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SITZUJSfGSBERlCH TE
DEK
PHlLOSOrHlSCll-lllSTOKlSCIlEN CLASSE
DKU KAIi«EKLK'llEN
AKADEMIE DEK WISSENSCHAFTEN.
HUNDERTEILFTEK BAND.
ÜMIT EINKR TAFKL.)
WIEN, 1886.
IN COMMISSION BEI CARL GEROLD'S SOHN
BUCHUlMDLKR DKK EAItt. AKAUKIIIE UKK Wltt»KMHCIIAP-l'KK.
Druck von Adolf Holzhauson,
k. k. Hof- nad UaiT«i»it«u-BucU«Irack«r in Wi«a.
INHALT.
Seite
XIX. Sitzung vom 7. October 1885 1
Reinisch: Die 'Afar-Sprache. 1 5
KahiSniacki: Die polnische Recension der Magdeburger
Urtheile und die einschlägigen deutschen, lateinischen und
czechischen Sammlungen 113
Horawitz: Zur Geschichte des Humanismus in den Alpen-
ländem. 1 331
Busson: Beiträge zur Kritik der steyerischen Reimchronik
und zur Reichsgeschichte im Xin. und XIV. Jahrhundert.
I. Der falsche Friedrich 381
XX. Sitzung vom 14. October 1885 412
Y. Hartel: Bibliotheca patrum latinorum Uispaniensis. Nach
den Aufzeichnungen Dr. Gustav Loowe's herausgegeben
und bearbeitet 415
Inama-Sternegg: Zur V erfassungsgeschichte der deutschen
Salinen im Mittelalter 569
Steffenhagen: Die Entwicklung der Landrechtsglosse des
Sachsenspiegels. VI. Die Fuldaer Qlossenhandschrift . . . 603
XXI. Sitzung vom 21. October 1885 643
XXII. Sitzung vom 4. November 1885 645
Pfizmaior: Der Prophet Jesaias grönländisch 647
Werner: Zwei philosophische Zeitgenossen und Freunde
G. B. Vico's. I. Paolo Mattia Doria 723
XXIII. Sitzung vom 11. November 1885 797
XXIT. Sitzung vom 18. November 1885 799
Pfiz maier: Chinesische Begründungen der Taolehre . . 801
XXY. Sitzung vom 2. December 1885 868
XXYI. Sitzung vom 9. December 1885 870
Leciejowski: Der Lautwerth der Nasal vocale im Alt-
polnischen. Eine grammatische Studie 873
XXYn. Sitzung vom 16. December 1885 1036
Bühl er: lieber eine Inschrift des Königs Dharasena IV. von
Valabhi. (Mit einer Tafel) 1037
XIX. SITZUNG VOM 7. OCTOBER 1885.
Der Präsident begrUsst die Classe bei ilirer Wieder-
veiTiiiigung nach den Ferien und das neueingetretene Mitglied
Ili^rrn Professor Bi'diler insbesondere.
Forner tlieilt der Prilsident mit, dass er Sr. Excellenz
(K'Ui Curator - Stollvertreter und Ehrenmitgliede der kais. Aka-
demie Herrn Anton Ritter von Schmerling die GlUckwunsch-
adresse dieser Kiirperschaft am 22. August in Aussee persönlicli
üborreiclit habe und von dem Herrn Jubilar wiederholt er-
sucht worden sei, seine wärmsten Danksagungen der Akademie
darbringen zu wollen.
Endlich gedenkt Se. Excellenz der Verluste, welche die
(lasse seit ihrer letzten Sitzung erlitten hat, indem am 12. August
das ausländische Ehrenmitglied Professor Dr. Georg Curtius in
Leipzig und am 18. August das correspondirende Mitglied im
Auslande Professor Dr. Ludwig Lange in Leipzig verstorben
ist. Die Mitglieder erheben sich zum Zeichen des Beileides.
Von Herrn Professor Dr. Franz Hofmann und von Herrn
Professor Dr. E. Mühlbacher in Wien sind Dankschreiben illr
ihre Wahl zu correspondirenden Mitgliedern der kais. Akademie
eingelaufen.
Der Präsident des Executiv-Comit<^s des dritten intx?r-
nationalen GefUngniss-Congresses, welcher in Rom am IG. No-
vember d. J. stattfinden wird, ladet zur Entsendung eines
Delegirten ein.
Sitxnnirsber. d. phil.-hist. Ol. CXI. Bd. I. Uft. 1
Das k. u. k. Ministerium des Aeussern widmet der akade-
miseben Bibliothek eines der Exemplare von dem Werke
,Cbina and tlie Roman Orient^ welcbe der Verfasser, Dr.
Friedrieb Ilirtb, kais. ebinesiseber Vice-ZoUdirector in Sbangbai,
dem genannten Ministerium zur Verfügung gestellt bat.
Ferner werden nachfolgende Druckwerke vorgelegt, welclie
mit Zuschriften eingelangt sind:
jBosquejo geogräfico e historical -natural del Arcbipelago
Filipino' por Don Ramon Jordana y Morera, ein Geschenk
des k. spanischen Ministeriums der Colonien, übermittelt von
dem k. u. k. Ministerium des Aeussern;
,Geschichte der Wissenschaften in Deutschland', 20. Band,
enthaltend die Geschichte der deutschen Historiographie von
F. X. von Wegele, eingesendet von der historischen Commission
bei der k. Akademie der Wissenschaften in München; endlich
eine Sammlung der Schulprogramme des Stiftes Ein-
siedeln in der Schweiz.
Das k. k. Ministerium für Cultus und ünteri'icht theilt
den Reisebericht des k. k. Hauptmannes Herrn Heinrich
Himmel über Palästina und Syrien zur Einsichtnahme mit.
Das w. M. Herr Professor Dr. Leo Reinisch übersendet
ftir die Sitzungsberichte eine Abhandlung, betitelt: ,Die *Afar-
sprache V.
Das c. M. Herr Prof. Dr. Adalbert Horawitz legt zur
Aufnahme in die Sitzungsberichte eine Abhandlung unter dem
Titel: ,Zur Geschichte des Humanismus in den Alpen-
ländern L' vor.
Von dem c. M. Herrn Professor Dr. Busson in Inns
brück wird zur Veröffentlichung in den akademischen Schriften
eine Abhandlung unter dem Titel: , Beiträge zur Kritik der
steierischen Reimchronik und zur Reichsgeschichte im XIII.
und XIV. Jahrhundert. I. Der falsche Friedrich' eingesendet,
welche in den Sitzungsberichten Aufnahme linden wird.
Herr Professor Dr. Gottfried Edmund Fries s in Seiten-
stet ten übermittelt zwei Arbeiten:
,Da8 Todtenbuch des Benedictiner-Nonnenstiftes St. Eren-
trud auf dem Nonnberge in Salzburg' und
,Die Todtenbücher der deutsch -österreichischen Alpen-
länder mit Auszügen aus den bisher ungedruckten Nekrologien
von Göttweig, Kremsmünster, Lambach, Traunkirchen, Ossiacli
und Milstadt% mit dem Ersuchen um ihre Veröffentlichung in
dem Archiv.
Die Vorlagen werden der historischen Commission über-
geben.
An Druckschriften wurden vorgelegt:
Aoademia Romana: Analele. Seria II, TomulCi VII, 1884 — 1885. Sectiunea.
Bucuresci, 1885; 4^
— — Documente privitAre la Istoria R(»manilor Urmare la colectiunea
lui Ludoxiu de Hnrmuzaki. Suplemeiit I, Volumiil II, 1781 — 1814.
Bucaresci, 1885; Folio.
— — Etymologicum magnum Romaniae. Dic^iouarul limbei istorice ^i
poporane a Roraanilor de B. Petriceicu Hasden. Fasciora I. A — Acat.
Bucuresci, 1885; 4«.
Acad^mie royale des sciences, des lettres et des beaux-arts de Belgrique:
Bulletin. 54* ann^e, S's^rie, tome 9, Nos. 6 et 6; tome X, No. 7. Bni-
xelles, 1885; 8^
Ackerbau-Ministerium, k. k.: Statistisches Jahrbuch für 1884. 1. Heft:
Production aus dem Pflanzenbau. 3. Heft: Der Bergwerksbetrieb Oester-
reichs im Jahre 1884. 1. Lieferung. Wien, 1885; 8".
Akademie der Wissenschaften, königl. preussische zu Berlin: Preussische
Staatsschriften aus der Regierungszeit König Friedrichs II. II. Band.
Berlin, 1885;. 8«.
Association, the American philological: Transactions 1884. Vol. XV. Cam-
bridge, 1885; 8".
Central-Commission, k. k. statistische: Oesterreichische Statistik. IX.
Band, 1. Heft: Statistik der Unterrichtsanstalten für das Jahr 1882
bis 1883. Wien, 1885; gr. 4". — 2. Heft: Statistik der Banken für die
Jahre 1882 und 1883. Wien, 1885; gr. 4". - 3. Heft: Statistik der
Sparcassen für das Jahr 1883. Wien, 1885; gr. 4". — X. Band, 4. Heft:
Waarendurchfuhr im Jahre 1884. Wien, 1885; gr. 4". - VI. Band,
1. Heft: Die Srgebnisse der Civilrochtspflege im Jahre 1882. Wien,
1885; gr. 4".
Gesellschaft, k. k. geographische in W^ien: Mittheilungen. Band XXVIH,
Nr. 4—9. Wien, 1885; 8".
1»
John HopkiiiK ITnivomty Circular». Vol. IV, No«. 40 et 41. Baltimore,
1886; 4«.
— The Amorican Journal of Philoloffy. Vol. VI, 2. Baltimore, 1885; 4^
— StudioH in historical and political iicience, 3. BerioR VIII. ,The Infiaence
of tho Proprietor« in foumlin^ the 8tate of New Jersey. Baltimore,
1885; 8". — 8. SerioH IX— X. American Constitution». Baltimore, 1885; S«.
Mittheilungfon auH Jnntun Perthe»* g^ofj^raphischer Anstalt von Dr. A.
Potei-mann. XXXI. Band, 1885. VIII., IX. und Ergänzungfsheft Nr. 79.
Gotha, 1885; 4^
Society, the Asiatic of Bengal: Jonmal. N. S. Vol. XIV, part I, Nrs. 1
et 2. Calcutta, 1885; 8».
— Proceedings. Nrs. I— V. Calcutta, 1886; 8^.
— Bibliotheca Indica. Collection of Oriental work». N. S. Nrs. 632, 638
bis 640. Calcutta, 1886; 8". — Old 8. Nr. 250. Calcutta, 1883; 8^
— tho royal Asiatic: The Journal of the Bombay Branch. Extra Number.
Vol. XVU, No XLIV. Bombay, 1884; 8".
— the royal poographical : Proceodings and Monthly Record of Geography.
Vol. VII, Nrs. 7—9. London, 1885; 8".
Reinisch. Die *Afar-Sprftche. I.
Die Afar-Sprache. I.
Von
Leo Beinisch,
wirkl. Mitgliede der kais. ^Akademie der Wissenschaften.
Während meines viermonatlichen Aufenthaltes in Massaua
vom November 1875 bis Februar 1876 wurde mir eines Mor-
gens der Besuch von Bilal-Nugliz, Königs der Buru-*Afar, ge-
meldet. Bald trat derselbe, von einem Knaben geführt ein,
ein blinder Mann von etwa vierzig Jahren, von reckenhafter
Gestalt und stolzer Haltung. Nach der üblichen Begrüssung und
Bewirthung motivirte er mir im Idiom der Tigrö den Zweck
seines Besuches und sprach: Ich bin Bilal-Nugus. Fünfzehn
Regenzeiten sind um, seit mir die Buru das Haupt eingehüllt
und mich auf den Stein gesetzt haben. Niemand führte offene
oder heimliche Klage über mich, denn ich that Jedem nach
seinen Werken. Es gab keinen Hungernden; denn alle Buru
trinken Milch von zahlreichen Kamelen, Kühen und Ziegen.
Aber Allah ist der Starke und Mächtige und er erhöht imd er-
niedrigt nach seinem Ermessen. Bilal berichtete nun weiter,
dass vor einem Jahre sein linkes Auge erkrankt sei: an dem
Augenlide habe sich ein Auswuchs gebildet, den ein abessinischer
Arzt mit glühendem Eisen ausgebrannt, dadurch aber auch das
Auge geblendet habe. Kurze Zeit darnach sei auch das rechte
Auge trübe geworden und habe allmälig die ganze Sehkraft
verloren. Da er als blinder Mann das Volk nicht anführen
könne, so sei ihm sein jüngerer Bruder zum Wakil beigegeben
worden, der nun die Buru führe. Nun habe er (Bilal) durch
Schifferleute gehört, dass ein Frängi in Massaua weile und so
sei er zu mir gekommen, ob ich ihm wohl wieder zu seinem
Augenlichte verhelfen möge. Ich drückte ihm mein Bedauern
aus, ihm nicht helfen zu können, weil ich kein Ai'zt sei, stellte
Efti ftifeh.
ihm aber in AiiHHicIit^ rla in kurzer Frist ein Pascha mit Sol-
daten aus E^ypt<;n in MaMnaua erwartet werde, dass mit diesen
sicherlich auch It<;pmentiiärztc anlangen würden, die dann sein
Augenleiden untersuchen könnten. Ich machte ihm nun das
Anerbieten, bei mir so lange zu bleiben, bis jene angemeldeten
Truppen eingetroffen seien. ßilalNugus nahm diesen Antrag an
und so kam ich in die erwünschte Lage^ von ihm mit Hilfe
meines Saho - Dolmetsch Abdallah Dasamoyta die 'Afar-
Sprachc zu erlernen. Die folgenden Texte sind Dictate von
Bilal-Nugus, denen die gegenüberstehende Uebersetzung ins
Öaho von Abdallah aus dem Stamme der Dasamo-Saho bei-
gegeben ist.
üeber die linguistische Stellung dieses Idioms verweise
ich vorläufig auf die einschlägigen Untersuchungen und Aus-
führungen von Friedrich Müller und Robert Cust.
1. Zwiegespräch.
Text in der 'Afar-Sprache. UoborHetzunp ins Saho.
1. A. l\n}hiddP Nfujd Tiurfjal
2. B. Mdhisa."^ Ma*d mähä iß.
3. A. Bälo ma*At^ Bälö ndgä kifinlf
4. B. Balö ma'ä, liayef Bald ma'Aj ähd!
5. A. Balö ndgayf Bnlo ndya kinnif
6. B. Bälö ndgay, haye! Bälo ndgä kinnl, ähd!
7. A. Innl buld-k avidta, lliniii dik-ik avidta.
8. B, Ifaye! iba-k iaindtat Ahtil hal6-l iaindtai bdd-al
bäd-ak famdtaf tamdtaf
i. A. Outen Morg^enl — 2. B. Outen Morgen! — 3. A. Ist das Befinden
gut? — 4. Ä Oanz gut, ja wohl! — 5. A. Ist das Befinden gut? — 6. B. Ganz
gut, ja wohl! — 7. A. Ich komme von meiner Heimat. — 8. B. 8o so!
Kommst du zu Fuss oder zu Wasser?
* Hast du den Morgen (gut) zugebracht? von nabada.
2 Ich habe den Morgen (gut) zugebracht; mah Morgen, mafi-is den Morgen
zubringen.
2 Ist die Erde (das Land) gut (sicher)?
Die 'Afkr-Spraehe. I.
9. A. Bdd'ok amdta, bdd-ak
döniki amata, döniki Ddsl yö
bä/ta, Ddsl'k döniki amdta.
10. B. Hayi!
11. A, Dötiiki Mvsüw^a-l öba,
12. B. Hayi!
13. A. Musutc'al dlzä ka dlzä
abld liyö.
14. B. Hayi!
15. A. Kambo Ydlll yö yay-
durd'k inni büld addrü-tcd.
16. Ä Haye!
17.-4. Hdydod tä liyü-niaqa-
däbii-wä,
18. B, Hayi!
19. A. Düyi, gabd-d luk-and-
ml'k icili-m sdra-d hi-h an.
20. B. Hayi!
21. ^. Wili-m inni betd-h an,
22. B, Hayi!
23. A. Wili-m imbakö-d hi-h
an.
24. B. Hayi!
25. A. Wili-m rüd-id hih an.
26. B, Hayi!
27. A. Wili-m daro-d hi-h an.
28. B. Hayi!
29. A. Wili-m barbari-d hi-h an.
Anü bädal amdta, mlabd-d
amdta, salabdd Ddsl-l amdta j
Dhsl-kö ^idaJnid amdta.
Ahii!
bälabdd Miisuw'al amdta. ö
Ahä!
Musüw*al tUzä ka dlz* abld
kald dna.
Ahä!
Yalli yi yadaba-n-kö hinni U)
dik-il gahd~m fd^a.
Ahä!
Hajd liyö-m abitö fdla.
Ahä! 15
Mal gabd-d li-k ind-mi-k abld
sdra-l ohöy dna.
Ahä!
Wüim anü hinni betd dna,
Ahä! 20
Wüim timbaköl ohöy dna.
Ahä!
Wüim riiz-ul ohöy dna,
Ahä! 25
Wilirn üduW'ol ohöy dna.
Ahä!
Wilim barbaril ohöy dna.
9. A. Ich komme zu Wasser, zu Wasser mittelst Schilf, das Schiff
brachte mich nach Deset und von da hieher. — 10. B. So, so! — 11. A. Zu
Schiff kam ich nach Massaua. — 12. B. So, so! — 13. ^4. In Massaua bleibe ich
einen und einen halben Monat. — 14. B. So, so! ja, ja! — 15. A. Und wenn
mich Gott wieder heimführt, kehre ich in mein Dorf zurück. — 16. J?. Ja,
ja! — 17. A. Die Geschäfte, welche ich habe, will ich zu Ende führen. —
18. B. Ja, ja! — 19. A. Von dem Gelde, das ich in den Händen habe, lege
ich einen Theil auf Kleidung aus. — 20. B. Ja, ja! — 21. A. Einen Theil
verbrauche ich selbst. — 22. B. Ja, ja! — 23. A. Einen Theil lege ich auf
Tabak ans. — 24. B. Ja, ja! — 25. A. Einen. Theil lege ich auf Reis aus.
— 26. B. Ja, ja! — 27. A. Einen Theil auf Durra. - 28. B. Ja, ja! —
29. A. Einen Theil auf Pfeffer.
8
Beinisch.
30. B. Hatje!
31.^. Wlli-m ha8('da-d lieh an .
32. B. Haye!
33. A, Wili-m doba'd-ytü-d
5 hi'h an.
34. B. Hayi!
35. A, Wili-m harer-id h6-h an.
36. B, Haye!
37. ^. Wüi'in 8öknra-d he-h an.
10 38. B. Haye!
39. A. Düye (jabd-d be-mt-k
tamd abd-h an.
40. B. Haye!
AhA!
Wilim s(igurt-il ohöy dna.
Ahä!
Wtlivi miusuwdn-al ohdy dna.
Ahä!
Wilim karer-il ohöy dna,
Ahä!
Wilim 8ökär-al ohöy dna.
Ahä!
Mal gabd-d li-k ind-m amdy
ak abd dna.
Ahä!
30. B. Ja, ja! — 31. A. Einen Theil geb' ich auf Zwiebeln aun. —
32. B. Ja. ja! — 33. A. Einen Theil auf Indigo. — 34. B. Ja, ja! —
35. A. Einen Theil auf Seide. — 36. B. Ja, ja! — 37. A. Einen Theil auf
Zucker. — 38. B. Ja, ja! — 39. A. Mit dorn Gelde, da« ich habe, mach' ich
es demnach slUo. - -10. B. Ja, ja.
2. Frauen, welche um Polyandrie petitioniren.
1. Agabi reddntn-l sakiydta
15 ydla iyan, redanti : ,mahd fdl-
4anV ydleha iyan,
2. ^Fandla-m kö warisenü wäy-
na' ydlehan iyan dgabt.
3. ,Yö warsltä!* ydleha iyan
20 reddntJ.
4. yinki ba^cdi gira-k gdla 'eri
ikä nö'd hä-m md-ll, bdHl nö
o»ism namdta* ydlehan iyan.
iSäyö rcddnföl yasknünd ya-
ddyn yan, jAy falddnäP tdn-ak
ya\elid yan rtdnntl.
,Fdnda-m kö warUenü Ivn/
yalduin yan säyö.
, Yö wariHä!* tdn-ak yalehä yan
reddntl.
Jnki bä'eli girn-kö ytuld tikd
kinnl-nkd nö abd-vi md-la, bail
nö Ö88Ö namdta* ak yalehän yan.
1. Frauen kamen zum Häuptling, Beschwerde zu filhreu. ,Wa8 wollt
ihr?* sprach zu ihnen der Häuptling.
2. ,Was wir wünschen, wollen wir dir sagen,* sprachen die Frauen.
3. ,Nun so redet!* sagte der Häuptling.
4. Da sprachen die Frauen: ,Ein einziger Gatte ist fiir uns wie der
Rauch, der vom Feuer geht und genügt uns nicht; wir kommen daher, dass
da uns mehr Gatten gewährest.*
Die *Afur •Sprache. I.
9
5. ,Marhabd-k, berä yö-l gdhäf*
yäleha iyan.
6. Agabi bälo maxtd toak eile
yöhani iyan.
7. ,Lähe kün, wadär liäUj gäU
hau bdhä!^ ydlefia iyan reddntl,
^idöhd 8ä*i hän yöl bdhäl* yd-
leha iyan.
8. Sidöhd 8ä*l hän tili bähani
iyan.
9. ,Esgellä!* ydieha iyan, ,8%-
döhä hän, wadär Iiän, gäU hän,
lähi hän, tä sidöhd hän iidda-d
esgelläy kdnikf* ydleha iyan»
10. Yasgalani iyan. ^ Sidöhd
8(ti hän tä wak tidda-kbalissäy !^
ydleha iyan reddnti,
11. Jnki adö Jiän, iidda-k nö
md'balisima^ ydlehan iyan.
12. ,Sinni bedisiind we-k sindm
tlddak akd balissan ikä, mä'
gaytdnl-k; inki tätet U *dri oröb-
täy el/ihä!^ ydleha iyan.
13. Agabi övoba iyan. tä yd-
[elia iyan rtddnti.
,Ma*d-k, berä yöl gdhä!' tdnak
yalehd yan.
Säyö bald mayjtd ged e-l gahdn
yan.
jLä-ti hän, aldh hän, gäli hän ö
yöl bahitä!^ tdnak yalehd yan
reddnti, ,adöhä säH hän yöl bä-
hüä!^ tdnak yalehd yan.
Adöhd 8äH hän Bl bahdn yan.
10
,Esg(illantd !* tdnak yalehd yan,
yoldh hän, gäli hän, läti hän, tä
adöhd hän sidda-d esgillä tdn-ik!'
yalehd yan.
Yasgalin xjan. j Adöhd 8äH hän 15
kddö sidda-kö ifiliyä!* yalehd yan
reddntl.
,Inki ginä la adö hän, nö inh
yamfüiya^ yalehdn yan.
,Sinä amßliydwi-nkö heyö sinä 20
mä-tamfiliyd-ki, umäntyd sinni-
sinni 'dre . orobä eldhä!^ yalehd
yan.
Säyö orobdn yan. tdlie yalehd
yan reddntl. -ö
5. ,Gut/ sagte der Häuptling, ,konimt morgen zu mir!*
0. Am folgenden Morgen kamen zu ihm die Frauen wieder.
7. Da sprach der Häuptling: ^Bringt her Milch von Kühen, Ziegen
und Kamelen, von diesen drei Thiergattungen bringt die Milch!*
8. Sie brachten nun von diesen die Milch.
9. Da sprach der Häuptling: ,Nuu mischet diese drei Milchsorten, die
Ziegen-, Kamel- und Kuhmilch zusammen!*
10. Sie mischten sie nun zusammen. Da sprach der Häuptling: ,Nun
scheidet die Milcli dieser drei Thiergattungen wieder auseinander!*
11. Da sagten die Frauen: ,Es ist ja alles weisse Milch, die kann man
also nicht scheiden.*
12. Da sprach der Häuptling: ,Wenn ihr diese nicht scheiden k^Jnnet,
so kOnnt ihr auch unter den Männern nicht sondern; kehrt also heim, jede
nach ihrem Hause!'
13. Die Frauen kehrten also heim. Also entschied der Häuptling.
l-t. »»• *
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5/, yrfiiUiUf Wi*At'Mf. am Folyandrie petitioniren
1, /tf/zi//// rfuLhUfi^l miluy4ifi
\ti fidlu ifitm, mltiiUit fmaiiA fd^-
ijanV /ffiltihu iyan,
na' i/tiUltuft li/m tff/fiJn,
•io nu/tlnff,
4. Juki hk'ali (/li'n k t/dlu *irl
Uca ni)-d Im m mak, hnUl no
ohUhü namdia* i/dla/um iyan.
Hdyo reddutül yii^hiunä ya-
ddyn yan. ,Ay fal/jdnäP tdn-ak
y^iidpi yan rtddntu
^Fdrylarm kö icari^enü lino^
yaltJ/dn yan «ä#/ri.
, Yö warUä!* tdn-ak yalehd yan
rBddntl,
Jnki bä'eli glrd-kö yadd tikä
klnnhnkä nö ahd-vi mä-la, baU
nö östtö namdta^ ak yalehdn yan.
1. Frauon kainoti kuiii llüu|itlln)f, Bovchwenlo zu führen. ,Was wollt
ilir?* sprach zu ihnen der IIHuiitllnK.
2. ,Wa8 wir wünschen, wollen wir dir wigen/ sprachen die Frauen.
3. ,Nun «o redet!* «ap^to der HHuptlinff.
4. Da sprachen die Frauon: ,Kin <dn»l«:er Oatte ist für uns wie der
^auch, der vom Feuer geht und jjenü^ft nun nicht; wir kommen daher, dass
au uns mehr Gatten gewährest.*
Die 'Afar-8prache. I.
11
7. Wo nüm küda iyan. dbbä
b^la-l yamdta iyan. ,tcö küdd
nüm mahd kndd numüP yäleha
iyan dbbd m bdlak.
8. Bali: ,icö küdd nüm atü
okälö mala kö yubild wak büld
wari^H küdd yan^ ydleka iyan.
9. Abbä mahalü'll kay Idk-al
gdla iyan, wo nüm yalebald iyan,
wo niimüd mahdlü he iyan, wo
nüm rdba iyan.
10. Büld-mdri tö nümi hdne
wo nüm *eydani iyan. wo aüki
tö dba iyan.
AmA heyöti küdd yan. dbbä
bdlal yamatdyan. ,tä küdd heyöti
ay küdd heyötöP yalehd yan (ibbä
iäi bdlak.
Bali: ,tä Iieyöti küdd-m atü 5
h^rd'd mala kü yvbüd-ged diki
wariiü küda ydna^ yalehd yan,
Abbä mahalö'll ka ibal yaddy
yany amd heyöti yandebald yan,
amd heyötöP mahdlö hay yan, 10
amd heyöti rabd yan.
Dik'ti märi amd heyöti häne
ka yigdifin yan. amd eiid* öki
töy abd yan.
7. Da lief jener Mann. Der Vater kam nun zum Knaben und fragte
ihn: ,Warum lauft denn jener Mann?*
8. Der Knabe antwortete: ,Er lauft hin, um im Dorfe es zu erzählen,
weil er dich die Eselin beschlafen gesehen hat/
9. Da eilte ihm der Vater auf dem Fusse nach, holte ihn ein und
warf seine Lanze nach dem Manne; dieser starb.
10. Da tödteten diesen die Bewohner des Dorfes zur Sühno für jenen
Mann. Solches vollbrachte jener Knabe.
4. Die Mutter, welche ihr Kind von sich weist.
1. Abagöytd ddlta iyan. daltd
hdlä hinta iyan, sin am: ,ydUl kö
ydmük! bälä mahd hentaV yd-
lehan iyan.
2. ,Tamd bdlähend anik wön-
nä yök bdyäf^ tdlelui iyan.
Nümd daltd yan. daltd dukä 15
hentd yan. heyö: ,yalli ko yd-
mo'k! dükä ay MntaV yalehda
yan.
,Tä bdlä hind and-k amidal
yök bdyä.^ talelid yan. 20
1. Eine Frau gebar. Das Kind aber, das sie geboren hatte, verab-
scheute sie ,Gott verfluche dich!* sagten die Leute, ,weshalb vorabscheuest
du dein Kind?*
2. ,Ich verabscheue diesen Knaben, schafft ihn weg von mir!* erwi-
derte sie.
1 Vgl. Bilinsprache, Leipzig 1883. I, 93, Nr. U.
12
Reinisch.
3. üifidin ahatd-m tdijama iyan.
dbhak: ,k& bald bälä hinta* yd-
{elian iyan,
4. jFuifi dkä yomd abagöytd
5 bälä mdnnä hmtdk, *a8*a8i ulü-
Wily, hald'k takdrä!^ yäleha iyan
dbbä,
5. Yulmoani haldk hBnt iyan,
jyi rdbä mä-tafarani, bald yd
0 m^QgälUsani^ tdleha iyan,
6. *A8*a8it *awülta iyan, 'awul-
td wak haldk obisani iyan. si-
ndm: ,mahd äbonüP ita, isinnl
dkä (jalani iyan.
ö 7. l)a*dnä yan nümüy büld-l
»mja ydn-ik: /ibagöyid bnlä hin-
tdk mahn äbonuP ydlehan iyan,
8. ,Iidlä abaijoytak gdrü hdyä
eheyd, hdlak amök tdüwä!^ yd-
0 leha iyan.
9. Eheyd bdlak amök ytdmoani
iyan, fbälnl eheyd kök niddü wily-
ta* ydliJian iyan.
lle/yö ubdua-m söldn yan. ta
dbbak: ,kü bald ü' dükä hentd'
ak yalehdn yan.
, Yalli ta yomd nümd bdlä ay
gdyta hentdk irö sand tvlumini
haldk takiirä!* yalehA yan dhbä.
Yulutüini haldk hdyn yan, ,yi
rdbä md-tantdna, dükä yi mä-
habüssdna' talehd yan.
Irö 8and-d *avouUd yan, *awfd'
td-ged hald-kö obiSdnyan. heyö:
,ay dbonü?* yani slnni ak ya-
ddyn yan.
Bdrä kin heyotök dik-il süga-
yd'k: ,nümd dükä hentdk ah
iSenilP ak yalehdn yan.
,Bdlä nämd't agdga-l hä nia-
lalidn, bali buka-l ak ulüwä!^
yalehd yan.
Malahdn baU bükak yuluwin
yan. ,bdlal malahdn kok rdddü
W ak yalelidn yan.
3. Die Leute wusston nicht, was lu machen und sprachen su ihrem
Vater: «Deine Tochter verabscheut ihren Sohn/
4. ,Qott vertlaniuie dieses Weib, das abo das Kind verabscheut! Bindet
der Frau die Arme auf den Rücken und hängt sie auf einen Baum!' erwi-
derte ihr Vater.
5. Man band sie nun und hängte sie auf einen Baum. Und sie
sprach: ,Ihr k(tnnt mich wohl tödten, aber nicht vermögen, mein Kind su
warten.*
6. Bei der Aufbiudung wurde sie aber ohnmächtig und man Hess sie
wieder herab. ,Was soll mau machen?* sagten sie und gingen von ihr.
7. Zu einem grt>ist?n Manne, der im Dorfe war, sprachen sie: ,Was sollen
wir mit einer Frau machen, die ihr Kind verabscheut?*
8. Dieser erwiderte : ,llängt neben der Frau einen Mühlstein Aber dem
Kinde auf!*
9. Sie hingen denn einen Mühlstein über dem Knaben anf und sagten
sur Fmu: »Der Mühlstein wird über deinen Knaben fallen.*
Die 'Afar-8pnche. I.
11
7. Wo nüm kiidu iyan. cihhä
bäia'l yamdta iyan, ,icö küdä
nüm mahd küdä numüP yäleha
iyan dbhä ist bdlak.
8. Bali: ,wö küdd nüm atü
okdlö mala kö yubild wak büld
icarisü küdd yati^ ydleha iyan.
9. Abbä malialu-ll kay Idk-al
gdla iyan^ icö nüm yalebald iyan,
wo nitmüd mahdlü he iyan, wo
nüm rdba iyan,
10. BüM-mdri fö nümi hdne
ICÖ nüm 'eydani iyan, wo aCdd
iö dba iyan.
Amd heyöti küdd yan, diibä
bälal yamatdyan, ,fä küdd heyöti
ay küdd heyötöP yalehd yan dbbä
iH bdlak.
Bali: ,fä Iieyöfi küdd-m atu 5
hBrd'd mala kü yubild'ged diki
warl§ü küda ydna^ yalehd yan,
Abbä mahalö'll ka ibal yaddy
yan, amd heyöti yaiidebald yan,
amd heyötöP mahdlö htiy yan, 10
amd heyöti rabd yan.
Dik'ti märi amd heyöti häne
ka yigdifin yan. amd eii4* oki
töy abd yan..
m
7. Da lief jener Mann. Der Vater kam nun zum Knaben und fragte
ihn: ,Warum lauft denn jener Mann?*
8. Der Knabe antwortete: ,Er lauft hin, um im Dorfe es zu erzählen,
weil er dich die Eselin beschlafen gesehen hat/
9. Da eilte ihm der Vater auf dem Fusse nach^ holte ihn ein und
warf seine Lanze nach dem Manne; dieser starb.
10. Da tödteten diesen die Bewohner des Dorfes zur 8ühno für jenen
Mann. Solches vollbrachte jener Knabe.
4. Die Mutter, welche ihr Kind von sich weist.
1. Abagöytd ddlta iyan. daltd
bdlä hinta iyan, sindm: ,ydlll kö
ydmükl bdlä mahd hentaP yd-
lehan iyan.
2. , Tamd bdlä liend anik won-
nä yök bdyä!^ idlelia iyan.
Nümd daltd yan. daltd dukä 15
hentd yan. heyö: ,yalli ko yd-
mok! dukä ay MntaV yahhdn
yan.
,Tä bdlä hind and-k amidal
yök bdyä.^ talehd yan. 20
1. Eine Frau gebar. Das Kind aber, das sie geboren hatte, verab-
scheute sie ,Gott verfluche dich!* sagten die Leute, ,woshalb verabscheuest
du dein Kind?*
2. Jch verabscheue diesen Knaben, schafft ihn weg von mir!* erwi-
derte .*iie.
» Vgl. Bilinsprache, Leipzig 1883. I, 93, Nr. U.
14
Reinffch.
(). y ( )lülüd afara oddur sUgani /Oll'düd afarn lodkte kalnd
imnä nini lüJi (jahdd ninö iiddä nandk Icüi gabdd llnök sidda
waynd nduik mi tvarisey!^ yd' wfma naiidk nö wnri»!' ak ya-
{sfian iyan yäh ydliga utimrik, [ehan yan wäni yaligd heyötök.
6 7. Wo nrnn Süjnälita'k: ,atü Amä heyöfi Somälitak: jaiu
nudid tu?* yd{eJia iyan. ,anü: ay taV yalehd yan, ,anü: görä!
,görn! d(eha^ ydleha iyan.
S. ^Arah nrimnk: ,a(t( maha
al^ihd^ yaj^hd yan Sa^nälitl.
*Arabtöy(aJc: yatü ay taf' ya-
taP ydleha iyan. 'Arah nüm: l^hd yan, ,awti; ddhah! aleJid^
10 ,nnrt ddhah! dleJia' yd{(iha iyan, yalehd yan *Arabt6ytt.
9. *Afdr nRmük: ,atü mahd Dankaldytak: ,atu ay taP ya-
taV ydlelia iyan, ,anu: no ir- l^hdyan. yanünö urhüdä! aleJid^
hidä! dleha* ydleha iyan ^Afdr yalehd yan Dankaidyth
nüm.
ir> 10. ,Inki änkard kinnik: ir- yinkiqäl khinik: urhüdäl' ya-
hidä!^ ydleha iyan. tö läh tu \cak lehd yan. fö adöhn heyöfi läJi
yirhidan iyan. tö sldöhd nüm tö yurhudin yan, yurhudinlk sdrral
läh yirhiddw icak waddimani ioaddimdn yan. tu märi amuy
iyan. wö-märi ico ge iyan, 9^y^^ 2/^^'-
ß. Zu dio80m nun «praohou sie: ,Vier Tage liunj^ern wir Bchon, ob-
wohl wir eine Ziege beftitzen ; nun dolmetsche un.s!*
7. Der Mann nun sprach »um Somali: ,Was sagtest du?* ,Ich sagte:
gora!* erwiderte der Somali,
8. ,Und was sagtest du?* fragte er den Araber. ,Ich sagte: abdah!*
erwiderte dieser.
9. ,Und was sagtest du?* fragte er den Dankali. Jrhida! sagte ich/
erwiderte dieser.
10. fDas ist ja ein und dasselbe Wort, nämlich: ^schlachtet!* sagte der
Mann. Nun schlachteten sie also jene Ziege und sättigten sich. Das ist jenen
Männern passirt.
6. Abu-nawwas.
20 \, Ahü-nduiräs yan num ydna Ahf(nduwa.*i akdn heyöti yind
iyan, Nüniil: ,gidöhd hol laqa'ok yan. Wiii heyöti: yntiyä adöhd
ak ahdy nüm iya tß bdd-ad hol qurn§-kö ak ahdyfl tä bäd-
ifina-mP ydhha iyan. ad 4n^d'tiV yalehd yan.
1. Rs war ein Mann Namens Abunauwas. Einst äusserte Jemand:
^dreihundert Thaler gebe ich dem Manne« der in diesem Flns8 die Nacht
Bubringt.*
Die 'Afftr-Sprache. I.
13
10. ,Yi bald yö bähä!' fdleha ,Yi bäjä yö bahä!^ talehd yan.
iyan. Bald icö abdw tcak hab- bälä amdy abän-ged habuytd
büyta iyan. yan.
10. Da sprach die Frau: ,Bringt mir meinen Sohn!* Nachdem sie so
an dem Knaben gethan, liebte sie ihn von da an.
5. Der Araber, der Somali und der Dankali.
1. Sidökä nüm safdrä tidda-ll
gdl4a iyan. tl *Arabt6ytä, tl So-
mältöj tl ^Afdrtö iyan, tl tiya-k
yäb mä-ynbba iyan.
2. Sidöhök gdl4a iyan, bär
dabd^ta iyan, büld-l yimbidani
iyan.
3. Büld läh dkä tahe iyan.
ama läh bdyta iyan, tl: ,görä!'
ydleha iyan Sömäliti. ,Adhah!^
ydleha iyan *Arabtöyti. ,Nö irhi-
dä!* ydleha iyan *Afdril.
4. Bär-ü fardy, lo*ö fardy
yäb iiddä tagama, *olülü'd tö
gide sukta iyan.
5. Fari han zdJcü 'Arab yd-
Uga nüm, 'Afdr af ydliga nüm,
Swnäli-h af ydliga nümül ya-
m&tan iyan.
Adöhä heyöti ardli sidda-ll
yaddyn yan. tl 'Arabtöytäf U
Sömälitä, tl Dankaldytä kl yinin
yan, ti tl xcänl mä-yabini yan.
Adöhök yaddyn yan, bär da-
ba^dn yan, dÜc-ü mahdn yan.
10
Dik läh tdnä yohöyn yan.
amä läh büttdn yan. tl: ,görä!*
yalehd yan Sömäliti. ,Adhah!*
yalehd yan 'Arabtöyti. ,Nö ur-
hndä!^ yalehd yan Dankaldytl. 15
Bär-ü afdry lele'-ti nfdr wnni
siddak sölani 'olülüd ama ilä
sügdn yan.
Afdr yan lele* 'Arab yaligd
heyötöl, Sömäli-t af yaligd hejfö- 20
töl, Dankalayti af yaligd heyö-
töl yamMin yan.
1. Drei Männer machten zusammen eine Reise. Der eine war ein
Araber, der andere ein Somali, der dritte ein Dankali, keiner aber verstand
des andern Sprache.
2. Zu dritt wanderten sie denn die Nacht über ohne zu essen; am
Morgen kamen sie in ein Dorf.
3. Das Dorf gab ihnen eine Ziege. Diese Ziege nnn nahmen sie und
es sprach der Somali: »gora!* <Ier Araber aber sagte: ,adbah!* und der Dankali
sagte: ,irhidal*
4. Da sie einander nicht verstanden, so brachten sie vier Nächte und
Tage hungernd zu.
5. Am vierten Tage kamen sie zu einem Manne, der Arabisch, Dankali
und Somali kannte.
Iß
Beiniich.
8. Ahn-nduwnnal yamAfa iyav
tä hahOyti, ,nüm düyi yö kfth'ta^
ydleha iyan.
9. ^Dnyii mAcfideV yälelm iyan.
f> fdiiyti sidöhä höl-vk tina^ iyan,
^ftidölui bölvk Idhä tnnnä yö yo-
h6y, nammA hol haharä tdfjan
yö kMifa' iya iyan,
10. fAm/t düy/i nkä tawe*d-kä
10 anU dliga. sä^ä trehid!" iya iyan
Ahündutcäs,
11. ,S/i'ak nuigide arehddn?*
ydleha iyan hahoytu
12. ,Sd*ak lahdy irehid!* yd-
15 {eha iyan; ,amd sd^i laJie tirhidd
wak amd sA'l hadö alds!* ydjdia
iyan,,kad() alasimü wdynak dmä!'
ydlelia iyan Ahündutcäs,
13. Sinam tamdta iyan, sinam
20 tamatd wak distef like-l hün,
hadö rikel hen iyan,
14. Amä laqa'6 kälttd nfim
amd-mära-t yamdta iyan, ,had6
dtste-d md-liaytaniV iya iyan.
25 15. ,Hadö nm/i keA issl nhiy-
fn' ydlaha iyan Ahündutcäs,
Ahrindtitcäsnl yamafd yan ay
tcefiyä. ,fö heyöfi mal yi knlifu^
ak yalehd yan,
,Mfd ä il/'i ydkaV ak ya{4thd
yan Ahündtitcäs. ,mäl adöhü hol
kl und, adöhä holko Idmmä fdnnd
yö yoliöy, Mmmä hol haliar t/ynwn
yi knlita* ya ny tvdyü.
,Amä mfd dkä yawed-kä anü
dliga, sä*ä urhüd!* ak yaleJid
yan Ahündutcäs,
,Sa'a-kö d ipt arhddöP ak ya-
lehd yan icetiyä,
,S(i'a-kö Uh urhtld! amä sä'i
lih iarhudu geddä ha/l/ß ak alds!^
ak yalehd yan, ,hado altisnö linök
amätcdniä!' funak yalehd yen
Ahündutcäs,
Heyö yamatin yan, heyö ta-
matd geddä disied tcüü hayn,
had6 tcilil luiyn yan.
Amä mal kälifd heyöfi amä
mhrali yamafd yan, ,had(> disfexl
mh-haytdnäV yaJshd yan,
flladö amä-l dnl ise nldyfa*
yal^ehd yan Ahündtitcäs.
8. Der Armo ping nun zn AbunauwAs nnd Rprach zu ihm: ,Dor Mann
(enthält mir mein Geld vor.*
9. ,Wio viel boträfii't es?* fragte ihn diener. »Dreihundert Thalor waren
ob/ RapTto er, ,zwanzip pfab er mir und zweihnndortachtzig Rchuldet er mir noch.*
10. Abun.iuwaR erwiderte ihm: »DieseR Gold weiRR ich schon herauR-
zubekommen. Schlachte nur Rinder!*
11. ,Wie viele roII ich schlachten?* frajjte der Arme.
12. »Schlachte RechR Stück und koche dann da« Fleisch!* erwiderte
Abnnauwas. Hierauf lud dieser die Leute ein, indem er Rprach: »Kommt,
wir wollen Fleisch kochen!* ,
13. Die Leute kamen und als sie kamen» da stellte man die Brat-
pfanne hieher» das Fleisch dorthin.
14. Auch jener Mann» der daR Geld Rchuldete» kam mit den Leuten
und Raffte: ,Ja, p^ebt ihr denn daR Fleisch nicht in die Pfanne?*
15. »Nein» es kocht dort von selbst»* erwiderte Abunauwas.
'Af..-Spn.Mi- I
171
IG, .Dittr-d gnhä vnijta ha.lü
mtitaiä aliij/taf' yäfeha it/an omi
la^a'6 källt« nüm.
n.,Bädaäfallangirä bädalc
addä-d t/an nfim männä Ut'hmi'
yHthu iyan AbündiucöB.
18. AmA hahöi/iak lagn'ö kü-
lilü iHim amä wak dkä yaiidtf
iytuu
lU. Amd ike-k gal^ni iyan.
rAlifmdiiwäa tälu yök ahä yan
{mmOif kä ak abk-Uyu-m dllga'
gtUtJin iyan ay däye la wim,
30. Küy aidohä nä'cuü: .Alm-
Nfräird« dambilid hny bäd-ad
'liydä." yäfeha iyan. Abünduieä«
diimliilid liin iyan.
21. FJIrt nalam kfl bakäntani
b<ViifddamdyJa,iläiirakan.AM-
nduicü» dübuk haliani iyan.
22. Ahunduwö» elia rä'a ikfl
ai'al yan «um i-lla yamdta iyiiii.
amä nüm käfdka iyan. .ah mulni
Mda tan fite?' ydlefia iyan Ahii-
nttaiPätak.
Dlnic.d fiiiliä miha ciAe tu alily-
In hndi'iP ya{ehÄ yaii ay mal kä-
Villi livyi'ifi.
,U<id nfnl fand gii-ä hädak
nddd-d yand heyöto nh [Sia la'ii-
üaf yal«hä yan Ahündwcä».
Ay ivay Ittyotö amd ged likä
yolwy yan ay mül kälitä hey6H.
AmArke-kö yaddyn yan. ,Abü-
nduwä» yök ahailya-k hl ak ahd-
liyö-m dliga' yalehd yan ny mal
Itt-tiyä.
Jii adiihä tfamdak: ,Ähündu-
wilH »akdn-ad haylam bdd-ad
ilydfi!- tdnak yafdiü yan. Ahü-
nduiCöH sakutuid hnyni hayn yan.
E-l yaddyv irkül halö län-ad
mayjä lay bnkarani ulä kü ka-
huni AbfindtiwiU mif. slä-l ak
arnkän yan.
AbünduwiU ülä Sd rä'A rkel
sä'i löyni Sl yamaiä yan. amd
hfyöH tikäftikä yan. .«y tä rke-d
dhlaV nk yalehd t/n-n AliTindii-
4
16. Jn wie soll denn dns Flntiicli kndien, wenn uiau m nicbt in
Hralpfxiint.' llmt?' sagW jener Mann.
17. Abunsnwu erwiderte: ,Jil, wie eru'9rnil ilenn ein Feuer um L
Jemniiileu, der im Fluww »kIi l>eiindet?'
18. Da aan guli jener Haoii dflin Artunii »ein (inlil,
19. Die Leale gingeo anseinBuder. Jeiipr bpgUlerle Mann nbcr dnclite:
.[>R mir AbnaauwiB das angethan bat, hii weien irh sclion, wn» ich ihm thun
20. Und ex buM,\ seinon drei »klavent .Steckt Abunanwas in einen
Knok lind werft ihn in!> Meer!' Sie Hteckteii diesen alao in einen Snck.
'il. Auf dam We^ WQTden sie dnratig und als der Morgen aabrncb,
liea8«ti «is AbimAawM iu der Steppe He)^n und ^ngen 211 einer Quelle,
US. Wie nun AbtinHUwas no dalag, da kam ein Viehliirt tu ihm und I
fragt« ihn: .Worum bist du denn ho hier?'
Sitionptwr. i. riil.-hiil. n, l'SI. Bit, I. R«, 2
18
R«iBifefa.
23. fAnii rerlü yöl hönä yö li-ll
hahani ke^ ydleha iyan Abündu-
was,
24. ,Atü ridä da'üa num hl-
ö nü6* ydleha iyan xoadAr nüm;
,mangdr ko dbü-wä, yi toadnr be-
tay tama ks yö höh!* tcaddr nüm
ydleha iyan Abünduwäsak,
25. Abünduwäs dambiUik yd-
10 we'a iyan, xoaddr nüm edda gdha
iyan.
26. Abünduwäs waddr-rt gdla
iyan. sidöhd nümü lay yaiani
gdhan iyan, Abünduwäs ella ha-
15 bani kel wadän nüm dambü-it
rA*a'iyä yuqu*ani ben iyan, tcO
nüm hürl't Mnl bdd-ad *dydan
iyan.
27. Ussün gähdxo tcak Abu-
20 nduicäs wadärat stiga iyan. Abü-
nduwäs: ,ndgä may^fmii^ ydleha
iyan ö ke gdhdw loaJc.
28. Kdyä: ,ke atü iyäP yd-
lehan iyan.
25 29. ,Ay yö Abünduwäs' ydhha
iyan.
,Anii ridä yö bähöna Sl yä
habdn ikf/ ak yaiehd yan Abu-
ndutcäs.
jAtii ridä mär^i'eid^ ak ya-
iehd yan aläl&ynl; ,mangdr kö
ahfiy^ yi ald bifittd tama rke
yöyä hahf' ak yalehA yan ald
löyni Abünduwäsak.
Abünduwäs sakdnkö yawe*d
yan, ald löyni ed gahd yan sa-
kdnad.
Abünduwäs ald btSitd, ald-ll
yaddy yan. adöhd heyöti lay ya-
dayni yinhil'-yd gähdn yan, Abü-
nduwäs ya ki-ll ald löynä zam-
bil-id yäna-yd yiquani bayn yan,
ayi Jieyötö jalabd-d hayni bädad
ayddn yan.
Ussün gähdn gSddä Abündu-
wäs ald-d sügd yan, ,ndgä may-
idnt ?* tdnak yaiehd yan tö rki-
kö gähd-märäk.
,Atü atiyäV ak ya^ehdn yan
ay heyö.
, Yoyä Abünduwäs klyö' tdnak
yaiehd yan.
2.3. Jener erwiderte: ,Um mich znm Häuptling zn machen, brachte
man mich hieher/
24. Da entgegnete ihm der Hirt: ,Da taugRt ja nicht znm Häuptling;
ich mache dir ein Geschenk, nimm da diefie Ziegen und lass' mich hier!*
25. Abunanwas stieg nnn ans dem Sack und der Ziegenhirt kroch
dafür in diesen hinein.
26. Nun zog Abnnaiiwas fort mit den Ziegen. Als nun die drei Männer
dahin, wo sie Abnnauwas verlassen hatten, zurückgekehrt waren, luden sie
den Ziegenhirten, der im Sacke war, auf und brachten ihn in ein Schiffchen
und warfen ihn dann in's Meer.
^ 27. Auf dem Rückwege begegnete ihnen Abnnauwas mit den Ziegen
und wünschte ihnen einen guten Morgen.
28. ,Wer bist denn du?* fragten sie ihn.
29. Er erwiderte: ,Ich bin Abnnauwas.*
Die <Afar-Sprachc. 1.
19
30. ,Ke (xtü ardkek tamdta?''
ydlehan iyan,
31. ,Anu hädak amdta' iya
iyan,
32. ,Bädak tamatd wak loadär
anike gdytaf^ iyan,
33. yLaqa^ö la bddad yö mä-
^ayddani, dahdb la bädad yö mä-
^ayddaniy wadär undühum la bd-
dad yö *dyddan' ydleha iyan,
34. Tamd-märi: ,kö'll haysi-
tdnök dahdb la bddad ka laqa'ö
la bddad na *id!^ ydlehan iyan
Abünduwäsak,
35. yMa*dk, gd^äy him ka
nM 4ä yö bdhä!^ ydleha iyan
fimndawäs,
36. HüH galani bdhan, 4ä
h hüri tidddt bdhan iyan,
37. Kdnl sidöh ydkan bt, i8»i
ka hart be, bddad be iyan Abü-
namcüs.
38. Kdnik: ,intü'ü bör hdyä!'
iya iyan, nssün intitil bör heni
iyan.
,Atü aüla-kö tamdtaf ak ya-
lehdn yan,
,Anü bdd'kö amdta* tdnak
yalekd yan,
,Bddkö tamaid'dö ald düla-ko 6
gdytaP ak yalehdn yan,
,QürüS la bddad yi mi-eddinl-
tinl, dahdb la bddad yi ml-
^ddim-timj ald tegü-m la bddad
yi ayddani' tdnak yalehd yan, 10
Amä-märi: ,kö'll hadalindk
qürüS, dahdb la bddad ka qürüä
la bddad na ed!^ ak yalehdn
yan Abündutväsak.
,Ma'dky adüwä, jalabd't bald, 15
nabd <}ä inkö siddad bdhä!^ td-
nak yalehd yan,
Ay jalabdt bald ka 4ä siddad
yadayni bähdn yan.
Ussün adöhyaläni-yd, i$B afär 20
Bd ise ay jalabdt bahid gahani
bddal yaddyn yan.
Tan intitil baräwd tdnak yu-
Imod yan, m^ün sini intitü ba-
räwd yuluwin yan. 25
30. ^a, woher kommst denn du?* fragten sie ihn.
31. ,Au8 dem Meere,* erwiderte er.
32. Da sprachen sie: ,Wenn du aus dem Meere kommst, wo bekamst
^0 denn die Ziegen?*
33. Er antwortete ihnen: , Warft ihr mich denn nicht ins Silber- und
Coldmeer und wo es auch etwas Ziegen gibt?*
34. Da sprachen sie zu ihm: ,Wir wollen dann mit dir theilen; wirf
Äös doch in das Silber- und Goldmeer!*
35. ,Gut,* sagte Abunauwas, ,so geht um ein Schiffchen und um einen
grossen Stein!*
36. Sie brachten ein Schiffchen und einen grossen Stein.
37. Er nahm nun die drei Männer und brachte sie ans Meer.
38. Da befahl er ihnen: ,Legt eine Binde an die Augen!* Sie ver-
'^oden sich nun die Augen.
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r*»imik minzL «v j*Jilabät baläd
Zn^ h^ <itit>4tt keyötö tö üä
hß^/ad ayid üe ak gäkd yan.
tflr.. Jrt «>rrf«»ft *r' ,'*'*tm. iÄ äiaetaapria^, so spring mir luch!^ Als
n^ Antt^ «iit9>it xk. ist»» %APfr j^»icMUMm «ar«iu vairt er d«>ft Sietn kinein and
«>>«f^H |^*H 41^ «t^^, «^jaigt^'^ Er 4Ä«r soet«!' b«i »ick : Jek entweiche nun
^ IH »;»i^ AAßv^kOnifnim 4a^ 4r«i Sfanmer ins Meer: ads«> tkat er.
7. Oattin und Gatte.
K iPümmA tAhii Im iy^n, nü-
if$U fUf/Jff/tff/i dhpißa iyan ; liddä
9t4/ßain yUäuniifa if^an,
2/ fA nü kfßk r/iHrk m/irdifpJßd-k,
l// fUü yok rA'iO'k rn/i^dvpldnf yA-
(4'Jm iyan vum,
*i\, AtjtJfffyl/i: ^aitii lUpk rh'a-k
///// truiihdkf ntü yok rd'iak m/p-
m dJ/jibln!* ftllfika iyun, ,yOk $drä
hff^/6 nhiUl vulytu yn dhoitV tu-
(tiliu if/att.
Airol -lä takd-m /nyan. Laha-
hayti nümü mare^itd yan; man"
gnm siddä y€ikhend»i yan,
,Anü ko-kö rad'H'köy mä-
mar'eiifd kl^ atu jffVibö ra'etd
ged, md-mareiitinf' yalehd yan
laJßdhdyil.
Nünui: yOnii bö-kö radnkö,
md'mar'eitmay ati yok rä*tdnköy
md-mare^inf^ talekd yan, ;yö-
yak sdral kaqö bettdnkö yö di-
wUf ak tmldid yan.
I KIfiNi Noil nU'U Kol^onde» zagetr^gen haben: Ein Mann heiratete
<(MiM l'ViiM II 11(1 linidn Hobt«)!! Mich innig.
U II ml tm n\irin:h th^r Ciatte: ,Ueberlebe ich dich, so werde ich nicht
<tiii)j| bHiiiihui, (IbnrbibMl nbnr du mich, so verheirate auch du dich nicht
«milii f'
•'*. Amli ilJM (i/ittiii Hpnic.h: ,U«borlebe ich dich, so heirate ich doch
' ' i"<'iii, OliMiInlml nlMir du mich, ho heirate auch nicht mehr; schwere
' ' '""< «In iia,.|, |„j,. Iti.iiio /vvnil«^ Frau mehr heiratest!*
Di« 'Alkr4pnck*.
L'l
I
4. Bi'ali likä diidhi vjaii.
tUföJcü trtfära 'idhi iijan, is8l
Itiknu'aaa ii/an. ö lakttiuit rnlia-
5. Qilrtbi l4-H drigatä hjan,
kaf^H täfi lidhaiii it/uii. Tö la-
kmat 'awiilta ii/toi, üw 'meultA
wak ätfnbi anio-läkak wä'an ii/an.
S. O wm'i ynkä woA nöm gid-
i/(i gälak yamäfa iyan. ,a ta-
kä-ut mahäV yä(«ha (i/«n nüm.
7. ,Amn ngahiyiftä rabetd aga-
hütfia tm'a-mdrä' yAlehan iyan.
nowi itftm ütt t/äla iyan.
S.Amäagaböylä'diUjskta'Uaa
iyau. amänümü ellaga{4 ke-l amä
agab&ylä t« bi.'eliäkägai'dyiyan.
9. Amä agahüyid b&'dt: ,ba^
aut'äf yaleha iyttn. .B*!?^ mn'ä'
ytileha iyan, kö agaböytd ril}>ftä
ySk rä'ela' yd{fha iyan.
10. Blt^i i»h agahoyUik w4'n
iyan, ,ySk Ula ra'ttd-kel dUftha-
Wtiytä yO ttiwissa' dkä yd[elta
it/an, ,0 diirak abä-m äijünä dni'
ydfsha iyan.
ßä'<di likd ilixilä i/<ni. i'gtiik
arnlf Hafarä yan, liSl lahöUA
yan. amä lahd-d riiha-4al4ä yan
nüma.
Qdbre dktt fara'dn yan, mayj- 5
nth 'Ikä bäkdn yan. amd InMd
'awuüä yan, iiil 'awiiltä ged
läyo bukdl ak wa'än yan.
We'i dliik heyöti nrä},i adÜi
yamatä yan, ,(a takd-m ay hin- lO
niV yalehä yan keyotl.
, 'Jo Mümd rabtä fa bukiU wa'a-
mam klnon' ya{^Jtän yan. amä
heyOti iie yaddy yan.
Amd nümä 'diil-kö USA yan. 1<>
amä heyöti el yaddy erke-U ay
nümd bä'eli dkn gardy yan.
Amdniimd bh'ali: ,bäl6 m4'a1'
yalehd yan. ,bälö ma'd' yalehA
yan, ^'i nümä rabtä, yök i-ä'etd 20
iäna' ak ya^ehd yan.
Bh'eli amä iSi nümä dkä ica'd
yan. ,y6-kö el rä'eta-rke-l mur'tSi-
tdnkö la yi ditciSsä find' ak ya-
l^Jid yan, ,amä diwdk abd-m 36
sfiMc dna' ya^thii yan.
4. Der Gatte gelolita diu. Er ifing danu nuf Reisen, «e aber erkrankt«
inmiauhen und war daran t,\\ sterben.
6. Man grub ilir Ans Ürnb, bridite das Toclunklcid und en (rat boj
der Krau die Agonie ein. Dn Klimmten die Weiber die TacUeiikU^e au.
»0. WaUrend dieses Web gase hreies kam ein Mann dt-» Weges and
trapte: ,Wa» geht denn lU vor?'
1. Mao antwortete ibm: .Man beweint die und die Frau, welche so-
■Imb imertwn ist.' Der Mann zog- weiter des Weges.
rt 8. Die Krau aber erholte «ich aus der Agonie und genas. Joner Miinu
1^ tai qdUar mit dem Galten dieser Frau zuianimen.
9. Kachdnm rie sicli gegenaeitig begrUiat hatten, enühlte jener Mann
d*m Gatten: ,Ich kam el>en dam, wie deine Frau ini Verscheiden nar.'
1«. »etr Gatte beweinte seine Frau. Da berichtete er jenem Manne:
^ie llaas mich also sobwCreii: Dberlebst du mich, sii wirst dn nicht mehr
lieirBIOD: nun wcim ich nicht, was ich oli diuae.'i richwures machen voll,'
k
22
Reinisck.
11. ,Ditcd md'talahin!* yäleha
iyan äkä gardy nüm.
12. ,0 ma'd* iya, Ud büdde
qfkä he iyan, lakmisak tdban ka
o nammd sükö fisa iyan.
13. Tölü üra iyd icak issi
bald yamata iyan, is$i lakimdk
kä dymk sügta iyan. ,ya aga-
böytd yö ürta' ydleha iyan, käy
10 agaböytd amd lakimdk iirta iyan.
14. Sidöhd bär tidda-li 4inan
iyan, fardy han bär kd-li ydbta
iyan : ,atü labahaytifdlak yand-m
mä'fdl4cif* tafeha iyan, ,anü kö
16 agaböytd JüniyöV talehd iyan.
15. ,Atü ya agaböytd kinitö,
anu kü bd'elä kiniyo' ydleha iyan;
,atü r/ibta yök iyaw wak inni
bü44i irgVa^ ydleha iyan.
20 1 6. , Yi gdrl-l mahd dbetak yö
hab!^ tdleha iyan, ^nammd aga-
böytd mdnakak yö habi^it!' td-
f/iha iyan.
,Ditcd md-talamin!* ak yalehd
yan dkä gardy labahdytJ.
,Tamäy ma*d-m' ya, üi da-
gümä egrV isd yan. lahötak lam-
mdn ka tdmman leleHyd käld yan.
Amdrke üra ged iH cUk ya-
mata yan, UH lahö-kö Uäd dkä
süktd yan. ,yi nümd yö ürta' ya-
lehd yan, kä rmmd amd lahö-kö
ürtd yan.
Adöhd bär tüdda-H 4^ndn yan,
mäfari bär e-li wanüSd yan:
,atü labahayti fald-m mä-fdl4^P
ak talehd yan, ,anü kü nümd
mä-kiyöV ak taiehd yan.
,Atü yi nümd kitö, anü kü bd-
'elä klyö' yalehd yan, ,atii rab-
td yök-dn geddä hinni dagümä
agrCd' yalehd yan.
, Yi rigid-ü ä *äle dbtö ya hab-
biHt!' ak talehd yan, ,lammd
nümd mä-nakd-ki ya habbiiü!^
ak talehd yan.
ii. ,Einen Eid darfst du nicht brechen!* erwiderte ihm jener Mann,
der mit ihm zusammengetroffen war.
12. ,Nun gut,' sagte der Gatte und schnitt sich das Glied ab; zwölf
Tage blieb er krank von dem.
13. Nach seiner Genesung kehrte er wieder in seine Heimat zurück.
Da fand er seine Frau wieder gesund. ,0 meine Frau ist wieder gesund,'
sagte er; sein Weib hatte sich auch von der Krankheit erholt.
14. Drei Nächte schliefen sie nun beisammen; in der vierten Nacht
aber sprach die Frau zu ihrem Gatten : , Verlangst du nicht darnach, wornach
der Gatte begehrt? Bin ich denn nicht dein Weib?*
15. Er aber erwiederte ihr: , Jawohl bist du mein Weib und ich bin
dein Gatte; als man mir aber berichtete, du wärest gestorben, da schnitt ich
mir das Glied ab.*
16. Da .sprach sie: ,Was sollst du also bei mir? verlass' mich ! da wir
nicht wie zwei Frauen sein können, so verlass' michl*
Die 'Afftr-Sprache. I.
23
17. Ta-t häba iyan, isd gdla
iyan. dal haiö gdla iyan, tä hä-
in cUqiba iyan, qädi bald dbüa
iyan,
18. ,Innl sdngä kinl yö ustttir!*
ydleha iyan, ,yi ba^eli birkl yök
dndüa^ tdleha iyan bald dbbak,
19. Dummä üssük kdba aga-
böytd ^vlidta iyan, amd nümi
Idkad gdl4^ iyan, uasükü iUa
diqiba bälöl tamdta iyan.
20. ,y dbbä nd'asü tanid kB
yök gdla düyi-lV tdleha iyan, dö-
Idt-al tistüdyd iyan,
21. Döldt qddl farniö i*üba
iyan. ,kü bald dbüd-yä nüm nd-
'asü^ ydleha iyan.
22. , Yi bald abiid-yä nüm nd-
*a9ü hina, musulüntü kä^ ydleha
iyan qddl,
23. ,y' dbbä nd'am' tdleha
iyan agaböytä, ,us8ükii sdngak
sügd'tcek yi fälä ii*igd*ä!' tdle-
ha iyan agaböytä.
Ta hahd yan, iSi yaddy yan.
dal b^l^ yaddy yan, aind bäiöl
mar'eäitd yan, qädi bald bBtd
yan,
,Anü sdngä klyök y^ ustür!' ö
yalehd yan, ,yi bcCeli hdqqe yök
andiid' talehd yan is dbbak.
UsBük häbd yind nümd *olid-
td yan, amd heyoti ibad taddy
yan, ussük ^ mar*e§itd bälöl ta- lo
matdyan.
,Y' dbba garud mäl-li tamd
Wkel yök yaddy' talehd yan, dö-
lätal tistikiyd yan,
Döldt qädil lük yiUkd yan, iö
,kü bald betd yand heyöti garüd
kinV ya yan.
,Yi bald betd yand-tl garüd
md-kl, iHldmtü klninkd^ yalehd
yan qädi, 20
,Sdngä kinl, y* dbbä garüd
ki yind* talehd yan ay nümd,
,Ü88ük sdngak süga-wBnkö, fillä
yök igraä!* talehd yan ayinümd.
17. Er verliess sie also und zog von dannen in ein fernes Land; dort
heiratete er und zwar die Tochter eines Qadi.
18. Zu dieser sprach er: , Verrate mich nicht, dass ich ein Eunuch
bin!^ Und wirklich sagte auch die Tochter des Qadi zu ihrem Vater: ,Mein
Gatte hat mich beschlafen.*
19. Die frühere Frau aber, die er verlassen hatte, geriet in Not,
folgte der Spur ihres Mannes und kam in das Land, in welchem er sich
verheiratet hatte.
20. Da klagte sie beim Statthaitor und sprach : ,Meines Vaters Sklave
ist mir hieher mit Geld durchgegangen.'
21. Der Statthalter Hess den Qadi kommen und sprach zu ihm: ,Dein
Tochtermann ist ein Sklave.'
22. Der Qadi erwiderte: ,Mein Tochtermann ist kein Sklave, es ist ja
ein Muslim.'
23. Jenes Weib aber sagte: ,Er ist meines Vaters Sklave, und wenn
er sich nicht als Eunuch erweist, so schneidet mir den Hals ab!'
24
Rei nisek.
24. ,A tcak ayro neU aaicetd
fdni, tä ddwat berä ähonoy!* yd-
Uihan iyan, ,utsi döldt gdril (fin-
töy, qddi Issi bdllä birä bähöy!'
5 ydlehan iyan,
25. Bär-ak agaböytd issi tm-
mük: ,yi gdrlk gal kö iddnak
sdngak!' tdleha iyan,
26. ,Ma*d* iya, nahä qal<i'dtak
0 amok rdda iyan. nüm dahb dkä
he iyan, ,is8i rdbbi tatilimd^mi-k
dykä kü biujxle!* ydlelia iyan nüm,
bfuldi ardh-ad dkä sfJcta kä gdr/ta
iyan. ,gal tä tcak, issi ViVi odur.^
6 ydleha iyan nüm, ,fdhä ge mä-
lahindy , issi 'dri odür!^ ydleha
iyan nüm.
27. Issi 'an idüra iyan, iui
0 agaböytdk: jbäb!* ydleha iyan,
28. ,Iyä ä wak bäb yöd fdl-
da-mP tdleha iyan.
29. jAhe yöy ä wak kok gdUi
ydleha iyan.
,Kddö bälö nöd dümtd tandk
tä kakald berä abenö!' yalehdn
yan, ,is9l döldt rigidil 4intö, qd-
di berä isi bdllö bdhö!* yalehan
yan.
,Adü bdrad, sdngak yi rigidil
kü yagdafinik!' ak tdleha yan kä
nümä,
,Ma'd." ya, bdrad nahd ma-
räba'ati bükd-kö radd yan, he-
yöti dabb kä üd yan, ,üi ydliä
tatäimd-n-kö tigrCd dcLgümä hin!'
ak yalehd yan äy heyöti, ay da-
gümi dkä mga-käj dkä gähd yan,
jtadiyd ged is' dri gäh!*^ ak ya-
lehd yan, ,täy ge md-lahenä, sik
ta ii' dri gäh!' ak yalehd yan
ay heyöti,
Ui dre gähd yan, iii nümdk:
,bäb!^ ak yaUhd yan,
,Iyä kddö bäb yök ta-mP ta-
hshd yan.
,Ayi yöyä kddö kök ade-yä'
ak yalelid yan.
24. Da Kagteii sie: , Meute ist schon die Sonne im Hinabgehen, wir
lassen diesen Handel auf morg^en. Die Frau bleibe im Stadthaus, morg:en
aber bringe der Qadi seineu Schwiegersohn!'
25. Nacht« sagte nun die Gattin zu ihrem Gatten: ,Jetzt entweiche
von hier, da man dich als Eunuchen tödteu wird!^
20. ,Gut/ sagte der Mann, und stürzte sich von der hohen Zinne kOpf-
lings hinab. Ein Mann fing ihn da auf und sprach zu ihm: ,Weil du deinem
Gott gehorchtest, so nimm da dein Glied!* Und das Glied nahm seineu Weg
und befand sich an seinem Platze. Und jener Mann sprach weiter: ,Geir
jetzt und kehre in deiu Haus zurück, erzähle aber nicht, dass dir dies wieder-
fahren ist!*
27. Der Mann kehrte wieder zu seinem Hause zurück und verlangte
bei seiner Frau Einlass.
28. ,Wer will jetzt bei mir Einlass?* fragte sie.
20. ,Ich bin es, der ich eben von dir ging,* erwiderte er.
25
I
30. jAtU ijülä kölc ii(ekä tcak
i tSLtit tudüraP tdf^ha iyan.
31. Bäh tikäftikt«. iyan, tä-ll
)»» iyan, (a-t »«ifa i'/an, thl-
t-ti i&iiaui bälö mähüsa iyan.
32. ,YC Aafti älita-m nd'asü'
i t/4leha it/ati. qädl riüin ktl
I iytin, kä ka qädl tidda-H
[ ttölätal tlmbida iymi.
33. ,Kü hdUük taro köl kä nh-
jr Milk!* dölät yäleha iyan qädik.
Zi. .Ltu/a'o »idöhä bei dk alidy
mcak gö mAhtiifinä." ydlfiha iyan
«Hin, Ja-t rübäy!' ydf^ha iyan.
35. ,T4-t mahn rnbanak? ta-t
düiye akahny, kanaräkälä-tik!'
ififehau iyan niimük.
36. Sard kMttni iyw, itasukä
&M^e Itikuk si'iga iyan.
37. Qddi: ,yi bala bd'etak siin-
gn ita fänik agaboytdk fÜlü ir-
^d." ydl«ha iyan.
jAnit ada kök nlahädö ä libtö
gäxta' ak talelid ya».
Ifi dkä fciktd ya», tä-ll dinä
yan, ^ mäld yan, sidda-li di-
nani dnik bälö mäxtä yan. 5
,yi balä betä-ti gai'üd&' ya-
lehd yan qddi, heyotö ed färä
i/an, ka ka qädi döldfal giddnli
mühän yan.
,Kü hdllük »aränä egli', ka nä- lO
bulok." yal^hd yan dölät q/i-
dik.
iQiiruS tidöka böl ilkä akdwuk
yi mäksafinä!' yaleliä yan he-
yoli, ,täyä ^f^liyä." ya^ehä yan. 16
jTäyä a 'äU «^«(/iiuA? ta Jiiäl
dkä ahdy ka sardnä ayli'd-tik."
ak yalehän yan.
Stträiiä ak ylglfän yan, üs-
»ük dnyuiiia-li süyd yan. 'M
Qädl: ,yi bald b'i'alak sdn-
gä ta tandk tä nwmdk fillä ak
eyri'äl yalehä yan.
eben van mir Eishen hieu, wesshslb
n Qndi:
■a ticliwiegimiibnoB Kleid
31. Ke Offnutc ihm daii Thor und er schlief mit ihr uiid beschlief si
Ibi* mum Margpu ai'hlit^fen sie beisamineii.
Sä. Dpr Qndi «her spruclj: ,Myin Toditermann ein Sklave!' Und
MktckI« nai^li ilim and er uud der Qadi kamen am frühen Murgen tu
33. Dieser sprach nun eii
dAmit wir ihn besichtigen!
84. Dieser lerttere aber nagtet .Dreihiiniiert Thaler gcb' ii:h ihr, rteckt
rJi Aber nicht nnf, sundsrn aehlcket das Weib fort!'
.■(5. .Warum Folleu wir diu Frau fortschicken?" erwiderte mnn ihm;
ilir das Guld und decke dich auf!'
3G. Hau deckte ihn auf nnd da hatte er das Glied an seinem Ort.
37. Da sprach der (jadi: ,Niiu schneidet der Frau den Bala ab, ihr,
ds behauptet lul, mein Tochtermanu sei ein Eunuch!'
i
26
R«inisch.
38. Ftllä dkak yirge^ani iyan, Fillä ak yigreHn yan. nümd
agaböytd ka näm töhä gdyta ka labahdytö tamdy gdyn yan,
iyan,
38. Man schnitt ihr also den Hals ab. Das nun ist einer Gattin und
einem Gatten widerfahren.
8. Ein Mann verkauft den Geliebten seiner Gattin.*
1. Dummä tdka la iyan, aga-
5 höyta dbitd iyan nüm. düyek ki-
bö lukuk yandni iyan. amd düye
kdnik timhila iyan.
2, Agaböytd hardmü dhak tdna
iyan, ha* eil dhviuk mhnand iyan.
10 3. InM bd'eri dkä rd*a ydna
iyan. amd bd*erl mahards dbak
yd)ia iyan, amd ba*eli mahardsa
gdla iyan.
4. Ta-t mar kl ta-t hdgila iyan,
lö ta-t mdla iyan, mälök am^ök ak
yaye*d wak: ,hadö fald-h an* yd-
leha iyan.
5. ,Hadö fdldaJc hadö anü bä-
ha-llyök, hdlä zifä 4am!* tdleha
20 iyan. .
Bossö takdm la yan. heyöti nü-
md mare^üd yan, düye-kö mdn-
güm ll yinin yan, amd düye td-
nak bakitd yan.
Nümd zind abd Und yan, bd-
'ell dbili manand yan.
Inki beeri tdnä rad yind yan.
amd beBfä dkä aharvM yind yan.
ay ta bd'dl mahrdsa yaddy yan.
Ta kahantöll ta yahoLlafd yan,
ed mala yan, malö-kö gabd kcUd
geddä: yhadö fdlak and* yalehd
yan.
jHadö fal4dnkö hadö anü bd-
haky hadöd hdyna qimdm 4^m!^
ak talehd yan.
1. Was sich einst ereignet haben soll. Ein Mann heiratete eine Frau;
sie waren sehr begütert, doch dieses ihr Vermögen wurde ihnen alle.
2. Die Frau trieb nämlich Ehebruch, der Gatte aber merkte es nicht.
3. Ein einziger Stier blieb ihnen noch übrig, womit der Gatte pflügte.
Einst zog nun der Gatte aus um zu pflügen.
4. Da kam der Geliebte der Frau und beschlief sie. Nach dem Bei-
schlaf äusserte er: ,Ich habe Begehr nach Fleisch.*
5. Die Frau erwiderte: ,Wenn du Fleisch wünschest, will ich es dir
verschaffen; kaufe nur Gewürze!'
* Vgl. Biliusprache. Leipzig 1883, I, 148, Nr. 37.
Dit *Afiftr-Spr»c]ie. I.
27
6. Baeli mahardsa ga^a ytdura
iyan : ,Musüical galahö Idhä tan-
nä bdyta ydnik aür na 'id." bh-
'ddk tdleha iyan.
7. Aür Hda iyan. isd sakdy wo
hadö-t gdla iyan, Musutcd yor
mdta iyan, galabö haha iyan,
8. Galahö bähd-wak: ,kamP yd-
lehan iyan, ,ldbä tdnnä qdrH iya*
ydleha iyan.
9. yHämotd nüm yamdta gala-
bö Idbä idnnä iya' ydiehan iyan.
10. Kä'li yamdta-mdri: ,nanü
qdrsi nahek, galabö qdrsi nia-ta-
hcußP ak ydlehan iyan.
11. jinki aür lükuk süga, gala»
bö Idbä tdnnä Muauvoal bdyita
iyaw icak irhida* iya iyan.
12. MiLSuw'al nüm kd süga
iyan. käy döbi gdlan, hssükü eUa
rd'a iyan. nüm: ,galabö ma-li-
möysittdP ydleha iyan.
yAyi bäell mahardsayaddyyi-
nd-yä gähd yan: ,Mumwcd wa-
lahi Idmmä tdnnä qurüä-kö yakd
yanik beerä urhud!* ak talehd
yan üi baelak. 5
Ayi beSrä yurf^udd, ayi hadö-
kö sakdy biäitd, yaddy yan, Mu-
süwal yamatd yan, waiahö bähd
yan.
Waiahö bähd-ged: ,ä iläV ak 10
yalehdn yan. ,ldmmä tdnnä qdr^
H-yä kinV yalehd yan.
, Yaibidd heyötö wdlaho Idmmä
tdnnä yam' ak yalehdn yan.
Kä'll yamatd -märi: ,walahö 15
qdHe naJiäc, qdrSe mh-tahdy wd-
lahöV ak yalehdn yan.
,ln}d beBrä llk ind, Musiiw'al
wälahi Idmmä tdnnä yakd yökdn
geddä urhudd^ yalehd yan. 20
Musüwal wüi heyöti dkä mgd
yan. kä zöbi sine yaddy n, üssük
ülä rad yan. heyöti: ,icälahö vid-
ta'idigdP ak yalehd yan.
6. Der Gatte kam vom Pflügen beim und da sprach su ihm die Frau:
,Da in Massaua eine Haut zwanzig Thaler kosten soll, so schlachte uns den
Süer!'
7. Er schlachtete also den Stier, nahm von diesem als Wegzehrung
Fleisch mit und brachte die Haut nach Massaua.
8. Dort angelangt, fragte man ihn: ,Wie theuer?* Er entgegnete:
»Zwanzig Thaler.^
9. Die Leute sagten: ,£in Narr ist da, der fUr eine Haut zwanzig
Thaler begehrt.*
10. Einige kamen und sagten: ,Wenn wir dir einen Thaler geben,
wirst du die Haut nicht ablassen?'
11. Er erwiderte: ,Ein einziger Stier blieb mir noch und da man mir
sagte, die Haut bringt dir in Massaua zwanzig Thaler ein, so schlachtete ich
denselben.*
12. Ein Massauaner traf ihn, als seine Kameraden schon heimgingen
und er allein noch zurückblieb. Dieser Mann fragte ihn: , Verkaufst du denn
nicht die Haut?*
2H
ReiDiseh.
13. fQdrsl anü hind-h dnl, Idbä
tdnnä anti wd-h an' dkä ydleha
iyan,
14. Tähdy kü galabö qdrsi, tä-
5 hfiy sakdy edda betta nammd qdr-
slf Mtisuw*al sügd nüm ydleha
iyan.
15. Galabö bähd nüm issi büld
m
gdla iyan, büldk dA-ke madd wak
10 büldk gdrll ta-m bühil 4ina iyan.
16. Bär UH 'dri agaböytd rö-
ba iyan: ,ya 'drit sindmä tani la
egidäV üalisa iyan agahöytak.
17. Wo agaböytd gdlda iyan,
lö titdurd iyan: ,kö 'drit nüm id-dd
yan' tdleha iyan amd nümük,
18. ,Ya 'drit ydn-im md nü-
müV ydleha iyan. ,äggidayti bali
ed'da yan* tdleha iyan.
20 19. Usmk riha agaböytd: ,qa-
fot kök he-la-k qafö hon ma-hä-
bin!' tdleha iyan.
20. Bd'dl im 'dn yamdta iyan.
25 yamatd-wak isd 'drit: ,sird-t ed-
da hß!' ydleha iyan.
yAnü qdrie hinak and, Idmmä
tdnnä qaräiyd wäk and' ak ya-
lehd yan,
,Tä qarH kü icalahi qdrH, tä
lammd qarsi kü sakdy yakö!^ ya,
Musüic'al yand heyöti ak yalehd
yan.
Wcdahö bähd heyöti iH dik ya-
ddy yan. dikik kabb yd-ged kä
diki rigidil yand dikil ^nd yan,
Bär üi 'ari ülal nümd yilikd
yan: ,ya 'dred heyötü taniyddö
obüU' ak yalehd yan ay nümdk.
Amd nümd taddy yan, gär/td
yan: ,kö 'äred labahayti ed ya-
nd' ak taiehd yan amd heyötök.
, Ya 'dred yand heyöti atiyäV
yalehd yan. yhabbali belli ed ya-
nd' ak taiehd yan.
Ussük yilikd nümd: ,iH 'dre ta-
diyd-ged heyötö qaföd kok hdytö
kinly tamd qafö md-häbin!'^ ak
taiehd yan.
Bd'dl iH 'dred yameUd yan,
yamaid-ged: ,qandel ed ifö!' ya-
lehd yan.
13. Er erwiderte ihm: ,£inen Thaler dafür wollte ich nicht und zwanzig
bekomme ich nicht.*
14. Da sprach jener zu ihm: ,Dahier den Thaler fQr deine Haut, und
diese zwei Thaler als Zehrgeld für die Reise!*
15. Der Mann, welcher die Haut gebracht hatte, kehrte nun heim.
Als er in die Nähe seines Dorfes gekommen war, übernachtete er in einem
benachbarten Orte.
16. Nachts schickte er ein Weib nach seinem Hause und hiess sie
ausspähen, ob etwa Männer in seinem Hause seien.
17. Die Frau ging hin und kehrte mit der Nachricht zurück: ,£in
Mann befindet sich in deinem Hause.*
18. »Welcher Mann ist es?* fragte er. ,Der N. N. ist es,* sagte sie.
19. Die Frau, die er geschickt hatte, bemerkte ihm noch: ,Da die
Gattin ihn in das Kornfa.ss stecken wird, so habe darauf dein Augenmerk!*
20. Der Gatte kehrte nun heim und befahl Licht zu machen.
Die 'Afar-Spracbe. I.
29
21. yGalahö mdgtde kö hä-^aV
agaböytd tdleha iyan bd*dak.
22. ,Atu galabö Idbä tdnnä bd'/j-
ta iyan yök itd-wak, galabö qdr-
n yö hörfta; ä wak tä qafö li-
möysü tßä* ydleha iyan.
23. ,Anket limöyssüV tdieha
iyan,
24. ,Kdfa adagd arküuwä* yd-
leha iyan.
25. ,Atüfürdynü, anu baluwd
l^ninök, asiqVdnök ma-liniöysin!^
tdleha iyan isd bd*elak.
26. Sdkü yaytqud-mdrä dari-
9a iyan, ö mdri tamdta iyan. jtä
qafö adagd yö arkisä, kird sint
ht-liyö-k!* ydleha iyan.
21.Adagäfänäarküaniiyan.
amä qafö ddda-d maritl yina
iyan.
28. Kä qaföt heni baydw wak
agaböytd käy sä*öylä fän gdl4^
iyan : ^n sä* dl yöll sügd yi ba-
'di yamatd wak qaföt he, yi bh^eli
he* tdleha iyan; ,tä qafö limö bek
, Walahi ä Ha-kö ydkaV ak ta-
lehd yan nümä üi bd^elak.
,Atü walahi Idmmä tdnnä yd-
ka yök tdnkä wälahö qdrSe la
ohöy; kddö tä qafö a^addgö liyö^ 6
yalehd yan.
,Arkü ta^addgöV ak talehd
yan.
yAnu kdfä adagd arkiSö liyö^
yalehd yan. 10
,Atü güfä, anu dingil klnö, ed
naSiqVd qafö nök mä-bahin!^ ak
talehd yan.
Dahine yayqu^d-^märä deHmd
yan. amd' märt yamatin yan. lö
,adagd yö arkUantä, sin ^dsbe
sinä ahdyk.^ tdnak yahhd yan.
Adagdl arkiSdn yan. amd qafö
dddad nümd ta kahantöli yina
yan. 20
Kdyä qaföd hayni ben geddä
ay nümd kä sd^vlfän taddy yan:
,sin sä'dl yöll sügd, yi bd*ell ya-
matd geddä qaföd kä hay, kddö
yi bä'ell qaföd kä bay^ tdnak 25
21. Nun fragte ihn seine Frau: ,Wie viel hat dir die Haut eingetragen?*
22. Er erwiderte: ,Obzwar du mir sagtest: die Haut bringt zwanzig
Thaler ein, so brachte sie mir nur einen Thaler; nun aber will ich das
Komfass verkAufen/
23. ,Wo willst du es verkaufen?' fragte sie.
24. Er erwiderte: ,Ich lasse es heute zu Markte bringen.'
25. Da sagte sie zu ihrem Gatten: ,Du bist noch ein Jüngling und
ich eine junge Frau; verkaufe das Fass doch nicht, da wir es benöthigen!*
26. Er aber Hess am Morgen Träger kommen und sprach zu ihnen:
^Bringt mir dieses Fass zu Markt, ich will euch schon dafür entlohnen!'
27. Diese schafften das Fass zu Markt, im Fass aber befand sich der
Geliebte A&t Fran.
28. Als man nun das Fass zu Markte trug, ging die Frau zu den
Brüdern ihres Geliebten und sprach zu ihnen: ,Euer Bruder war bei mir,
ond da mein Gatte kam, so steckte ich jenen in das Fass. Der Gatte hat
m>
K«JoiBcli.
lUtfikfalindnim dk aJihyUV iilLt-
ha iyan,
29. UuMiln adoiji arakant iyan,
ti käy Mä'dylä atlag/i arakani iyan.
atltujfi anikdu: wak: ,qaf6 magi-
iM* y Aishan iyan,
WO. ,SitlöliAböl(]drfl-hi'yä' yd-
(tiha iyan,
10 Jll. ^Saydij <jldd*a dhan qafo
UUjitUnuinnAitikaPyd\dianiyan,
As}. Uaii-mäfi, yamdian iyan^
titifd/t)lani iyan : ytidöhä hol qdr-
«« tyn^ j/ii/rt/m iyan,
lA A)). ,A nüm hamötd-yä mimfi'
ya^^hatjani iyan,
iU. Qi9fM yan niiml nä'AylA ilU
\tA*fia iyan, Mid^kA hol kä yalioy'
ni iyan,
ti« Mh. SidöhA hol o'oqilrd wak:
,1/(1/0 ddihil Mulm oid'n wä, qa-
Jh Mm hdyii wn^ ydl^^ha iyan.
talehdyan; 4ö qafo ya^addgöbay
yan4k üssük tl faidm dkä ohä-
VDä!^ ianak ialeha yan.
Ussün adugdl arakdn jyoa, iä
sd'ül adagdl arakdn yan. adagdl
arakan-geddä: ,tä qafö ä iläf* ak
yajehdn yan.
jAdöhd hol qürUikD' tdnaJcya-
[ehd ydn.
fLä'ti gid/i-kö ahdn qafök zdn-
kö iäy yaV ak yalehdn yan.
Sard-märi yamattn yan^ qafö
tafaldn yan : ^adöhä hol qariiyaf
yalshd yan.
,7a labahayti yaahidd laba-
lidj/tö' yani ak yanebin yan.
Qafok dddad yand heyöH sä"
'fU el gähdn yan, adöhd bol dkä
yohdyn yan.
Akä yoh6yn adöhd hol f/utu-
'uqurd sdral ,qafö dddad tandm
aBftö^ qafo ninak ahdwö^ tdncJc
yajehd yan.
UUM lU« F»w fort|i*^Homnum ; jfebt ihm doch daher den Preis, weichen er
»Int^ir l»H|[t4hrlJ*
^\y hio TrHiper linmen nun ku Marlct und ebenso die Brüder des 6e-
\M\\h\\\ dbr Prnu. Auf dfiii Mnrlct« iVii^en «io: ,Wa« liostet das Fass?^
ao ,Urt*ihu»dt*rt TJmlt^r/ HAjfte der Gatte.
M. ,\Vit* MoW W\\\ Fanii aua Kiihdangrer geformt so theuer sein?* ent-
Hil. Km Kaiut^u Hiioh amWi« und wollten das Fass haben. Er sagte:
.Dr^ihiimWl Thal«^r k\»!«tt*t ««*
JW. Slo laohUMi ttimr \\\\\ \\\\%\ «mifton: ,I>er Mann da ist verrückt ge-
wordt»n.*
54. Dio Hrndor d«vM Mhuiu'js dw \m Fasat^ st«H»kte, kamen wieder zu-
rück and j?aU»n dorn Uäu,%u dit» di^UuuuU^rt Thaler.
i5. Ihe^M^r sttvkt«» dan lJ«^^d oiu «nd üpraeh dann: Jch will nun das
Paas aiule«»n?n und euch dann dan^^lh«« ^hou/
ip^rlT. I. 31
iQfifo ka gaföt adddd tanäm
siddad kök damnänkä qa/6 idä
kokmä-laminin6'akyalekänyan.
,Anii. atdigäta qafö kininkü,
qaföt nddad tanäm mä-W tä-
nak yalehd yan.
jAtu tamäy fänkö adöhä hsl
Sd kö tSsenä' nk yalehdn yan.
,Ädökd hol mä'fdla, lehA bül la
aka-tcinkö' tdnak ya(eltd yan.
Utttük yaj^liä, l«hä hol äkü
yohöyii yan. kü ind daylö kd»»ö
kä arayHtän yan.
U»sük la m<il-ll dikil orobd 1^
yan, nSmn d^ade kdha mahAyan.
nümd ka hä'els tamd gayn yan.
30. , Qaföf liyä kök mä-lamtm-
iiA.qafo äddnd Uhiimkaqafokök
damfuA-kä, ^afö liyä vui-Juväni-
NÄ' yti{a^an iyan.
37. Qafo adagdl Sl ahnnim,
qa/6 äddad Idnim hinn' yäleha
n/m.
S8. ,Ätü tu itak sidöhü hol kö
i-t lixmfl' yälehan iyan.
39. .Siilölid hol mä'fdlu lalid
bäl akd'KÖyia-k' yälelia iyan.
40. t'nMit iy«, lakä hol dkä
gahini iyan. käy ind 4dylö hd-
rä kä ardsstt iyan.
4:\ .Vwükiandüyi-tlirohäiyan.
agahöyfA genna'ök hdbnk mdki-
M iyan. agahöytd ka hd'ela tö
gAytit iyan.
A&. Si« erwiderlon ilim^ .Wir linbeii ja iiiclil il.t.« FnsN nllein, Bondoru
«ach ilen lohnlt ileMe1l)6n gpkaiift.'
äT. Er nlier sagte: ,0 nein, idi iinbr^ nur aa." K.i«s, nicht nl>er »iich
«Pinea Inhalt verkauft.'
SS, D* «praohen aia: .Wann du i's denn so uieinsl, sii wollen wir noch
drrihnndert Tluüer «niegen.'
30. Er aher erwiderte: ,1'tn dreihundert Thal<>r gebe ich den nicht,
wenigen« nnr am Beuhdhundert.'
40. So sprach er. Da gaden sie ihm die sechshundert Tlinler und nun
hr.vhten die ßrüder ihren Brnder Abendx heim.
41. Auch der Gatte kehrte mit Hninem Geldo heim und am folgenden
Uorg«D entliewi er «eine Frau. Da» aliw ist einer Oattin und einem Qatten
■ridivfaliren.
9. Ein Blinder.
Tinäm thtä lall iyan, intl mä-li Tinäm Und yan. inti mä-li ya-
Uüi iyan. ,ynddrfry glddä yö obä- lehü-m la yan. J'aldka yadarn-ki j
y^!'yäiiihaiyan.,ak'\tayiddhdlß yi häyä ardlt-al." yalelid yan;
Breig^niu, das siuh xnp^etragen haben soll. Rh war einst ein BinKugi|;er
Derselbe sprach also; .Lang' ist der Weg, tragt mich! aehlachtet mir auci
32
Keiniscli.
yö *aydä!' ydleha iyan, ,limö yök
fakäway dahdb yö ohoyä!* y^l-e-
ha iyan. ,yö yammiay ma'd-md-
ra-l yö hahä!' ydleha iyan, inti
6 7nü-li ianxd ydleha iyan.
faldkä abo yakäkl aydöytä bdlä
yö urhudä!' yalehd yan; ,limö
yök dagöna dalidh yo oMwäf ya-
lehd yan; ,//ö yamonä madmä-
ral yö hähä!* yalehd yan, inti
mäli tamny yalehd yan.
ein mageres Lamm! zum Lohne gebt mir auch etwas Gold! Da mich die
Leute nicht gut traktiren, so bringt mich zu edlen Leuten!' Also sprach
einst ein EinKugiger.
10. Die drei Kinder und die Hyäne.
1. Tindin find Inh iyan, ürri
sidöh dübü'd »üga iyan, yangiäi
ä-la yamdta iyan: ,{s8in lyin
10 amänai kinitönV ydhha iyan.
2. ,Anü yälll amdnat kinlyö'
ydlefui iyan afikakil.
3. Tl ürrükfi: ,bnlö amnnaf
kiniyö* ydhha iyan.
15 4. Urrükti: ,kö amdnat kiniyö'
ydleha iyan yamjtilak.
5. fYälh amänat Hniyö iya
dükä ydlli yö abald la-kä mä-
laga' ydleha iyan yangnli,
20 6. ,ßä/ö amdnat kiniyö iya
dilkä bäU yö (}agd la-kä md-la-
ga' ydl4iha iyan yangidi.
Tindm find yan. adöhd en4-
oki dibö'd sfigdn yan. ytinguli
tdn-al yamatd yan: ^dtln eji amä-
nat kltiniV tdn-ak yalehd yan.
,Anü ydlll amdnat klyiV ya-
hhd yan wili ejjcjökl.
"Irrö-kö icili-tl: jhrdö-t amdnat
k/y(? yahhd yan.
Irrö-kö-tl: ,kü amdnat klyö'
yaUhd yan yangülak.
j Ydlll amdnat ya endökä ydlll
yi yabald-n-kä kü md-hga* ya-
lelid yan ynnguli.
,Bäl/ht amdnat klyO yö-k-a-
tiyä kf% md'lnga bälö yi <Jaktd'
n-k(V yahhd yan yangidi.
1. Was sich ereignet haben soll. Drei Knaben befanden sich in der
Wüste. Da kam zu ihnen eine Ilyftne und fragte sie: , Unter \re8sen Schutz
steht ihr?*
2. Einer von den Knaben sagte: ,Ich stehe unter dem Schutz Gottes/
3. Der andere sagte: Jch stehe unter dem Schutz des Landes/
4. Wieder ein anderer sagte: ,Ich stehe unter deinem Schutze.*
6. Da sprach die Hyäne: ^Den, der da sagt: ich stehe unter Gottes
Schutz, greife ich nicht an, da Gott mich sieht.*
6. Wiederum sprach sie: ,Den, der da gesagt hat: ich stehe unter dem
Landetschutz, greife ich nicht an, da das Land mich fuisen wird.*
Die 'Afar-Sprache I.
33
l.yKöamanatTdniyö* iyaaükä ,Kü arndnat ktyö' akd en4(>-
ybkomd iyan yangulL kä kä betd yan yangidi.
7. Den, welcher sagte: unter deinem Schutz stehe ich, den frass die
Hyäne.
11. Ein unheilbringendes Weib.
X.TjA.u nüm agahöytä mälak
»iiga iyan. üssük agahöytä mä\ak
lübäk ho ydlüha iyan.
2. Wo agahöytä sönäwä tdka
iyan, icö o^ahöytA 4älta iyan,
dältd hälä bäyjta iyan,
3. Bdrakat hä'eli: ,tä här to-
bokd bäpi fatunä hä'dä akd-la'
ta-t dhhak ydleha iyan,
4. Issi baluwd tdka iyan, ta-t
nabd mändaH mdri dhitn iyan,
ö nüm yeisdfara iyan,
5. JVö nüm safdr-at Tdhl säga
iyan. dönikl nüm ta-t *ärt yamdta
iyan. yanü haluwäläniyö-k genna*6
yö-l luiysit!' fdieha iyan.
6. Genna'ö ella Iie iyan. üssnk
ya^dfara iyan, gari dönikl nüm
T, t. y. Heyöti nümäd mala
sngd yan. iisaük nümdd mdlitak
lülßäk andahd yan, 5
Amä nümd sönäwd takd yan,
amä 7mmä ^cdtd yan, ^dltd halA
(Jiältd yan,
Bdrkat hä'eli: ,tä här tahokd
halft fitnd hä^dd tdka* yalehd 10
yan.
IsSl dingä takd yan, tdkö nahä
katamd halt httd yan, amä heyöti
kalahd yan.
Amä heyöti knldhed nidngüm 15
8ügd yan, jalahd haeli ta äred
yaniatd yan. ,anü hal/t kiyök
dgade yöl ahit!' ak talehd yan, .
A^ade el ahitd yan. üssük ka-
lahd yan. aki jalahd wdnnä ya- 20
1. Was sich einst ereignet haben soll. Ein Mann war im Beischlaf
begriffen mit einem Weibe. Während er aber das Weib beschlief, brüllte
ein Löwe.
2. Das Weib ward schwanger und gebar. Das Kind, das sie gebar, war
ein Mädchen.
3. Ein Seher sprach dann zum Vater dieses Mädchens: ,Da8 Mädchen,
das heute Nacht geboren worden ist, wird eine Urheberin von Zwietracht
werden.*
4. Das Mädchen erwuchs zur Jungfrau und ein vornehmer Städter
heiratete sie. Dieser Mann aber verreiste dann.
5. Lange Zeit blieb er auf der Reise. Da kam ein Schiflfsherr in ihr
Hans und zu diesem sprach sie: ,Da ich noch eine Jungfrau bin, so hei-
rate mich!'
6. Er heiratete sie, verreiste aber dann. Da kam ein anderer Schirt's-
Sitznngsbtr. d. phil.-hitt. Cl. CXI. Bd. I. Hft. 3
34
Reinisch.
yamäta iyan tä-t 'ärJ, ,baluwd
laniyök gennaöyöl-la hdysit!* td-
leha iyan sldöhä numük,
7. Genna*ö Üla hB iyan. ö nüm
5 säfard iyan, fardy han nüm ta-t
hagila iyan, ,baluwd Jciniyök gen-
na'ö yöl'la hdysit!^ tdleha iyan.
8. Gennaö td-til he iyan. ö nüm
yasafard iyan. könöy han nüm
10 dönikl nüm yamdta iyan. ,ann
baluwd khiiyok yö ahit, gennaö
yöl'la hdysit!^ tdleha iyan.
9. Genna'ö td-til he iyan, wo
nüm safard iyan. lahdy han nüm
15 dänikl nüm fd-til yamdta iyan,
,anü balutvd kiniyök gennao yöl-
la hdynit!^ tdleha iyan,
10. Tdtil genmCö häysitd iyan.
ö nüm säfard iyan, malehin han
20 nüm yamdta iyan, dönikl nüm
yamdta iyan: ,anü baluwd Jäni-
yök, yö abit!^ tdleha iyan.
1 1 . Genna^ö tdtil häysitd iyan.
ö nüm säfard iyan.
matd yan ta äred. Jbala k^yök
dgade yöl abit!' ak talehd yan
m
adöha heyötök.
Agade el abita yan. amd ie-
yöti kalahd yan. mafari heyöti
ta yahalafd yan. ^bald ktyök
dgade yöl abit!' ak talehd yan.
Afjade el abitd yan, amd heyöti
kalahd yan. könyä heyöti jalabd
bä'eli yamatd yan. ,ann bald
kiyök dgade yöl abit!' ak tafehd
yan.
A^ade el abitd yan. offid heyöti
kalahd yan, Lihyä heyöH jalabd
wdnnä el yamatd yan, ,anü bald
klyök, dijade yöl abit!' ak talehd
yan.
Aßade tal abitd yan. amd heyöti
kalahd yan . malehSnyä heyöti, ja-
labd wdnnä el yamatd yan. yonü
bald h.yök dgade yöl ahit!' ak
talehd yan.
A^ade tal abitd yan, amd heyöti
kalahd yan.
herr in ihr Haus und sie sprach zu diesem dritten Mann: ^Heirate mich,
denn ich bin noch eine Jungfrau!*
7. Er heiratete sie und verreiste dann wieder. Da kam ein vierter
Mann zu ihr und auch zu ihm sagte sie: ,Da ich noch eine Jungfrau bin,
so heirate mich!*
8. Er heiratete sie und verreiste dann. Ein fünfter Mann, gleichfalls
ein Schiifsherr, kam zu ihr und sie sprach zu ihm : ,Da icli noch eine Jung-
frau bin, so heirate mich!*
9. Er heiratete sie und verreiste dann. Da kam ein sechster Mann,
ebenfalls ein Schiffsherr, zu ihr und sie sprach zu ihm: ,Da ich noch eine
Jungfrau bin, so heirate mich!*
10. Er heiratete sie und verreiste dann. Ein siebenter Mann kam dann
zu ihr, ein Schitl'sherr, und sie sprach zu ihm: ,Du icli noch eine Jungfrau
bin, so heirate mich!*
11. Er heiratete sie und verreiste dann.
Die 'Afar-FIpnche. I.
35
12. Malehenä hd^elä itiki sdkö
yanidta iyan, tö mcUehen ttiki tat
abUamyamuta iyan, nammä nüm
tidda-la wak sügan iyan, gärak
fardy yamdtu iyan.
13. Inkl-ti: ,ya *drl kinl^ yd-
l^sha ii/an. malehend nüm inkd
agaböytd tönnä toysoina iyan.
lahä nüm gile-li tidda-l gdla iyan,
inki nüm sölak rd*a iyan.
14. Ydlll keyö tö dnddh-al
yanidtan iyan. lahd nüm ahdlä
lukuk süga, malaJiin han nüm
abdlä lukuk md-sügend iyan.
15. Malahend nüm qddll galani
iyan. qddi: ,fd-tl hdhä!* ydleha
iyan. tat bähani iyan.
1 6. , Tä-mdri tiddä köl wand
yanintk kü bd'ell annl?^ ydleha
iyan qddl.
17. ,7o abdlä sinl nüm yi
bd'ela* tdleJia iyan, ,aki-märi
issinnt tiddä yöl tvän kanlkd yi
bd'eli hinä* fdleha iyan.
10
Ay malehend bd'il inki dahine
yamatin yan, amd malehin inko
ta betdm klnön yan. lammd heyöti
et angdH mgdn yan, sard-kö afdr
yamatin yan.
Inketi: ,ya dre kinV yalehd
yan. malahend heyötö inki nümd
tan ta^gagad yan. lehd heyöti
8ötala-li siddal yaddyn yan, inki
heyöti daiv ay ayk rä'd yan.
Ydlll yuqluqd heyö tan andd-
hal yamatin yan. lehd heyöti bilö
ll sügan, maleh^nyä heyöti bilö
ll md-süginä yan.
Malahend heyöti qddll yaddyn 15
yan. qddl: ,ta bähantd!* yalehd
yan. ta bähdn yan.
,Tä heyö'kü tä dhak angäi
yanintk kü baeli dülä ydnaP ak
yalehd yan qddl. 20
,7a bilö hin heyöti yi bd'elä
kinJ, tä bilö la lehd heyöti tib-
ani yöl angd'i yänininkd yi bail
md-klnönV talehd yan.
12. Alle sieben Gatten, welche sie geheiratet hatten, kamen einst an
ein und demselben Tage an. Zwoi Männor geriothen sogleich in Streit und
in diesen traten dann vier andere ein.
13. Der eine sagte: ,Das ist mein Haus.* Ein einzige« Weib liatte so
sieben Männer in's Unglück gestürzt. Sechs Männer gingen mit dem Schwerte
auf einander los, nur ein Mann blieb unversehrt.
14. Auf dieses Geschrei kamen ehrsame Leute herbei und fanden da
die sechs Männer im Blute, nur einer war unversehrt.
lö. Die sieben Männer gingen nun zum Qadi und dieser befahl: ,liringt
das Weib her!* Man brachte dasselbe.
16. Und der Qadi fragte da.s Weib: ,Wer von diesen Männern, die mit
einander in Streit geriethen, ist dein Gatte?
17. Die Fran erwiderte: ,Der Mann ohne Blut ist mein Gatte, die
übrigen, die mit einander stritten, sind es nicht.*
3*
36
Reinisch.
18. 0 nümük: jtä kü aga-
höytäV ydleha iyan qddl.
19. fLhlmmäya agahöyfdk tand
immäy, tä la*ö y^ agttböytd hinäj
ö malahenä nüm tisgifa agaböytäy
agaböytd hinä'ydfrehaiyan bd'ell,
20. fAgaböytd mahd dkä tas-
tdhalaV ydlehan iyan qddlk,
21. ,Yi hhkumi kutd rikerike
10 hdnam tastdhala' ydleha iyan
qd(h.
22. Kütd tat kiüfani iyan,
tanid agaböytdy tamd dbtak tö
(iban iyan.
15 23. Abhä dnysä sagd dkä Hda
iyan. amd sagdk galabö *drid
hm iyan, amd galabö ärürük
dddä dkak tamangd siikfa iyan,
24. ,Amd galabö adagd yöh
20 arkiasä^ dbbä ydhha iyan. adagd
arkisani iyan,
25. Adagd arkisdw-u-ak bälo
ffbisan iyan, ö galabö dddad dnir
8Üga iyan.
Tö heyöfö: ,fä nümd kü nötnäJ'
ak yalehd yan qddl,
,ßo8sö yi nümd k^ tind, kadö
yi nümd md-kl, malahend ia»-
gidifdk sdral^ yalehd yan 6ö'«ft.
,Tä nümd ay ta miaüä?* ak
yalehin yan qddik.
, Yifirde kard ya^araanikara
yahiynim ta misild' yalehd yan
qddl.
Kard ta yagarain yan, amn
nümd amdy ahtu tä dkaba ya-
lehin yan.
Ta dbbä sagd ddSä dkä yur-
hodd yan, amd sagd icdlahö Ared
hdyn yan. amdtcalahi adddärür-
kö tamagd suktd yan.
,Amd wdlahö adagd yö arU-
8ä!* yalehd yan dbbä, adagd af-
kisdn yan,
Adagdl arkisdn-ged bälöl kä
obtSdn yan. amd walahi dddad
drör sügd yan.
18. Da sprach der Qadi zu jenem Manne: Jst diese da deiue Fran?"
19. Und er erwiderte: ^Früher war sie meine Gattin, jetzt aber, nach-
dem sie- sieben Männer hinsclilacliten liess, ist sie es nicht mehr.*
20. Da fragte man den Qadi: ,Was gebülirt nnn dieser Frau?* •
21. Und der Qadi sprach: ,Nach meinem Spruche sollen die Hunde
sie zerreissen!
22. Da zerrissen sie die Hunde. Also that man dieser Frau, welche
solches angerichtet hatte.
23. Ihr Vater schlaclitete ihr nnn als Todtenopfer eine Kuh. Die Haut
dieser Kuh bewahrte man im Hause auf. Diese Haut aber ward voll Ton
Schlangen.
24. Da sprach einst der Vater: ,Bringt diese Haut zu Markt!* Man
brachte sie nun zu Markt.
2r>. Als man dort angelangt war, legte man die Haut auf die Erde.
Die Haut aber war voll von Schlangen.
Die *Afar-Spraclie. I.
37
26. Wo ärür sindmad gdla
iyan. ö sindm ^e-li tiddal gdhfa
iyan. sindm tönnä tiddä hdka
hdytu iyan.
27. hikd agahöytd gdla 8di*ft
tö dba iyan.
Amd drür heydd yaddy yan.
ayi heyö sbtala-li siddal yaddy n
yan. heyo amd Uani siddä bakdn
yan.
InJd nümdkö yaddy sahdb tö ö
abd yan.
26. Diese Schlangen gingen nun auf die Leute los, diese aber stürzten
mit ihren Schwertern aufeinander und machten sich den Garaus.
27. Von einem einzigen Weibe ging so eine Verheerung aus.
12. Wie ein Mann die Weiber hintergeht.
1 . T. t. l, l. Nl bälöl nüm yan
iyan. agdbvt büs görönisak yan
iyan. bäsft gör&nü gdla if/an.
2. Sari t/iban, laqa^ö tdban
(jobdf be iyan. agaböytdl yamdta
\yan.
3. jA düye subdh adagd litöV
islßia iyan agahöytd. ,Subdhä
viiyü' ydleha iyan nüm.
4. jAy mahd litöV tdleha iyan.
jBmi liyö' ydleha iyan nüm.
5. ,Bü8ü td-la-k btis ge Ittö'
i^JeJia iyan agahöytd; ,hu^ fdl-
idm nahaldk düyi mdgida litöV
%ha iyan.
T. t. y. Nl bälöl heyöti yind
yan. säyöt hus fapi yind yan.
hu8 fdlö yaddy yan.
Sdra-kö tdman, quräSkö tdman lo
gabdd ll yind yan. nümdl ya-
mutd yan.
,Tä med suhdh adagd litö?' ak
talehd yan nnmd. ,Subdhä mh-
liyö' yalehd yan heyöti. iö
,A *aU litö tä mälP ak talehd
yan. ,BiUü llyö' yalehd yan he-
yöti.
,Bu8u fa-ld-nkö büm gdyfa^
ak talehd yan nümd; ,hu8 falildf^i 20
nabbdk ä ilä litö mdUköP ak
talehd yan.
1. Was sich einst ereignet hat. In unserem Lande war einst ein Mann;
^er hatte Verlangen nacli Genitalien von Frauen und begab sich auf Sudie
derselben.
2. Zehn Kleider und zehn Thaler nahm er mit sich und kam damit
ni einer Frau.
3. Diese fragte ihn: »Hast du dieses Geld zum Butterkaufen?* ,Nein,
ßntter brauche ich nicht*, erwiderte er.
4. ,Zu was hast du es?* fragte sie dann. ,Für eine Vulva habe ich
es*, erwiderte er.
5. Da erwiderte sie : ,Wenn du eine Vulva begehrst, so kannst du die
haben; wie viel Geld hast du dafür?*
38
Reiniseh.
6. fSari fdhanäy laqa'ö fdhanä
JiffO, imhakö iiannnd rdtell liyö^
ydleha iyan iiüm,
7. ,Ma'dk, yö /dhla, yi bald
r, fdida V tdle/ia iyan afjaböytd.
H. ,Anü ilihiM kiniyo, yi mdlö
vtähidytan* ydhha iyan näm.
i^ Ayahöytd: Jdldak ale tik,
fdltjak hald tik, fdltjak hald ddh
10 tik!* tdleha iyan.
10. Unsäku hfuldM kiiiian ka
halögd il-la he haha iyan, ,mn-
retd yö'hö hähä *dri hdlüwak!''
ydleha iyan nüm ayahöytak,
15 11., Bald Ü-la sdta iyan, bnldt
hns fdla iyan. Sari tdhnn, laqa*ö
tdhan yahti iyan busti Itmö. ö
dnye 'drld haysitani iyan.
20 12. Bald kä rubta iyan, baldt
biis fdla iyan. Bald bogd täl^ha
iyany kenani tat miidda iyan.
füibis kinlk kdyi-m kd ohöyä!*
tdleha iyan bald.
,Sära-kö tamariy qtwüSkö tn-
man llyö, timbakö lamind rdteU
liyö' yapihd yan heyötu
yMa*dJc, yöyä fdl4<^, ,V* 6<4^
fdldaf' ak talehd yan nümi.
,Anü lUMsö klyöy yi mälö mä-
leaytdnä* ak yalehd yan heyöü.
Nümd: ,fal4d'dö kömd tik,
fal^U'dö hald tik, fal4ä-dö halA
gomö<} tik!' ak talehd yan.
U8»rJc dagitmal kenan ka hdlüb
el yuluwd yand yan. ^kahaiitöU
yö bdhäf dred ordbö Ilyök!* ya-
lehd yan heyötl.
Nümdt bald ed saytd yan,
baldt bu8 wagiyd yan. Sära-kö
t dm man, quriUkö tdmman yohöy
yan busti Hmö. amd mal drei
obsitdn yan.
Bald ta tilikd yan, baldt bus
wagiyd yan. bald annittd yan,
keimn tad müddyan. jüibisökln-
ik kä mal dkä ohäwä!' taJehd
yan bald.
6. Er antwortete: ,Zehn Kleider und zehn Thalor, dazu noch zwei
Pfund Tabak.*
7. ,Gut*, sagte die Frau, »willst du mich oder meine Tochter?*
8. Er erwiderte: ,Ich bin ein wahrer Teufel, meinen Beischlaf kennt
ihr nicht/
9. Die Frau aber sagte: ,Wenn du willst, so sei du ein Berg oder
ein Baum oder Baumstrunk!*
10. Er hatte aber sein Glied mit Dornen und Fetzen umwickelt. Da
sprach er zur Frau: ,Bringt mir also die Tochter in's Gemach 1'
11. Die Tochter ging hinein und er begehrte ihre Vulva. Die zehn
Kleider und die zehn Thalor hatte er als Preis für dieselbe hingelegt; das
nun verwahrten sie im Hanse.
12. Die Mutter schickte ilim also ihre Tochter und er begehrte ihre
Vulva. Die Tochter fing an zu weinen, denn die Dornen stachen sie: ,Gebt
" «n seine Habe wieder, er ist ein Teufel !' rief sie.
Die *Afar-Spntche. I.
89
13. ,Anü kü ind j/ö/* tdleha
iyan ind; ,mahä tubüUJcf iss indl
hübay!^ tdleha iyan,
14. Bald tüdurd iyan, ind
hkgiltd iyan, indt bus fdla iyan.
kä tahdy iyan.kinan idda müdda
iyan.
15. Ind: ^ydllt kä yana^dlöy^
kdyi-m kä ohöyä!* tdleha iyan.
16. Isiim bita iyan 7iüm, wo
ke-k gdla iyan. gari agaböytdd
yamdta iyan.
n. ,A dnyemahd litö?^ tdleha
Vfan agab^td. yAmd düyi büsü
liyö' ydleha iyan nüm.
18. ,Bü8uk td-la-k, bus anü
liyö' tdleha iyan agaböytd; ydüyB
migideP tdleha iyan.
19. ,Sari tdban, laqa*ö tdban,
\ä>ä tdnnä liyö' ydleha iyan nüm.
20. ,Düyi yö bähitf tdleha
iyan agaböytd. ,düye dykä näf
yMeha iyan nüm.
,Anü kü ind!' talehd yan ind;
,ay tataldgaJcf yöyal habiSit iä'
inikf talehd yan ind.
Bald gäytd yan^ ind tahalafd
yan. indt bus tcagiyd yan. dkä 6
tohöy yan. kinan ta müdd yan.
Ind: ,ydlli kä yana^dlö, *8ki,
kdyim dkä ohäwäl' talehd yan.
IHm biSitd yan, amd ^rke-kö 10
yaddy yan, sard nümdl yamatd
yan.
,Tä mal ay lifo?' ak talehd
yan nümd. ,tä mal büsü ahaü
a\ehd liyö' yalehd yan heyöti. 16
,Busü ta-ld-nkö bus anü liyö'
ak talehd yan; ,mäl ä ilä litöP
ak tahhd yan nümd.
,Sari tdman ka qurüS taman,
Idmmä tdnnä liyö' yalehd laba- 20
hdytl.
,Mäl bäh !' ak talshd yan n ümd.
^mäl hinä!' yalehd yan heyöti. •
13. Die Mutter aber sagte: ,Ich bin deine Mutter! Was hast denn du
»chon erfahren! überläse* also die Sache mir, der Mutter!*
14. Das Mädchen ging also heraus und es trat die Mutter ein. Er
^>eg8hrte die Vulva der Mutter und diese gab sie ihm. Da stachen sie die
Domen.
15. Da schrie die Mutter: ,Gott verfluch' ihn; gebt ihm das Seine!'
16. Der Manu nahm seine Sachen, ging von dannen und kam zu
einer andern Frau.
17. ,Zu was ha.st du da diese Werthsachen?' fragte sie ihn. ,Für eine
Vnlva*, erwiderte er ihr.
18. Da sagte sie: ,Wenn du eine Vulva begehrst, die habe ich; wie
viel Geld hast du also?'
19. Er erwiderte: ,Zehn Kleider und zehn Thaler, zusammen zwanzig
Stück.*
20. Da sagte die Frau: ,Nun so gieb es her!* ,Da hier nimm!* er-
viderte er.
40
Rei niRch.
21. Agaböyfd düye ma*a ke-t
hdysittd iyan, kä-l tiidurd iyan,
22. lh(-8 iidda faf-a iyan, hus kä
tahay iyan. hüddel uhV he bäfta
5 iyan nüm. mäJ4 tcnk tdiV busuk
fiddad rä*a iyan.
23. Ussük dind-icak issrl ka\i'
m
lo (jdhla iyan, Idy-k ka'dltü ifa
saro 'idda hdyta iyan.
10 24. Astandiyd nhifä ifa tjuhä
icdgyä isstk hdyta iyan, ynhä
uslk wa(f(/ifd-wak idiV isslk tuhi-
la, hüaüd idtV tühila iyan.
25. , Ydllt yö yomdk, tdü* yök
15 dba^ tdkha iyan. viä-ka'dllnay
wadirri tudüra iyan agahöyta,
nümuk warissa iyan.
26. Amd nümuk: ,agaböytdk
uh'C öbak ddylä tü-tdligaP td-
20 leha iyan.
27. , Ddylä dliga' ydUha iyan
nüm; jddylak sikd mägideP yd-
• leha iyan.
Nfond mal md*a *rke-d hay-
sittd yan, nhmä el gäyjd yan.
Bus ed wagiyd yan. bus dkd
tohoy yan. dagümnl ulu el yw-
{«76*« yand yan, dind-ged tdü*
busuk dddad rcCd yan.
Ussük dind^ged iSsi ka*alittö
taddy yan. lay ka'alifö ta sarand
^ayddd yan.
Istinjd abifö ta ised annntd
yan. Ued anüntd-go.ddä ulä' bd-
sud isek tubild yan.
,Ydlh yöl yosömdk, vliC yök
dba* talehd yin. mä-ka'alitinä
sdral gäytd yan, amd heyotö
waHssd yan nümd.
Amd heyotök: ^nümd-kö tdu
ak obdk diwd tü-taligaf' ak ta-
lehd yan.
,Dtwd dliga' yalehd yan ; ,di-
Wfik kird ä iläP yalehd yan he-
yotl.
21. Die Frau lefj^te <las an oincn guten Platz und kam dann zu ihm
zurück.
•22. Da bepehrto or von ihr die Vulva und nie gab sie ihm. Er aber
hatte vorher sein Glied mit einem Darm umwickelt und dieser blieb nach
dem Beischlaf in der Vulva zurück.
23. Als or fnrtijj war, ging sie sich waschen; dabei legte sie ihre
Kleider ab.
24. Als sie sich anschickte sich zu waschen, sah sie hinab auf ihren
Leib und erblickte jetzt den Darm in der Vulva.
25. ,(rott hat mich gestraft, die Gedärme fallen mir herab*, sagte .sie
und kehrte ohne sich zu waschen zum Manne zurück und erzählte ihm ihren
Zustand.
2ö. Und sie sprach zum Manne: ,WeisMt du ein Heilmittel dagegen,
wiMui (unor Frau die Gedärme herabfallen?'
27. Kr sagte: ,Ein s<dches Mittel kenne ich wohl; wie viel zahlst du
dafür?*
IHe 'Afar-Spreche. i.
41
28. ,Atü falinänlmi^ yälehan
iyan nümuk. ,Sari tdban, laqaö
tdban yö bähä!' ä nüm yäUha
iyati,
29. ,Madk' yan iyan, bakani
iyan. tcö nüm: yta-t ka yö *dr%d
hdbäf' ydleha iyan.
30. *Ari häbani iyan aH-iuärt,
nammäyak edda rcCan iyan *är%d,
31 . Aniä ulu d'kü yay e'd iyan,
,ahak sdrä wdytam mdntä* ydleha
iycui. wo agahöytdk gdla iyan.
32. Kay düyi dkä yaheni iyan.
aniä nüm amd aha iyan.
,Atü falindnlm' ak yalehdn
yan ay heyötök. ^Saii tdman,
quruS tdman yö ohäwä!' yalelid
yan.
,Ma*ak^ yalehdn yauj hähdn 5
yan. amägtd: ,ta ka yoyä drtd
nö haha!* yalehd yan.
ArBt hähdn yan aki-märi, lam-
vii Bd rä'dn yan dred.
Amd idiV ak yayed yan, ,tayk U)
sdral waytdm m/iltO* ynlvhd yan.
amd nümdkö Ui' y^^ddy yan.
Kä mal dkä yohöyn yan. amd
heyöti tdhe aha yan.
28. ,Was Immer du begehrst,* erwiderte man ihm. IXi sprach er: ,So
bringt mir die zehn Kleider und die zehn Thaler !^
29. ,Gut*, sagten die Leute und brachten ihm das. Da sprach er:
«Jetzt lasät sie und mich allein im Hause!*
30. Die Uebrigen verliessen nun alle das Haus, nur die beiden blieben
allein darin zurück.
31. Nun zog er der Frau den Darm heraus und sagte zu ihr: ,Iu Zu-
kunft wird dir das nicht wieder begegnen.* So ging er denn von ihr.
32. Man gab ihm nun seine Werthsachen. Das also hat dieser Mann
vollführt.
13. Wie eine Frau ihren Mann überlistet.
\.T. t. L l. nümü tnjiri yina
iyan. ,nammd bus la ayabötjtd
Sfirä md-diqibd* ydleha iyan.
2. Nammd hus la agaböytd
T. f. y. Tujdr-tl ywd yan. 15
ylammd htis la nümdk sdral md-
maresitd' yalshu yan.
Lammd hus la uTimd waytimfd
wayfinta iyan. ,nammd hus anü yan. jlammd hus anU liyo^ ta-
liyö* tdleha iyan agaböytd, yha- lehd yan icUi nünid, ,hahard hol 20
liard böl qdrsi'hiyä yö bidiöy!* qurüskö yö hdhöf* talehd yan.
t4ileha iyan.
1. Was sich einst zugetragen hat. Es war ein reicher Mann; dieser
sagte: ,Ich heirate nicht, ausser eine Frau mit zwei Vulven.*
2. Eine Frau die zwei Vulven hatte, fand man nun nicht. Da sprach
eine Fraa: ,Zwei Vulven, die habe ja ich; der Mann bringe mir nur acht-
kaudert Thaler (als Nackenpreis).*
3**
42
Roi n i scb.
3. fBaharä hol dylcä!^ tfdleha
iyan nilm. diqihl (läsord abaiii
ii/an, diqib ydka iyan.
4. Aijaböytä-ll ha! eil dina iyan,
5 bus edda fdht iyan, mala iyan.
,bäli gari hus!^ ydleha iyan,
5. ,Amd bus emjäy!^ tdleha
iyan. mdlu iyan. ,bäh gari bus!*
ydleha iyan,
0 (5. yAmd bus engäy!* tdleha
iyan, amd büsl migi ydfera iyan.
^gari bus kö hdJiu-tcä engdy!*
tdleha iyan.
7. Amä büsü migl ydfera, issi
r> rä*a iyan. amd agaböytd nümuk
icö dheta iyan.
,Bahard böl taykana!* ydUhd
heyöfi, mareä qäsord ahdn yan,
mare'd takd yan,
Nümd-ll heyöH 4^nd yan, bw
ed wagiyd yan, ed mälüd yan,
,sard bus bäh!' yklehd yan.
,Amd bus emeg!' ak tafehd
yan ; mäUtd yan, ,mä-lammi bus
bäh!^ ak yalehd yan,
,2 amd bus emeg!* ak talehd
yan. am/i bus yamdgö täud yan,
^mälammi bus kö bähö tä bus
em^g!* ak taleJia yan.
Aind büsl mige tänd yan, iSi
rad yan. amd nümä amdy aüM
yan.
3. ,Da liier die achthundert!' sprach der Mann und nun setzte man
den Tennin der Hochzeit «an und die Verehelichung fand statt.
4. Der Gatte schlief nun mit der Frau und hegehrto von ihr die Vulva.
Er vrdlzog den Beischlaf und sprach dann: ,Gib mir jetzt die andere Vulva!*
5. Die Frau erwiderte: .Fülle zuvor diese an!' Er beschlief sie noch
einmal und sprach dann: ,Nun gib mir die andere Vulva!'
G. ,So fülle nur zuvor diese an!' sagte die Frau. Er war aber nicht
im Stande, diese vollzumachen. ,Fülle nur an, dann bring' ich dir die an-
dere Vulva!' sagte sie.
7. Er aber konnte diese Vulva nicht vollmachen und stand so von
selbst ab. Das nun hat dieses Weib dem Manne gethan.
14. Das kluge Mädchen.
1 . T. t. l, t, NUm agaböytd T, t. y, Heyöti nümd betd yan.
amd niimd daltd yan. (f^ltd-ged
bald dältd yan.
Amd bald artd yan, amd ba-
ld artd mah ta dhbä dabri bü-
kad hay yan, dabri hükad tu
hdyim zind dkä mayUtd yan,
1. Was sich einst ereignet hat. Ein Mann heiratete eine Frau und
diese gebar ein Mädchen.
2. Das Mädchen erwuchs und da gab es der Vater in das oberste Stock-
werk, weil er Verführung besorgte.
(ibitA iyan. icö agaböytd 4^lta
iyan, wo agaböytd dältdwak ba-
f> Id bdyta iyan.
2. Wo bald drta iyan. tcö ba-
ld drta sdkü dbbä qala*dt amö-d
he iyan. qala'dt amöd hdya-wak
hardmü mäysitd iyan.
Oio *Äfar-äprachc. I.
43
3. Wo agnböytd ddlak tdna
iyan. dälfä-tcak: ^tä däUujä via-
iiijitd tähak sdrtV dlhök tdna iyan.
4. Ay ind i'irta säkü hd^elak
amöd körak tdna iyan mdlt. wo
baldy qala^dt amöd heni-yä kau
dbuluk tdna iyan.
5. Ta-t dbbä tdjhnk ydua iyan»
wo bälöl dölät ydna iyan. tcö
Jöldt: ,tü-la-marä bdhä!' ydleha
iyan, ,büläk sindmak yö-le eke-
täf' ydleha iyan doldt.
(5. Sindfn taketd iyan. ,anü
dfeha sidöhd änqard, iUgäy /* yd-
h'ha iyan dölät. ,mahäV ydlehan
iy€Pi ifinäm.
7. ,Ynlli iftira hi-ml-k amdl-
lä inki thnani lliyäy !' ydleha
iyan ; ,ydlli Ißira hemlk tämö
tdy»im iUgäyf* ydleJiaiyan; ,ycüli
iftira hemlk mabülü umam ili-
gäy!* ydleha iyan,
8. Yiüll säliadd tdgemu iyan.
Ml tagemunik ainö sinik kald-
llyo' ydleha iyan dölät.
Amd nümä (lala tindyan. däl-
td-ged: ,tä däld kambi md-ga-
bdHta /' talehd yan.
Ay inä nrtd malt bä'elak amöd
mälö dwe'l find yan. ay bald 5
dabri bükad hdyn-yä tan dbili
tind yan.
Ta dbbä tujär kl y'md yan,
ämd bäl/jl döldt e-l ytnin yan,
ay döldt: ,nmbakd heyö bdhä!^ 10
yaleldn yan, ,dikil heyökö änindn-
mnvak yöl eketä!^ yalehin yan.
Heyö yaketin yan. ,ann äldid
(idöhd (jäl ihgantd!* yalehd yan
döldt. yUyP yalehin yan heyö dö- 15
lät-ak.
, Ydlll ylftird-ml-d siriya)a yö
eligä!^ yalehin yan; ,ydlll yiftl'
rdmld basdk tarn eljgä!* yalehin
yan; ,ydlll yiftirdmld mdngum 20
tabildm ellgäl* yalehin yan ayi
döldt.
Ydlti itiiläm nöldn yan. ,täy
söldanin-kö amö sinak'dyda^ td-
nak yalehin yan döldt. 25
3. Die Frau gebar dann ein zweites Mal und während der Geburt
sagrte sie: ,Nach dieser Entbindung: will ich nicht mehr entbinden.*
•4. Die Mutter genas und am Tage ihrer Genesung spielte sie mit dem
Gatten Beischlaf. Das Mädchen im obern Stockwerk sah ihnen zu.
5. Der Vater des Mädchens war ein reicher Mann. In diesem Lande
aber herrschte ein Fürst. Derselbe befahl einst: ,Ruft mir zusammen alle
Männer! alle Bewohner der Stadt .sollen sich bei mir zusammentinden!'
(5. Die Leute versammelten sich und der Fürst sprach zu ihnen: ,Drei
Worte werde ich euch sagen, verstehet sie aber!* , Welche Worte?' fragten
die Leute.
7. Da .sprach der Fürst: ,lhr sollt mir angeben, welches von den Wesen,
die Gott geschaffen hat, das stärkste ist! Ihr sollt dann angeben, was unter
allem von Gott geschafteuen das süsseste ist; endlich welches von den von
Gott geschaffenen Wesen das schärfste Auge hat!'
8. Die guten Leute wussten das nicht. Da sprach der Fürst: ,\V^enn
ihr mir das nicht anzugeben wisset, so schlage ich euch die KOpfe ab.*
44
Reinisch.
9. ^Mälahenn s/tkl, mäJahSna
här va hdh !\ydhhan iyan sinäm.
mähüwmi mki-hl här kdni (vl>a
iyan,
o 10. ,Jo sidöhi'i änqard nage-
mdk tä nam amö na kdlnwak,
mdnnä dhunüf* ydlehan iyanydlll
sdhadä.
11. Umdn nüm issi hldd or-
10 hani iyan. wCtkdk dhhä dcddt gü-
hak ydna iyan, issi hüh'i örba
iyan,
1 2. Agnhöytd dirdr dkä tahdy
iyan. wo dirdr hina iyan, yViahd
tö gdytii?^ tdlitha iyan agnhöytd,
l}].Wdllä hdrn amö sintk ar-
ylUi-ltyd nak iya döldt^ yäleha
iyan nfnn.
14. ,}'' dhhä yo-la-ke dmay!*
•20 td((iJia iyan qahCdtat tum bald
iss' dhhak.
15. Yamdtaiyan. ,kedhhä, ma-
hd gdytaP tdMia iyan aükd.
,Mälehend lel^, mcUehsnä bär
qösörä no ohäwä!' yalehin yan
heyo, Mälehend tele, mälehSftd
bär qä^örä tdnä yohöyn yan.
,Tä ndöha qäl swulak tä he-
yöti hdngal nök 'äydö-la-k dhä
ähonö?* yalehin yan ydlli yif^rd
isüdm.
Umdntl Ui dre orobd yan, ba-
Idt dhhä döldt rigidil yind yan,
iSi dlk orobd yan,
Nümd dirdr dkä tohöy yan,
amd dirdr hend yan, ^ay gat/taP
ak talehd yan nümd,
, Walldhl b6rä amö sinak 'ay-
dendf nök yalehin yan döldt' ya-
lehd yan heyöti üi nümdk,
DahA bähid tand bal^u ,dJjbä
yöl amd!* ak talehd yan iS* dh-
hak,
El yamafd yan. ,küe dbhä, ay
gdytaV ak taleJui yan bald.
\). Da Hpriichou <lio Louto: ,Gib uns sioboii Taf;^e und »iebon Nftchte
Frist!* Der Fürst bowillij^to »io ihiioii.
10. Nun Bprachon untor sich di« j^^uton Leute: ,WaM sollen wir an-
fanpfen, wenn er uns den Koj)f abschlägt, sobald wir diese drei Worte uicht
auflösen können!'
11. .Tederuiann bo^ab sich heim. I>(>r Vater des Mädchens stand eben-
falls unter dies(Mn Fürsten und gin^ heim in sein Dorf.
l'J. Die Frau setzte ihm die Mahlzeit vor, er aber wies diese zurück.
,Was ist dir denn?' frap^te sie ihn.
13. Der Mann berichtete: ,Ach Gott, der Fürst sagte uns: Morgen
si'hlago ich euch die- Köpft) ab.*
11. Das Mädchen, welches im oborn Stockwerk sich befand, rief nun
dem Vater zu und sagte: ,Komnf zu mir, mein Vater!*
15. Der Vater ging zur Tochter und diese sprach zu ihm : ,Du Vater,
was ist dir denn wi<lerfahren?'
Die 'Af»r-Sp räche. I.
45
16. yWdllä yi haldy, herä dö-
Mt amö sinlk argid llyö iya, anü
d{eha sidöhä änqard tagemdnik^
ydleha iyan issi balcik; ^ydlll si-
ndm dölät iya sidöhä änqard ta-
yemd* iya iyan.
17. yDöldt iya ta sidöhä än-
qard yö isilig!^ tdleha iyan bald.
t$s* dbbä dkä wärisd iyan.
1 8. , Wo stdöhd änqard aligak
anü kö warisd-liyö ; tä wak idi-
rir!* tdleha iyan bald iss db-
bak.
19. , Wo änqard mä-tdliga^ yd-
leha iyan dbbä. ^tama sidöhd än-
qard anü kö wai*iifd-llyö, idirir!*
tdleha iyan bald,
20. Abbä yidirira iyan, baldl
y)durd iyan, yidurd icak: ,ke
dbbä, y^ obbdy!' tdleha iyan:
,ydUl okulüqa hemtk ümamfard-
sä' tdleha iyan; ,ydlll okulüqa
hemlk tdmü tdysim bmü* tdleha
iyan ; ,ydlll okulüqa Mmtk mabü-
lu ümam düni* tdleha iyan bald.
, WaJldhi yi bald-wö, berä dö-
Idt amö »inak 'aydenä nök ya-
lehdn, anü alehd adöhd qäl söl-
ddninkö^ yd yan iH baldk; ,ydlll
heyö döldt yalehin adöhd qäl so- 5
Idn^ y alehd yan.
yDöldt yalehin tä adöhd qäl
yö i»ilig!' tahhd yan bald. iH
dbbä dkä wari§d yan.
,Amd adöhd qäl aUgd kl anu 10
ku bald kö tcarisd, kddö idinr!^
ak talelid yan bald iä^ dbhak.
yTamd qäl md-tdliga^ ak ya-
lehd yan dhbä. ,amd adöhd qäl 15
anib kö warisd, kddö idirir!^ ak
tulehd yan bald,
TafUjbäyidirirdyany bakil gä-
hd yan, gähd-ged: ,küe dbbä, y*
obbü* ak talehd yan: ,ydlli yu- 20
knluqd-ml'd alrityä fards kinV
talehd yan; ,ydlll yukiduqdmid
basdk tarn bus kinl' talehd yan;
,ydUl yukiduqdmid mabulö üviam
düU kinV talehd yan. 25
16. Der Vater erwiderte: ,0 meine Tochter, morgen, sagte der Fürst,
werde ich euch den Kopf abschlagen, wenn ihr die drei Worte nicht angebt.
Die Lente wissen diese aber nicht zu deuten.'
17. Die Tochter sprach: ,Nonne mir diese drei Worte des Fürsten!'
Der Vater gab sie ihr an.
18. Da sprach sie zu ihm: ,Ich weiss diese drei Worte und werde sie
dir sagen; jetzt aber gehe essen!'
19. ,Du kannst diese drei Worte nicht wissen,' sagte der Vater. Die
Tochter aber wiederholte die obige Rede.
20. Der Vater ging nun zum Essen und kehrte dann zur Tochter zu-
rück. Da sprach sie: ,Nun höre, mein Vater! unter allem was Gott geschaffen
hat, ist das stärkste das Pferd; unter allem von Gott geschaffenen ist das
süsseste die weibliche Scham; unter allem was Gott geschaffen hat, besitzt
die Ameise das schärfste Auge.^
46
Reinisch.
21. Abhä tö yäb yohhd xoak
gdlu iyan döldtal. ydlll saliadä
döldtal tudurd iyan,
22., Sidühä änqard bäyjdnl anü
5 dnik dlsha-iyäP ydlelia iyan dö-
Idt.
23. fNinnl ndqcdavi hahend-
nan' ydlehan iyan »indm,
24. ,l8sinnl baytdnim ildhäy!*
10 ydleha iyan döläL
25. fNinnl bdhendm kö tvari-
sinü tcdyna* ydlehan iyan; ,ydlll
iftira hBmlk ümam fardsä' yd-
lehan iyan; ,ydlll iftira h^mlk td-
15 mä tdysim büsü* ydleJian iyan;
,ydllt iftira hhnlk mabillü ümavi
düne/ ydhthan iyan,
26. ,7a sinnt warisahemdrä
bdhä!^ ydleha iyan döldt,
20 27. jlya nüm bähend' ydlehan
iyan ydlll sindm.
28. Abbä baldl yidiird iyan.
^yi baldy, tä änqard iyak többaP
ydleha iyan dbbä baldk.
Abbä tö wäni yobbd-ged ya-
ddy yan döldtal. ydlll i§üdm dö-
ldtal gähdn yan.
,Adöhd qöl bar/tam. anU dnak
alehd ind-yäP yalehdn yan dö-
ldt.
NinnB nahesebdm bähnd nana'
yalehdn yan heyö.
, Sinne baytdnim eldhäf' tdnak
yalehdn yan döldt.
,Nanü bahendm kinam kö wa-
ri§nö linö' yalehdn yan; ,yälli
yifttrdmld nmam fards kini^ ya-
lehdn yan; ^ydlll yiffirdmld ba-
sdk tarn bus kinV yalehdn yan;
,ydlll yiftirdmld mabuid ümam
düU kinV yalehdn yan.
, Tay sinä tcari§d-märä bähan-
td!* yalehdn yan döldt.
yYalehd heyötö bähend* yeiie-
hdn yan ydlll heyö.
Abbä isi büMl gähd yan. ,yi
baldwö, tä wäni iyäk tobbaV
ak y alehd yan dbbä iäi baldk.
21. Als der Vater das gehört hatte, ging er zum Fürsten; auch die
andern Leute kamen dahin.
22. Der Fürst sprach: ,Bringt ihr mir also die drei Worte, die ich euch
gesagt habe?*
23. Sie erwiderten: ,Wir bringen, was wir uns ausgedacht haben.*
24. ,So sagt an, was ihr bringt!* sagte der Fürst.
25. Sie erwiderten : ,Wir werden dir ansagen, was wir bringen : unter
allen Geschöpfen Gottes ist das Pferd am stärksten. Unter allem von Gott
geschaffenen ist am süssesten die weibliche Scham. Unter allen Geschöpfen
Gottes hat die Ameise das schärfste Auge!*
26. Da gebot der Fürst: ,Bringt mir den, der euch das gesagt hat!*
27. ,Wir werden ihn bringen,* sagten die Leute.
28. Der Vater kehrte nun heim zu seiner Tochter und sprach zu ihr:
■'^ine Tochter, von wem hast du diese Worte gehört?'
Die 'Af»r-Spracho. I.
47
29. , Tä änqarä, y dbbaUy nü-
mük mabbinufö , innl alegd-kä,
numük maijbiniyi? tdleha iyan
dbbak.
30. Tä änqarn mdnnä tdle-
ga, yi baläyV ydleha iyan dbbä
ba\dk,
31. ,y ind (}ältd wak kö 'ay-
tintd ubiW tdleha iyan; ,<läld-
yak amö tayed-tcak köt dukdu-
kumd vbila; biistik tämök tdy-
sam and-wdytam wöhul dlega^
taUha iyan bald.
32. yDünek mabülü aysa-si-
nim el übilam llyö^ tdleha iyan.
33. ,Mahä-l tuhuluV ydleha
iyan dbbä baldk.
34. ,Atü yö bäyta fölö adda
sokfa, icöhxd dhga' tdleha iyan
bald.
35. , Y'dlll oktdttqa hBmlk fa-
rfw gibidi tibila ed dleham: tä
*äri tdttab fards gdlak tamdta
tä *ün yö'll yangdya töhul übi-
la' tdleha iyan.
jAbbä, anü tiyak mähbinlyö
tä qäl, hinni alegdnkä* tul.ehd
yan bald wi dbbak.
,7a wäni isäd tdUga, yi ba- 5
IdwOP ak yalehd yan dbbä isi
baldk.
,F' ind dältd-geddä köl ku-
raytd-yä ubild* talehd yan; ,dä-
Idkö satcöytd-geddä kabkdb köd 10
tdy ubild; büskö basäk tarn ani-
yd wäytdm amdykö alegd' ta-
Uhd yan bald,
yDfdi-kö mabulö taysdm ak
ubildm llyö^ talehd yan, 15
,Ay tiibilaV ak yalehd yan
dbbä,
,Atü yö bäytd fölö adddl ta
ubild, amdykö ta dhga^ talehd
yan, 20
,Ydlh yokiduqdmid fards sl-
riya alehdmy fards ar irökö ta-
diyd-gMdä ärJ yöli yamniqiniqd
yd ubila; amd ged fards striyä
dlega^ talelid yan. 25
29. Diese erwiderte ihm: ,Die8e Worte habe ich von Niemandem ge-
hört, ich selbst habe sie mir ausgedacht/
30. ,Wie hast du dir diose Worte ausgodadit?* fragte der Vater.
31. Da sprach die Tochter: ,Al8 meine Mutter in den Welieu war, da
sah ich, wie sie dir zürnte. Als aber die Geburt überwunden war, sah ich
dich sie betasten; daraus ersah ich, dass es nichts süsseres gebe, als die Vulva.*
32. ,Und dass die Ameise das schärfste Auge habe, entdeckte ich ebenso,*
sjigte sie.
33. jWoran sahst du das, mein Kind?* fragte der Vater.
34. »Das sah ich daran: sie befindet sich im Brode, das du mir bringst,*
erwiderte sie.*
35. ,Und dass unter allen Geschöpfen Gottes das Pferd das stärkste
Wesen ist, ersah ich daraus: wenn es am Hause vorbei trabt, so erzittert
das Haus.*
* lieber den Sinn dieser Stelle vgl. das Wörterbuch s. v. bai sehen.
48
Roinisck.
30. ,MiCd tä yö wart^fsam yi
baldy^ ydhha iyan dhhä, dold-
tal güha iyan : ,tä yö wavissam
yi bald* ydleha iyan,
ö 37. ,Kök mdnnä tarn halAP
ydleha iyan döldt.
38. ,Yi bald baluwd* ydleha
iyan nüm.
31). /Fat bdhä!* ydhfia iyan
10 dölat
40. Tat bäha)ii iyan, tat tssi
diqiba iyan döldt. dbbä rüdd hü
iyan. tö aukd tö tdleha iyan.
,,Ma'd tä yö xoariisdm., yi 6a-
Idictt!* yalehd yan äbbä, döldUd
<jähd yan : ,tdy yök tarn yi bi4d
kint' ak yalehd yan.
,Kokö a*tlle la tamä kü baiäf'
ak yalelidn yan döldt,
,¥{ bald dingil kinV yafehd
yan heyötl.
, Ta bdhantdf' yalehdn yan dö-
ldt.
Ta bähdn i/aw, teyä isi mar^e-
Sttd yan döldt. dbbä redisä ymi,
ay bald täy abtd yan.
30. ,(rHnz 8ch<)n ist daSf was du (^esa^rt hast, uiciu Kind/ sagte der
Vater, ging zum Fürston und sprach zu ihm: , Meine Tochter ist'», die mir
das gesagt hat.'
37. ,\Vie alt ist deine Tochter?* fragte der Fürst.
38. Der Vatfr erwiderte : ,Im heiratsfähigen Alter.*
39. ,Bringt sie her!' befahl «ler Fürst.
40. Man brachte sie und der Fürst heiratete sie; ihren Vater machte
er zum Stanuneshäuptling. So h<it also jenes Mädchen gesprochen.
15. Der Bräutigam und der weise Mann.
1. T, t. 1, i. Dnmmä näm iifd
'•'* bdlä diqibisa iyan. dbbä bnldl
rd*a iyan, balld ijdfda iyan.
2. Flllad masbahdt la dama-
*dtl siuja iyan, gdlak rd*an iyan.
3. Alpknra da süga iyan. gdlak
-0 raan iyan.
T. t. y. Bossd heyöH iH bdlä
mar im yan. dltbä dikil rä*d yan,
warddi eil yaddyn yan.
Fillad moitbahdt la habubbi
dkä sngd yan, ak tilabän yan.
Ddy kömd awei sügd yan ; ak
tilabdn yan.
1. Was sich einst ereignet haben soll. Einst verheiratete ein Mann
seinen Sohn. Der Vater blieb im Dorfc, nur die Freunde des BrKutigams
zogen mit diesem aus.
2. Ein Pavian mit einem Rosenkranz begegnete ihnen; sie sogen weiter.
3. Zu einem Stein kamen sie, der bergauf rollte; sie zogen weiter.
Die 'Afar-Spracbe. I.
49
4. Kammd daar öhak sxtga
iyan tcei. icö nammä dä*ar yan-
geld iyan, iiiki wdrrlfuak süga
iyan. gdlak rd*an iyan.
5. Nammä masdngalek haüta
kufä dkä siikta iyan. gdlak raan
iyan.
6. Büld yamdtan iyan. ussön
bdhan gagd dandn mala iyan.
7. Ah tdkak sdrä: ,raa ä dt-
qlbik" yäleha iyan nüin. käy hallÄ
kä tinebd iyan.
8. 'Aqil'li yan nüm: /yö-la-k
(if»e.^ ydleha iyan. yamdta iyan.
9. jKb yi hall mahd gdytaV
ydleha iyan.
10. ,Büldk daarimd'Wak ßl-
l<ui masbalidte la damaati na
Süga' ydleha iyan, ,gdlak rd'na'
iya iyan. «
1 1 . jAli köra da yo süga, gdlak
rn'na^ ydleha iyan.
12. fNammd dd^ar iiiki wdiii,
fuak na süga; gdlak rana' yd-
leha iyan.
Lammd gadi wei ak öha aü-
gd yan. amd lammd gdde yan-
geld yan , inki arörd fua säk-
fd yan. ak tilahdn yan.
Lammd mmangaU-kö wüyta 5
kdre, dkä säktd yan. ak tilahdn
yan.
Dikil yamatin yan. üssün hä-
hdn sagdd dandn ed mälifd yan.
Tay takd-k sdral: ,fä mare%i- lO
kö ak rd'ö' yalehd yan heyötl.
kä hdllit kä yinehin yan.
"Aqil kin heyöti: ,yöl dmo!'
ak yalehd yan. yamatd yan.
,Kiii yi hdläy ay gdytaV ak ib
yalehd yan.
,DiJc-kö ogütd-ged fülad mas-
hahdt la liahühhi yö sügd* ak ya-
leJid yan, ,ak tilahend^ yalehd
yan. 20
,Pä kömdl awei nö sügd, ak
i Habend^ ya yan.
jLamnid gdde inki arOrdf aa
nö süktdj ak tilahend* yaUhd yan
heyöfl. 25
4. Sie kamen zu einem Fluss, der aus zwei Bächen sich gebildet hatte;
diese zwei Bäche vereinigten sich und hier soff diese eine einzige Schhmge
aus; sie zogen weiter.
5. Zu einer Hündin kamen sie, die aus den beiden Weichen heraus
bellte; sie zogen weiter.
G. Endlich kamen sie in's Dorf, da besprang ein Esel ihre Kuh, die
sie mitgebracht hatten.
7. Darnach sprach der Jüngling: ,Von dieser Heirat trete ich zurück.'
Seine Schwäger zürnten ihm darüber.
8. Ein weiser Mann sprach nun zu ihm: ,Komm her!' Er ging zu ilini.
9. Da sprach jener: »Was hast du, mein 8ohn?'
10. jDieser erwiderte: ,Al8 ich von der Heimat fortzog, trafen wir einen
Pavian mit einem Rosenkranz; wir zogen vorüber.*
11. ,Wir kamen zu einem Stein, der bergauf fiel; wir zogen vorüber.*
12. ,Wir kamen zu einer Schlange, die zwei Bäche austrank; wir
zogen vorüber.*
Sitsungsber. d. phil.-hist. Cl. CXI. Bd. I. Uft. 4
rn)
Ke i n ittoh.
1 ii. ,Nummd maHnutjahk hanta
kittd ijö üäktH, tjalak ramV tfd-
loha iffdu,
14. flUihna satjtf danän mala*
r» iifff ijian; Jö <jv. icfik (Iniihik rn'fi
tnV ifdMu it/an \iqil'li yan uu-
mak.
15. , Wo üdtjH (UiU kö lic-liffo'
i/dh'ha ii/an 'dti'd-ik tum nhm,
0 1(). , \Vö ddtjft yö ohoy!^ ydla-
ha iymi diqihik raa nüm,
17. ,l)nmaati flUttd m<i»ha-
hdt hjkuk t'ddfiMuiam warisn ir(V
ydUha iyan *(f(/iUk yan imm.
r» 18. yVö u'tn'is!* ydlvJta iyan
hdiä,
11). ,Mftifh(didf dummä hjknk
ylm-mnr'i htwui, aki-mari fillad
hdtca kö matdi'ta-m hinay* yd-
0 laha iyan,
20. ,pä ah' i'd fdrak sityam
kö icdriait ml* ydleha iyan 'fiqi-
lik yan nftm. ,//<> av/rw/' ydle/ia
iyan ntiin.
,Lammd masangaUkö icüyfa
kdve nö sükfd, ak filabend' ya^e-
ha yan.
.ßtlhend aaydd danän mäUfa*
yalt'hd yan; ,amdy yä/j-ged mä-
re d hdhö alehdm* yalehd yan'dqil
kin heyötök.
yAmdy-hl wdrl and kö ahdy*
ak yahha yan *nqU km AeyöA.
jTamd icdrl yO ohäw." ak ya-
Ivhd yan mar^d-kö liäbd lieyü^.
,Tä hahrd)h'i fillad fnasbalidt-
h kö süydm kö icari^tV ak ya-
lehd yan 'dqil kln hey&fl,
, Tamd icdrl yö ohdicl' ak ya-
b'hd yan,
,ßo8sö inashahdt hini yind'tnä-'
rl mashahdt fiUad haüna kinl
kuyä daktd md-kl' ak yalehd
yan.
Day kömdl awei yina-yd kö
mirmt' (de yalehd. yan Wiqil kln
heyoti. .//ö icarii!' ya yan hdlä.
13. ,Zu eiiior Hündin kamen wir, dio aus ihren beiden Weichen bellte;
wir zojjen vorüber.*
14. J)ji buHpran^ ein Esel unsere Kuh, die wir initj^ebracht haben:
nach solelien (ieschehnissen trete ich von der Heirtit zurück/ saj^to der Jüng-
lin^r zum weisen Manne.
15. Dieser aber sprach zu ihm: ,llievon will ich dir die Bedeutung
angeben.*
IG. ,<) gil> mir sie an!* erwiderte der «Jüngling, der nicht heiraten
wollte.
17. Und der Wei.so sprach: ,»So will ich dir reden vom Pavian mit
dem K<>s»'nkranz.'
18. ,So rede!* sagte der Jüngling.
r.K Da sprach jent^r: «Dass solche die einst keinen Rosenkranz hatten,
solchen nun am Halse tragen, das geht dich nichts an.*
iy\. ,Nun will ich dir vom Stein reden, der bergauf rollt«,* sagte der
Wei.se. ,iSo rede!' sprach der .Jüngling.
Die 'Afar-Sprache. I.
51
21. ,Dummä naösä ylnt-Tnärl
naom damüü wä s/tkü' ydleha
iyan,
22. jlnld tcdm nammä dd'ar
fü'a id sngam kö icarlsü-wä^ yd-
leha iyan. yyö war is!^ ydleha iyan
nüm,
23. ,Sindfn düyäc lam nö ha-
hä ita makdwon tdwe'ü wäyta
säkü* ydleha iyan,
24. , Nammä niasdngalek hida
kütä ddgü anu kö he-lvyö* ydle-
ha iyan,
25. ,Nammd masdngalek hüwa
idda tabüam kö hinay, anü ydbü
wä dbbak ya bali yabdkü wä ad-
kü' ydleha iyan amä^ ^aqilAl yan
nüm.
26. fSagd ddgü kö hdwa* yd-
leha iyan. ,yö ohöy /' ydhha iyan
bfilä.
27. fSagdd dandn mala tübi-
lam dbbä balt agaböyfä mälü wä
sdku' ydleha iyan; ,kö matdr-
ta-m md-la* ydjeha iyan, ,1881
diqih abit!' ydhha iyan.
,Bo8SÖ garüdä kl yind-märt
gainidä damitonä* faldn-ged ki-
nV ak yalehd yan.
yinki arörä lammd gdde fuä
kö suktam kö warisö* ak yalahd ö
yan, ,yö icariS!^ ak yalehd yan
heyötl,
,Hey6 mal bdhä ta nagd8fl td-
we'ö td-ged ktnV yalehd yan
*dqil kln heyöti, lo
,Lammä ma^angalekö icüyta
kdre wärt kö ahdy^ ak yalehd
yan.
,Lammd maaangalekö wüyta
kdre bali yabnkd gkldä ia dbbak : \ 5
ytibb eUJi, anü wanUö ya bali ya-
bdkö la* ak yalehd yan *aqÜ-la
heyöti.
,Sagd wdre kö ahan liyö^ ak
yalehd yan, ,yö ohö!' ak yalehd 20
yan bdlä,
,Sagdd dandn mala tübilam
dbbä bali nümdd viälö kinV ak
yalehd yan; ,köyä daktdm mä-
kl^ yalehd yan; ,Ui mare^ä abvt!' 20
ak yalehd yan.
21. Da sprach jener: ,E8 kommt der Tag, au dem diejenigen, die einst
Sklaven waren, Sklaven kaufen werden/
22. ,Nun will ich dir auch von der Schlange reden, die zwei Bäche
austrank,* fuhr er fort. ,So rede !* sprach der Jüngling.
23. Jener sprach: ,Es werden einst Herrscher kommen, die da sagen
SU den Leuten: bringt uns euer Geld!'
24. ,Nun will ich von der Hündin sprechen, die aus den beiden Weichen
bellte.'
25. Und er sprach : ,Es wird eine Zeit kommen, da der Sohn zum Vater
spricht: schweig, ich werde reden.*
26. fEndlich will ich dir die Auslegung hinsichtlich der Kuh geben.*
,Gib mir diese!* entgegnete der Jüngling.
27. Da sprach der Weise: ,Es wird eine Zeit kommen, da der Vator
mit dem Weibe seines Sohnes schläft. Nun, alles das geht dich nichts an,
heirate also nur!*
4*
52
Rf^i D isch.
28. Wö niim v:ö diqih ahitd
ifjan, *fiqil-h yan nüm amä tfd-
(fiha ijjan.
Amä heijöii mar'eüitd yan, 'äqil
kln het/öti amdhi yalehd yan.
28. Da heiratet« «ler Jünf|rliiig>. Solches hat der weine Mann geredet.
16. Die Geliebten.
\.TA. l. i. Dtnnmä nüm maray-
ö tä Ink ydna iyan. maraytdk dbhä
rfVm iyan. vmrayti yamdfa iyan,
188* dl>hä amol \a?nk 8ftkta iyan,
marayii hü<!i]i* kidda iyan,
2. ,I)err! tihhii akdk rdha yan
0 aükä mnliA kiddaV ydhha iyan,
3. ,l88l md-kasm-la-k yöl tat
hähäy!* tdlehi iyan maraytd,
4. Tat mala iyan marayti. Wo
aukti uhhäy rahd ydna amol wo
6 äbta iyan.
T, t. y. Bo88ö heyöti kahant&la
ll yind yan, kakantöla äbbä ak
rahd yan, kahantöU yamatd yan,
1881 dhhä bükdl tce'a süktd yan,
kahantöU dagnmi lld yan.
,A88d'f dhba ak rabd baldd
ay ihlaP ak yalefiä yan,
,U88fik ah hdmmi laki yoydl
kä bdhä !* talehd yan kahantöUu
Ed mäUtd yan kahantölu Ra-
bd yand Ud dbbii bnknl amniAy
abtd yan bald.
1. Krzählun^i^. Ein Mann hatte einst eine (joliobto. Dieser nun starb
der Vater. Da kam der Geliebte und traf sie weinend um den Vater. Es
war aber das Glied des Geliebten erigirt.
*1. Da sprach dieser verweisend zu demselben: ,8till, was bist du eri-
girt, da doch der Vater des Mädchens gestorben ist!'
3. Die Geliebte aber sagte: ,\Vas versteht dieses Ding davon? g^b es
nur mir!"
4. Der Geliebte schlief nun mit ihr. Das that das Mädchen neben
ihrem todten Vater.
17. Arzenei der Vulva.
1 . T. i.l.l, Bits lakimmi iyan:
,anü lakiinisdh dniK awi yö bd-
hä!^ ydleha iyan biis.
T, t, y. Buh lahOtd yan. ,anu
lahofak andk awi yö bcüiä!* ya-
lehd yan bu8.
1. Die weibliche Scham fühlte sich krank. Da sprach sie: ,Da ich
krank bin, so bringt mir stärkende Kost!*
Die 'Af^r-Spracbe t.
53
2. yAici baskd kö bhhanü wdy-
mV ydlehan iyan, ,haskü viä-
fiila^ yärleha iyan btis,
3. ,Hän kö bhhanu wdynä^ yd-
lehan iyan, ,hän mä-fdla* y^W
ha iyan Ims,
4. ySökdr kö bäJianü wdyna^
ydlehan iyan. ,8ökdr md-fdla*
ydleha iyan btts.
5. ,Subdh kö bähanü wdyna^
ydlehan iyan, ySiibdh md-fdla'
ydJeha iyan btis.
6. ,Tam{rä kö bhhanü wdyna'
ydlehan iyan, ytamira md-fdla^
ydleha iyan bus.
. 7. ,Halawd kö bhhanü wdyna^
ydieJian iyan. yhalawd nid-fdla'
ydleha iyan bus.
8. ,Bü4d& kö bhhanü xodyna*
ydlehan iyan, J'dlak mä-sägxmyö
immdy yö bdliä, yi ddylä kinüc*
ydUha iyan biis.
,AuÄ haskd kö bahanö^ ak ya- '
lehdn yan. ^ha^kd md-fdla* ya-
lehd yan bus.
,Hän kö bähanö^ ak yalehdn
yan. ,hän md-fdlu^ yalehd yan 5
bv^.
fOökkdr kö bdhanö* ak yalehdn
yan, ,$ökkdr mä-fdla^ yalelm yan
bus,
,Zubdh kö bdhanö* ak yalehdn lO
yem. ,zubdl} md-fdla' yalehd yan
bus.
,Tamirä kö bohanö* ak yale-
lidn yan. ,tamirä mä-fdla' ya-
lehd yan bus. 15
,Halawdt kö bdhanö' ak ya-
lehdn yan. yhalawdt md-fdla^ ya-
lehd yan bus,
,Dagümä kö bdhanö^ ak ya-
lehdn yan, -fdla mä^süginiyö dy- 20
kl, kddö yö bdhä, yi diwd ki-
mk* yalehd yan bus.
2. Da sagte man : ,Wir wollen dir zur «Stärkung liouig bringen.* ,Nein,
Honig will ich nicht/ erwiderte sie.
3. ,So wollen wir dir Milch bringen,* sagte man zu ihr. ,Nein, Milch
will ich nicht,* erwiderte sie.
4. ,So wollen wir dir Zucker bringen,* sagte man zu ihr. ,Nein, Zucker
will ich nicht,* erwiderte sie.
5. ,Butter wollen wir dir bringen,* sagte man zu ihr. ,Butter will ich
nicht,* erwiderte sie.
6. ,Datteln wollen wir dir bringen,* sagte mau zu ihr. ,Datteln will
ich nicht*, erwiderte sie.
7. ,Leckerwerk wollen wir dir bringen,* sagte man zu ihr. ,Lecker-
werk will ich nicht,* erwiderte sie.
8. Das männliche Glied wollen wir dir bringen,* sagte man zu ihr.
Da sprach sie: ,Da ich nach nichts Verlangen hatte, dieses da bringt mir,
da 68 meine Arzenei ist!*
M
Kölnisch.
18. lieber den Coitiis.
1. Ahafföytä tdleha In iyan.
lahahdl tavidfa iyan. lahalidk:
finki äiiqnrd alhü-tcak , yö 6h-
häy!* tdleha iyan. ,kök ndbba^
5 ydhhan iyan.
2. fAgahi labahdytü-U dini ni-
no iyam ahhd-dnik; labahd: yök
köllf agähü'li ^iwi ninö itam.
ahbd-dnik: mascdahdt lam sinl,
10 nöV tdleha iyan.
3. ,Agdbü ka labahdk Hddä
gdyäy, yöl dmäy!^ Uileha iyan.
4. Labahd: ,ma8alahdt lenö^ td-
leha iyan. ,Iubahd hinüy^ agabi
15 masalahdt lam nö* ydlehan iyan
agabi.
5. jNahdrak bdgud hciytani,
sanäwd takani, gdrak 4<^ltani,
lakmissani, dämssani: masala-
20 hat nr/ tdleha iyan Mahd.
(). fLahahd^ q(J}äl-la hadöytd
yahatanik, tdmük mdgide blkuk
raetaV ydlelian iyan agabi.
Nümd tind yan. lahahS tama-
td yan. labahdk: jiiüd qäl aWtö
liyök, yö öbbä!^ talehä yan nii-
mä. ykök nabbd' labahd ak ya-
lehdn yan.
,Säyö lahahd-ll 4^nnd-dö yä-
na-yd abbdk; laibcthä: yök köli!
säyö'li 4^nnd'dö yäna-yd abbdk:
masalahdt lam sinä, nGyäV ta-
lehd yan,
fSäyö ka labahdk siddä gay-
tani yöl amäwaf talehd yan.
Labahd: ,ma8alahdt lam nöyä*
yalehdn yan. ,lahahä mä-kly ma-
saiaJidt lam nöyä' yaiehdn yan
8äyö.
yAxoalrlä gdrbad hdytan, sonö
taklni, sarrdkö daltand, lahoi-
fandy dä\d§§and: mnsalahdJt lam
nöyä* yalehdn yan labahd.
fLabahn, kvlus hadö yahatin-
ged, ä ta'dmö ^nal ä il4ä rd'e-
taV yahJidn yan säyö.
1. Es war eino Fran. Diese kam einst za Männern und sprach zu
ihnen: ,Ich will euch ein Wort sagen, höret mich anl* ,Wir hören auf dich/
erwiderten sie ihr.
2. Da sprach sie: Jch hOrte Frauen reden, welche da ssigien: wir
mochten mit Männern schlafen, dann wieder Männer, die da sagten : könnten
wir doch mit Frauen schlafen! wer hat nun davon den eigentlichen Qenuss,
ihr oder wir?*
3. Sie sprach dann weiter: ,Frauen und Männer, kommt alle ins-
gesammt zu mir!*
4. Nun sagten die Männer: ,Den grösseren Genuss haben wir davon.*
Die Frauen aber sagten: ,Nein, nicht die Männer, sondern wir.*
5. Die Männer aber sprachen: ,Zuerst bekommt ihr^s in den Leib, ihr
werdet dann schwanger, gebäret dann, ihr habt Schmerzen, ihr säuget dann;
den GenusH haben doch nur wir.*
G. Dio Frnuen aber sagten : ,Männor, wenn man ein fettes Stück Fleisch
kaut, wie lango bb*ibt davon der (iescliuiaekV*
Die 'Afar-Sprache. 1.
55
7. ,Tidd^ waynäk kon nodu-
rdk, na balis!^ ydlehan it/an agd-
hü ka labahd.
8. Abagöyta kam balissa iyan :
J^erd baskdd häü wak, amäferä
nfrad hayu tcak, tämi ärrabdl
m'rt, ferS gdlaV tdleha iyan
abagöyta labahäk,
9. ,Tämi aiirabdl rdW tähha
iyan labahd.
10. ,Wö-'nna-ld'k masalahdt
la na* tdleha iyan agaböytd.
fSiddä waynd köl gähandk, nä
hadil!* ak yalehdn yan säyo ka
labahd,
Nümd tan hadiltd yan :, ferd
baskdd häyniyä, anrdbal hdn- 5
ged, ta'ami anrdbal rd^a, ferd-ll
ydwe'aP talehd yan nümd laba^
luik.
,Ta*ami anrdbal rd'a* y^l^-
hin yan labahd. 10
fAmdydö masalahdt lam nö-
yä'' talehd yan nümd.
7. Frauen und Männer wendeten sich nun insgosammt an jene Frau
und sprachen: ,Da wir uns nicht einigen kOnnen, so kommen wir wieder zw
dir, entscheide du uns!^
8. Da entschied jene Frau und sprach zu den Männern: ,\Venn man
den Finger in Honig steckt und dann von da in den Mund, bleibt dann der
süsse Geschmack auf der Zunge oder geht er mit. dem Finger weg?*
9. Da erwiderten die Männer: ,Der süsse Geschmack bleibt an der
Zange.'
10. Da sprach die Frau: ,Wenn dem so ist, so ist der Genuss bei uns.*
19. Höre nicht auf das Gerede der Leute!
1. r. t, l, i. Niimü abagöytd
dbita iyan, ,amä abagöytd habü
\cä* ydleha iyan dbbak.
2. , Yi bdlaü, abagöytd md-hd-
bin* ydleha iyan dbbä ist bdlak,
3. Bali: ,y* cihbaü, ta-t häbd
ikä td'tlt md-dgita* ydleha iyan.
T, t. y. Heyöti nümd betd yan,
amd nümd hdbö liyö* ak yalehd
yan is' dbbak, lö
,Y{ bdlau, nünid md-häbin!* ak
yalehd yan dbbä isi bdlak.
,Abbä, ta häbdk sdral ed md-
gaha* yalehd yan bau.
1. Ein Mann hatte eine Frau genommen. Darnach sprach er einst zu
seinem Vater: ,Ich will diese Frau Verstössen,'
2. Der Vater aber redete seinem Sohne zu: ,Mein Sohn, Verstösse sie
nicht!*
3. Der Sohn erwiderte: ,Vater da ich einmal gesagt habe, icli Ver-
stösse sie, so gehe ich nicht mehr zu ihr.*
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hftij t^/IHa ffnha njan, niuam tjdrad
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timti-tjtifi fai'äjitkt'» 'jöh y«ii li&fc
^>#i/i fik tjähti ^fUi, hn^o miral ^
link fjndin yan.
,/->! /t*f*f,pmmt* kW* Vfin ai»*»r -MijrM mir. wai« «»irh in betreff ihrer
.*». Ivf .^'»hn »JK^r ^nu^Xf.: ,Ni«'tit« iii^hr v.^ii liem, weil ich
äe eben vcf
»♦/,*•/•
^* Villi *\trtt*'h H«r VHt<*r: .Urinjf uns ein Pferd und äattie e«!*" M»
V Ivtr VhI't b"«ti«(f 'lan Pff*nl, #»r und der .Sihn gingen mit einander
^'/fMtw. ihr«» f'»<*jfJ'Mt^r f'djft**« ihnen rflckwärtn nach.
'< h» rW-hf^tTi /li'"<'' >*i'' mir Kedr>n an« und sprachen: ,Was ISsat der
y^tt^f /Ih«< Pf«'rd fipr'hf 'l«Mri Mohne und hh-ibt nicht lieber zn Hause? Ja in
K'-»ty*ifi//'l"/«'iih'-iNMi jf^'mnt «r ihm nicht«, da g-eht er nicht mit ihm.'
'.9 hn *<|»rrt''h '1<?r Vafer /um Hohn: .Mein J^ohn, hurst du. wie sie onf
rtii"ri''!it*-ri ^
H) l'-h )t''>r" '••«,' ««yt". der Hohn. f)a .*<tiP2- d«*r Vater vom Pferde und
dftr Hohn H«-!/.t" 'i'-li ;iiif' <\:t*"**'\\f*' \>\*' I>^iUf» zojren hinter ihnen.
Die 'Afar-Spniche. I.
57
11. Sindm kan hhmiid iyan:
,dbhä ihä gdlaj halt fardsa gdla,
aJbelu-icaynöy' yalefiani iyan.
12. ,Fi bdlaii, nö hamitdmm
tdhbaP ydleha iyan dbhä,
13. ^Abbd'h dni* ydleha iyan
hali^ fardsak öba iyan. fards ibä
heni iyan. sinäm gdrak kdnik
gdl4a iyan.
14. Simim kan hämitd iyan:
Jardsad iss'i mci-köray, bdlü mä-
körisay, ibä bdya-m mä-lda ka-
kdna fardsaV ydlehan iyan.
15. ,Yi bnlaü, inki fä sdkü
sidöhä wak nö yoysomdnlm tob-
hat* ydleha iyan dbbä.
16. fFardsad innl gähd-icäk
kö yöt ydysoman, köfardsad he-
\caky inni ibä gaM-icak: balifa-
fardsfdra, dbbä ibä gdla abeld-
iCf'tynöy lyani yö köt ydysoman.
inki sdkü sidöhd wak tö nak
dban^ ydleha iyan dbbä.
Hey 6 tan hammifdn yan : ,dbbä
ibä yadiyd bali-la fardsak ya-
diyd, tä egidam nbeld-icäynö^ ya-
lehdn yan.
,Yi bdlaü, na hammitdnam 6
tdbbaV yalehd yan dbbä.
,Abbik and* yalehd yan baÜ,
fardskö öbd yan. fards ibä bayn
yan, heyö sardkö tdnak yaddyn
yan. 10
Heyö tan hamviitdn yan: , fa-
rdsak ö isB ak mä-güha, ö isi bdlä
aJc mü-hä fards, ibä äy tadiya?
d ildö ta kahdna fards !^ y^l^-
hdn yan. 15
,Fi bdlaii, inki tä leU*i adohd
geddä nl yin^ebinlm tdbbaV ak
yalehd yan dbbä.
fFardsak hinni gähd-ged, köyä
yöyad yMebin, köyä fards ohoy- 20
gedj ani'i hinni ibä addy-ged:
bali fardsak köra, dbbä ibä ya-
diyd, abeld-wdynök nök yahhdn,
yöyä ko-ll yin^ebin, inki tele adö-
hd ged töy nök abdn' yalehd yan 25
dbbä.
11. Da richteten diese sie aus und sagten: ,Der Vater geht zu Fuss,
der Sohn aber reitet; so etwas möchten wir nicht wieder sehen.*
12. Nun sprach der Vater: ,Mein Sohn, hörst du wie sie über uns reden?*
13. Jch höre es,* sagte er und stieg vom Pferde. Die Leute zogen
hinter ihnen daher.
14. Da richteten diese sie aus und sprachen: ,Er selbst reitet niclit
und lässt auch den Sohn nicht reiten*, wie muss er wohl in das Pferd ver-
liebt sein!*
15. Nun sagte der Vater zum Sohn: ,Mein Sohn, liast du nun gehört,
wi« sie an diesem einen Tag uns schon dreimal schlecht gemacht haben?*
16. ,Als ich das Pferd bestieg, da schimpften sie über mich deinet-
halben; als ich dich auf das Pferd setzte, und ich selbst zu Fuss ging, da
»Igten sie: der Sohn reitet und der Vater geht zu Fuss: so was sollte man
doch nicht erleben und machten dich und mich schlecht. An einem einzigen
Tag haben sie uns das dreimal angethan.*
4»»
58
Rciniscb.
17. ,Atü tanu'iy yäh tohbd ta-
nik ahagöytu md-hähin!^ ydleha
iyan.
18. ,7a dtihan sindm fatenä
5 mdngök fafenäd mä-lidhin! inni
töhul kö fdysa^ ydleha iyan dhhä,
issi bdluk wo ydlelia iyan.
,Atü tä tcani tobhd tanititkj
kddö nümd mä-höbin!^ ak ya{e-
lid yan dbbcL
^Ta zabänä heyö mungö ßtiti
löniky fitendd mA-sayn! cmk ia-
mäy kü fdyia' ak yafehd yan .
dbbä iH bdlak.
17. ,I)a du nun diese Reden gehört hast, so Verstösse dein Weib nidit!*
18. «Heut zu Tage stiften die Menschen viel Zwietracht, laite dieb
nicht ein in diese; das lege ich dir hiemit ans Herz.' Also sprach der Vater
zu seinem »Sohne.
20. Ein Mann heiratet seine Stiefmutter.
1. T.t.l.l. Niimü ink'i lab bdlü T, t, y. Heyöti inki loh fcijö
ll yind yan. amA bali inA mb-
td find yan. dbbä sarrd-kö maft
Htd yan. amä nümd ^Eä/a way-
td yan, amd heyöti rahd yan tfl
bd'di.
Abbä rabd-ged bdfak: fi^^
yOl häf ak taleha yan*
, Y* dbbä nümd takä-dö d^^
nh iSd köl haüV yaiehd yan.
,Kö 'bbä nümd aka-do ä med^
Utöf dgede yöl abit!*. ak teieh^
yan.
Hetjö na hammüa^ 9arand nö^
md'häbdnä, dgede köl fiia-hä^ al^
yaiehd yan.
1. Ein Mann hatte als einziges Kind einen Knaben. Die Matter die-
ses Knaben starb nun und der Vater heiratete wiederum. Diese Fran aber
blieb kinderlos. Dann starb auch ihr Mann.
2. Da M]>rach ^ie einst zu jenem Sohn nach seines Vaters Tode: ,Hei-
rate mich!*
3. Er aber erwiderte: ,Da du meines Vaters Gattin warst, wie sollte
ich dich denn heiraten!*
4. Sic aber sprach : ^Obschon ich deines Vaters Gattin war, kannst du
mich doch heiraten.*
5. Er orwidort«* : ,0 dio Louto würden über uns reden und an uns
keiniMi jruten Faden lassen; ich heirate dich dalier nicht'
lukuk ydna iyan. ö bali tnd i'ab-
10 td tdna iyan. dbbä gari dlqib
dba iyan. wo agaböytd md-dä-
lina iyan. wo nüm rdba iyan
tat bd^eli.
2. Abbä rabd-wak bdlak: , gen-
15 na'ö yöl hdysit!^ tdleha iyan.
3. ,Y' dbbä agaböytd klnitö
wak gennaö nidnnä köl lidyü!'
ydleha iyan.
4. ,Kö dfjbä agaböytd klniyö-
20 w?7 genna'ö yöl hdysit!* tdjelia
iyan.
5. Sindm na hammitd la, sarö
na-l md-häbaniy genna'ö köl md-
hä' ydleha iyan.
Die *Afar-Sp»che. I.
59
6. , Wo hdmmik dbtam anü kö
tcarisd-liyö^ fdleha iyan dhhä
agaböytd: ,galabö dkü kalahayta
tan sagä asgudd-waytä tan sa-
gdy ibä gdl(}a adaga arkia!* td-
\eha iyan,
7. Galabo dkak kald yan sagä
adagd ibä gdlda adagd drkisa
iyan adagim,
8. ,Galabö sini sagä fä hagg
dümmä mdbali-linö* adagdl süga-
mdrl ydlehan iyan; ,ä sagä ma-
hd bdyja galabö sini sagäP yd-
lehan iyan.
9. ,Sagä adagim bäha' ydle-
ha iyan. galabö sini sagä addgä
hinani iyan, sagd addgä wdyta,
issi büld tudurd iyan.
1 0. Abbä agaböytd büläl sük-
ta: ,sagä ada^ä wdytaP tdleha
iyan ; ,sagdk adagdl mahd kök
iyanV akdk tdleha iyan nfimük.
11. fGalabö sini sagä tanidta
iyani yöl sinäm taketd' iya iyan;
,inni sagd adagd dkä wdyü wak
,Amd hammik abtdm anü kö
warihV ak talehd yan abbd-n
nümä: ,wdlahö ak kaltd sagd
arhodd-nehetö sagd ibä tadiyd-
yä adagd arkis!* ak talehd yan 5
nümä.
WcUahö ak kald sagd ibä ta-
diyd-yä ya*adägö adagd arkiäd
yan.
fWdlahö hin sagä tdyk hossöl 10
mäbalinö^ yaleJidn yan adagdl sü-
gdn heyö; ,sagd ah is$ö bd/ta
walahö hin sagäP ak yalehdn
yan.
ySagä a^addgö bäha' yalehd lö
yan. walahö hin sagd a*ddag hi-
nan yan. sagä a'ddag toaytd diki
gäytd yan.
Abbd-n nümä dikil süktd: ^sa-
gd cüddag dkä wdytaV ak tale- 20
hd yan; sagdk adagdt ay kök-
aniP ak talehd yan heyötök.
, Walahö hin sagä famatd ya-
ni heyö yöl yaketin^ ak yaUhd
yan; ,hinni sagä adagd dkä wayk 25
6. Sie aber sprach: ,Wa8 dieses Gerede bedeutet, will ich dir sagen;
ziehe da einer Kuh, ohne sie zu tödten, die Haut ab und treibe dann die
Kuh zu Markt!'
7. Er zog also einer Kuh die Haut ab und trieb sie dann zu Markt,
um sie zu verkaufen.
8. Die Leute auf dem Markte sprachen nun: ,Eine Kuh ohne Haut!
so was hat man doch noch nicht gesehen; wozu brachtest du denn diese Kuh
her ohne Haut?*
9. ,Um sie zu verkaufen,* sagte er. Eine Kuh ohne Haut wollte aber
Niemand kaufen und da also kein Handel für sie da war, so k<am die Kuh
wieder heim.
10. Die Stiefmutter wartete seiner daheim und sprach dann zum Sohn :
jHast du fiir die Kuh keinen Handel gefunden? Was sagten also die Leute
auf dem Markt zu dir?*
11. Er erwiderte: ,Sie sagten: eine Kuh ohne Haut ist da und liefen
m
KeiDiteh.
und HfKjä-li dvba* ydleha iyan
dhbä lujahoytak.
12. S(Ujä büldl dinisani iyan.
ijari Hiikä dhhä mjahöyta: ySayd
5 (ulayd hdyä!' \ikä tdleha iyan,
lli. Buy iyan, adngd ärkisd
iyan. limot saydk ydhtam md-la
iyaVf tat tübilam md-la iyan. amd
satjd hüld dvbisa iyan,
10 14. Abbä ayaböytd büldl siik-
ta: fkdfä inahd kök iyaiiP tdle-
ha iyan.
15. /latit ydbtam md-la, tut
tul/ulam md-la, wadh^l tat gdhi-
15 sa^ ydleha iyan abbdt agaböytak.
16. ,Fir-ti sdkä tä mdnnä ham-
mid nak nsd-lön, gari sdkü ha-
walani utsini häbd-ldn ; genna^ö
yOl haysit!^ tdleha iyan bä'eli
20 bdl.ak. genna*6 tö wak tdtil hay
iyan.
sdrral hinni sagd-ll orobö a^eha'
ük yalßhd yan abbdn nürnak.
Saga dikil (llniSdn yan. aar-
rd-m mah abbd-n nümd: ,8agd
adagd bay!^ ak talehd yan.
Bay yan, adagdl arkiSd yan.
adagd mgdt tat icaniSdm niä-ld
yan, tu tubildm mä-ld yan. amd
sagd dikil orbiSd yan.
Abbdn nümd süktd-yä: ,käf(JL
ay kök-dniP ak talshd yan.
,Tad waniSdm mä-ld, ta tubi'
Idm mä-ld, sdrral ta adebbd' ak
yalehd yan abbdn nümak.
,Awwdl mah täy bdlll hammid
nök asdn, sarrd mah hawalani
sine habdn; kddö dgeds yöl Jiay-
sit!* ak taUhd yan bä'eli bdlak.
Amd ged dgede el häy yan.
bei mir zusaiiimoii. Da ich abor für dio Kuh ketnou Haiulol fiudoii konnte,
trieb ich nio wiu<lor hoiiii/
1*2. ISio lioHsoii dio Kuh dalioim über Nacht. Den folguuden Tag sprach
dio Stiofuuittor zum Sohn: ^Bring diu Kuh wieder zu Markt!*
13. Er trieb sie also daliin, Niemand aber fragte auch nur um den
Proi» der Kuh oder Hah sie überhaupt an. tio trieb er denn die Kuh wieder
lieim.
11. Daheim fragte ihn die Stiefmutter: ,Nun was »agtcn dio Leute
honte zu dirV*
15. F4r antwortete: .Niemand redete von der Kuli, nocli sah man sie
an; ich trieb sie also wieder heim.'
IG. Da Hprach die Stiefmutter: ,Am ersten Tage werden »ie in solcher
Weise auch über uns hmIöu; den foljrondon Tag sind sie dessen schon übor-
drü.Msig und hOren dann davon selbst auf: dosshalb lieirate mich nur!* Da
hriratt^te er seine Stiefmutter.
Die 'Afar-Sprache. I.
61
21. Wie der Bastard Häuptling wurde.
l.T, 1. 1. 1. Nüm (jläylökfardy
^ala iyan. wo nüm rdba iyan,
käy abagöytd fäded iyan, 4^td
bald baita iyan.
2. Wo nüm (89l rßddntük ylna
iyan, käy i^ylöy fardy tdha, kä
ak sdrrä käy abagöytd el taded
bdlä könöü'h dnlm gafani iyan
ridd.
3. Döldt fdnä r^d galani
iyan, döldt: ,redd sin ahe-Uyök,
tcö 'drld gdhä!' ydleha iyan.
4. Wo *drld Icönd ardt dkä he-
ni iyan, wo ardtäl ttjkdnä idiyd
wöyni iyan.
5. Wo ind 4äylöy fardy tdka:
,nanü gdndü wdynak, redd atü
nö-hö bäh!' ydlehan iyan ind 61
tade'd bdlak.
6. Wo fardy gdla iyan. wo
bali rd'a iyan. wo bdläl redd
heni iyan. wo ba^i redd brbisd
iyan,.
T. t, y. Heyöti 4^yl6-kö afär
4äld yan. amd heyöti rabd yan.
kä nFund zonäwd takd yan, däl-
td bdlä dälid yan.
Amd heyöti rBddntö kl yind 5
yan. kä däylö afdr yakinlyä,
kä ak sdn'al kä nümd eZ zonä-
witd bdlä üssük kön ed yam redd
yaddyn yan.
Döldt fdnä rBdd yaddyn yan. 10
döldt: ,redd sinä ahdy-liyok, tö
dred gdhä." tdnak yalehd yan.
Amd dred könd ardt tdnä hayn
yan, amd arötul tukdnä dafenä
wdyn yan. lo
Ay ind däylö afdr ya/änlyd:
,nanü naddwö linökj redd atü
nö bäh!' ak yalehdn yan ind el
zonäwitd bdlak.
Amd afdr yaddyn yan. amd 20
bali rä^d yan. amd bdlai redd
hayn yan, amd bali redd-li orobd •
yan.
1. Eiu Mauu zou^e vier SOhne; der Mauu starb dann. Seine Gattin
ward darnach schwanger und gebar einen Sohn.
2. Jener Mann aber war Häuptling gewesen. Da gingen einst seine
vier Söhne und als fünfter jener, welchen die Mutter nach dessen Tode em-
pfangen hatte, hin um die Häuptlingswürde.
3. Sie gingen also zum Fürsten , und dieser sprach zu ihnen : ,Icli
will euch die Häuptlingswürde geben, kehrt nur ein in jenes Haus!*
4. Dort in jenem Hause stellte man ihnen fünf Angareb auf, sie fan-
den aber darauf der Wanzen wegen keine Ruhe.
5. Die vier Brüder sprachen nun zum Bastard: ,Wir werden gehen,
bring du uns die Häuptlingswürde!'
6. Die vier entfernten sich, nur jener Sohn blieb zurück. Da machte
man ihn zum Häuptling und als solcher kehrte er heim.
62
Bciniscb.
7. Indd dfujlit: ,i'P.dd na-h hah!^
tdlelui iyaii, ,Is8ln redd hintani
(jdldan' ydleha it/an,
8. ,Atü ilimöytä, n' dbbak sdr-
5 rä tdhoka, reddt mahd eddu litoV
täleha it/an indd ddylö,
0. fhsln hintani, galdani, dö-
Idt yO yahdy redä, sinnl nioluV
ydMia iyan,
10 10. ,0 IUI Id-k döldt fdnä adu-
rdnö* ydlelmn iyan, yMad, adti-
rdnö!* ydleha iyan. döldt fdnä yu-
dnrani iyan, döldt- liyäfjani iyan.
1 1 . ,Könä nüniük kö-n namd-
15 tarn taliyaV ydhiian iyan. ,fÜi'
ga^ yiileha iyan döldt.
12. ,Redd iya tahdyP ydle-
han iyan, yliedd dkä he nüm Jie^
ydleha iyan.
20 13. Jndd däylö reddl tonnä
tiddä wdyta iyan, redd ilimöyti
ra'sitd iyan.
14. Ina könä nnmük maarüf
dkä dhak yanin iyan. ind gari
25 bali gdrll tina iyan.
Ay infid (laylo: ,redd bäh!*
ak-dn yan. ,Atln redd hintani
taddyn* yalehd yan.
,Atü hardml bdlä, n* äbbä sär-
ral yobokd'tiyä reddt ay Bl litöP
ak yal-elian yan indd (jidylö,
,Ati7i lüntani ak tadayn, redd
döldt yö tohöy-yä sind mdhay^
tdnak yalehd yan.
,Amaydö döldtal gähanA' ya-
l^hdn yan. ,Ma'a, gäha-Unö!* ya-
lehd yan. döldtal gähdn yan, dö-
Uit-ll icanisdn yan.
,Könd heyötök köl nanuUdtn
taligaV ak yaleJidn yan. ,dUga*
yalelia yan döldt,
jHedä iyä tohöy* ak yalehdn
yan. ,redd dkä ohöy heyötö ohöy'
tdnak yalehd yan.
Indd (fäylö reddl töhe yani
siddä al wayn yan, redd hard-
ml bali rasitd yan.
Ina kötiä heyötök tBlo dkä dba
yinin yan. ind srlrrä bali rigi-
dil tind yan.
7. Da »pracheu zu ihm seino Brüder: ,Nun gib uns die Häuptlings-
würde!* Er aber «rwitterto: ,Ihr wolltot sie ja nicht und ginget fort.*
8. Seine .Brüder sprachen nun zu ihm : ,Du bist ein Bastard und nach
unsers Vaters Tod geboren; wie solltest du die lläuptlingswürdo behalten?'
9. Er erwiderte: ,Ihr wolltet sie nicht und gienget wog; da gab mir
der Fürst die lläuptlingswürdo und die gebe ich euch nicht mehr.*
10. ,Nuu so gehen wir zum Fürsten,* sagten sie. ,Gut, gehen wir nur!*
erwiderte er und sie kamen zum Fürsten und redeten mit ihm.
1 1. Und sprachen: , Kennst du un.s fünf Männer, die wir bei dir waren?*
,Ja wohl,' sagte der Fürst.
12. Da fragten sie: ,\Vem gabst -du die lläuptlingswürdo?* Der Fürst
erwiderte: ,Ich gab sie dem, dem ich sie eb(m gab.*
13. So erlangten die Brüder jene Würde nicht un<l der Bastard be-
hielt sie.
14. Diese fünf Brüder hatten nun ihrer Mutter eine Pension ausgc-
. Die Muttor aber lebte boi dem nachgeboronen Sohn.
Di« 'Afar-Sprache. I.
63
15. Anid ind rdbta iyan, amä
inä rabtd'Wak yb'orä iyan ili-
möytä, amd 4^ylö ind räbä viä-
'abbiiia iyan.
16. Afard sdnatfdnä inä ta-
ni lyani masrif riibak sAgan
Ufan. amd ind rabtdm könöü-h
an sdnat yöbban iyan,
] 7. Amd masritf kalitani iyan.
,yö rübak taninlm mahd yö rüba-
wdytanP ydleha iyan gari bdli,
18. ,A^lfia rubak sügundkä kö
mdbak riibak süguna' tdleha iyan
käy sd'öl.
19. , y ind rabtankefdnä lahä
dadd linö* ydleha iyan,
20. ,Nind rübak sugunäkä, kö
mdbak rübena* ydlehan iyan.
2\. , Y' ind rabtdnkefdnä lahd
dadd linö' ydleha iyan.
22,, Kö md-nahä* ydlehan iyan.
döldt fdnä galani iyan, döldt:
yohduk süktdnlm kä ohäwä!' yd-
leha iyan.
Ay ind rabtd yan, ay ind rab-
tdk särral rdbä ak su^tisd yan^
ay ind rabd 4^ylö mdbbinöiil
yan.
Afard egidä fdnä ind fand 5
yani telö aliki sügdn yan. ay
inä rdbä könyä egidä yobbin
yan.
Ay telö kalitdn yan, ^yö aliki
taninlm ay yö alikd-waytänamV lO
tdnak yahhd yan ay sarrd ball,
Nlnd tBlö na aliki nindnkä
köyä andd aliki sitgenaV ak ya-
lehdn yan kä sd'ol.
Y* ind rabtdnkö lUiä dadd' 15
ydka' tdnak yaleJid yan.
jNininä aliki eägendnkä agül
köyä aliki sügend' ak yalehdn
yan.
,F' ind rabanlnkö tdhe lihd 20
dadd' abend nana' tdnak yaleJid
yan.
,Köyä md-nakay' yalehdn yan.
döldtal yaddyn yan. döldt: ,dkä
ahdy -taninlm dkä ohäwä!' tdnak 25
yaldid yan.
16. Nun starb dieselbe. Der Bastard aber verheimlichte ihren Tod
nnd seine Brüder erfahren nichts davon.
16. Vier Jahre schickten sie sonach die Pension für die Mutter. Im
fünften Jahre erfuhren sie ihren Tod.
17. Nun stellten sie ihre Zahlung ein. Der nachgeborene Sohn aber
stellte die Frage: ,Warum schickt ihr nicht mehr, was ihr bisher mir ge-
schickt habt?'
18. Seine Brüder erwiderten: ,Wir schickten das für die Mutter, nicht
aber für dich.'
19. Er aber sag^e: ,Seit der Mutter Tod haben wir bereits sechs Jahre.'
20. Sie erwiderten: ,Für die Mutter und nicht für dich haben wir
geschickt.'
21. £r aber sagte: ,Seit der Mutter Tod haben wir schon sechs Jahre.'
22. Sie erwiderten: ,Dir geben wir nichts.' Sie gingen nun zum
Fürsten. Dieser aber sprach: ,Gebt, was ihr gegeben habt!'
64
Bei niseb.
23. ,Ka liinü^ ydlehan iyan. ,Aka nnJidy* yalehdn yan, ha-
ilimnyti indd daylök wo aha iyan. rävil hall i^f* ind^äylok fö abdyan.
23. ,Nun wir wenlon os fachen/ spraclien sie. Da.s also hat der Bastard
seinen Brüdern «angothan.
22. Das Testament des Vaters.
1 . T, t. l. t, Nkiu nainmd hdlä
•
ddlaiyan. dhhä rdha iyav. ^amd
I \rrük-ti nagärdt md-yana!* yd-
leha iyan,
2. Kdbü-wä iya-icak: ,kü ddy-
lok farrim!^ ydlehan iyan.
3. , Yi ddyldk fdrrimi fdlam
) md'll-k undd nümnk: kö dhhä
gabä tdnnä hay Hdhä; kaldd nA-
mvk: gabd idnnä liay ildhä! yd-
leha iyan,
4. Kay ddylök undd nüm yü-
') durd iyan, safdrä gdla sf'iga yil-
dura iyan.
5. ,Y* aJ)hä rahdm dhala-h
dnik fdrrimi mahd iyaV ydleha
iyan hdU.
ö 6, ,Kö dhhä nö mä-farrimina,
yi ddylök undutiyak gabä tdnnä
hay ijdhä nök iya' ydlelian iyan.
1. Ein Mann hatte zwei SOhno. Der Mann starb. Einst hatte er ge-
äussert: .Von diesen beiden Söhnen wird einer nicht erben.*
2. Als er nun daran war zu sterben, sagte man zu ihm: ,Mac]f Te-
stament für die Kinder!*
3. Er erwiderte: ,Meine SOhne brauchen kein Testament; sagt nur
dem jtingeron: Dein Vater hat mit der Hand so gemacht! und zum altem:
Dein Vater hat mit der Hand so gemacht.*
4. Von seinen Söhnen kehrte nun der jüngere heim, von einer Reise
kam er zurück.
6. Da sprach dieser: ,Ich sehe, dass mein Vater gestorben ist; was
hat er bezüglich dos Testamentes geäussert?*
6. Die, welche bei des Vaters Ende zugegen gewesen, sagten nun:
,Dein Vator hat kein Testament gemacht; er sagte uns nur: Sagt dem jun-
gem Sohn : Dein Vater hat mit der Hand so gemacht.*
T. t. y. Heyöfi lammd hdlä
däld yan. tan dhhä rahd yan.
,amd irrö'kö tl warsdd mi-ydna'
yalehd yan.
Rdhö yd-ged: ,isi ^äylö far-
rim!' ak yalehdn yan.
,Yi däylö fdrrimi faldnam
mA'la-k, m^atiyak: kö dbbä gabd
täJi iM ak ejdhä; nahatiyak:
gabd täh' iäd ak eldhä.^ yalehd
yan.
Kä däylökö en4fiti gähd yan,
galö yaddy ytndnkö gähd yan.
,Y' dhhä rahdm abeldJc far-
rimtö dy yaP yalehd yan e^4^
bdli.
,Kö *hbä nöl mä-farrimina, yi
(jiäylök m^citiyak: gabä töh! ÜA
ak eldhä ! nök ya' yalehdn yan.
Die 'Afkr-Spnehe. I.
65
7. Abbd amöl süga-marak: ,y
dhba fdrrim yö ahd yani yan'
ydUha iyan halt; ,y' äbbä gaba
idnnä dkä Mm: issi gide abit,
märin gid^ inäbetak yök iya
yan* ydleha iyan,
8. Kalda bali safdrak yamata
ifßanj is$i dbbä rdha dkä säga
^y«w: ^ß* dbbä rabdm abald-h
dnik, y' dbbäfdrrimi nuihd yaV
ydleha iyan issi dbbä amöl sü-
ga-märak,
9. ,Kö äbbä nö mä-farrimina*
ydlehan iyan, ^yi kaldd bdlak kö
dbbä gaba tdnnä hay ildhä!* yd-
lehan iyan dbbä amöl süga-märt.
10. ,Y' dbbä yöfarrimd yan'
ydfeha iyan kaldd bali. förrimi
mahi kök iya yani yanP ydle-
han iyan.
11. yAnit sindm 8ä*i 'nnä da-
gid su'usd-h dnik, dag^ hay si-
ndm mä-ysaisin yök iya yan'
ydleha iyan bdll.
Abbat, amöl süga-marak: ,y'
dbbä fdrrim farrimd ydna' fd-
nak yalehd yan; ,y dbhä gabd
tä iSdm mann gide md-abtdkim
iäi gid4 abit yök ya' tdnak ya- 5
lehd yan.
Nabd bali galö-kö yamatd yan,
dbbä rabd dkä sügd yan: ,y* db-
bä rabdm dbdik andk y^ dbbä
rabd-ged ay sinal fdrrimi yaV 10
tdnfik yalehd yan abbat amöl
sügd-marak.
,Kö 'bbä nöl mä-farrimina' ak
yalehdn yan; ,yi nabd bdpjik: ga-
ba tä i$d ak eldhäf ya^ ak ya- lö
hhdn yan dbbä bukdl sügd-mdH.
,y' dbbä yö farrimd yand^
tdnak yalehd yan nabd ball, far-
rimti ay kök-dV ak yalehdn yan
heyö. 20
,Anit heyö daggid sä'd bdlll
suusd andk heyö md-aydagisin
yök-d yand y dbbä' tdnak ya-
lehd yan nabd bdli.
7. Da erwiderte ihnen dieser Sohn : ,Mein Vater hat fUr mich teiBtirt.
Wenn er mit der Haud so gemacht hat, so sagte er mir: Nimm dein Erbe
an dich, fremdes Eigentam taste aber nicht an!'
8. Nun kam der ältere Sohn von einer Reise zurück und fand den
Vater verstorben. Da sprach er zu denen, die bei dem Tode des Vaters zu-
gegen gewesen: ,Wie hat mein Vater testirt?*
9. Sie erwiderten ihm: ,Dein Vater hat kein Testament gemacht; er
insserte zn ans nnr: sagt meinem älteren Sohne: Dein Vater hat mit der
Hand so gemacht/
10. Da sprach der ältere Sohn: ,Mein Vater hat mir schon seinen
letzten Willen gesagt.*
11. ,Er sagte nämlich so: da ich der Leute Vieh in meiner Seriba
Tersteckte, so lass* den Leuten ihr Vieh nicht in ihre Seriben eintreiben !'
Bitsangaber. d. phil.-liiit C). CX|. Bd. I. Hft.
66
Reinisch.
23. Die Vorhersagung eines Vaters.
l.T.t. 1. 1. Nüniü <}äylök mala-
hin 4^xla iyan, ,yi 4^iylik lahäy
diqibay, tl diqibd'icöy !^ ydleha
iyan.
5 2. ,Mahä, kan akäk 4ältä ke-k
mä-dälinitöV ydlehan iyan si-
näm,
3; ,Kan akü 4<^ld-k^-k kä ^a-
la, kahdnü kä Idfita ^ ydleha
10 iyan dbbä.
4. yKä lafittd-wak, kä md-di-
qibüsina mahä itaP ydlehan iyan
sindm,
15. 5. ,Akä yobokd-ke dl'iga käy
abüsi sindmal bähdlam dliga* yd-
leha iyan dbbä,
6. Sindm käy abüsi mahä bä-
hd-laV ydlehan iyan.
20 7. ,Käy abibsl aggifd-lön^ bay-
sd-lön, gara'd-lönj wo dliga^ yd-
leha iyan. ,umdm ahdnim berä
hesäbe laj inni ydllak mayzitd,
T, t. y, Heyöti 4äylö-kö mala-
hin 4^ld yan. ^yi (fäylökö Iah
mar^eHtÖnä, U mar^eäitd-tcö!' ya-
leJid yan,
,Ay, tdnä ak bäyjd 'rki-kö kä
md-bähinitö?' ak yalehdn yan
heyö.
, Tdnä ak 4dld erke-kö, kä ^ä-
Idy hayki kahdnö kdyä mdngum
kahaniyö and, ayk and' yafehd
yan.
,Kä lafittd'dö, kä mä-mareti-
na ay taP ak yalehdn yan heyö,
,Akä yobokd-kä aligd kä ziri-
ydt heydl bähdnam lön' ya^ehd
yan dbbä.
fHeyö kä ziriydt ay abcinäV
ak yalehdn yan,
,Kä ziriydt agdifd-lön, bayid-
lön, gavad-lön, amdy kinlm dji'
ga' yaUhd yan. ,umäm abänam
birä asdb lam dliga, hinni ydlla-
1. Ein Mann zeugte sieben Söhne. Einst sprach derselbe: ,Secb8 mei-
ner Söhne sollen heiraten, der eine aber nicht!*
2. Die Leute erwiderten ihm: ,Wie, hast du denn diesen nicht auch
daher bekommen, woher du die andern Söhne hast?*
3. Er aber sprach: ,Auch ihn habe ich gezeugt wie die andern und
in Bezug der Zuneigung bevorzuge ich ihn sogar/
4. Da erwiderten sie ihm: ,Wenn du ihn bevorzugst, warum sagst du
dann so und lässt ihn nicht heiraten?*
5. Der Vater aber sprach: ,Seit seiner Geburt weiss ich, was seine
Nachkommen den Menschen anthun werden.*
6. ,Wa8 worden denn seine Nachkommen den Leuten anthun?* er-
widerte man ihm.
7. Der Vater aber sprach: ,Seine Nachkommen werden morden, rau-
ben, stehlen, das weiss ich; wer aber schlecht handelt, muss es morgen
Die *Afu-Spraohe. I.
67
ka ne^ebuk mdnamyöy äkä ale-
hdm tcöhü' tcdnak yäleha iyan
dbbä.
8. Abbä rdha iyan. 4äylö la-
hdy diqiba iyan, kä mä'diqibi-
ginön iyan; isd illa mdrak yina
iyan. rabi kä yamdta iyauj Ü8'
tük räba iyan.
9. Ussük rahd bü44i rabd-hin-
ta iyan. ,nüm rahd bü44^ rdbä
hintak mahd dbonüP tdleha iyan
nndm.
10. ^Qädi fän ga\d-waynak
mcJiä äbcmäP ydlehan iyan, Qä-
di fän yamatani iyan, qädi wa^
risani iyan: ,nüm rahd, btt44i
rabd-hintdk mahd ähonüP ydle-
han iyan.
11. ,Daaynd tan abagöytd
eUa dafdysä bü44^ amöl!^ yd
iyan.
12. Wo abagöytd bähani iyan,
äla dafaysani iyan, abagöytd ka-
lani iyan, büdde tö wak rdbta
iyan.
kö mayiitd; käyä ne*ebi mciiia-
niyö tö dkä alehdm töy^ yalehd
yan dbbä.
Abbä rabd yan. däylö Iah ma-
r*e§itdn yan, käyä mä-maresi- 6
nöni yan; iSB mdrä yind yan.
rabi ed tamatd yan, üamk rabd
yan.
Ussük rabd änik dagumi rdbä
hind yan. ,heyöti rabd, dagumi 10
rdbä hendk ah äbonöV yalehdn
yan heyö.
,Qädü naddicö kibä ay äbo-
nöP yalehdn yan. qädil yamatin
yan, qädi xoarüdn yan: ,heyöti 15
rabd, dagumi rdbä hendk ah dbo-
nöP yalehdn yan.
,Bard kln nümd dagumi bu-
kdl ak dafdysä!' tdnak yalehd 20
yan.
Amd nümd bähdn yan, el da-
faySdn yan, nümd ak oguSdn
yan. dagumi amd ged rabd yan.
Tergelten. Weil ich also Gott fürchte sprach ich also und nicht aus per-
sönlicher Abneigung gegen meinen Sohn/
8. Der Vater starb. Sechs seiner Söhne heirateten, den einen aber
liess man nicht heiraten und er lebte so ftlr sich. Da ereilte ihn der Tod
und er starb.
9. Obschon er bereits todt war, wollte doch sein Glied nicht sterben.
Nun sprachen die Leute: ,Der Mann ist todt, das Glied aber will nicht
sterben; was sollen wir denn machen?*
10. ,Ja was sollen wir sonst machen, als dass wir zum Qadi gehen?'
sagten einige. Man ging also zum Qadi und erzählte ihm: ,Ein Mann ist
gestorben, aber sein Glied will nicht sterben; was ist also zu thun?*
11. Der Qadi sprach: ,Setzt ein altes Weib auf das Glied!*
12. Man brachte also ein solches Weib, setzte es darauf und entfernte
es dann wieder. Da starb denn das Glied.
5*
68
ftei nisch.
Kj. Wö (tbagöf/tä haluicd tdka,
fadtd iyau. wö ahagöyta 4^Ua,
bdlä bdyta iyau, wö bali ära
iyau.
5 14, To bali duriydt , dbbä
dkä iyd'kä, sindm ylggifani, si-
ndm baysani, sindm gara'ani
iyan,
15. Tö nüm tö ydleha iyan,
10 käy dunydt tö dba iyan.
Ayt niimd bald takd, sonäwit-
fd yan. ayi nümd ^d/fa, bälä
bäytd yan. ayi beifi arstmd yan.
Ayi baji zunydt, dbbä dkä
ya-kd, heyö yigdifin, heyo bay-
ädn, heyö gat'e^itdn yan,
Tö heyöti tö ye^ehd yan. kä
zuriydt töy abdn yan.
13. Jenes Weib verjüngte sich nan, ward schwanger, gebar und brachte
einen Knaben zur Welt; der Knabe erwachs.
14. Die Nachkommen dieses Knaben aber mordeten, raubten and
stahlen, wie es der Vater gesagt hatte.
ir>. Jener hat dies vorhergesagt, und die Nachkommen seines Sohnes
thaten also.
24. Zwei Freunde.
1 . 71 1. 1. 1. Nammd nüm nam-
md sdkebik Hna iyan. amd nam-
md sdhebik tl bähitd iyan, amd-
Ü aindmnd düye liqdhe gärönisa
15 iyan, amd liqdhl wdya iyan.
2. ,Anü tä xcak mah' dhü!'
ydleha iyan. ,yi sdhebik: ,lahd
böl yö ohäwä! alahü wä* ydhha
iyan.
20 3. Amdy iyak sdrrä Blla gdla
iyan issi sdhebil, gald-vcak: ,ke
yi sdhebö!* dkak ydhha iyan.
T, L y. Lamind heyöti shkebd
ka yinin yan. amd lammd sdhe-
bik tl bahitd yan, amd^il heyiw-
ad mal liqdhä wagiyd yan, amd
liqdhä wäy yan.
,Anu kddö ay dböP yalehd
yan. ,hinni sdhebik: lahd hol yö
ohö! ak liwä* yalehd yan.
Amdy yak sdrral Bl yaddy
yan iii sdMü, yadi-ged: ,hüi
yi sdhebö!^ ak yalehd yan.
1. Es waren einst zwei befreundete Männer. Von diesen zwei Freun-
den verarmte der eine, suchte dann bei Leuten Geld auszuborgen, bekam
aber keines.
2. ,Was soll ich nun machen?* dachte er; ,ich will jetzt zu meinem
Freunde sagen: gib mir sechshundert Thaler!*
3. Er ging also zu seinem Freund und sprach zu ihm : ,Du, lieber
Freund I'
Die 'Afur-Sprache. I.
69
4. ÜMl sdhebik: flaqaö lahä
hol yö oh6y!* yaitha iyan. käy
sdheb: ,hiha böl fäydai isd-h
hiiay , amö yöl gäliü!' ydleha
iyan.
5. ,Yi maraytl lahd böl yö-h
yahi särrä li makitü tvä^ y^l^-
ha iyan amd laqa*ö hUa-tl, ,gdl'
4a dönikid ugulü wä' ydleha iyan,
6. Furdä mada-umk amd la-
qa'ö üuük de*imdtad körd-wak
amd laqa'ö bälöl rädda rd'eta
iyan,
7. Amd aki sdheb nh*ad ya-
mdfa iyan, amd laqa'ö amd nä-
'asi jfkqu*d, isai dck fdna bay
iyan.
8. Sidi amd laqa*ö yalegd
iyan: ,tä ku, tä laqa*ö yi ma-
rdytä anü hay' ydleha iyan, san-
düqud amd laqaö hay iyan,
9. Amd nüm iad adhebil gd-
ha iyan: ^yt mardytaü, laqa'ö
yö ohöy.^ ydleha iyan.
IH sdhebik: ,qürüs hthä böl
yö ohö!' ak yalehd yan, kä sd-
heb: flahd bölkö negidö-d iSe ak
b6t, rä^asi mal yö baJi!^ »ak ya-
lehd yan, 5
, Yi sdheb lahd böl yö yohöyk
sdrral kä atcUdmü' yalehd yan,
tadiyd jalabd-d yadiydm fald
yan.
Furdd-l öbd-giddä, jalabdd 10
körd'g4ddä ay quru$ bälöl rad-
da rä'eta yan.
Amd aki sahebi garüd Bl ya-
matd yan, amd qüi'uä amA ga- 15
rud yiqu^d, iSi müddra-l bay
yan.
Mädäri amd qürüä yalegd
yan: ,ta kartaldj tä qürnS anü
hinni sdhebik ohöy indm Idnl^ 20
yalehd yan, sandüq-uk adddd
hay yan amd qurui.
Amd heyöti Ui sdhebil gähd
yan: ,yi sdhebö, qüritS yö ohöf*
ak yalehd yan. 25
4. Und sprach weiter: ,Gib mir sechshundert Thaler!' Sein Freund
erwiderte: ^Verwende also den Gewinn der sechshundert fUr dich, das Kapital
aber stelle mir dann zurück!'
6. Da dachte der andere : ,Mit den sechshundert Thalern, die mir mein
Freund gegeben hat, entrinne ich und gehe auf ein Schiff das abfährt.*
6. Als er zum Hafen gekommen war und ins Boot einstieg, fiel ihm
das Geld zur Erde und blieb liegen.
7. £Ui kam aber ein Sklave des andern Freundes eben dahin, hob das
Geld auf und brachte es seinem Herrn.
8. Dieser erkannte das Geld und sprach: , Diesen Beutel und dieses
Geld gab ich ja meinem Freund,* und legte dann das Geld in seine Kiste.
9. Der Mann aber kam zurück zu seinem Freund und sprach zu ihm :
,Mein Freund, gib mir Geld!'
70
Beinisch.
10. , Yi viardytnü, l(tqa*6k ynd-
glde fdl4(i'l' ydlelui iyan,
11. fSidöhd hol yö ohöy!^ yd-
lelia iyan aind nüm düye gä-
ö ronisd'tl.
12. Kay sdJteb kä yahi iyan.
fSidöhd hol tä düye-li maMta-U-
yö^ ydleha iyan amd nüm.
13. Ama düye-li gdla iyan,
10 furdd öha iyan, deHvidt-ad kö-
ra iyan, de*imdt dönik fdnä gdl-
(}a iyan.
14. DeHmdt döntk gnfta iyan,
sindm dönikid körta iyan.
15 15. Ussük dönikid körü ivä ya
ihä dönikid hdya, hdya-wak si-
döhd hol hdd-ad rddda iyan.
kullunti la'aftö ya gu* aJidy iyan
sidöhd hol.
20 16. DüiyS yahi nümi na*ad
ramdse la hdd-al gdla iyan, yi-
ßlihd, kvllum *dyda iyan, sidö-
hd hol ytmdu*d kullunti kuUu-
mud 8üga iyan.
2ö 17. Kvllum hüld brhisd iyan:
,Yi s/ihehö, gürüS-kö ä H<ifd\-
(laV ak yalehd yan.
,Adöhd hol yö ohöf ak y«{e-
hd yan ay heyöti mal wagiyd-ü.
Kä sdheb dkä yohöy yan. ,aiö-
ha hol kin mä-U a*aluwA Uy6^
yalehd yan ay heyöti.
Amd mdl'll yaddy yan, für-
dal öha yan, jalabdd körd yan,
jalahd nahd jcUabd fän taddy
yan.
Jalahd nahd jalahd güftdyan,
heyö nahd jalabdd kördn yan.
Usmk körö ya lak nahd ja-
labdd takdr üd-ged ay adöhi
hol hddad raddd yan. cvsäyti
e^^d azdytö yakeld undu iid
yan adöhd hol.
Mal yohöy heyöti garüd ra-
mdS-ll hddal yaddy yan, ay ra-
mdS azdl *aydd yan, adöhd hol
yundu*d azäyti hdgü-d dkä 9ügd
yan.
Aza dikil orhiSd yan: ,yi mä-
10 ,Wie viel wünscheBt du, mein Freund?' erwiderte ihm dieser.
IL Jener sprach dann: ,Gib mir dreihundert Thaler!*
12. Sein Freund gab sie ihm und jener dachte: ,Nnn entrinne ich
mit diesen dreihundert Thalern.*
13. Er entfernte sich also mit dem Gelde, kam zum Hafen und bestiege
ein Boot, dieses fuhr hinaus zum Schiff.
14. Als das Boot beim Schiff angelegt hatte, stiegen die Leute in die-
ses ein.
15. Wie nun jener Mann einstieg und eben seinen Fuss auf das Schiff
gesetzt hatte, fielen ihm die dreihundert Thaler ins Meer; ein grosser Fisch,
den Sack für einen Fisch haltend, verschluckte ihn.
16. Ein Sklave jenes Mannes, der das Geld gegeben hatte , ging mit
dem Netz ans Meer, warf es aus und fing den Fisch, der die dreihundert
Thaler verschluckt hatte; sie fanden sich noch im Fische vor.
17. Er brachte den Fisch heim und sprach zu seinem Herrn: ,Mein
Die 'AfftT-Spntcha I.
71
j/i Mö! 9idöha hol hägü-d la
hdluntä *dyda^ ydleha iyan.
18. ,Ama laqd'ö bdhayf yd-
leha iyan gidi. nh'asi laqa'ö im
ddü yahay iyan.
19. jA laqa*ö ann inni fdhe-
hi hey* ydleha iyan ddl.
20. Amd nüm galö aka md-
köy isH Mdhebil gdha iyan: ,yi
sähebö, afard hol yö ohöy!^ yd-
leha iyan.
21. ,MtMrhabd!* ydleha iyan;
^foyrök lahd hol kö-ll yan, gd-
rak sidökd hol kö-ll yan, tö tid-
dad sagald hol kö-ll yan, (ä wak
afard hol hit!* ydleha iyan, ^tid-
dad dlß ka sidöhd hol kö-ll tan
yi Bäheböf ydleha iyan,
22. ,Yi sähebi düyi yö ruhtü
ma-tcdytakj kä Sd afdiydm innl
rä*esitdm ydlii yö yahaü^ ydle-
ha iyan.
23. Tökuk sdrrä düye hddal
bay iyanj harr-il bay iyan, add-
ddrä! adöhd hol gdrhad la azäy-
tö igdifd* yalehd yan.
,Amd qürüS hdhs!^ ak yalehd
yan mäddrä. garüd qürü^ iH
mäddral yohöy yan. 5
,Tä qüräS anü hinni sdhehik
ohöy indm^ yalehd yan.
Amd heyöti mudum dkä mä-
kind üi sdhehü gähd yan: ,yi
sdhebö, afard hol yö ohö!* ak 10
yalehd yan,
,Mad!^ yalehd yan; ,awdUä
Uhd hol köli yand, sdrrä adöhd
hol köll yand, siddad sagald hol
köli yand, kddö afard hol hiäit!^ 15
ak yalehd yan, ^siddad ^h ka
adohd hol köll yand, yi sdhehö.^
ak yaiehd yan.
,Yi sahehi mal yi ^iliyö ma-
la-ki, yi kdUqö, kdyä afdiydm 20
yöyä raetdm yö ohö!^ yalehd
yan.
Amdyk sdrral mal hddal hay
yan, hdiTÜ hay yan, ya'edigd
Grebieter, ich habe einen Fisch gefangen, welcher dreihundert Thaler im
Mag^n hatte.*
18. ,Nun so bring dieses Geld!' erwiderte ihm sein Herr, und der
Sklave brachte ihm dasselbe.
19. Der Herr aber dachte sich: ,Das ist ja das Geld, das ich meinem
Freund gegeben habe/
20. Jener Mann aber, der nunmehr nicht abreisen konnte, kehrte zu
seinem Freund zurück und sprach zu ihm: ,Meiu Freund, gib mir vierhun-
dert Thaler!*
21. ,Gut mein Freund* sagte dieser, ,von Anbeginn hast du von mir
sechshundert, dann kamen dazu dreihundert, also zusammen neunhundert
und hier hast du die vierhundert Thaler, demnach in Summa tausend und
dreihundert Thaler.*
22. Da dachte jener: ,Das Geld meines Freundes lässt sich nicht ent-
wenden; gebe also Gott, dass ich so viel gewinne um es ihm zurückzuzahlen!*
23. Darnach hatte er das Geld bei sich zu See und zu Land, er trieb
72
Rainiteh.
///«« iyfin, adfigiKfik mrrä akä
iamencfd iyan, yidnrd iyaii isd
8<thehlL
24. ,Amä ifüye häd hay, hdrri
ö hfiy , (id/i(fi8a, yö tamengd' yd-
lehn iyan, ,yi nuirdytatl, fä wak
k'O afdnü-WfV ydleJui iyan, dlfi
ndöhn hol kä yahdy iyan.
25. ,17 mardytndj düye tjdy-
10 faV ydl^ihu iyan. ,dtlye (ji^k' yd-
lüha iyan nfim.
26. , Vi mar dy tau, inki dnqa-
rä kö esirä ivä^ ydl^Jia iyan;
,fä laqa*6 yök haytd-wnk bdtjü-d
15 mahd hdyta?' ydleha iyan,
27. ,Edda hay mdyü* ydleha
iyan, ,Kö mä-na^ihd-k yö waris!^
ydleha iyan. ,Kö wärijtd' ydleha
iyan.
20 28. ,Inni hdhitu, düye haha,
sindmal liqdhl eserd tvak yö kn-
litani^ ydleha iyan; ,yi mardytä
fdnä gdlü tcä dl^ha' iya iyan.
29. ,Tö wak köl amdta, afü
yan, ya'edujdk sdrral dkä ya-
mengd yan, gähd yan M «lAe-
hil.
,Amd null häd hay, hdrri hay,
aedigd, yö yamengd* yuleha
yan, ,yi sdhehö! kö afdäicö liyö'
yalehd yan, iih ka ndöhd hol
dkä yohöy yan.
,Yi sdltehö, niäl gaytaf* ak
yalehd yan. ,mäl gay* ak yt^e-
hd yan.
jYi sdhehö, inki qäl kö eHlrö
Jalak and' ak yalehd yan; ,tä
qun'ii yök hayfd-ged, garbad ay
hdyfal* ak yalehd yan.
,Ed hdym mdyö* yalehd yan.
,fiü mänaehdk yö ward!' ak
yalehd yan. ,kü wariiö* ak y«-
lejid yan.
,Hinne hahitd, mal wäy, he-
ynicad Widh es^rd ged yi kcditdn*
yahhd yan; ,hinni sdhehil add-
irö ale.hd^ yaiehd yan.
^Qüj^i^ii amdged köl amaid,
Handel und das Cfold mehrte sich ; er kehrte dann zu seinem Freand
zurilck.
'J4. Zu diosem sprach or: Jch nahm das Geld zu See und Land, trieb
Handel und das Geld mehrto sich; nun zahle ich dir, mein F'reund, zurück'
und gab ihm tausend dreihundert Thaler.
25. ,So hast du dir also Geld gemacht/ bemerkte dieser. ,Ja wohl,*
erwiderte jener.
20. Da sprach dieser: , Freund, um eins machte ich dich fragen. Als
du dieses Geld von mir empfingst, was dachtest du in deinem Herzen?*
27. Jener erwiderte: Jch dachte an weiter nichts.* Dieser aber sprach:
,sag' es mir nur, ich werde dir darob nicht bttse!* ,Xun so sage ich o« dir*
sagte jener.
28. Ich verarmte, verlor mein Geld, und als ich bei Leuten borgen
wollte, gab man mir nichts. Da dachte ich, ich gehe zu meinem Freund.*
29. .,Ich kam also zu dir und als du mir die sechshundert gabst,
Die 'Afar-Sprache. 1.
73
l€Üia hui yö tahe-wcJc mdkitü wo.
dUha. düyibfurdd öba-wak, had-
€ul yök rdddaj bdta' ydleha iyan,
30. yGdrak köd gäka-wak sd-
döhd böl yö ohö! dleha, yö to-
hoym taliga' ydleha iyan,
31. ,Sidöka böl atü yö tohöy-
wak inni kök gdla, wo ke-l ä
sidöhd böl ataldmü icä, maJcitü
wä dleha* ydleha iyan.
32. ,Wö ksk gdlajfarda amd-
ta, de'imdt-ad köra^ iya iyan;
,w€ de'imdt döniJc fdnä gdl4a,
trö de'imdt dönikil tamdta, sindm
korfa* ydleha iyan,
33. fAnü dönik-id ibä he- wak,
bdd-ad yök rddda sidöhä böl kök
bay hiyOf ydleha iyan.
34. , Wo laqd'ö yök raddJc gd--
rak hol gdhd-wak: yi rabbäfi, kd-
fä yö ahändnlm kä yö tnkt edda
nadardröy! kä mä-UUmak dleha^
ydleha iyan,
35. ,Köl gdha, afard böl yö
oho kök alehd'Wakj yö tohöy-wak
atü lihd böl yö tohöy-ged aald'
wo dleha. m/d-ll furddl öbd-ged
bddad yök raddd, yök taleyd*
yalehd yan.
,San*d-kö köd gäJid, adöhd böl 5
yö ohö kök'd, yö tohöym taligd'
yalehd yan.
, Adöhd böl atü yö tohöy-ged
hinni kök addy, el ed erkel tä
adöhd böl ataldmü liyo alehd' 10
yaleJui yan,
,Amd 'rki-kö addy, furddl a-
maid, jalabäd körd* yalehd yan;
,amd jalabd nabdjalabdd t^uldy,
amd jalabd nabd jalabdd tama- 15
td, heyö köi'dn* yalelid yan.
,Anü nabd jalabdd lak takdr
iidk sdrräl ay adöhd böl kökö
be-yä bddad yök raddd' ya yan,
,Ay qürü§ yök raddk sdrral, 20
köl gähd-ged: yi kdliqö, yi sdheb
yö ahayndnvm kdyä bdrkad lani
yö ka kdyä ed nadirirdm yö ab !
alehd* yaUhd yan.
,Köl gähd, afard böl yö ohö 20
kök alehd, yö tohöy, kök addy,
dachte ich: Damit entrinne ich. Ich ging hinab zum Hafen, da fiel mir
wohl das Geld ins Meer und war hin.*
30. ,Ich kam dann wieder zu dir und sprach: Gib mir dreihundert!
du weiset ja, wie du mir es gabst.*
31. ,A]8 du mir die dreihundert gegeben hattest, ging ich von dir
und dachte : Nun entrinne ich mit diesen dreihundert Thalern.*
32. ,Ich ging dann, kam zum Hafen, bestieg ein Boot und dieses
fahr hinaus zum Schiff. Als es da angelegt hatte, stiegen die Leute ein.*
33. »Als ich nun den Fuss auf das Schiff setzte, fielen mir die drei-
hundert Thaler, die ich von dir hatte, ins Moer.*
34. ,Ich kehrte dann zu dir zurück und sprach boi mir nun : Mein
Gott, gewähre mir, dass das Geld, welches mir mein Freund etwa gibt, Segen
bringe, so dass ich und er davon lebe, ohne dass ich ihn Ubervortheile!*
35 ,Ich kam also wieder zu dir, begehrte von dir vierhundert Thaler,
72
Reinisch.
gisa iyan, ndagimk «drnl dlxä
tamengd iyan^ yulurd iyan isH
sithebll.
24. ,Amä düyt häd hay, hiirri
5 hay, ndfigisa, yö tame.ngd' yd-
Idia iyan, ,i/i mardyUm, fä irak
ko afddü'W(V ydleJut iyan, Sfi
»idöhä hol kä yahdy iyan,
25. , Yi mardytail, dUyi gdy-
10 faf* ydl^.ha iyan, ,dttye gvk* yd-
leha iyan nfim.
26. ,}7 mardytaü, inki dnqa-
rä kö esern tc(V ydleha iyan;
,iä laqa'ö yök haytd-vnk bagd-d
15 mahd hdytaP ydl^ha iyan,
27. ,Edda h/iy mayü* ydlsha
iyan, ,Kö mä-ua'U)d-k yö waris!'
ydleha iyan, ,Kö warijtd' ydleha
iyan,
20 28. ,Inni hdhitu, düye. haha,
sindmal liqdJil euiivd trak yö kn-
litani^ ydleha iyan; ,yi mardytä
fnnä gdlü tcä dlelia^ iya iyan,
29. ,Tö wak köl amuta., atü
yan, ya*edigäk adrnd dkä ya-
mengd yan, gäha yan iH tAk-
hil.
,AmA mal häd bay, harrt hay^
a*edigd, yö yamenga' ynidta
yan, ,yi sdhebö! kö afdäxö ligö'
yalehd yan^ iih ka odökA hol
dkä yohöy yan.
,Yi sdJiebö, null giyiü.^ oi
yalehd yan, ,mäl gay' ak Jfa{^
hd yan,
yYi sdhebö, inki qäl kö eiirö
fdlak and' ak yalehd yan; ß
qüHiJi yök bayta-ged, garbid a}
hdytaf ak yalehd yan,
,Ed hdym mäyö* yalehd yoM*
,Kü mänaehdk yö warÜl* A
yal^d yan, ,kü wariSöi' ak jfft-
Mtd yan,
,Hinne hahitd, mal wdy, h^'
ydicad liqah ej*erdged yi kalitdn'
yalehd yan; ,hinni sAhebil add"
ivö alehd* yalehd yan.
,Qni^iäu amd-ged köl anuUAf
Handel und das Geld mehrte sich ; er kehrte dann zu seinem Freund
zurflck.
24. Zu diesem sprach er: Jch nahm das Geld zu See und Land, trieb
Handel und das Geld mehrte sich; nun zahle ich dir, mein Freund, surttck'
und gab ihm tausend dreihundert Thaler.
25. ,So hast du dir also Geld gemacht,' bemerkte dieser. ,Ja wohl,'
erwiderte jener.
26. Da sprach dieser: , Freund, um eins möchte ich dich fragen. Als
du dieses Geld von mir empfingst, was dachtest du in deinem Herzen?*
27. Jener erwiderte: Jch dachte an weiter nichts.* Dieser aber sprach:
,sag' es mir nur, ich werde dir darob nicht bösel* ,Nun so sage ich es dir*
sagte jener.
28. Ich verarmte, verlor mein Geld, und als ich bei Leuten borgen
wollte, gab man mir nichts. Da dachte ich, ich gehe zu meinem Freund.*
29. .,Ich kam also zu dir und als du mir die sechshundert gabst.
Die 'Afar-Sprftohe. 1.
75
3. Aid la nüm äld way iyan.
habtl äld elld gaidd tan ibä yü-
hila iyan.
4. ,Tä äld dägdk ya äld Tnä-
*(Un la tan, dokä'önö ya äld do-
kä'önök tani md-tana' ydleha
iyan.
5. Gala äldt yirkidd büldl ya-
mdta iyan: ,dägäk ya äld mä-
*atd ubüa, gübdk y* äld, ffübdk
d4ßcä*önö y* äld dokä*önö hinä;
äld tcä'h anik tü-tuhilanlV yd-
leha iyan.
6. fMd'balinö* ydlehan iyan
büld-märi. büldk dfal tan haldl
nüm dkä sUga iyan.
7. Aid yök bdta, wä-h anik
rdmili yö lUuq!' ydleha iyan.
rdmili yötoqa iyan.
8. ,Kö äld rabtd tani anü amöl
dkü an gälabö gid)ad tand tan^
ydleha ij/an.
Gälayto wdnnä gälaytö wdy
yan, gälaytö el taddy balöl da-
rib gälaytö-t-yä yubild yan,
jTä gälaytö agdna-kö yi gä-
laytö daribi egidd, doldönä yi
gälaytö doU/önd migida^ yaleha
yan.
Yaddy gälaytö yurhodd dikil
yamatd yan: ,agdnakö hinni gä-
laytö darib vbild, doWönd yi
gälaytö dolo'önä nid-kl; gälaytö
wä-k and-k gälaytö tü-ticbilinif
yahhd yan.
,Mä-balinö^ ak yalehdn yan
dikti-märl. dikt^ dfal tand haldl
lieyöti dkä sügd yan.
,Gälaytö yök talayd tandk rd-
mili yö 'ayd!^ ak yaleha yan
ramdltök. rdmili dkä *aydd yan.
,Kü gälaytö baddd tand anü
bükdl ak and sidö rigidid tamV
ak yaleha yan ramdltl.
r>
10
15
20
3. Der Eigenthümer des Kamels verniisste uuu dasselbe, bemerkte
aber auf dem Boden die Spur, wohiu es gegangen.
4. Und er sagte : ,Das hier gleicht der Gangart meines Kamels, der
Huf aber ist nicht der von meinem Kamel/
5. Er kam nun ins Dorf, wohin der Dieb das Kamel gebracht und
dann geschlachtet hatte. Und er sprach dort zu den Leuten des Ortes: ,Ich
sah die Spur meines Kamels, der Huf war aber nicht von meinem Kamel;
habt ihr vielleicht mein verloren gegangenes Kamel gesehen?'
6. ,Nein, wir sahen nichts,* erwiderten sie. Da traf er vor dem Dorfe
nnter einem Baum einen Manu.
7. Zu diesem nun sprach er: ,Ein Kamel kam mir abhanden, wirf
mir doch SandkOmer!* Der Mann that es.
8. Hierauf sprach dieser Wahrsager: ,Dein Kamel ist bereits todt
and liegt unter der Haut, auf der ich sitze.*
76
Kc in ibch.
li. Rdmili dt/i/a-h-itjii fjalahö
kalaul if/fin, drdi fdkan iyan.
äldk däU', ahiUä, laföfu icü (ja-
lahn ijiihä mkfa ii/uji.
r» 10. Wil yai/eani iyan, büld-
viärä: jHöI eketä!^ ydle/ia iyan.
11. Bald' märt takafd iyan:
,(dd md'halinn yok itani* yd/a-
ha iyan äld la nfun.
l*> 12. ,Kok imC yd/ehati iyan. ,d
Itiföf, ä (ibdlä, ä dn[e ä //' dlii
Immäy* ydhha iyan.
13. Jiidä- muri inabaUucmi:
,ald nak fjffida i^rkit mdli-k naf-
!•■> ddivi' ydliihan iyan.
14. jAldt äld nahdwi* y^H*'-
han iyan, cddt dld yaheni iyan
numnk.
15. Aid icc 7it()n äld hdyta
-0 iyan, wo unin icu dba iyan.
lii Icii hahi riffidil sätfd rd-
milt 'aydd tiayotö yakini Mofa-
kdn yan. ijälaytok dü^j bÜöy Id-
fnf, ttidö rifjidid aägd yan.
Anifty yayein yan. dikH-ma-
rak: ,nOl ekefä!* yalehd yan.
Dikfi-märi yaJcatin yan» yä-
laytö icdnnä: /jälayfo ina-bali-
no yök tan' yaUha yan.
,Kök nalduC yal-didn yan. ,tä
lafof, tä bilo, tä dwl yl gölay-
iö-hi'VC yaleJid yan.
Diktl-mävi datdn yan: ,y(day-
t(j nök fdday 'rke mä-ld-ki dkä
nafddwO* yaldidn yan.
y (iidaytot ijälayto iuifdiivcö^
yal-ehdn yan. yälaytöt ycdaytö
ylfdin yan,
Gälayfo way heyöti gälayto yi-
Jldiyd yan. ay heyöti töy abd yan.
\). iSi(« lioboii nun die Haut, worauf der Walirsa^ur HasM, auf, grubou
diu Krdo auf und fandun dann Kinf^owtudo, Blut und Knochen.
10. Sio nalnuun d;i8 allu8 herauH und da sprach dur Kaiuelbecutzor su
den LLMitun des Dorfes: ,Koninit her zu uns!*
11. Diese ikun Yersjinnnelten sich und der Ei^euthUinor de» Kamel»
sprach zu ihnen: ,Iln' sa^^tet zu mir, wir sahen nichts vom Kamel.*
VI. Diese erwiderten: ,Ja, so sagten wir.' Jener aber »prach: ,Das
aber sind dio Knochen, d;is iilut und die, Kin^eweide meines Kamels.*
l.'{. Die Miinni'r des Di»rfes lieriethen sich nun und sprachen: ,Wir
zahlen ihm das Kamel, obwohl es nicht zu uns {gekommen ist.*
14. Tnd sie spraclien zum Manne: ,Für das Kamel geben wir dir
ein anderes,* und sie j^alien ihm «.'ines.
15. Der Mann, der das Kamel verloren hatte, nahm es in Empfang.
2So that also dit^ser Mann.
2(). Der c r p r o h t k\ W a h r t» a g e r.
\.T.t,l,t, Xfon n/dbdfa iyan. T. t. //. Ilcyato-ko yälayf<i ta-
(Üd ivay iyan, rdniili tfdintid nii- layd yan. ay gälayto we yan.
1. Erzählung. Einem Mann ging eine Kameltttute verloren und er
fand sie nicht. Er ging nun zu einem Wahi*sager und »prach zu ihui: ,Eliie
Di« *AAur-8prftche. 1.
77
mül gdla iyan: ,äld yö-kü ha-
tak guba-l gdla, däga-l gäla,
gdia-w^k mdyü, äld wek rdmili
yö otuq!^ ydleha iyan äld la
Htm.
2. RdnUU hh*di: ,rdvnii kö
atuqd4it/ö' ydleha iyan, rdmili
ybtaqd iyan.
3. ,Kö äld dran-al md-tdnay,
balol md'tdnay, fdnal tan, balol
day tan* ydleha iyan. wo nüm
gdla iywi rdmili fald nüm,
4. Sindm-al yamdta iyan : ,rd'
mili nümük rdmili yö utiiq dle-
ka, rdmili yö yotoqd: kö äld
drancU md-tdnay, balol md-tdnay,
fdnal tdnl yök iya, wo rdmili
innl md-läginiyö^ ydleha iyan älä
la nüm,
5. ,Ald halöl and-sin älä, dra-
nal and-sin cdä, änkel tan?' yd-
Uhan iyan; ,d nüm rdmili yaUgd
mn-yana, twfi dirobi-la-kd' yale-
han iyan.
rdmili abd heyötöl yaddy yan:
,anü gälaytö yök talaya, agdnal
addy, giibal addy, adiyd-ice-rke
mdyö, kädö gälaytö wek rdmili
ya-h ah!* yaUhd yan gälaytö ö
wdnnä.
Rdmili wdnnä: ,rdmili kö dba*
ak yalehd yan, rdmili dkä abd
yan.
jKü gälaytö dranad md-tana, lo
balod md'tana, fdnal tdna, balö
day tdna' yalehd yan ramäl-tl.
ay rdmili fald heyöti yaddy yan.
Hey dl yamatd yan: ,heyötök
rdmili yah ab ak ahhd heyöti 15
rdmili yö abd: kü gälaytö dra-
nad md-tanay balöd md-tana, fd-
nad tand, balö day tand yök
yahhd, tä rdmelek abdm sola*
ya, heydwä wariSd yan gälaytö 20
cJc taldy heyöti.
,Gälaytö balö-l-la delaltd-dö,
dranad delaltd-dö, dülä taniya
gäldytöV yahhdn yan heyö; ,iä
heyöti rdmili yaligd heyötö md- 25
kl, iSe dirdbi'la klninkä* yah-
hdn yan.
Kamelstute kam mir abhanden, ich ging deshalb zu Thal, ging zu Berg
und da ich vergebliche Wege gemacht und die Stute nicht gefunden habe,
so wahrsage mir nun!*
2. Der Wahrsager sprach: ,lch will dir wahrsagen,' und warf dann
den Sand.
3. Dann sprach er: ,Deine Kamelstute ist nicht im Himmel, nicht
auf Erden, dazwischen befindet sie sich nahe der Erde/ Der Mann ging nun
seine Wege.
4. Er kam zu Menschen und erzählte ihnen: ,lch Hess mir von einem
Manne wahrsagen, und dieser sprach: Deine Kamelstute ist nicht im Him-
mel, nicht auf Erden, sondern dazwischen. Diesen Sinn nun verstehe ich nicht.'
5. Die Leute sagten: ,Wenn die Stute nicht auf Erden und nicht im
Himmel ist, wo soll sie dann sein? Dieser Mann ist kein Wahrsager, suiiderii
ein Schwindler.'
78
Koi nisch.
6. Amd äldk ya^adirani iyan.
loadär nüm dxC&r dägdk öbisa
iyan. huld amöd äld, yangnlä
nammäy yühila iyan,
5 7. Wo nüm derb aha iyan. »i-
ndm tamäta iyan: ,älä ä haldk
mdnnä öhisenüP ydlehan iyan;
,ä hald nabd hald tand tanik
lyi körü tvä-k, nanjaü xcdynä^
10 ydlehan iyan.
8. Wo hald yiriß^ani iyan, yan-
gulä ka äld öbisani iyan. yan-
guli rdba aüga iyan. äld yiv-
hidani iyan, hadö büld öbisani
15 iyan.
9. Sindm ydbeta iyan: ,rdmili
bä^eli dranal md - tdnay, balöl
md-tana dkä iya-m tä akü inaV
ydlehan iyan.
•Jü 10. ,Dirdbi'la nid-yana; dra-
nal and-sini, balöl and-»ini äld
d-nke tddiya dkü ina nin d nüm
rdmili numnid yaUgd yan* ydle-
han iyan sindm.
Amd gälaytö'kö ya'adirin yan.
alalöyni ald gdde bükd-kö öbisd
yan. haldt bükdd gälaytö, yan-
gulä Idmml yvbüd yan.
Amd heyöti derd yan. Aeyö
yamatin yan: ytä gälaytö tä ha-
Id-kö ah üend obiSenüP yalehän
yan; ,tä hald nabd haiä egOak
ta nagraöicd* yalehdn yan.
Amd hald yigrCin yan, yojj-
gulä ka gälaytö öbisan yan. yan-
guli bad4 sügd yan, gälaytö uß-
ll süktd yan. gälaytö yurhodin
yan, Jiadö dik ak öbiädn yan,
Heyö wani§dn yan: ,ramahi
dranad md-tana, balöd md-tana
dkä ya-m tdy-m dkä* yalehdn yan,
yDirdbi'la mi-yana; dranad
md-tana^ baUd md-tana yam, gä-
laytö dülä taddy, tä ranialti di-
rdbila ak nam wdrak rümmä yn-
ligd rdmili* yalehdn yan.
6. Die Kamelstute faud mau uicht. Da trieb eiust ein Mann Ziegeu
zum Thal hiuab und bemerkte auf einem Baum eine Kamelstute nnd oiue
Hyäne, beide Thiere sah er.
7. Der Mann machte ein Geschrei und es kamen Leute herbeL ,Wie
sollen wir das Kamel vom Baum herabholen?^ sagten sie. Einige sprachen:
,Das ist ein grosser Baum, wer kann da hinaufsteigen, wir werden ihn also
fallen!*
8. Sie fällten den Baum und nahmen nun die Hyäne und die Stute
herab. Die Hyäne war bereits todt, die Kamelstute aber lebte noch. Man
schlachtete sie und brachte ihr Fleisch ins Dorf.
\). Da s])rachen die Leute : ,Ist dem nicht so wie der Wahrsager gesagt
hat: das Kamel ist nicht im Himmel und nicht auf Erden.^
10. , Der Mann ist daher kein Schwindler, sondern ein wirklicher Wahr-
sager, obschon wir sagten: Wo sollte das Kamel hingekommen sein, wenn
es sich nicht im Himmel und nicht auf P]rden betiudet.^
Dia 'Afar-Spraehe. I.
79
27. Zwei Zauberer.
l.T,t. 1. 1, Nammä nüm nam-
»i/i gdra'ak ytnani iyan.
2. Iss nammä sälieHk tina
iy«n; tt tiyä kamk md-yaUgä
fyan.
3. Tt nammd raküb lukuJc yi-
na iyan. amä nammä rakubud
id'dd (isa iyan.
4. Lo*ö bülä örba iyan, gälä
bald 6fal häba iyan.
5. Gara'ak tani qada^äntü yd-
ka, rakübü dagdd höla iyan. qa-
daofiii dagdd dkö höld-tonk ra-
kiih kuda iyan.
6. Bülä: ,rak&b i-d-da küdam
mahä tdkaf tdleha iyan.
1. Sindm Idkal drdä hayni
iyan, sinäm raküb matdiiü td-
fera iyan.
8. yFdris Id-märä derö dbä!^
ydlehan iyan. fdris la-märä de-
rani iyan, fdris la-mdrl raküb
matdrü yaferani iyan.
T. t. y. Lammä heyöti lammä
gare'dnä kl yinin yan.
Ussun lammd saherd kl yinin
yan; ti tiyak ml-yaligd yan.
5
Wüi'tl lammd gcUdytö ll yind
yan. amä lammd gäldytöd ed
a^d yan.
Leld^ diki orobd yan, gälä
dikC dfal häba yan. lO
Tdn-kö wili garä'ani qa^addm-
tö yakd gälayti *elöd say yan.
qa*adamti 'Höd ak say gälayti
küdd yan.
Düc: ytä gälayti küddm ay td- 15
kaV yalehin yan.
Heyö ibal ak yardin yan, he-
yö gäldytöt yaii4abalönä tänin
yan.
,FdnJf la-märat ddrä!* y^U- 20
hdn yan. fdri^ la-märat dardn
yan, fnri^ la-m.är% gäldytöt ka-
tditnä tänin yan.
1. E» waren einst zwei Männer. Diese zwei aber waren nun Diebe.
2. Beide waren auch Zauberer, doch kannte der eine den andern nicht.
3. Nun besasR der eine zwei Kamele, und bei diesen zwei brachte
er seine Zeit zu.
4. Eines Tages ging er ins Dorf und verlie.ss die Kamele vor dem
Dorfe.
5. Da verwandelte sich der eine Dieb in eine Schmeissfliege und kroch
dem Kamel in den After. Da lief das Kamel davon.
6. Die Leute sagften: ,Was ist denn geschehen, in Folge dessen das
Kamel fortlief?*
7. Man lief nun dem Kamel nach, konnte es aber nicht einholen.
8. Da sprachen andere: ,Ruft doch Reiter!* Man rief also Reiter herbei
nnd auch diese konnten das Kamel nicht einholen.
80
Ueiniseb.
9. Rakuhe-ld nüm: ^yi raküb
(ß-m aligd-h dm' ydleha iyan;
rakiihe-ld nüvi dulaldytä ydka
iyan.
5 10. Didaldytä ydka nüm ra-
küb mätard iyan, matard-wdk
nahst wdgtta iyan, dagdd qada-
'dntü ynhila iyan.
1 1 . Qndadntüd didaldytä yd-
10 ka lahö e-d-du hay iyan, qada-
'anii wo Idhöd räba iyan.
12. Rakübe-ld nüm didaldytä
ydka yisudurd iyan. tcO-niärl wo
gay iyan.
GäJ-ayH wännä: ,yi galayü
gern aligd' yalehd yan; gälayti
wdnnä amd ged didaldytä yaka
yan,
Didaldytä yakd gälayti tcdn-
nä gäldytöt katdy yan, kat4bf'
ged ndbse ak yoqofnotd y0n,'ilöd
qa'addmtö ak ytibüd yan.
Qa*addmtöd didaldytä yakd
heyöti hdnzl Bd käy yan^ qa'a-
damti amd himed bädd yan.
Gälayti wdnnä didaUh/tä ya-
kd gäldytö yadebhd yan. tö-märx
töy siddak gayHmdn yan.
9. Der EigenthUmer des Kamels aber sagte: Jch weiss schon, wm
dein Kamel passirt ist!* und er verwandelte sich in eine Biene.
10. Nachdem er sich so verwandelt hatte, holte er das Kamel ein
und unterRuchto es am f^anzen Körper. Da gewahrte er im After die Schmeiss-
fliege.
11. Da stach or alH ßiene die Schmeissfliege und daran verendete diese.
12. Nun brachte der Eigenthümer des Kamels dasselbe Kurück. Solches
hat sich also mit jenen Männern zugetragen.
2H. Die drei letzten Worte eines Vaters an seinen
Sohn.
]5 1. 71 t. l, f. Nüm inki /a/> bdlä, lükuk yina iyan. äbbä rdba
iyan. kä bdlak: ^yöd matdr!' ydj^iha iyan. bali mätard iyan.
2. ,Yi hdlail, kö farimü wä!^ ydleha iyan; ,yi bdlaü, i§i
ahagöyf/i mistir mäsabdlayn!' ydleha iyan; ,yi bdlaü, bäkUd, irä-
ritd nümnk düyi liqähe mdbln! yi bdlaü ^ döldt askdrtvk dfiyi
20 mangdr mcUaJidyin !* ydj^ha iyan.
1. Erzählung. Ein Mann hatte einen einzigen Sohn. Der Mann nun starb;
zuvor aber rief er seinem Sohne und sprach: ,Komm zu mir!' Der Sohn kam.
2. Da sprach er zu ihm: ,Mein Sohn, ich will dir den letzten Wunsch
kund thuii. Mein Sohn! Vertraue deinem Weibe kein Geheimniss an! Mein
Sohn, vr»n einoni .irm gewesenen, dann reich gewordenen Mann nimm kein
Darlehen! Mein Sohn, einem Soldaten gib kein Geschenk!'
Die «Afkr-Spraeht I. 81
3. ,F' dbbä yöd dba fdrim nummd kinlm ka dirab Mnlm
abdlü xcöf y^^eha iyan.
4. Abagöytdk: ,nüm gahdd yök rdba yani tä ardtl gubad
hau wä^ ydleha iyan,
5. Nümü iya gundi kafdn hay, dambüid yikiyyitu, nümü iya 5
gabdd yök rdba iya arät gübad yVora iyan.
6. Döldt askarttak mangdr hay iyan. bäkitd, irärifa nümük
Kqdhi laqa'ök böl bay iyan. wo böl mcCa ked hay iyan.
7. Abagöytd agahi yamdtan iyan, yäbani iyan. ,inni ddgü
Hnnl tcarisitü wä* t&leha iyan wo nümi abagöytä, 10
8. ,Na warisüdyl* ydjshan iyan agabi. ,i/i bä'eli nümü yig-
gifd yani ardt gübad yök yitbkund, wo ntnn inki nüm yubilu
md-yana rabd nüm^ tdleha iyan abagöytä.
9. Agabi isini büld gdhan iyan: ,aggidaytö: yi hä'eli nüm
'idd yan nök tdleha; wo nüm inJd nüm yübila md-yandy nök ita' 15
ydlehan iyan.
10. Döldt amd ddgü yöbba iyan. üssük mangdr dkä abd
atkdrtü: Jkä bdhäl^ ydleha iyan döldt.
11. ,AnÜ mangdrä laqa'ök köntöm kö ahduwü kin icaJc mahd
döldt fdnä yö bdytaf' ydleha iyan nüm *idd iya nüm. 20
3. Der Sohn dachte nun: Jch will doch sehen, ob meines Vaters letzter
Wunsch auf Vernunft beruht oder nicht.'
4. Und er sprach zu seinem Weibe: ,Ich werde einen Mann, den ich
erschlagen habe, unter meinem Bett begraben/
5. Er wickelte nun ein Holzstück, das er als Mann bezeichnete, in ein
Todtengewand, nähte es in einen Sack ein und vergrub es unter seinem Bett.
6. Er gab dann einem Soldaten der Regierung ein Geschenk. Ferner
lieh er von einem ehemals armen, dann reich gewordenen Mann hundert
Thaler aus und verwahrte diese gut.
7. Es kamen dann Frauen zur seinigen und sie plauderten. Da sagte
sie zu diesen: ,Ich möchte euch ein Geheimniss von mir anvertrauen.'
8. ,0 so erzähle uns dochl' erwiderten diese. Da erzählte die Frau:
,Mein Gatte hat einen Mann erschlagen und diesen unter dem Bett vor-
graben; kein Mensch hat etwas davon gesehen.'
9. Die Frauen gingen dann heim und erzählten da: ,Die Frau so und
so erzählte uns, ihr Mann habe einen Mann erschlagen, und kein Mensch
hat etwas davon gesehen.'
10. Der Gouverneur hörte von dem Gerücht und Hess den Mann durch
den Soldaten, dem jener ein Geschenk gemacht hatte, holen.
11. Da sagte der angebliche Mörder zum Soldaten : ,Ich habe dir doch
f&nfzig Thaler geschenkt; warum bringst du mich also zum Gouverneur?*
8itxuif«b«r. d. pUl.-hitt. Cl. CIL Bd. L Hfk. 6
H2 K«initch.
12. flJolfif furnio ko rüha wak anu dnket kö rKisü äqdiraV
ydlelia ii/an, iloldt fdnä askarti kä hay iyan,
];J. Lmja*o liq/dii dkü hay nnm fänad dkä gardya iyan. ,A
nitm dnke. hdytaV ydleha iyan asknrUak.
ti J4. Askariti: ,döldt tamd unm nnm *idd ydnlk yöl bähä yök
iya iöhu hay-h an* ydleha iyan,
If). haqaU'i la num: ^yi laqa*6 bäh!* ydleha iyan. ykü laqa'ö
d irnk vih-ahuld, sdrrä kö ahay-liyo* ydleha iyan, ,yi laqa*6 tA
wak in kfd hAha-wdytaJc, mn-gdl^ä* ydleha iyan,
1(). Attk/trifi: ,wi laqa^ö hay sä amol yö ohö elähäy, bay$d
ainöl n wak haym farmo dkä riiha nüm fdnal mA-yanifUbülak'
y dir ha iyan.
17. Laqa*ö la ntim ka nnm Udd iya nüm ka askaritä ndö-
hök (loldt fdnä yamdtan iyan.
jft IH. Doldf asknritak: ,nnm *idam mä ni'imüP ydleha iyan.
,Nnm *idam tamd numn* ydleha iyan,
U). ,Atu söltdn halöl h/lr sindm f^d *iddamP ydleha iyan,
wo nnm: Jinysa, anu sinnm mä''id9my6" ydleha iyan.
1«. DioHor orwidorto: ,Wie kiSnntt» ich dich freilassen, wenn der Gou-
V(«rnoiir mioli nUa boonlort hat!' Kr eskortirto ihn also mm Gouverneur.
\l\. Auf (ItMu Wo^o dahin kam ihntMi dor Mann unter, von dem jener
da^ liold auii}rt^hor}rt hatto. Uor nun frajirte den Soldaten: ,Wohin führst da
dit^^ou Mann?'
14. Oor Soldat orwidt^rto: Joh brinpe ihn zum Gouverneur, weil er
«»iu«>n Mann orschlairtMi hat.*
ICV pH fuhr dor iiold^'hor don Mann an : .Gib mir grleich mein Geldl*
Pi«*sit»r orwidorit*: »Ooiu Gold haho ich jetzt nicht, ich werde dir es spSter
schon j^'bfu.' »l«>uor abor s^prach: ,Wenn du mir mein Geld nicht auf der
Stelle s:il»*t» so j:r»hst du keinen Schritt weiter.*
lö IVr Si>Idat al»er bemerkte ihm: ,Verlang:e dein Geld beim Pascha!
denn deu Mauu via kannst du nicht auf dem We^ zum Pascha festnehmen,
uacbdem ihn diett^r *u ihm £U brine^n befohlen hat.'
IT l>er lield^^ber. dann der an^bUche MC^rder und der Soldat, alle
dr^i ksiHteu tum £uni Pascha.
15. l>a spracti diest^r «um S^ddaten: .Welcher ist der Mann, der einen
Meu^'hn*u erschla^n hat?' Per Sv>ldat erwiderte: ,Dies<»r da ist es.*
l^ l>a sprach «u ihm der Pascha: ,Auf dem Gebiet de« Sultan erschllgst
du Leute l>^i Nacht?* Per Mauu ab^r erwiderte: «Bei Gott, ich habe nie-
niAud^u erK'hla^u.*
Di« 'Afiftr-Spraehe. I. 83
20. ,Nüm 'idda ita kö abagöytdk, arat gübad tidfindm kök
obba* ydleha iyan döldt.
21. Nüm: Jkaysä^ nüm md'^ldiniyö, y* dbbä räbd-ioak yö
färünd hdba, tö färim nummd kinl7i kd diräh kinlm äbalä dleha
dbam akd tcdytak, nüm ma-ldXniyö* ydleha iyan, ö
22. ,Kö dbbä färimi mahd kök iyaV ydleha iyan döldt
23. ,Y' dbba sidökä dnqarä yök iya, tö sidöhd änqard tä
tdkü nummd tdka^ ydleha iyan.
24. yKö dbbä mä sidöhd dnqarä iyaP ydleha iyan döldt.
25. yDöldt dfi askaritä mangdrä düye mä-tahdyin! yök iya. lo
kö askdrtü mangdrä köntöm qdrsl hi-yä dkä hay.*
26. ,Bähitd, iräritd nümük düye liqdhe nidbin!' yök iya.
tamd nümük laqaök böl bay, tö laqa'ö käfä yö bähd-wdytak, yök
iya, atü farmö yö rübta fdnal yibüld, tö yök dba.*
27. ,l8* abagöytd mistir mäsabdlln! yö iya. Inni abagöytdk 15
nüm iggifd, ardt gübad hay-h an dleha; tdtüc alehd-wak, mistir
tdtik ydka gide dbalü dleha, nüm iggifd-h an hiyä ardt gübad kök
hay-h ani dleha.*
28. , Tb sidöham y^ dbbä iya fdHm nummd kinln-kd dirab
20. Da sprach der Gourerneur : ,Da hast ja zu deinem Weibe gesagt : ich
habe einen Mann erschlagen; dann hörte ich auch, dass du ihn unter
deinem Bett vergraben hast.*
21. Da erwiderte der Mann: ,Bei Leibe nicht, ich habe niemanden er-
schlagen. Bloss mein Vater hat mir vor seinem Tode einen Wunsch geäussert
und ich wollte sehen, ob derselbe verständig sei oder nicht; erschlagen aber
habe ich niemanden.*
22. Was für einen Wunsch hat dir dein Vater ausgedrückt?* fragte
der Gouverneur.
23. Der Mann erwiderte: ,Mein Vater sagte mir drei Worte und diese
haben sich heute verwirklicht.*
24. jWelche drei Worte sagte dir dein Vater?* fragte der Gouverneur.
25. Der Mann erwiderte: ,Einem Soldaten mache kein Geldgeschenk!
ich gab demnach deinem Soldaten fünfzig Thaler zum Geschenk.*
26. ,Dann sagte mir der Vater: Von einem einst armen, dann reich ge-
wordenen Mann nimm kein Darlehen! Ich borgte daher von dem da hundert
Thaler. Nun packte mich der auf dem Wege heute an und sagte: Wenn du
mii mein Geld nicht auf der Stelle gibst!*
27. »Ferner sagte mir der Vater: Vertraue deinem Weibe kein Geheim-
niss an! ich sagte also zu dem meinen: Ich habe einen Manu getOdtet und
begrabe ihn unter meinem Bette. Ich wollte sehen, wie sie ein Geheimniss
bewahrt; darum nur sagte ich so.*
28. ,Ich dachte nun, ich will sehen, ob meines Vaters Wille verständig
6*
84
Keinisch.
kinJm nbalu alehd tö aha, tö y' abagöytd gübad o*ord aufm gun-
dik tä icak wag Uta!* ijdldia h/an.
29. Wagitani iyan, gündi gihidik siiga iyan. liqdhi laqa*6
dkn bay ninnük: ,inni kö a'äyarii bäykä kü laqa*6 dykä-nd!*
5 äkak ydleha iyan,
»ei odor nicht, daher that ich so. Sucht jetzt nur nach, denn was ich vor
ineinom Weibe als Mann begrub, ist nur ein Holzstrunk/
29. Man suchte also nach und fand den Holzstnink. Auch dem Manne,
von dem er das (.«eld ausgeborgt hatte, gab er dasselbe zurück mit den
Worten: ,Da, nimm du dein Geld!*
29. Da88 man sich nicht über die Untreue der Frauen
beklage.
1. T, t, /. 1. Xüm dlä ma*d aga-
böytd lukuk yina iyan, agaböy-
td hardmü däremd iyaJi,
2. Inki lab bdiä bjkuk yina-
10 ni iyan, fUnü rabdk yi büdde
yöli kok gald-Ia-k bdIä bütjltjled
adagn kö hdyn icä* ydleha iyan;
,u:ohük mahd itaV ydjeha iyan
n ü m agabOytdk,
15 3. ,Atu abindnhn ma'd* tdle-
ha iyan agaböytd.
4. ,Anu adagd drkn wak dükä
yi Idk-al adagd arkta!*^ ydleha
iffan agaböytak.
T. t, y, Heyöfi dlä mad nümd
ll yind yan. nüniA hardml tu
hammitd yan.
Inki lab bdlä ll yintn yan,
,anü rabd-ged ?/t dagümi yöU
kök yadiydk hdfä dagümal kö
aaddgö Uyö* yalehd yan; ,tö'ik
ay taf* tak yalehd yan labahayti
nümdk,
,Atu abindnlm mad^ tdleha
yan nümd,
,AnU adagd ardkö liyök y'fbad
endokä adagdl arkU," yalehd yan
iM nümdk.
1. Ein Mann hatte eine schöne Frau. Diese aber hatte er im Verdaclit
dor rntrt'uo.
'J. i>io hatten nun zuMininion einen Knaben. Da sprach einst der Manu
zu soinor Frau: ,WiMin ich st<»rho und dann mein Glied mit mir von dir
peht. so will icli dir auf d<un Markt gegen den Knaben ein Glied eintauschen.
Was mein.^t du ^\i»hl dazu?*
3. Sit» orv>idorte: .Alles was du thust, ist gut.*
4. Da >]irnch er zu ihr: .Ich gehe nun auf den Markt; bring abo du
mir daiiin den Knaben nach!'
Die 'Afar-Spnche. I.
85
5. Agaböytd bcHä bü44^ ta-
hdyü adagä arküsa iyan.
6. ,A sdkü adagä dkä nahe-
lA mdnanak, ä la*ö wadirri bü-
\a gihu!' yaieha iyan nüm aga-
Usyiak.
7. JSüjd örobani, büldl 4^nani
iyan. sakü üssük adagä föyröl
draka iyan.
8. ,Bdlä adagä arkis!* yMe-
ha iy€tn nüm agaböytdk. aga-
böytd bdlä adagä arkisaa iyan
Umö,
9. Hdrrä: ,adagä dkä way-
nik bdlä oydürf^ ydleha iyan
bi*eli agaböytdk. agaböytä tüdu-
rd iyan issi bäla-lL
10. Eh^eli hdrrä adagdl ha-
jdk sarö hay, adagä araketdmik:
,yöl ekktäl' ydieha iyan,
11. Yaketani iyan stnäm, ytn-
ki dnqarä sinik dlahö wdk yö
6bbäy!* ydleha iyan, ]kö nöbba^
ydlehan iyan.
Nümä en^okä dagümal tahd-
toö adagä arkiSäd yan.
yKäfä adagä dkä dbili-mäna-
nak, käfä sdrral diki ed^bbä!'
ak yalehd yan labahayti nü- 5
mdk,
Diki örobani, dikä 4^ndn yan. '
sarrd-m mah üssük ba^söl ada-
gä arakd yan,
Nümdk: ,bdlä adagä arkU!* 10
ak yalehd yan ba'eli. äy nümä
üi bdlä adagä arkiäM yan a-
dagä.
Kdssö: ,adagä dkä wayndk
bdlä ed4bbä!^ ak yalehd yan bä- 15
*eli nümdk, nümä gäyrtd yan iäi
bdla-li.
Ba*eli kdssö höldk sardnä hdy
yan, adagdl arakd-yand-märak:
,yöl ekdttä!' yalehd yan, 20
Heyö yaketin yan. ,inki qäl
sinak öwä-liyök yö öbbäf^ tdnak
yahhd yan, ,kü nabbd' yahhdn
yan.
5. Die Frau brachte also den Knaben zu Markt um ihn gegen ein
Glied hinzugeben.
6. Zur Zeit sprach dann der Mann zu seiner Frau: ^Da wir heute
auf dem Markt nichts gefunden haben, so bring für heute den Knaben
wieder heim!'
7. Sie kehrten heim und übernachteten. Den folgenden Morgen ging
er voraus auf den Markt.
8. Er hatte aber zu seiner Frau gesagt: »Bring den Knaben zu Markt!'
Sie brachte ihn also zum Verkauf dahin.
9. Am Abend sprach der Gatte zu ihr: ,Da wir keinen Handel ge-
fanden haben, so bring den Knaben wieder heim !' Die Frau kehrte also heim
mit dem Knaben.
10. Der Mann aber steckte am Abend eine Fahne auf eine Stange
und sprach zu den Leuten auf dem Markt: , Versammelt euch bei mir!'
11. Die Leute sammelten sich und er sprach zu ihnen: , Höret mich,
ich habe euch ein Wort zu sagen!' ,Wir hören schon,' erwiderten sie.
86
Reiniseh.
12. ,Yö ka agaböytd inki bd-
lä ^dZa-nanf^ bdlä bv44^d kö
ahdwü wak adagä arkis td-tik
dleha, nummd it^, bdlä bü44^
5 hau adagd arkissa nammd sdkü'
ydleha iyan.
13., Tah -ak adrrä agdbül amdr
wdynöy, Uddä S-ld agurd-wdy-
nöy , Hddä^dd aggifd- wdynöy,
10 agdbü gal4d-mä, amd-wdynöy*
ydleha iyan.
14. ,N6bba' ydlehan iyan. icö
nüm wo ydleha iyan.
, Yö ka yi nünid inki bdlä ^äl-
nd-ndnay bdlä dagümal kö ahd-
wo liyök adagd arklS taJe alehi,
fnimmd talehd, bdlä dagümal
ahdwö lammd lele* adagdl ar-
küid* yalehd yan.
,Täyk sdrral säyöl anga^d-
wdynö, siddä il agurd - tvfiynö,
siddä d agdifd-wdynö, säyöl ta-
diyd-me amd- wdynö!' yalehd
yan.
,Nobbd' yalehin yan. fö he-
tjöti töy abd yan.
12. Da sprach er: ,Ich und meine Frau, wir haben ein einziges Kind,
einen Knaben. Nun sagte ich zu ihr: Bring den Knaben zu Markt, damit
ich ihn gegen ein Glied umtausche. Recht su, sagte sie und brachte ihn
durch zwei Tage zu Markt, damit ich ihn gegen ein Glied hingebe.'
13. ^Hiernach dürfen wir in Zukunft den Frauen nicht böse werden,
sie nicht schlagen oder tödten, und wenn jemand zu den Frauen geht, dürfen
wir darob uns nicht ereifern.^
14. ,Wir haben das vernommen/ erwiderten die Leute. Also hat jener
Mann gesprochen.
30. Der Volksstamm, der die Greise todt schlug.
1. T, f. L l. Arno dkak *adöyi- T, t, y, Arno ak 'adöynantiyä
15 ndn nüm *dyda mild tdna iyan. tagdifd ale Und yan. nugüz il
nugüs yamdta iyan,
2. ,Dagdk ham bdha aur bä-
yamatd yan,
,Ay0-kö han bdha be'erä bdr
hä!* ydleha iyan; ,irö adddfd- hä!' tdnak yalehd yan; ,irö ad-
na tägäre falayiä bahä!* ydleha da tagdr la dmtdä bdhäf' tdnak
^0 iyan nugiis; ,tö bähaxcäytdnik yalehd yan ; ,täy bähd-wäytanl-n-
amo sinlk kala-llyO* ydleha iyan kö amö sinak *dyda' tdnak ya-
n agile. lehd yan nugüz,
•
1. Erzählung. £8 gab einst ein Volk, das jeden, dessen Haupt weiss
wurde, zu tödten pflegte. Da kam der KOnig.
2. Dieser nun sprach: , Bringt mir einen Stier, der aus dem After
Milch gibt! bringt mir dann auch eine Ziegenhaut, die in- wie auswendig
behaart ist! Wenn ihr das nicht bringt, so schlage ich euch die KOpfe ab.*
Die 'Afar-Spntche. I.
87
3. ySidöhä säkl bär no häb!^
yUehan iyan, orohani iyan is-
fiAf bald,
4. Büld yamat&w wdk: ymaV
biwnäV yäiehan iyan büld-mdri.
5. IfM nüm dbbä dubüd yo-
'ora iyan. wo nUmul bali yama-
ia iyan: ,y^ abbdü! nugüs nam-
md dnqarä nök iya* ydieha iyan,
6. ,Td mahd namvid änqaräV
yUeha iyan dbbä,
7. ,Dagdk kam bdha dürü yö
bdhä! irö adddfdnä tdgärefaU
bihä nök iya nugüs' yäleha iyan
bafi dbbak.
8. , Wo an dliga, yi bdlaü, kö
warisü voä* ydieha iyan dbbä,
,yö warü!' ydieha iyan bali.
9. ,Kö warisa' ydieha iyan
dbbä; ,€Uydk ham bdha-iya du-
r% dagdk ham bdha dürü rinntk
iya I^ sidöhd bär akdtad hay, lay
Üa mähdnäy, aynsö Ha mäJidnäy,
ndöhd bar akdtad ^^nisadnl miir-
,Adöhd lele'i bär qäsörä nö
ohö!' yalehdn yan, stni dikil oro-
bdn yan dikti-märl,
Dikil orobdn-ged: ,äy abend?'
yalehdn yan dikfi-mäH, 5
Inki heyöti t^' dbbä diböd su-
'üsd yan, äy heyötöl kä bali el
yamatd yan: ,dbbäj nufjüz lam-
md qdl nök ya' ak yalehd yan,
,Tö lammd qäl d qälP ak ya- 10
lehd yan dbbä,
yAylökö hän bähd be'erä yö
bdhä! irö ka addd tagdr la dna-
da bdhä! nök ya nugüz' yalehd
yan bali ü* dbbak, 15
,Tamdy anü dliga, yi bdlawö,
kö wariSd' ak yalehd dbbä, ,yö
waris!' yalehd yan bali.
,Kö wariM' ak yalehd yan
dbbä. ,aylökö hän bähd be^erä 20
bdhä sinak ya-yd adöhd leU* sä-
röd haytani a§6 dkä md'hdynäy
lay dkä md-hdynä, baytönä fal-
(jtdn lele' müin^ä dkä ohäwä!'
S. Die Leute sprachen: ,Gib uns drei Tage und Nächte Frist!' Sie
kehrten dann heim.
4. Zu Hause angelangt überlegten sie: ,Wa8 nun sollen wir thun?'
5. Da hatte ein Mann seinen Vater in der Wüste versteckt. Zu diesem
gin^ nun sein Sohn und sprach: ^Vater, der König hat uns zwei Worte
6. ,Welche sind diese zwei Worte?' fragte der Vater.
7. Und der Sohn erwiderte: ,Der König sprach zu uns: Bringt mir
einen Stier, der aus dem After Milch gibt! bringt mir eine Ziegenhaut, die
in- nnd auswendig behaart ist!'
8. Da erwiderte der Vater: ,Ich weiss das, mein Sohn, und werde es
dir tagen!' ,0 sag es!' sprach der Sohn.
9. ,Ich will es dir sagen,' sprach der Vater. ,Bezüglich des Stieres,
der aas dem After Milch geben soll, so legt denselben nur an einen Strick
88
Bei nitch.
rak afarä dägüd kä ohöyä bsto-
nä wdyfan sakü! töh dbä awti-
ruk!* yUeha iyan dbbä,
10. fFahytdk alaytö han ad-
6 da baguk il-ä hay, tdgär Ü-ä
hay, wöh dbä faUytdk!^ ydleha
iyan amd *adö nüm.
11. FaU ka awür beni iyan
nugtis fdnä, bete wak nugüs yh-
10 bild iyan awür ka fedL
12. Yvhild wakä faU irö ka
adda fdn tdgär lükuk siikta,
awür dagdk kam bdha iyan; nw
gi'is inki yubila iyan,
15 13, ,To wakä talegani' ydle-
ha iyan nugns, tö-märä tö wak
haha iyan,
14. lo nugüsuk fönnä kaw wa-
dd'Wak tö wak büln ghhisdn iyan
20 amd *adö nftm. ,amd *adö-mdrä
tdhak sdrä 'aydd-wäynöy!^ yd-
lehan iyan, amö 'adö-mdrl rAbä
töhuk sdrä hähani iyan.
yalehd yan äy heyöti iii bd-
lak,
fAnaddk adddd gdrbä la In-
da artö hän bI haytani tngdr bI
hä!' yalehd yan amd amö 'ad6
heyöti,
Amd aür ku änadä bsn yan
nugitzul, ben-ged aür ka änadd
yubild yan nugiiz,
Tubild-ged äy nugüz änadd
lammd gädakö tagdr aügusd, aür
aylbkö hän bähd yan; nug'äz in-
kö yubild yan,
,Kddö talegin^ yalehd yan nu-
güz; amä-mdrä amd-ged häbd
yan,
Amd nugiiz-kö nago9d-g4ddä
dOcl oi'bifdn yan äy amö *adö
labahdytö, ,amö *adöyndn-m/irä
tdyk sdrnl agdifd-wdynö!* yale-
hdn yan, amö 'adö-märl rdbä
amdyk sdral häbdn yan.
und lajist ihn drei Nächte ohne Wasser und Gras! am Tage aber, an dem
ihr ihn zum König bringt, gebt ihm vier Kübeln Milch!'
10. ,Die Ziogonhaut aber bestreicht inwendig mit Sykomorenmilch
und gebt dann Haare darUber!* sag^e der grauköpfige Mann.
11. Man brachte nun die Ziegenhaut und den Stier zum König und
dieser besichtigte sie.
12v Und er sah die Ziegenhaut in- und auswendig behaart und der
Stier gab Milch aus dem After; von allem dem tiberzeugte sich der
König.
13. ,Das habt ihr verstanden/ sprach der König und entliess sie.
14. Da führten sie den grauköpfigen Mann, da er sie vor dem König
errPttet hatte, ins Dorf herein und sprachen : ,Von nun an tödten wir keinen
Graukopf mehr!' Von da an Hessen sie grauköpfige Leute natürlichen Todes
sterben.
Die 'Afar-Spnche. I.
89
31. Herr und Sklave.
l.T.t. l. i. Sidi ka nd'am dö-
Idtal kürfa iyan, döldt nA'am
aärlsd iyan, Hdi kä mä-sainsinä
iyan,
2. Döldtak öbani iyan, sindm
kan tübila iyan: ,8idi sarisd-si-
ni naasüi Idhä tanni qärsi dd-
man sdrisam mahdV tAleha iyan
mhm.
3. fKü nä'am sarüd, kö e-d-
da sarisd'We-m mahäV tdleha
it/an sindm nütnük,
4. fMad-märl sindm yaHyira,
yö ya'ayirü yök abd-ml ikä; wo
e^wd nüm hina, nahd nümu-kä*
^sf^a iyan,
5. yNabä nüm yakd-wak, nd-
'«tt mä wak sarUak yinV tdle-
bi iyQ,n sindm.
6. Anu kdfCi ubäd nüm nahd
mmikä, 'undd nüm Mnä läwd-
»n yök dha-kd-kä^ ydleha iyan.
T. f. y, Maddrä ka ganid dö-
Idtal yoweHn yan. döldt gai^d
saHsd yan, maddrä mä-sariHna
yan.
Döldtkö öhdn yan, heyö tan ö
ytibilin yan: ,maddrä sarUa-na-
heyd lammd tdnnä qärH-yd da-
mimd garud sariM-höV yalehdn
yan heyö,
,Kü gar ad sariSd, köyä dkä 10
saH^d-wem ayP heyö ak yale-
hdn yan heyötök.
Nabd-märi heyö yaqedn, kd-
dö yi yaqdsö ya kibä; amdy so-
la heyötö md'kV yalehd yan, 15
,Nabd heyötö yakd-dö garud
andd 8ari§a yinaV yalehdn yan
heyö.
,Anü kdfä ubild heyöti endd 20
heyötö md'ki, nabd heyötö klnin-
kä läwd-ml yök abdm kibä* ya-
lehd yan.
1. Ein Herr und sein Sklave ging^en liinein zum Statthalter. Dieser
^lienkte den Sklaven mit einem Kleid, den Herrn aber nicht.
2. Beide kamen dann herauH und die Leute bemerkten sie. Da sprachen
'ie: ,Wie kommt es, dass er einen um zwanzig Thaler gekauften Sklaven
mit einem Kleide beehrt, ohne ein solches seinem Herrn gegeben zu haben?*
3. Und die Leute fragten den Mann: ,Warum hat er deinen Sklaven
bekleidet, dich aber nicht?'
4. Dieser erwiderte: ,Vomehme Leute stellen Menschen auf die Probe.
Nor Qffl mich auf die Probe zu stellen, that er das ; er ist nicht ein Mann,
der den Brauch nicht kennte, aber ein vornehmer Mann ist er.*
5. Die Leute aber sagten : ,Wenn er ein grosser Mann ist, so wird
er doch nicht einen Sklaven mit einem Kleide beehren.*-
6. Der Mann aber erwiderte: ,Der Mann, den ich heute sah, ist ein
großer und nicht etwa kleiner Mann; ich ersehe das eben aus dem, was er
mir that.'
6**
90
•Reinitch.
7. Sldohd sfikä dscni iyan, dö-
tat üssük yähd yäJ) ydbba iyan.
8. ,Käk dmä!^ ydleha iyan,
vssük yamdta iyan. nahä sdr-
.0 tim dkä aha iyan, nahd ridä
dkä yahdy iyan.
9. ,Anit kü nä^a^u dkä sdri-
sam yök fdlega^ ydleha iyan.
Adöhä hie asdn yan. döldt
U88ük wanüä wani yobhd yan.
Arno ak 4yäl^ ya]ehd yan. u«-
sük yamatd yan. nabd sdrtim
kä sarüd yan, nabd redd dkä
yohöy yan.
,Anü kü garüd kä sarüm
yök talegd' ak yalehd yan.
7. Es verstrichen drei Tage. Der Statthalter aber erfahr, was jener
gesprochen hatte.
8. Und er befahl : ,Ruft mir den Mann !' Dieser kam and der Stattbaitor
beschenkte ihn mit reichen Kleidern und verlieh ihm eine Häaptlingsstelle.
9. Und er sprach zu ihm: ^Daran hast du mich kennen gelernt, dan
ich deinem Sklaven ein Kleid gegeben habe/
32. Ein Mann macht eine Pilgerfahrt.
1. 7\ 1. 1. 1. Näm haluu'd äbi- T.t.y. Heyöti bapl baytdyaf^-
10 td iyan. baeli is^ abagöyta-t ind- bä*eli iSi nümd-t ind-ll hdji ys^'
ll hdji gdla iyan. ,inä, yo mä- ddy yan. ^inä yi mä-häMn." t^"
häbinä !' tdleha iyan is' inak ; lehd yan ü' inak; ,tcakü yö hak ^
,wakil yö hob!' tdleha iyan issi ak talehd yan üi bd'eUtk,
bd'elak.
15 2. hsl gal4d tdnlk xcakili qä- ISe yaddtcö yd-ged qddi xcaJdl^
dl dkä hdha iyan baell. issi sq- dkä habd yan. iSSi sanäwdk rÖt-
näwdk rata iyan, *undü (}äylö 'et4 yan, eii^d irrö la yan.
la iyan.
3. Bä'eli ka m ind hdji gdl- Bä*eli is indll yaddy yan hdjL
20 da iyan. abagöytd tat hagila iyan nünid ta yahaiafd yan qddü
qddh
1. Erzählung. Ein Mann heiratete ein Mädchen. Hierauf begab sich
der Gatte mit seiner Schwiegermutter auf die Pilgerfahrt. Da sprach die
Frau zu ihrer Mutter: , Mutter, verlasst mich nicht!' und zu ihrem Gatten
sagte sie: ,Gib mir einen Schützer!*
2. Vor der Abreise gab ihr der Gatte den Qadi zum Schützer. Die
Frau aber war Hchwanger und trug ein Kind im Leibe.
3. Der Gatte begab sich also mit ihrer Mutter auf die Pilgerfahrt und
der Qadi besuchte dessen Frau.
Die 'Afar-Sprache. 1.
91
4. ,Atü, (fäylö litöP ydleha iyan
qddl abagöytdk. ,alhä7ndä lilldh!
4äyl6 liyö^ tdleha iyan.
5. ,Kü bä'eli bdgüt tan 4^ylö
inti dkä dhaP ydleha iyan qä-
dl. ,inti dkä mäbinä* tdleha iyan,
6. ,Af dkä dhaV ydleha iyan
qidi. yirfdkä mäbinä* tdleha iyan
(J>agöytä.
7. ,San dkä dbaV ydleha iyan
qddl. ,8an dkä rnäbinä' tdleha
Iyan abagöytd.
8. fAytl dkä dbaP ydleha iyan
(lÜl. fdytl dkä mäbinä' taleha
x^m abagöytä.
9. Tamd inki anü dkä abd-
litfökf anfi bär dini kö-leke ama-
tä-liyö' ydleha iyan qddi,
10. Ma'd, yo-leke am, afä kö
fakd'liyök dm!* tdleha iyan aba-
1 1. Amd qddl bär yamdta iyan.
akagöytd afä dkä fdkta iyan.
,Atü (}äylö litöP tak yalehd
yan qädl. ,alahdmde lilldh! ^äy-
16 liyö* ak talehd yan nümä,
yKü bä*eli gdrbad tand däylö
intit dkä dbaP yalehd yan qddl, 5
,intit dkä mäbinä* talelid yan,
,Af dkä dbaV yahhd yan qd-
dl, ,af dkä mäbinä' talehd yan
nümd,
,Sän dkä dbaV yalehd yan 10
qddl, ,8an dkä mäbinä' talehd
yan nümd,
,Okak dkä dbaV yalehd yan
qddl. qkak dkä mäbinä* talehd
yan nümd, 15
,Tamdy inkö anü dkä abdk
bär kö-ll ijhiö amutö kiyö* tak
yahhd yan qddl,
,Ma'd, yöl amö, ife kö fakdk^
kak talehd yan nümd. 20
,Qädi bär yamatd yan, nümd
if4 dkä faktd yan. qädl toll dl-
4. Der Qadi sprach nun zur Frau : ,Du bist gesegneten Leibes ?^ ^Gott
l^b, ja wohl,* erwiderte sie ihm.
5. Da sprach zu ihr der Qadi: ^Uat dein Gatte wohl dem Kinde, das
duuDter dem Herzen trägst, auch Augen gemacht?' ,Nein, dixs that er nicht,*
enriderte sie.
6. ,Hat er ihm einen Mund gemacht?* fragte der Qadi weiter. ,Nein,
<U.5 that er nicht,* erwiderte sie ihm.
7. ,Hat er ihm eine Nase gemacht?' fragte er weiter. ,Nein,* erwiderte
sie ihm.
8. ,Hat er ihm Ohren gemacht,* fragte er weiter. ,Nein,* erwiderte sie.
9. Nun sprach der Qadi: ,Alles das will ich ihm nun machen, daher
komme ich heute Nacht zu dir, um zu sclilafen.*
10. ,Gut!* erwiderte ihm die Frau, ,komm zu mir, ich will dir die
Thöre aufthun.*
1 1. Der Qadi kam nun bei Nacht und die Frau Öffnete ihm die Thüre.
92
Reinisch.
qädl Ül 4^na iyan, mdlak dina
iyan. ,kdbär inti dkä aha an
ydleha iyan,
12. Nammdy kam bär yamdta
5 iyan. Hl dina iyan, tat mala
iyan : ,kdbär san dkä abd-h an^
ydleha iyan qddl.
13. Sidöh yam bär yamdta
iyan, Hl 4ina iyan, tat mala
10 iyan: ,käbär af dkä abd-h ani'
ydleha iyan qädl,
14. Fardy ham bär yamdta
iyan qdd/i, ül ^ina iyan, ta ma-
la iyan: ,kdbär dyti dkä abd-h
15 an^ ydleha iyan,
15. Badi ka ind hdjik gdyja
iyan : ,8aldm!^ ydleha iyan, ,mar'
habd!* tdleha iyan abagöytd,
16. ,Mdnnä tdnln yök sdrralP
20 ydleha iyan bd'di,
17. ,Kök sdrrä ma^d-m nan,
aiu nö abd-wdyta-m, nö abani,
ma'A mmül yö hdbta, ma'a 'nnä
süga' tdleha iyan abagöytd bd'e-
25 lak.
nd yan, malitd yan: ,kdbär in-
tit dba-k dna^ tak yalehd yan
qddl.
Malammi bär yamatd yan, Üi
4ind yan, ed malitd yan: ßcd-
bär san dkü dba-k dna^ tak ya-
lehd yan qddl.
Madahi bär yamatd yan, ül
(find yan, ed malitd yan: )cd-
bär af dkä dba-k dna/ tak ya-
lehd yan qddl.
Mafari bär yamatd yan qd-
dl, ül 4^nd yan, ed malitd yan:
fkdbär qkak dkä dba-k dna^ tak
yalehd yan,
Bd*elä ka ind haji-kö gähdn
yan: ,8aldm!' tak yalehd yan,
,marhabd!' ak talehd yan nümd.
,Ah egidi tinl yi sdrrcdP tak
yalehd yan bd'elt.
,Kü sdrral ma'ati ndna^ atü
nö abi-nehetö-m iiö ahdn, mad
heyötöl ya hdbta, ma*€Ut sügd^
talehd yan nümd iSt bä'elak.
Der Qadi schlief mit ihr und bescblief sie. ,Heate Nacht mache ich ihm die
Augeu/ sagte er.
12. Die zweite Nacht kam zu ihr der Qadi, schlief mit ihr und sagte:
f Heute mache ich ihm die Nase.*
13. Ebenso kam er die dritte Nacht schlafen und sprach: ,Heute mache
ich ihm den Mund.'
14. In der vierten Nacht kam er mit ihr zu schlafen und sprach:
»Heute mache ich ihm die Ohren.*
15. Der Gatte und die Mutter kehrten nun von der Pilgerfahrt heim
und Gatte und Gattin begrilssten sich.
IG. ,Wie ging es dir nach meiner Abreise?' fragte sie der Gatte.
17. ,8ehr gut ging es uns,' erwiderte sie ihm; ,was du mir nicht ge-
macht, das machte er mir, bei einem guten Mann lie.ssest du mich zurück
und da ging es mir gut.*
Die *Afar-Sprmohe. 1.
93
18. ,Anu kö abä-xci'm\-k ma-
hd kö dbaf^ yaleha iyan bä-
'dl.
19. jAtU yö abd'Waytd-ml-k
holat inti yö hay, san yö hay,
af yö i'd-da hay, dytl yö e-d-da
hay, atXt abd-waytä-ml-k wo yö
(iba^ tdleha iyan abagöytd isi
bi'elak. Bä*eli tat maldm ydle-
ga iyan,
20.Qädl nüm ela say -sinnt mar
lohend säy bald lükük yina iyan,
kdnik amö dl4ci abagöytdk sdrrä
nüm e-la hdlak mdnana iyan.
21. Qddi nahard abagöytd a-
kak mala nüm hdji gdla yina
kiyä qddi ddylö amö dl4a aba-
göytd böl laqaök dkä yahay
mangdrä: ,qädi 4^ylöl yö sayi-
$a!' y€L
22. Abagöytd agab* innä ki-
rdfe ibad dkö hdyta, agabi kis-
icat idda hdyta, kdl-li talega kä
hölussd iyan.
,Anü kö abi-nehiyö-M'kö qd-
di ay kö dbaP tak yalehd yan
baell.
,Atü yö abinehitöm bdlat inti
yö hay y san yö hay, af ed yö 5
hay, okä td yö hay, atü yö abi-
nehetömkö töy yö dba* talehd yan
nümd üi badak. ba'eli ed ma-
Idm yalegd yan,
10
Qädi heyö d say-nehd mala-
hend bald li yind yan, tdnä amö
siraytd nümdk sdrral heyö d
zä-mhnand yan.
Qädi aicdl-lä nnmdd ak mala 15
heyöti hdji yaddy yina-yd qädi-s
säytö amö dla-tind nümd qw^i-
kö mangdrä böl dkä yohöy yan:
,qädi-s saytöl yi zayi§!' yalehd
yan. 20
Nümd säyö bdli qardqib ibad
ak haytd, säyö sdrtim d haytd,
tdnll wani abassd, saytöl kä zayS-
Sd yan.
18. ,Wa8 machte er denn dir, was ich nicht geinaclit haben sollte?'
fragte sie der Gatte.
19. Sie erwiderte ilim : ,Was du mir nicht gemacht hast, machte er:
dem Kinde machte er die Augen, machte ihm die Nase, machte ihm den
Mund, die Ohren, alles das machte er, was du nicht gemacht hast/ Der
Gatte merkte nun, dass jener sie beschlafen hatte.
2U. Nun besas der Qadi sieben Töchter, zu denen niemand Zutritt
hatte ausser einer Friseurin.
21. Der Mann aber, der auf der Pilgerfahrt gewesen war und dem
der Qadi die Gattin verführt hatte, gab dem Weibe, welches die Töchter
des Qadi zu frisiren hatte, hundert Thaler als Gesclienk und sprach: , Führe
mich ein zu den TOchtern des Qadi.'
22. Da gab ihm das Weib Frauenschuhe und Frauenkleider, vermit-
telte ihm mit den TOchteru eine Unterredung und führte ihn zu diesen ein.
94
Rei niteb.
23. Malahend baluwd mala-
hend sdkü mala, malahend ha-
luwd inki yade*ani iyan,
24. Qddi ddylö mälahinud
5 radda ita-wakytihila iyan : yida^d
yi ddylöl yök särrä nüm B-la
hala-sinne-wä'k dnkek yade^d-
niP ydleha iyan,
25. jDäylök yöl ekettäy!^ yd-
10 leha iyan, ,tyi sinnü yamdtaP
ydleha iyan.
26. ,Y* dhhaü, lyi nöl yamd-
ta tdqalaV ydlehan iyan ddylö,
27. 'Unddtyä: ,y* äbhaü, nö
15 daga-wdytü nö diwü!' täleha
iyan, kdni dlwitd iyan.
28. ,Nü7n haß gdht gdhak ya
nüm köl abagöytd wakili hahd
nüm kä ak sdrrä nüm nöl mä-
20 matina* tdhha iyan.
29. Wo nümüfarmö rüba iyan
qddl. xoö nüm yamdta iyan,
30. ,Yi ddylök mälethen inki
atü dbit!^ yaleha iyan qddl, wo
25 nüm: ,marhahd!* iya, dhita iyan.
MälahSnd dingil mäloMjid h-
W tan mala, mcUeJiSiid bald in-
kö sonöytdn yan,
Qädi mälaJiin gufdn-ged yu-
bild yan: ,yi säytö sönöynö yö-
yä hinntm keyö Sl zäy-wdn-dö
ävla-kö sönöy tdnlV yalehd yan
qddl,
,Yi sdytök yöl ekitä!' yalehd
yan, ,eyi sinnal yamatd yinaP
yalehd yan,
,Abbä, eyi nöl yamitdm takd-
laV ak yalehin yan sdytö,
En4aü bald: ,dbbä, ni dak-
tdnkö nö diwit!' ak talehd yan
i§* dbbak. tdnä diwitd yan.
,Heyöti hdji yaddtj yina-yd
nümd köyal wakili habd yind
heyötö hdji'kö gähd-yä särral
nöd zä tindm mä-ld' talehd yan,
Amd heyötöd lük yüikd yan.
amd heyöti yamaJtd yan.
, Yi säytö mcUahinik inkö atü
tan bei!' ak yalehd yan qädi, ayi
heyöti: ,ma%' ya, tan betd yan.
23. Da boschlief er in sieben Tagen die sieben Töchter und diese
wurden so gleichzeitig schwanger.
24. Als die Mädcheu au Umfang zunahmen, bemerkte das der Qadi
und sprach bei sich: ,Meine Töchter sind ja schwanger; da zu ihnen aber
kein Mann Zutritt hatte, von wem kOnnen sie denn schwanger sein?*
25. Er befahl nun: ,Ruft mir die Töchter!* und zu diesen sprach er:
,Wer ist zu euch gekommen?*
26. Diese erwiderten ihm: ,Wer könnte denn zu uns gekommen sein?*
27. Die jüngste Tochter aber sprach zum Vater : ,Vater, versprich uns,
dass du uns nicht berühren wirst!* Er versprach es ihnen.
28. Da sagte sie: ,Der Mann, der auf die Pilgerfahrt gegangen war
und dich zum Schützer seiner Gattin gemaclit hatte, der kam nach der
Pilgerfahrt zu uns, ausser ihm aber Niemand anderer.*
29. Der Qadi schickte nun an jenen Mann einen Boten und der Mann kam.
30. Da sprach zu diesem der Qadi: , Heirate du alle meine sieben
Töchter!* ,Gut,' sagte dieser und heiratete sie.
Die *Afar-Spr»ehe. I.
95
S\. Qädikanümtötiddä ftbta Qädi ka heyötö töhe siddak
fy«M. ahitdn yan.
31. So handelten sie zusammen^ der Qadi und jener Mann.
33. Ein Mann verlobt seine einzige Tochter an fünf
Freier.
l.T.t. l. i. Nüm inki säy bald
doLa iyan, inki säy halnl könä
dlkum bdyta iyan,
2. Inki sdkü könd halt digibi
dkä rdda iyan. könd *ad 'ärl disa
iyan.
3. ^Arik tiyat issi baja hdy
iyofiy *ärik tiyat kutd bald hay
iyan^ 'drik tiyat okälö bald hay
iyan, ^drik tiyat idd bald hay
iyany ^drlk tiyat sagd bald hay
iyan.
4. Kutd bald »indm bald td-
ka iyan^ okälö bald sindin bald
tdka iyan, idd bald sindm bald
tdka iyan, sagd bald sindm bald
tdka iyan,
ö. Issi bald yägemd iyan. kii-
td bald dkä yahdy nümül yim-
T. t.y, Hey Dil inki bal/i däld
yan. inki baldl könd liSö baytd
yan. 5
Inki mah könd lisöyti mara*d
el raddn yan. könd ddö äre si-
rahd yan.
Will dred iH bald hdy yan,
tvili dred karB> bald hdy yan, 10
will dred herd bald hdy yan,
tcili dred aydöyid bald hdy yan,
will dred sagd baM hdy yan.
Kare bald heyö baUt takd yan, 15
herd bald heyö bald takd yan,
aydöytd bald heyö bald takd yan,
sagd bald heyö bald takd yan.
ISi bald söld yan. kare bald 20
dkä yohoytiyal mahd ydn: ,sa'
1. Erzählung. Ein Mann hatte eine einzige Tochter; für diese nahm
er von ftlnf Männern das Brautgeschenk an.
2. Da kamen an einem Tage die fünf Bräutigame zur Hochzeit und
er bante ihnen fünf weisse Hütten.
3. In die eine Hütte nun gab er seine Tocliter, in eine andere gab
er eine Hündin, wieder in eine andere gab er eine Eselin, in eine andere
gab er eine Ziege und wieder in eine andere gab er eine Kalbin.
4. Die Hündin glich aber einer Tochter von Menschen, ebenso die
Eselin, desgleichen die Ziege und die Kalbiu.
5. Er selbst erkannte aber seine eigene Tochter nicht wieder." Den
w?
Reinisch.
jnarhabn!' //«/«/*« iyan.
G. Mdnnä innlni?* ydleha iyan,
yinki dytid yök hai7 fdka mad-
ö nä nan* yd(eha iyan.
7. Okälö bald dka[yahäy nü-
mül yamdta iyan: ,8aldm!* yd-
{dta iyan; ,marhahd!' ydleha
iyan.
10 8. ,ifdnnä tdnln P ydleha iyan,
,häyind tvak amöd hd yök tdka,
ma'dnä nan' ydUha'Jiyan,
9. Ida bald dkä yahdy nümTd
15 yamdta iyan : ySaldm!' ydleha
iyan; /inarhabd!' ydlehd iyan.
10. fMdnnä tdnln V ydleha
iyan. ,ma*dnä 7ian, inkifolo bi-
tü wä fdka' yaleha iyan.
20 11» Saga bald dkä yahdy nü-
mül yamdta iyan: ,8aldm!* ydh-
lia iyan ; ,marhabd!' ydleha iyan.
12. yMännätdnln ?* ydhha iyan .
,hayindw tcak 'dbi efer^Md ma-
25 *dnä nan' ydlelia iyan.
Idml' ak yaUhä yan. /marhabä!'
ak yaleha yan.
yAhe egidi tinlf^ ak yaleha
yan. ,inki qkakad tcuh yök tan-
kä, ma'ati nana' ak yaleha yan.
Herd bald dkä yohoytiyal ya-
matd yan: ,8aldm!' ak yalehd
yan; ,marhahd!' ak yaleha yan.
,Ahe egidi tinlP ak yalehA yan.
,hay\ndn-ged bükdd hü hü Im
yök tdnkä ndgad ndna' ak ya-
leha yan.
Aydöytd bald dkä yohoytiyal
yamatd yan: ,saldm!' ak yalehd
ydn. ,marhabd!' ak yalehd yan.
,Ahe egidi tinlV ak yapihd
yan. ,maati nana, inkifolo bi-
tö tdnkä' yalehd yan.
Saga hal/t dkä yohdy heyöt^l
yamatd yan. ,saldm!' ak yal^^hd
yan. ,marhabd!' ak yalehd yan.
,Ahe t'gidi tinlf akyahhd yan.
Jinyindn-ged ta grd täudnkä ma-
'afi nana' ak yahJid yan.
folpfenden Morgen kam or nun xnni Manno, doni or die Hündin gegeben
hatte und sie begrUssten .nicb gegenseitig.
6. ,Wie geht es euch?' fragte sie der Vater. Der Mann erwiderte: ,Ganx
gut sonst, nur das« sie mir stets in die Ohren bellt.*
7. Er kam nun zum Manne, dem er die Eselin gegeben hatte und
sie begrüssten sich gegenseitig.
8. ,Wie geht es?* fragte er diesen. ,Ganz gut sonst, nur dass sie stets
wie ein Esel schreit,* erwiderte er.
9. Er kam nun zum Manne, dem er die Ziege gegeben hatte und sie
begrüssten sich gegenseitig.
10. ,Wie geht es?' fragte er diesen. ,Ganz gut sonst, nur will sie
unablässig essen,* erwiderte er.
11. Er kam nun zum Manne, dem er die Kalbin gegeben hatte und
sie begrüssten sich gegenseitig.
12. ,Wio geht es?* fragte er diesen. ,Ganz gut sonst, nur dass sie stets
mit dem Kopf stOsst,* erwiderte er.
Die 'Afar-Sprache. I.
97
13. Issi bald äkä yahdy nü-
mfil yamäta iyan, ySaldm!^ yd-
\eha iyan; ,nuirhrtbQ !^ ydjehu
lyun,
14. ,Mdnnä tdninP yaleha
hyan. ,elhdmdä lüldh, viadnä
nan* ydieha iyan,
15. IsH baldy yagemd mga
tdnncU yd]ega iyan. wo nüm wo
dba iyan.
iSi bald äkä yohoytiyal ya-
matd yan: ,8aMm!^ ak yahiha
yan dbbä, ^marhabd!^ ak yaleha
yan,
,Ahe egidi tinlf* ak yaleha 5
yan. ,alahdmdü lüldh maati na-
na^ ak yalehd yan.
I§i bald söld'»ilgd-yä amd ged
yalegd yan. amd heyöti amdy
abd yan. 10
13. Er kam nuu zum Manne, dem er seine Tochter gegeben hatte
and sie begrüssten sich gegenseitig.
14. ,Wie geht es?* fragte er diesen. ^Gottlob, sehr gut!' erwiderte er.
15. So erkannte er .seine Tochter, die er nicht mehr gekannt hatte.
So that dieser Mann.
34. Der Fuchs, die Hyäne, der Wolf, der Panter, der
Löwe und die Schlange.
1 . T.t. l, f. Wakari enik ileh,
yangülä nammä Üehj dalehö si-
dohö (Uh, qabei fardy tteh, lü-
biik könOÜ Üeh, arärd lahdy üeh,
tä Iah alt: ,\nki milä ndköy!^
ydlehan iyan,
2. Wakari: ,anü müä, yanguli
mein, dalehö mdä, qai)eH müä,
lühäk meld, arih^d müä, tä laJid
melak angcdd - wdynöy' ydlelia
iyan.
T. t. y, WakaH inik el-eh, yan-
gülä lammd eUh, gälaködü adöh
^l^h . qabe*itä afdr eMh, lübdk
kön tileh, arörd llh eUh, tä lihd
alüld: ,inki müä naköwä! yah- 10
hdn yan.
Wakari: ^anü milä, yanguli
müä, gäla-kö'dü müä, qabe*etl
müäj lübdk müä, arörd rnüä^
tä lihd müak angald-wäynöicd* 20
talehd yan.
1. Der Fuchs zum ersten, zweitens die Hyäne, drittens der Wolf,
viertens der Panter, fünftens der Löwe, sechstens die Schlange, diese sechs
Thiergattungen sprachen : ,Wir wollen eine Gattung ausniaclien !'
2. Der Fuchs aber sagte: ,lch bilde eine Gattung, eine solche die
Hyäne, ebenso der Wolf, desgleichen so der Panter, ebenso der Löwp,
und ebenso die Schlange: da wir also sechs Gattungen sind, kOnnen wir
ans nicht vereinigen.
Sitznngsber. d. phil.-hist. Cl. CXI. Bd. I. Uft. 7
98
Kciaisek.
3. Lübdk: ,issi atü rä'tü-tcäy-
ta-kö, aki'Tnärak nudä ndkak,
ydleha iyan.
4,Wakari: ,inni rd'a* ydleha
5 iyan. aki kön' all melä ydka
iyan.
5. yinki-märi im nd^eba-m,
tiddä icarisenöy^ ydlehan iyan,
6. Yanguli: ,mahali köd rd-
10 döy yök malehenä!' ydleha iyan,
,mahdlü anü mayntdk^ ydleha
iyan.
7. Dalehö: ,ic6ykä Uli yök ma-
lehenä! Uli naebiyök^ ydleha
15 iyan.
8. Qabe*i: ,yö kinisdnim na-
*ebiyök yö mä-kinüinä .'^ ydleha
iyan.
9. Lübdk: ,^ind'icak amöt yök
20 mändahinä!* ydleha iyan.
10. Arörd : yknntü-\cd tcak gü-
det yök ma^ntinä!^ tdleha iyan.
Lübdk: ,€ita üe ra*et6 litök,
aki-mdrak mää ndkakf yalehd
yan.
Wakari: ykinne rä*a^ ialehd
yan. aki kond äkdd mää yakin
yan.
, UrndnÜ ist'üi naebdm siddä
wariieno^ yalehdn yan.
Yemguli: ,mahali köd sdwök
yök minä!' tdnak yalehd yan,
fmahälö-kö anü mayHtdk^ yale-
hd yan.
Gälaködil: ,töykä aydö yök
minä! aydö na^ebiyökf yalehd
yan.
Qabeeü: ,yöl Idnüdnam na-
'ebiyök yöl mäkiniHnä!* yalehd
yan.
Lübdk: y4lnd'ged bnkdl yök
mändahinä!^ yalehd yan.
Arörd: ^antultüd-ged fdnad
yök mä'atinäl^ talehd yan.
3. Da sprach der L($we: ,Wenn du für dich bleiben willst, so werden
wir übrigen uns vereinigen I*
4. Der Fuchs sprach : , Ich bleibe für mich* ; es bildeten also die übrigen
fünf zusammen eine Sipjve.
5. Da sprachen sie: ,Wir wollen nun gemeinschaftlich ansreden, was
jeder einzelne verabscheut/
6. Nun sprach die Hjräne: ^Sagt nur nie zu mir: die Lanze treffe
dich, denn die Lanze scheue ich/
7. Der Wolf sprach : ,Sagt nur nie zu mir : dort sind Ziegen, denn
mit den Zieg^en lebe ich in Feindschaft/
8. Der Panter sagte: ,Neckt mich nie, denn das vertrage ich nicht.
9. Der LOwe sprach: ,Wenn ich schlafe, so macht keinen Lärm um
mich herum!*
10. Die Schlangle sprach: ,Tretet nur nicht auf mich, wenn ich gerin-
gelt liege:*
Die 'Afar-Sprache. I.
99
1 1 . Fdyrök halä ddlehö yamd-
ta iyan, gdrak halä yangvli ya-
mdta iyan, gdrak qabei yamd-
ta iyan, gdrak lübdk yamdta
iyan. gdrak arörä tamdta iyan
ä haM-l'ä,
12. Lübdk 4i^ia iyan. ddlehö
ka yangida dbdlta iyan.
13. YangvJi dalehök: ,ÜU öy-
kä!* ydleha iyan. dalekö yangü-
lak: ,mahali köd rddöy! hayd
yan^ ydleha iyan.
14. Tangvli dalehö amülyubil-
}a iyan. dalehö rdha iyan.
15. Yanguli qabeHk amöt rd-
da iyan, qal)e'i yangülä amöl
yikiild iyan, yanguli ä tcak rd-
ha iyan.
16. QaheH lühdkak amöt rd-
da iyan, lübdk qabe*i amöl yU-
hilld iyan, qabe'i rdba iyan,
17. Lübdk arördk amöt rdda
iyan, arörä lühdkak ihad hdyta
iyan, lübdk arörä 'dyda iyan,
arörä lübdk *dydda iyan.
18. yinfd melä ndköy* iya kön
dli ic(jnnä rdba iyan.
Yoqomd gälakö^il hajdl ya-
matd yan, sarrd-kö haldl yan-
guli yamatd yan, sarxdkö qahe-
*eti yameUd yan, sarxdkö lübdk
yamatd yan, sarrdkö arorä ta- ö
matd yan.
Lübdk dlnd yan. gälakö(}il
ka yangülä digirdn yan.
Yanguli gälakö^^ik : ,aydö
töykä!' yalehd yan. gälakö4^ 10
yangülak: ,ma}iali köd saü hay^
td yani'höV yalehd yan.
Yanguli gälakö^d amöt kä
yübüld yan. gälakö^H bädd yan.
Yanguli qabe'itak bukdd ra- iö
dd yan, qabeeti yangiUä amöd
kä yübilld yan, yanguli bädd
yan.
Qabe'Ui lübdk bukdd radd
yan, lübdk qabe^tä amJöd yUAU- 20
Id yan, qabe*eti bädd yan.
Lübdk arördt bukdd radd yan.
arörä lübdkak Idkak ak haytd
yan. lübdk arorä yigdifd yan,
arcrrä lübdk tigdifd yan.
jinid milä ndköf yan ale töhe
yani bakitdn yan.
25
11. Da kam einst zu einem Baum der Wolf, später kam dahin die
Hyäne, dimn der Panier, hierauf der Löwe und dann die Schlang>e.
12. Der Löwe legte sich schlafen, der Wolf aber und die Hyäne spielten.
13. Da sagte die Hyäne zum Wolf: ,He, dort sind Ziegen!' Der Wolf
aber sagte zur Hyäne : ,Die Lanze treffe dicli ! bist du wohl satt ?*
14. Da packte die Hyäne den Wolf am Kopf und der Wolf starb.
15. Die Hyäne fiel aber auf den Panter, dieser packte sie und die
Hyäne starb.
16. Der Panter fiel auf den Löwen, dieser packte den Panter und
er starb.
17. Der Löwe aber fiel auf die Schlange. Da erfasste sie den Löwen
am Bein, er aber tödtete die Schlange, aber auch diese tödtete den Löwen.
18. So starben alle diese fünf Sippen, die da gesagt hatten: ,Wir
werden eine Gattung bilden.*
7*
UH)
Keioisck
:\i). ll(Mrutc kein lUsterneB Weib.
1 . 7'. f. L i, A^iimtik \immi ba-
l/'i tila ma'iik ttiia iifun,
*Z. Jiuii 'dmiin halä innl ahi-
fu ir.a* ifd(t'Jtn iyaii, 'dmmJl dt-
f, ////// Jftla ii/UH.
li. 'Ayiinn hii tlii/fh! ifufidy iyan,
'timmi huli 'dmmi hala diqiba
nfaii.
4. 'Ainvn h/i(A hanhnü bm a-
\it hdirnk tliiii iyaii. btVeli hdrrä
ifäfu iyan.
r*. Mnruyfi. tdtll ymndta iyan,
inurdyia t^tiliuim dbta iyan, ma^
rdyta J'nln nltitiMu iyun, niaräy-
ii, tu ha du diimta iyan, mardytä
lutu hä'/ta iyan.
i\. Maruyii Jnio bdyta bä*eli
huln yittlurd iyan, marayü folö
hdytak uinja iyan,
•io 7. Marayii lth\4i yamata-wak
indyntUt iyan. ba*v.li: jnä-may-
äitin!' ydli'ha iyan ahnyöytd-m
inardylak.
H. Ahtnjnytd m marayti ydla
"jih iyan, hafli o IIa i*d*a iyan, i»»i
*dril dina iyan.
T. t. y, Heyötök ahbä'tä'cä ha-
lä dlä ma*d tind yan.
,Hinni abbd'$ä*ali baja baytc^
yalehd yan. cMä sä'dlad mara*i
fald yan.
Abbd sä'dl dkä marüd ym,
abbd 8ä*ali bali abbd Bä'ali ba-
ld mar'e^d yan.
Abbä $a*aU hold and du»
ahdy tind yan, baeli kdsiö ya-
ddy yan.
Kahantöli talyamatd yan,ka'
hantöla qahawd dkä abtd yan,
kahantöla folö dkä alaySid ym,
kahantöla hadö dkä damtd ymi,
kahantöla hän dkä bä^td yan,
' U88ük kahantöli fidö bdytak
bstdi diki gähd yan, kahamffü
folö bdytak mgd yan.
Kahantöli bä'di yamaid-gei
maysitd yan. bä'di: ^mä-mayU*
tin!' yaldid yan amd iäi nümd-i
sähebik.
Nümd-8 sdheh yeiddy yan, hä-
*di el rä'd yan, ü' dred ^nd
yan.
1. Kr»Hliluii)>:. l)or Olioim eines Maunes hatte eine schdne Tochter.
*i. Da tlnohto iliosor Mann: Joh will meines Oheims Tochter heiraten*
und v(^rlun);tn hiü vom Oheim Kur Ehe.
.'). Dor Oheim ^ah sie ihm und der Neffe heiratete seine Nichte.
4. Die Frau aber trieb Hurerei. Eines Abends verreiste der Gatte.
5. Da kam zur Frau der Geliebte und sie bereitete ihm Kbü, buk
ilim lirud, kaufte ihm Fleisch und brachte ihm Milch.
0. Wie nun der Geliebte speiste, kam der Gatte xarflck and fand den
Goliobton boim Essen.
7. Dieser erschrak bei des Gatten Ankunft; er aber sprach nun
Goliebten seine« Weibes: , Fürchte dich nicht!*
8. Der Geliebte pinp nun von dannen und der Gatte blieb bei dem
Weibe zurück und sehlief in seinem Hause.
Die *Afar-Sprache I.
101
9. Sökü bald maytd-wak 'dm-
«II farmö rnba iyan, 'dmml ya-
m&ta iyan.
10. jAniL kü bald genna'ök
k<Adk ta yards dykä!* ydleha
iyan dbbak.
11. Abba yards ytlbilld iyan.
wo nüm abagöytä xodnnak hdba
iyan.
12. Wo nüm tat habä-xcak ma-
rayti tat diqiba iyan, marayti
tat diqibd'Wak hardmü tat däre-
md iyan.
13. Hdrrä arräy iyan. bär
nüm tdtä yamdta iyan. bär bä-
eil gaha iyan. wo nüm tat ^ä^ll
4inak süga iyan,
14. Bd'eldy gdha-iyä icö nü-
miy ifinak süga hiyak *üntit giU
ylzgudd iyan.
15. Wo nüm, nüm 'idd num
küda iyan, stndm kä tibila iyan,
sindm tdketa iyan.
Dahine bald maytä-ged abbä
8ä*dlad farimtö yilika yan, ab-
ba sä^dl yamatä yan.
,Anü kü bald ä^ede-kö habdk
ta nahari tdykä!^ yalehd yan üi 5
abbd 8ä*dlak.
Abbd sä' dl ndhare yübüldyan.
amd heyöti töykö nümd habd
yan.
Amd heyöti tat kabd-ged ka- 10
hantöli tat baytd yan. sdheb ta
mar'eäitd-yä zind ta hammitd
yan.
Kdssö arrdy yan. bär heyöti
tat yamatd yan. bär ta bä^eli 15
gäha yan. amd heyöti dr€d dina
8ügd yan.
Bä'eli gähd-yä amd heyöti ^i-
na mgd-yä umüte'kö sötdlä kä
yurhodd yan. 20
Ay heyötö yigdifd heyöti kü-
dd yan. heyö kä tibild yan. he-
yö yaketin yan.
9. Am folgenden Morgen «chickte er nach seinem Oheim und die-
ser kam.
10. Da sprach er »u diesem: ,Da ich deine Tochter aus dem Ehever-
band entlasse, so nimm da ihre Mitgift!^
11. Der Vater nahm nun die Mitgift und so entliess also der Mann
•eine Frau.
12. Als er sie nun entlassen hatte, da heiratete sie ihr Geliebter.
Nach der Heirat aber schöpfte er Verdacht wegen Untreue seiner Gattin,
die er geehlicht hatte.
13. £ine8 Abends verreiste er. Bei Nacht kam zu ihr ein Mann. In
der Nacht aber kehrte auch der Gatte zurück und fand jenen Mann in ihrem
Hause schlafen.
14. Der Gatte nun, der zurückgekehrt war, schnitt jenem Manne, den
«r da schlafiend fand, die Kehle ab.
16. Hierauf ergriff er die Flucht, da er jenen Mann getödtet hatte;
man fing ihn aber und band ihn und viel Volk sammelte sich an.
10/
t* .4.«ti
iithffih ti'iha nf^tn ^t*.*Ht*. fiiOt ffl'
hti niOf^t OOfft. 'lO/^k ^/u/l»f »BtiJ^JkM.
Jjlkü rtsdanii yamatd yan, rer
danti icaniid yan: ,hsyöH ak
njJA'itiärl heyotij yatdagimä^ya'
UJm. ywt; JteyotO yujdifä IteyOtö
H/x k^yo kä mar/ßüonä^ yalehAy€ai.
/>i//y maytu yan, rabd heyö-
% 'jo'Mfin yan. Jieyötö yigdifd
A/<yV'; h^ihn!* y^ifefiin yan,
Kd ftäu^, y*ydifin yan. amd
hir„ffk/i htyOfi U) *Hla rabdn yan.
I^# Mi»n ^Am »Xfir '/r*j<^nn.*% i.vi «srwta üvj' JH^f AoTerwandten des
Kfmnrtif'jjm AfAlf.n ii^^^sr \^,'xtB*'.ii, dttt, M ir :*r *>^w «ju fol|^nden Morgan
17 Arn f/.iy/'.ufifi'.Ti V('.fjf*n •vsrtr^'..'.*^-. :> '*>r«4JLi'äifrto den Ermordeten,
!•• .Um*:xf% zur ♦rjh.'i* r.>:t^^ii ^i* ..'.r. ?«. xAJZfii zwei Münner ums
I ««ihn II
>i. K i n <: V^«; r w a n 4 : .• *: h a :': tir^i^ e.
1 , Ko A:// Ah*lal.hüi naintiui unm
naJcn, uitHiik inä dn'ayna la, ^noi
intt da'aynn fiyo, niniu d.ayf. Min-
ni miMaktiun ktniiuß tddd duß-
l«** hinn.^
2. ,Afn dayn mnntn, ann dä-
yti inäliin, man iani. ddylö fOya
na mä-yahamk, milhä tt}ß4ßuit'V
ehihd anu.
20 3. Mal mnnuiu märt unst däy-
lO nuinmd na mäyahän, mahn
ähonUf ninni elld daft-wdynahV
yök i£ Abdallah.
Y'» kn A^AM^ih lamnui heyö-
bf n^ika, »\iu»Kk iua bara la, anü
Inf. /////-'< ^iyö, nanü düyi hin
hn.hdn*lt kinnö, td martSinöt
'1. f.\h* ttud Mfi'Utöj ann med
innliyO, yan, tfinni myto rummd
nöl nü'ynfnhdym, ah a-t^ dho-
nfij' 'iUhd anu.
3. ,.Mäl md'linO, muri sinni
aayt'j nx/nnm nOl ml-yntahdynty
ay dbonü, nind dafe-wayndnkoP
yök yalehd Abd^Uldh.
1. Ich und Abdallah wir rfiiid boide Männer. Er besitzt eine alte
Mutter, ich doH|^b;ichon ; da wir beide rerinf^frenlo.*« und arm sind, wen sollen
wir sonach heiraten? *
2. Da fta^te ich : ,0u ha-st kein Geld, ich ebenfalls nicht. Da uns
niemand uine Tochter umsonst flehen wird, waa »olleii wir nun machen?'
3. ,Weil wir kein (ield haben und uns sicher niemand eine Tochter
geben wird, was sollen wir machen, wenn wir nicht allein sitzen bleiben
wollen?' sagte zu mir Abdallah.
Die 'Afar-Spraehe. I.
103
4. yAbdnain an dliga^ elehd
anü.
5. ^ahd dbonüP iya üssük.
6. ,Y' indl digihait, kü ind
anü digibüituwä* alehd anü.
7. y ind digibs^itd Abdallah,
Abdaüdh ind digibsitd anü.
8. y ind Abdallah bdlä bdyj-
ta, Abdallah ind yO bdlä, bdyta,
9. Kay ind y* ind märt ma-
tt f y ind käy ind märe md-ll?
ontt kü märe md-yüf üsmk yö
märe md-ll? tö yobokd nammd
iarri tiddä märe löni, össön md-
teuf
10. Tö ürri nammdy gaii ga-
rulk dbbä sd'alä ydmata, gaH
gdruk: ,ya *dmö!^ iyam kau mdre
Ünön.
Amd ged: ,abdnam anü dliga^
elehd anü,
,Ay dbonüV ya üssük,
,y ind mar' eilt, kü ind anü
mar^eHiö^ aleliä anü. 5
Y' ind 7nar*e§itd Abdallah,
Abdalld't ind mar*eäitd anü,
Y' ind Abdallah bald bd-fta,
Abdalldt ind yöyä bdlä bdyta.
Kä ind //' ind ahalinö md-laf 10
y ind kä ind ahalinö md-la?
anü kdyä ahalinö md-liyöf üs-
sük yöyä ahalinö md-laf tö yo-
bokd lammd en^olä siddä aha-
linö lönl md-lönlf 15
Tö ^aylökö lammd tl tiyak
dbbä sd'elä yakd, wili wUtk: ,y'
dbbä sadll* yam tan alialinö
kinön, *
4. ,Ich weiss, was wir machen werden/ sagte ich.
5. »Was denn?* erwiderte er.
6. Ich sagte: ,Heirate du meine Mutter und ich werde deine Mutter
heiraten.*
7. Abdallah heiratete nun meine Mutter und ich nahm die Mutter
Abdallah'».
8. Meine Muttor gebar dem Abdallah einen Knaben und Abdallali's
Mutter schenkte mir ebenfalls einen Knaben.
9. Ist nun seine Mutter nicht verwandt mit meiner Mutter? und ist nicht
meine Mutter mit seiner verwandt? bin ich nicht mit ihm verwandt und er
mit mir? und sind die zwei Söhne mit einander verwandt oder nicht?
10. Da von den zwei Knaben der eine des andern Oheim ist und
einer ziu« andern Oheim sagt, so sind sie verwandt.
37. Die Frau, die sich von ihrem Gatten trennen will.
1. Nüm: ,anii digibü-iod' yd- Heyöti: ,anü mar*esüö liyö' 20
leha iyan sa ölik. sä'öli: ,digib!* yalehdyansä'oluk. saül: ,mare-
tdleha iyan. Ht!^ ak yalehin yan.
I . Ein Mann sprach zu seinen Brüdern : ,Ich will heiraten.* ,So heirate
Don!* erwiderten ihm diese.
104
Rtiniseh.
2. yDawud bald yö aha!' yd-
leha iyan.
3. /mit <itlyl6 Dnictid fand
galant iyan: ,ku bald iii sd'alä
5 di(]tbi uö ohdy!^ yälehan iyan.
4. Inni bald digibl sina hi-
lf yö* ydleha iyan,
5. Liuiao baUil akd yaheni
iyan bald la mnuäk, s(Völi ind
10 bald diyibi abayOyfdl düye kä
yahini iyav,
i\, Indd (idylök t't: ,y* hin bd-
la(i, nfi'i bufftlv nabito, buijije mö-
röföm hättul kök fdkak, manu
15 bald 'uudd hdllü mald-wdytak,
mibam md-maltUy tamd biuf^B
ijaiabdl edda ha'-wdytak, tnki
vdda mähan!* ydltha iyan.
7. Ina bali: ,ma*d\tfd(eha iyan.
•-»0 8. Wo nnm folok hdyak nuV
nand iyan: käy dtrdi* tdban ko-
nd kilä iyan, nuVno tdban kond
kelä iyan, boddikond kela iyan;
H'iinnd umdn sakü kd dirär, kd
2b nuVüo, kd boddi kinl iyan.
,Ddicud bald yö mare*üä.^ td-
nak yalekd yan sd'oluk,
findd 4^ylö Däwud fän ya-
ddyn yan: ,kü bapi nl sä'dlä
ware'd nö ohö!' ak yalekin yan,
Hinni bald mared sind ahdy^
yalehd yan.
Qorüä baldl dkä yohöyn yan
bald icdnnak. 8d*ül sinni ini
bald ist nümdl mal dkä yohiyn
yan,
Indd däylökö ti: ,y' ind bd-
hul, atü nabd dagumd lltök, ma-
rötöm huldf-yä yaJcd ku dagü-
mi, kddö märin bald en4ati ta
mala-wayta-nkö, nabati md-ma-
hn, dagUmd abald ed hd Mbä,
inkö ed md-kayn!^ ak yalekd yan.
Ind bali: ,ydkö!^ yalekd yan.
Amd keyöH folö-kö hayid mä-
nand yan: kd dirdr kondn ka
tdmman ^bssi-yd kini yan, mä-
wo kondn ka tdmman 'bssi-yd
klni yan, zafrd kali kondn ka
tdmman 'hssiyd klni yan.
2. ,Frt»iet luir Davids Tochtor!' sA^te er daun zu ihnen.
i5. Dio Brüder giu>r^ii nun äu David und sprachen: ,Gib uns deine
Tochter zur Ehe tllr unsorn Bruder!*
4. Dieser erwiderte: Ja, ioli jrebo euch meine Tochter aur Ehe.*
5. Die Brüder ^abeu nun dem Vater des Mädchens Geld und dem
Bruder j^aben sie Geld t*ür seine zukünftige Frau.
6. Nun sprach einer der Brüder £U diesem Bruder: , Bruder, du hast
einen gn>ssen Penis, der vierzig Ellen beträgt ; daher darfst du eine Tochter
von Menschen nur ganz beiuitsam und nicht zu gewaltig beschlafen, gib ihr
nur einen Theil und nicht den ganzen Penis hinein!*
7. ,ik'hon recht,* erwiderte der Bruder.
t». Dieser Mann konnte sich auch nicht satt essen: seine Hauptmahl-
zeit erfonlerte t'üntzehn Sohetfel Korn, sein Mittagsmahl ebenso fünfzehn
Scheffel und diis Frühstück j^leichfalls lunfzehn 5>cheffel,
Die 'Af«r-Sprache. 1.
105
9. Diffibl galant iyan, ind ha-
2ä digibisani iyan, baüi im bald
digibl yahdy iyan,
10. Ahagöytd ka bd'elä ink*
*irid orbisant iyan, dUä sügani
ijfan.
1 1 . Ahagdytd dbbä farmö rub-
ta iyan: ,y' dbbaü, tä digibl yö
dkä tahdy nümük yö habsissäm
fald-han' idUha iyan bald.
12. y Yi baldy, aar and waytd,
magräf waytd, bilä waytä, mahd
giyta yö idde habsis itamV yd-
\eha iyan dbbä.
13. ,Y^ dbbaü, buddi mörö-
dm häsül dkä takd, dirdr td-
hm ka kond kelä yakd, mä'üö
tdban kond kilä takd, boddi ko-
nd kila yakd, töhük e4eheli afe-
rdj alaysö aferd, bär malö afe-
rd, tihü yö habsis ahihd dm* td-
Uha iyan bald.
14. Abbä: ^malök da* 6 anü kö
abd-liyö' yd\eha iyan, ,maüök
Mare'd yaddyn yan, ind bd-
lä mare'iSdn yan, balli i§i bald
mared tdnä yohöy yan.
Nümd ka bd'elä inki dred or-
biSdn yan, dlzä inkö sügdn yan. 5
Nümd iS* dbbad luk tilikd
yan: /ibbä, ed yi toköy heyötö-
kö yi tayfitehdm fdlak nne* tu-
hhd yan bald. 10
,Yi baMü, ay gdytaf sarittam
wdytaf felittam wdytaf diffö wdy-
taf ay gdyta yi ifitih yök tdh-
hamV yahhd yan dbbä.
,Abbä, kä dagümi marötöm 15
hglüf-yä ak ydka, kä dirdr ko-
ndn ka tdmman "bssi-yd ydka,
kä mäwö kondn ka tdmman 'hssi-
yd tdka, zafrd käli konan ka
tdmman 'bssi-yd tdka, töy inkö 20
alahdnö tdna, aldySö tdna, bär
idai tdna, töykö yi ifitih kok ay-
k dne* tdlehd yan bald,
Abbä: ,ida'i da* 6 anü kö dba*
yaUhd yan, ,mäxc6k ü6 taleha- 25
9. Man ging nun zur Hochzeit und verheiratete den Bruder, der
Schwiegervater gab sein Kind zur Ehe.
10. Man führte die Gattin und den Gatten ins Haus ein und sie blieben
einen Monat beisammen.
11. Da schickte die Frau einen Boten zu ihrem Vater und sprach:
,Vater, ich wünsche, daas du mich von dem Manne, dem du mich gegeben
hast, scheiden lassest.*
12. Der Vater erwiderte: , Meine Tochter, hast du nichts zum anziehen,
fehlt es dir an Kost oder etwa an Geschmeiden? warum verlangst du die
Scheidung?*
13. Die Tochter antwortete: ,Vater, sein Penis beträgt vierzig Ellen
seine Abendmahlzeit erfordert fünfzehn Scheffel, sein Mittagsmahl fünfzehn
Scheffel, ebenso sein Frühstück ; das zu malen und zu kochen bin ich nicht
im Stande, und bei Nacht ertrage ich nicht seinen Beischlaf/
14. Da sprach zu ihr der Vater: ,Bezüglich des Beischlafes will ich
f^ dich beten, bezüglich der Nahrung aber, so wasche du wenn du Korn
106
Beinisch.
ildu taleliala-vcak eheyd edde ka-
'alis dagöni akamd-lak' ydleha
ujan; ,mal6 (jiribid galila gdbä
kö tdköy, yi hcCelä tdhak sdrrä
ö yö hdbä alahd-liyO Tad-lehin!^
ydleha iyan dbhä.
lö. Bald: ,marhahd* tdleha
iyan, agabi malänimi bu44^d in-
kim dka wce-sinnim tö nüm balti
10 abd dä'ök sdn^ä iyan. wo nü-
mük bald dbbä da* 6 dkä abak
sdrra bu(}fl.Bd inkirn mä-wdnnä
iyan.
nd-ged agün bvkdd malahän Bd
akalis, amd-ged ddgum bitak tekf
yalelid yan; ,ida*i lakätdd sayti
gabd kö tdkö, tdyk adrral yi bh-
'ela-ko yi ifitihä yök min!* ak
yalehd yan dbbä.
Bald: yma'd^ talehd yan. sa-
yö ida*ed inkim dkä wayfiahÄnlm
dagümad amd heyöti tSf bapi
diCö dkä abd-nkö sdrrcd kinni
yan. amd heyotöd dbbä dä'ö dkä
abdk sdrral inkim ed md-tßoynd
yan.
malst, den Mühlstein, damit der Mann weniger esse. Der Beischlaf wird dir
so leicht werden, wie etwa eine Hand in einen grossen Schlauch fährt; darum
sage fortan nicht wieder: Lat»' mich von meinem Gatten gehen!*
15. ,Nun gut,* sagte die Tochter. Seit der Zeit finden die Frauen beim
lieischlaf am Penis nichts zu beklagen, seit jener Mann für seine Tochter
gebetet hatte.
38. Der Strauss, der Elefant und der Schakal.^
1. 2\ t. L l. Gäryd ka dakdnö
15 lä tasdgala tdna iyan.
2. Dakani lä aürd bdha-k yiiui
iyan, gäryd lä rugdge bdhak yi-
7ia iyan.
3. Dakani Id-Iil bdlä dnrä
•jo idak yandni iyan, gäryd Id-hl
bald arisak yandni iyan.
T. t. y. Gärydytö ka dakdnö
lä inkö ll yinin yan.
Dakani lä Idbam ddla yind
yan, gäryd lä 8äm ddla yind
yan.
Dakani Id-hl lab mgdge ar-
kodi yinin yan, gäryd Id-hi say
rugdge nriSa yinin yan.
1. Erzählung. Der Strauss und der Elefant besasson gemeinschaftlich
Rindor.
'2. Die Kühe d(is Elefanten warfen nun männliche, die des Strausses
aber weibliche Kälber.
3. Die männlichen Kälber dos Elefanten schlachteten sie nun, dagegen
zogoti sie die weiblichen Kälber des Strausses auf.
» Vgl. Bilinsprache, Leipzig, 1883, I, 204, Zeile 6 flF.
Die 'Afur-Sprache. 1.
107
4. Gäryä ka dakdnü lä-l tid-
da wayta iyan, läL tiddä waytd
vcak sindm kdnä yäbeta iyan.
5. ,A lä na-h beiisä!' g^ryd
idfeha iyan^ ,yi lä rugdge bdha-k
ydna* tdleha iyan, ,kdy lä aürd
hdhak ydna^ tdidia iyan, ,ä lä
nah heUMä!' tdleha iyan,
6. Dakani: ,ä lä yi lä, gäryä
mahd ta-la yi Id-kaV ydleha
iyan.
7. Gäryä sindmak: ,nd'ti yd-
bä! sindm maysitta, dakani umd
aHahdk, gäryd umd alahdk tikä!'
tdleha iyan.
8. Tatab gdlak ivakari yanid-
ta iyan, ,wakari, na-t engdlä!^
ydlehan iyan.
9. Wakari: ,anü abadd sinit
md-ngala' ydleha iyan.
10. ,Mahd ndteda angald-wdy-
taV ydltlian iyan.
Gäryd ka dakdnö läl> yange'in
yan, läl yangeHn geddd heyö td-
nad waniSdn yan.
,Tä lä nö hadilantä!' taleha
yan gäryd, ,yi lä say rugdge (}ä- 5
la yind, kä lä lab rugdge 4^a
yind,^ taieha yan, ,tä lä nö ha-
dilantä!' taleha yan.
Dakani: ,gäryd tä lad ay ed
la, tä lä yi lä klninkäf yalehd 10
yan.
Gäryd heydwak: ,nöd mä-wa-
nüdnaP taleha yan. ay heyö
mayütdn yan. ,dakani dgab bd'-
elä ay ka gäryd dgab bd*elä mä- 15
takini sik tdnamV
Marörö adik wakari tamatd
yan, ,wakari, nöd mä-tamitaP '
ak yalehin yan.
Wakan: ,anu md-la, sinad 20
mdmita* tdnak taleha yan.
,Ay gdyta nöd amitd hentamP
ak yalehen yan.
4. Nun gerietou der Strauss und der Elefant wegen der Herden in
Streit und wie sie so stritten, da fragten die Leute sie über den Anlass des
Streites.
5. Da sprach der Strauss: ,TheiIet mir diese Kühe zu, denn meine
Kühe brachten weibliche Kälber, seine Kühe aber brachten männliche Kälber
lur Welt ; sprecht mir also diese Kühe da zu !*
6. Der Elefant aber sprach : ,Diese Kühe sind meine Kühe, was besitzt
denn der Strauss .ausser meinen Kühen!'
7. Der Strauss aber sagte zu den Leuten: »Sprecht euch aus über
an«!* Die Leute aber fürchteten sich. Und er sprach: ,Redet doch, ob der
Elefant die Unwahrheit spricht oder der Strauss!*
8. Da kam der Schakal den Bergabhang heran und sie riefen ihm
zu: jSchakal, geselle dich zu uns!*
9. Der Schakal aber sagte: ,Nein, ich geselle mich nicht zu euch.*
10. Und sie sprachen: ,Warum gesellst da dich uns nicht bei?*
108
Reiniscli.
11. ,F dbbä yök däla-k rd'a,
mö8ä gald'h dni' yäleha iyan
tcakari,
12. ,Akd-wayni kö-ll ydkük,
ö kö dbbä md 'nnä 4^laP ydle-
hau iyan.
13. yAkd-wayni nnä ydkük:
mdngö Id-tl mdngö bitöy, tdgum
Id-tl tdgum bköy md-taniP kd-
10 nik ita wakari.
,T dbbä idlö Wc yikr^i
yand, kädö mözü adik dmaf ti-
nak tetlehd yan,
,Say nabari köl ydkök, kö 'hbd
ah iSd ged 4^laP ak yd^Mn
yan,
,Say nabafi Hnai ydkök: Hr
gum Id-Hyak tdgum kugide U-
ni ak mä-tand, mdngum kUijiak
kugide kinl ak mä-tand sik td-
namV tdnak ak talehd yan wa-
kari.
11. Da erwiderte der Schakal: Mein Vater liegt in Qebnrtswehen, nad
ich gehe nach einem Rasiermesser.*
12. Da sagten sie: ,Wa8 sich nirgends ereignet, sollte sich bei &
ereignen; wie kann denn dein Vater gebären?'
13. Und der Schakal erwiderte: ,Was sich nirgends ereignet, geschieht
ja doch bei euch: wer viel hat, nimmt viel, wer wenig hat, nimmt wenig.'
39. Zwei Zauberer.
1 . T,t. 1. 1. Sinäm safdra gdhjta
iyan. af fak asani iyan, bar
15 daba*ani iyan. ,makd dbonüP
ydlehan iyan.
2. Nüm: ,anü raytd dkü-wa-k
dabilat yo ohäwä!' ydleha iyan.
3. Raytä ydka iyan nüm, da-
20 belat kd yohöyni iyan, sindm da-
büä ä-ll gdlda iyan.
T. t. y. Heyö araJ^ yaddynytau
dälak a^dn yan, bar daha^i^
yan. ,ay dbunüV yalehdn yan.
Heyöti: ,anü läh dka-kiy da-
bilal yö ohäwä. ^ yalehd yan.
Läh yakd yan heyötly dabilal
kä yohöyn yan^ heyö dabilä bi-
Sitani e-Zi yaddyn yan.
1. Erzählung. Leute waren auf einer Wanderung; ohne etwas zu essen
zu haben, brachten sie einen Tag und eine Nacht zu. ,Wa8 sollen wir nun
machen?* sagten sie.
2. Da sprach ein Mann: ,Ich werde eine Ziege werden, gebt mich
dann zum Bock!*
3. Der Mann wurde eine Ziege und sie gaben ihn zu einem Bock,
Leute scogen mit ihm zu einem Bock,
Die *Afar-Spntehe. I.
109
4. Sä^i nüm rayid rd'esitd
fyon. aimd raytd wakari tdka,
k&ddd iyan.
5. Amd sä'i nüm gumdytö yd-
ka yaiabald iyan.
6. Amd wakari ydka nüm sim-
fiy ydka, hdlüa iyan,
7. Ami gumdytö ydka nüm,
merdf ydka iyan, simfäyak gü-
hä gaha iyan.
8. ^ nümü umä nümü^ yani
yofi, Jcöy dahüä kä ohäwä!* yd-
l^han iyan, Nammd nüm tamä
Aa iyan.
Aläh-löyni Iah rä'esitd yan,
amd Iah wakari takd, küddd
yan,
Amd aläh'löyni gumdytö ya-
kd yan4aba]d yan, 5
Amd wakari ydka heyöti sum-
fd yakd halitd yan.
Amd gumdytö yakd heyöti sd-
fö yakd yan, sumfdk gübä gä-
hd yan. lO
yTä heyöti umd heyötö ktnik,
kä dabilä dkä ohäwä!' yalehdn
yan. Lammd heyöti täy abdn
yan.
4. Der Ziegenbesitzer eignete sich aber die Ziege an. Da verwandelte
seh die Ziege in einen Schakal und lief davon.
5. Der Ziegenbesitzer wurde nun zu einem Adler und packte den
Schakal.
6. Da verwandelte sich der Mann, der zum Schakal geworden war,
in ein Senfkorn und fiel zu Boden.
7. Der Mann aber, der zum Adler geworden war, verwandelte sich
in einen Korb und drang unter dem Senfkorn hindurch.
8. Nun sprachen die Leute: ,Dieser Mann da ist der stärkere, gebt
ihm seinen Bock!' Das vollführten jene zwei Männer.
40. Die zwei Eheleute und der Teufel.*
1. T,t, L I. Nüm ka dbagöytd nammdyak yinin iyan. bd'ell ga- 15
ja ele gdhak yin iyan, dbagöytd *dr\l sugak tdna iyan,
2. In bu9 la, dagd lykuk mänand iyan^ 7t89ük bü^de la, dagd
Wcuk mhnand iyan,
m
1. Erzählung. Ein Mann und eine Frau lebten für sich zu zweit. Der
Gatte ging und kam, die Frau aber blieb zu Hause.
2. Sie hatte eine Vulva, aber keinen Hintern, er hatte einen Penis,
aber keinen Hintern.
» Vgl. Bilinsprache 1883, I, 73, Nr 5.
110 Reinisch.
3. Ussük gdla h/an isi madl-Iä, iss ile rd*efa iyan,
4. llibis ele yamäta iyan ahagöytal: ,kn bä'eli kök kä abagöy-
tä W ydleha iyan.
5. ,Nanü tä halöl nammd nüm nakA, yi bd*elt ahagöyta md-l^^
5 tdleha iyan üibüik,
6. ,Alä häy ku 'nnä la, bilä ku gidi la, 'im-In kü *nnä gdyta
abagöytd W ydleha iyan iUbis.
7. ,17 rdhbiy tä balöl kä yöyak sdrrä innl sinüm mi-aligdk yö
uybulüy, nummd kök alehd-liyök!' fdjeha iyan.
10 8. ,-4 atu ele ian drdik gubä tdnl ku bä'eli abagoytä, yö uy-
bulüy itak kü aybulk'liyö' tdtik ydleha iyan ilibis. ,yö uybulüy!^
tdleha iyan.
9. ,Kördd lay hay, bdliayf^ ydleha iyan. kördd lay hdyfa, bdj/iu,
dykä!^ tdleJm iyan abagöytd.
15 10. ,Amd lay kördd tan-hiyä baUd obis!^ yaleha iyan ilibis.
abagöytd balöl lay obissa iyan.
11. ,Amd layd bositf^ ydleha iyan ilibis abagöytdk. abagoytä
layd bositta iyan.
12. ,Amaykanä wagüay!' ydleha iyan, abagöytd layl issi äe
20 tiibila iyan.
3. Er ging also seinem Geschäfte nach, sie aber blieb daheim.
4. Da kam der Teufel zu ihr und sprach : ,Dein Gatte hat ausser dir
noch ein Weib.'
5. Sie erwiderte dem Teufel: ,Wir sind in diesem Lande nur iw«
Menschen, mein Gatte hat also kein Weib mehr.*
6. Der Teufel aber sagte : ,Er hat ein Weib, das an Gesicht dir gleicht,
dieselben Armspangen hat und dein Aussehen besitzt.'
7. Sie erwiderte: ,Bei Gott, in diesem Land kenne ich ausser ihm
und mir keinen Menschen; darum sag' ich dir: wenn du wahr redest, so
zeige mir das Weib !*
8. Er sprach nun: ,Da unter der Erde wo du stehst, befindet sidi
das Weib deines Gatten; wenn du also sagst, zeig^ es mir, so zeige ich es
dir.* ,Ja zeige es mir!* sagte sie.
9. Da sprach er: ,Thue Wasser in ein Gefass und bring' es her.* Die
Frau brachte solches und sprach: ,Da ist^s.*
10. Nun sagte der Teufel: ,Stelle dieses Wasser im Gefäss auf die
Erdel* Die Frau stellte es nieder.
11. ,Nun schau ins Wasser!' sagte der Teufel zur Frau. Sie sah in
das Wasser,
12. ,Nim also, so .schau hin!' Die Frau erblickte im Wasser sich selbst.
Die *Afar-Spnich«. I. 111
13. llibis: ,abagöytä, tabald-tani?' yäleha iyan, ,abald-h an'
taleha iyan.
14. y^'hgi-hi ku 'nnä la, hilak kü gtdB la, dlä kü ^nnä la tan
abagöytd tcAald-tant, yök dirdbi-la ita süktak' ydleha iyan aha-
gcytak ilibü, 5
15. yAhald'han, dirab md-ntü' tdleha iyan abagöytd. ilibis issl
gdla iyan; abagöytd issi *dril räeta iyan.
16. Abagöytdk bh'di yamdta iyan, ,afd yö fakl* ydhha iyan,
17. ,Afd kö md'fdkak, isd abagöytd gal!' tdleJia iyan,
18. ^nü abagöytd mä la*ö dbitaV ydleha iyan. 10
19. , Abagöytd yök uurdd tdbula digibtam kök obbd, abagöytd
kök vbüdk, us *dri ga]!* tdieha iyan,
20. ,Kö ka yö ele nam balö nüm and sini, lä and sini, kö ka
yö dübuk ndxcak abagöytd dnkel yö tübilaf* ydleha iyan bd'eli,
21. Abagöytd: ,inti innl vhüä-wak yö tangdddaf tdleha iyan lo
bi'eiak,
22. Baeli: ,tä tcarissa abagöytd yö usbuhly!* ydleha iyan ?««'
abagöytak.
23. ,Kö asbala wak afd kö fdkü wa-k yöl say!' tdleha iyan.
13. Da sprach der Teufel: ,Sieh8t du nun das Weib?, ,Ja*, ervi'iderte
die Frau.
14. Jetzt sprach der Teufel zur Frau: ,Einen Lügner nanntest du mich;
siehst da aber nun das Weib, das dir an Aussehen gleicht, deine Spangen
hat und dir an Gesicht gleicht?*
15. ,Ich sehe es und du bist kein Lügner*, erwiderte die Frau. Der
Teufel ging nun von hinnen, die Frau aber blieb daheim.
16. Da kam ihr Gatte und sprach: ,Thue mir auf die Thüre!'
17. Sie erwiderte: ,Ich thue dir die Thüre nicht auf, geh' nur zu
deinem Weibe!*
18. ,Wann nahm ich denn ein Weib?' fragte er.
19. Sie aber erwiderte: ,Ich hörte, dass du vor mir geheim ein Weib
nahmst und heiratetest, ich habe dasselbe auch gesehen ; geh' also nach ihrem
Hause!*
20. Der Gatte sprach nun : ,Das Land, in welchem du und ich leben,
ist leer an Menschen und Vieh ; wo also sahst du hier ein Weib ?*
21. Da erwiderte sie dem Gatten: ,Du leugnest mir noch ab, da ich
das Weib mit eigenen Augen gesehen habe?*
22. Nun sprach der Gatte zu seiner Frau: ,So zeig' mir doch das
Weib, von dem du sprichst!*
23. Sie erwiderte: ,Uni e.s dir zu zeigen, will ich dir die Thüre aufthun,
tritt ein!*
112 K^iftisek. Di« 'Atkr-Sfnck«. I.
24. KOrdd lay hdkfta, b^ixta i^n. kördd lay hayfd bajim-m^k
haelak: ,icagit!^ tdleha lywi,
2b. ßä'eli wagita iyan, fObagiHfiä tabeld taniV tdfeha tytOL
26. ^bagöytä abeld niana^ ydleha iyan, ,inm el abald «■' yi-
ip l^ha iyan.
27. yEh tabildm abagoytä, laba-kaytüf tdieha iyan. ,IahaUfi
abald dni, abagöytd abald mäni^ ydleha iyan nüm,
28. ^nü kö aybaldu wä dne' tdleha iyan, abagöytd kßrai Ud
layd bogitta iyan, m Üe tübüa iyan.
10 29. Bd'elak: ,wo abagöytd hinaP tdleha iyan.
30. ,A abagöytd f kos mdntä, isH ele tabdd tan kü gädlä Si,
mä dgabü tabeld tan' ydleha iyan.
31. Abagöytd tö icak tdlega iyan. abagöytd ka bd'elä tö gitfn
iyan, ilibis kan yoysöma iyan.
24. Sie that nuu Wasser in ein Geflss und brachte es. Da
zum Gatten: ,Schau hinein!'
25. Der Gatte blickte hinein. ,Nun, siehst du das Weib?* fragte ml
26. ,Ich sehe kein Weib, mich selbst sehe ich nur*, erwiderte er.
27. Sie aber sprach : ,Ist das, was du darin siehst, ein Weib oder cit
Mann ?* Er enviderte : ,Einen Mann sehe ich, aber kein Weib.*
28. Da sagte sie: ,Ich will es dir zeigen,' sah in das Wasser oi
erblickte darin sich selbst.
29. Da sprach sie zum Gatten: ,Ist das denn kein Weib?'
30. Er aber erwiderte: ,Dieses Weib da? du hast keinen Verstand; «»
du darin siehst, ist ja dein Bild und nicht irgend ein anderes Wmb.*
31. Nun merkte es die Frau; , solches begegnete also jener Frau n^
(Umu Gatten, der Teufel hat ihnen einen Streich gespielt.
Kalainiaeki. Die polnisclie Recension der Migdebarger Urtheile. 113
Die polnische Kecension der Magdeburger Urtheile
und die einschlägigen deutschen^ lateinischen und
czechischen Sammlungen.
Von
Emil Eahi&niacki,
Professor an der k. k. Unirersit&t in Czemowitz.
Einleitung.
JNeben den deutschen, beziehungsweise lateinischen und
czechischen Sammlungen der sogenannten ^Magdeburger Ur-
theile^ besteht bekanntlich auch eine polnische Recension der-
selben, die ungeachtet mehrerer daran sich knüpfender rechts-
und literar-historischer Fragen, deren endgiltige Lösung für die
Wissenschaft nicht unerwünscht wäre, erst in neuerer Zeit
die Beachtung gefunden hat, die sie eigentlich schon längst
verdient hätte. Wohl hat M. Wiszniewski in seiner für jene
Zeit sehr brauchbaren und auch heute nicht ganz antiquirten
Historya literatury polskiej, V, S. 153 — 165, diese Angelegen-
heit schon vor mehr als vierzig Jahren angeregt, allein ich
glaube nicht, dass er sie^ trotzdem ihm die einschlägigen Quellen
grösstentheils zu Gebote standen, auch thatsächlich gefördert
hat. Noch geringfligiger und unmassgeblicher sind aber die
Resultate, zu denen der ebenso bekannte wie meist unzuver-
lässige A. W. Maciejowski in seiner Historya prawodawstw
stowiailiskich, VI, S. 19 — 20, gelangt. Da finden wir keine
Forschung mehr, ja wir finden hier nicht einmal das Streben
nach einer solchen, sondern es waltet da, wie der Verfasser
theilweise selbst gösteht, das freie Spiel mit Hypothesen, die
Einbildungskraft. Oder ist es etwas Anderes als die blosse
Einbildungskraft, wenn der Verfasser aus den stereotypen und
Sitenngsbtr. d. pliil.-hist. Gl. 0X1. Bd. I. Hfl 8
114 Katainincki.
dämm ganz belanglosen Eingangsformeln, wie sie in der
Skalaer Abschrift der polnischen Recension der Magdeburger
Urtheile vorkommen, Schlüsse auf den Ursprung und die engere
Heimat dieser Urtheile zieht? oder wenn er, auf eine Anzahl
von Dualfoimen gestützt, die bekanntlich auch noch in den
polnischen Schriftdenkmälern des 16. und des 17. Jahrhundots
keine Seltenheit waren ^ und im Volksmunde thatsächlich bis
heute leben,^ sich die Idee zurechtlegt, dass die polnische Be-
cension der Magdeburger Urtheile aus mehreren, zum Theile
noch im 14. Jahrhundert entstandenen polnischen Sammlungen
compilirt worden sei?^
Man mag daher die Leistungen der älteren Gelehrten
noch so glimpflich beurtheilen , es wird sich kaum behaupten
lassen, dass sie die mit der polnischen Kecension der Magde-
burger Urtheile verknüpften rechts- und literar - hißtoriscbai
Fragen irgendwie gefordert hätten. Erst M. Bobrzynski und
A. Brückner dürfen das Verdienst in Anspruch nehmen, die
Frage nach dem Ursprung und den verschiedenen Beziehungen
der polnischen Kecension der Magdeburger Urtheile auf den
richtigen Weg gewiesen, sie aus dem Bereiche der blossen
Hypothesen auf den Boden der Wissenschaft: verpflanzt «a
1 Vgl. diesboKÜglich F. Miklusich, Vorgleicheude Grammatik der slav.
Sprachou, III, 2. Aufl., S. 403, 4U, 418, 427, 438, 442 und 446, sowie
unter Andoron A. Kaiina, Historya jcjzyka pols., I, 8. 108 — 113, 141 —
142, 201—203, 225—226, 245, 297—301, 331—333, 339, a65--366i
432—433, 451—452 und 486—488. Vgl. auch Archiv fUr slav. Philo-
logie, VIU, S. 301.
2 Vgl. unter anderen die in meinen Kleineren altpoln. Texten, Sitzungsber.
der phil.-hist. Cl. der kais. Akademie der WissentMsh., Bd. CI, 8. 307
und 311, hervorgehobenen dialektologischen Schriften.
3 Und dennoch, so ungerechtfertigt diese Idee auch sein mag, sie hat
nicht verfelilt, in den diversen Compendien, die die polnische Literatur-
geschichte behandeln, sich eine fast durchgreifende Geltang zu ver-
schaffen. Selbst der viel bessere J. Bartoszewics hat, wie dies aus
seiner Historya literatyry polskiej, 2. Aufl., I, S. 93 hervorgeht, kein
Bedenken getragen, sich ihr vollinhaltlich anzuschliessen und in wei-
terer Folge sogar die Behauptung aufzustellen, dass der im Epiloge an
der Skalaer Abschrift genannte Adalbert Zurkowski schlechtweg der
Mann gewesen ist, der die verschiedenen, zu verschiedenen Zeiten ins
*" ^lmsche übertragenen kleineren Sammlungen der Magdeburger Ur-
' BU einem Ganzen vereinigte.
Die polnische Hec«nsion der Magdeburger Urthcilc. 1 15
haben. Wenn man aber fragt, ob ihre Arbeiten auch schon
das letzte Wort in dieser Angelegenheit enthalten, so kann die
Frage nur zum Theile bejaht werden. Die kurze Einleitung,
die M. BobrzyAski dem homographischen Abdruck ^ eines in
einer Komiker Handschrift enthaltenen lateinischen Textes der
Magdeburger Urtheile vorausschickt, ist eben viel zu summa-
risch, als dass sie den Gegenstand erschöpfen könnte, während
die in Betracht kommende und zweifeUos mit der grössten
Gewissenhaftigkeit bewerkstelligte Abhandlung des Professors
A. Brückner, die er im Archiv für slavische Philologie VI,
S. 319—392 und VE, S. 525—574, veröffentlichte, vornehmlich
aus dem Grunde nicht als eine vollkommen erschöpfende be-
zeichnet werden kann, weil dem Verfasser derselben weder
alle polnischen, noch alle lateinischen, noch auch die mass-
gebenden deutschen Texte zu Gebote standen. Dazu kommt,
dass Professor A. Brückner, ebenso wie sein nächster Vor-
^Dger auf diesem Gebiete, die Beziehungen, in denen sich die
pohlische Recension der Magdeburger Urtheile zu der einschlägi-
gen czechischen Bearbeitung befindet, gar nicht in Erwägung
gezogen hat^ was mir aus so manchem Beweggrunde ebenfalls
mcht ganz richtig dünkt. Freilich muss im Interesse der Wahr-
heit hinzugefügt werden, dass ftii* Professor Brückner nicht so
sehr die rechts- und die literar - historische , als vielmehr die
sprachliche Seite unseres Denkmals die Hauptsache war.
In Erwägung aller dieser Umstände nun habe ich daher
die Absicht gefasst, diesen Gegenstand, der für mich seit jeher
eine ziemliche Anziehungskraft hatte, nunmehr noch einmal,
und zwar in einer etwas eingehenderen und systematischeren
Weise, als dies bis jetzt der Fall gewesen, in Untersuchung
2u nehmen. Der Plan, den ich hiebei befolgte, ist durch die
Natur der Sache selbst gegeben und lässt sich kurz durch
folgende Capitelüberschriften andeuten :
I. Capitel: Verzeichniss der Handschriften, die den polni-
schen Text der Magdeburger Urtheile enthalten;
n. Capitel: Verhältniss der bis jetzt entdeckten polnischen
Texte zu und unter einander;
^ Derselbe ist betitelt: Ortyle Magdeburskie. Przedmk homograficzny z
kodeksu bibliotekiKöniickiej. Obja.«nil Dr. Micha): Bobrzynski. Poznan 1876.
8*
llß Kalniniacki.
III. Capitel: Vcrhllltniss der polnischen Texte zu den ein-
schlil^igcn deutschen ;
IV. Capitel: Verhältniss der polnischen Texte zu den ein-
schlilgigen lateinischen ;
V. Capitel: Verliältniss der polnischen Texte zu den ein-
schhlgigcn czeohischen ;
VI. Capitel: Die Ergebnisse.
Erstes Capitel.
Verzeiohnias der Handschriften, die den polnisohen Text der
Magdeburger XJrtheile enthalten.
Man pflegt, wenn nach Handschriften gefragt wird, die
den polnischen Text der Magdeburger Urtheile enthalten, in
der Regel folgende zu nennen: 1. die Ossolinski'sche, aus der
zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, beschrieben zunächst von
M. Wiszniewski in seiner Historya literatury polskiej, V, S. 165
bis 168, dann von W. Kcjtrzyi^ski im Catalogus Codd. MS.
bibliothecae Ossolinianac Leopoliensis, I, S. 37 — 38 und von
A. Brückner im Archiv für slavischc Philologie, VI, S. 334
bis 339;^ 2. die Skataer, angeblich aus dem Jahre 1500^^
1 Einig^eH auf diese HandMclirift Bozüglichos vgl. übrigens auch in meinen
Kleinerou altpoln. Texten, o. s. c, S. 2(58 — 270.
2 Ich Hage darum angeblich aus dem Jahre 1500, weil ich der Ansicht
bin, dass diese Handschrift nicht ein Autograph dos im Epiloge g^e-
nannten Adalburt Zurkowski, sondern ein spAteres Apograph ist, das
mit dem Texte zugleich auch jenen Epilog roproducirte. Als Beweis
dessen gilt mir aber insbesondere der Umstand, dass die »Skalaer Hand-
schrift von Anfang bis zu Ende, d. i. bis zu den Worten: Corrige
leclor, uhi erravit acriptor^ wie aus einem Guss erscheint, was wohl
kaum möglich gewesen wäre, wenn Zurkowski selbst die Handschrift
besorgt hätte. In diesem letzteren Falle würde das hinter dem Epiloge
Stehende, als später hinzugekommen, sich denn doch von dem vor dem
Epiloge Stehenden in irgend einer Weise unterscheiden müssen, und
wäre es auch nur durch eine andere )Tinte oder durch irgendwelche,
von denjenigen, die mit Handschriften zu thun haben, nicht misszu-
verstehende Anzeichen. Freilich muss andererseits zugestanden werden,
das« dieses Ajiograph, wie die Schrift lehrt, noch in dem ersten Viertel
DI* polidH^ BMHion tat Mm^bai^n ViOieüt. 1 1 7
bescbrieben and gegen alles Erwarten, woltlr wir jedoch Mucz
kowski ZQ Dank vm'pflichtet sein müssen, fattt dnrchaua feliier-
frci' abgedruckt von W. A. Maciejowiäki in seiner Historya
prawodawHtw Htowiaäskich, VI, H, 20 — 145; 3, die Krakauer,
ans dem Jalire 1501 , beschrieben und nicht ohne zahlreiche
Fehler' herausge^^eben von M. Wifizniiiwski, o. s. c, V, S. 190
bis 322; 4. die Stradomski'Bche, ans dem Jahre 1518, be-
scbncben von M. BobrzynRki im Przcwodnik naukowy i literacki
pro I87S, II, 8. 597 — tilJ(j; 5. die Muczkowski'sche, aus dem
Jkhre 1583, beschricbon von J. H. 8. Kzesii^ski in der Einleitung
MO dem von ihm herausgegebenen Processus juria civilis Craco-
vienais, S. 12 — 14; fj. die WJIniier, aus der zweiten Hälfte des
16. Jahrhunderts, bcschi-ieben von J. Lelowel, in den Ksi§gi
tutaw pulskich i mazowieckicb, S. 1 78 - 180. Die OsBolinaki'scbe
Ibuidschnft beHndet sich gegcnwftrti^; in der Bibliothek des
Owolineams au Lemberg sub Nr. 50; die Skalacr im Besitze
der Grafen Baworowski zu Lemberg;'' die Krakauer in der
Abb 16. Jahrhiitiiterts entiitandeii iat, tiiemit Her Jnhnialil ICOti noch xietn-
licli nnhe kommea dürfte.
■ Ich bemerkte im MacieJowKki 'sehen Abdruuk boiiipielsweiHe nur folgende
Vetseben: Im Art. ä, Antwurt, Zeile 9 vün üben, Ktehl the^igß «Mtt
des hoodscbrifl liehen Ihedi/, indoiii ilus di/ß voui Scbreiber durcbstriubeu
ift; im Art. 3, Fr^e, Zeile S von üben, pnyßyattety ly atAtt dea haod-
■chfiMii^hen prrgfigafingai!/ li/-, im Art. 13, Frage, Zeile j von oben, ur
nana statt des handschriftlichen lo nqfin; im Art. 35, Antwort, Zeile 3
von ob»n, griyiegtn statt des handschriftlichen ^/M^o^in, indem auah liier
ifrai/wyat dnrchstrichen and statt dessen loa der eigeneD Hand des
&c\atä\ien ßetagmu gexeltA iat; im Art. Jtl, Antwort, Zeile 9 von oben,
rayae drtteecty statt des handKliriftlichen raAs'jtcxhy; im Art. 39, t'ragp,
Zeile a von oben, a praica statt des hnndecbriftlic^ben/ prava.
' So hat schon Brückner, o, b. o.. ü. 343 darauf hitipewie><en, da«s, wann
man den Text des Fncsitniie mit dem WUsniewski's vergleicht, es sich
ergiebt, dass in den Iti Zeilen des WiBxuiewaki'acheu Abdmcks I3mal
vom Text der Handsclirift abg^ewichen ist. Auch hat Wiasnieivski in
den 16 Zeilen ein Wort aitflg«laasen und zwei hiniii^fügt.
> Das Verdienst, sie hier entdeckt xn haben — denn eu Uaciejowshi's
Zeit «rar sie jH liekanntlich noch im Besitae des Kaximir Strancxyriski
in Warscliaii - gebührt dem Director der Omni. Bibliothek au Lem-
berfr, doin ebenso ^lehrten wie freandlicheii Ilr, W, K-'lreynski. Durcli
«in» gOtigie Zuvorkommenheit in den HUind fteaetit, sie aus Autopsie
kennen su lernen, bemerke ich non, daas ilie Hkalaer Handschrift nicht
diteet mit den Worten: Prsyaayflßhy poklim u. H. w. beginnt, sondern
118 KaUiniacki.
Bibliothek des röm.-kath. Domcapitels zu Krakau; die Stradom-
Hki'Hcbe in der Universitätsbibliothek zu Krakau sub Nr. 1174;
die Muczkowski'sche in einer Privatbibliothek zu Poremba.
Was dagegen die Handsehrift anlangt^ die sich seinerzeit in
d(jr Bibliothek des röm.-kath. Diöcesanseminariums zu Wilna
befand und die ieh daher mit dem Namen der Wilnaer be-
zeichnet habe (von Lelewel, Bobrzynski und Anderen wird
sie auch St. Georgscodex genannt)^ so ist sie gegenwärtig ab
verHchollen zu betrachten. Wir wissen zwar, dass sie noch
im Jahre 1H21, als Lelewel an seiner Ausgabe der polnischen
und der mazowischen Rechtsbücher arbeitete, leihweise in der
Bibliothek der Fürsten Czartoryski zu Pulawy vorhanden ww,
vermögen aber nicht mehr anzugeben, wo sie sich heutzutage
b(^Hiid(^t und ob sie noch überhaupt erhalten ist.' Da jedoch
dio Daten, welche Lelewel beibringt, fast ausser allen Zwdfcl
HtcHon^ chiHs die in Rede stehende Wilnaer Handschrift sowohl
in Bezug auf die in ihr enthaltenen Materien, als auch in Bezug
auf die Vertheilung derselben auf das Genaueste mit der Stra-
doniKki'Mohcii übereinstimmt, so werden wir wohl kaum irre
gt'hon, wenn wir annehmen, dass auch die in jener Handschrift
onthahenoi\ Magdeburger Urtheile sich genau an die Form an-
(Um «Umu 'IVxto nU üolcheu lun&chst ein Register vorangeht, das in
Fol)?«« A\i«fiUlsi oiiu^ mlor sweier Blätter zu Anfmng lackenhaft ist Auf
lU« H«i)|fi»tor toljrt Aotlann, von derselben Hand wie dieses g^eschriebeu,
(l««r \ukluUoli«« Toxt ilor Mapiobur^r Urtheile und reicht von Bl. 5 (im
1\h1«^\ int di^«>« HUtt mit Fol. 1 bexeicbnet) bis Bl. 82 (im Codez mit
I.W VII b«>«t^iohui>t^« Uauu fol^l abermals ein Re^rister, das jedoch von
oint^r jUii|r«»r«^u Uaiul i:^^«\'bnebi^u i^t und auch nicht ans 16, wie Ha-
ci«\i\«wAi aii^ibl» JKmderu bUvit ans i* Blättern bestehL Auf den noch
lUtriis^^v « UUit^ni i»; da)r«>^u eine aus den enten 11 Artikeln der
Mt^^lt^Kur^t^MT Vrth^il^ v^^^^ <^i^> H ^^^ ^1^^ die Fra^ da) bestehende
Aba^^hri^ 4v« iiäniUoh^u ^«!^xl>NL ^nihalieu « an der jedoch nichts weiter
WMrxAMTSMh^^biMi IM« aU ^tx^a nur die aaäfallende Fehlerhaftigkeit und
Vl^E^^MkMVirk««t %WrN4b^u Aut deaft lotsten Blatte Teno sind überdies
Ml^^ I^MM^h^W» vatt\''h F^^^^W«t' v\«rha»den. die jedoch entweder
x«iaMiM«M4l ^nAm' %lHroha«« \Nhn^ IWcaa^ »cd.
^ ^^T^NNllpiiNmis Kl^Ww UW \a>*h^Mr»chav^r<^a« dii^ ich durch die frenndliche
^Im «^MHMchiM StaatsraiiMt« ÜT^rm Jacob Golova^kij, in
fjh luM^wc IV«v,'ji^at Wratits^^sx an anderen Orten,
Mlk ^ft Wi'a^x, xi'cAt-ÄAlT«*. i:i k^tt-^m Resultate
DI« f«li>>«lM üMiMrfida 4«r Macdabarfir Dnkdla.
II»
haben, wie wir ihr in der Stradomaki'auLeu be-
Ja, es ist sogar die Mßgliohkeit nicht auEgemchloEBen,
de Btch, wie diea meines Wissens Bobrzyäski zuerst be-
leritte, zu der im Htradomaki'echen Codex enthaltenen Äb-
der Magdeburger Urtheilo wie die C'opie zu ihrer Vor-
'^'•Ausser diesen sechs wird zu den Handschriften, die den
pohuschen Text der Magdeburger UrtheÜe enthalten, von einigen
Gelehrten,' allenlings mit Restriiictionen, mitunter auch der
Codex gerechnet, der seinerzeit der Bibliothek des Bischofs
Zaiuekt angehörte,' und der gegenwärtig in der üfFentlichen
Bibliothek zu Petersburg aub aigno II, F. N. 35 vorhanden
iat. Eine eingehende, vom Verfasser der Abhandlung vor-
'^nommene Vergleichung dieser Handschrift' Ijat jedoch er-
wiesen, dasB jene Annahme keineswegs die richtige ist. Die
ArtJukuly pi-awa Maydebnrßkyego albo nyemyeczkyego — wOrt-
Kch aberaetzt: Artikel des Magdebui-ger oder dea deutschen
Bechte* — die sich im besagten Codex auf Bl, 1 — 17 finden
■ So TOn Ealiuji in den Eoipniw; i sprawoxdauia x posieclKeü wydzialu
glola^. Akademii UnniejetnoJci w Krakowie, VH, S. 227—233.
' Vgl. Juiocki, Specimen uatAlogi Cddd, MS. bililiothecae Zalnsi^iHiiae, S. 62,
' Die in Betracht knmniaDdeii poIntKclien Beatandtiiaile deraellran sind
fibrig«ns «neb von Kaliiin in daa Roiprnny i aprfiwnidanU etc., VII,
S. 899—318 abgedruckt.
' Zu diaser Ueljerschrift muBs ich bemorküU, tlaaa bei den Polen die Aus-
drAeke: Hilfcdebtirger Recht, deutsches Recht, sächsiscbes Reckt als
SyDunjine gelten, und Aais die Polen daruoter stet» dieses letstera vcr-
«tehen. Auch dürfte ex fllr die Leser, die mit diesen VerkKItnisseu
nicht bereits auf einem anderen Wege vertraut sind, von InteresM sein,
nt erfahren, das« in Polen, wn (vgl. diesbezüglich Uobrayiiaki in den
Ruxpranj i »prawoid. x posiedieii wy^tinia hist.-tiloaof. A. U. w Kra-
kuwie. IV, S. täl f.) iUinlich wio in den Litndern der böhmischen Kr-ine
(Tgl. diesbezüglich Palacky, Geschichte von Bühmen, 1, 1, ü. ISO nud
r Anderen anch Tomaechek, Keoht und Verfassung der Markgraf-
ItUfihren im lö. Jahrhundert, S. f<2), die auf ■äuhsiflchem Recht
kllan DSrfer in Bezug auf Geriuhtsbarkeit mit genau denselben
n ausgealaltet wareu wie die auf sächniochem Recht besiedelten
, thatsSchlich nur da» «Achsischa Wuiabbildreubt uumitlelhare
praktische Bedeutung hatte. Was dagegen das HUchaische Land- und
Lehenrecht anlangt, so hatten dieselbeu nur iiubsidiHrinche , und nur
imtor dtui VorBaasetaungen, wie aia ein Magdebnj^r Urlheil (vgl-
120 KaUiniaoki.
und auf die von den Vertretern jener Ansicht speciell Bezug
genommen wird, sind eine Compilation^ die mit den Magde-
burger Urtheilen als solchen absolut nichts zu schaffen hat,
sondern sich mit Evidenz an das sächsische Weichbildrecht
und den Sachsenspiegel im engeren Sinne anschliesst und den
offenbaren Zweck verfolgt,* ihren Lesern ein gedrängtes ^ auf
die gangbarsten RechtsfUlle beschränktes juristisches Vademe-
cum zu liefern. Man wird daher gut thun, die in Rede stehende
Zaiuski'sche, beziehungsweise Petersburger Handschrift hier gans
aus dem Spiele zu lassen.
An die Stelle dieser darf aber mit um so grösserem Rechte
eine Handschrift treten, die sich gegenwärtig in der Bibliothek
des gricch.-kath. Domcapitels zu PrzemySl sub signo XLVIH,
G. 1 1 befindet und hier zum ersten Male genannt wird. Dieselbe
ist auf Papier in Folio gewöhnlichen Formats, doppelspaltig, von
verschiedenen Händen geschrieben und besteht in ihrer gegen-
wärtigen Gestalt aus 258 beschriebenen und 61 leeren Blättern.
Die Bestandtheile, die sie enthält, sind:
El. 1—36 imd Bl. 171—205»: Eine juristische Com-
pilation, die offenbar von einem Polen herrührt ^ und laut der
eigenen Aussage des Verfassers den Zweck hatte, die wichtig-
sten Vorschriften des deutschen, d. i. des sächsischen Stadt-
rechtes durch eine lateinische Ucbersetzung auch denjenigen
zugänglich zu machen, die wohl der lateinischen, nicht aber
auch der deutschen Sprache mächtig waren. ^ Anfang: lus
Magdeburger Fragen I, 3, 2) aiid Anlass einer speciellen Anfrage im
Allgemeinen vorschreibt, rechtskräftige Geltung.
^ Dies ist, abgesehen von dem Inhalte der Compilatiou, speciell auch
aus dem Titel derselben ku ersehen, welcher Titel, ins Deutsche über-
tragen, fulgendormassen lautet: Artikel des Magdeburger oder des deut-
scheu Rechtes, ausgewählt aus den Proceduren verschiedener Magde-
burger KechtsbUcher behufs eines rascheren Ausmasses der Gerechtig-
keit. Polnisch: Arthikuly prawa Maydeburfikyego albo nyemyeexkyego,
vyhrany f pojlhemfpjkow praw roßlycznych xang Maydeburßkycli ku
lirerUhJ^femn vczynyenyv sprawyedlytoo/czy.
3 Als Beweis dessen können speciell die Stellen angesehen werden, in
denen, wie z. ß. in der Phrase: vertim t/nia conßtelfido regni noßri Po-
Umie u. s. w., diroct auf Polen Bezug genommen wird.
' Nachdem aber zu der Zeit, als der Verfasser seine Compilation schrieb,
sowohl das sächsische Weichbildrecht als auch das sächsische Land-
recht, das, wie bemerkt wurde, auch für die Städte eine subsidiarische
121
c triht», ünum /rilicet nomen ex tribiis failicct eleinmitis.
tft lUerü. Ende: Ideo, em quo tarn faetua reas quei-dam, per
eforem oontru ip»um factam, ßinpliriter negauit, tunc piopmquior
J fuam innooeiitiam , tricto facramanto, earpiirgare, quam ipfum
r kuiusmodi iitm leflibu» valeat ronvinceri'.
Bl. 37—157«: Der polnische Text der Magdebiiiger
tJrtboilti, der ans 202 Artikeln (Fragen und Antworten, oder
i Anlworteo) bestellt und, ähnlich wie der Ossolinaki'sche
Sßxt, direct mit den Worten: Przyaezelßkif poklon etc. beginnt.
Me einzelnen Artikel dieses Textes sind weder nunimerirt noch
Bit Rubriken versehen, jedoch Frage und Antwort stets durch
blauen oder rothen Initialen kenntlich gemacht. Die
khrift, welche achr sorgtlütig und deutlich ist, deutet auf den
lüfaag dc8 16. Jahrhunderte.
Geltiipg linttB, aclion längst ins l.HleiiiL«;lip ilbemelit worden waren, so
kann joDe Mutirirtiug vio>il nur den Sinn bitbeii, dasB uu.iereiu Ver-
Earaer nusser den eoeltea geuHnulan uu<l, au zu sageu, mos^gebeiulDii
QueUen des iSctisiacheD Rechtes auch noch Quellen, richtiger Banr-
(«UungeD aolcber «a Gebote standen, die weder in kteioischer noch in
polnischer üebenotxung vorhanden waren. Und in der Thal, sehau wir
tiDS die in Rede »teilende ConipiUtioa etwas näher an, so werden wir
finden, dnaa unsere Vcrinuthung die riuhti^ ist. Der Verfügter lint uicht
bloB das Bichsiacliu Weichbild und den SachsenKpiegel im engeren Sinne,
oder daa ■tchsisuhe Landrecht, sondern er hat mit ebenso grosaem Fleiiise
auuh du Rechtsbuch nach Distinctionen and den Kiuhtstei^ Landrechts
— also Quallen henuixt, die wohl ins Franzniriiclie , besieh nngs weise
ins Ciecbiscbe (nnsaer dun von llomeyer, Deutsche RsctitsbilcheT des
Mittelalters, genannten, sind in neuerer Zeit, wie diess aus dam OBaepis
l. H-, Un, S. 138 r. und S. 150 f., nud LIV, S. 642 f. xil ersehen ist.
Doch fOnf weitere Handschriften mit dem uzeoliiHchen Text des Liber
distinctioneni gefanden worden), jedoch iiin weder ins Lateinische noch
ins Polnische übersetzt worden waren. Aber auch die Glosse, die unter
Compilatur ziemlich uFt ciljrt. und die er ei^ntliilmlivher Weise einem
venerabUis E<|nardus xunchreüit, dlirfte Ibm niubt in lateinischer, Bün-
den!, wie ich dies bei anderer Gelegenheit vielleicht des Näheren
darthun werde und wie dies bei der geringen Zabl der lateiniscben
Uloswnhandsuhritteo (innerhalb der Qrenien des gewesenen polnischen
Königreich» ist bis jetzt keine einzige entdeckt worden) aiicli soust sehr
wahrwrhetnlicb ist, in dentwber Sprache vorgelegen haben. Rflukaichilicb
des Kogiatrum qnodilam super libnini Caesar Otto et Spekulum Saxnnum,
Au der Verfasser ebenfalls hie und da anfSbrl, vermag ich dagegen, da
diase letstera Quelle auch sonst nicht bekannt ist, uicht eu sagen, ob
1 Verfasser in deutscher oder in lateinischer Sprache vorl.lg.
122 Katuiniaeki.
Bl. 205»»— 208»: Eine handschriftlich öfter»
Abschrift der Urkunde, mittelst derer Konig
den Juden von Lemberg und von dem
Polen gehörigen Theil Kusslands sämmtliche iha«»
König Kazimir dem Grossen im Jahre 1367
legien bestätigt. Die Abschrift ist betitelt:
ludeorumj inftiiuta per serenUaimum principem ac
Kazimirum, dei gratia regem Polonie privüegiJM fuh apfmfSt
firmafa et corrohoraia. Wortlaut mit nur wenigen, Qbrifpea
unwesentlichen Varianten mit dem Texte UbercinsanuMflidl,
in dem als Beilage zur Gazeta Lwowska ersehemeadea
wodnik naukowy i literacki, Jahrgang 1873, S. 717 £,
gedruckt ist.
Bl. 208«'— 208^: £inc Instruction über die Art, wie die
Juden den Eid leisten sollen. Auch dieser Artikel koBUtt
handschriftlich öfters vor und ist, wie man sich hievon kickt
überzeugen kann, eine wörtliche Wiederholung des Jndeneidei^
wie er in der auf Conrad von Oppeln zurückgehenden Fora
des sächsischen Woichbildrechtes ' vorkommt und als soldwr
auch Hchon in J^aski's Ausgabe des sächsischen Weickbild-
rechtes im (Jap. 118 abgedruckt ist. Ein neuerer Abdmek
1 Boi (lioffor Gelef^oiiheit will ich bemerken, dai» die aaf Conrad Toa
Oppolii Eurückf^ehende und nicht nur in mehreren deutschen, aondera
auch in sAhlroicheUf Atif der UeberHetzung des Conrad Yon Saadomir
beruhondun lateinischen Abschriften vorhandene Weichbildform in den
verbreitetsten in Polen fi^ehnrto und noch im Jahre 1606 durch die Aus-
gabe LaHki'H (vf^l. dessen Commune inditi Polonie regni Privilegium con-
Ntitutionum etc., Fol. 176—197*) eine weitere Stütze erhielt. Seit dem
KrHcheinen düH Jaskier'schen Juris municipaJis Über, vulg^ Weichbild
nuncupAtuH, dowien ernte Aungabe im Jahre 1636, die zweite im Jahre 1603
«lin ProHM» vi^rlioKH, int aber in Polen diese letztere Weichbildform in
Umlauf ankommen und hat sich seitdem ständig auch in den spiteren
Jahrhunderten erhalten. Horuht doch auch die von Paul Sscser^
bicx bewerkstelligte polnische Uebersetzung des sächsischen Weich-
biblreclitos (1. Ausg., Lemberg 1681; 2. Ausg., ebendaselbst 1610) nicht
auf d(*r vfin .Johannes l^aHki, sondern auf der von Nicolaus Jaskier her-
ausgogitbcnen und neunrdings durch Daniels^ Kechtsdenkmäler des deut-
schen Mittidnlters, I, S. 67 - 438, uns auch sonst näher gebrachten
Weic.hbildforiii. Von den übrigen Weichbildformen, ho z. B. von der
Utfenbactier, dor Nauniburgur , der Orlamünder u. a., ist dagegen in
P(den nicht die geringste Spur vorhanden.
Di« »olBiiSht SMMii«a du HagdsbOT
des Judeneiiles ist im Przewodnik nuukowy i litemc. pro lüTd,
l 8. c, voi'HaDdeo.
Bl. 208'' — 217''; Sequitur eauj'a c&mmi/Jaria intei- prooidoa
Mtllhiam Key et cunfuiat de Nmca Sambor per generofum Nico-
laum Lencskorunßky tum famatog et prouido» con/utes: Leopolim-
Jkm, Urohobieenfsm , Mofkicen/em et ffiyJnen/em , commiffizrioa,
rtniffimum pi-indpum et dominum Sigiamundum, dei gralia
^flonMf perfemii el cau/e dc.patntos, limüata et lerminata
. Uicse Causa fand im Jahre lü07 statt und
mit nachstelle ndeu Worten : Acta judiclj commiffurtj
■gmero/i Nicol4ti Lenczkorunßky de Brzexye etc. Uie Schrift
tnast auf die zweite HiÜfte des 16. Jahrhunderts.
BI, 24'^ •— 24^ '' ; Ein proeessuaÜBchea Maniiale zur Be-
lehning über den Procesa vor den geistUchen Gerichten mit
lahireicheii eingeschobenen Formularien , in denen oft auf
£rakau Bezug genommen wird. Diese« Manuale wurde, wie
den im Texle vorkommenden Jahrzahlen hervorgeht, ganz
gewiss in der zweiten Hälfte des 15. JabrliiindertH zusammen-
gestcUt Die Przemys'ler Abschrift stammt spätestens aus dem
Anfang des 16. Jahrhunderts. Beginn des Manuale: In nomine
Domini amen. Quanmis pia mi/eradune rex pacificus dijpo/uit
Jiii /ubdifos fore pwlicoa, pnäßco» et müde/tos, effrenata tarnen
€»piditiUf pacta emula etc.
Bl. 286' — 304'': Sequitur defen/orium juris, das man
früher dem Johannes monachus zuachrieb, das aber, wie dies
«US dem Eingange zu der Przemysler Abschrift dieses Trac-
btts hervorgeht und übrigens auch durth Schulte's Geschichte
der Quellen und der Literatur des canonischon Rechtes, Stutt-
gart 1877, n, S. 314 des weiteren heslätigt wird, von dem
bekannten Cistereicnsermünch üerardus verfasst wm-de und
die fKinreden in 19 Titeln behundelt'. Anfang: Qiua hone rei
tfiliuin prefenlin vtte fuhfidium 6( eterne remMneracionia
premiitm ex-pactwe (XII, q. II, e) bune rei, jdeo ego Ghvrardu»,
Konaehu* de Hiuo, Ci/tercien/is ordinis etc. Die vou Schulte
ftngefÜbrtfl Schluasstelle ist in der Przemysler Abschrift nicht
enthalten, indem dieselbe schon mit den Worten endigt: Et
Jie ptrit tti/lanäa iudifij. El hec, ßtfßctant cmtfa bi-euUatia.
Bl. 304''— 308''; Ordo de ob/eruanone terminoruvi, worunter
eine Anlfiitung zu verstehen ist, die den Leser mit der Auf-
124 KalQiniaoki.
einanderfolge der bei geistlichen Gerichten erster, zweiter und
dritter Instanz zulässigen Termine bekannt machen soll. An-
fang: Ot'do de obferuacione termnoi*um facri palaUü caufarum,
et primum in privia inftancia. Ende: Qui vlfimo hcJmü caufaMf
circa queni manfit caufa, vi procedatur in prindpcdi tdiimuB. JBt
hec dicta fufficiant etc.
BI. 308^ — 314^: Ein weiteres processualisches Manuale
zur Belehrung tlber den Process vor geistlichen Gerichten, be-
titelt : Procefßis judicij compendiofijfinm titulis in partSmi. An-
fang: Antequam dicatur de pajfu judicij, notandum e/tj quodßi
iudidum et quot funt fpecies iudicij et qtie funt persane, que debent
confi/tere in iudicio. Die einzelnen Titel: De ordinacume iudi-
cij; de cittacione; de ferijs; de contumacia et excomunicatione ;
de excepciombua; de oblacione lihelli; ffomxa lihdU; de litis eon-
teftacione; de iuramento ccdumnie; fforma iuramenti calumptde;
de prohacionibus ; de teftibus; fforma iurandi teftium; de aUitJiar
cionibus; de excepcionibus ; de inftmmentis ; de fentencia ex-
comttnicacionüt ; fforma ßmtende; de appelladonibus ; fforma appd-
ladonis.
P^s ergibt sicli also, dass, soweit unsere gegenwärtigen
Kenntnisse reichen, wir im Ganzen sieben Handschriften haben,
die den polnischen Text der Madeburger Urtheile enthalten.
Von diesen Handschriften standen mir die Ossolinski'sche, die
Skalaer, ^ die Stradomski'sche und die Przemysler, dank der
glUigen Liberalität der betreffenden Institute und ihrer Vor-
stände, in originali, die Krakauer in der respectiven Ausgabe
zu Gebote. In Betreff der Muczkowski'schen und der Wilnaer
Handschrift war ich dagegen lediglich auf die Andeutungen
angewiesen, die ich einerseits bei Rzesiuski und Wiszniewki,
andererseits bei Leiewel vorfand. Zwar habe ich die Mtthe
nicht gescheut und mir auch in Betreff der beiden zuletzt ge-
nannten Handschriften sichere Informationen zu verschaffen
> Dans da« StSdtchen Skala, von dem diese Handschrift ihren Namen hat,
nicht Skala am Zbrucz, muidern das in der ehemaligen Wojwodschaft
Krakau, jeUt {vgl. diesbezaglich J. Golovackij, Geograiiczeskij slovar*
zapadnoslov. i jugoslav. zeniel* i prileiascich stran , Vil'na 1884,
S. 287) im Gouvernement Kieice gelogeuc Skala ist, hat schon Brfickner,
o. 8. c, S. 342, Anin. 3i bemerkt, und stimme ich ihm hierin voll-
kommen bei.
Di« polnische R«ceosion der Magdeburger ürthoile. 125
Lchty allein vei^ebens. Die Wilnaer Handschrift ist eben als
tollen zu betrachten, während die einstens Muczkowski-
Handschrift von ihrem gegenwärtigen Besitzer, an den
mich sowohl persönlich^ als auch durch einen Freund wen-
i, gar nicht zu erbitten war.
Ich werde den in der Ossolinski'schen Handschrift ent-
len polnischen Text der Magdeburger Urtheile in der
kurz durch 0, den in der Przemysler Handschrift ent-
men durch P, den in der Skalaer durch S/c, den in der
kuer durch Kix, den in der Stradomski'schen durch St,
in der Muczkowski'schen durch M, den in der Wilnaer
W bezeichnen.
Auch bemerke ich, dass die Nummerirung der einzelnen
Artikel in 0 und P von mir selber, in Ka und St von den
fiesbeztiglichen Schreibern, in Sk theils vom Schreiber des
1^ Textes, theils von mir herrührt.*
y.
Zweites Capitel.
Verb<niss der polnischen Texte zu und unter einander.
Wiewohl das Verhältuiss, in dem die soeben namhaft ge-
machten polnischen Texte der Magdeburger Urtheile zu und
unter einander stehen, im Allgemeinen bekannt ist, und nur der
Pnsemysler Text als ein solcher angesehen werden muss, über
den bis jetzt absolut nichts verlautete, so glaube ich dennoch
nichts Ueberflüssiges zu unternehmen, wenn ich dieses Ver-
Idkniss, das systematisch bis jetzt noch von Niemandem be-
baadelt wurde, einer etwas eingehenderen Prüfung imterwerfe.
Zu diesem Behufe stelle ich mir zunächst folgende zwei Fragen:
1. Wie sind die in Betracht kommenden polnischen Texte
in Bezug auf ihre Artikelfolge,
2. wie in Bezug auf ihren Wortlaut beschaffen?
Ad L Was speciell die Artikelfolge anbetrifft, so wird
feselbe am besten durch die hier folgende Tabelle verdeut-
Hcht Zwar umfasst diese Tabelle aus Gründen, die im Cap. I
^ Die in O vorhandene ältere Nnmmerimngr wt ungenau und fehlerliaft.
126
Kalniniaoki.
dargelegt wurden, nur fünf Texte, allein sie kann, zumal M
bis auf die durch Auslassung von vier Artikeln ' und eine An-
zahl von Varianten herbeigeführte Abweichungen mit Ka, da-
gegen W mit 8t "^ übereinstimmt, immerhin als ausreichend
angesehen werden, um die etwaigen Unterschiede, die in der
Artikelfolge der einzelnen Texte vorkommen, zur entsprechenden
Anschauung zu bringen. Als die Grundlage der Vergleichnng
wird hiebei selbstverständlich 0 angenommen.
Tabelle I.
0
P
Sk
j
Ka 1
1
St
0
P
8k
1
1
1
1
1
1
26
26
26
2
2
2
2
2
27 /
28 1
27 f
27 f
3
3
3
3
3
28 [
28 '
4
4
4
4
4
29/
29 f
29
5
5
5
5
5
30 \
30 1
30
6
6
6
6
6
31
31
31
7
7
7
7
7
32
32
32
8
8
8
8
8
33
33
33
9
9
9
9
9
34
34
34
10
10
10
10
10
35
35
35
11
11
11
11
11
36
36
36
12
12
12
12
12
37
37
37
13
13
13
13
13
38
38
38
14
14
14
14
14
39
39
39
15
15
15
15
15
40
40
40
16
16
16
16
16
41
41
41
17
17
17
17
17
42
42
42
18
18
18
18
18
43
43
43
19
19
19
19
19
44
44
44
20
20
20
20
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45
45
21
21
21
21
21
46
46
46
22
22
22
22
22
•
47
1
47
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23
23
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48
24
24
24
24
24
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48
49
25
25
25
25
25
49
; 49
50
8t
45
46
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31
32
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^4
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37
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39
40
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42
43
44
{
{
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27
28
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30
31
32
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34
85
36
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47
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' Es sind dies nach WiBzoiewski die Artikel: 0 6, 42, 255 und 263.
^^ hierübsr 8. 118—119 dieser Abhandlung.
Di« polnische B«ceosion der Magdeburger Urtbeile. 1 25
gesucht, allein vei^ebens. Die Wilnaer Handschrift ist eben als
Terschollen zu betrachten, während die einstens Muczkowski-
sehe Handschrift von ihrem gegenwärtigen Besitzer, an den
ich mich sowohl persönlich^ als auch durch einen Freund wen-
dete, gar nicht zu erbitten war.
Ich werde den in der Ossolinski 'sehen Handschrift ent-
haltenen polnischen Text der Magdeburger Urtheile in der
Folge kurz durch 0, den in der Przemysler Handschrift ent-
haltenen durch Py den in der Skalaer durch Sky den in der
Krakaner durch Kix, den in der Stradomski'schen durch St,
den in der Muczkowski'schen durch 3f, den in der Wilnaer
dnrch W bezeichnen.
Auch bemerke ich, dass die Nummeriining der einzelnen
Artikel in 0 und P von mir selber, in Ka und St von den
diesbezüglichen Schreibern, in Sk theils vom Schreiber des
Textes, theils von mir herrührt J
Zweites Capitel.
VerliUtniBS der polnischen Texte zu und unter einander.
Wiewohl das Verhältniss, in dem die soeben namhaft ge-
machten polnischen Texte der Magdeburger Urtheile zu und
anter einander stehen, im Allgemeinen bekannt ist, und nur der
Przemysler Text als ein solcher angesehen werden muss, über
den bis jetzt absolut nichts verlautete, so glaube ich dennoch
nichts Ueberflüssiges zu unternehmen, wenn ich dieses Ver-
hältniss, das systematisch bis jetzt noch von Niemandem be-
handelt wurde, einer etwas eingehenderen Prüfung unterwerfe.
Zu diesem Behufe stelle ich mir zunächst folgende zwei Fragen:
1. Wie sind die in Betracht kommenden polnischen Texte
in Bezug auf ihre Artikelfolge,
2. wie in Bezug auf ihren Wortlaut beschaflfen?
Ad L Was speciell die Artikelfolge anbetrifft, so wird
dieselbe am besten durch die hier folgende Tabelle verdeut-
licht Zwar umfasst diese TabeUe aus Gründen, die im Cap. I
^ Die in O vorhandene ältere Nnmmerimngf ist nngenan und fehlerhaft.
126
Katuiniaoki.
dargelegt wurden, nur fünf Texte, allein sie kann, zumal M
bis auf die durch Auslassung von vier Artikeln ' und eine An-
zahl von Varianten herbeigeführte Abweichungen mit JSTcr, da-
gegen W mit Sf^ übereinstimmt, immerhin als ausreichend
angesehen werden, um die etwaigen Unterschiede, die in der
Artikelfolge der einzelnen Texte vorkommen, zur entsprechenden
Anschauung zu bringen. Als die Grundlage der Vergleichung
wird hiebei selbstverständlich 0 angenommen.
Tabelle I.
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
U
15
16
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19
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21
22
23
24
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1
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5
()
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9
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16
17
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19
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25
Sk
1
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5
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12
13
14
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IG
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18
19
20
21
22
23
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Ka
St
O
Sk
Ka
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1
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26
26
26
1
26
2
2
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27 f
27 f
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3
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4
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29
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•
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5
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30 \
30
6
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31
31
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32
32
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33
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34
34
32
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35
35
35
38
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36
36
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37
37
35
13
13
38
38
38
36
14
14
39
39
39
37
15
15
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40
40
38
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41
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17
42
42
42
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43
43
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44
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45
45
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46
46
46
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22
23
47
"{
47 [
48
45
24
24
48
48
49
46
25
25
49
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50
47
{
26
27
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39
40
41
42
48
44
45
46
47
48
1 Es sind dies nach Wiszuiowski die Artikel : 0 6, 42, 265 und 263.
2 Vgl. hierübsr S. 118^119 dieser Abhandlung.
Die poloiscke Kecension der Magdeburger rrtbeilc.
127
o
Sk
Ktt
St
o
Sk
Ktt
St
49
50
51
52
53
54
55
56
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58
59
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62
[63]
63*
641
64L
65
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67
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70
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72
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{
{
1
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•
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47
48
50
51
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49
51
52
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53
54
56
57
54
55
67
—
55
56
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57
56
—
59
57»
57
57
60
58
58
58
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59
59
59
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60
60
60
63
61
61
65
62
63
62A.
66
—
64
64
61
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62L
67
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65
63
68 1
64 f
65 \
66
64
69
66
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68»
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72
69
75
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77
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75
72
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76
73
79
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77
74A.
80
78
78
74L
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79
75
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80
80
76
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81
81
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78
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86
84
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79
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85
80
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87
•
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128
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{
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IIG
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130
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{
{
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Ol
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04
05
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08
09/
lOl
11
12
12»
13
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17
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25
26
27
28
{
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11
"{
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{
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86»
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111
112
IIS
114
115
116
117
118
119
120
121
130 Ka»niniacki.
theils durch Suböummirung zweier oder mehrerer Artikel unter
eine Nummer, theils durch Auflösung eines und desselben
Artikels in zwei Artikel, theils durch unrichtige Nummeration,
namentlich alxT durch Ueberspringen der Nummern * und
stellenweise durch Wiederholung eines und desselben Artikels'
entstanden sind, stimmen die hier vorliegenden und implicite
wohl auch die beiden tibrigen polnischen Texte in Bezug auf
Artikelfolge in c^iner so durchaus augenfkUigen Weise überein,
dass die gegenseitige Verwandtschaft derselben , wenigstens
nach di(»Her Seite hin, gar nicht in Frage kommen kann.
Selbst die scheinbar viel bedeutenderen Abweichungen, wie
beispielsw(»4so der Umstand, dass P von 202 ab um eine Reihe
von Artikeln ilrmer ist als O, wie nicht minder der Umstand,
dass ISk am Knde einen Artikel mehr hat als die übrigen
polnischen Text(», hissen sich auf eine natürliche Weise er-
klären und können an der Stichhaltigkeit jener Ansicht nichts
lindern. Der Przcmysler Text ist um eine Reihe von Artikeln
ärmer als die übrigen j)olnischen Texte, weil er aus Gründen,
die uns nicht näher bekannt sind, von dem Schreiber desselben
ganz einfach nicht zu Ende geführt wurde, während der Ska-
laer Text um einen Artikel am Ende mehr hat als die übrigen,
weil der Schreiber der diesem Texte zu Gnmde liegenden
Vorlage** oder möglich auch ein späterer Besitzer derselben
zu den Artikeln, die auch in den übrigen Texten vorkommen,
von O, die Uiiistolluiiji:»Mi hiiipopen, die in O den Artikeln 193 — 193**
entsprechen, .nuf Kechnunpf anderer Schreiber zu setzen sind.
» So folf^t z. 15. in Sk auf Gi) jjleich 71, auf 99 pleich 101, auf 132
gleich 134, auf 139 j,^lcich lU; in .SV auf 81 gleich 8G, auf 137 j^leich
139, auf 190 pleirh 2()U u. s. w.
2 Aeusserlich lässt sidi diose letztere Anjjabo allerdings nur an Ka 181
constatiren, der als Wiiulorholunjir des Kk 175 in den tibrigen Texten
nicht vorhanden ist. Thatsächlich kommen aber in der polnischen
Recensioii der Magdeburger Urthcile noch zwei weitere Wiederholungen
vor, .von denen die eine sich durch die Formel: 0 203 = 0 18, die
andere durch die Formel : O 99 — O 45 ausdrücken lässt. Da jedoch
die beiden letzteren Wiederholungen in allen polnischen Texten gleich-
massig wiederkehren, so konnten sie auf die Artikelfolge derselben
selbstverständlich keinen, wie man sagt, in die Augen fallenden Ein-
■• haben.
ß. 110, Anni. 2.
IH" iHiInlKhii Itcconlnn in Miie<l.'hiir«,'r rrthrHr. 13j
i einer uns gegenwiü-tig nicht luebr bekannten Quelle ' auch
diesen Artikel hinzufügte. Auffallend und au Bedenken
i gebend könnte aonach in der hier vorliegenden Tabelle
iglicb nur der Umstand sein, dass Ka von Art. 207—222
wesentlich andere Reihenfolge bietet ^ als die übrigen
^nischen Texte. Wenn man aber bedenkt, dass sowohl die
tchat vorangehenden 206, aU auch die nachfolgenden 43 Ar-
tikel dieses Textes im vollen Einklänge mit den Artikeln der
übrigen Texte sich befinden, ao glaube ich nicht, dass es
sweckmääeig wäre, an diese letztere Erscheinung irgendwelche
veitergehende Sehlussfolgerungen zu knüpfen. Es kann viel-
mehr als sicher angenommen werden, daas die veränderte
Reihenfolge, der wir in Ka von Art. 207 — 222 begegnen, ihren
Gnind ausschlieaslich in dem Umstände hat, dass der Schreiber
dieses Textes, beziehungsweise der Schreiher der diesem Texte
EU Grunde liegenden Vorlage, die von ihm angefertigte polni-
sche Abschrift an dieser Stelle nach einem correspondirenden
dentscben Texte corrigirte. Dass aber deutsche Texte mit
gennu derselben Artikelfolge, wie wir sie in Ka an jener Stelle
finden, keine Seltenheit waren, wird das nächstfolgende Capitel
bis zur vollen Evidenz erweisen.
Ad 2. Um den Wortlaut der in Rede stehenden polni-
schen Texte ins gehörige Licht zu stellen, wäre es eigentlich
' Dem Register infolge würde nllprilings nach dieser Artikel, älintich wie
die beiden nüuhst vorangehen den, von den .Schaffen zu Lemberg iier-
rD1ir«u. Ob «ber diese Angabe auch auf Wahrheit berulit, muM vor-
läufig dahingestelit bleiben. Im Texle «elbst finden sich diesbezüglich
keine Andoiitniigon.
' Da nach Wiszuiewaki, Hiat. lit. \hiU., V, S. Iö5, der sogenaunte Muci-
kovrski'aclio Text ,oine getreue Abschrift von Ka ist. die sognr alle seine
Felller wiederholt', »o würde daraus folgen, ilaes die veränderte Artikel-
folge, von der ich soeben spreche, auch dem Mnczkowxki'suhen Texte
e>g«n laL Leider bin ich in Folge von Umstiiaden, die auf tS. 1S& be-
sprochen wurden, nicht in der Lage, die Richtigkeit jener Folgerung
liewahrheilen ssu kfinneii. Ich kann hier nnr so viel liemerken, dass
mir der Muczkowski'sche Te^t von Wisaniewaki nicht in jener Weise
TS^lieben worden ko sein scheint, wie dies im luteresse der Oenanig-
keit wansclienswcrth wäre. So theilt Wisaniewski, nni nur ein Beispiel
■ninflihren, bei Ka 4ti keine Varianten mit, wührend dieser Artikel
nach BsesiiUki, Processus juris civ. Crflcov., S. XIV, <lie Frage gana weg-
ISbsI tind mvcli iu der Antwort mehrnve Vari.inteii bietet.
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Ans dieser Tabelle erhellt, dass die hier vorliegenden
Texte in Bezug auf Artikelfolge in der engsten Beziehung zu
einander stehen. Mit Ausnahme von rein mechanischen Diffe-
renzen, die theils durch Auslassung, theils durch Umstellung,^
1 Markantere Beispiele hievon finden sich namentlich bei O 63 — 64, bei
O 107 — 109 und O 193 — 193*», wobei bemerkt werden mus8, dass die
Umstellungen 0 63 — 64 und O 107 -109 auf Rechnung des Schreibers
Sitaangsber. d. phiL-hist. a. CXI. Bd. I. llft. 9
larjs^xi iTiH -iekanntj«! otifainicifaL T^xoe^. dürfen aber keines-
"T-*^ **>» -t»)!«'!!»^ rm^T'^^^^i'^a ▼■»rien. viia '{»±1x131 man säi^en könnt e,
M^m iarf •toä'^. ^r^niL ulizl AQet» ol AQem erwägt^ als
tixa T.-iriäiiri^*^ Elt^ui-ax »to lm»kerör?iL UnDHSQcfcimg wohl nur
^^m .Sitz ^af^urrüea. *Lu» «i^ b» jeot <aiDie«ktai polnischen
T^rxc^ zvftr 2aui2 be^^tnnmt auf wer ^zfewiiart^«ft , von einer
oiul d^T^Urn^n P*»rH>ii k^^rrohr^nd«! ReciabBoa bemlieny dass
^i^ j*^6ch nur 4«*r all*^mf.gga AoänaluiLe »fe§ Wihiaer Textes,
dftT, wi#i ?>enierki: wiirde. eine TznmitcenKire Copie de« Stradom-
^ki'^^,h<^n 231 *em ^eherni. in keinem »iireeten Abstammungs-
^^rhiiltiii.'«.^ rl'^h beenden. Aach schemt e:s ferner keinem
Zw^M m unterließen, «iasd die mit *> und P bezeichneten
Texte die nachweiäbar älteste F«jrm der polnischen Recen-
jiion der Ma^debar^er Urtheile darstellen, während die übrigen
anü Dorrb erhaltenen polnischen Texte sieh bereits mehreren,
mehr o^ler minder erheblichen, jedoch stets nur nnwesentliehen
yVAifif'^XtoiifzTi unterworfen haben. Zum Beweis dessen nnd
nm zo^Jeieh Gele^^enheit za haben, die Uebereinstimmungen
wie die Vff^i^fxAf^rhfziitii der in Betracht kommenden polnischen
Text/j praktiiif'h zn illnstriren, Ähre ich die Artikel O 5, 48,
52 find 121 nar:h der ihnen sowohl in diesem als auch in
den übrigen f^Jnischen Texten eigenthümlichen Fassung in
fünf nebeneinander stehenden Columnen wörtlich an. Bei Ar-
tikel O 48 , der uns durch Rzesinski*s Vermittlung in seinem
VrfH'j'.HHUh juHM civilis Cracoviensis , S. 14, auch noch in dem
Wortlaut/; de» Muczkowski'schen Textes bekannt ist, ffege ich
Hf'Ahnircfh'.nd noch eine sechste Columne bei.^
1 Diti T*txiff werden hier selbstverständlich mit der grössten Genauigkeit
find ^/^ar mit H«;IaiMung aller ihrer Fehler abgedmckt.
Die polnische Recension d<:r Magdeburger Urtlieile. lui)
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tliiri^cn titiM l)(;kanntcn polnischen Text^j, dürfen aber keines-
\\\^\3^H hIh Holc.lie angesehen werden, von denen man sagen könnte,
diVHH HI«? einer aus dem andern geflossen seien.
Man darf daher, wenn man Alles in Allem erwägt, als
das vorläufige Resultat der bisherigen Untersuchung wohl nur
den Satz aufstellen, dass die bis jetzt entileckten polnischen
Texte zwar ganz bestimmt auf einer gleichartigen, von einer
und derselben Person herrührenden Recension beruhen, dass
sie jedoch mit der alleinigen Ausnahme des Wilnaer Textes,
der, wie bemerkt wurde, eine unmittelbare Copie des Stradom-
ski'schen zu sein scheint, in keinem directen Abstammungs-
verhältniss sieh befinden. Auch seheint es ferner keinem
Zweifel zu unterliegen , dass die mit O und P bezeichneten
Texte die nachweisbar älteste Form der polnischen Recen-
sion der Magdeburger IJrtheilc darstellen, während die übrigen
uns noch erhaltenen polnischen Texte sich bereits mehreren,
mehr oder minder erheblichen, jedoch stets nur unwesentlichen
Modificationen unterworfen haben. Zum Beweis dessen und
um zugleich Gelegenheit zu haben, die Ucbereinstimmungen
wie die Besonderheiten der in Betracht kommenden polnischen
Texte praktisch zu illustriren, ftihre ich die Artikel O 5, 48,
52 und 121 nach der ihnen sowohl in diesem als auch in
den übrigen ))olnischen Texten eigenthümlichen Fassung in
ftinf nebeneinander stehenden Columnen wörtlich an. Bei Ar-
tikel 0 48 , der uns durch Rzesinski's Vermittlung in seinem
Processus juris civilis Cracoviensis, S. 14, auch noch in dem
Wortlaute des Muczkowski'schen Textes bekannt ist, füge ich
selbstredend noch eine sechste Columne bei.^
1 Die Textf) werden hier Helbstverständlich mit der grOsstcn Genauigkeit
und mg&r mit Belastung aller ihrer Fehler abgedruckt.
Die polnische Recenvion der Magdeburger Urthcile. loO
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lu und unter einander befinden, allerdings das meiste Gewicht
iiahen, iul aber dieses Capitel noch lange nicht als abgetban
1 betracbten. Zu diesem letzteren Zweck ist ea nothwendig,
■eil folgiende vier Fragen zu beantworten;
a) Welche äussere Fonn haben die in der polnischen
Kccension enthaltenen Schfiffenbriofe ?
b) lit die Anordnung derselben eine systematische oder
UDs^etematiBche V
<■) üeber wessen Anfragen sind sie entstanden?
d) Wo, wann und durch wessen Zuthun mag wohl die
polnische Receneion der Magdeburger Urtbeile bewerkstelligt
worden sein?
Ad a). Als das charakteristische Merkmal der in der polni-
M-hen Reconaion enthaltenen Schöffenbriefe ist in formaler Be-
ziehung ohne Zweifel der Umwtand anzusehen, dass die meisten
ron ihnen aus Frage und Antwort bestehen. Zwar ist die
■mprOngliche . diesen Fragen wie diesen Antworten eigen ge-
wesene Ausführlichkeit und Umständlichkeit ' durch Weglassung
zahlreicher, sowohl stjlistischer als chronologischer, topographi-
richer und historischer Aecessorieu in der polnischen Recensiun
der Magdeburger Urtheile vielfach alterirf worden, allein die
<_>estalt von Fragen und Antworten ist ihnen doch geblieben
und darf, wie bereits bemerkt wurde, als ein Merkmal ange-
sehen werden, das fiir die äussere Form der in der polnischen
Recenaion enthaltenen Scbüffenbriefe jedenfalls das massgebendste
i«t' Andererseits gibt es aber in der polnischen Recension
* INe Sicherheit, mit der ich dies mmapreciie, beruht auf der Vi^rgleichnuf
mil den mir toait bekannten diosheKtlglichen Ai^leDHtflckcii. die regel-
nilMi); xiiiili^hiit i]ie Titnlntur, dann die tlhliche Eingangsfrirmel. sodann
die 8aebe leltiiit und endlicli die SchlQRsformel nammt Datum and Unler-
»elirifl, besiebunga weise dem Siegel enthalten.
' n«d die« tun *o mehr. aU alle jene Artikel, die in O nnn Krage und
Antwort bssteben, auch in den ilhrig«n polnischen Tozten regelmägiiig
di« GmuU von Fragen nud Antworten haben. Ausnahmen hievoii von
dor Art, wie etwa die bei Sk 1 17, 171) nnd 236, oder bei P 168 und lä9,
oder bei it l-t «ind überhaupt bUcbst aelteu und können die Kichtig-
keit nbi^r Behaoptung nicht aJteriren. Bei O 3.14 und bei Sa 239 kann
man io^r noch p>ni genau den Weg angeben, wieso e« kam. da«
kii.-kiii. a eil m I Bn. in
140 Ealnioiarkf.
der Jlagdeburger Urtheile allerdings auch solche Artikel, wo
Frage und Antwort bereits zu einem Ganzen verschmolzen
sind, sowie Artikel, wo von der Frage nichts^ von der Antwort
blos der nackte Rechtssatz zurückgeblieben ist. Zum Glücke
ist die Zahl der beiden letzteren Arten von Artikeln im Ver-
gleich zu denen der ersteren Art keine belangreiche.
Ad /*/. Ebenso einfach wie die erste, erledigt sich auch
die nächstfolgende Frage. Es genügt einen Bhck auf den erst-
besten der uns noch erhaltenen polnischen Texte zu werfen,*
um sofort zur Ueberzeugimg zu gelangen, dass die Ordnung,
in der diese Texte die in ihnen enthaltenen SchöflFenbriefe bieten,
eine durchaus unsvstematische ist. Auf den Artikel von der
Mitgift der Frauen folgt der Artikel von dem Vormunde der
Kinder, auf den Artikel von dem Vormunde der Kinder der
Artikel von denen, die wunde Leute beschauen sollen u. s. w.
Ad c'. Da die polnische Recension die in ihr enthaltenen
Schöffenbriefe nicht mehr in der ursprünglichen, ihr von Haus
aus eigen gewesenen . sondern in einer Form bietet , die im
Vergleich zu der ursprünglichen als eine blosse Bearbeitung
erscheint , so ist mit Hilfe der Anhaltspunkte , wie wir sie in
der polnischen Recension der Magdeburger Urtheile finden,
t"ilr die Beantwortung der sub lit. o ersichtlich gemachten
Frag^^ thats«^chlich eine verhültnissmSssig sehr geringe Au8-
Wute zu erzielen. Aber auch das ist schon ein Gewinn, d«s8
wir auf Grund der }K»lnischen Recension wenigstens in Betreff
mehrerer in ihr enthaltener sogen.-innter Magdeburger Urtheile
sagv*n können, dass sie ganz bestimmt durch Anfragen an»
Krakau provoi*irt wunten, hiermit j>olnischen Ursprungs sind.
Dahin gx^horon, wenn wir sjwioll der Xummenition des Osso-
linski'soher* Textes tolo^n, • '. ' i^S, 121 und -52. Femer, auch
die Anikel O 44 und 45 konr.or., indem o* ziemlich nahe liegt,
antunehmon. da^ die Tropi^auer« von denen hierselbst die
Re^ie ist, ihtx^ Ar.a^^le5C>t*nheit vor den Schöffen zu Krakau
verfiandehon • hiermit die^e letzteren die anfirmgende Partei
4»Mi^ ArtiK><^l in i5ov. Srire'erxi^r, Tcvi^r. <^ir^r «wa* kfineren Wortlaut
IaKmk *J* i« ^i*« ÄSrijpif^i TcvT^-r.. V^: ilwi^^j^ach aaeh Briickner,
- a. <s^ VI. ^ Äi* Uta -V<^
** lNÄhii*r^*i l*r.Vv,^- c^r. -rrV^c •JNrj!*«.* *af ii>K^»p B dieser
Di« polnitehe R«c*tt8ion der Maf^deburfrer ürtheile. 147
waren , als solche angesehen werden , von denen man sagen
kann^ dass sie unzweifelhaft polnischer Provenienz sind. Und
weil ein König und eine Königin zu gleicher Zeit dazumal
auch nur in Polen regierten, so kann auf Grund dieser letz-
teren Handhabe auch der Artikel 0 242 in die Kategorie von
Magdeburger Urtheilen gezählt werden, die man mit Evidenz
auf polnische Initiative zurückführen muss. Aehnliehes lässt
sich übrigens auch von Artikel 0 52 (ich erinnere an den in
polnischen Urkunden des 14. und des 15. Jahrhunderts sehr
häufig vorkommenden Personennamen ,Warsz'), sowie von Ar-
tikel O 141 und 264 (es ist daselbst von dem sich Ziehen an
de« Königs Hof, worunter gemeiniglich das von Kazimir dem
Grossen in Castro Cracoviensi gegründete jus supremum Tlieii-
fumcale provinciah vice et loco juins Maydehurgensis gemeint
wird, die Rede) behaupten. Etwas anders verhält es sich da-
gegen mit den Artikeln 0 25 und 27, sowie mit den Artikeln
O 267 und 268. Wohl sind auch diese Artikel polnischen Ur-
sprungs, aber der wesentliche Unterschied, der zwischen diesen
und den zuvor genannten Artikeln besteht, ist der, dass sie
nicht blos in Bezug auf Anfragen, sondern auch in Bezug
auf ihre Antworten nach Polen hinweisen. Heisst es doch in
den diesbezüglichen Eingangsformeln ganz ausdrücklich, dass
die Schöffen, die diese Antworten ertheiltcn, in den zwei
crsteren Fällen ' die Schöffen von Krakau, in den zwei wei-
teren Fällen die Schöffen von Lemberg waren.
Ad d). Ueber diese, für die Geschichte der polnischen Re-
cension der Magdeburger Urtheilc so wichtige Frage hat man bis
vor Kurzem entweder gar keine, oder, was noch häufiger der
Fall war, eine nur sehr willkürliche und unzuverlässige Auskunft
gewusst. Erst im Jahre 1873 hat M. Bobrzynski bei Gelegenheit
der Beschreibung des Stradomski* sehen Codex ^ die interessante
Entdeckung gemacht, dass sich in diesem Codex unter anderen
juristischen Materien auch eine Copie der polnischen Recension
* Genaaigkeit halber muss ich aber allerdings bemerken, dass der Art.
O 25 nnr in diesem Texte, der Art. O 27 ausser diesem Texte auch noch
in Ä und in Ka als Urtheil der Sch(>ffen von Krakau bezeichnet wird;
in P nnd M (vgl. Wiszniewski, o. s. c, Anm. 322) erscheinen dagegen
beide Artikel als Ürtheile der Schöffen von Magdeburg.
' Vgl. die weiter unten folgenden Excerpte.
10*
148 Kalniniaeki.
fler Ma^dobur^cr Urthcile findet, die zu Ende nacbstemie ^odi
hat: ExpUciunf acta acticata fhetUurucalia, alias orttlii, fuifm
in re facta fxtnt et fentenciatu in Meydeburg; ei fumi troMßtk
de thentunico ydiomate in tclgare ad peticionem ftrenui dmm
NIcolaj Gologorski j fuhdapiferi Leopolien/is , fcripta uro per
me Mathiavi Nicolai de Lypnicza^ et finita ipfo die afuMßKm
Doimni l/ilS. Mit Hilfe dieser Notiz erfahren wir alio^ dMi»
soweit eben die Kunde des Matthäus Mikolajewicz ans lipnbr
des Schreibers eines Theils des Stradomskrschen Codex, rridte^
die uns hier beschäftigende polnische Recension der ÜMfj^
burger Urtlieile eine analoge deutsche Vorlage Tonusiet^
sowie, dass sie llber Verlangen oder über Auffordemng 1»
Untertruchsess von Lemberg, eines gewissen Kicolans Gtih-
gorski zu Stande kam. Nun wissen wir aber, und die ai-
schlägigen Zeugnisse sind bei Brückner o. s. c, S. 330, Anm. 11,
zusammcngCHtollt , dass dieser Nicolaus Gologörski das Aal
eines Untertruchsess von Lemberg zwischen den Jahren 14w
und 1460 bekleidete. Folglich kann auch die in Rede «tehenfc
polnische Recension der Magdeburger Urtheile nicht Mks
(oder wenigstens nicht viel früher) als im Jahre 1440 hdI
nicht später als im Jahre 1460 entstanden sein. Was dagegen
die Person des Uebcrsetzers, sowie den Ort der üebersctnwj
anlangt, so wissen wir hierüber auch heute noch keine A«»-
kunft. Es liegt zwar nahe genug, anzunehmen, dass die polni-
sche Recension an einem Orte zu Stande kam, wo Nicobn»
Golog()r8ki da» Amt eines Untertnichsess ausübte, aber sicher
und über allen Zweifel erhaben ist dies keineswegs. Mit dem-
selben Rechte, wie einem Lembergcr, hat ja Nicolaus Golo-
görski die Aufgabe, eine polnische Uebersetzung der Mi^e-
burger Urtheile zu veranstalten, auch einem Krakauer oder
einem anderweiten, ihm persönlich bekannten oder ihm sonst-
wie näher stehenden Rechtsgelehrten oder Baccalauren über
tragen können.
' Es ist hier offoiibnr die Lipiiica Mnrowaiia, oin Dorf im Krakauer Ge-
biete, g-emoint.
Di* *alBlHba B*Marioa tat MagdabBr)
Drittes Capitel.
Verh<maa der polnischen Texte zu den einschlägigen
deutschen.
Es iftt vor Allem klar, dass von den bis jetzt bekannten
lUclien SamnilungeD der Magdeburger Urtheile ' h!er nur
E-jenigen in Betracht gezogen werden kOnnen , die , ilhnlicli
die Boeben besprochenen polnischen Texte, ihrer Form
■b auf eine vorausgegangene Bearbeitung und ihrem Inhalte
■h, wenn nicht überwiegend, so zum Theil auf Polen, be-
ODgsweise auf Scblesien hinweisen. Da jedoch die Samm-
Igen, die diesen letzteren Bedingungen entsprechen würden,
ncawegs homogen sind und bald mehr bald weniger mit
lander zusammenhängen, so müssen wir, um für unsere Unter-
icfaung eine etwas sicherere Grundlage zu ächaffen, an die in
Betracht zu ziehenden deutschen Sammlungen noch folgende
drei Bedingungen stellen: 1. dsss sie, ähnlich wie die betreiTen-
polnischen Texte, blosse Schöffenbriefe und keine anderen
lelleni enthalten; 2. dass sie die in ihnen enthaltenen Schüffen-
iefe grässtentheüs in Form von Fragen und Antworten bieten;
dass sie in Bezug auf Anordnung ihrer Materien durchaus
wUlktlrlieh und unsystematisch verfahren. Auf diese Weise
I schrumpft die Zahl der in Betracht zu ziehenden deutschen
STexte ihatsächlieh auf nur folgende zusammen: l.den Pilznoer,^
beschrieben und auszugsweise mitgetheilt von W. Wislocki*
B den Kozprawy i sjjrawozdaoia z posiedzeii wydzialu hist.-
Bozof. Akadeinii ümiejetnoÄci w K.raküwie, II , S. 125 ^205 ;
Lden Krakauer Nr, 1, beachrieben zunächst von W. Münnieh,
r' ""
drei ]
L^eD ]
BkeJI
^^^. da
^^ ftlr slav.
Vgl. dieabexOglich G. Humeyer. Die deutauheii Rei:liteh<kber de« Mittel-
atten nml ilire Hsudscbrirtuii, S. 171, und unter An iJereii such O, Stobbe,
GMchidiie der deutschen Keciitaqueilun I, ti, -JTi l, und 4SI f.
Aiimslime hievon mnchl nur iler Artikel, der von der BentottiLiig
SelbsImSrders handelt, nnd der, wie bekanut tat, riiolit Ti>n den
Schöffen von Magdeburg, sundern vim einem geinttichen OOicinl lierrflhrt.
Sn benannt nach dem SUtiltiihen Pilxao iu ÜAlüien, wa er gefunden
In Ktlrie int der PÜKuer Text übrigens auub von A. Brflckner im AruUiv
flli slav. Philologie VI, S. 3aS, Anm. 8 bsBchriebon.
150 Kalainiacki.
dit'scr Hoscli IHM billig war, in Friedmann's und Seebode's Miscel-
lunca t'.ritica, I, 4, Ö. 696—702, dann von M. Wiszniewßki,
o. s. 0., V, S, 154 f., und endlich von F. Bischoff im Archiv
für üstiMT. (lertchiohte, XXXVIII, S. 1—24; 3. den Dresdener,
ln'si'hrichen und auszugöwcise mitgetheilt von K. A. Gottschalk
in dou Analeeta cod. Dresdensis, Dresden 1824 , S. 1 f., von
II. Wassorsciilcben in seiner Sammlung deutscher Rechtsquellen,
( Jiossou IS(W), I, S. XI f. und S. 80—120, und von J. Fr. Behrend,
tlio Magdrbiirgor Fragen, Einleitung, S. III und S. XIII f., Bei-
lag«'iu S. iH)l> f.; • 4. den T hörn er, beschrieben zunächst von Pertz
im Archiv Il\r illtore deutsche Geschichtskunde, XI, S. 685, jedoch
viol oiiigrhondor und mit Excerpten versehen von J. Fr. Behrend,
o. s. c, KiiihMtung, S. V und S. XIX f., Beilagen, S. 209 f.; 5. den
n o r I i n o r . \ »osohriobon und auszugsweise mitgetheilt zunächst
Yt»n II. Wassorschloben, o. s. c, 8. XIV f. und S. 121 — 124,
dann von ,1. Kr. IWlirond, o. s. c, S. XXV f. und S. XXXIX f.,
>o\vio von A. UrUoknor im Archiv tllr slavische Philologie, VI
S.:t*6 *»-7: I». dt'ii Dauzigor Xr. 1, beschrieben vonJ. Fr. Beb-
roud, o, >. o., S. II und S. XXV f.: 7. den Konigsberger Nr.l,
bosi'hrirbon von diMUsolben. el>cndaselb.<i, S. IV und S. XXV f.
\Va> daict'iron «lio ubri^ron. mit ihrem Inhalte auf Polen, beoc-
Iuinir>\vi'i>o am' Sohicsion iiinwoisiMulen deutschen iSammlungen
a:ilan^!, .-u drn«'n ivh >pocirlI n«H'h die sogenannten Magdeburger
Kra^o!!.- don f 'odo\ l»ri»::i'n:iis und den Krakauer Text Xr. 2,*
K;v.\^« N ;4i;t' ,*;■ v. ;; l\ \: Ui ^;ii:Vici.r> v^;: :;..rii:t-u> kuch bei E. Th. Uaiil^t
iVix .;::oM.-«^,:» . ;;:-Ti .;•.;.• HAy.Sv'.f K-.-x;::. HivsUu 1*26, S. 17«— 161,
. 5 ;■ . i . ' 0 ; l . A '. .^ V. '. . P,i > M A^r- ; * ": .: r,: - 1< i •, >! \ ' . • r > v >iein . Seh Mffenrecbt au«
\ .^:; 1 I- l*!;.:-. ' :. Im:,;:. '.'<■'*.•
n *■..,. ;s^v^. '>.:. X.'". U. :;... :;. .:•:■. l».j". ..a:.>.,.i:. HriirÄf^eu zur Unter-
X,;»..;::;; »i*r >» ';,"i^'«' ^, h»-;; KiVt.Tt» ■;:. i i»^-x':.:c'r.:e V. S- sHi — 157. und in
U 0 . •. » .^ ,% ,; :" K i; ;>:<■.*■.; : .^ .■'. -.iTs* .:*. r. . -.• r.'^ : : :: z:^: i»e*pri>ohen auch vdu
l.A.viv..^, .. % % . S ;.^ :\ %.:• \» >: : :n ::. .-.er /■r;i>ri:nrt :ür deutsches
Kr\'..i. ! W U, S i :^ «;> '....; . . .-. ^if..:i.. -. 1"*.- Macdebnrper FrapCD,
S \ U :
XiU^piUlN^c» *»:.* UÄtr: \: :,^i *i.:V:.r:. .::.; ür«fx d*-n «ich einige,
«iMh- ffite^KOM' N :: ■. . r N.: -> ... Mi^-iLu-r.. liexiehnugä-
4L A. O ü:?.- t^ iV>--r.«a:T:* i* dem Iudex
jv. :>:> .:. ju'.-^K^fCMsiss bei F. Bischoff
IMo polnische B«c«n8ion der MAgdebnrger Urtheile. 151
sowie die von J. Fr. Behrendt mit Rw, Rfi, Dh und Dß be-
zeichneten Texte rechne, so können dieselben, zumal sie.
den Bedingungen, die soeben aufgestellt wurden, nicht ent-
sprechen, hier nicht berücksichtigt werden. Für den Fall
aber, dass sich Jemand auch über das Verhältniss, in dem die
|>olni8che Recension sich zu diesen letzteren Texten befindet,
Auskunft verschaflFen wollte, kann er dies mit Hilfe der weiter
unten folgenden und der bei Bischoff ^ und Behrendt vorhan-
denen Tabellen ohne weitere Schwierigkeiten selbst thun. Ich
fUr meinen Theil werde von den hier angeführten deutschen
Sammlungen der Magdeburger Urtheile, wie gesagt, nur jene
sieben Texte ^ in Betracht ziehen und zu eruiren trachten, ob
sieh unter ihnen nicht eventuell auch solche finden, von denen
man sagen könnte, dass sie aus einer Redaction geflossen sind,
auf der in letzter Instanz auch die von Nicolaus Gologorski
veranlasste polnische Uebersetzung beruht.
Doch ehe ich die Aufgabe, die ich mir hiermit gestellt
habe, in Angriff nehme, und ehe ich überhaupt im Stande sein
Werde, diesbezüglich zu endgiltigen Resultaten zu gelangen,
muss ich das Augenmerk meiner Leser auf noch zwei Um-
stände lenken:
1. darauf, dass auch jene sieben Texte ^ ungeachtet ihrer
notorischen Verwandtschaft und Zusammengehörigkeit keines-
wegs durchaus gleichartig sind;
2. darauf, dass zu den deutschen Texten, die in Betracht
gezogen werden müssen, ausser jenen sieben noch zwei weitere
Texte gehören, die, obschon an allgemein zugänglichen Orten
in den Sitzungsber. der phil.-hiKt. Cl. der knis. Akademie der Wisseiiäch..
B<1. L, S. 344, lit. i, und bei M. Bobrzynski, Ortylo Magdeburskie etc.,
Einleitung, S. 6, finden.
t O. 8. c, S. II, S. IV und S. XXII— XXX.
5 Archiv für österreichiache Ge«chichte, XXX VIII, S. 4 — 11.
3 Magdeburger Fragen, S. XXXI— XXXVI.
* Leichterer Orientirung wegen dürfte es niclit überttüsÄig sein, bei (Heser
Gelegenheit auch noch die Bemerkung zu machen, dass der Krakauer
Text Nr. 1 bei Homeyer mit Nr. 133, der Dresdner Toxt mit Nr. 172,
der Berliner mit Nr. 60, der Danzigcr Nr. 1 mit Nr. 13«, der KOuigs-
berger Nr. 1 mit Nr. 361 signirt ist, sowie, das» der Thoruer Text in
der Bibliothek des Gymnasiums zu Thorn sub K. iV. S. aufbewahrt wird.
152 KaUiniacki.
vorhanden, bis nun zu noch von Niemandem weder geprüft
noch besprochen wurden.
Ad 1. Was zunächst den ersten Umstand anlangt, so ist
die P>ledigung desselben ohne weitere Schwierigkeiten möglich.
Man braucht nur die Thatsachen zu Hilfe zu nehmen, die sich
bei Wasserschieben, Behrend, Bischoff und Brückner an den
angegebenen Orten finden, und man wird sofort zur Ueber-
zeugung gelangen, dass jene sieben Texte ganz entschieden in
vier Redactionen zerfallen.^ Zur ersten Redaction gehören der
Krakauer und der Pilznoer Text;* zur zweiten der Dresdner;
1 Eino andere von der hier vorgetragenen verschiedene Eintheilung vgl.
bei M. Bobrzyiiski, o. h. C, S. 4—6, und in deutscher Reproduction bei
A. Brückner, Archiv für slav. Philologie VI, S. 324—329.
3 Und wenn W. Wistocki im 2. Bande der Abhandlungen der pbil.>hiit
Abtheilung der Krakauer Akademie der WisHenschaften , 8. 167 — 168,
dafürhält, ^dass der in Rede stehende Pilznoer Text in Bezug auf Inhalt
und Umfang jedes einzelnen Urtheils in recht vielen Fällen sowohl den
Krakauer, als auch die übrigen Texte der Magdeburger Urtheile über-
treffe, mit einer kleinen Ausnahme des Thorner* — so ist das eine An-
sicht, die, wenn nicht in ihrer Gänze, so wenigstens rücksichtlich des
Krakauer Textes ganz gewiss nicht richtig ist. Denn thatsächlich lässt
Mich, wenn wir von den rein mechanischen Varianten (Auslassungen von
ein/.eln<3n Worten und ganzen »Sätzen, Umstellungen von Artikeln u. s. w.)
absehen, der ganze zwischen dem Pilznoer und dem Krakauer Text in
Bezug auf ihren Wortlaut obwaltende Unterschied lediglich auf folgende
Umstände zurückführen: 1. dass die Urkunde, welche im Pilznoer Text
unter Artikel 240 ihrem ganzen Umfange nach reproducirt ist, im Kra-
kauer Text blos im Auszug mitgetheilt wird; 2. dass im Artikel des
Krakauer Textes 210 = Pilznoer 210—211 sowohl die Eingangsformel
zu der Frage, als auch die Eingangsformel zu der Antwort, im Artikel
des Krakauer Textes 219 = Pilznoer 219 die Eingangsformel zu der
Frage und im Artikel des Krakauer Textes 230 — Pilznoer 230 die
Schlussformel von der Frage als überflüssig fortgelassen sind; 3. dass
die Artikel des Pilznoer Textes 60 und 145 im Krakauer, sowie umge-
kehrt die Artikel dos Krakauer Textos 209, 211 und 302-311 im Pilxnoer
nicht vorhanden sind. Im Uobrigen stimmen aber beide Texte so gut
wie keine andern überein und haben, wie sich der verehrte Krakaner
Bibliograph bei einer eingehenderen Vergleichung der beiden Texte
hätte selbst überzeugen können, sogar notorische Fehler (wie z. B. muUr
statt vfUir im Artikel des Pilznoer Textes 144 = Krakauer 145) und
sonstige Einzelheiten (wie z. B. den Umstand, dass die Antworten zu
den Artikeln 137 — 139 erst unter Artikel 139 vorkommen) in gleicher
Weise gemein. Noch mehr, sogar die gewissen Schlussformeln, auf die
Wislocki, trotzdem sie mit Ausnahme der im Artikel 296 und 299
Dte ftlaifck* Baumln d*r lb|tebirg*r Urlbll«.
153
der Thomer; zur vierten der Berliner, der Danziger
^Königsberger Text. Als das charakterietis ehe Merkmal
itt ersten Redaction eracheint, abgesehen von dem Wortlaute,
der als eine auch den Texten der zweiten und der dritten
jjjMitlon zu Gute kommende Eigenthümlicbkeit von mir gar
picht lur Sprache gebracht wird, vor Allem die Artikel folge,
^, gleichförmig wie hier,' in keinem anderen Texte vorkommt
ml sich unter anderen auch noch durch den Umstand kennt-
et macht, dasä sie die Artikel 18 und 37 unter Artikel 196
KrmkRDer 298 nnd 301) enthaltentin nichts ThatsScililtches bieten,
S. 109 der obcitirtflii Publiotion aiii g»r ao grossea Gewicht legt,
Wirklichkeit auni grDsHleti Theil mich in rieii betreffenden
Artilteln <I«a Krakauer Texte» vor und kOnnen daliur gleicbfitlls kanm
Als etWM Solche« beEeicbnet werden, was nur Bpuciell dem Pilxauer
Texte aa Gute konimea würdo. Ja, eelbst die beknonte i-eyitla luri»,
lUfitlge ignorancia farti sxcwifitf xfA i^imraiKitt iutüi iton fxcuaoi, nnd
die Wislocki ebenfalls als eine tpecielle EigenthÜTnlichkeit des ^Pijznoer
Textes in Anspruch nimml, kommt thittaK erblich ancb itn Krakauer
Text« vor, obBcboa in Folge von Umständen, die in der uSchstfoIgendeu
Anmerkang dargelegt werde», freilich nicht an der Stelle, wo der Au'
fang des lielrelfendeii Artikels steht, sondern erst auf ä. i'Ji. l>och der
Terefarte Krakauer Bibliograph sog es vor (und bei einem BibHugrapheo
Ul das gewiss eine sehr scliütienswertbe Eigenschaft), wie in mehrereo
•lOderen, so auch in dein hier vorliegenden Falte, si[;h auf eine xufillig
nicht ganx intreffende Noti» Hischoff's xa verlassen und in dar Anni. 28
mit eiaor geradexu bewunderungswürdigen L'nbefangeuheit und ohne
4i« (^ell^ aniiigebeu, die Bebauptuiig aufzustellen, dass der Artikel ä4ß
[bei Bischoff und Wislocki -ii4l) im Krakauer Text liesciuidigt isl. Aui^h
pMariit dem verehrten Krakauer Bililiographen das nir seine palüographi-
Kennliiisse nur wenig schmeichelhafte Missgaschick , dass er bei
TnuiBcribirung dt>r von ihm auf S. 113 -iOb der obcitirten Publicatiou
iIgMheillen Artikel sich einer Ansahl von t'ehlern schuldig macht
und uDier auderu, um nur diese wenigen Beispiele untoführen, auf
S. 189, Zeile 3 von oben, Auiin slAtt des richtigen vnferin; Zeile 0
i)b«n, tiey dine hiildin ulMt beifdinllnitbin; Zeile 19 von oben,
dat statt äet: Zeile Sl von üben: unoini slutt vH/iriii ii. s. w. achreibt.
Ueber die kleineu SlUningen , die im Krakauer Text, vergleiolis weise
Pilanoer Text, bei Artikel IQG^ItO, sowie bei Artikel 272—392
vorkommen, darf man sich aber nm so eher hinwegsetzen, als sie im
«nierfln Falle uuEweifelhafl auf einer blossen Umstellung, im letzteren
Falle hingegen auf dem Umstände beruhen, das» der Krakauer Text
mit EvideuE aiu einer Vorlage ?tammt, die an dieser Stelle arg ver-
haftet wxr, eventuell aus einer an dieser Stelle arg verhefteteu abge-
■cfariobeu wurde.
154 K»)uiaiacki.
(^beziehungsweise 195) und 92 noch einmal wiederholt;* als
das charakteristische Merkmal der zweiten Uedaetion vor Allem
die Artikeltblge, die, trotzdem sie partienweise mit der Artikel-
iblge der ersten Rcdaction übereinstimmt, im Allgemeinen doch
eine andere ist als diese; als das charakteristische Merkmal
der dritten Redaction die Artikelfolge, die in demselben Sinne
wie die der zweiten Redaction eine ftlr sich bestehende ist;
als das charakteristische Merkmal der vierten Redaction weniger
die Artikeltblge als viehnehr der Wortlaut, der in Folge von
offenbaren Kllrzungen, denen nicht blos zahlreiche Eingangs-
formeln und sonstige, mehr oder minder erhebliche Bestand-
theile, sondern auch ganze Fragen zum Opfer fielen, stellen-
weise eine ganz andere Gestalt bietet'^ als in den Texten der
ersten, zweiten und dritten Redaction. Von gewisser Bedeutung
flir die Charakteristik der ersten Redaction ist übrigens auch
der Umstand, dass sie selbst dann, wenn wir von den Artikeln,
die nur dem Krakauer Text eignen,*^ beziehungsweise in ihm
zweimal vorkommen, absehen würden, immer noch um 47 Ar-
tikel reicher ist als die zweite, um 89 Artikel reicher als die
dritte und um 100 Artikel reicher als die vierte; für die Charak-
teristik der zweiten Redaction, dass sie um 45 Artikel reicher
ist als die erste, um 81 Artikel reicher als die dritte imd um
103 Artikel reicher als die vierte ; für die Charakteristik der
dritten Redaction, dass sie um 12 Artikel reicher ist als die
erste, um 12 Artikel reicher als die zweite und um 47 Artikel
reicher als die vierte; für die (liarakteristik der vierten Redac-
tion endlich, dass sie um 15 Artikel reicher ist als die erste,
um 27 Artikel reicher als die zweite und um 34 Artikel reicher
als die dritte. In Betreff der Eintheilung in zwei Bücher, der
wir in den Texten der vierten Redaction (freilich nur im Ber-
liner und im Königsberger) begegnen, haben dagegen schon
Wasserschieben und Behrend die Bemerkung gemacht, dass
^ Der verehrte Krakauer Bibliograpli '.ich meine selbstverstAndlich Wis-
locki) weiss seiner gediegenen bib1iogra))hi8cheu Methode gemäss aach
hier nur von der Wiederholung dos Artikels 37 zu berichten.
3 Als Beweis dessen können die Artikel des Berliner Textes: I, 1; II,
10; II, 20; II, 36 und viele andere angesehen werden.
5 Zu diesen Artikeln gehören: 20y, ->U, 302, 303, 304, 3U5, 306, 307,
309, 310 und 311.
Die polnitcho Becensioo der Magdeburger Urtheile. lOO
sie siA ^^ 1*6111 äusserliche Erscheinung bei der Classification
dieser Texte nicht weiter in Frage zu kommen braucht.
Ad 2. Nicht so leicht wie der erste erledigt sich der
sab 2. erwälinte Umstand. Da müssen, um die Angelegenheit
in Ordnung zu bringen, speciell folgende Fragen in Erwägung
^ommen werden:
a) Wo befinden sich jene bis jetzt noch unbekannten
deatschen Texte der Magdeburger Urtheile und wie sind die
einschlägigen Handschriften beschaffen?
b) Welches sind die charakteristischen Ueberein Stimmun-
gen dieser Texte imd welches ihre Dififerenzen?
e) Welcher Art wohl das Verhältniss sein mag, in dem
diese letzteren Texte sich zu den übrigen in Betracht zu ziehen-
den deutschen Texten befinden?
Ad a). Anlangend die Handschriften, bemerke ich, dass
die eine von ihnen gegenwärtig in der Ossolinski'schen Biblio-
thek zu Lemberg sub Nr. 1643, die andere im galizischcn
Landesarchive zu Lemberg* sub Nr. 438 vorhanden ist. Bei
dem absoluten Mangel an Anhaltspunkten, die wenn auch nicht
die Provenienz, so doch die weiteren Schicksale dieser Hand-
schriften bezeugen würden, müssen wir die erste von ihnen
nach ihrem vorletzten Besitzer, dem armenischen Erzbischof
Torosiewicz, mit dem Namen der Torosiewicz'schen, die andere
in Anbetracht des Umstaudes, dass sie im galizischcn Landes-
archiv den Acten von »Sanok zugetheilt ist, mit dem Namen
der Sanoker bezeichnen. Beide Handscliriften sind in Folio,
auf Papier, von verschiedenen Händen geschrieben und haben
auch den Umstand gemein, dass sie in den Anfang des 16. Jahr-
hunderts gehören, sowie, dass sie mit nur geringfügigen Aus-
nahmen, die sich jedoch mehr auf die Torosiewicz'sche als auf
die Sanoker Handschrift beziehen, lauter juristische Bestand-
theile enthalten. A, Bestandtheile der Torosiewicz'schen
Handschrift: Bl. 1 — 20: Die unter dem Namen der versio
Vratißlavensis bekannte lateinische Uebersetzung des sächsi-
schen Landrechts, die jedoch in Folge Ausfalls mehrerer Blätter
1 Die oflicicllo Kenenuuug dieses Archivs, das, nebenbei sei es gesagt, im
Kloster der Bernhardiner zu Lemberg untergebracht ist, lautet: Archi-
wum krajowe akt6w grozdkich i ziemskich (Archivum provinciale acto<
rum cAütrensiuni et terrestrium).
156 Kalainiaeki.
nur die Cap. 33 — 93 umfasst; Bl. 20^ — 24^: Eine lateinische
Uebersetzung des Lübecker Rechtes, die, ähnlich wie die im
Heinrichauer und im Krakauer Codex Nr. 169^ enthaltene,
sich unmittelbar an die versio Vratislavensis anschliesst und
zu Ende die bekannten lateinischen Gedächtnissverse de longi-
iudine et latitudine mansus franconici bietet; Bl. 24^ — 27^:
Eine juristische Compilation, welche Fragmente des alten Halli-
schen Rechtes in der Fassung vom Jahre 1235 mit anderen,
fast ausschliesslich aus sächsischen Quellen entlehnten Frag-
menten verbindet; Bl. 28* — 30: Register zu der versio Vratis-
lavensis und dem Lübecker Rechte; Bl. 30* — 30^: Drei lateini-
sche SchöflFensprüche, von denen der eine gewiss, die anderen
sehr wahrscheinlich von dem deutschen Oberhof zu Eo^au
herrühren; Bl. 31*— 69*»: Register und Text mehrerer von den
deutschen Oberhöfen zu Lemberg und zu Krakau herrührender
Entscheidungen; Bl. 70*— 71^: Einige belanglose theologische
Excerpte sammt einer lateinisch und polnisch abgefassten Rech-
nung aus Anlass eines stattgehabten Begräbnisses; Bl. 81* — 85^ :
Register zu dem unmittelbar darauf folgenden deutschen Texte
der Magdeburger Urtheile, deren Zahl auf 303 angegeben wird ;
Bl. 87»— 128^- Dieser Text selbst, der jedoch in Folge Aus-
falls mehrerer Blätter vom Ende sich nur auf 221 Artikel beläuft.
B. Bestandtheile der Sanoker Handschrift: S. 1 — 2,
dann S. 17, S. 5 — 16 und S. 3 (erste Columne): Fragment
einer lateinischen Uebersetzung des sächsischen Landrechts,
die zwar ebenso wie die im Krakauer Codex Nr. 168 (bei
Homeyer Nr. 134) enthaltene in 390 Artikel zerfkllt, sich
jedoch, wie ich dies aus den in der 3. Ausgabe des sächsischen
Landrechtes von Homeyer enthaltenen Varianten, sowie aus den
in seinen Extravaganten des Sachsenspiegels, Abhandlung der
königl. Akademie der Wissensch. zu Berlin pro 1861, auf S. 251
bis 259, mitgetheilten Zusätzen des Krakauer Textes Nr. 168
ersehen konnte, nicht ganz an diese, sondern an eine andere,
mir vorläufig noch unbekannte deutsche Redaction anschliesst;
S. 3 (zweite Columne), S. 4 und S. 19 — 44: Lateinischer Text
2 Eine sehr fleissige, von F. Bischoff herrührende Beschreibung dieses
Codex vgl. in den Sitzungsber. der phil.-hist. CI. der kais. Akademie,
der Wissensch. XL VIII, S. 269—297.
Dit iMtntMkt KcMBilaa dir KM4ebiii;«r V
157
^ «fichsm'hcn WeichWIdrechtes , weicher nach Wegiaasung
üblichen Prologs direct mit den Worten: C'esnr Ot'o ruffun
Itf^nnt und soDiit gleichfalls der Kategorie von Weichhild-
Inten angehitrt. von denen auf S. 132 dieser Abhandlung.
im. li tsingehender ' die Rede war; S. 44—83: Fragment einer
eioiBcben Uebersetzung des Bächeisthen Lehenrechtes. welches,
reit ea eben erhalten ist, sowohl in Bezug auf Wortlaut,^
Hisr «oll DIU noch bemerkt werileu, ilasB der In diesBin Codex enthAl-
lanp laMinürhe Text de» HÜchn.ichen %Veichbi]c]rechteR *ich viel ^uaaer nn
ieoen in Lueo'a Commune inclyti Polonie regni Privilegium ansphlieiisl,
als etwa der Teit, den wir Sn dem von F. Biscboff in den Sitiungaber.
dfTpbiI.-hist.Cl.derltaiB.AIiadeiniederWi8«enar)i,L, S.34I~34S besuhrie-
benen Ossolinski'achen Codex Nr. 833 ßnden. Eb apriclit bieFUr nicht nur
4er Wortlaut, aondem in gleicher Weise auch die Artikelfolge und vor
Allem der Umatand, dais tielW «oUbe Artikel ftea J^naki'sohen Textea.
die weder in dem Oasolinaki'acheu, noch in den uücliat Tdrwsndteu
deatschen Texten Torkommcn, in dem in Rede stehenden Sanoker Texte
leamoit, und xwar an derselben Stella, wie im f.nakiiicben Texte,
rorhknden sind. Icli nehme daher keinen AualHnd, in Verfall etündigong
der ron BiachofT I. s. e. gewonnenen Resultate bier die AnaiL-ht nn«.
auaprechen. daaa Lanki, ähnlich vie an der lateiniachen Uebersetxung
aicliaiachen Land- und Lehenrerhten, so such an der in seiner Saiiim.
long enthaltenen lateiniafheii tTeberaetxiing dos aichsischen Weichbild.
nchlas «elbst ta (rnt wie gar nicht» arlieilele. Vielmehr hat er eine
!■ fertige Uebr>raetxung dieeea Rechtes, die mit der im ^anoker
Texte enthaltenen dnrchiiiis analog wsr, ^anx einrach herüliergenoinnien
-nnd aum Abilmck gvliracht.
in dem Pmlog sind, da da<i Lebenrechl bei Lnaki niebt den tiber
•eenndna. Mindern emt den Über tertiii» niianiiicht, «tatl der Worte de»
Originllst Qtirminm in prima parte liiiiut lilielti provinfiale iiui Tlieii/oni-
II armptltnl^ tmiufu/i in lalinam ete., die dieaer letzteren Dinpn-
«lti«n mehr enlapreehenJen Worte: Qvonian in prefalailHnit äno/uia
litrit hilUi* vnInmirMia riuile rt pmniarinle in» fmnpelen/tr trinuliUtivi
In latlmrm etc. geaetut. Anatslt aber einen Schritt weiter in geben
Dod analog dieaer aueli die weiter nnten folgende Pbntae : Vf iiirii
■f IUI Hl 1111, prmiiuno/» grilieet ei fendalit, cognila veräatr etc. elwn durch:
«miin IHmi generum iarü , eiuilii leilieel el provineialii tl feodalU,
tagttOa vtrUale etc. CD ersetnen, lieas sie Lnaco unberflhrt stehen nnd
bnd an der Ungenauigkfit, die dadurch verarsacht warde, keinen An-
, Und hierin liegt wohl, waa librigena schon Biener ge^en Orupen
bemerkt«, der beste Beweis fQr die Richtigkeit der Ansicht, wie wunig
D mit der in »einer StHtiitenaammlung vorhandenen lateinischen
UebanelxnDg der bauplaächl lehnten Bestandtbeile des sAclisiacbeu Rechtes
•ich Qberbatipt in tliun gab.
15^ KalufniacVi.
als auch in Bezu^j^ auf Artikolfol<2:(.' • mit der bei LaBCO ent-
haltenen in einer Weise übereinstimmt, die es ausser allen
Zweifel stellt, dass beide sieh viel niihor stehen als die mit
ihnen im Ganzen gleichfalls übereinHtimmenden und in letzter
Instanz gewiss auf einer gemeinsamen Uebersetzung beruhenden
lateinischen Texte, denen wir in der Krakauer Handschrift
Nr. 169, dann in dem sogenannten Heinrichauer und dem
üzialyAski'schen Codex begegnen :2 S. 84—223 und S. 248
bis 271: Rechtsbuch nach Distinctionen in deutscher Sprache,
welches bis auf die ganz selbstverstilndlichen Auslassungen,
nebcnsHchlichen Zusätze u. s. w. sich im Uebrigen fast ganz
an die hergebrachte, durch OrtlofF's Ausgabe, Jena 1836, uns
näher gerückte Form dieses Rechtsbuches anlehnt, jedoch ans
Gründen, die uns nicht näher bekannt sind, nur von Buch I
bis Buch V, Cap. 29 reicht; S. 274—343, S. 224—247, 8. 368
bis 369 und S. 390-402: Der weiter unten zu besprechende
deutsche Text der Magdeburger ürtheile; S. 370—373, S. 382
bis 389 und S. 344 — 367: Fragment der versio Sandomirensis
des sächsischen Landrechtes, die, soweit sie erhalten ist,^ eben-
* Wenn aber RchlicBslich in der ZRlilunp: der Artikel zwiitchen dorn ü^iiAki-
Rclion lind dem Hanoker Texte sicli eine niclit unbedeutende Differenz
KU GnuHten des letzteren lierauHstellt. so hat das nichts weiter zn be-
deuten, alH nur, da^f« der Schreiber der dienoin Texte zu Grnndo lie-
jfrndon Vorlage aurh die einzelnen Paragraphe eines jeden Capitcis mit
l»e»ondoren Nummern versah und so »choinbar eine viel (rriisnere Artikel-
Kahl KU Stande brachte als Lasko. In Wirklichkeit sind aber beide
Texte, wie in allen anderen Heziehuii<;cn, so auch in Bezu^ auf Um-
fauf^ und die Aufeinanderfolge der in ihnen enthaltenen Materien als
durchaus übereinstimmend zu bezeichnen. Nur die drei Schlumartikel
dos J^aski'schen Textes lassen sich im Sanoker nicht belef^^en, und
zwar aus dem Grunde, weil der Sanokor Text in Folge Ausfalls einif^er
HlKtter an dieser Stelle nicht complet ist.
2 Eine sehr instructive Zusammenstellung^ sowohl der abweichenden als
der ül>ereinstimmenden Stellen aus dem zuletzt genannten nnd dem
Laski'schen Texte vgl. bei Homeyer , Sachsenspiegel II, Anhang V,
8. 310 f.
^ Zu den (erhaltenen Hestandtheilen gohOren, wenn wir die Ausgabe
l^aski's zu Grunde legen, Artikel 1 — 29, dann Artikel 31 — 67, sowie
Artikel HO — 242; fehlen sonach noch volle 1A2 Artikel, und zwar theils
in Folge rein mechanischer Unachtsamkeit, wie z. B. Artikel 30, theils
\\\ Folge Ausfalls der einschlägigen Blätter, wie die übrigen Artikel.
Die polDiscbe Rec^nsion der Msf^deburger Urtheile. 159
falls mit der bei Lasco enthaltenen übereinstimmt^ und ebenso
wie diese relativ correcter ist als manche andere, namentlich
aber als die im Ossolinski^schen Codex Nr. 832 enthaltene Ab-
schrift; S. 374 — 381: Regisfrum iuris Maydeburgensis primi Uhri
ef secundiy worunter speciell ein Index zu verstehen ist, den
ein unbekannter Autor zu der versio Sandomirensis des sächsi-
schen Land- und Weichbildrechtes verfasste, wovon jedoch in
unserer Abschrift blos die Partie bis zu der Rubrik: De
duobus gladiis, etfynodo, et festem etcUibus^ et linea confanguinei-
tatis vorhanden ist.
Ad b). Zur zweiten Frage übergehend, constatire ich,
dass beide in diesen Handschriften enthaltenen deutschen Texte
der Magdeburger Urtheile bis auf die gewöhnlichen und bei
der gedankenlosen Art, mit der solche Texte gewöhnlich abge-
schrieben wurden, fast unvermeidlichen Auslassungen, Umstel-
lungen, nebensächlichen Zusätze ^ u. s. w., sich im Ganzen als
durchaus identisch erweisen. Auch der Umstand, dass der in
der Sanoker Handschrift enthaltene Text um volle 40 Artikel
reicher erscheint als der andere, ist rein illusorisch und vermag
die Richtigkeit jener Behauptung nicht zu alteriren. Denn in
Wirklichkeit sind die meisten von diesen Artikeln, auf denen
die numerische Ueberlegenheit des Sanoker Textes beruht und
zu denen ich im Besonderen Artikel 1 — 37 und 302 rechne,
in ihm unter Artikel 177 — 216 und 331 noch einmal vor-
handen, können also keineswegs die Bedeutung in Anspruch
nehmen, die man ihnen bei einer blos flüchtigen Betrachtung
vielleicht zuschreiben möchte.^ Nur die Artikel 247 und 324
' Ich habe im Ganzen nur zwei Differenzen constatirt: 1. das« die im
Sanoker Text enthaltene im Vergleich zu der im Laski'schen Text ent-
haltenen Uebersotzung auch noch die Namen des Uebersetzers, dos
Veranlassers und dos Ortes Sandomir beibehält; 2. dass sie unter
Nnmmer 108 einen Artikel bietet, der im Laski'schen Texte weder an
dieser, noch an einer anderen Stelle vorkommt und folgendermassen
lantet: De eo, gm manum avl vitam pecunia redimif, Qui vUam att^ ma-
num rtdimerit, qttod ßhi iure ahiudicata ftierit, hie i^io iure eß pravatus.
' Als einen solchen sehe ich unter anderen auch die Stelle an, welche
sich im Sanoker Text zu Ende des Artikels 58 findet und also lautet:
Somuek eyji man yrmeri dy clage^ dy claye fcX man wedir hoen nach
nedem y darnach is de/ir bewaren kan.
' Und wenn man nach dem Grunde fragt, warum die genannten Artikel
im Sanoker Text zweimal vorkommen, so lässt sich wenigsten« in Be-
ICO
Kalnin iacicl.
Bind alrt solche anzusehen , die im Vergleich zu dem Tvn-
i»iewicz*8ehen Texte alä das specielle Eigenthum des St&okff
Textes gelten können. Da jedoch zwei Artikel mehr ok
weniger^ noch keine Differenz begründen , so glaube idi
nicht, dasa ich etwa» Ungerechtfertigtes behaupten wai^
wenn ich. vorbehaltlich die bereits constatirten Abweicbimpi
(Auslassungen^ Umstellungen^ nebensächliche Ziufttse n. & w.)
die beiden in Rede stehenden Texte als durchaiu identid
bezeichne.
Ad c). Und wenn man fragt, in welchem Veifcltoi»
wich die beiden zuletzt genannten Texte zu den flbrigen, Wi
der Vergleichung mit der polnischen Reccnsion in Betradit ■
ziehenden deutschen Texten befinden, so antworte ich, im
»io zweifellos der ersten Redaction angehören. HieftLr 8pri4l
nicht nur der Inhalt und der Wortlaut der einzelnen Aitikd,
nondern in gleicher Weise auch die Aufeinanderfolge und ia
troir der Artikel 1—37 als »eher annehmen, da» sie hier laf fiM
WoIho zum Vorsclieiu traten, dam der Schreiber dieses Textet «*
Vorlaufe benutzte, der ein auH den Artikeln 177—216 bestehendes Fn^
niiMit vorpehoftot war; thatsäohlioh beginnt aber der SanokerTezt €rt
mit Artikel 38.
• In Hi'trotr dioHer Artikel muss ich Ubrifrons noch bemerken, dt» ^
xwnito vini ilinen (aiMO Art. 824) niclitfl weiter iHt als eine blot lodl
iiiiprii^iiirto Paraphrase des Artikels 290 deitselben Textes, wfthrendto
Artikel 2IH eine nur tlieilweise vervollstünditrte Wiederholnng des A^
tikoU •JI7 iMt, und zwar nicht gerade (;enau nach dem Wortlaute 4w
HiiiHikor. hoziohuufTHweise de» Pilznoer oder des Krakauer, sondern asA
d«Mii doH DroHdner Textes. Zum Beweis dessen führe ich den AnfifliJ
dli'Mi's Artikels liier wörtlich an. Er lautet: L*i1hh frunde! Wir W«
rtvt'h ifr/i'hrrfn'n vormalh, tip f'i/neni manne , der nicht ynheymin^ wercüf
iliiiffpftirfitit/^ vor/ftrochin irfr j\i/n ;fut, wtf man da» mit rechte ^«»jfMff
mti'hlr und up man den irh vorftotin /uUe. Jhntff' ha/tif ir «im ^jchrMn:
Afiiit j'id den man nicht vorftoten von rechti* irejfin; ^curde aber jfmoMf^
drr nicht dintfpjiechtitj oder nicht yn'ici/minch were, vnd yni vntojf/yenÜit^i
l'rtjn tful \u}r/ptt}chin vnd vorctntfit. der mochte czu /et/me gute wedir kome»,
ulxo dan her ßcerc, da» her jo verre au» dem lende getce»t ^cer, da» her
j'rt/n tfut nicht voran/trorten mochte, ap der doczu kumpt hynne tor vnd ta$
iLtrmtch^ ah f/m dt/ cfafje uff /ei/n gut irjte wyffentlich wurde oder tpot
ajub'r echtnot gehiiulirt hette ^ dj/ her denne auch f*etceg/te aJx redU t/t,
dniiuH'h mnße der vm dy fchuJt anttnorten, No hite wir vnt vollen «wler-
wei/üin, ap das an eirir genode gefeyn mag u. s. w., wie in den Magde-
burjr,.r Frujceu 11, 1*. il".
geMmmtG Tenor ' derselben. Auch die scheinbar ganz gering-
ftgige, aber in hihliograpliischer Beziehung gewiss nicht un-
«ich^^ Erscheinung, rlass die Artikel 18 und 37 in den Texten
jn «Tsten Rediiction zweimal wiederholt werden, trifft in den
ioM^ stehenden Texten ebenfalls zu und ist als ein Argument
uioHlien, das eeteris paribus wohl t-twas werth ist, Anderer-
leits iMsen sich aber zwischen den in Rede stehenden und
ifti oben genannten Texten dieser Redaetion auch gewiaee
Colcrschiede nicht verkennen. So ist der Artikel des Pilznoer
Texte« 31 (im Krakauer Text gleichfalls 31) in den in Rede
rtckmleö Texten um zwei, der Artikel des Pilznoer Textes 76
(im Krakauer Text gleichfalls 76") um einen und der Artikel dea
Pilujoer Textes 123 (im Krakauer Test gleichfalls 123i um zehn
^kel vorgeschoben und der letztere nicht ohne gewisse Sach-
kenntnias somit an eine Stelle gebracht, wo er aus sachlichen
wie ftus historischen Beweggründen thatsächHch hingehört; so
lind zweitens die Artikel des Pilznoer Textes 145 und 180 (im
Irakiuer Test ist nur Artikel dos Pilznoer Textes 180 als Ar-
tikel 179 vorhanden) in den in Rede stehenden Texten als
(tiras Zusammengehöriges behandelt und biebei noch die Ein-
riehiung getroffen, dass Artikel des Pilznoer Textes 180 voran-
^lit, Artikel 145 nachfolgt; so sind drittens ausser den Wieder-
Wungen. die bereits genannt wurden und die auch dein Pilznoer
uiid dem Krakauer Text eignen, in den in Rede stehenden
Texten noch viele andere Wiederholungen vorhanden,' für die
ebenso, vrie für jene, kein genügender Erklüningsgrund vor-
handen ist. Hinzukommt, dass der Torosiewiez'scbe gleichwie
der Sanokcr Text thells um eine Reihe von Artikeln reicher,
theils ärmer ist als die corrcspondirenden Texte der ersten
Redaetion, eowio, dass sie die in H und Kji noch vielfach er-
haltenen historischen Daten, insbesondere Ortsangaben, gröBSten-
tbeils fortlassen. Es ergibt eich also, dasB zwischen den in
tehenden und den beiden anderen Texten der ersten
* AbweiebDugeu vod der irt, wie die weiter unten ang;efUbrtän , ädar
wie die in TU, 16, IB, 3t, 43, 44, 49, 50, 70, TG. T8, 88, OS, 102, 133,
141, ua, 13S, t73, 175, 1S9, £13, -2U, HS und 230* vorhandenen
brauchen hiar aelbstreraläudÜch gut nicht in Botrauht %\i kammeu.
' Sie lind iu der «eit«r unten folgenden Tabelle durch einen rorgesetxten
Stein eniubtUcU gemacht.
r. I. xkii.-h.ti. ci. eil üi. 1. an. Ii
1
162 RalainUcki.
Redaction denn doch eine Grenzscheide besteht; die es mit
sich bringt, dass ich sie in zwei besondere Nuancen trenne
und dabei den Krakauer und den Pilzner Text als die erste,
den Sanoker und den Torosiewicz'schen Text als die zweite
Nuance der ersten Redaction bezeichne. Die erste Nuance ist
zugleich die ältere, die zweite die jüngere Form derselben.
Dies vorausgeschickt, gehe ich nun zu dem eigentlichen
Gegenstande dieses Capitels, d. i. zur Klarstellung des Verhält-
nisses über, in dem sich die polnische Recension der Magde-
burger Urtheile zu jenen sieben und zu diesen zwei Texten
befindet. Meiner Methode getreu, stelle ich mir selbstverständ-
lich auch hier, ähnlich wie im Capitel 11 dieser Untersuchung,
folgende zwei Hauptfragen :
I. Wie verhält sich die polnische Recension der Magde-
burger Urtheile zu den betreflfenden deutschen Texten in Bezog
auf ihre Artikelfolge ?
n. Wie in Bezug auf ihren Wortlaut?
Ad I. Um zunächst die erste Frage zu beantworten,
schicke ich eine Tabelle voran, die so eingerichtet ist, dass die
polnische Recension in ihr durch den Ossolinski' sehen Text
repräsentirt ist, während die in Betracht zu ziehenden deutschen
Texte mit Ausnahme derer der vierten Redaction, die als
weniger belangreich nur durch den Berliner Text repräsentirt
werden, in ihr in ihrer Gesammtheit erscheinen. Auch ist in
dieser Tabelle ferner die Einrichtung getrofi'en, dass der Obbo-
linski'sche Text, der als Repräsentant der polnischen Recension
zugleich die Grundlage der Vergleichung bildet, in ihr den
ersten, der Pilznoer den zweiten, der Ea*akauer den dritten, der
Torosiewicz'sche den vierten, der Sanoker den fünften, der
Dresdner den sechsten, der Thorner den siebenten und der
Berliner den achten Platz einnimmt. Den Ossolinski 'sehen
wollen wir kurz durch O, den Pilznoer durch H, den betreffen-
den Krakauer durch Kß, den Torosiewicz'schen durch T, den
Sanoker durch Sa, den Thorner durch Th, den Berliner durch B
bezeichnen. 0, Pi, Kß, T und Sa standen mir bei Verfassung
dieser Tabelle in originali, Dr, Th und B in den einschlägigen
Auszügen und Verweisungen von Gottschalk, Wasserschieben,
Bohrend und Brückner zur Verfügung.
Di« polniMbe Becension der Magdeburger Urtheile.
163
Tabelle H.
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
18
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
32
33
\
(
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Pi
Kß
1
2
3
4
5
6
7
8
10
9
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
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23
24
25
2
3
4
5
6
7
8
10
9
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
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2>
39
64
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1
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1
1
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1
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1
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1
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196
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49
41
41
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77
197
167
•
1.15
50
42
42
53
78
166
178
1
51
43
43
54
79
167
179
1.16 ,
5f
44
44
55
80
—
181
—
53
45
45
5«
81
168
180
1
54
46
46
57
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165
177
1.17
55
47
47
59
83
114
176
1.18
56
4>
1
1
4> j
59 1
84 (
10
20
1
—
—
57
49
49
60
85
19
—
5S
50
50
61
86
—
—
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51
51
62
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21
—
60
61
52
1
52 1
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1
1
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54
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1
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61
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55
1
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1
1
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271
»
1
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Mit Hilfe dioBer Tabelle ersieht man nun, daea die polni-
«be Recension aich ihrem Inhalte nach zwar in allen vier
nir Vergleicliung herangezogenen deutschen Redactionen ßndet,
lass jedoch nur die Texte der ersten Rcdaction als solche ange-
sehen werden können, von denen man sagen darf, dass sie mit
kr polnieehen Reeension auch in Bezug auf Artikelfolge über-
einstimmen. Von den Texten der ersten Redaction, die, wie
172 Katniniaeki.
dargethan wurde/ in zwei Nuancen zerfallen ^ sind es aber
wieder jene der zweiten Nuance, auf welche das von den
Texten der ersten Redaction Gesagte sich mit viel grösserem
Rechte anwenden lässt als auf die Texte der ersten Nuance.
So sind, um nur die wichtigsten Belege hervorzuheben, die
Artikel 0 23—30 und 0 108, die weder in den Texten der
ersten Nuance, noch in denen der übrigen Redactionen vo^
kommen, in den Texten der ersten Redaction zweiter Nuance
genau an derselben Stelle und genau in demselben Zusammen-
hange vorhanden wie in der polnischen Reoension; so sind
ferner auch die Artikel 0 37, 82 und 122, von denen der erste
in den Texten der ersten Nuance um zwei, der andere um
einen und der dritte um zehn Artikel später vorkommt, in den
Texten der zweiten Nuance an einer Stelle vorhanden, wo sie
sich auch in der polnischen Recension befinden; so ist endlich
auch der Artikel 0 155, der in den Texten der ersten Nuance
in zwei, durch 35 Artikel unterbrochene Hälften zer&Ut und
die Ordnung umkehrt, in den Texten der zweiten Nuance ab
etwas Zusammengehöriges behandelt und genau in der Auf-
einanderfolge angeführt wie in der polnischen Recension. Es
sind also, wie man sieht, Belege genug vorhanden, die es ausser
allen Zweifel stellen, dass die polnische Recension mit den
Texten der ersten Redaction zweiter Nuance in einer ebenso
durchgreifenden wie eingehenden Uebereinstimmimg steht. Ja^
man könnte sogar noch einen Schritt weiter gehen und, auf die
voranstehende Tabelle, wie nicht minder auf die soeben ange-
führten Belege gestützt, sogar ganz bestimmt die Behauptung
aussprechen, dass die polnische Recension aus einer Vorlage
geflossen ist, die, soweit Inhalt und Artikelfolge in Betracht
kommen, mit den Texten der ersten Redaction zweiter Nuance
vollkommen identisch war. Bedenklich und mit der Behauptung,
die soeben aufgestellt wurde, im gewissen Widerspruche stehend
erscheinen nur folgende Abweichungen: 1. dass die polnische
Recension einestheils um filnf Artikel reicher ,2 anderentheils
um 28 Artikel ärmer ist^ als die entsprechenden deutschen
1 Vgl. S. 161. 2 Es sind dies die Artikel: O 109, 157, 239, 267 und 268.
3 Dahin gehören: Sa 247, 271, 299—313, 315—318, 325—330 und 332.
Die Artikel: Sa 314, 319—324 und 331 sind dagegen blosse Wieder-
holungen der nächst vorangehenden Bestandtheile.
Text«-: 2. dasa sie die Artikel 0 183—185 uud 0 209—225 in
einer etwas anderen Reihenfolge bietet' nia die i-orreepondiren-
den deutschen Texte. Wenn man aber erwilgt, das« von den
Artikeln, die die polnitscbe Reccnsion vor den Texten der ersten
Redaetion zweiter Nuanee voraus bat , zwei ganz gewiss,'^ die
»□deren siwei-' höebst wahraebeinlich erat von dem Veran-
etalter der polniseben Uebersetzunp selbst binziigcfügt wurden,
während die Artikel, um die die polnische ReconBion ärmer
ist als die betreffenden dfiutscben Texte, in diesen letzteren
insgcsamint am Endo stehen und somit in der polnischen Recen-
fiion wobi nur in Folge des Umstandcs fehlen, weil die voraus-
msetzendc deiU8uhe Vorlage an dieser Stelle nieht complet
war, so wird man wenigstens den sub 1. erwähnten Abweichun-
gen kein gar »o grosses Gewicht beimessen. Aber auch die
sab 2. erwähnten Abweichungen sind keineswegs so beschaffen,
d&Bft eß statthaft wflre, sie zur Grundlage weiterer, obiger Be-
baoptung widersprechender Schlüsse zu machen. Im Gegen-
tfaeil, wir werden, wenn wir diese Abweichungen etwas ein-
gehender prüfen, vielmehr zugeben müssen, dasa sie, indem
sie, älintich wie die in den pidnischeu Texten oder die in IK
und K/i enthaltenen Artikelaltcrationcn, auf ganz gewöhnheben,
P:ch UnRchtsanikeit des Abschreibers, beziehungsweise des
bersetzers entstandt- nen Umstellungen , oder gar auf einer
Bsen Verheftung^ beruhen, für die Frage nach der Identität
ST Nichtidentität der verglichenen Texte so gut wie keine
Wm riagegen die UmeiEillniigeu aalaiigl, denen wir bei 0 S3 — 6Ö und
bei O 193— I91J'' bogegnen, so boütb ich sie hier desbaltj nicbt, weil bis
eben nur in O und nicht auch in den Utirigen polnischen Texten vor-
kommen, wHhrend die Umatelhiug', der wir bei O 137 — 110 begegnen,
ir dem TorasiewicK'Bokeu und niclit mucIi dem Sanoker Texte eignet.
■ aind dies die Artikel: O 367-26»«.
1 O 109 und 157.
* Und tv»r »teile ich mir diese Verheftimg so vor, Antn in der dem
poIiÜKhen Ueberietzer xnr Verfiigung geelaudenen deutschen Vorlage
die Artikel, die in fia den Anikelu SÖ0-3ä7 entsprechen, ans ihrer
fiberliererten Ordnung Ueranagehoben und x wischen Artikel gestellt
wurden, die in ^a den Artikeln i'M und ii» entip rechen. Auf diese
Weice niusslen sodann die Arlika], die in .^n den Artikelu 2-10-a4g
entaprechen, zwischen Artikel Bii »leben kooimeu, die in Sa den Artikeln
SG7 und ä58 mitsprechen. Im üebrit^en behielt aber jode von diesen
■i Arlikf'lpnrtien Hie llbprli-fBrlo Onli.iinc.
174 KaUiDiacki.
Hodoutung litibon. Und dies umBomehr^ als sie selbst dann,
woiiii sio, was jedoch dem Gesagten zufolge gar nicht zuge-
geben wird, einen etwas tieferen Hintergrund hätten^ viel zu
geringtllgig wilren,* um uns in BetreflFdes Verhältnisses, in dem
»ieli die [>olnisehe Kecension zu den Texten der ersten Redac-
tion zweiter Nuance betindet, eine andere Ueberzeugung beizu-
bringen, als diejenige ist, die ich soeben ausgesprochen habe.
Ich bin daher ganz entschieden der Ansicht, dass, soweit
Inlialt und Artikelfolge in Betracht kommen, die über Veran-
las(iui\g des Nicolaus Gologorski um die Mitte des 15. Jahr-
hundvTts bewerkstelligte polnische Uebersetzung der Magde-
burger rrtheile aus einer Vorlage geflossen ist, die bis aof
die weuig\Mu soeben angetilhrten und grösstentheils belanglosen
Abweichungen gtMiau mit den Texten übereinstimmte, die wir
:ils die Texte der er;>ten Redaction zweiter Nuance kennen
lernten.
Ad IL \Veuig\'r klar als in Bezug auf Inhalt und Artikel-
tolgx' »teilt sieh die {vlnische Kecension im Vergleiche zu den
Texten der ersten Kcvlactivni zweiter Nuance in Bezug auf önen
\V\»«laut dar. Pa gewahrvn wir neben den gewöhnlichen, selbrt
in duivluius gleichartigen Texten nicht unzulässigen Umstd-
luugxM\» uxeohütuscheu Auslassungen, nebensächlichen Zusätsen,
Versohwibuv.gvn u, s. w, auch solche Modificationen, die etwtf
autYalleudor sir.d a!s diese und von denen wir kaum sagen
können, dciss >io in a;:rYhaus gloichanigen Texten besonders
Ixiiutxg x\A\vn loh soluivle sie* behufs prftciserer DarstellnsS
dei>*elbon xn uach^roher.xle Ka*egorien:
' .Vw<* *ys^ Vs-.iko; t*A-vv. A* M :>«A»dk^^:c2} nur iO, oder, wenn man aucJ*
,V,o X*; ,* *v< <^v ,;; ,: v. / ;?^5 -:?v.<» «?ic>.ü;oIi gemachten Umitellaog^^
ri^ixw/v.ov ^,'',:j>\ >..vvsr»'ri>i :^^ An:k«^I. ^* in der in den Texten dö'
^^'^Mov, KtN^cuov. »^Kv.r^v 'S%x:r>«>j> M:iijutes«n Reihenfolge nicht gen^^
* l"^,o ,*.\x r..:v;v,K-v VvkV.-.cv-t. l.^rtwc xt.y>^r nbii^rent anch anf die b^*
tiv^Ä^-^-.NVv. ^vv^n ? oo.^v "rr.T'-'T Kr*c^ij*c'*. AwhiTfÜr slaT. Philologie "V*
S S^> s»V. v,v w ,^v/. '"^-^ -. Ä^?/v «••i^*i«*r f»*i anMchlieailich nur a**^
.':,'• n* r.Nvxv ;\\i S^'>.VrA S.'v .^fc i>.-.wö»clt^n Verwandtschaft dies^
V,^\ ,Nx r> .i . , . V,A .N- ,%-^v KAäJkTxi-ii xwelMr Nuance, im Atf"
kV'-^ »■,.«■ .=:.s> ,' . ,.-■ N> xvi".«»5«s'':,->?rti BiVd Ton den Verschiedef
>v ün'.n . .* i^ ^ >C'r .s.' 7v'.*.r.::j^-i»M: R^KSMon und den eiH'
^> ^K.iL*.^ V, V. •.vvv.« .' "^Vrr.; *n: W.-»rü«ii bestehen.
Die poloische Beeension der Magdeburger Urtbeile. 175
A. in solche; die im Vergleich zu den Texten der ersten
Redaction zweiter Nuance sich als deren Kürzungen;
B. in solche, die im Vergleich zu den Texten der ersten
Redaction zweiter Nuance sich als deren Erweiterungen;
C. in solche, die im Vergleich zu den Texten der ersten
Redaction zweiter Nuance sich als deren Umgestaltungen er-
weisen.
A. Kürzungen. Was zunächst die Kürzungen anlangt,
80 lassen sich dieselben, strenge genommen, auf folgende
Formeln zurückführen:
a) Die mitunter noch ziemlich weitläufigen und stellen-
weise auch in historischer Beziehung nicht unwichtigen Ein-
gangsformeln, wie wir solchen in T und Sa, insbesondere aber
in K, Kßy Dr und Th begegnen, wurden in der polnischen
Receosion mit nur wenigen Ausnahmen gekürzt oder fortge-
kssen.^
b) In ähnlicher Weise wurden auch die Schlussformeln,
die in historischer Beziehung nicht selten auch von Belang
and und in T und Sa ebenso wie in Pi, Kß, Dr und 7'A stellen-
weiße noch den ausführlichen, an die ursprüngliche Gestalt
der Schöffenbriefe erinnernden Wortlaut haben , in der polni-
Bchen Recension ohne Ausnahme fortgelassen.
c) Stellenweise wurden sogar ganze Fragen, wenn nicht
gerade fortgelassen,^ so mit den darauf folgenden Antworten
b einer Weise verknüpft, dass von der ursprünglichen, in T
> Zq den fortgelassenen gehört unter anderen auch die Eingangsformel,
die dem angeblich ersten, von Krakau zu Magdeburg geholten Urtheil
vorangeht und die in den Texten der ersten Redaction zweiter Nuance
folgendermassen lautet: DU iß (in Sa: was) der erße briff, der czu
MeydenbuTff durch der Croki/chin (in Sa: Cracawfchen) ßat /chreyber ge-
hoUt xcart, der achczin ßnt (in Sa: feyn) %md ßen ge/chrebin in dejhn
ittc&e von gelde, dae noch egnie mannis tode Kant (in Sa ist das letzte
Wort nicht vorhanden) in feiner were Kette. FrunÜickin grtts mit ftetim
dmße czuvor, Er/ammen libin frunde vnd befundere gunner (in Sa ist
nnr : libin /rundin), ir habit vma (in Sa folgt noch : no) noch deßm noch-
^fckreben arÜckeln vm recht gefrogit in deßn wortin: Ap no eyn burger etc.
^ Das Fehlen der Fragen in 0 167 und 218 ist eine Eigenthümlichkeit,
die nur diesem letzteren und zum Theile (rUcksichtlich des Art. O 167)
inch dem Przemj^ler Texte eigen ist.
176 Katuiiiiacki.
lind S(t iiücli crlialteiicu Zwoithcihinp; der betrcfFenden Artikel in
der polnischen Reccnsion ho pit wie nichts zurückgeblieben ist.*
d) Auch die in T und Sa entlialtcnen Urkunden wurden
in der pohiischen Rocension entweder fortgelassen oder nur im
Auszug niitg('theilt und die Jahrzahlen hiebei ganz eliminirt.
e) Sehr lülufig wurden Kürzungen auch im Contexte vor-
genommen, beschrUnken sich jedoch auf minder belangreiche
Partien.
B. Erweiterungen. Wie die Kürzungen, so lassen sich
auch die in der polnischen Recension vorkommenden Erweite-
rungen auf eine Anzahl von Formeln zurückführen, und zwar:
a) Ausser den Glossen, die bereits von dem Veranstalter
der einschlägigen deutschen Redaction, beziehungsweise von
den Abschreibern derselben eingestreut wurden, sind in der
polnischen Recension (so beispielsweise in 0 18, 110, 129, 147,
149, 15(5, 1G8, 177 und 214) noch zahlreiche andere zu finden,
die in jener nicht vorkommen.
h) Gewisse Artikel,- die in den entsprechenden deutschen
Texten nur aus blosser Antwort bestehen , sind in der polni-
schen Recension in voller, aus P^-age und Antwort bestehender
Gestalt vorhanden.
r) Mehrere Fragen, beziehungsweise Antworten, die in T
und S*t ebenso, wie in /V, A'/i?, Dr und T/i einen etwas knappe-
ren Wortlaut haben, treten in der polnischen Recension in
einer etwas ausführlicheren Gestalt zum Vorschein.^
d) Viele Fragen haben in d(a' polnischen Recension die
in den entsprechenden deutschen Texten an diesen Stellen nicht
enthaltene, freilich ganz unwesentliche Schlussphrase: albo czo
o tho {H'Jth zu praico = oder was darum Recht sei.
(y\ Umgestaltungen. Dieselben sind im Ganzen nicht
gerade sehr zahlreich vertreten und äussern sich auf zweifache
Weise :
a) Sie verändern zwar den Wortlaut, nicht aber auch
den Sinn der betreffenden Stellen;
b) sie verändern mit dem Wortlaut auch den Sinn der
betreffenden Stellen.
^ AIh bcsoiiflot'H iiistructivoH Boinpiol v^l. niAii diesbeEUglicli O 171 -= 7173.
2 Dahin gchöron: Art. O 00 und im g^owisMon iSinne mich Art. O 240.
» So 7.. B. O 12, Ui (Antw.). -21 (Fr.), 74, 77, 194 (Fr.), 205 und 262.
Die polniBcbe ReceoBion der Magdobur^or Urlhcile.
177
PolniÄiier Text.2
a) Umgestaltungen der ersteren Art.^
Art. O 3, Antwort.
Wörtliche neuüochd. Ueber-
setzung.
Aber In den Städten,
wo Wundärzte sind, gibt
man sie diesen letzteren
auf ihren Eid zn schätzen
und vor dem Gerichte
ile w mjerczyech,
fdie fa ranny lekarze,
diTm to daya pod przy-
ßsga (^aczovacz y przed
inTem povyedacz, ya-
kye bjly.
Mittellioclul. Text.
zu sagen,
sie waren.
welcher Art
Abir in den fteten, do
wunde orczte fint, dy
leffet man off ere eyd
dorczu fweren, das fe
dy wunden recht kyfin
uff eren eyd.
6^ maß poymye zo-
B, cxo ß nya pyrwey
fnebjwal, nyßly ya
fujü, a to geft yawno.
Wey moße ly wyle-
|»j«cz y gego dzye-
oy ßjedxyecz w law^y-
Vf albo w kthorem
;Vi^, albo bycz w
jttHem rzemyeßle albo
vknotwye, yako mal-
jMfoy ladzye y dzye-
|*Vi eiyly nye moga,
[Ab c»> ony za prawo
iilbo moga myecz
W^ prawego prawa?
Art. O 14, Frage.
Wenn ein Mann eine
Frau nimmt, mit der er
früher, bevor er sie zur
Frau nahm , Beischlaf
gepflegt hatte, und dies
wird offenbar.
Art. 0 21, Frage.
Ferner ob ein Unehe-
licher und seine Kinder
in der Bank oder in
irgend welchem Amte
sitzen, oder ob sie in
irgend einer Handwerks-
genossenschaft oder Bru-
derschaft sein können,
wie die ehelichen Leute
und ihre Kinder, oder
ob sie es nicht können,
oder was sie sonst für
ein Recht haben oder
haben mögen nach rech-
tem Hechte?
Ap eyn man eyn weyp
adir eyne mayt befliffe,
vnddas wirt offenbar, vnd
derfelbe man dornoch
nympt dy befloffene fra-
we adir mayt czu der ee.
Fort, mir ap eynir,
der vnelich geborn wirt,
vnd feyne kinder, ap fe
hol vnd wandil mögen
gehaben glich elichin,
dy do olich geborn fint,
adir nicht, [adir] wuh
reclit dorvmme fey von
rechtis wegin.
*1^ ieh sowohl hier als auch in den nachfolgenden Excerpten mich
»
■BT auf ^e wichtigsten Belege beschränke, braucht wohl nur erwälint
n Verden. Die Umgestaltungen der ersten wie der zweiten Art , die
•A in Art 0 19, 39, 71, 102 und 160 finden, mögen in den einschlä-
PCm Excerpten, im Capitel lY, nachgesehen werden.
^ pobufche Text ist hier selbstverständlich nach O, der mittelhocli -
***t>^ nach T angeführt; nur bei notorisch fehlerhaften Stellen ist
^ deD polnischen Text auch P, Sk, Ka und St, für den mittelhocli -
^*>tKken aoch 8a herangezogen; die »Stellen der letzteren Art .sind
*iifli beigefügten Sternen erkennbar.
i »Ul.-hist. CL GH. Bd. I. Hft. 12
178
KaUiBiaeki
Art. O 46, Frage.
PoliÜ5c)Mr Text. { Wörtliche neobodid. Ueber-
setznng.
RieoiT, CIO fra trcx« Sachen, die die ehe-
maUenfthwa kalSnT. liehe Gerichtsbarkeit be-
treffen.
Dalej CIO (>^ dare-
oiY. oao Ca od gednefc^
ocioza r od ti^ner ma>
exerie, vmree \r kthonr
£« nrvh, e«v> p*» nTem
tofUna« wTeßaaa yefo
eiaAra« a dax^ear« cao
ny« f gr<^d]MN^> ocacaa
albo iredaeT
^S«|^> caaucar nre
ikE&a d«alv X oarsii dar^
oam^. ozo 6 itTwt od
<i»diM^« ocacaa r od
Art. O 72.
Ferner die Kinder
sind, die von einem
Vater and Tx>n einer
Silntter And. und das
eine ron üuMn sterben
solhe. 9o nebaien die,
die nach ikai asrickfe-
bUebe« «nd. sein TkciL
nnd £e Kiader, £e niebt
Ton eineaa Vaier nnd
von einer Xvtter sind,
nitbt
Tbea Mit
mt
Mittdbodid. Text
Sachin, dj fich cza
der ee des echtis tretin,
djis ifl elich rachin pein-
lich.
Vort mir dj kinder^
d V eynen rater han md
Ton ejner mnter Hat,
md ftirbit der kinder
ernia. dj andern neaien
ferne erbe vnd ^t, vnd
nicht dj (im Texte : der)
r, dr ratirs ha[l]bin
Ton mnters halbin
aDerne geTwiftem fe^n.
Ton einer Xntter sibkL
rtatser tei^ lMid:<e 1t
kchorv iNTSTiküMi^k
wß^th * ^vttY vrasd od
rsfi^seca. motc^ k temT
ppi>iliwolTvv, ^ttT pr»T>
3auittTcaT. a th«.> co6t-
aiTeT^ ^"^ ^ **J^ ***^
aaprsecaTw ^[jch prav-
i}aadsn» a atTaitT ka
cwMT T ka ▼^▼tfakTt.
Gi^ Tjt ^:«mv ital ku
pmwn« a Ott podhtij: pfft>
i«a T m^&^np» tSkaann va
Art. o loe. ^
:b.
«in Scb^nie ron
RnfebjBtäuuwni an
andüMren
dijä»
:tu an
■li<)«» siebt ^efpnt Umm
Eüd und <I«r Stadt xttr
Ehr« ruid an ^utse vsL
Art. O UL Frag^.
TertI
TOOL den
werdiB
rstmannen g<ft-
«ir Ccbeppin onen, das
ist Qbin Tsd Tordmn der
itsit eax. eren Tnd csn
noics Tnd TTonaen rnde
TttTchedelieb eren eiden,
•ir r«a can Cebeppin bnn^
hau ^eCon.
Dn ich ihm an SB>i:bte
Sint dtmae. das ber
d. L ^tn «cHWnrbM . stnnd
en ttiebt diiinneil bat
tind er mich nncb BBebt
Tod pffiebti^ woifin ifl.
Ttttd euerem iiniwfNnieb
uicbt evittoert hnt.
"Die polnische Recension der Magdebnrf^cr Urtheile.
179
FoiDi.«cher Text.
Ale ßa ly J^tore dlupy
[jpyenadje] pego eony
ttpoiryed«*ny Uko, yß
gOTV nre ßn wolny
wßanw, *!*>« yß mv nye
cheza albo nye maya
dies, a 7A gego Kony
lywothÄ gych nye do-
bjndie ilbo* nye zy-
ßc«» ftby ge mogl
wßttc, gdyby chczal, a
oye pnyß*}' g^fcze w
gego obroDA, Ukye tho
pyettwbe przyda
Tedy maya napyrwey
wyano oprawycz [yj
lapUciyca nyßly gyny
kthory dlug —
Gedenczlowyek vmarl
a lortawyl po ßobye
male dijeczy ßi^cze y
dro^e male nyedoroßle
lath dzyeczynych.
Jam nykomv nye
vkradl they ßkory,
gwaltovnye na ma
ßyya wyazany y beßpra-
wnye
Art. O 148, Antwort.
Wörtliche neuhochd. Ueber-
setzang
Aber sind irf^endwel-
che Schulden und Gelder
Reiner Fran so versperrt,
dass es ihm nicht frei-
steht, sie zu nehmen,
oder wenn man sie ihm
nicht geben will oder
nicht geben kann, nnd
er sie bei Lebzeiten
seiner Frau nicht er-
wirkt , beziehung^sweise
nicht erlangt hat, dass
er sie nehmen könnte,
falls er dies wollte, und
er sie auch in seiner
Gewehre noch nicht hat,
solche Gelder fallen
Art. 0 155, Antwort.
Alsdann soll man die
Morgengabe früher ord-
nen und zahlen als jede
andere Schuld —
Art. 0 187, Frage.
Ein Mann* ist ge-
storben und hat nacli
sich kleine Kinder, die
noch saugten, und andere
kleine unerwachsene in
Kindesjahren hinter-
lassen.
Art. 0 208, Frage.
Ich habe Niemandem
diese Haut gestohlen,
die mir mit Gewalt und
widerrechtlich auf den
Hals gebunden wurde
Mittelhochd. Text.
Sint nw dy gefurder-
ten fchulde vnd gelt
czu lodelich vorfperret
vnd in des mannis ge-
walt vnd gewere bey
feynir frawen leben nicht
komen fvnt, no ift das
gelt gevallen uff der
frawen erbenamen etc.
So Tai dy frawe dy
morgengobe doran be-
haldin von rechtis wegin.
Eyn man ftirbit vnd
le[s8]et iunge kinder,
einis abir mir, dy jung
feynt vnd bey erem foge
noch fint adir [nach]
erem foge.
Wy das mau ym dy
ledir mit gewalt uffge-
bunden vnd mit vn-
rechte etc.
Jakoßmy waß pyrwey
pytaly o tho, grdyby
czlowyek zapowyedzal
Art. 0 224, Frage.
Wie wir euch früher
gefragt .haben um das,
wenn ein Mann einem
Vort mir dis nefte
obin gefclirebin capitel
adir vroge, dy fich alzo
12*
180
Katniniacki.
Polnischer Text.
czlowjekv gymyenye,
czo by doma nye byl,
a kako dlugo doma ßa
prawowal, az bj go pra-
wem dobyl, a gdy by
ten czlowyek byl gofcz,
czo to gymyenye dobyl,
albo taky myerczanyn
naß, yß by , nye byl
pewny tako, yß, gdy by
on czlowyek zayßy^ do
domy przyßedl, yß by
nye wyedzal, gdze by
go nalaßl , czo gego
gymyenye dobyl y wßal,
gdy * on doma nye byl,
boym ßye tego a pro-
ßymy vaß navczczye
naß: Maya ly onego
nyepewnego zatwyr-
dzycz poraka albo kto-
rim gynym obyczagem,
a kto tho m^ vczynycz
a kako, albo czo o tho
geft za prawo?
Wörtliche neuhochd. Feber-
setzung.
Manne, der zu Haus nicht
wäre, sein Gut ansprä-
che und, 80 lange er
zu Haus nicht wäre,
Recht wider ihn suchen
würde, bis er es mit
Recht erlangen würde,
und wenn jener Mann
ein Gast wäre oder ein
solcher Mitbürger, der
nicht sicher wäre, in
diesem Sinne , dass,
wenn jener Mann nach
Hause käme, er nicht
wüsste, wo er ihn zu
suchen hätte , diesen
nämlich, der sein Gut
erlangte und nahm, da
er nicht zu Haus war,
wir haben Sorge darum
und bitten euch, be-
lehret uns, hat man
jenen Unsicheren durch
einen Bürgen oder auf
eine andere Weise ver-
festen, und wer das thun
soll und wie, oder was
darum Recht sei?
Mittelhochd. Text.
anhebit : Auch , Hb
frunde, wir haben eoc
g^fchrebln vormoU, i
eyme manne, der nicl
inheymisch were ab
nicht ding^hlichtigwen
angefprochen wurde fey
g^th. No habe wir es
dem dritten mole ke
Medeburg gefchrebi
von wortin czu wortic
als hy obin gefchrebi
ftet bis off das lecit«
das do ftet alzo: Dei
ift dy fache der clag
geendit von rechtifl w(
gin. Domoch fo fchreb
wir euch alzo : No bat
wir ewer gnode vi
entfliffen, wenne w
beforgen vns des, dj
euch mochte gefchei
das eyn vngewis nw
her fey gaft abir biirgc
der nicht ftand er)
noch so viel vamd
habe bette, ap man n
des och vorfte, das
mit vnrechtir meynun
uff eynes mannes ei
vnd gut dagete, (
ausgeczogin were v
vor der clage uff fe
gut nicht wnfte n(
och fich keynis befolg
bette, vnd wenne i
denne qweme wedir,
mochte her denne ni
wiffen, *wo* her <
cleger mit dem g
fuchin fnlde, das
fich mit rechte wc
dorczu czogin , ap
•teht gym; ebenso in den übrigen Texten.
Di« polnische Recension der Magdeburger ürtbeile.
181
Polniseher Text.
Wörtliche neuhochd. Ueber-
setzuog.
Mittelbochd. Text.
cleger das gut abir erbe
*in dem gerichte mit
ftandem erbe adir cugen*
vorwiffen muffe, adir ap
man das wedirfprechin
möge, wy adir wer von
rechtis wegin?
b) Umgestaltungen der zweiten Art.
Älbo gynego priy-
rodzonego prziyaczela
»Ibo opjekadlnyka —
Anyevczynyl pocze-
^ lyczba —
A wikia ly gey teß
c» ßwego yle ftoya-
czegoyle nyeftoy^zego
?jTnyenya przed gayo-
nyni ß^ndem, to teß
gej pnydze, y teß to
wßythko ma ßobye
▼ßancz, czo gey przy-
DUfflo od gey rodzyny, a
kv gynemv gymyenyv
svego masa obrona nye
na f prawa.
Nye yefth ly kthori
czlowyek, czo przyßedl
^f) waßey zyemye, d<>-
konan, aby byl wyle-
ganyecz, czoß gemv tho
wyniÄwyano, poko byl
zyv, tedy moga gego
przyaczyelye przyrodze-
ny ßamoßyodmy nye f
Art. 0 1, Frage.
Oder einen anderen
angeborenen Freund
oder Vormund —
Art. 0 9, Frage.
Und hat nicht redliche
Rechnung gethan —
Art. 0 12, Antwort.
Und gibt er ihr auch
was von seiner stehen-
den oder beweglichen
Habe vor gehegtem Ge-
richte, so gehört ihr dies
auch, und hat sie auch
Alles das zu nehmen,
was ihr von ihrer Fa-
milie angestorben ist,
und rücksichtlich des an-
deren Vermögens ihres
Mannes hat sie keine
Wehre vom Rechte.
Art. 0 13, Antwort.
Ist ein Mann, der in
euer Land kam, nicht
überwiesen worden, dass
er unehelicher Geburt
wäre, wie man ihm dies
vorwarf, so lange er
lebte , alsdann können
seine angebomen Freun-
de selbstsiebend mit un-
Abir gekorn Vormund
Hot nicht rechnunge
jerlich gelon —
Hat ir och der man
was genantis gutis an
feym erbe gegebin adir
an varnder habe vor
gerichte, das fal fe ouch
behalden; andirs hot dy
frowe an eres mannis
gutis nicht. Were ouch
der frawen icht ftand
erbis adir eygins andir-
ftorbyn von eren eidern,
das behaldet fe mit
rechte von rechtis wegin.
Ist ein man komen
in ewer lanth vnd ny
vor gerichte vnelicher
geburd obirwunden ift,
dyweyle her lebte, be-
fchuldiget ym ymant
feyme geborth noch
feyme tode, fo mögen
feyme erben feyne ge-
182
Kaluiniacki.
Pobis«her Text.
podeftrzauymy ludzmy*
prsyßaiTA vkazacz , yß
^eft ß malzenftwa vro-
dzou.
Spy ly inaßczyzna ß
iiyewyaftH albo ß dzye-
wka, czo proßna geft
albo ßobye wolna, a
potem ya poymye w
malßenftwo.
A vczynyly radcze
kthory wyelkyerz <> ta-
kych rzeczach, a czy
porjjcznyczy tego czlo-
wyeka nye mug<} po-
ftawycz, a ß radczczy
fch^ *o tho nye zjre-
dnaya*, tedy przepadly
wyelkyerz, czoß na to
vczyuyon, a tho f pra-
wa prawego Maydbur-
fkyego.
I
Alle geft ly ten fyn
przed thyra ozalowan o
takyeß rzeczy , ßlowye
wyelkych, czo o nye teß
ß ludzmy przyßagl.
Gonicza geft rzecz,
gdy kogo vfacza, a on
kogo byge albo dobyya.
Wörtliclie neuliocLd. Ueber-
setzung.
verdächtigen Leuten auf
ihren Eid beweisen, dass
er ehelich geboren sei.
Art. O 14, Antwort.
Schläft ein Mann mit
einer Frau oder mit
einem Mädchen , das
ledig oder frei i^t, und
I sie sodann zu der Ehe
' nimmt.
Art. 0 4ü, Antwort.
I Und haben die Kath-
i männer um solche Sa-
chen eine Willkür ge-
i macht, und diese Hurgen
I diesen Mann nicht stel-
len können und mit
i den Kathmännern sich
diesbezüglich nicht ver-
• gleichen, alsdann sind
I sie der Willkür ver-
fallen, die darum ge-
macht wurde, und dies
ist vom rechten Magde-
burgi.«»chen Rechte,
Art. O 54, Antwort.
Ist aber dieser Sohn
vorher um solche, sozu-
sagen , grosse Sachen
angeklagt worden, um
> die er auch mit Leuten
, geschworen hat.
Art. O 55, Antwort.
Die handhaftige That
ist, wenn Jemand er-
griffen wird, da er Je-
manden schlägt oder den
letzten Schlajr gegen
. ihn fuhrt.
Mittelhoefad.
! borth ralbfylK
! vnvorfprochen
beweyfen off
ligen.
Befleffit ejo
weyp adir ejn
i do ledig ift, ;
I willen, vnd de
dornoch czn
nympt.
Habin no dy
fulche peynlid
gemachot, vnd
den man nicht
mogin , fo ful
mit * erin e;
weyfin , das
ane ere wifßni
fundir crem* v
worden fey, <
nicht geftelle
vnd fich denne :
lichkeyt mit
vm er g^lobd«
ten von rechti«
Ist abir der
mir vm vngei
clagit, abir fa]
fweren mit g<
Dy hanthai
ift do, wenne
gerichtia in de
^ Das Wort ludxnuf ist aus Sk entlehnt. ^ Im Codex steht 6
Di« polnisehe Kcctasion der Magdeburger Urtheile.
183
Folßi scher Text.
Pneftapy ly kto prae-
cijwko mczczam albo
P^ciywko myefczkyey
jf^gjgse wßandz wyna
podlag mylofczy y vfally
»yefökyey-
p^ey pnef th^py ly »
ktho myefczky wyel-
\yen pUcÄjc* na then
d^jen, iako xan ßlu-
bjODO.
Y tbo geft muye IS
DJ» diDO, a droge mv-
Crlem fordrowacz , a
toczyem dzyerßal zwa
SODA y myal f pokogem
wyiciey nyßly rok y
dsen —
Tho moze dobrze fwey
matczedacz albo gyne-
mv fwemv przyrodzo-
nemv , kyedy oii[o]
chcte.
Art. 0 56.
Wörtliche neuhochd. Ueber-
setzung.
Scbreitet Jemand ge-
gen die Rathmänner
oder gegen die städti-
sche Willkür ans, von
dem können die Rath-
männer Busse nehmen
nach ihrer Gnade und
nach der städtischen
Willkür.
Art. 0 59.
Femer überschreitet
Jemand die städtische
Willkür, [der zufolge er
verpflichtet wäre] zu
zahlen an einem be-
stimmten Tage, wie dies
für ihn gelobt wurde. \
Art. 0 66, Frage.
Und das ist mir mit i
ihr gegeben worden, ;
und das Andere musste |
ich fordern, und dies
besass ich mit meynem
Weybe und hatte in
Kühe mehr als Jahr
und Tag.
Mittelhochd. Text.
Miffetuet eyn man
kegen den ratmannen
abir kegen der ftat bo-
bin erer wilkor, dorvm-
me fo mog^n dy rat-
manne befferunge nemeu
nach eren gnodon vnd
willen.
Vort mir gebricht eyn
man kejgen der gobe
wirkor, das man globit
czu dem bobir dinge.
Vnd ift [m]ir mit ir
gegebin czu vordem
vnd das han ich mit
meyn weybe befeffen
vnd gehabit in der were
jar und tag on anfprocht.
Art. 0 68.
So
kann es wohl
seiner Mutter geben
oder einem anderen An-
verwandten , wann es
will.
Art. 0 75.
Seynir mutir gebin
adir eyme andim, weme
is wil.
Goracze rzeczy, czo | Eine handhaftige
flußa na groczßkye pra- I That, die vor des Burg-
wo, tho ma beß odwlo- ! grafen Gericht gehört,
Eyn hanthaftige tat,
dy do gefcheit wirt byn
des burggroffin ge-
I Aus Sk entlehnt; in O und P steht das sinnlose pyt(Unficzye.
184
Katniniacki.
Polnischer Text,
ky groczßky ßandz;}
ßandzycz.
Zaftanje \y ktbory
czlowyek fwe rzeczy v
ktotego zyda, *czo mv
ßfj vkradzony att)o roß-
bythe*,«* then zyd nye
moze [ye] prawem od-
bronycz.
Zaluge ly ktho uayn,
mog^ gego blyßy tbo
Wörtliche neuhochd. lieber- !
setzang.
die soll ohne Verzug
der burggräf liehe Rich-
ter richten.
Art. 0 80.
Trifft irgend ein Mann
seine Sachen, die ihm
gestohlen oder geraubt
wurden, bei einem Ju-
den, dieser Jude kann
sie nicht mit Rechte
vertheidigen.
Art. 0 96.
Verklagt ihn Jemand,
so mögen seine Ver-
odmowycz tako dlugo, | wandten dem so lange
aß on ßye do domv < widersprechen, bis er
wroczy. nicht nach Hause zu-
rückkäme.
Gofczye albo okoly-
czny ludze, bandz ßwye-
czchych albo duchow-
nych, albo zydzy —
Yß iiiy ortele woytho-
wy myefczkyemv y lu-
dzom prawe ortele
iiaydcz chczemy.
Yß nyßadnego przy-
' ßaßnyka moga ßan-
dzycz, gdy nye zawy-
Art. 0 101, Antwort.
Gäste oder Leute aus
der Umgegend, mögen
sie Laien oder Geist-
lichen unterthan sein,
od>Br Juden -
Art. O 111, Antwort.
Dass wir d«iii städti-
schen Vogfp die Ur-
theile und den Leuten
rechte Urtheile finden
wollen.
Art. 0 13(), Frage.
Dass man keinen
Schöffen richten mag,
wenn er nicht schuldig
ist.
Mitt«Ihochd. T«
richte,' dy fal es
des hofferichtors ^
richten.
Anevangiteyn
man bei dem an^
das ym aberab
geftolin ist , c
keyne Jude gew<
vor gerichte.
Clagit [man],
möge das wol
fprechen, *weni
wedir czu lande
Gefte abir v
laut© , dy ley
Juden —
Das ir dem
der ftat vnde de
recht orteil vii
vinden wellet.
\Vy man
fcheppin abe^
mogiu ane v
fache.
' In Pi lautet diese Stelle: d// do ifefrhyt hynne den Tof/eii, alz ü
g reuen dink iß. mid yerycht.e.
'^ In Pi: czu /tan/, des hurkf/rmen.
^ In O lautet diese Stelle: fwe rzeczy irzyaUie yako vkrmlzone n
zyda ktorego.
Di« polnische R«c«D8ion der Miigdebiii|;er Urtheile.
185
polnii^jher Text.
j^Ig pnyl^aße ly ku
p^ßaflwu beß wyrz©-
aojiep> c^a^Tv» ten nye
DOse t>y^ ^^^ (Vandzycz
pnei prtyßaftwa przeß
f,rt (»befcxye.
Tedy softal po them
tho ToarlTiii dzeczaczv
gedeo dorn, czo gy od-
mnirl ni gego mathk^,
ß kthorego domu gefcze
bylo wjrnowatho pyacz
gnywyen.
Tedy raa przynyefcz
lyfth tego od woytlia y
pmßißnykow z gayne-
go sandv f tego tlio
myiTta, gdze ten czlo-
wyek xatwyerdzon.
Ztftawy ly kto koniv
ktborekoly zaftawyone
pned prawem gymye-
nye.
Pne to, yß ony mvra
Cye troßkacz o tho, aby
tiky ortel wydaly, ya-
koby ßwey przyßadz«^
dofycz vczynyly.
Art. 0 136, Antwort.
Wörtliche neuhochd. Ueber-
setzuDg.
SchwOrt er aber zum
Schtfffenamt ohne fest-
gesetzte Zeit, ein solcher
kann sich nicht selbst
richten ohne den SchOf-
fenstuhl wegen seines
Unterhaltes.
Art. 0 147, Frage.
Alsdann ist nach
diesem todten Kinde ein
Haus zurückgeblieben,
das von ihm auf seine
Mutter angestorben war,
von welchem Haus es
noch schuldig war fünf
Mark.
Art. 0 177, Antwort.
Alsdann hat er einen
Brief zu bringen von
dem Richter und den
Schöffen des gehegten
Gerichtes der Stadt, wo
dieser Mann verfestet
wurde.
Art. O 180, Antwort.
Versetzt Jemand Je-
mandem was immer für
eines vor dem Gerichte
versetztes Gut.
Art. O 186, Antwort.
Deswegen , weil sie
sich bekümmern müssen,
dasH sie ein solches Ur-
theil aussprechen, mit-
telst dessen sie ihrem
Eide genügen würden.
Miitelhochd. Text.
Sweret abyr ymant
czu der fcheppen bang
fundir czeyt, der mag
sich felbir nicht abefe-
czin vm feyner narunge
willen.
No was eyn haws
blebin von demfelben
toten manne, *desfelbin
hawfis helfte von feyme*
kinde an dy mutir ge-
rtorbin was, von welches
hawßs mawer man fchul-
dig was vunif marc
mynnir eyn firdung.
So nnis her en au-
fprechen mit dem richter
vnd mit dem fcheppen
von der ftat, in gerichte
der vorueftet was, vnd
dy vorueftunge mit en
in das gerichte czugen.
Wirt ymandin erbe
vorracz[tJ vor gerichte
der ftat.
Dorch forgeueldigkeyt
wille,dy fe habin muffin
c/.u der künde uff das
recht.
186
Polnischer Text.
Ten ortel layal geden
przyßaßnyk ßwym przy-
rodzonym przyyaczelem,
kogo tyka ta rzecz,
*ktoryß* thu gyftne teß
oczy wyfczye ftal y przy-
ßedl podlug prawa na
lawycza y rzekl:
Yß nye moze a nye
vmye twardych a tni-
dnych rzeczy oprawycz.
Dzecza tego vmarlego
mowy, yß ma latha a
chczalo by ßye ßamo
opyekacz.
Katuiniacki.
Art. 0 194, Frage.
AVortlicLe neuhocbd. Ueber-
setzung.
Dieses Urtheil strafte
ein Geschworener mit
seinem angeborenen
Freunde, den die Sache
anging, der hier per-
sönlich und offenbar
stund und der nach dem
Bechte die Bank bestieg
und sprach:
Art. 0 205, Antwort
- Dass er nicht vermag
und nicht versteht, harte
und schwierige Sachen
zu verrichten.
Art. 0 253, Frage.
Das Kind dieses Tod-
ten spricht, dass es die
Jahre hat, und dass es
sich selbst bevormunden
möchte.
3dittelhochd. T«iL
Dis orteil wedirfpick
eynir mit gefwomfligi'
fippin, den dy Ii^
antrat, mit feynen Cm*
den, dy do kegenimfr
gen ftunden vnd won^
betende der bing lA
her fprach:
Vnd das her nidft
kuune noch möge fB j
redeliche fache voite
No fprycht das kjt^ ■
is fye no wol cza feyoBt j
1
iaren komen, disiseü
Vormunde habin wil|
wen is wil.*
Obschon es aber den hier dargelegten Momenten zufolp
nicht dem geringsten Zweifel unterliegt, dass die polnische
Recension im Vergleich zu den Texten der ersten Redactiot
zweiter Nuance in Bezug auf Wortlaut DiflFerenzen bietet, dfe
etwas weiter gehen, als dies bei notorisch gleichartig^
Texten in der Regel der Fall zu sein pflegt, so glaube leb
nicht, dass es statthaft wäre, in Folge dessen sofort auch 3^
eine besondere, von den Texten der ersten Redaction zweite*
Nuance verschiedene deutsche Vorlage zu denken. Mit gen»^
demselben Rechte, wie dieser oder jener Compilator, durfte jl
auch der polnische Uebersetzer selbst mit der ihm zu Gebot*
stehenden und, wie ich annehme, der ersten Redaction zweite]
Nuance angehörigen deutschen Vorlage in Bezug auf Wortlaai
Aenderungen vornehmen, die in letzter Consequenz zu den
^ Diese ganze Stelle ist, weil T nur bis Art. 221 reicht, aus Sa entlehnt
Di« polnisdie Recension der Maf debnrger Urtheile.
187
I>ifferenzen ftihrten, wie ich sie soeben skizzirt habe. Oder
and etwa die Differenzen, wie ich sie soeben skizzirt habe,^
nicht von dieser Art, dass sie der polnische Uebersetzer selbst,
jnch ohne Vermittlung einer besonders zu diesem Zwecke
OTlparirten deutschen Vorlage, bewerkstelligt haben konnte?
Uuss denn ein Uebersetzer, wenn er mit seiner Vorlage gewisse
Aenderungen vornehmen will, sich dieselbe durchaus erst ent-
sprechend präpariren lassen?
Ausser diesen rein theoretischen Erwägungen gibt es
»ber in der polnischen Uebersetzung noch eine Anzahl anderer,
soiußagen thatsächlicher Belege, die beweisen, dass sie unge-
achtet der auf S. 177 — 186 angeführten Differenzen aus einer
Vorlage geflossen ist, die mit den Texten der ersten Redaction
iweiter Nuance, wie in Bezug auf Inhalt und Artikelfolge, so
aaeh in Bezug auf Wortlaut identisch war. Als solche thatsäch-
liche Belege sehe ich aber insbesondere alle jene Stellen
(Worte, Phrasen, Sätze und ganze Artikel) an, die in gleicher
Weise wie in den Texten der ersten Redaction zweiter Nuance
in Wirklichkeit nur noch in .der polnischen Recension vor-
kommen. Ich fiihre sie hier, da sie mir auch sonst wichtig
genug zu sein scheinen, vollständig an.
Art. O 1, Frage.
Polniscber Text.
1 xoflhiwy po
iiobye.-. bratha
albo ßyostry ma-
ßa.
Neuhd. Ueber-
StitZUDg.
Und lässt nach
sich den Bruder
oder den Mann
seiner Schwester
zurück.
Mittelhd. Text
nach T.
Vnd leffet ouch
seyn brudir adir
fwestirmoge.
Mittelhd. Text
nach Pi.
Und lefit ey-
uen brudir adir
fwertmog.
Gdy ten maß !
poj^ V malzen-
ftwo swoya mam-
Art. O 20, Antwort.
Hat dieser Hot der man
Mann seine Am- seyne amme czu
me zu der Ehe der ee genommen,
genommen.
Hot dir man
feyne amey czu
der ee genomen.
' Selbst die unter C, bj ersichtlich gemachten Differenzen machen hievon
keine Ausnahme und lassen sich ebenso wie die übrigen grösstentheils
auf Rechnung des polnischen Uebersetzer» selbst bringen. In Betreff
der aus Art. O 12, 14, 54, 96, 101, 111 und 177 entlehnten Stellen kann
man dies sogar mit apodiktischer Gewissheit behaupten.
188
Folniflcher Text.
Starego dawne-
go obyczay[a] na-
fcliy woythowye
albo ßandze * wy-
byraly * * przy-
ßyafnyky ku la-
wyczy na prawye
ßyedzyecz.
Tho raczcze
moga na nyem
bracz nye pa-
trzacz gynego
prawa.
Azaly my nye
mamy podobnye
tho gymyenye
dzyerßecz y oßa-
gnacz swymy bly-
ßymy ß naßym
prawem, nyßly
by ktho nam ge
mogl odwyefcz ?
Daley teß czlo-
wyek za fwego
szywothfi moze
ßwym dzyeczem
wybracz albo po-
ftawycz opyekal-
nyka.
Kaßdy czlo-
wyek moße w
Kalainiaeki.
Art. 0 48, Frage.
Neuhd. Ueber-
setzuDg.
Von alter Ge-
wohnheit haben
unsere Vögte oder
Richter Schöffen
gewählt zu der
Bank zu sitzen
zu Gerichte.
Mittelhd. Text -
nadi T.
Von aldir ge-
wonheyt habin
vnser richter
fcheppin irwelt
vnd irkom czu
I dinge uff dy bang.
ICttdhd. Text
ndi K
Von aUir gl-
wonheyt habii
vnfer rothinfli
fchepfHii inreÜt
Ynd kekoni cn
dingen nf ^f
bank.
Art. 0 59.
Das können die
Rathmänner von
ihm fordern, nicht
achtend auf ein
anderes Recht.
Dy rotmanne | Dy rotmaiM
sulle an vordim | sulle an TOf&i
vmderftatwegii
vnd dorffin taf
keynis *andirs* I nisandirsrichtfla
von der stat we-
gin vnd dorffin
rechtes dorczu.
Art. 0 66, Frage.
Ob wir nicht
billig dieses Gut
halten und erlan-
gen sollen mit un-
seren Verwandten
und mit unserem
Rechte, als dass
uns Jemand das-
selbe entziehen
möge?
Ap wir nicht
billichdasGutbe-
halden füllen in
der ftat gewere
mit vnferem rech*
tin mogin vnd
vnferem rechte,
wenne das vns
ymant abgeczu-
gin möge?
darcsn.
Ap wirichttö-
eher das gut bs-
haldin fallen Ji
dir gewere bä
vnfirm rechte vod
dovor getrfltoi
magin mitvn0fli
rechte?
Art. 0 67.
Auch kann fer-
ner ein Mann sei-
nen Kindern bei
seinen Lebzeiten
einen Vormund
erwählen oder be-
stellen.
Vort mir eyn
man mag Vor-
munde kysen sey-
nen kindirn bey
seyme leybe.
Vort mir keyi
man mag vor
munde kyfinCoy
nen kindera b0
feyme lejbe.
Art. 0 84.
«leder Mann
kann in gehegtem
Eyn man mag
im gehegetim
Keyn man m.
yn gehegetii
' In 0 steht wyhyeraya.
Di« polniaehe Reeension der Magdeburger Urtheile.
189
Itjooem fandze
Neulid. Ueber-
setzang.
Gerichte seine
^a isloba od- j Klage vergeben.
Art. 0 88.
Mitt<^Uid. Text
nach T.
dinge feyne clage
vorgebin.
Xne bindze ly
kthory cudjty
olofTrek w gora-
oeynecxywkto-
lem 01eiD vczyn-
ko wifeaon, then
ninfij pned na-
&yo rindxa t naß
j [oinem] pra-
weobjcipraw.
Thtmo gyfte
m diedzynye w
gego woythow-
ftwe.
Kykth moze
bna; aüuge ly
ktbü n«yn —
Miftrxowye,^
kthorty *vyedza
y* poeywaya
enofczj.
Aby ßye ßwym
ortelem zoftal al-
bo *nyechal*.
Aber wird ein
fremder Mann in
der handhaftigen
Sache oder in
einer bösen Tbat
ergriffen , dieser
muss vor unserem
Richter bei uns
und nach unserem
Rechte sich recht-
fertigen.
Abir ritter und
auch gebawern
muffin antworten,
ap fe vm vnge-
richte uff frischer
tat vnuornachter
dinge uffgehaldin
werdin, in vnfer
ftatgerichte von
rechtis wegin.
Alt. O 92, Antwort.
Dort wahrlich
(persönlich) auf
dem Hofe in des-
sen Vogtei.
In demfelbigen
gerichte, das ozu
deme foyte ge-
horit.
Art. O 96.
Niemand mag
sein Gut nehmen ;
verklagt ihn Je-
mand —
So magnymant
feyn gut noch
erbe nemen; cla-
git der man —
Art. 0 112, Antwort.
Die Meister, die
wissen und ge-
brauchen die Red-
lichkeit (sie!).
Dy miftir wif-
fen vud gebrau-
chen noch red-
lichkeit.
Art. 0 115, Antwort.
Dass er mit sei- : Das her mit
nom Urtheil fort- seyme orteil vor-
fahre oder von ^ uaren adir mit
ihm lasse. rechte lofe, ap her
I valiig wirt von
' rechtis wegin.
Mittelhd. Text
nach Fi.
dinge seyne clage
worgebin.
Abir ritter vnde
knechte vnd ge-
bawni mussin
antwortin vor vn-
firm richter, ab
se mit ym uffge-
haldin werdin,
yn vnfirm statge-
richte von rechtis
wegin.
Vnd deme ge-
richte , das czu
des burggrewen
amecht gehörte.
So mak uym«ant
feyn gut noch
erbe beclagen —
Dy meift wif-
fen vnde gebru-
chen noch rede-
lichkeyt.
Das her mit
zeyme orteyle
fortfare adir das
nicht rechteloz.
1 Dieses Beispiel ist besonders instructiv.
190
Kalnii
liacki.
Art. 0 118
, Antwort.
Polnischer Text.
Neabd. Ueber-
Mittelbd. Text
K-aebil
setzang.
nadi T.
»dA
Y geden wo-
Und ein Wachs-
Und eyn wacbs-
TaicfB«
ßkowy koczjel.
kessel.
keffU.
kenn.
Art. 0 128, Frage.
Then jako
Wie der gestor-
Her hot ge-
Der kl
rmarl, sofUla po
ben war, ist nach
loffin feyne toch-
loOeaMM,
njem gego zona
ihm sein Weib
ter vnd auch seyn
tere tbI
y dzewka.
und Tochter zn-
rückgeblieben.
elich weyp.
weyp.
1
Art. 0 13C
>, Antwort.
Szoltjftwa 7
Die Schultheiss-
SchultilTey a-
Sckuha
woythowftwa.
eien und dieYog-
mecht vnd foytey
mecht va
czo ß^ panßka
teien, die der
amechtfdydo hir-
- te[y] am«
yenfka v leßa
Herren Lehen
ren len synt vnd
: herrenleh
w marborßkjem
sind und in Mag-
im meydeburgi-
lengut VI
prawye , thy to
deburgischem
sehen rechte le-
boren cx\
leß^jßlachaya w
Rechte liegen, die
gin, dy boren czu
rechte
Ijentkyfe] pra-
liegen und ge-
lenrecht.
wo.
hören zum Lehn-
recht.
Art. 0 134, Antwort.
Then moze po-
Dieser mag so-
Der mog dor-
Der mi
themwßancz dzj-
dann das Erbe
noch erbe vnd gut !
noch erbe
edsjczftwo po
nach diesen sei-
seyner frunde wol >
vnd irford
thych przyrodzo-
nen Verwandten
nemen vnd das ir
rechtis w«
nrch ßwoprchJ
nehmen.
fordern von rech-
tis wegin.
Art. 0 14
2, Frage.
Ajaßaswojch
Und ich mich
Vnd ich mich
Vnd ic
dzeczj po gych
von meinen Kin-
mevner kinder
me>Tier
fmyerczy nygdy
dern nach ihrem
nach eres todis
noch eris |
odrzekla.
Tode nie losge-
ny vorczegen
vorczegin
sagt habe.
habe.
•
Art. 0 16
19, Frage.
Ocxczowyyma-
Des Vaters und
Sevnes vatirs
Seynes
cxyentvny drye-
der Mutter Kin-
kinder und mut-
brudir vnd
c«y.
der.
irs kinder.
brudir.
* P lügt noch hinzu : yaJto pt/nt^ /cyerzjTcy podlcg praca.
Pie polnische Rerension dpr Mairdebnrger rrtheile.
191
Art. 0 170.
pblnisrf»« Text.
pyewysft» obwy-
^^ 0 ktor^
^ necf , ßlo-
aienTailbopycia
jlboo «ga Älbo
0 lokjw«» tho
iiiij^ raczcze
(ffnHiyci a nje
woythpodlvgpra-
«1 priwego.
Tho gest ßlo-
Gdj kto komv
byene gego gy-
1170176 7 gefcze
k themv go wya-
Ce 0 gygra albo
opnegygra.
Neahd. Ueber-
s«tznng.
Wird ein Mann
oder ein Weib um
eine solche Sache,
d.i. um das Speise-
oder Trinkmass,
oder am die Wage,
oder um die Elle
angeklagt, so ha-
ben das die Rath-
männer zu rich-
ten und nicht der
Vogt nach dem
rechten Rechte.
Mitteihd. Text
nach T.
Vort mirapeyn
man adir weyp
befchuldigt wirt
vmme * folche *
fache, dy do fpey-
fekawff, rnrechte
wogo vnd mofse
*adir* elen ha-
bin, das wedir der
ftat faczunge ift
vnd willkor, vnd
das habin czu
richtin dy rat-
manne vnd nicht
der richter von
rechtis wegiu.
Art. 0 17G.
Das ist eine
slovenische (^=
windische) Marc.
Des ift eyne
windische marc.
Art. 0 181, Frage.
Wenn Jemand
einem Andern
seine Habe nimmt
und ihn noch da-
zu bindet um des
Spieles oder des
Verspielens wil-
len.
Ap oyn man
dem andim feyn
gewant adir andir
gut nympt von
des fpelis wegin
vnd den dorczu
bindet.
I
Mitteihd. Text
nach PL
Vort mer ap eyn
man adir weyp bo-
fchuldigit wurde
vmme fache, dy
do fpeysekauf,
woge vnd moffe
adir elyn ange-
hören , ap dy
Sache dy ratman-
ne adyr der fchul-
tis czu richtin
habe?
Hyruf spreche
wir fcheppin czu
Meydeburg eyn
recht: Allen val-
fchyn vnd vnred-
lichin spysekouf,
vnrechte wogin
vnd moffe adyr
elyn füllen rich-
ten dy ratmanne
vnd nicht der
fchultis von rech -
tis wegin.
Das ist dry*
wyndifche marc.
Ap eyn man
dem andim fyii
gewant adir andir
gut nymt von des
spelis wegin adir
bindet.
> Aas Kß verbessert; Pi hat durch Versehen dy.
lyij
KaYuiniacki.
Art. 0 192, Frage.
Polnischer Text.
Neuhochd. lieber- Mittelh. Text
MittelhM4id.Teit.
Setzung
nach T.
nachü
Ludzye, ktho-
Leute , die
Lute , dy do
Lnte, dy ebi»-
rzy * ßa rowno
diesem Todten in
ewinburtig fint
burtig fint ni^
blyßy przjrodze-
gleichem Grade
mit demfelbin to-
demrelbin, Jer
ny temv vmarle-
ebenbürtig sind
tin manne imd
das gut Tod eAm
mv f thym to^
mit jenem, der
mit dem manne,
ynne hat
czo ßye w gego
sich in nein Gut
der <las gut und
gymyenye wyazal
band ^ und es
erbe ynne hat.
y dzyerßy ge.
inne hat.
Art. 0 193, Frage.
Gdyß ga^ pyr-
Zumal ich dieses
Sint dem mole
1 Sint dem moli
wey zapowyedal
todten Mannes
das ich des totin
das ich des mi-
tego vmarlego
Gut zuerst ange-
mannis erbe vnd
nis gut mytd«
cslowyeka gymy-
sprochen habe.
gut myt dem er-
erftinvorfprocheii
enye.
stin Torsprochen
habe.
habe.
Art. 0 195, Frage.
Albo moze ly
Oder kann sie Ap se das mit
Ap fy das mi)
ona tho ßwa wola
das mit ihrem
willen beczugin
weyben geczug«
doßwyathczy cz ?
Willen bezeugen?
raogin?
möge?
In Erwägung aller dieser Umstände nun trage ich dahc
kein Bedenken, die Behauptung, mit der ich die Besprechuni
der Frage I beschlossen habe, dahin zu vervollstÄndigen, dai
die von Nicolaus Gologörski um die Mitte des 15. J&hi
hunderts veranlasste polnische Uebersetzung ans eine
Vorlage geflossen ist, die mit den Texten der erste
Redaction zweiter Nuance wie in Bezug auf Inha
und Artikelfolge, so auch in Bezug auf Wortlaut idei
tisch war. Was dagegen die Modificationen anlangt, de«
ich auf S. 177 — 186 gedachte, so sind dieselben ganz einfai
auf diese Weise entstanden, dass der von Nicolaus Gotogärs
bestellte polnische Uebersetzer nach Art der anderen mitfc
alterlichen Uebersetzer die von ihm benutzte und, wie gesaj
> Die Texte bieten irrthumlich : / ktkorych.
* Das heisst, der sein Gut in Beschlag nahm, es besetzte.
Taxt© bieten minder richtig ye.
I>ie polnische Kevension drr Magdclmr^nr ITrlhoile \uö
^ Jen Texten der ersten Redaetion zweiter Nuance voll-
.^jniaen tibereinstimmende deutsche Vorlage stellenweise etwas
kflner wiedergab, stellenweise sie erweiterte, stellenweise in
folge oflFenbaren Missverständnisses auch etwas umgestaltete,
llchref® Differenzen, so namentlich die in Artikel Ol, 9, 13,
!i9,66, 68, 75, 80, 147, 180, 186, 194, 205 und 253 enthal-
tenen/ mögen übrigens auch schon in der von unserem Ueber-
jp^er benutzten deutschen Vorlage vorhanden gewesen sein,
mehrere dagegen (vgl. beispielsweise 0 234 und Ka 239) von
Jen Schreibern der betreffenden polnischen Texte herrühren.
Nach Erledigung dieser zwei Hauptfragen ist es aber
iioth*endig — und wir nähern uns hiermit dem Schluss dieses
Opitels — sich noch folgende zwei Nebenfragen zu stellen:
1. Ob ausser den im Capitel I, auf S. 146 — 147, als Artikel
pohiscben, beziehungsweise schlesischen Ursprungs erkannten
gich in der polnischen Recension auf Grund ihrer Vergleichung
mit den betreffenden deutschen Texten nicht noch welche andere
Artikel dieser Art nachweisen lassen ?
2. Was wir wohl von den Artikeln zu halten haben, die
einer frftheren Bemerkung zufolge das spccielle Eigenthum der
polnigchen Recension, beziehungsweise das der ersten Redaetion
ureiter Nuance bilden?
Ad 1. Auf die erste dieser Fragen lässt sich imter Hin-
weis auf Behrend, Bischoff und Brückner, die diesem Gegen-
winde eine eingehendere Aufmerksamkeit gewidmet haben,'^
kurz Folgendes erwidern : Ausser den Artikeln, die wir bereits
«if Gnmd der blossen polnischen Recension als Artikel polni-
schen, beziehungsweise schlesischen Ursprungs erkannt haben,
lassen «ich auf Grund ihrer Vergleichung mit den betreffenden
deutschen Texten noch zahlreiche andere nachweisen, von
denen man sagen kann, dass sie theils polnischen (d.i. Krakauer),
theils Bchlesischen (d. i. Breslauer) Ursprungs sind. Zu den
Artikeln der ersteren Art gehören: 0 31—35, 120—122, 149
> Die diesbezüglichen Excerpte sind sub Ht. C, fjj, auf S. 181 — 186 ab-
gedruckt.
2 Vgrl. übrigens auch die von Wislocki, o. s. c, S. 171—205, mitgetheilten
Excerpte.
t)itx«ngtb«r. d. phil.-hist. Gl. CXI. Rd. I. Hft. 18
194 JfaHiniackl.
bis IT)!, 1;V) Kiulo, 15()— lf)8, 215~2ir>, 22B, 224 Ende, 23
bis 2.'>l und 240; zu den Artikeln der zweiten Art hingegen
(>;5() 42, <;4 Anfan<,- und 00. Auch der Artikel 0 2r>8 dOrfi^
indem sehr Viek»s dafür spricht, dass diese Angelegenheit i
I*oK;n vor sich j^C^^^^ ""^ durch die Schötl'en von KnkaQ
denen sie vor«!;eK»;j:t wurde, nacli Ma«!;deburg dirigirt ward^
hieht^r zu ziehen sein.
Ad 2. In ßetrefl' der Artikel, die das specielle EigentfaiiQ
(U'r pühiisclujn Kecension, beziehungsweise das der ersten Reda^
tion zweiter Nuance bilden, habe ich bereits auf S. 140 — 147,
di<\M'r Abband hing die Bemerkung gemacht, dass mehrere voi
ilinen ohne Zweifel auch polnischen Ursprungs sind. Während
aber die Artikel, die ich sub 1. angeführt habe, nur in Bew
auf ihre Anfragen polniscli sind, mussten die Artikel der Idi-
teren Art, indem sie Urtheilssprüchc theil» der Schöffen vn
Krakau , theils (wie dies namentlich aus () 2()7 und 2<j8 hqu
vorgeht) die der Schörten von Lemberg enthalten, auch in Beii|(
auf ihre Antworten als Artikel polnischer Provenienz angesehca
werden. Auf ürund der Vergleichung mit den betreffendes
deutschen Texten treten nun zu den Artikeln dieser letztere!
Art noch Artikel O 2S und 2U, howie Sa \V>A und ;].% hinsiL
Knd da die Vermuthung nahe liegt, dass auch die übrigea,
das specielle Eigenthum der polnischen Kecension, beziehungs-
weise das der ersten Kedaction zweiter Nuance bildenden A^
tikel in die nämliche Kategorie gehören, so trage ich kein
Bedenken, diese Artikel, die in der deutschen Literatur hii
jetzt gar nicht, in der polnischen sehr mangelhaft bekannt
sind, hier insgesammt, und zwar in nachstehender Ordnung
mitzut heilen :
n) Artikel, die sowohl in der polnischen RecenBion, all
auch in den deutschen Texten der ersten Kedaction zweiter
Xuance vorkommen ;
hl Artikel, die nur in der polnischen Kecension vorluin
den siml:
f Artikel, die nur den deutschen Texten erster Kedactiui
zweiter Nuance eitrnen:
Dit polnische Recension der Magdeburger Urtheile.
195
g^ Artiksif lii® sowohl in der polnischen Recension, als auch in den deut
lehes Texte« der ersten Redaction zweiter Nuance vorkommen.
PiJiiiHlier Text.l
fgtiio lua wßyacz
iPirlego ßbroja, brath
ij, aijewka ly V * '
fjtiijteaije naß o
|nvo lymi »lowy : Gye-
tepoaefiny czlowyek,
^■jeTciaDyn, vmarl
a litevyl *po ßobye*
fvt pKV^ dzyewka y
li^ rodxonego. Tho
i99gjt przyßlo prssed
mA w gtyuy ßiind i
■Willy saß ktho ß iiych
■I wßucB tego vmar-
h|0 ibroy» y gego ge-
■f pnykroyoiie odzye-
ijft. A gdyby v thei
Aqftvky byly dzyeczy,
^|BOir]re, maya ly takye
prawo ka prze-
aey sbrogy y ku
tigfwjT yako^ brath
«go vmarlego, czy czo
jtft pnwo?
Art. 0 23.
Wörtliche neulirtclid. T'eber-
Wer die KUstuug des
Todten zu nehmen hat,
der Bruder oder die
Tochter?
Ihr habt uiia gefragt
um Recht mit diesen
Worten : Ein ehrbarer
Mann, unser Hürger, ist
gestorben und hat nach
sich seine rechte Toch-
ter und einon leiblichen
Bruder zurückgelassen.
Diese zwei sind vor uns
in das gehegte Gericht
gekommen und frugen
uns, wer von ihnen die
Rüstung dieses Todten
zu nehmen hätte und
die ihm zugcsclmittenen
Kleider. Und wenn
diese Tochter Kinder,
I insbesondere] äöhne
besässe , ob dieselben
ein ebenso gutes Hecht
auf diese Rüstung wie
der Bruder des Ver-
I
MittellifHlid. Text.
Von hergewote vnd
was dorczu geliort *vom
rechte* V
Fruntschaft mit ftetim
dinfte czuvor. Erfam-
men libin frunde, ewer
froge vmb recht ift al-
zus: Eyn bedirman,
*czu vns* eyn mete-
burger, ift geftorben
vnd hot geloffen eyne
rechte Tochter vnd e^-n
bruder. Dy czwe fynt
komen vor vns in eyn
gehegit ding vnd haben
gefrogit rechtis, welcher
vndir en des totin man-
nis harnifch vnd feyne
gefueten cleidir nemen
zal. Vnd wenne wir des
vnweyl'e fint, erbern
hirren, ap ym das har-
nifch vnd *dy* cleider
deßfelbigen * totin *
mannis feyne rechte
* Aach hier ist der polnische Text nach O, der mittelhochdeutsche nach T
wiedergegeben und nur dort, wo es n()thig war, beim polnischen auch
noch Pf beziehungsweise Sk, Kß und St, beim mittelhochdeutschen
aach noch Sa zu Rathe gezogen worden. Die Stellen dieser letzteren
Art nind jedoch stets <lurch beigefügte Sterne und bei Ergänzungen, die
nicht aus P und S<i herrühren, überdies durch besondere Bemerkuu«r«ii
kenntlich gemacht. Die von mir selbst herrührenden Ergänzungen sind
durch eckige Klammern angedeutet.
' Suwuhl diese als auch die nächstfolgenden polnischen ArtikelUber-
"(clirifteu sind insgesammt aus Sk entlehnt.
• AuH P entlehnt; Sk hat ebenfalls j/ako; in <} ist «/»o; in K^ alho mit
der jra»/. sinnlosen Variante: llieyo lannrfrqo 2>r.-///Wz<r/*^.
13*
poJnische Uccenaioii der Magdeburger Urtheile.
197
J-
»
»
y-
y-
la-
Wörtliche ueuhoolid. Ueber-
setzung.
wurcl«, für'« Hecht nicht
aiiiiähniß. weil es ihm
missfielo.
Ihr habt uns gofraj^t:
Wenn Jemandem ein
Recht ausj^efolgt würde,
das er nicht liebte nnd
es auch nicht für's Recht
halten will.
[Wenn Jemandem ein
Urtheil auspefolgt wür-
de, das er nicht li'ebte
nnd es auch nicht für's
Recht halten will, als-
dann hat er um eine
Besprechung zu bitten],
indem er sagt: Herr
Vogt, erlaub, dass ich
micli bespreche (wilrt-
licli: gib mir auf Be-
sprechung), l'nd wie er
von der Bosprecliuiig
zurückkouiint , spricht
er: H^rr Vogt, ich nehme
dies nicht für's Recht
an und ich will dieses
Roclit schelten nach
Rechte ; ob ich dies auch
thun darf? Alstlami ant-
wortet man ihui: Du
darfst es. Alsdann fragt
er weiter: Darf ich so
stehend das irrtheil
srlioltcu V Man antwortet
ihm: Du darfst sterbend.
Alsdann rede stehend
und merke wohl das
l'rtheil, das du schiltst
und sprifli : Dieses Ur-
theil, das der Schtttfo
gefunden hat , dieses
schelte icli , und es ist
Mittelbochd. Text.
chen, das her nicht will
otfnemen, wy das fich
bot?
Vort mir wenne eymu
eyn orteil wirt ange-
fprochen, das her nicht
will uffnemen abir nicht
libin wil, der fal betin
eynis gefprechis fpre-
chunde alzus : Her foyt,
ich wil mich befprechen,
ap ich das orteyl libin
wil adir nicht. Vnd
wenne her denne aus
deme gefpreche kompt,
zo fprecho her alzo :
Her foyt, ich wil da«
orteyl nicht libin vnd wil
das ftroflfen dorch eyn
recht, ap ich das tuen
mag nach des rechti«
aufweyfunge? So findet
man: Yo. So froge vor-
bas; ap du da« fuldeft
ftendefch eidin? Dasviu-
det man euch: Stendo
fal man is tfin. So fprich
an fteender ftat vn<l
merke gar ebin das ur-
teil vnd fprich: Das or-
teil, diis mir der fcheppe
vunden hat, d«as fcheldo
ich, vnd ift vnrecht, vnd
wil eyn rechtis vinden
vnd bete der bang eyn
beffir orteil czu vinden
Sk hat (ebenfalls 70.
it; iS7i\ /v'/i und 67 bab<*n ebenfalls ufn/ch; in O i»t a/ft/ß.
198
Kafviniacki.
Polnischer Teit.
*Moze \y ten^ czo Uko
prawo layal, dokonacz
:ego s prawa?*
[Dalej pjtaliscie nas:]
Stfoze \y ten, czo tako
irawo lajal, dokonacz
legro prawa]?*
Na to my przyßaßnj-
T%y z Maydburkv mo-
»ymy prawo: [Kto chce
irtel dalej lajac i do-
JLonac tego z prawa,
ten ma rzec tako: Pa-
iiie %%-ojcie, racz zapytac
swego prawa, c-zyli mögt;
ialej ortel lajac? Tedy
na 11 wrdadzsi : Mozeitz.
Fedy' ' m(»ze tako rzecz:
Panye woyrse, gdyßem
na ten ortel f prawa
layal, pytam moga ly
! Wortliche neohochd. Ueber-
ti*AZVLUg,.
anrecht, und ich will
ein rechtes finden und
bitte die Bank, das« ich
j ein bessres Urtheil aui$-
■ sprechen kann, und bitte
diesen Schöffen von der
Bank aufzustehen.
Art. O 24, Ende.
Ob derjenige, der das
Urtheil also gescholten
hat, dies zu Ende fahren
kann von Rechte?
[Femer habt ihr nns
gefragt : j Darf derjenige,
der das Urtheil also ge-
scholten hat, dies zu En-
de führen von Rechte?
Hierauf sprechen wir
Schöffen von Magdeburg
ein Recht: [Wer in der
Scheltung des Urtheils
fortfahren und dies zn
Ende führen will von
Rechte, der hat al.«o zu
sprechen: Herr Vogt,
geruhet in eurem Rechte
zu fragen, ob ich in der
Schelruug des Urtheils
fortfahren darf"? Alsdann
antwortet man ihm: Du
darfst. Als4lannl^ kann
LTi
Ap ejB ■«
fcheldmge *4m
Tonraren magai
Vort mir, '
man eyn orte
ap der in der fc
des ort^ls rorr
adir nicht ?^
Des fprec-he,
orteil fckilt, a
foyt gemchet
rechte czn vr
ich in der frlieh
orteils Toman
So findet man
vToge vorbas:
(intdemmole, d
orteil czu re<
:<chulden habe,
czu frogen, ap
bang mag geei
alhy !(ten \'ud g
* Von mir selber richtig «reslellt; in O, I\ Sk steht: J/fcf It/ ten tat
itufaez dokonacz / pntfca: K^i fügt noch nach / pro »m: 9fco^«y rzet
' In Sa ist dieste ganze Stelle vun , Vi/rt nur — a*{ir lucht nicht vu
^ Aus dieser und den übrigen mit eckigen Klammem versehener
i:»t am )>etfteu zu ensehen, wie lückenhaft und fehlertiaft die
VorUge war, auf der die v«»n N. G«di>gi>r»ki veranlasste polnisch
>etzung l>eniht. Art. O i3 ist dag^^jreu »»hno Zweifel vom Ue
selbst gekürzt worden, und ^bt uns dies^e Zu>amnieustelluug ü
auch totut das beste Bild v«.tn der Methinle, die der p«>luischi
bei der Handhabung seiner Vorlage befolsrte.
voinuigehende Anmerkung.
Dit polDitche Receniion <ler Ma((del>urgcr üriheila.
199
f^DtfrbcT T«xt.
^yt w It^yowj, iakü
tiW*'y ^hodwi? Y
m6. i^7 fh**«e w lawy-
-,^ jDt rxei'i: Panye
,rtytxe, ß odpufczeiiyni,
y6 ii gyd» w Inwycza,
^vam nalefcB? Te-
0-1 vynekna prxyßa-
^ttij' Na tliem iiiye-
^, gdie ualaßl pney-
^^^jk teu, i'JEo thobye
^wydal. Tedy (Uley
g^nea: Pauye woy-
^lodpufczenyin, yß'
g^ Hko] rsecK: Tedy
-g lako ßobyo wyne-
|0 a prawo {»odlug^
Jiajdbiirkn prawa.^
*Kthore wyny inayn
pnydx woythüwy?*
Pjtaljrciye naß teß o
wynj, cxü 8 prawa przy-
chodtt woythüwy, yako
wyel kye ßjj wyiiyV
I
Wörtliche ueubochd. Uelier-
er fol^^eiidormaHHeii
Bprei'heii: Herr Vog^t,
da ich dieses Urtbeil
nach Rechte gescholteu
habe, so fra^e ich, ob
ich in die Bank treten
kann, wie ich hier stehe
und ffeho? Und wie er
schon in die Bank will,
hat er zu sap^en: Herr
Vojjft, mit Vergebung,
das» ich in die Bank
gehe, und geruhet zu
fragen, wo ich das Ur-
tbeil zu findon habe?
Alsdann sprechen <lie
Schtitlon : An diesem
Orte, an dem der SchOiTo
gefunden hat, der dir
das Urtbeil ausgespro-
chen hat. Alsdann hat
er weiter zu sagen : Herr
Vogt , mit Vergebung,
dass ich mich setze. Und
da er sich gesetzt hat, hat
er also zu sagen : Alsdann
spreche ich mir das für
ein Uecht aus nach dem
Hechte von Magdeburg.
Art. 0 25.
Was für Bussen (Wot- '
ten) dem Vogte kom-
men sollen?
Auch habt ihr uns in '■
Betreft' der Bussen gc-
fnigt, die dem Vogte '
kommen von Hechte, .
und wie gross diese I
Bussen seien? '
Mittelhochd. Text.
wenne du in dy bang
wil[K]t gen, fo fprich:
Her foyt, mit laube, das
ich in dy bang gee, vnd
geruchftt czu vrogin, wo
ich das orteil finden zai?
8o fpricht der fcheppe:
An des ftat, «Icr is von-
den hat. So fprich vor-
bas: Her foyt, *so bete
ich den scheppin heyfen
uffczuften. Vnd fprich:*
[Her foyt|, mit laube,
das ich nedirücze. Vnd
fprich denitu alzo: *HL'r
foyt*, (bis fpreche ich mir
vor eyn recht nr»ch Mey-
deburgefchem rechte.
Von buffen vn<l wot-
tin, dy man dem foyte
fchuldig ift von rechte.
Vort mir |fo habit ir
vns gefrogit] von bufftMi
vnd gewütte, dy m;in
dem foytü phlichtig ift
czu tun |von| rechte.
1 In 0 ist ßayn.
> Nach P verbessert; die übrigen polnischen Texte haben ebenfall.s te.di/ ;
0 hat teß,
^ In 0 ist yvß, * In O steht prawo.
200
Kaluin iacki.
rolniM-luT Text.
Na to my przyßaliny-
czy s Krakowa' iiiowy-
iiiy |>ra\v») : Cidy woyth
(ntMlzy na jjayiioiu Ijaii-
ilzo allx) jryiHlzp ßyaii-
«Iz«', kto^ pMiiv prae-
padiiyi», fpii ina {ry<*nin
pokupyi'z ortini ß[t'lla-
jjiiw porpoliiych dn»b-
iiyi'li * pydaczyi'h pya-
uyadzy a iiycz wj-aczey.
All» wt» trzvch wvikvch
saiidzocli. jrdv l»v\vav;i
irv«'<l«»ii na (jwvathejr'»
lana v Pawla <lzv«»n,
dnijrv ol^niv «Izvon no
l>\vvatli«Mn Ma;zvvv,
tr/.«*e/v na dzven üwva-
• • V
tln'v Ai'atljv. jrdv burtr-
rabva üvimIzv na snidz»«
* • • *
a taki» <!lu;r«*. y^^y <'ii
l:ve«lzv . yvoft wvna
i»riMnilzyel'»atb üelajrow
•iniKiiVfh i»v;inv;iilzv.
AI«*. "^Iv wi'ianve" bar;:-
ralivx, ttMv \%vna nve
* • • « •
;:»» f t u y ;j t li Oa. i t*«! n • im rt n»
>zi.»lai:»»w iivt'nvadzv i*
|ira\«a pra^***^'«!.
\Vortli«-h«" inMilicM'lid. TelHT-
Setzung.
lliorauf »prerhnn wir
Schöffen von Krakan
ein Recht: Wonn der
Vojjt im pehepten Ge-
richte oder sonst wo
sitzt, wer ihm verfallt,
der soll ihm mit acht
»Schillinjren ;r«m«Mner
kleiner Münze, die da
jran^har ist, hÜHscn und
mit nichts mehr. Aber
zu den drei Jörnen Ge-
richten, von denen da»
eine am St. Johannes-
und PanluMta^, das an-
dere am achten Tage
nach dem hfili^en Mat-
thäus . rla.s dritte am
Tajre der heilifren Apa-
the ^.»schiebt, da der
Hurirtrraf zu (ierichte
sitzt, und zv^ar so lautre,
wie lanee er sitzt, b<-
trätrt die Busse arbtzifr
Scbillinpi* klein '-r Mün-
ze. Aber wenn der Burg-
prat aufftteht. «laun ist
die ButtH; nicht srr'»:».<<er
aU acht S«'bil liiere Mün-
ze nach recbt'.'n; K'M:bte.
I
Mittelhodid. Text.
DonifT fiireche -^ .
fchep|>en der ftat C?/-*^
kaw ' eyii re<;ki: Wfenu
der *foyt* rfMrhtiH ph/^.
(;it in be^ftim diii^j^
adir fuft, alle, djr ym
burrevellif; werdiu, Hy
wettin yiii nicht weiuio
viii rchiiliiifi^ heller,
dy do f^eng'e fint. 8midir
in den dreyen fsntCm.
dingen, dy fint eynisaa
Hinte JohanniH ta^ virf
an fnite Pauliu* tai^, du
andere ding da» ift uotk
fintc Mathei»^ tag u
dem achtin tage, 4m
dritte ding an fnMi
Agathen tag, fo der hotp
grotTe da» ding fimt
vnd alzo lange, alz her
llczet. fo ift dy bofle
XXX '• ff-billiugff •hdlir*.
Wenne abir der borf-
f^Tnffta uffgeftet, fo ilt
dy biiffe nicht mir *deih
ne* viii fi'billinge bel>
1er. *dygeng« fynt*, von
rechtis wegen.
- P hat z Mttu*V»urhu : K •*; » pratra Maf/d/ßmrtk*/^^.
' Sa hat ytof/*Vtnr»i.
3 In '/ >tehi tktc.
* Nach /* C'-rrijirt: Sk. Ki und .Sf halien eb*-ntall* drof*nifcft; O hat
^ In Sa *teht Martin.
In Sa *teht eben** wie in d«-r ]M.liii^b*':i \t*Ti-»'U^v*u a^hezig. Vergleicht
man nun damit auci. di** iiKriir»rn auf > !'.•♦;. Anm. 'A, S. Ilf«. Aum, 2,
S. i«."». Adui '1 h'.-rv..rj-ii ■'— u-ii Varian'»ri.. ■^« li**jrt d-^r Ge'lankc nahe,
dania> d»-'n Schluss za zivii-n. •!*.»- -lie 'irr'i :»•:»•? V«^rla^e, 'lie der iKdni-
dchen KedactiuD zu Gnnir celee^-n, izt, ::'>wri«**f:n Sinue doch näher
xa .Sa al# zu T ^e*^and-^ :.*: Vj-I. di*^:•«^z^Jl^-rl anrit S. 2Mä. Anm. 4.
' In O Meht *•" '"^tmuti* .
Di« polnische Recension der Magdeburger ürtheile.
201
PolniA-ber Pext.
*0 («»pl»cie za) wßel-
0 flow?!*-
Dtley pitalyft^ssyo naß
0 wß/elkye wyiiy y o
ispbtbaza ' kaßda rzecz,
yleoniuy, oplowH, albo
ffikolybandzo wynczey,
j »pyrwey o glowa. 2
K» to my prayßaßny-
aj 8 Maydburku ^ mo-
«■jprawo: Haudze ly
dfowyek «abyth y geft
l^pelnego prawa^ a iiye
nft iy saraczoiiy czlo-
wjek, te^ zaplatlm geft
ofimoaczczye fuutow, ^ a
kasdy fiint czyiiy dwa-
ayfciya ßelagow ^ pye-
Bidsj, a woythowy ofßm
febgow pyenadzy gyda-
Art. 0 26.
Wurtliche ueiihochd. Ueber
Sützung.
Vom Wehr^eld für al-
lerlei Vorgehen und vor
Allem für Todtschlafi^.
Ferner habt ihr uns
l^efragt um allerlei Ver-
ireheu und um <la« Wehr-
gehl für jedwede Sache,
für Wunden, für Todt-
Hchlag und für was immer
für eine Sache, vor Allem
aber für Todtschlag.
Hierauf sprechen wir
Schöffen von Magdeburg
ein Recht: Wird ein Mann
todtgeschlagen und ist er
vollkommenen Rechtes
und ist er nicht ein ver-
sprochener (d. i. verbürg-
ter) Mann, das Wehr-
geld desselben beträgt
achtzehn Pfund, und je-
des Pfund macht zwan-
zig Scliillinge Münze,und
Mittelhochd. Text.
Von allirhende were-
gelt.
Vort mir fo habit ir
vns gefrogit vme aller-
hendeweregelt *vnd czu
dem irften vme totflag
weregelt.*
Dornoch fpreche wir
fcheppin eyn recht: Wirt
eyn man totgeflagin, der
dovnvorsprochen ift vnd
ouch volkomeniftan fey-
me rechte, des weregelt
ift xviii phunt, vnd icz-
lii'h phunt machet xx
rchillinge heller, dy do
genge fint von rechtis
wegen alz recht ist.
' Nach Sk corrigirt; in O steht 1/0; in P: y za.
■ Die Worte: 7/ napyrwey o glowa kommen in den polnischen Texten erst
in der Antwort nach mowyfiiy o prawo vor. Da sie jedoch in den deut-
seben Texten in der Frage vorkommen und auch sonst besser hier als
dort passen, so habe ich kein Bedenken getragen, sie aus der Antwort
brevi manu in die Frage zu trausferiren.
* In P ist * Maydfiurku nicht vorhanden.
^ In den polnischen Texten lesen wir statt: y yeft ly pelnego prawa ein-
stimmig : // praweni przeyda. Da aber die Worte : y praweni pi'zeyda
keinen rechten Sinn geben und in der polnischen Recension offenbar
nur auf diese Weise zum Vorschein kamen, weil die ihr zu Grunde
liegende deutsche Vorlage statt der Lesart; der do unvor/prochen iß
mid ouch volkonien iß an feynie rechte in Folge der Unachtsamkeit ihres
Schreibers die Lesart: der do vorkamen iß an feyme rechte und ouch
unvor/prochen iß bot, so habe ich auch hier kein Bedenken getragen
statt der Worte: y prawern prj^eydq kurzweg die Worte: y geß ly pelneyo
prawa zu setzen.
* 8t hat pßmdow, pfund.
* Nach P verbessert; O hat ßdugoirych.
202
KalsiBiackL
pft- i'i« - m^ Tri*
cxTch podlogr prawa a
*0 laplath» za chn>-
motha*.
G«rc[ze|(krz7e uaC pj-
tal j o zaplatha za chro-
motha jako wrelka ma
bjcz albo geft f prawa? *
Na to mj przyGaCiij-
czj 8 Krakowa^ prawo
mowimjr: Bandzeljczlo-
wjek czja6ko rranjon'
albo ochromjon, geft \y
njeKaraczonj czlowjek
y ß doßkonalym prawem
Cwjm czlowvek, tegt> za-
plata geft dz jrewjacz fuD-
tkow, a kaßdj fanth czj-
ujdwadzjefcza Celagow.
Jako %%7'ele chromoth
*albo raii, tako wjelye
tjch zaplatow,* a wov-
thowy thyle krocz ofßm
(>elagow pyeuadzy gy-
daczych. * A to f prawa
prawege macze.
Czoyefthpokupii nye-
zaracz[o]nema czlowye-
kowy o krwawe raiiy,
kthory yeftli i>eliiego
prawa?
I
Wörtliche oeiüiaeikL U«i>K
sKZEine.
dem V*.»gte acht Schil-
linge gangbarer Münze
nach Rechte and nichts
mehr.
Art. 0 27.
Von dem Wehrgelde
för die Lähmni^.
Noch habt ihr ans ge-
fragt nm das Wehrgeld
für die Lähmang wie
gross dasselbe sein soll
oder ist?
Hierauf sprechen wir
Schöffen von Krakau ein
Recht: Wird ein Mann
schwer verwandet oder
lalim gemacht, falls er ein
nnversprochener Mann
ist und Tullkommen au
seinem Rechte, betragt
das Wehrgeld desselben
nenn Pfund, und jedes
Pfund macht zwanzig
Schillinge. Wie viele
Lähmungen oder Wun-
den, so viele Wehrgelder
und dem Vogte so vie-
le Male acht Schillinge
gangbarer Münze. Und
das habt ihr vom rechten
Rechte.
Art. 0 28.
Was i^t das Wehrgeld
eines Mannes, der iin-
versprochen und voll-
kommeuen Rechtes ist,
für blutige Wunden?
Mitxohodtd.
I
Von lemde
Vort mir t
viisgefrogetvi
weregelt.
Hiruff spr
fcheppin der f
evn recht : Wi
kamphin^-nnd
lemdit, der
eben ift vnd
an sevme n
weregelt ift ii
iczlich phunt
fchillin^ hei
gen^ fint. *
che lemde al
weregelt* *\Tn
[alzo monche]
linge] heller '
wegin.
Von lemde
wunden were
* Im Codex steht praxco.
' P hat z Maydborku,
^ St hat crosoii.
* Auch diese Lesart bestätijrt die auf .S. :!uc>, Anm. 6 ausgesprochei
^ St fügt noch hinzu: a nycz wyacx4y.
Die polnische Becension der Magdeburger üriheile.
203
polnischer Text.
Wörtliche neuhochd. Ueber-
setzuiig.
(idy czlüwyeka vra-
Äjra' albo* vkrvvawy;j,
CIO uye gest zaraczony
i^Apeluego prawa, te-
00 may;i za kaßda krwa-
Wonn mau einen Mann
verwundet oder bluten
macht, der nicht ver-
sprochen ist und voll-
kommen ist an seinem
Mittelhochd. Text.
Vort mir * fo habit ir
vns gefrogit vme kam-
phirwunden weregelt.
Hyruff fpreche wir
fcbeppin der ftat Cr[o-
c]aw' eyn recht: Wirt
eyn man kamphirwuu-
det,^ der volkomen ift
vnd ouch vnvorfprochen
ift an feyme rechte, noch
iczlicher kamphirwun-
den ift feyn weregelt
ix pbunt, vnd iczlich
phunt machet xx Schil-
linge heller, dy do genge
vnd gebe fynt, vnd dem
foyte viii Schillinge hel-
ler von rechte.
*Von blutrunft wer-
gelt vnd vugemanter
weyber wergelt.*
Vort mir fo habit ir vns
gevrogit von blutrunst
weregelt, was das ist?
Hiruff fpreche wir
scheppen der ftat Cro-
kaw eyn recht : Alzo otFte,
alz eyn vnvorfprochen
man blutronftig wirt ge-
• Dass diese ganze Stelle von Vort mir — von blvtrunfl weregelt was
doM iß, in der polnischen Kecension nicht vorkommt, dürfte seinen
Grund v<)rnelimHch in der Identität des grössteu Theils dieser Stelle
iuit einem Theil des Art. O 27 haben. Der nicht gerade sehr umsichtige
Schreiber der betreffenden deutschen Vorlage oder vielleicht auch der
polnische Uebersetzer selbst wird sie daher für eine blosse Wieder-
holung und folglich für überflüssig angesehen haben.
~ Nach Ha corrigirt; T hat der ßcU Met/denburg.
^ Ich muss hier ganz ausdrücklich bemerken, dass im Original, d. i. in T,
in Folge eines offenbaren Versehens des Schreibers, das er aber später
selbst bemerkte und durch eine Note ersichtlich machte, anstatt dieses
VJrtheils, zunächst das weiter unten folgende geschrieben steht, während
unter der Rubrik : Von Uutrunß wergelt das zur Rubrik : Von kamphir-
tcnnden weregelt gehörende gesetzt ist.
* Die Worte vranya albo sind aus Kß entlehnt.
204
Kalniniacki.
Polm>cher Text.
wa rana *pokvpycz* tray-
dzyeßczy ßt»lagow pye-
iiadzy a woythowy od *
kaCdoy krwawey rany-
ofGin ßelagow pyenadzy
wyny. I teß wydacze,
yß uyema(y«atline zouy,
iako ßa dzewky y ka5da ^
nyewyeßka twarz, ktore
ny ßßa zaraczoue, nycz
wyjiczey pokupu gymay»,
gediio polowycza tego,
czo ymaya uyezaraczo-
iie^ iniifczyßny badz o
glowa y*o* czyaßkye y
krwawe rany f prawa. "^
Wortliche neuhochd.
Setzung.
Ueber-
*Ma ly theß kvpny
woyth przyßadz czyly
nye?*
Py talyfczye *teß* naß :
Ma ly knpny albo dzye-
dzycziiy woytb teß ku
prawu j)rzyßancz a][bo
nye]?
Na to my prawo mowi-
my: Kaßdy wo^'th,bandz
kupny, [badz] dzyedzycz-
ßky, yle kto nayal, ma
ku prawo tako przyßancz,
mowyacz: Taprzyfagam
Rechte, dem soll man
für jede blutende Wun-
de .'»0 Scbillinore Münze
zahlen und dem Vojrte
acht Schillinge Heller als
Busse. Auch wisset, dass
unvcrheirathete Weiber,
als da sind Jungfrauen,
und jedes Weibsbild, das
nicht versprochen ist,
kein grösseres Wehrgeld
haben, als die Hälfte
dessen, was unverspro-
ebene Männer haben, sei
es für Todtschlag oder
sei es für schwere und
blutige Wunden.
Art 0 29.
Hat ein durch Kauf ge-
wordener Vogt zu schwö-
ren oder nicht?
Auch habt ihr uns
gefragt: Hat ein durch
Kauf gewordener oder
ein erblicher Vogt zu
dem Rechte zu schwö-
ren oder nicht?
Hierauf sprechen wir
ein Recht: Jeder Vogt,
mag er seine Vogtei ge-
kauft, geerbt, oder ge-
miethet haben, hat zu
dem Rechte also zu
Mittelhochd. '
macht alz man
fal man vm ii
linge heller bu(
dem fovt viii fr
heller bufTin*'
tin. Auch wifTel
gemante • weyl
iuucfraweu vnd
bisbilde, dy vi
chen flnt, nicl
ha[l]b alzo vil
haben füllen a
fprochene mai
fey denne totfla
adir kamptirtig
*adir*blutrfinf
gleich.
Ap eyn erbei
fweren mfis. ^
Auch habit i
frog^talzusindc
ten: Ap eyn fo;
eyn gerichte kc
kawfft hat, [;
erbefoyt], ouch
rechte fweren
nicht?
Antwort dei
pen]. Hyrufffp
fcheppen der ftji
eyn recht: Eyn
richter, her fey
abir *her* hab
* In 0 steht «.
2 P hat za kaßde okrwatcyent/e.
^ Auch von dieser Stelle gilt das auf 8. 200, Anm. G Gesagte.
* Nach Sa verbessert; T hat vwjeiiaiUe.
'^ In P folgt noch nyewyafta y,
ß K^i und St haben nyezavzeczone^ beziehungsweise nyezarzeczotiy,
^ In O steht prawo,
** Sa hat dem recJit^ fwet^eii i'al.
I>jc polnische Recension dor Magdchnrger ürtheile.
205
PolDwcher Text.
bifl« y memv panv kro-
)0vy y temu inyartha,yße
fW» na mem vrzandze '
mrienbyez, kaßdemu
ynwo^ «Tnyci, tako
^logemT yako bogate-
«f, obronyc« wdowy y
^thy, gofczowy yako
Ii0«adowy rowno ßan-
Wf, a nye chczf} tlio
^Wesycs any dla laß-
w my <IU«alofczy,6 niiy
liBTch mogj'ch Yrtli,"^
t|Bvadney rzeczy dla*^
Ulf liieko, yako mof^a
gief^vmogich pvfjczy
fMoß y gego wyelky
illiJeeiny sand, czo na
i^ynawßythek ßwyatli
choe ßyedzyecz y ßaii-
iiyci.
Wörtliche neubochd. Ueber-
setzung.
schwören, sprechend : Ich
schwöre Gott und mei-
nem Herrn, dem Könige,
und dieser Stadt, dass
ich meinem Amte getreu
sein will. Jedem sein
Keclit thun, sowohl dem
Armen, wie dem Reichen,
die Wittwen und die
Waisen schützen, dem
Gaste wie dem Nachbar
nach gleichem Massstab
richten, und will das
nicht lassen weder um
der Gnade (Liebe) noch
um des Mitleids willen,
noch um meines eigenen
Mundes (sic!)"^ willen,
noch um irgend einer
Sache willen insoferne,
inwieferne ich das mit
meinen fünf Sinnen er-
kennen kann, so mirGott
Mittelliochd. Text.
rieht * gekowft, abir ge-
my t, yo fo fal [her] *doch*
eyn gefworener richter
feyn vnd fal czu dem
rechte eynen fulchen eyd
tun * vnd ftabin : * Ich fwe-
re got vnd meyn hirren,
dem konige, vnd *der*
stat, [das ich] an mey-
nem gerichto getrawe wil
feyn, glich recht geweren
dem armen alz dem rei-
chin, wettewin vnd wey-
fon gleich czu bescha-
czen vnd czu beschir-
men den armen alz den
roychen, ^ den gaft alz
dem ingefeffen gliche
richten wil, vnd wil das
nicht lofen dorch leyp, ^^
noch durch leyt, noch
durch meyuis felbis mfit-
willen, noch durch key-
* Ans Sa entlehnt; T hat erhe.
* P, Sit und Kß haben na meni findze.
' F und Kft haben ebenfalls prnijo, beziehungsw. prawo; Sk hat prawda.
* Sa hat fioeren.
* Der Absatz von: Ich fwere got etc, ist in beiden hiehergohörigen deut-
schen Texten als besonderer Artikel aufgefasst und in T mit der in
meiner Abschrift ausgelassenen Rubrik versehen: Von d&t foi/tis ef/d.
* P hat mylofczfj.
" Dass diese Lesjirt entschieden falsch ist, liegt auf der Hand. Auf die
Frage, wie sie jedoch entstanden ist, gibt uns der beiliegende mittel-
hochdeutsche Text einen ziemlich unzweideutigen Anhaltspunkt. Es
ist offenbar, dass in der Vorlage, auf der die polnische Uebersetzung
beruht, statt des richtigen: noch durcli niet/nis feUjis mntwillen durch
Versehen des Schreibers: noch durch met/nin felbis viuntwUlen stand. Da
nun muntj wenn man es mit Mund identißcirt, polnisch nsta heisst, so
ist es begreiflich, dass statt des richtigen: ani dla samego niego widzi-
mtie das sinnlose: ang ßamych inogych vßh dla zum Vorschein kam.
* Nach P verbessert; in 0 steht znaydcz.
* Die Worte: den armen alz den reychtn sind in Sa nicht vorhanden.
'« hl 5a: Up.
208
Kaliiy. n i ücki.
PolniH.'her Text.
kvpyl rola v Methwochowey ^ y za-
dal albo zaplaczyl gey yvße dwe
gfrzywiiye. Jako rok przyßodl drugym
pyenadzom, prawyla [je] *tha pany*.
Hamms rzekl: Nye mam p:ych. Dano
grey f> prawa dwa przyßaßnyky, aby
w gego eztyrzech kolyech ßnkala ' y
wzaln, czo by za poy ftalo. *Poßla
y nye nalaßla* [nycz]. Przydacz
zaßyji przed sand, prawy *y fhcze*
ßwycb pyeiiadzy za rola, czo prze-
dala Hannvßowv. Y tako rzecze
Hannvs: Nye mam gey zaplaczycz
czym ; otho ma fwa rolya, nyechacz y:}
zaßye weßmyo. Tody ona rzecze : Ny
chcz.*} gey, a pytam prawa, gdyß[e]m
ya ya przedala, a ßeßnaya to lythkv-
pniczy,^ ma ly oii mnye ta rola podlug
targv zaplaczycz, albo czo geft prawo?
K themv ♦rzekl * Hanmif : Panyc woy-
cze, gdym* y;i tako podvbozal, yß
nye mam gey czym zaplaczycz y
chcza gey rolya wroczicz y chcza
ftraczycz vßytek zadathek, a nygdy
ßyo gf*go vpomynacz y rola t;j wol-
no wypvfczycz y zapyffacz, pytam
prawa, moze ly mye na wyfclie pra-
wo przywyefcz* a y ma[m] ly za to
wyenczey ktore gaba nye czyrpyocz,'^
[czyli] a zaly ona yvßo tako w tboy
myerze ma przyyacz zaßya fwa rolya
albo czo goft o to za prawo?
Neiihocfad. UffbenetznibL
mit diesen Worten: Hau» luafte
einen Acker bei der Pmu dn Mitl-
wocb nnd gab dAranf bereit« (Ar
zahlte zwei Mark. AI« nun dieFnt
kam, das übrige Geld xa uUen, fl^
derte dasselbe diese Fraa geridiäkh.
Hans sprach: Habe nicht Dt gA
man ihr von Gerichte zwei SebSiai
dass sie in seinen vier Pfihlen toAt
und nehme, was für das Ihrige liifBi
würde. Sie ging und fand nichts, ül
tritt sie abermals vor das GmM
und fordert und will ihr Geld 9t\
den Acker, den sie Hansen Teriaal
liatto. Und es spricht Hans: Habeifcr
nicht womit zu zahlen ; da bat A
ihren Acker, möge sie ihn tv^
nehmen. Alsdann spricht sie: tt
will ihn nicht und frage das Geriiti
zumal ich ihn verkauft habe, i*
die Leihkauf tri nker dies beki
werden, ob er mir den Acker to»
Uobereinkunft zahlen soll, oder
Recht sei ? Darauf antwortete Ha* ;
Herr Vogt, <la ich so arm gewoid»'
bin, dass ich nicht habe ihr womit*;
zahlen, und ich ihr den Acker »
rückerstatten und auch alles Ang»,
vorlioron will und nie es wiedÄ
zurückfordorn und auch den Aetal
frei herauslassen und vorschreibeii
so frage ich das Gericht, ob sie nnd
vor das höhere Gericht fordern kaa
und ich auch überhaupt noch meh
Plackereien hiofür leiden soll, odi
ob sie schon so in dieser Art ihic
1 Sk hat Motlochtyicey ; Kfi: Mt/lhochoirct/ ; ich bin aber für die Lesi
des O, weil sie mir das hier vorauszusetzende deutsche Mittwoch no
am besten wiederzugeben scheint.
* Nach Sk verbessert; O hat w gego rstgrzech koli/ecz ßvkano.
* Sk hat a na tho Igthkupngky mam; K,i: a na tho ata It/thkupn^czjf.
* Kß hat gdyzem.
Hk hat przt/cej/fjinacz,
? hat ktore ezxrrpyenye myecz.
Di« polnische BaceDsion dor Magdeburger Urtheile.
209
Polnificber Text.
*Kft to m. p. Bse Lwowa m[owy-
sy] p[rtwo] : * Gdyß Methwochowa ^
I dnyomA pnyßaßnjkom^ f prawa
^v)aU ▼ Hannnßowych cstliyrzech
kohteh,' a nje nalaßla za ßwe *do-
|u^» a ßmje ly Hannos ffam fwa
m^ pnjiUncx, yß nye m^ czym
t^M rolye doplaczycx, a chcze ly
ftre DA wyeky wfchego^ za datkkv
finita 7 rol§ ^y wolno wzdacz y
taprCGM^ tedy Methwochowa mvfßy
iiif5ja fwa rolya przyyacz, a Hannas
ttkogey bandze praw y profßen, yako
geft priwo.
Neuhochd. Uebersetzung.
Acker zurücknehmen soll, oder wa.s
darum Recht sei?
Hierauf sprechen wir Schöffen von
Lemberg ein Recht: Da die Frau «les
Mittwoch mit zwei Sclu'Jffen von Ge-
richtswegen in Hans' vier Pfählen
suchte und nicht für das Ihrige genug
fand, alsdann muss, wenn Hans selbst
mit seiner Hand zu schwören wagt,
dass er nicht hat womit den Acker
zu Ende zu zahlen, und wenn er in
Ewigkeit auf alles Angeld verzichten
und den Acker ihr frei übergeben
und verschreiben will, die Frau des
Mittwoch ihren Acker zurücknehmen,
und Hans wird also gerechtfertigt
und von ihr frei sein, wie's Recht
ist.
Art. 0 268.
*0d7 kto komn bydl§ napadzy, yß
Aje vraßy albo zabyye albo na kolye
pnekolye.*
•Ge/cze* teß przy mnye Krotho-
fyn/cÄy ♦panowye* ßlaly po prawo
^ Lirowa takymy szlowy : Grzegorz
'i'owal na rußkyego popa,^ rzek§cz:
^0 nayn zaluya, iß moy koyn wbyekl
^ f^^o dwor othworzony , a thamo
H^go ezelacz vgonyla mego konya
'ttpl.oth, a moy koyn zkaczacz przeß
plot&x , wßkoczyl na oftry kol gego
plo*.Vfca. Tego koyn ya zaluya yako
tny^zefczy * grzywyen na popa. Na
to cxlpowyedzal pop, rzekacz: Moya
cselstcz yechala f pola do domv f
plta^em y ß konymy. Za thymy
wi>^2al w moy dwor teß koyn gego.
Wenn Jemand Jemandem sein Vieh
in dieser Weise antreibt, dass es sich
verwundet oder tödtet oder auf dem
Pfahl sich durchbohrt.
Auch haben forner zu meiner Zeit
die Herren von Krotoszyn um Rocht
geschickt nach Lemberg mit diesen
Worten: Gregor hat über <len russi-
schen Pfaften geklagt, sprechend:
Ich klage ihn wegen dem an, dass
mein Pferd sich in seinen offenen
Hof verlaufen hat, und dort hat sein
Gesinde mein Pferd auf den Zaun
getrieben, und mein Pferd sprang,
indem es über den Zaun setzte, auf
einen scharfen Pfahl dieses Zaunes.
Wegen dieses Pferdes klage ich den
Pfaffen um den Betrag von dreissig
Mark an. Darauf antwortete der Pfaff,
^ 8k hat Mothlochotna, Kß: Methochawa.
^ In O ist kolyecz.
^ In O steht tochfego.
^ 8k hat hatfthka.
^ 8k hat trt€ch, Kß: tnty.
Sitsnngsber. d. phil.-kitt. Cl. CXI. Bd. I. Hft.
14
210
Katuin iacki.
rolni^clior Toxt.
A yako paropczy wyprzajraly moy
koyn, tako ßye wyorwyo v po^anya-
cz/j y rzuczyl ßyo od fwey fwyerzepy '
na gego koyn. A w tem koyn {^egfo
ßkoczyl na kol y wrazyl ßye, a cze-
ladz mova nve *moirla thomn nvcz
rzei'z any* gonyla gego konya. Geßly
ya thv czfo wynowath podlup prawa? *
Na tho ni[yl p[rzyßaßnyczy] sze
Lwowa ni[owyiny] p[ra\vo]: Umye
ly' pop przyßancz fani fwa rfjka, yß
gego czeladz *nyo gonyla* Grzegor-
zowa knnva *anv ßwesfo konva*
chczacz v]U'f("/yla , * tedy pop geft
praw y ])roßon*"' od Grzegorza pod-
lug prawa.
Xeuhochd. UebenetzQog.
sprechend: Mein Gennde fahr
Felde nach Hanse mit Pflug nl
Pferden. Ihnen nach lief anek «b
Pferd in meinen Hof hinein. Uli
wie meine Knechte mein Pferd n»
spannten, riss es sich ans der Hol
des Treibers los nnd warf lidi ii
Folge seines UngestQms (seiner B»
heit) auf sein Pferd. Da sprang m
Pferd auf einen Pfahl und Terwo*
dete sichf nnd mein Gesinde koaMl
nichts dazn sagen und trieb niditirik
Pferd. Ob ich also hier was NhnUH:
bin nach Rechte?
Hierauf sprechen wir Schöffen iw
Leniberg ein Recht: Kann der Ftf '
mit seiner Hand schweren, dan
Gesinde weder das Pferd Oreg«
getrieben hat, noch auch mitWiUa
das eigene Pferd losgelassen hat, dl-
dann ist der Pfaff gerechtfertigt nl
frei von Gregor nach Rechte.
(i) Artikel, die nur in 0 und P vorhanden sind.
Art. 0 108.
Gdyby woyt raczczo, przyßaßnyky
y gynßy lud ßromoczyl nyefprawj-e-
dlvwve.5
Pytalyfczye naß o prawo tliymi
ßlowy, zaluyncz na waßcgo^ woy-
tha, kako goft raczcze, jirzyßaßnyky
y gynßy lud ßromoczyl " nyefpra-
wyedlywye i goft nyofprawyedlywy,
drapyeßny,^ wßporny, ßo wßythkym
pofpolftwem nyeßgodny , przetho
Wenn der Vogt die RathmimMi^
die Schöffen und das fibrige Volk
ungerecht verunglimpfen würde.
Ihr habt uns um Recht gefragt it
diesen Worten nnd euch beschwert
über euren Vogt, dass er die Batth
männer, die Schöffen nnd das übrigt
Volk ungerecht verunglimpft hat uwk
auch sonst ungerecht, ranbsOchtifi
zänkisch und mit allem Volke
* Sk hat ßwf/erzepi/rze, Kfi: 9icorzepi/cze.
' Sk fCigt noch hinzu : aU*o czo t/eß o Uip za prawo,
' Sk und Kji haben nzmye hf.
* In O steht vpv/czify.
^ Von mir seibor aus dem Wortlaut der Frage ergänzt.
• P liat ßtoego.
"^ P hat ßromoczt/.
• In P lautet diese Stelle so: i/ rjef) drapt/eßytry, nye/praumif ele.
IMe poinisdie tUcension der Magcleburger Ürtheile.
207
Polnischer Text.
^tiyiiy ly koniv krsty wda,
liAy ma ßye nayn zalo-
usa przed saudza wy-
(^yiD Dtd nym, ten io
gig fe^ndaycz tako, *ya-
\j^* yest prawo podlug
Wörtliche neuhochd. üeber-
setzuDg.
■
Jemandem Unrecht za-
ni|rt, alsdann hat man
sich über ihn zu be-
schweren vor dem hö-
heren Richter, der über
ihm ist und der das zu
richten hat also, wie es
Recht ist nach Rechte.
Mittelhochd. Text.
Nyrapt der richter von
ymant czu vnrecht fejTi
gewette, abir tuet her
ymant vnrecht, fo fal *
man en vor feynen obir-
ften richter dorumme
obir en clagen, vnd ' der
fal das richtin von rech-
ti« wegin alz recht ift.
h) Artikel, die nur in der polnisolien Reoension vorlianden sind.
^Artikel, die allen polnischen Texten gemein sind.
Art. 0 267.
PoInL<oher Text. 3
«0 wroczenyu roley, gdy gey nye-
aics^rm kto zaplaczycz.**
Phy mnye *teß* krothoßynfczy
•jMiowye* slaly y pyffaly du Lwowa
■» prtwo *thymi ßlowy*: Hannu.sz
Neuhochd. Uebersetzung.
Von der Rückerstattung des Ackers,
wenn Jemand nicht hat ihn womit zu
bezahlen.
Auch haben zu meiner Zeit die
Krotoszyner^ Herren geschickt und
geschrieben nach Lemberg um Recht
1 iSa hat Jo mag.
> Vnd fehlt in Sa.
' Aüch hier ist der polnische Text nach O reproducirt; die durch blosse
Sterne bezeichneten Ergänzungen rühren aus Sk her.
* Diese Rubrik ist, da auch Sk an dieser Stelle keine Rubrik hat, aus
Ki-i entlehnt.
* Äd vocem ,Krotoszyn* muss bemerkt werden, dass darunter unmöglich die
Stadt dieses Namens im ,Südosten des Posenschen^ wie dies speciell
Brfickner, o. s. c, S. 331, Anm. 14 meint, verstanden werden kann, sondern
ganz gewiss das Dorf dieses Namens, das im Lemberger Bezirke gelegen
ist und als eine mit dem Magdeburger Recht ausgestattet gewesene Ort-
schaft sich ganz gut bei den Schöffen von Lemberg Ratlis erholen
konnte. Wollte man aber noch einen weiteren Beweis haben, dass hier
dieses und nicht das andere Krotoszyn gemeint ist, so i.st er in dem
Umstände vorhanden, dass in dem zweiten, von den Schöffen zu Kro-
toszyn an die Schöffen von Lemberg geleiteten und in Art. O 268 des
Näheren dargelegten Falle ganz ausdrücklich auch der dortige »russische
Pfaff* genannt wird. Ein »russischer Pfaff* oder Ortsgeistliche ist aber
Wohl in Krotoszyn bei Lemberg, keineswegs aber in dem Krotoszyn
möglich gewesen, das im ,Südosten des Posenschen' liegt.
212
Kaluiniacki.
Polnischer Text.
ly gego mocz przedacz albo na nye
kupczfi myecz, tedy tho woythowftwo
dwa opcza czlowyeky maya gee oßg-
czowacz, zacz by ftalo. Tedy ten pan
podlug oßaczowanya ma gye zapla-
czycz albo komv przyßwolycz. * Daley
wyeczczye, geftly by woyth byl nye
przyßaßny a przal by ßye tego, czo
nayn zalowano, tedy moze ßwa nye-
wynnofcz przyßaga vkazacz na krzyßv
ßam albo ße ßwyathky. Tedy on
ßoftanye ' przy ßwem prawye y woy-
thowftwe podlug prawa *pravego*.
Neohodid. XJebawtniog.
der Zeit, bis zu welcher ihindiei'
längert oder gewährt seiD iMib,^
kaafe. Und wird er sie niditm
kaufen vermögen, beiiehi
einen Käufer auf sie in habn,
dann haben zwei fremde MiniMri
Vogtei zu schätsen, fQr waseil
würde. Alsdann hat dieser Bar
der Schätzung gemäss zu ssUct
Jemandem sie zu zahlen zu
Forner wisset, dass, wenn der
nicht beeidet wäre, underditil
nen würde, worum man ihn
hatte, alsdann kann er
schuld durch einen Schwor tifi
Kreuz mit seiner eigenen Hsud
mit Zeugen beweisen. Alsdann
er bei seinem Rechte nnd seiner Ti
bleiben nach rechtem Rechte.
Art. 0 157.
Kyedy komv f prawa przyßaga
ßkaza. 3
Daley pytalyfczye naß o prawo:
Kyedy komv f prawa przyßaga* ßka-
za albo o dlug albo o layanye albo
o czokoly bandz na dzen polosony, a
theu, czoby myal nofycz przyßaga,
nye byl by, albo toß ten, czoby myal
bracz od fampyerza przyßaga; nye
byl * by * teß na ten czaß, czo geft o
to prawo?
Na to my przyßaßnyczy z Mayd-
borku prawo mowymy: Kyedy komv
ßkaza przyßaga^ o dlug albo o layanye
albo oczkolye bandz na dzen polosony,
[a ten, czoby myal nofycz przyßaga,
Wenn Jemandem vom Gerichte <
Eid aufgetragen wird.
Femer habt ihr uns um Recht |^j
fragt: Wenn Jemandem vom Gerit
der Eid aufgetragen wird um8e]inli|
oder um Verunglimpfung (Scheltni^
oder um was immer fQr eine Sachs
auf einen bestimmten Tag, and dfly
der den Eid zu leisten (wOrtlich: IK
bringen) hätte, nicht da wäre, o^
der, der den Eid zu übernehmen bÜi*
vom Angeklagten, auch nicht da wlfB
zu dieser Zeit, was darum Recht eat
Hierauf sprechen wir Schöffen vi*
Magdeburg ein Recht: Wenn Jeitf*'
dem der Eid aufgetragen wird vtf
Schuld oder um was immer für fli>^
Sache auf einen bestimmten Tag, *^
* Aus P entlehnt; O hat przyßwcly.
' P hat oßanye.
' Von mir selber aus der Frage ergänzt.
* P hat przyfiyagy,
* P hat auch hier p^'^yfiyajgy*
Die polnische Recension der Magdeburger Urtheile.
213
Polnischer Text.
nye byl by] albo zamyeßka na ten
csaß, a powod by byl, chczacz przy-
ßagy bracz od fampyerza, yako f pra-
wa fkazano, tedy fampyerz ftraczyl
ßwa rzecz, ocz nayn od powoda za-
Iowano, y k temv przopadl woythowy
ofßm ßelagow wyny, wyyawßy to, yß
by myal kthora zawada albo nagabanye,
kthoregoß by mogl doßwyatbczycz. A
bylo ly by teß o layanye albo ocz-
koly bandz gynego myal nofßycz przy-
ßag^ tedy wßdy powodowy przepadl
trzydzefczy ßelagow wargyelthv a
woythowy wyn^. Takyeß nye bandze
ly powod podlug ßkazany^ przyßggy
przygladal, * tedy fampyerz geft pro-
ßen y wolen od powoda, ocz myal
prsyßagacz, y k themv powod woy-
thowy wyna ma odlozycz y dacz, wy-
yawßy teß, y ß by myal ny ektora zawada
albo nagabanye, yako pyrwey. Podlug
prawa prawe[go].
Neuhochd. Uebersetzung.
derjenige, der den Eid zu leisten hätte,
nicht da wäre, oder sich verspäten
würde zu der Zeit, und der Kläger
da wäre und die Eide übernehmen
möchte vom Angeklagten, wie dies
vom Gerichte verordnet wurde, als-
dann hat der Angeklagte die Sache
verloren, deren er vom Kläger be-
schuldigt wurde, und ist überdies dem
Yog^ acht Schillinge Busse verfallen,
ausgenommen, dass er irgend ein Hin-
derniss oder irgend ein Unglück hätte,
das ihm widerfahren sein möchte. Und
wäre es, dass er um Scheltung oder
um was immer Anderes die Eide zu
leisten hätte, alsdann ist er dem Klä-
ger dreissig Schillinge Wehrgelds und
dem Vog^ die Busse verfallen. Ebenso,
wenn der Kläger die Eide laut Ver-
ordnung nicht vorlegen würde, als-
dann ist der Angeklagte ledig und
frei von dem, worum er zu schwören
hatte, und der Kläger hat noch dazu
dem Vog^e die Busse zu legen und
zu geben, ausgenommen auch, wenn
er irgend ein Hindemiss oder ein
Unglück hätte, wie oben. Von rech-
tem Rechte.
y) Artikel, die nur in Sk vorkommen.
Art. Sk 269.2
Oefthly by kto byl ßluga czyyego
albo oblupyl telko o panßka wyna,
thaky fprawnye ma dofycz vczynycz
obyema. A yefthly przyß^jße, yß the-
go nye vczynyl na ßkod^ panßka
albo na ganyb?}, a tbo vynydzye ß
gyednego pokvpv. A j)0thym, yefthly
Wenn Jemand wessen Diener ge-
schlagen oder beraubt hätte lediglich
um die herrschaftliche Schuld, ein
Solcher hat billigerweise beiden ge-
nüge zu thun. Und wenn er schwört,
dass er dies nicht zum Nachtheil der
Herrschaft oder zu deren Schande
* P hat przygladacz.
^ Es dürfte wohl nicht überflüssig sein, zu bemerken, dass diese Num-
meration von mir herrührt, während im Codex sich dieser Artikel ohne
besondere Rubrik direct an den Artikel anschliesst, der von der Ver-
wundung des Pferdes handelt.
214
Kaluiniackl.
Tolnischer Text.
byl byth (IIa laya nya [albo] ßlych
ßlow, pau nye ma dacz ßlnßby ßlu-
snczemu. Thody oii, ktory po byl,
ma popeliiycz on nyedoftatek, yako
myal ßluzaczy. A getithly [by byl]
przeß przyczyny, a «n ßluga by od-
ftal oTii^ ßlnßbn, ktor^ myal dacz
pan on, ktory byl, ma y^ zaplaczycz.
Krotliko a polipolycaye mowyacz,
szluga, w potrzebyßnye panßkyey
bythy, czyny albo ma ezynycz iSam
o liya y o ßwo rany, pan owßelky o
ßkoda y o franyba ßwa, a obyema
ma bycz doßyc/vczynyenye ß pokv-
pem. [To] yodno yeft.' Dru^e [yeft
tako], yako w prawye nyemyeczkym
yefl pyßano. Takyeß w prawye nye-
myeczkym yeft pyßano w kapytulum
we trzyßothnym y w czwarthym:
O ßynai rang.^
I teß o ranii ßyna y uad^tha,
gdzyo »znakv ßroniotliy nyo ezyny,
na myoßczyv yawnyni, a gdzye ko-
ßczy nye ßa ßthluczony albo ßkaßo-
ny, any ßkora roßerwaua, XXX ßela-
gow maya dacz za pokup, za wyn«;}
ßad/yemii oßm ßelagow.
Neubochd. UeberMetzung.
gothan hat, so kommt er mit nur
^iner Busse davon.' Und dann, wenn
er um der Scheltung oder um dar
bösen Worte willen geschlagen wor-
den wäre, hat der Herr keinen Dienst
zu geben dem Diener. Dann hat
derjenige, der ihn geschlagen hat,
den Mangel zu vervollstXndlgen, den
der Diener hatte. Und wenn er ohne
Grund geschlagen hätte, und jener
Diener von jenem Dienste abstehen
würde, den jener Herr, der g^eechlagen
hat, zu geben hatte, hat er ihn (d. h.
den Dienst) zu bezahlen. Kurz nnd
gemeiniglich gesprochen , hat der
Diener, der in der herrschaftlichen An-
gelegenheitgeschlagen wurde, um sich
und seine Wunden selbst su sorgen,
der Herr dagegen um seine Schande,
und beiden hat Genugthuung xn ge-
schellen mit Wehrgeld. Das ist eins.
Das zweite verhält sich so, wie es im
deutschen Recht geschrieben ist. Eben-
so ist im deutschen Recht geschrieben
in dem dreihundertundvierten Capitel :
Für eine blaue Wunde.
Und auch f^ eine blaue und ge-
schwollene Wunde an einem offenen
Orte, w<i sie das Zeichen des Schim-
pfes nicht bewirkt, und wenn die
Knochen nicht zerschlagen oder be-
schädigt sind und auch die Haut
nicht zerrissen ist, hat man 30 Schil-
linge als Wehrg^ld, acht Schillinge
dem Vogte als Busse zu geben.
1 Von den Worten : Wenn Jemand bis : mit ritir einer Busm€ davon ist dieser
Artikel eine wörtliche Paraphrase des sächsischen Landrechts H, 34.
2 Im Original ist diese Bemerkung weniger richtig vor Krofhko y pcfipo-
lyczye tnoicyacz gesetzt; auch bemerke ich, dass sowohl diese als die
nächstfolgende Bemerkung im Original roth unterstrichen ist.
3 In der Ausgabe des sächsischen Landrechts von Jaskier, beziehungsweise
in der von C. W. Gärtner würde diesem Artikel noch am meisten der
Artikel HI, 45 entsprechen. Es ist aber viel wahrscheinlicher, dass wir
hier mit einer Glosse dieses Artikels su thun haben.
Die polnische Kecension der Magdeburger Urtheile.
215
Polnischer Text.
O krwaw^ rana.
I teß za rana krwawa, ktora uye
yeft na oblyczv, ktora yeft profto
krwawa, ktora teß nyo czyny ßnakv
ßromothy, gdzye thelkv ßkora yefth
roßdrapyona albo roßdzyelona, XXX
ßelagow czyrpyaczemu maya dacz
poßpolnych pyonyadzy, po polßku
pokvp, woythowy oßm ßelagow wyny.
O rana na oblyczv.
0 ran^ na oblyczv vkrwawyonym
albo na myeßczczyv yawnym, ktor^
przynoßy ßnak ßromothy, gdzye yeft
ßkora ßdrapana albo czyalo roßdzye-
lono ßmyertelnye, dzyewyadz funtow
albo dzyewyacz wag poßpolytbych
pyenyadzy, czo yefth w ßumye pul-
py§thy grzy wny, onemu ranuemu albo
czyrpyaczemu ma bycz dano za pokvp,
ߧdzyemu za wyn^ oßm ßelagow.
* Yeftf ly by kto byl barzo vrwan *.
1 teß yeftly by kto byl barzo vrwan
nyewymownye albo teß przeß ßna-
myenythych ran byl by byth, za po-
kvp XXX ßelagow onemii czyrpya-
czemu maya bycz dany, ßadzyemu
oßm.
Neuhochd. Uebersetzung.
Für eine blutige Wunde.
Und auch für eine blutige Wunde,
die nicht an einem offenen Orte ist,
das ist am Gesichte, die einfach blutig
ist, die auch das Zeichen der Schmach
nicht bewirkt, falls nur die Haut
zerkratzt oder zertheilt ist, hat man
dem Leidenden 80 Schillinge ge-
meiner Münze, was polnisch ,pokvp*
{= Wehrgeld) heisst, dem Vogte acht
Schillinge als Busse zu geben.
Für eine Wunde im Antlitz.
Für eine Wunde im blutenden
Antlitz oder an einem offenen Orte,
die das Zeichen der Schmach mit
sich bringt, falls die Haut abgekratzt
oder das Fleisch tödtlich zertheilt
ist, hat man jenem Leidenden neun
Pfund oder neun Gewichte gemeiner
Münze, was zusammen viereinhalb
Mark beträgt, als Wehrgold zu geben,
dem Vogte als Busse acht Schillinge.
Wenn Jemand sehr gerissen wäre.
Und auch wenn Jemand gar sehr
und unaussprechlich gerissen (gezo-
gen, gerüttelt, gekneift) oder ohne
vornehmere Wunden geschlagen wor-
den wäre, alsdann hat man jenem
Leidenden als Wehrgeld 30 Schil-
linge, dem Vogte [als Busse] acht
Schillinge zu geben.
c) Artikel, die nur den deutsclien Texten erster Redaction zweiter Nuance
eignen.*
Art. Sa 302.
Von morgengobe an geheget ding und andir gobo.
Vorbas eyn man hat eyne juncfrawe czu der [ee] nemon vnd niargen-
gobit ir Ixxx marg. Dornoch gebor her mit ir czwe kindir. Do ging her
vor gehegit ding an der frawen willen und wiffen, noch fe dorvmme ny
' Da jedoch der Torosiwicz'sche Text, wie bekannt ist, nur bis Art. 221
= 8a 249 reicht, so kann ich die hieher gehörigen Artikel selbstver-
ständlich nur nach lüa anführen.
216 Kaluiniacki.
gefrogete, vud frogete rechtis, ap her mit feynem derarbetem gute m&chi»
tuen und loffin, wy her weide. No wart ym geteilt. Do gmp her der tcr*
genanten frawen vor dy vorgenanten Ixxx marg vnd vor allis , daa ir sodi
seyme tode folgin fulde, xxx marg. Vnd dy firawe war nicht keygenwoctig.
Dornoch fo hatte her ober kindir mit der frawen vnd ftarp. Vnd dy fttwa
vorderte ir morgegabe Ixxx marg. So fprachin des totin mannis frande, te
fülle nicht mir habin, wen dy leczfte gäbe xxx marg dorvmme, das ir ma
vor gehegetem dinge ir nicht mir gegebin hat, do her des mechtig was, vid
fe de leczfte gäbe wol gewoft habe vnd dy ior vnd tag vnd vil len^^ ▼o^
fwegin habe. So fpricht dy frawe : Her hat mir dy erfte gobe gegebin n
alle vndirfcheit vnd an allis awsnemen keynir macht, vnd bin do anoh mM
keygenwertig geweft vor gehegetim [dinge], noch en habe en der erfte gib«
ny vorloffin, vnd [her] mir dy leczfte gäbe hat gegebin, das ich kinder ndk
ym gehabit, czu den Ixxx marken ; dovor hab ichs gehabit vnd wil ich habii|
ap ichs mit rechte gehabin mag; no wenne is gnt und gelt antret, viidt
nicht erbe, fo mochte ich mich nicht doran vorfweigin ; auch torlte ich miek
nicht vor uorchte meynis mannis nochmolis vor gerichte dowedir nidt
fprachin. No bete wer vndirweyfunge, ap der frawen ir irfte morgengob*
volgin und bleibin fuldo adir von was fache fe der enparen fulde adir dy
leczfte xxx marg nemen muffe, adir was recht dorumme fey?
Doruff antwart: Hat der tote man der frawen dy morgengabe gegebin
fundir vndirfcheit vnd keyne gewalt doran gehabit hatte yn gehegetim
dinge, fo mogtu ir dy Ixxx marg volgin vnd bleibin vnd auch dy xxx margi
dy her ir dornoch gap. Von rechtis weg^n.
Art. Sa 324.
Ap ymant yn gefongniffe queme vm vorwandelunge der rede?'
Ffort mir wy das czu etlichin geczeitin ift gefcheen, das eyn gaft
czu vns quam keygin Becz^ in gaftes weise. Der wart von deme bmgroae
otfgehaldiu vndir der vorwandelunge feyuir rede vnd wart yn gefacxt voa
1 Dom Inhalte und zum Theile auch dem Wortlaute nach identisch iit
dieser Artikel mit dem Artikel desselben Textes 290, der seineraeitB
wieder identisch ist mit dem Wortlaute, wie ihn dieser Fall in Kß, Br
und Th hat. Andererseits sind aber auch so wichtige Differenzen vo^
banden, dass ich keinen Anstand nahm ihn hier vollständig abzudrucken.
Ich mache namentlich auf den Anfang des Artikels aufmerksam.
- Becz, poln. Bificz, ist ein Städtchen bei Sandec in Galizien, das in der
Geschichte des deutschen Rechts in Polen auch noch diese Bedeutung
hat, dass es eine Zeit lang für die umliegenden Ortschaften als deut-
scher Oberhof fungirte. Als Beweis dessen vgl. insbesondere die Urkunde,
die sich in den Akta grodzkie i ziemskio z czasöw rzeczypospolitej polskiej
z archiwum tak zwanego Bernardynskiego etc., L , S. 8 befindet und die
mit folgenden Worten anhebt: Nos Johannes, civis de Beycz, nee wm
advocatus suprenii judidi juris provincialis terrae Beycxenais una cum. tepUm
McaXfinU eiuadem iudicii mfraacripti etc. Die Urkunde ist vom Jahre 1383,
Die polniscbo Recension der Hagdebnrger ürtheile. 217
dem bargrouen yn der stat gefengnisse . . .^ welchis bekentniffe des gefeng-
nirfe och vnfir bradir, dy do feyn czeigir adir weyfnr des keyginwertigen
briflfes, wol werdin muntlichin offenbarin. Do traten vor^ ding vnd orteilten
keygin den anderen, welche orteil in folchin wartin wardin. Da trat der
burggroue vor recht mit feyme vorfprache vnd fprach: Her foyt vnd ir ge-
trawin scheppin, wenn der man bofe vnd valfche briffe bracht hat von der
ftat, als her Hch williclichin gewilkort hat, von Freybarg, no vorfuchit yn
ewrim rechte, ap der icht darnmme leydin fülle adir was voruallin fey. Da
trat der man mit feyme vorfpreche vor recht vnd antwarte vnd fprach : Her
foyt vnd ir getrewin scheppin, wenne ich gefengniffe geledin habe von vn-
fchnlt vnd ich dy briffe nicht gefart habe obir grenicz, fundir ich darnach
gefant habe vnd fte alhy als eynir fchonir man , der do ny obirwundin ift
in keynen fachin nach in keynen dingin, no vorfuchit yn ewrem rechte, ap
ich nicht nehner (sie) fey meyuen hals zu beweren vnd meyn erbirkit vnd
gut ee, wenne mich ymant obirczugin falle adir mag, adir was recht fey?
Antwort: Vmb wandilrede fo fal man nymant foen noch an feynen
leip fprechin, nochdemmole, wenne der gaft mit keynir hanthaftigir tat nye
begriffen ift noch obirwundin ift vnd her den briff nicht felbir gehabit hat
noch obir grenicz gefurt hat, vnd fo ift her feynis leybis, gutis vnd ere neher
czu beweren, wenne das ym ymand abeczugin möge von rechtis wegin.
Art. Sa 326.
Von vorfweygunge orteils.
Fort mir, libin befundiru frunde, vns haben Freuczel Hutter, ewir
metscheppe, als her fprach, vnd Clemens, ewir statfchreibir, czeigir diffis
briffis, eyn gelawsbrif vnd ewir ftatbriff von ewimtwegin geantwart, der von
werten czu wortin alfo antwart vnd lawt: Willigin dinft fteticlichin czuuor.
Libin herren vnd fröude vnd befnndir gvnnir, wir biten euch, das ir fundir-
lich tuet alfo vnfir frunde vnd gernchit czu gelawbin allis des, das euch
dy czeiger difis briffis muntlichin beten vnd fagin von vnfemtwegin rechte,
als wir felbir keyginwertig weren, das ftet vns vmb euch czu verdinen.
Domoch fo habin vns dy egenanten Frenczil Hutter vnd Clemens geantwart
eyn awsgeschrift , als hy hernoch gefchrebin ftet yn fulchen worten, vnd
babin vns gebetin yn fulchin wortin vmb recht: Libin herren vnd befundirn
g&nnir, als wir euch betende vmb recht hatten gefchrebin, das da antrat
vnfirn foyt vnd eynen vnfirn burger vnd des czu eyme beffir czuuor nemen,
hatte wir dy gefchicht gancz gefchrebin, wy dy vorgenannten czu tedingin
fmt komen, vnd das hatte ir vns orteil gefchrebin. Da wir dy nach ewrem
briffe muntlichin awsgebin, do hiffe wir den foyt vnd feynen wydirfachin
czu hören vnd fprachin czu demfelbin knechte, des foytis wydirfachin: Als
das du czu deynir mutir geclagit haft, das haftu irlangit vnd vmb das, das
du bekant haft, darumme dich der foyt beclagit hat, bistu em xxx Schillinge
voruallin vnd dy falftu ym wetten czu haut. [Domoch da] is em der foyt
* Hier ist offenbar eine ganze Stelle ausgelassen.
^ Im Codex steht von.
218 Katuiniacki.
eyn recht' werdiii [und fragte]: seyutdemmole, das em das orteil cza fromen
komcii wcre, ap yin foyn orteilgelt nicht fulde wedir werdin. Da teilte wir
dem foyte feyn orteilgelt wodir czu werdin vnd feynim wodirfachin c«u uorloft.
Her ley t das czu derfolbin czoit vnd rette koynis, fundir her fprach : Ir herren,
den briff fullit ir haldin, ap ich feyn darffin werde czu der muttir meyti.
Antwort: Habit ir vnfir orteil gar angefprachin, alfo wir euch noch
ewir froge vndir vnferm jngefegil hin gefchrebin habin, so habit ir recht
geton. Vnd hat yenir das orteil nicht wedirret czu hant, das ir em das
orteil habit geteilt dem foyte feyn gewettegelt wedir czu g^bin, fo fal her
vorbas fwoygin von rechtis wegin.
Art. Sa 330.
Von bekeutniffe vor den scheppin stat czu Krowckaw.
Wir sciieppin der stat Crawko [tun] offenbarlich yn defem kegen-
wertigin briffe, das dy erfamen sciieppin der stat Byecz^ habin keygin
Hannus Smetbawch alle faczin fachin, wy dy bekant mochtin werdin also
bawffin allen buffin, der her vorvallin ift kegin en von ftroffunge erer orteil
von obilhandelunge vnd andirley fachin, dy zwifchin en bis uff dese eseit
gowort habin, noch heyfchunge oynis rechtis vor vns gefordert yn g^hegetit
ding vnd dirlangit. Dornoch habin dy ogenonten schoppin durch got vnd
crbir lowto bete vnd an uffgenanten Hannos bete angefehen vnd han den-
fülbin vorgonanton Hannos der uffgenanten fachin czumole vnd ebiglichin
dor nymmir czu lawken uffcutlichin wedir globit vnd alzo falbift ewiglichin
czu haldin froy vnd lodig golofßn. Dasfelbe hat auch der oegenanten
Hannos des alczumole nymmir czu gedenken. Vnd dos habin fo yn beidin
teilin boydirfoyt dofelbift, vor vns, yn dem uffgenanten gehegetim dinge
ficli wiüentlichin dergebin vnd vor jowort czu tuen vnd czu haldin vefte,
ftete, gancz vnd vnwedirfprachlich. Vnd vnfir schoppin jngefegil hir ange-
hangin cym eynir ortkundo der ogonanten fachin.
Art. 8a 332.
Von dube twingin.
Eyn man from hat gegobin vnd gofihawfft weis czu eyme melcze, do
her folbir, der melczer, den floffil czutrot vnd hat. Vnd uff das quam der
melczer czu dorn bnrgir vnd fprach, dor wois wer ym genamen vnde ge-
ftolen. Do vrogoto en dor burgir: Wy vnd yn welchirloy weyfe? Do
fprach der molczer : Dy toro woren awsgehabin. Do nam der burger den
richter vnd dy scheppin vnd f&rto fe dorczu, das wir fchawen fuldin, ap
das alzo wer. Do vant der richter, das dy tore nicht woren awsgehabin
noch w^oren vorforit, vnd man mochte dy tor nicht awsgohebin. Dornoch
fprach der molczor eyn andir rede: Man wero czu deme flagefenfter ynge-
ftegin. Vnd das habe wir auch gefcliawet vnd fundin nicht noch feynir
* Icli habo diese Stelle aus dem blossen Zusammenhange ergänzt, ohne
selbstverständlich bchaui)tßn zu wollen , dass ich hiodurch auch schon
das Richtige getroffen habe.
2 Vgl. S. 2 IG, Anm. 2.
Die polnitclie Becension der Magdeburger ürtheile. 219
nk, wenne das doch auch gancz was vnd nichtif uicht vorferet. Vnd uff
im broehte der burg^ den melczer yn das gefengniffe vnd aws dem ge-
tepuwe yn gerichte adir vor g«richte vnd clagete czu ym, alzo czu feyme
^rbe, wenne her ym den weis hatte gegebin czu getrawir haut yn feyne
gewere, alzo eyme melczer, vnd her den flofni felbir czu dem melczhawfe
lurtte, Tod yndes meyn weis mir felbir g^ftolen hat vnd genomen hat von
Iriejr hawffinJ
Viertes Capitel.
VerhUtniss der polnischen Texte zu den einschlägigen
lateinischen.
Von den in Betracht kommenden lateinischen Texten
werden von M. Bohrzy^ski, beziehungsweise von A. Brückner
fixende angeftthrt: 1. der Opatow'sche Text Nr. 1, enthalten
in der Handschrift der OssoUnski'schen Bibliothek Nr. 832,
BL 110— 128; 2. der Opatow'sche Text Nr. 2, enthalten in
der Handschrift der Komiker Bibliothek DV, BL 31—35; 3. der
Lemberger Text, enthalten in der Handschrift der Ossolinski-
icben Bibliothek Nr. 50, Bl. 106—155; 4. der Dzialynski-
«che Text, enthalten in der Handschrift der K6miker Biblio-
4ek Z)/, Bl. 331 — 342.^ Ausser diesen vier Texten sind aber,
wviel ich bis jetzt eruiren konnte, noch zwei weitere lateini-
Texte der Magdeburger Ürtheile vorhanden, die sich in
Handschrift des PrzemySler Stadtarchives sub Nr. 284
«ifBl. 63»— 68» und auf Bl. 70»— 74^ finden und hier zum
«nten Male genannt werden. Bei der Klarstellung des Ver-
Wtnisses, das zwischen der polnischen Recension und den ein-
schlägigen lateinischen Texten besteht, sind also im Ganzen
^hs lateinische Texte in Erwägung zu ziehen, die, obschon
la Wirklichkeit auf nur zwei Redactionen beruhend, aus prakti-
when Beweggründen jeder fUr sich besprochen werden müssen.
' Das dieser Artikel nicht zu Ende geschrieben ist, liegt auf der Uand
und braucht nicht erst besonders erwiesen zu werden.
' Die Ossolinski'sche Handschrift Nr. 832 ist von F. Bischoflf in den Bei-
trSfen zur Geschichte des Magdeburger Rechtes, Sitzungsber. der phiL-
hiit. Cl. der kais. Akademie der W^issensch., Bd. L, S. 341 f.; die Kör-
niger Handschrift D V von S. Helcel in den Starodawne prawa polskiego
pomniki, I, S. LU, und die Komiker Handschrift DI von demselben,
ebendaselbst, S. XXVIH— XXXVII beschrieben. In Betreff der Osso-
lindu'schen Handschrift Nr. 50 vgl. dagegen das in dieser Abhandlung
&uf S. 116 f. Gesagte.
220 Kalniniacki.
Ich schicke jedoch^ da die soeben erwähnte Przemyiler Hand-
schrift bis jetzt 80 gut wie gar nicht bekannt ist,^ zunächst
noch eine kurze Speciiicirung der in ihr enthaltenen Bestand-
theile voraus. Es sind dies folgende:
Bl. 1 — 12: Eine kurze Inhaltsangabe der in der Przemys-
1er Handschrift vorhandenen ilaterien.
IJl. 13' — 27*: Die versio Sandomircnsis des sächsischen
Weichbihlrechtes ; die aus 113 Artikeln besteht und sich im
Oanzen an die bei Johannes Laski vorhandene Form dieser versio
anschliesst. Schluss: KxplicitUher mnnivipalisftrla quinta, proxima
poft diem cinerum, anno naüvitatis domini nüllefimo cccclxxiii^,
Bl. 27^ — Ol*: Die versio Sandomirensis des sächsischen
LandrochteSy die in der PrzerayÄler Handschrift folgender-
massen betitelt ist: Incipit juf provinciale in CHfti nomine, ei
primo de duohus (jladij», quos denn dimifit fuper terram ad prote-
(jimdam crl/tianitntem. Dann folgt eine Art Prolog, der mit
den Worten beginnt : Nofa^ hy funt, qui legem duodecim ((dm-
larum etc. Cap. I: De duohus (jladij s ; Cap. II: De quolihet
criftiano, <pcod tenetur ter in anno synodo interej^e, cum ad annos
jmhertatis pervenitj in dyoecesi, in qua manet etc. Die Zahl
sämnitlichcr Artikel beträgt 2()(>. Schluss: Et fic eft finihu
Über proviJicialis nuh anno nativitatia domini millefimo quadrin-
(jentc/imo [/epfHa<ji'fimv/ quarto.
Bl. 1)1* — ()2*: De reqularltatey de collateralibus feu affeffori-
hu8 et de audiforibus,
Bl. ()3* — 68*: Der lateinische Text der Magdeburger Ur-
theilo, den ich als den Przemyslcr Text Nr. 1 bezeichne und
der in unserem Codex folgendermassen liberschrieben ist: Ind-
piunt tfentencie, decrete per scabinos /uppremi iui*is theutunid
Maydbnrgenfis caftri Cracouienfis, per quemdam notarium ciui-
tatis Ih'zemiflien/is de theutunico ydioinate tranJ2ate in laiinum,
Bl. 68»— ()9^ und Bl. 76*— 102*: Ein systematisch ge-
ordneter Auszug aus dein Sachsenspiegel unter Beigabo einiger
römisch-rechtlichcr Bestimmungen^ der mit Rücksicht auf den
1 Dio pAAr Notiion, die sich in Betreff dieser Handschrift in der Mono-
(rmtiA uiiAstA PrzomyÄla von Leopold Häuser, Przemysl 1883, 8. 50 — 61
finden, sind leider nicht darnach an^retlian, dass man aus ihnen einen
wenn auch nur annähernd wahren Hegriif von dem Inhal tsreichthom
dieser Handschrift erhalten könnte.
Di* talBiKhi BauBiiMi der lbfflat>ai««c Ilrlliiilt.
221
i unmittelbar vomn gehenden lateinischen Text der Magdeburger
; Urtheile von dem Schreiber des Codex irrthümlich als ,alia
yortiUffia' bezeichnet wird. Die einzelnen Partien dieses Äua-
F.zugs haben folgende Rubriken: De judice; de judicis officio et
l.'de ordine cognicionig ; de foro competenti; de aitf:rionibut ; de
»ferija; da fideiufforihu» ; de impedimento ad jv» non venientUnta ;
Td« bonia litte occupatio; de teßantentia; debonis fuccejfore caran-
riibua; de jure fifcali; de teflimonio et teflVitts; lex Jtnium regen-
f darum /iue de metia agrai-um; lex Cornelia de paU-iddi»; de
\^lwdone dehitorum; de Judeis; de penis et emendia; de dampno
infecto; de fartis et arefti» et evicäonibua ; de pignoribua;
a, que n iudice inßli/untur; de regimine eiuilafia, qtiomodo
i debeat; di/tinclio de Jideiiiffbribus et caucionibus; alter pro-
Vlogus juria; alter prologua jwri» (zwei verschiedene Rnbriken);
\4mieaciale capitulum juria.
Bl. 70" — 74'': Ein weiterer lateinischer Text der Magde-
[ bui^er Urtheile, den iuli als den Przemyiler Text Nr. 2 be-
zeichne und der ohne jedwede Titulatur oder Ueberschrift direct
[ mit der Rubrik des ersten Capitcls beginnt.
Bl. 102» — 103*': Eine zu Neumarkt in Schlesien Üewerk-
L'Stelligte Umarbeitung des dieser Stadt vom Herzog Heinrich [.
[im Jahre 1235 verliehenen alten Hallisehen Rechtes, betitelt:
E Jmxt, qtte dicrunlur vichhilde. Die wesentliclisten Unterschiede,
I die zwischen dieser Umarbeitung und dem besagten Hallischen
I Rechte bestehen, sind : 1 , Es fehlen in ihr die Eingangs- und
J die Schluaeformel , sowie alle jene Partien , denen im Halli-
B>«cbea Rechte nach der Ausgabe von Qaupp die §§. 11, 15,
^35, 36, 43, 45, 46 und 47 entsprechen; 2. in dem Absätze,
\ welcher bei Oaupp dem §. 37 entspricht und von der Innung
[ider Fischer handelt, aind statt der Worte: Hec invnge pinlorum
in Hallo die Worte: Hec funt innunge pißorum äuium
Win Noico Foro nvtiqtin gesetzt; 3. in den Partien, die von der
vinnung der Fischer, aowie von der der Fleischer und der
»Schneider handeln, kommen in der hier vorliegenden Umarbei-
I tnng auch sonst ziemlieh einschneidende ModiGeationen vor,'
' Ich tJieile, du eiue kurae SpeciHcirung derselbeti nicht so lakht thnnlicli
ist, die iietrefleuden drei Stellen hier wOrtlicL mit:
a) Dr. mnimge pißunm. Her /ttnt irmunge pißnnim riuium in \oiK>
Foro antiqua: Sl o/imtu iMpu» tclt haben /oäetattm p^flmvm, quod in'
I^yy
iM^nu*?! ff/' rt ^t^'^iy. 4111" lii* Timiintfr'n jii-^r Tijwn«! '-irt^nÄaESWr
-ur:t (/>/.:, u-n " »rxii^ ^'tii*-.n V U'.r <. *r i«** utKn. SBufifMcfafOL
^*y^-i •iiv* «si^^Juttiijf. atir-r mr hnftn n .«.rmirr "^tiHft znnaiiniii!]!:-'
?> ,' ,' < I VC;=' fc.^4«o^r . i'r.u'.ts mit T-=txi 'ti»r
* **i.!Jm *>.^ifR 'ii'.v *>ip.n»<u«-.n.ftn I.jwif !*'=:»*. n"Vt^ «ftnunn 't«^iiL
t^Ui- V^nf^iftKArrin^ ^«rffi/^fiS i%f. rfr*: zwi*r:h*:ri A^.m Adel und der
\t*^it\f-^ Mh AfK'.KIrjj:*/: af* 'Iä* rorfii.»i#rli*: K^cLt. Kin^e:<chaitet sind:
aj Ißiffi'.fi'tir.in ittfAf jrf^jKrhim i!i j/r^Jj^rrm : hj dst maff/uM focultaHSbns.
tu. M/2* M/3*: Krklünin^ wi<:htij;^frrer im sMlchsischen
l^jiM'i nufl i ,*'.U«:thn'J:\ti vorkoriJEn«:nd<:r technischer Aasdrücke,
wo'/M kU*Mi'.uwt'/t>i('. HiurU d'u: polfilMchc Sprache rerwendet wird.
ift^r Artlkt^i i»l \tttüUi\i: Vocrjßuln jurU jfrovincialis et ftodati».
nutuff ditUurf j/it- fUJAt III htfli, et dun» pnritji ad eiuiiatem, vna para ad
lii/Uttfn, Hl jdJUfr, htUtf.na innnwft;^ mufrUnr, fiUus Juu» daljU/olidum magißro
jdltomm fl rtilrin UUua jd/UffU terwJdt e^ifnjdem innunge. Et pUtort» mdeni
lUirti Itf In nnjut iiojtro iubupctiio XTI alltot pan^jt.
\i) InnHUfff rnrnljirwn. Si alU/uiM wlt holpere innunge eamfficum, dahit
Jfrltmtm, duf. puHr.» Jpfrtaffmtt ful eiuilaleni, vna ad camificeM. 8i eami/ex
murituv, Jiliu* Hum dMf III fnlitlnHf rfliria eitut mnunge obUnebU,
<*; Innnnfff /u/onnn. Si tUiquia wU kältere irmunge futorum, dahit
mwllum fttrNmefti ; due jtartfM tut riuitaiem, vna pars ftdoribuM. 8i fulor
muriiur, ßUuM Mua dahit J'otidum, reJicta onines eadeni itmunge ohUnebU.
Die polDMche B«cension dor Magdeburger Urkheile.
221
iwnittelbar vorangehenden lateinischen Text der Magdeburger
üitheile von dem Schreiber des Codex irrthümlich als ,alia
wtikgia* bezeichnet wird. Die einzelnen Partien dieses Aus-
ngg haben folgende Rubriken: De judice; de judicis officio et
ii Ofdifie cognidonis; de foro competenti; de auccixmibus ; de
feryi; de fideiuffbribus ; de tmpedimenf.o ad jus non venientihus ;
i€ hom UUe occupaüs; de teßamentis; de bonis fuccejfore caren-
Ulms; de jure ßfcaii; de te/timonio et teftiJ)U8; lex finium regen-
ionm fiae de metis agrorum; lex Cornelia de patriddis; de
Jokdone debäorum; de Judeis; de penis et emendis; de dampno
iaioet infecto; de furtis et areftis et etdccionibvs ; de pignorAus;
ii penis, que a ludice infliguntur; de regimine duitatiSy quomodo
f9ji debeat ; diftinctio de fideiujforibus et caucionibus ; alter pro-
hjiu juris; alfer prologus juris (zwei verschiedene Rubriken);
fodmciale capitulum ju/ris.
Bl. 70» — 74^: Ein weiterer lateinischer Text der Magde-
Voger Urtheile, den ich als den PrzemySler Text Nr. 2 be-
leichne und der ohne jedwede Titulatur oder Ueberschrift direct
mit der Rubrik des ersten Capitels beginnt.
Bl. 102» — 103^: Eine zu Neumarkt in Schlesien Bewerk-
itdfigte Umarbeitung des dieser Stadt vom Herzog Heinrich I.
in Jahre 1235 verliehenen alten Hallischen Rechtes, betitelt:
Ära, que dicuntur vichbilde. Die wesentlichsten Unterschiede,
£e zwischen dieser Umarbeitung und dem besagten Hallischen
Rechte bestehen, sind: 1. Es fehlen in ihr die Eingangs- und
die SchluBsformel , sowie alle jene Partien, denen im Halli-
ichcn Rechte nach der Ausgabe von Gaupp die §§. 11, 15,
3ö, 36, 43, 45, 46 und 47 entsprechen; 2. in dem Absätze,
welcher bei Oaupp dem §. 37 entspricht und von der Innung
der Fischer handelt, sind statt der Worte: Hec invnge pistorum
««Mtm «4 Hallo die Worte: Hec funt innunge pißorum ciuium
m Nowo Foro anttqua gesetzt; 3. in den Partien, die von der
hmung der Fischer, sowie von der der Fleischer und der
Schneider handeln, kommen in der hier vorliegenden Umarbei-
tang auch sonst ziemlich einschneidende Modificationen vor,*
* leb theile, da eine kurze Specificining derselben nicbt so leicht thunlich
i«t, die betreffenden drei Stellen hier wörtlich mit:
a) De nuumge pißorum. Ifec funt irmfinge pißorum ciuium in Nouh}
Foro antiqua: 8i alienuM aiigui$ wU habere focietatem pißorum, quod in-
224 Kaluiniacki.
folgender, auf daH Ganze bezüglicher Prolog: Propt^r paterna-
lern amorentj quem ad filios habuj rmos, o,ggreffus fum ex parvi-
täte mei ingenij mulfis \n<jüiJ8 et lahm^ihua non parvis vnam /um-
mam legum levemque et vfilem ftüo jüano componere, ut in ea /e
e,rercemit, doiiec ad maiora perveniatur, jnvocans fpiritus fancti
f/ratiam , ut- me adiuvet et complere faciat, fine quo nullum rite
fujidatur e^ordtum et omnis finis caret jyroßcuo et honore. Unter
den Artikeln des vierten Theiles ist als besonders bemerkens-
werth der letzte, d. i. der 13. Artikel hervorzuheben, der de
reprohacione pnrticidainim in fpeculo Saxonum überschrieben ist
und thatsilchlich nicht nur die in Betracht kommenden 14 Be-
stimmungen , sondern auch die einschlägigen Bullen * des
Papstes Gregor XI. an den Erzbischof von Rugien und den
Kaiser Karl IV., sowie jene famose Notiz enthält, welche von
einer auf den Sachsenspiegel bezüglichen Extravagante des
Papstes Gregor IX. zu berichten weiss ^ und, ähnlich wie die
Bulle des Papstes Gregor XI. an den Kaiser Karl IV., bis jetzt nur
aus Laski's Commune incl. Pol. regni Privilegium bekannt war.'
Bl. 377^— 383*: Mehrere, durch keinen gemeinsamen Titel
zusammengehaltene kirchenrechtliche und sonstige Materien^
die in der PrzemyMer Handschrift sich zwar noch an den Liber
* I)io Bullen, wie die in Frapfo kommenden reprobirten Artikel sind bei
IjHflki, der 8io bereits an einem linderen Orte abfi^edrackt hatte, an dieser
Stelle selbstverstJlndlich nur durch entsprochende Verweisungen ersicht-
lich gemacht.
3 »Sie ist nach Laski auch von Homeyer in den Abhandlungen der kOnigl.
Akademie der Wissonsch. zu Berlin pro 1856, S. 398 abgedruckt.
' Und in diesem letzteren Umstände iHt der beHte Beweis fttr die von den
deutschen Rechtshistorikern bis jetzt übersehene Thatsache zu finden,
dass Johann Laski die auf den Sachsenspiegel beztiglichen Bullen und
sonstige betreifenden Orts vorhandenen Einzelheiton nicht etwa direct
aus einer inzwischen verloren gegangenen deutschrechtlichen Handschrift,
sondern indirect aus dem Liber legum des angeblichen Raymundus Par-
thenopeus entlehnte. Aus der Vergleichung des Ijaski'schen Textos mit
dem Przemynler ergibt sich ausserdem, dass die Vorlage, nach der Ijaaki
sowohl seine auf den Sachsenspiegel ■ bezüglichen Documente, als auch
den Liber legum abdruckte, mit dem in der Przemysler Handschrift vor>
handenen Texte identisch war. Auffallend ist nur, dass, während bei
•fiaski beide Bullen die Jahrzahl 1373 (ponUßcatut noßrj anno tercioj
tragen, im Pnemynler Text die Bulle an den Erzbischof von Rugien
und seine Suffragane die Jahrzahl 1373, die an Kaiser Karl IV. die Jahr-
zahl 1374 trügt.
Di« poliiiseh« Becention der Hagdebnrger ürtbeile. 235
1^^ anschüessen , mit aller Evidenz aber nicht dorthin ge-
.krai. Diese Materien sind: a) Eine Bulle des Papstes Urban,^
: ■& von den Missbräuchen handelt^ welche mit der Erpressung
Pwm Geschenken an EJöster und Kirchen getrieben wurden.
f;il]t{uig: Ne in vinea domint no/tri etc. b) Bestimmung, wann
'Affulnter fomicarius notorius abgesetzt werden soll. Anfang:
Sdmbm, quod fecundum veriorem opinionem pref biter fomicairitbs
mUmm, fi de eiua notorietute conftat, fufpenfiis eft quo ad/e et
dfii ik etc. c) Brief einer geistlichen Person 2 an einen Fürsten
^JhrdicZulässigkeit und Unzulässigkeit des Krieges; der Brief ist
JB Jahre 1328 geschrieben, d) Die bereits oben auf Bl. 103*
«tilmte Bestimmung, die den Unterschied zwischen den tempo-
'/mHa und spirituudia auseinandersetzt, e) Wörtliche Wieder-
Unig der ebenfalls bereits oben erwähnten Bestimmung , die
Iiitm handelt, dass auch Taube und Stumme Verträge schlies-
•)• and Zeugniss ablegen können, f) De officio iudicwm tarn
jj^Uualttiin quam fecularium. Anfang: E/t et alium officium
\ MUe pericidofum etc. g) De percuffione illidta et lidta, An-
lug: Qttia tarnen omnis, qui odit fraJtrem fuum, homidda eft
•Ic h) De hyftrionibus et officys mvtiUbua, Anfang: Preterea
jnriiendum eft facerdotibus , ut inquirant a penifsnte, quod fit
M officium etc. i) De officijs pugillum, Anfang : Est et alivd
^ffemm quorundam, qui dicuntur puqüles vd dvsUiones etc. j) De
•flfcib facerdotum curam animarum gerendum etc. k) De officio
••totorum. Anfang: Aliud eft mercatorum officium , de quo
iXjader eft in confeffione querendum etc. l) De accufadone
infamati, Anfang: In gloffa in eodem titvlo et capitulo addudt
90tabüe dictum Barcholdus etc. m) De re furtiua. Anfang:
Snfurtiua in fe mciofa eft etc. n) Ueber die Unzulässigkeit
der Bestechung von Zeugen. Anfang : Teftes non debent predo
tOMenirij nee corrumpi muneribtis; 0) Dass die Zeugen von
ihrer Zeugenschaft keinen Vortheil haben sollen. Anfang: Teftis
9i fadendum teftimonium indv^tus, fiue plures inducti etc.
Bl. 384* — 428^: Historia trium regum. Anfang: Cum vene-
nMdifftmoirum trium magorum gloriojiffimorum vniuerfus rnundus
ab wiu felis ufque ad occafum laudibus et meritis iamfit plenus etc.
' Ist auch bei Laski, und zwar noch als Bestandtheil des Liber le^m ab-
gedruckt
^ Ist ebenfalls noch bei Laski 1. s. c, jedoch ohne Jahrzahl abgedruckt.
SitnngiW. d. phil.-hist. Cl. CXI. Bd. I. Hft. 15
Aiiian^ wie in aud<;reii Abfe^:)jriftr^ii.
Jil. 4»-H*^ 408^: (Jroitif'a, yo« indial^iiur: Hove» femp^mtm.
Au fall |<: Prh/M aOu duratU *MJb Adam ufiftof ad A'oe etc. Ende:
l'lj'jßllcli t.nmuta^ y*^ infUulafur Flonnt fmnporufn, fujij anno domum
m'dlüfimo rati r fpuirto in lAi/yi/ra (Ij in die rudecim milia vir*
tjinnm,
M, 4r>H'': VAna kh^ine liiHtori»>che Notiz, die die Ankunft
Ai*M |>il|iHtli(!h(*n fi(fgat<in J^liilipp nach irngani und Polen be-
Hcliritiht.
Hl. 4r>H •'- -45*.! •' : Kin*; wc*it<fre (Jlironik, die Bpcciell nar
von d(^n polnirtt'lien Königen tiand<'Jt und von Hcleslaus I. bk
Ladinlaurt Jagidlo dorcfu acht rechnet. Mit LadislauB Jagiello,
der eigcnthüuilicher Weine dux Johcl genannt wird , Bchlieast
die bcHagte (.*hronik.
Bl.40r>*- 489*: Htupiifur vifa Alexandri *it g^ffta. Anfang:
Saplantiffimi naviquH /ujipcijj fci<*vfes mevfnram ferve atque vndii
marin ilnminaiite,H tt ordintivi reit cotpio/rMtfes etc.
Ich heni(?rke noch, daH8 (h*r in Rede Ktehende PrzemyÄler^
Codex mit AuHnahiue der l^lätter 1-12, <>P— ()2% 75, 150^
hirt ir)2% 192«* -27:^, 384*^-459 und 4(;r>-^-489^ von eine»-
und (Itu'Hclbcn Hand gc.Hchriehen int, di(^ ihrem Schrifteharakter
nach noch in (hiH Kndc den If). .lahrhundei*tH gehört.
I. Der Opatow'80he Text Nr. I.
In Hctroff dcH ( )patow*Hchcn Textes Nr. 1 liat schon
F. HiHchofl* in «einen Beitrügen zur (JcHchichte des Magdeburger
UechtcH, Sitzungsber. d(»r kais. Akademie der Wissenseh., phil.-
liist. (1., L., S. im, i) die Ansicht geilusstTt, dass er ihn als
eine lateinische Uebersetziuig von beililuHg der ersten Hälfto
(l lOlM derjenigen Sammlung deutscher Schöffensprüche be-
trAchte, welche der (\>dex 170' der Krakauer Universitilts-Biblio-
thek (bei llomeyer, lib., Nr. \IV2) enthillt und welche hierin als
Urtheile der SchöttV^n dos deutschen Oberhofes in Krakau be-
zeichnet wenlon. Auf diese, in der Folge auch von BobrzyAski
^ Nnoh WUlooki, (^Mtalo^riiü i'oiUl. Mm. bibliothecao nuiversitMU Jagiell.
t-nii*ovimiAiii« (Vai*oviao 1877 - IHSt, Ut dio Handschritt jetzt mit 170^
btuimvhuot.
« Die polnisehe Reeension der Magdeburger Urtheüe. 227
und Brückner acceptirte AnBicht musß ich nun Folgendes be-
merken: Wiewohl ich nicht bestreite, dass zwischen dem Opa-
^. -tow'schen und dem soeben gedachten Krakauer Text, den ich
EfSun Unterschiede von dem in der Krakauer Handschrift Nr. 399
imtbaltenen deutschen Text als den Krakauer Nr. 2 bezeichne,
[••eine offeDbare Verwandtschaft besteht, so glaube ich doch nicht,
daas es zweckmässig wäre, aus dieser offenbaren Verwandtschaft
auch schon den Schluss zu ziehen, dass die Sammlung, auf der
die im Opatowschen Text Nr. 1 enthaltene lateinische Ueber-
[: setning beruht, mit der Sammlung, der wir im Krakauer Text
jKr. 2 begegnen, identisch gewesen. Gegen eine solche Auf fas-
würde nicht nur der Umstand streiten, dass der Opatow'sche
PextNr. 1 eine Reihe von Artikeln enthält, die der Krakauer Text
r.2 nicht hat und umgekehrt, sondern es würde sich dieser Auf-
ig auch die Thatsache widersetzen, dass sogar jene Artikel,
K& beiden Texten gemeinsam sind, in Bezug auf Wortlaut und
l^dkoweise auch in Bezug auf Artikelfolge (vgl. Tabelle III)
bDifereiizen bieten, die etwas weiter gehen, als dies bei angeb-
Pfch «0 gleichartigen Texten doch gewiss der Fall sein müsste.
|h Erwägung dieser Umstände bin ich daher der Ansicht, dass
Opatow'sche Text Nr. 1 aus einer Vorlage geflossen ist,
p& mit der im Krakauer Text Nr. 2 enthaltenen Sammlung
fiwar nahe verwandt war, die jedoch andererseits des Unter-
•driedlichen noch so viel bot^ dass man sie im Vergleich zu
«^ Krakauer Text Nr. 2 als eine besondere Redaction be-
^ Jöehnen muss. Freilich ist von dieser für den Opatow'schen
Teit vorauszusetzenden deutschen Vorlage nunmehr keine ein-
ige Abschrift erhalten.
Doch so wichtig die Fixirung dieses Unterschiedes an
und für sich auch sein mag, für die kritische Ausgabe der
polnischen Recension könnte sie erst dann von einer gewissen
Bedeutung sein, wenn es sich nachweisen Hesse, dass die beiden
»eben namhaft gemachten Texte wie unter sich, so auch mit der
in der polnischen Recension der Magdeburger Urtheile enthal-
tenen Sammlung verwandt seien. Zu diesem Behufe und um
sogleich die Beziehungen, die zwischen dem in Rede stehenden
Opatow'schen und d^m Bj-akauer Texte Nr. 2 obwalten, um
80 klarer hervortreten zu lassen , schicke ich , ähnlich wie in
den früheren Capiteln, so auch hier eine TabeUe voraus, in
15*
der der in Rede stehende Opatow'sche Text den erstei
in Rede Btebende Krakauer Text den zweiten, der in der
Bchrift des Ossolinski' sehen Instituts enthaltene polnisch
als der Repräsentant der polnischen Redaction, den
Platz einnimmt. Der Opatow'sche Text Nr, 1 wird in
Tabelle kurz durch Op /, der Krakauer Text Nr. 2 dn
der Ossohnski'Bche Text wie bisher durch 0 bezeichne
j
» \
J
S5
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57
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1
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Tum friiritokt BaetiBsiOB der llagd«biirfer ürtheüe.
229
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II
I
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62
63*
66
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80
81
83
84
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121
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90
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92
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108
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1
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I
98
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131
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[144]
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218
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1
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18
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188
3
9
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94
95
96
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101
104
106
107
•-•
145
146
147
148
149
150
151
152
153
nen wagrecliteii Ktriclt and i
iten Artikel» ist der, dnaa, wihia
in keinem der uiik tiekannleii t»
' Uer CiiterHchied zwischen den durch e
durch drei Punkte eraivhtliuh gemavht
die ersteren sich auHser O aiicli
iiiHohe», dentstheii , [«teiniseheo iiMit oKfrlii-i-lii'n Tfxlo nnchwei»
laiweii, die anderen in Rjt, d. i. im Kmkauer Codes Nr. 399, ihre gl
sichere Vertretung hahoii. ITnd awiir ist Ky 132 = K,-S 311 (bei Biocb
3U6), liiä ^ 30a(iU7). HilJ ^:SU7 {30-21, 173 = aii? (263), 174 = 298(2»
176 = 2ti,-i (2.VJ), Wi = 2M» (2(14), IM;! = 301 (296), 184 = 308 (303)
Die polnische Recensioa der SCafdeburger ürtheile.
231
Op I
Ky
0
1
Op I
Ky
0
167
1
177
168 A.
237
178
254
168E.
169
179 {
255
259
•
170
265
180
260
171
261
181
264 •
172
182
■ ■ •
173
• • •
183
• • •
174
• • •
184
fl • »
175
185
176
■ • •
186
Aus dieser Tabelle erhellt, dass der Opatow'sche Text
Nr. 1 und in gleicher Weise auch der Krakauer Text Nr. 2
sich ihrem Inhalte nach in der polnischen Recension der Magde-
burger Ürtheile fast ganz wiederfinden. Mit Ausnahme der
wenigen, in der Rubrik 0 theils durch einen wagrechten Strich,
theils durch drei Punkte ersichtlich gemachten Artikel sind
die übrigen, in diesen zwei Texten nachweisbaren SchöflFen-
sprüche auch in der polnischen Recension nachweisbar. An-
dererseits lässt sich aber auf Grund dieser Tabelle auch die
Thatsaehe nicht in Abrede stellen, dass erstens die Zahl der
Artikel, die sowohl dem in Rede stehenden Opatow^schen und
Krakauer Texte, als auch der durch den Ossolinski' sehen Text
repräsentirten polnischen Recension gemein sind, im Vergleich
zu den übrigen, in der polnischen Recension enthaltenen Ar-
tikeln etwas zu gering ist, und dass zweitens selbst diese wenigen
Artikel in Op I und Ky eine etwas andere Reihenfolge haben
als in der polnischen Recension. Dies beweist uns also, dass
der Opatow'sche Text Nr. 1 und im gleichen Sinne auch der
Krakauer Text Nr. 2 mit der in der polnischen Recension ent-
haltenen Sammlung wohl verwandt sind, dass jedoch diese
Verwandtschaft weder eine vollständige, noch eine unmittel-
bare ist.
Zu diesem einen gesellt sich aber ein zweites, fast noch
wichtigeres Bedenken. Während nämlich die polnische Recen-
sion ungeachtet der ihr anhaftenden, im Capitel III des Näheren
4 «
232
KAlainiftcki.
dargelegten Kürzungen , ZuBammenziehungen , Auslassungen
u. 8. w. immer noch in die Abtheilung von Texten gehört^
die man mit dem Namen der ausführlichen bezeichnet, müssen
der in Rede stehende Opatow'sche, wie nicht minder der in
Rede stehende Krakauer Text, da diese Auslassungen, Kür-
zungen und Zusanmienziehungen in ihnen noch weiter gediehen
sind als in der polnischen Recension, in die Kategorie von
Texten gerechnet werden, die man mit dem Namen der ge-
kürzten bezeichnet. Zum Beweis dessen mögen folgende, auch
den Torosiewicz'schen Text, als den Repräsentanten der ersten
Redaction zweiter Nuance, umfassende Excerpte dienen:
Nach Op I.
Quamdiu bo-
na ab inteftato
relicta fuerint
fine berede et
ipfias institu-
cione legata
coram judicio
bannito non
legitime refi-
gnata fiue do-
nata et dona-
cio non pre-
fcribatur
anno et die
expletis, tarn-
diu nee fuc-
ceffor nee ju-
dex nee do-
minus tempo-
ralis ipfis pri-
uari debent,
nee ignorancia
ip forum pati-
tur preferip-
cionem, quia
Nach Ky.
Ap gut ftor-
be an dy bir-
febaft an eren
wiffen, ap ficb
das gut vor-
fweiginmoge?
Dyweile das
g^t vor ge-
ricbte nicht
vorgebiu ift
vnd dy gobe
jor vnd tag
beftee, dy-
weile vorfwei-
git (leb daz
gut nicht ken
dem richter
vnd kegin hir-
fchaft von
rechte.
Art. Op 728.
NachO.«
Ferner wenn der
Herrschaft ein Gut
anstürbe und sie nicht
davon wüssten, ob
sieb die Herrschaft
Jahr und Tag ver-
schweigen mag, oder
ob sie sich überhaupt
verschweigen mag,
oder was Recht ist?
Hierauf sprechen
wir Schöffen vonMag-
deburg ein Recht:
Der Richter oder die
Herrschaft mögen
sich an ilirem aner-
storbenen Gute nicht
verschweigen, so lan-
ge das Gut nicht über-
geben ist vor Ge-
richte ; doch wird die
Gabe bestätigt und
hat durch Jahr und
Tag Niemand Ein-
sprache erhoben,
Nach T.
Fort mir ftorbe gut
an ir birfchaft, das fe
nicht woften, ap fich
dy hirfehaft vorfw^-
gen möge ior und tag
abir nicht, abir waa
recht dorvmme fey
von rechtis wegin.
bete wir vns vndir-
weyfen,
Hyruff sprecbe vni
fcheppin der ftat M&y-
denburg eyn recht:
Der richter vnd dy
hirfehaft mag sich an
erem dirftorbin gute
nicht vorfweigin, dy-
weyle das g^t vor
geriehte nicht vor-
geben wirt vnd dy
gobe ior vnd tag be-
ftat an rechte wedir-
spreche, von rechtis
wegin.
' Ich gebe den polnischen Text sofort in einer möglichst wortgetreuen
deutschen Uebersetzung, weil die Anführung auch des polnischen Wort-
lautes nur das Volumen vergrössem, die Sache selber aber in keiner
Weise fördern würde.
Die polnische Recension der Magdeburger üriheile.
233
Nach Op I.
non firmatur
tractn tempo-
ris^quod de ju-
re ab initio
non rubnrtit.
Nach K^
Qui de vfura
recepta con-
vinctus fuerit
fiue confeffus
fiierit, vforam
reftituat et ci-
^tati XXXVI
Tolidos com-
ponat.
Wer do wu-
chir nympt
offinbar , der
zal daz vor-
buffin mit
xxxvi fchillin-
ge alzo ofte,
alz her daz
bekennyt, vnd
zal daswuchir
wedirgebin.
NachO.
dann haben der Rich-
ter und die Herr-
schaft nichts zu die-
sem Gute nach rech-
tem Rechte.
Art. Op 729
Auch habt ihr uns
gefragt, was für ein
Recht auf den ist,
der Wucher nimmt?
Hierauf sprechen
wir Schöffen vonMag-
deburg ein Recht:
Wer wissentlich Wu-
cher nimmt, den darf
man vor Gericht be-
schuldigen. Leugnet
er dies, so kann er
unschuldig sein auf
dem Kreuze ; beken-
net er es, so muss er
der Stadt 36 Schil-
linge büssen^also oft,
als er dies gethan
hat, und er hat die-
sen Wucher demje-
nigen zurückzustel-
len, dem er ihn ge-
nommen hat. Und
dies ist vom Rechte.
Nach T.
Art. Op 732 Anfang.
Ein Mann, der vor
den Rathmännern ge-
Fort mir fo habit
ir vns gefchrebin dy
dritte fache, das her
Wucher genomen bet-
te wifTintlichen vnd
uffenbarlichin.
Hyiruff fpreche wir
fcheppin eyn recht
von Meydenburg:
Das her wiffintlichin
Wucher genomen bot,
do mag man en omme
befchuldigen vor ge-
richte. Vorfachet her
is, fo mag her un-
fchuldig feyn uff den
heiligen alz recht ist;
bekennet her is, fo
mus her der ftat buf-
fin bey der ftatkore,
das fint iii wyndische
marg abir sechs xxx
fchillinge,alzo dicke,
alz her das geton hat,
vnd fal das wucher
wedirgebin, demeher
is abegenomen hat.
Von rechtis wegin.
Wir fcheppin von
Meydenburg beken-
nen das in defim
bryffe, das wir recht
gefrogit fint in defin
nochgefchrebin wor-
then: Eyn man, der
do fweret off den hei-
'.^ :
234
Kfttainiacki.
Nach Op I.
Nach A'
Niich 0.
schworen hat, dass er
sein Gut f^ehörig ver-
steuert hat, als dies
bei uns Recht und
Gewohnheit ist, und
wenn dieser Mann
stirbt und man nach
ihm mehr Gutes fin-
det ausserhalb seiner
Gewehre, als er ver-
steuert hat, unter
seinem Eide, und
zwar mehr als ein-
mal, ob dieses ver-
leugnete und abgo-
schworene Gut nach
ihm die Kathmänner
zum Nutzen der Stadt
zu nehmen haben,
oder seine nächsten
AngelWtrigen, das
heisst seine Tochter,
wobei bemerkt wer-
den muss, dass der
Mann dieser Tochter
dieses Gut zweimal
verleugnet hat, von
sich aus und von sei-
ner Frau aus, aus
dem Grunde, weil die
Kathmänner von ihm
die Zahlung dieser
schuldigen »Steuern
verlangton,und erhat
sich von diesem ver-
leugneten Gute los-
gesagt fUr immer.
Was darum Hecht
sei?
Hierauf sprechen
wir Schöffen vonMag-
deburg ein Recht:
Nehmen die Rath-
männer irgend oines
Mannes Geld und Kid,
Nach T.
ligen vor den roi-
mannen, da« her recht
gefchofret habe you
feyme gute, alz recht
vnd czu vns gewohn-
heit ift, vnd der man
[rtirbit],vndmir ^tii
wirt funden in feynir
gewere fundir dy her
lis noch feyme tode,
vnd wenne her vor-
fchuffet hatte mit
feyme eyde, noch
feyme tode mir wen-
ne cynis, ap dasfelbe
vorlaukente vnd vor-
fworn gut dy rat-
manne nemen mögen
abir desf eibin totin
mannis erbeling, feyn
genante tochter, wen-
ne derfolbin tochter
man vor fich vnd vor
feyn weyp des gntis
uffenbarl ichin czuuor
vorvorlaukent vor
den ratmanne das-
felbige vorlaukente
gut nymmir czu vor-
dem vm das, das fe
ym von demfelbe gel-
de, das vorlaukent
was, fulde geldin und
aberichtin vorfchufte
fchult, dy ym nicht
vorgoldin mochte
werdin. Was hirvm-
me recht fev von rech-
tis wegin?
Hyruff fpreche wir
fcheppin der ftat
Meydenburg eyn
recht: Nemen dy rat-
manne evnis mannis
*
eyd, das her feyn gut
Die polnischo Roccnsion der Magdeburger Urtheile.
235
Niu^h (>p L
Nach Ky.
Si poft mor-
tem vnius plus
facultatis in-
ventum fuerit,
quam 8ua (le-
rn onstrat ex-
accio, omiiia i
bonafua, mor- I
te relicta,
fpectant ad j
fucceffores et |
non ad ciuita-
tem.
Wirt mergu-
tis fundin noch
eynis mannis
tode, wonne
her vorfchuft
hat vnd ge-
fworn hat, daz
gut ift feyuir
neftin.
Njwh 0.
dass er die zu leisten-
de Steuer nach der
Gewohnheit dieser
StAdt richtig ange-
geben hat, und wird
nach seinem Tode
mehr Gutes gefun-
den, als er versteuert
hat, so werden dies
nicht die Rathmän-
ner zu nehmen haben ,
sondern es werden
dies seine Angehöri-
gen zu nehmen ha-
ben. Hat aber dieser
Tochter Mann sich
mit ihrem Willen von
diesem verleugneten
Gute losgesagt, als-
dann muss dieses Gut
bei denKathmännern
bleiben zum Nutzen
der Stadt nachRechte.
I Nachr.
noch der Ttat gewon-
I heyt vnd wilkor ge-
I fchuffet habe, vnd
I Wirt deme noch sey-
! me tode mir gutis
fnndin, wen her vor-
fchuffet hatte, das gut
fnllen dy ratmanne
nicht nemen, mir das
füllen feyne erben
nemen vnd behaldin.
Hot abir der tochter
man mitdesfelbis fey-
nis willen weybis vor
gerichte abir vor eym
ficzenden rote des
vorlaukent geldis abe
icht gethon, fo mus
das alzo bleybin den
ratmannen czu der
statnuczealz dasvor-
wilkort ift. Von rech-
tis wegin alz recht ift.
5Si autem
^^i"CÄ vitam
lUis fuam fo-
■Uerit exÄCciu-
*^em et *reper-
tUs faerit plu.s
babere in fa-
cultate, quam
exaccio* exi-
Art. Op 732 Ende.
Wenn verleugne-
tes und abgeschwo-
renes Gut bei einem
Manne noch zu sei-
nen Lebzeiten gefun-
den wäre, wie man
damit thun soll, oder
was darum Recht sei V
Findit man
icht vn evnis
were, do her
wifrintlioh ge-
fworn hat, der
ift nu'vneydis
obirwundin
vnd hat fcvu
birniol vorlorn
I Wird bei eines Man-
nes Leben in seinem
Gute gefunden, dass
er mehr besitzt, als
er versteuert hat un-
I ter dem Eide, und be-
\ kennt er das, dass
; dies sein Gut wäre,
I alsdann ist dieser
' Fort mir ap vor-
fworn gut vondin
wurde bei eyme man-
ne, dyweyle her le-
bete, wy man das hal-
din fulde abir nicht
von rechtis wegin?
Hyruff fproflio wir
fcheppin der ftat Mey-
I deuburg eyn recht:
i Wirt bey eynis man-
nis Lebin vuder ym
[mir] gut vunden,
wenne her bey feym
[ eyde vorfchuffte hat-
te, vnd bekennet her,
das d«as is feyn gut
fey, fo ift der man
meyneydig vnd hot
236
K»}iiiniAoki.
Nach Op I.
git,i t&lis est
periurns et
jufl fuvm ami-
nt , Ted non
bona.
Nach Ky.
vnd ift rech-
teloz. Auch ift
daz gut nicht
der ftat, ap das
fundin wurde
bey des man-
njs lebin, zun-
dir her ift
meyneydig.
Nach 0.
Mann ein Meineidi-
ger und hat sein
Recht und Ehre ver-
loren und hat kein
Recht nach Rechte.
Art. Op 751.
Ihr habt uns um
Recht gefragt in die-
sen Worten : Wenn
ein Bürger, der öfters
Rathmann wäre und
zu Gericht geschwo-
ren hätte, oder ein
gemeiner Bürger, der
nie zu Gericht ge-
schworen hätte, in das
Haus des Vogtes oder
eines anderen Bür-
gers käme und dort
zwei oder mehrere
Rathmänner fände,
die dazumal Rath-
männer wären und
vor dem Fürsten und
den Herren das Wohl
Nach T.
teyn birmal vorlom
vnd fal rechtlos feyn
anerechtis. Von rech-
tis wegin.
Disiftderirftebriff,
der czu Meydenburg
durch der crokifchin
ftatfchreyber geholit
wart, der achczin fint
vnd ften gefchrebin
in defim buche von
golde, das noch eynis
mannis tode haut in
feyner were hette.
Fruntlichin grus mit
ftetim dinfte czuvor.
Ir habit vns noch de-
fin nochgefchreben
artikeln vm recht ge-
frogit in defin wor-
tin: Ap no eyn bur-
ger, der do eyn ge-
fworn ratmanne uffte
geweft were, abir ey-
ner gemeyner bur-
ger, der czu gerichte
amecht ny gefworen
hette, vnd der qweme
an eyne ftat, do her
funde czwene rat-
manne abir mir, in
dem hawfe des foytis
der ftat, vnd der dy
czeyt ouch ratmann
was vnd vor furllen
1 Die zwischen den Sternen befindliche Stolle ist, da in Op I eine offen-
bare Lücke vorliegt, aus Op II ergänzt.
• 4
•
: •...* •
DK polifieh« Hecmilon der HigdeborRer Drthail«.
Nach 0.
der Stadt oder ihr
eigenes oder diu sll-
gemeine Wohl be-
aoi^n würden, nnd
dieser Mann, niclit
jicIilHud.iufapnFilr-
iten und die Herren,
die von dem KSnig
werden, um des städ-
tischen Wohles wil-
len, nicht achtend
anch auf 4in lluth-
sittliche und schimpf-
liche Worte spräche
und schmKhen wür-
de, nnd seine Diener,
die mit ihm wSren,
gegen die Rathmän-
ner ihre Schwerter
nnd MpH.ier iiigen,
nnd Bodann aus die-
sem Hause davon-
laufm-l, hidx- Hau«
seines Freundes kS-
nen Freunden nnd
mit Fremden, die er
haben koimln, gegen
die Rütlim-iiiiinr »iuP
bewaffnete Zusam-
menrottung (mit Bar'
nisch ond mit Waffen)
anstiften wflrde, und
di(^ Rathmänner sich
int RalhhaiisbegHben
und. iiflch dem sie ihre
Freunde um sich Ter-
Hau)mfllthätten,iDiler
ganzen Stadt Aosni-
fenliesseu.dassjeder
wer dem König, den
KatiiTiiilnnem nnd
ilor Biädtiachen Ge-
meine treu wäre, auf
Nwl. T.
vnd vor hirren fn-
chende nncz vnd eres
eyner gemejner der
ftat, vnd fürte do-
felbrt vngefnge rede
mit fcheltworten vnd
nicht sehende (fllr :
schonende) was der
furstin noch der hir-
ren, vnd der eyne
neroel ich von dem ko-
nige gefant was, vme
des landis vnd vme
der ftat befEens ceu
handeln vnd ceu
fchicken, vnd ocli
nicht fchonde was der
andere hirren vnd ro t-
mannen vnd dor-
imi^lidflnfBlhigou rat-
manen eynen knmp
anebot voreuelicli An
derfelhigen ftat vud
indes re;n[e] diner
vndnochvalger fwerl
vnd meffer ciogen
iiir r|v r;itm,iiuio,vnd
WEIS aus dem hawfe
loffende In eyn andir
hans feynis frundis
rieh wart fam ende mit
frundenvndmit frem-
den, dj her gehabin
mochte, mithamifch
vnd mit were wedir
dj- ratmaiiiio, dy do
wichin vnd woren
famende lieh mit eren
hvmpan uff das rath-
haws vnd lifTen
Bchreyen cza hant
obir alle dy ttat, wer
getrewe dem konige
were vnd dem rate
vnd der ftat gebor-
famen, das der q wema
238
Katnlni ncki.
Nach Op I.
Naoli K
Si conful aut
feabinuR in
negocio ciui-
tatis exifteus
fiiie lefione
per aliquem
porturberetur
moleftia, ver-
bi» vel faetis,
et fi fuper hoc
confules cum
fenioribuH ali-
quem arbitra-
lem penam
ftatuerunt, ea-
dem pena mo-
leftator con-
fulis aut fea-
bini mulcte-
tur. Si antem
fuper hoc*
nullum arbi-
trium eft fta-
tutum , tunc
in voluntate
eft confulum,
quid de facto
huiusmodi
funt facturi.
Ap eyn rot-
mann adiroyn
gefwom man
yn der ftat
gewerbe be-
trewbit wurde
mit wortin adir
mit werken,
habin ze dor-
obir evne wil-
lekor, dy mo-
gin ze richten
yn ficzczen-
dem Mtule ;
habin ze abir
keyne wil-
koer, zo mo-
gin ze das mit
demo fache
waldin haldin,
wy fo wellin.
Wirt abir dy
zache von
deme richter
vorburgit, be-
kennet her
dafl , zo mu8
her das buffin
mit XXX fchil-
Nncl» O.
dafl Rathhaufl kom-
men und Gehorsam
halten solle, — fra-
gen wir euch, was
dieser Mann für Alles
das und für Jeden,
der hinter ihm ge-
standen ist, leiden
solle und was er ver-
fallen ist von Rechte?
Hierauf sprechen
wir »Schöffen vonMag-
deburg ein Recht :
Wenn die Rathmän-
ner irgendwo in städ-
tischer Angelegen-
heit sind, wer sie be-
schimpfen oder schel-
ten oder das Schwert
oder das Messer oder
eine andere Waffe
gegen sie ziehen wür-
de, der soll jodem
Rathmann .SO Schil-
lingeverbüflson. Auch
den anderen Rath-
männern, falls sie ihn
beflchuldigen, das er
ihnen das zur Schan-
de gethan hat, und
er dies bekennt, soll
er jedem 30 Schil-
lingo bttsAen und ist
auch dem Vogte nach
jeder Busse 8 Schil-
lingo verfallen. Be-
kennet er dies aber
nicht, so kann er dem
nach Rechte entge-
hen als Recht ist.
Auch wenn die Rath-
männer ein gemeines
Narh T.
czu dem rathhawfe
gehorfam czu haldin,
— no froge wir, wa*
derfelbige man abir
evn fulcher vme alle
dy gefehlt vnd vme
eyn iczlichin an sey-
neu nochvalger ley-
den fülle abir beftan-
den fpv von rechti«
wegin ?
Ilyniff spreche wir
fcheppon der statMey-
denburg eyn recht:
Miffehandilt ymant
ratmanne mit fchelt-
worten adir kämpf
anbaÄ't adir fwert abir
meffer uff fe czuhet
adir andir wofün, fo
fp in dor ftatgewerbe
gefant feynt, der fal
eyn das vorbuffin ey-
me iczlichin mit xxx
fchillinge, ap fe den-
ne vor gerichte be-
fchuldegenvnd ienir,
der befchuldiget wirt,
des vor gerichte ken-
net. Auch so mogin
dy anderen, dy in
den czeytin ratman-
ne feyn,dorvmmebe-
fchuldigen, das her
en das in fmeheit
habegeton. Bekennet
her is donne, fo fai
her iczlichem rat-
manno, dy on befchul-
digen,ouch xxx Schil-
linge czu buffe gebin
vnd dem richter fo
manch gewette, alz
* Ist aus Op II ergänzt.
Die polnische Reconsion der Magdeburger Urtheile.
239
Nach Op I.
Si autem mo-
leftator fpon-
te confeffas
fuerit, tunc
pro moleftia
lefo XXX foli-
do8 componat.
Eciam confu-
les poffunt
moleftatorem
convenirejure
pro eo, quod
moleftauit ip-
fonim confra-
trem ipfis in
dedecus et in
contumeliam.
Et fi raolesta-
tor confitebi-
tur, tunc cui-
libetconfuhim
per XXX foli-
do8 folnat et
jndici tot pe-
VLKB, qiiot fol-
uit emendas.
Nach Ky.
fingen hellirn
g^emeynir
monczo. Vnd
dv and im rot-
manne mogin
en dorumme
befchuldigen ,
daz her das
on czu fmocb-
heit getan ha-
be. Bekennyt
her des , so
mus her icz-
1 ich im bnffin
XXX fchillingo
vndderaerich-
ter also man-
clio wette. Tftt
eyn man zni't
icht wedir der
ftat zaczunge,
das vorbnffit
hermitiiiwin-
difchin mar-
kin, daz fvnt
xxxvi fchil-
linge. Auch
trete eyn rot-
man bey fey-
nen frunt vnd
ftnnde wedir
den rot mit vn-
rochtir zam-
meminge, der
buffit xxxvi
fchi Hinge vnd
ift nvmme
wirdigdes ftu-
lis.
Nach 0.
Gebot erlassen, dass
bei einer solchen Ver-
anlassung Jeder auf
das Rathhaus kom-
men soll, wer es ver-
säumen würde, der ist
die städtische Will-
kür verfallen, das
sind drei slovenische
Marken oder 36 Schil-
linge, oder wie die
betreffende Willkür
sonst lauten mag,
die von den Rath-
männern mit Rath
und mit Erlaubniss
der besseren Bür-
ger festgesetzt und
öffentlich ausgerufen
ist. Auch wenn Je-
mand eine Zusam-
menrottung verur-
.sacht mit Harnisch
und andern Waffen
gegen die Rathmän-
ner, der soll auch die
städtische Willkür
verbüssen laut der
vorgenannten Fest-
setzung vom rechten
Rechte.
Nach T.
her manche baffe ge-
bit. Bekennt her das
abir nicht, fo mag her
vnfchuldigwerdenalz
recht ist. Vnd gebite
denne dy ratmanne
vme fulche gefchicht
eyn gemeyne gebot,
das idermann czu dem
rathawfe kommen fül-
le, vnd vorficzet den-
ne das gebot ymant,
der fal der ftat das
vorbuffen mit der ge-
meyne ftatkor , das
fy nt iii windifche mar-
cen abir vi vnd xxx
fchillinge, js en fey
denne, das dy rat-
manne mit ir wicze-
geften bruder abir
burgerrate ander wil-
kore vnd woren dor-
obir gefaczt vnd uf-
fenbar gekundiget
haben. Machet euch
ymant vngerechte
fammenunge wedir
den rat mit harnifch
adir mit gewere, der
fal *da8** vorbuffin
bey fulcher were abir
faczunge, [als doruff
gefaczt ist. Ist abir
by] groffer buffe [das]
nicht vorbotin, fo fal
man dy vngerechte
fammenunge vorbuf-
fen mit der gemeynen
ftatkore, als is - obin
gefchrebin ftet. Von
rechte.
' Alle zwischen den Sternen stehende Stellen sind aus Sa ergänzt.
* Nach Sa verbessert; in T steht: allis.
240
KAtuinUckl.
Art. Op 7105».
Nach Op I.
Si debitor
pluribuR de-
bitis involutns
fugam ab Om-
nibus fuis ac-
ceporit et cre-
ditores bona
profugi are-
ftauerunt pre-
petendo cam
auctoritate
judicis,
judex tenetur
primoarertare,
dem um alijs
iurticie mini-
ftrare comple-
mentuni tam-
diu, quantum
de bonis pro-
fugi rupereffe
poterit.
Et talia bo-
na in arefto
ftabunt anno
et die, ante-
quam valeant
venum dari.
Nach Ky
Entrynnet
eyn man von
fchult wegin,
zo mag der
richter dy
fchuldiger yn
feyn gut woi-
iln vnd das
ze gewaldigen
vor dy fchult,
vnd wer der
erfte ift, der
volfordirt fey-
ne fchulde do
alczumole,
dornoch dy
andirn.
• Nach 0.
Hat ein Mann
Schulden und er ent-
rinnet aus der Stadt
auf das Land, d. h.
aus diesem Gerichte,
in dem er sitzt, weg-
kommt, und man ihn
nicht zu Hause treffe
in seinem Gerichte,
alsdann kann sein
Gut oder seine Sa-
chen der Kläger er-
langen, der ihn ver-
klagt hat, und be-
setzen wegen seiner
Schuld und verfesten
mit Rechte nach
Rechte.
Fährt oder ent-
rinnt ein Mann aus
der Stadt, wer zuerst
durch Klage und An-
meldung sein Gut
rechtmässig belangt,
der nimmt zuerst,
was auf seine Schuld
entfällt, dann der
zweite, wenn er noch
was vorfindet, dann
der dritte und so je-
der nach der Reihen-
folge der Anmeldung,
so weit dessen Ver-
mögen reicht, nach
Rechte.
Nach T.
Fort mir ift eyn
man fchuldig vnd
veret aus der ftat uff
das lant vor fchult
vnd flut fchult in
das andere gerichte
dorch des, das man
en icht ynheymiTch
vonde in der ftat
gerichte, fo mag feyn
eygin vnd feyn erbe
der cleger beficsin
vor dy fchult vnd
irueftigin dorvor. Von
rechtis wegin.
Fort mir vert eyn
man vs der Hat, wer
feyn gut vnd feyn
erbe czu dem erften
vmme feyne fchult
beclagit hat, der fal
feyne fchult alczu-
mole voraws habin
vnd dornoch dy an-
dern, alz das ir ia
eczlicher befaczt vnd
beclagit hatte vmme
fchult, dy feyne was,
alz recht ift von
rechte.
Es ergibt sich also, dass Op I und Ky mit der polni-
schen Recension der Magdeburger Urtheile wie in Bezug auf
Inhalt und Artikelfolge, so auch in Bezug auf Wortlaut in der
That nur mittelbar verwandt sind, und dass in Folge dessen
auch die Ausbeute, die sie für eine kritische Ausgabe der polni-
schen Recension gewähren, eine verhältnissmässig sehr geringe
.• •
• •
•"• • •
• • • •
:•.'
t* faloUeba B«wuiaB it tbfSAargn QnkdlB.
ist. Doch so schwach und unaDsehnlicIi diese Ausbeute auch
sein mag, so meine ich nicht, doss cb ratheam wäre, aie bei
einer demnächst zu veranstaltenden kritischen Ausgabe jener
Recensiun ß:anz aus dem Spiele zu lassen. Dies liiesse im
vorhinein auf Hilfsmittel verzichten , die bei der notorischen
Fehlerhaftigkeit der in Betracht kommenden polnischen und
deutsch«n Texte hie und da doch von einigem Nutzen sein
könnte. Schon die hier vorliegenden Excerpte (vgl. insbeson-
dere Op I 28 und 105') beweisen dies in einer ziemlich augen-
Bcheinlichen Weise.
Die Bedeutung der in Rede stehenden gekürzten Texte
lltsst sich aber, wenn wir ihr Verhültniss zu der polnischen
Recension bei Seite lassen und sie nur an und für sieh be-
trachten, auch noch dadurch begründen , dass beide eine An-
Eahl von Schüffen Sprüchen enthalten, die ohne Zweifel von
dem deutschen Oberhofe zu Krakau herrühren. Als Beweis
desaen erscheinen speciell folgende zwei Momente: 1. es wird
die in Op /, beziehungsweise die in Ky vorhandene Sammlung
in diesem letzteren Text ak .sewfimc«, ducmle per Hcalnnos jwris
tiieictunici M[agile.hur^enfia^ caftri Ci-acouien/is' declarirt, was
wohl nur unter der Voraussetzung einen gewiesen Sinn haben
kann, dass dem Schreiber der Sammlung nicht blos einige
wenige, sondern eine grössere Anzahl der hierselbst enthaltenen
Schöffen Sprüche als Urtheile der Schaffen von Krakau bekannt
waren ; 2. es hat sich bei einigen von den ans Oft I und Kf
in der polnischen Recension und auch sonst nicht nachweis-
liaren Schöffensprüchon in Ky noch ganz ausdrücklich die
Pormel erhalten: Hyruf spreche wir scheppm non Cracaw eyn
nekt,^ Die in Rede stehenden gekürzten Texte nehmen also,
brotzdem sie für die kritische Ausgabe der polnischeu Recension
Bur einen «ehr beechrftnkten Werth haben, vom historischen
Standpunkte doch ein etwas grösseres Interesse in Anspruch
und sind namentlich die in ihnen enthaltenen Krakauer Schüffen-
' Uebrigens nucli jene Artikel von Ky, die in der Rubrik 0 der Tabelle tu
ilvch drei Punkte tnarkirt aitid, werden in Kfi, wo sie viel roltständiger
erlialten siml, ^rasutentheiln (vgl. diefliezilglich den von lÜBcbotT im
Arebiv für Oaterr. Gesuliichte, heransg. von der ksia. Akademie iler
Wiuenach., Bd. 3U, S. 11 — 19, veröffentlichten Abdruck) al» Urtheile der
K<^Cffen von Krakau beiieii'.linEit.
SitllDKibti. i. phil.-hiil. CL. l.'II. M. i Hfl. 1(1
242
Katuin iaoki.
sprllclio als ein l^cispid (1(t Anwendung dos BücliBiRolion Rechte
auf polnisclie Zustilndo wichtig genug, um bekannt zu werden.
Ich hoffe sogar, dass ich (hin Guten nicht zu viel thun werde,
wenn ich diese Schr»ff(;nRprrich(» , die l)is j(ttzt durch Druck
noch nicht veröffentlicht wurden, hier ganz niitthcilc:
n) Krakauer Seh offen sprll che, di«^ sowohl in (>// /, als
auch in Ky vorhanden sind.
Art. Oj) I 1 .
Do suiH'Uoctilc ciniuiii villanornin (^t
oii])i(1;iiioruiiiJ
Oniiios eines ojiidani (>t villjiiii.
juri fiibjocti M<\vd<?l)urioiifi »l:int ai
r(H-i)iiaut. vnaiii <»t (>:iii(I(>in ru]K»llpr.ti-
lf»ni.- Eciaiii fujM»llnx fjxH'tat. a<l jmi-
xiiiiniu apfiiataiii matriK fiuo toiiiiiu«
ot iion ad ^ladiuiii.
NiiWi h'y.
X'oii j:«d)a\vir ^oradi« vml |mrjror.
Allo j,'"«dia\vir vml piirj^or, so zicz-
c/Aw vn rti'tiu adir vii dui'f(>ru vii
iiH>d(diur<;isc.iiiiii nM'ljt»«, dy ;ro])iii viid
nniiH'ii allo i»viiorlov «rorado. Ocli
^^olir»rit ily ^'orailo an dy iHil'to Hpille
und iiiclit au das orlir adir fwort.
Art. Op I 2.
Do. brafcatnrilms.
Qnidain iiicn1])atus hrafrator <lo
tritici diinimu'iotio , coraiti Hcahin'iH
idoni l»raf<yitor roi'opiumit. nu-opiffft
(lo eodniii tritico diios o.horoH. INinton
Actor iion crodidit t'intuiii dun«! o.lio-
roH rofoptii.H fui.s8o do fui» tritico.
Tpfo nefi^anto jus d(«tulit iurauinuto
ter propria manu ovadcro.
lUim ap oyu mau ovuo fadio bowovfte
mit ii sitliopjdn, wy yni dor audir
dnrobir majj «roriolitiii.
Ersamou lihiu tVuiido, owir fri»jre
halio wir wnl voruoniou, wy daz
scli(>ppiu frosiut liat yu das molcxliaws,
dy bozohou hau, daz woyze ^oflrowit
was, viid jouor v(»rmutfi .Mich iif Ja-
ouß. Dnruf S])ra('h Jacuß: uoyu vud
bükauto lior wodir Vdi- don fchoppiu,
lior hetto fifnnomon ii knrczo. Dor-
ui)(')i liat hör lieh mit ym vorricht
vm dy ii korczo, doniuch hat her on
auf^oclait , lior wohh^ ou uicht vor-
wiffin, Iior hott« doK woizi.s mn (i^o-
uonitm rioülit. Do fpricht ynuor: iioyii.
Ilyruf Hprorhü wir Bvhc]>piu von Cra-
1 Im Codex steht statt dieser die dor Bache minder ontHprechoudo liubrik :
Db JkUeaeUme juriw.
''-'Im Codex fbl^ noch eine nichtAsagondo Homorkunfif , die fol{rnndor-
Ihmnen lautet: Qiie tnUen ß^n^, <P^ /pedant ml fvpeUtxtiJ^ (und noch oiiz
vnkMrllGhes Wort).
Die polnische Recension der Magdeburger Uriheil«.
243
Nach Op I.
Nach Ky.
caw eyn recht: Sintdemmole her en
nicht vorwilTen will, her hette des
weyHs me g'enomen, zo ift her neher
dovor za richtin mit feynis eynis
h&nt uf den heiligin.
Art. Op / 3.
De augmentacione et conminacione
querele.
Homo quilibet, antequam fatis da-
cionem coram judicio bannito non
fecerit, poteft fuam querelam augere
uel minuere. Eciam totum caufe Tue
debet negocium in tribns querelis
concludere actor.
Item wy vil clage eyn man getan
mag vor gehegetin dinge?
Eyn man, ee her dy gewere getan
hat, zo mag her wol feyne clage
ho^n adir nedirn vnd zal alle feyne
zache yn drey clage beniffin, von
rechtis wegin.
Art. Qp I 4.
De probacione actoris querelam poft
manum mortuam.
Actore probante querelam poft ma-
nnm mortuam intentatam rens tene-
bitur pro debito refpondere in querela
expreffe.
Qnando rens invenitur de aliqua
canTa, et idem reus allegat excepcio-
nem rei judicate, et hanc teftimonio
indicij banniti approbauerit pro eadem
eanla, de cetero nullibi tenebitur
xefpondere.
8i qnißpiam hominum domicilium
ftmm de villa in ciuitatem mutauerit
flkni nel profuge, et in eadem ciui-
JQM ciuile acquifierit, et heres
lel quicunque eundem hominem
infecutus fuerit ad trahen-
; ^[wam profugpim ad jurifdicionem
.Mf^ prefatus profugus in jure ciuili
4"^ "^^^ querulanti tenebitur re-
\
Von ynnerunge.
Tut ejm man dy ynnerunge noch
toter hant, zo mus ym yener ant-
wortin.
Von beweyfange eyner fache.
Brengit eyn man beweyfunge aws
gehegtim dinge, daz her eyner zache
frey geteilit ist, dorumme darf her
nyndirt antwortin.
Item von burgerrecht.
Ap eyn man uf eynis hern czinzo
ficzczit yn eyme creczim vnd von
danne entwiche yn eyne stat vnd
metepurger werde, vnd her angelan-
git wurde, daz her in polnischim
rechte feyner hirschaft antwortin
sulde, vnd her yn sta.trecht vorburgit
wurde, der zal nyndirt wen yn dem
statrecht antWortin.
16*
244
Kaluiniacki.
Art. Op I 5.
Nach Op I.
Caucio fidelufforia.
Si aliquis a fuo aduerfario caucio-
nem fideiufroriain rocepit et poftea
iteram alios fideiuffores pro eadem
caufa prius fideiufforibus irrequifitis
reeipiet, fi vellot ftare in caucione
cum fecuiidis iideiufroribus, ipfo fact4)
primi fideiuffores a caucione fnnt ab-
foluti.
Nach Ky.
Von bürge awsczyunge.
Ap eyn man vor eyne zache bürge
neme vnd obir daz andir burg-en och
neme wiffintlich den irfteu bürgen
adir nicht, wordin ze nicht gefrogit
bey deme namen, ap ze unten wei-
din ften yn der burgfchaft vnd mete
globtin ze feyn ledig von rechtis
wegin.
Art. Op / 6.
De citacione capitane[i] ad jurif-
dicionem.
Si quis ciuium [per] literam aut
figillum capita.nei ad iurifdicionem
ciuitatis de parendo juri citatus fuerit
et non pareat citacioni capitanei, et
actor fteterit contra citatum tribus
judicijs, vtrum citatus non parens ob
contumaciam fit convictu»? Refpon-
l'um: Si talis non citatur odicto ad-
vocati uel fui pedanei, parcre do jure
non tenetur.
Von ladunge des howbmannis.
Ap eyn mau mit des howpmannis
jngefegil yn das f tatding geladin wur-
de vnd der cleger uf eynon irftunde
den longifton tag, ap her dem clegir
der fachen vorfallin zey? Antwort:
Ift der man mit des ffoytis czeicliin
adir mit deme fronebotin nicht vor-
geladin, zo bleibit her ane wandil,
zundir, wenne her kumpt vor recht,
zo mu8 her antwortin.
Art. 0/; 7 7.
De contencione duorum.
Duobus aduerfarijs coram judicio
verbauter contendentibus , dominus
capit'ineus et advocatus ipfis conten-
dentibus corara judicio bannito pa-
cem ßrmaverunt cum pena vallata x
marcarum partibus non contradi-
centibufl. Demum altera parcium
aliam invafit vi armata. Queritur,
vtrum in pena vallata debeat fucum-
bere? Refpondetur: Pacis indicte
violator cum fuis conplicibus in pena
vallata ipfo facto funt conuicti.
Von fredebrechern eyns gehegtin
dinges.
Erfamon libin frunde, alzo ir viu
fchreibit, wy das eyner den andern
flecht angeklagit hat, und der ant-
werter yn frede komen ift, den der
richter nnd der houpman gebotin hat
noch des rechtes lowfe, was dy vor*
fallen zint, dy den frede gebrochen
han vor ewirm gehegtim dinge mit
enblofungo erys wofins. Antwort: Der
den frede gebrochen hat vnd alle
feyne nochvolliger dy fynt alle Tor-
fallin alzo hoch, alzo der richter und
der howpman frede gebotin han ans
gehegtim dinge. Von rechtis wegin.
Die polnische RecensioQ der Magdeburger Urtbeile.
245
Art. Op 18,
Nach Op I.
De non credicione vnus alteri.
Si coram judicio bannito vnas
diceret alteri: iioii credo tibi nee
credere volo, vtrum talis fermo fit
contumeliofus et vtmm pro . huius-
modi fermone prolato debetur parti
emenda et judici pona? Refpondetur:
Nee non parti nee judici, quia non
dicitur eontumelia.
Nach Ky.
Was fmeunge fey.
Spricht eyn man czu ejnem andern
manne: ich globe dir nicht und wil
dir nicht glowbin, donimme darf her
ym keyne buze noch gewette gebin
dem richter.
Art. Op 7 9.
Decrotum feutoncie iniufte Icabi-
norum.
Scabini iniuftam deeeruentes fen-
tenciam, arbitrantes ipfam iuftam,
demum eadcm fentencia juridice
reprobetur ' et per jus fupromum
retrahetur , vtruin fcabiiü pro tali
fentencia judici aut parti lefe tene-
antur? Refpondetur: Non, quia melius
deceruere nefciuerunt.
Ap eyn feheppe vnbeftendig orteil
awßfpreche.
Auch libiu frunde, alz ir uns ge-
frogit yn ewirm scheppinbrife vm
eyn orteil, das der seheppe awßge-
fprochin hat, das ift euch wedirteylit
durch vnfer orteil, dorvmme durffit
ir nicht von Petir Blunkem vnd von
feynem wedirfachin keyne not leydin,
von rechtis wegin.
Art. Op 1 10.
Ffemina arestauH hominem in con-
claui fuo pecuuiani ipfius afpor[tare
voientem].
Quedam femiiia fuperveuit quen-
dam homineiu corrupte intencionis
in conclaui fuo, qui furtiue pecuniam
femiue afportare conabatur. Et eadem
femina, vifo füre, proclamauit. Ad
cuius clamorem fiui^uli vicini prefa-
tom furem profuguin funt infecuti.
Ipfo eciam clamaute, toneatur für
fugiens. Domuni eadem femina pro-
pofuit fine clamoris fuffragio fimpli-
ceter^ dicens: Propono, quod ipfe
für corripuit michi pecuniam de meo
conclaui et, dum ipfum pro dam af fem.
Von eydin tun vor dewbe uf fluch-
tigen fusse.
Erfamen libin frunde, ewern brif
habe wir wol vornomen, wy daz eyne
vrawe goclayt hat, das der antworter
yn er vir pfelen begriffen were, und
ze befchregin vnd nochgefolgit hette
uf fluchtigem fuze, und her dy fchey-
bar lat aws der haut geworfin, ap
dy lewte nicht czeugin füllen, was
ze gezeon han? Antwort: Ich be-
kenne, das ich zu dem czetirgefchrey
gelüffin ben, alz eyn andir nockebar
obenwenig und nedirwenig, vnd ze
mir das tut in vngunft, vnd ich alhy
* Im Codex steht : demum eandern /enteitciam jurifdice reprobelnr.
* Im Codex steht: fuppUciter, •
246
Kalainiaeki.
Nach Op L
prefatus für » f e proyecit pecuniam.
Reus refpoudit: Ego ifte nichil fe-
mine fateor, et fuper teftes eins
me noD remitto, et fto coram judicio
flcut iufius homOf nullam fi^om
furti habeiis, [et] requiram in jure,
vtrura propior Tum evadere obiectnm
michi motum? Refponrum: Si reus
metterciiis de innocencia eft aufns
evadere, tacto facramento faam inno-
cenciam expurgabit.
Nach Ky.
(le alzo eyn fchone man, das mir be-
kennyt der fcheppe, vnd ich mich
an eren geczeug nicht kere, and
auch keyne deube, kleyne noch gros,
ny benampt ift. Hyruf fpreche wir
fcheppin zu Cracaw eyn recht: Be-
weifit .der man zalbdritte, das her
vnfchuldig fey, was ym dy vrawe
fchulde gibt, uf den heyligin, so
bleybit her ane fchadin.
Art. Op 711.
De contractu empcionis coram judicio.
Contractus empcionis , aDtequam
coram bannito judicio non confirme-
tur, vigorem non habet, quia emptor
prupior eft empcionem fuam evadere
iuramento, et hoc ideo, quia vendicio
nee empcio debent fieri in locis an-
gulofis et opacis, Ted fubrie et clare,
die luco coram fide dignis eft cele-
branda fori contractus.
Von kaoffin.
In man ift nehir eynis ka^'fis ge-
recht KU werdin, wen yenir af en
czu breng^n mit geczeuge, alzo fere,
ap der kauf nicht ufgereycht ift vor
gehegtir bang, wen eyn kauf sal
nicht gesehen yn eynem wynkil nach
bey nacht undir trunkin leutin.
Art. Op 1 12.
De tidoiuffore ad ftatuendum prin-
cipaliter.
8i quispiam fuerit tideiuffor ad fta-
tuendum tideiufforem coram judicio
bannito, hunc ftatuere debet, nifi
legale impediret impedimentum. Si
autem non coram hannit<i judicio
ftatuere debuerit, fed coram judiee
ad cortum diem, hunc ftatuere debet
a felis ortu ad occafum et expoctare
actorem ; et fi actor non paruerit, ex-
tunc fideiulTor liber erit legali cef-
fante impedimento.
Von gefteltniffe.
Wo man eynen man globit czu
geftellin uf eynen tag, do hen xal
man en geftellin. Auch ift yenir nicht
do, deme man defin geftellen zülde,
zo fjmt dy burgin frey, ys beneme
em denne echte not. Auch wird eyn
man bürge vor eynen vor recht nf
eynen nemelichen tag zu geftellin,
und benumen nicht gehegit ding und
geftellin en uf den tag vor den foyt
und tun das deme forderer czu wiffin,
wil her nicht dorczu komen, zo fynt
dy bürgen frey. Auch fullin dy bür-
gen des furderers eynen ganczin tag
czu deme foyte beydin.
Die polnische Recension der Magdeburger ürtheile.
247
Nach Op I.
Reuocacio Teutencie jurati per ipfuni.
Si scabiiuis fentenciam, quam de-
creuit, reuocauerit agnito errore, in
hoc non delinquit noc huiufmodi
reuocacio derogat fuo honori. ,
Art. Of 1 13.
Nach Ky.
Von wedirruffunge orteils.
Wedirruffit eyn scheppe eyn orteil,
daz her vor vnbeftendig hat awsge-
fprochiu, das tut her mit rechte and
iltot ym [das] nicht czuvor.
Art. Op 7 14.
Quum quis derogauerit femine uel
virgini.
Si quis virgini uel femine verbis
derogauerit contumelioßs et per hoc
convictus fuerit fiue fponte fatetur,
in XV folidis moneto vfualis con-
dempnatur et in penam.
Von juncfrawen wergelde vnd buzze.^
Auch gibit man eynem weybisbilde
XV fchillinge hellir vor obilhande-
lunge adir fchaltwort.
Art. Op 7 15.
Qum quis derogat confulibus et
scabinis.
Qiiociens quis confulibus et sca-
bini.s derogauerit, quod iniuftas fen-
tencias decreuerint, tocions quilibet
ipforum in XXX fulidis conderanetur
et judici tot penas, quot perfonas
infamauerat.
Von beredunge der scheppin.
Auch alzo ufte, alzo eyn man dy
scheppin adir rotmanne berette, daz
ze vnrecht teyltin, alzo ufte mus her
yczlichim xxx fchillinge gebin vnd
deme richter alzo manch gewette.
Art. Op 7 16.
Qum quis fimplici querola arripitur.
Vbi quifpiam fimplici querela fue-
rit inventus, ibi rous tenehitur re-
rpondere nee poterit actorem ad
aliqnam probacionem caufe compcl-
lere.
Ap man dy yunerungo tun zal?
Clayt eyn man f lecht, zo zal yenir
flocht antwortin und der clegir darf
yemo keyne ynnerunge tun von rech-
tis wogin.
Diese und die nächst vorangehende Rubrik bilden, da den Artikeln Op IIS
und 14 in Ky ein Artikel entspricht, in originali eine einzige durch
ein ,und* verknüpfte Rubrik; ich habe sie aber, um die Vergleichung
mit Op I besser bewerkstelligen zu können, in zwei besondere Kubriken
geü'ennt.
248
Kalniniacki.
Art Op in.
Nach Of, I.
Actor contra ream proponit tres
qaereljM.
Qaidam ncUft prcyponit contra ream
ite» qnereliu, qae reqaantnr. Prima
qn#^ela talis eft : Domine judex, ego
pr'^ypono, qnod mens adnerrarias con-
to meliofe derofrando mihi dicit: Ma-
kes c/^rnfaltinom coUoqnium, qui[a]
te ad hoe iaciendam ardna ftringit
neeeffitas. Hoc actor exiftimat ad
X marcaa. Secanda querela: ITtad
jns pofTet in Tilla Talere, Ted non in
ciaitate. Hanc jnioriam exiftimat ad
XV marcas. Tercia qnerela: Tu por-
tas ortilepa fub palio. Hoc exiftimat
ad XXX marcas. Demum plürs aduer-
fa recojn^ouit premifTa dixiffe. Actor
petit ipfum in extimatis condemnare.
Refpondetur:* Premiffa non fuiit con-
tumeliofa, ideo actori nihil tenebitur.
Nach Ky.
Von rede, dy nicht fmeunge mag
gefeyn.
Eyn man clait czum andim drei
clagen. Dy errte: Bekoft euch gar
wol, ys tut euch dy not. Das achte
her uf X marc. Secunda: Das recht
mochte dausse yn dorffem wol tog^n,
adir hynne nicht. Das achte her uf
XV marc. 3»: Ir tragit orteil vndir
deme mantil und aws ewim hutten,
donindir ir ftet. Das achte her uf
XXX marc. Der dreyer clage bekante
der autworter. Dornoch claite her
andir feyne rede. Do fprach der ant-
worter: Ich bekenne feyn dorum,
das her geton hat; donimme mufte
her mir vnd meyner vrawen bufTin
und deme ffoyte wettin YÜi fchil-
liuge hellir.
Art. Op / 18.
Quomodo quis anuncitat de parendo
■ •
Von vorclage.
juri.
Qui aliuni per ciuittatis minifteria-
lem fiuo bodellum citauerit de pa-
rendo juri, ille primam aquirit quere-
lam, nifi para altera uffot lefa, quod
non potuiffot pedaneum fiue judicem
accedore.
Wer den andern mit fronebotin ee
vorgeladiu hat, der boheldit dy vor-
clage, zundir ap yenir fcheynbar tad
beweyft hat.
Art. Op 719.
Do obligaciono ortilegij.
QuAiido ortilogiuin de voluntato
fiMfciiiui ad Judicium oblatum fuerit,
qnod IpfiM n jure fu|>rom«> eft porta-
tiifii, lioo pnr» neutra poterit ropro-
tiarn, nifi lioc fub condiciono aliqua
fiJirlplatur.
Von gekauftin ort«yln.
Wenne man orteil holin leyt mit
w^illiti beydirhalbin , dy orteil kan
mit rechte koynir nicht gefcheldin,
ys gefclio denue yn vndirfcheit.
' litt ('odox xtoht: rt/pondeo oti.
Die polnische Becension der Magdeburger Urtheile.
249
Art. Op 1 20.
Nach Op I.
Nach Ky.
Probacio caufe ex querela.
Si quifpiam iu fua querola ad pro-
bacionem Tue caufe fe aftrinxerit, hoc
debet probare iuterim, quod iudicium
exerceatur.
Art. Op
Quando quis qiieriilatur cum teftibus.
Si querulatur qais cum teftibus et
reus (impliciter narrata uegat ^ et ac-
tor detulit juramento rei, tunc reus
euadet iuramento. 8i autem actor
non detulerit reo, fed wlt cum tefti-
bus eonviiicero, tuuc reus iurare folus
non poteft, Ted cum hominibus fibi
iunctis, et hoc intelligitur in accione
ciuili.
Von vonnerßn der geczeuge.
Welch clegir fich yn feynir clage
adir fache geczeuge vormiffit, der
zal ze gestellin, dyweile ding wert.
721.
Von clage mit geczeuge.
Clait eyn man mit geczeuge und
yenir fpricht flecht: neyn, let der
clegir yeme den czog, zo entget her
ym mit feynis eynis hant. Spricht
her abir, her welle uf en beweifin
noch deme rechte, ab her des nicht
neher were czu tun, zo bricht her
yeme den eyt.
Art. Op 1 22.
De aftrinccione obiecti.
Si quis aftrinxerit fe pro aliquo
obiecto ad certum diem et hoc non
fecerit, extunc poteft fibi uegociacio
ciuilis^ prohibori, sed ad fimplicem
alicuius delacionem nou poteft quis
honore priuari.
Von entfchuldigunge eyner fache.
Vorpflicht eyn man eyner fachin
czu entfchuldigin vor eyme rote adir
vor geheg^m dinge uf eyuen genan-
ten tag, tut her das nicht, zo mag
man ym seyn hantwerc nedirlegin
mit rechte; adir noch eynis mannis
beredunge kan man keynen gewerfin
von feynen eren, her ift des neher
czu entgen.
Art. Op 7 24.
Qum quis de incendio convincitur
teftibus.
Quidam liomo iudicialiter convictus
cum teftibus, reus querulata negauit,
jus detulit reo jurare metfeptimo,
reus oxpurgauit fc iuramento, actor
aftringit fe roum conuincere de per-
iurio, queritur,an poffit? Kefpondetur:
Ap man eynen meyneydis mag obir-
winden?
Eyn man fwur dem andirn falbfe-
binde vor eynen brant vnd vor dre-
unge, do her gefwur. Do ftunt yenir
mit geczeuge und fprach offiuberlich,
her hette meyneyde gefworn. Doruf
vrogitte der befchuldigte man den
^ Nach DI verbessert-, Op I hat: ilicü,
2 Auch diese Stelle ist nach D I corrigirt; Op 1 hat: negodo ciuili.
250
Kaluini Acki.
Nach Op 1.
Ex quo jus decreuit* reo euadere,
prout evafit jnramentis, [extunc] ac-
tor reum de periurio coiivincoro non ^
poteft, quia ezemcionem rei iudlcato
pro fe habet. De hoc habetur in pen-
ultimo folio in acticatis.
Nach Ky.
foyt, wy her en gefangen hette czn
eyme bawir obir tyfche effende und
kerte ßch an keyuen geczeug, ap
hör nicht neher bey demo rechte were
czu bleibin, wonne keyne scheynbar
tat uf fluchtigim fuze bey ym be-
griffin were? Hiruf eyn recht: Sint-
demmole der man yn hanthaftiger tad
nicht begriffin ift vnd ym der czog
mit erhaftigon leuten czu entgen ge-
toilit ift vnd her gerecht wordin ift,
zo kau en der clegir in fulchir fchicht
meyneydis nicht obirkoraen.
Art. Op 7 25.
Qum caufidicus caufam non promifit
procurare.
Quidam caufidiius promifit coram
judicio bannito caufam non procurare
contra quandam feminam. Domum,
promin oblitus, onus procuratorij con-
tra feminam fufcopit. Ffemina racio-
nem promifit. Queritur in jure, vtrum
facere poffet contra promiffum, coram
bannito judicio ewlgatum ? Rofpon-
detur: Non poteft, et debet femine
foluere emendam et judici penam.
Von globde vor gehettir bang, ap man
das halden zai?
Hat der man der vrawen globit
vor gehegtir bang wodir ze nicht zu
redin, das zal her haldin vnd dorum-
me, das her hat wedir ze geredit,
zal her buffin vnd dem richter wettin.
Art. Ol) 7 26.
De mancipacione alicuius per judi-
cem.
Si judex aliquem propter excoffum
incipauerit perpetratum et confui oun-
dem detentum emiferit de cippo, con-
ful ipfo facto in pena judici Condom-
natur et hoc paciatur, quod ipfo emif-
fus fuit paffurus. Si autem scabini
teftificantur, quod judex oum iniufte
incipauit, tunc conful nuUam penam
tenetur, sed tamen consul dobot emif-
fum coram judico ftatuoro.
Was der rotman beftandin were, der
eynen awsliffe ane lobe des foytis?
Leßt der rotman eynen aus, den
der ffoyt mit rechte yn hat gesaczt,
zo wettit her dem richter viii fchil-
Hnge hoUir vnd ift des vorfallin, das
yenir fuldo leydin. Adir dirkonnen
dy scheppin, das her czu vnrechte
foy yn gesaczt, so zal her en geftellin,
zo bleibit her ane wandil vnd ift dem
hern nichfiiicht Vorfall in.
* Nach D I corrigirt ; Op I hat : quod jus decreuerü.
2 Aus D I ergänzt.
Di« polnische Becension der Magdeburger Urtbeile.
251
Art. Op 127.
Nach O^y I.
Quando ex contencione vnus alium
interficit.
Orta * contencione vnus alterum in-
terficit et in continenti, ne manci-
paretur, auffugit. Poteftas ciuilis occi-
forem ad parendum juri ter citare
fecit. Quo non comparente, per Ten-
tenciam juris eft profcriptus, quia fe
per fugam idem homicida ipfo £Eu^to
fecit reum. Dominus temporalis re-
quirit in jure, vtrum fuccederit bonis
homicide profugi relictis ? Refpon-
detur*. Non; ex quo profcripcionem
patitur, quam incurrit ipfo facto, do-
minus temporalis nichil habet in bonis
homicide, et profcripcionem tamdia
pati debet , quoufque cum amicis
interfecti componantur.
Nach Ky.
Von mordern, ap dy von erem g^te
entwichin, was der erbhirre czu deme
gute habe?
Rotleute czur Landifhute frunt-
fchaft czuuor. Erfamen libin hem,
eyn mort ift gefchen in der ftat vnd
der morder ift entwichen und ift ge-
echt von feyme gpite vnd hat geladn
weip und kint. No frogit vnfer herre,
ap her nicht czu dem g^te, do her
von entwichin ITt, recht czu habe.
Do böte wir vnTem hem, das her vns
liffe bey dem rechte. No wiffe wir
nicht, was unferm herrn dovon gefol-
gin möge, bitte wir vns czu vndir-
weifin.
Aduocatus et jurati caftri Craco-
vienßs. Erfamen libin frunde, uf ewir
froge fpreche wir czu eynem rechte:
Sintderczeit der firedebrecher uf fluch-
tigim fuze yn firifcher tad ift vnd hat
och dy ochte dorumme geledin, dor-
umme ift her feynem hem an feyme
erbe vnd an feyme gute nichfnicht
vorfallin, zundir dy ochte mus her
leidin noch ewir ftatrecht alzo lange,
bys das hers mit des frunde vorrichte
vnd der ftat vnd gerichte genug tut,
vnd der erbhirre hat czu feynen gut-
tirn nichfnicht.
h) Krakauer Schöffensprüche, die nur in Op / vor-
kommen.
Art. Op 723.
Qum quis obligat fe teftibus probare.
Qui fe obligat ad aliquid per teftes probare infra fex feptimanas, hoc
faciat ftatim, n wlt.
> Nach dem Lemberger Text verbessert; Op / hat: Si a.
252 Kaluiniacki.
Art. Of I 77.
Si quis querulatur xxx marcas uel bona mobilia poft mortuam manum.
Si qaispiam querulatur aduerfus alium xxx marcas uel aliqua bona
mobilia poft mortuam manum, reo firapliciter uegante, volens evadere iuxta
iurif formam , super quo talis datur diffinitiua : Ex quo actor fimpliciter
querulatur poft mortuam manum, teftes non nominando, extunc reos pro
qualibet querela metterciuB juramentis debet evadere. Hoc de forma inriT
fcripti Maydburgenfis caftri Cracouienfis.
Art. Op7 91.«
Scabinus dicit sentencias decemere fecundum propoHcionem allegata[m]
et non fecundum confcienciam. Eciam litere fentenciarum non alibi debent
apportare, quam coram judicio banito. Eciam legittima refignacio fieri debet
coram judicio ciuile et citra dies.
Art. Op 7 92.2
Quidam rendidit domum pro certa peccunia et eam coram banito
judicio emptori non refignauit. Tandem eadem domus ig^is voragine extiüt
incinerata. Queritur: Cuius dampnum fit, an venditoris aut emptoris? Re-
fpondetur, quod venditoris, quia ipfe domum habuit in fua pofefTione, quamdiu
[i]pfum non refignauit.
Art. Op I 93.
Ab ortis humulatis [et] brafcatorijs tenetur exactionari, nifi alicui ali-
quo cenfui fiue tributo premiffa subiaceant.
c) Krakauer Schöffensprüche, die nur in Ky vor-
handen sind.
Art. Ky 4.
Von frejunge erbis.
Eyn vorkevfir e3mi8 erbis zal eyn erbe frejen jor und tag; ap her
das tut, zo ift ym yenir schuldig seyn gelt, wy hör das mit ym abegeredit hat.
1 Ich muss hiebei ganz ausdriicklich bemerken, dass ich zwar sowohl diesen,
wie die nächstfolgenden zwei Artikel mit Op I bezeichne, dass ich sie
jedoch, da Op I an dieser Stelle lückenhaft ist, aus L (1) entlehnt habe.
' So Manches scheint freilich dafür zu sprechen, dass dieser Artikel mög-
licherweise eine bloose Umarbeitung des Art. Kß 267 (b. Bisch. 262) ist.
Die polnische Reeension der Magdeburger Urtbeile. 253
Art. Ky 9.
Von fordeninge morgengobe.
Fordirt eyn man morgengobe adir andir fchult, vnd fpricht: is ift
befchrebin yn der scbeppin regifter, das yenir fchuldig were, ynd der cleger
lipte keynen geczewg, vnd der antworter fpricht: ich habe is vorricht, das
wü ich beweyfin mit den richtlevtin, welcher no nehir ift, das za behaldin ?
Hy[r]nf eyn r[echt] : Der antwortir zal is beweifin uf den heiiigin zalbdritte
mit feynen vorrichtlevtin.
Art. Ky \\,
Von vorczyunge der eyde.
Ap eynem manne eyde geteylt werdin , vnd her nicht eynen vor-
fprechin bette ^ der ym hülfe von den eydin, der mag wol habin dy vrift
xiii tage von r[ echte].
Art. Ky 12.
Von meyueydir, ap dy andirweit gefwerin mogin ?
Wirt eyn meyneyder flecht beclait vnd her fpricht flechter: neyn,
dovor mag her gerecht werdin, ap her tarvor gotes vurchte.
Art. Ky 17.
Von wergelde kanipferti<rftr wundin, dy do lemden brengin eynis
ganczin armis.
Foyt und scbeppin des obirften rechtes czu Crocaw af dem hawze.^
Libin frunde, ewir froge habe wir wol vornomen vm wergelt, waz daz fey
adir wy vil daz mache. Hyruf fpreche wir eyn recht, das dy bürgen deme
manne vor feyne lembde fallin gebin eyn halb wergelt, daz feynt v marg
gemeyner moncze, dy do genge vnd gebe ift ym lande, vnd deme richter
feyn hochftis gewette, daz do folgit noch deme wergelde, daz feynt xxx fchil-
linge gemeyner moncze, vnd dy bürgen fynt domete frey.
Art. Ky 18.
Von morgengobe.
Clayt eyn weip morgengobe noch totir hant, dy mag ze behaldin
zalbfebinde adir mit erys eynis hant mer, wen yenir dovor möge gerichten.
Morgengabe zal man beczalin aws des mannys gute alzo ferre, alzo das
gut wendit.
^ Ich mache auf diese Formel noch ganz besonders aufmerksam.
254 Ka}n2niac1ci
Art. Ky 33.
Von der gerade, was dorczn gehoryt vnd wy man ze czeugin zal
von rechte?
Fojt und scheppin des obirsten dencyin rechtes czu Cracaw nf deme
hawfe.i Libin frunde, uf ewir vroge gebe wir euch eyn recht: Sintderczeit
wir dem manne gefprochin habin dy gerade vnd dj her mit leuten bewjsy--
fit hat ane eyde, vnd der wedirsacher ze nicht nedirlegin wil ane eyde, ap
her vn» vnd euch vnd deme clegir nicht buffin fülle? Auch frogit ir, was
dy gerade fey? So fpreche wir czum rechte, das der clegir fweren zal uf
den heiligin mit czwen erbarn mannen, dy nicht feyne broteiXin feyn, was
der gerade do geweft ift, vnd fullin ze benennen, vnd was her denne nicht
gebit, so wirt her bussewirdig. Zo gehorit yn dy gerade :' Silberinne
tryncvas, loffil vnd alle fchaf, bette, pfol, leilaehin, koffin, fperlach,
banclach, vorhenge, tyschlach, tepte, kultern, deckin vnd alle weipliche
cleidir, tockin, gebende, schreyn vnd caftin, do dy vrawen ere gerete ynne
befliffon, becken, hantfas, leuchtgarn, flachs, brewphannen, dy man awa
dem hawze vermitit, buchir, dy czu gotes dinfte gehören vnd frawen
phlegin zu ledn, vnd ein waschkemi, Tpygil, scheren vnd dergleich man-
chirley, des dy vrawen phlegin czu gebruchin. Von rechtis weg^n.
Art. Ky 111.
Von ofgobe der gerade, ap dy bunt habe vor gehegtim dinge?
Qebit eyne vrawe ere gerade wog adir andir gut vor gehegtim dinge
mit aurnomunge, das ze des eyne vrawe wil feyn, dyweilo zo lebe, reichit
ze des gutis icht aus ere gowere, do bleibit alzo; zuft gofchit das nicht, zo
ift dy ofgobe machtelos, js were denne der orbegelob wille.
Art. Ky 115.
Do perfonis, in ciuitatibus manliiones habentibus.'
Notandum, tantum tria funt genera perfonarum manfiones in ciuitati-
bus habencia, quod libore federe dinofcuntur: primo, horedes; 2*^ doctores
in modicinis; Z^ notarij ciuitatis, et hoc inter seculares.
» Vgl. S. 258, Anm. 1.
^ Die ganze nachfolgende Stelle ist allerdings auch in O und den übrigen
mit O nächstverwandten Texten enthalten, aber nicht in diesem Zu-
sammenhange.
3 Die Rubrik ist von mir selber aus dem Sinne des Artikels hinzugefügt.
Die polnische Recension der Mafdebnrger Urtbeile. 255
Art Ky 133.
Von ynnerunge, ap man dy tan zal?
Czu ynnemnge mag man nymande getwingen, wen yn Ailchir weyfe,
ap eyn clegir clayt gelt vor gerichte, das ys ym feyn vatir adir frunt, des
erbe her genomen hat, fchuldig blebin ift vnd tote hant yn der clage be-
numpt, der mus en ynnern falbfebinde uf den heiligin von ftadin m. i. in
eodem jndicio. Wil abir der fchuldiger dovor richten, das tut her falbfe-
binde vnd hat dorczu den lengiften lag.
Art. Ky 139.
Ap man von x marc eynejerigis czinfis mag genemen?^
Cenfum emere uel vendere fub condicione reemendi credimas tunc
effe licitum, quando habentur ifte condiciones: primo, quod emitur fub re,
que poteft conmnniri vfu tarn vtUi, ficut cenfus datur, verbi gratia: fub
agro, domo, orto, ciuitate ucl villa, aliquando tamen prefumitnr de fraude,
quod vendantnr et ementur; secundo, T\ per illam empcionem onera acci-
piuntur, ins accipiendi talem cenfum (folgen einige schwer lesbare Worte);
tercio, fi pro tanto precio emitur, quanto communi eftimacione uel vfu
faominum cenfus huiufmodi valere prefumitnr; quarto, fi emens fofcipit in
fe per nullum rei ficque quod valeat dampnum, (i unus inde proueniet vel
reftauret, fi res deftructa fuerit uel in toto uel fecundum ratum; quinto, fi
hiiiusmodi contractus bona fide factus fuerit et fine fraude uel dolo.
Art. Ky 156.
Von morgengobe brechunge.
Hat eyn man dy morgengobe feynem weihe vor gehegtim dinge
nicht gegcbin, zo mogin dy kinder dovor fweren mit erys eynis haut, adir,
zal dy vrawe dy morgengobe behaldin, das tut ze mit eryr eynis hant.
Art. Ky 159.
Ap man brife brechen mögen?
Der richter vnd dy scheppin, dy den brif han gegebin, füllen wel-
lin , dy fweren uf den heyligen, das ze des brifis nicht gegebin
habin, zo ift her machtlos; ndir fprechin ze, ze gedechtin des briffis nicht,
adir dy zachen weren nicht alzo, zo mogin ze den brif nicht gebrechin.
1 Auch diese Rubrik ist von mir selber nach der Rubrik eines analogen
Artikels hinzugefügt, während im Codex blos: iUna de eodem steht.
2r>l> Kilainiirki.
Art. A'y 160.
Von blutrunfto yn uotwcre.
GoKohit hhitrunfte yii iiotwere vudankiH, zo bleibit her ane fchadin,
Ap lif'r dAfl cieiiirit rAlbrehiiHlfn.
Art. Ky 167.
Von anofertiger wäre.
Wirt vmant «lomete begriffen, den [kaii| mau wol von dem roarcte
trt^rbin: adir hat her ymaude vor g^te war globit, dan zal her haldin adir
r«>rMichin vnd vorfellit mit dorne ni(;ht me, J8 were denne vorbotin bey der
llat wilkor.
Art. Ky 168. Ende.i
Von anefproche eyne« pherdi».
. . . Auch fpricht her, her habe j% gekauft uf deme freyen markte
mit wifTe leutko6fl<mte da« csu beweifin vnd her wiffe feynen werman nicht,
wo CSU fachin, so vorleinfit her feyn gelt vnd der clegir nympt das phert,
ap her fich dorcau cxy mit rechte.
Art. Ky 169.
Item de eodem.*
Wirt eyn man nfgehahlin mit pfenlin, kompt ym ymant noch per 3'
dien, so zal man on czu bürgen gebin; geftet her dorikoch czu dreyn dingen
ane anfproche, xo ift her vrey vnd feyne bürgen vnd darf nicht fejrnen wer-
man geftellin. Auch nymant mag feynen fchuldiger ufhaldin adir pfendin
ane de» richters adir des vnmebotis hülfe.
Art. Ky 172.
Ap eynir fe\nie clage mit deme eyde beweifin fülle?
Olait eyn m.in flechte fchaltwort adir glnWe, zo mos ym der antwortir
ya adir neyn fprechin vnd darf dy clage nicht mit deme eyde bewem.
Der Anfang dieses Artikeln ist bekanntlich (vgl. diejtbezflglich Tab. III)
mit O 2.^7 übereinstimmend, wurde daher nicht zum Abdruck gebracht.
• Vgl die^ibezüglich auch ^,{ :^5 (hei RiM^hotr :!<Ni.
Di* rslniieh* RmhuIub in lf(|J<liiirf«i nrtk*ll4. 207
Art. A> 175.
Von »nefklle.
Slorba ejn man vnd \iCS« kinder e;ni* adir dref, vnd der kinder eynii
rtorbe Darb deme vatir tdiI UfTe anch kinder, dyfelbin kinder vortretin Jr
eldir Rat, vnd nemen gleich teil mit den erftin, ap ere eldirn vor nicht
weren ab^fnndirt.
Art. Ky 177.
Von n%obe.
Gibt eyn woip erem wIrte Tor gehegtim dinfe ir gut uf vnd kenft
en CEU eyme vormunde mit aalnemnnge, ap her ir rtorbe. dai is wedir an
ze kamen zulde. vnd entphet der man alio d; gäbe, co mag daa njmant
wedirrprechin noch Tejine tode.
Art. Ky 185.
Von aneOil vnd teylnnge.'
Stirbt eyn man an erbenamen vnd hat eynen lochtirion, *der nympt
billicher des eldirvatir erbe, wen der richter, ap her ym ebinbortig ift, adir
der richter njmpt fejn hergewete. — Hat auch der lon eyn weyp genomen
bey des vatirs lebin vnd ftirbit her TngeteJlit von Tejoii vatira gute, so
nemen desfelbin zonis kinder erja eldir vatira gut, vnd nicht der tochter
kinder. Hat abir der eldir vMir reynen zon abageteilit , zo Tynt des zonis
kinder vnd der tochter kinder gleich noe des eldirvatira erbe vnd gut czu
nemen. Czq der eldirmatir erbe fynt des lonia kinder vnd tochtir kinder
gleich czn nemen. — LilTe eyne vrawe eynen zon, eyne rechte fweftir vnd
eja tochterkint, der zon nymp[t] das erbe, der vrawen Tneftir dy gerade
vnd ir tochtirkint nichfnichL — Ap eyn man ftorbe vnd liTTe eynen eldir-
vatir [vnd] eldirmntir, ya fej von valirhalbe adir von mutirhalbe, vnd lilTe
och reynes vattr brudir vnd mutir bmdir , dy nemen alle gleich des totin
■nannya erbe.
Art. Ky 186.
Von folleyft.'
Wo folleirt gerchit vnd doch nicht Tchade, daz mudln dy folleirtir
d«m clegir bvrfm icilicher xii fchilUnge vnd deme richter feyn gewette;
< Unter dieser Rubrik sind offenbar, wie dies aus dem Wortlaute des
betreffenden Artikels hervorgeht, die SchluassXtze mehrerer, dem Inhalte
nach verwandter Seh Offen briefe zu einem Oaozan verbunden.
* Auch von diesem Artikel scheint duaelbe in gelten, was ich vom
Art. Kj- 186 gesagt habe.
r. 4. pUI.-hiaL Cl. CIL M. I. HtL IT
258
KatnSniacki.
leuknit her des, das ftet czu erer eynis hant. Gesohlt abir kampirfchade
adir totflag kampirwanden, das ift halbdritte. Tete abir eine mwe adir
mayt totflag kampirwunde adir lemde, ze en[t]get mit erys eynis hant afirj
halbdritte mit mannen.
Von einer gewissen Bedeutung flii' die Geschichte
Schöffensprüche und ihrer Sammlungen sind in dem
bezogenen Texte übrigens auch die Zusätze zu den eil
Artikeln, die in dieser Weise wie hier weder in der
nischen Recension, noch in den anderen nächst verwand
Sammlungen vorkommen und daher ebenfalls verdienen,
getheilt zu werden. Es sind dies folgende:
Im Art. Ky 35 (Mitte).
. . . Auch gibt der Vormunde icht weg von der kinder wegia
jowort, und se das vorfweigin jor vnd tag, so mogin se her noch
gewerdin.
Im Art. Ky 58 (Ende).
. . . Auch mag man ys (d. i. das versetzte Gut) ufibiten czu
dingen und ym firden vorkeufin.
Im Art. Ky 98 (Ende).
. . . Vr)rfachit her, fo mag her unfchuldig werdin. Von rechte.
Im Art. Ky 109 (Ende).
. . . Ap dy folge der andern fchepin nicht dorczu komen ift,
stadman zal eynir orteil fcheldin; fweigit her abir das, zo mag hers
uochmols nicht wedirfprechin. Auch legit der fcheldir feyn orteilg^t
bynnen firczen tagen, zo wirt her fellig alvmme vnd vmme. Geschit
yn des hofrichters ding, zo bvffit her och xxx fchillinge vnd deme bttif"
refin iii pf&nt.
Im Art. Ky 148 (Ende).
. . . Auch zal man orteilbriffe nicht andirs ufbrechin, wen yn g*
hegtim dinge.
Im Art. Ky 154 (Ende).
. . . Worde dornoch der man begriffen yn der echte, zo mu« ^'
clegir dy ochte beczeugin vnd och dy tat falbfebinde.
Di« polnitcbft Recension der Magdeburger ürtheile.
259
2. Der Opatow'sohe Text Nr. 2.
as Verhältniss , das zwischen dem Opatow*schen Texte
md Op I besteht 7 lässt sich am besten durch die hier
e Tabelle veranschaulichen:
Tabelle IV.
Mit Hilfe dieser Tabelle ersieht man also, dass zwischen
i und Op /, soweit eben Inhalt und Artikelfolge in Be-
t kommen, thatsächlich nur folgende Unterschiede bestehen :
17
260 Kalniniacirl.
1. Ist dasjenige, was in Op I einen Artikel ausmacht, in
Op II stellenweise in zwei, auch drei Artikel aufgelöst und um-
gekehrt; 2. ist der Artikel Op I 23 m Op II ganz fortge-
lassen: 3. ist der Artikel Op I 81 in Op II um sieben Artikel
vorgeschoben, so dass er in Op II nicht als Artikel 89, sondern
als Artikel 82 erscheint. Noch geringfügiger sind aber die
Unterschiede, die zwischen Op II und Op I in Bezug auf den
Wortlaut bestehen. Da haben wir weder irgendwelche Extra-
vaganten, noch irgendwelche Kürzungen oder grössere Aus-
lassungen, sondern einzig und allein Varianten zu verzeichnen,
die sich theils aus der Incorrectheit der einschlägigen Vorlage,
theils aus der Unwissenheit des Abschreibers erklären und als
solche auf die Zugehörigkeit des fraglichen Textes absolut
keinen Einfluss haben. Man kann daher, wie dies ja im All-
gemeinen auch schon von Anderen gethan wurde, den Opatow-
schen Text Nr. 2 als eine Abschrift derselben Sammlung be-
zeichnen, welcher wir in Op I begegnen, nur dass sie um einen
Artikel ärmer und in Bezug auf den Wortlaut etwas fehler-
hafter ist als diese. Und hiedurch ist zugleich auch das Ver-
hältniss gekennzeichnet, in dem sich Op II zu der polnischen
Keccnsion befindet.
3. Der Dziatyriski'sche Text.
Der Dzialynski'sche Text enthält, strenge genommen, drei
Bestandtheile : a) ein Stück einer lateinischen üebersetzung
eines ausführlichen Textes der Magdeburger Urtheile; h) ein
aus 23 Artikeln bestehendes Fragment des uns bereits aus
Op I und Op II bekannten kürzeren Textes dieser Urtheile;
c) ein aus 10 Artikeln bestehendes Fragment des Lübecker
Rechtes. Dass diese Vereinigung dreier, ziemlich lose zu-
sammenhängender Bestandtheile eine rein zufällige ist, braucht
wohl nur erwähnt zu werden. Dem Schreiber des Textes lag
offenbar eine Handschrift zur Verfolgung, in der aus uns weiter
nicht bekannten Beweggründen von den soeben bezeichneten
drei Bestandthcilen lauter Bruchstücke vorhanden waren, die
von dem Schreiber so, wie er sie vorfand, auch abgeschrieben
wurden. Auf diese Weise ist ein Text zu Stande gekommen,
der eigentlich gar nichts Einheitliches bietet und, um besprochen
[
I
Dil polniuhi BwHil«a Ui ll*«4«tiirt«i Ditkill«. 2t)l
BU werden, wieder in seine Bestanätheile getrennt werden inusa.
Ich beginne mit dem ersten Bestandtheil.
Kücksiclitlich des sub a) erwähnten Bestandtheilcs liegt
uns bis jetzt nur eine einzige Anäicht vor. Dieselbe ist von
M. Bobi'zyiiski in der Einleitnng zu dem von ihm besorgten
homographischen Abdmuk diese» Textes geäussert und lautet
dahin , dass das in diesem Texte als erstes Stück enthaltene
Fragment eine Uebersetzung sei, welche die ersten 26 Artikel
der in Kß (nach Bobrzyiiaki Cr t) entlmltenen deutschen Re-
daction der Magdeburger Urtheile, wie nicht minder die Artikel
33, HS, 119' und Vä'i derselben Redaction lateinisch repro-
ducire. Freilich kann BobrzyÄski nicht umhin, bei dieser Ge-
legenheit die Bemerkung zu machen, dass diese Reproduction
eigenthümlicher Weise auch solche historische Daten biete, die
in den einschlägigen deutschen Texten nicht vorhanden sind.
Und an einer andern Stelle sagt er: .Diese 30 Artikel sind
das Bruchstück einer lateinischen Uebersetzung der ersten
Redaction , wie wir einer solchen (er meint hier die üeber-
setzung) in keinem anderen Codex begegnen.'
Ich muss niui gestehen, dass mir diese Aeusserungen des
verehrten Gelehrten ziemlich unfassbar vorkommen. .So wdt
ich die Literatur der mittelalterlichen Uebersetzungen kenne,
weiss ich wohl, dase es im Mittelalter auch solche Ueber-
setEungen gab, die in Bezug auf Stil und sonstige Aeusserlich-
Leiten eicli gegen ihre Vorlagen mitunter auch etwas freier
verhielten: aber Uebersetzungen, die positive, in ihren Vorlagen
nicht vorhandene hislorische Daten böten, oder die den Wort-
laut ihrer Vorlagen in einer Weise verliesscn, wie es in dem
hier vorliegenden Texte vergleichsweise zu den Texten der
ersten Redaction thatsächlich der Fall ist, sind mir bis jetzt
nicht vorgekommen, wftren auch keine Uebersetzungen, sondern
förmliche Umarbeitungen oder, was dasselbe ist, besondere Re-
dactionen. Aus diesem Grunde meine ich denn auch, dass
jUrir es hier nicht mit einer mehr oder minder freien Ueber-
,Dg der von Bobrzyi^ski, Brückner und mir als die erste
' Hiemil aei Idi kuraon W^e «ugleicb aiiuli ein kleiner Fehler beriubligt,
dessen sicli sowuhl BolirK^iUki aU auch BrQckTier t,\\ Sohuldea kommen
lamen, iniUm ne stnltt K? \\% und ItS = Ku IST und lä8 irrthUm^
lieher Weiiifi: K? 119 nnci r20 = Ka 128 nnd l^'J aetieii,
262
K»lainiacki.
Rcdaction bezeichneten Sammlung der Magdeburger Urtheile
zu thun haben^ sondern dass der in D I als erstes Stück ent-
haltene lateinische Text eine Vorlage (es war selbstverständ-
lich eine deutsche) voraussetzt, die im Vergleich zu den Texten
der ersten, wie nicht minder zu denen der übrigen uns be-
kannton Redactionen als eine besondere Redaction angesehen
werden muss. Als die charakteristischen Merkmale dieser be-
sonderen Redaction erscheinen aber, wenn wir Alles in Allem
zusammenfassen, speciell folgende Momente: 1. der Wortlaut;
2. die in Art. 1, 14 und zum Theile auch in Art. 26 dieses
Textes vorhandenen historischen Daten; 3. der Art. 5 dieses
Textes. Wohl könnte man zu den charakteristischen Merk-
malen des in Rede stehenden Textes auch noch den Umstand
rechnen, dass die Artikel 2 — 4 dieses Textes in den Texten
der ersten Redaction erat viel später vorkommen, allein ich
will diesem letzteren Umstände ebenso, wie der ziemlich eigen-
thümlichen Zusammenziehung des Artikels 1 dieses Textes, um
nicht gar zu haarspalterisch zu erscheinen, kein weiteres Ge-
wicht beilegen. Anstatt dessen möchte ich aber, um die Rich-
tigkeit meiner Behauptung um so einleuchtender zu machen,
die Artikel 1, 6, 26 und 30 des in J5 / als erstes Stück ent-
haltenen lateinischen Textes sammt den ihnen correspondiren-
den Artikeln der polnischen Redaction und des Torosiewicz-
öclien Textes, als des mir im Augenblick zu Gebote stehenden
Repräsentanten der ersten Redaction, hier wörtlich mittheilen.
Den polnischen Text ersetzt selbstverständlich auch hier eine
möglichst wortgetreue neuhochdeutsche Reproduction.
Nach D I.
Quidani cunciuis ciui-
tatis Cracouienfis animo
delyberato vxori ^ fue
arngnauit coram amicis
et iion coram bannito
judicio C marcas monete
Pragenfi« nomine dotis
poft mortem fuam in
Omnibus bonis fuis et
Art. Dil.
Nach 0.
Freundlichen Gruss
zuvor. Liebe Freunde,
ilir habt uns um Recht
gefragt in diesen Wor-
ten: Wenn ein Mann
eine Frau nimmt und
dieser seiner Frau auf
seiner fahrenden Habe
100 Mark mehr oder
Nach T.
Frfintlichen grus mit
ftetim dinfte czuvor.
Erfamen Üben berren
vnd bfundere gunnere.
Ir babit vns govroget
rechtis in defin worten:
Wenne eyn man ift, der
de nympt eyn elichweyp
czu der ee Tnd der an
Im homographischen Abdruck steht: vxore.
^^^^^^^^^^Di^!ln5rt^Ie«IlI^lMr35fcB5i
S^ i'ö3
H Siu-h D I-
NwiO,
N«:L I.
fignsDler in banii mu-
minder aunerlialb das
feyme vamde gute mor-
bilibtw. Quo faclo, pre-
Gerichtes als Morgen-
fatna cunciui» , relicto
gabe verroacbt, und die-
mynnir adir mir, fiindir
fr&tre loa getmano fiue
ser Mann »Eirbt und
gerichto, viid der man
electo tulore, spiriHi vi-
Schulden nach sich lüsst
rtirpt vnd leffet ouch
Uli aft eiDtue, relicta
audKinder, die nicht die
fchult noch jm, dy lier
vxore Ol pneris fuis et-
Jahre haben, und einen
gemacht bot, vnd lefret
cBt. jn 6t4te puerali,'
Bruder oder Schwager
ouch feyn elich weyp
Relicta prefata, fpreto
oder einen anderen An-
vnd vnmnndige kynder
fwtu Aio viduali. se-
gehörigen oder Vrirm und.
mit ir vnd leffet onch
cnniio marito eititit ma-
und dieses todteu Man-
feyn brudir adir fiveftir
trimonialiter copulala.
nes Frau eineu anderen
möge abir gekorn vor-
Et idem marilua nomi-
Mann nimmt , dieser
mnnde, vnd des totin
ne Txoris repetit dotem
Mann von diesem Vor-
mannU weyp njmpt
Tiorifl a tutore orpba-
mund ihre MorgODgsbe
eynen andern man czu
namm, Hie a^alo Hue
fordert, die il.r der todte
der ee, der man vordert
electo, coram bniiiiito
Mann vermacht hat und
an feyn er frawen ftat
jiidicio. Tutor autem ad
schuldig geblieben ist,
von der kynder Vor-
obiectB dicit^ Domine
dieser Vormund spricht:
munde der frawen m(.r-
judei. conftal mihi, tu-
icb weiss von dieser
geugobe, dy ir de lote
tori, qiind domine date
Frau Morgengftbe und
man fchuldig blebin ift,
funt C maree racione
*on dieser Sohuld und
der Vormunde fpricht;
dutU in bnnU mortui
bekenne es vorGerichte,
mir ift wol wiffentlich
mol'ilibDs; eciam milii
wie sich dies verhält.
von der frawen morgen-
conftal de inultia eredi-
aber ich weies nicht, ob
gobe und ouch von der
tis, qae debent Miii de
ich von rechtswegen
fchult, des bekenne ich
banii mortui retictin.
diese Macht habe, ihr
vor gerichte abir wo ich
■od dubito, ex i[tio dos
zai, abir ich weys uiclit.
Ki^ conm indieio ban-
Iten von der Habe dieser
ap ich macht habe von
^Hio Don extitit roburata
Kinder, xumal ihr die
•rächte*, dy morgen-
^Hinftnipta, vtrum de-
Morgengabe nicht vor
gobe c«n goben von der
^HLm ipfam dotem fol-
Gericht überreicht wur-
kynder gute, fynl da«
^Bm, cum pneris Ibb
de und auch die Kinder
fe vor gerichte nicht ge-
^^&ret ipforniD iiira-
das Urtheil haben, dass
gobit ift vnd ouch dy
^^^nio enadere fuluciii-
sie niÜier sind, da«u eu
kynder daa orteil haben,
^Ki dotii, c)ue coram
kommen, wenu nie mit
das fe nehir dorou dor-
^Hkoin tiou eß facU [et]
ihrer einer Hand schwu-
^Hu«(tiita; ei^iam puuri
ren, doss ihr Vater ihrer
myt»eris*eyniabanl,dfta
^K [habeiitj etatem ad'
Mutter keine Moi^en-
ir fatir eren muter nicht
^^■ilfilenda iiel neganda
gabe gegeben hat, und
^Htoniadebita: reqoira-
auch die Kinder nicht
ouch dy kinder nicht
^Hb- in inr8,domine inJei,
die Jahre haben, die
mundig fynt eres valirs
Ttrom Hp),tiitor,iIebeBm
Schuld ihres Vaters lu
fchult CSU bekennen adir
/ hat. puirU.
1 Nacb dem Priemy«!«
^_ 1 Im liomograpliLflclien
Abdruck steht irrlhUmlicb
: ei.
264
K»}aiiii»cki.
Nach DL
nomine orphanornm fol-
uere dotem prefcrip-
tam fine contradiccione
puerorum.
Kos scabini de Meyd-
borg taliter refponde-
mos: Quando tntor pu-
pillaris, Hue ßt agnatus
ßue electus, officium tu-
tele juridice fuerit adep-
tas in bonis orphanornm,
tnnc plenam habet facul-
tatem credita mortui re-
petere et debita foluere
nomine pupillari. De
quibus autem debiÜB
ipfi non conftat tutori,
poteft negatine euadere
uel contra fe probacio-
nem admitere legitimam.
Et ex quo tutori conftat
de dote, ipfi femine data
et facta, tunc debet eam
foluere cum bonis mo-
bilibus , hereditate or-
phanorum intacta, folu-
tisprius Omnibus debitis.
Nach 0.
bekennen oder zu leug-
nen, — ob nun der Vor-
mund die Macht und
die Pflicht hat, diese
Morgengabe an der Kin-
der Statt zu geben nach
Rechte?
Hierauf sprechen wir
Schöffen von Magdeburg
ein Recht: Wenn der
Vormund sich von Rech-
te der Kinder annimmt,
die nicht die Jahre
haben, alsdann hat er
die Macht, die Schulden
zu fordern und zu zahlen
in aller Weise, als die
Kinder thun konnten,
wenn sie die Jahre hät-
ten. Deshalb kann der
Vormund die Schulden
zahlen, von denen er
weiss , aus der Habe
dieser Kinder, und von
denen er nicht weiss,
kann er sich erinnern
lassen oder ihretwegen
einen Eid thun nach
Rechte. Ist nun von
dieser Schuld dem Vor-
munde bekannt , und
wird er in Betreff ihrer
erinnert , so muss er
diese Schuld zahlen und
dieser Frau die Morgen-
gabe an der beweglichen
Habe, falls sie so weit
reicht, als ihr jener an
Morgengabe vermacht
hat.
Ferner habt ihr uns
noch gefragt um Recht:
Falls diese bewegliche
Habe nicht ausreichte,
Nidi 7.
Torfaehin, — apnolvi
kinder Yonnande'
habe, czn gebin
nicht dy mor^ngobei
der kinder ftat?
Hyroff fo fprech«)
scheppen der (tat
denburg ejn
Wenne eyn vormi
fich nach rechte
mu[n]diger kindsr
dirwindet, zo bot
macht czu vordem
czu geldin fchuM
allir weyfe, alzdyl
tuhen mochten glc
ap fe mundig
Hirvmme fo mag
gebin vnd fchuld
dy her wys, von
kinder gute , dy
[abir] nicht wis,
mag her fich lofTen
nern noch deme
adir mag dorvor
t&n. Ift no dem
munde wiffentlich,
der kinder vater fc
dig blebin ift vnd donoR
me gemanet wirt, 4)
fchulde mus her geldfli
vnd der frawen ere mof
gengobe von dem vanli
gute gebin, ap is fo ti
ift noch dem mole, dai i
dem Vormunden wiffen)
lieh ift, daz fe ir ntf
dorau gegobit hatte. Yc
rechtis wegen.
Fort mir fo habit [
rechtis gevrogit in dei
Worten: Ap dy varn
habe zo verre noch
Die polnische Kecension der Magdeburger Urtheil«.
266
Nach D 1.
Item propter doteni
femine hereditas puero- ,
rum non debet vendi, '
sed, fi iDortuus contraxit !
aliqua debita et nun
habenturvndefolui, tunc
legitimus agnacione tu-
tor poteft vendere here-
ditaria bona et foluere
debita. 8i autem tutor
eft electu.s et non ag-
natus, tunc non poteft
faereditaria bona ven-
dere , nili de confenfu
amicorum, et tunc bu-
lufmodi folucio poffet
defenj afque ad etatem
puerorum orphanorum
legitimam.
Nach 0.
ob der Vormand die
stehende Habe dieser
Kinder verkaufen kann,
obschon sie dagegen
sprechen würden, um da-
von diese Morgeng^be zu
zahlen und die übrigen
Schulden. Auch ob der
Vormund die Schuldner
des Todten mit Recht
n()thigen kann, dass sie
ihm vor Gericht antwor-
ten und die Schulden
zahlen an der Statt der
Kinder, deren Vormund
er ist, und ob sie dem
Vormunde Eide leisten
sollen, oder ob sich Alles
das verziehen mag so
lange, bis die Kinder
zu den Jahren gekom-
men sind, oder wa» Recht
ist?
Hierauf sprechen wir
Schöffen von Magdeburg
einKeclit: Der Vormund
darf und kann nicht
wegen der Morgengabe,
die ihr jeuer auf der
bewegliclien Habe ver-
machte, die unbeweg-
liche Habe der Kinder
verkaufen. Ist aber der
Vater dieser Kinder ge-
wisse Schulden schuldig
geblieben , von denen
der Vormund weiss, oder
in Betreff derer er ge-
richtlich erinnert wird,
alsdann kann er, falls
keine näheren Angehöri-
gen sind als er, wegen
dieser Schulden diese
Habe verkaufen. Sind
aber nähere Angehörige,
Nach T.
lange nicht werte do,
ap der Vormunde der
•
kinder erbe dorvmme
vorkawffen möge an
wedirfprocht vnd ap der
Vormunde dy fchuldiger,
dy dem toten manne
fchuldig blebin fynt, czu
antwort getwyngen möge
an der kinder ftat, dy
fchuld czu gelden, adir
ap fe dem Vormunde
douor eyde leyften [fol-
len] adir muffen an der
kinder ftat, adir ap fich
das allis vorczyen möge
fo lange, bis dy kynder
mundig werden, adir was
recht fey?
Hyruff fpreche wir
scheppen der stat Mey-
deburg eyn recht: Dorch
der morgengobe wille,
dyerirau feyme rornde
Gute gegebin hatte, darff
der kynder Vormunde
ftanderbe nicht vorkowf-
hn. Ift abir anders der
kinder vatir redeliche
fchuld fchuldig blebin,
dy der Vormunde weys
adir nach deme rechte
geynnert [wirt] dorvm-
me , fo mag her der
kindererbe *vQrkawfen
vnd gelden, ap her der
kinder* nefte erbename
ift. Sint do abir neher
erbenamen, das ift erbe-
gelopp, fo mag her an
der kinder wille ftand
266
Kalniniacki.
Nach D I.
Quidam ciuitatis no-
ftre conincola extitit in
litte et congreffa wlne-
ratus a quodam fuo vi-
cino, et idem affeniit
wlnus effe inflictum mo-
nomachale. Pars autem
aduerfa non voluit ac-
tori afrentiri wlnus effe
duellare. Modo queritur,
ad quem fpectant, ut
ipfaconfpiciantur, utrum
judex uel fcabini?
Judex tenetur wlnera
confpicere et exiftimare ;
vbi autem funt in ciui-
[tatijbus cinirgici jurati,
tales aftringuntur ad wl-
nera confpicienda et exi-
rtimanda , utrum funt
mortalia , mutilatoriu,
monomachalia uel cru-
enta.
Nach O.
alsdann kann er die ste-
hende Habe ohne der
Kinder Willen nicht
verkaufen und sodann
mag sich die Sache ver-
ziehen bis zu den Jah-
ren dieser Kinder. Von
Rechte.
Art. D I&.
Ferner habt ihr uns
gefragt , wer wunde
Leute beschauen soll,
der Richter, die Schöffen
oder der Arzt, den Ver-
wundeten zur Bekennt-
niss , ob die Wunden
schwer seien oder dem
Tode nahe, oder nicht?
Hierauf sprechen wir
Schöffen von Magdebur^j
ein Recht: Der Richter
soll sie beschauen, diese
Wunden, und vor Ge-
richte sie schätzen, wie
sie waren ; aber in Städ-
ten, wo Wundärzte sind,
gibt man sie diesen auf
ihren Eid zu schätzen
und vor dem Gerichte
zu sagen , wie diese
Wunden waren ; auch
kann sie der Richter
laut Beschau richten
und Urthoil fragen nach
Rechte.
Art. D 1 26.
Nach T,
erbe nicht vorkawffin
vnd fo mochte fich dy
fache vorczyen von rech-
tis wegen vnd anders
nicht.
Vort mir zo habit ir
vns rechtis gefrogit vnd
euch vnderweyfit defer
vroge, wer wunde laute
befehin fülle adir be-
fchawen, der richter adir
fcheppin adir der arczt,
dem wunden manne czu
bekenteniffe, ap is kam-
phir wunden feyn adir
nicht?
Hyruff fpreche wir
fcheppin der ftat Mey-
denburg eyn recht: Der
richter fal dy wundin
vnd tot fleger (!) kysen
vnd befehin ; abir in den
fteten, do wunde erczte
fint, dy leffet man off
ere[n] eyd dorczu f weren,
das fe dy wunden recht
kyfin uff eren eyd ; auch
befehin mochte deme
der richter, auch richten
vnd orteil *frogin* do-
robir. Von rechtis wegen.
Nach D I.
Quidam nofter conciuis quofdam noftros
dominos confules, qui erant miffi in lega-
Nach 0.
Vgl. das ein-
schlägige
Nach r.
Vgl. oben-
daselbst.
Di« polnitche Reecntion det Magdeburger Urtheile.
Nach 1) 1.
blice, grauiter verbali contnmelia
et pertarbauit coram poteftate
t fignanter coram dignitarijs re-
», et ibi impedit ipforam conci-
tius ciuitatis negotium. Et hys
ins, ipfos dominos confales ad
ncitanit ac fua rebellione com-
icorum contra confules congre-
mata. Tunc ipH confales litti
id pretorium funt ingrem cum
lliarijs ciuitatis et publica con-
concitauerunt omnes, qui effent
lino regi et fenioribus ciuitatis,
ra ad pretorium fe prefentarent
m juris et jufticie injuriam et
n confulum reluctari. Queritur,
conciuis in premiffis et quolibet
1 pati debeat, cum fe contra deum
ipfis confulibus rebelliter oppo-
LTta fuit prima queftio, que fuit
*acouia Meydburgenfibus.
tauit quis confules veftros verbis
is, vel ad confiliandum incitauit,
ita invafit, dum ipfi confules in
runt miffi legacione, si hoc fecisse
vel de premiffis jnre convincatur,
cuilibet confulum foluere emen-
:)lidorum. Eeiam poffunt eundem
ij confales pro buiufmodi illata
ufamia, quod ipfis omnibu« fecit
tum. Si hoc fateatur, teiiebitur
X folidos emenda et judici tot
t emendas ipfis confulibus re-
item premiffa negauerit, fe jure
expurgare tenebitur. Item, [si]^
ines ciues couuocacione publica
m vocari fecenint in fubfidium
cunque tunc non venit ad ipfo-
ta, XXXVI solidos confulibus re-
omnes complices adverfarij, qui
i contra confules confiderauerunt,
ilibet XXXVI folidos componat.
Nach 0.
Excerpt auf
S. 124—127
dieser Ab-
handlung.
267
Nach T.
iiö Przemysler Text Nr. 2 ergänzt.
268
Ka^niniacki.
Nach D I.
Quidam nofter cooci-
uis excedit contra con-
tuXes , ipforum famam
laadabilem dehoneftan-
do, et pro hoc facto, non
Valens fe iuftiiicare, de-
dit fe confulibus et ci-
uitati in graciam. Que-
ritnr, quod fit cum tali
afzrendum, uel qnod fit
proinde pafTnrus?
Quando fe aliquis con-
fulibus (lue ciuitati dat
pro aliquo exceffu in
graciam, talis g^acia eft
in confulum voluntate
et poffunt eam augere
uel minuere. Et fi eadem
gracia reus confules eva-
fit et illis ea boc dixif-
fe nogauerit, poteft fuam
expurgare inuocenciam
[teftibus] uel fecundum
jurif formam.
Art. D 130,
Nadi O.
Ihr habt uns um Recht
gefragt: Wenn sich ein
Mann vor dem sitzen-
den Rathe der Stadt auf
Gnade übergeben hätte,
was der verfallen sei,
oder wie wir ihn rich-
ten sollen?
Nach T.
Vort mir habit ir vns
gefrogit rechtis alias der
vorgefchrebin fachin in
fulchin wortin : Eyn man
hat fich in eyme sy-
czende rate ♦ der ftat •
in ere g^ode gegebin^
No bete wir euch^ das ir
vns rechtis dorvmme vn-
dirweyft vnd vorfchrey-
bit, was eynir vm ful-
che fache leyden folde,
abir wy wir richtin fül-
len in fulchen fachen,
von rechtis wegin bethe
wir vns entrichten.
Hyruff fpreche wir
fcheppiu der ftatMey den-
burg eyn [recht] : Alle dy
vorgenanten fachin adir
ftucken mogit ir richten,
alz fe vorgefchrebin feyn.
Vnd bekennet her, das
her Heb dem rate vnd der
stat in gnode gegeben
bot, dy gnede ftet an
euch vnd ir mogit dy
fachiu nymmiru abir
mirn vnd des fo habit
ir macht; bekennet her
is nicht vnd ift her vor
euch komeu, fo mag her
is vnfchuldig werdin ufi
den heyligin, als recht
ift. Von rechtis wegin.
Aus dieser Zusammenstellung ergibt sich also, dass der
in D I als erstes Stück vorhandene lateinische Text der Magde-
burger Urtheile in der That keinesfalls eine blosse Ueber-
Setzung der einschlägigen Stellen der ersten Kedaction dieser
Urtheile ist, sondern dass er sich mit Evidenz auf eine deutsche
Vorlage stützt, die im Vergleich zu den Texten der ersten
Redaction und mittelbar auch im Vergleich zu den anderen uns
Hierauf sprechen wir
Sch()tfen von Magdeburg
ein Recht: Bekennt Je-
mand, dass er sich der
Stadt auf Gnade Über-
geben hat, dem kOnnt
ihr die Busse vermin-
dern oder erhohen, wie
euer Wille ist; aber
leugnet Jemand , dass
er euer Büssling wäre,
der kann unschuldig
werden auf dem Kreuze
nach Rechte.
Die polnische Recension der MagdebnrKer ürthtile.
269
bekannten Redactionen als eine besondere Bearbeitung ange-
sehen werden muss. Auf die Frage, ob nun diese von mir
vorausgesetzte besondere Bearbeitung, beziehungsweise die dieser
Bearbeitung entsprechende lateinische Uebersetzung etwas reich-
haltiger gewesen ist, oder ob sie sich lediglich auf die m D I
enthaltenen 30 Artikel beschränkte, vermag ich leider nichts
Bestimmtes zu sagen. Zwar wäre, da auch zwei weitere Ab-
schriften der lateinischen Reproduction dieses Textes nur jene
30 Artikel enthalten, diese letztere Möglichkeit die wahrschein-
Uchere, allein ich will dies vorläufig mit Sicherheit weder be-
haupten noch verneinen. Freilich ist andererseits auch die
Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass selbst dann, wenn sich
die lateinische Reproduction in der That nur auf jene 30 Ar-
tikel beschränkt hätte, die vorauszusetzende deutsche Vorlage,
von der bis jetzt nicht die geringste Spur entdeckt wurde,
eine viel grössere Anzahl von Artikeln enthalten hat.
In Betreff des in D I als zweites Stück enthaltenen lateini-
schen Textes wurde schon oben bemerkt, dass es nichts weiter
ist als ein aus 23 Artikeln bestehendes Fragment des uns
bereits aus Op I und Op II bekannten kürzeren Textes der
Magdeburger Urtheile. Das gegenseitige Verhältniss dieser
Abschriften zeigt folgende Tabelle:
Tabelle V.
DI(2)
Op I
OpII
DI(2)
OpI
OpII
1
11
13
12
24
24
2
12
14
13
25
25
3
1
13
l
15
14
26
26
14
\
16
15
27
27
4
1
15
1
17
16
28
28
5
16
17
29
29
6
17
18
18
30
30
7
18
19
19
31
31
8
9
19
20
20
21
20
21
{
32
■
32
10
11
21
22
22
23
22
23
f
\
33
1
33
^"^
23
'*^~"
270 Katniniacki.
Das in D I als drittes Stück enthaltene Fragment des
Lübecker Rechtes schliesst sich genau an diejenige Redaction
an, wie wir ihr als dem regelmässigen Bestandtheil der versio
Vratislavensis in dem sogenannten Heinrichauer Codex, dann in
den Handschriften der Krakauer Universitäts-Bibliothek Nr. 169
und Nr. 170*,* sowie im Ossolinski'schen Codex Nr. 1643 be-
^ Ueber diesen in der deutschen Literatur noch unbekannten und von
Wislocki in seinem Catalogus Codd. Mss. höchst unkritisch beschrie-
benen Codex will ich bemerkeu, dass er im 14., spätestens im 15. Jahr-
hundert entstanden ist. Erhalten sind leider nur 158 Blätter in Folio,
die sich folgendermassen vertheilen: Bl. 1* — 5^*: Register zu den
darauffolgenden lateinischen Texten des sächsischen Land- and Lehen-
rechtes. Bl. 6* — 53*: Die versio Vratislavensis des sächsischen Land-
rechtes sammt dem Lübecker Rechte, das zwar auf Bl. 48** durch:
Ilec enim funt iura de Lubek angezeigt wird, jedoch in fortlaufender
Zählung als Art. 93 — 174 des sächsischen Landrechts fungirt. Bl. 54*
bis 77^: Die uns aus Job. Laski bekannte und mit ihr fast ganz
genau übereinstimmende lateinische Uebersetzung des sächsischen Lehen-
rechtes. Bl. 80 — 87*: Ein die Capitel 6 ~ 18 umfassendes Bruch-
stück des sächsischen Weichbildrechtes von der Form , wie es bei Da-
niels vorkommt, im Vergleich zu dem es jedoch recht zahlreiche und
stellenweise auch sehr auffallende Unterschiede bietet. Bl. 87* — 114*:
Ein aus 166 Artikeln bestehender deutscher Text des sächsischen Land-
rochts, der jedoch durch Ausfall zahlreicher Blätter lückenhaft ist
Erhalten sind: aj die ersten neun Strophen des gereimten Prolog^ der
sich ziemlich genau an die bei Daniels abgedruckte Form anschliesst;
bj die Artikel 5 (Ende) — 52 (Anfang) und 139 (Ende) — 166. Bl. 114*
bis 114^: ,Hy Ut von der werUe beginne bia an dife iarczal, do toir inme
ßnt/ Mit dem bei Daniels abgedruckten Text verglichen, bietet diese
Weltchronik sehr bedeutende und durchgreifende Varianten und reicht
überhaupt nur bis Kaiser Otto. Bl. 114^ — 115»: Register zum ersten
Thoil des auf Conrad von Oppeln zurUckgelienden Weichbildrechtes.
Bl. 115*— 126*: Dieser erste Theil selbst, der aus 69 Artikeln besteht
und im Vergleich zu den einschlägigen Stellen im Codex der Krakauer
Universitätsbibliothek Nr. 168 und 169 sehr zahlreiche Abweichungen
bietet, auch eine ganz andere Artikelfolge hat. Bl. 126*— 133*>: Register
und Text des zweiten Theiles dieses Weichbildrechtes, welcher aus
42 Artikeln besteht und im Vorgleich zu den einschlägigen Stellen in
den soeben namhaft gemachten Handschriften ebenfalls sehr wesentliche
Unterschiede bietet. Bl. 133''— 158'>: Register und Text des sächsischen
Lehenrechtes, das ursprünglich aus 81 Artikeln bestand, von denen je-
doch, da eine Anzahl von Blättern verloren gegangen sind, nur die
Art. 1 — 51 (bei Homeyer = Art. 1—57 und Art. 80) und Art. 68 Ende
bis 81 Anfang (bei Homeyer = Art. 69, §. 15 bis Art. 78, §. 3) erhalten
Die polnische Beceosion der Magdeburger Urtheile.
271
gignen. Die Vergleicbung mit der im Krakauer Codex Nr. 170'
voriumdenen Abschrift ergab folgende Tabelle:
Tabelle VI.
l>i(i)
Kr
DliS)
Kr
DI(S)
Kr
D/(3)
Kr
1
112
4
115
7
118
10
124
2
113
6
116
8
120
—
;■«
114
6
117
1
9
123
1
^ 4. Der Lemberger Text.
9
4 Wie im DzialyAski'schen , so sind auch im Lemberger
fhü drei verschiedene Bestandtheile enthalten^ und zwar:
l)f d«r uns bereits bekannte gekürzte Text der Magdeburger
ftfteile; b) bunt durcheinander Entscheidungen der Schöffen und
ivConsuhi von Lemberg^ der Consuhi von Sandomir undLublin
M der Schöffen des jus supremum theutunicale zu Krakau ;
t) Bruchstücke des uns aus D/ bekannten ausführlichen Textes
itt Magdeburger Urtheile sammt noch einigen Materien.
Ueber den ersten dieser Bestandtheile ist eigentlich nicht
vAvi sagen. Am nächsten mit Op I übereinstimmend, unter-
Mkeidet er sich von diesem, wenn wir von den durch Unwissen-
te des Abschreibers hervorgerufenen Entstellungen des Wort-
Itttes absehen^ nui' in folgenden Punkten: 1. ist dasjenige,
*1« in Op I einen Artikel ausmacht , im Lemberger Text in
Wci, drei und selbst in vier Artikel aufgelöst, während der
Wttgekehrte Fall viel seltener ist; 2. sind die Artikel, die in
Op/aJs Artikel 55 imd 56 fungiren, in L verstellt, so dass
icr Artikel, der in Op I dem Artikel 56 entspricht, vorangeht,
te Artikel, der in Op / dem Artikel 55 entspricht, nachfolgt;
3. and die Artikel Op I 11 und 78 in L nicht vorhanden ;
i. werden unter 81 und 82, sowie unter 104 und 105 in L
Artikel angeführt, die weder in Op I, noch in den übrigen
nrir bekannten Abschriften des gekürzten Textes , noch sonst
wo vorkommen und allem Anscheine nach Entscheidungen
>ind. Die bei Homeyer cursiv gedruckten Stellen sind im Krakauer
Codex Nr. 170* gprOsstentheUs nicht vorhanden.
.272 KaUiniacki.
eines in Polen fungirenden deutschen Oberhofes sind. Ich
theile sie hier aus diesem Grunde vollinhaltlich mit:
Art. L 81.
Quomodo in noftri prefenciam , banito judicio refidentibus , veniena
actor, tamqaam tutor, propofuit in qaerela, dicens: Domine advocAt« et
domini scabini, ego conqaeror fuper raeum adverfarium , quia ipfe, nnllo
jure fecluso neque convicto, violenter fe intromidt in bona hereditaria,
ortam et alia, que funt niichi in tutoriam coUata et infcripta per evictorem,
aliaß przeß gyfcza, cuius bona fant. Et jpfe, intromittens fe in predicta
bona, ibidem tria arbora pomorum excidit [et alia, quae ibi fuerant] robora.
Igitur pro talibus per ipfum factis, similiter et damnis, fuper ipfam con-
queror in jure, quid michi decreverit. Adverfa pars, ftans, ad obiecta
refpondit, dicens: Quia ego in bonis alienis nichil quitquam feci, sed in
meis bonis paternitatis, que funt michi propinquitate admortua poft mortem
patris mei et fratris mei germani patrvelis, jn et fuper [hoc] meas pono
pecunias ad librum ciuilem juris [scripti] Maydburgends, vtrum ego fnm
propinquior predicta bona paternitatis mee [simul et fraternitatis mee] obti*
nere et poffidere quam actor, vel quid jus eft?
Sentencia fuper materiam: Ex quo adverfa pars dicit, fe propinqni-
tatem habere ad predicta bona, tunc debet metfeptimus docere hominiboi
bonis et intraneis, hoc eft incolis, vbi ipfa hereditas fita eft moram trahenti-
bu8, et fic bona eadem poffidebit. Ceterum, si actor dicit, poffefforem effe
vivum, per quem ifta bona funt fibi in tutoriam collata, extunc habet
jnducias per ter duas feptimanas, hoc eft ad fex feptimanas, pro teftimonio
monftrando ac apportando ex parte illius poffefforis, qui fibi bona in tuto-
riam contulit. Extunc actor ab eadem tutoria non fecludetur vfque ad
adventum poffefforis, et hoc juramento, acfi ipfum perfonalem non fentiret.
Art. L 82.
Quomodo in noftri prefenciam, banito judicio rofidentibus , veniens
actor, predicebat fe contra adverfam partem, conquerulari volens. Tandem
adverfa pars ftans refpondit dicens : Domine advocate et domini scabini,
quitquid actor contra me wlt conquerulari, ego fuper hoc teftimonium ban-
niti judicij habeo, qui[a] de iftis fibi juftificatus [sum] et me metfolum iufti-
ficam. Stans actor refpondit ad hec dicens : Domine advocate et domini
scabini, ex quo ego teftes habeo, poft scapulas meas ftantes, nonne ego fum
proprior conquerulari cum eorum teftimonio pro debito contra adverfam
partem? Et non dimitto me fuper nullas litteras, quas afferit fe habere ex
parte baniti judicij contra me, sed iftas literas ego honoro. Stans enim ad-
verfa pars ad hec dixit: Domine advocate et domini scabini, ex quo ego
habeo teftimonium baniti judicij de caufa, pro qua fum per actorem impnl-
fatus, vtrum meum teftimonium baniti judicij, hoc eft litera, primitua debet
perlegi , vel quid ins dictaverit ? Et fuper hoc pono meas peccimiaa ad
librum ciuilem juris fcripti.
Oi« polnische Receosion der Magdeburger ürtheile. 273
Sentencia boins rei: Quitquid teftatiir Judicium banitum, hoc vadit
liiper omnia teftimonia et habet progrefruni eo, quod non eft maius tefti-
«omam, nifi baniti jadicij et sefll confulatus super alia teftimonia in jure
'. Hftjdbnrgenri. Juris ordine.
Art. L 104.
De obli^acione per fideiuTforem in debito.
Quomodo quidam homo, exiftens fideiuffor pro alio homine, fua bona
.'Wnditaria, qne habuit, actori in debito pro decem marcis^ obligauit coram
^Jifieio bannito, et in regeftrum scabinale funt infcripta et confirmata pofri-
^Itodttm ob non folucionem dicti debiti ad terminum deputatum et iam elap-
■ hm. Que^ bona actor iuxta infcripcionem cum omnibus et fingulis vtili-
^tams et prorentibas [et] cenfibus fupradictorum bonorum pofndebatnr annum
^ik^em et vltra eadem, non aftillendo neque exhibeudo juri qnatuor judicijs
^ft foqaentibus. Tandem is homo, pro quo fideiurfum fuit fupradictum de-
1, citauit actorem ad jurisdicionem , cui bona per fideiufforem obligata
it] in debito, [et] comparens coram jure requifiuit dicens: Domine advo-
[ttte et domini scabini, ecce ego meis bonis hereditarijs, que^ funt pociora
Jtinetiora, quam fupra dictum debitum fe habet, delibero ac evinco meum
tteiarforem et bona ipHus, ob quibus obligauit et deduxit in meo debito,
it reqairo de iure, vtrum actor eadem bona mea debet fufcipere in fuo de-
(liio et bona fideiufforis mei libere facere et de eifdem condefcendere , vel
ins eft? Stans actor coram iure ad hec refpondit : Domine advocate
domini scabini, nonne ego propior fum illa bona teuere, que funt michi
'<Uigata et infcripta per fideiufforem in meo debito, et penitus nolo de eifdem
ttndefcendere, quoufque michi fupradictum debitum, decem marcas, parata
pttuua reponetur ac perfoluetur per fideiufforem, vel quid [ius] dictauerit.
Seütencia huius: Ex quo bona hereditaria licet coram bauito judicio
ftf Bdeiufforem funt obligata actori in debito , cum tarnen ifte homo , pro
foo fideiuffum eft debitum x marcarum, wlt fuis bonis hereditarijs, que funt
Beliora, quam debitum fe habet et exteudit, [se] obligare [et] fideiufforem
foam et bona ipfius, per ipfum obligata actori in debito, de caucione fidei-
iflbrii deliberare, tunc actor eadem bona debet fufcipere in fuo debito tali
cm eondicione, fub juramento, quod ei non habet paratas peccunias dare
id folnendum dictum debitum. Et tunc pro eifdem bonis obligatis idcm
■<mäo ftctorera a qualibet perfona habet tueri et defendere fe infcribendo
•d fideiaffores ponendo hys, qui habent fua bona in eodem jure ciuili, vbi
Wda fant invadiata, pro tegendo ad annum et diem, fi aliquod impedimen-
tem kabaerit pro predictis bonis, et idem actor quatuor judicia vnum poft
«Und fuper prefata bona, fibi obligata, debet aftillaro fiue aftare. Expirato
■WM> et die, tunc ei de jure debet decerni vendicio dictorum bonorum in
«0 debito. Quod plus fuperfuerit, reftituere tenetiir ; fi auteni * folucio de-
■**nt- debiti, in eodem homine, qui ei bona obligauit, refiduitatem jure re-
P«*«re debet Et hoc juris ordo.
'«ü Codex steht: in debito decem marcas. * Im Codex: qnia.
^ Im Codex: qua. * Im Codex steht: et fi.
SitnapW. d. phil.-hist. Cl. CIL Bd. I. Hft. 18
274
Kalniniaeki.
Art. L 105.
De debito poft manam mortnam.
Qaomodo in noftri prefenciam banito jndicio reHdentibiu Temoi
actor propofuit fiia bona in querela poft mortoam mannm pro peccaiujsd»>
biti faper adverfam partera. Stans adversa pars dedit czok (= ezog = Z^^
actori, id queren« de jure*: Ex quo de juire repetit poft mortoam mioni
fuper hoc, quomodo hoc probare debet?
Sentencia hoius : Ex quo adverfa pars portolat ab actore probtcioaMi
debiti poft manum mortuam de jore, extnnc in conünenti fea in eodM
jndicio metfeptimus jurare et bonis hominibns, in fuo jore perfSectis, deM
docere ac brobare, si cupit habere de jure, pro qno quemlatns eft in j^
poßcione; alias, ß hoc non fecerit, extnnc actor foam caufam perdetä,
ammittet.
Auch füge ich , um dasjenige^ was ich über das Verhtit-
niss der in L enthaltenen zu der in Op I enthaltenen Abschrift
des gekürzten Textes oben nur angedeutet habe , noch meb
zu veranschaulichen , eine tabellarische Zusammenstellung der
Artikel dieser Texte bei.
Tabelle VII.
OpI
> (1) ,
; OpI
1
1
1
19
2
2
20
3
3
21
f
4
22
^
5
23
1
6
24
5
7
25
6
8
26
7
9
27 (
8
10
28 \
9
11
29
10
12
30
11
13
31
12
13
14
15
32 1
14
15
16
17
33 {
16
17
18
19
m{
18
20
35
L(l)
i(l)
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
32
33
34
35
36
37
38
39
36
37
38
39
40
41
42
43
44
45
46
47
48
49
50
51
52
53
(
40
41
42
43
44
45
46
47
48
49
50
51
52
53
54
55
56
57
58
59
54
55
56
57
58
59
60
61
62
63
64
65
66
67
68
69
"701
71
72
I
{
60
62
61
63
64
65
66
67
68
69
70
71
n
78
74
75
76
77
78
IN* rolBlKh« BkiuIob in Ki«d*1nirf*r Urlhafla.
0,1
1' (1)
Opl
L (1)
Opl
Hl)
Opl
[73] {
79 1
83
90
[94]
103
108
80
83
91
104
104
117
81
84
92
105
105
HR
82
85
93
[0=]{
lOG
105*
119
[741
83
se{
94
107
106
120
[75]
84
95
[96]
108
107
121
[76j{
86
87
96
97
109
108 1
122
66
88
97
98]
110
123
[771
—
89
98
99
111
109
124
78
—
90
1 99
100
112
110
125
79
87
91
100
"■{
113
,„|
126
80
88
92
101
114
127
Sl
89
93
102
102
115
—
In BetreflF des zweiten BeBtandtheiles, der, nebenbei ge-
sagt, in der betreffenden Handschrift die Blätter US'— 150''
einnimmt, kann ich hier nur so viel constatiren, daas er für
die Geschichte des deutschen Rechts, wie der deutschen Rechte-
pflege in Polen von unzweifelhafter Bedeutung ist. Da jedoch
die Zahl der in dieser Sammlung enthaltenen Entscheidungen
eine etwas grüssere ist (ich fand ihrer 91), so will ich von
der Mittheilung derselben hier vorläufig abseben. Vielleicht
dasR es mir vergönnt sein wird, sie bei einer anderen Gelegen-
heit zur öffentlichen Kenntniss zu bringen.
Die in der Lembcrger Handschrift als drittes Stück ent-
haltene Abschrift des ausführlichen Textes unterscheidet sieh,
wie ich das schon oben bemerkt, habe, von der in D I (1) ent-
haltenen vornehmlich dadurch, dass sie um einige Artikel reicher
gewesen zu sein scheint, als diese. Als Beweis dcsBcn kann
insbesondere der Umstand angesehen werden, dass dieser Theil
der Handschrift, wie wir dies aus den noch vorhandenen Blatt-
resten und der ganzen Einrichtung des Codex entnehmen
können, räumlieh sich viel weiter erstreckte, als er gebraucht
htttte, falls er sich thatsächlich nur auf jene 30 Artikel be-
schränkt hätte. Kann aber hieraus auch schon der Schluss
gezogen werden, dass die Artikel, um die die Lemberger Ab-
schrift reicher gewesen zu sein scheint, eine Portsetzung der
276 Kalniniacli.
m D I als ersteji Stück vorhandenen lateinischen Uebersetzung
bildeten? An und fiir sich würde dieser letzteren Annahm«
nun allerdings kaum etwas im Wege stehen. Unterzieht mm
aber die besagten Blattreste einer etwas eingehenderen Prüfimg
so zeigt es sich, dass diese Schlussfolgerung keineswegs die
richtige wäre. Wenigstens passt dasjenige, was wir auf BI. 157
und 158 von dieser Abschrift noch lesen können, zu keines
der uns bis jetzt bekannten, die sogenannten Magdeburger
Urtheile enthaltenden und inhaltlich mit der polnischen Recen-
sion zusammenhängenden Texte. Und aus diesem Gmode
meine ich denn auch, dass die Artikel, am die die Lemberger
Abschrift reicher gewesen sein mochte, als die m D I (1) ent-
haltene, nicht aus einer mit der polnischen Recension nickit
verwandten und zu Z) / (1) als ihre Fortsetzung sich verhalten-
den lateinischen Vorlage geflossen sind, sondern dass sie gani
einfach versprengte Reste derjenigen Sammlung sind, die wir
als den zweiten Theil des Lemberger Textes kennen gelernt
haben und die lediglich Urtheile der in Polen bestandenen
deutsehen Oberhöfe bietet. Von den mit der polnischen Re-
cension thatsächlich verwandten Artikeln dürfte dagegen auck
die Lemberger Abschrift wohl kaum mehr, als blos jene 30,
beziehungsweise jene 29 enthalten haben.
Ausser diesem einen haftet aber der in L (3) vorhandenen '
Abschrift noch ein weiteres, womöglich viel wichtigeres Unter-
scheidungsmerkmal an. Während nämlich die In D I (1) ent-
haltene Abschrift sich mit Ausnahme der Artikel 2 — 4 und
des extravaganten Artikels ftinf genau an die Artikelfolge der
Texte der ersten Redaction anschliesst, bietet die in L ent-
haltene Abschrift noch zahlreiche andere Abweichungen v<ä»
dieser Ordnung, die um so auffallender sind, als dieselbe»
sich auch son^t unter keine feste Gesichtspunkte bringen laweo.
Zur besseren Veranschaulichung dieser Abweichungen mög*
die folgende, sowohl die betreifenden Stellen von Z> 7 (1) und
L {S\ als auch die betreifenden Stellen der durch O repriteen-
tirten polnischen Recension anzeigende Tabelle dienen:
Die polnische Recension der Magdeburger Urtheile.
277
Tabelle VH!.
DI(1)
L (3)
0
DI(1)
L (3)
O
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
(
6
8
9
17
10
11
18
12
13
14
15
21
22
1
2
128
129
205
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
23
24
25
•
16
20
19
1
2
3
4
5
13
14
15
16
17
18
19*
20
21
22
31
32
33
34
41
Aus dieser Tabelle ergibt sich also, dass die hergebrachte
und auch in historischer Beziehung nicht unwichtige Artikel-
folge, wie wir ihr in 2)7(1) begegnen, in der Lemberger
Abschrift in der That sehr verschoben ist. Da jedoch die
beiden Abschriften in Bezug auf Wortlaut identisch sind, wir
sonach hier nur von einer und nicht von zwei verschiedenen
Uebersetzungen dieses Textes sprechen können, so muss sich
uns von selbst die Frage entgegenstellen, ob die in D I (l)
oder die in L [ß) enthaltene Artikelfolge die ursprünglichere,
d. i. der von mir vorausgesetzten besonderen deutschen Vor-
lage conformere ist? Auf diese Frage kann ich leider nichts
Bestimmtes antworten. Denn so wie für die grössere Ursprüng-
lichkeit der in L (3) enthaltenen Artikelfolge sich insbesondere
der Umstand anführen Hesse, dass der Artikel, der in den
Texten der ersten Redaction und auch in Z> / (1) einstimmig
als der erste, von Krakau in Magdeburg geholte Brief be-
zeichnet wird, in L (3) thatsächlich den ersten Platz einnimmt,
80 Hesse sich auch für die grössere Ursprünglichkeit der in
D I (V) enthaltenen Abschrift der Umstand geltend machen,
dass eine in einer andern Beziehung sehr wichtige Zusammen-
278 Kaluiniacki.
gehörigkeit, wie die der Artikel Dl{\) 1 und DI{\) 6 — 13, in
ihr viel treuer hcwahrt ist als in L (3). Und so wie sich femer
ftlr den Fall, wenn man der ersteren Eventualität den Vorzug
geben wollte, die veränderte Artikelfolge, wie wir ihr in J97 (1)
begegnen, ganz gut auf diese Weise erklären liesse, dass man an-
nähme, dass der Abschreiber . der dieser Abschrift zu Gnmde
liegenden Vorlage sie in Bezug auf Artikelfolge nach einem Texte
der ersten Redaction verbesserte, so liesse sich andererseits auch
die besondere Artikelfolge der Lemberger Abschrift vergleichs-
weise zu der in DI{\) enthaltenen ohne Zwang durch Annahme
einer blossen Verheftung erklären. Mit einem Wort, es kann die
eine Alternative ebenso plausibel gemacht werden, wie die an-
dere, und wird sich vollkommene Klarheit in diese Angelegenheit
erst dann l)ringen lassen, wenn es gelingen wird, eine Abschrift
der von mir vorausgesetzten deutschen Vorlage zu finden.
Dass beide Abschriften, bis auf die ganz selbstverständ-
lichen V%irianten, in Bezug auf den Wortlaut identisch sind,
ist schon bemerkt worden.
5. Der Przemyiler Text Nr. I.
Der PrzemvSler Text Nr. 1 ist eine weitere Abschrift
derselben Sammlung, wie wir sie aus Op I und den übrigen
hicher gehörigen Texten kennen, nur dass er in Bezug auf
Wortlaut viel correcter ist als diese. Auch das ist übrigens
eine EigenthUnilichkeit des Przemysler Textes Nr. 1, dass er
zu Knde des Artikels H6 vergleichsweise zu L (1) (denn Op 1
ist an dieser Stelle lückenhaft und Op II stand mir dazumal
nicht mehr zu (ujbotc) eine Extravagante enthält, die folgender-
massen lautet: Ittnn jutit\r nun dehet n (ptorunque ]>fua^ **Jcigerey
ni}(etpt(im ptn' sviifrnrlam fcahhutrum cns le<pfime acqnifierit. \Vas
jedoch dem in Hede stehenden Przemysler Text in literar-
historischer Beziehung ein ganz besonderes Gewicht gibt, ist
jene ol^en anget'ilhrte Feberschrift,^ aus der hervorgeht, dass die
in Hy) / und implicite also auch in den tibrigen Texten dieser
Art vorhandenr lateinische Sammlung der ^fagdeburger Urtheile
in Wirklichkeit a\if einer correspondirendcn deutschen Vorlage
beruht . sowie drt.ss der Mann, der diese Vorlage ins Lateinische
> Vgl. S. 2'iO dieser Abhaudlung.
Di* polaiach« RaMntion dtr H^debncgtr Ucthtil*
279
benetzte, ein Notar der Stadt Przemyäl war. Leider iet der
bou dieses Notars nicht angegeben und kann wegen Mangels
B geeigneten Anhaltspimkten auch sonst nicht eruirt werden,
t' Das Verhältniss, das zwischen dem Przemysler Text Nr. 1
illd den übrigen Texten dieser Kategorie in Bezug auf Är-
Ikclfblge besteht, erhellt am besten aus folgender, selbstredend
|pB mf Oj) / und P I beschränkter Tabelle :
?
Tabe
le K.
Opl
PI
c,
PI
1 o,i
PI
Opl
PI
'
1 ,
1
., ,
59 1 56
88
84
* 1
2
30 {
29
60 1 57
89
85
3
31 1
61 1 58
90
86
1
32
30
62
59
9
87
4(
5
83
31
63
60
92
88
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6
34
32
64
61
93
89
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7
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33
65
62
94
901.
^ 1
8
9
36 f
37 i
34
66
67
63
64
[95] 1
901.
91
10
38
35
68 ( „
96
92
11
39
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97
93
12
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37
70
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66
96
94
13
41
38
71
1
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95
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42
39
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96
15
43
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16
44
41
68
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45
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70
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17
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19
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106
102 1
20
48
45
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106
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21
49
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75
106»
104
20 (
22
50
47
79
76
107
105
21 l
51
48
80
77
108 }
106
23
52
49
81
78
107
53
50
82
79
109
108
24
54
51
83
80
110
109
25
25
55
52
84
81
111
110
36
2G
56
53
85 ■
82
27
27
57
54
86
83
28
28
58
55
87
83-
280
Ealainiacki.
6. Der Przemyiler Text Nr. 2.
Aehnlich wie der PrzemyÄler Text Nr. 1 eine Abschrift
des gekürzten, ist der PrzemyÄler Text Nr. 2 eine Abschrift
der in Z> / (1) und L (3) enthaltenen ausführlichen Redaction.
Weil aber diese letztere Redaction, wie wir gesehen haben,
in zwei verschiedene Nuancen zerfUllt, so müssen wir, um die
durch den Przemy^ler Text Nr. 2 repräsentirte, Abschrift etwas
genauer zu bestimmen, noch hinzufügen, dass sie sich in Bezug
auf Artikelfolge mehr an L (3) als slu D I (1) anschliesst.
Zum Beweis dessen die hier folgende Tabelle.
Tabelle X.
DI(l)
L(S)
PH
1
D/(l)
L(S)
1
7
i
16
23
2
6
6
17
24
3
8
8
18
25
4
9
0
19
1
5
•
IB
20
16
6
17
17
21
20
7
10
10
22
•
8
11
11
23
1
9
18
18
24
•
10
12
12
25
19
11
13
13
2f5
1
12
14
14
27
2
13
15
1.0
28
3
14
21
21
29
4
1
22
22
30
5
23
24
25
26
27
20
28
29
30
19
1
2
3
4
5
Diese Tabelle beweist uns also, dass P II bis auf den
Artikel IJ I (1) 20, der in V II eine andere Ordnung aufweist
als in L (3), sowie des Artikels D I (1) 5, der in Folge dieses
letzteren Unistandes in /* II ebenfalls eine andere Ordnung
gehabt haben musste, als in L (3), im Uebrigen mit diesem
letzteren Texte in einer Weise übereinstimmt, die eine durch-
greifende ist. Auch ersehen wir ferner aus dieser Tabelle,
dass die Zahl 30, die wir als das charakteristische Merkmal
der in 1)1 (Ij enthaltenen Abschrift kennen gelernt haben,
Die polnische Recension der Magdeburger Urtheile. 281
sich trotz der veränderten Artikelfolge auch in P II wieder-
findet und so eine Eigenthümlichkeit auch dieses Textes ist.
Und weil der Schreiber dieses Textes zu Ende desselben noch
ganz ausdrücklich die Worte: ,Non plus^ hinzufügt, so geht
daraus hervor, dass auch die dem Przemysler Text Nr. 2 zu
Grunde gelegene Vorlage ebenfalls nur jene 30 Artikel umfasste.
In Bezug auf Wortlaut bemerkte ich in P II vergleichs-
weise zu DI (l) und L (3) nur ganz gewöhnliche Varianten.
Halten wir nun Rückschau, so werden wir constatiren
müssen, dass die uns bis jetzt bekannten und hier des Näheren
besprochenen lateinischen Texte lediglich in zwei Redactionen
zerfallen, von denen die eine als ein blosser Auszug eines mit
der polnischen Recension nur mittelbar verwandten Textes für
die kritische Ausgabe dieser letzteren nur eine seht massige
Ausbeute bietet, die andere hingegen mit der polnischen Re-
cension zwar etwas mehr Berührungspunkte aufweist, jedoch
an dem Uebelstande leidet, dass sie nur aus 30, beziehungs-
weise aus 29 hieher gehörigen Artikeln besteht. Wenn ich
aber ungeachtet dessen dieser letzteren Redaction eine ungleich
grössere Bedeutung zuerkenne, so geschieht dies vornehmlich
darum ^ weil sie, wie ich dies schon oben ganz ausdrücklich
hervorgehoben habe, auch solche historische Daten enthält,
die in anderen Texten nicht vorkommen und die, im richtigen
Zusammenhange erfasst, für die Feststellung der äusseren Be-
ziehungen einer ganzen Anzahl von auch in der polnischen
Recension vorhandenen Schöffensprüchen von ziemlichen Werthe
sind. So haben wir, um diese Ansicht ins Einzelne auszuführen,
wohl auch früher schon gewusst, dass die Urtheilssprüche, die
in der polnischen Recension mit 1 — 10 bezeichnet sind, von
Magdeburg in einem Briefe gebracht wurden und in diesem
Sinne also ein historisch unzertrennliches Ganzes bilden; dass
sie aber über Anfragen der Schöffen von Krakau erflossen
waren, ist eine Thatsache, die wir erst aus der in Z) / (1),
L (3) und P II enthaltenen lateinischen Redaction erfahren, in-
dem nur in dieser Redaction der erste dieser Artikel mit den
Worten beginnt: Qitidam conciuis Cracouiensis etc. In ähnlicher
28w Kaluiniacki.
Weise , wie mit dicöcii zehn , verhält es sich aber auch mit
D I (1) 14 = 0 IIJ Auch in Betreff dieses Artikels erfahren
wir erst aus der in Rede stehenden lateinischen Redaction,
dass er durch eine Anfraji^e der Schöffen von Krakau provocirt
wurde, hiermit ebenfalls polnischen Ursprungs ist. Zu den
bereits oben im Cap. II und III dieser Abhandlung constatirtcn
treten also auf Grund der in Rede stehenden lateinischen Re-
daction als Artikel polnischen Ursprungs noch weitere eilf
hinzu, so dass die Zahl sUmmtlicher durch Anfragen aus Krakau,
beziehungsweise aus Breslau in Magdeburg erfragten und als
solche noch eruirbaren Artikel sich in der polnischen Recension
auf volle 4(} beläuft. Von den übrigen, von uns als polnisch
erkannten und auch in der polnisehen Recension vorhandenen
Artikeln rühren die meisten von dem deutschen Oberhofe in
Krakau ; zwei (diese letzteren jedoch nur in der polnischen
Recension vorhanden) von dem deutschen Überhofe in Lembcrg.
Fünftes Capitel.
Verbältniss der polnischen Texte zu den einschlägigen
ezechischen.
Zu den Texten, die die sogenannten Magdeburger Urthoilc
in czeehischer Sprache enthalten , gehören speciell folgende :
1. der im böhmischen Museum sub signo 23, (i. \); 2. der in
der Wiener Ilofliibliothek sub Nr. 13.14o befindliche^ Meinem
' Nach Brilcknor, o. s. c, VI., S. .'MO, wiirou ansHor O 11 auch noch die
weitoren 11 Artikol, «1. i. O 1*2 — '22, hiehtT /u ziehen, wM ich zwar nicht
direct beHtroitoii will, iininorhin ahor ln-incrkou niüchte, das« die Zu-
i«ainniinifrohöri{;:kcit, auf wi'lchc sich Hrückner beruft, wohl (vgl. Ta-
hello II) für O 12-2*2, kaum ahor für Oll— 22 wahrscheinlich ist.
Oll ist i'hifu ein Fall ;,'owcson, der in Mapdehurg besonders erfragt
wurde.
' Da dio oinschlägipre Handschrift bis jetzt noch von Niemandem be-
schrieben worden ist, so will ich in BetretV ihrer kurz Fol^endo^ be-
merken: Sie ist mit Ausnahm«» zweite Hlätter, die auf Ter^i^amont ge-
schrieben sind und die «dVenbar als der ursprünt^liche Umschlag dienten,
auf Papier, in l'^ min. f., von verschiedon«Mi Händen jreschrieben. Die
Schrift der ältesten Hand deutet auf die Mitte des 16., die der anderen
Hände theiU auf dio zweite Hälfte des 10., thoiln auf den Anfang des
Dia twlniMk* K»eu*i*n Im XtgttlmrftT Drthril*.
Gründsatze gemäss war ich bestrebt, beide Texte in originali
zu benutzen. Dies gelang mir aber nur rUckaicbtlicb des an
IT. .lahrhundert Die Einrichtung der Hanil«uhrift ist folgenila: Es
^ehen lunüchat 31 loero BlXtier voraus, di« nicht nlgnirt sind. Dann
folgl das eigentliche Titelblatt (auf Pergament), das neben mehreren,
gani bedeutuu(;sli>Hen t'ederprobeu und Sprllvhen auch Kwei auf den
Itilialt der HilndschrLft bezÜKliche Iiiflchriften enthalt, und zv&r: nj Na-
leiuwee a prawa mieatn L^thnmiersicie; lij Ortole pozanmeoane , kiere
na naaozenj x Maj'dburgka przichazei^, letha etc. XLIU. Beide In-
ichriflen summen von einer und dorHelben Hand ab. Dftnn fol^t wieder
ein leeres Blatt und liieraiif auf IS BISttern, die von einer moderneu
Band aU fol. ä^l9 bezeiuhnet sind, ein aljihabetisehes Rsgtater der in
der Handschrift enthaltenen Ortilegien. Mehrere Inbaltsangabsn dieaea
Reg-iaters rühren Ton einer jünperan Hand her nnd beliehen sich auf
die jflngeren Bestandtheile den Codex. Dann folgen abermals drei leere,
nicht ü^irie Blätter, worauf auf Bl. 30— 37< der handBcfariftlich Öfter»
vorkommende und auch von Palacky im Arcbiv jeak^, du tfeti, 6, tiS
bis 121, unter dem Strich abgedruckte ciecliische Aaszng au^ der Ma-
jesta« Cnrolina, betitelt: Rsad a vftawenie ciefke koniny, cxiefarxem
Karlem potwerzenie etc. Der in der Wiener Handscbrift enthaltene
Text nnterscheidet sich von dem Palacky'achen nur dadurch, dara er
die Vorrede nicht am Anfang', sondern erat im Cap. 5 bietet, sowie daas
er lu Ende noch xwei Capilel ontbült, und «war: a) Kteraku opatmnfti
fe pohon gymn poloiiti (entsprechend der Hnbrih CXX der Majestas
Carolina); lij Fforma prziCahy «a krole Wacalawa TriotJho, nedawno
nalenena fkrze panj> (entsprechend, nicht adSquat der Kubrik CXXI der
Maj. Carol.). Auch in der Rubrik vr>n den Städten (Maj Carol, VIII),
suirie in der Knbrik von den Ehren hexe ngu ngen , die die Städte dem
neuen KUni^ schuldig sind (Maj. Carol. X), kommen einige Varianten
vor, die jedoch nicht einentionell sind. Auf den Riad folgen sodann
einig« kleinere Artikel, nl» da: a) nuf BL 27'' pIu Cragment des aus-
fObrUahen Teites der Majestaa Carolina, dem im Palacky'schen Texte die
Capital: G6, 67, E», 09. 70 und 71 entsprechen; hj auf Bl. 2d-— SQ''
Au8£Ug ans den Privileirien der Stadt Pra|f (vuran gehen die sogenannten
Sobieslaw'scben Redtle), betiteil: Tiln knfowe wybrani fn g liftnow a
c praw micnrkycli, kteremizlii lyfty a prawy nJeftfkymy knieiata a
kralowe darowali nelike mieCto Prazfke; c) auf Bl. 3Ö*— S7'< die be-
kannt« Htem riindacioniB beemics noue civitatis PragenG». Dann folgen
nieder soch» leere, nirhl signirto Blätter nnd hierauf auf Bl. 89' — 46''
folgende Artikel: aj die auch iu der Handschrift de« böhmischen Mu-
seums 33. G. 9. vorhandenen Beslimmungeu, die den Richter angehen,
betileli: Tylo dolepfane wiecsi na rychtarse flutfegy » pr*«ra Litho-
miertiCkeho (das letste Wort ist im Wiener Text von einer jüngeren
Rand b inzn gefügt) ; 6) eine ebenfalls in 33. G. 9 vorhandene Verfügung
KarU IV„ des Inhalt«, das* die Richter vor Meineid «arnen sollen —
284 Kaluiniacki.
zweiter Stelle genannten, während die dem böhmischen Muse
angehörige Sammlung, zumal sie laut einer Mittheilung des ^
waltungsaussehusses dieses Museums sehr stark von einhei
sehen Gelehrten in Anspruch genommen ist, mir vorläufig rai
gänglich blieb. Zum Glück ist dieser letztere Umstand wie
den eigentlichen Zweck, so für die eigentlichen Resultate di«
Untersuchung ohne weiteren Nachtheil gewesen. Aus der
Schreibung, die Jaromir Celakovsky im Casopis ä. M.,LrV, S.i
bis 556, von dieser Sammlung gibt, ^ ist nämlich zu ersehen, c
dieselbe bis auf einige wenige, übrigens mehr die Artikelfol
•
ze lychtarzi magi oftrzehati przed krziwu moczy; cj 21 Belehnu
der Stadt Leitmeritz an Nim bürg, die sich von eben solchen Belehnu
der Handschrift 23. G. 9 (vgl. Öelakovsk/, ßasopis 5. M. pro 1880, 8.
nur insoferne unterscheiden, dass die Belehrung über das fremde
erst nach dem Epiloge gesetzt ist; dj einige Auszüge ans einer lat
sehen Uebersetzung des säclisisclien Weichbildrechtes, betitelt:
Theu[tu]nicorum, hoc eft Maitburgenfium. Anfang: Dicitur, qnc
iudicem eligendus non debet effe periurus, nee eciam debet effe
fcriptus etc. Dann folgen noch einmal drei leere, nicht signirte Bl
und hierauf auf Bl. 47* — 319 der neuen Numeration (= Bl. 1-
der alten Numeration) der C7.echii?che Text der Magdeburger UrtI
der jedoch ausser den Magdeburger Urtheilen im eigentlichen i
auch zahlreiche Urtheile der Schöflfen zu Leitmeritz und dre
Schöffen zu Leipzig enthält. Schliesslich bemerke ich noch, du
Bl. 256 der neuen Numeration nicht hier , sondern zwischen Bl
und 262 der neuen Numeration stehen sollte, sowie, dass die B
233 — 237 der neuen Numeration von dem Bewerkstelliger der
Numeration als ein Blatt angesehen wurden. Die Blätter der
Numeration 37,38, 85 86, 96 97 und 109 110 sind gegenwärtig
mehr vorhanden.
^ Ich muss jedoch ganz ausdrücklich bemerken, dass die Ausführu
die sich in der Celakovsky'schen Beschreibung, o. s. c. S. 550, finden
die dahin gehen, dass die Urtheile der Schöffen von Magdeburg, d
die czechischen Städte bestimmt waren, im 15. Jahrhundert eve:
auch (skute^nÖ tez) Öechisch ausgestellt wurden, sowie, dass der g
Theil des dem böhmischen Museum angehörigon Textes der Magdeb
Urtheile von der Hand des Jacob Kozenv herrühre, meinen Beifall
haben. Aus den Argumenten, die Celakovsky beibringt, folgt dies ä1
gar nicht. Die erstere Annahme ist übrigens auch schon an un
sich unwahrscheinlich.
2 Aber auch die Artikolfolge ist nur mechanisch und nicht auch essent
verschieden. Aus den Excerpten, die Celakovsky anführt, ist nS
zu ersehen, dass der ganze Unterschied, der zwischen dorn Wienei
dem Prager Text in Bezug auf Artikelfolgo besteht, auf diese Wei
Die polnische Roconsion der Mi^debnrger Urfheile. 285
als den Wortlaut ' tangircnde Abweichungen mit der Wiener
Sammlung in einer Weise übereinstimmt, die an Vollständigkeit
nichts zu wünschen übrig lässt. Es haben also alle jene
Resultate, zu denen wir auf Grund der blossen Wiener Samm-
lung gelangen werden, mutatis mutandis auch auf die dem
böhmischen Museum angehörige Sammlung ihre Anwendung,
sowie umgekehrt alle jene Resultate, zu denen Jemand auf
Grund der blossen Prager Sammlung gelangen würde, sich
mutatis mutandis auch auf den Wiener Text übertragen Hessen.
Um jedoch zu den Resultaten, die uns über das Verhält-
niss, das zwischen der polnischen Recension und dem in Rede
stehenden czechischen Texte vorhanden ist, auch wirklich ge-
langen zu können, ist es nothwendig, vor Allem seine Artikel-
folge in Betracht zu ziehen. Zu diesem Behufe muss also
auch hier, ähnlich wie in den nächstvorangehenden Capiteln,
eine Tabelle vorausgeschickt werden, die so eingerichtet ist,
dass der Ossolinski^sche Text, als der Repräsentant der polni-
schen Recension, in ihr den ersten, der in Rede stehende czechi-
sche Text hingegen die zweite Rubrik einnimmt. Bezüglich
dieser zweiten Rubrik muss jedoch bemerkt werden, dass sie
in zwei Spalten zerfällt, von denen die erstere die Artikel des
Wiener Textes nach meiner, die andere die Artikel desselben
Textes nach der Bezeichnung des Schreibers dieses Textes
Stande kam, dass die Artikel, denen im Wiener Text ungefähr die Ar-
tikel 320 — 540 entsprechen, durch Verheftung (ob des Prager Textes
oder seiner Vorlage, kann ich selbstverständlich nicht entscheiden) aus
ihrer überlieferten Ordnung herausgehoben und als Ganzes ungefähr
zwischen die Artikel 110 und 120 des Wiener Textes gestellt wurden.
Im Uebrigen scheint aber, wie gesagt, die Artikelfolge in beiden Texten
dieselbe zu sein.
* In Bezug auf Wortlaut bemerkte ich z. B., soweit dies eben auf Grund
der Oelakovsky "sehen Excerpte möglich war, nur folgende, etwas mehr
in die Wagschale fallenden Unterschiede: aj dass die Artikel des Wiener
Textes 50 und 79 viel ausführlicher sind als die einschlägigen Capitel
des Prager Textes, wo sie mit III D und IV H bezeichnet sind; fjj dass
der Artikel des Wiener Textes 144 ausser der Rubrik und dem Urtheils-
sprnch noch folgende im Prager Text unter XVII L nicht vorhandene
oder möglicherweise nur von Öelakovsk^ ausgelassene Frage hat : Geßü
ze miefta a mießeczka neb przifediczy wfjy, kteryz jrod Mayfmrfkym pra-
wem lezie, ßrafowane neh neßrafowane ortete fwoly panaio yichz, ten bud
ßcieUky neb duchowni, v nas praißo brati mohu U, czi czo prawo geßf
286
KatninlAcki.
bietet. Und zwar bedeutet in dieser letzteren Spalte die Ziffer
das Folium nach der ursprünglichen, vom Schreiber des Textes
durchgeflthrten Numeration, der beigefügte Buchstabe hingegen
die Stelle des Foliums, an der der betreffende Artikel zu
finden ist.
Tabel
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245
—
264
243
55, U
246
178
36, G
265
170
33,9
247
179
36,//
266
248
267
—
249
282
69, V
268
250
—
•
Mit Hilfe dieser Tabelle ersieht man also, dass die polni-
sche Recension in Bezug auf Artikelfolge mit der czechischen
zwar nicht übereinstimmt, dass sie jedoch andererseits nur
wenige Bestandtheile in sich fasst, die nicht zugleich auch in
czechischer Bearbeitung vorkommen würden. Auf 268, oder
präciser auf 271 ^ Artikel, die der polnischen Recension eigen
sind, fehlen in der czechischen Bearbeitung thatsächlich nur
45, und zwar: 0 23—30, 43, 47, 52—53, 56, 64 Ende, 67,
76—77, 80, 87—89, 92, 97, 99, 102—104, 109, 121—122,
129, 142, 157, 174, 232 Ende, 238, 240, 243, 245, 248, 250,
257 und 266—268. Von denselben sind O 109, 157 und 267
bis 268 auch in den übrigen in Betracht gezogenen deut-
schen und lateinischen Sammlungen nicht vorhanden, 0 23
bis 30, sowie 0 108 hingegen wohl in. den deutschen Texten
der ersten Redaction zweiter Nuance, keineswegs aber auch
in den übrigen Texten nachweisbar. 0 67 kommt ausser den
1 Ich rechne so mit Rücksicht auf Art. O 63* und Art. O 193* + »>.
Sitoangsber. d. phil.-hist. Ol. CXI. Bd. I. Hft. 19
200 KAluinUeki.
Trxtoii clor orKton Rodnotion zweiter Nuance, wie bekannt,*
nur nocli in IH vor.
Wonnfifloicli (^s nl)or vorstehender Zusammenstellung zu-
foljic** knint^ni Zwoifol unterlioji^t, dass die polnische Recension
Hioh ihrem Inhalte nach fast p^anz in der czechischen wieder-
lindot und somit zu ihr in ofTenbarer Verwandtschaft steht, so
int damit noch lan^o nicht Alles entschieden. Um von der
im WitMior , Ix^ziohunjijH weise im Prager Texte enthaltenen
ozcohischon Hoarboitung der Magdeburger Urtheile behaupten
XU ktlnnon ^ dass sie für die polnische Recension eine actuelle
Hodoutung habe, mUsstc von ihr zuerst noch nachgewiesen
wordon, dass sie mit der letzteren auch in Bezug auf ihren
Wortlaut llbenMnstinuuo. Es gereicht mir nun zur ßefriedigmig,
oonstatiivn zu ki^nnon, «lass es dem in der That so ist. Mit Aus-
nahme der Umgestaltungen und der Lesarten (grösstcntheils
l'Vhlor\ die das speeielle Kigenthum der polnischen, wie zum
Theil der ersten Redaetion zweiter Nuance bilden imd von mir
im (\ipitel III des Näheren dargelegt wurden: mit Ausnahme
ferner auch der Artikel O 11, 21, 31, 48, iU, M Anfang, 83,
UM, llVi, i;U), KU lf>o Mitte, li>2, 163, 1G6, liu, 173, 170,
i8t?. n>:>. pjs, iw, ÄU, 205, 207, 211, 221, 229, 230, 231,
237, 23l>, 241, 242, 249, 2r)l, 252, 2t>l und 2i>5, die in W
thoils etwas ausi'tlhrlioher, theils etwas kürzer, tlieils sonst modi-
tioirt sind , stimmen die ilbrigen , in beiden Bearbeitungen in
gleioluMU Masse vorkommenden Artikel auch in Bezug auf den
Wortlaut in einer Weise übeivin, die in der vollen Bedeutung
dieses Wortes* eine durchgriMfende ist. Zum Beweis dessen
filhrt^ ich mehrert^ von ihnen hier wörtlich an und fiige, um
die Benuuung dieser Zusammenstellung auch den des Polni-
sohon und des Ozei^hisohen Unkundigen zu enuögHohen, jcnlem
dieser Texte eine wörtliche neuhochdeutsche Tebersotzung bei.
• V»M*. «ion »x»i« wivljÄ«is**htM> t^lor Jon t!*.'.roh t!on Gois: der di«>sbe«üp-
Die polnische ReceoRion der MafdeVnrger Urtheile.
291
Art. 0 15.
Polnischer Text. »
Gdyby geden
czlowyek zatw-
yerdzon w naßem
prawye rok y
dzen o glowa albo
o rany albo o czo-
kolwye takyego,
a w them czaßye
nye przyßedl ku
oprawye ,' moße
ly g^go zona
albo przyrodzo-
ny oßyefcz albo
przedacz yego f to-
yacze gymyenye.
a moze ' ly teß
on ßwe gyd§cze
gymyenye w gy ne
prawo bracz y wy-
wyefcz, albo czo
iny zaprawo ma-
my k them v po-
dlug pravego pra-
wa?
Na to my przy-
ßaßnyczy ß Mayd-
burkv mowymy
prawo; Tego dla,
gyß * czlowyek
badze zatwyer-
dzon kn prawu o
przerzeczone rze-
ezy / nye mog;}
ßyapanowye pod-
Uebersetzung dieses
Textes.
Wenn ein Mann
verfestet wäre in
unserem Gerichte
Jahr und Tag um
Todtschlag oder
um Wunden oder
um was immer
Derartiges und
binnen der Zeit
nicht zur Berich-
tigung käme, ob
seine Frau oder
seine Anverwand-
ten sein stehen-
des Erbe besetzen
oder verkaufen
mögen, oder ob
er sein bewegli-
ches Gut in ein
anderes Gericht
nehmen und weg-
führen könne,
oder was für ein
Recht wir dazu ha-
ben nach Rechte?
Hierauf spre-
chen wir Schöffen
von Magdeburg
ein Recht : Da-
rum , weil ein
Mann um die vor-
genannten Sa-
chen zu Gerichte
verfestet wurde,
können sich die
Czechlsoher Text.
Geftlizebyczlo-
wiek geden w ry-
chtie naffie byl
zatwrzen rok a
den pro wrazdu
anebo o ranu ane-
bo o nietczo ta-
koweho, azeby w
tom czaffu ne
bylo frownano,
moz li zena gehe
nebo gehe die-
diczowe prodati
nebo wyfaditi to
zbozie, aneb mo-
ze li on fwoy
ftatek mowity do
gine rychty wne-
fti, anebo czo w
tom prawa geft,
neb mieli li bych-
mo my w tom czo
wedle praweho
prawa?
Na to prawo
prawime my kme-
the z Meidburka :
Budye ly geden
zatwrzen o mord
neb wrazdu neb
o ranu , proto
ne mohu ty pani
toho diediczftwie
a zbozie prawem
üebersetaung dieses
Textes
Wenn ein Mann
in unserem Ge-
richte verfestet
wäre Jahr und Tag
um Ungerichte
oder um Wunde
oder um was im-
mer Derartiges
und dies binnen
der Zeit nicht be-
glichen (berich-
tigt)sein würde,ob
seine Frau oder
seineErben dieses
Gut verkaufen
oder besetzen
mögen, oder ob er
sein bewegliches
Gut in ein anderes
Gericht bringen
könne, oder was
darum Recht sei,
oder ob wir was
dazu hätten nach
rechtem Rechte?
Hierauf spre-
chen wir Schöffen
von Magdeburg
ein Recht: Wird
Jemand verfestet
um Mord oder
Ungerichte oder
um Wunde , so
können die Herrn
de.ssen Erbe und
' In Betreff des polnischen Textes gilt das auf S. 177, Anm. 2, und S. 195,
Amn. 1 Gesagte.
' Nach P verbessert; 8k hat ebenfalls oprawye: Kcc: wyprawye; O : prawye.
' Im Codex steht: mozefa.
* Nach P verbessert; in O steht: efs.
■' Im Codex folgt noch ein überflüssiges a.
292
KttYuintAcIci.
Polnischer Teit.
y§cz tego 1 gy-
myenyn, ale tlio
ma gyogo zona
albo przyrodzony
albo on , komv
*on* tego przy-
y^ye, oßyefcz; y
teß ßwe gydacze
gymyenye moze
wywyefcz y dacz
ßoby e przy wyefcz
w gyne prawo,
gdze chczo; alo
ftoyacze gyrnye-
iiye, yako dzye-
dzyna, nye moßo
wßdacz, alyß ßam
oczy wyfczye ban-
dze podlugprawa.
Gdyby raczczo
yaly przyßyaßny-
ka, czoßrzeczmo-
wyl gynych przy-
ßaßnykow, a tben
przyßaßnyk ß gy-
nymy wßy tbkymy
prayßaßnyky wo-
laly ßa ku prawu,
rzekacz : Myly pa-
nowye, proßymy
waß, abyfcze na-
ßego thowarzyßa
y naß zoftawyly
podleprawa, geft-
]y2 on czo na-
Uebersetzung dieses
Text€«s.
Herrn dieses Gu-
tes nicht unter-
winden , sondern
es hat dies die
Frau oder die An-
verwandten oder
der, dem er dies
zueignet, in Be-
sitz zu nehmen;
und sein beweg-
liches Gut kann
er wegführen
oder sich weg-
führen lassen in
ein anderes Ge-
riebt, wo er will;
aber sein stehen-
des Gut, als da ist
Erbe , kann er
nicht aufreichen,
bis dass er selber
gegenwärtig sein
wird nach Rechte.
Czechischer Text
fe zmoczniti ani
fe w nie vwazati,
ale gelio zena a
diediczowe magy
to obfefti aneb
niekto giny, ko-
muz by on toho
przal ; a ftatek
fwoy mowity moz
on wneftydo g^ne
rychty neb kamz
on chcze ; ale fto-
iateho a lezateho
zbozie ne moz on
wynefti aniz gehe
fpuftiti a otewz-
dati, lecz by fam
byl , wedle pra-
weho prawa.
Art. 0 49.
Wenn die Rath-
männer einen
Schliffen fiengen,
der das Wort
anderer Schöffen
spräche, und die-
ser Schöffe sich
mit allen ande-
ren Schöffen zu
Gerichte riefe,
sprechend: Liebe
Herrn, wir bitten
euch , dass ihr
unseren Genossen
und uns bei Rech-
te lasset , [and]
Dale geftli by
conflele gednolio
kmethagiali, kte-
ry by od ginycli
flowo mluwil, a
tben kmeth s gi-
nymi kmethy fe
ku prawu odwo-
lal, rzkucze: Mily
pani , profyme
was, abyfte na-
ffieho towaryffie
y nas przy prawa
zuostawily, geft-
lize geft czo proti
prawu Yczinil, to
Ueb«!netnmg dieaa
Textes.
Gut mit IlMkt
weder anspredMa
noch sichindtf-
selbe binden, Nft-
dem seine Fm
und Erben habe«
dies zu besetnft
oder Jemand st-
derer, dem er £ei
zueignete iml
sein beweglidiif
Gut kann er ib
ein anderes Ge-
richt bringen oder
wohin er wd;
aber sein stehen-
des Gut klBB
er weder wegfBk-
ren, noch du-
selbe überlisMB
und anfreichflif
Ausser dass erid-
ber da wäre, nieli
rechtem Recht».
Femer wen»
die Rathmianer -
einen SchSiBV
fiengen, der to»
den anderen dn»
Wort spriU^
und dieser SchOfe
mit den anderei
Schöffen sich n
Gerichte riefe,
sprechend : liebt
Herrn, wir bittM
euch , dass ihr
unseren GenosMa
und uns bei Rech-
te lasset, lallser
* P hat: gego.
2 Aus Sk vervollständigt; O und P haben blos: geß.
Die polnische Rccension der Magdeburger Uriheile.
293
Polnischer Text.
przeczyw warn
mowyl albo prze-
padl, tho chcze-
my warn pokupem
polepßycz,' — a
ony ^ wßdy na
to w yaczthwo
wßadzyly,^ maya
ly gryny przyßaß-
nyczy daley othy-
chmyafth ßye-
dzecz na prawye,
albo kako ly ßy^
tho ma dokonacz
podlug prawa?
Na tho my przy-
ßaßnyczy prawo
mowymy s May-
borku : Geft ly
tych przyßaßny-
kow trzy albo
wyaczey,tedy mo-
ga ony dobrze na
prawye ßy edzyecz,
potrzebuge ly
[gych] *o tho*
woyth albo szan-
dz^ y kaße , a nye
trzeb^ gym tego
myßkacz prze tho,
acz thowarzyß
ßyedzy w gyn czth-
wye. Teß gdyby
przyßaßnyk prze-
czyw ko raezczam
nycz gynego prze-
ftapyl, gedno tho,
czo mowyl waßa
rzecz , a wy byß-
Uebersetzung dieses
Textes.
falls er was gegen
euch gesprochen
und verbrochen
hat, so wollen wir
euch das mit Bus-
se bessern, — und
sie ihn dennoch
darüber ins Ge-
fängniss stiessen,
ob die anderen
Schöffen seitdem
auch ferner noch
zu Gerichte sitzen
sollen, oder wie
dies zu Ende ge-
führt werden solle
nach Rechte?
Hierauf spre-
chen wir Schöf-
fen von Magde-
burg ein Recht:
Sind der Schöffen
drei oder . mehr,
alsdann mögen sie
wohl zu Gerichte
sitzen, wenn sie
der Vogt oder
der Richter dazu
benöthigt und
heischt, und sie
dürfen dies nicht
darum versäu-
men, weil ihr Ge-
nosse im Gefäng-
niss sitzt. Auch
wenn der Schöffe
gegen die Rath-
männer nichts An-
deres übertreten
hätte, als nur das,
dass er euer Wort
Czechischer Text.
my chczeme we-
dle prawa oprawi-
ty, — a oni by
^Qy przefto wfa-
dily V wiezenie,
magi li pak giny
kmethe faud fe-
dieti anebo nicz,
anebo kterak to
ku konczy przi-
gity ma?
Na to prawo
prawime kmethe
w Maydburcze :
Geft li kmetow
trzie anebo wie-
cze, tehdy mohn
a magi fand fe-
dieti , geftlize
rychtarz gicb k
tomr prziwola, a
pro to ne mohu
toho opuftiti, ze
gich geden towa-
ryß v wiezeni.
A take, geftlize
czo gineho ten
kmeth^ ne vczi-
nil, nez ze geft
flowo waflie k
conffelom mlu-
wil, a profite, aby
was przi prawu
nechali, y ne mye-
li by oni geho
Uebersetzong dieses
Textes.
aber was gegen
euch gethan hat,
so wollen wir
euch das nach
Rechte berichti-
gen, — und sie
ihn ungeachtet
dessen ins Ge-
fängniss stiessen,
ob die anderen
Schöffen alsdann
zu Gerichte sit-
zen sollen oder
nicht , oder wie
dies zu Ende
kommen solle?
Hierauf spre-
chen wir Schöf-
fen von Magde-
burg ein Recht:
Sind der Schöffen
I drei oder mehr,
alsdann können
und sollen sie zu
Gerichte sitzen,
wenn der Richter
sie dazu heischt,
und sie dürfen
dies darum nicht
versäumen , weil,
einer ihrer Genos-
sen im Gefängniss
ist. Auch, wenn
dieser Schöffe
nichts Anderes
gethan hätte, als
nur dass er euer
WortzudenRath-
männern sprach,
und ihr bittet.
' Nach /* verbessert; O und Kk haben: polozycz; Sk: pokupycz y poflapycz.
^ Nach P verbessert; Ka hat ebenfalls W8zadzy1y; Sk: oßadzyfy] 0:wßaly.
^ Im Codex steht: neh kmethe.
294
Ka }u2iiiack i.
I'olniwrlmr Tt'xi.
ciyo proliyly to,
yß by wali pr»y
prawyo HZoftM-
wyono, top) dla
nyo iiiyoly by jfo
wl^adxics w yacK-
thwo, podlu^pra-
wa.
Daley pnBymrze I
ly djtecjcnciv py-
mvonve od ßwe-
po Oi*£0Ka, a prEV-
iMo Iv tho dsve-
o«;i ku ßwvm
•
lathonu tho p»*ft
dalev dwaiiaeiTo
lath» tinW to py-
mvonreono moie
d\»br«e fwev mat-
m
oio daox albo
srvn^mv iVomv
prryrxHi«ouemv.
koniu ' ouo ohcn',
' I»« y 3w v'kleny ik
ir.aiky. S prawA
Textes
8prach , und ihr
peboton hättet,
da8H (iio euch bei
Rechte la«Men, so
Hollteu sie ihn
wepon dem nicht
ins Gefanpniss
setzen , nach
Rechte.
('z<s'hi8cher Text.
pro to do wiese-
nie wfadity wedle
praweho prawa.
Art. 0 G8.
Ferner wenn
einem Kinde von
seinem Vater ein
Ciutanstärbe, und
dieses Kind zu
seinen Jahren
käme, d. i. über
Ew((lf Jahre, als-
ilann kann es die-
ses liut seiner
Mutter wohl ge-
ben t>der einem
anderen seiner
Anverwandten,
^em et» «ill. mit
Hrlaubniss «einer
Muner Vomr^vb-
:en Ke^'Lte.
Geftlize pedno-
mu dietieti ftatek
odvmrzel po g^ho
otcxy, a geftli to
dietie przyfflo k
fwym letom, przef
dwanafte leth.
tehda moz dobrze
ftatek fwov dati
materzv fwe aue-
ho pednomn gine-
mn , 'komuz bv
chtielo , a \k* i
woly materze rw«r.
uebo ge«t prawa
die«diczka vca a
prxir.'Z«-x:a.
Uel>ersetrong di«Me
daas sie euch bei
Rechte lassen, so
sollten sie ihn
wegen dem nicht
ins GefÜngnisB
setzen, nachrech-
.tem Rechte.
Wenn einem
Kinde ein Gnt
angestorben ist
nach seinem Va-
ter , und wenn
dieses Kind za
seinen Jahren ge-
kommen ist, über
zwQlf Jahre, als-
dann kann es wohl
sein Gut seiner
Matter geben
•.•d«T einem An-
deres . wem et
wolhe. und dies
mit Winen «noer
M^*vtrT. denn sie
An. " KC^.
3»f V*'.i>T\. t ^1.'
* * •
Zcülai ••tkKT
Die polnische KecensioD der Magdeburger ürtheile.
295
Polnischer Text.
lenym gycb dze-
dzynnego pana,
baudcz on ducbo-
wny albo ßwyecz-
ky, az on gym od-
pufczy, az maya
V naß ortel bracz,
albo yß mog^ po
ortel do naß cbo-
dzycz, czyly czo
gef t prawo v waß ?
Myafta , targy
albo *wffy,* czo
leß^ pod waßym
prawem, tho geft
pod waßym po-
ßlußenTtwem albo
panftwem , czy
moga do waß po
prawo chodzycz;
chczal ly by teß ^
ktory pan, bandz
ducbowny albo
ßwyeczky , ßvo-
ym poddanczom
przyßvoly[cz],
*aby mogly* wa-
ßego prawa pozy-
wacz,^thym moze-
cze *tbeß* waße-
go prawa myefcz-
kyego nadzelycz
albo wyrzecz, po-
dlug prawa.
üebersetznng dieses
Textes.
Erlaubnis« ihres
Erbherren, er sei
geistlich oder
weltlich, falls or
ihnen dies frei
Hesse, dass sie bei
uns ein Urtheil
nehmen sollen,
oder dass sie zu
uns um Urtheil
kommen mögen,
[sollte noch fol-
gen: nun es bei
uns holen dürfen],
oder was sonst bei
euch Recht ist?
Städte, Märkte
oder Dörfer, die
unter eurem Ge-
richte liegen, das
ist unter eurer
Obedienz und
Herrschaft , die
mögen zu euch
ums Recht kom-
men. Wollte auch
irgend ein Herr,
er sei geistlich
oder weltlich, sei-
nen Unterthauen
erlauben, dass sie
euer Recht ge-
brauchen möch-
ten, denen könnt
ihr wohl euer
Stadtrecht 'aus-
folgen oder aus-
sprechen , nach
Rechte.
Czechischer Text.
now gichz , ten
bud fwietfky neb
duchowni, v nas
prawo brati mohu
li, czi czo prawo
geft?
Na to prawo
prawime my kme-
the w Maydbur-
cze : Miefta a
miefteczka nebo
wffy, kterziz pod
waffy rychtu le-
zie nebo fu, ty
mohu V was pra-
wo braty Pak
li by niektery
pan, fwietfky neb
ducbowny, fwym
poddanym odpu-
ftiti chtiel tak,
aby oni prawa
wafßeho miefta
pozywali , tehda
wy mozete take
gim wafHeho mie-
ftczfkeho prawa
vdielity , wedle
praweho prawa.
üebersetzung dieses
Textes.
theile mit Willen
ihrer Herrn, der-
selbe sei weltlich
oder geistlich,
bei uns das Recht
nehmen mögen,
oder was sonst
Recht ist.
Hierauf spre-
chen wii* Schöffen
zu Magdeburg ein
Recht -.Städte und
Märkte oder Dör-
fer, die unter eu-
rem Gerichte lie-
gen oder sind, die
können bei euch
das Recht neh-
men. Wollte auch
irgend ein Herr,
weltlich oder
geistlich, seinen
Unterthauen er-
lauben also, dass
sie das Recht euer
Stadt gebrauchen,
alsdann könnt ihr
ihnen wohl euer
Stadtrecht aus-
folgen , nach
rechtem Rechte.
* Im Codex steht: chcza ly teß Ijy; O hat: chcza ly teß by; P: chczq ly Inf
U/s.
- Nach P corrigirt; Ka hat ebenfalls: pozywacz; 0: poßyczacz.
296
KaYuiniacki.
Art. 0 176.
rolni:^«.*her Text.
Kyedv czlo-
wyek |>oddA* ßyo
prze<i burgrabja
ulbo przed fnn-
dem albo przed
raozczaniy pod
wylSe prawo <>cz-
kolv bandz , a
thept» iiye dzyer-
ßv, czo teil o to
czlowyek prze-
patU, albo czo o
tho iiiaya czyiiycz
podliig prawa, al-
bo czo *o tho*
geft *prawü*?
Podda \y ßye
kto przt*d burgra-
bya pod wyßhe
prawü oczkoly
baiidz , a nye
dzyerßy togo albo
nyo Ipeliiy, ten
przepadl ßefcz-
dzyer>antli ßela-
gow ; podda ly
ßyo tako przed
ßyedzacz.M rada,
tedy przei>adiiyo
ßhefcz y trzy-
dzyefbczy ßela-
pow, tho geft 8zlo*
wyeiißkji grzyw-
11»; a rtaiiye ly
liye tho przed
woytheni , tedy
mv przydze za
to ofßin ßelagow,
f prawa prawego
Mayd borßky ogo.
Uebersetzung dit?s«s
Text«.
Weun sich ein
Mann vor dem
Burggrafen oder
vor dem Geriehto
oder vor den Kath-
mäiineru, es sei
um was es sei,
unter das höchste
Gericht begibt
und das nicht hält,
was dieser Mann
darum verfallen
ist, oder was man
darum thun soll
nach Rechte oder
was darum Kecht
sei?
Begibt sich Je-
mand vor dem
! Burggrafen unter
I das höchste Kecht,
I es sei um was es
sei, und er dies
■ nicht hält oder
nicht vollfilhret,
so ist derselbe
sechzig Schillinge
verfallen; begibt
er sich in gleicher
Weise vor dem
sitzenden Käthe,
alsdann verfällt
er sechsunddreis-
sig ^^chi}lingc, das
I ist eine sloveni-
sche Mark ; und
geschieht dies vor
dem Vogte, als-
dann folgen dem-
selben acht Schil-
linge, vom rech-
(.'zeohisober Text.
Geftlize byge-
den czlowiek
przed purkabo-
wym faudem ane-
bo przed radu pod-
wolil fo pro nie-
kteru wiecz pod
naywyffim pra-
wera, a on toho
ne zdrzy, czo on
pro to powinon
bude purkabi, ra-
die neb rychtarzi
z prawa?
N. t. p. p. m.
k. w M: Podwoli
li fo kto przed
purkaby pod nay-
wyffim prawem a
on toho ne zdrzy,
tehda geft «ui
propadl fetTtdefat
ffylink; pak li fe
tt) ftano przi>d fe-
diczy radu, tehda
tu naywyfie pra-
wo geft ffeft a
trzidczat rfylink
wedle obecznieho
mieftczfkeho fwo-
lenie ; pak li fe
t<» ftano przed
rvchtarzem, teh-
dy geft geho
wettunk viii
i.ofm) ffylink, acz
by fe to ftah» z
profte przyczyiiy.
Ueb«r!«tzung dieses
Tvzte«.
Wenn ein Mann
sich vor dem
bnrggriflichen
Gerichte oder vor
dem Rathe um
irgend welche
Sache unter das
höchste Recht be-
gäbe, und er dies
nicht hielte, was
er darum dem
Burggrafen, dem
Rathe oder dem
Richter schuldig
wäre nach Rech-
te ?
H. s. w. Seh.
i z. M. e. R: Be-
gibt sich Jemand
vor dem Burg-
I grafen unter das
höchste Recht
und er dies nicht
. hält, alsdann ist
er sechiig Schil-
linge verfallen;
geschieht dies vor
dem sitae nden
Käthe, alsdann ist
das höchste Kecht
sechsunddreissig
Schillinge laut
der gemeinen
städtischen Will-
ktthr ; geschieht
dies aber vor dem
Richter, alsdann
ist sein Gewette
viii (acht) Schil-
linge , falls dies
' Im Codex steht minder richtig: podda ly ßye.
Die polnische Recension der Magdeburger Uriheito.
297
Polnischer Text.
PjrUilyfczye naß
o prawo thymy
ßlowy : Gdy by
czego w naßem
myerczkyein* pra-
wye Dye naleßyo-
no , a ta rzecz
nalezona by w
ßyemßkyem pra-
vye 2 py ffanym,
mozem ly tho
*gyfczye* ßyem-
ßkye prawo vy-
rzecz ' za nye-
myeczßkye pra-
wo, albo czo o
th6 geft prawo?
Wßythk^ py-
ßuia *ßij* ludzom
ßoftawyoiiy y da-
ny na wyedzenye
y na nauk».^ Prze
tho ktho geft przy-
ßaßnykyem y
przyßagl kv pra-
wu, teu moze
podlug lepßego
ßwego roßvma
pyßma naycz or-
UebersetziiDg dieses
Textes.
ten Magdeburgi-
schen Rechte.
Czecbiächer Text.
wedle
prawa.
praweho
Art. O200.
Ihr habt uns
um Recht gefragt
mit diesen Wor-
ten: Wenn man
etwas in unserem
Weichbildrechte
nicht fände, und
dieses gefunden
wäre im geschrie-
benen Landrech-
te, ob wir dieses
Landrecht für das
deutsche Recht '
aussprechen kön-
nen , oder was
darum Recht sei ?
Alle Schriften
sind den Men-
schen überlassen
und gegeben zum
Wissen und zur
Belehrung. Da-
rum wer Schöffe
ist und zu dem
Rechte geschwo-
ren hat, der kann
nach seinem be-
sten Schriftver-
Dale geftli by
fe komu aneb
niekomu w mie-
ftie prawa ne do-
ftalo, to geft zeby
ortele nalezti ne
vmiely, a na to
zeby byl ortel
nalezen w zem-
fkem anebo li w
manf kem prawie,
moz li to przi-
giato byti za pra-
wo wy[k]pildfke,
cziczo za prawo?
N. t. p. p. m.
k. w M.: Wffecz-
ka a wffelika pi-
fma gfu wydana
k wiedieni a k
nauczeni lidem.
Pro toz, kteryz
geft kmeth a ma
przifahu ku pra-
wu , ten muoz
wedle fweho v-
rzadu a iakz nay-
UebersetzuDg dieses
Textes.
aus einer gemei-
nen Ursache ge-
schehen wäre,
nach rechtem
Rechte.
Ferner wenn
dieser oder jener
in der Stadt das
Urtheil nicht be-
kommen könnte,
das ist, dass man
das Urtheil nicht
zu finden wüsste,
und dieses Ur-
theil hiefttr ge-
funden wäre im
Land- oder im
Lehenrechte, ob
dieses für das
Weichbildrecht
angenommen
werden könne,
oder was Rech-
tens?
H. s. w. Seh. z.
M. e. R.: Alle und
allerlei Schriften
sind den Leuten
zum Wissen und
zur Belehrung
gegeben. Darum
wer Schöffe ist
und zu dem Rech-
te geschworen
hat , der kann
seinem Amte ge-
* l* hat: nyemyeczfkym; ebenso Ku; Sk: myefikym.
' Nach P verbessert; in 0 steht: praweni,
> Ebenfalls nach P verbessert; in 0 steht: wyersycz.
* Diese Stelle ist nach P, zum Theile nach Sk und Ka rectificirt; in O
lautet sie folgendermassen : Wfiythh^ pyßma y nauka ludzom ßo/tawyony
y dany, Prze tho etc.
298
Kftlain iacki.
PoI-üii*r Text.
tel T «TTzecz ua
fiwa pnyGaira. A
pTzymsL \y py
prxeD prz yganjr *
za prawo, tedj ten
ortel ma mTecz
mocz. Ale lajra
ly gy, tedy mvCa
1» nym do vryGe^>
praw;|, jr^l^ye to
obyczaynye ' Cla
po prawo. A kto-
rego «fitela jrefr«/
dopafcza z wyüe-
go prawA albo
poczwyrdza . tbo
maya przyyacz za
prawo.
T»-xt*-«.
• standniflü da« Vr-
theil finden and
. an^sprcchen auf
seinen Eid. Und
wenn man es
' ohne .Scheltung
f8r Kecht an-
nimmt, dann s<j11
dienes irrtheil
Kraft haben.
Wenn en aber
geflch'dten wird,
<lann muM» mit
, ihm an da« höch-
ste Gericht ge-
. schickt werden,
. w«i man gewöhn-
I
lieh um Kecht
I ischickt Und wel-
• che« Unheil vom
höchsten Gericht
zugelaaAen oder
bestätigt wird,
diesifoll fürKfHrht
angenommen
werden.
Czrthiwli« Teil.
lepe rozomieti
moz, ten ortel
nalezty p'xl fwn
przifahu. Geftlize
pak tomu orteli
bude folkowano
bez ot]xjni, tehdy
ten ortel mocz
ma. Pak li by ten
ortel ftrafowan
byl, tehda ma fe
f nym odwolati
k wyfTemu prawu.
A czoz potom V
wyfTiebo prawa
bude nalezeno za
prawo , to ma
drzano bvti. Z
praweho prawa.
T>berv!t2iiii|r dicw»
Text««.
mäs« and wie er
dies jun besten
verstehen tuMg^
dieses Uitheil
finden auf seinen
Eid. Wenn so-
nach diesem IJr-
theil Folge gege-
ben wird ohne
Widosetzlich-
keit, alsiUnn hat
dieses Urtheil
Kraft WOrde aber
diese» Urtheil ge-
straft werden, als-
dann moss man
sich mit ihm in
das höhere Ge-
richt ziehen. Und
was hieniaf im
höheren Gericht
als Recht frefiin-
den werden wird,
da» soll gehalten
>♦ erden. Vom
rechten Rechte.
Art. O 21t).
I'vtaivfrze naD
o praw'i telj. iakr>
wyele przylJaCny-
kow ma bvcz na-
mnyey kii gAyo-
nemv fandowy
o Ijwelka "* rz'^cz,
aby mngl woyth
fadzycz podliic
prawa V
Auch habet ihr
uns gefragt um
Re«.'ht. wie viele
.Schöfft-n zum
minde.sten Mein
sollen zum geheg-
ten Gericht** um
jeglirhe Sache,
damit der Vogt
richten möge
nach Rechte?
Knietow k fau-
du hageny kolik
ma byti uayme-
ni<r, s kteryniiz
bv wa5 rvchtarz
ni'ihl fand zaha-
giti?
Der Schöffen
zum Hegen des
Gerichtes wie
viele zam min-
derten sein miL«(-
sen« mit welchen
euer Richter das
Gericht hegen
könnte?
' In O steht: prz^ß frzyjMtjy aOto przfffi prz^fiagy aU/*» prz^ß P^^ys^ny; in
Sk blos: f*eß przyfiyngy ; in /' und Ka: ie h^.ß prztjitany.
' Aus Hk vervollständigt.
' Sk hat: o trßeika; Kr.: o irje/ka.
Die polnische Kecension der Magdebui^er Urlheile.
299
Poloischer Text.
Przyßaßnykow
mabycz namnyey
trzy: geden, czo
ortel ma wyrzecz,
a dwa, czo k temu
maya przyßwo-
lycz. S tymi mo-
ze woyth fand
gaycz y fandzycz,
czo trzeba, nye
ma ly albo nye
moze ly gycb
wyaczey myecz,
a to geft prawo
podlug prawa.
Gdy kto zaluge
na nyewyafta
ßwyathky o gey
dlug albo o ßlu-
byenye , * a ona
chczala by ßama
ßye odprzyßancz,'
ktho thv geft bly-
ßy, ona ly blyßa
ßya odprzyßancz
famn, czyly blyßy
powod nayn ßwya-
thky dokonacz,
albo czo o to
geft prawo?
Zaluge ly kto
na nyewyafta o
Uebersetzung dieses
Textes.
Der Schöffen
sollen mindestens
dreie sein: einer,
der das Urtheil
auszusprechen
hat , und zwei,
die dem zu will-
fahren haben. Mit
diesen kann der
Vogt das Gericht
hegen und rich-
ten , was noth-
wendig ist, falls
er ihrer mehr
nicht hat oder
nicht haben kann,
und dies ist Recht
nach Rechte.
Czechiscber Text.
N. t. p. p. m.
k. w. M.: Kme-
t^w ma naymenie
byti trzie k faudu
hageny: geden k
ortelom nalezeny,
a dwa, geff to tomu
folkugy. [S tymi
moz rychtarz fand
hagity y faudity],
geftlize gich wie-
cze ne ma aniz
moz mieti, wedle
praweho prawa.
Art. 0 247.
Wenn Jemand
eine Frau mit
Zeugen beklagt
um Schuld oder
um Gelübde, und
sie möchte selbst
sich abschwören,
wer da näher ist,
ob sie näher ist,
sich selbst abzu-
schwören , oder
ob der Kläger
näher ist, sie mit
Zeugen zu über-
führen, oder was
darum Recht ist?
Beklagt Je-
mand eine Frau
Dale kdyby
gedna zena obza-
lowana byla fe
fwiedky o dluh
neb o flib, a zeby
ona chtiela fama
fwu ruku odgity,
geft li onablizffy ^
fama fwu ruku
gednu odgity, czi-
li zalobnik blizffy
bude gy prze-
fwiedczity fwymi
wyffimi pomocz-
nymi lidmi, neb
czo w tom prawo
geft?
N. t. p. p. m.
k. w. M.: Bude
üebersetzung dieses
Textes.
H. s. w. Seh.
z. M. e. R.: Der
Schöffen sollen
mindesten dreie
sein zum Hegen
des Gerichtes :
einer , der die
Urtheile findet,
und zwei, die dem
Folge geben. [Mit
diesen kann der
Richter das Ge-
richt hegen und
richten], falls er
ihrer mehr nicht
hat oder nicht
haben kann, nach
rechtem Rechte.
Ferner wenn
eine Frau an-
geklagt worden
wäre mit Zeugen
um Schuld oder
um Gelübde, und
sie selbst mit
eigener Hand ent-
gehen möchte,
ob sie näher ist,
selbst mit eigener
Hand zu ent-
ge)ien, oder ob
der Kläger näher
sein wird, sie mit
seinen Eideshel-
fern zu überzeu-
gen , oder was
darum Recht ist?
H. s. w. Seh.
z. M. e. R. : Wird
' Nach Sk rectificirt; in O steht wohl durch Verschreibung : o filuhne,
3 Sk hat statt dessen : a ona chczyala hy tego ßama odhycz,
^ Im Codex folgt noch ein überflüssiges: odgity.
300
K»lu2n iacki.
roluisvher Text.
dliip albo o ßlu-
bttwaiiyo pey, to
gefi oiia blyßya
cMlydcz * rama fwa
rankn, uyßly by
kto na nya niogl
dokonacz, a tho
geft podlug pra-
wa jirawego.
Textt?!.
um Schuld oder
um ihr Gelübde,
so ist 810 näher
selbst mit eigener
Hand zu ent-
gehen , als da88
sie Jemand über-
führen könnte,
und dies ist nach
rechtem Hechte.
Cze^histher Text.
li gedna zena ob-
I zalowana o dluh
I nebo pro flib
fwoy, toho geft
' ona blizffy odgity
fama fwu ruku,
a no moz prze-
fwie^lczena byti
kromio faudu ha-
goneho wedle pra-
weho prawa.
Utfber(«taning dieses
Textes.
eine Frau beklagt
um Schuld oder
um GelQbde, so
ist sie nSher, dem
selbst mit eigener
Hand lu ent-
gehen , und sie
kann nicht über-
führt werden
ausserhalb des ge-
hegten Gerichtes,
nach rechtem
Rechte.
Aber auch jene Artikel, von denen ich sagte, dass sie
im Vergleich zu den betreffenden Artikehi der polnischen Re-
cension rilcksichtlich ihres Wortlautes etwas weiter gehende
Differenzen bieten, stimmen mit ihnen im Uebrigen in einer
Weise überein, die eine ziemlich llberraschende ist. Ich ftlbre
beispielshalber (selbstverständlich mit entsprechender deutscher
Uebersetzung) folgende an:
Art. 0 11.
Pytalyfcze naß
o prawo thymi
slowy: Przylila
gedua nyewyafta
przed gayony
ßand • y * yeft
fwe pyinyeuyo y
ßwa rzccz wßdnla
y vftanowyla, y
ti» zapyßano, y
vczynyla ßwopo
bratha opyekadl-
nykyem ' kv do-
konanyv gey
wßdanyv,' iako
rtogy zapyßano od
Ihr habt uns
um Kocht gefragt
in diesen Worten :
Es ist eine Frau
gekoninion vur
(las gehegte Ge-
richt und hat
ihre Habe und
ihro »Sache ge-
geben und be-
stellt, und d(is ist
eingeschrieben,
und hat ihren
Bruder zum Vor-
munde gemacht
zurVollstreckung
Dalie walTie
otazka «) prawo,
ze przed l'aud ha-
' geny przilTla geft
pani gcdna a rzie-
: dila y odewzdala
geft fwe zbozie,
\ iakoz podopfano
ftogy, a zpuosob
vczinila dietem
fwym a poruczni-
\ ka, aby to ode-
wzdanio a /rzieze-
uiu naplnil. A tak
flowo od flowa w
liftu kmctfkem
Ferner ist euro
Frage um Recht»
dass vor das ge»
hegte Gericht
eine Frau ge-
kommen ist, und
sie hat ihre Habe
bestellt und auf-
gereicht, wie un-
ten geschrieben
steht, und ihren
Kindern einen
Lebensunterhalt
gesichert hat und
einen Vormund,
damit er diese
^ tik hat wiftt/cz; Kit: ndycz.
2 P hat: opyekadlnyka,
3 Sk hat: doniit; Kie: ilatcanyv; /': lUiiiyv,
Die polnische Rcccnsion der Ma(i;debur(;cr Uribeile.
301
Polnisdier Text.
ßlowa do ßlowa
w przyßyaßnym *
reyftrze. A gdy
yvßetha nyewya-
rta vczynyla tlio
danye, poßla za
maß y vmarla.
Potliem przyßedl
gey m^ß przed
gayny ßand y py-
tal ortela thymy
ßlowy : Gdy-
czyem ya ßyedzal
ßwa zon?} w gyey
gymyenyv pel-
nym prawem,
mam ly ßwey ze-
nye prawo odzyer-
ßecz y doßagn^cz
gyd^czego gy-
myenya y nyegy-
daczego gey gy-
myenya , czyly ^
czo prawo *gef t* ?
They vmarley
nyewyafty brath
rzekl naprzeczyw
themu: Pytham
prawa , mam ly
lepße prawo k
them V gy my eny V,
gdyß ona mnye
przed gaynym
(andern ß pelnym
prawem gey gy-
myenye wßdala
*y fpufczyla* pyr-
wey, nyßly gego
sona ßoftala; a
*o* tho ßye
byersado reyftra
TIebersetzung dit«*».«;
Textes.
ibror Gabe, wie
dies gescbrieben
Rtebt von Worte
zu Worte im
Scböflfenrogister.
Und wie diese
Frau diese Gabe
schon getban hat,
nahm sie einen
Mann und starb.
Alsdann kam ihr
Mann vor das ge-
hegte Gericht und
fragte Urtheils
mit diesen Wor-
ten: Nachdem ich
mit meiner Frau
in ihrer Habe mit
vollem Rechte
gesessen bin, ob
ich das Recht
meiner Frau zu
übernehmen und
ilir bewegliches
und unbovveg-
liches Gut zu er-
langen habe, oder
was Recht .sei?
Dem entgegen ,
sprach dieser
todten Frau Bru-
der : Ich frage
das Gericht, ob
ich ein besseres
Recht auf dieses
Gut habe, zumal
.sie mir ihr Gut
vor dem gehegten
Gerichte mit vol-
lem Rechte tiber-
reicht und über-
Czechificber Text.
rtogi: Coram qui-
bus veniens ho-
nefta matrona etc.
A kdyz ta na-
przed pfana pani
to wzdanie vczi-
nila , y pogiala
fobie muze y vm-
rzela. A potom
prziffel geft ten
muz przed fand
hageny a tazal
fe z prawa, ponie-
wadz on przeby-
wal geft 8 man-
zelku f wu w zbozy
gegiem f plnym
prawem a w tom
zamrzel geft w
wffem prawie, acz
by on miel prawo
te panie odrzeti,
aneb czo by toho
prawo bylo na
mowitem ftatku a
na fwerffcziech
toho zbozie ? Pro-
ti tomu odpieral
geft te vmarle
zeny bratr a rzekl :
Ya fe tiezy z pra-
weho prawa,
geftli to zbozie
wietffim prawem
na mnie geft
odvmrzelo, ponie-
wadz mi ona pra-
wie a rozomnie
przed faudcm ha-
genym fe wffim
poruczenftwim
Uebersetzuog dieses
Textes.
Gabe und diese
Bestellung voll-
strecke. Und es
steht im SchOffen-
brief von Worte
zu Worte also :
Coram quibus
veniens honefta
matrona etc. Und
wie diese vorge-
nannte Frau diese
Gabe gethan hat,
nahm sie einen
Mann und starb.
Da kam dieser
Mann vor das ge-
hegte Gericht und
fragte Rechtens,
ob er, da er mit
seiner Frau in
ihrer Habe mit
voHem Rechte
verblieben und
auch darinnen be-
storben wäre mit
allem Rechte, das
Recht dieser Frau
zu übernehmen
hätte , oder was
sonst dessen
Recht wäre auf
das bewegliche
Gut und auf die
Gesammtheit die-
ser Habe? Dem
entgegen antwor-
tete der Bruder
der todten Frau
und sprach: Ich
frage Rechtens,
ob mir dieses Gut
^ Nach 8k, beziehungsweise nach Ka rectificirt; O und P hshen: pi/ßanem.
2 Nach P rectificirt; O hat: eyltf ly.
302
KalninUekl.
Polnischer Text
przyßyaDnycsego
C»o s prawa* gefth
myedsy th3rma
dwjema.
Na to my przy-
ßaßnyczy z Maid-
borkv mowyemy
pravvo : Czokoly
maß gydaczego
gymyenya ßwey
zeuye, poky by-
la zywa, k xobye
wßal, myal y
dzyerzal, to ma
my ecz y dzerßecz ;
ale rtogyaczo gy-
myenye y gyne
nyeftoyacze, kto-
re maß ♦they*
nye dzerßal za
zywotha zony
fwey, tho przydze
gey brathu 8 pra-
wego prawa, yako
üebersetnmg dieses
Textes.
lassen hatte, be-
vor sie noch seine
Frau wurde; und
ich ziehe mich in
Betreff dessen an
das Schöffenre-
gister. Was nun
Rechtens ist zwi-
schen diesen bei-
den?
Hierauf spre-
chen wir Schöffen
von Magdeburg
ein Recht: Was
immer der Mann
an beweglicher
Habe seiner Frau,
so lange sie lebte,
zu sich nalmi,
hatte und hielt,
das hat er zu
haben und zu
halten; aber ste-
hende Habe und
andere nicht ste-
hende, die der
Mann zu Leb-
zeiten seiner Frau
nicht hielt , die
folgt ihrem Bru-
Csediisdier Tezi
podaU y otewada-
la prwe, nezli
gehe manzelku
byla; a toho fe
tahnu ne kmet-
fky list. Protoz
proßme was z
prawa , czo by
mezy obiema ftra-
nami prawobylo?
Na to prawo
prawime my kme-
the w Maydbur-
cze: Czoz by ten
czlowiek ftatku
mowiteho fwe
manzelky , do-
kudz ona zywa
byla, w fwe obra-
nie miel, przigal
a wzal, to on ma
fobie * miety a
obdrzeti krom
toho, czo z ku
grodu przifflu-
flie; ale ftoiate
zbozie wlaftnie a
gine zbozie, kte-
rez geft odrm-
rzeno wnie obra-
üebeiwfaEnsg dioii
Textes.
mit mehrSB
Rechte ang«to^
ben sei, mmtl
sie mir danetbe
redlich und rer
ständig vor den
gehegten Ge-
richte mit aller
Vormundschaft
früher übergeben
und überreiehi
hatte, bevor «e
noch seine Frau
ward; und in Be-
treff dessen sehe
ich mich an dsa
Schöffenbriet Ds
bitten wir wdi
vom Rechte, was
zwischen beidas
Parteien Reckt
wäre?
Hierauf i[MPe-
chen wir Schöftn
zuMagdeburgä«
Recht: Was diMer
Mann an bewe^
lieber Habe seiner
Frau, so lange »•
lebte, in seiner
Wehre hatte, ao'
nahm und in
eigen behaaptel»^
das soll er habet*-
und behaupte«
mit Ausnahme
dessen, was tnr
Gerade gehSrt;
aber stehende ei-
gene und andere
Habe, die anaeer-
halb der Wehre
* P, Sk und Ka haben: za pratco.
' Im Originale folgt noch ein überflüssiges: nia.
Di« polnische Rceennion der Magrdebnrger Urtheile.
303
Polnischer Text.
^mv *gego* ßyo-
rtra wßdala y ßa-
pyfala.
Daley ' moze
c7.1owyek fwa
rzecz albo gjmje-
nye w dludze za-
ftawycz, ocz ban-
dze najm zalo-
wano,^ a tho ma
Tczynycz przed
thym sandza albo
prawom , g-dze
ßlucha ku prawn
podlug prawa pra-
wej^o.
Daley pytalyf-
czye naß o pra-
wo: Gdyby ktho
TC2ynyl nagla
necK nad syroth§
albo nad go-
fczjem, albo nad
takym, czo by thu
prsEyrodzonych
Uebersetzung dieses
Textes.
der Yom rechten
Rechte , wie sie
ihm seine Schwe-
ster aufgereicht
nnd yerschrieben
hat.
Czechisdier Text.
ny toho muze, to
przlTlurne dietem
te panie w te
mierze a tak, ia-
koz geft przed
rychtarzem a
kmethy zpofobila
a dala wedle pra-
weho prawa.
Art. 0 82.
Ferner ein
Mann mag seine
Sache oder sein
Gut flir Schuld,
um die er ver-
klagt würde, wohl
versetzen, nur hat
dies zu thun vor
dem Richter oder
dem Gerichte, zu
welchem er ge-
hört nach rech-
tem Rechte.
Na to prawo
prawime my kme-
the V Maydbur-
cze: Ne moz za-
dny czlowiek pro
dluh zartawiti
zbozie fweho, o
kterez geft on
obzalowan,kterez
w te rychtio ne
zalezy tu , kdez
geft on obzalo-
wan, lecz on to
vcziny w te rych-
tie, tu kdez to za-
lezy wedle pra-
weho prawa.
Art. 0 124.
Femer habt ihr
uns um Recht
gefragt : Wenn
Jemand eine ge-
waltsame That an
einer Waise oder
an einem Gaste,
oder an einem
Solchen verübte.
Dale moz li
rychtarz doby wati
bezprawie fyrot-
czieho aneb zena
aneb niekto giny
pro pana boha az
do przietele przi-
buzneho, a take
w tom postihani
üebersetzong dieses
Textes.
dieses Mannes
abgestorben ist,
die gehört den
Kindern dieser
Frau in dieser
Weise und also,
wie sie dies vor
dem Richter und
den Schöffen ver-
ordnet und ge-
geben hat, nach
rechtem Rechte.
Hierauf spre-
chen wir Schöffen
zu Magdeburg
ein Recht: Kein
Mann mag für
Schuld versetzen
sein Gut, um das
er verklagt ist
und das nicht im
Gerichte liegt, wo
er verklagt ist,
sondern er thut
dies in diesem
Gerichte, wo das
hingehört nach
rechtem Rechte.
Ferner ob der
Richter oder eine
Frau oder Je-
mand Anderer bis
zum nächsten
Freund das einer
Waise zugefügte
Unrecht fordern
kann durch Gott
1 In Sk folgt noch: teß,
^ P hat : cxo hqdxe na nyt xedowano; Ka und Sk: czo bandze nany zahtvaiw.
304
Kaliizniaicki.
Tolni'H'lier Teit,
nje myal, moze
\y wojrth ftlbo ßa-
dx^ fordrowacz
albo gyny czlo-
wjek ax do ge^
prxvrodxonjch
priTfcxya prxe
bog, albo moxe
Iv w them for-
«
drowaiiyv tego
teD zaracxycz
albo xacxwyr-
dzycz az do przy-
fczya gego przy-
nMlzonycb, czyly
czo geft f prawa
prawego Mayd-
[burelcvego]?
Wovth albo
Dandza moze ßv-
rothnych ludzy,
ßlowye, czo przy-
rodzonycb thu
nye maya,* nagle
foldrowacz rze-
czy,' yako przy-
rodzeny gych,
♦gdy» by «thv*
byly,' a tho geft
f prawa prawego.
I
l'elH'iX'tzun^ diHse>
TfXtcfs.
der bior keine
Anven«*aiidten
bütte, ob der Vogt
oder der Kicbter
oder ein anderer
Mann die» fordern
darf bis znr An-
kunft Reiner An-
verwandten durcb
Gott, odor ob er
in dieser Forder-
ung denselbigen
verbürgen oder
verfesten mag biv<«
zur Ankunft sei-
ner Anverwand-
ten , oder was
Kecbt pei vom
recbten Magde-
burgiscben Kerb-
te?
Der Vogt <»der
der Kicbter kann
die (lewalttbätig-
keiten, die ver-
waisten Leuten,
d. i. solcben, die
bier keine Ange-
börigen baben,
zugefügt wären,
wie ibre Ange-
biirigen fordern,
falls sie bier
wHren, von rocb-
tem Recbte.
< VeehiM'lH'r Texl.
tobo gifteho mos
li zatwrditi ax do
przitonniofti
przietele prziroxe-
nebo, czi czo pra-
wo geft?
N. t. p. p. m.
k. w. M. : Kvcb-
tarz moze dobrze
bezprawie, kterez
fe diege lidem
fvrvni , zalowati
tak dobrze, iako
przietel pome-
czy (! ) , kdy by
przitomen byl,
wedle prawebo
prawa.
rebersetsong dieMc
Textes.
und ob er in
dieser Fordeniii|
den Betreffmidm
verfesten kann
bis znr Anweten*
heit eines aiifs-
borenen Freon-
des , oder
Recht ist?
II. 8. w. 8ch.
z. M. e. R.: Der
Rtcbter kann
wobl das Unrecht,
das ven^-aisten
Lenten geschieht,
eben so gut kU-
gen , wie der
angel>orene(?)
Freund, wenn er
anwesend wire,
nach rechtem
Rechte.
Art. O 162.
Gdy czlowyeka ! Wird ein Mann Oeftlize by
ozaluya o glowa um Todtscblag niektery czlo-
albo o czyaßkye oder um schwere wiek byl obxalo-
Wenn ein Mani
angeklagt wordeir-aa
wäre am Hilfe
* Im Codex folgt noch ein Übertiüssiges und in P nicht vorhandenes:
' Sk hat : ntufl^t/ rzeezy /ordrmcacs,
3 Im Codex steht ein sinnloses: «r btfltf.
Die polnUcfae R«censioD der Ma|;deburger Urthntlc.
305
fext.
^y po-
»»yeal-
^rtaw-y,
poran-
rpyecz '
ipicz, a
le thych
, czfo
S ofßm-
yda za
oß cze-
,ko teil
praw
gdyby
bo by
nye-
albo
:eft za
^odlng-
y kto
^y oza-
glowa
r'aßkye
I pofta-
cu pra-
en po-
in zayn
war-
* ßa o
ßmiiaf-
low, a
üebersetzung dieses
Textes.
Wunden ange-
klagt und dieser
Mann einen Bür-
gen zu Gerichte
stellt, und wenn
er sich dann nicht
stellt oder nicht
gestellt wird, was
der Bürge dafür .
zu leiden oder zu
zahlen hat, und
wie viele dieser
Heller, derer bei
uns 18 für einen
böhmischen Gro-
sclien gehen, und
wie dieser Ange-
klagte gerecht-
fertigt sein soll,
wenn er meinen
oder sagen würde,
dass er unschul-
dig sei, oder was
darum Recht ist?
Bürgt Jemand
für einen , den
man um Todt-
schlag oder um
schwere Wunden
verklagt hat, und
ihn nicht vor das
Gericht stellt, als-
dann hat dieser
Bürge für ihn das
Wehrgeld zu zah-
len, das sind für
CÄechlscher Text.
wan o pomocz o
mord, anebo o
ranu, a ten czlo-
wiek bude wyru-
czen ku prawu,
aby ftal, a potom
neftane ku pra-
wu, czo by rukoy-
mie geho za to
trpieti niiel, ane-
bo miel li by czo
za to rychtarzi
daty peniez, kte-
rychz-to peniez
V nas za geden
czefky grofs ffeft-
naczt peniez, ne-
bo kterak ten
gifty pomocznik
toho mordu miel
by prazden byti,
geftli ze te geft
przed prawem k
newinie poddal,
neb czo toho pra-
wo geft?
N. t. p. p. m.
k. w. M.: Wyru-
czy li geden czlo-
wiek druheho o
pomocz z mordu,
a ne poftawy ge-
ho, tehda ma ten
rukoymie dati za-
lobnikowi wer-
gelth , to geft
ofmnafte ffuntow,
a rychtarzy geho
Tlebersetzung dieses
Textes.
leistung bei einem
Morde oder um
eine Wunde, und
dieser Mann ver-
bürgt wäre bei
dem Rechte, dass
er erscheinen
würde, und dann
nicht erschiene
vor dem Gerichte,
was sein Bürge
hiefür zu leiden
hätte, oder ob er
dem Richter hie-
für was Geldes
zu geben hätte,
welches Geldes
bei uns für einen
böhmischen Gro-
schen 16 Heller
gelten, oder wel-
cher Art der
besagte Helfer
dieses Mordes
sich entledigen
könnte, falls er
sich vor dem
Rechte auf seine
Unschuld berufen
hat , oder was
darum Recht ist?
H. s w. Seh.
z. M. e. R.: Bürgt
ein Mann für
einen anderen um
Hilfeleistung bei
dem Morde und
ihn nicht stellt,
dann hat dieser
Bürge dem Klä-
ger das Wehrgeld
zu geben, d. i.
18 Pfund, und
anstatt dessen : czo n tho mvffij porqczni/k cxifrpyecx.
I>er. d pbil -bist. Cl. ('XI. Md. I. Hfl. 20
300
Ka>n<niacki.
PoliuHcher Text.
woythowy wynn
ofßm ßßlagow
pyenftdzy; ale o
rany, acz o czyaß-
kyo, poracxnyk
ma zaplaczyczf o-
lowyczn wargel-
thv,* to peft (Izyc-
wyacz funthow, a
woytliowy ßyodm
ßolagovv wyiiy; a
myony ly ktho
*teß* ßwn nyo-
wyiinofcz , ten
moze ßam odycz
ß\v;} ranka alho
ßamotrzecz, oza*
luya ly po^ ß
ßwyatliky » pra-
wa.
TelxTSfetzunp dieses
Text«*.
den Todtschlag
18 Pfund und
dem Vogte acht
Schillinge Heller
als Buaso ; aber
fUrWundon, wenn
auch fllr schwere,
hat der Bürge die
Hälfte desWohr-
geldcH zu zahlen
und dem Vogt
Hieben Schillinge
Busse; und wenn
Jemand seine Un-
schuld behauptet,
der kann allein
mit seiner Hand
entgehen oder
selbstdritt , falls
er mit Zeugen
augeklagt wird,
vom Rechte.
'Vechischer Toxt.
wottnnk ofm ffy-
link , a kazdy
ffunt czini dwa-
czeti rCylink , a
kazdy ITylink czy-
ni dwanafte hale-
rzuw tiech poniez.
Goftli pak gePt o
rann , tehdy da
ten ruk(»ymi puol
wergeltu, to geft
dewiet ffuntow, a
rychtarzy gehe
wettunk ofm ffy-
link takowych
peniez , iakoz w
te rychtie gdu a
beru. Pak li ge-
deu poda fe k
newinie z to po-
nioczy, ten moz
odgiti fwu fa nie-
ho gednu rukn.
A geftlize se
fwicdky obzalo-
wan, tehdy odey-
de famtrzeti we-
dle praweho pra-
wa.
Art. O 1G5.
('«hersetniiig diem
Text««.
dem Richter seine
Wette acht Schil-
linge, und jedes
Pfund macht
zwanzig Schillin-
ge , and jeder
Schilling iwOlf
Heller dieser
Münze. Wenn es
sich aber um eine
Wunde handelt,
dann gibt dieser
Bürge das halbe
Wehrgeld, d. i.
neun Pfand, und
dem Richter seine
Wette acht Schil-
linge solcher
Münze, wie lie
in diesem Ge-
richte gellt und
genommen wird.
Wenn sich aber
Jemand in Betrefif
dieser Hilfeleist-
ung für unschul-
dig erklKren wür-
de, der kann mit
der einen Hand
seiner selbst ent-
gehen. Ist er aber
mit Zeugen an-
geklagt worden,
dann entgeht er
selbstdritt nach
rechtem Rechte.
Moga ly przy-
Oh die Schöffen ' Dale mohu li
ßaßnyczy alho i oder der Richter i rychtarzakmethe
woyth ortel od- ein Urtheil ver- . s ortelem prodle-
Ferner ob der
Richter und die
Schöffen ein Ur-<
* Im Codex steht fälschlich: wargeUho.
' Nach P verbessert; in O steht fälschlich: rasD.
Die polnische Recension der Maf^deburgor ürtbeile.
307
Polnischer Text.
wloczycz albo od-
lozycz beß woley
ftroiiy, a gdyhj
gedn^ ftrona tho *
cbczala a dru^a
nye chcÄla, a ka-
ko wyele krocz
moze bycz albo
nye moze podhig
prawa pravego?
Natbomyprzy-
ßaßnyczy z Mayd-
borku mowymy
prawo : Nyewyo-
dza ly albo nye
moga ly przy-
ßaßnyczy ktorego
ortelv naydz, ßlo-
wye wyrzecz, tedy
moga to odlozycz
do dmgyego y do
trzeczyego ßandv;
tedy ony maya
ten ortel wydacz
albo mayfi poyn
poßlacz do wyße-
go prawa, gdzye
obyczay nye ' po
prawo ßla, a nye
maya dluzey tego
odwloczycz po-
dlng prava.
Uebersetznng dieses
TexU'is.
ziehen oder ver-
legen mögen ohne
den Willen der
Parthei , oder
wenn die eine
Parthei dies woll-
te und die andere
nicht wollte, und
wie oft dies sein
kann oder nicht
sein kann nach
rechtem Rechte?
Hierauf spre-
chen wir Schöf-
fen von Magde-
burg ein Recht:
Wissen die Schöf-
fen ein Urtheil
nicht oder können
es nicht finden,
d.h. aussprechen,
dann mögen sie
dies bis zum zwei-
ten oder b^s zum
dritten Gerichte
verlegen, wo sie
sodann verpflich-
tet sind dieses
Urtheil auszufol-
gen, oder um das-
selbe an das hö-
here Gericht zu
schicken, wo sie
gewöhnlich ums
Czechiseher Text.
waty a odkladati
od gednoho faudu
do drnheho bez
wuole zalobnika
anebo toho, koho
fe doticze, anebo
zebygedne ftrany
wuole byla a dru-
he nicz , kterak
dluho moz fe to
ftati , anebo ma
li to byti wedle
prawa, racz te nas
navcziti.
N. t. p. p. m.
k. z M: Geftlize
kmethe ne vmie-
gy ortele aneb fe
w tom ne mohu
frownati , tehda
oni mohu ten or-
tel odlozitik dru-
hemu faudu ane-
bo k trzetiemu
faudu ; pak oni
magy ten ortel
wynefti a zdielati
nebo odeflati k
wyffiemu prawu,
geftli by toho ne
mohli nalezty;
dolffieho oni w
tom ne magy pro-
dlewanie vcziniti
wedle praweho
prawa.
Uebersetznng dieses
Textes.
theil verziehen
oder verlegen mö-
gen von einem
Gerichtstag zum
anderen ohne den
Willen des Klä-
gers oder dessen,
den dies anbe-
trifft, oder dass
dies der Wille
von nur einer
Parthei wäre und
von der andern
nicht , oder wie
lange dies gesche-
hen kann, oder ob
dies nach Rechte
wäre, geruhet uns
zu unterweisen.
H. s. w. Seh.
V. M. e. R: Wenn
die Schöffen ein
Urtheil nicht ken-
nen oder sich
hierin nicht ver-
gleichen können,
aLsdann mögen
sie dieses Urtheil
bis zum zweiten
oder bis zum drit-
ten Gerichte ver-
legen ; hierauf
haben sie aber
dieses Urtheil aus-
zutragen und zu
machen oder an
das höhere Ge-
richt zu schicken,
falls sie dasselbe
nicht finden könn-
ten; eine weitere
' Im Codex steht irrthümlich : fJia.
' Nach P rectificirt; O hat: gdzye ohyczaii ßla; Sk : gdzye ohyez€iy geft szlacz
podlug prawa; Ka wie P.
20*
3tJ«
K»toii
siacki.
Polnischer Text.
' TelKTsetzang dieses
Czechischer Text.
rebf>ne(smg d
Textes.
Texte.
Recht schicken,
Dilation bi
nnd sie haben
sie diesbetOj
dies nicht länger
nicht SQ
zu verziehen nach
nach rech
1
Rechte. >
1 Rechte.
Art. 0 215.
Jako a ktorimi
Wie und mit
Sandhagitikte-
Wie soll
ßlowy maja fand
welchen Worten
rak magy wedle
des Gericht'
gaycz, aby gayon
man das Gericht
prawa?'
nach Recht
[byl] podlug '
hegen soll , auf
Maydborßkyego
dass es gehegt sei
prawa , a kako
nach Magdebur-
wyele mayabycz
gischom Rechte,
przyßaßnykow na
und wie viele
nyem,' acz gych
Schöffen hiebei
nye wyaczey
sein müssen, ob
trzeb§ kv wßel-
ihrer nicht weni-
kyey rzeczy, czy-
ger und nicht
ly gych k gedney
mehr sein müssen
wyaczey trzeba
zu einer jeden
nyßly ku drugey,
Sache , oder ob
a kako wyele
ihrer bei einer
wyaczey trzeba,'
Sache mehr sein
a gdy przydze
müssen als bei
dzen prawu pra-
einer anderen und
wy wylozony, kto-
um wieviel mehr,
ra godzyna a ka-
und wenn der
ko dlngo przy-
rechte ausgelegte
ßaßnyczy powyn-
Tag des Gerichtes
ny ßa ßyedzecz
kommt , welche
•
woythowyk fadu
Zeit undwie lange
podlug prawa?
die Schöffen dem
Richter sitzen
sollen zu Gerichte
nach Rechte?
Gdy przydze
Wenn der fest-
N. t. p. p. m.
H. 8. w
polozony* dzen^ ;
gesetzte Tag des
k. w. M : Kdy
z. M. e. R:
' Die Worte von maga bis podlug fehlen in Sk.
2 In den übrigen Texten steht: k themit, das gleich nach wj/ele folj
' Dieses Wort ist aus »Sk hinzugefügt.
* In Sk und Kct folgen noch: czaß cUbo.
* In Sk folgt noch: ßadu albo.
^ Es ist dies eigentlich mehr Rubrik als Frage.
Di« polnische Recension der Magdeburger Urtheile.
309
:ezt.
Uebersetzung dieses
Textes.
f po-
Gerichtes kommt,
bor&-
alsdann hat nach
olecz
Magdeburgi-
rth f
schem Rechte der
f na
Vogt sich auf den
apy-
Stuhl zu setzen
pray-
mit den Schöffen
Serth
in den Bänken
lycz?
und soll der Vogt
ßnyk
die Schöffen fra-
ortel,
gen, ob es Zeit
czaß.
sei, das Gericht
1 raa
zu hegen. Da hat
przy-
der Schöffe das
»dru-
Urtheil zu finden.
ly, a
dass as Zeit sei.
|rcz?2
Alsdann hat der
ßnyk
Vogt denselben
moze
oder einen ande-
. geft
ren Schöffen zu
Tedy
fragen, ob er das
zecz:
Gericht hegen
fpra-
mag und soll. Da
rono,
findet der Schöffe,
^utha
dass er es wohl
sapo-
mag, weil er Vogt
zoß '
ist. Alsdann hat
sapo- !
der Vogt zu sa-
n,3y
gen: Sowie es mir
kaz-
vom Rechte ge-
rawo
funden worden
i ze
ist, 80 he'ge ich
owye
hier das Gericht
acz,*
und verbiete, was
iwa.
ich von rechts-
1 ga-
wegen zu ver-
woy-
bieten habe^ und
ma
erlaube Jeder-
Czechischer Text.
gyz przide den
faudny, tehda ma
rychtarz s kmety
w gitrinem czaf-
fie pofadity fe na
lawicziech a ma
fe gednoho kme-
tha otazati, geftli
czas faudity. Teh-
da ma kmeth or-
telem naleznuti,
ze geft czas fau-
du. Tehda taze
fe rychtarz dale
kmetha, mage li
on fand zahagity.
Tehdy nalozne
kmeth, ze on to
moz dobrze vczi-
niti , poniewadz
geft rychtarzem.
A opiet dale tieze
fe, czo on ma zapo-
wiedieti. [Tehdy
nalezne kmeth] :
Mocz , kwalth,
bezprawie a mrz-
koft. Tehda ma
rychtarz rzeczy :
Tak iakozmi geft
od prawa nale-
zeno , tehdy ia
hagimten-to fand
a zapowiedam,
czoz mam z pra-
wa zapowiediety,
a przipowiedam,
aby kazdy czlo-
Uebersetzung dieses
Textes.
schon der gericht-
liche Tag kommt,
alsdann soll der
Richter mit den
Schöffen zur Mor-
genzeit sich auf
die Bänke setzen
und einen von
den Schöffen fra-
gen, ob es Zeit
sei zu richten.
Dahat der Schöffe
durch ein Urtheil
zu finden , dass
die Zeit des Ge-
richtes da sei.
Alsdann fragt der
Richter weiter
den Schöffen, ob
er das Gericht
hegen soll. Da
findet der Schöffe,
dass er dies wohl
thun könne, weil
er Richter sei.
Und wieder fragt
er weiter, was er
zu verbieten habe.
[Da findet der
Schöffe]: Macht,
Gewalt, Unrecht
und Schande. Als-
dann hat der Rich-
ter zu sagen: so-
wie mir vom
Rechte gefunden
worden ist , so
hege ich dieses
Nahurßka; Ka: poiUiig Maydburakyego prawa.
ize Stelle von: Tedj woyth bis gaycz ist in Sh nicht vorhanden.
ie Stelle: czofi fprawnye zapmoyedacz inam ist in Sk nicht vor-
ebenfalls nicht vorhanden.
310
Katntniiftcki.
Tolnihcher Text.
ludzoni opowyo- .
daez,* yß inaya '
jjayoiiy liacl, a y
foldrowac/i, koniv
prawa jKjtrzoba,
Hinz« thu vczy-
iiyrz lie czczya
podluf? prawa. ^ I
Text»?*.
mann sein Hecht
zu fordern mit
Ehrerbietung,
d. h. recht thu-
end, nach Hechte.
80 iflt das Ge-
richt bereit» ge-
hoget. AUdann
hat des Vogtes
Bote den Leuten
zu verkünden,
dass sie das ge-
hegte Gericht ha-
ben und dass^ wer
Hecht braucht, er
dieH fordern kann
mit Kbrerbietun^r
nach Hechte.
<.'zec}ii»clier Text.
wiek prawa fweho
dobywal ie czty
a r kazny wedle
fluffnofti wedle
toho prawa. Tak
geft l'aud zahage-
ny. A pak rych-
tarzow pofrel ma
to lidem oznaroi-
ty , ze rychtarz
s fwymi kmethy
fwoy faud geft
zahagil , tak ze
kazdy czlowiek
fweho prawa do-
bywati moz fe
czty a r kazni
wedle praweho
prawa.
reberBeCaamg dicMi
Text««.
Gerieht und ver-
biete, was ich tob
rechtswegen tu
verbieten habe,
und erlaube, di»
Jedermann sein
Recht fordre mit
Ehrerbietung nnd
Furcht nach Bil-
ligkeit und naeli
diesem Rechte.
So ist das Ge-
richt geheget. Di
hat des Richten
Bote dies den
Leuten su w-
kttuden, dass der
Richter mit sei-
nen 8chüffen sein
Gericht geheget
hat, sodassJeder^
mann seiu Recht
fordern mag mit
Ehrerbietung und
Peinlichkeit nach
rechtem Rechte.
Art. O 252.
Przydaczgeden
czlowyok przed
prawo,rzokl:.Jam
inyal inojjey zony
w(>yczko gydacze
ffyiuyeiiyo w
f>[w|oy3 obroiiyo
y inogyv rakv y
kiipczy](Mn gyni
du Jtvffy i f^dzein
Ein Mann i»t
vor da» Hecht ge-
kommen und
»prach: Ich 'hatte
meiner Frau ge-
Hamuites beweg-
liches Gut in
meiner Wehre
und in meiner
Hand und trieb
I>ale o przy-
czynach, kterych-
zTme wa» ])rwe
fprawili, pfalifte
nam, ze ten muz
to vmrle zeny pra-
wy, kterak by on
ten ftatek mowy-
I ty w fwe obranie
' miel, dokudz ta
Ferner über die
dachen, in Betreff
derer wir euch
früher informirt
hatten, habt ihr
uns geschrieben,
dass der l£aun
dieser todten
Frau spricht, wie
er dieses bcweg-
' Im (7(>(I()x geht nocli alf*o voran, das jedoch überflÜHsig ist und zu dem
durchHtrichenen odpoiryedticz gehört.
' Sk und Kct bieten hier andere Lesarten.
3 Im Codex »teht irrthümlich: w ßey.
Die polnische Kecension der Magdeburger Urtheile.
311
Polnischer Text.
chczal,acz ^ moya
zona beß mey vo-
ley y wyedzenya ^
klucze^ komv po-
dala, a zaly by
thym kto mnye
mogl moya obra-
na tego gymye-
nya ßkazycz ?
Przecyw themv
rzekl brath tey
vmarley zony:
Gdyß to gymye-
nye gefcze za zy-
wotha mnye mo-
ya ßyoftr^ zapo-
leczyla przed ga-
yonym Tandem y
fama k fwemv
gydaczemv gy-
myenyv klvcze
nofryla a od * fwey
obrony nygdy go
pofczyla any dala
w obrona fwemv
mazowy thv, gdze
by tho mocz mya-
lo, a mey zenye
w me gymya, gdy
mnye nye bylo,
trzeczy dzen
przed gey ßmyer-
cza klvcze daln
za dobrey pamya-
czy y odvmarla
go w nyebronye ^
gey maza, any
gefcze geft w ge-
go obronye any
Ueber»etzung dieses
Textes.
damit Handel
in Hu.ssland und
wo ich w^ollte,
falls nun meine
Frau ohne mei-
nen Willen und
Wissen Jeman-
dem die Schlüssel
übergeben hat,
ob mir hiedurch
Jemand meine
Wehre dieses Ver-
mögens verletzen
könnte? Dagegen
sprach der Bruder
dieser todten
Frau : Da mir
meine Schwester
dieses Vermögen
noch zu ihren
Lebzeiten anem-
pfohlen hat vor
dem gehegten Ge-
richte und selbst
zu ihrem beweg-
lichen Vermögen
die Schlüssel ge-
tragen hat und
aus ihrer Wehre
es nie weder aus-
gelassen noch in
die Wehre ihres
Mannes gegeben
hat dort, wo es
Kraft hätte, und
meiner Frau auf
meinen Namen,
da ich nicht zu-
gegen war, am
Czechischer Text
pani zywa byla,
y taze fe on, po-
niewadz on weff-
ken ftatek mo-
wity fwe man-
zelfke zeny tielo
y zbozie w fwe po-
ruczenftwie przi-
gial geft a plnu
mocz na fuknie,
na zlatie, na pe-
niezich a na gi-
nem na wffem
mowitem ftatku
miel geft y od
toho klicze nofil
geft a do Ruß a
doKrakowa ftiem
kupczil geft , a
geftli by ty klicze
pani geho nieko-
mu proti geho
wuoly [y] wiedo-
mie dala, mohla
ly tiem geho mocz
zruffena byti,
nebo geft dwiema
kmethom wiedo-
mo, ze to bylo
ftaweno wedle
prawa , pak geft
li on to plne mo-
czy blizffy do-
kazati a to pro-
weffty, nezli by
gemu kto te mo-
czy mohl poruffi-
ti? Proti tomu
odpieral geft bratr
UebersetzuDg dieses
Textes.
liehe Vermögen
in seiner Wehre
gehabt hat, so
lange diese Frau
lebte, und er fragt,
dieweil er das
gesamnite beweg-
liche Vermögen
seiner Ehefrau,
Leib und Gut, in
seine Vormund-
schaft übernom-
men hat und die
volle Macht am
Gewände , an
Gold, an Geld
und an dem an-
deren gesammten
beweglichen Gu-
te gehabt hat und
davon die Schlüs-
sel getragen hat
und nach Russ-
land und nach
Krakau damit
Handel trieb, und
falls seine Frau
diese Schlüssel
Jemandem gegen
seinen Willen und
sein Wissen ge-
geben hätte, ob
hiedurch seine
Gewalt erschüt-
tert werden könn-
te (denn es sei
zweien Schöffen
bekannt, dass Al-
les dies nach
* Nach Sk und Ka rectificirt; O hat: a.
2 Im Codex steht: wyedenya.
^ Im Codex steht durch Versehen des Schreibers: klr<icze.
* Aus Sk ergänzt.
^ Sk hat: nye w obronye j Ka ebenfalls.
l
>1«*^
i»c
Ui.
l2
^o\tiV
scYiet
•Jex^'
VW
^'*'* lex«»-
0»ü«Ji
jYviscVvet
text.
16
po
. Vet»
befindet »o«
'^* . « g«tt, » «^
et
votto
entg«8*" y,^der
4Ve.ettoAt»" ^^
»*•„». "*t^»-c::.-
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dem ^ j^^^ft
ögen
te
ges^
denn
Vran
vfaT,
\bt
te
vö^
geC-
toe
*^ \v moc*y
CanCta-'^^^ gea Vv
„V toin»'"^.
xtMtfl», " (,,
Venntt. .^
uie ^\ ..^ und
rode no» y^^.
^'^ ,f Übergeben
nnn^^ .^ da-
bat,
daf*
ftie
Die polnische Ueccnsion der Mag46burger Urtheile.
313
Polnist'hor Text.
Uebersetzung dieses
Text4».
Czechischer Text.
Czokoly by th;»
pany oddala, czo
pyrwey by przed
gayoiiym fandcm
oddala, tbo nye
moze myecz po-
dliig prawa mo-
czy, iakogeft pra-
wo. Alo gdyß bratl)
they panyey mo-
wy, iß gego fyo-
ftra fwego gy-
myenya od ßye-
bye fwemv inazo-
wy w obroiia
uygdy nye oddala
thv, gdze by tho '
mocz inyalo, a
tho gyinyenye nia
w ßwey obronye,
tedy geft on bly-
ßy dokazacz obro-
Was immer
diese Frau weg
gäbe , was sie
früher vor dem
gehegteuGerichte
überreicht hätte,
das kann nach
Rechte keine
Kraft haben, so-
wie es Kocht ist.
Da aber der Bru-
der dieser Frau
spricht, dass seine
Schwester ihr
Vermögen , von
sii'.h aus, ihrem
Manne nie tiber-
geben habe dort,
wo dies Kraft
hätte , und er
dieses Vermögen
in seiner Wehre
N. t. p. p. m.
k. w. M : Geftlize
ta zeua czo ho-
toweho mienie
anebo mbwiteho
ftatku od febe
prycz dala a z
mocze niuze fwe-
ho wyneffla, to
wedle prawa ne
ma byti moczne.
Pak li prawy
bratr te vmrle
zeny, kteryz ten
mowity ftatek w
fwe moczy a o-
branie nia , zeby
to zbozie neb ten
ftatek za ziwota
feftry geho w
mocz muze gie-
gie nikda ne
Uebersetzung dieses
Textes.
von ftlr ihre Seele
gebe und Alles
vollziehe, und das
besagte Vermö-
gen dieser Frau
Kinder 2 noch in
ihrer Macht hal-
ten und verschlos-
sen haben, ob er
näher sei, zu die-
sem beweglichen
Gute [die Wehre]
zu beweisen und
es zu erhalten,
als dass ihm Je-
mand diese Ange-
legenheit erschüt-
tern könnte nach
Rechte, oder was
darum Recht sei ?
H. 8. w. Seh.
z. M. e. R: Wenn
diese Frau etwas
bereiter Habe
oder bewegliches
Gutes von sich
weggeben oder
aus der Wehre
ihres Mannes
hinausgetragen
hat, das soll nach
Rechte nicht gil-
tig sein. Spricht
aber der Bruder
dieser Frau, dass
dieses Vermögen
oder dieses Gut
zu Lebzeiten sei-
ner Schwester in
die Wehre ihres
Mannes nie ge-
kommen ist, als-
• Im Codex folgt noch ein überflüssiges 'Jijmijenye.
'^ Vgl. S. 312, Anm. 2.
314
Kaluiniackl.
Polnischer Twct.
na tego gy myonya
y myecz, nyüly
gey maß podlug
prawa.
Pytalyfczye teß
naß o prawo thy-
iny ßlowy: Zaio-
wal godon na
drugogo o ding,
czo rav gy wyno-
watli * nyeprze
wloczuye. Ten
dlußnyk wyßual
&ye, a tako ^ pra-
wo naßlo, yß ma
zaplaczycz nye-
prze wlocznye.
Powod rzekl: Ja
zadam, aby od-
tand nye pofedl,'
alyß* my zapla-
czy. Tedy rzekl
dlußnyk: Ja mv
flubvya pod ino-
ya roh}, czoß lep-
ßa geft, nyßly
ton dlug, yß mv
chcza Ka])laczycz,
yakü prawo na-
Uebt*i>*!Uuug dieses
Texlfs.
hat, alsdann ist
er näher die
Wehre diesesVer-
mögens zu be-
weisen und zu
haben als ihr
Mann nach Hech-
te.
! CzwLischür Text.
przifflo, tehdy on
geft blizy fwu
przifahuto zbozie
po tom otewzda-
ni obdrzeti, nezli
by ten muz mohl
gelio od tüho od-
tifknuti wedle
praweho prawa.
Art. 0 261.
Auch habt ihr
uns um liecht
gefragt mit die-
sen Worten: Es
klagte einer auf
den anderen um
Schuld, die er
ihm schuldig war
unverzüglich.
Dieser Schuldner
bekannte sich da-
zu, und so hat
das Uecht gefun-
den, dass er un-
verzüglich zu
zahlen hat. Der
Kläger sprach :
Ich f ordre, dass
er von hier nicht
fortgehe, bis er
mir gezahlt hat.
Da sprach der
»Schuldner : Ich
gelobo ihm auf
meinen Acker,
Geden czlowiek
obzalowan geft o
dluh, w kterymz
fe geft feznal, a
kmeth ortelem
diolil , aby bez
prodlenie zapla-
czeno bylo. A
dluznik podal fe k
zaplatie. Y rzekl
zalobnik: Zadam
ia, atby mi ou ne
odffel, od faudu,
lecz by mi zapla-
til. Y odpowiediel
dluznik. Ja fli-
bugy diediczft-
wim fwym, kterez
geft lepffio nezli
ten dluh, ze chczi
plntiti, iakoz die-
leno geft. Pak ma
li zalobnik na tom
dofti mioti , czi
czo prawa geftV
Uebeixitzung ditMes
Textes.
dann ist er näher,
durch seinen Eid
dieses Vermögen
nach dieser Gabe
zu erhalten, als
dass ihn dieser
Mann von dem-
selben verdrän-
gen könnte, nach
rechtem Kechte.
Ein Mann ist be-
klagt um Schuld,
zu der er sich be-
kannt hatte, und
der Schöffe theilte
durch Urtheil,
dass dies ohne
Verzug bezahlt
werde. Der
Schuldner gab
sich bereit zu
zahlen. Der
Kläger sprach :
Ich fordre, dass
er mir vom Ge-
richte nicht fort-
gehe, sondern
dass er mich be-
zahle. Und der
Schuldner ant-
wortete: Ich ge-
lobe auf mein
Erbe, das besser
ist als diese
Schuld, dass ich
1 Anstatt dieser ganzen Stelle von: czo mv gi/ wyiiowath bis: alyfi my zaplaaiy
hat K(i blos die Worte: czo mu hyf (sie!) wi/nywalh, a nye mycU czyni
zajy^arzycz.
2 A tako aus Sk ergänzt.
3 Sk hat: nyf. odchodxyl.
< ISk hat: afi.
Die polni&che Uccensiun der Magdeburger Urtheile.
315
Polnischer Text.
laßlo. Mvßy by
powod w them
doßycz myecz,
czyly nye, albo
czo o tho * gefth
za prawo?
Geft \y tha rola
tako dobra, yako
tby pyenadzye,
czo ge dluzen y
wyßnal, a chcze
\y ya zaftawycz
thako, yß chcze
na ten czaß za-
placzycz , iako
prawo nalaßlo,
w thyni ravfchy
myocz doßycz
podlug pravva.
Uebersetzung diese«
Textes.
der besser ist als
dieses Geld, dass
ich ihm zahlen
will , sowie das
Kecht gefunden
hat. Muss nun
der Kläger darin
genug haben oder
nicht, oder was
darum Kecht sei?
Ist dieser Acker
so gut wie dieses
Geld, das er schul-
dig ist und be-
kannt hat, und
will er ihn so
versetzen, dass er
in der Zeit be-
zahlen will, wie
das Kecht gefun-
den hat, so muss
er darin genug ha-
ben nach Kochte.
CzecLisclier Text.
N. t. p. p. m.
k. w; M : Geftlize
to diediczftwie
tak dobre geft,
iako ten dluh
fezualy, a chcze
to zaftawiti tak,
ze chcze na den
dieleny a rozka-
zany plniti , na
tom on muffy
jirzeftaty wedle
praweho prawa.
UebersetzuDg dieses
Textes.
bezahlen will, wie
getheilt wurde.
Soll nun der Klä-
ger damit genug
haben, oder was
Rechtens ist?
H. s. w. Seh.
z. M. e. R. : Wenn
dieses Erbe so gut
ist, wie diese be-
kannte Schuld,
und will er es so
versetzen, dass er
am getheiltenund
gebotenen Tage
vollbringen will,
so muss er damit
genug haben nach
rechtem Rechte.
Und dennoch, so augensclieinlich und für die eventuelle
kritische Ausgabe der polnischen Recension von Nutzen diese
Uebereinstimmung auch sein mag, ich würde nicht wagen, aus
ihr den Schluss zu ziehen, dass das Verwandtschaftsverhältniss,
das zwischen der polnischen und der in Rede stehenden czechi-
sehen Bearbeitung besteht, ein unmittelbares ist. Es würde
dieser Auffassung nicht blos die bereits bemerkte Verschieden-
heit in der Artikelfolgc, wie nicht minder die Erwägung wider-
sprechen, dass die czechische Bearbeitung selbst schon in ihrem
älteren, etwa bis Artikel 300 reichenden Theile einerseits um
eine Anzahl von Artikeln reicher,'-^ andererseits um eine An-
' O Iho aus Sk ergänzt.
5 Dahin gehören: IKl, 2, 3, 14, 15, 16, 17, 22, 23, 40, 56, 92, 92a, 93, 94,
101, 102, 138—140, 147, 160, 171—177, 180—183, 211, 213, 227—231,
235, 241,246, 252—272, 274— 277 a, 283, 285, 286, 294 und 295. Art. 184—
186 sind, da das einschlägige Blatt fehlt, ungewiss. Art« 17 ist ganz
gewiss czechischen Ursprungs.
316 Katuiniacki.
zahl von Artikeln ärmer ' ist, als die polnische Recensiot
sondern es würde ge^en die Zulässigkeit dieser Äuffassuni
auch der Umstand sprechen, dass bei aller Uebereinstimmung
die zwischen der polnischen und der czechischen Bearbeitung
in Bezug auf ihren Wortlaut herrscht, in dieser letzteren Hin-
sicht auch zahlreiche, keineswegs blos auf mechanischem Wege
entstandene Modiiicationen bestehen. Man muss daher, falb
man der Wahrheit nahe kommen will , sich vielmehr zu der
Ansicht bekennen, dass die offenbare Verwandtschaft, diö
zwischen der polnischen und dem älteren Theil der czechischen
Bearbeitung vorhanden ist^ nur eine mittelbare ist, die so zu
Stande kam, dass der czechische Uebersetzer fUr den älteren
Theil seiner Arbeit eine Vorlage (es war ohne Zweifel eine
deutsche) benutzte, die grösstentheils aus demselben Material
geflossen ist, wie die Vorlage, die der polnischen Recension lü
Grunde lag.
Wenn man aber fragt, ob jene Vorlage, beziehungsweise
eine Abschrift jener Vorlage, aus der die czechische Bearbei-
tung geflossen ist, sich vielleicht noch eniiren lasse, so mus»
die Frage (wenigstens vorläuflg) verneint werden. Wohl kann
man nicht in Abrede stellen , dass die meisten , zwischen der
polnischen Recension und der czechischen Bearbeitung be-
siehenden Unterschiede sich aus dem Dresdner Texte ableiten
lassen,'^ sowie denn dieser Text auch sonst zu der czechischen
Bearbeitung in einer viel intimeren Beziehung steht, als die
übrigen uns bekannten deutschen und lateinischen Texte, allein
ich glaube nicht, dass man darauf hin das Recht hätte zv
sagen, dass die czechische Bearbeitung (ob direct oder indirect
ist nebensächlich) aus dem Dresdner Texte geflossen wäre
Gegen eine solche Annahme würden insbesondere folgende drei
Momente sprechen: 1. ist die Artikelfolge (vgl. diesbezüglich
Tabelle II und XI) in der czechischen Bearbeitung parthien-
weise doch eine andere, als in dem Dresdner Text, was bei den
Umstände, als eine blos mechanische Alteration derselben nich
J Vgl. Tabelle XI.
2 Man vgl. beispielsweise die .auf S. 300 — 315 angeführten, sowie namen
lieh jene Artikel des czechischen Textes, die in O den Art. 31, 46, 4
8S, 84, 98, 155 Mitte, 103, 173, 176, 195, 221, 230, 241, 249, 251, 25
261 und 265 entsprechen. Vgl. übrigens auch viele andere Artikel.
Die polnische RoccnMon der Ma},'debnrger ürtheile. 317
80 leicht denkbar ist, um so mehr ins Gewicht ftlllt; 2. stimmt
der Wortlaut der Artikel PF 63, 77 Antwort, 113 Antwort, 248,
250 und 279, insbesondere aber derjenige der Artikel H^ 154
und 251 zu dem Wortlaut der betreffenden Stellen des Dresdner
Textes keineswegs in einer solchen Weise, dass man die Modi-
ficationen, die in den soeben genannten Artikeln vorkommen,
ohne weiters aus diesen letzteren erklären könnte ; 3. hat die
czechische Bearbeitung theils um eine Reihe von Artikeln
mehr, theils um eine Reihe von Artikeln weniger als der
: Dresdner Text. Da jedoch andererseits, wie bemerkt wurde,
«wischen der czechischen Bearbeitung und dem Dresdner Texte
. auch ebenso durchgreifende, wie sofort in die Augen springende
" üebereinstimmungen bestehen, so glaube ich so ziemlich das
Richtige zu treffen, wenn ich Angesichts dessen die Ansicht
ausspreche, dass neben der durch den Dresdner Text reprä-
1 «entirten ersten Nuance der zweiten Redaction noch eine zweite
I Nuance derselben Redaction bestanden hat, die der czechischen
Bearbeitung zur Vorlage diente und gegenwärtig allerdings
nur durch diese letztere repräsentirt ist. Oder mit anderen
Worten gesagt, es hat sich, ähnlich wie die erste Redaction,
»0 auch die zweite Redaction der Magdeburger Ürtheile in
iwei Nuancen gespalten, von denen die erste durch den
Dresdner Text, die zweite durch die auf einer verloren ge-
gangenen oder vielleicht nur noch nicht entdeckten deutschen
Vorlage benihende czechische Bearbeitung vertreten ist.
Sechstes Capitel.
Die Ergebnisse.
llit der Klarstellung des Verhältnisses, in dem sich die
polnische Recension zu der czechischen befindet, bin ich eigent-
lich bei dem Punkte angelangt, wo ich abbrechen sollte. Allein
ich glaube, dass ich der Sache, die ich bis jetzt vertreten habe,
nur einen Dienst erweise, wenn ich zu den voranstehenden
fiinf noch dieses sechste Capitel hinzufüge, ihm speciell die
Aufgabe zuweisend, die Ergebnisse, zu denen mich meine
Untersuchung führte, noch einmal im Zusammenhange vorzu-
/iihren. Diese Ergebnisse sind :
Hin KaJnf.niarki.
1. Die bis jetzt bekannten polnischen Texte der Magde-
burger Urtheile bilden unj^eachtet zahlreicher, mehr oder minder
erheblicher Varianten, insbesondere aber Verachreibungen, zu-
fillliger oder absichtlicher Kürzungen, Erweiterungen, Umstel-
hmgen u. s. w., eine einheitliche, in Bezug auf Inhalt, Artikel-
folge und Wortlaut durchaus gleichartige Recension.
2. Diese Recension ist llber Veranlassung des Unter-
truchsess von Lemberg, Nicolaus Gologorski, zwischen 1440
und 1460 entstanden.
3. Sie beruht auf einer deutschen Vorlage, zu der sie
sich wie die Uebersetzung zu ihrem Original verhält.
4. Die für die polnische Recension vorauszusetzende deut-
sche Vorlage ist ohne Zweifel mit den Texten der ersten
Redaction zweiter Nuance identisch gewesen , und sind die
Modificationen , denen wir in der polnischen Recension ver-
gleichsweise zu den Texten der ersten Redaction zweiter Nuance
begegnen , fast insgesammt dem polnischen Uebersetzer selbst
zuzuschreiben.
5. Die der polnischen Recension, beziehungsweise der ein-
schlUgigen deutschen Vorlage zu Grunde liegenden Schöffen-
briefe, als deren characteristisches Merkmal wir den Umstand
kennen gelernt haben, dass ein grosser Theil derselben über
Anfragen aus Krakau, beziehungsweise aus Breslau entstanden
ist, bilden den Kern auch noch einer Reihe anderer, sowohl
deutscher, als lateinischer und czechischer Bearbeitungen und
können als eines jener Rechtsdenkmäler angesehen werden,
welche auf dem Gebiete des sächsischen Rechts neben dem
Sachsenspiegel jedenfalls die meiste Verbreitung hÄtten.
6. Ausser den bereits bekannten , in dieser Unter-
suchung mehr oder minder eingehend besprochenen deutschen
Bearbeitungen der Magdeburger Urtheile haben mit Evidenz
noch einige weitere (vgl. insbesondere Capitel IV), auf dem-
selben Materiale fussende, theils ausführliche, theils gekürzte
Compilationen bestanden, die im Laufe der Zeit entweder ver-
loren gegangen sind, oder vielleicht nur eines glücklichen
Finders harren.
7. Bei der kritischen Ausgabe der polnischen Recension
müssen in erster Linie die deutschen Texte der ersten und
der zweiten Redaction sammt der czechischen Nuance, in
Die polnische Keccn}<ion der Magdeburger Urtheilo. 319
weiterer Linie aber, und namentlich bei zweifelhaften Stellen,
auch die übrigen, deutschen und lateinischen Sammlungen zu
Käthe gezogen werden.
8. Die soeben erwähnte czechische Nuance ist ftlr die
polnische Recension auch sonst sowohl wegen der Verwandt-
schaft der Sprache, als auch wegen der ihr eigenen grösseren
Con^ctheit und Präcision von nicht genug zu würdigender
Bedeutimg.
Ausser diesen acht kann ich aber mit vollem Recht als
das weitere, d. h. als das neunte Ergebniss dieser Untersuchimg
auch noch die Einsicht bezeichnen, die es mir gestattet, für
die Texte der Magdeburger Urtheile , die mit der polnischen
Recension in irgend einer Beziehung stehen, eine Classification
äu beantragen, die wesentlich anders ist, als diejenige, welche
M. Bobrzyriski in der Einleitung zu dem homographischen Ab-
druck des Dzialyriski'schen Textes (D 7), S. 4 — 6, aufstellte
und welche Brückner im Archiv für slavische Philologie, VI,
S. 324 — 329 zu der seinigen machte.
Geht man nämlich die mit der polnischen Recension
nächst verwandten deutschen, lateinischen und czechischen
Texte nach den in dieser Untersuchung des Näheren darge-
: legten Anhaltspunkten etwas aufmerksamer durch, so wird
man sofort inne, dass sie insgesammt in zwei Kategorien zer-
fiülen: 1. in solche, die bei der Anordnung der in ihnen ent-
haltenen Materien ohne alles System verfahren, mithin unsyste-
matisch sind; 2. in solche, die die in ihnen enthaltenen Materien
nach einem gewissen Systeme ordnen, mithin systematisch
«ind. Zu den Texten der ersten Kategorie gehören sUmmtliche im
Lanfe dieser Untersuchung genannten deutschen, lateinischen,
polnischen und czechischen Sammlungen mit der alleinigen
Ausnahme der sogenannten Magdeburger Fragen und der Pöl-
man'schen Distinctionen; zur zweiten Kategorie hingegen die
beiden zuletzt genannten Bearbeitungen. Während aber . die
Texte der zweiten Kategorie, abgesehen von den durch die
^atur der Sache beginindcten Zweitheilung in Magdeburger
Fragen und Pölman'sche Distinctionen, keiner weiteren Son-
derung fähig sind, stellen sich die Texte der ersten Kategorie
*« eine Gruppe dar, der eine ziemlich manigfaltige und in
ihren Endresultaten auch ziemlich bedeutsame Gliederung eigen
820 KuJulniarVi,
ist. So lasBcn sieh , um concrct zu sj)rcclicn , die Texte der
ersten Kategorie zunilehst in drei Classen cintheilen, und zwar:
1. in solche, welche blos Schöffen briefe und keine andern
Quellen ' enthalten, und die überdies die Eigenheit haben, dass
sie die in ihnen enthaltenen Schöflfen briefe in der überwiegen-
den Mehrzahl der Fälle in Form von Fragen und Antworten,
jedenfalls aber ziemhch ausführlich bieten; 2. in solche, welche
gleichfalls blos Schöffenbriefe enthalten, dieselben jedoch, mit
nur wenigen Ausnahmen, in Form von nackten, stellenweise
sogar noch bedeutend gekürzten Rechtssätzen vorführen; l], in
solche, welche ausser den Schöffen])riefen im eigentlichen
Sinne auch noch andere Quellen enthalten, und die überdies
die in ihnen enthaltenen Schöffenbriefe theils in ausführlicher,
theils in gekürzter Gestalt reproduciren. Zu den Texten der
ersten Classe gehören : /V, Kß, T, tia, Dr, Th, B, Da und
Ät,^ ferner sämmtliche polnische und czechische Texte, sowie
D I {\)y L Q]) und PIl; zu den Texten der zweiten Classe:
AV, Oj) /, Op II, /. (1), DI (2) und P I; zu den Texten der
dritten Classe: der (Jodex Bregensis. Ich möchte die Texte
der ersten Classe schlechtweg auch als die ausführlichen; die
Texte der zweiten Classe als die gekürzten; die Texte der
dritten Classe als die gemischten bezeichnen. Die Texte der
ersten und der zweiten Classe lassen sich aber noch weiter
gliedern und zerfallen (die characteristischen Merkmale dieser
Gliederung sind bereits oben im Capitel III, IV und V ange-
geben) die ersten in fllnf, die anderen in zwei Redactionen.
Zu den Texten der ersten Redaction erster Classe gehören:
IH, Kß, T, Sa und die polnische Recension; zu den Texten
der zweiten Redaction erster Classe: Dr und die czechische
Bearbeitung; zu den Texten der dritten Redaction erster Classe:
Th; zu den Texten der vierten Redaction erster Classe: jÖ, Da
und Rb ; zu den Texten der fünften Redaction erster Classe :
D T {\), L {S) und PIL Ebenso gehören zu den Texten der
ersten Redaction zweiter Classe: Oy> /, Ojy II, L {\), D I (2)
' l)or bekannte Heschoid dos Ofticialon über die Art, wie die Solbstmnrder
begraben \vor<len sollen, ist eine eben p^anz vereinzelt dastehende Ans-
nahnie.
2 Unter Da vorstehe ich die Danziger, nnter Hh die Ktinigfsberjj^er Ab-
schrift der Magdebnrprer Urtheile.
Die polnische Recension der Magdebur^^er Urtbeile. 321
imd PI; zu den Texten der zweiten Redaction zweiter Classe:
Kl Aus dem, was im Capitel III und V dieser Abhandlung
gesagt wurde, ist jedoch zu ersehen, dass auch diese Gliederung
die Classification der in Rede stehenden Texte nicht erschöpft,
and dass man, um genau zu sein, bei den Texten der ersten
und der zweiten Redaction erster Classe noch je zwei Sub-
redactionen oder Nuancen unterscheiden muss, die sich folgen-
dennassen vertheilen: Pi und Kß — erste Redaction erste
Nuance; T, Sa und die polnische Recension — erste Redaction
«weite Nuance; Dr — zweite Redaction erste Nuance; die
czechische Bearbeitung — zweite Redaction zweite Nuance.
Oder in Form eines Schema gekleidet, würde die von
mir beantragte Classification sich folgendermassen darstellen :
I. Kategorie
Unsystematische Bearbeitungen
ü^'^««.
1 Ciuse 2. Classe 3. Classe
iirfUhrliche Texte Gekürzte Texte Gemischte Texte
1. Redaction
2. Redaction
,— i^V
Codex BreymutU
OpI OpII Z(l) DI(2) PI
Ky
jl. Redaetion 2. Redaction 3. Redaction 4. Redaction ö. Redaction
' I.Nuance 2. Nuance Th B Da Rh DI[i) L(^) PII
Dr Czechische Bearbeitung .
1. Knince 2. Nuance
^ ^ T Sa und die poinUehe
Receiwion
II. Kategorie
Systematische Bearbeitungen
1. Redaction 2. Redaction
Die Magdeburger Die PöhnaiiHcheii
Fragen Diftf inet innen.
^^^m\>tt. d. phil.-hiiU Ol. CXI. Bd. 1. Hft. 21
322
Kahi2niHrki.
Allhang A.
Vergleichende Tabelle der Artikel des Krakauer Textes Nr. 11
nach der bei Bischoff und nach der bei mir enthaltenen
Numerati on.
Bei
Bischoff
1-136
137
13«
139
140
141
142
143
144
145
146
147
148
149
150
151
152
153
154
155
156
157
158
159
160
Bei mir
1 Bei
BUchoff
161
Bei mir
163
Bei
Bischoff
1
Bei mir
Bei
Bisch off
Bei mir
1-136
188
190
215
217
137
162
164
189
191
216
; 218
13K
163
165
190
192
217 \
219
139
164
166
191
193
220
140
165
167
192
194
1
221
141
142
166
167
16H
169
193
194
195
196
\ 218 1
' 222
, 223
143
168
170
195
197
219
1 224
144
169 ,
171
196
198
220
225
145
170
172
197
199
221
220
146
171
173
198
200
222
227
147
172
174
199
201
223
228
148
173 ,
175
200
202
224
229
149
174
176
201
203
225
230
150
175
177
202
204
226
231
151
176
178
203
205
227
232
152
177
179
204
206
228
233
153
178 ,
180
205
207
229
234
154
179
181
206
208
230
235
155
180
182
207
209
231
236
156
181
183
208
210
232
237
157
182
184
209
211
233
238 1
158
183 ;
185
210
212
234
239
159
184 '
186
211
213
235
240
160
185
187
212
214
236
241
161
186 ;
188
213
215 1
237
242
162 ii
187
189
214
216 ,
238
243
Die polnische Kccension der Hagdeburgor l'rtheilf
323
Bei
BUchofl
Bei mir '
1 ;
i 1
Bei
Bischoff
Bei mir
1 Bei
Biflchoff
Bei mir
Bei
Bischoff
' Bei mir
239
244
256
261
273
278
290
295
, 240
245
257
262
274
279
291
296
241
246
258
263
275
280
292
297
242
247
259
264
276
281
: 293
298
243
1
248
260
265
277
282
! 294
j
299 '
244
249
261
266
278
283
295
300
245
250
: 262
267
279
284
296
301
24G
251 !
< 263
268
! 280
285
297
302 1
247
252
264
269
j 281
286
298
303
248
253
265
270
i 282
1
287
299
304 1
249 :
254
266
271
283
288
300
305
250
255
267
272
284
289
301
306 '
251
256
268
273
1 285
290
802
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; 303
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270
275
287
1
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1 304
309
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288
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! 272 t
277
289
294
306
311
21*
324 KalQiniaeki.
Anhang B.
Inhalt der polnisohen Becension nach den im Beffiater z\x 0
enthaltenen lateinischen BubrikenJ
1. De dotalicio vxoris.
2. De tutore pueronim.
3. De confpeccione wlnorum.
4. De recenti judicio.
5. De immobilibus bonis.
6. De querulacione whieriim aut pro capito.
7. De patriraonio vxoris.
8. Do fufcepcione rerum alienarum aut caufaruiii coram judicio.
0. De couiuni bedallo.
10. Do bonis per fudorem acquifitiH.
11. De conftituciono tutorum.
12. Do ftatu fpurioni.s.
13. De homine, fuper quem ruinor invalefcit, quod effot fpurio.
14. Do marito et vxoro, cum qua (ii>fo] antea fiuo matrimonio co-
municavit vel coniacuit.
15. De roboracione in iudicio pro capite.
16. De fpurione et fpurioniffa.
17. De filijs aut prolo fpurionis.
18. Do vendicione bonorum immobilium fpurionis.
19. De bonis admortuis fifco feu domino.
20. De carnali actu viri cum vxore alia fiue dormicione.
21. De fpurione, vtrum poteft federe in loco fcabinali.
22. De ]>robacione wlnerati vel interfecti hominis.
23. ^De rebus mortui viri, que hergewette nuncupantur.
24. De refutacione iuris feu fentencie.
•
1 Ich nmss jedoch ganz ausdrücklich bemerken, dass ich, um diese Ru-
briken so brauchbar als m()glich zu machen, sie strenge dem Texte
anpasste und daher einerseits die überflüssigen fortgelassen, die im
Original register nicht ersichtlich gemachten oder die unklar stylisirten
durch eigene ersetzt habe. Die Rubriken der beiden letzteren Arten
sind jedoch stets durch einen vorgesetzten Stern kenntlich gemacht.
Die polnische Kocension der Magdeburger Urtheile. 325
25. De pena advocati.
26. De mercede Ten folucione penarum pro qualibet re
27. De emenda claudicione.
28. De cruentacione hominis.
29. De afCidiia preftitucione iiiramenti coiifulis.
30. De juramento advocati.
.31. Vtrum debent confiiles advocato iurare.
32. De iuramento confulis et de cafu eius amici.
33. De adulacione ciirie.
34. De obloqiicione confulis coram domino hereditario.
35. De oculto confilio confulum.
36. De antiqnis confuliH.
37. De feno accepto in prato.
38. De incnipato occafione periiirij per confales.
39. De vfurario, qui vfnram accepit.
40. De falfario invento.
41. De illo, qui fe confert ad ^^aciam ciuitati.
42. De eodem, qui fe contulit ad graciam confulibus et ciuitati.
43. *De inftitucione plebifciti.
44. *Sub quo sigillo testimonium scabinorum effe debet.
45. De ediccione fentencie per iuratum in iure.
46. De querulacione vxoris fuper fuum maritum.
47. De eleccione iuratonim.
48. *De eleccione in sedem fcabinalem.
49. De tencione iiirati per confales cinitatis.
50. De interdictione equi.
51. De arrogancia bedalli.
52. Do querulacione fuarum pecuniarum.
53. De expulfione de domo ante tempas peremptorium.
54. De propoficiono capitis aut wlneris monomachalis.
55. Que res debet nominari recens et qualiter debet cognofcy.
56. De tranfgreffione contra confales et contra landacionom concioni».
57. Do preuifo aut infignito confnle et iurato.
58. De pena confulum, dum quis tranfgredit contra eos aliquid.
59. De tranfgreffione laudate pene, alias wyelkrzv.
60. De vendiciono panis in platea ciuitatis.
61. Do iuramento noui confulatus, cum eliguntur.
62. De exluminacione oxtra ciuitAtem.
63. De recognicione antiqui confulatus.
63». De teftimohio feffi confulatus.
64. De eodem, cum quis aftruxit fe coram confulibus, quid foluet.
65. Do feffione iure ciuili carentis domus.
66. De adventu duarum fororam ad prefeutiam baniti iudicij.
67. De couftituctono tutoris per aliquem puerls fuis.
68. De bonls admortuis puero.
69. De patrimonio et roaternitate femino, qae paeros non habet.
326 Kalniniacki.
70. De donacione alionim puerorum patrimonij.
71. Pater tenetnr feruare pneros matris mortue.
7*2. Si morietur aliquis puer.
73. *De expedicione liberonim per patrem.
74. De tideiufßone.
7d. De recenti re, que fpectat ad ius cal'trenfe.
76. *De fpatio iuramenti scabinalis.
77. De mercimoni&li camera.
78. De empta camera.
79. De donacione mulieris a viro.
80. De areftacione renim apud Judeum.
81. De vendicione comeftibilium in caftri foro carius qaam <
82. De invadiacione cuiuscunque rei.
83. De invadiacione bonorum.
84. De remifione querele.
85. De quenilacione pro depredacione et combufcione.
86. De advocato hereditario.
87. De dacione ad iudicinm bauitum.
88. De fideiufnone vicinorum.
89. De certificacione bonorum incertorum.
90. De claudicacione.
91. De querulacione hofpitis luper hofpitem.
92. De querulacione principis uel domini heredis.
93. De capitali pecunia uel forifacione.
94. De homine, qui propter debitum receffit de ciuitate.
95. De perfugo a ciuitate.
96. De arrepcione itineris caufa meruandi.
97. De banito iudicio.
98. De duobus clericis in l'eruicio exiftentibus.
99. De ediccione fentencie de banito iudicio perdurate.
100. De interfeccione alicuius in iure ciuili uel aliud.
101. De refponfione hofpitis, qui affectat habere iu8.
102. De electione iurati.
103. De vendicione bonorum per tutorem.
104. *Vtrum iuratus debet venire ad iudicium.
105. De vituperacione fentencie.
106. De iudicandis fimplicibus rebus.
107. De advocato incompofito cum comunitate.
108. De penis advocati.
109. De accepcione pene iuiufte per advocatum.
110. De iudicacione advocati.
111. De iuramento iurati.
112. Quales debent effe iurati.
113. De rogacione feutencie, alias: o pr/ygauyeuyv.
114. * Vituperaverit quis fenteuciam, qui non ad scabiuos
115. ** Vituperacio fentencie quibus verbis effe debet.
Die polnische Kecension der Magdeburger Urtheile. 327
llß. * Quam penam aolvere debet, qui sentenciam scabiuorum iniubte
^ituperaveri^.
117. '"' Qnomodo ad ius suppremum se trahi debet
118. XI>e mnliere et marito venientibns ad banitum iudicium.
119. XZ>« perafferualibus et rupellectilibus, hoc eft: de gyerade.
120. ]I>^ obferuacione pecuniarnm vel aliarum rerum.
121. H>« refponfione hofpitis.
122. IZ^« citacione ad advocatuin.
123. H>« wineribus mortalibus.
124. JO« fabitanea re fnper orphano facta.
125. XI>« orbato filio per obitum patris.
126. H>« advocacia hereditaria.
127- '^ De eodem agitnr.
128. H^< fcnltecia empta et Uta in iure Maydeburgeufe.
129. XZ>« importacione pecuniarnm.
130. H^c advocacia Ten fcnltecia hereditaria.
131. SI>« bonis mobilibus.
132. SI>e refignacione bonorum.
133. H^< directione* pro sentencia ad ius fuppremum.
134. De monachis, qui mendicant aut non mendicaut.
135. XZ>e recentibus rebus.
136. •■•- X)e abdicacione^ iurati.
^^^- -t->e hereditate mulieris.
138. -■•- i^nla post matrem propior est accipere rem mulierem.
*39. Xl>e fratre a patre, fed non a matre.
^*^- X>e teftamento.
*^- ^^« querulacione per manum mortuam.
*••• ^i->e reßgnacione bonorum poft mortem alicuius.
^^- Xl>e adducüone detenti feu captiui.
*• ^^e graui wlneracione vel interfectione.
i*o. Xl>e interfectione hominis.
*"»^. X->e pueris alicuius per mortem relictis.
• t>e vxore et pueris relictis per mortem.
• -»-^e accepcione bonorum in tutelam fuam.
1*9. X>e exactione, alias: schofowanyv.
' XDe negacione bonorum.
_ ■ ^^ualiter fuper quem debent docere de periurio.
^ • X>e pueris, de genere pari relictis poft mortem.
^^^» Xxi quot^ annis pueros iudicare poffunt.
"*• XDe compulßone puerum, ut venderent hereditatem.
100. ♦Dq repeticione hereditatis et de interdictione debiti.
lOb. Vtrum poteft vir vxori dare de bonis mobilibus, quod wlt.
^öl. j^Q iuramento fentenciato ex iure.
Codex steht, entsprechend dem Wortlaute des polnischen Textes,
«1« au ^eser Stelle, wie bekannt, fehlerhaft ist, — ituik<tcion<}.
'^ Codex steht: ^.
328 Kalniniackl.
108. * Do jurameuto feiitenciato ex iure in peremptorio tempore, alyas:
w wyaßany czaß.
150. De imporicioiie vadij hofpes hofpiti, alyas: o danyv.
160. De tradicioue hominis per manum.
161. De comuni re.
162. Pro capite et wlnerum grauium dum quis erit querulatus.
163. Vtrum porfunt pro mercede alicui^ tcftimonium prebere.
164. De pari diuifione.
165. De prolongacione fentencie.
166. De querulacione pro juramento per aliquem homiuem.
167. De incredulaciune iuramenti.
168. De repercione feu invencione in adulterio.
169. De mortuo marito uel mnliere, habentibus lilium.
170. De menfura comeftibilium five potus uel alicuius liquoris.
171. De abiudicacione bonorum.
172. ^De solucione comestibilium, quae confessa sunt coram iudicis.
173. *De iudicacione hominis per regem vel per dominum cum here-
ditarium, tum alium aliquem.
174. *Si bomo capitis damnatus veniam impetraverit, quomodo talis
ae^timaudus est.
175. De vituperacione regalis fentencie per aliquem.
176. De fubmifione fub iure fupremo.
177. Dum aliquem homiuem vinculo fideiurforie concludant.
178. De abmortua muliere et fuis pueris non relictis.
170. Do littera teftimouiali.
180. De invadiato agro.
181. Dum quis alicui recipit bona propter amiffionem in ludo taxillorum.
182. De munito pariete.
183. De laudis pena ]>er confules et totam comuni tatem.
184. De aqua curronte canali.
185. De teftificacione capitis uel pro debito uel pro alio.
186. Do vondicione fentencie.
187. De pueris abmortuis exiftentibu.s adhuc parvis.
188. De refignacione agri.
180. De uaciono pueri poft obitum fui patris.
100. De coactione ad juramentum pro debito.
101. De puerili patrimonio.
102. De agnatis et cognatis m<»rtui de partibus alienis.
103. De interdictione debitorum.
103*. De repeticione bonorum abmortuorum.
104. *De ponis pro iniusta vituperacione ortilegii.
105. De solucione debiti.
10(). De donaciono immobilium bonorum.
107. Do mutacione pecuniarum fuper pignus.
198. De emptore bonorum.
1 Im Codex steht: aliqtii.
Die polnische Recension der Magdeburger Urtheüe. 329
199. De adductione debitorum ad advocatum non citatorum.
200. Si rem aliquam in jure ciuili invenire non pofrent.
201. De tradicione debitoris ex jure.
202. De martirifacione captiui.
203. De spurionibus et aliis hominibus, qui jure privat! funt.
204. De repeticiono bonorum fuper puero.
205. De renunciacione tutoris vltra nolentis tutelam fovere.
206. De repeticione volentiA debiti faper orphano Ten relicto.
207. De interdictione or})hanij ipfius bonorum.
208. De adductione hominis ad Judicium cum tribus cultibus.
209. *De matrimonio commatris et compatris.
210. De dotalicio.
211. De querulacione pro capite.
212. De hofpite, qui fideiuffores non potest habere, cum nolunt sibi.
213. *De iudicacione iniuriarum.
214. Vtrum poffunt iure procede[re] pro pignoribus tempore peremptorio.
215. De banicione iudicii.
216. Quot jurati debent intereffo penes banitum Judicium.
217. De refignaciorfe medietatis bonorum Aiorum.
218. *De interdictione bonorum cum bedallo.
219. *Si alicui bona eins interdicta fnissent et ipfe fugam coepisset.
220. De arreftacione bonorum abfente prefide eorundem.
221. De obfefrione vie cum armis afperis iniufte.
222. De donaciono bonorum compos adhuc in vita exiftens.
223. De querulacione fimplici et refignacione eciam fimplici.
224. De interdictione bonorum.
225. *Qnod testimonium iudicii banniti omnibus testimoniis antecedit.
226. De reffione ad iudicium iuratorum feu refidencia.
227. Vtrum hofpes, accipiens pignu.s pro recognito debito, prefto-
» tenetur.
228. De.pena laudi», alias: o wyelkrzv ciuitatis.
229. De invenciono ortilegij.
230. *De notario ciuitatis et eins honorario.
231. *De debito pro miffiono iuris.
232. *De honiino orphano grauiter per aliquem lefo, respective de
ilpacione advocati jurati per dominum suum coram iure et de caufidico.
. 233. *Quomodo advocatus iniurias, quae homines orphanos spectant,
icare debet.
234. *De capitis et grauiuni wlnorum pernoctatione.
235. De muro sui vicini.
236. De homine, qui ex adhibicione fidei in tutorem eligit cogna-
1 fnum.
237. Dum quis equni aput aliquem detinerit.
238. De fnmptibus juratorum.
239. Quid pro ortilegio dare debent.
240. De solitario notario.
33ü
KaliiiDiaeki. Die polnüclie UcccnaM« d«r Ma^U^mrg» Urlkeilc.
241. De fafpenso homine.
242. De interfecta muliere, hoc est: propria vxore.
243. De repofito tennino.
244. *De homine inuoluto fideiunbrie et de adductione ipfios ad
Judicium.
245. De iniufta re.
246. De jununento poft mortujun manum.
247. De queruUcione pro debito fuper femiuam.
248. De dotalicio.
249. De interdictione equi.
250. De relignacione bonorum.
251. *De redgnacione medietatis bonorum.
252. De mobili bono.
253. De remanlione puerorum poft manum mortuam.
254. De examinacione tefcium.
255. Dum aliquis juratus, ut conTul, advocatns, aliquid videret.
256. De vituperacione ortilegij et conftitucione fideiufTorifi.
257. De domo abmortuo poft maritum vel admortuo.
258. *De hofpite veniente in ciuitatem et detento per burgrabium'
259. De profugo cum censu.
260. De homine per alium in truncum dnctum, de trunco ad jadidmS'
261. De querulacione pro debito.
262. De folucione debiti fuper peremtorinm vel certum diem.
263. De bonis mobilibus et immobilibus.
264. De vituperacione Judeo.
265. Dum aliquis coram domino accufatur meudaciter.
266. De treugis pacis.
267. De deftinacione pro jure, cum quis emit agrum et non habe!
quo perfoluere ad finem.
268. De querulacione pro equo.
Corrigenda.
1. Auf S. 170 sollen die Zeilen 37 — 40 von oben folgende Gestalt haben
284
285
286
287
264
265
266
267
297
325
1
299
327 —
1
300
328
301
329
—
2. Auf S. 171 sind die Zeilen 29—31, sowie die Zeile 27 von obe
zu streichen.
Rorawits. Zur Geschichte des Humanismus in den Alpenl&ndorn. I. 331
Zur (jescliichte des Humanismus in deu Alpen-
ländern. L
Von
Prof. Dr. Adalbert Horawitz,
correcp. Mitgliede der kais. Akademie der Wissenschaften.
I §. 1. £iiileitang.
in meiner Schrift ,Der Humanismus in Wien'^ warf ich
die Frage auf, welche humanistischen Anregungen von Wien
aus auf die anderen Provinzen des habsburgischen Regenten-
geschlechtes ausgeübt wurden.
Seitdem schien es mir geboten, diesen Beziehungen nach-
zugehen, wobei ich aber bald zur Ueberzeugung kam, dass
L Wien nicht als einziges Centrum dieser Geistesströmung zu
betrachten sei, sondern dass auch an manchen Orten spontan
oder durch anderweitige nicht mehr nachweisbare Anregungen
ach jene neue Richtung der schönen Wissenschaften Durch-
bruch verschaffte.
Es war dabei ein leidiger Umstand für meine Forschung,
dass durch die rücksichtslosen Confiscationen und Autodafes
der Gegenreformation, wie durch scharf zu tadelnden Indifferen-
tismus gegen Denkmale der Vergangenheit, das Material — bis-
ber wenigstens — als ein äusserst geringes sich erwies.
Am meisten noch bieten die Klöster, welche, vielfach durch
vernünftige Archivare und Bibliothekare gefordert, dergleichen
Ueberresten die Sorge der Bewahrung zu Theil werden Hessen ;2
leider sind die Codices epistolares äusserst selten und scheint,
^ ^paratabdruck aus dem Historischen Taschenbuch, Sechste Folge, II
^prig, F. A. Brockbans.
• Besonder» Wilhering, Lambach, St. Florian, Mondsee.
332 Horawitz.
die Gleichgiltigkeit gegen solche Reliquien im Allgemeinen
eine grosse gewesen zu sein. Dass aber gerade die Kloster
in unseren Alpenländern die Stätten waren, in denen aoci
diese geistige Richtung zu Tage trat, begreift sich unschwer
aus der Continuität der classischen Studien, die ja in den
Klöstern das ganze Mittelalter hindurch — freilich in ziemlich
äusserlicher Weise — gepflegt wurden. Denn nichts ist unbe-
gründeter als der Wahn, die classischen Studien seien iu"plötzlich
wieder in die Welt gekommen, und längst verpönt ist jene rohe
Auffassung des Mittelalters, die von der ,Nacht der Barbarei^
und wie alle die gedankenlos nachgebeteten Phrasen lauten,
declamirte. Im Gegentheile, wie unter Anderen v. Stein^
und V. Liliencron^ gezeigt haben, ist die Fülle des Wissens,
welches die Schule und Gelehrsamkeit des Mittelalters kannten,
eine sehr bedeutende; anders freilich steht es mit der Frage
nach der Verarbeitung, Anwendung und Popularisirung
Wissensstoffes.
§. 2. Oberosterreich and Salzburg.
In diesen Alpenländern erscheinen vornehmlich Krem»-
münster, St. Florian und St. Peter in Salzburg den classischoi
Studien zugewandt.*^
Auffallend ist die Thatsache, dass schon so frühe sich
Beziehungen zum italienischen Humanismus zeigen. Um 1474
z. B. lässt der Pfarrer von Ried, Johannes Urkauf, die Werke
Petrarca's abschreiben, 1482 wurden in Kremsmünster die .
Facetien des Poggio erworben.* Unter den Handschriften von
Wilhering, Mondsee, Lambach und Schlögl finden sich schon
* In »einem vortrefflichen »Bilclungswosen*. Stuttg-art, Cotta, 1884 fF,
^ In den Studien über das Spoculum universale von Vincenz von Bea»*
vais. (In den Schriften der k. Akademie der Wissenschaften zu München)
3 Besonders reichliches Detail liefern die höchst verdienstlichen PubU'
cationen des rastlosen Forschors Albin Czerny, vor Allem sein Hau«'
Schriftenkatalog von St. Florian u. A. Auf die Darstellung der das»*
sehen Studien im Mittelalter braucht hier um so weniger eingogang^
zu werden, als wenigstens für die oberösterreichischen KliSster vcf
berufener Seite eine eingehende Schilderung zu erwarten steht.
* Hagen, Das Wirken der Henodictiner-Abtei Kremsmünster etc. Lini
1848. S. 33, N. 129.
Znr Geschieht« des Humaniümus in don Alpenl&ndern. I. 333
18 dem Ende des 15. Jahrhunderts viele libri latini classici,
^ra rhetorica, Codices grammatici.^ Pröll (Geschichte von
kililögl) gibt S. 80 einige Disticha als Grabschrift des Abtes
lohann 11., die gar nicht schlecht sind 5 vgl. dort S. 99, N. 1.
Auch in St. Florian war kein Mangel an Classikern. Die
Erwerbung von vielen davon geht auf das Mittelalter zurück.^
Man findet neben ihnen auch Schriften von Humanisten, z. B.
die Werke von Angelo Poliziano in der Venediger Ausgabe
Ton Aldo Manuzio in Folio 1498. '^ Auch die von Czerny in
aelir dankenswerther Weise verzeichneten Einschreibungen in
die Codices zeigen zahlreiche humanistische Reminiscenzen.^ In
der Klosterschule von St. Florian lernte man im 15. Jahrhundert
neben dem unentbehrlichen Doctrinale des Alexander de villa
Dei, neben Donat, Mammotrectus und des Gaufredus ,poetria
nova de arte dictandi^ aus Priscian's Grammatik, las Terenz,
tttsgewählte Briefe Cicero's, Boethius de consolatione phil.*^
Von überraschendem Werthe sind aber die Briefe aus den
Jahren 1462—1478 aus dem ,Codex epistolaris' der Pröbste
Johann und Caspar und dem ,Codex epistolaris' des ChorheiTn
Auer von St. Florian. *• Der erste Brief vom Jahre 1462 ist
ein citatenreicher Bettelbrief der Studenten von Steyr an den
Abt Berthold IV. des Benedictinerklosters zu Garsten. Er
wimmelt von Entlehnungen aus den lateinischen Dichtern (be-
sonders Virgil und Horaz); den Verfassen! aber gehört der
unzerstörbare Humor als ihr Eigen an. Sie gehören, wie es
»cheint, zum grossen Orden der Vaganten, nennen sich selbst
scherzhaft ,Coetu8 Wursalium " de vacua pcra' und sind , wie
num aus Allem ersieht, eine Art Nachtrab der Goliarden.
Schon in der Arenga spassen sie; sie schreiben: deditiftsimam
* Kach freundlicher Mittheiluug des Herrn Bibliothekars von St. Florian
A. Czerny.
' Vgl. unter Anderem den Bestand der Dombibliothek in Passau unter
Bischof Otto von Lonstorf 1254.
* Cserny, Bibliothek von St. Florian, S. 166.
* Vgl. ebenda S. 199 ff.
* Cierny, Die Klosterschule von St. Florian. Linz, 1873. S. 34 f.
Auch diese werthvolle Publication (abgedruckt in der ,Klosterschule
▼on 8t. Florian*, S. 88 ff.) dankt man der fruchtbaren Thätigkeit und
^em Kennerblicke A. Czerny's.
' Aelpleri«che Aussprache fUr Bnrsales (Czerny).
3H4 lloravilz.
suam oliationem et paritcipium cum inferjectione gaudn
fntemi^. Nach einem Panegyricus auf den Probst kommen m
auf die Hauptdache : yincrepuit*, sagen sie, fiellicus hostimm moän^
rum acerrimoi'um sitts atque inediae fumuUus lahiaqnt D&m
canentium in Sion claudere satagabat*. Der weitere WortU
des Briefes verläuft in grammatischen Spielereien J die aoK^
sollen, dass nur Einer helfen könne : der Eine aber ist to
Abt Berthoid — sein Prior und sein Convent. Diese mm niki
sie von der Belagerung des Hungers und Durstes befreien mi
ihnen — auf das geht Alles hinaus — die Martinsgins ;m
ifine Bacho^ verleihen. Schliesslich folgt ein nettes Gedidit ii
Hexametern, in dem die Schüler dem Kloster alles Gute wto-
sehen. Die Datirung ist wieder sehr komiseh, z. B. Jbora wtm i
rel quasi ^ parvulis nostris euntibus coquinatum^ . '
Elmsteren Strebungen begegnet man, wenn man den Bmf' ;
Wechsel des Florianer Chorherm Mathias Steinhehler von Beichoi'
bei^ vornimmt.* Da empfiehlt er z. B. einen jungen Mensckt
dem Vorstand der Domschule zu St. Stephan Paul von Stocken!
ium 1466 1. den er seinen Lehrer nennt, 1467 bittet er dieN%
Bücher für das Kloster anzukaufen: andere Briefe betreAi
nicht wissenschafdiclie Angelegenheiten. Ulrich Eberliardi v»
Klostemeuburg schreibt hinwiederum (1466^ an .seinen Lehifi'
Mathias Steinhehler im Tone der Humanisten: überschwängU
ist das Lob. iibersehwänglich das Werben lun die Freiiit
Si-haft des Gefeierten. ,Xnm mm tu\ schreibt er da etwa, ,■»«•
bus *ti}timif pnie*Htiis jti> et iviri'iniwj ni'fium munert abunÜB
cumuhitisfime* etc. Auch sonst folgen zahlreiche Phrasen, wii
sie der Hnmanismus allüberall liebte, z. B. ^dum spirithi •
atiibus «TiV. !ti f*fta nitnitent' u. s. w. Schliesslich entschuldigt ff
natürlich seinen Stil: Ju »ffniqur in^rti ^f*"'«» meo et puerili vetdtB
dat»^, Wim rhettkrirae mitjsne pnueepfore egen penitn^. Eli
' . . . u.v'«!-»!.'*' M*i»/ü>* NrtÄ'/v« t*»-(Vy.;t-i/i*»/'j in «vf*-» J**j/ilo parftMm CN «/•!■■
i up^rio rnv^ro m'»/<!^*^a. uf*' f*»i «»v «i^-mimi rici^aleg, gnarum
uifniHn rx ininiit'it nc^ri* »pf^.-acirnHJ <r' li^ nurni tminüimi, qmi
»R«. Ctmi cero f'« »fic'w u-Wj-m rfyriü *riri\'t.*i''Hsqn^ rnrntü no^fri »nopeti
»iiMfico deHci^itirt r^y^rinrntHr, in tufHMifiro yror»'* ptvruw attipiuHt; idip
^iinH* ifuvV.'tv r»frftu.itihi ^M>^iiriA«^N*. nifi in a^^atir»? auteriina 9pofia dtmM
i^^'iCtfA »'.■••' ifi oKtiSionif .•»*/** «litKU ••'"»".■t:*!?^* rW^ni^-^cantn hoco tiimiinii^
i>frri:i'i .:.«'. »r-»M- i'\^wf-''i:i -.i < w K.' rTlijk. a A. O. S. >V*.
Znr Geschichte des Hnmanismas in den Alpenl&ndern. I. 33!>
(Seriker aus St. Polten, Andreas, schreibt in ähnlicher Phra-
leologie an Steinhehler (1468). Er citirt auch Horaz und Cicero,
ifid zwar merkt man, dass er des Latein ziemlich mächtig
kk, in geschickter Weise wehrt er die Anwendung der Plurale
k der Ansprache ab und weiss in ungezwungenem Humor
IQ scherzen.
Aus Lambach schreibt der Convcntuale Friedrich um
1475, der in demselben Jahre als Abt nach Niederaltaich po-
lAolirt war, ebenfalls an Steinhehler. Er dankt fUr die dem
Lambacher Petrus erwiesene Güte, sendet ihm, ,8einem Lehrer',
m Becept gegen sein fortdauerndes Magenübel und bemerkt
Schlüsse: ,Et utinam Petrus ultra • neccessarium Studium
etiam applicetur ad discendum cantum et fari artißcialtter
htinum', Steinhehler's Briefe an Paul Wann ,artium ac. sacrae
joginae doctori eximio Pataviae iwaedicatori^^ von 1467 und
1469 zeigen ebenfalls Kenntniss der Classiker, viele Uebung,
■cbere Anwendung beliebter stehender Phrasen, aber auch eine
gewiase Neigung für ermüdend lange Sätze. Es ist eine ganz
gvte Bemerkung, wenn gesagt wird, Stil und Sprache würden
Nigfilltiger, je höher die angeredete Person ist.^ Er, der
wwohl Scholasticus als auch Cellerarius des Klosters war, hatte
eme zahlreiche Schülerschaft, mit der er in Verbindung blieb,
wie die Briefe zeigen. Schon dass man sich schreibt, ist ein
beachtenswerthes culturgeschichtliches Factum, das der Pfarrer
Qeorg Sparsguet von Mattighofen mit den Worten motivirt:
firaia florufii amoenücis humore prirafa aresck, sie socißtafis
^fäigritas a longi temparis distantia tepescere discernitur nisi ali-
fvarunt litterarum alloquio fuerif stahlUta^. Steinhehler, der
«ne reiche Thätigkeit entwickelte, erhält auch in einem Schrift-
■Äcke des Abtes Johannes von St. Florian das Lob: ,Qttea
Matthias de Keichersperg nrtium. haccalaureus almae universitatis
ä ittidii Viennensis . . . aliquot annorum spatiis apud nos com-
'morando in regimine scholae nostrae fideliter utHiterque lahoravif*.
Wie er nun seine Schüler unterrichtete, daftlr habe ich wenig-
ftens keine Daten; allzuweit wird es wohl kaum vom Richtigen
^ V^I. Prnll, Geschichte von Schlögl, 97.
' Czerny, Au« dem geistigen 6e8chHft4ileben in Oberösterreich im 15. Jahr-
hundert. Linz, 1882. S. G.
336 Hftrawitx.
entfernt sein, wenn man annimmt, dass die Dictate in jenem
Codex, welche unter den Titeln Arengac laufen, unter seiner
Anleitung entstanden sind. Das eine hat die Aufschrift ^Arenga
discipitlorum ad Rhetoricam' und besteht nur aus zwei Sätzen^
deren zweiter von unförmlicher Länge ist. Das andere heisit
,Arenga Rhetoricae ad discipulos^ und drückt sich über dieie
Kunst sehr artig aus: ,quae docet ornafum ac venustum loguenä,
salutem et optat pertingere effectum et desiderabilem adipisd facd'
taten}'. Kühn spricht sie es aus: yOmnia enim sunt scibäiak
via rationis, apud potentiam dari intellectus nihil est impossibäi,
Sie mahnt die Studenten, sich die Geheimnisse der Wissen-
schaft zu eröffnen^ knüpft aber daran den freilich prosaischea
Satz: ySine enim his difficile vel forte impossibile est pertingert
gradum cujusdam facultatis^ u. s. w.
Uebrigens er&hrt man aus den Briefen, dass die Schnlei
zu St. Florian und Enns in gutem Rufe standen.
Der Humanismus des ausgehenden lö. Jahrhunderts dürfte
in Oberösterreich und Salzburg hauptsächlich nur darin be-
standen haben, dass man die libri neotericorum, d. i. Weile
italienischer Humanisten, Aldinen u. dgl. für die Bibliotheken
— meist wohl nur Privatbibliotheken Einzelner — anschaffte
oder dass man diese Schätze entlieh. Für das 16. Jahrhondeft
ist eine nähere Beziehung zur Wiener Hochschule und dei
daselbst befindlichen Trägern des Humanismus unverkennbar.
In den Decennien der in Öesterreich kräftig hindurchbrechendea
Reformation ward gewiss so mancher Ansatz zerstört, dagegea
erblühten durch Einwanderung deutscher Magister oder duitk
Söhne der schönen Alpenheimat, die nach Wittenbei^ gc*
pilgert waren, ganz gewiss in den Schulen humanistische Stre*
bungen und Anregungen. Auch die Wiener Universität zählte
in ihrer lebendigsten Zeit gar manchen Oberösterreicher, arf
den sein Vaterland mit Genugthuung blicken konnte. Vn^
Namen des Johannes von Gmunden. Georg von Peurbach, Jo'
hannes Tichtl aus Grein J Stabius und Josef Grünbeck ai^
Steyr,- Wolfgang Mosnauer aus Wels, Marcus RustinimicO'
* Vgl. Horawitz. JobAuues Tiohtl, ein Arzt des 15. Jahrhunderts (ii
den Berichten des Wiener Alterthumsvereins).
* Ueber ihn steht eine Arbeit r*n\ A. Czeruv zu erwarten.
Zar GMchichtr des HnmanismiiR in den Alpcnl&iidern. I. 337
•
Ä Mondsce^ Polymnius (Wilhelm Puclinger) aus Wirting und
ndere sind dem Forscher bekannt,' an einem anderen Orte
oU ihrer, Bowie der Strebungen der oberösterreichischen Klöster
kUBführlicher gedacht werden. Hier sei nur angeführt, dass
tlondsee das erste moderne Gymnasium im Lande ob der £nns
in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts hatte. ^ Der gründ-
fiehe Forscher in oberösterreichischer Geschichte, der Bibliothe-
kar von St. Florian Albin Czerny, dem ich wesentliche und
ledeutende Förderung auf diesem Gebiete danke, macht mich
nffflerksam, dass ihm dagegen über die literarische Thätigkeit
der lateinischen Schulmeister der oberösterreichischen Städte,
welche alle schon im 15. Jahrhundert neben den deutschen
ihre lateinischen Schulen hatten, nichts bekannt sei. Erst in
der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, in welcher Linz und
Steyr bedeutende Schulen und Gelehrte haben, fliessen die
Kachrichten über die humanistischen Strebungen der Stadt-
Kholen reichlicher.
§. 3. Salzburger Handschriften.
Bei dieser grossen Dürftigkeit der Quellen musste mich
der Fund zweier Handschriften in Salzburg ausserordentlich
erfreuen und fördern. Die erste fand ich in der Salzburger
Stadienbibliothek, sie ist daselbst unter dem Titel Hs. V. 1.
H. 130: Scrinioli, Georg Commentarii in Jonani et Ecclesiasten
catalogisirt. Es ist eine Papierhandschrift aus der ersten
Mfte des 16. Jahrhunderts, klein Folio, 275^™ hoch, 21'^'°
breit, 45 Blätter zählend, ist in braunes gepresstes Kalbleder
gebunden und stammt aus der ehemahgen salzburgischen Hof-
Ubliothek. Der Inhalt ist nach der Eintragung des Schreibers
arf der Innenseite des Vorderdeckels angegeben.
jQue in hoc libello contlnentur, index iste docei et indicat,
id Reuerendissimum Salisburgen, Archiepiscopum et Principem
^fiMa, Ad eundem Princlpem et Archipresidem Epigramma in
^ libeUi, Ad nobiles et magnificos viros et dovxino8 de Lam-
' Vgl. darüber die bekannten Werke von Kink und Asch b ach.
^8. Bruschius Supplementum , P. Otto Schmied in den Studien und
Mittbeiluugen aus dem Benedictiner- und Cistercienser-Orden, III. Jahr-
gang (1882), S. 292ff. und V. Staufer im Melker Gymnasialprogramm
▼om Jahre 1864 und 1865.
SitangsW. d. pWl.-liist. Ol. CXI Bd. I. Hft. 22
338 Ilorawitx.
•
berg epistola. Ad Reverendum pafrem et dominum Doctorem
Joannem Fabn Praepostfum Budensem epintola. Paraphrasls in
Jonah vatem eximium aufhöre Georgia Scriniolo Stiro, Para-
phrasls in EcclesiaMen eodem authore, Epigrammn authoris ad
libellum/
Die Handschrift wird durch ein Gedicht des G. Scri-
niolus eröiFnet ,ad lihellum, ut praeter timorem principis domum
adeat^. Darauf folgt die Dcdicationsepistel desselben an Matthäus
Lang, datirt Gurk, 13. Mai 1530. Er feiert darin Lang^ der
fUr die Wissenschaft der Patristik stets Sinn habe (antistetf
cui in sobHa cura ac amore habentur litterae post continuas aulae
tuae strepitus in his quam maxime delectaris ac grata sunt tän
onmia, quae ex litteraria officina cum modestia in vulgum ctidunfur
ac prodeunt et ea sempei* quae redoUnt Chri^tianam religionem
devote amplecteris, amas et observas) und widmet ihm seine
Uebersetzung des Propheten Jonas aus dem Hebräischen; er
erwähnt fenicrs der Gebrüder Lamberg, an welche sodann die
Präfatio folgt. Auch an Balthasar, den Vorstand der Metro-
politankirche von Salzburg, und an Ambros, den Canonicus
und Official derselben, seine Patrone, ist dieselbe gerichtet. Er
klagt darin über die Zeit und spricht von seiner Uebersetzung
des Jonas^ von seinen Paraphrasen zum Ecclesiastes. Antonius
von Salamanca, Bischof von Gurk, sein Hen', habe seinen ,Pro-
pheten' bisher gesehen, sie möchten ihn nun lesen ,ut et docH
hunc videant, communicate illum doctis, quos Saliaburge in
magna habetis copia'. Vor Allem aber wUnsche er, dass
sein Werk emendirt zu Lang komme, dessen scharfe Augen
Alles durchdringen. Selbstverständlich spendet er diesem
grösste Lob. Sie aber möchten seine Promotoren sein, der—
ganzen Familie Lamberg ist es von Natur eingeboren ; di^
Armen zu unterstutzen ; übrigens sei er ja auch durch Brief(^
Kaiser Ferdinands und anderer Fürsten vor einem Jahre aim
Lang empfohlen worden. Der Schluss ist in der Form der
humanistischen Bettelbriefe gehalten.
Das nächste Schreiben richtet sich an Faber selbst, es
ist aus dem Jahre 1524 (vom 11. August datirt). Er benach-
richtigt ihn, er habe Matthäus Lang seinen Ecclesiastes, den
er aus dem Hebräischen paraphrastice übertragen, ,adjutv$
auxilio doc4orum , qui in Ecclesiasten enarraverint' gegeben,
Zur Geschichte des Humanisninfi in den Alpenl&ndern. I. 339
diesen und Anderes, was er ihm überreichte, habe Lang ent-
gegengenommen, behalten und gelehrten Männern in Salz-
burg zur Prüfung übertragen. ,Placuit labor noster Antistiü
doctisstmo . . , et jusait, ut libellos msos quam citissime ad te
mitterem, uti hos videres et iudicares, ac tand^m si quispiam
laudis e tuo iudicio (quod sane apud catholicos viros in magno
habetur honore) hi coruequerentur curare velit -princeps dignissi-
mus , ut calcographis demandarentur/ Er bittet Faber, an
Matthäus Lang zu schreiben, ob der ,Ecclesiastes' druckfertig
sei, jSi vero minus y igni aut aquae adjudicetur'. Doch wisse er,
dass er ehrlichen Fleiss daran gewendet, ,wec tempus, tessera,
vino, Vener e, somno coTisumpserim , quo hunc meum lHjellum so-
hrius purus et mgil aedidi^. Er hätte auch die anderen zwei
Bücher geschickt, aber die Eilfertigkeit des Boten hätte ihn
daran gehindert, so dass er kaum dieses habe emondiren
können. Scriniolus erinnert Faber aber auch an ein anderes
Verdienst. Als Faber nämlich mit Ferdinand in Karaten, und
zwar in St. Veit gewesen sei und im Namen des Königs für
ihn beim Erzbischof gebeten habe, habe Scriniolus ihm o2 Ar-
tikel fContra haereticos Austriae^ gezeigt, die er geschrieben,
aber unter dem Lärm der Hofhaltung habe Faber kaum einen
Artikel lesen können: doch bald würden die Artikel zu ihm
kommen, er möchte nur früher sein Urtheil über den Eccle-
siastes wissen. ,Si adversa salutabunt Ecx^lesiasten meum, in
angults et sub scabellis manebunt alii duo libelli/ Er spricht so-
dann wieder von seinem ,Jonah', den er vorbereite und den er
vor acht Tagen begonnen, nennt Faber seinen Lehrer und
erinnert ihn, dass er schon zweimal in seinen Schreiben ihm
v-ersprochen, für ihn zu sorgen. Er möchte ihn doch Lang em-
pfehlen, dann werde sein Name bei ihm stets fortleben.
In dem nächstfolgenden Gedichte erbittet Scriniolus von
Matthäus Lang die Erlaubniss, in die Heimat zurückkehren
^u dürfen. Der Dichter nennt sein Carmen Epigramma, es
ist ziemlich zudringlich, aber nicht schlecht phrasirt und ganz
nach Art der üblichen Gelegenheitsgedichte in Reminisccnzen
«in die classischen Poeten gehalten. Er bittet unter Anderem:
,Nec tedium quaeso pariat dignissime praesul
Si non docta mihi Musa Maroniß ad est/
22*
iJcr zwi.-it*; Furifl wiirdf in dem Archive des berühmten
.Stift«\s St. Pf.-ter in SalzhurL' durch Vermittlung des stet«
^'efällijrf-n l^irerrtorä P. WillihaM Hauthaler gremacht. Das
Archivstück CLsta LXXII. 1. enthält zwei Fa&cikel des Abtes
Chilian: der eine Fascikel be>teht ans lateinischen, der andere
aii.H deiit.sehen Stücken. Beide sind Papierhandsehriften in
Folio und sind je in einem Perpinientilcrkel eingeheftet. Der
eine hat die äussere IJeberschrit't : J^fttine r'fitiimes Kiliani% der
andere : , Th^.nionire, litterfj. Beide Fascikel sind von Abt
Chilian an<:ele^t, und zwar zur Aufnaimie aller Concepte und
der (Jopien aller wichti^^eren em|)iangenen Schriftstücke. Man
könnte sie daher etwa Concept- und CopeibUcher des Abtet
Chilian nennen. In die einzelnen (^uaternionen dieser Fascikel
wurden aber eine bunte Men^c* <JripnaI- Schriftstücke und
Copien, soweit solche derselben Zeit angehören, einverleibt, sie
sind theils fix eingeklebt , tiieils lose eingelegt. Den Haupt-
inhalt bilden theils des Abtes (.'hilian eigene Concepte, theik
Stücke geschäftlicher Natur oder freundschaftlichen Inhaltes,
theils von Chilian angefertigte Co]Men ähnlichen mannigfaltigen
Inhaltes und endlich viele nachträglicii einverleibte Original-
briefe und Urkunden.
Die Handschrift wurde im 17. oder 18. Jahrhunderte mit
Bleistift foliirt, wobei schon fast alle späteren Einlagen mit-
gezählt wurden: im October 1880 wurde der gesaiuiute Inhalt
von P. Willibald llauthaler^ registrirt und bei dieser Ge-
legenlhMt die sämmtlichen Stücke mit Bleistift nummerirt. Der
Inhalt des lateinischen Fnscikels umfasst 238 Stücke und der
deut»<rlie. die Nummern 2vV.) — 347.
Die Conceptstücke der sj)äteren Zeit sind oft »U8Ber-
onb'ntlich viel corrigirt, durchstrichen und sehr flüchtig nieder-
geschi'ie})en , so dass der zusammenhängende Text oft sehr
schwer aus der Masse der (^)rrecturen herauszulesen ist.
Lei<ler sind wir üb<*r Abt (!)hilian nicht gar zu treiTlich
unterrichtet; doch gelang es wenigstens Einiges zusammenzu-
bringen. '^ Chilianus Pfitricher war geboren zu Waidhofen in
1 Iliin vßrrlniiko icli aucli dio HAschroibunfi: der Handschriften.
^ Auch hifthei fiihio k*Ii midi Herrn P. Willibahl Hanthaler dankbar vtf-
ptlirhtet.
Zur GsKliicdlt« im BsinalHi» In 4ui «IptnUndeiii.
341
•berbaiem, ' atudirte an der Wiener UniverBität , wodurcb or
mit Männern wie Watt, Johann Auerbach, Georg Suhuster,
Fabian Niger u. A. bekannt wurde, machte am 21. September
1Ö07 ProfcHB, feierte am 3. Mai 1511 seine Primia, wurde
bald Siibprior, als welcher er von 1515 — 1518 erscheint, von
1518 — 1522 ist er Prior, hierauf CeJlerarius oder Oekonom
unter Abt Johann Staupitz und 1525 — 1535 dessen Nachfolger
als Abt; am i. Januar 15^5 wurde er gewühlt. Er war auch
als Schriftsteller thätig und schrieb 151 1 das Büchlein ,De
mensuris syllabarum'. Vom Jahre 1519 — 1521 kämpfte er als
Prior und bestellter Procurator bei der päpstlichen Curie in
Kora fttr die Rechte des Klosters. Von der pnpstlichen Pöni-
tcntiarie erhielt er mit Urkunde vom 13, MSrz 1522 auf sieben
Jahre das Privileg: ,ut in qtutamtque Univeraifate seil loco, ubi
gtudium ijtnevale seu competen» in eisdein littei'ia »tudendo seu
^^M^ncio . . . peTrtmnere'.
^^K Bei Gelegenheit der Besichtigung der stiftlichen Wein-
^fnter in Untci-steier bei Leibnitz ertrank Abt Chilian in den
Flulhen der Siilm in Folge eines Schiffbruches am 12. Fe-
bruar 1535.
Abt Kiliau nannte sieb in seinen Briefen häu6g Usaeius
ItlociiploB. Kr erweist sieb als wohlwollend, eifrig und huma-
nistischen Strebungen hold. In seinen Briefen, sowie in denen
seiner Correspondenten fehlt ee ebenfalls weder an Schwillst
noch an Rückfall in die mittelalterliche Latinität — es zeigen
sieb grosse Germanismen — aber sie öind doch voll Leben
und erwecken unser Interesse so sehr, dass man um so mehr
bedauern muss, über die Schreiber derselben so wenig sagen
zu kfinnen. Die Achtung für jene wcrthvollen Güter der Ver-
gangenheit, wie sie die Handschriften sind, scheint einerseits
in den AIpenlHudern gering gewesen zu sein, andererseits
dürften Gegenreformation, Bauernkriege und banausische Biblio-
theksverwalter mit den Handschriften furchtbar aufgeräumt
haben. So viel lässt sich doch aus dem unten Mitgetheilten
ersehen, der Humanismus war im Salzbnrgiscben in dem ersten
• Auf Baieni ilenWii
iirch die lin^fe I
342 Ilorawitz.
Dcceniiiiim des 16. Jahrhunderts schon zu einem gewissen Ger
deihcn pjclangt. Die Namen der Schreiber sind stark latinisirt,
z. B. Pometianus, Taxvillanus, Sericanius, Delphinus, Buschius.
Es erscheinen M. Johannes Neph als jhumanarum lüerarum
moderator*, Martin Rechinger als jlit, disciplinae nioderator' in
Keichenhall, ein ,lit. discipl. moderatar* Sebastian Chaczhammer
datirt: jin taberna Uhraria Jacobi Molossii^, M. Vrbanus Braun
Petrensis (St. Peter in Salzburg) ylitteratoriae palaesti'ae prcie-
fectuH^ (um 1521) bittet um Erhöhung seines Gehaltes. Ernen-
nungen und Weggang von Schulmeistern, Honorarfragen ' bilden
hilutig den Gegenstand der Correspondenz , ebenso drollige,
übrigens bei den Neophyten des Humanismus häufige Erör-
terungen grammatischer Fragen; auch gar Manches, was mit
dem Humanismus nichts zu thun hat, hier aber doch Auf-
nahme fand, weil es culturgeschichtliches Interesse gewährt
und in humanistische Formen eingekleidet ist. Die Corre-
8})oiidenten dieser 50 Stück betragenden Briefsammlung sind
ausser Abt Chilian der von ihm hochgeehrte und als Autorität
betrachtete Johannes Taxvillanus, Cristanus Sericanius
,Poetii^ in Salzburg, der Baccalaureus artium Johannes Praun-
.sang, der Professor artium et pontificii iuris Andreas Chien-
perger, der moderator latini sermonis Annibal Delphinus, der
Kaufmann Johannes Coronarius aus Augsburg, der Erzpriester
von Freisach Joliannes Favianus, Paulus Spcratus, der nach-
malige Reformator, der Philolog Jacob Bedrotus aus Bludenz,
der Professcleriker II. Achatius de WoUsperg, der Passauer
Seifridus Cingulator, der Weltpriester Martin Sin in Abtcnau,
der Student Christoph Westner, der vorerwähnte Baccalaureus
Sebastian Chaczhammer, Joachim Watt (Vadianus), der
Wiener Baccalaureus Moser, M. Vrbanus Braun, M. Geor-
gius Sayler aus Wien, der Student Leopold Diether aus
' Da8H in manclion Klöstern, wio z. B. in Benedictbeuern um 1489 der
L(?lircrstand durch dio geringe Höhe des Qehaltos herabgewürdigt wurde,
liat zuc^rst Viorthaler in seiner leider unvollendet gebliebeneu Ge-
schiclito dos Scliulwosens und der Cultur in Salzburg, Salzburg, 1804,
S. 117 gozeigt, wo auch bemerkt wird, dass der Schullehrer in den
Klosterrochnungen in einer Rcilie mit dem Küchenjungen und dem
KIoHterknechte stoht, und dass der Oberkoch an Qehalt weit über Ihn
emporrage.
Zur Geschichte des Humanismus in den Alpenl&ndern. I. 343
•
Ingolstadt, der Abt von Melk, Georg Fucrer aus Augsburg,
Abt Johann Staupitz, der Beichtvater in Nonnberg Fr. Vi-
tal is Rubre vallensis, M. Johannes Stopher, F. Jacobus Cu-
spinianus.i
Die Anordnung ist nach der Reihenfolge des Codex; auf
die genaue Datirung musste bei der höchst eigenthümlichen
Datii'ungs weise Chilians verzichtet werden. Der Inhalt der
Briefe erweist sich, wie schon gesagt, als ein sehr mannigfaltiger;
möge er in aller Kürze angedeutet werden. In Nr. VI sendet
Chilianus an den Johannes TaxviUanus die ,primitiae' seines
Dichtens, erwähnt dabei Reuchlin's Fpistolia und legt der
Kritik des geehrten Gönners die unter Nr. VII abgedruckte
Elegie ,de varitu(Une(!) raundi et varietate fati arckipresulum
nostrae tempestcUis^ vor, die als prosodische Stilübung wohl
antike Formen, aber wenig Inhalt bietet. Näher lernen wir
den TaxviUanus durch Nr. VIII kennen^ in der ihn Chilian
um 1515 als einen Mann ,optime indolis* Ipbt, ,cwi par inter
nostrates vix habeatur^ tum ingenii vivadtate tum praestantissiina
memortae integritate*. Weiters spricht Chilian von seiner eigenen
unablässigen Thätigkeit imd fordert den TaxviUanus auf: ,tor-
pentem excUes Minervam^ u. s. w. Die unter Nr. IX beige-
gebenen Verse sind schwach. Cristanus Sericanius spricht
um 1514 (Nr. X) seine Freude über des Chilianus Liebens-
würdigkeit aus, erzählt von seinem Stillleben in Berchtcsgaden,
der Provinz der Musen, in der er ganz der wissenschaftlichen
Afusse lebe. Er schickt ihm, den er als ^egregium literaturae
politioris sititorem^ kennt, einen Historiker ,uno excepto T. Livio
jfacile excMentissiviuvi* y später nennt er denselben ,totius orhis
^estorum saiptarem praestanttssimum^ . In Nr. XI erblicken wir
weder ein Gedicht des fruchtbaren Frater Chilian, das ,Ogda-
Mican(f) de vestltutione Uhri'. Gleichzeitig bittet der Dichter
den Sericanius ,poetam argutissimum^ sein Buch ,de mensuris
^llabarum (das er 1511 geschrieben) quem ex vamis auctoribiis
^ pene infinitis accuratissime commanipulavi , tuo praestantissimo
ingenio et doctrina approhare et carmine communire digneins^.
* Vorerst kaun über die meisten der hier Genannten nichts Bio- oder
Bibliographisches beigebracht werden; hoffentlich gelingt dies im
II. Stücke dieser Sammlung.
In Xr. XII gibt f.TiiliAn einem Juni:linir»\ Johannes Praansjuig^
mit dessen I>?hrer Johannen Sti«pheriu* er sich besprochen^
^te lehren, klagt über die bösen Sitten der Zeit, warnt ihn,
die ,riro9 fque^n's rd altt^rius oniinis' zu reizen ^Jant namk0pu
Utteratorihtis sem^tr iiuidms tend^f^re*. Schlie*sKch macht er ihm
AiK^icht, an die Stelle eines Baccalaiirens kommen zu können.
Nr. XIII enthält ein Schreiben Chilians an den Proiedcsor des
päpstlichen Rechtes Andreas Chienberger, das einen Beitrag
znr Geschichte der Studien in Salzburg gewährt, fiir den wir
nur dankbar sein können. Chienbei^r hat die Uebersetzung
der griechischen Fabeln des Valla von ihm erbeten, wa« er
ihm auch gerne gewährt hätte*, aber er besässe jene Ueber-
äctziing nicht. Damit er aber nicht ganz und grar sein An-
liefen vernachlässige, schicke er ihm die neue Ausgabe der
.Philosophie des Aristoteles* durch Favre des Estaples ,riri ex
itmni ero doctisiimi et incomptirahtli*^ hie e*im iiimio situ squa-
hntt^m et guo riduatam fplendore ita Ulwttrant, nt Htrmciao
Barbara et Argifroptfo Byzantio optimu philtisophiae interpretier
torihus pUt» mea :tententia nitoris attu^ent\ Der weitere Inhalt
des Briefes zeugt fiir den lebendigen Eifer und die schönen
Stu<licii fies Mannes und giebt Urtheile eines zeitgenössischen
Lesers, die um so willkommener sind, als sie so ziemlich Durch-
schnittsurtheiie sein dürften.
Ein besonders gefeierter Poet scheint Hannibal^H Delphi-
nus gewesen zu sein, an den Chilian lolo i^Xr. XI Vi in be-
wundernden Worten schreibt. Leider konnte ich die Gedichte,
von denen Chilian spricht und die er sehr rühmt, nicht
erlangen. Für Chilian ist Delphinus ein Orakel, er bittet ihn
unter Anderem ihm den Unterschied zwischen ingenuus. Über-
fhiug, manciphim klarzumachen, fragt ihn um Manches, ihn, den
er als .unicum perfiujium et asylum . . . in amhiguitatibus' rühmt,
auch bezüglich Lorenzo Valla's Delphinus, das singulare decns
htthu(a(U\ den er (^Nr. XV) /yrtiatissimus latini sermonis mode-
rn for* nennt, soll ihm bezüglich eines Streites, den er mit einem
Mitliruder ( Achatius), der sich sogar auf Heinrich Bebel stützt,
über <len (rebrauch des Plurals bei der Anrede hatte, ein ent-
scheidendes Wort sagen. Chilian tritt mit Quintilian für den
Singular ein, behauptet, dass es falsch sei, wie Jener zu sagen:
jVos esfis doctl grammafici^ und liotl't, dass durch die Belehrung
Zor Geschichte des Hitmanismas in den Alpenländern. I. 345
des erfahrenen Delphinus das Richtige erwiesen und jener
Hartnäckige von seinem Starrsinne werde abgebracht werden.
Rasch und kurz antwortet darauf Delphinus, jenen Sprach-
gebrauch habe er nie gehört, er finde die Sache vieler Worte
unwürdig (Nr. XVI). Der Brief kam offenbar erst an, nach-
dem Chilian ein drängendes Schreiben (Nr. XVII) an sein
Orakel gerichtet hatte. Denn er klagt in diesem über das
lange Stillschweigen des Delphinus, der vielleicht durch seine
Geschäfte und Anderes abgehalten werde, und fragt um dieselben
Dinge. Er will von ihm Aufklärung: fliterm-um monxivientum ex te
Meam, quo tut memaria jyerpettio mecum reviviscat et adversarium
mum convincam*, Delphinus weist ihn, wie es scheint
(Nr. XVIII), ärgerlich zurück, da er ihm nochmals mit dieser
Geschichte komme. ,Maior mihi temporis Minerveque meae par-
iimmiae est qiuim tarn ridicule et infrugifere anxietatis questiuncule
tue regponderem/ Er will aber auch nicht anstossen und Je-
manden aus Chilians Orden (quoa omnes promiscue amo) ärgern,
doch regt ihn das Thema zu eifriger Behandlung an; mit einem
gewissen Ingrimm sehliesst er: yVale ac itiepciis üliusmodi movere
^äm posthac parce obsecro/ Und wie ein literarischer Mentor
fägt er die Worte hinzu: jAltioribus lubentissims nercos infendam
weo*, tu qiioque dignioribus admirationibiis totus incumbas/ Datirt
ist der Brief ,ex edibiis doctoris Pachamer* .
Der Zweifler und Anreger des ganzen Streites war offenbar
<lcr Frater Achat ins, an den Nr. XIX gerichtet war. Es ist
vielleicht der interessanteste Brief — wenngleich seine chrono -
'<^?che Einordnung manche Zweifel erregt — denn er führt
wis zu einem Symposion von Wiener Humanisten in Dornbach,
hei dem Joachim Vadian, Joannes Auerbachius, Fabianus Niger,
Wide oratores pontificii juris, und der M. artium liberalium
Georg Schaufler ,inter featndos calicm* Aristotelico more dis-
pntirten. Dort ward über die obenerwähnte Streitfrage ge-
brochen, worauf Vadian die Worte äusserte: ,Quid bone pater
«tw alhicinationibus multis nunquit res düjna disputataP Kurz
-~ Alle weisen dieses Gespräch zurück, in Folge dessen auch
Oiilian dem Frater Aohatius zuruft: jMiror autem te tanta
^«»«rüate hanc insolitam ndiculam et plane hfricgiferam rem ita
F^ui de qua doctos piget facere sermonem/ Sehr interessant
i^t eine Stelle über Reuchlin ,uiri ex omni evo incoviparabilis
346 Uoi'Awitz.
cui prascipue nostra tetnpesfate alium elo(pientie dignUate compa-
raH nee avsim iiec possim^. Er sendet auch zwei von den für
die Ötudirendcn der lateinischen Sprache so nützlichen Briefen
aus der Epistelsammlung Reuchlin's (den er übrigens stets
Capnio nennt), den des Franciscus S. £ustachii diaconus Car-
dinalis ^ und den des Herzogs Reinher von Lothringen/ auf die
er Achatius verweist, damit er ,inauditiim atqiie insolenteni «ei*-
mo)iem^ vermeide. Nr. XX enthält einen Trostbrief Chilians
an einen jungen Kaufmann aus Augsburg, Johannes Coronarius^
wegen des Hinscheidens seines Vaters; es sind die gewöhn-
lichen Phrasen, die als Trostgründe verwendet werden. Nr. XXI
ist ein sehr merkwürdiger Brief Chilians an den Archipresbyter
von Friesach Johannes Favianus, der an die ,Epütolae ohacvr
vor um virorum* gemahnt. — Aber in einen ganz anderen Kreis
werden wir eingeführt, wenn uns ein Brief Chilians (Nr. XXII)
an Paulus Speratus an des Letzteren Predigtamt erinnert.
Speratus wollte den Thomas von Aquino (sup. sententias) zum
Behufe von Predigten entlehnen. Chilian schreibt, er könne
ihm das erste Buch nicht leihen, da er es selbst brauche.
Dagegen erklärt er seine Bereitwilligkeit, ihm die anderen
drei Bücher und was er sonst aus der Bibliothek zu entlehnen
wünsche, zu schicken, doch bittet er, ihm das erste Buch, das
er so nöthig habe, da er sich gerade mit Thomas so eingehend
beschäftige, nicht zu entziehen. Paulus »Speratus sandte denn
den gewünschten Codex sofort zurück. Charakteristisch sind
die Benennungen beider in den Titelinschriften; Speratus wird
,artium macjister* und ,came8 palatinus* genannt, er schreibt an
Chilian: amicoruin suo praecipuo. Auch zu einem andern nicht
zu vergessenden ^ Humanisten, dem Gräcisten und Mathematiker
Jacob Bedrottus aus Bludenz fContichernü Haidenham conveiüoH*
stand Chilian in Beziehung, wie Nr. XXHI zeigt. Er erhebt
grosse Lobsprüche über die an Abt und Convent gesandten
literarischen Gaben des Bedrottus, der doch noch so jung sei;
* Abgedruckt in Johann Reuchlin'H Briefwechsel, gesammelt und her-
ausgegeben von Ludwig Geiger. Stuttgart, Literarisclier Vorein, 1876.
2 In dor Allgemeinen deutschen Biographie ward er ebenfalls übersehen;
vgl. dagegen Schreiber, Geschichte der Universität Freiburg*, s. v.
Bedrottus«
2iir Ooehiobte du
- I.
347
gevrisH, man liiLtte sich gliicklicb gepriesen, wenn man einen
Mann von seiner Art znni Studienleiter bekommen bittte. Aber
leider ward die Freude über seinen Brief in Trauer ver-
wandelt, denn die Stelle, die er gerne erlangt hätte, habe
lon der ,Ludimagi8ter' von Villach, der Verwandte des
lerstcn IIoforganiHten des Kaisers, M. Paul erhalten. In
XXIV schreibt Chilian ,Seifrido Cin/pilatormo (GürtlorV)
liodvm copiosiasimo i'an» Pttlatie laeHs lUerarU7H preceplori
iroftmmo', er möge ihm Plinius' Natnralia Hiatoria zurück-
licken, wenn er sie saltsam ausgenützt; habe er dies noch
icht gethan, so werde er Sorge tragen, dass sie seinerzeit
ieder an ihn zuiiick komme. In Nr. XXV bogllickwünscht
Chilian den Martin Sin ,diHitiortim Operator' in Abtenau zur
Erlangung eines Seelsorgebemfes. Jetzt habe er endlich Alles,
was er wolle, jetzt solle er aber auch für seinen inneren
Menschen sorgen (hominem hüenorem tacrM-um splendore litte-
rarum illwmines). Freund 8 chafti leb warnt er ihn vor der Bo-
gierlichkeit des Fleisches, der Trunkenheit, und mnhnt ihn
sodann aufs Entschiedenste von dem Uebe räch reiten des Masses
beim Weintrinken ab. In ähnlicher Weise tritt Chilianns als
Oewisgcnsrath flir den Seholasticus Christoph Westner. contu-
hemii Aqiiliienslg, tncole civitatis Vienna (1519, Nr. XXYIl ein.
(tiFcnbar hat der Jüngling einen Fehltritt begangen, der die
Ermahn ungsepistel an ihn veranlasste. Chilian hat mit seinem
'Vater verhandelt, der grössere Sorge anf die Studien verwendet
issen will. Der iiatbgeber ist nicht sparsam mit guten Lehren,
BoUe sieh die Vorstände der Schule gewinnen und sieh auf's
icalaurcat vorbereiten, nach dem Rath des heiligen Hierony-
das Buch nicht aus den Händen lassen und nicht die
lohte der väterlichen Anstrengungen Vfiiere, commetsaliuiii'
et i^rietutihus verschlemmcn. In Nr. XXVII begegnen
einem Corrospondcntcn Chilian's, Hebastian Chaczhamer,
diesen durch den Titel ehrt: ,Saere rnUiticut incon-uplisiiimo
wiUU frtUn C'hümno auo muiori semper observando.' Auch dieser
Brief spricht fUr das lebhafte Interesse, das Chilianus an den
humanistischen Htrebungen nahm, von Chaczhamer erbittet er
nämlich Werke neuerer Schriftsteller ( iienterti'orum opera Ut
putfl luniani vi Diomadia), wa» wobl so viel als die Ausgaben
Claaaikern bedeutet, alle, die or etwa habe. Auch dieser
t
J
348 Horawitz.
hat sich diese Schriften nur ausgeliehen, erwähnt aber eines
fCharfiludium quo tum loica (Logik) tum graniatica memorie com-
mendantur', das er ihm bereitwilligst zur Verfügung stellen
wolle. Ebenso schliefen die Episteln des Plinius Secundus,
yOmnium neotencorum nostre etatis primus' Valerius Maximus^
Virgilius ,in litera Aldi Manucii' in seinem Kasten (archa);
wenn Chilian darnach Sehnsucht trage, werde er sie ihm
schicken. Auch am Schlüsse erweist er sich artig und redet
Chilian mit den Worten an: yVale litterarie rei et manastice
decus et oniamentuin non postremiasimum/ Leider ist die Dati-
rung allzu unbestimmt, wenn auch nicht uninteressant: ,D(Uum
propere et tumtdtuarie in tnhei*na lihraria lacohi Molossii^y weil
sie auf eine damals übliche sociale Erscheinung hinweist
Chilian antwortet auf den verbindlichen Brief in ebenso ver-
bindlichen Humanistenphrasen und sendet ihm ein Buch zurück
(Nr. XXVIII). In die Wiener Zeit fHUt der ,ex Spineto', d. i.
Dornbach bei Wien datirte Brief Chilian's (Nr. XXIX) an
Watt, dessen Ankunft er sehnsüchtig erwartet, nach dem er
sich verzehrt, nach dessen Antwort er ungeduldig verlangt.
Er empfiehlt ihm gleichzeitig einen gewissen Petrus. Ein ganz
interessantes Stück der Sammlung bildet wohl Nr. XXX,
das ebenfalls eine der Humanistenzeit eigenthümliche literari*
sehe Erscheinung, einen gelehrten Bettelbrief des Wiener Bacca-
laureus Moser enthält. Sehr geschickt erklärt der Bittsteller*
seine ,pauperies^ und bittet um irgend eine Dienerstellung
(fatmditium); sollte diese aber nicht zu haben sein, so beschwöre
er den — nicht angegebenen — Adressaten (wohl der Abt?)
beim Namen Jesu Christi, iiun wenigstens ein kleines Viaticum
zu bescheeren, mit dem er sich (sano honore g. t.) Schuhe
kaufen könne. Nr. XXXI ist ein Schreiben Chilian*s an einen
Ungenannten, den er von Wien aus kennt, in dem er diesen
auf das Wärmste bittet, nach Salzburg zu kommen, da er dort
Ludimagister werden könne. Der Abt habe das Honorar ver-
mehrt ,ut tibi de manu eiusdem nunc cederent annuatim 8 floreni^
de manu custodis (der Güster = Pfarrer) totidem, alias eciam
duo, hii faciunt 18 ßorinos, exclusis quae de schola^ticorum pen-
sionibus emAirserint'. Johannes Stopherius habe berechnet, es
seien ihm 48 Gulden eingegangen, dazu käme die ^menisa
epuhttorin et judicüi et cancellani conceditur portio quaque trium
Zur Geschichte des Humanismus in den Alponländern. I. 349
partium mensure vim per diem ex vase, quo et rdiqui familiäres
potantur^. Er bcrecbnet ihm Alles in Allem 76 Gulden, Ucbrigens
könne er auch Geistlicher werden. Chilian möchte den Freund
80 gerne in der palaestra literaria als Begleiter und Mitkämpfer
haben. Wenn er es nicht annehme, so solle er einen Andern
namhaft machen , dem dasselbe Honorar ausbezahlt werden
wird. Er solle entweder zu Georgi oder zu Ostern oder zu
Pfingsten kommen. Nr. XXXII ist ein Brief von M. Urbanus
Braun, der sich Petrensis litteratoriae palestrae praefecttis nennt ;
wie es scheint an den Prälaten gerichtet, indem der Schreiber
von der Gründung des Gymnasiums zu Salzburg spricht ,quod
domicüium esset doctrinaimm et honarum litterarum asylum*. Ganz
humanistisch fährt er fort : ,Notissimi fuerunt apud eos Platoms,
ßocrads, Apollonii^ Pythagorae et aliomim lahores*, ergeht sich
in der Erzählung von Euklides, dem Sokratiker, von dem
Aulus Gellius (N. A.) berichtet. Man habe viel für diese
Anstalt verwendet, so dass — wie aus dem trojanischen Pferde
(der oft abgehetzte Vergleich) — complures non solum dociissimi,
4ied eüam praecipua vener atione mri evaserint. Nach einem
Elogium auf den Prälaten , dessen Freigebigkeit er rühmt,
schildert er seine Finanzlage und stellt die Bitte, ihm so viel
zu gewähren, als seine Vorgänger hatten. Braun zählt dann
umständlich seine Einnahmen auf, eine für die Lohnstatistik
nicht unwichtige Angabe.' Man entnimmt aus ihr, dass der
Ludimagister wohl in seiner musikalischen Eigenschaft auch
bei kirchlichen Functionen verwendet wurde, dass er einen
Gehilfen zahlen musste und durch die Pest in seinen Ein-
nahmen verkürzt wurde. Er erzählt, dass der Rector von
St. Rupert vom Cardinal Matthäus Lang während der Pest
ySingulis nnganis* zwei Goldstücke bekam, die Capitularen
hätten ihm auch Erlaubniss gegeben, wegen der Pest wegzu-
gehen, ohne dass ihm der Lohn entzogen worden wäre. Das-
selbe habe er oft erbeten, aber ohne Erfolg, er bittet nun ihn,
seinen Mäcen, er möge ihn für all' diese ausgestandenen Müh-
seligkeiten mit einem Hofkleide beschenken (ein oft geäusserter
* lieber den Oehalt nnd die Einkünfte der Lehrer siehe Viert hal er, Ge-
schichte des Schulwesens und der Cultur in Salzburg. Salzburg, 1804,
114 ff.
350 Horawitz.
Wunsch von Lehrern und Humanisten!), er verspricht daftr
ewige Dankbarkeit.
Die übrigen nicht uninteressanten Briefe sollen in einer
späteren Abhandlung ihre Besprechung finden.*
Epigrama Georgij Scrinioli Stirt ad ItbeUum, ut praeter fnnore*
principis domum adeat.
I faustis auibus liber et dominum inde salnta,
Stemate qui claro nomen ubiqne sunm
Inter reges atque duces fert candidus atqne
Commenda auctorem, qui tibi scripta dedit
Et si tu erras quo princeps sit nomine, praesul
Salezburge is uiuit, iiir pius atque bonus.
Kec metuas queso, si plebs te aduersa salutat
Si tantum domino tu modo gratus eris.
Graculus est auium contemptor carmine dnro
Impius hoc lacerat quicquid honestus amat.
Magnifici ecce uiri a Lamberg tibi uerba loquentnr
L^tior ut uenies principis ad faciem.
Perge modo felix, cum uero principis aulam
Pulsas, sis supplex, saluus ubi ipse precor.
Es fol^rt dann die Dedicationsepistel an Ifatthäos Lang nnd die Coa*
raentarii paraphrastici in lonah prophetam.
Mannscript der k. k. Stndienbibliothek in Salzburg.
Ad Fol. 1*.
Altenmarkt. II. 13. Mai 163».
Reuerendissimo in Christo patri ac domino D, Matthaeo Änhr
praestdi et Principi Salishurgensi clarissimo et patrono i^
iutegerrimo atque gratiosissimo, Georgine Scriniolne StiruSy «a&rf«»
ac dMtam humüitatem.
Si tuam celsitudinem, clarissime princeps, meis bis labori-
bus molestarem minime, quos habeo in prophetis enarrandiB,
* Die folgenden Briefe werden vorsatxlich mit allen Fehlem g^egen Qtutr
matik und Orthopraphie abgedruckt. Emendationen des häufig gans tat
rnpten Textes und der luterpnnction seien den Philologren überlassen; ei»
durchgreifende Aenderunp des Textes, «u dem offenbare Sinnlosigkeitei
Abv<chreibefehler und Auslassungen oft genug aufforderten^ hätten das BO
dieser Latinitat xu selu- verwischt, nnd dieses sollte gegeben werden.
• Nachbildiuig: Ovid's.
Zm (InohtotU iH HiMUtflUta In den AlponUDdan. t. 351
I ad te prophetam tmum post aliiim mitterem, sed mihi liaec
F enra radicitiis ab animo est eueilenda, nam noui qnod tua
I BeucreDdieeimn domioatio ueliiti boniie ac iiigil antistcg, cui in
I Bobria cura ac amorc habentur litterae post continuos anlae
1 tuse etrepitiiR in hiB quam maximc delectaris, ac grata sunt
f tibi amnia, quae ox litteraria officina cum modeatia in iiulgura
r oudnntur ac prodeunt, et ca semper quac redoleiit Cbristianam
religionem deuote amplecteriB, amas, et obBcnias. Transtuli
lonah prophetam ex Hebreo, et haue meam paraphrasin, pru-
dcnlissime antistes, dum lima acerrima dootisaimoruiu uironuu
LaLamberg ad tuae celsitudinis manus Oastigata uenerit, fronte
llBctA snscipe et lege quaeso. Sunt mihi pauca, quae hodie ad
ttaam amplitucUnem scribo, eunt uero compluria, quae huma-
1 lliesimi mei praeceptores ac uiri nobilee a Lamberg tuam incli-
rtem amplitudinom de me docebunt. Hie ergo, candidlaaime
■iprinceps, aurem factlem et bcntgnam adrige et prebe, et quod
temiase peto, id consequi ac tjuaeBo ualeam. Hoc tarnen
inuni de me inteilige, doctissime antistcs, qnod uix clamore
»sabo, nisi semel clamorcm mctim exaudiea uec te dimittam,
Kto quod tuae gratiac mihi aurora adparuit, niei et mihi
eelicitet benedixeris. Age ergo mecum, quod in filio pater.
[fet in Beruulo IiumiJlirao agit clarissimus princeps. Bene ualeat
■ dignissima tua patcrnitas, atque diu in pacc, quam optimus
fdeiis tuae celsitudini donauerit couditionem eonBcruet oro. Ex
teteri foro vallis Gurcensia, die tredecima Maij. Anno ete, itO.
Manuscripl der k. k. Rtndienbtbliothek,
Ad Ful, 1\
iurkl, III. 13, Mai 1530,
Bfoffmßcis uiriti a Lamherg, fratribu» fjermani» Uullhaseliari me-
troptditaaae eedesiae SaUaburgmitig I\nep'mto ttigiiissimo elr. et
^v}bro»io eiufdfm eccfesitie Caiutttico «' Offtciali etc. patronm mii»
: dominia gratiotü et obteruavdU Gxorgius Sefiniolus Stirue.
Sahitem. ileroica uestra conditio, quac innumcri» apud
tnncs splendet uirtulibus, humaniseimi domini et patroni, huc
: traxit ac co^git, ut labomm meorum uos amboB tanquam
nidiosorum pioB Mecenates hie participes roddo. Edidi ante
352 llurawit/.
paucos dies paraphrasin in lonah proplictam, qni ut multa est
perpessus^ cum a deo ad maris scopulos est iactitatus, tum et
in c(;ti uentrc ])raetcr iilterioriä iiitac spem ad dies aliquot de-
lituerit, itaque miiltis, qui kuiiis luundi calamitatibns uexantur^
erigit spem et salutem graphice dcpingit, ut de liis semel
liberabiintur, si salteiu in dcum hi rcfugium corum posuerinty
qiiod i>ane altissimum est, ad quod et lualuiu nee adcedit uUum,
ueluti hie habuerit ac fecerit. Qucrinius ouines in Hiob patien-
tiani, si aduersa nos salutant, queramus et nos in propfaeta
nostro, si liuius so^culi miseriis adtieimur rcqiiiem et omnium
nostrarum adHictionum solamen, is enini prestat, si sobrie legis,
quod hodie denuntio. At liacc suo loco in iiate apertius uide-
buntiir. Hane ergo nostrani paraphrasin ad Keuerendas domina-
tiones uestras ut ad iudices cündidos et sclectos luitto, qui
iudieabunt^ si is mens propheta, quem pure ex litteris He-
braicis, uti facere potuerim^ trastuli aptus esset, clarissimi
mei priueipis adire uiiltum, quem (ut nostis) prius quoque
lionoraui meis paraphrasibus, quas in Keelesiasten edidi, cum
aliis libellis. Nee hunc meum prophetam quispiam adhuc \iidit
ac legit alius quam Reucrendus episeopus Gurcensis Antoninus
a »Salamanca etc. antistes sane dootus et prudens, qui satisfacit
morihus et ingenio officio suo et mundo, est quod homo uiuit
iuuenis. nee is uiuendo annum uicesiiuum tertium attigcrit.
Benc ergo consulite rei nostrac, doctissimi uiri, et sobrie iudicate
hunc uieum lonah, et quo se ordinc cum uulgari illius pro-
plietae editione quadrat legite. Is etsi nihil mendae ac iiieij
in sc habcbit, dignus(|ue iudicabitur a uestris Ueuerendis do-
minationibus^ ut et docti hunc uideant, communicate illnm
doctis, quüs SaHsburge in magna habetis coi)ia. Imprimis uero
ilhid hie domisse uiri candissimi quaeso, ut nouissimus omnium
sit lector Reuerendissimus noster Archipraesul et princeps ela-
rissinius. Habet enim oculos linceos sua Reuerendissima ampli-
tudo, pcnes (juos nee ista si errauerit minima celari (jueat. Ita
enim oculatus est princeps rebus in omnibus^ ut nee ego solum,
sed totus ferme mundus in sua prudentia admiratur. At iibi
satis erit emendatus et ferula uestra percussus^ dum et latam
io elarissimo nostro principe agnoscitis horam, felice omine
hunc meum prophetam suae dignissima: celsitudini olFerte, nie
una eum libello isto, principi elarissimo tanquam humillimum
\e itt HDDUDiniiu In dui AlpfoUsdini. I
353
icerdotem commendantes. Caetemm quid tic precor ' a Reiie-
rendlasimo noetro antistlte et principe, cui iam pridem notiis ex
litteris et fiermone uiuo, sch§dula hiiic epi»to)ae adlixa loqtiaciua
id doccl>it. In negotio autem meo enixe rogo, ut dominationeB
uestrae promotoree pioB se agant et faciant, ot quod a elariesimo
meo principe peto, hoc diligenter mihi adsequi studete. Quam
rem si f^cerint dominationes uestrae, uti non diffido, cum enim
toti familiae a Lamberg innatum est adiuuare pauperes, habe-
bitis semper, optimi lüri, ad ofticia quaecunque me deuinctum.
Nee dubito in principe meo humanissimo, rem non consequi,
quam ego precor, raemor enim erit literarum ^ christianissimi
noatri Ferdinand! repis et ac aliomm illustrium nirorum, quibus
ante annum auae Iteuerendissiraac celaitudini aum commeudatus.
Et tu doctiB^ime Ofticialis nosti, quam spem mihi dederis in
clarissimo nostro principe et is quid mihi promtserit, quod ot
tu digitis propriia mc pneaente ex principis iuBsu adaignasti,
quam Bchedam ad noatri quoque" principis manus proprias prae-
sentasti. Rem modo nostram pie agite humaniseimi domini et
a,|wtroni rogo, aolum a deo adcepturi mercedera, nam pauper
, et Lodie ad stiuam et in uomere pnnem quiero, quod ego
Umö, necesaitaa urget. Valeto. Ex Veten foro uallis Gurcenais
) tredecima Maii. Anno etc. triceaimo.
K. k. Stadietibiblintliek.
Ad Fol. 12-— 13v
IV. 11. AHgiidt 1534.
irendo in CftrUfo p'itr! ac uiro inngnifiao Doctori loanni
Wohri, PfepoKilo Budeti^i ac Magiii Ferdinandi regig Boemiae ac
pngariae etc. conailiario Candida domino et patrono »uo quam
iniegerrimo etc. Georgius Sci'iniolus Stirus.
Salutem. Magnifice patrone, obtuli undecimo lunii, Reue-
rendissimo in Christo patri et domino, domino Matlhaeo archi-
presuli etc. principi Saüaburgenai et domino meo semper obaer-
lundiasimo, Ecciesiastcn hunc meum, quem hie ad manum habes
et quem ego ex Hebrea phrasi, adiutus auxilio doctoram, qui
L
1 don Hnnd <1@r n
354 Horawitx.
in Ecclesiasten enarraverint paraphrastice transtnli^ ut ingenimn
meum post litterarum Hebraeamm Studium et agnitionem aptim
fieret atque redderetur. Libellum hunc oblatum e manibos prin-
ceps prudentissimus sumpsit^ iadhuc et duos quos una Rea^
rendissimAe suae amplitudini Salipoli obtuli, hos et uidit et legi^
secum et ad certos dies retinuit^ postea et aliis uiris dodu^
quos Salipoli secum habet pro iudiciis monstrauit Placoit labor j
noster Antistiti doctissimo, suscepit et illum animo gratissimo,
et iussit ut libellos meos quam citissimo ad te mitterem, vA
hos uideres et iudicares, ac tandem si quippiam laudis e roo
iudicio (quod sane apud catholicos uiros in magno habetur
honore) hi consequerentur, curare uelit princeps dignissimu,
ut calcographis demandarentur. Quam ob rem^ clarissime doctor^
de libellis meis solum hie unum habes, at hunc de me aeloti
de tuo subditissimo seruulo ironte laeta suscipe uide lege et
iudica, et is si dignus est; ut posteris credatur, hoc iadicium
dignissimo nostro principi per tuam Reuerentiam clare significe-
tur quaeso. Si uero minus, igni aut aquae adiudicetur. Nua
hie nihil perdo praeter laborem, qui sane nihilominus adbue
erit post libellum perditum, mihi didcis et gratus, eo qnod
honestum Studium attigi, nee tempus tessera, uino, Veneie
somno consumpserim, quo hunc meum libellum sobrius pon*
et uigil aedidi. Misissem, Reuerende pater, et alios duos libellos
at in causa fuit nuntius, qui celer ita obiit, ut uix himc emen-
dare parum et excribere potuerim. At uidisti ab isto et alteriuB
mei libelli principium. Nam dum in Carinthia eras cum sere-
nissimo ac christianissimo nostro rege et principe Ferdinanda
etc. in oppido Sancti Viti cum et ea tempestate preces regias aJ
Reuerendissimum archiepiscopum Salisburgensum etc. pro m©
curabis dandos, monstrabam tibi commentarios duodetriginta
articulorum contra haereticos Austriae scriptorum. Ita eDim*
libellus noster inscriptus est. Porro aulae strepitus sie erit
magnus ut uix forte unum articulum legere potuisti. Sed optima
patrone breuiter ad te ibunt nostri articuli. Expectabimus tarnen
prius nostri Ecclesiastis a te iudicium. Si aduersa salutabiiB^
Ecclesiasten meum, in angulis et sub scabellis manebunt alU
duo libelli. Est et Jonah propheta sub incude et officina ro^
litteraria, nam abhinc ante dies octo paraphrastice uertere illun^
ecoepi, qui et rudis, ut hie noster Ecclesiastes, ad ludiciuiC*^
Zur Gescliiclite des Humaoismns in den Alpenlindern. I. 355
tuuni; si aderit deus feliciter ingenio meo, ibit et preceptoris
sui limam expectabit. Reu^rende pater si potes me promouere,
ut saepius te rogauerim et tu bis in scriptis tuis mihi es pol-
licitus^ pro tuo Stiro uiuas soUicitus quaeso. Et inprimis tuam
reuerentiam praeter quod uelis per epistolam, quam et cum
praesenti nuncio mittes oro^ me habere commendatum apud
dignissimum antistitem et prineipem prudentissimum Salisburgen-
sem etc. Quam rem si feceris, nomen mei Fabri apud me
uiuet et manebit semper. Haec hodie ad tuam magnificentiam
scribere uoluimus, ne te negotiis regiis occupatissimum obruamus,
si quod tamen datur tempus uacuum, hisce nostris lucubrationi-
bus cognoscendis. Bene uale uir et doctor eximie. Ex Solio^
XI. Augusti anno etc. 24.
Folgen Commentarii paraphrastici in Ecclesiasten.
Ad Fol. 14*— 14«». K. k. Studienbibliothek.
V.
Ad Reuerendissimum et dignissimum Archipraesulem et prineipem
Salisburgensem etc. dominum et patronum integerrimum et gratio-
sissimum Georgii Scrinioli Stiri epigrama tibi post lihdlos ohlatos
a principe a Salipoli copiam abeundi ad patriam petit,
Tempus adest princeps patrios uisitare Corynthos,
Et ueteres suadet tempus adire lares.
Interea tibi me commendo, candide princeps,
Quaeso fac uiuam praesulis in gremio.
Nostros hinc docto tu legisti ore libellos
Hierum hinc iudex doctus et albus eras.
!^dis sacratae in suggesta uerba loquentem
Me audisti, totus notus ego ipse tibi.
Magnus Ferdinandus ex uirtutis amore
Scriptis commendat me tibi deinde suis.
Rem struit ipe Fabri doctor uenerandus in orbe,
Sacrae qui nutrit relligionis opus.
Demisse atque rogant pro me a tellure Corynthi
Ecce uiri, quorum stsemata clara manent.
Nosti quid pecii, id solum fortuna uidetur,
Nunc differre mihi, at clarior hora dabit.
23*
356 Horawitx.
Nobilis a Lamberg uir Candidas Officialis
Pro me ciirabit, quicquid erit studii.
Nee tedium quaeso pariat, dignissime praesul,
Si non doeta mihi Musa Maronis adcBt.
Cantent et docti (non cura) carmine laudes
Suscipe tu letu8, quicquid Apollo dedit.
At memor esto tui, Stiri doctissime praesul,
Qui tibi se crasdit tempus in omne. Vale.
Ad Fol. 45^. K. k. Stndienbibliothek.
VI.
Fr, Cküianus iUocuples loanni TaxutUllano pcUri suo et imperdim,
Bene agere et semper proficere. Do ad te pater omninm
facile mihi iunctissime carminum meorum ' primitias, que tametsi
indocta minusque mihi egregia videantur, tamen ut tibi cordi
fuerint rescribas etiam atque etiam rogito. Nee parum mihi in
eo gratificabere, quippe qui paiilo superioribus diebus litertt
detritas et communes unica dumtaxat sententia meas incie-
pueras potissimum ob geminationem ^sese* cum et ornatissimuift
et uenustissimum fuerit^ uti probatissimum facile ex Reichlin'
epistoliis dixerim, quas si conspicari optaueris; iam tum coniA
tibi constituam. Verum id genus increpationis non ab infido ac
parum amicitia deiuncto^ sed ex fideli longeque in fatanun
prospitiente animo prodisse plane accipio. Itaque rem gratis^-
mam exhibiturus^ quicquid barbari incomptique in eis inuenieSi
amici honori consules. Nam quiuis propriis ut plurimum; alienis
uero nunquam circumueniri solet auspiciis. Vale tarn mei memor
quam ego tui.
Aus dem Archive von St. Peter in Salzburg. Cist LXXH. I.
Nr. 11, Fol. 3.
VII.
Elegia fratris Chiliani lüocupletis Benedictini ad fratrem looBt
nem TaxuuUlanum de xianitudine mundi et uarietate fcUi arch
prqsulum no8tr§ tempestutü.
Qui modo summus erat gaudens de nomine pr^sul
Tristis et abiectus iam sua fata gemit.
* Handsclirift : mearuni. ^ Natürlich Johannes Reachlin.
Zur Geschichte des Hnmftnisniiis in den Alpenl&ndeni I. 357
Excelsus solio princeps uersatur in altO;
Vertice de summo ilicis ipse * cadet.
Stare diu nee uis nee honor nee forma nee aetas
SufBcit: in mundo plus tarnen ista placent.
Heu homines cepit quam multos blanda uoluptas;
Quis pretium dat, cum perdere dire nimis.
Mors properat: fuga nulla, pater^ mortale tributum
Solue nature lege tenetur iners.
Casus inest ripe et grauis et persepe ruine
Litora sunt rapidi proximiora uadi.
Et rota fortunae uersatilis indice prodit
Qnod tibi uita breuis: poena perennis erit.
At aetemum regnare altitonantis in aula
Horridaque infemi conciliare tibi
Qui anhelas: uitam superi dent moribus altam
Relligione patrum; nullum ubi deuium iter:
Poplite succiduo eres: profectusque diuinos?
Sera tibi uita est crastina, uiue bodie.
Aus dem Archive von St. Peter in Salzbarg.
Ciat. LXXII. I. Nr. 12, Fol. 4.
Ex monte Lucano. VIII. 2. April lölö.
Idem Frater Chüianvs lllocuplea ad loannem Taxutullanum.
Salue amicorum humanissime. Plürimum mouet tua in me
obseruantia ad te aliquantisper literas et mei monumenta labo-
ris conscribere, quibus et diuinum ingenium et egregiam tue
nobilitatis conditionem ut plürimum detestabili inertia subduetam
bis pauculis ostensam percipisceres. Nescio profecto (ut cupe-
rem) quenam illa tua Minerua, que non aliud preter otium
desidiam bonarum torporem litterarum et audacissimam gladia-
torie artis conditionem persuadet cui uel maxime astipulari
soles^ cum sis optime indolis; cui par inter nostrates uix habea-
tuT; tum ingenii uiuacitate tum prestantissima memoriae inte-
gritate. Vtinam mihi tantisper illa ipsa, dum uitam agerem,
obsecundare concederetur. Ego per me hercle posthabitis
cunctis studio litterario excolerem torpentemque Mineruam ex-
^ Auf Rasur.
I
358 Horawits.
cuterem adeo solerter atque prospicienter, ut cunctis facile et
honori esset et iucunditati^ immo ut omnis admiraretor posteri-
tas. Nosti quomodo sedentario labori interdia noctuque haut
medioeriter indulgeo ad ultimam uel usque fatigationem com
in eonseruanda confessione tum ut ludo litterario quaromlibet
facultatum prima saltem capesserem rudimenta, que etsi nix
consequor^ tamen tum facile factu mihi persuadeam, com omnem
operam ut cepi deineeps perpetuo adhibituruB aum. Ita com-
monefactum te uelim peregregium munus a deo optimo maximo
tibi creditum in sinum ne subfodias, quin potius usure hero
centuplicatum ad domini mensam restituas. Torpentem excitei
Mineruam scoria uiuacissimam memoriam delinies et diuinam
ingeniolum disciplinarum^ condecentia pro uirili parte adomare
studeas quod deineeps et sapientiam spiret et elegantie aenu-
statem. Vale uir obseruandissime et me tuis orationibus com-
mendatum habe. Ex monte lucano postridie Kalend. Aprili 1515.
Nr. 13, Fol. 4.
IX.
Inuocatio ad Christum resurgentem ut incipienti quamcunqu^
facvltafeni profiteri det optatum fiuem,
Aethera nunc igitur solito quem lucidiora
Cultaque laudat humus^ Christe redemptor ades.
Sydere foelici da soluere in aequora nauim^
Optatique soli dexteritate frui.
Vota resurgenti meam quo fundere Christo
Vestrum quemque peto, munere coepta iuuet.
Firma quo stygii rupit Jiumina ditis,
Lumine me erudiat^ detque diserta loqui.
Nr. U, Fol. 5.
Salzburg. X. 22. November lö^^
Cristannua Sericanius Viro multiiuga eruditione omatissimo ^
diutni ctdtwi seruantissimo Chiliano Illocupleti cofiiunetissi^
amico suo,
m
S. d. aeternam. Singularis tua erga me beneuolea''^
frater eruditissime, quam mihi elapsa breuissima dierum int^
"^apedine affatim ostendisti, incredibili ineffabUique me affe^
Zur Qesehielike dM Hamanismas in den Älpenl&ndern. I. 359
gaadio cui et ago Bt habeo gratias ingentes atque amplissimas.
E(t te certiorem reddo me luuauiensis urbis excelsis moenibus
fTopediem digressumm meque recepturum in locum altissimis
montibus septom^ cui nomen est Petersgaduni; ubi^ tanquam in
piouintiam Musanim cultoris optimi atque negotio conficiunda-
nun epistolarum emancipatus dedam me otio litterario suauis-
umo. Et quoniam te egi*egium litterature politioris sititorem
agnoficO; misi ad te bistoricum uno excepto T. Liuio facile
excellentissimum. In cuius opere aureo quantum artis fidei
eraditionisque sit^ a fronte libri clare prospities, quem si ue^tri
Thesauri cbartacei praefectus bibliotece dicare * uelit^ esset
aenalis tribus com dimidiato aureis. Eum ad te destinaui^ ut
eemeres totios orbis gestorum scriptorem prestantissimum, quo
eam ad 8atu[ri]tatem usus fueris unacum ceteris libris absque
maiori cunctatione postliminio redire eures. Diseedere enim
necesse habeo. Vale. Et Cumeae uatis annos eu fortunate uiue.
Confratrem tuum^ qui se itidem beneuolum erga me praebuit,
nomine meo pluriuaria salute impertias. Iteiiim uale. Ex
aedibns Preiss. luuauie ad deeimum Kalendas Decemb. 1514.^
Nr. 25.
Salzburg. XI. 1511.
frater Chilianus Illocuples Benedictinus ad poetam argutissimum
Christannum Sericanium sui amantissimum,
Ogdasticon de restitutione libri.
I liber ad domini penetralia docta uerendi,
Cui uerba hacc presto pauea timore refer.
Succenses fortasse mihi, quod tempore tanto
Hospitio abfueram lentior ipso tuo.
Non ego causa fui, uerum illocuples Chilianus,
Qui solide tete semper amore fouet.
Isti igitur ueniamque dabis culpamquc remittes,
Sic tua deuincet pectora dulcis amor.
Handschrift hatte zuerst uoluerit, das dann gestrichen ward.
Corrigirt für das ursprüngliche 1516.
360 HorAwiti.
TeXoc.
Ad me hestemo uesperc tuum delatum epistolium Mu-
sarum cultissime interpres mutue consuetudinis paromper in-
staiirate; haut sine ingenti turbatione dissoluit animum, quo et
in dies altiori te copula mihi colligare meditabar. Sed quid
abiturus, amplioris beneficii munere te communire optaueris
Pieridum patrocinio, quas tum christiana eruditione steriles
dixerim (sit uenia dictum *) non inuideo , quin potias vehe-
menter gratulor et congratulabor te semper seeunda fortanae
acfcessione saluum uiuere^ ut Musarum suauissimis lusibus
uaeans eciam me tuis scriptis Castalio de latice aquas potare
melliäuas aliquando satagas. Quum autem a te velim, dam
adhue mihi praesentaneus existis uidelicet libellum de mensuris
syllabarum quem ex uariis auetoribus et pene infinitis aecura-
tissime commanipulaui; tuo praestantissimo ingenio et doctrina
approbare et carmine communire digneris. Nam tibi penitos
dicatum uolo; qui mei praeter ceteros amantissimus inueniris,
fac non ignorem tuos successus in laribus alienis identidem
ego facturus. Vale foelix. Raptim luuauie in cenobio S. Petri
ad decimum Kalendas Novembrias löll.
Nr. 27, Fol. 7..
Salzburg. XII. 1613.
StudiogiSifimo latini sermanis exploratari loanni Praunsang artium
bacccUaureo, sibi plurimum amando frater Chilianus.
S. p. Noueris, amicissime iili^ paulo me retroactis diebus
habuisse sermonem tue promotionis causa ad ludimagistrum
loannem Stopherium, qui se beneuohim immo spontaneum mei
intuitu exhibuit conspicata tum inprimis et honestate et con-
suetudine morum tuorum. Videbis itaque diligentem et assiduam
muneris tui curam scholasticis adhibeas nee indecenter uerberes,
a ludimagistro que exercere debeas edoctus aut pro excessiuis
indisciplinosisque actibus invectus, non ad insolentes stomachatos
(ut tibi moris est) prorumpas. Est enim uir omnium discipli-
narum genere et honestissima morum conuersatione poUens,
> durchstrichen.
Zur 0««eliidrt« des Hnmanismns in den Alpenl&ndern. I. 361
jaocom et scientia et modestia ditior euadere potes. Denique
Bocta torpissimis libidinum lusibus (quod prob pudor nostro
000 plorimam inualuit) eius domicilium non infitias atque in-
konestes. Neque eodem tempore seculi rumoribus uiros eque-
rtrisnel alterius ordinis lacesses. Solent namque litteratoribus
nmper insidias tendere. Unum iam anDo id genus hominem
Siiparem baccalareum ^ undecunque doctissimuin miserabiliter
Bztinxerant. Ploscula id genuB exortamenta tibi coram exponet,
pdbiifl ut te praemoderari potueris ad eum quantotios concedens
lemone collatino propensins ceiüorem constituas. Itaque^ ut
rem ego teneo baccalaiireum (ut uulgo loqoar) amoturus est;
60108 ordine te substituat, habiturus dono precii per annum
1 florenoS; cibariorum necessaria (ut nosti) adiuncto aquarum
litice porissinfo que ut tibi cordi fuerint premeditatus tandem
^icito omnia; ne quasi uagus et delirus post triduum recedas.
Vale. Raptim luuauie ad tertium Idus Septembrias Anno 13
Boper sesquimillesimum.
Nr. 29, Fol. 8.
Siliburg. XIII. 28. November 1514.
NobOi ac praeatantissimo ingenuarum artium et pontißcü iuris
ffofesiori Andreas Cfdenberger domino et amico sua primario
Frater Chilianus lUocuples.
Quod translationem fabularum grecanicarum Valle a ine
petU libentissime tibi pro meo in te amore operam nauarem^
niodo translatio illa apud me esset. Ne tum omnino me tuum
toderium neglexisse existimes^ mitto tibi nouam philosopbie
dditionem Stapulensis^ uiri ex omni euo doctissimi et inconpa-
n^UIis, hie eam nimio situ squalentem et suo uiduatam splen-
tee ita illustrauit, ut Hermolao Barbaro et Argyropilo Byzantio
optunis Philosophie interpretatoribus plus mea sententia nitoris
^ttolerit. Sie enim preter latinitate donatum paraphrasten The-
ndBtmm et Dioseoridem adhuc a quibusdam suppressum parum
?W)d qoidem editum sit elucubrauit. Alter totam Aristotelis
pb3o8ophiam in latinum e greco uertit; sed nudam nullisque
^ Am Rande ergänzt.
^ Heber den Aristoteliker Favre von Estaples; vgl. Grafs Schrift.
362 Horawifcs.
illustratam commentariis, quo legentium mentes obscm «■
philosophi sensa facilius intelligatur , hie uero peripatetiGfli
doctrinam ita reddit peritam, ut neque magistro neque ductal
aliquo iam sit opus^ quemadmodum clarius quod scribo l^edl
intelliges. Ad haec clarissime uir; si qua alia in re meati
erga me beneuolentie opus fuerit opera^ ne me l&teat olMea%j
nullam profecto rem neque tarn magnam neque tarn
puteni; que mihi aut difficilis aut parum me digna iiideitat|
Quippe omnia que in tuis rebus agam non laboriosa mihi nij
honesta uidebuntur. Vale. Datum Silispone ad SanctomPetnimii
Kalendas decembres anno 14.
Nr. 30.
Salzburg. XIV. * 1. Il*il51i
Frater Chüianus lUocupIes N. Ddphino undecumque dodiiM
Mmarum delictis ctc suo Mecoenati humanissimo.
S. D. Etsi parum tibi cognitus sum^ disertissime uffi
nee ulla extant merita, propter quae iure quicquam a te fAr]
gitare possim^ non tamen temperabo mihi^ quin audacterw
eruditionis iuditium requiram animatus uel hoc uno, q»
sciam te legum poetices omniumque Hberalium disciplinanBl
cultorem accuratissimum, unde tanquam ex fönte uberrimo WMt\
suetudinem ceterasque uirtutes et inprimis humanitatem
nare sapient^s prodiderunt^ humanius autem nihil antiquil^
ducit, quam bene mereri de hominibus, id quod non prodÄlj
et significare uidetur. Dcnique carmina tua ad nos edita ph*
rimum me oblectarunt * eorum omatu et condeeentia, que vi]
exhibent magnam quandam componentis industriam et de3tti0f^'
tatem ad rem poeticam atque aliam scientiarum uniuerMü'
suppellectilem. Itaque ob singularem doctrinam tuam genWh
sam facundiam infatigabile Studium et humanitatem, quaA
audio te plurimum etiam incognitum amplector admiror predioi
et prae ceteris unicum perfugium et asylum meum in ambign*
tatibus perquiro. Obsecro igitur certiorem me facias, quid'
discant in legibus ingenuus libertinus mancipium et an maln
' (pnaetor ceteros) ist ausgestrichon.
^ Die Handschrift hat Quod.
Zur Geschichte des HumsoisBus in den Älpenltodeia. I. 363
libera patre uero seruo ingenuus nasci possit. Plura id genus;
quum ad me concesseris^ tecum coUaturus sum. Deinde quid
tua sententia tenendum putes, an (quilibet) uelis esse s]giii[fi]*
cantie an non. Ego sane id dixerim uulgata omnium dialectico-
rum opinione; quod et Ovidius * in epistolis sentit: Sustinuit positos
quelibet herba duos. At contra Laurentius Valla cunctis suam
praeferre opinionem nititur^ quid tibi horum uerius uideatur, ne
me lateat. Vale singulare decus latinitatis et me amicorum
tuorum contubernio ascriptitium facere memineris. Iterum
vale. £x edibus Coenobialibus S. p. Salipolis Kalendis maus
anno 15.
Nr. 31, Fol. 8—9.
Salzburg. XV. lölö.
Frater Chilianus Chmatissimo latini sermmxis moderatori N, Dd-
phino suo iunctissimo et amicissimo amico.
S. P. D. Optime uir pro tua in me iamdudum parta
amicitia et humanitate rem uel puerilem risu potius atque ser-
mone dignam ad te discutiendam non possum non deferre,
utputa an homines pluratiuo conueniat alloqui sermone. Aduer-
satur mihi plurimum quidam nee parum superstitiosis argu-
mentationibus instat, hominem quemque unum pluratiue allo-
quendum in hunc modum: ^Vos estis docti grammatici poetc
laureati^ uos estis patres mei uenerandi^ et ita similiter id
quod Bebelium tradidisse nedum dicere non ueretur sed etiam
fortissime approbasse taxata aliter loquentium opinione hinc
idem quibuscunque potest^ noua documenta (uerius dixerim
deliramenta) literis demandat^ hortatur et persuadere nititur id
genus sermonem ut probatum et politiori congruitate ornatum^
deinceps assummant et loquantur. Quam ego opinionem ut
inconuenientem inconcinnam ita inusitatam incongruam atque
ineptissimam manibusque pedibusque contendi Quintiliani (ut
imum de multis excipiam) ductus auctoritate, qui omnem plu-
ratiuam loquutionem ad unum damnat 1 institutionum. Itaque
loquendum aiebam: ;Uos estis doctus grammaticus^ poeta
laureatus, Vos estis pater meus.^ Que oratio etsi perinde ut
1 Handschrift hat Qvid. ^ pt^.
36i. ■•ravifts.
jdtem meoDgrva ot, tarnen apiior comiementior ooncinnior
imino apad doctknoiOB quoeque piobatm et wlala mnaenItaBteii
ambigoHate sappositonim non plnräs caph qnatemis saperior.
Ar^rumenta in ntramqae partem bremtatu eanaa transeo. Quid
iptnr homm semandnm exisdttes apndqne emdhiM l^eris et
andinero. qni indabie mohomm doctisftinionun eontabenio
inteiitiusti, obwcro caosa pacis cdiaieraa. Potnh adnenarios uk
rationis indido percipiscere« se sna finsnari opinione, nem
nee iDo nee alio eedit: ad te indieem rem dare conslitniy ^
temeriiatem pemieaeernqne insoloitiaiii vd scnteotia eztnM
bac tarnen in re exploradssimi sakem enm compescerem, de
eeteio ab id genas iermone deasseret. Rem ^itor n<Mi po^
fimctorie diseadas. quo legend adnersana neiitas innotesci^
abieonqne operun meam dbi nicissadm naoare potnero niU
dib^nda premiuani. De angnlari kqanuone, qua <hiim
com maioies tum minores allaqu teneamur (tametsi modo
pene absoleaerit', caUmnm qaiescere sinas. nibil enim dabo
apod nas nersator. Vale. Sentendam Kttens obagnatin ad
nLums meas aalnis traiij»nicBas aeiim. Ex cenobio princ^
apostolonuDL ädklipoEs terdo idns Maias Anno 15 nper M-
qaimilkäimom.
Xr. «. roL ^,
XYI.
D^lfkana fratri Chäiamt «b bom» liitm» opiim4 mktrito did
Patri SdUpoH. Cdnobttn. (otico mo
Credu» tbrte multe ertxdidoniss oir opdme, Bebeümn te
o^Eendiääe« qui ladne lin^ue caksdniooie censorem me del^;utL
locus est quiequid :>it« quos dbi äuiuersos dicis^ mibi sunt ad1M^
sissimi nee uidz uel legrisäe uel audisse me unqoam menus
id g:enus seruionem. Bebelius minime asdpolatnr, si leell
eonsideratur. Malo i^tur cum bis. quos hzstrasse poloi, Mi
contemnende auctoritads auetoribus errare ^j» tale«
dixerint) quam cum hüs beneesendre. Aüas profixina,
indi^piaju multorum uerborum rem iudicarem de boc ad te aciv
baoL Vale.
ZoT QuoklBliU d» lluiuBiMiii* In den AlpnLiDduu. I
ffcfer Cküiamts Illocuples Sfudio»issimo polütorü litterature ex-
phratori Ann3jali Delphtno amiätnmo imo anäto.
Miror satis in desiderio et expectatione iamdiu
meum auspendia et nihil liorum, que nuper rae petente pollici-
his CS, reacribis homini tui amantissiuio atque obsenuntiBsimo.
Ärbitroi' ego cauHam dilatjouis tumultuarias rerum et Familie
tiiG onuBtissime occupationes, aiit puram desidiam uel bi mauis
minorem et laDguescentem in me beneuolentiam et huinanitateni
tuam. Quod si adulterina loquor, obeecro naues operam breui
saltem adbuc epistolio reit ad me diacuRsa presenti tabellario,
utcunque fieri potest, perferatur, tam ut tuie acriptis Attico
inelle conditis certior sim, quid doctiorcs aentiant quomodo
oos loqiii aadiueriB et legeris, an ad luuim hominem ,uoa estis
artiuiu magistri et pocte laureati' an potiua ,uob eatie artiutn
magiBti:r et poeta laurcatus' tum doraura ut literarum monu-
mentum ex t« liabeam, quo tui memoria poppetuo mccum reui-
uiacat et aduei-uarium uieiim literis bominis ilHiis, qui a cuna-
bulia doctiorum contuboinio intcrfuit remque explomtissimam
tenet, conuincam, quippe qui alioqui nemini fidem habet. De
singulari loquutione nihil opua eat literis demandare, non enim
dubii aumua, qui omneH ita alioqui doceat (tametsi absoleuerit).
Vale mcmor piümiaBi. Actum 4. nonanim luniaa.
■, 34, Fol, a".
XVIII. I. Juli ]51ß(?),
Annibal Delphinus euo Chüiano IlloeupUtü^
l.. ....._
^^Uam anxie) reapondeam. Maior mihi temporia Mjnerueque mea
parsimonia est, quam (niai iamdudum tuia tuorumque omnium
dcdititius factua eesemj tam ridicule et infrugifero anKietatia
queatiuni^ule tue reapoiiderem, Quippe de qua neminem, qui
literaa ucl primia, ut aiunt, labi-is deguatauerit dubitare puto,
Ceterum quia ita uia me iucptire pracmiaaa aolenni protcatatione
1 meia literia neminem ueatri ordinia, quoa ontnea promiacue
J
366 Horawiti.
amo , aliqua ex parte lacessere quin potius solum qnod i
nee surdis testimoniis snbfustus stipatusque sentio, citra ca
uis ineuriam uel calumniam ac ueluti coactus in medium
dneere nelle. Constanter et liquido asserere ausim apud nu
receptum auctorem linguagio latino durante hniosmodi in li
tatis sinceritatem heresim obuiam non unios passtu lec
meae faotam nee Bebelium unquam asserere memini,
tarnen ne apex quidem in publicum prodiit eum pellegi.
tratur (ut ipse ais) aduersarius tuus sufFragari sibi; qnod
in commentariis de re epistolari posuit. Si unum alloq
plurali numero uis (ut eisdem uerbis utar) et congme ut ;
uolunt, dicas: ^patres estote memores mei' uel ^ualete
Auscultet aut e di[uerso] . . . quid subiungat^ ut autem sie
alium alloquamur non est lectum existimO; ad unum
loquendo ,estote memores mei' incongrua est, non quoad i
sed quoad rem quod eque uitiat latinitatem quibus uult <
que de se, non autem ad alium pluraliter loqui posse.
idibi Contra Pentium * neminem unum ^inquit' numero m^
dinis alloqui debemus. Nosmetipsos autem iam singular
plurali etiam in una oratione appellabimus. Identidem
contra loannem Boridam^ etsi ad unum loqueris, inquit ii
rali, quod uix, latine fieri puto. Attamen si ita loqui uis,
supposita et nomina ad istud uerbum pertinentia et relal
nenda sunt in plurali. Adiunget mox attamen ad alia
loqui uix permittitur, bene uix, immo nusquam. Hiis i]
non superstitiosa temeritate monetär, quam optime perc
Bebelium de re literaria optime meritum sibi minime suflB
tamen demum quod in uno consuluisse uidetur in altero
bere dignoscitur. Este cum pestilentium dicendi modui
ceperit approbauerit quisquis hie aliusque esset minimum
uel abiectissimum ne dicam maximum quemque auctore
nouitatis testem adduxerit, bonarum literarum quam adi
rem, iugulatorem, subuersoremque melius dixerim. Quare
quo hiis te arduae contemplationis rebus citius absoluas
tuas consulas. Clausule eum ipsum illiusmodi deliramei
* Wohl Pontius magister, der Verfasser einer 1486 geschriebenen ,RJi
2 Johannes Buridan, Rector der Pariser Universität im 14. Jahr
seine Werke erschienen noch in Auflagen des 16. und 17. Jahrl
Sir GMcMclitB lu HBiMaimni In iea MpBiUadani. L
367
faum, idiotam demum et infantem consule. Üi usque hac a
|ot ineignibuB ladne lingue castimonie tiindicatoribus traditnin
lOn esse impoteus argumentum duxcris quitcjuid contra ab eo
"»iggestum fuerit. Caligare in soIe noscitnr. Proinde scias sin-
gularitatem nouuni unuiu ipstim sequentiiim nnllam inccrtitudi-
nem (perinde in hÜB deliramentis ut ,uoä eetis diuites uiri'
oritur) reddere posac unum conuenientiorem certiorem euin
u>dum recte probaueria. Vale ac incpciis illiusmodi mouere
«lern poBthac parce obsecro. Altioribus lubentisaime neruos
mtendam raeoa, tu quoq\ie dignioribus aduairationibus totus incnm-
. Itenun Vale. Ex cdibus doctoris Pachamer kalendia Iiiliae.
Nr. 88, Fol. 10.
XIX. S. Decembpr.
Fraler ChUianus ad suum amicisslmum Fratrem Achatium.
Habes hie frater amiciBsimc sentcntiam uiri rei litterarie
ipolitissimi , qui inter doctisaimoB quosque neminem unquam
loq[u]iitum teBtatur, quoruni tarnen contubcmio semper a
leris (ut aiunt) educatus fuit. Nee rairuni quum pluralis
[nutio duorum aut pliirium numero letetur exinde
imper ambignilatem parturiret quod ne eucnmt melius dixeris
,uos estia pater meu3' quam ,uo8 eetis patres mei'.
linde periculum inter doctissimoB Vienensis gimnasii adeti-
AOTBB subii utpote loacbimuro Vadiannia, poetam eloquentie
pracBlantissimum loannem Auerbachium, Fabianum Ni-
ambos oratores pontificü iuris alumnoB cooBultisaimos,
■rginm Schaufler artium hberahura magiatrum, qui omncs
ineperato in edes Dornpach ad me coneeeserant, ubi deinde
inter fecnndos calices multa Ariatotelioo more in utramque
partcm diBseruiraue, inter qnae et id genua eermoncm (Voa
poetc laureati ad unum) proposni, ai apte et congrue
,(?) nti liceret quemadmodum Bebcliua docniase uidetur
laereretur. Ait Vadianua: Quid bone pater hiis allucina-
tionibus uultis, nunquit res digna diaputatuV an uobis in dubio
ueraatm*? Ceteri quoque nemo unquam ab euo seculi huiuamodi
protulit aermonem dicebaiit.' Inatabam certo uiiltu contra,
poetam Bebelium ceteraque multa in medium probationia cauBa
deferens. RcBpondit: missa Bint haec, agamua pingui Minerua
■^tia
I
diceUant i^HHlrichen.
J
pi»iittii#ieifct ;fc}/«i)iu!; «uErUfiTun ex^rroplo fMXum^ et aaetoritmiey
'itt/yntcü ttt.« 'ir.i[u qni'i^nii rep^riretar. N«rap^ aHogoin miahft
i^>ii|o.!ttxu «:«t. ^jae If/n^r«^ laditu» silentio tninj^:*^««t. PloJcnJa biis
UAtix u;m mfßn*:r^ non aa«UK aii alia diuerti. Ta aero ex lifis
«^ix nfttf^rqu^i; isla irÄUrlligere delx;» eam rem ab faiL» doctia-
UKoi» uiri* ibdiifDatii Mmnone, ut a D^lphioo meo exiathnarL
Miror aat/fm te tanta t<;iü<^ritaU; lianc iiutolitam ridicnlam el
\Amah ififmfnhram n:m ita pn>ii<^;qui de qua doctos piget fiicere
«bemMwent Xec e««e aiunt uel nunimum literatnre aitHorem^
quem id ^enua «ermonia lateret incptifwimnm frinolnm et pene
reproliuro. Quare ut eidem renunties aliquaa ex epistoliia lo-
auuiti CapriioniJi ^ uiri ex omni cuo incomparabili» (cui praeeipue
wmlrH tempeHtate alium eloquentie dignitate comparari nee
aujtim riec poMMimj tul Ut eonKcribere statui uulgato sermone
depnimtaii^^ quo eciam ab eruditisHimi» uiri» usitatum genna
iMfrmoruH celebratum uidca» demum(V) imitcris, temeritatem
»upereilioHam^ ut uir dco dedituH poftt tcrgiim habeaa et dein-
cep« ditioribuM Htudii» tfiluH incumbas. Vale mei memor ut ego toL
Actum oetauo iduH Dccembrcs. Anno etc. 14(?).
Am Kaudo de« voratobondon Briefes Nr. 37 stoht:
,Non CHt praoBcntata adhuc/
Kolfft: Ex cpiMtoliH loanhi» Capnionis quo8(!) uario tem-
porum eucntu ad mo misKOM in unum redcgit omnibusque poli-
tloriH ItttinitatiH Htudiosis utiloB iucundos et pemecessarios ap-
probauit et diuulgauit.
FoIkoii Hriofo doN Franc. 8. EuNtachü, Diaconus Cardin. (Nr. 88,
Fol. 10)» und ItelclioruM dux Lotharingio (Nr. 89, Fol. 11).«
Dann als SchluMbomorkun^^ (Nr. 40, Fol. 11):
Hoc 8unt ctiarisBinie frater, quas inter cetcras eruditissimi
Capnionis opiHtolas insporato obuiam habui pluratiuo numero
tx sentontia dopromtas, quao quatenus ad tue temeritatis ces-
Mtionem conducunt, oatenus to celaro non potui, hortor atque
id| quod a C ÜORarc excollontis ingcnii ac prudentie oiro in
poiitiono de analogia scriptum*^ est habeas semper in me-
* Jobamioa Uouolilin. ' opistolas gestriohen.
' Abftdruokt in Qoi(rer*B Briefwechsel, 8. 55.
* Abgedraokt in Geiflror a. a. O., 8. SO.
^ Im Codex wiederholt.
Zur OMohiclito des Hnnanisinns in den Alpenl&ndern. I. 369
moria atque in pectore ut tanquam scopulum sie fugias
inauditum atque msolentem Bermonem. Vale.
Nr. 87, Fol. 10'.
XX. 4. November 1615.
Frokr Chilianus lUocwples suo iunctüsimo amico loanni Coro-
Mrio inngnii Ciuitatia Auguste Conciui Mercature studiosissimo,
S. P. Quid est, quod tantopere tristaris obsecro amicorum
«nice in parentis tui tarn foelicissima morte, numquid (sie!)
qoam semper i]li optabas felicitatem iamiam subripere cona-
hm et eum a superis reuoeari tuis laerimis existimas, nunc
mente tibi repetendum est uirum eerte dignum fuisse uita, sed
qüoniam idcirco deus in celum reuocauit; quoniam est con-
nementias multo ut fiiturus esset in superis sedibus quam inter
mortales. Nam etsi erat hie utilissimus suis omnibus, quoniam
ineredibili ualebat uirtute, fecit tarnen et pietas et relligio et
fidei, at merita fuerit ad superos delatus, ubi potius uiuere et
vere quidem ac beate uiuere quam diem obiisse nihil hesites,
qua quidem in sede poterit nobis prodesse magis, quam si
CMet in terris, modo tu bene uale, qui patris tenes simulachrum
nee feras iniquo mente^^ cum mortali uita natus esset , ad im-
mortalem esse sublatum. At potius precare deum, at tu quoque
iOo perferaris. Itaque lugendum tibi minime existimo , uerum
potius ridendum letandum exultandumque uehementius, quam
exhiis terrenis tenebrarum latebris in eterne claritatis splen-
dorem peruectus nobis est futurus apud deum Optimum maxi-
nmm perpetuus procurator. Vale consolatus hiis in domino.
Actom pridie nonarum nouembrias. Anno 15 a natali Christiane.
Nr. 41, Fol. 12.
Vieting. XXI. 11. October 1617.
Rater Chüianus lllacuples. Retierendo patri domino loanni
fottumo presjpiterorum benemerenti ac curiostssimo prefecto seu
Arcklprespitero Frisacensi domino suo primario et semper
obseruandissimx).
S. D. Accepi te propedlem hinc abiturum tuo cum pro-
thomysta atque nostro et quam me tibi alitcr fauisse quam
alterum tui Woifgangum expertus sis, nunquam miror, quur
SitamgBber. d. phil.-hi»t. Cl. CXI. Bd. I. Hft. 24
370 Horftwiis.
nihil de tuis facultatibus conseruandum reposuenB apud me,
presertim ducalium et aliorum aureorum nummorum aal eure
mihi quicquam non commiseris^ haud enim secus te dicunt auri
peculium aggregare atqiie formicam stipulas. Sed nee inuideo,
quod neque mirarer, si ageres^ nisi te (aut fallor) non liberomm
cauBa educandorum mammoni operam dare crederem. Namqae
fatebor^ audio nonnunquam ne dicam uideo, nescio, qaibaraam
adeo familiär! ter te comitem iunetum personis^ ut uel cam eis
camis tue portionem communem habere excipiaris aut ipsae
tecum. Sed quid moror circumloquorque diutius rem^ scis
Helsule diem imprecari faustum diligentiusque ego calamo ex-
plicare, quis tandem non cetera etiam suspicetur? Hec inquam
Helsula tuis rubiginem abigit aureis^ sententiam tenes. Qua in
re de te quid aliud sentiam, nisi quod nee tu ultimus deprehendi
contendis^ ubi adolescentiores fugantur. Aureorum inquam tuo-
rum quam ceterarum potius deligerem curam mihi eustodiam-
que rerum. Nam suppellectili illi, que cunis excipitur conser-
uande non est penes me locus nee item psalteriis illis que in
plumaceis noctu uoluuntur puIpitis^ sed de Ins hactenus eures
omnem rem tuam ex sententia dei^ ut nosti et rationem salutis
tue cum hie tum in futuro habebis. Vehementer cupio reditum
tuum^ quem ut Deus maturet opto. Multa enim sunt^ que
cupio tecum coram commentari. Vale ex oppido Vieting^
quinto Idus Octobres Anno etc. 17.
Nr. 60, Fol. 14.
SalBburg. XXII. 13. Soptember.
Probatünmo divino)'um operatori Paulo Sperato'^ artium magistro
et Musarum alumno spectattssimo cortütiqae palatino domino semper
amico suo praecipuo omni euo colendo, frater Küianus Illacuples,
Spectabilis vir. Accepi te nudiustertius divi Thome Aqui-
natis super sententias scripta postulasse pro contionibus hoc
tempore populo disseminandis. Nosti Studium et conversationem
nostram assiduam in eiusdem doctoris via ob id primus eiusdem
^ Propstei in Kärnten, sl. Hflttenberfi^.
3 Handschrift: Sparato.
Znr Oeflchichte des Humftnismas in den Alpenländern. I. 371
Bcripti liber nobis iam summe necessarius longeque accom-
modissimos est^ nee contionibus admodum utilis inserendus.
Tue dominationi reliquos tres vel quoseunqiie optaueris libros
denostra bibliotheca eommodatu dabimus saltem tunc primum
non aofferas iterum atque iterum petimus. Certiores scripto
008 facere^ quid herum velis non tardes. Vale ex eenobio
diui Petri idibus Septembribus.
Nr. 64, Fol. 16'.
Patdus Speratus suo Küiano amicorum pra^dpno.
Fratrum uota non cassare mihi satius quam ex animi mei
warn qoidpiam vel optare duxerim. En desideratus redit codex
coins usuram quamdiu libebit usque capiatis. Vale fratrum
unice Kiliane.
Nr. 66, Fol. 16/
Silibnrg. XXIII. 29. Juli 1617 (?).
Frater Küianus lUocuples Benedictinus Doctissimo atque integer-
fino uiro Ingenuarwm artium magistro lacobo Bedrot Pludentino
Canttibemii Haidenham ConuentoH uigilantissimo,
S. D. p. Quas ad dominum Abbatem ipsiusque conuen-
tom uenerabilis ac integerrime uir dedistis solute ac pedestris
oationis reddite sunt littere, quibus lectis uberem immature
etatis ingeniique admirati sunt plurimum intelligentiam seque
fiwatiori arbitrati intuitos sidere, si talem et tantum rei litte-
nuie haberent presidem, quo non solum optima morum instituta^
lunun id sciencie genus^ quod pauci admodum eallent^ te
doctore erudiendi capesserent. At uolubili prius subducti fortuna
conceptam tristes quidem ex litteris uestris compulsi sunt
innrntare animi letitiam eo quod Villacensium ludimagister ma-
gistri Pauli cesaree maiestatis supremi in organis modulatoris
cognatus prior prece pulsans munus illud scholasticum obtinue-
nt quod hoc epistolio tue dignitati pandere uoluimus, parati
<d alia pinguioris conditionis offitia^ quibus tuam ^ dingnitatem
Dtconque honorare et apud nos commorari uellemus. Vale ex
septis Cenobii S. Petri Salisburge quarta Kalendarum Augusti.
Nr. 66, Fol. 16.'
* Da« nrHprilngliche ,ae8tram^ ausgestrichen und darunter ,tuam* geschrieben.
24*
372 Horftwilx.
Salzbürg. XXIV.
Spectate eruditumts uiro Seifrido CingtUatorino rapsodum copio-
sissimo tarn Patauie lactis Utterarum frecepiori axxuraJ&mm
Kilianus lUocuples.
Quem modo longiusculo tempore Caii Plinii naturafi!
historie libmm tecum hospitaris; uelim hiis diebus absqne aliqua
eunctatione postliminio ad nos redire eures, si ad sacietatem
usque usus es. Sin minus, faciam suo tempore ad te redeat
Vale ac me tibi deditissimum scias. Ex illustri Ciuitate Sali-
poli ad octauum Rls. Maias.
Nr. 68, Fol. 16.
Salzburg. XXV. 1617.
Honorahüt uiro domino Marfino Sin Diuinorum operatori prAor
tissimo in Ahtnau, Amico suo primario omni euo colendo
Kilianus Illocuples,
S. p. et bene agere. Gratulor tue felicitati^ propenßhn
atque inprimis gratias deo ago, quod te iam diu siticolosum
pastoralis honoris uel, ut melius dixerim, oneris prouintia donaie
dignatus est, ut amodo tue infructuose uite quidpiam culpe
inpingere possis nemini, sententiam meam satis tenes. Sed qnü
nunc restat; ditatus es, munificentissime honoratus non minitf
quam oneratus, reliquum erit ad gratitudinis offitium te totam
exponas, hominem interiorem saerarum splendore litteraram
illumines, exteriorem habitu et gestu haut secus institoas ac
angelos Dei in terram promissionis instar archiducis Moysi
dueturus semper et uerbo et exemplo pascere et de credito
tibi talento rationem ponere scias. Dixi totius hominis et inte«
rionis et exterioris te habere rationem diligentissimam, no&
puto in desideriis carnis non in crapula et ebrietate. Siqmdem
rumor apud me increbruit, quod uix semel in hebdomada uinmn
gustare soles, at ubi gustaueris ita Baccho frena laxaris, rt
egregii ferme potatoris mensuras excedas, quid istud scandaE
in subpcdancos tuos quid dcnique tue ipsius anime pericuB
pariat, quis est qui pensitnrc non norit? Sane domino plebeiano
H.indschrift : foHoati.
Zur GMchichte des Hnniftnisinas in den Alpenl&ndern. I. 373
re uerba fecissem^ nisi plura et maiora mihi obiici
Hiis itaque paucis (ne me latere putes) te com-
iterum atque iterum vite tue rationem habeas diligen-
ec aliud requiro. Quod si feceris meum in te amorem
,m nuUa neque fortuna neque temporum miitabilitas
it. Vale ex monasterio Salispolitano undeeimo Kalen-
Anno uirginei partus 17.
J, Fol. 17'.
XXVI. 1619.
litterarum admodum studioso scholastico Christophoro
niubendi Aqaüewnns ^ iiicole ciuitatü Viennensis amico
8U0 plurimum amando Küianus Illocuples.
Que mihi paulo superioribus Christophore amieis-
patre tuo agenda commisisti et quidem eo libentius
IS suseepi, quo et tibi et patri propensius gratificari
Etbam. Dum itaque euneta quae tibi conducere poterant
n, quod sue sententiae erat subiunxit et tibi quantotius
( scriptis uoluit, curam habeas maiorem studii litte-
quoad genitor alio te concedere fatiat^ ad id tem-
moneri cupit minime neque ego super hane senten-
lo te alio reeipias, peccasti quam grauissime peniteat
m instituto meliori tam studio litterarum quam morum
)rofitias^ sis castus modestus^ sobrius in omnibus
im presides gymnasii amplissime tibi eoncilies tem-
radu Baccalaurei prestitutum te complere iubet at
mmere, nee ne maturiori reseruat ipse deliberationi
tiorem redditurus. Oeiosus nunquam apparcas et diuo
hortante liber e manibus nunquam discedat, nosti
Ute cum contubernalibus tuis luseris Venere com-
•us et ebrietatibus paternos disperdendo sudores.
s ad patris aures usque deuoluatur, tu hiis periculis
10 factus cura opera diligentia prouideto deinceps
Studiosi offitium agas. Vale date Salispoli quinto
anii Anno 19 supra sesquimillesimum.
, Fol. 17'— 18.
374 HorftwUs.
XXVII. 21. Juni 1618.
Sacre militie incorimptissimo müiti fratn Chiliano 8U0 mawri
temper ohsei'uando Sebastianua Chaczhamer tuua deditüriymu.
Vir dignissime tuis ex familiaribus scriptis accepi tuam
patemitatem aliqua neotericorum opera, ut puta luniani et Dio-
medis^ concapiscere, et ut alios (si ex recentioribus mihi essent)
per tabellarium presentem ad te mitterem, quod lubens fecis-
seniy nisi idem non ita confestim suam abitionem maturadBet
Nihilominus per latorem presentium rogatos ex me libros accipito
et sine contagione suo tempore fac ad me redeant. Enimuero
commodato aeeepi preterea non me ^git inter disserendum,
quum Buperioribus diebus apud patemitatem tuam agerem de
chartiludio; quo tum loica tum grammatica memorie commen-
dantur^ uerba fecissem, quod si apud me latitaret, iam profecto
in lucem prodiret; ut saltem hoc unico tibi; cui plurimum
debeo morem gererem. Spero tamen propediem apud biblio-
polam fore, tandem eopia eius contemplandi per me tibi prae-
stabitur. Et mihi Plinius Secundus in epistolis uel omnium
neotericorum nostre etati» primus Valerius Maximus^ Virgilius
in litera Aldi Manucii in archa dormiunt^ quorum desiderium
se te capit quantotiu» expergefatiam, ut oculos tuos subeant.
Vale litterarie rei et monastice deeus et omamentum non
postremissimum. Datum propere et tumultuarie in tabema li-
braria lacobi Molossii vigesima prima die mensis lunii Anno
super millenario quingentesimo 6.
Nr. 78, Fol. 18.
XXVIII.
Frafer Chilianus Illocuples Studiosimmo literarie discipline mode-
ratori Sebastiano Chaczhamer artium baccalaureo sibi amicissimo.
Legi et pellegi proximis diebus tuas elegantissimas ad me
literas, quibus mirificc delectatus tuum erga me amorem et
obseruantiam ingentem, quam dudum celasti iam primum con-
templatus sum. Uerum (unde) aut quo de te benemeritus sim,
(quod tantopere) me amaris non memini. Sed ut tibi deinceps
occasionem offeram totum me tibi deuoueo et quicquid apud
Zur Geschichte des Humanismus in den Alpenl&ndern. I. 375
me delitescere noueris id prorsus tuo commodo et necessitati
peculiarius conciliabiS; fatiam dei^ique me tibi talem sotium
fore, qualem te mihi perpetuo glutine connexuque consecrauisti.
Velim crebrius me tuis amenissimis literis oblectes. Enimuero
quantum eis delecter^ non faciie memorie prodiderim. Identidem
me facturum scias, quo alter alterius et industria et doctrina
preaertim politioris et foecundioris dicacitatis profectior reddatur.
Codicem tuum uno quaternione defectuosum^ quem rei singu-
laris dono mihi prestiteraS; presente nuntio resume, quod si
huie simile cupieris, certiorem me reddas. Vale.
Nr. 79, Fol. 28.
Dornbacb. XXIX. 16. November 1515.
Magnifico Viennensis achademie astipulatori loachimo Vadiano
artium et medidne doctori poeteque laureato et oratori exceüen-
tissime facundo praeceptori et amico mo unico et semper obseruando.
Frater Chiliamis Illocuples Benedictinvs Coenobüa ad S, P,
Salispone.
Non parum animi angor, Vadiane doctissimorum ornatis-
sime, expeetatione illa longiuscula immo que mihi longissima
est, qua te interea temporis aut tuum responsum, cum a me
discessisti cupide atque inhianter expecto indicsque magis ac
magis emaceror, quo constitutum tempus spe diutius prorogatur,
nee auspicari ualeo, quoquo me uertero, quid te prohibeat.
Nosti me in omnibus tui studiosum fore que Interesse tua aut
etiam te uelle existimem, ubi adsit facultas, quineciam nullum
in te offitium sine maxima culpa posse preterire. Fac igitur
obsecro et si mei oblitus fueris iam altera petione latius ani-
mum meum non suspendas, si altioribus negociis prepediris
quod te coram habere non possim, saltem scripto certiorem me
facere quam primum operam adhibeas. Peti'um tuum uel eciam
meum aut si malis utriusque nostrum tibi unice commendo,
quem sua et uirtus et probitas commendare non cessat, ego
tametsi taceam. Vale. Ex Spineto prope Viennam 16. Kalen-
darum Decembrias anno 14.
Nr. 84, Fol. 30'.
376 H^rAvit]
Fauor et pax dei patris per lesom Christiim amen. Hmad
dabito gradonsnine r# Xpcn* pater quin g. t. ad ongaem (nt
est in adagiO' intelligat, quam ardna et diflScilis sit miseroram
(qoiboa nee domi nee rori quieqnam proprii pecolii est) semo-
mm conditio. Com ego itaqne iam sim ad tempos liber et nollo
adscriptos domino omnia, qne oHm fidelibos et improbis serui-
tiia adqoisiniy conBompserim, nt modo neHm noiim cogor stipem
petere, in tantnm me premit extrema panperies. Veni idcirco
ad fores g. t. qaae sint utinam laxe, ut 81 aliqnid in aola g. t.
uacnom foret famolitium me in semum snscipiat g. t. rogo.
Sin uero minus quod uidelicet g. t. seruis non indigeat
sitqne famolis omnino pronisa, iterum atque itenim obsecro
gratiam tuam eximie uir uel saltem ob nomen lesn Yj^imz\i opx^
pastoris in Israel^ cnios toa g. oices gerit me misellom aliqno
pancolo uiatico condonare, quo mihi caiceos (sano honore g. t.)
emere possim.
G. T.
6 Moser baccalaureus
Viennensis.
Nr. 117, Ful. 41 (ein eingefU^er OriginÄl-Brief>.
XXXI.
Tanta mihi tecum est consuetudo ac amititia iam olim
litteraria de certamine inter nos parta, ut uirtus ipsa uetet te
non laudare omniumque benefitiorum munere prosequi^ quem
tum morum elegantia tum ingenii tirmitudo et uite modestia
satis superque inclitum^ nedum ego sciam^ et omnes predicant.
Id est quod ad seribendum me mouit communem unius
fatum Vienne^ ut fortuna tibi propius faueat^ pedem te hinc
mouere consulo Salisburgum concedas^ ubi cognitus et plurimum
tum amore tum honore pro8eq[u]utus es istin c propediem quod
diu speras indubie consequeris. Ludi litterarii sedes iam apnd
nos uacat te preter ceteros elegi uttut tibi cordi fuerit scripto
certiores nos facito. Adauxit dominus Abbas salarium quatuor
florinis . . . ac canonici^ ut tibi de manu eiusdem nunc cederent
m ii d« ilptnUadm. L
377
annuatim 8 floreni, de maou cuBtodis totidem, alias eciam duo,
)ni faciunt 1^ äorinoa exclusis qiiae de Bcholasticorum pen-
sionibus emerserint. Accuratissima inagister loannbes Stopherius '
iam saline plebeiantiB pensilulatione haec cuncta übrans et
certo certiores noB reddidit tibi remansiBse super soütam col-
laborantium pensioncm anniialim 44 uel 6 ucl 8 duo de quin-
quiiginta äorinis. Ad liacu mensa cpulatoria ut iudieis ot caa-
cellarii concaditur portio quoque trium partium mensure uini
per diem ex uaee, quo et reliqui familiarea potantur. Haec
minoris quam 26 Üorinomm facere eommuni supputatione uemo
poterit sumere(?), ilaque coltigo 76 florinos pro anno eom-
muni ludimagistro accidere posBC. Tu super baec in album
conBcriberis, puta ut sacria initiari poEsiB acceptatisdmus.^
Siquidem et quocunque tempore tum sacris initiari cupieris
prouiaionie titulum eperare qnibis, qui alubi uequam daretur.
Et ut tui condidonem exploratam habeo, si usque modo non
in ftiturum talem to exhibuerie de mea sententia et iatic
tibi fortuna fauebit^ quamquam proraitterc ausim nibil, tarnen
ut temporum conditio adniittet, spem polliceor quo iucundius
alque tractuosius tibi optaverira nihil. Fac (igitur) consüio
acquieseas saniori, ut <;t te comitem litteraria in palestra eol-
luetatoremque coram habeam. Identidem eris ceteriü maior
tibi bumanitae et beniuolentia ac alio accumulabitur. Quod si
haee aGsumere recusaueria pro mea in te amititia et t'ratrum
cimctorum nuetri cenobü alium inquirito eciam atque eciam
pelimus , cni et salarium predietum innoteacere bortamuv.
Gratiseima rea eaaet, ut ad diem S. Georgii munus id sehola-
sticum acceptui-us sese buc receperit nel si tieri posset in
paschalibus diebus, quibus se alter transferre atatuit, at si ia
temporibus obtemperare posset, minime ucrum ad penthecosten .
Id preaenti nuntio certius singnificare studeat.
Fr. Kilianue.
378 Horftwifcs.
XXXII.
Maiores istius famosissimi ac celeberrimi maoMSuA it
uercnde in Christo pater) quiim uiderent bona ammi copdi
bonis longo esse praeferenda, solerdssime «c pnid<
decreuerunt, ut Gymnasium construeretur, quod düiMiiJM
esset doctrinarum et bonarum litterarum asylum, in qw ■
qnispiam eruditus simiil et sapiens ingenoas profiteretnr diifr
plinas^ sepius illud Zenonis ruminatum stodioeom littenm «
bonis artibus deditum in foelicitatem collocatamm irL X
fuerunt apud eos Platonis^ Socratis, ApoUonii, PjibMgantili
aliorum labores. Cantatissima erat eis illa Euclidis
diligentia, qoi muliebri indutus tunica ad Socratem noctn
bat atque sub luce millia passuum Megaris redibat, ot (Aihi) }
Gellius refert in splendidissimis Atticis Noctibos. Quare er j
datissimi isti fundatores annuum Gymnasiarcham esse oobB-
runt, qui ordini scholasticorum honestissimo praeficeretnr, fi ;
cnneta ad scolasticos pertinentia auctoritate regeret, jtt
dentia pensitaret dexteritate moderetur, quoniam citia mdl^]
rem cuncta labascunt atque vacillant, cuius mnneris prasi'
tiam ego licet indignus nunc habeo. Hoc preterea Petroneil
Gymnasium, quod longo excellentissimum est, maximis dirt^ !
runt beneAtiis. Xempe uictu satis largo atqoe alÜA plmiht j
liberalitatis oftitiis in hunc usque diem in dies magis obMitfr i
tis, quo tit ut ex hac Petronea palestra litteraria (ceu ex efi |
Troiano I complures non solum doetissimi sed etiam preopü ;
uenerationo uiri euaserint. Hoc Qgregium maiomm institotiB ,
Reuerenda tua Paternitas et eolit et in dies magis nugiMp*
obseruari curat, adeo ut pulcherrimo illo Apolegö digi*
sit eloquio. Existit enim Tua Paternität inter doctos ook-
lissimus, inter nobiles doctissimus inter utrosque optimos ^ir
iiciendum inter omnes modestissimus , ut taceam etiam *t^
Patemitatis nutiuam humunitatem , quam conctis fiftcile tSr
ploratissimum habeo. Quid de genuina etiam liberalitalB
dicam? Quam pauperes quottidie sentiunt, pro qua re (dl*
bio proeul^ praestantis^im:i -Tiuie Pateniitati simulac toto coa
uentui sunt apu«l deum proposit^i premia illa videlicet, qaa€
*^*^c oculus uidit neo auris audiit, uec in cor hominis ascen-
Zur GMoUehto dM Hnmanitmiis in dmi Alpenlftndern. I. 379
denmt^ ntpote etema felicitas. Elidem annuo docendi mu-
ii«ri ego pnefectos non indignom fore pntaui; eodem me
gmdere salario quo praedecessores mei gaudebant. Proinde
oameniens esse duxi^ si mea conditio Tuae Patemitati innote-
aeeretiir. Accepi ego a D. Cellerario uti dicitur singulis tribus
ügariis imicam solommodo aureum. Duabus uero sequenti-
bu talentis duobus me remunerauit. Deinde Custos sacrarii
de singulis vigilüs una cum pompis funebribus consuetis 20
Bummos mihi solet preberc. Et hoc si huiusmodi mortuorum
y cse^'ae annuo peragendi munere non sunt confirmate: De
V 5i enim secus quia nihil omnino pecuniarum expectare licet.
Smiliter 16 solidi ex sacrifitiis, quae ipse Püchler singulis
•eptimanis cantari curauerat amputati. Idcirco Tua Paternitas
\ &eilliinam poterit facere coniecturam ^ quid mihi ex ea re
h qperare liceat.
{ Qnare a Tua Paternitate miram in modum exposco maiori
y me salario remuneratum iri, presertim cum Tuae Paternitati
I ndnime sit ignotum^ quam magnus et quasi infinitus ludi
1 fitteramm labor existat uel Apuleio teste. Atqui fortasse Tua
Pktemitas cupit etiam certior fieri, quidnam emolumenti ex
\ aeolasticis consequar, quod certc exiguum est uel nullum.
Singalis enim quattuor temporum diebus uix decem et octo
üdidos extorquere possum. De quibus cogor satisfacere succen-
tori 12 solides y altero uero consorti 8 solidos, et mihi; cui
totum fere incumbit negotium, quid restabit? Ceterum offici-
Qie litterariae ad D. Rudbcrtum rector singulis angai*iis (quo
tempore morbus pestilentialis hie incrudesceret cum etiam
fitteraram Musaea forent occlusa) duobus aureis a Reuerendis-
im Cardinale ^ in hoc usque tempus donatus est.
Similiter Domini de Capitulo'' ibidem eidem Rectori
Eberam abeundi concessere facultatem, solito tamen semper
ulario exhibito. Itidem et ego sepicole conquestus petii, nihil
tarnen effeci. Et adhuc coram Tua Paternitate tanquam stu-
fioBonun Moecenate conqueror et efflagito. Tua Paternitas
dignetnr me pro tantis meis incommodis perpcssis aliqua
* et 1 Cor. 2, 9.
' (Matthlns Lang).
' DomctpiteL
380 HorftwUs. Zw OMekiekt« des H
honesta donare veste^ qnemadmodam ceteris anlicis con-
tigit. Quod si Tna Paternitas effectam iri curabit, me non
Bolum memorem benefitioram fore pollicear, Teram etiam ita
adnisurum^ ut et praesens et fBjtora omnis aetas me etiui
gratissimum omnibus erga Patemitatem Tnam offitiis agno«cat
et landet. R. T. P. qnam optime valeat boniqne id qoidqmd
est consnlat velim.
Benerendae Tuae Patemitatis hnmile mancipiom M. 0^
banns Braun Petrensis litteratoriae palestrae praefectns.
Nr. 118, Fol. 42—43 (Antograph des Sapplicanten).
Rasson. Beitr&ge zur Kritik der steyerischen Beimehroiiik. 381
Beiträge zur Kritik der steyerischen Reimchronik
und zur Reichsgeschichte im XIIL und XIV. Jahr-
hundert.
Von
Dr. Arnold Busson,
corresp. Mitgliede der kais. Akademie der Wissenschaften.
I. Der falsche Friedrich.
Der steyerische Reimchronist berichtet Cap. 321 — 326
recht ausführlich über den Betrüger, der 1284 in den Rhein-
landen als Kaiser Friedrich aufgetreten ist.^ Die betreffende
Erzählung Meister Ottokars mit ihrem reichen Detail; mit Zügen
wie z. B. dem Auftreten der geheimnissvollen Mohrenkämmerer,
die dem Pseudokaiser reiche Schätze brinjgen Cap. 321 — 322,
die durchaus den Charakter der Volkssage an sich tragen,
dürfte wohl jedem zunächst den Eindruck machen, dass der
Dichter sich für dieselbe wesentlich auf mündliche Ueberlieferung
stützt, etwa die Geschichten wiedergibt, die in Oesterreich über
diese Vorgänge in den fernen Rheinlanden wohl sicher um-
liefen.2
Eine genauere Prüfung des Berichtes zeigt aber, dass
keineswegs mündliche Ueberlieferung als Hauptquelle demselben
1 Pez Scr. Rer. Austr. lU, 287 ff, zu dessen Text mir die Collation der
Wiener Handschrift durch Schottky und Goldhann zur Verfügung steht.
2 Cont. Vindob. M. Q. Scr. IX, 172 : 1284. Eodem tempore mazimi inso-
nuerunt rtimores fere per totam Alemanniam de adventu quondam Fri-
derici imperatoris, et cum fere omnes Renens'es ad se attraxisset, ita
quod pro vero habebatur, tandem a Rudolphe rege combustus est. Cont.
Claustroneob. VI* M. G. Scr. IX, 746: Quidam fasciniator se Fridericum
imperatorem simulans, magnam partem Alemannie in errorem duxit;
382
Bi
ZU Grunde liegt^ sondern dass der Reimchronist auch hier, wie
in so vielen andern FäUen, eine schrifUiche Quelle benutzt hat
Seine Hauptquelle ist hier Elllenhards Chronik^ von der er audi,
wie ich bei Gelegenheit darthun werde, fiir andere Dinge Ge-
brauch gemacht hat. Eine Reihe wörtlicher Anklänge in dem
Bericht der Reimchronik an den Text Ellenhards, die ich hier
zunächst zusammenstellen will, lässt daran nach meiner Meimmg
keinen ZweifeL
Ellenhard M. G. Scr. XVn, 126, aL 9.
Cum antem rumor validns aariboB
dominl Radolfi regis insonoiBset de
premissis, assemit hoc esse absonum
et non fore congrnam rationi
et repatavit eum fatnam et i n sa-
nn m. Tandem post multas Tersntias
nefandissimi hominis intantnm qnod
commnniter a maiore parte popnli
Alemanie dnbitabatnr, quem ipsorum
pro domino habere vellent
Ellenhard 8. 125, al. 39.
assemit se esse Fridericum
quondam imperatorem.
Ellenhard 8. 125, al. 42.
licet tarnen per aliquos dominos
Theutunie in odium domini Rudolfi
regis fuerit sustentatus. Statuitque
Reimchronik Cap. 321.
Chnnig Rodolf chomen mer
Cap. 322.
Wieviel man sein do g^wog
Dax het der kanig für ainspot
Durch seiner sucht g^limph
Zoch es der kunig in ainem schimph
Er hets dafür nicht
Das die tumpe geschieht
So verr mocht chom
Cap. 326.
Daz in für chaiser Friedreich
Dew merer meng het
Reimchronik Cap. 321.
Er jach auch offenleich
Er wers chaiser Friedreich
Der weylen des Reichs phlag.
Reimchronik Cap. 323.
Nu hört wie sich fugt das
Ettl eiche haimlichen has *
Chunig Ruedolfen trugen
Die pegunden lugen
Trachten und spehen
Wie daz möcht geschehen
tandem comperÜH prestigiis per Rudolfum regem Romanomm crematar.
Die Notiz ging gleichlautend über in Cont. Florianensis ib. 8. 749 JoA
findet sich ebenso in Ann. 8. Nicolai Pataviensis M. G. Scr. XXIV, 61
und im Chron. minor auctore minorita Erphord. Cont. V. M. G. Scr.
XXIV, 213. Vergl. weiter die Angaben in Ann. S. Rudberti Salish
M. G. Scr. IX, 809.
Boitrige zar Kritik der steyerischen Keimchroiiik.
383
sibi mansionem in Nuisen, in opido
domini archiepiscopi Coloniensis super
fluvium Reni ibique factu» fuit con-
cursns magnus a nobilibus Ale-
manie et civibus diversarum civita-
tatum, ad quos fama repleia malis
evolavit
Daz dem kunig Budolfen
Ains widertail wUrd geholfen
Der sich da offent der mer
Daz ers chaiser Friedreich wer
Der wart also gesterkcht
So daz man daz wol merkcht
Und daz die pnrger erchaunden
Daz ir poten dar sanden^
Ettleich Herren
Nahen und verren
Ze jungst wart
So gross zu im die yart
Daz sein der weisen verdroz
Ellenhard S. 126, al. 12.
hoc animadvertentes fideles impe-
rii et amici domini Rudolfi regis,
videlicet comes Fridericns de Linin-
gen senior et comes Eberhardus de
Kaczenellenbogen festinanter vene-
mnt ad dominum regem . . . dicen-
tes eidem: nisi subito praecluderet
viam Uli homini perverso, quod tota
regio Alemanie se mandatis et prae-
ceptis nefandissimi submittere y eilet
pro constanti.
Und die pey den iarn
Des kunigs rat warn.
Zwen poten furwar
An ainem tag chomen dar
Der chom ainer gestrichen
Von Purkgraf Fridrichen
Den man von Numberig nant
Den andern dar' sant
Der von Chaczenellenpogen
Si enputen unbetrogen
Dem chunig daz er anfsech
Daz im nicht g^schech
Dauon er in mue chem
Daz er im die muß nem
Und diesen aeffer charkch
Verderbt, er würd ze starkch
Daz wer ir rat gemain.
Ellenhard S. 126, al. 29.
Indignatns rex valde et ad iram
incitatus venit ad opidum Wetflar
festinanter. Cum autem cives op-
pidi praedicti audissent, quod domi-
nus Rudolfus contra eos incitatus
esset ad iram, et cum iara ipsius ob-
sidionem sibi viderent immi-
nere
Reimchronik Cap. 323.
Mit zorn wart er behaft
Für die stat er gacht
Mit aller seiner macht
Do dew purger sahen daz
Daz sew der kunig also besaz
^ So statt ,der]angden' der Ausgabe zu lesen.
' So zu lesen statt ,tag* der Ausgabe.
384 ßuBBon.
Die hier aufgezeigten wörtlichen Anklänge der Reim-
chronik an den Bericht Ellenhards sind meiner Ansicht nach
doch 80 bedeutend; das» an blossen Zufall zur Erklärung der-
selben nicht gedacht werden kann, vielmehr nur die Annahme
übrig bleibt, dass Reminiscenzen an den dem Dichter bekannt
gewordenen Chronisten vorliegen. Dafür dass Ottokar Ellen-
hard benützt hat, spricht auch die sachliche Uebereinstimmang
— trotz der vorhandenen Abweichungen im Einzelnen — dass
Rudolf erst durch Mahnung von befreundeter Seite veranlasst
wird; die bisher von ihm gering geachtete Angelegenheit ernster
zu nehmen. Dazu kommt weiter, dass auch die falsche Zeit-
angabe der Reimchronik Cap. 326
Do diz Orgie und geschach
Daz waz do man spurt
Nach Christ gepurd
Tawsent und zway hundert iar
Und sechs und sibenzkch furwar
sich aufs beste aus einer Benützung Ellenhards erklärt. EUen-
hard S. 125, al. 34 erzählt unmittelbar vor der Geschichte des
falschen Friedrich die Belagerung von Peterlingen durch Rudolf,
und zwar zu dem falschen Jahr 1285 statt 1283. Von der Be-
lagerung Pcterlingens berichtet die Reimchronik Cap. 319, und
zwar mit einem auffallenden Anklang an eine von Ellenhard
etwas früher gethane Aeusserung:
Ellenliard S. 123, al. 50. Reimchronik Cap. 319.
et ipso facto fama per partes mundi Waz man im da vor sagt
Yolavit, quod non esset belli- Dest wost er zehenstund mer
cosior eo. Im pedorfft Niemant dhain 1er
Auf Urleug geben
Man acht bey seinem leben
Daz man zu den stunden
Nynndert het gefunden
So guten urleugs man.
Der Reimchronist hat offenbar bei der von Ellenhard fllr
die Belagerung Peterlingens gegebenen falschen Jahreszahl sich
um eine X versehen, statt MCCLXXXV gelesen MCCLXXV,
und wurde dann unter dieser Voraussetzung durch Ellenhards
Bemerkung: Et permansit (der falsche Friedrich) in dicto
oppido predicto duobns annis Air die Katastrophe des Pseudo-
B«itrAge lur Kritik der steyerischen Reimchronik. 385
kaisers auf sein falsches Jahr 1276 geführt, da EUenhard das
Aoftreten desselben mit den Worten: lila expeditione cum
hnde peracta anno domini ut supra quidam spiritu seductus
reprobo, fEilcem suam mittere volens in messem alienam, asseruit
le esse Fridericum quondam imperatorem ausdrücklich in das-
selbe Jahr setzt wie die Belagerung von Peterlingen.
Was nim die Art und Weise der Benützung Ellenhards
dnrch den Reimchronisten angeht, so wird man wol zunächst
bestimmt in Abrede stellen dürfen, dass dem Dichter bei Aus-
arbeitung der eigenen Erzählung über den falschen Friedrich
der Text Ellenhards vollständig vorgelegen hat. Hätte Meister
Ottokar diesen vor sich gehabt, so würde seine eigene Dar-
stellung ganz anders, jedenfalls viel richtiger sein. Es genügt,
um das klar zu machen, irgend einen Abschnitt der Reim-
chronik ins Auge zu fassen, für den der Dichter eine ihm
leicht zugängliche Quelle z. B. die Annales S. Rudberti Salis-
burgenses benutzt hat, etwa die .Cap. 45 Mitte bis 48 Ende,
in denen der Bericht der Reimchronik im Wesentlichen Para-
phrase, ja zum Theil blosse Uebersetzung der Annales S. Rud-
berti ist.^
Eine andere Möglichkeit, das zwischen der Reimchronik
'nid EUenhard hier vorhandene Verwandtschaftsverhältniss zu
«klären, ergäbe sieh mit der Annahme, dass der Dichter aus
einer blossen Lektüre Ellenhards Reminiscenzen im Gedächtniss
behalten habe, und diese sich dann in seine eigene Darstellung
gleichsam ihm selbst unbewusst eingeschlichen hätten. Es
väre das ein Erklärungsversuch, der in manchem andern Falle
ÄHsreicht, in dem gewiss thatsächlich der Reimchronist so ge-
arbeitet hat. Aber hier speciell wird man mit demselben
Absolut nicht ausreichen, sondern wird ihm einen andern sub-
>titiiiren müssen, den nämlich, dass der Dichter Ellenhards
Chronik in dem Abschnitt über den falschen Friedrich gelesen
nnd bei der Lektüre sich Notizen gemacht hat. Bei der Aus-
trbeitung seiner eigenen Erzählung hat der Dichter dann nur
diese Notizen, nicht aber den vollständigen Text seines Strass-
Andere Beispiele der ArbeitsweiMe des Dichters nach ihm vorliegenden
Quellen finden sich in meinen Aufsätzen über den Krieg von 1278 und
»8*l*bnrg und Böhmen^ sowie bei Huber, die steirische Reimchronik
und das Osterreichische Interregnum, Mittheilungen des Instituts IV, 64.
8»*niB|iW. d. phil.-hiBt. Cl. CXI. Bd. I. Hft. 26
O^t ) n n 8 N 0 o
burger Cjowälirriinannes vor sich gehabt. Durch diese AnnibM
finden alle einzelnen Züge in Ottokars DarsteUung, nimen&k
auch die von ihm begangenen Irrthümer ebenso befnedigenlB
Erklärung, als uueh die oben aufgezeigten Wortankl&nge \m
derselben verstUndlieh sind.
Ottokar fand also in seinen aus EUenhard gemtdlB ;
Notizen, dass der falsche Friedrich in Neuss und Wetzltr wA j
aufgehalten habe — es kommen da zunächst in Betracht ft :
Worte EUenhards S. 125^ al. 43: Statuitque sibi mansionemii i
Nuisen und 8. 120, al. 4: et se transtulit ad oppidum impoi
Wetzlar. Bei dieser Annahme sind, meine ich, alle IrrthtM
begreiflich, in die der Dichter in Betreff der beiden Stidu
gerät. Er denkt sie sich in nächster Nachbarschaft gelegn
— was er natürlich nie hätte thun können, wenn ihm bei 1er
Ausarbeitung EUenhards Chronik selbst zur Hand gcwe«
wäre — und lässt nun den Pseudofriedrich bald in der dl»,
bald in der andern seinen Aufenthalt nehmen:
Und wenn er denn genug lug
So mit er vndorweilen
Hincz Nowczon durch churzweilen.
Durch die Dürftigkeit und Flüchtigkeit seiner Notii«
wird er dann Cap. 32.*> zu dem weitem Irrthum verfährt, &
Katastrophe des Betrügers in Neuss, statt wie es thatsäcbliek
der Fall war, in Wetzlar eintreten zu lassen.
Ebenso erklärlich erscheint bei dieser Annahme die 8ad^
liehe Abweichung Ottokars von EUenhard im Cap. 323. Hb»-
hard erzählt, dass Oraf Friedrich der Aeltere von Leining«
und Graf Eberhard von Katzencllenbogen persönlich zu Rud»
gekommen seien, um ihn zu schleunigem Vorgehen gegen !•
falschen Kaiser zu veranlassen. Dagegen berichtet Meirts
Ottokar Cap. 323, dass zu Rudolf zwei Boten an einem Tip
gekommen seien, der eine geschickt von Burggraf Friedlid
von Nilrnberg, der andere von dem von KatzencUenboga
— der Vorname des Letzteren, Eberhard, wird Cap. 324 p
nanht — um Rudolf rasches Eingreifen anzurathen. IE«
dürfte der Dichter in seinen aus EUenhard gemachten Notiz«
sich kurz eine I^otsehaft des Grafen Friedrich — den Familiet
namen desselben nicht mit aufzeichnend — und des Graft
Beitr&ge zar Kritik der steyeriscben Beimchronik. 387
von Katzenelleiibogen an Rudolf zu dem angegebenen Zweck
angemerkt haben. Bei Benützung der Notiz in seiner eigenen
Darstellung läset er nun nicht die Beiden persönlich zu Rudolf
kommen, sondern Boten schicken, und macht zugleich aus
dem Grafen Friedrich, dessen Familiennamen er nicht in der
Notiz fand, seinen so oft und vielfach bevorzugten Lieblings-
helden Friedrich von Nüi-nberg. Dazu konnte der Dichter
hier um so eher sich veranlasst fühlen, als Friedrich von
Nürnberg bei einer andern Gelegenheit in dieser Sache
mithandelnd aufgetreten ist, was dem Reimchronisten ander-
weitig bekannt gewesen sein dürfte, und es ihm nahelegen
konnte, bei dem Friedrich, den er in seinen Notizen fand, an
den Burggrafen zu denken.
Jedenfalls ist Ottokar bei seiner Erzählung von dem
falschen Friedrich nicht auf seine aus Ellenhard gemachten
Notizen beschränkt gewesen. Seine so vielfach benützte Quelle,
die Annales S. Rudberti Salisburgenses bot in ihrem kurzen
Bericht nichts Brauchbares. Aber angesehen hat er sie auch
hier, wie ein auffallender wörtlicher Anklang anzudeuten scheint.
Ann. S. Rudberti S. 809.
1284 . . . Oritur etiam hoc anno
tniplia mirabllis. Nam quidam ex-
perti nigromantiam in diversas partes
miindi se transfenint, etiam per fa-
scinationes ociilos intuentlnm deti-
Tient, similitudinem quoruinvis prin-
cipum Hibi asHumentes. E quibns unus
circa Coloniam s% recepit, et presti-
giis se imperatorem Fridericwm simn-
lans, mag'nam partem Alemannie in
«rrorem duxit, sumptibus sibi accre-
scentibus nescitur quibus modis; nisi
cum cives de Neu.sia diffiderent sibi
restitui, que sibi commodaverant,
..... ,. Reimchronik Cap. 321.
monstravit eis multa vasa aurea *^
et arg'entea gemmis ornata, quibus Von silber und von gold
eoB ad mutuationem ampliorem al- Warn alle dew vaz
lexit. Daraws er trankch oder az
Die Wundermähre von den drei Mohrenkämmerem, die
dem angeblichen Kaiser seine Schätze bringen, mit denen er
den um die Zalihmg der aufgelaufenen Zeche besorgten Wirtü
25*
388 Btisson.
beruhigt Cap. 321, 322, könnten ja ein Zug aoB volksthttm-
licfaer Ueberlieferung sein. Aber ich gestehe, dass ich m^
soweit ich Meister Ottokars Weise kenne, des Verdachtes nidt
entschlagen kann, er möchte am Ende diese Mohren, die dem
Leser ein so schönes Gruseln erwecken konnten, frei erfimdeD
haben nach Anregungen, welche ihm die Annales S. Radbeiti
geben. Die Stelle der Annalen: sumptibus sibi accrescentibn
nescitur quibus modis erscheint in der Reimchronik Cap. 321
in der Modification, dass Rudolf sich nach den Quellen im
Reichthums jenes Menschen erkundigt
Der kunig pegimd fragen
Do man im pegnnd so sagen
Wo er daz gut nem
Oder von wan ez im chem
Da es also von zert?
Die Antwort auf diese Frage und auf das nescitur der Annalei
S. Rudberti weiss dann der Dichter durch seine Mohren la
geben ; an die Stelle der um ihr Darlehen bangen Neusser tritt
der um die Zeche besorgte Wirth.
Der Erklärung in hohem Grade bedürftig ist in Ottoktfi
Darstellung der sonderbare Irrthum Cap. 323
Dannoch waz der knnig sain
Unz daz von Mainz der Pischolf
Enpot dem kunig Kuedolf
In bet der kaiser Friedreich
Geladen gar fleissichleich
Mit haimleicher potschaft
Daz er durch seiner trewen chraft
Zu im hincz Wephlem chem
Und da von im vemem
Was er mit im het ze reden
Und daz daz zwischen in peden
Belibo gar verholen
ITnd dem kunig vor verstolen. *
Die Genesis desselben erscheint schwer verständlich.
Einen Erzbischof von Mainz hat es damals bekanntlich gar
nicht gegeben, da der durch den Tod Werners von Mainz am
2. April 1284 erledigte Erzstuhl erst am 25. Mai 1286 durch
Ernennung Heinrichs von Basel wieder besetzt wurde. So un-
* Die Reiinworte dürften wol zu versetzen sein.
Tiedenklifli icb oben dem Dichter mit den drei Mobren ebe
freie Erfindung in Betreff der Comparserie imputirt habe, ihm
Gleiches auch für einen Hauptactem- zuzumuthen, halte ich
raicli nicht fUr befugt. An« inlindlichcr UeberJieferimg kann
der Dichter den unmügb'cben Erzbischof von Mainz anch nicht
haben. Ellenhard bietet auch nichts Reclitcs zur Erklärung,
Nach der Stelle S. 126. al. 17: medio antera tempore perfidua
homo ille miserat ad dominum Rudolfum regem ut die ad hoc
statuta veniret ad conspectum ttuum, feoda sua et regnum,
tamcjuam a vero iraperatore recepturus, Indignatus res valde
et ad iram incitatus, cum sie se viderot illusiini, rehcto exer-
cilii resumpsit alium exercitum et venit ad opidnm Wetflar
festinanter ist es die von dem Betrüger an Rudolf erlassene
Ladung, die den König aus seiner bisherigen Ruhe bringt und
ihn zum Einschreiten gegen denselben veranlasst. Auch bei
meiner Annahme, dass der Reimchronist nach aus Ellenhard
gemachten Notizen arbeitet, vermag ich zwischen dieser An-
gabe und der betreifenden Stelle des Dichters keinerlei Zu-
sammenbang herzustellen. Unter diesen Umständen bleibt als
Ausweg wohl nur die Vermuthung Übrig, daae der unmögliche
Ei'zbischof von Mainz irgend einem Missvcrständnisa, einer
Verwechselung von Seiten des Dichters seinen Ursprung ver-
dankt. Nahe läge es, an den Erzbischof von Cöln zu denken,
als denjenigen Erzbischof, dem Ottokar irrthümlich den Mainzer
substituirt habe. Aber hei dieser Annahme ergibt sich sofort
wieder eine neue Schwierigkeit. Der Erzbiscbof von Cßln hat
dem falschen Friedrich gegenüber eine prononcirt feindliche
Stellung eingenommen — es ist in hohem Grade unwahrschein-
lich, dasH der Pseudokaiser ihn zu geheimen Verhandlungen
eingeladen haben soll. Ich werde in anderm Zusammenhang
auf diese Schwierigkeiten zurückkommen.
In seiner weiteren Darstellung Cap. 32Ü — 326 weicht
«Icnn Ottokar sehr bedeutend von Ellenhard ah. Nach Ellenhard
senden die Bürger von Wetzlar auf die Kunde von Rudolfs Zorn,
und in Furcht vor der von ihnen voraus gesehenen Belagerung
Boten an denselben ab, und erklären sich bereit den falschen
Friedrich auszuliefern. Nach der Reimchronik Cap. 323 ver-
weigern dagegen die Büi-ger — von Neuss natürlich — auf
1 Rudolfs Aufforderung in schroffer Weise die Auslieferung, ja selbst
m Auaoits A
390 Bnsson.
als sich Rudolf mit Heeresmacht vor die Stadt legt, und nach
Cap. 324 einige fVir die Auälieferung des angeblichen Kaisers
sind, ist ,der povel und die gemain^ noch entschieden dagegen.
Hier schiene mir nun allerdings die Möglichkeit noch nicht
ausgeschlossen zu sein, dass Ottokar sich bloss kräftigerem
Effekt zuliebe die Dinge so zurecht gelegt hätte, vielleicht
nach einer Andeutung, die er über eine innerhalb der Bürger-
schaft herrschende Meinungsverschiedenheit bei EUenhard ge-
funden zu haben glauben konnte in den Worten S. 126, al. 27:
Subito miserunt potior es civitatis obviam domino Ruodolfo
regi, misericordiam petentes, promittentes ad manum ipsius
regis, quod seductorem illum pernitiosum tortoribus et ministris
regis ipsius exigente malitia vellent committere trucidandum, et
se submittere per omnia gratie regis. Aber selbst wenn das
der Fall wirklich sein sollte, immerhin wird man doch annehmen
müssen, dass dem Dichter hier neben seinen aus E^lenhand
gezogenen Notizen noch anderes zur Verfügung gestanden hat,
besonders nach der Angabe Cap. 324:
Dor taiding sich vuderwuniidon
Zwen herron weiß
Die warn charkch und greiz
Von Niirnberig Purkgraf Friedreich
Der dem kunig fleissichluieh
Pey gestund alle vart
Und der Graf Eberhart
Von Chaczenellenpogen
Die sach man in dew stat zogen.
Hier wird man als Quelle des Dichtens eine ihm gewor-
dene mündliche Ueberlieferung annehmen müssen. Verhand-
lungen Rudolfs mit Wetzlar durch Bevollmächtigte sind urkund-
lich verbürgt, sie wurden gefuhrt durch Gerlach von Breuberg
und den Grafen Eberhard von Katzenellenbogen.* Ottokar hat
sich also wieder in der Person des einen Abgesanden geirrt,
und dem Gerlach von Breuberg ebenso wieder den Burggrafen
von Nürnberg substituirt, wie früher dem Grafen von Leiuigen.
Die Darstellung, die Ottokar dann von dem weiteren Verlauf
der Ereignisse gibt, kann auf besondere Glaubwürdigkeit keinen
Anspruch erheben. Er erzählt Cap. 324, 325 dass die Abge-
1 Böhmer, Reg. Rudolfs nach nro. 829.
B«itr&ge zur Kritik der sfceyerischen Keimchronik. 391
sandten Rudolfs sich zunächst in persönlichem Verkehr die
Uebcrzeugung verschaflFten, dass sie es nicht mit dem wirklichen
Elaiser Friedrich zu thun hätten, und darauf von den Bürgern
begehrten :
Daz si nicht verpern
Bey des reichs hulden
Ob si nicht wolden dulden
Dez kunigs haz und zorn
Ob daz |2fepot wurd verlorn
Daz man in nicht zuhaut
Den man heraws sant
Die Bürger widerstreben dem, fordern dann aber den falschen
Kaiser auf
Wellt ir nu ew und uns pewarn
So sullt ir an diesen zeiten
Hinaus zum kunig reiten
Vnd haisst in dez piten
Daz er phleg guter siten
Dunkcht im unrecht ewr leben
Daz er ew den goruch ze geben
Für die fiirsten ainn tag*
Swez man ew da mag
Mit warhait vberwinden
Waz darüber recht sey.
Ungern geht dieser darauf ein, da ihm das Geleit verweigert
wird: ,Ewcr gelait sol daz recht wesen^ Er zieht mit Rudolfs
zwei Boten hinaus zum König, indem er seine Anhänger anweist,
sich nach Frankfurt zu begeben und ihn dort zu erwarten:
Ir sullt dez gewiz sein
Was halt mir der kunig tu
Ich chum zu ew morigen fru.
Auf alle Fragen, die man an ihn richtet, weiss er so gut
zu antworten, dass die Meisten ihn wirklich für den Kaiser
Friedrich halten. Aber Rudolf stellt an die Fürsten die An-
frage, was mit dem Betrüger zu geschehen habe, und nach
dem Spruch derselben wird er verbrannt. Noch auf dem Gang
zum Scheiterhaufen tröstet er seine Diener und verspricht am
nächsten Tag nach Frankfiurt zu kommen.
1 So statt: Für disew Fürsten ain rat der Ausgabe.
392 B.tfB.
Zum Schluss überlässt es der Reimchromt in Cif. 3B :
seinem Leser^ sich über den falschen Friedridi, dem er
Tjrmann ^ Holczschuch nennt, mit einem Nameiif dem li
etwas abweichender Form Ellenhards Annalen M. 6. Scr.
103 boten Cuius (Rudolfs) tempore exostua est TIieodflnai|
Holzschuoc qui finxit se esse cesarem, und dessen
zur Kaiserrolle ein Urtheil zu bilden. Er nennt Qm ,dei
knecht' und lässt es dahin gestellt
Ob jm chain stewr
Tet sein Zawber list
Zu des leibs genist
Daz ist mir vnchnnd.
Nach der Hinrichtung des Pseudokaisers habe der
der Meinungen noch fortgedauert:
Da man in verbrant
An hab sich zehant
Ein grozz chrieg vberal
Ettleich jähen zu dem mal
Er wer ain aeffer gewesen
Und biet die pnch gelesen
Von nigramanczej
Do jähen aber diz
Er wer ez gewiz
Der recht chaiser Fridreich
Und sie bieten fleisleich
Erlesen und erwaschen
Die choller auf dem aschen
^ 91 pest chunnden
Und beten nvnndert funden
Darinne dhain pain
Als ain baue chlain
Ez wer von gots chraft
Daz er leiphaft
Scholde noch peleiben
Und dew pbaffen vertreiben
Weihs aber war sev
m
Der gewissen pin ich frey
Wann ich den kaiser nie gesach.
Manches in diesen Theilen seines Berichtes möchte <
Dichter wohl der Volksüberlieferung nacherzählt haben.
' So die Handschritt statt »diser Mann* der Ausgrabe.
Mtrtgei
Ganzcii genonimeD aber stellt siuh also der Bericht der Reim-
L-Iironik aiitli für diese Dinge als sehr geringwerthig heraus.
Wir wären übel daron, wenn wir für die Gescbichte des
falschen Friedrich auf lim allein angewiesen wären. Johann
von Victring aber bat auch hier wieder wie sonst oft seinen
richtigen historiacbcn Sinn bewiesen, Indem er von einer Be-
nutzung der Reimchronik fUr die Geschiebte des falschen
Friedrichs ganz absieht, und nach anderen Behelfen viel
Richtigeres und Besseres erzählt, als die Reimcbronik ihm
hätte bieten können.'
Zum Glück haben wir ja anderweitige Nachrichten in
nicht geringer Zahl, nach denen die Geschichte der Episode
des falschen Friedrich gesehrieben werden kann.' Einiges wird
sich freilich in derselben nicht bis zu voller Klarheit sicher
stellen lassen — in anderen Punkten scheint mir die bisherige
Auffassung kaum das Richtige getroffen zu haben. Ich glaube
tlalier, dasa es nicht überflüssig sein dürfte, im Anschluss an
die im vorigen gegebenen, qu eile nkritis eben Erörterungen auch
auf die Geschichte des Paeudokaisers hier in Kürze zurück-
Icommen.
Der Betrüger, der es unternahm, mehr als ein Menschen-
alter nach dem Tode des grossen Kaisers Friedrich II. dessen
Rolle in Deutschland zu spielen, war zu derselben in erster
Linie belUhigt durch eine auffallende Aehnlichkeit mit dem
verstorbenen Kaiser.'' Ob der alte Mann aus eigenem Antrieb
sein gefährliches Spiel begonnen bat, oder ob er von anderer
Weite zu demselben veranlasst worden ist, wird sieh mit dem
nrhandeneii Quellenmaterial nicht entscheiden lassen.' Jeden-
» Foatee I, 314.
> Das tbaC Kuletzt Victor Meyer, Tile Kolup (der falsche Friedriulj) aud die
Wiederkunft einen echten Friedrich, Knieers der Dentscbou, Wetzlar 1868,
der cIhk Material sehr fleiasig gessinmelt, ntier nicht überall mit der
nOthigen Kritik benütst lint,
' Diese Aehnlichkeit wird auBdriltklich hervorgehuben von Jolisunes Vito-
P duranns ed. Vi'yss S. 19: qilidani faher per omnia similis Friderico itn-
> peratori. Maithia» Kueweiibtirgeusis, Foiitea IV, 16,'i: quidain quondiun
imperatori Frideriua siinillitnua.
* Jdhannes Vitodurauus eil. Wjsb H, I!) enülblt: Quidnm vt^re aiuni, quod
' indicio meo credibilins et verisimiliuB est, fabram iam dictum gimiletn
imperatori t'riderico diu ante defuneto et aepalto totis soia »iriboB reni-
i\\)A Kuh tili II.
lalls hat er, sclbnl woiin die Anre^un^ zu der UoIIc, die er
j::ospii»lt hat, ihm von anderer Seite gekommen ist, mit Bewusst-
sein als l$etrü^er dieselbe weiter gespielt' Aufgetreten ist der
Betrüger zuerst in CN'iln, aber hier ohne jeden Erfolg. Nachdem
man ihn, der standhaft sich als Kaiser Friedrich gab, eine
Zeit lang gefangen gehalten hatte, stellte man ihn schliesslich
auf dem Markte zur Schau aus mit einer Krone, einen halben
Pfennig werth, auf dem Kopfe, und jagte ihn, nachdem
man ihm in rohester Weise allen möglichen Spott und Höhn
angethan hatte, mit Schimpf und Schande zur Stadt hinaus.'
Leider fehlt für dieses, in den (Quellen mcnst zum Jahre 1284
tontcin pronominAtiH honoribus applirntuni; mnluisset oniiu operi officio
et artificio 8iio cum iixore ot liboris suim in domo ot ct>modo suo vacftsse
ot iiivi^ilasso, <(unm t'also vi contra iu!«ticiam honoris apiuem ot calmOD
(li^nitatis, do 4110 non orat dignus, tivlitor usurj>aro. Cum autem diu re-
luctabatur suo glorio ind(>bito ot ad domum suam rodiro anhelaret, ex-
audi moruit ot ad propria rediit. Dio Nachricht, in ihrem letzten Theil
handf;roifIich falsch, steht auch sonst mit allem was sich Über die An-
jrelejrenheit orj^rilndün lässt, in Widerspruch.
* .lohannos Victoriensis, Fontes I, 'Mit, bemerkt ausdrücklich, dass er vor
seinem Ende seino jietrüf^ercion eingestanden habe: et sie fassus füsci-
nationem so calopidarum est professus.
• Am aust'ührlichsten berichten über die Schicksale des Pscudofriodrich in
C\'iln die Gesta Henrici archiepiscopi Trevereiisis M. O. Scr. XXIV, 462:
Ulis etiam temporibus apparnit quidam rusticus, asserens se esito Fride-
ricuni imperatorem ma^^nuiii, (pii ante nnilta tempora fuerat dcfunctu».
Triino clandestine visus o>t C\>lonie, deind«« j»alam universis. Qui tandem
captus est et vinculo mancipatus, nun([uam verbum mutans quin di-
ceret: ,Ept) sum rex Fridericus*. Tandem emancipatus a carcero in foro
rorum venalium Coloniensi alte positus in scala, ut ab omnibus videri
posset, dyatlemate valore unius oboli super caput eins pi>sito, dopilata
barl>a ilhisiones (>t i>b])rol)ria maxiiua sustinuit; tanien sempcr clamaro
non desiit : Kex moriar Kridericus. I-Itimo ]iost hec depositus de scala,
tamtpiam vosanus eiectus de civitate, venittpio Nussiam ibi((ue dcnuo
cepit d<»minari. Damit beriilirt sich wesentlich .lohannes Victorieusi«,
F«)nt. I, .'(11: Hoc anno surrexit ipiidam in inforioribus partibus Ki-
baurie circa (?«>KMiiam et Nu/./.iam, qui so imperatorem diceret Frido-
ricum, qui veteranis militil)us de<Iit indicia manifesta, Judeoruni maxime
sutlrapio inq>erialiter curias celebravit. in Colonia maximam cuntumo-
liam ]»ertulit, et abrasione crinium in cloacam mittitur stercoralem.
Kur/. \>ird «las erste verunglückte Auftreten und dio Vertreibung des
Pseudotriedrich aus ('"dn erwähnt in »SitVidi de Halnhusiu Compendium
historiarum M. (t. Scr. XXV, 7lu. Dass er in Cülu und in Neuss auf-
Beiir&ge zur Kritik der stejrerischen Keirochronik. ö95
angemerkte erste Auftreten des falschen Kaisers jede genauere
Zeitangabe. Im Allgemeinen wird man sich gewiss die Zeit,
während welcher der Betrüger seine Rolle spielen konnte, als
nicht gar zu lang denken dürfen. ^ Von Cöln begab sich der
so schwer beschimpfte Mann nach Neuss. Hier fand er Auf-
nahme und ein vorzügliches Feld für sein Thun. Vermuthen
lässt sich wol, dass es vielleicht irgend ein nicht näher be-
kanntes Zerwürfniss der Stadt Neuss mit dem Erzbischof Sieg-
fried von Cöln gewesen ist,*^ das dem falschen Friedrich hier
die gute Aufnahme verschafft hat. Dass ein Streit zwischen
der Stadt und dem Erzbischof bestanden hat, erscheint wahr-
scheinhch, da die Stadt, nachdem der Betrüger sie verlassen,
doch in der Opposition gegen den Erzbischof verharrt.
Mit Geldmitteln, die ihm nach der Angabe eines Späteren
besonders die Juden zur Verfügung gestellt hätten,*^ zu denen
aber jedenfalls die Bürger von Neuss viel beigesteuert haben,^
reichlich versehen, hielt er in Neuss in glänzender Weise Hof,
und spielte seine Rolle allem Anschein nach mit grossem Ge-
schick. Es heisst, dass er alten Kriegern Friedrichs H. un-
zweideutige Proben gegeben habe, dass er wirklich der Kaiser
getreten, berichten ohne weitere Details das Chronicon imperatorum et
pontificnm Bavaricura M. G. Scr. XXIV, 225, Annales Moguntiui M. G.
Scr. XVII, 2.
' Das hat mit Recht betont Lenfers, De Sifrido II. archiepiscopo et prin-
cipe Coloniensi, Monasterii 1857, S. 55, §. 2, Anm. 1. Er verrauthet,
dass der Pseudokaiser Ende 1284 nach Neuss gekommen sei, und dass,
weil er thatsächlich also 1284 und auch noch 1885 daselbst war, Ellen-
hard und Johann von Victring (der das aber gar nicht behauptet) zu
dem Irrthum geführt seien, dass er zwei Jahre in Neuss gewesen.
- Dass es deren gegeben, lehrt der Ausspruch des Reichsgerichtes, den
Neuss veranlasst hatte, dass kein Bürger einer vollfreien Stadt von dem
Landesherrn vor ein auswärtiges Gericht gezogen werden dürfe, so lange
dieser nicht im besonderen Falle durch richterlichen Spruch dazu er-
mächtigt worden, vom 4. December 1282: Lacomblet II, 451, nro. 772.
^ Johannes Victoriensis, Font. I, 315.
* Gesta Henrici archiepiscopi Treverensis M. G. Scr. XXIV, 462: Oppi-
dani autem loci illius receperunt eum benigne, ei largas expensas ad-
ministrantes. Auch aus der Angabe der Annales S. Rudberti Salisbur-
genses M. G. Scr. IX, 808, die im Allgemeinen zwar bemerken: sump-
tibus sibi accrescentibus nescitur quibus modis, geht die Betheiligung
der Neusser hervor, da es heisst: nisi cum cives de Nussia diffiderent
sibi restitui que sibi commodaverant.
396 Raison.
»ei. Durch ZHuberkünatc habe er das fertig gebracht,* nament-
lich auch Vornehme^ die zu ihm kamcn^ sofort mit ihrem
Namen begrUsst.^ Gegen alle zeigte er sich sehr freigebig
durch glänzende Bewirthung und durch Geschenke.-^ Ein
grosser Zulauf fand zu ihm statt, und zwar nicht nur von dem
niederen Volk, sondern auch von Vornehmen und Grossen.*
Sogar aus Italien, wohin das Gerücht gelangt war, in Deutsch-
land sei der alte Kaiser Friedrich erschienen, kamen Gesandte,
die der Markgraf von Este und verschiedene lombardische
Städte geschickt hatten, um sich von der Wahrheit der Kunde
zu vergewissern.'* Man sprach auch davon, dass der Mann ein
von Gegnern des Königs Rudolf benutztes Werkzeug gewesen
' Johannes VictorionsiH Font. I, 316: ... voteraniH inilitibuH dedit indicia
manifcHta. Aehnlich heisHt es in Martini continuatio imperatoniin 8i-
xonica M. G. 8cr. XXIV, 2ö2: Ille voro se fuisse imperatorem argn-
mento visibili comprobavit, narrans, quomodo per supradicta tempora
iacuisset in habitii poro^rino, agens punitontinm per consilium patrit
patnim und in den Gosta Honrici archioj)iscopi Treverensis M. G. Scr.
XXIV, 462: Nam opinio fuit multoriim, iit per artom magicam co^o-
scerot illa quo niilitibus quondam sub Fridorico impcratore militantibns
clam vül palam acciderant, et bec suis litteris inseroro consuevit, cognito
intersigno.
' Chron. Sanpetrinuin ed. Stübol S. 119: nd quem nobiles confluebant,
quos oinnes per nigromanciain propriis noniinibus suscipiebat.
' Chron. Sanpetrinuin a. a. O. : Multi etiam ex variis provinciis illuc ad-
venientes, ab eo benigne suscepti sunt, et Iionesto in cibo et potu trac-
tati; nee solum Iiis, scd et verbis et factis et variis donariia. Vgl. auch
die Angabo Salimboncs unten Amn. 5.
* Ausser der oben Anm. 2 angeführten Stelle des Chron. Sanpetrinam
betont das auch Elleuhard M. G. Scr. XVII, 125: ibique fuit concursoB
magnus a nobilibus Alemanio et civibus diversarum civitatum, ad quos
fama repleta malis evolavit.
^ Salimbene Chron. Mon. ad bist. Parm. et Piacent, spectantia 8. 307:
Item nüllesimo supraposito (1284) insonuenint rumores, quod Fridericus
secundus, qui quondam fuerat Imperator, iu Alemauia viveret, quem se-
quebatur Thcotonicorum maxinia multitudo, quibus larga manu faciebat
expensas. Et adeo invaluerunt ot divulgati fuerunt isti rumorea, quod
plures civitatOH Lombardie misorunt speciales nuntios ad videudum et
cognoscendum, utrum ita es.set nee ne: etiam marchio Hostensis miait
nuntium specialem . . Sed uihil fuit; processu enim temi>oris reportum
est, quod quidani barator et trufator erat, qui talia simulabat ad lu-
crum; et sie tarn ipse quam sui sequaces ad nihilum suut rodacti.
Ic[n*g« [Bt Kritik dfr ^ll^)'ni!('h^n Htfmrtroi
397
iin Rudolf zu stürzen, oder wenigstens dass einige Fürsten
aus Haas gegen Rudolf ihn unterstützt hätten.'
In Deutschland, auch in den vom Schanplatz des Äuf-
Ireiena dos Pseudok aisers entfernteren Gegenden, hat die Sache
emcbtiich grossen Lärm gcmatht; mau hat das Treiben in
Neuss überall besprochen, und gewiss wird es Leute genug
gegeben haben, die den Mann von Neuss wirklich für den
alten Kaiser gehalten haben. Die Aufregung, welche die
Episode erregte, hat ihren Eindruck in den Werken der zeit-
genössischen und späteren Chronisten zurückgelassen, die sich
zum Thcil in starken Ausdrucken bewegen. Da beisst es, die
Mehrzahl des deutschen Volkes habe gezweifelt, ob sie den
Kaiser zu Neuss oder Rudolf als Herrn anerkennen nillssc.
In Oesterreich weiss man, dass der falsche Friedrich ,fast alle
Kheinhlnder auf seine Seite gezogen habe' — Spätere erzählen
gar, dass er von vielen Grossen und von dem gemeinen Volke
als Kaiser Friedrich angesehen und geehrt wäre.'
Auch die neueren Darstellungen der Geschichte des
fiüschen Friedrich stehen durchaus unter dem Eindruck dieser
1 per aliquoB dominus Theu
" Elleiihftrd M. G. Scr. XVU. 125: licet tamei
i in odium du mini Kudolli regia fiierit
MotiHchug FUratenfBldensis Font. I, 14: qiiidam dicebanl euni
im fuisBe ab nmaliB regia ad de«tmctionem ipsins fortune temp-
Mndsm, fä posset forte iii cesnrem pramoYeri, quo facto moi regia auc-
>ritas eipirntet,
* Ich stelle die betreffenden CtuelleDberichte hier ziiaaiumen: Elleahord
M. G. Bcr. XVn, 136: Tandem post niultaa versutia« nefandisHimi ho-
( in tanmm quod communiter a maiore parte popali Alemannie du-
bitjibatur, quem ipaorum pro dutniuo habere vellent.
ContiDDatio ViadoboneaBia M. G. Scr. IX. 710: . . Bodem tem-
pore maximi insoDiiemnt rumores fere per totam Alemauniaiii de ad-
ventn quoiidnm Friderici imperatoris et cum fere onines Renemea iid
itraxiwet, ila quod pro rero babebatiir , , .
CoDtinualio ClauatroiieoburgemiB VI-, M. G. 8cr. IX, 746: Qui-
dam fascioiator se Fridericuni iinperatorcim simulaus, magnam partem
Alamannie in errorem duzit,
Oestn Henrici nrcbiepisuopi Trevereusis M. G. Scr. XXIV, .162;
tnutuDi ibidem oialtaluB est, ut uuuiiiilli nnbilea et liarune» lerre,
quibus ipee litieras suas, aao sigillo facto ad instar si^lÜ Friderici im-
peratoris aigillatas, destinavit, beHitandu piitarnnt, eum esse veraciter
Friderioum, luide miilti declinavcrtint od eum et venerabiiDtar eum
lamquam refcooi Friderii'iim,
398 buijf.ü.
Aeusaerungen der Chruni:*ten, und heliandeln die £piäO<ie alt
einr äcliwerf- ^.iefalir für Künig und Keieh. Oe^en diesM; In.'vher
giltige Auffassung: er^rehen »ich mir aln^r .-jc-hwere Bfrdeiiken.
Mir scheint dem grossen Aufsehen, welche» da-» Auftreten de«
falschen Friedrich ^emaclit hat. und naturgemä»^ machen miij»«te,
das ftich uns anschaulich in den Aeusi!»erungen der diroDiaten
wiederspiegelt, die wirkliche Bedeutung des Betrüger» keine»-
we«rs entsproclien zu haben. Ich glaube im Gegenisatz zu der
herrschenden Ansicht die Behauptung aufstellen zu dfiufen,
das», wenigstens so lange der Betrüger sich zu Neus« aufhielt,
die r^rdnung des Reiches durch ihn nicht ernstlich gefährdet,
geschweige denn Rudolfs Stellung durch ihn irgendwie bedroht
worden ist. Die Aeusserungen der Chronisten, ganz allgemein
gehalten, begreiflich und verständlich als Ausdruck der herr-
schenden Aufregung, müssen mit vorsichtiger Zurückhaltung
aufgenommen werden. Prüft man genauer, in wiefern die-
selben begründet erscheinen, .so stellt .»»ich bald heraus, wie
sehr sie übertreiben. Vergebens sieht man sich um nach
dem starken Anhang, den der falsche Friedrich gewonnen
haben soll. Richtig ist. dass er Briefe, gesiegelt mit einem
Siegel, das dem Kaiser Friedrichs nachgeahmt war,^ ausgehen
lies.«. Zwei dieser Briefe sind in Abschrift auf uns ;:ekommen.
Der eine ist gerichtet an den Herzog von Brabant und den
Grafen von Holland^ die eingeladen werden, den Kaiser in
Neuss zu besuchen, in durchaus verbindlicher Sprache abge-
fasst.^ Erhalten hat sich uns, ebenfalls in Abschrift, ein Brief,
Johannes Vitofluranus od. Wy^s S. U*: qui a multiH baronibos et
ma^atibn« dicti re^i^ nee non a piebeia tiirma imperatur Kridericus
eHtiinabatur et valde honorilice et gloriose trartabatur.
Monachuff Fnr>>tenfeldensi<« Font. I, 14: .Srvl ipgf; deceptus decepit
mn]tr»ft, mnlti enim pro eo. ijnod iji^e e.«Ket, vadimonia |>oi«uenint.
Matthiait Nuewenbur^rcn*'!'» Font. IV, IG'^: qiiidamque quondam
Friderico simillimns in inf(frioribll^ Kheni ]>artibn8 »e i|»sum Fridericum
fingena ac barone« et civitates t<ibi a^^rresrans iisque Wepselar veninset.
' Berichtet von den Gesta Uenrici archiepiMropi TroverenKin in der *S. 397,
Anm. 2 angeführten Stelle.
< DieMf bisher unbekannt^^ Brief jetzt ntit;;<'theilt M. (i. Scr. XXIV. 402,
Anm. 8. Nach den ganz .illgeincin ^eliaheucn Wendunfren: Ilinc ont,
qaod reatram amiciciani, de f{iia plene conlidimus, Rindio ro^anms dili-
g«ntit quatinnn in civitat4.' Nii^Hioiini. tibi nnnr f>nniUH, noMrani prenen-
Beiträge zur Kritik der stoycrischcn KoimchroDik. 399
dessen Absender in einer Handschrift Johann von Brabant
1 Florenz von Holland, ' in einer anderen Handschrift Florenz
»Holland allein genannt werden.^ Ob dieser ,inopinato fan-
■uiti Frederico pro Romanorum imperatore similatorie se
■mti' geschriebene Brief so wie er uns vorliegt, authentisch
t* könnte fraglich erscheinen. Aber die Thatsache, dass das
■reiben des Pseudokaisers eine schroff ablehnende Antwort,
H Kwar wol speciell von Florenz von Holland erfahren hat,
icint gesichert durch den Umstand, dass ein zweites
iben des falschen Friedrich sich ebenfalls mit dem Grafen
Holland beschäftigt. Dasselbe ist adressirt an den Bischof
Utrecht, und beauftragt diesen, den Grafen von Holland
^rinahnen, von seinen Uebergriffen gegen die Friesen ab-
'beii, widrigenfalls er gegen den Grafen dem Gesetze ge-
▼orgehen würde. Falls der Graf behaupte; dass ihm aus
fiepen von Kaisem oder Königen irgend ein Recht gegen
fteien Friesen zustehe, solle der Bischof ihn vorladen,
^^n sechs Wochen zu Neuss zu erscheinen, um diese
ilegien vorzuweisen.^ Dieser Brief bezeichnet gegenüber
ersten Schreiben einen entschiedenen Umschwung in der
des falschen Friedrich, der seine gute Erklärung
let in der schnöden Abfertigung, welche das erste Schrift-
des Betrügers von dem Grafen von Holland erfahren
CÜUD tali modo visitetis, nt in posterum, cnm vires et noBtri corporis
▼irtntes plenarie de faucibus terro progrcssum resümpsenint, de vestra
pronotione cogitare teneamiir, scituri, qtiod, si vestra fidelitas aliquam
cvialitatem nobis fecerit, cum exhibicio operis probacio sit dilecoioniH,
pQr nofl seqnetur procul dubio retribncio copiosa: könnte man ver-
nnthen, dass derselbe Bettelbrief wol auch an andere Fürsten gerichtet
worden ist.
' So in dem Cod. Cantabr. dem Waitz den oben erwähnten Brief entnahm.
So in dem Herborner Codex, aus dem Losbach den Brief edirte. Vgl.
Meyer Tile Kolnp S. 30.
'Mir ist der von- Losbach edirte lateinische Text nicht zugänglich, und
ich bin auf die von Meyer S. 31 mitgetheilte deutsche Uebersetzung
*>««chriinkt.
* Der Brief, «fter gedruckt, bei Meyer Tile Kolup S. 70, uro. 6.
Gegenüber dem neuerdings bekannt gewordenen Briefe des Pseudo-
firipdrich an Florenz von Holland und Joliann \on Brabant zerfällt von
«"Ibst die Vormuthung. die Lorenz, Doutsche Geschichte II, H96 über
400 BuBson.
Es ist möglich, dass der Betrüger auch noch an andere
Fürsten Briefe gerichtet hat — spätere Quellen machen die
Landgrafen von Thüringen und die Herzoge von Braunschweig
als Empfänger solcher namhaft ^ — ebenso möglich, dass, ebenso
wie es der Markgraf von Este gethan, der eine oder der andere
Gesandte nach Neuss geschickt hat, um sich über die Sache
näher zu informiren.^ Aber nur ein einziger Fall lässt sich
nachweisen, in dem eine fürstliche Persönlichkeit wirklich sich
durch Beziehungen zu dem Pseudokaiser in Neuss compro-
mittirt hat. Der Erzbischof Siegfried von Cöln erhebt später
gegen seine Feindin, die Aebtissin Bertha von Essen, unter
anderen Anklagen auch die, dass sie sich von dem Betrüger
verschiedene falsche Urkunden und Bestätigungen habe aus-
stellen lassen, von denen sie wissentlich Gebrauch gemacht
habe, Gebrauch mache, und noch Gebrauch zu machen beab-
sichtige.3 Obwohl nur der Gegner der Aebtissin der Gewährs-
mann ist, wird man der Angabe doch wol Glauben schenken,
und annehmen dürfen, dass sich die Aebtissin des Pseudo-
kaisers in der erzählten Weise in ihren Streitigkeiten mit dem
Beziehangen dos falschen Friedrich zn den Friesen aufgestellt hatte,
die aber ohnedies wenig wahrscheinlich war, da das Einschreiten des
Betrügers zu Gunsten der Friesen sich einfacher und plausibler aas
irgend einer von friesischer Seite ausgegangenen Anregung erklärt.
1 Des Briefes an die Thüringer gedenkt Johannes Rothe bei Meyer Tile
Kolup S. 93, nro. 3 und Caspar Hedion ibid. S. 97, nro. 7, die Herzoge
von Braunschweig neben den Thüringern erwähnt Spangenberg ibid.
S. 100, nro. 9, die Gulichsche Chronik ibid. S. 100, nro. 10 nennt neben
den Thüringern den Herzog Heinrich von Braunschweig.
2 Einige der eben angeführten Autoren wissen zu berichten, dass die be-
treffenden Fürsten dem falschen Kaiser Geschenke zugesandt hätten.
Fugger, Spiegel der Ehren, bei Moyer S. 98, nro. 8 erzählt, dass wenig
gefehlt ,der Landgraf in Thüringen hätte ihm als Kayser Friedrichen
(dessen Tochtormaun er gewesen) aufs neue püicht geleistete
3 Die Stelle aus der Anklageschrift des Erzbischofs gegen die Aebtissin
von Essen vom 12. October 1289 ist gedruckt bei Meyer Tile Kolup
S. 70: Nonus est (articulus) quod dicta Bertha abbatissa ab illo falsario
qui se impenitorem tingebat Nussyo et qui propter suam falsitatem et
temeritatem dampnatus et cromatus est tamquam falsarius, obtinuit
plures litteras et confirmationes falsas, quibus ipsa abbatissa scienter
est usa, utitur et uti intendit et quod de hoc est et iam dudum fhit
npud bonos et graves graviter infamata.
Erzbiscilof bedient liabc. Ob sie dae, wie der Erzbiscbof be-
hauptet, Diala tidc gütban, muss dabin gestellt bleiben.
Auth uacb andern UuiBtUnden, die den Betrüger und
sein Treiben in Neuss als eine ernste Gefabr flir König Kudolf
erseheiuen lieHsen, balten wir vergeblich Umschau, und müssen
es daher ganz begreiflich linden, daas der KOnig dem ganzen.
durch das Auftreten des angeblichen Kaiser Friedrich veran
lassten Lärm gegenüber seine Ruhe bewahrte. Es wird aus-
drtkcklieh Überliefert, Kudolf habe dati Ganze als I^aiTenposBeu
bezeichnet, '
Nicht für den Künig und das Keich, wol aber filr den
Erzbischof Siegfried von Cöln war das Auftreten des falschen
Kaisers unbequem, ja bedrohUch. In seiner Stadt Neuss hauste
der Betrüger, die Stadt stand gegen den Erzbischof in trotziger
Opposition, die sie auch nach dem Weggang des Pseudokaisers
nicht aufgab, Seine Gegnerin, die Aebtiasin von Essen, hatte
sieh in Verbindungen mit demselben eingelassen.^ Es erscheint
daher ganz begreiflich, dass der Erzbischof sich entsehloss,
dem Unfug in seinem Gebiet ein Ende zu machen. Siegfried
zog gegen Neuss, Die Sladt aber schloss ihm die Thore,
verweigerte dem Erzbischof den Einlass, und verhinderte ihn
so, im Wege Kechtens gegen den falschen Friedrich vorzu-
I EUenlinrd M, G. Bur. XVU, ISG: nsseruil iioa esse al)iiuuuin et uoa lore
»congTuum ratioiii et reputavit ernii fstnum et iurauuiii. Dnss die
gchitderaog', welche die Gesta Wenrioi iirchiepisoopi Trevereiieis M. G,
. Sur. XXIV, 4 GS von der augeblicli überaus resigiiirteu Haltuiif; des
Köuiga geben; Diclus paciÖouH rei reepoudisae ureditar; .Doniine Ueu»,
rex cell et terre, fiat vnliiula« tua; hi bune regnare velis, in cmnibus
parore uupi» tue volitotati; noii eliam tibi reaistere valeo iu ictu ocuü
aut tuam iuatitiani traugmutare durchaus fergriffen iat, zeigt da» ebenso
kluge wie raw:he Eiiuclireiten Kadolfs in dem HomeDt, ala et Bulclien
für noth wendig hielt
> Die Vermathimg von Lureuz, Dentcube Gesubichle II, Sää, da« der
Embiacbof von CDIu den Scbwindel zu Neuss Enei Jabre laug sieb habe
eolwickeln laBsen in der wohl d uro bdacli tan AbaiuLt, die Bürger von
Neuss mSglichst zu uompromittirea, andererseits aus Geliüssjgkeit oder
Oleicfagiltigkeit gegen die kOuigliche Gewalt Kudoir», für welche es
doch «m Krgerlichsten war, dass der gespenstige Name eines todteo
KaiiterB so viel Volk von dem lebendigen KOnig abwendig niaoben
konnte, die sieb Heyer, Tile Kolup, S. 36 xum Tbeil wenigsten» ange-
eignet hat, scheint mir durchaus unbegründet in sein.
igibtr. d. phii.-hiil CL. CXI. Bd. I. Bfl. 'iii
402 BiiRnon.
gehend Der Betrüger aber muss sieh bei dem Vorgehen des Elrz-
bischofs gegen Neuss in der Stadt nicht mehr sicher gefehlt
haben; er verliess dieselbe und zog nach Wetzlar.^
So verständlich nach der ganzen Situation das Vorgehen
des Erzbischofs bis hieher ist, so aufTallend und der Elrklärnng
bedürftig erscheint seine weitere Action. Anstatt, wie man doch
erwarten sollte, zunächst zu versuchen, die widerspänstige
Stadt Neuss zum Gehorsam zu zwingen, zieht der Erzbischof
mit starker bewaffneter Macht dem falschen Kaiser nach
gegen Wetzlar,** nachdem er den Neussem einen Tag angesetzt
hatte, um sich wegen ihrer Haltung zu verantworten.^
Dies Vorgehen des Erzbischofs gegen eine ausserhalb
seines Machtgebietes gelegene Reichsstadt ist doch etwas so
ungewöhnliches und auffallendes, dass man nach einer Er-
klärung daftlr suchen muss.
Versuchen will ich es, eine solche zu geben — aber über
eine blosse Vcrmuthung hinaus vermag ich nicht zu kommen.
In spätem Geschichtswerken wird hervorgehoben, dass
der Erzbischof von Cöln an König Rudolf einen Brief gerichtet
habe, um ihn vor der von dem falschen Friedrich drohenden
Gefahr zu warnen.'' Auch in der schon oben besprochenen
1 In der Hpätor noch anzuziehenden Urkunde Rudolf» vom 7. Juli 1285
heisst es: qui (die Bürger von Neuss) ipsum ndmittero et intromittere
clausis portis et ianuis renuenint, ne de viro illo, qui se imperatorem
finxit dum viveret . . iudicium et iustitiam exorceret. Lacomblet 11, 478,
Nr. 808.
2 Chron. Sanpetrinuni ed. »Stilbel, 8. HO: Quod postquam aliquo tempore
duravit tandem a doniino archiepiscopo et ah eadem civitate fugatus,
vonit in aliani civitiitem, quo dicitur Wetzlaria . . .
Johannes Victorionsis Fontes I, 315: Deinde auffagit, nee tarnen
cessavit, venionsque in Wetflariam.
^ Gosta Honrici arcliiepiscopi Troverensis M. G. Scr. XXIV, 463: Quem
Syfridus archiopiscopus Colonionsis pcrsocutus est armata manu prepo-
tenti U8(iuo Wotttair. Loidor ist es nicht möglich, genauere Zeitbestim-
mungen für da.s Vorgehen des Rrzbischofs von Cöln gegen den falschen
Friedricli zu troüen. Lonfers a. a. 0., S. 19 und 8. ö7, N. 16 mOchte
den Zug des Erzhischofw gegen Neuss auf Anfang Juni 1285 ansetzen.
* Die unten anzuführende Urkunde Rudolfs vom 28. Juni 1285.
^ Sehaten, Annales Paderhornenses z. J. 1285, gedruckt bei Meyer Tile
Kolup, 8. 101, N. 11: der Erzbischof zieht vor Neuss, das ihm dio
Thoro schliesst: Quare literis Rndolphnm caesarem de periculo admonet.
Beiträge zur Kritik der steyerischen R«iinchronik. 403
s der Reimchronik von einer Sendung des damals gar
. existirenden Erzbischofs von Mainz an Rudolf dürfte wol
ä^eim die Thatsache einer Sendung des Erzbischofs von
an Rudolf zu suchen sein, nur schwerlich, wie bemerkt,
[nlialtes, wie ihn die Reimchronik angibt.
XcIl möchte auf diese Anhaltspunkte gestützt die Ver-
ximg wagen, dass der Erzbischf von Cöln in der That in
len des falschen Friedrich sich an Rudolf gewendet hat,
sipvar mit einer Aufforderung, von Reichswegen gegen den
ftchst dem Erzbischof unbequemen falschen Friedrich einzu-
mten. Rudolf wird sich am allerwenigsten durch des Erz-
leihofs Siegfried, der bekanntlich sein Freund nicht war, Auf-
tderung aus seiner passiven Stellung dem Pseudokaiser gegen-
*r haben herausbringen lassen. Man wird dem König viel-
iKht nicht gross Unrecht thun mit der Annahme, dass er
|bbl Eaiserspiel in Neuss, das sich Siegfried unbequem machte,
iSk einem gewissen Behagen zugesehen habe. Im Zorn über
^pW» Gleichgültigkeit des Königs hätte sich dann schliesslich
!• Erzbischof von Cöln zum Vertreter des Reichsinteresses
■■Bwht, und als solcher den Zug nach Wetzlar unternommen,
P* selbst zu vollführen, was nach seiner Ansicht eigentlich
P» Königs Pflicht gewesen wäre. Ich würde alle diese Ver-
Wknngen gar nicht wagen, wenn nicht auch in den wei-
^ttn Ereignissen einiges hervorträte, was auf einen Gegensatz
Auch bei Fugger, Spiegel der Ehren, bei Meyer, 8. 98, N. 8
Kheint eine ähnliche Notiz der Mittheilung zu Grunde zu liegen, in
^ es heisst: ,K. Rudolphus hatte ihm dazumal wieder etliche, ho des
Reiches Gflter an sich gezogen, (daran aucli der Erzbischof von Cöln
Bieht unschuldig wäre) einen Zug vorgenommen, und als ihm das Ge-
*krey von diesem betrieger erstlich vor Ohren gekommen, lachte er
^Ai^ber, und hielte es für eine fantasey eines thörichten Menschen,
^hdem ihm aber von Cöln und andern Orten zugeschrieben wurde,
^ dais diese Kaiserlarve allbereit Keichsversammlungen anzustellen
Kennen .... Hierzu kam noch dieses, dass der unverschämte Tropf
*^ Euentbieten Hesse, er solle Krön und Scepter ablegen, zu ihm
uch Neuss kommen, und von ihme als ordentlichen Kaiser die Lehen
v&pfimgen. Hierüber erzürnte sich allererst KOnig Rudolphus, und
*>Ite mit einem mächtigen Zeug auf Cöln^ In dieser zum Theil nach
^bt erkennbaren Quellen gemachten confusen Ausführuug erscheint mir
besonders beachtenswerth der darin hervortretende Gegensatz zwischen
Rodolf und dem Erzbischof von Cöln.
20*
404 Bnsfion.
zwischen Rudolf und dem Erzbischof in der ganzen Ange-
legenheit hindeutet.
Für Rudolfs Haltung dem Pseudofriedrich gegenüber musste
aus verschiedenen Gründen die mit dem Auftreten desselben
sich in Wetzlar ergebende Wendung entscheidend werden. Eb
heisst zwar, dass die Keckheit des Betrügers, der an Rudolf
ein Schreiben gerichtet habe mit der Aufforderung, ihn als
Kaiser anzuerkennen/ den König aus seiner bisher beobachteten
Gleichgiltigkeit herausgebracht und zum Zuge gegen Wetzlar
bewogen habe.^ ThatsächHch sind für Rudolf wol andere Ge-
sichtspunkte massgebend gewesen, die ihn zum Einschreiten
bestimmt haben. Einmal wol der nicht angenehme Gegensatz,
in den die bisherige Unthätigkeit des Königs zu dem Eifer des
Erzbischofs von Cöln gebracht wurde, der auf eigene Faust
auszog gegen den Beleidiger der königlichen Majestät.' Dann
aber ganz sicher die unverkennbare Gefahr, die sich ftür Rudolf
aus der Thatsache ergab, dass der falsche Kaiser seine Thätig-
keit vom Niederrhein nach der Wetterau verlegte. Der Be-
trüger seinerseits dürfte sich ohne Zweifel diesen neuen Schau-
platz mit bewusstester Absichtlichkeit ausgesucht haben auf
Grund seiner Bekanntschaft mit den hier obwaltenden Ver-
hältnissen, die ihm ein erspricssliches F^eld für seine weitere
Thätigkeit versprechen konnten.
Zwischen Rudolf und verschiedenen Städten der Wetterau
und des Elsass war ein ernster Zwist ausgebrochen. Anlass
zu demselben hatten die finanziellen Forderungen, mit denen
König Rudolf an die Städte herantrat, besonders die von ihm
verlangte Zahlung des ,dreissigsten Pfennings' gegeben.^ Am
9. Mai 1285 hatten die Städte Frankfurt, Wetzlar und Fried-
> Die Thatsache berichten auch die Qesta Henrici archiepiscopi Treye-
rensis M. G. Scr. XXIV, 462: Cum autem iste rumor validus nnllnm
orbiH ang^ulum lateret , et in tantum elevatns esset, nt quodammodo in
eo rogalis maiestas appareret, misit litteras suas Rodolpho Romanomm
regij ut ipsum tamquam dominum suum recognoscant tali intenigno,
et quod rex quondam snb ipso militasset.
> EUenhard, an der oben 8. 389 angeführten Stelle.
' Dafür darf ja darauf hingewiesen werden, dass es nach Reimchronik,
Cap. 323 ja der Brief des Erzbischofs (von Mains) gewesen ist, der den
König zum Vorgehen gegen den Afterkaiser bewogen hat.
* Kopp, Keichsgeschichte I, 743.
Mkiife tur Kritik d«r steyerischeu Reimchronik. 405
berg ein Bündniss auf zehn Jahre geBchlossen zu gegenseitiger
Bilfaleistung — ^solche Vorsorge zur Selbsthilfe, als gäbe es
kein Reich und keinen König mehr^ ^ Um Pfingsten hatten
lie Bürger von Hagenau den Neffen Rudolfs, Otto von Ochsen-
itein, Landvogt des Eisass, aus der königlichen Pfalz daselbst
rertrieben^ und Rudolf den Gehorsam aufgesagt.'^ Ebenso wider-
legte sich Colmar dem König, verweigerte die Zahlung des
Ireissigsten Pfennings und schloss dem König die Thore.
HTetdar wollte gleichfalls die Abgabe nicht entrichten. ^ Rudolf
ntichloss sich, diese Opposition der Städte zu brechen, und
Mgmn zunächst am 15. Juni die Belagerung von Colmar.^
Das Eintreffen des falschen Friedrich in diesen Gegenden,
10 sich ohnedies schon so vielfache Opposition gegen den
iJBnäg regtßf gab nun allerdings der Sache eine andere und
Üfar den König gewiss nicht unbedenkliche Wendung. In ihrer
ippositionellen Stellung zu Rudolf nahm die Stadt Wetzlar den
BeMger auf, doch, wie es heisst, nicht ohne Furcht. Frank-
hrt) Friedberg, Gelnhausen sollen auf seine Seite geneigt haben."'
Der Pseudokaiser soll die Absicht gehabt haben, nach Frank-
fait za gehen, um dort einen Reichstag zu halten und sich
faieifich in die Herrschaft wieder einsetzen zu lassen.^
Mochten nun auch solche Pläne von der Verwirklichung
noch weit entfernt sein, dürften namentlich auch für den beab-
ochtigten Tag zu Frankfurt wol sicher die Fürsten gefehlt
* Kopp, Reichflgeschichte I, 739.
' Ann. Colmarien868 M. G. Scr. XVII, 212. Kopp, a. a. O. I, 740.
* Kopp a. a. O. r, 744.
* Ann. Colmarienfles M. G. XVII, 212 Rudolfus rex obsedit Columba-
riftnaes decimo octavo Kai. Julii, Helysaei prophetae — in Böhmers
Anigibe Font. II, 21 mit den weiteren Worten am Schluss: quinque
diebnt.
* Kllenhard M. G. Scr. XVH, 126.
* Geita Hearici archiepiscopi Treverensis M. G. Scr. XXIV, 462: Diimque
pn&tos rasticus ad tantam vesaniam devenisset, ut extra sensum raptus
in lernet ipso rex putaretur, sui immemor et oblitus, adire festinavit
cum suis adherentibuB Vrankinvort, ut ibidem, principibus Alimanie
conyocatis generale concilinm celebraret et in pristinum honorem resti-
teeretnr. Dass der Betrüger die Absicht, einen solchen Tag in Frank-
fort zu halten, geäussert hat, erscheint um so glaublicher, als auch
dBm steyerischen Reimchronisten nach Cap. 326 Aehnliches bekannt
geworden ist.
40f) Bu*tOD.
haben, da» Auftreten des Betrügers hier in dem Moment, da
eine Reihe von Städten mit Rudolf bis zu offener Widersetz-
liehkeit verfeindet waren, mosste Rudolf bedenklich machen.
Eine Verbindung dieser Städte mit ihm konnte ihm wirklich
die Bedeutung geben, die ihm^ wie ich meine, bisher durchaus
gefehlt hatte, und ihn nun auch Rudolf selbst gefährlich er-
scheinen lassen. Dazu kommt dann noch, dass Rudolf wol
auch Kunde erhalten haben wird von jenem merkwürdigen
Exekutionszug, den der Erzbischof von Cöln gegen den Pseudo-
kaiser unternommen hat, der die Passivität des Königs gegen-
über dem für die beleidigte Ehre des Reiches und der könig-
lichen Majestät eifernden KirchenfUrsten in ein sehr schiefes
Licht setzte. Bei alledem ist es ja durchaus möglich, dass
wirklich die Grafen von Leiningen und Katzenellenbogen Rudolf
auf die ihm aus der geänderten Situation erwachsenden G^
fahren aufmerksam gemacht und ihn zum Eingreifen gedrängt
haben. Rudolf trat aus seiner bisherigen Passivität heraus,
und cntschloss sich zum Einschreiten. Er handelte mit ge-
wohnter Umsicht und Klugheit. Um freie Hand zu bekommen,
liess er am 18. Juni durch den Burggrafen Friedrich von Nürn-
berg' mit der Stadt Colmar eine Sühne vereinbaren.^ Dann
brach er unverzüglich mit Heeresmacht rheinabwärts auf — am
20. Juni ist er bereits zu Mainz. ^ Das Verfahren, das Rudolf
dann Wetzlar gegenüber einschlägt, deutet meiner Meinung
nach auf die Absicht des Königs liin, dem Erzbischof von
Cüln und seinem Vorgehen gegen Wetzlar das Praevenire zu
* Dieso Thätigkeit, von clor der Koimchronist gewisH ahm mündlichen Mit-
theilungon ungenaue Kenntnins hatte, des Burggrafen .hat dem Dichter
ohno Zweifel den AnlnsH gegeben, den Burggrafen irrthtimlich, so wie
OH oben dargelegt wurde, an anderer Stelle einzuführen.
2 Kopi» a. a. C). I, 746, der auch bereits S. 74G den Irrthum des Chron.
Colmar. M. G. Scr. XVII, 254 und Ellenhards ibid., 8. 126 gerügt hat,
dass Kudolf die Belagerung von Colmar nur unterbrochen und später
wieder aufgenommen, oder bei seinem Weggang einen Theil seiner
Streitkräfte vor der Stadt zurückgelassen habe. Richtig sagt in Uebor-
einstinnnuug mit der Urkunde Mathias Nuewenburgensis Font. IV, 163:
rex pertiniiscons, admissa cum Colmariensibns concordia, cum genta
descendens — dass Kud<»lf sich dabei den Anschein gegeben habe, er
wolle den Pseudofriedrich als Kaiser ehren, erscheint nicht glaubwürdig.
3 Koj.p a. a. O. I, 747, N. 4. ö. G.
Beiir&ge zur Kritik dor stejrerischcn Roimchronik. 407
^eD. Während Rudolf mit seinen Streitkräften rheinabwärts
Mg, schickte er den Grafen Eberhard von Katzenellenbogen
ifid Herrn Gerlach von Breuberg als seine Abgesandten nach
Wetzlar voraus.^ Bereits am 22. Juni kam zwischen der Stadt
Wetzlar und diesen Abgesandten Rudolfs unter Vermittlung
der Städte Speier, Worms und Mainz ein Abkommen zu
Stande, nach welchem sich Wetzlar zur Zahlung des dreissigsten
Pfennings bereit erklärte.'^ Dies zwischen Rudolf und Wetzlar
abgeflchlossene Abkommen^ in welchem des falschen Friedrich
mit keinem Worte Erwähnung geschieht^ lässt den Erzbischof
nm Cöln mit seiner Action gegen die Stadt einigermassen als
Dflpirten erscheinen. Der Erzbischof dürfte mit seiner Mann-
lehaft wol nicht vor dem Abschluss dieses Vertrages vor
Wetzlar eingetroffen sein. Aber in den letzten Tagen des Juni
rnnss er bereits dagewesen sein. Am 28. Juni schliesst die
Stadt Wetzlar mit den Burgmannen auf der benachbarten
Reichsburg Calsmunt einen Vertrag, durch den die Burgmannen
derselben sich verpflichteten, keinen der Stadt Widerwärtigen
bei sich aufzunehmen^ den römischen König ausgenommen,
wenn dieser selbst komme. ^ Offenbar richtet dieser Vertrag
«eine Spitze direct gegen den Erzbischof, * der also um diese
Zdt nahe bei Wetzlar gewesen sein dürfte.
Der Erzbischof von Cöln ist übrigens während seines
Zuges gegen Wetzlar mit Rudolf in Verhandlungen getreten.
Das ergibt sich aus einer Urkunde, die Rudolf am 28. Juni
zu Mainz erlassen hat. Der Erzbiscliof von Cöln hatte vor
Rudolf und dem Reichsgericht die Anfrage thun lassen,'^ ob
» Nach EHenhard M. G. Scr. XVII, 126 hätten auf die Kunde von Rudolfs
Vorgehen die potiores Wetzlars an Rudolf eine Botschaft gesendet mise-
ricordiam petentes.
' Kopp a. a. O. I, 747.
3 Kopp I. 748 und Anin. 1.
* So schon Lenfers a. a. O., S. 59, Anni. *21. Den übrifren Ausführungen
öesMlben kann ich mich aber nicht durchwegs anschliesson.
öx parte vencrabilis Sifridi Coloniensis archiepiscopi , principis nostri
'eyereiidissirai, qiiesitum extitit coram nobis, quod cum ipso diei, quam
civibug Nussiensibns prefixerat, propter iropedimenta legitima nostra et
imperii, cpiibus ad presens utiliter occupatur, non valoat personalitor
Interesse, si alium substituere valeat loco sui.
408 BnssoD.
es ihm gestattet sei, zu dem von ihm den Bürgern von Neuss
angesetzton Tag, dem er persönlich nicht anwohnen könne
wegen Verhinderung im Interesse des Königs und Reiches^
einen Stellvertreter zu schicken. Nach dem von Rudolf durch
diese Urkunde* bestätigten Spruch des Fürstengerichts wurde
dem Erzbischof diese Ermächtigung ertheilt. Nach der Art
und Weise, wie Rudolf hier die Thätigkeit des Erzbischofs
selbst als in seinem und des Reiches Interesse entfaltet be-
zeichnet, dürfen wir annehmen, dass wenn wirklich, wie ich
bisher vermuthete, eine Spannung Platz gegriffen hat zwischen
Rudolf und dem Erzbischof wegen der Passivität des Königs
gegenüber dem Pseudokaiser in Neuss, dieselbe jetzt aus dem
Wege geräumt war. Rudolf konnte jetzt, da er mit dem Ver-
trag vom 22. Juni seine Angelegenheit mit Wetzlar ins Reine
gebracht, die Zahlung des anfänglich von der Stadt ihm ver-
weigerten dreissigsten Pfenning sich gesichert hatte, dem Erz-
bischof entgegenkommen. Er konnte das um so eher, als die
Position des Erzbischofs, dem Wetzlar und Calsmunt den Ein-
lass verwehrten, keineswegs beneidenswerth war. Rudolf hat
dann weiter dem Erzbischof noch recht deutlich gemacht, wie
sehr das königliche Ansehen über das seinige emporrage. Er
selbst zog nun vor Wetzlar. Gewiss wol hat nun der König
an die Stadt die Forderung gestellt, sie solle den angeblichen
Kaiser Friedrich ausliefern, was wahrscheinlich dem Erzbischof
verweigert worden war. Das nun vom König gestellte Be-
gehren wird kaum einem ernsten Widerstand begegnet sein,
da ja die zwischen ihm und der Stadt bestandenen Zwistig-
keiten durch den Vertrag vom 22. Juni beseitigt waren, und
die Stadt sich den Pseudokaiser nur wegen ihres Zwistes mit
Rudolf hatte gefallen lassen. Höchstens mögen sich bei dieser
Gelegenheit einige Sympathien für den Betrüger in den Kreisen
des niederen Volkes geregt haben.- Der Marschall von Pappen-
heim führte den Pscudofriedricli angebunden an den Steigbügel-
riemen seines Pferdes aus der Stadt in das L.ager des Königs
vor Wetzlar.'^ Am 7. Juli 1285 endete der falsche Friedrich
> Lacomblot II, 476, N. 80f>.
^ Vpl. (lio oben S. 890 orOrtortti Anj^abo EIIonbaniR.
* JohannoH Victoriensw Fontes I, 31ö,
Beitrige zur Kritik der steyerischen Reimchronik. 409
auf dem Scheiterhaufen vor den Thoren Wetzlars — zum
Feuertode verurtheilt ,de falsitate convictus et heresi^* Nach
der Angabe einer Quelle wäre ein Mitschuldiger mit ihm ver-
brannt worden.^ Von andern Anhängern verlautet nichts.
Einige Quellen nennen ausdrücklich den Bischof von Cöln
als denjenigen, der den falschen Friedrich habe hinrichten
lassen.^ Diese bestimmte Angabe dürfte als schwerlich aus
der Luft gegriflFen besondere Beachtung verdienen.^
Zur Erklärung des Verfahrens gegen den Pseudokaiser
müssen wir das gegen Neuss eingeschlagene, über das wir
genauer unterrichtet sind, ins Auge fassen. Auf Begehren des
Erzbischofs von Cöln entschied das Fürstengericht die Frage,
mit welcher Strafe die Bürger von Neuss zu belegen seien
dafür, dass sie dem Erzbischof die Thore geschlossen und
den Eintritt verweigert hätten, damit er an den Mann, der
sich fälschlich fUr den Kaiser ausgegeben habe und dafür mit
dem Feuertode bestraft sei, nicht Recht und Gerechtigkeit
J Urkunde Rudolfs vom 7. Juli 1285: Lacomblet II, 478, N. 808.
2 Ellenhard M. G. Scr. XVII, 126. Dass die gegen Heinricus dictus Berne
gefällte Strafsentenz, Reg. Rudolfs N. 831, diesen als Anbänger des
falschen Friedrich getroffen, nimmt Meyer, Tile Kolup, 8. 58 ohne jeden
Grund an. Es handelt sich dabei offenbar um einen Spruch, gefällt auf
Grund einer Klage Gotfrieds von Eppenstein.
3 Gesta Henrici archiepiscopi Treverensis M. G. Scr. XXIV, 363: Quem
Syfridus archiepiscopus persecutus est armata manu prepotenti usque
Wetflair, illumqne ibidem in campo extra oppidum, ligatis manibus et
pedibus, in curru fecerat horribiliter concremari. Martini Continuatio
Brabantina M. G. Scr. XXIV, 163: Quem postea Ziverdus archiepiscopus
Coloniensis comburi fecit. In ähnlichem Sinne beachtenswerth erscheint
auch die Notiz der Annales Halesbrunnenses M. G. Scr. XXIV, 45 :
A. D. 1285: Quidam nigpromanticus, qui se Fridericum imperatorem
esse publice affirmabat, in Wepflern in presentia regis Rudolfi est
combustus.
* Dass daneben von andern, zumal den Ereignissen ferner stehenden
Geschichtschreibern Rudolf als derjenige genannt wird, der das Todes-
urtheil vollstrecken liess, kann nicht auffallen und jene andere Angabe
nicht widerlegen. Vgl. Cont. Vindobonensis M. G. Scr. IX, 712: tandem
a Rodolpho rege combustus est. Cont. Claustroneob. VI» ibid. S. 746:
per Rudolphum rejjem Romanorum crematur. Chron. Sanpetrinnm ed.
Stübel. S. 119: tandem a domino rege Rudolpho miserabiliter igne cre*
matus est.
410 BnsBon.
übe, dahin, dass die Bürger der gleichen Strafe verfallen
seien wie jener, und dass sie der Gnade des Erzbischofs sich
zu unterwerfen hätten, ob dieser ihnen ihre Rechte, Freiheiten
und Gnaden nehmen oder belassen wolle. Dieser Spruch
wurde von Rudolf bestätigt.^
Man wird wol annehmen dürfen, dass in analoger Weise
gegen den Pseudofriedrich vorgegangen worden ist. Rudolf
dürfte dem Erzbischof, als denjenigen, gegen den das Auf-
treten des Betrügers bisher in erster Linie gerichtet gewesen,
es überlassen haben, gegen denselben als Ankläger vorzugehen,
das Fürstengericht dann über den Pseudofriedrich den Spruch
gefällt haben, der ihn dem Erzbischof zur Bestrafung mit dem
Feuertode überantwortete.
Dieser Hergang entspricht am besten der Haltung, die
Rudolf vom Anfang an in der ganzen Angelegenheit des Pseudo-
kaisers eingenommen hat. Rudolf hatte den Mann ignorirt,
so lange er in Neuss sein Wesen trieb, und sich besonders
dem Rudolf nichts weniger als sympathischen Erzbischof un-
bequem machte. Rudolf hatte seine Zurückhaltung aufgeben
müssen, als mit dem Erscheinen des falschen Kaisers in Wetzlar
durch die drohende Verbindung desselben mit den opposi-
tionellen Städten die Angelegenheit eine für ihn selbst gefähr-
liche Wendung zu nehmen drohte, als ausserdem der Erzbischof
von Cöln sich derselben in einer Weise bemächtigte, die Rudolf
schwerlich angenehm gewesen ist. Nachdem er seine eigene
Sache mit Wetzlar vorweg ins Reine gebracht, hat er den
Erzbischof zunächst vor den Mauern Wetzlars sich die Lehre
holen lassen, dass ohne den König nichts zu erreichen sei,
und dann seinerseits die Auslieferung des Betrügers von der
Stadt erwirkt, die der Erzbischof nicht hatte erzwingen können.
Dann aber lag es entschieden in Rudolfs Interesse, die ganze
Angelegenheit wieder dem Erzbischof zuzuschieben, der sich
derselben ja zuerst bemächtigt hatte. Für Rudolf erwuchs
daraus, dass er den Afterkaiser weiterhin so viel als möglich
ignorirtc, wie auf der Hand liegt der grosse Voilheil, mm
' Durch die oben S. IUI), Ainii. l niijiföführto UrkiiinU». Neuss dürfte «ich
in Folge des Spniclios dem Erzbischof rasch unterworfen haben. Vgl.
die Urkunde vom 5. Februar 1286 bei Lacomblot II, 488, N. 823.
Beitrtge snr Kritik der steyerischen Reimchronik. 411
aach das compromittirende Verhalten mancher Stadt demselben
gegenüber unbeachtet lassen zu können. Er konnte, nur auf
die Verweigerung der verlangten Steuer des dreissigsten
Pfennigs Rücksicht nehmend, die Städte milder behandeln,
und 80 natürlich viel leichter zur Regelung der streitigen finan-
xieilen Angelegenheiten nach seinem Wunsche gelangen.^
I Schon Kopp hat I, 749, Anm. 1 die Haltung Rudolfs wesentlich so be-
Qrtheilt.
XX. SITZUNG VOM 14. OCTOBER 1885.
Das k. k. militär- geographische Institut übermittelt die
30. Lieferung der neuen Specialkarte der österreichisch-ungari-
schen Monarchie.
Von Druckwerken sind folgende mit Zuschriften ein-
gelangt :
,Das wirthschaftliche Leben der Völker^ eingesendet von
dem Verfasser Herrn Dr. v. Scherzer, k. und k. Ministerialrath
und Generalconsul in Genua,
,Archaeologisch-epigraphische Mittheilungen aus Oester-
reich - Ungarn', IX. Jahrgang, 1. Heft, überreicht von der
Direction des archaeologisch-epigraphischen Seminars der Wiener
Universität.
Die Savigny-Commission legt zur Aufnahme in die Sitzungs-
berichte die sechste Abhandlung des Herrn Oberbibliothekar
Dr. Emil Steffenhagen in Kiel über ,Die Entwicklung der
Landrechtsglosse des Sachsenspiegels', welche die Fuldaer
Glossenhandschrift zum Gegenstande hat, vor.
Das w. M. Herr Professor Dr. Wilh. von H a r t e 1 legt
zur Veröffentlichung in den Sitzungsberichten die von ihm nach
den Aufzeichnungen Dr. G. Loewe's herausgegebene und bear-
beitete ,Bibliotheca patrum latinorum Hispaniensis. I. Escorial
(Real biblioteca de San Lorenzo)' vor.
413
Von dem c. M. Herrn Hofrath Dr. K. Th. von Inama-
Stern egg wird eine fiir die Sitzungsberichte bestimmte Ab-
handlung überreicht, welche den Titel führt: ,Zur Verfassungs-
geschichte der deutschen Salinen im Mittelalter^
Herr Professor Eduard Wertheim er in Klausenburg
tibereendet eine Abhandlung: ,Erzherzog Carl und die zweite
Coalition bis zum Frieden von Lun^ville (1798 — 1801)', mit
dem Ersuchen um ihre Aufnahme in die Schriften der kaiser-
lichen Akademie der Wissenschaften.
Die Abhandlung beruht auf ungedruckten Briefen und
Acten des Privat-Archives Sr. k. und k. Hoheit des durch-
lauchtigsten Herrn Erzherzogs Albrecht.
Dieselbe wird der historischen Commission übergeben.
An Druoksohriften wurden vorgelegt:
Acaddmie royale des scienceSf des lettres et des beauz-arts de Belgique:
Bulletin. 54« ann^e, 3« s^rie, tome X, No. 8. Braxelles, 1885; 8°.
— Compte rendu des s^ances de la Commission royale d'histoire ou Recueil
de ses Bulletins. 4« s^rie, tome XI, 3« k 6« Bulletins. Bruxelle, 1883 ä
1884; 8«. — Tome Xn, !•' i 3« bulletins. Bruxelles, 1884; 8".
— Biographie nationale. Tome VIII, 1««^ et 2« fasciciiles. Braxelles, 1883 k
1884; 8«.
— M^moires couronn^s et autres M^moires. Collection in 8^, tome XXXVI.
Bruxelles, 1884; 8^.
— M^moires couronn^s et Memoires des Savants ^trangers. Tomes XLV et
XLVI. Bruxelles, 1883—1884; 4«.
— Memoires. Bruxelles, 1884; 4^
Akademie der Wissenschaften, königl. preussische sn Berlin: Abhandlungen
aus dem Jahre 1884. Berlin, 1885; 4».
Amari, Michele: La guerra del Vespro Siciliano. Nona edizione. Vol. I — III.
Milano, Napoli, Pisa, 1886; S^
Fridrich, F.: Populäre Anleitung, auf mnemonischem Weg^ binnen drei
Tagen die Kenntniss der Lantbedeutung sämmtlicher hebräischer Qua-
drat-, jüdisch-deutscher Druck- und jüdisch-deutscher Current-Buchstaben
sich anzueignen. Prag, 1885; 8^
Institute, the Anthropological of Great Britain and Ireland; The Journal.
Vol. XV, Nr. 1. London, 1885; 8«.
414
Instituto di Corrispondenza archeologica: Annali. Vol. LVL Borna, Ber-
lino, 1884; 8°.
— Bullettino per Tanno 1884. Roma, Berlino, 1884; 8^
Reife nkugol, Karl Dr.: Die Bukowinaer Landesbibliothek nnd die Lk. Uni-
versitätsbibliothek in Czemowitz. Geschichte nnd Statistik. Czernowiti,
1885; 8".
Society, the royal Asiatic: The Journal of the Bombay Brauch. Vol. XVÜ,
Nr. XLIV. Extra Number. Bombay, 1884; 8«.
— the Asiatic of Bengal: Proceedings. Nrs. 1 — 10. Calcutta, 1884; 8'.
— Journal. Vol. LIII, Part 1, Nos 2—4. Calcutta, 1883; 8«. — VolLffl,
Part 1, Nr. 1. Calcutta, 1884; 8".
— Bibliotheca Indica. Old Series. Nrs. 247, 248, 494, 495, 516. Cilcotti,
1883; 8". New Seriös. Nrs. 496—610, 512—615 and 517. CalcntU, 188^
bis 1884; S^
— Notices of Sanskrit Manuscrits: Vol. VI, Part 2, Nr. 17. CalcutU, I88i;
80. _ Vol. VII, Parts 1—2, Nrs. 18 and 19. Calcutto, 1883-1884; 8«.
Survey, the Archaeological of India: Report of a Tour in the Gonkhpor
District in 1876—1876 and 1876—1877. Vol. XVIII. Calcutta, 1883; 8».
— Vol. XVII. Report of a Tour in the Central Provinces and low«
gangetic Doab in 1881 — 1882. Calcutta, 1884; 8«.
Verein für Geschichte der Deutschen in Böhmen: Mittheilungen. XX^I.Jsll^
gang, Nr. 1—4. Prag, 1884—1885; 8«. — Die Chroniken derSttdtEg«
von Heinrich Gradl. Prag, 1884; 8".
Wissenschaftlicher Club in Wien: Monatsblätter. VI. Jahrgang, Kr. 19
bis 12 und Ausserordentliche Beilage Nr. VII. Wien, 1885; 4^
V. Harte!. Bibliotheca patmin latinornin Hispaniensis. 41 Ö
Bibliotlieca patrum latinorum Hispaniensis.
Nach den Aufzeichnungen Dr. Gustav Loewe's herausgegeben
und bearbeitet
Ton
Wilhelm von Hartel,
wirkl. Mitgliede der kaiserl. Akademie der Wissenschaften.
Im Sommer 1878 traf die akademische Commissi on,
welcher die Herausgabe des Corpus scriptorum ecclesiasticorum
obliegt, mit Herrn Dr. Gustav Loewe das Uebereinkommen,
dass er während seiner in Aussicht genommenen spanischen
Reise die in den dortigen Bibliotheken befindlichen patristi-
schen Handschriften für ihre Zwecke verzeichne, beschreibe
und nach dem Muster des Reifferscheid'schen Werkes eine
Publication für die Schriften der Akademie in möglichst kurzer
Zeit vorbereite. Eine Durchforschung Spaniens schien be-
sonders angezeigt, weil anderswo verhältnissmässig ausreichende
Kataloge theils vorhanden sind, thcils in Aussicht stehen,
während dort für längere Zeit wqnig Hoffnung auf dergleichen
Arbeiten zu sein schien, die vorhandenen Publicationen bis
auf wenige Ausnahmen der erforderlichen Genauigkeit und
Verlässlich keit ermangeln und bei dem gegenwärtigen Zu-
stande des spanischen Verlagshandels durchweg schwer er-
reichbar sind. Von der Menge der in Spanien aufgespeicherten
Schätze hatten wir eine unzureichende Vorstellung und glaubten
mit Loewe, dass zu ihrer Aufarbeitung die Zeit von sechs
Monaten genügen könnte, zumal auf eine detaillirtere Beschrei-
bung jüngerer Codices von vornherein verzichtet werden sollte.
Wir wurden bald eines anderen belehrt, und Loewe brauchte
fast die doppelte Zeit, ohne das Material vollständig bewältigen
zu können. Am 20. October 1878 verliess er Rom und ging
416 ▼• Hartel.
direct nach Madrid , wo er zunächst die grosste Zeit der
Kationalbibliothek widmete, in welcher die aus Tdedo
stammenden, meist westgothisch geschriebenen Codices irf
bewahrt werden. Daneben arbeitete er in der PrivatbibBoÜiA
König Alfonso's, wozu ihm der k. k. Gesandte Se. Excelkw !
Graf Ludolf, welcher ihn in jeder Weise mit grosser Zuvif-
kommenheit während seines Aufenthaltes in Spanien nnt»-
stützte, den Zutritt eröffnete. Der Beginn der Weihnadto'
vacanzen bestimmte ihn, am 15. December nach Escoriil n
übersiedeln, wo ihm die grosse Liberalität des Bibliothekin
Don Felix Rozänski bis zum 14. Februar ununterbrochen n
arbeiten ermöglichte, ohne dass er die reichen Schätze is
dortigen Bibliothek zu erschöpfen vermochte. Nach einem kun»
Ausflug vom 14. — 19. Februar nach Valladolid und Salamanci,
wo sich geringe Ausbeute fand, kehrte er nach Madrid zor&a
und setzte seine unterbrochenen Arbeiten daselbst fort, indes
er ausser den Handschriften der Nationalbibliothek die in dcB
Staatsarchiv altbewährten Codices der Kathedrale von Arkf
die Handschriften von S. Millan de la CogoUa und S. Fedif
de Cardena, welche nun die Academia de la historia besHi^
imd anderer kleinerer Sammlungen, wie die des HoMi
arqueolögico und der Universitätsbibliothek, untersuchte. Nid
Vollendung dieser Arbeiten trat er eine grössere Reise a,
welche ihn in die Bibliotheken von Toledo, Cordoba, Sevilk
Granada, Cadiz, Mäla^ca brachte, über deren Ausbeute nur
ein kurzer Berieht vom 29. Juni 1879 und dürftige Au&dck-
nungen vorliegen.
Als Loewe aus Spanien in die Heimat zurückgekdbrt
war, beschäftigten ihn seine eigenen Arbeiten und die Pflichtet
seiner neuen Stellungen , zuerst am russischen Seminar 9
Leipzig, dann an der Bibliothek in Göttingen, bald so, dt>
er seinen wiederholten Versprechungen, demnächst das fertigi
Manuscript der Bibliotheca Hispaniensis vorzulegen, nicht nich
zukommen vermochte. So schrieb er im Februar 1881 ai
Herrn Hofrath Sehen kl: ,Da ich seit meiner Rückkehr vo
Spanien mich in zwei ganz verschiedene Stellungen einarbeite
musste, so ist es mir leider bisher noch nicht möglich gewesci
an eine eigentliche Ausarbeitung der B. L. H. zu gehen. I<
gedenke ihr aber mit Beginn des Sommersemesters alle vc
Bibliotkdc» pfttrom Utinornin HispaniensiB. 417
m
•
igbare Zeit zu widmen und hoffe dann bald einen beträcht-
dien Theil des Manuscripts einliefern zu können. Einen
grossen y ortheil hat diese Verzögerung insofern mit sich gebracht,
ib erst in diesen Tagen der zu einem Buche ausgewachsene
Beisebericht meines Reisegefährten Ewald ^ erschien, worin ich
Bme Menge Vorarbeiten für meine in gewissem Sinne parallele
/bbeit finden werde. Auch die manches Nützliche fUr mich
abwerfende grosse Publication von Charles Graux^ ist erst
pns kürzlich herausgekommen.' Ein letztes Schreiben vom
3. März 1883, an den Obmann der Commission gerichtet, ver-
ipicht, dass er ,zunächst, und zwar in einigen Monaten , den
£e wichtigste Bibliothek, den Escorial, betreffenden Theil ein-
mtden werde ^ dass man aber davon absehen wolle, einen
bestimmteh Termin der Einlieferung zu verlangen, da die ab-
leUiessende Bearbeitung der verschiedenen Handschriften einen
pnz verschiedenen Aufwand an Zeit in Anspruch nimmt^ Ein
jllier Tod schnitt diese Aussichten ab und versagte dem mit
dem Aufvrand langer, mühsamer Arbeit und grossem Fleisise
vorbereiteten Werke jene tadellose Vollendung, welche nur
I^we ihm zu geben vermocht hätte. In unsere Hände ge-
kngten nach Loewe's Ableben durch die gefilllige Vermitte-
hfig seines Freundes Dr. G. Goetz, Professors an der Univer-
>it&t Jena, die in mehreren Heften und auf zahlreichen Zetteln
ait Bleistift und Tinte niedergelegten Aufzeichnungen unver-
bdert, wie sich Loewe dieselben in Spanien gemacht hatte,
leh stand lange rathlos vor dieser Masse, bis ich mich entschloss,
ui die Redaction und Bearbeitung derselben zu gehen. Es
iiftngte dazu die Ueberzcugung, dass eine wenn auch noch
10 ungenügende Publication unserem Unternehmen zum Nutzen
gereichen und auch weitere Kreise interessiren könne. Auch
versprach Ewald's inzwischen erschienener trefflicher Reise-
meht willkommene Unterstützung, und eine mit so erheblichen
tehwierigkeiten verbundene redactionelle Thätigkeit liess auf
ine billige Beurtheilung zählen.
' fieise nach Spanien im Winter von 1878 auf 1879 von P. Ewald im
Neaen Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde,
VL Band, S. 217—398. Hannover, 1881. — ' Essai sur les origines du
fonds grec de TEscurial. Paris, 1880 (Biblioth^ue de T^cole des hautes
Stades, 46« £Rac.).
8itewi^b«r. d. phU.-lii«t. Cl. CXI. Bd. I. HA. 27
418 ▼• HftrtdL
•
Meine Arbeit nmfasste bei Beschreibungen der einxeliieii
Handschriften Ordnung und stilistische Verbindung der mm
Theil zusammenhanglosen Notizen, Hinzuftigung von Venr^sen
auf andere Beschreibungen^ Nach weisung der gedruckten Stücke,
wo dies möglich oder nützlich schien. An dem Inhak wurde
selbstverständlich nichts geändert, nur dass die allxagroase
Ausführlichkeit hie und da eine Beschränkung erfahr. Man
wird vielleicht finden, dass dies hätte öfter geschehen 8<dlen,
denn Loewe hat bei der Untersuchung der Handschriften nicht
blos unsere nächsten Bedürfnisse berücksichtigen woUen , wie
er selbst in seinem ersten Bericht vom 29. December 1878 des
näheren ausfuhrt: ,Bei meinen Arbeiten habe ich mich bemüht,
möglichst erschöpfend zu verfahren. Da es nicht wahrscheinlich
ist, dass Spanien sobald einmal wieder für die Pathes dorch-
forscht wird, so glaubte ich auch verhältnissmässig junge Hand-
schriften nicht ganz ausser Acht lassen zu dürfen. Da femer
die meisten in Betracht kommenden Handschriften auch anders
geartete Bestandtheile enthalten, bislang aber meist gänzlich
unbekannt sind, so glaubte ich der Bibliothek einen besonderen
Werth durch kurze Angabc auch dieser Partien zu verleihen.
Ausfuhrliche Indiccs, die in der trefflichen Reiiferscheid'schen
Bibliotheca noch mangeln, sollen dann auch diese Theile bequem
nutzbar machen. Mit Reiffcrscheid verglichen ergiebt sich so
ein Plus von Arbeit, das ich auf andere Weise zu paralysiren
bemüht bin. Es scheint mir nämlich in dem genannten Werke
darin etwas zu weit gegangen zu sein, dass bei zusammen-
hängenden grösseren Werken genau die AnfUnge und Schlüsse
der einzelnen Bücher zugleich mit der Seitenzahl des Codex
verzeichnet werden. Diese zeitraubende Arbeit halte ich des-
halb für wenig nutzbringend, weil, wenn einmal später die
Handschrift wirklich verglichen wird, diese mehr äusserlichen
Notizen sich von selbst ergeben, vorher aber bei einheitlichen
Werken von weiter keinem Interesse sind. Ganz anders liegt
die Sache natürlich bei Briefsammlungen und ähnlichen Hand-
schriften: da ist eine Beschreibung ohne genaue Angabe der
einzelnen Stücke mit Anfang und Ende fast nutzlos.^ Diese
angestrebte Kürze machte sich bei der Verarbeitung des Loewe-
schen Materials durch manche Unklarheit und Unsicherheit
fühlbar, wird sich aber dadurch in ihren nachtheiligen Folgen
Bibliotheca patrnin latiDornm Hispaniensis. 419
zum Theil beheben^ dass einer unserer jungen Philologen,
Dr. R. Beer, der noch in diesem Jahre fUr das Corpus in
Spanien beschäftigt werden soll, erwünschte Ergänzungen zu
liefern in der Lage sein wird. Zugleich habe ich jene Titel und
Adressen der Briefe, welche Loewe nicht wörtlich mittheilen
wollte, sondern in gekürzter Form oder auch in deutscher
Fassung gab, cursiv drucken lassen. Bei Bestimmung einzelner
Stücke, die gar oft mit Hilfe unserer Initia nicht gelingen
wollte, besonders den mittelalterlichen, unterstützten mich Herr
Professor Dr. J. Huemer und Dr. Ooldmann auf das zuvor-
kommendste mit ihrer Kenntniss dieser Literatur und ihren
Sammlungen.
Endlich gestattet die verspätete Publication, bei der Be-
schreibung mehrerer Handschriften auch auf die inzwischen er-
schienene verdienstvolle Arbeit Ewald's und Loewe's, Exempla
scripturae Visigoticae (Heidelbergae apud G. Koester 1883) sich
zu beziehen. Ausser diesem und den früher genannten Werken
ist selbstverständlich Knust's ' Reisebericht ,H. F. Knust 's Reise
nach Frankreich und Spanien in den Jahren 1839 — 1841* im
Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichte VHI,
S. 102-252 und S. 786—822 benützt worden. Auf andere
wird gelegentlich Bezug zu nehmen sein.
Die gedruckten Texte, auf welche verwiesen wird, sind,
wenn nicht eine andere Quelle ausdrücklich namhaft gemacht
wird, die den Initia patrum latinorum (Vind. 1865) zugrunde
liegenden. Die aus den Handschriften mitgetheilten Stücke
geben genau den Text und, so weit dies möglich, auch die
Abbreviaturen wieder, wenn auch ersteres nicht überall durch
ein (sie) ausdrücklich versichert wird.
I.
EscoriaL
Real biblioteca de San Lorenzo.
Den Zutritt zu der im Monasterio befindlichen Bibliothek
eröffnete Loewe die österreichische Gesandtschaft durch die
Litendancia general de la real casa y patrimonio, und derselbe
27*
420 V. ttartel.
fand zuvorkommende Unterstützung bei dem Herrn Bibliothekar
Presbyter Don Fölix Rozdnski, dessen umfangreich angelegten
und nach Gegenständen geordneten Handschriftenkatalog der
Bibliothek Ewald lobt (Archiv a. a. O., S. 225). Die Acten
der Bibliothek zur Zeit Philipps H. vereinigt zum Theil der
von Ewald beschriebene Codex chart. k IL 16 n. XVI, so wie
das Memorial an Philipp H. von Juan Paez und die Berichte des
Ambrosio de Morales über seine Reisen im Auftrage des Königs.
Ferner ist der Anfang eines Katalogs, den D. Francisco Perez
Bayer angelegt hatte, auszugsweise von Knust mit Zusätzen
im Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde
Vni, S. 809 ff., dann, aber nicht über den Buchstaben b hinaus,
in der Revista de archivos' bibliotecas y museos H, 218 — 237
publicirt, sowie die Commission, welche die Akademie der Ge-
schichte 1761 zur Erforschung der gothischen Chronologie aus-
gesandt hatte, in dem 2. Bande der Memorias de la real Aea-
demia de la bist. p. 492, 554 ff. einige Handschriften beschreibt.
Diese Kataloge, welche nach dem grossen Brande im Escorial
von 1071 zu Stande kamen, nennt Ewald. Ausser diesen be-
nützte und excerpirte Loewe eine Handschrift der Brera in
Mailand, signirt AE. XIII. 38, 2« chart. saec. XVHI ut uid.
463 pagg., in welcher sich ein Catalogus manuscriptorum regiae
bibliothecae Scorialensis in Hispania in monasterio S^^ Laurentii
befindet, welcher zuerst die griechischen Handschriften oder
vielmehr einen alphabetischen Index der Autoren mit zuge-
hörigem Inhalt bietet ohne Signatiu*en und sonstige Angaben
über die Handschriften. Pag. 221 ff. folgen die lateinischen
Handschriften, und zwar zuerst in alphabetischer Reihe die
Autoren mit ihren Werken, indem jede Handschrift signirt ist
(z. B. II D 23, d. i. II. armarium, D sectio, 23 codicum seriös
a dextris enumeranda), dann p. 339 ff. die anonyma nach ihrem
Inhalt geordnet. Bei den lateinischen Handschriften finden sich
häufig die Angaben membr. antiq. litteris gothicis u. dgl. Diese
Bezeichnung der Codices mit Buchstaben ist heute noch in
Geltung. Man braucht dabei fUr a bis h die kleinen, von H
bis Z die grossen Zeichen, so dass H doppelt verwendet wird
(h H). Zwischen H und I ist das Zeichen für et = &.
Bibliotheea pfttram Ifttinonim Hispaniensis. 421
Cod. ohne Nummer in dem ,Camarin de las reliquias'.
U, 179 foll. mit 4 Yorsetzbl. s. VU
Die QwUemionenbezeichnung steht am Ende des Quaternio,
ikerttef. 8% die letzte f. 168'>,
f. 1' m. saec. XlVroth: Et pertinet sancto martino in span-
kejm <i mutatus pro alio. Darüber mit sdiw. Tinte s. XV in.:
Siacti angUBtini epi libri de baptismo | Quos manu fertur
ieripfli88e propria. | In eis^ libris quos aducrsus epistulam par-l
afiniani quam dedit ad tychonium | scribsimus promisimus nos
dfligentina (so weit drei Zeilen roth) | quaestionem baptismi
tnetatoros quod — f. 172^ eis aedificamur in petra | amen |
e^ libri de baptismo | numero septem | do gratian | qui legis
an pro me.
Vor dem ersten El. des eigentl. Codex, auf dem letzten
cum
VmäAlatte steht in westg. Cursive: rogamus uos ut si uobis est
•Eqnifl liber de mora]ia iob idest ^ pars tertia siue quarta
in qninta nobis prestetis ad transcribendum nam prima et
neimda et sexta pars iam aput nos sunt. Dann m. s. X / XI:
\ •& ragustini epi de babtismo. Dazu von ders. Hd., die f. 1 **
Ärar Rd. das Schwarze schiel) (dieselbe schrieb f. P unterer
U,: Hunc codicem sanctus augustinus manu propria scripsit) :
ÄMm eius scriptum accepimus. Vor rogamus uos ut in Halb-
■iftafe: ferunt ob iocum fexum cimbe per liquet und Federproben,
<nc& em Alphabet derselben Tinte, nicht wohl derselben Hd. Von
itndhen Tinte darüber: huum (sie) scripsit seruus dei. Vorher
fit em Stück in westg. Cursive, beg, mit: nam cum. VorsetzbL
1 1' (wohl etwas spätere Unciale) enthält Superiore ^ epistola. —
£3' unten non uidetur quona.^ Dann folgt f. 3^ in westg. Cur-
919$: Quam mirabilis.^ — (Ende des 4. VorsetzbL ^) et uirgines
finepotuerunt. | f. 4^ beginnt mit: Nam cum. Am Rande der Hs.
tlAen paläographisch interessante, wohl gleichzeitige Schölten, deren
Schreiber am Ende dei* Hs, bemefrkt : Contuli ut potui dö gratias,
wnd weiter unten: contuli quantum mihi dominus opitulatus est.
' Yg^l. das Nähere über die Schicksale der Plandschrift in den Exempla
Üb. I— m. — » Aug. de bapt. c. Don. IX, 107. — 3 Tertullian (?) de
aera circumcisione (Hier. opp. XI, 159). — * Vgl. Exompla tab. II. —
^ Eine rhythmische lionedictio cerei, die Knust abschrieb (s. Knust a. a. O.
S. 187 und 8*20) und die Exempla mittheilen (Ubb. II, III).
422 ▼. Hftrt«l.
-v
all
(I B li So nuuc. m. bip. paf. 175 f»U. s. XUL
f. P m. s. XIV XV: ncio xixiiii fco*, Awia cieUil:
ron dursdhen IUI. : Los cpistres de i Jeroisme | comcoch a 1|:
tbuillet ap*s I laeable ante jniuria (sie).
Epistolae Hieronymi, f. l^a Index von 134 (som^ ^^^l
Brief tili, f. 2' (r.) Incipit liber epl'ara beati ieroniim
Die erste an Eliodorus monachus. Quanto studio et amore^ AJ
Die letzte (13ö auch im Contexte, wie im Index « J an Maredk]
^ilagnam- faumiiitati nre fiduciam etc. f. 172^b folgen
des Ilieronipnua (diese sind von späterer Hd. in den iubxai
(jetragen), f. 172^b de natale domini | Hodie' ueras lol
est mundo — f. 173^a de epiphania | Dies^ epiphanionm
noie — f. ITS'^b de quadragesima | Quomodo^ miles semp
cctur — f. 173^a de parasceue | Hodie* fre kmi popb U^
uere homo uidens din — f. 174'b de die dnico pasche | Kt
fr*8 knii que nite Dcepi ore j>ferre sermonem — f. lli'b
])salmo centesimo 6cptimo decimo j In omi ^ psalterio dS S\
xpc ^pphatur — f. 175*"b auf dem nach SMusm des
Uergebliehenen Räume hat eine Hd. s. XIV geschrieben: (
et trib; in xpo lazaro durbonesi priori et ceteris in
heremo d'o famulantibusc^ cartusic prior uocatns gnigo p|
adno (nie) saliitem. Int' eet'a catholieonim uirorum q ad eine
tidelium elaborauerimt — f. 175^a suo uideantur numero
nute, has nre paruitatis iieteras mearum principio coli«
ualete orate j> nobis. Ganz unten f. 175' stand itti die
notiz, die ausgeschnitten wurde.
a I 2
^I B 3) 2o max. m. bip. pag. 3;U foll. s. XIV.
Augustinus in Ps. 1 — ÖO.
f. 335 ^b am Ende roth : Finito libro sit laus et gPia xpi
Auf dem unteren Ed. steht mit kleineren, aber mit der Hs. tid-
» Quanto amore et studio Hier. ep. I, 28. — ' Hier. opp. XI, 31 = «pt
l»aiiliiü Nol. p. 721. — 3 Hier. XI, 208 = Maximi Taur. hom. p. 411
— * Mnxiini Taur. lioni. p. 4*21 — Augrustini sernio 137 (V, 2015). —
' Hier. opi». XI, ilO -= Leoiiis serino I, 338. — «i Hier. opp. XI, äl2-
• Ib. XI, 210. — > Hior. Explan. ps. 117 i»pp. XI, 200.
Bibliothecft patrnin latinoruni Hitpftnientia. 423
leitht noch gleichzeitigen schwer lesbaren Btichstahen : die sexta
mensis iunii anno a natl dm k cccc primo Reuerendns in xpo
pater et dns dSs (sie) firater barth' miseraton dia einen eps
dedit et donaeionem fecit eccie bte eulalie einen de uolumine
isto mdio instro p iohanes sales not^; cfö aucre dei Reu dm epi
notj ts frat* p* iusu (?iußti?) magr in sacra pagina ordis bte
marie de earmelo viU perpiniani dns p^ garrigUa Dducen eccie
einen fran oUarii et thomas de casagalda.
a I 6
So m. bip. pag. 140 foU. taec. XIV.*
f. 1 — 4, nicht von alter Hand numerirt, beginnen mit der
Vita sancti Gregorii magni ppe huius nominis primi. Gregorius ^
urbe roma a patre gordiano editus | schliesst im Epitaphium
beati Gregorii : nam mercedem operum iam sine fine tenes |
Laus deo | Dann folgen 3 leere Blätter,
f. l"" alter Numerirung beginnen die Gregorbriefe mit den
Ordinationsjdhren in den Ueberschriften. (r,) in noie dni incipiunt
eple ex registro bti Gregorii pape Mense septimo indictione
nona • sc J . ordinationis sue anno . i ® . GB^ Vniuersis epis p si-
ciliam constitutis.^ ^ssa Valde necessarium und retcAen bis f. 120^ a
ExpHcit über registri b. grego . Dieselben gehören nach Ewald
im Wesentlichen der Glosse der ,Completirten R^ an (vergl. Neues
Archiv 111,497). Es folgen f. 120^ b — 138''b von anderer, aber,
wie Loewe meint, wohl gleichzeitiger Hd. etwa 212 nicht numerirte
andere Biiefe, aus Beda und den Sammlungen C und P entnommen,
darunter Wiederholungen bereits gegebener Briefe und Apocrypha
nebst zwei Documenten des IL Jahrhunderts, Näheres darüber
bietet Ewald a. a. 0, 226,
a I 10
(I B 8 I I 10) 2o m. bip. pag. 878 foll. s. XV.
Schöne ital. Handschrift mit Florentiner (f) Initialen. {, V
mit Miniatur umrahmt. Das Wappen unten ist ausgetilgt, Augu-
stini epistola£. Vorn kein Index. Nach später beigesetzten Zahlen
^ Vgl. Ewald a. a. O., S. 226 ff. — ' Gregorii uita auctore Paulo diacono
(opp. Greg. IV 1, 1). — ^ Greg. ep. U, 485.
424 T. Hartel.
Sind es 273 Stück. Der erste an Volusianus. De siiiite * tat q^
et. Der letzte an Caecilianus. Querela ' de mc apad te —
a I 18
M. 201 foll.. 1—172 bip. pag. f. 1—187 a. 912; f. 188—204 Thcil« «Mr Mim II hlL^
Wcstg. Schrift, meist AosschanpwfMBtBt.*
f. 1' am unterefi Rd. s. XVL es de la yglesia de
y esta la primera hoja del suelta dentro del libro. JBr
skh viele cursive Stückchen, das grösste f. 202^ äuMSsnr
16 natürlich sehr schmale Zeilen, die stark beschniäm; £
westg. Min. mit cursiven Elementen, wohl rUekl vid sfükr
die leere Stelle von 10 Zeilen geschrieben, f. 188^ imtanr
westg. Rdbemerkung : Notitia depou adcras galoido aba
et teoare faue | no? leogodinco faace | xpofonmi faaee
fauce I face 1 seruo di | f. 195' unterer RL
bleicher Tinte, westg.: pelagioii^ pelagio medio saape u
t
medio uelite dame (a oder o ca; u?) bec semina iiiiUa
* ui min*.
f. l^a Et 3 Bcdm ^ditum apstolo« * regnla mc
siculi sca patrum precedentium sancscit auctoritas — f. 2^i
macola nos offeras am. h^c sunt nomina qai maniis snas
scriptione ul signum in hoc pactum fecerunt. Es fdgsk
eigenhändigen Unterschriften der Klosterinsassen, welche siA
Abt Sabaricus ganz und gar in die Hand geben und A»
alle Uebertretung der KlostoTegel etc. die strengsten Strafen
räumen. Paläographisch ist diese Subscr. höchst interessanfy
historisch der Namenskatalog. Einzelne Namen sind cursiv ol0
haben wenigstens cursive Elemente.
f. 3 '' a (r. Maj.) prefatio huius regule dmni redicti (sie) ab
batis. I Rcgiilam alTm h^c conscripsimus ut hune obserbantes ii
monasterio aliquatenus ul honestatem — f. 3'b (r. Maj.) aba
h^c sunt q' ut obserbetis ac — f. 4^b concupiscentiam non bi
bcatis ,7 / //. I Danach 6^/\ Zeilen ausradirt. Dann folgen ve
* Aug. ep. 132. — ' Aug. ep. 151.
» Vjrl. Ewald a. a. O., S. 226, Exempla tab. XV bieten ein Facmmi
von f. ^s^ — J Wie Loowo meinte (Ewald, S. 227), ein Rocept, — > D
jranzon Vortrair theilt Ewald a. a. O. mit.
Bihll«ili*u pmtriB latkHran Hitpuinnti
425
Bchir-dvirn oi-aliones (Titel der »rsten: r. Maj.) it or de abbn qui
in eenobio ehdoraada ingreditur. t Adiutorium nobis quesu-
mMsetc. Die vierte und letzte xchliesst f. Ö'b: ad inte liegen dum
soUiciorem reddat. ani. (r. Maj.) it prologua d regula sei patris
un bonedicti abbatis. | Abacalta ' o filii precepta magistri * in-
clina aurem eordis tui a admonitionem — f. 6'b consortea -am- |
(r. und gr. Maj.) it kapitule eiusdem regiilo donini benedicti
abbati primus \r \ Es fohjt ein Index con 77 Gipp. 1'. 7 ' a I De
generibus monacbo«. Monacbomm quatuor esse genera mani-
festum est. pi'imum — f. 33'a recipiendus est in monasterio
Explicit regnla patria nri domni benedieti abbati: | du gratlau |
(r. Maj.) incipit regula domni fnictuosi.'' ] Post dilcctionem di
et proximi quod est slimma — temporibus | Es folgt ein Index voti
21 Capp. Das Werk heg.: I De orationib' | Prime höre obaerbanda
mensura etc. Es bridtt f. 40' b im XX. Cap. eieq' mensam ponetur
uta6. f. 41'"a (r. Maj.) incipit recula sei patris | (grün) ysidory
abbatis instituta. | plura^ sunt precepta uel inatituta maiorum
que aacia — f. 52' b quomodo animo ad salutem jiueniant [
(r. Maj.) inne dni incipit uita sei pacomnii aibe et recula eius-
dem. I Quoniam" deaiderio desiderati (sie) aemper audire que
BCa sunt — f. ÜO'b eat honor et gia in scla aclo% am. | {Maj.)
item pacomiuB | Quamuis ^ agutus gladiua et leuigatus aaaidui —
f. Öl-a congregationia studia delectarint .f. Finit | (r. Maj.)
p. Jntititutio [ dicendum est de prestinariia Quando" — f.63'a
egit in omib'que ei credita aunt.'" f. G3'^b Plenitudo" eiua
legis caritaa ecientibus tempna quod iam — f. 64' menstiram
operis 8ui ''^ f. Ö5'a domnum eiuadem monastprii transibi-
mus '^ — f. (i6''a requis in futuro abere possitis. | (r. Maj.)
itö icapitula supradicte aepale | t ©■ conlatione (24 Capitel).
Dag Werk heg.: Ad andieadum in conlatione patrem tribua —
f. 71* b bnmilitas uero bis indicüa conprobatur. | Explicit re-
gula patris nri pagomii dd gratias kpT.
(r. und gr. Maj^ inne dni nei itu xpi incipit regnla
dumoi agustini ppi scis nirginibua spi in monasterio couaisten-
' Benedicti reg. 68, -216 M. — ' Fructiiotsi regula 87, 1099 M. — ■ leidori
rep. moniiiilioriim VI, 534. — ' ViW b. Postliumii 7;i, 420 M. — * Hier,
priief. in repalam P»chomii II, hü. — » Ib. II, 70V — '" Ib. II, 76, —
" Ib, 11, 77. - " IL, H, HO. — 1' Ib. II. 89.
426 ▼. Hftrtcl.
tibuB: l d regula puellarü | Inprimis ^^ monasterium u^sm min
conclabis diligentiam habeat ut firmitate — f. 7ö'b ne in-
ducatur; explicit regula beati agustini . dö grfta. f. 75 'b
(r. Maj.) epistola beati iheronimi ad eubstocia (sie) uirgine
directa | Audi ^^ filia et uide et inclina aurem tuam et obli-
uiscerepplm tuum * domQ — f. 92 ^a dns ms audibit demonium
abes modo audi. f. 93 ^ a (r. und achte. Maj.) sub xpo dö
leäder ipsius msda eps in xpo filie ac sororis.'florentiiie salutö |
Perqoirenti^^ mici soror et sorori m^^ karissima florentina.
.1' Quibus te — f. 98^b mulier timens dm ipsa laudaoitur.
f. 98 ^b (r. Maj.) J ut uitentur laycae mulieres de institu-
tione recula. | Precor te soror ut femine que tecum — f. 108 ^b
usq^ in finem salba eris l expllCiT. | (r.' Maj.) de uiduis^^j
Uiduarum multa exempla sunt quarum prima in scripturis
legitur — f. 109^a emendatione ser/// //bus (6—7 Buchst.
unUabar). \ (r. Maj.) de purificatione | Deutissim^ hieronim^ dum
de purificationib^ interrogaretur — f. 109 ^b cum gra« actione
II Jin I Eine andere Hd. hat mit kleinen Budistahen den da-
nach freigebliebenen Raum durch: Ulut aum quid signiiicet quod
dns ad moysen — iides et Caritas abscondit \ ausgefüllt,
(r. und gr. Maj,) inne dui incipit uita sce constantine |
f. llO'^a I Constantine ^'^ uirginis sacratissime gesta mirabilia que
longo sermone uix — f. 125 '^a uibit et regnat in scla scton
am. explicit über tertius de uita sce constantine uirginis am.
f. 125^a (r. und schw. Maj,) incipit uita sce melanie senatricis
rome. | Benedictus^*-* dns qui su^citabit tet pretiosum caput. sacer-
dos di — f. 145^a diligentibus se cui est gla in scla sclorum. {
Amen J expl. f. 145^ b (überschrieben von junger Hd.: S Paul^
Vita) Si cuncta '^® mi corporiis (sie) membra uert^rentur in linguas
etoms — schUesst f. 158^ b mit den Epitapiden der Paula diebus
uiginti uno explicit.^ | Inter^^ oins materias quas ab adulesccntia
usque ad hanc etatem ul mea ul notario« scripsi manu nicil pre-
senti — f. 168^b immitatio forma uirtutis est | (r. Maj.) b Incipit
iheronimi ad principiam uirgin6 explanatio psalmi ^^ lui. |
*• Ifiid. regula monachorum VI, ö2ö. — ** Hier. ep. I, 87 (^ Ambros.
app. p. 865). — ** Leandri ref^ula 72, 874 M. — " Aussüge aus Hiero-
nymus, wie es scheint. — w ? — i» ? — 20 Uier. ep. I, 684. — 21 ib.
I. 969.
Bibliothecft patrum latinornm Hitpftnicntit. 427
Scio^^ me principia in xpo filia a plerisque — f. 169^a sensu
pacificus apellatur | f. ITO'^a (r, Maj,) epistola beati iheronimi
ad furiam | Obsecratis ^^ litteris et suppliciter deprecaris ut tibi
— f. 175^ nubtiis cogitabis | (V. Maj.) epla hieronimi ad salui-
nam | Uereor*-^^ ne officium putetur ambitio et quod — f. 180' |
legentium ptimesco X bxplicit .\ pS \ (r. Maj,) epla hyeronimi
quomodo uiuere debeat uidua quae sine liberis derelicta est |
Hoc idem ^* et in euangelio legis doctor interrogat — f. 181 ^ |
scripsimus etplenius die exputamus | f. 181^ (r, Maj,) hieronimus
ad rusticum monacum de intitutione (sie) monacorum | Nicil est ^^
xpiano felicius "cui promittuntur — f. 186^ difficile .^et magna
sunt premia am explicit. Darunter in drei zum Theil cursiven
Zeilen die Subscnptton : O uos olns qui legeritis hunc codicem.
mementote //////// (2 — 3 B,) clientula * exigua leodegundie qui
hunc scripsi in monasterio bobatelle regnante adefonso principe
o
in era dccccL quisquis pro alium orauerit semetipsum dm con-
mendat. Darunter von BibL Hd. 8, XVI: nota scriptum librum
era dccccl sed legendum dcccl^^ | f. 187' steht noch von gleicher
Hd,: Milites ergo xpi.'' sie tales deuent suos conponere sensos
caritatem in sc — ul qui per cellulas consistunt. f. \%1'' ganz
gebräunt, enthält in der Mitte 10 Zeilen in icestg, Schrift mit
cursiven Elementen.
Der Theil des Codex, der nun folgt, ist eine andere Hs.
und später geschrieben (etwa X ex,). Die Blätter sind sehr in
Verwin^ng gerathen. Was man ohne grössere Mühe sieht, ist,
dass f. 204 vor 192 stehen miisste. Die Titel und Anfänge der
Seiten sind f. 188' (r. Maj.) incipiunt prologi psalmorum ßditi
a beato iheronimo presbitero ^"^ | ///////////// (13 B. unleserlich
omnem psalmorum ?J prophetiam ad xpm referendam non du-
bium est — | f. 188^ diuina ac singularis uirtute — | f. 189'
////////// uo gradu ait ideo quod no . . . cxxvii — | f. 189 ^ qui
habundant deliciis | (r. Maj.) de psalm (^c) primo. | Initium
psalmi huius — f. 190' ///////////bus hominibus | (r. Maj.) It
" Ib. 1, 371. — 23 Ib. I, 280. — 2« Ib. I, 493. — 25 y — 26 ib. I, 926. —
2" Dazu bemerkt Ewald : ,Dies scheint in der * That richtig zu sein.
Alfons III. stirbt era 948, Alfons IV. kommt era 963 auf den Thron.
Auf Alfons II. el Casto würde era 850 (a. Chr. 812) gut passen. Auch
das Alter der Schrift widerspricht dem nicht.* — 28 y
428 V. Hartel.
prologus beati iheronimi in libro psalmorum. | Omnis '® gcribtora
diuinitus — | f . 190^ tatem pro austeritatem — | f . 191' ne-
cessaria doctrina — | nuncupantur. Finiunt p^ numero c /^
(r. Maj.) It prologus iheronimi in libro psalmorum — f. 191»
Anfang unleserlich, diese Seite schliesst: scribtum diligentissime |
f. 192"^ '/////V sanguinis lxxviii uox sacerdotum. | f. 192^ geht
bis Gxxv und schliesst: mensuri j>petua | f. 193'" /////// dnicai
sollemnis. Ideo — | f. 193^ schliesst: quotiens in titulos psalm^j
f. 194' (ivtJie Titel) de hymno | de alleluia | de laudatione
psalmorum uel castigatione | f. 194'' it prologus iheronimi ad
paulum de alfabeto ///////// | Nudius ^^ tertius cxviii psalmum —
f. 195'^a (hip. pag. und andere Hd.) HH/l/i/i ul exercituum
(es folgen 8 Zeilen) \ SAÖÖAN Mst robustum | (r, Maj.) indpit
prologus beati ysidori in canticis | Plura^^ nobimus cantica uaiiis
uatum carminibus — f. 195''a salubriter adipiscüt. explicitj
(r. Maj.) Incipit kaput opusculo« | (blau) quinquagenis nume
(roth) ris psalmorum | Uelut quidam arentis teiT austeritatem —
h^c eum placabit breuiari | (r, und hl, Maj,) incipit d primo
quinquageno numero psalmorum | Quisquis ille est qui p opus
iustum — f. 195» b ex omnibus tribulationibus liberabit eum. |
f. 196'" (nicht bip. pag,): /////////////// ipsum ebraicum eontinet
— schliesst Sunt oms psalmi cl | f. 196» Pro turcularibus —
hystoriamque continetur | f. 197'* //// / /bro regnonim cente-
simus XLiii aduersus — pr<^dicauit hominibus | f. 197» (r. Maj,)
incipit consideratio psalmorum . in causis diuersis ita con-
uenienter abtatur . in oratione uero hiis ut prenotati xvi | exaudi
ds lusti Lxvi exsurgat — (geht dreigetheilt bis) f. 198»c dno
dicant explicit | In finem scribturarum hebrei amen pro robo-
ratione scribebant — de decem nominibus quibus ebrei dm
nücupant ^'^ Primü et idst — bricht ab mit IUI Quartum
il Hill IUI I f- 199^' (nicM getheilt) abrupt wie es scheint: //////
constare sicuti et — significet | (r. Titel) incipit de litteras
hebreas Aleph doctrina — Tau signa | f. 199» /cwf ganz ver-
löscht beginnt Post interpretationem elementoriim — f. 200'
Hill II IUI anticum psalmus — f. 200» tunc et credentibus dm
aperitur | (r, und bl, Maj,) it epistola damasi urbis rome aepiscopi
'^ Basilius in Üb. Psalmonim interpr. Kufino (Aug. opp. IV 1, 63). —
»" Hier. ep. I, 144. — 3i Vgl. Mai SVNC. III 2, 256. — »^ Cf. Hier. op.
III, 729.
Bibliotheca pfttrnm Utinoram Hispftniensia. 429
ad iberonimum presbiterum directam | Dum'^^ multa corporali
librorum (»ic) — prsbtrm ibcrosolima | (r. und hl, Maj.) rescribtio
ad papam damasum sedis apostolicam urbis rom^ ^piscopum
iberonimum supplex | Litteras ^^ apostolatus usi accepi at scdm
simplicitatem (bricht damit ab), \ f. 201"^ ! Hl HUI canentes psal-
mographum me interpretare — dicitur Pr^fatio Dauit^* filius
iesse — f. 201* uicibus cordarum. | f. 202' beg.: 1/1/ citfaaris u}
tabarum — hoc est semper (r, Maj,) it prologus hieronimi
Liber psalmorum — f. 202* et uoluit | (r. Maj,) it prologus
iheronimi prsbtri in libro psalmo« | Psalterium rom^ dudum^^
in ea ab utraque — f. 203' cum qu^ inpressimuB sciat in lxx
— fönte potari ] (r, Maj.) inter psalmum et canticum hoc in-
terest | Psalmus a psalterio appellatur — f. 203* habeat in
se doctrinae scientiam | (r. Maj,) d diabsalma | Diapsalma
hebreus sermo — | De amen | Amen uere fideliter (es folgen
vier Zeilen) | f. 204' Hl 11/////// et sol fluctibus — uelociter |
(r. Maj.) incipiunt breues psalmorum | Primus psahnus ad xpi
pertinet — . Die rothen Zahlen gehen bis LXXV, f. 192 schlieast
hier. f. 204* fast ganz abgescheuert.
ans
S o m. bip. pag. 157 foll. a. X «x. in weatg. Schrift.
Die Schrift ist westg. mit vielen cursiven Stückchen zu An-
fang der nächsten Quaternionen und in Ueberschriften, Die
Q^mtemionen gehen von 1 — XVII. f. 1' Diole Don Jorge de
t
Beteta a su mg' Anno 1578 | f. 1* und 2'a steht derselbe Index
wie in * I 4 (saec, XII ex.), f. l*a (r, schw. gr. Maj.) Inme dni
nsi ihu xpi incipit liber cpistolarum sei iheronimi sei agustini
siue etiam aliorum doctorum | Incipiunt capitula. | i Epstla
iheronimi de substantia patris ac filii et sps sei — f. 2'a
Lxviui Jheronimo agustinus | (V. und gr. Maj,) incipit eptla
beati iheromi de substantia patris ac filii et spiritus sei | f. 2''b
Soleo frs soleo ut ipsi — Die weiteren 30 Briefe folgen in derselben
Ordnung wie in der genannten Handschrift. Die folgenden Briefe,
welche in dem Index von a II 14 nur genannt sind, finden sidi in
33 Damasas de psalmorum emendatione (Hier. opp. XI, 276). — ^ Ib.
XI, 277. — " Ib. XI, 278. — »« Hier, praef. in libr. Psalm. X, 106.
430 V. Hartel.
dieser Hs. icirklich, und zwar mit folgenden Tüeln und AnfänfK
f. 66 ""b Theuphili epi alaxandrie (sie) pascalis epstla^ | x^iuii
dnm gle ffs kini rursü consona — f. 75^ b epstlm ealo^ wl;
ceri ^pi ad theuphilum ^pipm^ | Nosti dne cuncta ludifail
pater et ante nsas — | f. 75 ^a Dionisi ad thc'philum* | W:
ds när qui in cöciliis scö* — f. 75 ^b H. ad tenfoniem 1|
libro arbitrio * \ Non audacter ut falso pataa sed — | f. 8Mk
scripta*'^ lammot hesifonte ^pstla in qua ad interrogata responlij
Crebra frm expostulatio fiiit quur — | f. 83^b H. ad in»;
quillum^ | Maiora sps uincula esse — | f. 84'b expodM
origenis de psalmo nonagesimo primo | Psalterium^ gen^ orffd
musici est quod — | f. 85''b ^psla beati iheronimi de 01»
sionibus filiorum shrl quadraginta duobus | In*^ sep
septimo psalmo quem iuxta — | f. 97 'b H. an MareeUai
Magnis nos prouocas testimoniis et torpens otio — | f . 96
H. an VifcUis^^ \ Zenon nauclerus (nur Adr. u. zwei Ztäm^
am Rde: supra quere) | f. 97^a ^. an Danatus \ Scriptum est^
multa flagella peceatorum qu^ — f. 99' a Ä an (xutricia«MMj^\
SS filius meus heraelius dciis mihi — f. 99 'b Paule et emM
cium ad marcellam cxortatoria de scis locis.^^ | Mem
Caritas non habet — j f. 103^ b H. an AugustinA* \ Quam
SCO fre nso sollite quercrem — | f. 104' a A. an Ä *•'* | lam
dem tue caritati prolixam — | f. 112'a ^. an HA^ \ Dm
qui nos uocabit in suum rcgnum et gläm et — | f . 119'b
an H,^' \ Quod ad te scripsi honorande mihi in xpo — f. 1
H, an A,^'^ \ Uirum honorabilem fratre inm filium dignati<
tu^ horosiimi — . f. 124^ b H. an A.^^ \ Omi quidem tem;
beatitudine tuä eo quod — | f. 125'a H. an Prindpia^^ |
me principia in xpo filia a plerisq' — | f. 130' a ist ganz
radivt \ f. 132^ b H. ad quosdam de resurrectione.** In ^
> Ep. Theophili Alex, interpr. Hier. (^Hier. I, 5S5). — ' Responsnm
solyraiUnae »ynodi (Hier. I, 549). — ' Ep. Dionjsii interpr. Hier.
I, 551). - * Hier. ep. I, 1019. — » Scripta iam ad Cteripl
(Hier, dialo^s ada. Pelag. H, 679). — • Ib. I, 349. — t y _ •
ep. I, 463. — » Ib. I, 325. — »'^ Ib. I, 433. — " ? — n Hi«.
I, 406. — «5 Ep. Paulae et Eustochü (Hier. opp. I, 197). — »
ep. L 754. — »* Aup. ep. i>2. — »* Aup. ep. 166. — «^ Ang ep.
= Eugippü abbatb Thesaunis ^62, 561 M.). — " Hier. ep. I, 10S6 -
«• Ib. L 1059. — Ä' Ib. I. 371. — J» Ib. I, 793.
Bibliothecft patram latinorum HispanienBis. 431
iam ^fectionis articulo sei fris nsi sisinni — | f. 140' (als Nr. LH)
incipit apologeticum rufini prsbtri contra hieronimü prsbrm
Relegi^^ scripta que ab amico et fratre bono de Oriente ad —
scheint f. 153^b mit uthsommissis illa tenet /////////////// ^w
schliessen. f. 154'"a (andere Hd,) Audiui boces anglo« milia milium
imnum dicentium — f. 157 'b et alios in peccatis bxplicit 1
Die mici in quo trono sedet dns ns ihs xps. RS. In septimo
trono — f. 157^a flores emittant (an unt?) bxplicit.
a n 4
20 m. bip. pag. 875 foU. •. XIV.
Auf Augustinus de civitate dei folgt ein ausführlicher alphab,
Sackindex zu demselben Buche, dann ein Capitelindex zu de civi-
tate dei und de trinitate, f. 275' einiges italienisch von anderer
Hand über Regierungszeit der römischen Könige u, dergl.
ans
(II I 6 n 0 8) 20 m. 203 foll. •'. XII.
Fol. 1. 2. 199—202 sind im 14. Jahrh, ergänzt.
{. V (r.) incipit Über beati ambrosii mediolanensis archi-
epi de misteriis siue de sacramentis.^ | De moralibus cotidianum
sermonem — f. ö' | regenerationis operetur | (r, und bl. Maj.)
explicit tractat^ de mysteriis*,* | (r., bl. und gr. Maj.) incipit sermo
primus de sacramentis.^ | De sacramentis qu^ accepistis ser-
mone — f. 6^ explicit sermo primus incipit secundus In
diluuio quoque /////// figuram baptismatis pr^cessisse. hesterno
coepimus etc. Das 3. Buch beg. f. 8"* Hesterno de fönte
diputauimus cuius, das 4. f. 9^ In ueteri testamento sacer-
dotes inprimum tabernaculum, das 6. f. 11' Hesterno sermo
nr atq; tractatus, das 6. f. 13 Sicut uerus est dei filius dns
nr ihs xps n queadmodü — f. 15' & semper k in omia scla
sclo* AMHN ; (r.) explicit sacramto* Über. Sermo isidori epi
de corpore et sanguine xp'i in pascha^ | Magnitudo c^lestium
beneficio« angustias — f. 16^ in scla sclo* AfDCN | (Maj.)
23 Rufini apol. 21, 541 M.
* Ambrosias de myst. II, 325. — ' Ambr. de sacr. II, 349. — ^ Fausti
Rheg. bom. 30, 271 M.; Caesarü hom. 67, 1052 M.; Hier. opp. XI, 255
et Isid. YII, 316.
432 ^. Hariel.
incipit Über beati ieronimi prbi contra ioiumanaiii hereticum.^ |
Pauci admodum dies sunt quod sei ex, doB 2. JB. beg, f. 40^ —
f. 57 ■* epicuri luxuriam susceperunt. (Maj.) explicit Über beati
ieronimi prbi contra iouinianum hereticum; incipit liber mpolo-
geticus beati ieronimi pr'bi ad pammachium.^ | Quod ad te hoc
usque non scripsi causa fuit silentium tunm — f. 64^ sequi
uel diuitg. | (r ) Explicit liber apologeticus beati ieronimi prbi.
Incipit ei'dem liber cont heluidium de ppetua nirginitate scf
mari^.*' I Nuper rogatus a fribus ut aduersus libcllum — f 72'|
pariter /,' / experiatur k mater | (r.) Explicit liber beati
ieronimi prb'i aduersus heluidium de perpetua uirginitate scf
mari^; Incipit eiusdem liber ad eustochium uirginem de uii^-
nitate. ^ | f. 72^ Audi iilia et uide et inclina aurem toam —
f. 84^ ä flumina non opient eam | (r.) \ EIxplicit liber beati
ieronimi prb'i de uirginitate ad eustochium uirginem. | f. 85' |
Incipit liber primus omeliarü beati gregorii pap^ urbis romf |
in primam partcm ezechielis prophet^ qu^ sunt numero -xn- |
Gregor an Marimann^: Omclias^ quo in beatum — 1. Homäk
heg,: Dei oiTüpotentis aspiratione, der erste Theü echl, f. 147*
(vor der Doxtylogie) : etiä sup sp's qui s't sine came robo-
rare | (Maj.j explicit liber primus omeliamm beati gregori
pap9 urbis rom^ super primam partem ezechielis pro-
phete. incipit eiusdem sccundus in extremam partem eiusdem
prophet^. qu^ sunt numero decem. | Die erste heg,: Quoniam
multis cuns prementibus ezechielis prophetf. Die Hs, sdL
f. 203^ in unitate sp's sei d's p omia scla sdo« amen. | (r,)
Explicit liber secundus omeliarum beati gregorii pap^ urbis
rom^ super extremam partem ezechielis proph^ | Es folgt m. i;
Hie hebetata tuü michi cordi pennula cursum
Paulisper retine longumque quiescere speme
Nee creilas proprium xp'i pietate tributum
Qui tibi restantes concedat pergere calles.
Dass vor dem Utzt*!n Bl. einige BL s. XIV ergänzt^ wurde
i>^'cJi gt;fagt. Da die letzte Seite sehr ahgehlättert , so hat mum
ghich bis zum Schlu^ss ergänzt^ so dass also der bdialt der letzUn
* Hier. «du. louiuianum U. :237. — ^ Hier. ep. I, ä09. — • Hier, ad
Heluidium II, ii>5. — * Hier. ep. I, d7 = Ambr. app. p. S65. —
* Gregorii hom. iu Exech. I, 1174.
Bibliotheca patrutn latinoniin Hispanieosis.
433
Seite zweimal vorhandtn ist. Doch schliesst {. 202 '^ (^ ist her) ein-
fach: in unitate sps sancti deus p omnia secula seculo«. amen.
ans
(n D9 II H 19) r m. bip. pag. 28J foU. 8. XIII XIV.
Einband von grünem gepressten Leder. In der Mitte auf
der Aussenseite des vorderen Deckels ein Wappen mit Lilien um-
geben, f. 1 — 283^ Augustinus de cimtate dei. f. 284 "^a Thomas
von Aquino an Ambaldus. Ke4 opifex d^s solo Bue bonitatis etc.^
wohl Eiideitung zu einer Glosse Hier ein Bibelbuch, das dann
beg.: ()icut scriptum est in ysaia, von reichlichen Glossen
umgeben, aber über ö Col. nicht weiter geschrieben ist; am Ende
7»! ; ego petrus baionensis.
a n 9
2* m. bip. pag. 111 füll. a. 934. westg Scbhft mit bunten Initialen.*
f. 2*^ m, s. XVI: D Ildefonsi de virginitate B. Mariae et vit^
multarum sanetarum sine nomine autoris^ videls s. Constantin^
Helie^ Melanie Castissim^ Egeri^ Pelagi^ Mariae aegipti^ et vita
sancti Aemiliani. autore Braulione . codex scriptus (992) Dioleal
Rey Don Jorge de Beteta.
f. l"^ füllt:
pax
lux
A
Q
lex
rex
muniens
agmina
f. 2 '^ a (r. und gr. Maj,) : it prologum in laudem dmni ilde-
fonsi a beato iuliano ^piscopo editum deo gratias | Ildefonsus^
memoria sui temporis clarus « insignis (sie) eloq'nti^ äuminib' exor-
nans — f. 3^b claritatis aiii. f. 4'^a (r. und gr. Maj.) in nme
dni nsi itnx xpi . incipit Über de uirginitate sc^ marie opuscu-
lum pr^fationis in quo exprimitur humilis deuotio atque pia con-
fessio. dogras. | Die Zeilen im Anfang abgerissen. Ds qui das
sapi [ . . . I paruulis insipient [ . . . | f. 6^a uiuiturum am.
f. 6^b (r. und gr. Maj.) libellus d uirginitate sce mari^
> Vgl. Ewald a. a. O. 229; Exempl. tab. XXIII bieten ein Facsimile von
f. 6* Ildeplionsus de perpetua uirginitate Marie (96, ö7 M.). — • Isid.
opp. VII, 1173.
SiUungsber. d. pbil.-hist. Cl. CIL Bd. I. Hfl. 2Ö
434 V. Hart«!.
antitriapistos idst contra tres infideles
ecriptus do gratias ^ , f. 7''a Dna mea dmnatrix met dfiuM
mater dni mci ancilla filii tui — f. 58^b ^tiam ab tngefii
nunc et ^p oina scla sclo« am.
Der Falz eines ausgeschnittenen Blatte9 ist siMar, i
folgt f. 59 bis Schluss eine andere Hd,, Ideinert BuduiAm,
Zeilen auf der Seite^ enthallend Heiligenleben, f. 59'a Ug.
im 1. Buche der uita sc^ Constantinac nirgna et oomitaa
(es fehlt wohl nur das ausgeschnittene Blaitj, Ta ^ nt mdM
disponis tempore uigilandi uigilare — (die Vita sdJkd
3. Buche j f. 72 ^a in scla sclo« am. Vita 8c<^ H^li^ ■&
f. 72 'a Ueterum-^ mos fuerat, — f. 72 'a (Beginn der «ij
Vüaj Seculi mercatores in hoc sc putant ^moloinenti
fschliesst mit dem 3, Buche) f. 93 '^a salutem animi
f. 93 '^b Laus eiusdcm uirginis. | Uirgo xpi sum oimmaciR
quia paradisum — äquales am. | f. 93' b Vita sc^ mdmi^
tricis romp | Benedictus^ ds qui suscitauit te pretiosa capit-
f. 112'^b qu<;' proparauit ds diligentib^ se. | f. 112^a UHi
castissim«^ uir^nis | Fuit in" ciuitate alexandria nir
— in eiusdem monastcrii oratorio. | f. 116''a üita
uirginis | Erat quedam uirgo qui (sie) ualde proficerat in timonl
et interrogauit — scheint zu schliessen f. Il7'a confbrmes
poris glp tu<^ am. fr.) Semper ds in hoc sclo uolnerat — f. IH
quod didicisti ^pceptione aih. | f. 117''b (r. und schw. Mqj.)
pit uita et opistola beatissim(^ eiherie laude conscripta
bergendensium a ualerio conlata "" | Queso ut intento corde
setis scis et do placentis fi^. quanta sit — f. 119'a scdmopeni
FiNiT. f. 119''b uita sanct^ pelagi^^ | Magnas dno gras lei
deuemus qui non uult perire — f. 123 ^a ^ infinita sda
am explicit uita sco pelagi^ qui antea uocata est margsiil^]
f. 120'a . uita domn<^ marip egipti^ translata de greco in latinnmn
f. 124'' a Fuit quidam senex in palestin^ monasteriis — f. 13!^
et replere desiderium. f. 132^ (r. und schw, Maj^) in 3i
xpi nomine explicitus est codix iste a notario iobannea indignc
^ IldephoDso« do perpetua uirg. Marüio 96,54M. (^= Patr. Toletan. I, p.10
_4-p__o-p_6?>_7 Vita 8. Euphrosynae 73, 643 M. =r A. SS. fii
2. Febr. 537 (vgl. Catal. bibl. Casin. Cod. CX, III. tom. p. SO).
» 87, 421 M. — 9 73, 663 M. — »'^ 73, 671 M.
Biblioihec« patrnn Utinornm Hispaniensis. 435
2 esa Dcccc et nona gesima scda | viii Ids mf tius regnante rex
pilonio in legione comitem uero fredenando gundesalbiz in
^* deo gratias.
f. 133'a (von anderer Hd,y r. und schw, Maj,) dei uiro dom-
[ne meo et germano fronimiano prsbro braulio ^piscopis in-
K I Tempora ^^ pie recordationis dni mi a germani maioris
— f. 133^b dignetur amen. f. 134'" a explicit prologus
gratias. incipiunt capitula de uita uel mirabilibns sei ac
limi emiliani sacedotis (sie) uel confessoris xpi edita a beato
lione. cesaragustane sedis a^piscopus Dei eins eonuersionis
etc. Der Index von 31 Camtdn schliesst: resuscita. in di
incipit uita vi mirabilibus sei ac beatissimi emiliani prsbri
eonfessoris. | f. 134^a Insignia miraculo« apostolici purgatis-
pe uiri emiliani — f. 141 ^b testium sunt prolata (Wicht
tu 30. Cap.). f. 140^ zu c. 24 eine Malerei in griln, gelb,
wozu m. 1 den Baum freigdassen hat.
a n 10
(HI B 1) 20 m. bip. pag. 255 foll. s. XII.
f. 1 ' a (r,) Incip epla sei augHini ad scm ieronimum. |
Eouenerando et desiderantissimo ß^et comprcsbitcro ieronimo!
»tinus in diio salutcm. Quanuis^ cxistime antequam istas
leres. — f. 1 ^a reddas | Incipiunt capitula cpistolainim iero-
li 'l* Epla damasi pap<> ad etc. Es werden 227 Briefe ver-
let, das Verzeichms schliesst f. 2*^b doctoris. (V. imd hl. Maj^
»Hciant capitula. incipit über eplarum beati ieronimi prbi
leemit^ | (bl. Min.) Incip epla damasi pap^ ad ieronimum.^ |
2'a Dormientem te et longo iam tempore — | b Hier, an D.
TU uindictis cain).^ Postquam epistolam tuo — f. G»" a //. an D,^
Jnes cum in ceteris libris — Omelia prima ciusdem de can-
canticorum * Tractatus. | Quomodo didicimus p moysen —
f£ 10 'a omelia. n.® Oms anim^ motiones uniuersitatis — | f. 14^b
" Vgl. die Sabscriptio Sanctionis presbytcri aus dem Jahre 960, publicirt
Ton Heine im Serap. VII (1846) S. 196. — ^^ Braulionis uite S. Aemi-
liani (80, 699 M.).
* AngutL epiBt 73. — 2 Damasi ep. 13, 371 M. — ' Hier. ep. I, 158. —
* Praef. Hier, in hom. Orig. in Cant. Cant. m, 499. — ^ Origenis hom.
in Cant. Cant (Hier. opp. III, 501). — ^ Origenes in Cant. C. interpr.
Hier. (III, 616).
28*
436 V. Harte).
//. an TranrjuUlinus.'^ Maiora spS uincla Se — | f. 15*^ a -D. an fl.^
Comentaria cum legerem greco — | ib. H, an D^ Multi super
hoc sermone — | lö'^b desgl,^^ Quoniam uetusto oriens inter se
pplo« furore — f. 17''b desgl,^^ Importuna in euangHo mulier -
f. 17 ""a desgU^ Septuaginta: et missum est — | f. 18^b H.
more ozi^ regis.^' Et factum est in anno quo — | f. 22'a
H. an DA* Beatitudinis tu^ introgatio disputatio — | f. 2Tb
Augustin an Ä.'^ Audiui peruenisse in manus — | f. 28'»
Antwort. ^^ In ipso profectionis articulo sei filii — I f. 28^a ff.
an A.^"^ Anno praeterito p frem — | Ebd. A, an PraesidiusA^ Siciil
praesens rogaui — | f. 28^b -4. on H^^ Quamuis existimem
malü — I f. 30'^b desgl,^^ Numquam ^qu^ quisquam tarn — |
f. 31 ^a H. an -4.2» Crebras ad me ^plas dirigis — | f. 32'b
A. an H/^ Habeo gram quod subscripta — | f. 33^b d«^!.^
Ex quo c^pi ad te scribe aut tua — | f. 34^ a H. an 4.'* Tre«
simul eplas immo — | f. 40*"a A. an H.'^^ lam pridem tu^ cari-
tati — I f. 46 ""b Hieronymus marcellino et anapsichi^.** Tandem
ex africa Sr^ — | f. 47'^a -4. aw H,'^"^ de origine anim?.
Deum nrm qui nos — | f. 51^b desgl^^ Quam ad /// {corr. al
m.) scripsi honorande — | f. 55' a H. an A,^^ Uirum uenen-
bilem frem meum — | f. 55 ^a desgl.^^ Omni quidem tempore
beatitudinem — | Ebd, desgL^^ Multi utroque claudicant — | Ek,
H. an Alipius und Aug,^^ Sei innocentius prbr — | f. 56'ä Ä
an A.^'"^ Credimus in dm patrem omnipotentem cunctoruB
uisibilium — | f. 57*^a Ä. an Hdiodorus.^* Quanto amore et
studio contenderim — | f. 59' b Ä. an Nepotianus.^^ Petis ame
ncpotiane — | f. 63'a H. an PauUnus^^ Bonus homo de bono
thesauro — | f. 65 'b desgL^"^ Frater ambrosius tua mihi — | f.68^b
H. an Amandus,^"^ Breuis ^pla longus explanare — | f. 70'a
^ Hier. ep. I, 349. - ^ Damasi ep. 13, 371 M. — » Hier. ep. I, 63. -
»•> Ib. I, 37. — » Ib. I, 40. — « Ib. I, 67. — » Ib. I, 44. — " !»>.
I, 68. — »i Aug. ep. 67. — »« Hier. ep. I, 793. — " ib. i, 628. -
»9 Aug. ep. 74. — »» Aug. ep. 73. — 20 Aug. ep. 10. — ^i Hier. ep. I, 63«
— 'J Aug. ep. 260. — " Aug. ep. 71. — 2« Hier. ep. I, 730. — *» Ang
ep. 82. — '• Hier. ep. I, 942. — 27 Aug. ep. 166. — » Aug. ep. 167
— 2» ffier. ep. I, 1036. — so ib. i, 1069. — 3» Ib. I, 1060. — " Hi«
ep. I, 1060. — '* Pelagü haer. symboli explanatio (Hier. opp. XI, 146;
3* Hier. ep. I, 28. — 3* Ib. I, 262. — »6 Ib. I, 316. — ^ Ib. I, 268. -
" Ib. I, 293.
Bibliothecft pairnm latinoran HiipanienBit. 437
ohne Ueberschr. ( )aulu8 ^^ apls psente agrippa rege de crimini-
bu8 — I f. 73^a Pammarhitis und Oceanus an H.*^ Sanctus ali-
quis ex Mb; — | Ebd. Antw.*^ Scedule quas misistis — | f. 76'b
ff. an Oceanus.*^ Deprecatus es ut tibi breuiter — | f. 78^a
desgl.*^ Numquam fili oceane fore — | f. 81 ^b Ä an Eiyelius.**
Legimus in ysaia fatus — | f. 82^a desgl.*^ Misisti mihi uolumen
anonimona (sie) — | f. 83 ^ b Ä an Marcus.*^ Decreueram quidem
utendü — ^ | f. 84'b ff, an Auitus.*'^ Ante annos circiter — |
f. 88 ' a Diffinitio fidei simbolique niceni concilii *^ \ Credimus
in — f. 90 ' a hereditatione non ambigua sunt sortiti. | f. 90 ' a
ff. an Extiperantius.*^ Inter omnia qu^ m — | f. 90' b /f. an
Rusticus.^^ Quod ignotus ad ignotum — | f . 93 'a ff. an Desi-
derius.^^ Lecto scrmone (corr. ex lectus sermo) dignationis tu^ — |
f. 93 ' b H. de tribus uirtutibus.^^ Tres quodam modo — | f. 95 ** b
ff. an Dardanus.^^ Queris dardane xpiano« — | f . 97 ^a Blpi-
phanius an Johannes.^^ Oportebat nos dilectissime — | f. 100 ^b
ff. an Lucinus Beticus.^^ Nee opinanti mihi subito — j f. 101 ^b
ff. ad ffeluidium.^^ Nuper rogatus a fribus — | f. 107 ^a ff. ad-
uersus Vigäantium.^'' lustum quidem fu erat — | f. 108 ^a ff. ad
Riparium.^"^ Acceptis primum litteris — | f. 109 'b ff. adv. Ä.*®
Multa in orbe monstra — | f. l\2^h ff. ad Magnum.^^ Sebesium
nrm tuis — | f . 113''b ff.ad Rupkinum.^^ Multum in utramque
partem — | f. 1 14 ^ b Ä ad Vitalem. ^^ Zenon nauclerus p que — |
f. 115^b ff. ad Florentinum.^^ Quantus beatitudinis tu^ — |
f. llß'^a desgl.^* In ea mihi parte heremi — | f. 116^ a -ff. ad
Abigaum.^^ Quanquam (n eo? m corr,) mihi multorü — | f. 116 ^b
ff. ad Castricianum.^^' Sei fili* ms eracli* diaeon* — | f. 117 'b
Ä ad Sabianum.^''^ Samuel quondam lugebat — | f. 120' a -ff.
ad lulianum,^'^ Antiquus (q ex c) sermo est — | f. 120 'b
39 Ib. I, 303. — *^ Pammachi et Oceani ep. (Hier. I, 617). — " Hier. ep.
I, 518. — " De uita clericorum (Hier. XI, 270). — « Hier. ep. I, 409.
— «« Ib. I, 1074. — " Ib. I, 438. — *ß Ib. I, 42. — «^ ib. I, 910. —
*8 Ib. XI, 146. — *9 Ib. I, 1073. — 5« Ib. I, 884. — »^ Ib. I, 208. —
« Hier. De tribus uirt. hom. XI, 87. — ^ Ib. I, 960. — *< Ep. Epiphaoii
ab Hier. lat. redd. ib I, 239. — " Ib. I, 428. — *« Hier, ad Hein,
n, 205. — " Hier. ep. I, 346. — *» Ib. I, 719. — «• Hier, contra
Vigilantium (II, 387). — »o Hier. ep. I, 423. — «» Hier. ep. I, 445. —
« Ib. I, 433. — «3 Ib. I, 13. — M Ib. I, 14. — •» Ib. I, 451. -^ " Ib.
I, 406. — 67 Ib. I, 1078. -^ M Ib. I, 16.
438 ▼. Hartel.
H. ad Niceam,^^ Turpilius comicus — | f. 120 ▼a /f. od Kttfti-
cum,''^ Nichil e xpiano felicius — | f. 124 ^a H. ad Patdun}^
Humane uit^ breuitas — | f. 125 'a H, ad Cromadum hmior
num et Eusebium.'^^ Non debet carta diuidere — | f. 125 '1)
H, ad AntoninumJ^ Dni nr humilitatis — [ f. 126 *'a H. od
Theodosium et ceteros aiiacJioretaaJ* Quam uellem nonc uro
inter /// esse (s eras,) — | f. 126'^b H. ad MineruumJ^ If»
lam j)fectionis articulo sei frs nn — | f. 131 ' b ff. Cipriaino.'^
Frater kme cipriane scito — | f. 132 'b H. ad PammackimP
Quod ad te huc usque n scripsi — | f. 139 ""a desgV^ Xpani
intdum pudoris e — | f. 139^ a ff. od Pammacbium ei Uxh
cdlumJ'^ Rursum orientalibus — | f. 140 "^b ff. ad Donniatiafu^
Litter^ tu^ & amore — f. 141^a n possunt uxores ducere (fai
die ganze Seite leer), f. 141 'a (r.) Explic ad uirgines hemo-
nenses.^i luliani cuiusdam epla ad demetriadem ui]^;mem.^|
Si summo ingenio parique — 152 ^b quo gla ^tnitatis sAfpt
ritur. I f. 152^ leer. f. 153 'a ff. an Eustochius.^^ Audi filii
et uide — | f . 163 ^a ff. an Osella.^^ Si tibi putem a me -|
f. 164 ^a ff. ad uirgines Hemonenses.^^ Cartae exiguitas -|
f. 164^b ff. ad Demetriadem.^^ Inter oms materias — | f. 171 '•
ff. ad Aletatn.^'' Apostolus paulus scribens — | f. 174'a Äfl^
Fahiolam.^^ Usque hodie in lectione — | f. 179 ^a ff. adma^t^
et filiam.^'^ Retulit m quidä fr — | f. 181 ^b H. ad Castorinam.^
Johannes idem apls & — | f . 182 ^a ff. ad Foriam.^^ Obsecni j
litteris & suppliciter — | f . 185 ^ b ff. ad Saluinam.^'^ Vereor iw
officium putetur — | f. 189 "^a ff. ad Aggeruchiam.^^ In uetere
uia /// nouä — | f . 193^b ff. ad Edihiam.^^ Ignota uultu fifi
i
m — I f. 202 ^a ff. ad Algastam,^^ (mit vorhergehendem Capitd-
index). Filius meus apodemius — | f . 211 ^a ff. ad Mar-
cellam.^*'* Magnis nos j>uoca8 — | f. 212 'b desgl.^"^ Medici quo«
«• Ib. I, 20. — "JO Ib. I, 926. — 71 Ib. I, 22. — 72 ib. I, 17. — 7» n»
I, 26. — 74 Ib. I, 8. — 75 Ib. I, 126. — 76 ib. I, 1042. — '' Ib. I, 209
— "8 Ib. I, 232. — 7a Ib. I, 675. — so ib. I, 234. — 8i Vgl. ib. I, 24. -
82 Aug. ep. spuria (app. 17) = Ep. Pelagii ad Demetriüdem (Hier, opf
XI, 1). — 93 Hier. ep. I, 87 (Ambr. app. p. 365). — 84 Hier. ep. I, 192
8* Ib. I, 24. — S6 Ib. I, 969. — 87 Ib. I, 671. - «« Ib. I, 352. — » n
I, 776. - 9" Ib. I, 27. — ö» Hier. ep. I, 280. — 9» Ib. I, 493. -
^3 Ib. I, 891. — ^* Ib. I, 812. — 95 Ib. I, 844. — «« Ib. I, 325. -
9' Ib. I, 184.
Bil)liotheca patrnm latinornm Hispaniensis. 439
Qocaat — I f. 212 ^b desgl,^^ Nup c pariter essemus — | f. 213 'a
its^,^^ Nonage^imum psalmum legens — | f. 213 ^b desglJ^^
Testimonia de io^is ^ euangHo congregata — | f. 213 ^b desgU^^
Breuis questiuncula qua — | f. 214 "^b desglA^'^ Post priorem
ephuQ in qua — | f. 214 ^a desgU^^ Vt absentiam corpo^ — |
t214^a desgV^* Ambrosius q3f cartas süpt^ — | f. 215 ^'b
dagU^^ Abraham temptatur in filio — | f. 216 *^a desgU^^ Eplare
officium est de re — | f. 217'b desgU^' Beatus pamphilus mar-
tyr - I f. 218 'a desgV^^ Ut tarn paruam eplam — | f. 218 ^b
(fcijI.JOö Nudius tercius cum — | f. 219''a desgV^^ Qu^ accepis
reddenda — | f. 219 'b Ä an Heliodoiiis,^^^ Grandos materias
ingenia //// parua — | f. 222 ^ b H. ad Tyrastum {im, 2 ex vut
»i corr.y^\ Caritatis tu^ scripta pcepi. — in qb; — | f . 223 ^b
J7. ad luUanum.^^^ Filius meus fr tuus ausonius — | f. 225 ^a
Kod Pavlam.^^^ Quis dabit capiti meo aquam — | f. 228 ^a
tfikfh, Pavlf,^^^ Si cuncta mei corporis — | f. 235 'a Ä ad
TkodoramA^^ Lugubri nuntio - | f. 235 ^b ohne Titel. Plures^^^
wmi sunt quo^ sup — | f. 238 'a H, ad Marceüam.^^^ Cum, ora
tercia — | f. 238 '^ b desgU^^ Nemo reprehendat qd — | f. 238 " h
Ä ad InnocentiumA^^ Sepe ame innocenti — | f. 239 ^a H. ad
Pnndpiam.^^^ Sepe multum flagitas — | f. 241^b Ä ad Pam-
•aciuim.*22 Sanato uulnere — | f. 242 ^b H. adfiliam MauritüA'^^
Qoantam in celestib; — | f. 244 ^ a H. ad quendam amicum suum
(n, s, XV, mpra acripsit: Crisogonum monachum aquilegie).
(^ circa ^^^ te affectus meus sit — | f. 244 'b H, ad Dar-
iamm.^^^ Qu^ris dardane — | f. 246 ""a (i\) incipit prologus in
uita captiui monachi nomine malchi *26 j Q^j nauali plio — |
u
IXt Vita selbst beg.: Maronias • xxx • ferme milibus — |
f. 247^ uita sei pauli primi heremite.^^^ ProL: Inter multos
«epe dubitatü est — Sub decio et ualeriano — | f. 249 "^a Vita
« Ib. I, 130. — w Ib. I, 128. — 100 Ib. I, 185. — »o» Ib. I, 188. —
1« Ib. I, 131. — 103 Ib. I, 192. — 104 Ib. I, 190. — »os ib. I, 171. —
1« Ib. I, 137. — 107 Ib. I, 162. — 108 Ib. I, 150. — loo Ib. I, 144. —
"0 Ib. I, 133. — 111 Ib. I, 329. — i« Cypriani ep. (p. 168). — i» Hier.
ep. I, 785. — 11* Ib. I, 174. — "* Ib. I, 684. = 'i« Ib. I, 447. —
1" Ib. I, 453. — 118 Ib. I, 124. — 1'» Ib. I, 126. — «o Ib. I, 1. —
«1 Ib. I, 944. — 1" Ib. I, 391. — »»^ Anonymi exh. nd sponsam Christi
(18, 77 M. = Hier. opp. XI, 127). — "« Hier. ep. I, 21. — i« Ib.
I, 960. — 126 Ib. H, 41. — «7 Hier, uita S. Pauli H, 1.
440 T. H«rt*I.
sei hylarionis hcremite. *:' Scripttiras nitam beati - HyUrö»
i
ig ortus uico — | f. 251 »^a /f. ad Eustochium.^^^ Paruasepc
sed caritate — I f. 251 'b (r.) Incipit uita actasque 1 obitOBid
ieronimi pbJ^** | Ilieronimus Sr in oppido stridonis — f. 252'b
st mensib; sex. [ (Maj,) explicit uita sei iheronmi (sie) presbiteril
(r,) Item de eodem scissimo ieronimo. | Plerosque *^* iBius trinm
iiiro^ n ambigo — | f. 254 ^b inchoantar neque finientnr in
scla solo* AMHN | f. 255 ""a (Maj.) explicit vita sei ieronmi
presbiteri egregiique doctoris et miracalum de mirabili acta
ciiiusdam le//'/oni8 (cti eras.). Eticas spätere Hd. (^r. j de ded-
mis dandis monachis j Beatissimo pp dama. leronimus p^rfli
dSo sal. Inter alia ^^^ q scripsistis — f. 255 'b qcqd ecA
paupum est. | (r.) Item de deeimis et oblationibas | Syridv
pp ad theodonim cordubensem epm. Litteris ^'^ a tua frnitate
a
— sed sola fidei cantas. | (r), It q monachi ni dent decinuis ex
decretis gregorii vii. | Statuimus * priorem difHnitionem — ate
fili kme patiantur.
f. 255 ^a (auch noch s. XII) Isti sunt libri quos dns bte
raemorie ^ cclestinus eccle sei floridi j> redeptione anime soe
tribuit. Scilicet genesin. Exodü. Leuitieü. Numerü. Deuto-
nomiü. Librü iosue. Judieü. Ruth. Libru regü. Ysaiä. Jeremü
cü lamtatioib:. Jecechiele. Danielem cü expositioe eius. PsaltS
Librü ^pübio*. Ecclasten et eius expositione. Cantica canticoi
(a eius expositione al. m. add.), Librum sapientie. Librum fiK
sirach. Librü paralipomenon. Job. Tobiä. & iudith. ester. EßdnL
Expositionem machabeo*. Mat'fes. Marcü. Luca. Jots. Actü aplo%*
Eplas canonicas. Aplcalipsin. Eplas pauIi. (aL m.) : Eplas iS
Candelä. hystoriä ecclasticä. Eplas cypriani. Registrum gregoriL
Augustinü de adulterinis coniugiis. Origenem (em ex is m;)
supcantica. Pastorale. Augustinum de pfectione iustitie. Augusti-
num ad bonifatiü comite; bedam sup act' aplo^i. Sic et noBu
Aug^ de oeto questionib\ Ag' de fide et opiV. Rhetoricä. Senc-
cam. Psaltium scdm in ebraycam ueritate. Ordinem romanum.
Theologiä cum libro retractationum. Sententias sup eptas. Closai
continuas. sup eplas. Titulü psalt'ii. Eplas decretare (sie) in duo
'2S Hier, uita S. Hilarionis II, 13. — "« Hier. ep. I, 148. — »»• Hier, nifc
(Hier. opp. XI, 1, 241-250). — '5' Ib. XI, 267—280. — »2 ? — i»
Ribliotheca patrom latinorain Hispaniensis. 441
bus uoluminibus. Excerpta luonis. Augustinus de ui uerborum
cum boetio de trinitate. Liber digestorum et codicuin. Homelias
origenis. Testus eugHo% omniü. Librü sacramento^. Hos omnes
in uoluminibus quinquaginta . vi. Dann werden tceiter Gewänder
und Gefässe verzeichnet
a n 15
2« m. bip. pag. 168 foU. s. XIII/XIV.
Augustini Sermones, in drei Bücher getheilt. Von allen drei
fehlt viel in der Handschrift, wie sich aus dem Index f. l^a— 2'^b
ergibt. Nach diesem hat Buch 1: 58 Serm.; B, 2: 41; B, 3: 166 ;
aber f. 71^ schliesst im 46, Sermo des ersten^ f. 72 ist ein abruptes
Blatt des 47. Sermo, gleichfalls des ersten Busches, f. 73*' beg.
mitten im 8. Sermo des zweiten, die Handschrift schliesst im 134.
des dritten Buches, f. 168 enthält einen Index, wo aber die Zahlen
der Folien hinter fo nicht eingesetzt. Der 1. Sermo f. 2^a Sermo
i
sancti augustini de cantico nouo. Omnis ^ qui baptismum x de-
siderat uitam nouam. —
a n 16
*•. m. saec. XIV."
Enthält unter anderen Briefe Cassiodors und Peters von
Blois. Die Cassiodor gehörigen Stücke verzeichnet Ewald S. 230.
Vergl. Knust S. 809.
a ni 4
2° min. m. 165 foll. sacc. XU.
Am Anfange und Ende verstümmelt: Evangelienabschnitte
fürs kirchliche Jahr (also Sonn-, Heiligentage und auch für andere
Gelegenheiten, wie Blitz etc.).
f. 1"^ *trogate diligent de puero et cum inueneritis —
f. 165^ (r.) Contra epos male agentes sec mat'hm | In illt dixit
i%s discipulis suis.
a ni 5
8« mai. 211 foll. f. 1—135. m. saec. XI in westg. Schrift.
Enthält ein Psalterium. f. 1^ (r, Maj.) in nme dni nsi
ihu xpi ineipit liber pslmo* dauid regis isr'&l propheta de ihu
xpo siue d fructu iusto* et de interitu impiorü: psalm^ iste
^ Augustinus de cantico nouo VI, 677.
' Von Loewe nicht beschrieben.
442 ▼• Hartel.
quü gencraliter de omib^ scis eit specialiter de iosep dicit qui
corp^ dni sepellibit: it pslm^ iste primus ad xpi pertinet Bacra-
mentü ipse est enim perfectus uir qui non habiit in consiliü
impiorum (I add, m. rec.) psalmus prophetia iusti | Beatas uir
qui non habiit — 135^ (r, Maj.) explicit psalmus numero ci
hie psalmus proprie seriptus dauid extra numerü quü pugnasset
eum goliam. | Pusillus eram inter — f. 135^ a filiis israhel. |
135^ (r. Maj,) incipiunt orationes conpleturias d primo psfano
usq^ l"" per ordine digesta. | Beatitica dne peccatricem (torem
corr. m. 2) me — f. 135^ confirma me. | (r. Maj.) it aliaor
a l"* usque ad centesimü. | Miserere mei ds scdm magnam
mscdam tuam et spm scm tuü — f. 138^ elegi abiectus esse in
domü tuä magis (abntpter Schltiss).
f. 136 — 211 eh. saec. XV in.
f. 136»* Ecce descripsi eam tibi triplicite prouerb'. xxn.
scd*5 q' d'r i pricipio — f. 211^ schliesst i omj loco assistSs
eis. Deo gras Amen, ein Commentar zu den Sprüchen Salomonü
und später zum hohen Liede. f. 136'^ am unteren Rande ttekt
von eiJier Hd.s.XVjXVI P. Di^ de m1 (= P. Di^ de Mendozat)
I f. 211^ (am Schiusa) hie Über est pet' leono iohanide, dock
ist diese Zeile von einer Hd. s. XV durchstrichen.
a IV 13
saec. XIII.*
Enthält Boethius de aritmetica. Vgl. Knust, S. 810.
b I 4
So m. 8. XI in westg. Schrift.
Vorher ein Passionarium,'^ dann VUae sanctorum.
b I 9
Chart, fol. saec. XV.
Enthält Lucas Tudensis, der im Anfang Stücke aus Isidor
bietet, sowie die Hs. f. I 18, saec. XV.^
1 Von Loewo nicht beschrieben.
2 Nach Knust (S. 810) Passionalo S. Petri de Cardeüa.
3 Nähere Beschreibung bei Ewald S. 232 und 247.
Bibliothec» p&tram Utinorum Hispaniensis. 44d
b I 10
(111 A3 HD 10) m. bip. pag. 90. foU. s. Xlll.
An die Correspondenz Isidoi'^s und Bravlio's reiht sich der
Index dsr Etymologien hidors. Dann B. 1, B. 6 schliesst f. 25*"a
normal: xpiani efficiuntur. Residuum sexte etatis temp' soli deo
cognitum est. Colligitur ergo omne temp^ ab exordio mundi usqs
i psentem • s • annationem gPosissiini recessuuhui (reeesnsuti
Cod. & 13) prineipis anno x<* • qui e era • de. lxvi. anni simul
vdccccLvn. — f. 90 '^b ardore siccetur. (r.J Explicit ysedorus
ethimologiarum i libris . xx • mirabiliter elaboratus. Grecum
alphabeta A bis o) hie liber est scriptus qui scripsit sit bene-
dictus. In scl'a scPorum. Amen.
bin
(II D 12 y H. 4). 2o m. bip. pag. 189 foU. s. XIV.
Hinten auf dem Nachsatzblatt m. s. XIV/XV einige Zeilen
deren Anfang ausradirt und die zu Ende beschnitten
Dnis Anthonio oliueris camerario flfran*^** rubej infirmario pauIo
pmjol priore claustrali lohane segur suceentore u, s, w» Papier-
Vorsetzblatt, 2 Hde. s. XVI: Este libro uino entre otros de Roma
que trajo el Embajador Vieh mi aguelo : — und darüber: Codex
Isidori missus ad Ant. Augustinum Archiepm Tarraconensem
ab epo Maioricensi. Enthält Isidor's Etymologien, f. l'a Auf die
Brauliobriefe (Omni desiderio — , O pie — , Quia te — , Solet
repleri — , Tue icitatis — , En tibi — ) folgen die Capitel von
B, Ij dann dieses selbst. B. 6 ist nicht erweitert {nur colligitur . .
nsque in presentem anno gl'osi recesef principes qui est
eracli • dcxcvi anni • am v • d • ccc • ixxu). f. 189 ^b schliesst oib?
legentibus et scribentibus in xpo. Amen. Explicit liber ethimo-
logia^ • XX • sancti ysidori yspanensis episcopi.
b I 12
(H V 10. D II 18). 2o m. 216 foll. s. XIV.
Enthält Isidor^s Etymologien, f. Pr Capitelindex der Bücher ,
der f. ß^'a, mit dem zwanzigsten schliesst. Dem eigentlichen Werk
geht die Correspondenz Bravlio's und Isidor's voraus. Der Ab-
schnitt de notis iudicis seu iuridicis f. 15' ist durch einen No-
tarum laterculus erweitert, beginnend: Au* agustinus, aa agusta^
444
T. Hartel.
aü aiirelium, ag agit, a actio — f. 17^ zdir zadnar. zis z^
Auch sonst scheinen Erweitertmgen darin zu «etn, so am Esk
des ö. B. f. 67^ ein kleiner Zusatz. B. 20 scU, f. 216' ipk
ardore siccetur | (r.) Explicit codex ethimologianiin sS vaM
spalensis episcopi deo gras am.
b I 13
2« eh. 224 fdll. 8. XIV Castilianiscli.
Enthält Isidori Origines bis zum glossographisekm Bsi^]
das hier das 11. ist. VorsetzbL m. «. XVI: Presento le & m
m* El Rey Don Phelipe EI obipo de Cuenca Don R^ de ctthl
y el eabildo de la jglesia para que este en la libreria Bai
de San loreneo en hencro de 1580 Anos.
b I 15
(III C 9 III I 15/ 2« m. bip. paf. 201 foll. •. XJY io sckv. Le4«rteai.
f. l'a (r.) leronim* »"de (in m. 2) libro de niri« It,
stribus ita scribit de lactantio | Firmianus^ qoi et
amobii diseipnlus — Qui postea a pre interfectus est
nach ^ 2 CoL Spat. Cr.) Lactantius de falsa Religione
primus. f. l^b ganz oben, zur Hälfte ahgeschniiien, m. 1:
tius de falsa religione. | Magno - et excellenti ingenio uiri
se doetrine penitus dedissent quicquid. — f. 16' b sie
accesserit ' r. y Explicit liber de falsa religione ■. Incipit über
origine enroris " Quamquam' primo libro — f. 29*' a de
sapiontia, f. 44 ^a de uera sapientia. f. 60^ b de
f. 7t>*'b de uero cultiu f. i^o'a de uita beata« f. 113'a
consequamur. Fimiiani lactancii institutionum diuinamm
uersus gentes über septimiis de uita beata explicit. Ai
nns in h'bro • ii • de eiuitate dei. | Xullas ^ nel negat
dnbitat per xpm ih'm tale quäle — f. 113 'b Ordine esse
iura • r. Incipit über lactantii de ira dei | animadaerti
donate plimos — y{. 122'b find Lacken g^lassen)^ f. 125^
boam^ et nüquam uereamur iratum • Explicit lib^ fii
lacrantii de ira dei r. Incipit über eiusdem de opificio dei
fomiatioiie hois Quam minime sim quietus etiam in — f. 137'*!
ad iter Celeste direxerit Explicii tirmianus lactantius. [ f. 138 lair-
» Hiw. a<^ uir. i:i. o. S'>. - 2 La*:, inst. I. — » Ib. II. — • Anp. de afi
Bibliotheca patrum latinorum Hispaniensis. 445
f. 139' folgt eine andere Hd, und Hs. ohne Ueberschr,
Ueniam^ ad te in caligine nubis. Exo. 19 ocFb debilis et in-
finnus — sohl, f. 185^a p negligen®* («/c^. Nach Bibliothekarver-
merk im Anf, der Hs. eine Interpretatio in exodum.
f. 186' wieder andere Hd. und wohl auch Ha, f. 186 'a (r,)
Incipit opus magistri richardi de sancto uictore super apoca-
lipsim beati iohannis apostoli. Incipit prologus sentenciarum
tocius libri eiusdem | Aecipe** kirne frater — darauf noch ein
Prolog (de sancto Johanne apostolo)^ Capüelindex der sieben
Bücher y von B. 1, Prolog zu diesem^ dann (r,) De tytulo capi-
tulum primüm | Apocalipsis ihn xpi. — f. 201 ' b electo^ eius
mutacionem uos (nicht weiter geschrieben),
b m 2
(IV B 3) 4» altioris m. 817 foll. s. Xll.^
Die aus Deutschland stammende, etwa dem 12. Jahrhundert
angehörende Hs. zeigt einen eigenthümlichen Schriftcharakter.
Nicht selten sind fast gleichzeitige Glossen,'^ für welche Glossare
benützt scheinen, wie f. 106^ Jacinctus herba est florem habens
purpureum dicta a puero nobili qui inter purpureos flores
intfectus repertus est. — Leno ppositus meretricum lena me-
retrix lenocinium uxoris meretricatio — Baibus qui duplicem
habet linguam 1 qui uerba frangit aut non explicat — ebenda
am&rum
im Texte: rancidulum — f. 17' Vafer agrestis durus superbus
callidus astutus artificiosus fictus uarius. Auf den Vorsatzblättern
von Papier steht ein modemer Index.
f . 1 ' in grossen Majuskeln nur sieben Zeilen (abwechselnd
roth und schwarz) auf dieser Seite: incipit Über | sancti iero-
nimi | prespiteri con|tra heluidium | hereticum de 8an|cte
marie uirgini | täte perpetua. | f . 1 ^ Nuper ^ rogatus a ffib. ut
aduersus libellum cuiusdam eluidii — f. 12' experiatur et
mater. | Gratuletur^ omnis caro nato christp domino qui pro
^ Elxod. 19, 9. — ^ Richardi de s. Victore saper apocalypsin 196, 683 M.
> Vgl. KnuBt a. a. O. 810; Ewald a. a. O. 233. — ^ Darunter auch
deutsche, von denen Loewe eine Abschrift an Prof. Sievers sandte;
sie sind ,schon edirt in den Hessischen Beiträgen für Qelehrsamkeit
und Kunst 1875* (Ewald). — ^ Hier, ad Heluidium II, 205. — * Ein
Weihnachtshymnus, aus einer Kölner Handschrift von Jaff^- Wattenbach
Eccles. Col. Codices man. p. 105 edirt.
446 ^' Hartel.
culpa protoplasti carnem nostram induit — f. 12^ permaneal
que integer, utraque natura deus cum spo scu.
Dann folgen Hieronymushriefe, deren Adressen und Anfäi
Loewe zum Theil nach dem Index des Vorsetzblattes mü
f. 12^ H. ad quendam ignotum facie."' Quod ignotos
ignotum — | f. ]?'* H. contra monachum qui eum nuptus
traxisse culpauit.^ Littero tu^ et amorem sonant — | f. 1'
Hicronymi epistola.' Quod dispensatione dei — | Zeno nauclec^^
per quem — f. 21 »^ Epla b. Jer. Temporibus apostolorum — | Il„e-
gimus** in esaya fatuus fatua — | f. 22"" Epla s. Jer. rescriptxnQ
ad 80 Bcribenti.^ Lccto sermone dignationis — | f. 22' H. cm
TJieodosiusA^ Quam uellem Sc uro — | f. 22^ H. an LucinusJi
H^c opinanti mihi subito — | f . 25'" Ut solutus ab uxore — |
Interim omnia qu(^ mihi sei — | f. 25^ Quomodo origenes legen-
dus sit. Maiora^^ Spiritus uincula — f. 26'" Quod'^ boni sepe — |
Sanctus filius mens eraclius — | f. 27^ H, an Dardanus.^^ Queris
dardane xpianorum — | f. 3P ad eum qui uirginem corrapit
— nobilissime . . Samuhel i' quondam lugebat — j f. 35^ Ä
an Efpiphanius,^^ Epistola tua hereditatis — f. 39^' H. an Thm-
philusA'* Nouit beatitudo tua — | f. 40"" desgL*^ Nuper a te beati-
tudinis — | f. 40'' H. an PaiUus.'^^ Humane^ uitc? breuitas — |
f. 41 ^ H, ad Lucinii nxorem.^'^ Lugubri nuntio constematus — |
f. 42^ De duabus meretricibus.^"* Multum in utramque — |
f. 44^ ad uirginem quo lapsa — | Puto^* leuius esse crimen — |
f. 49^ ad quandam matronam. Magnam^'» humilitati nf^ — |
f. r)2'' quomodo cducanda sit — | Apostolus^" Paulus scribens
ad — I f. 57^ de conuersationc & uita — Si^' cuncta corporis
mei — f. 72^ //. an EustocJiius.'^'^ Audi filia et uide et — |
f. 89^* ad uirginem quo sibi muncra — | Parua^® specie sed
caritate magna — f. 90*^ Item ad eandem.^^ Scio principia me
^ Hier. ep. I, 884. — « Ib. I, 234. — ^ Ib. I, 433. — « Ib. I, 1074. — • Ib.
I, 208. - i" Ib. I, 8. — " Ib. I, 428. — " Ib. I, 1073. — "Ib. I, 349.
— 1« Ib. I, 406. — » Ib. I, 960. — '0 Ib. I, 960. — " Ib. I, 1078 —
^*^ Ib. I, 508. — »9 Ib. I, 361. — 20 Ib. I, 621. — " Ib. I, 22. — « Ib.
I, 447. — '5 Ib. I, 446. — ** A<1 Sussannam lapsam (Niceae episc.
Rom.) Hier. opp. XI, 180. — w Paulini Nol. ep. p. 721 (= Ep. ad Mar-
cellam Hier. opp. XI, 31). — » Hier. ep. I, 671. — " Ib. I, 684. —
M Ib. I, 87 (= Ambr. append. p. 366). — 20 Hier. ep. I, 148. — 3*» Ib.
I, 871.
Bibliothoca p&trnm latinoram Hispaniensis. 447
in — I f. 91 ' Ad filiam que noloit cum matre — | Retulit ^^
mihi quidam — f. 95*^ H, ad Pacatidam,^^ Causa difficilis par-
uul^ — I f. 97^ -ff. an Pammachius.^^ Sanato uulneri et in — |
f. 102'' ad questiones ab apodemio — . FiKus^^ mens apo-
demius — | f. 102^ de perfectione et — . Ignota^*^ uultu fidei
ardore — | f. 105^ quod qui odit fratrem — Johannes ^ß idem
apls — I f. 105^ H. an Furia,^"^ Obsecras litteris et suppliciter — |
f. 111*" de Nebridio — . Vereor^** ne officium — | f. 116'' J?. an
3farc^ia. 3^ Abraham temptatur in filio — | f. 117' J?. anPavla,^^
Quis dabit capiti — | f. 122'' de transitu sc^ le^ — . Cum^^ hora
ferme tercia — | f. 122^ de laude asell^ uirginis. Nemo*^ repre-
hendat qd in epKs — | f. 123^ H, an MarceUa, Post*' priorem
eplam in qua — | f. 124^' H, gegen Faustus. Medici** quos gci
uoeant cyrargycos — | f. 125' H. an Asella.*^ Si tibi putem a me
greis — I f. 126^ de decem noib; dei. Nonagesimum *^ psalmum
legens — | f. 127' ad dona sibi transmissa. Ut*' absentiam
corpo* sps — I f. 127' quid sit amen & alleluia. Nuper** cum
pariter essemus — | f. 127^ de origene quod nüquä cibum — .
Ambrosius*^ quo cartas — | f . 129' de quinque questionibus.
Magnis^ö nos j)uoca8 — | f. 130^ H. gegen Montanus,^^ Testi-
monia de iotis euglio — | f. 131 '^ ff. gegen Nouatiantis.^^ Breuis
ad questiunculam — | f. 132' de ephot et pontificalibus indu-
mentis. Epistolare "^^ officium est — | f. 134^ qd sit panis do-
loris — . Beatus '^ Pamphihis martyr — | f. 136^ ohne Ueberschrift
oder Adresse, Ut*»'* tarn breuem eplam scriberem — | f. 136^ de
sacerdotalibus indumentis. Usque ^^ hodie in lectione ueteris —
f. 144^ H. an Oceanus.^'^ Flures anni sunt qd sup — | f. 149
H. gegen Vigüantius^^ Acceptis litteris tuis primitus non —
f. 151' de origene. Utile ^^ quidem fiierat nequaquam —
f. 152^ ff. gegen Vigüantius.^^ Multa in orbe monstra — |
f. 159' ohne Ueberschrift und Adresse. Sanctus®^ aliqids e fribus
« Ib. I, 776. — 32 Ib. I, 956. — 33 Hier. ep. I, 391. — 3* n,. I, 844. —
35 Ib. I, 812. — 36 Ib. I, 27. — 37 Ib. I, 280. — 39 Ib. I, 493. — 39 Ib.
I, 171. — *o Ib. I, 174. — " Ib. I, 124. — « Ib. I, 126. — " ib. I, 131.
- « Ib. I, 184. — « Ib. I, 193. — <e Ib. I, 128. — «^ Ib. I, 192. —
*8 Ib. I, 130. — «9 Ib. I, 190. — ^ Ib. I, 326. — »i Ib. I, 186. — »^ Ib.
I, 188. — " Ib. I, 137. — 5* Ib. I, 162. — " Ib. I, 160. — ^ Ib. I, 362.
— " Ib. I, 463. — M Ib. I, 719. — 59 Ib. I, 346. — ^ Hier, contra
Vigilantium II, 387. — 6» Pammachi et Oceani ep. (Hier. I, 617).
448
V. Hartel.
sccdulas — I f. 159 "^ de Origenis heresibus. Scedul^*- qiw
miöistis — | f. 164*^ qiiod commendans uirginitatem — . Quod**
ad te hucusque — | f. 175' ad eundem.*** Xpiani interdum ji-
doriö est — \ (. 116^ H, an Julianus.^'^ Filius meus firatertm
ausoiiius — I f. 179^ //. an OceanusJ'^ Deprecatus es ut tW
breuiter — | f. 182' f/. an Oceanus.^' Kumquam fili oceane— |
f. 188^' H. an Heliodotiis.^'* • (^nanto amore et studio — |f. 192'
ohne Ueheradirift oder Adresse, Nihil**® xpiano felicius cm— |
f. 199' H. an Nepoüanus."'^ Petis nepotiane karissime — | f. 205'
IL an Florentius,'^ Quantus beatitudinis tu<^ rumor — | f. 2(B'
H, an Florentius.'- In ea mihi parte heremi — | f. 206 '^ H. li
Abigaum spanum.'* Quamquam mihi multorum sim — | f. 20?
H, an Antonius.'^ Dominus noster humilitatis magister —j
f. 207 ^ de duob; filiis frugi — . Omnium '* quidem de sc»
pturis — . f. 210 ' Epistolas. lohannis Crisostomi quam in exifia
portandus traetauit. Multi "^ quidem fluctus et und^ — | f. 2lP
Epistola Gregorii septimi pp ad Herimannum Metensem epi.
Quod '' ad perferendos labores ac — f. 217' * ^temitatis tri»
ibunt.
b m 4
80 mai. m. 170 foll. s. XV.
5. A'TV; ()ruxose del Archiuo de simancas. f. 1'
primo% (sie) ysidori.^ De libro% noui ac — f. 9' uite dnm
(sie) xpm. I f. 9' ortus et uita ul obitus s(S>% qui i dno pi*;|
cesserunt | Quo^dam*-^ scu* — f. 23' defunctus | f. 23' Ysidor«]
ad orosium | Quedam-^ notissima nomina — | Adam figuram
f. 33' saturabuntur | Synonyma uel über soliloqo« (beid^
stehen da) \ Uenit^ nuper — Anima*'* iha i angustiis — f.
exortatione. | Disciplina^ xpiana ipa — paccatamque uil
f. 41' Augustinus de retractatione mit Index der zwei
^2 Hier. ep. I, 518. — 63 Ib. I, 209. — 6< Ib. I, 232. — w 15, j^ 786. -*
6" De uita clericorum (Hier. XI, 270). — «" Hier. ep. 1, 409. ~ • Ifcs,
I, 28. — 61» Ib. I, 926. — •« Ib. I, 252. — " Ib. I, 13. — 7i Ib. I, vL
— "3 Ib. I, 451. — '* Ib. I, 26. — "* De duobus filüs (Hier. opp. J^
235). - -6 ? — " Gregorii Reg. Ed. Jaff^ WH, 21.
* Isid. in libros v. ac n. test. proi^emia V, 190. — ^ Is. de orta et obiti
patrum V, 152. — ^ j^, Allegoriae ». scripturae V, 115. — * Is. synony'
morum prol. alter VI, 473. - '• Ib. VI, 474. — 6 V
Bibliotbeca patrani latinornm Hispaniensis. 449
f. 89' Augustini dialogi ad Orosium. Licet' multi doctis-
simi ft — I f. 105^ Augustinus de inferis ad Eubodium | Questio®
quam michi — f. 111^ ad Paulinum de eura pro mortuis | Diu
scitati^ tue coepe — | f. 124' jrpomnesticon contra pelagianos
* celestianos hereticos. Aduersarii *^ catholice — | f. 165 de pre-
destinatione disputationum contra eosdem. Licet^^ lacius de gra —
f. 170^ prerogare | (r,) Explicit Über de predestinatione dispu-
tatonis sei augustini contra pelagianos * celestianos hereticos.
b m 5
8. XV.'
,Hieronymi opuscula, Alcuinus de uirtutibus et uitiis ad
Guidonem comitem/ (Knust Ä 811,)
b m 10
(V A 8 Y H 9) 80 m. 103 feil. saec. Xni in.
Theile verschiedener Bihelcommentare fast gleichzeitiger Co-
dices, f. 2' beg. mit der Einleitung eines Commentars zur Apor
kalypse: Causa q beatum ioim scribere — f. 2^ doctrina scrU'
tetur I f. 3' beg. die Apokalypse mit Commentar auf den sehr breiten,
frei gelassenen Rändern. Der Commentar beg.: Merito legendus
est iste lib — f. 34' & quali affectione sponsus ecclam. |
f. 35 — 42 etwas schmaleres Forrfiatj beg. und schl. abrupt dicam
sacramentum mulieris & besti^ quam portat — f. 42 schl, im Be-
ginne von Commentar und Text des Hohen Liedes,
f. 43' — 63^ bip. pag. Commentar oder Compendium (so von
Bibl. Hd. benannt) der Bücher Leviticus bis Maccabäer, f. 64 —
Schluss auch bip. pag, f. 64' Glossen beg, : Vidi ciuitatem -i- col-
lectionem sco*. uidi ecclesiam — f. 64^a (r, Maj.) Prologus
apocalypsis. | lohannes apls in pathmos insula — f. 65 'b (r.)
Incipit über apocalipsis io'his. | Merito legendus est liber — '-
f. 102 'a omni gne preciosarü uirtutum. | Fundamentum primum
est iaspidis. laspis lapis uiridis — f. 103 'a ad illam que j)ximo
procedit. | Hos xii- lapides • i • supra dictas uirtutes — f. 103^
ad nouum et lumine so}.
' Aug. dialogiis quaestionum 66 (VI, 733). — ^ Aug. ep. 164. — * Aug.
op. X, 591. — ^0 ^ug. (?) Hypomn. praef. X, 1611. — " Aug. Hypomn.
1. 6 (X, 1657).
* Von Loewe nicht verzeichnet.
SitzungBber. d. phil.-bist. Cl. CXI. Bd. I. Hffc. 29
450 ▼. Hartel.
b in u
40 min. m. 159 foll. saee. Xu tz.
f. 159^ w. saec, XIII in verzierter Maj.: Liber iste ert
sancti salvatoris. Am oberen Rand ders. Seite, wie es icknt
von anderer Hd. saec. XIII: Magister egidiuB (dies Wort k BtL
m. 2 saec. XIII) acomodauit nb* hunc librum. Von der flu, &
egidius in Rasur schrieb und nobis tilgte, zum TheHe nkr^
blichen : fri Mucio (in ras.) jo^s conposdno (no oder iwf).*
f. 1' Gregor an Reccaredue.^ Exutere^ uerbis exceHenÄ-
sime vir — f. 3^ atque dignitati debebamuB. | f. 3^ Oregorm
Leander.* Scitatis tu^ suscepi eplam — f. 5' custodiat leaeW'
tissime frater. | f. ö"" Hieronymus an Innocenüus.^ Sepeameiü-
centi km^ — f. 8^ redderet Hbertati. | f. 8^ Hieronytmd
Eliodorum.^ Quanto amore et studio — f. 14' cui nunc Wm
durus est. | f. 14'' H. an Nepotianus.'^ Petis ame nepotiaiic-
f. 23^ quod talis est confiteatur. | f. 23^ H. an PauLhtm^ Bor»
homo de bono — f. 29^ salutari uolo. amen. f. 29' E •
Amandus.^ Breui ^pla longas — f. 33' seuit ut misereatar.)
f. 33' Item eplaris responsio ad quem supra.^® Proposicio fii
de eadem apK — f. 34' et sit xps totus in cunctis. f. 34' «(^
taphium nepotiani ad eliodorum epmJ^ Grandes materiaB il*
genia — f. 45' nunquam desinamus. | f. 45' H. an AfUmm»^
Dominus noster humilitatis — f. 45' uale in domino. | f. 46'
H. an Rusticus.^^ Nichil xpiano felicius — f. 55' magna fxA
premia. | f. 55^ H. ad Tirasium.^* Benedicto hac dilectissimo -
f. 58' adducet cum illo. | f. 59' H, ad JuHanum.^^ Filius Ä
fr tuus ausonius — f. 64' tanti dux femina facti. | f. 64' K •
VigilantitLS.^^' lustum quidem fuerat — f. 66^ et sie loquaiii*!
f. 66' H, adversus Vigilantium,^'^ Multa in orbem — arbitraiit*|
indignos. | f. 75' H. etc. an Oceanus.^^ Deprecatos es uttibi-^
1 Ewald liest a. a. O. 233 sancti lohannis Compostell. — > Die AdreflH
sind hier wie sonst nach Loewe's Kürzangen gegeben. In der Suk
Schrift stehen kurze Titel in Roth meist mit karzer Inhaltsangabe. -*
» Gregorii epist. IX, 122 {U, 1026). — * Ib. IX, 121. — » Hier. ep. I, 1
— « Ib. I, 28. — TJh.l, 252. — 8 Ib. I, 316. — • Ib. I, 293. — !• II
Schluss des vorhergehenden Briefes; vgl. Reifferscheid B. P. Li,LI,T
— ^» Ib. I, 329. — 1» Ib. I, 26. — « Ib. I, 926. — »« Cypriani e
(App. 274 Ha.). — i» Hier. I, 785. — " Ib. I, 345. — " Ib. U, S«
- « Ib. I, 270.
BibIioth«ca patrarn latinornm Hispaniensis. 461
Ato confirmetur affectu« (m deL), | f. 79' H, an Oceanvs.^^
omquam fili oceane — non concesBum est. | f. 88^ H. an Ri-
irutf.^" Acceptis litteris tuis primitus — et in ignem mittetur. |
il^ H. ad Furiam,^^ Obsecras litteris et — nuptiis cogitabis. |
99' H. ad Saluinam.^^ Vereor ne officium — legeneium per-
meaco. | f. 106' H. ad MarceHamJ^^ Abraham temptatur in
i
Bo — rit b^elzebub. | f. 108' H. ad Paidam,^* Quis dabit capiti
MO— cum sorore cum matre. | f. 114' Ä ad Marcellam.*^^
lenio reprehendat — suscipiant sacerdotes. | f. 116' H. ad
kunwn.^^ Plures anni sunt — qui plus amat. | f. 122' H. ad
äam^ (m cd. m. in ras.). Apis paulus scribens ad corinthios —
^btibuB offerendam. | f . 128^ Commemorac' iheronimi de
BStochio et paula.^* Si cuncta mei corpis — insib* • vin • dieb*
> •
n- 1- I f. 147 ^ H. ad uirginem Etutockium.^^ Audi filia et uide
- f. 159^ glam ab hominibus accipientes.
b m 12
(Y A 10 lY 1 11) 80 m. bip. pag. 114 foll. s. XIY.
h schwarzem Leder, vom Wappen ^ hinten Lorenzo mit
koise: ad sidera ex flammis. Die Hs. enthält Augustini libri
L bV s^one dm i monte, eiusdem sermones x in epla bti
juumis.
b m 14
Cbart io saec. XVI.'
Enthält eine grosse Reihe Copien älterer Hs. mit genauer
ingabe der Voi'lagen. So aus dem westgothischen Ovetensis qui
oncapatur decreta canonum presulum romanorum Hieronymus
t fide catholica u, a. — Dann allerlei Schriften von und über
^iior. — f. 104 flf. ex uetustissimo foliorum membranaceorum
odice literis gothicis conscriptorum qui in bibliotheca ecclesiae
Kietensis asseruatur 21 Briefe,'^ — Coripp in laudem lustini
11271—307, 317— 398.^ — Hinter den Briefen stehen aus alten
» Ib. I, 409. — M Ib. I, 719. — ai Ib. I, 280. — " jb. i, 493. — a» Ib.
I, 171. — a* Ib. I, 174. — M Hier. I, 126. — « ib. i, 463. — »^ ib.
I, 671. — w Ib. I, 684. — a» Ib. I, 87 (= Ambros. append. p. 365).
* Von LfOewe nicht beschrieben. — a Darunter Isidorus ad Elladium
epiBcopam Toletanum (Is. opp. VI, 666) ; die Anordnung der Briefe wie
in der Handschrift F 68 der Nationalbibliothek in Madrid. — ^ Ygl.
Coripp. ed. Partsch praef. p. LVI.
29»
452 ^* Hftrttl.
westgoikiMchen Handschriften aus Salamanca Isidors SoMoguien,
der Dialogus inter rationem et appedtam u. o.' Ewald, S. 234.
b m 17
(IT L i Y B 5) 40 M. 171 foU. ncc. X «s.
Enthält Johannes Chrysosiamus. f. 1' (Maj.) incipit m
nomine di summi sermo primuB iohannis constantinopolitani epi
(daneben m. s, XVI: Chrisostomus sup ep}a$ ad hebreos). | Multi-
fariam multisque modis olim di locutus est patribos — Hoc Aiam
hie in ipso ex /ordio scribens ad hebreos tstc. Es folgen 35 Ser-
monen, der letzte beginnt f. 163': Obseero autem uos —
f. 165' sclorü: ACnersi. Darauf folgt in r. und schw, Majus-
keln: * explicit eommentariom iohannis epi constantinopolitani
in epistola (pauli add. al. m.) ad haebreos ex notis aeditü post
eins obitu a con8tan(8 6r.)tio presbitero antiocheno etraslatom
de greco in latinum a muciano scolastico uerso • dcc • (Hin.) haec
pauea inueni semotim super epistola pauli ad haebreos. | Multi-
fariae usque dieit locutus est nobis per multos inquit prophiuts
— f. 166^ ac remittuntur. (r, und schw, Maj.) explicit feliciter
incipit sermo sei iohannis epi eonstantinop de muliere mala.
heu me quid agam unde sermonis exordium famam quid dicam
uel quid taceam non enim ego tan tum | f. 167' (Min.) in stu-
pore mcntis factus — f. 171^ sclorum. (Maj,) amen explicit
sei iohannis episcopi constantinopolitani de muliere mala.
b IV 17
40 min. m. 136 foll. 8ft«c. X.
Nicht tcestg., aber mit häufigen j nicht sehr viel [späteren
Randbemerkungen und ganzen auf den Rand geschriebenen Partien,
wie Gebeten u, dgl, in tcestg, Schrift. Viel^ Pergamentstreifen
sind von den Rändern herausgeschnitten. Die Quaternionen-
bezeichnung in rothen Zahlen steht auf der ersten Seite des Q. in
der Mitte des unteren Randes und ist bis xvi zu verfolgen,
obicohl meist weggeschnitten, f. 1' am oberen Rande steht ////,//■///
liloquiorum von älterer Hd,, doch ausradirt und von einer Hd.
s. XIV egisip* daraufgesetzt; dies von einer Hd, s. XVI aus-
gestrichen und ysidorus daneben geschneben,
f. 1' (r. Maj.) in nomine trini sSm^ trinitatis incipit lib
soliloquiorü sei isidori spalensis epi urbis quem sinonima nun-
Bibliothec« patrnm latinornm HispaDiaiisit. 453
cupant. I (desgL) in nomine dni öri ihü xpi incipit prologus
eiusdem libri expositus a beato predicto hysidoro epo. | In
subsequenti ^ hoc libro qui — f. l ^ (V. Maj.) Hysidoms lectori
sal. I Uenit nuper ad manus meas — f. 2^ (schw. Maj.) explicit
prologus incip Hb pr^fat; | Homo anima mca in angustüs —
f. 40^ per te cunctis uiuendi regula datur | (r. Cap.) explicit
Hb • u • soliloquiorum sei hisidori. oratio. | fiant nunc orationes —
* omib; scis | (r. Maj.) Hunc^ cecinit salomon mira dulcedine
librum — Neben dem 7. und 8, Verse: Hec tibi uera canunt uit^
phennis | Aurib; ille tui male fribula falsa sonabit stehen rechts
UOX SYMAQOqe | öox SYMAQoqe (r. Maj.) Osculetur ' me
osculo oris sui. | Tangat me dulcedin^ pr^senti^ su^ quem
sepius a j)pheti8 promissü audiui — f. 61^ me consolari me-
mento | (r. Maj.) finit dö gracias am. | (r. Maj.) incip'unt que-
stiones orosii (ro ex ri m. 2) et responsiones sei agustini epi.
Cap 1 I Licet ^ multi et j)bati8simi uiri diuerso quidem stilo sed
non — f. ST"" desiderat non jidesse. (r. Maj.) incipiunt (exp.
m. 1) ExpHciunt interrogationes orisii et responsiones agustini
epi I incipit lamentatio originis. In afflictione •** et dolore anime
mee incipio loqui — f. 93^' in sda sclorum am. | (V. Maj,)
explicit (expHc m. 2 in ras.) lamentatio originis. | incipiunt ca-
pitula libri primi. de genesi. Abraham. Loth. Jacob® etc.
Dann folgt ein Index von vier Büchern, der schliesst f. 94'
credulus. (r. Maj.) expliciunt cap. Incipit liber primus de
laude di et de confessione orationibusqu^ scorum Abraham,
dne' si inueni gram (sie) in oculis tuis — schliesst mit dem
vierten Buche f. ISO"" principia est et erit in aetema scloru
scla. dö gratias. dö gras. Dö gras, glä tibi dne. FmiT.
f. ISO"" Credo in unum dm. id est patrem & filium a spum
in ^ A maiestat«
scm Et is tribus psonis unam inconfusam ditatem & gloriä
Patrem omnipotentem factorem caeli & terrae Non tres ornpten-
tes nee factores sä imumditatem omnipotentem factorem Uisi-
biHum — f. 136^ ex patre filio p';//// (8—10 litt.) ide quia
o //// (3 l.) a I
* Isidori Synonyma VI, 472. — ^ Carmen praefixam Alcuini compendio
in Cant. Cant. (Ale. opp. I, 392). — ^ Ale. in Cant. Cant. I, 392. —
* Augu.stinu8 dialog. quaestionum 65 (VI, 733). — s ? — « ? — 7 ?
454 T. Hartel.
9 n 13
(lU I li II E 19) 20 ID. bip. et trip. pag. 96 ML %.
Liber Hiob cum amplis commentariis (vi^
ex d. Grego. Bibliothekar ähd, 8. XVI f. V). f. V Amm.L
Ißte liber est sei Barthi de trisulco (trisulto noA «BMra
Beschreibung Loewe^s) Cartusien onus.
9 n 21
Chart, fol. saee. Xyn.>
Enthält die canonische Sammlung der ältestem Bf
die sogenannte Avellana, Die Hs. ist offenbar eine Abmi
Vaticanus 4961.^ (Ewald S. 235.)
9 m 18
(Caxon 23, nam. 18) 40 min. m. et eh. 251 foll. s. XIT.
Hat durch Wasser sehr gelitten. Enthält eine üng
fomieln^ u. dergL f. 124^ epi sub romano pontifice c
qui non sunt alterius provincie. f. 10 ^ Isti sunt reges c
f. 11' enthält Spanisches. Ausserdem stehen f. 48 «. -i
liehe Verse j ohne irgend welches Interesse u. f. 50'
et tituli regum xpiano^.
9 IV 23
80 m. 107 foll. 8. XY.
VorsetzbL ^ m. s. XVI: "es del Monesti (^c) de ni
de giiadalupe. VorsetzbL ^ gleichzeitiger Index: In hoc
uolumine sub ordine et numero reperies sequenti. F
nitur etc.
f. 1 ' (r.) Isidor de ortu uita et obitu 855* qi
mino precesserunt ^ mit Vorrede und Capitelindex. \ f. i
protboplaustus et colonus — f. IS"" atque sepuItuB.
tias (r.) Finito libro. laus sit et gloria xpo. Didac\
(r.) secundum opus additionis eiusdem beatissimi j
ortu soSrum uirorum infra scriptorum. quonun sup:
' Von Loewe nicht beschrieben. — 2 Vgl. v. Sybel. Histor. Zeit
N. F. IV, S. löö.
« Vgl. Ewald, S. «35.
> Ind. de ort« et obitu pat. V, lö3.
BIUialhMi ftnm UUnaraa Bl>iiwi«a>li.
ortuiii ut äcpiiltiire locum. Darm Index yB&y& iis zachaiia. [
f. 19 • lysayaa fuit ex — f. 27' tamtumodo. Hierauf folgt ein Brief
Aruelma an Valenanua neriburgejisis. Gaudeo* et gratias ago
deo quia sicut — f. 29'' quandam epistolam. Deo gratias. |
Dann der Capiielindeae zw Isidor'g Eti/vwl. En ' tibi sicut ^ f. 30 '
de instrumentia rusticis et ortorum siue equorum. f. 31—34
eind ausgetchnitten. f. 35'' In nomino domini iiri i6u xpi. In-
cipit liber genoria et originiß oflicio^ bcatiasimi ysidori jspaloii
archiepl. | Vorrede an Fulg.: Qucris * a me originem offiüionim — |
Capilelindex. Das erste Buch beg. f. 35 ' Ea que in officÜM,
das zweite Buch f. 59 '. Das Werk srMiestt {. 96 ' ut scrmo
iir patcrnis sentenciis firmaretiU'. Es folgt De affinitatibiia
et gradibiis. j Heredia ^ nonien iuiposuit — f. 96 " De agnatia
et cogiiatis. Agnat! " dicti eo quod — f. .97 ' De predietia
affinitatibuH ) Auetor' mei generis — and Weiteres üher Ver-
tcandtechaftsuerhältnissii. f. 99' De üoniugiis uiris et feminia. |
Uir * sexum significat — f. 100 ' anctoritate reprimi. Dazu nm
Rd. : Explieit l' (sie) über beati ysidori de clericis et regiilia cle-
ricomm '■' | utüis exortatio. Antiquis temporibus — f. 101 ■■ ad
celcBtem putriani | (r.) obtima epl'a eontinens doeumentö fidei et
quedam alia ainglaria (nie) dicta pro mentis illustrutione | Hee
epl'a qnam legimus caritati iifc est directa ad gcotes. Et quia
U08 — f. lOti' nitam uenturi seeuü. Explieit epl'a Explieit huiua
uoluminis tractatus ultimua. cuius primum IJbrum scripsit dida-
CUB de astigia tii[u ms familiaris domesticus nunc ü Ir ordis sei]
(dan Eingeklammerte auf Ranur) ieronimi cuius aacre religionis
Buscepit habiluni die sabbati - iü ■ inensis apriüs die u'o octa-
uarum beatiasinii ysidori anno' dni . u . cccc . lxvii - in monasterio
beatiaaimc uirginis eancle marie de guadalupe aliot u'o tracta-
tuuin diuersi fuerunt Bcriptorea. hoc pffactum uolumen aupra-
dictua didacus et eeteri acripBaerunt (sie) ex mandato dni iobannis
alffonasi de logrono in decretia bachalarii ecele yapalefi uano-
1 opp. ed. M&ar. p, 139 (vgl. £w(iH S. 236). — > Isid. EtTin.
' cm, 1) = BmuI. ep. (80, B54 M.). — « Ind. de orig. offiu. VI, 363. —
' » Auraüpe aus Iridor Etym. IX, e. 6 (III, 438). — » Ib. lU, 443. —
^ Ib. in, 446. ~ ^ Ib. III, 152. — " D&rnnch suheint such la. de oS.
' ecclOB. U, u. SO (VI, 15'2 sq.), wo derselbe Stoff behandelt wird, beuÜUt
456 ▼. HarteL
nici ad honorem et gPiam sanctissime trinitatiB et beatissime
uirginis marie et ad laudem et memoriam beatiBsimi ysidori
yspaleil archiepi patris sui deuoctissimi (sie), laudetur ihs nitoi
de uirgine xps eiusque trinus et unus in etemum g^orificetv
sempiternus honor. Amen. Ibique deo j>picio feria -t-xiidi-
die marcii anni inmediate sequentis in aigilia anaciatioH
Anitis uesperis eiindem ordinem fuit solenniter profesmu etii|
f. 107 ^ feste sei stcphani jithomns die uero lune • nn • dfr
cembris anno eiusde dni • v • cccc • lxix - ad ordinem sacer
dotalem stitit rite promotus atque die dnica proxima seqnenti
in feste circuncisionis primam missam ibidem solenniter cek-
brauit. quem altissimus sua gfa muniat protegat atqne defendil
et in eadem sca religione laudabiliter perseuerare saxmpi^
dies in pace iuste et sce finire concedat. Amen.
9 IV 24
40 min. ck. lU foU. *. XY.
Flores Hieronymi mit Angabe der Quellen am Btmk
V Rubricae flo% gloriosissi hieronymi de obedientia. £ P
Fratros ' earissimi non queo qaem mente coneepi — f. 61'
iit Hieronimi peccoris memineris Explicit doctrina bti Hieromv
ex suis opibns egregie dineroata ■» cnm gratia dei. Deo gnA^
Amen. [ f. 61^ (r.) Incipiüt rubrice testamenti beati Hieronimll
De Pace : ' r. ) Incipit Testamentum beati Hieronimi — f. 62'
Reuerendissimo patri Damaso Portuensi epo ac Theodore senir
tori urbis Rome elaris^imo. Eusebius- olim Hieronimi duci-
piilus pium äetiim et gaudium. Dens omnipotens coi" mia fA
ante fatiom — f. 02^ < r. De pace. | Hortor* nos carissioi
mei — f. 84' nie reoomendes Gra dei. Explicit testametitt
bti Hieronimi deo gratias. Am folg. Bl. Ui leer. f. 86' a 90»
hier ab zHYiif^tkeilt r.. Ex libris omnimode hiatorie a di«
lon>nimo editis sumariohim osoriptü felicit* icip* | ("Jolent*
a*suoti uiatv^rvs adductis secum — f. ll-t'^a tande amaros
et cortice* ot li^ sicca cv'^modebat.
* K^aruU ttxoixAchoruK yHior o^jv XL o7l . — - Eu^ebios de morte Hi«
.Hwr oi»jv XI. es>^ - » Ib 0. :^ XL iv5 . — • ?
Bibliotheca painun Utinoram HispaoieDsis. 457
9 IV 25
(V D 11 IV Dai) m. 80 270 foll. s. XIV.
f. 2r — f. 50^ Hieronymus de mris illustrUma, f. 51 ' Gregorü
dialogi. Am Ende der langen Indices f. 56^ zwei orationea und:
Angre q^ ms es custos pietate supema. Me tibi comissum salua
defende gubema. f. 57' Quadam^ die — f. 270^ ipi fuerimus.
Explicit dialogo^ deo gras amen.
d I 1
Hembr. fol. bip. pag. anni 992. in irestg. Miniukel.'
Ist der berühmte Codex Emilianvs, den die Herausgeber der
spanischen Concilien und des Fuero benützten, aus San Millan de
la Qogolla stammend. Die folgenden Angaben sind der genauen
Beschreibung Ewald's (S. 237) entnommen. Die Hs. enthält von
f. 20 ab die Hispana. Auf die Concüienbeschlilsse folgen mit
alleiniger Unterbrechung durch einen jüngeren Quaternio (f. 230
bis 235) die Papstbriefe der Hispana,^ Dann folgt Isidor de
generibus officiorum und andere Schriften desseJbefi bis de fide
catholica aduersus iudeos, f. 341—^345. Dann de uiris illustribus
und der ordo de celebrato concilio. In dem jüngeren Quaternio
f. 230 — 235 findet sich unter anderen f. 230 uita uel gesta sancti
Ildefonsi a Cixiliani episcopo edita, f. 231 epistola Eugenii ad
Protasium, f. 232 de uisione habita Taioni episcopi in Romana
^cclesia und Briefe Gregor L
d I 2
Membr. fol. bip. pag. anni 976 in schöner irestg. Minnskel.*
Es ist der berühmte Codex Albddensis oder VigHanus, den
Vigila mit seinem Genossen Sarradnus und seinem Schiller Garsea
im Kloster Sancti Martini zu Albelda geschrieben und mit reichen
Miniaturen ausgestattet. Die folgenden Angaben des vielbehandelten
Codex sind Ewald (S. 238) entnommen, der die älteren Beschrei-
» Greg. dial. 1. I (opp. II, 149).
^ Von Loewe nicht beschrieben; doch vgl. Praef. der Tab. XXVII B,
Ewald S. 236, Maassen, Geschichte der Quellen u. d. L. des can. Rechts I,
p. 668 und Sitzungsber. der kais. Akad. der Wissensch., LVl. Bd., S. 157.
— ' Genaueres sagt Ewald über die Gregorbriefe, S. 287.
1 Von Loewe nicht beschrieben.
458 V- BftrteL
bungen verzeichnet. Umere dem Codex Emilianus (d 1 1) nädut
verwandte U$, bietet tcie jener von f. 20 oft — f. 238 die canonüche
Sammlung^ f. 242 — f. 247 die Schrifien Iddor*8 bis de fide catho-
lica contra iudeos; an die historia de Mahmeth seudoprophete
f. 247 reiht sich der zweite Theil der Colleetio hiapanicay die /%p8^
briefe, dann f. 341 ff. de airis illustribua von Iddor, Ildefoiu,
Julian und Felix.
d m U
(III C 12 IV I 7) m. 80 mtd. bip. fmg. 21 foU. s. IUI in.
Auf dem Vorsetzblatt m. saec. XVI: alius liber : historia
partium orientis in 4*^. guterius.
f. 1 ^a itinerarium lerosolimonim. In nomine domini incipit
liber qui appellatur itinerarium lerosolimorum (am Rande m.
s. XV etwa: anno dni ()099). f. 19^ Ricardus di' grä rex
AngF abbi de Claraualle.^ | Post laerimabilem et in commune etc.
Grosser Brief, nachträgl, s. XIII eingetragen, f. 20''a (r, und
gr.) : incipit prologus domni bemardi abbatis clareuallensis in
uita sancti malachie episcopi^ | ()emper quidem opere pre-
cium fuit illustres ico* describere uitas ut sint — f. 21 'b
sunt uobis | Malachias noster ortus hibernia de popio barbaro
— f. 21^a ad modü oib; graciosus Drei Viertelseiten blieben leer.
Darauf zwei Indices s. XIV des Inhalts der Hs., als sie noch
vollständig war: Hec continentur in hoc uolumine | lo'bes cri-
sostimus de rcparatione lapsi. Vita sancti siluestri • Vita sancti
hilarii miracula eiusdem. Vita sancti egidii. Vita sancti iobannis . |
Passio 8 grisogoni sotiorumque eius. | Vita PS | oZ. m. : libr
conteti | loies csost* de reparacione lapsi. Vita sancti siluestri .
Vita sancti hilarii cum miraculis • Vita sti egidii • Passio sti
grisogoni sotio^que eius . Vita beati leronimi . Vita sti alexis .
Itinerarium ierosolimo^ . Vita beati malachie epi nonconplet |
f. 2V s. XIV: Iste liber constat eccMe Barlynges.^
d m 21
40 m. bip. pag. 228 foll. s. XIV.
f. 1^ Casslodori Variarum libri 1 — 7. f. 98 ^a beginnt newe
Zählung der folgenden ö Bücher (also zusammen 12) — f. 167 ^a,
1 Von Richard von England an den Abt von Clairvaux über die Ein-
nähme von Accon. Ewald, S. 243. — ^ Vit. SS. ed. Surius, 3. Nov.,
p. 27 (182, 1073 M.). — » ,Barling8 in der Grafechaft Lincoln?* Ewald.
Bibliathwu putru IUI»»» Uapulannt. 459
a als O.foi^t: Oassiodorjis de oniina. Am Sdilu^ae dieses 1'. 182'b
coDusaciono tctare: ' Laus tibi eit xpe q'm liV cxpliuit iste. Nach
einem iS^jafim«; Explicit expliceat ludere Bcriptor eat. f. 182'
und ISS' von imderer Hd. a. XIV/XV: Paup dum non tet
quod offerat non solum — qm te dcbeat condempnare. f. 184'a
folgt wieder wi, (ivn modenier Hd. libe}-gchneben : De amicida et
dilectione dei et proxirai tractatus). Quoniam diminute ' sunt
ueritates a filiis hominum et refrigescente caritato — f. 222 'a
gl'ie plenitudo deo gras, ommb; omnia non mea aompnia.
f. 222'b Sprttckverse des Puhlilius Syriis. Alien« 5 omne quic-
quid optando evenit Ab alio eicpecteB alteri quod feceris —
f. 222''b Cum inimico nemo in gfä tuto reddit. f. 223' leer.
f. 223' folgen Briefe von verschiedenen Händen s. XIV, aus
denea Ewald S. 244 MittkeUungen macht.
^d m 22
*> bip. pag. m. IS9 tull. »iK. Sin in.
f. i38''b am loUeren Rd. m. s. XIV: Lib sei Stcphani tosse
DOuc Ylcbs que dedit d' p' tussus.' f . 1 ' am oberen Rd. zmei Zeilen
in. XIII, von denen die erste zur Hälfte abgeschnitten : au epe.
t'uj' aia reqescal in paee amen Quicüq ; Iiue librü furat' fuerit.
1 eelau'it 1 titulü biic deleu'it. ait ppetuü anathema. f. 1^66
Ennodii opera Briefe, Gedichte, Reden it. s. w. in derselben Ord-
nung, in welcher sie die interpolirte Handschriftendaase bietet.^
Von anderer gleichzeitiger Hd. folgen f. 67—138'' luonis
cpistolae (Decretum D. luonis camotensis epi von Bibliothekarshd.
genannt) mit vorausgeschicktem Index, f. 138''b est consecratus
Val; Trecente eple continentur in hoc uolumine ■ nn • ex-
ceptis.' f. 138' und 139 ' andere Briefe von gleichzeitigen Handelt.
f. 138'a Amieo kiiio et iiitimo ■ e ■ ir bern glam q' ab int' -S-
7 g'ram q' desup uen'.^ Homo d'i no t'pides exuere Lomine —
f. 138'b AmantisBJmo patri et d'no d'i gVa su^o ponlifici
> Ousit>a. 70, 1308 M. — ' Cwsiodur ? V
' ,Qaem dedit Daimpertas (?) . . . episcopus (?)■ lieat EwalJ a. a. O. 346,
— ^ Vgl. Ennodii Opera ed. Hartel praef, jj, \TI and XV, — = Es sind
nach Ewnld 27S, m Ueberachrifteu und Keilieufotge aicli an die Vulgata
MUchlieHieud (163 M.). — ' Dieser und die fulgenden Kwei Briefe Bam-
hwds vou Clairraux Nr. Äüö, 338, 377 ©d. Manr.
460 ▼. Hftrtttl.
• e • B clarevaü uocat^ abBs. modic^ id d -S' Auditu* -v intri
nr*a 7 celebri — f. 139'a kmo pat 7 dSo 8-21 gS fidionirij
abbi (r\ b. clareualt uocat^ abb. s^pm consilii ^ consolationk
Visis qb;dam litis u^ris qs ad d tnroo' -
d IV 9
(TI C 17 V D 4) ISO m. S70 foU. 8. XV.
In Italien geschrieben, enthält ausser Anderem (bes. Bosär
Ventura): f. 1 '^ff. Flores sei ieronimi eccKe doctoris eximii «umpti
ex ueris dets et uerbis originalibus eiasdem | Fratres cariaani
non queo * quem mente concepi — . Auf Vor- und NachsädM
ausser Recepten unter Anderem ein ital. Gedicht von (oder anf)
ff
Jacoponus de tuderto f. 269' Segniore mio p cortexia miisM
la malsania etc.
d IV 16
120 misc. 131 foU.
Enthält ausser Anderem m. s. XV: Auctoritates bti ysidori.
d IV 22
120 m. 48 foU. s. XV.
Auszüge aus Augustin.
e I 13
S m. trip. pag. 1S5 foll. smc. X^XI. In westf. Scbiift.
Auf dem Vorsetzblatt Fue de Jorge de Beteta und f. 1'
Diolc a SU mag Don lorge de Beteta. Am Anfang vm
Ende verstümmelt. Zahlreiche Pergamentstreifen herausgeschnitten
f, 22 trägt die erste Quaternionenbezeichnung xvn q; die /* I
heren sind wohl weggeschnitten, 2^ ^ QucU, gehen jetzt noch dat
17. voraus, ohne sichtbare Bezeichnung. Die Hs. schliesst mit d^
Quatemio 34 : xxxiiii q. Die ersten Worte des nächsten QuaterA
sind unten cursic (wie immer in diesem Codex) neben die Qiiater'
nionenbezeichnung geschrieben : gaudio celestium.
Die Hs. enthält Concilieu, und zwar die Hispana,^ f. 1'»
abrupt beginnend: peccauerint nee cibum suum sumat. Die Con-
* Hier. Sermo opp. XI, 215.
* Vgl. Momorias de la real Aeademia de la historia II, 566 fT., 682 iL
Ewald. S. J47; Maassen, Geschichte der Qaellen I, S. 670, N. 13 rat
Bibliotbeca pafcmm Uünornm Hispaniensis. 461
cilia Toletana reichen bis zu dem 17. y f. 82'c sinodus bracaren-
sis prima, dann noch zwei bracar., concilium spalense, c. emere-
tense; nach diesem folgen Decretalien: f. 102 ^c (in r. Maj,)
häctenus dig^stis (so mit Accenten) conUis sco« patrü. secuntur
decröta pr^sulum romandrum prefatio. Sedis applice prdsulum —
f. 103 'a numerus directalium ^piscoporum (103 Nwmmem). Die
ersten Päpste sind Damasus, Siridus, Innocentius. Schluss (in
Nr, 2 des Abschnittes lxv eiüsdem leonis ad ^pos per siciliam cum
capitulis suis) uirginea puer editus exultate. Unter den CondUen
steht auch f. ll^c Leandri Homilia: Festiuitatem ^ hanc omium
esse. — ,Der zweite Theil mit den Papsibriefen, dessen Index
vollständig ist, bricht mit d^r epistola 66 ah. Vordem scheint der
Codex noch mehr enthalten zu hohen, denn eine Notiz auf dem
Vorsetzblatte besagt: Tambien tiene la coleccion de San Martin
Dumiense j la epistola Sinodica de Sevilla, was jetzt beides fehlt/
(Ewald, S. 247.)
e n 1
Membr. foll. saec. XI.*
Enthält Boethius de consolatione philosophiae mit vielen
Glossen. (Knust, S. 813,)
e IV 11
Membr. 8. saeo. Xin in.'
Enthält Bihlia N, T. und unter den Paulinischen Briefen
den ,ad Laodicie: P. ap. non ab hominibus — Colocensium
uobis^ (Knust, S. 818.) Denselben Brief enthält auch e IV 15
saec. XIV.
e IV 13
80 m. 125 foll. saec XII.<
Schmutzblatt s, XVI: este libro es de la yglia (sie) de
Osma'^ el D°' Remigio di cuenca.^
Sitznngsber. der kais. Akademie der Wissensch., LYI. Bd., S. 161. Die
Tab. XXIX bietet fol. 6 H aus dem Concilium Toletanum Xm (84, 500 ff. M.).
— 2 Leandri hom. 72, 893 M.
* Von Loewe nicht verzeichnet.
* Von Loewe nicht verzeichnet.
^ Nach Ewald saec. Xin. — ^ Daranf folgt noch ein Wort, das man nach
Loewe^s Fac^imile als aerutm lesen möchte.
462 ▼. Hart«L
f. 1' (r. Maj.) Incipit liber sei ysidori spalenns {M\n,)
epi de ordine creaturamm. Es folgt der Index der 32 Cai[f*\
f. l^r De ordine creaturamm^ | UDiuersitatis disposilio —
f. 52^ (Maj.) in orbe terrarum | f. 53^ Ecce aenerabilis midd
pater — f. 54^^ qui finem laboris condidit. (Maj.) ezplidt jfr
doruB de ordine creaturamm | f. 55' Scribere me aliqnid ä
deuocio iubet et prohibet occupacio — deuotionL (r. Maj»)
Lucham (ackw.) Missos est gabriel angelus etc. Darm folfm
drei Homüien über diesen Text. Sie beginnen f. 55' Quid' aU
uoluit euangelista — f. 71' Libenter* v uideo m congruere-
f. 80' Non est dubium * quicquid in laudibus matris. — Daa
ein Nachwort f. 90^: Lectionem euangelicam exposui neit
potui — destinaui. (Maj.) Explicit excussacio. f. 91^ Donn0
uenerabili • h • senonensium archiepo frater Bemardus idqiiül
peccatoris potest oracio: Placuit* prestanci^ iure nounrn —
f. 117' in Bcribendo seruare nescierim bxplicit | f. 117 Qw
(a exp, m2) • un • clementiB subsistentes dm die et noete
offendinfuB dignum est — f. 125^ cum dSo phenter (sie) regni-
bunt et expectant.
8 IV 14
M. 80 min. 120 foU. 8. Xm in.
Auf dem SchmiUzblatt von Hden s. XVI: Tuuole Gardi
de loarsa y el doctor valles. Buelbe a Madrid a ^ de agosio
de 1577. para el s' D<*' Vailes; q emienda lo de naturis reniii.
Vino de 7* en. (sie) 9 de agosto 1583 q le embio el maestro per«
del Padre mariana.
/// Dofii ^^
f. 1 ' (Maj,) in nomine dni incipiüt capla in libro Benteft*
tiarum primo /////////// ysidori yspalsis epi | Nach dem Capitir
index des 1. BtLches (roth) incip liber bi ysidori epi. Qd Ü
Büm^ et iconmutabilis sit | Siunmü^ bonum — | f. 80^ letifictD
dos includit | (Maj.) Finit amen. f. 81' In noie dm incip libe
differentiarum. Isidorus lectori salutem. Plerique ' yeterum b«
monem — notaui explic prologus. caplo primo per • a • | Inti
2 Isid. de ordine creaturarum VI, 582. — '? — * 9 — *? — « Berni;
ep. ed. Maar. p. 467.
' Isidorus Sententianim 1. I. (VI, llö). — « Isidoras lib. I differentiar
(V, 1).
BlbHalkKi jutna laUiionB HiipuSamli. 463
aptiim et utile, aptum ad tempua — | f. 99' Reliqua apiiitu alia
q qitidem in mebris suis taliter distingiintur (nie) \ f. 100' (Maj.)
incipit libelluH dni yaidori de natiirifi rerum incip J>log" | Dno j flo
Biaebuto ysidorua. Du t^erante — | Dies ' est aolis orientis
[^entia — f. 113' nSquam est liabituru////B | (Maj.) explicit
libelluB bi isidori (o e-x e) de natiinB rerum | f. 114' Cu igitur
mtiDdü stell omatu eapiStissimo d» ordinante pateat — eorum
diunia uel nocturna dieseramuB (über Himmehzelchen, wie aries,
piscee e(c.),* f. 114'rLucii cordubensis pceptoris neronis ipatoris
incipiunt cpl^ ad paulü aphn ~i pauli ad ipaü'' 1 Lucius anneus
seneca paulo sno sah. Credo tibi paule — ] f. 115' copia.
Vale paule kme | (Maj.) expliciunt eple 1. amnci (sie) senecc
ad paolum aplm ? pa"!! ad ipBÜ, 1 f. 115' (r.) I. annei senecc de
im uirtutibus über incipit Qimtuor® uirtutu — 1 de prudentia.
Quisquis ergo — f. 118'^ iguauia ■ L - änei eenece Über de- iiii-
uirtutibus explicit | (r.) Lucii annei senece Jifc de remediis
fortuito*! ad callione (sin) incipit | Licet ' gremium tunm — \ De
morte. Sic* ergo te forma ut Biquis — f. 120' iata felicitas." |
(Maj.) L. amnci senece liber de remedÜB fortuito* ad caliio-
nem explicit.
e IV 18
L li« m. lijp. flg. 113 [g|]. 1. XIV.
H f. l' manu s. XVI.: eate libro es de la yglesia Mayor de
Balamüca. f. 1' a Isidorua HI libri Bententianim, f. 79'a Snia
libri Boliloqo* bti ysidori | Oiäi ratione ' orai cösilio omi inatancia
— f. 83' a (ohne Titel) Gregorii dialogi | Petrus. Quoniam
multos — f, 113' b 81 offei-a munus tuum ad altarc et rccor-
datuB fue | ^
BIrido
e IV 19
'm. IK foU. 1. XaiXlU.
Enthält Imdor't Quaegtionee in uel. Testam. f. 1' prologus
■i incipit. Historiä' sacre legis 5 sine a]ic[ua etc. | f. 2'
■ de natura rerum YII, S. — ' Wie es scheint, Aniiflge aas Is.
EtTm. 1. m. — > L. A. Seaeca ed. Haase m, p. 476 ff. — ' Ib. 469
1 Ib. 446, I, — s Ib. 44T, 3. — » Ib. 467.
» bid. nynon. I, c. 24 {opp, VI, 480, I. 12). — » Wohl ein Stück de»
. Bnchea, wo sieli tom. n, 473 h die Stelle ntis KMXh. 5, 24 citirt findet.
■ Isid. qnneBl. in n. T. V, S59.
464 V. Rartel.
Capitd zur Genesis. Damach f. 2^ Creatura^ c^U — intelle-
gamus. In principio fecit deus — f. 125*^ a morte pecc&torum
resurgat (schliesst mü dem üb regum). f. 125^ leer, f. 126' +
uiderc tantorum scelera que in nouissimis — ei dicens.
e IV 28
120 m. 87 foU. s. XT.
f. 1 ' Augustinus de fide ad petrum. | Firmissime > tene
et nullatenus — f. 13 ^ Thomas de Aquino, tractatus de artLcalifl
fidei — f. 24' desgl, tractatus de Septem sacramentis — f. 32'
Isidorus contra paganos hereticos et iudeos (an Fhrentia) Que-
dam^ que diuersis — f. 67' (r.) Incipit epistola fratriä alfoBsä
boni hominis ordinis pdicato« sup transactione epistole rabbi
Samuelis qua fecit de arabico in latinnm.
f I 8
Menbr. Ibl. s. 1425.>
,Treuethi^ cxpositio Boetii^ eiusdem Theoderici Gothomm
in Italia regis historia pro uberiore captu nonnullorom quae in
Boethio uidebantur obscura/ (Knusiy S. 814,)
f n 9
(m Q 83 n E SO). 80 ck. S20 foU. s. XYI.
Enthält die Werke des Ennodius in derselhtn Abfolgt, uu
d III 22, und stimmt dem Texte n€u:h genau mit dem Vaticanuf}
f. 1 ' Dictio Ennodii d' in nat. Lauretfti Medio} : EpT. | Qaoos-
que me iners diffidentia intra angustum — f. 320^ dignoA
facias arguentem. Darunter hat vielleicht dieselbe Hd. (oberfA
etwas anderer Tmte), jedenfalls eine ganz gleichartige und gleick'
zeitige gesetzt: CoUatum cum exemplari BibHothee^ ap ex qoo
descriptum et conuenit.
» lÄid. in Gön. V, 261.
» August, ed. Maut. app. VI, 19. — 2 Isid. de fide cath. VI, 1.
^ Von Loewe nicht Terxeiclinet. — 2 y^h Boet. ed. Peiper pnefstl«
p. xxxxim.
* Vgl. Euuodii opera ed. Hartel, p. VII u. XV.
Bibliotheea patrnro latinoruin Hispaniensis. 465
f n 12
(Y L 9) eh. 20 ISS foU. s. XV.
f. 1 ' HieronymuB ad Paulam. | Nudius ^ tertius cum cen-
teßimiim — | f. 4^ Oalterium^ Romae dudum positus — f. 5"^
In noie dni sumi incipit quid cuique psalmo intellectus —
f. 10' Ex dictis Aurelii Augustini epi. Non enim mediocriter
errat — bono decipiamur. O crux — reisque dona veniam.
f. 18^ und 19"^ Verzeichnt88 der Cardinäle am 25, Sept, 1441,
Es folgen viele Briefe saec, XV med,, besonders des Johannis
VinHmüif u, a, f. 77"^ Mafei regii laudensis über XIII der
Aeneide, Turnus ut extremo —
f n 13
(n F 18 VT 10). 20 eh. 201 foll. b. XVI med.
Enthält nach dem Index auf dem Vorsatzblatt: Cassiodorus
de institutionibus diuino«. Dionisius Exiguus de canonibus
conciÜorum. Sermones in cathedra s** petri et npnnulla de Eccla
Incerti. al. m, Ep. Flauiani ad Leonem papam. Ordo cele-
brandi concilium. Isidori Tractatus de reformatione ecli^ editus
in concilio constantiensi a cardinali Cameracensi. M. Thomasii
ad Carolum Borromeum nonnuUa. Decretum de reformatione
publicatum in 4° sess. conc. Trid. sub iulio pp. 3^.
f in 18
(IV K 14 Ili E 18) 40 m. 194 foll.
1. s. XIV: V (ohne üeberschrift) Carmina* qui quondam
— f. 56^ cernentis. amen. Explicit liber boetii deo gras (dar-
nach starke Rasur).
2. bip. pag. s, XIV ex,: Cassiodori libri Variarum Cum
multorum^ gratiam — f. 191 ^b conversatione tracta est. Deo
gras patri et f. et spui s. f. 192 ''a Benigni quippe principis
est ad clementie (kleine Stücke, nach Art eines Index) —
f. 193^ a hoc putetur utile quod honestum. f. 193^ b O vos
omnes qui transitis per uiam — f. 194' b remedium salutare.
> Hier. ep. I, 144. — 2 Hier, in lib. Psalm. X, 106.
> Boetias consol. philos. 1. I (63, 581 M.). — ^ Cain disertomm Cass.
69, 501 M.
Sitsnngsber. d. phil.-hist Cl. CXI. Bd. I. Hft. 30
466
T. Hftrtel.
f IV 2
(18. 27) m. ISO 137 foll. aaee. XT?.
{, V m. 8. XIV: Iste über pertinet ad liberariam ///
domus annunciationis bte maie in braxella vulgariter dS
nazareth l;IHII:ll/l!fiil/;!lii \ ebenso hinten : Iste Über ptiet sd
liberariam domus de nazareth bmxelle.*
f. 3"" und 4' Stemmbaum des hl. Martin. | f. 6^ (r.) Indpt
de gestis seueri sulpicii pb^ ex genadio | Senems ' pbV o^o*
meto etc. \ (r.) Severus an Desiderius de vita sS martini epi )f |
Ego qoi.dem ^ fr unanimis libellii — f. 7 ' prologus seaeri ii
uitam martini | Plerique^ mortalium stadio — | f. 7^ Über
seueri de uita gPossimi m^tini epi. Igitur^ martinus sabai'e—l
f. 21 ^ seuerus ad eusebium pbrm | Hestemo ^ die cum ad
me — I f. 23^^ epistola eiusdem ad aurelium dyaconum. | Postei-
quam ^ a me mane — | f. 25' epistola seueri sulpicii ad bam-
lam de obitu sei martini epi. | Si parentes^ yocari in m
liceret — | f. 25"^ de transitu s. martini. | Martinus^ g obitom
suum — I f. 27^ Sermo do (sie) gregorii epi toronesis de transiti
sei martini. | Archadio*® et honorio — ( f. 28^ idem ec* de
transitu martini | Beatus ^^ ät seuerinus — | f. 29' idem gr^ri«
e^ de transitu sei mtini. | Eo naqs^^ tpe btus äbroräas —I
f. 29 ^ idem de translacöe m^tini. | Ope *' pcm e eni illud —
f. 30^ sclo^. Ame. | al. m. Explicit uita sancti martini | f. 31'
(r.) Incipit Über primus djalogi seueri. Cap' primu\ I Cum i»
unum'* locum — f. 66^ discessu est. | (r.) expl' lib* t*ti' dyalop
seueri. | Sermo beati m'tini de fnitate.^^ | Clemens trinitas e —
f. 67' seculorum amen, (r.) Expl.^ slno bti martini de t^nitate.
f. 67^ Florus quidam inclitus in pannonia iux nome magno« ^* —
f. 71' (r.) Incipit epl'a sei gr^orii archiepi turonenais ad btift
sulpitiü bitunicense archiepm de uita septe dormie* | ApA
> y^. Gachard über die Proremeiix span. Hdi. in der Acadende Balgl^
Classe de lett. 7. Not. 18S3. -> > Cvennadiiu c 19. — * Snlpiciiu SeaeMl '-
uiu s. Martini (p. 109 Halm). — « Ib. cap. 1. ~ » Ib. eap. S. — * €pL
ad £Q5ebiam p. 12S. — * ep. ad Anrelinm d. (pL 142). — * ep. ad Butt
lam (,p. 146^. — » Ib. p. 147, 14. — «• Gregor, bist. Franc I, c 4S
^T|srl. §. S3 der Aus^. ron Arndt and Kroscb). — »> Gregor Tor. d*
miracnlis s. Martini c. 4 (1006 Rnin.>. — «> Ib. c. 5. — » Ib. c 6. -^
" Snlp. $ea. dial. LI— >^ Martini confessio trinae nnitatis (18, 11 li.>
Ribliotbcca patniro latiDonim Hispaniensis. 467
poetam*' sub figura — | f. 71^ Incipit uita ul* conuersatio sine
mors SCO* septe dormientiü q* corpa i eccPa maioris mostfii
scripta a di gregorio etc. | Temporibus dyocletiani ^^ et maxi-
mi — f. 79^ sustentantur. | f. 82"^ Euagrii uita sei anthonii
aus dem Grriech, des Athanasius übersetzt mit dem Vorwort des
Eudgrius Ex alia^^ in aliam etc. und des Athanasius Optimum
fres inistis — beginnend f. 82^ Igitur anthonius nobilibus — f. 1 19^
artifices.^^ (r,) Explicit uita sei anthonii abVis ab athanasio epo
alexandrino greco eloquio edita ab euagrio at pb'ro i Itinü
translata. Incipit uita sei pauli p^mi h^emite a sco iheronimo
o
pbVo edita. [ Inter multos^^ sepe dubitatum e a q potissimü —
f. 125'* I cü regnis suis 7 c. | (r,) Incipit uita scissimi doctoris
iheronimi | Beati^^ iheronimi uita diusis autorib^ edita cü le-
gisse cöpi eos — f. 137^ kalendas octobris. | (r.) Explicit
uita eximii doctoris iheronimi.
f IV 8
120 m. 198 fol. a. 1467.
Innere Seite des vordem Deckels m. s. XVI: Este tuuo el
no
Ar de Guadalajara y le bolbio. Hl. Etwas weiter unten ebenda:
e 0
embiole elp J. i de mariana en 9 de agosto 1583. f. 3^ oberer
Rd, m. s, XVI: Este libro es del monesterio de Guadalupe.
Die freigebliebenen Stellen (Vor- und Nachsetzbläfter hauptsäch-
lich) sind mit Auszügen ausgefüllt, besonders aus Rabanus de
laude crucis, Gregorius Dialogi, Arator. f. 1 ' Isidorus Synonyma |
Insequenti'^ — Venit^ nuper ad manus meas — Anima mea
in angustiis — Am Ende f. 34^^ subscr. (r.) Didacus | f. 37"^
Isidorus libri sententiarum. f. 151 "* Bernardus, de consciencia
(nach Subscr, f. 150^^ vielmehr von Augustin), f. 184'" Beatus
a'^gustinus de honestate ///////////// | Nemo^ dicat q tp'oribus
nns martirium — | f. 186^ Sermo sc4 augustini de igne purga-
tori I In lectionc* apPica q^ noV paulo ante recitata e — f. 189^
" Ep. Greg. Tur. p. 1269. — " Greg. Tur. bist. VII dorm. p. 1271. —
w 73, 125 M. — 20 Der Epilog des Euagrius fehlt wie in dem Sesso-
riaims (vgl. Reiflferscheid BPLI I, 148). — " Hier, uita S. Pauli II, 1.
— " Eusebii uita Hier. (Hier. opp. XI 1, 251).
1 Isid. Sjnon. prol. prior. VI, 472. — ' Ib. prol. altor. 473. — ' Aug. (?)
sermo 293 (V, 2301). — * Aug. (?) sermo 18 (V, 1776).
30*
468 r. Rartel.
(vor der Doxologie) et helemosina* lai^tate reddimamos 1 mim.
w, ; Hunc librum scripsi ego didacos de asrigia ispaki
dioc' . compleui et correxi ad honorem et gloriam 8*ci** trini-
tatis et bHi"* uirginis marie . et ad laudem et memoriam bfi"
ysidori ispaleü archie^i ex precepto dni mei ioh^niß alfonri de
logrono canoni^' eiusde* eccüe ispalen. Die fi iouiß i fe«to i^
fulgencii supra dicti ysidori Tris • 10 • (i) die meiiSD iannvü ib'
anno a natiuitate dni m • cccc - lx • vii • Mich! parcat instns oate
de uirgine cristus Eiusque trinus et unas laudetar sempitermn
honor. Amen.
f IV 9
120 n. 147 foll. 8. Xn.
In Spanien geschrieben; nach einem Vermerk m. ». ^^'^
la yglesia maj'or de Sevilla, f. 1 ' r. Ueberschriß. Incipit trf
misse a prineipio usqae ad finem editus a beatissimo ysidoio |
In airUite * sce crucis et in sacramento altaris magna et conne-
niencia. — f. 29 ^ (schliesst vor der Doxologie) domi a sacerdote
iubetur adiuuante {ex ad iauentnte^ dSo nro — (r,) Expliat
secreta | Est n'o q pars altaris dexterm misse Principiom fines-
que tenet meiliumque sinistra Dextera iudeos gentiles lena figutt
Cepit ab bis transfertur ad bos referetur ad illos Nostra fid«
et enmt sub mondi fine fideles. Es folgen Auszüge mit QtidUt
angäbe in Roih : In deutnomiü. Si fuerit inter aos \o qui no^
turno pollums fuerit — f. Sd"" ecUiesst mit dem Auszuge: Itea
sei augnstini epi : animam creari et infondi at uiuat | (r.) Incf
libor differentiamm a domno ysidoro ep5 editiis . inter dm' cl
dniu — lu qiüdam ^i <u- e m. 2> difiniert {sie, di ear de m. 2) nt i fi
— f. iS' interna jpmeroit ' r.. Explicit über primns. Incipit Hb«
sod& f. 64- Disposilis n null differentiar sentenciis deincep !
sacramento^ eccliasdoo^ distinctio sabieiatnr. Quid ' ergo iiM
eal«>cuminam eh\ Der erste Abtdkmiti scUiessi f. 67'^ sent^dtt
opinionos q: inädeliam pseqoamnr. , - r.) De heresibns xpianoi.| j
Quidam * etiam ben^tici de ecclia r^v«ssser et ex noie sno« auctoi
^ Im «Im^ iVl^do orentc ^ ocScüs M misistcriis EccIesiasL per Mekk.
lUnvvrx^tat» ««it» RostJk«» l^t stellt d» Werk an letzter St^e u$A
M\r3L 'lfm lUsi^^ Äf Sv Vk-Si^c* lauvtfeitne^esL — * Uid. differentiaiwi
L t vV. *r- — * YjS. U Äe -C «<ct<a. IL c 2t et 32 (VI, 458) mrf
>fm YIU c. 12 ,UL ;S^ • U Rxm. YÜL c. & ;in, 361).
nunciipätur — f. 72' alio cum bominibtis non mandutiant. |
(r.) hec sunt '' teaes aducrsus oatbolicam Hdem cxorte et ab —
^etic' appellari potest. Sumta {sunt add. m. 2) itaqae ab aticlorib;
Origene Victorino Ambrosio Ilitironimo. Augustino. Fulgentio.
Ac nriB tprib' iiiaignit' eloquenti. Gregorio. Finit. | (r.) Incipit
jilog' tji ysidori in differentiia. | laidorus lectori salutem. Pleri-
que* ueterum BL-nuonuin differetiaa diatingueie atuduerunt ßub-
tiliuB inter u'ba et u'ba aliquid indagantes, Poote elc. f. 73'
Incip de -a- Inter aptum et utilsm. Aptum ad tompus — f. 121'
excruoiatq; animuin. (Maj.) finit gratias deo. | (r.) Incip Uli
pmio« C' ex ") de JibrU noui ac ueleria tcatamcnti a beato ysi-
doro editus | f. 122^ Plenitudo^ noui ac iieteris teatamti qm in
canone — f. 139' lignumque uitc dnm ftm xp'm. ExpHcit feii-
citer I (r.) Incip' lib. genealog' edit' a bo iheronimo prbro. |
Duo euDt adam. uniis est ^tboplost'.'' aliiis eat — f. 146' qui
tulit cnicem post diim ifim xp'ui | Quatuor" sunt principales idr-
tiites ex quibiiB relique — 1". 147' cuiuB neruare inoderamina
ignomt. Finit gras deo oipotenti. | Auf der leisten Seite m,
s. XIV: Iste über est fratria /'',.'////,.'//'/ '^"uit apnd toletum
dum ibi legeret de logicaHbua.
B n 7
(11 II :! U B iv)t^' m. >>ip. F>g. ITD toll. i. IUI ex.
Imerphi AnüqtüiaU'^ l. 15 — 20, bellum ludaimm (7 B.).
An den Deckeln französisch verschiedene ,declaratiun des dcspeiia'
f. 1' wui f. 170" ohen wohl noch a. XIII: liber conuentus fra^
tnim niinorum ganii[ | Ebetid. unisn manu s. XliljXIV faat
ganz auaijewischt : Über conufutus fi*!!! uiinoru' gandenBi[ | iose-
phua hebreus gcnere sacerdos in ',' / | f . 1 'a Index zu Buch 16,
dami (r.) Expliciunt antiquitatum | f. l'b Sosiua ' quidem et
hepodes — f. 6ö'b aliud jtbibemur (i:) Flauii ioaepbi anti-
quitatia iudaice Über uicesimu» explicit. Poat antiquitatuni
libi-os ix. hü Bocuntiir q captiuitatis iudaice et excidii hierrm
inacribuntur numero septem. 6auii ioaepbi hystorinrum über
primua de bello iudaico incipit | Qni bellum quod ^ eü pl'o romano
» Ib. III, 361, 1. 7. — " Isla. 1 1 iliffeT, (V, 1). — ' Isid. in libros V. hc
N. T. prooeniili V, 190. — *? — »?
' losephi opp. ed. Frob. 1Ö67 p. 1. ^ — ' Ib. p. 591.
L
470 ▼. Harttl.
— f. 170'b habuerint coniecturam | (r,) Explicit Über septimus
captiuitatis iudaice uel iudaici belli cum Romanis äaoii losephy
iudeorum hystoriography.
g m 9
40 min. altior. ISt foU., qaorQm 75—117 über impresso« est : Petrvs Crinitos de poetis
(FIoreDX 1505).
1. Chart, f. 1 — 61 et 119—124 saec. XIV/XV entkäU
Paulus Festi.
2. memb. f. 62 — 73 aciec. XIV Probae cento.
f. 62' (r.) Incipit prefatio in Virgilio centona probe gentiliam
cannina ad obsequium fidei retorquentis | lam ^ dudum temerasse
duces — f. 73*^ Hac casta maneant in reügione nepotes. | (r,)
Explicit Virgilio centona Probe cui* homero centonam non habet
latinitas. sicut Virgilio centonam eius non habuit Orecia studoit
enim uträque gemtem (sie) ad fidem catholicam . inuitare priorom
documentis autorum. | Es folgt eine ausradirte Zeile : Iste über
IV, Wort« 7tt 8-3 Worte ?f ??????
est dona //////////// magistri /////////////// Scolaris. Rest blank.
An den Seiten der Verse der Proba stehen nach Werk, Buch und
Vers die Stellen des Virgil angegeben,
g rV 23
M. ISO. 91 foU. ssec. XI in.
Viele Verstellungen von Blättern besserte eine BibL-Hd, durch
Verweise am Rande. Der Text ist von m^ mit bleicherer Tinte
durchconigirt, f. 1 ' (Maj,) contra heresim qui patrem passum
afifirmant. | Plurima* st sed pauca loquar — f. 12'' quo xpa
o m, de origine peccatorum «4
j)uocat ite | (Maj.) finit liber unus apotheseos incipit amartigenia |
Fratres^ ephebi fossor et pastor duo — f. 45^ clemt ad //rat |
(andere Hd.) in capite hui^ Hb ponendü qd subsequitur | f. 46"^
Liber apoteoses incipit Est tria ^ — transfert | Metrum iambicü
in primo uersu trimetiHi in scdo dimetrum | Est uera ^ seeta
— f. 46^ zizanio* semina | (Von etwas späteren Händen Blatt-
füllungen) Landes procIamet uocc sonet clara | Nunc crucis almc
cantet gaudia — sit scmpiterna (mit Noten) \ f. 47 *" Inter passum
et expertum interest quod patimiu* uoluntate — classique immittit
J Probae Cento 19, 803 M.
* Pnidentii apotheosis p. 84 utl. Drossel. — ^ jb. hamartigeuia p. 12«. —
3 Ib. apotheosis p. 80. — * Ib. p. 81.
BIMlotku« pMnB btininim Hlipuinwli.
471
babenas, f. 48' (Maj.) incipit contra onitione simmachi über pri-
muB contra Biiumachum prcfatio. | Paulus ^ pco di ~ | Buch 2 beg,
t. 72*, gchlimal f. 91* bis ni fallor ager uicüs comiptus et arte |
& I 2
iO m. Wp. p»g. m foli. Bsec. liT,
laithri angines. Der Codex vtt in der Einrichtung & I 3
lehr ähnlich. Auf d&i Index folgt f. 6'b die Corretpondem mit
Sraulio, dann f. S'b das erste Buch mit schönen Initialen, f. Ql'h
Ende des Abschnittes de aetatibus (5. B.) ein ericeitemder
Zusatz, f. 200''b siccetur. Explicit deo gracias, icoran «cA ein
W» f. 21 1 * a reichender Index in drei Columnen mit Angabe de»
Buches und Capitels reiht. Am unteren Rande von f. 8*b findet
tiek ein woti einem grünen Cardinalshut überthronte« Wappen
(adtwarzer, einf^pßger Adler auf Goldgrund) ; es ist dasselbe,
welches der Codex graec. R 1 18 £. \' mit dei- Dedieation enthält ■'
earolo p. f. liispaniarum haeredi eximia planeque regia indole
principi Honoratua Joannius discipulo b. u. „. «-^ ■^" diesem Codex
nnd fünf Blätter Palimpsest mit lat. Schnft saec. X aus Monte
Casgino, darin lesbar z. B. f. 2; iuterram dixit natban. dne |
et onie quod petierit a me impetra | terent tranBcuntCB ,ppter
^^mn I
■^ & I 3
a" m. bip. pag. 213 foU. andi IMJ.>
Prachthandschrift in westg. Minuskel mit bunten Initialen
sauberster Art, in vielen Farben und verschiedenen Muslern, vielen
Zeichnungen, Tabellen u. dergl. Auf dem Vorsetzblatt von einer
Sd. saec. XVU: Hie Über scriptua est aera mlxixv a Dominico
Preebytero ut in fioe libri dicitur. ia est annus Christi mlxvii.
Et fortasse fuit Sanctij aecundj nondum tarnen, rcgis, qui ex
Wnctia regina Veremundi tcrtij sorore natus est. cum boruui
triam meutio tiat tum huius übri initio in tabella tcsscllata
Tepetiti saepe nominis, tum libro primo in pudum poeticorum
' PnideutiDB contra Syiuaiacbum p, 213.
' Ueber dieae« Wappen des Juan Honüratus Bitifh<>ti> von OnniJi vgl.
E. Miller, Catal. lie msB, greos de la bibliothaiiue do l'Eäcurial p. XVII,
Charles Oraiu a. a. 0. 39 ff.
> Vgl fiwald a. a. O. 348 ff.
472 T. H.ri.l.
tabulis (dies geht auf f. 24', tco in den Hauptpfeäem «intr
porfalförmigen TeAelle ataht: uiuat in xpo Dn ueremaduH) neqoe
tcmporuin latio dtsurepet. Daza von anderer IM. bemerkt: Eitt
iiota CS de Jutin Vazquez del Marmol, und dazu wieder tm
anderm-: Y esta de D9 Fran** Xavicr de Santiago Palom»r»,
iiisigric Paleografo, Auf derselben Seite m. s. XVI, wie es tdäid:
Este libro es (in fue cun: m. poster.) de la yglesia de nn ■?
del Pilar de ^arago^a. Auf dem FerganteiilsiJmiuhhlait', an}
dessen oberer Heile Pj^ Zeile vielleicht älterer Scki-iß ausraüA
ist, wie eine ZkIIb auf f. ', »tefu von einer Hand s. XV: H BB
tholelan'. Was das bedeutet, zeigt die letzte Seite f. 243' m. i. XV:
Littera ista mo^araua apellatur (al. m. add. ul toletana).
f. l'a (r.) direcla^ aacarieiia (sie) ep5. ad toKsered' 4
finla de ipsis acoV dormientium qui cum xpü surrexerant
pora. quid exindc continet gesta netupe ingla | Qaamqiuun ii-
eonsolaLilis luctus intolerabilis dolor — f. 2^a p ni
domnott et commune^ duleissimos iilioB sospitare cxposco. f. V\
KeceDsita litterarum ucBtrarum scne iHcundam da reddiditi
mam meä - f. 2'b licet uon ut uolui sed ut potui J/ (t
ijcriptaB patrabi. Dann fohjen Excerpte, als deren Qaelli n
eodicea noatri bezeichnet werden, nach 11 Capiieln geordnet, «a
ein Index deiselbev. Das erste beginnt: K i Quod ante adneitU
mediatoris di et hominca onia et boiii a mali, das tl. c f. 5'
K XI De gloaa inaria quod nulla gloria caui doccat paasiooe
qualibct morte multari in Kne liuiua libn inueniea. f. 5' i
6' sind leer. f. 6' grosses Portal mit einem Kr&tz und
Worten: pax hix lex rex, f. 7'' Labyrinth mit den Wort»:
honorem aancte marie uirginis. f. 7' 8^ sind leer, f, 8' £<
rinth mit: Sanci" et Sancia Hbrum. f. S"" t» sehr latigea i
juskeln, die verschiedenen ReHien in verschiedenen Farben: in I
eimplo I triplo diuino | incipiunt capijtula libri ethijmol
ut I ualeaa que rc|quirifl cito in hoc | corpore innem|re
lec|tor pagina | monstrat. | do qiiibiis rebus ] in libris
couditor buiua [ codicia disputajbit in libris | duodcchii
gratias | amen, »emjpcr (sie) scla ecloi. f. 9' — lO'a Ii
der Inhalt der einsdnen Bücher in bunten Kreisen, daneben
M^pktof 4m AauArlviw «il TUMtudlw bbiI donen Anlwnrt i
BlblltllMW pktnn lntiBona RitranlMal*.
iktdt tlei- einsdnun Capitet, f. lO'b ist leer
f. 11'
Üahmeit mit gi-ossen bunten Majuskeln, in ue dui nsti W\x :
iDcipit über ol)iimolo{giarum beatiBBimi eaydori | iunioris cgle-
s!o I Bpalensis epi ad braulio|iiciu cesaragustauum | opecm
scriptum. I f. 11' leer. i. 12' beginnt die Correspondeiiz mit
Braulio. la. an B.:^ Dum amici littei'as knie fiU suscipia etc.
f. 12'b tleggl.* Omni desidcrio desideraui nunc uidere — f. 12'
B. an /.-•* 0 pic dinne et uironim prestantisaime — f. 13'a /.
all ö.," Quia te incolomcm copnoni — f. 13'b B. an J.:' Öolet
ropleri l^titia lionio intorior ac Bpalia — f. 15'b 1. an B.:^ Tue
Bcitatia eps)e me in nrbem toletanam luueDerunt — beatissiiue
domue fratcr | expüciunt aepiatole directori?. | Incipit prefatio
totins libri, /. an B.:'' Eu tibi — maloi. Die nun folgenden
Etymologien haben viele Randbemerkungen, die oft keilförmig
sauber cingefasst sind. f. 150'b (nach d&n glossemat. Buch):
explicit Über x"' partia prime feliciter amen | incipit über elhi-
mologiarum partis scde. Daa letzte (21. von Anfany) Buch
itchlieast (. 233' b üt uia raorui ignis ardorc siccetur Finit dö
gfa. I (In langen Maj.) incipit de c^Io ul quinque circulia eiue
o.\,([w; subterraueo mcatu | f. 234'a C^lum^'* circuÜs quiuquc
distinguitur quorura duo extremi maxime fdgidi etc. Eine Hd.
8. XVI hat darüber geschrieben: Hoc opusculum docerptum ad-
paret ex Ü". Bcd>i de temporibus. Dazu stimmt, dnas f. 236'^b
sich die Verse: Principium" iani etc. finden, f. 239'a fruamur
uno et pcrmancamus in unum am expücit du grS. Nun folgt das
SUk-lc It der obigen Excerpte: K xi De glosa uirgine maria quod
nulla gloria — ul subtoUatia suggcro | f. 239''b Expositio beatt
grcgorii de Übro esay« ppte'' ubi dieit. Jugum enim oneris elc. |
Enpiena quippe gentiÜtatem dos — (. 240'a dum poat solutio-
nem corporum miracuÜs coniscaberunt. Hieran sahlienaen sicli
"'mltiniMhe Welstagiingen. Incipit prologus. Sibüle'^ generaliter
r BraDlionii ep. 8U, 619 (^ laid. opp. VI, ö6l). — ' ap. Isid. VI, ölt. —
' BraulioliiB ep, 80, 65Ü M. — « Isid. ep. VI. 575 (= 80, 6öl M.) —
' Branl. ep. 80, 651 M. (= laid. VI, ö76), — ' Is. ep. VI, öSO (^ 80,
654 M.). — » Is, Etym. III. l (= 80. 664 M,). — '" Vgl. Bada de Mlura
rerum (90, iOl M.) und da [«mporum rnC. (00, 4ö0) sowie die Hs. H
m 0 f. 120. — " Ib. 90, 761 (Prowdii Marlyrol. 80, 411 ?). — " Fuhr,
bibl. 1, m. B«ai tO, 84. — " Im Paatlieon des OoUfriod von Vitorbu
[H. G. Sä. XXU, I4&) onuh Ew4ia's Nauliweis.
474 V. Harte I.
oms femine dicuntur pp'&antes q^ ob diuinam — et xpo scripta
continentur. | Incipit explanatio somnii. | Fuit igitur hec sibilla
priamidis regia filia ex matre nmne h^ccuba procreata — f. 242 'a
regnabunt cum illo in scla sdoH amen. | (Maj,) explicit liber
feliciter. | dgras. diiic' prsbtr fecit. | f. 242'b xii kh stbr. era
TLxixv • (. IRerauf folgt : De Septem planetis c^li. | Intr. Die
mici quanti s celi vu in sexto diis sedet — f. 242 ^a ipsnm
paradisum circumdat eum ignis. finit.
&; I 4
20 m. bip. pag. XXm et 807 foll. saoc. XU ex.*
f. I und n sind fast zv/r Hälfte verstümmelt; f. I' war leer.
f. I' — II enthält Evangelienabschnitte, Episteln und Lectionen fürs
kirchliche JaJir, IPff. Excerpte aller Art, die einzelnen Partien
durch Spatien getrennt. Die Initialen meist nicht ausgefüllt.
f. XXni' schliesst abrupt [MJaxime circa egrotos miscd^a.
f. l''a (rothej sehr verschnörkelte Majuskeln) in noie dni nri
itu xpi. incipit liber epistolarum sei iheronimi sei augustini et
alio* docto* incipinnt capitula. Es folgt ein Index der Brief"
adressen, denen eine moderne Hd. die Folia beigesetzt hat. f. l^a
Epla iheronimi de substantia jJris et filii et sps sci.^ Soleo ffs
soleo ut ipsi — | f . 7 "^ a Augustin an Optatxis.^ Scio animam
meam exponere — | f. 7'^b A. an Marcellinus,* Hlustrissimo uiro
& eloquent] ssimo — | f. 8^b H, ad Domionem,^ Litter^ tu^ k
amore sonät parit et — | f. lO'b ff. an Paulinus,^ Cum in ba-
bilone uersarer — | f. lO^a De cuius supra. ex libro leuitico de
diuorso genere leprarum.' Admirabile diuin(> dispositionis — |
f. 12'^a Velosianus an Augustin.^ Cum a sancto et uenerabili
%^ — I f. 12'"b -4. a7i Velosianu^,^ Scs itaque augustinus eps in-
quirente — | f. 12 ^b sermo de immolatione agni in uigilia
paschae. Hodie^^ ppls isrl & uere ho uidcs — | f. 14^a sermo de
psalmo 41° (41**m. rec. in ra^.) in uigilia pasche. Omne " psal-
terium sagaci mente — | f. 14^ b Sermo in die dnica pascho de
» Vgl. die Hd«. a II 3. — « Hier. ? ? - 3 Aug. ? ? — < Aug. ep. 138. —
^ Hier. op. I, 234. — ^ Praef. Hier, in l. Didymi do spiritu sancto
(Hier. II, 105). — "^ De diuersis generibus leprarum ib. XI, 234. —
8 Aug. ep. 136? — » Aug. ep. 137? — »o Aug. opp. VI, 1201. — " Sermo
in ps. 41 Aug. VI, 1203 (= Hier. XI, 198).
Bibliotkeea patram latinomm Hispaniensis. 475
pealmo centesimo xyii. In ^^ omni quidem psalterio dns nr — |
t I5'a ff. cid Vitalem^^ Zenon nauclerus p que — | f. 16^ b
A, an H.^^ Quäuis existimem an quam istas — | f. 18^b H. an
B^riusJ^ xpi te aduersum hostes — | f. 19'a H. an Apronius.^^
Nescio qua temptatione diaboli — | f. 19^b xyi ad clerum a ple-
bem imde supra.^^ Utinam scripture dei sollicita — | f. 21^a
im incipit altcatio luciferiani et ortodoxi a bto iheronimo con-
scripta.^^ Luciferianus quidam odiosa — | f. 29^ b Ä an PaTna-
ddu8.^^ Sancto nulneri et in cicatricem — | f. 33''b Ä an Seue-
rus}^ Cum in urbe degis anteriori — | f. SS'^b H. an Theophilus,^^
Epla tua hereditas dnice — | f. 36"^ a /?. an Satdnianus.^^ Samuel
condam lugebat saul — | f. 39' b /?. an Theophilus.^^ Meminit
beatitudo tua — | f. 39 ''b desgl.^* Nup tu^ btitudinis scripta
pcepi— I f. 39 ^a Theophüus an Ä*^* Didici quod a scitas tua —
t39'b Epiphanvus an H.^^ Generalis epla qu^ ad oms —
£49'a Theophüus an iT.^' Scs epS agathos cum — | f. 40' b
Ä. an Theophüvs.^^ Dupplicem mihi gratiam tu^ btitudinis —
£40^a Epiphanivs an Johannes.^^ Oportebat nos dlcm^ cPicat^ —
f.44'b Anastasiita an Simplidanus.^^ Grandem soUicitudinem
«tque excubias — | f. 44 ^a Theophüus an EpiphanivsJ^ dns
qm loquutus est ad j)p'bam ecce — | f. 45 ^ b Teophilus ad alios
epoB tarn de palestina quam de cipris.^ Arbitror quod an nras
littas (sie) — . Nach dem Index auf f. 1' schlössen sich hier
folgende Stücke in der ursprünglichen Sammlung an.^^
Theophili epi alexandri^ paschalis ep}a
Theophilo eugius ihoänes et ceti epi
Pape theophilo dionisius libdesis eps
"Aiig. »ermo 11 (Mai Noua Bibl. PP. I, 20). — » Hier. ep. I, 433. —
" Aug. ep. 73. — 15 Hier. ep. I, 1040. — " Ib. I, 1041. — " Aug.
ep. 78. — 18 cf. Hier. ep. II, 171. — i« Ib. I, 391. — 20 Ib. ep. XI, 363.
- *> Ib. ep. I, 508. — « Ib. I, 1078. — " jb. I, 351. — 24 ib. i, 521. —
* Ep. ad Hier. ib. I, 533. — 26 ib. i, 536. - 27 ib. i, 532. — 28 ib.
I, 532. — 2« Ep. Epiphanii ab Hier, latine redd. (Hier. opp. I, 139). —
^ Anaatasii I ep. 20, 74 M. — 'i Ep. Theophili (Hier. opp. I, 534). —
'' Ep. Theophili Hier, interpr. I, 537. — '^ Eine moderne Hand be-
merkte zu diesem Theil des Index: de residuis pance a^ nUe in hoc
continentur opere de contentis quere in alia tabula fol. 46. Diese Briefe
finden sich in der Handschrift a II 3.
476 T. Hartel.
Iheronimi adte si fonto de libero arbitrio
Scripta iamao (sie) thesi fönte de ^pla inqua ad interrogaU
respondit
Iheronimi ad tranquillum quomodo origenem legere debeat
o o
Expositio origenis de psalmo lxi
Epla beati iheronimi de mansionibus fiIio% isrP qaadraginta
duobus
Iheronimus ad mareellä de quinq; noui testamenti queätionib
Iheronimus ad uitalem prbrm
Iheronimus donato salutem
Iheronimus ad castricianum
Paule A eusthochium ad marcellü exortatoria de scis locis
Iheronimus ad augustinum
Augustinus ad iheronimum ade origine anim^
Augustini ad iheronimum de epla yacobi
Iheronimi ad augustinum
Iheronimi ad prineipiam uirginem explanatio psalmi qoadra-
gesimi quarti
Iheronimus ad quosdam de resurrectione
Rufini pi^b'ri contra iheronimum prst^m
Marcellini et anasitii ad iheronimum
Pape augustino iheronimus salutem
Item sententii^^ de libro scdo
Kescriptum iheronimi ad rufinum
Ex pfiitione intptationü in ezechiel xiiii homeliis sine oraciun-
culis origenis
Item de canticis cantieo^ pfatio
Item ex pfatione commentarii in micheam scripta ad paalam
et eustoehium
Item ex pfatione / / (m er.) interpretationis hebraico% nominal^
Item de epla ad marcellam iheronimus
Item et alia epla ad marcellam
Prefatio de omeliis in luca iheronim' paule et eustoehium
Prephatio iheronimi ad paulinum de spü sco
Incipit ad paiilü epm
Epla iheronimi aiiim<^^ natura
Tractatus sei augustiui de placendo et non placendo
Pape augustino iheronimus
Iheronimo au:riis>tinus
Blkltalh«* patrgia Uthntnn Hlapultni
477
f. 47'a Papa Leo ad Leonem imperatorem,'^ PromisisBO
niemini uencrabil impator — | f. 49'a (Titel) Sceptra eiiisdem
ji rescripto leonis inipatoris directa a sco ylario pictantensi epo
de fido ~ in ]ib°. ii. de diucrais liliris collecta ii | Inter^'''
cetera unum igitur hoe est immobile — ] f. 52'' a //. an Rusti-
ciM,"' Siiffieere qiiidcm fidel tiip — | f. 60' h Hicronymus ad
innocentium de Bopties percnBsa Sepe " ame innocciiti teme
liostolasti — I f. G'2'fL Leo an Flauianus.^'' LectiH dilectionis
tiip litteris qnaa — | f. 65'a Gregor on Recaredns.^'* Explore
nerbis excellentiaeimo uir — | f. 66' a Gregor an Leander. ^'^
SanctitatiB tu^ suscepi epiam — | f. 67 epla j^ ^ expositum
de libro iJi iob Septem " autem filii yob p singlos dies — |
f. 71 'b HieronymxLs an Rnfinua.*'^ Plua dm tribuere quam roga-
tur — I f. 73'a H. an Pnula.*^ Nudiiis tereius cum centesi-
inum — I f. 74'a Damals an HieroHy-niK*.* * Dormientem'" t
longo iara tpfS — | f. 74' a H, an Damamn.'-' Pos'quam i^plam
tu? Bcitatis accepi de abraliam — | f. 78''a expositio iheronimi
de serapbi ex libro eaayi; ppti^. Et '" factum est in anno q
mortuus ^ | f. 78 Ohne Titel, der im Iiidea: lautet: expoBitio
eiuB qui supra de pmissii aermone | (E)t*' factum est in anno
quo mortuuB cat oziaa rex — | f. 82'a H. ad Damaswm.^* lieati-
tiidiniB tu^ introgatio dispiitatio — ] f, 88'b //. ad Eliodonivi.'^
Quanto amorc et atudio eontenderim — | f. EfO'b //, an Danui-
»u»,'* Multi Bup boc aermone diuersa — | f. 92'a Oceanus und
Pnmachiiis an ff," ScÜ aliqiiis ex frib; scedulae — | f. 92' b
^8. Antwort: *' Sccdulp quae misistis — | f. 94*a /f. «n
Damasxt».'-^ Qiioniam uetusto oriens inter se — | f. 95'b dengl.^^
Inportuna in ^uangelio mulier — ) f. 95' b desgl,^^ Et miasua
est unö de sevapbim — | f. 96'b H. an Nepotianus.'*'' Petis
lii ep. II, 467. — ■■ IlilariuB ile trin. 1. II (9, 69 M.). — >< Hier.
ep. XI, 111. — »' Ib. ep. I, 1. — « LeonU ep. H, 439, — » Greg. ep.
IX. 122 (IT, IÜ28). — >" Ib. ep. IX, 121 (II, lOSB). — " cf. Ib. I, 22.
> Hier. op. I, 9. — " Ib. I, Ul. — " Damasi ep. 13, 371 M. —
" Hier. ep. I, 158. — '* Ib. I, 4*. — " Es «cheint, wie in (loderen
HandBchriften, der »weite T heil des voransgaheodsn Briefes von Cap. 17
Ab für sich zu stehen nod unter diesem Titel im Index veraeiclinet',
.. Vsllarsi's Bemerkung H, 67 c. — "' Hier. I, 68. — " Ib. 1, 38. —
" Ib. I, 63. ^ " Ib. I, 617. — " ]b. I, 618. — " Ib. I. 87. — » Ib.
, 40. — " Ib. I, 40. — "1 I!i, I, 252.
478 ▼. Hartel.
ame nepotiane — | f. 101 'b H. an Paulinua.^'^ Bonus homo
de bono cordis thesauro — | f. 103 ^b H. an Amandus.^ Brems
epla longas explanare — | f.. 105^b Antwort.^^ Propositio frat
de eadem apli — | f. 105^ a ad eliodo^ epm epitaphium nepo-
tiani prbri.ß^ Grandes matherias ingenia — | f. 108^b Augutüm
an Hieronymua^^ Audiui peruenisse in manus tuas — | f. 109'»
H. an A.^'^ In ipso pfectionis (sie) articio sei' — | f. 109 »"b (fe«ji.*'
Anno ptorito p fratrem nostmm — | f. 109^ a A, an Pramiitu}^
Sicut psens rogaui sinceritatem — | f. 109 ^a A. an Hieranynmfi
Cur itaque conor contra — | f. llO^a desgl.^^ Numquam eqn^
quisquam facile — | f. 112'b desgl.^"^ Habeo gratiam quod «üb-
scriptam — | f. 113'b desgL^^ Ex quo cepi ad te scribew
aut — I f. 113^b H. an A.^^ Tres simul eplas immo — | f. 118
H. an Magnus J^ Sibesium nfni tuis — | f. 118^ b Ä. an Jvü'
nusJ^ Antiquus sermo est mendaces — | f. 119''a ad niceam.''
Turpilius coniicus — | f. 119'^b ad crisocomam.'^ Quid circ»
te affectus — | f. 119^a ad antontum (sie).''* DSa nr humilitatii
magister — | f . 119^a ad rusticum.'* Nichil est xpiano feliciöi
cui — I f. 122'^a ad paulum.'* Humane uit^ breuitas dip-
natio — I f. 123'^a ad comasium e/c.^^ Non debet carta dinib
quos — I f. 123 "^a ad tirasium.'^ Benedicto ac diicssimo jn
thirasio — | f. 124^ a H. ad paulinum.^^ Frater ambrosius ta»
munuscula — | f. 126^b H. ad euangelium.^® Misisti midi
uolumen — | f. 128 '^a H. ad iulianum.^^ Filius ins fr toÄ
ausonius — | f. 129'^b H. ad uigilantium.^ lustum quidera
fuerat neqqm — | f. 130^ a H. aduersus uigilantium.^^ Mwli
in orbo monstrua — | f. 133*^ b de luciano mre.^ Ludanfli
quoque uir — | f . 133^ a H. ad oceanum.^ Deprecatos es^
tbuit exponerem — j f. 134' a desgL^^ Numquam fili oeeaa«
ev — \ 1 137 ^b Ä GH Ripanus.^'^ Acceptis littis tuis pmit^ —
w IK L $l(R. — » IK L 29»3. — » Ib. L 297. — » Ib. I, S«9. — « A«
efk 6T. — o m«r. ei*. L ««. — » Ib. I, 628. — •* Aug. ep. 74.
•• A«|r. •|k.TX.§.S.L€L— •» A«|r. ep. 28. — « Ang. ep. 40.
» A«|r^ ffk 11. ~ •• Hiw- e^ L 730. - ^ Ib. I, 423. — '» Ib. 1, 16.
«IKUia— ^IKL2l. - ^IKL26. — '»Ib.I, 926. — ^
U22.— -IKLII. — ^ CrpriMi ep. (app. p. 274 ed. H.). — «
L2«!!^ — »»IKLi» — *'IKLTSS.— «lb.L 345. — » Hier, con
V^UAtitt« U. 37^ ~ ** Acta SS. BoIUikL 7. Jan. I, 359. — » i
«ila <rWfk%vrmM vHi«. XL 2Tv>\ — « Hier. ep. I, 409. — «Mb. I, 71
RibliothecA pAfcnin UtiDornm Hispauiensis. 479
.138^a H. ad castorinam.®^ lohannes idem apFs a — | f . 138'b
1 ad furiam.^® Obsecrans litteris & supplicit — | f. 142 ^b
l ad saloinam.^^ Vereor ne offitium putetur — | f. 143 'b
Kon Pamnuichius.^^ Paulus apis psente agrippa — | f. 146'' a
ff. an MarcdlaJ^'^ Abraham temptatur in filio — | f. 146 ^a
ff axi PaulaJ^ Quis dabit capiti Sio aquam — | f. 148^ b
ff. an MareeUa.^^ Cum ferme ora tercia — | f. 149 ^a desgl.^^
demo reprehendat qd in — | f . 149^ a H. an Fabiola.^^ Usque
bodie inlccne (sie) — | f. 153 '^b H. ad Marcellam.®' Post priorem
inquade — j f. 153^a desgl.^^ Medicos quos uocant — | f. 153^b
ff. m Asdla.^^ Si tibi putem ame — | f. 154'^ b H. ad floren-
tiiwim.i®*> Quantus btitudinis tue rumor — | f. 154^a desglA^^
[n ea michi parte — | f. 154^ b H. ad marcum.^*^^ Decreueram
inidem — | f. 155 '^a Ä an Riparius,^^^ Multü m gaudii pstitit
iS— I f. 155 'b deagU^^ Fortiter te contra hereticos — | f. .155^a
ELadauitum.^^^ Ante annos circiter decem — | f. 158^a H. ad
jeeaniffli.'®* Plures anni sunt quos — | f. 160^ b H. ad letam.^®'
^postolus paulus scribens ad corinthos k — | f. 162^a H. ad
mgiiies eminonensium.*^® Carte exiguitas indicium — | f. 162^b
ff. an MarcellaA^^ Nonagesimü psalmum legens — | f. 162^b
B. ad auiganum (sie) ispanum. ^^® Quamuis multorum sim — |
1 163'b Hieronimi commemoratio de epitafio sc^ paul^.^^^ Si
Bonctamihi corporis membra — | f. 169^a H, an EtistochiumJ^^
kuäi filia * uide ^ inclina — | f. 176^a Incip istoria sei iheronimi
Kd matrem et filia i gallia comorantes.^^^ Retuli t michi qui-
dam— I f. 176^ b Epla exortaciois iheronimi ad matrS 7 filia
in gallia cömorantes.^** f. 178 "^ b H. ad marcellam.^^^ Ut
•Iwentia corpo« — | f. 178 ^a epistola theodotiJ^® Perfectus
komo est qui — | f. 179"^ a Ite j) carnis supbia ei'dem.^i' Ad
te manum meam extendo — | f. 180 ''a H. ad cum qui se die
"Ib. I, 27. — M Ib. I, 280. — ^ Ib. I, 493. — «i Ib. I, 303. — «^ Ib.
1,171. — ö3 Ib. I, 174. — w Ib. I, 124. — ^ Ib. I, 126. — »« Ib. I, 362.
- " Ib. I, 131. — w Ib. I, 184. — w Ib. I, 193. — >o« Ib. I, 13. —
»> Ib. I, 14. — w» Ib. I, 42. — 108 ? _ 104 ? __ 105 jb. l, 910. —
*« Hier, in Isaiam 1. 6 (IV, 167). — i07 jb. Hier. ep. I, 671. — >08 ib.
1,24. — 109 Ib. I, 128. — "0 Ib. I, 451. — >» Ib. I, 684. — i« Ib.
I. 87 (= Ambr. App. p. 365). — »» Ib. I, 776. — i" ? _ ns ib. I, 192.
-"•?? Vgl. Cod. Veron. XVI, 14 fol. 249 in Reifferscbeidü Bibl.
I, 83. - in Vgl. EeifferBcheid a. a. O.
ponitentom 7 in bcIo conuerBantem."^ f. 180'b H. ad m
lam."* Nuper cum pai'itor eBsemuB — | f. 181 'a deagl.*^" <
accepis reddenda cum — | f. ISl'a desgU^' Epistolare oft
cBt — I f. 183' b H. ad theodoram iBpanam.*" Lagubrt n
conetematQs — ] f. 183'a H. aduerauB heluidiam. '^' i
rogatus a fribus ut — | f . 188'b H. ad eu&tochiam.'** I
speti^ 81 caritate — . \ f, 188'a H. ad demetriadem."*
Ollis matberias — [ f. 193' b H. ad marcellam. "* B
qiicstiuncula qm misisti — | f. 193'a detgl.^'^'' Teetimonia <
iofiJB — [ f. 194'a desgl.^^ Nuper com retici (sie) augusb
f. 194'b H. ad euangelimn. '** LegimuB fatuua fatua — | f. 1
H. ad theodosium. '^ Quam uellem nunc uro — j f- 1
H. ad caiciam de diuersis qstioibns in uno collecta bös qst
undccim.*^* Qur iohannea dieciplos euos — | f. 202^a Ind
capla ibcronimi d apodemio i nauigaciöe oceani litloris
iiltimifi finib' galÜarum roma quam reppetit pergere qsiait bet
laudarc i cQ celcBte pane.'" I Qno m pfect' — | Igm
uidtu fidci ardore — f. 207 'b « extinguitar in nobis.
Am Ende der Handaehr. zwei tpätere Notizen (». XIII,)
• Ädü ■ dtij - H - CO ■ LUX - die Tonis uideltcet die (die exp.)
Jd' fcbroarij audiuit missa nupdalem Sanci ///'/ (vier Bi
f (drei Buchst.) Ciaiii^ün' monaatij montis aragois "'
domi« Tarcsia Qondissalni et obit i die Sabbati qne est y
Martij. A ■ n - «v ■ iriii].
ft I S
Am Et,d* f. 187'b wj Lib //V, / ///Y////'// [ Castio
», ptnlmot 1 — Si\ Dfr Pnufatio gAen krititche Notae wm
* AMn.THi Mm» (Hi<T. £1. $*>). — "* Ib. I, 130. — »• Ib. ( .
" ~>. I, 137. — <» Dl I,ti;. — <» HicntuTBU >d Heliidin^
— «M Hiw. «T^ L 14&
l. ISJ. - - It, 1. 1.
I,MV - '« ll> l. Ml
Bibliottieea patium Uiloonun HUpiniflniU. 4H|
itl 6
20 n. bip. pafl^. 186 foll. iiflc. XII. ei.
^ Tiid, und Inhaltsangabe von einer IIa, äaec» XII 1/ XIV
in hoc uolumine continentur HennoncH beuti IcjoniM
iiLsdem eple. Es folgen die Stoffe und Folux der Stimiotten,
i sind : De ordinatione sua (unter diesem Titel wie unter
mdem mmter einige sechs und mehr Semumen), \)a c^iillectin,
m> decebs; In natiaitate dfii; De epiphania dfii; \ht
eBBtt. De omelia. aasüps ilc pet, De panMione Am,
BT«c3io9ie, De a^censione dni^ De pente(^>iiti;ri; De
peasauHt'« In oetaV apl'o« 7 in natll, In fentiuttat/; ' n '
- LVr ifomao m Beptembri^ De omelia ui/lei» il/c iurhsm,
k-sfiöc esdiieetiBy Seqantnr epl*e ei1liMl^ m. s, XIV/XV
£st«EL. 5:<sQau angiminiy Deeretam gebmii de »eripttirii»^
kök ^ T^^gtandis. qaedam propbetia,
^ - a *. LLcipit Eber sermonnm beaii W/niJ» pape. i^mwp
ö±r urcxa2k«e Hia ^ Landern^ doi k^iuatitr ^/n m^um ei
tönt — f. 106 'a p xpS diiii nrSi j /V,y K%pli
>-. Iseiphmt eapitiila in epint/zla» )>eaii 1^/rm
im- JL iJift Tk^liaxurie ecmtiiientar, IMt/oO^m/^ Jts/JU^ r/m
^j^zxü'icMr i'JLfOkd^ ikMdbt: ad eulJjie^fXft.^ a/i f>//ti
ML iiiöiffi^ifihziii.* <^aazrtsm ypiai^ — ad ÜMAiiMijum^*^
— r»AwqÄam ad L^/ijfaa '" XttJia r*a^ -" m4
-*t3?^ — ad mfias^-vsL' li*>eÄ p juJv« a^
— SiL äiiiW;».-' — »d KiiC^-i f^b«^*i:i »i^i^vjyitu '
482 T. Hsrtel.
Qiiauis — I (lesgL'^^ PopoRcerä — | de^gl,'^^ Miiltam — | ad anc^.
tolium.'^'^ Gaudemus — \ desgl^^ Diligentia — | desgL^"^ Licet \
ad synodum calcedon.'^^ Optaueram — | ad anatolium.^^ Mar^j^
festato — I ad marcianum.^'^ Magno — | ad pulcheriam ^ ai
Sanctis — | ad martianum.'*^ Multa — | desgl.^^ Puritate . ■
desgl,^* Qd* sepissime — | ad iulianiim.'^'^ Agnoui — | ad m^^^.
tianum.^^ Quam excellenti — | ad pulcheriam.'^' Multis — ^ i
desgl.^^ Quod semper — | ad iidianum.'* Litteras — | n,^
eudochiam.^^ Quanta mihi — | ad iulianiim.^* Sepissime /
ad palestinos.^^ ad theodoritum.^^ ad iulianum.^* x'pianissim^ — |
ad anatolium.^^ Lectis — | desgU^ Si firmo — | ad synodoKiaa
calcedone habitam.^' Omnem — | ad iuuenalem.**® Rauennii ^^t
ceterorum ad leonem rescriptum.^^ Ad marcianum.^^ Nam (sics^ )
multis — I ad eudochiam.^^ Sancte — | ad leonem augustum.^^^^
Multo — I desgl.'*^ ad anastasium.^* ad septimum.^'^ Lectis — |
desgU'^' ad epos p campaniä siinniü picenü. '^ Magna — | ad epo -»
p picenum tusciä.'^ Et nobis — | ad nicctam.^^ ad lanuarium.**""^ ®
ad do^/'" ad epos p siciliam.*^^ ad epos p italiam.^^ ad neo^ -
niam.^^ ad epos affricanos/'^ ad epos germaniarü et gallianim/» ^
ad epos prouinci(j uiennensis/»' ad rauennium/'** ad theodo^.^ *
ad rusticü."^* ad toruulum.'^' (71 daneben geschrieben), f. 106^ es
beginnen die Binefe: (r,) Item.eiusdem ad euthice constantino-
politanura abbatem adu'sus nestorianam heresim"^ | Dilectis-
simo filio euthiceti prbo leo eps. "'^ Ad noticiam nram —
f. 178 '^b confessione promantur amen. | (r.) ExpHcit über epPa*
23 Ib. II, 266. — 2^ Ib. n, 252. — « Ib. II, 246. — » Ib. H, 422. —
27 Ib. II, 255. — 28 Ib. II, 262 (= Damasi ep. apocr. 13, 439 M.). —
2« Ib. II, 317 (= Pelagii II ep. 72, 738 M.). — 3o Ib. II, 307 (= Fe-
licia IV ep. 65, 15 M. Sixti II ep. 6, 86 M.). — »» Ib. II, 313. — 3i ib.
II, 350. — M Ib. II, 391. — »« Ib. II, 393. — s* Ib. II, 337. — '• Ib.
II, 333. — 37 Ib. n, 335. — 3S Ib. U, 244. — »9 ib. II, 408. - *o Ib.
II, 370. — *i Ib. II, 378. — " Ib. II, 372. — " ib. H, 362. — ** Ib.
II, 880. — 45 Ib. II, 228. — <6 Ib. II, 397. — *' Ib. II, 343. — «8 ib.
II, 403. — *9 Ib. II, 273. — *« Ib. II, 366. — " Ib. H, 369. — »2 ib.
U, 448. — w Ib. 11^ 4579 __ 54 ib. n, 25? 49? 187? — " Ib. U, 32. —
56 9 — 67 Ib. n, 491. - " Greg. ep. II, 22 (U, 585)? — »9 Leon. ep.
II, 443. — 6" Ib. II, 30? 60? — «^ Ib. U, 87. — «2 ib. II, 76. - «3 Ib.
II, 33. — 6« Ib. II, 498. — « Ib. II, 1. — w 9 _ 07 ib. II, .369 37? —
ß« Ib. II, 171? 172? 230? 270? co ib. H, 327. — "« Ib. II, 11. —
7« Ib. II, 62? — 72 Ib. II, 90.
Bibliotheca patnim latinornm HiRpaniensiR. 483
sati leonis pp *p Incipit Über sancti augustini de diffinitionibus
selesiasticorum dogmatum.^^ | Credimus in (in exp.) unum dm
He patrem & filium k splii sSK. patre eo qd^ — f. 182 ^b
I moribus inuenire | (r.) Explicit liber sc'i augustini epi de
fiffinitionibs eccl^iasticorum dogmatum | Decretum gelasii p^p de
wriptaris recipiendis seu n reeipiendis p^sentibus epis • lxx • ba-
iütam in sede apostolica urbis rome ^^ | Post j)p'&icas atq; apl'i-
BiB scripturas quib; ^cclia — f. 184^b esse damnata. | (r.) Pro-
pkia coidam mulieri nris temporibus reuelata. | Ego fons uiuus
£eo ad illos qui propter — f. 186*'a in estimatione sua. f. 18G^
mdg später als Blattfiillung (die ersten vier Zeilen ausradirt)
gut molestare et inquietare — omni cum districtione jpellat.
fk£. Beneuent' • viir • kl iunii.'"*
it 11
(IS. 5) 80 in. bip. pag. 278 foll. 8. XTV.
Augustinus in psalmos 1 — 78. f. l''a Omnis^ scriptura di-
nisitas inspirata util' — schliesst mit Commentar des 73, Psalm es
E278'b nee obliuiscetur oio aut punit aut corrigit.
&; I 8
(12. 3) 20 m. bip pag. 231 foll. s. XV.
Auf dem Vorsetzldatt^ von einer Hd, s. XV: Petri protonotarii
ipoetolici I Moderata durant | Neseis quid uesper uebat. Auf
itmtdhen ^ von drei Händen s. XVI: Donauit Reuerendissimus
dS Jo. de Turrecremata Car^'* sancti Sixti istü libruj conuentui
VaDisoletano ordinis pdicatorum | Eniit a bibliopola Johanne
iWmcisco Valisoletano Hier. Surita. Vielleicht von derselben Hd.
■iteii rechte Ecke ganz klein: en vaHid vispa de sant fran 1542.
m» Bs. enthält Briefe des Hieronymus, nach vorausgehendem Index
Üß Stück, beginnend mit: Simbolum fidei abeato hier' positu;
•t lancto pape damaso ab eode missü — schliesst in der ep.
Äittersüs rufinum f. 231 ^ b et iHco pax sequetur ExpHcit. f. 1 ^
^t^trtr Rand ein Cardinalswappen mit brennendem zweistöckigem
Tkm« (des Cardinais Torrecremata).
^ Geimadius de eccles. dogm. 58, 979 M. — "'^ Decretum Gelasii 69, 162 M.
— '^ Nach Ewald Schluss einer päbstlichen Bulle an ein französisches
C'utercienserkloster.
' ' BasUii praef. ex Interpret. Rufini (Aug. opp. IV, 1, 63).
31*
484 y. Hartel.
&; I 14
20 max. merobr. trip. pag. saec. VIII/IX in wett«. HiDukel.*
Der Coc/ex hatte einst 168 foL, von denen, wie «««der AW
merirung saec. XV/XVI fiervorgeht, 1—19. 32. 35. 38. 40.42. A
148—157 nun fehlen. Sonst ist Alles erhalten^ wie die Quaiermm-
bezeichming erweist; hie und da Lesenoten, toie f. 37 ^b; t 161
bis 1 63 sind die unteren Ränder abgesdinitten. Die ursprün^A
Quaternlonenbezelchnung ist fast überall durch eine spätere unkaä--
lieh gemacht. Es lässt sich aber nocJi ei*uleren, dose sie von [I]—^
lief; f. 24^: IK, 48-: VI, 52^: YHII u. s. w. Der Rest, f. 113«.^
der Hs., trägt keine ursprilngllcJie Quatemionenbezeicknung. SfS^t
etwa saec. XIII j XIV (vielleicht von derselben Hd., die am
des Codex schrieb: Iste lib est de eecla sei romani),^ vmrd»
Hs. mit einer anderen von 35 Quatemlonen, die ihr vor^
wurde, verbunden und die ganze Hs. (also auch die nach f. 11'
folgenden Blätter) mit neuer Quaternlonenbezelchnung wweh^j
so dass III der alten = XXXVIIII der neuen Bezeicknwj
Die letzte Quatemionenbezeichnung wf f. 168^ q -l- vi- am
der Hs.
D&i" Anfang der Orlglnes lsldor*s ging mit den oben
neten Blättern verloren. Für die Elnthellung der Isidorhandtchnfli^
ist die Subsn*lptio wichtig, f. 56 -b nach dem Ende des 10.
(pressores): explicit liber deciinus partis priin^ feliciter
gratias amen. Rest dei' Columne leer. f. 56 ^c incipit
secunde und nun Capltellndlces von Buch XI — XX. f. 57 'a,
Buch 11 beginnt, die Ueberschrlft : liber ethymologiarum
secunde. Die Orlglnes beginnen im 3. Biicite f. 20 'a
sicut tonitniuin sicut ineudis. f. 112^b iit iiis morui ignis
dore siccetur; | (in Maj,) expliciunt libri beatissimi esic
spalensis epsci. deo gratias am. incipit obitus beatissimi ysii
spalensis epsci feliciter. a redemto clerico recensitus. | Üisutt .^
est mihi ut tm;^ sctitati brebiter — f. 1 12 ^ a hora nona deciniK'
» Tab. XIU giebt eine Facsimile von fol. 33' Isid. Etym. VI, c H
9—17, 1; 17, 6—7; 17, 8-9 (opp. III, p. 266, 12—268, 8; 269, 1*-
270, 18; 271, 10—272, 6). — » Danach steht von einer Hd. s, XVH/
XVIII (die also die Verstümmehing-en schon vorfand): este libro dento
y quaranta y tres hojas y es del coUegio mayor de Alcala de henar«
Auf f. 1G8* steht von derselben oder einer gleichzeitigen Hand I4S1
escriptas conocta (sicj. — ^ 1«. opp. I, 27 — 29.
Ribliutheca patrum lutinornD) Hispaniensis- 485
Era DCLXxiiii. Eine Hd. saec. XV (a. 1464) wiederholt die Todes-
notiz, sonst ist das Blatt leer,
f. 113 ^a (r. Maj.) incipit über sei iheronimi ad acalchiara
de diuinis questionibus. Es folgt ein Index von 11 Qt^mestiones,
dann die prefatio.^ Filius ins apudemius (ud in ras.) qui, hierauf
die erste (r,) Quur iohannes discipulos * | De hac questione in
commetariis. Die letzte Quaestio^ f. 118^b Quid sit quod idem
apstls — schliesst f. llO'^c id est anthixpi xpm suscepturi sunt. |
f. 119'c (V. Maj.) Item incipit eiusdem iheronimi ad heluidium
de aliis questionibus. Auf einen Index von 10 Quaestiones
folgt Prologus: Ignota ' uultu fidei mihi ardore notissima
es — f. 119^a Hoc idem et in euangelio — f. 124 'b et ex-
tingantur in nobis. finit. | f . 124'^b (r. Maj.) Incipit dogma
sei iheronimi presbiteri de diuesis (sie) sententiis. Es folgen
56 (m^ 57) Abschnitte mit rothen Ueberschriften. Bei vielen Ab-
schnitten hat eine zweite Hd. am Rande Inhaltsangaben gemacht.
Der erste Abschnitt beginnt: In patre unitas in filio equalitas.
Der letzte schliesst f. 126 ^c ueluti si pelle creatoris sui dispo-
fiitione uestibit.
f. 126 ^a (r, Maj.) Incipit über epistolarum beati iheronimi.
(r. Min.) Damasus urbis rome epscs fri et conprsb iheronimo
in xpo salutem. Dum ^ multa corpora übrorum — ora pro nobis
in domino. | Es folgen ohne NuTnerirung die Briefe: Hier, an
Damasus. ^ Legi litteras apstiatus uestri — quod grex editur. |
f. 126^b Augustinus an J?J" Audibi perbenisse in manibus
tuis — in dno glantur. | f . 126^c H. an Augustinus.^^ In ipso
profectionis articulo — uel disceremus. f. 127'^a desgl.^*^ Anno
preterito per frm — et suscipiende papa. f. 127 ^a Augustinus
an Presidius.^'^ Sicut presens rogabis — ipse cognouero. | f. 127 •■ b
Ders. an H.^^ Quur itaque conor contra tractum — concor-
diam reuertisse. | f. 128 *'a desgl. ^^ Numquam eque quis ///////
quam facile — quam iustam tuüsse sententiam. | f. 128 ^b H.
an Augustinus. ^^ Crebras ad me epstlas dirigis — ad me pri-
mum facias peruenire. | f. 129^b Augustinus an //!'' Habeo
* Hier. ep. I, 844. — & Ib. I, 84ö. — » Ib. 1, 879. — ^ Ib. I, 812. — 8 Da-
masus de psalmorum emendatione (Hier. opp. XI, 276). — • Hier. opp.
XI, 277. — 10 Aug. ep. 67. — »' Ib. I, 626. — »2 jb. I, 628. — " Aug.
ep. 74. — " Aug. ep. 73, §. 3, 1. 6. — »» Aug. ep. 28. — ^6 Hier. ep.
I, 632. — 1" Aug. ep. 40.
4<^f) Y. Uartel.
gratiaiu quod pro — de caritate presumentis. | f. 129''c d«jl.*
Kx. quo cepi ad te scribcre — potucris p^'ensentiam i[fif)tottL|
f. 1 30*^0 H. au Ä.^^ Tres simiil epstlas immo — in angulo noM-
sterii susurrare. | f. 133''c desgL'^^ Quam a 8CO fire noetnioi'
citc — et beatiösimc pape. | f . \3S^c A. an HJ^^ lam priioi
tu(^ karitati — quamquam nulla est. | f 136' b cbfjL k
originc animae.*'^ Dm m'm qui nos uocabit — posse El
f. I39^a agustinum (sie) ad iheronimum de epistola iacobi.'*
ad te scripsi honorande — communicare digneris. f. 141'»
4tn A.^* üirum honorabilem frm meum — cninsdam ai
mu8. ! f. 141 ' b desgl.'^ Omni quidem tempore beatii
— salutes preeor eoronam tuam. | f. 141 ' b Ä an Dendemi
Lecto sermone dignationis — paulatim scribi faciam. ] f. lö*'
H, an JuUanus,'^' Änticus sermo est mendaces — aaUc
xpo. f. 142 'a H. ad nicheam (sic),^^ TurpiKus comicns
tans — indignantis accipiam. | f. 142^b H, ad critocamm^
Qui circa te affectus — quod scriberes. | f. 142 'c H, <d
fhomunK^^ Dominus noster humilitatis magister — uale in
mino. . f. 142 "^c H. nd euaugelium.^^ Misisti mihi uflta»!
ANOMMON ACEITIOTON. et nescio — corporis ualctu&i|;
f. 143 "^c dtufgU' Legimus in esaya fatuus — in pglesia uindkiA
f. 143 ^b TheuphiUu an H.^^ Scs epscs agathos cum —
öopire dootrinas. ! f. 143 ''h H. an Tktruphilus.'^* Dnpb'cem näj
gratiam — non cesses. [ f. 143^c Etd*jgius Johannes et emi
r^tsci an Thtophilus,^^ Nosti dne cuncta laudabilis — sacerdfltoe
los «rraJus. ! (. 144 'a Dionisius fiddensU e^ufcs an Theupkitiv^
Bonus ds noster qui in — qui tecum sunt. I f. 144'^b TTkiipÜM
fiii //.'•• Didici quod seita;? tua — n>bustior tiat. I f. 144'c ffi
'in 1% m/'^i'm^. ** Nuper*'^* In^atitudinis scripta — in »lil*j
lodore. t". 144 ^a Epiphanius Hioronymo hac cunctis qiu tecia
in monaiherio t ,<*> uersantur tratribus. "'* Generalis epistola qi*
ad omncs - - plurimum salutamus. f. 144 'a Cromatius * bd*
•* Aue ep. 71 — * Hier ep. 1, :>» — ^ Ib. I. 754. — 2< Aug. ep. «
— -- Au^. *p. 16*>. — '■• KucTopii abbatis Thesaurus 62, 561 M. (=-M
ep- H>7\ — -** Hier, ep L !«';>•>- — - Ib. 1, 1059. — » Ib. I, 208. -
-' Ib. I. l»^ — i> Ib 1. i'» — -^ Ib. I. 21. — ■•> Ib. I, 26. — "1
l, 4^^ — - Ib. I. !'•:;. — Ep Thr>Mphili Hier. I. 532). — ^ lUi
ep l. ö;Ji. — - Ib I. :>;;• — I?. L 551. — - Ib. I, 533. — ^1
l. :»:il J Ib l. 5.v:.
Bibliotbec» patrum latinoruni Hispaniensib 4^7
j^orus epsci iheronymo. ^^ Quum religiosissimuB augustus — mar-
mB exibetur. | f. 144^b Ä a« dieselben J^ Constat dnm nrm
— fecit €886 sublimes. | f. 144^c H. an Luciamts.^'^ Nee
^^iqiiiaiiti mihi subito — ff et ora pro nobis. | f. 145 ^ b H. mar-
10 et anasici^.^^ Tandem ex africa uestre — noster tueatur
iptus. I f. 146 'a Anastasius an Simplicianus,*^ Grand em soUi-
^^■ÜDidinem adque — merito honorabilis. | f. 146 '*b Theuphilus an
}haniu8.^''^ Dns (qui om.) locutus est ad prophetam — ad pale-
\, I f. 146 'c bonifatio iheronimus.^^ Quantum gaudiis (»ic)
ordinatione — adque eonsortes. f. 146 ^a H. an Donatus.*'
iptum est multa flagella — uerba prorupi. | f. 146 "'h H. an
.^mniipdUinvs.^^ Maiora Spiritus uincula esse — inpendiose
ffdntot I f. 146 ^ c Iheronimus ad theudori ////nm et ceteros ana-
itas.^* Quam uellem nunc uestro — litoris prosequatur. |
4147'a H. an Florentlnus,^ Quantus beatitudinis tue rumor —
jttgoris innecto. | f. 147 ""b H. ad riparium presbiterum.** Ac-
^^eptis litteris tuis primitus — in ignem mittetur. | f. 147 ^ b /f.
Riparms.^^ Multum mihi gaudii — desiderande frater.
;i£ 147^0 desgl.^^ Fortiter te contra hereticos dimicasse. — Von
Briefe sind nur 23 Zeilen erhalten; er schliesst abrupt:
imtabis statum dum quoque. | Es folgt nun die grosse Lücke.
f. 158 "^a beg. (mitten in einer interpretatio locorum Orientis)
:.fiiam eufrates in armenie fontes. — Die geographischen Namen
'*äki immer roth vorgesetzt. Die ersten Lemmatu »ind Ellasa,
.ÜGrata. Die Schrift ist alphabetisch geordnet und innerhalb der
üadnen Buchstaben nach den Büchern der Bibel, f. 164''a
.Zohel nomen lapidis ubi adonias immolabit uictimas iuxta fon-
lern rogel piunt litterb . im • nm • jci • | Finit interpretatio loeo-
nm orientis feliciter : do gratias.
(r, Maj,) Incipiunt epstlc? beati licinani de libro regularum.
id 8cm gregorium papam urbis rome directa. Licinianus an
Gregor.^* Libnmi regula* a scitate tua — beatissime papa. |
f. 164^a Licinianus und Seuerus an Epiphanius,^^ Celis (moderne
Hd. darunter: Lectis) litteris tuis frater knie — producti fuerint
adsentire curabit. | f. 166 ^a item epstla cuius supra aduincetium
«« Chromatü ep. 20, 373 M. — *' Hier. opp. XI, 473. — « Hier. ep. I, 428.
— " Ib. I, 942. — ^* Anastasii I. ep. 20, 74 M. — ^•' Ib. 1, 534. — <« ?
_ 47 ? _ 48 Hier. ep. I, 349. — « Ib. I, 8. — ^ Ib. I, 13. — &• Ib.
I, 719. — M ? — 53 ? _ 54 Liciniani ep. 72, 689 M. — »» Ib. 72, 691.
488 T. Hsrtel.
epscra euositane insulo.'»^ Inter uarias tribulationum angagtias -
knie frater. | f. 166 "^c Fructuosus an RecesuindusJ''^ Uereor ne
sepe suggerendo — sed glam percipiatis etemam. | f. 166'»
ep8t}a domni efantii archediaconi de seripturis diiiinis cdita
contra eos qui putant in mundom esse saDgiiinem>^ Qoia se
prebuit occasio oportuna — plurima non expediunt.^^ | f. 161'»
Auiixis an Apollinaris.^^ Post consummationem libelloram —
adstructionc deseriuat. | f. 167 'b SisebtUus ad acäium^^ Obtt-
bam kme pater — ad incrementa uirtut%. | f . 167 ^a Ceram
an Sisebntus.^' Nostra frequens postulatio — inquirenti hac diu-
genti. I f. 167 ^b Anticort des Sisebutus.^^ Si cordiom inscrutator
— ditamur et manere. | f. 167^c Ckrarius an Sis^nUus.^ Q»
nobilis epstla uestra innotait — ad tempos reserbo. f. 168 'b
desgL^ Uenerantissimos apices ad omnis — | tione conmendo.
f. 168'c Sco hac uenerabili patri euse*^ | (Rest abgeschnitU^j
Mortuam magis quam — tandem uel sera consensione. | f. 168'e
Dno * ^ ^psco bulgar/" Et sub uniuersös axe sub ethereo —
incundare colloquio. | f. 168^b Bulgar/7'/' ' (etwa 3— 4 BfA
Stäben verschwunden) guntema^ regem.*^ Oracnla regni uesln ]
nltimns — Et omnia deo prospiciente reparari possimt. | Am I
Ende der letzten Columne steht von moderner Hd. : aliae epistdf
huius modi sunt in ecclesia ouetensi.
ft n 3
,Eusebii Hieronymi Prosperi chronica bis Valentiniano VI
et Norao Coss. immer in mehreren O^lumne^i und die Jahre dsf
M\'it ^is zuletzt, in Florenz a. 1^6S geschrieen nach vier Hanir
Schriften, ?o.>n.>n eine sehr €ilt gewesen/ (Knust S. 816.)
^ Ib. le, 6^>. — ^- Vd. Ewald 3L a. O. idO. — » Enandi ep. 88, 719 H
— ■-' Am Kaiule u^b^a t. l^i»'» ^seht io wec^qr. Mio.: dicta sei Aug«
:^ctui. Artitkoi^ deo :aai mandtis e:«t a^os qaam — porcus immundu
düutloa:. Autt l*>»^' uud lf5r* viele Ärab- Kandbei^chrifceu. — ^ H. Aui
tus orl IVi^vr j. i74 — ' <iÄ»bu:i ep. ^». 3<^ M. — « Ib. 8i>, 36<
— ' Ib >-, -i'^: — ^« IK <\ ;i^v — ^ Ib. Si\ 36». — « Ib. 80, .17(
' \\:^ K^Ali a t. O - ^'^ Vcl Ewali a. a. O
Bibliotheca putrum laiinoram Hispaniensis. '489
& n 5
20 ni. bip. pag. 1.51 foll. saec. XI. In westg. Schrift.
Ränder stark beschnitten. Am Anfang und Ende verstümmelt.
Einige Blätter haben sehr gelitten. Vcyrn von Bibliothekar shd,
8, XVI: Apocalipsis explanatio incerti, acephala desunt. 6. Ver-
sus primi capitis de fine uero caput 20. 21 et 22. desiderantur.
Codex litteris Goticis, perantiquus. H^c expositio est B. Aprigii/
ut patet ex aliis duobus manuscriptis codicibus in eadem bi-
bliotheca.
f. l'a ////////// (S — 4 Biichstaben unleserlich) septenarie
uirtutis munerum (an numerum?) esaias etc. Der Apokalypsen-
commentar ist nach storia und explanatio, die abwechseln, ein-
getheüt, mit vielen kunsthistorisch interessanten Bildern älteren
Stiles ausgeschmückt. Die Figuren sehr ungeschickt. Augen, Hände
und Füsse unverhältnissmässig gross. An den Rändern gleichzeitige
Notizen mit cursiven Elementen tind Worten. Im Anfange fehlen
2^ Ig Qiiatemionen, da f. 7^ tmten die Bezeichnung trägt: ui q.
Eine Commissura zweier Bücher zeigt sich f. 91^a eadem aliter
dictiirus I (schw. Maj.) explanatio über quartus | (r. und schw.)
incipit über quintus ystoriae eyusdem libri Septem tubarum |
f. 91 ^b Et uidi septem angelos qui stant in conspectu — f. 151^b
nullum inputari peccatum aut crimen. | f. 137"^ und 138^ sind
die Bilder nicht gemalt j obwohl leerer Raum gelassen.
& m 26
80 in. 132 foll. saec. X et XII.
Der obere Rand stark beschnitten. Mit interessanten Initialen;
oft Accente. f. 37 beginnt eine neue Hd. i.Vm. s. XII: Per signum
sancte crucis de inimicis liberat me deus noster. amen. and. H.
8. XII: in isto uolumine continentur vita sei Nicholai et trans-
IsLÜo///// (nis er.) eins et vita sei Magnobodi epi. Et vita sei
Maurilii epi. Et passio sei Vincentii mV. Et passio sc^o* Sergi
et Bachi martirura. m. s. XIV: Et vita sei Albini ep^i et con-
fessoris.
f. 2^ (r. und. schw. Maj.) incipit prologus in vita beati
nicholai episcopi mirrene ciuitatis gliosissimi presulis | f. 2'' Sicut^
* Apri^i explanatio in apocalypsin; vgl. Fabr. bibl. lat. m. aeui I, 125.
' Vitae SS. ed. Lypomanus Lovan. 1571, II, 266 sqq. ^H^^^nius in nostra
bibliotheca alia eiusdem Nicolai acta a loanne diaconoconscripta —
490 ▼ Haitel.
oihis materies si ab imperito — f. 3^ lotcraur. explicit prologus |
(v, Maj.) incipit uita sei nicholai epi | f. 3^ Nicholaus itaque ex
illiistri prosopia — f. 28^ scla sclorum. am. | (r. Maj.) it inci-
piunt miracula in uita sei nicholai patrata et de transitu eins |
Quodam tempore adu(5nit qiiodam — f. 37 ^ sclo* amen ( Opere
pretium remur ut ea qu^ nris teporib: p sei nicholai merita
gloriosa gessit — f. 42^ scla sclo*. am. | Gloriosus^ igitur atque
eximius xpi pontifex magnobodus in pago andecaucnsi — f. 62'
sclorü am. | Es folgt von späterer Hd. (saec, XII in,) Post beati
nicholai gliosum abhac uita transitum mnlti impatorcs multiq;
potentes artus illius — (f. 66*fF. auch ein Gedicht in Distichen,
beg.: Tempore quid miseris) — f. 74^ sclo* am. | f . 75"^ stehen
von anderer Hd, saec, XII Gebete: Repleatur os meum laude ut
cantem — | Credo in d'm patrem omnipotentem — | f. 75^ (gr.
Maj») oratio de sancta maria | Sca et perpctua uirgo — | f. 76'
Aue maria — | Thochi (sie in ras,) kyrieleison — | Dens in adiu-
torium — | Concede nos famulos — | f. 76* ein Alphabet. Dann
Pater noster — | Wieder von anderer Hd,: Spiritus sanetus
super ueniet in te tt uirtus altissimi oburabrabit tibi. Dann be-
ginnt wieder die alte Hs, saec. X. f. 77' leer, f. 77^ (r. Maj.)
incip* pTat' uit^ sei maurilii epi | In xpi nomine ego magno-
bodus — fratno | (Maj,) explic^ profatio | (Maj,) incip prologiis
in uita sei maurilii epi | Quicquit in religiosis — in gaudiis |
(r. Maj,) explic' ,plog* incip' vita | Beatus igitur raaurilius ȟb
iuliano — f. 89' sclo*. amen | (schw, Maj.) explicit uita sei
maurilii epi cuius sacer transitus celcbratur idns f/// 5 /////
septembris 7 | (r, Maj,) incip ,plogus in uita sei albini epi |
f. 89* Dno SCO et aplicis (is ex os) meritis rcuerentissimo
pconando domno domitiano papo fortunatus uestcr. ]\[emini ^
uir apostolice. cü ad urbcm — f. 91 * am. exj)licit prologus |
(r, Maj.) incipit uita | Religiosorum * uita uirorum quantum est
meritis clarior — f. 99* sclo*. am. | (r, und schw. Maj.) explicit
uita sei albini; incipiunt miracula post obitura cius patrata |
f. 100' Sanetus confessor albinus andccauensium — f. 104^
kä ignis semiusto pede. | (Das Folgende auf diesem Blatte von spli-
e8t eins praofationis oxordiuin: »icut oniiiiN materies si ab imporfocto
artiHce etc.* Baronius Martyrol. Rom. od. Vcnet. 1597, p. 547. — ' Acta
SS. Bolland. 16. Oct. VII, 2, p. 940.. — ^ Von. Fortun. uita 8. Albini
Andegav. U, 56. — * Ib. II, 67. — » Acta SS. Bolland. 22. Jan. II, 394.
Bibliotheca |>utruin laiinorum Hispanienais. 4-«7l
terer Hd. durchstrichen) ()ichi uidetur pagine inserendum quod-
dam clarissimum miraculum quod ad beati pontificis mausoleum
in hoc — f. 104^ schliesst nach dem ersten Sechstel abrupt quia
oms andecauenses | f. 105' Probabile"» satis est ad glain uin-
centii martyris — f. 116^ sclo% am. | Es folgt ein Gebet: Beate
martyr ^ spa diem triumphalem — indulgentiae. Prsta pat
piissim^ | f . 117"^ (r, Maj.) incip passio scor sergi et bachi.
Maximiane ^ tiranno regnante nimio errore genus detinebatur —
f. 131^ slo< amen. | explicit passio glorioso* xpi rivc (sie) sergii
et bachi. Es folgen wieder Gedichte m. s, XII: Magnificat anima
mea — | m. s, XIII hie sunt Septem spalmi notati Domine ne
in furore — Adte leuaui oeulos meos qui habitas in celis.
Ecce sicut |
&: m 32
80 maior. m. bip. pag. 49 foU. s. XIY.
Vorsetzblatt f. l" m. saec, XV: orationes ad vestimenta
sacerdotalia. f. 2 '' m, s, XVI wie es scheint : Los versos de la
sibila. AI yorn del godici (sie). Aliorn del yo dici. Para q aura
fet seruici ' sq fara aque yx. yugament en quin. loch. ni. en quina
gent. car. deu. se fara dir. q\ lo mon. fara estremir lenpoz
sibilla sius plau. calau. ytals uanitats. no digau. car. deu se fara
dir q*lomon fara estremir. Dann folgen unter den einzelnen
Buchstaben des Alphabets sehr verschnörkelte Abbreviaturen.
f. 4 "^ a Dyalogi beati gregorii pape de miraculis sancto* pa-
trum. I Quadam die ^ dum nimi« quo^ da scPriü — (Das 4. Buch
schliesst) f. 48 '*a hostia ipsi fuerimus Explicit liber dyalogo* beati
G(jr pape (m2 add. : urbis rome primi). Es folgen Zusätze ans
Johannes diac. Leben Gregors: De uisione angelica missa a dno
bto gregorio et custodia sibi data pro illo | Quodam tpore pcepit
sc' ppa gregori' dispesatori — f. 49 ""a Gregorius doctor nacione
rome ex pre gordiano sedit in suma pontiticatu eccie anis xiii
mesibus vi dieb^ x cepit im- idus marcii et cessauit — hic
primus pontificum seruus seruo* se scripsit ut hetur in cronicis
martinianis Romanorum pontificum et imperato^ (f(^st eine CoL),
6 Acta SS. Bolland. 7. Oct. III, 863 (mit starker Abweichung heg. Maxi-
miano tiranno multus error honünum genus possidebat).
' Aacribillo eines häufiger vorkommenden Gedichtes über die Zeichen des
jüngsten Gerichtes; vgl. Romania X, S. 353 und Suchier Denkm. d. prov.
L. S. 462. öijS. — '^ Greg. dial. I. I (II, 149).
492
V. Dartel.
dann folgt ( )regoriu8 gcn'e roman^ arte philosofus gordiniani
viri clarissimi et beate siluie iilms. pfuit anis tredecim — et
-^ * . . . . . ^ ,
bta vgo tharsilia amita eius extiterit. & in legendario sconE
sedm cösuctudinem valenc* ecclie de diu^sis voluminibus copi-
latus I f. 49'b G'G' de eodem bto bnedco | Libet nie breuiter
referre quod bt' papa gi-egorius minime in huius scissimi beneda
vita descripsit — a mundi strepitu mansit. Hec omiä ex mara
poete carmine süpsi qui ad eundem venerabilem patrem hoc
veniens hos uersus in eius laude composuit (am Rande roA:
de vita ei*de bti bnedicti vs* cui*dam poete marei nomine). Ä
folgt das Gedicht (^ j Col.) Geta ^ ^phanatas coleret dum turbi
figuras — In qb' et^ne arx q modo vite e q fuit ante nei
(sie) I (r.) GG' sr eod* bndco vs' | De qua stelligeri quem
verbo Benedicto tonanti — (fa^st 1 Col.) f. 49^ Q' lacennt
marei pectora bruta tui.
& IV 23
Chart. 40 saec. XV1.>
Enthält den Victor Tunnunensis mit den Noten des Maai-
mus von Zaragoza y icorUber eingehender Ewald S, 251 haiiidit
dann nach Knust (S. 816), ylsidor de viris illustribus cum adi
BraulioniSy Ildefonsi, luliani et Felicis Toletani, Abschrift fli»
einem alten Codex*.
&; IV 28
80 eh. 167 foU. 8. XIV. ex.
Enthält Ricobaldtis' Chronik, Kor auf folgt: f. 1 1 1 *^ ff. Incipit
cronica sei ysidori iunioris cum quibusdam addicionibus ex-
tractis de textu et istoriis biblie et de libro pauli orosn
et de passionibus scorum continens in se ipsa cronica sex i^
f.. 163"^ Scriptum est in libris antiquis istorialibus —
H m 3
80 m. 161 foll. s. XII.
f. P Index zu B. 1 von Isidori libri sententiarum. f. ^
beg, dieses selbst. Summum ' bonum ds e — f. 35 ^ B. 2, f. 7Ö
^ Gedicht iles Marcus (ca. 000 u. Ch.); \^\. Fabricius bibl. 1. m. ae. V, ^
und Leyser a. a. O. 184.
* Von Loewe nicht verzeichnot.
« Uid. Sent. 1. I (VI, 115).
Bibliotheca patrum latiDoram Hispaniensis. 493
B. 3, achliesst f. 124^ letificandos includit. | explicit über
sentenciarum doinni ysidori yspalensis epi. | f. 125^ (r.) Incipit
liber ysidori de conflictu uitiorum atque uirtutum. | Apostolica^
uox — f. 141 "^ (r,) Incipit uita ul obituB Scorum qui in dno
precesserunt prephatio. | Quorundam^ icorü — f. 161'' achliesst
abrupt im 80, Abschnitt in constantinopolim sunt translata.
H in 11
80 in. S8S foll. 8. XII.
Die Schrift ist auf den ersten Blättern sehr zerstört,
f. 148 eigenthUmliche Initiale (C). Lectiones, SermoneSj Passiones
(mit Citaten verschiedener Autoren) nach den Heiligen- und Fest-
tagen des Jahres,
I n 11
80 maior. ni. bip. pag. 133 foll. b. XIII.
Wohl Commentar zu einer canonischen Schrift, Die Vor-
rede beginnt Cum multa sup concordia — De trono dei proce-
dunt fulgura — humanuni genus. Tractat' de iure canonico —
I n 15
80 minor, m. 122 foll. 8. XII. ex.
Im Anfange verstümmelt, das letzte Blatt später ergänzt,
Lectiones tc, dgl, zu den einzelnen Tagen des Kirchenjahres,
I m 2
80 maior. ro. bip. pag. 288 foll. 8. XIII.
Gregoi^ii Moralia mit ausführlichem Index davor,
I in 3
80 maior. m. 1 Col. 47 foll. s. XIV.
Am Anfange und Ende verstümmelt. Gottesdienstliches Buch:
Psalmen, Lectionen, Litaneien etc.
80 maior. m. bip. pag. 112 foll. 8. XIII. Ans Frankreich.
f. 1 ^a (r,) De expulsione ade de paradiso | Post pccm *
ade expulso eo de paradiso — f. 3'a (vor der Doxologie) qui
2 De conflictu uitiorum et uirt. (Aug. VI, 1091 = Isid. VII, 207). —
3 Isid. de ortu et obitu patrum V, 152.
* Vgl. MuRsafia, Sitzungsber. LXIII, S. 165 und W. Meyer, Abb. der k.
bayer. Ak. XVI, 2, S. 131.
494 T. Hart«L
factus est obediens patri usq; ad mortem | Sacerdos bealo bar-
tholomeo deuotus cum esset in eecria inuidens ei diabolns —
deprehensum se cernens confusus euanuit. (. 3^ leer, desgK.i'
und f. 5. f. 4"^. Es folgen Auszüge von anderen Händen f. 6'»
loie z. B, Qui bn psunt pbri duplici honore. f. 50^b MedHi-
ciones bernardi | Multi'^ multa sciimt — f. 59 ^a [InnocentioBJ
papa de contemptu mundi | Modicum^ oeii — Am Endeal.m,
zweierlei Französisches, noch s. XIII: f. 76 ^a home ad orgoü
enquer. de force. beute, e prueste de sauer. lichesce. honar.
e hautesce. par desir de veine glorie. desdeing. elaciun. cad.
feiz de u'tu de alicie de humilite paciente (sie) — f. 76 'b J
Diurisuns. par atiferaet (sie) efolecunte naunce (sie) (P/^ Columnm
sehr eng). Ausserdem 10 Zeilen: Ce sunt ie set man'es pir
vnt li dreytiirens (sie) chet al sur . Ce "^ asa'u ki par | veine pen-
see . . . Pens' de deu e de sa parole — En ces set man'es resnr.
f. 77 '^a Liber de penitencia | Conpilacio presens materuffli
hns confessionem nullam — f. 86''b in penitencia prohibetar|
Es folgt al, m. s, XIII j XIV: o Venerabli in xpo patri ac dno.
dSü • J . di gfa elyens' epo. sui hüiles et deuoti prior et coi-
uentus de • N . reuerenciam tato patri debitam cum honore.
Ad ecclesiam de • N • vre dyoce^s vacantem et ad noBtri
e
p'sentacionem sptantem dilectum nobis in xpo fl^ vre jJrnitati
reuerende p'sentamus. supplicantes hnilr et deuote qtin'dcS«
• ti • ad dcara ecliam intuitu caritatis admittere uelitis. et ipS
rectorem canonice instituere in cadem saluis nobis inmemorat»
ecclia porcone et pensionc nobis et ecclie nre ab antiquo de-
bitis et consuetis • Dat • et c\
f. 86 ^a Debentes de uobis i'oni bona rcddere. q f; augu*
stinum ^ dic^e n tacere flere cum dicimus — f. 88 ^a Quod
excomunicacoes cocilii oxoniensis singuF annis innouentur. fi
folgen Zusätze von einer Hand s, XIII, dantnter: Pridie iditf
O 0 o
maii. Anno dni m • cc • lx . quarto factum est bellum iBtei
regem • h • et barones aput lewes Anno predicti regis angft
quadragesimo octauo. Item tercio Nonas augusti anno dni
o o
M . cc . sexagesimo quinto ftm est bellum inter diim EdwardU-'
et Barones aput heuesh^m. Anno. Reg* • h • anglie quadragesif^
2 184, 485 M. — =' Iniiocentius 217, 701 M. Vgl. Cod. L III 15.
BiUiotheca patrnm latinorum Hispaniensis. 495
>no. In q occisus est Symon de monte forti. Coraes leyceste
, socii eius. et facta est magna tempestas in illa die. Es
igen Verse: Panis mutatur spe remanente priore (4 Verse)
ßsi sedet in cena — (2 Verse) Quod tibi uis fieri — (2 Verse)
Hc ubi tunc esset — (2 Verse) Quod d*s est scimus — (2 Verse) |
Wvb folgt: liher ymno% mit reichhaltigem Commentar, \ Primo ^
iernm omnium quo mundus extat conditus — Am Ende f. 109 ''
im, add,: leronimus in annalibus ebreo^ inuenit signa quin-
kcim dierum. Zusätze f. llO^a dl. m, s. XIII, französiscJi : Pur
a maladie des oillez! pnez gingiore et alü et devis greyns de
»y/// (sie) et treys de pianye (sie). Fast 8 enggeschiiebene Colum-
yen, die schliessen f. 111 '^b Jeeste meme medecine garist poagre
f. lU^a Hoc olus vrtina tribulis canaps thanasia S$ maior
nbra fiunt plage medicina Has herbas circa baptiste collige
htam Summum dant quinque. radicem dat t sexta Pse quaque
iere. tritam coniunge statere Pondus idem quinque sit sexta
)mnibas e qua Hinc miscendo teras p se tritas prius herbas
Picque pilas siccas sine sole vento ul igne Sit nux forma pile
anu trite sint siml herbe Vna cu sano potu. bibe vespe mane
Ulis quoque tepib; foliis oleris tege plagam Nil appone magis.
bbitig in corpe piagas. Darauf in Prosa: Contra tussim potus
bonus . s . maniplm de lauendre — Notand^ q ta grana ordei
idunt vnciam quatuor vncie faciunt palma. — Es folgen noch
BftWe Zusätze ohne Belang.
I m 13
(12. 29) 80 m. 1 Col. foU. 285 8. J. wcstgotbisch, in Anfange Terst&mroelt.
f. 1' beginnt abrupt im. April eines Passionars, vi k In
ttiopoli aurili iulii — f. 7' stepani potiani & alio^. f. 7^ (r. Maj.)
hcipit prologus sco^ regule pat* monacorura | Atsculta.* O fili
precepta magistri a inclina aurem — f. 10*^ (r,) incipit capitulatio
^wdem regule. Es folgt ein Index f. 11^ Quantas (sie) genera
ront monachorum | Monacos quattuor genera — (mit west-
üo^Wscien Randnotizen f. 27^ isto Ibi (sie) est, f. 27^ isto non
^f. 30t hie minus abet quo modo, f. 45'' m, s.XIII, Garsias
fro^tim Caput suu sicut anu gallina) — f. 57^ patebunt superna.
* Mone Lat. Hymn. I.
' ß^ned. regula 60, 21f) M.
496 V. Hsrtel.
Explicit regula monachonim | (r.) xxii quomodo dormiant mo-
nachi | Singuli per singula lecta — (1, Seife, Nachtrag zum
Vorausgellenden) f. 58 •" (r, Maj.) incipiunt capitola gereDticonj
Eis folgt Index von 41 Capp., danach (r.) incipit Über gerenti-
con. Quomodo in propria cella solitarius uibere debeat | Qoi-
dam fiT^ queadmodum in cella — f. 107^ beginnt B. 2, wdchä
schlieast {. 160^^ a nobis mA ipsis ut possimus l^tificari amen. \(r,
Maj.) incipit uita de castissima ^ | Fuit in alaxandria (sie) ciinUt
uir magnificus — f. 173' (r,) De marina uirgine | EJrat quidam*
sclaris habens unicam filiam. — Es folgt weiter f. 177'^ incipit uS
isidorus qui benedictum quodam^ — f. 178' uirgo alexandm
(eex sl)\ Retulit etiam michi — und weitere Heiligenleben, z. ß. d»
Pacomius, dann sermo f. lOO"" in natale uirginum. In lectione*
que nobis recitata est ff (Mmi audiuimus dnrn dicentem — A
maeharü
folgen weitere HamUien, f. 215^ dicta Beati ////////,/ regulis de
ieiuniis instituta — schliesst abrupt f. 225^ defiinctus uoce
cüctis audien
I m 28
80 m. 97 foll. 8. Xl/Xn.
Paulinische Briefe mit Schölten und Glossen, f. 2 Prefacio
sei ilieronimi sup epias Pauli. ^ Am 1. Deckel haftet eine Namet
liste 8. XI, vielleicht Unterschriften einer Urkunde.
J I 5
so tn. 1 Col. 183 foll. s. XII.
Cassiani Collationes patrum. f. V (r.) Ihcip^ (plog^ ^
cassian' decoUationib; patrum | Debitü ^ qd beatissimo pap?
castori — f. 183' silentii portum spiritalis orationum üra» aui»
comitetur | (Maj.) laus sit. xpo dne nro. amen | f. 1' unWf
Rand m. s. XVII: üux de Alcala. Panormi. Ann. 1633 D«
Antoninus de Amico D. Der Einband trägt nicht den Kopf
von Lorenzo und überhaupt kein Abzeichen vi Einpressung.
2 De uitis patrum lib. 7 (73, 1025 M.). — ^ Vgl. Codex Escor, a H ^
fol. 112, vielleicht Vita S. Euphrosynae 73, 643 M. — * ViU S. Marina«
73, 691 M. — 5 ? — 6 Aug. (?) sermo 18 (V, 1776).
» Hier. opp. VII, 307 sq.
' Ca8.siani praof. in X coli, patrum p. 21ö.
Bibliotbeca patrnin latinoniin Hispaniensis. 497
j n 10
20 eh. 1 Col. 139 foJl. 9. XVni.
Titel: sancti braulionis Epistolae ineditae ex praestantis-
ahno ac pervetusto M. S. codice Gottico sanctae ecclae Lep^io
nenns. f. 1 ' Brauliobriefe. i Domno Jactato Presbytero Braulio.
Eizigere ' a me frater beatissime — (dei' letzte 37. ist an Fructuo-
ma) f. 100' tuum mihi mittere serraonem. f. 104"^ Sanctorum
Isidori Hispalensis epi et Braulionis caesaragustani epistolae
afiquot iam editae nunc exscriptae ex M. S. codice Gothico
•anctae ecclesiae Legionensis. Es sind die sieben Briefe^ welche
t» den Originalhandschriften vorn zu stehen pflegen, f. 120' Epi-
tafion Antonine ex eod. codice. In lacrimas ^ (am Rande lacri-
mig) cnncta si possem vertere membra — Qui vicit mundum
yer cmcis exitium. f. 122' aus demselben Legionensis: qui
de viris iUostribus scripsere Hieronymus, Gennadius, Isidorus,
alii. Aber im Isidoi* fehlten y wie bemerkt loird, zu Anfang
dnige Scriptores: von den dreizehn, die gewöhnlich in den Aus-
gaben sich fänden, tantum comparent Osius qui familiam ducit,
Itacios episcopus, Siricius, Paulinus presbiter, deshalb seien
Ä iÜ>rigen dem Isidor abzusprechen.^ Es folgt eine Collation
•ft Florez Hisp. Sacr. t. 5, p. 440 sqq. f. 128' Carmina. Epi-
ttmeron de primordia mundi. Ex Cod. Leg. Primus in orbc
die» lucis primordia surasit — (7 Hexam.) De voce hominis
subsona Dissona vox — De animantibus ambigenis.^ Hec sunt
vnbigena — De fenice abe.^ Vnica sum fenix in mensi — De
Alcione**' | Aicion ibernam — . f. 129' folgt weiter eine ganze
Bafe von Epigrammen des Eugenius Nr, 14 — 20, 22, 24, 25, 27
-29, 34, 44, 46, 49—51. f. 130^ Aliut.' Esca lies canibus
faftris 81 furfure mixtus | Aliut. Detrait adversas ^ famam compo-
lit »micus I Aliut. Si barbe sanctum faciunt nil sanctius irco |
Afiat Femina nuptura serborum crimina fingit | Aliut. Verba
* BrtaL ep. 80, 655 M. — ^ Hier. ep. I, 684 (si cuncta corporis mei mem-
^ nerterentar in linguas). — ^ Vgl. Ebert, Gesch. d. ehr. lat. Litt.
1,567. — 4 Eugenii Tolet. 87, 366 M. Vgl. Aiithol. lat. 730 R.,
Hnemer ,Wiener Stud.* V, 168. Das letzte Gedicht bietet folgende
Varianten: con»tat — comtiixtus tuelle — arcadicin eqiiina — ohihu» oritur
iroo^ — mtumone — uertteno ttemine gig^xil — fulqve »ites e ro^us iiascitur
iiru Ad — q^o endo liciscam. — •' Eng. 87, 391, nr. 12. c jb. „r.
^3 - " Ib. 87, 393 11. 52. — » 1. aduersuM.
^'»*«OfiW. d. phil.-hist. Ol. CXI. Bd. I. Hft. 32
1
498 ▼. Hartel.
perdit * salivam ponderoso incantanti | Aliut. Tortns erit animo,
fuerit qui corpore tortiis | Sat melior^ ut vivens catala quam
functa leena | (in marg. : Sic melius : Sat melior catala eit
vivens quam functa leena) | f. 131^ Aliut. Mendaces fadont
ut verum falsa putemus | Mendax est promissa negans aut red-
dere tardans | De incommodis estivi temporis *^ | Dura que"
gignit et amara cunctis | tempus estivum resonare cogor | saffe»
tristis modulante versu | omnia passus | Nunc polus phevi**
nimio calore | estifer '^ flagrat fluviosque siccat | Intonat triitk
iaculansque vibrat | fulmina dira | Ingruit imber inimicusuvis"!
Flore nam sevit spoliare vites | Spem quoque frugum popula.**
nivosis | Grando lapillis | Nunc sitis ora lacerat anela | FebR
tabescunt moribunda membra | Corpora sudor madidansacoral
Fetidat vnda | Bubo nunc turgens '^ et amica silvis | Vip«
ledit, gelidusque serpens | Iscorpius hictu cruciat paratqiie*'|
Stillio pestem | Musca nunc sevit piceaque blatta | Et paki
raordax olidusque cimes'^ | Suetus et nocte ^^ vigilare pulex | «r
pora pungit | Tolle tot^o monstra deus in precanti | Pelle laogn»-
rem, tribue quietem | Vt queam gratus ^^ placido sopore | Carpot
noctes. I f. 132^ De inventoribus litterarum^* | Moises prin«
(sie) Ebreas exaravit litteras — Gulfila promsit G^tarum qn*
videmus vltimas | Incipit de laude Hispanie. Omnium^' terrarmi
que sunt ab occiduo — f. 133^ felicitate secura. f. 136' Ini
pit ortum et obitum apostolorum | Simon ^* Petrus filius iobaoni
provincio — f. 138^ in montem qui dicitur Sion humatus iaeA
— Hec ex codice Biblico S. ecclesi^ Legionensis exarato «W
DCccLViii anno vi Ordorici principis. Sed nescio quo fato tanW
incubuerint mendae in hocce tractatu, quum reliqua * aal«
accurate et elegantissirais caracteribus sint exarata.
j n 11
20 m. bip. pag. 147 foU. s. XII/XIH.
Augustinus in Psalmos 70 — 90, f. Pa beginnt ah'upt\i^
ut cum dixissct filio^ ionadab — f. 8^b iustiti^ tu^ solius | fv
9 at. melius. — ^^ Versus de aestate. Eugen. 87, 368. — «« Der D"»*
bietet: qttod, — ^^ Phoebu — '^ Aestibm. — >* aruis. — «* poptdd> -
^^ Bnfo 71. turget. — '"^ ScorpiuM ictu iug^dnt parilque, — '* CW«» "
riviex. — »» in nocte. — 20 ToHat haec. — '' gratas. — '^ Ib. 87, 36ßll
— " Vgl. Hisp. Sacr. VI, p. 473. — 24 Hier, de uiris ill. II, 813«
Bibliotheca patrnm latinornm Hispaniensin. 499
Explicit pars prior. Ine* posterior | Gratia ^ dei gratis salui facti
sumus — f. 146'"a thesaurus tuus ibi erit k cor tuum (r,) Ex-
plicit tractatus sancti augustini epi de psalmo nonagesimo.
f. 146'b folgt von wenig späterer Hd.: Ad insiniiamdam (sie) in-
terioris hominis eustodiam talem dns ait similitiidinem — f<^l9^
im Verlaufe ein Dialog zwischen prudentia und memoria mortis
vnd anderen Per sonificat tonen. — f. 147 "^b ad amorem celestis
patrie sese transferre.
j n 26
20 eh. 18C foll. s. XIV.
Anonymes Werk, beginnend: ()ridie inclite prineeps cum in
camera regia illustris progenitoris tui mutuo loqueremur etc.
2Tach diesem Vorwort heisst das Werk memoriale virtutum und
ist in zwei Bücher eingeilieilt. Es scheint zu heginnen: ()rani8
cloctrina que ad dirigendos etc, \ f. 79' conuersio sce marie
«gipciace quam transtulit de Greco in latinum paulus venera-
lilis diaconus sce Neapel ecce | Secretum^ regis celare bonum
«8t — f. 90'" Quoniam ut ait apostolus i cor xxvm omnia
lioneste etc. (Nach dem Index hinten: doctrina saluberrima
«[ualiter per horas diei »ocupari debemus) f. 92^ Aug. an Cyrill
'^lier Hier. Gloriosissimi ^ xpiane fidei athlete sancte matris
^ccie lapidis — desiderio | Explicit epla beati augustini | f. 98''
Jltinerarium mentis in sc ipsum. ( )cce ^ descripsi eam tripli-
^ter — I f. 110' Eusehius an Damasus und Theodosius über den
Hod des Hier. Multifariam ^ multisque modis olim deus locutus
^t Omnibus nobis per suum dilectissimum filium scm ieroni-
:Änum de — f. 143^ q tu iam possides adipisci. | Ghegor an
JUcardus.^ ()xplere verbis excellentissime vir non ualeo — |
^. 146' Gregor an Leander.^ ()anctitatis tue suscepi eplam
^olius — I f. 147' Itinerarium mentis in deum editum a fratre
jEonauentura I ()n principio ' primum principium. — (Letzte
/Seite ausgerissen.) f. 156^ abrupt scJdiessend: esse simlem petro
* Aug. in Ps. 70 sermo IV, 1, 890.
« ViU 8. Mariae Aegyptiacae 73, 671 M- — ' Aug. (?) ep. (app. 18). —
' Buonauenturae itinerarium mentis in deum, soliloqninm ed. Lugdun.
1618, tom. Vn, p. 120. — * Eusebius de morte Hier. (Hier. XI, 288). —
* Greg. ep. IX, 122 (II, 1028). — ^ Ib. IX, 121 (H, 1026). - ^ Buonauen-
tura ed. Lngdun., tom. VII, p. 125.
32*
0<M> »• HarUl.
nisi sciAm ut eog | f. 157^ Philobiblon rieardi di melinensis "^
fsic) I Uniuersid xpc tidelibus ^f<\ f. 186' icohl gUtrhzKitigrr
InJtfjr, iÜMtr ohne dnM f. Werk dtr Handsrhriff.
K I 8
lll »;; 2« ■. bip. pftf. K5 foIL >. XIV.
(rro»$e», he*anders hihluch thetJogifches Ijtxikmt, im Anfange
ventUmmelf ; der erste rolUtandige Artikel i*f: Abrenunciacio. R^
renunciacio | Absens ab^entes inter se quodam iuo prcsentes eic.
Absolucio in grauibus peceatis etc. Abstinencia et ieiunium etc.
Die Artikel sind sehr ausgedehnt ^ und rs werden viele Autoren
ritirt , z. B. Hier, eyp., Rabanus s. Exodum , Aug. de cir. d.^
Greg. s. Ezech.^ Isid. de suiiio bona und zahlreiche andere. Der-
letzte Artikel: Zelus dei — soperbia. Explicit tabula originalium.
K m 24
9> eh. 11t foit. niK. xnr
f. 1^ Nota qiiom mlier bona cognoscitur. Et no quod
in quatuor cognoscitur. f. 1^ No quod non debemus timere
pugnare contra diabolum. — No q m 7 quando temptat nos
dia' — f. 2'' Innocenz III. liber calamitatis et miserie * — f. 3r>'
futura liabebis amen ■ ( )onteniplaeü T* virtus in qua liomo — j
f. 35^ Nota Signa quibuB liomo confi<Icre potent de salute. j
f. 37 ** Missa. | Nota utilitates quas consequntur audientes niis^ani
cotidie. Xr. 9 — 12 der utilitates luit eine andere Ild heigefiUjt. j
f. 30'' ()i deus- est animus — seid. f. 71*^ Oelegi ^ o ros
uersos meguados insontes no empecientes dormito quieseito et
jpacior yo nie amerc'ndeo (sie) vobis fessit» inparietate en la
desigualanca pedum. Explicit sc acaba. ille qui legit thobiani
instet se aquexe sequi tliobiam explectum acabado merito. reli-
gione Laus tibi sit xpe qni explicit liber iste | f. 71^ Ixense ^
doctrinam da nobis dicerexpe (immtr je ein Distichon jnit darauf-
folgendem Commentar). — f. 74' ul comedere. Et sie explicit
^ Richard Danelmensi« (de Bury) Philobiblon e«!. de Cocheri«. Paris,
1856. (Vpl. Fabr. bibl. 1. m. aeai I. 284).
» 217, 701 M. — ^ Di!<tioha Catoiiis PLM. IIT, p. 216 Baehrens. — ' Der
Tobiaj« des Matth. Vindoc. !«chlieiwt v. 212.3 e<i. MGldener, Gotha, 18Ö.V
InsmUfM fl^i domiitf: uohu comipatior /esjtis imparitate p^lnm Explicit :^z..
^xp/icitwni Tn/tintii qui f^if, inM^ Tottiam vi^ri/o re/it/ion^ Jt^jMi. — ■• "Rin*. j
Ti"M'lizurlit, die iiii^Inickt xn ««ein »t'heiiit.
Bibliotbecji patrum latioorum HispaDiensis. 501
liber deo gracias. iinito libro sit laus et glia xpo iolians vocatur
qiii scripsit benedicatur. It petr^ alphösi.'* nlla est dria come-
dere coram rege ul alio — | f. 74^ Beimardus an Ragmundus,^ \
Edoceri cupis et petisti a nobis — | f. 77^ (Gross) ()rimo dienim
— pulsis. I (Klein) Omnes nos todos surgamus nos nos leuan-
temos oeius -i- cito ayna — f. 106' et dum yra Ventura por
uenir uenerit. Laus t xpe qm explicit liber iste q scpsit scbat
semp cum dno uiuat. | Si jota in prcio (sie) ponatur et o uocalis
sibi adiungatur et aspiraco subsequatur et prima alphabeti eidem
aponatur et in nes iiniatur scriptor istius libri sie uocatur et a
deo benedicatur^ | Nota quod scire debent sacerdotes — f. 108'
remitantur | f. 108' No jf misericordia nö ipenditur nisi cor-
recto — I f. 109' Peeare in spm sanctum J>prie dicitur obsti-
nacio. | aL m, : Virtutes agn' dei | Balsamus et munda — destruit
ignis (8 Hexameter), f. 109' oben al, m. Ina de aujla | Tepore
pestis I
femina j flebotomia
fatiga fricacio
famis ; nocent frigus
flatus focus
fructus f fluxus
Reeepta para la pestilencia | Tomaras dies y siete — conuale
gido (zwölf Zeilen spanisch) \ f. 110"^ — 111' Hec sunt horaellie
venerabl bede sup euangellia q scqtnr. | cum appropinquasset^
— sermo quatuor virtutum. Am Schlttss Index zu einer Hs., deren
Folien angegeben werden,
L n 5
20 m. bip. pag. 99 foll. f. XII.
f. Pa (r.) In hoc corpore continentur egesippi historie
libri quinque incipit prologus | Quatuor libros regno* quos
^eriptura complexa e sacra efc. {, l^h B. 1 beginnt: Bello par-
^ico^ quod inter machabeos, i5. 2 f. 31'b (Sepulto), B, 8 i. 44' b
n
(^Ea postquam); 5. 4 f. 55 'a (extictis taricheis), B. 5 f. 68 'a
> j>sut.
5 Wohl ein Stück der disciplina clericalis. — ^ S. Bernardi epistola ad
Baymundam dominum castri Ambruosii in Anecd. litter. ex. mss. erut.,
Romae 1773, IV, p. 229. — ^ Die Auflösung des Räthsels ist: j +o +
H + A + NK8. — 8 Bedae homilia VII, 369 M.
1 Egesippus ed. Col. 1530 p. 1.
i){)2 ▼• Uartel.
(anno primo) — f. 07^b ignis consumpsit. | (r. und dann $chio^
M(ip) cgesippi hydtorie lib v explic. Über s marie Boeqa«
huncgundis virginum xpi humolariensis eccre.^ f. 98'a a2. m^^
nur wenig später, zwei Notizen über Stiftungen für dieses Kloste»^ ^
Notum fieri uolumos. tarn futuriä. quam ctiam presentibus quod
terram de territorio fontanensi qua iuxta abbis uilla sita eat.
a wicardo nee non euera'do. filiisqiie eo% hac conditione ppe-
tualiter in elemosynam eecla humolariensis tempore dompni
Garini abt^is et Ramaldi prioris accepit. Si quidem — sequestra-
uimus.^ I Item terras rainardi militis de regniaco. quas apud
macheium habebat. bonas et malas. cultas et incultas perpetuA-
liter ab eo tali conditione accepim\ Bonum manipulum etc.
f. 99 '' Allerlei Verse von etwas späteren Händen: Si fueris felix
— nubila solus eris | Si uos nobis — aratra boues | Quid de
quo dicas a cui dicas sepe uideto. Pereunetatorem fugito.
nam garrulus idem est. Nee retinent patule coniissa fideliter
aures u, s. w.
li n 8
to eh. bip. pag. 121 foU. •. XV.
f. 1 Isidorus liber explanationum epratici (sie) ex quinque
libris moyäi ihn naue iudicü. Et ruth siue explanatio de h'hrin ■ m u
rcgum ab ysidoro ispalensi cfK). | llidtoria * saore legis — f. fi^'HM ^ ^
De machabeis - autem quid fratribus eloquar qui sub anthiochoK=:^»o
rege — (schliesst vor der Doxologie) suntque uniuersa mysteriiaK ^S\&
consumata. f. 70'^a Diferentie bti ysidori | Inter deum^ et dnm — — |
f. 79 ^ b Liber bti ysidori q d^ colectum | Dilecte * tili dilige lacrirrxi-
mas — in terra promictitur f^ficj mercu:?. f. 8I'a Joh. ChrysostomciM-jni
de cordis contrietione ad demetrium | Cum te intueor — f. 88': ~» ^a
secundus liber de copunctione cordis — f. 93* desgl. de ^u^sion^s^miü
uite spüar a carnali et mundana | Omnes homiiis*'^ qui scse stt^^^^a-
dent — f. 94^b De ocursionc niarti* et de p'canib' (sie) sermoczi^o/
Martinuu memoriam — f. 99 ""b De desidio bo' opis ad bt^i^fc-tf**
l)*panda de iilio ,pdigo lVu«ri \ Thnnium «|uidem de scripturis —
3 Hombliorcä östlich von St. i^ueiitiii. — ^ VollätÄudig wie dio folg^ni^aHK/e
mitpotheilt von Ewald a. a. O. 251.
» Isid. Quaost. in V. T. V, 251». — - I»id. de Machabaei» V, 552. — > Isk ^.
ditTorontiarum 1. II op. V, 77. - * Valerius abh. do nona aitae instit. yi>
tiono 87, 457 M. — "' Jjallust. Cat. c. 1 (,?}.
Bibliotheca pairam latinoram Hispaniensis. 503
102'^b de expulsioüe e* äset (»ic) | Multi quidem fluctus —
t m
lOS'^b De sacerdote qui non corrip pp sua desidia | Sacerdotis
lentium decip — f. 103^b de erudine disciplie | Eruditio disciplie
istos e. — Am Ende f. 104^b Expliciunt tractaf optimi. St'i.
I. Crhisostomi (sie) epi. f. lOö'^a flF. Tabula alphabetica sup
:po 8ti thome i epistolas pauli/'
L m 8
40 membr. saec. X.
Der in Deuischland geschriebene Codex ist sehr disparaten
laUs, welcher, soweit er nicht patristisch ist, näher von Knust
'. 818) und Ewald (S. 253) beschrieben ist. Unter canonischen
Stimmungen und Worterklärungen steht f. 1^ ein Brief des
khofs Erpuinus an Hincmar von Reims, dann die Passio des
Lambertus (mit der Bemei^kung von einer Hd, s. XIII: Stephanus
iodiensis epc passionem s^ lalbti et catü cantüq; de sca trini-
€ composuit)^ dann die Supputatio des Aesdra, ein Orelegium,
?' ein Brief Herpuins (üuenilo rotomagensis eccl^ archiepi-
)po), einige Bemerkungen de ascensione lune, f. 10"^ similitu-
les per quas potest unusquisque xpian* firmiter fidein catho-
am credere et cognoscere, f. 10^ de trinitate, de oratione
minica.
f. 12^ incipit fid sei gi-egorii papae urbis romaeJ Credo
dm patre omnipotentem — f. 12"^ Incip expos symboli sim-
lum^ grece dicitur (dazu am Rande von moderner Hd.: Viden-
• haec ex Isidoro desumta lib. 2 de offic. Eccl. cap. 22, wa^
mg wahrscheinlich ist) — f. 14"^ in sempiternum, f. 14' ex-
sitio in missa' dns uobiacum. Salutat popiüum — f. 25'
jpondeant dö gratias ^>init. Dann folgen Auszüge über Taufe
d äkrd, aus Isidor, Johannes Diaconus, Augustinus, Cyprianus,
'^ papa, Apostolv^, f. 30* de fraude cauenda, f. 31* de iudi-
bu8, f. 32* de falsis tcstibus, f. 33* de inuidia, f. 34* de
perbia u. s. w. bis f. 40' de uirtutibus quattuor (am Rande
^vj 1 Primo sciendum quidem uirtus — f. 41 ' dignus efficitur.
^1' EPLA. Haec^ tibi dulcissime fili uuido breui scrmone sicut
* Vgl. Fabriciuß Bibl. 1. m. ae. VI, 534.
* Greg, symbolum fidei U, 1883. — 2 ? _ 3 Vgl. Is. opp. U, 23. — * Al-
tuins Brief an den Grafen Wido c. 17—37 (Jaflf6, Bibl. rer. germ. VI, 764).
504 V. flartel.
petisti — coronabitur gloria. explicit libellus. Auf dem leeren
Platze von anderer j nidit viel späterer Hd,: • i • lani ^ prima dies —
f. 42^ Incipiunt omeliae beatorum ortodoxonim patrum
aiig hier ambrosii in uet et nouo testamento. i Sicut* dielt
euangeliöta adtcnuisse dnni xl diebus ac — | f. 43^ de lectione
genesis. de cain et abel • ii • Retulit ' scriptura diuina de cain
et abel — f. 45^ oml sei ag de abrahain. iii Modo* cum diuina
lectio legeretur audiuiinus dnm beato abraham — | f. 48^ sermo
sei agust de abraham et isaac filio eius. im. Lectio ^ illa fif
kini in qua beatus abraham isaac ^- | f . 50"^ Sermo de con-
ceptione scae rebeccae. v Si expositiones '" s^rü scripturarom
eo ordine — | f. 53^ Omeliae de sc5 ioseph. vi Quotiens"
uobis frs kiTii lectiones de ueteri testamento recitantur non — |
f. 57 *■ Oml sei hieronimi de balaa et balaach. Cum diuina**
lectio legeretur frs dihni audiuimus quod j)fecti iilii isrl con-
locauerunt — f. 60^ cui e honor & imperium. expliciunt omeliae
de ueteri testaiTito. augustini. hieronimi et ambrosii. sermo sei
aiig qualiö sint xpiani boni et quales mali. Gaudemus'^fS
kfhi Ä do gratias agimus qui uos scdm desideria cordis uri -
f. 63^ incipiunt omlae de dieb; quadragesimis et de penitentia
agenda. Propheta '^ qui lectus est adnuntiari ieiunium * — |
ti
f. 65^" item alia. Legimus '•' in j>pheti8 cö niniue ciuitas sub-
uersio diuinitus inmineret — f. 65^ item alia. Solent '^ homine«
quotiens inimicorum periculosa — | f . 66^ oml sei ag de die
iudicii. Audiuimus •' cum euglm legeretur terribilem simul * de-
siderabilem — | f. 69*' de s / (c er.)piritali conluctatione isra-
helitarum et aegyptiorum potest dici quando de paleis legitur.
Quamuis *^ frs kiTii omni tempi^ uerbü di cu gradi (sie) desiderio— ,
f 70'' incipit epistola sei agustini epi de die iudicii. 0 frs'*
kriii qua tremendus est nobis dies ille quod — f. 71*" sententia
sei hisydori. Breuis est huius mundi felicitas — a di amore »e
separant. Sermo cuiusdam (am Rande dazu von moderner Hd.:
e Hicroiiymo in Epist.) Nihir-^'' cristiano felicius cui promittuntur
5 Anthol. 736, 7—18. _ o ? _ 7 Aug. sermo 135 (Mai Bibl. nova P.P^t
316). — 8 Aug. sermo 2 (V, 1741). — » Aug. sermo G (V, 1749). — »" ?-
^» Aug. sermo 13 (V, 1765). — '2 Aug. sermo 7 (V, 63). — »3 Aug. sermo
266 (V, 1)99). — n y „ i:. Maximi Tmir. hom. p. 301. — '6 Aug. sermo 18?
(Mai Hihi, noua V. P. I, K)7)? — »- Aug. sermo 78 (V, 1897). - '- A«?
sermo 17 (V, 1775). — »^ Aug. sermo 251 (V, 2210). ~ 20 Hier. ep. I, ^-*
Bibliotheca patram latinorum Hispaniensis. OOO
regna — f. 72^ sui creatoris cum letitia. (Ohne Titel) Audite-'
Je piiero ecclesiae deuocatum. Quia tyro di esse cepisti — |
F. 72* Scito^'^ homo temetipsum scito quid sis quare sis natus — |
f. 73* O tu uita*^^ humana fragilis & mortalis quantus dece-
pisti — f. 74"^ de uanitate mundi istius. Dicente*'^^ diio quieü-
ouae gaudia mundi istius seeuntur Uli ppetua — | f. 75* Omeliae
3ci agustini episcopi. Pius ^^ & misericors ds fvB kmi p pphe-
tam nos exhortatur — | f . 77' ineipit interrogationes int Es
baptizatus. rep Sic sum. Int. Pro quod rp Propter illa sex
peccata — f. 79* & saluare dignet qui uiuit * regnat in scla
sciorum am. f. 80 '' incp ordo ad penitentiä dandä Credis in
patre & filiu & spm icm. R Credo. Int Credis quod iste — f. 80*
reconciliatio penitentis alia beda prbt de remediis peccatorum ^ö
De remediis peccatorum paucissima haec que seeuntur — f. 81 '
pendere iudicis.
Hierauf folgen f. 83 '^ canonische Bestimmungen, immer mit
rothen Titeln iji Majuskeln de fornicationibus et de eorum pe-
nitentia^ f. 91* de aebriositate, f. 92* de morticina causa^ f. 94*
item de preti (sie) anni uel die, ib. Edidit scs bone fatius. Quo-
modo*^^ possumus — Item. Pro uno die — f. 95'' in elymosina
sua. finit amen (darunter ein Christuskopf gezeichnet),
f. 95* incipiunt capitula canonum nice (sie) concilii De enu-
chis — I f. 96*" incipt constituta patrum in magna et sca synodo
apud niceam ciuitatem metropole prouintiae bithini aeque de
greco translata sunt aphilon euaresto constantipoli. Si qnis
p languorem a medicis — f. 100* inserenda. expliciunt canones
niceni concilii. f. 100* Concilium anthiocenam (sie) Sca paca-
tissima — f. 106* alii numero xxii. explicit concilium anthio-
cenum. | Incip ep beati gregorii papae urbis romae directa in
saxoniis ad agustinü anglorum epm. De epis qualiter cum
suis^^ — I f. 107^ Respondit gregorius. Sacra scriptura testatur
(und so noch weitere Fragen mit folgender Beantwortung) — f. 116''
quod portat inuitus. expliciunt canones scoru patrü do gratias
am. f. 116* canones concilii niceni cum prefatione (Concilium
sacrum).*^^ f. 117* canones ancyrini. Diaconi quum ordinan-
21 ? _ 22 ? _ 23 Serino 41) ad fratroni in erenio (Aug. VI, 1332). — 24 9 _
'^ Bedae homilia VII, 365. — 26 ßeda do remediis peccatorum VIII, 961
(= Egbertus do rem. pecc. 87, 979 M.) — 27 Bonifatius de poeuitentia
89, 887 M. — 28 Gregorii ep. XI, 64 (II, 1150). — 29 Am unteren Bd.
;>i>|> ▼. HArtel.
tur — (ftchliesat auf dieser Seite abrupt mit) communionem
luoroantur | f. 118^ (beginnt abrupt) raxcrunt desideria. Caput
uoro moum — f. 118^ socula saeculorum amen. Dann folgen
Bustfpsalmen, Collecte, Kyrie, Litanei, Beichte etc., f. 127 ^ das Mar-
tyrttlogium Bedae ,mit allerlei Eintragungen localer Natur, olb
auf Senlis weisend' (Ewald), Für den weiteren nicht patristiaehsH
Inhalt Viag auf Ewald verwiesen werden,
L m 9
Membr. 80 smc. XII.*
^Enthält eine canonische Sammlung ohne Anfang und ohne
Schluss. Von Johann VIIL ist J. 2457, also der 188. Brief de»
Registers aufgenommen. Vorwiegend besteht diese Sammlung sonst
aus Stellen der Concilien und aus frühesten Papstbriefen* (Ewalde
S. 255).
L m 14
80 m. bip. pag. 96 foll. s. XIV. f. 17— S6 i. XII— XIII.
f. 1' Incipit liber sei Augustini epi de diffinitionibas
ecclesiasticorum dogmatum qualiter in deum credatur. Credi-
mus^ unum deum esse patrem et iilium et spiii scm pi^m eo
quod habeat filium — f. 3'^b in moribus inueniri deo gratjas
amen. | (r,) Incipit Über sti cipriani epi de abusiuis^ | f. 3*ä
duodecim abusiua sunt scli — f. 6''b incipiat in futuro. Explicit
liber sei cipriani epi de abusiuis. deo gratyas. (r.) GregorioB.
Multos^ uidemus cotidie qui (i ea: e carr.) iusticie luce resplendent
— f. 6^a desiderauerunt regnum f. 6^a (r.) Incipit liber Beati
Bemardi ad Eugenium papam de consideratione. | Subit^ ani-
mum dictare — f. 36*^b non linis quereudi. deo gratyas amen.
L m 15
10 min. m. 204 foll. 8. XIII.
f. 1 •■ CupiteMndex zu Isidorus liber sententiarum f. 1 ^ Sum-
mum ^ bonum deus est qui incommutabilis — f. HO"" Ictifican-
wohl mit dem Erzählten (jleichzeUi{/e Anmerkung über den Frieden oom
J. 053: anno ab incarnacione dni nri ihn xpi dcccc . l . lu epacta . m .
inditiono . xi . retdita est addno optata pax inter loduicum inelituni reg^m
et hugonem inlustrem ducem sab dio . xiii . kalondaruin aprelium (Hc).
* Von Loewe nicht beschrieben.
' Gennadius de eccles. dogmatibus 58, 979 M. — ^ Cypr. III, p. 152 ed.
Hartel. — ^ Greg. op. II, 1304. — ^ Bernardi opera 182, 727 M.
> Isid. Sententiarum 1. I, 1 (VI, 115).
Bibliotheca pairam latinorum HispaDiensi«. u07
dos includit (SMuss des 3. B.) Explicit feliciter (alia m. add,:
dö gras).
f. 14P flF. von anderer Hd,: Libellus sei bernardi de con-
templacione aie. Multi^ multa — f. 154'^ amen. Explicit deo
gras. f. 154'' Scarila an Fulgentius.^ Imperito^ desideria — f. 154^
Incipit liber sei fulgentii epi de fide incamationis filii dei.^
Lectis litteris tuis — f. 177^ amen. Explicit liber sei fulgentii
epi de fide incamationis filii dei et de creatione animalium
minutissimo^. deo graS. f. 177' Lotharii über de miseria hu-
mane conditionis^ — f. 204"^ amen. Explicit liber de miseria
humane conditionis et de contemptu mundi. Deo gras. | Pro
misero scriptore magna dei micia (sie) indigente qui uiderit ul
legerit ex caritatis afFectu dicat saltim. Dne miserere sup
peccore. Ds misereatur nVi et bndicat nb.
L ini9
80 m. 10 foll. 8. XI/XlI.
Die Hb, ist in Monte Cassino geschrieben und enthält eine
canonische Sammlung, ähnlich jener des Cod. Z III 19. i. \^ (r,
Maj,) de primatu roman^ eccl^. in libro deuteronomii cap xim |
Si difticile ss ambiguü apud te iudiciü ee pspexeris — . Am
Rande laufen Nummern bis cclxiii. f. 40^ De dampnatione in-
uaso* ecclastico^ pdio^ • c • i) — ne pdia sibi secreto* c^le-
stium dicata |
M n 23
(M 1 HO) eh. bip. pag. 73 foll. s. XIV.
f. l'^a (r.) Incipit p^pho sei ysidori y Spanien Epi de astro-
nomia (seu na rerü ilustri al, m) domin o et filio sisebuto ysi-
dorus. I Dum te^ pstantem ingenio facnndiaque — f. l'b Dies^
estsolis orientis psencia — f. 13'a nüquam est hiturus ffinit. |
(r.) Incipit traclatus de antixpo (w. s, XV: non est Isidori)^ |
f. 13' b Si quis ea que de antixpo in diuersis — afirmantur.
Dann nach einem Index von 7 Capp. Signa p^cedecia aduentum
2 Bernardi opera 184, 485 M. — 3 Fulgentius Rusp. ep. p. 97. — * Ib.
p. 183. — ^ Innocentius III. liber de contemptu mundi 217, 701 M.
> Isid. de natura rerum VII, 1. — 2 Ib. VII, 2. — 3 Das XXV. Cap. des
I. B. Sent. (VI, 181) behandelt nur denselben Stoff. Doch vgl. Areual
a. a. O.
508 T. Hsrtel.
i
antix — f. ib^'B, ampliora | (r,) Explicit tracfcitus de antixpo.
Incipit coHctum bti ysidori ' | O dilecte tili dilige läcrimas
nolli diflFerre eas — f. 17 ^b contempnas. | ^r.) Explicit Collc-
tum ysidori | f. 17^ leer. f. 18'a (r.) In noie ifiu xpi. incipit
liber sentencia^ a bto ysidoro Epo editus. Incipiunt Caph
primi libri. Nach diesen Sumum ^ (sie) bonum deus est quia —
f. 73 ^a includit (r,) Explicit liber tercius.
M m 3
20 min. m. 98 foll. sacc. X/XI. westg. Min.
Die Hs. hat 11 Quaternionen, f. 87* steht q \i, die UiiU
Bezeichnung, f. 98^ (htztes Schmutzblatt) enthält unbehdfm
Zeichnungen und oben drei Zeilen in westg. Cursive.
Blatt 1 ist verloren, f. 1 ^ beginnt im Index zur Apohdyf»:
\ Ego iohannes ff usr k particips — f. 2^h oport* lieri cito.
(schw, Maj.) expliciimt capitula | (r.) incipit apoealipsis | Reue-
latio itu xpi quam dedit Uli ds ostendere seruis suis — f. 21*bittt
xpi cum Omnibus uobis (Maj.) explicit apocalipsin (sie) iohanni»
apostoli. I (r. Maj.) incipit titulü bibliotcce a domno hesidero
^ditum I f. 22'^a Multos ' libros gestaut hec scrinia nra — sapis*!
(r.) It alium titulum (schw.) sunt^ hie plura sacra | IhrA
rothe Initialen sind weiter ausgezeichnet: Agustine. mentitar
qui te — I Iheronime. Interpres uariis — | Ambrosius doctor
signis — I Cipriane refulgis — | Nomine iohannes crisostomus —
Quantum * agustino prepolles — | (r. Maj.) It titulü pigraent^ni
Quidquid "' arabs aris (sie) — placent | f. 23' (r. Maj). It titulum
scriptorii | Qui calamo^ certare nouit — foras | explicit | fJ%j
incipit libellus sei martini epsi pro repellenda iactantia | f. 23'b
Multa ^ sunt uitio* genera quibus humana — f. 26*a generetur
expediam. expHcit de uana gla | (r. und schw. Maj.) item de
superuia | Qualis ** electus sit dauid in populo d*i profeta e^
rex — 30 «^b ^uellantur. | (Maj.) expHcit de superuia | (r. Maj-)
* Vgl. Isid. opp. II, 19 und 25. — ^ Isid. Sentent. 1. 1. (VI, 115).
« Is. VII, 181. Non fucos libros gestaut haec scrinia nostra, heisst <
mitten in dem Gedicht. — 2 ib. 18i>, v. 1. — 3 Ib. U, 179 ist der A^»
fang des Gedichtes. — * Ib. II, 181, v. 19. — ^^ Ib. II, 182. - • *■
letzter Vers. — "^ Martinus Dum. pro repellenda iactantia 72, 31 M.
* Mart. de superbia 72, 35 M.
Ribliotbeca patrum latinoruin Hispaniensis. ö09
incipit exor*Hio umilitatis | Quisquis^ nutu di cuiuslibft offi-
cii — f. 34*'a glorificas (Maj\) explicit feliciter. | f. 34'b (r,
und 8chw. Maj.) Domno ///ac (h eras.) beatissimo mici deside-
rantissimo in xpo fratri uittiinero epScpo martinus episcopus. |
Dum ^® simul positi dudum mutu^ conlationis alloquio fruere-
mur — f. 34 ""a (r. Maj,) De habitu ire | Habitus ^^ audax et
minax uultus — f. 40^a ira sananda est | (Maj,) explicit feli-
citer I f. 40 ^a (r, Maj.) gloriosissimo ////ac (h eras,) traquillissimo
c
et insigni catholice fidei predi///to pietate martinus humilis |
Non ignoro ^2 clementissime rex fraglantissimam — f. 41 'a ad-
inpleri | (Cap,) explicit prologus epistole | f. 41 '*b (r, Cap.)
aite
formula honeste //////// (uite und h mit schwarzer Tinte hinzu-
gefügt, das letzte e corrigirt und 3-^-4 Bückst, radirt) \ Quattuor
oirtutum species multorum — f. 46^ ignauiam | (schw, Cap,)
finit I (r,) De pascha | Plerique ^^ misterium pasch^ enarrare
ex ratione supputationis inmense & — f. 50'a seculo* amen. |
(Cap.) explicit feliciter amen. | f. öO'^b (die Columne füllend
r. und schiv, Cap,) incipit de libro ethymologia^ domni hesidori
spalensis episcopi (pi ex, pus corr.) Über tertius de deo et de
decem nominibus dey. (eme Bibliothekar shd, hat darunter gesetzt:
über hie ethimologiarum respondet prirais quinque capitibus
libri septirai ethymologiarum). f. 50^a Beatissimus ^^ iheronimus
uir eruditissimus — f. 64 "^a it capitula de celi orbe (6 Capitel,
von ders. Hand iv, 13 Etym. beigeschrieben) | C^lum ^^ uocatum
eo quod — f 70 ^a incipiunt capitula. De aquis (11 Cap,,
III, 12 beigeschrieben) \ Aqua *^'' dicta quod — futura explicit. |
f. 80^ (r. gr, schxc) item liber quartus decimus ethimologia*
de terra ^^ (25 Cap.) — f. Ol'^b pene in orbem cingit^** expli-
cit (letztes rothes Lemma Belgis). f. 91 "" ist leer. f. 92'" zeigt
eine andere Hand und anderes Pergament, (r. Cap.) Missa
sei uincenti *" | bonitatis auctor et bonorum omnium — 97 'b
in tuis laudibus transferamus. am.
9 Mart. exhortatio humilitatis 72, .39 M. (= Isid. VII, 287). — »o Mart. de
ira 72, 41 M. — 'i Ib. 72, 43 M. — «2 Mart. formula honestae uitae 72 22 M.
— " Mart. de pascha 72, 49 M. — »* Isidorus Etyraol. 1. VII. (Ol, 293).
— ^5 is. Etym. XIII, c. 4 (IV, 109). — 'c Ib. XUI, c. 12 (IV, 120). —
J" Ib. XIV, c. 1 (IV, 141). — 19 Ib. c. 4, §. 27 (IV, 163). — »« Vincentius
Couentriensis (c. 1250) vermuthlicb, der eine expositio misflae verfasste,
wenngleich er hier Hanotiis heisst nnd dem Ende des 11. Jahrh. angehört.
510 ▼• Hartel.
M m 8
(III II 53) 40 m. bip. pKg. s. XIY. in.
f. l'a hystoria euangelica de uerbis et factis do (nc) a con-
ceptione usque ad ascessionem. | ()uit autem in diebus herodis —
f. 31 'a Gottfrieds von Viterho Pantheon, beginnend mit d^m Brief
an Gregor VIIIA de diuina essentia an omem creatoem de
trinitate et unitate in deo — f. 67 'b (r,) De Septem miraculi»
seeundum psalin de mirabilibus mundi.^ | ()eptem miracok
mundi hec sunt: primum miraculum fuit rome sie. Erant
ymagines — ( )ecüdum m. fuit faron alexandrinum — Tertium
miraculum est coloseus q in rodo insula — Q. (sie.) m. fuit simu-
lacrum belerofon — Q.(*tc} m. f. teatrum in ertia ciuitate — 8. m.
est balneum q appolo — s. m. est templum diane — hedificii |
(r,) Epla aureliani impatoris. | ()urelianus impator hie epram
sc^psit ad pncipe et procuratorem exercitus sui. Si uis^ uitam
et gloriam meam tibi seruare nullus auferat pulum nee frunicn-
tum non segetem non uinum non oleum non salem non ligna
imusquisque — . Dann ein Papstverzeichniss, achliessend: Alexander
quartus nat campanus sedit adhuc. Es folgt cathalogus fortinm
dauid und de nuo pp et altari erecto a dauid.^
M m 9
(III n 25) m. 20 min. 118 foll. uec XII.
Hd. 8. XVI: Historla ecclesiastica Eusebii Caesareensis
Episcopi. f. P beginnt ohne Titel und Prolog A Successione»
scü^ aplo« & tempora quere a saluatore und sMiesst abrupt in
9. Bv^e f. 118^ suo* cu inmsa militü multitudine. Das Werk
idrd in den Subscr, der Bücher als historia aecclastica bezeichneL
M m 18
80 mai. m. bip. pag. 104 foll. a. 1171.
f. l'a (r. Maj.) in nomine sce trinitatis ineipit prologus
sei paterii. Cum^ (C grosse verzierte Maj,) bissimi atque apo-
« MG. SS. XXn, 18. — 2 Vgl. H. Omont, Les septs merveilles du monie
an moyen-Äge, in Bibl. de T^cole des chartes 1882, p. 50—65. — * Script-
hist. Aug. (Flau. Vopisc. Aurel. c. 7 §. 5). — * Vgl. Ewald a. a. 0. 256-
« Rufini bist eccles. 21, 461 M.
* Paterii expositio u. et n. test. (Greg. opp. IV, 2, 1). Exempl. tab. X »-'
bietet ein Facsimile von fol. 3' (lib. I, p. 4, col. 2, 8—34 und cc^^
1, 42 — 2, 43).
Bibliotheca patniin latinorum Hispaniensis. 511
stolici gregorii pontificis nosti'i uestri quoque ad deum nutritoris
dicta sepius lectione percurrerem auidiusque michi eis assiduum
esse ipsa (schw. Min,) luculentissima — f. 2''a peecorum. Explicit
prologus. Incipiunt capitula — f. 3^a supra. Expliciunt capitula |
(r.) de crcato | f. S'^^b c^lo quod postmodum uocauit firmamentum
(dann bunte Initiale und verzieiie Schrift) uirtutes angelice que
in diuino amore perstiterunt lapsis — f. 104 ^a sue multitu-
dine grauatur. Explicit Hb iir)\ Finito libro sit laus et glia
xpisto. I Iste liber est sce marie de bola. | f. 104'*b (von anderer
gleichzeitiger Hd.) conscriptus tempore inundationis diuinae cor-
rectionis aimaduersione (sie) facte berole. Anno ab incarnatione
dni MC- Lxxi- Era m -cc • ix • v- id' augusti luna v Epacta xii.
Hec ^aH o^ia i^o annotauimus et inscripta redegimus quia se-
quenti die p*t facta q? snpdiximus inundatione dormitorium
i i
simul et monasterium diuina bonitate pauperibus x subueniente p-
mo icoluimus (Rest leer).
N m 23
Ch. 40—59 foll. »aec. XIV.
Beg. abrupt: Ex duabus sustantiis costat homo aia — . Das
o
nächste y 4. Cap, heg.: Dum g jpdenter modeste fortiter etc.
Gleichzeitige oder etwas spätere Hd, hat oben geschrieben: de aia
7 spti und eine Bibliothekar shd. : est Augustini. Die Schrift schl.
im 21, Cap, mit: e aliud no sit 5> rö | Thos angKc' in open-
die li VI. c. 12^ I Eucharistia e sac'mentii — | f. ÖQ' mhipli-
citer sumit incipit dotna sti basilii capadocie epi ad mona-
chos I Audi 2 fili mi monitionem patris tui — f. 59^ recipio
donatiuum Celeste (schliesst abrtupt),
O I 7
80 m. 128 foll. 8. XIV.
Liber pontiiicalis am Ende benannt, ist ein Ceremoniale,
f. 1' De officio prime tonsure — barbe tondende etc,
' Thomas angeliciis de sacramento encharistiae (Thom. ed. Rom. tom.
XVII, nr. 59). — ' Codex regnlanim mon. ed. Holstenins Aug. Vind.
17Ö9. I, p. 455.
512 ▼. Hartel.
O I 8
so m. bip. paff. S77 fol. s. XIV.
Hauptinhalt : Innocetüius III. de miseria hominis und gram
Sermonensammlung.
O I 19
M. foll. non. nnm. s. XIII/XIT.
f. 1^ Nicolaus de Lira in Evangelia. Am Ende Fraj-
mefite eines andern, etwa gleichzeitigen Codex mit chronikett-
artigen Notizen.^
o m 2
fo m. grösst. Tbl. bip. pag. 198 foll. nee. XinmiY.
f. 1 — 5 sind leer. f. 1' Theodori de leliis. f. G^'a begivd.
Seneca, libri de naturalibus questionibus — f. 72 «"b (r.) Kba
adelardi batensis de quibusdam naturalibus questionibus.* [
Nach der Vorrede Cum in angliam nuper redierim etc. begimA .
das Werk Meministi nepos — | f . 88 '^ (r.) Incipit uirgilio cen-
tona (centona al. m, add.) quem componit proba de eptatioo
et euangeliis | lam ^ dudum temerasse duces — hinc canere
incipiam — f. 97 ^ in religi^ne potes. Es folgen Gedichte «ä |
langen Ueberschriften in Roth, mit folgenden Anfängen: i
Non hominem natura mori sed culpa coegit — j
f. 98^ Finge poeta uiros uariosque infunde colores
Sola facit uirtus non leuis aura uirum
Tmpediere diu labor atque negocia meutern
Ira quidem prodest quia.corda reformat amantum.
f. 98'' Ver estas autumnus hiems. uer floribus igne
f. 99' lam michi signa patent affectus interioris
Unde decane tibi sed decane sed canis unde
Si queras quid agam que sit mora quando redibo.
Durch Initialen sind im Folgenden hervorgehoben : f. 99'
Nate diuis regnumque — f. 100' Uirgo paterque rogant —
f. 100* Ecce tibi noua festa — f. 101"* Disco puer tandem
» Vgl. Ewald a. a. 0. 259.
1 Adelardu.s monachas Badunensis sive Bathoniensis, praefat. ad dialogitB-
de reriim sive naturalium compositonim causis ed. E. Marlene tom. I
anecdotoruni p. 292. Vgl. über A. Batensis Fabriciiis I, 12. — ' Falto*
niae Probae centones 19, 803 M.
lid amor quid forma ualeret Elcce r— iit -p-^:--- •-: :i::.. ri-
grata uoluptas. | f. lOP Abl»as morachun. n- :: ::. :.<-.••!; v.y^
Depotem in foro genere in coro ii'?r:rrr»r «ir -?».- i'n'n:*:*: c-::
fissum licet infami:* in intuitus ab«licat p"i».-r ^Tij.j.ij.-ai a't»}i;t.-
besetat. | Expectata diu puer r»?spon?a 'iaturu- Lm-v tii*.-iii
fjciunt lumina nocte manu< Quomodo r»-"!> ori bau:: r^r-'i- '|niiiu*.-
loquar — »chlie^gt f. 102' Luce ueiJ ^i lue»-- uiii-.-- Ija-r t-niia
probanda est. wi. *. XIV: Explieit ne^i-io quid phaLta-tir-l.
«. #. A'17: et merdosum poema. f. lOo'a '/•. . Incipit liWrllu-
ildeberti archiepi de dis»enlione exierijjs W-c e; ii.teriori- ho-
minis. Incendio'* domus in»*a comierat — f. 11 '.»-'a tanara
m'ent { f. lUVb t. » Incipit aurea capra * Di'iicii- ortu >j7^
lurtnte triumpbis Rex priamu» elara clani.- u. urb»* |!iit —
£ 114' Flet intuma uenn& fandet amata prni Kxplir. Ijimuf
folgt f. 115^a Seneca de benerieii*. t. l'^-'t a S^-iiec;* 'l»r «1*;-
mentia — f. 197^b praua dectaniur.
f. 197'a iiti-J h - - r». f, X\\' Prima p»::na f-^t p*riia v^>
qoi ita — Et quia contra proxim-im iLoni- e?t dum niurn-t
»ab sanatione inuidie. f. 19^' *t^ht m. ;?. A'/T t'fhti^ndfjf Muihk-
m m.'
lifd ^rorfur tiud zir^t Z^a^^h raii*"*. '/tV x/oä a*'t ''•'/« h*'j*'ifZ''i'
m
der Hs. htzog^u, br-jinSKttd f^uf lät-i: l:'fj*:r e-i :
Genad^D ze aUerstunt, Vr kitfrlich .•ir., Vr l*rirf'rr inint Im-
roifet ♦■> fvr beri'ifri micb var, der -i'^rn jf'*^
Göt leite wani ich Tcb -«ildeL «eir.. de* mu- ich röwe •irair'-n
Vnde «lat deit mich de wareide ir«:ic ich rJ'Ä-ei.» weme mi«:h daireii
*<» für clasres
Dan vcL herze leife aU-rir^e. d-^ ich iLizi:.*: ii; r»-cht*- >ted«=-r luin"!.
MiD»r leiaen neh 1:^:1, e -teraei.. -setzte i-h vi-h Irife in haM. «lar
ir Deiinei il herae, drr reicht»^ inirii.rri paht.'
- Ld*->:-rtJ <;i«T. iT;. S-i»' M — * <::. z. A-:--.\ C\jr'i <•».*-.:.- .• r
!L.r<tiüir: ö*^ tr-* KtclLi.^r -m x^ .. ..v. * XII Nr. !!••:::. .-i:: >•-:.. ,
: :■_■" UV' I 2"2
^ ^
r)14 V. Mar toi.
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mfinbr. «m»o. IX.'
FMfhtiU .Exoorpta Pauli iliaotini ex — de i^igniiieatione:
Pauli l>iaooni op. atl Karoluui Mairnuni nfhst dem I^j'tkon tmd
dfiH t\stus:- FuIsTfUtius **j>isoopus de uerliis abstrusis' (Knust,
O m 35
(Hl I. i^ 111 li» III 11 »Mi < ' ni. TA f..!'. •. IUI.
Douteronouiium srlossatum. Ar T'j't ^»eijiimt: Haec sunt
uerlia qut\ />iV Srli'*iun >'iw«/ mit Qu^llrituotKn vtrschtn: rab*
Alo* IS ir.K Ali M. </*//.
P I 5
t. V ii''ciYr liiitui r. m. s. XIIL tne ».< srftfiiit: Hnnc librum
dodit dns Svmr» aldtas seC» Albano quem qui oi abstiilerit aut
titulum deleueril ul mutauorii anathoma sit. Amen. | f. Pi
Piuei^siis notas morv* maionim eerti.s loeis estimauimus affigeo-
das. Has oum explaiiatioiiibus suis* subteradiunximus — hoc
iu ai^m^noinioa im y"t'tK t\hhu «■. M*tj. ma^i aurelii eas-
>i\Hlori senaioris iaui diu» prv>t:nixe euersi: ineipit prefatio
i'xpo>iiior.uiu in psaherium. Kepulsis '• aliquaiido in rauennati
urbe iiollieitudiuibus — f. l*'b Roatus Wr. Ximi? pulchmm
r • :• »j < - • tvi />.''. I ff I J f K<;/f nV * c ■ . *:u/ • ^ji J rr^h! d*r r ly^ ntUch^ An-
r'i'ii; «/tji-\ ii<r AV'i.Vr'fi'i«; >*'VuL — scJiJi'^f ti'irh ErkJiininQ des
•>'*, />. mit ij'<r Cvuelusio i'. ilOPb ex impii ad le ooniiertentur.
F I 6
t- n. 'i .\\ -jOic ". :* i.V. Sit':. X — XI -z^i 111. i-^ir Tl*;1 ««»if.>
A'f^i --^•.l^^il; u'ui /''iif* rT-r^^rt; .,v;f,'f. Äi^o, -Y AV ritra die
vv >r i"»? \i< »j ii ' i .: r > ! .-ii ' ■ 1 ' i f. ».»4 — 70 . ST — 1 1 > in gvtr* ^n/iVAm
' K\*^w5l. r*K XXVI bi,-:-; ? :r. K.'^i^ir. •.:-.■ -» vT: f-.-l. Ä>' Ldd. Etrin. III,
c* Tl. ?:• :»;> IV, t, 4. 1.
Bibliotheca p&trnm latinorum Hispanienein.
515
nwr $ehen kann, dass dieselbe wesfg, Minuskel in sehr grossen
Budstaben war, mit giiinen, rotken und gelben Initialen, f. 52'
«kI 52^ arabische Noten. Viele grosse Perganwnfstreifen sind
hranugerissen und herausgeschnitteii, f. 1 ''a beginnt abrupt im
l Buche der Etymol. Isidors: nihil ^ ualet sed in copulatione
wrmon« etc. In dem Abschnitte der aetates (die letzte schliesst
9kne Erweiterung: Eraclius xvii. nunc agit imperii annum
^ dcccxxiiii iudei in spania xpiani efficiuntur Residuum —
cognitom | (Maj,) explicit über quintus) sind eigenthümliche
Zaümchen verwend^: T = 1000, TT = 2000, TTT = 3000,
"KIT = 4000, 33 = 5000. Der Text schliesst abrupt im
11, Buch f. 118^b: autem spanis hac numidus (sie). Im. An-
t j(ai2t der Hs. fehlt ein QuaterniOj wie die Quaternionenzahl lii
£ 16^ wahrscheinlich macM,
P I 7
20 m. bip. pag. 322 foU. saec. IX in west^. Schrift. ^
f. 1' s. XVI: Del Colegio de Ouiedo de Salamanca.
fiderproben ebenda s, X/XI: Solue graues scelerum nodos
petatis ad aram Hanc homini dimitte prior pietatis ad arani
\_ Üt pia uota deo promere fas sit homo. f. l'^ füllt ein Labynnth,
iftagend: adefonsi principis librum, vorher ausserdem ein orele-
jinm. f. 2' — ö' Capitelindex der 20 Bücher Origines , links
9itiüe Kreise und andere Figuren, rechts die Capitel. f. 5^ — 6' leer,
£ 6*a (schw, und r. Capital) In ne dni incipiunt libri ethy-
iQologiarum (lo in rcw.) ysidori iunioris hispalensis ^psi ad
tawlionem eesaragustanum ^piscopum scribti | (r, Maj.) Diio
Bteo et dei seruo braulioni ^psco bysidor^s (schw.) En tibi^ —
Budomm. Es folgt der Capitelindex von Buch 1, dann dieses
^Att wnd die folgenden. Sehr häufig am Rande das Zeichen ^
(«•d zwar bei grösseren Partien neben jeder Zeile). Die Quatm*-
*wen laufen von i bis xxxviiii. Auf der rechten Seite am
^ifif^ Rand steht die Bezeichnung des Buches, wie: lbr im
•poter 2. B. IBr XII. Der Abschnitt de tcmporibus im o. Buche hat
'^Erweiterung. Am Schlüsse desselben steht f. 88 ^a die Notiz
'I«. Etym. I, c. 11, §. 12 (HI, 21).
' Exempl. tob. XIV bietet ein Facaimile von fol. 88» Isid. Etym. V, c. 39,
^ bU VI, c. 1, 3. — 2 Isid. Etym. III, 1 = Braulionis ep. 80, G54 M.
33*
Ö16 ▼. Hartel.
• «
emd (= emendaui). f. lOö'^a fiebant expKcit Ibr ?i. emJ.
Nach B, X f. 176'b explicit prima pars. Buch 20 «cUteu«
f. 322 ^b ignis ardore siccetur. (r, und schw, Capitid) explicit
feliciter über ethimologiarum beatissimi ysidori ^clesi^ sftkt
sis episcopi. | Conticuit tandem factoque hie fine qoieoit |
Drei Zeilen leer. Dann drei Hexameter^: In freta dum flttM
currunt dum montibus umbre lustrabont conuexa polo du
sidera pergunt (sie) sempcr bonos nomenque tuum landesq«
raanebunt. f. 322 ^a (r. Maj.) Nomina la [Rest im Loche «r
loren]^ \ Zmaracd [ ] fiet qui colores — in etiopiafat
F I 8
20 m. bip. pag. 269 foll. k. IX/X ut nid. in westg. Schrift.
Die erste Quaternionenbezeichnung -in- steht f. 13^ und&ft
laufen bis f. 143^ xviii; f. 151^ beginnt die Bezeichnung mit B^
stabeti a, die letzte p auf {, 256^. f. 1*" tot^ unleserlich, f. 1^
beginnt abrupt täte fidei et statu 9clesi9 — | Isidor an Bro^
Quia te incolomem — | f. l^b Ä an /.^ Solet repleri letitia-|
f. 4^b /. an B.^ Tu^ scitatis epistole — f. ö'b domine «I
frater. (Maj.) incipiunt libri ysidori iunioris spalensis epi ili
branlionem cesaragustanum epm seripti | f. ö^a En tibi* — stäi
maiorum | (r. und schw. Maj.) ut ualeas que requiris cito in hoe:
corpore inuenire hec tibi lector pagina monstrat de quib; t^\
in libris singulis conditur (sie) huius codicis disputauit id est i
libro primo. i De gramatica & partib; eius — f. 6'b deinstr»
mentis ^quorum ,^Y7^ (Maj.) dno et filio sisebuto isidon»!
(Min.) En tibi f/f^ — stilo maionim | f. 6^a Index der Ctr
pitel des ersten / \ Buches, dann f. 6^b dieses selbst mUi^
Titel (Maj.) in- LJ cipit über primus de disciplina et arte|
Disciplina '^ a discendo'» — . f. 54 ^b und ff, blieb viel PergoaMd
leer, f. 54 ^a hat eine Hd. saec. XII geschrieben: gg. pp. ingW
3 Vergil. Aen. I. 607—609; vgl. Isid. Etym. n, 4, 6. — * Scheint vM
aus Is. Etym. XVI, c. 7 zu sein.
» Isid. opp. VI, 575 (= 80, 651 M.). — ^ ßranl. ep. 80, 651 M. (« ^
opp. VI, 576). — 3 Is. ep. VI, 580 (= 80, 654 M.). — * Isid Kty»
III, 1 (r= Braul. ep. 80, 664 M.). — '^ Isid. Etym. IH, 1. — « Bialß***
f. 8*b ist alles von einer Hd. s. XIV nberschrieben , w&hrend w«**:
darunter steht. Damals konnte man also das Westg. nicht mehr !«<*• !
lesen; auch später finden sich Partien, die mit Umschrift in ^wök«'
liehen Minuskeln überschrieben sind.
Bibliotheca patnim latinornm Hispaniensis. 517
sinodo residens dix. in die resurrectionis usq; i sabbo in albis
7 in die piit usq^ — Similit in sal}t>o usq; ad offitium. Der
Abschnitt über die sechste aetas schltesst f. 67 ^b : Eraclius xvii •
deeimum agit annum iudei in spania xpiani efficiuntiir. Resi-
duü sexte etatis tepus dö soli est cognitum. finit libr v. f. 170^a
jiebefi puIli XII 7 §, 4 am Rande von der Hd, des Ueherschreibers
8. XIV: Usque hie habcmus in nono libro sei ysidori. f. 230 "^b,
wo wieder Lücken folgen, w, am Rande: hie minus habet iii ca-
pitula^ f. 258^, wo im Texte in einer Lücke aii steht j steht am
Rande: hie leo desindus minus habet.' f. KSAi" steht am Rande
AfneilUS, f. 161 ^fF. am Rande von gleichzeitiger Hd,: mirare
plinio I respice plinio | No plinio | considera plinio. f. 269, das
letzte Blatt, ist sehr zerstört. Die Hs, schliesst f. 269 *b: ignis
ardore sicc (Rest verklebt). Dann folgt eine schwerzulesende
Subscription derselben Hd. oder wenigstens Zeit: Johannes gratia
? ? ? T ?
^i'Hllil barcelonensis eps hunc librum in honore see maric
t t T
fieri iussi. et qui eum de monasterio expellere (tollere Ewald)
uoluerit aut lUum AonsLViQrlllJ/l/JllJJl/ uterque ///// them ////// sint
et cum fures habeant/////// partem HIHI// (donauerit . . . uterque
anathema (sit) et cum fures habeant partem. Amen Ewald),
F I 12
2o eh. SS5 fol. s. XVI.
Auszüge aus Augustin,
P I 18
(HI FT 93) 20 m. bip. pag. 117 fol. 8. XII ex.
Cassiodorus in Psalmos 1 — 50. f. Pa abrupt: quos uidebat
ee pdendos. Exurge dne ds ins in p^cepto qd man* cet^a.
o
lUos pde. istos u exurge — f. 117^b Ecce quare opus est tu
enim ueritatem dilexisti • i • iustum iudicium ut nee illis. Nach
einem Spatium: Iste liber est sc'e marie IUI Hill III jH (rechts
neben der Rasur von anderer Hand: berole).
"^ ,Also wird Leodesindus der Schreiber der Hs. sein*, bemerkte Loewe
und dachte wohl dabei an den Schreiber einer anderen Hs., auf die
auch f. 170'' und f. 230' Bezug genommen ist.
;">1S r. Hartcl.
F I 19
^ m. bip. pa{(. 242 füll. s. XllI/XIV.
Augustiims de ciuitatc dci 22 Bücher,
p n e
(21. H III 11 fi) 2<> m. ich; foU. s. XII et XIII.
Eiitluilf 1. f. 1 — 17 m, 8. A7//Lil)<*r Ecclesiasticus mit zahl-
reivhi'ii Urholumy ht^ginuHnd f. 1*" (Jninis 8apientia «/c, 2. f. 77 —
i>vhlu8s H. XII hip, itng, einen Dojmtrommentar, in Spanisn geschrieben.
(. 77 '■ von eiwr Ild. s. XTI/XIIf ein Handschriftenverzeichnin.
Im Jahre 1211 fiUjto dne andere. Hand Nachträge und Ve^^merkt
iiher die lernst flliuig einiger llandscliriften hinzu,^ (r,) Iii armario
oolie continentur isti libi (sie). In prima tabula^ ȟt isti | Liber qui
«licitur eptaliO et regu. Noufi tesUiintfi cum xiiii ^^pptiis. Libri
salomonis et sapie. ('atholico^ patriim. Psaltiiiin lua^i pet
Habanus maior. Augustinus sup ioliem. Ilomolie origcnis. Prima
pars moraliuni. Scda (sir) pars moraliu. Tcia pars -r- xl- oml.
II
gg. PI». I (r.) In secunda tjibula q r . in . B. | Breuiariü dfiicale.
Urcuiariu sactualc. v Ksponsoria. v- Gradualia. Duo passionaria.
Ha!>anus minor. Harlaam ysidor' etbimologia%. | (r). In t" cia
tabula in ^ e. C. | Regula sJi bndieti | / '7/ /.///\ /// /////■/!/[
Kpb' ibonimi ~ aug'tini. Kadulfus sup leuiticum. Aug\ sup
eatieu graduum. Vnü ex •mi- euglio*. Papias. | / //,'/ /,7// 7 / |
nibla dni olnonxi>s opi mior'. ! Kxpositio sup pentatbuc". Expo-
sitio iosu»*. rogu. Kxpositio iezeeb. ysa. r ilic. Kxpositio
,]tpbaru i\ . I IUI. taini. Kple pauli glosatc. Hibia (sie)
inaior dui narb»u'i in im. tabu. | Am oht^ren Randei Anno
■I II
duiee inearnatr»nis m «'••xi.mi-. ! (r.) In qnarta tabiila. in
qua r. I>. I ItTonimus super apoealip.sin i quinta tabu. <irdo
Koiuanus in v- tabu. Bruno super pcntathuc' in -v- ta-
bula. <iregorius sup iexeehelem. IVn de p'oopto ot digpenBatoS
maiori est. Bn' super eantiea eantieo*. Vita sei t>nardi
euin epbs ei'd\ Ystoria eeliastiea i t'eia tabula C. Kxpo-
sitio sup**r apooalipsin. Kxpositio libri Oenesys in t'cia
' Piesolhon siiul iliiroh posporrtoii Pniok hezeiohnet. — ' Die oiiiseluen
T.il'ul.it» siu'l «luri'h Uiulot.iitou A H C u. s w. bezoicliiiet.
Bibliotheo« patrum latinornin Hiitpanien«!«. 519
tabula. Expositio cxodi Lcuitici i tertia tabula, s isti
mutati. Exposit'o nuitii dcuteromii i t'cia tabla. I6c sirach
exposit' i V tabula e. Enohiridion iiiior\ Alityariuo do uitiio ?
uirtutibus inior. Amalarius de diuinis oftitiis i t^cia tabla e. P^rue/
(sie) sr ysa. Et Aimo (sie) sr ysayä. | (r,) In supiori 7 • v« ta-
bula. in q e . K. | lohoo homita do inßtitutiono monoofe^ mioif . -Epie-
pauli bmuiter glosate iniof. Eple canonice 7 apocalip^ glosate mior,
Breuis exposit'o psalmo^ i im tabu. Alius breuior tractatus
psalmo^. Summa decreto*. Liber qui dicitur pattiius i • iiii
tabu. Beniamin. Ricardus de xii- priarchis i im- tab. Postea
fuerüt isti musti (sie) de armario claustri. in quatä (sie)
tabulam. Vgo de sacramentis. Ysaias. daniel. cum xii-
j>pfiis glosati. Questiones theologie. Lectura ueteris
testamenti. ystoria scolastica maior. Quedam pars
biblie.
Die eigentliche Hs,, durch rothe Initiale ausgezeichnet, beginnt
f. 78 "^a (r,) Incipit prologus Gllmi octauiensis moch^i in libro
•1- donati gmatici seu presciani peritissimi | Incipientibus artem
gramatieam primo disserendum oecurrit quid sit ars grammatiee
(e ea? a) — Partes autem artis gramatice due sunt Ortographia
— schliesst wie es scheint f. lOi^b mit Versen, deren letzter: Me reli-
gant iuuenes ne quos incisciacerct (sie). Dann folgt: Ubi ne-
u
cessitas iiigit (urguet?) moris y ad auxilium recurrere consue-
tum — f. 106 ''b Inutilitcr peregrinatur cui* pfidia debitorem
(ahi^upt schliessend). Es sind Binefmuster und -Formeln, oder hesser
wohl loci communes für Briefe. Eine Hd. s, XIV hat richtig betitelt:
Forma lit'arum.'*
p n 16
2« m. bip. pag. 1.57 foU. s. XIII in.
Psalmencommentar mit Vorbemerkungen f. l''a, welche aus
jAug, Hier, u. A. geschöpft sind, was am Rande vermerkt ist;
sie schliessen f. Pa aplo* legit dictum singParit in libro
psa1mo% (r,) Incipit liber himnorum uel soliloquiorum prophet^
de cristo | f . Pb Beatus uir qui non abiit. huic psalmo non c
3 ?robeu bei Ewald, S. 261.
520 ▼. Hartel.
ausus — f. 157 'b (schliesst im Commenfar zum 147 (f) Pidm]
i
qiios decet lauil d- Oq estis in estis in excelsis laud eu ]
p m 1
(ni n 58 2^ 14) 80 maior. membr. 113 foll. s. XIII.
f
f. P Briefe S. BernardO 1. ad Ro^bertum nepotem | Satb
et plus quam satis sustinui — letzter (122.) f. 68^ ad unmerri-
i
tatem ciuium tolosano« | In aduentu earissimi fratris. qaicqi
i
illis feceritis m factü reputate. Gracia dei 7 pax sit uVcii Amen.
f.. 69^ (von Bibliothekar shd. am oberen Rand: Geronticon utuide-
tur). Uere mundum quis dubitet mitis stare sco% ho^ scilic; quo« i
hoc uolumine uita p'fulget? Qui oem luxurie notä — et exepk
salutis. Explicit ^logus | Quidam sco* senior patrum inter-
rogantibus se monaehis (die einzelnen kleinen AbschniHe ht
ginnen meist in dei' Weise tcie der zweite Erat quidä senior in
liercmo) — f. HS"" et cü ipa mUü pt'riti recesserunt. f. 113'
m. s, XV:, Hie Über est petr' q dns indicat eius. Avf iff
zweiten Seite des Xachsetzhlattes m. s. XIII j XIV: Iste Über «t
ad usum fratris gabrielis ortolani (Cracovini Ewald) hordinis
minorü fratrum // / / ///////// ( • • • metum et Eicald) conuento
maioricers (masoricerum Ewal<{),
I
p m 4
8» m. 105 foU. s. XII XIII.
Ex Bibliotheca lo. lac. Chiffletii. f. 1 ' (r.) Incipit de
arca noe & arca sapienti»^ cum arca ecciesio & arca matris gracif
libcr primus. | Cum sederem * aliquando in conuentu fratrum —
f. 43^ schUes^it mit B. ö: per cuncta secula seculo^. ameD.}
i r. ) explicit de archa noe. Über quintus. Darnach zwei ZeHen
ausradirt, die zweite war grün und in grossen Bucksfnben gt
schrieben. Auf die ztrrite m. s. XIV schw. gesetzt: Liber iste vald<
l)onu6 et utiiis. | f. 44"^ (r. MaJ.) Incipit liber nHPYOYCYGlT
MAPYCTHP: | Sepe michi^ cogitanti düigentiusque quantoi
' l>.is Nähere iibor die Briefe und ihre .Vnordnun^ bei Ewald S. 269.
* Hiijro de s. Victon^ de nrci Noe 176, 618 M., de arc* sapientiae 176, 66
— - Hu^ de s. Victore de laude chaHtatis ? 176, 970 M.
Bibliotbec» patrnin latinornm Hispanientis. 521
uires suppeiunt inquirenti ^ — f. 87 ^ Ä Fige limitem libri : sat
enim est in eo complexura. | (r. Maj,) Explicit PHPYOYCYÜH; |
Auf Rasur (wie oben) geschrieben: Liber iste proficuus et sutilis
(sie) I f. 88"^ (r.) Incipiunt capitula in libro magni aurelii cassio-
dori senatoris de anima ; es folgt der Index von 18 Capp, dann
Cum suseepti ' operis optato — f. 105^ conuersatione traetare.
(r,) Explicit liber cassiodori senatoris de anima. Wie oben auf
Rasur: Liber val de laudabilis. f. 106'' (Nachsatzblatt) fast gleich-
zeitig ad caducum morbum. f in nomine patris f et filii f sps
sct am. de bague i de gutanj {oder m??). gereon. gramaton.
yron.
p m 7
80 m. 103 fo]l. 8. XII.
Commentare alttesfamentlicher Schriften, 7iach einer Hd.
s, XVI Isidorus in Pentateuehum und zu anderen Büchern.^ f. 1'
beginnt abrupt: foHa colligunt fici facientes sibi succintoria — |
f. 30 "■ incipit Iber (sie) exodi | Quid significatum est per hoc quod
scribitur post mortem — | f. 44'' beginnt Leviticiis: Quid signi-
ficatum est per hoc quod ignis in sacrificio, f. 51^ Numeri,
f. 59^ Deuteron., f. 67'' lesu Naue, f. 71^ Quid est quod post
iosue succedunt, f. 80*^ Ruth, f. 81^ Reges, f. 103 "■ per quod
mo
culpa laxatur. explicit huius libri D • xii • superque periit mun-
dus sapiens sine operibus bonis. Senex sine religione. Ado-
lescens sine obediencia. Femina sine castitate. Diues sine ueri-
tate. Pauper superbus. Rex iniquus. Eps negligs. Prb't^ sine
doctrina. Plebs indisciplinata. Xpianus contenciosus. Qui se-
minat inter fratres discordias. Finito libro sit laus a gla xpisto
finis adest uastum debetis reddere pastum (r.) Petrus castren-
sis puer nobilis scripsit digitis libellü prioris scribsit libellü.
i pessimü porgamenum (sie). Scribsit studiose si n satis curiose
Ot i \ ' ^ ^^^^ ^ ^
-. ' Das Pergament ist hier atisgeschnitten.
^ i
^ natura essendi et non essendi u. dgl. Termini kommen vor. — * Cassiodor
de anima 70, 1279 M.
< Diese Bemerkung scheint unrichtig.
Ö22 ▼• Hartel.
P DUO
80 111. It8 foll. K. XV in.
Isidoru^ de summo bonOf drei Bücher; das dritte schlieut
f. 118'' im 6V5. (vorletzten) Capitel mit erüpnam * Regnis amittat
i, V unterer Rand w. ciix. a. XVI: pertenescc al monsterio de
saiit isidro del campo (am Zelleneude al, m, etwas unleserlich
beigefügt : de * x ^ son los libros. AnsHerdem f. 1 ' zuseimal :
Hie liber est diui ysidori.
p m 17
HO ID. 104 foll. 8. Xll.
f. 1*^ oben m. n. XIII ausradirt: Istum librum accepit
fratcr pisido//// a Qonlj/:illlll sei antonini 'ilHHlHH | f. l'' este
libro es del cabildo de la s'* iglia de Palen* qiie Ic embio t
pcdir de sii lilireria El IH™" don Aliiaro de Mendoya nr*o pre-
r
lado y s por cediila de sii mag. sacose en 28. dias del mes de
Abril de 1578. El dcaii de Palen», eo otro tomo. f. 2'" ufdertf
Rand\ Bibliotbecae. D. Antonini Picelesiae Pallantinac (r. Mtg),
incipit eptameron bi ysidori yspalensis epi. | Istoria ^ sacre legis
non sine aliqua pnunciatione futurorum — f. 103^ (Buch der
Richter, das letzte) Dauid filiiis uiri cufratei. f. 104^ w. s. XIV
bis XV: Iste liber co modo vocatur j uocatur decretale ]SLs(sic),
Q I 14
Menibr. foll. s. XUI.*
^Enthält eine Sammhnuf von Auszügen aus Prudentius^ Clou-
diati, (ßrid, Ilnratius, Jurenal n. a., darunter auch Stikke am
den lyriffaanitnlungtn des SidonivM nnd tassiodor. Auf f. 211:
Incipit prologus libri prouerbionim Petri Aldcfunsi qui appella-
tur eleriealis di.sciplina. Zuletzt tinf »^yammlung vfm Proverbien
aus alhn möglichen llVriT/i/ (Ewald, «S. 270),
Q n 2
iiiV li III n 2} 20 m. lf'> {'AI. «. Xn.
f. -}' — 4' bip, pag. ein Ind^x s. XV in. zu irgend einem
atuhrtfu 0**b.i\ f. •>' btginnt #7<V **ig*^ntlit^he Ih. am oberen Rand
• 1>. S»Mitent. 1. II L c. »51 opp. VI. 3*>» .
■ l< iiua^»*ti. in u. T V. 2*»^.
Vou L'.vwo nicht lHf*clirieb**ii.
Bibliotheca patmm latinoram Hispanienslt. 023
aL m,: Expositio gregorii in ezechiele. Die Vorrede zum Capitel-
index beginnt: Cum sei gregorii pape patris pariter et patroni etc.
Dann folgt der IndeXy hierauf die Praefatio : Omelias ^ quae ut
in beato — f. 66^ expositum sei gregorii pape de parte ultima
uisionis ezecbielis j>pbe [ Quia multis curis prementibus — ad
hereditatem perpetuam erudit; sit itaque gla — amen (scMiesst
vor der Doxologie) | (r.) Expliciunt omelie beati gregorii pape
in extrema parte ihezechielis j>pbete; Numero decem. | O oms
qui legeritis scripturam istius libri. orate j) aia illi' qui scripsit
librum istum et j) oib; fidelib; defuctis;
Q n 20
?o in. hip. pag. 140 foll. s. XII ex.
Das Vorsetzhlatt 8. XIII bip. pag, enthält Erklärtcngen von
canonischen und anderen juristischen Bestimmungen, f. 1 *" (r.) in-
cipit expositio beati ambrosii mediolanensis epi in exameron |
Tantumne ' opinionis assurapsisse homines ut aliqui eo* —
f. 66 «^a seculorum amen. | (r,) Explicit exameron beati ambrosii
mediolanensis episcopi | (r,) Incipit de noe über primus beati
ambr mediolanensis episcopi | Nohe ^ sancti adorimur uitam mores
gesta — f. 88 «"b confusione uiciorum est. | (r.) Explicit liber
primus sancti ambrosii mediolanensis episcopi de noe et archa
eins I f. 88 ^a (r.) incipit liber epiarum sei leonis pape urbis
rome | Leo sec romane ecclesie epc / dilectissimo fratri et theo-
dorito episcopo ^ | Remeantibus ad nos frati'ibus & consacerdoti-
bus nris quos — | Leo iuuenali.'^ Acceptis dilectionis tue — |
L. flauiano/* Lcctis — eplis — | L. ad pulcheriam.' Quantum
presidii dns — | L. ad constantinopolitanos.^ Licet de bis que
in concilio — | L. ad palestinos.'' Sollicitudini mee quam — |
ad aquiligensem episcopu.^^ Relatione sei fratris & — | ad iulia-
num.'^ Licet p nVos quos ab — [ad theodosium.^^ Quantum
reb; humanis — | synodo calced.^^ Omnem quidem frater-
nitatem — | anatholio.^^ Diligentiam necessarie — | Leoni
* Greg. hom. in Ezech. I, 1174.
^ Ambros. Hexaemeron Hb. I (I, 1). — ^ Ambros. de Noe I, 227. —
3 Leonis ep. II, 362. — * Die Adressen sind auch hier nach der ab-
gekürzten Fassung Loewe's angeftihrt. — ^ Ib. 11,403. — • Ib. II, 114.
— 7 Ib. U, 94. — 8 Ib. II, 192. — 9 Ib. II, 372. — »o ib. H, 30. —
" Ib. II, 13^4. — 12 Ib. H, UX, — '3 Ib. n^ 343. — 1* Ib. II, 422.
:»?4
T. Harttl.
ÄUiT.'* Xlulto giuulio mens moa — | anatholioJ* Lectis di-
looiionis tue litteris — | (/<>«<// J' Si Hriuo incommutabiliqac — |
PiH'n^ia kM>iHs ad euticlieii.*'» Ad iioticiam nostram — | Leo ad
FlauianuinJ-' Cum xpianissinius i — | ad Marcianuni.** Multt
mihi in — | lieitgL-^ Puritatem fidoi xpiane — | desgl.^'^ Quod
sopissinio ninlta — | Leo ad Leoneni Aiig.'^^ Promisisse me
niemini. — | Es fohjen Eocct^rpfe, auf den vorhergehenden Brief
ht'zUt^Iich^ aus den patres attsgezoijen, z, B. aus Hilarius Pictav,
de fide 1. V: IJnuni g hoc imobile (dte Quellen werden in Roth
iuujeijrhvn). 1 L. ad turihiiim.'^* Cjuani laudabiliter pro catholice
tidei rtc. (in Vi (ajtpj \ L. ad OjTus p italiam.^' In consortium
iios nR' — - I L. ad ephesinam sinodum.^*' Religiosa clementis-
sinii — I ad iheosodium.*-" Litteris clementio nn^ (jua« dudum — |
ad })uleheriam.^*' Si epie (jue in fidei causa — | desijl,^^ Gaudere
nie ))hirinnim jt — | L. a<l niareiannm et faustuui.^^ Deum
auctoivni esse — | ad teodosium.^' Omnibus quidcm ure — |
L. ad pulchcriam.''^ (laudeo fidci clementio — | ad faustum
k marcinnnm ccteroscpK» presbiteros. ^"^ Causa fidei in qua
sahis — I a<l pulcheriam.^* (juod scniper de sSi — | ad ana-
toliiim.'**' (laudemus in dm» k in dono — i a(J marcianum.'*** Quam-
uis per constantinopolitanos — | destjL^' ^lultam michi tiduciam
seribendi — | L. ad anatholium. '•* Licet spcrcm dilectionem — |
ad marcianum.**^ Poposceram quidem a - | ad sinodum calce-
donensem.*" Optaveram (piidem dih^ctissimi — | ad marcianum.**
Magno munere miscdie — | ad anatholium.^*- Manifestato sicut
optauimus — \ ad cjms per siciHamJ'* Diuinis p'ceptis 7 — |
L. ad uniuersos episcopo8.** Vt nobis gratulationem — | ad
ianuarium.**' Lectis fraternitatis tue — | ad rustieum.*** Eplas
fraternitatis — | a<l anastasium.*' Quant^i fratcrnitati tue a
beatissimi — 1 ad nicetamJ'' Kegressus ail nos filius — | ad
»•■ Ih. II, 44s. «•■ Ib. II, ^l'li^. '■ Ib. II. 31)7. - «' Ib. II, 90. -
'^ ib II, \n. 2«. Ib. II, :{r,o. — 21 Ib. II, ;u»i. — « ib. 11, 393. -
'■■' II». II, 457. - =* Ib. II, \\1 (-- Mamllini iia|Mio eii. 7, lU8ö M.). -
=■ Ib. II, 33. — » Ib. II, 141). _ -1' Ib. II, 178. — w Ib. II, 183. -
» \h. 11. 222. — *• Ib. 11, 147V — '« Ib. II, 232. — '2 Ib. II, 496. -
^ Ib. II. 234. - " Ib. II, 244. — ** Ib. II, 246. — ^ Ib. II, 250. -
■ Ib. II, 2.V2. •' Ib. II. i».»!:,. - 3^' Ib. II, 266. — <n Ib. 11,262.-
" Ib. II, 307. «2 Ib. II, 317. - *» Ib. II, 76. — ** Ib. II, 21. -
<^ ep. II, 60. - *« Ib. II, II. — 4T Ib. II, 4t). _ w Ib. II, 443. -
BilillotliM* patram latinoriiin Hispaniensis. 52o
iffiicanos.^^ Cum de ordinationibus sacerdotü — | schliesst abi^pt
f. 140^b pdicandum ieiunantes a oranteä im.
Q n 22
(III n 2) 80 m. min. 90 foll.
Au8 der Bibliothek des Jo, Jac. C/iiffletiuSy bestehend aus
«ei Handschriften. 1. s. XII bip. pag, /. 1 — 50. f. V Blatt-
ßSUel s. XII/XIII (Wetterprophezeiungen), f. Pa (r.) hesdras
fpha. I Si prima feria fuerint kl ianuarii hiems bona erit et
ner uentOBUS — f. l*"b et case cremabunt. | Es folgen Recepfe
f. l'b Ad scabiem delendam. Sume sulfur. Ad lippitudinem
oculorum. Stercora porcorum. Ad flegma. Sume — | Dami das
iadimer Concil vom J, 817, f. l^a (r. Maj.) in nomine dei
wmmi incipit prologus. | Cum in nomine sce a indiuidui^ trini-
tatis xpianissimus — f. 2''b Capitelindex vor dem Werk, welches
wuhüebersdir. m. s. XVI ist: Concilium Aquisgranense primum;
« ichliesst f. 50 ''a coopitulante peruenire mereantui\ linit. |
^(mmiderer Hd. f. 50*b angefügt: ()nte omia fi^ kini diligatur
& Deinde j)xim' quia ista — habitetis in domo et cetera.
2. 51 — SM. s. XII nicht bip, f. öl"" (r.J Incipiunt ser-
mones facti epi ad monachos. Ad locum ^ hunc kiTii non ad
quietem — | f. 53' item sermo eiusde ad monachos | Instruit^
DOS atque hortatur — f. 56^ Ite alius sermo. Quod sup-
plente^ * quodammodo — | f. 58* Sermo s^ augustini de
psecatione xpiani. Frequenter^ diximus fr's kmii qd semp —
«. 60' Augustinus de obedientia. | Nichil ^ dö sie placet q
]& obedientia. Cain maledictus — | f. 62' Incipit sermo s mar-
ttrii (ricj ad monachos. Seimus ^ quidem spital milicio — | f. 65'
Item sermo eiusdem «u- | frs kini ob hoc' ad scm j>positü
conuenimus — | f. 66' Item sermo eiusdem -m* \ Videte'*
•Ib. n, 1.
' Fiorti Rheg. sermo 1, 68, 869 M. — 2 Eucherii hom. 50, 836 M. (= Fausti
^eg. hom. 68, 883 M.). — ' Fausti Rheg. sermo 58, 872 M. (= Cae-
■*rii Arel. hom. 67, 1069 M.). — * Sermo 23 ad fr. in eremo (Aug. VI,
1273). — 5 Sermo incerti auctoris (Aug. VI, 1221) — ^ Euclierii liom.
^» 844 M. (= Caesarii Arel. hom. 67, 1062 et 1088 M.). — 7 ? —
*fi«cherii hom. 60, 855 M. (= Caesarii Arel. hom. 67, 1067 M. et 67,
^"Ö9 M.).
526 ▼. Hartel.
uocationem uf am frs kmi. Venire quidem — f. 67 ' Item %'
eiusdem. • iiif • | Scs ac uene^bil ^ pr ur religiosa — | f. 70' Sen-
tentia paulini ad monachos de penitentia | Detur ^^ penitentia
sciari ciii' adhiic ceruix — | f. 70^ incipiunt sentl^ de opus-
culis sei ieronimi. Alii^' festinant ad e^lestia t supna -
f. 75^ impudicitia. (r.) sententia nouati catholici de humilitate
7 obedientia 7 calcanda supbia. | Seciaribj^^ ^lit in eccüa lo-
quimur alit uobis — f. 77^ augustin' de bono diseipline | Multi''
i
sunt qui san(j doctrino — f. 81^ Aug de eo qd scptü e bonitate
7 disciplinam Inter^^ cet'a quibus beat' dauid — | f. 85'' Indp
sermo sancti macharii ad monachos | ffs mei ** qnqm 7 noticiam
scripturarü — f. 90' sclorum amen. Explicit sermo sancti
macharii ad monachos. | Hierauf von a. H. ein Kirchenlied fiä
Noten : Regnum mundi et omne — mea regi. Quem | hoc re-
sponsum cantatü fuit ad benedictionem monachorum p^orregiL
Q n 24
m. 20 min. (oder hoch 40) 257 foll. s. Vm oder IX. >
f. 1 '' oberer Rand m, s, XVI: De la yglesia de salamanca.
Die Hs, hat am unteren Rande durch Wasser sehr gelitten, Äe
Quaiernionenhezeichnung ( bis xxxii gehend, auf dem untern Ranli
der 1. Seite jedes Quatemio) stammt aus späterer 2kii, äw
s, Xlll. Anfang und Ende abrupt, f. 1 ' Schhiss eines Notair»
Laierculus (q — t) und ein zweiter vollständiger, welcher sdJM
f. 3''c v5 CL uiri clarissimi. finit | f. 3* Braxdio- Briefe, (r.) h
xpo dno et dilectissimo filio braulioni arcediacono isidoroß |
Dum 2 amici litteras knie fili suscipis eas pro — . | Isidor an B?
Quia non ualeo te l/j// perfrui ///// oculis camis — . | det^l^
Omni desiderio desidcrabili — . | Braulio an Isidor.^ 0 pfe
domne et uirorum — . | f. 4^^ /. an Ä^* Quia te incolomem
9 ? — 10 Fausti Rheg. sermo 58, 875 M. — '* Ad monachos sermo (Hier.
XI, 364). — «2 Nouati Cath. sent. de hum. 18, 67 M. — " ValeriH»
Cymel. sermo (Aug. VI, 1219). — »< Maxim. Taur. hom. p. 363 = Aug.?
sermo 55 (V, 1849). — »s ?
« Exempl. tab. VIII bietet ein Facsimile von f. 73' enthaltend Isid. Etym-
VI c. 8, 13—11, 1 (opp. III, 255, 14— 257fin.); vgl. Ewald, S. 272. -^
2 Braulionis ep. 80, 649 M. (= Isid. ep. VI, 561). — 3 Isid. ep. VI, &ß^
(= 80, 649 M). — 4 Isid. pp. VI, 574. — '-> Braul. ep. 80, 650 M. -^
*^ Isid. ep. VI, 575 (= 80, 651 M.).
Bibliothec» patram latinomm Hispaniensis. uT^l
cognoui — . I Ä an /." Holet repleri letitia — . f. 6'' L an B.^
Tue scitatis epistole me in urbe — et egregie frr | (r,, gelbe
und gr. Maj.) ysidorus uir egregius spalensis eclesie- epscps
leandri episcopi successor et germanus | (Min.) Floruit a tepore
mauricii impcratoris et reccaredi — f. T*" et copiosis operibus
caritatis. am finit | (r. und gr. verziei'te Maj.) capitula libri
ethimologiarum ut ualeas que requiris cito in hoc corpore
inuenire hec tibi lector pagina monstrat de quibus rebus in
libris singulis conditor huius codicis disputauit id est | (gelb)
in libro prirao | (schio.) De grammatica et partibus eins.
II De retorica et dialectica — f. 7^ siue de instrumentis equo-
rum I (V., gr. und gelb verzierte Maj.) in nme dni incipit
Über ethimologiarü beatissimi ysidori eclesie spalensis sedis
epscpi prefatio totius libri dnb mö et di seruo braulioni ^pö
ysidorus | En tibi® — malorum. Dann folgert die Capp. von
Buch 1 und dieses selbst mit häufigen arabischen Randnoten.
Zwischen f. 37 wid 38 sind 4 Blätter ausgeschnitten, f. 68^ am
Ende des Capitels de temporibus nach dem gewöhnlichen Schlüsse
deo soli est cognitü steht folgender Zusatz von gleicher Hd. wie das
übrige : Inuenimus collectam esse hanc coronicam sub era dcLXvi
sicut et in alia huius doctoris quam prius edidit repperimus
cronica per quam et hanc legimus eram. Dcinde asequenti
era dcLxvii usque in hanc presentem eram q est dccLxxi creberunt
(am Rande m. s. XVI: Antiquitas huius libri est dccxxxviii anno^
Do.) I f. 68^ afi cxvi q additi ad superiorem huius cronice
summam faciunt simul oms anos ab exordio mundi usque in
hanc prefatam dccLXXxi eram vdccccxlu (sie), bis itaque ita diestis
fatemur denique difficilc posse quemquam hominem annorum
ßummam post etiam tepe incarnationis iam dni pretermissa
quoque era ucritatis indice per reges & principes conputare et
in errore minime incurrere. Proinde ergo necesse qppe est
scdm morem prorsus eram illam partire que suo reppererit
tempore incurrere. et quod partiendo inuenerit hoc qppe faciat
ad ere maiore adicere. que ab adam usque ad xpm noscitur
" Braul. ep. 80, 651 M. (= Is. opp. VI, 576). — » Is. ep. VI, 580 (= 80,
654 M.). — ö Isid. Etym. III, 1 (= Braul. ep. 80, 664 M.).
V. Hartel.
})oiTurroro. tuiu' suir. probabitiir quisque se scilicet ad ueritatiB
potiuH tniinito ponienisse. ^^
i\ovh B, X f. 137M) Über ethimologiarum partis scda |
I^it» Ivtzh' Jhich HchJiesst ohne suhscnjUio W 2bl'' ignis ardore
siorotur. Ihn auf in r. und gr. Maj. incipit ////// / (8 litt.)
Hb lubi iis(jiu» ml xjiTii | Adam primiis Homo dei imagiDem
laiMiis oiuu — Niuh 21 Zeilen bricht der Text mit dieser Seite
<»'>. (In dit' Hs. verstümmelt ist,
Q n 26
so min. m. bip. paf;. 128 foll. b. IX in wentg. Schrift.
f. U )w. i*. A'IV: Del colcgio de san »aluador de la yglesU
de oiiiedo dt^ salam'** f. V ein Lnhijrinth, besagend: adefoxsi
fiUNciPis LiitiuiM %vie auch oban eine modej^ne (des Palomaresf)
Hand in rofh bemerkt hat. f. Vn Ha, (Maj,) In ne diii in-
eipiunt capitula de libro sententiarum domiii ysidori spaleosis
epsi'pi. yiiod ds KÜmu« et iiieonnnutabilis nit. Es folgt der
Capitel index der drei BUcher — f. ;J^a lxm De exitu | KXPLiauiiT
eAiMTHLK. f. 3*b (r, Maj.) incipit liber sententiarü. i | Qaod
drt Hummus et inconimutabiliH sit | Süniii bonü * dn est — f. 128'b
})atrimoniuni enim retenituni perit. f. 17 — 24 f= Quat. 2) sind
vor f. 9— 1() (= Qnat. 3) zu stellen. Die Qiuite^mioneu (2 B,
ni — Hl) laufen aonst regv.l recht bin xvi.
Q m 5
(III II 18 )»:>. a:l) »o nUiur. m. 101 foll. s. XII.
f. 1' (r.) In hoc libro insunt tractjitus 8ci gregorii nazan-
zeni id est apologeticu» liber i- | (schw.) De epiphaniis etc. Et
folgt der Indea.* der acht Bücher, (r,) Incipit pfatio in apolo-
gctico gregorii | Proticiscenti niiehi ex iirbe f. l'^ ^pbato.
f. 2*^ (r.) Kxplicit ,|>logus gregorii nazanzeni. Incipit eiusdem
liber i- apologeticu». in latinum ex greco translatu». | Victus
sum et fateor — f. 79^ et fide j)babili. Tibi gla et potestas«
*" Jst dioHO Notiz zum orstoii Mnlo in tliosom Codex boig^fff^ so ii«t er
von 733 |). Chr. rcsp. 743. Sic kann aber auch aus einer früheren Hs.
c'opirt 8oin^ Loewo. Ewald liält das Jahr 733 nicht für unglaublich
.'S. 273 N.).
' I*iil. St'ntfMitiaruni I. I. VI, 115.
Bibliothec« patrnin latinornm Hispaniensia. 529
in scla sclo* amen. | (r, Maj.) explicit Über vni- gregorii epi
f. 80 •■ (r, Maj,) ineipit Über magni aureÜi cassiodori senatoris
de anima. | Incipiunt capitula. Quid amici — xvii Oratio. Ex-
püciunt capla | Cum iam^ suseepti opis optato fine — f. 101^
conuersatione tractare ; ; ; ExpÜc | fr. Maj\) expüc Über magni
aureÜi cassiodori senatoris de anima. (schw, Maj,) Pax legenti.
vita credenti. salus scribenti.
Q m 8
(HI n ßl 21, 16) 20 min. m. bip. pag. 396 foU. und 4 Vorsetzbl. s. Xni.
Vorsetzblatt: f. 1 und 2*"a alphabetischer Index zu Isidor
de summo bono von einer Hand s, XIII. f. 3^ Index der Hs.
m. s, XIII Die eigentliche Hs. enthält die Schriften Anseimus von
Canterbury. f. Pa Monologion, f. 13^a Prosologion, f. 15 ^b Contra
insipientem, f. 18 ""a De ueritate, f. 22^a De übero arbitrio, f, 25'b
De conconcordia (»ic) überi arbitrii et gfe, f. 32^a De casu diabü,
f. 39'^a Epla de sacramentis^ f. 41^a Cum deus homo, f. 54 ^a De
conceptu uirginaü, f. ßO'^b De processione spc sei, f. 67 ^b De
incamacione u'bi (an Papst Urban), f. 71^b De azimo, f. 73 ^a De
simiütudinibus. Dann folgen lohannis presbiteri Damasceni vier
Bücher, f. 93 'a Deum nemo uidit — salutari tuo amen. f. 127''a
Dionisii De celesti ierarchia (Hunc Übrum — ), f. 135^a De
ecclesiastica ierarchia (Quia quidem — ), f. 139^b De diuina
(Canta — ), f. 158 ^b De mystica Theologia (Trinitas — ),
hierauf Briefe des Dionysius, \ f. 165^a Boetius de trinitate. In-
uestigatum ^ diutissime — , femer laut Index de epdomadibus,
f. Ißß'^a Quero an, f. 167 ""b de breui Dplexione fidi xane, f. 168^a
de duabus naturis et una psona xpi (Adiuque sustinui — ),
f. 172''a De spiritu et anima (Qm dem ^ e michi ut — ), f. 182 ^a
Isidorus de summo bono (Summum ^ bonum deus — ), f. 210^b
Ricardus de trinitate (lustus* ms ex fide — ), f. 241 'a Augustinus
de trinitate (Lecturus-^ hec — ), f. 315''a Augustinus über lxxxihi
questionum (üerum anima ^ — ), f. 341 ^a A. Enchiridion Lau-
rencio scribens', f. 359 'a A. de übero arbitrio (Die mihi^
1 Cassiod. de anima 70, 1279 M.
* Boetius de trin. prooem. 64, 1247 M. — ' August, de spir. et an. VI, 779.
— 3 Isid. Sentent. 1. I. VI, 115. — * Rieh, de trin. 196, 887. M. —
^* Aug. de trin. VIII, 819. — " Aug. de diu. quaest. VI, 11. — ' Aug.
enchiridion VI, 2.31. — ^ Aug. de libero arbitrio I, 1221.
Sitznn^ber. d. phil.-hist Gl. CXI. Bd. I. Hft. 34
530
V. Hartel.
queso — ), f. 383'^a A. de uera religione (Cü omis^ — ), f. 3%^b
8clo% amen | Explicit libcr Augustini de uera religione. Dann w.
&•. XIV wie es scheint: Sermo b'ti bn abb^tis de laudibus b1i
ioh'anis bb'te i ()odie ^ dileciissimi dies illux — «o/iJwwf oinif*
f. 39G*b anglo* exuitur
Q m 9
80 mai. m. 128 foll. cod. misc. s. XIL XIII. ans Frankreich.
f. 1 ^ (Schmutzblatt) : Le diemenche quinzieme iour du m»
de mars lan mil quatre cens trente et huit auquel diemencbe
estoit la mie caresche fit vne tres grande et meruoilleuse eslufe
et touneurre a höre de trois hores apres midy, et fut mout trti
grand bex tonerre que cestoit grant meruoille de le oyr «*
grant paoir fit a maintes gens.
1. f. 2—7 8° oblong, s, XIIJXIIL Queritur an bis loc «-
bus. ds factus est homo. filius di (eine Untersuchung über &
Bedeutung von deus factus est homo) — f. 4^ sit filius ^7
scd' qd^ hÖ ^ fili' di. Mitten in diesem Theile ein Brief f. 4'
Alexander epc seruus seruo* di • W • remsi archiepo et apficf
c
sedis legato. sal et aplcä Vn.^ Cum x perfectus — subsiste*;
Da^t. Veste ^ -xii- )(. mar. f. 4^ ist zum grössten Theile llafi.\\
f. 5^ 9* Salutem. Cum uque solliciti esse iubeamus seruareuB-j
tatem spc in uinculo pacis (Auseinandersetzungen ühef* assumpÄ]
homo ds est etc) — f. 6^ passione et nemo aseendit in celiAj
n. q. des. de c. fi. h. q. -- i c- 7 eef; | V/^ Seite leer, t»^
Si opere '^ precium censes o Eugeni pcurrat nunc consider
^ Ex Hbro V • sei Bernardi abbis de consideratione multa ui»']
quo — f. T"" q j)diit ex radice | f. 7^ leer.
2. «^^ mai. s. XII ex.
f. S*" oberer Ed. m. s. XVI: Ex Bibliotheca Jo. Jac.
fletij I (r.) Incipit liber primus sei ambrosii epi de offieiis | Ä
arrogans ^ uideri arbitror. si inter fiUos etc. B. 2 beginnt f. 88*tl
B. S f. 54^' — f. 70'' instinictionis conferat (r.) Explicit Ul
sancti ambrosii epi de offieiis. Es folgen von anderer Hd. s. XB
nx. Auszuge aus Kabanus Maurus zu Machab. HI, 24. I, 14. n,S
5 Aug. do uera relig. ITI, 121. — ^ Bernardi opp. 184, 991 M.
' Jaffc. 84(>7. — 2 Rornard. de cousid. 1S8, 799 c. — 3 Ambro.s. de offid
ministrorum II, 1.
Bibliolheca patram latinorum Hitpanientis. 531
3. Glückes Format wie 2. Wohl in Spanien geschrieben,
8, XII
f. 7P (r.) incipiunt mirac^a bene et grose semp uirginis
marie | Incipit j>log' hildefonsi ^ epi | Ad omnipotentis dei laudem
cum sepe etc. Das Werk beginnt: Fuit in toletana urbe qui-
dain archieps qui — f. 119' expauit et uitam suam de reliquo
i
emendare curauit | (r.) Incipit passio sce margarite uginis et
inns I Post resurrectionem dni nri itu xpi et gloriosam — f. 127'
in scl'a scPo* amen | Gebet ohne TJeberschrift : Summe summi tu
pris unice mundi faber et rector fabrice pietatis respector deice
pecc^ores afflictos respice. Pie pater. Summa summi — f. 128^
In eternum. am. am. am.
Q m 10
8o m. 127 foll. s. XU. Wohl in Spanien geschrieben.
Die Hs. zeichnet sich dwrch feingezeichnete Initialen aus,
'i ?
f. 1^ von einer Hd. s, XV: // tres florjd or darago, sonst her
bis auf den Schluss einer Urkunde vom Jahre 1374 und ein
geistlichem Lied mit Noten: ()enedicta semper sca sit trinitas
deitas etc, f. 2' enthält ein Gebet Agnus Dei. fons indeficiens
— claritatis. Dona not. pa.
f. 3"* (r. verschnörkelte Maj,) incipiunt libri dialogorum sei
or
gregorii pape urbis rome numero ini de miraculis scorü patrum
italicoinim. Es folgen die Capitel von B, Ij dieses selbst
beginnt : Quadam * die nimiis quorundam etc. B. 2 beginnt
f. 24', B. S f. 49', B. 4 f. 84^ (f. 85' steht als Blattfüllung nach
dsm Capitelindex zu Buch 4 von anderer Hd. s. XII:"^ lero-
nimus contra heluidium. Maria mater dni nri ifiu xpi abuit
duas sorores (12^12 Zeilen) — emerunt aromata. & cetera).
Kurz vor Schluss der Dialoge wechselt f. 118' Tinte undHdS. 119 »^
ipi facti hostia fuerimus. Explicit üb dialogo^ gregorii quartus
Deo graS. am. | f. 119' s. XII Kirchenlied mit Noten; s.
XIV: In festo sancti martini. Precelsa dies adest ac ueneranda
— f. 120'" dicamus tibi gloria am. | f. 120' von anderer H. s. XII
ex.: Virgo diii qui globum igneü — inferiora monstrauit | f. 122*^
(andere Hs. s, XIV / XV in. m, Incipit uita b*te castissime uir-
< Vgl. SS. PP. Toletan. opp. I, praef. p. XXVI.
» Greg. ep. XIII, 41 (U, 1240). — 2 Ans Hier. II, 205 sq.
34»
532 T. Harttl.
ginis) Ouit*^ in alcxandria ciuitate uir magnificus — f. 126' 8clo%
ame. cxplicit vita eius | In collacione theone iohannis | Decim*
siquidcm precepto dni vsibiis leuitarum — addat ad debita |
interrogat Quäf nna eor% q catczizandi ab acolito — f. 127'
manet ot ego in eiim | f. 127^ Interrug | Die mihi j> quid es ptr
b*ndictu8. Rp. adanüciandum — et impii suppliciam etemam.
Q ini6
(t8. 16) 80 maior. m. 115 foll. n. XT.
f. 1' Index m. «. XV. f. 2' ()um splendidisaime * santimonie
tue sublime — | f. 13^ Mansuetus an CofiMtantintis tmperator,
nach fler Adresse: Si apicem^ imperialis fastigii — f. Iti' Pro-
fi temur' nos credere indiuisibile seam trinitatem — f. 18' Com-
raonitorium palladii | mens tua* que et discere — f. 21' Ale-
xander'^ impator cum non sufBceret ei macedonie — f. 32'
^"^uoniam superiori loco sermonem aliquem eontexuimiifl facilio-
rem reicht nur hü Schiusa der Seite, irelche sehliesgt qua die
autem comederet morte | Die fohjende Seite ist leer. f. 36'
Apolopam'' proph*e dauid presenti arripuimus stilo scribere —
f. 46^ Explieit apologia d"d sup psalmo. miserere mei deos
a beatissimo ambrosio mediolanensis ecclesie archiepiseopo editft.
f. 3<>^ expositio eiusdem psalmi miserere ab eodem composita |
Miserere mei inquit domine — f. 58* Explieit Über sancti Am-
brosii Mediolane sedis antistitis de peniteneia cum expositione
p>almi. Miserere mei deus. f. W' Ambrosius de Vocatione
omnium geneium \ mter defensores " liberi — . Buch 2 schliesst
{. 110- iustitia refutare. Es fofgt ein Stück aus Josephus Antiq»,
K I^. Ftuit autem isdem temporibus ihesus — . f. 111' Quod
sequinir ex passione sco% petri et ])auli aplo* descripta a tto
raaroello discipulo beati iM?tri apK et a codicibus antiquissimis
urbis rome autenticis infra scripta habetur cpla quam ego co«-
raas olectus goninden postea vicen epus lestor probasse et co-
piasse a libris antiquissimis monasterii sancti laurencii extra
^ Vita S. Eaphn>*yiiae 78. W3 M.: T|rl. Hä. I III, 13 1 160'. — « Caanan
Conl. X3LL cap. 3.
* Anonymi ep. in Pro<peri opp. p. 933. — * Dunuuii ep. 87. 1261 M. —
An-^DTmi f»xiN^. ädei 13. dSlM. — *? — '? — • Ambnm. apoL
Pnvi.i I. 1^7^. — ' De nfX'atione omninm ^ntinm Procpm Aquit. opp.
p ^47
Bibliothecft pfttram latinorain HispanieiiBis. 533
muros vrbis rome cuius administracionem gerebam aucte domini
calisti papc • 3 • anno a nat dni m cccc l | Interrogatus a nerone
Petrus quis est xpus Petrus respondit — f. 112' nö te fallo
bone imperator | f. 112^ Sanetus ignacius epus anthiocenus rar
gloriosus beate Marie virginis et beato iohanni euengeliste (sie) de-
uotas scripsit epistolas £t ab eisdem responsinas (sie) non minus
gloriosas accepit que seriatim hie inferius subscribuntur | Iohanni
sancto seniori su' ignacius et qui cum eo sunt fratres. de tua^
mora dolemus — f. 113' Ignatitts an Johannes Evang. Si lici-
tum^ est michi apud te ad i^osolime ptes volo ascendere —
f. 113' Ign. an Maria. Me neophitum^® iohannisque — Maria
an loh. De ifiu^^ q a iohanne audisti — f. 114' (ohne lieber-
Schrift) Legitur in legenda beati dionisii martiris gloriosique
cum paulus — ib. Miraculum beate marie de scto dionisio ario-
pagita. Legitur in libris greco^ q beatus dionisius ariopagica
(sie) de quo habetur — f. 115' et q viderat retulit. f. 115' ffigura
domini nri ihu xpi p abagua^ rege edisse descripta et romano
imperatori missa | Aparuit temporibus temporibus nris Et ad-
huc e homo magne — f. 115^ fillios hominum vris serenitatibus
notiffico hec in analibus romano^ Dpta sunt.
Q inie
80 m. 155 foll. ■. XIII. Id Spanien geschrieben.
Isidorus de summo bono.' Titelüberschrift in roth: Incipit
Über sentencia* bt'i ysidori cpi et uocatur summum bonum.
JE» schliesst abrupt im 3. Buche (im 158. Capitel) : Non solum ^
autem qui esurienti et nudo bniicium largitatis ipendit. ui si
quid aliud idige
Q m 18
(III 11 2 lo: 36) 80 mai. m. 178 foll. e. XIV.*
f. 1' (r.) Magni aurelii cassiodori senatoris uiri cHssimi
et illustris exqstoris palatii ex3sulis ordinarii. Liber primus
incipit I Cum disertorum -^ gram — schliesst f. 164^ pucniat muni-
ficentia principalis. (7*.) magni aurelii cassiodori senatoris uiri
8 SS. PP. rec Cotelerius ed. Clericus Antverpiae 1698 II, 126. — 9 Ib.
127. — 10 Ib. - 1» Ib.
» Is. Sentent. 1. UI, c. 60, §. 12 (opp. VI, 367).
» saec. XIII nach Ewald, S. 274. — 2 Cassiod. Variarum praef. 69,601 M.;
über dereu Eintheilung vgl. Ewald a. a. O.
iiS4 ▼. Hftrtel.
olaris^imi et illiistriä cxq.storis palatii cxDsulis ordinarü exma-
gistri offitii ppositi offitiov atq; patricii lib\ vi cxplicit de ope
uaria^. Incipiunt eapitula libri de anima. | Auf diese folgt das
Werk Cxim iam ^ suscepti opis optato — f. 178*^ DÜsatione trac-
tarc. Explieit über cassiodori de anima. amen. f. 178^ stehen
als BlnttfüUumjeii con einar Hd, s. XIV Excerpte aus Ennodius:
Excerptil de eplis ennodii rcthoris. Superflua scribere res est
iactancie necessaria rctieere contcmjitus. Vcrborum habundan-
ciam transmittit affectio et amor facet (?) quod ncgat ingenium.
Ffugitiua est gloria mens subiecta terrori — Vix erit ut scri-
bendo doleas quod «cribere contempsisti. Auf der folgenden
Seite wiederhoU sich nochmals der Anfang dieser Excerpte.* Auf
der Deckeisrite steht zunächst noch einmal der erste ScUz jener
Excerpte, Dann ein längeres Gedicht in Kurzzeilen, beginnend:
stipc US sero | Cuo tade tii qro | Frui consilio | Quid * romc
faciam ? | Mentiri neseio | Potentum graciam | I)at adulatio | Si
mordaci nitar ucro | Verri*' nunquam carus ero | Meretur histrio^ |
Virtutis pmium | Dum pulpat uieium | Dulci mendacio — | Si
potentum gratus queris | esse contuberniis (im Ganzen sid>e»
Stro^}hrn). Dann folgen als dritte Columne auf dieser Seite
Sprüche d^r sit^hen Weisen^: Bias pitheneus. Quenam summa boni
fsic) — nolle nocere | Pictacus milithenus. Loqui ignorabit — ad-
uersis probas | Cliobolus. Quanto plus - fama minoribus |
Piandcr corinthius. Plus est (V) sollicitus — laudaueris | Versus
oratoris qui docuit in britannia. Cuius vita proba (est?) illi
niiuia iungc — Te prius cmenda te prius ipsc rege. Auf der-
selhen Seife oben: p\ dni. pet' sazii. ^p in- li.
Q m 20
n. bip. fAg. i^ f*A\. 8. .VIII.
Vorsetzblatt m. s. XVI: Es de la iglia mayor de Salam'*.
Die Ha. enthält f. l'^aff. Isidonis, de summo bono, f. 28 *a Isi-
CÄÄsiiMl. tio Mnima 70, TJTO M. — * Eine von Loewo anpefertipte Ab-
sohrifr liUst orkeunen, das.« diese Excerpte nach einer 118. der inter-
p«^lirten Clause (i^macht und fiir die Textesherytelhinji^ ohne Werth
5ind. Für da.«* wiedorerwachte Interesse an den Werken die-«cs Mchwiil-
5tifr6n Redekünstlers bieten «ie o\n willkommenes ZeufrnisH (vgfl. Eniiod.
praet. p. XXII meiner AnspabeV — • .luven. III, 41. — • Vpl. .luv.
III. .5:V — ■ Vpl .luv. VIL \H\ — * Vffl. Poet, lat. min. III, p. Iö9
«4«]. B.
Biblioiheca patrum latinoruiu llispunientiis. Ö3o
dorus^ soliloqiiia^ f. 37 '^a Gregorius, dialogi, f. 7G*a Ueherschnft
m, 9, XIV: hie ponuntur quedam pauca de dictis patrum |
Dixit abas ioseph tebeus quia tres ordines etc. Es folgen weitere
AiUsprUche anderer (ägifptUcher?) Ahhates, wie des Arno, Maelia-
, riu8, Antonius. Schliesst abrupt f. 79 ^b (in dem Abschnitt, welcher
l Itginnt: Dicebat quidam de ubeis (sie) senibus) : sicut pulvis anima
nea. Tabe factum est omnc | f. 80''a (Ueberschrift s, XIV: Me-
ditaciones beati bcrnardi^ am Ende summa bernaldi) Multi '
nalta etc. f. 84 ''b nach dem zweiten Index Hugo, Expositio der
regola sancti Augustini, beginnend: Hoc precepta^ quo subscripta
«mtete. f. 94 'b «. XIV Seitenüberschrift: Quedä pauca extracta
de textu ysaje et iheremie. f. 95 ^a Tractatus magistri hugonis
i »per. xn. abusionis claustri.'' f. 103 ^b m. s, XIV: Sermo bcuc
ordinatus. Beginnt Uos qui transituri estis iordanem etc, f. 106 *b
«. #. XIV: de arra aie. Beginnt Loquar ^ secrcto aie mec etc.
£ llO^b m. 8. XIV Ansselmus in prosologlo exortatio ad
tteretam contemplationis.'' Postquam opusculum etc, f. Ii4''a
Scquitur de • vii • viciis que significantur per bestiam quam uidit
iohanes in apoc^ dicens (mit vielen Versen, das Stück schliesst
«ä deprauat honestum). f. 139 '^ über de miseria hominis quem
innocentius papa uf composuit/' f. 147 ^b Incipit quadriptita
Viapi alani • s • edito contra hereticos ualdensses iudeos et pa-
gM08.' f. 178 ''äff. folgt von anderer Ild. (mit vielen Randscholien
wnchiedener Schreiber s. XIII) ein grösseres, in Bücher und
Aedne Capitel eingetheilt^ Werk, in den Inhaltsverzeichnissen
«fer Es, benannt liber de quot modis beati Gregorii.** Es be-
^rd mit einem kleinen Capitelindex : De deo — de grandine,
^n (r,) De deo | In scriptura sacra aliquando d's nuncu-
patiuc — (f. 229 "^b al, m. ein Füllsel m. s. XIII. ()omo ab humo
dictus hie ex diuersis subsistit substanciis — prophcta magnus) |
f. 285' b schliesst in cap de dextera, darunter al, m. s. XIII:
über igte nominatur quot modis et continentur in eo xvi. par-
' Benuurdi opp. 184, 485 M. — 2 Hugo expositio iu reg. Aug. 176, 881 M.
'De clauBtro animae 1. II, c. 11, ib. 176, 1058. — * Soliluquiuni de
^ha animae 176, 951 M. — '' Anselmi prosologioii seu alloquium de
^ei existeutia 168, 223 M. — 6 Innocentius de mis. 217, 701 M. — "> Vgl.
-Anonymus Passau. ed. Gretsor in Max. bibl. patr. Lugd. XXV, 262 sq.
— ^ Wohl aus den Moralia Gregor».
5:^) ^- Hartel.
ticulc quarum prima tractat de celcslibus u. .h. w. f. 28ß' Htuf
Nadisetzhlatt enthält chvonoloijischii Notizen 8, XIV,
Q m 21
80 in. 10b füll. ». XII ox.
m. s, XVI: liinc estc libro ciento y ocho hojas y e« dcl
follcp^io mayor de Alcala de hcnares. f. 1 ' (r.) Incipit prcfacio
ysidori cpi in libro gcneseos | Hysidoru» lectori salutcm. hystoria'
sacre lectiois non sine aliqua p'nuntiatione futuro* etc. Nad
dem Capitelindtx beginnt das Werk: Crcatura^ celi et etc, und
schliesst cor der Doxologie: deuenerunt. Suntq; uniu'sa mystlie
consumata | (r,) Explic expositio ysidori cp1 super gcnesim usq;
ad libni* iliercmie ,ppBe. j (schw.) Nunc ^ Ä iam de quib;dä ceri-
nioniis qd spceialit' in bis babeat dicendü e de qb'dam 7 7 iudei
sorupulösiösimc quer' diccntes^ — f. 108^ ut possideant eam in
eternum amen. Durch Initialen sind hervorgehoben: Quod* au*
argenteas bases 7 tabulas deauratas die' — a sinistris portis
und (^uod'' jj supius in decera eortinis pfectione legis — prc-
feruntur.
B I 1
in. bip. pag. ^rösstes Folio. An foll. s. XI. XH.
Der ( odvjc enthält die Quat, *i4 — iS einer grösseren Hs, Auf
der Rückseite des ersten Deckels hat sidi Palomares in tcestjj.
Cnrsive eingeschrieben, f, l'"a abrupt k mali Tra sunt que du-
cunt — I (r.) "posic'io de decom gradibus '«<*?»" | Primus in
abrahä it expositio de decem gradibus | Primus Caritas —
f. l'b oonsideratio psalmorü in causis diuersis — j f . 2'a Da-
ntasus ttn Hier,^ Dum multa corpora — | //. an D, Legi - litteras
apostolatus - ] f. 3'a Alloluia und Gloria bei f.'haldäern, He-
bi'ät'rn. Pn>logus Hieronimi. Omncni^ psalmorum prophctiam —
(. 3*b ditforentiii zwischen Psalmus und (.^anticum.' f. 4^a pro
lojrus ilieronimi scdm hebraicam tran:>Iationem — explanacio
* Wu\. qQAestionos in not. Tes^t. V, 'Jö'.». — = i^\f\ ;„ Geneüin V, 261. —
- I5. in Louit. v. 17. ij. '2 — Vi, — * I>i.l. in Exodum c. .V>, §. .3. — - Vgl.
ih. c. .Mi. — " ?
* IXimA^ii« li«» p>Alnii>rnm omondati-Mio Hi»*r. opp. XI. :l7«»i. — • Ib. XI. 277.
— ' Vpl ili»» II> a I. i:{ i" 1*^>'. - * Verl. Hi**r. c^mment. in ep. ad
Ephes. VII. t>;il.
l
I
Bibliotbeca patram latinornm Uispaniensis. o37
a beato viro iheroniino — | f. 4^a eusebiiis iheronimus — | f. ö'^a
H de libr isidori epi. f. 5^ ff. folgen die Psalmen, f. 40^ m, s.
XVfXVI: In uetusto exemplari conciliorum sacrorum bibliothec^
ecclesi^ Vrgellitan^ hie hjrmnus legitur dignus iibique legi.
0 lux nata de lumine | lesu redemptor s<>culi | es folgen sieben
Strophen bü Per cuneta regnans S9eula Amen.
[ B I 17
(TU A3 Vn D 2 II I 4) 20 m. bip. psg. 4S2 foll. s. XIH (oder XII).
Bibel (altes und neues Testament). Am Ende m, s, XV:
Hunc librum emit bnigl frater lofees paeder Canonic' mostli
8ci mieti fiirnenf) ordis pmon morinen dioc, Curatus bte marie
nouiport' Anno dni. m. cccc. xxxv. Oret j> eo.
B n 4
m. bip. pag;. 161 foll. s. XIII.
f. 2^ s. XIV: Iste über 3' sententiariim sancti Thome de
«qumo est m Eu*^' (oder Kxx^^?) Cano*^* sce marie maioris. ciuit
Cesaraug quem emit Tho® pretio trium francorum.
B n 6
(M. 7 m n S) 20 m. bip. pag. 146 foll. s. XII ex.
Vorsetzblatt m. s. XIV/XV: aquest libre es de la Cantoria
de pobbleo. La sta trinitat ne sie loada ame f. f. ^ von späteren
Bänden: Es de la cantoria A quest libre Es de la Cantoria |
tl'a(r.j ineipit proemium beati iohannis heremit^qui & cas-
Wfflus dicitur in instituta monachorum. | Ueteris ' instnimenti
Jiwrat hystoria sapientissimum salomonem etc. \ f. 2^a Explicit
prefacio. Incipiunt instituta monacho*. De habitu monachi liber
PiiniUB I De institutis ac, das 2. Buch f. 6^h duplici igitur,
^ S. f. lO^b de nocturnO; das 4. f. 14 ^b de canonico, das 5.
I. 23^b quintus nobis, das 6, f. 33 ^a sceundum nobis, das 7.
t 37'b Tercius nobis, das 8. f. 43 ^b Quartum quoque, das 9,
*• 47 ^a Quinto nobis, das 10, f. 49 "^a Sex tum nobis, rfa« 11.
*• 55'a Septimum nob, das 12. f. 57 ^b Octauum quod — f. 65 '^a
credamus | (r.) Explicit de supbia. Incip pfac sei ioh'is here-
^0. Cassiaui in libros de institutis coenobioruni praef. p. 1.
538 V. Uartel.
ei
mito in x- colloes sco* patruin. | Debitum^ quod beatissimo de
f. G5^b Moyses collatio i cum in heremo — | f. 74^b Moysesii.
Degustato itaq; — | f. 83'^a Papnutius. In illo sco* — j f. 90'b
Daniel. Intcr cetero* xpian^ — | f. 97 '^b Serapion. In illo
cetu — I f. 105 ^b Teodoras. In palestin^ partib; — | f. 107'a
öerenus i. Summe ac scitads — | f. 112'a Scrcnus ii. Consum-
matisque — | f. 130''b Isaac i. De perpctua — | f. 140''b eiusd
coH •!• (sie) Inter hoc anachoritarum — f. 146 ^b seniaueruBtl
(Maj.) explicit collatio secunda abbatis ysaac finit über. | Nad
einer Hd. 8, XVI auf dem Schmutzblatt '': Desunt huie libro 14
coUationes. reliquit cnim Cassianus xxiui* coUes scriptas.
B n 7
20 m. bip. pag. 155 foll. s. XII. Id Spanien geschrieben.
f. 1 *^a (roth und schwarz verschnörkelte Buchstaben und Maj.)
in ne diii liber sentencia« doni isidori, quod summus et incommu-
tabilis ßit deu8 | Summum ^ bonum deus est quia — \B.2 beginnt
f. 20% B. 3 f. 43% B, 4 f. 73 "a mä Rector semper cogitatione
sit nitidus quatinus (am Rande von Bibliothekars- Hd. : Ex Greg*,
in Pastorali 2 p. c. 2) schliesst f. 106 "^b mit tendet consueucnit
intercidit | f. 106'"b (r,) Item capla diuersarum sentenciarum^ |
Quid est q3f sca eccKa hostibus suis ut castrorum acies —
f. 107 ^a De supbia cöcupiscencia inuidia adqs iaetancia | Supbia
e iniciü ois peccati concupiscentia uero pena peccati — f. 109'a
Ordo (O r. Initiale) ipse uidetur exigere ut de inuidia — |
f. llO^a Que (Q r. Initiale) ut facilius uitari possit — | f. llO'b
His et bis similibus delinitos uanitas — | f . lll^a (r,) Incipit
exortatio humilitatis | Quisquis^ natu dei cuiuslibet oflicii —
f. 113''a per iniinita sccula scculorum amen (m. «. XV. add.ei-
plicit). I Auf den leer gebliebenen drei Columnen stehen 1. einKatahf
(s. unten) noch s. XIL 2, Fra • i] • in capite quadragesime
20 Zeilen auch s. XII ex. 3. f. 113^ Lied mit Noten: Sancti
Spiritus o sit nobis gracia | — tibi psallamus aue maria.
' loh. Cassiani praef. in X coUationes Patruin p. 215.
» Isid. Sententiaruin 1. I. (opp. VI, 115). — - Vielleicht Anszügre aus I«^-
(cf. V, 113. VI, 240. Vll, -210 u. a.). — ■•■ Martini Dum. exhortatio 72,
39 M. Usid. VU, 287j.
Bibliothec» patram latinorum Hispaniensis. 539
f. 1 I4'"a (r. wid achw. verschnörkelte Maj.) incipiunt dicta
beati cassiani de octo uiciis principalibus | Quintus * nobis iuuante
domino libcr iste producitur. Nam post — f. 118^a humilitatis
illius ö; superbie et indignationis inditum | f. 118^a (r. Maj.)
incipit de preeauenda iactancia sei martini episcopi dicta |
f. 118^b Multa^ sunt uitiorum genera — f. 120'' b expediam |
f. 120'^b (r. Maj.) incipit prefacio anastasii epi ad domnum
nicholaura | Cogitante^ ac diu tacite solliciteque — f. 121'^a papc
beate uale. | (r, Maj,) explicit prefatio leoncii epi. incipiunt
cpla I Es folgen die Capitel: De zacharia his gra opatur | (r, und
schw. verschnörkelte Maj.) expliciunt capitula narratio menne cum
prologo leoncii epi | f. 121 ^b Intentio^ quidem una est nra q
et eorum qui ante — f. 146 ^b et in scla scio%. Amen | (r.)
De eonseruatione canonum et dampnatione uetita presumentium |
das Folgende von späterer Hd.: Concilio bracarensi — honore
priuentur (13 Zeilen) 1 xxviii die menssis marcii anno a natl dni
n u o
M. ccc Lxxxvi]. petrus fernandi de gnon bachalarius in decretis
quo anno videlicet rccepit habitum monachalem perfecit legere
istum librum.
f. 147^ steht folgender Bibliothekskatalog (wohl gleichzeitig,
jedenfalls noch s. XII). Derselbe Katalog findet sich in der näm-
lichen Hs. f. llS'^b von anderer Hd. als der Text, aber auch
wohl noch aus d. Ende s. XII: Dos bibliotecas. Vna omelia.
decada psalmorum. Los canones nuouos.^ Los canoncs uieios.
Moralia iob. lob. Las diriuationes nueuas. Las ystorias. Liber
orationum. Thimologia. Dos libros sup iotan.-* Paulus orosius.
Lit omela gregorii. Quatuor libros ^^ passionarios. Lib augusti-
nus " de ciuitate dei. Liber augustinus '^ de doctrina xpiana.
Liber ambrosius de questionibus euangeliorum. Liber decreta
romanorum. Virginitas sanctc marie. Psalterium ^^ cantoris pa-
risiensis. quod iussit fieri dompnus abbas. Vita sancti enne-
conis. Quadraginta omeliarum. Ezechiel. Liber cintillarii. ^*
* loh. Cassiani liber V de spiritu gastriinargiae p. 74. — * Martinus Dum.
72, 31 M. — 6 Vita S. loannis Eleemosynarii 73, 337. M. — ^ Ib. 73,
340 M. — 8 nueuos //// (2 — 3 litt, er.) Af canones (los om.) all
(^ Varianten des 2. Apographums). — » iolian] L.ihl//8tii///li/// (6—7
litt.) add. alt. — '"Hb aU. — ^^ agustius alt. — '2 agustinus. — *' Psal-
terium — abbas oin. alt. — '* Liber cintillarii in marg. ttdd. m» 2 alt.
540 V. Hartel.
Vita sancti Martini. Quatuor libri ** dialogorum. ystoria** eccle-
siastica. lerenticon. Vita sei ildefonsi. Apocalipsin. Dos libros."
Institutiones patrum. CoUatioiies patrum. Pronosticü dos libros.
ad ^^ dSrii cum tribularer. dos Hb i*. Vita sei gregorii. Vita«
patnmi dos lib. Zmaragdu. Prosper. Sumum bonum tres
libros.^® Super ysayam. Quam bonus. Liber duodecim pro-
phetarum. Flores psalmo*. Liber pastoralis.^* Liber io^ belet
Liber allegorias de ezechiel. Dos reglas. Dos missales. Dos^
domingales. unu nueuu y | f. 147 '^b otru uieiu. Dos" santo-
rales nueuos en dos cuerpos. y unu uieiu. Dos collectarioi
M
de com. unu nueuu y otru uieiu. Tres ofBceros.^* 7. i]. pro-
serös vii- ^^ libros pora dezia missas.^^ m]. antiphonarios.^
XV. psalterios.2^ Estos son libros de gramatiga.^® il libros de
decretos. Pricianus. Arator. Papia. Sinonimus.^® TerentiuB.
luuenalis. Virgilius. Ouidius maior. Lucanus. Salustias. Sc-
dulius. Aurea gemma. Duo paria partium. '** Suma de p'scian.
Von anderer Hd, hinzugefügt Liber lex 11 La biblia glosada i
XII libris diuisa singulatim per ordinem per corporum distincione«.
Es folgen m. 8, XIII XIV, wie es scheint ^ die Federprcbm''
Clemens episcopus seruus seruorum dei dilectis filiis abbtf
ouienssis et conuentui eius in ecclesia | (al. m.) : Clemens epi-
scopus seruus seruorum dei dilectis filiis abbas ouiensis et con-
uentui eius in ecclesia sancti saluatoris. Auch ein getäüi»
Lied mit Noten s. XII/XIII, beginnend D// ///////// (sechs Btuk-
Stäben unleserlich) p p/ 7/ (zwei Buchstaben unleserlich) uirginein
per cuius dulcedinem rcspirat ecclesia — , dann Lectiones fl«
Heüigentagen. \ f. 148 "^a Et dum uidcret se nichil proficere —
f. 148 'b ome cessauit incendium | Senonas depositio sei wp'
epi et confcssoris (r,) in natale sei marcelli iiifis • i] • fis septbris |
» Üb aU. — >« istoria aU. — »^ lib aU. — '« ad] Lib ad oft. — •« dos 1»
om. alt. — 20 tres {ex dos) lib aU. — 21 Liber pastoralis — de eiecW«!
om. alt. — 22 Dos — uieiu om. alt. — 23 Dos] Dos antipbarios alt. — sancto-
rales — otru uieiu oin. alt. — 24 ofticerios alt. — 25 vil] VI alt* "
26 missas] Collectario dei coru -II« Domingal et •!• Santoral add.tä. "
27 im. antiphonarios an%. all. — 28 XV ec XIII m. 2 alt, ~- ^ gramatigt
dos alt. (ga. ex ca m. 2). — ^^ Sinonimus Papia alt. — ^i Duo p«'*
partium <mi. aU. — 32 Aurea gemma Suma de p'scian ocW. in marg. ^
2 alt. An Stelle obiger Ztutätze bietet da,'* zireitc Verzeichnis^ von anderff
Hd.: Lib pastoralis. Lib iohan bellet. Lib allegorias de ezechiel.
BIbllalkHi pktnin lutlna
In gallia fiuitato cauillonia — | f. 148'b (r.) Sei euurci epi.
LcSj ■ 1 ■ I Desinlanus uir btisaimuB ecclie aiirelianensis — i
f. 149'b (r.) In natiuitate a' marie | Oandeat igitur frs knii omis
orbis — I f. 150'a (r.) l^ci maurilioniB epi' jf. idus sept. natle |
Andegauis ciuitate natalo sei — | f. 151'a ()lbia ciuitate natle
sei saluii ep'i et confessoris. Hie diuinitua — f. 151 'b (r.) in
transUtione sei ysidori epi et eonfesaoria [ Anno igitur aeptua-
geaimo quinto poBt — | f. 152'b (r.) in natale söo» marci et
marcelliani siriaci et paul | Rome nie ec'o* — [ f. 153'a (r.)
Sermones isti legantur in feato sei turibii | In sc'i ac btissimi
uiri tnribii — scktiesst abrupt f. 153*b et secundam eius tiati-
sitiim I f. 154 und 155 stehen Eoangelienanfänge und TXtel, sowie
Theüe einer Partie eines Fiiero | f. 154'a (r.) iniciü sei euuglü
scäm lucham ] Factum est autem — a yordane | f. 154 '^b TltiiU
von Füerocapiteln \ f. 154'a (r.) Inicium s' eug)ii scdin mtbm |
Liber gen'ationia i^u xpi tili — t|ui uocatur xps | (r.) aq aci euiiglij
ecd mart-'hum | Nouissinie recumbentibua — seqnentibue eignis ;
dann drei THuli wie /rüber. f. 155'a Partie eines Fusro: qiiate-
nus Bubiectos ad reuerenciam legis — f. löö' plebium adepte
fuerint.
B n 0
ini n n. ni O 4J i" m. lUS C°U. >. Xn. (M bin Schia» hip. füg.). In BpuDieQ eaBCUriabpn.
f. 1 ' w. 8. XVI: Eb de la libreria de nfa s" de Oriadaliipe
Velasco, f. 2' (r. Maj.) in nomine dei aummi amen, sigumn
xpi cooperante ecö Bjm. incipit prefacio ysidori | Historia' sacre
legis noD ei de aliqua prenuntiacione fiituroo gesta atquc ^
f. 95* (vor der Doxologie] sirntque nniueraa misterÜB conanm-
mata. DasWe-rk%cirdin dem Inhaltgcsrzeichniss {. l' s. XV benannt:
expOBicio moralis bti isidori Bnp quinqiie libros nioyel. f. 95'
Federproben s. XIV. f. 96''a (r. Maj.) epfa comelii nepotis ad aalu-
Btium crispura | Cornelius' nepos etc. Dann (r.) incipit hyatoria
daretia frigii de excidio troyanonim [ Peliaa rex ^ etc. scJdiesnend
mit Anfzählnng d*r beiderseits Gefallenen * ; m. s. XIII add.:
Diabol' ex uxora eua eupiditate qninqne filiaa jte'aese, prima
fuit symonia acd'a rapina feia usura, 24 sehr enge und abge-
kürzt geschriebene Etilen.
I uet. Test. V, 269. — ' Darea yiityg. ed. Meister
.'>fej t Ifirt
•t ..
R n lo
/n'i/i/d*tn fM**nj kU uTifl fLt atliuL dU cipntusn c^ru anderen
HdruUn miAfif.fiil.U. f. 1 ' m. j». XII: De ^p^ü^j a bkrj^j. Parco t
aaaro. ' ^ diifii-^ r | ami riicii^ r 'tmlt'.mirlir.h.i.
Lar^u.^* q- Aampt' ex radone lib^ater
V^Tf^xiA qai r^net qcqd non pos^tnlat Ui^a^
•^uj Tf:lin*zl rmptfle qn'>^l re» *:xp<M4:it anani:»
^Aün ^'^rj* murrtylift)
Kmzsl lapLt tVmim Ugna maa' i^TU» hab^nt hoc.
Lftca caro. lex prL^ca iapL». terrü noaa lex eat
Crimina 4 Il^rno. man' aactur. 6^ \^jn>.
L^e noaa aeterem feelt aactor 7 dicit i<nie.
Qrii fL^ e . eame tan^en.^ ä cHiii a^IoreiLs
E^rrediea» yi^aac. in ae:$pe uen in aj^mm
f^ue cemeriÄ I^-»<:iaa a^ien» rebecca cam«fio
IV.^^remlit. rabuit. tex -iab ueste niboreoi
E»t y.4aac xp*. uenlenjt i ue.^|)e man<ü
ilunduA ajr*-'r. rel^ecca cap>. peca camelas
De^c^^nJit. peccaaee pudel. eOt'eä.si«j ueäti».
I' ,v/ir*rA«i *^4V/* «. JT/r, W« Leccio .■sti euua[i;^elü Mrdili luhanne.
In illo tpon: *;/'.'. ' H»Jemo»inariu.s ut-ro et prepositiiä cum re-
fecUirario .v:ruiant pauperibu.s prout decet »r^c.
f. I^'a h»i(jiiint abrupt dit ^üjtint liehe Ih,: litati» munera
fe<runda. Xulla erit tue u.*4|iiam «li»conlia. »e«l cücta — tfchlirsst
f. 1 ''a ad lianc i|;itur oimm ^alutariii deleeteiur palma; f. l^a
/"/'. Maj.j iiicipit epla »ci ^egorii pa{>e romensis ad ^^ccundinam
taurominne fpiacopum | Inter äacra - miäaaru öollepnia ex bis
qii'; — f. 2'a certiores tiant. | fr, Maj.j incipit capitulatio de
libro homeliaru beati ^egorii pape romesi». homeL sei euglii
»edm lueliam | In illo tepre etc. Diu erstt* Homilie beginnt f. 2''b
( )iM ac •* rcdeptor Sr paratos nos inuenire desiderans. sene-
nci'MVi Hfr, f. 58' Stehen am Ilaufh m. $. XII XIII folgende Verse*:
Vinea culta fuit. cultores pmia que[
Non labor equali». equalia dona fuerunt
Qui venit extremus. diöpensatore vocante
Tantundem recipit quantiim qui uenerat ante.
* Marb^xiiK'he Vone, vgl. 171, 1C91 M. — ' Greg, in Euang. homiliae I,
1435. — ^ Ib. I, 143«;. — * Hildeb. CVii. oArm. CXXXII 171. 1440 M.).
Bibliotheca patram latinornm Hispaniensis. 543
Sic scriptura docet quod nos quädoq; uelin[
Arripiamiis iter. certi de munere simus.
f. 69 ^b supno mcdie pignu' tenemus. | f. 70 "^a explicit | (r,) in-
cipiunt item capitula homeliarü ei'de Iconü eüglicarü. numero.
XX. homKa leionis euglii scd marchü | (schw,) In illo tpr maria
magdalene etc. Die erste HoTmlie beginnt : Multis ^ uot) lectioni-
i
bus — scJdiessf ah*upt f. 175^b Noete g quarta eande magisträ
suä iterum. Das Nachsatzblatt enthält Lectiones s, Xll ex. und
gelii>rt zu einer andern Hs,
B n 11
(19, 7 III n 2) 20 m. bip. pag. 249 foll. saec. XIY.
Avf die Correspondenz Isidor's und Braulio's folgt der Index
von B, 1 der Etymol. und dieses selbst Schluss f. 229 *^b ardore
siccetur | (r.) Explicit feliciter über ethimologiarum btisimi yso-
dori ecc° (sie) yspalensis epi. | f. 229^a Zmaragdus inscitia
tiet (1 Columne) — yacict' gema et ipa i ethiopia fie*. Amen
deo gras | (r.) Incipit catalog' ^uicia« regni yspanie j)uicie
i o
cartaginis pa metpoP cum sibi subiectis sedib (sie) * | f. 229^
Toleta (1 Columne) — Carcasona helua ciuitates. 8 | f. 230^ Ver-
wandtschaf tsßgur in concenti^iseJien Kreiden, f. 232 *■ — 246"^ mit
viergeiheilien Seiten. Index von A Ifa. li -1 c 4 — zorobabel • 1 • A •
• c • 12. f. 246 Resume der Bücher (Requires cito in hoc cor-
pore etc.)] Quot 8t ligue q st fije v dieb' filio* noe 72 Prima
assiriorum; f. 247'' Landkartenartiges; f. 247^ — 249"^ Notabilia
aus sämmtlichen BiicJiern.
B n 13
20 minor, in. 217 foll. s. XIII. In Spanien geschrieben.
Am Ende verstümmelt. Apostelgeschichte bis Apokalypse.
Verse manu s. XV auf f. 217 *" (Nachsetzblatt): Maledicta e
condico detracto* q dente liiioris lacerat innocetes | Qui puero
seruit nil impetrat et sua perdit | Cum dolore amicitur (sie) qd^
cum amore possidetur.
3 Ib. I, 1526.
^ Es scheint ein Verzeichniss ähnlich dem Bisthumsverzeichniss, welches
Ewald S. 276 aus Q lU 18 mittheilt.
544 ^- Hartel.
B n 14
20 m. miücell. 104 foll. mrist n. XIII.
EnÜuÜt ausser anderem (2 B. Magister Compostellanus
de consolacionc racionis; summa map^istri alani de arte pdi-
candi etc) an erster Stelle s. XIII. f. 1 — 24 Isidonis in Pentat.
f. 1 •■ (Ittel in Roth) In noic dni nri iliu xpi. Incip codex bo
ysidoro spanensc ejJu • De v- libris moisi ceterorumque libro-
rum ueteris fundamcnti cxplanatum tot de diuersis auctoribiu
in unum collectum luculcntmsquc expositü. Isidorus lectori
salutera | Historia^ sacr^ legis — (scUiesst abrupt) f. 24^ im
Anfang des libcr \hM naue: et legalia pcepta iä ccssat et
f?
obtinet ils.
B n 16
20 m. 285 foll. s. XV.
Lactantü instüuffones, de ira dei, de opificto dei, de phoniee
(sie) — f. 256^. Dazu ein paar Auszüge aus Auszügen des Hierouf-
nius, f. 260^ Libcr sc'i augustini de pnia (pnie medicina
ni^ corr.) \ ()vam sit^ utilis et necessaria pcniteiicic — f. 265'
mors eterim uitatiir | (r,) Explicit libcr sei augustini de peni-
tencia (m^ in medicina penitencie corr.).
B n 18
2" roembr. »5 foll. mcc. TU. VIII.i
f. 1' am unteren Rande m. s. XVI: De la yglesia major
de C>uiedo. Der Codex ist zum Theil Palimpsest, und zwar
f. 1—8. 25-34. 59. 66. 83—95. Die Nicht palimpseMpaHien
sind in Vnciale (etwa VIL Jahrhundeii), tco Verse vorkommen, in
Capitale (so f. 2(), lin, 0 von unten sixortv, f. 21, lin. 11 und 12
von unten corrvptocaeli'), und ebenso das Gedicht f. 23^ und 24'.
Die Valimpsestpartien sind in westgothischer Schrift, theHs in
Minuskel, theils in Cursive gesrhriel^en. Einzelne freigeblidfene
•S/if//«f« des nicht rescnbirten Theils wurden auch mit westgothisiA
' Is. quaest. iD net. T. V. 259.
' An^r. sermo 3öl ^V, 153oV
» R\enipl. tab. IV— VII bieten fol S'>\ 00 \ «:, ^ und ?«*'. iM>wie in der Pf»rf.
ein Verzeichnis^ iler von .imieren gegebenen Kar:«iinile# dien^r pAÜo-
frraiphijch interesj«anten 11:«. V^I. .lacli P.irth<»y nnd Pinder. Itin. Ang.
et Ilien«. 1S4'*, praet*. p. XX •(4).. K. A F. Pertz. De oo-^mographiA Echiri.
Berlin. lS.-i3.
Bibliotbec« patrnm latinornm Hispftoiensis. 545
beschrieben, nämlich f. 47^ und 48*" (prima), f. 55 •" (Gotorü),
f. 05^ (Nomina ciuitatum.) und ein paar Randnoten, Diese
westg. Partien sind also offenbar als Blattfüllungen und An-
merkungen später zugeschrieben. Bis ist Mar, da^s eine in Uncial
geschriebene Handschrift durch Verlust verschiedener Blätter und
Lagen defect geworden tcar. Um die Handschrift zu completiren,
nahm man eine andere (icohl auch defect gewordene) Handschrift,
einen Bibelcodex, dazu und beschrieb diese Blätter, nachdem die
alte Schrift getilgt war. Es beweist das klärlich die Partie des
Ueberganges von Westg. zu Uncial f. 8 zw 9: f. 8' hört im
Beginne des Abschnittes de quantitate solis et lune auf mit
superius sit a luna, f. 9^ (die alte Hs.) beginnt mit diesem Ab-
schnitte. Dass man auf f. 8^ einen TJieil des auch auf der
folgenden Seite Stehenden schrieb, rührt wohl daher, dass man
das Zusammentreffen nicht so genau berechnen konnte oder die
halbe Seite nicht leer lassen wollte, was den Anschein eines nicht
completen Codex erweckt hätte. Femer fehlte die äussere Lage
eines Quatemio. Man hafte eine Lage des Bibelcodex darum ge-
schlagen, ohne sie von neuem zu beschreiben (f. 59 und f. 66).
Der neue Codex scheint nur auf f. 8^ unten Quatemionenbezeich-
nung zu haben, doch ist diese Bezeidinung nicht gleichzeitig. Von
dem alten Codex sind folgende Quaternionenbezeichnungen sichtbar:
f. 12^ unten rechte Ecke q ii; von diesem Quatemio sind nur die
vier letzten Blätter erJialten und die Falze (Reste der abgesdmittenen
vier ersten Blätter), f. 20" desgl. q iii. Dieser Quatemio ist
vollständig, f. 24^ desgl. q im ein Binio; denn es fehlt nichts.
f. 35 (Uncial). Es beginnt mit dem neuen Inhalt eine neue Quater-
nionenbezeichnung : f. 42": q i. f. 50": q n. f. 58": q iii. f. 66"
enthält nichts, hier ist eben das äusserste Blätterpaar verloren
gegangen und durch Palimpsest ersetzt; f. 74": q v. Der letzte
mit f. 82" schliessende Quatei*nio der ursprünglichen Hs. trägt
kein sichtbares Quaternionenzeichen. Von einem andern Codex
(auch Palimpsest) ist f. 92 — 94 genommen, Format und Perga-
ment sind verschieden.
f. V (r. Maj.) Incipit über de natura rerum dmi Ysidori
spalcnsis epi directus ad siseuutum regem, (r. Min.) Duo et
filio siseuuto Ysidorus.^ | dum te prestantem ingenio — f. 9''
' Isid. de natura rerum VII, 1.
Sitznngsber. d. phil.-hist. Cl. CXI. Bd. I. Hfk. 35
546 ▼• Hartel.
(Uncial 8. VII) De quantitate soHb et lunae.^ | Rursus in eodem
opere doetor Geht regelmässig bis Abschnitt Nr. XL VI De monte
ethna, der schliesst f. 23^ numquam est habiturus.^ f. 14* ntd
15^ finden sich arabische Randnoten und Randnoten in tcetlg,
Cursive, f. 23^ und 24' das Gedicht* in Capital: Tu forte in
lucis — f. 24' argens.
f. 24^ folgt: xlvii de partibus terra ^ — stadiorom estima-
uerunt f. 25' (icestg. Min,): (r. Maj.) de asia et partibus
eins. I Asia**' ex nomine cuiusdä — f. 32^ et territorium limita
designabant. Rest dieser Seite (2/3) und Anfang der folgendm
("^ ,) leer, f. 33' (r. Cap.) hec consanguinitas^ dum se paulatin
propaginum — de coniugiis. Vir^ sexnm — morü comedai
f. 33^ de nominibus uento^. Primus® uento^ — f. 34' auraeJ
altanus. explicit Rest der Seite (etwas mehr als Vj ) /«er. |f. Sl'
(r. Cap,) item uersi de supra nominatis uentis *^. Quattuor 1
quadro — ore camena. explicit. Letztes Drittel der Seite leer,]
f. 35' (r, Cap.) incipit breuiarum rufi festi üi c de breuiano
regum gestariim populi romani. ' ^ Breuem fieri dementia tua —
f. 44 ' psalma pacis acccdat. | (Cap.) explicitum breuiariam ni
festi uic agusti ualenti scriptum feliciter. (r. Cap.) It imperatorit
antonini ag itinerarium maritimii. | (schtc.) ut nauigans qna litoi»
tencns '^ — Ex prouincia — et stabiles fecit.^-^ explicit. f. 4?
(v. Unc.) Igitur iheronimi pfSr succedit auctoritas.^^ | Drepanam
bitiniae ciuitatera — ex cesaribus ^-^ f. 47^ agusti appellantur. |
(r, Unc.) ex libro ethimologia* isidory. | (westg. Min. s. VIÜ)
Prima i'*' eiu'ope regio scitia — f. 48' cetera permanent utft^
runt. I f. 48^ (Unc, mit keilförmigen Marginalnoten in kUin^
Unciale) arcadius •" theudosi filius agustus appellatus (iibsrg^
schrieben von jüngerer Hd, Prosper Aquitanicus) — f. 55' d^
auxilio pugnaturiis. | fr. Cap,) incipit ex libro de origine goto% •
domno isidoro editum. | (icestg. Min, s. VIII) Gotorum*^ antiqui*'
' Ib. cap. 16 (VII, 27). — » Ib. VU, 61. — * Carmen de eclip» Inn**
Anth. 1. nr. 483 R. (Isid. opp. VII, 183). — * Is. ib. c 48, §. 1— S.
c Etymol. XIV c. 3—5 (IV, 143). — " Vgl. Etymol. IX, c. 6, §.
(III, 451). — 8 Ib. IX, c. 7. — • Ib. Xni, c. 11—16. — J» Anthol.
nr. 484. — " Vgl. W. Förster (Wiener Studien l, 303). — " Itin. Ant
Parthey et Finder p. 234 adn. — »» Ib. p. 258. — " Hier. Chron. ä. 2^-^
(VIII, li^'i). — '5 Ib. a. 2,353. — 'G i^jd. Etym. XIV, c. 4, §. 3 (IV, löä)-
»• Prosper Chron. (Hier. op. VIII,823— 824). — «« Isid. Hist. Goth. VE, ■- <
Bibliotheca patrnin latinornm flispaniensis. 547
simam esse gentem — It Anno ate erä codita duodeeimo — nisi
nox prelio finem dedisset. | It ex eodem libello recapitulatio.
Goti de magog — ibique sedem uite atque imperii locaberunt |
(Cap.) incipit dimensio terrarum (dimensio ist zweifellos, obwohl
fast ganz verschwunden). \ f. 55^ (Unc) iulio ^® cesare marco et
antunino — f. 61^ bidga (sie) oppd. Zwischen coniunetione supni
nomen sicut accepit (f. 58) und riphei mens e (f. 60) ist ein Blatt
(f. 59) des Palim'psest eingeschoben, aber nicht beschrieben, f. 61 ^
(Cap.) expliciunt oppida (am Rande vofi m. 1: require una foHa
minus ut in auctore. Von m. 2 fast gleicher Zeit : minus habet
flumina xvi et gentes xxiiii). Das letzte Viertel der Seite leer, des-
gleichen f. 62''. Die erste Columne dieser Seite war von späterer
westg. Hd. mit etioas Katalogartigem beschrieben, er ist aber wieder
ausradirt. f. 62 ^ (r. Cap.) nunc hereticorum sententias opiniones-
que infidelium persequamur primum autem quid inter ortodoxum
et hereticum uel scismaticum sit definiendum elegimus. | orto-
doxus^" siue catholicus est homo fide rectus et uita — . Der
Häretikerkatalog ^ ' beginnt : iudei xpm dm esse non credunt et
noiium tcstamentum sj>nunt und schliesst mit den Hemerobaptisten
suj>lectilem labant.
f. 65^ (r. Cap.) hinc pos (sie) numeratis heresibus rursus
gentiliura dogma persequamur inter quos hcc est difFerentia. |
Platonici ^^ dicunt mundum et angelos — (schliesst mit den mate-
matici) quam terras dicunt. f. 65^ war leer geblieben. Spätere
Zusätze 1. in westg. Minuskel: nomina ciuitatum ispanie sedes
episcopalium,^* 2. in westg. Cursive von zwei Händen mit dunkler
Tinte zwei Sonnenfinsternisse : jjl obscuratus est sol in era dcccxvi
tertio kalendas septembres ora undecima diei luna x et in era
Dcccxvii XVII klds septembres ora secunda diei luna xx; mit
bleicherer Tinte : Dauer der Goten-, Sueven-, Vandaien-Reiche und
wer ihnen ein Ende gemacht.^^ f. 66 ist leer, nur f. 66"^ stehen
neun Zeilen westg. Cursive. ep Iheronimi ad marcellam de
quinque noui testamenti questionibus magnis.--^ | Magnis nos
prouocas questionibus et torpens otio — possessis quomodo siue |
f. 67«^ (Unc.)
'ö Geogr. lat. min. ed. Riese p. 21, 1 bis 48, 8. — ^ Vgl. Is. Etym. VII,
c. 14, §. 5. - 21 Vgl. Ib. VIII, c. 4, §. 1-10. — 2' Is. HI, 536 (vgl.
Etym. Vm, c. 6, §. 7). — " Mitgetheilt von Ewald, S. 276. — « Vgl.
Ewald. — 2i Hier. ep. I, 325.
35*
o4>5 V llartel.
fre
g tum ^a Ä
'S
03
£ di tan ^
2. afri ;S
ca
colünc hercolis adting^^^ (sie) mauritania id est ubi bacuete»
fsic) barbari morantur per maritima loca curtapne usq* milia
passoR xviii xxxvini ad exploratione u. s. w. Dieses Itinerar geht
his f. 82% wo es mit marcomaco If^ viii ahhrichf, f. 83*" (Palimps,
tcestg. Cursive) incipit sermo sei ambrosii epci de pace | Dni in
euan^clio 2? uox est pacem meam do uobis pacem meam relin-
quo uobis — f. 84^ quia nicil inter offensum potuit inuenire. |
(r.) incipit tractatus sei apistini de petere pulsare q^rere,*-^^ | Qnm
uoluit dfis me binc non discere debitorem reddendi — f. 86^
laudabimus eum. amen. expHcit. | f. 87"^ (r, Maj), jfe In ne dni
nfi iliu xf)i incipit opusculum sei eucherii epi. de situ hiero-
Rolimo ul iudae Fauste prsfctro insulano eucherius eps. Urbis
hierosolimo atque ipsius iude^ nt mihi. 2" | Hierusalem ab helio
adriano hclia uocitatur — f. 89^ de iudo situ fidem faceret.
Kxplicit sutus (sie) hicrosolime uel iudae.
In tcestg, Cursive ^^ Auszüge aus Hieronymusbriefen (Unc.)
iheronim' ad acalciam. | Quod aüm dicit tu es q uenturus es
an alium fquodque infert beatus est qui — | F It ibi dicit-
quc de co its. non sohim esse prophetam — I *!{ 1* ^P^® ^^
eustocium. annon tibi uidetur esse uiolentia — | »|f It ipse ad
acalciam. non clamabit neque accipiet psonam — | f. 90*" K It
ah'ter iheronimi. Calam* quassaf . non — | It Iheronimi ad
acalciam. si quis uult post me uenire — | K It Ibi si ergo dis-
pensator iniquus inammone — I T It ibi. mici aüm iuxta prio-
rem — 1 f. 90^ fi ibi. Ue pregnantibus et nutrientibus in illis
diebus — \ (^^ ibi. omis q lacte alitur imperitus est — | "R It ibi.
pauli ad romanos. uix enim pro iusto quis moritur — "R It pauli
ad romanos. obtabam ego ipse anathema esse a xpo — | f. 91*"
2« Itin. Antonini od. Parthey p. 1, 1. 3. — 27 Aug. (?) sermo 97 (V, 1931).
— M Serm. 7 (XI, 991)? — » Labbaei Nouao Bibl. manuscr. libronim
t. I, PariHÜs, 1657 und Tobler und Molinior Itinora Hierosolymitana 1879,
p. 51 und XVIII.
' a a a
— 3Q BibliothekarHhand: Pars -q- I • in ep, ad Algtmam,
Bibliotheca patmin latinomm Hispanittosis. 549
(ohiie Quellenangabe) Quod aüm anathema interdum accisionom
Bonet — transferre sermone. | Auf dem Blatt 91 steht ausser
diesen 4^/^ Zeilen nichts.^^ f. 92^ (schw. Maj.) incipit indiculum
de aducntum henoc et elia adque antixpi ex libris duobus id est
danielis et apocalipsin iohoanni (sie) a beato iheronimo expositum. |
In finem^i huius mundi conplebitur illut quod dominus holim
— f. 94^ set ille antixps est qui negat xpm non esse dm |
(drei Zeilen darnach in westg, Cursive) adducite istas. et conmis-
sarium — | f. 95^ in ne dni hoc est inuentarium libro* adnotatü
dÖ annuente sub era dccccxx ^^ | (westg. Min.) Bibliotheca uetcris
ac noui testamenti | Expositum danielis et apocalipsin & canti-
cum canticorum. inu cofpr. | Expositum ezecielis. | Lbrs orosii.
Lb psalterium. | Lbrs stori^ eglesiastic§. | Lbrs Beati ag^stini
de ciuitate di. | Lbfs apringi ^pscpi et iunilli in ün corp. | Lb
Omeliarum beati gregorii. | Lb Conlationum. ] Lbrs Uirorum
illustrium. | Lb prognosticon.^^ | Lb Cronicoru beati isidori. |
Lb Domni ag"stini ad probam. | Lb Antiphonarium maiore (alt.
m. in ras.). \ Lb Pastoralium. | Lb Ordin^. | Lb Antiphonarium
ex cotidianis. | Lb ////// (4—5 Buckstaben) ^ (eine junge Hd. fügte
sancti ein) ^glesiastico.^"* | Lb Martirologium romense.^*^ | Lb Ce-
nam nubtiarum beti (sie) cipriani. | Lb Elipandi. | Lb De pre-
destinatione et libertate arbitrii dni iheron. | Lb Glossomatü. I
Lb Geumetric^ artis. | Lb Canonü. | Lb Nature rerum qui et in
man* est. | Lb Ex diuersis op^sculis beati eugenii.^' | (Nach-
getragen) Lbros Beati prosperi ad iuliai>. | f. 95^ (Maj.) Item
ex opusculis poetarum. | (Min.) luuenci prsbtri Lbrs nii corp. i. |
Alchimi ^pc (sie) Lbrs vi corp. i. | Aldelhelmi 9pc Lb i. | Se-
dulii prsbtri Lb v. | (Die folgenden sieben Zeilen kleiner, nach-
3* ,yom letzten Quaternio 13 fol. 91 — 95 (das vorletzte Blatt ist ausge-
schnitten) sind nur zwei Blätter fol. 91 und 95 rescribirt und entsprechen
genau dem bisherigen Palimpsestpergament. Die drei nicht rescribirten
Blätter in der Mitte haben anderes Format und anderes Pergament^
Ewald, S. 278. — " Hier. ? — »3 Von Bibliothekarshand: Anmu dU
o o
DCCCLXXXIL Von derselben unter den zwei eben copirten Zeilen:
Ilinc apparet ante amw« ferme septiiufentoa hunc codicem fuisse descrip-
tum. Et iüe etiam mfdto uettistior est ut credi poteat quam hie index. —
3^ apud Vigilanem diaconum add, m. alt. Ewald bemerkt, diese schwer les-
baren Zusätze, die sich auf Entleihen der Bücher beziehen im Vereine mit
Loewe entzitfert zu haben. — ^^ apud An . . . (Utd. m. alt. — ^6 apud ....
add. m. alt. — ^"^ apud lohannem asserunt haberi (assteri) add. m. alt.
550 ▼- Hartel.
träglich in frei gelassenes Spatium eingefügt) catonis Lt nii. | in la'de
i'tini minoris Lb. 1 in la^de anastasii Lb. 1 dracontii Lt) 1 alte
uergilii. ouidii nasonis in libris eneidarum et qu^dam sententie
filosofo*. corpore uno. | Uirgilii poete Lbrs xii eneidad (sie), corpore
uno I luuenalis Lbrs v corpore uno. | Prudentii Lbrs n. corp
uno. I (Vier Zeilen Spat.) LB Conlationum artis grammatic^.
Die am Rande bei einigen dieser Handschriften in westg, Curm
hinzugefügten und wieder ausradirte/n Vermerke besagen mAh
scheinlich, wer die betreffenden Codd. geliehen erhielt.
Es folgt hier eine Probe des alten Bibelcodex von f. 59'b:
erisq*^^ in letitia | trib' uieib* per annü | apparebit omne mi»!
culinum in conspectu | dni di tui in loco quem | elegerit in sol-
lemni | tatem azimorum et i[ | soUemnitatem ebdom[ | darum etia
soUem I ni tatem tabemacul[ | non apparebit.[ | dnm uacuus sed o(|
feret unusquisque | secundum quod habue |rit iuxta benedicti(rac[|
dni di sui quam dede|rit ei | ludices et magistratus | conflü-
tucs in omnib; | portis (p eo; id u^ uid.) tuis quas dns | di tai»
dederit tibi |
B m 5
(25, SO) 20 m. 112 foll. 8. XIV.
f. V (r.) sermo iotis crisostomi de dignitate condicioni»
i
humane. | ()gtatem (dignitatem?) humane originis facile agno-
scimus etc. Es folgen weitere Sermonen, ohne Autor, spo^^
auch ohne Ueberschrift überhaupt. Die nächsten beginnen f. 2' ;
Qubetur adam de interdicto arboris fructu — f. 3^ ()ri8tiinÄ
cum hoste — f. 5^ ()emo qui nesciat u. s, w. Der letzte tA^
f. 46*^: possit in cterna secia munerari. amen. f. 47' SenW
bti iohanis crisostomi de susana | Diuine lecciones et sS rf^
Es folgt eine Reihe Sermonen mit gleichartigen Uebersckrip^
Der letzte schliesst: reddatur et pius. I)eo gras. ExplicittB^
sermones sei iotnis crisostomi. | Ohne Titel: Ut ego * pccor c^
ultimus insipientior ceteris et imperitior — | f. 90* Dferanwi»
absentes. | Explicit liber bti augustini de vita xpiana. üö
gras. amen. | f. 97^ ( )ueritur utrum ex scripturis receptis
iudeis possit — f. 111'' iam baptizati ad vomitum reuertuntui
per me glacum Alamannum de Bituna scriptum.
3^ Deut. 16, U> — 18. Es ist der Text der ViilpaU.
» Fastidius de uita christiana 50, 383 M. (= Aug. VI, 1031).
BibliothecA pftinim latinoram Hispaniensis. 551
B m 6
(24, 17 III n 21) 20 minor, m. bip. pag. 79 foll. s. XIV.
f. l'"a dialogi sei iohis crisostomi et sei basilii cpi. Qui
intitiilatur de dignitate sacerdotali. Andere Hand f. 31 "^a loh.
Chrys.: Nemie posse ledi ab alio nisi a se ipo — f. 41^ a desgl.
De conpuccoe cordis 2 Bücher — f. 65 ^b desgl. De repara-
cione lapsi — f. 73 "^b desgl. de lapsis ad theodorum.
B m 7
(III n 56) 80 mai. m. 190 foll. s. Xn. In Spanion geschrieben.
f. V Dilectissimo fratri mariano epo gregorius eps seruus
senior di. Omelias^ que in beato hiezechiel pp£a ita ut corä
pplo loquebar — auidius redeatur. | di omipis aspiratione d
ezechiele ^ppta locuturus. f. 96^ (r. Maj.) incipiunt omle s
i a a
gg pp urb r. in extrema parte iezechielis explic • xii • incip • xiii. |
Quia^ multis curis etc. Die letzte Hom. ist die 22. und beginnt
f. ISO*^ Sacri eloquii — 190"^ ad hereditatem ppetuam erudit.
sit itaq' gla omipti dno nro itu xpo (Maj.) qni vivit et regnat
cum patre in unitate sps sei ds per omia sota scto^ am.
B m 8
(III n 57 5, 24) 20 eh. et m. 109 foll. s. XIY. bis f. 33 bip. pag.
f. V oberer Rand von Bibliothekarhänden: Chronica Isidori
iunioris et lacobi Voraginis chronica lenuensis civitatis. | f. l'^a
(r.) Incipit cronicha sancti ysodori (sie) minoris cum aliquibus
addicionibus extractis de textu et istoriis biblie et de libro pauli
orosii et de passionibus sancto«. et continet in se sex etates
mundi scilicet a principio mimdi usque ad honorium papam
tercium. Item continet cuncta nomina impatorü qui sup terram
regnauerunt usque ad Ffredericum Imperatorem inclusiue. Con-
tinet quoque tempus annorum qui cadunt intra tps sex etatum.
Quod tps fuit a creacione Ade et Eue usque ad incarnacionem
domini nostri Ihü xpi quinque milium et centum nonaginta
quinque anno^. Et ad (sie) incarnacionem xpi usque ad diem quo
e mortuus dictus Ffredericus secundus Mille ducenti quinqua-
ginta vnus anni lam transcierant (sie). Item dicta cronicha con-
» Greg, in Ezech. hom. I, 1174. — 2 ib. n. (I, 1307).
552 ^' Uartel.
tinet (iia iioniina illo^ qiii liedificaucnint in hoc rnüdo Ciuitatcs
alicjuas sicut infcriiis vidcbitur öubsecutiue et Ordinate. | f. l^b
In principio crcauit dcu8 celiim empireum angelorum — f. 33 'a
»chVitSHt mit dem Tode Friedrich IL Currentes Explicit oppus
vel cronica saneti yHodori de sex ctatibus mundi Deo gracias. |
Von Bibliüthekarshand: Desideratur hie opusculum de Romanb
pontiiieibus quod extat alibi in eadeni eiusdcm chronica, cuius
mansio seu locus est III U 8 (dies durcJistrichen und dafür III
18 gesetzt) \ f. 34^ fohjt: Cronica ciuitatis lanue composita a
fratre lacobo naragine (na mit Bleistift in vo corrigirt). Am
Schlüsse InduUjenzen; Las casas y dignades reales (1521 irpan.
geschrieben),
B m 9
so minor, m. 126 foU. s. XII ex.
,-^ ^ o m.i
f. V (r.) In nne dni nfi itu xpi. incip Ibr ethimolagia«. epl
ysidori ad braulionem. Auf die dem Werke icie sonst voraus-
gehenden Briefe und die Fi'aefatio folgen die Capp, von B, 1
und dieses selbst, f. 36, wo viel freier Raum, hat eine gUich-
zeitige lld, am Rande geschHeben: in hoc et sequcnti spacio
secundum ([uoddam cxcmplar nichil deessc reppcri. f. 45' nach
^,'2 Seite Spatium: A conditione mundi usfjue ad hunc nouis-
»imum cielianuni (/. eycli annum) computantur anni v- dccccxc.
Das glosbisrhe Buch ist das 11, Darin zwischen f. ü9 und 70
grosse Lücke. Es springt von abstemius zu orator und geht un-
merklich in das 12, über. Das letzte Buch ist als das 21. be-
zeichnet. Das historische Buch (Nr, 0) schliesst f. 41"": Era-
clius XX VII. liuius (puirto et (piinto religiosissimi principis siscbuti
iudci in ispaiiia xpiani efiiciuntur. lustinus maior ans viii- ace-
falo* heresis abdicatur. lustinianus ans xxxviii uuandali afriea
extinguntur. Colligitur tps ab exordio mundi usq* iprescnte
glosi recesuindi principis anns x- quod est residuum scxte
etatis tps do soli est cognitum. f. 120^ der gewöhnliche ScIUuss:
ut uis morbi ignis ardore siecetur. Hierauf folgt wie ein ferneres
Cap, (vgl, ^ I 3) (r.) De celo ul (piinq^ circulis eins atquc
subterraneo meatu | Celum ' circiil (piinque distinguitur quo*
' Vpfl. Hodn (Irt iiat. rer. (UO, 'Hr* M.) und do tiMiipornin ratione ('JO, 450),
und HO schuinon auch die fnlnrondon Ktücko Excurptu aus dirM(*n und
andoron nUchorn Htula's zu soin. V^l. auch 11». & I, 3 fol. 2.'J4'.
Bibliotheca pfttrum Ifttinorom HispaDieosis. 553
duo — . Weitere rothe Ueberschmften sind: f. 12P De signis et
lumine stellarum. De Septem planetis. f. 121^ De signifero.
f. 122*^ fehlt der Titel vor: Singidi autem menses sua signa in
quibus solem recipiunt habent. f. 123'^ De lunae niscursu (sie) si
i
qs signa ignorat. f. 123^ De mensibus anni et ratione bissexti.
f. 124"^ (ohne Titel) Romani at diuerse — dies resurrectionis
dominicus est. Dann folgen m. s. XIII in. ohne Titel Spriich-
verse: ()actile quid latitas exi- cur publica uitas?^ Quis uetat
audiri — male dixit. Das ist Vorrede, das Werk beginnt : ( )nam
r
semper amo cuius n soluaj ab hämo. f. 126 etymologisch
Glossemaiisches ; am Ende Zusätze von verschiedenen Hden. s, XIII.
Bis ist ein Glossar, beginnend: antiochia pauptatis silentium
und gehend alphabetisch bis \, schliessend mit dies otia, ohne etwas
Bemerkenswerthes zu bieten.
R m 10
«
(III n 6) 20 min. in. 177 foU. s. XII in fr&nkischer Minuskel.
f. 1"^ Evangelienabschnitte für Sonn- und Festtage, abrupt
beginnend, f. IS*" ein Kalendarium ^ mit ausserordentlich viel
Eintragungen, das Kloster iesu nazareni montis aragonensis be-
treffend, viele mit era datirt. f. 19^ (r.) cpla ut simul habitent
(Klosterregeln) \ H^c sunt qu^ ut obseruetis pcipimus in mona-
sterio constitutis. Post principalia pcepta diltionem dei (wird
m. s. XVI aU Regula Si Augustini bezeichnet) — f. 26'" iphensä
sentencia iudicentur | f. 26'' fF. folgen nicht viel spätere Ein-
tragungen historischer Art und die Gründungsgeschichte des
Klosters Monte Aragon.'^ f. 29' (wieder wj ein grosses Martyro-
logium für das ganze Jahr, beginnend : kah ian. Octaue dni nri
itu xpi et circücisio ciusdem & — f. Sd"" igne supato. gladio
pcussa e | f. 84^ Maledicti sint omnes liomines qui locum ul
honorem ihn nazareni — f. 85"* Cum in nne sei et indiuidue
trinitatis / //// xpianissimus ac gl'osissimus ludouicus superno
munere uictor augustus anno incarnationis dfii nfi ihu xpi
mo mo
Dccc XVI inditione (sie) decima — f. 87"^ mereantur explicit pro-
2 Vgl. P. Meyer Documenta mss. p. 168.
' Au8ziig:e aus diesem für die VervoUständigung der Bischofsreihen wich-
tigen Hausbuche des Klosters Monte Aragon (bei Uuesca) bietet Ewald
ö. 280. — 2 Vgl. Ewald.
;>;>1 V. Hart«!.
lopis I Es folgt der Caj)iteluid(ix (90 Capp.), Darauf Di^ tonsura
Tonsurc eccleBiastiec usus a nazarci» — f. 174' pucnirc mc-
reantur. (r, Maj,) cxplicit liber ilo grli | f. 174^ (r.) Dominica in
ramis palmarum. Finita missa matutinalc in die ratnis palma«
ötatim öaccrdos bne (scJiw,) dicat aquam et salcm. Dann folgen
iceitere Eintragungen 8. XII., Gebete n, dgl.
B m 13
(UI II 58 11. 28) 20 m. 107 füll. s. XV.
Innere Seite des vordem Deckels: Ilic. Surit^. Lactantii
divinarum institutionum adversuö gcntes (libri Septem).
B m 17
20 m. membr. hip. pag. 251 foll. s. XIII in.
Missale mit Gebeten, die spätere Hände hinzugefügt haben.
B m 19
(14, 2fO 20 minor, bip. im^. 131 foll. b. XIII.
f. 1 ^ Indax zu Questioncs super cptaticum. Die zur Genesis
beginnt f. 3^b Cum scripturas;' scasque appllant canoicc legcndo
et cum aliis codicibus. — Schliesst mit den Questiones ludicum
f. 65 "^b tale e ei ac si diccrct. f. 6(5 "* folgt wohl von anderer
Hand, aber auch s, XIII ein Index der Schriften, welche f. 66'a
beginnen: liber hcbraycarum (picstionum | (^ui in^ principiis
libro* debebam — | f. 75 ^a de • x • temptationibus | hoc
sunt 3 uerba que — | Es folgen f. 76*^ a Quaestiones rcgum
(zwei Bücher), dann f. 83 'a Paralipom. (zwei ßUcher), dann
f. 89 ^b Canticum Delborc | Cecinerunt* dclbora et barath
filius — I Dann f. 9 Ha laincntationes IV ,i>plie | Et factum*
est p'quam ductus — | Ein Brief f. 92 ^a (r,) Incipit epPa
i'onimi ad dardanum. | Cogor a te'» ut tibi dardaiie — f. 92*b
Liber de distaiitiis loco^. | Eusebius^ <| a])o pamphilo — f. 103'a
(r.) Incipit ^])logu8 virorum illustrium sei ieronimi | Ilo'^taris**
^ AiipuHtiiiUH (^iifiPHt. in Ilept.'iteucliiiiii III, 547. — '^ Hior. Ilebr. qiia<»t.
in Gonosim III, 301. — ^ Hier, de x tontationilmn III, 741. — * Hier.
a|)]). II, 745. — •' liier. Exp, laniont. lor. XI, 727. — ^ De diuersis
p^encribns music. Hier. XI, 202. — "^ Hier, de situ et nominibiis loc.
Hebr. III, 21. — «• Hier, de uiri« ill. II, HÜ7.
Bibliotheca patnim laiinornm HispftDi«nsis. 550
dexter ut tranquillum sequens — f. 111 »^a et ad pämachium
apologeticum et epitaphium. Explicit Hb illustrium uiro^ |
f. lll'^b (r.) Incip dyalogus basilii at^ Ihis Jh^es e§. | Michi
quidem multi fu^nt amici certi. — Das 6. Buch schliesat f. 129 ^a
i efnum tuü reeipias tabnaculum. Explicit. (r,) Explicit dya-
logus Basylii atj iohannis | (r,) nila (dies al. m. ex corr.) regum
locorüqs et de actibs apostolorum beda | Acheidemath ^ ag'
sanguis. qui hodie monstratur — | f. 13Pa atj exspectans ludos
senicos (sie) contemplaretur.
Bin 20
(24, 19) So min. m. bip. pag. 105 ff. s. XII.
f. 2'^a ohne lieber sehr tft, Sermo über Respiciens ihs disci-
pulos suos'dixit ßimoni petro; si peccauerit — frm t^um « cet^a. |
( )ecti ' (sie) sca eu^gelii qu^ modo recitata est frs mei ! si soUicite
pensetur — f. 11 ^a (schw. Maj.) + incipit Hb sei ambrosii de
incarnatione dominica. | Debitum^ cupio soluendum. Si hester-
nos meos non inuenio creditores -- f. 17 ^b spuum intelligibilium |
(schw, Maj.) incipit sermo scissimi ambrosii ortodoxi mediola-
nensis epi qui pastoralis dicitur | Si quis irs ^ oraculum remi-
niseatur quo frugi famulo* — f. 21^a ^pmisisti amen. | (Maj,)
in nomine dfii nri itu xpi. incipit liber beatissimi ambrosii
mediolanensis epi priraus liber de misteriis. et sex de sacra-
mentis | De raoralibus ^ cotidianum sermouem habuimus — f. 26^a
coopetur j (Maj.) finit de initiandis felicit. incipit de sacramentis
Hber primus ] De sacramentis^ q accepistis — f. 38 ^b schliesst
Buch 6 & nunc & semper & in oia secula seculorum amen. |
(Maj.) explicit de sacramentis liber sextvs | f. 39 ""a (Maj.) in
nomine scc trinitatis incipit tractatus sei ambrosii confessoris
& epi de officiis liber primus. | Non arrogans^ uideri arbitror
si inter Hlios — f. lOiVb p cum q' c benedictus i scla | (Maj.)
explicit feliciter Hber tercius amen.
ö Liber nomimim locorum ex Actis iu Hier. opp. III, 721 (= Beda V, 666).
J Der Karlsruher Codex (Augiensis 15 s. x. f. "22) schreibt diesen Sermo
Gregor zu. — 2 Ambr. do incarn. dorn. sacr. II, 703. — ^ Ambr. de
dignitate sacerdotali (Ambr. App. p. 357). — * Ambr. de mysteriis II, 325.
— ^ Ambr. de sacramentis 11, 349. — ^ Ambr. de officiis ministrorum
II, 1.
Ob(\ V. Uurtel.
B m 21
(III 11 60) 20 mit). lu. 120 foll. ». XII. In Spauien (geschrieben.
m, 8. XVI: Es de la y^lesia inayor de ^igucnyu (Maj.)
in nomine dni incipiunt capla de libro seutentiarum doni yidori
ispalensis aejü | (Juod d'a siiinmus et ineomutabil sit etc. f. 1"
Öiimmum ^ boniim da est quia incommutabilis est — . Buch 2
beginnt f. 3ü^; Buch 3 f. 82^ und letzteres sdiliesst abrupt un
Abschnitte de oppresoribiis pauperum — f. 120* et cibabo hostes
tuos earnibus
B m 26
miscell. 206 foll.
Die Hs. hat am Anfange durch Oel, am Ende durch Wasser
sehr gelitten. Es lassen sich drei Bestandtheile untarscJieiden,
1. 8" mai. icestg, Minuskel s. IX in., zum Theil Ausschusspergn-
ment, enthält Basilius. f. l** beginnt abrupt im Index mit xxy
(modern): Qui tristatur aduersus eiim qui se increpat — f. 4'
rem (alt): Quomod (sie) fit aliquis in presenti solo stultus. | (r.)
KXPLiciuNT CAxoN'Es iNciriT PREFATio. | Satis Huenter karissime
— f. 4^ ul obserbatÄnibus uiuant j fr. Maj.) Incipit doctrina
sei basilii epsi cappaducip ad munaehos. | f. 5*^ Humanuni *
jjrouus diligens ds i docens hominem — f. (3*5^ schliessi in Beant-
wortung der 203 In^errogatio: sed suflicientia nra ex dÖ est
f. G6^ ir.) Maj. incipit con^ensoria monachorum. | Communis
detinitione doereuimus apud nos quod — f. G7^ esse nos-
cuntur. FixiT nie ^ermo. [r. Mnj.j Incipit uita sei pacomii
hominis di.*^ \ Qin desiderio desideras seiuper audire qur- &S,
— f. 78^ Sps sei retmantis in scia scior am. f. 78^ fr. Maj.)
Incipit prefatio ilicronimiJ Quamui.s acutus gladius et leni-
jratus — f. SO' studia delectaberint. fr. Maj.j Precfpta patris
nri pacomii Iiomini& di qui tuudauit conucr&ationem eeno-
biomm principio per mar.<tatum di hoc e&i exordium pre-
coptorum. , Qui rudis collectam s<x»rii ingrcditur — f. 92*^ non
: I*id. S*n:*-c:. l I VI. 115
* HolsseDic^ C->irx K»?cTil. ::: t. A--r^?-^rj. 17»^'1« I. 1. i- *>'. — • Ao^r ?i
R^truU .ler I. 14 47 = -V., -.nM M — Viui h R.*:ian:ii 73, 4*9 M
— * Hier pra*i in rejilAm Pach-x:: II. -lA. — ' It IL 57.
Bibliotheca patrum Utinoruin Hispaniensis. 657
pretenoi/Z/ttet (c eras,). (r. Maj.) Precepta instituta patris nri
pacomi hominis di.^ | Qui fundabit ab exordio sc^ — - f. 95' in
omnib* qu^ ei credita sunt. | f. 95^ (r. Maj,) incipit epistola
patris nri pacomi ad patrem monasterii comelium quod uocatur
mognanseos.' | Honora dnm et confortaberis memento gemitus
t
scorü. cetm (sie) fiat domus tua — f. 99^ dum mustum est ne effer-
ueat. (r. Maj.) incipit eiusdem patris nri pacomi precepta adque
iudicia. | Plenitudo"* legis karitas scientibus tempus quod —
f. 101 "■ iuxta mensuram operis sui. (r. und schw, Maj,) incip
epsla patris nri pacomi ad sirum patre monasterii cenun et
iohannem prepositum domus eiusdem monasterii® | f. 101 ^
Transimus per te et non potuimus pre nimia — f. 103*^ tepus
p transeat; expli. (r. und schw. Maj,) incipit eiusdem patris
nri pacomi epla ad scm uirum comelium qui pater fuit mo-
nasterii mognanseos. '^ | In qua loquitur iuxta -linguam quam
uot — f. 103^ s{S tui qu^ sunt. (r. und schw, Maj.) incipit
eiusdem epla ad patrem monasterii sirum qui et ipse gratia
cum pacomio et comelio angelice lingu^ acceperat. ^^ | Me//////
mento (me eras,) quod scripserim tibi v in eptam sps t scrip-
tum est recordare (die eingeschobenen Buchstaben roth), f. 105 *" (r,
Maj,) uerba per littcras patris nri .pacomi lingua abscondita ab eis
que fu I (schio. Min,) tura sunt.^' a w scla eflferbuerunt immota quod
est D B Y fructus conpletus est in labiis quod est t i x ds fecit me
oblibisci. — f. lOo'^ (die grossen Buchstaben r. Maj,): ül passuri
AMMA (DMAßrsJTRiZ ZOlTIOCpilCD CUT pYX <l>ApMIMTI <1>XA0IAR6
IM ZYCü ZRp€T- Monasteriorura ^^ principes operati sunt im-
pietate in sportellis suis — f. 106"" habitata est terra, (r, Maj,)
incipiut ucrba patris nri pacomi lingua abscondita sunt de
bis qu^ futura sunt.^^ | Uerax est in omnibus ds qui dicit pn
omnes torrentes uadent in mare K — f. 106^ & altera reln-
quatur (sie). \ (r, Maj,) incipit episla patris nn teodori ad
omnia monasteria de pascha.^^ | Adpropinquabit soUemnitas azi-
morum in qua pascha — f. 107^ qu^ in uestris est monasteriis.
am. I (r, Maj.) Incipit doctrina atque tractatus patris nri
6 Ib. n, 73. — 7 Ep. Pachomii ib. H, 81. — » Ib. H, 77. — « Ib. H, 89.
— '0 Ib. II, 83.-1« Hj. n. 86. — " Ib. II, 97. — »5 Verba Pachomii
ad fratres ib. II, 99. — ^* Pachomius de lingua abscondita ib. 11, 99.
— i' Epi.Mt. Theodori ib. II, IUI.
558 ▼. Hartel.
ursiesii (sie) (dazu eine »päte lid. s. A'F viele siip i proocmio D.
HieronjTiii) | Audisr.icl (sic)^^' mandatum iiite aiirib: j>cipe et in-
tellege prudentiam. quid est Sri. qih in ^' — f. 123^ siue mala sit.
(Maj.) cxplicit liber patris nri ursi quem moriens pro testamcnto
fratrib tradidit | (r, Maj,) Sententia de regula deuotarum.'''
Nemo ad eas uadat uisitandas nisi qui habet — f. 124'' ualea-
mus rcgna celo%. | f . 124^ (r, Maj.) ex concilio spalense capi-
tulo XLiiii era xi. | Undccima actione '" cum consensu comune
deercuimus — f. 124^ et procurationis suffragium receptiire;
(r. Maj,) ineipit capitulatio regulo (2i> Titel), f. 125'' (r. Maj.)
ineipit regula adfio et patre nro fnictuoso edita. | Post dilectio-
nem 2" di et proximi quod est — f. 137^ mandata pagant expl do
gratias am. (r, Maj,) ineipit regula sei fausti cpei. | Instruit^' nos
atque hortatur'^^ — f. 142^ scla sclorü am. cxplicit do gratias
am. I f. 143^ (r. Maj.) ineipit Hb soliloquiorum sei agustini
episcopi. I Uolucnti^"* mihi multa ac uaria-* — f. 158* bnclit mit
dem zweiten Buche ah itaquc facilius adducor ut me tcmerc ali-
quid conces | f. 159 (von anderer Ild, iind erste Zeile in Maj.)
Benodictorum hylarii et ambrosi studii etsi in pari merito non
inpari tamen uoto. It. Qua rc preccs in operis inqusationcm —
f. IGG* credamus ergo promissis si est turpe mendacium.
Der zweite Theil der Handschrift, f. 1()7— 174 m. S** «. A7/7
in., beginnt mit Cum pcnitens accessorit ad sacerdotem nnd
schltesst abntpt f. 174* et quid accidit mihi triste? Id' Ne tardes
conuerti. Es ist eine Sammlung von Sentenzen aus Bibel und
Patres (mit Angabe der Quellen in roth), nach bestimmten Capiteln
(De sapia miidi, De silcntio etc.) geordnet.
Der dntte Theil, f. 175 bis Schluss m. 8"* mai, bip. pag.
s. XIII in., ist wohl eine Fortsetzung desselben Werkes; er beginnt
abmpt: neque differas de die in dicm und schliesst abrupt mit
der rothen CapiteUlherschrift de Dpüctione f. 206*.
^^' Orsiosii, abbatis TabonnonHis ductriiia de inst. mon. in Codex regularnni
od. Holstonius I, 1, p. 47. — ^" Zwischen f. 114 nnd 115 ein Blatt
horausjiferissen. — ^^ ? — ^^ Decrotalos Psendo-IsicL ed. Hinschiufl
p. 439; vpl. Maassen a. a. (>. S. 077. — 2« Fnictnosi regnla 87, 1099 M.
— " Enclierii hom. 60, 8.SG M. (— Fausti Rhej;:. liom. 58, 883 M.). —
2' f. 139 bis auf ein kleines Stückclien herausgerissen. — '^ Aug. Soli-
loquiorum 1. I, (I, 809). — 21 jiiiitt 14.3 ist bis auf ein Viertel heraus-
geris.son.
Bibliotheca patram laiinomm Hispanientit. 559
B m 26
20 minor, m. bip. pa^. G4 foll. s. XIII. ex.
f. l"" auf deni freien Stücke nach dem Index von einer
schwer lesbaren Hd. s. XIV/XV (die Anfänge der Zeilen sind
abgerissen) hie?] liber e fris guii^mi | obserua t?]oi8 ordis
(vm p'dicat | conuen ?]t' carcasson quo as I ? ?] sn pj)*eta8
TT ? ^^
gaius 7 pnoiati | con?Juet* carcasson | f. 1' Titel (r.) Incip
liber de sümo bono isidori epi. libri nu^o iij. boi 7 utiles.
Das Werk de suiiio bono schliesst f. 55 ''a im dritten Buche
mit: aula letificandos includit/ es folgt von anderer Hd.: hie e
xane miseratois aflFect' ait pro vno qs mortuo sae'fieiuj deo
oflFeratur. Inde est quod seriptum e. et mortuo ne defraudes
mi^icordiaiu <J Explicit libr ysidori de sümo bo | f. 55 ^a von
derselben eben genannten Hd. : (r,) Incipit qddam op'^culü qd* dr
Amonicio bti blasii^ epi | Audi filium amoitoe patris tui et inclina
aurem — f. 61 ''b de' ppauit diligetib' se Explicit amoitio bti
blasii epi amen | Es folgen von ders. Hd. sechs Zeilen : Aug\ In
mlerib' tat' est appatus vi pöpa vestium — videantur in castitatis
pichn 3iurasse. Dann tvieder von anderer Hd. (r,) homelia bti g^g^ii.
de bta maria magdalena | In illo tpr maria stabat ad monu-
mentum foris plorans. Audiuimus frs maria ad monuiTitus foris
stantem — (vor der Doxologie) nuncians aliis quia uidi dSs et
^h dix m. cui e etc.
S II
(m n 87 24, 6) 20 bip. pag. 175 foll. s. Xll/Xm.
m. s. XVI: Este libro es de la Cartuxa de nra S.*^ de
Aula dci ^ Gero.™** Curita. | f. l'^a In uirtute sc'e crucis et in
sacramento altaris magna est connuenientia (am Rde. dazu
m. 8. XVI: Hugonis de Sancto Victore Libellus de Canone
mystici libaminis • v • d. Collect. Melchioris Hittorpii pag. 768
Editionis Romanae. Perezius) — f. 9^a si ante mortem hostia
deo ipsi fuerimus (dieselbe Hd. une oben: Hactenus Hugonis
libellus) Duo sunt genera doctrinarum que in gentilib; etiä
morib; exercentur — f. 12' In populo graui de quo dictum
» Is, opp. VI, 362. - 2 Vgl. Fabricius bibl. 1. I, 677 (H.).
r)()0 ▼. Hartel.
ost (leo — f. VS^'a et si hoc officiose fiat. | (r.) leronim' d
uiris illustrib; Ciprianus * aflfer primum gloriose — A' i epi
ad uine. | Habet beati cipriani stilus — | ler. in epla ad pauli
pl)rm. I Beatus- eiprianiis instar — . | f. 13^b leer, f. 14^ a fr.
Seite nUhei^chrift : ad dona | Bene^ admones donate carissim
nam — f. 19""a mulcedo; (r.) Explic epla cyp'ani ad donatum
f, 19 ^b C. ad demetrianom. Oblatrantem ^ te ®* adnersus —
i\ St^'^b de aurelio ^fessore lectore ordinato. De ordinationibus
olorioonim fr's k'rai solemus uos — . | f. 26^b C. ad mfes e
,^fosiioros. Exulto*'- letns et gratulor — . f. 28 'b De cathofo
tH^oHo unitato. Comnioneat" dns et — . f. 36*'a de mortalitale
Kt si '^ apud plurimos nestmm — . f. 42'a de ope et elemosini
Muha* et ma£:na sunt fratres — . f. 49 ''b de pacientia. Di
jvitioittia ^'^' locutiims fr? — . f. öö*"« über de zelo et liuoie
Zolare ^' i|\uhI bon' uideas — . f. 60^ b de disciplina et de habiti
uinrtnum. IMsoipKna- custi>s spei retinaculum — . f. 67^a d(
U|vas. Päx^* ooiv dilecrissimi — . f. 76 'b ad rogatianum iai»
i\nu Ol >fc!i$ores, Saluto-* u<>5 ff? kini obtans ipse quoque-
f. TS'ii jid movson oi ad niasdmam. Gloriam*^ fidei et uirtaä
u>f\^ tViiissitiü — . f. 79 *b lÄw/f, Qnarnquam *^ sciam f its kffl
|n^^ ti:ux^r\* — . f. SPa exhv^rurona ad tyberitanos. Cogitaveram*
\\u>vler,x tV;A;rx^s — , f. >4'a ad mres et confessores. CypriaM
tu'^mosiaßv^ tVsio: ^a Gvoria -* Qaidem nr^a poscebat beatisäi
Ao vv**v::5S^::ü — t" S7"* opl* -r- de bis qui in lecto baptii
vvr,>5ssv:;r,rj:r Q*-;':>i>:: ■ t*: £1: carissime — . f. 88'b u
xwx.^o: cu.-v-lir.: v^^r," e: do iii£antibas baptizandii
l.sw^r;:*^* ^ >,::^ r.i*> :V^^;*r kv.w ■c^üdb? $i<r^.ificasti — . f. 90^bii
r\^^::A:^*r:,;:r,x ,lc ,v«^cr::jt::'.*.T;: ,v,i<:r^r.r\ A'ti^ä der Adr,: Etiaffl'
vrt»,lc:s; TV:ji:r\'^ jl.J^ cxr^jsstz::: Ji." frnissz:: — . f 91 ^a ad epictt
rjiv^ >■: y.W"j; jfc?isji::.r/:x:«:-* .If f:rt:maiv:- ej*I» eo%. grauiter** <
,l,vc::':v'r tj:?,^c*^ 5^::^ :r:i:rrr> $^f..: — f i^a ad cleram et plcV
^«^ 4^««%
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'K^. : t. t y,4,-w^., . . .^^^ \ 7. X S5: . — » ««p. 28 (p. 579).
• An : / >, «L^ . V. ^ :♦ i»/>J . — * Ww Vin <j!L 297). — •
•- ■-*.- H- mLs- ••.•. }»\ -j. tSW . — "* ep> 76 (p. 8-
" x- »X«, ,^*,». : •. "*»x' •• «n. »«% 7. "TiT. — ^ *P IS (p. 50
Biblioth«ca patram latinornro Hispaniensis. o61
fcmis csistenteni. Grauiter^^ commoti sumus ego & College —
f. 93'b epla . . vi qd* aduersus eiim accusationem recepit.
Quod" seruis dei a maxime sacerdotib? — . f. 95 '^a de epatu
ehu. Venenint^^ ad nos fr karissime missi a nouatiano — .
f. 95^b ad lucium de exilio reuersum. Et nuper^** qiiidem tibi
fiiter carisBime gratulati — . f. 96 ^b de pace lapsis danda.
StataeramuB^^ qaidem pridem frater carissirae participato — .
f.98^b ad eundem magnifice confortatiua. Legi '^^ litteras tuas
fr karissime quas per satyrum — . f. 107 ^b ad florentium quem
et pupianum. Ego^*^ te frater credideram tandein iam — .
t llO'a ad Comelium papam de ^fessioe. Cognouiinus ^"
frater kiiie fidei ac uirtutis ure — . f. llPb de laude martirii.
Et si'^ incongruens est frei karissimi — . f. 120''a ad eundem
de nouatione et nouato. Et cum ^^ diligentia et dilectione — .
f. 121'a firmilianus ad cyprianum episcopum. Accepimus^'» per
ngacianom karissimum — . f. 129'a epla ad pomponium de
lirginibs. Legimus^* litteras tuas frater kiTie quas per paconiü
frem — . f. 131 ''a epla ad clerum scd^a de quib^dä presbris
^pitemere. . . Diu^* patientiam meam tenui frs kini — . f. 132''b
•d eundem lucium et qui cum eo sunt. Exultantibus ^^ nobis
-«t letantibas in deo — . f. 132 'b Cyprianus de duobus id e de
Btonte syna et monte syon aduersus iudeos. Probatio •'*' capitulo*
?ne in scripturis deificis — . f. 137^b epistola cleri rome con-
•iitentis ad cyprianum. Quäquam^® bene conscius sibi animus — .
tl40^a epla moysi et maximi ad cypriafi. Inter-^* uarios et
Bnitiplices fr — . f. 143 *^a ad uigilium de iudaica icredulitate.
Btri*" plnrimos gentilium scio — f. 147'^b aduersus iudeos q
'■wuti B*t dum itm. Attendite*^ sensum et intelligentiam — .
1 151 ^a epla comelii ad cyp^anum. Quantam ^^ sollicitudinem
<^ anxietatem — . f. 152''b cyprianus ad stplim. Fastinus (sic)*^
coUega nr — . f. 153 ^b opto te fr^ k*me semp bene ualere. Das
" ep. 1 (p. 464). — M ep. 45 (p. 699) — »^ ep. 44 (p. 597). — 26 ep. Ol
fp. 095). — YJ ep. 57 (p. 650). — 28 ep. Ö9 (p. 6Gr>). - 29 ep. 6G
(p. 726). — M ep. 60 (p. 691). - 3« app. III (p. 26). — 32 ep. 52
(p. 61C). — 33 ep. 75 (p. 810). — ^* ep. 4 (p. 472). — 35 ep. 16 (p. 517)
■"^ ^ ep. 78 (p. 836). — 37 app. VII (p. 104). — 38 ep. 30 (p. 549). —
^ «p. 31 (p. 557). — <" app. VUI (p. 119). — *' app. IX (p. 133). —
«p. 49 (p. 608). — *'^ ep. 68 (p. 744).
^»^^»»pbtr. d. phü.-hi«t. Ol. CXI. Bd. 1. Hfl. 36
562 ▼• Hartel.
micJiste f. 154 ist her. f. 155'a Incipit epPa -vm- de con-
fessoribs repjrcssis. Epssc^^ nos et agere — . f. 155 ^a Ad
stptim de )cilio. Ad qucdam *^ disponenda et consilii — . f. 156^b
epia maximi sydonü et macharii ad cyprianuin. Certi^* somni
ff knie te — . f. 157^1 Cyprianus ad maximü ps^oin et
urbanum et sydonium et macharium. Lectis^" littis ufk
kuii qiias ad me — . f. 158 'a C. ad romanos. Qnales** littii
ad clcrum rome agcntcm — . f. IbS^h desgl. Quoniam*' cornji
ff 8 kiui minus — . f. 159'b Exemplar cprarii xm qua« wA
cyprianus romanis qua* pma e. Cypanus ad clerom qd' non
posset — prebeatur. Quäqm'*** sciam uos — . f. 160'a ad mtf-
tires et confessores q lapsi pecierunt paee dare. SolKcitodo*^
loci nfi et timor dei — . f. 161 'a eiusdem • e • ad plebem -
petierunt. Ingomiscere *' uos et dolere roinas — . f. 161 'bil
clerum j>pt lapsos — exirenL Miror^* uos ff» kmi ad mulUs— .
f. 162''b de^gl. de bis q ad pac«m festinanant (sie). Legi^ Ktti
ufas ff^ kmi quibus scripsistis salabre — . f. 162^b dstf^i
tom'e pace dandam — Düs ^ loquitor et dicit — . f. 163'b W
oaldonium. Aocepimus ^^ litter&s tnaa (rat kme satis sobriai -.
f. Uv^^'a epla scriWmis iv>me clero de redditione episcopi nrUcu
Cum do '*' exees^u boni uiri coUege mei — . f. 164'^a C. p*Äi
et diaeonib^ tnbj $;üutc. Xe quid -^ conscientiam — f. I64'k
ad clerum de cura pauperom. Sahito*^ uos firs kmi p ^ \
§m«ii — - t, liv»'a ad antoniacum. Aecepi'^ primas litt'a» tili ;
tV:!H — . f. IT-'a cemosiasi ad cyprianum. Semper*^* mtgi*
^^nisibs ^;^ ton:}vn> — . f. I73*a epla lelicis ad cyprian«
Ro^utÄiui;^ '* 10 tr kihe j^honnianr: — . f. ITS^b -e- ad !•©■
ct>5<>\u:i. Vt r.v^n'- UvHns in condnend — . f. 174'b comefiui M i
oypn*r.'::u. Ntvpia*» :r.:r.u5 ad pezuun — . f. 174^a C. li
pVt^rv^^ c: \;:a*vr.-'^ oar^.xc\ Opiauenm *^ qaidem fr» kmi i4
•«
^c. >: r. fU. *c. ri j. rrj. — * *p. 5$ >. 6ä0>. — *" ep^M
- ^ «r. :? j. >iC-. - ^' Ä. i* ?. :n». — w «p. 25 ip. 538). -
" ,*c. :^ ^. 4S>. > *^. S? j. >*r. _ » «p, T PL4S4-. — «* ep.56
7. >^4» - » *^. r: j. ?;j^. - « fv. ri- ji ^3J^. — o ep. SO (p. 8S9>
Bibliotheca patram Uktinoinm Hispaniensis. 563
uniuersum clerum — . f. 175^a in commune tractabimus. Folgt
von wi' jedenfalls, aber in Heiner, deutlich das IS. JahrhundeH
verrathender Schrift: hie liber est scriptus qui scripsit sit bene-
dictus. Ad mala qui prodit splendorem luminis odit. f. 175* b
füllt wieder in grösserer, aber vwi der des übrigen Codex etwas
verschiedener Sdirift Beda de situ constantinopolis. Est in
hae urbe basiliea miri opis q* sca sophia cognöiatur — angu-
loso xu- milia passuum coplectitur
S I 2
(25, 4 III n 88) 20 m. bip. pag. 1G9 foU. s. XII ex. In Spanien geschrieben.
f. 1 und 2 zwei Vorsatzblätt&i* s, X 11/ XII f. f. l'^a leer,
f. l'b beginnt: plm^ seripta s/ ad ea q min' ibi habm — p oia
8. seculorum f. l^a Cromatius und Eliodorus an Hieronymus
(r.) de natiuitate b^te uirginis marie | Ortü ^ bte m regine ugi-
num simul et natiuitatem — . (r.) Rescriptum bHi il&onimi ad
epoB pdcos I Qui ^ terram auri cosciä fodit -:- f. l^b puenire.
e
f. l^b (r.) Tractatus bHi i^onimi! d natiuitate bHe m. Igitur^
bta et glosa sep uirgo maria ex regia stirpe et familia dauid
— f. 2*b Vn hiis omissis q i eugFio | + s. | Hier sddiesst die
Columne b der ersten Seite an. Die eigentliche Hs. beginnt
f. 3'"a (r.) Incipit liber hystorie eccliastice eusebii cesariesis q
bs i'honim' pfer de g^co in latinum t'nstulit. Incipit ^plogus s'ci
i'honimi pbri | Peritorum ^ esse dicunt medicorum etc. Es folgt
f. 3*a Capitelindex zu Buch L Dieses selbst beginnt f. 3*b Suc-
cessiones s*co* aplo^ et tp'ra que a saluatorc nVo ad nos —
f. l68*b pceptur' premia merito^. amen. | (r, Maj.) finit liber
undecimus cccPiastice hystorie. | f. 169'a m. s. XI fl (f. 169 ""a
oben klein: Incip cronica ysidori iunioris) Sex^ dieb' ////rerum
omnium creata* summam deus formauit. Primo — f. 169*b
Ptolomeus philometor r • ä xxv- hunc anthiochus superauit.
* Chromatins et Heliodorns de nativ. b. M. v. (Hier. opp. XI, 279 = 20,
369 M.) — 2 Ib. — 3 Ib. XI, 280, c. 2. — * Rufini bist, eccles. 21,
461 M. — ^ Abweicbend von I». VII, 04.
86*
564 ▼• Hartel.
S I 14
(lU n 40 F 5) 20 m. bip. paf . s. XIV ex. 109 foll.
f. l*^a Auszüge über Lactaniius: De his libris dici potert
aliquid hre eos — (r,) Item augustinus | Nimis peruerse se ipsom
amat — | (r.) Ex u^bis iheronimi. | Lactantias quasi qnidam
fluuius — I (r,) Item iheronimus. | Laetantium propter eruditio- '
nem — | f. Pb (r,) Iheronim' ^ in li® de uiris illustrib; ita 8cribit
de lactantio. ! Fimiiauus qui et lactantius amobii discipuli -. ;
Dann CapUeündex von Blich 1, Darauf f. l^a (r.) FirmilBi ■
lactantii diiiina* institutionum adu'sus gentes libri septem. Ib*
cipiunt priraus de falsa religione | Magno ^ et excellenti ingen»
— f. 93*"a qd' ipc j>misit aduo 3seqm: -^ (r.) Firmiani lie-
tantii institutionum diuina» adu^sus gentes liV. septim\ deuiti
bta. Explicit. Augustin' i libro xx- de ciuitate dei: '—NuIIm*
ur negat \\V dubitat — uentura | (r.) Incipit liV lactatii de i»
dei: '— Animaduerti^ sepe donate plurimos — (f. 99'b vd
f. 99 ^b sind viele Lücken mit dem Vermerk am Rande: hie mutt
deest) f. 101 ^a et nüq uereamur iratum | (r,) Explicit liber fr
miani lactantii de ira dei. Incipit lib^ eiusdem de opificio da
uel formatione hominis. | Quam '' minime sim quietus — f. 109't
ad iter Celeste direxerit. | (r,) Explicit liber lactantii de opifiA
dei ul* formatione hois Am : —
S I 16
so B. «6 feil. s. XI. West«.*
Die lIs. ist am Anfange und Ende verstümmelt, durch Bx^
ausreissen, Herausschneiden, Durchstechen aufs iibelste zugeridid.
Die Quaternionenhezeichnungen stehen auf der ersten Seite i^
Quaternionen am unteren Rande, f. 8'a die erste Bezeichnung \^
also sind vier Quaternionen und ein Blatt verloren, f. 1 (von i^
nur ein Streifen erhalten) beginnt: male qoia contra ordineDii.M
f. 1(>^ beginnt B, J3, f. 37»^ B. 14, f. 62'^ B. 15, f. 82^ B.lf$
> Hier, de lür. ill. c. LXXX. — - Lact, inst, I. — ' Aug. de cio. i 1-
XX, c. 30 .II, p. 486 Domb.V — * Lact, de ira dei. — ^ LäcL ^
o\ni. dei.
» Exenipl. t.tb. XXXMI bietet ein Facsimile von fol. 43' Aujrustinn» ^*
oiiütate dei XIV, 7, S — * Augustinus de ciu. dei 1. XII.
Bibliotheca patrani latinornm Hispaniensis. 565
f. lig»^ B. 17, f. 149-^ B. IS, f. 172^ B, 19, f. 191^ Ä 20,
f. 226' J5. 2; — f. 226^ et qd possit esse saltim leuior. Oft
fast gleichzeitige Lesernoten am Rande ^ so f. 89^ non adfirmantis
affectum sed comminaiitis pronuntiatione legendum.
S I 17
20 m. 86 foll. t. IX. Id westg. Schrift.
Am Anfang und Ende verstümmelt. Viel Aussckusspergament.
D&i' Codex hat durch Feuchtigkeit stark gelitten, f. 7^ trägt die
Bezeichnung q vii, also sind mehr als sechs Quateriiionen verloren.
Die citirten Bibelstellen sind in Unciale. f. 1' beginnt abrupt in
der 32. Quaestio ponderunt saeerdotes et dixerunt contamina-
iiitur — schliesst mit der 86, Quaestio (die 86. ist wenigstens die
letzte Rubrik) f. 85* perfecti manibus inueniunt et faciunt (r.)
^'explicit liber de uariis questionib^ aduersus iudeos seu ceteros
infideles uel plerosq; hereticos iudeizantes ex utroq^ testamento
collectis Incipiunt sententie ex libris scoru patrü de predestionc. |
Ea qu^ sei uiri orando perficiunt ita predestiua** sunnt (sie) ut
precib* — f. 86* sed et in patriarchis & prophÄtis.
s m 3
(IV B 1 V G 3) 40 m. 1»6 foll.
Zwei Hss.: 1. s. XIV ex, D Di® de M^, also aus der
Bibliothek des Don Diego de Mendoga, enthaltend Terentius. f. 1 '
Terentii Afri Comedia prima, s. Andria incipit feliciter —
f. 104* faxo aderit | Vos ualete a plaudite Caliopius recensui w |
(r.) Explicit sexta et ultima Comedia Terentii. Da^ NacJisatz-
blatt m. s. XIV (aber älter als der Text des Teienz) enthält Be-
schlüsse eines Rathes in Venedig von a. 1330, welche eine Com-
mune Traguf ^ betreffen.
2. s. XIV T> Di« de M^, enthält Prosper. f. 106 •• Iste
prosper fuit aquitanicus uir eruditissimus — habere | Hec
augustini^ ex sacris epigramata dictis | Cum sacris mentem —
f. 126'' sjS unus alat | Explicit liber prosperi deo grS amen.
^ Trau in Dalmatien. — ^ In epigrammata S. Prosperi ex sententiis
Augustini (Mai auct. class. 5, 386).
;>t.k> ^- Harttl.
nl, m. s. XIV : Pie redet ope enge äurge caro Exemplum vite
nobis dat uita magistra.
T I 7
(II 81 ^, 7) 20 B. bip. pag. 107 foU. s. XV.
I^onis epistolae et sermones. (, l^ unten ein Wappen aus-
geschnitten,
T I 12
to m. bip. pag. 309 foU. s. XIU/XIV.
f. l'a Index der Capitel von Buch 1, f. l'b (r,) Incipit
liber qui uita» patrum dicitur. De eo quod oporteat quietem
cum oiiii febtinatione seetari. Antonius | (sdiw.) Interrogauit ^
quidam abbatem autonium dicens quid custodiens. Gegen doM
Ende aucJi Lieder mit Noten,
z n 2
20 m. iMc. XI ni yid.*
Nicht tcestgothütch, aber in Spanien geschrieben. Hat sehr
bunte Initialen (besonders grosse Flechtmuster im Anfange der
Blicher), auf dem Schmutzblatte Widmung des früheren Besitzers:
Pliiiippo Calholico Regi optimo maximo lohannos Baptittta
Cardona Thcologus episcopus Vicensis hune vetustissimum ac
cmendatiBsimum Gotthorum iudiciorum codicem dat ad regiae
bibliotbecae Ö. Laurentii usum tunc oo • d • xxcv • (Daher aridere
Vermerke: Codice de Cardona und Cardona siglo xi, Nr. 3).
Die das von Homobonv^ bearbeitete Fuero enthaltende Hs. ist
so geschrieben^ dass vielfach ganze oder halbe Seiten frei blieben,
die zu anderen Eintragungen benützt tourden. So findet sidi
f. ü Isidors Biographie Hisidorus uir egregius — uerceundior,
f. 20"^ — 21"* ein Kalender mit Heiligen- Notizen , die nicht aUe
von gleicher Hand eingetragen sind, hinter f. 27 auf zwei leei*en
Blättern von einer Hd. saec. XII ein Exorcismus zur Entdeckung
eines Diebstalds per pauem et caseuiu: D» angio% k archanglo^
d'ö patriiu'carum 7 propbetarum d'ö aplo^ et mfin dcus con-
fcsöorum atque virginum — ita tremescas p virtutcm diii iiri
i
ihn X Qui vivit k r'g. f. 90* (r. Maj.) vcrsiculi domni ysidori
1 Do uitis imtniin lib. V. (73, ööö M.)
' Vgl. Ewald «. 282 uud Exoinpl. tab. XXIX.
Bibliothee» patium Ifttinorom HispaDiensis. 567
de adfinitate vi grad* hominü. | (r. Min.) Aspice ^ pendentes
ex iuris arbore natos. Omnium perpulchra genus indaginum.
Rectaque linea inmobiles manere propinquos. A latcre semper
mascolino cedere gradu. Feminee longius lege manere heredes.
Decreta per euum cessabunt omnium lites. Darauf folgen Ver-
wandtschafUtafeln. Das fuero juzgo enthält xriele Interlinear-
g^ossen und auch grössere glossematische Expositionen einer
zweiten Hand.
f. 265' beginnt bip. pag, ein ziemlich grosses Glossar (gleich-
teiHg und zum Codex gehörig, überschrieben in rothen und blauen
MajuBkdn) incipit glosulam abtam ex libro iudico. | A litteia
. in Omnibus gentib' ideo prior est litterarum pro eo qd ipsa prior
\ nascentibus vocem uainando aperiat. A. de significat locis di-
. vereis. Ab de intelligitur. Ab per ul ex intelligitur in variis
locis. Aa Yox interiectionis est metuentis aut inridentis seu gau-
dentis. — f. 280 'a Zabis. elmus. Zelus. indignatio vel ire (sie).. \
t28l' exorcismus uel benedictiones aque calide. f. 283' (unten)
exorcismum aqu^ frigid^.^ f. 284^ (etwa^ spätere Hd.) Admonitio
i aoguBtini ep'i ad eos qui semper peccant ' semper j) semet
ipeis poenitentiam agunt. Multi * de fr'ib' ul filiis n^ris soUiciti
; 8. utrum oms homo qui in infirmitate poenitentiam accipit si
statim defunctuB fuerit — f. 285^ Qd ipse p^rare dignetur qui
vivit k regnat ds' p om^a scla sclo% am. | f. 285' eine juristische
BttUmmung des Königs Egiga, die noch zum Fuero gehört, f. 287 '
^ m. s. Xin mitten zioischen aue maria gratia plena und audivit
dominus wnd mira divina gi'atie benintas (sie) a sumo celi cardo :
' 6 d umario vicencis canonicis (uiceneus canonicus Ewald) amico
föä« s. XIII), und von anderer gleichzeitiger Hd. folgerndes Liebes-
li^ (bis in die dritte Zeile hinein auch mit seiner Weise versehen) :
Veri* dulcis in tempore florenti stat sub arbore iuliana cu sorore |
dulcis amor qui te charet in tempore fit vilior Ecce florescunt
Afbores | lascive canimt volucres inde tepescut virgines dulcis
Amor, p . qui te Eecce flores | cunt graraina et virgines dät ag-
inioa sumo dolorü carmina dvl | Si viterem qd cupis proscribis
sab exxilio vel pro regis filio dvl.
J Imd. opp. II, 8. — » Vgl. Baist Boletin bist. I, 136; Rozi^re Formules
II, 809, 849—855. — « Aug. (?) sermo 256 (V, 2217). — » Carmina
Burana nr. 121, p. 195.
568 ▼. Hartel. Bibliotkec« painm latiBonai
Codex aureus enaogelionim in. 168 foll. Unter den Cisellen im Prmcktaale der Bibliotkek.
Der für Speyer unter Conrad U. und Heinrich IIl. mit
ausserordentlicher Schönheit hergestellte Codex der EvcmgeUen ist
beschrieben von Knust, S. 820 ^ Ewald, S. 283 ff, und von D. Jose
Maria Escudero de la Peüa (Museo espaüol de antiffuedcide» V, 503),
welcher zugleich ein farbiges Facsimile von f. 3' bietet.
T. Inama- Sternegg. Zur Verfassongsgesch. d. deutsch. Salin, i. Miitelalt. 5C9
Zur Verfassungsgescliichte der deutschen Salinen im
Mittelalter.
Von
Karl Theodor von Inama-Stemegg,
corrosp. Mitgliode der Icais. Akademie der Wiseenschaftt'n.
I.
Ziu den ältesten Aeusserungen eines volkswirthschaftlichen
Lebens auf jetzt deutschem Boden gehört unstreitig die Salz-
gewinnung aus natürlicher Soole. Sie führt uns in Perioden
der Culturgeschichte zurück, welche der historischen Quellen-
forschung überhaupt nicht mehr zugänglich sind, sondern eine
Domäne der prähistorischen Ethnologie bilden. Eine ganze
Culturperiode wird nach den berühmten Hallstätter Funden
benannt, welche sich gerade um die dortigen Salzquellen grup-
piren und keinen Zweifel übrig lassen, dass das Volk, welches
dort wohnte, die köstliche Würze wohl zu schätzen imd zu
nutzen verstand.*
Wenigstens bis in die römische Zeit zurück reicht dann
die Geschichte der Salinen von Reichenhall, Nieder -Hall in
Schwaben, Marsal in Lothringen u. a. in der Zone römisch-
germanischer Colonisation.2 Auch die Deutschen selbst hatten
längst Salzbedürfniss genug, um an den neuen Wohnsitzen, die
sie sich während der Völkerwanderung begründeten, vorhan-
dene Salzquellen nicht ungenutzt zu lassen; entbrannte doch
wiederholt Streit zwischen Hermunduren und Chatten, zwischen
Burgundern und Alamannen wegen ihrer Nutzung.^ Doch ist
* Uober den Hallstätter Salzbergbau vgl. Sacken, Grabfeld von Hall-
stadt. 1868. Mitth. der Central-Commission für Erhaltung der Baudeuk-
male, XIII, N. F. I. Archiv f. Ost. Gesch. 9. 109.
' Vgl. i. A. Koch-Stornfeld, Die deutschon Salzwerke des M.-A. 183G.
' Tacit. Ann. XIII, 57. — Amm. Marc. XXVIII, 5; Mamert. paneg. II.,
17. Uober die älteste Technik der Salzgewinnung Plin., U. n. 31, 7;
Varro De re r. I, 7.
570 ▼. Inama-Sternegg.
der Zustand der Salzgewinnung während der ältesten deutschen
Zeit und selbst unter den Karolingern in der Hauptsache noch
ein sehr unbefriedigender gewesen. Eine überaus zersplitterte,
mit den primitivsten Mitteln der Technik arbeitende, vorwiegend
nur auf localen Verbrauch berechnete Production von Salz aus
Soole der verschiedenartigsten, gewiss auch sehr geringer Grad-
hiiltigkeit musste in der Hauptsache dem Salzbedarf des Volkes
genügen. ^
Nur bei einigen der von altersher bekannten Salzquellen
scheint sich, gestützt auf alte Traditionen der Salinentechnik,
ein etwas voUkommnerer Betrieb selbst in stürmischen Zeiten
erhalten zu haben. Die Salinen von Reichenhall in Baiem,'
Marsal und Vieh in Lothringen reichen schon in der Karolinger-
zeit in ihrer Bedeutung weit über den Kreis ihrer örtlichen
Umgebung hinaus. Aber doch ist von einer ausreichenden Ver-
sorgung der weiten deutschen Gaue von diesen wenigen grös-
seren Hallstätten aus noch lange keine Rede; dazu war doch
auch ihre Production noch viel zu gering und waren die Ver-
kehrsmittel viel zu unentwickelt. Nur an den grossen Haupt-
strassen des Verkehrs wurden von diesen Salinen aus Salz-
nicderlagen eingerichtet und von da aus konnte ein Salzvertrieb
1 Von dor Vielheit kleiner Salzstätten pribt Zeuf^niss Dipl. Otto I. 965 M.
0. D. I., 318: urbem Giuiconstein cum salHUp^ne eins ceterasque urbet
cum Omnibus ad eas pertiuentihus aquis salsis et insulsis. Auch in der
Gegend von Colborg werden viele salzige Quellen erwähnt, welche eine
alte Fassung zeigen, also früher ausgebeutet wurden. Koch-Sternfeld,
Salinen II. 26. Kleine, später ganz verschwundene Salinen werden oft
erwähnt; z. B. Eschbach bei Usingen 773 Cod. Lauresh. III. 88. Hallstadt
bei Bamberg, Mon. Boic. 28 a, n. 71, und von vielen ist nur der Ortsname
übrig geblieben.
2 Die Nachrichten des ludic. Amonis und der Breves notitiae Salzbur-
genses geben sogar für beträchtlich frühere Zeit das Bild einer wohl-
eingerichteten Saline in Kuichonhall. Der Herzog Theodo von Baiem
gab dem Bisthum Salzburg 20 Pfannstätten mit ebensoviel Pfannen
und den dritten Theil des Salzbrunnens, woraus auf einen Gesammtbestand
von CO Pfannen geschlossen werden darf; vgl. H. Peetz, Kiemsee-KlOster
S. 40. Auch die in derselben Quelle verzeichneten Schenkungen dor
8])äteren Agilolfinger und anderer Grundbesitzer beweisen den an-
dauernd geordneten Grossbetrieb dieser Saline. Ueber die lothringischen
Salinen vgl. i. A. neben Calmet*s Histoiro de la Lorraine, Koch in
Zoitöch. f. Bergrecht XV, löU ff.
Zxa YerfftMongagMcbichte der deutschen Salinen im Mittelalter. 571
>er das umliegende Land sich verbreiten. ' Die Hauptmasse
M Volkes aber blieb nach wie vor auf das örtliche Vorkommen
leiner Salzquellen angewiesen und musste wohl auch, wo selbst
iese Gunst versagt war, auf die Würze ihrer Nahrung ganz
rerzichten.
U.
In diese Verhältnisse kam nun während der Periode,
welche zwischen der Karolinger- und der Ilohenstaufenzeit liegt,
in mehrfacher Hinsicht eine gewaltige Veränderung. Zunächst
sind viele Hallstätten, und darunter sehr bedeutende, erst eröflFnet
oder doch zu grösserem Betriebe eingerichtet worden. Dann
bemächtigten sich die grossen Grundhen'schaften auch dieses
Gebiets nationaler Production in immer stärkerem Maasse und
ftlbrten durch ihren Wettbewerb um die Besitz- und Salzbezugs-
rechte an den Salinen eine ausserordentliche Werthsteigerung
der Objecte, aber auch eine ungleich intensivere Benützung
derselben und eine vollkommnere Verthcilung der Producte auf
«ämmtliche Classen des Volkes herbei; auch die königHche
Gewalt erhob früher nicht bekannte Ansprüche an die Salinen
nnd brachte durch die Geltendmachung eines Salzregals die volks-
wirthschaftlichen Interessen an den Salinen in nähere Bezie-
hmig zur Reichsverwaltung; und endlich erwuchs in den mit
dem Salzgewerbe reich gewordenen Bediensteten der Grundherren
eine selbstbewusste Pßlnnerschaft, welche die Angelegenheit der
Salzproduction und des Salzhandels als ihre eigene betrachtend,
Ar die einheitliche innere Organisation der Salinen und für die
Mege der Salinentechnik ma^issgebend wurde.
So erhielt die Organisation des deutschen Salinen wesens
schliesslich ihre für Jahrhunderte maassgebcnde Gestalt durch
^ Zusammenwirken von Kräften, welche theils auf dem Boden
der allgemeinen Gesellschaftsverfassung des deutschen Volkes
^ksam waren, theils aber dem besonderen volkswirthschaft-
' Hierüber gibt insbesondere die unter K. Ludwij;: d. K. aufgezeichnoto
80g. Elaffelstädter ZoUrolle für den Donauverkehr Aufschhiss. LL. III.
•180 f.; vgl. Deutsche Wirthschafts- Gesch. I. 449. Aber auch die grosse
Verkehrsstrasse durch Sachsen nach dem »Südosten des Reiches, welche
Capit. 805 (LL. I. 133.) beschrieben ist, scheint insbesondere auch dem
^alzverkehr gewidmet gewesen zu sein.
fyj^ ▼. Inaina-HterneKg.
liehen Charakter des Productionszweigcs entsprangen; und die
Gleichartigkeit des Entwiekelungsganges, welchen die Verfas-
sungsgeschichte der bedeutenderen deutschen Salinen zeigt, ist
nur ein neuerlicher Hinweis auf die allgemeine Wahrheit, dass
die grossen Gestaltungen und Erfolge der volkswirthschaftlichen
Production immer das Resultat der natürlichen Ellemente des
Productes und der gesellschaftlichen Lebensverhältnisse sind,
unter denen es entsteht und besteht.
Die Chronologie der deutschen Salinen ist allerdings noch
in vielen Punkten sehr unsicher; gar manche auch der bedeu-
tenderen Salinen tritt urkundlich erst in einer Zeit auf, in
welcher sie gewiss schon lange einer geregelten Ausbeutung
unterlag; bei anderen hat sich ein grösserer Betrieb allerdings
verhältnissmilHsig spät eingestellt , während doch anzunehmen
ist, dass sie nicht gleichzeitig erst entdeckt, sondern vielleicht
schon seit Jahrhunderten in primitiver Weise genutzt wurden.
Darüber wird wohl nie eine vollständig gesicherte Kunde zu er-
langen sein; aber soviel steht wenigstens fest, dass von den grossen
Salinen des Mittelalters jedenfalls die bei Salzburg (Reichen-
hall und Halleiii)' und im Salzkammergute (Hallstatt und Aus-
see), dann Kissingen,"^ Wimpfen a. N., Nieder-Hall "^ und Nauheim,
Marsal und Vieh in Lothringen,^ Salzungen,'^ Salzdahlum^ und
Soden a. d. Werra, Werl in Westphalen, Giebichenstein (Halle a.
d. S.), Schönebeck und Frankenhausen schon in der Karolinger-
zeit in geregeltem Hetriobe waren; andere dagegen wie Lüneburg,
Suiza a. d. Ihn, Crb, Friedrichshall, Bruchsal, Hall in Tirol und
in Oberösterrcich, Isclil, Ebensee, dann Schöningen, Salzliebcn-
hall, Oldeslohe, Friedrichshall a. d. Weri'a, Altensalza bei Plauen,
sind in der Folge erst zu bedeutenden Production sstätten heran-
gediehen, wenn gleich ihre Eröffnung und primitive Nutzung
schon in jene ältere Zeit iUllt. Als ganz neue Salinen mit zum
^ Hohr ausführlich darüber Koch-Stomfold, Dio deutschen Balzwerke im
M.-A. 1880. Flurl in dun Denkschriften der bair. Akad. 1809.
2 IJrk. V. «28 in Dronko Trad. Fuld. n. 404, 410, 412.
3 Württoinb. Viortüljahrshofte für Landesgoschichte. 18SI. 8. 231 ff.
* Calmot, Hist4)iro do la Lorraino, 1756. Koch in Zoitsch. f. Bergrecht XV.
ir>«) IT.
* 775 Wenk, Hess. Gesch. U. B. lll. p. 7.
e 888 Eckhart 11. 702. Pfeftiuger, Vitr. ill. UI. 1870.
Zur TerfibSBiingBgescbichte der deutschen Salinen im MitteUlter. 573
Theil alsbald höchst bedeutender Ausbeute treten erst nach der
Karolingerzeit die Salzstätten von Berchtesgaden, Schwäbisch-
Hall/ Salzhemmendorf, Salzgitter,^ Allendorf a. d. Werra, Col-
berg'* und Greifswalde in der Geschichte auf.
Schon durch diese Vermehrung und Erweiterung der
Fundorte — es sind während des 10. — 12. Jahrhunderts etwa
50 Salinen urkundlich nachzuweisen — ist natürlich eine Stei-
gerung der verfügbaren Productionsmengen eingetreten; auch
eine gesteigerte Volksmenge konnte darin nicht blos die alther-
gebrachte Deckung ihres Bedarfs finden; es ward möglich,
damit einem vermehrten durchschnittlichen Salzbedarf des Ein-
zelnen zu genügen,^ der Viehzucht, dem aufblühenden Gewerbe
den werthvollen Hilfsstoff reichlicher zuzuführen und eine
grossartige Versorgung auch entlegener fremder Gebiete mit
deutschem Salze einzuleiten. Gerade dieser letzte Vortheil war
in der Periode vom 10. — 12. Jahrhundert um so grösser, als
die Verkehrsbeziehungen der Deutschen besonders nach dem
Osten nicht mehr gewaltsam unterbrochen wurden und dadurch
ausserordentlich zunahmen, ohne dass doch damals schon die
Concuri'enz der reichen Salzlager von Galizien und Ungarn
zu bemerken wäre.'*
in.
In noch grösserem Maasse aber als diess dm*ch einfache
Vermehrung der Salinen möglich war, vollzog sich in dieser
Periode die Steigerung der Salzgewinnung durch die einschnei-
denden Veränderungen, welche in den Rechtsverhältnissen und
1 Württ. Vierteljahrshefte f. Landesgeschichte, 1881. S. 231 ff.
2 1125 (Marienrod. U. B. 3.)
3 Thietm. chron. IV (cca. 1000) Mon. G. SS. HI. 781 Salsae Colbergensis
ecclesiae.
* In Trier erhielten 1220 von 10 servi in Naturalverpflegung jeder 1 mal-
drum Salz= 1044 Liter. Jura Ep. Trevir. M. Rh. U. B. II. 411 ff.
^ Erst 1136 und 1145 werden die Salzlager von Wieliczka und Bochnia
erwähnt. Cod. dipl. maj. Polon. I. 4. Cod. dipl. Pol. ed. Kzyszcewski II,
2, 587. — 892 verlangt K. Arnulf von den Bulgaren, dass sie den Mährera
kein Salz verkaufen sollen. Ann. Fuld. M. G. I. 408. Nach den loges
portoriae LL. II. 480. bezogen thatHächlich die Mährer ihr Salz auf
Salzach, Inn und Donau.
574 ▼' Inana-Sternef f.
damit auch in der ganzen Organisation des Salinenhetriebs
eintraten.
Zwei Thatsachen sind für diese Entwickelung maassgebend
geworden. Mit der Zunahme geordneter wirthschaftlicher Ver-
hältnisse und dem steigenden Wohlstand der Nation ist aach
das ßedürfniss nach Salz (besonders für gesalzenes Fleisch)' in
ausserordentlich rascher Weise gestiegen. Es entstand ein volb-
wirthschaftliches Interesse an den Salinen, wie es die frühere
Zeit nicht gekannt hatte. Die Sicherung des Salzbezugs wurde
eine der hervorragendsten wirthschaftlichen Angelegenheites,
vorab fiir die Grossgrundbesitzer, welche den eigenen Haashilt,
ihre zahlreiche Dienerschaft, wohl auch die hörige vom Herren-
hofe abhängige Bevölkerung damit in geregelter Weise versehen
wollten ^ Und da sich das auf dem Wege des Handels eben
so wenig sicher erreichen liess als die Gunst der Natur hieftr
zu erzwingen war, so blieb es für den grossen Haushalt der
Grundherren eine Angelegenheit von grosser Wichtigkeit, sich
an einer bestehenden Saline entweder Besitzrechte oder wenig-
stens vertragsmässige Salzbezugsrechte zu erwerben.
Allen voran waren die Stifte und Klöster bestrebt, schon
im Interesse ihres grossen Haushalts, aber doch auch wegen
der Renten, in den Besitz von Siedehäusem und Pfannen «n |
kommen: es wird keine bedeutende Saline gefunden werden»
an der nicht solcher Klosterbesitz bestand; Salinen wie Reichet'
hall, Marsal, Vieh zählten solcher ]V[itbesitzer eine ganze Meng^i
selbst weit entlegene Klöster participirten noch an dem Sa^'
nutzen dieser Salinen. Aber auch weltliche Herren haben seb^^
frühzeitig Antheile an königlichen oder anderen Salinen
' M.in denke \n die sulcia und ninsaltus in den Wirthschafisvorachri^ "^
Karls d. Gr., Cap. de vill. 34. Doch ist noch in dem Verzeiohniss ^
tüjrlichen N.nhninjßrsbedart's der kr»ni|:lichen Hofhaltung beim Ann. S-^^
908, S8. VI. S. 622 das Sali nicht besonders grenannt Die Schinl^:^
abgraben werden in den spateren l'rbarien immer regelmissifror. U*
die Aufnahme und rasche Verbreitung des Häringverbraachs seit
10. Jahrb. vgl. Hehn. Salz S. 69.
' Vgl. z. B. die Salzbeiuge der serri in Jura, Ep. Trevir. M. Rh. ü. B.
441 f. Auch die in Salzburger Urkunden häufig« Widmung von
l>ezügen in usum pau^^emm wird hieher zu beziehen sein; s. B. 11
M. Boic. 29, a 2S4.
Zar YttflMSiiDgigMehlchte der deutschen SAlinen in Mittelalter. 575
kalten^ wenn gleich die Urkunden begreiflicherweise seltener da-
m sprechen. ^
Die so entstehende Concurrenz um Brunnenantheile, um
Jrnndstücke die zur Anlage von Siedehäusem geeignet waren,
im Pfannen und Salzgüter mit festen Salzbezugsrcehten machte
CMch die einzelnen Salinenbestandtheile zu werthvollen Tausch-
»bjecten; die Herren der Saline sahen sich selbst veranlasst
ihr Tursprttnglich ungetheiltes Eigenthum an der Saline in eine
Reibe einzelner Berechtigungen aufzulösen, mit deren Ver-
^tong so manches andere werthvolle Gut erkauft oder die
Qimst der Mächtigen zu erwerben oder das Gebet der Mönche
n nehem war. Wem es aber glückte in der einen oder an-
doen Form den Salzberechtigten zugezählt zu werden, der
miuste darauf bedacht sein, dieses werthvolle Recht nun auch
entsprechend zu nutzen, die Intensität des Salinenbetriebs
ebenso zu steigern, wie derselbe in dieser Periode extensiv zu-
genommen hat. 2
IV.
Von ungleich geringerem Einfluss, wenn auch nicht ganz
ohne Bedeutung für die Entwickelung der Salinen waren so-
äann die seit dem 12. Jahrhundert deutlich hervortretenden,
•ber auch früher schon in einzelnen Spuren erkennbaren Rc-
galitätsansprüche auf die Salinen. ^
' Weltliche Grundherren als Salzbegüterte in Reichenhall schon Brev. Not.
XIV. 20: Egilolf nobilis dedit tertiam partem hereditatis suae quam
fctbuit in Salinis. ib. XIV, 49: Joh. vir nobilis dedit de proprio suo in
^> in harena . . . Wichker filins eiusdem dedit in eadem . . Salinis
toUm portionem. Hugo clericns simil. 1163, Arch. f. öst. Gesch. VHI,
^7, Perthold V. Andechs. — Liber mirac. 8. Adalh. c. 4. M. G. SS. IV.
^7: Herimannns dux Sueviae predium ad conficiendum sal utile sitnm
^del. ad oppidum Marsile dedit monasterio Salsense. Im Urbar des
^fafen von Falkenstein erscheinen nur Salzbezugsrechte (in Snmma
^ "^mas aus der Salzachgegend). In Lüneburg z. B. die Grafen von
Wolpo 1205—1221 Besitzer von Pfannen.
^»ta Joh. Gorz. M. G. S. IV. 362: c. 89. Ngc alia erant ei rerum tem-
P^'^lium Incra . . . salinas, quae una tantum parte regionis ipsius, Vicus
'»»cittir, habentnr, extruere, ut in loco eodem plures quam dicunt patellas,
I^^itxi ex integro cum ipsis sedibus emtas, partimque iuris monasterii
^'^'^t, reparatus multo usui imposterum profuturas paraverit.
' ^^rüber i. A. zutreffend Waitz, Verf. Gesch. VUI, S. 272. Die Ansicht
^^^ Arndt, Bergregal, als sei das Salzregal von jeher von den deutschen
Wohl hsiiUr fla> lit''u'\t fiiw* Anzalil If^d^fat^nder Sftfinen
im IjAitf*', th'T SiihrhnuAi'.rXtz i\ut\\A Bi»tliijia«?m und Retebimbteien
alü Tcuiftttr Allen üb^^rlaHM^n/ thffiln alh IV^n^fieien mit dem Orond-
\H'M\iz, auf d^rtii Hi#; «ir-li U;fand<;n, an Grafen and Hcnren rer-
iMflien;^ aU^r iuinierhin l>efanden hicli aneli grcntne Halinen
nor^h im ei^«;ritliir|jen K^^iehft^^te oiiftr im Besitz jener Fürsten,
welche die volle Territ/irialhoheit Hchon zu jener Zeit besasseo.'
In dem <;inen wie in dem anderen Falle ist das fij»kali«cbe
luU'mnnfi an den Salinen aueh ohne jeden Gedanken der Re-
^alitüt yuUtr/AM zn verwirkliehen geweiKm. Infiofeme Salinen
nieh auf Ki^ich^doniänen befanden, int die Wahl der Betriebs-
form und dan MaaMM fremder lk;rechti^in^ überhaupt durch
fiMkaÜHehe Krwä^un^en einneitig zu heMtimmen gewesen; nnd
iimlieMondere blieb die FeHt«etzung der Abgaben, welche ftr
Nutzung der Saline zu entrichten waren, immer in der Hand
den Territ^irialherrn. *
Aber aueli da, wo urHprünglieh königliche Salinen durch
At'te, der Verleihung an geJHtliche oder weltliche Herren tiber-
giiigen oder auf I^;neficial- und LehenHbcHitz neu entstanden,
K/}iii((#Mi f(f)übi, mt wiulor qiiclloninHiMip^ begründet noch sonst motivirt.
V((l. riKÜno Anzeii^n in HybfO» Zoitscbrift N. F. XII, 522.
< Kr» K. H, Karl d. (ir. Knlxiinfiren an IlerKfeld (Wenk, U. B. III. 7), Lad-
wt(( d. Fr. HodfMifeld a. d. Woser an Corvoy (Wilnianns, Kaiserurk. I. 42),
hiidwiff d. K. JXlrrenber^ bcM Snlzbiiri^ an das Hochstift (luv. Anh. 120),
()tt4i I. Coniado an das Kloster Leno (M. (ii. D. 1. 330), Giebichen-
Ntein an H. Moriss in Magdeburg (M. G. D. I. 318), Conrad II. Wester-
kotten an Paderborn (Heibertz, II. ß. I. n. 24), Heinrich IV. Orb an
Main/. ((Juden I. 24).
^ Ho y,. ji. Ludwig d. 1). in Ainplithi dem comos Hanzleibs (Wilmanns I.
p. «3); Arnulf in Dolhani dem Grafen Odo (Wil. I. 216); Heinr. II.
in Adinont dem coines Wilhelm (Htoir. U. H. I. 45); Heinr. IV. in Suiza
dem Pfalzgrafen Friedrich (Buder 429).
^ H13 Ludwig d. l). in Mediano nostro sivo Marsallo (Sch^pflin, Als. I.
HO); 973 Otto 1. iuris nostri salinam, quam vulgo Hai vocant (M. G. D.
I. 5K1); 1010 lleinr. H. in Admont terciam partem salinae nostrae, sicut
illam in usibus noMtris habuimus (Steier. IJ. H. I. 45). — Heinrich der
Lüwe im ])(mitz von Ldneburg; die Pommer^schen FUrsten im 12. Jahrb.
Kigenthdnier der Salinen in Colberg und Greifswalde s. Cod. Pomm.
Dipl. I. 5 4, 70, HO, u. n.
^ Als Nolcher orllUst der Rrzbischof von Magdeburg (Magd. Reg. 1145, p. 477)
mit Zustimmung des Salzgrnfen allen ihm von einer Salzquelle zuste-
liiMulou Zins.
Zur Verfassungsgeschichie der deutschen SaÜDen im Mittelalter. 577
ist auch ohne Regalität im späteren Sinne der Fiskus noch
immer in der Lage gewesen, seinen Interessen an der Sah'ne
Geltung zu verschaflFen. Die Kaiser haben sich wenigstens im
9. — 12. Jahrhundert noch entschieden als die Eigenthümer
der Temporaliengüter der Reichskirchen und Abteien gefühlt,*
und nicht minder ist, trotz der inzwischen verallgemeinerten
Erblichkeit der Beneficien die Idee des Obereigenthums des
Lehensherrn lebendig gewesen.
Daraus aber ward nicht nur ein Abgabenrecht und,, wenig-
stens in gewissen Schranken, eine factische Einmischung der
Reichsverwaltung, wenigstens unter starken Herrschern, in die
WirthschaftsfÜhrung auf Reichskirchen- und königlichem Bene-
ficialgut abgeleitet;^ es konnte die Eröffnung von Salinen auf
solch übertragenem Besitz auch sehr wohl als ein Fall ange-
sehen werden, welcher über das dem Belehnten verliehene Recht
hinausging und daher nur dem Kaiser als Obereigenthümer,
als Herrn des Reichsguts oder Regalherrn zustand. Schon um
sich die Früchte einer solchen Salzstätte zu sichern, musste
dem Vasallen daran liegen, eine besondere Bestätigung der
Saline zu erhalten, damit nun auch diese als ein Bestandtheil
seines Lehenguts ausdrücklich anerkannt war. Und das gleiche
galt von allen späteren Erwerbungen, wenigstens wenn sie dem
Lehen durch Auftragung hinzugefügt wurden und nicht aus-
drücklich als Allod verblieben.^
^ Ficker, Eigenthum am Reichskirchengute, in den Sitzongsbericliten der
Wiener Akademie, Bd. LXXII.
2 ;^ür die ältere Zeit vgl. die Nachweise in Deutsch. Wirthsch. Gesch. I.
481. — 907 Juvav. 120 Ludwig d. K. gibt an Salzburg partem Salzburg-
hofen cum omnibus ceusibus in Hai et extra Ual in salina et extra
salinam. 931 Otto I. 947 M. G. D. I. 194 bestätigt in Mediano vico
den Tausch einer Pfannstätte. Otto II. 973 M. G. D. I. 684 in Reichen-
hall. Insbesondere aber Verfügungen wie Heinr. II. 1007 M. Boic. 28 a,
372, Friedrich I. 1170 (Abteufung eines Brunnenschachtes) in Reichen-
hall, dessen Saline doch längst zu den Temporalien des Hochstiftes Salz-
burg gehörte.
3 953 M. G. D. I. 242 Otto I. bestätigt fideli nostro R. in legitimum con-
cambium . . . dimidiam partem areae in Brachowa ubi sal coquitur. —
1016 Steierm. U. B. I. 45: Heinr. II. verleiht Wilhelme comiti nebst
dem Drittel der königlichen Saline zu Admont omnes fodinae>cuiuscumque
metalli et salinae quae in suis bonis reperiuntur, usibus eorum subia-
ceant; 1064 Buder 429 Heinr. IV. dem Pfalzgrafen Friedrich in loco
SiUnn^sber. d. phil.-hist. Cl. CXI. Bd. 1. Hfl. 37
578 ▼. InftTDA-Stemegg.
In solcher Weise erklären sich sowohl die an den könig-
lichen Fiskus oder an den Territorialherm von Privatsalinen
zu entrichtenden Abgaben/ wie die wiederholt vorkommende
Einmischung der Territorial-Gewalt in Salinen, welche längst
in den Besitz Anderer übergegangen waren ;'^ aber auch die
königlichen Ermächtigungen zur Eröffnung von Salinen auf
dem eigenen Besitz von Grundhen'cn, die im Lehens Verhältnis«
zu Kaiser und Reich standen. Und wenn wir bedenken, dass
um die Mitte des 12. Jahrhunderts die Lehensverfassung im
deutschen Reiche doch schon zu vollster Entwickelung ge-
kommen war, so nimmt es nicht mehr Wunder, wenn nun
auch hier der Gedanke der Regalität sich geltend machte, der
in England, in Frankreich wie in Italien inzwischen schon
zum Durchbruch gekommen war. Die gesteigerte Bedeutung,
welche inzwischen die Salinen erlangt hatten, war natürlich
nur geeignet der Rcichsvcrwaltung die Regalität der Salinen
begehren 8 werther zu machen, da sich dadurch nicht zu unter-
schätzender Einfluss und ergiebige Einnahmsquellen erschliessen
Hessen. So ist schliesslich mehr von einer Beförderung des Re-
galitätsgedankens durch die Entwickelung der Salinen, als von
einer Beförderung des Salinenwesens durch die Entwickelung
der Regalität zu sprechen.
Doch wird nicht zu übersehen sein, dass auch das letztere
nicht ganz fehlte, insofeme die Reichsverwaltung nun doch
auch ein näheres Interesse an dem Gedeihen der Salinen hatte
und den Salinenherren durch den zu erwartenden Reichschutz
eine grössere Sicherheit ihres Besitzes aus der Beziehimg zur
Reichsgcwalt erwachsen konnte. •'^
hereditatis suao Salza dicto . . cocturam salis ibi fieri conceBBiinus ter-
tiamque parteni salis quo nos attigit in proprium dedinms.
I Hiolier dllrfton insbesondere jene Stellen zu beziehen sein, in welchen
eine Abgabe von Salinen an den König erscheint, ohne dass ein spe-
ciellor Erworbungstitel ersichtlich wäre; vgl. Waitz, V. G. VIII, 272.
' Vfjl. die Anmerkung 2 auf der vorigen Seite. Noch 1273 lässt der Her-
zog von Braunschweig in LHnoburg einen neuen Salzbrunnen graben. Als
Organ für die Beaufsichtigung der Salinen lässt sich der prefectus Hai-
lensium auffassen, welcher in Halle a. S. die Zinsen, Rechte und Zölle
einzutreiben hatte; 1145 Reg. Magd., p. 477.
' Wenig klar, aber doch gewiss in Beziehung zu dem administrativen
und Hskalischen Interesse dos Territorialherm an den Salinen ist das
ir VaifunaiigtgHihlehU d*r dotackni S
Diese ZUge der Uusscren Geschichte des dcutechen Salinen- '
wesena werden wesentlich bestirainter hen'ortrcten, wenn wir zu- i
gleich auf die innere Entwickelnng achten, welche die deutschen
Salinen in der Zeit vom 9. — 12. Jahrhundert durchgemacht
haben. Die auf eigenthUmlicben technischen Grundlagen he-
rahende innere Verfassung der Salinen ist der Schlftasel för |
die an8geprilgten Eigentliüralichkeitcn dieses Gehiets der natio-
nalen Production.
Soweit wir uns die Betriebsorganisation der Salinen ans
den urkundlichen Nachrichten klar zu machen vermögen, er- j
scheint dieselbe sehr gleichartig in den verschiedensten Ge- \
genden und scheint sich aiich sehr lange Zeit hindurch unver- 1
ändert erhalten zu haben.
Das eigentliche Nutzungsobject der Saline, die Salzquelle, der
Salzbrunnen, bedurfte je nach seiner natlirlichen Lage und Be-
schaffenheit mehr oder weniger technischer Anlagen um sicher und
in geregelter Weise genutzt werden zu können. Es sind hiezutheils
unterirdische Bauten (Sclittchte,' Kanille), theils Schöpfwerke ' und
Amt des HallgTufen, ilns bosondsTs in dem bnirisclien Snlinengoliiete
bedoutsnnn auftritl; M. Brno. n. iSI}: bnlf^STe de Alile; ib. 386 hall-
grave. IX. 3gO. come« Hnllensium, HaUeoKin. Aber bucIi in Hnlle a.
0 dar praefeulas Haltenaium seine Znstimiiiuiig r.uT VerSiiwerung
^Mi PUbHleiakUnften an der Saline gil)t, aIbo wulil st^lbiit Antheil daran
eEeg.Magd.p,477.B. vorige S. A.ä— WaiW,V.G.VU.6*; Vm.274.
B Tnid. Wixc, n. 313; locnm ad sal faciendnm una cum aewa vel
itruDta cum portu cum cftMitit eKtatili (in Marsal). — IITO—
EflBO ib. p. 303: furcam ad [iDteum bimrientem et cniuileni capiialem.
:. Arn. I, 3: tartiam portem de putntorio quod barbarice dioitnr
I. Ancb Br. nrit. n, 5. Ind. Am. Y, ü. iinum piitiAtorium inte^um,
niod vnlgAriter diciCnr gnlgo. Audi Br. mit. XI, 3. Dar Ausdruck Oalgea
I Schöpfwerk büuüg in SaUbnrger Urkunden des ID.— 12. Jalirli. x. B.
i/t aquse in Wazimnnnagalt^en ; fi nndenne partes in galgo qui einlefteiUr
nuncupatur (U. Boic. ni. ^35) a. C. Aelinlich Svlirut: ib. S octaviut par-
te« in aucre q. v. Hnnteapninacbrot. Reg. Prüm, 893, H. Rh. V. B., I.
i 106: eyconia vel RtadiTa douiinica id est Intna tibi atsl quaniln nqnain
ibtnrit (Hoyenvic in Lolhrinpen), Gtllervorxeichuiss der Abtei Metinch
(10.— 12. Jnbrh.) M. Rb. V. B. B. 341: faron el dewipor dependena li-
fpinm quod vooatnr aweiiigl ad puteiini Balis in Wich (Moyenvip in I.oth-
I
580 ▼. Inftma-Sternegg.
Schopfstellen ^ angelegt, deren Herstellung und Instandhaltung
schon immerhin eine Capitalsinvestition bildeten.
Die Salzquelle war entweder schon von Natur aus in
mehrere Arme getheilt oder sie wurde künstlich zu mehreren
Auslaufstellen ' (Brunnen) geleitet und dementsprechend war
auch die Zahl und Grösse der Schöpfwerke verschieden, aus
welchen die Soole in die Siedehäuser geleitet oder getragen
wurde.
Wo immer dann eine Salzquelle sich ergiebig genug er-
wies, um einen geregelten Beti'ieb zuzulassen, da gewann
damit das ganze umliegende Gebiet alsbald ganz beträchtlich
an ökonomischer Bedeutung als Sicherungsrayon der Quellen,
als Standort der Werksanlagen, Ladeplatz für die Salztrans-
porte ^ und als Marktplatz für den Salzhandel.
Im weiten Umkreise um die Salzbrunnen lagen auf dem
zur Saline gehörigen Boden (area)^ die Siedehäuser (Kothen,*
Oefen, sessa, culmina, fornaces, panstal), zumeist wohl aus Holz
erbaute Hütten. Schon wegen des hohen Werthes der von ihnen
beanspruchten Grundfläche und wegen der baulichen Anlage
bildeten sie wieder für sich ein selbständiges Vermögensobject,
dessen Werth überdies noch durch das natürliche Monopol
der Lage und die rasch wachsende Concurrenz der cigent-
« 1117. U. B. o. d. E. II. If)!: pontem Pmiiln (in Roichenhall). Pon»,
Scböpfstelle, wird in Salzburger Urkunden auch häuüg als Brett be-
zeichnet; z. B. Willebrett, Wizmannsbrett, Hungersbrett, TekkendorfiT-
brett u. 8. w.
' 776—79 Dronke 43 (echt?) in quo loco . . habundantesque fontes salis
habemus. 918 (Koch-Sternf. IL 269 ff), curtem Villac cum salinaruni
fontibus. — 1005 M. Rh. U. B. I. 336: puteos 8 in Celeiris. — 1004
Guden I. 24: predium cum salinarum fontibus. In Reichenhall führton
die einzelnen Brunnen eigene Namen z. B. lapideus, caninus pnteus,
Ouringer, Schrott, im Stein, Werganter, Schiber, Biborstätt, Santhinger.
Salz. Salbuch passim.
3 Cum sartaginibns . . . ac locis onustariis (ubi carrae aut naves oneran-
tur sale). Meich. I. 219.
* 963 M. G. Dipl. I. 262: Vi part. areae in B. ubi aal coquitur. — 1137
Wenk? puteum 1 salis cum area sua.
^ 1160 Wigand Arch. III. 167: 1 domus ad manendum et 3 ad sal co-
quendum.
Zn rtrtM*iu)g*gue1i«ktf in IntKlH MImd la HIHalalUr. 5^1
ichen Salzprotlucenten, der Sioder, sich noch betrüciitlicb
^steigerte.
Jedes Siedßhiius war für eine oder mehrere Pfannen (pa-
tellae, frixoria)' angelegt, welche mit iliren Heizungen und den
etwaigen ZulcitungBrühren' den letzten, wichtigen Theil der
gesammtcn Werksantagen dor Saline bildeten.
Mindeetena ebenso wichtig aber wie dieser technische
Apparat war für jede Pfanne die Sicherstellnng des Bezugs
genügender Soolc'' aus dem Salzbrunnen, sowie des ausreichenden
Fewernngsmaterials für die Heizung, des Holzes für die Salz-
kiifen, ' iu welchen die Versendung des fertigen Products erfolgte
md schliesslich auch der Arbeitskrilfte zur Bedienung der
[wizen Anlage.
Weder das eine noch das andere war aber kUuflicli oder
hlrch freien Vertrag jederzeit zu erlangen; vielmehr muaste
Bestreben darauf gerichtet sein, die fUr jede Siedekothe
■ QleichBahl der Siedeliitascr und Ffnniion: lud, Aru. 1, 3: furn.-iceH äO
et totidem pntallas. — 1190 M. ßh, V. B. U. 1S4: 2 patelln^ el sescoB
oanini. Dagegen in Vieh Reg. Pnini. 11 : iScinaa 2 id est oassH 2, in qua
snnt ine 3 que vntgo nuni^upanlar patelle; in Colberg: 1182 Cod. Pom.
Dipl. 1. IST domus ad 4 «irta^nes. 1M2 Jnng sjMog. doo. pro anl.
LuuBbiirg. p. 78: 3 IIÄuser m Je 3 Pfannen. Ueberhaopt tritt in apil-
lerer Zeit die Teuilenx licrvor, die Siedehäuser xu vergrDaaem, womit
die Bemerknug von Peetz KiemseeklUater 40 stimmt, dnw In Folge
iMliniBcher VerbesHeningen die notoriactie Abnalime dor SiedeliüuBer
(ia Reich enlitill) nur die Concentrstion des Betriebs, nicht degsen Ab-
nähme beweist.
• 789 Trnd. Wis«. n. 213; ad anl faciendum una cum aeasu vel oFlicinA
cotutructa cnm parta cnm canalia eatnlili et omnibus utensüibus ad
ratioiiem ueceaaitatia hniusmodi perlinentibua, 1046 C»d. Juv. 250; fer-
venteoi patellam. 1066. äteiet, U. B. I. 8G: fi aartngines cum Biii» appit-
rahbus. — 1067 Stumpf 11. 75: apud Haliniu faldarias 2,
' 1017. M. B. VI. 16B; 1 aiaorem, ubi 2 parle^s in coiineudo saie reci-
piomus. 1179 Dreyhaupt I. 724: tautam portionem de puteo Baliuanim,
nt ad coqueudum salem 4 inde paane inatniantur.
> 969. M. 0. D. I. 2B2 in eiatina cnrtilia cum patellU patellarnmqae locis
enm Torestu. 1130 Steier. U. B. 1. 138: Mirtaginem 1, parlemqiie allodii
et silvae ad aandem sartn^nem pertinenteui. IlSli ib. I. Ili7: wltibuB
eicisi» ad nliurum quorumliliet Bartagiaea depatstis. 11S4 ib. 389:
patellam snlis et niaxirnatn partem adjacenlia nemaria. Ib.: patellas e
»ilinas H[ivid lliklle i'um aupa ot foreatum.
582 T. Inama^Sterne^f.
oder Pfanne benöthigte Soole und ebenso den Wald und die
Verfügung über Knechte ' nebst deren Ausstattung mit Bauern-
gütchen für den Lebensunterhalt als Pertinenzen der technischen
Anlage dauernd zu erwerben.^
So bildete schliesslich jede Saline mit ihren baulichen und
Werksanlagen, ihrem Haus-, Feld- und Waldbesitz einen weiten
Complex von Gütern, ein Gemeinwesen ganz eigener Art.
VI.
Die Eigen thumsverhältnisse an einer solchen Saline waren
sehr vielseitig, wenn auch allenthalben in auffallend ähnlicher
Weise geregelt. Sehen wir ab von Regalitätsansprüchen der
deutschen Könige, welche wenigstens vor dem 12. Jahrhunderte
noch nicht deutlich hervortreten, so war die Salzquelle selbst
mit dem umliegenden Gebiet unzweifelhaft immer zunächst im
Eigenthume des Grundherrn und zwar, anfänglich wenigsten«,
wohl ebenso wie Süsswasserbrunnen als Pertinenz des Guteß
betrachtet.^
^ Ind. Arn. II. 5: fornaciiun loca 20 cum pateUis et servitoribiu 8ais.Br.
Not. lY, 6: ad salinas loc« fomacium 9 com servis illuc pertinenüboi
Ib. IX, G: ad salinas dedit (Odllo dux) Lantonem cum fratribos tm f^ ,
loca fomacium 4 cum patellis et Vitalem cum omni possessione soi-
Ib. XIV, 50 in Sal. jugera 3 et fomacium 1 ac mancipia 7. 776—^^ |
Drouke 43 (echt?) ofticinas 8alis cum singnlis patellis et mancipüs *^
hoc oflicium deputati:$. S40 Wilmanus I. p. 83 mansum dominic^m co^
s^iliuarlis. — 898 Meich. la, 147: in .«ialina sal quod a servis redimato^*
891 Salz. Salb, in salina patellam cum servis. — 961 M. G. Dipl. *■'
318: urbem Giuiconstein cum salsugine, mancipüs. — 988 — 1100 luv. Ai>*^
294: locum patellae cum 5 mancipüs — 2 loca patellarum et 2 chan»^^
sidili, uuum septum et mancipia 12.
- Ausser den Stellen S. 581 Anm. 4 sind noch hieher zu beziehen: Ind
VII, 6: fornaces 9, tros sunt vestitas, et 6 apsas. 959 M. G. D. I. 2
in salina curtilia cum |vitellis patellarumque loci.s cum foresto. 973
I. 584 usum proprietatis concessimus cum utriusque sexus manci
aetliticiis torris cultis et incultis, sartaginibus, locisque sartaginum, 1
onuytarüs uiteuendiu (?> censalibus. 1137 U. B. o. d. E. II. 179: pal
cum 1 curtili in ipsa villa (Halle) et 6 cnrtilibus in silvestribus Üd
tle quibus li|rna persolvuntur ad ipsam {>atellam.
^ 901 M. G. I>. I. 318 urbes cum omnibus ad eas pertinentibus
salsis et iiisuUis, u. 5. 902 M. G. D. I. 344 salinae . . et omnia o
58»
Es ist anzunehmen, dass in allen deutscliea Gauen in der
■raten Zeit ilirer Cultur zahlreicho Snlzquelleii von den Urimd-
lerren als ausschlieBslich Berechtigten in einfach st er Weise
r^^enutzt wurden, wenn wir auch nur vereinzelte Nachweise
hiefUr besitzen. Auch in der Zeit, in welcher an manclien Sa-
linen schon ein Grosabctrieb eingerichtet war, ist die Vorwtellung,
dasB die Salzquelle Pertinenz der Gruiidherrschaft ist, keines-
•regs liberwunden,' nnd soweit nicht besondere technische An-
iind organisatorische Einrichtungen getroffen waren, um
3ie Quelle in grösserem Stile zu nutzen, verfügen auch noch
nmer einzeliio Grundherren als solche ausachliesslich über die
Ünerhalb ihres Grundbesitzes vorhandenen Salzquellen.^ Hatte
her erst einmal die Gilte einer Quelle und der Bogehr nach
:em Product den Grundherrn veranlasst, der Fassung und
len Auslaiüstellen ( Brunnen ) eine gewi&se Sorgfalt zuzu-
wenden, und bleibende Anlagen hiefilr, so wie für Siede ■
und Pfannen zu machen, so vcrselbstiludigte sich als-
Mdd die ökonomiaehe Bedeutung der Saline und wurde
lamit auch zu einem selbständigen Object des Eigentbums<
echts ; '■' diese frühzeitig erlangte ökonomische Bedeutung
irklärt es denn auch , daes die Salzquellen als besonders
richtige Pertinenzen des Bodens so häufig speciell hervqr-
[ehoben werden.
In wie weit nun die grösseren deutschen Salinen in frll-
ieBt«r Zeit etwa in dem ungetheilten Eigenthume der Grund-
qiiaa Slci vel nominari pniuuat, als» gloicU Rnderu PeilineaEeu des Gruo'
dea ttufgeiabh.
' lOlS Stoier. U, B. I, 4G oinneR fodinae cuiasoiinique metalli et saliiine
quae iu bdis bonis roperiuntiir, — 1037 SelberC, U. B. I, d. 'ü; aalina
WeBlerkotlA geliflrt xu der villa re^a Erwitte. lUUl üudeo I. 21: pre-
diiiiQ CDD saliuarntD ioatibus. 11^5 V. ß. o, d, E. II, ISO wird em Ge-
biet geachenkt et Kulina i|une in ipso est. Waitera BeUptele aua der
Perioda der Kegalicüt häufig; t. B. llifi ilObiuur reg-, p. H'-i: re^le
iui luetolloruni et omuiuui Ealiuiiruin iufra liuea raonaaterii.
> l£äl M. Eh. II. B. 111. 149 Abt und Ciipitel von Metlnch cnntnlemut
fontem Balis situoi ia ort« bospitnlia M.
> So ersobeinea die BiachCfe von Bamberg all dumini na patruni fuudi
io Beichenhall. Iäl9 Friedr. II. fontas salinarum ... in fundia Uurodi-
tarii palrinionii epiacopi cunlulimu» jure feudi. Ried I. '■
584 ▼• loftma-Steroef f.
herren standen, das ist allerdings nicht zu sagen. Soweit die
Urkunden und Chronisten sprechen, ist wenigstens die Errich-
tung von Siedehäusern und der Betrieb der Pfannen »chm
filihzeitig nicht mehr ausschliesslich von dem Herrn der Sib-
quelle erfolgt. Und da mit der abnehmenden Neigung der
deutschen Könige wie der grossen Grundherren fiberliaupt,
Eigenbetrieb auf ihren Gütern zu halten, auch der Salinenbe-
trieb ihnen immer weniger zusagte, so bürgerte sich allmilig
immer mehr die Theilung des SaUneneigenthums ein. Zu-
nächst blieb der Gnmdherr Eigenthümer der Quelle und
ihrer Anlagen, veräusserte aber Theile des umliegenden Ge-
bietes mit bestehenden Siedehäusern und Pfannen oder mit
der Ermächtigung für die Erwerber, Siedehäuser auf demBelbei
und Pfannen in diesen zu errichten. Und gleichzeitig gingei
auch Feld- und Waldgüter, die entweder schon firüher zur Si-
line gehörten oder nun in ihren Dienst gestellt wurden, tt
Fremde über.'
Aber auch die Erwerber von Salinengrundstüeken und
Siedehäusern waren zumeist begüterte Grundbesitzer, die ih» '■
seits solchen Erwerb mehr als Capitalsanlage denn als Gewerbe
zu nutzen gesonnen waren, mehr den sicheren Salzbezug und
den Aniheil an der steigenden Bodenrente, als den Unter-
nehmergewinn im Auge hatten.^ Sie stellten daher gerne ihre
Siedokothon und Pfannen weiterhin solchen Personen zur Ver-
tilgung, welche nun eigentlich das Gewerbe der Salzsiederei
ausüben wollton. Gegen bestimmten Zins konnten diese Amb
Recht erwerben in den Siedehäusem Pfannen und Heizungen
* Vgl. insbes. die n^iohen Vergabungen von fomaces und patelUe dei
baieriiiohon Herxojre in Keichenhall. Ind. Am. Brev. Not. pas^« ^*^'
>f. IV Vin. S an Beuediktbeuem $,iHnas quasdam vel 5 loca »d con^^c-
tionem sali*. 7i9 Trad. VTizz. n. ^13 Theodorich IV. in Marsal *A «J
faoiendum una cuni sesso vel otücina c»>nstructa, s. a. die AnO*- *'
S. ;»Tt^. In sjvatoivr Zeit findet sich die Einräumung von Grundst^^
im Salinenrayon runi Zwecke der Anlage von Siedehäusem hS**^^
r.. R 1170 IV mm. U. B. L 70 gestattet Casimir den slavischex»
ohon ^viuieni» ^ sart. iu Clu^l*^l»erge ad u^um salis.
- nxH*h tiiulet sich vervinreU wohl auch der entgegengesetxte Vc^*
^-^r Bischoi v.>u ^|»eier «^^i: ;ll. Jahrh.1 die Saline in der Vorsta
thsal <u seiner Kammer ein.
Ear T«rflimnt<gnrJit<Ato fcr ti
B Im »llcliilUr.
585
I benutzen' oder auch neu anzulegen; sie bildeten im ersten
Falle ein Paehtobjoct, im andern aber waren sie nattlrlicb auch
im Eigenthiime der 8icdor: und ebenso gingen die fUr den
Salinenbctrieb nöthigen Feld- und Waldgüter in die Nutz-
uesäung oder in diia Ei gen th um solcher Pftlnner über.' An
ter Salzquelle aber, die zunächst noch immer im Eigenthume
Les ursprünglichen Herrn der ganzen Saline blieb, erwarben
Kaunäcliat die Kotheu besitzer, dann aber auch die Pfitnner be-
l:Btimmte Nutzungsrechte, sei es nun die ausEchlieealiche Nutzung
■ bestimmten AuBlaufstoUo (eines Brunnen) oder das Recht
»usschliesslichc Nutzung desselben ftir bestimmte Zeit oder
mf ein gemessenes Quantum Hoolo, dessen Ausmaas sich nach
JÄBP Zahl und Grösse ihrer Pfannen riehtcte,-' Damit, besonders
kro die Nutzung ganzer Brunnen in fremde Hände überging,
War dann aber noch weiterhin die Möglichkeit einer Eigenthums-
tiieilung gegeben, indem der Herr der Saline wohl auch die
Schöpfwerke und Leitungen selbst anderen zu Eigenthum über-
liess oder diesen die Herstellung und Inatandhaltung zufiel,
(iromit natürlich auch ein Eigenthum an diesen Anlagen be-
trUndet werden konnte.'
' Du altaste Beispiel sind jeileufaltn die ziiifipSii^Lt.igeii äitIxBieder an Jen
huTKoglichen Salinen zu ßelclienhall lud. Arn. VU. 7; Br. Not. IV, <i,
dann 703 Tritd. Wiass. n. 207 Helimund pbt an Weiaseuburg illain psr-
tem de illn ra in ManieBo huc esl in 1 iiatolla <[iiae ad mouasterinni
Wixz. pertiuet libr. ü, at ia alift patulla de ä. Leiidagariu ot de K.
Hiuimine de Treviriin simiUter libr. C
» I04Ö Cod. Jarav. äÖU. Eiu aarviw dag Erablichofa von S«Ul>urg gibl in
et ferventem pateUam et ibidem
in ReiuhanhAll teiiinm partetti de
HO Wigbrecit gibt in Kissingen
ur snl, qualüi mihi contigit in eo-
partem in illo supeilore iiüso faul«.
Onignu gebuü (im 10. Jahrb.?)
Heicbeiiball lonim patellac in aoliuis
3 aresB et 8 jagura.
» ScboQ in den hereogl. Verleihnngeo
pntatoria. »23 Cod. Dipl, Fnid. n.
talem partein in illo funCa ubi naacel
dem fonta. Äebnlic^h ibid. n. 41ä meam
Die Vorfabreu des Grafen Eberhard
partetD foutis vivida acaturrigine aalem statu rrientiB an das Kloster
i'Buchlwaugaa. WUrtt. VierteljalirBliefte. 18Ö1, 8. 231. J04ß Sakburg.
Salbuch, p. .HOl, Dieustptlichlige geben locnm palellae, ocUvaru partem
aqase. 1179 Dreyhaupl I. 724 Erzb. Wichmann v. Magdeburg gibt nn
ilaa Kloater Neueiiwerk bei Hslla tautaiii portionem da piiteo salinnrum,
nt ad eoquendDm aatem 4 inde panne instruantur.
' In Vieh wtirden die Schöpfwerke fllr die Kotlien der KlOater Pröm
und Mellndi von diesen seibat hergestellt. Die Sfltzt-r hatten fUr ilire
:
586 ▼• Inama-Sternegf.
In (lieser Drcitheilung des Eigenthums begegnet uns auch
in der That allenthalben die Verfassung deijenigen Salinen, an
welchen ein Grossbetrieb der Salzerzeugung eingerichtet war.'
Allenthalben ist der eigentliche Grundherr des Gebiete« auch
der Eigenthümer der Saline.'^ In seltenen Fällen aber ist er,
besonders in späterer Zeit, zugleich auch der Eigenthümer allor
Werksanlagen , der eigentlichen Salzgewerke ; vielmehr be-
schränkt sich der Inhalt seines Rechts immer mehr auf gene-
relle Zustimmung zu Verfügungen anderer über ihre Salzbezogi*
rechte und Siedekothen, und auf Zins- und ZehentberechtiguDgeD,
welche sich aus diesem seinem Eigenthum ableiten.' Um die
Salzquelle siedeln sich immer dichter die Grossgrundbeaitier
des Landes^ vorab die Klöster^ als Kothenbesitzer an^ theils zum
Eigenbetriebe, wo sie dann zugleich die Besitzer der Pfanne
sind, theils aber wieder nur als Grund- und Gebäudebesitsff
von Pfannstellen. Die Pfannen und sonstigen Werksanlages
sind dann entweder nur zur Nutzung an Salzsieder veipachtct
oder sie werden von diesen erst hergestellt und bilden diBB
ihr eigentliches Eigenthum an den Salinen. Nur vereiniek
kommt eine kleine Saline vor, welche als EinzeluntemehnfiD
auf Lebenszeit eingerichtet erscheint.^
Benutznug Abhüben zw entrichten. Reg. Prüm, c 41. M. Rh. ü. E H. Ui'
Ex nostra (Metlach) procuratione quando opus fuerit, deportabitur foRi
et desuper dependens lignum quod vocatur sweingl ad puteum mIu i>
Wich. 12*28 Lüueb. U. B. I. 22 (Die üjülier) in festo purificationi« i
Marie unoquoque anno puteum salinarem ad decoquendum salem isc^
piant preparare.
» Vgl. i. A. tur Halle a. S. Martens in Ersch u. Gruber, Encyd. i ▼•
Pfauuer^chaft; für Werl Schröder, Zeitsch. f. Rechtsgeschichte, X. 260t
- So nennt noch Heinrich der Lowe die Sülxe von Lüneburg aein EAt
^aus dem Ludoldngischen Be^itz^; ihr zu Liebe zerstörte er sogar ihrt
gewichtige Concnrrenz, die alte Saline in Oldeslohe. Helmold, L 1^
Dagegen erscheint schon 1205 Herzog Wilhelm in Brannschweig i»
seiner VertÜguag über die S<>ole beschrankt; nos et omnes qui proprio*
tatem in Sulta habere dinoscuntur . . . Pfeff. III, 1189.
5 Z. B. IUI U. B. o. d. E. U. 101 Erzbischof v. Salzburg best&tigt Vfl^
tligungen von Privaten über Brunnenantheile und Pfannstätten in Bcirj
chenhall. 1145 Magd. Reg. 477.
* 1221 M. Rh. U- B. lU. 149: Simon dominus JoinvUle, seneecale«
Campanie reversiert : quod Johannes abbas et capitulum Mediolac«oM
coatulerunt mihi fontem saiis situm in orto hospitalis Med. tempoM
Zar YerfiMsungagMchichta der deutschen Salinen im Mittelalter. 587
Die Ausbeutung der grösseren Saline war solcherart keines-
iregs ein einheitliches Unternehmen, da auf Rechnung verschie-
dmer Kothen- und Pfannenbesitzer gesotten wurde. Es muss
unentschieden bleiben, ob insbesondere die königliclien Salinen,
H) lange noch keine Vergabungen an Kirchen und Klöster
oder an weltliche Grosse erfolgt waren, auf Rechnung des Fis-
kus betrieben wurden. Positive Zeugnisse liegen hieflir nicht
Yor. Speciell der uralte Betrieb der Reichenhaller Salzwerke,
welche doch zweifellos im Eigenthum der bairischen Herzoge
waren, ist von Leibeigenen und Zinspäichtigen, welche zum
guten Theil zurückgebliebene Romanen waren, auf eigene
Bachnung geführt worden, wais daraus hervorgeht, dass die
Herzoge über das Eigenthum an der Salzquelle und an den
Kothen und Pfannen und ausserdem über die aus der Saline
ffiessenden Zinsen und 2^henten verfUgen ; ' hätten sie die Saline
im Eigenbetrieb gehabt, so wäre die Verleihung von Natural-
besQgen das natürliche gewesen. Auch von anderen königlichen
Saunen werden frühzeitig neben Antheilen an den Salzwerken
■elbst solche Abgaben verliehen, was auf ein ähnliches Ver-
Utniss des Eigenthümers der Saline zu ihrem Betriebe schliessen
▼itae me&e ad omnem usum. Et sciendum est, quod ad edificandam
dictum fontem ad salivandum ego de terra circa fontem ad omne fontis
edificiam mihi sumam largitatem, de nemoribus dictorum abbatis et
capituli nihil capiam. Nach seinem Tode geht die Quelle mit den 6e-
biaden an die Mönche zurück. Et dicti abbas et capitulum pro reco-
gnitione dominii fontis vicesimam partem totius salis de dicto fönte
ÜLdi libere sibi capiant et absolute.
* Herzog Theodo vergab neben Kothen, Pfannen und einem Brunnen-
antheil decimam de sale et de teloneo quod datur in censo dominico
Ind. Am. L 3. Aehnlich Brev. Not. II. 5. Herzog Theodebertus . . hoc
decrevit censum dare unusquisque homo qui in Hai habitaret . . mo-
diam de sale. Ind. Am. VII, 6. Br. not. IV, 6. In derselben Weise ver-
fügen dann auch später die KOnige über Zinsuugen, welche ihnen von
den Pächtern königlicher Pfannen in Reicheuhall zukommen.
3 775 Wenk U. B. HI b 7 : Karl d. Gr. überlädst dem Stift Hersfeld den
Zehenten von der Villa Salzungen und ihren Salzpfannen, den Bischof
LfuUus bisher zu Lehen gehabt hat. Aehnlich auch bei den Ostsee-
salinen; die Pommer'schen Fürsten gaben dem Kloster Grobe in Colberg
ceii0ua salia de sartaginibus dominica die . . et de usoquoque viro
ibidem sal coquente den. 1159 Cod. Pomm. Dipl. I. 54. — In den
588 ^- Inama-Sternegf.
Dagegen ist allerdings an mehreren Orten ein Figi
des Eigenthümers der Salzquelle neben dem Betriebe
an der Saline Begüterter bezeugt.* Insbesondere hab
ihnen Kirchen und EJöster, wenn sie im Besitz i
Kothen und Pfannen waren, einen Eigenbetrieb eing
die Knechte, die sie dort ansetzten, standen dann n
Aufsicht eines Majors oder Verwalters, der seinerseits
Herrschaft abrechnen musste.^
Neben dem herrschaftlichen und deni Eigenbet
Kothenbesitzer ist dann aber, und zwar vorherrschend, ei
betrieb der PfUnner eingerichtet, der in der Regel in
von ehemahgen Salinenarbeitern ruht und daher auci
gehends als Kleinbetrieb aufzufassen ist.
vn.
So in vielfach verschlungenen Eigenthumsverh
und zersplitterten Betrieben standen die Salzbegütertei
Salinen selbst neben einander. Und doch drängte all
Einheit der rechtlichen und Einheitlichkeit der ökonc
Ordnung: die Einheit des ersten und wichtigsten Obj
Sülze selbst, die schliesslich in eine unnöthig grosse
von Auslaufs teilen künstlich zersplittert oder in ideelle
nach dem Bedarf der einzelnen kleinen Betinebe bis
Grenzen der Theilbarkeit zerlegt war;*^ der ganze zu
Kapitularien Karls d. Qr. ist weder von Salzwerken in Eig
noch von Salzeinkünften die Rede.
» 1184 U. B. o. d. E. II. 393: 1 tal. singul. annis persolv^
domiuicalibus nostris (des Erzb. v. Salzburg) seil, de fönte
1192 ib. 435. Insuper in Ischl ubi sal nostrum (d. Herz. Le*
Oesterreich) decoquitur, ecclesiae (Garsten) 62 carr. minoris :
et in Aussee totidem.
2 Z. B. in Vieh; Reg. Prüm. c. 41. für jede der drei Pfannen de
Prüm war ein Operator bestellt ; daneben ein major und
erwähnt. — Das Kloster Chiemsee hielt in Reichenhall eine
zur Aufsicht und Salzfertigung. Mon. Boic. 11. 287. Auch Bai
dort noch im 12. Jahrh. einen eigenen Verwalter (praefectui
daselbst das ,Pt*affensieden* von St. Zeno ; vgl. Flurl in den Den
der bair. Akad. 1809, S. 149 ff.
^ Das Kloster St. Zeno erhielt in Reichenhall 1150 2 undenas
Galgo qui Einleftaiter nuncupatur ; 2 etiam octavas partes
Zur YerÜMBiingsgeschichte der dontschen Salinen im Mittelalter. 589
ung und Sichemng der Salzquelle nöthige, technische Apparat,
[er doch immer nach einheitlichem Plane angelegt und in
Itand gehalten werden musste, obgleich die einzelnen Betriebe
ach hiefbr aufzukommen hatten ; die technische und ökonomische
Lusrüstung der Kothen und Pfannen^ bei denen doch so vieles
imfacher und billiger herzustellen, der Erfolg um so vieles
leeser sicherzustellen war, wenn an die Stelle vieler kleiner von
einander unabhängiger, ja bis zu einem gewissen Grade mit
sinander concurrierender Betriebe eine einheitliche Untemeh-
nuDg mit grösserem l^apital und fester Arbeitsorganisation trat;
die Verwerthung des Productes im Handel endlich, die ja
doch um 80 erfolgreicher geschehen konnte, wenn gleiche
merkantile Grundsätze an die Stelle der ungeordneten Vorgänge
der kleinen Betriebe und ein einheitlicher Verschleiss nach
dem ganzen, von der Saline abhängigen Gebiete an die Stelle
acbwächlicher Versuche der einzelnen PfUnner trat, sich da und
dort einen Absatzweg und einen Markt fUr ihr Product zu er-
idiEessen.
Zu dieser in den ungeregelten Eigenthums- und zersplit-
terten Betriebsverhältnissen Hegenden Schwächimg der ökono-
BÜBchen Kraft der Salinen kam dann noch weiterhin der immer
^ter um sich greifende Brauch, bestimmte Rechte auf Salz-
Wng oder den Geldwerth desselben an Personen und Anstalten
■II vergeben, welche weder an den Brunnen selbst noch an
den Siedehäusem und Pfannen ein Eigenthums- oder ein Betriebs-
wcht hatten.' Allerdings wurden solche Rechte vielfach verliehen
•1> Entgelt fiir Kapitalhilfe, welche insbesondere die Pfilnner er*
liWtfen, waren also wie eine Art des Rentenkaufs aufzufassen ; aber
«nderseits wurden solche Bezugsrechte doch auch als einseitige
Verpflichtungen constituiert und bildeten unter allen Umständen
<l. V. HnnteBprunschrot. Salbuch. den Klosters Chiemsoe hat 1130 u. a.
<intrtam partem einhalbon partes uni gruiücharo Jura salis Chiem. M.
B. U. 281. Tegemsee, 1017 M. Boic. VI, 162 loc. «alinar. 1 asserem,
*W 2 partes in coquendo salo recipiemus; 1190 besitzt Berchtesgaden
Ui loco fontis Hallae dimidiam assim in loco Ubereche an dem Phem-
^er, quintam partem galgi in sartaginem; in Platehu face septimam
partem galgi et Steingalger zwelfthail.
* So erhält z. ß. das Kloster Attel 1155 in Roichenhall 20 carr. magnas
'*"8 de patella, qnam U. tenet, de qua et fratribus Wiere (des Klosters
^Veyam) 50 carratae dantur. (Mon. Boic. I. 268).
590 ▼• Inana-Sternefg.
nebst dem an den Eigenthümer der Quelle und den
zu zahlenden Zins und Zehenten eine um so grössere Ltfi
für den eigentlichen Betrieb, je ungleichmässiger sie die ria-
zelnen Pfannen belasteten.
Gerade diese Art der Bezugsrechte an dem SalineimTitseA
war aber bald für Grundherren, weltliche wie geistliche, &
beliebteste Form, sich einerseits den für den eigenen HanahiÜ
nöthigen Salzbedarf zu sichern und anderseits feste Geldrenttt
mit realer Sicherheit zu erwerben, ohne sich in die XJmstIni»
lichkeiten eines eigenen Betriebes einlassen zu müssen. In-
besondere Klöster und Stifter, und wer immer noch Gro»
grundbesitz in eigener Bewirthschaftong hielt und also ftlr dfll
Nahrungsbedarf einer grösseren Arbeiterbevölkerung zu sorg«
hatte, konnten solchen Salzbezug kaum entbehren, so langt
wenigstens der Salzhandel noch zu wenig entwickelt war, ni
in alle, auch von der grossen Heerstrasse und von den Safinei;
entfernteren Gebiete zu dringen; und um so allgemeiner wnrfi^
diese Form des Salzbezuges, je mehr sich an den bestehenda
Sahnen feste, unveräusserliche Besitzrechte ausbildeten und and
die Anzahl der Kothen und Pfannen sich zu einem nomeitfi
clausus privilegierter Betriebe abschloss.
Eine besondere Rolle spielt diese Art von Berechtigagj
in Lüneburg, wo die sogenannten Chorusgüter darauf b^S
gründet sind. Das Chorusgut war das Recht, von einzelnen Pfio^
nen oder Siedehäusem bestimmte Mengen Salzes jährlich ä;
verlangen (1 Chor = 3 Fuder). Sowohl der Kaiser ^ als a«k'
andere Personen, wohl solche, die eben selbst keine SalinBi^
in ihrem Besitzthum . oder Salinenantheile in fremdem liaali
hatten, waren Inhaber solcher Chorusgüter. Ihr Ursprung kaat
auf alte Naturalzinsungen zurückgehen, welche der Herr d«
Saline (der König oder ein anderer Grundherr, was für Lüne-
burg nicht festzustellen ist) bei Ueberlassung der Saline an dk
Erbsülzer sich vorbehielt xmd dann allmäUg verschenkte od«
veräusserte ; es ist aber auch nicht ausgeschlossen, dass die Sali
herren später solche Chorusgüter auf ihre Siedehäuser legten
als Entgelt für andere Rechte (Rentenkauf oder Grunderwerb
* U. Lothars 1135, womit dem Kloster Königslutter Vj^ Chomsg-üter d<
Lünebnrger Saline verliehen wurden.
^ ja noch im Jalire 1573. ab cS* P^ — -tzl-zm:! t;— H-rr:c
Wfer flür deiudben ^eisefcaff^c w^zr^irn/-
In Reichenlull äz-i «•jicfce F-rxzi:sT*r*:h:-? s.*^- ir >*er.r
frller Zeit geschaffm woid^ii: An ^•*?4r::\>Tr- aVt *->^
debt durch die miTeraicdfire Frriirrv:::kT:; ir* En:i>cb-:-t<
•Adalbert von Salzbori?. der den nr ^jJzV-r^r Kirr'r.^nprv^viiis
geterigen Kldstem jährliche ^AIzbN^züi?r :::: i.Te:«A=ir^:b
Ton 121 Piimdeii auf da* Salzbergwerk a=i Tnv&I &rj
Jede grossere Saline haue «ohHe:?c^Hch aaoh ihrer, irrc^ssen
Kreis Bolcher Berechtigter:- er biide«'? rfeichsasi ihrv *TÄntiii>*
und wohl organisirte KnnJsebaft: abvr treiÜch :[rab es bei den
ÜBsten Bezngsrechten einerseits und nnirlt-ichtn Prodiicti^^ns-
■engen sowie sehr wechselnden Preisen Ander>eits anoh g:%r
manchen Interessengegensatz auf diese Woise zwischen den
Ssligewerken nnd den Salzinteressenten, don Zins- und Zehent-
harren nicht minder, wie den übrigen Ren^chtiirten. Dieser
Gegensatz der Interessen driln«rte denn aneh seinerseits dahin,
dneh Schaffung einer festen einheitlichen l'hnlnung wenigstens
in der Hauptsache Qberwunden zu werden: die Einheit des
Siliwerkes suchte auch diese bloss Bezugsberechtigten in irgend
emer Form in sich aufzunehmen, sie gleichsam als Salzinter-
Menten zweiter Ordnung in die Gemeinschaft des Gewerkes
OBinbeziehcn. Und in der That war das geeignet, den Gegen-
Uti der Interessen zu versöhnen. Denn die Beziigsinteresscnten
cikielten dadurch doch auch einen Einfluss auf die (Ordnung
der Salinenangelegenhciten, wodurch ihre Rechte erheblieh an
Sieheiheit, ihre Renten an Werth gewannen; und die Salzpro-
dneenten hatten nun doch ihrerseits die Möglichkeit die Aus-
dehnung und Ausübung dieser Bezugsreclite in jenen Sehranken
n halten, welche das Interesse des Betriebes naclulrüeklichst
eriieischte.
« Engels in Zeitich. f. Bergrecht, XIX. 465 ff. Uobor die ModalitHton diosor
Rentensahlongen s. Lflneb. U. B. I. 7 f.
* Vgl. die eingehende und launige Heurtheiliing dioMOs Vorgnufi^es und
seiner Consequenzen bei Poetz, ChiemseekltJstor, \\. 42. Ein i<nlz|»fund
darnach = 240 Stocke, jeder zu reiohlicli einen Contnor.
' In Reichenhall z. B. waren 66 Stifter und Klöster nobst niobn^en StÄdton
bezugsberechtigt. Koch-Stomfeld, passini.
592
▼. Inama-Ster'negg.
VIII.
Der ganze Process dieser Vereinheitliclmiig in der BhM-
Organisation der grösseren Salinen ist nun trotz der vcdikBi-
mässig dürftigen urkundlichen Nachrichten doch nnt Udtag*
licher Deutlichkeit zu verfolgen, und er ist nAtunuJökcBOBMk
im höchsten Grade interessant, schon dämm, weil er ik
überall in ziemlich gleichmässiger Weise vollzogen hal^Bik
als eine concreto historische Thatsache dieser oder jener SdM^
sondern als das nothwendige Ergebniss der gleicligmiM
Lagerung der grossen Productionsbedingungen der
überhaupt sich darstellt.
Das treibende Element dieser ganzen auf einhadkib
Organisation des ganzen Salinenbetriebs hinzielenden Bew^ga|.
waren ohne Zweifel die Salinenarbeiter selbst. Eine icUr
grosse Selbständigkeit kam denselben, auch wo sie ak LeibefM
eines grossen Grundherrn auf die Saline gesetzt waren, aM;
halben und wie es scheint, schon in den Anfängen des deotidtfi;
Salinenbetriebs zu. Und dafiir war eine gapze Reihe Tonfej
ständen massgebend. Nur in einzelnen Fällen waren die
Salinen im Eigenbetrieb eines einzelnen Herrn; nur
überdies, wenn gleichzeitig eine Domänialwirthschaft diadUl
eingerichtet, der Salinenbetrieb also der ganzen VerwiIlH]
als ein Zweig eingefügt werden konnte. Wo dagegen die SÄ»
von den Sitzen der Domänialverwaltung entfernt lag, nnd*]
der Salinenbetrieb unter mehrere Kothen- und Pfannenbeato*
getheilt, wenn auch immer von diesen in Eigenregie gehJÄJ
war, da konnte jene Organisation der Leibeigenen- und Frfti*!
wirthschaft nicht eingerichtet werden, durch welche die Qvak
herren wenigstens ihre Salgüter noch lange Zeit hindurch ä^
bewirthschaften liebten. Nun verlor sich aber überdies lAl
dem Ende der Karolingerzeit die Neigung der Könige wie aiA
der grossen Grundherren für den Eigenbetrieb immer mck|
je mehr Politik und Kriege und höfisches Leben ihre Int*
essen in Anspruch nahmen. Ueberdies zersplitterte sich snA
der Salinenbesitz noch immer mehr, so dass auch im Bereicta
dieser Production die Eigenwirthschaft immer weniger bcgeW
und immer weniger angezeigt wurde. Dazu kam aber nocl
besonders der Umstand, dass mit den Fortschritten der Salinen
mn
tecbnik grüsaere KapilalsinveBtitionen nöthig wurtlen, zu denen
ricli die Grundhurren, die von solchem Besitz nur sicheren
Salzbezu^ und grosse Renten haben wollten, schwer verstanden,
»uch wohl gar nicht verstehen konnten, da sie weder geldreich
noch im Stande waren, die richtige Verwendungen- solcher
Investitionen zu controliren. ' Und anderseits erheiscbte die
verbesserte Technik auch geschulte Arbeiter, die eine gewisse
Geschäftstradition ausbildeten, über eine Reihe von Erfahrungen
und techniBchen Ueheimnissen ausschliesslich verfügten und
daher nicht so beliebig wie Ackerknechte versetzt oder anderswo
verwendet werden konnten. So mussten die Salineoberren, wolil
oder übel, ihren Arbeitern die Production selbständig überlassen
und damit doch auch in der Hauptsache die nöthigen Kapitalien
nnd den merkantilen Vertrieb des Products. Wohl setzten sie
ihnen da und dort einen eigenen Aufseher oder Verwalter vor,
der die Intereaaon der Herrschaft gegenüber den Arbeitern
SU vertreten benifen war; aber seine exponirte Stellung, seine
beständigen nahen Beziehungen zu den Arbeitern und den
apecifischen Salineninteresson im Ganzen brachten es doch leicht
dahin, dass er sich eher auf Seite der Salinenarbeiter als auf
Beite der entfernten Herrschaft schlug.
So finden wir denn allenthalben und schon seit den frU-
liesten Zeiten zunächst unfreie oder halbfreie Leute mit ziem-
licher Selbständigkeit ausgerüstet, als die eigentlichen Salz-
producenten. Wie Hchon die Römer in ihrer Saline zu Ostia
Freigelassene als die eigentlichen StÜzer hatten, die sich als
eigene gens Salinatoria* entwickelte und es in ihrer Selbstän-
digkeit zu ziemlichem Wohlstand, wenn gleich nicht zu hoher
socialer Stellung brachte, so sind auch die ältesten Reichen-
haller Salzarbeiter Romani tributales und bildeten schon unter
I d. Grossen die plebs Hullensis. Selbständig versotteo sie
Soole in den herrschaftlichen, zum Thoil anch schon in
• Doch werden %, B. die Schöpfwerke «ii den Knlhen, welche diu Stift
HalUch in Vic iuilte, von dieseni, nicht von den Sflliem liergesteUt,
Q welche die G aedea des Stiftes siixgetbNn w»reil, H. Rh. U. B. II. 34].
' Die- Saline von Ostia wnr Stantneigenthnm niiil wnrde von einer Kapi-
rteiigfisellsi'linfl. hetrielipn, welche dort Freigel iwseuc al« Sulxsieder
verwendete; vgl. H. Dormu, Le flaline di Ostia e t.i gens Raliuatori» in
Biilletino doli' Institut» di cürriHpnndpniin nrcVieolnpiPS, 1KR3, p. '«15 ff.
aiizoDK'bBr, .1, |,hil.-Ki>i. i'i rm. Hd. I KU :ia
eignen Ptannen: von den ersteren hatten sie feste Salzquao-
titäcen als Zins allwöcfaentKeh währen*! der Si>mmerszeit an
die Herrschaft abznÜefem. waren also odfenl^ar wie Zinsleate.
zuerst Precaristen, spiter Erbpächter der Pfannen und deren
Pertinenzen. *
Das Kki&ter Prüm lie&s seine Sadwerke zu Movenric
imedius ticus) durch Knechte betreiben, welchen ein maior
und ein maxister gesetzt war. Sie arbeiteten während der
grosseren Hälfte des Jahre« auf Rechnung der Herrschaft,
aber die Wintermonate über war ihnen das Sudwerk gegen
ein Aversiim zum eigenen Nutzen überantwortet.^
Die«e Arbeiter waren zwar zunächst als Unfreie im E^n-
thum der Herrschaft, wurden mit dem Sudwerke, zu dem sie
gehörten. Teräussert tmd verschenkt imd blieben lange Zeit hin-
durch in dieser social abhängigen Stellung. ^ Aber ökonomisch
waren sie von Anfang an gut gesteUt. Sie hatten ihre Hufen
oder doch kleinere Guter zur Hauswirthschaft.' waren zur
' Ind. Am. \*n. 6; h^K: decrevi: der Hers»:«^ ci?ii5Gm dar« cnii^qaisqQe
homo qui in Ha) liabitaret. qnod bduiicinc« dicitnr Adalp>n> tan fai
qni in Xana et Mona manerent, quam et ilH qui in ipc«ak$ salinas macerent
a ni«dto menso niadio oi^ae ad tV^^tniu S. Martiui omni el^i^»iiiato in
feria ientx modinm de «ale dari dei>ervrit .-tu vL\> Kräaenkioster in
Salibnrir • Oanx ähnlich Br. ni>C IV. 6
- Riit dp nna ina Pfanne^ in nnoqaoqae m^c<e burdnnt> :^4. In hi5
bardoris acripit Operator 4, maior 5, «i a maci^tr^ ei cvnee^liinr et re-
manent ad opus senioris 18 .... In medio Aprili iucipiniit bardnre
osqne intrante men««^ «ietrembrio. Postea aiitt^m iii*^ dal'itur in caiilo s«
nu^ri>ter roluerit De caf !•• id es^t *i ti»t«» hi»*ait^ «il d- ri (»t^rmittitnr
d*»l»«^t in me*iio Aprili d^ ^e »^xire •!-* iiiA unA m'^Üi l»»>. Es lii<st
si^h daran.« auch der Ertrair der Prünr-i^^het: Salzwerke iu V:c lH*i>'v-l>nen.
Die drei Pmnnen lieferten während der Sodseit der HeTTschaft »^k» bnr-
dnrae. woron 166 den Arbeitern nnd Außüehem inkamen. Daan erhielt
das Kloi^ter für die Wintersaeit 34.*0 m<>dii ^= •«'» burdarae unti al« Holx-
relatani 3 carrada •= 6 buni. al5 zasammeu ö^>l buninrae ^= i3i4 m^^iL
Aosserdem an Geldai^aben von den Arbeitern 3^ ><.*l. 5 den. Bei einer
Bewerthung^ de* modins mit - . den. würde der Salil^exuir TT s.d. 7 den.
also etwa ^ j der ^lanxen Einnahme an» dem Salz werke repra.5entxren.
'^ Z. B. 1017 M. Boic. VI. 16ä Te^msee hat in Keichenhall bei seiner
Saline homine» attinente$ 20. Mehrere Beispiele dieser Art nt^:h in dem
Saixb. Salbach 988— 11C>0. Aeltere St»*Uen s. oben S. 5S2. Anm. 1 n. i.
* Viell*»icht anch Vieh Ton der Iler^chatt : Rejr. Prunt. o, 4 1 r De peculiari
exennnt den. 16, qno«! sunt inter tr*»s ina« in un«>qu«Hjue mense den. 4;?.
Zur Yerfassnogsgeschichte der deutschen Salinen im Mittelaltar. 595
gemeinen Mark des Ortes berechtigt* und bezogen überdiess
ihre Provision an dem Salinenproducte in gemessenen Natural-
quanten;^ dafür mussten sie allerdings für die Instandhaltung
des Sudwerkes und seiner Attribute sorgen oder wenigstens
besondere Abgaben für deren Benützung,^ sowie eigene Zinsen
von ihren Gehöften leisten. ^ Frühzeitig haben sie sich aber selbst
schon durch Kauf oder Verleihung in den Besitz von Pfannen,
Kothen und Brunnenantheilen zu setzen gewusst und es zeigt
von ihrer relativ freieren Stellung, dass sie darüber wie andere
Private verfiigen.'^ Auch nahmen sie vielfach Pfannen ihrer
Herrschaft, wohl auch von anderen Salzbegüterten, in Pacht
auf eigene Rechnung und lieferten dann auch die Abgaben
an den Herrn der Quelle, an die Kothenbesitzer und die An-
theile, welche fremde Berechtigte an dem Producte hatten, an
dieselben ab,^ während der übrige Theil des Salznutzens ihnen
^ Ib. De MaD^ida (de pascuis) pro pastu sol. 5 in mense maio. De una
ina faculae 48.
^ S. o. Anm. 1. In Amel^court sind die Salzarbeiter bis in das 14. Jalir-
hundert mit Salz bezahlt worden (M6m. de la Soc. d'Arch^ol. lorraine.
IIP S^r. 8 vol. 1880 S. 98 ff.).
3 Reg. Prüm. c. 41 : De cyconia vel stadiva dominica, id est locus, nbi
stat, quando aquam haiirit, quot inas procaraverit, tot sol. 5 per ahnum
exigere debes. — M. Rh. U. B. II. '341 : De furca soluentur sno tempore
5 sol. et 4 sextarii vini.
* Reg. Prüm. c. 41: (10 Arbeiter) solvit unusquisque pro capite suo den.
5; (6 Frauen) solvit unaquaque den. G. A. tonet curtilem 1, inde debent
exire den. 10 et de vino sextarii 2 et inter panem et camem denariatas
*2 u. 8. w. für die übrigen. De tributo debent in anno exire den. 4 de
una ina.
^ 104o Co<l. Juvav. 250: Ein servus des Erzbischofs gibt locum patellae
in salinis et ferventem patellam, Salbuch, p. :U)1. Eine Dienstpflichtige
gibt locum patellae, 8. partem aquae. 1156 M. Boie. I. 220 Kloster Au
erwirbt tertiam partem in II. de beneficio cuiusdam ciWs H. in loco
qui undecimalis dicitur.
^ Güterverzeichniss von Metlach M. Rh. U. B. II. 341: In Vieh habemus
6 sedes. Quas qui a nobi« susceperint, tempore statuto respondebunt
nobis in T. de iure nostro quicquid neglexerint . . . Dabuntuf nobis de
unaquaque sede 5 media salis cum tribus tunnis et inter omnes modius
villico de T. Zahlreiche Beispiele von Zinsungen unfreier Sülzer in
Reichenhall im Salzb. Salbuch (988—1100: Ein servus hat 2 carr. sal.
7U Zinsen; eine ancilla 1 carr. aut pretium eins in cera; 1 servus 1
carr. vel quantum valet in pretio. Ib. p. 311: Hi sunt denarii qui dan-
tur de Halle : Inquam de patella 10 tal. et de statiunculis salis v.
38*
596 ▼. Inaraa-Stornegg.
selbst verblieb. Auch lag es nahe, dass die Bezahlung der
Salzarbeiter mit Naturalquanten aus dem Produete das ur-
sprüngliche Arbeitsverhältniss leicht in ein Pachtverhältnis«
veränderte, wie das ja auch auf anderen Gebieten mit der
Theilpachtung der Fall war; bildete ursprünglich (z. B. noch
in Prüm) der Salzbezug des Arbeiters eine feste Grösse;
so wurde in der Folge das Verhältniss umgekehrt; der Ar-
beiter, welcher das Product hervorbrachte, betrachtete es
als sein Eigenthum, von dem er nur feste Abgaben fUr die
Benützung des stehenden Kapitals an den Herrn abzuliefern
hatte. Zeigen sich ja doch gerade in der Ordnung für
die Salineniarbeiter von Prüm in Vic beide Arten der Ent-
lohnung schon neben einander. Während der eigentlichen
Campagne erhalten die Arbeiter feste Salzbezüge als Provi-
sion; während der Winterszeit wird ihnen das Salzsieden auf
eigene Rechnung überlassen und der Antheil der Herrschaft
ist nur auf ein fixes Quantum beschränkt. * Und überdies
war es fast selbstverständlich, dass den Salzarbeitem der
Salzhandel in die Hände fiel. Waren doch sie allein, als
die eigentlichen Producenten , im Stande , die Verhältnisse
des Angebots und der Nachfrage zu überblicken, den über-
aus schwankenden Preis ^ zu bestimmen, während die ent-
fernte Herrschaft gerade diese eigentlich gewinnbringende Seite
voderl 240 vel pro his 2 tal. et in expensionem servitü quando fratre«
adveniunt 1 tal. Similiter H. et R. serviunt de reliqnis duabus patelHs.
D. 6 tal., W. 2 tal. Item H. de dimidia octavao partis qiiod dicitnr
Cuverlingare 1 tal., O. super at)uam nostram pro compositione 20 tal.
que Ringulis annis dat 2 tal. Insuper ex beneficio D. 20 sol. dantur.
> S. die Anni. 2 auf S. ö94.
' Reg. Prüm c. 41: inquirere, quando vel quantum burdura ascenclorit
vel dcscendorit, que aliqnando 2 constat denariis tantum, aliquando usqne
ad IG den. aliquando usque ad unciam pervenit. Schwankender Salz-
preis auch in England nach Rogers Six Centuries. Eine exorbitante
Preissteigerung des Salzes ergibt sich, wenn die Angaben richtig sind,
für die hier betrachtete Periode, indem im Reg. Werdense (Ende des
9. Jahrh.) ö modii zu 2 den., in einer Urkunde von Bischof Otto I.
von Bamberg 1160 8 carrad. (= 64 mod.) mit 1 tal. (20 solidi = 240 den.),
in der Jura epise. Trevir. (1220) aber 1 maldrum (^=2 modii) mit 8 sei.
bewerthut sind. Der modius wäre demnach von 04 den. auf 3*75 und
zuletzt auf 48 den. gestiegen.
Zu VufUnniHmkMH« <Ki «ttoekn Minu ia KIMlftllw.
des Uatcrachiuens der' Natur der Sauho noch gar nicht zu
pflegen im Stande war.'
Öo sind schliesslich die allen Salzarbeiter mit dem Salinen-
besila und dem Öalinenbetrieb auf's Innigste vcrwacheen, ja sie
haben sifb in gewiseem Sinne geradezu mit ihm identifidrt.
Sie allein waren cu, die mit iliren Wohnhäusern und ihren
BnucmgUtchen haushäbig au der Saline saesen; sie allein
(ttanden mit ihren eigenen Knechten an den Schöpfbrunnen
lind an den Pfannen und füllten die Salzstöcke; es war ihr
eigenstes InterosBe, dass die Soole reichlich flosa, dsss die Siede-
häuser in gutem Stande waren und die Pfannen glühten. Sie
wiiren es, welehe dem Sodherrn, den K o the n besitz er n und den
Oho III s begüterten ihre Salzantheile zumassen und, begünstigt
durch Marktprivilegien des Salincnherrn,^ der übrigen Salzaus-
beute Absatz verschafften;' die Bauern der Umgebung sowohl,
die mit ihren Karren sich das Salzgewürz holten,' sowie die
Schaffner der Klitster und sonstigen Grundherren, die mit Schiffen
oder Saumrossen kamen/ die Juden und andere Händler, welche
ferne Märkte damit versehen wollten, alle wandten sich an
die PfHnner selbst; Werlh und Preis, Ertrag und Rente vom
Sudgeschäfte war auf diese Weise in ihrer Hand. Mehr noch
IxBT, obgleich sie
. 41 : Qiiereuduni
1 Bei dem Prilmer Hnlxwerk in Viu bsstimmtau die i
niulil Picliter waren, aalbat ijen Prei». Keg. Pnun.
est ■ vicinis vol n mälieribns linminibnii, ni nperator noster üilelia düu
fiterit, iiicut sepc i^intingit, Ideu [irecipimue inituirere (wie oben Anm. 'J).
» Erab. Ädalbart von Hulxburg erwirkt 1 190 von Kainor Uoinrich VI, ut in
bur^o auo Hneldorf fi«t exoueratio el <lepositia salis ah Halla rhioli,
qu«e Tiilgsriter Qeienleiiie dicilua et i|iii ftalem emere voliierint, ad
Ddem bur^m veniant pro ipso sibi in loua illo comjuuaiido. Meillar,
Reg. Sdinb. IG3.
■ 1141 U. Boic. XXIX H 2>H gibt Honricus judex de Loupfeu (Laufen,
der grosse Salxetapel au der SalxacL) hc trapeiita octavain partem aquae
salinae — quam nqnam de rebus aui» Incratug fuit, in uaum paupernm,
• Ex adBooi:^ inirairulis B. Miuisueti M. G. m. IV. 61U: c. T. Kilatid
Vicoa expetierant salinnnim itntisque in coemtionem rerum venalium
jctatinnibuB ad sun redire i^upientos bsüb cammercia referebant.
<> 899 Nengart n. 808 Ludwig d. D. gesUltet der Abtei Kempten, ut 3
Kvet liceat ei dirigere iiil Hai propler "«1 sccipieudum. 8HU Meioh. 16
Dil aeK oarra Hceat ei (monaat. Caiiipidoiiu) dirigere ad Hntlum propter
lI accipiendum. S9S Meich. I. 147: ut homine« ecelesiae (freising) licon-
■tn habeant, hoc (baI) »ine mutta aeu navigio neu cum carria afTerre,
qnocun([ae ei« iubetur.
1
;'>1»S
V. iDtkmm'Steruegg.
als auf anderen Gebieten der Prodaction drängte so gendft
hier darauf hin. die Salzarbeiter zu einer erblichen Ffltai»
sehaft zu machen. Haben sich während des 10.— 12. Jik-
hunderte die Jeibeigenen Bauern durchwegs zu Erbsukitai
entwickelt, so sind im Bereiche der Salinen die Salniküv
zu begüterten Erbsülzem geworden.
Mit der Erblichkeit des Pfannrechts war aber «bcM
die erbliche Berechtigung an den Pertinenzgütem der PChm
und insbesondere auch an dem Bezug der Soole ans des Sit
brunnen der Saline verbunden* und die Erbsfilzer begiüi!
alsbald, dass sie hier alle ein gleiches Interesse zu inlni|
hatten gegenüber dem Herrn der Salzquelle sowohl joiim
Eigenthümem der Kothen, welche damit wichtige FacMi
der Production in Händen hatten, und gegenüber dem gnMi
Kreis von Bezugsberechtigten anderseits, welche mit hm:
arbeitslosen aber real sicheren Einkommen aus der StEoecii
unter Umständen sehr störender Factor ftir die Berech«!'
des Reinertrags bilden konnten.
IX.
Alle diese Momente haben zusammengei^nrkt, offl ii
Bildun*: genossenschaftlicher Verbände der Salzsieder itt W
«rünstisren, aus denen in der Folcre die Pfilnnerschaften »i
herausbildeten. I>ie Entstehung der PfUnnerschaften ist sokiff
an auih »in Analogon der Gewerksschaften des Bergreclft
Wenn is von ihnen noch unsicher ist, ob das GesammteigentWl'
am Benre den gesellschaftlichen Verband hervorgerufen oder«
die gil«lemäs<isre (.^nranisati^^n der Bergleute zu gemeinsckw"
licluui BtTirbau iretuhri hat.- so ist nach der Geschichte derSi-
Huin.Lrowf rkscliaft unstreitg die letztere Alternative auch ftr »
Berirbauirewerkschaft als richtig anzunehmen, -wie denn «•*
' U*4»' M. Kh r H. lll- t»oö B-dr;j:*»use!« de Marsal u*>tum faoimw n'
*'::" Si::.ipUi> VT\* «(u;i«.lani i-Lüea >itA rvtr»» doniiim meam apud 3^***
i't inO'lia'Ato <r>j5i.iruiii e: "ir.uii;:!! ijue habent apad M. abbas ei *^
v.'irn'i 'l-' W;iiU'j"!eii iv.ihi t»: luoi* l»«?re«Ubus in pentetuum iure »"^
lUt.tr:- >r.l» .luuii-.» O'.t.s:: 0'»:iO'.s.si'i teiie««r aiinuatim in 6 mod. «alis
i».'r»' >iilii;ati : N >w M. {»nTs h^'u-ii"». Eir> ven» dictus Petnw pro rer
uitslieMV ■•;;Mr ;::: -» ^>;ir •. :i . '•^ii'^'-r in "» in'>iii5 salis aunuAtim^
Zur VerfüfisungsgvticliichU) der dcutbcbou SaliueD im Mittelalter. ÖOl^
z. B. in dem Bergrecht des Rammelsbergö der Grundcharakter
der persönlichen Genossenschaft der Bergarbeiter noch sehr
lebhaft hervortritt.
Bei den Salinen ist das grundherrliche, beziehungsweise
landesherrliche Eigenthum an dem Solbrunnen auch in der
Zeit noch deutlich, in welcher die Gewerkschaft der Pfilnner
bereits organisirt ist; und solange wenigstens, als es sich nicht
um Salzbergbau handelt, sind auch die Antheile der Kothen
und die Salzbezugsrechte keineswegs mit den Kuxen der
bergrechtlichen Gewerkschaften zu vergleichen. Wir sind daher
auch in keiner Weise berechtigt, in der Gruppe von Sal3^
berechtigten^ welche nicht Pfknner waren, also in den rein
kapitalistischen Kreisen der Salzinteressenten, die treibenden
Elemente der Genossenschaftsbildung zu suchen.
Anderseits darf es nicht Wunder nehmen, dass die Le-
bensäusserungen der neuen gewerkschaftlichen Organisation
der Pfänner erst in einer Zeit hervortreten, in welcher diese
nicht mehr unfreie Arbeiter, sondern bereits gleichfalls in den
Kreis der Besitzer eingetreten waren. Denn erst dadurch, dass
die alten Salzarbeiter der Grundherren den Salinenbetrieb auf
eigene Rechnung tibernahmen und statt der ursprünglichen
Ablieferung des Productes nun nur feste Geld- oder Natural-
zinsen entrichteten, ist jenes Eigeninteresse an dem Erfolg des
Salinenbetriebs und damit auch an dessen Einrichtungen bei
ihnen erwacht, das sie dann zur Genossenschaft zusammen-
führte; auch ist es gewiss kein zuföUiges Zusammentreffen,
dass die Lebensäusserungen der Salinengewerksschaften gleich-
zeitig auftreten mit der städtischen Entwickelung der bedeu-
tenderen Salinenorte; wie aus den um die Saline her gelegenen
Häusern der Stilzer die Salzstadt heranwuchs, so wurden diese
selbst zur Bürgerschaft, zur bürgerlichen Sülzergenossenschaft. *
Zur Bildung einer eigenberechtigten Genossenschaft war
aber die Emancipation aus der socialen Abhängigkeit, wie sie
sich in dem Stadtrechte vollzog, ebenso nothwendig wie die
Schaffung einer selbständigen- ökonomischen Basis, wie sie der
Erwerb in der Salzproduction den PfUnnern bot.
* Die Sülzer erscheinen als Sadtbürger in Keichenhall 1156 (M. Boic. II.
220); Lüneburg 1123 (ü. B I. 14), Marsal 1246 (M. Rh. U. B. III. 636)
in Halle a. d. Saale 1130 (M. G. SS. HI, 211).
Va mt ab^r afi/i^^r»eitA ni<:ht za Viezweiteip. riaM dieser ganze
Vfft^'^^^iK j^eh^m von hat^fzr Hand v/>Tb^reiiet war and «ch imver-
m#nrkt vollzr/jr, wie die lrei>>^Tiden Kräftf: lang-^am aber stetig er-
i^larkt^m^ ohne da** ihre Kntiriekdfmg Aelbtst zfi verfolgen wire.
Nnr »o Mt en verütändfieh, daiM die TKiizgewerkscluiften
mit fhr^.^m t^rnu^ arkandKchen Auftreten «ofort auch io bedeat-
Mam ffir die ganze OeAtaltnng de» demacben Salinen we«ens
wurden, I>He ^ikonotniiM!;h emtarkten Sabwieder üchwingen «eh
znr Kl)rger:i<r)iaft auf, nnd fa«t gieichzeitig treten die selbst-
gewähltem < Organe der vereinigten Sndgenosaen ak angesehenste
nnter den <>rti>»bfirgf;m nrknndlich anf.^ Kaom aber haben die
Halzginrerken auf die»e Weii*e die Form gefdnden^ unter der sie
ihr gemdnAame» Interesse auch ge^iellschaftlich zur Geltnng
bringen, mo beberrsehen ^ie ancb »ofort das Feld: sie erlangen
die Erblichkeit ihrer Rechte an den Salinen, insbesondere an
der eigentlichen .Salzprodaction; sie erzwingen sich dann die
Atisschliesslichkeit ihrer tk;rechtigang, verhindern also die Ver-
mehrung der Pfannstellen and Pfannen: and sie lehnen endlich
mit Krfolg selbst jede weitere Einmischung des eigentlichen
Herrn der .Salz^juelle in die Betriebseinrichtungen der Saline
und in die Organii^tion ihrer Gewerkschaft ab, zwingen ihn
auf jede Nutzung der Saline zu verzichten, welche nicht durch
die Pfännerschaft selbst erfolgt oder wenigstens im Einver-
nehmen mit ihr festgestellt ist,^ und verwehren ihm sogar auf
' In Lüneburg 1205 Helmwicti« »oimenier Albentiui sotmester als Zeugen
vor fl#;n mtUUin. Lfineb. U. B. I. 14 f. \'I(yj kommt ein magister putei
vor. In HcbäbiMrb'Jfall 1*216 W. U. III. 48 map«ter saUnginis.
' Krxb. Conra/1 I. von Halzburg, )>e'i deuten Antritt (1105) nnter der Kei-
rbfinballf^r Bürgenichaft iichon panim fnit Hdei et disciplinae, macht
ll'l<S tra^lition^jm decimamm »alu, «^ua« a populo Hallen^ magno labore
obtiilimnif. Oo^on £nde d^M 12. Jahrhanderti« ven^eigern die Salzbürger von
Ui'ichrjnhall »ogar fW'hon ibrem alten Gmnd- nnd .Salinenherrn schlankweg'
den Halzzfdionten; ho «»dir muMAten »ie sich Hchon damals al« Eigenthümer
ibrcT Halinonantbeilo fühlen nnd da« nrf<prfingliche Rechtsverhältuiss in
Vf!rj;o»»enheit gorathen »ein. Cont. Cremif. M. G. 88. XI. 549, Contiu.
Adniont. ib. 308 nnd Arm. 8. Knp* ib. l>iH berichten zum J. 1196 von
dor ZfirMt^riing UfnchenhallM clurch den Erzbischof Adalbert wogen der
Wid^erHpenBtigkeit der Bürger. Auch in Lüneburg verfügt Herzog Wilhelm
1205 nur mit allen Mitberechtigten an der 8ülze eine Vermehrung der
Bezugsrechte der Klowterfrauen in Lüneburg an der gemeinsamen Sülze.
Tfeff. III. 1480.
* Kur VubMiPftgMOhklit« tu dintsdun-A
Minem eigenen Grund und Boden die Anlage neuer >5alz
lyrunnen odov die Erweiterung der bestehenden.
Sehr bezeichnend sind liier die ConcesBionen, welche 1228
der Herzog Otto von Braunschwcig den SUlzbegüterten in
Jittncbiirg muclien muBttte; l'reie Wahl des Sodmeisters, nahezu
vollständige Freiheit in der Verfügung über den Salzbrunnen.'
Für Halle a. S. urkundet der ErzbiBchof von Magdeburg
mXb Landesherr 1263, dass den vorhandenen vier Brunnen und
deren Eigenthtlmem zum Nachtheil kein neuer Solbrunnen
mehr gegraben werden boII.^
In der weatphäli sehen Saline Werl,' wo oino orbliehe
innerhalb eines gewissen Territoriums alleinberechtigte Slilzcr-
genossen Schaft schon im 13. Jahrhundert bezeugt und gewiss
lon im 13. Jahrhundert als vorhanden anzunehmen ist,' musa
sich der Erzbiseliof von Köln als Territorialherr gefallen
JOD, dass ihn die Sudgenossenschaft nichtsdestoweniger auf
Grund ilu-e» ahen Rechtes von der Anlegung einer eigenen
Saline ausschlosa.^
I LQn. U. B. I. S2 onmibua eis, qni boiin Iiabent et possideut iii Bsliiia, illa
uti BoncoiHsimDB libertate, ut de uudo iu aunum magiiilrum putoi sitii
■tklnant camoiiiuiter et oligHnt, i|ui ad liüc ofßcium uaai ipaoniin niAiimo
expedieDB et ocilia viileaEnr. Canseiiaiu aUtem nonter sive cioiuilium ad
liujiumodi alectionem nullstenUB requiratur. Slntuimua quoqae ipauH
gaudere lempcr et perfrui tali jure, ut in fesM pariücationii 8. Marie
aooquoque a&nu puteiim Balinarem ad deuuqueudum saletn iai^piant
preparare et illi ait □Ilimns eis ad hoc tenniiiDs deputatni nisi necewi-
tate temporis siva anui pro uomiiiuiii boao valuiitate amiiium prorogetur,
sed nustnini od id uunsilium roquiretur, prediutiim veni terminiiai eit-
dem antevipsrs et prevemra licebjt »iao noitro coiueiiau, iaxla (jilod
ipBorum sederit ot pUciierit volantale.
> S. Martin« in Ersuh und Oruber, Eneyclop. a. v. Ptannerschaft.
* SchrCiler in Zeitsch. f. ReohtsgeBch. X. 358.
* In dem Privilegium von 1246 heisat es: Coctores sali« in ip»u oppido
mauenteB eo iure ac consiietudine, quam olim aub venerablli predeces-
sore noHiru . . . Engelberto archiepiscopo (1216— 12aä) obtinuisse dino-
Bcuntur, iu coctione aalia eiuadem gaudere pacilics votumnB et quiets, . . .
ad quoi iare heredilsrio äicti saliH detMirtio diuoacitur pertinere (Seibert,
B. T. Westphalen, I. ii. 316).
^ In der L'rkunde v. I32I geitteht der MarBi:ha]I von WeBipkalen den tjUliem
iiiD Werl 7.U: pleno iure altinet homitiibua salindrii« in W. qui dicnntur
Seltera apud volgus, ita quod ipsi ac eomm herede« omnem auum v«-
luntatem fncere polernnt uum paleu memarato (den derselbe im Ntadt-
602 V. Inama-Sternegg. Zur Ycff*>'!^^uiig8gcttcü. d. deutock. Salin, i. Milielalt. •
Mit den Kothenbesitzern und den Öalzbezugsberechtigten
setzte sich die Piännerschaft selbständig auseinander, bald durch
Fixirung ihrer Rechte auf ein bestimmtes Ausmass, bald durch
Herbeiziehung derselben zur Gesammtge werkschaft, je nach-
dem diese Salzinteressenten mehr oder weniger stark und
besser oder weniger gut ihre eigenen Interessen zu organisircn
und der PfUnnerschaft gegenüber zu behaupten verstehen.
So ist wenigstens seit der Mitte des 13. Jahrhunderts die
•
Salinengewerkschaft allenthalben in unbestrittenem factischen
Besitz der ganzen technischen Anlage der Salinen und ihrer Ein-
künfte; die ausserhalb der Gewerkschaft stehenden Interessenten
und die Herren der Salzquelle selbst, die Grundherren, müssen
sich mit fixen Bezügen begnügen, haben keinen Antheil an
den durch die Privilegirung und Erblichkeit der pftlnnerschaft-
lichen Rechte steigenden Renten, soferne sie nicht in irgend
einer Form selbst in die Gewerkschaft aufgenommen sind.
Und auch die Regalherren sind in dieser Hinsicht nicht anders
gestellt; es ist ein wenn auch nicht zu unterschätzender so doch
eben nur ein fixer Bezug von Salinenabgaben, auf welche sich
allein das Princip der Regalität den bestehenden wohlgeordneten
Salinen gegenüber beschränkt. Erst einer späteren Entwicke-
lung der Verhältnisse gehört ein weitergehender landesherrlicher
Einfluss auf Grund der Regalität an; einer späteren Zeit auch
das stärkere Hervortreten der speciiischcn Interessen der nur
am Kapital der Saline und am Salzbezug, nicht aber auch an
der Salzproduction immittelbar betheiligten Sülzberechtigten.
Die ganze Entwickelung der Salinengewerkschaft aber ist
von allgemeinem nationalökonomischen Interesse auch insofernc,
als sich in ihr ein typischer Fall erblicken lässt, wie unter be-
stimmten Voraussetzungen in der volkswirthschaftlichen Unter-
nehmung weder der Grundbesitz noch der Besitz des investirten
und beweglichen Kapitals für die Organisation des Betriebes
und die Vertheilung des Einkommens massgebend wird, sondern
die eigentliche productive Arbeit, die sich zuerst das Werk-
zeug, dann die Quelle des Productes selbst dienstbar macht
und endgiltig der Unternehmung den Stempel der eigensten
Interessen der Arbeit aufzudrücken vermag.
graben von Werl erUtfnen (wiodereröffnen) fiess und ihn dem Krzbischof
von Köln als Territorialherrn eignen wollte.
Steffenhageo. Die Entwicklung der Landrechtsglo^se des Sachsenspiegels. 603
Die Entwicklung der Landrechtsglosse des
Sachsenspiegels.
Von
Dr. Emil StefHaiihageii ,
Oberbibliothekar in Kiel.
VI.
Die Fuldaer Glossenhandschrift. (Vgl. CX, 219 ff. 1885.)
Ziu den bei Homeyer nicht verzeichneten Glosscnhand-
ßchriften dee Sachsenspiegel -Landrechts gehört ein Codex der
ständischen Landesbibliothek zu Fulda, der im III. Buche so
eigenartig compilatorisch gestaltet ist, dass ihm eine be-
Bondere Besprechung gewidmet werden muss. Er steht in
Beziehung zum Schwabenspiegel, ^ ist von Interesse für die
Geschichte der Libri Fcudorum und ihrer Glosse, und
bietet ein bemerkenswerthes Zeugniss für die Verbreitung
der Sachsen Spiegelglosse nach süddeutschen Gegenden, wie
fiir ihre Verbindung mit anderen Quellen.
1. Der Codex ist zuerst im ,Neuen Archiv der Gescll-
Bchafi für ältere deutsche Geschichtskunde' (V, 225. 1880)
kurz erwähnt, als , Sachsenrecht' betitelt^ und war damals
ittit dem Bibliothekzeichen IV, d. 23 versehen.** Jetzt trägt
* In Rockinger's Verzeichniss der Schwabenspiegel-Handschriften (Sitzungs-
berichte CVII, 28. 1884) ist er nicht berücksichtigt, obwohl die damit
nalie verwandten Handschriften (unten §. 8) Aufnalime gefunden haben.
Dieser Titel (»Sachsen Recht') lindet sicli von neuerer Hand oben
aof dem ersten Blatte.
Da« ebenda angeführte ,Landrecht mit Register' (aus ßlaubeuren) ist
•^Kleine Kaiserrecht (Homeyer, Nr. 204); das ,Land- und Lehn-
riHiht,' jetzt V. 26, ist eine Papierhaudschrift des Schwabenspiogels
604 * Stcffeuhageti.
er die Signatur D. 36. Er ist auf Papier kleinen Folio- Formats
von verschiedenen Schreibern im 15. Jahrhundert hergestellt
und durch Johannes Frauenlob den Jüngeren (aus Bischofs-
zell im Thurgau) 1449 vollendet.
Die Schreiber haben sich lagenweise in die Arbeit gctheilt
und sich auf dem ersten oder letzten Blatte jeder Lage am
unteren Rande genannt. Die Fuldaer Handschrift liefert dem-
nach eine interessante Parallele zu der von Bandini beschriebenen
griechischen Handschrift des Galenus, welche von ^siebzehn
verschiedenen Schreibern (und zwar Mönchen)' herrührt, ,von
denen jeder seinen Namen auf dem ersten Blatte der von ihm
geschriebenen Quaternionen angegeben hat'.^
Eine grössere Zahl von Lagen (über die Hälfte des
ganzen Bandes) ist von dem jüngeren Frauenlob angefertigt,
der die Fuldaer Handschrift zu Ende geftlhrt hat. Die übrigen
Schreibernamen sind nicht mehr alle erhalten, sondern zum
Theil beim Einbinden fortgeschnitten. Soweit sie vorhanden,
stelle ich sie nach der Reihenfolge der Lagen (Sextemionen)
zusammen. Die fehlenden bezeichnet ein Fragezeichen.
1. Johannes muncli
de tettingen . . . .'-^
2. Banholtz
3. Johannes heller
4. Petrus dar er
5. 6. 7. ?
8. '^ feczer
9. hermannus de ienifen etc,
10. ?
11. Crift offe rus fcriptor
12. ?
(Homeyer, Nr. 205). Rockinger (oben N. 1) identificiort dio von ihm
namhaft gemachte und neu hinzutretende Porgamonthandschrift des
Schwabenspiegels irrthümlich mit Homeyer, Nr. 205.
* Bandini, Catalogus codicum Graecorum bibIiothec<ie Ijaurontianae. III,
97 f. XIX. 1770. Ebert, Zur HandHchriftenkundo I, Ul f. 1825. Letzterer
bemerkt dazu, er habe ,noch keine' Handschrift gefunden, ,in welcher
sich die verschiedenen Schreiber auf ähnliche Weise genannt hätteii\
Vgl. jedoch Wattenbach, Schriftwesen. 2. Aufl. 1875. S. 8(58 f.
2 Vier Buchstaben durch Wegschneiden unleserlich.
3 Vorname fortgeschnitten.
Die Entwicklung der Landrechtsglosse des Sachsenspiegelt. 605
13. Johannes
frowenlob^^
14. Rudolf fu8 fchlaich
15. Alberfhus vogelwaid.
Der ungenannte Schreiber der nächstfolgenden Lage (16)
hat nur die ersten drei Blätter und die Vorderseite des vierten
Blattes beschrieben. Er bricht ab mitten in einem Citat der
Glosse zu lU. 1 mit den Worten : Oder vemim diff alfo, oh fi
tcol mit anandren ain E hetent, des enmag nit gefin, als in der
gloffen Supra libro j^,^
Mit der Kehrseite desselben Blattes (dxxxiüi) setzt die
Hand Johannes Frauenlob's des Jüngeren ein, welche von der
des gleichnamigen Schreibers der Lage 13 (oben N. 1) ver-
schieden ist. Sie geht bis zur Schlussschrift fort, beginnt jedoch
erst mit III. 16 yachtlos lut' (ohne §. 1),^ so dass inzwischen
die Artikel lU. 2 bis 15 ganz ausgefallen sind. Das m. Buch
des Landrechts und seiner Glosse ist also fast durchaus von
dem jüngeren Frauenlob niedergeschrieben. Schlussschrift (ge-
reimt) :
Hie haut dis recht ain end,
Das vns gott fin hüffe fend,
und nach einem Zwischenraum von einer Zeile:
ffinitus eft Über ifte anno domini 1449 per me iohannem
frowenlop juniorem de zella epi/copali [Bischofs-
zeil] etc.
Einige Beigaben sind von anderen Händen des 15. Jahr-
hunderts hinzugefügt.
2. Den Hauptinhalt der Handschrift bildet das Landrecht
des Sachsenspiegels oberdeutsch, mit artikelweise folgender
Glosse in gleicher Schrift, wie der Text. Angehängt sind
hinter der Schlussschrift Johannes Frauenlob's Notizen über
* Der A eitere dieses Namens.
' Die Stelle lautet nach dom Angsburger Primärdrnck von 1616 voll-
ständig : Oder vortiem dit. , offl fy ßck wol wir echte hedden, den mU de»
frhtejt irkrigen ßj mtnimer^ alfe wy dy /eggen in der gJofen fupra libro j
arti. xxxvij et Ij. ar.
3 III. 16. §. 1 mangelt in den Olossenhandschriften Öfter. Homeyer, N. 1
ad b. 1.
606 Steffeuhagen.
Societäts-Verliältnisse aus dem Digesten -Titel ypro fotzio'
und SL\is/inpliciu8y aln lerer y sodann der Frank fürt er Reichs-
abs e hie d von 1442 (sogenannte Reformation Friedrich's III. V
ferner ain gefetzt von kai/er karll dem fierden, zu mefz us
gerueft (der Lothringische Landfrieden vom Jahre 1354), zuletzt
daz xvij, kapitel aus der guldin pul kaifer karl des fierden.^
Die Heimat der Handschrift ist das Badische^ genauer
die Markgrafschaft ,Nieder-Baden' (Baden - Durlach). Dm
beweist neben der Sprache die Herkunft des Schreibers der
Lage 9: hermannus de fengeiiy^ sowie der Umstand, dass bd
der Bezugnahme auf den Landfrieden von 1235 in der61o68e
zu L 53. §. 2* statt Albrecht der ,Markgraf zu Nieder-Baden'
Bernhard I. (f 1431) substituiert wird:
Das felb hauß du och in der fatzung, die fich beginnä ,ü
Bernhart von gottes gnaden Margrauff zu nidren hadenf.*
Zu den bisher bekannten sechs Glossenhandschriften b
oberdeutscher Mundart (Homey er, Nr. 216, 594, 668 1. Ordnung
Familie 1 und Nr. 595», 658, 664" H. Ordnung)« tritt mithin
eine siebente hinzu. Und zwar ist es die zweite oberdeutsche
Handschrift, deren Heimatsgebiet mit Sicherheit bestimmt
werden kann, und welche erweislich im Badischen entstani
Sie stellt sich dem in Freiburg 1450 geschriebenen Upsalaer
Codex (Nr. 658) an die Seite. Bei den beiden identischen
Handschriften aus dem Jahre 1469 zu Salzburg und ^^l^'*
' (I[. Chr. V. Spnckenbergr), Neue und vollständigere Sammlang der Reicn**
Abschiede I, 170 ff. 1747. Seibertz, Landes- nnd Rechtsgesdiichtf ^
Herzogthunis Westfalen IV, UX>ff. mit N. 176. 1854.
-■ I>ie letztgenannten beiden Stücke sind in der Beilage abgedruckt.
^ Oesterley, Historisch-geographisches Wnrterbuch S. G82, G83 roo. ^^*^
(ffH, Tkimptnt. Ritter's Geographisch-statistisches Lexikon. 7. Anfl. IL *
1883.
* Vgl. Buhlaa, Nove con.««titutiones domini Alberti p. XIV f.
'• l'eber Bernhard I. mit dem Beinamen des Grossen, der um
bessening des Gerichtswesens und um Codtfictening der Landrecht^
niflht war, handelt näher J. D. Schopf lin, Historia Zaringo Bad^^
11. 65 ff. Carolsruhae 1764. 4». G. Weber, Allgemeine Weltgesch^ '^
IX. 136. 1872. Allgemeine deutsche Biographie II, 415 f. 1875.
*' Sit»he Honieyer, Sachsenspiegel 3. Ausg. S. 34, 37 mit S. 25, 26. Nr.^ —
ist nicht .mitteldeutsch' abgefasst, wie Homeyer (Rech tsbö eher S."
falschlich angiebt.
Die Entwicklung der Landrechtsglonse des Sachsenspiegels. 607
(Nr. 594 und 668) scheint zweifelhaft, ob sie nach Oesterreich
oder Baiern gehören. Ueberhaupt ungewiss ist der Ent-
Btehungsort der drei anderen (Nr. 216, 595", 664").^
3. Hinsichtlich der Gestaltung von Text und Glosse sind
die beiden ersten Bücher von dem dritten zu scheiden. Jene
zeigen eine Fonn, wie sie in der I. Ordnung der Glossenclasse
vorkommt. Dieses bekundet nach Vollzähligkeit und Anordnung
des Textes, wie in der Gestalt der Glosse einen von dem her-
gebrachten stark abweichenden Charakter.
Im Einzelnen ist zu bemerken. Die Reimvorrede fehlt
ganz und gar. Den Anfang macht der Prolog ohne Glosse.
Es folgt der Textus prologi, wenn auch ohne Zahl, so- doch
als I. 1 glossiert, da der Artikel Von zxcain fchwerten u. s. w.,
der erste der Vulgata, als Capihdum fecundum gezählt wird.
I. 5 und 6 stehen singulär ohne Glosse da. Die Reihe I. 7
bis 14. §. 1 mangelt in Text und Glosse. ^ I. 26 erscheint im
Text in der ,älteren' Form und hinter 32 gestellt.^ Die Glosse
dazu ist in ihrer ,doppelten Gestalt^ combiniert.^ I. 36 fehlt
in Text und Glosse. ^ Ebenso U, 37, 38. c
Ueber Vollzähligkeit , Artikeleintheilung , Stellung und
Zählweise der beiden ersten Bücher im Vergleich zu Homeyer's
Text (Sachsenspiegel 3. Ausgabe) giebt die nachstehende Ta-
belle Aufschluss.
* lieber blosse Fragmente von oberdeutschen Glossenhandschriften vgl.
noch Böhlau, Zeitschrift für Recht,sgeschichte I, 240 (8), 247 (9). 1861.
Die jfiir Baiern bestimmte* Nr. 280 III. Ordnung (Stobbe, Geschichte
der deutschen Rechtsquollen I, 300. N. 11) ist mitteldeutsch.
2 Vgl. darüber ITomeyer, Genealogie S. 122, 140.
♦'* Homeyer, N. 1 zu I. 26.
< Genealogie S. 140. Sitzungsberichte XCVIII, ö6 nebst N. 6 und CVI, 205
mit N. 2.
^ Genealogie S. 122, 140.
G Homeyer, N. 1 zu II. 37 und N. 1 zu 11. .38 mit N. 55 zu II. 36. Der
Glosse zu n. 37, 38 entbehren ausser der von Homeyer angeführten
Handschrift Cd noch die Bremenser HandsQhrift I. Ordnung, Familie l
(Homeyer, Nr. 80), obwohl der Text beider Artikel vorhanden ist, und
die Berlin-Havelberger Handschrift II. Ordnung (Nr. 33), welche
letztere im Text nur H. 37 hat. Die Loccumer Handschrift I. Ordnung,
Familie 2 (Sitzungsberichte XCVIH, 57. N. 1 zu S. 56) kennt zwar
Text und Glosse von II. 37, aber nicht von U. 38.
608
Sti
Bffenhagftn.
daer Hand
Schrift.
Homeyer.
(I. 1)
Textus prologi
2
l 2
5
5
1 6. §. 1
Fel.lt.
7... 14. §. 1
10
f 16. §. 2
l 17
14
f 20. §§. 0...9
l 21
19
25. §. 5
20...
,25
27 ... 32
26
26
Fehlt.
36
30
•
f 37
l 38. §. 1
39
46
l 47. §. 1
42
48. §.3 ,Mit k. mach'
43
( 49
l 50
53
f 00. §§. 1, 2
l 61. §§.2. ..4'
1 w. §§■ 3
54
Ol. §§. 1&5
1 62. §§.1,2
57
1 64
l (55. §. 1
59
66
. 65. §. 22
60
67
l 68. §. 1
64
71
n. 2
•
f TT. 2
l 3. §. 1
^ Homeyer, N. 14 zu I. 60.
3 Homeyer, N. 4 zu I. 65.
Die Entwicklnng der Landrechtsglosse des Sachsenspiegels. ()09
Fuldaer Handschrift.
Homeyer.
n. 7
f II
, 7
4. §.3'
9
•
9
10. §§. 1, 2
12
{
11. §§.3, 4
12
21
20. §. 2
21
32. ..
34
34 . . . 36
Fehlt.
37, 38
35
39
36, 37
32, 332
38
40
46
{
47. §§. 4, 5
48
48
•
{
50
51. §. 1
49
§•2
50
52
51. §. 33
61
{
62. §. 3
63
1
65. §. 1 bis ,rerwerke'
63
/
64. §. 5<
65. §. 1 vou,üencerie'an,§2
68
{
70
71. §. 1
70
72
Die Artikelzahlen 64 , 70 im I. und II. Buche , welche
die Fuldaer Handschrift aufweist, begegnen in Familie 1 der
I. Ordnung der Glossenclasse ,regelmä8sigV'' in Familie 2 ein-
1 Homeyer, N. 21 zu 11. 4.
2 Ueber die Stellung dieser beiden Artikel s. Homeyer, N. 1 zu 11. 32
und Genealogie S. 143.
3 Homeyer, N. 8 zu ü. 51.
* Homeyer, N. 12 zu II. 64.
* Genealogie S. 118. Die Lübecker nandschrift von 1427 (Nr. 420),
welche im I. Buche ebenfalls 04 Artikel zählt, hat im II. Buche die
Sitxnngaber. d. pbil.-hitt. Ol. CXI. Bd. I. Hft. 39
610 SteffenhageB.
mal (Homeyer, Kr. 49G), in der 11. Ordnung, so viel sicher,
zweimal in den oVjerdeutschen Handschriften <Xr. 595" und
658). » Danach könnte die Handschrift der I. oder der tt
Ordnung und innerhalb der I. Ordnung der 1. oder der t
Familie zugerechnet werden.
Ausschlaggebend für die Classificierung ist das lü. Bodi,
wo das letzte aufgenommene Stück, 84. §. 1 (Handschrift 83),
ohne Glosse auftritt. Daraus folgt, dass die Handschrift lick
der n. Ordnung angehört, weil dort die Glosse bis HI. S,
mindestens bis III. 84 fortschreitet. Ebenso wenig gehört ae
im Bereiche der I. Ordnung zu Familie 1, deren Text nick |
über HI. 82. §. 1 hinausgeht. Vielmehr deutet das Voriund«'
sein von IH. 84. §. 1 mit dem Mangel der Glosse auf Familie t
der I. Ordnung. III. 74, in Familie 2 fast immer glouieii,
erscheint noch ohne Glosse, wie meistens in Familie 1.
4. Das dritte Buch, welches der Handschrift ein b^
sonderes Interesse verleiht, ist, soweit es Johannes Frauenkk
dem Jüngeren seine Entstehung verdankt , keine blosse Ak- ^
Schrift des glossierten Landrechts. Es stellt sich dar als die
Compilation, die aus verschiedenen Quellen zusammengetragen
ist, und deren alphabetischer Charakter näher zu begrönden
sein wird (^§. S, Nr. 2), Die Compilation hat einen soldica
Umfang, da^s sie mehr, als den gleichen Raum einnimmt, wie
die beiden ersten Bücher zusammen, mit anderen Worten über
die Hälfte des Bandes tullt.
Der Compilator behandelt Text und Glosse sehr frei, in-
dem er beide unter Aufhebung der üblichen Reihenfolge und bA
Einmengung von Stücken aus den früheren Artikeln des dritten
Buches, wie aus den beiden ersten Büchern durcheinanderwiift.
Neben dem Sachsenspiegel mit der Glosse verarbeitet er v«
deutschen Rechtsbüchem das Sc h wa benspie gel- La ndreeht
und das Rechtsbuch nach Distinctionen. Aus letzteren
hat er srK"»ssere P:irtien aufürenommen.
b<^i H^miovor GeneAloirie S. llT und SAch5en$piegrel 3. Ausg. S. ^
^ i;eui?Äloj:ie S. liT Die .VrtikeiiAhlen der drinen oberdeutschen Haw
schritt 11 ^VrvlnuniT. Nr. t»»>4= Homever. Sjichsenspi^rel 3. Ausg. S. 2
^a\ weiche ubriiren* venichollon ist, sind unbekannt.
Oi« SntwickliiDg der Landrechtsglosse des SachsttnepiegeU. 611
Von den fremden Rechtsquell en, dem Corpus iuris Ro-
mani und canonici ^ den Libri Feudorum, macht er erneuten
QebrauchJ Aber auch Kirchenschriftsteller und Cano-
nisten sind von ihm excerpiert, wie jRaimundus' (von Penna-
fcrte) mit der glofa wilhelmi, d. h, dem Apparat des Wilhelm
TOD RenneSy^ Hostiensis^ Thomas, Petrus, Innocentius
(in glofa)y wernherua m glofa, Augustinus. Nach dieser
Biebtang lässt sich die Arbeit unseres Compilators vergleichen
Bit der für das Deutschordensland Preussen bestimmten Re-
daction der ,IX Bücher Magdeburger Rechtes* von
Johannes Lose (1444), worin theilweise dieselben Schrift-
iteller benutzt sind.^ Im Kreise der Glossenhandschriften selbst
ttüitiert dafür keine Parallele.
5. In formeller Beziehung steht die Compilation auf äusserst
Medriger Stufe. Sie zeigt, zu welchen Auswüchsen die spätere
Entwicklung der Sachsenspiegelglosse geführt hat, und in wie
planloser Weise die ursprüngliche Glosse verunstaltet worden
»t Es mag genügen, zur Probe einen kleinen Theil zu
analysieren.
1) Sachsenspiegel mit Glosse (Artikel über die Ver-
ibatang).
m. 16 (ohne §. 1) *
17 und 18 verbunden
23
24
25
34 (ohne §. 2),-^ der Glosse zu III. 25 angehängt.
2) Van achten vnd von bannen = Schwabenspiegel
Laasb. 246. Vgl. unten Nr. 6.
1 Ueber die Benutzung der Libri Feudorum in der urHprUnglicheu
Glosse 8. Dieck, De tempore quo jus feudale Longobardoruin in Ger-
maniam tninslatum ibiijue receptum »it. Halis 1813. 4*^. p. XI f.
3 Stintzing, Geschichte der populären Literatur des römisch-canonischen
Rechts. Leipzig 1867. S. 493 ff., 500 und Schulte, Geschichte der Quellen
and Literatur des canonischen Recht.s II, 410 ff., 413 f. 1877.
3 Steffenhagen, Deutsche Kecht<»quellen in Preus.sen. Leipzig \H75.
S. 163 ff.
« VgL oben §. 1 S. 605 nebst N. 3.
i Homeyer, N. 10 ad h. 1.
39»
01!^ ft Icffeuhftgcii.
3) Koclitöbueh nach Distinctionen.
Ohne Rubrik Ortloff, IL 10. 2 ... 8.
Tom ain fallen gut = IV. 42. 1 ... 25.
Von ainfertiguntj = IV. 18. 1 ... 3 und IV. II. j
1 ... 4.
Von antictrckluften = V. 18. 1, 2: V. 19.«.;
V. 11. 1, 2.
Ohne Rubrik V. 23. 1 . . . 3.
Kind touffen = V. 25. unic. mit V. 26. 1 \m l4
geicaikd*,
4) War artzenitjen foll und Item ain artzat fdarlzaifl
geben ane allen Jchaiden. Nach einer ihm zugehörigen Hill'
Schrift gedruckt, zusammen mit zwei der voraufgehenden Stlebi
des Rechtsbuchs nach Distinctionen und mit anderen Plrob^
bei Siebenkees, Juristisches ^lagazin IL 208 ff. Jena 178S. h-i
Vgl. unten §. 8, Xr. 3.
5) Sachsenspiegelglosse zu III. 57. §. 1 (ohne ta
Text\ mit angehängter Notiz über die Papst wähl: Zimfi^
den kiefet man ain hahft noi'k /int-m toud u. 8. w. Fol»
Sachsenspiegel HI. 63. §. 1 mit Glosse.
G^ Von achten vnd von bannen = SehwabeDspiegcl
Lassb. 246. irie oben Nr. 2 und Itam rt>i« banne = Schwabei"
Spiegel Lassb. 246. wie zuvor, mit einer Au^einandenetza^
über die Wirkung: des ireisilichen Bannes.
Tt Sachsenspiegel III. 6o. ^. 2 mit Glosse« nebst eiiKf
längeren Austuhrung über den Bann unter der Quellenangite
//cc rai m undus <t h o f't ie n /7 .^.
S Kaymundu;t ojn bann aft^r. — Der mnen gexd^
ß'ucht, cnd Jin dri- banne dariimb* mV &iWe/ (aus Hostienii^^
— U'tirM^i^ ain mi^nt'ch o.dü üi den antpen bann. — "**
^ anuh* ir'tt ig hi t in dir kirchen j'-nd *j»yn » Hostiensis).
1^' Ain ?nV manig haudii ain ijericht kompt, Oder ro» **"
rn/t\u d^r «•r*-ji'.%. ut ^*At<t = Schwabenspiegel l^
114, a.b.
1 M ■ A /' i- r ' l ir r «' ri ' - jV r / V, h ''f rnnen. Aus den D e c retÄ»*'
Grvci^r's IX.
ir Kochisbuvh :.;;oh ni>tinctionen HI. 16. 1 . - -^
12"^ Sachsen >p: optici o>2^f ohne Text» zu III. 9 -■
HL 10. ;J^. I. 2.
Die Entwicklang der Landrechtsglosse des Sachseospiegelt. 613
13) Von der dag. Anfang: \A]h ain katfer ain ftatt fur-
lud, als die recht vfmjfent^ vnd die burger ver/chmachten die
Indung u. s. w.
14) Rechtsbuch nnch üißtinctionen III. 0. 8, 10... 13,
und zwar mit Einfügung einer , besonderen Distinction^ hinterjl
(Ortloff, S. 462).
15) Sachsenspiegel (nur Text) III. 64. §§. 5... 11 und
III. m.
16) War bürg vnd veftin ev mvge buwen.
17) Von begrebnuffe (Hostiensis).
18) Von brennen. (^Hec reimundus et koftien/is.)
19) IVenne ain menfch behalten gut verluret (^Hec hoßien-
fis.) — Wie ain menfch behalten gut folle icider geben. — Wenn
Tnan daa behalten gute folle nutzen, — Man fol nit haimlich
imder nemen das behaltten. {Hec thonias.) — Vnd merck, was
behalten gut haife.
20) Von betriegen. — Von arg vnd bofer lift, toenn die
toud fand oder täglich find. {Hec thomas,)
21) Sachsenspiegel III. 50 (nur Text) und in unmittel-
barem Anschluss die erste Hälfte der Glosse zu III. 3 u. s. w.
So geht es fort in buntem Wechsel bis an's Ende. Nach
einem System suchen wir vergebens. Es würde die Mühe nicht
lohnen, eine erschöpfende Analyse zu geben.
<>. Der Mittheilung nicht unwerth sind Gerichtsformeln,
welche der Corapilator gegen den Schluss (Blatt ccclxxxmii^
bis ccclxxxxi^) einverleibt hat. Sie stammen aus der Zeit Kaiser
Karl's IV.^ Ihre Sprache weist auf Baiern. ^ Vor den von
Ilomeyer veröffentlichten rheinischen Gerichtsformeln ^ zeichnen
sie sich dadurch aus, dass sie ausser den Fragen an den Richter
auch die Findungen der Schöffen enthalten. Ich zerlege sie in
Absätze und Paragraphen mit durchlaufender Zählung. Die
roth geschriebenen Stellen imd Rubriken, wie die Namen mar-
kiere ich durch gesperrten Druck.
Hienach vindet man alle die recht, die man fragen
fol, wenn man lantrecht befitzet, als daz von alter her-
komen ift, in der maß als hiernach gefchriben ftat.
J Unten S. 617, N. 1 und S. 618, N. 2. 2 g. 614^ n. l und S. 615, N. 2.
3 Homejer, Richtsteig Landrechtji 8. 327 ff. mit 8. 70.
014 Stof fenhagen.
I.
1. [H]J?r richter, da /taut haintz N. ader cuniz Kwi^
hnut zu chifjen zu luten wid zu guten, die yrs geÜhe» ttrf^l
hahtnt vnd jn och be/diadiget haheiit in difcfn frid, jfn^ i^
nach, was recht /ig.
2. Hie fraget der richter des rechten vnd ffridk
Ich frage dicli darumh, icas recht fig,
3. mich dunket recht, das ers jms haifie vordrtn iaf-
rieht es hotten,
■4. Her der riclUer, /in dag vnd die gut find gff(^
fragt, was recht /ig.
5. Ich /ragen uch darumh des rechten.
G. Mich dunket recht y das man jm htieff vnd hoü&ifm.
von gerichtiss wegen vnd tag gebe zu dem nech/ten lantag. \
U.
7. Her richter, da /taut anders N, vnd hat zu dflj»*
Uiten vnd guten, die jrs gelibtes uerge/fen habent vnd jn le/MÄp
in di/em fride. /ragt dantmb des rechten.
8. Ich /rage uch des rechten.
9. Mich dunket recht. Das ers haiße vordren, aii W ■
oi^gt/chriben /taut.
10. Her richter y frage nt mer. Er haut ain tail fli» •
t-rchtgt'f, Ihts man richte mit recht vnd mit antlaite,^ wie ff ^
t»tzu4jtn mugt odtr das j\'»Ue bezugen.
11. Ich frag uch darumb des rec/ifni.
12. Mich dunktt rt cht zu /in, das ers /olle bew^/ennüm
brirpt vnd mit d* m lantbott* n , vnd man /ol den hotten ff^
vri /inm <»#/</. i'b <r dit bott/chaß't geworben hab, e manj^^
hrieif qelje,
III.
i;V //fi* rirhtrv. t/n /taut aiutr, ginanf clawy X.fOef\
ijf'aidf n für !ant*j» rieht vnd irntwui-t^ giru. So Jpreche jm «****
ri4. /'i\i</f, taK< ncht /Vi/.
^ o/*:.'-.;«.'. t:.'i.\)*;. t34.':.\ii:. p^rvoiitliche Eiuwoisuugr in eiu Gut, iDuni***
Sv'hiuoUor. lUvoriscIuv^ W .-:- rlnioh U. :>13. t*. 182^. Vel. unten IV, *
e^, e;5, t4. U'\or. Mi::o:i. vbioii!>ches llAuawnrterbuch I, 75. l»*'
Die Entwicklung der Landrech Uglosee des Sachsenspiegels. 615
14. Mich dunket recht, das er warte all die xoiUe vnd daz
gericht weret. kompt dann jeman,^ der da zu jm clage, das er
der dag dann ledig fig. Es /ige dann, daz die dag uß fig. So
fol man es verkundigen mit des geridites hotten dem deger, der
jn gelaiden hat, das er mit rechtes gehorfam fig vff deni nächßen
lantgericht.
15. Her i'ichter, fragent, ab man jm des billich vnrecht
fchrihen fölle geben.
16. Ich frag uch darumb des rechten.
17. mich dunket recht fin, mann fchribe es billich.
18. Gefelle from, gang hin zu dem fchriber vnd gib
jm finen Ion vnd haiße dir es fchriben,
19. gern, lieber herr.
IV.
20. Hei*r richter, da ftaut ainer, dem haut man aingelaitet
von gerichts tcegen uff etliche gut vnd haut die ainlait erfeffen
laufen mer, dann dry tag vnd fechs louchen, ffragt her, wie er
da mit tilg, das er recht tilg.
21. Ich frag uch darumb des rechten.
22. Midi dunket recht fin, geftande jm der ainlaiter'^ vff
finen ayd, das er geanlaitet hob, als jm gebotten fig von gerichtes
wegen, daz darnach aber billich befchäch, das recht fig.
23. Hie fraget man den ainlaiter. Ich fragen dich,
ainlaiter, vff dinen ayd, wa du geainlaitet habeft, vnd ain welcher
ftatt vnd vmb wie vil vnd wie lang die ainlait erfeffen fig.
24. So der ainlaiter denn der ainlait alfo gefeit vff
finen ayd, So fpreche denn der furfprech: Her inchter,
fid dem mal vnd jm der antlaiter geftanden ift vff finen ayd,
fragent, wie man jm furbas ^richten föUi, darain erhablich fig.
25. Ich fragen uch darumb.
26. Mich dunket recht fin, das man jnn in die felhen recht
fetze jn nutz vnd gewer, vnd jm fdiirm darüber geh von gerichtes
wegen.
1 jernan statt nieman. Müller und Zanicke, Mittelhochdeutsches Wörter-
buch II. 1. 1863. S. 41. ieman 2. O. A. Walther, Weichbild - Recht.
Leipzig 1871. S. 84. voc. yman fyrnant) 2. Ebenso unten IX, 45.
2 ainlaUer, anlaiter, antlaiter, Vollzieher der gerichtlichen Einweisung in
ein Gut. Schmeller, a. a. O. Vgl. oben S. 614, N. 1.
616 Steffenhagen.
27. Vnd fd) man jm de.8 darzu icht billich hneff geben Jolle
an das oherß (ßericht, Wan das oherß tj&iichi dem nidren gelaicht
hillichen von rechts wegen beholffen fol /in.
28. Ich fragen uch,
29. Her richter, mich dunket recht, Das manjm des hillichen
hrieff gehen fölle von gerichts wegen.
V.
Wann ainer nu erfolget vnd erclagt hat,
30. Her Achter, da ftaxd claus N, vnd haut ertiolget vnd
erclagt, vnd ift vff tttliche gut jn nutz vnd in gewer gefetzt.
Darain hindert vnd irret man jn. ffragt, was dai*umb recht fig.
31. Ich frag uch des rechten.
32. Mich dunket recht, das man fin uerkund verhör, imd
das nuin d-em gebiete vnd erbiete von gerichtes wegen. Das fy
jnn vnhefchädiget lajfen ain finem erclagt en gut. Das fol man
tun mit des lantgerichtes hrieff e vnd hotten.
VI.
33. Her richt-er, da ftat ainer, dem ift clag ergeben von
gerichts wegen, vnd des haut jn des lantgerichts hott verkündet,
vnd dem wil nieman zufprechen. fragt darumh , was recht fig.
34. Her richter, mich duncket recht, das er warte, die wile
das gencht wäret, kommet dann nieman, der jm zufprech, das er
denn der dag ledig fig vnd jm das hais jnfchrü)en.
VII.
35. Her richter^ da ftaut ainer, gegen dem habent lut jren
tag genomen von gerichtes wegen, vnd das haut man jm verkündet
mit des lantgerichtes hotten, vnd die felhen lut fint nit komenfnr
gerichte. Ah jnnen tag gegeben ift. fragtj was recht darumh fig.
3(). Her nchter , mich dunket recht, haut es des gerichtes
hott verkündet vnd geftat es uff f inen ayd, das jr jeglicher dem
clnger verfallen fig zwaintzig pfund pfenning als vil zu finem
rechten.
37. ffragt j ob man jm dez icht billich hrieff gebi.
38. es duncket mich billich zu finde.
Die Entwicklung der Landrechtsglosse des Sachsenspiegels. 617
VIII.
Wenn ainer in die aucht kompt,
39. [H]ßT richter , da /taut ainer, der Ift in die anclit
kamen vnd wolt gern /ins rechten widerumh kanten, fragt, wie er
das getan mag.
40. Ich fragen uch, wie er das tun fälle, vnd was recht
darumb fig.
41. Mich dunkel recht, das jr jnn wal daruß mugent laufen,
Alfa das er fwere, das er dry lantag tilge ze befitzen vnd aller-
mengliches rechtens geharfam fig. vnd der lantag mugent jr jn
zwen loal erlaufen, vnd den ainen mus er befitzen, vnd das fal
man verkünden mit des lantgericktes baiten Dein, von des wegen er
jn die aucht ift kamen, vnd auch, da er die aucht fchatzt mit zwain
bürgen vor gewiffen fal, die darumb auch fwerent zu den haiigen,
42. vnd wenn der ächter alfa verbürget, Sa fal er vnd fine
zwen bürgen dem richter jre truw geben ain die hand , vnd fal
denn der furfprech reden die wart, als hernach gefchnben ftand:
Als N. in die aucht ift kamen van clag wegen N., vnd alfa
lauffent wir jnn wider uß vnd nement jnn vjfer dem vnfrid vnd
fetzent jnn in den frid vnd gebeut jm alle fine recht van vnfers
heren kaifers karlas ader N, van ram^ vnd von des lantgerichtes
wegen ^ ainem jeglichen mann zu anttcut^ten vff recht ain allen
gerichten,
43. vnd wenn ainer vff der aucht kampt vnd fwert, das er
dem lantag befitzen falle, vnd blipt er uß vnd kampt nicht für,
vnd das furwendet der cleger mit furfprechen, Sa wirt jm ei'tailt,
das jener jn die aucht aber kamen fig, vnd das man jnn wider
jn das buch fchriben fall, vnd dem mag nieman furbas ewanklich
vff der aucht haißen fchriben, dann ain gewaltiger kaifer oder kung,
IX.
Wenn ainer alfa vff recht vff der aucht kampt,
44. [H]^rr richter, da flaut ainer, der was in der aucht
vnd ift uff recht daruß kamen vnd haut finen landtag befpffen
von des N, wegen, als recht ift, fragt, was recht fig.
^ Ich deute die Formel auf Kaiser Karl IV. Demzufolge fallt die Ent-
stehung der Gerichtsformeln nach seiner Krönung zu Kom (1355). Vgl.
unten XII, 55.
618 SteffeDhagen.
45. Mich duuket rechte hat jm jeman * dai'umh zugefpi'ochen,
das er ledig fig,
46. Her, fragt, fyd dem mal jn vnfer hen* der ztcayer lan-
tag erlanfhiij oh ei* oiich des icht hillich ledig fig, fragt des
rechten.
47. Mich dunket recht, das er denn darumh ouch bilUch
ledig fig,
48. fragt, ob man fchrtben fölle,
X.
49. Itetn es ift zu tciffen, jn welher dag man den frid nit
nemmet, das die feclis aule ahfigent,
50. Es ift ouch zu wiffen, das ain jegliche frow vnd gcUft-
lieh lut vnd ouch pf äffen vmb ain jeglich fach jr recht vff dem
lantgericht wol tun mugent mit ir felbs liben ains rechten, vnd
die fölUfiit warnen ain weihen gaiftlichen haben,
XI.
51 . Es ift zu wiffent, wenii lut ain andren antiourten weUent,
So föllent baid furfprechen alfo reden : Her lichter, fol ich des
mannes wort fpredien f
52. Ich gans uch wol,
53. Her richter , fo ding ich jm tcandel, e es zu urtaiUn
kompt, finen tag, fine zugen vnd fin gefpräch, vnd was er von
gewichtes wege7i haben fol, fragt.
54. Mich dunket recht, fid ich nu gedingt hau. Er habe es
billichen,
XII.
Wie man die lut in die aucht tut,
55. Darnach, wenn die lut genant werdent von dem lichter.
So fol der dinger ainer fpreclien zu dem ricJUer, vnd der lichter
hin nadi alfo die lut, die da genant fint, die tut er jn die aucld
vnd nimpt fy uß dem frid vnd tut fy in den vnfi-^id, das nieman
f rüffelt ain jrem lib nach gv>t , von mins heren wegen ^ kaifer
karolos von rorn,'^ vnd von des landgeiichts wegen.
' Wie oben 8. Öl5, N. 1.
2 Vgl. oben VIU, 42 nebst N. 1.
Die Entwicklnng der Landrechtsglosse des Sachsentpiegels. 619
56. Her richter, fragt, wie lang manjn den frid komenfölle.
57. Ich fragen uch.
58. Mich dunket recht, das giU, daz nit &t*clagt ift vnd vff
recht nicht erfüllet ift dry tag vnd fechs vmchen, xmd der Hb nit
fragt, oh ieman genant wer, der uch zugehört von gerichtz wegen
oder fuft, oder den die hv/rger verfprechent , ob nu die aucht ze
fchaden komen.
xin.
Alfo fol man ainem das recht geben,
59. Sprich, als dich der hat aingejjprochen mit finem fur-
fprechen vmb die fach etc, vnd vmb den fchaiden, als du jm dar-
umb nichts fchvldig bift vnd jm kain fchaiden geton habift on
geuärde, Alfo bitte dir gott ze helffen vnd die haiigen.
In unmittelbarem Anschluss und ohne Unterbrechung
folgen Stücke des Schwabenspiegels, Lassb. 151 bis 154,
deren Ordnung dahin verändert ist, dass Lassb. 153 ,o6 er in
fachet*, ' 154 vor 151, b ,Der man fol och mit rehte vam*, 152
vorangehen. Hierauf das Rubrum: Hie haut das ain end von
dem lantrecht,
7. Hervorhebung verdient endlich das letzte Stück vor
der Schlussschrift der Compilation. Es führt die Rubrik:
Wie vnd in welher hand wyfe man fryden haltten folle,
vnd von denen, die den frid brechen, was fy uerf allen.
Das alles wirt hernach begriffen,
es beginnt: \F^Ridericus , von der gnaden gottes Romfcher
kung, und erweist sich als eine paraphrastische Uebersetzung
des Landfriedens vom Jahre 1156 aus den Libri Feudorum
n, 27'-^ und der dazu gehörigen Glosse.^ Wir erkennen darin
den frühesten Ansatz zu einer deutschen Bearbeitung
* Faldaer Handschrift ,ob fy ain anderg fuchen*. Vgl. die Variante bei
Wackernagel, N. 78 zu cap. 132.
2 Vgl. Pertz, Monumenta Germaniae historica IV, 101 ff. 1837. Laspeyres,
Entstehung und älteste Bearbeitung der Libri feudorum. Berlin 1830.
S. 206 f. Vy^aitz, Deutsche Verfassungsgeschichte VI, 439. N. 3. 1875.
U. Eggert, Studien zur Geschichte der Landfrieden. Göttingen 1875. 8<*.
S. 43 nebst N. 3.
3 Die Glosse ist die gewöhnliche des JacobusColumbiin der Redaction
des Accursius mit dessen Zuthaten (zu §. 6 ypersequi^). Laspeyres^
a. a. O. S. 389 nebst N. 143.
020
Steffen ha(;An.
(1er Libri Foudoruni , welclio hin^c vor die erste vollständige
Uebcrsctzun^ des .Jodocus l*n;iiitzni{iuii IUI lt.'
Willirend der Ljmdtriedcn in seinem gfinzen WortLiut
wiedergegeben wird, ist die Hearbeitung der (flösse unvollendet.
Sie hört auf zu §. <> fparneqnr des Jateinisclien Landfriedens-
textes mit dem Jieginn eines Satzes und mengt von dem
Uebrigen nur den Anfang der (Jiosse zu {J. 1 1 an unpassender
Stelle ein. Aueh darin zeigt sie sieh verderbt, dass lateinische
Worte aus dem Original mit der Verdeutschung vermischt
werden. Ich lasse diese deutsche (blosse unter (Gegenüber-
stellung des lateinischen Originals und mit Verbesserung der
stark corrumpiertcn Citate hier folgen. In den Noten bezeichne
ich die B^'uldaer Handschrift der Kürze wegen mit F.
Glofa.
y\F]Iliderieus, von yot-
tes gnaden^ efc, ^rnd allen
den, für die di/'e hrteff
kotnen»' Dar vß nimm ich,
das kai/er friderich dar mit
mt [!J ain recht machen wiL Aber
vernimm e es alfo, als daz her-
nach fjpjchrihen wirt ,l)e pace
;ifcr«[mento] ///[manda]' |II,
r)3J , IIa c -^ edicfal /' <^\ / ;* / ii r i a
feu furtum ' [2].
LateiiiiHcho Glosse.^
,VEderleus: litter e ifte.'
mdetur er(jo, quod voluerit im-
peratov ifte condere legem, cum
dixerit: ,ad quos litt er e ifte
p e r tcene r i n V, fed die tu fuper
hoc fecnndxim quod noiatur jn-
fra ,de pace iuramento fir-
manda* [II, 53] ,hac edictali^
§, yiniuria feu furtum' [2],
ar[curfiu8].
^ Nach der Vorrodo l>(»f^ann .J. IMIantÄinaiin «eino Arbeit 1482 (nicht 1448).
Sie erschien zwninml im Druck, Auj^sbnrj;: 14<J3 und 1404. (CJottscliod'B)
Hoytrii^o zur Critischen Hist(>rio di^r Deutschen Sprache. Stück 2\.
Loij)zijj M'MK H'». S. 17 H'. und danach Zepornick's Miscellanoen zum
Lelinrechto IV, Jlölft'. 1701. Oottfr. Dan. Hoffmann, Do unico juris feu-
dalis Lonj^obardici libro. Tuhinp^ao 1754. -1". §. XXIIII. p. nO flf. Zapf,
Aupsburijs Huchdruckerj^eschiclito I, 107, 110 nebst \). XX VII f. 17H(),
und II. p. XII. 1701. Panzer, Annalen der altern deutschen Litteratur
I, 201, 212 f. 1788.
2 Auf Grund der Ausp^abo des , Volumen* von Bernardinus de Tridino
Venetiis 1404. Foh'o, Hlatt 170*». Hain, Kei»ertorium bibliographicum
Nr. 0<>34.
^ F ,ac de/.
• * F Jructnin.*.
Dio Eiitwickluug dvr Landrochlsglosse des Sachseiigpiegels.
621
Glofa,
fDie recht' etc.. das haut
nickt gehalten der kai/er von
dein diepftail, das foliche recht
jn iren ftafuten vnd we/en he-
liben, So er fpricht, man fol
ainen henken, der da funff fchil'
ling ftilt oder funff fchilUng
wert, vt jnfra e[adem] lege §.
,Si quis quinque folidos Va-
lens' etc. f 17].^ A^u fpricht an-
derfwa ain recht alfo, das man
kainen vmbfolidien diepf tat nicht
fol toden, Aber man fol jn dan-
nocht dar umb ftraffen, das er
toiffe, fick ain ander zitt da
vor zu hüten, vt C, ,de furtis'
[VI, 2] attf[enticaj ,fed hodie
pro furto',
[§. 1.] jcapitalem fuheat
fententiam' ^ oder ,ain hopt
vigenf/chnfft,' deffelben glich
ftraffet man vnd bvffet ouch den
ritter, der da fräuentlich ainen
frid brichet, vt ff ,de re mili-
[tarip [XLIX, 16] l vltima
[16].^ Item dartis nimm ich, daz
wer den andren todet zu vnrecht
Lateinische Glosse.
, Ilufn anas lef/es. ' hoc
non feruamt imperator ifte in
furto, ' fcilicet quod leges in eo re-
manerent infuo ftatu, cum dicat,
quod pro fuHo volenti tanium
V folidos debebat für laqueofuf
pendiy vt jnfra e[adem] ifege]
J'i quis V /oi[ido8] Valens'
[§. 17], ef aZfias] lex dicit, quod
pro furto non debeat mori, fed
aliter caftigari, vt C, ,de für-
tis^ [VI, 2] in auten, Jed ho-
die pro furto', '^ accMr[fiu8].
[§. 1.] jSL quin . . . eapi-
teUe'tn.' eodem modo punitur
miles, qui pacem perturbauit, vt
ff ,dere wt7i[tari]' [XLIX, 16J
Z. t?Z<i[ma] [16].
et ita hohes hie, quod cajnte
puniri debet ille, qui hominem
* Druck futuro.
^ F fh. et exriam etc.
^ Das Citat kann sich nur beziehen auf eine Authentica zum Justiniani-
schen Codex, welche in den Canon des Accursius nicht übergegangen
ist. In der betreffenden Novelle (134. cap. 13) heisst es: ,Pro furto
autem nolumus omnino quodlibet raeinbruni abscindi aut mori, sed
«aliter eum castigari.* Ueber die von Accursius nicht recipierten
Authentiken, für welche es an einer ^kritischen Zusammenstellung* ge-
bricht, vgl. Savigny, Geschichte dos römischen Rechts im Mittelalter.
2. Ausg. IV, 47 f., 60 f. 1850.
* F corrumpiert: ,n CO fuis''.
'' F fügt aus der lateinischen Glosse et ita hinzu.
622
Steffen hagen.
Glofa.
oder erfchlacht den, dem fol man
/in houpt abhowen. Aber jn ainer
andren ftatt fpricht kaifer hain-
rich für ain recht, man fol jnn
bald hend abfchlahen oder ain
handj vi in lampardia ,de
liomicid\\iü\ it[berorum] ho-
[minum]' [I, 9J l, ,qui uero
infra treugam' [36]. Das glo-
fier alfo: dem der kopff abge-
fchlagen wirt, das ift ain toud-
fchlag des urfprungs Alfo ift es
von dem, denn er gepinget wirt.
Aber der ander toudfchlag kompt
von ainem kampff zu, da der
vnderligen muft vnd alfo er-
fchlagen wirt. dai'unih ift nit
wunder, ob der minder gepiniget
wirdet, denn der erft. Als doch
fo figen wir geioiff allzitt gottes
gerichte, das kain miffeiat xm-
gepiniget laufet, vnd vil lutfint,
die ir gerechtikait ze vnrecht
machent vnd gott erft erzuinient,
darumb das fy kempffent , in
lamparten predicto'^ ti[t\i\o]
[I, 9] L ,recolimus' [21 J.
,Per duellum.' Hie merk
den urfprunge, jn dem ain vach'
ten zu gange, wenne es kunt fig
ainem, das er ainen toudfchlag
hab, als ei* da von gefagt haut
alhie. Er feit och hie von ainem
toudfchlag nit,fo ainer erfchlagen
wirt, vt infra eadem lege ^ §. ,Si
quis*' [2J. Wer es aber, das der
LateiniHche Glosse.
occiderit infra pacem conftitu-
tam. fed alias per henricum
imperatorem dicitury quod ntantis
ei debet amputari, vt in lom-
bar[d&] ^de ^07ni[cidii8j Zt-
[berorum] /*o|minum]' [I, 9]
l. ,qui vero intra^ treugam'
[36].
fed die, quod hie conftabat ho-
micidium perpetratum ab ifto,
qui ita punitur. ihi vero nan
conftabatj nifi per pugnam, in
qtia fuccuhuit. vnde non eft mi-
rum , fi mitius puniatur , quo-
niam incerti fumus de iudicio
dei, et multi per pugnam cau-
fam fuam perdunt fine iufia
caufa, vt in /om6ar[daj pre-
dicto <i[tulo] [I, 9J l. ,recoli'
mus' [21].
,Per duellum.^ nota ergo
hie cafum, in quo pugna ßt^
fcilicet quando conftabat, eum
feciffe homicidium, de quo dici-
tur hie. fit etiam pugna, qv^ndo
non occidit, fed vulnerauit tan-
tum, et de hoc conftabat, dice-
bat tarnen j illud fe feciffe fe
defendendo , ficut in fuperiori
* Druck ,tn*. ^ F primo, ^ F in eodem It*.
Die Entwicklung der Landreehtsgloste des Sachsenspiegels.
623
Olofa.
nicht enwifte, daz er den toud-
fchlag kette geton, So mochte
man jm es für amen kampff
rechnen. Es loer ge/chehen jn
der ftunden des kriegs oder dar-
nach, fofrid wer gemachet wor-
den, wil man Jagen, daz der
toudfchlag gefchehen /ig, vt in
lampardia ,de homicidiis'^
Zi[berorum] [hominum]' [I,
9], 3 IVas aber zu tunde wer
zidfchen dem krieg, das häuf tu
jn fuma Rodfradj, umlte aber
der felbe fchuldner vngeftraffet
fin darumb , von den vordren
zwen toudfchlegen Merck zwai
ding, da mit man von nott wegen
zwingt den fchuldigen, in ainen
kampff ze gon, darumb daz er
nit gepiniget wü werden vmme
die fchuld, die er geton haut.
Ouch fint zway ander ding ze
merken, von der wegen er glicher
wyfe ouch wirt gezwungen, alz
von ainer folichen grofen miffe-
tat wegen, oder da ainer den
andren zum kampjfe vordert, dar-
Lateinische Glosse.
cafu, vt infra «[adem] i[egej
§. ,fi quis alium' [2j. Si autem
non conftaret de homicidio, fci-
licet quod ille iftvd fedffet, tunc
poffet ülud per pugnam probari,
fiue poft treugam fa^tam, ' fiue
poft pacem dicatur eum feciffe
homicidium ülud, vt in lombar-
[da] ,de Aomt[cidii8] liber[o-
rum] Äo[minum]^ [I, 9] ,qui^
vero intra treugam^ [I. 36j.
Poteris ergo addere iftos duos
cafus, qui funt in lege ifta, in
quibus fit pugna alijs cafibvs,
qui notantur in lombarda in
fummafederici,^ notabis etiam
hie duos cafus, fdlicet predictos,
in quibus ex neceffitate caufa-
tiua cogitur reus pugnam impo-
nere, fdlicet fi non vult puniri.
Sunt autem et alij duo cafus
in^ lomba r[d a]^ in quibus fimi-
liter cogitur, puta in crimine
lefe maieftatis. Item, vbi quis
alium vocauerit argam,"^ id eft
cucurbitam, vt in lombar[da,]
,de pu[blici8] cri[mini-
^ /tue paß tr. /. im Druck ausgelassen.
2 F thomicida*, »
3 Die Angabe der Lex fehlt in F.
* Druck ,/t'.
* Die richtige Lesart, welche auch F kennt, ist Rofredi. Laspeyres,
Libri feudorum S. 357. N. 38, S. 384. Savigny, Geschichte des römischen
Rechts im Mittelalter. 2. Ausg. V, 211, b.. 1850.
ö in fehlt im Druck.
"^ Vgl. Du Gange, Glossarium mediae et infimae Latinitatis, digessit Hen-
schel. I, 387. 1840. voc. arga 1. Brinckmeier, Glossarium diplomaticum
I, 169. 1856.
624
Steffonhagon.
G lofa.
umh das er mit finer fvowen
zu fchaffen haut, ah jn lam-
p arte 7} vil gefchiht. Da von
häuft du von den vor ijef ehr ihnen
vier dingen oder ftucken, vt jde
publicis cri[minibu8y [I, 1]
L vlttrna [7J et ,de con[yi-
ciis]' [I, 5J Z. ji.2 quod'^ eint
f feciale^ in hijs iiij"^ cafibus,''
Cum alias^' regulaiiter pugna
fit ' fe/niper in elercione actoris,
ut in lampardia, Da du vin-
deft, ,w i e fi ch ainer h efc h i r-
men foV \]1 , 56] ,Si quis
ammodo*^ [1. 16] et L ,de pre-
dijs' [36] et L ffi quis alium
afto* \\bY Nu fprechent alle
recht, das der felh fchuld be-
kennen ift, dar zu das er fich
mus befchirmen in dem kampffe,
oder mus fweren, vt in lampar-
dia predi[cto] <|ituloJ [II, 56]
l, ,fi quis^ [9].^ tds verr ift es
der iville.
Der text fpricJiet, das er fin
leben befchirme efc. das ift
Inllichy man fpricM mangem dar
vmb^^ übel, der finen lil) in
ehaß'tiger nott 7iit ' ' befchirmet vnd
Lateinische GIosho.
buö]'' fl, 1] /. t;Z[timaJ [7]
et ,de <:onuic\iisy (1, 5J L i.
qu^d erit fpeciale in predictis
iiij cafibus, cum alias regula-
riter pugna fit femper in de-
^ctione actoris, vt in Zow6ar[daJ
qualiter quis fe def ender e
(/e[bct]' [II, 56] L ,fi quis am-
modo* [16] et L ,de predijs'
[36] et L ,fi quis alium afto*
[15]. licet omnes videantur di-
cere, qvA)d reus teneatur, fe vel
per pugnam defendere, vel iura-
?-e, vt in lombar[dB.] pre diclo
tit[u\o] |II, 56] l. ,fi quis pofV
|9]. quod ita intelligitur^ fcilicet
fi actor voluerit. per predictas
leg es.
,Vitamfuam defenden-
do,* quod quidem de iure facere
poteft, Quod enim quis ob tute-
lam fui corporis facit, iure fe-
ciffe ex\i{\timatuT , vt ff ,de
^ Druck fühlorliaft ,rei*. Die Titelrubrik weicht von der Vulpata ab und
Htimmt mit dem ,Codex CaKinonHiK*. Hluhme, Munuinenta Genn. bist.
Leffum Tom. IUI, 607 mit N. 1, 623 mit N. l. 1868.
' In F sind beide Citate aus der Lombarda verderbt: /Zc pnb''** tri*.
U. j ,row[vicii8]*.
3 p ^^o I F fpecinliter. ^ F caußt. ^ F aliquh.
" F uf, 8 F ,omne'. » F fli. /. ,/iomo'.
^^ mnfj mit blasser Tinte über der Zeile nachgetragen.
^* nif mit bla-sser Tinte über die Zeile geschrieben.
Die Entwiclclnng der L»ndrecht8glosse des SAchsenspiefels.
625
Olofa.
verfichert, vtff,[de\ juftit[\sL]
et jure* [I, 1] ,ut vim*^ [I. 3J.
Das ift gerecht, tut er es mit
furfichtücait vnd mit muffiger
verficherung, vt C. ,vnde vi*^
[VUI, 4] l. j. Des felben glich
halt ich ouch, fo es ainer nit
gern oder mit willen tätte, fonder
on gefärde vnd bedachtes finne
vnd mute, Ift dem alfo, fo haut
er jm ouch die Jchulde nit zu
gezogen, Ain jeglich ding, das
zu vngewarneter xcyfe gefchiht,
dem mus man billichen vberfehen
vnd die pen mäffigen, denn das
mit fräuel gefckicht, vt C. ,ad
Z[egem] C07'[neliam] defic[a,-
riis]' [IX, 16] l. j. Des felben
glich man ich zu finn, tut es
ainei* von der ficherung wegen,
das er villicht furcht, Es kämint
fine kind vnd fin frowe zu
fchaden, oder von liebi ainer
andern perfon wegen, vt ar[gu-
mento] C, ,de epi[fcopi8] et
cZc[ricis]' [I, 3] ,raptores'
[1. 54] j. R.'* et ff ,quod metus
caufa* [IV, 2] ,ifti quidem^
[1. 8] §.6 vlt, [3] et ff ,ad fil-
Z[anianum] fenatus"^ conful-
[tum]^ [X:XIX, 5] l, j. §. fi-
[nali]« [38]. Deffelben glich ift
ouch, tat er defter minder fräuel,
Lateinische Qlosse.
iufti[tisi] et iM[rel^ [I, l] ,vt
vim' [I. 3]. dum tarnen cum
moderamine inculpate tutele hoc
faciat, vt C, ,vnde vi' [VIII, 4]
l. i.
Idem putOy fi non voluntarie,
fed ex improuifo eum oc/ndit,
quoniam crimen tunc non con-
traxit.
ea enim, que ex improuifo cafu
ßunty cafu potiuf quam fraude
accidunt, fato^ non noxe impu-
tantur, vt C, ,ad Z[egera] cor-
[neliam] de/ic[ariis]' [IX, 16]
l, i,
Idem etiam puto , fi hoc fecit
ob tutelam ßliorvm fuoi*um vel
vxoris vel forte alterius perfone
coniuncte, vt ar[guinento] C, ,de
epiy[copi8] et cZe[ricisj' [I, 3J
,raptores' [1. 54] i, m,* et ff
,quod me[t\i8] cat4[fa]^ [IV, 2]
yifti quidem' p. 8] §, vi, [3],
ff,adfena\iM8] con[fuItum]
/i7/[anianura]* [XXIX, 5] l. i
§. /t[nali] [38].
cum idem forte pffet, fi ob tute-
lam rerum fuarum, vt ar^[u-
» F J?«r*. 2 F ,tj«ne?. an'. ' Druck fado,
< primo re/p&ndendum (?). Thibaut, Civilistische Abhandlungen. Heidel-
berg 1814. S. 224. IX.
^ Vgl. die vorige Note. ^ et ff bis §, in F ausgefallen. " F ,fo'.
^ F Sif mit Hiiizufdgung des folgenden cum aus der lateinischen Glosse.
Sitzangsber. d. phil.-hisl. Cl. CXI. Bd. I. Hfl 40
020
Rteffenhagen.
LateiniHchfl GloRiie.
mento] 6'. ,vnd6 vi* [VIII, 4J
i' ^ e< ff f^d Z[egem] cor[ne-
liam]de/ica[rii8]^[XLVIII,8J
jfurem* [1. 9], in nuten. ,vt
WM/Zt tiifdicumf [IX, 17, al. 9
= Nov. 134] §. vlti, fl3], in
lombar\d9i\ ,de hia, qui ad
palatium ire contem[pl'e'
vinty [II, 44] Z. ,fi cuicunqne'
[3J.
Glofa.
darumh d/ia er furchtet, er ver-
lur fin gv-t vnd was er hetti,
vi ar[gumcnto] C, ,vnde vi*^
[Vm, 4] Ij et ff ,ad Z[egem]
cor[ncliam] de ficca[riisY
[XLVIII, 8] ,furem' [1. 9] et
in aucf, ,vt nullt judicum'
[IX, 17, al. 9 = Nov. 134]
§, vlt. [13] et in lampardia
yde hys, qui ad paZZaf[ium]
ire contempferint/^ Das ift
von dem, der da verfmächt^ zu
raut hu8 zu gon oder für gei^ichte^
[II, 44] ,Si cuicunque* [1. 3].'*
[§. 11.] Der text fprichet, ain
pur fol kain tcapen füllen noch
tragen,^
[§. 6.] Er maint koftUdi raifig
wapen. Als die detn kaifer zu-
gehörent odei' ainer herfchaffty
oder damit ain kaiferliche gevoalt
gexoajypnet musfin, vt in prooe-
mio^ inft. hl princ[ipio]. ergo
ut coiifequenter et iiidicem, vnd
davon er hie och hat gefeit Et
quidetn etc.
Hiermit abbrechend, bcscliliesst der Compilator seine
Arbeit mit dem Epiphonem Hie haut die recht ain end u. s. w.
(oben §. 1, S. 005).
In derselben Gestalt, unter gleicher Rubrik, mit der in
gleicher Weise mangelhaften Glosse, und ebenfalls als Scliluss-
[§. 11.] ,8i quin riifticus
arma/ et ita hohes, quod rufti-
ci non avdent portare arma
u. 8. w.
[§. 6.] ,8i vero . . . per^
fequl non defiftatJ armis
fcU'icet legalihuSy quibus impei^a-
tori^m etc, vt in proemio inffi.
in |?rtn[cipio]. ergo et coft/e-
quenter itidicem, de quo hie di-
citur. et quidem*^ u. s. w.
« F ,et in'. Vgl. oben 8. 625, N. 2.
2 P ,e.ontemp/il'. ' F fh. acii^ fuit.
* In P nngohWriger Weise hier eingemengt und mit dem Folgenden dem
Sinne nach combiniert.
^ F prohat. ^ Druck quidam.
Die Entwielrlanif der Lendrechtaglois«' des Sachsenspiegels. 637
stück ist der Landfrieden tibergegangen in die Wien-Ambraser
Handschrift vom Jahre 1482 (Homeyer, Nr. 671). Er steht
diselbst hinter dem Richtsteig Landrechts, seine Glosse endet,
wie im Fuldaer Codex, mit den Worten : hie auch von fagt et
pidemA
Zu der Fuldaer Uebersetzung des Landfriedenstextes stimmt
«ch die deutsche Fassung in Senckenberg's ,Sammlung der
Reichs- Abschiede' (I, öff.).^ Was dort als letztes Alinea und
ab vermeintlicher Bestandtheil des Textes gegeben wird (S. 1 0,
§. 24 mit N. *). ist aus der deutschen Glosse zum Landfrieden
etttlehnt.'* Das Vorhandensein der Landfriedensglosse in dem
Ton Senckenberg gebrauchten Darmstädter Codex (1473)
scheint nach Homeyer zu vermuthen.*
8. Einer eigenen Darlegung bedarf das Verhftltniss unserer
Compilation zu dem von Lassberg beschriebenen Constanzer
Codex aus dem gleichen Jahre (Homeyer, Nr. 130)'* und zu
Hehreren ihm verwandten Handschriften, welche ein alpha-
betisches Rechtsbuch enthalten.^ Zu letzteren gehören die
bereits erwähnten beiden Handschriften in Wien und Darm-
•tadt (§. 7 am Ende).
1) Der Constanzer Codex, im Stadtarchiv, ,durchaus
▼on derselben Hand auf schönem Pergament geschrieben', 228
psBählte Blätter, gr. Folio, oberdeutsch, ist ,kein eigentlicher
Schwabenspiegel, sondern eine Compilation aus Schwabenspiegel
w^d Sachsenspiegel, römischem und canonischem Recht' in
^Artikeln. Die Ueberschrift des voraufgeschickten Registers
Tabulae codicam mann scriptorum in bibliotheca Palatina Vindobonensi
«sservatorum. II, 185. 1868. Nr. 303G. Hoffmann von Fallersleben,
VerxeichnUs der altdeutschen Handschriften der Ilofbibliothek zu Wien,
^ipzig 1841. Nr. CLVU. S. 230.
^öher Senckenberg^B Quelle b. dessen Corpus iuris Germanici publici ac
P'ivati. Curavit G. G. Koenig de Koenigsthal. Tom. I. Pars 1. Franco-
^ ^^/^i ad Moenum 1760. Praef. p. LXXIX.
^*öio oben S. 621, hinter N. 6.
»öeyer, Rechtsbücher Nr. 145. S. 82: »Gesetze Friedrich's I. und II.
* • • mit einer Glosse*.
5;*««berg, Schwabenspiegel. Tübingen 1840. p. Lf. Nr. 74.
^ ^»Uejer, Rechtsbticher S. 60 f. sub 10, wo Nr. 449 hinzuzufügen. Das
^^^öichniss bei Rockinger S. 82 am Anfang (oben S. 603, N. 1) ist nicht
*^"^3indig. Nachzutragen sind seine beiden Nummern 111 und 364.
40*
'iTo
{)2^ Steffenhaffen.
bezeichnet ihn als fachffen fpiegel.^ Merkwürdig ist, dass sein
Epiphonem mit dem der Fuldaer Handschrift wörtlich bis auf
geringe Abweichungen übereinstimmt. Es lautet (nach Lassberg):
Hi(i haut düfe Recht ain end,
daz vns gott flu hilffe fend.
Anno domin j MCCCC qundrage.^ nono'^ per nie Jo.
fr owenloh de cell a ep ifc opali maiare, que ma nu propiHa
fcripfi.
Homeyer verweist den Codex durch einen Stern vor der
laufenden Nummer unter diejenigen Handschriften, bei denen
,der jetzige Aufenthalt oder gar die Existenz' ,unsicher ist'.
Man könnte vermuthen , er sei nach Fulda gerathen. Dem
widerstreitet jedoch die Gleichmässigkeit der Hand, Material,
Umfang, Format, wie Inhalt, namentlich auch die im Fuldaer
Epiphonem fehlende Formel que manu propria fcripfi. Es ist
ausser Zweifel, dass wir es mit zwei gesonderten Manuscripten
eines und desselben Schreibers zu thun haben.
lieber die Beschaffenheit des Oonstanzer Rechtsbuches sind
wir durch Lassberg's Beschreibung nicht genügend unterrichtet.
Ob dasselbe alphabetisch geordnet, wie Rockinger (oben S. (>27,
N. 0) annimmt, wird niclit gesagt. Für das Gegentheil scheint zu
sprechen , dass Lassberg ,Alles ohne System . und Ordnung
zusammengeworfen* sein liisst, während er bei dem München er
Codex (2) die alphabetische Ordnung hervorhebt. Uebersehen
hat Lassberg, dass neben dem Sachsenspiegel dessen Glosse ex-
cerpiert ist. Die Glossierung über das Ausziehen aus der Acht,
die er dem Verfasser des Rechtsl)U('hes beilegt, entstammt der
Sachsenspiegelglosse zu H. 4.
2) Besser orientiert sind wir über das ,alp habetische
Corpus iuris^ der München er Handschrift aus dem Jahre 1458
(Homeyer, Nr. 470, Lassberg, Nr. 101). Im Eichstättischen
durch fridericiim grünpecken in Beilngries geschrieben,
Papier, 447 Blätter, Folio, oberdeutsch, ist es ,nach rohalphabeti-
* Danach ebenso unzutreffend Archiv der GeRellschaft filr ältere deutsche
Geschichtkunde I, 229. 1B20 und Araann im Freiburger Lectionskatalog
18.37. p. 17 f. N. 16.
2 1449. Amann 1. c. setzt fillschlich 1419, nicht 1417, wie es bei Homeyer
(Reclitsbftcher S. 80) heisst.
Die Entwicklung der LandrechUgloMe des Sachsenspiegels.
629
scher Ordnung der Materien' zusammengetragen aus Schwaben-
spiegel, Sachsenspiegel mit Glosse,' Rechtsbuch nach Distin-
ctionen,^ und den fremden Rechten. Unter den benutzten
Schriftstellern erscheinen, wie in der Fuldaer Compilation (§. 4,
Alin. 3), Wilhelmus, Raymundus, Thomas, Innocentius,
Hostiensis.3 Reihenfolge und Inhalt zeigen nahe Verwandt-
schaft mit dem Fuldaer Codex. Zum Beweise stelle ich die
bei Lassberg mitgetheilten ,alphabetischen Hauptrubriken' mit
ihren Blattzahlen den entsprechenden Blattzahlen des' Fuldaer
Codex gegenüber.
Münchener Rechtsbuch.
Fuldaer Compilation.
A.
41. Aecker
Blatt 188»
44. Anfallen
188" (Vgl. oben §. 5.
47. Anfertigung
190" [
Nr. 3)
48. Antwerkleut
191»
49. Arcztiey
192» (§. 5.
B.
192" (§. 5.
Nr. 4)
49. Babft
Nr. 5)
51. Bann
194» (§. 5.
Nr. 6 bis 8)
55. Bervffen der vrtail
198" (§. 5.
Nr. 9, 10)
56. Btirgfchafft
199" (§. 5.
Nr. 1 1 bis 14)
64. Bauen
203» (§. 5.
Nr. 15, 16)
64. Begrebnuss
203" (§. 5.
Nr. 17)
66. brennen
205» (§. 5.
Nr. 18)
67. Behalten gut
205" (§. 5.
Nr. 19)
67. Betrugenheit
206» (§. 5.
Nr. 20)
67. von Bäumen
Fehlt.
68. Buss Mild Wergelt
206" (§. 5.
Nr. 21)
72. dag
85. Von Dieben
97. von Dorffgerichte
C.
D.
206"
210»
212»
' Es braucht kaum bemerkt zu worden, da«« die Formel Der Ecke faget
(Lassberg, p. LXIV) auf die Sachsenspiegelglosso zurückzuführen ist.
2 Vgl. unten S. 633, N. 1. 3 Lassberg, p. LXIV.
630
SteffeakftgAB.
Münchener Rechtsbach.
Fnldaer Compilition.
£.
98. Von der Ee
Blatt 212»»
•
109. Von Erbe
220"
147. Von Ee/chaiden
241»'
150. Von Eide
247«
164. von Eigen leuten
259»
178. von ehaffter not
268»
180. von' Ent/chuldigen
268"
181. Von Entlehen
269"
F.
181. Von Fürften
270» »
186. Fon fiirfprechen
270"
192. /räreZ
271»
193. Fride
275«
205. Feirtag
277»
207. Fraw7en
279»
208. Funden gut
279"
209. Fronboten^
280»
G.
210. Gericht
280"
214. Gezeugnusa
280"
226. Geit^er
287»»
236. Gefängnuss
l?'ehlt
238 . i'on Gepoten und gefecze n
288"
239. fon Ger echt ikait
289»
241. Fo7i gedingen
Fehlt
244. Geißlich fach
289»
246. Gehorf am und ungehor-
fam
247. Geraete
Fehlt
248. (?e6e;i
249. i;o7i gemainer Jach
* Zu der Blattzahl wird bemerkt: i/t mitzaichcrU, weil die vorhergel
Ziffern von ccxxoiiii an übersprungen sind.
2 Die bei Lassberg, p. LXIV ausgehobene ,Rubrik (der Quelle)' isl
herübergenommen.
3 Fuldacr Codex Gebuttell.
Die EnfcwieklQDg der LMidreeliftsglosM des SachMiMpiegel«.
631
Mttnchener Rechtsbu
eh.
Fuldaer Compilation
250. Got verf liehen
Blatt 290*
252. ( Von dem hopffen u.
8. W.)
Fehlt.
253. Von getrewen henden
291»-
253. Von gelübden
292»
254. Von gelten
'
Fehlt.
254. Von gewette
256. Gewilkiirt richter
H.
293»
257. von hanthaffter tat
294»
260. von holtzhawen
'
261. von hirtten
263. von hoffpeis
Fehlt.
263. von hergewette
264. von haiden
296»
264. von hunten
296»
265. tKwn her/chilt
Fehlt.
265. von Infigel und briefen
I.
J.
296"
268.
von Juden
K.
299"
273.
Ketzer
302»
273.
König und Kai/er
302"
282.
Kirchen
306"
286.
von Kempffen
310»
293.
von Kinden
310"
295.
von Krieg
311"
295.
von Knechten
312»
298.
von Keczeren (vgl. oben 273)
312"
300.
von Kawffen
314»
303.
von Küre und welung
317»
305.
was der kayferl. kammer
zugehört
• 318"
L.
307.
von Lehen
320»
317.
Leihen
322»
319.
von lant fiten, Lantrecht
Fehlt
632
8teff«Bkftg«a.
Münchener Bechtsbuch.
Fnldaer Compilation.
320. Morgengab
323. von Malpawmen
323. von Mtinczen
325. von München
327. von Mulen
328. von Märckten
328. von mördern
328. von notzucht
331. von notwer
332. von nachvolgen
333. von Opffer
333. t?on Ob/t
1
}
}
0.
P.
334. von Pfand
337. von Pfaffen
342. von Patron
342. (;o7i Privilegium
342. ron pflege rn und vormund
351. ron Penen
353. üon Pfändung
B.
354. uon Richtern und Recht
376. rechtlos etc,
377. row ritterfchafft
378. rou Rdifen
378. ro» Retten
378. i'OM RUgen
371K ro» Rechen
379. Rechnung
371>. AVioÄ
%nu. i^chaJen
;i8l>. vSVÄii/c/
"> Slnhen
1
JS.
Blatt 323>
FeUt
325*
326»
FeUt
327»
Fehlt
329"
Fehlt.
329»
332»
336»
336"
336"
337"
339»
339"
345»
Fehlt
345»
345"
345"
346»
FeWt.
346»
348"
351»
Die Entwicklung der Landreehisgloase des SaohMnspiegels. 633
Müncbönsr Rechtsbuch. Fuldaer Compilation.
389. Straffen Blatt 352»
390. Schelten 352^
390. Schäcz 353*»
391. Schmacheit 354*
392. Spil
393. Send \ Fehlt.
393. Sippzale
394. Symoney
354»
397. Stewr
358»
398. Selgeraet
359»
T.
398. Te/tament
359"
402. von hymeli/chen tyeren
363"
402. von xoüden tyeren
363"
404. turnir
363"
404. Töten
364»
U, V.
405. Ungericht
364»
411. f7rtai7
365"
418. Unkewfchait
368»'
419. Verpindung
Fehlt.
419. Verleydunge
368"
422. Ungevärlich
369»
423. Forcī
369»
423. Ungehor/am \
Fehlt
424. F«r«nde Aa6 |
M. ^y«4AV*
424. 7tecA
370"
424. Vojcin
Fehlt.
W.
425. »Tt^^^an
370"
427. Wucher
371»
< Hier findet sich das bei Lassberg, p. LXIV abgedruckte Excerpt über
Bestrafung in flagranti ertappter Ehebrecher. Die ihm unbekannt ge-
bliebene Quelle ist das Rechtsbuch nach Distinctionen IV. 11.2.
2 Die Fuldaer Compilation schaltet eine Rubrik ein: Item von vnrechtem
gut (Blatt 369»»).
Ht)4 SteffenhageB.
Münchener Bechtitbuch. Fuldaer Compilation.
435. Wergelt (vgl. oben 68) |
435. Warlofa
' Fehlt
435. Wider/agen
435. Weg
436. Weichen 376«» ^
Z.
436. Von czinfen 377»
442. roij Zölle Fehlt.
443. 17071 czehenden 378»
446. ron czawberey 380» ^
Da» Münchener Rechtsbuch schliesst damit auf Blatt 447 ^.
Anders der Fuldaer Compilator, der sein Werk darüber hinans
von Blatt 380»» bis 398» fortsetzt. Er fügt dazu, die alphabe-
tische Ordnung der Materien verlassend, ohne Rubrik Aus-
führungen über rieht er vnd amptlute des richs , Blatt 381^
unter der Hauptrubrik Von handwerkluten verschiedene,
besonders rubricierte Capitel des Rechtsbuchs nach Distin-
ctionen (zur Ergänzung der unter A aufgenommenen), Blatt 386^
Von hyjchoffen, Blatt 387»» Von berUffunge, Blatt 388» Von
buicen, Blatt 388^ die Gerichtsformeln (oben §. 6), Blatt
391** ettlich recht von den pf äffen vnd gaif fliehen (Haupt-
rubrik mit mehreren Unterrubriken), schliesslich Blatt 393*
den glossierten Landfrieden (§.7).
Sehen wir von den abundierenden Stücken am Schlüsse
ab, so wird durch obige Vergleichung die volle Identität der
Fuldaer Compilation mit dem Münchener Rechtsbuch dargethan.
Ein Unterschied tritt nur darin hervor, dass das Münchener
Rechtsbuch vollzähliger und weit umfangreicher ist. Trotzdem
OS hinter Register und Vorreden mit einer sehr viel früheren
Blattzahl anhebt (41 gegenüber 188), und trotz der springenden
Zählung der Fuldaer Handschrift (oben S. 630, N. 1), überholt
es diese doch um ein Bedeutendes (447 gegen 380).
Zugleich werden wir aufgeklärt über die der Fuldaer Com-
pilation zum Grunde liegende alphabetische Anordnung,
> Rubrik Von wyhen.
' Anfang und Schluas des Stücks, wie bei llomeyer, Uechtsbücher S. 60.
Lassberg, p. LXIV.
Die fintwicklang der Landrecbtsglosse des SachseDspiegels. 63ö
welche an sich bei dem Fehlen mancher Rubriken und bei
der oberdeutschen Schreibung nicht leicht ersichtlich sein
würde. Für die ersten, im Münchener Rechtsbuch mangeln-
den Stücke (§. 5. Nr. 1 , 2) würde die Rubrik Aucht {Acht) an-
zunehmen sein.^
Schon Lassberg hat richtig erkannt, dass die Münchener
Handschrift auf einer nicht oberdeutschen Vorlage beruht, da
die oberdeutsche Schreibung zu der alphabetischen Ordnung
nicht passt.^ Das Gleiche gilt von der Fuldaer Compilation,
wenn sie z. B. unter E ayd, aid für Eid und aigen fiir eigen
schreibt. Der Schreiber der Compilation, Johannes Frauenlob,
kann mithin nicht der Verfasser sein.
3) Von den übrigen Handschriften der in Frage stehenden
Gruppe, sechs an der Zahl, besitzen wir keine genaue Kenntniss.
Nr. 440 (vormals Meichsner) und Nr. 449 (Michclstadt)
sind verschollen. Nicht näher bekannt sind Nr. 145 (Darm-
stadt 1473), Nr. 231 (Giessen U72), Nr. 671 (Wien 1482).
Vgl. oben S. 627, N. 1, 4 und S. 635, N. 1.
Aus Nr. 622, jetzt in der kaiserlichen Universitäts- und
Landesbibliothek zu Strassburg,^ Papier, 15. Jahrhundert,
Folio, mitteldeutsch, hat Siebenkees einige Proben mit einem
Theil des Registers veröffentlicht. * Er constatiert , dass das
Rechtsbuch , alphabetisch nach den Materien' geordnet ist,
welche Ordnung indessen ,nicht immer beibehalten' sei (S. 204).
Die Proben reichen bis Blatt 422**. Verglichen mit dem Fuldaer
Codex und mit den von Siebenkees meist ignorierten Quellen,
verhalten sie sich folgendermassen.
^ Vgl. auch den Consta iizer Codex (oben 1 am Ende) und die Hand-
schriften Nr. 145) 231) welche mit den Hauptrubriken ,Acht, Acker,
Ansprache, Appellieren' beginnen. Homeyer, Rechtsbücher S. 60.
2 Lassberg, p. LXIV.
^ Rockinger, a. a. O. S. 51, Nr. 364.
* Vgl. oben §. 5, Nr. 4. Siebenkees' Zeitbestimmung des Codex ,au8 der
erstem Hälfte des 14. Jahrhunderts* ist ebenso haltlos, wie seine
Bezeichnung des Rechtsbuches als ,ein altes sächsisches Weichbild-
Recht*.
636
Steffenhagen.
Siebenkee».
Blatt 21.
Fuldaer Compilation.
Von hochzeit (Rechtsbuch
nach Distiiictioncn V. 23.
1...3)
Kint tauff (ebenda V. 25.
unic. mit V. 26. 1 bis ,uff
geicand')
Wer ertzney füll geben den
leutten
Die ertz ßdlen ertzeneyen
on fchaden
Blatt Un\,A92^ (§. 5.
Nr. 3, 4)
Blatt 243.
Ob eyn fchreyber val/che hant-
veften fchreibett (Schwa-
benspiegel Lassb. 369)
Ob ein man wieffen teil, ob dy
hantveft valfch fey, me man
das erkennen fol (Schwaben-
spiegel Lassb. 369. I, mit
zwei ,Items' aus canonisti-
scher Quelle)^
Fehlt.
Blatt 297 »...298^
Blatt 251.
Ohne Rubrik (Stücke der Sach-
senspiegelglosse zu I. 1)
303*'^
Blatt 253 ^
Wie der konig in allen /leiten
hoff gepeuttett (Schwaben-
spiegel Lassb. 137, a)
Fehlt.
* Der Fuldaer Codex citiort: vt in rfccr«/ [alibus] (Siebonkees autl.) /t*
ij° rwfbrica] ,von der /icherhail oder hezugnufie* ra^. Ixj wnA;
jn dem fei he n capitel.
^ Nur die beiden ersten Absätze.
Die Entwicklanf( der Landrechtsgloaae'dea .Sachaenspiegels. 637
Siebenkees. Fuldaer Compilation.
Blatt 255.
Wazfr enck ifc h recht vnd pri- Fehlt.
vileglum fey * (Sachsenspie-
gelglosse zu III. 54. §. 4)
Blatt 296 ^
06 eyn man ein getrewen Ampi- Fehlt.
mann halt (Schwaben-
spiegel Lassb. 374. 11)
Blatt 302 ^
Von Muntzen (Schwaben- Fehlt.
Spiegel Lassb. 192, a)
Blatt 342.
Ohne Rubrik Blatt 343 •>
Blatt 389.
Ohne Rubrik (Rechtsbuch 364^..365»2•
nach Distinctionen IV.
14. 1 ... 5, zwischen 4 und 5
mit Einschaltung von acht
,Items' und eines Alinea
Tottet)
Blatt 397.
Ohne Rubrik (Schwaben- Fehlt.
Spiegel Lassb. 286, a und
145 bis ftwinge*)
Blatt 398.
Der Urteil nit [vinden] mag Fehlt.
(Schwabenspiegel Lassb.
116, a)
^ ^Marginal Note*. Siebenkees, S. 218.
^ Nur Distiuction 1 und mit Uebergehung der beiden ersten Jtems*.
038
Steffenhag«!).
Siebenkees.
Blatt 402.
Vn k e ufc heit (Schwaben-
spiegel Lassb. 201, g, i,
k, 1 ,vnd iß, daz ein vmn*;
Alinea W&i' auch mit vieh\
Rechtsbuch nach Di-
stinctionen IV. 11. 1, 2;
ein , Item' aus unbekannter
Quelle; zuletzt nochmals der
erste Satz aus dem Schwa-
benspiegel, aber in ab-
weichender Fassung)
Blatt 422 ^
Ohne Rubrik (Schwaben-
spiegel Lassb. 217, a, b)
Fuldaer Compilation.
Blatt 368=» »»i
Fehlt.
Das Resultat der Vergleichung ist dasselbe, wie bei
MUnchener Rechtsbuch. Die Fuldaer Compilation tritt däcIi
VoUzÄhligkeit und Umfang zurück. Insonderheit hat sie dett
Sohwabenspiegel in weniger umfassendem Masse herangezogen-
Das AbhUngigkeitsverhältniss kann nicht zweifelhaft sein. Dtf
Fuldaer Oompilator hat das alphabetische Rechtsbuch benutzt,
nicht umgekehrt, und mit Zuthaten am Schlüsse vermehrt
Singular ist die Verbindung dieser seiner Arbeit mit den beiden
ersten Büchern des glossierten Landrechts. Sie ist es, welche dcffl
Fuldaor OvhIox einen Platz unter den Glossenhandschriften
nnweist. Dagegen winl das alphabetische Rechtsbuch für sick
als lediglich abgv^leiieie Quelle von den eigentlichen Glossen-
handschriften auszuschliessen sein.
• X«r Kooht<buv*h uAch I>t»tiacttonen IV. 11. 2 und nur bis .<*•
.»,*c /r\*> ^* wi^%t* r»/»iV«ru* v^l. obien S. 633, X. 1), mit den öbri|«%
Die Entwiclclnng der Landrechtsglosso des Sachsenspiegels. 639
Beilaga
(Vgl. oben §. 2. Alin. 1. N. 2.)
1. Der lothringische Landfrieden (1354).
Die Nachrichten über diesen Landfrieden, welcher von
dem Kaiser bei seinem zweiten Aufenthalt in Metz (März 1354)
angeordnet ward und auf sieben Jahre zu Stande kam, sind
zusammengestellt bei J. F. Böhmer, Regesta imperii. VIII. Inns-
bruck 1877. p. XXII und im Register S. 668; H. Vielau, Bei-
träge zur Geschichte der Landfrieden KarFs IV. Halle a/S.
1877. 8^ S. 3, 13; E. Fischer, Die Landfriedensverfassung
unter Karl IV. Göttingen 1883. 8^ S. 45 f., 93 f. Der Wort-
laut des Landfriedens selbst war bisher nicht bekannt. Identi-
ficiert wird er durch Ueberschrift und Inhalt.
Item am gefetzt von kaifer karll dem fterden, zu metz
U8 gertieft.
[1.] Wir fetzen vnd gebietten , was fcJiaden jeman an de-
hainer f Machte dinge hefchicht, das er das felh nvt reche, er
enklag es zem erßen finem richter vnd er volg der klag ain ende,
als recht ift^ es enfig danne, das er da zehand fige vnd er es
durch fines lihes oder fines gutes mueffe tun ze notwer,
[2.] Wer fich anders richet, denne hie gefchriben ift, icas
fchaden er darvmh tut, den fol er jenem zmfalt gelten, vnd was
fchaden jm gefchechen ift, der fol verloren fin vnd foU niemer
dehain klag nach dem gewinnen^
[3.] Wer aber fin klag vollefuert, als vor gefchriben ift,
vnd tcirt jm nvt gerichtet, vnd mus er dwrch not finem vigend
wider fagen, das foll er tun by tag. vnd von d^m. tag, als er im
640 Steffenhftgen.
lüider fagt hat, vntz an den fierden tag /oll er jm a kainen
fchaden tun weder an lib nodi an gute, der felh, dem da icider
fagt Wirt, fol och weder an lib noch an gut dem, der jm mdtr
fagt hat, vntz an den fierden tag enhainen fchaden tun. So haini
fy ^^y g^f^tz tag friden, an tcedrem die gefetzt gehrochen mriy
der fol für finen richter varen r>nd fol jenen beklagen , der jm
geton hat. dem fol dei* richter für gebieten mit finen hotten, oitr
felber fnagfich der, der angefprochen ift, feJb f Übend femper manu
ze den haiigen nvt entfchtddigen , fo fige er Erlas vnd reMot
ewenTdich, alfo das er niemer mvge komen zu finem rechten.
karl der fieri.
[4.] Wir fetzen vnd gebieten, wer idffentlich rob koft oder
robig gut, oder rober oder dieb wiffentlich xcirt ift vnd in ßne»
hufe zerend vnd nicht ächter find, wirt er des vberwunden, als
recht ifty zu dem erften Mal fol er jenem zwifcdt gelten fin y«^,
dem es da genomen ift , es fig dupig oder robig. wirt er aber
vberrett , das ers zu dem andern mall getan hott , ift das jvt
robig, man fol vber in richten als vber ainen rober; ift es dMgt
man fol vber jn richten als vber ainen dieb,
karl der fierd.
[5.] Wir fetzen vnd gebieten , das nieman behalte dehaiMM
achter, vnd wer das tut, wiH der des vbericunden, als recht ifU
er ift jn der felben fchulde vnd fol man vber jn richten ah xhef
den ächter.
karl der fieri»
[6.] Wa mjan verbut oder angrift ainen ächter, den fol nie-
mand icerren. teer den wert, xcirt er des vbericunden, das er /»
wiffentlichen habe gewerf, er ift jn der felben fchidde vnd fol ma»
vber jn richten als vber ainen ächter.
2. Zur G-oldenen Bulle.
Gleichzeitige deutsche Uebersetzungen der Goldenen Bulk
sind gedruckt bei Goldast, Imperatorum . . . statuta et rc-
scripta imperialia. [Tom. I. Vol. prius.J Francofiirdiae ad M^«'
num 1G07. p. 121 ff. und wiederholt in dessen Reichssatzung ^
47 ff. Franckfurt a. M. 1613; Privilegia et Pacta des heiligt
Die Entwicklnng der Landrechtsglosse des Sachsenspiegels. 641
römischen Reichs Stadt Frankfurt am Main. Frankf. a. M. 1614,
vermehrt 1728. Folio. S. 131 (nach Böhmer, Regesta imperii.
Vm. S. 193, Nr. 2397); Lünig, Reichs- Archiv. Pars generalis.
Leipzig 1713. I, 17 ff.; (Senckenberg), Sammlung der Reichs-
Äbschiede (oben S. 606, N. 1) 1, 46 ff. Ueber die älteren deutschen
Ausgaben vgl. Hain, Repertorium bibliographicum Nr. 4077
... 81 ; Panzer, Annalen der altern deutschen Litteratur I, 31 f.,
89, 98, 147 f., 155 f., 379 und Zusätze S. 37; Weller, Reper-
torium typographicum. Nördlingen, 1864. Nr. 884; Graesse^
Tresor I, 569; besonders O. Harnack, Das KurfürstencoUegium.
Giessen, 1883. S. 185 ff., 192 ff., 195 (über handschriftliche
Uebersetzungen ebenda S. 182 ff.). Unser Bruchstück, offenbar
wegen Verwandtschaft des Inhalts dem Landfrieden angereiht
(vgl. dessen Alin. [3J),. weicht in der Fassung von allen bisher
bekannten deutschen Texten ab.
Itmi di8 ift das kapitell von dem toi der Jagen us der
guldin pul kaifer karl des fierden, vnd ift daz xvij,
kapitel.
Die fo furhas hin /ich ftiften wider etlich recht vrfach ainer
ent/agnvs ze haben vnd den felben an die ftette, da fy hufer noch
ftätter wonvng nvt haben, zu vnziten ir vintfchaft verkvnden, Be-
klären tvir , daz fy mit dehainem brand , rob oder nomen ^ die
felben, den fy alfo wider fett haind, mit iren erren nvt befchadgen
mögen, Vnd wan nvn vntruw vnd gevärd nieman zu hilf komen
Jollend, dar vmb fo gebieten wir mit vnfer gegenioirtikait dis ge-
fetzt ewenklich zu halten, das fölich entfagnvs welcherlaig herren
oder perfonen, mit den etlich in gefelfchaft , hainlich'^ oder in
welcher andrer frmitfchaft fie mit ain andren je wären, fölich
entfagnvfß gefchäch oder gefchechen wäre, das die nvt kraft haben
noch han füllen . Wir wellend och, das ni&man zimlich fige noch
enfblle von fölicher entfagnvfß jemand anzegriffen weder mit bren-
nen noch mit roben, es fige denn, das die entfagnvs dry natur-
lich tage dem felben, dem entfagt ift, f eiber vnd an der ftat, da
* Bei Goldast am Rande al» Variante notiert, nomen, ,gewaltsames Nehmen^
,Ranb*, hier gleichbedeutend mit fpolia (Plünderung). Vgl. Leser,
Mittelhochdeutsches Handwörterbuch II, 31, 54. 1876. voc. ndmy nemen.
' hainlichf haimlich, »vertraulich*. Lexer, a. a. O. I, 1218. voc. heime-,
heim-, h^n-Uche.
Sitzangsber. d. phil.-hist. CI. CXI. Bd. I. Hft. 41
642 Steffenhftgen. Die Eatwicklang der LftndrechUglois« des SaekMnspief eis.
er gewonlich pfligt ze wonen, offenUch /ige verkünf, vnd das tnan
die felben verkvntnus mit erbern , redlichen zugen ermfen nivg»
Tut jemand anders \cider jemand mit ander entfagnvs oder an-
griffen, denn als vor gefchriben ift , der Jol jn ainen livmden ^
gevallen /in recht, als ob kain entfagnvs ge/chechen fige^ vnd Jol
och als ain Verräter von ainein jetdichen richter mit redlicher pen
geftraft werden vnd gepinget,^
1 Htimde = Uumunt (Lexer I, 1941 f.), Leumund, im Siune von »böser
Rnf% ,AfterredeS ,Unehro', infaviia. Sanders, Wörterbuch der deutschen
Sprache II. 1. 1863. S. 121, voc. ,Leumund* 3. Grimm, Deutsches Wörter-
buch VI, 837. 1880. voc. Leumund 4.
^ Dor Schlusssatz ist übergangen.
XXL SITZUNG VOM 21. OCTOBER 1885.
Se. Excellenz der Präsident ernennt das c. M. Herrn
Professor Dr. Fr. Hof mann zum Mitglied der Savigny-
Commission.
Die Direction des k. k. Obergymnasiums zu Drohobyez
erstattet ihren Dank für die Ueberlassung akademischer Publi-
cationen.
An Druckschriften wurden vorgelegt:
Akademie der Wissenschaften, kOnigl. bayerische zu München :. Sitzungs-
berichte der philosophisch-philologischen und historischen Classe. 1885.
Heft I und II. München; 8«.
— Abhandlungen der historischen Classe. XVII^ Band, II. Abtheilnng.
München, 1885; 4°. — Bericht über die 26. Plenarversammlung. Mün-
chen, 1885; 4".
— Monumenta Tridentina. Beiträge zur Geschichte des Concils von
Trient, von August von D ruf fei. Heft II. München, 1885; 4°. —
Kaiser Rudolf II. und die heilige Liga, von Friedrich von Bezold.
I. Abtheilung. München, 1883; 4^. — Witteisbacher Briefe aus den
Jahren 1590—1610, von Felix Stieve. I. Abtheilung. München, 1885; 80.
— Sage und Forschung. Festrede von F. Ohlenschlager. München,
1886; 4«.
— koninklijke van Wetenschappen: Verslagen en Mededeelingen. Derde
Reeks I. Deel. Amsterdam, 1884; 80.
— Petri Esseiva Juditha praemio aureo donata in certamine po6tico
hoevfTtiano. Amstelodami, 1883; 8^.
— — Jaarboek voor 1883. Amsterdam; 8^.
Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und
historischen Denkmäler. Mittheilungen. XI. Band, 3. Heft. Wien, 1885; 4».
Oenootschap, het Bataviaasch van Künsten en Wetenschappen: Notulen.
Deel XXn, 1884, Aflevering 4. Batavia, 1885; 8«.
— Nederlandsch- Indisch Plakaatboek', 1602-1811. I. Deel. 1602—1642.
BaUvia, *s Hage, 1885; 8«.
41*
644
Gesellschaft der Wissenschaften, kOnigl. sXchsische zn Leipxig: Berichte
über die Verhandlungen. 1884. 1— IV. Leipzig, 1884—1885; 8«». - m.
I und U. Leipzig, 1886; 8«.
— Abhandlungen. Band X, Nr. 1. A^oikos, eine ethnologische Studie ron
Otto Ribbeck. Leipzig, 1885; 4«.
— fürstlich' Jablonowski'sche zu Leipzig. Preisschriften : Oeschichte der
Leipziger Messen von E. Hasse. Leipzig, 1885; 4^^.
— schlesische für vaterländische Cultur: 62. Jahresbericht. Breslau, 1885; 4*.
— Acta publica. Verhandlungen und Correspondenzen der schleoschei
Fürsten und Stande. VI. Band. Breslau, 1885; 40.
Handels-Ministerium, k. k. in Wien und kOnigl. ungarisches statiitiKkei
Landesbureau in Budapest: Statistische Nachrichten über die Eim-
bahnen der österreichisch - ungarischen Monarchie für das Betriebgahr
1883. Wien, Bresben, 1885; Folio.
Institut, kOnigl. stenographisches zu Dresden: Das Tironische Psalterios
der Wolfenbütteler Bibliothek, von Dr. Oscar Lehmann. Leipzig, 18S5; 8*.
Lstituut, het koninklijk voor de Taal-, Land- en Volkenkunde van Nedtt"
landsch-IndiS : Bijdragen. 4« Volgreeks, Deel X, 4* stuk. *s GrzTeiibige,
1885; 8«.
— Het Kongsiwezen van Bomeo door Dr. J. J. M. de Groot ^sOnTeo-
hage, 1885; 80.
Institution of Great Britain. Vol. XI, Part 1. London, 1885; 8^
Mitth eilungen aus Justus Perthes* geographischer Anstalt von Dr. ^
Petermann. XXXI. Band, X. Gotha, 1885; 4«.
Smithsonian Institution: Second annual Seport of the Bureau of Ethi»*
logy. 1880—1881. Washington, 1883; 4«.
Society, the Cambridge philosophical: Proceedings. Vol. V, Parts 1-^*
Cambridge, 1884-1885; 80.
— Transactions. Vol. XIV, Part 1. Cambridge, 1885; 4®.
United States: Memoirs of the National Academy of Sciences. Vol. ^
1883. Washington, 1884; 4«.
Verein für Landeskunde von Niederösterreich: Blltter. N. F. XVIIL J«^'
gang. Nr. 1—12. Wien, 1884; 8».
— Topographie von Niederösterreich. H. Theil, 14. und 15. Hea "^^
1884; 40.
— für Geschichte und Alterthum Schlesiens: Zeitschrift. XIX. 'ß*^'
Breslau, 1885; 8«
— für meklenburgische Geschichte und Alterthumskunde: Jahrbüch^^
Jahresberichte. L. Jahrgang. Schwerin, 1884; 8^.
— historischer für das Grossherzogthum Hessen: Archiv für hessisct»-^
schichte und Alterthumsknnde. XV. Band. Darmsudt, 1884; 8^
— Quartblätter. 1880—1884. Darmstadt. 8*.
XXII. SITZUNG VOM 4. NOVEMBER 1885.
Von Herrn Dr. jur. Adolf Bruder, Custos an der k. k.
Universitätsbibliothek in Innsbruck^ wird die Schrift ,Studien
über die Finanzpohtik Herzog Rudolfs IV. von Oesterreich'
mit einem Begleitschreiben fUr die akademische Bibliothek
eingesendet.
Das w. M. Ministerialrath Herr Dr. Werner legt eine
fllr die Sitzungsberichte bestimmte Abhandlung vor unter dem
Titel: ,Zwei philosophische Zeitgenossen und Freunde
G. B. Vieo's. I: Paolo Mattia Doria.'
Von Herrn Dr. Hanns Schlitter, Concepts- Aspirant im
k. und k. Haus-, Hof- und Staats -Archive, wird eine druck-
bereite Ausgabe der ,Berichte des k. k. Commissärs Bartholo-
mäus Freiherm von Stürmer aus St. Helena zur Zeit der
dortigen Intemirung Napoleon Bonapartes' mit dem Ersuchen
um ihre Aufnahme in die Schriften der k. Akademie der Wissen-
schaften tiberreicht.
Die Abhandlung geht an die historische Commission.
An Druckschriften wurden vorgelegt:
Acad^mie des inscriptions et heiles lettres: Comptes rendas. 4^ serie, tome
XIU, BuUetin d'Avril— Mai— Juin. Paris, 1886; 8«.
Accademia delle scienze deU' Istituto di Bologna. Memorie. Ser. IV, tomo V.
Bologna, 1883; 4».
Atü. Anno CCLXXX. 1882—1883. Serie terza. Memorie. Vol. Vin,
X e XI. Roma, 1883; 4^.
Akademija umiejetnoSci w Krakowie: Rocznik zarz§da. Rok 1884. Krakow,
1886; 80.
Rozprawy i Sprawozdania z posiedzed wydzialu liistoryczno-filosofiicz-
nego. Tom XVIII. W Krakowie, 1885; 8^.
Mazowsze. Obraz etnograficzny skre^til Oskar Kolberg. Tom I.
Krakow, 1885; 8^.
Stownik synonimöw polskich. Tom 11. W Krakowie, 1885; 8".
8itz«ngtb«r. d. phil.-hiat Cl. CXI. Bd. U. Hft. 42
646
AkademiJA uiniojotnosci w Krakowio: Acta historica res gestas Poloniae
illustrantia. Toinus VIII. W Krakowie, 1885; gr. 4".
— — Scrij>tore8 rerum polonicariim. Tomas VIII. Krakow, 1885; 4".
Akadomija Jugoslavenska znanosti i umjetnosti : Rad. Knjiga LXXIV
i LXXVI. X. XL U Zagrebu, 188Ö; 8.
Genootschap, liet historisch to Utrecht : Bijdragen on Mededeelingen. VIII.
Deal. Utrecht, 188ö; S«.
— Dagverhaal van Jan van Rieb eck. I« Deel (1652— 165ö). N. S. Nr. 39.
Utrecht, 1884; 80.
— Brioveu aan R. M. van Goens en onuitgegeven stukken hem Betreffende.
P Deel. N. S. Nr. 38. Utrecht, 1884; 80.
— Teylers godgoleerd: Verhandelingen. N. S. XI. Deel, 2« Stak. Haarleni,
1885; 8^
Gesellschaft, allgemeine geschichtforschende der Schweiz: Jahrbuch für
schweizerische Geschichte. X. Band; mit einem Generalreg^ter übor
Band I— X. Zürich, 1885; 8".
— antiquarische in Zürich : Mittheilungen. XXI. Band, 6. Heft. Zürich, 1885;4ö.
— deutsche morgenländischo: Zeitschrift. XXXIX. Band, 2. Heft. Leipzig,
1885; 8".
— historische und antiquarische zu Basel: Beiträge zur vaterländischen Ge-
schichte. N. F. II. Band, 1. Heft. Basel, 1885; 8«.
— deutsche morgenländische: Indische Studien. XVII. Band, 2. und 3. Heft.
Leipzig, 1885; 80.
— oberlausitzische der Wissenschaften: Neues lausitzisches Magazin. LXI.
Band, 1. Heft. Görlitz, 1885; 8".
Institut 6gyptien: Statuts. Le Caire, 1885; 8^
— Bulletin. 2« s6rie. Nos 1—5, Ann^'^es 1880-1884. Lo Caire; 8".
— La propri^tö foncii^re en Egypte par Yacoub Artin-Bey.* Lo Caire,
1883; 80.
Institute geogrÄfico y estadistico: Mcmorias. Tomo V. Madrid, 1884; 4^
Maltese, F.: Cielo. Vittoria, 1885; 8^
Museum Francisco-Carolinum: 43. Jahresbericht nebst der 37. Lieferunpr der
Beiträge zur Landeskunde von Ocsterreich ob der Enns. Linz, 1885; 8^
Pirmez Octave: Jours de Solitude. Paris, 1883; 8".
SocietÄ Italiana di Antropologia, Etnologia e Psicologia comparata: Archivio.
Vol. XV, fasc. 1«. Firenze, 1885; 8".
Soci^t6 royale des sciences de Li6ge: M^moires. 2* s^^ie, tome XII. Bru-
xelles, 1885; 8".
Society, the American oriental: Journal. Vol. XI, Nr. 2. New-Haven, 1886; 8®.
— the royal: Proceedings. Vol. XXXVIII, Nr. 238. London, 1885, S«.
— the royal Asiatic of Great-Britain and Ireland: The Journal. N. S. Vol.
XVII, part III. London, 1886; 8^
— the royal geographical : Proceedings and Monthly Record of Geography.
Vol. VII, Nr. 10. London, 1885; 8».
— the Öcottish geographical: Magazine. Vol. I, Nos 1 —10. Edinburgh, 1885 ; 8".
Pfizmaier. Der Prophet Jesalas grÖDlInditch. 647
Der Prophet Jesaias grönländisch.
Von
Dr. A. Pfizmaier,
wirkl. Mitgliede der kaie. Akademie der Wissenschaften.
Indem der Verfasser nach einem grönländischen Texte,
der Uebersetzung des Propheten Jesaias, die Anwendung der
Regeki dieser äusserst schwierigen und eigenthUmlichen Sprache
zeigt, glaubt er, wenn auch indirect, zu Kenn tniss. des allge-
meinen Entstehens und der Entwicklung der Sprachen beizu-
tragen. Hierzu gesellt sich eine sehr bedeutende Bereichenmg
der Lexicographie und werden namentlich fortlaufende Reihen
neuer durch Zusammensetzung gebildeter Verba verzeichnet
und erklärt.
Der Verfasser der Uebersetzung, der Priester Niels Gjes-
sing Wolf, hat dieselbe nicht in Grönland, sondern in Kopen-
hagen, also offenbar ohne Hilfe von Eingebomen, sorgfältig
ausgearbeitet. * Er hat dabei , wie zu ersehen , den dänischen
Bibeltext zu Grunde gelegt und bei Bestimmung der grön-
ländischen Ausdrücke sich ganz nach dem dänischen Index des
Fabricius'schen Wörterbuches gerichtet, ein Vorgang, welcher
wohl als der zweckmässigste zu betrachten ist. Das folgende
bloss in grönländischer Sprache geschriebene und von dem Ver-
fasser dieser Abhandlung übersetzte Vorwort sagt darüber
einiges Nähere:
Operkatigeennut KaladlinnuU
Siömane Moaemn agleg^ nwdleet Davtdiblo ivngerutej okau-
zivsinut nuktemiarallöaravkü, okiok manna makko Profetib Esaia-
42*
648 Pfismaier.
«1771 erkötuksej ajorncetlakeraut ama nuktei*niarigika , NaUekkcet
tdjma pekkomanga; manale arksavsinut pisinavkit attucegeksäukttd'
lugit ülipsinut iktorilerpaka, Ptüisiunervh ussornatörsub O. Fahri-
ciusih nuktig\J8Ut attormersugavsisut nuktigäudluarsimangimeta.
Okauzise ncellunakangeta illejdlo puioravkü, okkiut kollit nunav-
sinit ungesikama pinicv.gekscßt adlcet ullapigallugit, tdva nuktUckaka
makko kukusarnerpaka allicenak! Tamannale pivdlugo kiglukbigi-
kennasiiiga, piuarkiksarallöaravkit audlarkäuidennit naggaidknnun
aglcßt ama dmalo nairkingniarkiksardlugit siunersikadtikudltigit iUip'
sinuU Näkinniktorsdudlunilo sajmarsörsvh Gvdib aglekkast makko
illipshiut attortuksäukogüigitihk ajungitsuiiianie tamanne agdliar-
tortutnarkvdluse ! Erkikainervb Gudimit piraub, iliaimaksäungi-
kalloah, umatiailo erkaraäutitsilo semigiligit Jeause-Ki'istusikut I
Kjöbefihavnime 1824.
Tajma aglekponga
NieU Gj^ssing Wolf.
An die grönländischen Glaubensgenossen.
Nachdem ich im vorigen Jahre das erste Buch und die
Gesänge David's in eure Sprache zu übersetzen versucht hatte,
erlaubte mir der Herr, dass ich dieses Jahr die Vorhersagungen
des Propheten Jesaias wieder tibersetzte. Indem ich diese jetzt
in eure Hand gebe und sie euch benützen lasse, schäme ich
mich, dass sie nicht gleich den lange gebrauchten Ueber-
setzungen des ehrwürdigen Bischofs O. Fabricius übersetzt sind.'
Eure Sprache ist schwer zu erlernen, und ich hatte einiges aus
ihr vergessen. Zehn Jahre hindurch von eurem Lande weit
entfernt und mit anderen lästigen Dingen beschäftigt, konnte
es leider geschehen, dass ich beim Uebersetzen derselben mich
öfters verfehlte. Ich beklage es nicht, dass ich dies alles that,
ich schritt zwar langsam vorwärts, jedoch vom Anfang bis
zum Ende verbesserte ich immer wieder und machte es euch
verständlich. Möchten diese Schriften des sehr barmherzigen
gütigen Gottes euch nützlich sein, indem ihr bei beständigem
1 Fabricius hatte das erste Buch Moses zu übersetzen begonnen, jedoch
nicht vollendet. Nach dessen Tode übersetzte N. O. Wolf die noch
fehlenden 40 Capitei and gab das Ganze heraas.
Der Prophet Jetaias grönUkndiecli. 649
Gebrauche derselben fortwährend aufwachset! Der Friede, der
von Gott erlangte, die Weisheit, es werde zugelassen, dass sie
die Herzen und die Gedanken beschützen durch Jesus Christus!
Kopenhagen 1824.
So schrieb ich
Niels Gjessing Wolf.
Der Titel des Buches ist:
Tesiamentitokamit. Profetib Esaiasim ayleg^', Kaladlin okau-
zeennut nuktersimarsut Pellisimit N. G, Wolfimit attucßgeksäukud-
lugit innungnut koisimarsunnut. Kjöbenhavnime Ulidrauin * iglo-
cenne nakittarsimarsut 1825. C, F. Schubartimit.
Aus dem alten Testament. Die Schriften des Propheten Je-
saias. In die grönländische Sprache übersetzt von dem Priester
N. G. Wolf, zum Gebrauche getaufter Menschen. Kopenhagen,
Druckerei in dem Waisenhause 1825. Von E. F. Schubart.^ '
In den Ausführungen dieser Abhandlung wurde bei jedem
Verse der wörtliche Sinn der grönländischen Uebertragung
vorangesetzt, worauf die im Anfange etwas weitläufigeren, später
mehr gedrängten Aufschlüsse und Hinweisungen folgen.
1. Capitel.
Tersa JEsaiasib, Amosim e9mer(kt, tekkordlomerä Juda Jeru-
scUemilo pivdlugik Usioßib, Jotamib, Akasib Esekiasiblo, Judab
Kongüjsa, vdloeene,
Diess das Gesicht Jesaias', Sohnes Amoz's, Juda und Jeru-
salem, die zwei besitzen (Infinitiv) Usias, Jotham, Achas, Eze-
chias,^ Könige Juda's, in den Tagen, d. i. in den Tagen als
1 Nebenbei sei bei dieser Stelle des Titels bemerkt, dass es im Grön-
ländischen allerdings ein Wort für ,WaiseS nämlich illidrsuk gibt, im
Dänischen jedoch man sich des deutschen Wortes ,Vayse*, jVaise* oder
,Vajse* für einige Zusammensetzungen wie »Vajsenhuus* bedient, da
ein besonderes Wort in der Sprache fehlt. Man sagt sonst nur ,Fader-
lös* und ,ModerlösS was auch im Schwedischen der Fall ist. Selbst im
Altnordischen findet sich kein anderes Wort als f'ödurlatua.
2 D. i. nach einem anderen dänischen Buche: Gedruckt in der Buch-
druckerei des königlichen Waisenhauses von Karl Fried. Schubart.
3 Für diese Namen, deren Schreibung im Hebräischen abweicht, wurde
hier die dänische Schreibung beibehalten.
650 Pfixmftier.
Juda und Jerusalem im Besitze von Usias, JodiiM. Acki ■!
Ezechias; Königen Juda's waren.
tersa, dialektisch tässa, ein Wort mit den
genug! dort! siehe! jetzt, jüngst, eben jetzt.
Esaiase ^Jesaias' ist der intransitive NomimtiT,
der transitive mit dem Genitiv gleichlautende Xoniittr.
Amosim ^Amoz' steht für Amosib, indem bj des Vtalnii
Anfange des folgenden Wortes wegen, in m v<
Es ist der mit dem transitiven Nominativ gleicUaiiteBde'
eimercet ^dessen Sohn' ist der transitive
ernek Sohn mit ä, dem Suffixum der dritten Person
Der intransitive Nominativ ist emerä.
tekkordlornerä dessen Gesicht, d. i. was man sich
oder als Erscheinung sieht. Das Wort ist eigendidi
genannter Infinitivus nominascens, nämlich tektordton/ki^i
als Gesicht sich vorstellen ^ von tekkordlorpok er steOtciiA!
vor; als ob er es vor Augen hätte', mit d, dem SnfiiHi''|
dritten Person Singularis. Dessen Gesicht ist Jesaias' Geidi{
Stammwort tekkocok sehen.
Jemisalemilo imd Jerusalem, der mit dem intmdntt'
Nominativ gleichlautende Accusativ Jenualeme, mit b ■Lj
E, der Endvocal dieses Wortes wird der Flexion wegeiii^i
verwandelt. Juda bleibt imverändert.
pivdlugik die zwei (Accusativ) besitzen (Infinitiv), t»!*"
dlune, dem angewandten Infinitiv von fiok besitzen, mitl*^
Suffixum der dritten Person Dualis. Der Dual wird in Be*I
auf die Namen Juda und Jerusalem gesetzt.
Usiasib, Jotamib, Akasih, Esekiasib sind transitive Koni*
tive von Usiase, Jotame, Akase, Esekiase, Letzteres mitfo»
Judab transitiver Nominativ von Juda.
Kongihjsa dessen Könige, der transitive Nominativ PluiA
von Konge König, ' mit ej8a, dem transitiven Suffixum der dritt«
Person Pluralis. Die Form KongCejha ist eine Ausnahme ö*
sollte nach der sonst gewöhnlichen Regel eigentlich Kuf^f^
lauten. Es findet sich mit Beibehaltung des in i verwandet
Endvocals auch Kongidt dessen König, der transitive NomiD*^
des Singulars.
^ Das dänische Kongo ^König*.
Der Prophet JeMiu grönl&ndisch. 651
vdloeene in dessen Tagen, von udlok Tag mit der Appo-
sition me oder ne in. Aus den Verbindungen mit Pluralen.
2. TussariUe, killcBn okkorsi-äf Ndlegak okallulermet: Kit-
tdi'ficet nalegangortidlugidlo perrorsäinka; ajortulliartudle uamnut.
Höret, Himmel höret! Da der Herr zu sprechen beginnt:
Indem lüan'die Kinder zum Herrn auch macht, ernährte ich
sie; aber wie eine Uebelthat gegen mich.
tusaaritse höret! Zweite Person, Imperfectum, Plural von
tussdiyok er hört.
kälasn die Himmel, Plural von killak der Himmel. Des
darauffolgenden Vocals wegen steht kälceti statt kill(ßt,
okkorsi-ä so viel als okkorse höret! Unregelmässig ab-
geleitet von oma höre! mit Anhängung der den Vocativ be-
zeichnenden Partikel ä.
,Und du Erde' (og du JordI) ist nicht übersetzt, obgleich
es der hebräische Text enthält.
okcUltUerpok er beginnt zu sprechen. Ein neues ' Wort
aus okallükpok ,er spricht' und dem Verbalaffixum lerpok
,er |)eginnt' zusammengesetzt, Okallulermet weil oder da er
(als Zweiter) zu sprechen beginnt, der Conjunctiv bei zwei
Handelnden.
kittorncBt Kinder, Plural des nordgrönländischen kittor-
nak Kind.
ncUegangorpok er macht zum Herrn. Ein neues Wort,
aus ndlegak ,Herr' und dem Verbalaffixum ngorpok ,er macht
zu etwas' zusammengesetzt, nalegangortidlugit ,indem man sie
(mehrere) zum Herrn macht' ist das Gerundium mit dem Suffi-
xum der dritten Person Pluralis. Der Endconsonant t wegen
Anhängung von lo ,und, auch' in d verwandelt.
perrorsäinka ich ernährte sie (mehrere), erste Person Singu-
laris des Präteritums, mit dem Suffixum der dritten Person
Plural. Von perrorsdrpok er bringt hervor, er zieht auf, er
ernährt.
ajortulliak eine böse Handlung, eine Uebelthat. Ajortvl-
liartat wie eine Uebelthat. Der Endconsonant i wegen Ver-
bindung mit le ,aber' in d verwandelt.
uamnut zu mir, gegen mich. Bei dem Pronomen und
bei der Apposition niU erklärt. Das Verbum substantivum wird
auffallender Weise nicht ausgedrückt.
662 Pfixmaior.
Femer ist es nicht gut begreiflich, wie man das dänische
opdrage B&tn ,Kinder erziehen^ grönländisch durch ^Kinder
zum Herrn machen^ wiedergeben konnte.
3. Umingmdh innungne ilirsarä, Aaeniblo ncdekhame nersu-
Üjsa nerrividkt ilirsariviä: Israelible sungoarloneet ätsimangüä,
innuvtarirsama sungoarloneet siunekangüdkt.
Der Ochs kennt seinen Besitzer, und der Esel kennt
ebenfalls die Futterstätte der Thiere seines Herrn: aber ent-
weder kennt Israel nicht das Geringste, oder meine Völker
verstehen nicht das Geringste.
umingmdk die Kuh, auch der Ochs; bei Kleinschmidt der
Bisamstier. Man glaubt, dieses Wort sei von umtk ,Bart' ab-
geleitet, wegen des langen Haares unter dem Kinn und dem
Halse des Bisamstieres.
innungne sein eigener Besitzer, von tnnuX; Mensch, Besitzer.
ilirsarä er kennt ihn, von üirsaräu Jemanden kennen.
Aseniblo und der Esel. Von Asene, das dänische Wort
Äsen ,Esel^
naUkkame dessen Herr (transitiv), von ndlegak Herr. Die-
selbe Form gilt auch fUr den Plural: dessen Herren.
nersutejsa (transitiv) dessen Thiere. Von nenut Thier.
nerrividt (transitiv) dessen Futterstätte. Von nerrivik die
Futterstätte. Durch ,Futterstätte der Thiere' wird das dänische
Krybbe ,Krippe' ausgedrückt.
ilirsarimä er kennt es ebenfalls. Ein neues Wort, aus
dem obigen Uirsaräu ,etwas kennen', dem Verbalaffixum viok
,auch, ebenfalls' und ä, dem Suffixum der dritten Person Sing,
zusammengesetzt.
Isi'aelible aber Israel. Von hrade.
sungoarloneet entweder etwas Weniges, oder etwas Weniges.
Von siingoak ,etwa8 Weniges' und loneet ,entweder — oder'.
ilisimangilä er kennt es nicht. Von ilisimavok er weiss,
er kennt.
innüvtak ein zugehöriger Mensch. InnuvtaHrsama (Transi-
tivum) meine zugehörigen Menschen, d. i. mein Volk. Bei
innhvtak wird ein unregelmässiger, sonst nirgends verzeichneter
Plural zu Grunde gelegt.
siunekangildt sie verstehen es (etwas Weniges) nicht. Von
suinekarpok ,er versteht' und ngildßt negative Endung der dritten
Der Prophet Jesaiu grftnlindisch. 653
Person Pluralis mit dem Suffixum der dritten Person Singularis.
SiunekangilxBt, ohne Accent auf der letzten Silbe, wäre einfach:
sie verstehen nicht, mit Wegfall der Bedeutung des Suffixums.
4. Erkanarlit innmüt ajortiglü, innutiit ajorttUliaromatdut,
erkardlereet ajortut, kittorncet okäutsereetsut ! Nalegak kemekdt,
bradim iblei'narirsä ningeksarckt tunnvMugo,
Wehe! Eine Menge sündige Menschen, eine Menge ent-
artete Menschen, böse Landsleute, eigensinnige Kinder! Den
Herrn verlassen sie, den Heiligen Israel's erzürnen sie, sie kehren
ihm den Rücken.
erkanäJc Unglück, als Interjection : wehe! Die Form er-
kanarlit ist sonst nicht vorgekommen. Es mag der Plural von
erkanarlik ,Unglück habend' sein, mit dem Nominalaffixum lik
,irgend etwas habendi Jedoch fand sich kein anderes Beispiel
von der reinen Plural form lit
innuieit eine Menge Menschen. Aus innuk ,Mensch' und
dem Nominalaffixum eit ,viele, eine Menget
ajortüik sündig, aus ajorte ,Sünde' und lik ,irgend etwas
habendi Der Plural von lik ist gewöhnlich glit, daher ajorti-
glit die sündigen.
ajortulliaromatout, die entarteten, Plural von ajortvMiaro-
matok entartet.
erkardlereet Landsleute, von erkdrdlek Landsmann, einem
von erkä ,Nähe, Gränze, Gegend' abgeleiteten Worte. Hinzu-
setzung des Nominalaffixums eek ,einerlei, gemeinschaftlich, zu-
sammen,' wodurch erkardlereek ,zwei Menschen aus derselben
Gegend, zwei Landsleute' gebildet wird. Das letztere Wort
ist ein Defectivum, das nur im Dual, aber nicht im Singular
vorkommt. Jedoch ist der aus dem Dual gebildete Plural,
erkardlereet, wenn von Mehreren die Rede ist, üblich.
ajortut ist der Plural von ajortok schlecht.
oiaMf^ereefsoÄ: verdrossen, eigensinnig, das Participium von
okautsereepok er ist widerspenstig. Okäutsereetsut der Plural.
kemekdt sie verlassen ihn, mit dem Suffixum der dritten
Person Singularis. Von kemekpok er verlässt (Einen).
Israelim Israels, Genitiv statt Israelit, des darauffolgenden
Vocals wegen.
iblemarirsä dessen Heiliger, mit Zugrundelegung einer
sonst nirgends verzeichneten Endung des Singulars, ähnlich
6Ö4 Pftsmaier.
wie bei dem Vers 3. vorkommenden innuvtarirsama. Iblerpok
er hält rein. Verbunden mit narpokj einem Verbalaffixum,
durch welches persönliche Verba in unpersönliche verwandelt
werden, entsteht iblemarpok er ist rein, er ist heilig. Davon
das verzeichnete Participium iblernartok heilig.
ningeksardßt sie erzürnen ihn, mit dem Suffixum der dritten
Person Singularis. Von ningeksärpok er macht zornig.
tunnudlugo sie (mehrere) ihm den Rücken kehren (Infini-
tiv), der angewandte Infinitiv der dritten Person Pluralis mit
dem Suffixum der dritten Person Singularis. Lugo ist im an-
gewandten Infinitiv des Suffixum der dritten Person zugleich
für die dritte Person Singularis, Dualis und Pluralis. Von <«»-
nüpok er kehrt den Rücken.
5. Saag kingörnagut unatainekdtaaauise, ajortuUicxkkcbSt amcr
dliginnaräusiffit? Niakok iamardluinak nappängavok.
Warum wollet ihr nachher geschlagen werden, da ihr
eure Uebelthaten nur vermehret? Das ganze Haupt hegt krank.
kingörnagut, seitdem, nachher. Von kingo der Rücken.
unatdmekdüsauise werdet ihr stark geschlagen werden?
statt: wollet ihr euch stark schlagen lassen? Von unatdiok er
schlägt, mit ne, dem aus nek abgekürzten Infinitiv, und dem
Verbalaffixum käu in hohem Grade, stark. Ist die zweite Person j
Pluralis des Interrogativs des Futurums. Die Richtigkeit derge- j
brauchten Form unatdinekäissauise scheint nicht gewiss zusein.
Ein Activum wird unter Anderem dadurch in ein Passivum ver
wandelt, dass man zu ne, dem abgekürzten Infinitiv, das Verbal-
affixum karpok ,er hat, er besitzt^ hinzufügt, wesshalb es wohl
unatdinekasaauiae , werdet ihr geschlagen werden?' heissen sollte.
ajortullicekkmse eure Uebelthaten, von ajortuüiak ,Uebel-
that' mit dem intransitiven Nominalsuffixum der zweiten Person
Pluralis, nach dem Muster von ndlegak Herr.
amerdliginnaräusigit da ihr sie (mehrere) nur vermehret
Ein neues Wort, aus amerdliok ,er vermehrt die Zahl' uni
dem Verbalaffixum ginnarpok ,nur, bloss' zusammengesetzt, ift
der zweiten Person Pluralis des Conjunctivs bei einem einrig^i^
Handelnden, mit dem Verbalaffixum der dritten Person Pluralis.
niakok taniardluinak das Haupt insgesammt, statt: jedes
Haupt. Das Wort Hesse sich besser durch niakok nungudluM
wiedergeben.
Der Prophet JeB»iiM grönl&ndisch. 655
nappdfigavok er liegt krank. Von dem ungebräuchlichen
der äusserst selten gebrauchten Worte ndppak ^Elrankheit^
abgeleitet.
Die mit dem hebräischen T] mS'SidI tibereinstimmenden
Worte og hvert Hjerte er mat ,und jedes Herz ist matt' sind
Dicht übersetzt.
6. Kärpiavsinit cdluvstnun agldkt sungoamiglone&ii ühittsokan-
(pak; ikkSinarmigle, tiglürsäinarmik mamilirksoämamiglo singik-
mängüsufmigloneet , mattusersimdngitsunmgloneet , Oltemigloneet
fwnnudlcrsisirnängitsunnik.
Von eurem Scheitel bis zu euren Fusssohlen gibt es auch
im Geringsten nichts Ganzes ; aber nur mit Wunde nur mit
Blaugeschlagenem und nur mit grossen Beulen^ selbst mit nicht
auggedrückten, selbst mit nicht verbundenen, selbst mit Oel
nicht von Schmerz befireiten.
kärpiavifinit von eurem Scheitel. Aus kärpiak Scheitel, kar-
pwwe (transitiv) ,euer Scheitel oder Plural eure Scheitel' und
der Apposition nü von. Der wörtliche Sinn sowohl ,von eurem
Scheitel,' als ,von euren Scheiteln'.
aUuvainun zu euren« Fusssohlen. Aus allo Fusssohle, al-
hme (transitiv) ,eure Fusssohle oder eure Fusssohlen' und der
Apposition nut zu. Nut wird wegen des darauffolgenden Vocals
ai mn verändert.
agldt nur, sogar. Steht hier, wie in vielen anderen Fällen,
gleichsam pleonastisch.
sungoamigloneen selbst um etwas Geringes. Aus sungok
»etwas Geringes,' der Apposition mik ,mit, um' (verändert zu
•wj) und loneet entweder, oder, sogar. Letzteres wird wegen
des darauffolgenden Vocals zu loneen verändert.
ülv/äsokangilak Ganzes gibt es nicht. Aus üluitsok ganz,
iörpoi er besitzt, unpersönlich: es gibt, kangilak es gibt nicht.
Letzteres nach dem Muster von mattarpok er entkleidet, mattan-
fl(Jc er entkleidet nicht.
.ikketnanntgle aber nur mit Wunde oder ganz und durchaus
Dit Wunde. Von ikke Wunde, inak blos, nur, durchaus, inar-
uk (der Verbindung wegen inarmig) durchaus mit, le aber,
fifc als Form der Apposition wird Singularen , welche kein
afiixum haben, angehängt.
656 Pfizmaier.
tiglürsdCmarmik nur mit Blaugeschlagenem. Von Hglmok
ein blauer Fleck vom Schlagen, inarmik nur, dorchatu mit
Mik bezeichnet wieder den Singular.
marntlirksoäinarmglo und nur mit grossen Beulen. Am
mai^ixilik Wunde oder Beule, mamilirksoak eine grosse Beule,
letzteres durch das Nominalafiixum rksoak ,gros8' gebildet, »4
(der Verbindung wegen nig ,mit^ und lo ,und'. Nik als Form dff
Apposition wird Dualen und Pluralen des Nomens angehiagt
singiksimdngitsunnigloneet selbst mit nicht bereits aiisp-
drückten (nämlich Wunden und Beulen). Aus »ingäcriok &
Feuchtigkeit oder Unreinigkeit ist aus etwas ausgedrückt, «o-
vok es ist im Begriffe, es hat bereits, mangitsok (ma-n^Ui)
bereits nicht im Begriffe (ein Participium), inangäsiumig statt
ma-ngitsok-nik mit nicht bereits im Begriffe seienden, wobei «i
als Form der Apposition den Plural bezeichnet, und loneei sogv.
mattusersimangitsunnigloneet selbst mit nicht bereits Ter- i
bundenen. Von mattusersok es wird verdeckt , es wurde vff-
bunden, wie eine Wunde. Sonst wie das Obige.
Oliemigloneet selbst mit Oel. Olie ist das dänische Olie yOd'*
mannudlorsunmangttsumiik mit nicht von Schmerz befreites.
Aus mannudlorpok er lindert den Schmerz, siok, einem das Trai'
sitivum in ein Intransitivum verwandelnden Verbalaffixom, a-
mavok es ist gewortlen, einem anderen, dem oben angefWut*
m<irt>^* sehr ähnlichen Verbalaffixum. wobei simiiugiisunnik'^titt
das mit i*iA* verbuudono nt-pitive Participium. Die Form s*
,mit' bezeichnet den Plural.
7. y^Hnarse uHthjurok. igU>rfirrk:f*j*t:fe ingnergoarmin OsMtr
put: ttfkhynvirtat narks^r^ ftkkuvsine nungupejt ; \unguiiitibff'
p*}k ^t^rAiiicr, s»''nllo 'ikki^rhrt pkorng*.frutit;ficiiP-nne,
Euer l^nd ist verschwunden, eure Städte sind dnrA
Feuersbnmst ansrezilndei : Fremde vernichten eure t'elder vor
euren Augen : es ist dort Verwüstung, als ob Feinde auf te
Stätte der Zorstorun^r wären.
ntbiitrs^ ' intransitiv euer Land.
V
ndni*Hr'^k es ist zu Ende, es ist verschwunden.
4<;'v'.^r^»r''**vj<v^rA? iutransitiv. eure Städte mach dem Mtister
voti i*w4?.v IVvt . Von «7^> t'^Vvif >>A eine gn>sse Menge HäOÄcr»
eine Stavlt, eiueiu aus i;'.» .Haus* uiid dem Nominalaffixntt
Dor Prophot Jesaias grönl&ndiseh. ^ 657
ingn^8oarmin mit Feuersbrunst. Min ist die wegen des
folgenden Vocals veränderte Apposition mity durch welche zu-
gleich der Singular bezeichnet wird. Von ingnSrsoak ein grosses
Feuer, abgeleitet von ingnek Feuer.
ikisimaput sie sind angezündet. Von ikisimavok (intran-
sitiv) es ist angezündet worden.
tekkömartcet Fremde, der mit dem Genitiv gleichlautende
transitive Plural von tekkömartdk ein Fremder.
narkscese (intransitiv) eure Felder. Von närksak ein Feld.
tekküvsine in eurer Gegenwart, vor euren Augen. Von
tekko Anwesenheit, Gegenwart, mit der Apposition ne in, durch
welche ein Nominalaffixum angezeigt wird. Nach dem Muster
von iglo ,Haus^ bei den Appositionen.
nungup^t sie vernichten sie (mehrere). Von nungüpok
(transitiv) er macht damit ein Ende, er vernichtet. NunguptU
sie vernichten, mit Verwandlung der £ndung j^u^ in p^jt^ welches
das Affixum der dritten Person Pluralis.
nungutsivikarpok es ist Verwüstung. Von nungüUivik ,Ver-
wtistung' und karpok er hat, er besitzt, es gibt.
akkSrkoit Feinde, Plural von akkerak Feind. Nach dem
Muster von ncüegak ,Herr' bei den Beugungen der Nenn-
Wörter.
piorngdßrutitsiüidßnnc ,auf der Stätte oder zur Zeit der Zer-
störung^ Von pioimgdu^utipok (trapsitiv) er zerstört, tsioky einem
Verbalaffixum, durch welches das transitive Verbum in ein
intransitives verwandelt wird, und dem Nominalaffixum vik,
der Ort oder die Zeit, wo etwas geschieht. Vicenne an der
Stätte, mit ne ,in', welches den Dual oder Plural anzeigt. Nach
dem Muster von niina ,Land^ bei den Appositionen.
8. Zione kissime aimnSrrivok iglungoariut näutsevingme Vi-
nüiksame 4totut, pigärbingoartut nautsevingme päui^närsoalingme
4U>tut, iglorperkso'itut annekütutut,
Zion ist allein übrig wie eine in einem Weingarten be-
findliche Hütte, wie ein in einem Garten der grossen Schwarz-
beeren befindliches Wächterhäuschen, wie eine erlöste Stadt.
Zione Zion. In dem Ausdrucke ,Zion's Tochter' ist ,Tochter*
weggelassen.
kissime er allein.
dimnerrivok (intransitiv) er ist übrig.
658 • Pfliinaier.
iglungoarUU wie ein kleines Haus. Aus iglo Hans, mit
dem Nominalaffixum ngoak ^klein^ und der Conjunetion M wie,
gleichwie.
näutsevingme in dem Garten. Aus nautsevtk Garten, wddiei
seinerseits aus nauts&ok ^pflanzen^ und dem Nomin alaffixmn «2
,Stätte^ gebildet ist^ mit der Apposition me ,in' als Zeichen da
Singulars.
Vinüiksame in dem zu Weinichtem bestimmten. Aus M
(dänisch Viin) Wein, den zwei Nominalaffixen lik etwas be-
sitzend, ksak oder sak ,zu etwas bestimmt' und der Appodtiaii
me ,in' ebenfalls als Zeichen des Singulars. Bildung des Doppel-
Wortes naii'tsevik viniliksak Weingarten.
^totut wie derjenige, der ist — wie der seiende. D»
Participium etok von ^pok (intransitiv) er ist, mit der Conjimctifli
tut wie, gleichwie.
jngdrhmgoartut wie ein kleines Wachhaus. Aus figaiVk
Wachhaus, welches von pigärpok ,er wacht' abgeleitet, ngwJt,
den Nominalaffixen ,klein' und bik ,die Stätte , wo etwas ge-
schieht', mit tut gleichwie.
päuimarsoalingme in dem grosse Schwarzbeeren hemtisor
den. Aus päuimak eine Schwarzbeere, auch Beere überhäuft
päurnarsoak eine grosse Schwarzbeere oder Beere, mit Uk ,etwii
besitzend' und Apposition me ,in', welche den Singular b^
zeichnet. Bildung des Doppelwortes nautsevik päumarsoaUk eil
grosse Schwarzbeeren besitzender Garten. Das eigentliche Wflit
ist jKürbisgarten' (dünisch Gräskar-Have), welches hier
ländisch auf die obige Weise ausgedrückt wird. Zu bem
ist die Setzung des Substantivums vor das Adjectivum
die Anhiingung der Apposition me an beide.
iglorperkso'itut wie eine Stadt. Aus iglorp^rkäo'it ,
bei Vers 7 erklärten Plural, mit der Conjunetion tut,
annektitutut wie die erlösten. Aus annektipok (in
erlöst werden. Aus annektifut die erlösten, dem Plural
Participiums annektitoky wobei tok in tut verwandelt, jedi
der Endconsonant in Rücksicht auf die Verbindung
werfen wird, mit nochmals tut ^ welches die Conjunetion
^ü. Hier wieder Setzung des Substantivums vor
irauch des Plurals des Participi
dehes ein Plural ist, und AnhSngiii
Der Prophet Jesaias grSnI&ndiscb. 659
der Conjunction tut ^gleichwie' sowohl an das Substantivum
als Adjectivum. Bei Fabricius findet sich die Angabe/ dass
bei der Conjunction tut das erste t zu der vorhergehenden
Silbe gezogen wird, also z. B. sekkinertut ,wie die Sonne^ die
Aussprache sekkinert-ut erhält. Es geschieht dies offenbar, um
die genannte Conjunction von der Plui'alendung ut zu unter-
scheiden.
9. Nalekkab Zehaotib simnerringoarkungipdtigut, Södomasun
igaUödisaersogut, Gomorramd arsigissegikput.
Wenn der Herr Zebaoth nicht erachtete, dass er uns ein
wenig übrig lasse, würden wir wohl wie Sodom sein, Gomorra
gewiss gleichen.
nalikkah Zehaotib sind transitive Endungen von nälegak
,Herr* und Zehaote,
simnSrringoarkungipätigui wofern er nicht erachtete, dass
uns ein wenig übrig sei. Aus simnSrrivok (intransitiv) es ist
übrig, den zwei Vcrbalaffixen ngoarpok nur wenig, kupok er
hält dafür, dass es so ist, Negativum: kungilak er hält nicht
dai\ir, dass es so ist, letzteres in der Form kungipdtigiUj dem
Subjunctiv bei zwei Handelnden in der dritten Person Singu-
laris mit dem Suffixum der ersten Person Pluralis, von kungtpet
wofern er nicht dafür hält, dass es so ist. Das Suffixum pdti-
gut ,uns' hat jedoch auf das ganze zusammengesetzte Verbum,
nicht ausschliesslich auf kupok Bezug.
Södomasun steht statt SMomasut ,wie Sodom% indem t
wegen des Vocales des folgenden Wortes in n verwandelt wird.
8ut ist für gewisse Wörter so viel als das oben gebrauchte tut.
egallöäisseraogut wir würden wohl sein, das Paulopost-
futurum in der ersten Person Pluralis. Aus 4pok (intransitiv)
,er ist^ und dem Verbalaffixum allöarpok ,wohl, zwar% vor
welchem ein g eingeschaltet wird. Im Paulopostfuturum die
Formen Sgallöäissersok er würde wohl sein, egallöäüsersogut wir
würden wohl sein.
Gomorrarn^ Gomorra gewiss, mit der Conjunction me, ja,
ja gewiss, auch: ich weiss nicht. Die Conjunction hat hier,
um sie von der Apposition me zu unterscheiden, einen Accent.
ardgüsegikput wir würden ihm gleichen, das Paulopost-
futurum in der ersten Person Pluralis mit dem Verbalaffixum
der dritten Person Singularis. Zu bemerken die Formen arsi-
660
Pfismaier.
gäu (transitiv) er gleicht, artigissersok er würde gleichen, ani-
gissersoffut wir würden gleichen, artigissegOcput wir würdaibi
gleichen.
10. Ncdegdrsoit Sodomamin okkarsi-äl NaUüum eUm
tussartigit; tnnuieit Gomorramin okkorsi-äl Gudüfta iMMij
misttgilerstgit.
Grosse Herren aus Sodom höret! HOret die Worte 4i
Herrn; die Menge Menschen aus Gomorra höret! Merket nf
die Gebote unseres Gottes.
nalegdrsoak ein grosser Herr, anomaler Plural: naUjMl
Sodomamin aus Sodom, mit der Apposition mit yon, fli^
welche wegen des folgenden Vocals in min verwanddt wü;
und den Singular anzeigt.
okkorsi'ä höret! Ein als Pronomen und VocatiT betrackM
Wort.
naUkkam des Herrn , des folgenden Vocals w^en M'
nalekkab.
okäuzee (intransitiv) dessen Worte, Plural von akäHakVl9A\
tussarsigit höret sie (mehrere, nämlich die Worte)! Dvj
Imperativ der zweiten Person Pluralis mit dem AfBxoB
dritten Person Pluralis. Von tussdrpok er hört.
Gomorramin aus Gomorra, statt Gomorramity wie oben
Sodomamin.
Gudivta (transitiv) unseres Gottes, von Gude Grott (dlaii«k|
Gud).
intieizisej (^intransitiv) dessen Gebote. Von inn^izit dn Gel
missigilersigii merket auf sie (mehrere, nämlich die Gebote)
Der nämliche Imperativ mit dem nämlichen Affixum wie
bei tusitarsigit. Von missigilerpok (^transitiv) er beginnt zu m<
er bekommt das Gefühl davon.
11. Suksarissauika tunnirsutise amerdlakersuif tajma
gnk okarpok; säuwn angürso'it ikuelUktitekseet ariupaka
mäit putilarsörto'it puellarsusiirt tapudlugo ; umingmäidlo
kiedlo säuäurswdlo angurso'in aucet nuenneringilara.
Werde ich die grosse Menge eurer Opfer zu etwas hnui
So spricht der Herr; der Feuerstätten der Schafe, der WÜ
bin ich überdrüssig, des Futters der fetten Ochsen inglacfc«!
und an dem Blut der Ochsen, der Lämmer, der Ziegen,
Widder und Schafe habe ich keine Freude.
D^r Prophet Jesaias grönl&ndisch. 661
suksai'issauika werde ich sie (mehrere) zu etwas brauchen ?
Die erste Person des Futunims des Interrogativums mit dem
Affixum der dritten Person Pluralis^ von suksaräu er will es
zu etwas brauchen. Meistens in der Form des Interrogativums
aus der Bedeutung: Wozu wird er es brauchen?
tunnirsutise (intransitiv) eure Opfer. Von tunmrsüt Gabe,
Opfer.
amercUakersut eine grosse Menge. Von amerdlavok (in-
transitiv) es gibt viele.
täjma 80; auf diese Weise.
sätLCBfi Schafe, des folgenden Vocals wegen statt säucet,
Plural von säua Schaf. Dieses Wort, eskimoisch saugak, stammt
von dem isländischen saudr Schaf.
angürsott, Plural von angüraoak ein Widder. Abgeleitet
von angut Mann, auch Männchen vierfüssiger Thiere.
ikueüehtü^kscBt Feuerstätten. Abgeleitet von ikuellektipok
er zündet Feuer an, ikuellektite einer, der Feuer anzündet,
mit te, einem die Verrichtung der Handlung des Verbums
bezeichnenden Nominalaffixum , und ksak^ einem anderen
Nominalaffixum von der Bedeutung: zu etwas bestimmt
oder dienlich. Die Zusammensetzung steht für das Wort
Brandopfer.
ariupaka ich bin ihrer (mehrerer) überdrüssig. Von ariu-
pok (transitiv) er ist dessen überdrüssig, mit dem Suffixum
der dritten Person Pluralis, erste Person Singularis ariuponga,
umingmäit Plural von umingmdk Ochs.
puellarsörso'it sehr fette, Plural von puellaraörsoak sehr
fett. Letzteres mit dem Nominalaffixum rsoak ,gross, sehr^
aus pvsUarsok ,fett^ gebildet. Der Plural des Affixums i'soak
ist ausnahmsweise rso'it.
puellaraüdcEt (transitiv) dessen Fett, auch deren (mehrerer)
Fett, von piiellarsüsek das Fett.
tapüdlugo sammt, nebst, der angewandte Infinitiv der
dritten Person Singular mit dem Affixum der dritten Person
Singular. Von tapupok es ist inbegriffen, tapüdlune es inbe-
griffen sein, tapudlugo es in ihm inbegriffen sein.
savdrak ein Lamm, saxuirkiBt Lämmer. Wörter auf rak
nehmen im Plural nach r ein k und ziehen immer auf diese
Silbe den Äccent.
Sitznngsher. d. phil.-hist. Cl. CXI. Bd. H. Hft. 43
662 Pfi«in»ier.
säiiäursak eine Ziege, säuäurscedlo und die Ziegen,
Veränderung des Plurals cBt zu cßd. Dieses und das Yorkr
gehende Wort sind von säiui ,Schaf abgeleitet.
angürsom steht des nachfolgenden Vocals wegen statt»
gürso'ü ,die Männchen, die Widder^
mukt (intransitiv) deren (mehrerer) Blut. Von oui
nuenneringUara ich habe keine Freude daran. Von
neräu er hat an etwas Freude, nuenneringäak er hat an etim
nicht Freude, nneiineringilanga ich habe an etwas nicht Fmk^
mienneringilara ich habe an ihm (daran) nicht Freude.
12. Täutumnut sarkomSrpose ; kia pekkogdse innma aU-
Itänetut tungmäisshgisef
Ihr zeiget euch vor meinem Angesicht ; wer hat e«i
befohlen, dass ihr in meinen Vorhof treten würdet?
täuto das Angesicht, täutumnut zu meinem Angesicht
sarkomerpok er zeigt sich, sarkomerpoae ihr zeiget caA
kiaf wer?
p^kkovok er befiehlt, pekkorsok er hat befohlen, jjetbjfc
er hat euch befohlen.
innima (transitiv) meine Kammer, auch meine KainM%
von inne die Kammer.
»ilkidlidnetut erklärt sich als ein Participium Plnralis ^
der Bedeutung: in dessen äussersten. Von silUidUk das äusserstt»
wa« der Luft am nächsten ist, auch eine Hausflur. DasWflH
ist von süla ,Luft' abgeleitet. Fabricius enthält den Ausdruck
inmma silladlianepok es ist in meiner äussersten ELammer, wob«
der Gebrauch des Suffixums angegeben wird. Zu GroiA
liegt daher sUladliä dessen äusserstes, süladltdne in des*
äusserstem, silladlianepok es ist in dessen äusserstem, letitfl*
ein auf ganz ungewöhnliche Weise gebildetes Verbum, w*
ches bei Kleinschmidt fehlt. Das Participium dieses Verbin^i
ist silladliauetok; der Plural des Participiums ist regelmWI^
silladlidnetut,
tungmdissegise ihr würdet auf sie (die mehreren) tret*
Von tungmarpok er tritt, Paulopostfiiturum tungmaisierpck ^
würde treten, tungmaissersose ihr würdet treten, tungmäisif^
ihr würdet auf sie (die mehreren) treten. Der Plural d«i
Affixums wird in Rücksicht auf den Plural siUaluh^
gesetzt.
Der Prophet Jesaias grönl&ndisch. 663
13. TunnirsxU nerrirseksak ditsungndrsiuk. TipigisäiUersUo
anninganikbisilo kattisimatartorbisilo mdjilngnakäut uamntU, Ajor-
tit nedliütudlo umigdka.
Traget nicht mehr das Opfer, die Speise hervor! Euer
Räucherwerk, eure Neumonde und eure Versammlungsorte sind
mir zum Ekel. Sünden und Festtage hasse ich.
tunnirsüt eine Gabe, ein Opfer.
nerrirsiksak die Speise.
dipok er trägt hervor, düsungndrpok er trägt wahrschein-
lich hervor, das letztere mit dem Verbalaffixum ungnarpok es
geschieht hoffentlich, er thut vermuthlich. Die Einschaltung
von ts vor diesem Affixum ist eine Unregelmässigkeit, welche
auch anderswo beobachtet wurde. So ilipok er lernt, ilitsung-
narpok es geschieht hoffentlich, dass er lenit. Kleinschmidt
sagt jedoch, dass für dieses Affixum nur die Bedeutung : ,nicht
länger, nicht mehr^ gebräuchlich sei, was hier berücksichtigt
wurde, da es mit dem dänischen Bärer ikke mere forfängeligt
Madoffer frem ,traget nicht mehr eitles Speiseopfer hervor'
tibereinstimmt. Abzuleiten ist daher von den Imperativen
düsungnaritse traget, wie zu erwarten ist, hervor! dttsungndrsiuk^
traget es, wie zu erwarten ist, hervor! Oder richtiger: Traget
nicht mehr hervor! Traget es nicht mehr hervor!
tipigiksäutersilo und euer Raucher werk. Von tipigiksäut
das Räucherwerk, tipigisäut^rse (intransitiv) euer Räucherwerk,
mit lo und Ableitung von tipe Geruch.
anninganikbisilo und eure Festtage. Von anninganikpok
es ist Neumond, bik (Nominalaffixum) der Ort oder die Zeit,
wo etwas geschieht, arninganikbiae (intransitiv) eure Neumonde,
d. i. Festtage, nach dem Muster von kimik bei den Nominal-
Buffixen.
kaitisimdiartorhisilo und eure Versammlungsorte, von kat-
tisima'iartorbik der Versammlungsort, wobei bik das Nominal-
affixum wie in dem Obigen.
mdjilngnakäut sie (mehrere) sind zum Ekel. Von mdjung-
vakäu es ist zum Ekel.
iLamnut mir. Von uanga ich, mit der Apposition nut zu.
' Die Endung nceraiuk in dem Texte ist eine andere Schreibweise, wo
nicht eine Irrung.
43*
664 Pfismaier.
ajorte die Sünde, Plural ajortit,
nedli'&tok ein Festtag, Plural nedlii&tvt,
umigdka ich hasse sie (mehrere). Von umigäu er hasit,
umigäunga ich hasse, umigdra ich hasse ihn.
14. AnninganikJme kattinmävbikscRsüo udludlo iüifmvi
nedllutuf umighj tarnima; ariupaka; ko'ieginercknne kcurnim^
Eure Neumonde und eure zu Versammlungsorten b^
stimmten Orte und die Tage, für euch Festtage, sie
meine Seele; ich bin ihrer überdrüssig; sie zu ertragen
ich müde.
anninganikbise eure Neumonde.
katfmmävhikscB^ilo und eure bestimmten Versammlungs-
orte. Von kattisimäubik ein Versammlungsort , so viel «k
katti^imaiartorb'ik in dem vorhergehenden Verse, dann von
dem Nominalaffixum ksak eine zu etwas bestimmte Sache.
KaUidmäuhikscese (intransitiv) ,eure bestimmten Versamm-
lungsorte' richtet sich nach dem Muster von kanek bei de»
Appositionen.
tidludlo und die Tage, von ildlok der Tag,
ülipsinut euch, zu euch, von ihlit du, mit der Appoffltion
ntU zu.
nedliütiit die Festtage, wie oben.
umigej er hasst sie (mehrere), von umigäu er hasst
idnnvia (transitiv) meine Seele, von tdme die Seele, nach
dem Muster von arse bei den Appositionen,
ariupaka ich bin ihrer (mehrerer) überdrüssig.
ko'ieginerdmne in deren (mehrerer) Ertragen, von Aot^
ertragen, dem imbeschränkten Infinitiv des Verbums fo*«J^
er erträgt, ein Singular mit der Apposition ne in. Nach döl
Muster von fuuenne auf deren (mehrerer) Schulter, ikUrMv^
in deren (mehrerer) Kiste, iglodnne in deren (mehrerer)
Hause u. s. w. Bei den Appositionen.
kassuvonga ich bin müde, von kassuvok er ist müde.
15. Arkswse uamnun issmktoi'usigin agldkt; ir^ikkaiüif^
sdtipwlcka; tidcsiartiünainisime agldit, txissdngiläuse Arkscese ebMif
miJc ullipkdrmeta.
Wenn ihr auch eure Hand zu mir ausstrecket, wende id*
meine Augen von euch; wenn ihr auch immer betet, ich hÖ*^
euch nicht, denn eure Hand ist voll von Blut.
Der Prophet Jesaiae grönlindisch. 66ö
arkscese (intransitiv) eure Finger, d. i. eure Hand, Plural
von arksäk der Finger, mit dem Nominalsuffixum der zweiten
Person Pluralis. Der einfache Plural unregelmässig arksiit, in
der Bedeutung von ,Hand^ gebraucht.
tiavinun, wegen des folgenden Vocals statt uamnut zu mir.
iascektorusigin wenn ihr sie (mehrere) ausstrecket. Von
issmktorpok er streckt aus, üscektortise wenn ihr ausstrecket,
isscektorusigin, wegen des folgenden Vocals statt isscektoru^igit
wenn ihr sie (mehrere, d. i. die Finger) ausstrecket.
aglcßt hat hier die Bedeutung: sogar, auch.
irstkka (intransitiv) meine zwei Augen, Dual von irse das
Auge, mit dem Suffixum der ersten Person Dualis. Irsik zwei
Augen, irsika, das k nicht verdoppelt: meine (mehrere) Augen.
ülipsinit von euch.
sätipcekka ich wende sie beide (d. i. beide Augen). Von
sdterpok er wendet, säterponga ich wende, sdterpara ich wende ihn.
tuksiartumarusimh wenn ihr gewiss immer betet. Von
iüksiarpok er betet, tuksiartutnarpok er betet immer, mit dem
Verbalaffixum tutnarpok immer, beständig, tuksiartuinariise
wenn ihr immer betet. Letzteres yerbunden mit m^ ja, gewiss.
tussangüäuse ich höre euch nicht. Von tussdrpok er hört,
tussangilak er hört nichts tussangilanga ich höre nicht, tuasan-
gilara ich höre ihn nicht.
äungmik mit Blut, von auk Blut. Durch die Apposition
mik wird der Singular bezeichnet. Aungnik würde bedeuten:
mit dem Blute Mehrerer.
ullipkdrvieia weil sie (mehrere) voll sind. Von ullipkdr-
pok er ist voll, uUipkdi^met weil er (ein Zweiter) voll ist, uUip'
kdrmeta weil sie (mehrere als Zweite) voll sind. Der Plural
des Verbums steht in Bezug auf arksoßse eure Finger, d. i.
eure Hand, welches der Plural des Nomens ist.
16. Uharitse ervkcbleritse, piraartcekkavse ajorsüsicet irsimnit
pckrsiuk, aj(yrtvlUdi88cerdltL8&,
Waschet euch, beginnet gereinigt zu sein, das Böse eurer
Handlungen, nehmet es von meinen Augen weg, höret auf,
schlecht zu sein!
ervkciii^ok er ist rein geblieben, abgeleitet von ippek, Plural
ervkit Schmutz. Dazu lerpok er beginnt, ei'vkckleritse, der Dual
der zweiten Person Pluralis.
GC6 Pfisa»i«r.
pirsartoikkavse (Transitiv) eure Handlungen, Yonpndria^
die Handlung.
ajorausek das Böse, ajorsusiä (Intransitiv), aijanutUk (Tm-
sitiv) dessen Böses.
ivse das Auge^ irsima (Intransitiv) meine (mehrere) AngeHt
irsimnit von meinen (mehreren) Augen. Im Dual iräduk^
transitiv) ,meine beiden Augen^ wird die Verbindung mit ti
nicht verzeichnet.
pctvsiuk (Imperativ) nehmet es weg ! Von fdetfik er
nimmt weg.
ajorhdUarpok er handelt schlecht, ajorltiUidissavok er wird
schlecht handeln, acbrpok (Verbalaffixum) er lässt ab, hört vtf
etwas zu thun. Das letztere wird immer mit dem Futnvi
verbunden. Daher ajortvlliaissdiiyok er hört auf, scUeditn
handeln, ajortullidisaeerdluse (angewandter Infinitiv der iwritai
Person Pluralis) ihr aufhören, schlecht zu handeln.
17. Ajungitaulliarneng ilinwrsiuk, kunnutäast Odönofnfif
'dlidi'»u'ä pingisinidrsigit, u'idUimerit tgdlermfrsigii»
Lernet Gutes üben, den Unterdrückten helfet, die Wii«
nehmet in Schutz, die Witwen vertheidiget !
ajungitsulüok er thut Gutes, ajungUsuUiarpok er thut en
wenig Gutes, ajungitsulliarnek (unbeschränkter Infinitiv) CWä
thun. Die Endung neng statt nek wird wegen des Vocab ta
folgenden Wortes gebraucht. AnjungüsiMiarpok wird in d«*
Wörterbuche Fabricius' nicht verzeichnet. Es ist aus demVöbi
affixum arpok ,ein wenig' gebildet. Bei Kleinschmidt finW
sich ajungltaülUorpok udöver Godt ,Gutes üben*. Es wöiw
, wiederholt, mehrmals Gutes üben' bedeuten und ist aus d(
Verbalaffixum orpok ,wiederholt, mehrmals* gebildet
ilinidrsmk trachtet es zu lernen! lUpok er lernt, üiniarf^
er trachtet zu lernen, mit dem Verbalaffixum niarpok er trachttt
kuimutttcet (Nominativ und Genitiv PluraUs) die UnterdrilA"
ten. Knnnuüpok er unterdrückt, kunnulifak der Unterdrückte, » I
dem Nominalaffixum tak, was gethan, was geschehen ist' gebildet
ikiöraorsigit helfet ihnen (mehreren)! Von ikwr8ori)ok et\SI^
iUidrsuit die Waisen , die vaterlosen Kinder, Plural voi
illiursuk die Waise.
pingisinidrsiglt nehmet sie (mehrere) in Schutz! V^on pi
glsiniarpok er nimmt in Schutz,
Dor Prophet Jewiu grönländisch. 667
utdldmerit die Witwen, Plural von utdldmek die Witwe.
Die Ableitung des Wortes ist von uvek Mann.
igdlersörsigit vertheidiget sie (mehrere)! Imperativ von
igcUersorpok er vertheidigt.
In diesem Verse ist eine bedeutende Abweichung von
dem dänischen : Söger Ret, leder den Vanartede paa rette Vei,
skaffer den Faderlöse Ret, udforer Enkens Sag! ,Suchet Recht,
führet den Entarteten auf den rechten Weg, verschaffet der
Waise Recht, bewerkstelliget die Sache der Witwe!'
18. Kajdlu8e tuva, sakkiUdrta , tajma NcUegak okarpok.
Ajortise PiMrpmisun ßcunmg agldkt, aputut kakortungolüsaput,
Skarlagenisun ailkpadläruning aglcet, K^viotun eleromarput.
Kommt doch her, lasset uns darüber rechten, so spricht
der Herr. Wären eure Sünden auch gleich Purpur, sie werden
weiss werden wie Schnee, wären sie auch roth wie Scharlach,
sie möchten werden wie Wolle.
Kajdluse ihr herkommen, die zweite Person Plui-alis des
angewandten Infinitivs, von kaiok er kommt her.
aakkitsdrta lasset uns rechten! Die erste Person Pluralis
des Hortativs, von sdkkitsarpok er widerspricht, er rechtet.
ajorte die Sünde, ajortise (Intransitiv) eure Sünden.
Purpurisun gleich Purpur, statt Pupurisut, da t wegen
des Vocals des nachfolgenden Wortes in n verwandelt wird.
Von den Conjunctionen «ti< oder tut ,gleichwie' wird die erstere
gewählt, weil Purpunse zu Grunde liegt, wobei e sich zu i
verändert.
epok er ist, ^kune (Subjunctiv bei einem einzigen Handeln-
den) wenn er ist, Skunik wenn sie (zwei oder mehrere) sind.
Statt ekunik steht Skuning wegen des Vocals des nachfolgenden
Wortes.
aputut gleich Schnee, von aput Schnee auf dem Felde.
Ein t am Ende des Wortes wird vor der Conjunction tut weg-
geworfen.
kakortungolissaput sie werden dazu kommen, dass sie weiss
werden. Von kakortok weiss, mit den Verbalaffixen vgorpok
er wird zu etwas, Uok er wird, er wird gemacht. Das Futurum
von Uok ist lissavok er wird gemacht werden, Ussaput sie werden
gemacht werden. Es stehen, wie diess öfter geschieht, zwei
Verbalsuffixe, doch sind sie hier beinahe gleichbedeutend.
668 Pfixiii»i«r.
Skarlagemsun gleich Scharlach. Von sJcarlagene, wdcks
aus dem dänischen Skarlagen ^Scharlach' gebildet worden. Statt
skarlagenisut, wie bei dem obigen Purpurüun.
aäkpadläruning wenn sie (zwei oder mehrere) roth nnl,
von derselben Form wie das obige ekuning wenn sie (zwei
oder mehrere) sind. Nämlich aukpadldrpok er ist roth, «t
padldrune wenn er roth ist. Bei der Classe der Verba nf
rpok ist rune die Endung des Subjunctivs bei einem einxigtB
Handelnden, nicht kuue. Statt aükpadlartmik steht wieder oit
padläring wegen des darauffolgenden VocaJes.
Keviotun gleich Wolle. Von keviö Daune ^ auch Wofle.
Üeromarput sie wollen beginnen zu sein. Von gwi er
ist, mit den Verbalaffixen lerpok er beginnt, omarpok er wül,
dass es geschehe.
19. Innerterseriardluse ndlekkuse, nunab pee ajun^ttd
nerrissduccse. Wenn ihr gehorsam und folgsam seid, werdet
ihr die guten Sachen des Landes verzehren.
iyinertersernarpok er zeigt sich gehorsam, innertersiardbiM
ihr euch gehorsam zeigen, der angewandte Infinitiv der zweit«
Person Pluralis. In derselben Person des Subjunctivs würto
es heissen: innertersiaruse wenn ihr gehorsam seid.
ncUekuse (für ndlekkuse geschrieben) wenn ihr folgs»«
seid, die zweite Person Pluralis des Subjunctivs bei einoi
einzigen Handelnden, von ndlekpok er ist folgsam.
pee dessen Sachen (Intransitiv), Plural von pik.
ajungitsufj Plural von ajungitaok gut.
ncBrriok er isst, er verzehrt, ncerrissavok er wird essen,
noirriHsducßse ihr werdet sie (mehrere) essen.
20. Ndlengitsörsogusile okäutsereedluse, pamnamü tava n»
gutsomarpose ; nalekkah kamä tajmäitunning okämekarmd.
Wenn ihr aber unfolgsam seid, widersetzlich, dann werW
ihr durch das Schwert vernichtet; weil der Mund des H«tii
auf solche Weise spricht.
nalengitsok unfolgsam. Mit dem Verbalaffixum sovck v«**
bunden: nalengitsörsovok er ist sehr unfolgsam, ncdengitsörsSjfi^
wenn ihr sehr unfolgsam seid, die zweite Person Pluralis d*
Subjunctivs bei einem einzigen Handelnden. Wegen AnhänguBj
von le ,aber^ wird giLse zu gusi verändert.
Der Prophet Jesaiae grönlindisch. 669
okautsereepok er war widersetzlich ^ okäutsereeditise ihr
widersetzlich sein, der angewandte Infinitiv der zweiten Person
Pluralis. Dieselbe Person des Subjunctivs würde heissen:
okautsereekuse wenn ihr widersetzlich seid.
pcBnnamit von dem Schwerte. Die Apposition mit be-
zeichnet den Singxdar. In dem dänischen Skulle I fortäres af
Svärd ,werdet ihr von Schwertern verzehrt werden^ steht
jedoch der Plural, weil es sonst: Skulle I fortäres af Svär-
det ,werdet ihr von dem Schwerte verzehrt werden^ heissen
müsste.
nungüpok verschwinden, vernichtet werden, nungutsomar-
poae ihr werdet vernichtet, mit Anhängung des Verbalaffixums
omarpok es wird dahin kommen^ dass es geschieht. Ts ist
wohl in Rücksicht auf das reine pok eingeschaltet, was einige
Male bemerkt, jedoch bei Fabricius nicht aufgefunden wurde.
kaniä dessen Mund, von kanek Mund.
tajmäiiunnik auf solche Weise, ein aus tajmäitok ,ein
solcher^ mit der Apposition nik gebildetes Adverbium. Aus
nik wird ning wegen des Vocals des folgenden Wortes.
okauzekarpok er spricht, okäuzekarmet weil er spricht, der
Conjunctiv bei zwei Handelnden.
21. Kannongnih iglorperksoit illomdrtut arjiäuningorsimapcetf
Illuamermik siömane ullipkdrallöartut, akkinnersidluarsüsek Ur-
sane smUctartok, mänale innurcersut tersaneput
Wie ist doch die treue Stadt eine Hure geworden? Von
Rechtschaffenheit war sie doch vormals voll, Gerechtigkeit be-
herbergte daselbst, jetzt aber sind Mörder dort an der Stelle.
kannongml wie doch? Aus kannok wie? mit der Con-
junction me,
illomdrtut, Plural von illomortok treu. Der Plural des
Adjectivums steht hier, weil iglorpSrkso'it Stadt (eigentlich eine
grosse Menge Häuser) ein Plural ist.
amäunek Hure, verbunden mit den zwei Verbalaffixen
ngorpok er wird zu etwas, siraavok er ist geworden. Arnäunin-
goraimapcBt sind sie zu Huren geworden? Die dritte Person
Pluralis des Interrogativs. Der Plural des Verbums steht
wieder in Rücksicht auf den Plural iglorp4rk80tt Stadt.
illudmek Rechtschaffenheit, illuamermik mit Rechtschaffen-
heit.
670 Pfixmaier.
uJlipkärallöartiU sie sind doch voll, von ulUpkärpok er ist
voll, mit dem Verbalaffixum aUöarpok wohl, doch^ auch.
akkinnersidluarsusek Gerechtigkeit, abgeleitet von aifetn-
n&i'sidluarpok er ist gerecht.
siniktartok er beherbergte, das Präteritum von ntukUirfok
er beherbergt, abgeleitet von sinikpok er schläft.
mdnale aber jetzt.
innurdkrsut die Mörder, Plural von innur<krsuk,
tersan^put sie sind hier an dieser Stelle, abgeleitet von
tSrsane dort an dieser Stelle.
22. Akertlut kebleriksok kappungoraimavok, vinü imermik
akkunikaimavok.
Dein hellglänzendes Zinn ist zu Schaum. geworden, dein
Wein ist mit Wasser gemengt.
akertluk Blei oder Zinn, akertlut dein Blei oder Zinn.
Nach seiner Form ist akertlut aber auch der Plural von akert-
luk und bedeutet das Schrot.
kebleriksok sehr blank, hellglänzend. Da Grönland kein
Silber hat und das Wort dafür fehlt, wurde hier akerüvk h-
hleriksok ,hellglänzendes Zinn^ gesetzt. Fabricius gebraucht
ebenfalls dieses Wort, doch bisweilen auch Sölve, d&nißch
Sölv ,SUber^
kappüngovok er wird zu Schaum, von kappuk Schaum,
kappungorsimavok er ist zu Schaum geworden, mit dem Verbal-
affixum simavok er ist geworden. Jedoch ist bei kappnngoti
schon das ähnliche Suflixum ngorpok ,er wird zu etwas^ vor-
handen.
Vinit dein Wein, von vine, dänisch Viin ,Wein'. ^
dänische Text enthält din Drik ,dein Getränk'. Das grön-
ländische imtgak ,Getränk' konnte nicht gebraucht werden,
weil gleich darauf das die Wurzel dieses Wortes bildende
imek , Wasser' folgt.
imermik mit Wasser, von imek Wasser.
akkunekpok er ist gemengt, mit dem VerbalafBxum nmar
vok er ist geworden.
23. Ncdegdrsoivit ajortülliaroniatoucUutik tigliktun üleginar
rejt ; pUitsutif tamardlumarmik pilerirsar^jt, tunnirsutidlo kajkur
gel irsarejt , ülidrsuk pingisiniaräingihvt ; uidldmerlo igdleraony
mangilcet.
Der Prophet Jeuias grftnl&ndisch. 671
Eure grossen Herren sind ruchlos, zu den Dieben ge-
sellen sie sich gewöhnlich; an Geschenken haben sie alle
zusammen gewöhnlich Freude, und von Gaben werden sie
gewöhnUch angezogen, die Waise nehmen sie nicht in Schutz;
und die Witwe mögen sie nicht vertheidigen.
nalegdrsoak ein grosser Herr , nalegdrso'ü die grossen
Herren, nalegdraowit (Transitiv) deine grossen Herren.
ajortulliaromatdk ruchlos, dazu das Verbalaffixum uvok
er ist etwas, ajortulliaromatdudlutik sie (mehrere) ruchlos sein,
der angewandte Infinitiv in der dritten Person Pluralis.
tiglikiun statt tigliktut, Plural von iigliktok Dieb.
illegäu er gesellt sich, ülegfiraarpok er gesellt sich ge-
wöhnlich, mit dem Verbalaffixum aarpok gewöhnlich. Illegir-
sarejt sie gesellen sich gewöhnlich zu ihnen.
päitsutit Plural von püUsut Geschenk.
tamardluinamiik sie alle zusammen, ein aus tamardlutnak
,dieses gänzlich' mit der Apposition mik gebildetes Adverbium.
pileräu er hat Freude daran, pileHrsarpok er hat gewöhn-
lich Freude daran, pilerirsarhjt sie haben gewöhnlich Freude
an ihnen.
iunnirmt eine Gabe, tunnirsutidlo und Gaben. Die Endung
tit zu tid verändert.
kajungeräu er wird zu etwas hingezogen, kajungeHraarpok
er wird gewöhnlich zu etwas hingezogen, kajungerirsarejt sie
werden gewöhnlich zu ihnen hingezogen.
ilidrsuk eine Waise, als Singular.
pitigismiarpok er nimmt in Schutz, pingisiniaräingilak er
pflegt nicht in Schutz zu nehmen, mit dem Verbalaffixum aräu
er pflegt etwas zu thun. Pingisiniaräingüdt sie pflegen ihn
nicht in Schutz zu nehmen.
uidldrnek die Witwe, uidldrnerlo und die Witwe, als SingiJar.
igdlersorpok er vertheidigt , tgdleraoromarpok , er will
nicht vertheidigen, mit dem Verbalaffixum omarpok er will,
dass es geschehe. Igdlersoromangildt sie wollen ihn nicht ver-
theidigen.
Dieser Vers bot für die Erklärung grosse Schwierigkeiten.
24. Tajmäitomik Nalegak, pirsdrsoak ivna Isi^aelime, okar-
pok: AlluBJiak! akkerkaka pitlfiriakarpaka kingarirsakalo akki-
niarbigallugii.
673 Pfismaier.
Dess wegen spricht der Herr, der sehr Starke ehemals in
Israel: Leider! ich muss meine Widersacher strafen und mich
an den mir Verhassten rächen.
tajinäitomik desswegen, ein Adverbium gebildet aus tajm
so, mit der Apposition mUc,
piraaJc stark ; pirsdrsoak sehr stark.
ivna ehemals.
akkeraJc Widersacher, akkerkaka (Intransitiv) meine Wider-
sacher.
pitlarpok er straft, pitlariarpok er muss strafen, mit den
Verbalaffixum iakarpok es ist vonnöthen, pülariakarpaka es ist
nöthig, dass ich sie (mehrere) strafe.
kingariraak verhasst, kingariraaka (Intransitiv) meine va^
hassten. Angehängt lo und.
akkiniarbigäu er will sich an ihm rächen, akIdniarbigdXkm
(der angewandte Infinitiv) er sich an ihm rächen, cJckiniarbigcIr
lugit er sich an ihnen rächen. Für ,ich mich an ihnen rächen',
wie es hier heissen soll, müsste jedoch <ikkiniarbigalludcit, loit
dem Suffixum der dritten Person Pluralis, gesetzt werden. Ob
das erstere ein Fehler oder eine andere ebenfalls gebräuchliche
Form, lässt sich nicht bestimmen.
25. Pattigigoniarpagidlo ervkejardlutnardlutü kappunfA
akertludlo tamät ptkrdlugo.
Und es wird geschehen, dass ich die Hand an dich lege,
dich von dem Schaum gänzlich reinige und all' dein Zinn
wegnehme.
pattikpok er legt die Hand an, omai-pok (Verbalaffixuifl)
es wird dahin kommen, dass es geschieht, patiigtgomarpa^
imd es wird dahin kommen, dass ich an dich die Hand anlege-
Das letztere ist das Präsens des Lidicativs , und zwar patUf'
gomarponga es wird dahin kommen, dass ich die Hand anle^
pattigigomarpagit es wird dahin kommen, dass ich an dichdi*
Hand anlege. Vor lo ,imd^ wird t zu d verändert.
ervkejarpok er entfernt den Schmutz, er reinigt, dazu d**
Verbalatifixum lumnrpok ganz, gänzlich, ervkejardlu'mardht^
(angewandter Infinitiv"» er gänzlich reinigen, ervkSfardluinaf^
hmgn ich gänzlich reinigen, ervkejardluinardlutit ich dich gäi
lieh reinigen.
kapjnik Schaum, kappungnit von dem Schaum.
Der Prophet Jesaias grftnl&ndisch. 673
akertlok Blei oder Zinn, akertlut (Intransitiv) dein Zinn,
dkertludlo (Intransitiv) und dein Zinn.
tamdt es alles.
pdkrpok er nimmt weg, pderdlune (angewandter Infinitiv)
er wegnehmen, pdkrdlugo er es wegnehmen. Da jedoch, ähnlich
wie in dem vorhergehenden Verse, das Verbum in der ersten
Person Singularis stehen soll, müsste dafUr richtig pcercUuvko
,ich es wegnehmen' gesetzt werden.
Das Dänische lautet etwas verschieden: Og jeg vil atter
vende min Haand imod dig, og udsmelte dine Slagger som
med Ludsalt ,und ich werde wieder meine Hand gegen dich
kehren, und deine Schlacken wie mit Laugensalz ausschmelzen^
26. Erkartö'irsunniglo dma twiniomarpagü itadrsoartut kigli-
sidtrsunniglo sordlo aüdlarkäutänit ; mattoma kingörnagut iglor-
peinning äluartunnik, iglorperksoamik illomortunnik ottekaissautiL
Und ich gebe euch wieder Richter wie vor sehr langer Zeit
und Ausforscher gleichwie vom Anfang an; hernach wirst du eine
rechtschaffene Stadt, eine treue grosse Stadt mit Namen heissen.
erkartötrsok der Richter, erkartdirsunmglo und (mehrere)
Richter, aus dem Plural erkartoirsut und der Apposition mik
,mit' gebildet. Nik (hier nig) statt mik wird wegen des Plurals
gebraucht. Das Wort richtet sich nach dem Muster von niaJcok
bei den Appositionen.
dma wieder, nochmals.
tunniomarpagit es wird geschehen, dass ich euch gebe,
von tunniok er gibt
itsdrsoak vor sehr langer Zeit, itsdrsoartut wie vor sehr
langer Zeit, mit der Conjunction tut wie, gleichwie.
kiglüdirsok ein Ausforscher, oder ebenfalls ein Richter.
Die gebrauchte Form wie bei dem obigen erkartö'irsok.
sordlo gleichwie.
audlarkäut der Anfang, audlarkäutanü von Anfang an,
wörtlich: von dessen Anfang.
iglorpeining statt iglorpeinik mit der Menge Häuser, von
iglorpeit (Plural) eine Menge Häuser, d. i. eine Stadt.
illuartunik mit den rechtschaflfenen , von illuartok recht-
schaffen.
tglopSrksoarnik mit der grossen Menge Häuser, von iglor-
perksmf (Plural) eine grosse Menge Häuser, d. i. eine grosse
674 Pfizmaicr.
Stadt. Die Apposition nik wird hier mit dem weder bei Fa-
bricius noch bei Kleinschmidt vorkommenden Augmentativuin
iglorperksoak verbunden. Doch wird dieses Augmentativuin
bei Fabricius in dem Worte iglorperksoarmio ,der Bewohner
einer grossen Stadt' zu Gnmde gelegt.
ülomortunnik mit den treuen, von illom6rtok treu. Durck
die Apposition mik (nik) wird hier überall der Accusativ aus-
gedrückt. In diesen drei letzten Formen wird nik nicht mehr
zu ning verändert.
attekarpok er hat etwas zum Namen, er heisst, Yonaüd
der Name, attekäissavok er wird zum Namen haben, attekdu-
sautit du wirst zum Namen haben.
27. Zione illiiamermun annektitsomarpok kunnutiihjh d-
kinnersidluarsüsimut.
Es wird geschehen, dass Zion durch Rechtschaffenheit
erlöst wird und dessen Gedemüthigte durch Gerechtigkeit.
2Xone Zion.
üluamermun statt iüiuamermut durch Rechtschaffenheit,
von illudmek das Rechtschaffensein, Infinitiv von iUuarfokfX
ist rechtschaffen.
annektitsomarpok es ^ird geschehen, dass er erlöst wird,
von annektipok er wird erlöst, mit dem VerbalafBxum omarfdk'
Vor diesem Affixum wird in einigen Fällen ts eingeschaltet
kunnuvok er deraüthigt sich, kunnutipok er demüthigt, iwt
dem Verbalaffixum tipok, durch welches ursprünglich ein
Activum in ein Passivum verwandelt wird. Jedoch könDeo
damit Neutra^ wenn ihnen kein Suffixum angehängt wird, i»
eine Art Passiva, hingegen, wenn ihnen ein Affixum angehiogt
wird, in eine Art Activa verwandelt werden. Somit kunnu^
er lässt ihn sich demüthigen, kunnutite derjenige, den man rick
demüthigen lässt, kunnutit^j (Intransitiv) dessen Mehrere, ü*
man sich demüthigen lässt. Im Dänischen de Omvendte i
,die in ihm (in Zion) Bekehrten'.
akkinnersidluarsüsimut durch Gerechtigkeit, von akldn0'
sidlicarsusek Rechtschaffenheit oder Gerechtigkeit.
28. Ndlengitmdle piomgdrutsomarput ajoHulliartut taft
dlugitj Ndlekkamiglo kemektut tokojomarput.
Aber die Ungehorsamen, diejenigen, welche Böses thuB,
inbegriffen, es wird geschehen, dass sie abgeschafft werdei
Der Prophet Jesaias ^önULndisch. 675
diejenigen, welche den Herrn verlassen, es wird geschehen,
dass sie sterben.
ndlengitsüdle aber die Ungehorsamen, von nalengitsok
ungehorsam.
piomgdrwpok es wird abgeschafft, piomgdrtdomarput es
wird geschehen, dass sie abgeschafft werden, mit dem Verbal-
affixum amaiyok, vor welchem wieder te, wie in dem vorher-
gehenden Verse, eingeschaltet wird.
ajorttdliartok derjenige, der Böses thut, Plural ajortul-
liartut. Von ajortulliarpok er thut Böses.
tapupok es wird eingerechnet, es wird inbegriffen, tapu-
dlugit (angewandter Infinitiv) sie bei ihnen eingerechnet werden,
bei mehreren inbegriffen.
Ndlekkamiglo und mit dem Herrn, d. i. den Herrn
(Accusativ).
kemiktut Plural von kem^ok derjenige, welcher verlässt.
Von kemikpok er verlässt.
tokojomarput es wird geschehen, dass sie sterben, von
tSkovok er stirbt, mit dem Verbalaffixum omarpoky vor welchem j
eingeschaltet wird. Was diese Einschaltungen vor omarpok
betrifft, so werden sowohl j als.^ und ts bei gewissen Classen
des Verbums eingeschaltet.
29. Orpirksoit tdva, inncekogirsmse, pakäitsirsutigissaucßse,
nautseveedlo nuennerirscese kanguarallugit.
Denn die grossen Bäume, ihr liebtet sie, ihr werdet euch
über sie schämen, und die Gärten, ihr ergötztet euch an ihnen,
ihr habet euch vor ihnen zu schämen.
orpirksoit die grossen Bäume, gebraucht um ,Terebinthen'
auszudrücken. Von orpik ein Baum, besonders eine Birke.
tdva da, nachher. Gebraucht um das dänische thi ,denn^
auszudrücken.
inncßkogäu er hat lieb, inncekogirsok er hatte lieb, inncßko-
gtrsose ihr hattet lieb, inncßkogise ihr hattet sie (mehrere)
lieb. Das hier statt innoßkogüe gesetzte inncßkogiracßsey welches,
auch als Form des Präsens, da es injiekogcese ,ihr liebet sie^
heissen müsste, sich nicht bilden lässt, ist als ein Fehler zu
betrachten.
pakaitsir^utigäu er schämt sich darüber, pakaitsirsutigiS"
savok er wird sich darüber schämen, pakaitsirsutigissause ihr
676 Pfixai»i«r.
werdet euch darüber schämen^ pakaitsimUigissaucBse ihr werdet
euch über sie (mehrere) schämen.
nautsevik ein Garten^ Plural natäseveet.
nuenneräu er ergötzt sich daran, ntiennerirsak (Präteritam) .
er ergötzte sich daran, ntiennerirsose ihr ergötztet euch dann,
miennerirse ihr ergötztet euch an ihnen. Das hier statt mm-
nerirse gesetzte nuetinerirsoese ^ welches, auch als Form dei
Präsens, da es nuennercese ,ihr ergötzet euch an ihnen^ heissen
müsste, sich nicht bilden lässt, ist wieder als ein Fehler n
betrachten.
kanguaräu er hat es, um sich davor zu schämen^ kangw-
railusB (angewandter Infinitiv) ihr es haben, um sich dATor
zu schämen, kangaraUmigit ihr es haben, um sich vor ihoa
zu schämen. Das hier statt kangardllusigit gesetzte kanguarair
lugit, welches ,er hat es, oder sie haben es, um sich vor ikoen
zu schämen^ bedeutet, ist wieder als ein Fehler zu betrachten
30. Xangminerle orpirksoartut piUckotcelersatun ätfo/wof-
pose, nduiseingtudloy tenane imekangilitk.
Aber ihr selbst werdet beginnen zu sein gleich eisen
grossen Baum, welcher das Laub zu verlieren beginnt, vd
gleich einem Garten, er hat dort kein Wasser.
nangminerl^ aber selbst (als Plural), von dem ProDontfS
nangminek selbst.
orpirksoartut gleich einem grossen Baum (statt Terebinthe)?
von orpirksoak ein grosser oder hoher Baum.
pülokottvrpok er verliert seine Blätter, von pillo ein Bl«t^
das Laub, Iinrpok ye'm Verbalaffixum") er beginnt, pähkotf^
sotmi statt pUlokotirii^rfotut wie seine Blätter zu verheren be-
ginnend • von dem Partieipium piliokotivlersok. Hier wird tä
•wie, ^eichwie' sowohl dem Substantivum als dem AdjectiviuB
angehängt,
c74fn>iikYrpoaw es wird geschehen, dass ihr zu sein begioB^
von rpok er ist, Ury^k t Verbalafiixum') er beginnt, omarff^
^Verbalat'fixnm^ es wird dazu kommen, dass es geschieht
Hikmt^ci^Hdio und gleich einem Garten, von nauUeiik&^
Garten, hU gleich, gleichwie, lo und.
%m<kKiHk:iUu: er hat nicht Wasser, von imdc Süsswaas^
kk^H^iik er hat nicht, letxter^s von btrpok ^VerbalafHxam) ^
kau er bet^txt.
Der Prophet Jesaias grönländisch. 677
31. Piraärsoarlo aklunSursangoromarpok illiortalo ingnero-
wingoToma'tHok : tamangmik älegeeglutik öiUsomarpuk, kavtSrir-
Missengüarlo.
Und es wird geschehen, dass der sehr Starke zu Werg
rird und seine That ebenfalls zu einem Funken ; es wird ge-
diehen, dass beide miteinander brennen, und einen Löscher
rird es nicht geben.
pindrsoak sehr stark, von pirsak stark.
akhmäwrsangoromarpok es wird geschehen, dass er zu
Verg wird, von aklunäursak das Werg, ngorpok (Vcrbalaffixum)
rwird zu etwas, omarpok (Vcrbalaffixum) es wird dazu kommen,
Ia88 es geschieht.
iUiorte die That, illiortalo und dessen That.
ingnerolaningoromartok es wird ebenfalls geschehen, dass
r ein Funke wird, von ingnerolanek ein Funke , ngorpok er
rird zu etwas, omarpok es wird geschehen, iok (Vcrbalaffixum)
Aeb, ebenfalls.
Hlegeekpuk (nur im Dual gebräuchlich) sie beide gehen
nsammen, illegeeglutik (Dual des angewandten Infinitivs) sie
>eide zusammen gehen, beide miteinander.
aupok er brennt, dutsoniarpuk (Dual) es wird geschehen,
Im8 8ie beide brennen, aus dem Vcrbalaffixum omarpok, vor
welchem U eingeschaltet wird.
kavtSrirsok, löschend^ ein Löschender, von kavteriok er
öscht das Feuer. Hierzu karpok (Vcrbalaffixum) er hat, er
^tzt, es gibt, negatives Futurum okäissengilak es wird nicht
?^ben. KavtMrßokäissengilarlo und einen Löschenden wird es
Mcht geben. Statt gilaklo ,und nicht' wird gilarlo gesagt.
2. Capitel.
1. Tersa Esaiasib, Amosib nidmdt tekkordlömerä Juda Jei^-
*^*'<wäo pivdlttgik. *
Abkürzung des ersten Verses des ersten Capitcls, wobei
^ ernerdkt durch indmdt ,des8en Sohn' (Transitiv) ersetzt wird.
Von nun an wird in dieser Abhandlung unter den Versen des Propheten
Jeiaias eine Auswahl getroffen und bei ihnen nur das besonders Be-
D^^kenswerthe, namentlich auch in Bezug auf Gegenstände, welche in
^Onland nicht Yorkommen, erklärt.
8itottag»ber. d, phü.-Wit. OL CXI. Bd. U. Hft. 44
678 PfixBiaier.
Nidmak, im Norden gebräuchlich, ist ein bei Eleinschmfi
nicht vorkommendes Synonymum von emek Sohn.
2. Udlunne kingurcUeenne nelläutsaromarpok imä: KakkmM
Nalekkam iglodt tungaviä, kakkdrsott kdrpUknmU kaUdrterndcan
marpok kakkdngocet kollangSrdlugit ; tekpaudngalo ncsUitrsM ia
mdrmik kattisimaiartoromarpiU.
In den letzten Tagen wird es gerade so geschehen: Den
Berg, die Stätte, an welcher das Haus des Herrn liegt, die
allerobersten grossen Bei^ wird man wohl erheben können,
sie befinden sich über den kleinen Bei^n; und dorthin werden
alle Heiden in die Versammlung gehen.
tungaviä dessen Seite , wo etwas anliegt , von tung^ die
Seite, mit dem Nominalaffixum vik, der Ort oder die Zeit, wo
eine Sache geschieht.
kakkdraöit die grossen Berge, Augmentativum von hi-
kak Berg.
kdrpicenntU zu den allerobersten, zu den Spitzen, Flonl
von kdrpiak das alleroberste, die Spitze, mit der Apposition nvt
kolldrtemekaromarpok es geschieht, dass er vielleicht ff-
heben kann, aus koUärterpok erheben, mit den Verbalaffixen
neiyok vielleicht, karpok es gibt, amarpok es wird geschehen.
kakkdngoak ein kleiner Berg.
koUangerpok er ist oben über einem , kolkmgerdlttgä (nB-
gewandter Infinitiv) sie über ihnen sein.
ncdluvok er ist unwissend, Participium ncellursok unwissend^
auch ein Thor, ein Heide. Plural ncBllürsüt
kattisimäiartorpok er geht in eine Versammlung, mit o««^
put (Verbalaffixum) sie wollen thun.
4. X(rllur8umiudlo kiglisiortiksangoromarpok , himäerho^-
nudlo erkartoirsuksangoromariok , posnncßtiglo adlangoromdff^
keporkiiutingordlugil kallugirscetiglo kiblbutingoromariejt ; inmä»^
{nnuieinnut p<Enncetik koUarterungndhissatujt, sekkuäunermiglo ©*
siu ngn (fisxegipu t.
Und er wird über die Heiden urtheilen können, und über
die gi'osse Menge Menschen wird er Richter sein kOnnen, vsA
sie werden ihre Schwerter verändern, sie zu Raspeln machen»
die Spiesse zu Kappmessem machen; und die Menge d^
^lenschen wird gegen die Menge der Menschen die Schwerter
nicht mehr erheben, und das Kriegfiihren nicht mehr erlernen.
Der Prophet Jesaias grönl&ndisch. 6^9
kigligiorpok er forscht aus, tipok (Verbalaffixum) er kommt
jBLZUy ksavok (Verbalaffixum) man kann in Stand setzen^ ngor-
iok (Verbalaffixum) er wird zu etwas, omarpok (Verbalaffixum)
» wird dazu kommen, dass es geschieht. Aus diesen Theilen
ias zusammengesetzte Verbum kiglisiortiksangoromarpok es
wird geschehen, dass er ausforschen kann.
rnnuHirkaott eine Menge Menschen, von innuk Mensch,
mit dem Nominalaffixum irksott sehr viele, wobei rkso'it der
Rund des Augmentativums rksoak gross, viel.
erkaridtrsok ein Richter. Mit den vier oben angeführten
Verbalaffixen tipok, ksavok, ngorpok, omarpok wieder gebildet
das zasammengeset&te Verbum erkaUfirsuksangoromar^iok es wird
geschehen, tlass er Richter sein kann.
p€Bnna das Schwert, pcBfiincetik (intransitiv) ihre eigenen
Schwerter.
adldngorpok er verändert, adlangoromärp^jt es wird ge-
schehen, dass sie die Mehreren verändern.
kq>orkäut eine Raspel, mit welcher man Furchen oder
Kerben macht, keporkäutik (intransitiv) ihre eigenen Raspeln,
nigorpck (Verbalaffixum) es wird zu etwas. Davon keporkäutin-
jOfdiugU (angewandter Infinitiv) sie (mehrere Menschen) sie (die
Schwerter) zu Raspeln machen (Infinitiv).
kaUügicJc ein Spiess, kallugirscetik (intransitiv) ihre eigenen
Spiesse.
kiblbut ein Kappmesser, ein Messer, um etwas abzuküpfen,
lahtbutik (intransitiv) ihre eigenen Kappmesser. Mit den Verbal-
»ffixen ngorpok, omarpok die Verbalform kihlhutingoromariejt es
^ird geschehen, dass sie sie (ihre Spiesse) zu Kappmessern
niachen.
innutStt eine Menge Menschen, mit dem Nominalaffixum
tt viele. Dasselbe wie das obige innuterksött.
kolldrterpok er hebt empor, ungndrpok (Verbalaffixum)
nicht mehr. Davon die Verbalform des Futurums kollarterun-
P^fiassau^t es wird geschehen, dass sie sie (die Schwerter)
nicht mehr emporheben. Zu bemerken, dass der Positiv und
nicht das Negativum des Verbums gebraucht wird, weil un-
pxhfok ,nicht mehr' schon die Stelle des Negativums vertritt.
sekhiäupok er führt Krieg, sekkuäunek (unbeschränkter
hifinitiv) das Kriegführen, sekkuäunermik mit Kriegführen, das
44*
680 Pfizmaier.
Kriegfuhren (Accusativ). Der Druckfehler sekJauhtuenmglo
statt sekkuaunermiglo wurde hier verbessert.
tlitsiungnceissegtpiU sie werden ebenfalls nicht mehr er-
lernen, von üitsiok er erlernt, ungncerpok (Verbalaffixnm) nicht
mehr, ssavok, Endung des Fatumms, iok (Yerbalaffixnm) anch^
ebenfalls. Wegen des Affizums ungnchrpok steht das Verbom
wieder im Positiv. Dass man dem Fatomm bisweilen ein
Verbalaf&xum anhängt, wird in der Grammatik nicht gesagt
geht jedoch aus einigen Beispielen hervor. So als Muster der
hier gebrauchten Form: pissavok er wird thun, pu$Sgiok er
wird ebenfalls thun.
Ferner als Beispiel von der Anhängung des Affixnmi
sugdu er meint, er hält dafbr: maitatssarok er wird* entkleiden)
mattaUsesugtiu er denkt, dass er entkleiden wird.
7. XumH akerüomik kMenksonuk kangusämigfo erJH»-
gnamermik ulUpkarpok; pSrktacedlo ndksäungilak; nundi nerpff-
soamik ullipkdrpok ; kdmuikjdlo kis$ik$äungil€Bt.
Ihr Land ist voll von hellglänzendem Zonn und kostbantem
rothen Metall: und die Schätze sind unendlich: ihr Land iit
r
voll von grossen Thieren; und ihre Wagen rind unsiliEg>
numrt deren Land, der intransitive Plural von n6ma Lind.
akeriluk kAlenksok ^hellglänzendes Zinn^, d. L SSMi
wurde schon Cap. I, 22 erklärt
kangtisiik erdlingnarnek das kostbarste gelbliche MeUlL
Winl gesagt, um das Gold auszudrücken , welches num in
Ori>nland ebenfalls nicht findet. Kangasak, von hangmsnkjfd
,sich schämen, errothen' abgeleitet, bezeichnet ein gelbBckei
Metall. Man unterscheidet kangtuiik bakörtok weisses gelb-
liches Metall, d. i. Mesc^ing, kangutdk aukpardldriok rotbes
gelbliches Metall, d. i. Kupfer, kangitudriksok schOnes gelb-
liches Metall . d. i. Tombak. Erdlincmamek ist eigentlich der
unbeschränkte Intinitiv von erdUngnmrpok es ist kostbar, hat
jedoch, da das Neminalaffixum wi zur Bildung des S1lpe^
laiivs dient, die Bedeutung .der kostbarste'. Uebrigens wii'
ItUr Gold auch häutig ^d* gebmucht.
Was das Silber betrifft, so sagt Rink« dass man eininil
in %lvii:tut ' einen Verbuch xsachte. nach silberhaltigem Bl«
Der Prophet Jesaiu grönUndiscb. 681
and nach Zinnstein zu graben^ dass man aber diesen Versuch
ia%eben musste, weil das Metall^ gleichwie in einigen anderen
Gegenden das Kupfer, nur zerstreut als Knötchen und Streifen
in geringer Ausdehnung vorkam.
vüipkdrpok es ist voll von etwas.
ffrlaoaJc grosses Eigenthum, das Augmentativ von pik
jEigenthum^/ wird in dem Sinne von ^Schatz' (dänisch Liggen-
de&) gebraucht. Da die Augmentative im Plural die Endung
oi in ii verwandeln, sollte der Plural nicht regelmässig p^rk-
noBty sondern p^rksdit ^Schätze' lauten, wesshalb perksoidlo
yOnd Schätze' statt p^kaocedlo zu setzen wäre.
naksdook es ist endhch, d. i. es kann ein Ende nehmen,
ifShäungUcäc es nimmt kein Ende, es ist unendlich. Da pe^i^k-
¥HBt (richtig perkso'it) ein Plural ist, sollte auch das negative
Verbom im Plural stehen und es daher nicht ndksäungüak,
sondern näksäungilcet ,sie sind unendlich' heissen.
nersürsoak ein grosses Thier, abgeleitet von nersut Thier.
Oebraucht, um ,Pferd' auszudrücken, da es in Grönland keine
Pferde gibt.^ Der Plural ist regelmässig iiersurso'it, was auch in
der Uebersetzung später einmal zu sehen. Das hier und weiter
nntcn noch gebrauchte nersursoaniik, wobei die Apposition nik
den Plural bezeichnet, ist entweder ein Fehler oder eine nicht zu
erklArende Unregelmässigkeit. Es sollte den vorhandenen Bei-
vpielen zufolge nersürsomnik ,mit den grossen Thieren' heissen.
kdmutik ein Schlitten, auch ein Kahn oder Wagen, der
DtuJ des ungebräuchlichen Wortes kdmut. Jedoch ist kamut^jt
(intransitiv) ,deren (mehrere) Schlitten* die mit dem Nominal-
tffixam der dritten Person Pluralis verbundene Pluralform.
ÜBsUcsäungümt sie sind unzählig, abgeleitet von kissipok
tf zählt. Das Negativum des Verbalaffixums ksavok ,man kann
iii Stand setzen' ist ksäungilaJc.
8. Gudepäungniglo uLlipkdfHoktög nunckL Tdlerpingmit pin-
forüO^t arksamik senndrs^t serkomiarhighjL
Und von bösen Göttern ist ihr Land auch voll. Ihre
▼on der rechten Hand GeschaflFenen , ihre mit dem Finger
Arbeitenden knieen vor ihnen.
^ Die eilf Pferde, welche Bischof Egede im Jahre 1728 nach Grönland
mitnahm, gingen schneU zu Grunde.
Oud^gpäfJc fdn ^fiimftr (ifAX, A. L XhfgrMj mh dem Ncmnudiiffi'
xtan fnliik häiMÜch oder b^^, Gudtpäunyny^o und T<m b^^sen Göt-
t#im, irof>€;t ungniglo die Ztmammeiiziehoii^ Ton «1/ (Endong des
PlnraLi; ntX: mit &> iind^ nach dem bei den Appositionen rorkom-
m^mden Mtüiter <itiA: Blnt^ aungnik mit mefarfsehem Bhit. Die Appo-
»itf/^n ni%^ i^tatt nuk f/^caetzt^ bezeichnet den Phiral des Körnens.
uUljßkAf^ßkföfj es ist eben&lls auch voll, von nlUpkdrpok
es ist voll^ iok fVerbalaffixom^ auch, ebenfalk^ t^ /'Conjnnction)
atieh; ebenfalls. Sowohl das Verbalaffixnm als die Conjnnction
sind von gleicher Bedeutung.
tdCek der Arm^ tdUrjnk der rechte Arm^ auch die rechte
Hand o<ler der rechte Fuss, mit dem Nominalai&Lum pik das
Richtige in seiner Art, tMerpinymü von der rechten Hand. Die
Ap|H)sition mit Viczeichnet den Singular des Nomens.
j/ingortijßok es wird geschaffen, es wird gebildet, pingartiiok
(Farticipiiira; das Geschaffene, das Gebildete, pingortiiejt deren
Geschaffene.
arksak der Finger, arksamik mit dem Finger. Die Appo-
sition mik bezeichnet den Singular des Nomens.
nenruivok er arbeitet, $ennarsok (Participium) der Arbeitende,
$ennar$}jt deren Arbeitende.
Merkok Aan Knie, serkomiarbigäu er kniet vor Jemandem,
Herkamiarhighji «ic knieen vor ihnen.
20. üdluksame tätvrsomdne innutt GudepilrmkakerÜomü heb-
lerikiK/Jnit kantjundniidlo erdlingnamermit pingor simarsut, genndrscB-
iik tukiiiarbiffiomarBarallö(pJik, tSriangodrsungnut irbaorsiartunnut
t(h'iungodrsungiiiullo isarolingnut unnuarsiortunnut egitsomarp^t.
An (1cm gebührenden Tag, um die Zeit wird es geschehen,
duHH die McnHchcn ihre aus glänzendem Zinn und kostbarstem
gelbem Metall gCHchaffenen bösen Götter, dass ihre sie selbst
anbetf^nden Arbeiter sie den torfgrabenden eigenartigen Mäusen
und den geflügelten, die Nacht brauchenden eigenartigen Mäusen
hinwerfen.
uäiukaame an dem gebührenden Tag, gebildet aus udluk
Tag, kmk (Nominalaffixum) zu etwas bestimmt oder dienlich,
m« ( Apposition j in.
id'ivrHomdne um die Zeit, wo etwas geschieht.
OtulepilnstJc deren böse Götter, aus dem oben angeführten
(juäej)iluk.
Dir Prophet JeMiM frönlindiseh. 683
akerücmä von Zinn. Wie bei den folgenden drei Wörtern
Anwendung der Apposition mü.
pingarnmarmt die bereits geschaffenen^ Plural des Parti-
eipiumBi von pingorHpok^ so viel als pingortipok er wurde ge-
lehaffeüi mit dem Verbalaffixum mavok er ist jetzt; er hat bereits.
tenndrsok (Participium) der arbeitende^ ein Arbeiter^ sen-
wantBtik deren Arbeiter^ mehrere Arbeiter derselben (der Ab-
götter).
fuksiarhigiomar$araU6<Btik (Participium) deren mehrmals
noch anbeten wollende Arbeiter^ von tvJmarbigäu er betet an^
mit den Verbalaffixen omarpok er will, er wird, saipok oft,
mehnnals nacheinander, allöarpok noch.
tiriangoärsungnut zu den eigenartigen Mäusen, von tMan-
joak ein kleine Ratte, eine Maus, mit dem Nominalaffixum
dnuk von besonderer, eigenthümlicher Art.
irbaursioipok er gräbt Torf (Participium irbaursioi'tok , in
dem Texte : irbsarsiortok) von irbsok Mulm, Erde, Torf.
Uriangoärsuk irbsursiortok ,torfgrabende eigenartige Maus'
wird gesetzt, um das Wort ,Maulwurf (Muldvarp) auszudrücken,
da es in Grönland keine Maulwürfe gibt. Es gibt jedoch in
Gidnland vielen noch nicht ganz zu Erde verwandelten Torf,
der übrigens mehr von Europäern als von Eingebornen ver-
wendet wird.^
üarolik Flügel besitzend, von iaarok Flügel.
unnttarsiörpok (Participium unnuarsi&i*tok) er gebraucht die
Hacht, von ünnuak die Nacht.
tiriangoärsuk isarolik unnuarsiörtok ,geflügelte, die Nacht
gebrauchende eigenartige Maus' wird gesetzt, um das Wort
iFledermaus' (Aftenbakke) auszudrücken, da es in Grönland
keine Fledermäuse gibt.
egiUomarpijt sie werden sie (mehrere) wegwerfen. Von
^fipok er wirft weg, mit dem Verbalaffixum omarpok es wird
gescliehen, wobei ts eingeschaltet wird.
22. InnvJc kingamigut annersartok tettigirsaräunasiuk ; söu-
wm% täuna!
Der durch seine Nase athmende Mensch, ihr dürfet euch
Dicht auf ihn verlassen ; ja, was ist ihm dieses ?
* Rink, Danish Greenland p. 91.
684 Pfixnmier.
kingdk die Nase^ kingamigtU durch seine eigene Käse.
annersdrpok (Participium annersdrtok) er athmet, von an-
nersäk der Geist, oder auch der Athem.
tettigirsaräunasivk ihr dürfet nicht gewohnt sein, euch auf
ihn zu verlassen! von tettigäu sich auf etwas veriassen, rsard»
(Verbalaffixum) pflegen, gewohnt sein, tetiigirsaräunaae (zweiter
negativer Imperativ des Plurals) ihr dürfet nicht gewohnt sdn,
euch zu verlassen! Das Af&xum der dritten Person Singnlaris
ist nasiuk. Die Form ist in der Abhandlung: ,DarlegimgeD
grönländischer Verbalformen' S. 38 und 66 zu sehen.
souvame ja, was ist ihm? Von söuvok was ist das? »öw>i
was ist ihm das? vie (Conjunction) ja, ja gewiss.
täuna dieses, das, wovon gesprochen wurde.
3. Capitel.
16. Ainalo Nalegak okar'iok: Zionib pannee mtikittarsomäaj
kongcßseriglütik irsingnnksdivcUttttglo tuhovfia'i'iglutiglo aMomekiiär'
dlüttglo sakkirsarmeta.
Und ferner sprach der Herr: Weil Zion's Töchter stob
sind, so dass sie den Hals strecken und mit den Augen winken,
und leicht auftreten, und kurze Schritte machen ; weil sie sekr
geschäftig sind.
pannee deren (mehrerer) Töchter, von pannik Tochter.
mdkittarsoinet (Conjunctiv bei zwei Handelnden) weil ^
wieder stolz sind, von makkittavok er ist stolz, mit dem Verbal-
affixum sdvok er ist etwas.^
kongceseriglhtik (angewandter Infinitiv) sie den Hals strecken,
von kongccserikpok er streckt den Hals. Zu Grunde liegend
kongcesek der Hals.
irsingmtksdlvdlatiglo (angewandter Infinitiv) und sie mit
den Augen winken, von irsingmiksdiok er winkt mit den Augen.
tukomariglutiglo (angewandter Infinitiv) und sie leicht auf-
treten, von tukomaiikpok er tritt leicht auf.
ablonekisärdlittiglo (angewandter Infinitiv) und sie hsit^
Schritte macheu, von ablonekimrpok er geht so leise, er macht
kurze Schritte.
^ Es ist niigewiss, ob adook hier für das Afiixum ovok ,er ist etw»i*g»^**
Der Prophet Jesaias grönlftndiscli. 685
sakkirsarmeta (Conjunctiv bei zwei Handelnden) weil sie
sehr geschäftig sind, von sakkirsarpok er ist sehr geschäftig.
Das für diesen und den obigen Conjunctiv bei zwei Handekiden
noch erforderliche zweite Verbum findet sich erst in dem fol-
genden Verse 17.
Durch den hier gesetzten angewandten Infinitiv wird der
Sinn unserer Conjunctionen ;S0 dass^ damit (zu dem Zwecke)'
ausgedrückt.
Die am Ende dieses Verses vorkommenden Worte ,und
rasseln mit den Knöchelringen' wurden nicht übersetzt und steht
dafür: Weil sie sehr geschäftig sind.
17. Tajmäitomik Nalekkah Zionih panneeaa kärpidkt mer-
kodromarpä; Ncdekkablo pakäitsirsut^jt tdlutderomarn^j.
Deswegen wird der Herr den Scheitel der Töchter Zion's
kahl machen; imd der Herr wird vor ihrer Scham aus dem
Licht gehen.
tajmäitomik desswegen.
panneesa (transitiv) dessen Töchter.
kärpidkt deren Scheitel (intransitiv, Singular), von kdrpiak
der Scheitel.
mef'komromarpä er wird ihn kahl machen, von merkocerpok er
macht kahl, omarpok er wird. Zu Grunde liegt merkok ein Haar.
pakäitsirsut die Scham, Plural pakäitsirmtit die Scham
(Mehrerer), pakäitsirsuthjt (intransitiv) derjen (mehrerer) Scham.
Das im Dänischen gebrauchte Blusel ,Scham' hat keinen Plural.
Zu Grunde liegt pakäitsiok er schämt sich.
tdlutceroma'nlj es wird geschehen , dass er für sie vor
ihnen (der mehreren Scham) aus dem Licht geht, von tdrutcer-
pok er geht vor etwas aus dem Licht, d. i. er stellt es ins
Licht. Statt fdrutdrpok wird in dieser Uebersetzung mehrere
Male tälutdiyok zu Grunde gelegt. Die Ableitung ist von täk
Finsterniss.
18. TamattomönatÖg isigamhjsa pinnersäutejt pderomxirihj Na-
lekkah, niakoruthjt singernekoi^jdla tapüdlugit;
Um dieselbe Zeit auch wird die Schmucksachen ihrer
Schuhe wegnehmen der Herr, ihre Kopfzieraten und ihre Schuh-
schnallen inbegriffen.
tamaUomöna um dieselbe Zeit mit der Conjunction tög auch,
ebenfalls.
6oO PfixBmi«r.
itigamtjia (transitiT) deren Schuhe^ von isigamak ein Schuh.
Ableitung von isigak die S^ehe.
pinner$aui^t ihre (mehrerer) Schmucksachen, von pinner-
$äut ein Schmuck.
pceromar^ej es wird geschehen^ dass er sie (mehrere) w^-
nimmt. Von pdrpok er nimmt weg.
niakorut^t deren (mehrerer) Kopfisieraten, von niakörut ein
Kopfzieraty eine Krone, ein Kranz. Abgeleitet von niakbk Kopf.
tingemekoüjdlo und deren (mehrere) Schuhschnallen^ von
nng^mekot eine Schahschnalle. Abgeleitet von singSmek der Rist
am Fasse, mit dem Nominalaffixum kot, welches einen Bezug
auf einen genannten Gegenstand ausdrückt.
iapudlugit inbegriffen^ sammt, ein angewandter Infinitiv
mit dem Verbalsuftixam der dritten Person, von tapupok es ist
inbegriffen.
In diesem Verse ist eine wesentliche Abweichimg von den
Worten des Originals: an diesem Tage wird der Herr den
Schmuck wegnehmen: die Knöchelringe und die gewirkten
Hauben und die Spangen.
19. Yameet, thjtsijt niakoeesalo tdlutejf.
Ihre Halsbänder, ihre Armbänder und die Schleier ihrer
Köpfe.
ilameet (intransitiv) deren Halsbänder, von üamik ein
Halsband.
Üjtsejt (intransitiv) deren Armbänder, von t^ak ein Arm-
band, unregelmässiger Plural tejtscet.
niakoeesalo und deren Köpfe, mit niakoeesa (transitiv) deren
Köpfe, von niakhk der Kopf.
tdlutejt (intransitiv) deren (mehrere) Schleier, von tdlui
der Schleier.
20. Neaariksörao^jt, napparaortysa kalUmnereet, tipigikbin-
goijt siumiurs^jdlo.
Ihre grossen schönen Hauben, die Ketten ihrer Fussknöchel,
ihre kleinen Käucherungsorte und ihre Ohrringe.
nesarikaörsokjt (intransitiv) deren grosse schöne Hauben,
von nesak eine Haube, nesaiiksok eine schöne Haube, nesarik"
soak eine grosse schöne Haube. Angewendet die Nominalaffixe
nksok schön, raoak gross.
Der Prophet JeMiM grönl&ndieeh. 687
napparsortijsa (transitiv) deren (mehrere) Fussknöchel,
von napparsortak ein Fussknöchel.
kallimnereet (transitiv) deren Ketten^ von kallimnek die
Kette.
tipigikbingoSjt (intransitiv) deren kleine Räuefaerorte^ von
tipigikbingoak, einem fllr das dänische Desmerknap ^Moschus-
knöpf' neugebildeten Worte, dessen Zusammensetzung tipigikpok
es ist wohlriechend, gik der Ort, wo etwas geschieht, ngoak
klein, beides Nominalaffixe.
siumiursejt (transitiv) deren Ohrringe, von dumiursak ein
Ohrring. Ableitung von siiii Ohr, mit miurBok, welches ftlr das
Nominalaffixum mio ,was sich an oder bei etwas befindet' ge-
setzt wird. Man sagt auch siumio.
21. Keterdleruihjt kingamiurs^dlo,
Ihre Fingerringe und ihre Nasenringe.
KetercUerut ein Fingerring, von ketSrdUk der Mittelfinger.
kingamiursak ein Nasenring, ein nach dem Muster des
obigen (Vers 20) aiumiursak ,Ohrring' aus kingdk ,Nase' neu
gebildetes Wort.
22. Arsoäut^t, annorärshjt üorartöut, kallikpijt pdngoi^dlo.
Ihre Prachtkleider, ihre langen Kleider, ihre Oberröcke
und ihre Beutelchen.
araoäuUjt (intransitiv) deren Prachtkleider, von arsoäui
ein Prachtkleid. Zu Grunde liegt araorpok er schmückt sich.
annorar«^Y (intransitiv) deren Kleider, von annor<IÄ: Kleidung.
üorartdk lang von Mass, Plural isorartöut,
kaUikp}yt (intransitiv) deren Oberröcke, von kallipdk ein
Oberrock.
pöngo^t (intransitiv) deren Beutelchen, von pongoak ein
kleiner Beutel. Von p6k Beutel, mit dem Nominalaffixum
ngoak klein.
23. TararsbutSß, umikotigiksoeet, kelersiüt^t irsljsalo tdlut^jL
Ihre Spiegel, ihre schönen Unterhemden, ihre Haarbänder
und die Schleier ihrer Augen.
tararsbutyt (intransitiv) deren (mehrere) Spiegel, von tarar-
8öut der Spiegel, abgeleitet von tararsörpok er spiegelt sich.
umikotigiksoeet (intransitiv) deren schöne Unterhemden,
von umikottgiksok das schöne Unterhemd. Zu Grunde liegend
üinikot Unterhemd, von utmk Fleisch, kot (Nominalaffixum) etwas
bei der Haebe^ welche dnrch fU» Sabstantmim ausgedrückt wird^
die ßedentnn^ alüo: wan »ich an dem Fleisch befindet. Dazu
da« Nominalaffixcun gäuok sch^hi,
kelerntäkjt (intrannitiv) deren Haarbänder, von kdernmi
ein Haarband. Ableitung von kd/rpok er bindet.
irnkJBa (transitiv; deren Angen, von ir$e Auge.
t/LluOiji Cintransitir) deren (mehrere) Schleier.
kder$iiUeji ,ihre Haarbänder^ steht för das im Dänischen
gesetzte^ jetzt veraltete Hvivkiäder ^Wickeltücher^, d. i. Tücher,
welche, um das Haupthaar gewickelt, die SteQe einer Haube
vertreten. In Pontoppidan*s Fastenpredigten soll stehen : Hvir-
klä/ler og Slöier ^Wickeltücher und Schleier^, was auch in die
neuere Uebersetzung des Propheten Jesaias übergegangen iat.^
24, Täval/itipigiksaiUärdlutik akt4Btekalis$€qnU niakomingnut,
keterutigücBfjfkrdlutik $dliakcftäukäis9aput, mtrkoriksoikrdlutik mer-
kfjkaiigitMomik kdrpiakai$iapui, kakortunmk kelerutasrdlutik pSkta-
mit mertar$imar$(nnik kettrutdutinaptä, kenarikMOihrdluHk paller-
saming amekäumapuL
Indem sie dann das Käucherwerk verloren haben, werden
sie an ihren Häuptern Asche besitzen, indem sie ihre schönen
Otirtel verloren haben, werden sie hässliehe Schürzen besitzen,
indem hic ihre Hchönen Haare verloren haben, werden sie kahl
den Scheitel besitzen, indem sie die weissen Bänder verloren
haben, werden sie einen aus Stoffen fUr einen Sack genähten
GUrtel besitzen, indem sie das schöne Angesicht verloren haben,
werden sie eine von der Sonne verbrannte Haut besitzen.
tijngihiäutdrdlutik (angewandter Infinitiv) sie (mehrere)
das Iläuchcrwcrk verloren haben, von tiptgikpok es ist wohl-
riechend, tipigiksäut das Räucherwerk, cerj)ok (Verbalaftixum)
er hat verloren. Der angewandte Infinitiv vertritt häufig andere
Arten und Zeiten und wird dann nach seinem Sinne als ein
Participium betrachtet.
akßCBUkalissaput es geschieht, dass sie Asche besitzen wer-
den, von dkscet (Plural ohne Singular) Asche, karpok (Verbal-
affixum) er besitzt, liok (Verbalaffixum) es geschieht. Bei der
P^ndung des Substantivums auf t wird e vor karpok eingeschaltet,
z, B. aggiut die Feile, aggiutekarpok er besitzt eine Feile. Liok
> Molbech, Dansk Ordbog.
Der Prophet Jesaias grönlindisch. 689
bildet im Futiirum lüsavok es wird geschehen; lisaaptU es
(mehreres) wird geschehen, nach dem Muster von piok er be-
kommt, pissavok er wird bekommen, ptssaput sie werden be-
kommen.
niakomingnut zu deren eigenen Häuptern oder eigenem
Haupte.
keterutigiksodkrdlutik (angewandter Infinitiv) sie (mehrere)
ihre schönen Gürtel verloren haben, von keterrüt Gürtel, giksok
(Nominalaffixum) schön, cerpok er hat verloren.
adliakotäukäissaput sie werden eine hässliche Schürze be-
sitzen, von sdliakot Schürze, Ivk (Nominalaffixum) hässlich,
karpok er besitzt.
mefkoriksodrdlutik (angewandter Infinitiv) sie (mehrere)
ihr schönes Haar verloren haben, merkok Haar, rUcsok (Nominal-
affixum) schön, cerpok er hat verloren.
merkokangitsok (Participium) ohne Haare seiend, merko-
kangiUomik (Adverbium) kahl. Durch Anhängung der Appo-
sition mik an das Participium lässt sich immer ein Adverbium
bilden.
kdrpiakäissaput sie werden einen Scheitel besitzen, von
kdrpiak der Scheitel, karpok er besitzt.
kakortunnik (der Plural) mit den weissen, den Accusativ
bezeichnend, von kakörtok weiss. Als Adjectivum ausnahms-
weise vorangesetzt.
kderutderdlutik (angewandter Infinitiv) sie (mehrere) das
Band verloren haben, von kelerüt ein Band. Das im Plural
gesetzte Adjectivum kokörtok ,weiss^ bezieht sich hier auf den
Singular des in dieser Form enthaltenen Substantivums kelerUt
,Band'. Da auch die übrigen mit cerpok verbundenen Sub-
stantive im Singular stehen, müssen dieselben als Collectiva
betrachtet worden sein.
pSksak etwas ftlr einen Sack, pdsamit aus einem für einen
Sack gehörenden Gegenstande, von p6k ein Sack.
mersorsimaraomik mit dem genähten, d. i. das genähte
(Accusativ), von mSrsorpok er näht, simavok (Verbalaffixum) es
ist geworden, mersorsimarsok (Participium) was genäht worden ist.
keterutekäissaput sie werden einen Gürtel besitzen, von
keterriu Ghirtel. Die Einschaltung von e vor dem Verbalaffixum
ist wie bei dem obigen aksaitekalisaaptit.
690 Pfi«in»ier.
kenariksoderdhUik (angewandter Infinitiv) sie (mehrere) da«
schöne Angesicht verloren haben, von kenak Angesicht, gik$ok
(Nominalaffixom) schön.
pallersonung statt paüersomik (Participium) mit dem von
der Sonne verbrannten, d. i. das von der Sonne verbrannte
(Accusativ), von pcdlerpok er wird von der Sonne verbrannt
amekäüsapiU sie werden eine Haut besitzen^ von ami
die Haut.
Dieser Vers 24 enthält bedeutende Abweichimgen von
dem dänischen Texte, dessen Wortlaut in Uebersetzung : Und
es wird geschehen, dass Gestank sein wird anstatt Wohlgeruchs,
und ein Strick anstatt eines QUrtels, und ein kahles Haupt
anstatt Haarflechten, und ein enger Sack anstatt eines weissen
Mantels, ein Brandmahl anstatt eines Schönpflästerchens.
13. Capitel.
14. Kollaucirtut kemäutitarttit , aäuvßtui pärsirsikangititir
tut neUinffinab nunakatiiie sähigiomarp^j innuroraarbinüo kema-
vigallugo.
Gleich einer in die Flucht getriebenen Rennthierkuh, gleich
unbewachten Schafen, wird Jeder sich hinwenden gegen seine
Landsleute, und in sein Vaterland fliehen.
kollauäk ,Rennthierkuh' wird für Reh (Raa) gesetzt, da
es in Grönland keine Rehe gibt.
kemäutipok er treibt in die Flucht, keinüutitak in die Flucht
getrieben, mit dem Nominalaffixum tak gethan, durch welches
ein passives Verbale gebildet wird.
säuoRiut gleich Schafen, von sätm Schaf.
pammÄ^ari^V^oÄ: (negatives Participium) nicht zum Wächter
habend, von pdrsirdgäu er hat zum Wächter, pdrsiraikangii^ut
(Plural) den nicht zum Wächter habenden, pärsirsikmigifsutut
gleich die nicht zum Wächter habenden, da t am Ende eines
Wortes vor der Conjunction tut ,gleichwie' weggeworfen wird.
nellingiiiab, Transitiv von ndlinginak ein Jeder.
nunakdte ein Landsmann, von niina ,Land' und dem
Nominalaffixum kate Genosse. Mit dem Affixum ns im Plural:
nunakdtine gegen seine Landsleute.
Der Prophet JesaiM grdnl&ndisch. 691
sdbigiomarpij es wird geschehen , dass er sich zu ihnen
wendet^ von ääpok er wendet sich, bigäu (Verbalaffixum) zu,
(marpok es wird geschehen.
innurarsarbine in seinem Vaterlande oder in sein Vater-
knd. Zu Grunde liegend innurorsarhikj gebildet aus innurorsar-
fok er wird auferzogen, bik (NominalafBxum) der Ort, wo etwas
geschieht.
kemavigallugo (angewandter Infinitiv) sie (mehrere; zu ihm
flflchten. Von kemätrigäu er flüchtet zu einem, kemdmgallune
er zu einem flüchten. Der angewandte Infinitiv wird hier
wieder statt eines Participiums gesetzt.
15. Angumerirsak nungudlune puttoromarpok tielläutsirsorlo
wmgudlune pcennamik tokonekaratnariok.
Es wird geschehen, dass jeder Eingeholte durchbohrt
wird, und Jeder, dem man begegnet, durch das Schwert den
Tod haben wird.
angumerirsak derjenige, dem genaht wird oder der ein-
geholt wird, von angumeräu er naht, er holt ein, rsak (Nominal-
^xom) gemacht, gethan.
nungudlune ein Jeder, alle zusammen, der angewandte
Infinitiv von nungüpok er nimmt alles zusammen.
puttoromarpok es wird geschehen, dass er durchbohrt
wird, puttorpok er wird durchbohrt. Zu Grunde liegend putto
Loch, kleine OeflFnung.
neUduUiok er begegnet einem, neüäutsirsok (Participium)
deijenige, dem man begegnet.
tokonekaromariok er wird das Sterben haben, von tökovok
Wrtirbt, tokonek sterben, das Sterben, karpok er besitzt, er
hat, ein Verbalaffixum, welches mit dem Infinitiv verbunden
^, omarpok es wird geschehen, tok, einem Verbalaffixum,
«wdi welches das transitive Verbum in ein intransitives ver-
handelt wird.
16. Tekkocknnüo nalungiarsungohjt asserorterinekaromarput^
^Skiedlo ufajdtnekaromarput nullüjdlo päasutdjomarivdlutik.
Und vor ihren Augen werden ihre kleinen Kinder zer-
schmettert werden, und ihre Häuser werden geplündert werden,
'itd ihren Frauen wird Gewalt angethan werden.
tekko Anblick, Gegenwart, von tekkovok er sieht, tekkömnne
^ ihrer (mehrerer) Gegenwart.
692 Pfitmaier.
ncdungiärsungodk ein kleines neugebornes Kind^ von na-
hingidrsuk ein neugebornes Kind, ngoak (Nominalaffixum) klein,
nalungidrsungoejt (intransitiv) deren kleine neugebome Kinder.
asserorteriok er zerschmettert, asserorterinek (Infinitiv) das
Zerschmettern, tzsserorterinekarpok er wird zerschmettert, (use-
rorterinekaromarpiU es wird geschehen, dass sie zerschmettert
werden.
ujajätok er plündert, ujajamek (Infinitiv) das Plündern,
ujajatnekaiyok er wird geplündert, itjajainekaroTnarput es wird
geschehen, dass sie geplündert werden.
nulliak eine Frau, nullüß (intransitiv) deren Frauen.
passupok (transitiv) er braucht gegen einen Gewalt, pcissu^
tak (mit dem Nominalaffixum tcJc) Gewalt gebraucht, iok (Verbal-
affixum) er thut, omaipok es wird geschehen, passutäjomaridlutik
(angewandter Infinitiv) geschehen werden, dass sie (mehrere)
Gewalt gebrauchen. Der angewandte Infinitiv wieder im Sinne
eines Participiums.
17. Ariß! tersäivkoniiiga akkerartorkudlug'idlo kajumiksaro'
marpaka Mederit, Sölvimik assiginndtrsut Quldiviiglo pileringitsut.
Siehe ! Und gegen Jene werde ich aufhetzen die Meder,
welche sich um Silber nicht kümmern, und nach Gold keine
Lust haben.
Arijjt siehe! eine Interjection.
tersäivkoninga Jene (Accusativ), von Ursäivko er, jener,
mit der an der Stelle von mik gebrauchten Apposition ninga,
durch welche bei einem getrennten Pronomen der Dual und
Plural bezeichnet wird.
akkerartorkudlugidlo (angewandter Infinitiv) und sie sie (die
Mehreren) fiir zuwider halten, d. i. gegen sie, ihnen entgegen,
von akkerartorpok er ist dagegen, akkerartorku2)ok er hftlt es fUr
zuwider, mit dem Verbalaffixum kupok er hält dafür, dass es so ist.
kajumiksaromarpaka es wird geschehen, dass ich sie (meh-
rere) erwecke, von kajumiksdrpok er überredet, er mimtert auf.
aaaigimidirsut , Plural des Participiums assigindirsok der-
jenige, welcher sich nicht darum kümmert, von assiginndiok er
kümmert sich nicht darum.
pilenngitsid, Plural des Participiums püeringitsok derjenige,
welcher keine Lust hat, von pUeräu er hat dazu Lust, püerin-
güak er hat keine Lust dazu.
Der Prophet Jesaias grönl indisch. 693
18. NvkcJcpirscet asserorteromarpejt ; kittomcedlo ndkigissen-
gilejt irsejsa.
Die Jünglinge, sie (die Meder) werden sie zerschmettern,
und die Kinder, ihre (der Meder) Augen werden sich ihrer nicht
erbarmen.
nukäkpiak ein Junggesell, Plural nttkakpirsoit
asserorteromarpejt es wird geschehen, dass sie sie (die
Mehreren) zerschmettern, von asserort&rpok er zerschmettert.
klttoimak (im Norden gebräuchlich) ein Kind.
iidkigissengilejt sie werden sich ihrer (der Mehreren) nicht
erbarmen, von näkigau er erbarmt sich über etwas, iiäkigissen'
gilak (negatives Futurum) er wird sich über etwas nicht er-
barmen.
irsejsa (transitiv) deren Augen.
Dieser Vers 18 ist gekürzt, indem die Ausdrücke fiir
,Bogen' und ,Leibesfrucht^ fehlen.
19. Babelilo, ndlegaveet niakorutigirsdt, Kaldceamiut pinner-
säursodßt, Gudih nungutsomarpä Sodoinasut Gonwrrasudlo.
Und Babel, seine als Krone gebrauchten Reiche, die grossen
Zierden der Chaldäer, Gott wird ein Ende mit ihm machen,
wie mit Sodoma und mit Gomörra.
ndlegaveet (intransitiv) dessen Reiche, von nalegdvik das
Reich.
niakaruHgirsdit die als Krone gebrauchten, von niakörut
ein Kopfschmuck, eine Krone, niakorutigäu er braucht als Krone,
rsak (Nominalaffixum) gethan. Ein Verbum erhält durch rsak
die Bedeutung eines passiven Participiums. Die Bildung ist
nach dem Muster okautigäu er bespricht, okautigirsak besprochen.
Kaldceamiut die Chaldäer, Plural von Kaldoeamio ein Chal-
däer, gebildet mit dem Nominalaffixum mio ein Bewohner.
pinnersäursoak eine grosse Zierde, von pinnersäut der
Schmuck, die Zierde, rsoak (Nominalaffixum) gross. Das t in
der Endung des Nomens wird weggeworfen, nach dem Muster
von angut ein Mann, angürsoak ein grosser Mann.
nungupok er macht ein Ende, nungutsomarpä es wird ge-
schehen, dass er mit ihm ein Ende macht. Die Einschaltung
von ts geschieht bei der reinen Verbalendung pok, nach dem
Muster von egipok er wirft weg, egitsomarpok es wird geschehen,
dass er wegwirft.
SiUungiber. d. phil.-hiRt. CI. CXI. Bd. U. Uft. 45
694- Pfizmaier.
20. hukdngitsomun errottaomarpok ; innut atauzenak aglcPt
tersane iglokäisshigilak iiaksäungitsomut; Arahiamio atauzenak
aglcßt tersaiie twpissengilak , pärsirsudlaneet säiLcetik ülcegallugit
tangviäisseniiatik tersane.
Es wird auf ewig öde sein; für eine endlose Zeit wird
von den Menschen auch nicht Einer dort ein Haus haben ; auch
nicht Ein Araber wird dort ein Zelt aufschlagen, selbst die
Hirten gehen ihren Schafen nach, indem sie sich nicht dort
lagern werden.
isukangitsomun auf ewig, von iso Ende, kangitaok (Parti-
cipium) nicht seiend, mut zu, bei, gegen, hier mun wegen des
Vocals des folgenden Wortes.
errcritsomarpok es wird geschehen, dass es öde ist, von
erraipok es ist öde. Vor omarpok ist ts wegen der reinen
Verbalendung pok eingeschaltet.
atauzhiak nur Einer.
iglokarpok er hat ein Haus, iglokäisseugilak er wird kein
Haus haben.
naksäungitsok unendlich, negatives Participium von ndk-
sdvok es kann ein Ende nehmen. Nach der Regel sollte nak-
sangilak das Negativum sein, es heisst aber naksäungilak von
dem ungewöhnlichen Verbum naksäuvok. Mit mut, welches
nicht in mun verwandelt wird, weil das folgende mit a be-
ginnende Wort zu einem anderen Satze gehört.
Arahiamio ein Araber, wieder mit mio ,Bewohner' gebildet.
tupisaengilak er wird kein Zelt aufsehlagen, tupiörpok er
schlägt ein Zelt auf. Abgeleitet von tupek ein Zelt.
pdrsirsudloneet sogar die Hirten, von pdrsirsok (Plural
pdrsirsut) ein Hirt, lotieet (Conjimction) sogar.
säuoitik (intransitiv) deren eigene Schafe.
illegallugit (angewandter Infinitiv) sie ihnen folgen, sie
ihnen nachgehen, von illegäu er folgt nach, er hat in seinem
Gefolge. Hier illwgallugit geschrieben.
tangmäissennatik (Futurum des negativen angewandten
Infinitivs) sie nicht sich lagern werden, von tangmdiyok er
lagert sich.
21. K4t8uit nyodrtut akongajomxiiput tersane; opirksofP^fimug
ullipkäissapun iglut Strudsit (tingmiarojurkso'it) unikbikdissaput
tersane, irserkoidlo oipikperksoarmiut tapäissaput tSrsane.
Der Prophet JosaiM grönlindiich. 695
Wilde Katzen werden dort kauern; von grossen Eulen
werden voll sein die Häuser^ Strausse (überaus grosse Vögel)
werden dort ihren Ruheplatz haben, und Kobolde, Bewohner
des Waldes, werden dort springen.
kStsuk (auch kitsuk geschrieben) eine Katze, ^ Plural ket-
sutt, abgeleitet von keisitikpok er kratzt.
nüodrtok scheu, wild. Dem dänischen Orkens Vildt
,das Wild der Wüste^ würde jedoch besser n&t*sutit nüodrttU
,wilde Thiere' entsprechen.
akongajoviarpiU es wird geschehen, dass sie kauern, von
akongavok er kauert. Vor omarpok Einschaltung von j, nach
dem Muster von assavok er liebt, assajomarpok es wird ge-
schehen, dass er liebt.
opirksocenning mit grossen Eulen, statt opirksocennik, da
ein Vocal unmittelbar nachfolgt. Von apik Eule, opirksoaJc
grosse Eule. Ableitung von opipok er heult oder weint laut.
ullipkäissapun sie werden voll sein, statt ullipkäissaput,
da ein Vocal unmittelbar nachfolgt. Von ullipkdrpok es ist voll.
Strudsit Strausse, Plural von Strudse Strauss (dänisch
Struds).
tingmiarojurkso'it überaus grosse Vögel, von tingnüak ein
Vogel, tingmiajoi^k ein sehr grosser Vogel, tingmiarojürksoak
ein überaus grosser Vogel. Das Nominalsuffixum rojük ,sehr
gross*, wieder mit dem Affixum rksoak ,gross' verbunden,
erhält die Bedeutung: überaus gross.
untkbikäissaptU sie werden den Ruheplatz haben, von
uniklak ein Ruheplatz. Ableitung von unikpok er steht still,
er schlägt seinen Wohnplatz auf.
irserkcet kleine Kobolde, Plural von irsercüc,
orpikperksoarmiut die Waldbewohner, von orpik ein Baum,
orpikpet^ksoüt viele Bäume, ein Wald, mio (Nominalaffixum) ein
Bewohner. Obgleich das Affixum perksdit ,viele, eine Menge^
ein Plural ist, wird es hier vor mio in den Singular pSrksoak
verwandelt.
tapäissaput sie werden springen, von tapdipok er tanzt,
er springt.
^ Die Hauskatze findet sich in den südlichen Ortschaften Grönlands und
ist selten (Kink, Danish Greenland, S. 430).
45*
696 PfizaaUr.
22. Anuirorpidrisut miagyssaptU ingmingnut iglunne innuk
iuü^unne, Dragidlo iglörsoame piniiergunne unnikbUcsakmuegipi
NecUiutuksä kannikäu, erkartoubiksälo mtUltissengilak,
Eigenartige Wölfe werden zu einander heulen in d«
menschenleeren Häusern, und Drachen werden in den schönt
grossen Häusern etwas zur Ruhestätte besitzen. Was eintreffe
wird, ist sehr nahe, und die Zeit des Grerichtes wird nicl
warten.
amdrok ein unbekanntes oder fabelhaftes reissendes Thier
in Labrador ein Wolf/ amarorpidrsuk eine besondere Ar
Wolf, wobei är^uk eine Nominalpartikel von der Bedeutung
einigermassen gleich, .von einer seltenen oder ungewöhnlichen
Art. In dem Verzeichniss der Errata wird der hier gesetete
Plural amaroifidrsut zu amarorpidrmü verbessert^ was in der
That auch richtiger ist.
miagüsaaput sie werden heulen, von mi^igarpok er heult.
Die Form des Futurums bei miagüssaput ist nach dem Muätei
von ajorpok es ist schlecht, ajUssavok es wird schlecht sein.
ingmingnut zu einander, Plural von ingmt sich selbst, mit
der Apposition nut, deren Form den Plural anzeigt.
iglunne in den Häusern, von iglo Haus.
innttkaju'äsunne in den menschenleeren, von innukarfot
es gibt Menschen, innukajutpok es gibt keine Menschen, nu^
dem Verbalafdxum juipok niemals. Mit juipok und ^ui)^
bildet man negative Verba wie kamijuipok es ist unverlöscb
lieh, von kamipok es verlöscht.
Dragit Drachen, von Dragt Drache (dänisch Drage).
pinnersunnt in den schönen, von pinnersok schön.
unnikhiksakäissegiput sie werden ebenfalls zur Ruhest^
haben, von unikhtk eine Ruhestätte, ksak (Nominalaftixum^
etwas bestimmt oder dienlich, ferner von den Verbalaffi:^
karpok er besitzt, er hat, iok auch, ebenfalls, letzteres (5
Futurum nachgesetzt, wie schon Cap. 2, Vers 4 bemcf!
worden.
nedliutüksä dessen Eintreffendes, von nedliupok es tr
ein, nedlintiiksak was eintreffen wird, das Zukünftige.
kannikäu es ist sehr nahe, von kannipok es ist nahe.
^ In Grönland kennt man Wölfe nur vom Höreusagen.
Der Prophet Jesaias grönl&ndisch. 697
erkartöttbtksäh und das als Zeit des Gerichtes Bestimmte,
von erkartöupok er urtheilt, er richtet, erkartöubik die Zeit des
Gerichtes, ksak zu etwas bestimmt. •
mullussengilak er wird nicht warten, von mulluvok er wartet,
er zögert.
14. Capitel.
9. Tokorsun inndt fesadmmanetok sejukpok »iunekkut, agge-
ramt. Nekkodrso'ü nunablo pirsdrsoejsa tar^t makküerpej iblit
pivdluHt ; inntCierksoit tamardlutnarmik Koiigüjt neko'ikkoej ivksia'
virksoamingnit.
Die Stätte der Todten, die dort unten befindliche zittert
vor dir, weil du ankommst. Die Schatten der sehr Starken
und der Mächtigen des Landes bringt es zum Auferstehen, du
bist Schuld, dass es geschieht; die Könige der Menschenmengen
insgesammt lässt es von ihren grossen Sitzen sich erheben.
tökorsok ein Todter, Plural tokorsut, des folgenden Vocals
wegen tokorsun.
inncet (intransitiv) deren Stätte, von iniie die Stätte.
tessdmmanetok dort unten befindlich, von tessdmmane dort
unten, efok (Verbum und Verbalaffixum) seiend, Participium
von epok er ist.
sejukpok er zittert.
siünekkut vor dir, von siüiiek voran, siünet dir voran, kut
(Apposition) durch, bei. Vor kiit wird t ink verwandelt, nach
dem Muster von nuuet dein Land, muiekkiU durch dein Land.
aggeravlt (Conjunctiv) weil du ankommst, von aggerpok
er kommt, er kommt an.
pirsdrsoejsa (transitiv) dessen Mächtige, von pirsdrsoak sehr
stark, mächtig.
tartjt (intransitiv) deren (mehrere) Schatten , von tdrak
der Schatten.
makküerpej er (man) bringt es dahin, dass sie auferstehen,
von makküirpok er erweckt, er bringt es dahin, dass man auf-
ersteht.
pivdlutlt (angewandter Infinitiv) du Schuld sein, dass es
geschieht, von piok er bekommt. Eine der vielen Bedeutungen
dieses Verbums ist auch : er ist Schuld, dass etwas geschieht.
tamardlumai'mik (Adverbium) sie alle zusammen.
t)98 PfizmAiei.
neko'ikkoej er lässt sie von ihrem Sitze sich erheben, von
nekotkpok er erhebt sich von seinem Sitze, kovok (Verbalaffixum)
er lässt geschehen, er lässt zu.
ivksiavik ein Stuhl, ein Sitz, ivksiavirksoak ein grosser
Sitz, ivkmarcirksoamuigmt von deren grossen Sitzen, nach dem
Muster von mma Land, nunamüigjiit von deren eigenen
Ländern.
10. Tamakko tanidrmUc okallülerputy pUdlutik; IbUttögvMi
tdva tMvtittU kajengnarsiotit, arsigcUluta!
Diese beginnen alle zu sprechen, sie sagen: Auch du
bist da so wie wir hinfkllig geworden, indem du uns gleichst I
tamakko (intransitiv) diese (mehrereX
tamdrnuk alle, der gebräuchliche Plural von tamdrm.
okaUiderput sie beginnen zu sprechen, von okallukfokei
spricht^ lerpok (Verbalaffixum) er beginnt.
pivdlutik (angewandter Infinitiv) sie sagen, von fidex
sagt, in einer der vielen Bedeutungen dieses Verbums.
iblätög auch du, mit der Conjunction log auch.
imtk so, dergestalt.
* uartihU wie wir, unregelmässig von uagut wir, mit ^
gleichwie.
kajeug^Htrsfotit du bist hinfiülig geworden, von kajengwtr-
siok er wird hinf^ig« gebrechlich, oder ist es geworden.
ai^igalluta ^^angewandter Infinitiv) du uns gleichen, ^od
arsigilu gleichen, gleich sein.
12. Kamurngme käla»igmU nakkdvit udloriak käumartor-
SiMing-i)! ktknö tm^rtl oma! kannoHgime irbtomut nfJdusnoMt^
•WMHVir rfot«»il kHHHHtitsirSirH'OWUi !
Wie? da von dem Himmel du fiülst, sehr heller btefl»«
der S^^hn der Monrenröthe er ! Wie ? da zu der Erde du g«*
tallen bist^ Unterdrücker der Menschenmenge er!
Httkkatit \^Oonjimciiv ' weil oder da du herabfiJIst, ^^
i^ikkktrfHU: er älUt faemb.
A,>rN<«#arA^' helL «:<>trMiir»(X]lr sehr hell. Die Endung f^
wini wt^gi^n de;> daniutYoIgenden Vocals in noang verwandcR-
i\W^, der Transitiv von kam Morgenrotfae.
^r«H^'>> inURUisiüv de$s^n Sohn« von «'■»et Sohn.
•,*^w--3 er, dk\?er.
»*^*»*fc? itt dem Mulm, von •r^*-4r der Mulm, locJ^ere Erde.
Der Prophet Jesjtiu grÖDl&ndisch. 699
nakJcarsimavit (Conjunctiv) weil oder da du herabgefallen
bist, von nakkarpok er fUllt herab, simavok (Verbalaffixum) er
ißt geworden, er ist gemacht.
kunnutitsirscbt (intransitiv) deren Unterdrückender, von
kunniUipok (transitiv) er demüthigt, er unterdrückt, kunnutitsiok
(intransitiv) er unterdrückt, kujimUitsirsok (Participium) der
Unterdrückende. Die Endung rscbt wird wegen des nachfolgen-
den Vocals in rscen verwandelt. Das Nominalsuffixum rsckt
,deren mehrerer^ wird gesetzt, weil innum^ksött ,Men8chenmenge^
ein Plural ist.
16. Umattngne tejmiitok okartotit: killangmut kongmuJcärO'
marponga! Gxidim vdlorirsejsa koUcßtigut ivksiavirksoara tungam-
leromarpara, katteraorbiub kakkdraoane auängnarptangmStome in-
gitsomarponga.
In deinem Herzen sagtest du dennoch: Ich werde zu dem
Himmel emporsteigen! Ueber Gottes Sternen werde ich zu
meinem grossen Sitz den Grund legen, auf den gerade im
Norden befindlichen grossen Berg des Versammlungsortes werde
ich mich setzen.
wndtingne in deinem Herzen.
tejmeitok dennoch, dessen ungeachtet.
okartotit (Präteritum) du sagtest, von okärtok er sagt.
udlönak ein Stern, ucUörirscet Sterne, tidlorirsijsa (transitiv)
dessen Sterne. Die reine Endung ak wird im Plural zu rscBt
verändert.
kolU der Obertheil, was oben oder über einer Sache sich
befindet, kollditigut über deren Obertheil, d. i. über ihnen.
ivksiainrksoak (wie bei Vers 9) ein grosser Sitz, ivk»ia-
virksoara (intransitiv) mein grosser Sitz.
tungavihromarpara es wird geschehen, dass ich zu ihm
den Grund lege, von tungavilerpok er legt den Grund.
kattersorhik der Versammlungsplatz, Genitiv katt4rsorhivb.
Bei der Endung hik wird ik im Genitiv zu iub verändert.
kaJckdrsoak ein grosser Berg, kakkdrsoane auf dessen
grossem Berge.
audngnarpiangmetome auf dem gerade im Norden befind-
lichen, von av/ingnak der Norden , piak (Nominalaffixum) ge-
rade, genau, tne in, (pok er ist, (Uok (Participium) seiend, m«
(zum zweiten Male) in, auf. Das Verbalaffixum epok wird
700 , Pfizmaier.
auch den Appositionen me und ne angehängt, wobei dann die
zusammentreffenden zwei e durch e ausgedrückt werdwi, i. B.
jiuname auf dem Lande, nunamepok (statt nunatne epok) er iit
auf oder in dem Lande, Daher ist me hier zweimal gesetzt^
2uier8t bei audngnarpiak gerade der Norden , dann bei Ü
seiend, befindlich.
ingitsomarponga es wird geschehen, dass ich midi sete^
von ingipok er setzt sich, mit Einschaltung von U vor omdrftk
14. Xuuet kotsingntrit kollditigut kongmukdrtmarpctifäf
ajugaka ngitsok a rsigüe rdlugo.
Es wird geschehen, dass ich über die höchsten Wölk«
steige, indem ich anfange mit dem Allmächtigen gleich zu «oi.
nü'iiBt (^intransitiv) die Wolken, von nuia Wolke.
kotsinguerit ^intransitiv) die höchsten, von koUmpi
(Superlativ) der höchste.
ajugnkangitsok (Participium) allmächtig, von a;ii^ Oki-
macht, Unverraögenheit, ajungakdrpok er hat UnvermögcnlMst,
ajugakangilak er hat nicht Unvermögenheit , er kann alles ^ er
ist allmächtig.
arsigilerdlugo (angewandter Infinitiv) er anfangen, !■
zu gleichen, von arsigau er ist gleich, er gleicht, lerpok (Veiw-
affixuml er föngt an. Richtiger würde es wohl heiseen «»
gilerdluvko ich anfangen, ihm zu gleichen.
15. Adhennudlo nakkdngavotit nettekangitsomnn äimffrf-
s^irtomut. Und zu den untersten Orten bückest du dich, ^
den bodenlosen, allertiefsten.
adhet die untersten Orte, von actfefc das unterste.
nakkdngatvtif du stehst oder sitzest mit geducktem
Haupte, die zweite Person Singularis des Präsens von naÜ^
gavok.
HeftekangiUok bodenlos, von uette Boden , kangüsiA nw»
besitzend, nicht habend. Die Apposition mut ist des folgend*
Vocals wegen zu mun verändert.
ithterrüvsdrt^yk der allertiefste, von iticok es ist tief, tö»
da;> Tiefsoin, auch der tiefste, uerrüvsdrtok (NominalafSxn*)
am allermeisten , zur Bildung des verstärkten Superlativs g**
braucht , gleichwie nek zur Bildung des gewöhnlichen Süpö**
lativs. Von den Venrloichunsrsstulen wird in den .Kennaöcn-
nuniron dos kalalekischen Sprachstammes* S. 67 — 70 (151—1^)
Der Prophet Jesaias grönländisch. 701
gehandelt. Das in dem Texte zu Grunde gelegte itiv^iek
^schmale Halbinsel' scheint nicht richtig und flir itinek gesetzt
zu sein.
16. Tekktingniktivit uisitswdlutik kamerdloi'pdtit ; pivdlutik:
tersäuna nunah sejukkorsiraä nalegaveedlo oltkkorsirsckt?
Die dich sehen, indem sie die Augen öffnen, betrachten
dich, sagend: Ist er es? Die Erde hat vor ihm gebebt und
die Reiche haben vor ihm gezittert?
tekküngniktivit (transitiv) deine Sehenden, d. i. die dich
sehen, von tekkiingnikpok er sieht, er bekommt vor die Augen,
te (Nominalaffixum) handelnd, thuend. Nach dem Muster von
innukdte Mitmensch, innukdtwit deine Mitmenschen.
iCitnvdlutik (angewandter Infinitiv) sie die Augen auf-
machen, von tmitsiok er macKt die Augen vor einem auf.
kamerdlorpdtit sie betrachten dich, von kamerdlorpok er
betrachtet.
sejiückorsirsä es geschieht ihm, dass gebebt zu werden
scheint, von sejukpok er bebt, korpok (Verbalaffixum) es
scheint zu sein, sipok, Verbalaffixum für das Passivum, raak
(^Nominalaffixum) gcthan, geschehen.
dlikkorsirsdt es geschieht ihnen, dass gezittert zu werden
scheint, von ölikpok er zittert. Sonst wie das vorhergehende
zusammengesetzt.
17. Nundrsoarming innukajuttaungortitsirsok, iglorperksoejn-
nik inomgdirutifsirsok figursamilo uiernerdinnik iniierterirsok^
Der die grosse Erde menschenleer macht, der die Städte
vernichtet und der flir den Gefangenen die Rückkehr verbietet?
innukajuitsungortitsirsok (Participium) menschenleer ma-
chend, von innukajutpok es ist menschenleer, innukajuttsok
menschenleer seiend, ngorpok er macht zu etwas, tipok, Verbal-
affixum für das Passivum , tsiok (Participium tsirsok) Verbal-
affixum für das Intransitivum.
piorngdirutitsirsok der vernichtet, von piorngdruHpok er
vernichtet, tsirpok, einem Verbalaffixum, durch welches ein
Transitivum in ein Intransitivum verwandelt wird. Das In-
transitivum steht, weil die Apposition mik hier überall den
Accusativ bezeichnet.
tigursamilo und in dem Gefangenen oder für den Gefan-
genen, von tigursak ein Gefangener, wie (Apposition) in oder für.
7(j2 FfiziDftier.
uferneroinnüc mit mehrfacher Rückkehr, von vJtArpok er
kehrt zurück, v4t'rnek (Infinitiv) das Zurückkehren. Nach dem
Muster von okauzek das Wort, okauzuhtulk deren (mehrerer)
Wort. In Bezug auf diesen Plural wäre statt ttgnrsamäo ,und
in dem Gefangenen' richtiger tigursd'nnih ,und in den Gefan-
genen' (Plural) zu setzen, nach dem Muster von amiersäk der
Geist, annersame in dem Geiste, annersamne in den Geistern.
innerterirsok der verbietende, von inuei-tei-pok er verbietet
18. Innu'it famarmik Kongiejf iUir säug allAar put nungudltUik
illiversoamingiie tusoniarsiisekardlutik.
Die Könige aller Jfenschen sind zwar ein jeder begraben
in ihrem eigenen grossen Grabe, Herrlichkeit besitzend.
ilUrsäugaUöarput sie sind zwar Vjegraben, von iüiok er legt
sie, er begräbt, ülirsflk hingelegt, l>egraben, ovok (Verbalaflfixum)
er ist etwas, alloarpok (Verbalaffixum) zwar, obgleich, mit Ein-
schaltung von g vor diesem Affixnm.
nungudlutik (angewandter Infinitiv) sie zu Ende gehen,
d. i. sie ein jeder, sie sämmtlich, von nungupok es geht auf,
es nimmt ein Ende.
ilUversoamingne in deren eigenem grossen Grabe, von iUi'
vek das Grab, üUvi'rsoak ein grosses Grab. Nach dem Muster
von mlna Land, nunamingne in deren eigenem Lande.
u^tsoniarsusekardlutik (angewandter Infinitiv) sie Herrlich-
keit besitzen, von ussornarsiisek die Herrlichkeit, karpok (Verbal-
affixum) er besitzt, er hat.
19. Iblidle egitdrofit iUivernit ungesiicsomuf aualekkofhigoar"
tut assiginruRgartut lunggovingnit, innuktcet trmejnnik pcennamUc
puttusimarsuvnüc mattortotit, ilUvarmwUo itlrsomut kigdlotwt tutir-
sartut isifsistmavotit.
Doch du bist weggeworfen aus deinem Grabe, weit weg,
wie ein gering geschätztes Zweigelchcn von dem Stamme, mit
den Leibern der P>8chlagencn, der mit dem Schwert Durch-
bohrten bist du bedeckt, und in das sehr tiefe Grab wie ein
zertretenes Aas bist du hineingeschlüpft.
egitdrotit du bist weggcwoi'fen, von egipok er wirft weg,
egitak weggeworfen, nvok (Verbalaffixum) er ist etwas.
iUivernit von deinem Grabe.
ungesiksomnt weit weg (nach einer Kichtung).
Der Prophet Jetaias grftniindisch. 703
aualekkotingoartut gleich kleinen Baumzweigen, von aua-
lekkot der Zweig eines Baumes, mit iigocik (Nominalaffixum) klein.
assiginnregartut gleich dem geringgeschätzten, von assigin-
narpok er schätzt gering, mit dem Nominalaffixum gdk gethan,
verrichtet.
nceggovingnit von dem Stamm, von nceggovik der Ursprung,
die Erde, in der eine Pflanze wächst, der Name eines Baumes.
innvktak ein erschlagener Mensch.
tirti^nik mit deren Leibern, von timme ein Leib, ein
Rumpf.
putttbsimarsok durchbohrt, von piUto ein hindurchgehendes
Loch, puttusimavok es ist ein Loch durchgestochen, mit sima-
vok (Verbalaffixum) es ist geworden, es ist gethan.
mattortotit du bist bedeckt, von rnattorpok es ist
bedeckt.
itivok es ist tief, itirsok (Participium) tief, itiraok sehr tief.
Letzteres gebildet durch das Nominalaffixum sok gross, sehr,
was übrigens auch der Verlängerung der Endsilbe des Parti-
cipiums gleichkommt.
kigdlok das Aas von einem Landthier.
tutirsak niedergetreten, von tutivok er tritt nieder.
isitsisimavotik du bist hineingeschlüpft, von isipok er schlüpft
hinein, tsiok, dem ein intransitives Verbum bezeichnenden Ver-
balaffixum, simavok es ist geworden.
20. Iliverme illeglssengüetü thiko ; nuiiet nungihulvko, innuv-
tetit tokönäukit, AjoHulliaromatÖtU kingvkjt tairsdnäuvioeissengilcet
isukangitsomut
Im Grabe wirst du nicht mit Jenen vereinigt werden;
weil du dein Land zerstörtest, deine angehörigen Menschen
tödtetest. Die Nachkommen der Ruchlosen werden vermuthlich
auf ewig nicht genannt werden.
illegüsengiletit (Futurum) du wirst nicht vereinigt werden,
von illegäu er wird vereinigt.
{^iJco (intransitiv) Jene dort, Plural von tUnga.
nungimauko (Conjunctiv für einen einzigen Handelnden)
weil du ihn zerstörtest, von nungüpok er zerstört oder vernichtet.
Bei der Endung auf ein reines pok ist name die Form des ersten
Conjunctivs. Sowohl Conjunctiv als Subjunctiv und angewandter
Infinitiv gelten für alle Zeiten,
704 Pfizmaier.
innüvtetit (intransitiv) deine angehörigen Menscheo, vo
innüütak ein angehöriger Mensch. Nach dem Muster von anm
Mutter, anieiit deine Mütter.
toköiiäukit (erster Conjunctiv) weil du sie (mehrere) tödt
test, von tokopok er tödtet. Wegen der Endung auf ein rein«
pok ist iiame wieder die Form des ersten Conjunctivs.
ajorttdliaromatok entartet, ruchlos.
kingu^t (intransitiv) deren Nachkommen^ von kingxnik i
Nachkomme.
tairsänauviceissengilcet sie werden vermuthlich nicht g
nannt werden, von fdirsdvok er wird genannt, nautusk[^
(Verbalaffixum) möglich, vermuthlich.
isukangitsok ohne Ende, ewig.
21. Tokoviksak aulirksdursok piardrsmk kütornejnui du
dleesa pinerdlugejt pivdlugity makkikoiiagit, nunarsoarmik tignrä
konaglt, silldrsoarloneet ullipkdrikonugo igloipirksoainiik.
Bereitet eine sehr blutige Todesstätte seinen Kinder
wegen der Uebelthaten ihrer Eltern, indem man sie nicht au
stehen lässt, sie das grosse Land nicht zu sich nehmen läsa
oder jsie die Welt erfüllen lässt mit Städten.
tokoviksak was zur Stätte des Todes bestimmt, die künftil
Todesstätte, von tokomk die Stätte des Todes, ksak (Nomina
affixum) zu etwas bestimmt, zukünftig.
aulirksöursok sehr blutig, Participium von aidirksövoh
ist sehr blutig. Abgeleitet von auk Blut.
piarwrsiiik (Imperativ) bereitet ihn oder es (die Tod^
Stätte), von piarwrpok er bereitet, er bereitet zu.
kittörnejnut dessen Kindern, von kiftornak Kind.
mirdleesa (transitiv) deren Aeltern, von siürdlek der erst
siurdleet (Plural) die ersten, die Aeltern.
pinerdlugejt (intransitiv) deren Uebelthaten, von pinerdht^
pok er handelt schlecht, pinerdlngak schlecht gehandelt, letztere
mit dem Nominalaffixum r/aÄ: gethan, nach dem Muster vo
ermikpok er wäscht, ermigak gewaschen.
pivdlugit (angewandter Infinitiv) es die Schuld an ihn»
sein, dass es geschieht, d.i. ihretwegen, von piok er ist Schul
dass etwas geschieht.
makkikonagit (angewandter Infinitiv) er oder man sie ni<
aufstehen lassen, von makkipok er steht auf, kovok (Verb
Der Prophet Jesaiait grÖDl&ndisch. 70o
aflixum) er läöst geschehen, er lässt zu. Weil kovok auf ein
reines iH)k endet, ist nane der angewandte Infinitiv der dritten
Person Singularis, nagit derselbe Infinitiv mit dem Suffixum
der dritten Person Pluralis.
tigürsikonagit er oder man ihnen nicht zulassen, dass sie
zu sich nehmen, von tigürs'iok er nimmt zu sich. Die Zusam-
mensetzung sonst wie bei dem Obigen.
sillarsoarloneet oder die grosse Welt, von süla die Luft,
die Welt, loiieet (Conjunction) oder.
ullipkdrikonago er oder man nicht zulassen, dass sie an-
füllen, von idlipkdi'pok er flUlt an. Die Zusammensetzung sonst
wie bei TnakkikonagiL
22. Akkerarforomarpaka, tamSraa NcUekkab Zebaotim okäuzee,
Babeliblo akkä piorngdrutidlugo, s^imnersome tamdt, ernek em-
gbtUarlo,
Es wird geschehen, dass ich gegen sie aufstehe, dies sind
die Worte des Herrn Zebaoth, und den Namen Babels, ja
alles Ueberbliebene indem man vernichtet, den Sohn und
den Enkel.
akkerärtorpok er widersteht, er streitet, akkerartamarpaka
ich werde gegen sie streiten.
tamersa dies ist es.
akkä dessen Name, unregelmässig gebildet von akkit,
Plural von attek Name.
pioriigdsnUidlugo (angewandter Infinitiv) er oder sie ihn
vernichten, von piarngdrutipok er zerstört, er vernichtet.
simneiyok (Participium simnersok) er bleibt übrig. An-
hängung der Conjunction 7ne ja, ja gewiss.
erngoutak ein Kindeskind, ein Enkel, abgeleitet von ei^iek
Sohn.
23. PolekinntU kdppürsoalingnut inniksangoromarpara mau-
vangordlugoolo ; neüekangitaum igidnun isitsomarpara , tamersa
Nalekkab Zebaotim okäuzee.
Es wird geschehen, dass ich es zum Wohnplatz ftir Stachel-
schweine mache, indem man es auch zu einem Sumpfe macht;
es wird geschehen, dass ich es in den Schlund des Bodenlosen
versenke, dies sind die Worte des Herrn Zebaoth.
pöleke (heutzutage päluke geschrieben) ein Schwein. Von
dem englischen pork Schweinfleisch. Schweine gibt es in Grön-
7CM) Pfizmaier.
land zu Ivigtut, einer Niederlassung in dem Distriet Frederiks-
haab. Sie sind daselbst selten.
käppürsoalik mit grossen Stacheln versehen, von Ufpd
ein Stachel, den Nominalaffixen rsoak gross, lik mit etwas ver
sehen. In kdpput wird t weggeworfen, nach dem Muster von
angut Mann, angtirsoak ein grosser Mann. Poleke kdpptbvM
,gross8tacheliges Schwein^ wird gebraucht, um ^Stachelschwein*
auszudrücken. .
inniksangoroinarpara es wird geschehen, dass ich es zub
Wohnplatz mache, von inniksak ein Wohnplatz, ngorpok er mackt
zu etwas, omarpok es wird geschehen, beides Verbalaffixe.
mäiivrkgordlugo (angewandter Infinitiv) er (man) es züib
Sumpfe machen, von mäuvak lockerer Schnee, auch ein Sumpf,
»gorpok er macht zu etwas. Um die erste Person anszudrficken,
mUsste es jedoch maiivangordhivko ,ich es zum Sumpfe machen*
heissen.
i^etfekangitsum statt nettekangitsub (transitiv) keinen Boden
habend, von nettek der Boden, kangiisok (Participinm) nicht
besitzend.
igidnun statt igidnuf zu dessen Schlünde, von igiak der
Schlund.
mtsomarpara es wird geschehen, dass ich es versenke,
von isi^H4: er versenkt, omarpok (mit eingeschaltetem tt) «*
winl gosohehen.
Das dänische og * feie den bort med Odeläggelses Kost
,und fege es weg mit dem Besen der Zerstörung^ (hebr&isfh
"Tör^n HO«»S rrnKOKC^^ wurde hier ganz anders ausgedrückt
S4. TapilH.
Kojtrftsirf Uira aiVan<foromarpnt Hrferursoangordltäik, t^
4(«^fl//4> ikii^lfhfkhtH^^ryHHarpok: Mtrfhfm^ ursernr^ioarftit ihuUi^
Es wird dann ge$<4iehen, dass ihre Flüsschen sich vex-
Andorn« indem sie lu Pech werden, und es wird gescheheft)
d*«* ihre Erde tu Schwefelbölxchen wird, es wird gescheheft,
d*** ihr l^nd pi*wi«i gleich tiammendem Pech ist.
bi^^^Biac ein kleiner Fha^ss^ von KJ: Fhiss, ^tsiak (Nominal
Der Prophet Jesaiaä gröDländisch. 707
adlangorpok er verändert sich.
uvserürsoangordlutik (angewandter Infinitiv) sie beide oder
sie zu Pech werden, von uvserüraoak Pech, ngorpok (Verbal-
affixum) es wird zu etwas. Das Wort uvserursoak ist ein
Augmentativum, von uvseriit zäher klebender Speck zum Ver-
kleben der Bootnägel, auch Theer oder Pech, abgeleitet von
uvsikpok es ist dicht. Der Consonant t wird vor rsoak weg-
geworfen.
irbaockt (intransitiv) deren Erde, von irbsok die Erde, der
Fussboden. Auf gleiche Weise schreibt man auch irbsodt
(transitiv) dessen Erde.
ikuelleksäungoromar'pok es wird geschehen, dass es zu
Schwefelhölzchen wird, von ikuelleksäut Schwefelhölzchen, mit
den Verbalaffixen ngorpok und omarpok. Das Nomen stammt
von ikudleksarpok ,er verschaflFt Gluth' und dem Affixum aut
Geräthschaft, Werkzeug. Da unter den bei Rink verzeichneten
mineralischen Stoffen Grönlands der Schwefel nicht vorkommt,
so ist anzunehmen, dass hier europäische Schwefelhölzchen
gemeint sind. Schwefelhölzchen statt Schwefel findet sich auch
in Fabricius' Uebersetzung der Genesis, wo es Cap. 19, Vers 24
heisst: sjerdlerkoä tngnenmglo ikuelleksäicmiglo er Hess darauf
Feuer und Schwefelhölzchen regnen. Unter den von C. E. Janssen
verzeichneten Handelswaaren werden Schwefelhölzchen, auch
Reibzündhölzchen nicht anders als ingiierit Feuer (Plural von
ingnek das Feuer) genannt.
itsomarpok es wird geschehen, dass es ist, von Spok es
ist, mit omarpok,
10. ünnuakartidlugoloneet udlokartidlugoloneet kammissen-
gilak; isseridrsoä soräjiittsomarpok erkardlereennü erkardlereen-
nut, isukangitsomut tersöna ingerdlarsokäissengüak.
Während es Nacht ist, oder während es Tag ist, ver-
löscht es nicht; es wird geschehen, dass sein Rauch niemals
aufhört von Verwandten zu Verwandten, auf ewig wird es
einen Durchreisenden nicht geben.
unnuakartidlugoloueat (Gerundium) entweder indem es
dafür Nacht gibt, von unntiak die Nacht, karpok (Verbal-
affixum) er besitzt, er hat, es gibt, unnuakartidlune indem es
Nacht gibt, umiuakartidlugo (mit dem Suffixum der dritten
Person Singularis) indem es dafür (ihm, für ihn) Nacht gibt.
708 Pfi»inaier.
loneet (Conjunction) entweder, das zweite Mal: oder.
udlokartidlugoloneet (Gerundium) oder indem es dafür Tag
gibt, von udUok der Tag. Sonst wie das vorhergehende gebildet
kammissengilak es wird nicht verlöschen, von kammpok
CS verlöscht.
isseriarsoä dessen Rauch, von issMak der Rauch.
sordjuitsomarpok es wird geschehen, dass er niemals auf-
hört, von sardrpok er hört mit etwas auf, juipok (Verbal-
affixum) niemals.
erkdrdlek ein Landsmann, auch ein Verwandter (Slägtning)-
isukangitsoinut auf ewig, von isukangitmk ewig, endlw-
Abgeleitet von iso Ende.
t4i^rs6na dort hindurch, auf das nachfolgende Verbum bezogen.
ingerdlarsokaissengUak es wird einen Abfahrenden nicht
geben, von ingerdlavok er fährt ab, er reist, ingerdldrsdc ab-
fahrend, reisend, kaipok (Verbalaffixum) es gibt, kämm^g^
es wird nicht geben.
11. Pelikanihle pohkidlo kdpputiglit pigissaudki, ophook
tvllugarlo teraane umkblkäissajmt ; aklunäuraak ndpartorihi^
nungutaomarmago , okemeidlutarlo ndpartordlugo innukajuit»»'
gortUsomariä.
Aber der Pelikan und Stachelschweine werden es be-
sitzen, die grosse Eule und der Rabe werden dort den Wohn-
sitz haben ; weil er, an ihm das Mass nehmend, mit ihm ein
Ende macht, wird es auch nach Massgabe des Gewichtes dabri
menschenleer sein.
pelikanihle aber der Pelikan, mit dem Transitiv pdikanihf
von peUkane.
polekidlo kdpputiglit und stachelige Schweine, von kAppni
Stachel, kdpputilik stachelig, nach dem Muster von amavX
Kinderpelz, amdiitilik mit einem Kinderpelz versehen. Die
Endung lik wird im Plural in glit verwandelt. Cap. 14, Vers 23
wird für Stachelschwein das Wort pdleke kdppürsoaUk ,grüss-
stacheliges Schwein' gesetzt.
pigissaudit sie werden es besitzen, von pigau er besitzt.
tulliigarlo und der Rabe, von tullugäk Rabe.
iinikhikäissaput sie werden den Wohnsitz haben, von unüfc-
bik Ruhestätte, Wohnsitz. Dasselbe Wort Cap. 13, Vers 22
mit einiger Veränderung durch unnikbiksakäissegiput ausgedrückt
Der Prophet Jeftaias grönländisch. 700
aklunaursak eine Leine, eine Schnur.
ndpartordltigo (angewandter Infinitiv) an ihm das Mass
nehmen, von ndpartoiyok er richtet sich darnach, er nimmt
das Mass.
nungutsomarmago (Conjunctiv bei zwei Handelnden) weil
es geschehen wird, dass er mit ihm ein Ende macht, von
nungiipok er macht ein Ende. Bei omdrmago ist omdrmet der
Conjunctiv ohne das Suffixum.
okem^lutak das Gewicht.
innukajmtsungortitsoTnariä es wird ihm geschehen, dass es
menschenleer wird. Die Zusammensetzung dieses Wortes ist
Cap. 14, Vers 17 dargethan worden.
13. KaJckidlärnekotäuracedlo iglursdrsoejne näideromarput ;
näUTSut pattingunartut orpeedlo kenariksut atdcejcRngernereene
näuleromarput ; Uraanilo Dragü unikbikätssaput tingmiarojnrk-
soarkcßdlo tSraane untkbiksakäissegiput.
Und es wird geschehen, dass Domen in seinen grossen
hen'lichen Häusern keimen, dass schmerzende Sprossen und
sehr schneidige Bäume in seinen Befestigungen wachsen; und
dort werden Drachen den Wohnsitz haben und die Jungen
des tibergrossen Vogels werden dort ebenfalls den Wohnsitz
haben.
kakkidldmekotänrsmdlo und Dornen, von kakkidldmek ein
Wachholderstrauch, kakkidldrnekot einWachholderreis (letzteres
mit dem Nominalaffixum kot die dazu gehörige Sache), ursak
(Nominalaffixum) Aehnlichkeit mit etwas, im Plural nn^mt.
tglursdrsohjne in dessen grossen herrlichen Häusern , von
iglo Haus, rsdk (Verbalaffixum) heiTlich, schön, rsoak (Verbal-
affixum) gross.
näxderomarput es wird geschehen, dass sie zu keimen
beginnen, von näulerpok es beginnt zu keimen, zu wachsen.
näursok eine Sprosse.
pattwgtmartok was Schmerzen verursacht. Schmerzende
Sprossen wird gesagt, um Brennesseln auszudrücken. In der
grönländischen Flora bei Rink kommen Brennesseln nicht vor.
oipik kenarnksok ein sehr scharfer oder schneidiger Baum,
gebraucht, um Distel auszudrücken, da auch Disteln in Grön-
land nicht vorkommen.
Sitinngsber. d. phil.>hist. Ol. CXI. Bd. H. Hft. 46
710 Pfizmaler.
auUvjcv,n(jernereene in deren Befestigungen, von aulajmgtr-
pok es ist fest und unbeweglich, auhnjopingernek (unbeschrankter
Infinitiv) Befestigung.
thigmiarojürksoarkwt die Jungen des überaus grossen Vogels,
von fingmiak Vogel, mit dem Nominaiaffixum jnrksoak überaus
gi'oss, rak das Junge eines Thieres. Das Wort ist ein ab-
weichender Plural von dem Singular ttngmiarojfirksoarak.
14. Kefsuit nyoartut kmimidrsorcjürkso'it kdsuktut ndlM-
somariüijf , innoiiLsihlo merkotöub äjpe fardlorbigiss(tuä! aütortuk-
kcpttög unnuarsiörtuf tersane kcissiuh'btksakäisgegiput.
Es wird geschehen, dass Wilde Katzen, grimmige eigen-
artige, sehr böse Hunde einander begegnen, und der lang-
haarige Berggeist wird seinem Genossen zurufen! Nachtge-
spenster werden dort ebenfalls einen Ruheplatz haben.
ketsutt Katzen, von ketsuk Katze.
nvodrtok scheu, wild, von niiodrpok er ist scheu, er ist
wild. Angemessener wäre hier der Ausdruck nersutit nyoartut
wilde Thiere.
kemmidrsorojurkso'it eigenartige, sehr böse Hunde, von
kemmek Hund, kemmidrsuk ein eigenartiger Hund, drmk einiger-
massen gleich, von besonderer Art, rojiik sehr böse, rajüngoak
übermässig böse, im Ganzen drei Nominalaffixe.
kdsuktok grausam, grimmig.
neUdnisomarpejt es wird geschehen, dass sie ihnen oder
einander begegnen, von neUduiHtk er begegnet Jemandem, im
Dual oder Plural ; sie begegnen einander.
innorusek ein Berggeist, abgeleitet von iunuk Mensch.
merkotduh (transitiv) langhaarig, von merkok das Haar,
tok (Nominalaftixumi gross, daher eigentlich: grosshaarig.
Vype (intransitiv) sein eigener Genosse, von aipak, Gesell-
schafter, Genosse.
toi'dhrhigissauä er wird zu ihm rufen, von tordJorbig*'lH
er ruft zu.
alllortiigak ein Gespenst, alUortnkkieffdg Gespenster
ebenfalls.
iinmiasidrtok der in der Nacht fährt oder ausser Hause ist,
von ünnuak die Nacht; unnuarswrpok er braucht die Nacht, er
ist ausser Hause oder reist in der Nacht, mit dem Verbalaffi-
xum sio)pok er hat damit zu thun.
Der Prophet Jesaias grönländisch. 711
kassucbrbiksakäissegiput sie werden ebenfalls einen Ruhe-
platz haben^ von kassuwvpok er ruht, kassucerbtk (sonst kassuckr-
sarbtk) ein Ruheplatz, ksak (Nominalaffix um) zu etwas bestimmt,
iok (Verbalaffixum) auch, ebenfalls, dem Futurum angehängt.
Ungeachtet des vorhergehenden Wortes alUoriukkaittdg ,Ge-
spenster ebenfalls^ folgt hier wieder das Affixum iok auch,
ebenfalls.
15. Kogluidrsoak tersane iniksallioromarpok ernivdlunüo tu-
kSrdiunilo piarkcenüo tarame attdne kattersordlugit ; Kirksovidr-
suittog t^rsane ülegeeglutik katteraordlugit .
Es wird geschehen, dass die Schlange dort den Aufenthalt
nimmt, indem sie Eier legt und ausbrütet und indem sie ihre
Jungen in dem Schatten unten versammelj:; auch Falken dort
in Gesellschaft mit ihnen sich versammeln.
kogluidrsoak eine Schlange, wörtlich eine grosse Kohlraupe,
von kogluiak eine Kohlraupe? (Kaalorm). Es scheint nicht,
dass es in Grönland Schlangen gibt, da sie bei Rink nicht
verzeichnet werden. Kohl wird in Grönland bisweilen von
Europäern angebaut und kommt nur kümmerlich fort. Für
,Schlange^ sagt man in Uebersetzungen auch pullateridrsuk eigen-
artiger Regenwurm, von jntllaferiak ein Regenwurm. Letzteres
Wort, abgeleitet von jndlavok er kriecht hinein.
iniksalUoromarpok es wird geschehen, dass er den Auf-
enthalt nimmt, von iniksak Aufenthaltsort, liok (Verbalaffixum)
er macht.
ernivdlunüo (angewandter Infinitiv) und er Eier legen, von
dem Verbum erniok.
fukerdbinilo (angewandter Infinitiv) und er ausbrüten, von
dem Verbum tukeiyok.
pidrkcpnilo (intransitiv) und ihre eigenen Jungen, von pia-
räk ein Junges.
tarame in dem Schatten, von farak der Schatten.
attdne unten, unterhalb.
kattersordlugit (angewandter Infinitiv) sie (mehrere) sie
(die mehreren) versammeln, von kattersorpok er versammelt,
auch er wird versammelt.
kirksovidrsuk ein Falke, Plural kirksomdrsuit. Dänisch:
Kun Glenter ,nur Weihend
46*
712 rfiziBfti^r.
älegec(ßutl/c (angewandter Infinitir «»e ia. •^tä^fctiuf: mit
ihnen sein, von illujeekpuk (Dual ohne Plvrü ä^ Jwisa teik
einander OcsellKchaft.
Jaitfersordlugif (intransitiv , angewazid^r iTiTifc^ lie
mit ihnen sich vcirsanimeln , indem sie mfi ix?*» «ck «r
sammeln.
Bei der Gelegenheit, wo hier einige in Gs^ün^ wi^
vorkommende Gegenstände entweder dnreh Umsckrafioeife
mit Beibehaltung der ursprünglichen fremden XaJB« Mp-
drückt werden, dürfte es am Platze sein »nznfaLra. « wm
in neuester Zeit diese Gegenstände uiiederrugebet pikfL >)kle
Wörter sollen sich zum Theil bei dem Unterricfci jl ita. »
narium zu Godthaab geliildet haben, mögen aber aacii itiaA
sich erklären lassen, dass Grönland jetzt eine kkis« Ltefl*
religiösen und belehrenden Inhalts, ebenso seit l>ol «mZ*
Schrift besitzt. Nachstehend wird eine Anzahl di«er m«i
Wörter aus dem Werkchen E. F. Janssen*»: XkmeDUrbofi
Eskimoernes Sprog til Brug fof Europäeme ved Colocienf i
Grönland' verzeichnet und ihre eigentliche Bedeutimg. ^^
welche bisher alle Aufschlüsse fehlten, hinzugesetzt.
kafhjaiffok ein Kameel, d. i. höckerig, von k'iHj/ak eJff
kntigek der Rücken, tok (Nominalaffixum") gross.
kai'ujagttissak ein Strauss, d. i. Aehnlichkeit mit eine*
Kameel, von kattgagfok Kameel, nrsak oder }t^nk iNomiw
aftixum) Aehnlichkeit mit etwas.
kimugiunrssuk ein Pferd, d. i. eine besondere An Zi?
hund, von kemnkfok oder kirnugfok ein Zughund . k*rnm*ikj'i ^
zieht einen Schlitten oder Wagen), < /rj^wA* ^Xominalaffixura ' ^<*
besonderer Art.
ithttifok ein Esel, d. i. langöhrig. von sittt Ohr, tok iXomiß»
affixum) gross.
navgnaifok ein Elephant, d. i. gelenklos, von narguak co^
navgoak das Gliedmass, das Gelenk, eeixtk oder ijH>k (TerW
aftixum) er ist ohne etwas, er besitzt nicht, im PartJcip*'*
eefsok oder ttsok. Die Fabel, dass der Elephant keine Gelenk*
besitzt, soll sich auch nach Gn'mland verpflanzt haben.
fivtngak ein Maulwurf, ein in Labrador übliches Wort,*'
es jedoch eine irrosse Mäuseart, einen Lemming bedeutet.
kiggfak ein Biber, ein in Labrador übliches Wort.
Der Prophet JesaUs grönländisch. 713
paormarssuak kemerpok eine Zwetschke, d. i. eine schwarze
grosse Krähenbeere, von paormat oder päurnak eine Bj'ähen-
beere, paormarssuak mit dem Augmentativum.
paormarssuak kaköi^tok eine Feige, d. i. eine weisse grosse
Bj*ähenbeere. Man sagt auch paormarsstkoJc saunehingitsok eine
kernlose, grosse Krähenbeere, von säumk der Kern in einer
Frucht. Bemerkt sei, dass die Krähenbeere (empetrum nigrum)
in Grönland überall, selbst noch unter 69 ^ n. B. in sehr grossen
Mengen wächst und im Monat August reif wird, wo man sie
sammelt und aufbewahrt.^
nautsiaussat Erdäpfel, d. i. Aehnlichkeiten mit weissen
Rüben, von nautsiak oder nautseiak Gartengewächs, weisse Rübe
(Hvideroe), urssak oder ussak (Nominalaffixum) Aehnlichkeit
mit etwas.
Gleichwohl werden fremdländische Wörter auch in neuerer
Zeit und unter allen Umständen vielfach beibehalten, z. B.
pilike Tinte, von dem dänischen Bläk ,Tinte^
kavfit Kaffeebohnen, auch Kaffee, Plural von dem unge-
wöhnlichen kavfe,
tit Thee, Plural von dem ungewöhnlichen te.
ertak eine Erbse, Plural ertaf, von dem dänischen Ert.
jütdle Weihnachten, verändert aus dem dänischen Juul
,Weihnachten*.
porske Ostern, dänisch Paaske.
piHse Pfingsten, dänisch Pintse.
Zusatz.
Zu den in der Abhandlung: , Darlegungen grönländischer
Verbalformen^ enthaltenen Verzeichnissen der Vcrbalsuffixe ist
folgendes, das zum Verständniss der Uebersetzung des Propheten
Jcsaias gebraucht werden könnte, nachzutragen:
Von arpuky akpuk, avuk, einem Verbalsuftixum der dritten
Person, wurde gesagt, dass es bei der Endung uk angehängt
wird. Als Beispiele von dem Vorkommen der Endung uk
sind noch anzuführen :
fr
^ Rink, Danish GreeDland, S. 88.
714 Pfl»Tnaier.
Die erste Person Dualis des Rogativs, wobei die ganze
Endung anuk früher weggeworfen wird, z. B.
mattaiianuk lasse zu, dass wir beide (Nominativ) entkleiden!
matfarlarpuk lasse zu, dass wir beide ihn entkleiden !
mattarlakpuk lasse zu, dass wir beide die beiden entkleiden!
innttarlamik lasse zu, dass wir beide sie (mehrere) ent-
kleiden!
Die erste Person Dualis des Optativs, wobei ebenfalls
die Endung au(jiik weggeworfen wird, z. B.
matfarnätcyuk wir beide möchten entkleiden.
rnattamdrpnk wir beide möchten ihn entkleiden.
fnattanidkpuk wir beide möchten die beiden entkleiden.
mattarndvuk wir beide möchten sie (mehrere) entkleiden.
Das genannte Verbalaftixum der dritten Person wird
ferner bei der Endung isa angehängt, welche nur in der ersten
Person Dualis des Interrogativs vorkommt und dabei gänzlich
weggeworfen wird, z. B.
mattarpisa? entkleiden wir beide? (Nominativ).
mattarparpuk? entkleiden wir beide ihn?
mattarpakpukf entkleiden wir beide die beiden?
tnattarpavtik? entkleiden wir beide sie? (mehrere).
VerbalsuMxe der zurückführenden Person.
Alle Verbaisuflixe der zurückführenden Person enden im
Singular siuf ne, mit der Bedeutung: ihn, es (Accusativ) selbst,
im Dual imd Plural auf tik, mit der Bedeutung: sie (Plural,
Accusativ) beide (Accusativ) selbst, oder sie (Plural, Accusativ)
selbst. Was vor diese Endungen in dem Suffixum gesetzt
wird, richtet sich nach der Person, der man dasselbe anhängt.
Es entstehen daher folgende neue Formen, silmmtlich mit den
Endungen ne und tilc:
1. Ane, dtik wird der dritten Person Singularis des Prä-
teritums und des Paulopostfuturums angehängt, wobei man die
kennzeichnende Endung der Zeit wegwirft, z. B.
mattartok er entkleidete.
maftardne er entkleidete ihn selbst.
maitardtlk er entkleidete sie beide oder sie (mehrere) selbst,
pirsok er bekam.
Der Prophet JeB»i&s grönländisch. 715
pigdne er bekam ihn selbst. Nach dem Muster der Form
pigä er bekam ihn.
pigätik er bekam beide selbst, er bekam sie (mehrere) selbst.
pingüsok er bekam nicht.
pingikäne er bekam ihn nicht selbst. Nach dem Muster
der Form pingikä er bekam ihn nicht.
pingikdtik er bekam beide nicht selbst, er bekam sie
(mehrere) nicht selbst.
pissersok er würde bekommen.
püsegdne er würde ihn selbst bekommen. • Nach dem
Muster der Form pissegä er würde ihn bekommen.
pissegätik er würde beide selbst bekommen, er würde sie
(mehrere) selbst bekommen.
Auf gleiche Weise werden dne, dtik der dritten Person
Singularis des Conjunctivs und Subjunctivs bei zwei Handelnden
angehängt, wobei jedoch a kurz bleibt, z. B.
mattarmet weil er (als zweiter) entkleidet.
mattarmane weil er (als zweiter) ihn selbst entkleidet.
mattarmatik weil er (als zweiter) die beiden oder sie
(mehrere) selbst entkleidet.
pimet weil er (als zweiter) bekommt.
pimane weil er (als zweiter) ihn selbst bekommt.
pimatik weil er (als zweiter) die beiden oder sie (mehrere)
selbst bekommt.
mattarpet wenn er (als zweiter) bekommt.
mattarpane wenn er (als zweiter) ihn selbst bekommt.
mattarpatik wenn er (als zweiter) die beiden oder sie
(mehrere) selbst bekommt.
2. Aegne, legtik wird der dritten Person Dualis des Prä-
teritums und Paulopostfuturums mit Weglassung der Endung
der Zeit angehängt, z. B.
mattartuk die beiden entkleideten.
mattardgne die beiden entkleideten ihn selbst.
mattardigiik die beiden entkleideten beide oder sie
(mehrere) selbst.
pingitsuk die beiden bekamen nicht.
pingikdigne die beiden bekamen ihn nicht selbst.
piugikwgtlk die beiden bekamen die beiden oder sie
(mehrere) nicht selbst.
71H Pfizmaier.
pmersiik die beiden würden bekommen.
pissegfvgne die beiden würden ihn selbst bekommen.
pissegtvgtik die beiden würden die beiden oder sie (mehrere)
selbst bekommen.
Auf gleiche Weise werden cegne, cegtik der dritten PergOD
Dualis des Conjunctivs und Subjunctivs bei zwei Handelnden
angehängt, indem man anik in den Endungen manlk \mi panik
wegwirft, z. B.
mattarmanik weil beide (als zweite) entkleiden.
maftarmwgne weil beide (als zweite) ihn selbst entkleiden.
mattarmcvgtik weil beide (als zweite) die beiden oder sie
(mehrere) selbst entkleiden.
mattarpanik wenn beide (als zweite) entkleiden.
mattarpivgne wenn beide (als zweite) ihn entkleiden.
mattarpwgtik wenn beide (ak zweite) die beiden oder sie
^^mehrere) selbst entkleiden.
3. Aene, wtik werden der dritten Person Pluralis des
Präteritums und Paulopostfuturums nach Wegwerfung der
Endung der Zeit angehängt, z. B.
mattartut sie entkleideten.
mattartvne sie entkleideten ihn selbst.
mifffanrtik sie entkleideten die beiden oder sie (mehrere)
selbst.
Ferner werden ant, ^tgtlk der dritten Person Pluralis des
Oonjnneiivs und Subjunetivs bei zwei Handelnden nach Weg*
werfung von tta in den Endungen mefa und petn angehängt z- ^•
tn»itt*trmtfn weil sie «als zweite^ entkleiden.
mattni-mTUt' weil sie «als zweite) ihn selbst entkleiden.
matt'tnnntik weil sie (als zweite"! die beiden oder sw
^^mohrero'i selbst entkleiden.
m^iftarjttUt wenn sie uils zweite) entkleiden.
niKitt^i riHvue wenn sie lals zweite^ ihn selbst entkleiden.
iiiiitt'vpirfik wenn sie lals zweite) die beiden oder sie
i^mehrere selbst entkleiden.
4. Oü' , Kffik wertlen der zweiten Person Singularis
Präteritums und Paulopostfuturums nach Weglassung der En-
duHi: der Zeit und Voninsetzung von i, auch ki oder gh ^^'
srehängt, z, B.
mutit^Mrt^Ait du entkleidetest.
Der Prophet JewiM cprönl&ndisch. 717
mattarigne du entkleidetest ihn selbst.
mattarigtik du entkleidetest die beiden oder sie (mehrere)
selbst.
pingitsotit du bekämest nicht.
pingikigne du bekämest ihn nicht selbst.
pingikigtik du bekämest die beiden oder sie (mehrere)
nicht selbst.
pissersotit du würdest bekommen.
pmSgigiie du würdest ihn selbst bekommen.
piss^gigtik du würdest die beiden oder sie (mehrere) selbst
bekommen.
Ferner werden gne, gtik auf eine Weise, die aus den Bei-
spielen ersichtlich ist, der zweiten Person Singularis des Con-
junctivs und Subjunctivs bei zwei Handelnden angehängt, z. B.
mattaramt weil du (als zweiter) entkleidest.
mattaragne weil du (als zweiter) ihn selbst entkleidest.
mattaragtik weil du (als zweiter) die beiden oder sie
(mehrere) selbst entkleidest.
mattar^tt wenn du (als zweiter) entkleidest.
mattarugne wenn du (als zweiter) ihn selbst entkleidest.
mattarugtik wenn du (als zweiter) die beiden oder sie
(mehrere) selbst entkleidest.
Bei den noch folgenden Formen des Verbalsuffixums der
zurückführenden Person ist die Weise der Bildung ebenfalls
aus den gegebenen Beispielen ersichtlich.
5. Tingne, tue wird der zweiten Person Dualis ange-
hängt, z. B.
mattartotik ihr beide entkleidetet.
mattarivtingne ihr beide entkleidetet ihn selbst.
mattarivtik ihr beide entkleidetet die beiden oder sie
(mehrere) selbst.
pingitsotik ihr beide bekämet nicht.
pingikivtingne ihr beide bekämet ihn nicht selbst.
pingiicivtik ihr beide bekämet die beiden oder sie (mehrere)
nicht selbst.
pissm^sotik ihr beide würdet bekommen.
pissegivtingne ihr beide würdet ihn selbst bekommen.
pissegivtik ihr beide würdet die beiden oder sie (mehrere)
selbst bekommen.
718 Pfiimaier.
mattarautik weil ihr beide (als zweite, Nominativ) ent-
kleidet.
mattaräutingne weil ihr beide (als zweite) ihn selbst ent-
kleidet.
matfarautik weil ihr beide (als zweite) die beiden oder sie
(mehrere) selbst entkleidet.
viattartitik wenn ihr beide (als zweite, Nominativ) ent-
kleidet.
mattarütingne wenn ihr beide (als zweite) ihn selbst ent-
kleidet.
mattarutik weil ihr beide (als zweite) die beiden oder sie
(mehrere) selbst entkleidet.
6. Sine, tik wird der zweiten Person Pluralis angehängt, z. B.
mattartose ihr entkleidet.
mattarivsine ihr entkleidet ihn selbst.
mattarivtik ihr entkleidet die beiden oder sie (mehrere) selbst.
pissersose ihr würdet bekommen.
pissegtvsine ihr würdet ihn selbst bekommen.
pissegivtik ihr würdet die beiden oder sie (mehrere) selbst
bekommen.
mattarause weil ihr (als zweite) entkleidet.
mattarhimne weil ihr (als zweite) ihn selbst entkleidet.
mattarautik weil ihr (als zweite) die beiden oder sie
(mehrere) selbst entkleidet
mattaruse wenn ihr (als zweite) entkleidet.
mattarüsine wenn ihr (als zweite) ihn entkleidet.
mattarutik wenn ihr (als zweite) die beiden oder sie
(mehrere) selbst entkleidet.
7. Vne, vtik wird der ersten Person Singularis ange-
hängt, z. B.
mattartonga ich entkleidete.
mattarivne ich entkleidete ihn selbst.
mattarivtik ich entkleidete die beiden oder sie (mehrere)
selbst.
pissersonga ich würde bekommen.
pissigivne ich würde ihn selbst bekommen.
pissegivtik ich würde die beiden oder sie (mehrere) selbst
bekommen.
mattarama weil ich (als zweiter) entkleide.
Der Prophet JetAias grönl&ndisch. 719
mattaravne weil ich (als zweiter) ihn selbst entkleide.
mattaravtik weil ich (als zweiter) die beiden oder sie
(mehrere) selbst entkleide.
mattaruma wenn ich (als zweiter) entkleide.
mattaruvne wenn ich (als zweiter) ihn selbst entkleide.
mattaruvtik wenn ich (als zweiter) die beiden oder sie
(mehrere) selbst entkleide.
8. Vtingne, vtik wird der ersten Person Dualis angehängt, z. B.
mattartoguk wir beide entkleideten.
mattarivtigne wir beide entkleideten ihn selbst.
mattarivtik wir beide entkleideten die beiden oder sie
(mehrere) selbst.
pissersoguk wir beide würden bekommen.
pisaegivtigne wir beide würden ihn selbst bekommen.
pissegivtik wir beide würden die beiden oder sie (mehrere)
selbst bekommen.
mattaravnuk weil wir beide (als zweite, Nominativ) be-
kommen.
mattardvtigne weil wir beide (als zweite) ihn selbst be-
kommen.
mattaravtik weil wir beide (als zweite) die beiden oder
sie (mehrere) selbst bekommen.
mattarunuk wenn wir beide (als zweite, Nominativ) be-
kommen.
mattamvtigne wenn wir beide (als zweite) ihn selbst be-
kommen.
niattai-uvfik wenn wir beide (als zweite) die beiden oder
sie (mehrere) selbst bekommen.
9. Vtine, vtik wird der ersten Person Pluralis angehängt, z. B.
mattartogut wir entkleideten.
niattarivtine wir entkleideten ihn selbst.
mattarivtik wir entkleideten die beiden oder sie (mehrere)
selbst.
pisaersogut wir würden bekommen.
pissegivtine wir würden ihn selbst bekommen.
pissegivtik wir würden die beiden oder sie (mehrere) selbst
bekommen.
mattaravta weil wir (als zweite) entkleiden.
mattdvtine weil wir (als zweite) ihn selbst entkleiden.
720 Pfiim»ier.
mattaravtik weil wir (als zweite) die beiden •jJät äe
(mehrere) öelbst entkleiden.
mattaruta wenn wir (als zweite) entkleiden.
mattcmivtiiie wenn wir (als zweite) »elbst cntkleideA.
mattaravtik wenn wir (als zweite) die beiden oder äe
(mehrere) selbst entkleiden.
Die hier verzeichneten Verbalsuffixe der zarQckfkkRiiei
Person werden, wie zu ersehen, nur im Präteritum imdPiili-
postfuturum des Indicativs, dann im Conjuntstiv und SabjaKQr
fiir zwei Handelnde gebraucht. Im Präteritum und Pinkpo*
futurum gelten sie jedoch auch für das Präsens und Fntom.
Was den angewandten Infinitiv und das Gerandiam !«•
trifft, so kommen die Verbalsuffixe der zurückführenden Persoi
in diesen Arten zwar ebenfalls vor, sind aber der Fonn m4
von dem Verbum der dritten Person nicht verschieden, t B.
mattfirdlune er entkleiden, auch: er ihn selbst (oderai
selbst) entkleiden.
niattardHutüc beide oder sie (Nominativ) entkleiden ^
finitiv), auch : beide oder sie (Nominativ) die beiden oder it
(mehrere, Accusativ) entkleiden (Infinitiv). Als Infinitiv nebrt-
bei in dem Sinne: Beide oder sie (mehrere) sich selbst entkkideB.
viattartidlune indessen er entkleidet, auch: inde«en •
ihn selbst entkleidet.
matfartidhitlk indessen die beiden oder sie entkkitoj
auch: indessen beide oder sie die beiden oder sie (mehrere)
selbst entkleiden.
Wenn zwei Verba neben einander stehen , dienen die«
Suffixe dazu, die handelnde Person von der leidenden zu untO"
scheiden, z. B.
iinatannane andhirpok weil er (der Eine als Zweiter^ ^
selbst schlägt, geht er (der Andere) fort.
Ein anderes Suffixum iler zurückfuhrenden Person wn^
blos im Präsens des Indicativs gebraucht, wenn zwei Veri*
einen einzigen Handelnden bezeichnen, jedoch das eine Verbau
sich auf <las Geschehene dieses Handelnden bezieht. Dasselbe
ein Suffixum der dritten Person , ist ein zweifaches , je nack
dem es dem Singuhir oder dem Phiral (auch Dual) des Verbum
angehängt wird. Dem Singidar winl mit Wegwerfung de
Endung des Verbums angehängt:
Der Prophet Jesaias grönl&ndisch. 721
Ne er selbst es, ine er selbst die beiden, er selbst sie
(mehrere), z. B. .
mattai-pok er entkleidet.
mattäme er entkleidet ihn selbst.
matfarine er entkleidet beide oder sie (mehrere) selbst.
piok er bekommt.
'pine er bekommt es selbst.
pigine er bekommt beide oder sie (mehrere) selbst.
sennavok er arbeitet.
sennane er arbeitet es selbst.
sennagine er arbeitet beides oder mehreres selbst.
pissavok er wird begegnen.
j/issane er wird ihm selbst begegnen.
jms^gine er wird beiden oder ihnen selbst begegnen.
egipok er wirft weg.
egine er wirft es selbst weg.
egikine er wirft beides oder mehreres selbst weg.
pingilak er bekommt nicht.
pingine er bekommt ihn selbst nicht.
pingikine er bekommt beide oder sie (mehrere) selbst nicht.
Der dritten Person Dualis und Pluralis wird mit Weg-
werfung der Endung des Verbums angehängt:
Iktik sie (mehrere) selbst es, itik sie (mehrere) die beiden
oder mehrere selbst, z. B.
mattaiput sie entkleiden.
maffarikfik sie entkleiden ihn selbst.
maftaritik sie entkleiden die beiden oder sie (mehrere)
selbst.
piput sie bekommen.
pigikfik sie bekommen ihn selbst.
pigitik sie bekommen die beiden oder sie (mehrere)
selbst.
pissaput sie werden thun.
pismgikiik sie werden es selbst thun.
pissegitik sie werden beides oder mehreres selbst thun.
pingiUet sie bekommen nicht.
pingikikfik sie bekommen ihn selbst nicht.
pingikitik sie bekommen die beiden oder sie (mehrere)
selbst nicht.
722 Pfizmaicr. Der Prophet Jesaiai (rrönlftndisch.
Beispiele für beide Suffixe:
mattdme unnerpoTc er entkleidet ihn selbst^ sagt er, d. i.
er sagt, dass er ihn entkleidet.
pisstyine okäurdok er wird ihnen selbst begegnen, ver-
kündet er, d. i. er verkündet, dass er ihnen begegnen wird.
pigiktik okdrpiU sie bekommen es selbst, sagen sie, d. i.
sie sagen, dass sie es selbst bekommen.
tunniomdritik nnnerjmt sie werden ihnen selbst schenken,
sagen sie zu, d. i. sie sagen zu, dass sie ihnen schenken werden.
Wtrnor. Zwei philos. Zeitgenossen u. Freunde G. B. Vico'a. I.: P. M. Doria. 723
Zwei philosophische Zeitgenossen und Freunde
G. B. Vico's.
Von
Dr. Karl Werner,
wirkl. Mit^liede der kaia. Akademie der Wissenschaften.
I.
Paolo Mattia Doria.
Summarium.
P. M. Doria's Lebensgang und schriftstellerische Thätigkeit; seine persön-
lichen und geistigen Beziehungen zu Vico (§. 1). — Doria's Ausgang vom
Cartesianismus im Streben nach Gewinnung eines absolut sicheren Wahrheits-
kriteriums ; Hinwendung zur platonischen Ideenlehre als absoluter Hinterlage
aller philosophischen Erkenntniss. Die Geometrie als Metaphysik der Sinnen-
welt und Vorstufe der reinen, idealen Metaphysik, Euklid als Repräsentant
der mustergiltigen geometrisclien Methode. ' Polemik gegen die modernen
Analytiker, die synthetische Methode als die allein richtige Methode, Werth
und Bedeutung derselben für die Schulung und Entwicklung des mensch-
lichen Geistes; Verhältniss Vico's zu diesen Anschauungen Doria's (§§. 2 — 4).
— Die Geometrie als Schulungsmittel des philosophischen Verstandes, die
AUS ihr zu gewinnende Logik und Methodik des philosophischen Denkver-
fahrens (§. 5). — Aufgabe der Metaphysik, Vermittlung ihres Denkinhalts
in der Idee des Göttlichen als des absolut Einen; unsichere Stellung Doria's
zwischen reinem Theismus und pantheisirendem Kosmismus. Sein grund-
sätzliches Füssen auf der antiken vorchristlichen Philosophie, die nöthigen
Rectificationen derselben der Theologie zugewiesen (§. 6). — Doria's Dar-
legungen über seine definitive Stellung zur Cartesischen Philosophie, Be-
zeichnung der Punkte, in welchen Doria von derselben abzugehen sich ge-
drungen fühlt, Reactivirung der antiken Lehre von den Formen der Dinge;
Vorzüge der antiken Speculation, Streben derselben nach einer methodisch
durchgebildeten, hypothesenfroien philosophischen Erkenntniss, die aus dem
Nichtwissen um das Creationsdogma resultirenden unvermeidlichen Mängel
derselben, Unmöglichkeit einer Beseitigung derselben durch das reine Ver-
nunftdenken (§. 7). — Doria's Psychologie und Erkenntnisslehre; unbegrenzte
Entwicklungsfähigkeit der menschlichen Seele, natürliches Streben derselben
nach Conformation ihrer selbst mit dem göttlichen Sein, die drei wesent-
724 Werner.
liehen Modi dieser Crmfonnation. Praktische Tendenzen der PhiloJopWe
Doria'8, erziehliche Bedeutung der WiKsenschafl und Könnt, weMotlirbe Be-
ziehung der ideellen Strehethätigkeit auf das bürgerliche Gemeinwohl ud te
Dienst des öffentlichen Lehen» (§§. 8. 9). — Doria*s Polemik ^regen Lockei
Empirismus, Kritik des psychologisch -sensistischen Empirismos BerkdcjV
(§§. 10. U). — Dörings Capitano Filo8<»fo; der antike Heroismus und Mae
Begründung in der antiken Weisheit (§. 13).
Vico*8 literarische Freunde sind uns theils ans seinea
Briefwechsel, theils aus seiner Autobiographie bekannt B
finden sich unter denselben Mehrere, welche in der italieniscbn
Gelehrtengeschichte einen bleibenden Namen errungen hiben;
in philosophischer Beziehung sind als die bedeutenderen i»
ihnen P. M. Doria und Tommaso Rossi hervorzuheben, \ifxk
von Vico überaus hoch gehalten, und beide auch durch cä
engeres Band mit Vico's philosophischer Thätigkeit und Wirk-
samkeit verbunden. Durch den geistig anregenden Verkeil
mit Doria wurde Vico zur Abfassung seiner Schrift ^De ttär
quissima Italorum sapientia' veranlasst, welche die jwj'cliö'
logische Grundlegung des geschichtsphilosophischen Syste»
Vico's enthält; der von seinen Zeitgenossen wenig beachtete
T. Rossi wird heute in Italien als derjenige gepriesen, wcldier
am congenialsten mit Vico's Ideen sich durchdrang und w
der einzig richtige Interpret der Doctrin Vico's unter to
Vichiancni des 1«^. Jahrhunderts anzusehen sei. Wir beabsiA
tigen, in der gegenwärtigen Abhandlung etwas eingehender bfl
dem erstgenannten der beiden Freunde Vico's zu venreilei.
und behalten uns vor, in einer weiter folgenden zweiten Ab-
handlung mit T. Rossi's philosophischen Leistungen näher h^
kannt zu machen.
1.
Paolo Mattia Doria, ein Abkömmling des berühmten ge-
nuesischen Geschlechtes der Doria, dessen Lebenszeit (16®
bis 174G) sich fast mit jener Vico's deckt, verliess als junger
Mann seine Vaterstadt Genua und siedelte dauernd nach Keapd
über, um daselbst, auf den Umgang mit einigen wenigen aufr
erlesenen Freunden sich beschränkend, wissenschaftlichen Stu-
dien zu leben. Zu den an seiner neuen Heimatsstätte gewonnenen
Fi'cundcu gehürte Nicolü Caravita, dessen gaatlicIieH Haus der
Sammelpunkt oiiica Kiekes bildiingefrouadl icher Milnner wai';
dnselbät lernte ilin auch Vico kennen, der eben dazumal (seit
R. 1697) seine Laufbahn als Lehrer der Uheturik an der Uni-
versität Neapel begannen hatte,' Obsehon Doria als Anhänger
der Cartesischen Lehre in vielen Stücken anders als Vico daehte,
begegneten sich doch beide in einem genioinaamen Interesse
un der platonischen Philosophie, daher es ihnen nicht schwer
werden konnte, sich über Wesen und Werth der Cartesischen
Kefonn der Philosophie zu verständigen. Vieo war wohl ein
Gegner der Cartesischen Philosophie, anerkannte aber die der
platoniHchen Philosophie denk verwandten Elemente derselben,
meinte jedoch eben deshalb, dass dasjenige, was Doria bei Car-
tcsius gefunden zu haben glaubte, bereits in Plato's Lehre ent-
halten sei; andererseits dachte er von Leibniz hoch und suchte
in der Monadologie desselben Anknüpfungspunkte fllr »eine
eigene Doctrin, wodurcli er das Verlangen Doria's erregte, des
Näheren zu ersehen, in welcher Weise Vico die Leibniz'sche
Lehre mit seinem Piatonismus zu vei-mitteln gedenke. Vico
kam dem Verlangen seines Freundes durch die Abfassung seiner
Schi'ift ,De antiquissiraa Italoram sapientia' nach (1710), welche
er als die Grundlegung seiner metaphysischen Lehre angesehen
wissen wollte; er widmete sie Doria in dankbarer Würdigung
der durcJi denselben ihm gewordenen Anregung zu tieferem
Eiingehen in philosophische Studien.^ Vico's Freund Schaft sver-
In qnesti tempi — enüliltVicd in Heiner Auliibia(rri>jitiie(Opp. IV, ml. Milan.
11)35 ff., p. 33») — pr.iticaLiilu B|«agij Ü Viuu o'l si^^nor U. Tnolo DoriR
ilal si^inr Citravitn, Ih ciii ca*a crn ridntto di nomini ili lettore, queHtn,
egiiftlmeiite gtt,a oiivaljero e tiloaofo, fw il'priino con coi il Vico poti
coiainuiare n ragionar di Metafisica: e ci6 cLe il Doria animirnvA di
Hniilime, grauile e duovi> !□ ReimtD, il Vicu arvortivA ch' era veccliio
o Tulgnr tm' Platouiui. Mn da' rngianamenti del Doria egli ti nsservaVH
una uicnle che npesso balenava tuml afulgoranti di platimica diviaiti:
ondu da 4110I tompn renlnron congiunti in unn Bdn. e aigiaorilo amicicia.
Cum enim anno Huperioris — beiaat es iu der Widrtiitnpsredo — super
Goenn apad te domi diasertationem babuiaaem, in qua ei ori^nilins
liuguae Islinae naturaiD cdllncabnm in inntii, qnn per vini enuei quaeqiio
in mi motua contra compellereatar, et vi conversa a uBiitro circuinRirm
expellereatnr ad ambitum, et res omnea per »Tatolen ot diAHtofen qnnm-
dAin gteoK Tivere et interire; In, et exiroü liujiis civitatis doctritift viri,
AußnatiiiuB ÄriaiiiiH, iljaciutlin» de Chriatnpiiorti et Nicnlniis (ialatia,
lltinnpiber. a. flill-hlit. Cl. C.1I. n<). [1.- I4fl. 4T
72n Werner.
hältniss zu Doria war ein dauerndes ; er erzählt in eeiner AbId-
biographie von weiteren Kundgebungen der Theifaiabnie Dom'i
an seinen wissenschaftlichen Studien und For&ehimgeii * nl
sprach noch am Abende seines Lebens über Dom mh itt
selben Ausdrücken der Verehrung wie in der Zneigiraiigvehr
welche er seiner oben erwähnten ersten grösseren Schrift tot
ausgeschickt hatte.-
Vico*s Verhältniss zu Doria blieb aoeh (ur dicMii vdi
ohne Frucht ; obschon nämlich Doria die epochemadieDde Be-
deutung des Auftretens des Cartesius lebenslang anerkaDiite nl
namentlich die von Cartesius in die Metaphysik eingtfiArti
Methode der geometrischen Entwicklung stets rQhmend hemt
hob^ so stellte er sich doch in denjenigen seiner späteren Schriften
in welchen er endlich dazu kam^ seinen philosophischen Snii-
punkt bestimmt darzulegen,^ in ein kritisches Verhlkni« 0
cartesischen Philosophie und wollte sie nur insoweit ^dta
lassen, als sie mit der platonischen Lehre sich in Uebms-
Stimmung setzen lasse. In seinen vorausgegangenen philoiO|Ai-
schen Studien hatte sich ihm zufolge der Verbindung dendki
mit mathematischen Studien vornehmlich das Verwandtiiehifii'
verhältniss zwischen cartesischer und platonischer Fhiloeqikie
aufgedrängt : er schien dazumal im Cartesianismns einbch wk
eine weitere Fortbildung der platonischen Philosophie zn ieta
und die Fortbildung in der innigeren Verschmelzung der naä»
me moiiuistüt, ut OAm rem a capitc agrp'ederer, nt rite et ordiM (**'
stabil ita videretnr. Itaqne idem insistens originnm latiiuuiiiii Her kiM
mctaphysica sum meditatns, qiiae hLs nominibiui tibi inxcribo. Kaa 0
postt^rioribns cnris aliqnam praeclarissimam iis tribns Tiris dibo. !■
prati aiiimi et singiilaris observaiitbie testimoniam. Vico Opp. 11. pfwill^
* Siehe Vico Opp. IV, pp. 408 sq. E« handelte »ich in dem in d***
Stelle erwähnten Falle nin natnrphilosophische Ideen Vico'», nmeatBA
nm seine Heobachtnn|ren an den Magneten nnd die Iiierans g«iofnti
Folgemn^n über die MSplichkeit, den Ma^et zur Bfstimmiuf ^
Polhuhe der Orte Terwenden zn kiJnnen.
- So heisst es in einer von Vico a. 1 7H6 g^ehaltenen akademiscbfn B^^
in Bezng auf sAinen hochpeehrten Frennd: II sigmor D. Paolo D«*
mente di rari e sublimi Inmi . e per le molte opere di Filowfia « ^
Matematica cjplebratissimo tra' dotti di qnesta eik. Vico Opp. VI, p. 5^
' Discorsi critici tilosofici intomo alla Filosofia dc^li antichi e dei moilern
^Neapel, 17*24^. — Filosofia di P. M. Doria, con la qaale si schiinsee
qaella di Piatone i'Genna. 1728).
matiBclieii ErkenntnisB mit der metaphy ei schon zu erkennen.
Kr gal) dieser Ansiuht in einer seiner mathematischen Schriften '
Ausdruck ; auf rein metaphysischem Gebiete aber lieas er sich,
wie er selbst bekennt, in seinem eifrigen Bemühen um eine
frriindlicbe Widerlegung der Längner aller metaphysischen Wahr-
heit 7A\ Consequonzeii drilngcn, die ihm selber gewagt nnd un-
sicher schienen und auch in Freundeskreisen auf Widerspruch
sticsscn. Dies veranlasste ihn, sich liber seinen Cartcsianismus
genauere Rechenschaft zu geben und an demselben jene Re-
strictionen vorzunehmen, weiche er für nöthig erachtete, um
der Gefahr des Spinozismus zu entgehen und sich mit dem
christlichen Religionsgedanken in vollkommene tJe herein Stim-
mung zu setzen.^ Von dem Werthe der Cartesischen Philosophie
überzeugt, sah er die der echten philosophischen Erkenntniss
drohenden Gefahren nicht im Cartesianismus, sondern in der
Ton Locke eingeleiteten empiristischen Heaction gegen den
iealistischen Cartesianismus, daher er, wohl nicht ohne Neben-
^ck auf manche italienische Qe^er des Cartesianismus, sich
in eine ausführliche Polemik gegen Locke's Philosophie einliess.^
Seine definitiven Darlegungen Über sein Verhültniss zur Car-
tesischen und Locke'schen Sclnde zogen ihm verschiedene An-
griffe zti,^ gegen welclie er sich vertheidigen zu müssen glaubte.-"'
Seinen mathematisch-philosophischen Studien blieb er lebens-
lang treu und machte von denselben in seinen letzten Lebens
ihren eine Anwendung auf die Kriegs Wissenschaft." Er sah
' DiHli>)!bi rli P. M. Dnrin, nei f|iiBli, rtnpondendosi ml a\t' nrticolo an' -
-nori Aiilori ilegli Atti di Lipnin, b' inaegna l'arle di esaüiinare aiin
diiniiHtnlKinnB geometricn, s ili ilädnrre dnilrt Oeometria Sintetica In
OEicenxa del Vero e del FsUo; sd in conüRguenM di ci6 b! esainiiii
rAlg^tira. ed i niiovi Untodi i\e' Modemi. Amstordam, 1718.
' V|;t, don nnloliineTHyhiwIinn Rt^rirht Doris'« nber diena Krüin seines
|iliilnBn]iliiiiclien Denklebens in aeiuen Diicarsi crilJci, pp. IB — S5.
> DLfesn della MeUEsica degli anticlii BIohdG coutra Giaranue Lücke.
Venedig. 1733; 2 Voll.
' Seinem Abfalle vom »tricteii Carle«! sniamun galt die poleiuiiiche Schrift
de» PQrBten Della Scalen: Ridesaioni sutle prineipali mnterie della prims
liloBofia. ITSa.
^ Rispnsia alle riSeBsiODi dl Francesco Maria Spinelli, I73S.
' II Capitano Pilosofo. Opera di P, M, Doria divisa in dne p»rti e dedi-
eata all' illnstre e glorinaa memoria di D. Oinyomo FitijamBB Stoardo
Doca di Berwick. Neapel, 1733; 2 Voll.
47»
72«
W« r n e r.
in scineiu der Kriegskunst gc widmeten W-j
jener Sehriften, mit welehcn er seine
gönnen hatte, seiner ,Vitii civilc' und dca-
cipe^* Ihm war nilmlieli um eine die
Wirklichkeit des Menschen umfassende
wie seinem Freunde Vico rückte sich
sociale Interesse in den Vordei*gniiid, and
gleich Vico bei der geschichtlichen
socialen Zustände stehen, sondern dachte ii
damaligen politischen Verhältnisse Italieas
Mittel nach, wie den nach ihren geistigen
anderen Volke zurückstehenden Italienern
erleuchteter Fürsten und Regierungen der nOi
staatlicher Prosperität sich zuwenden
2.
Auf dem Gebiete des theoretischen
kennens waren Doria's Bemühungen vor Allem
eines untrüglichen, absolut sicheren W
richtet. Ais Cartesianer nahm er dafilr die
Hehkeit der Erkenntniss, die er im engsten
mit der platonischen Lehre von der W
Klarheit ist ihm das eigentlichtite Lebenselemect dtf
sie ist die wesentliche Form alles Wahren. Ea hMaü ■■I
aber um die nöthige Schulung des menschlichen G
• richtigen Apperception dieser wesentlichen Form sDe^ Wdrtj
das unerlässliche Schidungsmittel ist die Geometrie, wefck
Handhabung der richtigen Methode geeignet ist. is
liehen Geiste eine allgemeine Idee des Wahren und FJ«^1
zu erwecken, so zwar, dass er in allem Partictilären dieiii*]
selben enthaltene oder fehlende Wahrheit erbKckt. D»
qujintitativen .Sein haftende geometrische Wahiiieitstikifl^ ^
' Beide Srhriileu erschienen zum ervten Male x. 1710. and daim im
hohen Ar.:Iai??ti: eine letzte derseUien ist die von J. BemaiA
staltete ,T::nu. iSüKi . — Beiden Srhrifien geseilte tich später BOckÄ
dritte rerw andien Inhaii* be:. die auf Wunsch der Herz«>^n tob
iMx Aurelia d* Rste en:5tan-i: Ra^onamenti ne* qnaii ri mi^rtim la
iu 4aa5i tutte le Tirsü plu ^rracdi non e»€ro all' nemo inferiore.
2ir«l philMorhlHbt Zallgw»»» ani titnia 0. B. Tloa'i.
I
gestaltet sich zu oincin mctepliysiechen, Trenn iler Geist mittelst
Wiedercrinnerung den Uraacbcn luvcbforscht, welche machten,
dasB er von der geometrischen Beweisführung mit zwingender
Macht zur Anerkcnnnng der Wahrheit ihres Resultatee geführt
wurde. Er gewinnt, diesen Ursaclien nacbforachend,. eine so
kiare Erkenntnisa der demonstrativ ermittelten Wahrheit, ale ob
er selber sie erfunden hätte, und gelangt so zu einer von den
particulärfin, demonstrativ erwiesenen mathematischen Wahr-
heiten unabhängigen Erkenntnisa der Idee des Waliren als
solchen oder des Wahren im Allgemeinen. Die Easenz des
Wahren als solchen besteht in der Einheit, so zwar, dass nur
dasjenige, was ein Unum ist, wahr ist, und dasjenige, was von
verschiedenen Prineipien abhängt, niemals an sich, sondern nur
für unsere Sinne oder unsere Denkmodi wahr sein kann. Wie
Gott, der das einzige und alleinige Wahre ist, ein Unum ist,
80 kann auch der nach dem Bilde und Glcichniss Gottes ge-
schaffene menschliche Geist das Wabro nur im Einen finden.
Eb begreift sich, dass dieser von Doria genommene Anlauf
zur Erfassung der Wabrheitsidee Aiiiaas geben konnte, ihn vor
der Abirrung auf die Wege des Spinoziamus zu warnen ; er
selber schien vor der Hand keine Ahnung liievon zu haben,
»ndorn brachte seine Ansicht von der metaphysiseben Erkennt-
niss der Wabrheitsidee mit den platonischen angebomen Ideen
in Verbindung und strebte eine Philosophie der Mathematik an,
die als Metaphysik der Sinnenwelt eine besondere Abtheilung
der Metaphysik oder vielmehr Anwendung der generellen Mela-
piiysik auf die Raum- und Gr'Jssen Verhältnisse eonstituiren sollte.
Die Quantität »ia solche oder die Quantität im Allgemeinen ist
wahr und in Folge der göttlicben SchafFenstbfitigkeit auch
existent. Die unermesaliche Zahl der Formeti aber, welche die
Quantität im Allgemeinen constituiron, ist die Ursache der Irr-
tbUmer des menschlichen Geistes, indem sie in demselben eine
gleichsam unendliche Diversität der Ideen als Bilder der Sinnen-
I dinge erzeugen; diese Bilder constituiren in ihrer nnermeaslichen
Vielzahl eine verworrene Masse, welche den Geist iimsomobr
verwirren muss, als er gleichzeitig auch durch die mit den
Binneseindi-ücken verbundenen Affectionen dea Körpers ans
seinem Gleichgewichte gebracht wird. Gott bat indess dem
Geiste das Vermögen verlieben, sich von den ainnlieben Formen
''50 WcrB«c
abzuziehen und in Folge dessen
betraeliU'n ; mit der Betrachtung im AO^evMi&e«
fuhrung der in der ttinnlicheo PardcnlaritftK gegebenen YiAal
auf die Einheit, da» Schauen des £inen im Viekm rtAata,
Dieses abstractive Unificationsvermdgen Aem GcisKs Vcknlel
die übcrweltlichc Abkunft des Geistes^ der t-ob SAäfk
in die Sinnenwelt hineingesetzt, durch dms Mittd der
plation zu seinem göttlichen Urqaell, ra der afle TiiHmii
heiten in sich fassenden göttlichen £in]ieit znrtckftRbL O^
Betrachten der Dinge im Allgemeinen^ dms Schanen dei Em
in der sinnlichen Vielheit ist Anschauung der Idee und ist mi
dem Geiste unverlierbar eignende angeborene Venni^icUdl;
die angeborenen Ideen sind nichts Anderes als die don GckH
eignenden Ideen des Wahren. Und wie das Wahre einagGitt
selber ist, so ist auch die erste aller angeborenen Ideen A
Gottesidec ; an diese reihen sich jene anderen Ideen^ in wekki
der menschliche Geist die Vollkommenheiten des gOtdicki
Wesens und die davon abhängigen VoUkonunenheiten dei gt
schöpf liehen Geistes (das Gerechte ^ Sittliche o. s. v.) dokt
Alle übrigen Ideen sind erworbene Ideen, zu deren BeaCidff
menschliche Geist durch Vermittlung des ihm eignenden fikpoi
gelangt. Nicht mit jeder Zurückziehung des Geistes aof flck
selber ist die Anschauung einer Idee verbunden:* die« W
nur dann statt, wenn die abstractive Thätigkeit die tob to
Natur .selber in den Menschen gelegte Ordnung der RatiociBiö*
über abstracte Materien befolgt. Die vollkommenste Onlw<
dieser Ilatiocination ist jene der Geometrie, welche von fa
Quantität abstrahiren lehrt. Das Mittel, dessen sich hiebe! A
Geometrie bedient, ist der Syllogismus als ein von der SiW
selber in unseren Geist gelegtes Denkvorgehen , welches ffi
vollkommensten Einheit sich abschliesst. Die Geometrie kkrt
ihn auf abstracte Dinge anwenden und in unbegrenzter Fol?
Syllogismus an Syllogismus reihen, um in der Katiocination ftk*
abstracte Dinge sich dem Unendlichen immer mehr anzunäbat
* ijuando a vni sembra di aätraere la vostra mente dalle sensibili co^
uou segneudo voi T ordine. che la natura ha posto in noi per ragioitfi*
S'ipra 1e materie astratte. v^'i altro uon fate, che astraervi r1.i un n^^iivtti
seii^ibile. e pa-ssar ad un altro pur seusibile oggretto, perche r*jrdine dk
Uuita. Dialogbi, p. 24.
zun
k
IF%iiii
llDHVhiHh* ZetlciDOHU ud hniiia Q, B, ViwV I. : F. K. Doifk. 731
Pie Oeomctrie ist die Metuphysik der Quantität; denn sie ab-
«tratiirt von den Körpern Dinge, welche nieht sind (Punkte,
Idnien, FlUcheo), und ilire Demonstrationen sind niclits Anderes
wk Aggregate von Syllogismen, deren jeder etwas Wahres in
eicli entbitit, während im Sehluassatze der Beweisführung das
ahre in »einer Einheit, somit vollkommen enthalten iet. Daraus
erklärt sieh, tlass uns die Idee der Geometrie cbentio wie die
Idee des Wabren angeboren ist. Demzufolge lilsat sieh kein
guter Metaphysikcr ohne Geometrie, kein guter Geometur ohne
Jletaphysik denken; die Geometrie ist die Vorstufe der Meta-
physik, die Slotaphysik der mit Hilfe der Geometrie erstiegene
Gipfel der menschlichen Wahrheitserkenntnias, die allerdings
aueb auf dieser ihrer boubsten Höbe eine buchst unvollkommene
ist, weil sie nicht auf einer simultanen Anschauung iilles Wahren
wie bei Gott, der die Wahrheit selbst itit, beruht, sondern eben
nur dnreh das Mittel syllogistiacber Schlüsse erlangt wird. Alles
discursive menschliche Denken ist in der geometrischen Ratio-
cination als vollkommenster Form derselben zusammengcfasst ;
sie bildet die Leiter, welche den menscblicben Geist aus der
Sinnenwelt in die Regionen der höchsten Absü-actionen binauf-
ftlbrt; in der Metapliysik wird dieser aufwärts iUhrende Weg
der Erkenntnis» wie von einer hoben Warte aus Überschaut
und von jedem erkannten partieulären Objecte die angemessene
Idee gebildet. In der Ideenbilduug werden uns die Dinge, auf
welche die Ideen sich beziehen, geistig zu eigen, wir schauen
in den Ideen das Wahre au, wie Gott als Wahrheit sich selbst
anschaut. In der Anschauung der Ideen der Dinge besitzt die
Metaphysik die Ideen des Wahren als solchen und ist befähigt,
sieh von jedem particulilren Erkenn tnissobjecte, welchem er sich
zuwendet, eine Wissenschaft! iehc Erkenntniss zu bilden.
Aber nur unter Handhabung ilii-er richtigen Methode ist
Geometrie geeignet, zur Erkeuntniss des Wahren als aolehcn
laozuführen. Der Repräsentant der mustei^iltigen geometri-
schen Methode ist Euklid. Er geht vom sinnücben Körper
als Erstorkanntem aus, abstrahirt von demselben Funkt, Linie,
Fläche und gewohnt in den Definitionen derselben den mensch-
Uehen Geist an das Abstrahircn von der Materie. In Wüi-digung
dessen, dass der Geist sieb nicht mit Einem Schlage vom Sinn-
lcd losreitsaen köiiae, gestattet er hgUrliehe Darstellungen
^Jid»
732 Werner.
seiner ersten Unterweisungen, wählt aber die einfachsten Figaren,
die gerade Linie und den Ejreis, die in der.That auch als ik
vollkommensten Figuren dem reinen Denken am meisten eotr
sprechen. Die zusammengesetzten Figuren meidet er, da er
nicht Mechaniker bilden, sondern zur reinen Ratiocination an-
leiten will. Behufs dessen stellt er zuerst Axiome auf, wdeke
der Sache nach als bekannteste Wahrheiten nichts Anderes ak
erste Syllogismen sind ; so z. B. die Sätze : das Gunze ist grtaer
als seine Theile, das Ganze enthält seine Theiie, das Eleinore iA
im Grösseren enthalten u. s. w. Auf Grund dieser ersten Sitse
und mit Hilfe derselben schreitet er zu neuen syUogistisch ab-
geleiteten Sätzen forty deren einen er aus dem anderen est-
wickelt, geht vom Bekannten auf das minder Bekannte über,
um das Denken zu stets abstracteren Meditationen empons-
fiihren. Er weist auf diesem Wege successiv die particollreD
Proprietäten der Quantität als solcher auf, deren AufvreisoDg
in fortgesetzter Ausführung des Liehrinhaltes der Geometrie adi
ins Unendliche fortsetzen lässt. In der demonstrativen Er
Weisung jeder einzelnen Proprietät ist sein Absehen aof dw
ordnungsgemässe Entwicklung des zu beweisenden Schlnsaaatief
gerichtet, die darin besteht, dass zuerst der zu beweisende Siti
aufgestellt und erklärt wird ; sodann schickt er sich an, in der
ligiirliehen Construction dasjenige ersichtlich zu machen, wai
ihn auf die Entdeckung des Satzes hinleitete; nun ruft er ad
weiter alle jene Syllogismen ins Gedächtniss zurück, mittdrt
deren er den zu beweisenden Satz eruirtei, fuhrt sie derBeOi«
nach und nach ihrem logischen Zusammenhange vor und fW
ondlioh in einem Schlusssatze das Er^ebniss der vorausgegiB-
gonen Theildemonstrationen in eine vollkommene Einheit Pi-
sa nimou, aus welcher in Folge der vorausgegangenen DemoB-
strtitionen die volle Wahrheit des aufgestellten Satzes berao»-
leuchtet. Jede einzelne derart erwiesene Proprietät der Quantittt
>^nnl als l'nterlage zur Erweisung einer neuen Proprietät ve^
worthet, und so wächst aus den in der successiven ErweiMBj
der einzelnen Sätze sich stetig mehrenden Unterlagen der Weite^
entwicklun^r des jrei>metrischen Lehrinhaltes eine wundervob
Reihe von Sätzen heraus, in deren Aufeinanderfolge der men»ch*
liehe Geist zur Erkenntniss der abstractesten. die Quantität all
'^e betrt^ifonden Wahrheiten emporgeluhrt wird, Euklid'*
I tun
_ ann
ilDMpbiuki ZailfaaMiB and timmia fl. B. Tlu-*. I : P. M. Doria. 733
lometrie gleicht einem in Btater Sßlbstnielirung üppig wuchern-
den Erkcnntnisscapital von nnhegrenztem Wiieh»thum. HcitiBt
dica nicht die von der Natur selber in nnseren Geist gelegte
Ordnung des Ratiocinirßns aufweisen? Jene neueren Mathe-
matiker, welche das von Euklid mustergiltig aufgewiesene Vor-
gehon der geometrischen WisHonschaft abzuändern veranchten,
bewiesen damit nur, dass sie die Natur des menschlichen Geistes
nicht veralanden; ihr Vorhaben, den raenachliclien Geist mit
Ueberepringunp des von Euklid gewählten Mittels suecessivcr
Erhebung über die unmittelbare sinnliche Anschauung in das
Gebiet der abstracten mathematischen Erkcnntniss hineinzuver-
setzen, glicli dem Vorhaben dessen, der seinen von einer Kette
luuwundenen Fuss gewaltsam aus seinen Fesseln losreissen will
id dabei nur zu Schaden kommen kann.
Doria beweist die Nattu'gemässheit des Vorgehens Euklid's
aus der Ueberoin Stimmung desselben mit dem Entwicklungs-
gange dos seelischen Lebens, wobei weiter nur noch hervor-
zuheben ist, dass Euklid's Verfahren den psychischen Ent-
wicklungsgang in dessen normalem, von keinen sinnlichen
Störungen beirrtem Verlaufe wiedergibt, und somit den durch
die Disciplina veri geleiteten und rectificirten Gang der natür-
lichen seelischen Entwicklung dai'stellt. Die durch ihre Ein-
senkung in den Leib in die sinnliche Stoffwclt versetzte mensch-
liche Seele belegt zuerst die Ideen (Vorstellungen), welche sie
sich von den sinnlichen Dingen bildet, mit bestimmten be-
sonderen Namensbezeichnungen; diese sprachlichen Bezeich-
nungen gleichen den DcHnitionen Euklid's, nur mit dem Unter-
schiede, dass Euklid's Definitionen abstract und determinirt sind,
wilhrend die sprachlich fixirtcn Vorstellungen der Seele sinnlieh
und der Zahl nach unbegrenzt sind, Wenn die Seele sich
^ese ihre sinnlichen Definitionen gebildet hat, so schreitet sie
liter zur Bildung gewisser Axiome vor, welche ihr durch
von sinnlicher Lust und sinnHcbem Schmerz abhängigen
Motive des Gefallens und Missfallens dictirt sind; durch die
Erfahrung auf die schildliehen Folgen des Handelns nach den
Maximen des sinnHchen Gefallens und Missfallens aufmerksam
geworden, beginnt sie andere Axiome sich zu bilden, welclie
die Ergebnisse der natürhchen Reflexion über das Nützliche
and Schädliche sind. Diesen natürlichen Axiomen reflectirter
734 Werner.
Art entsprechen die Theoreme der Geometrie, welche aber Yor
ihren Correlaten in der Sphäre der auf die sinnliche Daseins-
wirklichkeit bezogeneu Reflexion dies voraus haben, dsss in
ihnen der Geist unmittelbar auf das Wahre und Eine gerichtet
ist, während dies in der durch die Rücksicht auf Nutzen nnd
Schaden gerichteten Reflexion nur mittelbar, in* dem Yon den
Axiomen des sinnlichen Gefallens und Missfallens geleiteten
Handeln aber gar nicht statthat. Daher kommt es, dass dieses
letztere Handeln als ein von dem Wahren und Einen schlechthin
abgekonmienes Handeln in die formlose Vielheit sich verUert und
in der Unersättlichkeit eines immerfort unbefriedigt bleibenden
Strebens in einem unbegrenzten Meere von Irrungen und
Täuschungen imtersinkt, welches das directe Widerspiel de«
im unbegrenzten Fortschreiten der geometrischen Forschnng
sich häufenden unermesslichen Wahrheitsschatzes ist
3.
Aus dem Gesagten erklärt sicli, wie die im Euklidiachen
Geiste aufgefasste Geometrie Erzieherin der Menschen zur
Wahrheit und Tugend werden kann. Sie bringt nicht bloe
Weise hervor, sondern wird dui*ch das Schaffen und Wirken
derselben auch zur Gründerin und Förderin der allgemeinen
Wohlfahrt, zur Ordnerin der menschlichen Gesellschaft, nr
Lenkerin der Staaten und Völker. Aber eben nur die in
Euklid'ö Geiste aufgefasste und verstandene, d. i. die nach der
synthetischen Methode verfahrende Geometrie vermag dies ADes
zu leisten, während die Analytiker als Verderber, nicht blos der
Geometrie, sondern aller wahren Philosophie zu erachten sind.
Dies fuhrt uns auf Doria's Controversen mit den Analj
tikem und auf sein Verhältniss zur cartcsischen Physik, deren
Missbilligung auch die anderweitigen Modificationen seine«
ursprünglichen Verhältnisses zur cartcsischen Lehre als natür
liehe Consequenz nach sich zog. Den Conflict mit den Analy-
tikern hatte Doria selber durch eine von ihm veröffentlicn^
mathematische Abhandlung^ provocirt; er suchte in derselben
* Nuovo nietodo goonietrico per trovare fr«i due linee rette date ioöD'
modie coiitinue proporzimiali. In zwei Auflagen 1714 und 1715?
deren Druckorte Augsburg und Antwerpen angegeben sind.
kn einem Bpeciollcn Kxempel zu urjtrobeu, dass Kiiklid'e geo-
metriBchc Opcratiomsmittel, die gemdu Linie uud dci* Kreis,
Hill- Liisung jedoB geometrischen Problems ausreiehen, und die
LiJsuiig viel cxacter ausfülle als von Seite dL'i- Erfinder neuer
Theorien, deren Zahl sich ungebührlich häufe; er beklagt
nebenbei das ■Ueberliandnehmcn der Anwendung algebraischer
Beweiümittel, welche es gar nicht zu einem Einblicke in die
goümclrische Entwicklung dos Problems kommi?n lasse und
damit den Werth der Geometrie als Mathesis, d. i. als geistigen
Bildungsmittelä par excellence , völlig aufhebe. Er sprach
endlich noch sein Bedauern darüber aus, dass die Italiener,
ihres Cavalieri ' völlig vergessend,'' in ungebührlichem Masse
fremdländischen Erfindungen zweifelhaften Werthes ihre Äiif-
terkeamkeit zuwendeten. Die Horausgeber der Leipziger
PAeta Eruditorum, welche die zweite Auflage der von Doria
Teröffentli eilten Abhandlung einer Kritik unterzogen, erinnerten
an den Widerspruch, welchen dieselbe in erster Auflage von
Seite Heiner Landsloute Äriani und Galizia^ erfahren, und be-
merkten zu Doria's Anpreisung der Georaetria indivisibilium
continuorum Cavalieri's, dass sie in der Entwicklungsgeschichte
der neueren Mathematik zu weit rUckwUrts liege, als dass man
unter Beis<;iteaetzung der seitherigen Verb essL-riui gen der geo-
metrischen Methode auf sie zurütikgehun könne. Doria ant-
wortete seinen Gegnern in seinen mehrerwähnten Dialoghi,
welchen auch noch eine gegen den neapolitaner Mathematiker
Giacinto di Christoforo ' gerichtete Erklärung zur Seite ging.*'
Er zeigte einige Empfindlichkeit darüber, dass von den Gegnern
' Bonavautura Cavaliori (f 1617), dem Ordon dor JeBuaten oder Hieruny-
miten iti]|^bOri(c, Scliitlsr O&lilei's und Lelirer der Malhomalik hu der
Univeraitiit Bulugun.
' Doriii bezieht aicb spociell auf Cavalieri's Geniiietria indiviaibiliiiiu coii-
orum auvft i[U»dMn ratioiie pruraola {nauli des VorfaBaorii Todo iu
verbeRserter Auflage enohienou), Bologua, 1653.
> Vgl. Ober Beide oben S. 736, Aura. i.
* Vgl. über denseltian siiwie Über deu weiter uocfa eh cinv^-tlineiidun Anluniu
Monfnrte Tiraboschi Slor. lett. VIII, p. S49.
' Leitern del Sigtior D. Paolo Mattia Duria indirixESta al Bignor Gixdnto
di Cristofuro, nc^lla qiiale ei dimostra, che la paruboln Apollouiana in
qualunque modo che ei deacrivü, uon c lines geometrica; e che iu vun-
aeguenzB di ci^ eono Inisc tutte le nitre curvo (Amsterdam, I7IS),
736 Werner.
auch eine Aeusserung Leibnizcns herbeigezogen wurde, welche,
wie Doria darzulegen sich bemüht, sich gar nicht auf die
Leibniz unbekannt gebliebene Abhandlung Doria's beziehen
konnte; er gibt übrigens zu, dass Leibniz als Vertreter der
modernen Anschauungen auf geometrischem Gebiete sich mit
der Tendenz der erwähnten Abhandlung kaum befreundet haben
würde. Andererseits glaubt er mit Grund auf Antonio Monforte
sich berufen zu dürfen, der, obschon gleichfalls der modernen
Richtung huldigend, Doria's Ausführungen seine Zustimmung
nicht versagt habe. Doria stellt seine Ansicht über die Con-
struction der Parabel und über die krummen Linien gemeinhin
als eine Fortbildung der Anschauungen Galilei's dar * und
erklärt sich die üngeneigtheit seiner Zeitgenossen, die krummen
Linien als nicht geometrische, sondern aus mechanischen Prin-
cipien zu erklärende Linien anzuerkennen,^ aus ihrem vor-
urtheils vollen Sti'eben, es den Alten zuvorzuthun. Die von
Doria mit den Analytikern geführte Controverse gehört nach
ihrer fach wissenschaftlichen Seite der Geschichte der Mathe-
matik an, in welche auch die Würdigung der von ihm ver-
suchten Lösungsart des Problems von der Verdoppelung des
Würfels 3 zu verweisen ist; hier handelt es sich nur noch um
1 Galileo tutt' occupato iiolla considerazione delle cose fisiche e del-
rAstronomia, inventö quella descrizione di parabola, che appresta k me
il comodo di ritrovare le linoe rette, alle qiiali torminano le radici, i
quadrati e i cubi; ed ep^li non vede le consequenze, che dalla sua de-
scrizione medesima si possono dedurre per la Goometria . . . Potevaoo
lusingarsi le maggior ])arte de' geometri moderni su la considerazione,
che occupati ossi nello specolazioni delle curve, non hanno degnato di
mirare la descrizione della Parobola Galilaica, nc di contemplare pro-
fondamente i misteri d*Euclide, k cagione che gli Elomenti d^Euclide
rimirano come 4dea di cose primo e volgari, e che la mente umAna
ristringono in troppo angusti confini. Lott. al Giac. di Cristoforo pp. Gsg.
3 Li signori moderni, li qnali hanno presa la licenza di ammettere le
curve d'Apollonio per linee geometriche, solamente perch^ si descrivono
per tre punti, non hanno ben considerata la natura delle linee geome-
triche e delle meccanicho-, porchc se Tavessero ben considerata, arreb-
bero veduto, che le curve d^ApoUonio si descrivono per tre punti «,
ma con circino; onde non possono avere proprioti costanti, mentre non
si descrivono con quella semplicit^, ch* Euclide ordina. O. c, p. 28.
3 Doria beruft sich in seinen Streitschriften wiederholt auf seine voriu«-
gegangene Schrift: Duplicationis cubi demonstratio a Paulo Matthia
Doria iuventore celeberrimae Regiae Societati Angliae censurae ezposita.
Zwei philosophische Zeitffonos«cn und Freunde G. B. Vico's. I.: P. M. I>oria. 737
Doria's Vertheidigung der syntlictischen Methode Euklid's als
der einzig richtigen Methode gegen die Gegner derselben.^
Diese wollen, dass in der Ordnung der geometrischen Ent-
wicklung nicht das Problem, sondern das Theorema den An-
fang mache, damit der Geist von vorneherein in die abstractere
Auffassung der geometrischen Wahrheit hineinversetzt werde.
Dies ist nun eben der gegen die Natur des menschlichen
Geistes streitende Grundirrthum der modernen Kritiker des
Euklid, welche nicht begreifen wollen, dass die menschliche
Seele, deren Erkennen beim rein Sinnlichen beginnt, nur
stufenweise zur rein geistigen Auffassung der Dinge sich er-
heben könne. Es zeigt von grosser pädagogischer Weisheit,
wenn Euklid die Reihe seiner Propositionen mit einem Probleme
beginnen lässt, von welchem er Anlass nimmt, den Schüler in
die Kenntniss der Axiome oder ersten Wahrheiten einzuführen,
die zufolge ihrer Einheit sich nicht beweisen lassen, sondern
Gegenstand unmittelbarer Erkenntniss sind. Eben dieses Ver-
fahren ermöglicht ihm aber zugleich auch, den Schüler auf
den Unterschied zwischen geometrischer und mechanischer
Construction aufmerksam zu machen;^ denn die Axiome oder
ersten Wahrheiten sind bereits abstracto Erkenntnisse, die als
solche zu rationalen Einsichten verhelfen. In der Aufeinander-
folge der Propositionen des ersten Buches ist das schrittweise
Vordringen von der auf sinnliche Anschauung gestützten Er-
kenntniss zu dem vom sinnlichen Augenschein unabhängigen
Erkennen in bewunderungswürdiger Weise dargestellt. Die
Propos. XXXn ist die erste, in welcher eine ausschliesslich
auf Grund einer rationalen Demonstration verstehbare Wahrheit
vorgeführt wird. Aus der von Euklid befolgten Methode ist die
Aufeinanderfolge der in sämmtlichen Büchern seiner Elemente
^ Dialoghi pp. 32 sgg.
' Se per esempio, uu saggio maestro, dopo avervi fatto leggero la propo-
sizione, vi dicesse, fate qnesto problema, voi vedendolo facile, meccani-
camente fareste un triangolo di tre lati fra loro ngnali, ma se il maestro
poi vi rispondesse, io iion credo clie questi tali lati siano uguali, voi
non potreste altra ragione assegnarli, se non che la misnra, ehe vale a
dire, il meccanico senso. Fingete poi, ch* egli vi spiegasse la dimostra-
zione, in questa guisa non vi farebbe egli conoscere la differenza, che vi
ö fra r intendere ed il sentire, fra la ragione ed il senso, fra la dimo-
strazione geometrica e la meccanica. Dialoghi, p. 32.
735^ Weraer.
(Doria spricht nicht von dreizehn, sondern von zwölf Büchern
der Elemente) behandelten Materien zu verstehen; es ist ein
stetiges Fortschreiten vom Bekannten zum Unbekannten durcb
das Mittel syllogistischer Beweisführung, deren Modi, wie sie
in den ersten acht Propositionen seines Werkes veranschaulicht
werden, selber wieder das successive Vorschreiten von der auf
sinnliche Anschauung gestützten Argumentation zu der hievon
mehr und mehr unabhängigen Ai^umentationsweise darsteUen.
Man wirft der synthetischen Methode Euklid's eine ermüdende
Umständlichkeit vor, welche eine Folge der unzweckmässigen
Aneinanderreihung der Lehrsätze sei; um die Beweismittel fär
eine bestimmte Proposition aufzubringen, müsse auf eine Un-
zahl von Sätzen verschiedenartigsten Inhalts zurückgegriffen
werden; sein Lehrbuch sehe wie eine in Unordnung gerathene
Bibliothek aus, in welcher die einzelnen zusammengehörigen
Bücher an die verschiedensten Orte verzettelt seien; daher die
unzähligen Versuche der Euklidianer, die Lehrsätze ihre«
Meisters in eine richtigere und natürlichere Ordnung zu bringen.
Doria hält die Verbesserungsversuche für lauter Entstellungen
des classischen Werkes Euklid's, welches auf genauester Kennt-
niss des Entwicklungsganges des menschlichen Geistes beruhe.
Das beständige Zurückgreifen auf die verschiedenartigsten
vorausgegangenen Lehrsätze entspricht dem Bedürfniss de«
menschlichen Geistes, in seiner fortschreitenden Entwicklang
sein Denken und Erkennen stets aufs Neue zu einer einheit-
lichen Conception zusammenzufassen; indem Euklid hiezu an-
leitet, ist sein Lehrbuch ein unschätzbares Schulimgsmittel des
menschlichen Geistes, der durch stete Bildung complexer Ideen
in der systemisircnden Thätigkeit sich übt und wissenschafklicli
construiren lernt. Schon in den ersten acht Propositionen de«
ersten Buches gibt er eine Anleitung zur Bildung einer com-
plexen Idee, und zwar einer complexen Idee von fundamentaler
Wichtigkeit, des Dreiecks, mit welchem Euklid's Geometrie der
Natur der Sache nach beginnen musste. ' In den genannten acht
Propositionen ist die generelle Proprietät des Dreiecks, welche»
* Eiiclidf», il qnale volondo disciplinare la mente umana, la qtiale la con-
fiidora comf nel corpo posta, credeva a fn**" ragione, che i gradi di
conoscenze, per li quali la dovera far passare, fossero qnelli, che It
Zwei pbno»ophischo ZHtgonoMen nnd Fronnde G. R. Viro'g. I.: P. M. Poria. 739
die besonderen Proprietäten desselben in sich schliesst, ange-
geben; sie besteht darin, dass, wenn von einem Dreieck drei Dinge
aU bekannt gegeben sind, auch der Rest, niinilich drei andere das
Dreieck betreflFende Dinge implicite bekannt sind. Diese generelle
Proprietät gilt aber nicht blos fllr das Dreieck, sondern ftlr
jedes andere Forschungsobject und ist daher allgemeine, absolut
giltige Regel der menschlichen Ratiocination, daher von Pytha-
goras der Ternar als Zahl der menschlichen Seele bezeichnet
wurde. Der Gresammtinhalt der Elemente Euklid's lässt sich
gemäss den in fortschreitender Entwicklung des Lehrinhalts
hervortretenden complexen Ideen gliedern. Diese betreffen in
den ersten zwei Büchern die durch Transmutation zu bewerk-
stelligende Erzeugung von Parallelogrammen, welche irgend
einer dreiseitigen oder vierseitigen Figur an Flächeninhalt gleich
oder in beliebigem Masse ungleich sind; eine andere complexe
Idee sind die Grenzen des durch den Lehrinhalt der beiden
Bücher ermöglichten planimetrischen Könnens. Diese Grenzen
werden in den Ausführungen der zwei folgenden Bücher
(Buch ni und IV) bis dahin erweitert, dass die um den
Kreis oder in denselben hinein zu zeichnenden regelmässigen
mehrseitigen Flächen: Dreieck, Viereck, Fünfeck, Sechseck,
Ptinfzehneck erkannt werden, nicht aber die zwischen dem
Sechseck und Fünfzehneck liegenden Vielecke. Im fünften
Buche wird von den allgemeinen Proprietäten der Proportion
gehandelt; das sechste Buch aber gibt Anlass zur Bildung
dreier complexen Ideen, welche gleichsam die ganze Planimetrie
in sich fassen, indem sie den in den vorausgegangenen Büchern
^seinandergesetzten geometrischen Lehrinhalt auf dem Gebiete
^€r Lehre von den ähnlichen Figuren rcproduciren und re-
flectiren. Diese Ideen sind: 1. Aus drei bekannten Daten
einer Proportion resultiren drei andere Data; 2. mittelst einer
mittleren Proportionale zwischen zwei geraden Linien oder
mittelst einer dritten proportionalen Linie lassen sich bestimmte,
äen gegebenen Figuren proportionale Figuren gewinnen ;
I. mittelst reciproker I^inien lassen sich, wenn man mittlere
condncono tratto, e bol bono dal piii sensibilo al piii astratto por distac-
carle ordinatamente, e Benza violenza da Ben»!; e perci6 doveva comin-
ciare daüe fi^re trilatere, come ha cominciato. O. c, p. 36.
740 Wernor
und dritte Proportionalen nimmt, einander gleiche Parallelo-
gramme gewinnen. Die Bücher VII — IX enthalten eine An-
wendung des Inhalts des sechsten Buches auf das arithmetische
Gebiet, die Bücher XI und XII eine Uebertragung des Lehr-
inhalts des sechsten Buches auf das Gebiet der Stereometrie.
Buch X enthält eine Anwendung der Proprietäten der Pro-
portion auf die commensm*ablen und incommensurablen Grössen;
obschon der Gegenstand dieses Buches viel abstractor ist als
jener der Bücher VI, XI, XII, bleiben doch die Gesetze der
Proportionalität dieselben.
Die Complexion bedeutet bei Doria die schliessliche Zu-
sammenfassung der in geordneter Reihenfolge behandelten Parti-
cularitäten in einer einheitlichen Anschauung, welche das Ge-
sammtgebiet einer Wissenschaft auf einmal überschauen lässt.
Dieses Zusammenfassen will er aus Euklid gelernt und von
dem aus Euklid erlernten methodischen Vorgehen in der syste-
matischen Behandlung seiner Vita civile und seiner Meccanica
Gebrauch gemacht haben. Er unterliess es, sich zu fragen,
wie und auf welchen Wegen Euklid zu der von ihm befolgten
geometrischen Methode gekommen sei; man kann nach Doria
eigentlich nm* sagen, sie habe sich Euklid natumothwendig
aufgedrängt als der auf das mathematische Gebiet applicirte
generelle Modus des Vordringens des menschlichen Geistes zum
Einen und Wahren. Würde aber Euklid im Stande gewesen
sein, so regelrecht vorzugehen, wenn der von ihm bearbeitete
Erkenntnissstoff ihm nicht wenigstens zum grossen Theile schon
als ein überlieferter vorgelegen hätte? Die lückenlose form-
gerechte Verknüpfung des gegebenen Erkenntnissinhaltes ist
eine abschliessende Function des menschlichen Geistes, welcher
das geniale Finden bei Euklid's Vorgängern und theilweise bei
Euklid selber vorausgehen musste. Doria verhehlt sich dies
nicht und deutet auf die Analogie jenes Findens mit der pla-
tonischen 'AvafjLVYjci? hin. Was folgt aber aus dieser Analogie
nach Ausschluss des platonischen Mythus von der Seelenprä-
existenz? Offenbar nur dies, dass alle fruchtbaren geistigen
Tiefblicke des Zeitmenschen aus einem Aufleuchten von Ideen
resultiren, in welchen ein über die empirische Erfahrung hinaus-
Hegender geistiger Zusammenhang des in der Erfahrung Ge-
gebenen erfasst wird. Der Geist ist somit das Vermögen der
Zwei philosophische Zeitgenossen nnd Freunde 6. B. Vico*s. I. : P. M. Dori». 741
Ideen, und diese sind Präconeeptionen eines Erkenntnissinhaltes,
der sich im Contacte des menschlichen Geistes mit der ge-
gebenen Wirklichkeit an der Hand der Erfahrung entwickelt
und im Lichte der Idee zu einer organisch geschlossenen To-
talität sich gestaltet. Wir hörten oben Doria von dem Unter-
schiede zwischen angeborenen und erworbenen Ideen sprechen:
diese Unterscheidung hebt sich auf im richtig erfassten Ver-
ständniss der Idee als der dem Wesen des menschlichen Geistes
congenialen Fassungsform des Erfahrungsinhaltes der mensch-
lichen Erkenntniss. Soweit die von Doria aus Euklid's , Ele-
menten' enurten complexen Ideen wirkliche Ideen sind, sind
sie sicher nur höchst relativ erworbene Ideen, in Wahrheit
aber nur die genialen Zusammenfassungen des auf dem Wege
des genialen Findens und reflexiven Nachdenkens gewonnenen
mathematischen Erkenntnissstoffes.
Doria redet aus methodologischen Gründen der syntheti-
schen Geometrie das Wort, die er allein für die wahre und
echte Geometrie gelten lässt, und bekämpft die Analytiker als
Verderber derselben.^ Die ideelle Wechselbeziehung zwischen
Figur und Zahl entging ihm ; auch übei'sah er, dass die Zahl
ihrer Bedeutung nach über den | Bereich der räumHchen Con-
figurationen hinausgreift, und dass sie ihrer Idee nach das Mittel
des exacten Ausdruckes der dem räumlichen Universum ein-
geschaffenen Harmonien ist. Er sieht in den Analytikern blosse
Rechner, die ein bereits fertiges Problem auflösen, während
der Synthetiker die zu beweisende geometrische Wahrheit vor
den Augen des Schülers entstehen und sich zum vollendeten
Ausdrucke bringen lässt. Doria will der algebraischen Potenzen-
rechmmg nicht den Werth einer sinnreichen Erfindung ab-
sprechen; es sei aber ein Irrthum, zu glauben, dass sie auf
geometrischem Gebiete zu Erkenntnissen verhelfe, welche mittelst
der synthetischen Methode nicht zu erzielen wären ,2 und das
1 lo distingno nella mia mente Tidea del discorso analitico dal calculo
analitico, e ripnto il primo men naturale che il discorso sintetico, ed
il secondo pernicioso. Dialoghi, p. 57.
' Potrei dirvi, como i problemi, i quali ascendono a solido e soprasolido,
alcnne volte rimangono solidi, alciine yolte si abbassano al piano per
lo mezzo detr estrazione delle radici, e per lo mezzo d'alzare le potestA
di due qnantita di grado diverse, sinch^ vengano di grado ugnale. Potrei
Sitznngsber. d. phil.-hisfc. Cl. CXI. Bd. II. EU. 48
742 Werner.
von dem Alexandriner Pappus versuchte Hinausgehen über
Euklid in der Construction der cubischen Gleichung sei einfach
die Inauguration einer mathematischen Irrfahrt gewesen,* auf
welcher man von dem Wahren in dem Grade abkommen musstc,
als man die Constructionsmethoden unbegrenzt vermehren wollte.^
Die Algebraisten bedienen sich in ihren Constructionen solcher
Curven, welche sich nicht geometrisch darstellen lassen, und
halten dafUr, dass es sich nicht um die geometrische Darstell-
barkeit derselben, sondern um die Erkenntniss ihrer Proprie-
täten handle. Dies heisst aber in ein der scholastischen Unter-
schätzung der Geometrie entgegengesetztes Extrem verfallen;
während die Scholastiker die Geometrie aus dem Bereiche der
Philosophie ausschieden und in jenen der mechanischen Wissen-
schaften verwiesen, wollen die Analytiker aus ihr eine rein
abstracto Wissenschaft machen , und noch dazu eine solche,
ancor dirvi, conio V infsrepnosissimo Ronato Dos Cartes, oltre Taver tro-
vato il modo di osprimere in linea le radici doli' oqnazioni , per lo
mezzo della coBtruzione lia ridotto a quattro sol© formolo le formole
doir eqnazioni ))iano, ed allo BtOHso tnimero lo cubiche, le biquadrato
ot tutte le altre, le quali erano nn niiinero immonRo. Potrei dirvi, come
collo Bole modie proporzionali o colla risoziono delT aiigolo si coHtrniscono
tntti i problomi. Dialoplii, p. CO.
' Gli algobraiHti costruiscono roquazirmo cnbica coli' intorsezione di cer-
cliio, 0 parabola, la qiiale BOgpa il corchio in tro pnnti, come ha fatto
Pappo AloBsandrino, perft volendo portaro all' infinito il loro metodo di
cofltruiro. In un problema nol quäle 8i richiedono cinque mcdie, iina-
ßfinnno una curva, la (jualo sopa il corchio in sei punti, o cosi sempre
sino all' infinito imapinano cnrvo, cho sopano il corchio in punti ug^iiali
in numoro a i pradi dol problema, od uno di piii, ma qnesta via e in
tutto mancante, porche quantnnquo sia voro, che questa curva che
s'imapina averebbe le proprietA ricorcato per il problema, se si volesse
doscrivoro, cio nionte valo, percho il poomotra nolla dimostrazione deve
a so proponoro por opfgotto il voro unico, o nella costruzione la piü
somplico oporaziono, como 6 la linoa rotta od il corchio; onde ^, che
quando 1' Algebra costruisco i problomi soprasolidi, ella iN sensibilmente
mancante. Dialoghi, p. Ol.
' Diese Verirrung falle indoss nicht den von Euklid abweichenden alten
Mathematikern, sondern lediglich don Neueren zur Last: per che m
Archimodo o Pappo si sorvirono dello cnrvo nel problema delle dne
medio, non percio dissoro che la di loro costruzione era perfettamonte
geometrica, nh moltiplicarono il difetto delle curvo sino al inünito, con-
siderando curve infinite, le quali mal si possono descrivere, come han
fatto i modemi. O. c, p. 63.
Zwei philosophische Zeitgenossen nnd Freunde O. B. Yico*s. I. : P. M. Doria. 743
•
bei welcher es auf praktische Nützlichkeit nicht ankomme. Die
Metaphysik selber, die doch ausschliesslich im Gebiete der
reinen Speculation sich zu bewegen hat, wäre eine völlig werth-
lose Wissenschaft, wenn sie nicht die den Interessen des prakti-
schen Lebens dienenden Wahrheiten der Moral und der gesell-
schaftlichen Ordnung in sich schlösse. Was die Metaphysik
für das sittliche und sociale Dasein des Menschen zu leisten
hat, soll die Geometrie flir die Schulung zur wahren Wissen-
schaftlichkeit leisten; hieflir erweist sich aber die von den
Analytikern mit so grosser Vorliebe cultivirte Algebra speciosa
schlechthin unzureichend. Sie trägt nichts zur Bildung des
natürlichen ratiocinativen Denkens bei, dessen Wesen darin
besteht, vom Bekannten zum Unbekannten fortzuschreiten ; sie
trägt nichts dazu bei, die Fassungskraft des Geistes zu er-
weitern, weil sie ihre complexen Ideen lediglich durch das Mittel
arithmetischer Operationen zu Stande bringt; sie trägt nichts
zur Stärkung des Geistes bei, weil sie demselben nicht die
Mittel bietet, sich in der Betrachtung einer Demonstration die
lange Kette von Schlussfolgerungen gegenwärtig zu halten,
welche zum Schlusssatze der Demonstration fuhren; in Folge
dessen taugt sie auch nicht dazu, den Geist an strenges, folge-
richtiges Denken zu gewöhnen. Sie ist nicht geeignet, den
Erfindungsgeist des Menschen zu wecken; sie unterlässt es,
den menschhchen Geist auf die Erforschung des Wahren als
solchen hinzulenken, und ist somit keine Vorschule der Meta-
physik.
4.
Aus der synthetischen Geometrie soll die in der Meta-
physik anzuwendende Logik gewonnen werden.^ Die Geometrie
ist selber schon relativ Metaphysik, nämHch Metaphysik der
Quantität, indem sie vom Körper die Punkte, Linien und Flächen
abstrahirt, sodann in genereller und abstracter Weise die Pro-
prietäten des Mehr und Weniger, des Gleichen, des Proportio-
nalen in Betracht zieht, welche auf alle quantitativen Objecte
anwendbar sind. Die Geometrie nimmt als Metaphysik der
Quantität eine Mittelstellung zwischen der reinen Metaphysik
* Difesa della metafisica ecc. (siehe oben S. 727, Anm. 3) II, p. 22 sgg.
48*
744 Wfrn«r.
und den dem Bereiclie der StofTliclikeit zugewendet« Wbki-
schaften und Fertigkeiten ein: nach der einen Seile i§x«fc
Vorstufe der Metaphysik , nach der anderen Seile die MUB
der Künste. Sie einiget in Folge dieser ihrer Zwischesttl^
die Eigenschaften der Wissenschaften in sich, zwisdies «Ä
sie gestellt ist. In den Theoremen und Problemen iit M
der mechanistischen Construction derselben die geoDCMb
Beweisführung rein metaphysisch; in der AnwendnngdffThi'
reme und Probleme auf die Physik und auf die medMi*
sehen künstlerischen Fertigkeiten erscheint die Geometrif A
mechanistische Metaphysik; sofern aber die auf du PW-
sehe und Stoffliche angewendete Construction nur Ae li-
näherung an das gedachte Wahre sein kann, encboiil 4
Geometrie als Wissenschaft der Mechanik. So ist ako 6
Geometrie nach ihrer wissenschaftlichen Bedeutung JGtfle»
zwischen Metaphysik und Mechanik, Verum und Factnai:»
Factum ist nicht als Gewordenes, sondern als Gemiditff ■
verstehen, und das Reich der Kunst der Bereich der FacdÄ
Dies weist auf eine mechanistische Naturansicbt zurück, w«*
sich erklärt, dass Doria trotz seines entschiedensten Gegew»*'
zum Materialismus doch die mechanistische Katnniif&»iV
Epikurs beibehalten und mit dem platonischen Idealifflmtt "^
mittelt wissen will.
Daraus erklärt sich nun auch das philosophische bitereiÄ
welches er an der Aufreehthaltung des intacten Charakters te
synthetischen Geometrie hat, sowie seine Opposition geg^'^ "*
denselben gef^ihrdende Vorgehen der Analytiker. Das auf fr
fassung des Einen im Vielen gerichtete synthetische Vorgek*
lenkt den Blick des Geistes auf die übersinnlichen Wahriieitt*
die in den Sätzen der Geometrie zum Ausdrucke komiw^i
die unendliche Zahl derselben schliesst durch sich selber d*
Postulat einer absoluten Einigung derselben in einem höcbrt*
absolut Einen Seienden in sich, in welchem diese uneadH*
vielen Wahrheiten subsistiren, und welches somit die SubsiBWtt
der Wahrheit als solcher ist. In den Gebilden des stoffliA*
Seins stellt sich nur eine Aehnlichkeit , ein Widerschein 4*
Wahren dar, der aber den durch die synthetische Methok
der Geometrie geschulten Geist durch sich selber auf das Eine,
absolut und an sich seiende Wahre hinweist. So wird dk
Zwei philosophische Zeitgenossen und Freunde 6. B. Vico's. I. : P. M. Doria. 74ö
'•he Geometrie zum Vehikel der Vermittelung der Welt-
r's mit der platonischen Ideenlehre; diese Vermittelung
nn auf den streng synthetischen Charakter der
ichtet wird. Die an die Stelle des synthetischen
drängende Analysis droht die philosophische
einen completcn Atheismus, in das Chaos
•endlichen Geiste beherrschten unendlichen
1. Umgekehrt aber schliesst die aus-
'a und dem Zirkel operirende syntheti-
itung in sich, auf eine dem Wesen
i>tes angemessene Weise sich vorstellig
vMc der göttliche Geist als absoluter Geometer
aüöoluter Mechaniker das sichtbare Universum construirt
hat. Die absohite Geometrie ftlllt in die göttliche Gedanken-
welt hinein, die absolute Mechanik coincidirt mit der göttlichen
SchafFensthätigkeit.
Diese Weltmetaphysik ist, wie unmittelbar in die Augen
fUUt, auf Erklärung des Daseins der sichtbaren Wirklichkeit
berechnet; dem geschöpf liehen Geiste feilt nur die Rolle eines
Zeugen und Betrachters der göttlichen Werkthätigkeit zu. Es
kann dai*um auch keine innere organische Relation zwischen
Geister- und Körperwelt bestehen ; und der Mensch, in dessen
Wesen diese organische Relation zum specifischen Ausdrucke
kommt, kann auf dem von Doria eingenommenen Denkstand-
punkte nicht in der specifischen Eigenart seines Wesens er-
kannt werden. Das Hineingenommensein der gesammten sicht-
baren Naturwirklichkeit in das mikrokosmische Wesen des
Menschen und die in demselben ausgedrückte Vermittelung
zwischen sinnlicher und geistiger Wirklichkeit involvirt aber
eine wesentlich andere Auffassung des sichtbaren Weltdaseins
sowohl, als auch des menschlichen Geistes, dessen substanzielles
Wesen sich nicht in den Functionen der geistigen Denk- und
Willensthätigkeit erschöpft, sondern in seiner Function als seeli-
sches Informationsprincip in ein inneres Verhältniss zur stoff-
lichen Leiblichkeit gesetzt ist. Dieses Verhältniss ist auf die
Idee der menschlichen Seele als Forma formarum, als höchsten
Formprincipes der sichtbaren Wirklichkeit gestützt, dessen
Wirksamkeit durch die der sinnlichen Stofflichkeit immanenten
Lebensmächte und Formprincipien vorbereitet und ermöglichet
74ß Werner.
ist. Die menschliche Seele ist der höhere Reflex der in der
makrokosmischen Stofflichkeit wirksamen Bildangsmächte und
bildet als subsistente Form den Uebergang zu den himmliBcha
Intelligenzen^ die als reine Formwesen dem realen Contact sä
der sinnlichen WirkUchkeit entrückt, den göttlichen Wd^
danken im lebendigen Contacte mit der göttlichen Weeenlieit
reproduciren und denselben in allen Formen seiner nnbegreuta
Variabilität zu erfassen und reproduciren vermögen. Die n-
bcgrenzte Variabilität reicht als Reich anendlich vieler MOglidi-
keiten über den factischen Bestand der gegebenen kosmidiei
Wirklichkeit weit hinaus und urbildet die innerhalb der fi^
tisch bestehenden Wirklichkeit mögliche und thatsächlich statt-
habende Variabilität der Bildungen, welche auf bestimmte der
sichtbaren Wirklichkeit immanente lebendige Bi]dang8princi|Mf
hinweisen, an deren Stelle im mikrokosmischen Menschenwesei
das zum persönlichen Geiste sich entwickelnde seelische Fom-
princip tritt. Das Wirken der natürlichen Bildungsmächte, io
welchen der göttliche Naturgedanke dem Stoffe immanent iit.
ist kein Machen, keine dem Stoffe von Aussen applicirte Tbit^-
keit, sondern ein von Innen heraus sich vollziehendes Gesttbei,
in welchem die abstracten schematischen Formen der rein sp
thetischen Geometrie allüberall der lebendigen Macht des Gt-
staltungsprincipes unterworfen sind, daher die gerade Liu»
allüberall in die gesch^vungene umgebeugt, die Kreislinie ^
überall in die durch die polaren Gegensätzlichkeiten des leboA-
gen Naturdaseins bedingten Curven umgebildet erscheint. Wenn
Kreis und Gerade, Kugel und Quadrat nur schematische Fonnea
des vom lebendigen Naturdasein abgekehrten Denkens sin!?
so kann jene Art der mathematischen Raumlehre, welche to |
Dcduction aller übrigen mathematisch denkbaren Raumform«
einzig und ausschliesslich auf jene Schema tischen Grundfonnci
gestützt sehen will, nicht die höchst entwickelte Form te
mathematischen Raumlehre, sondern blos eine elementare Groni-
form derselben darstellen, welche unter Hinzutritt der analyth
sehen Functionen über ihre ursprünglichen Grenzen hinauwt-
gehen hat, um die dem Dynamismus des lebendigen Naturdasein»
entsprechende Gestaltung anzunehmen. Daraus erhellt ab«f
zugleich auch, dass eine mathematische Naturphilosophie sich
nicht, wie Doria dafürhält, im Begriffe der Geometria mec-
Zwei philoKOphische ZeitgenoHsen und Freunde 0. B. Yico's. I. : P. M. Doria. 747
canica erschöpft, dass vielmehr die mathematische Weltlehre
selbst als Lehre der Weltmechanik auf dynamische Principien
zurückgreifen muss, durch deren Wirken die zu einander in
mathematisch definirbaren Verhältnissen stehenden Weltkörper
sich bilden und gestalten. Die im Wirken der dynamischen
Weltprincipien sich vollziehende Concretisirung des Weltdaseins
involvirt auch eine Concretisirung des Weltgedankens und leitet
auf den Gedanken einer im Naturdasein verlebendigten Mathe-
matik hin, die eine Wissenschaft höherer und vollkommenerer
Art als die reine Geometrie bildet, und im Gedanken des
Lebendigen die Mass-, Zahl- und Gewichtsverhältnisse aufs
Innigste mit einander verschmolzen erscheinen lässt, so dass
die von Doria beanspruchte abstracte Trennung der syntheti-
schen Geometrie von der Physik und Algebra speciosa sich
gar nicht festhalten lässt, ohne das Denken von der ErkeYintniss
der concreten Wirklichkeit völlig abzutrennen.
Vico, der übrigens nach seinem eigenen Geständnisse in
mathematischen Dingen sehr wenig geschult war, gab deutlich
zu erkennen, dass er mit den Anschauungen seines Freundes
Doria über den erziehlichen Werth der Geometrie nicht ein-
verstanden war, und glaubt ihm nahelegen zu sollen, er möge
seinen in vielseitiger Thätigkeit errungenen geistigen Erwerb
nicht auf Rechnung der geometrischen Methode setzen J Die
des Syllogismus sich bedienende geometrische Methode sei wohl
die geeignete Methode der Geometrie als solcher, aber nur
zufolge des abstract formalen Charakters, letzterer.^ Sobald
auf das Gebiet der realen Wirklichkeit übergetreten werde,
trete auch ihre Unzulänglichkeit zu Tage. Sie verhelfe nicht
zu neuen Erkenntnissen, sondern eigne sich nur zur Ordnung
der bereits erworbenen Erkenntnisse; sie sei keine synthetische,
sondern eine rein analytische Methode. Sie sei nicht geeignet,
den menschlichen Erfind ungsgeist zu wecken, halte ihn viel-
mehr nieder; die Engländer hätten die Geometrie geradezu
aus dem physikalischen Unterrichte hinausgewiesen. Galilei
und andere berühmte Naturkundige hätten die glänzendsten
» Vico Opp. II, p. 86.
^ Geometria eam patiiur, ubi et deiiuire nomina et postulare possibilia
licet. L. c.
74«*^ Werner.
phyr^ikalisclien Entdcckuiigeu gemacht, ehe die geometruck
Beweisart in die Physik eingeführt worden sei. Die Anilfw
stellt Vieo im Gegensatze zur Geometrie sehr hoch,^ lingoet
aber 7 dass sie die Anleitung zu genialen Erfindungen in wA
schliesse. Archimedes^ und Brunelleschi ^ besassen sie nicht,
und bedurften ihrer nicht; unsere heutigen Analytiker hibei
auf dem Gebiete der Mechanik bis jetzt nichts Nennenswerdiei
zu ätande gebracht/ weil hierzu nicht der Calcol, aoiMkn
Genie vor Allem nöthig ist. Die Functionen des Ligemi
sind synthetische Functionen, und die Uebung derselben 'lä
der Zeit nach älter als jene der analytischen Functionen;^ dit
gesammte geschichtliche Culturleben ist auf die erfindenKk
Kraft des menschlichen Geistes zurückzufuhren. Die syntlieti-
sche Methode steht im Gegensatze zur abstracten analytiscbei
Methode auf dem Boden der lebendigen Erfahrungswirkliclikeä
und schöpft ihre Erkenntnisse aus fruchtbaren InductioDe%
während die analytische Methode auf den Gebrauch des Syllo-
gismus beschränkt bleibt. Bei Doria kann zufolge seiner Aa*
1 De Analy»i, iit illud fatcudiim, quod ad quae Geometriic aenigBiü
doctissimi antiquorum Davi erant, ejus methodl £acilitate noftii Oe£|i
facti siiut: ita boc ipso, quod facilitas dissolvat, difficultas vero K»^
in^eiiia. Opp. 11, p. 14.
2 Archiinedem in S;>Tacusarum obsidiono miras belli machinas excofitMN
memoriae proditum est. Heic rcspondent, Archimedem Anal/sin vst^
et iuvidia di;<simulasse. Sed qui baec dicuut, iiescio an id dicant, <(■*
boe suiim litcrarum rcipublioae eini!i.sum donuni, quod re ipsa migi**
est, verbis iiiagis adorucnt. Xam certe a nostris iuventa, quibas prt*
zjimuin loiige praestamus autiquis, aeneum ignitae pilae tormeDtiBi
navis uuis iiistructa velis, bondogium et pensilia bemisphaeria temploroi
ante omnem vulgatam aiialysim prodiere. Ibid.
' Quot aerumnas Pbilippus Brunellescbius, qui Florentiae omninm pnnif
in templo Divac Mariae Florum dictae audax iucoepit perfecitqne fiOr
uus, a sui tcmporis arcbitectis pertuUt, contendentibus, nunqoam ficn
posse, ut super quatuor pcudeutibus puuctis tantillum, nedum ingm
aediticii moles in immeusum pertineutis educeretur? Quid si qni no^
ac uiira |>ost Analysiui editam in mecbanica excogritarunt, eam pbflM
cuntenipserint? Et qui una Aualysi freti aliquod opus inTenire coniki
sunt, id iis baudquaquaui successerit? Opp. II, p.. 15.
* P. Perntus pro aualvtici.s regulis uavim omni commensu coustmxiti
sporans eaui oinniuni agilissimani t'ore; in in.ire deducta in scoputom
oonvorsa est. Ibid.
• Opp. UI, p. L»42.
Zwei philosophische Zoitgenossen und Freande G. B. Vico's. I. : P. M. Doria. 749
nähme angeborner Ideen der Syllogismus als Vehikel der syn-
thetischen Methode gelten; bei Vico tritt an die Stelle der
angebornen Ideen das Ingenium, dessen Thun ein glückliches
Finden im Lichte der den menschlichen Geist geheimnissvoll
berührenden göttlichen Wahrheit ist. Vico fühlt sich daher
weit mehr zu Malebranche^ als zu Cartesius hingezogen^ stösst
sich aber an den von Malebranche beibehaltenen cartesischen
Grundanschauungen ; vor Allem an Malebranche's Adoptirung
des cartesischen Cogito ergo sum als Ausgangspunktes der
metaphysischen Erkenntniss. Doria hielt seinerseits am Aus-
gangspunkte der cartesischen Philosophie immer fest ; ^ sofern
ihm aber das erste Gewisse mit dem ersten Wahren zusammen-
fällt^ nimmt seine Doctrin einen intellectuaUstischen Charakter
an, der sie auf das Bestimmteste von Vico's idealistisch-plastischer
Anschauungsweise unterscheidet. Vico würde niemals zugeben,
dass die Geometrie, die er übrigens als die gewisseste aller
Wissenschaften anerkennt,'^ die Vorschule der Metaphysik und
die Methode derselben in die Metaphysik zu übertragen sei.
Doria hält hieran fest zufolge der Stellung, welche er dem
menschlichen Geiste als dem Vermögen des abgezogenen Denkens
zwischen Gott und der sinnhchen Wirklichkeit zuweist. Vico
ist mit Doria aus pädagogischen Gründen in der Bevorzugung
der synthetisch verfahrenden Geometrie vor der Analysis ein-
verstanden, hält aber dafür, dass auch die erstere fUr solche,
die bereits im metaphysischen Denken Uebung erlangt haben,
kaum irgend ein besonderes Interesse haben könne, da sie nur
als Schulungsmittel der noch unentwickelten Anlagen der un-
reifen Jugend sich eigne. -^ Er gibt der Geometrie vor der
Algebra den Vorzug, weil sie den Geist auf die Anschauung
der idealen Formen der Körperwelt hinlenke und in ihren
Beweisführungen als praktische Topik an den Oertern der Er-
kenntniss vielseitigst sich orientiren lehre, während \imgekehii;
* So sagt er noch in einem seiner letzteren Werke: Per conoscere Tesi-
stenza di Diu, uopo 6 conoscere prima Tesistenza del pensiero, ond* e
che'l famoso Cogito ergo sum sia il primo assiome intellettuale e puro,
che si deve usare nella Metaüsica con metodo geometrico dimostrata.
Difesa della metafisica ecc. II, p. 15.
2 Opp. II, p. 82.
3 Opp. IV, pp. 379 sg.
750 Werner.
der einseitige und ausseliliesöliche Betrieb der Al^ebn if»
Menschen geistig vertrocknen mache ' und die Emp&ngbttok
für alles Dasjenige, was den gebildeten MenischensiBB rttst-
essiren und das geistige Leben des Mensehen be^chwin^ei d,
ertödte.
5.
Man kann den Unterschied und Gegensatz zwiscIicnDoiii'i
und Vico's Weise zu philosophiren schliesslich daimofmitt
fiihren, dass es Doria vornehmlich um die Elrweisnng der fr
wissheit einer übersinnlichen Wirklichkeit als denknothw€«l|p
Voraussetzung der sinnlichen Wirklichkeit zu thun sei, wlkiai
der von Allgegenwart des göttlichen Wahrheitsgeistes duA-
drungene Vico die Existenz jener übersinnlichen WirkBdW
gewissermassen als etwas Selbstverständliches und im W»
dasein wie in der Natur des menschlichen Denkens und fr
kennens unmittelbar sich Bezeugendes ansieht und nur du
successive active Durchgreifen derselben in der meiucUiAi
Daseinswirklichkeit zusamuit den Modis und Gesetzen desdk«
zum besonderen Gegenstande seiner Forschung macht Die»
die Erweisung der Existenz der übersinnlichen WirkHcbW
gerichtete Wissenschaft ist die Metaphysik, als deren Vorrt*
und Tlieilglied Doria die Geometrie ansieht. Soweit sie V<r
' II nietodo algebraico assidera tutto il piü rigoglioso delle indoli pot*
iiili, l«»r accieca la fautasia, sposjwi la memoria, iiitingardisce rise«*»
ralleiita rinteiidimento; le quali qiiattro c«>se soiio iieeessarisrime pff ■
coltura della nii-rlioro umanitä: la jtrima per la Pittura, Sculmr». Are»'
tettiira, Miisica, Pot'sia ed Eloquonza: la secouda per rerudiiione W*
liiigae e doli' Istorie; la terza per le invenzioni: la quarta per li !«••
deiiza. E cotesta Algebra sembra an ritr»)vato arabico, di ridurre i *P*
uatiirali delle praudezze a certi cifrc a placito, conforme gli An^**
segni de' uumeri, che apjnj i Greci e i Latini furono le loro lett««»"
qiiali aj»po eutrambi. almeii le graiidi, soiio linee geometriclie repoteV
es^si ridiissero in dieci niinutisi<iuie cifre. E si con 1' Algebra « aflW
r ingegno, perche iion vede se non qnel solo che gli sta innann i |"^'*
sbalordisce la memoria, perelic, ritruovato il secondo segno, non W*
piii al primo: abliacina la fanta^sia. periht- non inimagina affatto B«B*i
distrugge Tintendiniento, j)ercbt* professa d'indoviuare: talche i gio^
ohe vi hanno speso m«»lto tempo, nelT uso poi della vita civile, coiW
sommo rammarioo e j»entimento, vi si ritnu.vano meno atti. Opp.fi
p. 38-2.
Zwei philosophische Zeitgenossen nnd Freunde G. B. Vico's. ].: P. H. Doria. 751
stufe ist, soll aus ihr die wahre und echte Logik des meta-
physischen Denkvorgehens genommen werden. Sie submini-
strirt die Ansätze derselben, sofern sie den Geist auf das Eine
als die Idee des Wahren hinlenkt und dasselbe mittelst der
syllogistischen Beweisführung zu erreichen anleitet. Mittelst
der Geometrie lernt der menschliche Geist seine metaphysische
Vermöglichkeit kennen ; die Definitionen, mit welchen die Geo-
metrie beginnt, machen ihn aufmerksam, dass er vom Körper-
lichen sich abzuziehen vermag, und erwecken in ihm das Ver-
langen, zu ersehen, wie weit und bis zu welchem Grade er
diese Abstractionsftlhigkeit zu bethätigen vermöge. Dass näm-
lich im geometrischen Denken der höchste Grad der Abstrac-
tion nicht erreicht sei, ergibt sich aus der Nothwendigkeit, die
quantitativen Verhältnisse des Körperlichen sich durch Linien
zu versinnlichen; mit Recht begehrt sonach der menschliche
Geist zu wissen, ob es nicht möglich sei, durch ein von allem
Sinnlichen schlechthin abgezogenes Denken und Ratiociniren
zum Wahren zu gelangen. Das Ziel der geometrischen Ratiocina-
tion ist das Eine als die Idee des Wahren ; das Wahre erscheint
in den geometrischen Deductionen als dasjenige, was sich nicht
anders als in der durch die geometrische Deduction erwiesenen
Weise verhalten kann. Dadurch wird der menschliche Geist
auf die Idee einer Logik hingeführt, welche sicher und zuver-
lässig zur Erkenntniss des Wahren hinführt, und er bildet sich
die Idee des Wahren als dessen, was in Bezug auf den Modus
des Seins nur ein bestimmtes Eines sein kann ; die Idee dieser
Art von Unum weckt im Geiste die Idee eines durch sich
selbst existenten Unum, von welchem alle Dinge, die in Bezug
auf ihre Seinsmodi Una sind, abhängen müssen. Der mensch-
liche Geist trägt in sich das Verlangen, den Ursprung und das
Wesen der Dinge zu erkennen ; auf die unbegrenzte Reihe der
in der Geometrie aufzuweisenden Proprietäten des quantitativen
Seins hinblickend, in deren Zählung er nie zu Ende kommen
kann, begehrt er das Princip des Vermögens, die Zählung ins
Unendliche fortzusetzen, kennen zu lernen; hiedurch kommt
er unabweislich auf den Gedanken einer Realität, welche in
sich und durch sich ein Unum, Ziel und Terminus aller parti-
culären Realitäten ist. Als, Anleitung zu einem denkstrengen
Verfahren bringt die Geometrie dem menschlichen Geiste den
752 Werner.
Unterschied zwischen dem Gewissen und Zweifelhaften «i
lieh zu Bewusstsein; * eben so macht sie durch den Untendned
zwischen der Exactheit der planimetrischen Beweiftfokngei
und zwischen den approximativ lösbaren stereometriBchen Pk*-
blemen ersichtlich, dass das Wahre weit mehr in den icii
intelligiblen Dingen, als in den stofflichen und sinnlichen Dbpi
erkannt werde; sie macht ihn endlich aufmerksmm, duiei
Fülle gebe, in welchen man sich in Ermangelung der äckra
Wahrheit mit der Probabilitftt zu begnügen und auch da wiodff
zwischen dem höheren und geringeren Orade der ProbaUbS
zu unterscheiden habe.'- Der menschliche Geist kann nch nidt
verhehlen, dass sämmtliche geometrische Wahrheiten nurBitflr
Voraussetzimg der Existenz der Quantität giltig seien: dcrüe-
durch involvirte hypothetische Charakter des geometriicki
Denkverfahrens erweckt im menschlichen Geiste das Vertag«
nach einem Denkverfahren, welches nicht mit diesem Miopl
relativer Giltigkeit behaftet ist, sondern unmittelbar durch äd
selbst die objcctive Realität und Gewissheit des Gedjcto
verbürgt. Die Geometrie gestaltet sich hiedurch zu einem F^
stulate der Metaphysik, in deren absolutem Objecte in der TU
eine rein intellectuelle Wesenheit gegeben ist, deren Deek«
von keinen hypothetischen Voraussetzungen abhängig ist d^
nach erscheint die ^letaphysik selber als ein relative« Hin«»'
Versetztsein in das Denken der absoluten Vernunft und die
Geometrie als das Postulat dieses IlineinversetztwcrdenÄ. K*
* Per esenipio: ejrli iii#»*£rii.n, che iu ima progr^s^ioiie di quÄttroUnW*
proporzione p'oiiietrioa , il cuNo tatto su la prinia al cubofauosnl»
seooiida o oonio la prima alla <[uarta propi>rziouale; ina poscii non *"
cide so si possano trt»vare *> iio k» iliie niedio fra la prima e la qoM*>
K» «juali souo neoes^arie por la «luplioazioiie delcubo; dello «te«o •**'
lascia iu dubio so si pos;«a trt»van» •> uo la qaadratura del cercb*-
Difesa II, p. 2.>.
* Di questa idea del probabÜo et? ue da anco uu esempio Euclide tw*
riooroa della proprietä della ({uautitii; iniporciocchc quando li n**"*
vtMo, oho Euclide uei s-.Udi ric«»rre all' appri>:?simaziune |>er una <l>**^
tita minore di osrni imaciuabilo quantita, allura ella si rammenta, «^
uoirli t^iTiretti. che riü-uanla»-» la Fisica •» la Meccaiiioa u altri a qw*^
simijrliauti, ella s,ira ci.'Stret:a a cercar le opini<»ni piü probabili i»
quollo ci'se, nollo quali ella U"U poira' cui.nscere il vero uiiico in quelU
guisa, che lo cou.«*ce uella Ge*.metria. DifesA II, p. 30.
Zwei philosophische Zeitgenossen und Frennde G. ß. Vico's. I. : P. H. Doria. löo
Metaphysik hat aber nur Wahrheit unter Voraussetzung der
Existenz des göttlichen Seins, auf welche indess gleichfalls die
Geometrie schon hinweist. Denn die unbegrenzt vielen Wahr-
heiten der Geometrie müssen, da sie in ihrer auseinanderliegen-
den unendlichen Vielheit nicht an sich sind und kein wahr-
haftes Unum bilden, in einem Seienden existiren, in welchem
Einheit und unendliche Vielheit absolut coincidiren. So leitet
die Geometrie schon durch sich selber den menschlichen Geist
an, sich eine unvollkommene Idee von der Existenz eines un-
endlichen Gottes zu bilden. Und nicht blos die Existenz, sondern
auch die schöpferische Ursächlichkeit Gottes wird dem mensch-
lichen Denken durch die Geometrie nahegelegt; die vier Glieder
einer geometrischen Proportion constituiren in ihrer simultanen
Vielheit und Einheit eine Harmonie, die, den gesammten Bereich
der Sichtbarkeit durchherrschend, von einem höchsten schaffen-
den und ordnenden Geiste abgeleitet werden zu müssen scheint.
Noch mehr nähert die Geometrie sich der metaphysischen Er-
kenntniss der übersinnlichen Essenzen und der Proprietäten
einer rein intelligiblen Wahrheit durch die in der Stereometrie
sich nahelegende Würdigung der Bedeutung der Zahlen an.
Denn die Zahlen dienen da zur exacten Bezeichnung propor-
tionaler Verhältnisse, welche sich durch blosse Linien nicht
ausdrücken lassen.^ Die Zahl als Potenzzeichen dient als Aus-
druck aller möglichen Potenzen, von der ersten Potenz ange-
* In tanto la raente considera una quarta proporisionale , come un cubo,
in qnanto ch'ella vedendo piü in astratto la potenza del cubo nella
linea quarta proporzionale, che nel solido ella ne vede Y origine, cio^ a
dire ella vede, che'l solido nasce della continua proporzione, che vi ii
fra r unitji, la radice, il quadrato, e poscia il cubo, ch' e solido. Da quest'
arte poi, con la quäle la mente astrae dal corpo le linee quarte e qninte
proporzionali ecc. divengono simili nelle linee quelle potenze, che per
la natura del solido e del piano sono dissimili, cioe divengono simili
fra esse Tunita, la radice, il quadrato, il cubo, e tutti i soprasolidi sino
air infinito, onde poi la mente puft tutte queste diverse potenze para-
gonare fra esse, senza commettere errore : ciocchi non puft fare quando
considera i quadrati, como formati di quattro linee rette, ed i cubi come
formati di sei quadrati cioe come solidi; poscia mentre per vedere pii\
in concreto le proprieta delle terze e quarte proporzionali, che non
vede quando Tesprirae solamente con le linee, ricorre ai numeri, e le
segna, p. e. con i numeri 1. 2. 4 e 8, e poi considera il numero 8 come
solido a cagione, che rappresenta la potenza del solido. Difesa II, p. 37.
754 Werner.
fangen bis zur unendlichen Potenz, d. i. bis zur unendlichen
Selbstmultiplication eines gegebenen Unum; das arithmetische
Zeichen eines unendliche Male mit sich multiplicirten Unum
ist das sinnliche Bild der unendhchen Substanz. Die ver-
schiedenen discreten Zahlen sinnbilden als zusammengesetzte
Einheiten das Zusammensein der an sich Einen Essenz eines
pariicidären Dinges mit seinen besonderen Proprietäten unter
Absehen von der wirklichen Existenz des particulären Dinges;
in Folge dieses Absehens eignet sich die discrete Zahl einer-
seits zum Bilde der intelligiblen Essenz und der intelligiblen
Proprietäten einer Wahrheit, andererseits zur Versinnlichung
einer abstracten Idee der sinnlich wahrnehmbaren Körper.
Der Unterschied zwischen kleineren und grösseren Zahlen, d. i.
zwischen Zahlen, welche weniger oder mehr zusammengesetzt
sind und daher auch mehr oder weniger an der Einfachheit
und Vollkommenheit der Einheit participiren, wecken im mensch-
lichen Geiste eine dunkle Idee vom Unterschiede zwischen
mehr oder minder einfachen und vollkommenen Essenzen. Die
Vollkommenheitsunterschiede der zusammengesetzten Essenzen
lassen sich durch die grössere oder geringere Vollkommenheit
der in einer bestimmten zusammengesetzten Zahl enthaltenen
proportionalen und harmonischen Verhältnisse illustriren. Sofern
man die discreten Zahlen als Einheiten nimmt, werden sie zu
concreten Versinnlichungen der spirituellen und rein intelligiblen
Essenzen.* Die Möglichkeit der Existenz unsinnlicher, nicht
quantitativer Existenzen wird dem menschlichen Denken auch
durch die irrationalen Wurzeln nahegelegt, welche nebenbei
geeignet sind, auf den Unterschied zwischen Denken und Vor-
stellen aufmerksam zu machen. Obschon nämlich die Wurzeln
der Zahlen mit irrationaler Wurzel sich nicht in Ziffern dar-
stellen und veranschaulichen lassen, sagt docli der Verstand,
dass sie existiren müssen; wir haben somit in den irrationalen
Wurzeln das abstracto Bild einer Quantität, deren Grösse sich
nicht bestimmen lässt, somit nur gedacht, aber nicht vorgestellt
werden kann. Ganz richtig wird von der Unvorstellbarkeit
* Questo 6 Appnnto quello, cho hannr) fatto PitAffora e Piatone, i qiiali
liaiino spicgato per lo me/.zo dei uumeri le origini, lo essenze e le pro-
prietA delle forme incorporee puramente intelligibili o realmeiite esistenti.
Difesa II, p. 41.
Zwei philoBopbiffche Zeitgenossen und Freunde 6. B. Yico's. I.: P. M. Doria. 755
bestimmter quantitativer Essenzen auf die Existenzmöglichkeit
nicht quantitativer, rein intelligibler Essenzen geschlossen. Die
Existenz irrationaler Wurzeln zusammt den an dieselbe sich
unabweislich anschliessenden Denkfolgerungen ist ein Zeugniss
der geometrischen Wissenschaft gegen die Skeptiker und Epi-
kuräer, die da meinen, dass der menschliche Geist sich mit
jenen Wahrheiten, welche mittelst sinnlicher Relationen erkannt
werden, begnügen könne und müsse. Euklid's zehntes Buch der
Elemente stellt in den Proprietäten der irrationalen Wurzeln die
Bilder der thatsächlich wirklichen, rein intellectuellen Formen
dar und beweist damit gegen die Sensisten, dass der mensch-
lichen Seele die Ideen der rein intelligiblen Essenzen ange-
boren seien.
Die Geometrie weckt in der Seele undeutliche Ideen über
die Ursprünge und Wahrheiten der Dinge und das Begehren
nach Aufklärung dieser Ideen. Die Aufklärung kann nur durch
die Metaphysik geboten werden, sofern derselben ein Denkvor-
gehen zu Gebote steht, welches die Vorzüge des geometrischen
Denkverfahrens ohne die durch die Natur des geometrischen
Erkenntnissobjectes involvirten Mängel besitzt. Die Geometrie
ist in ihrer Begründung von Postulaten und hypothetischen
Axiomen abhängig; die Metaphysik muss im Stande sein, ihre
abstracten Wahrheiten ohne Anlehnung an Postulate und hypo-
thetische Axiome zu beweisen. Die Wahrheiten der Geometrie
haben hypothetische Giltigkeit, sofern sie von der in der geo-
metrischen Wissenschaft vorausgesetzten Realität des Quantitäts-
begriffes abhängig sind; in der Metaphysik muss dasjenige,
wovon sie ausgeht, und worauf sich die Zuversicht des meta-
physischen Denkens stutzt, selber schon eine unwiderleglich
feststehende und streng bewiesene Wahrheit sein. Der mensch-
liche Geist geht in seiner metaphysischen Forschung von der
Wahrheit der Existenz seines Denkens und seiner selbst aus;
diese Wahrheit wird nicht etwa, wie in der Geometrie die
Realität der Quantität, blos vorausgesetzt, sondern als meta-
physische Grundwahrheit bündig erwiesen. Auf Grund dieser
Wahrheit lassen sich alle anderen dem Gebiete der Metaphysik
angehörigen Wahrheiten ebenso gewiss machen, wie Euklid auf
Grund der hypothetisch angenommenen Realität des Quantitäts-
begriffes die geometrischen Wahrheiten gewiss zu machen ver-
750 Werner.
stellt. Auf (Ion etwaigen Einwand , dans die Bewcißfülirung
für die Realität de« Denkens und des menschlichen geistigen
Selbst eigentlich nur eine Deduction aus einer psychischen Er-
fahrungsthatsache sei , wäre zu erwideni , dass jede Beweis-
führung stichhältig und logisch giltig ist, mittelst welcher er-
härtet wird, dass eine Sache nichts Anderes sein und nicht
auf andere Weise sein könne, als was und wie sie ist. Durch
die Deduction aus der erwähnten psychischen Erfahningsthat-
sache wird aber erhärtet, dass der menschliche Geist nichts
Anderes als eine denkende Realität und als solche nichts Anderes
als ein existentes Seiendes sein könne. Diese Beweisführung
steht bezüglich ihrer Giltigkcit nicht blos allen geometrischen
Beweisfühningen gleich, sondern hat sogar eine grossere Ge-
wissheit für sich als dieselben, weil diese auf hypothetische
und beim Beharren auf dem Standpunkte des geometrischen
Denkens bestreitbare Axiome gegründet sind. Die geometri-
schen Axiome sind giltig unter Voraussetzung der Existenz der
Quantität und des Geistes; die alle anderen metaphysischen
Wahrheiten logisch stützende Wahrheit der Existenz des Denken»
und des Geistes ist keine Hypothese, sondern ein nicht anders-
seinkönnender thatsächlicher Verhalt, indem der Geist nichts
Anderes als eine denkende und real existende Res sein kann.
Man sagt, es sei ein nicht concludentcs Verfahren, aus der
hypothetisch angenommenen Existenz des Denkens die Unmög-
lichkeit der Nichtexistenz dc8sell)en oder des Geistes ableiten
zu wollen. Darauf ist zu bemerken, dass es drei Methoden
der Beweisführung von gleicher Giltigkcit gibt : die synthetische,
die analytische und jene der Ausschliessung und Eingrenzimg:*
im gegebenen Falle werden die beiden letzteren Methoden in
Anw^endung gebracht.^ Man müsste sonach, wenn man die nach
beiden Methoden vorgenommene Beweisfühnmg beanstanden
wollte, zuerst die Unzulässigkeit beider Methoden darthun.
* Opiü uno di quolli metodi si rep^go sopra porfotti sillopsini, e in ogn'
un di quelli »i conclude In cosa noii potor ossoro in altro rho in Uno.
DifosA II, p. Ol.
2 lo gnppon^o por ipotosi il ponsioro osistonte, cioe la monto pensante,
od Pcco che Htipponpfo, como pli Analitici, la cosa pia fatta: poi la 8up*
pongu n fino di vodero fo potesso avvoniro, cho non fosse nv pensante,
nt* OHiHtonto, o trovo, cho non pno essor altro, cho pon8Anto o che e«-
stouto. Eccü il nietodo auaütico. Vi e ancora nella nostra diinoHtrazioue
Zwo! philosophische Zeitgenossen nnd Frennde O. B. Vico's. I.: P. M. Doria. 757
Wie die Existenz des menschlichen Geistes oder Denkens
das erste metaphysisch Gewisse ist, so die Existenz Gottes als
intelligenter, unendlicher und unendlich vollkommener Substanz
das zweite metaphysisch Gewisse, aus dessen Existenz sich die
Thatsache des menschlichen Denkens und der angeborenen Ideen
erklärt. ^ Das Vorhandensein der angeborenen Ideen in der
menschlichen Seele erhärtet sich aus geometrischen Gründen. Die
Zahlen, welche der menschliche Geist zur Befriedigung seines
Erkenntnisstriebes erfunden hat, sind einerseits abstracte Bilder
der Sinnendinge, andererseits concreto Bilder der rein intelli-
giblen Dinge ; sonach hat der menschliche Geist die Zahlen zu
dem Ende erfunden, um die rein intelligiblen Dinge, von welchen
die sinnlichen Dinge abhängen, sich in abstracter Weise zu ver-
gegenwärtigen. Die menschliche Seele will damit einem natür-
lichen Begehren genügen, dessen Regungen durch sich selbst
das Vorhandensein von Ideen der rein intelligiblen Essenzen in
ihr beweisen. Allerdings sind diese Ideen urspiiinglich dunkle,
unentwickelte Ideen, deren wahre und eigentliche Bedeutung
sich erst im Lichte des entwickelten Gottesgedankens aufhellt.
Eben darum aber ist die Erweisung der Realität des göttlichen
Seins, aus welcher sich das Vorhandensein der angeborenen
Ideen in der menschlichen Seele erklärt, die zweite, der Er-
weisung der Realität des menschlichen Geistos nachfolgende
Qrundaufgabe der Metaphysik, von deren Lösung jede ander-
weitige philosophische Erkenntniss und Gewissheit abhängt.
6.
Der menschliche Geist sucht in der Metaphysik den Ur-
sprung und die Wesenheiten der Dinge zu ergründen. Dem-
zufolge vermittelt sich der gesammte metaphysische Erkenntniss-
il metodo d* esclnsione e limiti, percho il pensiero non puo esser* altro ch*
esistente o ineaistente; io n'eseliido con bnoni Billop^ismi rinesiatonza,
dunqne la mente od il pensiero rimane necessariamento eBistente. Ivi.
^ Se Iddio 6 una aostanza intelligente, la qnale ha in se e dentro di se
infinite idee d' intelligenza e di amore, le aniine come in Dio esistenti
partecipano secondo Piatone delle idee di Dio, ed hanno le idee innate
... In conaep^enza poi delle innate Tanima non pu6 mai laaciar di
pensare, onde penaa anco quando Tnomo dorme, quantunqne non si
avveda di pensare. O. c. EL, p. 96.
Sitznngsber. d. ptail.-hint. Ol. CXI. Bd. II. Hft. 49
7o8 W*rner.
Inhalt in der Idee Gottes als Existenzgnindes und Gestaltunjrs-
prineipes der Dinge. Die Formen der Dinge lassen sich nur
unter Voraussetzung einer intelligenten Weltursaehe erklären;
in der sie zuerst urhaft vorhanden sein müssen, ehe sie sich in
den Dingen abgestalten können. Die Formen, welche Gott
ewig in sieh selber schafft, sind die unendlich vielen Abbilder
seiner unendlichen Vollkommenheit: sie sind mit Spiegeln zu
vergleichen, in welchen Gott continnirlich und ewig seine Wesen-
heit und deren unendliche Vollkommenheiten anschaut. Als
Bilder der Vollkommenheiten Gottes müssen sie Unitäten und
Substanzen sein : sie können nicht Unitäten per essentiam sein
wie Gott, weil sie Formen sind; sie müssen sonach als ünitäten
der in der göttlichen Wesenheit real existenten substanzialen
Formen gedacht werden.
Die Xachweisung der in der göttlichen Wesenheit real
existenten Formen coincidirt bei Doria mit der Nachweisung
der Ungenüge des Sensismus und Empirismus, auf deren Stand
punkte sich eine Erklärung des Ursprunges und der Wesenheit
der Formen der Dinge schlechterdings nicht gewinnen lasse. Die
Beweisführung nimmt ihren Ausgang von der cartesischen An-
zweifelung der metaphysischen Wahrheit der sinnlichen Körper
Vorstellung und endet in den Nachweis der platonischen Ideen
als weltgestaltender Mächte. Nach Doria ist der Geist nicht
blos berechtigt, an der realen Existenz des Körperlichen «n
zweifeln, sondern darf überdies als gewiss annehmen, dass die
Körj>er nielit durch sieh selbst existiren können. Der unbe-
fangene Glaube an die Existenz des Körperlichen als einer
sichtbaren Realität wird dadurch erschüttert, dass wir durch
Erfahrungen, welche wir an Thieren machen {z. B. an einem
Hunde, der durch seinen Geruch ein nicht gesehenes Thier
wahrnimmt >, auf das Vorhandensein von feinsten Körpern auf-
merksam werden, welche ^^wie die auf die Geruchsnerven eines
Hundes wirkenden Kürperchen ) sich dem Auge völlig entziehen.
somit tur das Auge nicht vorhanden sind : damit ist auch die
tur das Auge bestehende Quantität und Figrur des Körperlichen
in Fragt^ gestellt. Das Vorhandensein einer unsichtbaren Körper
liohkoit neben der sichtb;iren führt zum Gedanken einer un-
endlichen Ausdehnung des Kr»r|^»erlichen. in welcher sich der
rriti des K(irporlichen als eines tigürlichen Seins in sein
Zwei philosophische Zeitgenossen nnd Fronnde G. B. Yico's. I. : P. M. Doria. 759
öegentheil umsetzt.* Mit dem Begriffe des Körperlichen hebt
sich auch die Existenz desselben auf, indem der Körper nur
als figürlicher, dreifach dimensirter existiren kann. Das Sein
des Köi'pcrs als eines dreifach dimensirten ist nur unter der
Voraussetzung denkbar, dass das Körperliche durch eine un-
endliche intelligente Causalität gesetzt ist, deren Sein und Wirken
sich mit der Annahme einer unendlichen Ausdehnung nicht ver-
trägt, wie umgekehrt letztere Annahme durchaus ungeeignet
ist, das Vorhandensein der Gestaltungen des Körperlichen er-
klärlich erscheinen zu lassen. Demzufolge entspricht sie auch
nicht der angeborenen Gottesidee, die mit der Idee einer ersten
Ursache aller Dinge zusammenfallt.
Das unendlich ausgedehnte All, aus dessen Idee Sensisten
und Materialisten Sein und Wesen der Formen der Dinge ab-
leiten zu können glauben, ist entweder als leblos oder als
lebendig zu denken. Denkt man die Gestaltungen des Körper-
lichen mit Epikur als leblos und leitet man ihre Actionen von
äusseren bewegenden Anstössen ab, so fragt es sich, woher
diese Anstösse kommen; nun kann aber eine endliche Form
nur von einer anderen endlichen Form bewegt werden, während
im gegebenen Falle die Bewegung der endlichen Formen von
der denkunmöglichen localen Bewegung des unendlichen Ganzen
abgeleitet werden müsste. Das unendliche Ganze könnte nur
zufolge der ihm eignenden Vitalität erste Ursache der Local-
bewegung sein. Ist das unendliche Ganze ein lebendiges, so
* So noi in virtu della, proprietii, cho abbiamo posto per ipotosi colla
mente, aggiunfjiamo senipre ai corpi visibili corpi invisibili, i corpi visi-
bili mutaranno sempre nella nostra monti di figiira e di qnantitA; ma
86 la mento continiia sin" alP infinito qiiesto progresso di agginngere
corpi inviHibili a corpi visibili, clio considera in natura, i corpi invisibili
andando sin' air impercettibilo nel numero e nella piccolezza, la mente
potn'i sempre aggiungore nnovi corpi ai corpi, che considera: n^ mai
potri^ ritrovare un termine, nel quäle non possa ])iu aggiungere corpi
in una tale detenninata figura e molo, e con ciiS non potra mai attribuire
determinata figura ai corpi visibili, sin' a tanto che non considera un
vero niento realmente esistente, che servendo di termine al corpo, che
la mente considera come di tre mesure, un corpo dall' altro realmente
divida. Ma questo niente esistente in natura ripugna all' esser di cosa,
e perci^) non pU(S essere in natura; dunque se il niente non ha esistenza,
la mente non puö mai attribuire vera fig^ira al corpo. Difesa II, p. 83.
49*
7()0 Wernor.
müssen auch alle Thcilc desselben lebendig sein, wie in der
That Demokrit die Atome als lebendig ansah und Leben und
Bewegung identificirtc. Indess lilsst sich unter der Voraus-
setzung der Lebendigkeit des unendlichen Ganzen abermals
nicht erklären, wie das der localen Bewegung entbehrende
Ganze durch seine blosse Vitalität den Formen eine locale Be-
wegung sollte mittheilen können. Ja selbst die Existenz der
Formen bleibt im gegebenen Falle unerklärbar. Ein der In-
telligenz entbehrendes lebendiges unendliches Ganzes wäre un-
vermögend, sich selbst und seine unendliche Vollkommenheit zu
verstehen, könnte also auch nicht die in ihm vorhandenen leben-
digen Formen verstehen, während doch der endliche Mensch sich
selber erkennt, den Inhalt seines Denklebens sich vergegen-
wärtigt und die Vollkommenheiten des menschlichen Geistes
sich reflectirend zum Bewusstsein bringt. Soll nun die Selbst-
erkenntniss des Menschen nicht geradezu als eine Unvollkom-
menheit, und das angeborene Begehren des Menschen, seinen
Ursprung und sein Wesen zu erkennen, nicht als ein seiner
Natur anhaftendes Gebrechen angesehen werden, so muss dem
Begriffe eines der Selbstbewnsstheit entbehrenden unendlichen
Ganzen der Begriff eines höchsten Wesens substituirt werden,
in Avelchem die begrenzten Vollkommenheiten des menschlichen
Geistes in absoluter Weise wirklich sind, und welches durch
den vollkommenen Besitz jener P>kenntniss, nach welcher der
menschliche Geist sich sehnt, absolut befriedigt ist. Unter der Vor-
aussetzung der Existenz eines absoluten vollkommenen Geistes
ist aber auch für den menschlichen Geist die Möglichkeit einer
Befriedigung seines Begehrens nach Erkenntniss des Ursprungs
und Wesens seines Denkens gegeben; er erkennt sich nämlich
als eine gottesbildliche Existenz, die in Kraft ihres gott verliehenen
Denkens ihren Ursprung und ihr Wesen geistig erfasst. Mit*
dieser Erkenntniss sieht sich das menschliche Denken mit einem
Male über den auf der reflexiven Sensation fussenden Denk-
standpunkt zu jenem der reinen Intellectualität emporgehoben;
die Selbsterkenntniss und die Gotteserkenntniss des menschlichen
Geistes constituiren eine unzertrennliche solidarische Einheit.
Der menschliche Geist muss sich bekennen, dass er sein Ver-
langen nach Erkenntniss seines Ursprunges und seiner Wesen-
heit, sowie die Idee der Pixistenz seines Geistes nicht aus sich
Zwei philosophische Zeitgenossen und Freunde G. B. Vico's. I.: P. U. Doria. 761
selbst erzeugt hat; somit müssen diese Sehnsucht und diese
Idee durch eine Causalität ausser ihm, und zwar durch eine
denkende Causalität erzeugt worden sein, und diese denkende
Causalität muss als eine unendliche gedacht werden, weil nur
efne unendliche intelligente Causalität jene Idee aus sich selbst
geschöpft haben kann.
Die Erfassung Gottes als absoluten intelligenten Gest^ltungs-
principes der Dinge bedeutet bei Doria die Abschwenkung vom
Cartcsianismus zum Piatonismus, ohne indess zu einer Avirklichen
Verbesserung des Cartcsianismus zu führen und die speculativen
Mängel desselben wahrhaft zu überwinden. Doria ist allerdings
bemüht, den in der cartesischen Philosophie bei Seite gesetzten
speculativen FormbegriflP wieder zur Geltung zu bringen, ohne
jedoch den Begriff der Wesensform zu erringen. Die Form
bedeutet ihm nur die Signirung des Stoffes durch die göttliche
Idee, die ausser und über dem Dinge ist, so dass, diese Signirung
hinweggedacht, einzig die Materie übrig bleibt, deren creative
Setzung Doria zwar nicht bestreiten will, aber nicht als spe-
culative Wahrheit zu erweisen vermag. Er dachte wohl, dass
die Materialität mit der Ausdehnung gleichbedeutend und letztere
eine selbstverständliche Seinsbedingung der nichtgeistigen ge-
schöpflichen Existenzen sei. Die Folge davon konnte aber
doch nur sein, dass die Realität der körperlichen Dinge in der
Schwebe blieb und das Sein derselben mehr als billig in die
gottgedachten Formen der Dinge, d. i. in die göttliche Ideal-
welt hineinverlegt wurde, in welcher sich Gott nach Doria die
unendliche Zahl seiner Vollkommenheiten denkend vergegen-
wärtigt. Diese Vergegenwärtigung ist nach Öoria eine Lebens-
bedingung des göttlichen Seins, ein Act der göttlichen Selbst-
erkenntniss und Selbstbeglückung. Das göttliche Sein behauptet
hiebei den Charakter eines überweltlichen Seins; andererseits
sind es doch nur die unendlich vielen Urformen der geschöpf-
lichen Dinge, welche Gott zum Gegenstände seiner geistigen
Anschauung macht. Der göttliche Selbstgedanke und der gött-
liche Weltgedanke treten nicht entschieden auseinander; und so
steht die Gottesidee Doria*s in einer unsicheren Mitte zwischen
dem reinen vollen Theismus einerseits und einem pantheisiren-
den Kosmismus andererseits. Doria will den dem Cartcsianis-
mus anhaftenden antispeculativen Dualismus zwischen göttlichem
7G2 Werner.
und weltlichem Sein überwinden, welcher durch den AnsM
des speculativen FormbegriflFcs veranlasst worden war und die
organische lielation zwischen göttlichem und geschöpflichem
Sein preisgab ; Doria weiss diese Relation nur dadurch hena-
stellcn, dass er die in unendlicher Vielheit denkbaren Formen
des endlichen Seins zum Inhalte des göttlichen Denkens mach^
während er nebenher den von Cartesius vollinhaltlich anerkannten
Creationsgedanken in platonischer Weise zum Gedanken einer
göttlichen Gestaltungsthätigkeit herabsetzt. Die göttlichen Ideen
selber entstehen bei ihm durch Creation,* wobei man allerdingi
das Creiren in uneigentlichem Sinne zu verstehen haben wird;
daraus folgt aber andererseits doch nur, dass bei Doria der stricte
Begriff der Creationsthätigkeit fehlt. Bedeutet Creiren soviel als
substanzielle Setzung, so hat es bei Doria eine blos nominelle
Bedeutung 5 der Begriff der Substanz fHllt ihm mit jenem i»
göttlichen Seins zusammen, ausserhalb dessen es keine anderen
Substanzen, sondern blos göttlich gehaltene Existenzen geboi
kann. Gegen Spinoza hat Doria trotz seines Abscheues vor
dem Spinozismus doch nur dies Eine zu eriimem, dass die Eine
unendliche Substanz nicht imendliche Ausdehnung sein könne.^
Doria ist sich der Unvereinbarkeit seines Gottesb^riffes
mit der christlichen Gottesidee nicht bewusst; er hält daftr,
dass derselbe mit jenem der Bibel sich decke,'* und glaubt
mittelst seiner Lehre von den substanzialen Formen in Gott ab
^ In Diu l'attü o'l peiisiero soiio uii;i coso istessa; e porciö nientre Wd»
poiis.'i alle siio iiitiuito pcrfozioni e ^ode in quölle, crea le inäutte foro^
le (iiiali rappresejitaiio le sue iufiuite particolari perfezioni. Difesa Dt
p. 207.
- L'ein])io Bonedettu Spinoza predendo l'ariadi ^eomotra poiie i suoi »•
sionii indiniostrati: e {»oseia sotto il Hpecioso uoiuo di sostanza ci aS
l'idoa di iina inünita estenHiuno, priva degli attribiiti d'intelligrenia«^
providenza; ondo poi no viene, che ogli non pruova rosisteusa d*'**
fornio. Dife.sa II, p. 110.
•' Doria bemerkt zu der von ihm citirten biblischen Stelle: Ille epo s'*'
qui suui {'2 Mos. 3, 14): In queste parole consiste Tidea della sostJiö*»
cioü a diro: lo sono quelle, la di cui essenza consiste noH* esisterBi * 1
in cui resistenza e T essenza c una cosa istessa: io sono la sola co8>i )
clio esiste in se e da se o per se, o cli' e causa, ed eflfetto di se m^^
sinia: ed io sono la sola cosa, dalla qualo tutto le cose, che sono, P^^
cedono da me, sono in me; ed in tanto quelle sono, in quanto sono l**^
e, in me e da me. Difesa II, p. llö.
Zwei philosophische Zeitgenossen und Freunde G. B. Vico's. I.: P. M. Doria. 763
obersten Gestaltungsmächten des Weltdaseins die christlich-
religiöse Lehre von der göttlichen Vorsehung philosophisch be-
gründet zu haben. Er will übrigens die von der göttlichen
Intelligenz producirten Formen von der an sich formlosen gött-
lichen Wesenheit unterschieden wissen. Die göttliche Wesen-
heit in ihrem Ansichsein ist die absolute Einheit, welche ver-
mittelst des göttlichen Selbstdenkens in der absoluten Vielheit
der Ideen oder substanzialen Formen sich spiegelt; die Ideen
sind die in Gott existirenden Weltdinge, welche insoweit sind,
als sie durch Gott, in Gott und von Gott sind. Gott ist alle
Dinge und doch wieder keines der von ihm hervorgebrachten
Dinge; seine Wesenheit hat keine Beziehung auf die von ihm
hervorgebrachten Dinge, da sie an sich gar nicht sind, daher
auch kein sinnliches Zeichen und kein Lautwort die alleinzige
göttliche Substanz kenntlich zu machen vermag. Doria entgeht
einem ausgesprochenen Pantheismus nur dadurch, dass er sich
auf den Gedanken der Unergründlichkeit des an sich seienden
göttlichen Wesens zurückzieht; diese Unergründlichkeit ermög-
licht ihm, jene Lehren der Kirche anzuerkennen, die aus seinem
SubstanzbegriflFe sich schlechterdings nicht ableiten lassen, und
in denselben eine Ergänzung der natürlichen Vernunfteinsicht
des Menschen durch die göttliche OflFenbarungswahrheit zu er-
kennen. Dahin gehört die zeitliche ErschaflFung der Weltdinge
und der Menschenseelen aus Nichts. Die des Lichtes der OflFen-
barung entbehrenden vorchristlichen Philosophen konnten imd
mussten glauben, dass die Welt ewig sei; sie hatten eben keine
anderen Anknüpfungspunkte für ihre Erklärung des Ursprungs
der Weltdinge, als jene substanziellen Formen, deren Ideen sie
erfasst hatten. Fasst man die substanziellen Formen selber als
Ideen oder göttliche Gedanken, so lassen sie sich als die im
göttlichen Geiste seit ewig existirenden Urbilder fassen, welchen
gemäss Gott die in der Zeit aus nichts geschaffenen Dinge ge-
staltet hat.* Auch die platonische Vielheit und Diversität der
Ideen glaubt er mit der thomistischen Lehre von der absoluten
Einheit der alle Dinge umfassenden göttlichen Idee in Einklang
* Ma perch6 — fügt Doria bei — in questo troppo elevate meditazioni
la monte mia si potrebbc confondere ed errare, (iiiesto mio pensiero
alla censura di Santa Cbiosa sottometto. Difesa U, p. 126.
7G4 Werner.
bringen zu können ; man habe eben zwischen den Objecten des
göttlichen Weltdenkens und zwischen diesem Denken »eiber
zu unterscheiden, welches als unendliches Erkennen nur Eines
sein könne, während die particuliiren Objecte desselben unbe-
grenzt viele seien. ^ Den Unterschied zwischen göttlichem Welt-
denken imd Selbstdenken, um welchen es sich eigentlich im
christlichen GottesbegriflPe handelt, lässt Doria freilich völlig
unberührt. Doria's philosophisches Denken ist zu sehr in den
Kosmismus der antiken vorchristlichen Philosophie versenkt,
als dass er sich zum Gedanken einer specitisch christlichen
Philosophie zu erheben vermöchte ; er weist die dem vorchrist-
lichen Weltdenken entstammenden Berichtigungen der vorchrist-
lichen antiken Speculation einfach der Theologie zu, welche
somit der Philosophie ergänzend und rcctiticirend zur Seite tritt,
während das methodische philosophische Denken in erster Linie
sich immerfort an den Alten, namentlich an Plato und Pytha-
goras zu orientiren hat. Der einzige Punkt, in welchem er
entschieden über die antike Philosophie hinausgreift und sich
auf den Standpunkt der neueren Philosophie stellt, ist die Lehre
von den angeborenen Ideen, in welchen er den noologischen
Stützpunkt seiner Polemik gegen die von ihm bekämpften Scn-
öisten und Materialisten sucht. Er fasst die aus der cartesischcn
Philosophie adoptirte Lehre von den angeborenen Ideen als
eine Berichtigung der platonisch-pythagoräischen Auffassung der
Ideen, welche im Lichte des christlichen Schöpfungsgedankens
nicht mehr als unmittelbar mit dem Wesen der Seele selber
gegiiben angesehen werden können, sondern der gottgeschafFencn
Seele von Gott concreirt gedacht werden müssen.*^
> Paniii diuupie, che la dltforeuza coiisistn uol uouio d' idee e di couo-
8C0UZ0; coli tiitto cio poro cosi qucnto iiiio, come ojjiii altro iiiio seuü-
inoiilo il .sottoinetto alla cunsura di Santa Chlesa. DifoHa II, p. 111.
- AI cortü (piüstü idüü di cssenzo puraniüute iiitelli^ibili uoii possouo
vouir ncdr aniiiia dai seimi, ])uic'lio gli op;getti di <|Uü8tu ideo non äono
.suusibili, od iuoltro Taiiiiua le iscliiariscu iii t$ü por lo iiiozzo di uu ra-
ziuciuiu in tiitto astratto dai 8üii8i; duuque soiio idou da Diu iniprewe
ueir auiina, o pcrcio raiiiiiia non piio esser a guisa di tavola rasa.
Quostu poi 80I10 idoo iiiiiato, lo qiiali Iddio iinprime uollo anime nel
leinpo, cliü lo crea dal iiiente, perclio ([uantunquo questo idee siano
([Hello istesso, clio Piatone o Pitagora come privi dol luine della »Santa
Kivelazione Hanno creduto, che fo88oro oterne noU' anima, che quelli
Zwei philosophische Zeitgenossen und Freande G. B. Vico's. I.: P.M. Doria. 7bö
7.
Doria hat sein definitives Verhältniss zur cartesischen Philo-
sophie in seinen ,Discorsi* * und in seiner ,Filosotia^ '^ dargelegt,
kommt aber auf die in beiden Schriften abgegebenen Erklärungen
auch noch in seiner jDifesa' zurück. Er bespricht den Inhalt der
Meditationes und der Principia philosophiae des Cartesius. Von
den sechs Meditationes haben die erste und die zweite, welche
den Ausgangspunkt und den psychologischen Stützpunkt der car-
tesischen Lehre zum Inhalte haben, seine volle Billigung ; auch
mit der in der dritten Meditation enthaltenen Erweisung der
Realität der Gottesidee erklärt sich Doria theilweise noch ein-
verstanden. Zu dem Inhalte der drei übrigen Meditationes aber
verhält er sich ablehnend, und zwar aus dem Grunde, weil
Cartesius in derselben auf unbewiesene Voraussetzungen sich
stütze. Eine dieser Voraussetzungen sei der Satz, dass wir
über die Dinge nur mittelst unserer Vorstellungen von den-
selben zu urtheilen vermöchten. Cartesius spreche da ganz nach
der Weise der Sensisten und lege der sinnlichen Vorstellung
einen Erkenntnisswerth bei, den sie nur dann und insoweit haben
könne, als sie in den der Seele angeborenen Ideen der gött-
lichen Vollkommenheiten geläutert und geklärt ist. Das Medium
der Läuterung seien die auf die göttlichen Ideen zurückweisenden
und mit ihnen identischen Substanzialformen der platonischen
Philosophie, von welchen Cartesius völlig hinwegsehe. Damit
hängen weiter die Mängel der cartesischen Physik zusammen.
Cartesius weiss in Folge seines Wegsehens von den Substanzial-
formen die Naturlehre in keine innere Beziehung zur Gottesidee
zu setzen und stellt sie in Folge dessen auf eine durchaus hypo-
thetische Grundlage. Er nimmt dreierlei Arten von Grund-
körperchen an, aus welchen er in Folge der ihnen von Gott
ertheilten Bewegung die drei Elemente : Aether, kugelförmige
Himmelskörper und formlose Materie werden lässt; auf diese
drei elementaren Gestaltungen des Körperlichen soll sich die
han creduto etcrna con Dio; uulla di uianco noi Cristiani dobbiamo
credere, che Iddio dia alle nostre anime queste Idee iiol tempo, che la
crea dal niente. Difesui II, p. 125.
J Discorsi (siehe oben S. 720, Anm. 3) p. 25 — 65.
' Filosoiia (siehe oben S. 720, Aum. 3) Vol. I, lutroduz., p. 49 sgg.
766 Werner.
Erklärung aller Naturerscheinungen zuriickflihren lassen. Auf
dem Gebiete der Natui'Iehre ist einzig die Methode der sinn
liehen Erfahrung berechtigt, deren ingeniöse Handhabung zu
den schönsten und überraschendsten Entdeckungen auf physi-
kalischem Gebiete geführt hat. Die Verbindung der Natur-
wissenschaft mit der Metaphysik ist mittelst der Lehre von den
Foimen der Dinge herzustellen, welche eben nur als Abdrücke
der substanzialen Urformen in der sinnlichen Stofflichkeit m
verstehen sind.
Die Lehre von den Formen der Dinge ist in der antiken
Philosophie vornehmlich von Pythagoras und Plato ausgebildet
worden. Sie hat ihren metaphysischen Stützpunkt in der Idee
Gottes als eines lebendigen, intelligenten, vorsehenden Wesens,
welches mit den Attributen der Güte und Liebe bedacht ist
und unendliche, mit der Intelligenz, Güte und Liebe gegebene
Ideen des Vollkommenen in sich trägt. Diese Ideen oder Formen
müssen, weil in Gott existirend, lebendige Formen sein, aber
zufolge ihrer Verschiedenheit abgestufte Ordnimgen des mehr
oder weniger Vollkommenen darstellen; einige derselben parti-
cipiren mehr oder weniger an der göttlichen Vitalität, andere
mehr oder weniger an der göttlichen Liebe und Intelligenz;
die Grade der Participation müssen ins Unendliche fortschreiten,
ohne dass es jedoch bis zur völligen Identification mit der Ab-
solutheit des göttlichen Seins käme. In diesen Formen sind die
Urbildungen der vegetativen, sensitiven und intelligenten Lebens-
formen gegeben ; sie sind nach Plato die Animae primae, welche
mit anderen Formen überkleidet werden müssen, um die In-
formationsprincipicn der verschiedenen Arten von Lebewesen
und Körperwesen constituiren zu können. Lebewesen im engeren
Sinne sind die rationalen und sensitiven Wesen; die Formprin-
cipien der unter beiden stehenden Körperwesen sind als samen-
artige Keime anzusehen, durch deren P^ntwicklung die rein stoff-
lichen Körpergebilde hervorgebracht werden.
Plato und die übrigen methodisch vorgehenden Philosophen
des Alterthums Hessen in der Metaphysik keine Hypothesen
zu, sondern suchten die Dinge nach ihrem wahren und ersten
Ursprünge und in ihren Wesenheiten zu erkennen ; des Lichtes
der (Jffenbarung entbehrend, hatten sie keine Ahnung von dem
Mysterium der zeitlichen Erschaffung der Dinge aus Nichts und
Zwei philoBophischo Zeitgonossen und Freunde G. B. Vico's. I.: P. M. Doria. 767
sahen öich in Folge dessen mit unab weislicher Nothwendigkeit
auf eine emanatianistische Erklärung der Dinge aus dem Einen
Seienden angewiesen. Für die Ausdehnung oder Materialität
der sichtbaren Dinge suchten sie den höchsten Erklärungsgrund
in einem Defecte der substanzialen Formen, die einerseits Gott
ähnlich, andererseits aber zufolge ihrer Unterschiedenheit vom
absolut vollkommenen göttlichen Sein demselben doch auch
wieder unähnlich sind. Einerseits zum göttlichen Sein in Er-
kenntniss und Liebe hingezogen, suchten sie andererseits die
ihnen anhaftenden Mängel diirch Consubstantiation mit anderen
Formen zu decken; da nun die reinen höchsten Formen eine
derartige Consubstantiation nicht gestatteten, so wendeten sich
die nach Selbstergänzung schmachtenden intelligenten Formen
den der Intelligenz beraubten niederen Formen zu, um mit den-
selben sich selbst zu überkleiden, und begannen damit die Natur
einer zusammengesetzten körperähnlichen Form anzunehmen.
So entstanden die seelischen Informationsprincipien der ratio-
nalen und irrationalen Lebewesen ; die der Intelligenz beraubten
primären Formen aber einigten sich unter einander nach einem
bestimmten Gesetze mechanischer Inclination, welchem sie in
Folge ihrer Vitalität unterthan waren, und brachten so die
materialen Formen hervor. Die Einigung der der Intelligenz
entbehrenden Substanzialformen vollzog sich in einem conti-
nuirlichen Fortschreiten der verschiedensten Arten von Ver-
bindungen, weil sich nicht alle Arten der Verbindung auf einmal
vollziehen konnten und das Begehren nach Eingehung von Ver-
bindungen ein beharrliches war; so entstand die Zeit als Form
des successiven Geschehens. Die ersten in der Zeit sich voll-
ziehenden Verbindungen mussten jene sein, mittelst welcher sich
die ersten Samen der sichtbaren Formen in kleinsten, kaum
wahrnehmbaren Körperchen bildeten. Diese verschieden ge-
stalteten Sanienkörperchen schieden sich in männliche und weib-
liche und wurden durch die das All belebende Seele zeugungs-
fähig und keimkräftig gemacht; mit der Keim kräftigkeit war
das Vermögen gegeben, sich mit anderen ihnen nächstgerückten
Körperformen mittelst Ernährung zu tiberkleiden. Die Stoflf-
aneignung mittelst Ernährung musste aber eine bestimmte Grenze
haben, da kein StofFgebilde aus unendlich vielen Theilen be-
stehen kann; ebenso musste auf den Hochpunkt der Kraftent-
7f)S Werner.
Wicklung des Bildungskeimes eine Abnahme derselben und in
Folge dessen die succcssive Auflösung des körperlichen Gebildes
eintreten: damit war die Aufnahme seiner Theile in andere
Gebilde angebahnt und das continuirliche Wechselspiel des
Werdens und Vergehens im Bereiche der ausgedehnten zusam-
mengesetzten Formen eingeleitet. In den seelischen Infonnationi-
principien, welche mit Formen niederen Ranges überkleidet
waren, bUeb das Begehren wach, sich mit anderen Formen za
einigen : andererseits hatten die bereits befrachteten Samen dn
Bedürfniss nach intellectiven Beseelungsprincipien zum hir
monischen Ausbau der von ihnen zu gestaltenden Körper and
zur vemunftgemässen Leitung und Verwerthnng derselben. Den
sensitiven Informationsprincipien kam es zu, die mechanischen
und sensitiven Functionen der thierischen Körper zu regeh;
den als Beseelungsprincipien fungirenden zusammengesetzten
Formen fiel die Ausübung vegetativer Lebensfunctionen in alleo
übrigen Arten des Körperlichen (Pflanzen, Steine u. s. w.) m.
So gestaltete sich nach Plato eine von einem allgemeinen Lebens-
geiste beseelte sinnliche Lebewelt, deren körperHche Gestaltnng»-
kräfte die Keimprincipien, deren Beseelungs- und Leitungsprin-
cipien die dreifach abgestuften seelischen Entwicklungsprincipicn
sind. Auch die Seelenwanderungslehre der Alten findet to
ihre philosophischen Anknüpfungspunkte zufolge der continoff'
liehen Inclination der lebendigen Formen zur Einigung mit an-
deren Formen und zufolge des mit der Auflösbarkeit der körper
liehen Gebilde verbundenen stetigen Uebergehens der Formen
von einem Gebilde zum andern. Die Vorstellung vom Weh-
raume ergab sich aus der Xothwendigkeit, die Zwischenrluiw
zwischen den verschieden gestalteten Körpern durch kleinste,
dem Auge unsichtbare Körperchen ausgefüllt zu denken, durcb
Avelche man sicli speciell die unermesslichcn Weiten des leucn-
tenden Aethers gebildet dachte. Die Erklärung der LocJ-
bewegung im Universum knüpfte an die natürliche und mecb*-
nische Neigimg der lebendigen Formen zur Bewegung an; &^
Formen von grösserer Lebensenergie oder grösserer Masse
mussten aUwärts zu Bewegern der Formen von geringerer
Lebensenergie orler Masse Averden und riefen so das innerhalb
des lebendigen unendlichen Ganzen ?>tatthabende Bewegungfir
leben ins Da:>eiu. Dieses Bewegungsleben gehörte aber freilieb
Zwei philosophische Zeitgenossen und Frenndo O. B. Vico's. I.: P. M. Doria. 769
der sinnlichen Erscheinungswelt an, während das unendliche
Ganze als solches seiner Idee nach als ein ewig Ruhendes be-
harren muss. Zwischen freiwilliger und unfreiwilhger Bewegung
zu unterscheiden, hatten Pythagoras und Plato keinen Anlass,
da ihren Weltsystemen zufolge ausser der Einen unendlichen
Substanz und den substanziellen Formen nichts existirt und
alles Seiende Leben und Bewegung ist. In der That leidet der
Begriff des Motus vohmtarius an einer inneren Schwierigkeit,
die von Cartesius bemerkt worden ist ; es ist schwer zu fassen,
wie der menschhche Geist den von ihm wesensverschiedenen
Leib soll bewegen können. Die alten speculativen Philosophen
sprachen daher dem Körperlichen die Eigenschaft der Solidität
ab, welche ihnen blos als sinnliches Phänomen galt; auf diese
Art glaubten sie die Durch dringbarkeit des Leibes durch das
seelische Informationsprincip und im Zusammenhange damit die
Möglichkeit des Bewegtwerdens des Leibes und seiner Organe
durch einen seelischen Willensact erklären zu können. Wie
leicht und ungezwungen sich auch die Bewegung der körper-
lichen Organe durch den geistigen Willen unter Voraussetzung
der substanziellen Homogeneität von Geist und Leib erklären
Hesse, so gewöhnt mjin sich doch schwer an den Gedanken,
die Solidität der Körper für blossen Sinnenschein zu halten.
Also hat man auch die von den antiken speculativen Philo-
sophen (Filosofi metodici werden sie von Doria beständig ge-
nannt) unternommene Deduction der Genesis des Körperlichen
zu verwerfen und ihr die Lehre von der zeitlichen Erschaffung
des Solidum aus Nichts zu substituiren ; damit ist sodann die
weitere Annahme zu verbinden, dass Gott dem menschlichen
Geiste die BefUhigung zu den Motus voluntarii als ein beson-
deres Vermögen verliehen habe.
Wir entnehmen hieraus, wie Doria, nachdem er gegen-
über dem unvermittelten cartesischen Dualismus zwischen Geist
und Körper auf die den Gegensatz beider vereinerleiende
antike Emanationslehre zurückgegriffen hat, nunmehr auch diese
wieder durch das christliche Creationsdogma berichtiget und
anlässlich dessen eben sowohl Geulinx' Occasionalismus, als
auch Leibnizens prästabilirte Harmonie entschieden verwirft.
Diesen beiden Auswüchsen des Cartesianismus wäre nun wohl
ohne ausdrückliche Berufung auf die christliche Creationslehre
770 Werner.
sclion durch den speculntiv erfassten Begriff der menschlichen
Seele als lebendiger Wesensform des Menschengebildes vorzu-
beugen gewesen, indem dieser Begriff die speculative Ueber-
windung des unvermittelten Gegensatzes zwischen geistiger und
körperlicher Wesenheit in sich schliesst; es wäre dann nicht
nöthig gewesen, die Befiihigung der Seele zur willkürlichen Be
wegung der körperliehen Organe als ein der menschlichen Seele
vom Schöpfer speciell verliehenes Vermögen zu bezeichnen,
was im Grunde schon deshalb unzulässig ist, weil auch den
Thieren das Vermögen willkürlicher Bewegung zukommt. Frei-
lich sind die Bewegungen des Thieres keine Motus voluntarii,
können aber ebenso wenig als Motus involuntarii im Sinne der
cartesischen Philosophie bezeichnet werden. Doria sieht nicht,
dass das Vermögen spontaner Bewegung bei Menschen und
Thieren etwas Natürliches ist, unter dessen Begriff eben sowohl
die Bethätigungen geistiger Lebendigkeit, als auch jene der
sinnlichen Lebendigkeit fallen; er wusste eben über den unver-
mittelten cartesischen Gegensatz von Geist und Körper auch da .
nicht hinauszukommen, wo er die Consequenzen desselben unter
Recurs auf den göttlichen Schöpfer zu überwinden trachtete.
Er bleibt in dem Gegensatze zwischen rein mechanischen Be-
wegungen (moti di automa) und absichtlich gewollten Bewe-
gimgen (motus voluntarii) befangen, scheint also trotz der von
ihm so entschieden betonten allgemeinen Naturlebendigkeit die
Thiere im cartesischen Sinne fiir Automaten zu halten. Da«
die Willkür der thierischen Bewegungen ein Wiederschein der
freien geistigen Selbstigkeit im Bereiche der sinnlichen Leben-
digkeit sei, entzog sich seiner geistigen Wahrnehmung, wie
er insgemein zufolge des Beherrschtseins seines Denkens von
mathematisch - mechanistischen Vorstellungen in der von der
niedersten irdischen Stofflichkeit zum Menschenwesen hinan-
führenden Stufenleiter nicht alle Zwischenglieder distinct aus-
einanderzuhalten weiss und die teleologische Beziehung der
Entwicklung des tellurischen und epitellurischen Lebens auf
den Menschen ausser Acht lässt.
Aus der Idee des Menschen als TO.zq der sichtbaren
Naturwirkliehkeit ergibt sich ein Seclcnbegriff, welcher die
Lehre von angcbornen oder concrcirten Ideen in dem von Dorf»
gemeinten Sinne ausschliesst. Ist die menschliche Seele ihrem
Zwei philosopbischn Zeitgenossen nnd Frcnnde G. B. Vico's. I. : P. M. Doria. 77 1
Wesen nach die sublimirtc substanzielle Ziisammenfaesiing der
gesammten sichtbaren Wirklichkeit und aller derselben imma-
nenten Rhythmen, so muss sie im lebendigen Contacte mit der
sie umgebenden Wirklichkeit ohne eine zu ihrem Wesen noch
hinzutretende besondere Ausrüstung die Ideen der Dinge aus sich
hervorstellen können, und zwar nicht blos der sichtbaren Dinge,
sondern auch jener höheren fibersinnlichen Dinge, deren Bild und
Gleichniss die sichtbare Wirklichkeit ist. Die göttliche Vermitte-
lung der ideellen Wahrheitserkenntniss fHllt allerdings nicht als
überflüssig hinweg, da alles Wahre nur im Lichte dessen erkannt
werden kann, der die Wahrheit selbst in eigenster Wesenheit
ist. Die göttliche Vermittelung besteht aber nicht darin, dass
der Seele Ideen concreirt werden, deren Erfassung nicht schon
in ihrem eigenen Wesen begründet wäre, weil ihr für diesen
Fall actuelle Erkenntnisse angeschaffen sein müssten, was gegen
die erfahrungsmässig constatirte ursprüngliche reine Potenzialität
des geistig noch unentwickelten Seelenwesens streitet. Doria's
Annahme concreirter Ideen ist sonach abermals eine missglückte,
unter unnöthiger und ungehöriger Herbeiziehung der christ-
lichen Creationslehre ins Werk gesetzte Cori'ectur der platoni-
schen Lehre von der Wiedererinnerung, deren Nachklang in
der Geschichte der christlichen Philosophie der mit einem
unspeculativen Seelenbcgriffe vergesellschaftete passivistische
Vernunftidealismus war. Doria hat nicht Unrecht, wenn er
Malebranche^s Lehre vom menschlichen Schauen der Dinge in
Gott mit der platonischen Erkenntnisslehre in Verbindung bringt;
er gi'eift jedoch fehl, wenn er den Grundmangel der Male-
branche'schen Erkenntnisslehre in der Nichtanerkennung an-
geborner Ideen sucht. Es ist ferner auch nicht richtig, wenn
er den passivistischen Charakter der Malebranche'schen Er-
kenntnisslehre der Ignorirung der Lehre von den angebomen
Ideen zur Last legt,^ da gerade umgekehrt die Erfassung des
aus der Tiefe der geistigen Selbstigkeit schöpfenden mensch-
lichen Erkennens die Beseitigung der angebomen Ideen zur noth-
wendigen Consequenz hat.
* Ninn conto tenendo delle ideo innate, che socondo Piatone Tanima trae
da Dio come partecipante della di^nna essenza, dice, che Iddio pone in
noi i pensieri; quasi volesse dire, clio Iddio ponsa coutinuamente in noi.
772 Werner.
Doria lässt die der menschlichen Seele concreirten Ideen
durch die Ein Senkung der Seele in den menschlichen Fötus
verdunkelt werden ; sie erlöschen aber hiedurch nicht, sondern
wirken in der Form eines allmälig mehr und mehr anfWachen-
dcn Dranges nach Erkenntniss des Wahren, dessen Liebe der
Seele angeboren ist. Aus diesem Streben entwickeln sich die
Potenzen der Seele als eines intellectionsföhigen Empfindungs-
wesens. Als intellcctionsfahig participirt sie an der göttlichen
Intelligenz , zufolge welcher das göttliche Wesen sich selbst
wahrnimmt und versteht; so hat denn auch die menschliche
Seele das Vermögen, ihr Leben und Empfinden wahrzunehmen,
und in Folge dessen bildet sich aus der Seele das Vermögen
der sinnlichen Einbildungskraft hervor, welche in der Eigen-
heit der Seele besteht, in ihrem Denken die Bilder der durch
die äusseren sinnlichen Einwirkungen in ihr erzeugten SensÄ-
tionen zu gestalten. Die sinnliche Imagination ruft einen sinn
liehen Willen wach; die im Gehirne hinterbliebenen Spuren
des sinnlichen Eindruckes machen, dass die Seele die Bilder
der sinnlich percipirten Objecte auch in Abwesenheit derselben
bemerken kann, und veranlassen so die Entstehung des sinn-
lichen Gedächtnisses. Unter Conciurenz dieser rein sinnlichen
Potenzen entwickelt sich in der Seele das Vermögen einer sinn-
lichen Ratiocination , welches auch im Thiere vorhanden i«t:
seine Functionen gehen vor sich ohne Abstraction und Reflexion,
d. h. ohne dass die Seele auf diese Functionen advertirt oder
dieselben vorzunehmen sich entschliesst. Dem sinnlichen Ver-
mögen der menschlichen Seele entsprechen in höherer Ordnung
als intellectuelle Potenzen der intellectuelle Wille, die intellec-
tuelle Reflexion, das intellectuelle Gedächtniss, die intellectuelle
Ratiocina tion, die intellectuelle Imagination. Der erste Act der
intellectiven Thätigkeit ist die Erfassung der Realität des Ich
als denkenden Seins. Dieser Act schliesst die Thätigkeiten
des intellectuellen Wollens, der intellectuellen Reflexion, der
Om secondo qnesto sentiniento di Malebninche noi sarebbomo ji riguarf*
dl Dio quello, cho Ia tromba inanimaU e a1 snonator di tromb«.
Difesa IT, p. 145.
Zwei philosophische Zeitgenossen und Freunde G. B. Vico's. I.: P. M. Doria. 773
intellectuellen Ratiocination in sieb; in der ratiocinativen Er-
fassung der Idee der unendlichen Substanz und ibrcr Attribute
betbätiget sieb das Vermögen einer intellectuellen Imagination.
Intellectualität ist in den Actionen aller dieser Vermögen gleicb-
bedeutend mit Abgezogenbcit von den Sinnen; das intellectuelle
Gedäcbtniss ist die unerlässlicbe Hilfsquelle der intellectuellen
Ratiocination, welche aus den durch abstracto Meditation ge-
wonnenen und in der seelischen Erinnerungskraft hinterlegten
Notionen sich zu eombiniren hat. Die intellectiven Potenzen
der menschlichen Seele bekunden durch sich selbst das Vor-
handensein angeborner Ideen in denselben; ohne das Vorhan-
densein derselben würde die ins Sinnenleben des stoflFlichen
Körpers eingesenkte Seele nie dazu kommen, zur Wiederge-
winnung ihrer göttlichen Natur sich denkend mit Gott und
den rein geistigen Naturen zu einigen. Zwischen den intellec-
tuellen und sinnlichen Vermögen der Seele stehen zwei andere
Vermögen, welche sich aus den abstracten Ratiocinationen Über
sinnliche Objecto ohne Aufsteigen zur Betrachtung der Ur-
sprünge und Essenzen der Dinge herausbilden. Doria wählt
für das erstere dieser beiden Vermögen die Bezeichnung: Razio-
cinio intellettuale sensibile e pratico, das andere wird von ihm
Imaginazione schlechthin unter Weglassung eines charakteristi-
schen Beisatzes genannt. Dadm'ch soll es von den beiden
anderen vorerwähnten Arten der Imaginazione unterschieden
werden.
Doria schreibt dem menschlichen Geiste eine unbegrenzte
Entwickelungsftlhigkeit zu und will dadurch seine philosophische
Anschauungsweise von jener eines Descartes und Malebranche
unterschieden wissen, welche eine solche unbegi'enzte Entwick-
lungsfilhigkeit wohl dem intellectuellen Willen des Menschen,
nicht aber der menschlichen Denkanlage zuerkennen. Ist doch
das Wollen nichts Anderes als ein Act des denkenden Geistes
und kann nur Gedachtes zum Gegenstande .und Inhalte haben.
Wie der durch sinnliche Einflüsse verderbte Wille unbegrenzt
viele verschiedene Wollungen haben kann, so kann er um-
gekehrt auch den menschlichen Geist zur Anstrebung unbe-
grenzt vieler Erkenntnisse veranlassen, indem er ihn bestimmt,
von den angebornen Ideen und von dem der menschlichen
Seele verliehenen Vermögen der abstracten Ratiocination einen
SiUangsber. d. phU.-hist. Cl. CXI. Bd. H. Hft. 50
774 Werner.
¥nö^Iicli8t ^utcn Gebrauch zu uiacheD. Der W2k rAatki
in dicHcin Falle einem iiinerlich.sten Anirkbe 4«" tcÄ^k«
Oeiötnatur, die ihrem eigentlichen Wesen nmch liei^ «»d b-
tc;lligenz int und in beiderlei Beziehung Gott zmn «.»i^ene ihrei
Hegeliren8 hat. Die menschliche Seele bat ein acftboiM«
Begehren, sich im Erkennen und Thun mh G<« za rertkih
liehen und Uottes scliüpferisches Thun nacfanuluiieii. Letnoci
geschieht auf dreifache Weise: im Schaffen de» käacden'
Hchen Dranges, im methodischen wissenschaftlichen ScliaSei.iB
Scliaffeii und Wirken des militärischen Genies. Diese» dra&ck
Schafleri bezieht sich auf die drei Gebiete der hohem inIefle^
tuellen LebensthUtigkeit des Mensclien^ auf Konst, WisBemckfi
und sittliclies Tugendstreben, dessen höchster Entwickhisgi'
grad in der heroischen Tugend besteht.' '^Nbi*; nnd U*;
gelten Doria als zwei wurzelverwandte Wörter: ^Epu^ heiemA
den dem Unendlichen, Ewigen und Göttlichen zogewendctei
Drang der Seele, dessen sittliche Ausbildung und Disciplimmf
in der Tugend des Helden sich darstellt.^ Stellt im HeUn
sich der Mann als der vollendete Mensch dar, so ist der F&nt
der in den seinem Stande ziemenden Tugenden erzogen wori«
ist und dieselben praktisch bethätiget, jene vollendete Naci»'
bildung Gottes auf Erden, welche in den Personen der Fftnw
verkörpert sein soll.^
Die philosophischen Untersuchungen Doria*8 stellen ki*f^
mit ihre von Doria mit Vorliebe gepflegten praktischen T<*
1 Non fiarebben», per inio avviso, in tutto perfetti i gnindi arnntmi-
cho la Metatisica arreca air uman ^ciiere, se quelli entro i toU U*»>
dolla conoscenza dello origini e dell' esjtenze delle scienze e delle tf^
si restriiigeBHero. II piu nobile, il piü grande e*l piü atile aTrantafpO'
che la MetafiHica arreca all' uomo , v quello di poter innaliar U <>*
mento a ravvisar in Dio, come in uno 8i>ecchio le origini e rt*«*
di quelle virtü, cbo dobbiam seguire, e di quell" eccelse virtu, che cc^
tuiscono l'essenza del vero Eroo, onde poi egli pu6 in sna mente to"
tinguere i vizj dalle virtü, le virtii vere delle falite ed apparenü, ^
virtü eroiche dalle semplici rirtu morali, proprie delP ouesto cittidiw
padre d'onorata famiglia; ed alla periine pnt) formare nella sna meate
le idoo delle cose tutte. II cnpitano tilosofo I, p. 15.
- La purola Kro« i' Tistessa cosa che amore, onde TEroe e dalV amow
penerato e prodotto, O. c, I, p. Iß.
^ Della cducazione del principe, c. ;>.
• 2allEgn
775
^idenzcD ans Licht, in welclieo zuDächel auf Fragen der Moral
■"Ond PJidagogik Beaug genommen und weiterliin die Jij'ziehung
Ifilr den Dienst des Üffentliuhen Lebcuu ins Auge gefasüt wird.
' Doria begriindel die Noth wendigkeit und diu Functionen einer
rationellen Pädagogik aus der Beschaffenheit der Lebenszu-
etände der in die sinnliche Leiblichkeit eingesenkten Mcnscben-
seele. Daü gesanimte höhere Frkenntni ssleben der äecie ist
in Folge dieser Fintieiikung anfänglich in tiefstem Ei^ehlai'c be-
graben und von den zuerst sich entwickelnden Habituaü täten
des sinnlichen Uet'allens und Begehrens niedergehalten ; Auf-
■abe der Erziehung ist, in der kindlichen tieele Hab itiiati täten
mtgegengesetzter Art herauszubilden und die hiermit geistig
ntarkte Seele zur Erfassung des ewigen Wahren anzuleiten.
Der Erfolg der Erziehung bestiinuit sich nach der iiattulichen
iehaflenheii der Seelen, welche bei verschiedenen Menschen
»erschieden ist. Nach Flato's Lehre participiron die versehie-
I Menschenseelen in verschiedenem Grade an der Liebe
Lv&d Intelhgenz , welche in (iott ist ; die in dieser Beziehung
grou Natur aus dlirftig ausgestatteten Seelen werden es auch
i guter Ei'ziehung und Leitung nie zu etwas Grossem bringen,
lOndem bleiben für immer im Banne der Mittebuässigkeit be-
; es fehlt ihnen jener schwunghafte Antrieb (^estro),
preleher bevorzugte Naturen über das Gewühnliche hinaushebt.'
nicht begeisterte Liebe, sondern unedle Fuieht beherrscht sie
1 Natui' aus und raubt ihnen, wotern sie der nöthigeu Auf-
geht und Leitung entbehren, die Kraft des Widerstandes gegen
4ie Aureizungon zum ISeldimmen und Verkehrten. Anderer-
jeits tritt aber die volle Energie des Bösen in den von Natur
■> bevorzugten Naturen hervor, deren sittliche Erziehung und
leituug veruaehlüßsigt wurde; denn: Oorruptio optimi pessima.
Poria stellt eine Reihe von Leitsätzen auf, welche, aus der
latonischeu Doctrin abgeleitet, nach seinem Dafürhalten sich
• Percbe l'estri) * qDullo,
gu&rda le Bublluii e iiuovt
{larobe la n.atura Konimiiiii
fsuolti di ro^ioDar«, pussHou
e quella ilei C'ritid, U i^uili
DifBsa U, p. »^■i.
e priHlure la ureaiiooe cohS in eib ehe ri-
DDUBuenze, come nelle altre oroiclie azioni,
i a tDtti gll uomini Du snfSciente grado di
die tntti quügli uummi, i (junli hiuiQU 1»
.ltri<tii acquiatnre In suienza dei Piüiaiiti,
■lon dipeude dall' eelra e dall' amüra.
77G Werner.
mit Nutzen für die sittliche und geistigre Erzk-bsu i^ kind-
lichen und ju<^endlichen Alters venverthen lass^rc. iHi caär
liche Ziel des menschlichen Glückäeligkeit^strekeiL» ist &V«t-
ühnHchung mit dem göttlichen Einen^ welche« im husHUKki
Zusammenklange des geistigen und sinnlichen Wescu itf
Menschen sich reäectirt. Dieser Zusammenkluu: vir «okl
vor dem Sündenfalle im Menschen vom Anfknge her voifai*
den^ ist es aber jetzt nicht mehr^ sondern moi» erst aDidig
errungen werden y soweit er überhaupt im menscbEdKa 2A-
leben durch die geistig-moralische Selbstherrschaft de» X»
sehen errungen werden kann. Die Vernunft ist im gf&Deaci
Menschen schwächer als der Wille und als die in der Sech
zuerst hervorgebildeten Habituali täten : die derselben vom Äi-
fange her, vielleicht schon im Mutterschoosse eingedrikbei
sinnlichen Habitualitäten gehören zur Natur des Menschet nJ
lassen sich durch das Gebot der Vernunft wohl eindionMi
und beherrschen, aber nicht ausrotten. Die später enroita*
Habitualitäten sind im Verhältniss zu den ursprunghcheB Bfti^
liehen HabituaHtäten Abiti d* imitazione , ' welche^ soweit m
moralisch gute Dispositionen sind, durch die Eroehmi; ^
geprägt werden müssen. Die Erziehung hat vor ÄDem m
Erzeugung und Ilervorbildung von sittlicher Willensstirke ol
körperlicher Kräftigkeit abzuzwecken. Schwächliche FbA
welcher gar keine Spur von begeistertem Drange nach Hr4««»
(Amore^ zur Seite geht, erzeugt eine niedrige Gesinnung, weick
nachträglieh in Bosheit und Lasterhaftigkeit entartet: das geist^
Hochgefühl ohne Fessel der Furcht verleitet zu ungebüh"
lieher Selbstüberhebung und unbesonnener Waghalsigkeit D*
Willensdispositionen, welche dem jugendlichen Alter aner»^*''
und die Grundsätze, welche demselben eingeprägt werden «to«
müssen der heiligen christlichen Religion und der menschücb*
Weisheit gemäss sein: wie es aber nur Eine religiöse WJ*"
* A cAgiou di osempio: colui ehe ania di fare un ingiiuttiziA e costrt**
All iniit.nre l'aomo piusti». in facendo la giustizia; il timido sold»», ■
qnale vorrobbe fainrire dal j»ericolo. e costretto ad imitare U ft'**
i-ioclii' valo a dire. oho pH iioniini. che hanno contratt«> dalh ■•**
o dalla {irima intViii/.ia ahiti di soiiso contrarj alla rapone. »ono s*«|**
in nie/Zi» ad un c«>ntinni.< coml»attiiueuti» fra la prava volonta e I* '*'
pione nife^a 11, p 34*2
Zwei philosophische Zeitgenossen and Freunde G. B. Vico's. I.: P. M. Doria. 777
beit gibt, jene nämlicb, die in der Kircbe hinterlegt ist, so
aueb nur Eine menscblicbe Weisbeit, die das Heil des öffent-
lieben Gemeinwesens sicbert, die platoniscbe. Die rein menseb-
lieben Tugenden reieben ohne Religion nicht aus, den Menschen
sittHcb aufrecht zu halten; umgekehrt vermag die Religiosität
durch sich allein nicht Männer hervorzubringen , welche zur
Leitung des bürgerlichen Gemeinwesens befilhigt wären. Um
den künftigen Beruf eines Kindes zu erkennen, bat man es
in seinen Spielen zu beobachten, in welchen es das Thun Er-
wachsener nachzuahmen pflegt. Jeder Mensch muss zu einem
bestimmten Stande und Berufe erzogen und an gemeinnützige
Beschäftigungen gewöhnt werden; Müssiggang und unnützes
Thun führt auf die Wege der Sünde und des Lasters und
ist von gemeinscbädlicher Wirkung. Der stufenweise vor-
schreitenden Erziebungstbätigkeit ist die Aufgabe durch die
stufenweise fortschreitende Entwicklung des jugendlichen Alters
vorgezeichnet, welche in drei Perioden verläuft, deren End-
punkte das siebente, vierzehnte und zwanzigste Lebensjahr
sind.* In das dritte dieser Stadien fUUt die Erziehung zur
wissenschaftlichen Erkenntniss, zu deren Förderung der Er-
zieher vor Allem die Gefühle der Bewunderung der Werke
Gottes und das Verlangen, ihre Ursachen imd inneren Gründe
kennen zu lernen, wecken muss. Nur ein von widersittlichen
Afixjcten und Leidenschaften gereinigtes Innere befkhigt zur
Gewinnung der wahren Logik, die den Künsten der Sophistik
zu begegnen weiss; und wäre es möglich, ohne sittliche Selbst-
reinigung die richtige Logik zu gewinnen, so würde dieselbe
doch niemals den Menschen zur Weisheit und Tugend hinzu-
führen vermögend sein. Die Wissenschaft und Tugend wird
in Gott angeschaut, in welchem sie urhaft vorhanden ist; wer
zu dieser in Gott urbildlich vorhandenen Wissenschaft sich
nicht zu erheben vermag, wird nie in wahrhaftem Sinne des
Wortes ein weiser und religiöser Mensch sein. Der Führer
zur echten Weisheit ist Plato, dessen erhabene Lehren durch
jene des christlichen Glaubens zu ergänzen sind. Derjenige,
dem die Gnade des Glaubens versagt ist, wird an Plato fest-
' Unter das »Schema dieser drei Stadien subsummirt Doria auch seine Ideen
über Prinzenerziehung. Vgl. Educ. del princ, capp. "2 — 4.
778 Werner.
haltend niemals Atheist sein, sondern die Religion des Sokrates
bekennen, welche ein zwar unvoUkomraenes , aber doch ähn-
liches Abbild der christlichen Religion ist. Die rein mensch-
liche Tugend besteht in der Nachahmung Gottes, die tiber-
natürliche christliche Tugend in der Nachahmung Christi; beide
Arten von Tugend können miteinander nicht collidiren. Da«
Christenthum fordert nicht weltscheue Abkehr vom Irdischen
und besteht nicht auf einem mit den Einrichtungen und Impul-
sen des thätigen Weltlebens unverträglichen ascetischen Rigoris-
mus. Diese letzteren Bemerkungen zielen darauf ab, ersicht-
lich zu machen, dass die Grundsätze der Erziehungsweisheit
mit den gottgesetzten Bedingungen des menschlichen Weltda-
seins im Einklänge stehen müssen, und dass nur diejenige
Philosophie wahr sein könne, aus welcher sich die mit der
doppelten Rücksicht auf die sittliche Vervollkommung des
Einzelmenschen und auf das Gemeinwohl im harmonischen Ein-
klänge stehenden Grundsätze der Moral und Pädagogik ab ^
ungezwungene natürliche Consequenzen ergeben. Diese Philo- 1
Sophie ist aber, wie bereits wiederholt bemerkt wurde und
nachstehend unter specieller Beziehung auf Rücksichten und
Anforderungen des bürgerlichen Gemeinwohles noch näher be-
leuchtet werden soll, eben nur die platonische.
9.
Doria spricht sich über das Verhältniss seiner Schritt
/Delle Vita civile^ zu den späteren, in der ,Filosofia^ und ^Di*
fesa^ enthaltenen Erörterungen des politisch-socialen Problems
dahin aus, dass er in der erstgenannten Schrift das Problem
vom 8tandi)unkte der Erfahrung und nach der praktischen Seite
desselben ins Auge gefasst habe, während er in den beiden
folgenden Schriften das Wesen und den Ursprung der bürger-
lichen Societät an der Hand Plato's philosophisch habe ergrün-
den und beleuchten wollen. Plato's Lehre vom Staate sei aBc^
dings ganz ideal gehalten und scheine mit der thatsächlicken
Wirklichkeit des zeitlichen Menschheitsdaseins sich nicht Ye^
einbaren zu lassen ; die stete Vergegenwärtigung des Ideals sei
aber eine uucrlässliche Bedingung der Aufrechthaltung und För-
derung gedeihlicher Lebenszustände, das in Gott zu schauende
ZubI lUlorafUwka Ztiifttan ul Fmnda O. B.TIm'i.
ewig Wahre stets im Augo zu behalten sei ein Fuudameutal
gebot einer erleuchteten iijtaate Weisheit. Indem die menüiili liehe
Seele ihren wahren Ursprung und ihr wahres Wesen schaut,
wird ihr Denken nothwendig darauf hingeleitet, jene Gebote
der Religion und der bflrgerliehen Ueeittung zu erforeehen, durch
deren Beachtung und Befolgung die Seele die durch ihre
Einscnkung in die sinnliche Leiblichkeit -eingebUsste Unab-
hängigkeit vom Sinnhchen und Körperlichen wiedererringen
soll. Plato, Pythagoras und alle übrigen methodischen philo-
üophischen Forscher Griechenlands, Aegyptens und des ge-
sammteu Orients waren religiüs gestimmte Männer, welche die
Civilisation auf die Erkenntniss der geistigen Wesenheit Gottes
und der durch Gott gegründeten und geleiteten sittlichen Welt-
ordnung gestützt sehen wollten ; sie erkannten in Gott den Be-
lohner der Tugend und Bestraier des Bösen ; sie sprachen der
menschlichen Seele ein Theilhaben au den Vollkommenheiten
des göttlichen Wesens zu. Den methodischen philosophischen
Forschem des griechischen Alterthuras standen die Sensisten und
•Sophisten gegenüber, deren Lehren nur dazu. dienen konnten,
die geistigen Unterlagen der Societät und Sittlichkeit zu unter-
graben. Sie lebten in neuerer Zeit wieder als Gegner des
christlichen Flatonismus auf; die Gassendisten sind die wieder-
erstandenen alten Epikuräer, die Spinozisten die Wiederemeuerer
der von Flinius ' geschilderten philosophischen Secte, deren An-
hänger dem unendlichen güttiichen Wesen eine unendliche Welt-
Hubstanz substituirten ; in den Jansenisten sind die alten Stoiker
wieder auferstanden, in ihren p ro b ab ilisti sehen Gegnern die
Sophisten der antiken Moral. Alle diese Gegner des christ-
lichen Flatonismus versichern zwar, dass sie Rehgion und Moral
hochhalten ; ihre Erfahr ungs maxi men sind jedoch nicht darnach
angethan, die Herrschaft dieser idealen Mächte zu begründen
oder sicherzustellen. Doria nimmt hier speciell auf' eine Schrift
Locke's über Kindererziehung ^ Bezug und klagt, dass in der-
selben die gesammte Aufgabe der Erziehung nur darein gesetzt
< Bist, DHt. II, c. 1.
' ZneiBt erauliienea; LudiIüii, 169.^. daun io franzOsiaclier Uebersetiung
mit ZuaAtteu von Coala lG9ö. Ueber die mehreren Aiifla^n dieser
Schrift unil ihren Inhalt vgl.: Dictionnairc de> sciencea philoaophiquea
(Paris, 1S4-1 ff.), Uns 111, pp. 595 scj.
7S0 Werner.
werde, dem Körper und Willen des Kindes gewisse Habituali-
tiiten einzuprägen; die religiöse Erziehung und Bildung des
Kindes werde nur oberHächlieh behandelt und der religiöse
Unterricht auf eine kurze Belehrung über Gott als Schöpfer
und Oeber alles Guten beschränkt. Von einer Weckung der
Gottesfurcht und des begeisterten Aufschwunges zum Ewigen und
GöttHchen ist bei Locke keine Rede; ihm genügt die Einprägung
einiger weniger bekanntester Glaubens- und Gebetsformeln. Er
gestattet nebenher, dass man die Kinder über die Existenz
geistiger Wesen belehre, will aber nicht, dass man sich hiebei
lange aufhalte, wie er denn überhaupt von Metaphysik nichts
wissen und dieselbe aus dem Unterrichte in den Schulen ver-
bannt sehen wolle. Er empfiehlt eine spielende Unterrichts-
methode, um dem Kinde das Lernen möglichst leicht und an-
genehm zu machen; seine Winke über sittliche Erziehung geben
zu erkennen, dass er diese heiligste Aufgabe in der aller-
seichtesten Weise auffasse.'
10.
Doria schien zu ahnen, dass die durch Locke's Empiris-
mus repräsentirte Reaction gegen die Ueberlieferungen einer
idealistischen Philosophie eine tiefgreifende dauernde Nachwir-
kung haben dürfte, welcher durch die ihn durchaus nicht be-
friedigenden Zustände der philosophischen Bildung seines Zeit-
alters die Wege gebahnt zu sein schienen.'^ Er entschloss sich
daher zu einer ausfVihrlichen Beleuchtung des in Locke's Haupt-
werke niedergelegten philosophischen Denksystems, welches er
' ])i() guHi'di che tal' uiio ni »ogwimso di proporro por massima questa
»efriunito, ciou: cho sin necostiariü nccostumare dalla prima infansia i
fanciulli a ritlotteru im poco in ;i8trattu intorno ngli errori, iioi qiiali i
soiKsi ci fan aidero, accio poi divonuti adulti poHäanu oinoiidaro j^li er-
rori doi loro Heiiui, o })raticare qucl precetto do' Greci: Nosce to ipsuiii;
porclir coiiiocho quoste ritlcHsioni intorno ai sensi sentono un poco del
Mot<'iii»ico, il Sif^n. Locke le proibcrebbo ai g-overnatori dei faticiulli, come
f^ravissinii errori da non i-ommotterHi nelT educaziouo. Difosa II, p. 322.
- Non poöso intralasciar di dire, cho porciu che riguarda alla Metafisica,
alla Moralo ed a Politic^, lo (juali 8ono i piü utili e nobili frutti> che
si devonu dalla scionza ricavare, la nostra moderna »Sapionza non solo
non 6 utile, ma e ])ornicio8a, a cag-ione cho va tutta a torminaro nella
ISotistica e nel Scetticismo. Difosa II, p. 320.
Zwei philosophische Zeitj^enossen und Freunde O. B. Vico's. I.: P- M. Dorta. Toi
im Allgemeinen als sensistischc Metaphysik charakterisirte.
Durch diese, eine Contradictio in adjecto enthaltende Bezeich-
nung wollte Doria von vorneherein den inneren Widerspruch
des philosophischen Unternehmens Locke's kenntlich machen.
Locke wolle mittelst einer der Physik angehörigen Forschungs-
methode die der Metaphysik angehörigen Betrachtungsobjecte:
den Urspning der Ideen, die Natur und Wesenheit der seelischen
Potenzen erklären — Dinge, die nicht vermittelst einer auf
Sensationen gestützten Reflexion, sondern nur mittelst eines
von den Sinnen abgezogenen Denkens erkannt werden können.
Wie Cartesius in seiner Physik, so stützt sich Locke in seinen
Untersuchungen über den menschlichen Verstand auf eine un-
erwiesene und unerweisliche Hypothese, auf die Behauptung
nämlich, dass es keine angeborenen Ideen gebe, die Seele viel-
mehr eine völlig unbeschriebene Tafel sei. Seine Anhänger
behaupten, dass er hierin Aristoteles auf seiner Seite habe,
den Urheber des Ausspruches: Nihil in intellectu, quod non
fuerit in sensu. Allerdings hat Aristoteles diesen Ausspi^uch
gethan ; es wäre jedoch verfehlt, ihn deshalb in Eine Linie mit
Epikm- zu stellen, auf dessen Seite der vom particulären Sinn-
lichen ausgehende Locke sich stellt. ^ Aristoteles verlegt mit
Plato das Wissen in die Uni versahen, in deren Erfassung sich
die Participation der menschlichen Seele an der intelligenten
Natur des göttlichen Wesens bekundet; damit ist aber unab-
weislich die über die sinnliche Wirklichkeit erhabene gottver-
wandte Natur der menschlichen Seele involvirt, mit welcher
sich das aristotelische sensistische Erklärungsprincip der sinn-
lichen Erkenntniss freilich nicht verträgt. Aristoteles wollte die
platonische Lehre verbessern, konnte aber, soweit er von der-
selben abwich, sich nur in Widersprüche mit sich selbst ver-
wickeln. Sein sensistisehes erkenntnisstheoretisches Princip
stimmt weder zu seinem Gottesbegriffe, noch zu seiner strengen
Unterscheidung zwischen thierischer und menschlicher Seele
und der damit zusammenhängenden Auseinanderhaltung von
Sensation und Intellection.
Locke will als Läugner der angeborenen Ideen die Entste-
hung aller Ideen auf rein sensistischem Wege erklären. Ausser der
» Difesa II, p. 202 sgg.
äusseren SeneatioD ar.erktfont er dcktIi eine innere ^>en6JLdon als
UrspruDgi»queUe der menschlichen Erkenntnisse: anter der inneren
^>eni>ation versteht er die über di^- i^innlichen Pereeptionen an-
<re6tellten Reflexionen. Er gesteht somit der menschlichen Seele
keine anderen Vermögiichkeiten als jene der äusseren und inneren
Sensationen zu. Locke wäre nur zu fragen, wie die mensch-
liche Seele,, die ursprünglich nichts Anderem als Tabula rasa sein
soll, daani komme, active Vermögiichkeiten zu haben, und wie
es komme, da^fs dieselben in Folge äusserer Sinneseindrücke in
Actualitäten übergehen. Dieser Uebergang muss bei Locke's
Gmndannahme der Seele als ursprünglich unbeschriebener Tafel
unerklärt bleiben.
Locke verspricht zeigen zu wollen, wie hoch der Mensch
durch seinen Verstand über alle sinnliehen Geschöpfe erhaben
sei, spricht aber dem Menschen die edelsten und erhabensten
Erkenntnissfähigkeiten ab: der Mensch soll unvermögend sein,
sich eine Idee der unendlichen Substanz und rein geistiger
Wesen bilden zu können. Er verwirft gemeinhin alle Meta-
physik und schliesst dieselbe aus seinen Untersuchungen über
den menschlichen Verstand grundsätzlich aus, überhebt sich
aber der Angabe von Gründen dieses seines Vorgehens. Gegen-
über den Auctoritäten eines Pythagoras, Sokrates und Plato
wäre es immerhin angezeigt gewesen , Gründe hiefiir anzu-
geben; er begnügt sieh statt dessen mit der wegwerfenden
Bemerkung; dass er sich auf die unnütze Frage, ob die Ideen
von der ^laterie abhängig seien oder nicht, nicht einlassen
wolle. Manche Anhänger Lockens »in Italien) möchten viel-
leicht geneigt sein, dafürzuhalten; dass die Aufschlüsse der
christlichen Offenbarungslelire den platonischen Idealismus er-
setzen und überflüssig machen; damit wäre jedoch keineswegs
der auf Epikur sich stützende Locke gerechtfertigt oder ent-
schuldigt. Epikur*s Lehre steht zufolge ihrer Läugnung der ange-
bornen Gottesidee im Widerspruche mit der aus der angebomen
Gottesidee sich erklärenden Offenbarungslelire vom Walten
einer weisen, heiligen Vorsehung; sie gibt sich damit als eine
geradezu irreligiöse Lehre zu erkennen, als welche sie auch
im vorchristlichen heidnischen Alterthum Anstoss erregte.
Wenn Locke die angebornen Ideen viTwirft, so setzt er sich
in Widerspruch zur paulinischen Lehrweisheit, welcher gemäss
Zwei philosophische Zeitgenossen und Freunde G. B. Vico's. I : P. M. Dorf». 7 OD
dem Menschen das moralische Gesetz ins Herz geschrieben
ist; Pauhis bestätigt die Lehre Plato's, dass die Idee des
Gerechten der menschlichen Seele angeboren sei. Locke hin-
gegen läugnet mit Epikiir die ideale Essentialität der Gerech-
tigkeit und hält den Begriff des Gerechten für eine einfache
Notion, welche bei verschiedenen Menschen verschieden sich
gestalte. Locke illustrirt so selber am besten, dass ein auf
die sinnliche und geschichtliche Erfahrung beschränktes Denken
zu keinen objectiv giltigen Normen des Gerechten, zu keinen
gemeingiltigen Wahrheiten gelangen könne.
Locke stellt als Regeln seines methodischen Vorgehens in
Ermittelung des philosophisch Wissbaren und Gewissen fol-
gende drei Normen auf: Er will zuerst darlegen, wie der
Mensch zu jenen Ideen komme, deren Vorhandensein in seiner
Seele der Mensch wahrnimmt. Er will weiter zeigen, von
welcher Beschaffenheit die durch das Mittel jener Ideen er-
langte Verstandeserkenntniss sei , wie es sich mit der Gewiss-
heit, Evidenz und dem Umfange derselben verhalte. Er will
endlich die Natur und die Unterlagen des Glaubens von der Zu-
stimmung zu dem nicht mit voller rationaler Gewissheit als wahr
Erkannten untersuchen. Die erste dieser drei Regeln steht im
Widerspruche mit dem von Locke vorausgehend ausgesprochenen
Verzichte auf eine Untersuchung der Natur des menschlichen
Seelen Wesens ; denn nur unter Voraussetzung einer derartigen
Untersuchung lässt sich entscheiden, ob es angebome Ideen
gebe und geben könne oder nicht. Der Lösung des in der
zweiton Regel gestellten Problems ist bereits durch seinen
grundsätzlichen Sensismus vorgegriffen ; von einer unbefangenen,
voraussetzungs freien Erörterung desselben kann da keine Rede
sein. In der Erörterung des dritten Problems identificirt er
die Begriffe des Meinens und des Glaubens, wie es nicht an-
ders sein kann, wenn er beharrlich daran festhält, dass das
menschliche Erkennen nirgends über den Bereich der sinnlichen
Wirklichkeit hinausreiche. Im Einklänge damit behauptet er,
dass wir keine positive Idee vom Unendlichen hätten ; demnach
bezieht sich unser Glaube an Gottes Dasein auf einen dem
natürlichen Vernunftlichte völlig entrückten Gegenstand. Wenn
irgendwo, so treten hier die Consequenzen der Läugnung der
angebomen Ideen in ihr volles Licht. Wenn nun Locke neben-
7S4 Werner.
her sich iinlieifjchig machte das Dasein Gotte» durch «Ee Be-
weisführung zu erhärten, welche den Gegensumd des Beweis«
khirer und evidenter mache, als Euklid in der Prjp-». 3i d«
ersten Buchen seiner Elemente den Satz^ dass die Sujiune der
Winkel eines Dreieckes jederzeit zwei rechten Winkeln gkiA
sei, klar und evident zu machen wisse, so lasst er nnerklän.
wie es möglich sei, die klare und deutliche Idee eines intdE-
genten göttlichen Wesens zu haben, ohne ein eben so khrei
und deutliches Bewusstsein um die Unendlichkeit der gdttlichen
Substanz zu haben. Wie soll die Beweisführung: for die Existeu
eines übjectes möglich sein, dessen Wesenheit der menschlichen
Ei'kenntniss entrückt ist ? Doria vei^leicht die von Locke dem
menschlichen Verstände zugewiesene Ärbeitsthätigkeit mit einer
Arbeit beim Kerzenlicht, zu welchem sich die vom menschlichen
Geiste angeschaute Gottesidee als Sonnenlicht verhalte: e^swire
thörichter Eigensinn, eine beim hellen Tageslichte mögliche Ar
beit in einem von mattem Kerzenschein spärlich beleuchteten
dunklen Räume vollbringen lassen zu wollen J
Der platonische Metaphysiker erkennt in Gott die all-
gemeine Quelle aller Ideen : Locke will die sinnliche Erfahmo;
dazu machen. Nun ist aber die sinnliche Erfahrung voll von
Täuschungen ; keine einzige Eigenschaft der Körper stellt acb
dem menschlichen Geiste durch das Mittel der sinnlichen Wahr
nehniung so dar, wie sie an sich beschaffen ist. Wenn noB
Locke seinerseits der menschlichen Seele jenes Abstractioor
vermögen abspricht, mittelst dessen dieselbe sich den Täuschun-
gen der Sinuenwelt entziehen und in das Gebiet der reinen
Intelligibilien erheben soll, wie kann auf seinem Denkstand-
punkte überhaupt noch von einem Erkennen der Wahrheit die
Rede sein V Locke lässt dieses Erkennen durch Reflexion Jff
Seele über ihre inneren Thätigkeiten erzeugt werden. Wie kaM
aber die Seele über ihre Thätigkeiten reflectiren, wenn ihr nicht
im Voraus eine Erkeimtniss ihres Wesens und ihrer Thätigkeiten
' Deir istesso modo se alla nioiite umaiia Iddiu ha oouces«u di po^t
voderc la luce della sua iiitini\'i «r.s.senza , od a iiostro riguardo moUo
aucora delle sue inriiiite pertVzioiii, il .Signor Locke e tirauno delU
meiite umana qiialora la iinpripoiia nolla torbida o coufuisa luce d*
•»eiisi, poicli^ Iddio li* ha coiieesso di potere ravvisare se stessa, ^ ^
i origiiie nolla ihiara od iiiinieiisii liuo di hü. Dife.sa 1, p. 71.
Zwei philosopbiKfhe Zeitgenossen nnd Freunde G. B. Vico's. I.: P. M. Doria. 78«3
eignet; und wie könnte sie diese Erkenntniss haben, wenn sie
nicht in Folge der ihr angebornen Ideen dazu käme, von den
sinnlichen Eindrücken abstrahirend, sich selber und ihren gött-
lichen Urquell zu erkennen? Die erste abstractive Thätigkeit
und Vorbedingung aller nachfolgenden Abstractionsthätigkeiten
ist die Erfassung der mit der Realität des Geistes zusammen-
fallenden Realität des Denkens, womit sich die Seele in den
Bereich der übersinnlichen WirkKchkeit erhebt. Locke weiss
die Bedeutung dieser von Cartesius aufgewiesenen psychologi-
schen Thatsache nicht zu würdigen und geht an derselben mit
gleichgiltiger Geringschätzung vorüber; er will nicht begi'eifen,
wie man dazu komme, etwas so Selbstverständliches, wie die
Thatsache des Denkens, irgendwie anzweifeln oder beweisen
zu wollen. Allerdings beweist die Thatsache des Denkens sich
durch sich selbst ; es handelt sich aber um Ermittelung dessen,
was aus ihr sich beweist, um Ennittelung des Wesens und Ur-
sprungs der denkhaften Menschenseele, weil ohne dem auch die
von Locke gestellte Frage nach dem Ursprünge der mensch-
lichen Ideen nicht gelöst werden kann.
Locke beruft sich für seine Läugnung der angebornen
Ideen auf die Thatsache, dass solche Ideen an Kindern nicht
beobachtet werden; die Kinder hätten ursprüngUch keine an-
deren Vorstellungen als jene, welche sie durch Vermittlung der
äusseren Sinne erlangen. Dieser Einwand ist so oberflächlich
wie nur möglich. Die der Seele concreirten Ideen können im
Kindheitsstande des Menschen nicht hervortreten, weil die An-
lässe und Bedingungen des Hervortretens fehlen ; der Kindheits-
stand repräsentirt specifisch und vorzugsweise den Stand der
Verdunkelung der angebornen Ideen zufolge der tiefsten Ver-
senkung der Seele in die sinnliche Leiblichkeit. Das stufenweise
sich entwickelnde Vermögen der reinen und abstracten Ratioci-
nation, in deren Kraft die angebornen Ideen mehr und mehr sich
aufhellen, ist gewiss eine ebenso zulässige Annahme, als die von
Locke angenommene stufenweise Entwicklung der Sensation und
Reflexion, ja eine viel zuverlässigere Annahme, da sie auf einen
ausreichenden Erklärungsgrund gestützt ist, während Locke zu-
folge seines Verzichtes auf eine Erklärung des Wesens der Seele
die beiden der Seele von ihm zugeschriebenen Vermögen und
deren Entwicklung einfach nur als gegebene ThatsächUchkeiten
780 Werner.
asserirt, ohne dieselben ans dem unerkannten Wesen der Seele
deduciren zu können.
Das der Seele zufolge ihrer himmlischen Abkunft eignende
Abstractionsvermögen ist kein todtes Vermögen, sondern es ist
unter der Hülle des seelischen Empfindungslebens immer thätig;
,die Seele denkt immerfort'. Locke verwirft diesen cartesischen
Satz als widersinnig ; das Denken habe nur im Wachzustände
des ]V[enschen statt und werde durch den Schlaf unterbrochen;
sollte während des Schlafes thatsächlich ein Denken statthaben,
so könnte es nicht jenes der in den Schlaf versenkten Seek
sein, es mUssten somit zwei Personen im Menschen vorhanden
sein. Locke weiss nicht zwischen dem Denken im Allgemeinen
und dem Denken particulärer Dinge zu unterscheiden. Das
Denken im Allgemeinen oder das Denken als solches fällt mit dem
Wesen der Seele zusammen, deren Leben die denkende Wahr-
nehmung als solche oder der Sinn im Allgemeinen ist. Dieser ist
immer und allzeit vorhanden, wenn auch die Attention desselben
auf ein bestimmtes particuläres Object fehlt; darum kann die
Seele auch während des Schlafzustandes des Menschen denken.
Hörte nicht blos die particuläre Denkwahmehmung, sondern übe^
dies auch der Sinn im Allgemeinen, oder der Sinn als solcher,
während des Schlafes auf, so könnte der schlafende Mensch durch
keine äussere Einwirkung aus dem Schlafe aufgeschreckt werden.
Was vom Menschen gilt, gilt auch vom Thiere, welchen gleich-
falls ausser den particulären Sinnen ein Sinn im Allgemeinen
verliehen sein kann; der Unterschied zwischen Menschenseele
und Thierseele reducirt sich darauf, dass die Thierseele der
menschlichen Abstractionsfähigkeit imd der dieselbe anregenden
concreirten Ideen entbehrt. Wir entnehmen hieraus, dass Doris
trotz seiner oben erwähnten Hinneigung zur rein mechanistischen
Erklärung der thierischen Bewegimgeu von den Cartesianem
doch insofern sich unterscheidet, als ^r dem thierischen Orga-
nismus ein besonderes seelisches Princip vindicirt, welches er
als empfindungsfahiges Sein mit jenem der menschlichen Seele
unter eine gemeinsame Kategorie stellt.^ Als Beweis für d»^
Berechtigimg der Unterscheidung zwischen dem Sensus in genere
^ Allerdings ninss hier wieder die Benifunjz^ auf das christliche Glauben^
bewusstseiii zur Beorründung: des Abgehens von der cartesischen An-
sicht zu Hilfe genommen werden : I Cartesiani asserendo, che noi no»
2w«i pküoMpkische Zeitgenossen ond Freunde G. R. Vico's. I. : P. M. Doria. 7 ST
ind den besonderen Sinnen führt Doria dio That8iiehe an^ dass
iCönig Jacob, der Sohn der unglücklichen Maria Stuart, kein
tntblösstes Schwert ohne Grauen sehen konnte, weil seine JMutter,
la sie ihn noch in ihrem Schoosse trug, vor ihren Augen den
>änger Riccio hatte tödten sehen. Der im Mutterschoosse der
^le des Königs Jacob mitgetheilte Schreck konnte sich nicht
kuf das Schwert als solches beziehen, von dem er ja als noch
ingeborenes Kind keine Anschauung hatte, sondern war ein
dlgemeines Furchtgefühl, welches bei dem Anblicke des ge-
lannten speciellen Objectes wachgerufen wurde. Umgekehrt
«irken particuläre Sinnesempiindungen und AfFecte auch noch
m Schlafzustande nach und reproduciren sich im Traumleben;
Locke müsste, wenn er folgerichtig denken wollte, die Traum-
oilder als Neuschöpfungen der Seele erklären. Der Sensus in
^nere war den Alten nicht blos bekannt, sondern wurde von
.hnen auch als moralisches Erziehungsmittel verwerthet. Von
nnem griechischen Philosophen wird erzählt, dass er in aus-
^lassenen Jünglingen durch eine ergreifende, die Seelen har-
Ddonisch stimmende Musik die ungestümen Regungen sinnlicher
Leidenschaften zum Schweigen brachte-, die particulären sinn-
lichen Regungen hörten somit in ihnen auf, statt derselben
brachte sich in ihren Seelen der Sensus in genere zur wirk-
samen Geltung. Die alten Philosophen liessen die generellen
Sensationen auch noch in den Verstorbenen fortdauern; die
Igyptische Seelenwanderungslehre war auf diese Ueberzeugung
gestfLtzt, nicht minder der Bau der Pyramiden als Wohnpaläste
A^ die im generellen Empfinden vermeintlich noch auf Erden
bei den Ihrigen weilenden Verstorbenen. Doria glaubt insge-
mem Locke, der stets nur gegen Cartesius polemisire, auf die
posalamo arere altre ideo, che quelle di duo sostaiize diverse, cioe la
i]Hrituale e la corporea, vogliono che Taniina delie bestie sia a guisa
delle machine authomate: perche io nella mia FiloHotia ho gia dimo-
•trato, che sempre che noi attribuiamo alla diviua Ouiiipoteuza 11 sopra-
oatarale ättributo di poter far cose, che sono sopra Tordine della natura,
esovra i limiti della uostra umaua intelligepza, possiamo aucor credero,
che quel Dio, il quäle lia creato la sostanza corporea realmente dalla
soa divina sostanza diversa, possa ancora creare per le bestie un' aniina
di una sostanza, la quäle non abbia idee innato, ma peri^, che abbia quei
loli attributi dipendenti dal senso, che il Siguor Locke assegua ugual-
i&ente all* anima uiuana, cheaquella dei bruti auimali. Difesal, p. 118.
78B Wcrnor.
alten methodischen Philosophen zurückverweisen zu sollen^ bei
welchen sich alle jene psycholopschen Unterscheidungen fänden J
deren VernachlUssigung von Seite des Cartesius allerdings zu
nicht wenigen berechtigten Ausstellungen Anlass biete, ohne
dass jedoch hieraus für Locke ein Vortheil erwüchse. Wenn
er den Metaphysikern die Ansicht aufbürdet, die in den Schlaf-
zustand versenkte Seele vermöge sich zu erhabenen geistigen Be-
trachtungen aufschwingen, so ist dies einfach ein verunglückter
Scherz; kein Metaphysiker hat je behauptet, dass die mensch-
liche Seele im Schlafe ausser den Leib versetzt werde und das
Denkleben der Seele im Schlafzustande vollkommener sei als
im Wachzustande des Menschen. Die Platoniker hielten dafUr,
dass die Seele zufolge ihrer ConsubstanzialitiU mit dem Leibe
Eindrücke ihrer Thätigkeit in den sensorischen Organen hinter-
lasse und umgekehrt diese durch ihre Bewegungen in der Seele
Gedanken hervorrufen; keiner aus ihnen hat aber je behauptet,
dtvss die in den Schlaf versenkte Seele ein vom Körper völlig
losgetrenntes Gedankenleben entwickle oder zu entwickeln ver-
möge. Wir Christen, die wir in Folge göttlicher Belehrung
wissen, dass die menschliche Seele aus einer von der Körper-
substanz völlig verschiedenen Substanz geschaffen sei, sind aller-
dings unvermögend, die im menschlichen Dcnkleben statthabende
Wechselwirkung zwischen Seele und Leib zu erklären, glauben
aber an dieselbe und finden sie auch durch die Erfahrung be-
stiltigt; wir nehmen wahr, dass die Lebensgeister und die sen-
sorischen Organe durch das abstracto Denken afficirt und in
Bewegung gesetzt werden, wenn auch in geringerem Masse, als
wenn die Seele ihre Aufmerksamkeit den von äusseren Gegen-
ständen in ihr sich bildenden Perceptionen zuwendet.
Da Locke den Geist nicht als eine vom Körper wesen-
haft unterschiedene und somit ihrer Natur nach vom Sinnlichen
* I metaiiKici anticlii Hapevnno far diHtinziono fra il pensiero particolare
ed il 8en80 in ponoro, o sia il pensioro in j^onoro; Rapevano far distin-
zione fra la percozione dol scnso e la ritiosmone, fra la riflesAione eM
raziocinio, fra razioctnip astratto e puro ed in tutto distaccato da' sonst
e raziocinio Ronsibilo, porcluN impiof^ato in o^getti , che sono seniiibili;
Bapevano far distinzioni frn modo di raziocinio e modo di raziocinio ;
od alla pprfine sapovano faro tntto quölle importanti difltinzioni fra le
potenze deir anima, che not abbiamo fatte nella parte qninta della
uostra Filosofia (siehe oben S. 772 f.). Difesa I, p. lOG.
Zwei philosophische Zeitgenossen nnd Freunde G. B. Vico's. I.: P.M. Dori». 789
abgezogene Realität erkennt, so kann er auch das Factum der
Denkabstraction als eines spontanen Sichselbstabziehens des
Geistes vom Sinnlichen nicht verstehen. Für ihn besteht die
Abstraction darin, dass die Ideen der sinnlichen Dinge in be-
stimmten Wortbezeichnungen festgestellt und diese als etwas
von den vielfältig diversificirten Erscheinungsweisen der mit
denselben Namen belegten Dinge Getrenntes angesehen werden.
Dieses Denkverfahren kann jedoch nur unter Voraussetzung
der von Locke geleugneten Existenz der Universalien als be-
rechtigt gelten; der von ihm den Metaphysikem gemachte
Vorwurf, dass sie leere Namen fllr die Wesenheiten der Dinge
nähmen, fällt auf ihn selbst zurück. Locke sucht dadurch,
dass er den Begriff der Substanz von jenem der Wesenheit
abtrennt, die philosophische Erweisbarkeit der Realität von
Substanzen zu ermöglichen. Dies stimmt aber nicht zu seinem
grundsätzlichen empiristischen Sensismus, welchem gemäss er
ausdrücklich betont, dass wir in das Innere der Dinge, d. h.
in dasjenige, was hinter dem Complex der sinnfälligen Eigen-
schaften eines Dinges steht, nicht einzudringen vermögen.
Locke's Denksystem ist auf die sinnliche Gewissheit ge-
stützt; die menschlichen Erkenntnisse werden ihm in dem
Grade Ungewisser, als er über jene Art von Gewissheit sich
erheben will. Er selber sagt, dass die abstracte Demonstration
weniger Gewissheit gewähre als der sinnliche Augenschein.
Unter der abstracten Demonstration versteht er die auf mittel-
barem Wege durch Reflexion erlangte Erkenntniss der Ver-
einbarkeit oder NichtVereinbarkeit bestimmter Ideen. Indem
er die Benennung ,abstracte Reflexion' auf die innere Sensation
überträgt, sieht er von der wahrhaften, in der Natur des im-
materiellen Geistes begründeten Abstraction ab; aus seiner
Behauptung, dass die durch abstracte Reflexion ermittelten
Erkenntnisse minder gewiss seien als jene des sinnlichen
Augenscheines, fliesst als unabweisliche Consequenz, dass die
geometrischen Demonstrationen nicht denselben Grad von Ge-
wissheit ansprechen können wie die durch sinnlichea Augen-
schein gewonnenen Erkenntnisse.
Zu den zahlreichen Widersprüchen des Werkes über den
menschlichen Verstand gehört, dass einerseits behauptet wird,
unsere Erkenntniss schreite nirgends über den Bereich des
Sitznngsber. d. phil.-hist. Ol. CXI. Bd. U. Hft. 51
7f>0 Wornor.
Sinnliclicn hinaus, andererseits aber auf der Demonstrirbarkeit
der sittlichen Wahrheiten bestanden wird, während doch neben-
her wieder gesagt wird, dass der Gerechtigkeitsbegriff und die
übrigen Tugend begriffe bei verschiedenen Völkern verschieden
modificirte Meinungsansichten seien. An einer anderen Stelle
unterscheidet er dreierlei Arten von Erkenntnissen: die intuitive
Erkenntniss unserer Existenz, die demonstrativ erworbene Er-
kenntniss der Existenz Gottes, die sensitive Erkenntniss der
uns umgebenden sinnlichen Objecte. In dieser Eintheilung der
Erkenntnisse fällt die demonstrativ zu erwerbende Erkenntniss
der Tugendbegriffe aus. Die Unsterblichkeit der Seele gilt
ihm als eine Glaubenswahrheit, zu deren Stützung es nicht
der philosophischen Erweisung der Immaterialität der Seele
bedürfe. Er meint die göttliche Offenbarung zu ehren, wenn
er das dem Menschen von Gott verliehene Vemunftlicht mög-
lichst gering veranschlägt.
Noch ist schliesslich seine Missdeutung der Lehre von den
angebornen Ideen zu berichtigen. Er legt den Vertheidigem
derselben zur Last, dass sie die Grundaxiome der Mathematik
als angeborne Ideen ansähen. Dies ist nach Doria unrichtig.
Die genannten Axiome gestalten sich in der menschlichen
Seele durch gleichsam unwillkürliche Syllogismen, an deren
Bildung aUerdings die angebonicn Ideen zufolge ihres engsten
Zusammenhanges mit dem abstractiven Denken wirksamen An-
theil haben; sie können aber als Producte des menschlichen
Denkens nicht unter die angebornen Ideen eingereiht werden,
sie sind vielmehr die in Kraft der angebornen Ideen erzeugten
ersten Principien der sinnlichen Wahrheiten, welche in der
That nur mittelst solcher Principien einen rationalen Charakter
erlangen können. Das Wahre an unserer Erkenntniss de«
sinnlich Erscheinenden ist in der Mathematik enthalten.
Wie nothwendig das Festhalten an der Lehre von den
angebornen Ideen sei, beweist sich aus der Geschichte der
Philosophie. Alle jene Philosophen, welche, wie z. B. Epikur,
Demokrit,Anaximenes, Diogenes von Apollonia, Parmenides u. A.,
die angebornen Ideen leugneten, brachten es nicht weiter ak
bis zur Annahme eines körperlichen, der Intelligenz beraubten
Absoluten, während jene Philosophen, welche die Existenz
eines intelligenten göttlichen Uinvesons und einer göttlichen
Zwei philoBophischo Zeitgenoatien nnd Frenndc G. R. Vico>. I.: P.M. Doria. 791
Vorsehung lehrten, wie Pythagoras, Sokrates, Plato, Antisthenes
and die Stoiker, zugleich auch an der Lehre von den angebomen
Ideen festhielten, deren Vorhandensein in der Seele sie aus
der CausaHtät des intelligenten göttlichen Urwesens erklärten.
Doria macht die Metaphysik der methodischen Philosophen
der vorchristlichen Welt zur Quelle der Religion, Moral und
Politik der vorchristlichen heidnischen Culturvölker, während
umgekehrt Vico die Metaphysik der Alten aus dem mit der
Civilisationsentwicklung der Völker engst verbundenen religiösen
Processe derselben ableitet. Der Grund dieser MeinungsdifFerenz
liegt darin, dass Doria alle rationale Erkenntniss aus dem Vor-
handensein der angebomen Ideen begründet, während umge-
kehrt Vico die geistige Weckung der in den Stand der Ver-
thierung herabgesunkenen Menschheit mit der Weckung des
religiösen Gefühles und Gedankens durch mächtig erschütternde
äussere Natureindrücke beginnen lässt und das Aufwachen des
religiösen Geflihles und Gedankens aus dem verborgenen Walten
des göttlichen Geistes im Menschheitsleben erklärt.
11.
Doria schaltet seiner Kritik der Locke'schen Erkenntniss-
theorie einen Excurs über Berkeley's älteste Schrift: ,Theory
of Vision' ein,* welche er aus einer italienischen Uebersetzung
kennen gelernt hatte ; von den ihr nachfolgenden übrigen Schriften
Berkeley's scheint er keine nähere Kenntniss gehabt und die
eigentliche Tendenz des Berkeley'schen Philosophirens seiner
Wahrnehmung sich entzogen zu haben. Er klagt darüber, dass
Berkeley, dessen ausdrücklich erklärte Absicht auf die philo-
sophische Ueberwindung der skeptischen und materialistischen
Tendenzen des Zeitalters gerichtet sei, aus der Locke'schen Er-
kenntnisstheorie den letzten, allerdings unzureichenden Anhalts-
punkt zur Ueberwindung eines materialistischen Sensismus hin-
▼egtilgen wolle. Während nämlich Locke der menschlichen
Seele ein wenigstens relatives Abstractionsvcrmögen zugestehe
^d in diesem den Unterschied zwischen der Seele des Menschen
^d jener des Thieres begründet sehe, erkläre Berkeley das
der menschlichen Seele zuerkannte Abstractionsvcrmögen ftir
' Difesa I, p. 248—270.
61*
7<»2
We r n e r.
eine leere Kietioii und sehe in dem sos^lmz^Zkh Lie:r%:^ii
Denkverfahren die eigentliche Quelle de* Sk«cÖ!ä3Li& Afier-
dings fehle bei Locke der Begriff des AbsCniiira:^ ia «ibn
und eigentlichen Sinne als einer geistigen EAtz^c^ i» ii»
sinnlich Erscheinende zur ewigen Idee desäelbe^: Ti&aÄcrvfl
Berkeley das Uebersinnliche erreichen, wenn «=r
liehen Seele das Abstractionsvermügen scUecimfi
Heisst das nicht^ die menschliche Seele gleich der
zu einem blossen Empiindungsprincipe henbdräck«
Berkeley dessungeachtet einen Unterschied zwi«^
und Thier aufrecht halten wolle, so müsse er mh ia Cv-
tesianem zu der widersinnigen Ansicht sich bekenzccc das» fr
Thiere blosse Automaten seien.
Doria's Hauptinteresse in seiner Polemik g^e^^c Boi^J
ist die Erweisung des philosophischen Werthes und G^^ahei
der mathematischen Erkenntniss, welchen Berkdej m» aiP-
materialistisehen Motiven bestritten hatte. Berkelej sjik mitf
^lathematik nicht gleich Dona eine Vorstufe der Metxf^jsL
sondern lediglich ein Werk der Einbildungskraft, dcrea Ai-
schauungen nicht ftir die Wahrheit der Dinge genommen werfet
dürfen. Dona liält sich an die in der .Theorv oi Visioii' «f
gestellte Behauptung ^ dass das specifische Object der ]Iltil^
matik nicht die sichtbare^ sondern die tangible AnsdekfliiS
sei. Bisher galt unbestritten die Quantität im AUgemrtBrc jfc
das hpeiitisehe Object der ]\Iathematik und die siehtbai« \^
dehnung als eine specielle ^loditication dieses Objecies: Ber-
keley's Bemerkung, dass fiir diesen Fall auch die menschBd»«
Worte unter die Objecte der Mathematik gehören würden, b^
nicht Stich. ^ Die blos sichtbare und nicht zugleich ttupU*
Ausdehnung betrifft die abstracte, metaphysische Seite der gvo-
metri sehen Wissenschaft, welche den Sensisten dieselbe Sekt
> L* «»^g:ott«> della Cieumetria e la quaiitita ed e og^tto delU Gcootftti*
rosi la qiiantita considerata in astratto come la qnantita conndecaBi^
cmicreto; ora \o parolo non essendo altro cbe sc^^i con i quali la aftf*
addita le pntprieta della qiiantita astratta e della concreta, da rio m*
se ne pin'» de<lnrro oome pretende l'Autore, che «e la qnantita risibiWi
la qiiale i' proprietA della qnantita astratta fofwe V oggetto della Gt»-
nietria. K» pando anoora, che souu i segni con i quali la mente addiB
la qnantita vi<ibile sarebbero 1* oggetto della Geometria. Difeaa L p- ^
Zwei philosophische Zeitgenossen n nd Freunde G. B. Vico*8. I. : P. M. Doria. 793
dnflöBse wie den Füchsen das Feuer. Es entging Doria, dass
Berkeley im Hinblicke auf jene Art der Wertlischätzung, welche
ein Hobbes und Spinoza dem mathematischen Denkhabitus hatte
•Bgedeihen lassen^ sich bestimmen Hess, der mathematischen
Brikenntniss jedwede metaphysische Bedeutung abzusprechen.
Berkeley erhärtet seine Behauptung, dass die tangible
Ausdehnung das specifische Object der Geometrie sei, damit,
ÜMB in der Bestimmung der dem Auge sich vorweisenden Aus-
iehnungs- und Grössenverhältnisse die tangible Ausdehnung
ib Richtmass und Correctiv zu dienen habe. Doria entgegnet,
1m8 ein geometrisch bestimmbares Verhältniss zwischen der
Umgiblen und sichtbaren Ausdehnung bestehe, welches z. B.
in der mittelst eines Quadranten vorgenommenen und durch
DAchfolgende Anwendung eines tangiblen Richtmasses verificir-
ton Messung der Höhe eines Gebäudes sich erprobe. Die bei
disr Anwendung des Quadranten etwa unterlaufenden kleinen
Fehler gehen auf Rechnung der UnvoUkommenheit des Instru-
ments oder zufäUiger Gesichtstäuschungen, welche aber nur so
Tiel beweisen, dass sich die Dinge in der praktisch sinnlichen
Ansfilhrung nicht so genau machen lassen wie im reinen ab-
itracten Denken. Berkeley glaubt das geometrisch bestimm-
We Verhältniss zwischen tangibler und sichtbarer Ausdehnung
durch einen Erfahrungsbeweis umstossen zu können : wir halten
einen zehn Schritte weit entfernten Gegenstand fUr ebenso
gross, wie wenn er uns auf fünf Schritte nahegerückt ist; in
lern einen und anderen Falle sei ausschliesslich die tangible
Aisdehnung die Regel der Massbestimmung. Dieses Argument
tfirde nach Doria nur so viel beweisen, dass das Urtheil der
^rdgären Schätzung dem wissenschaftlich verificirten Urtheil
^chwerthig und die geometrisch zu erweisende Relation
^wrischen tangibler und sichtbarer Ausdehnung eine werthlose
iirkenntniss sei. Die Geometrie liefert durch die von ihr auf-
Sewiesene Relation zwischen tangibler und sensibler Ausdehnung
fe Beweis, dass das Messen ein Act des Geistes sei, welchem
die Sinne als Mittel des Messungsactes dienen ; sie muss ein
Act des Geistes sein, weil die Sinne für sich allein sich nicht zur
£rmittelung einer exacten Angabe der Grössenbestimmungen
e^en. Berkeley seinerseits lässt sich von der Annahme leiten,
dass sich der menschliche Geist in der Apprehension der
794 W«r««r.
räumlichen Grössenverhältnisse ledi^cb von den sinnliclien
Eindrücken bestimmen lasse ^ womit er weiter die mirichtige
Ansicht von der untrüglichen Sicherheit der sinnlichen Wahr-
nehmung verbindet. Diese letztere vorausgesetzt , kann er
allerdings die tangible Ausdehnung als Fundament aller rioni-
liehen Massbestimmungen und als Correctur der unsicheren
visiblen Ausdehnung erklären. Dies ist das directe Gkgentheil
der Anschauungsweise Euklid's, welcher die Geometrie dadurch
dass er sie einer rein mechanistischen Begründung zu entrficken
suchte ; zur Wissenschaft gestaltete. Nach Berkeley's Dsfur-
halten würde eine Intelligenz^ welche mit dem Gresichtssinne
begabt wäre, ohne das Tastgefähl zu besitzen^ jene Theile der
Geometrie nicht verstehen , welche sich auf die Lehre von
Körpern^ deren Oberflächen und Schnittlinien beziehen. Doru
erwidert y dass eine solche Intelligenz die sichtbaren Räume
unter VermitteluDg des ihr eignenden Gesichtssinnes geistig
messen würde: wäre ihr aber das sinnliche Sehen der Edrper
und der sichtbaren Räume versagt ^ so würde sie sich keine
Idee der abstracten Geometrie bilden^ weil f^ sie jene« Be-
dürfiiiss nicht vorhanden wäre, welches den Menschen zur Er-
findung der abstracten Geometrie gef&hrt hat — das Bedürfiiiss ^
nämlich y den Raum vermittelst des Gesichtssinnes geistig za ;
messen. Eine des sinnlichen Sehens fähige Intelligenz würde
ebenso wie der Mensch durch die Wahrnehmung, dass die-
selben Körper in ungleichen Entfernungen dem Auge eine ve^
schiedene Grösse vorweisen, veranlasst werden, eine Kunst zu
erfinden^ mit deren Hilfe sich jene scheinbare Ghrössenver-
schiedenheit aufklären liesse. Berkeley will einer Intelligent
der bezeichneten Art selbst die Möglichkeit planimetrischer
Erkenntnisse absprechen, weil die Functionen der Geometrie
in der Ebene ohne Lineal und 2^kel nicht vollziehbar seien-
Er übersieht, dass die erwähnte Intelligenz sich die Idee»Toci
Lineal und Zirkel zu bilden und demzufolge in rein gedankcn"
hafter Weise die Wahrheiten der Planimetrie zu ermitteln iffl
Stande wäre.
12.
Auf Metaphysik und Geometrie erscheint .bei Doria auch
Theorie der Kriegskunst gestellt, welche er in seinem ,Capi-
Zvd philosopbitche Zeitgenossen und Freunde 0. B. Yico's. I.: P. M. Doria. 795
tano Filosofo' entwickelt. Das Werk zerfUllt in zwei Theile,
deren ersterer den metaphysischen, der zweite den geometri-
schen Theil der Philosophie der Kriegskunst enthält. Das
Werk führt den Titel ,Capitano Filosofo', weil die Philosophie
der Kriegskunst im Geiste des Feldherrn ihr lebendiges Dasein
haben muss. Er steht an der Spitze des Heeres und ist die
lebendige Seele desselben, wie der an die Spitze des Staats-
wesens gestellte Herrscher die lebendige Vernunft des Stiiats-
ganzen ist. Das Heer ist ein lebendiges Bild des Staates, und
nicht bloB dies, sondern selber ein Staat; daher dem Feldherrn
die Einsichten and Tugenden des Herrschers in deren speciellen
Anwendung auf das Kriegswesen eignen müssen. Die aus der
Metaphysik zu deducircnden Ideen der Moral, Politik und
Oekonomik, nach welchen das Staatswesen zu regeln ist, finden
auch in der Leitung und Administration des Heerwesens ihre
Anwendung. Demnach ist der platonische Ausspruch, dass
die Herrscher Philosophen sein sollen, in seiner Weise auch
auf die Heerführer als Leiter des militärischen Gemeinwesens zu
übertragen. Die grossen Feldherren der Griechen, ein Miltia-
des, Xenophon, Epaminondas u. s. w., waren Männer, welche
die Kriegskunst mit philosophischem Geiste erfasst hatten; es
gab im classischen Alterthum eine Tradition der philosophischen
Tbeorie der Kriegskunst, welche von den Griechen auf die
BOmer überging, und einen Theil der Staatsweisheit der römi-
schen Republik constituirte. Nur unter dieser Voraussetzung
Ibst sich erklären, dass der Staat die militärischen Actionen
der Consuln kritisch controlirte und nicht nach dem Erfolge,
wndem nach dem in den Unternehmungen derselben befolgten
Plane beurtheilte. Plutarch erzählt, Marius habe es oftmals
ak eine ihn von den übrigen Heerführern der Römer unter-
scheidende Eigenthümlichkeit bezeichnet, dass er den Kriegs-
dienst nicht wie seine Rivalen aus griechischen Werken, sondern
im harten Kriegsdienste von unten auf erlernt habe. Der Geist
und die Traditionen der antiken Kriegskunst blieben uns in
den Werken des Plutarch, Onesandros und Aelian erhalten;
Aelian widmete sein Werk über die Taktik (TaxTixYj Ostopia) dem
Kaiser Hadrian, dem Erneuerer des mit dem Untergange der
altrömißchen Republik in Verfall gekommenen römischen Kriegs-
wesens. Die Uebersetzung des Werkes Aelian's von Ferrosi
790 Werner. Zwei philos. Zeitfenossen o. Fremnd« 6. B. Tic»*«. 1.: P.M.
und der Commentar Robortelli's * zu demselben dienten Doria
als die Hilfsmittel beim Studium Aelian's; nebstdem benutzte
er die militärischen Memoiren des Generals Raimund von Mon-
tecuccoli,^ welchen er als den bedeutendsten aller modernen
Kriegsschriftsteller' und genauen Kenner seiner antiken Vor-
gänger, eines Aelian, Polybius, V^etius, Frontinas u. A. preist*
Doria setzt es auf Rechnung des Kaisers Uadrian, und rechnet
es ihm zum besonderen Verdienste an^ dass der Nachwelt die im*
tiken Traditionen der Kriegskunst erhalten blieben, die übrigens,
soweit es den mathematischen Theil derselben betrifft, von
Aelian nicht mehr verstanden worden zu sein scheinen: Doria
glaubt durch sein Werk zur Aufhellung der geometrischen
Theorien der antiken Taktik wesentlich beigetragen zu haben.
Er hält insgemein sein Werk für keine unnütze Arbeit: durch
die Eriiudung der Feuerwaffen sei wohl das Kriegswesen wesent-
lich umgestaltet worden, der Geist des Heerwesens und der
Kriegführung aber bleibe für alle Zeiten derselbe und mÜÄse
wie alle tiefere Philosophie aus dem Studium der Alten ge-
schöpft werden. Der Platoniker Plutarch, aus dessen Schriften
wir Geist und ^laximen der grossen Feldherren des Altertbums
kennen lernen , bedeute fiir die Philosophie der Krieg8kunj>t
dasselbe, was Plato für die Philosophie im Allgemeinen bedeute.
Doria stellt sich uns hier als ein letzter Repräsentant des Zeit
alters der Renaissance dar, auf de^en lichten Glorienschein
er wehmuthsvoll zurückblickt: nur zu rasch sei jene Zeil
hr»ch:>ti*n ^eisti^ren AutVchwunges vorübergeganjreu, das seither
unter dauernde Fremdherrschaft geratheue Itahen sei aut'ii
geistig nicht mehr dasselbe, was es dazumal gewesen.
» Nühorvs über Kobortelli .1516— lö77^ hei Tiraboschi, Stör. lett. VIL
PI». My spST.
- M»-ni'^ri»* «IoIIa jruerra o«l btmxiftni d* an Generale. Doria bexieht flc^»
am* «l:r in Amstonlani 1734 erschienene franz{M>i5che l'ebersetxoDg di«***
Buche*. ^
^ V-rl. i\ipitaiF> Fih>5«.>tö IL pp. 9ö#irjr.
* Als verdiensiToller Erklärer dieser alten Kriep^^chriftüteller winl t""
IVria der Mturin»»r IWne«iictiner Vincent Thnillier lobend emiliDt
XXIU. SITZUNG VOM 11. NOVEMBER 1885.
Der Herr Minister für Cultus und Unterricht Dr. G autsch
von Frankenthurn begrüsst in einer Zuschrift den Präsi-
denten der Akademie und ersucht um ein freundliches Ent-
gegenkommen in Erfüllung seiner Berufspflichten.
Herr Dr. Friedricli Krüner in Berlin tibersendet eine
Abhandlung: ,Bethlcn Gabor , Fürst von Siebenbürgen' mit
dem Ersuchen um ihre Aufnahme in das Archiv.
Die Abhandlung geht an die historische Commission.
Desgleichen wird der historischen Commission übergeben
eine von Freiherm L. von Borch in Innsbruck eingesendete
Notiz: ,Ein fehlerhafter Lehenbrief Sigismunds^
An Druckschriften wurden vorgelegt:
Akademie der Wisseiiscliaften, ungarische in Budapest: Almanach für 1885.
Budapest, 1885; 8^ — Eral<5kbeszcdek: Majlath, G.; Darwin, Cli. R.;
Wöhler, F.-, Krko'vy, A.; Zsivora, G.*, Fenzl, E.; Sainte-Claire-
Deville, H.; Mignet, F.; Tarczy, L.-, Thiers, L. A., tagok felett.
Budapest, 1884 es 1885; 8*^. — Ertekezt^sek a nemzetgazdasagtan ^s sta-
tisztika körebol. II. Band, Nr. 6. Budapest, 1885; 8^ — Ertesitö, 18.
Jabrg. Nr. 3—7. 19. Jahrg. Nr. 1—2. Budapest, 1884 und 1885; 80. —
EvkiJnyv. 17. Band, 2. Theil. Budapest, 1884; 4». — :6vkönyv, nem-
zctgazdasiigi es statisztikai. 2. Jahrg. 1884. Budapest, 1884; 8^ — Revue,
ungarische. 1884. Heft 6, 8—10. Budapest, 1884; 8^ — 1885. Heft 7—9.
Budapest, 1885; 8". — Vazlatok a magyar tudomÄnyos akad^mia f^lszÄ-
zados törtenet^böl. 1831 — 1881. Budapest, 1881; 8". — Archaeologiai
ErtesitS. IV. Band, Neue Folge. Jahrg. 1884. Budapest, 1884; 8^ —
V. Band, Nr. 1, 2. Neue Folge. Budapest, 1885; 8*^. — Codex diplom.
Hungaricus Andegavensis. IV. Band (1340—1346). Budapest, 1884; 8".
— Ertekez^sek a nyelv- 6s sz^ptudom^nyok körebol. XI. Band,
Nr. 11—12. XII. Band, Nr. 1—5. Budapest, 1883 und 1884/5; 8^ —
Ertekez^sek a tarsadalmi tudomanyok köreböl. VH. Band, Nr. 8 und 9.
Budapest, 1885; 8". — Ertekezesek a tört^nelmi tudomÄnyok körebol.
XI. Band, Nr. 7—10. XH. Band, Nr. 1, 2, 4. Budapest, 1884; 80.
798
Akademie der WisseDschaften , ungarische in Bodapert : KliWififft,
uyelTtudomanyi. XVIU. Band, Heft 2, 3. XTX. Baadi, Heft L Bili-
pefit, 1884; 8^. — Monomenta Comitialia RegBs TiiMijIniiifi
X. Band (1637 — 1618). Budapest, 1884; 8^ — Xjdrealftlir, i^
magrar codexek es nyomtatvinjok. XL and XII. Band.
1884; 80. — KolosTiLri, S. ds Öyari, K., A magjar
jogssabaljainak gyüjteinenje. L Band. Budapest, 18S5; 8*. — MI^
cxali, H^ Magyarorazag tOrtenete H. J6z8ef korÜMUt. IL Bad. Mir
pest, 1884; S^. — P^ch, A., Alflo-Kagyaromig binjaHYclMKk tk^
tenete. I. Band. Budapest, 1884; 8^ — 8aab6, SL, Bcgi aacj«
kGnjTtar. H. Band. Budapest, 1885; 8*. — Sxiligyi, &, BetUeaGä«
es a sred diplomaczia. Budapest, 1882; 8*. — Sainnjei, J., Hxai &
külföldi folToiratok magjar tudomanjo« reperlörhuiUL IL Band. Bib-
pest, 1885; 8«. — Yecsej, T., Aemilius Papinianns paljija h uim,
Budapest, 1884; 8«
Akademie der Wissenschaften, kOnigL schwedis^e: öftetiigt af FMaat-
Ungar. 42. a Arg. 1885. Xos. 1—4. Stockholm, 1885; 8*.
— Vitterhets Historie och Antiquitets: M4nad^lad, Trettonde Aig. 1^
Stockholm, 1S84— 1885; S^.
Bibliotheque de TEcole des Chartes: Kerne d'EraditioB. XLVL in«
1885. 3»— 5« lirraisonsw Paris; 8'^.
Facnlte des lettr» de B*>rdeaax: Annales. 2* serie, Xo. L Faris» ISä»; ^•
Gesellschaft für Salxburger Landeskunde: Geschichte der Stadt Sihbirf.
L Buch. Von Dr. F. V. Zillner. Salzburg, 1885; 8*.
— ru5si5che geographische: Berichte. Tome XXI. 1885. Xr. 3. St Pete»
bury. 1885: 8».
Institute, the Canadian o( T*>n>ato: Proceedings. Toi. H, FafcXr. 1
Ton>nto, 1SS4: ^». — 3^ series. VoL HL Fase. Xr. 2. Toroato, 1«S5; !^
Lund. UmTeniitois : Akademische Schrinen aus den Jahren IdÖ— I^
3^ Stücke; ^' und 4'.
Scuola, R. normale superiore di Pisa: Annali. ToL IV. Pia, 1^^; ^'-
XXIV. SITZUNG VOM 18. NOVEMBER 18S5.
Von Druckwerken ^d. mit Zosohriften begleitet folg«^*
ein^UnjTt* welche zur Voriafi^* gebracht werden :
1. .Codex diplomadcus et epi^oUris MoraviaeS Bi ^
bearbeitet vou Vincenz BrandL ein^e^^endet von dem h^^^
au;§$chus<> der Mark<nra£scluift Mäbren:
-- A'n ^KH^me ;satyTH)ae coaip«.>5e Ii I'»x*easion de b m***^
-•u po^^te nittsicien Ueraah d m;^ur^wIion Hor-Ct 'A (APTS^B^''
799
(Papyrus de Vienne), nebst einem ^Extrait de la revue ögypto-
logique, troisifeme annöe, N** 4 (les droits des femmes dans
Tancienne Chaldöe)', par Mr. Eugfene Revillout;
3. jGeographisehes Namenbuch von Oesterreich-UngarnS
übersendet von dem Herni Verfasser, Professor Dr. Umlauft;
4. ,Das Tridentinische Concil und der Talmud', von Herrn
Professor Gerson Wolf;
5. jPhilosophischer und naturwissenschaftlicher Monismus,
ein Beitrag zur Seelenlehre', von Herrn Dr. M. L. Stern.
Die Kirchenväter - Commission theilt eine Zuschrift des
Herrn Professor Dr. S. Brandt in Heidelberg mit, welche
das Material zu , Augustinus' Contra duas epistolas Pelagia-
norum' betriflft.
Von dem w. M. Herrn Dr. Pfizmaier wird eine flir die
Sitzungsberichte bestimmte Abhandlung: ,Chinesische Begrün-
dungen der Taolehre' vorgelegt.
An Druckschriften wurden vorgelegt:
Academia, Real do la HUtoria: Boletiu. Tomo VII, Guaderno IV. Madrid,
1885; 8"^.
Acad^mie Imp^Tiale des sciences de St.-P^tersbourg: Bulletin. Tome XXX,
No. 2. St-P^tersbourg, 1885; 4".
Accademia, R. delle Scienze di Torino; Atti. Vol. XX, Disp. 6». Torino,
1885; 80.
Alter thumsverein zu Plauen i. V.: Mittheilungen. V. Jahresschrift auf
das Jahr 1884—1885. Plauen, 1885; 8«.
Archaeological Survey of Southern India. Vol. IL Madras, 1884; 4^.
— A. Sketch of the Dynasties of Southern India, compiled by Robert
Sewell. Madras, 1883; 4«.
Ferdinaudeum: Zeitschrift für Tirol und Vorarlberg. 3. Folge, 29. Heft.
Innsbruck, 1885; 8".
Gesellschaft deutsche für Natur- und Völkerkunde Ostasiens: Mitthei-
lungen. 32. und 33. Heft. Yokohama, 1885; 4°.
— historische für die Provinz Posen: Zeitschrift. I. Jahrgang. 1. und 2. Heft.
Posen, 1885; 8^
— der Wissenschaften, königl. sächsische zu Leipzig, philolog. • hlstor.
Classe: Berichte. 1885. III. Leipzig, 1885; 8**. — Untersuchungen über
Quantität und Betonung in den slavischen Sprachen. I. Die Quantität
im Serbischen von August Leskien. X. Band, Nr. 2. Leipzig, 1885; 4^.
i^Hl
i'r^t^tt^fr.i'k*! l*Thh*/iLh ixj th«i C'bin*r«: «••
I II «tj tut <*, ih*i Afit)jrojK/l'/fri«:Al *jf Gr^^LX i^riZMO. mul inam- Tj^ •*«
Vol. XV. Nr. *i. I^ßtidon, \HHT,i K'.
Joliuf |f«/j»kJijii r'iiiv<fri»ity: Circulan. VoL T. Ktt -i^ ItLnubm *"^' •;
K ;a r I« « I h «; n V«; r <$ i n , iin^arucber : Jafail>BdL. XII ,"iii'_ in !ri. cv.
I)»>i.'#; 8'.
Ki«»w, r'iiiir««ri>itÜt; l'riivtsrKitüU-Nacbricbtexi. Tum«- X3n" Uti i— "
IHH/i; 8".
1 4 A imI n i> A II 1» N f ; b II M tt i\i;r M ArkgrafKcbafi Mibret - Cnö'!:; cat jsts»
«•liiNUilftriii Mornviiu^ I'rkiind«.'Diianifrjluiir rcr Ocmcui^ct* lSäz<«. *«
ViiiriMix HruiMll. XI. Hand, vom 13. XoT«ix.i»» :;ä' — ;2*
IHHi; r».
liiiti«!, l'niviirNhllt : AcU L'nivorrtititiH Lundenitifu Ton.
l<AiU «/»'b HtAtHyiiUrnnkAi». Tome XIX. Luöi i^**— ^r-v ^ - 3V
loNjfbi, Kiirikkvf'tiifiHkni) ocb HiHtoria. T'>me XIX. LimL ;— ü— ^•- ^
'l'b<*oloKi. Tomo XIX. Liirid, 18)^2 — 1><^3: •;*.
NordiMk Olilftkrit't KolMkub: Aarb^or for Nordbk OlikjTkOirusi <cB«*>>
1NH5 'J. und :(. MmH. Kj^brMibavn, 1885; 8'.
Hoc'lnty, Um Ainoricnn ]ibibiHo|ibi(ral: Proceedinr». Tiü- XC St '^
rbibidid|ibin, 1H81; 8".
tbit koynl ^Miif^niiibical: PrococdingH and MontLlr B««:i.ir£ ic «ipt^n^
V..I VII, Nr. n. Lon(b)n, 188ri; 8".
Hoi-Ioty tbo Hnyii\ of London: IMiiloHopbical Tniiuacti(4» w äe *■
IMMI. Vol. I7ri. PiirtH 1 Ol 2. London, 188i— 1885: 4'.
Tbl« roiini'il ot' tlio Uoyal Hoc.ioty. 1*^ Deccmber. is^i. Vifuäm. V
- IVuioodlnjfH Vul. XXXVII, Nrn. 'J.J2— 234; VoL XXXVHL Sn *-
'M\'i LiMiiloii. IM81 1885; 8".
N'iMoiii, liiilmiNfboi' v«»n <)b«»rbayorn: 4(5. und 47. Jahresbericki Möi*
IMS:.; S".
<nnMli;i\i»ri.irlM«N Aivbiv l*(lr vatorliindiMclio Gcäcbichte. 4S. Buc Ä*
»'InMi. |88.'i; 8".
liif«ltiilN,'|i,ii' iih- SioitMinnrk: Mittboilungon. XXXIII. Heft. Grai. iw:^'
liiNt.iiiMJior ilof« l'nntun.M St. (JnlhMi: 18.VJ -1884. Denkschrift iw F«*
MMHOH •.•öjlibriKMMi IbvstandoH. St (JaHon, 1884; 4'».
rndoliu Siobor'.M rbronik von Hrnnt (iotzinger. St Gallen. 1»5:?-
Millloi riiodb«M>r von IV .lobannos Dioraucr. St. Gallen. Is^^: ''*
hio rranoM tw St Kalbarina in St. Gallon. St. Gallen, 1^: 4'
/Unob. rni\ori*itätt AkadomiM-bo Sobriflon pro 1884—1885. 4i Stficlt
r* und S"
Pfizmaier. ChinosiscUe Be^rflndnogen der Taolehre. 801
Chinesische Begründungen der Taolehre.
Von
Dr. A. Pfizmaier,
wirkl. Bliif^liede der kai.s. Akademie der Wissenschaften.
JJer hier gebrachten Abhandlung wurde die in das taoisti-
sche Sammelwerk ^ ^ p^ ^ ^^ ^J ^ ^ (tao-yen nti-
wai pi'kiti^ thsiuen-schu) ^vollständiges Buch der inneren und
äusseren Entscheidungen der Worte des Weges' (6 Bände^ 1717)
aufgenommene Schrift '^ ^^ ^ (tschtten'tao-tstj ^Sammlung
der Ueberlieferungen des Weges' zu Grunde gelegt, eine Schrift,
in welcher der um die Mitte des achten Jahrhunderts n. Chr.
lebende § ^ Liü-yen und der schon zu den Zeiten der
Tseheu lebende, beinahe der Sage angehörende ^ ^ ij^
Tschung-li-khiuen redend angeführt werden. Liü-yen fragt darin
über die hauptsächlichsten Gegenstände der Taolehre und erhält
von Tschung-li-khiuen ausführliche Belehrung, verbunden mit
Lösung mancher Zweifel.
Die in dieser Schrift dargelegte Taolehre ist als eine Art
Unsterblichkeitslehre zu betrachten, wobei als erreichbare Ziele
verschiedene Classen von Unsterblichen : Dämonenunsterbliche,
Menschenunsterbliche, Erdunsterbliche, GötterunsterWiche und
Himmelsunsterbliche aufgestellt werden. Als Mittel dient die
sogenannte grosse Arznei, auf deren Zustandekommen die An-
hänger der Lehre hoffen.
Die Anfänge der Taolehre entwickelten sich aus dem be-
kannten j& jj^ Yl-king, dem Buche der Verwandlungen, indem
die Sätze dieses Buches vorerst in der Beobachtung der Aussen-
welt, dann in einer eigenthümlichen Alchymie und Anwendung
von Alchymie auf den menschlichen Körper ihren Ausdruck
802 Pf i »major.
fanden. Indessen stehen als nähere P>klärnnp^cn hiUifi^ die aus
dem Texte hervorgehenden Erklärungen und mussten viele An-
gaben nur so verzeichnet werden, wie sie eben waren, nämlich
nach ihrem Wortlaut.
In der Schrift wird häufig auf die Fruchtlosigkeit der Be-
mühungen, den Zweck des Tao zu erreichen, hingewiesen und
überdies gesagt, dass die grosse Arznei, selbst noch zu jener
Zeit, in China nicht mehr vorhanden gewesen. Auf gleiche
Weise warnt auch der berühmte Dichter Q |j| ^ Pe-lö-thien
in einem seiner Gedichte vor dem Suchen nach dem Un-
sterblichen.
Die Erorternngen der wahren Un.sterblichkeit.
Liü-yen sprach: Wenn der Mensch entsteht, nihig sein
und nicht erkranken, kräftig sein und nicht altem, leben und
nicht sterben, durch welchen Weg bringt man dies zu Stande?
Tschung-li sprach : Wenn der Mensch entsteht, indem Vater
und Mutter sich vereinigen, zweierlei Luft sich verbindet, dann
werden Wesenheit und Blut die Leibesfrucht. Nachdem der
grosse Anfang erfolgt ist, gibt es den grossen Stoff. Das j^
Yin empfängt das ^ Yang und entsteht, die Luft verwandelt
sich gemäss dem Mutterleibe. In dreihundert Tagen ist die
Gestalt rund,^ das geistige Licht dringt in den Leib, man trennt
sich von der Mutter. Nach dem grossen Einfachen gibt es
bereits Aufsteigen, Niedersteigen und sind die langen gelben
Knospen. 2 In fünftausend Tagen ist die Luft genügend, die
Zahl ist voll. Von dem hohen Alter der Einundachtzig sind es
eben fUnfzehn, und man sagt: Ein Jüngling. Um diese Zeit
ist in dem Yin das Yang die Hälfte, man kann es vergleichen
mit dem Lichte der östlichen Sonne.
Von nun an, wenn man an diesem vorüber, verliert man
im Laufen das ursprüngliche Yang, man vermindert und ver
streut die wahre Luft. Wenn die Luft schwach, ist man er-
krankt, im Alter stirbt man und ist vergangen. Durch das
ganze Leben unwissend imd verfinstert, verdirbt man das geistige
* Rund ist so viel als vollständig.
' Die gelben Knospen sind das später vorkommende Drache und Tiger.
('hinesiKchp Bogrfindungren der Taolehrc. 803
Licht. Durch ein ganzes Zeitalter unglückHch, thöricht, ent-
fernt man die Zahlen der Lebensdauer. Für das, wodurch man
ins Leben kommt, hat der Leib Abstufungen und Unterschiede,
Lebensdauer gibt es eine lange und eine kurze. Nachdem man
geboren ist, wird man wieder vernichtet. Nachdem man ver-
nichtet ist, wird man wieder geboren. Im Umwenden wird man
nicht aufmerksam. Die Zeitalter hindurch ist Fallen und Ab-
fallen. Man verliert sich in den fremden Arten, man lässt den
Geist dringen in verschiedene Schalen. Die äusserst wahre
Eigenschaft der Wurzel kehrt nicht wieder zurück zu dem
Menschen. Auf dem Seitenwege drehen sich die Räder, es gibt
ewig kein Lösen und Entziehen.
Einige gesellen sich zu wahren Unsterblichen. Es kommt
dahin, dass es den Menschen gegeben ist zu löschen die Vergel-
tung fllr ihre Verbrechen, dass sie die Haut entfernen, die Schale
abstreifen, nochmals den Leib des Menschen erlangen. Sie be-
finden sich eben in der Mitte der Blödsinnigen, Taubstummen,
Unwissenden und Verfinsterten, häufen, üben hundert Bedrohun-
gen, steigen empor und stehen auf dem Boden des Glücks. Sie
entkommen noch immer nicht dem Hunger, der Kälte, dem
Zusammenwachsen verderblicher Krankheiten. Emporsteigend
übersiedeln sie, allmälig gelingt es ihnen, Gestalt und Aussehen
zu festigen und zu ergänzen. Sie weilen noch immer in der
Mitte der Sklaven und Mägde, der Niedrigen und Gemeinen.
Wenn Einige wieder die frühere Entartung treiben, sind sie wie
stehende Bretter, wie laufende Kugeln, sie treten nochmals in den
Seitenweg, in das Drehen der Räder.
Liü-yen sprach : Man ist geboren in dem mittleren Reich,
man trifft zum Glück den gi'ossen Frieden, Kleidung und Speise
sind ziemlich genügend und Jahre und Monde sind noch nicht
spät. Das Lieben ist angenehm, aber das Hassen kränkt, das
Begehren ist lebendig, aber das Fürchten ist todt. Heute er-
langt man es, von Angesicht zu sehen den geehrten Lehrmeister,
man verbeugt sich zweimal, meldet zweimal, bedenkt die Sache
des Lebens und Todes. In grossem Masse wagt man zu hoffen,
dass er das Grundwesen des nicht Erkrankens, des nicht Ster-
bens andeutend lehre den armen Gelehrten. Ist dieses möglich?
Tschung-li sprach: Wenn der Mensch entkommen will
dem Drehen der Räder, tritt er nicht in die fremden Arten.
804 Pfizaaier.
Für die Schale des Leibes bewirkt er bereits^ dass sein Leib
ohne Krankheit. Wenn er alt stirbt, trägt er auf dem Scheitel
den Himmel, stellt die Erde hin, trägt auf dem Rucken das
Yin, umfasst das Yang, und er ist ein Mensch. Et bewirke
nicht, dass er ein Dämon wird. Unter den Menschen sich ord-
nend nimmt er die Unsterblichkeit, unter den Unsterblicben
aufsteigend nimmt er den Himmel.
Liü-yen sprach: Wenn der Mensch stirbt, wird er ein
Dämon. Bei Vollendung des Weges wird er ein unsterbliche.
Die Unsterblichen sind von einerlei Classe. Wie steigt mn
unter den Unsterblichen auf und nimmt den Himmel?
Tschung-li sprach : Die Unsterblichen sind keineswegs ein
und dasselbe. Das ächte Yin und kein Yang, ist ein Dämon.
Das ächte Yang und kein Yin, ist ein Unsterblicher. Da« Yin
und das Yang gemengt, ist ein Mensch. Nur der Mensch kann
ein Dämon werden, kann ein Unsterblicher werden. In jungen
Jahren ordnet man nicht Gelüste und Leidenschaft, lässt freien
Lauf dem Willen, stirbt an Krankheit und i^-ird ein Dämon.
Bei Erkenntniss ordnet man die Läuterung, überschreitet das
Gemeine, tritt unter die Höchstweisen und entreisst den Stoff,
wird ein Unsterblicher. Von Unsterblichen gibt es fünf Class^n,
von Vorschriften gibt es drei Vollendungen. Ordnen und Er-
fassen steht bei dem Menschen, jedoch Verdienste werden voll-
bracht gemäss dem Antheil.
Liü-yen : Von Vorschriften gibt es drei Vollendungen, von
Unsterblichen gibt es fünf Classen, wie ist dieses?
Tschung-li : Indem es von Vorschriften drei VoUendungen
gibt, sind die kleine Vollendung, die mittlere Vollendung und
die grosse Vollendung nicht einerlei. Indem es von Unsterb-
lichen ftinf Classen gibt, sind die Dämonenunsterblichen, die
Menschenunsterbliehen, die Erdunsterblichen, die Götterunsterk-
liehen und die Himmelsunsterblichen nicht die nämliche CIäsw.
Die Däraonenunsterblichen trennen sieh nicht von den Dämonen,
die Menschenunsterbliehen trennen sieh nicht von den Menschen,
die Erdun sterbliehen trennen sich nicht von der Erde, die Götte^
unsterblichen trennen sich nicht von den Göttern, die Himmelß-
iinsterblichen trennen sich nicht von dem Himmel.
Liü-yen : Was sind die genannten Dämonenunsterb
len?
Chinesische Begrtndangen der Taolehre. 805
Tschung-H: Die Dämonenunsterblichen sind die ersten
Unteren. der fiinf Unsterblichen. Das Yin in der Mitte tiber-
schreitet und entzieht sich, das göttliche Bild ist nicht klar.
In dem Passe der Dämonen ist kein Geschlechtsname, auf den
drei Bergen ist kein Name. Man tritt zwar nicht in das Drehen
der Räder, doch es ist auch schwer, nach ^ P'ung und j^
Ying ^ zurückzukehren. Sie haben zuletzt nichts, wohin sie sich
wenden. Bloss in dem hingeworfenen Mutterleibe beziehen sie
ein Haus, es ist Alles.
Liti-yen: Welche Kunst betreiben diese Däraonenunsterb-
lichen, welche Verdienste weisen sie auf, dass sie es so be-
werkstelligen ?
Li-tschung: Die ordnenden und erfassenden Menschen
sind nicht aufmerksam auf den grossen Weg, wollen aber
schnell vollenden. Ihre Gestalt ist wie ein dürrer Baum, ihr
Herz wie todte Asche. Der Geist erkennend bewahrt im
Inneren einen einzigen Vorsatz, er wird nicht verstreut, er
beschliesst, in der Mitte aus dem Yin zu treten. Der Geist
fasst einen einzigen Vorsatz, das Reingeistige des Yin wird
nicht verstreut. Desswegen sagt man Dämonenunsterbliche.
Es sind Dämonen des klaren Reingeistigen, es sind keines-
wegs Unsterbliche des ächten Yang. Im Alterthum und in der
Gegenwart gelangen Genossen des hohen Buddha durch Ver-
dienste hierher. Man sagt: Sie erlangen den Weg. In Wahr-
heit ist es lächerHch.
Liti-yen: Was sind die genannten Menschenunsterblichen?
Tschung-li: Die Menschenunsterblichen sind die zweiten
Unteren der fünf UnsterbHchen. Die das Wahre ordnenden
Männer sind nicht aufmerksam auf den grossen Weg. Auf
dem grossen Wege erlangen sie eine Vorschrift, in der Vor-
schrift erlangen sie eine Kunst. Das gläubige Herz, der mühe-
volle Vorsatz wird durch das ganze Zeitalter nicht gewechselt.
Die Luft der fünf Grundstoffe verbindet sich falsch , vereinigt
sich falsch. Gestalt und Stoff sind vorläufig fest. Die Pest
der acht unrechten Dinge ist nicht im Stande, Schaden zu-
zufügen. Es ist viele Sicherheit, wenig Krankheit. Man sagt
daher : Menschenunsterbliche.
' P'nng-lai und Ying-tscheu, zwei Inseln der Unsterblichen.
Sitziing8b«r. d. phil.-hist. Ol. CXI. Bd. II. Hft. 52
SOG Pfiamaier.
Liü-yen : Was ist die Kunst dieser Menscheniinsterblichen,
welche Verdienste erwerben sie sich auf diese Weise?
Tsehiinp^-li : Es ist das Bepnnen der ordnenden und er-
fassenden Menschen. Einige hören von dem grossen Weg^.
Die Beschäftigung ist wichtig, das Glück unbedeutend. Es ist
überall Unglück durch böse Dämonen. Desswegen verändert
man den anfänglichen Sinn und bleibt bei der kleinen Vollen-
dung. Man handelt nach der Vorschrift, hat Verdienste. Man
ist zeitlebens nicht filhig, sich zu verändern, die vier Zeiten
kann man nicht wechseln. Tilgt man die fünf Arten des Ge-
schmacks, wie wüsste man, dass es sechs Lüfte gibt? Verglast
man die sieben Leidenschaften, wie müsste man, dass es zehn
Verbote gibt?
Wer das Gurgeln übt, wird verspottet. Wer auswird,
als Mischung hinbringt, das Pflücken der Ausbesserung be-
kannt gibt, wird verlacht. Klarheit und Reinheit hält man fllr
Thorheit. Wer gerne die Sachen verzehrt imd die Luft de«
Himmels und der Erde entreisst, mag nicht die vortreffliche
Nahrung. Wer gerne dem Nachdenken Fortbestand gibt und
die Wesenheit der Sonne und des Mondes pflückt, mag nicht
die Führung auf dem Wege. Wenn man einsam sitzt, den
Athcm verschliesst, wie könnte man wissen, dass es etwas von
freien Stücken gibt? Biegt man den Leib, müht die Gestalt
ab, erkennt man nicht das Sein und Nichtsein.
Das Yin pflücken, die Luft des Weibes nehmen, ist mit
dem Sammeln der goldenen Schildkröte nicht gleich. Das
Yang nähren, die Milch des Weibes verzehren, ist von dem
Lautem des Goldmennigs verschieden. Untersucht man es
nach der Art, so lässt es sich nicht zählen. Gleichwohl ist
alles der Weg. Man kann nicht vollständig sein auf dem
grossen Wege. Es ist nur auf dem grossen Wege eine einzige
Vorschrift, eine einzige Kunst, wobei die Verdienste zu Stande
gebracht werden. Man ist zufrieden, hat Freude an der Ve^
längcnmg der Jahre, sonst nichts. Desswegen sagt man:
Menschenunsterbliche.
Es gibt noch eine Classe, welche Freude hat an einem
Augenblick, der es zuwider ist, lange festzuhalten. Man er-
wirbt sich die Verdienste nicht ernstlich, man mengt die Zeit,
verwirrt die Tage. Man bewirkt im Gegentheil Krankheit,
(/hinesische Befp*flndiin|^n der Taolehre. 807
aber bringt es nicht dahin, die Jahre zu verlängern. Solche
sind in der Welt ebenfalls viele.
Liü-yen: Was sind die sogenannten Erdunsterblichen?
Tschung-li: Die Erdunsterblichen sind in der Hälfte des
Himmels und der Erde von der Begabung der Himmelunsterb-
lichen. Sie werden nicht aufmerksam auf den grossen Weg,
sie halten bei der Vorschrift der mittleren Vollendung, man
kann die Verdienste nicht sehen. Sie sind es, welche unter
den Menschen nur lange leben, in der Welt wohnen und
nicht sterben.
Liti-yen : Wie ist die Thätigkeit der Erdunsterblichen ?
Tschung-li: Anfänglich nehmen sie zum Muster die Ord-
nung des Aufsteigens und Herabsteigens bei dem Himmel und
der Erde, nehmen die Zahl des Entstehens und Vollendens
bei Sonne und Mond. Bei sich selbst machen sie Gebrauch
von Jahren und Monden, bei den Tagen machen sie Gebrauch
von Stunden und Minuten. Zuerst kennen sie den Drachen
und den Tiger. Zunächst gesellen sie sich zu dem ^ Khan*
und ^ Li.^ Sie unterscheiden das Klare und Trübe der
Wasserquellen, theilen das Erwarten der Luft, das Frühe und
Späte. Sie fassen zusammen das wahre Einzige, untersuchen
die zwei Sinnbilder, reihen die drei Begabungen, theilen die
vier Bildnisse, unterscheiden die fünf Umzüge, bestimmen die
sechs Lüfte, sammeln die sieben Kostbarkeiten, ordnen die
acht Abrisse, durchwandeln die neun Landstriche. Durch die
fünf Grundstoffe werfen sie zu Boden, durch die Luft über-
liefern sie Sohn und Mutter, durch Auflösung sind sie Mann
und Weib, durch die drei Felder gehen sie hin und zurück,
durch Brennen vollenden sie die Arznei des Mennigs. Sie
halten ewig nieder das untere Feld, läutern die Gestalt, wohnen
in dem Zeitalter und erlangen das lange Leben, sterben nicht,
haben das Auftreten von göttlichen Unsterblichen der Erde
des festen Landes. Desswegen heissen sie: Erdunsterbliche.
Liü-yen : Was sind die sogenannten Götter unsterblichen ?
Tschung-li: Die Götterunsterblichen verdriesst es, als
Erdunsterbliche in dem Zeitalter des Staubes zu weilen. Sie
* Khan ,Grube* ist einer der acht AbriRse. Sein Bild ist das Wasser.
2 Li fSich stützen' ist einer der acht Abrisse. Sein Bild ist das Fener.
62*
808 Pfisnaler.
erwerben Verdienste ohne Aufhören. Die Abschnittsröhre des
Palastes reihen sich aneipander, man zieht das Blei hervor,
fügt das Ewige hinzu , und die Wesenheit des Goldes wird
geläutert. Sie tragen auf dem Scheitel die Edelsteinlosung,
den zurückkehrenden Mennig. Sie läutern die Gestalt, vollen-
den die Luft, doch die fiinf Luftarten erscheinen an dem Hofe
bei dem Ursprünglichen. Die drei Yang versammeln sich auf
dem Scheitel, die Verdienste sind voll. Man vergisst auf die
Gestalt, auf den Mutterleib. Die Unsterblichen verwandeln sich,
das Yin geht zu Ende, das Yang ist unvermischt. Ausserhalb
des Leibes gibt es einen Leib, er entzieht sich dem Stoffe. Sie
steigen zu den Unsterblichen empor, überschreiten das Gemeine,
treten bei den Höchstweisen ein, nehmen Abschied, trennen
sich los von der Gewöhnlichkeit des Staubes und kehren zurück
zu den drei Bergen. Darum heissen sie: Götterunsterbliche.
Liü-yen: Was sind die sogenannten Himmelsunsterblichen?
Tschung-li: Die Erdunsterblichen verdriesst es, in dem
Zeitalter des Staubes zu weilen. Sie erwerben sich Verdienste
ohne Aufhören und kommen dazu, zu überschreiten und sich
zu entziehen. Sie heissen jetzt Göttenmsterbliche. Die Götter-
unsterblichen verdriesst es, auf den drei Inseln zu weilen. Sie
überliefern den Weg als Menschengeschlecht. Auf dem Wege
haben sie Verdienste, als Menschengeschlecht haben sie den
Wandel. Verdiensie und Wandel sind voll und genügend. Man
empfängt das Himmelbuch und kehrt zu dem tiefen Himmel
zurück. Desswegen sagt man : Himmelsunsterbliche.
Sie sind bereits Himmelsunsterbliche. Wenn es sie ver-
driesst, in dem tiefen Himmel zu weilen, so übergibt man ihnen
ein Amt und macht sie zu Obrigkeiten der Unsterblichen. Die
Niederen heissen: Obrigkeiten des Wassers. Die Mittleren
heissen: Obrigkeiten der Erde. Die Höheren heissen: Obrig-
keiten des Himmels. Im Himmel und auf der Erde erwerben
sie sich grosse Verdienste, in der Gegenwart und im Alterthum
haben sie einen grossen Wandel. Von Amt zu Amt steigen
sie empor und werden versetzt. Nacheinander werden sie be-
auftragt ftir sechs und dreissig tiefe Himmel und kehren zurück
zu ein und achtzig Himmeln des Yang. Beauftragt für ein
und achtzig Himmel des Yang, kehren sie zurück zu den drei
klaren, leeren, selbstthätigkeitslosen Gränzen.
0 Bifrtiidnif iD d«r TiMltkn.
809
Lill-yeii: Nat;L DämoDDniuisterblicbkeit kann man ganz
is8 nicht tr&cliten. Auf Hiiuiuelsuneterblichkcit darf man
cbenfaJla nii-ht hoffen. Was mau die MuHter der Mensuhen-
uuaterbliuhkcit, der Erdimaterbliulikcit, der Götter Unsterblichkeit
nennt, kann man dies zu bUren bekommen '/
TBcbung-H: Die MensehennuHterbHchon treten nicht heraus
aua den Mustern der kleinen Vollendung. Die Erdnnsterb-
iichen treten nicht heraus aus den Mustern der mittleren Vollen-
dung. Die G Otter unsterblielien treten niclit heraus aus den
Mustern der grossen Vollendung. Dia Zahl der drei Vollen-
dungen ist in Wirküelikeit eine einzige. Man gebraucht dio
Muster, sucht den Weg. Der Weg ist ganz gewiss nicht schwer.
Diu-ch den Weg sucht man die Unsterblichkeit. Die Unsterb-
lichkoit ist ebenfalls sehr leicht.
Liü-jen: Bei den MUnnern, welche im Altorthum und in
der Gegenwart das Lebensloos nährten, war es nicht der Fall,
! nicht nach dem langen Leben trachteten. Es war
ilicht der Fall, dass sie nicht trachteten, zu <len Unsterblichen
nporzustcigen. Dass sie gleichwohl das lange Leben, das
FÜmporsteigen zu den Unsterblichen nicht erlangton, warum
Bjftt dieses?
Tschmig-Ii: Die Muster vereinen sieh nicht mit dem
ffegc, durch vieles Hören zwingt man sich zu Erkenntniss.
man die kleinen Muster hervorbringt, entkommt man
den Heitenthoren nicht den Krankheiten. Sterben und zu
Tunde gehen nennt man noch immer die Lüsung der Leicb-
Sie führen irre die Menschen der Welt , sie drüugen
ror und erheben sich gegenseitig. Sie bewirken , das« mau
ton dem grossen Wege nicht hört. Gibt ea auch ein gläubiges
Menschen von angestrengten Gedanken , man übt das
FoHthalten bereits lange, man sieht zuletzt nicht die Verdienste.
Die Abschnittsriäbre werden geordnet, und man tritt unter die
(•Quellen, leider I
Erörtern iigen des grosstiii Weges.
Lili-ycn; Was ist der sogenannte grosse Weg?
Tschung-h: Der grosse Weg ist ohne Geslalt, ohne Namen,
ihne Frage, ohne Antwort. Öeine Grfisse ist ohne Aeusseres,
jj
810 PfUmaier.
seine Kleinheit ist ohne Inneres. Niemand kann es dahin
bringen, ihn zu wissen. Niemand kann es dahin bringen, ihn
zu wandeln.
Liü-yen: Die verständigen Männer des Altorthuras und
der Gegenwart lernten anfänglich den Weg. Zunächst gab es
den Weg. Zunächst erlangten sie den Weg. Zunächst ward
der Weg vollendet, und sie entzogen sich dem Zeitalter des
Staubes. Sie begaben sich auf die Insel P'ung und erstiegen
dann den tiefen Himmel. Sie erstiegen den Himmel des Yang,
erstiegen dann die drei Klaren. Sie alle waren Männer, welche
den Weg vollendeten. Heute sagt der geehrte Lehrmeister
allein, man könne es nicht dahin bringen, den Weg zu wissen,
man könne es nicht dahin bringen, ihn zu wandeln. Also kann
man es einzig dahin bringen, dass der Weg sich verberge?
Tfichung-li : Ich habe in Bezug auf den Weg ganz gewiss
kein Verborgensein. Denn die das Zeitalter erhebenden, den
Weg darbietenden Männer haben bloss den Namen der Liebe
zu dem Wege. Sie hören sofort von dem grossen Wege, haben
aber kein gläubiges Herz. Hätten sie auch ein gläubiges Herz,
sie haben keine angestrengten Gedanken. Am Morgen sind
sie es, am Abend ändern sie sich. Sitzend verrichten sie,
aber stehend vergessen sie. Anfilnglich kümmern sie sich und
streben, am Ende sind sie nachlässig und trag. Ich sagte
desshalb, dass der grosse Weg schwer zu kennen, schwer zu
wandeln ist.
Lill-yen: Wie ist die Begründung, dass der grosse Weg
schwer zu kennen, schwer zu wandeln ist?
Tschung-li : Bei den kleinen Mustern der Seitenthore sieht
man leicht Verdienste. Im gewöhnlichen Laufe kommt man
oft dazu, gegenseitig zu überHefern und zu übergeben. Bis zu
dem Tode wird man nicht aufmerksam. Hierauf bringt man
die Gewohnheiten zu Stande und verdirbt, zerstört den grossen
Weg. Es gibt Fastende und Warnende, es gibt Menschen,
welche die Nahrung beschränken, es gibt deren, welche die
Luft pflücken, es gibt deren, welche sich gurgeln, es gibt deren,
welche sich von der Gattin trennen, es gibt deren, welche den
Geschmack abschneiden, es gibt deren, welche ruhig bestimmen,
es gibt deren, welche nicht sprechen, es gibt deren, welche
das Nachdenken fortbestehen lassen, es gibt deren, welche das
Chinesische Begrfindangen der Taolehre. 811
Yin pflücken, es gibt deren, welche die Luft gebrauchen, es
gibt deren, welche das Ruhige festhalten, es »gibt deren, welche
das Herz ausruhen lassen, es gibt deren, welche das Fort-
gesetzte zerreissen, es gibt deren, welche den Scheitel öfl*nen,
es gibt deren, welche die Schildkröte vemngern, es gibt deren,
welche die Spur zerreissen, es gibt deren, welche sehen und
lesen, es gibt deren, welche durch Brennen läutern, es gibt
deren, welche das Athmen bestimmen, es gibt deren, welche
Wegweiser sind und führen, es gibt deren, welche auswerfen
und vorlegen, es gibt deren, welche pflücken und ergänzen,
es gibt deren, welche verbreiten und betheilen, es gibt deren,
welche die Pflege anbieten, es gibt deren, welche bei Ueber-
setzen des Wassers zu Hilfe kommen, es gibt deren, welche
in die Gebirge treten, es gibt deren, welche die Eigenschaft
des Gemüthes erkennen, es gibt deren, welche sich nicht be-
wegen, es gibt deren, welche überreichen und festhalten.
Die kleinen Muster der Seitenthore können nicht vor-
bereitet und dargelegt werden. Selbst etwas wie die Blüthen
der Sonne und des Mondes pflücken, die Luft des Himmels
und der Erde entreissen, im Herzen denken, im Gemüthe nach-
denken, den Mennig erhoflFen und knüpfen, den Leib beugen,
die Gestalt abmühen, suchen, überschreiten und sich entziehen
wollen, viel eintreten, wenig austreten, Ka^ankheiten angreifen,
es kann geschehen. Durch Erkennen das Wahre schaffen,
den Athem zur Leibesfrucht machen, das Nachdenken zer-
reissen, die Worte vergessen, die Eigenschaft pflegen, es kann
geschehen. Hindeuten auf das Auftreten als grosses Einziges,
das Enthalten der wahren Luft, dass der goldene Dreifuss nicht
zu Boden fallt, der gelbe Fluss rückwärts läuft, die niedere
Vorschrift der Ernährung des Lebens, die Gestalt gleich einem
dürren Baum, das Herz gleich todter Asche, die kleine Kunst
der Sammlung des Geistes, wie lässt sich dieses thun?
Die im Alterthum und in der Gegenwart den Weg dar-
bietenden Männer verweilen in Mühseligkeiten mit dem Herzen,
hängen hin- und hergehend die Gedanken an, bilden aus der
Feuchtigkeit der Kehle Arzneimittel, wie könnten sie es dahin
bringen, Umgestaltungen zu bewirken? Sie versammeln die
Luft, bilden Mennig, wie könnten sie dahin kommen, still zu
stehen und zu verweilen? Sie deuten auf die Leber, bilden den
812 Pfizmaier.
Drachen, doch aiijj der Lunge bilden sie den Tiger, wie könnten
sie dahin kommen, 'sich zu vereinen? Sie erkennen das ^ Khan,
bilden das Blei, doch aus dem ^ Li bilden sie das Queck-
silber, wie könnten sie dahin kommen, herauszureissen und
beizufügen?
Bei der Abnahme und dem Ueberströmen der vier Zeiten
auf die langen gelben Knospen hoffen, der einzige Gedanke
zerstreut sich nicht. Sie trachten nach dem grossen Arznei-
mittel, machen verschieden die Jahre, vermengen die Monde,
sie setzten herab die Tage, verwirren die Jahreszeiten. Sie
erkennen nicht die Wurzel und die Fruchtknospen der fünf
Grundstoffe, wie könnten sie wissen die Umgestaltung der drei
Begabungen. Sie suchen die Aeste, pflücken die Blätter^ ver-
wirren und täuschen die späteren Menschen, bewirken, dass
der grosse Weg täglich fern wird, täglich entfremdet wird,
dass verschiedenartige Seiten zugleich sich erheben.
Hierauf bringt man die Gewohnheiten zu Stande. Es
geschieht, dass man die ursprünglichen Gedanken der früheren
Lehrmeister, den vortrefflichen Ausgang von dem Wege ver-
liert, dass man beim Anhören verschlossen ist für das Sprechen
bei dem Lernen des Mundes und des Ohres und bei der Be-
urtheilung deutet auf die des Wissens baren Genossen. Man
unterrichtet sich gegenseitig, versucht die Anordnung der Ab-
schnittsröhre, tritt unter die Quellen, heisst das Herz der Men-
schen erkalten. Es ist nicht der Fall, dass man nicht eröffnen
und ausbreiten will den grossen Weg. Es ist nämlich die Be-
schäftigung der Menschen des Zeitalters wichtig, der Segen ist
gering. Man glaubt nicht an die Triebwerke des Himmels,
schätzt hoch die Güter, schätzt gering das Lebensloos, man
wünscht, ein unterer Dämon zu werden.
Liü-yen: Die kleinen Muster, die Seitenthore weiss man
bereits. Kann man es erlangen, von dem grossen Wege zu
hören ?
Tschung-li: Bei dem Wege ist ursprünglich kein Fragen,
bei dem Fragen ist ursprünglich kein Antworten. Gelangt man
zu der Quelle des Wahren, der Entscheidung des Einen, ist
der grosse Rohstoff bereits verstreut. Der Weg bringt hervor
Eins, Eins bringt hervor Zwei, Zwei bringt hervor Drei. Eins
ist der Körper, Zwei ist die Anwendung, Drei ist die Umge-
Chinesische Begründangen der Taolehre. 813
staltung. Körper und Anwendung gehen über das Yin und
Yang nicht hinaus. Die Umgestaltungen hängen ab von der
Verbindung. Das Obere, Mittlere und Untere in Reihen ge-
stellt, sind die drei Begabungen.*
Der Himmel, die Erde und der Mensch erlangen mit
einander den einzigen Weg. Der Weg bringt hervor die zwei
Lüfte.'^ Die zwei Lüfte bringen hervor die drei Begabungen.
Die drei Begabungen bringen hervor die fllnf Grundstoffe.
Die fünf Grundstoffe bringen hervor die zehntausend Dinge.
Unter den zehntausend Dingen ist das Geistigste, das Vor-
nehmste nur der Mensch. Nur der Mensch erschöpft das Grund-
wesen der zehntausend Dinge, vollendet die Eigenschaft des
bereits Einzigen. Man erschöpft das Grundwesen, vollendet
die Eigenschaft und gelangt zu dem Lebensloos. Man ver-
vollständigt das Lebensloos, verbindet sich mit dem Wege,
hat Gemeinschaft mit dem Himmel und der Erde, ordnet ihre
Festigkeit und Sicherheit, erlangt zugleich, was fortbesteht und
lange währt.
Liü-yen: Der Himmel besteht fort, die Erde währt lange.
Beständig ist tausendfaches Alterthum und keine Erschöpfung.
Die Langjährigkeit des Menschen ist hundert Jahre, selbst
siebenzig sind noch iuTmer selten. Wie kommt es, dass der
Weg allein sich befindet bei dem Himmel und der Erde, aber
fern sich befindet von dem Menschen?
Tschung-li: Der Weg befindet sich nicht fern von dem
Menschen, aber der Mensch entfernt sich von dem Wege.
Wodurch man sich von dem Wege entfernt, man nährt das
Lebensloos und weiss nicht die Vorschrift. Wodurch man die
Vorschrift nicht weiss? Für die unteren Verdienste kennt man
nicht die Zeit. Wodurch man die Zeit nicht kennt? Man ver-
steht nicht die Triebwerke des Himmels und der Erde.
Die Erörterungen des Himmels nnd der Erde.
Liü-yen : Was man die Triebwerke des Himmels und der
Erde nennt, kann man erlangen, es zu hören?
* — » ^j* (sari-thsai) ,die drei Begabungen' sind der Himmel, die Erde
nnd der Mensch.
' ^ ^ä (ni-khi) ,die zwei Lüfte* sind das Yin und Yang.
814 Pfizmaiei*.
Tschung-li: Die Triebwerke des Himmels und der Erde
sind der Himmel und die Erde, welche sich im Kreise drehen,
von dem grossen Wege Gebrauch machen und nach oben und
unten gehen und kommen. Im Wandeln und Festhalten er-
müden sie nicht und erlangen Fortbestand und lange Dauer,
Festigkeit und Sicherheit. Es kann noch nicht leichthin bei
den Menschen verlauten.
Liti-yen: Himmel und Erde in Bezug auf den Weg, in-
wiefern nennt man sie die Triebwerke, welche sich im Kreise
drehen und Gebrauch machen? Inwiefern nennt man sie die
Triebwerke, welche wandeln und festhalten? Sich im Kreise
drehen und Gebrauch machen, inwiefern erhebt man dabei das
Haupt? Wandeln und Festhalten, inwiefern sieht man dabei
Verdienste ?
Tschung-li: Der grosse Weg ist bereits entschieden und
hat Gestalt. Durch die Gestalt hat er eine Zahl. Der Himmel
erlangt den Weg des ^ Khien,' das Eins macht er zum
Körper. Er ist leicht von Gewicht, klar und betindet sich
oben. Wovon er Gebrauch maclit, ist das Yang. Die Erde
erlangt den Weg des J:^ Khuen,*^ die Zwei macht sie zum
Körper. Sie ist schwer von Gewicht, trüb und betindet sich
unten. Wovon sie Gebrauch macht, itit das Yin. Das Yang
steigt empor, das Yin steigt herab, sie vereinigen sich gegen-
seitig. Das Khien und das Khuen machen Gebrauch, verlieren
nicht den Weg, und um das Haupt zu erheben, gibt es eine
Zeit, um die Verdienste zu sehen, gibt es einen Tag.
Liü-yen: Der Himmel erlangt den Weg des Khien. Das-
jenige, wovon er Gebrauch macht, ist das Yang. Das Yang
ist dem Aufsteigen vorgesetzt. Warum verbindet es sich mit
der Erde? Die Erde erlangt den Weg des Khuen. Dasjenige,
wovon sie Gebrauch macht, ist das Yin. Das Yin ist dem
Herabsteigen vorgesetzt. Warum verbindet es sich mit dem
Himmel? Wenn Himmel und Erde sich nicht verbinden, wie
könnten das Yin und Yang sich vereinigen? Wenn das Yin
und Yang sich niclit vereinigen, inwiefern machen das Khien
* Durch den Abriss wj (khieiij »kräftige' oder ,vorwärt8 schreiten* wird
dor Himmel bezeichnet, weil der Himmel im Wandeln nicht ausruht.
2 Durcli den Abriss Jffl (khuen) ,willig' wird die Erde bezeichnet.
Chinesische Begr&ndungen der Taolehre. 815
und das Elhuen Gebrauch? Wenn das Khien und das Khuen
bereits keinen Gebrauch gemacht haben, mag es selbst eine Zeit,
wo man das Haupt erhebt, einen Tag, wo man« die Verdienste
sieht, geben, inwiefern lässt der grosse Weg sich erlangen?
Tschung-li: Der Weg des Himmels macht das Khien
zum Körper. Das Yang macht Gebrauch, häuft die Luft und
befindet sich oben. Der Weg der Erde macht das Khuen
zum Körper. Das Yin macht Gebrauch, häuft das Wasser
und befindet sich unten. Der Himmel wandelt den Weg, sucht
das Khuen durch das Khien. Er sucht es einmal und ist der
älteste Sohn Namens ^ Tschin. ^ Er sucht es nochmals und
ist der mittlere Sohn Namens ^ Khan.^ Er sucht es dreimal
und ist der jüngste Sohn Namens ^ Ken.^ Hier verbindet
sich der Himmel mit der Erde. Durch den Weg des Khien
sucht er den Weg des BLhuen und bringt hervor die drei Yang.
Endlich wandelt die Erde den Weg, sucht das Khien
durch das Khuen. Sie sucht es einmal und ist die älteste
Tochter Namens ^ Siuen.^ Sie sucht es nochmals und ist
die mittlere Tochter Namens ^ Li.*^ Sie sucht es dreimal
und ist die jüngste Tochter Namens ^ Thai.^ Hier verbindet
sich die Erde mit dem Himmel. Durch den Weg des Khuen
sucht sie den Weg des Khien und bringt hervor die drei Yin.
Die drei Yang verbinden sich mit den drei Yin, und die zehn-
tausend Dinge entstehen. Die drei Yin verbinden sich mit
den drei Yang, und die zehntausend Dinge werden vollendet.
Himmel und Erde verbinden sich ursprünglich, indem das Khien
und das Khuen einander suchen und im Kreise sich drehend
den Weg wandeln. Das Khien und das Khuen suchen einander
und bringen hervor die sechs Lüfte. Die sechs Lüfte ver-
binden sich und vertheilen die fünf Grundstoffe. Die fünf
* Durch den Abriss 'S (UchinJ ,zittem* wird der Donner bezeichnet.
2 Der Abriss jra* (khan) ,Grube' bezeichnet, wie bereits oben angegeben
worden, das Wasser.
* Durch den Abriss ^L (ken) ^stillstehen* wird der Berg bezeichnet.
* Durch den Abriss SB (siuen) ^eindringen' wird der Wind bezeichnet.
^ Der Abriss ma (U) ,sich stützen* bezeichnet, wie bereits oben ange-
geben worden, das Feuer.
* Durch den Abriss 'Öj (thai) ,erklären* wird der Sumpf bezeichnet.
816 PfizBAter.
Grundstoffe verbinden sich und bringen hervor und ToDeDda
die zehntausend Dinge.
Jetzt wandelt das Khien den Weg abwärts imd «acht
dreimal. Nachdem es geendet, steigt sein Yang wieder empor.
Das in dem Yang verborgene Yin kehrt *iiach oben in da
Himmel zurück. Das Khuen wandelt den W^ aufwirti od
sucht dreimal. Nachdem es geendet, steigt sein Yin
hinab. Das in dem Yin verborgene Yang kehrt nad
zu der Erde zurück.
Wenn sich das Yin in dem Yang verbirgt, wird iuTm
nicht verlöscht, und es heisst : das wahre Yin. Wenn dai «ak«
Yin zu dem Himmel gelangt, kommt es durch das Yang na
Leben, desswegen steigt das Yin von dem Himmel hoak
Kann in dem Yin ein Yang nicht sein? Wenn dch dai Yaig
in dem Yin verbirgt, wird das Yang nicht vermehtet, «nd es
heisst: das wahre Yang. Wenn das wahre Yang za der Erde
gelangt, kommt es durch das Yin zum Vorschein, demwegeä
steigt das Yang von der Erde empor. Kann in dem Yaig
ein Yin nicht sein*? Wenn sich das Yin in dem Yang verbii;;^
wird das Yin nicht verlöscht, es gelangt wieder zur Erde.
Wenn sich das Yang in dem Yin verbirgt, wird das Yang nickt
vernichtet, es gelangt wieder zu dem Hinunel. iSe begiuei,
rings umher wieder im Kreise sich zu drehen and m winddi
ohne Aufhören. Sich vereinigend, verlieren sie nicht den Weg.
Desswegen sind sie immerwährend, lange während, fest hikI
sicher in einem solchen Masse.
Liü-yen: Die Triebwerke des Himmels und der Erd«
wandeln im Kreise umher auf dem Wege und erlangen iti
Immerwährende und die lange Dauer. Es ist das Verdient
des Gebrauchmachens. Nur der Mensch besitzt zwar die
Eigenschaft des Scharfsinns und der Erleuchtung, weilt mit
den Gedanken bei dem Klaren imd Reinen, will das Windet
auf dem grossen Wege empfangen. Ist es klein, so i«t er
zufrieden und freut sich der Veriängerung der Jahre, fa ^
mittelmässig, so lebt er immerdar und stirbt nicht. Ist es p^
so entzieht er den Stoff und steigt zu den Unsterblichen empof-
Wie macht man Gebrauch, wandelt im Kreise sich drehend
den grv>ssen Wog, ahm: der Vor<chrit1 gemäss die Triebwerke
Himmels nach und erhuürt ebenfalls das Immerwährender
Chinesische Begründungen der Taolehre. 817
die lange Dauer, das Feste, Sichere, das beständige Vorhan-
densein der grossen Treppenstufen?
Tschung-li: Der grosse Weg ist ohne Gestalt. Durch das,
was Jene erlangten, bildet man die Gestalt. Der grosse Weg
ist ohne Namen. Durch das, was Jene erlangten, bildet man
den Namen. Himmel und Erde erlangen es, und es heisst:
der Weg des Khien, der Weg des Khuen. Sonne und Mond
erlangen es, und es heisst: der Weg des Yin, der Weg des
Yang. Wenn es der Mensch erlangt, und es ist die Mitte des
Hofes, so heisst es: der Weg des Gebieters und Dieners. Ist
es das Thor des inneren Gemaches, so heisst es: der Weg von
Mann und Weib. Sind es Genossen des Bezirkes, so heisst
es: der Weg der^Aelteren und Jüngeren. Sind es Schul-
gebäude, so heisst es: Weg der Freunde. Ist es der Vorhof
des Hauses, so heisst es: der Weg des Vaters und des Sohnes.
Im Aeusseren gesehen, ist nichts ohne den Weg, es ist
selbst wie Vater und Mutter, wenn sie sich vereinigen. Der
Vater ist das Yang, es tritt früher voi'wärts, doch das Yin geht
ihm nach. Die wahre Luft begegnet dem wahren Wasser. Das
Feuer des Herzens ^ vereinigt sich mit dem Wasser der Nieren,
geläutert wird es die wesentliche Blüthe. Ist die wesentliche
Blüthe hervorgekommen, und es trifft sich, dass das Yin der
Mutter früher hervortritt, so bespült es mit Wasser den un-
brauchbaren Ort. Trifft es sich, dass das Yang der Mutter
früher hervortritt, so wird es mit dem Blut an der Vorderseite
des Mutterleibes aufgenommen. Wesenheit und Blut werden
die Leibesfrucht. Sie umschliessen und enthalten die wahre
Luft und dringen in den Mutterleib der Mutter. Nach den ge-
häuften Tagen, nach fortgesetzten Monden wird die wahre Luft
umgestaltet und bringt den Menschen zu Stande, gleichwie
Himmel und Erde den Weg wandeln, das Khien und das Khuen
einander suchen, und die drei Yin, die drei Yang entstehen.
Die wahre Luft ist das Yang, das wahre Wasser ist das
Yin. Das Yang verbirgt sich in dem Wasser, das Yin verbirgt
sich in der Luft. Die Luft ist dem Aufsteigen vorgesetzt, in
der Luft befindet sich das wahre Wasser. Das Wasser ist dem
Herabsteigen vorgesetzt, in dem Wasser befindet sich die wahre
1 Das Herz gehört zu dem Grundstoffe des Feuers.
H19, Pfizmaicr.
Luft. Das wahre Wasser ist daher das wahre Yin, die wahre
Luft ist daher das wahre Yan^. Das wahre Yin folp^t dem
Wasser, es wandelt nach unten, gleichwie das Khien auf der
Suche nach dem Khuen.
Das obere heisst ^t Tschin ,zittern', das mittlere heisst
^ Khan jGrube', das untere heisst ^ Ken ,still8tehen^ Ver-
gleicht man es mit dem Menschen, so macht man aus dem
mittleren ^ die Bemessung und geht von oben nach unten. Das
Tschin ist die Leber, das Khan sind die Nieren, das Ken ist
die Harnblase. Das wahre Yang folgt der Luft, wandelt nach
oben, gleichwie das Khuen auf der Suche nach dem Khien.
Das untere heisst ^ Siuen ,eindringen*, das mittlere heisst ||^
Li ,sich stützen^, das obere heisst ^ Tai ,orklären'. Vergleicht
man es mit dem Menschen, so macht man aus dem mittleren'
die Bemessung und geht von unten nach oben. Das Siuen ist
die Galle, das Li ist das ITerz, das Tai ist die Lunge.
Wenn die Gestalt bereits vorgerichtet ist, die Zahl genügt,
man sich von der Mutter trennt, nachdem man bereits geboren
ist, befindet sich das ursprüngliche Yang in den Nieren. Durch
das ursprüngliche Yang macht man entstehen die wahre Luft.
Die wahre Luft erscheint an dem Hofe bei dorn Herzen. Durch
die wahre Luft macht man entstehen die wahre Flüssigkeit. Die
wahre Flüssigkeit kehrt zu dem Ursprünglichen zurück, nach
oben imd unten geht sie fort und kommt wieder. Wenn keine
Erschöpfung und Schädigung ist, kann man die Jahre verlängern.
Wenn man die Zeiten kennt, ohne zu zweifeln. Wegnehmen und
Hinzuftigen ein Mass haben, kann man das Leben verlängern.
Wenn man verfertigt und schafft, ohne zu ermüden, ordnet und
festhält ohne Aufhören, das Yin zu Ende, das Yang acht ist,
kann man die Gewöhnlichkeit überschreiten, bei den Höchst-
weisen eintreten. Dieses sind die Triebwerke des Himmels, die
Grundlagen der tiefen Verfertigung, die in dem Alterthum und
in der Gegenwart nicht überlieferten Dinge.
Wenn ihr treuen Herzens seid und ohne Unschlüssigkeit
wegen Namen und Vortheil, wenn ihr, mit Waffen versehen,
Gnade und Zuneigung betrachtet wie Räuber und Feinde, die
* Au8 dem Khan, durch wolclies das WasHor liozoichnet wird.
2 Aus dem Li, durch welclies da« Feuer bezeichnet wird.
Chinesische BeffrUndnn^en der Taolehre. 819
Krankheiten vermeidet, Tod und Untergang fürchtet, verhindert,
dass ihr des Leibes verlustig werdet in einer verschiedenen
Schale, bedenket das Durchdringen des Geistes in eine fremde
Art, darthuet, dass ihr den Vorsatz des Klaren und Reinen
habet, dann sollet ihr einstweilen die Wurzel und die Quelle
verschliessen, ohne zu bewirken, dass man entläuft und verliert
das ursprüngliche Yang, zerstört und verstreut die wahre Luft.
Die Luft ist vollkommen, und in der lichten Seele gibt es kein
Yin. Das Yang ist kraftvoll, und in der dunklen Seele gibt es
die Luft. Einmal steigt man empor, einmal steigt man herab.
Man nimmt die Vorschrift, ohne herauszutreten aus Himmel und
Erde. Einmal Fülle, einmal Schwinden, Gehen und Kommen
hat ebenfalls Aehnlichkeit mit Sonne und Mond.
Die Erorternngen der Sonne nnd des Mondes.
Liü-yen: Die Ordnung des Himmels und der Erde kennt
man ebenfalls im Rohen. Das Eintreten der Sonne und des
Mondes in die Bemessungen,' wie es sich mit dem Menschen
verbindet, kann man erlangen, dass es verglichen wird? Ich
wünsche die Auseinandersetzung zu hören.
Tschung-li: Der grosse Weg ist ohne Gestalt, er bringt
hervor und ernährt Himmel und Erde. Der grosse Weg ist
ohne Namen, er macht im Ki'eise sich drehen und wandeln
Himmel und Erde. Sonne und Mond sind die Wesenheit des
grossen Y'^in, des grossen Yang. In der dunklen Darlegung
helfen die Bemessungen der Verbindung des Himmels und der
Erde bei den Verdiensten des Wandeins, Hervorbringens und
VoUendens der zehntausend Dinge. Durch Aufgang und Unter-
gang im Osten und Westen theilt man Tag und Nacht. Durch
Gehen imd Koramen im Süden und Norden bestimmt man Kälte
und Hitze. Tag und Nacht ruhen nicht aus. Kälte und Hitze
drängen einander, imd in der dunklen Seele bringt man hervor
die lichte Seele, in der lichten Seele bringt man hervor die
dunkle Seele. Vorwärtsgehen und Zurücktreten haben eine Zeit,
man lässt nicht ausser Acht die Zahl des Khien imd des Khuen.
* Die Bemessungen (^J tu) sind die Grade in den astronomischen Be-
rechnungen.
8^} P f i z m u i e r.
Gehen und Kommen haben eine Bemessung, es ist keine Un-
gleichheit der verabredeten Zeit des Himmels und der Erde.
Liü-yen : Wie ist Aufgehen und Untergehen im Osten und
Westen zur Theilung von Tag und Nacht?
Tschung-li : Als das Urgemenge sich erst theilte, bestimmte
man für das Ilimmelfarbene und das Gelbe ^ den Rang. Was
die Beschaflfenheit des Himmels und der Erde betrifft, so waren
sie von Gestalt gleich einem Ei. Was die sechs Vereinigungen'
in der Mitte betrifft, so waren sie rund gleich einem Ball. Sonne
und Mond, auf- und untergehend, wandeln im Kreise über dem
ganzen Himmel, unter der ganzen Erde. Oben und unten, im
Osten und im Westen wandeln sie umher wie ein Rad.
Wenn die Sonne im Osten aufgeht, aber im Westen noch
nicht untergeht, ist es Tag. Wenn sie im Westen untergeht,
aber im Osten noch nicht aufgeht, ist es Nacht. Dies ist das
Aufgehen und Untergehen der Sonne, um Tag und Nacht zu
theilen.
Das Aufgehen und Untergehen des Mondes ist mit der
Sonne nicht gleich. Er ladet auf sich die dunkle Seele im
Westen, empiUngt die lichte Seele im Osten. Das Licht leuchtet
in der Nacht, doch die lichte Seele verbirgt sich am Tage. Nach
gehiluften Tagen, in fortgesetzter Zeit geht er entweder auf oder
geht unter. Es geschieht von Westen nach Osten. Anfilnglich
bringt man in der dunklen Seele die lichte Seele hervor. Die
Gestalt ist ein gespannter Bogen. Im Anfange der Nacht leuchtet
das Licht im Westen. Zimächst ist in der dunklen Seele die lichte
Seele die Hälfte, um die Zeit entspricht es einer oberen Sehne.
Im Anfange der Nacht leuchtet das Licht im Süden. Zunitchst
ist in der dunklen Seele die lichte Seele voll, es ist ein Aus-
blick auf die Sonne. Im Anfange der Nacht leuchtet das Licht
im Osten.
Zunächst bringt man in der lichten Seele die dunkle
Seele hervor. Die Gestalt ist wie ein mangelhafter Spiegel.
Im Anfange der Nacht verbirgt sich die lichte Seele im
Westen. Zunächst ist in der lichten Seele die dunkle Seele
die Hälfte, um die Zeit entspricht es einer unteren Sehne. Im
* Der Himmel und die Erde.
^ Die sechs Vereinigungen sind der Himmel, die Erde und die vier Ge-
genden.
<*hiiie»iii<;hc RegrfindoDKon der Taoiohre. H21
Anfange des Tages verbirgt sich die lichte Seele im Süden.
Zunächst ist in der lichten Seele die dunkle Seele voll, es ist
ein Abwenden von der Sonne. Im Anfange des Tages verbirgt
sich die lichte Seele im Osten. Diess ist das Aufgehen und Unter-
gehen des Mondes, um Tag und Nacht zu theilen.
Liü-yen : Was ist Gehen und Kommen im Süden und Nor-
den, um Kälte und Hitze zu bestimmen?
Tschung-li: Nach der Ankunft des Winters^ geht die Sonne
Anfimg des J^ Tsch'in '^ fünfzehn Minuten auf. Sie geht Ende
des ^ Schin^ fünfzehn Minuten unter. Darüber hinaus und
weiter ist Aufgang und Untergang von Süden nach Norden.
Die Ankunft des Sommers ^ ist die verabredete Zeit. Nach der
' Ankunft des Sommers geht die Sonne Ende des ^ Yin ^ fünf-
zehn Minuten auf. Sie geht Anfang des j^ So ^ fünfzehn Mi-
nuten unter. Darüber hinaus und weiter ist der Aufgang und
Untergang von Süden nach Norden. Die Ankunft des Winters
ist die verabredete Zeit.
Von Süden nach Norden ist der Winter. Bis zum Sommer
wird die Kälte zu Hitze. Von Norden nach Süden ist der Sommer.
Bis zum Winter wird die Hitze zu Kälte. Die Sonne des Som-
mers ist die Nacht des Winters.' Die Sonne des Winters ist
die Nacht des Sommers."^ Nach der Ankunft des Winters ist
der Aufgang des Mondes von Norden nach Süden. Man ver-
lacht es mit der Sonne des Sommers. Nach der Ankunft des
Sommers ist der Aufgang des Mondes von Süden nach Norden.
Han vergleicht es mit der Sonne des Winters. Dieses ist das
Gehen und Kommen der Sonne und des Mondes, um Kälte und
Ifitze zu bestimmen.
Liü-yen : Die Triebwerke des Himmels und der Erde, das
Aufsteigen und Herabsteigen des Yin und Yang sind gerade
von keiner anderen Art als das Wandeln luid Festhalten des
' Der 22. December unseres Kalenders.
* ITm 7 Uhr Morgens.
' Vor 5 Uhr Nachmittags.
'* Der 21. Juni unseres KalenclcrH.
* Vor 5 Uhr Morgens.
* t'm 7 Uhr Abends.
Offenbar in Bezug auf die Länge.
Offenbar in Bezug auf die Kür/e.
^itxunfsb«r. d. phil.-liist. Cl. CXI. Bd. IL Uft. 58
822 Pfixmmier.
Menschen. Können somit das Aufgehen und Untergehen der
Sonne und des Mondes, das Kommen und Gehen, die Vereini-
gung, das Eintreten in die Bemessungen mit dem Menschen
verglichen werden?
Tschung-li: Die Triebwerke des Himmels und der Erde be-
stehen in dem Aufsteigen und Herabsteigen des Yin und Yang.
Einmal Aufsteigen, einmal Herabsteigen, die grosse Gipfelung
bringt es gegenseitig hervor. Gegenseitig hervorbringen, gegen-
seitig vollenden, ringsumher beginnt es von Neuem. Man wird
des Weges nicht verlustig und erlangt Fortwähren und lange
Dauer. Die ordnenden und festhaltenden Männer, wenn sie fUhig
sind, Himmel und Erde zum Muster zu nehmen, können sie fort-
während leben und sterben nicht. Wenn man es mit dem Ein-
treten der Bemessungen, mit dem Gehen und Kommen, der
Vereinigung der Sonne und des Mondes vergleicht, so empfUngt
man bloss bei dem Monde die lichte Seele der Sonne, verändert
mit Hilfe des Yang das Yin. Das Yin ist zu Ende, das Yang
ist acht, die BlUthon des Mondes sind hell und rein. Man tilgt
und entfernt die dunkle Seele der Finstemiss, gleichwie das
Licht der Sonne die untere Erde beleuchtet. Um diese Zeit
ist es, wie wenn der Mensch ordnet und läutert, durch die Luft
den Geist nährt, den Stoff cntrcisst, zu den Unsterblichen empor-
steigt, läuternd sich nähert dem Körper des ächten Yang.
Liü-yen : Die das Wahre ordnenden, den Weg empfan-
genden Männer, wenn sie bei der Grundlage des Aufsteigens
und Niodersteigens des Yin und Yang des Himmels und der
Erde, bei den wesentlichen BlUthen, der Bemessung der Ver-
einigung der Sonne und des Mondes die Hand herablassen, die
Verdienste erwerben, welches von diesen zwei Dingen geht
voran ?
Tschung-li: Im Anfange ahmt man nach der Vorschrift
die Triebwerke des Himmels nach, bedient sich der Grundlage
des Aufsteigens und Niedersteigens des Yin und Yang, bewirkt,
dass das wahre Wasser und das wahre Feuer sich vereinisren
und ein Einziges werden. Man läutert und bringt zu St<ande
das grosse Arzneimittel, hält ewig nieder das Mennigfeld, stirbt
nicht auf der grossen Treppe, und die Langjährigkeit ist mit
Plimmel und Erde gleich. Wenn es zuwider ist, in der Welt
des Staubes zu weilen, das Erwerben der Verdienste nicht auf
Chioesische Begrftndnngen der Taolehre. 833
hört, soll man die Vereinigung von Sonne und Mond nehmen, mit
Hilfe des Yang läutern das Yin, bewirken, dass das Yin nicht
entsteht, durch die Luft den Geist nähren, bewirken, dass der
Geist sich nicht verstreut. Die fünf Lüfte erscheinen am Hofe
bei dem Ursprünglichen, die drei Blumen versammeln sich auf
dem Scheitel. Man verabschiedet sich, trennt sich von dem
Laufe des Gewöhnlichen und kehrt zurück zu den drei Inseln.
Liü-yen : Sind also die Verdienste bestätigt, 'ist tiefes Ver-
ständniss, so ist dasjenige, was bei den Bestrebungen Leid thut:
man erlangt nicht die Gelegenheit.
Tschung-li: Bei dem Aufsteigen und Herabsteigen des Yin
und Yang des Himmels und der Erde ist in einem Jahre ein-
mal Vereinigung. Bei dem Gehen und Kommen der wesent-
lichen Bltithen der Sonne und des Mondes ist in einem Monate
einmal Vereinigung. Bei der Luft und der Flüssigkeit des
Menschen ist in einem Tage und in einer Nacht einmal Ver-
einigung.
Die Erorternngen der vier Zeiten.
Liü-yen: Kann man die Jahre, Monde, Tage, die Zeit der
Vereinigung des Himmels und der Erde, der Sonne und des
Mondes zu hören bekommen?
Tschung-li: Jede Zeit hat vier Classen. Die Langjährigkeit
des Menschen ist hundert Jahre. Vom ersten Jahre bis zum
dreissigsten ist die Zeit der Jugend und Kraft. Vom dreissigsten
bis zum sechzigsten ist die Zeit des reifen Alters und der Grösse.
Vom sechzigsten bis zum neunzigsten ist die Zeit des Alters
und hohen Alters. Neunzig bis hundert Jahre oder hundert-
zwanzig Jahre ist die Zeit des Schwindens und Verderbens.
Diess ist die eine Classe, die in dem Körper befindliche Zeit.
Macht man zwölf Stunden (J^ tsch'in) ^ zu einem Tage,
so sind fünf Tage eine Erwartung (j^ heu). Drei Erwartun-
gen sind eine Luft (^ khi)y^ drei Lüfte sind ein Gelenk ('fS
tsü)j^ zwei Gelenke sind eine Zeit (^ schi).^ Als Zeiten gibt
* Zwölf Stunden je von der doppelten Dauer der nnserig-en.
2 Fünfzehn Tage.
3 Pünfundvierzig Tage.
* Neunzig Tage, eine Jahreszeit.
Ö3*
S22 rfii«»i«r.
^fensohen. Krmnen somit das Aufgehen und Untergehen der
Sonno und des Jlondes, das Kommen und Gehen, die Vereim-
«^un«::, das Eintreten in die Bemessungen mit dem MeDschea
vorglichen werden?
Tschung-li: Die Triebwerke des Himmels und der Erde W-
stehen in dem Aufsteigen und Herabsteigen des Yin und Ymg.
Finmal Aufstoigen, einmal Herabsteigen, die grosse Gipfeliq;
bringt OS gegenseitig hervor. Gegenseitig hervorbringen, g^g»-
seitig voUondon. ringsumher beginnt es von Neuem. Han wirf
des Wogos nicht vorhistig und erlangt Fortwähren und linp
Dauer. Die onlnenden und festhaltenden Männer, wenn sie fidii;
sind, Iliuunol und Erde zum Muster zu nehmen, können sie fort-
während loben und sterben nicht. Wenn man es mit dem B»-
treten der Roniossungon, mit dem Gehen und Kommen, der
VoriMnigimg dor Sonno imd des )[ondeü vergleicht, so empfibigt
man bloss Ihm dem ^[onde die lichte Seele der Sonne, verindert
mit llillV dos Yang da^ Yin. Das \'in ist zu Ende, das YiDf
ist ,Hcht, die Rlüthon des ^[ondes sind hell und rein. Man tüpt
und onifomt die dunkle Seele der Finstemiss, gleichwie cb»
I.icht dor Si>nno die untere Erde beleuchtet, um diese Zeit
ist OS, wie wenn dor Monsoh ordnet und läutert, durch die Luft
den Ooist nährt« den Sioif onirois-st, zu den Unsterblichen empor
steigt, L^utom«! sich nähert dem Koqn^r des ächten YaDg.
l.iü-vor, : Die d:.> W.ihn- onln«nden, den Weg empftn-
iTiMidon Männor, worai s:o Wi dor i^nindlage des Aufsteigen
und NirdorstoiiTor.s di s Yin und Y.^ng des Himmels and d«r
Knie, W^ den wo>oinr.ohor. Rlüthon, dor Bemessung der Vtf-
oiin>nv.i: dor Sv-r^no ur.o. .us Mr^ndos die Hand herablassen. Jif
Vorilior^sTo orworl»oii, wo]v-ho> von diesen zwei Dingen gAi
Tsolnr..i: l'. : Ir.i Ar.ur.r* ahr.n man nach der Vorpcbrift
dio Trioi^worko d< > H :v.r.:» i> v.Äoh. K-diom sich der Gmndlagf
dos A.;ts:tic. r.> v.r. ^. N :-.-u :>:••> tr.s dos Yin und Y'ang, bewirkt
d,'*>s »'.,^.s >x,s:-.i> W^sst r "T ^: .".:.> WÄlm* Fouer sich verein^ «
v*r.d i ir. ^>!r.r:i^ s wcri^ir. Mav. wmon und bringt zu Stande
d.-qs cTv.ss; Aryr.i ::..:;:• !, :.L\ v^ ic r-it^ior das Monniirfeld, stirbt
ir.oL; Ä.-.: ..tr 4:^.1»; v. ?:*:;;•;, '.:rd dio l-..^riiriährijrkeit ist mH
»'^ittw,] u:i.; K:v,i c: /: ^Vo:v^. os zuwidor ist, in der WeH
^uK^ s'\ ^ •/:::. .^.Ä> Krix vri»tr. der VfTiiiensto nioht auf-
Uhlnulaolw Bicrliidiirio«!! in Tulslir».
bef-timiut niuulicli die acht Gegenden. Man erörtert dio gerade |
Theilung, die vier Rangstufen,
Von dem -^ Tse bis zu dem ÜfJ Mao' ist in der Mittfll
des Yin die Hälfte des Yang. Dureh die Mitte des groMsen YinI
erhebt man das kleine Yang. Von dem ^p Mno bis zu dem 4P 1
Wu * bctindet sieh in der Mitte des Yang das Yang Hebt. Dm-cfe 1
dan kleine Yang erhebt man das grosse Yang. Von dem ■^■f
Wu bis zu dem g Yen ^ ist in der Mitte des Yang die Hälft* 1
de» Yang. Dnreh die Mitte de» grossen Yang erhobt man du^l
kleine Yin. Von dem g Yen bis zu dem ^ Tsc^ befindet J
sich in der Mitte des Yin das Yang acht. Das kleine Yin er- 1
hebt das grosse Yin. Diess ist die vierte Classo, die in det |
Sonne betindliche Zeit.
Schwer zu erlangen und leicht zu verlieren ist die in dem I
Körper befindliche Zeit. Was schnell sich entfernt und langsam I
kommt, ist die in dem Jahre* (befindliche Zeit).
Die Sache ist leicht. Dasa man Verdienste sieht, kanaj
nur in tausend Tagen überhaupt zu Stande gebracht werden. 1
Auch ist es schwer die mittleren Jahre zu erlangen. Wenn man I
in den mittleren Jahren ordnet und festhält, bessert man ob 1
früher au», befestigt und trifft Vorkehrungen. Zunächst lässtl
man die Hand herab, schreitet zu den Verdiensten vorwärt«. I
ÄntUngltch kehrt man zu dem Alter zurllck, wird wieder ein I
Jöngling. Spater tritt man bei den Höchstweisen ein, Übersteigt J
die Gemeinheit. In jungen Jahren bemerkt man nicht, dat
die mittleren Jahre sich nicht verkürzen. Bisweilen Iftsst man I
in Folge von Himmelsunglück und Leiden das Herz bei dem 1
Klaren und Reinen zurück, bisweilen besteht in Folge von J
Krankheit der Vorsatz in Wenigem und Gemächlichem.
Wenn man in späten Jahren ordnet und festhält, erörtert I
man früher Retten und Beschützen, zunächst erklärt man, bessert I
aus und vermehrt. Dann erst häuft man nach der Weise 1
I
Vom erneu biB xum vierten der xnOlf cjclisuhen Zeichen.
Vom vierten big zum »iobentöii der «w3lf cycliachen Zeiobeii.
Vom fliebeuten bin xuni leLiiten der KwGIf ajrolinclieu Zeiobsn.
Vom lehnten bie wieder zum orsteii der xwOlf ojcliei^lien Zeiulten.
An dieser Stellu ist in dam Buuhe ein Defeet von awei Seitau , An
fehlenrIeB Doppelhlalt nirgends mehr eingelegt waril, Bs kann daher f
Unterbrach im|7 des Zusammenhltn^es fortgefahren werden.
826 Pfizmaier.
der kleinen Vollendung die Verdienste und erreicht die mittlere
Vollendung. Nach der Weise der mittleren Vollendung häuft
man die Verdienste, kehrt nur zu dem Alter zurück, wird wieder
ein Jüngling. Man läutert die Gestalt, verweilt in dem Zeitalter,
und die acht Lüfte sind nicht fähig an dem Hofe des Ursprung
liehen zu erscheinen, den drei Yang ist es unmöglich, sich aof
dem Scheitel zu versammeln. Sich dem Stoffe zu entziehen, zu
den Unsterblichen emporzusteigen, es gibt kein Mittel, es zu
erlangen und zu vollenden. Diess ist, was schwer zu erlangen,
die in dem Körper befindliche Zeit.
Liü-yen: Dass die in der Sonne befindliche Zeit gespart
werden soll, wie ist dieses?
Tschung-li : Ein Tag des Menschen ist gleich einem Monat
der Sonne und des Mondes, gleich einem Jahre des Himmels
imd der Erde. Der grosse Weg bringt hervor und ernährt
Himmel und Erde. Himmel und Elrde theilen die Rangstufe
nach oben und unten. Sie sind von einander entfernt achtmal
zehntausend viertausend Li. Nach der Ankunft des Wintere
steigt in der Erde das Yang empor. Je eine Luft sind fünf-
zehn Tage. Nach oben schreitet es vorwärts siebentausend Li,
gerechnet zu einhundert achtzig Tagen. Das Yang steigt empor,
gelangt zu dem Himmel, die gi*osse Gipfelung bringt hervor
das Yin.
Nach der Ankunft des Sommers steigt in dem Himmel
das Yin herab. Je eine Luft sind fünfzehn Tage. Nach unten
schreitet es vorwärts siebentausend Li, berechnet zu einhundert
achtzig Tagen. Das Yin steigt herab, gelangt zu der Erde,
die gi'osse Gipfelung bringt wieder hervor das Yang. Rings
beginnt es wieder, geht im Kreise umher ohne Aufhören und
wird nicht des Weges verlustig. Dadurch macht es beständig
und lange Zeit im Kreise wandeln Sonne und Mond. Sonne
und Mond vollenden die Gestalt, rings im Umkreise erlangen
sie je achthundert vierzig Li.
Nach dem Morgen des Mondes erhebt man in Sechs die
Zahl Neun.^ Je ein Tag wird zu zwölf Stunden gerechnet.
In der dunklen Seele schreitet die lichte Seele siebenzig I^^
vorwärts. Je ftinfzehn Tage werden zu einhundert achtzig
^ Neuu zu Seuhs ist die Zahl fünfzehti.
Chinesische Begründuogen der Taolehro. 827
Stunden gerechnet. In der dunklen Seele schreitet die lichte
Seele achthundert vierzig Li vorwärts. Nach dem Vollmonde
erhebt man in Neun die Zahl Sechs. ^ Je ein Tag wird zu
zwölf Stunden gerechnet. In der lichten Seele schreitet die
dunkle Seele siebenzig Li vorwärts. Je fünfzehn Tage werden
zu einhundert achtzig Stunden gerechnet. In der lichten Seele
schreitet die dunkle Seele achthundert vierzig Li vorwärts.
Kings beginnt es wieder, geht im KLi^eise umher ohne Aufhören
und wird nicht des Weges verlustig. Dadurch ist Festigkeit
und Sicherheit.
Der grosse Weg nährt beständig die zehntausend Dinge.
Unter den zehntausend Dingen ist das geistigste, das vor-
nehmste der Mensch. Das Herz und die Nieren des Menschen
sind nach oben und unten von einander entfernt acht Zoll vier
Linien. Das Yin und Yang steigen empor, steigen herab mit
Himmel und Erde ohne ein Zweites ihrer Art. In der Luft
entsteht Feuchtigkeit, in der Feuchtigkeit entsteht Luft. Luft
und Feuchtigkeit, einander hervorbringend, können mit Sonne
und Mond den Pfad gemein haben. Himmel und Erde suchen
einander durch das ^ Khien und das ^ Khuen^ und das
Yin und Yang steigen herab und hernieder. In einem Jahre
vereinigen sie sich, sie werden nicht des Weges verlustig.
Nach einem Jahre ist es ein Jahr. Sonne und Mond bringen
einander hervor durch die lichte Seele und die dunkle Seele,
doch die Blüthen der Wesenheit gehen und kommen. In einem
Monate vereinigen sie sich, sie werden nicht des Weges ver-
lustig. Nach einem Monat ist es ein Monat.
Wenn der Mensch sich vereinigt, ist es zwar in einem
Tag und einer Nacht, doch man weiss nicht die Zeit der Ver-
einigung. Femer gibt es kein Muster für Pflücken und Nehmen.
Man veiTingert die Zeit und löst und verbessert auch nicht.
Man vermehrt die Zeit und löst und fasst auch nicht zusammen.
Um die Zeit, wo das Yin sich vereinigt, löst und ernährt es
nicht das Yang. Um die Zeit, wo das Yang sich vereinigt,
löst und läutert es nicht das Y'^in. In einem Monate kennt
man nicht Verringerung und Vermehrung, in einem Tage hat
man auch kein Wandeln und Festhalten. Man hat ein Jahr
1 Sechs zu Neun ist ebenfalls die Zahl fünfzehn.
828 Pfixmaier.
verbracht und hat nicht ein Jahr^ man hat einen Tag verbracht
und hat nicht einen Tag. Man triflft auf Sturmwind, legt sich
nieder bei Nässe, wird überdeckt von Hitze, watet durch Kälte,
mag nicht ordnen und festhalten, sondern empfängt mit Freuden
Krankheit. Man verbringt vergebens das Licht der Zeit und
sitzt am Rande, wartet auf den Tod.
Liü-yen: Den Menschen, welche den Weg in Empfang
nehmen, ist es nicht unbekannt, dass das Licht der Jahre ver-
gebens, dass bei Bemessung von Jahren und Monden ein
Straucheln, dass Krankheiten sich an den Leib hängen, dass
die bestimmte Zeit des Todes herankommen wird. Sie er
kennen nämlich durch Ordnen und Läutern nicht das Muster,
durch Wandeln und Festhalten erkennen sie nicht die Zeit
Hierdurch bewirkt man, dass bei der Vereinigung des Yin
und Yang ein Unterschied, bei dem Wandeln und Festhalten
der Zeit und der Monde keine Gleichheit.
Tschung-li: In dem Leibe gebraucht man die Jahre, in
den Jahren gebraucht man die Monde, in den Monden ge-
braucht man die Tage, in den Tagen gebraucht man die Stunden.
Durch die Luft der fUnf Eingeweide gibt es nämlich bei den
Monden Fülle und Schwinden, bei den Tagen gibt es Vorwärts-
schreiten und Zurückschreiten, bei den Stunden gibt es Ver-
einigungen. Man macht im Kreise wandeln die fünf Be-
messungen, und die Luft überliefert die sechs Erwartungen.'
Metall, Holz, Wasser, Feuer und Erde stehen getheilt in Reihen
ohne Unterschied. Osten, Westen, Süden, Norden und die
Mitte bringen hervor und vollenden die vorhandenen Zahlen.
Die geläuterte Wesenheit bringt hervor die wahre Luft. Die
geläuterte Luft vereinigt sich mit dem Geiste des Yang. Der
geläuterte Geist vereinigt sich mit dem grossen Wege.
Die Erörterungen der fünf Grandstoffe.
Liü-yen : Was man die Luft der fünf Eingeweide nennt,
nämlich Metall, Holz, Wasser, Feuer und Erde, die Rangstufe
* Die .sechs ErwaFtungen -4^ 4& bezeiclineii einen Monat. Fünf Ta^
heissen eine Erwartung, drei Erwartungen heissen eine Luft. Auss^'"'*
Erwartungen macht man einen Monat.
ChinMiishc BaKrlndnnitNi dar T»l
82fi
der fünf Orundstoffe, nllm]ii:li Oätcn, Westen, Süden, Norden
und die ^[itt(^, wie kommen sie dazu, s!eli ^genxeitig hcrvur-
zubringen, sich gegenseitig zu vollenden? und gibt es ftir die
Vereinigung eine Zeit? gibt es für PflUeken und Nehmen eine
Zeit? leh wttnachte, davon die AueeinundorBetzung zu hören.
Tschung-li: Uer grosse Weg war bei-eits abgetheilt und
rt^achte hervor Himmel und Erde. Himmel und Erde waren
Ksrcits getrennt und brachten hervor die fünf Kaiser. Der-
jenige des Ostens heisst der grtlno Kaiser, und er vollbringt
■Aie Gebote dos FvUhlings. In dem Vin macht er sieh erheben
das Yang, er Ijlsst die zehntausend Dinge entstehen. Derjenige
B Südens heisst der rothe Kaiser, und er voilbringt die Gebote
)3«B Sommers. In dem Yang macht er emporsteigen das Yang,
bt läsBt die zehntausend Dinge wachsen. Derjenige des Westens
beisst der weisse Kaiser, und er vollbringt die Gebote des
Herbstes. In dem Yang macht er eicih erheben das Yin, er
Niest die zehntiiusend Dinge zu Stande kommen. Derjenige
!l4es Nordens heisst der schwarze Kaiser, und er vollbringt die
kbote des Winters. In dem Yin macht er vorwärts schreiten
BB Yin, er lOsst die zehntausend Dinge Bterben.
' Die vier Zeiten haben je neunzig Tage. Den unteren
achtzehn Tagen jeder Zeit ist der gelbe Kaiser vorgesetzt. In
der Zeit des Frühlings hilft er dem grünen Kaisei- vollenden
und d«B Leben her vorschicken. In der Zeit des Sommei-s
L'^fft er mit dem rothen Kaiser zusammen beim Ordnen und
last wachsen imd ernähren. In der Zeit des Herbstes nimmt
ind verwahrt er für den weissen Kaiser und lässt knüpfen
md hinstellen. In der Zeit des Winters zerschneidet und er-
reift er ftlr den schwarzen Kaiser und lässt die Strenge sich
"aeigen. Indem die fünf Kaiser in die Lenkung sich theilen,
ist ein Jeder zwei und siebenKig Tagen vorgesetzt. Es sind
zusammen dreihundert sechzig Tage und es ist ein Jahr. Sic
helfen dem Himmel und der Erde auf dem Woge wandeln.
Der grüne Kaiser erzeugte einen Sohn Namens ffl ^
ä-yl,' das Holz der östlichen Gegend. Der rothe Kaiser er-
(engte einen Sohn Namens jj^ ~J~ Ping-ting,^ das Feuer der
ut5ü Pfizmaier.
öüdlichen Gegend. Der gelbe Kaiser erzeugte einen Sohn
Namens fi^ ^ Meu-ki,' die Erde des Mfittelraumes. Der
weisse Kaiser erzeugte einen Sohn Namens ^ ^ Keng-sin,^
das Metall der westlichen Gegend. Der schwarze Kaiser er-
zeugte einen Sohn Namens -^ ^ Jin-kuei,'' das Wasser der
nördlichen Gegend.
Erscheinen sie in den Zeiten und sind sie Bilder, so ist
das Holz der grüne Drache. Das Feuer ist der hellrothe
Sperling, die Erde ist die krumme Breitung (^ jjA^ küi-ütMin),
das Metall ist der weisse Tiger, das Wasser ist der himmel-
farbene Kriegsmann (^ ^ hmen-tmv)J
Erscheinen sie in den Zeiten und bringen Dinge hervor,
so verbindet sich das ^ Yl mit dem ^ Keng,-*^ Im Frllh-
linge gibt es dann die Ulme (;|^ yil). Dieselbe ist grün und
weiss, sie wird nicht der Farbe des Metalls und des Holzes
verlustig. Das ^ Sin vereinigt sich mit dem p^ Fing.* Im
Herbste gibt es dann die Brustbeere (^^ tlisao). Dieselbe ist
weiss und roth. Sie wird nicht der Farbe des Metalls und
des Feuers verlustig. Das ^ Ki vereinigt sich mit dem ^
Kcng." Am Ende des Sommers und im Anfange des Herbstes
gibt es dann die Melone (JJ}^ kua). Dieselbe ist grün und
gelb, sie wird nicht der Farbe der Erde und des Holzes ver-
lustig. Das 'y Ting vereinigt sich mit dem ^ Jin.** Im Sommer
gibt es dann die Maulbeeren (;JJ^ schin). Dieselben sind roth
und schwarz, sie werden nicht der Farbe des Wassers und
des Feuers verlustig. Das ^ Kuei vereinigt sich mit dem
jj^ Meu.'» Im Winter gibt es dann die Pomeranze {j^ kiue).
Dieselbe ist schwarz und gelb, sie wird nicht der Farbe des
Wassers und der Erde verlustig. Nimmt man vor und sucht
1 Das fUufte und »ecliste Zeichen der zehn ISchilde.
^ Das Hiebente und achte Zeichen der zehn Schiide.
5 })A» neunte und zehnte Zeichen der zehn »Schilde.
* Die hier vorkommenden Ausdrücke sind Namen von Sternbildern, doch
Hndet sich auch angegeben, dass Hiuon-wu ,der himmelfarbene Krieg»-
mann^ ein Gott der nürdlichen Gegend sei.
•'' Das zweite Zeichen der zehn Schilde mit dem siebenten.
^ Das achte Zeichen der zfjhn Schilde mit dem dritten.
"^ Das sechste Zeichen der zehn Schilde mit dem siebenten.
^ Das vierte Zeichen der zehn Schilde mit dem neunten.
" Das zehnte Zeichen der zehn Schilde mit dem fünften.
Chinesische Hegründuugen der Taulehrc. noV
Jimch der Art, so vereinigen «ich die fünf Kaiiser gegenseitig
und erscheinen in den Zeiten. Die Dinge, welche entstehen
und vorhanden sind, können nicht gezählt werden.
Liü-yen: Die fünf Grundstoffe befinden sich in den Zeiten.
Wenn dieses ist, wie befinden sie sich in dem Menschen?
Tschung-li : Nur der Mensch, von Haupt rund, von Füssen
viereckig, ist im Besitze des Bildes des Himmels und der Erde.
Das Yin herabsteigend, das Yang emporsteigend, sind im Be-
■itase der Triebwerke des Himmels und der Erde. Die Nieren
sind das Wasser, das Herz ist das Feuer, die Leber ist das
Holz, die Lunge ist das Metiill, die Milz ist die Erde. Wenn
die f)inf . GrundstofTe einander hervorbringen, so bringt das
Wasser hervor das Holz, das Holz bringt hervor das Feuer,
das Feuer bringt hervor die Erde, die Erde bringt hervor das
Metall, das Metall bringt hervor das Wasser. Das Hervor-
. bringende ist die Mutter, das Hervorgebrachte ist der 8ohn.
Die fünf Grundstoffe bewältigen sich gegenseitig. Das
Wasser bewältigt dann das Feuer ^ das Feuer bewältigt das
Metall, das Metall bewältigt das Holz, das Holz bewältigt die
Erde, die Erde bewältigt das Wasser. Das Bewältigende ist
der Mann, das Bewältigte ist die Gattin.
Spricht man von Sohn und Mutter, so bringt die Luft
der Nieren hervor die Luft der Leber, die Luft der Leber
Iningt hervor die Luft des Herzens, die Luft des Herzens
bringt hervor die Luft der Milz, die Luft der Milz bringt her-
vor die Luft der Lunge, die Luft der Lunge bringt hervor
die Luft der Nieren.
Spricht man von Mann und Gattin, so bewältigt die Luft
der Nieren die Luft des Herzens, die Luft des Herzens be-
wältigt die Luft der Lunge, die Luft der Lunge bewältigt die
Luft der Leber, die Luft der Leber bewältigt die Luft der
Milz, die Luft der Milz bewältigt die Luft der Nieren.
Die Nieren sind der Mann de» Herzens, die Mutter der
Leber, die Gattin der Milz, der Sohn der Lunge. Die Leber
i«t der Mann der Milz, die Mutter des Hel-zens, die Gattin
der Lunge, der Sohn der Nieren. Das Herz ist der iilann der
Lunge, die Mutter der Milz, die Gattin der Nieren, der Sohn
der Leber. Die Lunge ist der Mann der Leber, die Mutter
der Nieren, die Gattin des Herzens, der Sohn der Milz. Die
H3^ Pfizmaier.
Milz ist der Mann der Nieren, die Mutter der Lunge, die Gattin
der Leber, der Sohn des Herzens.
Das Herz, innerlich erscheinend, sind die Adern. Aeusaer-
lich erscheinend, ist es die Farbe. Das Verlassen auf die
Zunge macht es zu Thor und Thtire. Wird es durch die
Nieren zui-echt gebracht, liegt es darnieder und macht hastig
Gebrauch von der Lunge. Das Grundwesen von Mann und
Weib ist so beschaffen. Erlangt es die Leber, so ist Fülle.
Sieht es die Milz, so ist Abnahme. Das Grund wesen von Sohn
und Mutter ist so beschaffen.
Die Nieren, innerlich erscheinend, sind die Knochen.
Aeusserlich erscheinend, sind sie das Haupthaar. Aus beiden
Ohren machen sie Thor und Thllre. Werden sie durch die
Milz zurecht gebracht, liegen sie darnieder und machen hastig
Gebrauch von dem Herzen. Das Grundwesen von Mann imd
Weib ist so beschaffen. Erlangen sie die Lunge, so ist Fülle.
Sehen sie die Leber, so ist Abnahme. Das Grundwesen von
Sohn und Mutter ist so beschaffen.
Die Leber, innerlich erscheinend, sind die Sehnen. Aeusser-
lich erscheinend, sind sie die Nägel. Die Augen macht sie sn
Thor und Thüre. Wenn sie von der Lunge zurecht gebracht
wird, so liegt sie darnieder und macht hastig Gebrauch von
der Milz. Das Grundwesen von Mann und Weib ist so be-
schaffen. Sieht sie die Nieren, so ist Fülle. Sieht sie das
Herz, so ist Abnahme. Das Grund wesen von Sohn und Mutter
ist so beschaffen.
Die Lunge, innerlich erscheinend, ist die Haut. Aeusser^
lieh erscheinend, ist sie das Haar. Sie macht die Nasenlöcher
zu Thor und Thüre. Durch das Herz zurecht gebracht, liegt
sie darnieder und macht hastig Gebrauch von der Leber. Das
Grundwesen von Mann und Weib ist so beschaffen. Erlangt
sie die Milz, so ist Fülle. Sieht sie die Nieren, so ist Abnahme.
Das Grundwesen von Sohn und Mutter ist so beschaffen.
Die Milz, innerlich erscheinend, ist eine Verborgenheit.
Sic ernährt gleichmässig das Herz, die Nieren, die Leber und
die Lunge. Aeusserlich erscheinend, ist sie das Fleisch. Sie
macht Lippen und Mund zu Thor und Thüre. Durch Aus-
athmen und Einathmen bestimmt sie Gehen und Kommen.
Wird sie durch die Leber zurecht gebracht, so liegt sie dar-
w
HilBHiMk* BaRrlDdang«* lUr Tuklin. 83B
aitder und uiucht hastig Gebrauuh von den Niuren. Da» Gi-und-
wesen von Mann und Weib ist so beschaffen. Erlangt sie das
Ilcrz, so ist Fülle, tilobt sie die Lunge, so ist Abnahme. Das
(rrundwesen von Solm und Mutter ist so beschaffen.
Diese fUiif Grundstoffe des Menschen bringen sieb gegen-
seitig hervor, bewältigen sich gegenseitig und sind A[ann und
Weib, Sohn und Mutter. Die überlieferte Luft, Schwinden und
Pracht ist hierin zu sehen.
Liil-yen: Das Herz ist da« Feuer. Wie kommt es dazu,
abwärts zu wandeln? Die Nieren sind das Wasser. Wie kommen
sie dazu, anfwärtu zu steigen? Die Milz ist die Erde. Die
Erde betindet sich in der Mitte. Empfangt sie aber das Feuer,
so ist Fülle. Wii-d alles ohne Ausnahme nach unten vou dem
Wasser bewältigt? Die Lunge ist das Metall. Das Metall be-
findet sich oben. Begegnet es aber nacli unten dem Feuer,
so ist Schädigung. Wie kommt ea dazu, dass es die Ent-
stehung von dem Wafiser hat? Was gegenseitig entsteht, legt
sich gegenseitig dazwischen und ist geschieden. Was gegen-
seitig bewältigt, ist verwandt, steht nahe und ist schwer zu
versetzen. Hierdurch schädigen und bewältigen die fünf Grund-
stoffe einander: wie geschieht dioss?
Tschung-Ü; Die tUnf Grundstoffe kehren zurUck zu der
ursprünghehen einzigen Lul't. Sie troffen und führen das ur-
sprUnghcbc Yang, erheben aufsteigend uud bringen hervor das
wahre Wasser. Das walire Wasser bewirkt Verwandlungen
und bringt hervor die wahre Luft. Die wahre Luft bewirkt
Verwandlungen und bringt hervor den Geist des Yang. Anfäng-
lich bestimmt man durch die fünf Grundstoffe den Kang, und
es gibt einen blami und ein Weib.
Die Nieren sind das Wasser. In dem Wasser gibt es
das Metall. Das Metall bringt ui*sprüuglich das Wasser hervor.
Zur Zeit, wo man die Hand herablässt, muss man in dem
Wasser das Metall erkennen. Das Wasser hasst ursprünglich
ie Erde. Nachdem man die Arzneien gepflückt, muss man
erlangen, dass die Erde zu dem Wasser zurückkehrt.
Der Drache ist das Bild der* Leber, Der Tiger ist ur-
ipriinglich der Geist der Lunge. Der Drache des Yang tritt
aus dem Paläste des ^ Li, der Tiger des Yin entsteht auf
aus dem Paläste des ^ Li, der iiger des im entsteht aul i
- der Stufe de» ^ Khan. .^^J
R34 PfizmaiÄF.
Die ftinf Grundstoffe wandeln geftlgi^, die Luft über-
liefert den Sohn und die Mutter. Von dem -^ Tse' bis zn
dem -4^ Wu^ sagt man: das Yang. Um die Zeit bringt man
das Yang hervor. Die fünf Grundstoffe stürzen zu Boden, die
Flüssigkeit handelt als Mann und Weib. Von dem -^P Wu
bis zu dem -^ Tse sagt man: das Yin. In der Mitte läutert
man das Yang. Das Yang erlangt nicht das Yin, wird nicht
vollendet. Es fUllt auf den Boden ohne das Yin und stirbt
nicht. Das Yin erlangt nicht das Yang, es entsteht nicht. Es
fällt auf den Boden, das Yin zertrennt sich, und die Lang-
jährigkeit ist immerwährend.
Liü-yen: Die fünf Grundstoffe haben ihren Ursprung in
einer einzigen Luft des Yin und Yang. Was ist die sogenannte
einzige Luft?
Tschung-li: Was die einzige Luft betrifft, so vereinigte
sich einst der Vater mit der Mutter. Er bewirkte sofort aus
Wesenheit und Blut die Verwandlung, vollendete die Gestalt.
Die Nieren bringen hervor die Milz. Die Milz bringt hervor
die Leber. Die Leber bringt hervor die Lunge. Die Lunge
bringt hervor das Herz. Das Herz bringt hervor die kleinen
Eingeweide. Die kleinen Eingeweide bringen hervor die grossen
Eingeweide. Die grossen Eingeweide bringen hervor die GaUe.
Die Galle bringt hervof den Magen. Der Magen bringt hervor
die Harnblase. Hier bewirkt das Yin durch Wesenheit und
Blut die Verwandlung, vollendet die Gestalt. Das Yang dabei
besteht blos in dem Erheben des Hauptes (in den Anfängen).
Der anfllnglich entstehende Ort ist ein Punkt des Ursprünge
liehen Yang, und er befindet sich in den zwei Nieren. Auch
sind die Nieren das Wasser. In dem Wasser gibt es das
Feuer. Wenn es aufsteigl, ist es die Luft. Vermittelst der
Luft steigt es oben empor und erscheint an dem Hofe bei
dem Herzen. Das Herz ist das Yang. Durch das Yang ver-
bindet es sieh mit dem Yang, die grosse Gipfel ung bringt
hei-vor das Yin. Es häuft jetzt die Luft und bringt hervor die
Flüssigkeit. Die Flüssigkeit steigt von dem Herzen herab.
Vermittelst der Flüssigkeit steigt es unten herab und kehrt zu
den Nieren zurück.
' Das erste Zeichen der zwilif Aeste.
2 Das siebente Zeichen der zwölf Aeste.
Chinosische Regrfindnngen der Taolehre. 83ö
Die Leber ist ursprünglich die Mutter des Herzens, der
Sohn der Nieren. Sie überliefert und leitet diese Luft der
Nieren und gelangt zu dem Herzen. Die Lunge ist ursprüng-
lich die Gattin des Herzens, die Mutter der Nieren. Sie über-
liefert und leitet diese Flüssigkeit des Herzens und gelangt zu
den Nieren. Luft und Flüssigkeit steigen aufwärts, steigen
abwärts gleich dem Yin und Yang des Himmels und der Erde.
Leber und Lunge überliefern und leiten, wie Sonne und Mond
fortgehen und wiederkommen.
Bei der Zahl der Namen der fünf Grundstoffe erläutert
man die Vereinigung, das Hervorbringen und Vollenden. Die
eine Luft des ursprünglichen Yang ist jetzt die Grundlage. In
der Luft entsteht die Flüssigkeit, in der Flüssigkeit entsteht die
Luft. Die Nieren sind die Wurzel der Luft, das Herz ist die
Quelle der Flüssigkeit. Die geistige Wurzel ist fest imd sicher,
dunkel, verloren. In der Luft entsteht das wahre Wasser, die
Quelle des Herzens ist klar und rein, düster, finster. In der
Flüssigkeit befindet sich das wahre Feuer. In dem Feuer er-
kennt man, nimmt den wahren Drachen. In dem Wasser er-
kennt man, nimmt den wahren Tiger. Der Drache und der
Tiger verbinden sich miteinander und verändern sich zu gelben
Knospen. Die gelben Knospen, sich verbindend und nahend,
knüpfen und vollenden die grosse Arznei. Man sagt jetzt : Qold-
mennig. Wenn der Goldmennig bereits genaht ist, sagt man:
göttliche Unsterbliche.
Liü-yen: Der Goldmennig naht und man entzieht den
Stoff, steigt zu den Unsterblichen empor und kehrt zu den zehn
Flussinseln ^ zurück, sicher kann man es wissen. Inwiefern
nennt man diess die gelben Knospen?
Tschung-li : Der wahre Drache, der wahre Tiger, diess ist es.
Liü-yen: Was ist der Drache und der Tiger?
Tschung-li: Der Drache ist nicht die Leber, es ist der
Drache des Yang. Der Drache des Yang tritt heraus und befindet
Die zehn Flussinseln (-!-' ^>| scht-tscheu) ist ein anderer Ausdruck
für die drei göttlichen Berge P'eng-lai, Fang-tschang und Ying-tscheu.
Die sonst unbekannten Namen dieser zehn Flussinseln werden in den
Zählungen angeführt und befindet sich unter ihnen als bekannter Name
bloss Ying-tscheu. fM (Ucheii) ,Flussinsel* wird filr .@i (thtw) ,Insel
des Meeres* gesetzt.
H36 Pfisa»i«r.
sich in dem Palaste des |^ Li, inmitten des wahren Wassen.
Der Tiger ist nicht die Lunge, es ist der Tiger des Yin. Der
Tiger des Yin tritt heraus und befindet sich auf der Stufe des
^ Khan, inmitten des wahren Feuers.
Die Erörterungen des Wassers and des Feners.
Liü-yen : Das lange Leben des Menschen besteht in dem
Läutern und Nahekommen des Ooldmennigs. Wer den Gold-
mennig läutern will, pflückt früher die gelben Elnospen. Wer
die gelben Knospen erlangen will, muss den Drachen und den
Tiger erlangen. Was man den wahren Drachen nennt, tritt her-
vor aus dem Palaste des ^fj^ Li. Der wahre Tiger entsteht
auf der Stufe des M^ Khan. Dass es in dem Li und in dem
Khan Wasser und Feuer gibt, warum ist diess?
Tschung-li: Was man in dem Leibe nach dem Wasser
benennt, sind die vier Meere, die fiinf Landseen, die neun
Ströme, die drei Liseln, der blumige Teich, der Teich des Edel-
steins ^ Yao, der Paradiesvogelteich, der ECmmelsteich, der
Edelstein teich, der Teich des ||^ Kuen,* das ursprüngliche Tiefe
(TC *^ yuen'than\ der leere Thiergarten (^ "^j^ lang-yuen),
das göttliche Wasser, die Ooldwellen, die Korallenflüssigkeit,
die Edelstein quelle, der Milchrahm (jW^ su) des Yang, der weisse
Schnee. Solche Namen und Benennungen können nicht vor-
bereitet und dargelegt werden.
Was man in dem Leibe nach dem Feuer benennt, ist das
Gebieterfeuer, das Dienerfeuer, das Volksfeuer, sonst nichts. Die
drei Feuer machen das ursprüngliche Yang zur Grundlage und
bringen die wahre Luft hervor. Die wahre Luft sammelt sich
imd erlangt Ruhe. Die wahre Luft ist schwach und bringt
Krankheit zu Stande. Wenn man die wahre Luft beeinträchtigt,
verstreut und entlaufen, sich verlieren lässt das ursprüngliche
Yang, so geht das ursprüngliche Yang zu Ende, das echte Yin
wird zu Stande gebracht. Der ursprüngliche Geist trennt sich
von dem Körper, und man ist gestorben.
Liü-yen : In dem Leibe des Menschen entzündet man durch
einen einzigen Punkt des ursprünglichen Yang die drei Feuer.
' D.i«< Gebirjje Kiieii-lün.
lHh> BifTtslnafan tu Ti
R37
Die drei Feuer erttfehen in der Wasser seh aar, in mitten der I
Mengen des Yin, Eb ist leicht, dasB man beeintrilchtige und I
veratreue, aber schwer, dass die Flamme sich erhebe. Somit I
ist das Yang echwacb, das Yin i» Fülle, das Feuer ist wenig, 1
das Wasser ist viel. Es bewirkt, dass der Klenseh hastig ini i
Schwinden, im Verderben und das lange Leben nicht erlangt. I
Inwiefern ist dieses V I
Tsühnng-li: Das Herz ist diis Blutmeer, die Nieren sind I
das Luftmeer, das Gehirn ist das Markmeer, die Milz und der I
Magen sind das Meer des Wassers und des Getreides. Siesea I
sind die vier Meere. Die fUnf Eingeweide haben ein jedej* Flüssig- I
keit. Die Rangstufen, denen sie vorstehen, eind Osten, Westen, |
Sildon, Norden, die Mitte. Dieses sind die fünf Landsecn. 1
Die kleinen Eingeweide zwei Klaf^r vier Schuh nnd nach I
oben und unten neun Krümmungen, dieses sind die neun Strömet I
Das Untere der kleinen Eingeweide, dieses ist das ursprUngliche I
Tiefe. Der Scheitel heisst: die obere Insel. Das Herz heisst: I
die mittlere Insel. Die Nieren heissen; die untere Insel. Die I
Wurzel nnd die Quelle innerhalb der drei Inseln, dieses ist der 1
leere Thiergarten. Der blumige Teich befindet sich unter dem I
gelben Vorhofe. Der Teich des Edelsteins Yao kommt an der I
Vorderseite der Thorwarte des Mennigs ' hervor. Der Teich |
des Kuen stüsst nach oben an die Edelsteinhauptstadt. Det I
Himmelsteich wendet sich gerade zu dem inneren ÄmtsgebiUide, |
Der Teich des Paradiesvogels ist zwischen dem Herzen und I
der Lunge. Der Edelstein teich befindet sich innerhalb der I
Lippen und der Zilhne. Das göttliche Wasser entsteht in der ■
Mitte der Luft. Die Goldwelten kommen herab in dem Himmel.
An dem Orte, wo der rothe Drache wohnt, gibt es die Korallen-
flUsaigkoit, die Edclsteinquelle. Nachdem man den gemeinen
Mutterleib gewechselt, sieht man eben den Milchralim des Yang,
den weissen Schnee.
Für das Begiessen gibt es eine Zeit, durch Begiessen ii
die Flammein Fülle. Zuerst sagt man: die Edolstcinflüssigkei
Zunächst sagt man: die Goldflussigkeit. Durch beides kana4
man zum Mennig zurückkelircn. Für Herauareisnen und ninzn- 1
fügen gibt es ein Mass. Dadurch entspiicht man dem Kopf-
■DKkh«T- A- pliil-'hiflt Cl. L
IlfiriPn nnil 'letii Magpii
^3^ PfisBai«r.
waschen und Baden. Zuerst sagt man : das mittlere Feld. Zu-
nächst sagt man: das untere Feld. Durch beides kann man
die Gestalt läutern. Die BltithenfÖlle des Edelsteins, die gol-
denen Blumen verändern sich, nähern sich dem gelbweissen
Körper, dem oberen Milchrahm. Der süsse Thau läutert, vollendet
den wunderbaren Wohlgeruch. Dies alles sind die Verdienste
des Wassers.
Wenn das Volksfeuer oben emporsteigt, hilft es derLufl
der Nieren hervorbringen das wahre Wasser. Das Feuer der
Nieren steigt oben empor, verbindet sich mit der Flüssigkeit
des Herzens und bringt hervor die wahre Luft. Ist es klein,
so macht es herabsteigen die bösen Dämonen, entfernt die Krank-
heit. Ist es gross, so läutert es den Stoff, brennt den Mennig.
Gebraucht man es um den ECmmel herum, so erhebt sich das
Feuer und verbrennt den Leib. Drückt man den Pass des Tang
nieder, so kehrt es zu dem Ursprünglichen zurück, läutert die
Arznei.
Man unterscheidet die Stärke der neun Landstriche and
nährt dadurch den Geist des Yang. Man brennt das Zusammen-
hängende der drei Leichname ^ und entfernt dadurch die Du-
monen des Yin. Wandelt es oben, so stösst es einmal an die
drei Pässe. Dreht es sich unten, so schmilzt und zermahlt es
die sieben dunklen Seelen. Es läutert die Gestalt, vollendet die
Luft und erhebt sich leicht, als ob es flöge. Die geläuterte
Luft vollendet den Geist und entreisst sich dem Mutterleibe
wie einer Grillenhaut. Alles dergleichen sind die Verdienste
des Feuers.
Liü yen: Was anfönglich leid that, war, dass das Feuer
wenig, das Wa;?ser viel und dass leicht ein Schwinden und
Fehlschlagen. Zunächst hörte man die hohe Erörterung, dass
Walser und Feuer solche Verdienste haben. Die Bestätigung ist
zu Ende, Wie bewirken die Verwandlungen, dass das Wenige
ttWr das Viele siegen kann, das Schwache es mit dem Starken
Huftiehmen kann?
Tsohung-Ii : Zweimal acht Yin schmelzen , neunmal drei
\ang wachsen. Der irhlnzend rothe Goldmennig kann durck
'^e dn*i Leichname ^^£ f^ 9am-sfhf\ sind der Nmme eines |:ewu«en
(^inesischo Begrftndnngon der Taolehr«». B39
Hinweis auf den Tag vollendet werden. Man kehrt siebenmal
zurück, kehrt neunmal wieder, und der Unsterbliche des Mutter-
leibes verwandelt sich. Die wahre Luft befindet sich in dem
Herzen, das Herz ist die Quelle der Flüssigkeit. Das ursprüng-
liche Yang befindet sich in den Nieren, die Nieren sind das
Meer der Luft. Die Harnblase ist das Volksfeuer, nicht allein
das Volksfeuer. Es wird gebraucht, und es ist auch das Sammel-
haus der Feuchtigkeit der Ueberfahrt.
Liü-yen: Was gesagt wird, die Verwandlungen bewirken,
dass das Yang wächst, das Yin schmilzt, der Goldmennig voll-
endet werden kann und die Unsterblichen des Mutterleibes
sich verwandeln, was ist dies?
Tschung-li: Das Herz und die Nieren des Menschen sind
von einander entfernt acht Zoll vier Linien. Es ist ein Gleich-
niss dessen, dass für Himmel und Erde die Rangstufe bestimmt
wird. Die Feuchtigkeit der Luft und die grosse Gipfelung
bringen einander hervor. Es ist ein Gleichniss dessen, dass
das Yin und Yang sich vereinigen. Ein Tag hat zwölf Stunden.
Es ist ein Gleichniss dessen, dass das Jahr zwölf Monate hat.
Indem das Herz die Flüssigkeit hervorbringt, bringt es
sie nicht selbst hervor. Dadurch, dass die Flüssigkeit der
Lunge herabsteigt, handelt die Flüssigkeit des Herzens. Die
Flüssigkeiten handeln als Mann und Weib. Sie gehen von
oben nach unten und kehren zu dem unteren Felde zurück.
Man sagt: Das Weib kehrt zu dem Palaste des Mannes zurück.
Indem die Nieren die Luft hervorbringen , bringen sie diese
nicht selbst hervor. Dadurch, dass die Luft der Harnblase
emporsteigt, handelt die Luft der Harnblase. Die Lüfte handeln
als Sohn und Mutter. Sie gehen von unten nach oben und
erscheinen an dem Hofe bei dem mittleren Ursprünglichen. Man
sagt: der Mann kehrt zu dem inneren Hause des Weibes zurück.
Die Luft der Leber leitet und führt die Luft der Nieren.
Sie geht von unten nach oben und gelangt zu dem Herzen.
Das Herz ist das Feuer. Die zwei Lüfte vereinigen sich mit
einander, sie räuchern und dünsten die Lunge. Die Flüssigkeit
der Lunge steigt unten herab, sie kommt von dem Herzen.
Beides heisst: Das Herz bringt die Flüssigkeit hervor. Weil
die Flüssigkeit in dem Herzen entsteht, wird sie nicht beein-
trächtigt und verstreut. Desswegen sagt man : das wahre Wasser.
54*
840 Pfixmaier.
Die Flüssigkeit der Lunge tiberliefert und begleitet die
Flüssigkeit des Herzens. Sie geht von oben nach unten und
gelangt zu den Nieren. Die zwei Wasser vereinigen sich mit
einander, sie begi essen und benetzen die Harnblase. Die Luft
der Harnblase steigt nach oben und erhebt sich von den leeren.
Beides heisst: die Nieren bringen die Luft hervor. Weil die
Luft in den Nieren entsteht, schmilzt sie nicht und seUeifi
sich nicht ab. Desswegen sagt man: das wahre Feuer.
Das wahre Feuer tritt aus der Mitte des Wassers, dtmkd,
verloren! In ihm gibt es eine Sache. Betrachtet man fifl^
kann man sie nicht sehen. Nimmt man sie, kann man lie
nicht erlangen. Das wahre Wasser tritt aus der Mitte dei
Feuers, düster, finster! In ihm gibt es eine Wesenheit Siefct
man sie, kann man sie nicht behalten. Behält man sie, kin
man bei ihr nicht verweilen.
Liü-yen: Die Nieren sind das Wasser. In dem Waawr
entsteht die Luft. Man nennt es mit Namen : das wahre FeiMr.|
Was ist die Sache in dem Feuer? Das Herz ist das Feami
In dem Feuer entsteht Flüssigkeit. Man nennt es mitNi
das wahre Wasser. Was ist die Wesenheit in dem Wj
Da es bereits ohne Gestalt ist, kann man suchen. Man
zu, dass man es sucht, doch es ist auch schwer zu ei
Man gibt zu, dass man es erlangt, doch wozu wird es
gebraucht ?
Tschimg-li: In dem früheren Alterthum ward der Wf
der Höchstw eisen vollendet, man trennte sich nicht von
Sachen: Vereinigung und Veränderung zu gelben Kn<
Die Zahl genügte, der Mutterleib war vollständig,
bildete man die grosse Arznei. Es ist der wahre Drache^
wahre Tiger.
Die Erörterungen des Drachen und des TlgMu
1
t
Liü-yen : Der Drache ist ursprün^^«^
der Tiger ist der Geist der Lunge.
Feuer des Herzens die Flüssig^
wahre Wasser. In dem War
der wahre Drache. Der Dn
sondern tritt hervor aus
Chinesische BegrAndnogen der Tuolehre. 84-1
dieses? Somit entsteht in diesem Wasser der Nieren die Luft.
Die Luft ist das wahre Feuer. In dem Feuer, dunkel, verloren!
ist verborgen der wahre Tiger. Der Tiger befindet sich nicht
in der Lunge, sondern entsteht auf der Stufe des ^ Khan.
Warum ist dieses ?
Tschung-li : Der Drache ist eine Sache des Yang. Er steigt
empor, fliegt und befindet sich in dem Himmel. Er zischt und
die Wolken erheben sich. Er erlangt den Sumpf und fördert
die zehntausend Dinge. In den Bildern ist er der grüne Drache.
In den Gegenden ist er das ^ Kia und ^ Yx. In den Din-
gen ist er das Holz. In den Zeiten ist er der Frühling. In
dem Wege ist er die Menschlichkeit. In den Abrissen ist er das
^ Tschin. In dem Leibe des Menschen, innerhalb der fünf
Eingeweide, ist er die Leber.
Der Tiger ist eine Sache des Yin. Er läuft umher auf
der Erde. Er brüllt und es entsteht Sturm. Er erlangt den
Berg und thut mit Macht den hundert Thieren Einhalt. In den
Bildern ist er der weisse Tiger. In den Gegenden ist er das
^^ B^eng und ^ Sin. In den Dingen ist er das Metall. In
den Zeiten ist er der Herbst. In dem Wege ist er die Ge-
rechtigkeit. In den Abrissen ist er das ^ Thai. In dem
Leibe des Menschen, innerhalb der fünf Eingeweide, ist er
die Lunge.
Die Leber ist das Yang, doch befindet sie sich auf der
Stufe des Yin. Die Luft der Nieren überliefert die Luft der
Leber. Die Lüfte handeln wie Sohn und Mutter. Aus dem
Wasser entsteht das Holz. Die Luft der Nieren genügt und
die Luft der Leber entsteht. Nachdem die Luft der Leber
entstanden, zerreisst sie dadurch das übrige Yin der Nieren,
und die Luft des ächten Yang steigt oben empor.
Die Lunge ist das Yin, doch befindet sie sich auf der
Stufe des Yang. Die Flüssigkeit des Herzens überliefert die
Flüssigkeit der Lunge. Die Flüssigkeiten handeln als Mann
und Weib. Durch das Feuer bewältigt man das Metall. Die
Flüssigkeit des Herzens kommt heran und die Flüssigkeit der
Lunge entsteht. Nachdem die Flüssigkeit der Lunge ent-
standen, zerreisst sie dadurch das übrige Yang des Herzens,
und die Flüssigkeit des ächten Yin steigt unten herab.
5^42 PfiÄinaier.
Die Leber gchtirt zu dem Yang und zcrrcisst dadnrch
das übrige Yin der Nieren. Man weiss, dass die Luft zu der
Leber übergeht, dann ist sie sofort das ächte Yang. Die Luft
des ächten Yang umschliesst und birgt in der Mitte das Wasser
des wahren Einzigen, dunkel, verloren! ohne Qestalt. Man sagt
mit Namen: der Drache des Yang.
Die Tjunge gehört zu dem Yin und zerrcisst dadurch das
übrige Yang des Herzens. Man weiss, dass die Flüssigkeit za
der Lunge herankommt, dann ist sie sofort das ächte Yin. Die
Flüssigkeit des ächten Yin trägt auf dem Rücken und ladet auf
sieh in der Mitte die Luft des richtigen Yang, düster, finster!
es ist nicht zu sehen. Man sagt mit Namen : der Tiger des Yin.
Die Luft steigt empor, die Flüssigkeit steigt herab, sie
können sich ursprünglich nicht miteinander vereinigen. Das
Wasser des wahren Einzigen in der Luft sieht jetzt, dass die
Flüssigkeiten sich gegenseitig verbinden. Die Luft des richtigen
Yang in der Flüssigkeit sieht, dass die Lüfte sich versammeln.
Wenn sie es überliefern und üben, thut man ihnen durch die
Vorschrift Einhalt, lässt die Luft der Nieren nicht entfliehen
und sich verlieren. Fasst man zusammen und nimmt in der
Luft das Wasser des wahren Einzigen, wird die Flüssigkeit
des Herzens nicht beeinti'ächtigt und verstreut. Pflückt und
nimmt man in der Flüssigkeit die Luft des richtigen Yang,
begegnen Sohn und Mutter einander, beide berücksichtigen
und lieben einander.
Erlangt man täglich von der Grösse eines Hirsekornes,
so ist in hinulert Tagen kein Unterschied, die Kraft der Arznei
ist nnvorsehrt. In zweihundert Tagen ist der Mutterleib de«
Höchst weisen fest, in dreihundert Tagen ver\"ollständigt der
Unsterbliche des Mutterleibes die Gestalt. Wenn man eine
Kuirel ' schiesst, ist die Farbe dieselbe wie bei einer helhrotkcn
Pomeninze. Man sagt mit Namen: die Arznei des Mennigs.
Man hält ewig nieder das uutei-e Feld, belutlt die Gestalt, weih
an der grossen Palasttre}>pe des Zeitalters. Man lebt immerdtf
und tritt als göttlicher Unsterblicher der festen Erde auf.
Liü-ven: Das Wasser der Nieren bringt die Luft hervot«
In der Luft gibt es das Wasser des' wahren Einzigen. M^^
Mimitteb.
Chinctischo Rogründanffon dor Taolobro. S4t)
sagt mit Namen: der Tiger des Yin. Der Tiger Hielit, daHH
die Flüssigkeiten sich miteinander verbinden. Das Feuer des
Herzens bringt die Flüssigkeit hervor. In der Flüssigkeit gibt
es die Luft des richtigen Yang. Es heisst mit Namen: der
Drache des Yang. Der Drache sieht ^ dass die Lüfte Hi(*Ji
miteinander verbinden. Er versammelt eben die Dinge nach
den Arten, theilt die Grundlagen nach den Scharen. Also ssur
Zeit, wo die Lüfte entstehen^ steigen da die Flüssigkeiten eben-
fidk herab, folgen in den Lüften die Wasser des wahren Einzigen
ohne Ausnahme den Lüften und überliefern nach unten die
ftnf Eingeweide? Steigen zur Zeit, wo die ITlüssigkeiten ent-
■tefaen, die Lüfte ebenfalls empor, folgen in den Flüssigkeiten
die L&fte des richtigen Yang ohne Ausnahme den Lüften und
treten nach oben in dem doppelten Söller hervor? Das wahre
Wmmer folgt der Flüssigkeit^ wandelt nach unten ^ der Tiger
kjBUi fich nicht mit dem Drachen vereinigen. Das wahre
Yang folgt der Luft, steigt nach oben, der Drache kann sich
mcht mit dem Tiger vereinigen. Wenn Drache und Tiger
Bch nicht vereinigen, wie erlangt man die gelben Knospc^n?
Wem es keine gelben Knospen gibt, wie erlangt man die
yoMe Arznei?
Tichnng-li: Die Luft der Nieren ist bereits entstanden,
das grosse Yang aus dem Meere tritt. Nebel und Thau
Lieht nicht verdecken. Die Flüssigkeit st^^igt
eine femstehende Thünnatte. Wie genügU^ sie, die
hA za fiberwinden? Ii§t die Luft kräftig, so ist *hüi Wai»her
iet wahren Einzigen in Fülle. Die Flüi^ifigkeit des Ihir/Jiu^.
eoutanden. gleichwie der »trerj^re Himmel die \yiu'j:/z
Schreien und Scheitern kann .-^Iner Kälu: fcieh nieht ent^
Di*: Luft Steierl f:myjr wi^r ein Zelt/bi/;h de» Kh
Wie gtrsöri^ ^?e- die flursi::kv:t z-i *il><rr"i'jn'ierjV IkX di'-
« m Fülk:. i-'f ibx die Luh ^ie* ri':L:igen Vax;;r baM
iikiä Miwft/-h. Man k^T.n *?• Li'.-Lt erf^yr^^^rhen-
iJ&'T'x: DS*: L'ift entii^L:, d:^ Fiirsiirkfrit ejjUVrht- <rjr^
1b4» iaa axsjxt Z»ki. LHe Ze;: otzilt: die Luft henor. 'h\ die
1*6 k FbÜ*:- h'j> isi d*A Wa.ä5rrr d*;s '■'ibre:- i'JlJjd'^hZs *:}A'.l:ijki\>.
■ Pöfifc. I*kZeh brii.r: d'rr Fli-^ri/Ke:: 'ti^r\-\r. Lt *i\h J-Jü«*!:?
™ ii Fldit. t»v iK dir: L:ifi dr:* r^'rhv.'^^z^ Y^r^a: -tr.^'niffcilt ':v.
844 PfizM»ier.
Tscliung-H: Die Liilt der Nieren ist leicht zu beeiuträchtigen
und zu verstreuen. Was schwer zu erlangen, bt der wahre
Tiger. Die Flüssigkeit des Herzens häuft und versammelt acli
schwer. Was leicht zu verlieren, ist der wahre Drache. In
den Berathungen und Erörterungen der zehntaasend Rollen des
Mennigbuches geht man nicht hinaus über das Yin and Yang.
In den beiden Sachen des Yin und Yang ist Feines und Grobes
nicht ohne Drachen und Tiger. Was die den Weg empfangenden
Männer unter zehntausend Dingen kennen, ist eines oder iwei.
Einige, welche vieles gehört, wissen aus den weiten Berichten
zwar die Grundlagen des Drachen imd Tigers, doch sie kennen
nicht die Zeit der Vereinigung, sie wissen nicht die Vorschriften
fiir Pflücken imd Nehmen. Desswegen bleiben die verständigen
Männer der Gegenwart und des Alterthums mit weissen Häuptern
wenn sie ordnen imd festhalten, bei kleinen Vollendungen.
Durch die fortlaufenden Zeitalter, die ausgedehnten Jahre hört
man nicht von Ueberstcigen und Entziehen, nämlich weil man
nicht fähig ist, sich vereinigen zu lassen den Drachen nnd
den Tiger, zu pflücken die gelben Knospen und zu Stande n
bringen die Arznei des Mennigs.
Die ErorteroDgen der Annei des Mennigs.
Liü von : Die Grundla<re des Drachen und Tigers weis*
man bereit;^. Was man den Goldmennig, die grosse Arznei nennt
kann man es zu hören bekommen?
TschuniT-li : Mit dem. wa^ man Arznei nennt, kann nun
Krankheiten heilen. Es iribt drei Classen von Krankheiten.
»Sturmwind treffen, in der Feuchtigkeit liegen, von Hitze über-
deckt wenlen , Kälte durchwaten, über das Mass angcstren«^
oder müssig sein. Hunger oder Sättigung zur Unzeit, nicht in
der Ordnung unwohl sein, dieses nennt man ein Leiden. ^
Leiden ist eine Krankheit der Zeit. Nicht ordnen und fe*
halten möiren eigensinnig von Geniüth. dem Willen freien La»»*
lassen, das ursprünirliche Yang vei-streuen und verlieren, das
wahre Nichts beeinträchtigen und schädigen, in der Höhe der
Jahre abgezehrt sein, dieses nennt man das Alter. Das Alter
ist eine Krankheit der Jahre. Die Luft zu Ende, der Körper
leer, die lichte Seele geschmolzen, der Geist verstreut, lang^
10 B»fntn4iiEi|Fffl A«r Tnnrvbrv
«45 I
seufzen in eiiieiii einzigen Tone, die vier GliediuattBCQ olme I
Besitzer, der Köriier Hegend in den wüsten Vorwerken, diösos 1
nennt man das Sterben. Das Sterben ist eine Krankheit des j
Ldbee. 1
Femer gehen die Krankheiten der Zeit im Frühtinge,
Sommer, Herbst tind Winter ira Kreise umher bei Kulte, Hit;:e,
WUrme und KUhie. Ist das Vang übermässig und reicht das
Yin nicht hin, so soll man es durch Kühle behandeln. Ist das
Yin übermässig und roitht das Yang nicht hin, eo soll man es
durch Wärme behandeln. Im Alter ist viele Kühle, doch in I
der Jugend viele Hitze. Bei Fettheit ist viel Speichel, doch J
bei Magerkeit viele Ansammlung. Die Krankheit des Mannes
entsteht von der Luft, das Leiden des Weibes entsteht von
dem Blute. Man bessert aus, was leer ist, nnd nimmt, was |
Wirklichkeit ist. Man bewahrt, was schwach ist, und schädigt j
was übrig ist.
Ist CS klein, ko ist Nadelsteehen und Brennen. Ist es zu I
gross, so sind Arzneien und Kuchen. Selbst wenn es Leiden '
der Zeit sind, UberlHssl mau es dem erleuchteten Manne, dem
vortrefflichen Arzte. Der Krankheit gegenüber Kleidung und
Speise kann Alles bewahren und heilen. Aber die Krankheit
des Altera, wie fUr sie ein Arzt sein? Die Krankheit des
Todes, wie sie behandeln? Die Eingeweide waschen, das Fleisch
ausbessern, ist die beste Heilart des Alterthums. Wenn daa |
Angesicht runzelig, das Haupthaar weiss ist, wieder das An-
gesicht des JUnglings haben, kein Mensch kann es so weit
bringen. Den Scheitel vertauschen, die Gliedmasaen fortsetzen,
ist die beste Heilart des Alterthums. Die Gestalt zurück-
behalten, in der Welt wohnen und das immerwährende Lebea |
erlangen, kein Mensch kann es so weit bringen.
Liü-yen : Nicht in der Ordnung unwohl sein , durch die 4
Zeit bewirkte Krankheit, die vortrefflichen Aersite, die berllhm- ■]
ten Arzneien können es sicher beliandeln. Die Krankheiten 1
des Leeren und Zoi-schlagencn, der von Jahren Alten, dio Leiden 1
des Aufhörens der Luft, des Endes des Lebenslooses, wie he- \
handelt man sie? Gibt es keine Arzneien?
Tschung-li: Es gibt drei Classen von Krankheiten. Die j
Krankheiten der Zeil behandelt man mit Arzneien der PÜanzenJ
^Bäume, es i-i-folgt Wicderherbtellung. Von den Arzneien,
846 Pfizmaier.
mit welchen man die Krankheiten des Leibes, die Krankheiten
der Jahre behandelt, gibt es zwei Classen. Die eine beisst: der
innere Mennig. Die andere heisst: der äussere Mennig.
Liü-yen: Was ist der Uusserc Mennig?
Tschung-li: Einst überlieferte der Gebieter von 10^ J^ jf^
Kao-schang-yuen den Weg dem Mcnschengeschlechte. Ei* deutete
hin und verkündete die Grundlage des Aufsteigens und Herab-
steigens des Himmels und der Erde, die Weise des Fortgehens
und Wiederkehrens der Sonne und des Mondes. Seit das Mennig-
buch die Welt erfüllte, bekamen die Menschen der Welt zu
hören den grossen Weg. ^ J^ -^ Kuang-tsch'ung-tse lehrte
es den gelben Kaiser. Der gelbe Kaiser, in der Mussezeit der
Lenkung, stützte sich auf die Vorschrift. Er übte, hielt fest,
sah lange Zeit nicht die Verdienste.
Kuang-tsch'ing-tse, weil zwischen dem Herzen und den
Nieren die wahre Luft, das wahre Wasser vorhanden, zwischen
Luft und Wasser das wahre Yin, das wahre Yang vorhanden,
zu der grossen Arznei sich gesellend, damit verglichen werden
können, dass zwischen Metallen und Steinen das Kostbarste
sich verbirgt, machte auf dem Berge ^^ ||^ Khung-thung aus
der inneren Sache die Vorschrift und läuterte den grossen
Mennig.
Unter den acht Steinen gebrauchte er bloss den Zinnober.
Aus dem Zinnober nahm er das Quecksilber. Unter den acht
Metallen gebrauchte er bloss das schwarze Blei. Aus dem
schwarzen Blei nahm er das Silber und das Quecksilber. Es
wird verglichen mit dem Drachen des Yang. Das Silber ist
der Tiger dos Yin. Weil das Feuer des Herzens gleich der
Röthe des Zinnobers, das Wasser der Nieren gleicli der Schwärze
des Bleies, ward das Feuer des Jahres, nach der Zeit sich
richtond, nicht verlustig der Tafeln des ^ Khien und i^
Khuen, theilte das Feuer des Mondes, bei Ausziehen und Hin-
zufügen,^ die Weise der Schrift und des Krieges, Er erhöhte
eine Feuerstelle von acht Stockwerken. Ein jedes war neun
^ Zu dem Zeiclion j-\ ist links noch das Classenzeichen 1 1[ zu setxen.
Doch sclirieb man ohonials hoido Zoichon dieses Namens ohne das ge-
nannte Classenzoichen.
' Das Ausziehen des Bleies und das Hinzufügen des Quecksilbers, eine
Sache, welche in einem folgenden Abschnitt noch vorkommt.
i-hincsiüclio Itogründnngcn dor Taolohr«. H47
Zoll hoch, äusscrlicli viereckig, inwendig rund. Er nahm die
Luft der acht Theilungen, entsprach den Erwartungen der vier
Zeiten.
Die Qestalt des metallenen Kessels umschliesst und birgt
das Blei und das Quecksilber. Es ist kein Unterschied von
der Flüssigkeit der Lunge. Der Schwefel ist eine Arznei, die
sich mit dem reinen Geiste verträgt. Der Zinnober kann mit
der gelben Mutter * verglichen werden. In drei Jahren ist eine
kleine Vollbringung. Wenn man es als Arznei gebraucht, kann
man sich von den hundert Krankheiten losreissen. In sechs
Jahren ist eine mittlere Vollbringimg. Wenn man es als Arznei
gebraucht, kann man die Jahre ausdehnen. In neun Jahren ist
eine grosse Vollbringung. Man gebraucht es als Arznei und
erbebt sich aufsteigend. Wie ein starker Mann spannt man die
Arme, es kann sein bis tausend Li, bis zehntausend Li. Man
kann zwar nicht nach P'ung-lai zurückkehren, doch auch auf
der grossen Palasttreppe des Menschenzeitalters stirbt man nicht.
Liti-yen: Seit den vorübergehenden alten Zeiten sind Viele,
welche den Mennig läuterten, aber diejenigen, welche Verdienste
sahen^ sind wenige. Warum ist diess?
Tschung-li : Wodurch die Läutenmg des Mennigs nicht zu
Stande gebracht wird, sind drei Dinge. Man unterscheidet nicht,
ob der Stoff der Arznei acht oder falsch. Man kennt nicht die
Erwartung des Feuers. Bei Ausziehen und Hinzufügen hat man
die kostbarste Sache. Eines Morgens schmilzt und verstreut
sie sich in Rauch und Flammen, und sie wird zu Asche und
Staub. Man versäumt die Zeit, verwirrt die Tage, zuletzt ist
nichts, das zu Stande gebracht wird. Diess ist das Eine. Ist
der Stoff der Arznei auch gut, man kennt nicht die Erwartung
de« Feuers. Die Erwartung des Feuers ist zwar bekannt, aber
w mangelt der Stoff der Arznei. Beides stimmt nicht zu ein-
Mder, es ist zuletzt nichts, da» zu Stande gebracht wird. Dies
i«t das Zweite. Der Stoff der Arznei kann gut sein, die Er-
wartung des Feuers stimmt mit der Weise. In dem Jahre unter-
scheidet man nicht den Monat, in dem Monate mengt man
' Die gelbo Mutter ("p^ ^ koatvj-p'o) ist dio G«ttiii dor Milz. Sio
nlhrt (üis Leben, indem die Milz als Mutter die übrigen Eingeweide
emihrt.
K48 Pfixmaier.
niclit diu Tage. Bei Hinzugeben und Vermindern gibt es eine
Zahl, bei Vorschreiten und Zurückweichen gibt es eine Zeit.
Die Luft genügt, der Mennig kommt zu Stande, aber das
Wandeln nach aussen ist nicht vorbereitet. Man verwandelt
den himmelfarbenen Storch, es ist aber eisige Leere ohne Ur.
Sache. Wodurch die Erlangung des Kuchens nicht zu Stande
gebracht wird, es ist das Dritte.
Um wie viel mehr noch, da der Stoff der Arznei die
glänzende Luft des Himmels und der Erde, die Sache der
geknüpften Wirklichkeit, ist die Erwartung des Feuers die
Kunst, durch welche die göttlichen Unsterblichen im Ordnen
und Festhalten den Weg erlangten. Zur Zeit der drei Kaiser
läuterte der gelbe Kaiser den Mennig. In neun Umwendungen
kam es zu Stande. Nach den ftinf Kaisern läuterte »^ j^ Khuen-
yuen den Mennig. In drei Jahren ward es kaum vollbracht
und erreicht.
In den kämpfenden Reichen war die unglückliche Luft
gefroren und leer, die rollenden Leichname erfüllten die Wild-
niss. Die Dinge konnton ifiicht die glänzende Luft des Himmels
und der Erde empfangen und in dem Zeitalter mangelte der
Stoff der Arznei. Man traf Menschen, welche die Vorschrift
erlangten, und sie entflohen dem Unheil, starben alt auf Felsen
und in Thälern. Die Vorschrift der Unsterblichen für das
Arzneimittel des Mennigs befand sich bisweilen auf Bambus
und Leinwand. Dass man berichten konnte, ist lange her,
und sie verfaulte und ward zerstört. In dem Zeitalter der
Menschen war sie nicht mehr vorhanden. Wenn in der Welt
des Staubes der Stoff der Arznei vorhanden gewesen, hätte ihn
der Anfangskaiser von Thsin nicht auf den Inseln des Meeres
gesucht. Wenn in der Welt des Staubes das Arzneimittel des
Mennigs vorhanden gewesen, hätte |^ 4Ü ^ Wei-pe-yang in
die Verwandlungen der Tscheu nicht Einschaltungen gemacht.
Einige hörten auch vieles, erkannten mit Gewalt, verwirrten
und täuschten die späteren Menschen. Sie zertrümmerten zehn-
tausend Male das Haus, zugleich kam keine einzige Sache zu
Stande, es war wegen des Irrthums, dass sie äusserlich suchten.
Liü-yen: Die Ginindlage des äusseren Mennigs stammt
daher, dass ^ J^ -^ Kuang-tsch'ing-tse aus der inneren
Sache die Vorschrift machte. Man Hess zu, dass das Zustande-
Chinetischo BegiündaiiKen der Taolehrc. 84r9
bringen neun Jahre dauerte, dann endete. Um wie viel mehr
noch, wenn der Stoff der Arznei schwer zu suchen, das Arznei-
mittel des Mennigs schwer zu erlangen, ist man höchstens nur
fähig, emporzusteigen, man sieht nicht, dass man das Gewöhn-
liche überschreitet, bei den Höchstweisen eintritt und zu den
zehn Flussinseln zurückkehrt. Ich wage zu melden, kann man
von der inneren Arznei zu hören bekommen?
Tschung-li: Die äussere Arznei ist keineswegs unbrauch-
bar. Die den Weg empfangenden Menschen bemerkten in
späten Jahren, dass Wurzel und Quelle nicht sehr fest und
sicher. Die Nieren sind die Wurzel der Luft. Ist die Wurzel
nicht tief, so sind die Blätter nicht dicht. Das Herz ist die
Quelle der Flüssigkeit. Ist die Quelle nicht klar, so ist die
StrCmnng nicht von Dauer. Es ist gewiss, man entlehnt die
f&nf Metalle, die acht Steine, häuft die Tage, setzt die Monde
fort, läutert und vollendet drei Classen. Jede Classe hat drei
Abstofangen. Man sagt daher: neun Classen.
Der Drache, der Tiger und der grosse Mennig helfen mit
der wahren Luft zusammentreffen, die Qestalt läutern, in dem
Zeitalter verweilen, leicht sich erheben, als ob man flöge.
Wenn man die innere Sache ordnet und erfasst, die Zeit der
Vereinigung erkennt, die Weise des Pflückens und Nehmens
kennt; zeigt man, nachdem der Unsterbliche des Mutterleibes
bereits vollendet, auf den Tag und erlangt Ueberschrciten und
Entziehen. Jener Mensch bemerkt nicht, dass er im Ergreifen
bei dem äusseren Mennig sich beiindet, das Feuer darreicht,
Tage hinzugibt. Will er dahin kommen, dass er oben zu der
Himmelsgränze emporsteigt, so ist diess in Wahrheit lächerlich.
Wenn man die Quelle der äusseren Arznei nicht untersucht
hftt, soll man die Grundlage des inneren Mennigs erklären und
hiiutellen. Der Stoff der Arznei des inneren Mennigs stammt
von dem Herzen und den Nieren. Ihn besitzen die Menschen
•11c. Der Stoff der Arznei des inneren Mennigs befindet sich
tmprünglich bei Himmel und Erde. Man kann ihn täglich
inuner sehen.
Die Erwartung des Feuers nimmt die Zahl des Fort-
gehens und Wiederkehrens der Sonne und des Mondes, ordnet
und stimmt überein bei Nachahmung der Weise der Vereini-
gung von Mann und Weib. Der Mutterleib des Höchstweisen
850 Pfixmaier.
ist vollendet und die wahre Luft entsteht. In der Luft befindet
sich die Luft gleichwie der Drache die Perle ernährt. Die
grosse Arznei wird zu Stande gebracht und der Geist de«
Yang kommt hervor. Ausserhalb des Leibes gibt es den Leib,
ähnlich wie die Grille sich der Schale entreisst. Es hat näm-
lich diese innere Arznei ihren Ursprung darin, dass Drache
und Tiger sich vereinigen und sich zu gelben Knospen ver-
ändern. Die gelben Knospen werden vollendet und theilen
das Blei und das Quecksilber.
Die Erörterungen ttber Blei nnd QneckRilber.
Liü-ycn : Die innere Arznei stammt nicht von dem Drachen
und Tiger. Der Tiger stammt aus dem Palaste des ^ Khan.
£s ist das Wasser in der Luft. Der Drache stammt aus dem
Paläste des ^ Li. Es ist die Luft in dem Wasser. Das
Quecksilber in dem Zinnober vergleicht man mit dem Drachen
des Yang. Das Silber in dem Blei vergleicht man mit dem
Tiger des Yin. Doch Blei und Quecksilber sind äussere Arzneien.
Bei Blei und Quecksilber in der inneren Arznei, inwiefern
vereinigen sich Drache und Tiger und verändern sich zu gelben
Knospen, werden gelbe Knospen vollendet und theilen das Bla
und das Quecksilber?
Tschung-li: Was den Stoff des Einzigen des Himmels
umschliesst und das Haupt der ftlnf Metalle ist, ist das schwarze
Blei. Aus Blei bringt man das Silber hervor. Das Blei ist
die Mutter des Silbers. Was auf die Luft des grossen Yang
Einfluss hat und das Haupt der gesammten Steine ist^ ist der
Zinnober. Aus Zinnober bringt man das Quecksilber hervor.
Das Quecksilber ist der Sohn des Zinnobers. Was schwer zu
nehmen, ist das Silber in dem Blei. Was leicht zu verlieren,
ist das Quecksilber in dem Zinnober. Wenn Silber und Queck-
silber, mit einander sich verbindend, gehämmert und geläutert
werden, bilden sie das Kostbarste. Die Grundlage von Bld
und Quecksilber, welche äusserlich erscheint, ist so beschaffen.
Bespricht man es nach innen und erscheint es bei dem
Menschen, so sind die Berathungen und Erörterungen des Alter-
thums und der Gegenwart ungleich, verschieden und haben
UhinHlicb* ltO||rta4witM 4i
8Ö1
etwas IJesontleruK. Nimmt man das Himmelfarbonc, WuntltT-
volle/ 80 Bind iiiaprlinglic-Ii seit der Zeit, wo Vator und Mutter
Bich vereinigten. Wescnlioit und Blut mit einander verbunden,
Sie umsehliesBcn und bergen diu walire Luft, sie lehnen den
Stoff an die Mutter in dem Paläste des ächten Yin. Der
verborgene Geist befindet (sich innerhalb des noch nicht ge-
theilten Yin und Yang. In dreihundert Tagen iet die Leibea-
frucht voHatfludig. In IVmltansend Tagen ist die Luft hin-
reichend,
BeBprii^ht man ea nacli den fUnf Grundstoffen, bo ist der
Leib des Menschen ursprünglich Wesenheit und Blut. Was
zuerst noch vorhanden , ist das Waaeer. Bespricht man ea
nach den fünf Eingeweiden, so sind Wesenheit und Blut die
Gestalt. Was zuerst entatcht, sind die Nieren. Das Wasser
in den Nieren versl^ckt und birgt sich im Beginne des Em-
pfangens der Leibesfrucht. Die wahre Luft des Vaters und
der Mutter verbirgt sich in den inneren Nieron des Menschen.
DiesB ist es, was man das Blei nennt. In den Nieren entsteht
die Luft. Das Wasser des wahren Einzigen in der Luft, diese
ist es, was man das Silber in dem Blei nennt.
Die Luft der Nieren überliefert die Luft der Leber. Die
Luft der Leber überliefert die Luft dos Herzens. Die Luft
des Herzens in grosser Gipfelung bringt hervor die Flüssigkeit.
In der FlÜEsigkcit befindet »ich die Luft des richtigen Yang,
Was man Zinnober nennt, diess ist die Flüssigkeit deB Ilerzens.
Was man Quecksilber nennt, dless ist die Luft des richtigen
Yang in der Flüssigkeit des Elerzeus, Indem das Wasser des
wahren Einzigen in der Luft sieh hinwendet, liebt und sich
vereinbart mit der Luft des richtigen Yang in der Flüssig-
keit, werden gehäufte Luft und Flüssigkeit die Leibesfrucht.
Ueberliefernd , begleitend befinden sie sich innerhalb des
gelben Yorhofea, Das fortschreitende Feuer ist ohne ünler-
Bchicd. Der Unsterbliche des Mutterleibes verwandelt sieh,
man vergleicht ihn mit dem Silber des Bleies. Mit dem Queck-
BÜber verbunden, gehämmert und geläutert, bringt er die Kost-
barkeit zu Stande.
WOrler iu
J .himmelfarbPii' iiiid ^ (miiio) .gütlUch, wim.1ei-vol|-
Aufaii^ dp» Tao-tH-kiiig,
L
852 Pfismaier.
Liü-yen: Unter den fünf Metallen nimmt man aus dem
Blei das Silber. Innerhalb der acht Steine nimmt man aus
dem Zinnober das Quecksilber. Man setzt in das Gewiss des
Kessels, gesellt es zu Arznei imd Kuchen. Das Quecksilber
ist an sich Zinnober, und das Silber ist an sich eine Kostbarkeit
Das Blei, in dessen Inneren es sich befindet, inwiefern nimmt
es das Silber? Der Zinnober, der in dem Menschen sich be-
findet, inwiefern nimmt er das Quecksilber? Das Queck-
silber, inwiefern tritt es als Zinnober auf? Das Silber, in-
wiefern tritt es als Kostbarkeit auf?
Tschung-li: Das Blei ist ursprünglich die wahre Luft
des Vaters und der Mutter. Es verbindet sich und wird ein
Einziges. Es ist ächt^ gediegen und trennt sich nicht. Nachdem
es die Gestalt ausgebildet, birgt es sich in den Nieren. Die
zwei Nieren, einander gegenüber, steigen gemeinschaftlich zu
der Luft empor. Man nennt es: die Luft des ursprünglichen
Yang. In der Luft gibt es Wasser. Man nennt es: das Wasser
des wahren Einzigen. Das Wasser folgt der Luft and steigt
empor. Wenn die Luft verbleibt, verbleibt das Wasser. Wenn
die Luft sich verstreut, verstreut sich das Wasser. Das Wass»
verhält sich zu der Luft wie Sohn imd Mutter, welche sich
nicht von einander trennen. Wenn man es gut betrachtet,
sieht man bloss die Luft, man sieht nicht das Wasser.
Dadurch verbindet sich das Wasser des wahren Einzigen
mit der Luft des richtigen Yang des Herzens. Es heiast:
Drache und Tiger vereinigen sich. Doch sie verändern sich zu
gelben Knospen. Aus gelben Knospen werden sie die grosse
Arznei. Der Stoff der grossen Arznei macht ursprüngUch äsB
Wasser des wahren Einzigen zum Mutterleib. Innerlich um-
schliesst er die Luft des richtigen Yang wie in den Tagen
von ehemals die wahre Luft des Vaters und der Mutter, d«
ist Wesenheit und Blut der Mutterleib war und Verwandlung
bewerkstelligte. In dreihundert Tagen ist die Leibesfrucht
vollendet, die Luft genügend und die Gestalt vorbereitet Der
Geist kommt, trennt sich von der Mutter. Er ist au8serb»ll>
der Gestalt bereits verbunden. Ist er verbunden, so hat die
Gestalt eine Gestalt hervorgebracht. '
Die den Weg empfangenden Menschen sagen: Die h^^^
der Nieren vereinigt sich mit der Luft des Herzens. In «V^^
('hiiiosiRchc Hegründun^eD dor Taolehre. 8o3
Luft birgt sich das Wasser des waliren Einzigen, es trägt auf
dem Rücken und ladet auf sich die Luft des richtigen Yang.
Indem es sich mit der Luft vereinigt, sind Luft und Wasser
der Mutterleib. Das Aussehen ist mit einem Hirsekorne gleich.
Die Wärme ernährt ohne Unterbrechung. Anfänglich lässt das
Yin sofort das Yang zurück, zunächst gebraucht es das Yang
und läutert sich. Die Luft des Yin verändert sich zur Wesen-
heit, die Wesenheit verändert sich zu Quecksilber, das Queck-
silber verändert sich zu Zinnober, der Zinnober verändert sich
zu Goldmennig. Nachdem der Goldmennig bereits vollendet,
entsteht die wahre Luft von feelbst. Die geläuterte Luft voll-
endet den Geist und bringt es dahin zu überschreiten und
sich zu entziehen. In den Feuerdrachen sich verwandelnd,
tritt sie aus der Strasse der Dunkelheit. Sie gesellt sich zu dem
himmelfarbenen Storch und begibt sich auf die Beifussinsel. '
Liü-yen: Durch die Gestalt vereinigt man sich mit der
Gestalt. Die Gestalt, sich verbindend, bringt die Gestalt her-
vor. Durch die Luft verbindet man sich mit der Luft. Die
Luft, sich verbindend, bringt die Luft hervor. Die Zahl be-
trägt nicht mehr als dreihundert Tage. Nachdem man die
Gestalt getrennt, ist die Gestalt von Mann und Weib nicht die
nämliche. Womit hat der Farbenglanz von Mennig und Zinn-
ober an sich Aehnlichkeit ?
Tschung-li: Die Gestalt des Vaters und der Mutter ver-
einigt sich. Die Wesenheit des Vaters geht zuerst vorwärts,
und das Blut der Mutter wandelt später. Das Blut umschliesst
die Wesenheit, und es wird ein Weib. Das Weib ist innerlich
das Yang, aber äusserlich das Yin. Es stellt dadurch die
Mutter vor, nämlich weil das Blut sich äusserlich befindet.
Das Blut der Mutter geht zuerst vorwärts, und die Wesenheit
des Mannes wandelt später. Die Wesenheit umschliesst das
Blut, und es wird ein Mann. Der Mann ist innerlich das Yin,
aber äusserlich das Yang. Er stellt dadurch den Vater vor,
nämlich weil die Wesenheit sich äusserlich befindet.
Was man das Blut nennt, entsteht einmal in dem Herzen,
besitzt aber nicht die Luft des richtigen Yang. Was man die
Wesenheit nennt, entsteht ursprünglich in den Nieren, besitzt
' Die Insel P'ung-lai.
Sitznngsber. d. phil.-hiKt. (1. CXI. Itd. II. Ufi;. 55
854 Pfizniftier.
aber die Luft des richtigen Yamg. Die Luft des richtigen
Yang ist der Stamm des Quecksilbers, das Wasser des wahren
P^inzigen. Sic kommt tiberein, verbindet sich und tritt in den
gelben Vorhof.* Das Quecksilber wird mit dem Absud von
Blei gekocht, das Blei wird durch das Feuer des Quecksilbers
geröstet. Wird das Blei nicht des Quecksilbers theilhaftig, ist
es nicht fähig, das Wasser des wahren Einzigen hervorzn-
schicken und zu erheben. Wird das Quecksilber nicht des
Bleies theilhaftig, so ist es nicht fähig, die Luft des echten
Yang zu verändern und zu verwandeln.
Liü-yen: Das Blei befindet sich in den Nieren und bringt
die Luft des ursprünglichen Yang hervor. In der Lufl gibt
es das Wasser des wahren Einzigen. Wenn man nach ihm
blickt, kann man es nicht sehen. Durch das Blei erlangt
man das Quecksilber. Das Quecksilber besitzt die Luft des
richtigen Yang. Durch die Luft des richtigen Yang brennt
und läutert man das Blei. Das Blei bringt die Luft hervor.
Ist sie voll, entsendet und erhebt sie das Wasser des wahren
Einzigen. Sie kann nach oben emporsteigen. Somit ist dts
Quecksilber ursprünglich die Luft des richtigen Yang, nämlich
das Wasser des wahren Einzigen und wird der Mutterleib. Es
bewahrt und geleitet in dem gelben Vorhofe. Es geschieht
bereits, dass Drache und Tiger sich vereinigen. Das Yin und
das Yang stehen beide still. Man kocht es ebenfalls mit dem
Absud von Blei. Ueberall wird das Yin in grossem Ueber-
masse beeinträchtigt und verstreut. Das wahre Yang, wie
kommt es dazu, die grosse Arznei zu vollenden und in der
Luft die Luft hervorzubringen?
Tschung-li : Die Luft der Nieren wirft die Luft des
Herzens. Die Luft in der Gipfelung bringt die Flüssigkeit her-
vor. Die Luft des richtigen Yang in der Flüssigkeit gesellt
sich hinzu, verbindet sich mit dem Wasser des wahren Einzigen.
Es heisst mit Namen: Drache und Tiger vereinigen sich. Man
erlangt täglich von der Grösse eines Hirsekornes. Man nennt
es mit Namen: die grosse Arznei des Goldmennigs. Man be-
wahrt und bringt es in den Palast des gelben Vorhofes. Auch
ist der gelbe Palast unter der Milz und dem Magen, über der
^ WiiH der gclbo Vorhof ist, wird weiter unten ango^ben.
Chinesische Be^findnogen der Taolehre. 85o
Harnblase, im Norden des Herzens und im Süden der Nieren,
im Westen der Leber und im Osten der Lunge, oben klar,
unten trüb. Aeusserlich entspricht er den vier Farben , im
Masse fasst er zwei Gantang. Auf dem Wege verkehrt er
mit den acht Gewässern. Die Arznei, welche man erlangt,
befindet sich Tag und Nacht in ihm.
Wenn man die Arznei pflückt, ohne Feuer darzureichen,
wird die Arznei gewiss beeinträchtigt, verstreut sich und ist
nicht im Stande zu verbleiben. Wenn man das Feuer dar-
reicht, ohne die Arznei zu pflücken, ist das Yang in dem Yin
nicht im Stande zu verbleiben, es bleibt stehen im Hervor-
schicken und Erheben. Die Luft der Nieren ist kräftig, warm,
steigt herab zu dem Ursprünglichen, nichts weiter.
Wenn es ftir das Pflücken der Arznei eine Zeit gibt und
flir das Darreichen der Arznei eine Zahl gibt, muss man früher
in dem Blei von dem Entlehnen der Luft Gebrauch machen,
das Feuer darreichen, bewirken, dass die grosse Arznei fest
und sicher ist, niederhalten das untere Feld. Man nennt es
mit Namen: die Weise des Pflückens und Ausbesserns. Man
läutert das Quecksilber, bessert das Mennigfeld aus. Erweitert
man die Jahre, vermehrt die Langjährigkeit, so kann man ein
Erdunsterblicher sein.
Wenn man die Arznei pflückt, soll man durch das ur-
sprüngliche Blei sie ausziehen. In dem Armgelenk ' fliegt es
und erhebt sich. Nachdem der Goldkrystall das Blei ausge-
zogen hat, soll man das Quecksilber hinzufügen. Fügt man
das Quecksilber nicht hinzu, so macht man bloss die Wesenheit
zurückkehren, bessert das Gehirn aus. Wie käme es dazu,
dass die wahre Luft entsteht? Wenn die wahre Luft nicht
entsteht, wie könnte der Geist des Yang sich bewirken lassen?
Hat man das Quecksilber bereits hinzugefügt, soll man das
Blei ausziehen. Zieht man das Blei nicht aus, so läutert man
bloss das Quecksilber, bessert das Mennigfeld aus. Wie ver-
änderte das Quecksilber den Zinnober? Ist der Zinnober nicht
verändert, wie könnte der Goldmennig sich bewirken lassen?
' Das Armgelenk ist eine in dem Abschnitte von dem Flnsswagen wieder
erwähnte Schrift.
5b*
856 Pfismaier.
Die Erorternngen des Ausziehens nnd Hinznfo|g:ens.
Liü-ycn: Bei dem Pflücken der Arznei miiss man sich
auf das Wasser in der Luft verlassen. Bei dem Darreichen
des Feuers muss man die Luft in dem Blei entlehnen. Man
zieht höchstens das Blei aus, vollendet dann die grosse Arznei.
Wenn man das Quecksilber hinzufiigt^ kann man bloss das
Mennigfeld ausbessern. Was ist es, was man das Gnmdwesen
des Ausziehens und des Hinzufiigens nennt?
Tschung-li: Das Yin und Yang des Himmels und der
Erde steigt empor und herab. Sich vereinigend und wechsehd
befindet es sich in der Luft der Wärme, Kühle, Kälte und
Hitze, aber in den Erwartungen der Abschnitte gibt es eine
verabredete Zeit. Li der Zahl eines Jahres bestimmt man
Herumwenden und wieder Beginnen. Man wird nicht des
Weges verlustig. Diess ist es, wodurch Himmel und Erde
immerwährend und lange während sind. Die Blumen der
Wesenheit der Sonne und des Mondes, gehend und kommend,
vorwärts tretend und zurückweichend, befinden sich in der
Zeit des Morgens, des Vollmondes, der Bogensehne, des Neu-
mondes und Aufgang und Untergang sind ohne Ungleichheit
Die Zahl eines Monats genügt, Herumdrehen und Wandeln ist
ohne Aufhören, man wird nicht des Weges verlustig. Diess
ist es, wodurch Sonne und Mond immerwährend und lange
während sind.
Warum, wenn Kälte kommt, Hitze fortgeht, wenn Hitze
fortgeht, Kälte kommt, bemerken die Jlenschen der Welt nicht
die Weise des Emporsteigcns und Herabsteigens bei Himmel
und Erde? Warum, wenn der Älond rund ist und wieder
mangelhaft, der Mond mangelhaft ist und wieder rund, be-
merken die j\[cn8chen der Welt nicht die Grundlage des Fort-
gehens und Kommens der Sonne und des Mondes?
pjigenwillc , Geschchenlasscn , unerschöpfliche Begierde
schme]z(3n, schleifen ab die eine Grenze besitzende Zeit, Ver-
schwendung, Ueppigkeit, Reichthum, Vornehmheit kommen in
Rechnung, lauter an dem Auge vorüberziehende schwimmende
Wolken, Gnade, Liebe, Kummer, Verdruss bilden höchstens
eine Geldschuld des künftigen Lebens. Man singt nicht, der
Chine))iHcho Bi^gründungen der Taolehre. 8o7
Ton ist noch nicht verstummt, und Leiden und Aerger kommen
augenblicklich. Name und Vortheil sind nur ansehnlich, und
das rothe Angesicht ist bereits vergangen. Von Begierde nach
Gütern, von Begierde nach Waaren wird man sagen: sie sind
in einer Länge von zehntausend Klaftern vorhanden. Man
liebt den Sohn, bemitleidet den Enkel. Hindeuten und hoffen
auf das ewige Leben ist so viel als Ansammeln von Habsucht
und Thorheit ohne Unterlass.
Man denkt vergebens an das lange Leben und beein-
trächtigt und verstreut das ursprüngliche Yang. Man macht
entfliehen und verliert die wahre Luft, erwartet geradezu, dass
böse Krankheiten sich an den Leib klammern. Es ist dann
der das Herz zum Stillstand bringende Tag, für den an der
grossen Gränze herabblickenden Menschen ist kaum die Zeit
des herabhängenden Hauptes. Die wahren Unsterblichen, die
oberen Höchstweisen bedauern, dass die Räder sich drehen,
zu Boden fallen. Sie wollen, dass die Menschen der Welt
deutlich bemerken den grossen Weg. AnfUnglich bereitet man
vor und bespricht die Weise des Emporsteigens und Herab-
steigens des Yin und Yang bei Himmel und Erde. Zunächst
vergleicht und verkündet man die Grundlage des Gehens und
Kommens der Blumen der Wesenheit der Sonne und des
Mondes. Das Grosse sind Himmel und Erde, das Helle sind
Sonne und Mond, das Aeussere sind Metall und Steine, das
Innere sind Luft und Flüssigkeit.
Hat man gepflückt, soll man hinzufügen. Hat man hinzu-
gefügt, soll man ausziehen. Die Grundlage des Ausziehens
und Hinzufügens ist der Ursprung der Verwandlungen. Auch
nach der Ankunft des Winters steigt das Yang empor auf der
Erde. Auf der Erde wird das Yin ausgezogen. Das grosse
Yin wird ausgezogen und ist das kurze Yin. Das kleine Yang
wird hinzugefügt und ist das Licht des Yapg. Das kurze Yin
wird ausgezogen und ist das kleine Yin. Das Licht des Yang
wird hinzugefügt und ist das grosse Yang. Wenn es nicht so
wäre, gäbe es keine Kälte, welche sich zu Wärme verändert,
keine Wärme, welche sich zu Hitze verändert.
Nach der Ankunft (les Sommers steigt das Yin herab an
dem Himmel. An dem Himmel wird das Yang ausgezogen.
Das grosse Yang wird ausgezogen und ist das Licht des Yang.
85S P f i z ni » i e r.
Das kleine Yiii wird hinzugefügt und ist das kurze Yin. Das
Licht dcö Yang wird ausgezogen und ist das kleine Yang.
Das kurze Yin wird hinzugefügt und ist das grosse Yin. Wenn
es nicht so wäre, gäbe es keine Hitze, die sich zu Kühle ver-
ändert, keine Kühle, die sich zu Kälte verändert. Diess ist
bei Himmel und Erde das Emporsteigen und Herabsteigen
des Yin und Yang, welche sich zu sechs Lüften verändern.
Es ist die Bestätigung des Ausziehens und Hinzufbgens.
Wenn der Mond die lichte Seele der Sonne empßLngt^
verändert sich die Sonne zu der dunklen Seele des Mondes.
Fünfzehn Tage früher wird bei dem Monde die dunkle Seele
ausgezogen und bei der Sonne die lichte Seele hinzugefügt.
Die Blumen der Wesenheit sind bereits voll, der Glanz er-
leuchtet die untere Erde. Wenn es nicht so wäre, gäbe es
kein anfängliches Entstehen und Verändern zu der oberen
Bogensehne. Die obere Bogensehne, die sich verändert, ist
der Vollmond.
Der Mond kehrt zu der dunklen Seele des Yin zurück,
die Sonne fasst zusammen die Wesenheit des Yang. Fünfzehn
Tage später wird bei der Sonne die lichte Seele ausgezogen
und bei dem Monde wird die dunkle Seele hiuzugefbgt Dm
Erleuchten des Glanzes hat sich verabschiedet, die dunkle
Seele des Yin ist bereits ziu* Genüge. Wenn es nicht so wäre,
gäbe es keinen Vollmond, der sich zu der unteren Bogenselinc
verändert. Die untere Bogensehne, die sich verändert, ist der
Neumond. Diess ist Fortgehen und Wiederkommen bei Sonne
und Mond und das Verändern zu neun und sechs.* Es ist
nochmals die Bestätigung des Ausziehens und Hinzufugcns.
Die Menschen des Zeitalters verstehen nicht die Trieb-
werke des Himmels, bemessen falsch die himmelfarbene Grund-
lage. Die wahren Unsterblichen, die oberen Höchstweiiien,
um dessenwillen, was die Menschen im Herzen lieben, befreit
sein von Krankheit, langes Leben, nahmen Metall imd Steine,
läuterten den grossen Mennig, verglichen und verkündeten to
innere Sache: Blei und Quecksilber, geftihlloses Metall und
Steine, die Erwartung des Feuers ohne Unterschied. Bri
Ausziehen und Hinzufugen gibt es^ eine Zahl. Man kann
i&ehn Tage.
ChiBulicha Ila|r«adiu)t«a in TMlehn.
8o9
ich immer iVm Jahre uiudehaeu , die Laugjührigkeit ver-
mehren.
Wenn man mit dem eigenen Leibe GeflÜil hat, bei der
Luft des richtigen Yang, dem Wasser des wahren Einzigen
die Zeit der Vereinigung weiss, verdeutlicht die Vorschrift des
Pflückens und Nehmens, dann durch die gehäuften Tage, die
fortlaufenden Monde gibt es in der Luft die Luft, die geläuterte
Luft bewirkt den Geist und es gehngt zu überschreiten und
sich zu entziehen. Wie sollte es nicht die in der Gegenwart
und in dem Alterthum schwer zu erlangende Sache seiuV Die
Menschen des Zeitalters bemerken es auch wieder nicht. Sie
betrugen sich selbst, belügen die Menschen, lassen ausser Acht
die ursprltnglichen Gedanken der frühereu Meiciter, Aus Zinnober
nehmen sie das Quecksilber, mit Quecksilber betupfen sie das
Blei. Sofort macht Blei das Quecksilber eintrocknen, es ver-
ändert sich durch das Quecksilber zu Kupfer. Ohne auf das
eigene Lebenalooa zu achten, sucht man Q-Ügerischer Weise
Güter und Waaren, nimmt sich gegenseitig vor und erhebt.
Dass man den Weg hebe, gibt man sich den Namen, in Wirk-
lichkeit lieht man den Nutzen und die Absicht sind Gclbee
und WeisBes.'
Ferner ist das Blei dieses Munschcu der Anfang des
Himmels imd der Erde. Durch den grossen Anfang gibt es
den grossen Stoff, er ist die Mutter der zehntausend Dinge.
Durch den grossen Stoff gibt es das grosse Ungcfiü'btc. Dessen
Körper ist das Metall in dorn Wasser, angewendet ist er das
Wasser in dem Feuer, der Ahnherr der füuf Grundstoffe und
»iäer Stamm des grossen Weges.
^ Wenn man die Arznei pflUckt, t^gt man das Quecksilber
Idnzu. Wenn man das Quecksilber hinzulUgl, aotl man das
Blei ausziehen. Somit bestehen Ausziehen und llinzufUgon
nicht äusserlich. Von dem unteren Felde tritt man in das
obere Feld. Man nennt es mit Namen: der fliegende Gold-
krjrstall nach dem Ergiesaen. Man nennt es auch : den Fluss-
wagen erheben und den Drachen und Tiger entfliehen machen.
Cit es auch: die Wosenheit zurückbringen, das Gehirn
n und lange leben, ohne zu sterben.
■ Qold and Silber.
HßO Pfizmaier.
Wurde das Blei später ausgezogen, so steigt das Queck-
silber aus der Mitte herab. Von dem mittleren Felde kehrt
man zu dem unteren Felde zurück. Indem anfänglich Drache
und Tiger sieh vereinigen und sich zu gelben Knospen ver-
ändern, stürzen und fallen die fünf (Grundstoffe. Man setzt e«
fort, indem man das Blei auszieht, das Quecksilber hinzufügt
imd den Unsterblichen des Mutterleibes ernährt. Es geschieht,
dass die drei Felder wieder zurückkommen, die fünf Grund-
stoffe nicht stürzen und fallen. Wenn Drache und Tiger sich
nicht vereinigten, so würden die drei Felder nicht wieder
zurückkommen, die Luft des Unsterblichen des Mutterleibes
würde nicht hinreichen.
Wenn man das Blei auszieht, das Quecksilber hinzuf^,
so ist in hundert Tagen die Kraft der Arznei vollständig. In
zweihundert Tagen ist der Mutterleib des Höchstweisen fest,
in dreihundert Tagen ist der Mutterleib des Unsterblichen voll-
endet und die wahre Luft entsteht. Ist die wahre Luft ent-
standen, so läutert man die Luft, bewirkt den Geist. Die Ver-
dienste sind voll, man vergisst die Gestalt und der Unsterbliche
des Mutterleibes verwandelt sich von selbst. Man sagt: der
göttliche Unsterbliche.
Liü-yen: Was aus Metall und Stein hervorkommt, ist das
äussere Blei, das äussere Quecksilber. Durch Ausziehen und
Hinzufügen kann man es zu einer Kostbarkeit machen. Was
aus dem eigenen Leibe hervorkommt, was in den Nieren ver-
borgen wird, ist die wahre Luft des Vaters und der Mutter,
und sie ist das Blei , das richtige Yang des wahren Einzigen.
Die Arznei, mit der es sich verbindet, verändert sich und wird
das Quecksilber. Durch Ausziehen und Hinzufügen kann man
den Geist hervorbringen, (übt es bei dem, was man das wahre
Blei, das wahre Quecksilber nennt, ebenfalls Ausziehen und
Hinzufügen ?
Tschung-li : Wenn man anfänglich das Quecksilber er-
langt, soll man das Blei verwenden. Bei dem Verwenden des
Bleies wird alles hineingelegt. Desswegen zieht man es aus
und tritt in den oberen Palast. Ohne das Blei wird die ur-
sprüngliche Luft nicht überliefert. Ausgezogen tritt es in den
oberen Palast. Die zurückkelirendc Wesenheit tritt in das
Gehirn. B(u dem Quecksilber, welches man täglich erlangt,
rhinohische HegrOndungen der Taolohre. 8H1
nimmt das Yin ein Ende, das Yang ist acht. Die Wesenheit
verändert sich und wird Zinnober, doch der Zinnober verändert
sich und wird Metall. Man sagt jetzt: das wahre Blei. Das
wahre Blei ist die wahre Luft des eigenen Leibes. Man er-
langt es durch Verbindung. Das wahre Blei entsteht in der
wahren Luft. Es gibt kein darin beiindhches Wasser des
wahren Einzigen. Die ftlnf Lüfte erscheinen an dem Hofe
des Ursprünglichen. Die drei Yang versammeln sich auf dem
Scheitel.
Ehemals trat die Wesenheit des Metalls unten in das
Mennigfeld, Das Emporsteigen war die geläuterte Gestalt,
welche die Goldfarbc des Körpers und der Knochen. Dieses
war das innere Sammelhaus des Emporsteigens des wahren
Bleies, wo der Körper weissen Glanz hervorschickt. Von unten
nach oben, von oben nach unten waren der zurückkehrende
Mennig, die geläuterte Gestalt zusammen die Wesenheit des
Goldes, die Verdienste des Fortgehens und Wiederkommens.
Von vorwärts nach rückwärts, von rückwärts nach vorwärts
brannte man den Leib, verband die Luft. Alles waren die
Verdienste der Verwandlungen der wahren Luft. Wenn man
nicht auszöge, nicht hinzufugte, so würde man bloss in den
Tagen Gebrauch machen von dem Pflücken der Arznei, von
dem Darreichen des Feuers, wie gäbe es eine solche Bestätigung
der Verdienste?
Liü-yen: Wenn man auszieht und hinzufUgt, wie kann
es dahin kommen, dass es oben und unten ein Mass gibt, vor-
wärts und rückwärts keine Ungleichheit gibt?
Tschung-li: Zur Zeit, wo man emporsteigen kann, kann
man nicht herabsteigen. Zur Zeit, wo man ausziehen kann,
kann man nicht hinzuftigen. Oben und unten, bei Fortgehen
und Kommen gibt es keine Ungleichheit. Es ist in geringem
Masse die Kraft des Flusswagens.
Die Erörterungen des Flnsswagens.
Liü-yen: Was ist das, was man den Flusswagen nennt?
Tschung-li : Einst betrachteten verständige Menschen die
schwimmenden Wolken, welche die Sonne verdeckten, und sie
^02 Ffizin»ier.
verfertigten Schirme. Sie betrachteten fallende Blätter, welche
auf den Wellen Bchwammen, und sie verfertigten Schiffe. Sie
betrachteten den fallenden Beifuss, der, nach dem Winde hin
und wieder ohne Aufhören sich im Kreise drehte, und ver-
fertigten den Wagen. Der Wagen ist ein Gegenstand, dessen
Dach und das Querholz den Himmel und die Erde vorstellen.
Das Rad und die Nabe stellen Sonne und Mond, welche auf
der Erde wandeln und sich auf festem Boden drehen, vor.
Die Männer des hohen Weges nahmen zum Vergleiche den
Flusswagen und hatten ebenfalls die Besprechung.-
In dem Leibe des Menschen ist nämlich Yang wenig,
Yin vieles. Es besagt, die Orte des Wassers seien eine zu
grosse Menge. Der Wagen nimmt den Sinn von dem Weg-
nehmen und Herumfuhren. Der Fluss ist dem Bilde des vielen
Yin vorgesetzt. Desswegen rollt dieser Flusswagen nicht auf
der Erde, sondern er rollt in dem Wasser von oben nach
unten, bisweilen von rückwärts nach vorwärts. Die BespannuDg
geschieht innerhalb der acht Rubinen. Er jagt einher in der
Mitte der vier Meere. Steigt er zu dem Himmel empor, so
filhrt er nach oben in den Kuen-lün. Setzt er über, so läuft
er nach unten in die Thor warte des Paradiesvogels.^ Er ladet
im Umwenden das ursprüngliche Yang, ftlhrt in den Palast
des H^ Li. Er nimmt weg, trägt auf dem Rücken die wahre
Luft, kehrt in Krümmungen zurück zu dem Sammelhause der
Langjährigkeit. -^ Er filhrt hin und zurück in den neun Land-
strichen und steht keinen AugenbUck still. Er fUhrt umher
und vorüber an den drei Feldern und hat keine Ruhe.
Nachdem der Drache und der Tiger sich vereinigt haben,
heisst man die gelbe Mutter-* einfahren in den gelben Vorhof.
Blei und Quecksilber sind kaum getheilt, und man lässt herab
den goldenen Mann, nimmt weg und tritt in die goldene Thor-
warte. ^ Die Zeit, in welcher die Abzweigungen der Edelstein-
quelle sich herumdrehen, ist nur eine Stunde, und die Bewerk-
ötellfgung ist ein Topf der Flüssigkeit des Goldes. Man nimmt
1 Der Raum zwischen dem Horzou uud der Luugo.
^ Das iSammelhaiis der Langjährig^keit ist der früher geuaiinto gelbe
Vorhof.
5 Die Göttin der Milz.
* Eine Anmerkung nennt Schlammkugeln.
Chinesische Begründungen der Taolehre. Kr>«3
mehr weg, und nur in einer Stunde sind die Spuren der Ver-
dienste die tiinf Grundstoffe.
Ohne dass dieser Wagen wegnimmt und sich umdreht,
wäre es schwer, -das Leben zu erlangen und eine Luft zu
Stande zu bringen. Ohne dass dieser Wagen wegnimmt und
sich umdreht, wie wäre man föhig sich zu vereinigen, dem
Masse zu entsprechen und zu günstiger Zeit Verdienste herab-
zulassen? Man muss diesen Wagen entlehnen und es weg-
nehmen, dann kann man die Bestätigung haben, das Yang
nähren, das Yin läutern und die Sache begründen. Man muss
diesen Wagen entlehnen und es wegnehmen, dann erst kann
man es erlangen, dass keine Ungleichheit ist, wenn das ^
Khien und das j:^ Khuen noch nicht acht sind. Dass bisweilen
das Yin und das Yang fortgehen und kommen, ist das Verdienst
dieses Wagens. Dass bevor der Erdkreis sich dreht, bisweilen
Blut und Luft sich vereinigen und verkehren, ist das Ver-
dienst dieses Wagens.
Dass er von aussen nach innen sich umdrehen macht
die ächte unvermischte Luft des Himmels und der Erde und
im ZusammöntreflFen leitet das ursprüngHche Yang des Stamm-
palastes, dass er von dem Gemeinen zu dem Höchstweisen
sich umdrehen macht die wahre richtige Luft des Yin und
Yang und ausbessert und läutert den ursprünglichen Geist
des Stammkörpers, dieses Verdienst kann man nicht genug
erwähnen.
Liü-yen: Der Flusswagen ist so wundervoll von Gebrauch.
Ich wage zu fragen; Welche Sache stellt ihn am Ende in dem
Leibe des Menschen vor? Wenn man ihn erlangt hat, auf
welche Weise dreht er sich und wird gebraucht?
Tschung-li : Der Flusswagen erhebt sich in der nördlichen
Gegend, in der Mitte des richtigen Wassers. Die Nieren
bergen in sich die wahre Luft. Die von der wahren Luft
hervorgebrachte richtige Luft heisst der Flusswagen. Von dem
Gebrauche des Flusswagens wird in der Gegenwart und in
dem Alterthum wenig gehurt. Es ist etwas, das die wahren
Unsterblichen verheimlichen und wovon sie nicht ' sprechen.
So sucht das ^ Khien nochmals das j;^ Khuen und
bringt das ^ Khan hervor. Das Khan ist ursprünglich das
Wasser. Das Wasser ist die Wesenheit des Yin. Hat das
^f>4 Prizmaier.
Yan^ bereits das Yin jj^csucht, so trägt das Yang wieder auf
dem Rücken das Yin und kehrt zu der 8tufe zurück. Das-
jenige, wo es vorüber kommt, ist das ^ Ken, da» ^k Tschin,
das ^ Siuen. Als Yang sucht man das Yin, durch das \'in
nimmt man das Yin. Man nimmt weg, tritt im Umdrehen in
das Uli Li. Man empfangt das Yang und entsteht. Es ist
dieser Flusswagen. Man nimmt das Yin weg, tritt in den
Palast des Yang.
Dieses j;^ Khuen sucht nochmals das ^ Khien und
bringt hervor das |||| Li. Das Li ist ursprünglich das Feuer.
Das Feuer ist die Wesenheit des Yin. Hat das Yin bereits
das Yang gesucht, so umfasst das Y'^in wieder das Yang und
kehrt zu der Stufe zurück. Dasjenige, wo es vorüber kommt,
ist das j^ Khuen, das ^ Thai, das ^ Khien. Als Yin
sucht man das Y^ang, durch das Yang nimmt man das Yang.
Man nimmt weg, tritt im Umdrehen in das M^ Khan. Man
empfilngt das Yin und entsteht. Es ist dieser Flusswagen.
Man macht das Y'ang sich umdrehen, tritt in den Palast des Yin.
Das Pflücken der Arznei über den neun Palästen, man
erlangt es und tritt nach unten in den gelben Vorhof. Das
Ausziehen des Bleies unter dem gekrümmten Strome, man
nimmt es weg und steigt nach oben in das innere Amtsgebäude.
Die Edelsteinflüssigkeit, die Goldflüssigkeit sind ursprünglich
der zurückkehrende Mennig. Wegnehmend, sich umdrehend,
kann man die Gestalt läutern und bewirken, dass das Wasser
oben als Gebieter handelt, das Feuer als Volk. Das Feuer
läutert ursprünglich die Gestalt. Wegnehmend, sich umdrehend,
kann man den Mennig brennen und bewirken, dass das Feuer
unten voranschreitet, die fünf Lüfte bei dem Ursprünglichen
an dem Hofe erscheinen.
Wegnehmen und Umdrehen haben ein jedes ihre Zeit,
die drei Blumen sammeln sich auf dem Scheitel. Wegnehmen
und Umdrehen haben ein jedes ihren Tag, die Geister sammeln
sich bei den bösen Dämonen. Man niipmt weg das wahre Feuer
und verbrennt den Leib. Die drei Leichname tilgen dann ihre
Spur, die Arznei begibt sich in das Meer und trocknet. Man macht
sich umdrehen den zubereiteten Trank des Höhenrauches und
wäscht das Haupt, badet sich, tritt dann in das Wasser, das
ohne Wollen. Diess alles ist der Gebrauch des Flusswagens.
('hinesisuhc Het;rfindnugon dor Taolehre. 865
Liü-yen> Der Flusswagen ist ursprünglich die richtige
Luft der nördlichen Gegend. Er dreht sich im Kreise ohne
Aufhören und trägt auf dem Rücken, lässt beladen. Das Yin
und das Yang haben ein jedes eine Bewerkstelligung und Ver-
richtung, die Verdienste, die sie erwerben, sind nicht ein und
dasselbe. Der geehrte Lehrmeister sollte es ausführlich be-
sprechen.
Tschungli : Die fUnf GrundstoflFe wandeln umher, kehren
im Kreise zurück und beginnen von Neuem. Wenn in der
Kunst des Stürzens und Niederfallens in den geheimen Verab-
redungen der Drache und der Tiger sich vereinigen und zu
gelben Knospen sich verändern, ist es der kleine Flusswagen.
In dem Armgelenk ^ treten der fliegende Goldkrystall, der
zurückkehrende Krystall in die Schlammkugel. Wenn man
das Blei hervorzieht, das Quecksilber hinzufügt und die grosse
Arznei zu Stande bringt, ist es der grosse Flusswagen.
Indem Drache und Tiger sich vereinigen und sich zu
gelben Knospen verändern, Blei und Quecksilber sich ver-
einigen und zu der grossen Arznei werden, entsteht die wahre
Luft und die fiinf Lüfte erscheinen an dem Hofe bei dem
mittleren Ursprünglichen. Der Geist des Yang nähert sich,
doch die drei Geister bleiben fern dem inneren Amtsgebäude.
Der purpurne Goldmennig kommt zu Stande. Derselbe ist ge-
wöhnlich gleich dem himmel färben en Storche, der gegenüber
fliegt. Das Quecksilber des weissen Edelsteines kommt zu
Stande. Dasselbe ist gerade ähnlich dem Feuerdrachen, der
emporspringt und der Goldglanz als übliche Knochen der
Fischreusen der zehntausend Wege zeigt durch Leuchten des
Lichtes an einem Edelsteinbaum frische Blüthen und tritt hell
und rein bisweilen hervor, bisweilen herein. Austreten und
Eintreten geschieht von selbst. Bisweilen geht es fort, bis-
weilen kommt es. Bei Fortgehen und Kommen ist kein Hinder-
niss und Entfernen des Gottes, der in den Leib tritt. Femer
fliesst es zur Zeit der Vermengung und verwandelt sich in das
Höchstweise, welches sich trennt. Gemeiniglich hält man es
Bq* jj& (Min-heiiJ ,clas Armgelenk' oder ,die Riickfieite des Ellbogens*
ist eine Sclirift J^ "aT ^ Tlisui-vveu-tse^s.
8()6 Pfismaier.
für den ja^eflügelten Gast. Man nennt es jetzt den purpurnen
Fliisß wagen.
Den Namen der drei Wagen theilt man in drei Vollen-
dungen, in eine obere, mittlere und untere. Die drei Vollen-
dungen besagen die Bestätigung der Verdienste. Sie sind
nicht zu vergleichen mit den drei Gespannen der Lehre Sehl,^
welche heissen : der Schafwagon, der Hirschwagen, der grosse
Rinderwagen. Bespricht man es dem Tao zufolge, so ver-
änderte sich später der Flusswagen und es gab drei Wagen.
Wo man das Feuer ansammelt und das Herz den Vor-
satz ausführt, schickt man, damit man die Krankheiten an-
greife. Man sagt dann: Der Wagen als Abgesandter.
Wo man bereits hinUbcrgcsetzt ist, von oben nach imten
herabsteigt, das Yin imd Yang richtig sich verbinden, Wasser
und Feuer zugleich in der Stille verweilen, hört man den Ton
des Donners und der Donnerschläge. Man nennt ihn: Der
Donnerwagen.
Wenn das Hers? Dienstleistungen an der Gränze rer-
richtet, zieht die Eigenschaft den Gemüthszustand fort, erregt
die Dinge und wird zerstreut. Die Luft des wahren Yang
wendet sich von innen nach aussen, kennt nicht die Ruhe.
Nach längerer Zeit ist die Luft schwach, der Leib ist leer
imd wird schwindsüchtig und alt. Bisweilen tritt man in die
acht Uebel, in die fünf Seuchen, entfernt dagegen den Eintritt
in die wahre Luft. Das ursprüngliche Yang ist schwer. Ist
man eben bereits alt, dann auch krank und stirbt, so sagt
man: Der zertrümmerte Wagen.
Liü-yen: Die fünf GrimdstoflFe steigen zu Boden und
Drache und Tiger vereinigen sich. Dann ist der kleine Fluss-
wagen schon im Gange. Die drei Felder kehren zurück und
der fliegende Goldkrystall der Rückseite des Ellbogens,* nämlich
der grosse Flusswagen wird in Gang kommen. An welchem
Tage kann also der purpurne Flusswagen in Gang kommen?
Tschung-li: Die das Wahre übenden Männer haben bereits
gehört: Wenn man auf dem grossen Wege einen erleuchteten
Lehrmeister treffen kann, ist erkennen und durchdringen die
> Dio Lohro Schl-kia'H (Hiuiaha'8).
' Dio Hchon genannte Sclirift Thsni-wen-tfleV.
t'hinesischo Bogrikndiingen der Taolehre. oOi
Ordnung des Emporsteigens und Herabsteigens zu dem Himmel
und der Erde, die Zahl des Gehens und Kommens der Sonne
und des Mondes der Anfang. Man gesellt als Genossen das
Yin und Yang. Zunächst sammelt und zerstreut man Wasser
und Feuer. Dann erst pflückt man Arzneien, bietet das Feuer,
fügt Quecksilber hinzu, zieht das Blei hervor. Sofort soll der
kleine Flusswagen in Gang kommen.
Wenn der Goldkrystall der Rückseite des Ellbogens in
den Scheitel tritt, wird die grosse Arznei des gelben Vorhofes
allmälig vollendet. Stösst man einmal an die drei Grenz-
pässe, so überschreitet man geradezu das innere Amtsgebäude.
Man erhebt vorwärts, fasst zusammen rückwärts, verbessert
oben, läutert unten. Sofort soll der grosse Flusswagen in Gang
kommen.
Wenn die Goldflüssigkeit, die Edelsteinflüssigkeit zu dem
Mennig zurückkehrt, dann erst läutert man die Gestalt. Man
läutert die Gestalt, dann erst läutert man die Luft. Man läutert
die Luft, dann erst läutert man den Geist. Man läutert den
Geist, verbindet sich mit dem Wege. Man sagt dann: Der
Weg ist vollendet und man kommt hervor. Jedenfalls ist man
geeignet, in die Classe der Unsterblichen zu treten. Um die
Zeit sagt man: Der purpurne Flusswagen.
Yerbesserung«
S. 802, Z. 10 Ktatt «Suchen nach dem Unsterbliclien* zu setzen: Suchen
nach den Unsterblichen.
XXV. SITZUNG VOM 2. DECEMBER 1885.
Herr Keirierun<r?rath Dr. Constant Ritter von Wnrzbacli
übersendet den 52. Tlieil des ,Biop*ap)iiäehen Lexikon* de>
Kais<erthums <Joöterreieh' mit dem Ersueben um dessen J>ub-
ventionirung.
Die Kirebenväter-Commission le^ den 13. Band des
yCorpiis seriptonim latinorum*^, enthaltend den zweiten Band
der Werke Cassians in der Bearbeitung von Herrn Professor
Dr. Petschenig, vor.
Der Herausgeber des im Auftrage der kais. Akademie
edirten ,Avesla\ H«*rr Professor Dr. Geldner in Tübingen,
legt die im Drueke vollendeten beiden ersten Lieferungen vor.
An Druckschriften wurden vorgele^:
Ac.tdemi.1. Koal de Li Hist«»ria: Bt>lotin. Tomo VII. Giiad»-rno.*5 I, il y III
E.'itndio >obrc» 1ä pr« n»on*i»'»n t^iitre la Gravf^ad de los l>elitt">s y Ia •!»•
las Penas. M»nioria j"»r D. Carlas Bru del lliern». Madrid. l>i>.'>: >'-
de l^ellas .\rte« de San Femaudii*. Historia de la Escultnra en E>|i,ina
dt^de priucipios del siirlo XVI hasta fines del XVIII y Causas de mi «ie-
caudeucia p«>r D. Femand«> Aranj«» Gt'»mez. Madrid, 18><ii: S '.
— KMinaua: IViue <i Srrisratuii diu Anleal date la ivealü de I>r. Jon TrUiu
•larnik ri .\ndrein Rtrseanu. Bncuresci, 18"*5; 8\
— — FraiTinente znr Gnsv-biohte der Rumaueu vi.n Eudnxiu« Freiherrn v..n
H'irmuzaki. IV. Band. Bncuresci, ISSO; >''.
Akai!»^niie d»^r \Vi<>on'«oh.ift»^n. k«~nijl. prens^isidie zu Berlin: Sitznns^<-
l»*^ri«h-»v 1 — XXXIX. IJ^rlin, l^^-'»: ** .
— k~nisrl ^*-li\\»^H*ih»»: < »fv^r^t;^: nt" F^rhandlinirar i'2:n Are Nr .'».
869
Gesellschaft, k. k. geographische in Wien: Mittheilungen. Band XXVIII,
Nr. 10. Wien, 1885; 8*'.
— serbische gelehrte: Glasnik. Kniha LXII. Belgrad, 1885; 8^
Institut, k. k. militär-geographisches: Mittheilungeu. V. Band, 1885. Wien,
1885; 8".
Mittheiluugen aus Justns Perthes' geographischer Anstalt von Dr. A. Peter-
mann. XXXI. Band, 1885. XI. Gotha; 4^
Societas scientiarum fennica: Öfversigtaf Förhandlingar. XXVI. 1883 — 1884.
Helsingfors, 1884; 8«.
— Bidrag tili Kännedom af Finlands Natur och Folk. 39.— 41. Häfted
Helsingfors, 1884—1885; 8«.
Soci^te des sciences de Christiania: Förhandlingar. 1884. Christiania, 1885;
8^ und Separata vom Jahre 1884, Nr. 1 — 16, und vom Jahre 1885, Nr. 1,
3, 5—8, 10.
Societj, the American geographical : Bulletin. 1885. Nr. 1. New-York; 8^,
— the royal Asiatic: Journal of the China Brauch. N. S. Vol. XX, Nr. 3.
Shanghai, Yokohama, London, 1885; 8*^.
— the Birmingham philosophical: Proceedings. Vol. IV, part II. Session
1884—1885. Birmingham; 8".
— the Cambridge philosophical: Proceedings. Vol. V, part 4. Cambridge,
1885; 80.
— the Scottish geographical: The Scottish geographical Magazine. Vol. I,
Nr. 11. Edinburgh, 1885; 8«.
— the royal of Victoria: Transactions and Proceedings. Vol. XXI. Mel-
bourne, 1885; 8".
Verein für siebenbürg^sche Landeskunde: Archiv. N. F. XX. Band, 1. Heft.
Hermannstadt, 1885; 8«.
Würzburg, Universität: Akademische Schriften pro 1884—1885. 150 Stücke
4'> und 8^
Sitenn^ber. d. phil.-hiiit. a. CXI. Bd. IL Hfr. 56
XX Vr. SITZUNG VOM 9. DECEMBER 1885.
Das w. M. Herr Hofrath Professor Benndorf sendet
aus Rom ddo. 25. November 1885 eine Mittheilung in Betreff
des Sullanischen Senatusconsultes von Lagina, welche
in dem Anzeiger veröffentlicht wird.
Ad Druoksohriften wurden vorgelegt:
Academia, Real do la Historia: Boletin. Tomo VII, Guaderno V. Biadrid,
1886; 8".
— Real do ciencia« morales y politicas. AfHo do 1883 y 1885. Madrid; 12^.
— Romaiia: Codicele Vorone^ean cu un Vocabulariü 91 Studiu asupra lul
de Jon al lul G. Sbiera. CernÄut, 1885; 4^
Acadi'mie royale des scionces, des lettres et des beaux arts de Belgique,
Bulletill. 54«^ aiinee, 3" serie, tonie X. Nos. 9—10. Bnixelles, 1885; 8«.
Ateneo Veneto: Revista mensile. Serie VII, Vol. I, Nos. 4 — 5, 6. Vol. 11.
Nos. 1—2. Venezia, 1883; 8^. Serie VIH, Vol. I, Nos. 3—6. Venezia,
1884; 8«. Vol. II, Nos. 1—2. Serie IX, Nos. 3—6. Venezia, 1884; 8».
Vol. I, Nos. 1-2, 3-4, 5—6. Vol. II, Nos. 1—2, 3. Venezia, 1885; 8».
Charencoy, M. de: Titulo de los seitores de Totonicapan. Alen<;on. 1885;
8^ — Etymologie» euskariennes. Paris, 1885; 8". — De la conjugaison
dans los langues do la famille Maya-quich6o. Louvain, 1885; 8^
Gesellschaft, k. k. geographische in Wien: Mittheilungen. Band XX Vm,
Nr. 11. Wien, 1885; 8''.
— historiscli-antiquarisclie von GraubUnden: IX. und XIV. Jahresbericht
Chur, 1879 und 1884; 8«.
— österreichische vom Rothen Kreuze: VI. Generalbericht. Wien, 1885; 8".
— kais. russische geographische: Berichte. Tome XXI, Nr. 6. St. Peters-
burg, 1885; 8".
Göttingen, Universität: Akademische Schriften pro 1884— 1885. 63 Stücke
4« und 80.
871
Istituto, R. Veneto: Atti. Tomo 11, serie sesta, Disp. 3» — lO». Venezia,
1883—1884; 8«\ — Tomo III, serie sesta, Disp. !•— 9\ Venezia, 1884
bis 1885; 80.
— Memorie. Vol. XXII, Parte I und U. Venezia, 1884—1885; 4«.
Programme: XI. Jahresbericht der Gewerbeschule zu Bistritz in Sieben-
bürgen. Bistritz, 1885; 8". — XXHI. Jahresbericht des Ausschusses dos
Vorarlberger Museumvereins in Bregenz über den Vereinsjahrgang 1883
bis 1884. Bregenz; 8^ — XXXV. Programm des k. k. Gymnasiums zu
Brixen. Brixen, 1885; S^. — LXXIH. Jahresbericht des steiermärkisch-
landschaftlichen Joanneums zu Graz über das Jahr 1884. Graz, 1885 ; 8^
— Kathol. Obergymnasium in Grosswardein pro 1884 — 1885. Grosswardein,
1885; 8*^. — des k. Staatsobergymnaaiums in Hermannstadt pro 1883 — 1884
und 1884 — 1885. Hermannstadt; 8"; — des evang. Gymnasiums A. B.
und der damit verbundenen Realschule, sowie der evang. Elementarschule
A. B. zu Hermannstadt für das Schuljahr 1884 — 1885. Hermannstadt,
1885; 4^ — Leoben, k. k. Bergakademie, für das Studienjahr 1885-1886.
Wien, 1885 ; 8®. — Jahresbericht des k. k. Staatsgymnasiums in Marburg.
1885. Marburg; 8*^; — des k. k. Obergymnasiums zu Meran 1883 — 1884.
Meran, 1884; 8". — Jahresbericht der landwirthschaftlichen Laudes-
mittelschule zu Neutitschein für das Schuljahr 1884 — 1885. Neutitschein;
8®. — Jahresbericht für das abgelaufene Schuljahr 1884 — 1885 der von
dem Forstschulverein für Mähren und Schlesien gegründeten Forstschule
zu Eulenburg in Mähren. Olmütz, 1885; 8". — Programm und Lehr-
pläne der k. k. deutschen Staatsgewerbeschulo zu Pilsen. 1885. Pilsen;
8^ — Jahresbericht der Lese- und Redehalle der deutschen Studenten
in Prag. Vereinsjahr 1883—1884. Prag; 80. — IX. Jahresbericht der
k. k. Staatsgewerbeschule zu Reichenberg. Reichenberg, 1885; 8*^; —
des k. k. Staatsobergymnasiums zu Saaz. Saaz, 1885; 8*^. — 36. Aus-
w^eis des fürsterzbischöflichen Privatgymnasiums Colleg^um Borromäum
zu Salzburg am Schlüsse des Schuljahres 1884 — 1885. Salzburg; 8*^. —
des evang. Gymnasiums A. B. in Schässburg und der damit verbundenen
Lehranstalten pro 1884—1885. Schässburg; 8**. — Goditinje izvjeace o
c. k. velokoj Realci u Splitu 1883—1884 und 1884—1885. U Splitu; S«.
Zehnter Jahresbericht der k. k. Staatsunterrealschule in der Leopoldstadt
in Wien. Wien, 1885; 8^ — XI. Jahresbericht über das k. k. Franz
Josefs-Gymnasium in Wien. Schuljahr 1884 — 1885. Wien; 8'^. — Jahres-
bericht des k. k. Obergymnasiums zu den Schotten in Wien am Schlüsse
des Schuljahres 1885. Wien; 8*^. — Programm der k. k. technischen
Hochschule in Wien für das Studienjahr 1885—1886. Wien, 1885; 4^
— XXXIV. Jahresbericht über die k. k. Staatsoberrealschule und die
gewerbliche Fortbildungsschule im lU. Bezirke in Wien für das Schul-
jahr 1884—1885. Wien; 8«. - Zweiter Jahresbericht des öffentlichen
Communalgymnasiums in Untermeidling bei Wien. Untermeidling, 1885;
8^. — XX. Jahresbericht der niederösterr. Landesoborrealschule und der
Fachschule für Maschinenwesen in Wiener-Neustadt. 1885. Wiener- Neu-
stadt; 80. — Bericht des künigl. Obergymnasiums zu Fiume im Schul-
jahre 1884—1885. U Zagrebu, 1885; 8'\
56*
872
So ci etil Italiana di Antropologia, Etnologia e Psicologia comparata: Archiviu.
Vol. XV, Fase. 2». Firenze, 188Ö; 8«.
Verein, croatisch-archäologiHcher: Viestnik. Godina VII, Br. 2 — 4. U Za-
grebu, 1886; 8«.
— historischer für das Grosslierzogthum Hessen: Quartalblatter. 1885. Nr. 1
und 2. Darmstadt, 1885; 8^
Westphälischer Pro vinzial verein für Wissenschaft und Kunst: XIII. Jahres-
bericht für 1884. Münster, 1885; 8«.
Wissenschaftlicher Club in Wien: MonatsbUtter. VII. Jahrgang, Nr. 1
und 2. Wien, 1885; 8°.
Leciejewski. Der Laaiwerlh der Naealrocale im Altpolnuchen. 873
Der Lautwerth der Nasalvocale im Altpolnischen.
£ino grammalische Studie
von
Dr. phil. Johannes Leciejewski,
PriTatdocenten für sUt. Philologie in Wien.
Wenn ich auch weit entfernt bin von der
Meinung, da» Rätluel gelöst zu haben, so hege ich
doch die Hoffnung, die Arbeit werde einiges dazu
beitragen, dass ein anderer dem Geheimnisse näher
tritt; diese Hoffnung ist ja doch die einzige Be-
friedigung, die dergleichen Arbeiten gewähren
können. iLr:ui«„;«k
^ Miklosicn.
Vgl. Gram. P, SOS.
Von den lebenden slavischen Sprachen hat das Polnische
allein die Nasalvocale bewahrt. Aus diesem Grunde verdienen
die polnischen Nasalvocale die grösste Aufmerksamkeit aller
Slavisten, weil sie nicht nur den Ausgangspunkt, sondern unter
Umständen das Hauptmoment bei der Frage nach dem ehe-
maligen Stande der Nasalvocale in den slavischen Sprachen
bilden müssen. Man hat dies auch längst eingesehen und zahl-
reiche Arbeiten, sei es specielle Abhandlungen, sei es hinge-
worfene Bemerkungen, die diese Frage zum Gegenstande haben,
zeugen von dem Bestreben, zur genauen Kenntniss und voll-
kommenen Erklärung der polnischen Nasalvocale zu gelangen.
Doch trotz aller Bemühungen hat man den Stand der neupol-
nischen Nasalvocale nicht ergründet und nicht erklärt; ja manche
Arbeiten sind im Stande, die Sache eher zu verdunkeln als zu
erklären. Man hat zum Beispiel für den Uebergang von f zu g
(geschrieben q) in Fällen, wie debu und d^h, bis jetzt keine
irgendwie stichhältige Erklärung liefern können. Man hat es
als Steigerung von f zu o erklären wollen ; aber ein Vergleich
mit Worten wie seid und sadii, bog und boga^ chldb und cJdeba
S74 Leciejewski.
beweisen, dass hier nur eine Neigung (resp. Veriängerong) des
Vocals, aber keine Steigerung eintritt. Wie soll aber, wird man
mit Recht fragen, o eine Neigung (\^erlängerung) des Vocals e
sein? Nach dem jetzigen Stande unserer Kenntniss der pol-
nischen Nasal vocale ist die oben erwähnte Erscheinung ein
gi*ammatisches Räthsel.
Der Grund dafür, dass man über die Natur der polnischen
Nasalvocale sich die nöthige Ellarheit nicht erworben hat, liegt
nach unserer Meinung darin, dass man bei der Untersuchung
der polnischen Nasalvocale von einer irrigen Voraussetzung, die
polnischen Nasalvocale müssen ebenso gelautet haben wie die
altslovenischen, ausging, und dass man in Folge dieser falschen
Ansicht die neupolnischen Nasallaute nur mit Hilfe der alt-
slovenischen erklären zu müssen glaubte, ohne auf die geschicht-
liche Entwicklung der Sprache, in unserem Falle der Nasal-
laute im Polnischen, Rücksicht zu nehmen. Dass aber die
Voraussetzung, die polnischen Nasallaute müssen gleich den
altslovenischen gelautet haben, eine ganz irrige ist, zeigt
schon der Umstand, dass sowohl einem altslov. Jk als auch
einem altslav. ^a im Neupolnischen sowohl ein o, als auch
ein f gegenüberstehen kann, wie dies z. B. die Worte altslov.
cjk^'k, neupoln. W, altslov. fiJkKJL, neupoln. rrka^ altslov.
TKJkTK^Ay neupoln. zodza , altslov. «UACO, neupoln. mirso vm
Genüge darthun.
Da nun die Ertahrimg lehrt, dass die polnischen Nasalvocale
vermöge der altslovenischen nicht zu erklären sind, so glaube ich
viel besser zu handeln, wenn ich einstweilen das Altslovenische
ganz ausser Acht lasse und vorerst die polnischen Nasalvocale
aus dem Polnischen und nach den polnischen Lautgesetzen
allein zu erklären versuche. Ich glaube in dieser Beziehung
nicht zu sündigen, da es ja überall als Regel gilt, einen Gegen-
stand zuerst aus sich selbst zu erklären und ihn erst dann in
Zusammenhang mit den anderen zu bringen. Man hat bis jetzt
das zweite gemacht, das erste aber, was die Hauptsache ißt,
ganz unterlassen.
Tm unseren Zweck zu erreichen, wollen wir den Stand
der heutigen polnischen Sprache in allen ihren Dialekten z^
Ausgangspunkt nehmen und immer weiter in die Vergangenheit
kgehen, so lauge uns die Denkmäler und andere Sprach-
«7ft
mittel es erlauben. Was sich dann als kistoriacb tiichcres er-
weist, kann woLI iils nll^emeia Gittiges iUr das Poluisehc an-
^nommen werden ; es dürfen sich dann daran die ferneren
Erldärungen und Erläuterungen Bchliesäcn. Ich gluube durch
1 hiätorische Verfahren auch noch einem anderen Fehler
vu entgehen, der durin besteht, daas man Sprachdenkmäler aus
▼erechiedenen Zeiten neben einander stellt und, ohne die histo-
IHschen Daten zu berücksiclitigen, alle von deniGelben Stand-
punkte beurtbeilt, was, wie Jeder zugestehen musH, eine un-
•Wiseenscbaftliche Methode ist. Ausserdem will ich, wo es müglich
rist, die dialektische Herkunft der Denkmäler berücksichtigen.
IS ich bei der Untersuchung der polnischen Sprachdenkmäler
die tJrthographie derselben das grösste Gewicht legen muss,
^versteht sieh von selbst. Wollte man in der Schreibart dor-
Üelben nur die Willkür der betreffenden Schreiber erblicken,
idann mUsste man die ganzen Sprachdenkmäler als unnütz und
AbertlUssig betrachten und jede wiesenschaftlichc Untersuchung
von vornherein aufgeben. Gana richtig sagt in dieser Beziehung
Dr. A. Kulina ; Wenn die Philologie in Hinsicht der Phonologic
eine reale GruiuUage haben soll, dann muss sie die graphische
Tradition zum Ausgangspunkt nehmen (Rozprawy Akad. UmJe-
ijQt. w Krakowie. Band VU, 248).
I. Die gegenwärtige polnische ßUeherspraclje kennt zwei
Fasallaute: das naaale e, geschrieben ^, und das nasale o, ge-
u-ieben (f. Der letzte Umstand, das» das iimiale o durch f
^d. i. II mit dem Nasalzeichen) wiedergegeben wird, ündet nach
L. Malinowaki darin seine Erklärung, dass os aus dem 10. Jahr-
hundert stammt, wo man zum Unterschiede von dem rein aus-
gesprochenen (lateinischen, wie man es nannte) a (man schrieb
I Gegentheil zur Jetztzeit d) das zweite geneigt ausge-
rochene (polnische) a (man schrieb es a ohne jedes Zeichen)
i Druck sehr soi^fllltig auseinander lüelt und wo also a (im
pnteFBcliiedc zu ä nach damaligem Gebrauche) einen dem o
wandten Laut (das heutige ri) bezeichnete. Da es mir auf
e Bezeichnung der Laute ankommt, so wähle ich &\r das
. Druck und Schrift gebräuchliche a lieber das dem Laute
fcntsprechende ^) und bemerke, um später allen Miseverstfind-
iea zu entgehen, dass mir von nun au das üSeichen ii einen
876 Leciejewski.
andern Laut bedeutet, nämlich das nasale a entsprechend dem
französischen au z. B. in Van, sansJ
Die beiden Nasallaute q und f werden in der Sprache der
Gebildeten noch ziemlich rein nasal ausgesprochen. In der
Volkssprache aber, und diese wird von der entschiedenen
Mehrheit gesprochen, sind bereits weitere flntwicklangsprocesse
eingetreten, die sich folgendermassen darstellen : Die rein nasale
Aussprache der Laute q und f ist längst verloren g^angen;
jeder von ihnen hat sich gespalten in den reinen Vocal und den
Nasalconsonanten, wobei sich vor einem Labial der labiale Nasal-
consonant m, vor Dentalen, Gutturalen und Cerebralen der diesen
Lauten physiologisch verwandte Nasalconsonant n entwickeln
musste. Aus q und ^ ist daher allmälig om (an) und em (en)
geworden. Auf dieser Stufe der Entwicklung sind verschiedene
Dialekte verschieden verfahren. Einige derselben, wie z. B. der
von Szymon Matusiak (Gwara Lasowska §. 46 flg.) geschilderte
Dialekt, haben die Nasalirung der Vocale ganz verloren, so dass
aus om, on (früherem q) 6 (lang gesprochenes o) oder auch ein
reines o, aus em, en (früherem e) ein e (dumpf gesprochenes e)
oder auch ein reines e geworden sind. Zwischen 6 und o, sowie
6 und e ist der Unterschied, dass d, e sich im Inlaut, o und t
dagegen im Auslaut aus ^ und f entwickelt haben. Andere
Dialekte, wie z. B. der von mir (Gwara Miejskidj Görki) be-
schriebene, haben die Gruppen om (on) und em (en) weiter ver-
arbeitet, wobei vor Allem der aus dem Nasalvocale entwickelte
Nasalconsonant, besonders im Inlaut, seinen Einfluss auf den
ihm vorangehenden Vocal (o oder e) geltend machte. Der Vocal
o ist zu ö und in weiterer Folge zu u, der Vocal e aber zu t
und weiterer Reihe zu / (y) geworden. Dabei ist aber zu be-
merken, dass nachdem der nachstehende Nasalconsonant den
ihm vorangehenden Vocal verändert und, um so zu sagen,
^ Bei Umschreibung der altpolnischen Wörter gebrauche ich überhanp*
die phouetiHche Orthographie, d. i. ich bezeichne zuerst jede Erweichuw?
de» Consouanten durch einen darüber gesetzten Strich, z. B. iema, »»*'**»
iji/te (für die sonst übliche Schreibart: ziemia, iiosi, ginit) und zweit*^^
gebrauche ich für die polnischen graphischen Verbindungen z\*'^^^
Buchstaben zur Bezeichnung eines Lautes überall nur einen B«»*^
Stäben, indem ich y für *z, r fiir rz, <t für <fe, d* für di. ,i für cf^»-
für ch^ V für w in der Schrift anwende.
Der Laaiwerth der Nftsalvocale im AUpolnischen. 877
seiner Natur accommodirt hat; er sich selbst an den modifieirten
Vocal enger anschliesst und wieder zu einem Nasalvocal ver-
schmilzt, so dass z. B. das hochpolnische mqka und meka in dem
genannten Dialekt wie nufka, m^ka (d. i. beinahe myka) lautet.
Dass die Nasalirung der Laute ^ und { (n) mit der Zeit wieder
dem Verfall anheimfallen kann, versteht sich von selbst, aus i^
wird deshalb un (um), aus i (y^) wird in, yn. Der genannte
Dialekt zeigt auch diese Entwicklung, und man hört z. B. rum-
bad (=. r<^a6), zamknund (=: zamkn^6), matkum (= maikq, matre),
z6mby (d. i. beinahe zymby dentes) Hinty (d. i. beinahe Mnty
sanctus) u. s. w. Vor 8, S, z, i, £, i ist auch hier die Nasalirung
der beiden Vocale verloren gegangen, so dass man gu^e (= gf^Se),
umsy (= wqsy), ksuie (= käoite), m^6yzna (vir), jezyk (j^zyk),
Söe66e u. s. w. hört. Ausserdem hat en (() im Auslaute seine Nasa-
lirung gänzlich verloren, z. B. matke (matk^), noSe (no5f porto),
cde (del() u. s. w. Demnach ergibt sich für jeden der beiden
Nasalvoeale der Schriftsprache g, f folgende Entwicklungsreihe :
^ \ om {on) = ?^ := um (un)
e = em (en) = < A
*- ^ ^ [ en
em (Sn) =. [ (y) = im, ym (in, yn).
Diese auf die neuesten Studien auf dem Gebiete der polnischen
Dialektologie,' also auf klar darliegende Thatsachen gestützte
Darlegung der ncupolnischcn Nasalvoeale gibt uns einen Ein-
blick in das Wesen und die Natur nicht nur der polnischen,
sondern der slavischen Nasalvoeale überhaupt; und man wird
gewiss nicht irre gehen, wenn man diese sich selbst erklärenden
und so leicht begreiflichen Thatsachen zur Richtschnur seiner
Anschauungen und Ansichten über die Nasalvoeale nimmt.
^ Man vergleiche ausser der citirten Arbeit von Szymon Matusiak (Gwara
Lasowska in den: Rozpr. i Sprawozd. wydz. fil. Akad. Um. w Krakowie
VIII, S. 70— 179) und der raeinigen (ebenda IX, S. 108-148) noch fol-
gende: Zawiliiiski, Gwara Brzeziiiska, ebenda VIIl, S. 180 — 234; Giela,
Gwara Zobrzydowska, ebenda IX, S. 149 — 217; Petrow, Lnd Zienii Do-
brzyuskiej, in: Zbior wiadomosci do etnogr. Kraj. II, S. 3 — 18; Siar-
kowski, Materyaly do etnogr. lud. pol. z okol. Kiele, ebenda II, 8. 209 —
259; VII, S. 1—61; IV, S. 83—184; Kolberg, O mowie ludu wielkopol.,
ebenda I, S. 1 — 36; Grainert, Zapiski etnogr. z okol. Wielunia i Ka-
domska IV, S. 185-261.
878 Leciejewski.
Die vorhergehende Auseinandersetzung, um zur Sache
wiederzukehren, zeigt zugleich, dass alle die Nuancen der pol-
nischen Nasallaute wie q^ i^^ f, { sich auf die beiden Nasallaute
q und f zurückführen lassen und alle nur weitere Entwicklnng»-
stufen der beiden Nasallaute q und ^ bieten. Die polnische
Sprache besitzt aber noch einen Nasallaut, der auf die beiden
Nasallaute 9 und ^ sich nicht zurückführen lässt und ihnen
gegenüber nicht eine subordinirte, sondern eine coordinirte Stel-
lung einnimmt. Dieser Nasallaut ist a. Derselbe ist in der
Mundart der polnischen Bergbewohner der Bieskiden ' ziemlich
spärlich vorhanden, dagegen tritt er ziemlich häufig in den
verschiedenen Dialekten ^ der polnischen Bevölkerung Ober
Schlesiens und der Kaschuben^ auf. In der Sprache der Be-
wohner der Bieskiden kommt dieser Nasallaut in sehr wenigen
Fällen vor, so dass man das Verhältniss dieses Lautes zu q, f
in dem betreffenden Idiom näher nicht bezeichnen kann ; in den
schlesischen Mundarten, von denen sich einige mehr, andere
weniger dieses Lautes bedienen, vertritt f(. nur den neupolnischen
Laut (', für den es fast immer ausschliesslich auftritt. In den
Mundarten der Kaschuben kommt <^ für und neben den beiden
neupolnischen Nasallauten vor. Der letzte Umstand zeigt also,
worauf wir das grösste Gewicht legen, dass der ^^-Vocal die
beiden neupolnischen Nasallauto o und f vertreten kann. Weitere
Bestimmungen über das Verhältniss von ff. zu o und e zu geben
ist vorderhand unmöglich; die vorliegende Arbeit wird uns
darüber mehr Aufklärung verschaffen. Uns genügt es, einst-
weilen zu constatiren, dass der Laut (^ in der polnischen Sprache
vorhanden ist, und zwar in Gegenden, die in keiner Nachbar-
berührung zu einander stehen, so dass man an Entlehnung dieses
Nasallautes in einem Idiom aus dem andern nicht denken
' Vgl. Dr. J. Kopornicki, SptKMtrzftzoiiia nad wlasciwosciami j^zykowemi
w mowio Gorali Bieskidowych, in den: Rozprawj i Sprawozd. Aluid.
Um. III, S. 343.
2 Um dio Untersuchung^ dieser Mundarten hat sich Prof. L. Malinowski
grosse Verdienste erworben. Seinen mühevollen und genauen For-
schungen auf diesem Gebiete gebührt das grOsste Lob; vgl. seine Ab-
handlung über die Oppolnor Mundart in Ober- Schlesien, Leipzig 1873,
und Studyja szbis. in Kozpr. IX, S. 257—359.
3 J. lianusz, O samogloskach nosowych w narzeczu Slowiiicow Pomor-
skich, Kabatkow i Kaszeböw in Kozpr. VIII, S. 15 — 63.
Der Ljiatwerth dor Nasalrocale iiu Altpoluischen. 8^9
kann. Somit habon wir auf der einen Seite die beiden Nasal-
laute 2 ^^^ i ui^d ^uf d^^ andern den Nasenlaut q. Da alle
drei aber hart oder weich sein können, so haben wir für die
neupolnische Sprache folgende Nasallaute anzunehmen : a) o, iq ;
f, if und b) <]f, iV^. Da nun beide coordinirt sind, die zweite
in ein gewisses Dunkel gehüllt ist, die erste aber uns klar vor-
liegt, 80 nehme ich — um vom ganz Bekannten auszugchen
— dieselben, also die Nasal vocale o, io; f, ie zum Ausgangs-
punkte meiner Untersuchung. Dabei lenke ich aber unaufhör-
lich meine Aufmerksamkeit auch auf die zweite Reihe.
Um meine Auseinandersetzung der neupolnischen Nasal-
vocale zu vollenden, will ich noch bemerken, dass es in manchen
Dialekten ausser den ursprünglichen eigentlichen Nasalvocalen
noch durch Analogie bewirkte, secundär entwickelte Nasalvocale
gibt. Dieselben können auf zweifache Art entstehen: a) Der
reine e-Vocal wird ohne äusseren Grund, nur infolge der Ana-
logie nasalirt, wie z. B. vii^dy für medy; in^skac für me«hx6 ;
nVvac Air meSac; tesknic für iesknic; c^ntoicac für cestooac. Dieser
so entstandene Nasallaut hat sogar in der Schriftsprache Ein-
gang gefunden, b) Aus einer Lautgruppe, welche aus einem
reinen Vocal und Nasalconsonanten besteht, wird ein Nasallaut
gebildet. So entsteht z. B. in den schlesischen Mundarten tfi aus
tarn (ibi); nahoiU^stvo aus nabo^emtvo ; kroUe aus kroicem u. s. w.^
Diese Erscheinung ist deswegen bemerkenswerth, weil sie
sich auch in einigen altpolnisclien Sprachdenkmälern vorfindet.
II. Nach dieser kurzen Erörterung über die Natur der
neupolnischen Nasalvocale schreite ich an die eigentliche Unter-
sachung, die darin besteht, dass ich an der Hand der polnischen
Sprachdenkmäler zu zeigen suche, welche Nasallaute die alt-
polnische Sprache gehabt hat. Ich habe im Nachfolgenden fast
alle altpolnischen Denkmäler einzeln untersucht — es fehlen nur
einige, die mir nicht zu Gebote standen, die aber der ganzen
Untersuchung keine neuen Momente zuführen würden — und
glaube durch Heranziehen des ganzen Materials jedem Forscher
' Vgl. Ij. MaliiiowHki Slady (lyJHloktycisn« w oziiaczaiiiu samo^losok iio-
wwych w kUku zabytkach j</zyka i>olskio«j^t) wieku XV i XVI in Ko'a-
prtwy VU, S. 319—345.
880 Leciejowslti.
dieser Frage einen willkommenen Dienst geleistet zu haben.
Ich habe an&nglieh alle Beispiele in den einzelnen Denkmälern
angegeben, musste mich jedoch später aus Rücksichten, die von
mir nicht abhängig sind, auf wenige beschränken. Dafür habe
ich überall die Zahl des Vorkommens der Nasalvocale in den
einzelnen Kategorien angegeben. Bei Besprechung kleinerer
Texte habe ich alle Beispiele angefahrt. Ich kann auf einmal
ziemlich weit in die Vergangenheit zurückgreifen, denn der
heutige Stand der Nasallaute der Schriftsprache zeigt sich auch
in dem polnischen Schriftdialekt im Beginne des 16. Jahrhunderts.
So kommen in dem ersten polnischen im Jahre 1621 gedruckten
Buche: ,Rozmowy ktöre mial krol Salomon m^dry z marchol-
tem grubym, a sprosnym, a wszakoÄ jako o nyem powyeddj^
bdrzo z wymownym z figurami y zgadkdmi smyesnymi' die
beiden neupolnischen Nasallaute f, o (d. i. e, ie; o, pf) vor. Und
da der Dialekt dieses Büchleins, um au» dem Orte seines Ent-
stehens und seines Verfassers, des ,Jan bakalarz z Koszyczek*,
zu urtheilen, der kleinpolnische ist, welcher, von Krakau aus in
Folge der vielen Diiicke durch ganz Polen sich verbreitend,
allmälig zur Schriftsprache erhoben wurde, so kann man den
Ausdruck ,Schriftdialekt' durch ,kleinpolni8cher Dialekt* er-
setzen und annehmen, dass der kleinpolnische Dialekt bereits
im Anfange des 16. Jahrhunderts auf derselben Stufe der Ent-
wicklung der Nasallaute wie die heutige polnische Schriftsprache
gestanden hat. Diesen Satz darf man jedoch auf die anderen,
zur Schriftsprache nicht erhobenen — nennen wir es Ncben-
dialekte — nicht ausdehnen. Dort konnte und war der Sach-
verhalt ein anderer. Einen Begriff von der Sprache in den
Nebendialekten können wir uns aus einigen wenigen Sprach-
denkmälern dieser Zeit bilden.
III. Die unleugbaren Zeichen eines Dialektes, und zwar
des Mazurischen, trägt das für unsere Untersuchung höchst
wichtige, weil gedruckte und daher ganz zuverlässige That-
Sachen Hefernde Buch ,Parvus Catcchismus. Maly Catechismus
dla pospolitich plebanow y Kasnodzycyow' in klein H", ohne
Bestimmung des Druckortes und des Jahres, wann es erschienen
ist. Es lässt sich aber leicht bestimmen, dass dieses Buch,
welches aller Wahrscheinlichkeit nach von der protestantischen
Der L»atwerth der Nasalrocalo im Altpolnischon. 881
Geistlichkeit unter den Mazuren benutzt wurde, in Königsberg
gedruckt worden ist. Es f^llt dem Anfange des 1(). Jahrhunderts
zu, einer Zeit, wo in Polen die Reformation sich zu verbreiten
anfing. Herr Professor L. Malinowski hat dieses Sprachdenk-
mal in Hinsicht der Bezeichnung der Nasalvocale bereits be-
sprochen,' 80 dass ich in der glücklichen Lage bin, mich auf
seine Resultate zu berufen. Nimmt man zum Ausgangspunkte
die neupolnischen Nasale f, if ; q^ iq (was auch Professor Mali-
nowski gethan hat)^ so zeigt sich folgender Thatbestand:
1. Neupolnisches e ist vertreten:
A. In Wurzeln:
a) durch 4> z. B. smqtek, hqdzye; im Ganzen kommt n für v
im Inlaute 30mal vor
b) durch qn: smqntky ; im Ganzen Imal
c) durch ä: nuUzatkam; im Ganzen Imal
d) durch a: maszewie; im Ganzen Imal
e) durch am: przestampnye ; im Ganzen 3mal
f) durch en: bendif.; im Ganzen 31mal
g) durch E: bsdze; im Ganzen Imal.
B. In Stämmen (Verba II. Classe):
a) q: utomfio; im Ganzen 3mal
b) a: mynalo; im Ganzen Imal. Das Zeichen en (rz= v) fehlt
in dieser Kategorie gänzlich.
C. Worte:
a) acc. sing, subst. fem. auf a, ja :
a) durch q: naukq; im Ganzen ()4mal
ß) durch q: icyarq; im Ganzen omal; auch hier fehlt en
(= 0 gänzlich.
h) acc. sing. fem. pronom. decl.:
gl) durch q: ystq; im Ganzen 19mal
&) durch q: stcoyti im Ganzen 2mal; also auch hier kein
en (= i).
* Vgl. L. Malinowski, Slady dyalektyczne w oznaczaniu samoglosek noso-
wych etc.
882 Leciejewski.
c) Verba 1 . öing. :
a) durch 4-' '"^^g^lj i^^ Ganzen 34nial
ß) durch ä: mo<fä; im Ganzen Imal
y) durch a; iviersaboga (we-fehoga) ; im Ganzen Imal
8) durch ^f; wyersq im Ganzen 2mal
s) durch en; wiersenhog (wef(hög); im Ganzen 2mal.
2. Neupolnischcs tf ist vertreten:
A. In Wurzeln:
a) durch en (yen) : poczento, swyenfa; im Ganzen r>4maP
b) durch e: nieszczescze ; im Ganzen Imal
c) durch yn: loynczy ; im Ganzen Imal
d) durch 4 (y^) ' c.zy(yska; im Ganzen 52mal
e) durch c^n: ivyqnthsze; im Ganzen Imal
f) durch q: poczqly ; im Ganzen 9mal.
B. In Stämmen:
a) f^-Stämme:
a) im Inlaute: 1. en: xriszentom ; im Ganzen 2mal
2. f\: dzyeczyqcza; im Ganzen 7mal.
ß) im Auslaute: 1. q: dzyeczyq; im Ganzen Omal
2. fi: dzyeczyä; im Ganzen Imal
3. q: hydln; im Ganzen 2mal.
h) men-Stämme:
a) durch q: ymyq; im Ganzen Omal
ß) durch ä: ymyd; im Ganzen Imal
Y) durch ([ : wymyq (=: w imq) im Ganzen 3mal.
C. In Worten, acc. sing, pronom. pers. :
a) durch q: myq (ümal); czyq (Bmal); ir?/4 (ßOmal); im Gan-
zen 51 mal
h) durch ä: syä ; im Ganzen Imal
c) durch q: czyq*^ im Ganzen 7mal.
3. Neupolnisches (^ ist vertreten:
A. In Wurzeln:
a) durch on, oin: momh'ych, odsfompy ; im Ganzen 4mal
h) durch q: bqcz ; im Ganzen 22mal
* Hieher gehört »zendacz (neupoln. hodac, altnlov. sedati etc.).
Der T^iatwerth der Nusalvocalo im Altpolnischen. 883
c) durch am: atampycz; im Ganzen 2inal
d) durch a: bacz; im Ganzen Imal.
B. In Stämmen:
o) Verba 11. Classe:
a) durch q: W8nykn<icz ; im Ganzen 4mal
ß) durch a: vsnal (= iisnf^l) ; im Ganzen Imal.
b) Part, praes. act.:
a) durch on: wszechmogonczego ; im Ganzen 2mal
ß) durch (^: beiuU^z; im Ganzen 23mal
v) durch a: aluchayaczy; im Ganzen 2mal
5) durch q: bendqcz; im Ganzen 4mal.
0,
C. In Worten:
a) acc. sing. fem. subst., die im nom. sing, geneigtes a (^a) haben
a) dui'ch q: kupiq (mera); im Ganzen Imal
ß) durch 4' rol^; im Ganzen 3mal.
b) acc. sing. fem. adj.:
a) durch q: posfolytq; im Ganzen 24mal
ß) durch a: jednaka; im Ganzen 2mal
y) durch q: potoazednyq ; im Ganzen 2mal.
c) instr. sing, subst.:
a) durch q: formq; im Ganzen 31mal
ß) durch a: szkoda; im Ganzen Imal
y) durch 4- fnodlytwq; im Ganzen 2mal.
d) instr. sing, adj.:
a) durch ^; wszystkq; im Ganzen 7 mal
ß) durch a: wszystka; im Ganzen 2mal
y) durch q: pospol fjfä; im Ganzen Imal.
e) Verba 3. plur. praes. :
a) qs: przydq; im Ganzen 92mal
ß) a: sgardza; im Ganzen 4mal
T) 4: wu2;4; im Ganzen 7mal.
4. Neupolnisches if ist vertreten:
A. In Wurzehi:
^) durch on: narzondza; im Ganzen 3mal
^) durch q: pyqta; im Ganzen lomal
^) durch q: rzqdzysz; im Ganzen 2mal.
884 liCrioj ow»ki.
B. In Stämmen:
SufF. et- durch ^f; dzyeczyfitko ] im Ganzen 2mal.
Was die Erklärung der in diesem Sprachdenkmal ange-
wandten Schriftzeichen anbetrifft, so schliesse ich mich darin
dem Professor Malinowski ganz an, dessen Argumentationen
ich wiederhole:
Dass en den nasalen e-Vocal (=:^ e) bezeichnet, unterliegt
keinem Zweifel; das Zeichen yn, welches ein einziges Mal sich
vorfindet und von keinem Belang für unsere Untersuchung ist,
kann den gepressten ^'- f^'-JVocal bezeichnen, kann aber auch
ein blosser Fehler sein, indem zwischen y und n ein Vocal aus-
gefallen sein kann. Ebenso klar ist die Bedeutung der Zeichen
on, om, welche den gepressten /^-Nasallaut (([) bezeichnen. Man
könnte nur über den Unterschied von q, ä, an oder von den
mit einem Punkt versehenen Zeichen einerseits und denen von
ff,, ay am, d. i. den ohne den Punkt angewandten Zeichen
andererseits in Ungewissheit sein. Eine einfache Combination
lehrt aber, dass die mit dem Punkt versehenen Zeichen den
hellen Nasalvocal, das ist das nasale a ((0 bezeichnen, während
die anderen das gepresste nasale ä, das ist das neupolnische ;,
zum Ausdrucke haben. Dass dem so ist, folgt sowohl aus der
Thatsache, dass man im Druck und in der Schrift des 16. Jahr-
hunderts und später das helle a mit ä (oder d)f das gepresste
a (d) mit einfachem a bezeichnete, was in unserem Sprach-
denkmale auch auf die Nasalvocale übertragen worden ist, als
auch aus dem Umstände, dass für fi (d. i. {>) auch die Zeichen
om, 011 angewandt sind, über deren Aussprache kein Zweifel
obwalten kann und die uns eben zeigen, dass f^ ähnlich gelautet
habe. Die oben gegebene Zusammenstellung zeigt ausserdem^
dass (\ (auszusprechen (i) meistens in denjenigen Kategorien sich
vorfindet, wo noch heute in schlesischen Volksdialekten ebenfalls
(l gesprochen wird. Somit besitzt unser Sprachdenkmal drei Nasal-
laute: a, Cf (j (respective iq, ir, in). Soweit Professor Malinowski.
Es bleibt mir noch übrig, das Verhältniss dieser Laute zu
einander und zu den neupolnischen näher zu bestimmen und zu
besprechen. ' Und in dieser Hinsicht sind die oben angegebenen
' Darin hat man viel gefehlt; man liegnügte sich mit der Constatinin^
der Aussprache der einzelnen Nasallaute, ohne zu fragen, iu welchem
Der Lantwertb der Natalrocale im AI tpolni sehen. 885
statistischen Zahlen sehr wichtig. Wir kommen nämlich zu fol-
genden ganz interessanten Resultaten : Das polnische ^ ist ver-
treten durch den Laut q (nasales d) 153mal und durch das
heutige ( nur 33mal (wobei ich den lomal in dieser Kategorie
yorkommenden irrthümlich angewandten Laut g ganz ausser
Acht lasse), so dass a zu f etwa im Verhältniss 5 : 1 steht, das
heissty der heutige Nasalvocal f war sehr wenig gebraucht, seine
Stelle vertrat der Vocal q in 5mal überlegener Mehrheit.
Das neupolnische t^ ist vertreten durch den Laut iq (aus-
gedrückt durch q, an, ä) 129maly während es durch i^ (aus-
gedrückt durch en, e, yn) nur 58mal wiedergegeben ist, so dass
iq zu i( etwa im Verhältniss von 25 : 1 steht, das heisst, der
heutige Nasalvocal if war weniger als iq gebraucht, und zwar
übertraf iq den Laut if etwa 2^/2ma]. (Dabei wird das 21mal
vorkommende w| = ig nicht berücksichtigt.)
Das neupolnische g ist vertreten durch g (ausgedrückt
durch am, an, am, q, a) 225mal, dabei findet es sich aber auch
durch q (ausgedrückt durch q)y wenn auch nur 19mal vertreten,
vor. Das Verhältniss von g zu q ist das von 12 : 1. Die Fälle,
wo neupoln. ig vorkommen sollte, sind sehr unzahlreich, es sind
im Ganzen 22 Fälle. Davon ist neupoln. ig vertreten durch ig
(ausgedrückt im Druck durch q, on) 20mal, durch ut (ausge-
drückt durch (l) nur 2mal ausgedrückt, so dass sie etwa im
Verhältniss von 10 : 1 stehen. Wir haben also ausser den vier
neupolnischen Nasalen (, i^; g, ig auch den Nasalvocal q, der
sehr gebraucht war und alle vier neupolnischen Nasale (wenn
auch g und ig seltener) vertreten konnte. Lässt man die Weich-
heit ausser Acht, und wenn man nur den Lautwerth des g, ^,
q berücksichtigt und ein weiteres Rechenexempel aufstellt, so
überzeugt man sich, dass der Laut q (q -]- iq) fast eben so oft,
nämlich 303mal vorkommt als g (g + ig 245mal) und f (f -j- *f
91mal) zusammen (= 336).
Bis jetzt behandelten wir nur die eigentlichen Nasallaute
dieses Denkmals. Dasselbe besitzt aber noch secundäre Nasal-
laute. Die Betrachtung dieser Nasallaute zeigt uns noch mehr
die Bedeutung und Verbreitung von q in dem betreffenden
Verhältniss die einzelnen Laute zu einander stehen , was , wie wir
später sehen werden, von der höchsten Wichtigkeit ist.
Silniigsber. d. pbil.-hist. Gl. CXI. Bd. II. Hfl 57
HH6 liocicjewakl.
Dialekt. Dort entsteht nämlich q (ausgedrückt durch 4) Glicht
nur aus ursprünglichem a + w, wie z. B. Krzescyqskiego (aus
Krze^cyamkiego) ; KrzesczyqnsJca (aus KrzeScijafiskd) , sondern
sogar aus c + n, wie dies folgende Beispiele zeigen : swoU^stwa
(aus zwolenatwa, welches sich ebenfalls vorfindet: swolenystwa)^
naho8zy(]jstwa (aus nahozemtva)\ naboszf^twem (aus 7iabo£e^twem)]
malszyflstwie (aus malzenstwie) ; posluszq (aus posluäen) ; cio^foy^
(aus dosiojen) ; nyedosfoyq (aus ftedostojen) und sogar myqsskctyq
(aus meSkaja)*^ omyqszkal (aus ome^fai?); omyfjszkalem, myqszkqcz.
Seltener tritt ein o in diesen Fällen auf, z. B. Krzesczyqska,
inyqszkaycze, rzemyqsnykom, wobei man noch möglicherweise an
Unachtsamkeit des Setzers denken kann. Jedenfalls ist es höchst
merkwürdig, dass wir unter den secundären Nasalen kein e
finden, um so mehr, als der Nasal oft aus e + n entstanden ist
Das zeigt doch offenbar, dass der nasale Vocal c (= e) wenig
verbreitet war und keinen Einfluss hatte, wogegen q einen mäch-
tigen Einfluss ausübte. Es ergibt sich also für uns das End-
resultat, dass am Anfange des 10. Jahrhunderts die mazurische
Mundart in Bezug auf die Nasallaute sich folgendermassen ver-
hielt: Der Nasallaut q (q + iq) ist der überwiegende, man
könnte sagen der gewöhnliche Vertreter des neupolnischen f
(f + k)> dessen Gebrauch sehr beschränkt ist. Das neupol-
nische o (d. i. (> + iq) ist im Parvus Catechismus meistens durch
o vertreten, in wenigen Fällen findet sich aber auch hier <jfJ
^ In moiiior Abhandlunp:: Die Sprache dos Flor. Psalters (Archiv VI,
p. 527) ]i.abo ich die Behauptiiuf^ aufgestellt, das Altpolnische habe noch
in historischer Zeit, das ist im 14. und im Anfang des 15. Jahrhunderts,
filr den acc. sing. Pronominis porsonalis (wozu ich auch das Reflex, zähle)
eine zweifache Form gehabt und zwar eine volle accentuirte, mit einem
Nasalvocal: »/la, <5^, Si^ und eine enklitische (accentlose) mit einem
hellen Vocal: me, ('c, 6e. Da diese Frage eng verbunden ist mit der
Frage nach dem phonetischen Lautworth der Nasal vocalo, so mag ei
mir erlaubt sein , bei der Erklärung der Nasalvocale in den einzelnen
Sprachdenkmälern aucli die Pronomina personalia einer Erforschung in
unterziehen. Um dem Theil, welcher den Nasalen gewidmet ist, den
einheitlichen Charakter nicht zu benehmen, will ich die Pronomina an
dieser Stelle sub linea behandeln.
Im Prarvus Catechismus kommt für die Pronomina personalia
.sowohl nach Verbum, als auch nach einer Präposition, nur eine, und
zwar die nasalirte Form vor ; der betreffende Nasal ist bezeichnet 63mal
als (i (d. h. er ist 62mal durch a und Imal durch d ansgedrUckt) und
I>er Lantwerth dor Kosalvocale im Altpolnischon. 887
IV, Aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts besitzen
wir eine im Jahre 1544 beendete Handschrift, die in der kaiser-
lichen öffentlichen Bibliothek zu Petersburg aufbewahrt wird.
Sie führt den Titel : ,Sprawa Chedoga o Mecze Pana Christus-
sowey Spyssana Przes Swietego Lvcassa: czo Dobrze obaczis
pylno czthacz: Wtora czescz bendzie o narodzenyv Ssyna Bo-
zego: tudzies o chwalebnych trzech Krolech. Liatha bozego
1544. Jan Las. Pel.' Den Dialekt dieses Denkmals zu be-
stimmen ist nicht möglich, zumal uns diese interessante Hand-
schrift nicht im Text vorliegt und wir unsere Auseinandersetzun-
gen nur auf die Angaben des Herrn Dr. Kaiina (Archiv III,
p. 1—66), der dieses Sprachdenkmal entdeckt und besprochen
faaty stützen müssen. Trotzdem Dr. Kaiina gerade auf die Frage
nach den Nasalen am meisten Fleiss verwendet hat, sind seine
Angaben und noch weniger seine Argumentationen in Folge
seines eigenthümlichen Standpunktes hierin nicht derart, um ein
klares Bild von dem Stande der Nasalvocale im erwähnten
Sprachdenkmal zu liefern. Möge ich deshalb entschuldigt sein,
wenn ich keine genaueren Ausführungen als die folgenden zu
geben im Stande bin.
1. Ein neupolnisches f wird vertreten:
A. In Wurzeln durch a, q, e, en, und zwar kommen, so
viel ich aus der im Archiv gegebenen Darstellung schliessen
kann, die Bezeichnungen a -{- q im Allgemeinen ebenso häufig
als die Bezeichnungen e -f- en vor.
B. In Stämmen (Verba II. Classe) durch e.
C. In Worten:
a) aco. sing, subst. fem. mit harten Stämmen duixh q, e;
seltener a;
h) in demselben Casus der subst. fem. mit weichen Stämmen
durch a, (seltener) f[, (noch seltener) e;
Sinai als ^ (d. h. er ist Smal durch q ausp^odrUckt). Daraus sieht man,
(Uas die betreffenden Pronomina mq, cq, &q gelautet haben. Der 8mal
▼orkommende Nasal kann hier von keinem Belang sein, da, wie wir
später sehen werden, in diesen Formen nie ein n sein konnte und man
die Smalige Bezeichnung des q (d. i. o) als felilerhafte Bezeiclmung für
^ ansehen kann.
y<?s^ Leci«i«vski
cj in demselben Casus der pronooL demonstr. und possess.
adj. nach der substantivischen Declination durch e,*i;
d) Verba 1. sing, praes. durch a, a.
2. Neupolnisches tf wird ausgedr&ckt:
A. In Wurzeln wiederum durch a, a und im gleichen
Masse durch e, en.
B. In Stämmen:
a) in -rf -Stämmen durch q;
b) in -m^n-Stämmen durch /j, f.
C. In Worten: acc. sing, pronom. pers. durch e.
3. Neupolnisches o wird bezeichnet:
A. In Stänmien durch a, an, a.
B. In Stämmen:
a) Verba 11. Classe durch a ;
h) part. praes. durch a, an, a; in Formen auf ety kommt t tot.
C. In Worten:
a) acc. sing, der subst. fem. Sinf ja: n;
h) acc. sing. adj. fem.: n;
c) instr. sing, subst. fem.: a;
d) instr. adj. fem,: <i;
e) Verba 3. plur. durch a, a-
4. Neupolnisches io wird vertreten:
A. In Wurzeln durch a, an.
Zur Bezeichnung der Nasalvocale sind also im erwähnten
Sprachdenkmal folgende Zeichen angewandt worden : e (en), 'j.
a, an ; dass e, eu den neupolnischen Laut e bezeichnet, ist selbst-
verständlich. In den mit e und en bezeichneten Fällen kommt
auch wirldicli im Neupolnischen ein e (resp. tV) vor. Von den
beiden anderen Bezeichnuno:en a fan) und a kommt a vor-
wiegend und man könnte sagen beinahe ausschliesslich in den-
jenigen Kategorien, wo im Neupolnischen o vorzufinden ist vor.
Es ist deshalb der Schluss berechtigt, das Zeichen a drücke da»
Neupolnische o aus. Die Bezeichnung a endlich dient haupt-
sächlich zur Bezeichnung des neupolnischen Lautes e, weniger
'Der Lantwerth der Nftsalvocale im Aitpolnischen. 889
des Lautes q. Welchen Laut kann also r^ repräsentiren ? Da
a, an den neupolnischen Laut q und e, en den neupolnischen
Laut f bezeichnet, so kann q nur noch den Laut q (wie er in
den schlesischen Mundarten lebt) bezeichnen. Einen anderen
lautlichen Werth ihm zu substituiren, ist unmöglich. Wir haben
also auch in ,Sprawa Chedoga' die drei Nasallaute (i, e, q zu
unterscheiden, und zwar findet sich (f. fllr neupolnisches f vor
in fast gleichem Masse wie f selbst; fiir neupolnisches q kommt
(f, nur noch sporadisch vor.^
V. Dialektischen Charakter trägt ein drittes, aus dem An-
fange des 16. Jahrhunderts stammendes Sprachdenkmal, heraus-
gegeben und besprochen ebenfalls von Dr. A. Kaiina unter dem
Titel: ,Artykuly prawa magdeburskiego^^ Auch über die Hei-
mat des Dialektes dieses Sprachdenkmals etwas Bestimmtes
auszusagen ist unmöglich, da alle Daten fehlen. Man weiss
nicht, woher der Verfasser des Denkmals stammte, noch wo
dasselbe verfasst wurde. Aus dem Umstände, dass in Krakau
der Hauptsitz der polnischen Jurisprudenz war, und dass dort
gelehrte Universitätsprofessoren des Rechtes wirkten, könnte
man vielleicht der Ansicht sein, dass dieses Sprachdenkmal in
einem der kleinpolnischen Dialekte geschrieben ist. Wenn auch
die Frage darnach für uns sehr wichtig ist, so hat sie keinen
so grossen Werth als die Thatsache selbst, dass wir überhaupt
einen von den Dialekten vor uns haben, was keinem Zweifel
unterliegen kann. Da die Besprechung der Nasallaute in ,Ar-
tykuly prawa magdeburskiego^ von Dr. A. Kahna ebenfalls an
dem Fehler leidet, den wir vorher hervorgehoben haben, und
wir den Text besitzen, so fanden wir es ftir rathsam, eigene
Untersuchung in dieser Hinsicht anzustellen; dieselbe ergab
folgende Resultate:
1 Was die Pron. pers. anbetrifft, so lässt sich hier we^en der mangel-
haften Bezeichnung der Nasalvocale nichts Genaueres aussagen. Da
in diesen Formen kein a vorkommt, so kann man daraus höchstens
schliessen, dass sie ma, ca^ Sa nicht gelautet haben. Man hat wohl m^,
ie^ 4^ gesprochen.
2 Vgl. Rozprawy Akad. Um. w Krakowie, Bd. VUI, ö. 227—318.
HOO Leciejowski.
1. Neupolniöches e ist vortreten:
A. In Wurzeln: ^
a) durch em (vor Labial) : postempkow (Uebersclirift) ; pontem-
2)ycz 27, vysteinpku 21 j vystempkijem 33, renikoyenuitwo
21 y 4ü-, im Ganzen ümal;
b) durch en (dental. guttui\) : hendzye 3, lü, 24, 25, 38 (2mal),
51, renczy 39, 48 (2mal), 51, vypendaly (vyp^doli); im
Ganzen 78mal.
B. In Worten:
a) acc. «ing. subst. fem. auf -a, -ja-;
a) durch e: dzyioke (d'evk^) 18, glowe 23 (3mal), lyczbe 36;
im Ganzen 28mal;
ß) durch a (was höchst wahrscheinlich ein Fehler ist):
gerad 15;
h) acc. fem. pronom. «; the 25; im Ganzen Imal.
2. Neupolnisches i^ ist vertreten:
A. In Wurzeln:
a) durch en: czenszcz 11) (2mal), 47, czenaczy 19, dzyesaemz
(d'e^cc) 31; im Ganzen 3 Imal;
b) durch e; wnsala 14 (2mal); im Ganzen 2mal;
c) durch on: swonthy (= svety) 28.
B. In Stämmen (r^-Stämmen) :
a) durch en: im Inlaut: bydlencza 51 (2mal); im Ganzen 2mal.
b) durch e: im Auslaut: bydle 51 (Smal); im Ganzen 3mal.
C. In Worten, acc. sing, pronom. person. :
a) durch e; ssye 1, 4, 10, 23, 24, 27, 28, 29, 30, 35, 40,42,
sye 18, 25 (2mal), 30 (2mal), 34, 35, 39 (2mal), 43, 12,
21, 2, 47; im Ganzen 20mal.
b) durch a: sya 4, 8, 9, 10 (2mal), 18, 9, 13, 14, ssya 16 (3mal),
88y(i 2, 4 (2mal), 5, 8, 1(5, 17, 18; im Ganzen 20mal.
^ Dio den Citatoii boigefügte Zalil gibt den betreffenden Paragraph de»
Originals an, wu das angeführte Wort zu tinden ist. Ich habe aiu
Druck- und Veroinfachungsrücksichten in der vorliegenden Abhandlung
dio Zftichon : y durch ^, S durch c, f und g durch *, fz durch «:, of durch
fi, ^ durch e ersetzt, da dadurch dem Lesen der angeftlhrten Worte, be-
sonders bei unserem Bedarf kein Abbruch gethan wird.
Der Lüatwerth der Nasalvocale im Altpolnischen. 891
3. Ncupolnisches ^ ist vertreten:
A. In Wurzeln:
a) durch un: funthy (Pfund) 16, hundby (b^d'by) 33, »und 51;
im Ganzen lömal.
b) durch en (wohl ein Fehler): sendowemu (sodovemu) 30.
c) durch an: mansz 15 (2mal), 19 (5mal) 21, 39, •ponyekand
13, zlanczenyra 19; im Ganzen llmal.
B. In Stämmen :
a) suff. -IUI' durch an: przyczysznancz ; im Ganzen Imal.
b) Part, praes. :
oi) durch un: powyedayuncz 4, mayunczy 7, mayvnczy 33,
37, nalyczunczy 22, lyczunczy 31 (2mal), lyczunczego 32,
stoyunczy 31 (2mal), stoyvnczego 32, russayvnczy 32,
goruncze 21 j gorunczy 27; im Ganzen 14mal.
ß) an : spratvuyancz 28, gorancze 27 ; im Ganzen 2mal.
y) ^f« ^yw/'y^^cz 7; im Ganzen Imal.
C. In Worten
a) acc. sing. fem. adj. nach der zusammengesetzten Decli-
nation:
a) durch u: nyevydomu 16, zasthalv 16; im Ganzen 2mal.
ß) durch a: kthora 16, podtrzana 18, trzyecza 19 (2mal),
wszelka 24, kradzona 40; im Ganzen 6mal.
6^ instr. sing, subst. fem.:
a) durch a: braczya 14, 35; blyszkozza (blisko^cq) 35;
pracza 19; j-enfa» 24; syosthra (?) 15; przysaenga 43;
im Ganzen 7mal.
ß) durch w; rewiw 47; rzeczu 30, r^nw 26; im Ganzen
3mal.
cj instr. sing. adj. fem.:
a) durch a : vydana (?) 15 ; wlaszna (vlasw^J 24 ; im
Ganzen 2mal.
ß) durch u: spolnu (spölng) 47, kthorv 30; im Ganzen
2mal.
d) instr. pronom. :
diu'ch a: soba (sob^) 23; sznya (= z no) 19; im Ganzen
2mal.
(jJ2 Leciejewski
e) 3. plur. praes.:
a) durch a : moga 1, 7, 43 (2iiial) ; przyzwola 1 ; przy-
cliodza 2; im Ganzen 25mal.
ß) durch cf. (cf) : moga 28, vynuyq 12, przyaluszc^ 21, zaka-
ruyij, 28, 'przyq, 43; im Ganzen 5aial.
y) durch u (v) : ssu (sunt) 2, szu (sunt) 35, schv (sunt) 2,
16, 30 (2mal) 31, 43 (2mal), ydv 2, 28, Jyoru 2, 45,
mayv 2; im Ganzen 61mal.
Neupolnisches 19 ist nur in Wurzeln vertreten:
a) durch an : xang (in der Ueberschrift) prsyssancz 4, 16
(2mal), 46 (3mal) 49, vrzyand 8, 16, porzandnym 43,
ohwyamek 49; im Ganzen 12mal.
b) durch a: wssal (= v^qI) 36 (2mal).
c) durch un (vn): vrzund 21 y przyssvngssy 9, przysuncz 25,
30, wssun (v£ot) 19; im Ganzen 5mal.
d) diu'ch u (v): czugnye (6qghe) 9, przeyvl 40; im Ganzen
2mal.
e) durch r^ (q): icyqzany 11, pyenyqdze 17, 32, pyenc^izy 16]
im Ganzen 4mal.
Wenn wir nun die Bezeichnung der angeführten Zeichen
näher betrachten, so sehen wir vor Allem, dass sie in zwei
Classen zerfallen, und zwar in solche, die den Nasalconsonanten
hinter sich haben (en, an, un)j und in solche ohne den Nasal-
consonanten {e, a, iij u); die ersten kommen im Inlaute, die
zweiten im Auslaute vor, ein Beweis, dass die Nasalvocale im
Auslaute noch vollständigen Rhinesmus besassen, während sie im
Inlaute bereits in einen hellen Vocal und den betreffenden
Nasalconsonanten zerfallen waren, dass man den letzten deut-
lich unterscheiden und in der Schrift entweder als ,m^ oder /
bezeichnen konnte. Die phonetische Seite dieser Nasallaute
lässt sich ziemlich leicht bestimmen ; dass nämlich e (29mal
flir r, 33mal für ie) und en, em (93mal für e, 35mal für tf) den
Nasallaut r (rcsp. iV), und dass v, u (im Ganzen 68mal fär (?;
2mal für i(^) und un (29mal füi* o, 5mal für iq) den gepressten
9 (^)* resp. io (10 bezeichnen, gibt jeder zu. Es könnte nur
Zweifel sein , welche Laute durch a (im Ganzen Imal für f»
42mal für <^ und 2mal für i^), an (13mal für (> und ISnial ftr
io) und cj, (4mal für i^) ausgedi'ückt werden sollen. Der Um-
[Xi Ualwuth 4« Nh^t«!* In AltrolnlKben. 893
staut! , dasö rj «uch danii verwendet wird, um das gepresste
a, d. i. M uuBzudrllcken, z. B. zachowt^ 17, gprawq 25, zoni^ 39,
nryli-n lü etc., zeigt uns, dasB /j. den gepreaeten Nasallaut q
('2) bezeichnet. Jetzt ist es klar, dasa a (reap. an) nur den
hellen i|- (resp. (<(-) Nasallaut bezeichnen kann. Dafür spricht
auch die Anwendung von a im acc. arng. der prouom. pcrson.,
wo ein \i (welchen Laut man den a noch hllchstcns vindiciren
künnte) niemals vorkommen kann.
Somit hat die Mundart des Denkmals; Artykuly prawa
magdeburakiego' folgende Nasallaute: f, g, 'J, ((.; berücksichtigt
man noch die Weichheit dieser Laute, so erhält man folgende
Nasalvocale : f, if , g, ig, ^, if, wjt. Die Laute sind folge nderm aasen
vertheilt: An Stelle des neupulniscben f kommt auch in diesem
Sprachdenkmal überall ein f vor; das neupolnische tf wird
ebenfttllB durch «f vertreten, nur im acc. sing, pronom. person.
kommt (Vf neben te vor, und zwar im Verhältniss von 20 : 2Ü,
also beinahe noch gleichmäasig. Das neupolnische ^> wird in
unserem Denkmal entweder durch g oder durch ^, aber auch
durch 'f vertreten, und zwar steht der letzte Laut im Verhält-
nisse zu den beiden g- und ^-Lauten, wie 55:103, d.i. l:ä,
ist also noch ziemÜch stark vertreten.
Das neupolniscbe ig ist vertreten ebenfalls durch t'g (4mal),
lg (7mal) und iVf (14mal); somit verhält sich ^ zu g und j/
Avie 14:11, das heiast der häufigere Vertreter vom neupolni-
achen i'j ist i'j.i
VI. Einen dem Stande der Nasallaute in der neupolni-
sclien Volkssprache ähnlichen Charakter zeigt der Dialekt eines
Liedes von der heiligen Jungfrau Maria, dessen Original sich
gegenwartig im Besitze dea Directore dea Oasolii^ski' sehen In-
stitutes, Dr. Woj. Kc'trzynBki, befindet. Da Prof Dr. L. Mali-
IWos die Form dea aui:. Hing, pruuoni. periton. uabetriSl, so ist bereits
uhoa gesagt wordou, ilnsa «ie theils ie (denn uur die 3. Person Icoinml
vor), tbeils iii gelautet hat, und ewot kummeu beide Formen zieuiliuli
gleich oft vor. Einen Unterschied Ewiachen den beiden Formen xii
uuiiBUitireii int Dicht möglich, da sie unter gleichen Bedingungen ge-
braacht werden. FUr unsere Uutersuuhuug ist oh hOchst wichtig, dass
der I>ant ia eich gersde hier erhnlten h&t, während er in den anderen
Kalegoricn beroit:> vcrscLnuuden ist.
894 Leciejewaki.
nowski dieses kleine Sprachdenkmal bereits besprochen hat,'
so brauche ich nur seine Resultate zu wiederholen. Nach ihm
ist ausgedrückt:
A. Neupolnisches f (acc. sing, subst.) durch e: drogt,
tnatke, chwale (hval^).
B. Neupolnisches iV durch e:
a) in Wurzeln: naswietsza, suietasz, suethy, nad tmetimi, po-
czety, poczela, tcszielay
b) in m^w-Stämmen: pUemiey
c) in acc. sing, pronom. pers. : przesz czie, nad czie, $ie.
C. Neupolnisches o:
a) in Wurzeln durch u: bucz (b^cT),
b) in part. praes. act. durch u: tcszeckmoguczyj
c) in Worten:
a) acc. sing. adj. fem. durch u: peunu (peln^), wdku
h) instr. sing, pronom. pers. durch q: stob<^
y) Verba 3. plur. praes. durch q: 9z^i (sunt).
D. Neupolnisches iq in Wurzeln durch u: tcsziul.
Wir haben somit folgende Zeichen fiir die NasalUute:
e, q, u. Dass e den Laut e und u den Laut ^ (t^) bezeichnet,
unterliegt keinem Zweifel; welcher Lautwerth ist aber dem
Zeichen a zuzuschreiben? Aus dem Umstände, dass dieses
Lied bereits den Laut o (u) besitzt, der aus einem q (([) ent-
standen ist, glaube ich schliessen zu können, dass a den Laut
o (q) ausdrückt. Daher besitzt dieses kleine Sprachdenkmal
die Nasallaute: t- , o Oi) und dessen weitere Entwicklungs-
stufe ö (h),
Professor L. Malinowski spricht auf Grund der Bezeichnung
e die Vermuthung aus, dass die Sprache dieses Liedes die
der pommerschen Kaszubcn ist, weil dieselben heutzutage em
altslov. a; (ueupolniseh r und o) neben anderen Lauten (V, 2> 1^
auch als u und ein altslov. A (^neupoln. iV, lo) auch als«
sprechen. Die Gründe für diese Vermuthung sind nicht stich-
haltig; denn erstens darf man den heutigen Stand der Kasal-
* Vgl. L. Malinowski: ,Sladj dvjalektyczne w oznaczaniu samogtosek n»*
sowych w kilku zabytkach iezyka, polskieg^ XV, XVI wieko, in Koip^-
Akad
Dor Lautwerth der Nasalvocale im Altpoloischen. 895
laute nicht als Massstab fiir die Nasal vocale vor circa 260 Jahren
nehmen; zweitens ist die Bezeichnung w nicht w, sondern ^ (q)
und e als f zu lesen, wozu das Zeichen ci uns nöthigt. Dass
nändich (^ einen Nasallaut bezeichnet, kann nicht bezweifelt
werden; dies wäre aber nicht möglich, wenn ?^, welches ja aus
einem 9 (([) entstanden ist, seinen Rhinismus verloren hätte;
denn dann müsste ja 9 schon früher seine nasale Aussprache
eingebüsst haben. Aus diesem Grunde glaube ich e imd u als
f und ^ (q) lesen zu müssen. Ist dies aber der Fall, dann
ist der Dialekt unseres Liedes in keiner Hinsicht der kaszu-
bische. Dem steht auch der Umstand entgegen, dass wir in
der Sprache des obigen Liedes keinen Laut <i vorfinden, der
in Hinsicht der Nasallaute im Kaszubischen stark vertreten
ist. Ich vermuthe in diesem Liede eher den kleinpolnischen
als den kaszubischen Dialekt.*
YII. Den grosspolnischen Dialekt bietet uns das Sprach-
denkmal: ,Magisti'a Jana z Szamotui, dekretöw doktora, Pater-
kiem zwanego Kazania 0 Maryji Pannie czystdj', herausgegeben
von Prof. L. Malinowski (in Sprawozdania komisyji jezyko-
wdj Akad. Um. I, S. 161 — 294). Da der Verfasser dieser
Predigten, Magister und Dr. Joh. Paterek, aus Grosspolen, und
zwar aus Szamotuly (heutzutage Samter genannt), einer Stadt
der Provinz Posen stammte und sein Werk in Grosspolen ent-
standen ist, wie der Ort seiner Aufbewahrung, nämhch die
Stadt Thorn, bezeugt, so dürfte unsere Behauptung in Betreflf
der Mundart dieser Predigten begründet sein.
Die Predigten müssen, wie Prof. L. Malinowski gezeigt
hat, in den Jahren 1504 — 1519 entstanden sein. Da der Text
ziemlich umfangreich ist und in allen seinen Theilen, besonders
in der Bezeichnung der Nasalvocale einen einheitlichen Cha-
rakter zeigt, so haben wir uns auf grössere Auszüge beschränkt;
wir untersuchten die ganze erste Predigt (S. 171 — 185) und
den Anfang der dritten (S. 237 — 247)^ d. i. den vierten Theil
des ganzen, über 100 gi'osse Octavseiten umfassenden Sprach-
denkmals. Die beigefügte Zahl gibt die Seite der Krakauer
Ausgabe, wie sie in den ,Sprawozdania' uns vorliegt. Unsere
Untersuchung ergibt folgende Resultate.
1 Acc. sing, pronom. pers. zeigt nur die eine Form nie, 6e^ 6e.
B. In Summen:
Verba IL CIjÄge durch m omjl : $taa»^ 2-k>. ßa^ila :M$,
177.
C. In Worten :
41; acc. *ing- mbst. fem. auf -<i, -^ii^ dareh 'S .-
«irdb«! 176. AmL,\ 1^5. 543. J«»; 175, ±41 tmA\tAi,
•ittjeri^i 173: im Ganzen iVm^L
h'j acc. sieg. proLom. fem. dorch *\ <17mjJ :
fÄ.1 172, 173. 171*. 1>1 2mal\ M 1^2 Anal, ±41,245.
246 ,3mAl . 247 ».2mjJ;, o»ti 1^5, liroyi 175, 1:?1.
Cj Verb. 1. sing, dorch -i:
h'id^i 171, 244, <hcsß\ 171, 175, czyuyi 171« mesymyt 241;
im Gjmzen 35mjd.
Der neapohiische VocjJ f ist abo in diesem Spn«h»
denkmal ohne Ausnahme durch ti wiedergegeben.
2. Neupolnisches iV isi vertreten:
A. in Wurzehi:
a) durch 't '«'fy.* cz^utu 172. 179, cz^Mocry 184, 237, lüsjf-
cuyacz 1>1^ 237, cz3^fMcA:o«rcz^c] 240, cr^MdL*<Mcc?y 240,
y*l=yk 181 ; im Ganzen 2l*2nial.
6; durch a: r^/42 irifjitaj 177 (^nur Imal'.
B. In Stämmen:
a) -f /-Stämme durch 'i 2ma]: £jwy<pi 173, 177;
&^ -trij-Stämme durch 'i 2mal: znamytt 172 ^2mal), yniya 247.
C. In Worten^ acc. sing, pronom. pers.:
a) durch a: mya 172, ISl, 182 [2msA\ 1S3, 237, csyn 177,
181, 184 (2mal), 185, 240, 244, sya 171 (Gmal),
172^3mal), 173 |,3mal), 174 (2niÄl), 175. (3mal), 176
(7mal), 177 ^^3mal), 178 (4mal), 179 (4mal), 180 (lOmal),
Der Lantwerth der NasaWocale im Alipolnischen. o97
181 (3mal), 182(4mal), 183 (2mal), 184(2mal), 237 (6mal),
238 (7mal), 239 (2mal), 240 (2mal), 242, 243 (mal),
244 (7mal) 245 (4mal), 246 (6mal), 247 (6mal), 175,
183, 246, sq {=6q) 175;
b) durch a: sya 175.
Mit AusDahme zweimaligen Vorkommens von a (was
sicherlich ein Fehler für q, ist) wird das neupolnische ff immer
durch iq> ausgedrückt.
Neupolnisches 2 wird vertreten:
A. In Wurzeln :
durch q: bqdz 239, blqdzycz 177, blqdzy 241 , dostqpycz
244, zynqd 238, lostqpy 242, stqpyl 242, 243; im Ganzen 45 mal.
B. In Stämmen:
a) Verba 11. Classe durch q 7mal: dolknql 178, ogamqcz 179,
stanql 247, utonqcz 172, unyknqcz 245, zamknql 173, 179.
b) Part, praes. durch q: bqdqcz 178, 239 (2mal), vyznatmyqcz
241, wschodzqczey 176 (2mal), wszechmogqczy 238, zay-
rzqdz (fUr zairzqxi = invidens) 244; im Ganzen 63mal.
c) in Suff, auf f<- durch q: zwyerzqtkach 247.
•
C. In Worten :
a) durch q: acc. sing, subst. fem. auf -d, -ja: maryq 173
(3mal), 179 (2mal), 181, 241, 243, 245, 246; im Ganzen
lOmal.
b) acc. sing, pronom. fem. zusammengezogene Form 5 mal:
swq 173, 181; thwq 174, 241; twq 245.
c) acc. sing. adj. fem: angdskq 244; boskq 279, 238; bozq
178, 238, 239; czlouyeczq 238, 244; im Ganzen 55mal.
d) Instr. sing, subst. fem.: boleszczyq 240; chwalq 237, 245;
czyqszkoszczyq 240'^ czystoszczyq 118^ 185, 237; dobroczq
243; im Ganzen 66mal.
e) Instr. sing. adj. fem.: bozq 171, 177; czystq 182, 184;
grzesznq 182; ktörq 173, 174; im Ganzen 40mal.
f) Verb. 3. plur. praes.: bqdq 183 (3mal), 246; byuayq 184,
240; bronyq 180, douodzq 241 (2mal), gardzq 183; im
Ganzen 43mal.
HÖH Leci^jewiki.
g) Instr. prononi. pcrs. 4mal: mnq 183, tobq 176, 177, 185.
Also auch das neupolnische o ist überall durch q wieder-
gcp^cben.
Neupolnischcs io ist vertreten:
A. In Wurzeln :
durch n (iq): f^'^y^^y^i^!/ l^H, 170, dzyewffqthy 178, 171),
Jdyrithwy 181, ksyrtf^zki/ WJ (ßm&l) , kfn/f[zrf. 172, 177; im Ganzen
78inal.
B. In Worten:
durch fi: yff, 172 (2mal), 174 (2mal), nyq 176, 178, 244,
247; im Ganzen 31maL
Daraus ersieht man, dass auch neupolnisches i^ durch in
wiedergepjeben wird; somit werden die beiden neupolnischen
Laute f und f^, wenn man die Weichheit ausser Acht Iftsst,
durch eine und dieselbe Bezeichnung, nämlich q wiedergegeben,
d. h. sie wurden gleich ausgesprochen, sie lauteten gleich.
Welcher Laut ist nun damit gemeint? Da der Laut f unmög-
Hch durch q wiedergegeben sein kann, ebenso wie ein e nie
durch 0 ausgedrtlckt werden kann, so kann q höchstens die
Laute fj. oder f[ l)cdeuten. An die bekannte, in Drucken des
10. Jahrhunderts angewandte Regel, nach der man mit a das
polnische a, d. i. d bezeichnete, zu denken und daraus zu
folgern, dass hier ff, auch q bedeute, ist nicht statthaft, da
die Predigten des Paterek kein gedrucktes, sondern ein hand-
schriftliches Sprachdenkmal sind und eine von den gedruckten
Büchern (z. B. MarchoH) ganz abweichende Orthographie auf-
weisen. Auch wäre es schwer zu glauben, dass ein neupolni-
sches e im grosspolnischen Dialekt am Anfange des 16. Jahr-
hunderts als q, d. i. <^ ausgesprochen wurde. Das Zeichen q
muss desshalb einen Laut vertreten, der sowohl f, als q be-
zeichnen kann und zugleich der graphischen (a zur Grundlage
habenden) Bezeichnung entsprechen muss. Die beiden vorher-
gehenden Sprachdenkmäler, sowie vor allem die kaszubischen
Dialekte, zeigen zur Evidenz, dass dieser Laut nur der Nasal-
laut q sein kann. Mithin kennt der (grosspolnische) Dialekt
des Paterek nur den Nasallaut q (d. i. q und iq). Dieser Laut
Der Itantworth der NasaWocale im Altpolnischon. 809
ist in dieser Mundart der ausschliessliche Vertreter aller neu-
polnischen Nasallaute. 1
VIII. Ganz denselben Stand der Nasalvocale zeigt ein
anderes aus derselben Zeit stammendes Sprachdenkmal, nämlich:
,Wigilie za umarle ludzie', veröflfentlicht von Prof. W. Nehring.^
Das Manuscript befindet sich in der Gräflich Krasiiiski*schen
Bibliothek in Warschau. Das Papier hat die Wasserzeichen:
Krone und Ochsenkopf, welche nach Estreicher aus dem
Jahre 1519 stammen. Die Handschrift zeichnet sich durch
Sorgfalt und Eleganz der Sprache aus. Prof. W. Nehring be-
merkt in dieser Beziehung unter Anderem Folgendes: ,Auch
die durch Consequenz sich auszeichnende Orthographie spricht
dafUr, dass das Büchlein von einem im Schriftthum geübten
Manne herrührt' (Archiv VII, 291). Um so zuverlässiger kann
man sich also auf die Orthographie dieses Denkmals stützen.
Die Frage nach der Bezeichnung der Nasalvocale stellt
sich folgendermassen dar:
1. Neupolnisches ^ ist ausgedrückt:
A. In Wurzeln :
a) durch q: bqdq (1. sing.) A 294; E 15; bqdq (3. plur.) 24 2;
szqdzya (s^d'a) 7 12; vdrqczayqcz A 296; wnqthrznoszczy
A 298; wazoicye (v^zove) 148 10; im Ganzen 47mal.
b) durch qn: bqndq (b^d^) 58, 6 e, odpr^ndzy 94 4 ; roszpqndzy
5 12; im Ganzen 14mal;
c) durch an (vor Dentalen, Guttur.) : bandq (1. sing.), A 297
53, 54; szandze (s^d^e) 148 11; im Ganzen 47 mal;
d) durch am (vor Lab.) Imal : zambyech A 296.
B. In Stämmen der Verba 11. Classe :
durch q 6ma,l : pragnqla 41 2, 622; przemynqli (fem.) A 296;
ogarnqli 39 17; sczisnqli 39 17; sgynqla E. 20.
1 Die Form des Acc. sing, pronom. pers. hat, da 8ie nur als: myq, czt/q,
9yq geschrieben vorkommt, mq^ 6q, Sq gelautet.
^ Die Psalmen dieses ^Officium* hat Prof. Nehring in seiner Ausgabe des
Florianer Psalter (vgl. unten), die prosaischen Theile im Archiv VII,
8. 291 — 298 herausgegeben. Den Psalmen fügen wir die Zahl des be-
treffenden Psalmes, den im Archiv abgedruckten Theil die Sign. Ä unter
Begleitung der betreffenden Seite des Archivs bei.
900 L«ciejew»kL
C. In Worten:
a) acc. sing, subst. der -a-, ^'a-DecImadon dvrrb ^- v^
1 131 nogq A 294;' oby€Üq 26 ii; yrifUfC^i Ä 3Sli: po-
9zqg<i (prisege) A 297; im Gbunxen oObuI:
6) Acc. sing, pronom. poss. fem. durch q ä^mal: Mfs A 94
i3ma]\ A 295: twoyq A 295, 39 u: saK^jja 39 ä:
c) Verba 1 sing. prae«. dorch q : iqdq A 3IW. E 15: »
bronyq 39 u: zaplonq 9Zjf<l 24 1; ^mocwi 6«: saqf« %rr,
vivo) A 296; im Grenzen &fanaL
2. Neupolnisches iV ist wiedergegeben:
A. In Worzefai:
durch q: czyqska ^cezka) A 294; yaz£fey 5u: «J^p«^> E. li:
OKryqdz^ (otf^Xt) 24 ii: poczqtego A 295: zmgpnfa^ .aaiiK»^''
39*i: im Cranzen 30mal.
B. In Stämmen:
a} in «^-Stämmen:
i) durch 'i 4mal : dzyeczffn A 297 : kxyqsq^a 14> ti : pinen
IL 15: *Hry*!rzqta 14-Si»:
^] durch qn InuJ: kxyqtsqnty A 295:
7) durch an InuJ: kryqszanly A 295;
b' in m^nStajnmen durch q im Ganzen lOmal: jy^f^ 'j^J
A 2t>>. 5:4.
C. In Worten:
Aco. sinz- pronom. p-rrs. «iurch 'i : mt^q A 694<^12nul . A ?A^
-^mal , A Ä»:> i:>m:il . A 2i>7 ^raafi, A 20^ 2malK y4-«- 5... ^:
.2Tiiar.^i,^>4.T: :3mÄl.7i,22i 2mAl , 22i, 22i. 22*, 24i.?4i
.2tnAl ,24:^. 24i.^ 24-. 2^>» ±n^ , 2^?i.K26ii, 26u ,201*:.*:*.
2^>i:. ^^^i-^ 2=iaJ, oi^i :>i»i, S*:^. X' ir : 2nialX 39 1-^, 39i^ -^»n-
WiK 41 ij. E 13 2mÄl . E 15. E U\ E 23: czyn A 297, Ai*^
,2aiÄl\ 7:. 24 :i. 24-. 2^>:i. :3:.'i:i, E 21 12010!^, 12!94: *:yi Ai^
oniAl. A Ä^5 oddi , A 2»>> ..^niAl , A 297 rimsd), A 29:? 4mil'.
^1. iUi.5:. 5u 2niAi\ ^i. ot. f>-,»6i'> ^maTK 7igy 7 12. Tu* ^J'«
p«>siiisti ia :: ^r^] pelem aeoni ♦>£ ienmct. lect. ÜT) wird rr^a P^
N^hrtajt Irrthiiilrca als: j*}hjij%^ nsil«? ottcaat moim fgleiwn: *ieb«**'
Der Lantwerth der Nasalvocale im Altpolnischeo. 901
7 18, 224, 24 1, 242, 24 12, 24 13, 24 15, 24 17, 24 is, 24 20, 24 21, 26 1,
263, 264, 266, 26 12, 2620, 395, 398, 39 is, 39 19, 39 21 (2mal),
39», 40 4, 40 11, 40 12, 40 14 (2mal), 41 2, 41?, 41 8, 50 1, 648 (3mal),
64 11, 64 14, 1485, i486, 148 14, 1492 (2mal), 1494, 1495 (2mal)5
nach Präpositionen ebenfalls: myti 7 9, 22g, 248, 24 17, 40 10, 41 10,
E 17; czyq, 24 1, 24 21; zaazycf. 39 21.
Neupolnisches o ist vertreten:
A. In Wurzeln:
a) durch rj; mqsz [yiv) 396; mqczy 41 3; fr^i 150 3; vitrqczono
A 296; im Ganzen 21 mal;
b) durch rp: bqndz 1 a, 39 19; blfindzq 94 10; szqnd A 295,
14928; szf^ndzycz A 294; szfindzye 24 10; szqndz 79; rank
A 296; also 9mal;
c) durch an: bandz A 296; szandzicz A 294; A 296 (3raal);
szandzycz A 294, 248; szandzy A 297.
B. In Stämmen:
a) Verba II. Classe durch (f. 3mal: pi'zemynqcz A 295; szczyq-
gm^ 7 13 ; vitargnql E 20 ;
b) Part praes. act. :
a) durch q: dzyahiyrycy 2A:^\ gotvyf^ GAi] grzeszffcim 24:9]
zyvyqcsdch A 295; wazghidayqce E 16; im Ganzen 29mal;
ß) durch qn 3mal : hadayrincz 7 10 ; czekqyancz 39 1 ; szv-
kcttfqncz 3923.
C. In Worten:
a) instr. sing, subst. durch q 7mal : czczyyq (^60) A 298 ; mocz(^
(mocq) 64?; nyenawysczyq 24 20; pi*awdff, 59; proszbff.
A 298 ; skora A 294, A 297 ;
b) acc. sing. adj. fem. durch q im Ganzen llmal, z. B. bozq
(boiq) 268; yaxcnq, E22;
c) instr. sing. adj. fem. durch ff> im Ganzen 6mal, z. B. :
byszkvpyq A 298 ; kaplanskr^ A 298 ;
i) instr. sing, pronom. pers. durch ff,: rnnq A 2f)5, A 296
(3mal); fobf^ A 294, A 295; im Ganzen 18mal;
t) Verba 3. plur. praes. durch q: bqdq 242, 648; sznuiczq
22$; zqdayff. (iqdajq) A298; zyczif, 39 21; zivya E 19;
im Ganzen 61 mal;
ß) durch V 2mal: handv 610; 64 12; rzeknv 3923.
Sitiuigsber. d. phü.-hisi. Cl. CXI. Bd. II. Hft. 58
902 Leciojewski.
4. Neupolnisches io ist vertreten:
A. In Wurzeln:
a) durch f^ : (jlyiidal 20 13 ; poglyrida 1)4 :. j pozi^tJ^la A 29G ;
jyozficUine A 29r> ; zici/fizaly 149 8 ; im Ganzen 28nial ;
b) durch an 7raal, z. B. ohrztind 24 5 ; rzfind A 2f>7.
B. In Worten:
a) acc. sing, subst. der -j'a-Declination durch ([ ^iiial: bracziffi
A 29S; ju)8czyelt/(i 4().i; üo/^f^ 2(5 s, 39 ii;
^;i acc. sing, pronom. demonstr. fem. durch ^f 3mal: yi^Si)»
(34 1» (2mal).
Die Ilauptbezeichnung für die Nasalvocale in ,Wigilie za
umarle ludzie^ ist also f^. Es steht im In- und Auslaute, es
vertritt alle neupolnischen Nasallaute in allen Kategorien, muss
also einen Laut bezeichnen, der in den genannten Bedingungen
auftreten kann und zugleich dem graphischen Zeichen entspricht;
dieser Laut kann aber, wie bereits oben gesagt, nur der Laut q
sein. Ausserdem kommen im Inlaute noch f^n (14mal für f, Imal
für iV, 12mal fllr o, 7mal ftlr io)y an (4Gmal flirr, Iraal ftlr v ,
Hmal fiir o) imd am (Imal vor Lab.) vor. Das 'den Zeichen
beigegebenc n (vi) zeigt, dass der betreffende Nasal vocal im
Inlaute nicht mehr ganz rein und vollkommen nasal ausgesprochen
wurde, sondern dass er bereits zu einem reinen Vocal und Nasal-
consonanten sich gespalten hatte. Wenn der Nasalvocal in den
betreffenden unten angeführten Fällen nicht die bezeichnete Aus-
sprache gehabt hätte, dann hätte der Schreiber auch kein be-
sonderes Zeichen fin, an (am) gebraucht, sondern das allgemeine
Zeichen q gesetzt. Die Verschiedenheit der Bezeichnung muss
deshalb ihren Orund in der lautlichen Aussprache des Nasal-
lautes haben. Diese Aussprache aber konnte keine andere als
die oben bezeichnete, geschwächt nasale gewesen sein. Und
zwar musste sie, aus den Zeichen qn, an (am) zu urtheilen, auch
noch auf dieser Stufe eine zweifache gewesen sein, denn sonst
hätte sich der Schreiber sicherlich nur mit dem einen Zeichen
an begnügt. Doch welches mag der zwischen ihnen obwaltende
Unterschied s(^in V Wir glauben nicht zu irren, wenn wir dafUr
folgende Erklärung geben. Das Zeichen ff drückt an und ftlr
Der Lautwerth der Nit8tiiyoc:ilo im Altpolnischon. OOo
sich, wie bewiesen, in ,Wigilie' den nasalen a-Laiit aus. Dieser
Lautwerth muss doch diesen Bezeichnungen zu Grunde liegen,
auch wenn sie mit dem Zeichen n (m) versehen werden. Dar-
nach würde rpi und an sich dadurch unterscheiden, dass an
den völlig zerfallenen, gespaltenen, beinahe ganz als an (a -\- n)
ausgesprochenen Laut repräsentirt, rpi dagegen einen mit noch
einem gewissen Nasalklang hörbaren Laut ausdrückt, der
zwischen q und an die Mittelstufe bildet. Sie stellen uns also,
nebeneinander aufgestellt, die Entwicklung, oder besser gesagt,
die Verfallsreihe des Lautes q, qn, an vor. Ist unsere Erklärung
richtig, dann muss man staunen, wie genau der Schreiber die
einzelnen ziemlich schwer zu unterscheidenden Nuancen des
Lautes q auseinanderzuhalten verstand. Dies ist auch nur ,von
einem im Schriftthume geübten Manne' zu erwarten und zu ver-
langen. Dies zeigt zugleich, wie eng sich die Schreiber der
polnischen Sprachdenkmäler an den gesprochenen Laut an-
sclilossen, ohne sich durch irgendwelche schulmässigen raethoden-
artigen Rücksichten, wie man geneigt wäre zu glauben, zu binden.
Von der Wahrheit dieses Satzes werden wir im Laufe der vor-
liegenden Arbeit noch öfters Gelegenheit haben, uns zu über-
zeugen.
Wir glaubten diesen Umstand hervorheben zu müssen, um
die falsche Ansicht derjenigen deutlich klarzulegen, die da
glauben, die Schreiber der polnischen Sprachdenkmäler zerfielen
in verschiedene Schulen und einige von ihnen hätten schreiben
können z. B. szwyanty, szim/qty und dieses Wort trotzdem hätte
iwrty lauten können, mit anderen Worten, die Schreiber hätten
a schreiben können, wo e gesprochen wurde. Abgesehen von
der Lächerlichkeit der Meinung, dass a den Laut c, imd zwar
nur in der speciellen Kategorie der Nasallaute ausdrücken soll,
muss bemerkt werden, dass es in Polen keine orthographischen
Schulen gab, sondern dass jeder seine eigene Orthographie in
Anwendung brachte. Wer die altpolnischen Sprachdenkmäler
irgendwie kennt, muss gestehen, dass fast jedes Sprachdenkmal
eine besondere Orthographie aufweist und jeder Schreiber nach
seinem Gutdünken, d. h. nach dem gesprochenen Laute die
Orthographie modificirte. Ist dies aber der Fall, dann muss jedes
Wort auch so gelesen werden, wie es geschrieben steht. Ausser-
dem sieht man oft, wie auch in ,Wigilie' der Fall ist, dass der
ö8*
004 Ltcicjcvaki.
Schreiber um sehr sorgfältige und genaue Wiedergabe der iMte
bemüht war. and wenn er n, an, an zu anterscheideB Tenfeaiei
hat. er ganz bestimmt den Laut e nntencliieden Inbct
wQrde. wenn er in seiner Sprache voriianden gcmcMn iriR:
Hat er dies nicht gethan , so ist dies der beste Beweis^ dw
sein Dialekt den Laat f nicht kannte.
Ausser den Zeichen ^ ^r, an (am) kommt am
nung der Nasallaute noch das Zeichen r (Smal ftr
sches o) im Auslaute Tor. Ich bin der Ansicht^ daas v mr m
Schreibfehler ist. da ,Wigilie' sonst nur den Laut q
Ausserdem ist der neupolnische Laut o (d. i. o -f- w)
als ^i \ durch ff, an, anj ausgedrückt und nur 3mal dmrek da
dem Zeichen r zuzuschreibenden Laut Tcrtreten. Das YerUl-
niss von 3 : 23-S dürfte zu der Auslegung von r als Schrdk-
fehler berechtigen. Demnach kennt auch dieses SpraefadeakBil
nur den Laut a (d. i. a -r •^)*
Damit beschliessen wir das lt>. Jahiiiundert. Benr wir
in das 15. Jahrhundert übergehen, wollen wir die bis jetct g^
wonnenen Resultate kurz überblicken.
Bei den soeben behandelten Sprachdenkmälern sind wir
in drei Fallen im Stande, mit Gewissheit anzugeben, in wv (ur
einem Dialekte das betreffende Denkmal geschrieben ist Dm^
anderen Sprachdenkmäler fallen dem einen oder dem anderen
die«er Dialekte zu. Diese sind folgende: der kleinpolniscbe.
der mazurische und der grosspolnische. Der kleinpobusehe iHir-
choht zeigt am Anfange des !♦>. Jahrhunderts bereits dieselbe
ElntwickJungsstufe der Xasalvocale wie die heutige SchrifV^nche.
Im mazurischen Dialekt ist der Laut q der vorherrschende:
ausser ihm kommt aber auch r und besonders o vor. Im srotf-
polnischen Dialekt \ Paterek, Wigilie i war nur der Laut a b^
kannt. der alle nenpolnischen Nasallaute vertritt. Dies ist derStind 1
der neupolnischen Xasalvocale am Anfange des 16. Jahrhunderts.
IX. Greifen wir nun weiter in die Vergangenheit zurück
und suchen wir uns vor Allem ein Bild zu entwerfen von dem
' r>i*> F'r»rm d«^ Act. «incr. pron«-»m. por«., welche wie oben mng^f&hrt word«
i"*!. riv'i. <r'«7, nt'i ir**<ohriel»en v..rkomint, mii» somit: m/v, n«, *«i f«-
lautet hA}»en. Eine andere F>>nn kommt in diesem SpmchdenkHUÜ
nicht vor.
Der Laatwerth der Nasalvocale im Altpolnischen. 905
Stande der Nasalvocale ii\ dem letzten Viertel des 15. Jahr-
hunderts.
Das grösste Sprachdenkmal, das in diese Zeit fMlt, ist
der Pulawer Psalter.^ Seinen übrigens wenig bekannten Schick-
salen nach zu schliessen, bietet er den kleinpolnischcn Dialekt.
Darauf weist nicht nur der Umstand hin, dass dieser Psalter
im 16. Jahrhundert in den Händen eines Schriftgelehrten sich
befand; der die cyrillische Schrift kannte und somit in einem
Lande sein musste, wo die cyrillische und polnische Schrift sich
berühren, wie dies in Galizien, dem ehemaligen Kleinpolen, auch
der Fall ist, als auch, dass er im Besitze eines ,Generosus Do-
minus Joannes Comorowski' war, wie dies aus der Notiz auf der
ersten Karte recto erhellt, welche Familie in Kleinpolen ihren
Sitz hatte. Die beigefügte Zahl bedeutet den Psalm und Vers;
ist nur eine Zahl hinter dem angeführten Worte, so bedeutet
sie die Ueberschrift des betreflfenden Psalmes.
In diesem Sprachdenkmal ist in Bezug auf die Nasale
folgender Thatbestand.
1. Neupolnisches e wird vertreten:
A. In Wurzeln:
a) durch g; b^d( 36, 44, 49; w^glye 17 u, 17 15; w^glyin 1194;
tmi(trze 118%; ton^trza 44 15, 118 90; w^zoioye 148 10; zehy
3 8, 34 19; zarn^t 11 5^, 141 2; zam^tu 36 41; zam^ta 85 ß,
106 39; zavietka 31 9, 4326; zam^trzedi 45 1;^ im Ganzen
755mal;
' Psalterz Pulawski : Z kodeksu pergaminowsgo Ksiecia Wlod. Czartory-
skiego przedruk homograficzny wykonali Adam i Stanisfaw Piliiiscy.
NakYadem biblioteki Kornickidj 1880. Vgl. darüber Prof. Nehring: Der
Psalter von Putawy, Archiv V, 216—267.
3 Zu den dialektischen Eigenthümlichkeiten unseres Sprachdenkmals ge-
hört unter anderen auch die, dass es in einigen Wurzeln den Nasalen
c zeigt, wo wir den Nasalen ^ erwarten. Die Fälle sind folgende:
bledzicz (neupoln. hiodzic) 106 40, 118 199; meczq (neupoln. m^^) = (tri-
bulant) 125; m^cz^ 22 6, 26 4, 41 14, 118 167; meczyaz 41 e, 41 le; meczyly
10540; odst^mpczi/e 6«; odstepczt/e 118 iis; przystempaycze 33 6; »st^py
1436; pogredzeny (noupoln. poyr^zeni) 9i6; sedzycz (anazid) 9 20, Tis,
74 «, 95 10, 95 1«, 95 i3, 97 e, 97 lo, 109 7, 134 i4 ; Reg. 14; M. 2 bi ; S. 37 ;
«^(% 5 11, 7o, 9 42, 25 1, 34 1, 34 se, 42 1, 53 1, 73 28, 81 s, 118 154; ae-
dzczye (neupoln. a^dice) 57 1, 81 s; w aedze (in jndicio) 111 6.
90() Leciojc wski.
h) durch e (was nur felilerliaft fllr v gebrauclit wird) : ht^dze
1 1 1 2 ; hedzr (sie) OS 12 ; wypedzon (51 « ;
cj durch ewj (vor Labialen) 14mal : zemht/ 56, 57 ♦;, 111 1»,
H. 3() ; zemhowye 50 r. ; golemhye (M u ; golemhycui Is. 27;
glemhokych 103; potempyon 108 r.; glemhokoszczy 76 15,
105 10, 106 24, 106 26, 1487;
dj durch ni (vor Dentalen) 4inal: prn< 73», 1243; zamcntka 19 1
«^ durch ^ 5mal: pon^kay^ (ncupoln. pom^kajq) 147; rcirp-
cz?/Z 43 3 ; f dr(^c2€?JT/M 122; vdr^czenya 43 21; wm^irza 108 17;
/J durch 0 Imal (fehlerhaft für fJ): jjotopy (pot^pi) 36 35.
B. In Stämmen 11. Classe:
aj durch f: zgynely Oc, 82«; przyluda 101 n, 118 2r>; 'przybirht
100 5; wyrzygnrlo 44 1;
6J durch e 2raal: oganiely 117 12; zgynda 97.
rj durch ji Imal: ostaii^ly 88 3(».
C. In Worten :
a) acc. sing, subst. fem. auf -a, -ja:
OL) durch c: yedzynaczkr 21 21; naidcr Oii; t/tifrznyr 100 11 •
studnyr 113h; im Ganzen 444mal;
ß) durch e 5mal (fehlerhaft für r) : rcke 72x3; Hzmyare. 118i:vi;
sz?/Ze (sile) llOi; fii<,vzf; 48 1«, 802;
7) durch ^ 2mal : jwmst^ bly jrrmrycz^ 107 r. ;
c) durch a (welches sicherlich ein Fehler in Folge falscher
Auffassung ist) Imnl: shiicn 144 12;
h) acc. sing, pronom. :
7) durch r: ^r 71)ir. ; irazysfkr 11)4; wszytkr 40 li] vioyr 7223;
sirtfyr 54 22, 105 21;, 118-1; im Ganzen lJ)8mal ;
[i>) durch e: moyc 7227; iwoye 73 12; swoye 464; im Ganz<*n
llmal;
cj acc. sing, der adj. nach der Substantiv. Declination diircb
c 6nial: yawnv 89 14, ^mro^o/tr • 1322; xcyelyk^ 20 n, 32 n;,
40 10; zyawyonr 142 10;
rZ) Verba 1. sing, durch r: hrdr 3«, 44, 4i« u. 8. w. ; czujc
()2i; chodz^ 41 13; 422; znayr 50 4; zyawyr 74 h; zlawyt
74 10; im Ganzen 294mal;
ß) durch ß (fehlerhaft) Imal: v^/z« 54, ij'cZe 34^15
Der I^utwerth der Nasalvocale im Altpolni sehen. 007
f) durch ^ (wobei eine Verwechslung mit 3. plur. einge-
treten sein kann) Imal : przyd^ 41 2 ;
3) durch 0 (fiir f^, ebenfalls eine Verwechslung) Imal:
vczynyo 8834.
Das neupolnische f ist also im Pulawer Psalter, von den
wenigen fehlerhaften Fällen, wo es mit ^ (o) wiedergegeben ist,
überall ebenfalls durch f vertreten.
2. Neupolnisches i( ist vertreten:
A. In Wurzeln :
a) durch if; czyeszkym 43; cz^szcz 10», lös; y(zyk IIa, 11 4;
szwy^tey (loc) 14 1, 41; szwy^toszczy 623; osziay^czyl 404;'
im Ganzen 245mal;
h) durch ^ lömal: szwyt^toszcz 72 17, 77 75; szwy^toszczy 294,
956; das ^ bedeutet hier ein q, die Worte lauten also
^v(^to^6 und h'i^toSci, vgl. neupoln. Hgtoblivy (neben .^i'^to-
blivy);
c) durch en 4mal : genststwo (= j^tstvo, neupoln. ^fc^w^o) 13 11 ;
yenicztu'o 1255; wyenczey 61 2; zwyentym (^v^iym) 152;
d) durch e (fehlerhaft für f) Imal: szwyetego 111;
e) durch an Imal: pyancz 109.
B. In Stämmen :
a) in -f^ Stämmen :
OL) durch e: bydly^ 7753; czyely^ 28«, 6836; zwyerzcta 49 n;
zwyerze 144 17; im Ganzen 33mal;
ß) durch en 9mal : ksz^zenta 23 9, 67 30 (2mal) ; kszy^zenta
67 27, 67 30, 82 11, 1179; kszytfzenty 112? (2m al);
Y) fehlerhaft durch e Imal : szczenye 61 3 ;
b) in 7?i«n-8tämmen :
a) durch e: brzemye (onus) 37 4; brzemye (fiir XTemrj altslov.
vrem^) 118 20; plemye 21 25, 3026; ramyc 434, 435;
im Ganzen 97mal;
ß) fehlerhaft durch e Imal: pleviye 3638.
1 Auch hier kommen einige dialektische Eigenthümlichkeiten vor, näm-
lich: rzedzy (neupoln. r^ctt) 69; ogl^dacz (neupoln. oglqdai^ 118 144;
pogleday 21 ao; plyejtacz (neupoln. pl^a6) 97 0; pozedacz (neupoln. pozn-
da6) 44x3; zedaez (neupoln. zgdac) 118 ao; rozczyegla (neupoln. rozcogfa)
79 19 ; und endlich wspomen^ (neupoln. wtpomruU) 11 44.
908 Loc iejewBkl.
C. In Worten:
a) gen. Hing, der -ja-Stämme durch f: n^dze 08«;
h) acc. Hing, pronom. pers. durch e:
a) nach PrUpoHitionen : na mye Tu, 17m, 21 i, 21 la, 21 ii»,
24 17, 34 18, 34 ii>, 34 24, 37 17, 40 10, 41 lo, 43 18, 54 4, 54 fi,
58 1, 083, ()8jiü, 801:,, 877, 87 17, 91 n, 108 1, 118 n,
11884, 1188«;, 118 13a, 118iäü, 118 157, 1384; pod mye
17m, 14335 w myr 41 4, 543, 90 14; w cze 108, 21 9,
24 1, 30 1, 30 24, 3222; IC czye 30 18, 37 16, 553, 50 1,
70 1, 802, 1408, 144 16; jrrze szye 43x4; jrrzecz^ 6810;
yod czy^ 44 7; wszy^ 26, 36, 39 1, 66, 69; za szye
43 20; 48 18;
ß) nach einem Verbum: my^ lli, 12 1, 15 11, 16?, 16 10,
16 12, 16 13, 17 n, 21 16, 21 22, 25 1, 40 12, 118 71, 141 5;
8Zy^ 64, 923, 942, 166, 16 17, 21 14, 32 16, 7Ö7, 117l2.*
1 Au88or (lieser iiaHalirteii Form den Pronom. pern. kommt noch eine zweite
nicht iiaitalirto vor, und zwar, wie aus nachfolgender Zusammenstellung
hervorgeht, in entschiedener Mehrzahl. Die betreffenden Formen lauten:
a) nach einem Verbum: mye 3 1, 4 1, 5 0, 6 1, 7 1, 9 14, 12 s, 15 1,
16 13, 16 so, 17 80, 17 2S, 17 se, 17 sn, 17 89, 17 4S, 17 47, 27 69, 21 9,
21 7, 22 1, 24 n, 24 IN, 24 ai, 25 3, 25 u , 26 4, 26 o, 26 lo, 26 i6, 26 i«,
26 17, 26 iH, 27 3, 28 3, 29 i4, 30 3, 30 4, 30 6, 30 lo, 30 i9, 30 so, 31»,
33 11, 34 3, 34 1«, 34 22, 34 97, 35 12, 37 4, 37 10, 37 11, 37 i«, 39 1, 39 15, 39 le,
40 11, 41 18, 41 14, 41 15, 48 6, 48 16, 49 16, 49 24, 50 3, 50 6, 50 8, 60 19,
50 la, 5^ 14, 53 1, 53 7, 51 1, 54 6, 51 h, 54 12, 54 16, 54 m, 55 1, 55 2, 56 4,
58 1, 58 2, 58 11, 59 6, 59 lu, 60 2, 60 3, 63 2, 68 "ä, 68 e, 68 12, 68 im, 68 19,
68 20, 68 21, (S^ 22, 68 24, 68 20, 68 20, 70 1, 70 2, 70 8, 70 0, 70 lo, 70 i«,
70 lü, 70 22, 70 23, 72 28, 80 h, 85 1, 85 6, 85 10, 85 le, 863, 87 17, 87 1«,
882s y3 3, 94«, 101 3, 101 0, 101 11, 10125, 107«, 108 2, 108 3, 108 si,
108 24, 108 25, 108 27, 114 3, 117 5, 117 12, 1 17 13, 1 1 7 16, 117 1«, 117 90,
117 24, 118 10, 118 12, II82:., 11826, II827, 118 28, 11849, 118 60, 1 18 63,
11H61, 118 64, 118 06, 118 6R, 118 73, 118 74, 118 76, 118 76, 1 18 63, 118 93,
118 04, 118 OH, 118 DU, 118 107, 118 108, 118 116, 118 191, 118 192, 118 124,
118 134, 118 136, 118 13U, 118 143, 1 18 146, 118 146, 1 18 168, 1 18 164, 1 18 156,
118 159, 118 161, 118 170, 118 171, 118 173, 119i, 128 1, 1282, 137 4, 137 8,
138 1, 1384, 138 0, 138 10, 138 12, 13822, 13823, 139 1, 134 4, 140 x, 1406,
140 10, 141», 142 1, 142 2, 142 7, 142 11, 142 12, 143 h, 143 13, Is. 1 1,
Is. 2 6, Is. 2 7, Is. 2 11, Is. 2 16, M. 1 2, M. 2 30, M. 2 67, Hab. 32; me
68 1, 68 17, 80 7, 107 ii, 118 Ha, 139 9, 142 11, 1 42 19; czye 17 1, 19 10, 20 s
2198, 24 28, 29 1, 31 7, 31 10, 35 11, 42 6, 44 3, 49 82, 51 6, 55 10, 73 24>
74 1, 83 6, 109 4, 110 1, 117 27, 117 28, 138 18; czie 19 3, 24 9, 36 36, 49 16,
50 5, 51 9, 54 26, 56 12, 62 4, 62 6, 6812, 73 6, 73 90, 74 1, 76x5, 78x4,
Der Lantwerth der Nasalrocale im Altpolnischen. 909
Man sieht also daraus^ dass ein neupolnisches iV auch im
i^uhiwer Psalter durch if wiedergegeben ist.
80 t, 80 8, 80 9, 85 4, 101 s, 120 o, 120 4, M. 2 7, M. 2 37; cze G9 5, 70 U4,
76 16, 80», 85 n, 87 14, 90 4, 90 6, 90 12, 117 37, 136 8, 137 6, 138 so, 144 3,
147 9, H. 15; 9zye 1, 1 4, 2 a, 2 10, 2 13, 3 1, 3 7, 4 6, 4 e, 5 7, 5 8, 5 is,
5 14, 6 T, 6 10, 7 10, 7 13, 7 17, 9 1, 9 3, 9 3, 9 13, 9 i&, 10, 12 6, 12 e, 13 4,
13 11, 15 3, 15 9, 16 9, 16 17, 17 9, 17 10, 17 17, 17 30, 17 si, 17 se, 17 4i,
17 63, 19 6, 20 1, 21 7, 21 16, 2194, 21 37, 21 so, 21 so, 21 32, 2134, 23 0,
24 1, 24 s, 24 IS, 24 13, 24 16, 24 so, 25 11, 26 1, 26 8, 26 is, 27 is, 29 4,
29 18, 29 13, 29 16, 30 11, 30 si, 30 S3, 30 31, 31 is, 31 i4, 32 1, 32 si, 33 s,
33 T, 33 9, 33 14, 34 10, 34 16, 31 10, 34 17, 34 1 8, 34 19, 34 ss, 34 so, 34 31,
36 19, 36 4, 36 6, 36 11, 36 S6, 36 86, 36 88, 37 6, 37 11, 37 so, 38 3, 38 4,
38 9, 38 14, 38 16, 39 17, 39ss, 40 11, 40 is, 40 i4, 41 s, 41 7, 41 u, 41 le,
42«, 42 S4, 43 87, 44 4, 45 8, 45 8, 45 6, 45 6, 45 10, 46 9, 47, 47 4, 47 6,
47 •, 47 10, 48 6, 48 e, 48 is, 48 13, 48 17, 49 4, 49 is, 50 1, 50 9, 50 i4,
50 16, 50 17, 51 1, 51 6, 52 1, 52 4, 52 7, 52 8, 54 8, 54 8, 54 4, 54 7, 54 is,
54 10, 54 88, 54 88, 55 1, 55 3, 55 0, 55 11, 56 1, 56 7, 56 13, 56 14, 57 3, 57 10,
58«, 58 t, 58 9, 58 16, 58 17, 58 1 9, 59 1, 59 s, 59 6, 59 9, 60 8, 60 6, 61 3,
62 3, 62 8, 62 10, 63 8, 63 0, 63 11, 64 3, 64 8, 64 11, 64 13, 661, 663, 66 4,
66 s, 66 6, 67 1, 67 8, 67 9, 67 10, 67 18, 67 S6, 67 87, 686, 68 8, 68 11, 68 is,
69», 69 4, 69 6, 70 16, 70 ss, 70 23, 70 86, 71 11, 71 16, 72 10, 72 18, 72 21,
72 88, 72 8«, 73 1, 73 4, 73 6, 73 S4, 74 8, 74 4, 74 8, 75 7, 76 3, 76 4, 76 e,
76 9, 76 18, 76 16, 76 I8, 77 8, 77 is, 77 86, 77 88, 77 83, 77 39, 77 44, 77 4o,
77 68, 78 6, 79 6, 79 16, 80 1, 80 8, 81 6, 82 7, 82 9, 82 le, 83 s, 84 3, 84 6, 84 e,
84 9, 84 10, 84 11, 85 s, 85 8, 85 10; 86 6, 87 s, 87 7, 88 is, 88 i4, 88 le, 88 40,
8846, 88 61, 89 1, 89 le, 89 17, 90, 90 10, 91 6, 91 is, 91 i4, 92, 92 1, 92 s,
93 18, 93 88, 94 7, 95 6, 9:> 11, 95 is, 96 1, 96 7, 96 9, 96 13, 97 6, 97 9, 98 1,
101 4, 101 6, 101 13, 101 16, 101 16, 101 37, 101 88, 102 6, 102 9, 102 18, 103 6,
103 83, 103 so, 103 3s, 103 83, 104 16, 105 18, 105 so, 105 so, 105 34, 105 4o,
106», 106 18, 106 37, 106 3u, 106 4o, 106 4s, 107 7, 107 lo, 108, 108 s, 108 n,
109 6, 110 4, Uli, 1116, nie, 1117, 11 lo, 112h, 113s, 113 3, 113 4,
113 6, 113 6, 113 7, 113 38, 114 6, 114 6, 114 7, 117 4, 117 6, 117 10, 117 14,
117 81, 117 83, 11814, 11816, 118 83, 118 37, 118 89, 1 18 80, 118 48, 118 51,
118 60,118 63,118 69, 118 70, 118 74, 11878, 11879, 11883, 1 18 107, 1 18 ISO,
II8186, II818S, II8160, llSiei, II816S, 118103, 118169, 1196, 121 1,
122 3, 122 4, 123 s, 127 1, 130 i, 1317, 131», 131 i7, 134 30, 138 &, 139 o,
Uli, 143, 143 4, 143 7, 145 3, 146 ii, 149 s, 149 6, Is. 1 i, Is. 1 s, Is. 1 3,
Is. 2 4, Reg. 4, M. 1 7, M. 1 lo, M. 1 17, M. 1 19, H. 11, II. 12, 11. 30,
M. 2 8, M. 2 39, M. 2 6i; nzie 2 11, 19, 52 1, 55 4, 57 7; sie 37 10, 37 lo,
40 4, 41 6, 47 10; j?ze 4 s, 9 83, 9 33, 26 4, 27 10, 28 3, 30 11, 30 is, 30 17,
34 87, 35, 41 8, 43 6, 43 S7, 45 8, 61 3, 64 13, 6ß 4, 67 8, 67 6, 67 4, 71 30,
72 81, 77 63, 88 7, 89 3, 90 6, 91 4, 91 6, 92, 92 7, 93 a, 93 3, 94 4, 95 8, 95 10,
964,96 8, 97 8, 98 3, 98 6, 98 10, 99, 101 i4, 101 S8, 102 13, 102 16, 103 3,
103 si, 104, 104 8, 1044, 104 37, 105 19, 106 8, 106 18, 106 si, 106 36,
106 86, 107 6, 108 1, 108 13, 108 18, 108 ss, 108 S4, 108 S7, 113 18, 117 aj,
910 Leci«J«wtki.
Neupolnisches ^ ist wiedergegeben:
A. In Wurzeln:
a) durch ^: bf^dz Te, 20 is; b^dzcze 33.5, 1043; vr^gay^zttju
43 18; icyr^baly 73?; w^tpyenya S. 2; wn^trz (intus) M. 23t:
zwn^trz (foris) M. 237; im Ganzen 300mal;
11832, 11867, 11880, 11896, 118 144, 118 161, 122 4, 136, 137 9, 13817,
138 31, 142, 144190, 146 19, i48 6, 148 i4, Is. 1 i, Ib. 1 t, Is. 2 is, Heg. 1>
Reg. 2, Reg. 7, Reg. 8, Reg. 15, M. 1 », Hab. 1, H. 24;
fj) nach Präpositionen: pcd mye 17 4o; na mye 17 »o, 17 40, 64 13,
68 R, 68 19, 85 18, 141 9, Is. 1 1; za mye 137 9; na czye 31 10; pned (zyt
78 11, 87 9 ;. za tzye 7 19.
Man konnte vielleicht der Ansicht sein, dass die letzten Forme u
auch nasal sind , trotzdem sie nicht als Nasale Jbezeichnet sind. Dem
widerspricht die ganze Orthographie des Pnlawer Psalter und diese Ist
hier entscheidend.
Wir lassen die Pronom. pers., da ihre Lesart als zweifelhaft an-
genommen wird, ausser Acht, und unterziehen einer Untersuchung di«
graphischen Zeichen für das nenpolnische e (resp. ie) in allen übrigen
Fällen. Ausser dem Zeichen o, welches ein Fehler ist, kommen fol-
gende Zeichen vor: e (2263mal), en (3mal), mi (13mal), em (14mal) un«^
^ (9mal) vor, bei denen das nasale Element des Vocales e deutlich zu
Tage tritt, d. i. das nasale e ist als nasal in circa 2300 Fällen be-
zeichnet. Vergleicht man nun diese ungeheure Anzahl Ton Falle 0i
wo der Vocal als nasal bezeichnet ist, mit der geringen Zahl 25, ^^
er mit c wiedergegeben ist, so muss man wirklich zu der Ueberxengnog
kommen, dass, wenn auf hundert e ein c vorkommt (und in diese '^
Verhältnisse stehen in unserem Sprachdenkmal die beiden Zeiche x^ 3»
dass dieses e nur ein Fehler ist, indem dabei das Häkchen vergesst"
wurde, d. h. dass der Abschreiber dieses Zeichen (e) nicht mit Absicl>*
für e gebrauchte, dass er vielmehr dafür das Zeichen e in Anwendii ä»?
brachte. Dass der Schreiber des Pulawer Psalter nicht die Metho"®
hatte, die Nasale mit den für die reinen Vocale gebräuchlichen Zeicli^"
zu bezeichnen, zeigt auch die Bezeichnung für neupolnisches o a*^"
f^, welche immer mit einem Nasalzeichen wiedergegeben vorkomme»»-
Hat aber der Schreiber die Methode nicht angewendet, mit den Zeicbi«"
für reine Vocale die nasalen, also in unserem Falle mit e den nasal«**
Laut e zu bezeichnen, so sind wir auch nicht berechtigt, dieses f. "^^^
es nicht augenscheinlich ein Fehler ist, als e zu lesen. Dass die A-O-
wendung von e in den angeführten Beispielen des Pronom. per». Ic«»**
Fehler ist, braucht wohl nicht bewiesen zu werden. Ein Blick auf «'*
grosse Anzahl der betreffenden Fälle genügt, um Jeden vom GegentVieil
zu überzeugen. Somit sind wir gezwungen die Formen: mye, <r-^f
»zye = WC, <fc, Se zu lesen. Wir haben also — wie dies auch t^roi«
Nehring (Archiv V, 242) annimmt, im Pulawer Psalter eine zwel'CacÄe
Der Laatwerth der NattalTOcalc im Altpolnischcn. 911
h) durch ^n 2mal : dokfhid 61 3 ; pok^ntke 7 lo ;
c) durch on 6mal: dokond 8840, 89 15, 93», 145 1; dokondze
(dokqd&e) 73 11 ; odkond 120 1 ;
d) fehlerhaft durch 0: hodz 71 n, 118 76, 118 151; bodzczye 39 20,
69», 70u; bodzcze 1088, 108 28 5 trohf^ (^^'^i^^) 43?; xcsto-
pyenye 1034; sstopy 71 6 ; wstoptl 46 5; somnyenye (altslov.
sqmbnenije) 7 ; im Ganzen 13mal ;
e) durch q : hcfdz 9 20, 9 ss ; gonyczoszczyq 18 1 ; okrqg 9 b ; wv^-
ganye 38 u; im Ganzen 40mal;
/) ^p» (von Labialen) Imal: obstqmpyly 16 12;
(/j (^n (von Dentalen) 2mal: sqnd 16 3; okrqng 9»;
Ä) fehlerhaft durch a (für ^^) Imal: sady 9 17.
B. In Stämmen:
ü) Verba 11. Classe:
a) durch ^: naczy^gn^l 577; ogardnples 29 u; jwminfil 894;
zgyn^l II892; im Ganzen 19mal;
ß) durch q lOmal: podziüigruflesm 24 1, poaluchif^ 1748;
tt^n^Z 124; ic»pomyonffl 41 4; icspomyentfl 9 12; wytar-
gnqcz 34 12; icytargnql 21 9, 32 11»; zapoviyenfjl 9 12; zgiy-
tMjfZ 95;
ij Part, praes.r
a) durch ^; byez^cz (b4iQc) 547; boyuy^czych 562; boy^czych
8zye 11803; zmyeszayf^cz S. 4; sstrpa = y^czym (zstepa-
jqcym) 1428; im Ganzen 133mal;
ß) durch on Imal: rzekoncz 104 11 ;
Y) fehlerhaft durch 0 3mal: czynyoczy 140r>; przeczyicyeyo-
cze 8zye 37; zniaczayoczy 103 u;
B) durch f ; pochtcalayeczy (= pochwalaj^cy) An. 4; es ist
dies die einzige Form des part praes. auf: rcy im
P. P.;
e) durch q: boyqczß sze 145; boyqczym szye 33!»; bydla-
czy 118 1»; zadz<iczy (= ^aiP^cy , abominabilis) 13^;
zywc^czych f= ^y^\^(^h) 26 ly; im Ganzen 5 Imal;
Form de« Pronom. pers., eine nasalirte : me.y ve, ^? und eine nicht nasfi-
'irte md, c^, »i. In dem Gebrauch dieser beiden Formen läsut sich in nn-
•8rein Sprachdenkmal, wiewohl nicht ganz regelmassig, folgender Untor-
■chiod merken. Die nicht nasalirte Form kommt meistens nach Verbum,
die Qa^lii^te meistens nach Praep. in Anwendung.
012 Leciejewski.
C) durch an Imal: chwalyancz 17 4 5
yj) irrthümlich durch a linal: hadaycbcz (Bcrutans) 7 10.
c) durch (i>: in subst. goTfjczoszczyri 18 7, gebildet von gor^cy
aus gorajqcy,
C. in Worten:
a) acc. sing, subst. fem. auf -ja durch ^: pyecz^ 54»; pusz-
cz^ 287; braczy^ 1218; dzyny^ (obloczylesni szye w dzy-
ny^ = in-duebar cylicio) 34 15; im Ganzen SSmal;
b) instr. sing, subst. fem. :
a) durch fi: drog^ 8840, yednot^ S. 34; sromotfi 70 14; ro
akoszp 94; kaszny^ 117 is; hivy^ 23, M. 26i; maczerz^
I3O4; im Ganzen 72mal;
ß) irrthümlich durch 0 3mal: sromoto 108«8; szylo An. 6;
czwyerdzo 8839;
y) durch t£ 6mal: r^kr^ 36 ar»; «Zaw7f]f 86; 8lug(i 30 20; jor^-
czoszczyii 18 7; moczq 1743/ myszlyq du]
3) irrthümlich durch f Imal: boyazne 526;
cj acc. sing. adj. fem. :
a) durch j^; nysk^ 98; goi*zk^ ö38; /?«2yj^ f= |>^2J 77; czczji
C^^ = inanis) 106 9; im Ganzen 31mal.
ß) durch (i 6mal: bozq 18 1, 238, 268; pogaynskq 32 10;
zloamf, 24 20; ferner: »m?<j 106.
d) Instr. sing. adj. part. pronom. :
a) durch ^: wszystk^ 80; iedu^ 61 u; vidn^szcz (jedn^-^J
8835; u7«z^ 44 18; im Ganzen 20mal;
ß) durch q Imal: swoyq 3625;
ej Instr. pronom. pers. :
a) durch ^; mn^ 224, 228; tob^ 1732, I815; im Ganzen
36mal ;
ß) durch q: mnq dis, 123; im Ganzen lOmal;
y) irrthümlich durch 0 3mal: mno 62, 37 18, 1186»;
f) Verb. 3. plur. praes. :
a) durch ^: bed^ 5 13, bu u. s. w.; boy^ szye 24»;
bych^ (aor. von by6) 37 17, 145; bydly^ 64«, 743; bucz^
(exusperant) 656; byor^ 79 13; chodz^ 79 is; im Ganzen
442mal.
ß) fehlerhaft durch 0 2mal: obroczo 58?; valyazo 1408;
Der Lanftwerth der NaMlvocale im Altpolnisclien. 913
y) durch q: 8q 9 15, 9i6; chczq 34 31; chodzcf. 11 9; myszlyq
9i8; moltoyq 274, 109; zvayq 9 10, 78«; zapomynayq
9 18; zwyastuyq 21 34; im Ganzen 61 mal.
Zur Bezeichnung von q dient als Hauptzeichen ^; neben
L ^; einzeln sind gebraucht an (7mal), qm (Imal), qn (2mal),
(Imal), (hl (2mal), wobei die wenigen fehlerhaften Be-
lohnungen 0 nicht berücksichtigt werden.
Neupolnisches ig ist vertreten:
A. In Wurzeln:
i) durch ^: chrz^szcz 10433 ; z^daycze 61 10; z^dnfi 10024; zf^cz
(mettere) 1206, 128g;^ zwy^zal 29n, 7756; im Ganzen
141mal ;
ß) fehlerhaft durch 0 3mal: wczyogn^ 599; wzyol 234; obrzo-
dzay^cze 91 11;
y) durch on 2mal: tysszyonczow 67 is; poczontka 76 11;
B) durch ^ (d. 1. tq): kszqz^^ta 23?; napyql 7 13; neiorzfi-
doszczy (abusio) 30»; zqdala 4I2, 62»; im Ganzen
28mal;
e) durch (]fn Imal: zqndneyssze 18 11;
Q fehlerhaft durch a 2mal: poczcUek IIO9; szadze (Sqde) 924.
B. In Stämmen:
h) durch (^ Imal: kszy^sz^t 81 7.
C. In Worten:
a) durch ^: y(^ llao, 472; y(^«2 302s, 349; im Ganzen 34mal;
h) durch q Imal: yq»2 24 is.
Die Hauptbezeichnung flir neupolnisches (q ist also ^ (d. i.
); daneben findet sich auch q (d. i. iq)] fehlerhaft sind die
^Zeichnungen o und a.
Was die Erklärung der zum Ausdruck der nasalen Vocale
^wandten Zeichen anbetriflFt, so bezeichnet f (resp. if) oflfen-
1 n:
Dialektisch erscheint io im P. P., wo im Noupolnischen ie sich vorfindet,
'^'' ptunyqtay 73«; opt/^ (rnnns) 96; trz^nenye 105 30; ttuo^yl (nenpoln.
fSeilf) 77 «r; vipy{ks/em (neiipoln. nvezfem) 682; vwyqsla 9 le.
014 T«ccioj« wiiki.
bar den neupolnischen Laut f (resp. if); es kommt auch wirk-
lich in denjenigen Kategorien, in denen sich im Neupolnischen
ein f (resp. if) vorfindet, vor. Ein neupolnisches q (resp. io) ist
zweifach wiedergegeben durch ^ (on^ ^n) und q (ariy qm, an);
man könnte deshalb meinen, dass die verschiedene Bezeichnung
verschiedene Laute ausdrücke. Diese Meinung erweist sich
in diesem Sprachdenkmal bei näherer Betrachtung als un-
haltbar.
Die beiden Zeichen kommen so unconsequent gebraucht
vor, dass man in Bezug auf ihren Gebrauch keine Regel auf-
zustellen vermag. In den ersten fiinf Psalmen dient zur Be-
zeichnung von (^ (resp. t^) nur ^; von Psalm 613 bis Psalm 33
kommt überwiegend ({. vor; in dem 42 Verse langen Psalm 9,
ferner im Psalm 10 und 11 wird z. B. ausschliesslich /j ge-
braucht; vom Psalm 33 gewinnt wieder ^ Ueberge wicht, welches
auch in allen Ueberschriften consequent angewendet ist. Die
Bezeichnung (f. kommt nur hie und da im Texte vor. Daraus
ersieht man, dass der Schreiber sich an keine feste Regel hielt,
sondern seiner Willkür freien Lauf liess. Man könnte viellciclit
aus dem oben erwähnten Umstände, dass in den Ueberschriften,
die uns wohl originales und eigenes Werk des schreibenden
Verfassers darbieten, schliessen, dass der Schreiber gewöhnt
war, ^ zu schreiben, irr den Psalmen aber, die er copirte, a (a),
wie z. B. in Iledwig^s Oebetbüchlein, vorfand; da es ihm nun
einige Schwierigkeiten bereitete, jedesmalige (^ in ^ zu ver-
wandeln, so beschloss er schon beim sechsten, q anzuwenden,
was er auch bei den Psalmen 9, 10, 11 consequent durchführte.
Doch, da er gewohnt war, f^ zu schreiben, vergass er sich öfters
und gebrauchte unwillkürlich hin und wieder ^/ nachdem er
noch einige Zeit bestrebt war, dem gefassten Entschlüsse nach
ff. zu schreiben, gewann am Endo seine frühere Routine den
Sieg und er kehrte schon beim Psalm 33 wieder zu seiner
früheren Gewohnheit, ^ zu gebrauchen, zurück. Das fort-
währende Hinschauen auf die zahlreichen q des ihm vorliegen-
den Originals brachte es aber selbstverständlich mit, dass der
Abschreiber hin und wieder, ohne es zu wollen, q anwandte.
Es ist deshalb unerlaubt, den beiden Bezeichnungen q, ^ ver-
schiedene Lautwerthe zu unterlegen, da sie beide nur einen
und zwar den neupolnischen Laut ^ bezeichnen. Somit besitzt
Pol- Laatwerth der NaRalvocalo im Altpolnischen. 91tS
der Pulawer Psalter zwei Nasenlaute f, ^, resp. vier Nasal-
vocale f, /f, 1^, a^.
Der Pulawer Psalter zeigt auch in wenigen Fällen seeun-
däre Vocale, und zwar ist es nur der f-Vocal, der auf diese
Weise entstanden ist.
Dieser secundäre f-Laut findet sich in: y^czy (aus jency)
683»; wie die Form yeyncze 67?, 136.3 zeigt; przeczyiüycsttco (aus
preöiirenstico) 118 39 und jffie (aus jenie) 117 m. Formen wie
yenMtüo (j( -\- tbstwo) 95, woraus (j^cbstvo, j(ctvo) yencztwo 68 19
u. s. w. entstanden ist, nevmyetstwo 24 7 und przeJdyeiiststtco 728
sind von den Participien: j^ty, przekl^ty, umej^tny gebildet.
X. Zu den altpolnischen Sprachdenkmälern gehören aucli
Glossen, die sich in lateinischen Handschriften, sei es am Rande,
sei es unter der Linie, befinden. Es sind dies entweder nur
einzelne Worte oder ganze Sätze, welche sich der es benöthi-
gende Priester oder auch weltliche Gelehrte zur leichteren Hand-
habung des betreflfcnden Manuscriptes verzeichnete. Unter die
letzte Art fallen die von Dr. Wlad. Wislocki publich-tenJ Sie
sind ziemUch umfangreich und bieten in mancher Beziehung
interessante Erscheinungen für die polnische Gh*ammatik. Für
uns ist dieses Denkmal noch deswegen wichtig, dass es uns
einen Beitrag zur Geschichte der Bezeichnung der Nasalvocale
liefert. In demselben hat nämlich eine spätere, nach Dr. Wis-
locki aus dem Ende des 15. Jahrhunderts stammende Hand
die alten Nasalzeichen ^, ^^, ^n, a, an ausradirt und an ihre
Stelle bereits die neupolnischen Zeichen f, q gesetzt. Daher
kommt es, dass, wenn auch der Text etwa aus dem Jahre 1450
herrührt, die Nasalvocale uns bereits ein modernisirtes, beinahe
um ein halbes Jahrhundert jüngeres Bild bieten und das Ge-
präge des letzten Viertels des 15. Jahrhunderts tragen. Folgende
Zusammenstellung wird am geeignetsten sein, diesen Satz zu
bestätigen.
* Vgl. Dr. Wlad. Wiafocki: Glossa super epistolas per annnm domini-
cales, Kodeks }aciiisko-polski z polowy XV wieku in Sprawozdania
komisyi jezykow^j Akad. Umiojet, Bd. I, pag. 1—141; beim Anfilliren
von Beispielen behalte ich die Bezeichnung des Dr. Wislocki; die erste
Zahl bedeutet die Perikope (repixoTCTj), die zweite den Vers.
916 LeciejewBki.
1. Neupolnisches f ist vertreten:
A. In Wurzeln:
a) durch f.* ifdf 126, 12 so; h^dze 13 8, 13 lo; wnetrznye 48 1«;
szm^thny 14 lo; b^dqcze 27 2; im Ganzen 2ßmal ;
b) durch q: bqdze 2 12, 438; nqdzy 122?; tanf^trznem 44 le;
zionqtrznych 62; im Ganzen 13mal ;
c) durch a (fehlerhaft flir q) Imal: umatrznye 32 23;
d) durch an 3mal: bandze 62; band^iczy 22 25; bandzacz 2525.
B. In Worten:
a) acc. sing, subst. der -a, -;a-Declination :
a) durch f; chwal^ (hval^) 148, 344; wyar^ 346, 2 13; sgod^
2 13; im Ganzen 20mal:
ß) durch e (fehlerhaft flir f) Imal: navke 13«:
Y) durch <]t; Zcmä^ (icwfefj 9 10; matkq 9 10; samyosskq (za-
iheSk() 44 13; zbroyq 14?; im Ganzen 19mal:
3) durch a (fehlerhaft für q) 3mal : laska (lask^) 26 10,
44 19; nauka 44 19;
b) acc. sing. adj. fem. nach der substantivischen Declination
durch f Imal: wszytk^ 199;
c^ acc. sing, pronom. demonstr. durch a Imal: faz f^fi^Sl»;
fij verba 1. sing, praes.:
a) durch f; chwal^ 12«; boyuye (bojuj^) 11 2«; karzr lls?;
im Ganzen 9mal;
ß) durch q 2mal: chczq 10 1; mowyq 1223;
y) durch e (irrthümlich ftir f) 2mal: szqdze (sod^) Sa; prz^-
stqpye 12 1;
0) durch a (fehlerhaft flir q) 2mal: 6fda 125; prosscJm 44 13.
2. Neupolnisches tf ist bezeichnet:
A. In Wurzeln:
a) durch f; cz^sfho 7 13, 23 12; vcz^stnyczy 16 7; ztoyek 27»;
wdz^czny 16 10; im Ganzen 46mal ;
^>) durch c (fehlerhaft für f) ömal: oszedze (osed'e) 13 is;
yezyke 13 1; przepamyethayqczij 2Aib'^ szwyethe 263; szicye-
fhego 3323;
I>er Lüutwerth der Navalvucalo im AUpolnischen. 917
;) durch q: dzqky ((Teki) 4820; czyiyska (d^ika) 42 20; zwyc^
(neupoln. d'vek) 276; szwyqkv 48 19; im Ganzen 26mal;
l) durch a: yazyk 19 11; awathym 438; zawazie (zai5(£e, vincu-
lum) 408; im Ganzen lOmal;
;) durch an 2mal: czanscz (^^^6) 65; dzeszanczoro (d'eSe^oro) 9 10.
B. In Stämmen:
i) m^n-Stämme durch f Imal: gymye (ßm{) 19 10;
t) im Part, praes. act. durch e Imal: przechodzeczy (preho-
d(cy) 7 10.
C. In Worten:
Acc. sing, pronom. pers. :
i) durch f; sye 4tb2] sz^ I44, 2i4; im Ganzen Smal;
h) durch n Imal: »«^^44 15;
c) durch a Imal: myaAbiA
3. Neupolnisches 9 ist vertreten:
A. In Wurzeln:
a) durch i^: bf^dzcze (bgd'6e) 7u, 23 13; zwnf^trz 3222; zrc^czce
(=z zrQ66ej aptote) 35 1»; im Ganzen 30mal;
h) durch (^n 3mal: bqndzcze 817, 31 9; bqndz 7?;
e) durch a Imal (fehlerhaft für q) : bladzycze (bl^d'ide) 43 7 ;
d) durch an 4mal: bandz 7 8; bandzcze 52 10; szandzycz 3 5;
«zaiu2u7 («^dwj 35.
B. In Stämmen:
a) Verba 11. Classe durch q 3mal: ogamqcz (ogarngc) 44 18;
toytargnql 52 13] wsczqgnqcz 33 10 '
b) Part, praes. act. :
a) durch q: b^dcf^z 198; zalvycjx^ 1229; zwonyqczy 13 1; siüyq-
kayqcze (iv^kayqce, neupoln. d'{'^i(^ce) 13 1 ; ztjdayqcz 52 9 ;
zqday(^czy 43 2c ; tc8zpomynay(f^ 34 5 ; im Ganzen 79mal ;
ß) durch qn 5mal : czvyqncz 7 12 ; szluszqncz 7 11 ; un/eszelqndz
8ze 7 12; pro8Z(^ncz 529; pokvthvyqnczy 2225;
' Ausserdem kommen noch folgende mit e geschriebene Formen: mye
12 1; cz« 143; »26 3 3, 6ie, 7 12, 7 i4, 7 16, 7 ic, 10 13, 12i, 12 6, 12 6,
12 so, 12 29, 12 so, 13 4, 13 k, 14 4, lös, 16 2, 16 5, 19 6. 19 10, 25 36, 26 9,
27 1, 27 3, 27 6, 26 9, 30 13, 31 ü, 31 0, :W u, 34 11, 37 11, 43 7, 44 21 ; »zye
23 17, 35 21, 43 36; »szye 13 c, 8»ze 13 6.
Siteangvbtr. d. pkiL-liist. Cl. CXI. Bd. II. Uft. 59
91H Ijori«>j«WRlti.
c) durch vn Imal: nyeohvzdotcayvncz (ue obuzdovajqc, refre-
iians) 25 20 ;
d) durch a (irrthümlich fiir <^): maynrzt/ 134; chczacz 19 «;
handzacz (hedoc) 25 sr»; odpuszczayacz 16 1; iin Ganzen
llmal.
(i) durch (^ 3mal: odjmszczay^c^ 10 13; roszwmyey^cz 7 ir* (2mal).
C. In Worten :
a) Instr. sing, subst.:
a) durch r^; czc^a (c^o) 7 10; kaziifj. (ka£no) 9 10; kaszno-
dzeyczff, (hiziunVeja^) 28; im Ganzen 2()mal;
ß) durch a (fehlerhaft für <{) 2mal: huikntcosrza 45 s;
czyrpyedlywoscza 45 2 ;
h) Acc. sing. adj. fem.:
a) durch (f.: bozq (hozo) 30 1«, 3525-, gotow<i 10 1«; Crtstvs-
Z(jwf{, 3223; 8zyw(i,czfi ßyooco) (n; im Ganzen 2 Imal.
ß) durch a (irrthümlich ftir ([) 5mal: Cin^tusaotca 44 u»:
fc<Äora 51 21; vslavyona S2i\'^ rosziomna (rozumno) 6ij
wszelka 132;
y) durch t; Imal: szwyathv ßi{0^f) 2 11;
cj Instr. sing. adj. fem. :
a) durch q lOmal: bozq i^Hy 31«, 3522; duszuq 12»; /ippo-
stolskif. (3 3; yednostaymi 2«; yedm^ (jedno-c) 12 ä:
viocznq 31 «; Moyzeszowq 10 2; prawq 9 10;
(ij Verba 3. plur. praes. :
a) durcli ^^; 6?/iV^ (^y^j) 12 21; cliodzfi 51 17; diicaht 12«;
/^i^/f (lajo) 33»; im Ganzen IGmal;
ßj durch a 2mal: mowya 23 12; przesladvya 7 u.
4. Neupolnisches to ist bezeichnet:
A. In Wurzeln :
^ej durch ^^; ?/a/ (^*oiJ 1232; nyenarzqczl 9'^ P^^J/^i^ (p^'yj*ß) "^^ ^\
po8Zf[day (pob^daj) Oio; im Ganzen 25mal;
A^ durch an Imal: sz(md\)n)\
c) fehlerhaft durch n (fiir q) 2mal: rzadzycz 2 12; przyrza-
dzayacz 2(> lo.
Folglich werden die Nasal vocale bezeichnet durch e
(57mal fiir r, 5()mal ftlr iV), ß (welches nur ein Fehler für c
Der Lautwcrth der Nasalvocale im Altpolnischen. D19
ist, 3mal für f, omal für tf), n (34mal für f, 27mal für if,
180mal für o, 25inal für io), fp (8mal für g, Imal für ig),
a (welches nur ein Fehler ist für ^^, ebenso wie e für f, 7mal
für f, lOmal für ?'f, 21mal für o, 2mal für 19), an (fehlerhaft
für cfn, und zwar 3mal für f, 2mal für tf, 4mal für 9), fJ (3mal
für q)y V (Imal für q) und t>/i (Imal flir ^).
Von diesen Zeichen bedeutet v, vn, wenn sie nicht ein-
fache Fehler sind, augenscheinlich den Laut ^; f, e den Laut f ;
das 3mal vorkommende Zeichen ^ ist ein Ueberbleibsel der
alten Bezeichnung für die Nasal vocale, ßlllt also nicht in die
Zeit der angeführten Zeichen, weswegen wir es einstweilen
ausser Acht lassen, da es später seine Erledigung finden wird.
Die anderen Zeichen q, a, <p, an reduciren sich, da a, an
Fehler sind für q^ qn, auf die beiden Bezeichnungen q, qn.
Welchen Laut aber stellen dieselben vor? Sie kommen für ^
und f vor; sie müssen einen Laut repräsentiren, der sowohl q
und f vertreten kann, und dieser Laut ist q. Somit kennt die
Glossa super epistolas folgende Nasallaute: f, o (^), q (d. i. f,
^f Qf ^^f ^7 ^^)' D^s Verhältniss q zu f ist folgendes: Auf
205 Fälle von npoln. e (d. i. f -|- tf) kommt der Laut f (f + if j
121mal, q (q + ^i>) 84mal vor; sie stehen also im Ver-
hältnisse von 3:2; der Nasal q bot also seinem Rivalen ziem-
lich starke Concurrenz. Schwerer ist es, das Verhältniss von
q imd ^ zu bestimmen; der Nasal q ist deutlich nur 2mal
gekennzeichnet, doch mag wegen der nahen Verwandtschaft
und Aehnlichkeit von q und q auch unter der Bezeichnung
q in vielen Fällen q gemeint sein. Mag dem sein wie es
wolle, uns genügt es, zu constatiren, dass an Stelle Von f, o
sich auch der Vocal q in beträchtlicher Anzahl vorfindet.^
' Auf 113 Fälle der Bezeichnung e kommt die Bezeichnung e nur 8mal
vor; da man ausserdem in Glossa super epistolas die Methode sieht, die
Nasalvocale nicht durch reine zu bezeichnen, so muss man zugeben,
dass e nur fehlerhaft (für e) steht. Beachtenswerth ist dieses Verhältniss der
Bezeichnungen in der Form des Acc. sing, pronom. pers. Dort kommen
auf 8 6, 45 6 vor. Daraus ersieht man, dass man im letzten Fall nicht
an fehlerhafte Bezeichnung denken kann , sondern vielmehr darin das
absichtliche Verfahren des Schreibers zu erblicken und die Formen myc,
^y^t *y« al'** wie, re, Se zu lesen hat. Darnach hätte dieses Denkmal
ebenfalls zwei Keilien für die Formen der Acc. sing, pronom. pers., näm-
lich : me, re, ^e (neben mq^ rrty ^q) und wie, r<?, Jie.
59*
920 Loüicjowski.
XI. In (lab letzte Viertel des 15. Jahrhunderts fUUt noch
ein kleiner polnischer Text, veröffentlicht von Prof. Emil
Kalu/niacki (Kleinere altpolnische Texte).* Der Text rührt
aus einer Handschrift des p'iechisch- katholischen Domcapitels
zu PrzemyÄl, welche die Signatur: LXV, B. 2 führt. Ueber
die Heimat des Dialektes, in dem die Handschrift geschrieben
ist^ lässt sich nichts Bestimmtes aussagen, da uns alle Daten
hiezu fehlen. Der Stand der Nasalvocale ist in diesem Sprach-
denkmal folgender:
1. Neupolnisches f wird vertreten:
A. In Stämmen:
a) durch ^^ 5mal: nrnka (neupoln. ineka) 5; mqky G; tnf^hi 2;
wszfh'ff-pvyiiczego 5; sztJu^pvyriczego 5 5
h) durch a Imal: maky G;
c) durch e Imal: vmeczeiiye 1.
B. In Worten:
a) Acc. sing subst. fem. :
a) durch q 5mal: dvszff, 4; koroiui 5; laszkfi 1; m/jkfi 2;
ofyarq 6;
ß) durch e Imal: offyare 9;
h) acc. pronom. posscs. fem. durch ([ 3mal: twoyn 2, 9;
vioyfi; 4;
c) Verba 1. sing.:
a) durch f^ 1 2nial : dzyekuyq 9 (2mal) ; prosz^i ^; "^j »^ (7mal), 8 ;
ß) durch e lOmal: chwalye 5 (7mal), 9; prosze 3, 5.
2. Neupolnisches ie ist wiedergegeben:
A. In Wurzeln :
a) durch e (d. i. ie) 6mal: szwyefhy 1, 9; szwyethym 9; na-
8zwyeth8ze9] naszivyefszaH) ayethe (cij(te)ö'^^
' Vgl. SitzungHber. der phil.-hist Classe der kais. Akad. der Wissensch.,
CI. Bd., Jahrg. 1882, pag. 290—293. Anstatt der Bezoichnun^en der
einzelnen Abschnitte mit a, ß, y u. s. w. habe ich lieber Ziffern gewählt.
' 80 heisst dieses Wort, welches Herr Prof. Kain^niacki nicht versteht
7Ai lesen (op. cit., p. 317).
Der Lantwerth der NasaWocalo im Altpolnischen. 9^1
durch (} ^mal: szwyqthy 6; szwyathym 6; rozpaniyqtha-
toam 6; myqdzy (ncupoln. wdy neben myedzy 9) 6;
(fehlerhaft flir q) durch a Imal: naszwyathsze 6.
, B. In Formen:
Acc. sing, pronom. pers. durch ö 29mal: mye 5 (2mal),
9 (2mal); czye 2, 3, 4, 5 (llmal), 8, 9 (3mal); szye 3,
5 (3mal), 6, 8. 9.
3. Neupolnisches (^ ist wiedergegeben:
A. In Wurzeln:
durch ci 7 mal: h(fdz 1, 5; mridroszczy 3; mtilc 9; 8z<id 4, 5;.
8Z(idv 4.
B. In Stammen:
Part, praes. durch (i lOmal: gor/iczego 5; lycz(j.czego 5; noszfj,'
czego 5; przycfiodzf^zügo 5; 8zth(ipvy<iczego 5; wszthtfpvyr^-
czego 5; szyedzffczego 5; vyhatcyayqx^zegob] wzyvoayc^zego 5;
vyszcfczego 5.
C. In Worten
Instr. sing, subst.
a) durch fjf 8mal: duszr^ 8; ohlyczno8ZCzy(f> 6; frzczymi 9;
wlocznyf^ 6, 9; zolczyq 5, 6, 9;
0) fehlerhaft durch a (ftlr f^) Imal: ^rzczyiia 6;
y) durch ü Imal: dtisztj 5;
Acc. sing. adj. fem. durch q 3mal: czyernyowqb] ktovfjsz
(= ktörfi'^) 8; nyevynnq 9;
fnstr. pronom. possess. durch fi 2mal: moi/^e 5, 8;
fnstr. pronom. pers. durch ff. 4mal: 77inq 5; fohti G; thobq 3, 9;
Verba 3. plur. praes. durch q Imal: szff, 3.
4. Neupolnisches i^ ist wiedergegeben:
A. In Wurzeln :
t:lurch (^ omal: oglqdncz 2; zicyrizncz 6; ziayffzan 2, 9;
B. In Formen:
iurch q: yq 8.
Es sind also zur Bezeichnung der Nasalvocale die Zeichen
fj angewendet worden, wenn man von dem fehlerhaften
al) und V (Imal) absieht. Es ist selbstverständlich, dass
022 Lociojcwslti.
e den neupolnischen r-Laut bezeichnet; es kommt auch nnr in
denjenigen Formen, wo auch im Neupolnischen der r-Laiit zu
finden ist, vor.^ Dagegen finden wir das Zeichen q, sowohl
in den Fällen, wo wir im Neupolnischen einem r, als auch in
denen, wo wir einem o begegnen. Welchen Laut kann also /^
repräsentirenV Doch nur, wie öfter erwähnt, einen solchen,
der sowohl r wie ^ vertreten kann, und dieser Laut ist q.
Somit besitzt das eben besprochene Sprachdenkmal zwei
Nasallaute f und q. Der zweite Laut (ff-) vertritt überaU das
neupolnische o und zum grüsstcn Thcile auch das neupolnischc e.
Der Laut r steht nämlich im Verhältnisse zu q (wenn man
die zweifelhafte Lesart der Pronom. pers. nicht mitzählt), wie
17 : 27. Mithin ist q der Hauptnasal unseres Denkmals, wo-
gegen f nur schwach vertreten ist.
XII. In dieselbe Zeit fallen noch die drei kleinen von
Dr. Wlad. SeredyAski mitgetheiltcn ^ und einer (zweiter) von
den vom Herrn Wlad. Chometowski herausgegebenen Texten.''
Da sie einen Charakter zeigen, so fasse ich dieselben zusammen.
Der Stand der Nasalvocale in denselben ist folgender:
1. Neupolnisches r ist vertreten:
A. In Wurzeln :
a) durch a fimal : oradovnycza S. 1 ; otivpadzyly S. 3 ; nnczmm
(nrdnem) S. 2; i'akfi S. 2; uyndznyf (nedne) Gh.; raczei^\i.\
b) durch q Imal: yfidem Gh.;
c) durch e Imal: wiyeczyemu (ncupoln. wwifto'm) Gh.*;
* In (Ion Formen dos Acc. pronom. perH. kOnnto man, da der sonst für e in
allen übripon Katoporion vorkommondo Laut n pforado in diosen For-
mon nicht orsclioint, annohmonf dass dio betreffenden eben naKalo« e
(das ist ^) nicht besitzen, Hondorn ?uc, <-c, Ac zu losen sind. Doch l.Hü«t
sich diese Ansicht in lietreff auf dieses Denkmal durch andere Beweise
nicht stutzen.
2 Vgl. Trzy zabytki jezyka polskiop^o z drupioj j)olowy XV. w. podat Dr. Wla-
dyslaw Soredyilski in Sprawozdania komisyi jczykowej Akad. Um. t. 1,
pag. 155—160.
^ Wladyslaw Chometowski: Zabytki jozyka polskiego'z XV wieku, ibidem
pag. 142—154.
* Der von Chometowski publicirte Text zeigt als dialektische KigenthQm-
lichkeit: aj die Consonanten m, n auch dort weich, wo sie im Neupol«
Der Lantwerth der Nasal vocale im Altpolnischen. 923
B. In Stämmen :
Verbii II. Classe, durch h Imal: plynyela Ch.
C. In Worten :
a) Acc. sing, subst. fem.:
a) durch a 5mal: ckvala S. 1; nycdzyela S. 2; lasska S. 2;
szye.viya Gh.; mathica Gh.;
ß) durch (i 3mal: chvalff, S. l; lasshj, S. 2; mathkf[ S. 2;
/>>^ Acc. sing, pronom. posscss. durch a 2mal: moyf^ S. 2;
thwoyrf. S. 2;
c) Verba 1. sing, durch e Imal: !fi/e/ß (veif, jubeo) S. 2.
2. Neupolnischcs i^* ist vertreten:
A. In Wurzeln :
a) durch aOmal: sswyatho S. 2; sswyafhego S. 2; szwyafha S. 3;
'pfimyathay S. 2; szwyaczyly (^becili) S. 3; wszyatha (vi^ta)
S. 3; klyakaly Gh.; pyaczdzyeszfid Gh.; pyaczufisczye Gh.
/>J durcli e r)mal: szivyethego S. 1, Gh.; naszwyefhszego Gh.;
czyestho Gh.; ^f^eZ?/ (/fK) Gh.
B. In Worten :
und zwar im Acc. sing, pronom. pers. :
a) durch a 9mal: «2//a (4mal) S. 1, Gh. (4mal); szcha Ö. 1;
b) durch ff; Imal: schf, S. 3.^
3. Neupolnisches ^ ist vertreten:
A. In Wurzeln :
a) durch an Imal : handz S. 1 ;
b) durch q 2mal: wstapyl Gh.; wfsjtliqpyly Gh.;
nischen hart sind, wie: vmyeczenyu (um^renu), pltpu/ela (pJtf/n^a)^ pragnye
(pragn^)^ nyazdnye (ri^diie), mylo/mi/ego, du^znye (neutr. 9g\ mwthnye (acc.
pliir. masc.) nyewinnyeko (sie: newinnego), mcUnchnya, wyecznye (acc. plur.
fem.); A) an Stelle von d: potaaczon (posadan), fczyarczmi (wzgardoii)^ aoczyly
(a^dili); c) m an Stelle von n: tpmyeftponia (»tAtt w ne^pomq); d) c an
Stelle von c: nlcncye (tdmice, allgemein airtnce),
' Ausser diesen nasalirten Pronominalformen kommt auch die Form ohne
Nasal (Jie)'. azye (2mal) vor. Dass diese Form kein nasales e hat, ergibt
sich aus der Methode der Nasalbezeichnung dieser Texte. Da die nasa-
lirte Form &a gelautet, weil wie unten gezeigt a den Laut a bezeichnet,
so weisen unsere zuletzt besprochenen Texte zwei Pronominalformen
auf: 6(^ und S^.
924 Lecinjowslci.
c) durch n 2mal: szadzijl (z=. 8(^dU) Ch.; oszadzon Gh.;
d) durch a Imal: hucz Gh.;
e) durch o linal: soczyli (= 8f>dili) Gh.
B. In Stämmen:
a) Vcrba II. Glassc durch u: plynul Gh.;
h) Part, pracs. :
a) durch fi Imal: vydzf^cz Gh.;
ß) durch e Imal: pragiiye, polyeczaye Gh.
G. In Worten :
a) Instr. sing, subst. :
a) durch ^^ 7 mal: mathkq S. 1; ?Yirf^^ 8. 2; rak(^ (^^^^^) S. 2;
kassnya (ka£no) S. 2; Ä:nm (2mal); u?oc?^^ Gh.;
ß) durch a 4mal: szyla, wloczna, mascza Gh.; pfiniui S. 1;
b) Acc. sing. adj. fem.:
Ol) durch q Imal: boazcf, S. 2;
ß) durch a 2mal: szwyatha (^v(t^) S. 3; sviuthnu Gh.;
c^ Instr. sing. adj. fem.;
a) durch a Imal: wszytha Gh.;
ß) durch (j. 2mal: drvg(iy swoyq Gh.
r/J Vcrbum 3. plur.:
a) durch ^^ Imal: 8Z(^ Gh. ;
ß) durch V Imal: »2t; Gh.
4. Ncupolnisches i\> ist wiedergegeben:
In Wurzeln:
a) durch a 3mal: possaday {•= poiodaj) S. 2; nzwazaly (zofj-
zali), tiwyazan Gh.;
h) durch (^ 3mal: dzyeszqthkyem, pyaczdze8Z([d, wsz(fl (v£qI) Gh.;
c) durch it3mal: ogluday, pyenudza (p'en^da), vczitszony (u&f-
üony) Gh.;
d) fehlerhaft durch i Imal: ogliday Gh.
Es kommen also folgende Bezeichnungen der Nasaion
zur Anwendung: e (lOmal für f), n (28mal fiir f und 12m{il
fllr o), an (Imal fUr o), r^ (7mal fllr c und Ißmal ftir o), u (Omal
für o) und o (Imal für o), wobei das fehlerhafte i (Imal) nicht
in Betracht kommt.
Dass von diesen Zeichen e den f-Laut, o und u den
gepressten o (V/-J Laut bezeichnet, liegt auf der Hand. Vergleicht
Der Lantworth der Nasalvocalo im Altpolnischon. 925
man femer die Bezeichnung a, welche 28mal für f (und nur
12mal ftir o) gebraucht worden, mit der Bezeichnung q, welches
16mal den neupolnischen Laut q (und nur 7mal den Laut f)
vertritt, so sieht man das Bestreben, ftir neupolnisches f das
Zeichen a und ftir das neupolnische o das Zeichen cf, in An-
wendung zu bringen. Daraus ergibt sich der Lautwerth dieser
Zeichen; ci bezeichnet den Laut cl (2), a den Laut ^^. Somit
haben die besprochenen vier kleinen Texte die Nasallaute f^,
r, Oy und zwar kommen auf 28 (f. (wobei ich sogar von den
7mal mit (f. = q ftir neupolnisches e bezeichneten Fällen, die
gewiss ebenfalls als c^ gesprochen wurden, absehe) nur 10 f,
also etwa auf 3 ((, nur 1 f, d. h. der Laut f war sehr schwach
repräsentirt und ist in entschiedener Minderzahl im Verhältniss
zu q vorhanden gewesen. Grössere Autonomie, um so zu sagen,
zeigt der Laut (), bei welchem sich das Verhältniss wie 16 zu
12 gestaltet, d. h. der Laut q findet sich auch in Vertretung
des neupolnischen ^, doch vermag er seine Ebenbürtigkeit dem
Laut 2 gegenüber kaum noch aufrecht zu erhalten.
XI IL Aus dem Jahre 1475 besitzen wir im unterschlesi-
schen Dialekt einige sprachliche Ueberreste, enthalten in: Sta-
tuta synodalia et provincialia Vratislaviensia, ^ und zwar: Pater
noster, Ave und Credo in polnischer Sprache umfassend. Nach
den Zusammenstellungen des Herrn Professor L. Malinowski^
ist der Sachverhalt folgender:
1. Neupolnisches f ist wiedergegeben:
A. in Wurzeln durch a7i Imal: vmanczen]
B. in Worten, 1. sing, praes. durch e 2mal: vyarze, wierze.
2. Neupolnischcs if ist wiedergegeben:
A. In Wurzeln:
a) durch an Imal : suantego ;
h) durch en 3mal: suienfa, suienftch, a^itentan;
c) durch e 2mal: swi/PJimy osioyTiczo. (08ve6 §e) ;
» Vpl. Casop. ?08k. Mus. XIV, 1840, pag. 77—94.
- Vgl. Jslacly djalektyczne in Rozprawy Akad. umiej., Bd. VII, pag. 346.
926 Leciejewaki.
B. in men-8tämmon durch e Imal: gmye f twf ^ ;
C. in Worten: acc. sing, pronom. durch e: se oswyecze
(o^v(6 6e); se kann auch 6e gelesen werden.
3. Neupolnisches <^ ist wiedergegeben:
A. In Wurzeln:
a) durch u 5mal: bitdz, wsschmogucziego, vasechmogucziego, fct-
tupil (2mal);
h) durch mm Imal: saundicz (sod'ic)]
B. in instr. sing, durch w 4mal: suientu, czierkau, obiecznu,
tabu (tobf)).
4. Neupolnisches io ist wiedergegeben:
in Wurzeln durch u Imal: poczid,
Folgende Bezeichnungen der Nasal vocale sind also an-
gewandt worden: e (5mal), eii (3mal), e (2mal), an (2mal), u
(Omal), au (Imal) und aun (Imal); von diesen rcpräsentiren
e, en, e augenscheinlich den neupolnischen Laut f/ u, au, aun
den neupolnischen Laut ^; es bleibt nur die Bezeichnung an
zu erklären. Da sie aber nur an Stelle des neupolnischen f
vorkommt, so kann sie, was auch ihr graphischer Werth zeigt,
nur den Laut f^ bezeichnen. Somit hat dieser Text drei Nasal-
laute: r, o (0 und ff., doch findet sich der letzte nur für f und
steht zum letzten im Verhältniss von 2 : 10, resp. 1 : 5. Jeden-
falls war er, was ftir uns genügt, in der Sprache der unter-
schlesischen Mundart vorhanden.
XIV. Bevor wir weiter gehen, wollen wir wiederum die
aus der Untersuchung dieser Epoche (1500 — 1475) gewonnenen
Resultate zusammenfassen. Bei den Sprachdenkmälern dieser
Zeit lässt sich nur in zwei Fällen die Mundart mit Bestimmtheit
nennen; wir erhalten die kleinpolnische und die unterschlesi-
sche. Doch glaube ich nicht zu irren, wenn ich auch die
anderen kleineren Texte, die im Allgemeinen dieselbe Sprache
zeigen, dem kleinpolnischen Dialekt zuweise; die Manuscriptc
von ihnen sind alle in Kleinpolen aufgefunden worden, und
dieser Umstand dUrfte auf keinem Zufall beruhen und eben-
Der Lautwerth der Na«alvouale im Altpolnischen. 927
falls von gewissem Werth sein. Mag es dem sein wie es wolle,
die Nasalvocale in ihnen zeigen dieselbe Entwicklung wie in
dem kleinpolnischen Dialekt. Dieser zeigt aber auch in dieser
Epoche die beiden Laute: e, o, in einigen Fällen sogar ihre
weitere Entwicklungsstufe () (^). In ,Glo8sa super epistolas',
welche in Kleinpolen, und zwar in einem Lemberger Kloster
entstanden ist, kommt aber auch der Nasallaut c^, besonders
für den neupolnischen Laut e vor. In der unterschlesischen
Mundart, die somit bereits die vierte ist, die wir kennen ge-
lernt haben, kommen die drei Nasallaute : e, q, q vor: das Ver-
hältniss von n zu r, o, stellt sich dermassen, dass es den Laut
f in numerischer Hinsicht bei Weitem übertriflFt, dem Laute 9
dagegen numerisch nachsteht. Ein Vergleich mit dem vorigen
Zeitabschnitt in BetreflF der Nasalvocale lässt sich nur mit der
kleinpolnischen Mundart anstellen. Die kleinpolnische Mundart
der Zeitperiode 1525 — 1500 besass nur die Laute f, 2; die der
Zeitperiode 1500 — 1475 kennt ausser diesen Lauten noch den
Nasallaut q, der besonders den neupolnischen Laut f vertritt.
Für die anderen Dialekte muss mindestens der Stand der Nasal-
vocale des vorigen Zeitabschnittes angenommen werden.^
XV. Wir kommen an das dritte Viertel des 15. Jahr-
hunderts. In diese Zeit fallen mehrere unserer Sprachdenk-
mäler. Die jüngsten von ihnen sind die übrigen von Professor
KaluÄniacki raitgetheilten kleineren Texte. ^ Da sie gleiche
Orthographie und Sprache aufweisen, fasse ich sie alle zu-
sammen. Die Untersuchung ergibt folgende Resultate:
• In der zweiten Frage nach der Form des Acc. sing, pronom. pers. ist,
wenn man das bis jetzt Gesagte znsammenfasst, zu constatiren, dass es
sowohl eine nasalirte: ma, Sq^ iq^ respective m^, <5^, 4e und eine nicht
nasal irte Form: nie, ce, ^e gab.
2 Op. cit. pag. 282 — 189 und pag. 293 a; den zweiten (ß) Abschnitt, welcher
jünger ist und wegen seiner Kürze (10 Zeilen) nicht verdient, eigens
behandelt zu werden, lasse ich aus. Beim Anführen der Beispiele be-
halte ich die Eintheilung und Bezeichnung von Herrn Kalu^.niacki,
also: (Exodus, Cap. =) 21, v. 1—36, 22, v. 1—31, 23. v. 1 — 10, (Levi-
ticus Cap. =) 24, v. 3—26, (Epilog =) E, (Orationes =) O, (Praeam-
bula •=) P, wozu ich den Absatz pag. 293 « rechne und mit Pe be-«
zeichne.
028 Lcciejew.kl.
l. Neupolniachcs f ist wiedergegeben :
A. In Wurzeln:
a) durch a: badzyeczye 24 r», 24 n; raka (r(ka) 21 ^i\ mciszasisny
(meiczffzny) 21 b; 21 sa; im Ganzen 12mal;
b) durch ff 5mal: nifikff, (rtieke) Oß; vnuyczenye Oß; vmficzevya
Oa; prifthem 21 20; hida (b(d^) 2426.
cj durch an: banda (b^d^) 24 12; bandzye 21 n, 21 19; AancJr
2223; im Ganzen 31mal.
B. In Worten:
a) acc. sing, subst.:
a) durch a 12mal: dzyeszaczyna (d'eS^öin^) 2229; dzyetcka
21 20; c2tij»2a 2I2S; noga 21 24; roia (VfAf^ 21 24; sromo-
thfi 21 10, 22 17; szkoda 22«; «^z/o^ia (sie) 22. 5; sfudnyn
21 33; otor^a 22 1, 22 lo.
ß) durch q: chwah^ Oa, diM^y^ 21 28, 24 16, dzyetohi 21 7,
212«; mathkq 21 iä; im Ganzen 35raal;
'>) acc. sing, possess. :
«) durch a Iraal : szwoya 21 15 ;
ß) durch a 2mal: twoyfi 22 2!«; zwoyq (svoje) 21 20;
rj Verba 1. sing, praes. :
a) durch a 5mal: benda 24 12; pivsza Pa; puszcza 2426;
spnszcza 242r>; loyoda (woda) 2425;
ß) durch <( lOmal : bandt^ 24 12 ; cÄrzr^ 24 iß ; poatawyq 24 n ;
pttazczrf, 24 22 ; froszff, Pe ; przyczynyff. 24 is ; poczwyerdzti
24 9; niyluyq 21 r»; rozmnoszfj, 24 0; szefhrq 24 19;
y) durch e 2mal : rÄcrß 21 r. ; dzyffkvye Pe.
2. Neupolnischcs u» ist vertreten:
A. In Wurzeln:
a) durch a; czyaszek (6^iek gravis) 23»; myassa (mf^sd) 21»*,
2231 ; pyenyadzy 21 11, 22 2:); im Ganzen 12mal:
b) durch ff; 5mal : Iqzfi (sie pro : Iqze = ifiej 21 1« ; dzesszficz
242(5; swfithy Oa, Pe; naszwyqthszy Pe;
r) durch au 7mal: dzyeszancz 248; pyancz 248; przeklan-
thego Pa; swanthy Pb; swantha Pa; swantego Pa
(2mal), Pb.
Der Lttutwerth der Nasal vocttle im Altpolnischeu. 929
B. In r?<-Stämmen :
a) durch a Imal: bydla 24t 22]
h) durch q 3mal: hydUi^ 22 u; dzyeczq (d46^) 2122; zxoyerzfißAa*^
c) durch e Imal: szwyerzetha (£iöe^(ta) 2422.
C. In Worten:
acc. sing, pronom. pers. durch a 5mal : czyq O ß ; szyq E ;
21 35 ; szq (6(jQ 21 13, 24 25. *
3. Neupolnisches q ist vertreten:
A. In Wurzeln:
a) durch a 5mal : Ttiasz (mqi) 21 22 ; bladzyl (hlqäfü) 23 2 ;
racze (rqöe alacriter) 24 16 ; szdagoxc (Selqgow) 21 32 ; za-
stapyl 21 u;
b) durch q 3mal: odlqczysz 21 14 ; pqnthnykotcy 23 9; smqtkv Oß:
c) durch an (vor Dentalen) 7 mal: bandz 239; mandroszcz Pb;
przyszancz 22 11 ; aandze 23 2, 23 6 ; sandy 21 1, 24 15 ;
d) durch am (vor Labialen) 3mal: zamb 21 24 (2mal), 21 27;
e) durch qn Imal: bqncz (bqd^) Oa.
B. In Stämmen:
Part, praes. :
a) durch a 2mal: bodaczy (bodqcy) 21 29; zywycu^ E;
b) durch q 4mal : chcqc 21 12, 21 14 ; modlyqcz szye Pe ; stoyqcz O ß ;
c) durch an Imal: icszechmoganczego Pa.
C. In Worten:
a) Instr. sing, subst. :
a) durch a 2mal: thluszcza (tlu$Öq); stLchosczya 24 10;
ß) durch q: laszkq (laskq) 21 19; nadzq (n£dq) 24 ig; ochlodq
Pe; im Ganzen 11 mal;
bj acc. sing. adj. fem.:
a) durch a Imal: gedna (jednq) 22 1;
* Aasserdem kommen noch folgende, und zwar nicht nasalirte Formen vor :
ni/e 21 8 (2mal), 22 24, 22 26, 23 2, 23 10, 24 20, E (3mal), Pe, »i/e Pe.
Dass diese Formen nicht nasalirt sind wird unten gezeigt. Somit haben
wir in diesen kleinen Texten die bekannten zwei Formen des Acc.
sing, pronom. pers. niq, <^a, Aq und me, te, 4e.
9BQ liocio jowski.
3) durch (i omal : hrzemyenna 21 22 ; J}Oza O a ; ^^'t^f (j^^^O
21 10; zysznq 244; hier mag auch seinen Platz finden:
«ztüc^ 21 7 5
c) instr. sing, pronora. pers. durch a 5mal; ninq Pb; tobq
22 2ä; </m>6^^ Oß; nyq 21 4, 22 n;
cij instr. sing. adj. fem. durch q 3mal: waszq 24 h; zaprzedcmii
21 8; tqsz 21 31 ;
e) Verba 3. plur. praes. :
a) durch a 5mal: hqda 24 «5; nayda 22?; oszlyepyaya 23 s;
jmszcza 21;jo; szwadza szye (svad^j ,^e) 21«»;
ß) durch ^^; bandc^ 21 4, 22*4; dadzq 24«); dawayq 22 n;
im Ganzen 34mal;
Y) durch u Imal: handv 2223.
4. Neupolnisches t^ ist wiedergegeben:
A. In Wurzeln:
a) durch a 8mal: zrzadzy 21 10; nayal (naj<^l) 22 ir»; poynl
22 1«; poyacz 22 ir,; pyenyadze 21 lo, 21 21, 21 »5, 22 1:.;
i) durch ^ 2mal: rzqdzy Oa; zvyqzan Fe;
cj durch an 2mal: poczantku Pa; thyszancz 248.
B. In Worten:
acc. sing, pronom. demonstr. fem. durch q 6mal : y^^ 21 ?<
(2mal), 21 9, 21 33, 22 ig, Pe.
Folgende Zeichen dienen also zum Ausdruck der Nasal-
laute : e (2mal für e und Imal für iV), v (Imal fUr o), qn (Imal
für (>); a (30mal für r, 13mal für tV, lomal für o und Hmal
flir fV>), und a7i resp. am (3 Imal ftir f, 8mal für if, 11 mal furo,
2mal für lo). Von ihnen repräsentirt e unleugbar f, v unleugbar
^ (tf,) ; bei den drei übrigen Bezeichnungen ist ein lautlicher
Unterschied nicht vorhanden; q ist zwar im Verhältniss zu n
(66mal) und an (52mal) am öftesten (141mal) angewandt worden,
doch werden alle drei in allen möglichen Kategorien und für
alle neupolnischen Nasallaute gebraucht; alle drei müssen des-
halb einen und denselben Laut bezeichnen, und dieser kann nur
der Laut q sein. Zwischen a und an, welches letztere nur im
Inlaut vorkommt, ist nur der bereits öfters erwähnte Unterschied
vorhanden, dass an den bereits zerfallenden, unvollkommen nasal
Der Lttutwerth der NasalTocttlo im AltpolniHchen. 031
auBgesprocheneii; a dagegen den reinen Nasallaut vorstellt. Somit
kennt die Sprache der obigen Texte beinahe nur den a-Vocal;
sporadisch nur (3mal, auf 151 Fälle, wo neupolnisches f vor-
kommen sollte) kommt ^ und (Imal auf 108 Fälle, wo neupol-
nisches 9 vorkommen sollte) q vor, welches letztere man vielleicht
noch als Schreibfehler ansehen kann. Dieses seltene Vorhanden-
sein des Lautes f gibt uns das Recht, die Formen des acc.
sing, pronom. pers. szye, = ke zu lesen.
XVI. In zweiter Reihe wollen wir zwei kleinere (den
vierten und fünften) von den von Chom§towski op. cit. publi-
cirten Texten behandeln. Die Nasalvocale sind in ihnen fol-
gcndermassen bezeichnet.
1. Neupolnisches f ist wiedergegeben:
A. In Wurzeln:
a) durch a 9mal: nadznym 5; nacznym (n^inym) 5 (2mal);
hadzesz 5; rah^ 5; raku 5; irmaczon (um^con) 4; vmctcze-
nye 4; przystapaya 4;
b) durch q 3mal: 7iqdznyr}i 5; r((Jui 5 (2mal);
c) durch an Imal: ranku 5.
B. In Worten:
<cfj acc. sing, subst. auf -a, -ja-:
Ol) durch a : rada 4 ; laszka (lask^) 4 ; nyedzcda (sie) 5 ;
slachta 4^ im Ganzen 17mal;
ß) durch q 3mal: nyedzelyq 5; mdzelq 5; nyevolq 4;
y) fehlerhaft durch v Imal: pannv 4 (Verwechslung mit
dem instr.);
^J acc. sing, pronom. possess. fem.:
a) durch a 8mal: moya 5; moia 5; szwoia 5; swoya 5
(2mal); thwoya 5 (2mal); tha (Ui) 4;
ß) durch q 3mal: moyq 5 (2mal); swoyq 5;
^^ Verba 1. sing, praes. :
a) durch a : kaya sye 4 ; nioga 4 ; [rrosza 4 ; {i'^elc, jubeo) 5 ;
im Ganzen 14mal5
ß) durch q Imal: toyelyq (HU) 5;
932 Lociojewski.
7) durch e Imal : vyele 5 ; letzteres Wort konnte der Ab-
schreiber- sehr leicht mit dem Adverbium tVjfe (mal-
tum) verwechselt haben.
2. Neupolnisches ie ist bezeichnet:
A. In Wurzeln:
a) durch a: dzyesyaczyorga 4; nawyaczay 4; przysyagft 4;
pamyathay 5 (2mal); im Ganzen 35mal.
b) durch (f. 5mal: vrzcfdub^ urzqdw 5; szwyqtho 5; panuitkay
5 ; szwyff^thcf, 4 ;
c) durch an 6mal : dzeszanczoro 5 ; kzangack (k$egah) 5 ; sztcy-
anczycz 5; pamyantay 5; swanthq 5;
<i!) durch e Imal: pamyethay 5e.
B. In 7/ien-Stämmen :
durch a Imal: gymya 4.
C. In Worten:
acc. sing, pronom. pers. durch a 25mal: myn 4 (omal):
czya 4 (2mal); sya 4 (18mal).
3. Neupolnisches q ist vertreten:
A. In Wurzeln:
a) durch a 3mal : przystaptrya 4 ; przystapaya 4 ; szadzfz
(si^d'ic) 4;
h) durch ^6mal: bij^z (hqX) 4; w/^dro«2C2 4; szt4^i (sifd) ^'1
vstqpylem, wstqpyl 4; sztqpyl 4;
c) durch t? Imal : 8s\)dzyl (aqdfil) 4.
B. In Stämmen:
a) part. pracs. durch cf, 4mal : vye^^zqcz, pragnriczy, myfoy^csj
(sie), wschechmogcf^czy 4;
fe) durch t? (d. i. u): praczvyvczy (pracujocy), jrrzecyvyavczy
(prcivaj(^cy)j tcszechviogvczemv 4; im Ganzen 12mal.
c) durch o 4mal: loszechmogocego^ tossechmogoc&mu (3mal)
C. In Worten:
a) Instr. sing, subst. :
7) durch a 4mal: modlyfwa 4; kaszna (kah'to), »vadn
tscya 5;
Der Laotwcrth der NasalTOCftle im AUpoInischen. 933
ß) durch q: moczq 4; volq 4, 5; warq (<^arq) 5; zavysczyq 4;
im Ganzen 22mal;
y) durch w, v 7mal: casznu (kaiiiq) 5; radu 5 (2mal);
radv 5; raku 5; ranJcu 5; sdradv (zdradq) 4;
6^ acc. sing. adj. fem.:
a) durch a 2mal: wsyczka (ySyckq) 4; boza 5;
ß) durch (]f 5mal : ktorq 4; krzescyanszkq 4; &o«2;f2 5; szwyathq
4; swanihq 5;
y) durch w, t? 2mal: io^tt 5; powasednyv (poväednq) 4;
cj instr. sing. adj. fem.:
a) durch a Imal: ona (onq) 4;
ß) durch q 5mal: falssywq 4; «/(]f (2;7oJ 4 (2mal), 5; thq 4;
y) durch w Imal: szlu (zIq) 5;
d) a) durch qf 2mal: toJqf 4 (2mal);
ß) durch ü Imal: mnv 4;
ej Verba 3. plur. praes. :
a) durch q 3mal: Za««^ (^^ß^?^ 4; szq (sq) 4, 5;
ß) durch t? 2mal: opyehajjv (opekujq) 4; zqdayv 4.
4. Neupolnisches i^ ist wiedergegeben:
A. In Wurzeln:
a) durch q: ksyqk 4; poczcfl 3; pozqday [po£qdaj) 5; im
Ganzen 15mal;
6J durch an Imal: poszanday {jpoiqdaj) 5;
c) durch qn Imal: posqnday (poiqdaj) 5;
d) durch a Imal: poszaday (poiqday) 5;
e) durch u 2mal: pozvday (po^daj) 5; urzud 5.
B. In Worten:
a) acc. pronom. demonstr. fem. durch a 3mal : ya (jq) 4 (3mal) ;
h) acc. sing, subst. der -^VX-Stämme durch v 4mal: Ewan-
gelyv 4 (3mal); Mariv 4.
Wir haben also folgende Bezeichnungen der Nasalvocale:
(2mal), Uy V (14mal für q, 4mal für lo), a (48mal für f, ülmal
^i* ky lOmal für q, 4mal für in), an (Imal ftir f, 5mal für /f,
^"lal für ij), ^^ (lOmal für e, 5mal für jV, 47mal für o, 15nial
'*" tV^), <p (Imal für iq). Was die durch diese Bezeichnungen
^«sgedrückten Laute anbetriflft, so reprUsentirt e unleugbai* den
Sitznngfther. d. phil.-hist. V\. (7X1. Kd. H. nft. CO
934 Looiejowslti.
Laut f (resp. ?r, an dessen Stelle es beide Male zu finden ist),
2t, V den Laut o (i^) ; die anderen Bezeichnungen zerfallen ihrer
Anwendung nach in zwei Gruppen, in a, dem sich an anschliesst,
und q, dem sich rpi zugesellt. Während nämlich a lOOmal (mit
Zuzählung von an llömal) an Stelle eines neupolnischen f und
nur 14mal (mit an 15mal) an Stelle eines neupolnischen q sich
vorfindet, kommt umgekehrt q in der Kategorie eines neupol-
nischen f nur 15mal und in der Kategorie eines neupolnischen
g 62mal (mit qn 63mal) vor. Somit ist a der Hauptvertreter
des neupolnischen f und q der Hauptvertreter des neupolnischen g.
Dieser Umstand bestimmt uns auch den Lautwerth dieser Be-
zeichnungen; q (als Vertreter des neupolnischen g) hat 4? ^
dagegen q gelautet. Somit haben wir folgende Nasallaute: q,
welcher Laut stellenweise bereits in <f übergeht, und q, welches
beinahe regelmässig den neupolnischen Laut f vertritt. Nur an
zwei Stellen, und zwar nur in dem einen (fünften) Text konmit
e vor. Zwischen a, q und an, qn besteht aber der bereits her-
vorgehobene Unterschied, dass a, q die rein nasale Aussprache
des betreff'enden Lautes (= q, q) bezeichnen, an, qn dagegen
den zufallenden, nicht rein gesprochenen Laut ausdrücken. Die
beiden obigen Texte zeigen wiederum, wie genau die Schreiber
die Laute zu bezeichnen verstanden; sie unterschieden o (%)j
*h ^h f • Jeder Laut, der in ihrem Dialekt vorhanden war, fand
auch seine Bezeichnung. Dies ist der beste Beweis, dass man
sich streng an die Orthographie der Schreiber zu halten hat
und nicht neupolnischc Anschauungsweise auf die altpolnischen
Sprachdenkmäler übertragen und in unserem Fall ein an, a, q
als f lesen darf.'
' Ilorr Kahi^.niacki op. cit. pag. 305 sagt in Bezug auf die Schreibart
der Nasalen: ,\Venn aber Jemand . . . einwenden wollte, dass auch
schon in den angezogenen Schreibungen, so barock und widersinnig
sie auch scheinen künnen, ein tieferer phonologischer Sinn verborgen
liege, so müssten wir diese Einwendung als einen förmlichen Irrthnm
bezeichnen, der um so bedenklicher ist, als er notorisch Fehler-
haftes zur Bedeutung eines wissenschaftlichen Axioms erheben mOchte.
Schon der blosse Umstand, dass die meisten von den soeben angezo-
genen und sich gegenseitig widersprechenden Schreibungen nicht
selten in einer und derselben Wortform eines und desselben Sprach-
rostes — man vergleiche z. B. die in den Jura befindlichen 3. plnr.
hnnda, handq und hcmdv ... — vorkommen, . . . dttrfte Oberzengend
Der Lantwerth der Nasalvocsle im Altpolnischen. 935
XVII. Kurz nach dem Jahre 1450 ist auch geschrieben
die den Gnesener Predigten beigefiigte (pag. 49 — 51) Confessio
generalis. Der Stand der Nasalen ist in diesem Sprachdenkmal
folgender:
1. Neupolnisches f wird bezeichnet:
A. In Wurzeln :
a) durch q 3mal: mqkq (m(kfj) 50 b; nqdznym 51; rqka 51;
h) durch a Imal: makach 50 a;
c) durch an (vor Dentalen) Imal: ranky 50a;
d) durch am (vor Labialen) Imal: p^zesthampvyancz 50a;
e) durch em Imal: przeathempcza 51a.
B. In Stämmen der Verba 11. Classe:
durch a Imal: pogynaly (po^n^ly) 49b.
C. In Worten:
a) acc. sing, subst. der -a, ;;a-Declination :
a) durch q 4mal: laszkq (lask^) 51; mathkq 51; mqkq 50 b;
nyedzyelq 51 ;
ß) durch a 2mal: dusza 49 b; panna 49 a;
b) acc. pronom. possess. fem.:
a) durch q 2mal : mogyq 51 ; szwogyq 51 ;
ß) durch a Imal: tJia 49a;
c) Verba 1 sing, praes. durch a 4mal: prosza 49 b; 50 a;
50b (2mal).
^enug sein, um dem eben so einseitigen als natzlosen Bestreben, alle,
selbst die widersinnigsten orthographischen Einfälle der alten
Schreiber auf phonetische Beweg-gründe zurückführen zu wollen, ein
für allemal ein Ende machen.*
Wir lassen diese Worte ohne joden Commentar, da sie sich selbst
commentiren, und fügen nur hinzu, dass sie von einem Manne her-
rühren, der über die polnische Orthographie eine Abhandlung geschrieben
hat (Hist. Uebers. der Graphik und Orthogr. der Polen, Sitzungsber. der
phil.-hist. Cl. der Akad. der Wissensch., Bd. XCIX, p. 947 sq.). Der Acc.
sing, pronom. pers. kann nach dem oben Gesagten, da der betreifende
Vocal ohne Ausnahme durch a ausgedrückt ist, nur mq, r^<7, fq gelautet
haben.
60*
936 Lp«*|pjow8ki.
2. Neupolnisches ie ist wiedergegeben:
A. In Wurzeln:
a) durch an (vor Dentalen): czyanskych (crskiti) 41 Uj; dzye-
szyanczyoro bOn] poczancze (poceca) 49 a; im Ganzen 22mal;
b) durch q 4mal: pamyqthay 51; szwyf^thy, 8tc<ithego 51b;
szwyqtho 50;
c) durch e Imal: sczesczye 51b;
d) durch en Imal: jyoklenknqwszy (poklekn^Sy) 49 a.
B. In -wje»»-Stämmen:
a) durch a Imal: ymya 49 a;
h) durch q Imal: [zjnamyq (significatio) 50b;
e) durch c Imal: sznamye 49a.
C. In Worten:
acc. sing, pronom. pers. :
a) durch a 7mal : szya 50 a (4mal); 50 b (3mal);
h) durch q 8mal: myq 50b; szyq 50a (4mal); 50 b (.-imal).
3. Neupolnisches q ist wiedergegeben:
A. In Wurzeln:
a) durch an 5mal: bancz (h()(f) 50 b; mandroszcz 41) a; p(f-
ftzandzayancz 50 b; szandzycz (smViö) 50 b; 51b:
h) durch q Imal : mqk (poenarum) 51 b.
B. In Stämmen:
a) Vcrba II. Classe:
a) durch a Imal: poklanknawszy 49a;
ß) durch q Imal: poklenhnqwszy 49a:
b) part. praes. act.:
ol) durch an 8mal : byancz ( b'ijoc) 50 b ; mnynncz 50 b ;
mowynncz 49 a; obwavyayancz 50 b ; jyrzesfampn/ancz
bO Si] poszandzayancz 50 b; rospaczayancz 50 b; wschech-
vioganczego 49 a ;
ß) durch a Imal: rzeknacz (reknoc) 49a.
C. In Worten:
a) instr. sing, subst. :
a) durch a (imal: kasznya (kaino) 51; mndlyfhwa 49a;
myszla 50 b; nyeczysfotha 50 a; pycha 50 a; rriÄra 51;
Der Lautwertli der Nasalvocule im Altpolnischen. 937
ß) durch f^ Omal: moczq 50 b; jjyanczyq (pf<%, quinque)
50 a; racU^ 51; szyedvui (sedmq) 50 a; volq 50 b; za-
drosczyq 50 a ;
b) acc. adj. sing, fem.:
a) durch a 3mal: yedna 49 b, 50 a; powazednya 50 a:
ß) durch II 2mal: namyloicczywsza 49 a; poleczonq (polecong)
50b;
c) instr. adj. fem.:
a) durch a Imal: szla (zlq) 50 b;
ß) durch f^ 5mal: szUj. (zlo) 50 b; ä;<(»y^ 49 a, 50 b; thq
49a, 50b;
dj instr. sing, pronom. pers. durch q 4mal: mnq 50 a, 50 b
(2mal) ;
c) Verba 3. plur. :
a) durcli q 2mal : szq (sq) 49 b ; vdzyelayq 49 b ;
ß) durch a 6mal: lesza (lezo) 49 b; maya 50 a; oglandaya
50 a; sza (sq) 50 a; volaya 50 a; szqdaya 50 b.
4. Neupolnisches iq ist vertreten:
A. In Wurzeln:
a) durch (t 3raal : ohczyqzone (ohco^one) 49 b ; wsghjdth 50 b ;
sz^idaya (zodajo) 50 b;
i) durch an 3miil : nyeposzandzy (ne pozqdaj) 51 ; oglandaya
(oglqdajq) 50 a; przyancz (pryjqc) 51b.
B. In Worten:
acc. pronom. demonstr. fem. : durch q 2mal : ya 49 a.
Zur Bezeichnung der Nasallaute dienen also folgende
Zeichen: e (2mal), en (Imal), em (Imal), a (9mal fiir c, 8mal
fiir ir, 18uial für g), q (9mal für e, 13mal für i(, 20mal für o,
4mal für to) an (nur im Inlaut, Imal für ^, 22mal für ir, llmal
für q, 3mal für iq) und am (im Inlaut Imal für f).
Dass e, en, em den neupolnischcn Laut e bezeichnen, braucht
kaum bemerkt zu werden. Die drei übrigen Bezeichnungen a,
q, an (am) kommen alle in allen Kategorien und fast in gleicher
Anzahl (35 : 46 : 3S) vor. Es ist deshalb nicht möglich, in phono-
logischcr Hinsicht einen Unterschied zwischen ihnen zu finden
und zu statuiren. Sie alle bezeichnen einen Laut und dieser
938 Lcciejew«ki.
kann nur der Laut (f> sein, der in allen Kategorien der neu-
polnischen Voeale stehen kann. Man könnte höchstens zwischen
q, welches mehr das neupolnische q als e vertritt, und an (am),
bei welchem das umgekehrte Verhältniss stattfindet^ den Unter-
schied finden, dass q = q und an (am) = q ausdrückt. Somit
wih*de die Sprache der Confessio GeneraUs als Hauptlaut f\ir
Nasale den Laut q (d. i. q und q) haben. Sporadisch (4mal
auf 65 Fälle von q fUr neupolnisches f) kommt f vorJ
XYIII. Von grösseren Sprachdenkmälern fallen in das
dritte Viertel des 15. Jahrhunderts die sogenannten: ,Modlitwy
Waclawa', herausgegeben und besprochen von Dr. L. MaK-
nowski.'-^ Da die Angabc der Beispiele in der Besprechung
des geehrten Herausgebors nicht erschöpfend ist und seine
Schlüsse zum Theilc auf falschen Folgerungen berulien, da er
das statistische Verhältniss der gefolgerten Laute zu einander
ganz ausser Acht gelassen hat, so sah ich mich genöthigt, eigene
Untersuchungen anzustellen, die folgende Resultate ergaben.
1. Neupolnisches r ist wiedergegeben:
A. In Wurzeln:
a) durch a: hada (b^de) 3ii, 23 a, 13(3 b; racze (rrce) 64 a,
1)1) a; szadzya (s^d'a) 72a; wnatrzu (vnetHi) 9a; icna-
trznosczi 43 a; im Ganzen 34mal.
b) durch an: vor Dentalen bände (bi^dc) 3a, 7b; manzowie
(mr^ovt) 49 a, 55b; manki (nirki) 43a; odpandz (odprä!)
128 b; im Ganzen 99mal.
c) durch am vor Labialen 5mal: glamokokosczi (sie pro:
glambokosczi) 18 b; przesfampcze (prestepce) 38 b; odsfam-
plancze (odstepence) 38 b ; stampuyanczich (strpujoci/ch)
119a; zambi 119a;
d) durch q 3mal.' bqdze (b(d'e) 40 a; wntjka (vneka, neupoln.
vnuka) 45 b ; loruiirznosczy 2 a ;
' Dio Forinou des Acc. pronom. pers. laiiton also in der Confessio : »»</, «'a, ia
2 Modlitwy Waclawa zabytuk jozyka polskiejjo z wieku XV odkryty i
skopijowany przez s. p. Aleks. hr. Przezdzieckiego wydal i obja<^ui(
L. Malinowski in: Pamiotnik Akad. Um. w Krakowio wydzial til. i hist.-
tiloz. Bd. II, Jahr 1875. Dio Zahl gibt die Seite des Originals au:
a = recto, b = verso.
Der Laatworth der Nasalvocalo im Altpolnischen. 03U
e) durch ^ 2mal: b^d^ (brd^) 23 a; h^da (1. sing.) 25 a;
fj durch 0 Sinai: godziczye (g^d'ice) 130a; bod^ (1. sing.) 141a;
nodzfiey 45 b.
B. In Stämmen der Verba IL Classe:
a) durch a 5mal: zgynala (zglnela) 116a: 127a; kwltnali
48 b ; p'agnaly 65 a ; wynyhiala (vynikn(j>la) 73 b;
h) durch fJ Imal: osiagn^U (oSogneli) 21b.
C. In Worten:
a) acc. sing, der -a, -jfa-DecHnation :
a) durch a : dusza (dui^) 40 b ; 43 a ; naprawa 59 a ; obrona
44a, 76b, 80b; panna 59b, 71a; prawda 113 a, 117 a,
121 a, 136 b ; im Ganzen 129mal.
ß) durch q: chwahf, 2a; duszif: 2b; drogff, 7b; przyczynq
58 b; im Ganzen lOraal;
y) durch ^: gloicf^ 118b; Ewangelist^ 50 b; ziemi^ 125 b;
iceln^ (vel7i() 133b; im Ganzen 37 mal;
3) durch o (welches man als fehlerhafte Bezeichnung für
flanschen kann) 7mal: chwalo 144a; duszo 131a, 134a;
kodzydlwjczOy(Jca(Udlnicf turibulum) 121 b; lasko (lasJce)
46 a; nadzeio 24 b; rcmko (rrkr) 137b;
s) dui'ch e 3mal: zyemye 70 a, 76 a, 125b;
b) acc. sing, pronom. possess. fem.:
a) durch a: vioya (moje) 40b, 41 a; twoya IIa, 23b, 33b;
sicoia 4 b, 63 a; ona (one) 40 b; tha (te) 73 b, 75 a;
im Ganzen 3 Imal;
3) durch ^^5mal: moya 2b, IIb, 20b, 31b; ona 40a;
y) durch ^ 3mal: 7noif^ 131a; on^ 40 a; sicoif^ 124b;
c) Verba q sing, praes. :
a) durch a: bada (bede) 23a, 136b; banda 3a, 7b; wzowa
136 b; zapomnia (zapomne) 35 a; im Ganzen 55mal;
i») durch (f, 6mal : banda 5() (2mal), 6 a, 38 b (2mal) ; uba-
czq (eospecto) 5b;
Y) durch ^ 6mal: b^d^ 23 a; band^ 24 b, 38 a; bod^ 141a;
poklony^ sie 136b; icnyd^ 117b;
o) durch 0 (fehlerhaft für ^) 2inal: baiido 125 a, 137a;
£) durch e Imal : poklonye sie 141 a.
940 Leciojewski.
2. Neupolnisches ie ist vertreten:
A. In Wurzeln:
a) diu'ch a: dziaka (^eka) 121b, 12(:)b, 138a; czascz (Mc)
134b; yazikii 74 b; lakam sye (Irkam se) 10()b; im
Ganzen ll)7mal;
b) diu'ch an: dzianka (d'rka) 120b, 134b; yanzyk 1(>, 22b,
()()a; czanscz (^cH) 140a, 20(); im Ganzen 71 mal;
c) durch ^: dzl^ka 131a; dziewi^cz (d^evec) 121 b; jHimi^taUm
25b, 26b; ody^czie (odjr6e) 127b; im Ganzen 27 mal;
d) durch o (fehlerhaft für ^) 7mal: dzioka 122 b; dziokownnym
22 b ; swioH 138 a ; swiotego 135 a, 140 b ; swiotemu 114 b,
107 a, 122 a;
e) durch q Imal: 8zcz(i^ny (Söesiiy) 44 b;
f) durch en 2mal : wiensi (nom. plur. M^y') 53 b ; * prziieiiczi
(pryj{ä) 56 a.
B. In Stämmen:
a) in ff-Stämmen:
a) durch an 3mal: ksianzanta (kst^^et-a) 6h 'jXanszanta 125a;
xanzanta 51 a;
ß) durch fi Imal: zwierziitom 20a;
y) durch ^ Imal: dzieczi^ 130b;
b) in Tw^w- Stämmen :
a) durch a 5mal: gl^^ya (ji^^nr) 2b; gymya 68a; gimia 2t] tu
ymya 98 b, 121 a;
ß) diu'ch ^ Imal: yniy^ 141a;
y) durch 0 Imal: yniyo 139a;
8) durch e 2mal: gymye 67 a; plemye 84 b.
C. In Worten:
acc. sing, pronom. pers. :
a) durch a 15mal: mya 2 b, 5 a, 67 a, 68 a, 98 b (2mal), 126b;
mla 9 a, 9 b 56 a,; czla 46 b, 52 b, 91b; sya 70 b; szya
95a;
b) durch ^ 2mal: cif^ 32 a; czi^ 54 a;
^ Ausserdem kommt noch fehlerhaft: poszwinoczony vor, welches man
möglicherwoiHe in : poazwienczony verbessern kann ; dann würde ien die
Bezeichnung für ie. geben.
Der L»atwerih der NasiüvocHle im Allpol ninckon. t)4l
c) durch 0 Imal: czyo 13Hb;
d) durch f 2mal: mie 35 a, 38 b.'
3. Neupolnisches o ist wicderpfcgebcn:
A. In Wurzeln:
a) durch a: badz (hqd) 76 b, 114 b; bladzUem (hh^itilem) IKui,
37b; tccUpyeuya 8b, 120b; rozlaczaiaiicz (rozh^aijnc) Hb;
szad 67 a; im Ganzen 42mal;
b) durch an vor Dentalen : bandz (b^d') IIa, 1 r> a ; nandj/
116a; rank 137b; im Ganzen 20mal ;
c) durch am vor Labialen 3mal: ssfampil 113b; icstampil
113b; szkamposcz {skQpoii6, parcitas) 2a;
d) durch ^ 3mal: odstfipil 2a; sfidi (sf^dy) 24a; ftzfidzy 2b;
e) durch ^ 12mal: odt^d 124b; tt^d 39 a; $z^d 34 a; tn^dow
37 a; sz^ow 37 a; s^di osl, 25 b, 29 a; tr^bi 142a; z^i-
m^enffu 108b: zasmöczon 27 a; m^rzi 50 a;
f) durch ^ Imal: sz^y 134a:
g) durch o 3mal: szod 126a: izodny 143b; drjhßd 125a;
h) durch u Imal: fthupyla (♦öa.
1 Aiuserdem kommen folgrende und wie lich wo» der iUmpTficUunn; 4^
Natfalvocjüe in Modlitwy WacUwa erireben wird, nicht nsM^Urtts i'onn*iu
des Acc. sing, pronom. pOM. ror: mie 2 b. 4 b, ^a. 7 a f-imal , 70. 8 a. 'Ja
(3mal). 9b t4mal', 23 b ^2mal<, 24a ^2mal;. 25b r^ mal;, 2^; a, 27 b,
2d a .2mal;, 2ö b. 29 a '4 mal . fJ b. 31 a 3maly, 33 b, 34 a ^imal, 31 b,
35a, 36a, 37 a, ^ sl 3« b, 39 a. 39 b, 62 b: t^^t 67 b, 74 b. 75 a '2K»ai .
ICiOa. l«JOb. 11« b. 119 a. 127 b. 135 a, 137 a, 137 b '3mal . V^a. 115 a:
c=K 41 a, 136 b. 143 b: <zy< 133 b. 136 a: «yf 1 a. 11 a, 0^1 b, 64 b, 66 a
-Imal, 69b. t»Oa. %Sa. 86b. 92a. 94a. 96b. K»b. l'/l a ^2maJ;, l'/2 b.
103b, 106 b. 107 b 3mai . ll^a. 124 a. 124 b. 125b. 127 b. 12^b. 132b.
139a, 115 b: Mf 3 a. 6 b. 7 b. 136 a. 1^ b. Wf^lU^ 141 b. 142a. 145b
146 a .2mal. 146 b. 115 a. IIb. 26 a. 32?/. 42 b. 41b. 4r! b. 49 a, 51a.
.52b 2mal. 53a. 65b. 72b. ll?b, 119a. H9b 2ma]. ]2'/b'3n»ai.
121b. 122a. 122b. 124 a 2aLaI . 124 b 3iLai . 12*»^2aLaJ,. 12^ b.
'>b 2ma!, 131b. 132a. 132b. 135a. 135b 2»*: : «y, 1 a. f^/b
. Äla. »Ib. wa, 92a- 94*. 94 b. >5 b. 97a. 101 b; «y« 66^,:
« 4b. 5b. 6b 2a:a:. 7a. 114 V i:5a 4s.a: . 316b. 10a. 11 a 2&a; .
:■:> 2Äa; . 12 4. 14 a 2=x: . :4^- :^* 2Äa:, Jf/a. ^y/b. 22 a- 22 b
jaal . 53 a. 24 4- iS a. 2.> "• . 2-: a- 2>C • zsjL 27 v, ä! a. rf •> '>*l*: ,
^9a 3iu:.3^>a 2=^?. Ma. V'*.. 3* a. ^> *. 40a. 43 a. T/ß\, r/7 a.
^Is». :±1^ 136a: «« V.-a
942 Leoiejewaki.
B. In Stämmen:
a) Verba IL Classe:
a) durch a 3mal: rozczyagnal (roz6qgnql) 84 a: wczyagiial
84 a; wzgladnal (vzglqdnql) 59 b;
ß) durch (^ 3mal: wczyagn^l 137b; zgyn^l 34 b, 122b;
h) part. praes. act. :
a) durch a: hoyaczy szye (bojqcy) 81a; boiaczi se 30 a; zi-
tciaczich (iyvqcy%) 20 a ; zadayacz (itqdajqc) 59 a ; gora-
czosczia 33 a, gebildet von gorc^cy aus gorajgcy; im
Ganzen 72mal;
ß) durch an : hoianczich se 27 b ; dzalaianczich 9 b ; Ikaiancz
(lkaj(^c) 42 a; maiancz 121b; im Ganzen 14mal;
y) durch (f. Imal: watpi(f,cz (vqtpqc) 48 a;
8) durch ^ lOmal: czirpy^czym 126a; llacz{hze (ladgce, csu-
rientes) 139b; mowi^czim 24 a; opuszczai^cze 26 a;
rzek^cz 123; rohi^czego 134b; srainay^ 143b; usmye-
rzay^ 129 b ; wielbi^cz 117a; wziwai^czym 130 a ;
e) durch fhi: rzek^ncze 33 b.
C. In Worten:
a) instr. sing, der -a, -ja-Declination :
a) durch a: cliwala (%val(^) 116b; hoyaznya 62 b; szrada
(zdrad(^) 75 a; Isczytvosczya 75 a; im Ganzen 22mal;
ß) durch (^ 6mal: czeladzcf, (6eladf(^) 50 a; boyaznytf. 39 a;
moczq 13 a; mathj, 45 a; poczesnosczic^ (po6e8noä6gj prae-
stantia) 49 b; swiatoscziq (SvetoSd^) 56 a;
y) durch fJ; dro^fi 40 a; Za«/c(i (lash^) 56 a; tt'oZ?/(^ 134b;
im Ganzen 12mal;
3) durch o (fehlerhaft für ^) Imal: drogo 23a;
J^ acc. sing. adj. fem. :
a) durch a: boszka (boskrj) 65 a; boza (bo!tq) 92 b, 93 a;
aztoyatha (H^tq) 63 b, 71a, 87 b; wieczna 46 a; wye-
lyka 82 b (2mal); im Ganzen 34mal;
ß) durch (^ 6mal: Jakubowq 48b; krzescianski^ 8a; ktor(i
57 a ; ognysthq 57 b ; Salamonowq, 48 b ; swiaUi (äMo)
46b;
7) durch (^ 2mal : boz^ 44 b ; gorzsk^ 32 a ;
S) durch 0 3mal: dostoyno 145 a; nyebyeszko 134 b; zemsko
134 b;
Der Lantwerth der NmaItoc«!« im Alipolnischen. 943
c) acc. sing, pronom. possess. in zusammengezogener Form :
a) durch a 5mal: thwa 75 b, 121a; 134 a; 136 b; szwa 88 a;
ß) durch 0 Imal: tux> (tvq) 145 a;
d) instr. sing. adj. fem.:
a) durch a: hoszka 59 a, 62 b; czirnowa (ürhovq) 78 a, 78 b;
twoia 12b, 116b (2mal), zusammengezogen: twa 138b;
im Ganzen 17mal;
ß) durch q 8mal: bozc^ (bo^g) 45 a; nyebyeszhi 51b; na-
chwalebnieyszq 45 a ; sanu^ 12 b ; melkq 51 b ; wassq 56 a;
tvxnq 56a; swoiq 50a;
y) durch fJ 9mal: boz^ 31a; laskaw^ 50 a; lyubezn^ (lu-
bein^) 145b; sloneczn^ 33 a; sthar^ 63 b; szam^ 138 b,
143 a; wszelk^ 40 a; zloscziw^ 40 a;
3) durcA f^f^ Imal: mm^^fi 129a;
e) durch o 3mal : przespyeczno 143 b ; «amo 125 a ; two 143 ;
2^) durch am Imal: moyam 98b;
e) instr. sing, pronom. pers. :
a) durch a; mna 7 b, 28 a; toba 32 a, 53 a; <&o6a 95 a;
szoba 93 b, 94 a; im Ganzen 12mal;
ß) durch ^ 5mal: mn^ 26 b, 30 a, 119 b, 126 b, 141a;
i) durch 0 6mal: mno 127 b, 130 b, 131b, 135 a, 137 b,
145b;
f) Verba 3. plur. praes. :
a) durch a: bada (b^dq) 91b; hladza (blqdq) 117a; boia
86 29 a; chodza 81a; im Ganzen 16mal;
ß) durch q: bandq 3b, 4a; szukayq 3b; wierzq 20a; otrzi-
mayq 56 a; im Ganzen 13mal;
y) durch (J; ia^idfJ 18 b, 29 a, 48 a; uzrz^ 29 a; wolai^
123 a; zgy^i^ 125 b; im Ganzen 22mal;
B) fehlerhaft durch o (für ^) 2mal: dufaio 130 b ; rzeko 139 a.
4. Neupolnisches ig ist vertreten:
A. In Wurzeln:
^) durch a ; dzewyathey (d'evqtej) 86 a ; myeszacz (meSQc) 82 b ;
myerzaczka (nierzqck() 97 b; nyerzadnosczi (iieh^dno^ci)
40 b; im Ganzen 39mal;
V duixh an: ksianzanta (ks^z^ta) 6b; iczancz (v£gc) 50b;
zandacz (iqdac) 6a; zrzandzi 21a; im Ganzen 16mal;
944 Lociejewaki.
c) diirch q 3mal : prziy(f.cz 54 b ; z^^dam 48 a ; zrtfdzUa (zfo-
d'ila) 51) a;
d) durch ^: nyerzpdnosczi (opprobriuin) 31 b; pocz^tka 117b;
poz^dalem (pozoddfem) 24a; im Ganzen 11 mal;
e) fehlerhaft durch o 3mal : dztewiota 132 a ; poczotku 107 a :
przysziogl 117 b.
B. In Worten :
a) acc. sing, der -^a-Declination durch a ßmal : niaria (Alaryo)
71a, 74 a;
b) acc. sing, pronom. demonstr. fem. durch a 3mal: f/a (jo)
68 b 1)9 a; la 140 a.
Zur Bezeichnung der Nasallaute sind also in Modlitwy
Waclawa folgende Zeichen angewandt worden: e (6mal nur in
weichen Silben), en (2mal fllr /V), e (2mal im acc. sing, pronom.
pcrs.), a (249mal für e, 207mal für ie, 242mal für o, 48mal für io),
an (102mal für r, 72mal für iV, 35mal für o, 16mal fllr i^); ^^^
(5mal für e, 3mal für <>), (^ (23mal für e, 2mal für ie, 37mal
für o, 3mal für ?V>), fi (29mal für v, 31mal für ie, 75mal für o,
llmal für in], n (welches sieherHch nur durch Unachtsamkeit
des Schreibers für p gebraucht worden, und zwar: 12mal für r,
lOraal für ir, 19mal fiir (>, 3mal flir 2\>), ^^ (2mal ftir o), ^n
(Imal für o) und (was gewiss ein Fehler) if, (Imal flu* o). Von
di('s(Mi mannigfaltigen Bezeichnungen bezeichnet e, en, e selbst-
verstäiidlicli den Laut v. Alle anderen Laute, so verschieden
sie auch sind, bezeichnen nur einen Laut, denn sie alle ver-
treten alle neupolnischcn Vocale, müssen also in allen Kate-
gorien und unter einander gleich gelautet haben. Und dies kann
nur der Fall sein, wenn alle tt gelautet haben,* da nur dieser
' Die Gleichheit der Bezeichmiiigeii unter einander tritt noch mehr zum
Vorschein, wenn man sie nach folgender mathematischer Formel zu-
sammenstellt. Darnach ist, da jede Bezeichnung in allen Kategorion
sich voründet:
+ *!■ + 9 + *e
4- »? + e + *?
+ % + e + »^
-i- »c + e + k)
uikI in Folge dessen: a t= an r=z n = ^ = (o).
Dass aber die Bezeichnungen im Verhältnisse ihres numerischen Vor-
kommens unter einander alle gleich massig auf alle ueupoluischon
a
— r
\0
an
%f
a
<>
w
(0
4^
Der Lautwertb der Nasalvocale im Altpolnischen. 945
Laut in allen Kategorien vorkommen kann. Somit besitzt das
Sprachdenkmal Modlitwy Waclawa neben dem höchst selten
(lOmal auf 747 Fälle, wo im Neupolnischen ein f vorkommen
würde, und auf 1238 Fälle, wo q sicli vorfindet) auftretenden
(weichen) Laut f als Hauptnasallaut q. Er ist so mächtig, dass
er sogar — was Professor Malinowski mit Recht hervorhebt —
Analogi^verwandlungen verursacht und ein e + n (was den An-
klang eines nasalen Lautes ausmacht) in a + 71 verwandelt, wie
dies z. B. in odsfampiancze (odsf^pance für odstqpeiice) 38 b
und maczannycza ^ (mqöan/iii^ für mc^ennicq) 94a der Fall ist.
Nasalvocale (e, ig, ^, u^) vertheilt sind und man im vollen Masse be-
rechtigt ist, alle die obigen Bezeichnungen = g, »g, q, io zu setzen,
davon überzeugen wiederum kleine Rechnungsexempel. Nimmt man näm-
lich als erstes Verhältniss der Proportion die Anzahl aller Fälle, wo ein
Nasalvocal vorkommt (1248) zu der speciellen Anzahl der Fälle, wo nur
ein bestimmter Nasalvocal, s. B. ^ (415), vorkommt, und als zweites Ver-
hältniss die Anzahl aller Fälle einer Bezeichnung, z. B. a (746), zu der
speciellen Anzahl der Fälle, wo diese Bezeichnung nur einem ent-
sprechend dem oben gewählten Special vocal, also hier g (249) gilt, so
überzeugt man sich nicht nur, dass jede der obigen Bezeichnungen für die
Nasalen im richtigen Verhältniss zu der Gesammtsumme der Nasal-
vocale in Modlitwy Waclawa steht, sondern auch, dass sie unter einander
in Betreff der Vertheilung auf die 4 Nasalvocale (^y te, ^, i^) gleiches
Verhältniss aufweisen. Als Beispiel diene das oben angeführte:
1248 : 415 = 746 : 240
d. h. etwa 3 : 1 t= 3 : 1
Stellt man diese Proportion mutatis mutandis z. B. für die Bezeichnung
q für neupolnisches g, so bekommt man:
1248 : 415 -= 65 : 23
also ebenfalls 3 : 1 ^^ 3 : 1.
Stellt man dieselbe Proportion wiederum mutatis mutandis für die Be-
zeichnung ^, so erhält man:
1248 : 415 = 146 : 29
also etwa 3 : 1 ^^ 4 : 1
was ebenfalls keinen grossen Unterschied von dem vorigen darstellt. Die
weiteren Combinationen für jede einzelne Bezeichnung in den einzelnen
Fällen (für g, if, o, i^) wolle Jeder selbst anstellen und er wird sich von der
Richtigkeit unserer Behauptungen und Ausführungen selbst überzeugen.
' Prof. Malinowski liest das letzte Wort in: ,bo niaczannycza «zmyercy po-
di/aly korona* (anstatt neupolnisch: bo mfcetviico 4mer6i podjeli koron^)
als: m^'ennica (op. cit. 23).
Prof. Malinowski nimmt in Modlitwy Waclawa noch den Laut o an
au» folgenden Gründen : a) zum Ausdruck von 9 wird nie e oder ^ ge-
braucht sondern b) hauptsächlich Cprzmvt^aj^J jJ, o; c) ferner das Doppel-
946 Leeiej«w8ki.
Dies zeigt doch offenbar, wie gewöhnt das polnische Ohr
an den Laut q war und wie verbreitet dieser Laut gewesen
sein musste, um aus einem mqceixiiity maSanüüy zu machend
XIX. Aus dem Jahre 1454, also aus dem Beginne des
dritten Viertels des 15. Jahrhunderts besitzen wir die Legende
vom heiligen Alexius.^ Der Stand der Nasalen ist folgender:
1. Neupolnisches e ist vertreten:
A. In Wurzeln:
a) durch a: badzeioa (b^d^eva 1. dual) 65;
b) durch an: bandzesz 42; bancU^ (^f^f) 6^5 ranky 225:
c) durch q: bqdq (b^dq) 169; mqky (m(ki) 189; mqJcq 161:
mqszv 78; rqka 233; rqJcy 220; rqcze (r^ce) 188.
B. In Worten :
a) acc. sing, der -a, -^a-Declination :
a) dvsza 192; dzewka 50; glowa 175; rqkq 233; szemya 96;
zeichen ^^ ^, welchen bekanntlich geneigten Vocal bezeichnet nnd
d) vor Allem mehrere Male u verwendet. Dagegen ist za erwiderOf
dasfl man a) ans dem Fehlen von e, ^ zam Aasdmck von nen polnischem
^ noch gar nicht schliessen kann, dass der betreffende Laut o gelautet
habe ; h) dass die Behauptung, ^, o werde hauptsächlich zur Bezeichnung
des neupolnischen o gebraucht, falsch ist, da an Stelle von neupolni-
schem q (d. i. o -\- i^) z. B. das Zeichen a (290mal) vorkommt, während
^ nur 86mal und o 22mal angewandt wird und ausserdem ^ (GOmal), o
(22mal) in gleichem Masse zum Ausdruck vom neupolnischen ^ ver-
wendet wurde; c) dass zweimaliges Vorkommen von ^ und einmaliges
von f^i noch gar nichts beweist und die Bedeutung von Doppelzeichen
noch gar nicht so entschieden festgestellt ist, und d) dass das ein ein-
ziges Mal in: othupyla 96a vorkommende u — denn 83 a bietet der
Text: wszechnwgaczie — ein Fehler ist und wegen seines einmaligen
Vorkommens nicht berechtigt , Hypothesen aufzustellen. Modlitwy
Waclawa haben also keine specielle Bezeichnung für den Laut o,
1 Aus Rücksicht darauf ist es deshalb rathsam, die Formen m.yc, czt/e,
szi/e =* 7710, ce, /e zu lesen, zumal ausser ihnen auch die nasalen: ma^
/^, ia vorkommen. Wir hätten für den Acc. sing, pronom. pers. wiederum
zwei Reihen anzunehmen, eine mit dem nasalen Vocal <j: mo, <*«, ia
und die zweite mit dem nasalen Vocal e: me, 6e, 4e,
2 Vgl. Dr. WJad. Wis^ocki: Legenda o hw. Alexym z r. 1464 in Rozp.
Ak. Um. Bd. IV, p. 814—362. Die den angeführten Beispielen bei-
gefügte Zahl gibt den Vers an, in welchem das betreffende Wort zu
finden ist.
Der Lantirerth der Nasalvoeale im Altpolnischen. 947
ß) durch q: mowq 174; mqkq 161 ; pkcdq (fal(, neupolnisch
%val() * 104, 122; wodq 181; icolq 77; szonq (zone) 41;
6^ acc. sing, pronom. demonstr. fem. durch q: thq (t^) 43;
c) Verba 1. sing, praes.:
a) durch a: ckcza (hc^ 160;
ß) durch q: chczq 81; byerz^ (sie filr byesz^ = b'ei(, inf.
b'ec) 66; bandq 69; kaszq (kai^) 40, 70; sluszq (slui^)
45; Bzlvbyq (Üvb'^) 43.
2. Neupolnisches i^ ist wiedergegeben:
A. In Wurzeln:
a) durch a: ksadzv 147; ksadza 239; szwyathy (^(ty) 219;
szuoyathego 6, 215; azwyathych 6; azwyaihe 95; utj/ocz (l^^c)
39, 50, 146, 174, 186, 200, 203, 219;
6^ durch an: sza lanknc^ (l^kn^l S() 115; wyancz 35, 91, 103;
c) durch q: dzqkowal (d'(koival) 158; czqsto 113; yqly 29;
kzqdza (kS(äa) 130; kazqfsjthwye (k&^stve) 100; yc^y (j^li)
29; oszqdq (oS^dQ) 68; szwyqthego 123, 154; szwyqthemu
146; u?v^ f«:'fc; 37, 95, 99, 101, 114, 136, 156, 196;
d) durch qn: wyqncz (v^c) 29.
B. In Stämmen:
a) in -f^Stämmen durch q: dzeczq (3^n6^) 46, 200; panyq
(pafie) 11;
h) in -w«n-Stämmen:
a) durch a: gymya (jim() 171;
ß) durch <j; gymyq 165; plemyq 31, 95.
C. In Worten :
acc. sing, pronom. pers.:
^) durch a; szya 176; «^a 115, 117, 118, 156; szaszya (zaSq) 62;
^J durch (j; rn<i 5; C2f^ 47, 64; szq 49, 60, 66, 74, 79, 85,
91, 107, 110, 149, 150, 152, 191, 193, 196; szyq 33, 34.
^nf die dialektische Eigentkümlichkeit / für hv (chw) zu setzen, habe ich
flchon früher (Archiv VI, 640) aufmerksam gemacht; sie muss ziemlich
'verbreitet gewesen sein, da man sie in den altpolnischen Sprachdenk-
mälern Öfters findet nnd bei Parkosz (1440) tiberall (das Alphabetnm I,
]>ag. 9B abgerechnet) -die Qmppe ho durch / vertreten ist.
f)-4^ L«ci«j«w*ki.
3. Nenpolnisches o ist bezeichnet:
A. In Wurzeln:
durch fi: chorakiramy (Horogramij 210.
B. In Stämmen:
a) Verba IL Classe:
a) durch a: szczisnal (Msnol) 188;
ß) durch q: lanknql sza (h^km^J ^e) 115: othemknal 116;
zntcynal 175:
h) Part, praes. :
ol) durch a: rzekacz IGO, 202;
ß) durch /j; mogri 150: proszti 104; sziikficz (neiipolnisch
iukajoc) 130.
C. In Worten:
a) instr. sing, der a-Declination durch a: pyechofq tH);
b) instr. sing, pronom. denionstr. fem.:
a) durch a : nya (uo) 61 ;
ß) durch (i: nyq 51, 60;
c) acc. sing. adj. fem. :
a) durch a: gyetlnn (j^^nq) 96; wyelyka 122;
ß) durch ^^; dotm 77; thakq 174; «2/a 181; und liier mag
auch seinen Platz finden szwa (sv^) 167 ;
d) Verba 6. plur. praes. :
7) durch a: sza (so) 210;
ß) durch ft: ezfhq (legunt) 9; hadn 169; dzeyq (it'^o) 2;
oszqJq (okdii) ^i6\ szq 138, 140, 218, 219.
4. Neupolnisches io ist vertreten:
A. In Wurzeln :
durch q: doy([tli 83; yql 144, 165; oglqdacz 236; othyncz
228, 229; pyenyqcz (peuod) 129; icszqcz (viqd) 220, 221.
B. In Worten:
acc. sing, pronom. demonstr. fem. durch n: ya (jo) 57.
Es gelangen also folgende Zeichen zur Bezeichnung der
Nasallaute in der Legende vom heiligen Alexius: (i (22mal fiir <\
41 mal für /r, 23mal für ^>, 9mal für io\ a (7mal ftlr r, 22mal
für lY, 7mal für ^, Imal für Z^), an nur im Inlaut 3mal fiir r,
Der Lantwerth der Naaalroeale im Altpolnischen. 949
4mal für ie) und qn (im Inlaut Imal fUr if). Vor Allem muss
hervorgehoben werden, dass fUr den neupolnischen Laut f keine
Bezeichnung vorhanden ist, auf Grund deren man einem Laute
in dem eben besprochenen Denkmal die neupolnische Aus-
sprache als ( vindiciren könnte. Die Sprache des Denkmals
muss also keinen Laut ( besessen haben. Die Vergleichung
der beiden obigen Hauptbezeichnungen a und q, welche beide
in allen Kategorien und untereinander gleich, also q gelautet
haben, zeigt, dass dieses Sprachdenkmal nur einen Nasal-
laut q besitzt. Auch die Bezeichnungen an und qn bezeichnen
natürlich wiederum die unvollkommen nasale Aussprache des
Lautes q. Da die Legende vom heiligen Alexius in Versen
verfasst ist, so kann man auch in den Reimen eine Bestätigung
unserer Ansicht suchen. So reimt sich z. B. 1. sing, praes.
bandq 69 mit 3. plur. praes. oazqdq 68 und part. praes. mogq
mit wboga, was nur in den beiden Fällen dann möglich ist,
wenn der nasale Laut als q ausgesprochen wird.
Zieht man noch die Palatalisation der Nasalen in Betracht,
so hat man in der obigen Legende die beiden Nasalvocale q^ iq.^
XX. Unmittelbar in den Anfang des dritten (möglicher-
weise noch in die Zeit des zweiten) Viertels des 15. Jahrhunderts
ist auch das sogenannte Hedvigbüchlein zu versetzen.^ Dieses
in vieler Beziehung interessante Büchlein bietet folgenden Stand
der Nasalvocale:
Ncupolnisches f ist wiedergegeben:
A. In Wurzeln:
a) durch a: hada (i{d() 10, 160; vdraczona 27; vdraczenyach
46; tünatcznym 106; im Ganzen 57mal;
b) durch an 4mal: bandzyesch (b^d^eS) 44; bandzye 125; ranka
98; wazandy (vSedy) 46;
1 Daraus fol^, dass die Form des Acc. sing, pronom. pers. in der Sprache
dieses Sprachdenkmals nur mq, 6q, 4q gelautet hat.
2 Vgl. Ksii}zeczka do nabozeustwa Jadwigi, ksiozniczki polski^j. Wedhig
pierwotnego wydania z r. 1823 powtörnie wydal Stanislaw Mottj. W
Poznaniu 1875. Dann Dr. A. Danysz : Das Gebetbach der heiligen
Hedvig, Archiv V, 402 f. Die beigefügte Zahl gibt die betreffende
Seite der erwähnten Ausgabe des Hedvigbüchleins an.
SiUnngsber. d. phil.-hisk. Cl. CXI. Bd. H. Hft. 61
950 Leciejewiki.
B. In Stämmen der Verba ü. Classe:
durch a 2mal: zgynala 184; vka[p]nala 91.
C. In Worten:
a) acc. sing, der -a, -ja-DecIination durch a: ckwala 153,
163; czora 71, 72; wyara 142, 160; zaszluga 141 (3mal);
zgloba 47; szandza (£2^() 58; im Ganzen 88mal;
b) acc. Bing, pronom. possess. und demonstr. fem. durch a:
moya 47,48; thwoya 47, 59; szwoya 143, 161; fha 53,
54; und {twa nach Danysz) tha 82; ona (on^) 41; im
Ganzen 34mal;
c) Verba 1. sing, praes. durch a: bada (b^d^) 70, 160; boya
szye 177; chcza 80; chwala (hval^) 38; dzyakvya (ct'^kuj^)
145; im Ganzen 25mal.
2. Neupolnisches i^ ist bezeichnet:
A. In Wurzeln:
a) durch a: czyaako (6^iko) 105; pyatha (pftg) 91 ; dzyakvya
145; odyaczye (odj^cie) 48^ myeszytxczy (mei^cy) 53;
im Ganzen 149mal.
6j durch an: dzyewyancz 55; yanfych (j(ty1i) 57; przyanczv
(phfj^6u) 116; swyanta 24; im Ganzen 38mal.
B. In mcn-Stämmen :
durch a 5mal: t/mya 74; gymya 26, 27, 86, 160.
C. In Worten:
Acc. sing, pronom. pers. durch a 20mal:
o) nach Präpositionen: za mya 165; namya 69, 83, 149;
wmya 121; prze mya 149; przez czya 42 (2mal), 43
(4mal); przeczya 67; pr^erf czya 82; tcczya 63; wod-
rzya 151 (2mal); nad czya 155, 159; wszya 92.
6^ nach einem Verbum ein einziges Mal: mya^ 150.
1 Nach einem Verbum kommt sonst ausnahmslos die zweite nicht na»-
lirte Form: mye 26, 47, 48 u. s. w.; czt/e 40, 60 u. s. w.; «rye 36, 37,
38 u. s. w. Somit hat die Sprache des Hedvigbüchlein zwei Formen des
Acc. sing, pronom. pers. r eine nasalirte und eine nicht nasalirte. Die
erste kommt (mit Ausnahme des einzigen oben angegebenen Falles) nnr
nach Präpositionen, die zweite nur nach einem Verbum ror.
Der Lantwerth der Nawlrocale im Altpolnischen. 951
3. Neupolnisches q ist vertreten:
A. In Wurzeln:
a) durch a: badz (hqff) 173; bladzacza (hlqdqcq) 153; ma-
droscz 71, 158; im Ganzen 31mal.
h) durch an: handz (hqd^) 21 j 28 (3mal), szandny (s^dny) 41;
szandzye 69; im Ganzen 46mal.
B. In Stämmen:
a) Verba 11. Classe durch a 8mal: gynacz (ginqd) 85; ogar-
nacz (ogamqd) 124, 186; oazyagnacz (o^^gnqd) 124; szczya-
gnacz (66qgnq6) 142; vytargnacz 74; vythargnal 144;
wzgladnacz (vzgl^dnqd) 149.
Part, praes. act.:
a) durch a: badacz (h^dqc) 130; bladzacza (blqdqcq) 153;
tvstayacz 31 ; zagynaczych 57 ; szmyerdza^za (^merdqcq)
176; im Ganzen 48mal.
ß) durch an : czekayancz (l^ekaJQc) 88 ; dayancz 52 ; drzan-
cza 41; im Ganzen llmal.
C. In Worten:
n) Instr. sing, durch a: boyaznya (bcja£üg) 177; czczya (nach
Danysz; der Text bietet czye) 107; szmyerczya 59, 185;
vsthavycznosczya 114; wyara 132; wydkosczya; im Ganzen
45nial;
6) acc. sing. adj. fem. durch a: bladzacza (bl^it^co) 153;
dobra 154, 180; doskonala 180; rfroya 104 (2mal) 107,
109; dvfayacza 166; im Ganzen 63mal;
c) instr. sing. adj. fem. durch a: bozn (böig) 177; czycha
(cihq) 62; czyrpyacza 62; czystha 63; vyerna 103; und
zusammengezogene Formen des pronom. possess. /t/ja
("^üjj 98, 123; 8zwa (svo) 79, 92; im Ganzen 43mal;
d) acc. pronom. posses. fem. in zusammengezogener Form
durch a: wia47; twa 80, 89; thwa 104, 107, 115; azwa
69, 75; im Ganzen 20mal;
e) instr. sing, pronom. pers. durch a: mna (mnq) 25, 33
(2mal); ihoba Ib, 150, 154; im Ganzen 30mal;
J) Verba 3. plur. praes. durch a : bogoszlawya 25 ; garna 135 ;
strascha 89; zgybaya 99; im Ganzen 20mal.
61*
952 Leeiejewski.
4. Neupolnieches ig ist wiedergegeben:
A. In Wurzeln:
a) durch a : myeszyacz (riieS^c) 28 ; obrzadzy 39 ; zrzadz (zf^S^)
136-, ogladala (oglqdala) 30, 133, 148; im Ganzen SOmal;
h) durch an lOmal: przyancz (pryjqd) 73, 93, 109, 114, 116,
123; wsczyangny (vz6qgfii) 35; za^idza (igda) 34; szandza
(igda) 58; zandala 49.
B In Worten:
a) Acc. sing, der -ja-Declination durch a 2aial: Marya 83;
Maria 178 ;
h) acc. sing, pronom. demonstr. und relat. durch a: ya (jg)
127; yaz (jqi) 50, 66; yasz 55, 67; yazesz (jgieS) 50,
51; im Qanzen 14mal.
Wie aus der Zusammenstellung erhellt, kennt das Hedvig-
büchlein als Bezeichnung fUr die Nasallaute nur die beiden
Zeichen a und an, welches letztere nur im Inlaut zur An-
wendung kommt.^ Beide kommen fUr alle neupolnischen Laute
((, tf, 2, iq) vor, müssen deshalb gleichen phonetischen Werth
haben und einen Laut bezeichnen, der alle neupolnischen Laute
vertreten kann. Und dieser kann, wie wir schon öfter erwähnt
haben, nur der Laut n sein.
Mithin kennt die Sprache des Hedvigbtichleins nur den
nasalen Laut n, resp. die beiden nasalen Vocale a, f^.^ Dabei
bezeichnet das Zeichen a wiederum die rein nasale Aussprache
des Lautes a, an (am) dagegen die bereits geschwächte Aus-
sprache desselben Lautes.'^
1 In der citirten Ausgabe des Hedvigbüchleins kommt es an manchen
Stellen vor, als ob der Nasalvocal durch das Zeichen f^ tf ansg-edrfickt
wäre; doch ist das Häkchen so undeutlich gemacht, dass man nicht
weiss, ob das wirklich ein Häkchen oder nur ein Druckfleck ist. Da
sich aber in dem 48 Seiten umfassenden Facsimile nur reines a vor-
findet, so kann man mit Rocht annehmen, dass der erwähnten Erschei-
nung kein Werth beizumessen ist.
^ Hieraus folgt, dass die nasalen Formen des Acc sing, pronom. poss.
ma, cttf i(i gelautet haben; demnach besass die Sprache dieses Sprach-
denkmals die beiden Reihen : mq, cq, 4q und me, 6e, 4e. Der Unterschied
ihres Gebrauches wurde bereits angegeben.
3 Nach allem bis jetzt Gesagten wird wohl kaum Jemand mehr annehmen,
dass z. B. das erste Wort des Hedvigbttchleins : SwyanUa 24, als Sheta
XXI. Ueberbticken wir jetzt noch einmal die fUr dau dritte
Viertel des 15. Jahrhunderts in uaaever Frage gewonnenen
Resultate, 80 haben wir Folgendes zu constatiren. Der Haupt-
nasalvocal in dieser Zeit ist ij.. Sporadisch nur tritt neben ihm auch
der ^■- Laut auf. Er verschwindet aber immer mehr, je weiter
man in die Vergangenheit zurilekgeht, so daas er in den beiden
letzten Sprachdenkmälern, in der Legende vom heil. Alexiua
(1454) und im Hedvigbllchlein gar nicht mehr vorhanden ist.
Dafür gewinnt q immer mehr Uobergewicht, bia es zu Anfang des
dritten Viertels der einzige Vertreter aller neupolnischen NaBal-
laute wird. Es beherrscht von nun an, wie die weitere Unter-
suchung zeigen wird, einzig und allein alle Fillle, wo das
Neupolnische einen Nasalvocal bietet. In Betreff seiner Aus-
sprache muss ausserdem bemerkt werden, daas ea im Aus-
laute seine rein nasale Aussprache bewahrt hat; im Inlaute
wird es zum grossen Theile als «n ausgesprochen, Der nasale
Consonant war dabei in dem Masse hörbar, daas eine Accom-
modisirung dem auf den Naealeu folgenden Consonanten er-
folgen konnte und vor den Dentalen , Gutturalen und C'ere-
za lesen int, trotEdsm doch an, nicht m steht. Da dies über dennoch
mSglich int, ao wird es nicht ilberflÜHsig sein, wenn wir «uf Grund der
eben erklärten Aussprache der Bezeichnaug an einen Beweia ^egan
diese Meinung bringen. Hütte nn die Aiiaepradie voa tn (^) geliabt,
d. h. wSre ein crt (^ vorhanden gewesen, dnnn wOrde ea beinahe ebenso
aiiBgesprochen worden sein wie en -j- Consonant , e. B. wie en in
dmligefulwo. Kommt nun diese Gruppe: ea -\- Consonanl im Hedrig-
bQchleiti vor, wie dies Jatthoi/ensifhieo fdotloi/eiutvo) 63, 107, IIS;
exlmeyeaaiMlneo (HaiefeAitvo) ^b; »o&nMiutAuieni (naAoieütvani^ 107; n,ycu-
ithavytseniiüapo (Aeuitaviitiuliiii) 1 1 1 — US ■,>iyeprxaapiiets<m»thioo (iiepfrtpi-
ieiatao) tlT beweisen, aa Ug es doch sehr nahe, an Stelle dei angeb-
lichen m ein an und nicht an zu setxen; ist dies nicht geschehen, so
ist dies der beste Beweis dafür, daas die Sprache des Hedvigblichleins
(und im weiteren Verlauf die gnuie polnische Sprache) den Laut Si, e
nicht kannte. Ebenso gab es keinen g- on-Laut, denn sonst h&Cte der
Schreiber gewiss xum Zwecke seiner Beieichnaug om, <m gesetzt, worauf
ihn Worte wie: lakoaitlhwa (Atkavulva) HO und tkom/aeni/a (tkoäeefia)
gefuhrt hätten. Die frlllier besprochenen Sprach denk niSler haben cur
Genüge dargetban, dassi wenn der Schreiber einen Laut g (mi, öih) aus-
drucken wollte, er sich sehr wohl in helfen wusste und u (g. VI), o, u
(§. Xn), a, BU. nun (g. XIO), u (g. XV) gobrfiuchte. Wo deshalb solche
Bezeichnung nicht vorbanden ist, ist aucli der Laut, dem solche Be-
zeichnung gellen wtirdo, nicht vorbanden,
954 Leciejewiki.
bralen ein n, vor den Labialen ein m sich entwickelt hatte
und wahrnehmbar war.
XXII. Aus dem Ende des zweiten Viertels des 15. Jahr-
hunderts besitzen wir polnische Glossen zu Sonntagsepisteln,
herausgegeben von Professor L. Malinowski.^ Sie bieten fol-
gende Bezeichnungen für die Nasal vocale.
1. Neupolnisches f ist wiedergegeben:
A. In Wurzeln:
a) durch q: bcfdzysz (b^d'eS) bqdq (b^d^), ncidzyczy (nedTici
= n^i'Uy affligere), pothqpq (pot^(), przyatqbnego (sie
przy8t^pnego)y smqczoni (zm^czony);
b) durch qm: zastqmp (zast^p);
c) durch qan: przypqandzon (compulsus).
B. In Worten:
Acc. sing, der -a-, ja- Declination ;
a) durch q: czqszq (6^i(); gednothq (jednot^); wyqmf^ (v jamf) ;
pothqpq; zuzanniy zuzanq (Zuzaniuim) ;
b) durch a: przyskorka (opprobrium).
2. Neupolnisches ff ist vertreten:
A. In Wurzeln :
a) durch q: czqsskq (^f^ikq); czfisto; stoqthoszczy; wyqcz (t\c);
wyqczey (^^(cej);
b) durch f; opy^cz {pp^6y öech. opet, rursus).
B. In Worten:
Acc. sing, pronom pers.:
a) durch q: szyq; 8zq (4mal): sq;
b) durch a: ssa.
> Vf^l. L. Malinowski: Quadragesimale super epistolas. Glossy polskie t
konca pierwszej polowy wieku XV in: Sprawozdania kom. jezyk. Akad.
Um. w Krakowie, Bd. I, pag. 29ö— 314.
Der Laotwerth der NMaltooale iiu Altpolniiohen. 955
3. Neupolnisches ^ ist bezeichnet:
A. In Wurzeln:
a) durch q: odsqdzylyscze (odsgä'üüde) ; prqczye (prg6e = vir-
gultum); bU^ayqczye (blgJcaJQce) ;
b) durch an: waandku (v a^dku, dolium) slanaoczye (zlgöde) ;
B. In Stänunen:
Part, praes. act.:
a) durch q: blc^yqczye (blqkajqce); czirpc^ (patiens); hi-
rzqczy (fumansj; roboczqcz (aedificans); vczyskuyq (oppri-
mens) ;
b) durch a: otkpvszczayaczy (oipuäSaj^cy) ;
c) durch an: opuazczayancz (dimittens).
C. In Worten:
a) Instr. sing, subst. durch a: oponya (opoifig, opong);
b) acc. sing. adj. fem. durch a: kyscUa (KUci^);
c) instr. sing. adj. fem. durch q: vdathnyq (vdatnq) ;
d) Verba 3. plur. praes. durch a: bqdq (b^dq), sq.
4. Neupolnisches iq ist wiedergegeben in Wurzeln:
a) durch q: czcyszq (^2^^); poy(^; szwqszanye (zCqzane);
b) durch a: przyglandni (phjglqdni).
Zur Bezeichnung der Nasalvocale sind also im Quadra-
gesimale folgende Zeichen angewandt: q (12mal für f, 12mal
für ff, llmal für q, 3mal für t^), qm (Imal fUr f), qan (welches
eine Vermischung von q -f- an ist, Imal für f), a (Imal für f,
Imal für if, 2mal für q\ an (Imal für g) und f (Imal für if).
Das letzte Zeichen ist wohl wegen seines einmaligen Vor-
kommens als Fehler für q anzusehen. Ebenso dürfte a ein
Fehler sein, indem der Schreiber das Häkchen dabei ver-
?öS8en hatte. Die anderen Zeichen q, qm, qan, an können
^'ir einen Laut, nämlich q bezeichnen.
Demnach besitzt auch die Sprache des Quadragesimale
^^^J:* den Laut q (d. i. c^, iq),^
^ Die Form des Acc. sing, pronom. refl., welche nur nyq, szi^, sq, »za ge-
schrieben vorkommt, hat also tq gelautet. Von der nicht nasalirten
Form bietet das Quadragesimale keine Beispiele.
956 L«ciejew«ki.
XXIII- Hierher gehören auch die übrigen beiden kleinen
Texte, (He Wlad. Chometowski op. cit. veröffentlicht hatte; e*
sind dies die unter Nr. 1 und 3 angeführten. Sie weisen flir
die Nasalen folgende Bezeichnungen auf.
1. Neupolnisches f ist vertreten:
A. In Wurzeln:
a) durch a: bada (b^dq) 1 ; dranczycz (dr^^y6) 1 ; badzyesz 3;
h) durch cf,: bc^dzye (2mal) 1; mc^ (^^) 3; vstqpvyajicz 3]
B. In Worten:
a) Acc. sing, der a-,ya-Declination :
a) durch a : nadzyeya 1 ; pannasz (pann^-^) 3 ;
ß) durch f^ : prqwdq (prdvdf) 1 ; zaprawdn 1 ;
b) acc. sing, pronom. pers. fem. durch a : swoya 1 ;
c) Verba 1. sing, praes. durch a: czynya 1.
2. Neupolnisches i^ ist wiedergegeben:
A. In Wurzeln:
a) durch a: czyastho (^^sto) 1 ; lyakacz (Ifkac) 1 ; przekla-
they 3; poprzyszyagl 1; svyateyo 3; szwifathego 3; sicya-
teho I ; szwyata 3 ; szwyatemv 3 ; szicyathey 3 ; sczasne
($^(8ne) 3; sioyathych 1;
b) durch (j,: pamyr^tkay 1; przj/szyqgacz 1; awy^thym 1; vya-
czey 1.
B. In Worten:
Acc. sing, pronom. pers.:
a) durch a: czya 1; sza 3; szya 1 (3mal);
b) durch (^: szyfj, 1.
3. Neupolnisches g ist bezeichnet:
A. In Wurzeln:
a) durch a: nyeicathpycz (ne vntpid) 1; przystapywszy 3;
szadny (sodny) 1; szadnego 1; samnyenye (s^mnem) 3;
b) durch (^: hicz (bf^d") 3; poszf^dzacz (pos^dad) 1; wsU^pylo 1;
c) durch an: bf^iicz (bqd^) 3 (2mal);
Der Lautwerth der NaMÜvocale im Altpolnischen. 957
B. In Stämmen:
Part, praes. act. :
a) durch a: wypelnayacz (vypehiaj^c) l] przychodzacze 1; rzek-
nacz 3; wscheinogaczego 1; nyeprzestawayacz (nepireatava-
jqc) 1 ; patrzacego 1 5
b) durch an: chczancz (%cqc) 3; vkazvyancz i '^ vstapvyancz 3]
c) durch cf,: yedzqczego 1; niespyc^ego 1; przMmaygcze 1;
odkvpuyqcz 3 ; poswqrzf^czymy (posvafqcymi) 1 ; schem-
rzqczego 1; zqdayc^cz (iqdajgc) 3.
C. In Worten:
a) Instr. sing, subst.
a) durch a: cznotha 1; volya 1; zadza f^jtfg) 1;
ß) durch q: mc^q ('m^kq) 3; nyenaazmyewczq (mna§mevcq) 1;
h) acc. sing. adj. fem.;
a) durch a: wyeczna 3; podeyrzana (podej¥anq) 1;
ß) durch q : czynionq 1 ;
c) instr. sing. adj. fem. :
a) durch a : duehomna 1 5 wlama (vlasnq) 1 ; wschyska
(vSystkq) 1;
ß) durch q: krzyazowqsz (kTFyiU>vq-^) 3; wachelkq 1;
d) Verba 3. sing, praes.:
a) durch a: bada (b^dq) 1; sza (sunt) 1 (2mal);
ß) durch q : mowyq 1 ; mylvyq 1 ; powyadayq 1 ; wazywayq
(vzyvajq) 3.
4. Neupolnisches iq ist vertreten in Wurzeln:
a) durch a: pyatJiesz (pqte-^) 3; zogladala (z-oglqdala) 3;
zadza ßqda) 1 ; zadz ßqd) 1 ; zadayqcz 3 ;
b) durch q: wszqlesz (viqleS) 3; wszql 3; zqdacz (iqdac) 1;
8Z(idaly 3.
Die Nasal vocale bezeichnen also folgende Zeichen: a (7mal
flir f, 23mal für if, 22mal flir j, 5mal für tg), an (im Inlaute
3mal für j), ^^ (6mal fiii' f, 5mal für if, 19mal für j, 4mal
für iq) und r]f7i (im Inlaute 2mal für q). Sie zerfallen ihrer
graphischen Gestalt nach in die beiden Gruppen a, an und q^
qn; beide Reihen repräsentircn aber, da durch sie beide alle
neupolnischen Nasalvocale ausgedrückt werden, einen und den-
selben Laut, nämlich q. Dieser wurde im Inlaut zum Theil
958 Leci«j«wflki.
als ah ausgesprochen, wie die Zeichen an, qn beweisen. Dem-
nach kennt die Sprache dieser beiden kleinen Texte ebenfalls
nur den Laut q (d, i. q, iq),^
XXIV. In die Zeit des zweiten Viertels des 15. Jahr-
hunderts versetze ich auch die drei kleinen Texte, welche der
selige Professor Josef Szujski in Sprawodania veröflFentlicht hat.^
Der erste mag wohl älter sein und in das erste Viertel des
15. Jahrhunderts fallen, doch lohnt es nicht, ihn besonders zu
behandeln. In ihnen sind folgende Nasalbezeichnungen an-
gewandt worden.
1. Für neupolnisches f;
A. In Wurzeln:
a: wiiathrznoaczy (vn^thioSci) 1.
B. In Worten:
Acc. sing, subst. der a-Declination :
q: zaprawdq 2.
2. Für neupolnisches ie:
A. In Wurzeln:
a) a: swyathy (Si'^^ty) 1; swyathoscz 1;
b) (i: szayqczy (zajecy) 2.
B. In ff<-Stämmen :
q: hlyznyqtha 2.
C. In Worten:
Acc. sing, pronom. rcfl. :
a: zassya 3. ^
' Die Form des Acc. sing, pronom. pers. hat somit, da sie czya, nya ge-
schrieben ist, crt, &a gelautet. Von der zweiten nicht nasalirten Form
sind keine Beispiele vorhanden.
« Vgl. Dr. J. Szujski : Trzy znbytki jczyka polskiego XIV (?) i XV wieku
in Rozprawy Akad. u. s. w., Bd. I, Jahr 1874, pag. 40—48; die beige-
fügte Zahl zeigt einen von den drei Texten an.
3 Außerdem kommen folgende keinen Nasal enthaltende Formen vor: tyt 3
(2mal), Hy^ 3; das letzte ist keine nasale Form; g ist hier nur eine
andere Schreibweise für reines t.
Der Lautwerth der NasalvooAla im Allpolnischen. 9d9
3. Für neupolniBches g;
A. In Stämmen:
Part, praes. act.:
a) durch a : wyerzaczim 1 ;
ß) durch q: chczqc 3.
ß. In Worten:
a) Acc. sing. adj. fem.:
a) durch a: wyeczna 1; sethmora (iedmor^) 1; zelazna (ie-
lazng) 3;
ß) durch <i: drzewianq 3;
b) Verba 3. plur. praes.:
a) durch a: oprawyayq 3; wprzagaya 3;
ß) durch q: bydlq (habitant) 3; mayq 3; odpoczywayq 3;
posthawayq (subsistunt) 3; robyq 3; wynydq 3.
4. Für neupolnisches ig in Wurzeln:
q: dzqala (d'^ala) 2; wprzqgaya 3.
Es kommen also zum Ausdruck der Nasalvocale die beiden
Zeichen a, q vor ; von diesen findet sich q nur in dem zweiten
und dritten Texte, a beinahe nur im ersten Text. Beide Zeichen
haben also dieselbe Function und haben, da sie zur Bezeichnung
aller neupolnischen Nasallaute verwendet werden, gleichen pho-
netischen Werth; sie bezeichnen den Laut q (d. i. q und iq).
Einen Laut ^ besitzen die drei letzten Texte also nicht; des-
wegen darf man die einmal vorkommende Schreibweise f in
«yf nicht nasal (S^) lesen, da der Nasal in dieser Form ^q ge-
lautet hat und die Schreibweise sye deutlich zeigt, dass auch
die nicht nasalirte Form des Acc. sing, pronom. pers. gebräuch-
lich war.^
XXV. Als letztes Sprachdenkmal dieser Zeit wollen wir die
sogenannte Sophienbibel, welche auch unter dem Namen Szaros-
pataker Bibel bekannt ist, besprechen.^ Nach Dr. A. Malecki
1 Wir haben also auch hier zwei Formen des Acc. sin^. pronom. pers.:
4a und 4e. Die nasalirte Form Sa kommt nach einer Präposition (za,
Sa)y die Form mit reinem Vocal (4eJ nach einem Verbnm vor.
2 Vgl. Biblia krölow^j Zofii, iony Jagielly 2 kodeksa szarospatackiego
nakladem ksiecia Jerzego Henr. Lubomirskiego wydana praes Antoniego
960 Leciejewiki.
zerfällt das ganze Werk in fünf Theile, die in verschiedenen
Zeiten (in den Jahren 1422—1455) entstanden sind. Wenn man
deswegen genau verfahren will, muss man jeden Theil besonders
untersuchen und besprechen. Dies habe ich auch gethan und
gebe im Nachfolgenden von jedem Theil eine besondere Studie.
Da die einzelnen Theile aber ziemlich umfangreich sind und in
ihren ganzen Bestandtheilen überaus gleichen Charakter zeigen^
so genügte es, von jedem grössere Auszüge zum Gegenstande
der Untersuchung zu machen.
a) Der erste Theil geht von Seite 1 bis 40 ; unsere Unter-
suchung erstreckt sich auf die Seiten 1 bis 21 (Capitel 1 bis 18)';
dieselbe ergab folgende Resultate.
1. Neupolnisches f ist wiedergegeben:
A. In Wurzeln:
durch ^: h^d^ (h^i) 5b (2mal), 10b (2mal), IIa; udr^
czaczy (udr(6aci = vdr^öad) 17 a; wn^trziizey 8 a; wat^py 16 b;
w^szowi (v^iovi) 4b; im Ganzen 121 mal.
B. In Stämmen (Verba IL Classe):
durch fJ 4mal: myn^li 10a; odpoczyn^la (odpoöipielaj 9b;
plyn^ly 9 b; przemyn^lo 16b.
C. In Worten:
a) acc. sing, subst. nach der -a-, -ja-Declination :
a) durch (^: hyad^ (inopiam) 4b; chwal^ 12b; dlnsz^ (dlu^,
longitudo) 8a; dzewk^ 17b (3mal); im Ganzen 69mal;
ß) durch fi^ Imal: dusz^^ 2a;
h) acc. sing, pronom. posscss. fem. durch ^ 3mal : tiooy^ 4 b
(2mal); swoy^ 13 b;
c) Verba 1. sing, praes. durch ^: h(^d^ bh (2mal), 10b; a?«-
zm^ 16 b; wrocz^ 20 a; zagladz^ 8 b, 21a; zaguby^ 8 a,
20 b, 21a; zatracz^ 8 a, 20 b.
Maleckiego we Lwowie 1871. Die beigefügte Zahl gibt die Seile der
Bibel, die beiden Buchstaben a, b die linke und die rechte Colnmne
jeder Seite an.
Der Laotwerth der NasalToeale im Altpolniiohen. 961
2. Neupolniscfaes i( ist bezeichnet:
A. In Wurzeln:
durch ^: dzewy^cz 6b (3mal), 7a (3mal); wy^cey IIa;
oazi^ly (v£(K) 14a (2mal), 16a; wsz^ta 3h] zapamy^ial 16b; im
Ganzen 83mal.
B. In Stämmen:
a) ft-Stämme durch ^: dobitcz^a (dobyti^^, pecu8)9a; dze-
czy^ IIb; czyely^ 19b (2mal); im Ganzen 16mal;
b) Wien-Stämme durch ^: yny^ 3 a (3mal); szemy^ (^^^) Ib
(2mal); ^ znamy^ 5b; 11 a (3mal); 18b; im Ganzen 45mal.
C. In Worten:
a) gen. sing, subst. fem. der -ya-Declination durch ^ 2mal:
szemy^ (terrae) 2b; 3a;
b) acc. sing, pronom. pers. durch ^ :
a) nach einem Verbum: my^ 4 a, 5 b (3mal), 14 a; czy^
13 b, 14 a; 9zy^ 9 b (2mal); im Ganzen 122mal;2
ß) nach einer Präposition 12mal: my^ Sa, 18a, 21a;
czy^ 14a; zasy^ 9b, 16a, 20a; zasz^ 9b (2mal), 10a
(2mal), 14 b.
3. Neupolnisches q ist bezeichnet:
A. In Wurzeln:
a) durch ^; b^dz la, Ib, IIb; dokfid 17b; gl^bokye 9a;
k^sek (kqsek) 18 b; m^az 7 b, 18 b; im Ganzen 43mal;
b) durch ^ Imal: b^^dz la.
B. In Stämmen:
a) Verba 11. Classe durch f^5mal: odpoczyn^l 2h] nsnfH 3h]
XDzplin^l 9a; wtn^l 3a; wspomyon^l 9b;
' Als Fehler oder Öechismus ist die Schreibart nemye (5ech. temi) 1 b
anzusehen; das pag. 3b vorkommende uczy^ttone aemye ist wiederum
falsche Lesart eines altdech. tpemye, neuSech. spani, sommus; über die
häafig'en Öechismen in der Sophienbibel vgl. W. Nehring: Die Sophien-
bibel, Archiv VI, pag. 159 f.
^ Ausserdem kommen nach einem Verbum folgende nicht nasalirte Formen :
9ze la, (4mal), 1 b (3mal), 2 a (2mal), 6 b ; Mzt/e 2 a.
962 Leoiejewtki.
b) part. praes. act. :
a) durch ^; b^d^cz (b^dqc) 7 a; chodz^czego 4a; cAczfk:? 3a;
czyny^cz Ib (2mal) ; latay^czi2sL (2mal); im Ganzen
46mal;
ß) durch q 8mal und nur im Worte: rzkqcz 2a (2man;
3a^ 4a, 5a, 6 a, 7 a, 7 b.
C. In Worten:
a) instr. sing, fem.:
a) durch ^: boleszczy^ 4b; czm^ (^q) Ib; czeladz^ IIb;
c{ti«2^ IIa; im Ganzen 20mal;
ß) durch ^(^ 2mal: potoodzf^^ (povod'q) 8b; szemy^ (£efhf) 2a;
5^ acc. sing. adj. fem. durch ^; airamow^ 14 b; czlowyecz^
10b; Ä;<or^ 2a, 14b, 17a; «tt*^ 5a, 5b, 6a; twf^ 18a:
im Ganzen 27 mal;
c) instr. sing. adj. und pronom. fem. durch ^ 7mal: mf^ 3b;
«it'ot/^ IIb; «t(?^ 4b, 9b; tcsz^ 10b; xoszeUc^ IIa; zytof^
fiyt??; IIa;
d) instr. sing, pronom. pers.:
a) durch ^: mn^ 16b, 17b; tob^ 4b, 5a, Sa; sobf^ 8a,
8b; im Ganzen 27mal;
ß) durch ^^ 22mal: tobf^^ 10 a, 17 b;
e) Verba 3. plur. praes. :
a) durch ^: b^d^ (^^^q) 7b; winyd^ 17a, 18b; icinykn^
(^apparuerunt) 9b; znydfi 7b; zabyy^cz (zabij^-d) 14a;
im Ganzen 65mal;
ß) durch 0 (fehlerhaft flir p) Imal: pobyoro 16 b.
4. Ncupolnisches io ist vertreten:
A. In Wurzeln:
durch ^ ; doy^d 9 b ; dosz^gl 4 b ; myeay^cza 9 b ; obczy^szyl
20 a; 08Z{ikla (oS^kla) 10 a; posz^dala 18 a; im Ganzen 73mal.
B. In f^Stämmen:
durch ^ Imal: zicyerz^t (zöe^Qt) 76.
C. In Worten:
a) acc. sing, pronom. demonstr. fem. durch ^: y^ 2a, 3b;
y^aze 4a; im Qanzen 15mal;
b) Instr. sing, pronom. demonstr. fem. durch ^ Imal: ny^ 17b.
Der Lautwerth der Nasalvocsle im Altpolnischen. 963
Mit Ausnahme vom ßmaligen Vor^commen des Zeichens
^ (Imal für f, 5mal fUr ^)^ lOmaligen Vorkommen des Zeichens
q (nur im Worte rzkqcz) und 1 maligem o (welches nur fehler-
haft für ^ steht)^ kommt sonst, wie aus den angeführten Bei-
spielen ersichtlich, im ersten Theile der Sophienbibel zur Be-
zeidfainung der Nasalvocale nur das Zeichen ^ vor. Dasselbe
erscheint in allen Kategorien und für alle neupolnischen Nasal-
laute; es muss also überall gleich gelautet haben, und dies ist
nur möglich, wenn es den Laut q repräsentirt. Demnach haben
wir das Zeichen (^ als ^ zu lesen.
lieber das Zeichen q ist es schwer, eine Erklärung zu
geben, da es nur im Worte rzkqcz {^hqc, dicens) vorkommt.
Ans dem Grunde aber, dass es nur auf den sieben ersten Seiten
vorkommt, wogegen es später durch rzek^cz (^ekqc) vertreten
ist, wobei der durch q in rzkqcz imd der durch ^ in rzek^cz aus-
gedrückte Laut ein und derselbe ist, kann man wohl schliessen,
dass f^ und q gleichen Lautwerth haben und beide q bezeichnen.
Diese Erklärung ist aber nicht ganz stichhältig, da man mit
fiecht hervorheben könnte, dass bei rzk^ der Accent auf dem
nasalen Vocal, bei rzik^cz dagegen auf e ruhe, was für die Quan-
tität (wenn auch nicht für die Qualität) des betreffenden Vocals
von Bedeutung sein kann. Da der Accent auch den Vocal verlän-
gert, so könnte man vielleicht in q den langen ^- Vocal sehen wollen.
Das dritte Zeichen für die Nasalvocale in dem ersten
Theile der Sophienbibel ist ^^. Wir haben es bereits früher
(Modlitwy Waclawa 2mal) gehabt, doch die Erklärung dieses
Zeichens unterlassen, weil uns damals die Gelegenheit nicht
geeignet schien, eine längere Erörterung daran zu knüpfen.
Wir holen es an dieser Stelle ein.
Die Erklärung des Zeichens ^^ muss natürlich in Ver-
bindung mit den übrigen Doppelzeichen der polnischen Graphik
stattfinden und seine Bedeutung muss sich aus der allgemeinen
Bedeutung der Doppelzeichen ergeben. Die Doppelzeiehen
können aber nur entweder lange oder geneigte Vocale be-
zeichnen. Trotzdem man darüber bereits vielfach gestritten
hat, dürfte diese Frage doch noch nicht entschieden sein und
eine Disputation darüber freistehen.
Seit der Abhandlung des Herrn Anton Semenowitsch (Ueber
die vermeintUche Quantität der Vocale im Altpolnischen. Leipzig
964 Leoiejewiki.
1872) hat man den Doppelzeichen den Werth der gepressten
Vocale (d, i, 6) vindicirt, und zwar in Folge dessen^ weil sie an
Stelle der neupolnischen gepressten Vocale vorkommen und
manchmal durch die Zeichen o (=. d), i C= rfj, u (= 6) wieder-
gegeben werden.
Abgesehen davon^ dass in Semenowitsch die Aufstellung
der Beispiele ohne Berücksichtigung der Zeit der Denkmäler
und der dialektischen Eigenthümlichkeiten stattgefunden hat,
glaube ich; dass dies aus folgenden Gründen nicht statthaft ist.
Dass die Polen lange Vocale gehabt haben ^ folgt aus der
Vergleichung des Polnischen mit anderen slavischen Sprachen.*
Zur Geschichte derselben sei nur bemerkt, dass während Za-
borowski^ (1518) von dem Vorhandensein der langen Vocale
im Polnischen in der Vergangenheit spricht (antiqui Polones
longas voces geminabant, breves simplicibus pingebant figuris),
spricht Parkosz ^ (1440) von ihnen als von etwas Gegenwärtigem
(omnes vocales apud Polonos modo longantur, modo breviantur).
Dies beweist, dass zur Zeit des Parkosz lange Vocale noch vor-
handen waren. Jedenfalls ist dies eine positive Nachricht, die zu
verdächtigen wir keinen Grund haben. Sie wird keineswegs da-
durch entkräftigt, dass wir o, i, u ftir aa, ee, oo = dy e, 6 finden ;
dies beweist nur, dass bereits damals gepresste Vocale vor-
handen waren. Doch bleibt es dabei nicht ausgeschlossen, dass
neben den gepressten auch noch geneigte existirten. Wir können
nämlich nicht annehmen, dass in der Sprache auf einmal alle
langen Vocale, die Vorgänger der gepressten, aus dem Gebrauche
verschwunden und an ihre Stelle die gepressten getreten waren.
Vielmehr ist es anzunehmen, dass diese Verwandlung der vor-
herigen langen in die späteren gepressten Vocale allraälig vor
sich ging imd eine Zeit lang neben den gepressten die langen
Vocale bestanden haben. Wir haben, um mit einem Worte zu
sagen, eine Uebergangsperiode anzunehmen, wo der Process des
' Vgl. Miklosich: lieber die langen Vocale in den slnvischen Sprachen
(Denkschriften, Bd. 29).
* Vgl. Stan. Zaborowski: Gramatices nidimenta neu octo partium orationis
examon cum forma seii modo verba cxponondi. Additaquo 08t orthograpbia
seu modus recte scribendi et legendi polonicum idioma quam utiliMti-
mu8. Cracoviae 1518.
' Jacobi Parcossii de /orawice antiquissimus de orthographia polonica
HbelluB, ed. G. J. Bandtkie, Posnaniae 18H0.
Der Lautwerth der NaKalvorftlo im Altpolnischon. 965
Ueberganges der langen Vocale in die gepressten sich vollzog.
Darauf weisen eben die Doppelzeichen neben den anderen
Zeichen (o, i, u = d, e, 6) fllr die gepressten.
Während man den letzten mit Recht den Lautwerth der
ncupolnischen gepressten Vocale zugeschrieben, kann man den
Doppelzeichen nur die quantitative Bezeichnung der Vocale
yindiciren. Nur in diesem Falle ist es möglich, folgenden ortho-
graphischen Fehler zu begehen, wie der in der Sophienbibel vor-
kommende, nämlich dusz^f^ (aec. sing.) 2 a, wo ^ = q und ^f^ z= q
gelautet hat. Unmöglich wäre dies, wenn (neben f^ ^= q) das
Zeichen p^ = g (4) bedeutet hätte.
Aus dem Qesagten ergibt sich also, dass ^^ = (} zu lesen
ist. Somit besitzt der erste Theil der Sophienbibel als Haupt-
nasallaut q ; in einigen Fällen ist sogar seine Quantität als Länge
bezeichnet und als q zu lesen. ^
XXVI. Der zweite Theil der Sophienbibel erstreckt sich
von Seite 41 — 78; wir untersuchten Seite 41 — ßO. Darin kom-
men folgende Bezeichnungen der Nasalvocalc vor.
1. Neupolnisches e ist wiedergegeben:
A. In Wurzeln:
a) durch f^: h^d^ (^i^O 44 b, 46 a; m^chyrze 50 b; w^8za
(me£a) 42 h] m^trczem (m^drcem) 47 b; n^dzenye (ncdeve)
46 a; im Ganzen 195mal;
b) fehlerhaft durch o (anstatt ^) 3mal: bodze 54 a; hodzye
54 b; hod^^cz (b^dg-6) 58 b;
c) durch ^^: b^^id^^ (^f-^i) 49 a; pr^^t (pr^t) 47 b; pr^^ty
47 b (2mal); im Ganzen 13mal.
B. In Stämmen der Verba II. Classe:
durch ^ 6mal: jn*zemyn^lo 45 b; stnn^ly 50 b; wznykn^ly
52 a; zagyfi^lo 50 a, 50 b (2mal).
C. In Worten:
a) acc. sing, subst.:
a) durch ^ ; chwal^ (hval^) 54 b ; chivyly^ 48 a, 50 b ; dzeick^
47 a; godzyn^ 51a, 53 a; im Ganzen 51mal;
* Die Form des Acc. sing, pronom. pers. lautete also im ersten Theil der
Bophienbibel: »i(]^, t(i^ 6a und me, (e, 6e.
!^iizungsber. d. phil.-bist. Cl. CXI. r.d. II. Ilft. 02
1MJ(3 Lociojowski.
ß) durch f^^ : dro<0 49 b ; dzewk^f^ ((fevke) 4(y b ; icod^
48 a (2mal); szemy^^ (^ßw'jfj 48 b; rf^k^p 41a, 42 a;
im Ganzen 17 mal;
y) durch a Imal: oslycza (o6lic() 43 a;
h) acc. 8ing. pronom. dcmonstr. fem. :
a) durch ^ 3mal: 0 41b, 44 b, 53 a;
3) durch ^f^ Gmal: ff^f^ 48 a, 50 b, 52 b, 5()a, 59 b; /^«2
(tfi) 51 ;
cj Verba 1, sing. :
a) durch f^: h^d^ (^(d() 44 b, 46 a, losioestuy^ 42 b; 2a<-
xcardz^ 58 b; zatwardz^cz (zatvard^-6) 58 a; zbyg^ 54 b;
im Ganzen 60mal;
ß) durch f^^ 5mal: /->f^c/f^j^ 58 b (2mal); picszczf^fi 50 a; sa-
roÄÄf^f^ (zarai^) 48 b ; zntwyrdz^^ (indurabo) 47 a.
2. Neupolnisches if ist bezeichnet:
A. In Wurzeln:
a) durch j^; czy^szcze {ßcSce^ graviter) 41a; czy^Bzcz 42 a; czar-
nokszyi^^fiznyczy A'i^h, 49a'^dzesz^cz 45a; im Ganzen 50mal;
h) durch ^^ 4nial: opy^^cz {op(Cf rursus) 48 b (2raal); opi/^^dz
(sie) 50 a; szivyf^f^czycz 50 b.
B. In Stämmen:
a) r/Stilmmc durch ^: dobitczy^czya {dohytZ^da^ jumentum)
54 b, 57 b; kszj/^sz^ta 4Gb, 47 a; im Ganzen 13mal:
h) 77?ßn-Stllmmc durch ^: yniy^ (i'^'^0 42 a; gymy^ 45 b; szemy^
.^evir) 41b, 42 a; znamy^ 41)1); im Ganzen llmal.
C. In Worten, acc. sing, pronom. pers. :
a) durch f^: my^ 41a; czytlt 41a; 8zy(^ 42 a, 4Ga; im Ganzen
44mal;
h) durch ^ji Imal: my(^^ 50a, 53b. ^
' Ausflonlom kommon iblpondo nicht nasalirto Formon vor: ftze 41 a (8ma1).
411), 42 b, 43 h, 43 h, 44 a (2mal), 44 b (6mal), 45 a, 45 b (Smal), 47 b
(3inal), 48 a (4mal), 49 a (4mal), 40 h, 50 a (4mal), 50 b (2inal), 51a
(2mal), 51 h (2mal), 53 h, 54 a, 55 h (3inal), 50 a, 57 a, 57 b, 58 a (Smal),
58 b, 59 a (3mal) , 59 b (5mal), fiO a, ßO b.
Der Lantwcrth der NaFalvocalc im Altpolnischcn. f)()7
3. Neupolnisches (^ ist vertreten:
A. In Wurzeln:
a) durch fi: hi^tdz 52 b; gl^hokoscz 59 b; wst^qyyly 59 b; zas-
m^czeny 60 a ; tcyelbl^dy 50 a ; im Ganzen 19mal ;
b) durch jiji21mal: ft^j^rfz 43 a, 48 a ; doif^j^tZ 52 a, 60 a (2mal);
dot^^d 48 a; k^^say^ Q^^^K niordens) 43 a; mf^^ky (molct)
55 b; »ifJj^53 53b (2mal), 59 b; odt^^d 43 b; od/fjfj^ 57 b;
sf^^d (Judicium) 54 b; s^^dz 45 b; ssf^f^doio (vasorum) 53 b,
56 a ; s^^szedstwye bl b ; sz^^szadl (soSady) 53 b ; st^f^t
45 b; 7cf^f^8z 43 a;
cj fehlerhaft durch oo (ftir fij^) Imal: dokood 52a.
B. In Stämmen:
a) Verba II. Classe:
a) durch ^ 6mal : ro82X)myonpl 44 b ; 8W}f^l 50 b ; szczy^gn^l
59 a ; uwim^l 59 a ; wzczy^gn^l 51 a ; zagyn^l 52 a ;
ß) durch 0 (fehlerhaft fUr f^) Imal : wzczy^gnolesm 47 b ;
y) durch fJj^ 8mal: podzwygnf^(^l 51b, 52 b ; szczi/^gn^^l 59 a,
60 a; wzczyogn^i^l 48 b, 49 a, 53 a; wspomyon^^l 46 a;
$) durch a Imal : szczy^giiaw (part) 41 b ;
b) part. praes. act.:
a) durch ^: byeszf^cze (b'eJ(^ce) bla] byd/y^czy 60 si'y doszyo-
gay^cz 43 a ; giJjy^cz 52 b ; gydoczym (ßdocym) 45 b ;
ki^i^say^ (mordens) 43 a ; im Ganzen 63mal ;
ß) durch ^^ 6mal: frzycliodz^^ (advena) 56 a; dadzf^^c^
56 a; dzersz^^cz 49 a, 54 b; rzek^^cz 47 b; wydz^^dz
(viäqc) 49 a.
C. In Worten:
a) instr. sing, subst. :
a) durch ^ 7 mal: braczy^ Aih^ 44a, 44b; czelyadzy^ 4bAj
drogp 57 a; rawfJ 53 b; staroszczy^ 41b;
ß) durch f^^ 6mal: oiccz^f^ (ovcq) 57 a; r^k^^ 42 b, 45 b;
rzerzuch^^ (lactuca) 54 b; strdz^^ {strd'i^, mell) 57 a;
zaplat^^ 57 a;
b) acc. sing. adj. fem. :
a) durch ^ : cal^ 59 a ; Effraymoic^ 42 a ; wyecznp 54 b ; und
die Contrahirten Formen stcf^ 41a, 42 a; im Ganzen
33mal ;
62*
fi) durch (^^ 3!^mal: Avioreyslc^^ i^Cyh'^ Egipsk^ fi 4>^h (2ma\\
i)\ii, r)2b (4iual), 54 b (2mal) ; Eneysk^^ 5(5 b ; Efei/-
sk^(^ ;')() b ; GeJnizfysk^i^ 56 b; konaneysk^^ 40 a, 5Gb;
kfor^f^ oiJa, 001); k(or(^^sz 5Gb; r2ecz7?(jp 48 a; ä/h/-
r^;?^^ (patrualis) 4()b; icszitk^^ 51a; 52 1> (2mal);
inyelyk^^ 51) b; szamsk^f^ (iemsko) 52 b; und die con-
traln'rtcn Formen Hn:^(^ 40 a, 47 b, 48 a, 50 b, 52 b:
^«# 42 b, 48 b, 41) b;
c) instr. sing. adj. fem. :
a) durch f) 5mal: yedn^ 53 b; kwasn^ 54 b; wszitk^ 45 a;
Ät6fJ 43 b, 441);
ß) durcli (J^ 2mal: 7/*oczwfJfJ 45b; wyelk^^ 41b; '
d) instr. sing, pronom. pers. und dcmonstr. durch ^ 3raal:
m»ji 41a; ?i?/^ 40 a, 00 b;
e) Vcrba 3. plur. praes. :
a) durch (^ : hyy^ 45 a ; daway^ 45 a ; klanyay^ 49 b ; mnyp
52 a (2mal), 5()a; im Ganzen 40mal;
ß) durch (J^ 54mal: /.f)öf()p 47 b, 48 b, 49 b (2mal), 50 b,
53 a, 54 b, 50 b, 57 a, 00 a; h^(l>d^^ 49 a; hod^^cz (hc-
dn-c) 581); (jyd^^ 53 a; o«^aw^^ 49 a; oglodz^^ 52 a;
wiiyd^^ 48 b (2m al), 52 b; wiicod^^ 48 b; wlrzitcz^^
zdadz^^ sza (dccent) 49 b; 2ß?Mr()(J 51a; semr^^ 48a;
s7n/edz^(^ (zmdo, neupol n. zjedo) 52 b; «()ji 50 a (7 mal),
57 b, 58 a (3mal), 59 a (3ma]), 59b (Omal), 60a (5mal),
()0b (5mal).
4. Neupolnisches in ist wiedergegeben:
A. In Wurzeln:
n) durch ^: imjusczy^cz 54 a; nmry^zrtwszy 55 b; ohczy^azy
(ohco£y) 49 a; ody(l>l 59 a; ogly^dano 50 b; im Ganzen
OOmal ;
h) durch o (fehlerhaft durch p) Imal: nhczyoszylo AI h ]
c) durch ^ji llmal: -f/2w?27/^(^/ 47 b ; nnwy^^zblh^ odyp^f i'^n;
wszfi^l 41 b, 46 b (2mal), 57 b, 58 a, 58 b ; zaklypöf 57 b ;
sz^^dza (zoitff) 43 b.
B. In r^Ötilmmen:
n) durch ^ Imal: oszly^tko 43 a;
h) durch jij) 2mal: c/o6?Vr2:j^jif 50 b ; kszyosz^^t 47 a.
DiT Lautwcrtb der Na»alvocaIe im Altpolnischea. *HyJ
C. In Worten:
a) acc. sing, der -;a-Declinatiou :
ot) durch ^ 4mal : Marip 46 b ; gl^by^ (y^^^'i^) 5^ ^ ? posz-
czyely^ 42 b ; karmyf^ 56 a ;
ß) durch ^^ 3mal : poszczyel^^ 48 b ; puszczy^^ 49 b, 60 b ;
h) acc. sing, pronom. demonstr. durch ^ ; ^^ 41 a, 41 b ; im
Ganzen 12mal.
Die allgemeine Bezeichnung für alle neupolnischen Nasal-
vocale ist fi. Es steht in allen Kategorien, somit muss es überall
gleich gelautet haben, nämlich q. Ausserdem kommen, wenn
man o (4mal) als Schreibfehler für f^ und oo (Imal) als Schreib-
fehler für f^^ ansieht, noch die beiden Zeichen a (Imal für f,
Imal für if, Imal für if^) und fi^ (41 mal fUr f, 6mal für if,
136mal für g, Lomal für iq). Das Zeichen a wäre man geneigt,
wegen seines nur dreimaligen Vorkommens als Fehler zu be-
trachten; will man es aber nicht thun, so kann man ihm in
Folge seiner graphischen Bedeutung (a) nur den Laut q zu-
schreiben. Dem Zeichen ^fJ haben wir im vorigen Capitel die
Bedeutung des langen Vocals vindicirt ; dies bestätigt sich noch
mehr im zweiten Theile der Sophienbibel. Es kommt zwar
47 mal für neupolnisches f (d. i. f + tf), also für den kurzen
Vocal vor, aber gerade dieser Umstand spricht dafür, dass ^^ den
geneigten Vocal nicht bezeichnen könne, da der Vocal nie ge-
neigt war und nie mit ihm verwechselt werden konnte. Dagegen
konnte bei der quantitativen Aussprache der Vocale, wo sowohl
der kurze, als auch der lange Nasalvocal immer nur ff, lautete,
sehr leicht sich ereignen, dass in einer Zeit, wo die Quantität
nicht mehr so ausgeprägt war, dem Schreiber ä als rj vorkam,
und er auch r] für (} (d. i. ^^ für ^) setzte. Das Zeichen ^f^
kommt zwar im zweiten Theile der Sophienbibel auch zur Be-
zeichnung des gepressten Vocals in sw^^ = svd, oblycz^f^ = obliÖdf
r^k^f^ = r^ka vor, doch kann darauf kein grosses Gewicht ge-
legt werden, da es erstens sehr oft auch dort angewandt worden
ist, wo der reine Vocal kurz ist, wie z. B rf^kfi^ = r^ka und
deshalb eine gcpresste Aussprache doch nicht möglich ist;
zweitens berechtigt uns der Umstand, dass das Zeichen des
Nasalvocals auch den gepressten Vocal bedeuten kann, zu dem
universalen Schluss nicht, der durch dieses Zeichen ausgedrückte
070 Lociojüwski.
NuBivl müsse immer selbst geneigt gewesen sein. Mit demselben
Reulite könnte man aus dem Umstände, dass c in den altpol-
nischen SpraehdenkmiÜern oft k bedeute, sebliessen, c mlisäc
überall k gelautet haben.
Der zweite Theil der Sophienbibel kennt also nur den
nasalen Laut <[, und berücksichtigt man den quantitativen Unter-
schied: fl, ä, resp. flf iäy q, tV].!
XXVII. Den dritten Theil, von dem uns sehr wenig er-
halten ist, haben wir ganz untersucht ; er geht von Seite 78 — 83.
Der Stand der Kasalvocale ist folgender:
1. Neupolnisches c ist vertreten:
A. In Wurzeln:
a) durch ^: bf^dze 78 b, 70 a, 79 b; ztikr^'zt/w (zakrrciv) 70 a;
wn^tzn^ 82 a (2mal); zast^p 81b; przist^p 83 a; im Ganzen
GLmal;
h) durch j^j^ Imal: b^^dzye 80 a.
B. In Worten:
a) Acc. sing, subst.:
3t) durch f^: byalk^ [b'alkr^ simila) 80 a; szczi/an^ 70a;
sf/atk^ 82 a {2m&\) ] skodf^ (skode) 70 b, 80 a; im
Ganzen 22mal.
b) acc. sing, pronom. demonstr. fem. durch ^ 2mal: t^ 70 a,
79 b.
2. Neupolniftches ir ist bezeichnet:
A. In Wurzeln:
durch p: czypszcz 70 a, 70 b, 80 a; dzypky 80a; dzi/pko-
wanye 80 a; mypsso 80 a; im Ganzen 48mal.
B. In f^Stämmen:
durch p 3mal: bidlyf^czya 70 a, 80 b; dobitczypczyf> 80 b;
rjagnyp 70 a.
* Die Form de» Acc. sing, pronom. pers. lautete demnach im 2. Theile
der Sophienbibel ebenfalls: ma, cq^ Sq und me, <*«, /e.
Der Lautwortb der Nftaalvoüale im Altpolnischen. 071
C. In Worten:
Acc. siiig. proDorn. pers. durch ^ 19mal; my^ 81b; sy^
78 b, 79 a, 80 a (4mal), 80 b (4mal), 81a, 82 a, 82 b,
83 a (Smal); zcisyfi 83 a; szyf^ 82 b.*
3. Neupolnisches g ist wiedergegeben:
A. In Wurzeln:
durch ^ 5mal: bf^dz 80 a (2mal); odl^czil 82 a; przest^pye-
nym 80 b; s^dzyl (sqS'il) 78 b.
B. In Stämmen:
a) Verba II. Classe:
a) durch ^ Imal: wiczysn^l (vycisiu^l) 79 b;
ß) durch ^(^ Imal : dodkn^^l 82 a ;
b) Part, praes. act. :
OL) durch (^: daway^cz 79 b; gardzf^cz 79 b; goray^cz^ 81a;
ymayfhzym 81b; im Ganzen 23mal.
ß) durch ^^ Imal: prosy^^cz (pro§Qc) 79a.
C. In Worten:
a) Instr. sing, subst. fem.:
a) dui'ch ^ 2mal: viocz^ (^ocq) 79 b; wim^ 80 a;
ß) durch j^^ Smal: myar^(^ 80a; pi'zyffy^g^^ 79a; skor^^
82 a;
6J instr. sing. adj. fem.:
a) durch fi: byal^ (b'ahj) 79 a; dntg^ 79 a; dzesy^tp 79 a:
im Ganzen lömal.
ß) durch ^(^ 11 mal: ist^^ 79a, 79b; modrf^p 81b; pysczo-
11^^ 80 a; poszicyotn^^ 81a; py^t^^ 79 b, 80 a; nyepo-
kalan^^ 78 a; rown^^ 80 a; straczoJi^^ 79 b; «it*^^ 78 a;
cj Verba 3. plur. praes. :
a) durch f^ 6mal; 6{ic/(^ (bedo) 80 a, 81a; //layji 80 a; obyet-
tuy^ 80 a; offgeruy^ 80 b; «fi 82 b;
ß) durch j^(^ 4mal: ijiJj)^ 81a, 82 b; polosz^^ (poloio) 82 a;
przynyos^^ 83 a.
• Die zweite nicht unsalirte Form ist im 3. Tlieile der Sophieubibel nicht
vorhanden.
972 Lociojcwskl.
4. Neupolnisches i<^ ist vertreten:
A. In Wurzeln :
a) durch ji; wB}ßl Hla; zwißzaw Hlb; im Ganzen lOmal.
h) durch o (fehlerhaft ftlr p) Imal: odprzysyokl (odpiySQgl)
80 a ;
c) durch f^^ Imal: rzfJfJd S2b.
B. In Worten:
a) Aco. sing, der -jVt-Declination :
a) durch ^ 2mal: wony^ (nora. t'o/w) 82 a; sukny^ 81b;
ß) durch ^^ 2mal: suknyf^^ 81b; wouy^^ 82 a;
/->j acc. sing, pronom. demonstr. fem. durch j^ (4mal): y^ 78 a,
79a, 80a;
cj instr. sing, pronom. demonstr. fem. durch ^ Imal: yp 79a.
In den obigen Beispielen kommen wieder die beiden Be-
zeichnungen der Nasallaute ^ und f^^ (Imal ftlr e, 20mal flir
o, 3mal für t^) vor. Ihre Bedeutung haben wir bereits oben
crkhHrt als f^, fj. Demnach hat auch der dritte Theil der
Öophienbibel den Nasallaut ft, der in quantitativer Hinsicht in
ff, <i zcrfilllt; die beiden letzten vertheilen sich wieder, wenn
man die Weichheit der Laute berücksichtigt, in harte und
weiche Vocale, so dass wir die Nasalvocale ä, iff, fj, in er-
halten.^
XXVI II. Ziemlich viel ist uns erhalten vom vierten Theil
der Sophienbibel; er erstreckt sich von Seite 83 - 171. Wir
untersuchten die Seiten 83 — 113 (bis zu Ende des XX. Capitels),
was folgende Resultate ergab :
1. Neupolnisches r ist wiedergegeben:
A. In Wurzeln:
(t) durch j>; b^d^ 94a (^3mal), 95 a; f^picz 103b; ic^tjledi UXib;
zuaf^^j) 99 a; Zfmt^pyech 98 b (3man, 99 a, 99 b (2mal);
im (lanzen 29r>inal.
b) durch o (irrthUmlich ftir ^) 4mal: bodzmsz 91b, llÜa; 6o-
dzecze 88 b, lK)a;
1 Die Form des Acc. niiig. pronom. per». Inutot im 3. Theile der Sophien-
Ijibel uiir: imt. ca. Mit.
Der LftntwerUi der Nasalvocale im AUpolnischen. 973
c) durch a 4mal: przechatney 89 b; c?iatn(^ 105 a', przechatn^
106a, 110b;
d) durch q 2mal: przechfitney 95 a; Ixfd^czlm 93 b.
B. In Stämmen der Verba II. Classe:
durch ^ 5mal : polkn^lahi (polknelahy) 108 a ; zagyn^li 95 b ;
sgyn^U 109 b, 112a; zgtjn^U 103 a.
C. In Worten:
a) Acc. sing, subst. der -n, -Ja-Declination :
a) durch ^: cz^stk^ (^2^^^^) 105 a; dxLszi^ 91a (2mal); czem-
nicz^ (6emYiic^) 106 a; im Ganzen 126mal.
ß) durch i^^ Imal: Uff(^^ (lihv^) 93 a;
f) durch a 3mal: dti^za 96 a; kadzilnicza 107 b; skrzin-
nya (skryne) 102 a;
6) acc. ßing. pronom. demonstr. fem. durch ^ Imal: t^to 104a;
c) Verba 1. sing, praes. :
a) durch ^; 6j^d^94a (3mal), 95 a; moicy^ 86 a; nawyedz^
94 b; im Ganzen 75mal.
ß) durch a Imal: wyoda 104 b;
2. Neupolnischcs ie ist vertreten:
A. In Wurzeln :
a) durch ^: cz^scz 89 a, 87 b, 105 a; czf^sci 105b; dzeivy^cz
91b; dzesz^cz 95 a, 104 a; dz^kowanye 88 b; im Ganzen
126mal.
h) durch ^(J^ 9mal : dzewy^ficz 97 a; dzeszy^^cz 96 b (2mal);
pamy^^cz 90 b; py^^cz 94 a, 96 a; sicy^f^cz (tb Ispbv) 95 a,
102 a; zw^^k (neupoln. d'r^k) 95 b;
c) durch a 7mal: czascz 110b; posicyaczony 84 a; swyatich
106 b, 110a; swyafhemu 109 b; poswyaczuye (posvecuje)
110a; posicyaczuyu 110 a.'
B. In Stämmen :
a) in f^Stämraen durch ^: bidl^czem 85 b; dobitcz^ (junien-
tiim) 85 b, 88 a; im Ganzen 23mal.
^ Tlieils als Cechismen, theils als einfaclio Fohler sind zu betrachten:
nrzudeni 106b; pt/eczdzesy^tego 92 a.
•i74 LucicJewbKi.
h) in wieM-Ötümmcn durch ^ Gmal: ymy^ 83G, 85 a, SiJb;
.7Z/"'Z/^ lüUa; «e?^//^ (^«'"'J ^7a; znamy^ 101) a.
C In Worten, ace. sing, pronom. pcrs.
a) durch ^: vuß 104a, lOHa (2mal): cz^ lila; syf^ KM,
S4a (4mal); im Ganzen 121 mal.
h) durch a Imal: sza 84 b.
3. Neupolniöchca o ist bezeichnet:
A. In Wurzeln:
a) durch ^: b^dz 100 a (2mal); dok^d 104 a; chor^kgwl Wb;
mil>8z 8()a (2mai) lila; im Ganzen r>2mal.
b) irrthümlich durch o (für fJ) Imal: oszoczcz^ {pst^A'a^, crimi-
nator) 83 b;
c) durch j^/i imal: 55f^/i(i (doliiuu) 112a;
d) durch f^j) 3mal: dolc(^(^d 103b; y^i^tnikom 83 b; zn^^ (^n^<^,
mettere) Dl b;
e) durch a^ Imal: za^b (zitb) 91a;
f) durch IUI Imal: zaab (znb) i)la.
B. In Stämmen :
(i) Verba II. Clabse durch () Imal: tlotkn^l 111b (2ma]):
b) part. pracö. act. :
3t) durch fi: bidlf^czj/H-lbf 105b; zbijeray^cego lOGa; sznzy^Kze
(az^yoct) <SI)a; <jorf>czosczi 1)4 b: im Ganzen S5maL
ß) durch ^f^ 3mal: boy^pcz 92a; bocz^^cz sy^ (buatc .^c, ex
adveröo irc; eij^entlich jTrdBpa • csTv) 94 b ; chodz^pcz 94 b;
czirpy^f^cz Hl lif 95 b; /trm*.rj^jic2 103a; ocfe/^ijf)cc (ampii-
tans) SSa; r::üÄ'(ij^c2 S7 a, H7 b, SSa, H9a, S9 b (2man
90a, 90b, 91a, 91b, 9()a, 9Ha, 98b, lOOa (2mal);
100b, 101 a, 101 b, 104 a (2mal); s^pcz ((!iy) 93a,
105 a, icczekay^^cz 95 b; zy^^cz (^yj'jc) S9b.
(J. In Worten :
a) Inatr. aing. ȟbst.:
a) durch ^: braczy^ SOb; bracz^ 112a; dzewoy^ 0^'^^^f^)
8()a; dzewk^ SOa; im Ganzen 47 mal.
ß) durch a 2mal: smyercza 91a; zonya (iow^) 84»;
Der Lavtwertk der Nasalvocalo im AUpolniscbcn. 975
b) acc. sing. adj. fem.:
a) durch ^: bozfi 88 a, 91b; bratow^ 85 b; czalp (calo)
103 a; zapalny^ 106 a; zapowyedzanfi 85 b; wasz^ 95 a;
und die contrahirten Formen des pronom. possess.
m(^ 85a, 94b; tw^ 113a; sw^ 84a, 85a; swyf^ 85b;
im Ganzen 68mal;
ß) durch ^^ Imal: ktor^fis (ktör^z) 89 a;
y) durch a Imal: rosquüay^cza 109a;
c) instr. sing. adj. fem.:
a) durch j^; czvdz^ (cud^) 85 a; cliatni^ 105a; im Ganzen
15mal ;
ß) durch ^^ 2mal: yakp^sz 91a, tak^^sz 91a;
d) instr. pronom. pcrs. durch ^ 5mal: mnp 94 b; tobf^ 93 a,
109b; «o6(i 96a, 109b;
e) Verba 3. plur. pracs.:
a) durch ^; b^d^ 84 a, 84 b, 86 a; cJioway^ 87 a; dostan^
89b, 110a; dadz^ 110a; gid^ (j'^^2) 97a; ^ezf^ (le^<^)
108a; im Ganzen 221mal ;
ß) durch 0 (fehlerhaft für fy 2mal: bodo 84 a; ao 105 a;
y) durch (^^ 2mal: chczfif^cz (hcq-c) 103 b; s^(^ 85 b;
B) ganz fehlerhaft ist die Schreibart: poawyaczuyu (posve-
cajq) 110 a.
4. Ncupolnisches it^ ist wiedergegeben:
A. In Wurzeln:
a) durch i^: czf^stkfi (Öostk^) 105a; zaprzisy^glem 104a; zayl^-
dali 104 b; srz^gal (iro^ai, jurgatus est) 89; vgl. altslov.
r^gnqti; hiscere; im Ganzen 134mal;
b) durch f^^ 40mal: doy^^d 87 a, 92 b, 95 b (2mal); dzes^^t
96 a (2mal), 97 a (4mal), 97 b (3mal), 98 a (2mal); 98 b
(3mal), 99 a (3mal); dzyesy^fit 99 b (5mal), 101b (2mal),
102 a (2mal), 106 b, 107 b, 108 a; rz^^^^d 102 a; sw^f^t
86 b (2mal); zy^^cz (ioc) 92 a; tisy^^cz 99 a, 101a; icz^^l
101a;
c) durch j^f^n Imal: dzesy^^nt 99a;
d) durch f^o (fehlerhaft für ^^) Imal: zy^ocz (!t^6) 83b;
e) durch a 3mal: sioyatini 110a; awyatinyey 109 b, 110 a.
070 Leciojowskl.
B. In f'^Stilmmen :
a) durch j^f^ liiial: ksyf^z^^t 98 a',
h) durch ^f^n Iraal: dobltcz^^nt 84 a',
c) fchlerliaft durch o (ftlr ^) Imal: kt/^zo(h lUOa.
C. In Worten:
a) Acc. sing, der -^*a-Declination.
a) durch ^ Hmal : siti/^tini/^ ll2a; jmszcz^ 1021), IWa,
112 a; bracz^ 100b; Jn-acziß 05 b; pusttpiy^ Ü5a; «ro-
w/yf^ 100a;
ß) durch (^^ Imal: c^ri^^^f^ (öatio) 102a;
y) durch 0 Iraal: pnszczo 112a;
b) acc. sing, prononi. deraonstr. fem. durch ^: i/f^ 83a (2inal),
85 a, ny(i lOlH), lOHa; yf^sz 104a, 112b; /y^«2^o 104;
ny^szto 85 b, 104 b; im Ganzen IGmal;
c) instr. sing, pronom. dcmonstr. fem. durch fi 2inul: j/^ 104a:
ny^ 05 a.
Die Hauptbezeichnung für den Nasal vocal ist auch * im
vierten TheiJe der Sopliienbibel das Zeichen ^ (fehlerhaft auch
o gesclirieben). Es kommt auch hier fUr alle ncupolnisclicn
Nasallaute und in allen Kategorien vor; der durch ^ ausge-
drückte Nasallaut muss daher überall gleich, d. h. a gelautet
haben. Keprilsentirt aber ^ den Laut ^/, so haben wir in pu
den Laut aii, d. i. denselben Laut n, nur bereits mit geschwächter
Nasalirung zu erblicken. Ausserdem finden wir die Zeichen ^
(Imal für f, Omal für ir, 30mal für o, 42mal für io\ wozu man
noch ^o (Imal für o) hinzurechnen kann, weil es sicherlich nur
irrthümlich nicht ^^ geworden ist, ferner ^^n (2inal für w), a^
(Imal für o), a (8mal für v, Hmal für *V, .-Jmal für o, 2mal für
io)j aa (Imal fllr o) und fi (2mal für v). Von diesen Zeichen
bezeichnet ^^ den Laut ^7, wie wir dies bereits früher gezeigt
haben; demnach drückt ()^/* den Laut an, d. h. den langen
Laut <t mit geschwächter Nasalirung aus. Das Zeichen aö ist
eine Verbindung des Zeichens a -4- fJ, zweier Zeichen, die beide
den Nasalen bezeichnen sollen; man kann ihm deshalb den
ViTerth von (jn^ beilegen und aji = ä deuten. Dem Zeichen (i,
welches hauptsächlich (KJmal) für den Laut f (d. i. r -f- iv\ an-
gewandt sich vorrindet, muss auf Grund dieser Thatsache, sowie
seines graphischen Ausdruckes (als (i) der Laut a vindicirt
Der Lantwerth der Nasalrocalo im Altpolnischen. 977
werden. Dann muss aa wieder der Werth von q zugescliricben
werden, so dass sich aa zu a wie ^^ zu ^ verhält. Das Zeichen
•rj, das sich auch sonst zur Bezeichnung des reinen Vocals an-
fs^ewandt vorfindet (myesy^czq 89 b, przychodnyowq 93 b), kann
ebenfalls nichts Anderes bedeuten als den Laut q.
Somit besitzt auch der vierte Theil der Sophienbibel den
^Nasallaut q, dessen Quantität in manchen Fällen noch besonders
bezeichnet ist und q bedeutet. Wir hätten deshalb die Nasal-
vocale 4, q f4, iqA
XXIX. Von dem fünften, dem grössten und letzten Theile
der Sophienbibel (Seite 171 — 337) untersuchten wir die ersten
zweiundvierzig Seiten (171 — 212), was folgende Resultate ergab.
1. Neupolnisches f ist ausgedrückt:
A. In Wurzeln:
duröh fi: hfid^ (h(d() 137 a, 177 a, 177 b 5 b^dzesz 172b,
177 a, 178 a; tidvficzeny 172a; icn^trzney 208 a; zn^dzevym (mi-
»eria) 172 b; zn^dzon (afflictus) 192 a; im Ganzen 189mal.
B. In Stämmen der Verba II. Classe:
durch ^ 6mal: myn^Ia 206 b; pragn^la 178 a; iitkn^lo
184 a; zgyn^li 175 b.
C. In Worten:
a) acc. sing, subst. der -a, -^a-Declination durch ^ : brod^
188 a; cyemnyczi^ 208 a; dobf^ 180 a, 181a (2mal), 182 b;
im Ganzen 137mal;
b) acc. sing, pronom. demonstr. fem. durch (J: tf^ 180a, 181 a
(2mal), 182 b; l^sz 183 a; im Ganzen 35mal;
c) Verba 1. sing, praes. :
a) durch f^: b^d^ 173 a, 177 a, 177 b; zaguby^ 18Gb, 196 b;
zbyi^ 206 a; seszly^ 202 b; sziwy^ sy^ (sustentor) 202 a;
im Ganzen 109mal;
ß) durch ^^ Imal: odid^i;^ 204 b.
^ Der vierte Theil besitzt ebenfalls nur die eine nasalirte Form des Acc.
sing, pronom. pers., nftmlich ma^ fn, 6q\ die nicht nasalirte Form ist
nicht vorhanden.
5)7«^ Lociejcwnki
2. Neupolnischcs tV ist bezeichnet:
A. In Wiu'zcln:
durch ^: cz^scz 200b; 212a (3mal); lyfiklo sy^ llllb:
wsz^ly Hob, 1^7 b; zncz^ly 174b; zaprzutyf^gacz ISOn; zaprzisyp-
szenya 178a: znprzisy^szenyin 178b; zwycy^szil 180b; im Ganzen
123iual.
B. In Stämmen:
a) in ff-Stilramen durch ^: cyely^ta 179a; dzecz^ (d'ec£) 107ä,
202 a; dzecy^cyn 202 a (2mal); im Ganzen 34nial;
h) in 7we?i-StUramen durch (^; ymfi 186 a; gymy^ 172 a, 180a;
plemyfi 211b; im Ganzen 16mal.
C. In Worten:
acc. sinj^. pronom. pers. durch ^: my^ 172 b, 173 a, 174a;
czy^ 177a, 181a; syi^ 171a, 172a, 187a; zasyi^ 182a, llK)a;
im Ganzen 3oGmal.
3. Neupolnisches o ist vertreten:
A. In Wurzeln:
a) durch (^: hi^^dz 172 b, 173a; doh^dzcye (providete) 183a,
dok^d 182 a, 103 b; chon^gew 181a; gi^szcz (psallere) 183
(3mal); im Ganzen 128mal;
h) durch ^^ Imal: s^^d (Judicium) 204b.
B. In Stämmen:
a) Verba IL Classe durch (^ Gmal: cy^gnfil 180 a; dotknpl
178 a; myn^l 204 a; rosfargn^l 181b; sy^gn^l 178 a; trt-
kid^^l 171a;
h) part. praes. act. durch ^: hidly^cich 173 b; byegai^cego
212 b; sy^ hoy^cz 181b; boyf^ sy^ 181b; byerzf^c 191a;
chczficz 172 b, 17(5 a, 181b; im Ganzen 16ömal.
C. In Worten:
a) instr. sing, subst. durch ^: Attalyp 211b; zemy^ 206 b,
212a; zonfi (iono) 176a; szaloscy^ (^loicQ) 174b; im
Ganzen 56mal;
h) acc. sing. adj. fem. durch ^: Ahimolechow^ 171a; zapaln^
174 a; zaszazou^ (^^a&Jtoni^, incensa) 181a; Bzeln^ (idm^)
Der Lautworth iler Nasalvocalo im Altpolnischen. tM «)
205 a; und die contrahirtcn Pronorainalformen m^ 173 a
(2mal), 192 b; tw^ 173 a, 173b; im Ganzen G8mal;
c) instr. sing. adj. fem.:
a) durch ^: czyfiszk^ 174b; gorzk^ 188b; gejt^ (J^^o, semel)
189a; im Ganzen 22mal;
ß) durch ^^ 2mal: ksy^szi)^^ (k^(in^) 198a; t^f^ 181a;
d) instr. sing, pronom. pers. durch ^: mn^ 176 b, 179 b (3mal),
181b; toh^ 174 a, 176 b;. «oij^ 187 a, 188 a; im Ganzen
52mal ;
e) Verba 3. plur. praes. :
a) durch ^: b^dfi 178 a, 187 b; boiuif^ 192 a; Wdf/i/ji I73a;
chcz^ 192 b; dostan^ 176b; im Ganzen 58mal;
ß) fehlerhaft durch o (für ^) Imal: mogo 187 b;
i) durch f^^ 2mal: sfif^ 186 a, 206 b.
4. Neupolnisches ig ist vertreten:
A. In Wurzeln:
durch fi: cy^gn^l WO a -^ zaprzisyf^gl 178 a, 212 b, 202 b;
zarnj^zany 175b; sxoy^ski (zvosJci) 194b; zrzf^dzaly 204 a^ 175b;
9z(k2 (ig^) 178a; im Ganzen 133mal.
B. In rf-8tllmmen:
durch fi 6mal; dohitz^t 181a; dzecry^tka 180b; ksy^sz^t
171b, 193a, 203b (2mal).
C. In Worten:
a) acc. sing, der -^a-Declination durch f^ 2mal: hraczy^ 186 b;
paszcz^ 189 a;
b) acc. sing, pronom. demonstr. fem. durch ^: y^ 173a, 174a;
y^8z 171a; ?iyji 191b; im Ganzen 20mal;
c) instr. sing, pronom. demonstr. durch ji: i^sz 194 b (2mal),
195 a; i^szio 212 b; ny^ 177 a (2mal); im Ganzen lOmal.
Mit Ausnahme eines einmaligen Vorkommens von o, wel-
ches nur ein Schreibfehler ist fiir f^, und fünfmaligen Vor-
kommens von ^(J (Imal fiir f, 4mal für g) kommt sonst nur
das Zeichen ^ vor. Es vertritt alle neupolnischen Nasallaute
und findet sich in allen Kategorien vor; mithin muss der durch
^ ausgedrückte Nasallaut überall gleich, d. i. ff. gelautet haben.
980 Lociojewskl.
Wenn es erlaubt ist, dem Zeichen ^{^ auf Grand seines fiinf-
(resp. vier-) maligen Vorkommens einen Lautwerth zuzuschreiben,
so muss ihm auch hier der Werth von q vindicirt werden. Dass
im flinften Theile der Sophienbibel der Laut fj so wenig äusser-
lich bezeichnet ist, kann vielleicht auf die thatsäcliliche Sprach-
erscheinung zurückgefiihrt werden, dass um das Jahr 1450 sich
die Quantität der Vocale verwischte und die Länge nur in
seltenen Fällen von der Kürze noch zu unterscheiden war.
Somit besässe der ftlnfte Theil die Nasalvocale <?, t#5f, <|, iq^ wo-
von der letzte nur aus dem viermaligen Vorkommen von q ge-
schlossen wird.'
XXX. Vergegenwärtigen wir uns noch einmal den Stand
der Nasalvocale in der Sophienbibcl, so sehen wir, dass alle
Theile, trotzdem sie von verschiedenen Schreibern und in ver-
schiedenen Zeiten geschrieben worden sind, nur den Nasallaut
q kennen. Von den neupolnischen Nasallauten, z. B. von e, ht
keine Spur vorhanden, der beste Beweis, dass er damals nicht
existirt hat. Dafür aber ist der Laut q in vielen Fällen, wo
er lang war, als solcher specialisirt, und zwar tritt die letzte
Erscheinung um so mehr auf, je mehr man in die Vergangen-
heit zurückgeht, so dass, während im letzten Theile der Sophien-
bibel nur viermal der lange Nasallaut gekennzeichnet ist, er
z. B. im zweiten Theile 152mal (lolmal durch ^^ und Imal
durch oo) graphisch ausgedrückt ist. Auch dieser Umstand
spricht unleugbar, für die Deutung von pf^ als (J, da wenn ^^ = a
bedeuten würde, gerade der umgekehrte Process und das um-
gekehrte Verhältniss hätte eintreten müssen.
So wie in der Sophienbibcl findet sich auch in den anderen
früher angeführten Sprachdenkmälern des zweiten Viertels des
15. Jahrhunderts keine Spur von den neupolnischen Nasalvocalen.
Ueberall tritt uns nur der Nasallaut q entgegen. Die polnische
Sprache des zweiten Viertels des 15. Jahrhunderts kannte also
nur den Laut q, dessen quantitativer Unterschied von ^ und ä,
d. i. ([j Uf.^ q, iq in vielen Fällen noch hörbar war. Dieser aus
den polnischen Sprachdenkmälern gewonnene Schluss stimmt
' Was den Acc. sing, pronom. pers. anbetrifft, so kommt im ftlnften Theile
nur die nasalirte Form vor und diese muss nach dem Gesagten: w^,
^(ly 4q gelesen werden.
Der Lantwerth der Naa&lTocale im Altpolnischen. 981
ganz und gar mit der Aussage des ersten polnischen, aus dieser
Zeit (Jahr 1440) stammenden Orammatikers, resp. Orthographen
Jacobus Parkosz überein. Auch er kennt die neupolnischen
Nasallaute nicht; auch er spricht nur von einem Nasallaute
(resp.y wenn man die Quantität in Betracht zieht, von zwei
Nasallauten: H, 4). Er sagt nämlich (pag. 37): ^Primum nam-
que cum Latini quinque vocalibus contenti sint, Poloni autem
sextam ^ adjiciunt, nee sine ea illud idioma scribi potest/ Daraus
ersieht man deutlich, dass er nur von einem Nasallaut zu be-
richten weiss. Dies ist um so wichtiger für uns, als Parkosz
— was seine grössten Gegner zugeben müssen — im Unter-
scheiden der einzelnen Laute sehr subtil ist. Er unterscheidet
z. B. genau die Laute 6, 6y c, i, &, z, d] ff, d, und wer diese Fein-
heiten, die z. B. ein Südslave — wie ich mich aus eigener Er-
fahrung überzeugen konnte — nicht immer auseinander zu halten
weiss, zu unterscheiden versteht, der würde auch ganz bestimmt
ein f von einem g oder q zu unterscheiden wissen, und wenn
es ein f oder g gegeben hätte, sicherlich uns davon berichtet
haben. Wenn Parkosz ausserdem für b und b', für p und p,
für i und z, tür Je und k verschiedene Zeichen vorschlägt,
und wo solche fehlen, sogar neue graphische Zeichen vorschlägt
(wie z. B. 6, (/, r/, 9), so würde er gewiss für einen Laut f oder 9,
wenn sie vorhanden gewesen wären, geeignete Bezeichnungen
erfunden und vorgeschlagen haben. Aus seinen letzten Worten
(nee sine ea illud idioma scribi potest) könnte man vielleicht
glauben, es handle sich bei Parkosz nur um ein graphisches
Zeichen, mit welchem jeder Nasal, so verschieden er auch war,
wiedergegeben werden konnte. Abgesehen davon, dass ein
solches Zumuthen zu seiner ganzen orthographischen Methode
im crassesten Widerspruch stünde, setzen seine eigenen Worte,
^enn man sie im Zusammenhang mit dem ganzen Passus liest,
ausser Zweifel, dass er nicht das graphische Zeichen allein,
sondern vielmehr und hauptsächlich den Nasal vocal meint.
Ich fllhre, da Parkosz' Ausgabe ziemlich selten geworden ist,
diese ganze Stelle an; dabei bitte ich, auf die Ausdrücke figura,
character, litterae (graphische Zeichen) und sonus, vox, vocales
(phonetische Laute) zu achten.
Wir lesen also: ,Viginti duas litteras apud Hebraeos,
Syros et Caldeos in prologo super libros regum beatus scribit
SiUnngsber. d. phil.-hist. Ol. CXI. Bd. H. Hfl. 63
982 Leciejewtki.
Hieronymus. Latini autem una magis habent litteras c har ac-
te ribus quidem et figuris, sed non in omnibus vocibus dif-
ferentes. Scilicet obtusum et AT et Q quamvis quandoquidem
eidem characteri diversos sonos attribuant. Aliiqaae tarnen
earum apud eos superfluunt. Nam latinum idioma K non in-
diget. H etiam aspirationis nota est. Nostrum autem Slavoni-
cum idioma et praesertim Polonicum multo pluribus indiget
litteris. Primo namque cum Latini quinque (a, e, i, o, u)
vocalibus contenti sint, Poloni autem sextam ^ adjiciunt, nee
sine ea illud idioma scribi potest/ Dass hier der Laut mit dem
graphischen Zeichen zusammenschmilzt, ist sehr natürlich, da
der sechste Vocal fi (d. i. q) eben durch ^ (d. i. q) ausgedrückt
wird. Die Sache erscheint vollkommen klar, wenn man an
Stelle von ^ irgend einen anderen Vocal, z. B. reines a setzt
und in diesem Falle natürlich von der Voraussetzung ausgeht,
der sechste Vocal wäre eben a; dann hiesse die Stelle: ,Poloni
autem sextam a adjiciunt, nee sine ea illud idioma scribi potest/
Wie im letzten Falle nicht nur das graphische Zeichen a, son-
dern vor Allem der diesem Zeichen zu Grunde liegende Laut
a gemeint werden muss, ähnlich muss unter ^ nicht nur das
Zeichen p, sondern vor Allem der dem Zeichen zu Grunde
liegende Laut f^ (d. i. q) verstanden werden. Welchen Laut
wir aber dem Zeichen p zu vindiciren haben, wissen wir aus
unserer bisherigen Untersuchung: es repräsentirt den Laut q.
Dies bestätigt auch Pcarkosz, der sagt, dass für ^ auch an (d. h.
diiy q) geschrieben wird. Somit kennt auch Parkosz nur den
nasalen Laut q. Da er nun auch lange Vocalc von kurzen
unterscheidet, so zerfällt auch bei ihm — wie dies auch seine
Beispiele veranschaulichen — der Laut q in <| und q (d. i. 4»
i^ und (|, iq).
Sind wir nun einerseits an der Hand der altpolnischen
Sprachdenkmäler zu dem Resultate gekommen, dass die pol-
nische Sprache im zweiten Viertel des 15. Jahrhunderts nur
den Nasallaut q gehabt hat, und finden wir andererseits dieses
Resultat bestätigt durch die Aussage des gleichzeitigen pol-
nischen Grammatikers Parkosz, dann ist die Thatsache, dass
die altpolnische Sprache noch im zweiten Viertel des 15. Jahr-
hunderts nur den Nasallaut q besessen hat, über jeden Zweifel
erhaben. Die weitere Untersuchung wird diese Erscheinung
Der Lantwerth der NaealTocftle im Altpolnischen. 983
noch mehr bestätigen und zugleich dai*legen^ dass im Altpol-
nischen überhaupt nur der Laut q (d. i. 4 und q) anzunehmen
ist. Doch lassen wir Heber wieder die Sprachdenkmäler reden.
XXXI. Wir kommen an das erste Viertel des 15. Jahr-
hunderts. Das Hauptdenkmal aus dieser Zeit sind die soge-
nannten Gnesener Predigten, herausgegeben unter dem Titel:
,Zabytek dawnej mowy polski^j; w Poznaniu 1857^ (von Ludwik
Jagielski auf Kosten des Grafen Dziafyiiski). Es fällt ungefähr
in das Jahr 1420 und ist für uns von grosser Wichtigkeit, weil
es, trotzdem es zahlreiche dialektische (grosspolnische) Eigen-
thtimlichkeiten aufweist, in Bezug der Nasalvocale eine merk-
würdige Uebereinstimmimg mit den anderen Sprachdenkmälern
derselben Zeit zeigt. Der Stand der Nasalvocale ist nun fol-
gender : *
1. Neupolnisches f ist ausgedrückt:
A. In Wurzeln:
durch (^: h^d^ i^^AO 21 32; h^desz 10 10; h^dze 2u, 820;
or^dze (ored^e^ nimtius) 1 6 ; pot^a (pot^pa) 4Sh 2s '^ pothf^pene 3329
42a 31, 45b 5; r^cze 734; im Ganzen 70mal.
B. In Stämmen der Verba II. Classe:
durch (^ 7 mal: przyplin^la 37a 10; ogarnplo ös; othpoczy-
n^la 6 19 ; othpoczynfilo 6 25 ; slyn^la 45 a u ; slyn^lo 43 a 23 ; fspli-
n^lo (vzplyn^lo) 41 b 34.
C. In Worten:
a) acc. sing, subst. durch ^ : bodz^ (der Name des bekannten
Kirchenvaters Bcda) 13 1; cliual^ 2 5, 7 30, 9 11; cysthot^
29 34, 43b 8; dvszf^ 226, 3G9*, dzeuicz^ 2924, 2926; im
Ganzen llSmal;
b) acc. pronom. possess. und demonstr. fem. durch ^ lOmal:
mog^ (moje) 226; ssvog^ 293; svog^ 39 21; th(l> 15 20, 30 17;
i^io G3, 18 3, 22 10, 22 14; on^ 2926;
1 Ich behandle zugleich mit den Predigten die in der citirten Ausgabe
hinter denselben folgenden, aus gleicher Zeit stammenden Glossen
(pag. 37 — 49). Die erste Zahl gibt die Seite, die zweite die Zeile, die
Buchstaben a, h (bei den Glossen) die erste oder die zweite Columne
des Textes an.
63*
984 Leeiejewski.
c) Verba 1. sing, praes. : bog^ sz^ (^oj^ H) 16 si; h^d^ 21»;
dag^ (daj() 20?; im Ganzen 12mal.
2. Neupolnisches if ist wiedergegeben:
A. In Wurzeln:
a) durch ^: czarnoxpanika 42 b 1)2; czarnoxf^tttvem 41 ai7; cz^sf^
Is, 20 1, 30 2; dz^kuy^ 48 a 21; dosz^gh 4 10; dzeuf^z (d^eCec)
819; im Ganzen 326mal;
h) durch 0 (fehlerhaft für f) Imal: vocz (^-^c) 619.
B. In Stämmen:
a) in f<-Stämmen durch (^: dzecz^ (d^'ed^) 10 9, 10 11, 3O4; a*^-
szf^cza 11 si^ 243; im Ganzen 17mal;
b) in w^n-Stämmen durch (^; ym^ 428, 7 20, 9 13; sziiam^ 12 le,
2Ö6; im Ganzen 24mal.^
C. In Worten:
acc. sing, pronom. pers. durch (^; w(^ 225; czf^ 43b26; sz^
1 3, Ig, 1 8 ; im Ganzen 149mal. *
3. Neupolnisches g ist bezeichnet:
A. In Wurzeln:
durch ^: bl^d lös, 39b 29, 41a 25; b^czcze 33b; chor^guamy
80; dosfppicz 234; im Ganzen 46mal.
B. In Stämmen:
a) Verba II. Classe durch f^ 3mal: dothkn^cz (dotkn^c) 7 33;
pokl^kn^fszy 33 13; v^dn^cz (i'(dn{)c) 48b 3;
b) part. praes. act. durch ^: b^d^cz 3429; ch^cz (volens) 6«,
9 25 ; chodz^cz 32 26 ; baczpcyly (ba6<^cy-li) 46 b b ; dag^cz
(dajqc) 25; im Ganzen 64mal.
C. In Worten:
a) instr. sing, subst. durch ^: cznoth^ 45 an; cystot^ 47 b 11;
drapesc^ (drape^cq) 14 is; im Ganzen 45mal;
' Die zweite nicht nasalirte Form des Acc. sing, pronom. pers. kommt in
den Gnesener Predigten nicht vor.
Der Lantwerth der NaulTocftle im AUpolniechen. 985
b) acc. sing. adj. fem. durch ^: dv^cz {dvq-d, duplicem) 27 ao;
dvog^z {dvojq-6y duplicem) 28 so ; cysth^ 29 m, 29 27 ; und
8vf^ 830, 18 5; im Ganzen 35mal; ,
c) instr. sing. adj. fem. durch ^: bosz^ (boiq) 30 21, 34«);
gak^cz (jakq-6) 288; im Ganzen 14ma];
d) instr. sing, pronom. pers. durch ^: mn^ 35 so; tobfi 35;
tobf^cz (tobQ'6) 10 11; 8zob^ 2s3, 534; im Ganzen 17mal;
e) Verba 3. plur. praes. durch fi: besz^ (b'e^g) le; byuag^
(bywajq) 13 15; bich^ (bych^ 3. plur. aor. von by6) 248,
279; cyrp^ (patiuntur) 46 bn; dag^ (dojq) 20 10; im
Ganzen 133mal.
4. Neupolnisches iq ist vertreten: •
A. In Wurzeln:
durch ^: dosz^cz (doSqc, assequi) 525; gfil (jql) 27 si, 38 18,
10 24; x^sz^czu 1 4; x^azi^cza 11 31, 243; im Ganzen 42mal.
B. In f^Stämmen:
durch ^; dzecz^thko 5 s, 5 10; im Ganzen 8mal.
C. In Worten:
a) Acc. sing, pronom. demonstr. fem. durch fi : g^ (jq) 2 27,
32; gf^sz (jq-i) 47 b 24; im Ganzen 21 mal;
b) instr. sing, pronom. demonstr. fem. durch ^ 2mal : g^ (jq)
31 5; g^sz (j^i) 16 9.
Die Gnesener Predigten haben also nur eine Bezeichnung
für die Nasallaute, nämlich ^. Dieses Zeichen vertritt alle
neupolnischen Nasallaute und steht in allen Kategorien. Der
durch dasselbe ausgedrückte Nasallaut muss also überall gleich,
d. i. q gelautet haben. Somit hat dieses Sprachdenkmal nur
den Laut cf> (d. i. q und u^). In quantitativer Hinsicht scheint
die Sprache der Gnesener Predigten den Laut q in ^ und ^
nicht unterschieden zu haben, weil der Schreiber in der Schrift
niemals die Länge des Vocals bezeichnet hat. Aehnlich hat
der Schreiber dieses Sprachdenkmals niemals die Weichheit
des Vocals gekennzeichnet. In allen Sprachdenkmälern, die
wir bis jetzt durchgenommen haben, war die Weichheit des
Vocals auch äusserlich (durch ein vorgesetztes y, i) bezeichnet,
986 Leciejewtki.
und zwar überall dort, wo der Vocal auch im Neupolnischen
weich erscheint. Gegen diese Regel gab es nirgends — wenig-
stens was die Weichheit der Nasalvocale anbetrifft — einen
Verstoss. Wir fanden deshalb tiberflüssig, darüber etwas zu
erwähnen; wir bemerkten höchstens hier und da bei <f; d. i.
q und % wenn es uns darauf ankam, ohne speciell die Fälle
anzugeben, wo q und wj, d. h. wo harter und wo weicher Nasal-
vocal auftritt, weil wir es als selbstverständlich voraussetzten,
dass Jeder ebensowohl den harten als auch den weichen Nasal-
laut (wenn auch unter anderer Gestalt, nämlich q) nur für die
Fälle weich oder hart voraussetzen wird, wo der Nasalvocal
auch im Neupolnischen hart oder weich (palatalisirend) er-
scheint, worauf übrigens Jeden auch die angeführten Beispiele
hätten führen müssen. Die Gnesener Predigten bezeichnen
nun die Weichheit, oder besser gesagt, die erweichende Wir-
kung der Nasalvocale auf den vorhergehenden Consonanten
nicht. Doch darf daraus nicht geschlossen werden, dass der
betreffende Vocal den vorhergehenden Consonanten nicht er-
weichte und dieser Consonant hart zu sprechen sei. Dies be-
weist der Vergleich einiger Worte mit den anderen Sprachen.
So ist z. B. altslov. det^ in den Gnesener Predigten dzeczfi IOj*;
wenn nun gemeinslavisches t im Polnischen zu c (in unserem
Fall geschrieben durch cz) geworden ist, so muss der auf das
t folgende Nasallaut q weich gewesen sein, nämlich ui. Aus
deutschem ,danken^ ist dz^kuy^ 48a 21 geworden, was auch
nur dann möglich ist, wenn der auf d folgende Nasallaut a als
weicher Laut gefühlt wurde. Wenn ein gemeinslavisches r,
wie es altslov. r^dh zeigt, in der Sprache der Gnesener Predigten
zu rz (d. i. ^) in: porzf^dne (po-^f^d-ne) 38b 17 geworden, so
zeigt auch dies, dass der auf r folgende Nasallaut ff. erweichende
(palatalisirende) Eigenschaft besass. Diese Beispiele zeigen zur
Gentige, dass man nothwendig auch für die Sprache des letzten
Sprachdenkmals, trotzdem sonst die Weichheit des Nasalvocales
nicht bezeichnet ist, weiche und harte Nasalvocale annehmen
muss. Natürlich trat sowohl der harte als auch der weiche
Nasalvocal nur in denjenigen Fällen auf, wo ihn die neupolni-
sche Sprache hart oder weich zeigt. Somit sind wir zu der
Aussage berechtigt, dass die Gnesener Predigten die Nasal-
vocale q und i<{ besitzen.
Der Lautwerth der Nasalyocsle im Altpolnischen. 987
Wenn wir auch keine anderen Beweise daftir hätten,
dass im Altpolnisehen nur der Nasallaut q vorhanden war, so
müssten uns die Gnesener Predigten in Folge ihrer ganzen
Schreibweise darauf fuhren. Die Orthographie dieses Sprach-
denkmals zeigt, dass der Schreiber sich nur nach dem Gehör,
nicht nach der Etymologie der Wörter richtete. Schreibweisen
wie: cinfd^ (kryvd^) 27 3; fszyczk^ 29 13; h^cz I12, I13, 25 12
(2mal), 30 5, 49a 3; z^thca (für rzi^ihca, rz^dca) 41b 21; krolefn^
9 20, die übrigens ganz der Posen'schen dialektischen Aussprache
angepasst sind, zeigen deutlich, dass der Schreiber sich an
keine Schule in Rücksicht auf orthographische Regeln hielt,
Bondem die Wörter so aufzeichnete, wie er sie hörte. Ist dem
aber so, dann würde er ganz bestimmt fUr f und q einen graphi-
schen Ausdruck gefunden und gegeben haben, wenn er es in
der Sprache gehört hätte. Hat er aber keinen graphischen
Ausdruck für f, ^, so ist dies der beste Beweis, dass f, j damals
nicht vorhanden waren.'
XXXII. Eine besondere Art der polnischen Sprachdenk-
mäler bilden die Schwurformeln. Sie sind für den Sprach-
forscher von ungemeiner Wichtigkeit, da man sogar bei jeder
einzelnen die Zeit und den Ort ihrer Entstehung weiss. Man
hat auch längst ihre Wichtigkeit (sowohl fiir den Sprach- als
auch Rechtsforscher) eingesehen und sie mehrfach gesammelt
und bearbeitet. Leider sind die ersten Schritte auf diesem Ge-
biete so unwissenschaftlich, dass man manchmal die heraus-
gegebenen Schwurformeln gar nicht benützen kann.^ Um so
werthvoller sind die neueren Ausgaben derselben von Rom.
Hube, Professor Nehring, Professor Przyborowski und Doctor
Kaiina, die wir alle zum Gegenstand unserer Untersuchung
gemacht haben.
* Die Form des Acc. sing, pronom. pers. hat in der Sprache der Gnesener
Predigten nach dem oben Gesagten nur: ma, 6a, Sa gelautet.
' Die Schwurformeln von W. AI. Maciejowski (Pamietniki 11, pag. 331
bis 339) sind so fehlerhaft herausgegeben, dass 'mau sie zu streng
wissenschaftlichen Zwecken gar nicht benützen kann; in der Transcri-
birung derselben hat Maciejowski auch Horrendes geleistet, wie z. B.
weäaan i sswethczan = wiemy i Swiadezt/mj/ 32; na aloue na pvem = na
slunce na pravem 28 und ähnliche darthun.
988 Leeiejewski.
Im Nachfolgenden behandle ich zuerst die von Professor
Przyborowski ^ und Professor Nehring (Archiv III, pag. 480 bis
484) herausgegebenen. Ich habe sie zusammengefasst^ weil sie
aus gleicher Zeit (1391 — 1434) und gleichem Ort, nämlich der
Provinz Posen stammen; zum Unterschiede flige ich nur bei
Anführung der Beispiele aus den von Professor Nehring ver-
öffentlichten ein N. hinzu. Sie reichen zwar bis in das zweite
Viertel des 15. Jahrhunderts^ doch wollte ich dieselben nicht
in verschiedenen Abschnitten behandeln.
Der Stand der Nasalvocale ist folgender:
1. Neupolnisches ( ist ausgedrückt:
A. In Wurzeln:
a) durch fJ lOmal: d^by 73; d^how 81; rrn^su (meiu) 16; mp-
zem 17; or^dzu (or^dfu) 66; rpcogemstwo (r^kojenistico)
12; r^koyemstwa 7; s^dzey (s^d^ej) 22; Sf^dziwoem 17;
szol^dnych (iol^dnyfl) 81;
b) durch o (fehlerhaft für fi) 2mal: moszem 105; rokoiem-
stwa 29;
c) durch a 6mal: obraczicz (obr^öyd) 128; obraczil (obr^^yl)
128; raku (r^ku) 122; rakam (r^kavi) 128; racoyemstwa
128; sadzinakem (s^d'inskem) 75;
d) durch an: manszv (m^bi) 97; rance (rrce) 92; Sandziwoy
(S^d'ivoj) 34; Sandziwoy 7; im Ganzen 25mal;
e) durch am Imal: dambyiK^ 87;
f) durch (i Imal: wyraczyl (tvyrf^czyl) 41.
B. In Stämmen der Verba IL Classe:
a) durch ^ Imal: tcnfili (tkn^li) 22;
b) durch ^ Imal: tknqla 96 (3mal).
C. In Worten:
a) Acc. sing, subst. der -a, -j'a-Dcclination :
a) durch ^: dzedzin^ 33; samyan^ (zavian^) (53 (2mal);
Margorzat^ (Margare tham) 99; im Ganzen lOmal;
1 Vgl. Przyborowski: Vetustissima adjoctivorum lingiiae polonicae decH-
natio monumeiitis Inoditis illustrata, im Prof^rainm dos königl. Marien-
Gymnasiums zu Posen für das Schuljahr 1800 — 1861. Die beigefügte
Zahl gibt die laufende Nummer der Schwurformel an.
Der Lavtwerth der NaMWocale im AUpolnisehen. 989
ß) durch o (fehlerhaft durch f) Imal: swerasyno (Her-
öyn() 115;
y) durch a Qmal: Jarata (Jaf^^t^) 34; pratodta 19; rana
(ran^) 130; dzedzyiia 141 (3mal); skoda (Skod^) 10;
zadza (s^d^) 128;* czapka 76;
5) durch q 6mal: kopq (kop() 91; clodq (kiod() 41; lankq
(IqIc^) 103; zastawq 95; zewyVi^ 9 (2mal);
6J Acc. sing, pronom. demonstr. fem.:
a) durch ^ Imal: t^ 80;
ß) durch q 2mal: tq 95; % 129;
c) Verba 1. sing, praes.:
a) durch ^; fnoatcz^ 34, 35; im Ganzen 17mal;
ß) durch 0 (fehlerhaft fLLr ^) 2mal: swatczso 36; awatczo 97;
y) durch a 6mal: swatcza 80, 103; swacza 115, 140; Äerza
(b'ei^(, neupoln. bior^) 128; chczaczi (hc^-ci) 128;
B) durch ^; swatczq 37, 41; im Ganzen 14mal.
2. Neupolnisches ff wird bezeichnet:
A. In Wurzeln:
a) durch ^: dzewy^cz 137; cz^scz 53, 116; cz^szczi 27; yj^fÄ
121; ks^dza 27; im Ganzen 19mal.
b) durch o (fehlerhaft flir fi) Imal: TFbc;?^cz6u?a 6;
c) durch a 8mal: dzeschacza (d'ei^6a) 141; Jadrzeyevd 128;
czo^cz 111, 137; krasyczu N. 12; kzaschyczu N. 12; przi-
schadze (pryi^de) 127 ; aspacza dzesand (a z p^cod'e-
igt) 122;
c) durch an: czanscz 45; dzeszancz 52, 105; yandrzey 45,
117; im Ganzen 60mal;
d) durch q 4mal: swyqthy 141 (2mal); zayqli 109; wszqcim 50;
ej durch ^n 2mal: swqnto (v£(to) 14; dzeszancz 14;
/J durch en 2mal: swenthi 50; wencza (^^ca, plus) 36.
B. In f^-Stämmen :
durch an 4mal: czelantha 136; W^ir^iantta 39; W7r2;6an-
cziney 49; Jarantha (Jaf^t^) 34.
* Prof. Przyborowski liest die betreffende Stelle: wten czasz mya pany
Gorzewska zaszadzila za zadza falsch als na s^dzie, anstatt za s§d'^.
990 Leciejewski.
C. In Worten:
a) Gen. sing, subßt. fem. durch a: krwya N. 13, wenn es
nicht ein Schreibfehler flir krwye ist.
b) acc. sing, pronom. pers.:
a) durch ^ 4mal: sz^ 118; sf^ 11, 46 (2mal);
ß) durch a 3mal: mya 128; sza 48, 131;
B) durch q 3mal: na myq 108; «2/j 128; zasm 106.^
3. Neupolnisches ^ ist bezeichnet:
A. In Wurzeln:
b) durch jJ 9mal: W C^f^^Y) H'? ^f^***^ (^r^/J'^j 55, 69, 72;
rj^ftt'Zi 119; por^bü 81, 104; por^byone 73; S^toczsky 19;
6; durch o (fehlerhaft für (^) Imal: Zo% (l^ki) 102;
cj durch a 7mal: rabyl (rqbil) 115 (3mal); Odrowasch (Odra-
V2^) N. 12 (2mal); szamnyenu (si^mMm) 128; osadzayqcz
(osqdajqc) 74;
dj durch an (vor Gutturalen und Dentalen) 7mal: Franczek
(Fr^cek) 33; lanca (hjka) 118; lankq (loke) 103; Inncze
(Iqce) 110; Zaw^ T^J^J 45; przysandny 103; Lanczskego
(Lqdcego) 93;
ej durch a?M (vor Labialen) 4mal: ramby 87; Rambinsketjo
103; sdambrowky (z Dobrowki) 126, 127.
B. In Stämmen:
aj Verba 11. Classe:
a) durch ^ 4mal: wcz^gn^l 31; waczf^gn^l 125 (2mal); tcj«-
[czj^gn^cz (vHC<^gno6) 124;
ß) durch r^ 2mal: lüsczqgiiqcz 09; i)0W8z[cz]fign(il 107;
6j Part, praes. act.:
a) durch a^2mal: mayacz 122; rzekacz 130;
ß) durch r^ 3mal: yedzffpz 44; oszadzayficz (osodajt^c) 74;
rzekqczy 69.
C. In Worten :
aj Instr. sing, subst.:
a) durch (^ .' chleboyeczcz^ (Tdebojed' cq) 93 ; wand^ (^(dfj,
Fischangel) 35; szeszcz^ (^^^^q) 65; im Ganzen llmal;
^ Ansserdem kommeH folgende nicht nasalirte Formen dieses Casus ror:
izye 55 (3mal), 124; sye 19; »ze 21 (2malX 26, 39.
Der Lantwerth der Naaalvocale im Altpolnischen. 991
ß) durch a 6mal: mocza (mocg) 131, 141; margarzatha
140; dzeschcicza (d'e§^6q) 141; aspaczadzesand (a z p^-
cqd*e§2t) 122; zona (ion^) 140;
y) durch q 9mal: moczq (mocq) 61, 141; nyefnioczq, 112
jpushi (pu^kq) 71] rothq (fotq, Schwurformel) 141
slugq 93 ; starostci 9 ; zszeszczcf. (z $ei6q) 61 ; wolq 59
b) acc. sing. adj. fem.:
a) durch ^ 5mal: Niczkow^ (NiSkovq, NWconü) 33; Grodn^
47: Alexandrow^ 65; trzeczy^ 53, 116;
ß) durch q Imal: trzeczq 45;
cj instr. sing. adj. fem.:
a) durch ^ Imal: noczn^ (nocnq) 51;
ß) durch a Imal: swa (svq) 140;
y) durch q 2mal: sdoszonq (zloionq) 112; tq 141;
fi) instr. sing, pronom. pers. durch q Imal: mnq 130;
«j Verba 3. plur. praes. :
ol) durch ^ 3mal: ss^ 9; 8z^ 106; lowy^ 132;
ß) durch 0 (fehlerhaft für ^) Imal: ro6yo 84;
y) durch r^ Imal: sq 62.
4. Neupolnisches ig ist vertreten:
A. In Wurzeln :
a) durch ^: cz^dzal (cqdal) 85; z^danu (iQdanu) 25; paprzi-
sf^dz 22; sedmdzeaa^t 12; sw^sal (zvgzal) 41; im Ganzen
32mal ;
b) durch o (fehlerhaft für ^) Imal: czodzal 84;
c) durch a: yaZ 134; rzacza (irqdca) 128; 2;acZa2 (B^dal) 128;
im Ganzen 14mal;
d) durch an: czandzal (dqdal) 70 (2mal); swansek (zvQzek)
45, -51;' Wyanch (V^h) 104; im Ganzen 26mal;
e) durch q: yql bl, 98 (2mal); wzc^ 17, 76; im Ganzen 17mal;
f) durch au 4mal: iaul (j^l) 35; wsszaul 138 (2mal); za-
yaul 136;
^) durch on Imal: prztszoncz (p^y^Qc) 23.
* Prof. Przyborowski liest dieses Wort als Eigennamen; die Schwur-
formel 51 zeicft aber deutlich, da.ss hier von einem Verein (zv^ekj und
dessen Repräsentanten (resp. V ersitzenden : StarSy) die Rede ist.
992 Leciejewaki.
B. In ^/-Stämmen :
durch an Imal: czelanth (ceh^t) 136.
C. In Worten:
a) Acc. sing, pronom. deraonstr. fem. :
a) durch ^ 2mal: y^sz 42; gy^sz 64;
ß) durch a Imal: ya 130;
Y) durch a 2mal: y(i 48; nq (nq) 46;
b) acc. sing, subst. der -j'a-Declination :
a) durch ^ Imal: roli^ 80;
ß) durch a Imal: posczela 140;
y) durch ^ Imal: |?a7i^ Tp«^?) 99-
Folgende Zeichen kommen also zur Bezeichnung der
Nasalvocale in Anwendung : q (39mal für f , 23Dial für «f , 32mal
für Q, 35mal für t^), o (5mal für f, Imal für if , 2mal filr j,
Imal für i^), a (14mal für f, 12mal für if, 9mal fllr g, 16mal
für iq), an (lömal für e, 64mal für le, 28mal für ig), am (Imal
für f), q (24mal für f, 7mal für tf, 19mal für ?, SOmal für tg)
<p (2mal für tr), aw (4mal für ig)y on (Imal für i^), un^ en (2mal
für if). Man darf sich dieser grossen Verschiedenheit der Be-
zeichnungen nicht wundem, da sie nicht von einem Schreiber
herrühren, sondern verschiedene Personen dieselben verfasst
und niedergeschrieben haben. Jeder hatte seine eigene Methode,
und so kam es, dass so viele Zeichen zur Bezeichnung der
Nasalvocale angewandt worden sind. Trotzdem aber so viele
Personen daran gearbeitet haben, in einer Beziehung stimmen
sie alle überein, nämlich darin, dass sie die mit n (m) ver-
sehenen Zeichen, also an, qn, nur im Inlaut gebrauchen. Dies
bestätigt unsere frühere Aussage, dass der Nasallaut im Inlaute
nicht ganz nasalirt ausgesprochen wurde, sondern bereits in
einen Vocal und Nasalconsonantcn zu zerfallen anfing, und zeigt,
dass die mit n versehenen Zeichen an, qn mit den entsprechen-
den, n entbehrenden Zeichen gleichen Lautwerth, wenn auch
etwas verschiedene Aussprache haben.
Von den oben angeführten Zeichen haben aber: ^ (wozu
ich auch o rechne), a, an (am), q ganz gleiche Functionen.
Sie stehen alle für alle neupolnischen Nasallaute und in allen
Kategorien, müssen also überall und unter einander gleich ge-
lautet haben, und dies kann nur der Fall sein, wenn sie alle
Der Lantwerth der NMalyocale im Altpolniichcn. 093
q gelautet haben. Somit drücken alle diese Zeichen den einen
Laut q aus.
Das Zeichen au, welches für noupolnisches i^f, also für
einen früher langen Vocal und nur vor l steht, verdankt sein
Vorkommen der Aussprache des Lautes ^ vor l; versucht man
nämlich ^ zusammen auszusprechen, so bringt das einem u in
der Aussprache nahe verwandte l mit sich, dass ^ wie aul
lautet. Der Schreiber Hess sich durch diese rein phonetische
Thatsache verleiten und schrieb den Laut so, wie er ihn hörte.
Dies zeigt wiederum, wie sich die Schreiber der altpolnischen
Sprachdenkmäler bei Wiedergabe der gesprochenen Laute fest
an die Aussprache hielten und nicht, wie Manche glauben,
nun Nachtheil der wirklichen Aussprache an feste Normen
gebunden waren.
Speciell sind zu erwähnen die Stichen en (2mal für i()
md on (Imal für t^). Ihrer graphischen Bedeutung nach
würden sie ( und ^ darstellen. Doch sind dieselben wohl nichts
Anderes als Schreibfehler. Bedenkt man nämlich, dass einer-
seitB auf 207 Fälle, wo der neupoinische f-Laut im AltfKilni-
fldien q gelautet hat, nur zwei Fälle vorkommen, wo dutitet
ImmI durch e ausgedrückt ist, und anderersdts auf 176 Fälle,
1VD nenpglnisches o ebenfalls q gelautet habe, nur ein Fall vor-
kioaimt. wo o auftreten würde, so kann man nicht umhin diese
Sehreibarten als Fehler Air an anzusehen« zumal wir uns \Htrn\U
(prOndiicb überzeugt haben, dass noch im zweiten Viert';l des
Id. Jahrhunderts die polnische Sprache nur den Nasallaut a
Ikhik. Möglich ist es zwar, dass in einem Dialekte, den der
lietreffende Schreiber gerade sprach, der aitpolniiKrhe NaJiallaut
% ach schon damals in ^'. f zu differenziren anfing, al>er nickt
vikrBebeinlich. Meinen Ausfuhrungen kann ührifren» 'las Vor
lunmen eine« r oder ^^ in so geringer Anzahl (1 : HjO) dem
wiMkien q gegenüWr nicht nachtheilig sein, da es hßßi:\iMiien»
leweist, daßs man den Anfang de« Auftretens der neupolni-
•chen Xasalvocale in den Beginn des \h. <'mOgljcherwetJ»e sogar
in das Ende d€:s 14. t Jahrhonderu zu setzen hat. Da»«» q
das UrsprünglicLe war. nraas man trotz des einmaligen
L zweimaligen Vorkommens von r ^Afsr ^ in Bet/aelit d*^
Beweise 2aig<eben. Für die AnfEuaing der iiehr^i}^'
Men Ml und en al^ Schreibfehler aber qiriebt niebt nmr ihre
994 Leciejewiki.
zum Theil fehlerhafte Niederschreibiing, wie z. B. wencza = veca,
woftir man i'fce oder v^cej erwartet, als auch der Umstand,
dass sie nicht alle zusammen vorkommen, sondern jedes einzelne
Beispiel in einer anderen Schwurformel, die von einander durch
Zeit und Ort getrennt sind. Dieser Umstand ist um so wichtiger,
als man in dem Dialekt , in welchem ein e vorkommt, noch
eher ein g voraussetzen muss, da sich aus einem 4, wie wir
noch sehen werden, viel leichter o entwickeln kann als ein e
aus einem 4. Kommt also ein ( nicht in Begleitung eines o vor,
so ist dies auch ein Merkmal, dass mit diesem f es nicht recht
gut beschaffen ist, und man ist dann berechtigt, in der betreffen-
den Schreibart, einen Fehler zu erblicken. Ich bin deshalb
der Ansicht, dass die beiden obigen Schreibarten on, en, und
besonders die letzte, Schreibfehler fUr an sind. Ist dem aber so,
dann hat die Sprache der obigen Schwurformoln nur den Nasal-
laut q, d. i. q und iq^ wobei zu bemerken ist, dass die Weich-
heit des Vocals meistens auch äusserlich vor die Augen tritt. ^
XXXIII. Eine andere Sammlung von Schwurformeln
hat Herr Dr. Kaiina (Archiv VI, 184—215) veröffentlicht. Sie
sind abgeschrieben aus den Landbüchern von Sieradz, die sich
gegenwärtig im Gouvemementsarchiv in Kalisz befii\^len, und
stammen aus den Jahren 1402 — 1413.^ Die Nasal vocale sind
in diesen Schwurformeln wie folgt ausgedrückt:
1. Neupolnisches f ist wiedergegeben:
A. In Wurzeln:
a) durch ^; m^za (meSn) 1, 9; r^koyemsthwn 99; f^dmc (^Trdow,
nom. loci) 8; im Ganzen 13mal;
h) durch a Imal: wraczü (vreöyl) 76;
c) durch an: ranku 135; Tandow 45; Szandzucoyoico 109;
hand(^ (wv) 78; im Ganzen 8mal;
^ Demnach hat der Acc. sing, pronom. pers. in den obig^en Schwurformeln
Howoki: m(i, rq, Sq als auch nie, ce, Se gelautet.
' Sie vertheilen sich folgendermassen : Nummer 1 — ö4 auf das Jahr 1402»
Nr. 55—67 auf das Jahr 1403, Nr. C8 auf das Jahr 1404, Nr. 09— 71
auf das Jahr 1405, Nr. 72—88 auf das Jahr 1410, Nr. 89—108 auf das
Jahr 1411, Nr. 109—1.31 auf das Jahr 1412 und Nr. 1.32—1.35 auf das
Jahr 1413.
Der Lantwerth der Nasslyocale im Altpolnischen. 995
d) durch q 3mal: rqcsnl 73, 81, 99;
e) durch qn 4iiial: mqnczil (m^iyi) 82; rqnczil 75, 87, 88.
B. In Worten:
a) acc. sing, subst. : •
a) durch ^: dzedzin^ 1, 9; dzdnicz^ 7, 11; vmow^ 33;
varth^ {Vart^j Fluss) 128; zastaw^ 68; im Ganzen
21mal ;
ß) durch 0 (fehlerhaft für ^) 2mal: dzedzino 98; l^ko 56;
y) durch a 5mal: droga (viam) 114; lanka (Iqk^) 107;
strona 120; icprza (vp^f, causa) 42; zaunszina (ZaH-
Syn^.) 77;
S) durch <]5 7mal: dzelniczq 76; 115; RtuJicUq {Ruchale,
nom. pers.) 74; m?oZ<j 71; zastawq 116, 119 (2mal);
b) acc. sing, pronom. demonstr. fem.:
a) durch f^ 7mal: #j^ 7, 24, 58; fÄ(^ 28, 98, 113, 114;
ß) durch q 3mal: tq 76; thq 114, 115;
y) durch an Imal: tJuin 120;
8) durch e Imal: the 105.
2. Neupolnisches tV ist bezeichnet:
A. In Wurzeln:
a) durch ^: dzesz^cz 41 , 99 '^ cz^scz 64] Sw^thoslaoio b4] tcs^la
(v&ela) 21 ; im Ganzen 24mal ;
h) durch an: czsanscz (^^6) 16; dzeszancz 42; Swanthoslawa
47; wzanth (v&^.) 85; im Ganzen 19mal;
c) durch q Imal: dzeszc^ 116;
d) durch qn 2mal: pqndzeszanth 87, 88.
B. In f<-Stämmen:
durch an 3mal: Bodzanta (Bod^ta) 25; Czeszantha (CeS^ta)
37; Slatcantha (Statuta) 36;
C. In Worten:
a) acc. sing, pronom. pers. durch ^ lOmal: sz^ 28, 40, 79,
102, 104, 117; s^ 46, 55; zasz^ (zaif) 17, 40;
b) durch q Imal: sq 116.
996 Leciejewiki.
3. Neupolnisches ij ist vertreten:
A. In Wurzeln:
a) durch ^ : cz^sze (6qie) 103 ; p^tha (p{>^g^ 64 ; pocz^l 45 ; im
Qanzen 23mal;
h) durch o Imal: Swoch (Zö^h) 93;
c) durch an 7mal: poczanthku 123; poczanthkem 123; py^cz-
dzeszanth 8, 17; ptindzeszanfh 87, 88; szesczsanth (tses6-
d^eSgt) 23;
d) durch q 4mal: chif^ehn^ (6qiebnQ) 124; pyenqdze 73, 116;
Stoqchowi (ZtqhoCi) 79;
e) durch qn Imal: poczqnkefu 118;
f) durch on Imal: kszonc (k&qd) 16.
B. In Worten:
a) acc. sing, subst. der -j'rf-Declination durch ^ 2mal: panp
(pafiq) f), 35 ;
h) acc. sing, pronom. demonstr.:
a) durch ^ lOmal: y^ 24, 34 (2raal), 104; y^sz JI2, 132;
011(1» (ono) 24 (2mal), 2>^\ na n^ 58;
ß) durch 0 (fehlerhaft für (^) 1 mal : yoaz 98 ;
y) durch <^ 3mal: i/<f 76, 114; nyq 114;
cj instr. sing, pronom. demonstr. durch ^ Imal: sn^ (z h^) 33.
4. Neupolnischcs o ist ausgedrückt:
A. In Wurzeln:
a) durch (^ 8mal: W T^l'^^f) '^^^^ 104, 131; /j^A-o 56; por^hll
20; «2:(^d (Judicium) 102; sz^dze 102; szpszady 104;
/>) durch o (irrthUmlich für ^) Imal: sndem (Judicium) 45;
c) durch an 2mal: Innhx (lokn) 107; lunk^ 92;
r/J durch an Imal: Iqncze 117;
B. In Stämmen part. praes. act.:
a) durch ^ 5mal: hand^ 78; prziyd^ 38; przt'gd^ 20; «zecZz^
22; «?o«2(^ (vehens) 106;
tj durch r{ Imal: umneysagricz (umfieJHajoc) 7(5.
C. In Worten:
a) instr. sing, subst. :
a) durch ^: bracz^ (brac^), fratres) 104; kaszn^ (kciinq) 43;
rzecz^ 80, 90; sil^ 18, 19; im Ganzen 3 Imal;
Der Lantwerth der Nualrocale im Altpolnisehen. 997
ß) durch o (fehlerhaft fllr ^) 2mal: moczo 77; szylo 96;
Y) durch q 4mal: hraczq, 116; rzeczq 124; wolq 70, 106;
&j acc. Bing. adj. fem. :
a) durch ^ Smal: ktor^sz 56; yanow^ 106; maczeyow^ 18;
micolayoio^ 20; miaczUücow^ (Mi£6iSkotof) 126; oadn^
(otiynq) 104; zemszk^ 92; «u;$^ 72;
ß) durch 0 (fehlerhaft) 2mal : Sandziwayowo 109; zemsko 100;
Y) durch a 2mal: j9f^fAa (yj^?) 64; 2e«czen«X:a (LeSöefiskf) 107;
3) durch ^ 2mal: starq 76; semkalczinq (Semkal6ing) 71;
c) instr. sing. adj. fem.:
a) durch ^ 4mal: ch^szebn^ (dg&ebng) 80, 90; chqsebn^ (6<i'
iebnq) 124; lucJiotvp (Lukovq) 43;
ß) durch a Imal: tomoumicza (umovAiög) 77;
et) Verba 3. plur. praes. :
oe) durch ^; swathcz^ 1, 2, 4; «^ 10; szf^ 26; im Ganzen
12ömal;
ß) durch 0 (fehlerhaft) 8mal: 9zwatczo 25, 77, 88, 121;
wyedzo 98, 102, 103; dzerso (d^erit^) 126;
y) durch a 3mal: swathcza 83; wyedza 83; wyecza (sie) 110;
3) durch an 2mal: wedzan 43, 45;
e) durch q: awathczq 73, 74; wyedzq 73, 74; im Ganzen
28mal ;
^ durch e Imal: szwatcze 30.
Die Nasalvocale werden also in den Sieradzer Schwur-
formeln folgendermassen bezeichnet: durch ^ (51mal für e,
34mal für tf, 36mal fllr ig, 181 mal flir g), o (fehlerhaft flir ^,
2mal flir f, Imal flir ig, 13mal flir g), a (6mal flir f, Imal fllr
%2, 6mal flir g), an (9mal flir f, 22mal flir tf, 3mal flir q, 7mal
flir tg), <j (12mal flir f, 2mal für if, Imal flir ^, Imal flir t^),
on (Imal flir t^) und e (Imal flir f, Imal flir «g). Auch hier
kommen die mit n versehenen Zeichen (an, an, on) nur im
Inlaut (am auch 2mal im Auslaut) vor; dies zeugt wieder von
der nicht mehr rein nasalen Aussprache des betreffenden Nasal-
Yocals im Inlaut. Sonst aber kommen ^ (wozu ich auch o hin-
zuzähle), a (an), q (qn) im gleichen Verhältnisse flir alle neu-
polnischen Nasalvocale und in all^n Kategorien zur Anwendung,
müssen also sowohl untereinander als auch in allen Kategorien
gleich gelautet haben, und dies ist nur möglich, wenn sie alle
den Laut q repräsentiren. Was das Vorkommen der Zeichen
Sitznngiber. d. phiL-hiat. Ol. CXI. Bd. U. HfU 64
998 L«ei«j«vskL
on (Imal) und e (2mal) anbetrifft, ao mnas auch liier ihre Be-
rechtigung bezweifelt werden; sie erweisen sich aach in den
Sieradzer Schworformehi als Schreibfehler. Zuerst kommt das
Zeichen e für neupolmsches g vor, d. h. der Vertreter eines
kurzen Vocals (e) fiir einen langen Vocal (2)j was nicht mög-
lich ist and deutlich zeigt, dass e hier nur irrthümlich ange-
wendet worden ist. Hat es sich aber in einem Falle als Fehler
erwiesen, so kann man ihm auch in dem zweiten Falle keine
grosse Wichtigkeit beimessen, zumal unsere bisherige Erörterung
gezeigt hat, dass man fiir die polnische Sprache dieser Zeit
kaum ein e annehmen kann. Aus demselben Grunde muss man
auch die Schreibart on yerdächtigen; auf 1319 F&lle, wo nea-
polnisches 9 (d. i. 9 + ^) durch q wiedergegeben ist kommt
nur ein Fall, wo dieser Laut ebenfalls schon damals o gelautet
hätte. Dies ist aber gar nicht denkbar, denn wenn der Lant
2 existirt hätte, so würde er gewiss öfter als einmal auch in
der Schrift bezeichnet worden sein, besonders wo mehrere
Schreiber schreiben und alle ihre Orthographie eng an den
Laut anzupassen sich bemühen.
Demnach besitzt auch die Sprache der Sieradzer Schwnr-
formeln nur den Nasallaut q (d. i. q und tVi). Im Inlaute wird
derselbe nicht mehr rein nasalirt ausgesprochen J
Damit hätten wir die Sprachdenkmäler des ersten Viertel?
des 15. Jahrhunderts erschöpft. Sie stammen alle ans Gro:^*>-
polen, und zwar aus Gnesen, Posen, Kosten, Pyzdry und SieraJz.
Ihre Untersuchung bestätigte im vollsten Masse die schon früher
gewonnene Thatsache, dass der grosspolnisehe Dialekt nur den
nasalen Laut a (d. i. « + ia) besass. Die Quantität des Xasal-
vocales gelangte in den Sprachdenkmälern dieser Mundart he-
reits in dem ersten Viertel des 15. Jahrhunderts nicht zum
Ausdrucke.
XXXIV. Wir gehen in das 14. Jahrhundert über. Aus dem
Ende des 14. Jahrhunderts, aus den Jahren 1397 — 13i>0 besitzen
wir ebenfalls Schwurformeln, und zwar aus den Landbücbern
« Der Acc. sing, pronom. per«. lantete somit in der Sprache die«w Denk-
mals nur: mo, <?a, ia.
Der Lantwerth d«r NaaalToe«!« im Altpolnisehen. 999
von Elrakau^ also einem anderen Sprachgebiete Polens als die
früher besprochenen, herausgegeben von Romuald Hube.^
Die Nasalvocale weisen in diesen Schwurformeln folgende
Bezeichnungen auf.
1. Neupolnisches ^ ist ausgedrückt:
A. In Wurzeln:
a) durch a: mazem (meiern) 19; racoymey (r^kojmej) 16;
b) durch an (vor Gutturalen und Dentalen): Pancovicz (Pf-
koHce) 20 (2mal), 29 ; ranka 21 ; Prandocze 42 ; jrran-
docze 4; im Ganzen 24mal.
B. In Worten:
a) acc. sing, subst. der -a-, -/a-Declination :
a) durch a: dzedzina 24, 25; panosa (panoS^) 24; rana
55; im Ganzen 13mal;
ß) durch an Imal: dzeszandzinan (d'e6(6in^) 6;
b) Verba 1. sing, praes. :
a) durch a Imal: stoatcza 16;
ß) durch e Imal: szicancze (testor) 7.
2. Neupolnisches ie ist bezeichnet:
A. In Wurzeln :
a) durch a 3mal : wsyala (vieln) bl ; xczdixi 48 ; czacz (c^^c) 8 ;
b) durch an : Brzanczco (Breiko) 50 ; Brzanczkoioy 50 ; czanscz
(Sesc) 73; dzessi/ancz 59; im Ganzen 19mal;
c) durch am (vor Labialen) Imal: Zambocziu (Z^bociu) 72.
B. In Stämmen:
a) in f#-Stämmen:
a) durch a Imal: dzecza (cfed^) 20;
ß) durch an Imal: dzeczanczego 20;
b) in we7i-Stämmen :
a) durch an 2mal: yman (im^) 2, 6;
ß) durch 0 Imal: ymyo 67.
* Vgl. Roty przysiag krakowHkich z koiica wiekn XIV wydal i objaflni}
Romuald Hube, in der Zeitschrift: Bibliotheka Warszawska, Jahrg. 1874,
Bd. IV, pag. 184—211. Aus dem Jahre 1397 stimmen die Nummern
1—2; aus dem Jahre 1398 die Nummern 3—31 und aus dem Jahre 1399
die Nummern 32—73.
64»
1000 LeeiejewikL
C. In Worten y acc. sing, pronom. pen.:
a) durch a 6mal: sya 12 (2msi\), 39, 54, 55: jgwya a*:
&) durch an Imal : zazan (za S^) 5. ^
3. NeupolniBches 9 ist Tertreten:
A. In Wurzeln:
a) durch a Imal: lacach (iqhA) 4;
h) durch atn (vor Labialen) 4mal: porambono fpofrA'ow[> 1:
obrambyona 54 ; wyrambybüi (sie ! vyrgb'ili) b2 : Traw^:
fTreÄcJk) 68;
c) durch afi (vor Gutturalen und Dentalen) llmal: dukn
lanky (Did^glci) 3; Franczco (Frocko) 38: /raMzfewfli
38, 66; mantz (mqi) 29; Prelank (PM^) 4, 5: ffraiicaoc
(strt^ad) 48; H'oTifrotca (Vqtrobca) 39: ITtmlroic«
(Vqtrdb6ina) 60; Lanzanic (L^iafnc) 45.
B. In Stämmen:
a^ Verba 11. Classe durch aw Imal: sginanl (zginol) 11:
&^ part. praes. act. :
a) durch a Imal: stoya 45;
ß) durch an 2mal: hronan sze (defendens se) 1 : przydancz&-
C. In Worten:
a) instr. sing, subst. :
a) durch a 9mal: glowicza (gloiico) 44; kciznyn [kcdkfj
45, 32; rwocza (moco) 2, 25: /"o/a 58: ranA'^ rrfl»'
21; rzecza 56; «//Za 52;
ß) durch an 4mal : gospodan (gospodi^) 8: graniczan 1:
casznan (ka£üo) 1 : «iVan f'iiV^) 2 :
y) durch €£ Imal: rankoymq 72:
E) durch 0 Imal: tcolo 71:
6^ acc. sing. adj. fem.:
2) durch a 5mal : druga 55 ; marcisszotca (Marciioto) 24;
Micolayowa 57 ; nokczowska (Xokdorsk^) 57 ; «ra 41^?
ß) durch an Imal: yednan 6:
* Ausserdem kommen folgende nicht nasalirte Formen des Acc. sii^-
pronom. per», vor: #ye 18, 19, 25, 57, 69, 73; «f 2, 7; «* 2; zatnft 4l
Der Lauiwertli der Naealyocale im Altpolnitchen. 1001
c) instr. sing. adj. fem. :
a) durch a 2mal: meczowa (rheiovt^) 44; pospoUta 21;
ß) durch q Imal: korzistnq 56;
y) durch an Imal : szutan {sutg aufgeworfen) 1 ; vgl. altslov.
sutif fundere;
d) Verba 3. plur. praes. :
a) durch a 2mal: dersza (Sleriq) 34; maya 47;
ß) durch an 3mal : wedzan (t'edg) 1 ; swaczan (testantur) 1 ;
swanczan (ivcUöo) 7.
4. Neupolnisches «g ist vertreten:
A. In Wurzeln:
a) durch a 6mal: wyazal (tqzal) 25; wzal (viql) 45, 49 (2mal);
ohwazala 19, 57;
b) durch an: yanl (jql) 66; clanyl (klql) 6; xandcz (k§qd)
47; pyandzessanth 52; im Ganzen 21 mal.
c) durch 0 Imal: wzol 71.
B. In Worten, acc. sing, pronom. demonstr.:
a) durch a 4mal: ya (jg) 25; yasz 25, 58; nya 62;
b) durch o Imal: yo 43.
Zur Bezeichnung der Nasalvocale sind folgende Zeichen
angewandt worden : a (16mal fllr f, lOmal fUr if, 21mal fllr ^,
lOmal für tj), an (26mal für f, 21mal flir if, 22mal für ^, 22mal
flir ig), am (Imal für if, 4mal für j), <!]t (2mal für j), o (Imal
für if, Imal für q und 2mal für ig) und e (Imal für f). Die mit
n (resp. m) versehenen Zeichen (an, am) finden sich auch hier
meistens (84mal) im Inlaute (gegen 12mal im Auslaute), sind also
correspondirend mit a, welches wiederum hauptsächlich (44mal)
im Auslaute (gegen 13mal im Inlaute) anzutreffen ist. Diese
Zeichen a, an, am können, wie dies auch ihr graphischer Werth
zeigt, nur den Laut q bezeichnen , weil sie für alle neupolnischen
Nasallaute und in allen Kategorien derselben vorkommen. Das
Zeichen e ist ein Schreibfehler für a, was auch die fehlerhafte
Schreibart des dasselbe enthaltenden Wortes, nämlich swancze
für swatcze, d. i. swatcza zur Genüge darthut. Ebenso muss
das Zeichen o als Schreibfehler angesehen werden. Abgesehen
davon, dass es überhaupt nur 4mal vorkommt, beweisen solche
Fälle wie ymyo (altslov. im^), wo ein 9 (wofür man das Zeichen 0
1002 LecieJewBki.
höchstens halten könnte) nie vorkommen kann, dass auch o nur
irrthümlich ^(fUr a) zur Bezeichnung eines Nasal vocals in die
Schrift gekommen ist.
Ausser diesen Zeichen findet sich noch zweimal q, und
zwar beide Male zur Bezeichnung des neupolnischen g, weswegen
man geneigt wäre, (^ als q zu deuten. Dem steht nicht nur
der graphische Werth von a, sondern auch der Umstand ent-
gegen, dass, wie wir gezeigt haben, die polnische Sprache am
Ende des 14. Jahrhunderts keinen Laut ^ besitzen konnte.
Wenn man deshalb dem Zeichen einen Lautwerth beilegen will,
so muss man es nur als (j (und vielleicht als <{) erklären.
Demnach besässe auch die Sprache der Krakauer Schwur-
formeln nur den Nasallaut q (d. i. ((> -\- ü^). Der quantitative
Unterschied der Vocale tritt in diesem Sprachdenkmal in der
Orthographie äusserlich nicht zum Vorschein.*
XXXV, Wir besitzen noch eine, und zwar letzte Sammlung
von Schwurformeln: , Altpolnische (Posener) Eidesformeln aus
dem 14. Jahrhundert', herausgegeben von Professor W. Nehring
(Archiv IV, 177 — 189). Diese Sammlung stammt aus den Landes-
büchern von Posen und umfasst die Zeit von 1386 — 1399.'^
In denselben ist
1. Neupolnisches f ausgedrückt:
A. In Wurzeln:
a) durch ^ 3mal : k^di (kedy) 41 ; t^di 41 ; b^dze 39 ;
b) diu'ch f^n Imal: m^nsza (m^^a) 35;
c) dm'ch a Imal: hadzesz 47;
d) durch an (vor Dentalen und Gutturalen) 7mal: rancze
(r^ce) 21; rancoyvmch 15; Sandziwog 2, 7; Sandziwoya
11; Sandziwogius 21 (2mal); Sandivogium 7.
J Acc. sing, pronom. pers. hat also in der Sprache der Krakauer Schwur-
formoln die dualistische Form: wta, c«, &a und »«c, 6e, Sc
2 Die einzelnen Eidesformoln vertheilon sich der Zeit nach folgender-
massou: Nrn. 1 — 3 fallen dem Jahre 1386, Nrn. 4—8 dem Jahre
1387, Nr. 9—19 dem Jahre 1389, Nrn. 20 dem Jahre 1391, Nrn. 21—25
dem Jahre 1395, Nrn. 26-38 dem Jahre 1396, Nr. 39 dem Jahre 1397,
Nr. 40 dem Jahre 1398 und Nrn. 42—47 dem Jahre 1899 «u.
Der Laatwerth der Nu»lvoe&le im Alftpolnischen. 1003
B. In Worten:
a) acc. sing, subst. :
a) durch ^ 12mal: rolf^ 20 ; ysczin^ (üciney öech. jistina,
im späteren Polnisch üdzna = Capital) 16, 28 ; od-
mow^ 21 ; hinczk^ {Hinäc^, nom. pers.) 21 ; rospraw^ 21
przisf^gf^ 22; kop^ 40; scodf^ (äkod^) 28; schod^ (äkod^)
38 ; dzedzin^ 47 ; zachoczcz^ {zahoäCc^y intercessor) 46
ß) durch a^ Imal: wina^ 47;
h) acc. sing, pronom. possesd. fem. durch a Imal: moya 47
c) Verba 1. sing, praes. :
a) durch ^ 8mal: swadcz^ (i(>ad6^) 17; swatcz^ 1, 2; swacz^
9, 20, 29; ^a^(^ (^^yO ^^5 zaluy^ 42;
ß) durch a Imal: skaazuya (skazuj^) 21;
v) durch f^ Imal: rzeknqcz (^ekne-6) 39.
2. Neupolnisches ie ist bezeichnet:
A. In Wurzeln :
a) durch ^ 8mal: przis^gawszi (pry^gavhf) 41; przü^zice
(jurate) 41 ; przis^dze 41 ; przis^gf^ 22 ; v^li (vj^li) 21 ;
v^la (vjela) 24, 25; «z^^^i 21;
b) durch f^n 6mal: czfhicz (6(M) 32; dzesz^ncz 36; pen^ndzi
24, 35; szaifhichi (zaj^öy) 25; i^natwo (j^ctvo) 21;
c) durch a Imal: prziyala Cp^j(ia) 47;
dj durch an 6mal : dzeszancz 40 ; pyanczidzesanth 46 ; prziszan-
gano 47; TFancMZa/ 21; swanthi 40 (2mal).*
B. In Worten:
acc. sing, pronom. pers. durch f^ lOmal: csf^ 42; szf^ 21
(5mal), 24, 27, 41; ssf^ 8.
3. Neupolnisches g ist wiedergegeben:
A. In Wurzeln:
a) durch ^ 3mal: s^ihka {sf^dkay dolium) 40; wsir^cü (inti'U-
dere) 41 ; W8tr(^cene 41 ;
1 Als nicht hieber gehörend sehe ich: peczentami^ zapeczentani 21 an, weil
dies Fremdwörter sind und einen Nasalvocal damals noch nicht ent-
hielten ; der heute in pec^S erscheinende Nasal ist eine spätere Bildang.
Das Wort: Jendrzichem ist JendHHem (nicht J^HHaii) zu lesen.
1004 L«eieJ«wiki.
b) durch o (fehlerhaft für ^) Imal: wstrocä 47;
c) durch a Imal: masz (mqi) 46;
d) durch an 6mal (vor Dentalen und Outturalen): Krzm-
sandowi 2; krziwosanth .43; chorannego (horqiego) 46;
lanczky (Lgda) 16; sandziÜ 5; wstranczono 47;
e) durch am (vor Labialen) Imal: Dawbrowski 6, 19.
B. In Worten:
a) instr. sing, subst. durch ^ 7mal: bodzeehn^ (BodAnq) 5;
dafnoscz^ 21; laczin^ (la6in^, latine) 21; inocz^ ("•^cgj
18, 42; n2f^ 42; strug^ (torrens) 41;
b) acc. sing. adj. fem.:
a) durch ^ Imal : dobr^ 32 ; pvst^ 20 ;
ß) durch a^ Imal: ctora^ (kt&rq) 47;
c) Verba 3. plur. praes. durch ^ 3mal : day^ 47 ; rnoic^^ 21 ;
nech^ (ne heg) 21 ;
d) instr. sing, pronom. pers. durch ^ Imal: mnf^ 5.
4. Neupolnisches g ist vertreten:
A. In Wurzeln:
a) durch ^ 7mal: Krs^szu (K^qiu Stadt im Posen'schen) 21;
Ks^sza 21 ; v^l (vjql) 36 ; wss^cz 6 ; xcsz^lea 42 ; i?z(^i 37 ;
it?«2(JZ 43;
b) durch ^n Imal: cz^yw^e fc^^ej 9;
cj durch on Imal: prziyoncz (p^JQc) 22;
d) durch a Imal: penadze 29;
ß) durch a7i Imal: panczidzeaanth 46;
/) durch au Imal: wsavl (v§ql) 4.
Zur Bezeichnung der Nasalvocale sind in den Posener
Eidesformeln folgende Zeichen angewandt worden: ^ (23mal
für f, 18mal ftlr if, 16mal fiir q, Tmal für ig), ^ (Imal für f,
6mal fUr t>, Imal für t^), o (welches ein Schreibfehler für (^ ist,
Imal für ^), on (ein Schreibfehler für (^n, Imal für i^), a^ (Imal
für f, Imal für j), a (3mal für f, Imal für if, Imal fUr g, Imal
für i^), a?i (7mal für f, 6mal für ef, 6mal für ^, Imal für f?)/
am (2mal für j), r^. (Imal für f), au (Imal für t^).
Die mit ;j (^m^ versehenen Zeichen (fhi, an, am) kommen
^.h hier nur im Inlaute vor, ein Beweis, dass der Nasallaut
Der Laotwerth der NasalTocale im Altpolnitohen. 1005
im Inlaute nicht mehr ganz nasalirt ausgesprochen wurde ; diese
Zeichen haben gleichen Lautwerth mit den entsprechenden,
den Nasal consonanten (n, m) entbehrenden Zeichen, nämlich ^, a.
Die Zeichen ^ (o), ^n (on), a (an) kommen sonst für alle neu-
polnischen Nasalvocale vor, sie müssen also überall und unter
sich gleich gelautet haben, was nur möglich ist, wenn sie den
Laut q darstellen. Das Zeichen a^ (welches sich 2mal vor-
findet) ist die Verbindung zweier Zeichen a + (^ ; eß kommt
beide Male in einer und derselben Schwurformel (Nr. 47) vor ;
es mag dies eine orthographische Eigenthümlichkeit des be-
treffenden Schreibers gewesen sein, indem er anzeigen wollte,
dass das a (des Zeichens a^) nasalirt ausgesprochen werden
soll und zum Zeichen dessen ein ^ hinzufügte. Es muss eben-
falls q gelesen werden. Das einmalige Vorkommen von q (für f)
würde ich geneigt sein als Druckfehler für a anzusehen ; ist es
aber kein Druckfehler, so kann es auch nichts Anderes als q
bedeuten. Das Zeichen au endlich, welches wir auch schon
früher in den von Przyborowski herausgegebenen Eidesformeln
besprochen haben, kommt auch hier wie früher vor einem l
vor, welches diese Schreibart bewirkt hat, bedeutet also auch
den Laut q. Somit kennt die Sprache der Posener Schwur-
formeln nur den Nasallaut q, d. i. a -f iq,^
XXXVI. Das älteste bis jetzt bekannte datirte polnische
Sprachdenkmal bilden: Confessio Generahs, Pater noster, Ave
und Credo, welche uns alle zusammen in einer Handschrift aus
dem Jahre 1375 erhalten sind.'^ Sie zeigen folgenden Stand der
Nasalvocale :
1. Neupolnisches f ist ausgedrückt:
A. In Wurzeln:
a) durch ^ 2mal: mf^ky (m^Ki) 1; m^czf^n 4;
b) durch ^i Imal: m^nczon 4.
^ Die Form des Acc. sing, pronom. pers. lautete in der Sprache dieses
Sprachdenkmals nur: fnq,, ^q. Sq.
3 Vgl. W. Nehring: Das älteste his jetzt bekannte datirte polnische
Sprachdenkmal im Archiv IV, 190. Die beigefügten Zahlen bedeuten:
1 =s Confessio, 2 = Pater noster, 8 = Ave, 4 =x Credo.
1006 liCciejewBki.
B. In Worten:
Verba l.sing. pracs. durch ^ 9mal: kaif^ se (confiteor) 1;
kat^ 886 1 (5mal) ; pross^ (p^*o§^) 1 ; werz^ (ver^{) 4 ; vez^ (sie pro
verz^ 4.
2. Neupolnischcs if ist wiedergegeben:
A. In Wurzeln:
a) durch ^ 7mal : cz^sto 1 (3mal) ; {{^tego (j^tego) 1 ; p^czi
(p(ci) 1, pf^czo (p^6q) 1 5 sw^te 1 ;
b) durch j^u Imal: dzeas^nczor^ 1;
r) durch an 6mal : 8wantym 1 ; swantich 1 5 »wanfego (^v^tego)
If 4; swanto 4; oswantcz se 2.
3. Neupolnisches ^ ist vertreten:
A. In Wurzeln:
aj durch ^ 2mal : Jj^cä (bgd') 2 ; przest^pil 1 ;
6J durch an 3mal: sandzicz (sf^d'zid) 4; skandze (sk^d-ie) 4;
wstampil 4.
B. In Worten:
aj instr. sing, subst. durch (^ 3mal : neczistot^ 1 ; p^cz^ (iK^i)
1 ; dzess^nczor^ 1 ;
/>J acc. sing. adj. fem. durch (^ 2mal: io2(^ 1; sicantp 4;
cj instr. sing, pronom. possess. fem. durch f^ Imal: m^ 1;
d) instr. sing, pronom. pers. durch a Imal: toha (tobo) 3.
C. In Stämmen, part. praes. act.:
a) durch f^ Imal: wsemog^czego 4;
b) durch an Imal: wssemoganczego 1.
4. Neupolnisches i^ ist bezeichnet:
In Wurzeln durch ^ Imal: pocz^l 4.
Die Nasalvocale sind bezeichnet nur durch ^ (11 mal fUr e,
7mal für % 9mal für ^, Imal für iV>), f^n (Imal flir f, Imal für if),
an (8mal für tV, 4mal für r>) und a (Imal flir o); auch hier
kommen die mit n versehenen Zeichen (^n, an) nur im Inlaute
vor und bezeichnen also den bereits differenzirten Nasallaut;
sonst werden aber ^ (^), «^ (<^) z^r Bezeichnung aller neu-
Der Lantwertb der Nasalvocftle im Altpolnischen. 1007
«
polnischen Nasalvocale gebraucht ^ müssen also überall und
untereinander gleich^ nämlich ((> gelautet haben. Somit kennt
die Sprache dieses Sprachdenkmals nur den nasalen Laut qy
d. i. (^ + iqA
XXXVII. Die erste Stelle unter den altpolnischen Sprach-
denkmälern nimmt det* Florianer Psalter ein.* Da uns in Bezug
auf seine Entstehung alle Daten fehlen, so muss man die Sprache
dieses Denkmals als Grundlage der Zeitbestimmung annehmen.
Diese nöthigt uns aber, wenigstens das letzte Viertel des 14. Jahr-
hunderts als die Zeit der Entstehung des Florianer Psalters an-
zusetzen, wobei man jedoch hervorheben muss, dass die Sprache
dieses Denkmals in mancher Beziehung Aelteres bietet.
Da der Florianer Psalter von drei verschiedenen Schreibern
(Verfassern) herrührt, welche gerade in der Bezeichnung der
Nasalvocale von einander abweichen, so behandle ich wiederum
jeden Thcil fiir sich. Im ersten Theile nun, welcher bis zum
Psalm 101, V. 18 geht, zeigt sich in unserer Frage folgender
Sachverhalt.
1. Neupolnisches e ist ausgedrückt:
A. In Wurzeln :
a) durch ^: h^d^ (1. sing.) 3 6, 44;^ r^kama 234, 46 1, 76»;
si^dz(l> (sed'i^) ^^1, 746; stf^kane 31 o, 78 ii; st^kana 101 6 ;
vdr^czU 37«, 433; vdr^czena 17 21, 43«; ward^g^ (jumen-
timi) 7755; wiegle 17 10, 17 14, 17 15; im Ganzen 540mal;
b) durch ^^ Imal : b^^d^ 62, was aber nur ein Fehler für
b(^d(^(^ ist;
c) durch o (fehlerhaft für (i): bodzesz 58 0; odpodzasz 87 15;
ylobocosczi 70«, 76 15, 77 is; ««odt(vasa; öech. sud) 7 14;
zamotcze 99, 9 21; zamotcowe 24 is; im Ganzen 34mal.
1 Der Acc. sing, pronom. pers. zeigt nur die folgende Form: ae 1, 2; m«
1 (7 mal), 4; «z« 4; hat also nar: nie, c«, ie gelautet.
2 Vgl. Psalterz Krolowej Malgorzaty, pierwszej fony Ludwika I wydanj
staraniem Stan. hr. na Skrzymie Dunina-Borkowskiego. Wiederi 1834.
Eine zweite, sehr sorgfaltige Aasgabe dieses Denkmals besorgte ^rof.
W. Nehring: Psalterii Florianensis partem polonicam ad fidem codicis
recensuit, apparatn critico, indice locnpletissimo instruxit. Posoniae 1883.
^ Die vollständige Aufxählang der Formen aller Personen von bede habe
ich gegeben im Archiv für alav. Philo!., Bd. VIU, 92 and 260.
1008 L«ci«j«wski.
B. In Stämmen der Verba 11. Ch»e:
a) durch ^: nacz^gn^li 63 s; ogam^l^M (neapoh. 393»: »ifB-
n^lo 31 9; ogarn^li 16 12^ 17 15; im Ganmt 19iiul:
b) durch 0 2mal: wirzignolo (eructavit) 44 1; aynufi^K^«.
C. In Worten:
a) Acc. sing, der -a, -ja-Declination :
2) durch ^: chwal^ Prol. 1 u^ 8$; ezifwerdz^ (cnr4f\ ^»;
czrzod^ {^Tod{j grex^ 77 57; dchrai^ 24«, 36s: rfrs^ It,
09, 17 ss; lichot^ OBy 6»; /ic&/(^ (usara) 14«: im Gimn
362mal;
ß) durch o (fehlerhaft für ^) 12mal: cfauczo ^g: Heia*
93x3; modlitwo 54 1; nepratrclo 31 6; prairold 9^«: ^ra-
trodo 446; prawdo 69 6^ 9öiOy 83s; «fnoro ^if: mi»
78 s; icinniczo 79 iä;
ft^ acc. sing, pronom. possesB. und demonstr. fem.:
a) durch ^: moy^ 3i, 4 2, 09; /troif^ 19«^ 24s: jaroio 36b:
39x1; im Ganzen 131mal;
ß) durch o (fehlerhaft für (ji) Imal: woto 30»:
c) Verba 1. sing, praes. :
a) durch ^: b^^ vgl. oben; m^z^ se ^tribulor) 30 a,
101 2;* im Ganzen 201mal:
ß) durch 0 6mal: nctpelno 80 9; poydo 41 4; vsyedlo ^s;
wnydo 70 17; zawadzo ^^833; ftfxio 17.S3:
<i^ aor. sing, nach der II. Classe durch p Imal: 2^*wp(periiti9j.
2. Neupolnisches /r ist wiedergegeben:
A. In Wurzeln:
r) durch p.* cz(^8cz (fe,^c) 15 .s, 38«: cz^scy 62?; rzp»i*iw 4j,
3421: czi^sti 3923; dzesz^cz 00 7; dzesz^y 32 iy 91 Ji
dzeszqczp 67 ih; /^^rrß (jftce) 67 7; ipczcz? 68»»; i^czibco
r)2H, 67 1'*, 84i:^ /pr/A: 11 3: im Ganzen 11 Imal;
/>y durch o: czoscz 10 7 ; czoske^l 4 ; ?oz*X* HO 5; im Ganzen 14iiuü.
* VoIIstÄDdig sind die Formen der 1. sing. präs. aufgezählt im Archiv
für slav. Philol. VIU, 257 f.
' Diese Worte sind nicht vom Stamme jeii-, wie das neupoln. j^« =
captivus, sondern von dem Participialstamm jfl- abzuleiten; ihre voll«
Form lautet also: j^hca^ woraus jfcijcay j^cca, und j^bätwoy woniu
j^f>9tux>j j^shoo, jedvo geworden ist; vgl. altalov. j'^yu^ capthui.
Der Lantwertb d«r Natalvocal« im Altpolniichen. 1009
B. In Stämmen:
a) f^Stämme:
a) durch ^: dzecz^czi 85 15; ks^szf^ta 2i, 23?; swerz^tom
4821; im Ganzen 17mal;
ß) durch 0 3mal: ks^szota 82 11; ks^szoti AAi^'^ kurzota 883;
h) in men-Stämmen:
a) durch ^: brzem^ (tempus) 20 9; brzem^ (onus) 37*; ym^
9 b, 9 10; im Ganzen 56mal;
ß) durch 0 Imal: ymo 79 ig.
C. In Worten:
Acc. sing, pronom. pers. :
a) nach Präpositionen:
a) durch fJ; m^ 1 9, 172o; czf^ 15i, IGs; 8^ 43«o, 49i8; im
Ganzen Ö2mal;
ß) durch 0 Imal: czo 20 11;
b) nach einem Verbum durch ^ 2mal: s^ 509, 859;i
1010 L«ei«j«w0ki.
3. Neupolnisches g ist vertreten:
A. In Wurzeln :
a) durch ^; b^z Tg, 9 19; s^sadom 30 u, 43 ir,; r^X: (manuum)
89 1» (2mal); tn^ha Prol. 1 13; tr^hi 406, 97?; tr^b^ (acc.)
80 3; trf^bach9lT^ tr^btczeHOs] vr^gai^czego 43; tcir^li
73?; im Ganzen 251mal;
b) durch 0 (fehlerhaft fUr ^) 13mal: dokod 93 3; goslmy 91 3;
odstapay^ 72»*; oiro^ 95 13; «orfi (judicia) 06 s»; prziso-
dzon 3635; wstopil 07 36, 17 ^'j pocrotk// 1 10^ 15 17; 2^1 wo-
c?7?! (zamo6ili) 47 ä ; zamoczoni (zamoconi) 34 17 ; bodzcze 58 7 :
c^ durch j^fJ 12mal: m^^czi^ ('^QC() 30 11, 08 21, 101 2; mf>^czQ
(mgcQ) 226,264,6824, 101 2; m^^cyl 55 1; am^pczil 6825;
zam^^czäi 639; gamfJf^czon 87 le; mf^f^czo (fnrjcQ) 3i.
(2inal), 32 le, 32 ir, 32 si, 339, 33 ß, 33 7, 33 » (2mal), 34 10 (2inal), 34 is.
34 10, 34 17, 34 iH, 34 91, 34 99 (2inAl), 34 97, 34 9» (Sinai), 34 si, 36 4,
36 0, 36 11, 36 18, 36 99, 36 95, 36 9e, 36 97, 36 98, 37 4, 37 6 (2inal), 37?.
37 8(2mal), 37 10, 37 11, 37 i&. 37 17, 37 90 (2mal), 38», 38 4 (2mal), 38 9,
38 i&, 38 iR, 39 c, 39», 39 17, 39 99 (2mal), 40 4, 40 19, 40 i4 (2ina]), 41 9,
41 6, 41 7, 41 8, 41 16, 42 6, 42 6, 43 10, 43 94, 43 97 (2mal), 44 4, 44 »o,
46 9 (2mal), 45» (3inal), 45 6, 45 6 (3mal), 46 9 (2mal), 47 4 (2in&l), 47 s
(3inal), 47 10 (2mal), 48 6, 48 6, 48 19, 48 is, 48 17, 48 19, 49 is, 60 «, 60 9,
50 14, 50 17, 51 1, 61 6, 61 9, 52 9 (2mal), 52 4 (2mal), 52 8 (2mal), 53 e.
54 9 (2inAl), 64 s, 54 4, 54 7, 54 90, 54 99, 54 28 (2mal), 56 s, 664, 55 11.
66 1, 667, 67 8, 67 7, 57 16, 6810, 59 1 (2inal), 69 9, 69 4, 69 6, 60 3, 60 5.
61 8, 62 3, 62 8, 62 10, 63 4, 63 8 (2mal), 63 9 (2inal), 63 11, 64 3, 64»
(3nia]), 64 13, 66 8, 66 r., 65 6, 66 ir., 66 in, 66 1 (2mal), 66 3, 66 4 (2xnal).
66 f. (2inal), 66 0, 67 3 (2mal), 67 ß, 67 7, 67 9 (2mal), 67 10, 68 ß, 68 13,
68 14, 68 91, 68 «6, 68 37, 69 3, 69 4 {2mal), 69 r, (2raal), 70 13, 70 sa, 70 ss,
70 «4, 70 9ß, 71 11, 71 16, 71 90 (2mal), 72 9, 72 lo, 72 is, 72 21 (2mal), 72 si,
72 20, 73 1, 73 4, 73 6, 739i, 73 99, 74 1 (2mal), 74 9, 74 4, 74 8 (2mal), 76 s.
76 4, 76 7, 75 10, 76 s (2mal), 76 4, 76 c, 76 9, 76 19, 76 ir, (2mal), 77 19, 77 94,
77 38, 77 39, 77 44, 77 46, 77 68, 77 cn, 78 i4, 79 r., 79 15, 80 1, 81 ß, 82 7, 82 9.
82 in, 83 'j. 84 r., 84 0 (2mal), 84 9, 84 10, 84 11, 85 8, 86 11, 86 16, 86 ß, 87 3,
87 4 (2mal), 87 7, 87 11, 887, 88 1 6, 8840, 88 4ß (2mal), 8851 (2roal), 89 1,
89 16 (2mal), 89 17, 90 ß, 90 7, 90 10, 91 1, 91 7, 91 s (2mal), 91 19, 91 i4, 92 1
(2mal), 92 9, 92 7, 93 9, 93 iß, 93 i8, 93 99, 94 1, 94 7, 96 9, 95 11 {4nial),
95 19, 96 1 (2mal), 96 7, 96 8, 96 9, 96 is (2mal), 97 6, 97 8, 97 », 98 1, 98 3,
99 4, 100 3, 101 9, 101 7, 101 10, 101 19, 101 14, 101 16; my« 863; sife 87 3.
Aufwer dionon beiden Formen den Acc. sin^. pronom. pers. kommt
im ersten Theilo do« Flor. pHalter» für die beiden ersten Personen anch
bereits die Gestionsform m»«», M^e für den Acc. vor; z. B. mw« 12 &,
17 6, 17 44, 21 9, 33 4, 33 11, 34; (2nial), 38 6, 40 19, 49 1 6, 50 19, 87 6,
87 8; cxebe 24 99, 26 13, 39 99, 62 9, 68» n. s. w.
Der Lantwerth der Naealvoeale im Altpolnischen. 1011
B. In Stämmen:
a) Verba 11. Classe durch ^: nacz^gn^l 57 s; nevsn^l 124;
ogam^l 21 ic; im Ganzen 13mal;
b) part. praes. act. :
a) durch ^: besz^cz 54?; boiui^czich 502; boi^cze se 145;
badaiQcz 63 n ; boleificzy 68 34 ; czin^czy 24 3, 85 9 ; im
Ganzen 179mal;
ß) durch 0: chodzocz 100 8 ; czirpoczy 369] goratacymy Tu;
im Ganzen 12mal.
Als Schreibfehler ist mit Professor Nehring (Iter Floria-
nense 78) icidzecz (für widzficz) 12 z zu halten.
C. In Worten:
a) instr. sing, subst. durch ^ : bracz^ (bracq) Prol. 2 1 ; 60-
inzn^ 52 e ; czcz^ (^2) ^ ^> ^"^ ^* 5 czudnoscz^ 44 5 ; drogffi
(via) 8840; im Ganzen 34mal;
b) acc. sing. adj. fem.:
a) durch f^: bosz^ (boio) Prol. lu; 233; cMeboxo^ 525;
godn^ 80 3; gorzk^ 63 s; im Ganzen 34mal;
ß) durch 0 Imal : sadotoo (pomorum) 78 1 ;
c) instr. sing. adj. fem.:
a) durch (^ 9mal: iedn^ (semel) 61 12; wsz^ 44 is, 46«, 96 10;
moi(^ Prol. 2i, 54 1; twoii^ 445 (2mal); «ii?o/fi 726;
ß) durch o Imal: zlo 24 20;
y) durch f^fi Imal: iedn^^ 88 a5;
d^ instr. sing, pronom. pers. :
a) durch ^: mn^ 42, 62; ^o/>(^ 54, 18 5; im Ganzen 45mal;
ß) durch 0 Imal: mno 372, 85 ic;
y) durch ^^ 2mal: mn<^^ 30 11, 55 1;
e) Verba 3. plur.: *
a) durch ^: b^df^ (b^do) vgl. oben; bich^ 99; im Ganzen
580mal;
ß) durch o: m^f^czo 3i; przehiwaio 835; pwayo 486; im
Ganzen 19mal;
y) durch ^i^ 3 Imal: bod<^^ 5 13, 2134, 44 13, 588, 58i6, 675;
835, 88 16 (3nial), 895, 91 7, 91 13, 934 (2mal), 979
(2mal), 101 16; czin^^ (faciunt) 586; bucz^f^ (exaspe-
« Vgl. Archiv für »lay. Phil. VIII, 267 f.
1012 L«eUj«vtkL
rant) 65«: gon^ (pereeqaatnr) 34s: «e raznemof^
(infirmen tur) 57?; rzdc^ (dicent) 51«. 78 lo: prs-
hlisz^ 31 s: slawoi^ $e (gloriantur) 48s: &qQ (sunt) 34u:
vpadnpp (cadent) 90?; wnid^ (deTenient) 57;: m-
gin^ 3623: zginpp 79 17.
4. NeupolniBches io ist bezeichnet:
A. In Wurzeln :
a) durch p: dzfsla (d*f>$Ia) 684: y^l 67 1»: padyol 77 st: irspl
Prol. 2z, 144; im Ganzen 105mal:
h) durch o 8mal : neicrzodosezi (Pul. Psalt. newrzqdnotzczi f 30 tt:
obrzod 49 17; obozali sp $e (obCozali) 19»; pmfcl 69: Ky>/
77-6: wzglodni 70 is: wzczogla 79 k; «?<h2o (zfßdei 20 i.
B. In (^-Stämmen:
durch (^ 5mal: cze/(^f 49 10, 50 so: ks^zot 81 t, 86 e; ^czenat 06s.
C. In Worten:
a^ acc. sing, der -;a-Dec]ination durch f^ 5mal: idumeio ^Ida-
meam) 59»; posezdp 403: tro^ 368, 39 u:
b) acc. sing, pronom. demonstr. :
a) durch (>: if^ 232 (2mal)y 47s: nf) 569: icte 7:: im Gan-
zen 28mal:
i»^ durch 0 Imal: iosz 8849.
Der erste Theil des Florianer Psaher hat fiir die Xasal
laute nur folgende drei Bezeichnungen: q, o, f)<), und weil 0 nur
ein Schreibfehler für p istj so kann man sagen, nur die beiden
Bezeichnungen q, qq. Das Zeichen p. welches alle neupolnischen
Nasallaute in allen Kategorien vertritt und überall gleich ge-
lautet haben muss, kann aus diesem Grunde nur den Laut a
bezeichnen. Das Zeichen qq unterscheidet sich von q nur quan-
titativ^ nicht qualitativ, wie wir dies bereits früher zu zeigen
* In meiner Abhandlang: ,Die Sprache des polnischen Theile» des Flor.
Psalters* (Archiv VI, 524) bin ich der Meinung gewesen, das« dem
Zeichen o eine besondere Bedeutung beizumessen sei: meine gegen-
wärtigen Studien über die altpolnischen Nasallaute haben mir die Teber-
zeugung beigebracht, dass dies nicht der Fall sein kann ; dass c our
ein Fehler für ö iüi, zeigt das numerische Verhaltniss von o xu p.
Der L«atv«nk der XMalv«eale ia Ahp«taisck«a. 1013
gesucht haben, weshalb maa ihm den Laiitwerth ä zu vindi-
ciren hat. Somit besitzt der erste Theil des Florianer Psalters
als Hanptnasallaut q (d. i. q und iVi*: die Lunge dieses Lautes
q (d. i. q und i^) ist in einigen (46) Fällen auch äusserlich
angegeben. 1
XXXTIII. Im zweiten Theile des Florianer Psalters,
welcher von Psahn 101 v. 19 bis Psalm 106 v. 2 f. . . od
goipodna) sich erstreck t, sind die Nasalzeichen folgendermassen
bezeichnet.
1. Neupolnisches e ist wiedergegeben:
A. In Wurzeln:
durch fJ: b^d(^ (1. sing.) 103 m; r^v 101«, 103», 105 u;
r^kama 103», 105 4o; st^kanec 101 si; im Ganzen 35mal.
B. In Stämmen der Verba 11. Classe:
a) durch ^ Imal: paplin^li (poptynely) 104 lo;
b) durch o Imal: zginolich 101 21.
C. In Worten:
a) acc. sing, subst. der -a-, -^a-DecIination durch ^: chtcal^
101 22, 105 13: granycz^ 103 10; kann(^ 10328; im Ganzen
24mal ;
b) acc. sing, pronom. possess. fem. durch ^ 4mal: ttooy^ 1025;
swoyf^ 1059, 10521, 10526;
c) Verba 1. sing, praes. durch f^ 3mal: b^d^ 10334 (2mal),
10335.
* Demnach besitzt die Sprache des ersten Theiles dieses wichtigen Sprach-
denkmals eine zweifache Form des Acc. sing, pronom. pers., nümlich ;
^^ ^^j ^ ^^^ ^'^^f ^^1 ^^i denn dass die Schreibart des Florianer Psal-
ters: me, cze, #c, nicht m^, <fe, Se zu lesen ist, wird wohl jetzt Niemand
bezweifeln. Auch Herr Prof. Nehring stimmt in dieser Beziehung in
seiner Ausgabe des Flor. Psalters mit mir überein. Der Unterschied in
der Anwendung der beiden Formen: mq, Sa, Sq und me, 6t^ Se ist der
bereits oben bei Besprechung des Hedvigbüchleins (Abschnitt XX) an-
gegebene. Die nasale Form kommt nur nach einer Präposition (mit
Ausnahme zweier Fälle), die andere ohne Ausnahme nur nach einem
Verbum vor. Das HedvigbUchlein und der Flor. Psalter zeigen in
dieser Hinsicht eine vollkommene Uebereinstimmung.
9itciin^b«r. d. phil.-hist Ol. CXI. Bd. U. Hft. 65
1014 Leciejtwtki.
2. Neapolnisches ie ist aasgedrückt:
A. In Wurzeln:
durch ^: cz^sto 105 40; y^ly 10544: k9^d£i fkSedem) 104»;
im Ganzen 16mal. Die Form trzyescz 103 33 ist entweder ein
Fehler oder ein Cechismus (vgl. mez^ für medz^ 103 10).
B. In Stämmen:
a) in ff -Stämmen:
a) durch ^ Tmal: czyel^ 105^0; czel^cza 105»; ks^Mz^ 104 1»;
ks^sz^ta 10421; pirzicyeczn^ta (primogenita) 104»; scze-
ny^ta 103 22 ; zwyerz^ta 103 21 ;
ß) durch o (fehlerhaft für j)) Imal: pirzwyczno (primogeni-
tum) 10435;
b) in fnen-Stämmen durch ^ 6mal: ym^ 101 22: ymyo lOo?:
gymy^ 104 1; sem^^ (^^^^) 101 29; giemy^ 105 27: ozemyo
(sie pro szemyfi) 1046.
C. In Worten:
acc. sing, pronom. pers. durch p 5mal : m^ 101 » ; s^ 103fl,
103 SS, 105 18, 105 19; 81^ 101 27.1
3. Neupolnisches o ist vertreten:
A. In Wurzeln:
durch ^: h^dz 103.32, 103 r>; spdy 104;; ztimöczeuy 103»;
zamf^czay^czee 10512; im Ganzen 22mal.
B. In Stämmen:
a) Verba IL Classc durch p 2mal: rozczpgnpl 10438 ; tczpo-
mon^l 102 11 ;
h) part. praes. act. :
a) durch (^: hoypczymy sye 102 le, 102 11; bydl^czy 104 12;
czyny^ 1026; im Ganzen ITmal;
* Ausser diesen nasalirten Formen kommen noch folg^ende nicht nasalirte
Formen des Acc. sing, pronom. pers. vor: »i/e 102 3, 102 is (3mal), 102 1«,
103 6, 103 10, 104 1, 104 4, 105 88, 105 4o. 105 «9, 105««; «te 102», 103t,
105 so; »e 102 9, 103 93 (2mal), 103 30, 103 ss, 103 33, 103 3&, 104st,
105 41; 8ze 102 6, 104 3. Einen Unterschied im Gebrauche dieser beiden
Formen zu statuiren ist nicht möglich ; beide kommen nach Yerbum vor.
Der Lantworth der Nasalvocale im Altpolnischen. 1015
ß) durch f^ 3mal: boyfhiczymy sehe 102 is; czakay^nczy
102,8; czyrpy^nczym 1026.
C. In Worten:
a) instr. sing, subst. :
a) durch ^ 4raal: krasz^ (decus) 1032; sll^ 102 20; zpowedz^
(confesßio) 1032; stcyetlosczp (neupoln. svatlo^c^) 1032;
ß) durch e(^ Imal: dzedzyne^ 105 5;
h) acc. sing. adj. fem.:
a) durch (^ 2inal : newynowat^ 105 se ; szil^dn^ (desiderabilis)
10524;
ß) durch o Imal: znano 1059;
c) instr. sing, pronom. possess. fem. durch e^ Imal: tiooye^ 1055;
d) Verba 3. plur. praes. :
a) durch ^: bich^ 101 23; bych^ 10322, 10344; vczyny^
1053; vczek^ 1038; zgyn^ 103 so; zgldn^ 101 27; im
Ganzen 66mal;
ß) durch 0 Imal: byclw 10424;
f) durch e^ 8mal: se^ (sunt) 10440, 105 13 (2mal), 105 14,
105 lä (2mal), 105 21, 10537.
4. Neupolnisches iq ist bezeichnet:
A. In Wurzeln:
durch ^: doy^d 103 34; ks^sz^ 104 19; myes^cz 103 20; im
Ganzen 17mal.
Der zweite Theil des Florianer Psalters hat also folgende
Nasalbezeichnungen: ^ (für alle neupolnischen Nasallaute), 0
(welches ein Schreibfehler ist fiir ^ und 4mal vorkommt), fhi
(3mal) und e^ (lOmal). Die Bezeichnung ^ repräsenlirt auch
hier den Laut q; e^y welches fiir neupolnisches j, also einen
früher langen Vocal gebraucht sind, bezeichnet den langen
Nasalvocal q; bei ^n kann man bestimmt annehmen, dass es
den differenzirten Laut dh bezeichne, worauf das dem (^ bei-
gegebene n (^n) deutet. In diesem Falle würde die genetische
Entstehung dieses Zeichens klar sein. Dunkel ist nur die Genea-
logie des Zeichens e^, besonders wegen des ihm inhärirenden e.
Thatsache ist es, dass es fUr den langen Nasalvocal steht.
Somit besitzt auch der zweite Theil des Florianer Psalters
als Hauptnasallaut q (d. i. q und iq) ; in einigen Fällen ist die
65*
1016 Lteiejewfkl.
Länge dieses Lautes (als q, d. i. 4 und iq) äusserlich gekenn-
zeichnet.^
XXXIX. Im dritten Theile des Florianer Psalters kommen
folgende Nasalbezeichnungen vor.
1. Neupolnisches f ist ausgedrückt:
A. In Wurzeln:
a) durch ^: b^d^ (b(d() 107 1 (2mal), 107 3; tc^glym (e«rbo-
nibus) 1194; w^szoice (serpentes) 148 10; zamf^ta 106»,
107 13, 1175; zh^by III9; z^bom 1235; im Ganzen 214mal;
b) durch 0 9mal: bodzesz 1272; bodze 111 s, 118 175, S. 40,
1275; bodfi (3. plur.), 106«, 113 15; roka 118 109; rokw
(r^ku) 1243;
c) durch ^ (vor Labialen) Imal: gl^mbokosczy 106 se;
d) durch f^n (vor Gutturalen) Imal: r^nky 106 2;
e) durch e^ Imal: ne^zna (n^dna) 136 11;
f) durch an 6mal: rancze 113 15; wangle (carbones) 139ii; tcan-
szowe 139s; umantrza 108 17; zamant 141 s; zamantek 118 143.
B. In Stämmen der Verba II. Classe:
a) durch f^ 7mal: ogani^ly (ogarn^ly) 108 2, 1143, M. 5; poto-
n^ly M. 5, M. 11; j)rzyln^la 118 25; zgyn^la 141«;
b) durch a 3mal: polktialy 1232; zagynala 106:i; zghymüa
Is. 2 11.2
C. In Worten:
a) acc. sing, der -a-Declination :
a) durch ^: diwalf^ 118 71; brod^ 13l2(2mal); drog^ 118 9,
118 29; dobrof^ 11865; diiszf^ 106 9 (2mal), 108 so; im
Ganzen 11 Imal;
ß) durch 0 (fehlerhaft ftir ^) 4mal: obato 131 2; rf^ko 1384;
skalo 113»; szemo (iem^) 13522;
* Der Acc. sing, pronom. pers. zeigt in der Sprache des zweiten Theiles
des Flor. Psalters die zweifache Form : mq^, cq, Sq und me, re, ie, wobei
jedoch der im ersten Thoil beobachtete Unterschied in der Gebrauchs-
weise dieser Formen nicht innegehalten wird.
^ Das Wort oganialy 117 ii, 117 la ist wohl nicht neupolnisch ogam^,
sondern oganiali zu lesen; darauf deutet das in demselben Vers vor-
kommende oganiayocz fogarnaj^cj 117 ii hin.
Der Lautwerth der Nasalvoeale im Altpolnischen. 1017
y) durch a: dusza 130 3, 1409; droga 106 7; dzedzyna llOe;
im Ganzen lOmal;
8) durch an 3mal: dvszan 142 14; lychotan 118 78; slugan 143ii;
b) acc. sing, pronom. possess. fem.:
a) durch ^: moy^ 106 10, 108 30; 9woy^ 118 9; im Ganzen
30mal ;
ß) durch 0 (fehlerhaft für ^) Imal: moyo 142 is;
f) durch a 3mal: twoya 1378, 1438, M. 13;
B) durch an Imal: twoyan 144 17;
c) Verba 1. sing, praes. :
a) durch ^: czyrp^ Is. 28; mog^ 1385; wzczfign^ 107 10;
wstan^ 107 2; zapomn^ II816, 118 »3, 1368; zlyczfi 138 17;
im Ganzen 106mal;
ß) durch o Imal: rozdzdo 1077;
i) durch a 2mal: b^da 1378, 1405.
4. Neupolnisches ig ist wiedergegeben:
A. In Wurzeln:
a) durch ^: czfiszcz 118 57 1417; wz^t 108 22; w^zvge 146 3; zw^cze
150 3; toytrz^sonych 1265; zw^dne 128 5; zstrz^se 1097;
im Ganzen 87mal;
b) durch 0 (fehlerhaft flir fi) Imal: lokacz (l^kad) An. 15;
e) durch an 2mal: zwandlym 118 139; vczanstnyg (particeps)
11863; bei diesem Worte ist über an noch das Zeichen
f^ gesetzt, was uns zeigt, dass der Schreiber in der Wahl
der Zeichen an und ^ unschlüssig war;
d) durch ä (d. i. an) Imal: swäty S. 17.
B. In Stämmen:
a) in f<-Stämmen:
a) durch fi: kx^sz^ta 106 4o, 117 9; skocz^cza (skodeda) 1348;
zwerz^ 144 17; im Ganzen 11 mal;
ß) durch 0 (fehlerhaft für ^) 2mal : Ks^szota 148 11, M. 7 ;
b) in men-Stämmen:
a) durch ^: ym^ 108 12, 108 20;^ syem^ 118 90; szem^ 111 2;
im Ganzen 28mal;
ß) durch 0 Imal: ymo 117 24.
1 Psalm 114 4 ist zu lesen: ymye[na] gosjpodnowa.
1018 Leeiejewski.
C. In Worten:
a) gen. sing, der fem. der ;;a-Declination durch ^ Imal: dusz^
120 7;
h) aec. sing, pronom. pers.:
a) durch ^ nach einem Verbum: m^ 107 11, 108 3; cz^ 1094,
117 87; 8^ 1066, 106 38; im Ganzen 147mal;
ß) nach einer Präposition: m^ 108 1^ 118 41; cz^ 1409; im
Ganzen llmal;
f) durch a Imal: sa 118 78 ;
S) durch an Imal: san 118 107 J
3. Neupolnisches g ist vertreten:
A. In Wurzeln:
a) durch ^ : h^dz 108 6, 108 11 (2mal) ; rozJ^czay^ S 4 ; tr^y
150 3; w^tpena S. 2; zbl^dzyly 1024; im Ganzen 119mal:
b) durch 0 5mal: bodzcze 108 28, 128*; mosz 139 u; sodowe
(judicia) 118 39; sodow 118 120;
c) durch f^n 5mal: m^nczyly 106 13, 106 19, 106 28; sm^czyly
1066; m^ndroscz 106 27;
d) durch ^^ Imal: s^fid 1106;
1 Ausser diesen nasalirten Formen erscheinen im dritten Theile des Flor.
Psalters noch folgende nicht nasalirte Formen des Acc. sing, pronom.
pers., die nur nach einem Verbum vorkommen: me 107 ii, 108 si, I08s4,
117 16, 117 1«, 118 27, 118 40, 118 47, 118 m, 118 146, 142 4; mt/e 108s,
118r4, 118fl6, U88r; cze 107 3, 110 1, llSiis; »e 106«, 106 is, I06i5,
106 15, 106 18, 106 19, 106 25, 106 27 i2mal), 106 98, 106 so, 106 si, 106 3»,
106 40, 106 42, 107 5, 107 7, 108 11, 108 13, 108 i5, 108 i7, 108 18, 108 si,
108 23 (2mal), IO824, IO827, 1096, 1104, Uli, 111«, 111 7, 111?,
1128, 1134, 1135, 113 19, 11322, IU7, 117 11, 117ia, 117 14, 117io,
117 22, 117 23 (2mal), 118 7, 118 74, 118 is, 118 23, 118 4», llSeo, 118«,
11870, II8129, 118128, 118 160 (2mal), II8161, II8162, 127i, 127*,
130 1, 13117, 13814, 143 0, 146 11, 146 12, 148 i4, 149 a, 149 5, Is. H,
An. 1, An. 4, An. 7, An. 8, M. 7, M. 8, M. 16, M. 17; »ze 122 4 (2mal),
»i/e 106 21; 118 163, An. 2; sie 113 3, 117 6. Ausserdem findet sich schon
im dritten Theil des Flor. Psalters der Genitiv gebraucht für den Accusativ
z.B. 7iin6l08 2, 114 3, 117 10, 118 108, 118 26, 118 31, 118 154; cze^c 113 2«;
117 20, 120 7; Is. 1 1; cze alfjo czehe 118 175; und für die erste Person ist
unter Einfluss der eingreifenden Genitivform mne für die Accusativform
m^ die sonderbare Bildung mn^ 118 73, 118 149 augewandt, wenn sie
nicht ein Fehler ist.
Der Lantwerth der NaMlTocale im Altpolnischen. 1019
e) durch afi Imal: przesta^penv 1102;
f) durch an Imal: stanpa (stqpa) 132s.
B. In Stämmen:
a) Verba II. Classc:
a) durch ^ 3mal: tchn^l M. 11; wzscz^gn^l M. 13; ivspomo-
n^l 108 m;
ß) durch a 2mal: wscz^gnal 1738 ; zghynal 118 92;
h) part. praes. act. :
a) durch ^: boy^czym se 110 4, 144"^, 146 12; boyvy^czy M., a '^
bvdvy^ 146 2 ; bydl^czy 118 19 ; asynficz 106 2s; im Ganzen
69mal;
h) durch 0 5mal: czekocza M. 8; pobudzayocz 1126; rzekocz
11882; rozgarzayoczym 118 142; welkoczynoczy M. 12;
f) durch ^n Imal: wszemog^nczy S13;
8) durch an 8mal: blogoslawancz 131 le; dzalayanczych 140 10;
idancz 125?; mylvyancze 144 21; mylvyanczym 118 les;
smeszayaiicz S. 4 ; wszemoganczy S. 13 (2mal).
C. In Worten:
a) instr. sing, subst. durch ^ : blyskawicz^ 143 7 ; syl^ An. 6 ;
8tcatlo8cz^ 1263; trszkawycz^ 143?; im Ganzen 21 mal;
b) acc. sing. adj. fem.:
a) durch fJ; aaronow^ 1322; czyrp^cz{i 1234; tcsz^ 107 5;
8w^ 1453; znan^ 144 12; im Ganzen 12mal;
ß) durch 0 3mal: raduy^czo se 1128; wszelko 118 128; zna-
mo 142 10;
f ) durch a Imal : wszytka 131 1 ;
c) instr. sing. adj. fem. durch ^: krzescyansk^ S. 19; owazey^
S. 34; praw^ 120 5; im Ganzen llmal;
d) instr. sing, pronom. pers. :
a) durch fi: mnfi 108 20; tobf^ 1094; im Ganzen 9mal;
ß) durch a Imal: mna 137 3;
e) Verba 3. plur. praes. :
a) durch ^: bych^ 106 7, 1075; st^fhf^ 106 20; zyawy^
106 22; 8zyw^ Is. 2 10; zamilkn^ An. 14; zghyn^ 1403;
im Ganzen 190mal ;
ß) durch 0 (fehlerhaft für j^) 5mal: pado 140 11; so 118 139,
1409, 1414, An. 6;
1020 L«ei«j«wtki.
y) durch ^^ 2inal: h^^ 144 4 ; s^^ 113 1»;
B) durch an Imal: rzekan 1203.
2. Neupolnisches i^ ist bezeichnet:
A. In Wurzehi:
a) durch (>: drzsz^czka (tremor) M. 17; kx^ms^ta 106 4o; Th^dza
111 9y 1181»; tcMcz^gly 1243: im Ganzen 54mal:
b) durch ^n Imal: moszpndzotca 106 le;
c) durch an 3mal: poczantkv 108 si; poczantko (sie) 118 152;
przesemgü (ph/iqgl) 1095.
B. In Worten:
a) acc. sing, subst. fem. durch ^: ydume^ 107 10; hraczy^ 121 «^
132 1; im Ganzen 9mal;
6) acc. sing, pronom. demonstr. fem. durch ^: y^ 118 i4o;
y^ S. 2; y^szse 118 la; im Ganzen 9mal;
c) inetr. sing, pronom. relat. fem. durch ^ Imal: y^z 1414.
Die Hauptnasalbezeichnung ist auch im dritten Theile das
Zeichen p. Es vertritt alle neupolnischen Nasallaute, kommt in
allen Kategorien der Nasallaute vor und muss aus diesem Grunde
H gelautet haben. Das Zeichen o ist nur ein Schreibfehler für p,
es hat also keine specielle Bedeutung, sondern es drückt auch
den Laut a aus.
Das Zeichen ^n ^Tmal im Inlaute), 6m (Imal im Inlaute)
bezeichnet demnach den bereits zerfallenden Nasallaut an : 00,
welches omal vorkommt, kann nach dem bereits oben Gesagten
nur den Laut 0 repräsentiren ; femer ist den Bezeichnun^ren
a, an, von denen die erste meistens (20mal) im Auslaute
(und nur ^mal im Inlaute) . die zweite wiederum meistens
(ITmal) im Inlaute (und nur r)mal im Auslaute) zu ünden ist,
in Folge ihrer graphischen Bedeutung der Laut ^i zu vindiciren,
wobei a den reinen Nasallaut a^ an aber den zerfallenden Laut
all ausdrückt. Ausserdem treten noch zwei Bezeichnungen:
a^ \^lmal tur neupolnisches p) und ep (an Stelle von neupol-
nischem r) auf. Dass diesen Zeichen keine specielle Bedeutung
beizumessen ist, folgt aus folgenden Gründen. Das zweite
Zeichen eo haben wir bereits im zweiten Theile des Florianer
Psalters kennen gelernt, wo es fiir den neupolnischen Laut 0
Der Lantwerth der Nasalvocalo im Altpolnischen. 1021
(altpolnisch q) auftrat; dieser Umstand zeigt, dass man diesem
Zeichen nicht etwa die Bedeutung des Zeichens (Lautes) g zu-
schreiben kann, da ef^ im zweiten Theile einen Laut f unmöglich
bezeichnen kann ; ebenso kann man dem Zeichen a^ keinen be-
sonderen Lautwerth unterschieben. Unserer Meinimg nach
verdanken diese beiden Bezeichnungen ihre Existenz nur der
Unachtsamkeit des Schreibers; ebenso wie Ps. 11863 der Schrei-
ber, nachdem er bereits das Wort vczanstnyg niedergeschrieben
hatte, sich verbessern wollte und deshalb über an das Zeichen
^ aufsetzte, ebenso ist er verfahren bei frzesta^env 1102, nur
mit dem Unterschiede, dass er, bald nachdem er przesta- ge-
schrieben hatte, den Verbesserungsversuch anstellte und hinter
a ein ^ setzte, ohne die erste Bezeichnung ausgestrichen zu
haben. Aehnliches ist ihm begegnet. bei ne^zna 136 n, wo er
auf den fehlerhaften Anfang we- die richtige Fortsetzung -^[djzna
folgen Uess. Aus diesem Grunde wären bei a^ das Zeichen a
und bei e^ das Zeichen e als fehlerhafte Elemente der graphi-
schen Bezeichnung auszusondern, worauf wir das einfache
Zeichen ^ erhalten, welches den Laut q repräsentirt.
Demnach besitzt auch der dritte Theil des Florianer Psalters
nur den Nasallaut q (d. i- q -\- iq) ; dieser Laut ist in drei Fällen
als langer Laut (q) auch äusserlich durch ^^ gekennzeichnet.^
1 Nach dem Gesagten besitzt auch der dritte Theil des Flor. Psalters die
beiden Formen des Acc. sing, pronom. pers. mq, 6q, Sq und me, ce, 4e.
Die zweite Form kommt nur nach einem Yerbum, die erste nach
einem Yerbum und einer Präposition vor.
Prof. Nehring (Psalt. Flor. pag. L) spricht die Ansicht aus, dass,
trotzdem es Anhaltspunkte fUr die Behauptung gibt, dass der Flor. Psalter
den Nasallaut q besitze, da z. B. zioandk/ni 118 i3o nicht anders ge-
lesen werden könne als zwandit/m, das weiche ^ (d. i. t^) dennoch von
uralten Zeiten (ab antiquissimis temporibus) herrühre, da a) in den
Formen duaze, wole, mie, de, *ie (dttsz^ und dfisze, m^ und me) der End-
Yocal e nicht aus ta sondern wahrscheinlicher aus t^ entstanden sei
(prodiisse) und b) ^ den neupolnischen Nasallaut ^ bezeichne.
Trotzdem uns die ganze Untersuchung eines Besseren belehrt
hat, glaube ich auf diese Argumentation des geehrten Professors ant-
worten zu müssen, da sie leicht zu falschen Combinationen Veranlassung
geben könnte.
Die angeführte Argumentation ist vor Allem in ihrem Verlauf
nicht consequent, denn, wenn man annimmt, dass der neupolnische
weiche Nasallaut vor uralten Zeiten ^ (iej gelautet hat, dann kann man
nicht behaupten, dass neupoln. zv^ym im Flor. Psalter ziSqndiyni gelautet
1022 LeeiejewtkL
Damit sind die Denkmäler des letzten Viertels des 14. Jab-
hunderts erschöpft. Diese bieten uns sowohl den gross- ak
auch den kleinpolnischen Dialekt. In beiden ist aber nur der
Nasallaut q vorhanden. Dadurch wird unsere Ansieht bestätigt,
dass die altpolnischc Sprache^ deren beide Hauptdialekte ans
der Zeit des letzten Viertels des 14. Jahrhunderts wir soeben
besprochen haben ^ in der erwähnten Epoche nur den einen
Nasallaut q (d. i. q -\- iq^ gehabt hat y in einigen Fällen ist in
den erwähnten Sprachdenkmälern dieser Zeit auch noch die
Länge dieses Vocals bezeichnet.
XL. In das dritte Viertel des 14. Jahrhunderts fallen
nach unserer Ansicht zwei kleine polnische Sprachdenkmüler^
nämlich der Psalm 50, welcher uns auf dem sogenannten Swi-
dzinski'schen Blatte erhalten ist und ein Bruchstück einer Predigt,
welches von Zygm. Gloger (Ulamek starego kazania o malien-
stwie) in der Zeitschrift Biblioteka Warszawska (Jahrgang 1873,
Bd. III, pag. 51 — 55) veröffentlicht worden ist.
Wenn es auch nicht ausgemacht ist, dass diese Sprach-
reste wirklich in das dritte (und nicht in das letzte) Viertel
des 14. Jahrhunderts zu versetzen sind, so tragen sie gewiss
den Charakter eines hohen Alters, was von allen Seiten zu-
hat, da gerade dieses Wort ein weiches e (ie) besitzt; nimmt man aber
an, dass neupoln. zhedti/m im Flor. Psalter zvadfym g-elaatet habe (wis
nicht bestritten werden kann), dann ist die zweite Behauptung aus-
geschlossen, ie rühre von den ältesten Zeiten der polnischen Sprache
her. — Ferner dürfen a) die Formen dusz^ and duAse, m^ nnd mk nicht
zusammengestellt werden, da diutze (diiiej nicht aus du»z^ entstanden ist,
sondern eine Analogiebildung nach den consonan tischen Stämmen L<t.
Wie man nicht sagen kann, dass z. B. dat. sing, duchowi aus der älteren
Form duchiiy loc. sing, bogii aus früherem bode, dat. plur. duiotn tiw
duiam loc. plur. pfehaii aus gre^eh entstanden sei, sondern man iQ*
geben muss, dass dies Endungsübertragungeu sind, ebenso ist es unxo-
lässig, zu behaupten, dass duie aus du^^ entstanden ist. Um so we-
niger ist dies der Fall bei m^ und mie friie)^ da beide Formen, wie uns
die bisherige Erörterung hinlänglich gezeigt, coordinirt und von einander
ganz unabhängig sind, hj Es ist keineswegs ausgemacht (satis pfo-
batum), da.ss ^ den geneigten Nasallaut ausdrückt; wir haben Gelegen-
heit gehabt, zu betonen, dass, während o, m/ i (y) den geneigten Voc*l
bezeichnen, die Doppelzeicheu (also auch ^) gerade die Quantität des
Vocals ausdrücken.
Der Lautwerth der NMalrocale im Altpolnischen. 1023
gegeben worden ist. Von dem zweiten z. B. fkUte Professor
J. Przyborowski — gewiss ein gründlicher Kenner der polni-
schen Sprachdenkmäler — den Spruch: dieses Sprachdenkmal
gehöre zu den ältesten, die die Polen besitzen. Man mag
die beiden Sprachdenkmäler in das letzte oder vorletzte Viertel
des 14. Jahrhunderts versetzen, für unsere Untersuchung dürfte
dies von keinem grossen Werthe sein, da wir in diesen Ueber-
resten höchstens nur die Bestätigung unserer bis jetzt ge-
wonnenen Resultate finden können.
In dem Psalm 50 ^ finden wir folgenden Stand der Nasal-
vocale.
1. Neupolnisches ^ ist ausgedrückt:
A. In Wurzeln:
durch ^ 6mal: b^d^ (1. sing.) 8 (2mal); b^dzesz 5, 17;
bf^dze 15; b^d^^ (3. plur.) 9.
B. In Worten:
a) Acc. sing, subst. durch ^ 6mal: fal^ (neupoln. hvai^) 16;
lichot^ 2, 4; modl^ 17; obyat^ 17; sglob^ 2;
b) acc. sing, pronom. possess. fem. durch ^ 4mal: moy^ 2,
4; twoy^ 15, 16;
c) Verba 1. sing, praes. durch ^ 4mal: b^d^ 8 (2mal), iiaucz^
14; znay^ 4.
2. Neupolnisches ig ist wiedergegeben:
A. In Wurzeln:
durch ^ 3mal: y^zyk 15; su^teg^ 12; sw^czany 18.
B. In Worten:
Acc. sing, pronom. pers.:
durch ^ llmal: m(^ 3, 6, 12; mi^ 3, 8 (2mal), 13, 15;
sy^ 5; df^ 1, 17.2
1 Die den Beispielen beigefügte Zahl gibt den Vers des Ps. 50 an.
^ Ausserdem kommt noch die Form mit dem reinen Vocal: »ie 6, 9, 14
vor. Man kann also auch hier die doppelte Pronominalform: ma^ ca, Sa
und me, 6€, ie annehmen.
1024 Leciejewtki.
3. Neupolnisches ^ ist bezeichnet:
A. In Wurzeln:
durch ^ 3mal: m^drosci 7; s^dzycz 5; tm^czony 18.
B. In Worten:
a) Instr. sing, pronom. pers. durch ^ 2mal: mn^ 1; toh^ 5;
h) Verba 3. plur. praes. :
a) durch ^ 3mal: ohrocz^ 14; usprawi^ 19; zyawi^ 16;
ß) durch ^^ 4mal: hod^^ 9; przepowedz^^ 16; wscochay^
9; noA^o^^ 20.
4. Neupolnisches ig ist vertreten:
A. In Wurzeln:
durch ^ Imal: pocz^l 6.
B. In ff-Stämmen:
durch ^^ Imal: cziel^^t 20.
Wie aus der obigen Zusammenstellung erhellt, sind in
dem Psalm 50 die Nasalvocale nur durch ^, welches alle neu-
polnischen Nasalvocale vertritt, und ^^, welches nur zum Aus-
druck des langen Nasal vocals gebraucht ist, ausgedrückt. Das
Zeichen ^ bezeichnet natürlich den Laut q, ^^ dagegen den
Laut q.
Der lange Nasalvocal (q, d. i. q + fq) ist, natürlich verhält-
nissmässig, ziemlich häufig vertreten; auf 14 Fälle, wo der lange
Nasal vorkommt, ist derselbe (9mal durch ^ und) 5nial durch
^^ wiedergegeben, also in mehr als einem Drittel der vorkom-
menden Beispiele ausgedrückt. Er muss, wenn man auf Grutid
dessen einen Schluss fassen kann, in der Zeit der Verfassung
dieses Psalmes in der Sprache noch ziemlich stark wahrnehmbar
und vom kurzen Nasal unterscheidbar gewesen sein. Somit
besitzt die Sprache des Psalmes 50 die Nasalvocale q, iq, <J, i^-
XLI. Denselben Stand der Nasalvocale finden wir in
dem Bruchstücke der oben erwähnten Predigt. Darin ist
nämlich:
Der Lantworth der Nasalrocale im Altpolnischen. 1025
1. Neupolnisches f wiedergegeben:^
A. In Wurzeln:
durch ^ 8mal : b^dze 1 a, 1 b, 2 a, 2b; m^szczyny (vir) 2 a ;
vdr^czenye l'a; vr^pno^(5 (pulchritudo) 2a; wip^dzyla 2h.
B. In Worten:
a) Acc. sing, der -a-Declination :
a) durch ^ 5mal: czistot^ 2b (2mal); krasz^ (decus) 2b;
vlicz^ la; zaprawd^ 2 a;
ß) durch a (was wohl ein Schreibfehler sein mag) Imal:
zaprawda la;
b) Verba 1. sing, praes. durch ^ Imal: chcz^ 2b.
2. Keupolnisches i( ist ausgedrückt:
A. In Wurzeln:
a) durch ^ 7mal: cz^st^ 2a; obrz^fdem] 2b; pamy^tay 2b;
8U7^^y 2a; sw^tego la; wy^czey 2a; 9u;$^^6 1 b;
6j durch f^fJ Imal: wi^i^cz (t^c) Ib.^
3. Neupolnisches q ist vertreten:
A. In Wurzeln:
a) durch ^ 3mal: odl^czan Ib; odl^czenye Ib; odl^cz&iiya Ib;
6^ durch ^(^ Imal: mf^^drego la.
B. In Worten:
a) Instr. sing, subst. :
a) durch ^ 2mal: ra^^ji la; rowiwscz^ Ib;
ß) durch ^(^ Imal: syoatr^^ 2b;
6^ instr. sing. adj. fem.
a) durch ^ 2mal: yszczyn^ (vera) Ib; troyak^ la;
ß) durch ^^ Imal: boz^^ Ib;
c) Verba 3. plur. praes. durch ^ Imal: vkazvi^ 2a.
1 Die beig^efiigte Zahl gibt die Seite, die Buchstaben a, h die rechte oder
die linke Colnmne der Seite an.
3 Vom Acc. sing, pronom. pers. kommt nur die Form aye 1 a, '^s b (3mal),
immer mit einem Verbum angewandt, vor. Will man daraus auch auf
die erste und zweite Person schliessen , so kann man behaupten , die
Form des Acc. sing, pronom. pers. hat nach einem Verbum me, ce, ie
gelautet.
1026 Leeiejewski.
4. Neupolnisches ig ist bezeichnet:
A. In Wurzebi:
durch f^p Imal: kl^twaa la.
Auch in diesem Bruchstück kommen zur Bezeichnung
der Nasal vocale nur die Zeichen ^, ^ und Imal a vor. Wenn
man das letzte Zeichen nicht als Fehler betrachten will, so
muss man ihm auf Grund seines graphischen Ausdrucks den
Lautwerth q beimessen. Das Zeichen ^ bezeichnet ebenfalls
den Laut a, das Zeichen ^ den langen Nasal q. Aach hier ist
auf 12 Fälle des langen Nasallautes (<^ Smal und) oq 4mal an-
gewandt, also auch hier in einem Drittel der vorkommenden Fllle
des langen Nasalen dieser als lang wirklich bezeiahnet. Er mnsste
also auch in der Sprache dieses Sprachdenkmals noch ziemlich
hörbar und vom kurzen q onterschiedbar gewesen sein. Somit
kennt unser Bruchstück die Nasalvocale ä, i^, d, i<}.
X.LII. Soweit reichen die polnischen Sprachdenkmaler;
weiter in die Vergangenheit zu gehen ist einstweilen unmög-
lich, da uns alle l^Iittel hiezu fehlen. Wir haben zwar in dem
Werke von Baudonin de Courtenoy (O ;y)eBHe-n0LiiiCSO]rb asust
^0 XIV c^ioieria ' eine Zusammenstellung von einzelnen Worten,
als : Namen der Personen, Flüsse, Ortschaften, worunter natür-
lich auch Namen mit einem Nasal vorkommen, weswegen mm
ijonoiin sein könnte, darauf weitere Deductionen zu stützen.
doch muss man bei näherer Betrachtung davon abstehen.
Al^gvsohon davon, dass einzelne hie und da aufgefundene Worte
nicht den Worth eine^? Sprachdenkmals haben, geschweige
denn einen Anspruch auf grossere Wichtigkeit und Zuveriissig-
keit machen können, muss man sich ausserdem die Art und
Weise ihrer Entstehung und Herkunft veTgi^:enwÄrtigen. Die
«ahliviohen Acten, Documente, geschichtlichen Werke wurden
gtejmde in der iüio^ten Zeit ^erwa bis loltOi fas^t aus.schliesslich
von Au^Jänaom l^oohin. Deutschen und Franzosen^ verfasst:
die^^ IvCiite, wt lebe der polnifschen Sprache theiis gar nicht
mäohtiiT warcT:, ihtiK wrnn sie auch dieselbe verstanden, in
der Sohrift wopi^n der grossen Schwierigkeiten, die eine un-
|^^w:^^l^o. mar, konnte $;a^-ii: nicht vorbazniene Chrthographi«
Der Lautwerth der Nasalvoeale im Altpolnischen. 1021
besonders in Hinsicht der vielleicht schwierigsten Partie, der
Bezeichnung " der Nasallaute , die in den anderen , besonders
der lateinischen Sprache nicht vorhanden waren, bietet, die
polnischen Laute mit den ihnen zu Gebote stehenden (lateini-
schen) Schriftzeichen nicht auszudilicken wussten, griffen zu
allerhand Mitteln, um das betreffende Wort niederzuschreiben.
War der Schreiber ein Ceche, so griff er zu seiner Schreibart
und schrieb für altpoln. Sqdomif, V(i)rb'qta, Lq6ice, Dqbnice
= Sudomir, V(i)rbuta, Luczice, Duhniz u. s. w. (vgl. Band, de
Court, pag. 80); war es ein Deutscher, so suchte er wieder auf
andere Weise den Nasallaut auszudrücken; bei einigen Namen
hatte er bereits Vorgänger und Vorbilder; da die Deutschen
bereits viel mit den südlichen Slaven (Samo, SvetopHk, Cyrill
und Methud) zu thun hatten, so waren bereits den deutschen
Schriftstellern viele slavische Namen, besonders aber: Sv^topHk^
Sv^toslav bekannt; diesen südsla vischen Nasallaut f (geschrieben
e, en) übertrugen die deutschen Geschichtschreiber auf jeden
altpolnischen Nasallaut und schrieben z. B. anstatt altpoln.
SCxfiopelk^ SiCqtoslav = Sventopelk, Sventoslav und in weiterer
Reihe : Virbenta, Radenia (neupoln. Si'^topelk, Si)eto8lav, Fe^ft'f fa)
und sogar Samenfkovo, Lubens, Ratcenz (neupoln. Pamqtkovo,
Lub'qi, Rad'qi) u. s. w.
Dass diese Schreibart wirklich von den deutschen Histon-
kern herstammt, beweist Thietmar, bei dem diese Schreibart
(z. B. Suentepulcum) die gewöhnliche ist. Die obigen graphi-
schen Bezeichnungen können in Ermangelung specieller Zeichen
für die Nasalvocale in der Folge auch von heimischen Schreibern
angewandt worden sein, woraus aber noch gar nicht folgt, dass
diese Bezeichnungen dem wirklichen Laute des betreffenden
Vocals angepasst worden sind. Ausserdem hat Baud. de Coutr.
diese Namen fast ausschliesslich aus bereits gedruckten älteren
Ausgaben gesammelt; über die Zuverlässigkeit der meisten
dieser Ausgaben der polnischen Documente muss man aber
leider die grössten Bedenken hegen. Die Herausgeber haben
die Originaltexte theils unrichtig gelesen, theils modernisirt,
theils falsificirte Urkunden als echte aufgenommen, theils
falsch abgeschrieben, sie haben überhaupt nicht so verfahren,
dass man diese herausgegebenen Texte zur Grundlage spe-
cieller philologischer Untersuchungen und Deductionen nehmen
1028 Leciejewüki.
könnte.^ Daraus fol^t, dass man den hie und da auftretenden bei
Band, de Court, gesammelten Schreibarten u, en, o und sogar in
(neben den übrigens gewöhnlichen a, an, am) zur Bezeichnung
der Nasalvocale keinen lautlichen Werth beilegen darf. Man kann
sie höchstens als erste Versuche der graphischen Bezeichnung
der Nasalvocale, aber nicht als die den gesprochenen Laut
ausdrückende, genau wiedergebende Ausdrucks weise ansehen.
Ist dies aber der Fall, dann müssen wir das aus dem Studium
der in altpolnischer Sprache geschriebenen Denkmäler im
Verein mit der Aussage des ersten polnischen Grammatikers
Parkosz sich ergebende Resultat als das einzig und allein uns
bindende ansehen. Dieses besteht aber darin, dass das Alt-
polnische nur den Nasallaut q kannte, der nach der Quantität
in <J und q zerfiel, welche beide wiederum hart oder weich
sein konnten, so dass wir für das Altpolnische folgende vier
Nasalvocale: 4* *?> ^> *4 erhalten.
< Z^r Bestätigung meiner Angaben führe ich in aller Kürze einig'e Citate
über die wichtigsten Ausgaben polnischer Geschichtsqnellen an. lieber
Math. Dogiel (Codex diplom. regni Polen.) sagen L. Rsyszcsewski und
Ant. Mnczkowski: ,Slusznie zarzuciö moina autorowi brak krytjcznego
ocenienia materyatow, niedokladnosc i niedbalosc^ w ich wjczy-
taniu/ — lieber Codex diplom. Polon. etc. editus studio et opera Leonis
Rzyszczewski et Antonii Muczkowski sagt Ant. Sigism. Hecel : ,a w koncu
wrccz na opak pojeciom i celom dziel takich^ pozwolono sobie idealno-
hipoteczne akta, prze/. terazniejszych wykoncypowane uczonycb, Bole-
siawowi Chrobremu i Judycie przyznawac etc.* — Ueber Codex diplom.
Majoris Poloniae etc. collectus a Casimire Raczynski etc. edidit Eduar-
dus Raczyiiski wurde ebenfalls das Urtheil gefällt: ,w wielu miejscach
blcdny a w ogcSInosci niostarannie wydany*; darin kommt z. B.
Banzawa für Ganzawa (Oosava), Choniosa für Chom^a (Homoza), Demi-
liehe für de Miliche u. s. w. vor. Vgl. Band, de Court, pag. 4. Ueber
yVetera Monumenta Poloniae et Lithuaniae ab Aug. Theiner* sagt Baud.
de Court, selbst: ,BOo6me n34aHic ;)to HMtcrb toibko BTopocteneHHOC 3Ha-
nciiie, TERi KaRi wh nexi iiOMeii;eHU nncMa h 6yjju iiani cai^OBaTejbHO rpa-
MOTU, niicaHHUH He noaüKaMH. Ueber O. Ad. SterizeVs ,Urkundensammlang
zur Geschichte des Ursprunges der Städte in Schlesien* schreibt Baud.
de Court. : ,HHor4a (nanp. cip. 284— 28ö) 48*0 Tpy4H0 ptaHTL, noABCKoe
CJiOBO n^n HeniKoe*, und über Hoinr. Wuttke, ,Städtebuch des Landes
Posen, Codex diplomaticus: J{:)4aHic HC ocoöeHHoe*. Ueberhaupt fast über
jede Sammlung polnischer Urkunden ist man genöthigt in Hinsicht auf
genaue Wiedergabe des , Originaltextes ein unvortheilhaftes Urtheil zu
fällen.
Der LantwcrtU der Nasakocale im Altpolnischon. 1029
Vergleicht man die Fälle, wo diese Vocale im Altpolni-
Bchen vorkommen, mit den entsprechenden im öechischen, so
entspricht einem altpolnischen q, iq im Cechischen ein langer
Vocal, einem ^, t^ ein kurzer Vocal; ein Vergleich mit dem
Altslovenischen ergibt die Thatsache, dass einem Ik im Alt-
polnischen q und <|, d. h. der harte Laut q, einem A im Alt-
polnischen iq und i^, d. h. der weiche Nasallaut iq entspricht.
Was den Vergleich mit dem neupolnischen anbetrifft; so
haben wir bereits aus der vorhergehenden Besprechung der
einzelnen Sprachdenkmäler ersehen, dass einem altpolnischen q
ein neupolnisches g, einem iq ein ig, einem ^ ein f und einem
altpolnischen i^ ein neupolnisches if entgegensteht.
XLIII. Nachdem wir bewiesen haben , dass die altpol-
nische Sprache die Nasalvocale q^ iq, ^, i^ gehabt hat, stellt
sich der Entwicklungsgang dieser altpolnischen Nasallaute zu
den neupolnischen g, ig, e und tf auf Grund der durchgenom-
menen Sprachdenkmäler folgendermassen dar. Der rein nasale
Klang der altpolnischen Nasalvocale q, iq, ^, «4 fing sich ziem-
lich früh an zu verlieren, indem er in die Elemente a -f- n (m)
zu zerfallen begann. Dies Zerfallen des Nasallautes ging so
weit, dass man sogar den aus ursprünglichem Nasallaut in der
Sprache sich entwickelnden Nasalconsonant, der unter Umstän-
den entweder n oder m sein konnte, deutlich zu unterscheiden
vermochte und diesen Unterschied in der Schrift sehr sorgföltig
bewahrte.
Diese Aussprache der Nasalvocale besonders im Inlaute
scheint im 14. und 15. Jahrhundert die gewöhnliche gewesen
EU sein, so dass zu befürchten war, dass die polnische Sprache
die Nasalvocale verliert. Diesem beugte aber die mehr als in
den anderen slavischen Sprachen wirkende Kraft des aus dem
Nasalvocal entwickelten Nasalconsonanten m, n vor. Wie im
Neupolnischen unter Einfluss dieses m, n die Nasalvocale g, e
za owi, en = dm, en = um, in (yn) geworden sind, ist ein ähn-
ficher Process — nach den uns vorliegenden Sprachdenkmälern
za »chliessen — '■ in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts mit
den altpolnischen Nasalvocalen (i)äm und (ijän eingetreten.
Der Nasalconsonant bewirkte bei dem langen Nasalvocal (an)
die Neig^ung des langen ä zu d, o, bei dem kurzen Nasalvocal
Sitzufsbcr. d. phU.-kist. G. CXI. Bd. H. Hfl. 00
1030 Lecicjewski.
an den Uebergang vom kurzen a zu a^, e h'sh^ Z*fc a
Polnischen aber die Nasalconsonanten n, m
die vorhergehenden Vocale, in unserem Falle
Vocal a (ä, ä) haben, zeigen alle polnischen VöIk*£awcE. ^«
ä (d) vor m, n anbetrifft, so spricht das Volk in 2
selbe vor m, n als o (und in manchen Gegendcx it
Folge als ö, w) aus, z. B. altpoln. däm (dabo»
des Volkes zu dam, dorn (resp. dorn, duni) ; päm
zu pdn, pon (resp. pön, pun) ; väm (vobis} urird ss
(resp. vom, vu7n) u. s. w. Diese Erschemong: ist si»
dass das polnische Volk den ä -Vocal vor m, n nie «bocr li
0 .(o, wj ausspricht. Man braucht nur einen polni^cbs ins
anzuhören, um sich davon zu überzeugen. Eber.Ä> « «
lange ä-Vocal erleidet auch der kurze a-Vocad vor ». i ä»
Modificirung. Nach Szymon Matusiak (Gwara Lasc-wsks $. J
wird in der Gegend von Tamobrzeg in Galizien und nacLÖB
Verfassers Kenntniss in vielen Gegenden der Provinz Po«.
wie z. B. im südlichen Theile des Kroebener Ejreis«^ iE««
Dörfern Konary, Chojno, Slupia», im Wongrowitrer Kreisf "1
der Umgegend von f^opienno), im Adelnauer Kreise und sA
sonst das kurze ä vor m, n in der Gwara Lasowska wie «* »*
in den obgenannten Mundarten der Provinz Posen wie •# oi
sogar dumpf tönendes e (e) ausgesprochen.^ So spricht man ejA
Matusiak in der von ihm behandelten Mundart z. B. krz's,:^
sa^mica ; und ich hörte z. B. sh'nicri, ht-ua (Kürbiss I, /ri«^. ••'"
vstene (für samica, hnna, lahcuh^ povstane) u. s. w. Da die*
Erscheinung aber sowohl in Galizion ( Kleinpolen"^ als auch xs
der Provinz Posen (Grosspolen) auftritt, so kann man sie des-
wegen als eine der ganzen polnischen Sprache zukommende
Eigenschaft betrachten, und man ist berechtigt, dieselbe phydo-
logisch-sprachliche Erscheinung in dem Uebergang von an in
en anzunehmen. Dass aber der geschilderte Process eintreten
konnte und wirklich eingetreten war, zeigen Fremdwörter,
deren ursprüngliches an im Polnischen zu ejt, r wurde, wie z. B.
' Vgl, die Arbeiten von Matusiak: Gwara Lasowska; Zawilinski: Gwara
Brzeziuska; Biela: Gwara Zebrzydowska ; J. Leciejewski: Gwara Miej-
kit'i Gorki. alle in den Abhandinngen der Krakauer Akademie, Bd. MH
und IX, femer die verschiedenen sprachlichen Notizen in .Zbior wia-
domosci do etnogratii krajowej'.
Der Lautwertli der Nasal vocalo im Altpol nischen. 1031
deutsch wandern = poln. wedrowad, deutsch Zangen = poln.
Cfgi, deutsch Pranger = poln. pr^ger, deutsch Mandel = poln.
m^del, lat. Andreas =: poln. J^dHjj deutsch danken = poln.
d^^Jcovac, ital. bambino = poln. b^ben (Scheltwort ftir ein Kind).
Der Uebergang von an der angeführten Wörter in polnisches
f kann nur auf die von uns dargelegte Art erklärt werden,
indem die betreffenden Wörter entweder bereits vor der Zeit
oder in der Zeit des Uebergangsprocesses von an in f ins Pol-
nische herübergekommen sind.^
Der Uebergang von an zu f ist natürlich zuerst im Inlaut
eingetreten, begünstigt eben durch die Aussprache von ^ als
an. Vom Inlaute aus verbreitete er sich auch auf den Auslaut.
Da sich der erwähnte Process aber nicht auf einmal vollziehen
konnte und vollzogen hatte, so gab es eine Zeit in der Ent-
wicklung der polnischen Nasalvocale, in der neben den alten
Nasallauten q, iq gleichzeitig auch die neupolnischen Nasal-
vocale ^, IQ, e, if auftraten. In einigen Dialekten ist dieser
Process früher, in anderen später eingetreten ; in einigen ist er
schneller, in anderen langsamer vor sich gegangen.
Nach den uns vorliegenden Sprachdenkmälern zu schliessen,
hat sich der Differenzirungsprocess von ^, ^ in o, f zuerst im
Kleinpolnischen (Pul. Psalter) vollzogen ; darauf kommt der
unterschlesische Dialekt (vgl. Statuta synodalia Vrat.); ziemlich
spät, denn erst im 16. Jahrhundert, theilte diese Schicksale
die grosspolnische Mundart, und die oberschlesischen und ka-
szubischen Dialekte sind heutzutage gerade in dem Differen-
zirungsstadium begriffen.
Nachdem aber der consonantische Bestandtheil (m, n) des
zerfallenen Nasallautes auf den vocalischen (q, ^) seinen Ein-
fluss ausgeübt und ö zu o, a zu e verwandelt, schloss er sich
wieder enger an den neu entstandenen Vocal und ist mit ihm
wieder zu einem reinen Nasallaut g, f zusammengeschmolzen,
* Diejenigen Fremdwörter, die bereits nach vollbrachter Uebergangsperiode
in der polnischen Sprache Eingang fanden, wo also die Sprache nicht
mehr den Zusammenhang von an und e fühlte, behielten ihr ursprüng-
liches auj z. B. deutsch »Lanze* = poln. lunca, deutsch ,Rang' = poln.
ranga, franz. ,cand6labre* = poln. kandelaher, ital. ,cantata* = poln.
kantata, franz. ,gons d'armes* = poln. zandarm u. s. w.; alles Wörter
neuerer Zeit und neuerer Uebertragung.
66*
1032 Leciejewski.
wie dies auch die herangezogenen Fremdwörter (^wandern' =
wedrovad u. s. w.) darthun. Dieae beiden Nasallaute g, e sind
noch heute in der polnischen Schriftsprache und in der Sprache
der Gebildeten vorhanden ; in der Volkssprache sind »ie bereits,
wie anfangs erwähnt, weiteren Entwicklungsprocessen erlegen.
Fasst man alles bis jetzt Gesagte zusammen, so ergeben
sich für die Nasalvocale der polnischen Sprache folgende vier
Reihen :
^ — an (am) — g — om (on) — ön (6m) — un (um)
icj, — iän (iäm) — ig — ton (iom) — ion (iöm) — tun (tum)
^ ^ ( e
4 — an (am) — e — { ^ ^^ k r ^/1.\ ^ ^^ \
^ yen (em) — en (em) — yn (j/m)
^ -^ ( ie
t^ — iän (iäm) — i? — { - - ^^ -. .r ,..^. r^ .r- .
^ 1 1671 (lern) — ve^i (tem) — in (im),
XL IV. Wie aus obiger Darlegung erhellt, sind die
neupolnischen Nasallaute g, f bereits secundär entwickelte Laute
und stehen nicht mehr auf derselben Stufe wie z. B. die hellen
Vocale 0, e. Die neupolnischen Nasalvocale verhalten sich zu
den reinen Vocalen wie z. B. die romanischen Sprachen zu
dem indoeuropäischen Sprachstamm, d. h. sie haben bereits
einen weiteren Entwicklungsgang gemacht als die reinen Vocale.
Dies ist auch der Grund, weshalb uns das Verhältniss von o
zu e z. B. in dgb zu debu , zyingl zu z^n^la u. s. w. — um
auf die im Anfang erwähnte Erscheinung zurückzukommen —
so räthselliaft vorkommt, wenn man es nach denselben Laut-
gesetzen erklären will, die nur für diejenige Entwicklungsstufe
der Vocale Geltung haben, auf der sich die reinen polnischen
Vocale befinden. Wie es ganz unsinnig wäre, die Sprach-
erscheinungen der romanischen Sprachen mit denen der ger-
manischen, slavischen u. s. w. auf gleiche Entwicklungsstufe
zu stellen, ebenso unerlaubt ist es, die neupolnischen Nasal-
vocale den reinen polnischen Vocalen gleichzustellen; und wie
man die romanischen Sprachen zimächst aus dem Lateinischen
erklären muss, ebenso muss man bei der Erklärung der phono-
logischen Erscheinungen an den neupolnischcn Nasalen zu-
nächst auf die altpolnischen Nasalvocale ^£, ?V], /J, i^ zurück-
gehen. Sie erklären uns dann die scheinbar so räthselhaften
Der Lantwerth der Nasalyocale im Altpolnischen. 1033
Symptome der neupolnischen Nasalvocale auf eine mit ähn-
lichen Erscheinungen ganz übereinstimmende Weise. Demnach
ist nämlich debu-dqb = d^bu-dqb, zginfla-zgingl = z^initla-z^i-
nqi^ ebenso wie sädu-säd, neupoln. sdd; grSbu-gröh, neupoln.
gröhy d. h. es ist die unter gegebenen Bedingungen eintretende
Verlängerung (Neigung) des betreffenden Consonanten.^
Es ist selbstverständlich, dass die Erscheinung, nach der
der kurze Vocal unter Umständen verlängert wird, in der
polnischen Sprache bereits vor der Epoche vorhanden gewesen
sein musste, als die altpolnischen Nasalvocale in die neupolni-
schen sich zu differenziren angefangen hatten.
Als dieser Process aber einmal begonnen hatte, dann
wurde natürlich jedes lange (^ (q) zu q, jedes kurze q (^)
zu f, so dass auch z. B. dqb = dgb und d^bu =^ debu werden
musste. Damit wäre das vermeintliche Räthsel des Ueber-
ganges von e z\i q gelöst, und schon dieser Umstand allein
dürfte für die Richtigkeit unserer Behauptung beweisend sein.*^
* Vgl. Miklosich: ,Ueber die langen Vocale in den slavischen Sprachen*,
im 29. Bande der Denkschriften der phil.-hist. Classe der kai8. Akademie
der Wissenschaften in Wien.
1 Die an dieser Stelle, sub linea, gewonnenen Resultate zusammengefasst,
erhalten wir für das Altpolnische zwei Formen des Acc. sing, pronom.
pers., und zwar: mq, Sa, cq und me, t'e, Se. Beide Formen kommen nicht
in allen Sprachdenkmälern vor; in dem einen findet sich nur die eine,
in dem anderen nur die zweite; die meisten aber besitzen beide Formen;
fiir den Gebrauch derselben ist der Flor. Psalter, das Hedvigbüchlein
und zum Theile der Pul. Psalter sehr belehrend, denn die Sprache dieser
Sprachdenkmäler zeigt, dass die enklitischen Formen: me, ce, ie nur
nach Verbum, d. h. nach einem betonten Worte zur Anwendung kamen,
wogegen die accentuirten Formen : w*«, vq, iq nach einer Präposition,
d. h. nach einem accentlosen Worte gebraucht wurden. Die Sprache
wollte zwei enklitische accentlose Worte nicht aufeinander folgen lassen.
Dieses Bestreben ist sogar noch in der heutigen polnischen Sprache
vorhanden, indem nach einem Verbum die kürzeren Formen: wig, ce,
^, nach einer Präposition die längeren Formen: mne, ceb^e, Seb'*e ge-
bräuchlich sind. Der Ansicht, dass in den nasalirten Formen die Func-
tion der Präposition an dem von ihnen regirten Casus des Pronomens
gekennzeichnet wird (Archiv III, 37) steht das Factum entgegen, dass
nicht der Casus zur Kennzeichnung der Präposition, sondern die Prä-
position zur exacteren Hervorhebung des durch einen Casus ausge-
drückten Verhältnisses dient.
1034 Leciejewski.
XLV. Es bleibt noch übrig, die Nasalzeichen ^, f , ^ zu
erklären. Sie werden geschrieben: fi^ ff [/i] ^» Die Zeichen
^f f sind nur kleine Modiiicationen von (1^ t indem an dieselben
nur als diakritische Bezeichnung die Häkchen hinzugekommen
sind. Sie bekamen später die Gestalt % % oder ^, bis sie
endlich ty e wurden. Dass das Zeichen q den neupolnißchen
Laut (j bezeichnet, erklärt sich aus der Geschichte der polni-
schen Nasalvocale. Es stammt aus einer Zeit, wo es den Laut
q (d. i. das nasale a) bezeichnete, und weil der Unterschied
zwischen n und ^ anfilnglich nur ein Unterschied zwischen (^
und 4 war, so verblieb wegen der nahen Verwandtschaft der
beiden Laute in der Aussprache das frühere Zeichen, welches
auch nicht abgeschaflFt wurde, als ff, sich mit der Zeit völlig
zu (^ verwandelt hatte. Einige Schwierigkeit bietet die Er-
klärung des Zeichens y^ von dem auch Professor Nehring sagt:
,cuius origo sane obscura est^ (Flor. Psalter XX). Es kommt zum
ersten Male, soweit man aus den veröflFentlichten Texten schliessen
kann, im Jahn? KM)0 im Worte: Chelczficza (lieiöeca) vor (Baud.
de Court, s. )^A'KUJTAUJTa) und ist im Gebrauche bis zur Mitte
des 15. Jahrhunderts. Wichtig für die Geschichte dieses Zeichens
ist der bereits im §. X erwähnte Fall, dass in dem polnischen
Sprachdenkmal : ,(iloKöa super epistolas*, welches etwa aus dem
Jahre l4i)Ü herrührt und zur Bezeichnung der Nasalvocale das
Zeichen ^ besass, eine spätere, aus dem Ende des 15. Jahr-
Somit Htollt Hicli die Geschichte de« Acc. «ing. proiiom. pers. in
dor poliiiNcheii Sprache f<)l^eudüniia.HHon dar. In der ältesten, noch
historiHclieii Zeit, etwa his zum 15. Jahrhundert, besä»» das Polnische
die heid(Mi Formen : tn<i, ra, 6a und wir, cf, ie mit dem oben anpeji^ebenen
(JebrauchsunttjrsclMed (v^-l. Flor. Psalter H<»dvipbüchelein). Nachdem aber
ri zu r j^ewonlen war und vut, (tt, hu die Formen vWf c«, A» angfenoramen
hatten, waren die beiden Reihen : vw. er, Jtr und me, <'e, ie, in der Aus-
^ w b
Sprache schwer, und wenn man den Nasal nicht panz deutlich hervor-
tret(in lii'ss, j^^ar nicht zu unterscheiden, so dass allmälicr me, n\ ie
mit liiVf *r, ie identificirt und zum enklitischen Pronomen degradirt
wurde. Da die Sprache aber auch eine accentuirte Form brauchte, so
griff sie zu dem benüts vorhandenen Mittel, zur Bezeichnung der
leb(»ndcn Wesen den (ienitiv an St(»lle des früheren Accusativ zu setzen,
und erhob die (»enitivformen mnc, rrft'r, Mtc zum Accusativ, da ja die
Pronomina pers. Personen bezeichnen. Den letzten Formen fiel die
Function des früheren »w, ca, in zu, nämlich nach Präpositionen auf-
zutreten, welcher Gebrauch ihnen bis zum heutigen Tage verblieben ist.
Der Lautwerth der Nasalvocale im Altpolnischen. 1035
i hunderts stammende Hand dieses Zeichen überall ausradii't
und an dessen Stelle die neueren Bezeichnungen q, e gesetzt
hatte. Unsere Untersuchung hat ergeben, dass das Zeichen ^
überall, wo es angewandt wird, den Laut q bezeichnet. Dieser
Umstand erregt die Vermuthung, dass ^ nicht die ursprüng-
liche Gestalt dieses Zeichens bietet und ich glaube nicht zu
irren, wenn ich ^ aus ^ entstanden erkläre. Den Uebergang
von ^ zu ji bildete das für q gebräuchliche Doppelzeichen ^,
wie es z. B. in der Sophienbibel geschrieben vorkommt. Das
ursprüngliche Doppelzeichen (f(f führte natürhch den Schreiber
auf den Gedanken, beide Zeichen, da sie ja nur einen Laut
ausdrücken, zusammenzuschreiben, was anfanglich (jljl ergab;
da man nun in dem ersten Theil der obigen Verbindung ein
^ sah, so gab man auch dem zweiten Theil dieselbe Form und
aus ()f ist iff geworden. Bezeichnete aber ^ den langen q- (q-)
Vocal, so musste man zur Bezeichnung von ^ natürlich ff
nehmen. Bei Baud. de Court, finde ich das Zeichen fi schon
im Jahre 1289 im Worte: Wqgielniczi (sub. ^rAkHHgH), also
11 Jahre früher, als das Zeichen (^ angewandt. Dies dürfte
meine Erklärung des Zeichens ^ bestätigen.
Die obige Abhandlung hat also zu folgenden Resultaten
gefuhrt :
A. Das Altpolnische besass als Nasalvocale:
a) q, neupoln. o, altslov. (langes) ^, 6ech. langer Vocal
^J *? T) ^2> n Tf ^} n Tf n
c) ^ „ £, n (kurzes) ?f., „ kurzer „
^J *? Tf Kf yj rf ^} n n n
B. Acc. sing, pronom. pers. besass im Altpolnischen die
beiden Formen :
a) mq, cq, sc^ und
b) rhey ce, ^e.
Die erste Reihe kam nach einer Präposition, die zweite
dagegen nach einem Vcrbum zur Anwendung.
Wien, 1. Januar 1884.
XXVII. SITZUNG VOM 16. DECEMBEß 1885.
Von Herrn Dr. Friedländer in Goltsch-Jenikau wird mit
einer Zuschrift das dritte Bändchen seiner jGeschichtsbilder
aus der nach talmudischen Zeit^ für die akademische Bibliothek
eingesendet.
Das w. M. Herr Professor Dr. G. Bühl er legt eine fiir
die Sitzungsberichte bestimmte Abhandlung über eine neu auf-
gefundene Inschrift des Königs Dharasena IV. von Valabhi vor.
An Druoksohriften wurden vorgelegt:
Academia Komana: Documente priviti^re la Istoria Komänilor culese de
Eudoxiu de Uormuzaki. Volumul V, partea 1. 1650 — 1699. Bucuresci,
1885; 4".
Amari, M.: E»tratti del Tarih Maiisuri. Palermo, 1884; 8*^.
Ateneo di HreHcia: Commentari per l^aniio 1885; 8".
Athen, Nationalbibliothek: Schriften aus den Jahren 1875 — 1882.
Coffa, Marianina: Poesie scolto a cura del Municipio di Note. Note, 1882; 12^
Dudik, P. I5eda O. S, H. : Aunzüge für Mährens allg-eineine Geschichte aus
den Uegeston der PäpHte Benedict XII. und Clemens VI. Brunn, 1885; 8^
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Bftbler. Ueber eine Inschrift des Königs Dharasena IV. von ValabM. 1037
lieber eine Inschrift des Königs Dharasena IV,
von Valabhi.
Von
G. Bühler,
wirkl. Uitgliede der kais. -Akademie der Wissenschaften.
(Mit einer Tafel.)
Die nachstehende Umschrift einer Landschenkung des
Königs von Valabhi, Dharasena IV., ist nach einer in Spiegel-
schrift angefertigten Photozinkographie gemacht, welche ich
der Güte des Herrn Dr. J. Burgess verdanke. Nach seinen
brieflichen Mittheilungen wurde das aus zwei Kupferplatten
bestehende Original in diesem Jahre (1885) im Collectorate von
Khecjä (Kaira) in Gujarat gefunden und dem Photozinkographic
Office in Pui^ia zur Vervielfältigung übergeben.
Wie das Facsimile zeigt, müssen die Platten sehr gut
erhalten sein, da nur an einigen wenigen Stellen der zweiten
die Buchstaben etwas undeutlich oder auch halb verwischt
sind. Auch der rechts befindliche Ring, welcher die Platten
zusammenhielt, scheint noch erhalten zu sein. Denn das Fac-
simile zeigt die Einschnitte ganz deutlich, welche gemacht
wurden, um denselben behufs der photographischen Aufnahme
zu entfernen. Nach dem Facsimile zu urtheilen sind die Platten
je 32 Centimeter breit und 26 Centimeter lang. Die erste hat
28 Zeilen und die zweite 29. Auf der zweiten sind die beiden
letzten Zeilen nicht ganz zu Ende geführt, um flir die sehr
gross geschriebene Unterschrift des Königs svahasto mama *
^ Die beiden Horizontalstriche (hinter mama) haben in der älteren Zeit
dieselbe Bedeutung wie die in alten und modernen Documenten vor-
kommenden Vertical striche.
1038 Bühler.
= ,meine eigene Hand' Kaum zu lassen. Die Schriftzüge
stimmen auf das Genaueste mit denen der früher veröffent-
lichten Inschriften desselben Königs überein; siehe die Tafeln
im Indian Antiquary vol. I, p. 14 und vol. VII, p. 73. Die
technisclie Ausliihrung der Inschrift ist im Ganzen gut zu
nennen. . Schreibfehler und missgebildete Buchstaben sind
weniger zahlreich als auf anderen Inschriften der Könige von
Valabhi.
Uer erste Punkt von Interesse, den die Insclirift bietet,
ist der Name der Stadt, in welcher der König die Schenkung
machte. Uas Säsana ergeht (Tafel I, Z. 1) vijayaskandJidvdräd
Bharukachchhavdsakdt ,au8 dem sregreichen Hauptquartiere, wel-
ches sich in Bharukachchha befindet^ Bharukachchha ist
bekanntlich mit dem griechischen Barygaza und dem heutigen
Bharüch, Bhacjüch oder Bharoch, Bha^och (Broach) iden-
tisch. Es ist aus der obigen Phrase klar, dass die Schenkung
während eines Kriegszuges gemacht wurde, oder während einer
Königsreise zu administrativen Zwecken, auf welcher Dharasena
von seinem Heere begleitet wurde. In beiden Fällen wird man an-
nehmen müssen, dass Bhanich zur Zeit dem Reiche von Valabhi
einverleibt war. Die erstere Annahme ist aber die wahrschein-
lichere. Denn wir wissen aus anderen Inschriften, dass die
Stadt vom 5. bis zum 9. Jahrhundert unter der Botmässigkeit
von Gurjara-Fürston stand, die mitunter mit dem benachbarten
Valabhi in Fehde waren. Man wird also annehmen dürfen,
dass Dharasena IV. Bharüch erobert hatte. Er ist auch der
einzige König seines Geschlechtes, von dem wir Inschriften be-
sitzen, welche südlicli von dem Flusse Mahl gelegene Orte er-
wähnen. Seine im Indian Antiquary vol. VII, p. 73 — 75 ver-
öffentlichte Inschrift von Sam. 330 ist auch aus dem Haupt-
quartiere Bharüch datirt. '
Der zunächst folgende Theil der Inschrift, Tafel I, Z. 1
(Mitte) — Tafel II, Z. 12, welcher den Stammbaum Dharasena's
gibt, lehrt uns durchaus nichts Neues. Wie in allen Documenten
der Dynastie, die nach der Zeit Dharasena's II. abgefasst sind,
sind hier die vier Söhne Bhatarka's, wahrscheinlich aus Mangel
an Raum auf der Platte, übersprungen. Bhajarka aber sowie
^ Siehe da» Facsimilo und meine Bemerkungen Ind. Ant. vol. X, p. 278.
Ueber eine Inschrift des Königs Dbarasena IV. von Yalabhi. 1039
Guhasena, Dharasena IL, Siläditya I. oder Dharmäditya,
Kharagraha I., Dharasena III., Dhruvasena 11. oder Bälä-
ditya und Dharasena IV. selbst werden in den bekannten
stereotypen Phrasen geschildert. Obschon die Deutung mancher
derselben sehr schwierig und bisher nicht vollständig gelungen
ist, so halte ich es nicht fttr angezeigt, dieselben hier einer
neuen Besprechung zu unterziehen.
Weit wichtiger ist ein Theil des Inhaltes der folgenden
Zeilen, Tafel 11, Z. 13—26, welcher die Einzelheiten der .Schen-
kung schildert. Der Beschenkte war nach Z. 13 — 14 der Brah-
mane Aditisarman, der Sohn des Brahmanen Bhavtnäga,
ein Anhänger (sahrahniachärin) der Väjasaneyiääkhä des
weissen Yajurveda und ein Sprössling des Geschlechtes (aagotra)
des Sehers ParHSara. Seine Familie oder vielleicht er selbst
stammte aus Udumbaragahvara. Er wohnte in Ehetaka,
dem jetzigen Khe(Ja (Kaira), und gehörte zu der Gemeinde * (sd-
mänya) der udumharagahvarachäturvidya, d. h. der Chaturvedis,
oder alle vier Veden studirenden Brahmanen, von Udumbara-
gahvara. Das Epitheton vdumharagahvaravinirggata, wörtlich
,au8 Udumbaragahvara herausgegangen oder ausgewandert^,
sowie die Analogie ähnlicher Ausdrücke in anderen Inschriften,
wie ahichchhatravinirgata, girinagaramnirgata ,au8 Ahichchhatra
oder ausGirinagara (Girnar) ausgewandert', beweist, dass Udum-
baragahvara der Name eines Landes oder einer Stadt seinmuss,
welcher aber bisher anderswo nicht nachzuweisen ist. Was die
Erklärung des Wortes betrifft, so kann man einen Zusammen-
hang mit dem auch von den Griechen erwähnten Volke der
Udumbaras denken. Dieselben waren nach Yadavapra-
käsa's Vaijayanti^ eine Unterabtheilung der Silvas. Wahr-
scheinlicher ist es jedoch, dass man unter udumhara die be-
kannte Art von Feigenbäumen zu verstehen und das Compositum
durch ,ein Dickicht von Udumbara-Bäumcn^ zu übersetzen hat.
1 Bezüglich der ErkläruDg des Worte» sdmdnya folge ich jetzt" Dr. Bhag-
vänlfil Indraji, Indian Antiquary vol. XIII, p. 80, obschon die von ihm
aDgenommene Bedeutung aus der Literatur bisher nicht nachgewiesen ist.
2 Vaijayantl, bhümika^iija, desadhyäya, sl. 36—37*; 4Jl«^|4sl [Ms. ^^^TT*]
1040 Bühler.
Ortsnamen, welche mit umar, einem der modernen Vertreter von
vdumbara^ gebildet sind, finden sich auf der Karte von Indien
sehr häufig. Das ganze Compositum udiimbaragahvaravinirggata
würde, streng gefasst, bedeuten, dass Aditidarman selbst aus
Udurabaragahvara ausgewandert war. Die weitere Behaup-
tung, dass er in Khecjä wohnte und, wie man ergänzend an-
nehmen muss, zu der (dortigen) Gemeinde der Udumbara-
gahvara-Chaturvedis gehörte, lässt diesen Punkt wenigstens
zweifelhaft. Die Inder sind bei solchen Angaben oft nicht genau
und sprechen z. B. von irgend einem Manne als ihrem guru oder
dclidrya, der nachweislich einer der früheren Lehrer der Schule
des Redenden (pararhparayä gurul/,) war. Pie Existenz einer
besonderen Gemeinde von Udumbaragahvara-Brahmanen in
Khe(}4 erklärt sich leicht durch die noch jetzt bestehenden
Verhältnisse. Wandern Brahmanen in einer Stadt ein, so werden
sie in den meisten Theilen Indiens ' nicht von den früher an-
sässigen Mitgliedem ihres varna aufgenommen, sondern bilden
eine fUr sich geschlossene sogenannte Kaste. Die Ankömmlinge
erhalten gewöhnlich nicht einmal die Commensalität, noch seltener
das Connubium mit den älteren Ansiedlern. Zu den Verwal-
tungen der inneren Angelegenheiten, wie der Auferlegung von
Bussen, werden sie nie zugelassen. Eine jede grössere indische
Stadt enthält deshalb mehrere getrennte Gemeinden oder Kasten
von Brahmanen und manche Provinzen eine sebr grosse Zahl,
z. B. Gujarat uic^hr als achtzig. Von grossem historischen Inter-
esse ist es aber, dass sicli noch lieute wenigstens im Districte
von Khe(]a, Brahmanen finden, welche man als die Abkömmlinge
der in unserer Insclu'ift erwähnten Gemeinde ansehen darf. Dies
sind die U(luml)aras oder Udambaras,'^ welclie besonders im
ncirdliclien Gujanit, jonseiis des Flusses Mahi, in den Collec-
toraten Klieja, Ahmadabad, l*anch Mahals. sowie in den ein-
' Eino AuKnalimo iiiHclit KaNinir; wiehe Kasinir Kcport p. 11).
- })'\o letztere Forin iHt die gewöhnliche und beruht auf der häufif^eu Ver-
tretung von Skt. n durch a (n) selbst in accentuirten Sill)en. Die Form
Udambara hat zu einer weiteren Corruption Dambara Anlass ge-
geben, die ich zwar nie gehört habe, die sich aber bei Jagaddhara zu
Mfilatimädhava p. 1 1 findet. Javerialfil Umiashankar nennt die Udam-
baras, Jour. Bo. Br. Roy. As. 8oc. vol. X, p. 110, als Nr. 17 in seiner
Liste der Kasten von Gujarat.
Ueber eine Inschrift de« Königs Dharasena IV. von Valabhi. 1041
geschlossenen und angrenzenden Vasallenstaaten ziemlich zahl-
reich vertreten sind. Auf meine Fragen nach ihrer Herkunft
und ihrem Verhältnisse zu anderen brahmanischen Gemeinden
wurde mir an verschiedenen Orten übereinstimmend geantwortet,
dass die Udumbaras sich als Einwanderer betrachteten, und
dass zwischen ihnen und den übrigen Brahmanen der annavya-
vahdra und der kanydvyavahära nicht bestände. Aus hand-
schriftlichen Materialien * über die Vedas, Säkhäs, Gotras und
Secten der in der Präsidentschaft von Bombay lebenden Brah-
manen, welche bei dem Census von 1880 auf meine und Räo
Bahlldur Gopälrao Deshmukh's Veranlassung gesammelt wurden,
sehe ich, dass die Udumbaras jetzt den Rigveda und den Yajur-
veda Studiren, sich theils zur Mädhyandini, theils zur M&r-
jani (?) *^ Mkhd und zu den gotras der Rishis Agastya, Kutsa,
Gautama, Bharadväja und Vatsa rechnen, und dass sich unter
ihnen sowohl Saivas und Vaishijavas als auch SmÄrtas finden.
Die mir gegenüber gemachte Behauptung, dass die Udumbaras
in Gujarat eigentlich Fremde sind, ist durchaus glaubwürdig.
Denn in den von Gujarat östlich, sowie etwas nordöstlich und
südöstlich gelegenen Provinzen sind gleichnamige Familien in
grosser Anzahl ansässig. Hiemit stimmt es (wie es auch für
das Alter der Gemeinde von Bedeutung ist), dass der bekannte
Dichter Bhavabhiiti, welcher aus Vidarbha, dem heutigen
Berar, gebürtig war und in der Mitte des 8. Jahrhunderts p. Chr.
schrieb, sich selbst einen Udumbara nennt. ^ Alle diese Um-
stände scheinen mir bedeutsam genug, um die vorgeschlagene
Identification sicherzustellen. Man braucht sich bei derselben
nicht durch den Umstand bedenklich machen zu lassen, dass in
der Inschrift Udumbaragahvara erscheint, während der moderne
Sprachgebrauch Udumbara bietet. Denn der Inder liebt es,
lange Namen zu kürzen und, falls dieselben Composita sind, den
' Diese Materialien sind mir von dem Census-Officer J. A. Baines Esq.
zur Publication übergeben. Ich fürchte, dass viele der einzelnen An-
gaben zu ungenau sind, um wissenschaftlich verwerthet werden zu
k{5nnen.
' Wahrscheinlich nur eine Corruption von M^dhjandini. Die alten
Namen sind in den Census-returns oft entsetzlich entstellt, was bei der
Unwissenheit der Brahmanen und der Zähler nicht wunderbar ist.
3 Mälatim&dhava p. V und p. 11 (Blifuidärkar).
1042 BAhler.
bedeutMiimAten Theil für das Ganze zii gebrauchend E» verdient
auch erwähnt zu werden, dasB die Namen anderer brahmanischer
Gemeinden in Gujarat, die Nägaras oder Anandapuriya«, die
Jambavas von Jambüftar, die (iimäräs und die KayakvälAs in
den luHchriften der Könige von VaUibhi, der Gurjaras und
Chaulukyas erwähnt werden.
Gegenstand der Schenkung sind zwei Felder (lahetra)
und eine bhrishfiy'^ deren Lage und Grenzen genau angegeben
werden. Das eine Feld nebst der bhrishti^ lag im dhdra oder
Regierungsbezirke^ von Khetaka, in Kolamba^ und im
Osten der Feldmark des Dorfes Va^<)asomalikä. Die Grösse
dieses ersten Feldes wird dadurch bestimmt, dass es khetakefa]-
mdnena vrUnffipifukadvayavdpam genannt wird. Es erfordert
also ,zwei nach dem Masse von Khetaka (gemessene) ttipitvkoM
Reiss als Aussaat^ Grössenbestimmungen von Aeckem durch
Angabc des Masses des erforderlichen Saatkorns sind noch in
Indien gewöhnlich. Was ein {t^pituka war, vermag ich nicht
zu sagen, da das Wort sonst nicht vorkommt. Die erste Silbe
ist wahrscheinlich verschrieben, denn ein Sanskritwort kann
nicht mit zwei t anfangen. Wenn hier und weiter unten
,von dem Masse von Khetaka' die Rede ist, so bezieht sich
der Ausdruck darauf, dass Khetaka, das heutige Khe4^,
welches früher wie jetzt die Hauptstadt eines bedeutenden
Districtes und wahrscheinlich eine wichtige Handelstadt war,
seine besonderen Masse und Gewichte hatte. Wie im Mittel-
alter und noch später viele grössere deutsche Städte ihre eigenen
Pfunde, Scheffel^ Ellen u. s. w. besassen, so stand es auch bis
1 Zachariae, Lex. Beitr. p. 34 — 36.
^ Uebor <Ho Hcdoutung des Wortes siehe unten.
' So hoisHt es hior. Weiter unten Z. 20 wird aber die Lage der bhrishfi
anders angegeben.
* Uebor die Bedeutung des Wortes dhdra oder dharani siehe meine Aus-
einandersetzungen, Ind. Ant. vol. VII, p. 54.
^ Kolamba inuss seiner Stellung nach also der Name einer Unterabtheilung
dos Kegicrungsbezirkes von Khetaka gewesen sein. Ob es ein pa-
thaka oder eine bhukti war, lässt sich nicht bestimmen. Wegen der
BodfMitung dft« Wortes kolamha vergleiche Böhtlingk's W. B. i. k. F.
^fi|4i|^ und l|^m«n.
Cvhn e<ii< tnukrift du Kfialii DliHun» 17. na VaUbbl.
1043
^iror Kurzem in Indien.' Ja, das VoJk rechnet noch jetzt, un-
beklimmert um die ofticiellen Vorschriften, nach eeinen alten, fUr
jeden District vei-achiedenen Massen, Gewichten und Münzen.
Die Grenzen des Feldes waren (Tafel H, Z. Iti-l?): öatlich die
Mark des Dorfes Sihumijja, südlich die Mark des Dorfes
ViÄvapaUi, westlich ein Feld Dropaka gehörig, (genannt)
aamikedära, nördlich ein Maheävara gebüriges Feld, (ge-
nannt) Khagga<jikc(Iäri. Das erstgenannte Dorf dürfte das
heutige Sihünj oder Siinj sein, welches zwischen Mehmudä-
bäd und MaLudä liegt. Das zweite Dorf Visvapalii ist das
südwestlich gelegene V&nsol. Die moderne Kndung ql entspricht
durchweg dem alten palli. Die Vertretung von vUva durch
vans i. e. vami ist im Gujaräti leicht mtiglich, da oft a für i
eintritt und die Nasalirung bei Auslassung eines assimilirten Con-
sonanten »ehr gewiihnlich ist. Kürdlich von Vansol und gerade
westlieh von Sihßnj findet sich Vaiptv&li, welches sehr wahr-
soheinHch der moderne Vertreter des alten VadiJaBomälikä ist.
Das Wort kedara, welches in den Namen der Felder vorkommt,
ist mit kshetra ,FeId' gleichbedeutend. Samikedära bedeutet
würthch ,dae mit Samt (Prosopis spicigera Lin.) bewachsene
Feld' und Khaggadikedäri ,das kleine mit khaggaifi (Sae-
cbarum spontaneum) bewachsene Feld'. Das zweite Feld lag
(Tafel II, Z. 17-20) in dem südwestlichen (Theüe der) Mark des
Dorfes Duhuduhu welches in dem Nagarakapathaka.' d. h.
,dera unmittelbar zur Stadt (Kheijä) gehörigen Bezirke oder
Kreise' eingeschlossen war. Es erhält den Beinamen kofilaka,
den ich nicht zu erklären vermag, und .erforderte eine Aussaat
von zwei pifhakan Reis nach dem Masse von Khetaka*. Die
Grösse des ptihalat ist mir unbekannt. Seine Grenzen waren : ,im
Osten ein dem makattitra, d. h. Dorf'^chulzen Gotlaka gehö-
riges Feld, genannt Atirama^akedilra (der Spielplatz der
äli, Turdus Ginginius?), und ein Zuckerrohrfeld, welches
Sabbhilaka gehörte; im SUden die Mark des Dorfes Jäinj
1 Siehe die freilich sehr nnvälUtändige Lüte bei Priniep, UiefuI '
(Eawt;s II, 116—131). Kheija ist dort nicht berücksichtigt.
* Ueber die Bedeutung vou palhaka sielie Ind. Änt, vol. VII, p. öl.
Nogara , Stadt' dürflo hier auf die HauptaUidt des ähäi-a, KhejAka oder
KhecjA, XII beliehen flein, da die Leute gen'Uhnlich die wichtigst« Stadl
1 DinlTiüt
1()44 B&hler.
Qapalli; im Westen die Mark des Dorfes Gu<}<}apalli; im
Norden (zwei Felder, genannt) Aralikedära und Samike-
dära,^ und zwei von Termiten ,aufgeworfene Erdhaufen^
Zuletzt folgen die Grenzen der bhrishti (Tafel ü, Z. 20 — 21\
welche im Duhuduhikäpadraka,^ d.h. auf dem freien Weide-
platze des (Dorfes) Duhuduhikä lag: im Osten eine Undani
bei einem Kapittha (Baume, Feronia elephantum); im Süden
ein kleines Feld (keddrikd), genannt Vi4!5Hia(?); im Westen
eine Undani bei einem Kapittha (Baume); im Norden zwei
Undanis jenseits des (als) hrdhmadeya (geschenkten) Felden,
welches dem Brahmanen Vairabhafa gehörte. Was die Be-
deutung von bhrishti betrifft, so erklären die Koshas bhrishfi
durch Miiyavdfi ,ein verlassener oder unbewohnter Garten*.
Das entsprechende Hindi Wort bhi(i oder bhif hat aber nach
Wilson, Glossary of Judicial and Revenue terms, und Elliot,
Kaces of the N. W. Provinces vol. II, p. 235, noch andere Be-
deutungen, unter denen eine ,rai8ed ground near a tank for
planting Piper betel upon' sehr gut passt.^ Wäre es sicher,
dass iLiidam, wie man der Etymologie halber vermuthen möchte,
,ein Wasserbehälter oder eine Rille zum Zweke der Berieselung'
bedeutet, so würde sich die Annahme der zweiten Erklärung
für bhrishti unbedingt empfehlen. Da aber eine authentische
Erklärung für undani bis jetzt fehlt, so wage ich keine Ent-
scheidung zu geben. Ich bemerke nur, dass man häufig sowohl
Gärten (va(]i, vätikä) als kleine Felder innerhalb des Weide-
raumes um die Dörfer findet.
Die in der Inschrift folgenden Bedingungen, unter welchen
die Schenkung gemacht ist (Tafel II, Z. 21 — 24), weichen nur in
1 Siehe oben S. 1043.
3 Padra, welches in den Sanskrit-Koshas verschiedentlich durch grdma-
»arhnive^aj gräniapcUha u. 8. w. und im Desikosha durch grämcuthäna
erklärt wird, hat hier wohl die technische Bedeutung von Gujar&ti
pdtlar (sprich pTidr), welches Narmada^ankar im Narmakosha durch
THRTT UW ^i{K*n ^nft ^ it'C ^¥^ ^ ^ % ,der vor
den Pforten oder »Strassonausgängen eines Dorfes gelegene freie Platz,
wo die Kühe und das übrige (Vieh) weiden'. Wegen dieses freien
Platzes vgl. Manu VIII, 287, wo die normalen Dimensionen desselben
angegeben sind.
3 H. H. Wilson leitet hhi(l irrthümlich von Skt. hhUti ab. Bh%(i geht
auf ökri^hß (Tafel II, Z. 20), MiH auf /thruth^i (Koshas) zurück.
1046
einem Punkte von den auf anderen Platten vorkommenden ab.
Ea wird bemerkt (Z. 23), daee die Objecte pürvi^pi-attadeva-
hralimadeyahrdhmanamhiatirahilam, d. h. ,mit Ausachluss von
trUber gegebenen Schenkungen an Götter und Brabmanen,
sowie dos (an) Brahmanen (zu zaiilenden) Zwanzigsteln (vom
Krtrage)' gescbeiikt sind. Es ist dies das erste Mal, dass iett
in einer Inschrift eine Erwähnimg ,deB Zwanzigsten flir Brab-
Dianen' finde. Diese Abgabe wird aber mitunter in Werken
über Dharma den Vaisyan und Südras als verdienstlich em-
pfohlen.
Die folgenden Zeilen (Tafel II, Z. 24—2»), welche die ge-
wöhnlichen Ermahnungen an spätere Könige, die SSchenkung
zu genehmigen und zu beschützen, sowie die hierauf bezUghchen
Oitate aus der Smi'iti enthalten, bieten nichts Neues. Interessant
dagegen ist es zu huren (Z. 28j, dass ,(ler (mit dem Vollzüge
der Schenkung betraute) Vertreter {dätaka, des Königs) die
Prinzessin Bhüvä war. Sie erscheint in derselben Eigenschaft
in der fi-üher vei-öffentlichten Inschrift Dharasena des IV, Dort
scheint ihr Name aber Bhüpä zu sein, wenn nicht ein blosser
Schreibfehler vorliegt. Geschrieben wm'de die Schenkung von
dem Herrn der Diviraa, d. b. Staatssccretär Skandabbata dem
Sohne des Staatssecretärs Vatrabhatti ('''), welcher mit den
auf Krieg und Frieden bezüglichen Angelegenheiton betraut
d. b. Kriegsministcr war. Dieselben Namen und Bezeichnungen
kommen auf allen anderen Inschriften desselben Königs und
auch sonst noch vor.
Das Datum der Inschrift endlich ^ ^00 + ^0 ft( *II1^-
fjj^ ■^ ^ ist von dem grössten Interesse, da es für die Lüsuug
eiuer der vielen schwierigen Fragen der indischen Chronologie
eine willkommene Hilfe gewäLrt.
luf den ersten Blick schien es mir, inabesondere
mit Rücksicht auf das doppelte Datum' in der früher veröffent-
lichten Inschrift des letzten bekannten Königs von Valabhl, S!lä-
ditya VI. oder Dbrubhatii unmöglich, dass diese verkürzten
Silben und Zaltlzeichen fUr etwas Anderes stehen ki3nnten aU
I IiiilUii Aiitiqimry, vol. VII, p. SG M^dH f.ltflMill!^ «H^^'^IRK^-
Sitmugibei. J. |>lill.'liiil. VI. CXI. Ud. U. Ufl.
1046 Bfthler.
wörtlich ,im dritten durch dreissig vermehrten (abgelaufenen)
Jahrhunderte, im zweiten (Monat) Märgasira», am zweiten (lu-
naren Tage) der lichten (Hälfte)^^ Es schien mir ferner gauz
imdenkbar, dass dvittyamdrgaMrasij falls der Text nicht etwa
verdorben wäre, etwas Anderes als ,im intercalirten Monate
M&rgaiiras' bedeuten könnte. Die hohe Wahrscheinlichkeit
dieser Ergänzung und Erklärung wurde mir von den besten
Epigraphikern, unter denen ich nur Herrn J. F. Fleet nenne,
sofort zugestanden. Der letztere, wie auch andere, machte
aber ein naheliegendes Bedenken gegen die Richtigkeit des
Textes geltend, indem er darauf hinwies, dass nach den jetzt
geltenden Regeln die Monate MärgaSirsha, Pausha und Mägha
gar nicht eingeschaltet werden können. Hierauf konnte man
zwar antworten, dass die Annahme einer andern Methode der
Einschaltung bei dem häutigen Schwanken der Inder in ihrem
astronomisch-chronologischen Verfahren tür die ältere Zeit ganz
unbedenklich ist. Trotzdem war die Möglichkeit eines Irrthums
des Schreibers nicht ausgeschlossen. Da die letzte Ziffer des
Datums eine Zwei ist, konnte er aus Versehen die Silbe dvl
eingefUgt haben. Diesem Zweifel macht aber eine von Herrn
C. Bendall in Nepal aufgefundene Inschrift ein Ende, welche
ohne Zweifel Aiiisuvarman gehört und saiiivat 34 ,das
Jahr 34 (der Sriharsha-Aera)^ zeigt und den prathamapausha
,den ersten (Monat) Pausha* erwähnt.^ Die volle Schrei-
bung lässt keinen Zweifel an der Richtigkeit des Textes zu.
Der Ausdruck prathamapausha beweist, dass im 7. Jahr-
hundert p. (^hr. bei den Astronomen Nepals eine Regel der
Intercalation galt, welche den Monat Pausha nicht ausschloss,
und dass das Zahlwort prathama zur Bezeichnung eines
1 Die Möglichkeit, doi zu der Jahreszahl zu ziehen und diese 332 zu leseu,
ist dadurch abgeschnitten, dass erstlieh dvi fdr die Ziffer 2 (=) auf
Kupfertafeln nicht nachweisbar ist, und dass ferner eine Schenkung
Dhruvasena des III., des Neffen und Nachfolgers Dharaseiia's,
mit dem Datum aam 332 existirt.
' Das ganze Datum lautet: samvcU 34 pralfiamapatuha iukla dviSydt^dm.
Ich verdanke die Mittheilung dieser Inschrift der Freundlichkeit Bendairs.
Er hatte das Compositum praüiainapaushaj unabhängig von mir, ganz
richtig gedeutet. Die hischrift wird in seinem Berichte über die Resul-
tate seiner Reise nach Nep&l als Nummer II veröffentlicht werden.
Ueber eine Inschrift des Königs Dharasena lY. ron Yalabbt. 1047
der durch Intercalation verdoppelten Monate verwendet wurde.
Es steht somit der Annahme, dass um dieselbe oder in vielleicht
noch etwas früherer Zeit eine ähnliche Regel in Valabhi galt und
dass das Zahlwort dvitiya in gleicher Weise verwendet wurde,
nichts im Wege. Im Gegentheil wird dieselbe durchaus wahr-
scheinlich.
Diese Bestätigung meiner ursprünglichen Interpretation
des Datums unserer Inschrift ermuthigt mich, den Versuch zu
wagen, dasselbe zur Bestimmung des noch immer strittigen
Anfangspunktes der in den Valabhi - Inschriften gebrauchten
Aera zu verwenden. Bekanntlich wird von einigen Gelehrten
angenommen, dass dieselben nach der sogenannten Valabhi-
Aera, welche im Jahre 318 — 319 beginnt,^ datirt sind, während
andere meinen, dass die Könige von Valabhi, ursprünglich
Vasallen der Guptas, deren Münzen sie ausschliesslich copirt
haben, die Gupta-Aera gebrauchten. Bezüglich der letzteren
sind drei Ansichten vorhanden. Erstlich haben wir die Tra-
dition Benlni's, dass die Gupta-Aera, ebenso wie die von Valabhi,
Sakasaihvat 241 begann. Diese wird von vielen Orientalisten
für unanfechtbar gehalten, obschon Ben\ni*8 Bericht über die
Guptas deutlich sagenhaft, nicht wirklich historisch ist. Zweitens
hat General A. Cunningham^ durch astronomische Berechnungen
darzuthun versucht, dass die Guptas vom Jahre 167 p. Chr. an
ihre besondere Aera einführten. Drittens setzte Sir E. C. Bayley,
gestützt auf seine Lesungen der Daten auf kabulischen Münzen,**
den Anfang der Gupta-Aera in das Jahr 190 p. Chr. Dieser
letzteren Ansicht habe auch ich mich bisher angeschlossen,
besonders weil ich Siläditya VI., genannt Dhrübhata, fUr den
von Hiuen Tsiang^ erwähnten König T'u-lo-ho-po-t'u hielt.
Aus dem Obigen wird klar sein, dass die Angabe unserer
Inschrift, nach welcher Saifivat 330 eine Intercalation des
Monats MärgaSirsha stattfand, uns erlaubt, eine Probe auf die
' Indian Antiquary vol. XI, p. 241. Die indische Tradition sagt, dass
Valabhi in Vikramasaihvat 375 zerstört wurde; BerOni behauptet, dass
die Aera des Balab Sakasaihvat 241 begann. Die Inschrift des Aijnna-
dera stimmt, wie Dr. Hnltzsch gezeigt hat, mit der indischen Angabe.
2 Cunningham, Arch. Reports vol. X, p. 111 — 127; Indian Eras p. 63 — 59.
3 Sir E. C. Bayley, Dates on the coins of the Hindu kings of Kabul
Num. Chron., Third 8er., vol. II, p. 128—165.
♦ Beal, Siyuki, vol. II, p. 267 und Ind. Ant. voL VII, p. 80.
67*
1048 Btthler.
Richtigkeit der verschiedenen Ansätze des Anfangs der frag-
lichen Aera zu machen. Intercalationen kommen nicht alle
Jahre vor und Intercalationen des Monats M^rgasirsha nur in
längeren Zwischenräumen. Da man bei indischen Daten nie
ganz sicher sein kann, ob bei der Angabe von Jahren das
verflossene (wie gewöhnlich der Fall ist) oder das laufende
(was seltener vorkommt) gemeint ist, und da man auch betreffs
der Rechnung des Anfangs einer Aera stets im Unklaren ist,
ob mit dem Jahre 0 oder dem Jahre 1 angefangen wird, so
legte ich mehreren befreundeten Gelehrten, die mit astronomi-
schen Rechnungen vertraut sind, die Frage vor, ob in den
Jahren 496-498 p. Chr. (166-167 + 330— 331), oder in den
Jahren 519—521 p. Chr. (189—190 + 330—331), oder endlich
in den Jahren 648—650 (318—319 + 330—331) eine Inter-
calation des Monats Märgaäirsha möglich sei. Die überein-
stimmende Antwort der Herren Dr. J. Burgess und Dr. R. Schräm
lautete, dass eine solche Intercalation nur im Jahre 648 p. Chr.
stattgefunden habe. Bei der Wichtigkeit des Resultates gebe
ich Herrn Dr. Schram's mit grosser Sorgfalt gemachte Be-
rechnung vollständig in seinen eigenen Worten.
,Um zu entscheiden, in welchen der mir zur Untersuchung
vorgelegten Jahre 496—498, 518 — 520 und (>48 - 650 Märgaeiras
ein Schaltmonat sein konnte, bieten die vorhandenen Tafeln
keinen directen Anhaltspunkt, da denselben zufolge Margasiras
überhaupt nicht Schaltmonat sein kann. Ein Blick auf Cunning-
ham's „Book of Indian Eras, general table of corresponding
dates" zeigt, dass diesen zufolge nur die Jahre 497, 518 und
648 Schaltjahre waren, und dass in dem ersten Jyaishtha, in
dem zweiten BhÄdrapada und im dritten Karttika eingeschaltet
wurden. Sieht man nun von der jetzt geltenden Regel ab, nach
der ein Monat intcrcalirt wird, wenn zwei Neumonde im Ver-
laufe desselben, nach dem genauen Eintritte der Sonne in das
betreffende Zeichen berechneten Sonnenmonates stattfinden, wo
dann bei den kurzen Wintermonaten eine Einschaltung un-
möglich wird, und untersucht man, ob sich in den indischen
Quellen eine andere Regel findet, nach welcher alle Monate
intcrcalirt werden können, so findet sich zwar eine solche nicht
direct angegeben, die Art und Weise aber, in welcher im
Süryasiddhänta I, 48 — 51 die Zahl der seit dem Beginne der
Ueber eine Inschrift des Köu^s Dhar&sena IV. Ton Valabhi. 1049
gegenwärtigen Schöpfung verflossenen Tage berechnet wird,
scheint darauf hinzuweisen, dass der Autor eine gleichmässige
Vertheilung der Schaltmonate zu Grunde legt und die Dauer
der Sonnenmonate als ganz gleichmässig annimmt. Dann kann
natürlich jeder Monat Schaltmonat werden. Der Süryasid-
dhänta sagt in der angeführten Stelle: „Die Zahl der ver-
flossenen Jahre reducire auf Monate und addire die ver-
flossenen Monate des laufenden Jahres, beginnend mit der
lichten Hälfte des Chaitra; setze das Resultat an zwei Stellen
an; multiplicire es mit der Zahl der Schaltmonate und divi-
dire es durch diejenige der Sonnenmonate und addire zum
letzten Resultate die so gefundene Zahl der Schalt-
monate; reducire die Summe auf Tage" etc. Bei dieser
Regel wird die Länge der Sonnenmonate gleich angenommen
und daher ist auch die Vertheilung der Schaltmonate eine
ganz gleichförmige. Nach diesem Verfahren wird ein Schalt-
monat dann eintreten müssen , wenn die Zahl der so* gefun-
denen Schaltmonate um eins gewachsen ist. Die Zahl der
Schaltmonate wird aber, wenn wir jetzt die oben ausgedrückte
Regel mathematisch darstellen, gegeben durch den Ausdruck
X = (12 J -{- M) — '- , wo J die Zahl der verflossenen
^ • 51,840.000
Jahre des Kali Yuga und M die Zahl der verfossenen Monate
des laufenden Jahres bezeichnet. Soll nun der M^ Monat
eines Jahres ein Schaltmonat sein, so muss ofl^enbar die Zahl
1 593.336
(12 J^ + ilf) — '- um eine Einheit erösser sein als die
'51,840.000 i-o„„„„
Zahl (12 J + M — 1) ±^:!2:^ . Nun ist aber fUr die vor-
51,840.000
gelegten Jahre
(12 X 3597 + 10) J22^^^"_ = 1326-981,
01,840.000
dagegen (12 X 3597 + 11) ^??f£±£^ = 1327012.
' 51,840.000
(12 X 3619 + 6) -^i^-— - = 1334-972,
51,840.000
dagegen (12 X 3619 + 7) _L^!!£:£?!L ^ 1335003.
51,840.000
1050 Bflhler.
(12 X 3749 + 8) '''-''^'^'l'L ,^ 1382*081,
^ 51,840.000 '
dagegen (12 X »740 + 9) '':'-_^" = 1383012.
^ ^ ^ ^ 51,840.000
So wäre also im Jahre 3597 der 11. Monat, im Jahre 3619 der
7. Monat und im Jahre 3749 der 9. Monat ein Schaltmonat: im
Jahre 648 wäre also in der That bei solch gleichmäßsiger Ver-
theilung der Schaltmonate Marga^iras der Schaltmonat. Rechnet
man filr dieses letztere Jahr nach Warren's Kala Sankalita
Tafel XXIX „for iinding the Epochs of raean intercalations**,
so findet sich
Jahre
Monate
Tag«
0.
V.
1897
10
2ö
41
40
170H
1
11
7
30
132
10
7
11
Ö5
10
10
4
15
40
3740
8
' 18
m
4ö
Das heisst, eine mittlere Einschaltung war filllig, als 3749 Jahre
8 Monate und 18 Tage seit dem Kali Yuga verflossen waren,
also in der Mitte des Margasiras des Jahres 3749. Wenn aber
in einem der vorgelegten Jahre Margasiras ein Schaltmonat ge-
wesen sein soll, so kann dies nur dadurch erklärt werden, dass
damals nicht die jetzt übliche, auf genauer Berücksichtigung
der Zeit des Eintrittes der Sonne in die einzelnen Zeichen be-
ruhende, Einschaltung gebraucht wurde, sondern dass man sich
begnügte, denjenigen Monat einzuschalten, welcher unter An-
nahme der gleichen Länge der Sonnenmonate und einer gleich-
förmigen Verth eilung der Schaltmonate sich als Schaltmonat
ergab. Nimmt man dies an,' dann war jedenfalls unter den
vorgelegten Daten nur das Jahr 648 dasjenige, in welchem der
doppelte MArgasiras stattfand.'
Dieses Resultat bestätigt also die Annahme, dass die von
den Königen von Valabhi gebrauchte Aera, sei sie die Gupta-
Diese Erklärung wird durch da» NepÄlesischo Datum (Sriharsha-) Saihvat
34 erster Pausha ho^lKtigt. In letzterem Falle muss man jedoch die
Elemente des Brühmaniddh&nta bei der Hi^rec.hnunjj zu Onmde lefiren.
Bei gleichmässiger Vertheilung der Schaltmonate erhält man dann das
Jahr 640 (Srtharshasaihvat 34 laufend) als Schaltjahr mit Pausha.
Ueber eine Inschrift des Königs Dliarasena lY. von Valabht. lO&l
oder die Valabhi-Aera, im Jahre 318 — 319 p. Chr. begann. Das-
selbe gewinnt um so grössere Bedeutung , wenn man einige
andere Entdeckungen in Betracht zieht, welche Bendall, Fleet
imd Peterson in neuester Zeit gemacht haben. Bendali hat
nachgewiesen; ^ dass in einer Inschrift Ainäuvarman's aus
Nepal eine Aera gebraucht ist, welche 318—319 p. Chr. beginnt.
Dies kann nicht wohl die sogenannte Valabhi-Aera sein, weil
das Reich von Yalabhi zu unbedeutend war, um in dem weit
entfernten Nepal beachtet zu werden. Die Annahme dagegen,
dass ein Fürst von Nepal die Gupta-Aera gebrauchte, ist sehr
wahrscheinlich, denn das Reich der Guptas grenzte auf jeden
Fall unmittelbar an Nepal. Ferner war Nepal, wenn man der
sogenannten Samudragupta - Inschrift von Allahabad (Z. 22)
Glauben schenken darf, den Guptas wenigstens zeitweilig tribut-
pflichtig. Unter diesen Umständen liefert BendalPs Entdeckung
ein gewichtiges Argument für die Richtigkeit von Berüni's An-
gabe. Sodann wird in der von Fleet zuerst entdeckten Man-
dosar-DaSapura-Inschrift berichtet,^ dass ,Kumäragupta, im
Jahre 493 der Mälavas, Herr der ganzen Erde war^ Seit
dem ersten Bekanntwerden der Aera der Malavas oder
Mälaveiäas ist es mir, wie auch Cunningham,^ Fleet und
Peterson nicht zweifelhaft gewesen, dass dieselbe mit dem
sogenannten Vikramasaiinat von 57 — 56 a. Chr. identisch ist.
Bei dieser Annahme ist das Datum der Mandosar- Inschrift =
437 — 438 p. Chr. Kumäragupta's bekannte Daten liegen
zwischen den Jahren 96 und 130 der Aera seiner Familie.
Nimmt man Berüni's Ansatz ftir die Gupta-Aera an, so er-
hält man für die beiden genannten Gupta-Jahre 405 - 406 und
448—449 p. Chr. Das stimmt mit der Angabe der Mandosar-
Inschrift, dass Kumäragupta 437—438 p. Chr. herrschte. Frei-
lich bleiben zwei Glieder in der Reihe der Argumente hypothe-
tisch, da ein stricter Beweis, dass die Malava-Aera mit der
Vikrama Aera identisch ist und dass der Kumäragupta der
Mandosar-Inschrift der bekannte Spross der Gupta- Dynastie
ist, nicht geliefert werden kann. Trotzdem lässt sich nicht
' Indi&n Antiqaary, vol. XIV, p. 97 — 98.
^ Peterson, The Auchityäiaihkara of Kshemeudra etc. p. 46.
' Cunninghain, Arch. Rep. vol. X, p. 34.
1052
Bfihler.
verkennen, dass die von Beruni aufbewahrte Tradition jetzt
durch gewichtige Argumente gebtützt wird und dass eine Ver-
werfung derHelbeu höchbt bedenklich ist. Ich fühle mich des-
halb genüthigt, meine früheren Annahmen aufzugeben und micL
denen anzuschliessen, welche Berünr» chronologische Angaben
für unbedingt richtig halten.
Umschrift.
Tafel I.
1 ^ ^f^
IMI<^M<!1M1m
: Mi*<«ii^«<«n*ii!
H4t^q<J|-
li
4 ^r?!«r«IVlfll^N«lifMM: ^hTTTTinjfiT
WTfimTfW%R-
Z. 1. Lies '^f\. -■ Z. '1. LieH ^Ml|^^|f|^. — Z. 7. Lies i(4^IQ |4||f |*.
- z. b. Liü8 •fTTHtT*. - y- i<> LiP8 •infHTrfir*.
üeber eine Inschrift des Königs Dharasena lY. ron Valabh!.
1063
8
T^ ^^4^< 111141 IM i^^Hifia€>q^ flifi^^^i^iri^ |4|<Hi|lfHaf -
3
- 22
: 23
r- 84
r- 26
Z. 11. Lie« •ifinnir*- — Z. U. Lie« 4ig[Pl^l^ — Z. 15. Lies ^-
mfint*. - Z. 23. Lies q^«.
1054
Bühler.
M<4|4ff|4i-
Tafel II.
l^i^liMfilifil^^JHmillurM
e >•
1 Tpm^Tjwnr:
Z. t>. Lies fifT^r — Z. ö. LioH ^fT^; ^3^^**- — ^- <5. Liej* •^JT"
wnpfhT«. — z. s. Lifts •^RTf?^*; 'jtt: — /^ 9 Lies •^rrftir —zu.
Lies iirF^%; •rrerf^*.
Ueber eine Inschrift des Kftnigs Dhansena IV. ron Valabht.
1055
- 21
^R^rniTT^ ^- 22
gwT TwfirerirTTf^: ^m ^w ^r^ ^jfiw^
Z. 14. Liesf^o;
fiflf^^nt^ifVT* z« lesen
. — Z. 19. Lies h\m\. — Z. 20. Vielleicht
Z. 24. Lies •xfr^rr*; ^5FÄ*.
1056 BtthUr. — Ueb«r «ine Inschrift des K6nigi DhMmtSBa IT. tob TaUbhf.
Z. 27. Lies W^«.
BCni.itB. üebor eino Inm^hrift des Krmif;« Dharanena IV. von Valabbl.
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