flir  g),  o  (fehlerhaft  flir  ^, 
2mal  flir  f,  Imal  flir  ig,  13mal  flir  g),  a  (6mal  flir  f,  Imal  fllr 
%2,  6mal  flir  g),  an  (9mal  flir  f,  22mal  flir  tf,  3mal  flir  q,  7mal 
flir  tg),  <j  (12mal  flir  f,  2mal  für  if,  Imal  flir  ^,  Imal  flir  t^), 
on  (Imal  flir  t^)  und  e  (Imal  flir  f,  Imal  flir  «g).  Auch  hier 
kommen  die  mit  n  versehenen  Zeichen  (an,  an,  on)  nur  im 
Inlaut  (am  auch  2mal  im  Auslaut)  vor;  dies  zeugt  wieder  von 
der  nicht  mehr  rein  nasalen  Aussprache  des  betreffenden  Nasal- 
Yocals  im  Inlaut.  Sonst  aber  kommen  ^  (wozu  ich  auch  o  hin- 
zuzähle), a  (an),  q  (qn)  im  gleichen  Verhältnisse  flir  alle  neu- 
polnischen Nasalvocale  und  in  all^n  Kategorien  zur  Anwendung, 
müssen  also  sowohl  untereinander  als  auch  in  allen  Kategorien 
gleich  gelautet  haben,  und  dies  ist  nur  möglich,  wenn  sie  alle 
den  Laut  q  repräsentiren.    Was  das  Vorkommen  der  Zeichen 

Sitznngiber.  d.  phiL-hiat.  Ol.    CXI.  Bd.  U.  HfU  64 


998  L«ei«j«vskL 

on  (Imal)  und  e  (2mal)  anbetrifft,  ao  mnas  auch  liier  ihre  Be- 
rechtigung bezweifelt  werden;  sie  erweisen  sich  aach  in  den 
Sieradzer  Schworformehi  als  Schreibfehler.  Zuerst  kommt  das 
Zeichen  e  für  neupolmsches  g  vor,  d.  h.  der  Vertreter  eines 
kurzen  Vocals  (e)  fiir  einen  langen  Vocal  (2)j  was  nicht  mög- 
lich ist  and  deutlich  zeigt,  dass  e  hier  nur  irrthümlich  ange- 
wendet worden  ist.  Hat  es  sich  aber  in  einem  Falle  als  Fehler 
erwiesen,  so  kann  man  ihm  auch  in  dem  zweiten  Falle  keine 
grosse  Wichtigkeit  beimessen,  zumal  unsere  bisherige  Erörterung 
gezeigt  hat,  dass  man  fiir  die  polnische  Sprache  dieser  Zeit 
kaum  ein  e  annehmen  kann.  Aus  demselben  Grunde  muss  man 
auch  die  Schreibart  on  yerdächtigen;  auf  1319  F&lle,  wo  nea- 
polnisches  9  (d.  i.  9  +  ^)  durch  q  wiedergegeben  ist  kommt 
nur  ein  Fall,  wo  dieser  Laut  ebenfalls  schon  damals  o  gelautet 
hätte.  Dies  ist  aber  gar  nicht  denkbar,  denn  wenn  der  Lant 
2  existirt  hätte,  so  würde  er  gewiss  öfter  als  einmal  auch  in 
der  Schrift  bezeichnet  worden  sein,  besonders  wo  mehrere 
Schreiber  schreiben  und  alle  ihre  Orthographie  eng  an  den 
Laut  anzupassen  sich  bemühen. 

Demnach  besitzt  auch  die  Sprache  der  Sieradzer  Schwnr- 
formeln  nur  den  Nasallaut  q  (d.  i.  q  und  tVi).  Im  Inlaute  wird 
derselbe  nicht  mehr  rein  nasalirt  ausgesprochen J 

Damit  hätten  wir  die  Sprachdenkmäler  des  ersten  Viertel? 
des  15.  Jahrhunderts  erschöpft.  Sie  stammen  alle  ans  Gro:^*>- 
polen,  und  zwar  aus  Gnesen,  Posen,  Kosten,  Pyzdry  und  SieraJz. 
Ihre  Untersuchung  bestätigte  im  vollsten  Masse  die  schon  früher 
gewonnene  Thatsache,  dass  der  grosspolnisehe  Dialekt  nur  den 
nasalen  Laut  a  (d.  i.  «  +  ia)  besass.  Die  Quantität  des  Xasal- 
vocales  gelangte  in  den  Sprachdenkmälern  dieser  Mundart  he- 
reits  in  dem  ersten  Viertel  des  15.  Jahrhunderts  nicht  zum 
Ausdrucke. 

XXXIV.  Wir  gehen  in  das  14.  Jahrhundert  über.  Aus  dem 
Ende  des  14.  Jahrhunderts,  aus  den  Jahren  1397  — 13i>0  besitzen 
wir  ebenfalls  Schwurformeln,    und  zwar  aus  den  Landbücbern 


«  Der  Acc.  sing,  pronom.  per«.  lantete  somit  in  der  Sprache  die«w  Denk- 
mals nur:  mo,  <?a,  ia. 


Der  Lantwerth  d«r  NaaalToe«!«  im  Altpolnisehen.  999 

von  Elrakau^  also  einem  anderen  Sprachgebiete  Polens  als  die 
früher  besprochenen,  herausgegeben  von  Romuald  Hube.^ 

Die  Nasalvocale  weisen  in  diesen  Schwurformeln  folgende 
Bezeichnungen  auf. 

1.  Neupolnisches  ^  ist  ausgedrückt: 

A.  In  Wurzeln: 

a)  durch  a:  mazem  (meiern)  19;  racoymey  (r^kojmej)  16; 

b)  durch  an  (vor  Gutturalen  und  Dentalen):    Pancovicz  (Pf- 

koHce)  20  (2mal),  29 ;   ranka  21 ;  Prandocze  42 ;  jrran- 
docze  4;  im  Ganzen  24mal. 

B.  In  Worten: 

a)  acc.  sing,  subst.  der  -a-,  -/a-Declination : 

a)  durch  a:   dzedzina   24,  25;  panosa  (panoS^)   24;    rana 

55;  im  Ganzen  13mal; 
ß)  durch  an  Imal:  dzeszandzinan  (d'e6(6in^)  6; 

b)  Verba  1.  sing,  praes. : 

a)  durch  a  Imal:  stoatcza  16; 

ß)  durch  e  Imal:  szicancze  (testor)  7. 

2.  Neupolnisches  ie  ist  bezeichnet: 

A.  In  Wurzeln : 

a)  durch  a  3mal :  wsyala  (vieln)  bl ;  xczdixi  48 ;  czacz  (c^^c)  8 ; 

b)  durch  an :  Brzanczco  (Breiko)  50 ;  Brzanczkoioy  50 ;  czanscz 

(Sesc)  73;  dzessi/ancz  59;  im  Ganzen  19mal; 

c)  durch  am    (vor  Labialen)  Imal:    Zambocziu   (Z^bociu)  72. 

B.  In  Stämmen: 

a)  in  f#-Stämmen: 

a)  durch  a  Imal:  dzecza  (cfed^)  20; 
ß)  durch  an  Imal:  dzeczanczego  20; 

b)  in  we7i-Stämmen : 

a)  durch  an  2mal:  yman  (im^)  2,  6; 
ß)  durch  0  Imal:  ymyo  67. 


*  Vgl.  Roty  przysiag  krakowHkich  z  koiica  wiekn  XIV  wydal  i  objaflni} 
Romuald  Hube,  in  der  Zeitschrift:  Bibliotheka  Warszawska,  Jahrg.  1874, 
Bd.  IV,  pag.  184—211.  Aus  dem  Jahre  1397  stimmen  die  Nummern 
1—2;  aus  dem  Jahre  1398  die  Nummern  3—31  und  aus  dem  Jahre  1399 
die  Nummern  32—73. 

64» 


1000  LeeiejewikL 

C.  In  Worten  y  acc.  sing,  pronom.  pen.: 

a)  durch  a  6mal:  sya  12  (2msi\),  39,  54,  55:  jgwya  a*: 
&)  durch  an  Imal :  zazan  (za  S^)  5.  ^ 

3.  NeupolniBches  9  ist  Tertreten: 

A.  In  Wurzeln: 

a)  durch  a  Imal:  lacach  (iqhA)  4; 

h)  durch  atn  (vor  Labialen)  4mal:  porambono  fpofrA'ow[>  1: 
obrambyona  54 ;  wyrambybüi  (sie !  vyrgb'ili)  b2 :  Traw^: 
fTreÄcJk)  68; 

c)  durch  afi  (vor  Gutturalen  und  Dentalen)  llmal:  dukn 
lanky  (Did^glci)  3;  Franczco  (Frocko)  38:  /raMzfewfli 
38,  66;  mantz  (mqi)  29;  Prelank  (PM^)  4,  5:  ffraiicaoc 
(strt^ad)  48;  H'oTifrotca  (Vqtrobca)  39:  ITtmlroic« 
(Vqtrdb6ina)  60;  Lanzanic  (L^iafnc)  45. 

B.  In  Stämmen: 

a^  Verba  11.  Classe  durch  aw  Imal:  sginanl  (zginol)  11: 
&^  part.  praes.  act. : 

a)  durch  a  Imal:  stoya  45; 

ß)  durch  an  2mal:  hronan  sze  (defendens  se)  1 :  przydancz&- 

C.  In  Worten: 
a)  instr.  sing,  subst. : 

a)  durch  a  9mal:    glowicza    (gloiico)    44;    kciznyn   [kcdkfj 

45,  32;  rwocza  (moco)    2,   25:    /"o/a  58:    ranA'^  rrfl»' 

21;  rzecza  56;  «//Za  52; 
ß)  durch    an    4mal :    gospodan    (gospodi^)    8:   graniczan  1: 

casznan  (ka£üo)   1 :  «iVan  f'iiV^)  2 : 
y)  durch  €£   Imal:  rankoymq  72: 
E)  durch  0  Imal:  tcolo  71: 
6^  acc.  sing.  adj.  fem.: 

2)  durch  a  5mal :  druga  55 ;  marcisszotca  (Marciioto)  24; 

Micolayowa  57  ;    nokczowska    (Xokdorsk^)  57 ;  «ra  41^? 
ß)  durch  an   Imal:  yednan  6: 


*  Ausserdem    kommen   folgende    nicht    nasalirte    Formen    des    Acc.   sii^- 
pronom.  per»,  vor:  #ye  18,  19,  25,  57,  69,  73;  «f  2,  7;  «*  2;  zatnft  4l 


Der  Lauiwertli  der  Naealyocale  im  Altpolnitchen.  1001 

c)  instr.  sing.  adj.  fem. : 

a)  durch  a  2mal:  meczowa  (rheiovt^)  44;  pospoUta  21; 
ß)  durch  q  Imal:  korzistnq  56; 

y)  durch  an  Imal :  szutan  {sutg  aufgeworfen)  1 ;  vgl.  altslov. 
sutif  fundere; 

d)  Verba  3.  plur.  praes. : 

a)  durch  a  2mal:  dersza  (Sleriq)  34;  maya  47; 
ß)  durch  an  3mal :  wedzan  (t'edg)  1 ;  swaczan  (testantur)  1 ; 
swanczan  (ivcUöo)  7. 

4.  Neupolnisches  «g  ist  vertreten: 

A.  In  Wurzeln: 

a)  durch  a  6mal:  wyazal  (tqzal)  25;  wzal  (viql)  45,  49  (2mal); 

ohwazala  19,  57; 

b)  durch    an:  yanl  (jql)  66;    clanyl  (klql)  6;    xandcz  (k§qd) 

47;  pyandzessanth  52;  im  Ganzen  21  mal. 

c)  durch  0  Imal:  wzol  71. 

B.  In  Worten,  acc.  sing,  pronom.  demonstr.: 

a)  durch  a  4mal:  ya  (jg)  25;  yasz  25,  58;  nya  62; 

b)  durch  o  Imal:  yo  43. 

Zur  Bezeichnung  der  Nasalvocale  sind  folgende  Zeichen 

angewandt  worden :  a  (16mal  fllr  f,  lOmal  fUr  if,  21mal  fllr  ^, 

lOmal  für  tj),  an  (26mal  für  f,   21mal  flir  if,  22mal  für  ^,  22mal 

flir  ig),  am  (Imal  für  if,  4mal  für  j),  <!]t  (2mal  für  j),   o  (Imal 

für  if,  Imal  für  q  und  2mal  für  ig)  und  e  (Imal  für  f).    Die  mit 

n  (resp.  m)  versehenen  Zeichen  (an,  am)  finden  sich  auch  hier 

meistens  (84mal)  im  Inlaute  (gegen  12mal  im  Auslaute),  sind  also 

correspondirend  mit  a,  welches  wiederum  hauptsächlich  (44mal) 

im  Auslaute   (gegen  13mal  im  Inlaute)   anzutreffen  ist.     Diese 

Zeichen  a,  an,  am  können,  wie  dies  auch  ihr  graphischer  Werth 

zeigt,  nur  den  Laut  q  bezeichnen ,  weil  sie  für  alle  neupolnischen 

Nasallaute  und  in  allen  Kategorien  derselben  vorkommen.   Das 

Zeichen  e  ist  ein  Schreibfehler  für  a,  was  auch  die  fehlerhafte 

Schreibart  des  dasselbe  enthaltenden  Wortes,    nämlich  swancze 

für   swatcze,   d.  i.  swatcza  zur  Genüge   darthut.     Ebenso   muss 

das  Zeichen  o  als  Schreibfehler  angesehen  werden.    Abgesehen 

davon,  dass  es  überhaupt  nur  4mal  vorkommt,  beweisen  solche 

Fälle  wie  ymyo  (altslov.  im^),  wo  ein  9  (wofür  man  das  Zeichen  0 


1002  LecieJewBki. 

höchstens  halten  könnte)  nie  vorkommen  kann,  dass  auch  o  nur 
irrthümlich  ^(fUr  a)  zur  Bezeichnung  eines  Nasal vocals  in  die 
Schrift  gekommen  ist. 

Ausser  diesen  Zeichen  findet  sich  noch  zweimal  q,  und 
zwar  beide  Male  zur  Bezeichnung  des  neupolnischen  g,  weswegen 
man  geneigt  wäre,  (^  als  q  zu  deuten.  Dem  steht  nicht  nur 
der  graphische  Werth  von  a,  sondern  auch  der  Umstand  ent- 
gegen, dass,  wie  wir  gezeigt  haben,  die  polnische  Sprache  am 
Ende  des  14.  Jahrhunderts  keinen  Laut  ^  besitzen  konnte. 
Wenn  man  deshalb  dem  Zeichen  einen  Lautwerth  beilegen  will, 
so  muss  man  es  nur  als  (j  (und  vielleicht  als  <{)  erklären. 
Demnach  besässe  auch  die  Sprache  der  Krakauer  Schwur- 
formeln nur  den  Nasallaut  q  (d.  i.  ((>  -\-  ü^).  Der  quantitative 
Unterschied  der  Vocale  tritt  in  diesem  Sprachdenkmal  in  der 
Orthographie  äusserlich  nicht  zum  Vorschein.* 

XXXV,  Wir  besitzen  noch  eine,  und  zwar  letzte  Sammlung 
von  Schwurformeln:  , Altpolnische  (Posener)  Eidesformeln  aus 
dem  14.  Jahrhundert',  herausgegeben  von  Professor  W.  Nehring 
(Archiv  IV,  177 — 189).  Diese  Sammlung  stammt  aus  den  Landes- 
büchern von  Posen  und  umfasst  die  Zeit  von  1386 — 1399.'^ 

In  denselben  ist 

1.  Neupolnisches  f  ausgedrückt: 
A.  In  Wurzeln: 

a)  durch  ^  3mal :  k^di  (kedy)  41 ;  t^di  41 ;  b^dze  39 ; 

b)  diu'ch  f^n  Imal:  m^nsza  (m^^a)  35; 

c)  dm'ch  a  Imal:  hadzesz  47; 

d)  durch   an   (vor   Dentalen   und  Gutturalen)   7mal:    rancze 

(r^ce)  21;  rancoyvmch  15;  Sandziwog  2,   7;    Sandziwoya 
11;  Sandziwogius  21  (2mal);  Sandivogium  7. 


J  Acc.  sing,  pronom.  pers.  hat  also  in  der  Sprache  der  Krakauer  Schwur- 
formoln  die  dualistische  Form:  wta,  c«,  &a  und  »«c,  6e,  Sc 

2  Die  einzelnen  Eidesformoln  vertheilon  sich  der  Zeit  nach  folgender- 
massou:  Nrn.  1 — 3  fallen  dem  Jahre  1386,  Nrn.  4—8  dem  Jahre 
1387,  Nr.  9—19  dem  Jahre  1389,  Nrn.  20  dem  Jahre  1391,  Nrn.  21—25 
dem  Jahre  1395,  Nrn.  26-38  dem  Jahre  1396,  Nr.  39  dem  Jahre  1397, 
Nr.  40  dem  Jahre  1398  und  Nrn.  42—47  dem  Jahre  1899  «u. 


Der  Laatwerth  der  Nu»lvoe&le  im  Alftpolnischen.  1003 

B.  In  Worten: 
a)  acc.  sing,  subst. : 

a)  durch  ^  12mal:  rolf^  20 ;  ysczin^  (üciney  öech.  jistina, 
im  späteren  Polnisch  üdzna  =  Capital)  16,  28 ;  od- 
mow^  21 ;  hinczk^  {Hinäc^,  nom.  pers.)  21 ;  rospraw^  21 
przisf^gf^  22;  kop^  40;  scodf^  (äkod^)  28;  schod^  (äkod^) 
38 ;  dzedzin^  47 ;  zachoczcz^  {zahoäCc^y  intercessor)  46 

ß)  durch  a^  Imal:  wina^  47; 
h)  acc.  sing,  pronom.  possesd.  fem.  durch  a  Imal:  moya  47 
c)  Verba  1.  sing,  praes. : 

a)  durch  ^  8mal:  swadcz^  (i(>ad6^)  17;  swatcz^  1,  2;  swacz^ 
9,  20,  29;  ^a^(^  (^^yO  ^^5  zaluy^  42; 

ß)  durch  a  Imal:  skaazuya  (skazuj^)  21; 

v)  durch  f^  Imal:  rzeknqcz  (^ekne-6)  39. 

2.  Neupolnisches  ie  ist  bezeichnet: 

A.  In  Wurzeln : 

a)  durch    ^    8mal:   przis^gawszi    (pry^gavhf)    41;    przü^zice 

(jurate)  41 ;  przis^dze  41 ;   przis^gf^  22 ;    v^li  (vj^li)  21 ; 
v^la  (vjela)  24,  25;  «z^^^i  21; 

b)  durch  f^n  6mal:  czfhicz  (6(M)   32;   dzesz^ncz   36;  pen^ndzi 

24,  35;  szaifhichi  (zaj^öy)  25;  i^natwo  (j^ctvo)  21; 

c)  durch  a  Imal:  prziyala  Cp^j(ia)  47; 

dj  durch  an  6mal :  dzeszancz  40 ;  pyanczidzesanth  46 ;  prziszan- 
gano  47;    TFancMZa/  21;  swanthi  40  (2mal).* 

B.  In  Worten: 

acc.  sing,  pronom.  pers.  durch   f^    lOmal:   csf^  42;   szf^  21 
(5mal),  24,  27,  41;  ssf^  8. 

3.  Neupolnisches  g  ist  wiedergegeben: 

A.  In  Wurzeln: 

a)  durch  ^  3mal:   s^ihka  {sf^dkay  dolium)  40;  wsir^cü  (inti'U- 
dere)  41 ;  W8tr(^cene  41 ; 


1  Als  nicht  hieber  gehörend  sehe  ich:  peczentami^  zapeczentani  21  an,  weil 
dies  Fremdwörter  sind  und  einen  Nasalvocal  damals  noch  nicht  ent- 
hielten ;  der  heute  in  pec^S  erscheinende  Nasal  ist  eine  spätere  Bildang. 
Das  Wort:  Jendrzichem  ist  JendHHem  (nicht  J^HHaii)  zu  lesen. 


1004  L«eieJ«wiki. 

b)  durch  o  (fehlerhaft  für  ^)  Imal:  wstrocä  47; 

c)  durch  a  Imal:  masz  (mqi)  46; 

d)  durch  an  6mal   (vor   Dentalen   und  Outturalen):  Krzm- 

sandowi  2;   krziwosanth  .43;   chorannego   (horqiego)  46; 
lanczky  (Lgda)  16;  sandziÜ  5;  wstranczono  47; 

e)  durch  am  (vor  Labialen)  Imal:  Dawbrowski  6,  19. 

B.  In  Worten: 

a)  instr.  sing,  subst.    durch  ^  7mal:  bodzeehn^  (BodAnq)  5; 

dafnoscz^  21;   laczin^  (la6in^,  latine)   21;    inocz^  ("•^cgj 
18,  42;  n2f^  42;  strug^  (torrens)  41; 

b)  acc.  sing.  adj.  fem.: 

a)  durch  ^  Imal :  dobr^  32 ;  pvst^  20 ; 
ß)  durch  a^  Imal:  ctora^  (kt&rq)  47; 

c)  Verba  3.  plur.  praes.  durch  ^  3mal :    day^  47 ;  rnoic^^  21 ; 

nech^  (ne  heg)  21 ; 

d)  instr.  sing,  pronom.  pers.  durch  ^  Imal:  mnf^  5. 

4.  Neupolnisches  g  ist  vertreten: 

A.  In  Wurzeln: 

a)  durch  ^  7mal:  Krs^szu  (K^qiu  Stadt  im  Posen'schen)  21; 

Ks^sza  21 ;  v^l  (vjql)  36 ;  wss^cz  6 ;  xcsz^lea  42 ;  i?z(^i  37 ; 
it?«2(JZ  43; 

b)  durch  ^n  Imal:  cz^yw^e  fc^^ej  9; 

cj  durch  on  Imal:  prziyoncz  (p^JQc)  22; 

d)  durch  a  Imal:  penadze  29; 

ß)  durch  a7i  Imal:  panczidzeaanth  46; 

/)  durch  au  Imal:  wsavl  (v§ql)  4. 

Zur  Bezeichnung  der  Nasalvocale  sind  in  den  Posener 
Eidesformeln  folgende  Zeichen  angewandt  worden:  ^  (23mal 
für  f,  18mal  ftlr  if,  16mal  fiir  q,  Tmal  für  ig),  ^  (Imal  für  f, 
6mal  fUr  t>,  Imal  für  t^),  o  (welches  ein  Schreibfehler  für  (^  ist, 
Imal  für  ^),  on  (ein  Schreibfehler  für  (^n,  Imal  für  i^),  a^  (Imal 
für  f,  Imal  für  j),  a  (3mal  für  f,  Imal  für  if,  Imal  fUr  g,  Imal 
für  i^),  a?i  (7mal  für  f,  6mal  für  ef,  6mal  für  ^,  Imal  für  f?)/ 
am  (2mal  für  j),  r^.  (Imal  für  f),  au  (Imal  für  t^). 

Die  mit  ;j  (^m^  versehenen  Zeichen  (fhi,  an,  am)  kommen 
^.h  hier  nur  im  Inlaute  vor,   ein  Beweis,  dass  der  Nasallaut 


Der  Laotwerth  der  NasalTocale  im  Altpolnitohen.  1005 

im  Inlaute  nicht  mehr  ganz  nasalirt  ausgesprochen  wurde ;  diese 
Zeichen  haben  gleichen  Lautwerth  mit  den  entsprechenden, 
den  Nasal consonanten  (n,  m)  entbehrenden  Zeichen,  nämlich  ^,  a. 
Die  Zeichen  ^  (o),  ^n  (on),  a  (an)  kommen  sonst  für  alle  neu- 
polnischen Nasalvocale  vor,  sie  müssen  also  überall  und  unter 
sich  gleich  gelautet  haben,  was  nur  möglich  ist,  wenn  sie  den 
Laut  q  darstellen.  Das  Zeichen  a^  (welches  sich  2mal  vor- 
findet) ist  die  Verbindung  zweier  Zeichen  a  +  (^ ;  eß  kommt 
beide  Male  in  einer  und  derselben  Schwurformel  (Nr.  47)  vor ; 
es  mag  dies  eine  orthographische  Eigenthümlichkeit  des  be- 
treffenden Schreibers  gewesen  sein,  indem  er  anzeigen  wollte, 
dass  das  a  (des  Zeichens  a^)  nasalirt  ausgesprochen  werden 
soll  und  zum  Zeichen  dessen  ein  ^  hinzufügte.  Es  muss  eben- 
falls q  gelesen  werden.  Das  einmalige  Vorkommen  von  q  (für  f) 
würde  ich  geneigt  sein  als  Druckfehler  für  a  anzusehen ;  ist  es 
aber  kein  Druckfehler,  so  kann  es  auch  nichts  Anderes  als  q 
bedeuten.  Das  Zeichen  au  endlich,  welches  wir  auch  schon 
früher  in  den  von  Przyborowski  herausgegebenen  Eidesformeln 
besprochen  haben,  kommt  auch  hier  wie  früher  vor  einem  l 
vor,  welches  diese  Schreibart  bewirkt  hat,  bedeutet  also  auch 
den  Laut  q.  Somit  kennt  die  Sprache  der  Posener  Schwur- 
formeln nur  den  Nasallaut  q,  d.  i.  a  -f  iq,^ 

XXXVI.  Das  älteste  bis  jetzt  bekannte  datirte  polnische 
Sprachdenkmal  bilden:  Confessio  Generahs,  Pater  noster,  Ave 
und  Credo,  welche  uns  alle  zusammen  in  einer  Handschrift  aus 
dem  Jahre  1375  erhalten  sind.'^  Sie  zeigen  folgenden  Stand  der 
Nasalvocale : 

1.  Neupolnisches  f  ist  ausgedrückt: 

A.  In  Wurzeln: 

a)  durch  ^  2mal:  mf^ky  (m^Ki)  1;  m^czf^n  4; 

b)  durch  ^i  Imal:  m^nczon  4. 


^  Die  Form  des  Acc.  sing,  pronom.  pers.  lautete  in  der  Sprache  dieses 
Sprachdenkmals  nur:  fnq,,  ^q.  Sq. 

3  Vgl.  W.  Nehring:  Das  älteste  his  jetzt  bekannte  datirte  polnische 
Sprachdenkmal  im  Archiv  IV,  190.  Die  beigefügten  Zahlen  bedeuten: 
1  =s  Confessio,  2  =  Pater  noster,  8  =  Ave,  4  =x  Credo. 


1006  liCciejewBki. 

B.  In  Worten: 

Verba  l.sing.  pracs.  durch  ^  9mal:  kaif^  se  (confiteor)  1; 
kat^  886  1  (5mal) ;  pross^  (p^*o§^)  1 ;  werz^  (ver^{)  4 ;  vez^  (sie  pro 
verz^  4. 

2.  Neupolnischcs  if  ist  wiedergegeben: 

A.  In  Wurzeln: 

a)  durch    ^   7mal :    cz^sto    1    (3mal) ;   {{^tego  (j^tego)   1 ;  p^czi 

(p(ci)  1,  pf^czo  (p^6q)  1 5  sw^te  1 ; 

b)  durch  j^u  Imal:  dzeas^nczor^  1; 

r)  durch  an  6mal :  8wantym  1 ;  swantich  1 5  »wanfego  (^v^tego) 
If  4;  swanto  4;  oswantcz  se  2. 

3.  Neupolnisches  ^  ist  vertreten: 

A.  In  Wurzeln: 

aj  durch  ^  2mal :  Jj^cä  (bgd')  2 ;  przest^pil  1 ; 

6J  durch  an  3mal:  sandzicz  (sf^d'zid)  4;   skandze  (sk^d-ie)  4; 

wstampil  4. 

B.  In  Worten: 

aj  instr.  sing,  subst.  durch  (^  3mal :  neczistot^  1 ;  p^cz^  (iK^i) 

1 ;  dzess^nczor^  1 ; 
/>J  acc.  sing.  adj.  fem.  durch  (^  2mal:  io2(^  1;  sicantp  4; 
cj  instr.  sing,  pronom.  possess.  fem.  durch  f^  Imal:  m^  1; 
d)  instr.  sing,  pronom.  pers.  durch  a  Imal:  toha  (tobo)  3. 

C.  In  Stämmen,  part.  praes.  act.: 

a)  durch  f^  Imal:  wsemog^czego  4; 

b)  durch  an  Imal:  wssemoganczego  1. 

4.  Neupolnisches  i^  ist  bezeichnet: 

In  Wurzeln  durch  ^  Imal:  pocz^l  4. 

Die  Nasalvocale  sind  bezeichnet  nur  durch  ^  (11  mal  fUr  e, 
7mal  für  %  9mal  für  ^,  Imal  für  iV>),  f^n  (Imal  flir  f,  Imal  für  if), 
an  (8mal  für  tV,  4mal  für  r>)  und  a  (Imal  flir  o);  auch  hier 
kommen  die  mit  n  versehenen  Zeichen  (^n,  an)  nur  im  Inlaute 
vor  und  bezeichnen  also  den  bereits  differenzirten  Nasallaut; 
sonst  werden  aber  ^  (^),  «^  (<^)   z^r  Bezeichnung  aller  neu- 


Der  Lantwertb  der  Nasalvocftle  im  Altpolnischen.  1007 

« 

polnischen  Nasalvocale  gebraucht  ^  müssen  also  überall  und 
untereinander  gleich^  nämlich  ((>  gelautet  haben.  Somit  kennt 
die  Sprache  dieses  Sprachdenkmals  nur  den  nasalen  Laut  qy 
d.  i.  (^  +  iqA 

XXXVII.  Die  erste  Stelle  unter  den  altpolnischen  Sprach- 
denkmälern nimmt  det*  Florianer  Psalter  ein.*  Da  uns  in  Bezug 
auf  seine  Entstehung  alle  Daten  fehlen,  so  muss  man  die  Sprache 
dieses  Denkmals  als  Grundlage  der  Zeitbestimmung  annehmen. 
Diese  nöthigt  uns  aber,  wenigstens  das  letzte  Viertel  des  14.  Jahr- 
hunderts als  die  Zeit  der  Entstehung  des  Florianer  Psalters  an- 
zusetzen, wobei  man  jedoch  hervorheben  muss,  dass  die  Sprache 
dieses  Denkmals  in  mancher  Beziehung  Aelteres  bietet. 

Da  der  Florianer  Psalter  von  drei  verschiedenen  Schreibern 
(Verfassern)  herrührt,  welche  gerade  in  der  Bezeichnung  der 
Nasalvocale  von  einander  abweichen,  so  behandle  ich  wiederum 
jeden  Thcil  fiir  sich.  Im  ersten  Theile  nun,  welcher  bis  zum 
Psalm  101,  V.  18  geht,  zeigt  sich  in  unserer  Frage  folgender 
Sachverhalt. 

1.  Neupolnisches  e  ist  ausgedrückt: 

A.  In  Wurzeln : 

a)  durch  ^:  h^d^  (1.  sing.)  3 6,  44;^   r^kama  234,  46 1,  76»; 

si^dz(l>  (sed'i^)  ^^1,  746;  stf^kane  31  o,  78  ii;  st^kana  101 6 ; 
vdr^czU  37«,  433;  vdr^czena  17  21,  43«;  ward^g^  (jumen- 
timi)  7755;  wiegle  17 10,  17 14,  17 15;  im  Ganzen  540mal; 

b)  durch  ^^  Imal :   b^^d^  62,   was  aber  nur  ein  Fehler  für 

b(^d(^(^  ist; 

c)  durch  o  (fehlerhaft   für  (i):   bodzesz  58  0;   odpodzasz   87 15; 

ylobocosczi  70«,  76 15,  77  is;  ««odt(vasa;  öech.  sud)  7  14; 
zamotcze  99,  9  21;  zamotcowe  24  is;  im  Ganzen  34mal. 


1  Der  Acc.  sing,  pronom.  pers.  zeigt  nur  die  folgende  Form:  ae  1,  2;  m« 
1  (7  mal),  4;  «z«  4;  hat  also  nar:  nie,  c«,  ie  gelautet. 

2  Vgl.  Psalterz  Krolowej  Malgorzaty,  pierwszej  fony  Ludwika  I  wydanj 
staraniem  Stan.  hr.  na  Skrzymie  Dunina-Borkowskiego.  Wiederi  1834. 
Eine  zweite,  sehr  sorgfaltige  Aasgabe  dieses  Denkmals  besorgte  ^rof. 
W.  Nehring:  Psalterii  Florianensis  partem  polonicam  ad  fidem  codicis 
recensuit,  apparatn  critico,  indice  locnpletissimo  instruxit.  Posoniae  1883. 

^  Die  vollständige  Aufxählang  der  Formen  aller  Personen  von  bede  habe 
ich  gegeben  im  Archiv  für  alav.  Philo!.,  Bd.  VIU,  92  and  260. 


1008  L«ci«j«wski. 

B.  In  Stämmen  der  Verba  11.  Ch»e: 

a)  durch  ^:  nacz^gn^li  63  s;   ogam^l^M  (neapoh.   393»:  »ifB- 

n^lo  31 9;  ogarn^li  16 12^  17 15;  im  Ganmt  19iiul: 

b)  durch  0  2mal:  wirzignolo  (eructavit)  44 1;  aynufi^K^«. 

C.  In  Worten: 

a)  Acc.  sing,  der  -a,  -ja-Declination : 

2)  durch  ^:  chwal^  Prol.  1  u^  8$;  ezifwerdz^  (cnr4f\  ^»; 

czrzod^  {^Tod{j  grex^  77  57;  dchrai^  24«,  36s:  rfrs^  It, 

09,  17  ss;  lichot^  OBy  6»;  /ic&/(^  (usara)  14«:  im  Gimn 

362mal; 
ß)  durch  o  (fehlerhaft  für  ^)    12mal:    cfauczo  ^g:  Heia* 

93x3;  modlitwo  54 1;  nepratrclo  31  6;  prairold  9^«:  ^ra- 

trodo  446;  prawdo  69 6^  9öiOy  83s;  «fnoro  ^if:  mi» 

78  s;  icinniczo  79  iä; 
ft^  acc.  sing,  pronom.  possesB.  und  demonstr.  fem.: 

a)  durch  ^:  moy^  3i,  4 2,  09;  /troif^  19«^  24s:  jaroio  36b: 

39x1;  im  Ganzen  131mal; 
ß)  durch  o  (fehlerhaft  für  (ji)  Imal:  woto  30»: 

c)  Verba  1.  sing,  praes. : 

a)  durch   ^:    b^^   vgl.    oben;    m^z^   se   ^tribulor)  30 a, 

101 2;*  im  Ganzen  201mal: 
ß)  durch  0  6mal:    nctpelno  80  9;  poydo   41 4;    vsyedlo  ^s; 
wnydo  70 17;  zawadzo  ^^833;  ftfxio  17.S3: 
<i^  aor.  sing,  nach  der  II.  Classe  durch  p  Imal:  2^*wp(periiti9j. 

2.  Neupolnisches  /r  ist  wiedergegeben: 

A.  In  Wurzeln: 

r)  durch  p.*  cz(^8cz  (fe,^c)  15  .s,  38«:  cz^scy  62?;  rzp»i*iw  4j, 

3421:    czi^sti  3923;    dzesz^cz  00  7;   dzesz^y  32  iy  91  Ji 

dzeszqczp  67  ih;  /^^rrß  (jftce)  67  7;  ipczcz?  68»»;  i^czibco 

r)2H,  67  1'*,  84i:^  /pr/A:  11  3:  im  Ganzen  11  Imal; 

/>y  durch  o:  czoscz  10  7 ;  czoske^l  4  ;  ?oz*X*  HO  5;  im  Ganzen  14iiuü. 


*  VoIIstÄDdig  sind  die  Formen  der  1.  sing.  präs.  aufgezählt  im  Archiv 
für  slav.  Philol.  VIU,  257  f. 

'  Diese  Worte  sind  nicht  vom  Stamme  jeii-,  wie  das  neupoln.  j^«  = 
captivus,  sondern  von  dem  Participialstamm  jfl-  abzuleiten;  ihre  voll« 
Form  lautet  also:  j^hca^  woraus  jfcijcay  j^cca,  und  j^bätwoy  woniu 
j^f>9tux>j  j^shoo,  jedvo  geworden  ist;  vgl.  altalov.  j'^yu^  capthui. 


Der  Lantwertb  d«r  Natalvocal«  im  Altpolniichen.  1009 

B.  In  Stämmen: 

a)  f^Stämme: 

a)  durch   ^:   dzecz^czi  85 15;   ks^szf^ta  2i,  23?;   swerz^tom 

4821;  im  Ganzen  17mal; 
ß)  durch  0  3mal:  ks^szota  82 11;  ks^szoti  AAi^'^  kurzota  883; 
h)  in  men-Stämmen: 

a)  durch  ^:  brzem^  (tempus)  20  9;  brzem^  (onus)  37*;  ym^ 

9  b,  9 10;  im  Ganzen  56mal; 
ß)  durch  0  Imal:  ymo  79  ig. 

C.  In  Worten: 

Acc.  sing,  pronom.  pers. : 

a)  nach  Präpositionen: 

a)  durch  fJ;  m^  1 9,  172o;  czf^  15i,  IGs;  8^  43«o,  49i8;  im 

Ganzen  Ö2mal; 
ß)  durch  0  Imal:  czo  20 11; 

b)  nach  einem  Verbum  durch  ^  2mal:  s^  509,  859;i 


1010  L«ei«j«w0ki. 

3.  Neupolnisches  g  ist  vertreten: 
A.  In  Wurzeln : 

a)  durch  ^;  b^z  Tg,  9 19;  s^sadom  30 u,  43  ir,;  r^X:  (manuum) 

89 1»  (2mal);  tn^ha  Prol.  1 13;  tr^hi  406,  97?;  tr^b^  (acc.) 
80  3;  trf^bach9lT^  tr^btczeHOs]  vr^gai^czego  43;  tcir^li 
73?;  im  Ganzen  251mal; 

b)  durch  0  (fehlerhaft  fUr  ^)  13mal:  dokod  93  3;  goslmy  91 3; 

odstapay^  72»*;  oiro^  95 13;  «orfi  (judicia)  06  s»;  prziso- 
dzon  3635;  wstopil  07  36,  17  ^'j  pocrotk// 1 10^  15  17;  2^1  wo- 
c?7?!  (zamo6ili)  47  ä  ;  zamoczoni  (zamoconi)  34 17  ;  bodzcze  58  7 : 
c^  durch  j^fJ  12mal:  m^^czi^  ('^QC()  30 11,  08  21,  101  2;  mf>^czQ 
(mgcQ)  226,264,6824,  101 2;  m^^cyl  55 1;  am^pczil  6825; 
zam^^czäi  639;  gamfJf^czon  87  le;  mf^f^czo  (fnrjcQ)  3i. 


(2inal),  32  le,  32  ir,  32  si,  339,  33  ß,  33  7,  33  »  (2mal),  34  10  (2inal),  34  is. 
34 10,   34  17,   34  iH,   34  91,   34  99   (2inAl),   34  97,   34  9»   (Sinai),   34  si,   36  4, 

36  0,  36  11,  36  18,   36  99,   36  95,  36  9e,   36  97,  36  98,   37  4,    37  6   (2inal),   37?. 

37  8(2mal),  37  10,  37  11,  37  i&.  37  17,  37  90  (2mal),  38»,  38  4   (2mal),  38  9, 

38  i&,  38  iR,  39  c,  39»,  39  17,  39  99  (2mal),  40  4,  40  19,  40  i4  (2ina]),  41  9, 
41  6,  41  7,  41  8,  41  16,  42  6,  42  6,  43  10,  43  94,  43  97  (2mal),  44  4,  44  »o, 
46  9  (2mal),  45»  (3inal),  45  6,  45  6  (3mal),  46  9  (2mal),  47  4  (2in&l),  47  s 
(3inal),  47  10  (2mal),  48  6,  48  6,  48  19,  48  is,  48  17,  48  19,  49  is,  60  «,  60  9, 
50  14,  50  17,  51  1,  61  6,  61  9,  52  9  (2mal),  52  4  (2mal),  52  8  (2mal),  53  e. 
54  9  (2inAl),  64  s,  54  4,  54  7,  54  90,  54  99,  54  28  (2mal),  56  s,  664,  55  11. 
66  1,  667,  67  8,  67  7,  57  16,  6810,  59  1  (2inal),  69  9,  69  4,  69  6,  60  3,  60  5. 
61  8,  62  3,  62  8,  62 10,  63  4,  63  8  (2mal),  63  9  (2inal),  63  11,  64  3,  64» 
(3nia]),  64  13,  66  8,  66  r.,  65  6,  66  ir.,  66  in,  66  1  (2mal),  66  3,  66  4  (2xnal). 
66  f.  (2inal),  66  0,  67  3  (2mal),  67  ß,  67  7,  67  9  (2mal),  67  10,  68  ß,  68  13, 
68  14,  68  91,  68  «6,  68  37,  69  3,  69  4  {2mal),  69  r,  (2raal),  70  13,  70  sa,  70  ss, 
70  «4,  70  9ß,  71  11,  71  16,  71  90  (2mal),  72  9,  72  lo,  72  is,  72  21  (2mal),  72  si, 
72  20,  73  1,  73  4,  73  6,  739i,  73  99,  74  1  (2mal),  74  9,  74  4,  74  8  (2mal),  76  s. 

76  4,  76  7,  75  10,  76  s  (2mal),  76  4,  76  c,  76  9,  76  19,  76  ir,  (2mal),  77  19,  77  94, 

77  38,  77  39,  77  44,  77  46,  77  68,  77  cn,  78  i4,  79  r.,  79  15,  80  1,  81  ß,  82  7,  82  9. 
82  in,  83  'j.  84  r.,  84  0  (2mal),  84  9,  84  10,  84  11,  85  8,  86  11,  86  16,  86  ß,  87  3, 
87  4  (2mal),  87  7,  87  11,  887,  88  1 6,  8840,  88  4ß  (2mal),  8851  (2roal),  89  1, 
89  16  (2mal),  89  17,  90  ß,  90  7,  90  10,  91  1,  91  7,  91  s  (2mal),  91  19,  91  i4,  92  1 
(2mal),  92  9,  92  7,  93  9,  93  iß,  93  i8,  93  99,  94 1,  94  7,  96  9,  95  11  {4nial), 
95  19,  96  1  (2mal),  96  7,  96  8,  96  9,  96  is  (2mal),  97  6,  97  8,  97  »,  98  1,  98  3, 
99  4,  100  3,  101  9,  101  7,  101  10,  101  19,  101  14,  101  16;   my«  863;  sife  87  3. 

Aufwer  dionon  beiden  Formen  den  Acc.  sin^.  pronom.  pers.  kommt 
im  ersten  Theilo  do«  Flor.  pHalter»  für  die  beiden  ersten  Personen  anch 
bereits  die  Gestionsform  m»«»,  M^e  für  den  Acc.  vor;  z.  B.  mw«  12  &, 
17  6,  17  44,  21  9,  33  4,  33 11,  34;  (2nial),  38  6,  40 19,  49 1 6,  50 19,  87  6, 
87  8;   cxebe  24  99,  26  13,  39  99,  62  9,  68»  n.  s.  w. 


Der  Lantwerth  der  Naealvoeale  im  Altpolnischen.  1011 

B.  In  Stämmen: 

a)  Verba  11.    Classe   durch   ^:  nacz^gn^l   57  s;    nevsn^l  124; 

ogam^l  21  ic;  im  Ganzen  13mal; 

b)  part.  praes.  act. : 

a)  durch  ^:  besz^cz  54?;   boiui^czich  502;    boi^cze  se  145; 

badaiQcz  63  n  ;   boleificzy  68  34 ;    czin^czy  24  3,  85  9 ;    im 

Ganzen  179mal; 
ß)  durch  0:  chodzocz  100  8 ;  czirpoczy  369]  goratacymy  Tu; 

im  Ganzen  12mal. 
Als  Schreibfehler  ist  mit  Professor  Nehring    (Iter  Floria- 
nense  78)  icidzecz  (für  widzficz)  12  z  zu  halten. 

C.  In  Worten: 

a)  instr.  sing,  subst.    durch   ^ :  bracz^  (bracq)  Prol.  2 1 ;    60- 

inzn^  52  e ;   czcz^  (^2)  ^  ^>    ^"^  ^*  5   czudnoscz^  44  5 ;    drogffi 
(via)  8840;  im  Ganzen  34mal; 

b)  acc.  sing.  adj.  fem.: 

a)  durch    f^:   bosz^   (boio)  Prol.   lu;   233;   cMeboxo^   525; 

godn^  80  3;  gorzk^  63  s;  im  Ganzen  34mal; 
ß)  durch  0  Imal :  sadotoo  (pomorum)  78 1 ; 

c)  instr.  sing.  adj.  fem.: 

a)  durch  (^  9mal:  iedn^  (semel)  61 12;  wsz^  44  is,  46«,  96 10; 

moi(^  Prol.  2i,  54 1;  twoii^  445  (2mal);  «ii?o/fi  726; 
ß)  durch  o  Imal:  zlo  24 20; 
y)  durch  f^fi  Imal:  iedn^^  88 a5; 
d^  instr.  sing,  pronom.  pers. : 

a)  durch  ^:  mn^  42,  62;  ^o/>(^  54,  18 5;  im  Ganzen  45mal; 
ß)  durch  0  Imal:  mno  372,  85 ic; 
y)  durch  ^^  2mal:  mn<^^  30 11,  55 1; 
e)  Verba  3.  plur.:  * 

a)  durch  ^:  b^df^  (b^do)  vgl.  oben;  bich^  99;  im  Ganzen 

580mal; 
ß)  durch  o:  m^f^czo  3i;  przehiwaio  835;  pwayo  486;   im 

Ganzen  19mal; 
y)  durch  ^i^  3 Imal:  bod<^^  5 13,  2134,  44 13,  588,  58i6,  675; 

835,   88 16  (3nial),   895,   91 7,   91 13,   934  (2mal),   979 

(2mal),  101 16;   czin^^  (faciunt)  586;   bucz^f^  (exaspe- 


«  Vgl.  Archiv  für  »lay.  Phil.  VIII,  267  f. 


1012  L«eUj«vtkL 

rant)  65«:  gon^  (pereeqaatnr)  34s:  «e  raznemof^ 
(infirmen tur)  57?;  rzdc^  (dicent)  51«.  78  lo:  prs- 
hlisz^  31  s:  slawoi^  $e  (gloriantur)  48s:  &qQ  (sunt)  34u: 
vpadnpp  (cadent)  90?;  wnid^  (deTenient)  57;:  m- 
gin^  3623:  zginpp  79  17. 

4.  NeupolniBches  io  ist  bezeichnet: 

A.  In  Wurzeln : 

a)  durch  p:  dzfsla  (d*f>$Ia)  684:  y^l  67 1»:  padyol  77 st:  irspl 

Prol.  2z,  144;  im  Ganzen  105mal: 
h)  durch  o  8mal :  neicrzodosezi  (Pul.  Psalt.  newrzqdnotzczi f  30 tt: 
obrzod  49 17;  obozali  sp  $e  (obCozali)  19»;  pmfcl  69:  Ky>/ 
77-6:  wzglodni  70  is:  wzczogla  79  k;  «?<h2o  (zfßdei  20 i. 

B.  In  (^-Stämmen: 
durch  (^  5mal:  cze/(^f  49 10,  50 so:  ks^zot  81  t,  86  e;  ^czenat  06s. 

C.  In  Worten: 

a^  acc.  sing,  der  -;a-Dec]ination  durch  f^  5mal:  idumeio  ^Ida- 
meam)  59»;  posezdp  403:  tro^  368,  39  u: 

b)  acc.  sing,  pronom.  demonstr. : 

a)  durch  (>:  if^  232  (2mal)y  47s:  nf)  569:  icte  7::  im  Gan- 
zen 28mal: 
i»^  durch  0  Imal:  iosz  8849. 

Der  erste  Theil  des  Florianer  Psaher  hat  fiir  die  Xasal 
laute  nur  folgende  drei  Bezeichnungen:  q,  o,  f)<),  und  weil  0  nur 
ein  Schreibfehler  für  p  istj  so  kann  man  sagen,  nur  die  beiden 
Bezeichnungen  q,  qq.  Das  Zeichen  p.  welches  alle  neupolnischen 
Nasallaute  in  allen  Kategorien  vertritt  und  überall  gleich  ge- 
lautet haben  muss,  kann  aus  diesem  Grunde  nur  den  Laut  a 
bezeichnen.  Das  Zeichen  qq  unterscheidet  sich  von  q  nur  quan- 
titativ^  nicht  qualitativ,   wie  wir  dies  bereits   früher  zu  zeigen 


*  In  meiner  Abhandlang:  ,Die  Sprache  des  polnischen  Theile»  des  Flor. 
Psalters*  (Archiv  VI,  524)  bin  ich  der  Meinung  gewesen,  das«  dem 
Zeichen  o  eine  besondere  Bedeutung  beizumessen  sei:  meine  gegen- 
wärtigen Studien  über  die  altpolnischen  Nasallaute  haben  mir  die  Teber- 
zeugung  beigebracht,  dass  dies  nicht  der  Fall  sein  kann ;  dass  c  our 
ein  Fehler  für  ö  iüi,  zeigt  das  numerische  Verhaltniss  von  o  xu  p. 


Der  L«atv«nk  der  XMalv«eale  ia  Ahp«taisck«a.  1013 

gesucht  haben,  weshalb  maa  ihm  den  Laiitwerth  ä  zu  vindi- 
ciren  hat.  Somit  besitzt  der  erste  Theil  des  Florianer  Psalters 
als  Hanptnasallaut  q  (d.  i.  q  und  iVi*:  die  Lunge  dieses  Lautes 
q  (d.  i.  q  und  i^)  ist  in  einigen  (46)  Fällen  auch  äusserlich 
angegeben.  1 

XXXTIII.  Im  zweiten  Theile  des  Florianer  Psalters, 
welcher  von  Psahn  101  v.  19  bis  Psalm  106  v.  2  f.  .  .  od 
goipodna)  sich  erstreck t,  sind  die  Nasalzeichen  folgendermassen 
bezeichnet. 

1.  Neupolnisches  e  ist  wiedergegeben: 

A.  In  Wurzeln: 

durch  fJ:  b^d(^  (1.  sing.)  103  m;  r^v  101«,  103»,  105  u; 
r^kama  103»,  105  4o;  st^kanec  101  si;  im  Ganzen  35mal. 

B.  In  Stämmen  der  Verba  11.  Classe: 

a)  durch  ^  Imal:  paplin^li  (poptynely)  104  lo; 

b)  durch  o  Imal:  zginolich  101 21. 

C.  In  Worten: 

a)  acc.  sing,  subst.  der  -a-,  -^a-DecIination  durch  ^:  chtcal^ 

101 22,  105 13:  granycz^  103 10;  kann(^  10328;  im  Ganzen 
24mal ; 

b)  acc.  sing,  pronom.  possess.  fem.  durch  ^  4mal:  ttooy^  1025; 

swoyf^  1059,  10521,  10526; 

c)  Verba  1.  sing,  praes.   durch  f^  3mal:   b^d^   10334   (2mal), 

10335. 


*  Demnach  besitzt  die  Sprache  des  ersten  Theiles  dieses  wichtigen  Sprach- 
denkmals eine  zweifache  Form  des  Acc.  sing,  pronom.  pers.,  nümlich  ; 
^^  ^^j  ^  ^^^  ^'^^f  ^^1  ^^i  denn  dass  die  Schreibart  des  Florianer  Psal- 
ters: me,  cze,  #c,  nicht  m^,  <fe,  Se  zu  lesen  ist,  wird  wohl  jetzt  Niemand 
bezweifeln.  Auch  Herr  Prof.  Nehring  stimmt  in  dieser  Beziehung  in 
seiner  Ausgabe  des  Flor.  Psalters  mit  mir  überein.  Der  Unterschied  in 
der  Anwendung  der  beiden  Formen:  mq,  Sa,  Sq  und  me,  6t^  Se  ist  der 
bereits  oben  bei  Besprechung  des  Hedvigbüchleins  (Abschnitt  XX)  an- 
gegebene. Die  nasale  Form  kommt  nur  nach  einer  Präposition  (mit 
Ausnahme  zweier  Fälle),  die  andere  ohne  Ausnahme  nur  nach  einem 
Verbum  vor.  Das  HedvigbUchlein  und  der  Flor.  Psalter  zeigen  in 
dieser  Hinsicht  eine  vollkommene  Uebereinstimmung. 
9itciin^b«r.  d.  phil.-hist  Ol.  CXI.  Bd.  U.  Hft.  65 


1014  Leciejtwtki. 

2.  Neapolnisches  ie  ist  aasgedrückt: 

A.  In  Wurzeln: 

durch  ^:  cz^sto  105  40;  y^ly  10544:  k9^d£i  fkSedem)  104»; 
im  Ganzen  16mal.  Die  Form  trzyescz  103  33  ist  entweder  ein 
Fehler  oder  ein  Cechismus  (vgl.  mez^  für  medz^  103 10). 

B.  In  Stämmen: 

a)  in  ff -Stämmen: 

a)  durch  ^  Tmal:  czyel^  105^0;  czel^cza  105»;  ks^Mz^  104 1»; 

ks^sz^ta  10421;  pirzicyeczn^ta  (primogenita)  104»;  scze- 

ny^ta  103  22 ;  zwyerz^ta  103  21 ; 
ß)  durch  o  (fehlerhaft  für  j))  Imal:  pirzwyczno  (primogeni- 

tum)  10435; 

b)  in  fnen-Stämmen   durch  ^  6mal:  ym^  101 22:  ymyo  lOo?: 

gymy^  104 1;   sem^^  (^^^^)  101 29;   giemy^  105  27:  ozemyo 
(sie  pro  szemyfi)  1046. 

C.  In  Worten: 
acc.  sing,  pronom.  pers.  durch  p  5mal :  m^  101 » ;  s^  103fl, 

103  SS,    105 18,    105  19;    81^    101  27.1 

3.  Neupolnisches  o  ist  vertreten: 

A.  In  Wurzeln: 

durch  ^:  h^dz  103.32,  103  r>;  spdy  104;;  ztimöczeuy  103»; 
zamf^czay^czee  10512;  im  Ganzen  22mal. 

B.  In  Stämmen: 

a)  Verba   IL  Classc  durch   p  2mal:   rozczpgnpl    10438 ;  tczpo- 

mon^l  102 11 ; 
h)  part.  praes.  act. : 

a)  durch  (^:   hoypczymy  sye  102  le,   102 11;    bydl^czy  104 12; 

czyny^  1026;  im  Ganzen  ITmal; 


*  Ausser  diesen  nasalirten  Formen  kommen  noch  folg^ende  nicht  nasalirte 
Formen  des  Acc.  sing,  pronom.  pers.  vor:  »i/e  102  3,  102  is  (3mal),  102 1«, 
103  6,  103  10,  104  1,  104  4,  105  88,  105  4o.  105  «9,  105««;  «te  102»,  103t, 
105  so;  »e  102  9,  103  93  (2mal),  103  30,  103  ss,  103  33,  103  3&,  104st, 
105  41;  8ze  102  6,  104  3.  Einen  Unterschied  im  Gebrauche  dieser  beiden 
Formen  zu  statuiren  ist  nicht  möglich  ;  beide  kommen  nach  Yerbum  vor. 


Der  Lantworth  der  Nasalvocale  im  Altpolnischen.  1015 

ß)  durch  f^  3mal:  boyfhiczymy  sehe  102  is;  czakay^nczy 
102,8;  czyrpy^nczym  1026. 

C.  In  Worten: 
a)  instr.  sing,  subst. : 

a)  durch  ^  4raal:  krasz^  (decus)  1032;  sll^  102  20;  zpowedz^ 

(confesßio)  1032;  stcyetlosczp  (neupoln.  svatlo^c^)  1032; 

ß)  durch  e(^  Imal:  dzedzyne^  105  5; 

h)  acc.  sing.  adj.  fem.: 

a)  durch  (^  2inal :  newynowat^  105  se ;  szil^dn^  (desiderabilis) 

10524; 

ß)  durch  o  Imal:  znano  1059; 

c)  instr.  sing,  pronom.  possess.  fem.  durch  e^  Imal:  tiooye^  1055; 

d)  Verba  3.  plur.  praes. : 

a)  durch  ^:  bich^  101 23;  bych^  10322,  10344;  vczyny^ 
1053;  vczek^  1038;  zgyn^  103 so;  zgldn^  101 27;  im 
Ganzen  66mal; 

ß)  durch  0  Imal:  byclw  10424; 

f)  durch  e^  8mal:  se^  (sunt)  10440,  105 13  (2mal),  105 14, 
105  lä  (2mal),  105  21,  10537. 

4.  Neupolnisches  iq  ist  bezeichnet: 

A.  In  Wurzeln: 

durch  ^:  doy^d  103  34;  ks^sz^  104 19;  myes^cz  103  20;  im 
Ganzen  17mal. 

Der  zweite  Theil  des  Florianer  Psalters  hat  also  folgende 
Nasalbezeichnungen:  ^  (für  alle  neupolnischen  Nasallaute),  0 
(welches  ein  Schreibfehler  ist  fiir  ^  und  4mal  vorkommt),  fhi 
(3mal)  und  e^  (lOmal).  Die  Bezeichnung  ^  repräsenlirt  auch 
hier  den  Laut  q;  e^y  welches  fiir  neupolnisches  j,  also  einen 
früher  langen  Vocal  gebraucht  sind,  bezeichnet  den  langen 
Nasalvocal  q;  bei  ^n  kann  man  bestimmt  annehmen,  dass  es 
den  differenzirten  Laut  dh  bezeichne,  worauf  das  dem  (^  bei- 
gegebene n  (^n)  deutet.  In  diesem  Falle  würde  die  genetische 
Entstehung  dieses  Zeichens  klar  sein.  Dunkel  ist  nur  die  Genea- 
logie des  Zeichens  e^,  besonders  wegen  des  ihm  inhärirenden  e. 
Thatsache  ist  es,  dass  es  fUr  den  langen  Nasalvocal  steht. 

Somit  besitzt  auch  der  zweite  Theil  des  Florianer  Psalters 
als  Hauptnasallaut  q  (d.  i.  q  und  iq) ;  in  einigen  Fällen  ist  die 

65* 


1016  Lteiejewfkl. 

Länge  dieses  Lautes  (als  q,  d.  i.  4  und  iq)  äusserlich  gekenn- 
zeichnet.^ 

XXXIX.  Im  dritten  Theile  des  Florianer  Psalters  kommen 
folgende  Nasalbezeichnungen  vor. 

1.  Neupolnisches  f  ist  ausgedrückt: 

A.  In  Wurzeln: 

a)  durch  ^:  b^d^  (b(d()  107 1  (2mal),   107  3;   tc^glym   (e«rbo- 

nibus)  1194;   w^szoice  (serpentes)    148 10;   zamf^ta  106», 
107 13,  1175;  zh^by  III9;  z^bom  1235;  im  Ganzen  214mal; 

b)  durch  0   9mal:   bodzesz  1272;   bodze  111  s,    118 175,    S.  40, 

1275;  bodfi  (3.  plur.),  106«,  113 15;   roka  118 109;    rokw 
(r^ku)  1243; 

c)  durch  ^  (vor  Labialen)  Imal:  gl^mbokosczy  106  se; 

d)  durch  f^n  (vor  Gutturalen)  Imal:  r^nky  106 2; 

e)  durch  e^  Imal:  ne^zna  (n^dna)  136 11; 

f)  durch  an  6mal:  rancze  113 15;  wangle  (carbones)  139ii;  tcan- 
szowe  139s;  umantrza  108 17;  zamant  141  s;  zamantek  118 143. 

B.  In  Stämmen  der  Verba  II.  Classe: 

a)  durch  f^  7mal:  ogani^ly  (ogarn^ly)  108  2,  1143,  M.  5;  poto- 

n^ly  M.  5,  M.  11;  j)rzyln^la  118  25;  zgyn^la  141«; 

b)  durch  a  3mal:   polktialy    1232;   zagynala    106:i;    zghymüa 

Is.  2 11.2 

C.  In  Worten: 

a)  acc.  sing,  der  -a-Declination : 

a)  durch  ^:  diwalf^  118  71;  brod^  13l2(2mal);  drog^  118  9, 
118 29;  dobrof^  11865;  diiszf^  106 9  (2mal),  108 so;    im 
Ganzen  11  Imal; 
ß)  durch  0  (fehlerhaft  ftir  ^)  4mal:  obato  131 2;  rf^ko  1384; 
skalo  113»;  szemo  (iem^)  13522; 


*  Der  Acc.  sing,  pronom.  pers.  zeigt  in  der  Sprache  des  zweiten  Theiles 
des  Flor.  Psalters  die  zweifache  Form :  mq^,  cq,  Sq  und  me,  re,  ie,  wobei 
jedoch  der  im  ersten  Thoil  beobachtete  Unterschied  in  der  Gebrauchs- 
weise dieser  Formen  nicht  innegehalten  wird. 

^  Das  Wort  oganialy  117  ii,  117  la  ist  wohl  nicht  neupolnisch  ogam^, 
sondern  oganiali  zu  lesen;  darauf  deutet  das  in  demselben  Vers  vor- 
kommende oganiayocz  fogarnaj^cj  117  ii  hin. 


Der  Lautwerth  der  Nasalvoeale  im  Altpolnischen.  1017 

y)  durch  a:  dusza  130  3,  1409;  droga  106  7;  dzedzyna  llOe; 

im  Ganzen  lOmal; 
8)  durch  an  3mal:  dvszan  142 14;  lychotan  118  78;  slugan  143ii; 

b)  acc.  sing,  pronom.  possess.  fem.: 

a)  durch  ^:  moy^  106 10,   108  30;   9woy^  118  9;   im  Ganzen 

30mal ; 
ß)  durch  0  (fehlerhaft  für  ^)  Imal:  moyo  142  is; 
f)  durch  a  3mal:  twoya  1378,  1438,  M.  13; 
B)  durch  an  Imal:  twoyan  144 17; 

c)  Verba  1.  sing,  praes. : 

a)  durch   ^:  czyrp^  Is.  28;    mog^  1385;    wzczfign^    107 10; 

wstan^  107  2;  zapomn^  II816, 118  »3, 1368;  zlyczfi  138 17; 

im  Ganzen  106mal; 
ß)  durch  o  Imal:  rozdzdo  1077; 
i)  durch  a  2mal:  b^da  1378,  1405. 

4.  Neupolnisches  ig  ist  wiedergegeben: 

A.  In  Wurzeln: 

a)  durch  ^:  czfiszcz  118  57 1417;  wz^t  108  22;  w^zvge  146  3;  zw^cze 

150  3;   toytrz^sonych   1265;   zw^dne   128  5;   zstrz^se  1097; 
im  Ganzen  87mal; 

b)  durch  0  (fehlerhaft  flir  fi)  Imal:  lokacz  (l^kad)  An.  15; 
e)  durch  an   2mal:   zwandlym   118 139;   vczanstnyg  (particeps) 

11863;  bei  diesem  Worte  ist  über  an  noch  das  Zeichen 
f^  gesetzt,  was  uns  zeigt,  dass  der  Schreiber  in  der  Wahl 
der  Zeichen  an  und  ^  unschlüssig  war; 
d)  durch  ä  (d.  i.  an)  Imal:  swäty  S.  17. 

B.  In  Stämmen: 

a)  in  f<-Stämmen: 

a)  durch  fi:  kx^sz^ta  106  4o,  117  9;  skocz^cza  (skodeda)  1348; 

zwerz^  144 17;  im  Ganzen  11  mal; 
ß)  durch  0  (fehlerhaft  für  ^)  2mal :  Ks^szota  148 11,  M.  7 ; 

b)  in  men-Stämmen: 

a)  durch  ^:  ym^  108 12,  108  20;^  syem^  118  90;  szem^  111 2; 

im  Ganzen  28mal; 
ß)  durch  0  Imal:  ymo  117  24. 

1  Psalm   114  4  ist  zu  lesen:  ymye[na]  gosjpodnowa. 


1018  Leeiejewski. 


C.  In  Worten: 


a)  gen.  sing,  der  fem.  der  ;;a-Declination  durch  ^  Imal:  dusz^ 

120  7; 
h)  aec.  sing,  pronom.  pers.: 

a)  durch  ^  nach  einem  Verbum:  m^  107 11,  108  3;  cz^  1094, 

117  87;  8^  1066,  106  38;  im  Ganzen  147mal; 
ß)  nach  einer  Präposition:  m^  108 1^    118 41;  cz^  1409;  im 

Ganzen  llmal; 
f)  durch  a  Imal:  sa  118  78 ; 
S)  durch  an  Imal:  san  118 107 J 

3.  Neupolnisches  g  ist  vertreten: 

A.  In  Wurzeln: 

a)  durch  ^ :  h^dz  108  6,  108 11  (2mal) ;  rozJ^czay^  S  4 ;  tr^y 

150  3;  w^tpena  S.  2;  zbl^dzyly  1024;  im  Ganzen  119mal: 

b)  durch   0  5mal:   bodzcze  108  28,    128*;   mosz  139  u;   sodowe 

(judicia)  118  39;  sodow  118 120; 

c)  durch  f^n  5mal:   m^nczyly  106 13,   106 19,   106  28;   sm^czyly 

1066;  m^ndroscz  106  27; 

d)  durch  ^^  Imal:  s^fid  1106; 


1  Ausser  diesen  nasalirten  Formen  erscheinen  im  dritten  Theile  des  Flor. 
Psalters  noch  folgende  nicht  nasalirte  Formen  des  Acc.  sing,  pronom. 
pers.,  die  nur  nach  einem  Verbum  vorkommen:  me  107  ii,  108 si,  I08s4, 
117 16,  117  1«,  118  27,  118  40,  118  47,  118  m,  118  146,  142  4;  mt/e  108s, 
118r4,  118fl6,  U88r;  cze  107  3,  110 1,  llSiis;  »e  106«,  106  is,  I06i5, 
106  15,  106  18,  106  19,  106  25,  106  27  i2mal),  106  98,  106  so,  106  si,  106  3», 
106  40,  106  42,  107  5,  107  7,  108  11,  108 13,  108  i5,  108  i7,  108 18,  108  si, 
108  23  (2mal),  IO824,  IO827,  1096,  1104,  Uli,  111«,  111 7,  111?, 
1128,  1134,  1135,  113 19,  11322,  IU7,  117  11,  117ia,  117  14,  117io, 
117  22,  117  23  (2mal),  118  7,  118  74,  118  is,  118  23,  118  4»,  llSeo,  118«, 
11870,  II8129,  118128,  118  160  (2mal),  II8161,  II8162,  127i,  127*, 
130 1,  13117,  13814,  143  0,  146  11,  146  12,  148  i4,  149  a,  149  5,  Is.  H, 
An.  1,  An.  4,  An.  7,  An.  8,  M.  7,  M.  8,  M.  16,  M.  17;  »ze  122  4  (2mal), 
»i/e  106  21;  118  163,  An.  2;  sie  113  3,  117  6.  Ausserdem  findet  sich  schon 
im  dritten  Theil  des  Flor.  Psalters  der  Genitiv  gebraucht  für  den  Accusativ 
z.B.  7iin6l08  2,  114  3,  117  10,  118  108,  118  26,  118  31,  118  154;  cze^c  113  2«; 
117  20,  120  7;  Is.  1  1;  cze  alfjo  czehe  118  175;  und  für  die  erste  Person  ist 
unter  Einfluss  der  eingreifenden  Genitivform  mne  für  die  Accusativform 
m^  die  sonderbare  Bildung  mn^  118  73,  118 149  augewandt,  wenn  sie 
nicht  ein  Fehler  ist. 


Der  Lantwerth  der  NaMlTocale  im  Altpolnischen.  1019 

e)  durch  afi  Imal:  przesta^penv  1102; 
f)  durch  an  Imal:  stanpa  (stqpa)  132s. 

B.  In  Stämmen: 
a)  Verba  II.  Classc: 

a)  durch  ^  3mal:  tchn^l  M.  11;  wzscz^gn^l  M.  13;    ivspomo- 

n^l  108  m; 
ß)  durch  a  2mal:  wscz^gnal  1738 ;  zghynal  118  92; 
h)  part.  praes.  act. : 

a)  durch  ^:  boy^czym  se  110 4,  144"^,  146 12;  boyvy^czy  M.,  a '^ 

bvdvy^  146  2 ;  bydl^czy  118 19 ;  asynficz  106  2s;  im  Ganzen 

69mal; 
h)  durch  0  5mal:  czekocza  M.  8;  pobudzayocz  1126;  rzekocz 

11882;  rozgarzayoczym  118 142;  welkoczynoczy  M.  12; 
f)  durch  ^n  Imal:  wszemog^nczy  S13; 
8)  durch  an  8mal:  blogoslawancz  131  le;  dzalayanczych  140 10; 

idancz  125?;  mylvyancze  144  21;  mylvyanczym  118  les; 

smeszayaiicz  S.  4 ;  wszemoganczy  S.  13  (2mal). 

C.  In  Worten: 

a)  instr.  sing,  subst.   durch  ^ :  blyskawicz^  143  7 ;  syl^  An.  6 ; 

8tcatlo8cz^  1263;  trszkawycz^  143?;  im  Ganzen  21  mal; 

b)  acc.  sing.  adj.  fem.: 

a)  durch  fJ;   aaronow^  1322;   czyrp^cz{i   1234;    tcsz^    107  5; 

8w^  1453;  znan^  144 12;  im  Ganzen  12mal; 
ß)  durch  0  3mal:  raduy^czo  se  1128;  wszelko  118 128;  zna- 

mo  142 10; 
f )  durch  a  Imal :  wszytka  131 1 ; 

c)  instr.  sing.  adj.  fem.  durch  ^:  krzescyansk^  S.  19;  owazey^ 

S.  34;  praw^  120  5;  im  Ganzen  llmal; 

d)  instr.  sing,  pronom.  pers. : 

a)  durch  fi:  mnfi  108  20;  tobf^  1094;  im  Ganzen  9mal; 
ß)  durch  a  Imal:  mna  137  3; 

e)  Verba  3.  plur.  praes. : 

a)  durch  ^:  bych^  106  7,  1075;  st^fhf^  106  20;  zyawy^ 
106  22;  8zyw^  Is.  2 10;  zamilkn^  An.  14;  zghyn^  1403; 
im  Ganzen  190mal ; 

ß)  durch  0  (fehlerhaft  für  j^)  5mal:  pado  140 11;  so  118  139, 
1409,  1414,  An.  6; 


1020  L«ei«j«wtki. 

y)  durch  ^^  2inal:  h^^  144 4 ;  s^^  113 1»; 
B)  durch  an  Imal:  rzekan  1203. 

2.  Neupolnisches  i^  ist  bezeichnet: 

A.   In  Wurzehi: 

a)  durch  (>:  drzsz^czka  (tremor)  M.  17;  kx^ms^ta  106 4o;  Th^dza 

111 9y  1181»;  tcMcz^gly  1243:  im  Ganzen  54mal: 

b)  durch  ^n  Imal:  moszpndzotca  106 le; 

c)  durch  an  3mal:   poczantkv  108  si;  poczantko  (sie)  118 152; 

przesemgü  (ph/iqgl)  1095. 

B.  In  Worten: 

a)  acc.  sing,  subst.  fem.  durch  ^:  ydume^  107  10;  hraczy^  121  «^ 

132 1;  im  Ganzen  9mal; 
6)  acc.    sing,   pronom.   demonstr.   fem.    durch  ^:  y^   118  i4o; 

y^  S.  2;  y^szse  118  la;  im  Ganzen  9mal; 
c)  inetr.  sing,  pronom.  relat.  fem.  durch  ^  Imal:  y^z  1414. 

Die  Hauptnasalbezeichnung  ist  auch  im  dritten  Theile  das 
Zeichen  p.  Es  vertritt  alle  neupolnischen  Nasallaute,  kommt  in 
allen  Kategorien  der  Nasallaute  vor  und  muss  aus  diesem  Grunde 
H  gelautet  haben.  Das  Zeichen  o  ist  nur  ein  Schreibfehler  für  p, 
es  hat  also  keine  specielle  Bedeutung,  sondern  es  drückt  auch 
den  Laut  a  aus. 

Das  Zeichen  ^n  ^Tmal  im  Inlaute),  6m  (Imal  im  Inlaute) 
bezeichnet  demnach  den  bereits  zerfallenden  Nasallaut  an :  00, 
welches  omal  vorkommt,  kann  nach  dem  bereits  oben  Gesagten 
nur   den  Laut  0  repräsentiren ;   femer  ist   den   Bezeichnun^ren 
a,  an,    von    denen     die    erste    meistens    (20mal)    im  Auslaute 
(und    nur    ^mal    im   Inlaute) .    die    zweite    wiederum    meistens 
(ITmal)  im  Inlaute  (und  nur  r)mal   im  Auslaute)  zu  ünden  ist, 
in  Folge  ihrer  graphischen  Bedeutung  der  Laut  ^i  zu  vindiciren, 
wobei  a  den  reinen  Nasallaut  a^  an  aber  den  zerfallenden  Laut 
all    ausdrückt.      Ausserdem    treten    noch    zwei   Bezeichnungen: 
a^  \^lmal   tur  neupolnisches  p)    und  ep   (an  Stelle    von   neupol- 
nischem r)  auf.    Dass  diesen  Zeichen  keine  specielle  Bedeutung 
beizumessen    ist,    folgt    aus    folgenden    Gründen.      Das    zweite 
Zeichen  eo  haben  wir  bereits  im  zweiten  Theile  des  Florianer 
Psalters  kennen  gelernt,    wo  es  fiir  den  neupolnischen  Laut  0 


Der  Lantwerth  der  Nasalvocalo  im  Altpolnischen.  1021 

(altpolnisch  q)  auftrat;  dieser  Umstand  zeigt,  dass  man  diesem 
Zeichen  nicht  etwa  die  Bedeutung  des  Zeichens  (Lautes)  g  zu- 
schreiben kann,  da  ef^  im  zweiten  Theile  einen  Laut  f  unmöglich 
bezeichnen  kann ;  ebenso  kann  man  dem  Zeichen  a^  keinen  be- 
sonderen Lautwerth  unterschieben.  Unserer  Meinimg  nach 
verdanken  diese  beiden  Bezeichnungen  ihre  Existenz  nur  der 
Unachtsamkeit  des  Schreibers;  ebenso  wie  Ps.  11863  der  Schrei- 
ber, nachdem  er  bereits  das  Wort  vczanstnyg  niedergeschrieben 
hatte,  sich  verbessern  wollte  und  deshalb  über  an  das  Zeichen 
^  aufsetzte,  ebenso  ist  er  verfahren  bei  frzesta^env  1102,  nur 
mit  dem  Unterschiede,  dass  er,  bald  nachdem  er  przesta-  ge- 
schrieben hatte,  den  Verbesserungsversuch  anstellte  und  hinter 
a  ein  ^  setzte,  ohne  die  erste  Bezeichnung  ausgestrichen  zu 
haben.  Aehnliches  ist  ihm  begegnet. bei  ne^zna  136 n,  wo  er 
auf  den  fehlerhaften  Anfang  we-  die  richtige  Fortsetzung  -^[djzna 
folgen  Uess.  Aus  diesem  Grunde  wären  bei  a^  das  Zeichen  a 
und  bei  e^  das  Zeichen  e  als  fehlerhafte  Elemente  der  graphi- 
schen Bezeichnung  auszusondern,  worauf  wir  das  einfache 
Zeichen  ^  erhalten,  welches  den  Laut  q  repräsentirt. 

Demnach  besitzt  auch  der  dritte  Theil  des  Florianer  Psalters 
nur  den  Nasallaut  q  (d.  i-  q  -\-  iq) ;  dieser  Laut  ist  in  drei  Fällen 
als  langer  Laut  (q)  auch  äusserlich  durch  ^^  gekennzeichnet.^ 

1  Nach  dem  Gesagten  besitzt  auch  der  dritte  Theil  des  Flor.  Psalters  die 
beiden  Formen  des  Acc.  sing,  pronom.  pers.  mq,  6q,  Sq  und  me,  ce,  4e. 
Die  zweite  Form  kommt  nur  nach  einem  Yerbum,  die  erste  nach 
einem  Yerbum  und   einer  Präposition  vor. 

Prof.  Nehring  (Psalt.  Flor.  pag.  L)  spricht  die  Ansicht  aus,  dass, 
trotzdem  es  Anhaltspunkte  fUr  die  Behauptung  gibt,  dass  der  Flor.  Psalter 
den  Nasallaut  q  besitze,  da  z.  B.  zioandk/ni  118  i3o  nicht  anders  ge- 
lesen werden  könne  als  zwandit/m,  das  weiche  ^  (d.  i.  t^)  dennoch  von 
uralten  Zeiten  (ab  antiquissimis  temporibus)  herrühre,  da  a)  in  den 
Formen  duaze,  wole,  mie,  de,  *ie  (dttsz^  und  dfisze,  m^  und  me)  der  End- 
Yocal  e  nicht  aus  ta  sondern  wahrscheinlicher  aus  t^  entstanden  sei 
(prodiisse)  und  b)  ^  den  neupolnischen  Nasallaut  ^  bezeichne. 

Trotzdem  uns  die  ganze  Untersuchung  eines  Besseren  belehrt 
hat,  glaube  ich  auf  diese  Argumentation  des  geehrten  Professors  ant- 
worten zu  müssen,  da  sie  leicht  zu  falschen  Combinationen  Veranlassung 
geben  könnte. 

Die  angeführte  Argumentation  ist  vor  Allem  in  ihrem  Verlauf 
nicht  consequent,  denn,  wenn  man  annimmt,  dass  der  neupolnische 
weiche  Nasallaut  vor  uralten  Zeiten  ^  (iej  gelautet  hat,  dann  kann  man 
nicht  behaupten,  dass  neupoln.  zv^ym  im  Flor.  Psalter  ziSqndiyni  gelautet 


1022  LeeiejewtkL 

Damit  sind  die  Denkmäler  des  letzten  Viertels  des  14.  Jab- 
hunderts  erschöpft.  Diese  bieten  uns  sowohl  den  gross-  ak 
auch  den  kleinpolnischen  Dialekt.  In  beiden  ist  aber  nur  der 
Nasallaut  q  vorhanden.  Dadurch  wird  unsere  Ansieht  bestätigt, 
dass  die  altpolnischc  Sprache^  deren  beide  Hauptdialekte  ans 
der  Zeit  des  letzten  Viertels  des  14.  Jahrhunderts  wir  soeben 
besprochen  haben  ^  in  der  erwähnten  Epoche  nur  den  einen 
Nasallaut  q  (d.  i.  q  -\-  iq^  gehabt  hat  y  in  einigen  Fällen  ist  in 
den  erwähnten  Sprachdenkmälern  dieser  Zeit  auch  noch  die 
Länge  dieses  Vocals  bezeichnet. 

XL.  In  das  dritte  Viertel  des  14.  Jahrhunderts  fallen 
nach  unserer  Ansicht  zwei  kleine  polnische  Sprachdenkmüler^ 
nämlich  der  Psalm  50,  welcher  uns  auf  dem  sogenannten  Swi- 
dzinski'schen  Blatte  erhalten  ist  und  ein  Bruchstück  einer  Predigt, 
welches  von  Zygm.  Gloger  (Ulamek  starego  kazania  o  malien- 
stwie)  in  der  Zeitschrift  Biblioteka  Warszawska  (Jahrgang  1873, 
Bd.  III,  pag.  51 — 55)  veröffentlicht  worden  ist. 

Wenn  es  auch  nicht  ausgemacht  ist,  dass  diese  Sprach- 
reste  wirklich  in  das  dritte  (und  nicht  in  das  letzte)  Viertel 
des  14.  Jahrhunderts  zu  versetzen  sind,  so  tragen  sie  gewiss 
den  Charakter   eines    hohen  Alters,   was   von   allen  Seiten  zu- 


hat, da  gerade  dieses  Wort  ein  weiches  e  (ie)  besitzt;  nimmt  man  aber 
an,  dass  neupoln.  zhedti/m  im  Flor.  Psalter  zvadfym  g-elaatet  habe  (wis 
nicht   bestritten   werden   kann),    dann   ist  die    zweite   Behauptung  aus- 
geschlossen,  ie   rühre   von   den  ältesten   Zeiten   der   polnischen   Sprache 
her.  —  Ferner  dürfen  a)  die  Formen  dusz^  and  duAse,  m^  nnd  mk  nicht 
zusammengestellt  werden,  da  diutze  (diiiej  nicht  aus  du»z^  entstanden  ist, 
sondern  eine  Analogiebildung    nach    den   consonan tischen   Stämmen  L<t. 
Wie  man  nicht  sagen  kann,  dass  z.  B.  dat.  sing,  duchowi  aus  der  älteren 
Form  duchiiy  loc.  sing,   bogii  aus  früherem    bode,   dat.  plur.  duiotn  tiw 
duiam  loc.  plur.  pfehaii  aus  gre^eh  entstanden  sei,  sondern  man  iQ* 
geben  muss,  dass  dies  Endungsübertragungeu  sind,   ebenso  ist  es  unxo- 
lässig,  zu  behaupten,  dass  duie  aus   du^^  entstanden  ist.    Um  so  we- 
niger ist  dies  der  Fall  bei  m^  und  mie  friie)^  da  beide  Formen,  wie  uns 
die  bisherige  Erörterung  hinlänglich  gezeigt,  coordinirt  und  von  einander 
ganz   unabhängig   sind,      hj   Es   ist   keineswegs    ausgemacht    (satis  pfo- 
batum),   da.ss  ^  den  geneigten  Nasallaut  ausdrückt;  wir  haben  Gelegen- 
heit gehabt,  zu  betonen,  dass,  während  o,  m/  i  (y)  den  geneigten  Voc*l 
bezeichnen,  die  Doppelzeicheu  (also   auch  ^)  gerade   die   Quantität  des 
Vocals  ausdrücken. 


Der  Lautwerth  der  NMalrocale  im  Altpolnischen.  1023 

gegeben  worden  ist.  Von  dem  zweiten  z.  B.  fkUte  Professor 
J.  Przyborowski  —  gewiss  ein  gründlicher  Kenner  der  polni- 
schen Sprachdenkmäler  —  den  Spruch:  dieses  Sprachdenkmal 
gehöre  zu  den  ältesten,  die  die  Polen  besitzen.  Man  mag 
die  beiden  Sprachdenkmäler  in  das  letzte  oder  vorletzte  Viertel 
des  14.  Jahrhunderts  versetzen,  für  unsere  Untersuchung  dürfte 
dies  von  keinem  grossen  Werthe  sein,  da  wir  in  diesen  Ueber- 
resten  höchstens  nur  die  Bestätigung  unserer  bis  jetzt  ge- 
wonnenen Resultate  finden  können. 

In  dem  Psalm  50  ^  finden  wir  folgenden  Stand  der  Nasal- 
vocale. 

1.  Neupolnisches  ^  ist  ausgedrückt: 

A.  In  Wurzeln: 

durch   ^  6mal:   b^d^  (1.  sing.)  8  (2mal);    b^dzesz  5,   17; 
bf^dze  15;  b^d^^  (3.  plur.)  9. 

B.  In  Worten: 

a)  Acc.  sing,  subst.  durch  ^  6mal:  fal^  (neupoln.  hvai^)  16; 

lichot^  2,  4;  modl^  17;  obyat^  17;  sglob^  2; 

b)  acc.   sing,  pronom.  possess.  fem.  durch  ^  4mal:   moy^  2, 

4;  twoy^  15,  16; 

c)  Verba  1.  sing,  praes.  durch  ^  4mal:  b^d^  8  (2mal),  iiaucz^ 

14;  znay^  4. 

2.  Neupolnisches  ig  ist  wiedergegeben: 

A.  In  Wurzeln: 

durch  ^  3mal:  y^zyk  15;  su^teg^  12;  sw^czany  18. 

B.  In  Worten: 

Acc.  sing,  pronom.  pers.: 

durch  ^  llmal:   m(^  3,  6,   12;   mi^  3,  8  (2mal),   13,   15; 
sy^  5;  df^  1,  17.2 


1  Die  den  Beispielen  beigefügte  Zahl  gibt  den  Vers  des  Ps.  50  an. 

^  Ausserdem  kommt  noch  die  Form   mit  dem  reinen  Vocal:   »ie  6,  9,  14 

vor.  Man  kann  also  auch  hier  die  doppelte  Pronominalform:  ma^  ca,  Sa 

und  me,  6€,  ie  annehmen. 


1024  Leciejewtki. 

3.  Neupolnisches  ^  ist  bezeichnet: 

A.  In  Wurzeln: 

durch  ^  3mal:  m^drosci  7;  s^dzycz  5;  tm^czony  18. 

B.  In  Worten: 

a)  Instr.  sing,  pronom.  pers.  durch  ^  2mal:  mn^  1;  toh^  5; 
h)  Verba  3.  plur.  praes. : 

a)  durch  ^  3mal:  ohrocz^  14;  usprawi^  19;  zyawi^  16; 

ß)  durch  ^^  4mal:  hod^^  9;  przepowedz^^  16;  wscochay^ 
9;  noA^o^^  20. 

4.  Neupolnisches  ig  ist  vertreten: 

A.  In  Wurzeln: 
durch  ^  Imal:  pocz^l  6. 

B.  In  ff-Stämmen: 
durch  ^^  Imal:  cziel^^t  20. 

Wie  aus  der  obigen  Zusammenstellung  erhellt,  sind  in 
dem  Psalm  50  die  Nasalvocale  nur  durch  ^,  welches  alle  neu- 
polnischen Nasalvocale  vertritt,  und  ^^,  welches  nur  zum  Aus- 
druck des  langen  Nasal vocals  gebraucht  ist,  ausgedrückt.  Das 
Zeichen  ^  bezeichnet  natürlich  den  Laut  q,  ^^  dagegen  den 
Laut  q. 

Der  lange  Nasalvocal  (q,  d.  i.  q  +  fq)  ist,  natürlich  verhält- 
nissmässig,  ziemlich  häufig  vertreten;  auf  14  Fälle,  wo  der  lange 
Nasal  vorkommt,  ist  derselbe  (9mal  durch  ^  und)  5nial  durch 
^^  wiedergegeben,  also  in  mehr  als  einem  Drittel  der  vorkom- 
menden Beispiele  ausgedrückt.  Er  muss,  wenn  man  auf  Grutid 
dessen  einen  Schluss  fassen  kann,  in  der  Zeit  der  Verfassung 
dieses  Psalmes  in  der  Sprache  noch  ziemlich  stark  wahrnehmbar 
und  vom  kurzen  Nasal  unterscheidbar  gewesen  sein.  Somit 
besitzt  die  Sprache  des  Psalmes  50  die  Nasalvocale  q,  iq,  <J,  i^- 

XLI.  Denselben  Stand  der  Nasalvocale  finden  wir  in 
dem  Bruchstücke  der  oben  erwähnten  Predigt.  Darin  ist 
nämlich: 


Der  Lantworth  der  Nasalrocale  im  Altpolnischen.  1025 

1.  Neupolnisches  f  wiedergegeben:^ 

A.  In  Wurzeln: 

durch  ^  8mal :  b^dze  1  a,  1  b,  2  a,  2b;  m^szczyny  (vir)  2  a ; 
vdr^czenye  l'a;  vr^pno^(5  (pulchritudo)  2a;  wip^dzyla  2h. 

B.  In  Worten: 

a)  Acc.  sing,  der  -a-Declination : 

a)  durch  ^  5mal:  czistot^  2b  (2mal);   krasz^  (decus)  2b; 

vlicz^  la;  zaprawd^  2  a; 
ß)  durch  a  (was  wohl  ein  Schreibfehler  sein  mag)  Imal: 

zaprawda  la; 

b)  Verba  1.  sing,  praes.  durch  ^  Imal:  chcz^  2b. 

2.  Keupolnisches  i(  ist  ausgedrückt: 

A.  In  Wurzeln: 

a)  durch  ^  7mal:   cz^st^  2a;   obrz^fdem]  2b;  pamy^tay  2b; 

8U7^^y  2a;  sw^tego  la;  wy^czey  2a;  9u;$^^6  1  b; 
6j  durch  f^fJ  Imal:  wi^i^cz  (t^c)  Ib.^ 

3.  Neupolnisches  q  ist  vertreten: 

A.  In  Wurzeln: 

a)  durch  ^  3mal:  odl^czan  Ib;  odl^czenye  Ib;  odl^cz&iiya  Ib; 
6^  durch  ^(^  Imal:  mf^^drego  la. 

B.  In  Worten: 
a)  Instr.  sing,  subst. : 

a)  durch  ^  2mal:  ra^^ji  la;  rowiwscz^  Ib; 

ß)  durch  ^(^  Imal:  syoatr^^  2b; 

6^  instr.  sing.  adj.  fem. 

a)  durch  ^  2mal:  yszczyn^  (vera)  Ib;  troyak^  la; 

ß)  durch  ^^  Imal:  boz^^  Ib; 

c)  Verba  3. plur.  praes.  durch  ^  Imal:  vkazvi^  2a. 


1  Die  beig^efiigte  Zahl  gibt  die  Seite,  die  Buchstaben  a,  h  die  rechte  oder 
die  linke  Colnmne  der  Seite  an. 

3  Vom  Acc.  sing,  pronom.  pers.  kommt  nur  die  Form  aye  1  a,  '^s  b  (3mal), 
immer  mit  einem  Verbum  angewandt,  vor.  Will  man  daraus  auch  auf 
die  erste  und  zweite  Person  schliessen ,  so  kann  man  behaupten ,  die 
Form  des  Acc.  sing,  pronom.  pers.  hat  nach  einem  Verbum  me,  ce,  ie 
gelautet. 


1026  Leeiejewski. 

4.  Neupolnisches  ig  ist  bezeichnet: 

A.  In  Wurzebi: 

durch  f^p  Imal:  kl^twaa  la. 

Auch  in  diesem  Bruchstück  kommen  zur  Bezeichnung 
der  Nasal vocale  nur  die  Zeichen  ^,  ^  und  Imal  a  vor.  Wenn 
man  das  letzte  Zeichen  nicht  als  Fehler  betrachten  will,  so 
muss  man  ihm  auf  Grund  seines  graphischen  Ausdrucks  den 
Lautwerth  q  beimessen.  Das  Zeichen  ^  bezeichnet  ebenfalls 
den  Laut  a,  das  Zeichen  ^  den  langen  Nasal  q.  Aach  hier  ist 
auf  12  Fälle  des  langen  Nasallautes  (<^  Smal  und)  oq  4mal  an- 
gewandt, also  auch  hier  in  einem  Drittel  der  vorkommenden  Fllle 
des  langen  Nasalen  dieser  als  lang  wirklich  bezeiahnet.  Er  mnsste 
also  auch  in  der  Sprache  dieses  Sprachdenkmals  noch  ziemlich 
hörbar  und  vom  kurzen  q  onterschiedbar  gewesen  sein.  Somit 
kennt  unser  Bruchstück  die  Nasalvocale  ä,  i^,  d,  i<}. 

X.LII.  Soweit  reichen  die  polnischen  Sprachdenkmaler; 
weiter  in  die  Vergangenheit  zu  gehen  ist  einstweilen  unmög- 
lich, da  uns  alle  l^Iittel  hiezu  fehlen.  Wir  haben  zwar  in  dem 
Werke  von  Baudonin  de  Courtenoy  (O  ;y)eBHe-n0LiiiCSO]rb  asust 
^0  XIV  c^ioieria '  eine  Zusammenstellung  von  einzelnen  Worten, 
als :  Namen  der  Personen,  Flüsse,  Ortschaften,  worunter  natür- 
lich auch  Namen  mit  einem  Nasal  vorkommen,  weswegen  mm 
ijonoiin  sein  könnte,  darauf  weitere  Deductionen  zu  stützen. 
doch  muss  man  bei  näherer  Betrachtung  davon  abstehen. 
Al^gvsohon  davon,  dass  einzelne  hie  und  da  aufgefundene  Worte 
nicht  den  Worth  eine^?  Sprachdenkmals  haben,  geschweige 
denn  einen  Anspruch  auf  grossere  Wichtigkeit  und  Zuveriissig- 
keit  machen  können,  muss  man  sich  ausserdem  die  Art  und 
Weise  ihrer  Entstehung  und  Herkunft  veTgi^:enwÄrtigen.  Die 
«ahliviohen  Acten,  Documente,  geschichtlichen  Werke  wurden 
gtejmde  in  der  iüio^ten  Zeit  ^erwa  bis  loltOi  fas^t  aus.schliesslich 
von  Au^Jänaom  l^oohin.  Deutschen  und  Franzosen^  verfasst: 
die^^  IvCiite,  wt  lebe  der  polnifschen  Sprache  theiis  gar  nicht 
mäohtiiT  warcT:,  ihtiK  wrnn  sie  auch  dieselbe  verstanden,  in 
der  Sohrift  wopi^n  der  grossen  Schwierigkeiten,  die  eine  un- 
|^^w:^^l^o.   mar,   konnte  $;a^-ii:   nicht  vorbazniene  Chrthographi« 


Der  Lautwerth  der  Nasalvoeale  im  Altpolnischen.  1021 

besonders  in  Hinsicht  der  vielleicht  schwierigsten  Partie,  der 
Bezeichnung "  der  Nasallaute ,  die  in  den  anderen ,  besonders 
der  lateinischen  Sprache  nicht  vorhanden  waren,  bietet,  die 
polnischen  Laute  mit  den  ihnen  zu  Gebote  stehenden  (lateini- 
schen) Schriftzeichen  nicht  auszudilicken  wussten,  griffen  zu 
allerhand  Mitteln,  um  das  betreffende  Wort  niederzuschreiben. 
War  der  Schreiber  ein  Ceche,  so  griff  er  zu  seiner  Schreibart 
und  schrieb  für  altpoln.  Sqdomif,  V(i)rb'qta,  Lq6ice,  Dqbnice 
=  Sudomir,  V(i)rbuta,  Luczice,  Duhniz  u.  s.  w.  (vgl.  Band,  de 
Court,  pag.  80);  war  es  ein  Deutscher,  so  suchte  er  wieder  auf 
andere  Weise  den  Nasallaut  auszudrücken;  bei  einigen  Namen 
hatte  er  bereits  Vorgänger  und  Vorbilder;  da  die  Deutschen 
bereits  viel  mit  den  südlichen  Slaven  (Samo,  SvetopHk,  Cyrill 
und  Methud)  zu  thun  hatten,  so  waren  bereits  den  deutschen 
Schriftstellern  viele  slavische  Namen,  besonders  aber:  Sv^topHk^ 
Sv^toslav  bekannt;  diesen  südsla vischen  Nasallaut  f  (geschrieben 
e,  en)  übertrugen  die  deutschen  Geschichtschreiber  auf  jeden 
altpolnischen  Nasallaut  und  schrieben  z.  B.  anstatt  altpoln. 
SCxfiopelk^  SiCqtoslav  =  Sventopelk,  Sventoslav  und  in  weiterer 
Reihe :  Virbenta,  Radenia  (neupoln.  Si'^topelk,  Si)eto8lav,  Fe^ft'f fa) 
und  sogar  Samenfkovo,  Lubens,  Ratcenz  (neupoln.  Pamqtkovo, 
Lub'qi,  Rad'qi)  u.  s.  w. 

Dass  diese  Schreibart  wirklich  von  den  deutschen  Histon- 
kern  herstammt,  beweist  Thietmar,  bei  dem  diese  Schreibart 
(z.  B.  Suentepulcum)  die  gewöhnliche  ist.  Die  obigen  graphi- 
schen Bezeichnungen  können  in  Ermangelung  specieller  Zeichen 
für  die  Nasalvocale  in  der  Folge  auch  von  heimischen  Schreibern 
angewandt  worden  sein,  woraus  aber  noch  gar  nicht  folgt,  dass 
diese  Bezeichnungen  dem  wirklichen  Laute  des  betreffenden 
Vocals  angepasst  worden  sind.  Ausserdem  hat  Baud.  de  Coutr. 
diese  Namen  fast  ausschliesslich  aus  bereits  gedruckten  älteren 
Ausgaben  gesammelt;  über  die  Zuverlässigkeit  der  meisten 
dieser  Ausgaben  der  polnischen  Documente  muss  man  aber 
leider  die  grössten  Bedenken  hegen.  Die  Herausgeber  haben 
die  Originaltexte  theils  unrichtig  gelesen,  theils  modernisirt, 
theils  falsificirte  Urkunden  als  echte  aufgenommen,  theils 
falsch  abgeschrieben,  sie  haben  überhaupt  nicht  so  verfahren, 
dass  man  diese  herausgegebenen  Texte  zur  Grundlage  spe- 
cieller philologischer  Untersuchungen  und  Deductionen  nehmen 


1028  Leciejewüki. 

könnte.^  Daraus  fol^t,  dass  man  den  hie  und  da  auftretenden  bei 
Band,  de  Court,  gesammelten  Schreibarten  u,  en,  o  und  sogar  in 
(neben  den  übrigens  gewöhnlichen  a,  an,  am)  zur  Bezeichnung 
der  Nasalvocale  keinen  lautlichen  Werth  beilegen  darf.  Man  kann 
sie  höchstens  als  erste  Versuche  der  graphischen  Bezeichnung 
der  Nasalvocale,    aber   nicht   als   die   den   gesprochenen   Laut 
ausdrückende,   genau  wiedergebende  Ausdrucks  weise  ansehen. 
Ist  dies  aber  der  Fall,  dann  müssen  wir  das  aus  dem  Studium 
der    in    altpolnischer    Sprache    geschriebenen    Denkmäler    im 
Verein   mit   der  Aussage  des    ersten   polnischen  Grammatikers 
Parkosz  sich  ergebende  Resultat  als  das  einzig  und  allein  uns 
bindende  ansehen.     Dieses  besteht   aber   darin,    dass  das  Alt- 
polnische nur  den  Nasallaut  q  kannte,   der  nach  der  Quantität 
in  <J  und  q  zerfiel,   welche   beide   wiederum   hart   oder   weich 
sein  konnten,    so  dass   wir  für  das  Altpolnische   folgende  vier 
Nasalvocale:  4*  *?>  ^>  *4  erhalten. 


<  Z^r  Bestätigung  meiner  Angaben  führe  ich  in  aller  Kürze  einig'e  Citate 
über  die  wichtigsten  Ausgaben  polnischer  Geschichtsqnellen  an.  lieber 
Math.  Dogiel  (Codex  diplom.  regni  Polen.)  sagen  L.  Rsyszcsewski  und 
Ant.  Mnczkowski:  ,Slusznie  zarzuciö  moina  autorowi  brak  krytjcznego 
ocenienia  materyatow,  niedokladnosc  i  niedbalosc^  w  ich  wjczy- 
taniu/  —  lieber  Codex  diplom.  Polon.  etc.  editus  studio  et  opera  Leonis 
Rzyszczewski  et  Antonii  Muczkowski  sagt  Ant.  Sigism.  Hecel :  ,a  w  koncu 
wrccz  na  opak  pojeciom  i  celom  dziel  takich^  pozwolono  sobie  idealno- 
hipoteczne  akta,  prze/.  terazniejszych  wykoncypowane  uczonycb,  Bole- 
siawowi  Chrobremu  i  Judycie  przyznawac  etc.*  —  Ueber  Codex  diplom. 
Majoris  Poloniae  etc.  collectus  a  Casimire  Raczynski  etc.  edidit  Eduar- 
dus  Raczyiiski  wurde  ebenfalls  das  Urtheil  gefällt:  ,w  wielu  miejscach 
blcdny  a  w  ogcSInosci  niostarannie  wydany*;  darin  kommt  z.  B. 
Banzawa  für  Ganzawa  (Oosava),  Choniosa  für  Chom^a  (Homoza),  Demi- 
liehe  für  de  Miliche  u.  s.  w.  vor.  Vgl.  Band,  de  Court,  pag.  4.  Ueber 
yVetera  Monumenta  Poloniae  et  Lithuaniae  ab  Aug.  Theiner*  sagt  Baud. 
de  Court,  selbst:  ,BOo6me  n34aHic  ;)to  HMtcrb  toibko  BTopocteneHHOC  3Ha- 
nciiie,  TERi  KaRi  wh  nexi  iiOMeii;eHU  nncMa  h  6yjju  iiani  cai^OBaTejbHO  rpa- 
MOTU,  niicaHHUH  He  noaüKaMH.  Ueber  O.  Ad.  SterizeVs  ,Urkundensammlang 
zur  Geschichte  des  Ursprunges  der  Städte  in  Schlesien*  schreibt  Baud. 
de  Court. :  ,HHor4a  (nanp.  cip.  284— 28ö)  48*0  Tpy4H0  ptaHTL,  noABCKoe 
CJiOBO  n^n  HeniKoe*,  und  über  Hoinr.  Wuttke,  ,Städtebuch  des  Landes 
Posen,  Codex  diplomaticus:  J{:)4aHic  HC  ocoöeHHoe*.  Ueberhaupt  fast  über 
jede  Sammlung  polnischer  Urkunden  ist  man  genöthigt  in  Hinsicht  auf 
genaue  Wiedergabe  des ,  Originaltextes  ein  unvortheilhaftes  Urtheil  zu 
fällen. 


Der  LantwcrtU  der  Nasakocale  im  Altpolnischon.  1029 

Vergleicht  man  die  Fälle,  wo  diese  Vocale  im  Altpolni- 
Bchen  vorkommen,  mit  den  entsprechenden  im  öechischen,  so 
entspricht  einem  altpolnischen  q,  iq  im  Cechischen  ein  langer 
Vocal,  einem  ^,  t^  ein  kurzer  Vocal;  ein  Vergleich  mit  dem 
Altslovenischen  ergibt  die  Thatsache,  dass  einem  Ik  im  Alt- 
polnischen q  und  <|,  d.  h.  der  harte  Laut  q,  einem  A  im  Alt- 
polnischen iq  und  i^,  d.  h.  der  weiche  Nasallaut  iq  entspricht. 

Was  den  Vergleich  mit  dem  neupolnischen  anbetrifft;  so 
haben  wir  bereits  aus  der  vorhergehenden  Besprechung  der 
einzelnen  Sprachdenkmäler  ersehen,  dass  einem  altpolnischen  q 
ein  neupolnisches  g,  einem  iq  ein  ig,  einem  ^  ein  f  und  einem 
altpolnischen  i^  ein  neupolnisches  if  entgegensteht. 

XLIII.  Nachdem  wir  bewiesen  haben ,  dass  die  altpol- 
nische Sprache  die  Nasalvocale  q^  iq,  ^,  i^  gehabt  hat,  stellt 
sich  der  Entwicklungsgang  dieser  altpolnischen  Nasallaute  zu 
den  neupolnischen  g,  ig,  e  und  tf  auf  Grund  der  durchgenom- 
menen Sprachdenkmäler  folgendermassen  dar.  Der  rein  nasale 
Klang  der  altpolnischen  Nasalvocale  q,  iq,  ^,  «4  fing  sich  ziem- 
lich früh  an  zu  verlieren,  indem  er  in  die  Elemente  a  -f-  n  (m) 
zu  zerfallen  begann.  Dies  Zerfallen  des  Nasallautes  ging  so 
weit,  dass  man  sogar  den  aus  ursprünglichem  Nasallaut  in  der 
Sprache  sich  entwickelnden  Nasalconsonant,  der  unter  Umstän- 
den entweder  n  oder  m  sein  konnte,  deutlich  zu  unterscheiden 
vermochte  und  diesen  Unterschied  in  der  Schrift  sehr  sorgföltig 
bewahrte. 

Diese  Aussprache  der  Nasalvocale  besonders  im  Inlaute 
scheint  im  14.  und  15.  Jahrhundert  die  gewöhnliche  gewesen 
EU  sein,  so  dass  zu  befürchten  war,  dass  die  polnische  Sprache 
die  Nasalvocale  verliert.  Diesem  beugte  aber  die  mehr  als  in 
den  anderen  slavischen  Sprachen  wirkende  Kraft  des  aus  dem 
Nasalvocal  entwickelten  Nasalconsonanten  m,  n  vor.  Wie  im 
Neupolnischen  unter  Einfluss  dieses  m,  n  die  Nasalvocale  g,  e 
za  owi,  en  =  dm,  en  =  um,  in  (yn)  geworden  sind,  ist  ein  ähn- 
ficher  Process  —  nach  den  uns  vorliegenden  Sprachdenkmälern 
za  »chliessen  — '■  in  der  zweiten  Hälfte  des  15.  Jahrhunderts  mit 
den  altpolnischen  Nasalvocalen  (i)äm  und  (ijän  eingetreten. 
Der  Nasalconsonant  bewirkte  bei  dem  langen  Nasalvocal  (an) 
die  Neig^ung  des  langen  ä  zu  d,  o,  bei  dem  kurzen  Nasalvocal 

Sitzufsbcr.  d.  phU.-kist.  G.    CXI.  Bd.  H.  Hfl.  00 


1030  Lecicjewski. 

an  den  Uebergang  vom  kurzen  a  zu  a^,  e  h'sh^  Z*fc  a 
Polnischen  aber  die  Nasalconsonanten  n,  m 
die  vorhergehenden  Vocale,  in  unserem  Falle 
Vocal  a  (ä,  ä)  haben,  zeigen  alle  polnischen  VöIk*£awcE.  ^« 
ä  (d)  vor  m,  n  anbetrifft,  so  spricht  das  Volk  in  2 
selbe  vor  m,  n  als  o  (und  in  manchen  Gegendcx  it 
Folge  als  ö,  w)  aus,  z.  B.  altpoln.  däm  (dabo» 
des  Volkes  zu  dam,  dorn  (resp.  dorn,  duni)  ;  päm 
zu  pdn,  pon  (resp.  pön,  pun) ;  väm  (vobis}  urird  ss 
(resp.  vom,  vu7n)  u.  s.  w.  Diese  Erschemong:  ist  si» 
dass  das  polnische  Volk  den  ä -Vocal  vor  m,  n  nie  «bocr  li 
0  .(o,  wj  ausspricht.  Man  braucht  nur  einen  polni^cbs  ins 
anzuhören,  um  sich  davon  zu  überzeugen.  Eber.Ä>  «  « 
lange  ä-Vocal  erleidet  auch  der  kurze  a-Vocad  vor  ».  i  ä» 
Modificirung.  Nach  Szymon  Matusiak  (Gwara  Lasc-wsks  $.  J 
wird  in  der  Gegend  von  Tamobrzeg  in  Galizien  und  nacLÖB 
Verfassers  Kenntniss  in  vielen  Gegenden  der  Provinz  Po«. 
wie  z.  B.  im  südlichen  Theile  des  Kroebener  Ejreis«^  iE«« 
Dörfern  Konary,  Chojno,  Slupia»,  im  Wongrowitrer  Kreisf  "1 
der  Umgegend  von  f^opienno),  im  Adelnauer  Kreise  und  sA 
sonst  das  kurze  ä  vor  m,  n  in  der  Gwara  Lasowska  wie  «*  »* 
in  den  obgenannten  Mundarten  der  Provinz  Posen  wie  •#  oi 
sogar  dumpf  tönendes  e  (e)  ausgesprochen.^  So  spricht  man  ejA 
Matusiak  in  der  von  ihm  behandelten  Mundart  z.  B.  krz's,:^ 
sa^mica ;  und  ich  hörte  z.  B.  sh'nicri,  ht-ua  (Kürbiss  I,  /ri«^.  ••'" 
vstene  (für  samica,  hnna,  lahcuh^  povstane)  u.  s.  w.  Da  die* 
Erscheinung  aber  sowohl  in  Galizion  ( Kleinpolen"^  als  auch  xs 
der  Provinz  Posen  (Grosspolen)  auftritt,  so  kann  man  sie  des- 
wegen als  eine  der  ganzen  polnischen  Sprache  zukommende 
Eigenschaft  betrachten,  und  man  ist  berechtigt,  dieselbe  phydo- 
logisch-sprachliche  Erscheinung  in  dem  Uebergang  von  an  in 
en  anzunehmen.  Dass  aber  der  geschilderte  Process  eintreten 
konnte  und  wirklich  eingetreten  war,  zeigen  Fremdwörter, 
deren  ursprüngliches  an  im  Polnischen  zu  ejt,  r  wurde,  wie  z.  B. 

'  Vgl,  die  Arbeiten  von  Matusiak:  Gwara  Lasowska;  Zawilinski:  Gwara 
Brzeziuska;  Biela:  Gwara  Zebrzydowska ;  J.  Leciejewski:  Gwara  Miej- 
kit'i  Gorki.  alle  in  den  Abhandinngen  der  Krakauer  Akademie,  Bd.  MH 
und  IX,  femer  die  verschiedenen  sprachlichen  Notizen  in  .Zbior  wia- 
domosci  do  etnogratii  krajowej'. 


Der  Lautwertli  der  Nasal  vocalo  im  Altpol  nischen.  1031 

deutsch  wandern  =  poln.  wedrowad,  deutsch  Zangen  =  poln. 
Cfgi,  deutsch  Pranger  =  poln.  pr^ger,  deutsch  Mandel  =  poln. 
m^del,  lat.  Andreas  =:  poln.  J^dHjj  deutsch  danken  =  poln. 
d^^Jcovac,  ital.  bambino  =  poln.  b^ben  (Scheltwort  ftir  ein  Kind). 
Der  Uebergang  von  an  der  angeführten  Wörter  in  polnisches 
f  kann  nur  auf  die  von  uns  dargelegte  Art  erklärt  werden, 
indem  die  betreffenden  Wörter  entweder  bereits  vor  der  Zeit 
oder  in  der  Zeit  des  Uebergangsprocesses  von  an  in  f  ins  Pol- 
nische herübergekommen  sind.^ 

Der  Uebergang  von  an  zu  f  ist  natürlich  zuerst  im  Inlaut 
eingetreten,  begünstigt  eben  durch  die  Aussprache  von  ^  als 
an.  Vom  Inlaute  aus  verbreitete  er  sich  auch  auf  den  Auslaut. 
Da  sich  der  erwähnte  Process  aber  nicht  auf  einmal  vollziehen 
konnte  und  vollzogen  hatte,  so  gab  es  eine  Zeit  in  der  Ent- 
wicklung der  polnischen  Nasalvocale,  in  der  neben  den  alten 
Nasallauten  q,  iq  gleichzeitig  auch  die  neupolnischen  Nasal- 
vocale ^,  IQ,  e,  if  auftraten.  In  einigen  Dialekten  ist  dieser 
Process  früher,  in  anderen  später  eingetreten ;  in  einigen  ist  er 
schneller,  in  anderen  langsamer  vor  sich  gegangen. 

Nach  den  uns  vorliegenden  Sprachdenkmälern  zu  schliessen, 
hat  sich  der  Differenzirungsprocess  von  ^,  ^  in  o,  f  zuerst  im 
Kleinpolnischen  (Pul.  Psalter)  vollzogen ;  darauf  kommt  der 
unterschlesische  Dialekt  (vgl.  Statuta  synodalia  Vrat.);  ziemlich 
spät,  denn  erst  im  16.  Jahrhundert,  theilte  diese  Schicksale 
die  grosspolnische  Mundart,  und  die  oberschlesischen  und  ka- 
szubischen  Dialekte  sind  heutzutage  gerade  in  dem  Differen- 
zirungsstadium  begriffen. 

Nachdem  aber  der  consonantische  Bestandtheil  (m,  n)  des 
zerfallenen  Nasallautes  auf  den  vocalischen  (q,  ^)  seinen  Ein- 
fluss  ausgeübt  und  ö  zu  o,  a  zu  e  verwandelt,  schloss  er  sich 
wieder  enger  an  den  neu  entstandenen  Vocal  und  ist  mit  ihm 
wieder    zu  einem    reinen  Nasallaut  g,  f  zusammengeschmolzen, 


*  Diejenigen  Fremdwörter,  die  bereits  nach  vollbrachter  Uebergangsperiode 
in  der  polnischen  Sprache  Eingang  fanden,  wo  also  die  Sprache  nicht 
mehr  den  Zusammenhang  von  an  und  e  fühlte,  behielten  ihr  ursprüng- 
liches auj  z.  B.  deutsch  »Lanze*  =  poln.  lunca,  deutsch  ,Rang'  =  poln. 
ranga,  franz.  ,cand6labre*  =  poln.  kandelaher,  ital.  ,cantata*  =  poln. 
kantata,  franz.  ,gons  d'armes*  =  poln.  zandarm  u.  s.  w.;  alles  Wörter 
neuerer  Zeit  und  neuerer  Uebertragung. 

66* 


1032  Leciejewski. 

wie  dies  auch  die  herangezogenen  Fremdwörter  (^wandern'  = 
wedrovad  u.  s.  w.)  darthun.  Dieae  beiden  Nasallaute  g,  e  sind 
noch  heute  in  der  polnischen  Schriftsprache  und  in  der  Sprache 
der  Gebildeten  vorhanden ;  in  der  Volkssprache  sind  »ie  bereits, 
wie  anfangs  erwähnt,   weiteren  Entwicklungsprocessen  erlegen. 

Fasst  man  alles  bis  jetzt  Gesagte  zusammen,  so  ergeben 
sich  für  die  Nasalvocale  der  polnischen  Sprache  folgende  vier 
Reihen : 

^    —  an  (am)    —  g  —  om  (on)     —  ön  (6m)  —   un  (um) 
icj,  —  iän  (iäm)  —  ig  —  ton  (iom)  —  ion  (iöm)  —  tun  (tum) 

^      ^  ( e 

4    —  an  (am)    —  e   —  {  ^   ^^  k  r  ^/1.\  ^    ^^   \ 

^         yen  (em)   —  en  (em)    —  yn  (j/m) 

^       -^  (  ie 

t^  —  iän  (iäm)  —  i?  —  {  -  -  ^^  -.         .r  ,..^.         r^    .r-  . 

^        1 1671  (lern)  —  ve^i  (tem)  —  in  (im), 

XL IV.  Wie  aus  obiger  Darlegung  erhellt,  sind  die 
neupolnischen  Nasallaute  g,  f  bereits  secundär  entwickelte  Laute 
und  stehen  nicht  mehr  auf  derselben  Stufe  wie  z.  B.  die  hellen 
Vocale  0,  e.  Die  neupolnischen  Nasalvocale  verhalten  sich  zu 
den  reinen  Vocalen  wie  z.  B.  die  romanischen  Sprachen  zu 
dem  indoeuropäischen  Sprachstamm,  d.  h.  sie  haben  bereits 
einen  weiteren  Entwicklungsgang  gemacht  als  die  reinen  Vocale. 
Dies  ist  auch  der  Grund,  weshalb  uns  das  Verhältniss  von  o 
zu  e  z.  B.  in  dgb  zu  debu ,  zyingl  zu  z^n^la  u.  s.  w.  —  um 
auf  die  im  Anfang  erwähnte  Erscheinung  zurückzukommen  — 
so  räthselliaft  vorkommt,  wenn  man  es  nach  denselben  Laut- 
gesetzen erklären  will,  die  nur  für  diejenige  Entwicklungsstufe 
der  Vocale  Geltung  haben,  auf  der  sich  die  reinen  polnischen 
Vocale  befinden.  Wie  es  ganz  unsinnig  wäre,  die  Sprach- 
erscheinungen der  romanischen  Sprachen  mit  denen  der  ger- 
manischen, slavischen  u.  s.  w.  auf  gleiche  Entwicklungsstufe 
zu  stellen,  ebenso  unerlaubt  ist  es,  die  neupolnischen  Nasal- 
vocale  den  reinen  polnischen  Vocalen  gleichzustellen;  und  wie 
man  die  romanischen  Sprachen  zimächst  aus  dem  Lateinischen 
erklären  muss,  ebenso  muss  man  bei  der  Erklärung  der  phono- 
logischen  Erscheinungen  an  den  neupolnischcn  Nasalen  zu- 
nächst auf  die  altpolnischen  Nasalvocale  ^£,  ?V],  /J,  i^  zurück- 
gehen.    Sie  erklären  uns  dann    die    scheinbar  so   räthselhaften 


Der  Lantwerth  der  Nasalyocale  im  Altpolnischen.  1033 

Symptome  der  neupolnischen  Nasalvocale  auf  eine  mit  ähn- 
lichen Erscheinungen  ganz  übereinstimmende  Weise.  Demnach 
ist  nämlich  debu-dqb  =  d^bu-dqb,  zginfla-zgingl  =  z^initla-z^i- 
nqi^  ebenso  wie  sädu-säd,  neupoln.  sdd;  grSbu-gröh,  neupoln. 
gröhy  d.  h.  es  ist  die  unter  gegebenen  Bedingungen  eintretende 
Verlängerung  (Neigung)  des  betreffenden  Consonanten.^ 

Es  ist  selbstverständlich,  dass  die  Erscheinung,  nach  der 
der  kurze  Vocal  unter  Umständen  verlängert  wird,  in  der 
polnischen  Sprache  bereits  vor  der  Epoche  vorhanden  gewesen 
sein  musste,  als  die  altpolnischen  Nasalvocale  in  die  neupolni- 
schen sich  zu  differenziren  angefangen  hatten. 

Als  dieser  Process  aber  einmal  begonnen  hatte,  dann 
wurde  natürlich  jedes  lange  (^  (q)  zu  q,  jedes  kurze  q  (^) 
zu  f,  so  dass  auch  z.  B.  dqb  =  dgb  und  d^bu  =^  debu  werden 
musste.  Damit  wäre  das  vermeintliche  Räthsel  des  Ueber- 
ganges  von  e  z\i  q  gelöst,  und  schon  dieser  Umstand  allein 
dürfte  für  die  Richtigkeit  unserer  Behauptung  beweisend  sein.*^ 


*  Vgl.  Miklosich:  ,Ueber  die  langen  Vocale  in  den  slavischen  Sprachen*, 
im  29.  Bande  der  Denkschriften  der  phil.-hist.  Classe  der  kai8.  Akademie 
der  Wissenschaften   in  Wien. 

1  Die  an  dieser  Stelle,  sub  linea,  gewonnenen  Resultate  zusammengefasst, 
erhalten  wir  für  das  Altpolnische  zwei  Formen  des  Acc.  sing,  pronom. 
pers.,  und  zwar:  mq,  Sa,  cq  und  me,  t'e,  Se.  Beide  Formen  kommen  nicht 
in  allen  Sprachdenkmälern  vor;  in  dem  einen  findet  sich  nur  die  eine, 
in  dem  anderen  nur  die  zweite;  die  meisten  aber  besitzen  beide  Formen; 
fiir  den  Gebrauch  derselben  ist  der  Flor.  Psalter,  das  Hedvigbüchlein 
und  zum  Theile  der  Pul.  Psalter  sehr  belehrend,  denn  die  Sprache  dieser 
Sprachdenkmäler  zeigt,  dass  die  enklitischen  Formen:  me,  ce,  ie  nur 
nach  Verbum,  d.  h.  nach  einem  betonten  Worte  zur  Anwendung  kamen, 
wogegen  die  accentuirten  Formen :  w*«,  vq,  iq  nach  einer  Präposition, 
d.  h.  nach  einem  accentlosen  Worte  gebraucht  wurden.  Die  Sprache 
wollte  zwei  enklitische  accentlose  Worte  nicht  aufeinander  folgen  lassen. 
Dieses  Bestreben  ist  sogar  noch  in  der  heutigen  polnischen  Sprache 
vorhanden,  indem  nach  einem  Verbum  die  kürzeren  Formen:  wig,  ce, 
^,  nach  einer  Präposition  die  längeren  Formen:  mne,  ceb^e,  Seb'*e  ge- 
bräuchlich sind.  Der  Ansicht,  dass  in  den  nasalirten  Formen  die  Func- 
tion der  Präposition  an  dem  von  ihnen  regirten  Casus  des  Pronomens 
gekennzeichnet  wird  (Archiv  III,  37)  steht  das  Factum  entgegen,  dass 
nicht  der  Casus  zur  Kennzeichnung  der  Präposition,  sondern  die  Prä- 
position zur  exacteren  Hervorhebung  des  durch  einen  Casus  ausge- 
drückten Verhältnisses  dient. 


1034  Leciejewski. 

XLV.  Es  bleibt  noch  übrig,   die  Nasalzeichen  ^,  f ,  ^  zu 
erklären.    Sie  werden  geschrieben:  fi^  ff  [/i]   ^»     Die  Zeichen 
^f  f  sind  nur  kleine  Modiiicationen  von  (1^  t  indem  an  dieselben 
nur  als  diakritische  Bezeichnung   die  Häkchen  hinzugekommen 
sind.      Sie    bekamen    später   die    Gestalt   %  %  oder  ^,   bis  sie 
endlich  ty  e  wurden.     Dass   das  Zeichen  q  den    neupolnißchen 
Laut  (j  bezeichnet,    erklärt  sich  aus  der  Geschichte  der  polni- 
schen Nasalvocale.    Es  stammt  aus  einer  Zeit,  wo  es  den  Laut 
q  (d.  i.  das  nasale  a)  bezeichnete,    und   weil   der  Unterschied 
zwischen  n  und  ^  anfilnglich   nur  ein  Unterschied    zwischen  (^ 
und  4  war,    so  verblieb  wegen  der  nahen  Verwandtschaft  der 
beiden  Laute  in  der  Aussprache  das  frühere  Zeichen,    welches 
auch  nicht   abgeschaflFt   wurde,    als  ff,  sich  mit  der  Zeit    völlig 
zu   (^   verwandelt   hatte.      Einige   Schwierigkeit   bietet   die   Er- 
klärung des  Zeichens  y^  von  dem  auch  Professor  Nehring  sagt: 
,cuius  origo  sane  obscura  est^  (Flor.  Psalter  XX).    Es  kommt  zum 
ersten  Male,  soweit  man  aus  den  veröflFentlichten  Texten  schliessen 
kann,  im  Jahn?  KM)0  im  Worte:  Chelczficza  (lieiöeca)  vor  (Baud. 
de  Court,  s.  )^A'KUJTAUJTa)  und  ist  im  Gebrauche  bis  zur  Mitte 
des  15.  Jahrhunderts.  Wichtig  für  die  Geschichte  dieses  Zeichens 
ist  der  bereits  im   §.  X  erwähnte  Fall,  dass  in  dem  polnischen 
Sprachdenkmal :  ,(iloKöa  super  epistolas*,  welches  etwa  aus  dem 
Jahre  l4i)Ü  herrührt  und  zur  Bezeichnung  der  Nasalvocale  das 
Zeichen  ^  besass,    eine  spätere,    aus   dem  Ende  des   15.  Jahr- 

Somit  Htollt  Hicli  die  Geschichte  de«  Acc.  «ing.  proiiom.  pers.  in 
dor  poliiiNcheii  Sprache  f<)l^eudüniia.HHon  dar.  In  der  ältesten,  noch 
historiHclieii  Zeit,  etwa  his  zum  15.  Jahrhundert,  besä»»  das  Polnische 
die  heid(Mi  Formen :  tn<i,  ra,  6a  und  wir,  cf,  ie  mit  dem  oben  anpeji^ebenen 
(JebrauchsunttjrsclMed  (v^-l.  Flor.  Psalter  H<»dvipbüchelein).  Nachdem  aber 
ri  zu  r  j^ewonlen  war  und  vut,  (tt,  hu  die  Formen  vWf  c«,  A»  angfenoramen 
hatten,  waren  die  beiden  Reihen :  vw.  er,  Jtr  und  me,  <'e,  ie,  in  der  Aus- 

^  w  b 

Sprache  schwer,  und  wenn  man  den  Nasal  nicht  panz  deutlich  hervor- 
tret(in  lii'ss,  j^^ar  nicht  zu  unterscheiden,  so  dass  allmälicr  me,  n\  ie 
mit  liiVf  *r,  ie  identificirt  und  zum  enklitischen  Pronomen  degradirt 
wurde.  Da  die  Sprache  aber  auch  eine  accentuirte  Form  brauchte,  so 
griff  sie  zu  dem  benüts  vorhandenen  Mittel,  zur  Bezeichnung  der 
leb(»ndcn  Wesen  den  (ienitiv  an  St(»lle  des  früheren  Accusativ  zu  setzen, 
und  erhob  die  (»enitivformen  mnc,  rrft'r,  Mtc  zum  Accusativ,  da  ja  die 
Pronomina  pers.  Personen  bezeichnen.  Den  letzten  Formen  fiel  die 
Function  des  früheren  »w,  ca,  in  zu,  nämlich  nach  Präpositionen  auf- 
zutreten, welcher  Gebrauch  ihnen  bis  zum  heutigen  Tage  verblieben  ist. 


Der  Lautwerth  der  Nasalvocale  im  Altpolnischen.  1035 

i  hunderts  stammende  Hand  dieses  Zeichen  überall  ausradii't 
und  an  dessen  Stelle  die  neueren  Bezeichnungen  q,  e  gesetzt 
hatte.  Unsere  Untersuchung  hat  ergeben,  dass  das  Zeichen  ^ 
überall,  wo  es  angewandt  wird,  den  Laut  q  bezeichnet.  Dieser 
Umstand  erregt  die  Vermuthung,  dass  ^  nicht  die  ursprüng- 
liche Gestalt  dieses  Zeichens  bietet  und  ich  glaube  nicht  zu 
irren,  wenn  ich  ^  aus  ^  entstanden  erkläre.  Den  Uebergang 
von  ^  zu  ji  bildete  das  für  q  gebräuchliche  Doppelzeichen  ^, 
wie  es  z.  B.  in  der  Sophienbibel  geschrieben  vorkommt.  Das 
ursprüngliche  Doppelzeichen  (f(f  führte  natürhch  den  Schreiber 
auf  den  Gedanken,  beide  Zeichen,  da  sie  ja  nur  einen  Laut 
ausdrücken,  zusammenzuschreiben,  was  anfanglich  (jljl  ergab; 
da  man  nun  in  dem  ersten  Theil  der  obigen  Verbindung  ein 
^  sah,  so  gab  man  auch  dem  zweiten  Theil  dieselbe  Form  und 
aus  ()f  ist  iff  geworden.  Bezeichnete  aber  ^  den  langen  q-  (q-) 
Vocal,  so  musste  man  zur  Bezeichnung  von  ^  natürlich  ff 
nehmen.  Bei  Baud.  de  Court,  finde  ich  das  Zeichen  fi  schon 
im  Jahre  1289  im  Worte:  Wqgielniczi  (sub.  ^rAkHHgH),  also 
11  Jahre  früher,  als  das  Zeichen  (^  angewandt.  Dies  dürfte 
meine  Erklärung  des  Zeichens  ^  bestätigen. 


Die  obige  Abhandlung  hat  also   zu   folgenden  Resultaten 
gefuhrt : 

A.  Das  Altpolnische  besass  als  Nasalvocale: 

a)    q,  neupoln.    o,  altslov.  (langes)  ^,  6ech.  langer  Vocal 

^J  *?  T)  ^2>         n  Tf  ^}       n  Tf  n 

c)    ^         „  £,        n        (kurzes)  ?f.,      „      kurzer       „ 

^J  *?  Tf  Kf         yj  rf  ^}       n  n  n 

B.  Acc.  sing,  pronom.   pers.   besass  im  Altpolnischen  die 
beiden  Formen : 

a)  mq,  cq,  sc^  und 

b)  rhey   ce,   ^e. 

Die   erste  Reihe  kam  nach  einer  Präposition,   die  zweite 
dagegen  nach  einem  Vcrbum  zur  Anwendung. 

Wien,  1.  Januar  1884. 


XXVII.  SITZUNG  VOM  16.  DECEMBEß  1885. 

Von  Herrn  Dr.  Friedländer  in  Goltsch-Jenikau  wird  mit 
einer  Zuschrift  das  dritte  Bändchen  seiner  jGeschichtsbilder 
aus  der  nach  talmudischen  Zeit^  für  die  akademische  Bibliothek 
eingesendet. 

Das  w.  M.  Herr  Professor  Dr.  G.  Bühl  er  legt  eine  fiir 
die  Sitzungsberichte  bestimmte  Abhandlung  über  eine  neu  auf- 
gefundene Inschrift  des  Königs  Dharasena  IV.  von  Valabhi  vor. 


An  Druoksohriften  wurden  vorgelegt: 

Academia   Komana:   Documente  priviti^re  la  Istoria    Komänilor   culese  de 

Eudoxiu  de  Uormuzaki.  Volumul  V,  partea  1.  1650 — 1699.  Bucuresci, 

1885;  4". 
Amari,  M.:  E»tratti  del  Tarih  Maiisuri.     Palermo,  1884;  8*^. 
Ateneo  di  HreHcia:  Commentari  per  l^aniio  1885;  8". 
Athen,  Nationalbibliothek:  Schriften  aus  den  Jahren  1875 — 1882. 
Coffa,  Marianina:  Poesie  scolto  a  cura  del  Municipio  di  Note.  Note,  1882;  12^ 
Dudik,  P.  I5eda  O.  S,  H. :   Aunzüge  für  Mährens  allg-eineine  Geschichte  aus 

den  Uegeston  der  PäpHte  Benedict  XII.  und  Clemens  VI.   Brunn,  1885;  8^ 
Gesellschaft,  deutsche  morgenländische:  Zeitschrift.  XXXIX.  Band,  3.  Heft. 

Leipzijr,   1HH5;  H". 
Harz -Verein  für  Geschichte  und  Alterthumskunde:  Zeitiichrift.   XVIII.  Jahr- 

gaufr,   1.  Hälfte.    Wernigerode,   1885;  8". 
Jena,  Universität:  Akademische  »Schriften  vom  Jahre  1883 — 1885.  65  Stücke 

8<^  und  4". 
Kiew,  Universität:  Universitätsnachrichten.  Tom.  XXV,  Nr.  8.  Kiew,  1885;  8«. 
Kriegsarchiv,  k.  k.:  Mittheilungen.  Jahrgang  1H85.  I— IV.  Wien,  1885;  8'\ 
Ko manische  Kevue.  1.  Jahrgang,   1.— 5.  Heft.     Budapest,   1885;  8". 
Society,  tho  royal:  Proceedings.  Vol.  XXXIX,  Nr.  239.    London,   1885;  8^ 

—  the  Scottish  geograidiical:  The  Scottish  geographica!  Magazine.  Edinburg, 
1885;  8". 

Verein,   historischer  für  Niederbaiern:  Verhandlungen.  XXIII.  Band,  3.  nnd 
4.  Heft.     liandshut,   1885;  8«. 

—  historischer  von  Unterfranken  und  Aschaffenburg:  Archiv.  XXVIII.  Band. 
Würzburg,   1885;  8".  -    Jahresbericht  für  1884.    Würzburg,   1885;  8«. 

Zeitschrift,  internationale  für  allgemeine  Sprachwissenschaft  von  F.  Tech- 
ner. II.  Band,   1.   Hälfte".     Leipzig,  1885;  8". 


Bftbler.    Ueber  eine  Inschrift  des  Königs  Dharasena  IV.  von  ValabM.         1037 


lieber  eine  Inschrift  des  Königs  Dharasena  IV, 

von  Valabhi. 


Von 


G.  Bühler, 

wirkl.  Uitgliede  der  kais. -Akademie  der  Wissenschaften. 
(Mit  einer  Tafel.) 


Die  nachstehende  Umschrift  einer  Landschenkung  des 
Königs  von  Valabhi,  Dharasena  IV.,  ist  nach  einer  in  Spiegel- 
schrift angefertigten  Photozinkographie  gemacht,  welche  ich 
der  Güte  des  Herrn  Dr.  J.  Burgess  verdanke.  Nach  seinen 
brieflichen  Mittheilungen  wurde  das  aus  zwei  Kupferplatten 
bestehende  Original  in  diesem  Jahre  (1885)  im  Collectorate  von 
Khecjä  (Kaira)  in  Gujarat  gefunden  und  dem  Photozinkographic 
Office  in  Pui^ia  zur  Vervielfältigung  übergeben. 

Wie  das  Facsimile  zeigt,  müssen  die  Platten  sehr  gut 
erhalten  sein,  da  nur  an  einigen  wenigen  Stellen  der  zweiten 
die  Buchstaben  etwas  undeutlich  oder  auch  halb  verwischt 
sind.  Auch  der  rechts  befindliche  Ring,  welcher  die  Platten 
zusammenhielt,  scheint  noch  erhalten  zu  sein.  Denn  das  Fac- 
simile zeigt  die  Einschnitte  ganz  deutlich,  welche  gemacht 
wurden,  um  denselben  behufs  der  photographischen  Aufnahme 
zu  entfernen.  Nach  dem  Facsimile  zu  urtheilen  sind  die  Platten 
je  32  Centimeter  breit  und  26  Centimeter  lang.  Die  erste  hat 
28  Zeilen  und  die  zweite  29.  Auf  der  zweiten  sind  die  beiden 
letzten  Zeilen  nicht  ganz  zu  Ende  geführt,  um  flir  die  sehr 
gross    geschriebene    Unterschrift   des    Königs    svahasto   mama  * 


^  Die  beiden  Horizontalstriche  (hinter  mama)  haben  in  der  älteren  Zeit 
dieselbe  Bedeutung  wie  die  in  alten  und  modernen  Documenten  vor- 
kommenden Vertical  striche. 


1038  Bühler. 

=  ,meine  eigene  Hand'  Kaum  zu  lassen.  Die  Schriftzüge 
stimmen  auf  das  Genaueste  mit  denen  der  früher  veröffent- 
lichten Inschriften  desselben  Königs  überein;  siehe  die  Tafeln 
im  Indian  Antiquary  vol.  I,  p.  14  und  vol.  VII,  p.  73.  Die 
technisclie  Ausliihrung  der  Inschrift  ist  im  Ganzen  gut  zu 
nennen. .  Schreibfehler  und  missgebildete  Buchstaben  sind 
weniger  zahlreich  als  auf  anderen  Inschriften  der  Könige  von 
Valabhi. 

Uer  erste  Punkt  von  Interesse,  den  die  Insclirift  bietet, 
ist  der  Name  der  Stadt,  in  welcher  der  König  die  Schenkung 
machte.  Uas  Säsana  ergeht  (Tafel  I,  Z.  1)  vijayaskandJidvdräd 
Bharukachchhavdsakdt  ,au8  dem  sregreichen  Hauptquartiere,  wel- 
ches sich  in  Bharukachchha  befindet^  Bharukachchha  ist 
bekanntlich  mit  dem  griechischen  Barygaza  und  dem  heutigen 
Bharüch,  Bhacjüch  oder  Bharoch,  Bha^och  (Broach)  iden- 
tisch. Es  ist  aus  der  obigen  Phrase  klar,  dass  die  Schenkung 
während  eines  Kriegszuges  gemacht  wurde,  oder  während  einer 
Königsreise  zu  administrativen  Zwecken,  auf  welcher  Dharasena 
von  seinem  Heere  begleitet  wurde.  In  beiden  Fällen  wird  man  an- 
nehmen müssen,  dass  Bhanich  zur  Zeit  dem  Reiche  von  Valabhi 
einverleibt  war.  Die  erstere  Annahme  ist  aber  die  wahrschein- 
lichere. Denn  wir  wissen  aus  anderen  Inschriften,  dass  die 
Stadt  vom  5.  bis  zum  9.  Jahrhundert  unter  der  Botmässigkeit 
von  Gurjara-Fürston  stand,  die  mitunter  mit  dem  benachbarten 
Valabhi  in  Fehde  waren.  Man  wird  also  annehmen  dürfen, 
dass  Dharasena  IV.  Bharüch  erobert  hatte.  Er  ist  auch  der 
einzige  König  seines  Geschlechtes,  von  dem  wir  Inschriften  be- 
sitzen, welche  südlicli  von  dem  Flusse  Mahl  gelegene  Orte  er- 
wähnen. Seine  im  Indian  Antiquary  vol.  VII,  p.  73 — 75  ver- 
öffentlichte Inschrift  von  Sam.  330  ist  auch  aus  dem  Haupt- 
quartiere Bharüch  datirt. ' 

Der  zunächst  folgende  Theil  der  Inschrift,  Tafel  I,  Z.  1 
(Mitte)  —  Tafel  II,  Z.  12,  welcher  den  Stammbaum  Dharasena's 
gibt,  lehrt  uns  durchaus  nichts  Neues.  Wie  in  allen  Documenten 
der  Dynastie,  die  nach  der  Zeit  Dharasena's  II.  abgefasst  sind, 
sind  hier  die  vier  Söhne  Bhatarka's,  wahrscheinlich  aus  Mangel 
an  Raum  auf  der  Platte,  übersprungen.    Bhajarka  aber  sowie 

^  Siehe  da»  Facsimilo  und  meine  Bemerkungen  Ind.  Ant.  vol.   X,  p.  278. 


Ueber  eine  Inschrift  des  Königs  Dbarasena  IV.  von  Yalabhi.  1039 

Guhasena,  Dharasena  IL,  Siläditya  I.  oder  Dharmäditya, 
Kharagraha  I.,  Dharasena  III.,  Dhruvasena  11.  oder  Bälä- 
ditya  und  Dharasena  IV.  selbst  werden  in  den  bekannten 
stereotypen  Phrasen  geschildert.  Obschon  die  Deutung  mancher 
derselben  sehr  schwierig  und  bisher  nicht  vollständig  gelungen 
ist,  so  halte  ich  es  nicht  fttr  angezeigt,  dieselben  hier  einer 
neuen  Besprechung  zu  unterziehen. 

Weit  wichtiger  ist  ein  Theil  des  Inhaltes  der  folgenden 
Zeilen,  Tafel  11,  Z.  13—26,  welcher  die  Einzelheiten  der  .Schen- 
kung schildert.  Der  Beschenkte  war  nach  Z.  13 — 14  der  Brah- 
mane  Aditisarman,  der  Sohn  des  Brahmanen  Bhavtnäga, 
ein  Anhänger  (sahrahniachärin)  der  Väjasaneyiääkhä  des 
weissen  Yajurveda  und  ein  Sprössling  des  Geschlechtes  (aagotra) 
des  Sehers  ParHSara.  Seine  Familie  oder  vielleicht  er  selbst 
stammte  aus  Udumbaragahvara.  Er  wohnte  in  Ehetaka, 
dem  jetzigen  Khe(Ja  (Kaira),  und  gehörte  zu  der  Gemeinde  *  (sd- 
mänya)  der  udumharagahvarachäturvidya,  d.  h.  der  Chaturvedis, 
oder  alle  vier  Veden  studirenden  Brahmanen,  von  Udumbara- 
gahvara. Das  Epitheton  vdumharagahvaravinirggata,  wörtlich 
,au8  Udumbaragahvara  herausgegangen  oder  ausgewandert^, 
sowie  die  Analogie  ähnlicher  Ausdrücke  in  anderen  Inschriften, 
wie  ahichchhatravinirgata,  girinagaramnirgata  ,au8  Ahichchhatra 
oder  ausGirinagara  (Girnar)  ausgewandert',  beweist,  dass  Udum- 
baragahvara der  Name  eines  Landes  oder  einer  Stadt  seinmuss, 
welcher  aber  bisher  anderswo  nicht  nachzuweisen  ist.  Was  die 
Erklärung  des  Wortes  betrifft,  so  kann  man  einen  Zusammen- 
hang mit  dem  auch  von  den  Griechen  erwähnten  Volke  der 
Udumbaras  denken.  Dieselben  waren  nach  Yadavapra- 
käsa's  Vaijayanti^  eine  Unterabtheilung  der  Silvas.  Wahr- 
scheinlicher ist  es  jedoch,  dass  man  unter  udumhara  die  be- 
kannte Art  von  Feigenbäumen  zu  verstehen  und  das  Compositum 
durch  ,ein  Dickicht  von  Udumbara-Bäumcn^  zu  übersetzen  hat. 


1  Bezüglich  der  ErkläruDg  des  Worte»  sdmdnya  folge  ich  jetzt" Dr.  Bhag- 
vänlfil  Indraji,  Indian  Antiquary  vol.  XIII,  p.  80,  obschon  die  von  ihm 
aDgenommene  Bedeutung  aus  der  Literatur  bisher  nicht  nachgewiesen  ist. 

2  Vaijayantl,  bhümika^iija,  desadhyäya,  sl.  36—37*;  4Jl«^|4sl   [Ms.  ^^^TT*] 


1040  Bühler. 

Ortsnamen,  welche  mit  umar,  einem  der  modernen  Vertreter  von 
vdumbara^  gebildet  sind,  finden  sich  auf  der  Karte  von  Indien 
sehr  häufig.  Das  ganze  Compositum  udiimbaragahvaravinirggata 
würde,  streng  gefasst,  bedeuten,  dass  Aditidarman  selbst  aus 
Udurabaragahvara  ausgewandert  war.  Die  weitere  Behaup- 
tung, dass  er  in  Khecjä  wohnte  und,  wie  man  ergänzend  an- 
nehmen muss,  zu  der  (dortigen)  Gemeinde  der  Udumbara- 
gahvara-Chaturvedis  gehörte,  lässt  diesen  Punkt  wenigstens 
zweifelhaft.  Die  Inder  sind  bei  solchen  Angaben  oft  nicht  genau 
und  sprechen  z.  B.  von  irgend  einem  Manne  als  ihrem  guru  oder 
dclidrya,  der  nachweislich  einer  der  früheren  Lehrer  der  Schule 
des  Redenden  (pararhparayä  gurul/,)  war.  Pie  Existenz  einer 
besonderen  Gemeinde  von  Udumbaragahvara-Brahmanen  in 
Khe(}4  erklärt  sich  leicht  durch  die  noch  jetzt  bestehenden 
Verhältnisse.  Wandern  Brahmanen  in  einer  Stadt  ein,  so  werden 
sie  in  den  meisten  Theilen  Indiens  '  nicht  von  den  früher  an- 
sässigen Mitgliedem  ihres  varna  aufgenommen,  sondern  bilden 
eine  fUr  sich  geschlossene  sogenannte  Kaste.  Die  Ankömmlinge 
erhalten  gewöhnlich  nicht  einmal  die  Commensalität,  noch  seltener 
das  Connubium  mit  den  älteren  Ansiedlern.  Zu  den  Verwal- 
tungen der  inneren  Angelegenheiten,  wie  der  Auferlegung  von 
Bussen,  werden  sie  nie  zugelassen.  Eine  jede  grössere  indische 
Stadt  enthält  deshalb  mehrere  getrennte  Gemeinden  oder  Kasten 
von  Brahmanen  und  manche  Provinzen  eine  sebr  grosse  Zahl, 
z.  B.  Gujarat  uic^hr  als  achtzig.  Von  grossem  historischen  Inter- 
esse ist  es  aber,  dass  sicli  noch  lieute  wenigstens  im  Districte 
von  Khe(]a,  Brahmanen  finden,  welche  man  als  die  Abkömmlinge 
der  in  unserer  Insclu'ift  erwähnten  Gemeinde  ansehen  darf.  Dies 
sind  die  U(luml)aras  oder  Udambaras,'^  welclie  besonders  im 
ncirdliclien  Gujanit,  jonseiis  des  Flusses  Mahi,  in  den  Collec- 
toraten  Klieja,    Ahmadabad,  l*anch  Mahals.    sowie  in  den  ein- 


'  Eino  AuKnalimo  iiiHclit  KaNinir;  wiehe  Kasinir  Kcport  p.   11). 

-  })'\o  letztere  Forin  iHt  die  gewöhnliche  und  beruht  auf  der  häufif^eu  Ver- 
tretung von  Skt.  n  durch  a  (n)  selbst  in  accentuirten  Sill)en.  Die  Form 
Udambara  hat  zu  einer  weiteren  Corruption  Dambara  Anlass  ge- 
geben, die  ich  zwar  nie  gehört  habe,  die  sich  aber  bei  Jagaddhara  zu 
Mfilatimädhava  p.  1 1  findet.  Javerialfil  Umiashankar  nennt  die  Udam- 
baras,  Jour.  Bo.  Br.  Roy.  As.  8oc.  vol.  X,  p.  110,  als  Nr.  17  in  seiner 
Liste  der  Kasten  von  Gujarat. 


Ueber  eine  Inschrift  de«  Königs  Dharasena  IV.  von  Valabhi.  1041 

geschlossenen  und  angrenzenden  Vasallenstaaten  ziemlich  zahl- 
reich vertreten  sind.  Auf  meine  Fragen  nach  ihrer  Herkunft 
und  ihrem  Verhältnisse  zu  anderen  brahmanischen  Gemeinden 
wurde  mir  an  verschiedenen  Orten  übereinstimmend  geantwortet, 
dass  die  Udumbaras  sich  als  Einwanderer  betrachteten,  und 
dass  zwischen  ihnen  und  den  übrigen  Brahmanen  der  annavya- 
vahdra  und  der  kanydvyavahära  nicht  bestände.  Aus  hand- 
schriftlichen Materialien  *  über  die  Vedas,  Säkhäs,  Gotras  und 
Secten  der  in  der  Präsidentschaft  von  Bombay  lebenden  Brah- 
manen, welche  bei  dem  Census  von  1880  auf  meine  und  Räo 
Bahlldur  Gopälrao  Deshmukh's  Veranlassung  gesammelt  wurden, 
sehe  ich,  dass  die  Udumbaras  jetzt  den  Rigveda  und  den  Yajur- 
veda  Studiren,  sich  theils  zur  Mädhyandini,  theils  zur  M&r- 
jani  (?)  *^  Mkhd  und  zu  den  gotras  der  Rishis  Agastya,  Kutsa, 
Gautama,  Bharadväja  und  Vatsa  rechnen,  und  dass  sich  unter 
ihnen  sowohl  Saivas  und  Vaishijavas  als  auch  SmÄrtas  finden. 
Die  mir  gegenüber  gemachte  Behauptung,  dass  die  Udumbaras 
in  Gujarat  eigentlich  Fremde  sind,  ist  durchaus  glaubwürdig. 
Denn  in  den  von  Gujarat  östlich,  sowie  etwas  nordöstlich  und 
südöstlich  gelegenen  Provinzen  sind  gleichnamige  Familien  in 
grosser  Anzahl  ansässig.  Hiemit  stimmt  es  (wie  es  auch  für 
das  Alter  der  Gemeinde  von  Bedeutung  ist),  dass  der  bekannte 
Dichter  Bhavabhiiti,  welcher  aus  Vidarbha,  dem  heutigen 
Berar,  gebürtig  war  und  in  der  Mitte  des  8.  Jahrhunderts  p.  Chr. 
schrieb,  sich  selbst  einen  Udumbara  nennt. ^  Alle  diese  Um- 
stände scheinen  mir  bedeutsam  genug,  um  die  vorgeschlagene 
Identification  sicherzustellen.  Man  braucht  sich  bei  derselben 
nicht  durch  den  Umstand  bedenklich  machen  zu  lassen,  dass  in 
der  Inschrift  Udumbaragahvara  erscheint,  während  der  moderne 
Sprachgebrauch  Udumbara  bietet.  Denn  der  Inder  liebt  es, 
lange  Namen  zu  kürzen  und,  falls  dieselben  Composita  sind,  den 

'  Diese  Materialien  sind  mir  von  dem  Census-Officer  J.  A.  Baines  Esq. 
zur  Publication  übergeben.  Ich  fürchte,  dass  viele  der  einzelnen  An- 
gaben zu  ungenau  sind,  um  wissenschaftlich  verwerthet  werden  zu 
k{5nnen. 

'  Wahrscheinlich  nur  eine  Corruption  von  M^dhjandini.  Die  alten 
Namen  sind  in  den  Census-returns  oft  entsetzlich  entstellt,  was  bei  der 
Unwissenheit  der  Brahmanen  und  der  Zähler  nicht  wunderbar  ist. 

3  Mälatim&dhava  p.  V  und  p.   11   (Blifuidärkar). 


1042  BAhler. 

bedeutMiimAten  Theil  für  das  Ganze  zii  gebrauchend  E»  verdient 
auch  erwähnt  zu  werden,  dasB  die  Namen  anderer  brahmanischer 
Gemeinden  in  Gujarat,  die  Nägaras  oder  Anandapuriya«,  die 
Jambavas  von  Jambüftar,  die  (iimäräs  und  die  KayakvälAs  in 
den  luHchriften  der  Könige  von  VaUibhi,  der  Gurjaras  und 
Chaulukyas  erwähnt  werden. 

Gegenstand  der  Schenkung  sind  zwei  Felder  (lahetra) 
und  eine  bhrishfiy'^  deren  Lage  und  Grenzen  genau  angegeben 
werden.  Das  eine  Feld  nebst  der  bhrishti^  lag  im  dhdra  oder 
Regierungsbezirke^  von  Khetaka,  in  Kolamba^  und  im 
Osten  der  Feldmark  des  Dorfes  Va^<)asomalikä.  Die  Grösse 
dieses  ersten  Feldes  wird  dadurch  bestimmt,  dass  es  khetakefa]- 
mdnena  vrUnffipifukadvayavdpam  genannt  wird.  Es  erfordert 
also  ,zwei  nach  dem  Masse  von  Khetaka  (gemessene)  ttipitvkoM 
Reiss  als  Aussaat^  Grössenbestimmungen  von  Aeckem  durch 
Angabc  des  Masses  des  erforderlichen  Saatkorns  sind  noch  in 
Indien  gewöhnlich.  Was  ein  {t^pituka  war,  vermag  ich  nicht 
zu  sagen,  da  das  Wort  sonst  nicht  vorkommt.  Die  erste  Silbe 
ist  wahrscheinlich  verschrieben,  denn  ein  Sanskritwort  kann 
nicht  mit  zwei  t  anfangen.  Wenn  hier  und  weiter  unten 
,von  dem  Masse  von  Khetaka'  die  Rede  ist,  so  bezieht  sich 
der  Ausdruck  darauf,  dass  Khetaka,  das  heutige  Khe4^, 
welches  früher  wie  jetzt  die  Hauptstadt  eines  bedeutenden 
Districtes  und  wahrscheinlich  eine  wichtige  Handelstadt  war, 
seine  besonderen  Masse  und  Gewichte  hatte.  Wie  im  Mittel- 
alter und  noch  später  viele  grössere  deutsche  Städte  ihre  eigenen 
Pfunde,  Scheffel^  Ellen  u.  s.  w.  besassen,  so  stand  es  auch  bis 


1  Zachariae,  Lex.  Beitr.  p.  34 — 36. 

^  Uebor  <Ho  Hcdoutung  des  Wortes  siehe  unten. 

'  So  hoisHt  es  hior.  Weiter  unten  Z.  20  wird  aber  die  Lage  der  bhrishfi 
anders  angegeben. 

*  Uebor  die  Bedeutung  des  Wortes  dhdra  oder  dharani  siehe  meine  Aus- 
einandersetzungen, Ind.  Ant.  vol.  VII,  p.  54. 

^  Kolamba  inuss  seiner  Stellung  nach  also  der  Name  einer  Unterabtheilung 
dos  Kegicrungsbezirkes  von  Khetaka  gewesen  sein.  Ob  es  ein  pa- 
thaka  oder  eine  bhukti  war,  lässt  sich  nicht  bestimmen.  Wegen  der 
BodfMitung  dft«  Wortes  kolamha  vergleiche  Böhtlingk's  W.  B.  i.  k.  F. 
^fi|4i|^  und   l|^m«n. 


Cvhn  e<ii<  tnukrift  du  Kfialii  DliHun»  17.  na  VaUbbl. 


1043 


^iror  Kurzem  in  Indien.'  Ja,  das  VoJk  rechnet  noch  jetzt,  un- 
beklimmert  um  die  ofticiellen  Vorschriften,  nach  eeinen  alten,  fUr 
jeden  District  vei-achiedenen  Massen,  Gewichten  und  Münzen. 
Die  Grenzen  des  Feldes  waren  (Tafel  H,  Z.  Iti-l?):  öatlich  die 
Mark  des  Dorfes  Sihumijja,  südlich  die  Mark  des  Dorfes 
ViÄvapaUi,  westlich  ein  Feld  Dropaka  gehörig,  (genannt) 
aamikedära,  nördlich  ein  Maheävara  gebüriges  Feld,  (ge- 
nannt) Khagga<jikc(Iäri.  Das  erstgenannte  Dorf  dürfte  das 
heutige  Sihünj  oder  Siinj  sein,  welches  zwischen  Mehmudä- 
bäd  und  MaLudä  liegt.  Das  zweite  Dorf  Visvapalii  ist  das 
südwestlich  gelegene  V&nsol.  Die  moderne  Kndung  ql  entspricht 
durchweg  dem  alten  palli.  Die  Vertretung  von  vUva  durch 
vans  i.  e.  vami  ist  im  Gujaräti  leicht  mtiglich,  da  oft  a  für  i 
eintritt  und  die  Nasalirung  bei  Auslassung  eines  assimilirten  Con- 
sonanten  »ehr  gewiihnlich  ist.  Kürdlich  von  Vansol  und  gerade 
westlieh  von  Sihßnj  findet  sich  Vaiptv&li,  welches  sehr  wahr- 
soheinHch  der  moderne  Vertreter  des  alten  VadiJaBomälikä  ist. 
Das  Wort  kedara,  welches  in  den  Namen  der  Felder  vorkommt, 
ist  mit  kshetra  ,FeId'  gleichbedeutend.  Samikedära  bedeutet 
würthch  ,dae  mit  Samt  (Prosopis  spicigera  Lin.)  bewachsene 
Feld'  und  Khaggadikedäri  ,das  kleine  mit  khaggaifi  (Sae- 
cbarum  spontaneum)  bewachsene  Feld'.  Das  zweite  Feld  lag 
(Tafel  II,  Z.  17-20)  in  dem  südwestlichen  (Theüe  der)  Mark  des 
Dorfes  Duhuduhu  welches  in  dem  Nagarakapathaka.'  d.  h. 
,dera  unmittelbar  zur  Stadt  (Kheijä)  gehörigen  Bezirke  oder 
Kreise'  eingeschlossen  war.  Es  erhält  den  Beinamen  kofilaka, 
den  ich  nicht  zu  erklären  vermag,  und  .erforderte  eine  Aussaat 
von  zwei  pifhakan  Reis  nach  dem  Masse  von  Khetaka*.  Die 
Grösse  des  ptihalat  ist  mir  unbekannt.  Seine  Grenzen  waren :  ,im 
Osten  ein  dem  makattitra,  d.  h.  Dorf'^chulzen  Gotlaka  gehö- 
riges Feld,  genannt  Atirama^akedilra  (der  Spielplatz  der 
äli,  Turdus  Ginginius?),  und  ein  Zuckerrohrfeld,  welches 
Sabbhilaka  gehörte;   im  SUden    die  Mark  des  Dorfes  Jäinj 


1  Siehe  die  freilich  sehr  nnvälUtändige  Lüte  bei  Priniep,   UiefuI   ' 
(Eawt;s  II,  116—131).  Kheija  ist  dort  nicht  berücksichtigt. 

*  Ueber  die  Bedeutung  vou  palhaka  sielie  Ind.  Änt,  vol.  VII,  p.  öl. 
Nogara  , Stadt'  dürflo  hier  auf  die  HauptaUidt  des  ähäi-a,  KhejAka  oder 
KhecjA,  XII  beliehen  flein,  da  die  Leute  gen'Uhnlich  die  wichtigst«  Stadl 


1  DinlTiüt 


1()44  B&hler. 

Qapalli;  im  Westen  die  Mark  des  Dorfes  Gu<}<}apalli;  im 
Norden  (zwei  Felder,  genannt)  Aralikedära  und  Samike- 
dära,^  und  zwei  von  Termiten  ,aufgeworfene  Erdhaufen^ 
Zuletzt  folgen  die  Grenzen  der  bhrishti  (Tafel  ü,  Z.  20  — 21\ 
welche  im  Duhuduhikäpadraka,^  d.h.  auf  dem  freien  Weide- 
platze des  (Dorfes)  Duhuduhikä  lag:  im  Osten  eine  Undani 
bei  einem  Kapittha  (Baume,  Feronia  elephantum);  im  Süden 
ein  kleines  Feld  (keddrikd),  genannt  Vi4!5Hia(?);  im  Westen 
eine  Undani  bei  einem  Kapittha  (Baume);  im  Norden  zwei 
Undanis  jenseits  des  (als)  hrdhmadeya  (geschenkten)  Felden, 
welches  dem  Brahmanen  Vairabhafa  gehörte.  Was  die  Be- 
deutung von  bhrishti  betrifft,  so  erklären  die  Koshas  bhrishfi 
durch  Miiyavdfi  ,ein  verlassener  oder  unbewohnter  Garten*. 
Das  entsprechende  Hindi  Wort  bhi(i  oder  bhif  hat  aber  nach 
Wilson,  Glossary  of  Judicial  and  Revenue  terms,  und  Elliot, 
Kaces  of  the  N.  W.  Provinces  vol.  II,  p.  235,  noch  andere  Be- 
deutungen, unter  denen  eine  ,rai8ed  ground  near  a  tank  for 
planting  Piper  betel  upon'  sehr  gut  passt.^  Wäre  es  sicher, 
dass  iLiidam,  wie  man  der  Etymologie  halber  vermuthen  möchte, 
,ein  Wasserbehälter  oder  eine  Rille  zum  Zweke  der  Berieselung' 
bedeutet,  so  würde  sich  die  Annahme  der  zweiten  Erklärung 
für  bhrishti  unbedingt  empfehlen.  Da  aber  eine  authentische 
Erklärung  für  undani  bis  jetzt  fehlt,  so  wage  ich  keine  Ent- 
scheidung zu  geben.  Ich  bemerke  nur,  dass  man  häufig  sowohl 
Gärten  (va(]i,  vätikä)  als  kleine  Felder  innerhalb  des  Weide- 
raumes um  die  Dörfer  findet. 

Die  in  der  Inschrift  folgenden  Bedingungen,  unter  welchen 
die  Schenkung  gemacht  ist  (Tafel  II,  Z.  21 — 24),  weichen  nur  in 


1  Siehe  oben  S.  1043. 

3  Padra,  welches  in  den  Sanskrit-Koshas  verschiedentlich  durch  grdma- 
»arhnive^aj  gräniapcUha  u.  8.  w.  und  im  Desikosha  durch  grämcuthäna 
erklärt  wird,  hat  hier  wohl  die  technische  Bedeutung  von  Gujar&ti 
pdtlar  (sprich  pTidr),  welches  Narmada^ankar   im  Narmakosha   durch 

THRTT  UW  ^i{K*n  ^nft  ^  it'C  ^¥^  ^  ^  %  ,der  vor 
den  Pforten  oder  »Strassonausgängen  eines  Dorfes  gelegene  freie  Platz, 
wo  die  Kühe  und  das  übrige  (Vieh)  weiden'.  Wegen  dieses  freien 
Platzes  vgl.  Manu  VIII,  287,  wo  die  normalen  Dimensionen  desselben 
angegeben  sind. 
3  H.  H.  Wilson  leitet  hhi(l  irrthümlich  von  Skt.  hhUti  ab.  Bh%(i  geht 
auf  ökri^hß    (Tafel   II,   Z.   20),    MiH    auf   /thruth^i  (Koshas)   zurück. 


1046 

einem  Punkte  von  den  auf  anderen  Platten  vorkommenden  ab. 
Ea  wird  bemerkt  (Z.  23),  daee  die  Objecte  pürvi^pi-attadeva- 
hralimadeyahrdhmanamhiatirahilam,  d.  h.  ,mit  Ausachluss  von 
trUber  gegebenen  Schenkungen  an  Götter  und  Brabmanen, 
sowie  dos  (an)  Brahmanen  (zu  zaiilenden)  Zwanzigsteln  (vom 
Krtrage)'  gescbeiikt  sind.  Es  ist  dies  das  erste  Mal,  dass  iett 
in  einer  Inschrift  eine  Erwähnimg  ,deB  Zwanzigsten  flir  Brab- 
Dianen'  finde.  Diese  Abgabe  wird  aber  mitunter  in  Werken 
über  Dharma  den  Vaisyan  und  Südras  als  verdienstlich  em- 
pfohlen. 

Die  folgenden  Zeilen  (Tafel  II,  Z.  24—2»),  welche  die  ge- 
wöhnlichen Ermahnungen  an  spätere  Könige,  die  SSchenkung 
zu  genehmigen  und  zu  beschützen,  sowie  die  hierauf  bezUghchen 
Oitate  aus  der  Smi'iti  enthalten,  bieten  nichts  Neues.  Interessant 
dagegen  ist  es  zu  huren  (Z.  28j,  dass  ,(ler  (mit  dem  Vollzüge 
der  Schenkung  betraute)  Vertreter  {dätaka,  des  Königs)  die 
Prinzessin  Bhüvä  war.  Sie  erscheint  in  derselben  Eigenschaft 
in  der  fi-üher  vei-öffentlichten  Inschrift  Dharasena  des  IV,  Dort 
scheint  ihr  Name  aber  Bhüpä  zu  sein,  wenn  nicht  ein  blosser 
Schreibfehler  vorliegt.  Geschrieben  wm'de  die  Schenkung  von 
dem  Herrn  der  Diviraa,  d.  b.  Staatssccretär  Skandabbata  dem 
Sohne  des  Staatssecretärs  Vatrabhatti  ('''),  welcher  mit  den 
auf  Krieg  und  Frieden  bezüglichen  Angelegenheiton  betraut 
d.  b.  Kriegsministcr  war.  Dieselben  Namen  und  Bezeichnungen 
kommen  auf  allen  anderen  Inschriften  desselben  Königs  und 
auch  sonst  noch  vor. 

Das  Datum  der  Inschrift  endlich  ^  ^00  +  ^0  ft(  *II1^- 
fjj^  ■^  ^  ist  von  dem  grössten  Interesse,  da  es  für  die  Lüsuug 
eiuer  der  vielen  schwierigen  Fragen  der  indischen  Chronologie 
eine  willkommene  Hilfe  gewäLrt. 

luf  den  ersten  Blick  schien  es  mir,  inabesondere 
mit  Rücksicht  auf  das  doppelte  Datum'  in  der  früher  veröffent- 
lichten Inschrift  des  letzten  bekannten  Königs  von  Valabhl,  S!lä- 
ditya  VI.  oder  Dbrubhatii  unmöglich,  dass  diese  verkürzten 
Silben  und  Zaltlzeichen  fUr  etwas  Anderes  stehen   ki3nnten  aU 


I  IiiilUii  Aiitiqimry,  vol.   VII,  p.  SG  M^dH  f.ltflMill!^  «H^^'^IRK^- 
Sitmugibei.  J.  |>lill.'liiil.  VI.   CXI.  Ud.  U.  Ufl. 


1046  Bfthler. 

wörtlich  ,im  dritten  durch  dreissig  vermehrten  (abgelaufenen) 
Jahrhunderte,  im  zweiten  (Monat)  Märgasira»,  am  zweiten  (lu- 
naren  Tage)  der  lichten  (Hälfte)^^  Es  schien  mir  ferner  gauz 
imdenkbar,  dass  dvittyamdrgaMrasij  falls  der  Text  nicht  etwa 
verdorben  wäre,  etwas  Anderes  als  ,im  intercalirten  Monate 
M&rgaiiras'  bedeuten  könnte.  Die  hohe  Wahrscheinlichkeit 
dieser  Ergänzung  und  Erklärung  wurde  mir  von  den  besten 
Epigraphikern,  unter  denen  ich  nur  Herrn  J.  F.  Fleet  nenne, 
sofort  zugestanden.  Der  letztere,  wie  auch  andere,  machte 
aber  ein  naheliegendes  Bedenken  gegen  die  Richtigkeit  des 
Textes  geltend,  indem  er  darauf  hinwies,  dass  nach  den  jetzt 
geltenden  Regeln  die  Monate  MärgaSirsha,  Pausha  und  Mägha 
gar  nicht  eingeschaltet  werden  können.  Hierauf  konnte  man 
zwar  antworten,  dass  die  Annahme  einer  andern  Methode  der 
Einschaltung  bei  dem  häutigen  Schwanken  der  Inder  in  ihrem 
astronomisch-chronologischen  Verfahren  tür  die  ältere  Zeit  ganz 
unbedenklich  ist.  Trotzdem  war  die  Möglichkeit  eines  Irrthums 
des  Schreibers  nicht  ausgeschlossen.  Da  die  letzte  Ziffer  des 
Datums  eine  Zwei  ist,  konnte  er  aus  Versehen  die  Silbe  dvl 
eingefUgt  haben.  Diesem  Zweifel  macht  aber  eine  von  Herrn 
C.  Bendall  in  Nepal  aufgefundene  Inschrift  ein  Ende,  welche 
ohne  Zweifel  Aiiisuvarman  gehört  und  saiiivat  34  ,das 
Jahr  34  (der  Sriharsha-Aera)^  zeigt  und  den  prathamapausha 
,den  ersten  (Monat)  Pausha*  erwähnt.^  Die  volle  Schrei- 
bung lässt  keinen  Zweifel  an  der  Richtigkeit  des  Textes  zu. 
Der  Ausdruck  prathamapausha  beweist,  dass  im  7.  Jahr- 
hundert p.  (^hr.  bei  den  Astronomen  Nepals  eine  Regel  der 
Intercalation  galt,  welche  den  Monat  Pausha  nicht  ausschloss, 
und    dass    das     Zahlwort     prathama    zur    Bezeichnung     eines 


1  Die  Möglichkeit,  doi  zu  der  Jahreszahl  zu  ziehen  und  diese  332  zu  leseu, 
ist  dadurch  abgeschnitten,  dass  erstlieh  dvi  fdr  die  Ziffer  2  (=)  auf 
Kupfertafeln  nicht  nachweisbar  ist,  und  dass  ferner  eine  Schenkung 
Dhruvasena  des  III.,  des  Neffen  und  Nachfolgers  Dharaseiia's, 
mit  dem  Datum  aam  332  existirt. 

'  Das  ganze  Datum  lautet:  samvcU  34  pralfiamapatuha  iukla  dviSydt^dm. 
Ich  verdanke  die  Mittheilung  dieser  Inschrift  der  Freundlichkeit  Bendairs. 
Er  hatte  das  Compositum  praüiainapaushaj  unabhängig  von  mir,  ganz 
richtig  gedeutet.  Die  hischrift  wird  in  seinem  Berichte  über  die  Resul- 
tate seiner  Reise  nach  Nep&l  als  Nummer  II  veröffentlicht  werden. 


Ueber  eine  Inschrift  des  Königs  Dharasena  lY.  ron  Yalabbt.  1047 

der  durch  Intercalation  verdoppelten  Monate  verwendet  wurde. 
Es  steht  somit  der  Annahme,  dass  um  dieselbe  oder  in  vielleicht 
noch  etwas  früherer  Zeit  eine  ähnliche  Regel  in  Valabhi  galt  und 
dass  das  Zahlwort  dvitiya  in  gleicher  Weise  verwendet  wurde, 
nichts  im  Wege.  Im  Gegentheil  wird  dieselbe  durchaus  wahr- 
scheinlich. 

Diese  Bestätigung  meiner  ursprünglichen  Interpretation 
des  Datums  unserer  Inschrift  ermuthigt  mich,  den  Versuch  zu 
wagen,  dasselbe  zur  Bestimmung  des  noch  immer  strittigen 
Anfangspunktes  der  in  den  Valabhi  -  Inschriften  gebrauchten 
Aera  zu  verwenden.  Bekanntlich  wird  von  einigen  Gelehrten 
angenommen,  dass  dieselben  nach  der  sogenannten  Valabhi- 
Aera,  welche  im  Jahre  318  —  319  beginnt,^  datirt  sind,  während 
andere  meinen,  dass  die  Könige  von  Valabhi,  ursprünglich 
Vasallen  der  Guptas,  deren  Münzen  sie  ausschliesslich  copirt 
haben,  die  Gupta-Aera  gebrauchten.  Bezüglich  der  letzteren 
sind  drei  Ansichten  vorhanden.  Erstlich  haben  wir  die  Tra- 
dition Benlni's,  dass  die  Gupta-Aera,  ebenso  wie  die  von  Valabhi, 
Sakasaihvat  241  begann.  Diese  wird  von  vielen  Orientalisten 
für  unanfechtbar  gehalten,  obschon  Ben\ni*8  Bericht  über  die 
Guptas  deutlich  sagenhaft,  nicht  wirklich  historisch  ist.  Zweitens 
hat  General  A.  Cunningham^  durch  astronomische  Berechnungen 
darzuthun  versucht,  dass  die  Guptas  vom  Jahre  167  p.  Chr.  an 
ihre  besondere  Aera  einführten.  Drittens  setzte  Sir  E.  C.  Bayley, 
gestützt  auf  seine  Lesungen  der  Daten  auf  kabulischen  Münzen,** 
den  Anfang  der  Gupta-Aera  in  das  Jahr  190  p.  Chr.  Dieser 
letzteren  Ansicht  habe  auch  ich  mich  bisher  angeschlossen, 
besonders  weil  ich  Siläditya  VI.,  genannt  Dhrübhata,  fUr  den 
von  Hiuen  Tsiang^   erwähnten    König  T'u-lo-ho-po-t'u   hielt. 

Aus  dem  Obigen  wird  klar  sein,  dass  die  Angabe  unserer 
Inschrift,  nach  welcher  Saifivat  330  eine  Intercalation  des 
Monats  MärgaSirsha  stattfand,  uns  erlaubt,  eine  Probe  auf  die 

'  Indian  Antiquary  vol.  XI,  p.  241.  Die  indische  Tradition  sagt,  dass 
Valabhi  in  Vikramasaihvat  375  zerstört  wurde;  BerOni  behauptet,  dass 
die  Aera  des  Balab  Sakasaihvat  241  begann.  Die  Inschrift  des  Aijnna- 
dera  stimmt,  wie  Dr.  Hnltzsch  gezeigt  hat,   mit  der  indischen  Angabe. 

2  Cunningham,  Arch.  Reports  vol.  X,  p.  111 — 127;  Indian  Eras  p.  63 — 59. 

3  Sir  E.  C.   Bayley,  Dates  on  the  coins  of  the   Hindu   kings    of   Kabul 
Num.  Chron.,  Third  8er.,  vol.  II,  p.  128—165. 

♦  Beal,  Siyuki,  vol.  II,  p.  267  und  Ind.  Ant.  voL  VII,  p.  80. 

67* 


1048  Btthler. 

Richtigkeit  der  verschiedenen  Ansätze  des  Anfangs  der  frag- 
lichen Aera  zu  machen.  Intercalationen  kommen  nicht  alle 
Jahre  vor  und  Intercalationen  des  Monats  M^rgasirsha  nur  in 
längeren  Zwischenräumen.  Da  man  bei  indischen  Daten  nie 
ganz  sicher  sein  kann,  ob  bei  der  Angabe  von  Jahren  das 
verflossene  (wie  gewöhnlich  der  Fall  ist)  oder  das  laufende 
(was  seltener  vorkommt)  gemeint  ist,  und  da  man  auch  betreffs 
der  Rechnung  des  Anfangs  einer  Aera  stets  im  Unklaren  ist, 
ob  mit  dem  Jahre  0  oder  dem  Jahre  1  angefangen  wird,  so 
legte  ich  mehreren  befreundeten  Gelehrten,  die  mit  astronomi- 
schen Rechnungen  vertraut  sind,  die  Frage  vor,  ob  in  den 
Jahren  496-498  p.  Chr.  (166-167  +  330— 331),  oder  in  den 
Jahren  519—521  p.  Chr.  (189—190  +  330—331),  oder  endlich 
in  den  Jahren  648—650  (318—319  +  330—331)  eine  Inter- 
calation  des  Monats  Märgaäirsha  möglich  sei.  Die  überein- 
stimmende Antwort  der  Herren  Dr.  J.  Burgess  und  Dr.  R.  Schräm 
lautete,  dass  eine  solche  Intercalation  nur  im  Jahre  648  p.  Chr. 
stattgefunden  habe.  Bei  der  Wichtigkeit  des  Resultates  gebe 
ich  Herrn  Dr.  Schram's  mit  grosser  Sorgfalt  gemachte  Be- 
rechnung vollständig  in  seinen  eigenen  Worten. 

,Um  zu  entscheiden,  in  welchen  der  mir  zur  Untersuchung 
vorgelegten  Jahre  496—498,  518 — 520  und  (>48  -  650  Märgaeiras 
ein  Schaltmonat  sein  konnte,  bieten  die  vorhandenen  Tafeln 
keinen  directen  Anhaltspunkt,  da  denselben  zufolge  Margasiras 
überhaupt  nicht  Schaltmonat  sein  kann.  Ein  Blick  auf  Cunning- 
ham's  „Book  of  Indian  Eras,  general  table  of  corresponding 
dates"  zeigt,  dass  diesen  zufolge  nur  die  Jahre  497,  518  und 
648  Schaltjahre  waren,  und  dass  in  dem  ersten  Jyaishtha,  in 
dem  zweiten  BhÄdrapada  und  im  dritten  Karttika  eingeschaltet 
wurden.  Sieht  man  nun  von  der  jetzt  geltenden  Regel  ab,  nach 
der  ein  Monat  intcrcalirt  wird,  wenn  zwei  Neumonde  im  Ver- 
laufe desselben,  nach  dem  genauen  Eintritte  der  Sonne  in  das 
betreffende  Zeichen  berechneten  Sonnenmonates  stattfinden,  wo 
dann  bei  den  kurzen  Wintermonaten  eine  Einschaltung  un- 
möglich wird,  und  untersucht  man,  ob  sich  in  den  indischen 
Quellen  eine  andere  Regel  findet,  nach  welcher  alle  Monate 
intcrcalirt  werden  können,  so  findet  sich  zwar  eine  solche  nicht 
direct  angegeben,  die  Art  und  Weise  aber,  in  welcher  im 
Süryasiddhänta  I,  48 — 51    die  Zahl   der   seit  dem  Beginne  der 


Ueber  eine  Inschrift  des  Köu^s  Dhar&sena  IV.  Ton  Valabhi.  1049 

gegenwärtigen  Schöpfung  verflossenen  Tage  berechnet  wird, 
scheint  darauf  hinzuweisen,  dass  der  Autor  eine  gleichmässige 
Vertheilung  der  Schaltmonate  zu  Grunde  legt  und  die  Dauer 
der  Sonnenmonate  als  ganz  gleichmässig  annimmt.  Dann  kann 
natürlich  jeder  Monat  Schaltmonat  werden.  Der  Süryasid- 
dhänta  sagt  in  der  angeführten  Stelle:  „Die  Zahl  der  ver- 
flossenen Jahre  reducire  auf  Monate  und  addire  die  ver- 
flossenen Monate  des  laufenden  Jahres,  beginnend  mit  der 
lichten  Hälfte  des  Chaitra;  setze  das  Resultat  an  zwei  Stellen 
an;  multiplicire  es  mit  der  Zahl  der  Schaltmonate  und  divi- 
dire  es  durch  diejenige  der  Sonnenmonate  und  addire  zum 
letzten  Resultate  die  so  gefundene  Zahl  der  Schalt- 
monate; reducire  die  Summe  auf  Tage"  etc.  Bei  dieser 
Regel  wird  die  Länge  der  Sonnenmonate  gleich  angenommen 
und  daher  ist  auch  die  Vertheilung  der  Schaltmonate  eine 
ganz  gleichförmige.  Nach  diesem  Verfahren  wird  ein  Schalt- 
monat dann  eintreten  müssen ,  wenn  die  Zahl  der  so*  gefun- 
denen Schaltmonate  um  eins  gewachsen  ist.  Die  Zahl  der 
Schaltmonate  wird  aber,  wenn  wir  jetzt  die  oben  ausgedrückte 
Regel  mathematisch   darstellen,   gegeben   durch  den  Ausdruck 

X  =  (12  J  -{-  M)  — '- ,   wo  J  die  Zahl   der  verflossenen 

^  •  51,840.000 

Jahre  des  Kali  Yuga  und  M  die  Zahl  der  verfossenen  Monate 

des   laufenden   Jahres    bezeichnet.     Soll    nun   der   M^  Monat 

eines  Jahres  ein  Schaltmonat  sein,   so  muss  ofl^enbar  die  Zahl 

1  593.336 

(12  J^  +  ilf)  — '- um    eine  Einheit   erösser   sein   als  die 

'51,840.000    i-o„„„„ 

Zahl  (12  J  +  M  —  1)  ±^:!2:^  .    Nun  ist  aber  fUr  die  vor- 

51,840.000 

gelegten  Jahre 

(12  X  3597  +  10)  J22^^^"_  =  1326-981, 

01,840.000 

dagegen  (12  X  3597  +  11)  ^??f£±£^  =  1327012. 

'  51,840.000 

(12  X  3619  +  6)  -^i^-— -  =  1334-972, 

51,840.000 

dagegen  (12  X  3619  +  7)  _L^!!£:£?!L  ^  1335003. 

51,840.000 


1050  Bflhler. 

(12  X  3749  +  8)    '''-''^'^'l'L  ,^  1382*081, 
^  51,840.000  ' 

dagegen     (12  X  »740  +  9)    '':'-_^"   =  1383012. 
^  ^         ^  ^  51,840.000 

So  wäre  also  im  Jahre  3597  der  11.  Monat,  im  Jahre  3619  der 

7.  Monat  und  im  Jahre  3749  der  9.  Monat  ein  Schaltmonat:  im 

Jahre  648  wäre  also  in  der  That  bei  solch  gleichmäßsiger  Ver- 

theilung  der  Schaltmonate  Marga^iras  der  Schaltmonat.   Rechnet 

man   filr  dieses   letztere  Jahr   nach   Warren's   Kala   Sankalita 

Tafel  XXIX  „for  iinding  the   Epochs   of  raean  intercalations**, 

so  findet  sich 


Jahre 

Monate 

Tag« 

0. 

V. 

1897 

10 

2ö 

41 

40 

170H 

1 

11 

7 

30 

132 

10 

7 

11 

Ö5 

10 

10 

4 

15 

40 

3740 

8 

'  18 

m 

4ö 

Das  heisst,  eine  mittlere  Einschaltung  war  filllig,  als  3749  Jahre 
8  Monate  und  18  Tage  seit  dem  Kali  Yuga  verflossen  waren, 
also  in  der  Mitte  des  Margasiras  des  Jahres  3749.  Wenn  aber 
in  einem  der  vorgelegten  Jahre  Margasiras  ein  Schaltmonat  ge- 
wesen sein  soll,  so  kann  dies  nur  dadurch  erklärt  werden,  dass 
damals  nicht  die  jetzt  übliche,  auf  genauer  Berücksichtigung 
der  Zeit  des  Eintrittes  der  Sonne  in  die  einzelnen  Zeichen  be- 
ruhende, Einschaltung  gebraucht  wurde,  sondern  dass  man  sich 
begnügte,  denjenigen  Monat  einzuschalten,  welcher  unter  An- 
nahme der  gleichen  Länge  der  Sonnenmonate  und  einer  gleich- 
förmigen Verth eilung  der  Schaltmonate  sich  als  Schaltmonat 
ergab.  Nimmt  man  dies  an,'  dann  war  jedenfalls  unter  den 
vorgelegten  Daten  nur  das  Jahr  648  dasjenige,  in  welchem  der 
doppelte  MArgasiras  stattfand.' 

Dieses  Resultat  bestätigt  also  die  Annahme,  dass  die  von 
den  Königen  von  Valabhi  gebrauchte  Aera,  sei  sie  die  Gupta- 


Diese  Erklärung  wird  durch  da»  NepÄlesischo  Datum  (Sriharsha-)  Saihvat 
34  erster  Pausha  ho^lKtigt.  In  letzterem  Falle  muss  man  jedoch  die 
Elemente  des  Brühmaniddh&nta  bei  der  Hi^rec.hnunjj  zu  Onmde  lefiren. 
Bei  gleichmässiger  Vertheilung  der  Schaltmonate  erhält  man  dann  das 
Jahr  640  (Srtharshasaihvat  34  laufend)  als  Schaltjahr  mit  Pausha. 


Ueber  eine  Inschrift  des  Königs  Dliarasena  lY.  von  Valabht.  lO&l 

oder  die  Valabhi-Aera,  im  Jahre  318 — 319  p.  Chr.  begann.  Das- 
selbe gewinnt  um  so  grössere  Bedeutung ,  wenn  man  einige 
andere  Entdeckungen  in  Betracht  zieht,  welche  Bendall,  Fleet 
imd  Peterson  in  neuester  Zeit  gemacht  haben.  Bendali  hat 
nachgewiesen; ^  dass  in  einer  Inschrift  Ainäuvarman's  aus 
Nepal  eine  Aera  gebraucht  ist,  welche  318—319  p.  Chr.  beginnt. 
Dies  kann  nicht  wohl  die  sogenannte  Valabhi-Aera  sein,  weil 
das  Reich  von  Yalabhi  zu  unbedeutend  war,  um  in  dem  weit 
entfernten  Nepal  beachtet  zu  werden.  Die  Annahme  dagegen, 
dass  ein  Fürst  von  Nepal  die  Gupta-Aera  gebrauchte,  ist  sehr 
wahrscheinlich,  denn  das  Reich  der  Guptas  grenzte  auf  jeden 
Fall  unmittelbar  an  Nepal.  Ferner  war  Nepal,  wenn  man  der 
sogenannten  Samudragupta  -  Inschrift  von  Allahabad  (Z.  22) 
Glauben  schenken  darf,  den  Guptas  wenigstens  zeitweilig  tribut- 
pflichtig. Unter  diesen  Umständen  liefert  BendalPs  Entdeckung 
ein  gewichtiges  Argument  für  die  Richtigkeit  von  Berüni's  An- 
gabe. Sodann  wird  in  der  von  Fleet  zuerst  entdeckten  Man- 
dosar-DaSapura-Inschrift  berichtet,^  dass  ,Kumäragupta,  im 
Jahre  493  der  Mälavas,  Herr  der  ganzen  Erde  war^  Seit 
dem  ersten  Bekanntwerden  der  Aera  der  Malavas  oder 
Mälaveiäas  ist  es  mir,  wie  auch  Cunningham,^  Fleet  und 
Peterson  nicht  zweifelhaft  gewesen,  dass  dieselbe  mit  dem 
sogenannten  Vikramasaiinat  von  57 — 56  a.  Chr.  identisch  ist. 
Bei  dieser  Annahme  ist  das  Datum  der  Mandosar- Inschrift  = 
437 — 438  p.  Chr.  Kumäragupta's  bekannte  Daten  liegen 
zwischen  den  Jahren  96  und  130  der  Aera  seiner  Familie. 
Nimmt  man  Berüni's  Ansatz  ftir  die  Gupta-Aera  an,  so  er- 
hält man  für  die  beiden  genannten  Gupta-Jahre  405  -  406  und 
448—449  p.  Chr.  Das  stimmt  mit  der  Angabe  der  Mandosar- 
Inschrift,  dass  Kumäragupta  437—438  p.  Chr.  herrschte.  Frei- 
lich bleiben  zwei  Glieder  in  der  Reihe  der  Argumente  hypothe- 
tisch, da  ein  stricter  Beweis,  dass  die  Malava-Aera  mit  der 
Vikrama  Aera  identisch  ist  und  dass  der  Kumäragupta  der 
Mandosar-Inschrift  der  bekannte  Spross  der  Gupta- Dynastie 
ist,    nicht   geliefert   werden    kann.     Trotzdem   lässt   sich   nicht 


'  Indi&n  Antiqaary,  vol.  XIV,  p.  97 — 98. 

^  Peterson,  The  Auchityäiaihkara  of  Kshemeudra  etc.  p.  46. 

'  Cunninghain,  Arch.  Rep.  vol.  X,  p.  34. 


1052 


Bfihler. 


verkennen,  dass  die  von  Beruni  aufbewahrte  Tradition  jetzt 
durch  gewichtige  Argumente  gebtützt  wird  und  dass  eine  Ver- 
werfung derHelbeu  höchbt  bedenklich  ist.  Ich  fühle  mich  des- 
halb genüthigt,  meine  früheren  Annahmen  aufzugeben  und  micL 
denen  anzuschliessen,  welche  Berünr»  chronologische  Angaben 
für  unbedingt  richtig  halten. 


Umschrift. 
Tafel  I. 


1  ^  ^f^ 


IMI<^M<!1M1m 


:  Mi*<«ii^«<«n*ii! 


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4  ^r?!«r«IVlfll^N«lifMM:  ^hTTTTinjfiT 

WTfimTfW%R- 


Z.  1.  Lies  '^f\.     -■  Z.  '1.  LieH  ^Ml|^^|f|^.  —  Z.  7.  Lies  i(4^IQ  |4||f  |*. 

-  z.  b.  Liü8  •fTTHtT*.  -  y-  i<>  LiP8  •infHTrfir*. 


üeber  eine  Inschrift  des  Königs  Dharasena  lY.  ron  Valabh!. 


1063 


8 


T^  ^^4^<  111141  IM i^^Hifia€>q^ flifi^^^i^iri^ |4|<Hi|lfHaf - 


3 


-  22 


:  23 


r-  84 


r-  26 


Z.  11.  Lie«  •ifinnir*-  —  Z.  U.  Lie«  4ig[Pl^l^   —  Z.  15.  Lies  ^- 
mfint*.  -  Z.  23.  Lies  q^«. 


1054 


Bühler. 


M<4|4ff|4i- 


Tafel  II. 


l^i^liMfilifil^^JHmillurM 


e     >• 


1  Tpm^Tjwnr: 


Z.  t>.  Lies  fifT^r  —  Z.  ö.  LioH  ^fT^;  ^3^^**-  —  ^-  <5.  Liej*  •^JT" 

wnpfhT«.  —  z.  s.  Lifts  •^RTf?^*;  'jtt:  —  /^  9  Lies  •^rrftir  —zu. 
Lies  iirF^%;  •rrerf^*. 


Ueber  eine  Inschrift  des  Kftnigs  Dhansena  IV.  ron  Valabht. 


1055 


-  21 


^R^rniTT^  ^-  22 


gwT  TwfirerirTTf^:  ^m  ^w  ^r^  ^jfiw^ 


Z.  14.  Liesf^o; 
fiflf^^nt^ifVT*  z«  lesen 


.  —  Z.  19.  Lies  h\m\.  —  Z.  20.  Vielleicht 
Z.  24.  Lies  •xfr^rr*;  ^5FÄ*. 


1056       BtthUr.  —  Ueb«r  «ine  Inschrift  des  K6nigi  DhMmtSBa  IT.  tob  TaUbhf. 


Z.  27.  Lies  W^«. 


BCni.itB.  üebor  eino  Inm^hrift  des  Krmif;«  Dharanena  IV.  von  Valabbl. 


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