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SITZUNGSBERICHTE
DEK KA1SKKIJC11£N
AKADEMIE DER WISSEN SCHAFTES .
PHILOSOPHISCH- HISTORISCHE CLASSE.
NEUNUNDFUNPZIQSTER BAND.
WIEN
AUS DEB K. K. HOF- UND 8TAATSDKUCKEKEI
IN COMMI88ION BEI KARL OBROLp S SOHIf, BUCHHÄIII>r.eR DRR KAISKRMUIIRN AKAliRMlE
nRR WI88KN8CHAKTR5.
1868.
SITZUNGSBERICHTE
DKK
PHILOSOPHISCH-HISTOKISCHEN CLASSE
DfiK KAISKKLICHBN
AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN.
neunundfOnfziqster band.
Jahrgang 1868. — Heft I bis IV.
MIT 4 TAKELN SCHRIP'TPROBErJ.
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WIEN.
AUS DSB K. K. HOF- UND STAATSDUUCKEKEI.
IR COMMIIIIOII •■! KABL OKKOLD'S lOim, •UCUKÄHDUCB DBB KAI8KRLICMBK AKAVKUtK
niB WIIIBBICHAFTBII.
1868.
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INHALT.
StiU
Sitzung vom 22. April 1868 3
Sitzung vom 29. April 1868 4
MuttafiOi Darstellung der altmailSndischen Mundart n«eh Bonresiu^s
Schriften 5
Reiffertt'heidy Die römischen Bibliotheken. 6. Die vaticanische Biblio-
thek, b. Bbiiotheca Rej^inensis 41
IVr^cnVAnw der eingegangenen Druckschriften 143
Sitzung vom 13. iMai 1868 149
Sitzung ?om 20. Mai 1868 15u
V, ITarajan, Bericht über die ThStigkeit der historischen Commission
der kaiserl. Akademie der Wissenschaften wahrend des akademi-
schen YerwaltungsJHhres 18A7, vorgetragen in der Commissions-
Sitxung Tom 20. Mai 1868 und darnach in der Classen-Sitzung
desselben Tages durch den Berichterstatter derselben ..... 151
Stark, Keltische Forschungen 159
BoUa, Beitrag zum Studium der gallo-italisehen Dialekte 239
Pfizmaigr^ Geschichtliches über einige Seeleuzustande und Leidenschaften 247
VerzeichnUt der eingegangenen Druckschriften 327
Sitzung vom 10. Juni 1868 331
Sitzungfvom 17. Juni i868 —
II
Seile
Sifsun^ vom 24. Juni 1868 332
Gindely^ Auitug aus der Abhaadluo^ j^Die böhmischen FinanzverhSIt-
niste Ton 1526—1618" 333
Plorentinu^ Der psychische Moment in der Sprachlaut-Verinderung: • . 339
yerzeiehnii» der eing^egan^enen Druckschriften 347
Sitsung vom 8. Jali 1868 353
Sitzung Tom 22. Juli 1868 354
Schulte, Her Galllcum. (Mit 4 Tafeln Schriftproben.) 355
Verzeiehniii der eingegangenen Druckschriften 497
«
SITZUNGSBERICHTE
DRR
KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN.
PHILOSOPHISCH-HISTORISCHE CLASSE.
LIX. BAND. I. HRPT.
JAHRGANG 1868 — APRIL.
To iiiiiiiiiAioiiHkfricIit. «i
SITZUNG VOM 22. APRIL 1868.
Der Secretär legt vor:
1. Eine Eingabe des historischen Vereins in Steiermark, in
welcher das Ersuchen gestellt wird, die Classe mochte dem genann-
ten Verein funf/j'g Exemplare der historisch-topographischen Terrain-
karte überlassen;
2. eine tur die Sitzungsberichte bestimmte Abhandlung des
c. M. Herrn Prof. A. Hussafia: „Darstellung der altmailändischen
Mundart nach Bonvesin's Schritten*':
3. eine l'ör das historische Archiv bestimmte Abhandlung des
c. M. Herrn Dr. B. Dudfk: »Preussen in Mähren 1742. Nach gleich-
zeitigen Aufzeichnungen";
4. eine gleichfalls für das historische Archiv bestimmte Ab-
handlung des Herrn Fr. Kopetzky: „Zur Geschichte und Genea-
logie der Premyslidischen Herzoge von Troppau**.
Da» w. M. Herr Prof. Dr. J. V^ahlen hält einen Vortrag über
Francesco Poggio, in welchem er die Bedeutung dieses Gelehrten
fGr die classischen Studien im XV. Jahrhundert und insbesondere
seine Verdienste um die Wiederauffindung alter Autoren darlegt und
schliesslich den Antrag stellt, die kais. Akademie wolle eine von
Herrn Dr. August Wilmanns unternommene neue Ausgabe der
Werke Poggio's unterstützen.
4 i'niiiiuiMioiiRhericht.
SITZUXC; VOM 2H. AIMUL 1868.
Der Secretsir legt vor:
1. Eine Eingabe des Herrn Di*. Max Letteris in Wien,
worin derselbe um eine Subvention zur Herausgabe eines hebräischen
Werkes: „Sicaron Bnsepher, Memoiren, ein Beitrag zur Literatur-
und Culturgeschichte im 19. Jahrhundert,*' ersucht;
2. ein Schreiben des Herrn Karl Stadimavr, Oberlehrers zu
Steinbach am Attersee, in welchem derselbe um Erklärung einer auf
einer Bleiplatte beßndlichen Inschrift ersucht;
3. ein Dankschreiben des Herrn B. Czerwenka in Bamsau
für die Monumentn concUiorum »acculi "XV.
Mussafia, Darstellung der altmailändisvhen Mundart etc. h
Darstellung der altmailändischen Mundart
nach Bonvesin's Schriften.
Von dem c. M. A. Mussafia.
Genaue Darstellungen der Laut- und Formverhältnisse einzelner
Mundarten thun vor allem der romanischen Dialektologie noth. Aus
derartigen Monographien wird sich dann eine vergleichende Dar-
stellung der Mundarten jedes einzelnen Gebietes leicht aufbauen
können. Besonderes Gewicht ist, soweit die Spärlichkeit der vorhan-
denen Mittel es gestattet, auf die älteren Denkmäler zu legen, welche
uns werthvolle Beiträge zur Kenntniss der geschichtlichen Entwicke-
lung der Mundarten bieten. Eine der bedeutendsten Quellen für das
Altnorditalienische , speciell für das Altmailändische, sind die Schrif-
ten des trefflichen Franciscaners Bonvesin da Biva, die uns in
sehr befriedigender Gestalt überliefert worden sind. Eine sorgfältige
Beschreibung dieses Idioms kann mit Becht als die beste Grundlage
für den Aufbau einer Grammatik des Altnorditalienischen betrachtet
werden; und eine solche zu liefern beabsichtige ich in folgenden
Blättern. Ich strebte nach Kürze und überging daher im allgemeinen
alle Erscheinungen, welche die Mundart mit der allgemeinen Schrift-
sprache gemein hat. Die Citate beziehen sich auf Bekker*s Aus-
gabe (Sitzungsberichte der Berliner Academie 18S0 und 1851). Die
einzelnen, nach ihrer Beihenfolge in der Handschrift geordneten,
Stücke sind mit Buchstaben bezeichnet; nach folgender Concordanz:
Blätter der Hs. Band der Sitzungsb. BiStter der Hs. Band der Sitzungsb.
A f- 9b 18S0, 322-334
B 9'>_28* 1850, 438—464
C 28*— 29* 1850. 379—380
D 29'' -36» 1850, 380—390
E 36*— 43*^ 1851, I32-I4»>
F 43*»— 45*" 1851, U2— 14«
D Mussiifia
Blitter der Hs. Band der Sitzungsb. Blätter der Hu. Band der Sitziin^ffb.
G 46»— 50' 1851. 3-9 M 67*— 69^ 1851, 94— 97
H 50*- 55' 1851, 9— 16
N «9"— 73» 1851, 8o— 90
I 65'— 57' 1851, 90— 94 0 73«^- 78»» 1851, 209-217
L 57^—67' 1850, 478—491 | P 79'- 80*» 1851, 217-220.
Lautlehre.
Yocale.
A.
1. Betontes a bleibt unverändert. Greve I 105 aus gravis wie
in der Schriftssprache. Bei atanta E 336 hatten die flexionsbetonten
Formen Einflüss auf die Gestaltung des Stammvocals : aus teutare
konnte leicht tantar atantar werden, und das a haftete dann auch
unter dem Accente.
2. Unbetontes a wurde zu o in lomenti D 295, also vor m.
M 35, wo Bekker parente druckt, hat die Hs. perente. Es ist viel-
leicht ein Schreibfehler; indessen ist die Erscheinung, dass ar vor
dem Accente zu er wird, auch sonst bekannt i).
3. Der Nexus al wird gerne zu ol: olta C 7 neben alto C 6,
oUro B 3 68, coldo B 548 coldana D 354, cohao E 207 colzando
B 372 descohar N 1^8, solto E 51 (molto N 103; boldo B 25
boldeza D 364.
4. Der Diphtong au wird nicht blos zu o, sondern auch zu
ol s) : oldir I 1 , olzudho B 657 neben odire C 1 , olcelli 6 88, golzo
D 270 (gaudium) neben godhio D 223, gölte G 120 {gota, gavita
gau'ta). Dazu olcir §. 29.
4*. Ai wird zu e in pleo I 131 (pla[c]Uum); auch das Suffix
'ärius wird in der Regel zu er (aus air) : nodher A 467, primer-
ana. Vgl. auch §§. 100 und 101.
5. A tritt an die Stelle anderer Vocale in anlautender unbe-
tonter Sylbe: daner B 305 neben dinalri B 162, march B 271,
piatosa B 350, sarrar B 813.
6. Sehr begünstigt wird dieser Vocal im Auslaute von Indecli-
nabilien; nicht blos in fora B 88, oltra B 262, unca B 328, wo das
1) 'or-o im Futurum der 1. Corgufiration wird zu erb; Margherita, Cateriita, tazte^
ritto, gherofano, BaldaMteroni.
*) D. h. au zu <f/ wie aldace^ aldfre, Laldoinine. und secuiidüre.^ aL eben so wie
primäres, zu oi.
Darstellunf^ der altmailindischeu Mundnrt nach Bonvetin*« Schriften. T
Lateinische das Vorbild gab, sondern auch in donca B 271 adojica
B 328, insema B 484 (iu-simulj^ imperpetua B 961, sema A 77,
(semel), volontera B 170 vontera A 286, und in dem adverbiell ge-
brauchten Nomen mestera B 169. Auch omia A 95 ist zu bemerken.
E.
7. Betontes B wird zu t in candira B 679, »ira B 525 , venin
G 72. Auch aus nee wird ni B 529.
8. Betontes i wird nicht zu i>, sondern bleibt e: aleo A 262
(laehis), ten A 35, ven A 1 35. Eben so widersteht es der Verän-
derung zu i vor Vocalen: deo B 148, eo B 465, meo I 19 neben
mia 1 1 5.
9. Betontes e wird gerne zu t, wenn die folgende Sylbe ein t
enthält, eine Erscheinung, welche in der Declination und Conjugation
am deutlichsten zu Tage tritt, §§. 83, 96, 99, 102, 110, 114, 115.
10. Manches unbetonte e, welches in der Schriftsprache zu i
wird, bleibt unverändert. Langes e in den Präfixen de-: defende
B 68, defeetava B 447, demanda B 710, aer: segura B 444. Kurzes
e im Präfixe r<f-; reeeveran B 158, repentio B 528, reposao B538,
reprendeva B 528, reoelao B 403, (in romasi E 39 wird ^ zu o
wegen des folgenden m), dann in myor B 207. Positions-« in preson
B 87, segnor B 446.
11. Weit seltener wird unbetontes ^ zu t, wo die Schrift-
spräche bei e bleibt : Grigol B 546, rezitai D 67 i), spicialmente
B 247 neben spee. B 274.
12. Unbetontes ^ fallt weg in adoHro B 14, desedrar D 381,
invedrisea B 94 (in-veter-) ^ meltrix L 280, (meretrieem)^ re-
cavrao A 82, gidradha G 65, (as-siderata). Es verharrt dagegen
in agpere D 370 , wird eingeschoben in pegero F 50.
13. Im Auslaute findet sich ursprüngliches e im Plurale der
Feminina der lU. Declination, §. 85, in manchen Verbalformen,
§. 94, dann in anze E 149 denanze D 8 inanze B 42; auch in
inverse E 62.
14. Dieser besonders begünstigte Vocal vertritt sehr oft f,
§. 15 — 18 und 20; dann unbetontes o, g. 28; unbetontes n, §. 33.
*) V|;l. übrigen« it. gitto neben tfetto^ wo e selbst unter dem Acceiile xu i wird.
O Mussafiti
I.
15. Betontes I wird zu e auch dort, wo die Schriltsprache t
bewahrt. Zunächst im Suffixe ~ili~: conHejo B 252, fameja B 427,
meraveja B 637, dann in desedra E 306 (dfsiderat), meser V 31
neben misero A 13, pegero F 50; man bemerke auch edro N 208
(iterj. Dagegen bleibt t in liga.
16. Eben so oft wird betontes Positions-/ zu e: atenze N 46,
comefiza E 331, endego G 13, in ferner B 251, lengna B 22, lenze
N 141 (Imgere), prthicepo A 37, seneslrn D 57, vence E 39,
Suffix -igntis: benegno B 548, malegno A 157, und fremdes
Suffix -iiig-: losenghe L 296, solenga A 12. Dagegen bleibt t in
magistro L 484, vinge N 93 fviginti). In infinni B 246 neben
ferma E 6, virgeni E HO neben vergene B 56 mag das folgende t
eingewirkt haben.
17. Unbetontes i zeigt gleiche Neigung zu e. Vor Allem in der
vorletzten Sylbe von Proparoxytonis : Suffixe -ic-; dornenega B 52,
incarego D 262, salvadeghe B 634, tonega B 553; -in-: femena
B 370 neben femna 0 94, orden B 683, vergene B 56 neben ü^r-
jfiw^ A 2; -i7-; fragel I 122, nobel L 4, mirnbele B 159 neben
terribile D 23 ; überdies gomedhe N 28 (cnbittis)* lagreme L 223,
lemosene B 39 neben lemosina B 99, po/^o? N 170 (pollicem)*
prestedho B 130. Bei fragili D 140, mirabili C 3, previdhi P 40,
(doch in demselben Verse auch prevedhi) mag das t des Auslautes
das vorangehende gesehGtzt haben. Übrigens bleibt / auch in an-
deren Wortern: anima E 1, asino 0 102, domino B 300, imagine
P 65 und in der Hegel im Superlativsuffixe -issimo; nur F 73 no-
vissemo und E 89 bellisseme (nach der Hs. ; Bekker druckte -issime).
18. Vor dem Accent wird i zm e nicht blos in Ableitungen von
Wörtern, die schon in den §§. 15 und 17 ei'wähnt wurden: dese-
draran^ D 114, lagremando B 383, meravejoso B 143, medegao
B 509, sondern auch in zahlreichen anderen : amenuir A 358, de^
xedhar H 128, (de^excHare), matremonio B 63, menestra B 607,
menor D 157, semejante D 209, senestra D 57, getemana L 205,
temorezo B 27, vesende A 28, SuHixe -imentum^ -iior aus Verben
der lil. lat. Conjugation: inteiidemento B 235, planzemenio 1) 270,
rezemento L475, defendetrix L 371: das Suffix -Hat- wird zu
-edha (neben der weniger assimilierten iiade), §. 132.
Darstellung der altniaiUiidischen Mundart nach Bonvesiu'a Sclirinen. 0
19. Verbleiben von i und Posltions-t, wo die Schriftsprache e
hat. bemerkt man erstens in Ableitungen von Wörtern, die schon
^§. 15 und 16 erwähnt wurden: ligndha B 140, amagistrameuto
E 2G1 magUtrar E 289, vingena N 81, infirmitä D 234, dann in:
ininügo B 614, hospital B 268 neben hospedhai B 246, signao
N 18, Präfix in-: impir E 174, inflai D 175, intrar B 62.
20. Weit seltener ist unbetontes i zu e* Prlifix dis-: dexasiao
B 10, dexdenioso B 14, descaro B 138, descavedhao B 610; de^
seoa L 419 (neben diseva L 108j, benedexir D 331, benedejcon
B 292 (neben benedisem D 38S), fedhusia B 326, premitie B 55
premerana B 77 neben primer A 1 1 1, vesin B 197.
21. / entwickelt sich manchmal aus Consonanten: aus c in
deleiti E 100, fruüe E 104 (vgl. auch ct=g §. 60); aus g in
cuintar J 1, reeuinta B 393, cuinteza F 137, (it. contare racconla
contezza aus cogn'tare) neben cuntao B 8}}2 <) ; aus i in repairava
B 657, repairi A 131.
22. Versetzt erscheint t in dinairi B 1 62, mainere N 59, /i£iira
0 51 (paria^ it. pnjd), dann auch p/i/ro als Adjectiv; endlich bei
Verbalformen, §. 108.
23. Ausfall von i findet statt : am häufigsten nach dem Aceente
bei Proparoxytonen : dexme B 55, femnu 0 94, lemosne B 98, me-
deume B 123. Sterin P 13, Suffix -bil-: sfavre B 27 und fast immer
eure, §. 132. Vor dem Aceente in resustao B 356 neben resuscitao
B 869.
24. Dagegen verbleibt i bei Ableitungen mit dem Suffixe -Has
nach-/, wo die Schriftsprache dasselbe ausstösst: so crudelitä D 233,
humilitae J 61. Dagegen utiltä 6 77 (neben utilitae B 282).
25. Eingeschoben ist i in abondia E 116 abundiava B 667
abondievremente B 179, aleinar N 148, maitin G 187, scurio
1) Es kommt überdies vor: euinta B 126 euinter 0 64 und cuintoroto N 23 io
der Bedeatanff „Sorge, besorgt^. Wohl wie prov. coeha hus eoquere coeU
(Et Wb. I, 133); das n ist eingeschoben, worin auch die aus cognitare entsprin-
genden Wörter eingewirkt haben mögen. Umgekehrt findet man in der Bs. cuito
euUar M 51 für cuinto cuintar (wie Bekiter emendierle) „ich erzahle, erxihlen*.
Eine» Schreibfehler anzunehmen, geht nicht an, da die nimliche Form auch in
anderen Denkmälern norditalienischer Mundarten vorkommt (siehe meine Mon.
ant. s. V. cttitar): nberdies ist eine ganz analoge Ausstossung des n in aloitani
K\ 61 {tony'tanutj wahrzunehmeu.
10 Masaafiii
E 29 scuria D 221. itralnudhi N 69. superIni als Plural von su-
perbio D 379 i). In incoatro H 191 enthält sich dagegen die Hund-
art der in der Schrittsprache üblicheu Einschiebung des t.
/ aus betontem e^ §§. 7, 9; aus unbetontem, §. 11; aus
unbet. ti» §. 33.
O.
26. Betontes ö neigt sich zu u; vor allem im Suffix ^oaus:
besogniusi B HO, necessitusi B 176, reliusi B 191» spagurusi
C 30, vermenuai B 257 neben necessiioso B 181 , ghrioso B 183,
voluntaoso B 184; dann in ascusi C 29, cum A 40 (quomodo),
pluran B 375.
27. Betontes o bleibt unverändert, wird also nicht zu uo. In
longo B 468 widersteht das Positions-o der Veränderung zu u.
28. Unbetontes o wird zu u : gugar E 205, pustema B 258 ;
zu e: reonda B 681, seror D 334.
29. 0 wird zu ol in o/^'r B 705, d. h. ci = au = oU §. 4.
30. Unbetontes o fällt weg in dexnor J 25. verharrt dagegen
in Uvore B 295.
Vor m statt unbetontem a, §. 2; statt unbet. «, §. 10.
U.
31. C^wird zu o auch in Fällen, wo die Schriftssprache u bewahrt.
Betontes : dobio A 242, doe B 337, nomero B 355, soa B 437, toe
J 12. Unbetontes: simolaior B 21, mansoeta 6 54, soperbia A 122.
Ebenso Positions-o; adoltro B Uffolmen 0 120, ponze 6 139 com-
pofigio B 385, conzonzer D 30; in unbetonter Sylbe: polzella I 4*).
32. Nicht selten Gndet sich dagegen ti, wo die Schriftsprache
o vorzieht. In betonter Sylbe : multi C 22 neben malte C 22 , putli
M 67, rusai 6 72 neben ro^^o 6 76, vulti E 338. In unbeton-
ter Sylbe: miraculo B 441, tribulao B 11; abundaniia A 474
abundiava B 667, conf'undenie I 36, dulcissimo I 19 (aber
*) H 179 donea teo tolio dra roba per quet no aont eo fhtra oder wie mir die Hand-
schrift za haben «eheiiit fuira. Die Bedeutung kann nur .diebisch** sein, vgl. D 215.
Ich deute das W^ort aus fur^ erweitert zu furiut. Ist damit antma fuja bei Dante
nicht zu Tergleichen? G 74 wusste ich nicht zu entscheiden, ob pervertio mit ein-
geschobenem I o<ler pervertio zu betonen sei.
*) Hieher gehört auch formento B 612, wo das u ursprün^iich lang war (frutnentum),
dureh die Metathese aber in die Position trat
DiirsteUuiii^ der Rltmailaoilischeu Mundart nach Bonvesiir« Schriften. 1 1
dolce l 7), multipUca B 1 43, mtijer B 67, sepuUure C 39, siispiri
l 40, sustentamento B 1 28, voluntä B 1 87.
33. Unbetontes u wird zu t in pisor B 169 (j=spiisar aus
plu8,)^ lüsinioli 6 87, zu ^ in volentae E 260 und Präfix sub^i
setili D 37S assetüia N 184, secorre A 452.
{Jaus unbetontem o, §. 28.
CousonantcD.
Liquiden.
34. L wird sehr häufig zu r; are H 94 neben aleE 101, a/iti-
rtrao A 4'i9 , baira B 760 (balia)* consaranze B 60 neben (/<f«-
cofisolanze E 204, cortelo N 194, cor«^ {colFgereJ, dore M 85,
feronia A 44, gameri N 52 (camelli)^ gora E 154 gorardo B 14
neben ^oto E 291, gremoradha 0 305, invorando H 63, marament
E 251 i) maratia 0 182 marütoso A 182 neben uta/ L 459,
ortoran B 475, pdscoro 0 102; parese D 74, piatore B 41, perigori
A 476, r^^ora B 62 iuregoroso F 95, «^//oro N 186, ^aror^ E 205,
^or^ M 88 neben ^o//^ A 7, rar^ H 93, v/ora B 347, vor^ E 386
vor B 189 neben vol B 181, Suffix ~bil: stavre B 27, caritevre
B 365, meravejevre B 366, plasevre B 367, retornevre B 368,
flevereza D 350 und in der Verbindung des Artikels mit der Prä-
position ifo ; dro dra dri dre, §. 79.
36. Auslautendes /lallt weg in ce B 228, ma F 104«), dann
in mirabe B 159 mirabi C 36, nobe B 769, /e^Al D 334 (=^fedU
fedüi fedeli). Inlautendes im Plural von Nomina auf -al -oli
hospedai B 246, moriai L 89, li quai B 248, broi^ 108, vermesoi
D 93.
36. L nach einer Muta oder Spirans verharrt in der Regel :
BL: blastemai D 75 neben biama N 77, blanco B 214.
FL : plaghe B 258 implagao I 20, planze D 3, plaque B 626,
implegar B 204, plen B 4öO, plu B 247, exemplo B 23.
FL: flevereza D 350, iw/?rti D 175.
CL: clurilae L 9.
0 Bekker liest tnatatneni.
') Audi in c«|fia N 181, wenn man cuyinl N 66 herät'k»ichtigl.
12 Muttsafiü
Ausfall voii L durch eingeschobenes i und Verschmelzung des
letzteren mit einem folgenden t bemerkt man in afßzimento 0 168
(offlig>), pisor B 169.
37. Die Formel CL wird sehr häufig durch g wiedergegeben :
aparegiae B 433, agina 6 60 degina M 123 ingina E 263 neben
aclina A 206, cugial N 66 {cochlearj, covergiar D 110, gia-
mando B 524, gesia B 35, geregao L 478 (clericatus), magia
B 95, masgi 0 128, mesgiada L 300, ogio I 93 ogl B 523, orege
E 154, sgiopar D 159 {schioppare aus scloppus stloppus^, soper-
giar D 286 sopergio A 4, vermegia 6 63 *). Eben so GL: giadio
D 204, ^la^a E 140, ve^tar B 113.
38. Nicht nur dass U wie so eben bemerkt, dem Eindringen
eines i widersteht, nimmt es vielmehr die Stelle eines lateinischen
t ein. Zuerst in Verbalformen, §. 108, dann auch in stracamblai
C 35. Bemerkenswerth ist clera N 1 11, it. cera aus cara,
39. LS wird zu ss in vasse vosse^ sigmatische Perfecta von
valeref vol-ere,
40. £J wird gewöhnlich zu j: Suffix -i«- (§. 15) fijo B 226,
meß B 298, major B 18, mujer B 413, vojo B 132 voja B 17.
Bei vorangehendem unbetonten i kann J wegfallen: fioli B 59. Aller-
dings kommt auch li vor: lilio L 7, travalie B 70; es ist aber
sehr wahrscheinlich , dass damit wieder nur die Aussprache j ge-
meint sei. Man vergleiche wenigstens batalia E 42 und bataja
A 428, dolia und doja D 250, orgoliusi D 248 und orgojoso B 14.
41. JB wird zu /; cugial N 66, Grigol B 546, meltria: D 214.
42. R wird versetzt: 1. von einer Muta zur anderen: inirego
L 220 intregamente B 79 (neben interra L 7), prea A 300 pree
C 23; 2. von einer Spirans sich entfernend: formento B 602.
43. R wird eingeschoben in senavre 0 293, soentre B 98,
suavre 0 300.
44. MN wird zu n, gn oder ni geschrieben : dagno I 93 con-*
dagnai B 108, coionia L 76 (columna). In o/w/a A 95, omCfhomo]
C 45 ist ;i ausgefallen; oder ist auch hier mi -=- n anzusehen? Omni-
poenie B 446 ist vielleicht nur Reminiscenz an lateinische Orthographie.
45. Auslautendes n in der Präposition in wird zu m. wenn das
folgende Wort mit Labialis anhebt: im parese D 98, im pnx B 47.
*) Man bemerke auch tgiera L 12 (svhieraj^ »ijhomo 0 260 (scfiipammoj.
Diiratellanf^ der iltmailündMchea Mundart nach Bonvesin^a Schriften. | 3
46. JVwird zu r, wohl durch Vermittlung von L in arma B 52
(anima).
47. Verbleibt vor s: momtrava B 623, offension I 100 neben
offession A 24» apensai B 5 f 2.
48. Wird eingeschoben: insir A 175 enxiva B 334, ingual-
metiie C 25, on B 5 (mit).
49. Fällt ab in covertisce B 604, eoveniva B 815 neben con-
ven B 703.
50. NI zeigt sich unverändert in venia B 859 und anderen
Verbalformen, §. 108; sehr wahrscheinlich aber ist dies nur etymo-
logisierende Schreibung für den Laut n. In derThat findet man dej;-
fiemoso B 1 5 neben desdegnoso^ besoniusi B 1 1 6 neben besogniusi
B I l(i, tammanie D 159 und tammagna B 342, endlich das §. 44
erwähnte colonia^ worunter nur colona gemeint sein kann.
Dentalen.
51. Sowohl primäres als secundäres d wird sehr oft dh ge-
schrieben.
52. D verhärtet sich zu t in oubito B 21 (cupidtis); wird zu
z: vezudlia B 344 neben vedher E 173; vgl. §. 109.
53. D tritt paragogisch zur Conjunction ge hinzu: sed J 119.
54. Fällt weg zwischen Vocalen : worbio E 238, morbieza
E 66, pei D 43, quaerno D 115, roeran D 216, traitor D 161;
drueza E 1 14, gtiierdo/iao F 92.
55. Z)'C wird zu g: mn/igiar, 8vengianza A 188.
56. Dl mit folgendem Vocale wird zu z: vergonzoao B 27^ vgl.
§. 77. Aber selbst aus di ohne folgenden Vocal erzeugt sich der
palatale Laut g : crigi F 26 aus credifdi] credj; eben so grangi
B Sü {'grandijf dann auch im Femininum grange B 426 «).
57. T erweicht sich zwischen zwei Vocalen oder vor einer
Liquida zu d (dh): aidhi A 90, atudhao A 356, convidha B 617,
descavedhao B 610, fadhign I) 227, mercadhantia B 228, mudho
B 645, refudho I 134, scdhe D 354, tridhe L 381, veda B 122
vedhite B 436, vedre B 3 f 3.
58. Das zu d erweichte i kann dann ganz wegfallen (§. 54) :
Suffix -as atU: caritae B 282, utilitae B 282, citain B 161; Par-
^) In apöAiao B 749 fappoggiato), ordio H 137 (orzoj hieiht nraprün^liches di.
14 MuHSMfia
ticipieu: tribulao ß 5, piirtia B 3f)0 neben oenudho B 165 (^. 116)
und Participialsiitfix ~tor: guidhaor C 270» olcior L 103, peccaor
I 5, robaor A 92, servior E 319 neben pecaUor I 17, sulvntor
I 94; ferner 6t/iri B 8, flao M 106, grao B 427, peccai I 6. Andere
Beispiele sind: aioo B 89 (aitato)^ barraer L 193, caene D 166,
criava B 566 (quiritabat)^ fraelli B 266, graellin N 99, indreo
F 141, inmamento N 193 mviavano 0 60 neben invidka, mealia
N 252, p/^o 1131 (plncitum), noer A 469 neben no</A^ A 467,
poer A 469 pnente B 9 poestcLe A 53, reonda B 681 , squßlla
N 98.
59. T bleibt unverändert vor r in /a^ro E 351, maire B 60,
po/r« B 142 patrin B 43. Dagegen wird tr zu rr in porrave
B 472.
60. 77 ohne folgenden Voeal erzeugt j)^ (vgl. dj^ §. 56), erstens
in Pluralformen von T-Stämmen, §. 84, dann in vinge N 93 (yenti)^
pogi B 130 fpoitii potj), siigi 1 39 (steti). Dem entsprechend ist
8ti=^sg: usgi B 190 (ostiaj.
61. CT wird zu ^ — d. h. ct^ iV, //, tj^ g — ; vor allem in
starken Participien (§. 120), dann in folgenden Wörtern: aspegiar
C 40, confegi 6 132, delegia E 306, frugio B 334, legio B 49,
lugio F 28, noge B 103, o^i^n C 25 (oct-J, pagio B 74, pegio
D 87, plangi J 20 i). Auch aus c/; ergibt sich g in »iragiu A 34»
(it. strazia straccia aus ex-tract-i-are). Von /i/ finden wir ein Bei-
spiel in scrigia D 115 serlgiura B 310.
GnttttraleB.
62. Gutturales c wird manehmal Ar, qu geschrieben: Art B 3,
que B 487.
63. C erweicht sich zu g: amigo B 460, apregonar A 462,
conaego B 159, contego J 43, fogo C 16, %o B 290, miga B 186,
mendigo B 138, /»ani^o E 178, p^gore B 333, «^i^foro B 343 «e-
^ofor B 29. In criava B 566 dagegen verharrt die Tenuis.
64. Qu wird zu gu: reguer B 4 (dagegen im Anlaute quere
J 4) oder zu g: inigo E 355.
1) E 135 trifft m«n /^acio, H 46 gur faeigio (d.h. der Schreiber corrigierte lich, ohne
c» zu tilgen.)
Daratdlang der altmailindischeii Mundart uach Bonveain 's Schriften. 1 H
65. C vor e^ i lautet in der Regel sibilant : s (§. 75), auch z.
Oft findet man das Zeichen c beibehalten: dolceza D 386 neben
dolze D 383» receve A 164 neben rezeve A 161, noeeiite A 170
neben nosivri D 95, placevre G 39 neben plaxevre D 360, medici
B 510 nelien amisi 412. In solchen coiicurrierenden Fallen wird
man kaum anstehen, c als Zeichen der Sibilanten Aussprache anzu-
sehen. Wie ist denn carcere A 440, ce celesta D 340, iucente
A 118, olcelli 6 88, pareisce A 103, prencepo A 37 u. s. w. aus-
zusprechen?
66. Die Media gutturalis scheint manchmal auch vor e^ i durch
blosses g bezeichnet zu werden ; so wird wohl in Inrgeza B 449 das
g guttural lauten.
67. Eingeschoben erscheint g in pagnrn C 5 und den Ablei-
tungen spagumai C 30 spagurivri D 147 spagvrai C 34 spagura-
mento I) 124. Daneben pagiura D 117 und spagiura A 33, also mit
palatalem g.
68. G vor e^ i wird in der Regel zu z, §. 77; zu s in rex A 38
(sprich res mit weichem a aus, §. 75) ; in vergene B 329 wird es
palatal, und mjetta D 339 erweicht sich die Palatalis zu/
69. G ßllt weg in negliente A 424 neben negligente L 168,
dann in relion B 196 relioM B 17, wo die zwei zusammenstossen-
den t (reU[g]ionem) mit einander verschmelzen.
G aus //>, §. :i5: aus dj, §. 56; aus tj, §. 60; aus ct^ ctj, pU
§. 61.
Labialen.
70. P erweicht sich zu b in cubiioao B 13, dobio D 171 ; p und
6 zu r in averto D 72, descavedhao B 610, Idvore B 295, levroso
B 23, lom E 335, saveva B 648, Höre B 306.
71. V fällt aus und wird durch g ersetzt in uga H 213 (vgl.
it. ugola),
Spirans.
72. J bleibt manchmal unverändert: jusii B 109, injurie B 19,
major B 69, majestae A 56; y geschrieben: Yeronimo C 4.
73. Es wird aber auch zu g: giase B 215 und noch häufiger
zu «, §. 77.
J aus ^^ §. 68.
lö MuRSiifia
Sibilanten.
74. Es gibt ein scharfes und ein weiches s. Als concurrierendes
Zeichen für beide Aussprachen muss x angesehen werden. Wenn
laxe B 42 neben lassa B 467 vorkommt, so werden wir keine Ver-
schiedenheit der Aussprache annehmen, sondern in ersterer Form
eine Erinnerung an die lateinische Orthographie erblicken. Und hatte
man sich gewohnt, x als Zeichen für scharfes 8 zu gebrauchen, so
schrieb man auch istexa B 354, xembianze B 58, obwohl diesen
Wörtern kein lateinisches x zu Grunde liegt. Eben so zeigen Schrei-
bungen wie raxon B 42 rason B 289, dexedra E 362 desedra
E 308, tutrix L 41 conaolatris L 59, dass x und s indifferent ge-
braucht wurden, um den Laut des weichen s zu bezeichnen. Hie und
ila findet man «, wo man weiches s (x) erwarten würde : cazon
A 239 neben cason A 237, tradhizon E 122 neben demandaxon
B 436, mazon 0 314 neben mason B 250, parezai D 104 neben
patufse D 74. Es ist sehr wahrscheinlich, dass auch hier nur ein
Schwanken in der Schreibung, nicht aber in der Aussprache, vor-
liegt <). Endlich kommt auch sc vor e, i vor. Ich glaube nicht, dass
damit s (fr. cK) gemeint sei, sondern sehe darin wieder nur etymo-
logisierende Schreibung für scharfes s: amonisee E 295 und amonisse
E 293 stellen wohl dieselbe Aussprache dar. In der That findet man
auch niscun P 77, das kaum anders als nissun lauten kann und uns
zeigt, dass man sc und sa als äquivalent betrachtete.
75. Überblicken wir nun die Quellen aus denen s floss, so er-
gibt sich folgendes Schema :
Scharfes «, geschrieben s, asj sex.
= it. S8, lat. S8, Xj ps: rixe B 31, traxe B 423, isiexa B 3542).
SS it. «, lat. sCt Xt 8tj: incresudi B 266, laxivitä E 335, insiva
B 477 enxiva B 334, angosa D 107 an-
goxosamente.
0 fn falto B 614 neben faUo B 615 und valzente B 135 mag dagegen « wie im Ita-
lienischen lauten. Die Schirfung des «ibilanten Lautes wurde von dem vorangehen-
den / herbeigeführt.
2) Man bemerke cotga B 93 (auch lat. causta) ; zugleich ossa 0 303 ossanza A 398.
repo»9e B S2. ist es ein Zufall, dass uuch in letzteren Beispielen die Scbarfung
des » nach ursprünglichem au stattfindet?
Darstelluni^ der RltmMilüiKlischcD Mundart nach Bonvesin'a Schriften. 1 7
Weiches «, geschrieben s^ x (%),
= it. r, lat. c (qu) (vor e, i): coae B 635 (coquere)^ dex N 63
(decet), dexme B 58 dodhesen C 41 quindex
C 2, giaser B 485, fe«^N 135 {licet J^ nosivri
D 95 (nocevoli)t ravax ravasi D 163, tä-
«^Tiff^ B 584.
= it. r, tat. y: camisa B 558.
E=3 it. ^, lat. ^', 8j: carnason I 112, demandaxon B 436, cason
B 350, i9fa«on B 250, preson ß 87.
76. Auch si C^ci) begegnet in einzelnen Wörtern. In gesia
B 35 (lat. «;) mag das « weich lauten ; in palasio B 642, nascion
P 75, servini I 72, despresia A iüS^justisia A 18 (lat. /;) wird es
scharf lauten.
77. Auch z stellt zwei Laute dar, einen scharfen und einen
weichen, und für beide gilt das andere Yollkommen identische
Zeichen g <). Sucht man nach deren Quelle, so ergibt sich folgendes
Schema :
Scharfes z (g).
= it r, lat. e (vor e, t): dolze D 383, rezeve A 161, venztidko
I 131, das 9iu( venze zurückgeht
SS . lat cj (ci, chü C€9 que): brazo A 45, faza B 38, giaxa
E 140, noza D 378, complaza B 293, «d B 4, «a
A 222 (ece<? hoc).
== » lat ^, ptj: acomeuza B 494, ca«ava B 632, cojizamente
B 480, deiconzo E 159.
Weiches « {g),
= it p^, lat g (vor <?. i) : afflize B 1 1 3, cor«^ B 725 (coirgere)
grezi B 333, /ef^^ B 401, sporzeva B 636, stravolze
B 328, «^re7^«^ B 494, zema L 6.
= f» latj; ]i>^or B 226, sperzurii B 33 sconzurao B 702,
(daneben mit «i; sconziura B 700), «<i B 46, «i-
<) Ea wire rithlich, im Dmcke die zwei Laute za anteracheiden, ao daaa etwa, an-
bekioiinert «m die Schreibang der Handachrift, f ffir den scharfen, z für den
weichen Laut gebrancht würde. Alao z. B. fh =a it. cib and zb = it. giu^ filtere«
Sitsb. d. phil.-hiat. Ol. LIX. Bd. I. Hfl. 2
lO Musfifia
zmii B S2, ziid B 726 rezüae B 218, zoghi B 32,
zovar B 466 <).
» it. g^ lat. 4^'; zevano B 434, «o«o C 42. Dazu golzo D 270, 9^-
gonza D 106 vergonzoso B 27 (mit zi: vergonzioso
E 345).
= it. d, lat. 1/; ca^ C 46 deeazudhi B 253, olzndhe C 14 ^aiirf-
tVr/ß^, vezudha B 344.
Formenlehre.
Artikel.
78. Sing. Masc. /o A i, vor Vocal T, inclinierend / A 12S.
Fem. la A 14«), vor Vocal T.
Plur. Masc. /t A 92 t A 202 »).
Fem. fe »H59 t A132.
79. An Verbindungen des Artikels mit Präpositionen sind her-
vorzuheben: dro dr' A 234, dra dr' A 171, dri B 196, dre B 659
und f / A 128 (= in lo) neben nel und getrennt in lo A 217*).
Überdies ist zu bemerken: iniro so core L 317, entro deserto
L 358, entra scuella^ eniri peccai H 3, enire vertue G 82. Sind
dies Zusammensetzungen mit der Präposition inier (yg\. inter Vinferno
D 113, enter li qtiai L 308, enire Finfemai destrigi F) 146)? Der
Artikel wfire dann bloss durch o, o, t, e dargestellt Besser dürfte
sein, darin bloss die Präposition in mit euphonischer Einschiebung
eines i zu erblicken : in-t-ro, Diez Gramm. H*, 463 Anm.
Nomei.
80. Manche Nomina verändern die indifferente Endung e in die
markirtere 0, a: airo C 44, consolo A 38, fiumo L 358» prencepo
0 Dazu tratevan B 416, wo x einem eingesehobenen i (j) entspricht.
') B 1038 lo tuba ist ein Schreibfehler.
') O 103 in tanto eli Sabei 9% fon atolio fatundo. Ist eli m e li winch die" eu
trennen, oder eli als Artiiiel aufznfassen?
^) Durrh Ausfaü des voralischen Auslautes entstehen die Formen fBr das Femininum ;
d4'l mee man A 416, col toe man F 57, i/ toe membre E 89, il que H 177 (= nelle
quali).
DarsleUan^ der nltmailindiftcheii Mondart nach Boq.fesin'8 Sehriflen. 1 9
A 37, specia B 649, iemperia D 357 — celeata D 340, commia-
mente B 29, dolento A 97. Loa?o D 232 aus laus oder laudes (Et.
Wb. s. Y. lusingd) ist auch zu bemerken.
81. In Bezug auf das Genus ist lo passio I 21, fa mare C 6,
aUre flor 6 90 neben oUro flor zu verzeichnen.
82. Der gutturale Auslaut des Stammes wird vor dem t des
Plurals Sibilant: amigo amisi A 412, inimigo A 109 inimiai A 141,
monego L 4S8 monetti L 468, presi B 365 aus prego L 122,
/o«iD 152 {luoghi ) nws logo* dagegen zoghi B 32 und das wohl
ebenfalls guttural lautende zogi D 339.
83. Das betonte e des Stammes wird oft im Plurale zu t
(§. 9): desco N 3 dischu parese parisi D 83, povereio B 661,
poveriti B 386, quelo quilli A 412, questo quisti D 317; das Suffix
'^vre lautet im Plurale ivri z. B. sifltvrt, colpivri, nosivri, caso-
fuvri D 93 — 96. Ebenso biet D 56, comprisi D 81, d^si D 84,
prUti D 374 (presüj, versiti 6 88. Diese Erscheinung ist trotz-
dem nicht constant, man findet auch olcelli 6 88, aerpenti D 144,
veni D 367, üiventi D 321.
84. Die Dentalis des Stammes wird vor t zu g (§. 56 u. 61):
dengi D 107 dingt A 431, fangi 0 106, iangi D 312, tugi Bill,
grangi grange §«56.
85. Der Plural der Feminina der dritten Declination bleibt e:
le nave L 194* doe parte H 242, quelle voxe D 160, parolle cor-
tese E 158, le peccairix dolenie 6 151, cose plaxevre D 360, pa-
roUe terribele D 1, ^ coase vivente C 16 <)•
86. Der Plural mancher Masculina geht auf -e (im Italieni-
schen -a) und wird weiblichen Geschlechtes: brace I 133, carre
B 955, caätelle, die (dita) ^ gomedhe, membre E 89 neben
membri E 135, osse C 38, ove E 182. Doch findet sich auch der
Ausgang -a; milia 0 261, paira. Bemerkenswerth ist fiadha,
das im Plural unverändert bleibt: quatro fiadha L 313, mille
fiadha A 84.
1) Le corpore 99zure B 895, le tempore flgure D 17 sind swei durchwegs analoge
Beitpiele eiaer nicht ganz deutlicheD Form. Ist corpore = eorporeef Und lüast
•ich temp^ree annehaien? Ich wSre versacht corporis tempori an betonen; e = ae
ans üle. Anch das Pronomen relativum hat im Plur. Fem. (sehr selten im Masc.)
■nr le 9«« s. B. B 360 d. h. quaflje.
2«
20 M ti • 8 a f i «
Nunerale.
87. Nebst uno flectieren noch: du B 827 do Air das Hsc, doe
B 335 für das Fem.; Msc. tri A 141, Fem. tre B 334, einmal auch
trea; Sing, mille A 80, Plur. milia. •
Praianen.
Personale.
88. I. 11. Person. Noroin.: eo X 13, hi A 65, nu B 848, vu.
Cas. obl.: mi A 46, ^* A 44, nu D 36 vu
voi D 44.
Conjunctire Formen sind nie A 6 m* A 32 m A 14, ^e A 47 I*
A 93, ne B 582 n' A 466 n 6 224, ve B 633.
89. III. Person. Sing. Nom. ello A 46, el A 48, ella A 7 t).
Cas. obi. lu A 70, fe L 45 *).
Plur. Nom. iUi A 295, i A 73 «?•).
Conjunctive Formen. Filr den Dativ beider Genera und Numeri
ghe A 160 4/(7 A 90 (/' A 146 je A 21 und t B 875. Im Accusatir
ist zu bemerken t nicht bloss für das Masc, B 1048, sondern auch
für das Femin., E 276.
90. Zugleich ist eine inch'nierende Form für den Nominativ xu
bemerken: Masc. lo U Fem. 1a, Beispiele: tant* i-lo desemejad
0 212, 710 ha-lo membro 0 183, no fo4 trop tribulao 0 140, non
de-l far stragio; in far wisericordia de'-la esaer dadha M 26,
regina del paradiso perzo fi-la anomadha.
91. Das Reflexivpronomen der III. Person ist si für die abso-
lute, 8e für die conjunctive Form. Als Reflexivum der I. Person im
Plural findet sich auch se: no se vössem D 257 (non ci volemmojt
uu se possamo asconder D 290. Da dieser Gebrauch im Singular
der I. und bei der II. Person nicht vorkommt, so ist wohl in se nur
die mundartliche Aussprache von ital. et zu erblicken.
^) elU no mhave dar hrega A 28 ist wohl nur Druckfebler.
*) «ie te natce no poeva P 28, wo miiD versucht sein könnte d*elu s« lesen^ ist ein
Druckfehler; die Hs. hst de le,
•) A 292 8 ei have»»en oder »r i Aar. .•
D»rstelluBy der allmainiiidisvheii Mundart nach Buuvesin's Schriften.
2(
TerbHB.
92. Der Conjugatiuiieu siud drei, da lat. II. und III. Z'isamnuMi-
fliesseu. Übertritte aus einer Conjugation in die andere sind häußg;
sichtbar ist die Neigung zur i-Conjugation. Zu derselben bekennen
sieh folgende Verba:
der lat. II.: impir E 174, lusir E 86, remanir A 386 perma-
nir-d E 194, merir B 2 (mererij, monir B 203 amonir E 285.
parir C 13 appario B 627, ridiva B 870, tenir B 19 (doch teneva
B 652) manienir B 200 soatenir B 263;
der lat. III.: benedixir D 331, parcir A 102, querir B 198
reguerir B 199, dereünquir I 139, sternio J 139, trair* E 125,
r^r^tr B 4 convertir D 257, r/mVa B 480 «). Aus lat. fugere (it.
fuggire) fuzere D 117 neben fuzir E 18. Offerte sufferre, die im
Ital. o^rtVtf, aoffrire lauten, schlagen sich hier zur IL: offreva
B 561, sofrer B 270. Eben so wird capere zu cavdr B 981.
93. Paradigma der GoiJiigatloA.
1.
IL
IIP
iir
Indieati?
Praesens.
pefiS'O
iem^o
.... -0
. . . .'isco
fall'i
tem-i
par-i
trad'isci
regn-^
prend'fe]
reguer'[e]
guar-isce
sper-amfo]
lez-emfo]
am'än[o]
met-enfo]
serU'Sn[o]
pari-iscefifoj
Imper
fectum.
demand-^va
tem-eva
conseni-iva
inguerri-avi
po'iüi
consent'ivi
am-ava
prevedh-eva
manten-iva
predic^vamo
recev'^vamo
Bchern-ivamo
alberg-dvanfo]
eorr-evanfo]
veu'ivanlo]
*) D 46 ki tat detnor portaste zamai nn fo pario. Pario scheint hier „gehören*' /.n
bedeuten, dann wäre es uus parir = pnrire.
22
M n 9 8 R
i.
port'i
pecc-assi
apili'd
sgiv'omo
. . . -assi
neg-dn
II. iir
Perfectum.
iir
compon-i
vedh-issi
recev-i
nasc-emo
vol-iasi
• • . • • ^j
deven-issi
part-i
. . . ."imo
viv-üsi
odAn
lev-a
cani-emfo]
numg-ei
blasm-e
guard-i
guard-e
mafig-iamo f?J
ImperatiT.
(Utend-e mor^e
pon-emfo] benedio-etnfoj
rec-iüi ven^i
CoBJunctiv Praesens.
destrenz^a olz-^
faZ'i serv-i
possedh -a esc^a
poss'amo • • .-amo
•• •. •
guard-^no
prend-äno
olz-äno
imper
fectum.
seapuz-asse
dev-ease
serv-isse
pecc-assi
. . .-M«t
vefi'üai
acat-asae
vol-esse
. . .'isse
. . »^dssemo
. . '^üsewo
mer-isnemo
aMsseno
vol'daseno
mar-isseiio
ar
er, S[r]
Infinitiv.
ir
ado ao
Participinm.
udo HO ido io
Gerundium.
.... 'tsca
.... - isci
mon-üca
mer-^scamo
• . . .{»canfoj
ando
nndo
ando
Duralelliing der altmaüiindMvbeo Mundart nach Buuvesiii's Schriften. 23
Allgenelne Bcnerkungen fiKer die Coqjogatlon.
94. Die Anlehnung an das Lateinische ist oft noch grösser als
im Italienischen. So in der 1. Piur. Praes. Ind., in der 1. und 3.
Sing, und 3. Piur. Praes. Conj. der L Conjug.» im Auslaute der 2.
Sing. Imper. der II. Conjug. und der I. Sing. Impf. Conj.
95. Das -i der 1. Sing. Pfct in der I. Conjug. ist aus ~avi ai»
wie im Spanischen und Französischent -omo wohl aus -avirnusp
av'mus, aumus. Schön ist die Unterscheidung zwischen Praes. Ind.
und Imper. : speramo und caniemo. Letztere Form entspricht wohl
dem lat. Conj., und daher darf man für die entsprechende Flexion
im Conj. ehenfalls -emo annehmen i)*
Die 1. Plur. wird auch dadurch' gehildef, dass das auslautende
m in der Form um dem Verbum vorangeht Die vorhandenen Bei-
spiele siiid folgende: tun «^ J 121, tim era D CS7, um fe D 390,
um »ia E 119, um venia E 228, um devesse D 26, um fosae D 29,
tun poease D 29 1 .
96. Die 2. Sing, begünstigt den Ausgang -i, so dass -o« -ea im
Praes. Ind. , -6im im Impf. Ind. , -e« -aa im Praes. Conj. und -aea
im Impf. Conj. sich dieser Endung anbequemen >). Im Imper. dagegen
finden wir das lat e von time und lege nicht blos in der IL , sondern
auch in der HL (= lat IV.) Conjug.; daneben macht sich schon in
der IL auch i geltend: artihi E 14, habli aaplL Das t des Auslautes
modificirt dann einzelne Flexionen der II. Conjug. *): im Impf. Ind.
wird -ebaa evi zu -trt, im Perfecte -efvijati eati eaai zu -iaaip im
Impf. Conj. 'e[vijaae[a] esae eaai ebenfalls zu -iaai Nicht anders im
Plurale des Perfectes (e[vijaii[a] = iaaij und aller Wahrschein-
lichkeit nach auch des Impf. Conj. : e[vi]aaetia ea'tia eaai iaai. Dass
übrigens in unserem Denkmale für fast alle Formen der 2. Plur.
Belege fehlen ist recht bedaucrnswerth. Im Praes. Ind. der IL Conjug.
wird diese Flexion i gelautet haben, d. h. titia edi i[di] l ; daför
spricht der Imper. recivl und mit voller Form metidhi» dann das
Futurum prender-l (-i aus avl und dieses aus avidi = habetia).
Die Imperativform mangei B 838 durfte man auch für das Praes.
*) AUerdings findet man B 849 te tu voi kf nn mangiamox wir werden uher hald
sehen, dats der Conj. der I. Coig. oft -a bietet, wo man -r erwartt^n würde.
*) Vereinxelt kommt tu adovre E 214 vor.
') Über den Einflus» auf den Stumm nichc § iW. >
24 M u s a R f i a
Conj. annehmen, ans lat. -efißa; im Praes. Ind. wird wahrscheinliüh
die Flexion -2, lat. aftjis, gelautet haben.
97. Entschieden ist die Neigung, die 3. Plur. nach der 3. Sing,
mittels Anbangung von -no zu bilden ; sonst hätten /Irunt trtmt
kaum 80 starke Contractionen wie -d/i -In hervorgebracht. Dieselbe
Neigung mag dahin gewirkt haben, dass während im Itai. im Praes.
Ind. -ent -unt -iura sich zu -unt (ono) vereinigen , diese Formen in
unserer Mundart in -eno ihre Darstellung fanden. Die 3. Sing, und
Plur. des Praes Conj. in der I. Conjug. weist neben den regel-
rechten Endungen -e, Sno (lat. eU enf) auch -a, äno. Bei einzelnen
Stellen liesse sich zur Noth annehmen, es sei der Indicativ gemeint;
in den meisten aber ist der Conjunctiv unverkennbar. Eben so
verbietet die Menge der Beispiele «), Schreibfehler zu vermuthen :
es ist also darin Einwirkung der zwei anderen Conjugationen zu
erkennen.
98. Die Verba mit gutturalem Characteristicon haben, wenn der
Ableitungsvocal nicht einwirkt, vor a, o den gutturalen Laut, vor e^
taber s: digo B 734, diga B 693 und disi A 223 (dicis), dise
B 738, düen G i08, diveta B 3i7. Im Conj. fu dighi G 29. nicht
tu disif da es eigentlich auf tu dicas zurCickc^eht. Eben so condtigo
L 416 aber indux H S4, nasco G 31 und »asci G 33 und in der
Nebenform des Praesens der III. Conjugation. Der Form f^igio ent-
spricht entweder /t/jfo H 100, wo der Ableitungsvoeal abgefallen ist.
oder fuzo H 96 Cgj = z oder Einwirkung des Infinitivs fuzerej;
aus fugis fugit wird dann regelrecht fuzi H 123 fuze A 443.
Bestndere Bemerkungen lu den einielnen Tenpera.
Präsens.
ü) Indicativ.
99. Manche Verba mit stammhaftem e verändern dasselbe in der
2. Sing, wegen des t der Flexion zu i: offindi A 288, prindi A 80.
^) Hier einige: Domino deo regratie . . . porte im pax . . . se segna ( : regna) . .
comande . . . obseroe B A^x La premerana cosa me par que quttta tia, k'ilii se
tornan a ta vergen . . iittregamente l'inamano B 78 — 79; eonfettan U peecai,
no invedritcü le magir, fiano renovai B 9\\ ato ke deo ghe Cavanza B 213; ato Ar V/
ye perdoiia U 9:)7 ; lo prego k'el prega la regina e preghe lo »uloator D 3U4; ki
vol dura sl dura E 164; comanda k*eUe te guardano E 279.
D«r8t«lliin^ der uUmailändischen Mundart nnch ßonvpsiirs Schriften. 2 b
On aber verharrt das e: neben miti B 484 findet sich metti B 490 i),
dann perdi 6 99, recevi A 96, rezi E 82, resplendl G 187, senti
6 98, comenti E 382, temi B 1052.
100. Zwei Verba der I. bieten eine Eigenthumlichkeit in der
2. Sing.: de k ^^^ ste k 91. Diese Formen entsprechen denen
der Schriftsprache dai^ stai (ai = e)^ wo das i entweder als der
beliebte Ausgang dieser Person oder als der ge wohnliche auch bei
anderen Wortarten vorkommende Ersatz für ausgefallenes s anzusehen
ist (craa crai, post poit sea: sess sei, hob noi^ vos voi),
101. Einige Verba der IL Conjug., besonders häufigen Ge-
brauches, weisen starke Coutractionen auf, und wie in der Schrift-
sprache ISsst sich das Streben nach gegenseitiger Angleichung
wahrnehmen.
habere: ho k 88, he k 193, ha 139, ham B 848 , Aa/i D 17,
vadere: vo H 95, ve, va B 299, vnm E 313, van B 190,
facere: fo E 372 •), fe k 247, /ii B 99 /h« B 217,
irahere: tro k 62, he 6 118, /ra E 200 >) trau B 288,
eapere: w B 61» «oi 686, sa B 468, samo B 244» . . . . , san A 472.
102. Abgekürzte Formen sind df B 1042 aus debes (d. h. -es
wird zu t , weiches das betonte e wieder zu i werden ijisst ; dann
ßllt die letzte Sylbe weg), rf C^^vidi vedij B 775, to' (tollU)
k 88, te (tenes) k 100; de ^ i (^ deve). ve B 119 preve'
B 960 pravi^ H 48 (^» vede). Aus der 3. Sing, werden dann durch
den oben (§. 97) erwähnten Zusatz von 'nfoj die Formen den
B 1043 (ital. denno), ven M 438. Hieher gehört auch cren N 47
(credunt) das cre' voraussetzt. Contrahirt erscheint bei den näm-
lichen Verbis auch die 1. Piur. : dem D 287, vem D 278.
103. PoMe hat folgende Formen: posso B 182. poi E 8 po*
A 170 (po[t]e8), po B 3 (pa-test) *), pom D 285 neben possifm
D 384, pon B 64.
0 Am lat. vineere wird veneer (Posit. i =a e % ß); in der 2. Person Prüs. Ind. ent-
weder vrnei E 3t, oder durch Einwirkung des t; vinci E 45. In letzterer Form
kehrt die Sprache durch einen Umweg auf den ursprünglichen VucmI zurück.
*) Daneben die vollere Form füto B 37Z.
*) Daaeben traze A 4ö2.
^) Daneben pol B 897.
26 M II s a a f i n
104. Velle: vojo (* voleo voljo f 40), voi A 91 t?o' A 108
C vofljeaj, vol B 181 neben vor B 353 (/ = r §. 34). Darnach
lassen sich die Formen vom und von vermuthen.
bj Imperativ.
105. Zu bemerken sind die Formen für die 2. Sing. : /a B 318»
tra E 117. va A 110. dT A 222. rete' N 181 i).
e} ConjunctiT.
106 Dare und stare wie in der Schriftsprache. Zu belegen
sind eo stia 6 81. ^/ atia B 74. el dia B 23.
107. Posse: possa E 174, possi E 27. possa B 201. possamo
D 290 possan B 466.
Sinflass des Ableltuigs-Tocalt.
108. Die Verba der tat. II. und IV. und manche der III. Conjug.
weisen zwischen Stamm und Endung einen (Binde- oder Ableitungs)-
Voeal auf; h'm-e-o. aerv-i-^o^ fac^i-o. Im Romanischen fSlIt dieser
Vocal in der Regel weg; oft aber verharrt er:
1. in seiner ursprönglichen Gestalt und Stellung: debio E 349
eo debia E 258 el debia B 1045. habia B 6. sapia B 230. servio
B 1048 «^rtaB 32;
2. in Gestalt eines t, aber mit veränderter Stellung: mohra
{moriai-urj M 247. pairo G 27 (pareo) paira H 202 (paream);
3. t (j) geht mit dem Characteristicon eine Verbindung ein ;
es entsteht ein neuer Laut :
aus nj wird n^ ni geschrieben (falls das §. 50 Bemerkte richtig
ist): tenio P 21 ienia B 15» venio E 370 venia B 859 veniano
D248;
aus Ij wird j in vojo B 132 ('^ voleo) el voja B 17 vojan
B 198. Hieher sind auch zu rechnen die Formen mit ü (§. 40)
valiü Gl 32, tolioX 57 loiia B 42 (tollo, mit eingeschobenem t: tolio)t
acolio N 137 (ad'Colli[g]o oder vom Infinitive €Uioje G 60 adcoU'^
gere coljere bedingt);
1) Mit der Neg^ation bleibt die gewöhnliohc Konn no te raneura A392 (: natura}, moh
habli R 1035, no sii K 74.
Darftellung der altmailändiseben Mundart nach Ronresin's Schriften. 27
aus cj wird z (scharf auszusprechen): fazo E 129 ke tu fazi
B 781 el faxa B 38 fazamo E 308 fazano D 61 , noza M 175,
flaza H 198
4. Das t wird zu / (§. 38) : eo deblo A 202 eo debla H 78
ke tu dibli A 232 el debla B 67S deblan B 24S, aaplm B.221.
109. In welchen Personen ist Run der Ableituiigsvocal berech-
tigt? Nach dem Lateinischen in der 1. Sing, des Indic. und im
ganzen Conj. für alle hetheih'gten Conjugationen; in der 3. Plur.
Praes. Ind. blos für die III. und IV.: fac-i-unt ven-i-unty aber
vid'ent Im Ital. wo uni zu ausschliesslicher Geltung gelangte, zeigt
sich der Vocal auch bei Verben der II. thätig ; nicht bloss muojono
vengono sondern auch giacciono sogliono veggono^ gleichsam jaciunt
Moliufä vidiunL In unserer Mundart dagegen, wo die Form ent für
alle Conjugationen gilt, erlischt die Tbätigkeit des Vocals auch bei
Verben der III. und IV. : nicht blos paren D 306 piasen B 278
teneno B 246 voleno B 64 (ital. pajono piacciono tengono vogliono)
sondern auch veneno H 43 (lat. veniunt). In der 1. Plur. Ind. ist im
Lat. kein Ableitungsvocal zu treffen : in unserer Mundart Gnden wir
ihn in hablemo D 313 (habemus), vojemo B 846 (* vol-emus).
Eben so verharrt das t von sulio in assalie A 43S {asaalitj. Endlich
sind die Imperative habli D 195 aapli A 413 (habe^ sape) zu
bemerken, wo ebenfalls der Ableitungsvocal nur kraft der Analogie
sieh eingefunden hat. Bei Formen wie vezo B 276 vezano D 1 1 8
preveza B 191, olza E 167 olzan D 464 ist nicht uöthig, Einfluss
des Bindevocals (^dj = %) anzunehmen, da schon d an und för sich
zu % wird. Eben so wenig in fuzo H 97 (dem fugo H 100 %ur Seite
steht), da schon der Infinitiv fuzere lautet Endlich sind einige Prä-
sensformen aus Verben mit dem Characteristicon d zu erwähnen,
bei welchen gutturales g eintritt. So zuerst vego A 265 (neben dem
eben erwähnten vezo). Dieses kann mit ital. veggo verglichen werden;
dj =s dg =^ gg. Wie ist crego A 13 zu deuten? Soll eredio credjo
zu Grunde gelegt oder Ausfall von d und Ausfüllung des entstan-
denen Hiatus credo creo crego angenommen werden? Letztere Deu-
tung passt auch am besten für olciga B 1 023 (occulcU).
Iniperfect.
110. Dare und stare setzen im Stamme e statt a: el devn
B 215 demno B 263, eo sieva L452 el »lern B 452 stevano B 836
28 M 0 8 a M f i a i^ g "»
B 836 neben stavan L 109. Dieses e kann dann in der 2. Person
zu t werden: 8tioi F 86 neben stevi F 99. Vereinzelt findet sich
monstrevi D 199. Facere hat, wohl im Anschlüsse zu faciebam: eo
feva A 384 el feva-B 314 fevan B 362 und in der zweiten
Person fivi B. 532. Endlich Gndet man von zir (ital. gire* lat.
de-ire) <) el zeva B 558 zevanJb B 434, 2. Person zivi F 53 neben
zevi F 90.
Perfect.
111. Schwach. Das si der 2. Person wird in der Begel zu bb^
wir finden jedoch alezisti A 396, recognoBcisti A 120, vollste A 349.
Die 3. Sing, der III. Conjug. weist auch die Flexion ^ite auf: moriie
B 787 «).
112. Manche Verba, die im Italienischen stark flectieren, be*
kennen sich hier zur schwachen Flexion: eo alezi A 326, eo com-
ponl D 396, el mvl L 383.
113. Stark. Die starke Flexion beschränkt sich auf stammbe-
tonte Formen: 1. 3. Sing., 1. 3. Plur., die 1. Plur. also nach ur-
sprunglicher Einrichtung — diximus fScimus; auch im Ital. dls-
simo fdcimo neben dic^mo faC(^mmo, — Der Ausgang der 1. Sing,
schwankt, neben dem lat. i kommt auch e vor: pogi B 130, sostinni
D 44, oini E 3 und heve E 137, vidhe B 237, vosse A 373; die
3. Sing, hat e: remase B 612 und die 3. Plur. ^no: remdseno
A 293 (it. rimasono); die 1. Plur. emo^ns lat. imus^ da i in dieser
Stellung zu e wird, §. 17. Das auslautende t der 1. Sing, kann auf
das e des Stammes zurückwirken.
114. Die vorkommenden Perfecta sind nun:
I. durch -I gebildet: /?' A 78»), fe* B 364, fen A 38
eo vidhe B 237, el vidhe B 404» videmo
D 389 «), vidhen L 466
vini E 3, venne B 379 convene B 509
devenne L 474
M Oder ist ein Infinitiv zer nnxunebmen? Tg^l. %. 111, Anm.
*) Zir (oder zerf) hat ze R 387, zen O 244.
3) d. h. feci fici /T.
^) Die Hb. hmi eigentlich vedemo ; Metrum und Bedeutung Usseu aber die Bniendution
unicweifelbaft erneheinen.
IhirstellttaK der Mltinnilämlischvii Mundart nach Bouvesiir» Schriften. 20
Reduplicierte : dede B 367, de* B 368
stigi B 39 <), stete B 502, steteno A 291.
crigi F 26 wohl aus credi (credj) statt
Cf'edidi. Die 3. Sing, lautet crete B 1016.
Dazu aus der -fii Classe : heve, have^ kaven
pogiB 130«)
sostinni D 44, tenne B 517 aostenne
D 39.
n. durch -ni (vij gehildet: plaque B 373
aope A 343 >)
cognoven 0 214.
analogisch : naque L 30
m. Sigmatisches Perfect: dise B 390 «rf««<? 0 77, diesen
0 224
(iduxe L 346
niise B 475 impramise B 907,
fiit«^ii P 24
romasi I 39, remase L 220, remo'
seno A 293
^rooTtf B 424, ^oo? B 419 aostrax
B903
Analogische Bildungen.
aj Aus der t-Classe : intese B 366, intesen 0 202
o;fm A 77
o/cw€r B 785
prese B 444
respoae E 1 57
ein reduplic. : creasen B 728 (credideruni ^ auch
im Itai. creai)
b) Aus der tij-Classe : vaaae L 115 (valuit) ; eo vosse
A 373, el voase B 422. vöaaem
D 258, iHS««en D 133 Cvolui).
115. Flexionsbetonte Formen — 2. Sing, und Plur. — sind,
wie gesagt, schwach; nur bei dare, atare und facere lässt sich eine
1) d. h. tteti tte^ tUgi sHgi.
S) potui wird sa pelj (auch alUt p6tti) potj^ (/ = y §. 60.
S) Das M veriadert hier seiBC SteUuig: toj^it t&upit sope, wie im Altspanischen.
30 M as 8 n ri a
Ausnahme erblicken. So wie im Ital. Formen wie dessif stemmo,
feste wohl auf dedisti steiimus fecisHs beruhen, so in unserem
Idiome tu des$i A 121 (nicht dissi), tu stessi F 119 neben stisai
F 123, tu fissi A 216 und vu fissi D 52. Eben so in dem sonst
immer schwach flectierenden Imperf. Conj. : el desse B 75 {defdijs'-
set): el steane M 76 ; ^o fease F 135, tu fissi A 387» el fesse A 39,
m fissi D 52, fessen B 917.
P&rtioipium.
116. Schwach. Das t bleibt nie unversehrt; es verändert sich zu
d (fast immer dh geschrieben), und dieses kann dann auch weg-
fallen: indnrfidha A 91, perdudko A 81, removudha B 167, deca^
zudhif B 252. fuzidhi B 30; ligao All, medicai B 258, regüae^
prevedliuo B 166, preoedhui B 256, partio A 57, compartia.
Endlich kann auch das o des Masc. Sing, wegfallen, so dass die
ganze letzte Sylbe verschwindet: cercäy venu D 188.
117. Contrahirte Participia der I.Conjug. sind toeoE 92, tronco
B618.
118. Die Endung -udo verdrängt bei manchen Verben der III.
(lat. IV.) die auf -u/o; venudho B 834 wie in der Schriftsprache,
tetiudho, das eigentlich der IL Conjug. angehört, olzudho B 657
(auditus) <)•
1 1 9. Der Ableitungsvocal zeigt sich thätig in hahiudho A 224,
sapiudho 1 48, desteniudho N 16, vojudho A 102, malvojuda
H 113.
120. Stark. Sie folgen in der Regel dem lateinischen Vorbilde.
Wir stellen sie hier zusammen:
auf *8um: ascoso B 144 ascusi C 29, confusi D 76, defeso
B 519 defisi D 84 offeso E 350, destUi D 98 inteso B 658, preso
A 11 compreso B 520 comprisi D 81 represo A 390 reprisi
D 995, remasa B 775, resposo A 373, roso L 220 rosa B 681,
speso B 518 spesi B 529. Bemerkenswerth ist comosta l 139, das
*) Confündio L 149 (dem fibrigens confondudh» A 82 tur Seite steht) wire ein Bei*
spiel der umgekehrten Erscheinung: -ido fGr die II. Conjug. Oder soll ein Infinitiv
confundir su Grunde gefegt werden ? Indessen ist dns Beispiel rerdichtfg, da das
Wort mit drei anderen anf -t/dAo reimt.
Darstetlunj; der alUnuiländiscbea Mundart iiaoli Buiivesiii's Sohriflen. 3 1
wie it noBCOBto, rimasiOf risposto die zwei Endungen ^sum und
^tum combinirt; vgl. movesto noch in heutigen Mundarten.
Auf 'tum: corio (= it coUo), carroto 0 184, intenie E 318,
pauio E 207, »porto B MK, volte D 271 atravolte D 269. Aus der
III.: aperto D 72, morto A 283; schliesslich proferta D 1S3, neue
Bildung aus proferre wie im Italienischen. Geht dem t ein c oder
einp voran, so wird aus ct. pt der Laut^ (§. 61): acollegia G S3,
{coüectus neben der eben erwähnten contrahierten Form corto).
offUgi B 110, afrangi 0 35, cogio N 80, compongio B 385, con-
dugi D 369 redugio L 70 redugi D 256 aedugio 0 18, conrengia
I 128, eorr«'^ E 387, destmgio A 284, «Tt^t 0 112 maledigi
B 112 benedigi D 55 neben benedicti B 109, /ajfio B 146, pengia
P66, #ra^o B 467 ^o^t D 164, «/r^jrio B 115 destregio 0 152
destregia G 55 destrigi D 84, «o/i^ri E 231 conzongio E 84 con-
zangia I 129; acrigio A 469. Dazu tollegia G 56 nach dem mittel-
lateiniflchen Participium toUectua (Nachbildung von cotlectuay
121. Manche Participia, die im Lat. und Ital. stark flectieren,
sind hier schwach; von einigen, die wir mit einem Sternchen be-
zeichnen, findet sich die starke und die schwache Form zugleich:
^confondudho A 82, deacendndho B 603, derelinquidhi D 1 39, le-
zudho B 330 alezudho B 950 (neben acollegio)^ metudho A 253
metua H 97 imprometudho 0 146 trametudho L 151, offendudho
A 148, paacudhoy prendudha H 115, redemndho A 456 , remo-
vudlio B 167 (neben comoatd), rezudho F 132 (neben corregio
and aporto)t aotoponudho F 98, venzudho I 131 und das Nomen
verbale la penzudha »> it. vincita (neben conveiigia).
Geraodlain <)•
122. Geht, wie im Paradigma angegeben, für alle Conjugationen
auf -anifo. Beispiele, aus der I. Conjug. sind nicht vonnothen. Be-
<) Du GerasdiaHi Bit den Auziliarc e$$e wird nicht selten als eonjugatio periphra^
9tiem iBfewuidtt U ovre Ifel era demenando B 418; unu viHon^ lu quul ghe fo
wttmMtrmMdQ B 420; et ghe donmo€ U tonegu k'el era a ti porUndo B 5tf3; have
temm com dm morte e fo ravejando B 1015; moW era angustiando B 1017; per ti
99nt apenando D 195. Überdies wird das Gerundiaro in der Bedeutungr des Partie.
Pris. gebraucht: pietk ghen fiva dei pover mal habiando B 552; la fera guardatura
del judex judieando D 119; retponde al judex demandando D 147; han odir la
90X del judteanda D 143.
oi MiianiifiM
merkenswcrth sind nur dagnndo B 324, stagaiido B SOI. Aus der
II. und HI. : bevando M 95, covrando B >i72, crezando P 97, ^/t-
gando B 528, fugando L 284, imprendando B 56, ohando B 1009,
pascando B 371, planzando B 381, temaiido B 618, vezando
B 231, rtvaiii/o B 30.
123. Häufig haftet der Ableitungsvocal auch beim Gerundium:
habiando B 532, sapiaiido B 628, teniando B 651, veniando B 707,
vqjaudo B 816. In moirando I 35 ist das t versetzt
124. Zu bemerken ist noch tragando aus tra-entem mit ein«
geschobenem g.
125. Ein vereinzeltes Participium Präsens ist crezante E 353.
lofioitiv.
126. Das e des Auslautes ßllt in der Regel we^r; steht es auch
manchmal ausgeschrieben, so ist ihm, wie auch das Metrum zeigt,
für die Aussprache keine Wichtigkeit beizulegen. Auch das auslau-
tende r kann sich verlieren; selten nach a, ^, t, fast immer nach S.
Da E 38 neben dar^ dura E 164, mangiä, pregä A 70, %iä
B 464 neben atar A 424; havh E 268 havei^ H 17, podhh F 116,
lemk E 360; paHurl B 210. Von den sehr zahlreichen Fällen
mit e goniigen einige: afßize B 113, bäte D 107, corre A 410,
cose B 635, defende B 65 offende A 160, morde D 94, resplende
E 90, sporze A 460, caze A 143 cazer D 20, cognouce B 128
cognoscer B 131, conzonze D 1 77 conzonzer D 30 , reprende
B 997 reprender B 999. In sotpon E 123 fallt dann auch das e
weg, so dass der blosse Stamm übrig bleibt.
127. Coütrahierte Infinitive der ^-Conjug. sind: far B 186 fä
B 182, trar A 154 irä neben der vollen Form traze (trahere mit
eingeschobenem «), crer crh E 229, dire A 229, olcir B 705,
rire E 243, tor tö B 8, destrur A 256.
Futurum und Gonditiooale.
128. Werden auf zweifache Art gebildet: das Auxiliare habere
ist^uffigiert, oder es erscheint vom Infinitive getrennt vor demselben.
Letztere Ausdrucksform gehört nicht zur Formenlehre, und da ich
schon bei anderer Gelegenheit ^ zahlreiche Belege gesammelt habe,
so will ich mich hier mit der blossen Erwähnung der Thatsache
<) Sitxunosberichte XXXIX. 542 IT.
Darstellung der altmailinditcben Muadart nach Bonresin^s Schriften. 33
kegnügen. Das suffigierte Auxiliare erseheiat nun in folgender
Gestalt :
Fotoram.
iMMittr^ star^am <) neben cazer-emo
aquistar^h neben partir-ai prenderA
perder-ä menar'än
Die <jk)ppelt6 Form der l.PJur. entspricht der doppelten bei Aa-
bere: kam hablemo. Eben so setzt die Nebenform der 2. Sing, eine
Form kai voraus» die aber von unserem Denkmale nicht belegt wird.
Conditionale.
guardar-eve *) far^vem
siar'issi *) ... "issi
afondar-ave . . . -^venfo]
Für die 1. und 3. Person kommt auch eine Zusammensetzung
mit dem Imperfecte von habere vor: daria B 118, depria B 930,
eo parria I 127, el porria D 381 *).
129. In Bezug nun auf die Gestaltung des ersten Bestandtheiles
der Composition, des Infinitivs, ist Folgendes zu bemerken :
Das a der I. Conjug. bleibt unverändert, wird also nicht zu e
wie im Italienischen.
Das e und i der II. und III. fallen manchmal weg:
nach r: morrä C 4S neben morirö E 193» parran C 19 neben
appariran C 31.
nach / (lr^=»rr): vorri E SK
<) E 379 seran a »eram.
*) Vereinselt ist beverave N 96.
*) tu porrisse B 30; die Ha. scheint mir porrUti zu haben.
^) Es ma^ hier noch ein Modalaeitwort enrihnt werden, das an drei Stellen begegnet :
Deo ta que el ha da far in tute le toe raton \ni g^arte quer fr eonstjo in le toe
mdovrMon A 399 — 400. FaroUe de ffrand pagura quilogm *e eofnprende \ del gran di
äel judieio, lo quul »i u'arie attende D S6. Tu giosi in questa tombOf bon
e^mpünion vertue, \ reposta fin a tetnpo e tta seguro im pax. \no forte haver plu
tema ke Vinimigo ravüx\ te potsu mai cotnprende entr' infernal fomax F 65 — 68.
Arte acheint demnach „/la d^uopo, e mestieri u. a. w.* au bedeuten; woher daa
Wort?
SitaH. d. Mkil.-kiat. Cl. MX. Bd. I. Hft. 3
34
u 8 s a f i n
nach n (nr^=»rr) : vetTai E 55, converrä B 979 neben veniran
E 146
nach i (tr^rr) : porr^ E 125, porrä A 448, porram D 288,
porrave A 112 (auch porave A 300), porrüsi
A371
nach v: devrä B 166, devran B 108, devreve A 195, devrissi
A 76, devrave A 166, havrd u. 8. w., savreve B 633,
savran D 61.
130. Ich lasse nun das Paradigma der Auxiliaria folgen.
Esser B 16 esse B 8 Haver A 13
Ind. Praes. sonto B }031
<?• A 133
^A51
sem D 256
«t}' I 44
^A412
Impf. era B 687
eri E 51
erak 152
[eramo] . .
Perf.
em/i B 365
/tt' A 77
fussi A 126
/b A 94 0
Fut
[fussi] . .
fon A 294
«^rd A 423
serh E 32
serä B 138
seramo D 252
[»eri]
seran B 105
ho A 88
he A 193
AaA 139
harn B 848 AaA/<?ii}o D 313
[havi]
han D 17
[haveva]
havivi A 256
haveva A 115 havea B 706
[havivamo]
havevano B 361
A^r« A 286
havissi A 129
have A 28
hdvem E 299
havissi D 50
haven A 326
Aai^rd E 78
Aai?rd E 1 32
hnvrä A 99
havram E 139
[havrij. ,
havran E 135
0 A 237 Ko tont quel lo quäl #i fu raton. ht fu 3. oder 1. Person? loh denke erst*
vgl. M mj Mfi un ehe . . . nofo.
Dtraleltun^ der altmailfindischen Mundart nach Bonresin^s 8cbrifl«ii.
35
Coiid. sereve A 324
serisai X 236
serave A 228 seria
[seravemo]
[aerissi]
seraven
Conj. Praes. sia A 23
«II E 10
sia A 48
[havreve], .
havrissi A 296
havrave A 179
[havrdvemo]
[havrissi]
[havraveti]
habia A 200
habli^ 113
habia B 6
• • • •
Impf.
Impf.
sian B 1048
fosse k 193
fussi A 296
fosse A 145
habian B 97
havesse A 270
havissi A 298
havease A 144
• • . •
* . • •
fosaeno 334 havessen A 292
Imper. sii E 74 habli B 1035
131. Dazu kommt das Verbum fir {fieri)^ das zunächst zur
Bildung des Passivs dient, aber auch absolut gebraucht wird.
Praes. Ind.: fio E 16 fizo E 15, tu fC G 36. /? A 17 ,
fin B 248.
Impf. : fivi, fiva B 552, fevano B 512.
Pfc: fi, fite B 690.
Fut. : fird F 28, firh E 3t, firä B 48, firam E 133 , fian
A106.
Cond. : firave L 440.
Conj. Praes.: fia ü 8S, fizi N 16, /?a H 85 fiza B 234, fian
D 180/?2;anD63.
Impf. : fi88i E 29, fisse A 144.
Inf. : fir A 387 /? A 82.
Wortbilduügslehre.
Ableitug.
132. Als sutlfixlose Bildung aus einem Verbum der I. Conjug.
ist triga B 692 zu verzeichnen ; vielleicht auch cövedha B 772 aus
einem nicht zu belegenden Verbum covedhar,
iA: hoapitalia B 280, traitoria A 251; mit Einmischung von
r: accUaria B 33, albergaria B 956, poeaiaria B 954; spensaria
H 83.
WM, IA : stremirio D 23; wohl aus stremire. Was bedeutet
moviria H 246? Und was für ein Suffix ist darin zu erkennen?
IC. Bemerkeuswerth ist heredex B 451, das auf hered-icem
zurückfuhrt.
AT-iC: parentadego M 37, saloadhesine E 179 t).
ACEÜS: rosaaza G 71. Verbal: pegazar im Participium |i6^a-
xai B 95. Es kommt auch das Primitivum pegar vor (aus pix
picis). Über pujiax A HO Et W. 11, 392.
ICIÜS: temorezo B 27.
BILIS: fast ausschKesslich in der Form evtCt Plur. im* für
-^fl, ebÜ-^ ibÜ'. Ist ungemein häu% :
an Nominastammen :
caritevre B 163 caaonevre A 196
concordevre-mente B 418, E 64«) mUericordievre B 81
an Verbalstammen:
abondievre^mente B 179 dexdesevre A 194
alegrevre B 156 meravejevre B 302
areg&rdewre A 193 pweurevreB SS
eonvenievre G 86 retomevre B 368
dexdenievre L 54 spagurivri D 147.
d^wevre B 900 {decerej
Mit beibehaltenem e = i: fleüm-eza D 380 (fiebil-Uia), — In
der Form -bei: tristabel D 284.
AMEN: lecame H 230.
*) d. h. »alv-udego -j- inm: g ror i xvl » (f. 68).
*) Die Hs. htt tn beiden Stellen kein ». Bekker druckte an sweiter Stelle concor-
dievremenie, Ist die fimendtUoB uotbi|f?
DtrstelloDg der tltmailinditcheB Mundart nach Boavetin^t Schriften. 3T
INÜS: alegrin B 751; in Verbindung eines anderen Suffixes:
eorlh^'in H 194; mit eingesehobenem r: rosorina 6 29.
ENOS dient sur Bildung von Numeralien : ernquen, »exen.
9€ien^ ogien^ noven, dexen u. s. w.
ION: daminion 6 90 {no g*ha valer amisi parenti ni eom^
paniofit ni filii ni grange richeze , castele ni daminion} = frz.
dongeanf wodurch die bestrittene Ableitung dieses Wortes aus do-
minium beinahe unzweifelhaft wird.
T'ION in den Formen tiont aon (%on). — Sehr häufig:
adovrasan H 62 pentison A 135
dispuiation G 1 provmon I HO
investison B 722 robason L 104
lanumiason E 301 tradhizon E 122
mangioion F 19 tremason D 68.
pagoion 1) 264
ANEÜS: grenanie B 160 (grevanie?). *
ONEUS: cativonia B 35.
OR: crior B 726, puzor D 235» sonor B 1009. sozor U 187,
tramor B 728, vinrdor G 136.
ARIÜS: cuinter B 983, romer B 431. Erscheint auch in der
Form ario: usurario D 187.
OSUS: alegroso maniusi D 207
cubitoso B 13 rancuroso D 557
confortusi D 372 remonioso A 426
curusi B 1048 aquinzoao B 25
/rodo«o D 187 travaUose E 275
inamoroso B 1001 vermenusi B 992.
inregoroso D 312
Mit eingeschobenem r: cuintoroso N 23.
In Verbindung mit anderen Suffixen : aliivosa L 29 ; gramezoso
D 252; bontaosi E 276, voluntaoso E 75.
t7JI75; foliudha G 142.
/7/i4; boldeza D 364, i/ru^2;a E 114, lomenteza D 363, ra;/-
tfii^za B 452.
ATT: corbatin H 194, olcellato M 92 f= uccdUaccio),
ETT: archeta G 19, adometa H 203, o^r^a H 204; mit
anderen Suffixen: fatUinelo B 787, piceneta G 18.
38 M u • • « f i a
TAT {taa, tatis) in der Form -itä, itae: arsitae A 335, fran-
chüä D 346, laxivitä E 338; in der Form -edhae: brvtedhae
B 220, gordedhae H 238. Bemerkenswerth ist cegedhä P 107 wo
der gutturale Laut verharrt = it ceckitä^ seltenere Nebenform von
cecitä.
ALD : giavaUo B 26.
ENSIS: paganese.
MENTÜM: Ungemein häufig:
atantamenio A 113 reficiamento E 186
casamenti E 107 schemimento B 224
fadhigamento B 316 significamento H 107
gabamento H 125 spagurnmenio B 942
imhregamento A 107 vergonzamento B 127
ovramento A 131 zermeliatnenio G 243
perdonamento B 75 zovamento A 106.
ENTUS: ovrente H 226, sanguinente i 34, veninento A 429.
Mit eingeschobenem r ; plangiorenta B 866.
ANTIA: consolanza B 532, ossanza A 397, pesanza B 288,
Kvengianza A 188; auch aus den Verben der II. Conjugation: beti-
vojanza B 285, cognoscanza B 286, temanza B 965.
ARD: gorardo B H,juriardo D 179. Verbal: lecardar E 291.
An Verbalableitungen wäre die durch -ez- zu verzeichnen:
acanezao A 431, covedhezo E 240, grevezar E 69, matezao A 46
netezai B 260, plaezan G 5, pestezadha G 111, me atramadhezo
E 238. Diese Ableitungen sind am besten mit jenen durch -eggiare
im Italienischen zu vergleichen, und wie diese auf das Suffix -icare
zurückzuführen.
KnsammeMetiiiig.
133. Nur die Partikelzusammensetzung kommt hier in Betracht.
q) Präpositionen.
AD, Dieses Praefix ist ungemein begünstigt:
abatajao A 141 apenn L 221
aclina A 206 apilid B 389
ncomenza B 494 apregonar A 462
nißna G 57 aregordassi A 171
Darstellung der altmailSodiscIien Mundart nach Bonresin^t Scbrifteo.
39
aguarieniao I 101
alezere A 295
amenuir A 3S8
amoverse N 63
anomadha 6 68
aniinar B 22
asleoao E 266
agmorza B 100
aiudhao A 356.
CUM: comprivar D 111.
DE: destregiura A 35.
DJS. Wird ebenfalls äusserst häufig gebraucht; mauchmal ver-
tritt es de:
dexasevre E 50
i/^«6a^« B 577
desccUao B 611
deaconzo E 161
deacumiavi B 131
dexdesevre A 194
desguarnio A 444
dexmesurai E 134
dexsensai C 33
desHomentir D 1 7
destrenzimeiUo Ü 121
dexviadha A 152
Es vertritt auch cfe; dexmostradha B 85.
JEJX; scombnterd A 414, afalaadha L 65, smerrai D 374,
smorbiar E 343, spagiura A 33, svengianza A 188.
EXTRA : straschemio D 46, straportadha L 36, strapassadha
F 2, 8trasonamenii E 105, straviai B 878; stromenai Ü 167
(§. 2). Oft in der Bedeutung des Superlativs: »trabelli E 108,
siragaudenti D 321, att^agaviao B 155; und vor dem Superlative
selbst : stradurissimo D 263, stragramissima B 794, atragreviasimo
D 362.
/J^; titama L 274
imbrutisce L 203
ingramir B 375
inguerriavi F 89
impenso B 1040
impilio L 408
inregoroso F 95
inrichio B 660
inrosadhai B 1 9
inrovedhae 6 55
imprometudho A 146 involia D 255.
PJBÄ; perßnisce D 11; = pro: percaza B 296 percaziante
B 360.
PÄ£ (^pro): prevedhui B 556.
SC^A: aofrenar E 374, «o^^roa; B 495.
SUPER: aordoradha L 508.
TRANS: travacao N 23, ^rflrowrf N 42.
40 Müttafia, Dantollvng der alUMÜtadisdiMi Muadart Hc.
bj Nominaladverbia.
BENE: beneitrudho B 656.
MALE: malastrudhi A 337, malparai B 283, malpario
B 713, malvezao B 642, mulviao A 46.
MINUS: Bmenaven A 308.
MVLTÜM: molben B 572.
TANTUM: tammagna B 342.
BIS: a-^fiscurava D 19ü, bescuinto ß 692.
Berichtigug.
Auf S. 6 int im Abachnitte »Laatlebre. Vocal«. A* atutt des AlMaUes 1 au lesen:
A. 1. bfttontes a bleibt unverindert. Greve 1* 105 aus grävU wie in der Sebriftaprarhe.
1*. Eben so selten ist betontes a an der Stelle eines anderen Vocals, Bei atanta
£ 336 u. s. w.
Reiffprscheid, Die rümitcliea Ribliollieken. 41
Die römischen Bibliotheken.
6. Die vaticanische Bibliothek,
b. Bibliotheca Reginensis.
(Biblittkeca Alextndriiia.)
Von A. Reifferscheid.
Ambrosii expositio de psalmo CXVIII.
32. membr. GroMocUv. foliorom 177. taec. X.
f. 1 In nomine sce trinitatis. Incipit expo|sitio de psalmo czvnimo.
sei am|brosii mediolanensis urbis eptscopi | Licet «) mysticae *) quoq.*}
nelut I tubf increpuerit sono dauid proph&a tarnen moraliu mag-
■us I —
f. 1^ adseruntur ease descripti. | Prima )ittera aleph —
f. ilT* Coepit in hortis ee ^cclesia. postquam in hortis | passua
est xps; Liber sei benedicti abbatis | floriacensis coenobii ^). | si quis
fürauerit anathema sit | Explicit de psalmo | cxvm sei ambrosii | me-
diolanensis urbisj episcopi. finit | Liber sei benedicti abbatis | Sicut
desiderat nauigator. Ad ripa uenire. Sic desid desijderat Scriptor
maganarius. Ad regnü di uenire { x qui icgit ora p illo peccatore.
*) XV 1197 — «) mystica — •) qnaeque. Lies mystice quoqne — *) Die-
selbe ProTenienzangabe kehrt mehrmals in der Handschrift wieder, i.B. f. t5^
oben: hie est lib sancti. Benedicti. abbatis. floriacesis cenobii.
4'i Reirrersrheid
Aratür.
300. niembr. fol foliorum 1 — 40 saec. X, fol. 41 — 78 aaec. X(.
f. 1 Diu) 1) SCO s) uenerabili et in xpi gra | abbat! floriano *) arator
5ubdi{acotius in xpo^) | Qui meriti florem maturis sensib; ortum j —
Cede dies operi. quod pia causa dedit &) | Dito sco <) beatissimo atque
ap)ico sacer|doti7) papae uirgilio^) arator subdiacojnus. •) dabo tibi
laudem { Moenibus undosis bellorum incendia cernens| —
f. 1^ Si quid ab ore placet )aus monitoris erit I Explicit prologus.
Incipit über, bic brejuil sequit passione seu resurrectione | Ut sce-
leris iud^a sui polluta cruorej —
f. 19^ Claudit iter bellis. qui portam pandit in astris | Aratoris
subdiaconi sc^ ^cctae roman^ | explicit über primus; Incipit scdsj
eiusdem ; De eo ubi saulus qui et paulus — credidit. <<>) | Sps accen-
sam uerbo radiante lucernamj —
f. 39^ Et tenet aeternam socia)is gracia <<) palmam | Explicit al-
mitonans in xpo dignus arator { Finito libro reddatur cena magistroj
Finis adest iibri )audentur dicta ma{gistri; Explicit liber aratoris {
subdiaconi; Finit arator in hoc conjsurgit deniq; pastus: || f. 40
leer || f. 41 Incip epta sedulii poete eximii ad macedoniu pfirra
Duo <*) meo sco ac beatissimo patri macedonio presbitero sedulius
in xpo salutem. Friusqua me uenerabilis pater operis nri decurso —
f. 41^ sc)orum. Amen { Finit prologus sedulii presbiteri { hoc
opus sedulius int cartulas — patricio. | Paschales carminib; über pri-
mus I Sume sacer meritis ueracis dicta poet^. { — si uig& ore tuo j|
f. 42 Prefacio paschalis carminis Beati sedulii poete { Paschales qui-
cuq; dapes conuiua requiris | — Rubra quod appositum testa minis-
trat holus { Incip sacrü opus ex ueteri testamto { quod poeta incitat
sc ad scribendum { Cum sua gentiles studeant figmenta poetae { —
f. 84 Ora lupi uitaq: frui per pascua xpi. Explicit \ \Vb .i. Inci-
pit liber secundus { Prima su^ diis { thalamis dignatus adesse | —
9 LXVIII 63 — *) siincto ac — *) spiritaliter erudito floriano abbati —
*) ubdiaconus S. - *) invet — *) sancto ac — "") et in tote erbe primo om-
nium sacerdotum — ») Vigilio — •)8ubdiaconus S. — »*^) om, — *•) ^ratia —
<s) XIX 533.
Die römischen Bibliotheken. 43
f. 60 Et speciale bonu cu sit generale reuolua || f. 60^ Explicit
\a .11. ubi dominus innumejras ad adae seruat cateruas { Jam pla-
cidas lordanis item transgressus harenas | —
f. 66 Qui regit ^thereü princeps. in principe regnu; | Explicit
über tertius. Incipit liber .nu. \ ubi dominus petit patre se clarificari
ab eo I Has inter uirtutis opes iam ^xima pascb^ { —
f. 74 SufBcer& densos f tanta uolumina libros { Explicit lii& .im.
PkMhalis carminis heroici. | Incip Carmen eleiacu. q(f uocatur parac-
te|ricu .i repcussum. eo qi repcutiat unus | uersus ab altero hoc
e. iniciu pmi fit ultimu scdi paractera gce. latine repeussio dr. De-
scriptis II f. 74^ ia miraculis bortat poeta secii oms canere xpo j&grfis
reflTerre | Cantemus socii diio cantemus bonorem | —
f. 76 Cum SCO spu gta magna patri j Explicit Incipit ambrosia-
num ipsius sedulii | A solis ortus cardine adusq; terre limite xpm caj
namus principe natu maria uirgine | —
f. 77 Seoiq; spu. In sepitna sela; | Amen. Explicit | Sedulius xpi
miracula uersib; edens | —
f. 77** Stabunt hi garrula dicta testudine uersus | Utilibus moni-
tis prudens adcomodet aures { etc- Audit qd non uult qui pgit dicere
qd uult| — Magno conficitur discrimine res memoranda||r. 78** Metrü
Eugenii de decem plagis egiptiorum | Prima plaga egipti limpbas in
sanguine uertit; | — Quod nee it facimus pascua nee sequim |
In honore diii iiri ibü^xpi di aetni | i Ferpetuo colitur xps bic ihs bo-
nore 6 Verse.
•II- Jacob. Tbomas.Pbilip'.Bartboloms. 4 Verse ^ ebenso im Fol-
geiiden.
*iii- Jacobus Matbeus . Simon Thomas.
•Uli- Leo Felix Marce Marcell^ Fabiane Siluester.
•V. Atansae Ambro Aguti Donte pauline.
•VI. Tecia . Sabina . Petronilla . ppetua. felicitas. j & Septem fitii
eius
•VII. Patrici . Aedani . Ninia . Coluba . Cerani.
VIII* Alltoni . Pauli . Benedicti . Hilario . Symeon
•vini- Aiiastasia . Lucia . Eulalia . Eugenia et machabei.
•x- Reme . Dioni . germani . bylarii. 6 Verse,
44 Reifferiirheid
Augustinus de bona patientiae, de bona caniugali^ de sancta virginiiate,
de nuptiis et concitpiecentia,
818. nembr. 8. foliomm 258. aaec. X.
f. l^M Incipiunt capitula huius libri | —
f. 2 locipit sermo sei augustini epi de hoc quod dos | ait dimit-
tite et dimittitur uobis | Preceptum *) saluberrimu audiuimus de sco
eugelo. ut dimit|tamus peccatü fratri qui in nos peccauerit —
f. 4 dabitur uobis. Explicit Hber | sei Augustini epT de hoc
q3 dns die. dimittite et | dimittetur uobis. Incipit eiusdem. | de bono
paeientiae | Virtus <) animi quae patientia dieitur. ta magnu ü
dorn .e. I ut &iä { —
f. 11^ ac ferus noiit habere *)» Explicit de bono paeientiae
I Lil sei aug epi. Incp Hb eiusde de bono coniuga)i | Qin &) unus-
quisq; homo humani generis pars .e. & sociale —
f. 28^ ^pt xpm patres | fuerunt. Expt de bono eoniugah*. Incp
de sSl uirginijtate. Hoc de libro retractationu xLvnn | de scä uirgini-
täte über i | Posteaqua seripsi — ostendi , Bic über — aedidimua *)
I Explicit praefatio. Incipit über { Libru 7) de bono coniugali nuf
fdidimus in quo &iä xpi uirgines | —
f. 49 exaltate eü in scta. amen. Explic de sca { uirginitate.
Incipit uita beati | Valentini. confess. Lingonensis | Igitur beatus
ualentinus in laticensi suburbano ligonensium ojriundus fuit —
f. SO^ facile intellegatur. Explicit uita beati Valentini eonf. ||
f. 51 Incipit de nuptiis. et concupiscentia. ad Valerium ma-
gis|trum equitunu Hoc de libro retractationu. De nuptiis. et
conep. I ad Valeriu. liE .u. | Seripsi duos libros ad inlustre — curas.
Explicit praefatio { Domino illustri & merito pstantissimo «). atq. in
xpo •) dileetione carissimo filio ualejrio. agustin' in dno sa) v Cum
diu moleste habere —
*) f. 1 m. «. JT/Fhic est über sancti bndicti flo^; häu6g in der Handschrift,
namentlich am Anfan<7 dor Quaternionen , wiederholt. Der Index von alter
Hand. — *) XLVI 907. Nach einer Cassinenser Handschrift herausgegeben. —
») XL 611 — *) Stimmt nicht. — *) 1. c. 373. — •) Das cursiv Gedruckte von
anderer Hand. — ') I. c. 397 - ») Aug. pp. 200 - ») Christi.
Die römUcheB Bibliotheken. 45
t 8i^ comodius intimabit; Expt praef. Incp. Hb. i. | Henseici i)
motti dilectissime fili ualeri. qui roedecina xpi qua^ peccata saoant
Gar|nalit —
f. 63^ ut Mä noctnas aliquas horas lectioni uigilanter inpen-
da&. II f. 64 Inter militiae tuae curas & lUustris psoaae. qua p meritis
gestas actusq: rei publicae j —
f. 79" braehio. digito. labro. liagaae. «e «d iratiim nrm ctinuo
corriguntur. <) || f. 80 Viris ueri di cultoribus. et ifafi xpT dni |iiri
aeSnnnque eius aon fictis amatori|bus: Eioardus peccator | Qui ui-
tas et facta iustorum ac seeunjdum — assurgat. | Incipit über pniiftus
j Cmn adhue in palatio posHus —
f. 92" reputando ^feet su; Expt. jib. i. de uirtntibuB sBm^
marcel|linl et petri. Incp. praefatio libri scdi */ | Scripturiis uir-
tutes atq: miraeula quae beatissimi martyres xpi raarcellin' | —
f. 93 miraeula j ^feram; Incipit prosecutto uirtutum | Postqua sacra
beatissiiiiori eorpora —
f. 106" comüdins tnehoent Expt lib. n. Incip. lib. ni. | In rela-
tione signora atq: uirtutu —
f. 121" ac sie dm & ^osimu quos amare itibent. se odisse de-
clararent | Folgen rituelle Bemerkungen, zum Theil aus hid&rs
Büchern de officiis, ton anderer gleichzeitiger Hand \\ f. 122"
Hymnus auf den Erzengel Michael \\ f. 123 Incipit passio scorum
martirii petri et marcellmi j qnae est im. non. tonias | Benignitas sal-
uatorn —
f. 126 saluatoris etc. amen finit j Passio Ireati apollinaris ponti-
ftcis 8ub die xT kalenjdarum augustarom | In diebus claudii —
f. 133" Augustarum etc> Amen. ExpT. pass. sei apollinaris
mar. jj f. 134 Incipit uita #^ beati confessoris j Cum in nomine —
*
f. 137 bodiemum diem etc. Amen. || f. 137" Incip pass. sco-
rum serg^i et bacchi | Tempore Ulo Maximiano —
f. 144 clarificemus. etc. Amen | Explicit pass scoiy sergii et
bacchi. Incipit j passio scorum. speusippi. elasippi (^leusippi
eorr.) et melejsippi. j Tres pueri —
t) XLIV 413 -. «) 1. c. 468 (porngutitur). Die vier leUten Capitel
fehlen. Die fehlenden Bl&tter sind erhalten im Codex 385 f. 94 ff.
46 Reiffertcheid
f. 146^ leouillae. iunillae. et neo/z/ms {{ f. 147 Omelia Hie-
ronymi (m, rec.) \ fennana 0 stutem & multos habere dicitur & mul-
tas accipere porjtiones —
f. 184 in no|uitate uitae ambule etc, amen. Incip. epia. biero-
mi pbri { ad principiam de uita mareellae { Sepe *) k multu
flagitas —
f. 189^ Incipit uita beatissimi kan|lefi saeerdotis seu abbatis
monasteri Anisolensis
f. 173^ Inep epta sei hieronimi prLi ad paulinu { pbrm de Om-
nibus diuinis historiae libris
f. 179 Epta beati Hieronimi pbri ad paula et Eus|tochiu de as-
süptione scäe mariae uirginis
f. 198^ Incpt uita beati Lifardi abbatis
f. 199 Incpt pass. sei ualcriani mar
f. 201 Incp uita { sei fursei. abbatis
f. 207 Incp. pass. sei Eustachii. uxoris. et filiojrum eins
f. 213 Incp. uita sei marcelli epi parisiacensis
f. 218^ Incipit uita beati Hieronimi pbri. | Hieronimus nr in
oppido stridoiiis qd a gothis uersü. | dalmaticae quonda pannoj
niaeq: —
f. 219 Incip passio sei carauni martiris
f. 222 Incipit uita sei j merouei confessoris
f. 227 Incipit pass. scoiy mauricii. atq; { sociorum eins
f. 232 Incipit. pass. sco^ martyrum. donatiani et rogatiani
f. 238 Incipit uita sei iuliani epi et confessoris
f. 241^ Incipit uita sei turibii epi et confessoris
f. 244 Incipit uita scT panati^ epi et confessoris
f. 247 Incip uita sei uicturi epi atq: uicturii filii eins et epi
f. 249^ Incp uita domnae mariae aegiptiae. translata de gre|co
in latinum —
f. 286 Incip. pass. sei nicefori. martyris
f. 288 Explicit passio sei nicefori. martyris
»)?-») XXII i087.
Die römischen Bibliotheken. 47
Alcimus Avitüs.
2078. membr. Schmalfolio. foliorain 150. saec. IX — X *).
f. i über der Zeile von neuerer Hand Theodulphi Vers' |
Quicquid ab ebreo stilus atticus atq; latinus sumsit | —
f. 2^ Hinc aquilae specimen celsa p&entis hab&. | Domino <)
SCO in xpo piisimo et *) beatissimo { apollinari epi ^) alcimus ada-
tius *) auitus frater. Nuper | quidem paucis —
f. 3 loquendi lege presumitur. Explicit prolojgus. aicimi. auiti
epT. de initio mundi. Incpt lib .i. || —
f. 3^ Quicquid agit uarios humana in gente labores; | — Viuit
peccati moribunda in carne cicatrix; | Jam pater omps librantis pon-
dere uerbi; —
f. 8^ La&us in astrigeram caeli se subtulit *) aulam. | Aicimi
Auiti epi de initio mundi. | explicit über i incipit de orlginali pec-
cato I über secundus || f. 9 Vtitur interea uenturi nescia casus: —
f. 16 Confictum periit fugiens ^) per nubila corpus | Aicimi
Auiti epi. explicit de original! peccato | über secundus incipit de
sentetia di | Über tertius { Tempus erat quod >) sol medium trans-
cenderat axem | —
f. 23 Fortior antiq: reddat tua gratia sedi | Aicimi Auiti epi
expli de sentencia dl { Liber tertius Incipit de diluuio munjdi Liber
quartus { Infectum quendam uitia sco cordibus •) orbem | —
f. 34 Et flammam timeas quo <o^ iam non subp&it unda { Aicimi
Auiti epi explicit über | quartus Incipit de transijtu maris rubri über
quintus | Hactenus in ter'*' undas potuisse <<) eanenti { —
f. 46 Hoc tenui cumbe ponimus non clitore portum <*) | Alchi-
mi Auiti epi explicit | de transitu maris rubri über .v. | feüciter
amen { Post consumationem <<) übellorum quos non | —
<) Vgl. fiber diese Handschrift Arevalus in den Prolegomena zu Pru-
dentius 4, 78. Zu Dresseis Zeit (vgl. Prud. prolegg. p. LX) war die Handschrift
verschwunden. — *) LIX 323 — ») ac — *) episcopo — *) Ecdicius —
•) sustulit — ') linquens — *) quo — •) quondam vitiis concordibus —
*^) quia — *0 patuisse — i*) Ponimus hoc tenui cymbae nunc littore portum
— i>) 1. c. 367. Die Obersehrift des Briefes (an Apollinaris) fehlt.
48 R«ifferteheid
f. 46^ fidei adstrictione <) | deseruiat. | Alcimi Auiti epi
expl über v { Incip Liber ti de uirginitate <) || f* 47 Suscipe con-
plectens xpo dignissima uirgo —
f. 58 Conscripsi en celeris deno snb lumiiie solis «) || f. 88^
Aurelii prü dem certam uir{tutuin contra uitia | Xpe ^} graues homi-
num semp miserate labores | — •
f. 70 Ornamenta animae quibus oblectata decoro | Incip ars
capri de ortografia. | Haec uia quo dueit nun ubi cato discendit | —
f. 74^ ab similitudine stillarum. | Expt ars capri de orto|grafia
Incipit ars agroetii | Domino Eucherio episcopo agroetius Libellum
I capri de ortografia — seruare possumusv | Vale memor nri et pre-
sidium meü Incipit ortograjfia agroetii rethoris |{ f. 75 Agroetius et
com latine scribas per oe dyptongon | —
f. 79*^ Supplicia d&ormentis dicimus */ | Versus Belesarii sco-
lastici I Sedulius xpi miracula uersibus ^aebens | —
f. 80 Semotis cunctis modicis saturauit ab escis | Sedulius dni
per culta noualia gaudens { ~ stabunt hi garula dicti testudine uersus
I Auieni vc adamus cosale agro (sie) \ Rure morans quid agam res-
pondi pauca roga^tus { — Prandeo poto cano ludo lauo caeno
quiesco %- | ludicii Signum tellus sudore madescit -/ |{ —
f. 80^ Tartareumque chaos monstrabit terra dehiscens. |
Versus Virgilii ad cesarem | Nocte pluit tota redeunt spectacula
mane — Sic nos non uobis mellificatis apes {| f. 81 Virginitas >)
fulgit (corr,) lucens ut gemma coronae —
f. 110^ Plumabant pariter macta uirtute coronam | Digestis
igitur sc5rum laudibus almis 1 —
f. 113^ Sed tyro infracta tectus testudine xpi || f. 114 über
der Zeile von der Hand des Petavius finis Lib. primi Catonis | Cum
dubia incertis uers&ur uita periciis — Dum fueris dando (in ras.)
semper tibi proximos esto | Incipit Liber secundus (Catonis von
der Hand des Petavius hinzugefügt) \ Telluris si forte uelis
cognoscere cultus | —
f) astractioDe ~ ') 1. c. S69 (de consolatoria laude caatitntis ad Fuaci-
Dam sororem deo virginem tacratam) — *) Die drei Verse am Schlüsse, wel-
che Labbaens nova bibl. mss. librorum ed. Paris. 1653 p. 22 'ex eodice ms.
Naudeano* auerat bekannt gemacht, finden eich auch in dieser Handschrift. —
^) Mit Unrecht behauptet also Dreasel , dass diese Handschrift nicht die Psy-
chomachia enlhielte.— *) Vorher fehlt rin Quarternio.
Die römischen Bibliotheken, 49
f. HS Dum uigilat superat (al. m. corr. sperat) per somnum
cernit id ipsü { Incipit Liber tertius | Hoc quicumque tie)is carm cog-
Doscere lector | —
f. 115^ Nee matrem ofTendas dum uis bonus esse parenti | Ex-
plicit liber. tertius { Incipit liber quartus { Securam quicumque
cupis pducere uita | ^—
f. 117 Hoc breuitas fecit sensus coniungere bonos (^corr.
binos) I Explicit Liber catonis quartus | in nomine patris et filii et
spu sei I 0 ds omps conuexae conditor arcis { —
f. 117^ Gundradae egregie moribus & facie { Hos karolo regi
Versus Hibernicus exul | Dum proceres mundi regem uenerare uiden-
tur I —
f. 119 Sic fatus regis. "" dono ad castra recessit | Versus Ka-
roli imperatoris { Haec est uestra fides celi que ducit ad aulam | —
collectum ex uariis flore cum ante rosis { Versus Karoli impera-
toris I Carta xpo comite per teluris spatium { —
f. 119^ Deme xpi seruulo sie memor exiguo | Versus KaroH im-
peratoris I Laudibus eximiis caelebrätur sc)a prisca { — Nobilis
aut sanguis dextraue marte potens | Fini ///////// honis || f. 120 Versus
ad ecciesiam { Haec est mira domus uario depicta metallo | 6 V.
Versus ad fontes { Hie fons inriguus uitali ad ora ministrat { 6 F.
Versus ad fenestram { Ne dauid grabatum temptatur callidus intrat |
4 V. Versus ad bostium | Quia egyptius agni dudum de sanguine
potes I 2 V. Versus ad ministerium | Qui ex duro latices iussit pro-
ducere saxo { 2 V. Sit tibi summa salus seper sine fine beata — Sol-
uenti ueni& criminum solutio xpi { Verba philosophi ad discipulos |
Quisquis alumne uelis uartes cognuscere serum —
f. 120^ Sed labente die lacidiora dedi. | Magister exortans dis-
cipulos I Discite nunc, pueri dociiis cito uertitur aetas | — Nam sine
doctrina u'ta perit bominum. { Magister cumminans discipulis |
Quemlibet hie signem leuitatis culpa remord& — Gratiaque meritas
ultio nulla for^e | Vir orans { Haec rogo parua domus caelesti pace
serena | — Asiduis uotis laus ton&: alma di {|
f. 121 Epitafium filii cathonis { Quid tibi mors faciam que nulli
parcere nosti { — Sint tibi uitalis sint tibi la&a modo { Epitafium
Folradi | Felix illa bominum est mors et pciosa bonoruf —
f. 121*" pro peregrino me posco pcar&uo: | Item alium epium 1
Qui pietate pater pastop eura ma magister | — a&ernis meruit lau-
SiUb. d. pbil.-hist. Cl. LIX. Bd. 1. Hft. 4
50 Reifferscheid
dibus «e precibiis | Item alii uersus { Egregii proceres clot^arius ac
dagobertus — Cum nantN'lde sua quem exornant aurea busta | Item
alii uersus | EfTigies regnum hie & nomina clara refulgent — Caesar
quem peperit berta pulcberrima mater. |.Hoc iac& in tumulo pip«
pinus rex uenenmdus —
f. 122 Raptus ab orbe fuit cito pastor largus egentu | Epita-
fium Alquini | Hie rogo pauxilulum ueniens subsiste uiatar | — pro
quo funde preees meiite legens titulü | Epitafium || f. 122^ Qui mani-
bus librum lector eonprenderes istu I — die sibi sie diis perp&uam re-
quiem { Item alium | Hoc recubat tumulo motharius ille sacerdos | —
ante fuit humilis plenus amore di | Item | Quisquis es hunc cernens
titulu die pectore puro | —
f. 123 de mortis nullus lege solutus ade { Item | Authelmi mo-
nachi busto s membra sub isto | — perp&uam requiem d* sibi posce
ds I m. al. aequnli Incipiunt enigmata aldelmi | De terra | Altrix
cunctorum quo mundus genstat (n era8,) in orbe | —
f. 1 35 Sciscitor inflatos fungar quo nomine sophos 1 Expliciunt
enigmata de uariis reb; aldelmi epi |l f. 135^ Incipit prefatio enig-
matis simphosii. | Häe quoque simphosius de carmine lusit inepto |
— Da ueniam lector quod non sapit ebria musa. | i. De grafio | De
summo planus sed non ego planus in imo —
ibid. xcun De adamante lapide { En ego non uertor rigidi crr-
mina ferri | Est mihi de pelago corpus de flore loquela | Vincula de
terris. sopbia de digitis | Epitaphium Karoli regis { Aurea caelorum
postquam de uirgine prolis { — Astriferam Karoli teneat die sps
arcem |{ f. 141 Incip opusculu beati eugenii e^i «) | Oßliquo mem*
uisu q figis ocelle | — & faueat iugis pax tibi paxq; tuis | Oratio
eiusdem | Rex ds ininse quo constat machina mundi | — ccede ue-
niä cui tollit culpa Corona. { De mentis human^ mutabilitate { Nescia
mens ni^i fixil seruare tenore | — Tot nram faciem mutat sententia
formis | De bono pacis { Qui cupis infestu sep uitare chelidru | —
Ultima que decima ^lis primordia truncat | Eptameron de primordio
mundi | Primus in orbe dies lucis primordia supsit { — Septimus e
dBo reqes bis rite pactis | Domni Euantii | Nobilis & magno uirtutü
culmine celsE | — Oiiipsq; tuis non reddat debita culpiS | De ani-
mantib; ambigenis | Hec s anibigene que nutu dispare constant
») LXXXIX 350 f. 141 von einer »ndern Hnncl fsnrr. X.) «I« das Chriuo.
Die rdnischen Bibliotheken 51
At lupus a» catula formant coeundo liciscä | Item ad iohaiinem { o lo
uersiculos nexos quia dispicis hannes | — PRoq; tibi ut n?o ue-
niatex carmine fectvs | Instar lucilii cogor disriipere uersus || f. 141^
Quisque uenis studio discendi fretus amice | — Eloquiique potens
rusticitate carens. | Facundi dicti sicucui est studiosa uoluntas. | —
Horibus & lingua clarus & arte uigil. | Quisquis habes uotumque
Sit dialectica seire | —
f. 142 Discussaque bonum nube referre palam. | Lector aritme-
tice conduetus amore magistre. | — Rebus & bis non est quod
queat esse sine. | Qui cupiat formas quas dat geometrica nosse. | —
Forma figurarum plena necesse fiat. { Musica quid ualeat quid sit
quicuque requiris | —
f. 142^ Et lenis &igres roelifieando truces { Astrorum eubitus
quisquis scrutator adisti { — Et que occulta iacent mox manifesta
fore I Lucida que cernis clareseere teeta uiator | — Munera deque
suo languida roenbra fouens. | Dextera magna di eeclesiam tueatur
ab hostes { —
f. 143 Saluet k orne«> am& dextera clara di | Ad boree partes
arcino'*. uertuntur et anguis | — Celsior bis eunctis & tardior Omni-
bus astris. | Versus de adnunciacione | Hie mariam claro gabrihel
sermone salutans | — Hie natus passus surgens seandensque re-
demptor | De natiuitatc { Cardine quadrato eolitur quo uertitur
orbis I —
f. 143^ Qua dempsit mundo erimina euneta ds { Versus de as-
censione | Hie pia surgentis ueneranda est gloria xpi | — Reddat Sc
aeceptos actibus & meritis | Omnipotens dns qui celsa uel ima guber-
nas I — r Effectum tribuas semper habere ds | Hoc construxit opus
leetor quod cernis honestu — f. 144 Prebeat &herii premia larga
soll I Qui cupiat rerum studiosus forte uiator { — Et quam cum lacri-
mis posc* hab& ueniam | Omnipotens miserere | — rex pius adq'
mei I Hanc quisque de uoto — pectoraque percuto { Det xps domina-
tor enim de semine dauiD { —
f. 144^ 0 lux digneris clam Omnibus es quia uerE { Dona
anime miSerendo meae seDem oro quietiS | — Omnipotens eX-
celse ueni quO te rogo supleX | Dux pietatiS ades cArne qui ex Se-
mine dauiD I —
f. 145 Egregios Raus quOs inde fOrtis ubiquE | Siderea de
sede poli pater ahne serenus I — In quo iure. Meam requiem Oro
52 Reifferscheid
ipe morari | Digne semper amande piis deus inclite dauid | — Exau-
di rector seruo mihi iustus semper ubique | See deus miserator tu
pia uia salutis | — Xpe tuo populo saluans sub nomine tu dux | —
f. 145** Da pietate potens det mitissime dauid { — 0 pi&as
bernouuino 0 praecurrere cliento { Summa salus pia laus uictrix per
tepora uirtus | In solio exeelso felix quies gloria regni | Rex aeterne
Salus uia lux data dulcis et auetor { Es quia praecelsus populorum
rector in orbe { Rex requiem bernouuino da pater atq; pius rex | —
f. 147^ Pendens plebem liberauit hostis ab insidiis | Ephy-
taphium | Qui cupis ut praecibus domini mereare fauorem | — nam-
que petens caelum aeterna tenens ||
f. 148 Versus bernouuini epi ad crucem | Conditor. aeternae
quem laudo uersibus istie { — Xpe tu iustus iudex miserere mihi iam
uerus rex { Oronipotens dns mundi formator et auetor { — Suscipe
haec munus aceipe supplex rogo | Versus in calieae et patena | Ber*
nuui.nus bumi.lis sua. reddit.vota to.nanti. | Hoc cor.pus humi.Iis.
prestat ui.ta bea.ta. ||
f. 148^ Item alium | Quisquis magnorum dolet breue decidere
uita I — Indiccio xi obiit qui in seculo uixit annos xxx . et vn . |
Item alium | Hie constans alacer celebri probitate refertus | — Aut
tribuit natis aut sibi post obitum It alium | Et licet omne fretum se-
cliuia sca salutis. | — Presidium uenies emeruisse docet. It alium |
Hie probitatis apex hie status gloria prisci | —
f. 149 Sic uixdum tenerae radicabat flore iuuente. { Item
alium { Quod salibus cordis protulit ore serentem | Et tribus adiectis
mcnsibus atque tribus. { Quantum iure potest ornari femina donis { —
Janu decimo migrauit arii dida kalendas {{ f. 149^ Von anderer
Hafid Contra aebrietate | Qui cupis esse bonus et uis dinoscere
uerum | — Quod tenuis miseros suppungit anhelitus artus | Como-
nitio mortalitatis human^ I 0 mortalis homo mortis reminisce casus |
— Quod bene quod iuste quod recte feceris ipse | Ctra cra-
pulä I Propens (sie} & stomachum qui farcit dape ciborum | —
f. 150 Castig& uentrem tunc homo doctus erit. { Das Fol-
gende von einer Hand des eilften Jahrhunderts. Discernendi ignarus
nihil difert ab asino. Amor pofentii { instabilis —
f. 150^ (Mercurius) Celerior pianetis quia septima die ] pmeat
circulos
Die rötnischeD Bibliotheken 53
Basilii sermonet,
141. membr. 8. foliorum 170. saec. IX — X.
f. 1 Incipit Sei basilii | de psalfn primo { Omnis scriptura diuinitus
inspirata utilis est | —
f. 9^ et ex bis quae audistis p gratiam { dm nostri ihu xpT cui
gloria in sefe sctonim amen. { De eo quod scribtum est v | adtende
tibi ne forte fiat in corde tuo | sermo occultus iniquitas. { Sermonis
usum ds nobis qui nos creauit indulsit. { —
f. 19 ut possis adtendere do. | De eo quod scriptum est in
euangelio. | hominis euiusdam diuitis fruetus ubejres ager attulit.
et reliqua. | Duplex est temptationum species; aut | —
f. 26^ Pgr&tis regna eaelestia. per eü qui uos uocajuit xpiu
ihiir dnm nfih. cui gloria & imperiu. in | scla seculorum. amenv|
De inuidia { Bonus est ds. et dignis lauda'tur { —
f. 33^ sicut & ds donauit uobis. in xpo ihü dilo nro. | cui «
est do patri cum spu sco gloria in scta sctorü. am ; { De fide | Di
quidem sine intermissione esse memojrem —
f. 37 derelinquere per gratia dni nri ihü xpi. Cui est gloria |
& potestas. in sota saeculorum amen. | Ineipit in principium prouer-
biorum | salomonis quam dixit cum esset presbijter lubente epis-
eopo. I Magna est oboedientiae merces. | —
f. 53^ diuin^ uolunjtatis in xpo ihu. cui gloria in scta saeculo-
rum. amen. | Incipit in psalmo .Lvmi. | Consideranti mihi &
painjdenti intentos ad audiendu | —
f. 57 conroborati | in spe nra. qui est xps ihs diis nr. Cui est
gloria & po|testas. in scJ'a sctorü. amen v { Incipit de ieiunio. |
Canite tuba in initio mensis in die insignis | —
f. 59^ sapientia di. & unigenitus filius eius dns | nf ihs xps.
Cui est gloria & potestas cum spQ sco in a£na { secula seculorum;
Amen. Finit orat ad popu{ de ieiuii. { Incipit de eadem re dictio
secunda. | habeant fortasse aliquid (d ex t) difficultatis | —
f. 63 & iudice | do nostro. per quem est do patri cum spü sco
glojria & a&ernitas in saecula saeculorum. amen. | Explicit in
diio feliciter. || f. 63** Prefatio. | Proficiscenti mihi ex urbe magno-
pere iniungebas a^jniane —
o4 Heifferscheid
f. 64^ tu qui utriusq; lingu^ habes peritia magis probato.
Fiiiit.j Gregorii epi nanzanzeni incipit apolojgeti'us in latinum
translatus in greco. | Uictus sum. et fateor me esse superatum. { —
f. 92 grex simul & pastores in xpo ihu dno | nostro. eui gloria
in secuta seculorum. amen. | Ineip de primis epiphaniis | id est de
natali (i ex e) dni. { Xps nascitur. gloriamini, xps ^ celis. oecurrite.
xps in terjris. exaltamini. Cantate —
f. 100 possibiie est. per xpm ihm diim nostrum. eui | est
gloria * potestas in seeula seculorum. amen. { De luminibus quod
est I de cundis (sie) epiphaniis. |{ f. 100^ Iterum ihs meus. ^ et
iteru mysteru. mysteriu ii erroris alicuius | —
f. 102^ Ubi aute carnis fuerit facta purgatio. ibi continu {|
f. 103 cum <) et inluminantis clarius fuerit lumen accensü et audito-
res purjgatas —
f. 108^ fulgeat coram hominibus per xpm diuh nostrum Cui est
glorija in scta scJ'oru amen. De pentecosten. et de spü | sco dicta
in ecclesia constantinopolis | De sollemnitatis huius die pauca di-
cenda sunt —
f. 116 exultajtio seoru. CQ quo est do patri gloria & potestas
in spu SCO in scta sc^oi^ am. | Desiderabamus o filii. quia et pari
mensura desijderabar —
f. 124 uita & fide pro|babili. Tibi gloria & potestas in seeula
saeculorum. Amen. { Incipit de hieremia dicta praesente imjperatore
apul quem et intercedit pro quo|dam periclitante. | Uentre meü
uentre meu doleo. ic sensus mei turbajti —
f. 129 misericordiä speramus. | p xpm dn% nrlH. uiuente secü u
regnante cü spu sco in sc^a sc}o>f am; |{ f. 129^ De reconciliatione et
unitate monachorü. | Lingua nostra soluit alacritas. u hominu lege —
f. 138** custodiat corda uestra in { xpo ihü dno Cui gloria «^
potestas in sc^a sclorii amen: | De grandinis uastatione cum pater |
episcopus reticeret. { Quid laudabilem soluitis ordinem. quid in-
pellitis lingua { —
f. 148 quem fructificauit in xpo ihu | dno nostro. Cui est gloria
6c potestas in scta sc^orum. amen. { Incipit de arrianis quod non
licet I semper et publice de do contendere | Ad eos qui in sermone
callent. sermo nobis est. —
<) Vorher ist ein Blatt ausy^efallen.
Die röinidcben BibÜothekeo. 5d
f. ISO^ Natiuitate 1 di & creatioaem & dm ex nullis exstantibus.
* substantiae Sectio {nem atq; seisionem et resolutionem. ut quit
(^corr.^ audit profanus {{
f. 151 Incipit compt greeorü anni circuli qualiter | calculare
debeas
f. 182** Item ad argumentum ad fer. uel ad ]un | seu ad ter-
minos paschat inueniendum
f. 153^ Item argumentum { qualiter seeundum latinos uel
grecos xiiTi lunas paschales { uel initium primi mensis absq; ullo
errore inuenire debeas
f. 184 argumenta calculi
f. 184^ de punetis uel momentis
de temporibus anni
de solestitia et aequinoctium
f. 1 88 de mensibus
f. 185*' de saltum lunae
de lunae cursum
f. 186^ Incipit. | Romano computatio ita digitorum flexibus
u, $. w.
f. 187^ De mensib; qcT horas habent in die uel in nocte
ß argumentü unde creatur bissextus
Incipit de mundi principio
f. 189^ Uentus aer commotus & agitatus t/. s. w. nach Isidor,
f. 160* — 163 Rotae (Zonentafel — Windtafel)
f. 163** — 168'* Angabe der Indictionen, Concurrentes ti. s. w.
von 804—873
f. 168** Prima a&as in exordio sui. | contin& creationem
mundi —
f. 169* Eraclius an xxvn huius | — f. 170 vdcccxxxm. Colle-
gitur omne tempus ab exordio mundi usq; | in psente
glorl recensuinthi principis. an x. | qui .e. era. dcxcvi.
an. V. dccclvi. || f. 170* {von nickt viel späterer
Hand) An uel resp iji natT scT eligii . epi et confes-
soris ad uesperas.
56 Reifferscheid
BoETHiUS de musica.
1638. membr. 4. foliorum 128. saec. X.
f. 1 Von späterer Hand über der Zeile «) Prohemiu. | Musica
naturaliter nobis ee { coniunctam —
f. 12 8) De consonantiis et semitoiüo | Nam si uox uoce *)
duplo Sit acuta uel grauis —
f. 28^ (xxiun) de poetarum carminibus iudicandi ; Explicit { de
musica id est armonicae institutionis liber .i. | Incipit liber secun-
dus I I. Proh*emium. | —
f. 29^ (xx\i) sex tonis iion constat ^) ; Expliciunt capitula. |
I. Prohoemium. lacip üb sc { Superius uolumen cuncta digessit. quae
nunc dUigentius | —
f. 6P (xxxi) nunc uoluminis seriem fastidii ui'ator astringam;
I Explicit de musica id e armonica institutione liber se|cundus incipit
liber tertius .i. aduersum aristoxenu | demonstratio super particu-
larem proportionem diui|di ^) in aequa non posse atque ideo nee to-
num; | Superiore •) uolumine demonstratum e ^ diatessaron. | —
f. 70** (vim) semitouium minus; | apotome igitur est ED. ')
f. 78 xv. Äpotomen ») maiorem esse quam quattuor commata
minore quam .y. tonum maiore qua vm. minore qua vun. { Eadem
bac ratione. et semitonium —
f. 80 (xvi) comentarii disputatione censuimus { transferenda;
Explicitus de musica. id est armonica | institutione liber .m. Incipit
liber .im; { i Uocum difTerentias in quantitate consistere { —
f. 80^ xviu Queadmodum indubitanF musicae consonanti^ aure
diiudicari'*""* { Expliciunt capitula; i. Vocum difTerentias in { quan-
titate consistere | Etsi omnia quae demonstranda erant —
f. 88'* medior*) enarmonios .pi grecu et signa *») cuersöo ««)•
«) LXIII 1167 — «) f. 1—11 saec. XI— XIL Mit Nam ai vox (1. c. 1181)
beginnt die filtere Handschrift, die zu Anfang zwei Quaternionen verloren hat. —
■) voci — ♦) consteU — *) dimidii — «) Diese Hundschrift gehört zu den-
jenigen, in welchen die Figuren nicht fehlen. — '') I. c. 1234 — ^) I. c. 1263.
Das Dazwischenliegende (f. 71 — 77} in derselben Zeit ergänzt, wie f. 1 — 11. —
*) Meson — i<^) Lies Sigma. Die Ausgabe C. ~ <9 Hier bricht die alte Hand-
achrift ab : mit f. 86 beginnt wieder die Ergänzung.
Die römischen Bibliotheken. 57
f. 1 1 1 |>porcionis dissonantia <) reddat. | (Figur) \ Explicitus de
musica id est | armoaica institutione \xh im Incipit \\i .v. || f. HP Post
monacordi (a in o corr.) regularis diuisione. adicienda s) esse | —
f. 12K^ ut in diatonicis generib; nus|quam una. | Von anderer
Hand Segmina pgameii tereti cireüdata ligno. Perpetiio inseribe
uersu I qui du resolutus. Non respoiidentes sparso dabit ordine
formas { Donee consimilis ligni replieet in orbem. |{
f. 126 Nona noane Primus tropus Incipit. Mese pmi trop inci-
pit I Prima in introitibus diflTerentia —
f. 128 (octavus tropusj Sebastianus { Gloria patri & filio &
spiritui sancto sicut erat in principio & | nunc & semp & in secula se-
calorum. amen. ||
Canones conciliorum^y
1040. membr. Grossquart, foliomin 86. saec. IX.
f. 1 suscepit quas huroanae aegrimoniae narrationes habens &
I non simulatione sed ueritate Id non mea uoiuntas ut ostenjdat car-
nis subsistentiam —
f. 36** postquam praesentis causae. plurima { & praecipua ca-
pitula. coram nosfra pi&ate iam pacta sunt ^) || f. 37 Actio duode-
cima I in nmn dni et dominatoris | ihu xpi di saluatoris ni impejran-
tib; a do coronatis et serejnissimis nris dominis flauiis { constantino
data xxn. die. meiis | martii indictione vini { Resedentibus quoq;
gloriosissimis pati*iciis —
f. 39*" additi tres. falsi. quatjterniones. hunc sermonem ad-
struens. Reliqua uero || f. 40 quod &) multotiens sei patres nostri. ut
lucirentur plurijmam animarum. —
f. 48 quae promissa sunt super sergio honorio { atque sofronio
opere adimplente. actio .xui. { In nomine diii et dominatoris | ihü
xpi dl et saluatoris nostri | imperantibus. a du coronatis | ac serenis-
simis nostris domijnis. flauiis. | Constantino quidem piissimo —
f. 53^ discendisse de caelis | & incarnatus tsst ex spu sco | &
domina nostra sca || f* 64 antiquae romae. quem & accusauerunt.
*} dissoluintiam et couonantiain. — *) arbitror esse. — *) Concilien-
sanmlangen finden sich ausserdem in cod. 848. 849. 1127. Die Handschriften
1040 und 1043 stammen aus der Bibliothek des Petavius. — «) f. 1—36' ent-
halt Fragmente der zehnten und eilften actio; mit f. 17 beginnt der sechs-
sehnte Quatemio. — *) Zwei Blfitter fehlen. Auch im Folgenden ist die Hund-
schriil mehrfach lückenhaft.
58 Reifferscheid
qua (qui a m. al.) parte sunt agathonis { scissimi pape apostoHce
sedis —
f. S9^ ad DOS perjducatur de propria fide sua. interrogandus
I Actio XV. II f. 60 in nm dm et dominatoris | hü xpi di atque salua-
toris ni | imperantibus a do | eoronatis ae serenissimis | nis domnis
flauis I Constantino quide piissimo —
f. 62 scm concilium j dixerunt sufficiunt & quae hodierna die
acta sunt, j actio .xvi. | In nm dni et dominatoris | ihü xpi di atq;
saluatoris ni imperantib; a do —
f. 63^ definitione rectae j fidei conueniente. sinodaliter statu-
emus. actio xvii. | definitio orthodoxe fidei .li. facta in j regia übe
temporibus piissimi ac tran|quinissimi domini iii Constantiui magni |
uictoris imperatoris. | In nmin dni et dominatoris —
f. 72 ueri di nostri anathima. actio xviu. j In nmh dni et domi-
natoris ihü xpi I di atq; saluatoris ni —
f. 75^ p|cipimus naturas ita & duas naturales uolontates & duas
I naturales, operationes. || f. 76 operatur enim utraq; natura cum
alterius communione quod projprium habuit. uerbo operante —
f. 86^ cle|mentissimum nm dm quia usq; dum nr sps statutus est
ex I do esse in nobis. ipsas cartas inlibatas. & inconmutabiles. ||
1043. membr. fol. folionim 159. saec. X.
f. 1^ Incipiunt tituli canonum apostolorum
f. 2 Incipiunt tituli canonu niceni con&. num. xx
f. 2*" Irrcipiunt tituli canonum | anchyrani concilii. numero xxmi
f. 3 Tituli canonu neocaesariensiu | concilii numerum. xmi
f. 3^ Tituli canonu gangrcnsis | concilii numerum. xx.
f. 4 Tituli canonu antioceni conci}. nm xxv.
Tituli canonu apud laodicia phrigie^^^»j,j,
f. 5^ Incipit canon concilii apud constantino|polim congregati
numero .ni
Tituli canonu calcedonensis xxvu
f, 6 Tituli canonu sardiensis ^^^^l^,
f. 6^ Tituli canonu congregatio apud carjtagienensis numr xxxiii
f. 7^ Tituli canonu diuersoröf concilioij, | africana prouincia
numer. c. v.
f. 9 Incipiunt tituli decretoi^ pap^ sirici numr. xv
f. 9** Tituli decreto^ papf innocenti "" vi"
Die römischen Bibliotheken. t>t)
f. KK Tituli üecretOEy pap^ bonefacii num im
Tituli decretoEy pap^ caelestini nuni xxiii
f. 11 Tituli decretof^ pap^ leonis num
XLVIIII
. 12** Tituli decretoi^ pap? hilari num. vi
Tituli decretorum pap^ simplicii
Tituli decretoru pap^ filicis
Tituli decretof^ pap^ gelasi num xxvm
f. 13^ Tifdecretoi^ pap^ anastasi vin'
f. 14 Tit decretoi^ pap^ symmachi ""^"^
It tit eiusde concilii
f. 14'' TiF decretoi^f pap^ hormisde
Tit decretoi^ gregorii iunioris
f. 159^ (Incipit constituta pap^ gregorii) p^erus archidiaconus
grcgorius ////////////
1045. membr. Rleinfolio. foliorum 174. saec. X.
f. 1 Consulatu domni nri marciani perpetui augusti et qui fu|erit
nuntiatus sub die .\iii. idus oetobris. indictione quarjta. ealcidona
scJm praeeeptione saeratissimi et piissimi domni | nri. marciani per-
petui augusti. Congregatis in sca ecclesia scae martiris eulimiae —
f. 81^ Uisus est ad religiöse memoria flauianil mississe { epistolam
legimus: ejpt .i. cognitio calchedonensis concilii. | Incip eiusdem .11.
cognitio calchedonensis concilii. | Consulatu piissimi —
f. 102 gesta cum omnium nrorum supscripcione huic relajtioni
sociauimus. Exp secunda cognitio calchedonensis { concilii. Incipit
eiusdem sinodi. cognitio tertia | Consu) domni nri marciani —
f. 111 Quae interlocutiouibus prolata sunt efTectui mancipentur.
Explicit cognitio tertia calcedonensis concilii. || f. 111^ Incipit actio
quarta in calchedona. { Consulatu doifuii nostri martiani —
f. 121 & amplissimus senatus. Si. \ a sca synodo formula da-
bitur I Explicit actio quarta. incip { actio quinta { Consolatu domni
nostri martiani —
f. 12S^ diuino uertici. { Explicit actio quinta. incipit act vi" {
in calchedona | Consulatu domni nostri marciani —
f. 133 a sc^ synodo discedat { Exp actio sexta sinodi calchedo-
nensis incipiunt | eiusdem sinodi tituli canonum numero xxvii ||
f. 133^ Tituli canon concilii calchedonensis numero xxvii De canoj
nib; uiiiuscuiusq. concilii { i Regulas seorü patrum —
60 Bei fferscheid
f. 136 (xxvii) si uero laici anathematizentur. Exp canones
concilii calchedonensis { Incp act octaua { Consulatu domni nri mar-
ciani —
f. 137 ob hanc causa legi legimus. Explci concilii calchedo-
nensis octaua. I Incp act nona eiusde synodi. | Consulatu domnl nri
marciani —
f. 139 concordia. Legi legnus legit. Exp actio nona synodi
caljchedonensis. Incip eiusde concilii decima actio. Consulatu domni
marciani —
f. 140** efficiat manifestam. | Exp act decima concilii calchedo-
nens. Incip eiusdem synodi. actio undecima similiter | vi it noufi
eodem eodem CsicJ consulatu —
f. 150 fortitudinem retinebant | Exp auditio. synodi. calchedo-
nensis. undecima. Incipit eiusdem concilii | actio duodecima. | Con-
sulatu dorn nri marciani —
f. 154 Exp actio synodi calchidojnensis duodecima {| f. 164^
leer \\ f. 155 Incipi^xt eiusdem concilii | auditio tertia decima. | Simi-
h'ter ni U nouembris eode consulatu —
f. 155** causa laesionis ei fuert restitu«. { Explicit actio tertia
decima. | synodo. calchedonensis. | Incipit cognitio eiusdem concilii
quarta decima. |{ f. 156 Consulatu dorn marciani —
f. 157** quae dixisti conscripta sunt; { Explicit sinodi calchedo-
nensis quarta | decima | Incipit eiusdem concilii audatio {sicj \
quinta decima || f. 158 Consulatu dorn martiani —
f. 165 SCO concilio { firma consistant { Expt actio synodi calche-
donensis xvma V Incip eiusd ccilii auditio xvi. | Consolatu domni
nri marciani —
f. 168** tota synodus conprobauit. | Explicit synodus ca'chedo-
nensis amen amen amen { Incipit responsio seu allocutio sei & uni-
uersalis calchedonensis concilii — similiter refutarunt | Et hoc pro-
fecto uestrü decebat —
f. 173 sua nostris dement adiungens. { Expl allocutio seu res-
ponsio sei calchedonensis concilii cu subiectis testimoniis patrii |
Exemplar relationis archetypae scae magnae et uniuersalis synodi
quae in calche|doniae metropoli congregata est ad sce memoriae pa-
pam leonem. | Scä & magna & uniuersalis synodus quae — patri le-
oni. Repletum est gaudio —
Die römlscben Bibliotheken. 61
f. 174 luuenalis eps hierosolimitanus ualere me in diio ora seis-
sime k beatissime pater. Explicit. 11 f. 174** Von gleichzeitiger Hand
hie liber sei Germani parisio^f urbis psulis.
1997. membr. 8. folionim 160. saec. IX — X.
f. 1 LUterae formatae
f. 1^ In nme { diii | ineipit { tituli | canonu | ancyrenjsium |
24 Can. Isti sunt eanones | priores quidem — f. 2 tituli { uiginti
ip2X\xiov,\ Folgt der Text- f. S Et isti sunt eanones sejeundi quidem
ancy|rensium , Et eorü qui | ineocesaraea sunt expositi. de nieenos
aute primi sunt | Sed in ancyrenses. constituta | sunt, tituli xuii | —
f. 6'' Inept eanones. qu^ { apud eangrente | aeta sunt. { domini
honorabilib' in arm'enia { eonstitutis. sanetis & eonniinisjtris. Euse*
bius — glangra. | Ineipiunt tituli. eanojnum. gangrensium
f. 9^ Inep. tit. eanonum | anthyoeaensium
f. 15 Inept responsa { et eonstitutiones qu^ | aput Karthagine
acta I sunt
f. 25^ Inept epistula. ab omne { eoneiliü. sst. a bonifaeio | ur-
bis romae eps seripta
f. 27** Inep epi'tula || f. 28 attiei epis eee^ae eons{tantinopo{
lytanae. ad { bonifatium { urbis romae | episeopus (corr.) \ data
cum exemplariis | nieaeni coneilii de gr^eo | in latino translatis. ae
I beatissiroi eyrillo & atjtyeo episeopis alexandrin^ { & eonstantinopo-
litan^ eeet^. | et direetis p innoeentiu | prael» suii & asellum subdiac
I ecciesiae Karthagine**" ut | superius recitatü est fides | nieeni eon-
cilii cum titti xx; | epistola uero contin&ur. { Ättieus eps eecte. |
eonstantinopolijtanae. sco fratri | bonifatio. urbis { rom^ episeopus
(carr.) salutem. { Ededi eationes sco^ | patrü. olografa | manu. &
8ubser]p{tos a me amen ; | Graeea elementa lilterajrum —
f. 28^ .1. XL. vui. L. I Inep epistula sei aure|li. epi. ad scni
caelestijnum. urbis rome { eps. de aducntü apiarii. | —
f. 30** Inept tUl. eanon. calei|donensium.
f. 36^ Inep eapijtulü. can. eonstanjtinopolitanum
f. 39^ Ineipit. capitujla. nieaeni. { coneilii
f. 52 Ineip. kapitula. de eons|titutis. sei syrici epis.
f. 57** Incp epistola sei leojuis epise. ad rustieum
f. 62 ad mauros episcopos
f. 6o ad flauianii epin. eonstantinopolitanum
62 Reifferscheid
f. 70** Ihorybio eps aiisturensi
f. 78 uiiiuersis eps — per sicilia const
f. 82 iiicetae epi aquiliensi
f. 83^ Innocentius uictorio episcopo ratomagensi
f. 86^ Caelestinus uniuersis episcopis per biennensem et nar-
bonensem ^uineia constituti
f. 89 Incpt statuta, sei. gelajsii. episcopi
f. 96 lacipit gesta de no{inLne acaci. | In causa fid^i xpijan^ —
f. 99^ ad anthioc^{na misit ecclesiam. { Epistola hieronimi | ad
euangelum pbr. | Legimus in ^saia. fatu|us. fatua loquatur. | Audio —
f. 100^ ie diacones in ecelesia | uindicent. {{ f. 101 Innocentius.
exsulperio. epo tolosano
f. 103** Innocentius Rufo etc. episcopis | Machedonib. et dia|
conib'
f. 108 Zosimus esychio. epis(3 salotano
f. 109^ C^lestinus. uniuersis episeis. per apuleam et calabria
constitutis
f. 110^ Bonifatius episcopus | honorio aug
f. HP Victor hojnorius iaclytus. .trijumphator. semp aüg. |
SCO. ac uenerabili bonifajtio pap^ urbis aeternae
f. 112 Incpt exemplu sacri | ^dicti. glyceri. imp. | dal. ad
himelconem. | pc pp tt.
f. 113^ Felix himelco. pp { dioscorus. aurelia|nus protadius.
üu I cc. pp dd.
f. 114 Incpt epistola. papf | leonis ad aquiliense epm
f. 116 Incp eiusdem. ad { septimu. episcopü
f. 116^ pc. paulini. aug . sub | die kfmart. in basijlica beati pe-
tri apsli | residente uiro uenejrabile pa symmacho etc.
f. 121^ I Scs petrus. sei, annos. xxv. m. ii. 9. m.
f. 122 L. II. hormisda setf. anii. viiii. dxviii. | Expl. Amen. |
Exemplar, constitujti facti, a domno. sym{macho papa. de reb* |
eccf^ conseruandis
f. 127^ Incpt. prec. reg .in. | missa ad synhodü. |
f. 128** Preces regis .im. | missa ad synhodff. | Fl. tbeodori-
cus rex | uniuersis — pacem. episc | symmacho criminosis projposi-
tionib. efc,
{'. 130 Relalio episcopo, ruin. ad ri»ge. | Agimns do gratijas etc.
Die römischen Bibliotheken. 63
f. 131 Pr^ceptio. regia. | Fl. Theodoricus rex. | uniucrsLs epis-
copis. ad syn|hoduin conuocatis. Decuejrat quidem etc.
f. 132^ Incpt constitutiojnes. episcoporum. { Riifio magno. {
feusto. auieno. | uuc. const. | sub. i. x. U. | nouembris. { Sca
synbodus. apud | urbem rornu. ex praeeepto | gloriosissimi regis
theodorici | etc.
f. 137 Incipit. fides. nicaena. | Fides { qu^ a patrib« { nris.
exposijta | breuiter | eonpreheadit. { Sic enim spirita{lit^r ofna posuj
erunt. ut tota { legis, et prophe|taruin euangejliorum. et aposjtolo-
ram pr^cep|ta du fideliter. | legitur. illic pojsita ee. monstretur. |
nam dieit { Credimus —
f. 162 urjguente in gehennam { missus perpetuas { luet poenas
I Fides catholica. { aput nicheam { exposita expl { amen. {|
f. 152*" Incpt. capitulu | editum. a siluesjtrio papa urbis { ro-
Hiae I Dum residisse | iu syn^odo { cum consjtantino augusto. | et si-
mul cum eis { residentes, centu { lxxviii episcopos. { et cum eis du-
centi septuajginta pfiris & diacones .xl. | et simul cum eis. omnes
ro|manos populus. dum rejsidisset in termas. Sic { statuerunt in syn-
hodo. I placuit eis te ad omnem | xpianorum populu ro|manoru , Vi
nulius lai|cud audeat clerico crimen { ingerere. Nisi sub idoneos | tes-
tes "iHHh uiros iustos { religiosos dril timentes, & { xpm pdicantes. Non
inlititerati. quorum filios hajbeat uxoratos. et nepotes. | et filias
iam nuptu traditas | Incpt. canone | constitutus | uel religio, qualil
I custodiatur. a siljuestrio. epo. urbis { romae. pr^sul^^ { nisi in
septuaginta | duo testes | «^^h^^^^h^ a quemqua { iudicabitur. —
f. 153 ei danda esse cojmunionem, | Xpo enim fauente | le-
gentib' cuncjtis inploro, pro | exiguo me ceterisq, | sacerdo«es.
ciuib' bis. I quamquam inmerito | nomen. sacerdotii { minime fun-
genti ho{nore Sicipertus | humiilimus. xpi | hunc opusculum { opere
explicaui | domno beatissimo | pr^cipienti fieri injgilramo. Rursü
magis magisqi Iecto|rib3 queso. quod si j aut ex syllabis scisma
aliqua inueneritis | minime detrahatis { insipientie me^. | Sed quod
ura. habuD|dat sapientia cordis | sollogismo aufejratis ab eo. | Vt alma
dT intemera|ta maria. et beati | thom^ simul et { beati iustini. in
eujius sedis hunc per|ficitus fuit, delic|taqD uFS deleantur | per-
enne polleat. | pr^ceptor opifex. | saluificetur | in euum. amin |
f. 153** 9 boc capitulü est de epJa | sei gregorii pap^ ad se|cundinum
i) f. 153-160 saicX.
64 Reifferscheid
inclausu v | Dilectissimo filio secundino seruo. | di inclauso v Gre-
gorius seruus ser|uorum di. dilectionis tu^ litteras | suscepi —
f. 154** redimejre uenit -/ Epla hisidori { ad roa^ssonem
epm V I domino uero (uiro corr.) sco meritisq; beato | fratri ma'soni
epo. hisidorus eps { in diio salute -; Ueniente ad nos | —
f. 15S^ extat { auctoritas *; Explicit {| f. 156 Ine ordo de sacri»
or{din]b; benedieendis
f. 160^ Litanei, in welcher für Undouieus a docoronatus mag-
nus et pacificus impr, angelberga imperatrix und die novissima
proles regalis gebetet wird.
Claudianus Mamertus de statu animae.
201. membr. 8. folioram 80. saec. X.
f. 1 i) Incipiunt capitula iibri primi | i De opinionib. *) imperi-
topu —
f. 1** XXVII Quod quislib& «) absens corpore. carS suom ui-
deat mente. ^) | Incipiunt capitula Iibri secundi { i Quia facilius dinos-
citur *) —
f. 2 (xi) raptus ee credatur *). { Incipiunt capitula Iibri tertii
Huius I actio tarnen ex euangfo dnm incorpojralltate animae uti.
teste utitur '). | i De lazari corpore —
f. 2** (xni) inferiori spu pponitur. || f. 3 Superiorum in breui •)
recapitulatio librorum. | In finem huius Iibri •) ueniam postulat con-
flictori*»). k iterum <*) | utrumq. certamen »«). | huius operis auctor
ignoratur | quia tacito nomine ista conscripsit. { contra qua (eras,)
claudian' tres hos libros disseruit <8). { Praecipis i^) ut respondeam
quae in rebus humanis | —
f. 6 soci&ate dominatur. | Incipit prefatio libroru claudiani pre-
fecjtorio <*). patricio doctissimo. et optimo uiro { sollio «•) sidonio.
claudianus <'). | Edicionem libellorum —
f. 7 ueteris. reparator eloquentiae. { Explicit prologus. Incipit
liber | de statu animae primus. | unter der Zeile Pa Petauius
1) Unten P Petauius. — «) LIII 699. — ») qoilibet — ♦) raente vidcat —
*) Stimmt nicht. — •) Stimmt nicht. — ') Huiua — uti om. — 8) brevis —
•) In — Iibri om, — *•) veniam auctor a suo petit conflictore — <*) inter. —
**) certamen ipsum deligit iiidicem — *') huius — disseruit om. — **) ün-
edirl. — i*) 1. c 697. - «•) C. Sollio. — i^) Claudianus sal.
Die römischen Bibliotheken. R5
C. Ü. «) II f. 7** De opinionibus — pertiiiatia. | Magnum in generc
humano. soll <) sidoni frater amantisjsime —
f. 43 (xxvii) quae post hinc disputanda sunt. prin|cipio sc-
cundi uoluminis ordiamur. Cuisupra. | Finit über primus. Ineipit se«
cond I in mg, de eontrariis { Saepenumerum >) meeum reputanti
mihi, quona pacto ex|cellentissima —
f. 66^ intentio huiusce iani uoluminis { iste sit finis. { Editis in
astnictionem ueri & merito pariter & numero sajtis ut arbitror —
f. 80^ proinde quiequid illud ampliusculo sermoeinati sumus.
CvPRiANrs.
1 18. membr. fol. max. 2 col. folioram 87. saec. X.
f. !*• *) Ad donatum i —
f. 2^ passio cypriani | Lege in xpo || »)
f. 3 Über der Zeile + Ad donatu * | Bene admones •) —
f. 6 religiosa mulcedo | Ad donatum expiieit | Ineipit de habitu
uirginü | Diseiplina eustos spei ^) —
f. 8^ uirginitas honorari | De habitu uirginu expl. | Ineipit de
iapsis. I Pax ») ecce dilectissimi fratres ecciesiae reddijta —
f. 15 sed coronam*); | De Iapsis expiieit, { Ine de ecciesiae
catholice unitate <•) | Cum *«) moneat diis —
f. 20 xpo dominante | regnabimus; { De ecciesiae catholicae
unitate | exp{. Ineipit de dominica { oratioue, <>) {{ f. 20** Euangelica <*)
praecepta fratres dilectissimi. nihil | —
f. 26^ non desinnmus; { de doni oratione expiieit | Incip de
opere et elymosina <^) | Multa et magna sunt —
f. 31^ passione geminabit | De oper^ et elymosin^ | exp}. In(*,p
de mortalitate | feliciter. {| f. 32 Etsi i&) apud plurimos uesfrum fra-
tres —
*) f. 24 unten lib fti dyonisü ariop. — *) Solli. — •) Saepenumero —
^} f. 1 enthält die Prorenienzan^abe, die aber bis auf das noch erkennbare
Aurel ausradirt ist. Vgl. den folgenden Codex. — ^) Index. — ^) IV 192. Unten
auf derselben Seite Petauius, — f) I. c. 440. — ») 1. c. 463. — •) et coro-
nam — *•) de unitate ecciesiae — **) 1. c. 495. — **) de oratione dominica —
«*j l. c. 519. — «*) eleemosynis — <*) 1. c. 583.
Sittb. d. phü.-hist. Cl. LIX. Bd. I. Hft. 5
64 Reiffertcheid
inclausu v | Dilectissimo filio secundino seruo. | di inclauso *,* 6re-
gorius seruus ser|uorum di. dilectionis tu^ litteras | suscepi —
f. 154** redime|re uenit *; Epla hisidori { ad ma^ssonem
epm V I domino uero (uiro corr.^ scu meritisq; beato | fratri ma'soni
epo. hisidorus eps | in dno salute v Ueniente ad nos | —
f. 1S5^ extat | auctoritas */ Explicit || f. 1S6 Ine ordo de sacri»
or|dinib; benedicendis
f. ISO** Litanei t in welcher für hludouicus adocoronatus mag-
nus et paeificus impr, angelberga imperatrix und die novissima
proles regalis gebetet wird,
Claudianus AiIamertus de statu animae.
201. membr. 8. folionini 80. Mec. X.
f. 1 9 Incipiunt capitula libri primi | i De opinionib. *) imperi-
toru —
f. 1^ XXVII Quod quislib& <) absens corpore. earOf suam ui-»
deat mente. ^) | Incipiunt capitula libri secundi { i Quia facilius dinos*
citur ») —
f. 2 (xi) raptus ee credatur *). | Incipiunt capitula libri tertii
Huius I actio tarnen ex euangfo dum incorpo|ralitate animae uti.
teste utitur '). | i De lazari corpore —
f. 2^ (xin) inferiori spu pponitur. || f. 3 Superiorum in breui «)
recapitulatio librorum. | In finem huius libri •) ueniam postulat con-
flictori^o). ic iterum^i) { utrumq. certamen i^). | huius operis auctor
ignoratur | quia tacito nomine ista conscripsit. | contra qua (eras,)
claudian' tres hos libros disseruit <>). | Praecipis ^^) ut respondeam
quae in rebus humanis | —
f. 6 soci&ate dominatur. | Incipit prefatio libroruf claudiani pre-
fecjtorio ^0. patricio doctissimo. et optimo uiro | sollio i*) sidonio.
claudianus i^). | Edicionem libellorum —
f. 7 ueteris. reparator eloquentiae. | Explicit prologus. Incipit
über I de statu animae primus. | Unter der Zeile Pa Petauius
«) Unten P Petauius. — ») Uli 6Ö9. — ») quilibet — *) raente videat —
*) Stimmt nicht. — •) Stimmt nicht. — ') Huius — uti om, — 8) brevis —
•) In — libri om. — *•) veniam auctor a suo petit conflictore — •*) inter. —
<*) cerlamen ipsum deligit iudicem — *') huius — disseruit om, — <*) ün-
edirl. — «*) 1. c. 697. - «•) C. Sollio. — i7) Claudianus sal.
Die römischen Bibliotheken. ()§
C. B. «) j| f. 7** De opinionibus — pertinatia. | Magnum in geiiere
humano. soli >) sidoni frater amantis|sime —
f. 43 (xxvii) quae post hinc disputanda sunt, prinjcipio se-
cundi uoluminis ordiamur. Cuisupra. { Finit über primus. Incipit se^
cundf I in mg, de contrariis | Saepenumerum >) meeum reputanti
mihi, quona pacto exleellentissima —
f. 66** intentio huiusce iam uoluminis | iste sit Gnis. { Editis in
astruetionem ueri & merito pariter & numero sa|tis ut arbitror —
f. 80^ proinde quicquid illud ampliusculo sermoeinati sumus. {{
CvPRiANrs.
1 18. membr. fol. m«i. 7, col. rolioram S7. saec. X.
f. 1** *) Ad donatura i —
f. 2** passio cypriani { Lege in xpo || &)
f. 3 Über der Zeile * Ad donatu * | Bene admones •) —
f. 6 religiosa mulcedo { Ad donatum explicit | Incipit de habitu
uirginii | Disciplina custos spei ^) —
f. 8** uirginitas honorari | De habitu uirginii exp^ | Incipit de
lapsis. I Pax ») ecce dilectissimi fratres ecclesiae reddijta —
f. 15 sed coronam •); | De lapsis explicit, | Ine de ecclesiae
catholice unitate *•) | Cum »<) moneat diis —
f. 20 xpo dominante | regnabimus; | De ecclesiae catholicae
unitate | exp^. Incipit de dominica { oratione, i^) || f. 20^ Euangelica <>)
praecepta fratres dilectissimi. nihil { —
f. 26^ non desinnmus; | de doiri oratione explicit { Incip de
opere et el}inosina <*) | Multa et magna sunt —
f. 3P passione geminabit { De oper^ et elymosin^ | exp^. Inc^p
de mortalitate { feliciter. {| f. 32 Etsi i^) apud plurimos uestrum t'ra-
Ircs —
•) f. 24 unten lib hl dyonisii ariop. — *) Solli. — «) Saepenumero —
^) f. 1 enthSll die Provenienzanpabe, die aber bis auf das noch erkennbare
Aurel ausradirt ist. Vgl. den folg«^nden Codex. — *) Index. — •) IV 192. Unten
aot derselben Seite Petauius, — '') I. c. 440. — «) 1. c. 463. — •) et coro-
nam — *•) de unitate ecclesiae — **) 1. c. 495. — <*) de oratione dominica —
i*) 1. c. 519. — »*) eleemosynis — «*) I. c. 583.
Sitftb. d. phil.-biflt. Cl. LIX. Bd. 1. Hft. 5
gg Reifffracheid
f. 36 desideria maiora, | De mortalitate explicit | Incip ad de*
metrianu feliciter | Oblatrantem i) te & aduersus dm —
f. 40 inmortalitate securus, | Ad demetrianu exp}. | Incipit de
pacientia >) lege { feliciter , \ De pacientia >) loeuturus —
f. 4S dm timentib. honorem ; | De patientia explicit , | Incipit
de zelo et liuore, | lege feliciter , || f. 48^ Zelare *) quod bonum —
f. 48^ ante placeamus ; { De zelo et liuore explicit. | Incipit ad
fortunatum | Desiderasti ») fortunate karissime —
f. 55 conscientia corojnatur; | Ad fortunatum exp} { Incip ad
quirinum li& primus *) \ Cyprianus ?) quirino filio salutem; Obtempej
randum fuit —
f. 55^ accesseris «) | Folgt die Capüulaiion, \ Capitu*lu pri-
mü I a Judaeos in oifensa di grauiter deliquisse | quod dno (corr,) re-
liquerint •) et idola secuti sint; { In exodo populus —
f. 89^ locutum. e ista ; | Ad quirinum über priih expt | Incip
eiusdem lib ii, { Capitulation \ Capitulu. primum. | a Xpm primo-
genitum esse. & ipsum esse sapienjtiam dl. per quem omnia facta
sunt. Apud I salomonem in parhoemiis ; ^o) —
f. 67 in uitam &ernam; |{ f. 67^ Caecili. Cypriani { ad quiri-
num liber ii. { explicit | Incipit epfa {add, m. post.J ad eundem |
Excepta capitulorü { n c xx { Cyprianus quirino fiiio salutem ; { Pro fide
ac deuotione tua — semper bene ualere. {| f. 68 Capitulation \\ f. 69
Excepta capitulorum I Fi cxx explicit { Incipit ad quirinum Ib. ili. { Ca-
pitulu primum (add. m. post.J \ De bono operis | et misericordiae |
Apud Esaiam { Exclama —
f. 81 meditabitur die ac nocte | Caecili (corr. m. post.J Cy-
priani j ad quirinum { liber tertius explic. | Incipit ad caecilium. | de
sacramento dominici calicis. { Ciprianus <i) caecilio fratri | salutem
I Quamquam sciam —
f. 84 semper bene ualere { Caecili Cypriani ad Caecilium | De
sacramento dominici | calicis explicit | Incipit ad rogatianum { iunio-
rcm et confessores *«) | Cyprianus *«) rogatiano «*) et | ceteris conff
in do perpetu|am salutem { Saluto uos fratres carissimi —
0 I. c. 5U. - •)- de bono palientiae — ») 1. c. 622. — *) 1. c. 638. —
») 1. c. 651. — •) Testimoniorum libri tres adversus Judaeos. — ') 1. o.
67.1. — ®) accesseris. Opio — valere. — •) dereliqucriot. — *ö) prover-
biis — **) *• ^* 372. — ••) ad Ser^um et Rogatianum et ceteros confessores in
carcere constitulos — i<) 1. c. 424. — i^) Sergio et Rogatiano.
Die remiteheo BibliothekeD. 67
f. 8fi gloriam <) peruenire «) ; | Ad rogatianum iuniorem | et
confessores explicit; { Incipit ad antonianum { de cornelio et noua*
tiamo I Cyprianus >) antoniano | fratri salutem. | Aecepi primas lit-
leras ^-
f. 90 semper bene ualere ; | Ad antonianum de corn | et noua-*
tiano explicit. j Incipit ad martyr et confessr | Cyprianus ^) marty-«
ribus I et Gonfessoribus ihü xpo ») dno nro | in do «) perpetuam sa-*
lutem. I Exulto laetus —
f. 91 meminisse; ualete; { Ad martiras et confessor { explicit. {
Incipit moysi et maximo | prs£B et ceteris confessor { Cyprianus 7)
moysy et maxijmo prae£6 et ceteris confei { dilectismis fratribus
salt j Gloriam fidei & uirtutis —
f. 9P milites coronatos *)• { Hoysi et maximo et ceteris | con«
fessoribus explicit { Incipit secundus | Cyprianus moysi et maximo {
presbiteris. et ceteris con{fessoribus fratribus salut I & cunctos uos
pariter —
f. 92** nostri { meminisse; Mosi & maitimo presbitero & | c&eris
eonfessoribus ji. explicit; | Incipit ad clerum de deprecan|do do pro
peccatis nostris •) { Cyprianus i«) pb et ii fratrib v | salutem | Quam-
quam sciam —
f. 94 semper bene ualere <<)' | Cycili Cypriani ad clerum { de de-
precando do pro peccatis nostris explicit | Incipit ad clerum et ple-
Jiem I de aurelio confessore <*) | lectore ordinat^o | Cyprianus <•)
presft & ii item *^) plebi uniuersae | salutem ; In ordinaudis ^0 '^
ibid. semper bene ualere. | Ad clerum et plebem de aurelio | et
confes? lectore ordinato exptt v 1 Incipit ad clerum et plebem i de
ee*'rino confess «•). lecto? ordinato. || f. 94^ Cyprianus *') presb et dd
et plebi { uniuersae fratrib. ; salutem i^). { Agnoscenda & amplectenda —
f. 95 semper bene ualere | Ad clerum et plebem de celeriii | et
confess lectore ordinato exp^ | Incipit ad thibaritanos <*). | Cypria-
nus s«) plebi thibari consistenti salutem. | Cogitaueram quidem —
0 gloriae — •) per?enire. Victor — «alutant — •) I. c. 34Ö. — *) I. c.
245. — »> iD Chriflo — •) et in Deo patre — ^ 1. c. 288. — «) coronatos.
Opto — meminisse. — •) pro — nostris om, -- <») i. c. 240. — **) ?alere et
Boatri — Valele. — »«) om, ~ i«) 1. c. 3i7* — «*) et — i«) ordinatio-
nilws. — **) om. — i^) I. c. 320. — i») in Domino salutem. — **) ad Thibari-
lanoa de eihortatione martyrii — *<^) U c. 349«
68 Reifferscheia
f. 97^ Ad thibaritanos explicit. | liicipit ad Cornelium | de con-
fessoribus cius prima, i) | Cyprianus «) cornelio fratri | salutem. Cog«
noiiimus —
f. 98 Ad cornelium | explicit {| f. 98^ Incipit eiusdem seeunda
Cyprianus •). Liberalis. Calidonus { —
f. 99^ Ad cornelium secund | explicit | Incipit ad eundem ter-
tium I Cyprianus *) cornelio fratri | salutem. Legi litteras tuas —
f. 104^ miiias ingerunt respuantur. &) | Ad cornelium iii. de
quinq; | presbiteris «) explicit. | Incipit eiusdem epistula { quarto de
nouatiano ?) | Cyprianus cornelio { fratri salutem | Et cum diligentia
et dilectione «) || —
f. 105^ Ad cornelium de Nouatiano (Nouato corr, m, post.) |
epistula quarta explicit ! Incipit quinta | Cyprianus •) cornelio frajtri
salutem. | Et religiosum uobis »o) —
ibid. Ad cornelium v. explicit. 'Incipit sextus. | Cyprianus **) Cor-
nelio fratri | salutem. Quod st^ruis di —
f. lOß** Ad cornelium vi. explicit I Incipit septimus. | Cypria-
nus ") cornelio fratri | salutem. Uenerunt ad nos —
f. 107 reuertantur. »») | Ad cornelium de episcopaltu^ eius-
dem 1^) explicit. I Incipit octauus. | Cyprianus >&) cornelio fratri
salutem. | Et egisse nos —
f. 107^ extra ecciesiam detineri »•). | Ad cornelium epistulae
numero viii explicit. | Incipit ad rogatiauum { et ceteros de obser-
uanda { disciplina. i?) | Cyprianus <<*) Rogatiano pb | et ceteris confes-
soribus j fratribus salutem; Et iam pridem —
f. 108'* Ad cornelium {corr. m. post) \ et ceteros explicit. |
Incipit ad plebem | de quinto (quinq; corr, m. post.) prr »•) | Cy-
prianus »ö) plebi I uniuersae salutem. | Quamquam fratres carissimi —
*) I. c. 339 sqq. (in exilium de eiua confessione). — «} ep. 57. — •) III
851. — *) ep. 55. — *) respuantur. Opto eic. — •) de Fortunato et Feli-
cissimo sivc contra Jiaerelieos — 7) ep. 49. Responsum ad Cornelium de
Novali scfltTibus. — *♦) «um dilectione — ») ep. 43. — «o) nobis — «i) ep.
4Z. — «») ep. 41. — «a) revertantur. Opto etc, — **) quod ordinationem
NovMtiiini non rcceperit — i*) ep. 47. — «•) detineri. Opto e/r. ~ *7) «d
Rogalianum presbyterum et ceteros confessores — «») IV 235. — *») de quin-
que prcsbyteris schismuticis factionis Felicissimi. - «•) I. c. 332.
Die römitehen Bibliotheken. 69
f. 109*' precibus insistere. | Ad plebem de v. prr | expIicU
f. I i 0 Incipit ad epi'tectum ») . | Cyprianus «) epicteto fratri & plebi
assujras consistenti salutem. | Grauiter & dolenter motus sum —
f. 110** Ad epictetum et plebem. explicit. || f. 111 Incipit ad
clerum et plebem >) de ULetojre qui fa'stinum presbyteinim | tutorem
nominauit. | Cyprianus ^) presbiteris & diaeonibus & plebi | furuis
eonsistentib. salutem. | Grauiter commoti sumus —
ibid. Ad clerum et plebem de uictore | qui faustinum presbite-
rom. I tutor nominauit. explicit. || f. HP Ad lucium de exilio reuer-
8um. ») I Cyprianus «) cum collegis lucio fratri salutem. | Et nuper
quidem —
fl 112 Ad lucium de exilio reuersum { explicit. | Incipit ad ma-
ximum | et nicostratum ?). | Cyprianus ») maximo & nicostrato &
ceteris confessoribus salutem. { Cum »frequenter carissimi —
f. 112^ Ad maximinum (carr.) et nicostratum | de unitate explicit.
Incipit ad florentium. quem et { pupianum. •) | Cyprianus <<^) qui et
eascius ") florentio cui et | pupiano fratri salutem. | Ego te frater —
f. 114 utru|que recitabitur. | Ad florentium quem et pupia|num
explicit. I Incipit ad maximum. presb. | et urbanum. et sidonium.
I et macarium »«) | Cyprianus *«) etc, salutem. Lectis litteris uris | —
f. 115 Ad maximum presb. et urbajnum. et sidonium et maca-
riu I explicit. | Incipit ad martyras et conf. | in metallo constitu-
tis. <*) I Cyprianus **). nemesiano —
f. 116^ mejminisse ualete. ") | Ad martyres et confesso|res. in
metallo constitutis. | explicit. { Incipit ad urbanum {de hereticis bapti-
nndis { epistola .in. i?) | Cyprianus <») adiubaiano <») fratri saluem; |
Scripsisti mihi —
1) ad Epictetum et plebem Assuritanorum de Fortunato quondam eorum
cpiscopo — *) 1. c. 389. — •) plebem Furnis consistentem — *) 1. c. 397. —
») ad Lucium papam Romanum reversum ab exilio. — •) 1. c. 358. —
f) ad confessores Romanos ut ad unitatem redeant — ®} I. e. 340. —
») ad FJorentium Pupianum de confessoribus — ^o) 1. c. 400. — <0 Tbas-
cius — *') ad confessores de reditu ex schismate congratulatoria — <') I. c.
342. — 1^) ad Nemesianum et ceteros martyras in metallo constitulus —
«5) 1. c. 414. — *«) om. - ") ad Jubaianum de haercticis baptizandis. —
«») 1. c. 412. — '») Jubaiano.
70 Reifferscheid
r. 121 Ad iubanum de hereticis | baptizandis. explicit | item
incipit ad quintum. | epistola .11. de bis ipsis. 1) | Cyprianus *) qointo
fratri salutem. | Retulit ad me frater —
f. 122 Ad quintum de bereticis baptijzandis explicit episf.!!!. |
Incipit ad iubaian •) de bereticis | baptizandis. epistT .ui. | Cypri-
anus. liberalis. cal^ifontus (in ras.) —
f. 122^ Caecilii Cypriani. ad iubaianü | de bereticis baptizan-
dis I epl. n .III. explicit | Incip. sent. episcoporum. n. Lxxxvn. *)
ll f. 123 Cum ») in unum —
f. 127 de antixpis | xpiani. | Sententiae episcoporuiiL | nu-
mero lxxxvii. de bereticis | baptizandis. explicit. | Incipit ad Pom-
peium. contra | epistulam stepbani. •) | Cyprianus ?) pompeio fratri
salutem. { Quamquam plene —
f. 129 a pastore restitui;*») | Ad pompeium contra stepbani |
epistolam (0 ex u) de bereticis baptizanjdis explicit. | Incipit ad mag-
num de nouatiano. •) | Cyprianus 1«) magno filio salutem ; Pro tua |
religiosa —
f. 13P ad xpi fcciesiam ueniunt. | Ad magnum de nouatiano |
et bis qui in lecto consequn|tur. prima, explicit | Incipit ad eun-
dem. <<) I secunda | Quesisti etiam fili carissime —
f. 132^ ad magnum. de nouatiano. et bis | qui in lecto conse-
quantur .11. explic | Incipit de martiale et basilide. <*) | Cyprianus ^s).
caelicius **). primus | —
f. 134^ de Martiale et Basilide explicit | incipit ad fidum de in-
fantibus I baptizandis | Cyprianus <*) et ceteri collegae —
f. 13S^ Ad fidum de infantibus | zaptizandis. explicit | Incipit
ad eucratium | de bistrione j Cyprianus 1*) eucratio i^) friitri salutem.
pro dilectione —
0 de haereticis baptiEindit — *) 1. c. 408. — •) ad Cornelium ? III
8S1 ? — *) Sententiae episcoporum LXXXVII de baereticis baptisiindis. — *) III
jü52. — «) Stepbani de haereticis baptisandis — ?) IV 412. — 8) restitoi. Opto
etc» — *) de baptizandis Novatianis et de iis qui in lecto gratiam consequun-
tur. — *<>} 1. c. 414. — <<) In den Ausgaben und den meisten Handschriften
bilden diese beiden Briefe nur einen. — 1*) ad derum et plebes in Hispania
consistentes de Basilide et Martiale — <*) I. c. 400. — <*) Caeciliot. —
1») 1. c. 359. - «•) I. c. 362. — i7) Euchratio. -
Die römischen Bibliotheken. 71
ibid. Ad eucratium de histrione | explicit | Incipit presb et dia-
conSi consisten romae >) | Cyprianus. >) presbiteris & diaeonib. fra-
tribus I salutem ; Quales litteras ad elerum —
f. 136 fraternitate >) ualete. j Ad maximum. preb et urbanum.
I et sidoniam et maeharium. explic | Alia presb et diaeoni romae con-
tut I Cyprianus presb et diac romae consis|tentibus salutem. Qm com-
paeri —
f. 136^ ad romanos explicit | Incipit ad presb et diaconibus.
Dt bis conff. qui in carcere sunt { constituti. | bumanitas omnium.
pniebeatur. b) | Cyprianus •). presbit & diaeonib; iratrib. salute
Quamquam seiamus ?) —
f. 137 meo nomine salutate. s) | Ad presbit et diaconibus ut bis
confrat | ut qui in carcerem sunt constituti | bumanitas omnium. pre-
beat I Explicit { Incipit de laude martyrii. | Etsi •) incongruens est —
f. 142 creditur | non negare. { De laude martyrii. explicit. |
Incipit de numidico confessores { presl ordinato. i«) { Cyprianus i<)
presbyteris & diaconibus & ple|bi uniuerse carissimis ac desiderantis-
simis I fratrib; salutem. Nuntiandum uobis fuit | —
ibid, bonore^ fiorere. <*) | De numidico conf presl ordinato { ex-
plicit I Incipit ad lucium et qui cum eo sunt. !•) | Cyprianus i^) fratri
h College lucio i&) k qui cii | eo i*) sunt fratres omnes in do salutem. |
Exultantib. nobis —
f. 142^ qui tecum sunt. uale. | Ad lucium et qui cum eo sunt,
explicit I Incipit ep). felicis. iader. polionis. <7^ | Cypriano ^s) caris-
aimo ic dilectissimo felix | —
ibid^ utby|ciano salutem. «•) | Cypriano felix iader polianus.
explic I Incip ept nemesiani. prima *<^) |{ f. 143 Cyprianus naemesi-
ano. licio. «*) —
<) ad deraiD Carthaginensem de missis Romam et acceptis inde litteri« —
«) 1. c 316. — •) Fraternitatem salutate. — *) I. c. 262. — «) ad derum ut
coofestoribus in carcere constitutis omnis bumanitas praebeatur — *) 1. c.
327. «- 7) tciam vos — 8) $alutate. Valete. — ») I. c. 788. — »«) de Nu-
midico ordinato presbytero —*<)!. c. 324. — <«) florere. Opto etc. —
<*) ad Cyprianum Lucii et ceterorum martyrum responsum — ^^) \. c. 422
Cypriano. — ^*) Lucius — <•) mecom. — *') Felicis Jaderis Poliani et
eeterorum martyrum responsum ad Cyprianum — 's) I. c. 423. — *•) Euty-
cbianura aaluto — »•) ad Nemesianum et ce/eros raartyras in metallo con-
•titutos. Siebe oben fol. 115. -— ^i) Felici, Lucio.
72 Reiff erscheid
f. 144 meminisse ualetis. «) | Ad nemesianum epTsl .i. explicit |
incipit secunda epistula. 2) { Cypriano >} fratri nemesianus datiuus —
f. 144^ felix I et uictor ^). explicit. { Incipit quod idola. dii non
sint &). I Quod idola dii non sint —
f. 146^ fuerimus secuti «). | Quod idola dii non sint | Explicit
{ Incipit ad romanos {{ f. 147 Incipit ad romaii. '') \ Cyprianus *)
presbiteris & diacojnib; rom^ consistentibus 0) salutem. Quamquam
I bene sibi —
f. 148^ nostri meminisse | Explicit ad romanos | Incipit cypri-
ano papae { moyses maximus. pr. bb. | Cypriano ^o) pap^ moyses fc
maximus prir | —
f. 150 nri meminisse. { Cypriano papae moyses et maximus |
pp.bB explicit. | Incipit ianuarium* de baptismo. { Cyprianus <<^ cum
collegis —
f. 151 Ad ianuarium de baptismo explicit. | Incipit ad clerum
de cura pauperum ^^) \ Cyprianus i*) presbiteris & diaconib; fratrib; |
carissimis salutem. Saluto uos —
ibid. Ad clerum propter curam pauperum. | explicit. | Incipit
ad clerum sicut supra. { Cyprianus <*) presbiteris & diaconib; fratrib; |
carissimis salutem. Saluto uos —
f. 15P salutant | ualete. | Ad clerum sicut supra explicit | In-
cipit ad rogatianü et ceteros confessor i&). { Cyprianus <<) presbiteris
& diaconib; fratrib; { salutem. Optaueram quidem —
f. 152 admonete. uale »'). | Ad rogatianum et ceteros confes-
sores explicit. | Incipit ad pomponiü de uirginib; | Cyprianus 1^) ceci-
lius uictor —
f. 153 ad pomponiü de uirginib; explic |{ f. 153^ Incipit ad for-
tunatum et { ceteros i») de bis qui per torjmenta superantur | Cypri-
anus fortunato ahymno optato | —
1) Valete — a) Nemesiani etc. responsum. — «) I. c. 420. — *) Stimmt
nicht. — ^) 1. c. 563 (de idolorum vanitate quod idola dii non siiit et quod
d>'us unus ait et quod per Christum salus credentihus data sit). — ') imilati. —
7) Cleri Romani ad Cyprianum ~ ») 1. c. 307 Cypriano papae — ») pres-
byleri et diaconi Romac consistenles. — *«) i. c. 290? — ^0 ^' <*• 4^8? —
*2j ad clerum de cura pauperum et peregrinorum — '^) 1. c. 326. —
*•) 1.C.228. — <*) ad pieabyteros et diaconos — i«) I.C.23J. — »') Valete —
löj l. c. 364. — ^«) alios collejfas.
Die römitchen Bibliotheken. 7 o
f. 1S4 Ad fortunatü et ceteros de bis | qui tonnenta superantur
expJc. I Ineipit ad rogatianu de diacono. «) | Cyprianus «) rogati-
ano fratri saiutem. { Grauiter & dolenter —
f. 154^ Ad rogatianum de diacono explicit. | Ineipit ad stepha-
num de concilio. { Cyprianus >) & ceteri —
f. 15S^ Ad stephanum de conjoilio explicit. | Ineipit ad clerum
— reddiderunt | Cyprianus *) — saiutem. Quamquam sciam —
f. 156 salutate ualete. etc. \ Ineipit epistola ad Cyprianum —
feetsse. | Cypriano *) fratri maximus urbanus —
ibid. Ineipit ad cleru de quibusjdam presbiter qui temere | pa-
eem laps dederunt. needum | sedata pars «) et citra conc episc |
Cyprianus ') — saiutem. diu patientiä raea | —
f. 157 nri meminisse. ualete. | etc. \ Ineipit ad martyres et |
€onfessores qui lapsis | petierunt pacem dari et { corripet pr qui pa-
cem dedejruut eis qui poeniten|tiam non egerunt. ») ] Cyprianus *)
fliartyrib; ««) carissimis frajtrib; saiutem. SoUicitudo loci nri | —
f. 157^ nri meminisse. ult | etc. Ineipit ad plebem facta | sig-
nificans quid ad eü { martyres de lapsis peti|erunt. «i) | Cyprianus ^*)
fratribas in plebe consis|tentib,- saiutem. Ingemescere uos | —
f. 1K8^ nostri meminisse. ualeF | etc. \ Ineipit ad clerum ae-
paae | propter lapsis <•) et caticuminis ne uacui exirent| Cyprianus >^)
presbiteris & diaconibus | fratrib; saiutem. Miror uos —
ibid, admonete i«) ualete | etc. \ Ineipit in qua rescrip{sit
dcro *•) de bis qui ad | pacem festinant. || f. 159 Cyprianus »')
presbiteris & diaconib; fratrijb; saiutem; Legi litteras uestras —
ibid. admonete ualete. { etc. \ Ineipit epistola cipriani { ad cle-
rum non temere pace { dandam ubi et dicit et se{ solum idoneum non
esse. «») I Cyprianus ") presbiteris & diaconibus | fratrib; saiutem.
Dfis loquitur .—
') de diacono qui contra episcopum contendit — >) 1. c. 393. — *) I. c.
411. — *) I. c. 327. Siehe oben fol. 136^ — ») I. c. 342. ~ •) persccutione -
f) I. c 250. - 8) et corripit — egerunt om. — ») I. c. 253. - »•) marty-
ribus et confessoribus — »*) "^ plebem — ") I. c. 256. — «») ad clerum
de lapais — **) 1. c. 258. -— «*) admonete et rogate. — »•) ad clerum. —
t?) I. e. 260. — 18) ad presbyteros et diaconos de praecedent» et duabos
e^uriilibuB epistolin — i*) I. c. 269.
74 Reif/erachei«
f. 169^ uniuersam salute i) | eic. \ iQcipit epistola cipriani | ad
calidonium | Ciprianus *) caidonio fratri salutem. | Accepimas littet
ras tuas —
f. 160 Incipit epistula cipriani { scribentes romae ad cleru | At
redditione episc arbi c>) | Cyprianud ^) presbiteris & diaconibus | ro-
mae consistentib; fratrib; salutem. { Cum de excessu —
ibid. bene aalete »). | etc. \ Incipit epistula cipriani | ad clerum
insinuans quod { ut romae litteras mittere { fec se optato hypodia-
cono I et saturum lectorem *) | Cyprianus ?) presbiteris & diaconibus |
fratrib; salutem. Ne quid conscientia { —
f. 160^ salutate ualt { etc. j Incipit epistola cipriani ad | clero
urbico *) de multis •) et de { luciani uerecundia <*) et de <*) { clerini
conFmodestia. | Cyprianus <«) — salutem. Factis *f) ad uos —
f. 161 Incipit epistola uniuersorS | conä'ad ciprianum de | pace
datam. **) | Uniuersi «*) confessores —
ibid. Lucianus scripsit. {{ f. 16P etc. Incipit epistola caldonii
I cypriano et clero de eis. { qui sacriGcia et postea | exhorrentes
facti sunt. | et pacem postulauerunt <•) | Cypriano ^t) le cumpresbi-
teris carissimis <8^ { consistentib; caldonius salutem. Necessitas | —
ibid. felicissimos bene ualere. i*) | etc. Incipit epistola celerini
ad I lucianum petens pro nomine | numeriae et candidae ut eas | in
mente^ habere^t quae nujmeria ut dicit premium dejdit ne sacrifica-
rent ««) | Celerinus ««) luciano »«) haec cum tibi —
f. 162** legere { digneris. | etc. \ Incipit epistola luciani | r^
scribentis celerino sup | nomine numeriae et candidae | et nomine
pauli. et mappalice | et ceterorum signi? sibi eos | mandasse ut pe-
tentibus { daret pacem. *>) { Celerino s^) domino si dignus —
1) salutate — *) 1. c. 273. — *) ad presbyteros et diaconos Romae
consistenles — ^) 1. c. 228. — ») valere — <) ad clerum de litteris Romam
mistia et de Saluro Jectore et Optato hypodiacono factia — '') I. c. 287. —
^) ad clerum Romae conaistentem — *) multia confessoribua — *<^} inyere-
cuodia — i<) om. — <>) 1. c. 282. — !•) Poat faetaa— i^) Confeaaomra
ad Cyprianura — ") 1. c. 268. — *•) Caldonii ad Gypriaeum — ") 1. c.
272. - «8) compreabyteris Carthagini — «») Stimmt nicht. — ««) Celerini
ad Lucianum. — **) 1. c. 274. — ««) Luciano salutem. — **) Lucianua re-
spundet Celerino — '*) 1. c. 279 Lucianus Celerino.
Die rÖBifclieii BibUothekeo. 7$
f. 163 Sofia quas aobis comendo. | etc. \ Incipit rescribens ce-
lerino | luciano i) | Didicimus secessisse benedictum papatem *) cy-
prijanuro —
f. 163^ Incipit epistola cipriani | ad presbiteros et diacones |
romae consistentes. | Cyprianus >) presbiteris & diaconibus | romae
coDsistentib; fratrib; salutem { h dilectio communis —
f. 164 ualere. aalete. | etc. \ Incipit rescriptis presbiteris { et
diaconibus romae consistentib; ^) | Cypriano ») papati •) pri&ri ae dia-
cones romae | consistentib. '') salutem*. Cum plegissemus | —
f. 164** quas uolebat accepit. | etc. \ Incipit cipriano aduersus
I lapsos qui illic scripserunt *) | Dns •) noster cuius —
f. 165 tranquille agere. (ualete add. m. post.) \ etc. Epistola
cipriani aduersus | lapsos qui illic scripserunt { explicit { Incipit rescripta
comeli | ad ciprianum de scismaticis. i«) | Cornelius ^^ cypriano fratri
talutem. | Quantam sollicitudinem —
f. 166 frater carissime. { etc. Incipit alia cornelii ad cy|prianu
de nomine maximi | longini et machei et nicosjtrati et euaristum. i») |
Cornelius «) cipriano fratri salutem. | Ne quid minus —
ibid. frater carissime. | etc» \ Incipit epistola cipriani ad cle|
nun de eis qui temere lapsi comjmunicauerunt et de philumino {in
TOB.) I fortunato hypodiacono | et fauorino acholyt. <*) | Cyprianus «*)
presbiteris u diaconib; fratribus | salutem. Integre & cum disci-
plina —
f. 166^ salutate ualet <•) { etc. \ Incipit epistola cipriani | diacon
ealdonio et hercujlaneo sup nomine felicissimi { peruersi <7) | Cypria-
nus <•) ealdonio k herculaneo. coUejgis item rogatiano u numidico
eomlpresbiteris salutem. Vehementer contristat' | —
f. 167 Item incipit ad caldoni { herculanei et uictoris de
I absente felicissimo et aliis | de extorrentes rescripserunt ^*) |
Caldonius *o) —
*) Cleri Romani ad elerom Carthagioensem de seeesau diri Cypriani —
^ papam — *) I. c. 302. — ^) Presbyteri et diaconi Romae consiitentea
ad Cyprianum — ») 1. c. 303. — •) papae — ') consistentes —
*) Cyprianos lapsis — •) 1. c. 298. — i«) de confessoribus ad unitatem
reTerais — <0 1- c 341. — «•) de Novati sceleribus — *») 1. c 342. -
•*) ad preabyteros et diaconos — «») 1. c. 300. — «•) et valete — ") ad
Caldottiam, Hereulanum ei eeteros de abstinendo Felicissimo — i®) 1. c. 329. —
t*)de abaiento Felicissimo cum suis — **) I. c. 331.
76 Reiff<;rsclieid
ibid. budianarium <) | etc. \ Incipit epistola cipriani. ad suc-
cessum. «) | Cyprianus ») successo fratri salutem. Ut non | uobis In
continenti —
f. 167** in diio bene ualcre. | Caecili Cypriani epistola ad suc-
cessum explicit. | Incipit aduersus iudaeos | qui insecuti sunt dmh nm
t e
ihm xpm { AiUcntite *) sensum —
f. 169^ Incipit epistola cypriani { de alatores &) | Magna *) no-
bis ob ') uniuersa —
f. 172 noii respicere, amen. | Epistola cypriani ad alajtores ex-
plicit. I Incipit de duobus montib; ») | Probatio •) capitulorum —
f. 17S gentes credant. ^oj Caecilii cypriani de duobus { montibus
«xplicit. I Incipit ad uigilium epm | de iudaica incredulitate. ^^ I
Etsi *«) plurimos gentilium —
f. 177^ puerum tuum »s) scissim^. | Caecilii cypriani ad uigilium.
I epm de iudaica incredulitate { explicit. | Incipit cecilii cypriani | an-
testis di »*) I Cyprianus **) religiosus antestis ac testis do *«) | gloriosus
& simulata ^7) conscripsit —
f. 181 Gdei gloriosü gentib; & dolendum «s) {| f. Igp Epistola
cypriani antistites dl | explicit. { Incipit caecilii cypriani ad flauijum
felicem de resurrectione mortuor; «•) [ Qui «®) mihi ruriculas
optauit «9 carmine musas | —
f. 184 atqj a&erna suis ueni& ad pmia uotis ««) | Cecilii cypri-
ani ad flauiu felice e sie \ de resurrectione mortuorü explicit { Incipit
caena cypriani. { Quidam») rex nomine iohel nuptias faciebat in { re-
gione orientis —
f. 185*^ dojmus suas rep&ierunt. | C^na c}^riani explicit { In-
cipit oratio cypriani «*) | Agios. *^) agios. agios sce scorü patru «•)
nroru
9 budinarium — ^) ad Suceessum de nuntiis Roma reversis persecu-
tionera nuntiantibus. — ») I. c. 429. — *) I. c. 919 Altendite. - *) de aleatori-
bu«. — •) 1. c. 827. — 7) ab — ») de montibus Sina et Sion — •) I. c.
909. — 10^ credent et aperabuot — ^0 CeUi in altercationem Jasonis
et Papisci praefatio de iudaica incredulitate ad Vigilium episcopum — ^<) VI
49. — <*) tuum Celsum — ^^) De vita et passione Cypriani per Pontium
diaconum — «5) m 1481. — ") Dei — i?) tametsi mulU — «») ? —
1») Incerti auctoris de iudicio domini II 1089. — so) Quig — »i) aptabit —
28) 9 _ 8«) I. c. 926. — «*) Oratio Cypriani Antioeheni pro martyribus —
a*) I. e. 905. — ««) pater patrum.
Die römischen Bibliotheken. 77
ibid. saeculorum. amen. { oratio cypriani explicit | Incipit eius-
dem alia oratio { ^h^^ quam dixit sub die passionis suae. { Dne <)
See pater agios ds a te & ad te ds meus «) { —
f. 187 scforu amen. | Oratio Cypriani quam sub { die passionis
suae que dii exp^c | Incipit passio eiusdem { Passio cypriani ex die
qua cyprianus mar|tyriü tulit —
f. 187^ ex tabella reeitauit thasciu cyprianum gIa|dio animad-
uerti plac&. | passio cypriani explicit.
116. membr. fol. foliorum 115. nee. IX — X.
f. 1 •) Caecili Cypriani epistola ad Donatum | Bene ^) ajttnones
{^m. aLJ donate carissime. Nam et promisisse me memini { —
f. 4 religiosa mulcedo. Ad Donatum explicit | Incipit de habitu
uirginum. Disciplina &) custos spei —
f. 9 uirginitas honorajri. amen «) ad uirgines explicit | Incipit
de zelo et liuore { Zelare ?) qd bonu ~
f. 12 de opere et elemosynis»)
f. 17 de lapsis»)
f. 23 ad tibaritanos io)
f. 25 de unitate ecclesiae^^)
f. 30 de oratione dominica f^)
f. 35*" de mortalitate i«)
f. 39 de bono patientiae **)
f. 43 ad Demetrianum >&)
f. 47** ad Fortunatum amen | Pressuraru ««) & persequutionii
pondus incubit —
f. 53 Quod idola non sint i?)
f. 54^ Ad Quirinum liber. primus i^)
f. 58** Caecili Cypriani ad Cyrinum de sacramento xpi | liber
primus exfl Inci^ liber secundus
1) 1. c. — *) deu8 hagie et hagie deus meus — •) Oben : Petri Danielis
Aarelianeif 1564. — *) IV 192. — 6) 1. c. 440. — •) om, - ?) I. c. 638. —
») 1. c. 601. — •) 1. c. 463. — 10) 1. c. 349. - ") 1. c. 493. — i«) 1. c.
519. — «•) 1. e. 583. — i*) 1. c. 621* — »*) I. c. 545. — i«) I. c. 651.
(Desiderasti Fortuoate carissime ut quoniam persecutionum et prcssurarum
pondus) — 17) 1. c. 563. — <») I.e. 675. Den einzelnen Büchfrn gehen Capi-
iulationen vorher.
78 Reifferscheid
f. 66"* Über tertius
f. 78 de sacramento calicis <)
f. 81 ad rogatianü et ceteros eonfessores *)
f. 82 ad martyraes et confessores *)
f. 83 ad moysen et maximum et ceteros confessores
f. 83^ ad eosdem«)
f. 84** ad clerum de deprecando do *)
f. 86 ad clerum et plebes de aurelio confessore lectore or-
dinato *)
ibid. ad eosdem de celerino confessore lectore ordinato ?)
f. 87 ad praesbyteros et diaconos etc> Optaueram ») quide fra-
tres I kmi ut uniuersQ clerd nostrü integra —
f. 88 ad nemesianum et ceteros in metallo constitutos *)
f. 89 ad collegas de hereticis baptizandis «^)
f. 90 ad praesbyteros et diaconos. Diu «<) patientia meam —
f. 91 ad martyres et confessores <>)
f. 91^ de numidico praesbytero ordinato <•)
ibid. ad fidum de infantibus baptizandis «^)
f. 92** ad eucratium de histrione <»)
f. 93 ad cornelium i«)
f. 94 ad eundem ii.
f. 99** ad eundem ni de confessione eius
f. 100** ad eundem im
f. 101** ad eundem .v.
ibid. ad eundem .vi.
f. 102 ad eundem vn
f. 102^ ad eundem viii
f. 103 ad eundem vini
f. 103^ ad rogatianü et ceteros confessores <^)
f. 104 ad antoniumi^^ de cornelio et nouatiano <•)
f. 109 ad magnum de nouatiano et de bis qui in lecto conse-
quuntur «o)
0 I. c. 372. — «) I. c. 424. — «) I. c. 24». - *) 1. c. 253. -^ ») 1. e.
240. - •) 1. c. 317. - ») I. c. 320. - ») I. c. 231. — •) I. c. 414. —
*«) 1. c. 408. - ii) I. c. 250. — la) ? — i») 1. c. 324. - «*) 1. c. 359. —
«) I. c 362. - «•) I. c. 339 u. s. w. - »') I. c. 235. — <8) Antoni«niim -
") I. c. 345. - »•) 1. c. 414 (III 1137).
Die römischeD Bibliotheken. 79
f. 109^ commixtione adunat^ multitudinis copulatum<) {| f. 110
nint*) spu inmundo redeunte quatiantur*) { ut manifestu sit diabolum
in baptismo fide credentis | —
ibid, semper bene ualere { Ad magnum de cornelio et noua«
tiano eiplicit | Ineipit ad epictetum et plebem assuritanonim de |
fortunato quonda epo eoru ^)
f. 111 ad plebes in hiapania eonatitutas de basilide { et martiali b)
f. 113 Incip ad pomponiam de uirginibus | Ciprianus«) eeeilius
uietor sedatus tertuUus conpresbiteri t) —
f. 114 placeamus Optamus «) te frater carissime •) bene | ualere
ad Pomponium de uirginibus explieit { Ineipiunt uersus beati eypri-
ani martyris xpi ad quendam | senatorem ex xpTana religione ad ido-
lorum aeniitutem | eonuersum | Cum <o)*^ diuersis iterum uanisque
uiderem —
f. HS Non erit in culpa quem paenit& ante fuisse | .C. Cypriani
uersus aduersus quendam senatorem explic { PetriDanielisAureltanen\\
f. llS** Incip passio cypriani martyris | nn kl septb tusco & basso
consulibus patemus proconsul cipriano episcopo | —
äfid, ciprianus. Ciprianus dixit Ego sum eps Galerius maximus
proconsul ||'
EusEBnjs Emisenus.
181. membr. Grossoctar. folionini 175. saec. IX — X.
f. 1 <<) In nomine | ihu xpi ineipit { über domni | eusebii que
translatu est | ex ebreo in latinS | haec superscriptu principii pro
vtilitate factu ut si subito quod | seiet fieri lapsus fuerit | inueniatur
in nomine dnf ||
f. 1^ Audiuimus. per propb&am dicentem* de najtiuitate —
f. 8 por|tat in corpore; | Explieit humilia de natiuitajte (iiTi
L ineipit secunda | Bene nostis fr (frs earr. m'. post} carissimi k
mecum fidelijter —
0 III 1142 b. — s) 1. c. 1151e. eotperiat ^ <) quatiuntur — «) IV
399. — ») 1. c. 400. - •) 1. c. 364. - ») ernn presbyteri» — ») Oplo -
*) carissime ac desiderantissime in Domino — *^) Cyprian. ed. Baluz. app.
p. CLVIL — «0 Oben: 39 N. Pete. 1656. Unten: Volumen XXXIX. Non Peiauia-
nuro. — Eine jüngere Handschrift des Euseliius findet sich unter der Nummer
243 (membr. 8. foliorum 138. saee. XII— Xlll). Ihr Inhalt ist folgender: f. 1
Senno Fausti ad mona|chos primus. | Ad locum | hunc kmi. non ad | —
78 Reifferspheid
f. 66** Über tertius
f. 78 de sacramento calicis <)
f. 81 ad rogatianS et ceteros eonfessores <)
f. 82 ad martyraes et confessores <)
f. 83 ad moysen et maximum et ceteros confessores
f. 83"* ad eosdem«)
f. 84^ ad clerum de deprecando do »)
f. 86 ad clerum et plebes de aurelio confessore lectore Or-
dinate *)
ibid, ad eosdem de celerino confessore lectore ordinato ^)
f. 87 ad praesbyteros et diaconos etc. Optaueram ») quide fra-
tres I kmi ut uniuersQ cleru nostrü integru —
f. 88 ad nemesianum et ceteros in metallo constitutos *)
f. 89 ad collegas de hereticis baptizandis <•)
f. 90 ad praesbyteros et diaconos. Diu i<) patientia meam —
f. 91 ad martyres et confessores «<)
f. 91^ de numidico praesbytero ordinato <t^
ibid. ad fidum de infantibus baptizandis «*)
f. 92^ ad eucratium de histrione <>)
f. 93 ad cornelium «•)
f. 94 ad eundem ii.
f. 99^ ad eundem in de confessione eins
f. 100** ad eundem im
f. 101^ ad eundem .v.
ibid. ad eundem .vi.
f. 102 ad eundem vn
f. 102^ ad eundem viii
f. 103 ad eundem vim
f. 103^ ad rogatianu et ceteros confess(»res i^)
f. 104 ad antonium <8) de cornelio et nouatiano <•)
f. 109 ad magnum de nouatiano et de his qui in iecto conse-
quuntur «•)
0 I. c. 372. — •) 1. c. 424. — ») 1. c. 24«. - *) 1. c. 253. — ») I. c.
240. - •) 1. c 317. - ») I. c. 320. - ») I. c. 231. — •} 1. c. 414. —
*«) 1. c. 408. - «0 I. c. 250. — 1«) ? — I«) L c. 324. - **) \. c. 359. —
") 1. c. 362. - <•) I. c. 339 u. a. w. - «') 1. c. 235. — «) Antoni»aiim -
") I. c. 345. - 3*j 1. c. 414 (III 1137).
Die römischen Bibliotheken. 79
f. 109^ commixtione adunatf multitudinis copulatum«) {| f. 110
nint *) spu inmundo redeunte quatiantur *) | ut manifestu sit diabolum
in baptismo fide credentis | —
ibid. semper bene ualere { Ad magnum de cornelio et noua«
tiano explicit | Ineipit ad epictetum et plebem assuritanonim de |
fortünato quonda epo eoru ^)
f. 111 ad plebes in hiapania eonatitutas de basilide | et martiali«)
f. 113 Incip ad pomponiam de uirginibus | Ciprianus«) eeeilius
uictor sedatus tertullus conpresbiteri t) —
f. 114 placeamus Optamus s) te frater carissime •) bene { ualere
ad Pomponium de uirginibus explicit | Incipiunt uersus beati cypri-
ani martTris xpl ad quendam | senatorem ex xpTana religione ad ido-
lorum seruitutem | eonuersum | Cum *oy^ diuersis iterum uanisque
uiderem —
f. IIS Non erit in culpa quem paenit& ante fuisse { .C. Cypriani
uersus aduersus quendam senatorem explic | PetriDatiielisAurelianenW
f. IIK** Incip passio cypriani martyris | nn kl septb tusco & basso
Gonsulibus patemus proconsul cipriano episcopo { —
ibid, ciprianus. Ciprianus dixit Ego sum eps Galerius maximus
proconsul ||*
EusEsnjs Emisenus.
181. membr. GfossocUt. follonini 175. saec. IX — X.
f. 1 «<) In nomine | ihu xpi ineipit | liber domni | eusebii que
translatu est | ex ebreo in latinS | haec superscriptu principii pro
utilitate factu ut si subito quod | solet fieri lapsus fuerit | inueniatur
in nomine dm ||
f. 1^ Audiuimus. per proph&am dicentem. de na|tiuitate —
f. 8 porjtat in corpore; { Explicit humilia de natiuitajte dTi
L ineipit secunda | Bene nostis fr (frs eorr. m', posi.} carissimi k
mecum fidelijter —
i) III 1142 b. — s) 1. c. 1151 e. eotpm'Bt -^ *) quatiuntur — «) IV
3g9. — 5) I. c. 400. - •) 1. c. 364. - ») ernn presbyteri» — ») Oplo -
*) carissime sc desidersntissime in Domino — *^) Cyprian. ed. Baluz. app.
p. CLVIL— <0 ^^^^' ^^ ^' P«^' 1^^^* Unten: Volumen XXXIX. Non Petauia-
nuro. — Eine jüngere Handschrift des Euseliius findet sich unter der Nummer
245 (membr. 8. foliorum 138. saee. XII— XIll). Ihr Inhalt^st folgender : f . 1
Senno Fausti ad mona|chos primus. | Ad locum | hunc kmi. non ad | —
80 Reifferacheid
f. 8** tc sacrificium. ino|riendo; { Explicit humilia .i.i. de na
tiuitate dm; Incipit | stefani niartiris { Satis notum e beatos martires
Sc amicos di | —
f. 1 l'^mansuris benediccionib; { inrigatur (n in r); | Explicit humilia
scT stejphani pri" martyris qui et { leuita fuit. incipit humi) | ephi-
fanie et "fantQ quos herodis { interfecit || f. 12 Proxime natale dnT
saluatoris { exegimus —
f. 18 effecti eius qui regnat { in a&ernum; { Expli humilia |
prima ephifanie | et infantil quos | herodis interee sie \ incipit humit
selcuncTephifanie { Die tercio nupcie fiebant; | —
f. 21** tale transcrib&v { Explicit humilia .i.i { ephyfanie { incipit
humilia terjtia ephyfaniae { Dies tercius trinitatis e sacramenjtum ; —
f. 27 uite meri{tis conparemus; | ExpIi feliciter hujmif epi-
phaü tercia { incip huml epipha quarjta et infantum scorum .vii. | Au-
diuimus in euangelio uocem dm dicentis; | Non omnes —
f. 33^ la&&ur; declesia; | Expli. feliciter. humi|a epyfania orum
{corr» in ephyfaniorum) | mi. et scorum infanjtii. incp. inicio
quajdraginsime | Sicut messium aut uindemiainrum{ —
f. 36^ Corona paratur | & gloria; { Explicit feliciter humilia | de
quadragensima incipit de { simbulo vmi. | Sicut nonnulli scire pro-
missum e. aput ue|teres —
f. 43^ suscipiat ignis inferni; |{ f. 44 Explicit humilia simbuli
fejliciter prima incipit secun|da. | Fides relegionis catholicae lumen
est anilme. —
f. 4 ia resurgat. Eiplicit sermo pm\ | Item sermo eiusdem fausti; | In«
stniit no8 atque hortatur sermu diuinus. qua,liter —
f. 9^ ad pmissa dni nfi ihu | xpi cui e etc. Amen. Explic sermo .ii. Ia«
cip. sermo an. ei'de fausti. | Quod supplentc & quotfam cu caritate iu|
bente —
f. 12^ tribuatur uenia; am || f. 13 Sermo sei augustiai de psecutione ipi*
ana. | Frequenter diximus ffs kini. qd semp xpianus { —
f. IS** tutos liberare etc, Amen. Augustinus de obedientia; | Niebil do sie
placet quem obedientia •
f. 18 audiendi audiat etc, Amen. Incipit sermo | sei cesarii ad monachos
primus. | Seimus quidem —
f. 23 pseuerando puenerit^ { Ite sermo ei*d? | Frs kmi. ob boc ad scm
{>positü conuenini' —
f. 2V inuitante ueniam*. e/c Am | Item sermo ei 'de .in; | Videle uoca-
lione uram ffs kmi; —
Die rumiscben Bibliotheken. 8 1
f. 49^ re|surgere animas de foiitis gurgite con {| Ein Blatt fehlt
jl f. SO satis agite carissimi nouella adoptio diuinitatis { —
ibid, uita custodiat v | Explicit humilia simbuli | ii. incipit iii.
quae et de simbu|lo et de scä blandiiia lugdonensis ; { Etiam si
martyribus relegionis exjtraneae —
f. 53^ uita qui uiuit in secula seculorum .xii. | incipit humilia
prima die pasee ; | Exulta caelum. & la&are terram (^corr. m.
pat.J —
f. 54 interitu formidam' ; { Finit humit prima pas?5 | incipit se-
conda |{ f. 54^ Beneficia di nri. cum magna adque miriifica —
f. S6^ non meminerat | reum; Nonpoterat teuere damnatum {{ Ein
BlaiifehU\\ f. S7 seruitutis educerit celebre est ad plebistranjsitum —
f. 62 si ad xp'm respiciant | iam redempti; | Explicit humilia
pascae terjcia item incipit quarta v xv. { Hodierni diei sacrosca sol-
lemnitas. | hebraeice fase —
f. 65^ rebellium transeat | angelorum; | Explicit humilia pasche
.nn. I incipit v paschae .xvi. | Opportune k congru^ sub die insigni
8o|lemnitatis —
f. 69 p alapis suis; | Explicit humilia paschae v. | incipit .vi.
Magnitudo celestium. beneficioru. | angustias —
f. 74^ praeparare | dign&ur qui regnat in secula seculoi^;
Explicit humilia. pasce | vi. incipit .vii; xviu. {| f. 7S Benc nouimus
primum esse ab origijne mundi; ~
f. 26^ in futuro psidium etc, \ Item sermo ciusdem .im ; | Scs ac uenera-
liilisl —
f. 31 tupplicantibus uobis etc. amen. Sententia | paulioi ad monachos de
penitentia | Detur penitentia scPari. —
f. 32 non erit apta. Incipiunt sententie | de opuscris sc! ieronimi; | Alii
festinant ad cf lestia | —
1 40 in uoluptate impndicitia; Sententia nouati catho|Iici de humilitate
Ic obedientia x calcanda supbia. | Secularibus aliter in eccia loquimur. | —
C 43 profecit et non | periit; Augustinus de bono discipline; || f. 43'' Multi
sunt qni aan^ doctrin^ aduersantur —
f. 48 tempore disaeramus; Augustin' de eo qd' septü e bonitajtü X disci-
plina; | Inter cetera quibus beatus dauid —
f. 50 blantdior disciplina; Eph augustini ad letu diaconem || f. 50** Dilo
etc. Legi epl'am tuam — ^
f. 55 comendare uoluisset; | Sermo sei macharii ad monachos; | Fra
kmi. quanquam et noticiam scripturaru t earu | —
Sitzb. d. phil-bisl. Gl. UX. Bd. I. Ua. ^
82 Reifferscheid
f. 78^ dlijnare non possit; { Explicit humilia pascae. | vn. in-
cipit .VIII ; I Quodam loco sermo ^ hicremiae proph&ae | —
f. 84 homine portar& in celum; | Explicit humilia. pascae |
VIII. incipit viiii. { Dies hec fratres si bene pspicimus. duplici
no4 I —
f. 87 terminum { non habebit; | Explicit humilia pascae. | vnii.
incipit X. Festiuitates. { iste carissimi et celebritates. | —
f. 89 cordis timore seru&ur; { Explicit humilia pasce. {.x.{{f. 89^
leer || f. 90 Incipit humilia xi. { Digne carissimi piis studiis exulte-
mus I —
f. 93 seruie|runt in terris; xxiii. { Explicit humilia pasche
XI I incipit xii | Resurrcctio dili nostri carissimi cum | qua —
f. 98 scnsus nostros du nostro; xxiiii | Expliciunt humi|lie.
pasche .xii. incipit. | humilia. de latrone. Ds erat in xp5 mundum
reconcijlians —
f. 104^ cum ucneris in regnum tum. { Explicit feliciter hu-
milia de latrone bejato qui in cruce missus | est quando et sal'^tor
noster a iudejis in cruce pependit. Incipit de le|taniis. | Congruum
ac ualde necessarium est dilecjtissimi fratres. ut sicut priori —
f. 107 in libcrtate captiuus est v {| f* 107** Expicit humilia
prima { de letaniis. Incipit de pe',nitentia ninniuitarü { in laetaniis. |
Cum sacro uolumine ione j)phetae gesta rcplican|tur. —
f. 62 feliciSjSimis hominibus p infinita rcgncmus scKa scroruro amen;
Incipit scrino priinus | Eusebii eroiseni ad ruonachos ; | Eihortatur not sermo
diuinus ut curramus | —
f. 64*' accepimus | ad salutem etc. Explicit sermo | primus; Incipit sermo
secundus; || f. 65 Quid salubritatis kmi —
f. 6G timore | dignetur etc» Amen; Explic | sermo .ii; Incipit sermo .in. |
Sicut a nobis dns j> suscepjti —
f. 09^ inueniat iudicaturus; Explic sermo .in; | Ineip sermo .nii; | Ad hoc
ad istum locum conuenimus | —
f. 71 inuitante ueniamus; Explic | sermo .im; incip sermo .v. | Si quando
Ire operarius. —
f. 76 sempitna felicitas; ExpliiT sermo .v. || f. 76^ Incip sermo .vi. Ait quo^
dam loco sermo diuinus; —
f. 79^ sine | fine durarcnl; Incipit omelia .1. eusebii cmiseni | de paacha;
Exulta c^lum. et lelare terra —
Die römischen Bibüotbeken. 83
f. 110 ut non moriator in uita v | Expicit de penitentia | ninni-
iiitaru. Incipit hujiniHa de ascensione dnl prima xx'u { Seire de-
bemus carissimi. quod hodierjna festiuitas. non minor est —
L 115^ &erni iudicis precurramus v | Fiuit feliciter. humilia de
ascen|sione dui prima: incipit | seeunda. { Omuia se diis in hoc
mundo, sub | fragilitate —
f. 118 adquirat | natura gloriosior; || f. 118^ Explicit humiliae
daae | due ascensione dni. in|cipit de pentecosten | In illis diebus.
dieit diis. effundam de spS | —
f. 121 inexplibilib; desideriis explorare || f. 121^ Explicit. de
pentecosten. | Incipit humilia. sei iohanjnis baptistae. | Hodie di«
lectissimi frs. | iohannis qui dni precurrit —
f. 122^ in illo habitabit in nobis v { Explicit humilia. de sco
iohanne | baptista; Incipit eiusdem | alia | Beatus iohannes a sco spö
4ciam in majiorum —
f. 125^ maluit augere, quam tacere v | Expliciunt humiliae .n.
de sco I iohanne . baptista de passiojne et alia. de natiuijtate sua. Incpt
humilia de mathaueis ; { Hodie itaque sacras Septem marty|rum —
f. 128 efiecti qui regnat in a«eer|num v Finit feliciter. humi-
lia I de machabeis. Incipit humilia { in natale apostolorum; { petri
et pauli. I Beatorum martirum praeclara { gesta & speciosa —
f. 130^ Sc uulnerata remediu v | Explicit humilia de natale aposi
tolorum ; petri et pauli : | Incipit humilia de trinitate { generalis ; Praesenti
lectijone percipimus; | Si quis uult post me uenire. abnegde se { —
t 80^ intitu formidamus ; Eplic omelia i. Icip omelia . ii . | BeneGca d\
■fT—
f. 83^ dubitant pparatos; Explic | omelia ii; locip omelia .ni; Magnum et
admirabilel —
f. 88 respiciant ia redepti. | Explicit omelia .in; Incipit omelia. im; |
Hodierni diei sacrosca sollempnitaft hebraice —
f. 90^ traaseat anglo^; Explicit omelia .im; Icip | omelia .v. | Oppor-
tane X congrue sub die insignis | —
f. 93^ j» alapis suis; Explicit ome|lia .v; Ineipit omelia .vi; | Magnitudo
cdestium { beneficiorum —
f. 98^ ppa|rare dignetur. etc. \ Explic omelia .vi; Incipit omelia .vii;
Bene oouimus pmu ee' ~
f. 101^ dampnare non possit; Explicit | omelia .vii; Incipit omelia octaua;
f. 102 Qoodam loco sermo ieremie —
f. 107 portaret in eelum; Explic omelia .viii; | Incip omelia .viiii; | Dies
h?c lirs kmi si bene | —
6*
84 Reifferscheid
f. 133^ non dubites praeparatos *; | Finit humilia de frinitate.
generalis. Incipit de scu { episcop. maxiruo et abate ,* { Loquuturi
de perfectione summi aotcstitis —
f. 141^ in filiis merita { iani resurgatv Expliciunt humiliae
I XXXVI. sed hie de sco maximo | episeopo; Incipit ad dardanu de |
terra repromissiunis. | Quaeris dardane christianoru | nobilissime
nobilium ebristianissime —
f. 148^' nouissime sub regijbus ofiendistis dm v | Incipit de ui-
giliis. ac templu cupi { Nos etenim. ffs' carissimi | si templum
cupimiis —
f. 183 sequenti exbibebit lectione •/ | Explicit de scis uigiliis.
Incijpit de utilitate hymnoruv | Qui promissun) reddit debitG soluit { —
f. 159 quia ipsi. laudabunt diuii in scia scloih amen; | Ex-
plicit de utilitate hymnoru •/ { *i« Incipit at agalsiam questionQ. |
CrMMlKT(ON; I I Cur iohannes discipulos suos mittit. ad diim ut
intro|gcnt — f. 159^ (xi) fucrit homo peccati & reliqua v| Filius
meus apodemlus qui intcrpr^tationc nojminis —
f. 173 (vii) qui tritoco (corr.) manjdatorum; Hälfte der Seite
leer \\ f. 174 pergule & incontincncie uicium mors | intrauit —
f. 174^ purificacione \ ieiunii. uicina di. praesenciam (q; add^m.
j)08t>) conferri; || f. 17S spiritali fenore ad ipsum boni operis rccurlrat
usura; —
f. 175'' Ut I secundum salamonem. castigato pesjstifero. fidelis
eflficiatur astucior; ;! f. 174.175 lose Blätter
f. HO tmiiiu I n liabebit; Explic omelia .viiii; Incip omelia .x. | Festi-
uitates iste kiTii celebrilates —
f. H2 timore soruetur; Explic omelia .x; | Ineipit omelia .xi; | Digne
kiTii piis studiis exultem' | —
f. H5 seruieruni in terris; Explic omelia .xi. | Incip omelia .xii. | Re
surrcetio dni ini kiTii cu —
f. HS" sensus nros do nro; Explic | omelia .xii; | Incipit omelia de
latne beato ; | Ds erat in xpo mundu reconcilians —
f. i%^^ in regnu tuu; | Explic omelia de latrone beato4 locipit de| Sym-
bole omelia prima; ' Sicut nonnulli« scire —
f. i28** ignis inferni; | Explicit omelia .i; Incipit omelia .ii; | Fides rcli-
gionis catholice luiii u anim^ —
f. i35 uittt custodiat; Explicit omelia 8ym|boli .ii; Incipit omelia 11 f.l35^
de trinitate; | Presenti loctionc pcipimus. si (fui« uult p' me |
f. 138*» ad celestia non dubite» preparato». | Explicit omelia de trinitate';
Libcr scc mari^' longipoutis. ||
k
Die römischen Bibliothelien. 85
ExCERPTA de patribus.
407. membr. 4. folioram 101. saec. X.
f. P*) ////////// qua audeat epos iud. | i De ecclesia — f. 2 lxii
De conscientia august { Incipiunt capitula secun|di libri de diuersis |
eonciliis ecelesiasti{cae regulae in unum | coUectis. { De ciiiitatibus
mietropoleis | ) quales sub se babeant eiuitates | De causis singulis
qualiter p | auetoritatem ueritatis uen|tilandae sunt { Statuta car-
thaginensis ecciae | antiqua epm capitulis lxxv { Qualiter exami-
ni^ur is qui | episcopus ordinandus est | i Ut eps ordinatus sedm patrü|
sSrum diffinitiones uiuat { —
f. 4** (cxxxii) n per | oina esse dispositam || f. 5 Ne temere
qnisquam audeat episcopos iudicare | Beatus hieronimus presbitcr in
libro hisjtoriae ecciesiasticae capitulo .ii. quem ipse composuit |
astruit inter CArera. Constantinus catholicus impe|rator —
f. 28 Lxii I Sermo sei august ni epi. de conscientia. { Fratres
estote fideles —
f. 29^ mereamur saluari. | De ciuitatibus metropoleis uel quales
sub se I habent eiuitates. { In italia. Roma. Rauenna. Gradus.
Aquileia. Mediof. | Prima prouintia lugdunensis. hab& eiuitates .v. {
Metropolis ciuitas lugdunum. { Ciuitas eduorum —
f. 32 Prouintia alpium mari|tiroarum. hab& ciuit nüTh .viii. |
H&ropolis ciuitas ebrodunü. | — Ciuitas. uinsintensis. | Incip ca-
pitulu ecciesiasticae regulae ex diuerjsis collectae eonciliis. quae in
romano canone n babentur. { Beatus augustinus in libris de ciuitatc
di dixit. I Omnes causae primitus — discernere deb&. { Antiqua
eonstituta cartaginensis ecciesiae. | Qui eps ordinandus e. Ante
examin&ur —
f. 33 psentia ordinetur Cap .i. { Ep§ suscepto in nomine xpi
episcopatu. —
f. S4 (cxxxii) ic censuram canonum estimare { Excarpsum de
ep)a sei hieronimi ad rusjticum de poenitentia peccatorii cxxxiiii
Dns per proph&am —
f. 56** ut facerem ei. cap cccxxxni {sie) \ Excarpsum de
collationibus patrum ab|batis punupii sermo de paenitentia et
satisfactione. | Multi sunt poenitentiae fructus. | —
1) Die ersten Blätter beschädigt.
86 Reifferscheid
f. 59 parce seruo tuo. | De collatione in theone abbatis. cap
XXI. I Nee tarnen ex eo debemus —
f. 60 obliuijone depereunt. De eucharistia | Scs eyprianus dix.
Eucharistia cottidie — n desinat. | Undc supra in ep}a hieronimi ad
laeinu { Eucharistiam quoq; —
f. 60^ arbitretur. { Exhortatoria optima ioli constantino{poIi-
tani epl ad poenitentiam quam fec { super psalm l. de recuperatione
lapsi. I 0 grandis miserieordia di^ —
f. Gl*" ab operibus malis. Excarpsum de libro | beati iobannis
constantinopolitani | epi quam seripsit ' recuperatione lapsi | Quia
ualde magnum —
f. 63 & sincera conuersio. | De reparatione lapsi. gregorius.
secunjdino seruo di inclauso. { Dilectissimo Olio secundino seruo
inclauso. Gregojrius seruus seruorum di. Dilectionis tuae litterasj
suscepi —
f. 65 redimere | ucnit. Item isidorus de reparatione lapsi |
Domino seo meritisq; beato fratri mansoni episeopo | isidorus eps.
Ueniente ad nos famulo ui\) —
f. 66^ dignitatis | recipi& meritum. Ex libro sei iobannis | con-
stantinopolitani in euangel majthei. ne nimis crudelis sit saeerdo9{
in iudicio aliorum. | Alligant autem onera grauia —
f. 67^ & onerant inpotentes. | Sermo sei iobannis constantinopo-
litajni epi de im mensibus ieiuniorum com|putatum secundü solare
numerum. | Inter cetera proph&iae suae miracula. Zacharias —
f. 68^ id est crisma nascatur | In explanatione zachariae prophe|
te hieroii prbi. de eisdem ieiuniis. ita { scriptum est ut ait idem
proph I Et factum est uerbum dni —
f. 70 bis qui credunt in eü. { De obseruatione quattuor tem-
poru I Primi igitur mcnsis —
f. 7P gaudio possidebit. | Excerptum de epia sei augustini ad
ejuodium epin. ubi dr qualiter intelle|gcndum sit. quod petrus in
actibus apusjtolorum de xpo dicit. et terra mota est { — qui der*
mierunt. surrexerunt. et de dd | in eadem resurrectione. | De eo
quod dicit petrus —
f. 73^ sine peecato simillimam. || f. 74 Sententia. baedae pr^
de libro tracta|tus sui in parabolis salomonis ubi die { Omnes qui
ingrediuntur —
Die römlscheD Bibliotheken. /7^ o7
f. 74^ Item unde et euius supra { Notandum autem — f allunturj
In can aneirano cap .x. { de disponsatis puellis et ab aliis rap. |
Desponsatas puellas — constiterit. | De decretis siricii epi. cap
.IUI. quod non { liceat alterius sponsam ad mati*iu rortiri. | De eon-
iugali autem uelatione — uioletur. De ratione coniugu dieta sei
aug I Qualis deb& esse uxor —
f. 75 reeipienda. Ite eiusd | Noiite uiri — alteram ducere |
Ite uade supra. sei augustini. de concubinis. { Quäle est & illud. —
f. 76^ numqua licebit. De uxoribus non di|mittendis. hiero-
nimus in comentario { super matheo libro .in. eap xlvi inter { cetera
sie exponit { Et accesserunt ad ihiu —
f. 76^ subicimus seruituti. | Item de consanguinitate. { Intel-
lege quid lex loquitur. —
f. 77 incestus est. { Incipit sermo uenerabilis uiri ambrosii {
mediolanensis epT qui pastoralis dieif | Si quis fratres oraeulum —
f. 86^ dare promisisti amen. | De qoattuor uirtutibus. | Porro
antequa de prineipalibus —
f. 87 Temperantia. | Prudentia est rerum diuinarum —
f. 88 aperire. De iustitia { Justitia e animi —
f. 88^ hereditas comparatur. De fortitudiii | Fortitudo est
magna —
f. 89 fortiter tolerare. { De temperantia | Temperantia est to-
tiua uitae —
f. 90^ dubit^e esse conexa. | De disciplina principum in eccle-
sia. I Potestas imperialis & regalis —
f. 92 seculorum amen. Exhortatio poenijtendi cum consola-
tioae et misericorjdia di ad animam futura iudicia {| f. 92*" formidan-
tem. Cur fluctuas anima —
f. 96 cultores efferunt mundi am { In xpT nomine incipit sermo
ad regem | Moneo sublimitatem tuam nobilissime rex. ut qu^ tibi {
caritatis stilo *) —
f. 101 dandam. imploro o dulcissime rex. | Item sermo ali-
cuius de bis quae iusjtus homo obseruare debet. {{ f. lOP hec
Omnibus modis fuganda sunt & abscienda totaq; | animi uirtute se-
paranda Languor a corpore. { Imperitia ab animo. Luxuria a uentre.
<) fol. 98 Hlotharius atauus tuus tres | ßÜos habuit hildebertum. hiodo-
aeum et hlod{miruin. In hiltiberto quidem tanta sapicntia u. s. w.
88 Reifferscheid
A ciuitate { seditio. A domo discordia. & a cunctis temperantia | rebus
0 homo Stateram ne transilias. id est ne iustitiam transgrediaris.
Igncm gladio ne fodias. { id est iratum ucrbis maledicis ne lacessas.
Coronam | ne carpas. id est leges urbiiim conserues. Cor non co|
medas. id est mcrorem de auimo proiee. Cum profec|tus fueris ne
redeas. id est uitam istam post mortem ne { desideres. Per oiam pu-
blieam ne ambules. id est muljtorum errores non scquaris. Hirundinem
in domu { ne suscipias. id est garrulos & uerbosos homines in |
eodem tceto non habeas. Oneratis onus inponc. | id est ad uirtutem
incedentibus äuge preccpta. { Dcponentibus non communices. id
est tradentes se { otio constringe.
FlXGEXTll'S RCSPENSIS i).
2Q7, membr. 8. roUonini 228. saec. VH.
f. 1 Anno gre m .er. xxiii. Incep alTeatio. * | it .b. epih lern.
Z W. abbalc .s. marc l It eud | abbate. X W. ppositü cabonese.
q noluit accipe { i priore. B. pic. moniales de usura — p laporcharia
p. brunot.jl
f. i^ In hoc codiee continentur
libri sei fulgcntii. episcopi
de praedestinatione liber .i.
de quaestione ab arrianis proposita Hber .i.
item de alia ab eisdem proposita | quaestione liber .i.
dieta regis trasamundi et contra ea | responsionum liber .i.
de mysterio mediatoris ad suprascriptS | regem liber .i.
de immensitate diuinitati fili di liber .i.
de sacramento dnicae passionis über .i.
ad optatum de consultiscios über .1.
epistola ad gallam de uiduitate seruanda.
ad probam de uirginitate et humilitate liber .1.
epistola ad eandem uirginem probam.
epistulam de bono caritatis ad eugcpium
epistola ad theodorum senatorem { de conucrsione
epistula ad uenantia" non debere propter | peccata desperare
conuersos 2).
0 Eine andere Handschrift des Fulgenlius siehe unten Tichomus 590. —
2) Nchen dein Index von einer Hand des zehnten Jahrhunderts: Hie est liber Sei
MIarcialia monaslerü Lemouicenttis, Uns cursiv Gedruckte steht auf Rasur.
Die römischen Bibliotheken. 89
f. 2 •) Gratias «) ago diio quod de bono then^sau »o —
f. 5^ ut nos dno adiuuante te non pigeat | hereticis respondere
exp}. 11 f. 6 Litterae*) tuae fiii karissime monime | quantum demon-
strant —
f. 52^ rejnouet Studium temperies distinc|ta libroruni | Expl.
Über, primus. | Inc. liber. secundus. I| f. S3 Satis est*) ut arbitror
monime karisjsime quaestionem de diuersita|te —
f. 81 acjeepisset supererogare non pos|set. Expl. liber. se-
cundus I Inc. liber. tertius 'l f. 81** Quotieris dilectissime monime
a xpi I famulis uirtus consideratur —
f. 98*' consequetur salutem. qui in eo dijuine humanaej na-
turac plenä cognouerit ueritale. exp || f. 99 Über der Zeile Obiec-
tiones. regis. trasamundi s). | Diclum ß) est patrcm de se ipso boc
est de id') quod | ipse est inelTabiliter — concordant | ii Obiec-
tio «). quid ad hoc dicitur — profiteatur. | Responsio Equidem dum
Dominantur —
f. 117 (xi) quia inseparajbiliter est utrisque communis, ep-
licat. il f. 117^ leer \\ f. 118 Trumphalibus») tuis sensibus piissime
rex nejquaquam crediderim obliuionc subtractum | —
f. 134 deinjceps disputanda ds nobis ostium sermonis apertat |
Explicit. liber. primus. de mysterio mediatoris. { Incipit. liber.
secundus. de inmensitate^ diuinijtatis filii dl. || f. 134^ Quotiens
hamanae condicionis infirmitas. | semetipsam protinus cognitura —
f. 1S3^ dominicae passionis. alio rursus incipiamus | exordio. |
Exple. liber secundus. de immensitate 1 diuinitatis filii di. diii
DOstri ihn xpi { incpt liber tertius de sacramento | dominicae. pas-
sionis. 11 f. 154 Quamquam secundo libro superni muneris { opitu-
latione subnixi —
f. 181 supra quam petimus aut intellegimus. ex ipso eni | et
per ipsum et in ipso sunt omnia ipsi gloria in saejcula saecu-
lonim. amen. { ExpTc. liber tertius. de sacramento dmcae passionis. jj
<) Unten: Pa. Petauius. — «) LXV 151 (prologus in tres libros ad Moni -
nun). — «) 1. c. 153. — *) wn. — *) Fulgentii contra Arianos Über unus ad
decem obiectiones decem respontiones conlinens. — *) 1. c. 203. — ') hoc
— *) Obiectio prima — ») 1. c. 223 (ad Trasimundum regem libri tres).
90 Reifferscheid
I8i^ leei* II f. 182 Epistulam^ tuam scae sollicitudinis indicemj
ante aliquot menses —
f. 188 in quo continentiae uirtus palmam uitae melijoris ex-
peetat | Zwischenraum (in dei^ Mitte eine ausradirte Zeile) \
Dominae s) uere inlustri et in xpi timore uenerabili | filiae gallae «).
seruorum xpi famulus^). | ante menses aliquot diaconi mei ex urbe
remeantis. —
f. 198^ in Omnibus et coram diio inuenies | gratiam | In klei"
nerer Schrift diis te in uia iustitiae^) suae dirigat et ad regni | eae-
lestis promissa perducat j domina inlustris filia 6) j Zwischenraum \
Spiritali ?) desiderio atque instituto suo sca famula. | di proba quan-
tum congratulcr —
f. 211 quam debitae seruitutis officium sponsae dni denegare ||
f. 21 P Dominae^) in xpo plurimum uenerabili. et cum | omni ho-
norificentia nominandae. famulae di. j filiae probae fulgentius ser-
uorum xpi famulus | in diio salutem. | Epistulam scitatis tuae. cum
tota cordis gratulajtione —
f. 215^ satiabimur cum delectatione et delectabimur | cum sa-
tietate explicit. |] f. 216 Domino*) beatissimo et plurimum uenerabili |
ac toto caritatis affectu desiderabili. sco frajtri et conpraesbytero
cugiplo. fulgentius ser|uorum xpi famulus in diio salutem. | Utinam
sancte frater tanta meo facultas sufjfragaretur —
f. 219 per|fecta sem"' caritate regnatur | Zwischenraum j
Orantem pro nobis — frater
domnus ianuarius — affectu
benedietionem a uobis — acceptam
suggestione fratris — uestris i»). ||
f. 219^ Domino i<) inlustri et merito insigni | ac pr^stantissimo
filio thudoro i^). fulgenjtius seruorum xpi famulus in diio saV | Ut
ignotus corpore uidear's) epistulari tibi me|am —
<) I. c. 303. Nach dem vorgesetzten Index ist dieser Brief an Optalis
gerichtet In der Ausgabe fehlt der Name in der Überschrift: Domino et merito
venerabili filio Fulgentius servorum Christi famulus- in Domino salutem. —
2) 1. c. 311. — •) gallae fulgentius — *) famulus in domino salutem — *) rir-
tutis. Der Corbeiensis hat ebenfalls iustitiae. — <) filia amen — '') 1. c.
324. — 8) 1. c. 339. — •) 1. e. 344. — loj Der Schluss des Briefes ist in Tier
AbsStzen mit kleinerer Schrift geschriehen. — *0 '• ^- ^^®- — '*) ^h®*»"
doro — *') audeam.
Die römischeD Bibliotheken. 9 1
f. 222^ et subsequentem ualejat <) ad regni caelestis beatitu-
diDem penieni". ( In kleinerer Schrift Sanctam multumq; in xpo —
f. 223 digneris. { Inseparabilis trinitas — inlustris fili ^) \
Zwischenraum \ Doniinae ») iiilustri et inerito uenerabili { filiae ue-
nantiae. fulgentius seruorum { xpi famulus. in diio. salutem. { Sieut
uera lux nullatenus obscuratur ita niiin|quani —
f. 228** faeiem tuam ne confundas nos. 1 Petauius \\
Gregorii Turonensis libri miraculorum et de miraculis S, Martini.
K30. Diembr. Grossquart, folioruin 122. saec. X.
Vom und hinten je zwei Blätter ^ welche von gleichzeitiger
Hand Bruchstücke der glosa in exodum und in leviticum des Stra-
bu8 enthalten
f. 3^) locipiunt capitula { i De natiuitate dm nri ihu xpi | in
betbleem — f. 4 cvi De inportunitate | muscae signo epT auersa *) |
Explicijunt { capi|tula {| f. 4^ Incip Hb primus miracU|loru in gloria
be^itorü | martyrum opere geor|gii florentii gregorii epi | turo-
nici «} I Hieroninius ?) prfit & post apostolu paulü bonus doctor | —
f. 5 salutarieuum. { i Nato ergo dno nro —
f. 82 (cvi) sanguinis commertio reparauit»). 1 Incipiunt capi-
tula de passione | et uirtib; sei iuliani martiris •). { i De passione
eins 10) —
f. S3 L De alio caeeo inluminato. | Magnum in nobis quodam-
modo —
f. 67'' usq: ad consiimatione hui* uit^ eustodiamii). | Explieit
über de gloria sei iuliani. Incipiunt | captl de uirtutibus sei martini
epi I I Quod seuerus uita sei <>) conscripsit —
f. 68 (Oben hie est lifi sei Martini) xxxv De securo con-
tracto. I Georgi. florenti. Gregorii. turoniei de uirtutib. beati
0 qua valeat — «) Vgl. fol. 219. — «) 1. c. 352. — *) Unten: otj
arux^» ^»«v fiUTuxw | PPet. Genabens. — ^) de Pannichio presbytero —
*) Liber miraculorum. Liber primus de gloria bealorum martyrum. — ?) LXXI
70S. — ^) reparavit. Amen. — <>) Liber seeundus d« passione virtutibua et
gloria S. Juliani martyria. — ^^) S. Juliani martyris — <*) cusiodiam. Amen. —
i>) S. Martini.
92 Reifferscheid
marHiii epi t) {{ f. GS*" Dominis«) scis & in xpi amore dulcissim^is
friB; &<) ßliis acct^ turonijc^ mihi a do comiss^ Gregorius peccator.|
Miracula quae *) dfis ds iir —
f. 69 uirtutibus elucere .i. | Multi enim *) sunt —
f. 82 olim meminisse iuuabit. Explicit über prim* | Incipiunt
capitula libri secundi. | i Qualifa febre & dissenteria erat' sum. | —
f. 82^ LX. De oeiili «) & capitis | mei | dolore. | Incipit über |
seeundus: | de uirtutibus | quae fac"^ sunt | postquam nos | ueni-
mus') : II f. 83 Qm perseriptis uirtutibus — in cumulis .i. | Anno
eentesimo septuagesimo seeundo —
f. 87^ (xviiii) Lucescente autem die reseratis^) || f. 88 (xxnn)
fere ») aut eo amplius. uenit iterum ad so'lemnitatem. —
f. 97^ sum confessus in seculo. | Explicit liber .ii. | Incipiunt
capitula libri tertii || f. 98 i De dolore fauciü mearam. | —
f. 98^ LX. De bis que in «o^ itinere gesta sunt, j Incipit über .in.
feliciter; j Tertio**)ordinante xpo libello i«) — recessisse cum cursu |
Quid autem nuper ptulerim —
f. 111 prouehitur^«) ad coronam., Explicit liber tertius j Ca-
pitula libri quarti. j i De dolore uentris mei. —
f. lll** XLV De caeco et contracto^*) | Incipit über quartus |
Saluberrimo nos hortatu proph&a — f. 112 restituit sanitati. ii j Nu-
perrimo autem tenpore —
f. 120 (xLv) protinus morbo caruit; | Explicit liber quartus de
uirtutijbus et miraculis beati martini | confessoris. |
HiEROXYMi liher de locia Hebraeorum, quaestiones hebraicae in Geneshn,
etc,
39. membr. 4. fol. 1 — 105 saec. X, fol. 106—108 saec. XU, fol. 109 saec. XIII.
f. 1 In nom scae trinitat. ineip. lib. | sei hieronimi. de inter-
praetacioii. lo|corum Hebraeorum | Eusebius t») qui a beato paphylo
*) de miraculis S. Martini episcopi — 2) |, c. 911. — *) ac. — *) illa
qua© — *) om, — *) oculorum — ') venimus nos — ") I. c. 949 c. —
•) 1. c. 951 c. Ein Blatt ausgeschnitten. — *o) in meo — *•) Tertium —
1*) libellum — 1*) provehetur — **) Fehlt die Oberschrift des letzten Ca-
pitels: De incendio ope eins extincto. — '5^,\xin 8ö0. Vallarsi hat diese
Handschrift benutzt.
Die römischen Bibliotheken. 93
martyjre cognomentum sortitus .e. — posse me credo. De Genesi
f. 1* Ararat arminia —
f.' 43 ubi adouias immolat i) uictimas iuxta fontem rogel. 1 Ex-
plicit liber locorum. sei. hieroni|mi. feliciter. || f. 44 Incipit
liber questionum sei hyero ( Qui «) in prineipiis libroru debeamus «)
secajturi operis —
f. 45** garrire thenebrosis. | In prineipio feeit ds eaelü &
terra | —
f. 90* ser|uientes altari uiuant *) de allari | Explieit über
questionum | sei hieromini { Ineipit tcaetatus sei hieronijmi de cbain &)
II f. 91 Beatissimo papae damaso hieronimus | postqua aepistola tuae
seitatis aeeepi. —
f. 97 plenitudo gentium { tune omis israhel saluus erit. { Dilec-
tissimo«) & honorabili fratri uieturio | hilarus archidiaeonus. Cu
pleriq: (i in 0 m. ead.^ de ratione { pasebali (a de greco translata —
f. 97** dirigatur. ora p nobis dilectissijme irt. | Dno') uere sco
9c in xpo uenerabili fratri hilaro | archidiacono uictorius. Vtiiia
pr^ceptis | tuis areheds. Uenerabilis hilare. tarn | cfTectu ualea
parere qua uoto. —
f. 102 kl mairu. sedm aegiptios. eü aliquotiens obserjuandu
e. repperiri i! posse || f. 102** Iiicipit ordinls paschalis | Cum«)
omnes apostoli de hoe mundu | transissent p uiiiuersum orbe. —
f. 105** Narrat ergo & renuntiat. ea quy in psaimo tenenjtur.
Explieit. II f. 106 Sermo ex dictis beati Athaiiasii summi pontiCeis.
de imagijne saluatoris xpi. | Apud caesarea cappadotiae in urbe p-
maxima eonuenientes | —
f. 109*" ad sua rediere laudantes dui; Ita de greca edieione ad
latine | lingue noticiä translata. sep maxima in iiris uoluminib; te-
neat | hec leetio saera. Ingenito genitori ac geiiito ingeuito t ab
utroq; j ^cedenti. Laus & honor sit spitui p euueta. scta amen. |
Explieit sermo de imagine diiL
9 immolaTit — «) 1. c 935. — ») debebam — *) vivunt — ») ep. 36
XXI 452. — *} Bucherius de doctrina tcinporum (Antverpiae 1634) p. 1. —
») I. c. p. 2. — ») ?
94 Reifferscheid
HiERONYMUS de viris inlustribus.
2077. merobr. 4. 2 eoL foliorum 101. saec. VII <).
f. 1 Inc Hb (der Titel selbst ausgegangen) \ hieronimi p{ |
hortaris «) dexter ut | tranquillum sequens | —
f. 2 cognoscaiit >) | uale in dno ifeu xpo. exp. { Incipiunt brebesj
I Simon Petrus — cxxxv hieronimus pb. usjque hie ad se feeit*)
^ I Incip indicul. uirorQ | int quos gennadius pl). post. | obitum beati
hieronimi addidit | cxxxvi laeobus cognomenjto sapiens | — f. 8
ccxxvii lohannis pF. expl. | indicu|lum | Incip. ipse Hb. |j f. 8** Si-
mon petrus filius { iobannis prouinciae { galiieae —
f, 47 nunc habeo | in manibus et necjdum expleta sunt^)|
(in mg. ora pro me [ dSe bene|rauilis | pater) Exp. iiil. uirorum Hb.
I I hieronimi | Incipit. idem inl. | uirorum. Hb. secunjdus Gen-
nadi presbj | MassiHensc subiunctus | feHciter«) || f. 47** qxxxvi
lacobus cognomejto sapiens niziuijne ?) nobiHs persa { —
f. 78 dicitur ex «) tempore | declamare ») | Über der Zeile
* de duobus testibus | * Incipit de enoc et heHa | Dicitur *•) uenire
enoch | et heHa praedicatu|ri —
f. 78^ potuit extorque|re sermonem | expHcit || f. 79 Über der
Zeile inm diu incipit ratio paschae | Ratio paschae. Diccnte diio ad
moysen mensis hie | —
f. 79^ Post octogesimo quar|to anno, reuertitur ad se cyc)us||
f. 80 I Anno kal. ian. die sabba lun. xxi dies pasc. vi kal. apnl.
L.xvi Const VII et const". —
f. 81 Lxxxiiii Ann. kal. laii. d. vli. Lun. x d. p. in d. aprl. l.xxi
actio, iterum et segr//^ | * Explj conp. pasc. cum conpitem lunae
quae si custoditur repraehendi K. potest|Id est hie usq. ad ann. cccc.
a passione diu et in aHo sequitur. a feHce et ////// ||
f. 81'* Über der Zeile liun dni inS cronica | * adam | seth | —
1) Palimpsest der Verrinen. Vgl. über diese Handschrift Mommsen Her-
mes I S. 130 ff., de Rossi inscr. Christ. I p. LVIII sq. — ») XXIII 601 HoHari»
me — •) agnoscant. — *) usque — fecit om. — *} In der Ausgabe folgt
noch 'adversus Jovinianum — epitaphium\ — 6} Die Vorrede des Gennadiua
fehlt (LVIII 1059). — 'jNisibenae — ») et ex - «) 1. c. 1H5. Cap. 94—100
des Gennadius fehlen. — ^») ?
Die rdmischen Bibliotheken. 95
f. 93 deportatus est quo persequentibus || f. 93^ barbaris et
incensa cum eo domo sepultura quoque caruit. { hue usque hiero-
nimus. exhinc prosper eonseeuta { subiunxit. Igitur Ualente a gotis —
f. 96^ Leone aug. ter. | Incip. epitoma temporum et indiculus
pascae | Scorum >) et uestris oratiooibus. faciam spiritaliter | quod
solent hü faeere qui in breui tabella terrarum { u, 8. tr. <){{ f. 99 Nox
in octo partibus diuiditur | uespera. fax. eoncubia. intempesta {
gdlicinium. eoutieiniuni. crespulum. aurora. { folgt eine Tafel der
Winde \ A quarta usqj xi. B est. ab xi usq( xvm cauendum ab
xvui usqt I xxvii B est xxxvii usq> quarta. id. cauenda est. |{
f. 99^ Ex libro quarto publi uegati renati. de re militari, in titulo
xxxvuii post praejeepta belli naualis quae incipiunt a titulo supra
seripU libri xxxi inter cejtera et ad locum s). Igitur uentorum
numenim atque uocabula. ars naui|gandi primum debet inspicere —
f. 100^ non solum peritiae ratiorum. etijam uulgus intellegit.
Item ex superioribus libris eiu^dem operis inter cetera et ad locu.
Aput romanos in legione .x. cohortes erant — in praelio in qui-
bus. ejrant sena millia armatorum |{ f. 101 liT^. nomina heresum
quarum etiam opiniones | subter adnexae ab augustino epTse; in hoc
iio|lumiue eongestae sunt: | i Simoniani — xc Eutychianistae ^).
Q. Julius Hilarunus.
213. membr. 4. foliorum 157. saec. X.
f. 1 *) In dT nomin | incipit libeljlus quinti Jujli (lii corr. m.
oi.) hilarionis { Petavius fügt hinzu de Danielis Hebdomadibus» An-
gdo Mai seu potius de cursu temporum vel de mundi duratione. |
Qaantocumque *) | tempore in diuijuis legibus cuius|cumque ti-
mentis | diu intentus fuerit | animus tanto e lege 7) que uera sunt
discie ut discendo { — f. 13^ manebunt. Impii in ambustione ^terna
1) ? — 2} Die epitoma temporum geht bis 562. — <) Die von Momm-
■eo als juristitche Formel bezeichneten Worte 'inter cetera et ad locum*
kthreo überall in den patristischen Handschriften in Excerptentiteln wieder.
— ^) Bloss die nomina sind erbalten. — «) Unten : PPetauius. — «) XIII 1097.
— ''j Das cormpte eligere der Ausgabe wird durch die obige Lesart schlagend
emendirt
96 Reifferscheid
iusti aiit cum do ia uita a&crna. amen. { Explicit libcllus quinti iu|
lii hilariaiü { Iiicipiunt capitula chroci | hieronimi excarpsum c^ | i De
regnu^ asyriorum —
f. 15^ Lxii De iustiniaiio imp & belsarium patricium | Expliciunt
capitula | Incipit Über { Regnum <) Assyriorum. { Primus rex nimas
regnauit aii li & mujlier sua —
f. S2^ (xLix) ita cuncta mixta suot ut gestorum ueritas qu^ |
histori^ insere possit ad plenum repperiri iion | potest | Ydacius «)
seruus dm nfi ihu xpi uniuersis fide,libus in diio iTro ihu xpo & ser-
uientibus se s) | in ueritate salutem probatissimorum in omjnibus
uirorum studio *) —
f. S3 ignarus | indignissimus omnium seruorum di ydacius |
seruus ihu xpi & diu iifi que secunt ab anno prijmo theodosi agusti
& conper& descripsi breue { ante fact^ prefationis inditio. | in mg.
L I Romanorum xxxvini teodosius per gratia|num —
f. Tö** (lxii) nominis gloriosis | uictus nomen uitaque amisit
Explicit liber j Incipit prefati greca *) | Decedant eo«) atq: immo
potius pereunte ab | urbibus gallianis ?) liberalium cultura littejrarü —
f. 76 ab ipso mundi pricipio libri poucretur initium primi «) I
Explicit prefatio liber. Incipiunt | capitula libri quod est excarpsum
de chronica grecG epis thoronaci | i De hunis et agetiu patritium *)•
— f. 78** xcini De chilperico quod fliia sua hispania ^o) cum thesl
auris direxit et in continuo calauilla mortu|ost<) est. Expliciunt ca-
pitula I I Cumque uuandali pterissent a galliis | —
f. 105^ (xcuu) crudelissimam uitam digna | mortc femuit sie. \\
f. 106 Incipiunt capiF chronici libri. | i De bonitate guntramni et
ecciesia scT mareelli | —
f. 108 (lxxxv) De uuillibadi interitü et flaocati obitu| Expicut
capitula. | Incipit prologus | Cum ") aliquid üiusso uebi i») proprietate
non habeo.
i) f. 13'— 157 Fredcgarii chronicon. Denselben Inhalt hat die Wiener
Handschrift des Hllarlanus (vgl. Tabulae 482) und der Yossianus 5 in Leyden
(Pertz, Archiv 7, 25o). — 2) LXXIV 701. — s) servientibus se om. —
*) studia — ^) Fredegars Auszug ans der liistoria Francorum Gregors von
Tours. — «) Decedcnte (LXXl 159). — ') Galücanis — 0 l'^«"' pr'^i pone-
retur iuilium: cuius capitula deorsum subleci — ») Agecio patrieio (I. c.
573). — '*') in Spaniam. — ««) ad Calam villam mortuus — '2) 1. c. 605. —
1^) uuius uorbi
Die rdnisdhen Bibliotheken. 97
f. 109 cü childerici uita finisjset. scripsi *)• Explicit prologus
Incipit Über chronic! | Guntranus. rex francorü cum ia anno xxui.
bargun|di^ —
f. 157^ Karlas cu exercitü regressus in loco | qui dicitur sillis
sap ripam. | Von einer Hand des eilfien Jahrhunderts Remigius
psul meritis ortuque uenustus | francorum domino genfö peperit
laculenta ||
HiLARll tractafus super psalmos,
95. membr. Grossquart, folloruro 229. saec. X.
f. 1 Incip tractat scT hila|rii epi pictauiensis super psalmos |
Diuersas *) esse plurimorum in <) psalmorum { libro oppiniones. —
ffrisL ^) & congrua claue pandamus. { Beatus uir. qui non abiit
in consilio impioru. et in uia peccatorü non st&it. | —
f. 7** sctorü. amen. Explicit. psalmus .i. Incipit psalmus .ii. |
Qaare fremuerunt —
f. 229 qd cö ds sps sit dm | tamen non caro ia sit ///////// «) sed
sps. Finit tractatus de psalmis .c.l. | in xpo dno nfo amen | Hie
est über Sei maximini miciacenjsis monasterii quem petrus abbas |
seribere iussit et ^prio labore ^uidit atque distinxit | et diae
caene dni super sacru altare sei stepbani do et seo | maximino ha-
bendu obtulit sub huius modi uoto. ut quis|quis cum inde aliquo
ingeDio non redditurus { abstulerit cum iuda ^ditore anna /// caipha |
aitque pilato damnationem accipiatj Amen |{
Ignatii epistulae.
81. membr. Rleinquart. fol. 1 — 12 saec. X, fol. i3 — 97 saec. XI.
f. 1 Ampla *) pectoralem suscitat uernia cauernam. { mestum
extrico pulmone tonstrum. Sed gaudijfluam pectoreis arto procellam
arthereis. Cum | —
f. 12^ in solum fabulosam exprimunt accol^ soriam. { Hisperica
finiunt famina. amen. {| f. 13 Name des früheren Besitzers Loys
Cartier jj
1) Cliilperici Titam finisse scripsit — *) IX 232 Varias — s) de ~
*) propria sua — ^ laudatura — *} Herausgegeben von Mai CA 5, 479.
Sitftb. d. phiL-hiat Cl. LIX. Bd. L Hfl. 7
98 Reifferfeliei«
f. 13^ Incipiont eple sei ignatii mra | numero .xn. Incipit pri-
ma. I Ignatius qoi et theophonis inise|ricordiam —
f. 88^ in paeientia ihu | xpi. Expliciunt .xn. epTe. sei ignajtu.
mris antiocensis. | Ineipit laus H'ronis discipli sui | atq. saeeeasoris
in eom. | Saeerdos «e assessor sapientissimi di ignatL | —
f. 89 sieuti prius solebas. faciebas; { Explielt laus hyronis. In-
eipit I epta beati policarpi Smirneo« j ^ct^ epi ad philipenses con-
finnan|ti8 fidem eorum. | Policaq>us ic qui eil eo st —
f. 95 gra ipsius | eu omib; uobis affi Eiplic epla bi | Poliearpi
ad pbilipenses. | Policarpus iolkis apti discipts i^ ab eo | —
f. 97^ que iidu ad nos puenerunt. j hui* op' scripti finalit ex-
piicit istic. I hie lib ignatii radiatur dogmate sei. | Que leetor sei
fore eogiioseat ioliani. j hunc si quis nequa so5 subtraxerit ug. | f*
fine uite barathri cruciet in igue v
IsiDORl aUegoriae.
231. BMikr. 8. foll i— 40 saec. XII — XIII, foL ii ~ 165 Mee. X, foL 160 — itl
•aec. XII— Xni 1).
f. 1 Ineipiunt eapitula libri | magni aurelii eassiodo|ri senatorii i
de anima | Quid amiei requisierint i | — Oratio, xvu | Eiqplieiiat
eapitula | Incipit über cassiodori senatoris | de anima; Quid amiei
requisiuerint ; | Um >) iam suseepti opis | optato fine gauderem. —
f. 18 cuersatione tractare. Explicit über I Cassiodori de aiuM
■ r
pax legenti. | uita credenti. salus seribenti. | gloria deo largüarii
regnanti in 1 secuta seculorum amen. Incip Hb sei | prospi p pdiat*
torib* grae dei. contra libru | Cassiani prbi q pnotat de |>teetiMi
di. II f. 18^ Gratiam <) di qua ipiani sumus qda | dicere audent —
f. 40^ pinatu. q se dix^) ee pncipiS. qm ex ipso t p ipsit
in ipso sunt | oSua. ipsi g)a. in seeula. amen. Explicit l£ | M
prosperi contra librum abbatis quondam | cassiani qui prenotator l§
protectione dei. | siue aduersus dogma pelagii et celesti^ ««#«
9 Vgl. ober diese Handschrift Arevalus in den Isidoriaaa 99» tL -*
<) LXX 1279. — <) LI 213 (de gratia dei et libero arbitrio liber
collatorem id est pro defensione S. Aurelii Augustini Hipponenaia
contra Cassiani presb. librum qui titulo de protectione dei praeaalalw)t *-
*) diiit te.
Die rdniteben Bibliotheken, 99
#***»***^t^f*^f^*^t^t^^^O inimico *) gr^ di & dfii | nastri ihu
xpi. II f. 41 nere<). rata pcipere. sca admonere; Ut quisq; l^jtus —
f. 44 Qoaais eni in huius exilii aerunosa caecitatem —
f. S4 ingrediat expla|Qare. Incip protog libri sectfi | Omnis
itaq; sSrum auctoritas —
f. 69^ melius | arbitror. Incipit proIog libri ttii. | Duas enim
creaturas —
f. 86^ confitenti in oi&a scta scorii sie \ Adesto lunien ueru —
f. 88 gratiaru actio in 8c)a sepitna | Credimus scam trinitatem
id e patrem Se filiu | —
f. SS*" beatitudo & gloria. | Desiderantissimo filio fredegiso al-
binus I salutem placuit prudentia urae fili | —
f. 94 in cruce spm xps | Carissimae in xpi caritate sorori eu-
bdiae uir|gini albinus in dno salutem scae sollicitudiui urae | —
f. lOS^ fulgeat in roeritis sie pia uirgo sacris. j Incipit expositio.
scT euangelii. | Matheus sicut in ordiiie primus pouitar | —
f. 109 in intellectu uertitur | Incipit de seriem generationis ihu
xpi dni nn secundum carnem | Quomodo iuxta bistoriae fidem ac-
cipiendS ! —
f. 113^ passione | finem accepit | Item de nouo testamento {
Qoattaor^) euangeliste dnffi >) ibSST xpm sub quatjtuor —
f. 122^ refectione saturabtintur <). Item praefajtiones libroru
■od testamenti | Euangelioru predicatio. quauis quadrifaria | —
f. 123 eloquio ediderunt. | Incipit Über de intjpretatione quorun-
hm Bominu | ueteris nouique testamenti v) | Diio & dT seruo orosio
epSs) isidorus queda notisjsima nomina legis & euangelioru*). quae
tsk alegolria —
f. 131 coronam accepit i«). | Dns ic saluator noster —
f. 138^ ipsius misericordia liberamur. amen | lucipiunt intj
pretationes no|min5 ex bebreo in | latinS | hei: ds —
f. 141 Anien: fidelis s nutricius 1 6r nom intinterp | Otheus. dsj —
1} In f eteri Corbeiensi exempUri : nefiindi dogfmatis reperiores ac defen-
•t — *} inimicos — '} Bin Blatt fehlt Vorrede von AIcuinu« de tri-
Isidori aUegoriae quaedam ex novo testamento LXXUiI 115.— ^) om.
^ tatarabaatiir, ad quam saturttioDem nos perducat Chriatua. Amea. — v) Alle-
firiae qoaedam aaerae acripturae 1. e. 97 — ^) Domino sancto ac re? eren-
diaona« fratri Oroaio. — *) e? angeliorumque — <<>) I. c. 1 16. Die aUegoriae ex
aaro toatamoDlo siehe oben fol. ii3^
70
lt)0 Reifferscheid
f. 141^ Biblioteca repositio lihroru || f. 142 Incipt explanat syin-
boli apostolice | Quando beatum legimus paulu aptm dixisse | —
f. 182** in symbulo continenjtur. amen { Iniunxisti mihi illud
fidei opusculu qd passym in | ecclesiis recitatur —
f. 165^ de illius laude & nos gloriemur qui uiuit & regnat | p
infinita semp secula selorum. amen { lii Quomodo intellegcndu e
illut qd in libro deuteronomi,um scriptü e: ego enim sum dus df
tuus emulator. { reddens iniqiiitate —
ibid. a diio redduntur. || f. 166 — 191 enthalten die Apocalypne.
IsiDORrs de natura verum.
255. membr. 4. foliorum 194. saec. X 0*
f. 1 Dno«) & Olio sisebuto ysidorus, dum intc'pr^^tante «) ingenio
facundiaque | — eflTiciat | i de diebus — f. 1** xlvi De monte
ethna *) || f. 2 Dies est solis orientis pr^sentia quousque —
f. 21^ Fincm numquam est habiturus | Explicit über primus sei
Ysidori | Tu *) forte inluculentus «) uaga carmina gignis —
f. 22 luna meat fratrem reetis | obiectibus urgens | U OetTTr an-
tipbona sei Germani | 0 atleta inuictissimum germanum —
f. 22^ a periculo mortis. A. |{ L 23 Incipit lib pronosticor | editus
a iuliano tolotan^ | episeopo ad dida|lium episcop|um barcinojnen-
sem ') I Diem illii clara redempjtoru omniu exceptione | conspicuum. —
f. 25^ debeat publicari sententia. Oratio | Desertum idume^ ce»
eus et morbidus possessor inbaibitans —
f. 26 rerum euidentia contueri. { Explicit prologus siue oratio |
luliani catbedre Toletane epi. Ineipi"t eapt Hb priiü. || f. 26** De ori-
ginae mortis humaiiae | i Quomodo mors primum subintrauerit in
mundu | —
f. 27 XXII De oblationibus qu^ p defunetis fidelibus | oiTerun-
tur. Explieiunt capitula lib priiii | Incipit liber de origine mortis | hü-
1) V)2l. über diese Handschrift Arevalus in den Isidoriana 99, 39. —
>) LXXXlll 963. - <) te praesUntem— ^) Cap. 44 und 48 fehhn. Vgl. Hdonis
de natura rerum ed. Becker prolegg. p. XXVi. — ^) I. c. 1112. Vgl. Arevalus
]. c. 76, 12 Isidori lib. de nat rer. ed. Becker S. 78. — ^) in lueo lentua —
'J XCVl 453.
Die röinischeu Bibliotheken. 101
maii^ quomodo mors primum | subintrauerit in mundum { Peccato
primi hominis actum esse ut mors in munjdum —
f. 78^ nisi peruenire ad regnum cuius nullus est finis. Expl 1
Traetatus sei ambrosii de superbia carnis (von anderer Hand) \
Lxni Ad te <) manu meä extendo que sentio in timore di tenere
veiillü —
f. 79 Itaque mortiflcem* carnem p abstinentiä k ieiunio. { &
oratione. Explicit über, pro^nostico^ || f. 79^ IJymnus || f. 80 larum
brachia decoraris. ille uirtutum ornamenta | anim^ su^. a xpo deeo-
rem accipit Semper enim eaeleste doBum a xpo expectat. — Ideo
frater carissime. Consideremus quis est qui nos | pr&ioso sanguine
redemit —
f. 109 atque in aeterna beatitu|d]ne una eum scis & electis tuis
aetemaliter | regnare concedis. quia est tibi eum aeterno { patre
ic spü SCO una deitas. gloria. uirtus. impe|riim3. & potestas in scia
sctorum. amen : | Confessio ad prima | Confiteor dno et ti pater. quia
peccaui in cogitajtionibus pessimis —
f. 109^ perdueat te ad uitam aeternam. Amen. || f. 110 capfa
libri primi «) | i Quod ») ds sümus & incomutabilis sit | — xxxi de
gloria scoru { hie desvnt capia secundi libri | Capta libri tertii \ i de
flagellis di — lxvi de exitu | Incip. über. spei*mologon. Isydori. 1 1 Quod
ds summiis et incommutabilis sit |Summum bonum ds —
f. 134 & nos ascensuri sumus. Explicit liber ^)f^^^)^ | Incipit
über ^^^«^^HHf I Omnis qui secundum dm sapiens —
f. 159^periculum exhibent ^). Explicit liber secundns { Incipit
liber tertius. .i. De flagellis di | Diuinae sapientiae subtilitas —
f. 190** caelestis aula l^tificandos includit. | — f. X^^}" Hymnus
üMfS. Germantis \ f. 193. 194 iw. ». XHI: Gebete
1260. membr. 4. fulioriim 178. saec. X^).
f. 1 *) Liber Baedae prbti de natura rerum.
1) ? — 2j Pas cursiv Gedruckte von einer Hand des «ierzeimtcn Jahr-
honderts. — *) LXXX111 537 (iHidori sententiarum lihri trcs). — «) exbibct
— ^) Vgl. über diese Handschrift Arevalus in den Isidoriana 101, 8. —
*) Unten : Peiri Danielis Aurel.
102 Reiffortcbeid
f. 7*" Tempora, momentis. horis diebus mensib; annis. scfis
aetatibus diuiduntur Momentu e | —
f. 14^ apr die non fuisse aut ante aequinoetiu fuisse eonfinnet |
Est eni racio qualiter terminus pasehalus (corr.) inueniri possit. mar
habet regula | — f. 16** ordo appellantf. xi. U. ap}. ||
f. 17 — 43 hidorus de natura rerum *)
f. 43 Tu >) forte inluculentus s) uaga carmina gignis —
f. 44 luna meat fra|trem reetis obiectibus argens *). {|
f. 44^ Incipit über Hygini | periti magistri de as|tronom hygi-
nus tä, fabio | plurimam salutem. | Etsi te studio —
f. 86 In sinistro lumbo .i. 11 f. 86^ Ad boreae partes arcti
uertunt & anguis | — eridaniq. fluenta. ||
f. 87 In di nomine incipiunt pauca de ratione | conputandi se-
eundum solem et lunam | Me legat annales uult qui cognoscere ciclos
I tempora qui uaria qui simul astra poli | Sciendii nobis. quomodo
sol —
f. 118 Incipiunt argumenta de titulis paschalib; | aegiptiorS
inuestigata soUertia q dionisius | conposuit utraq; lingua grec uide-
licet et lat eruditus | Si uis scire qt anni s —
f. 118*" illius mensis. { Aliud argumentum, de hac eadem ra-
tione I Si uis scire septimane —
f. 119 luc& luna xv. | Aliud argumentum de hac eadem ratione
Victurius | Massiliensis dicit. | Si quis scire quot horas —
f. 120** lun xiiii paschalis. | ii. «. tr. {| f. 123^ De saltu lunae
uicturius dicit | Post decem & nouem ann aegyptioru more con-
tinuato or|dine —
f. 124 dili|gentius animaduerti debie. {| zwei Blätter fehleiu \\
f. 125 ^) Incipit li£ aethici philosophico editus | oraculo. a hie-
ronimo presbitero trasjlat* in latinS. Ex cosmografia .i. mundi scrip-
tura; { Edicta aethici philosophi. cosmographi; | Philosophorum
scedulas —
f. 164^ Propauit in monte sacru arasq. iouis famosissima
f. 165 — 178 Griechisch-lateinische Glossen,
i) Der Titel fehlt. Ebenso fehlt c. 44 und 48. — «) LXXXIU litt Vgl
Arevalus a. a. 0. 76, 12 Becker a. a. 0. S. 78. — <) in luco lentus — *) ur-
geiis. — *) 125—178 saec Xil.
^
Die rdHiifchea BiblioihekeB 1 03
IsiDORi angines,
1953. menbr. GroMOcUr. 2 col. foliorum 210. Mec. X >).
f. 1 s) Domino | ineo et dT | seruo brau{]ioiii epo | Isidorus v |
Omni desiderio — frater | Domino meo et uere domino | xpique eleeto
kidoro epis|coporum suromo braulio ser|uus inutilis scorum di | 0
pie domne —
f. 1^ marcescens | domino meo et dT seruo brau|lioni epo Isido-
rus I Quia te incolumem — domne Domino | meo et uere dno xpique
elecjto isidoro episcoporum sununo | braulio seruus inutilis seruo di |
Soljk repleri —
f. 3 mereamur Domino meo et df seruo | braulioni episcopo
isidorus | Tuae scitatis — frater | Domino meo et di seruo brau{lioni
epo hisidorus | En tibi — maiorum. Explicit |{
f. 3^ (manu «. XIJ Sancta <) dei genitrix, post partu uirgo
pbennis — Mille p effusos uincis quos luminis orbes. { hie est Liber
SciMaximini^) || f.4 En tibi — maiorum ausradirt. \ Incipiunt capi-
tula grammati{cae artis isidori epi (m. s. XI) \ i De disciplina & arte
— xxui De 'storia | De disciplina et arte fm. s. XIJ \ Disciplina a
discendo —
f. 210*" ignis ardore siccetur»). | Explicit «ehimologiarum | Do
gratias
biDORl prooemia, liber de natura rerum, ariginum X,, differentiat, $yno-
nyma.
310. Menibr. Kleinfolio. folionun 22t. saec. IX — X *).
f. 1 7) In nom. sce trinitatis incp lifi^ proe|mio^ de libris noui
ac aeteris | testamenti ») pleuitudine •) qua in canoü. | catholica re-
0 ^gl* ^^^^ diese Handachriflt Areraius in den Isidoriana 101, 32. —
*) UnieD: aU «rux^» ^^^ lur^x^ — ') Nach dieser Handschrift heraus-
gegeben TOD Arevalus lY 500 LXXXII 729. — «) Das cursiv Gedruckte ist
aaaradirt — ^) Das fierte Buch der Origines ist in dieser Handschrift das
aeebiehote. — <) Vgl. aber dieae Handschrift Arefalus in den Iiidoriana 100,
19.— ■'J unten of^ aruxw, Xiotv ivtüxwI PeUui' pauP Genabens.— «) in libros
feteria ae novi teitamenti. prooemia — *) LXXXHI 155 Plenitudo nofi et
▼etaria teatamenti.
1U4 Reifferscheid
cipit ecciesia iuita u&ustam priorum | traditionem. <) In principio ui-
delic& quiiiq libri nioysi. Genesis exodus | —
f. 8^ duces 2) actaq; legatiouem »), It prefationes | librorum
nüui testamenti ^) | Euangelioru pdicatio quamuis quadrifaria sit. | —
f. 10 flumen &iam baptismi nuindu uit^ ») diim ihm | xpm Ex-
p} Lib proemioi^. || f. 10^ Incipt adnotationes prouinjtiaiy galiiaiy
'^
r
cum priui|1egiis suis prouintia Lugdunensi { M&ropb) ciuitas. Lugdu-
nensium. | Ciuitas ^ aeduorum Ciut aurilianorum. —
f. 11^ ciiit. uallensiu. oetodorum. j In prouintiis. decim.
eseptem. | ciuitatcs .cxv. \\ f. 12 Incipit rotaru lib { Isidori | Dno *)
et (ilio Sesibuto { isidorus dum te prestante 7) | ingenio fecun-
diaq; «) —
f. 12^ dietorum fide | efTiciat. exp^ pfatio. { Incip. capitulatio.
I I de dieb; — f. 13 xlvi De moiitc j «chna. *) | Expliciunt ca|
pitula. 11 f. 13^ Incipit textus. { de diebus | Dies e. soiis orientis
pseutia. quousq; | —
f. 81** Corpora damnatorum finem nUjquam .e. habiturus. Finit
do grajtias. amen | *i< Gardum. garda. ingardum. S^ maria ora p me
famulo di. ö. ihu. ibu. ihü || f. 52 <o) Incpilt glos^ fcorr. m. rec.)
ex noiuo et ueteri testamento | seu ex ethimologiarü spiri|taliter.
compositae. { Abauu. pat j)aui. id .e. auus am { Abba pat. syrum
nomen e | Abbacue. amplexans | —
f. 15 P Zizania. lolium. j Expliciunt glosae | do gratias | amen ^i) |
Von anderer Hand folgt accio. euoco .i. accerso. abarceo,
arcesso. — satni i'alx lelifag' uocat herba saliua. |{ f. 152 Inci-
piunt capitula | libri decimi. i^) Id .e. de quajdam nomina p alt'abe|
tu distincta. | De reliquis nominibus { iuxta ordine elemtoiy { ]it-
\tvv(Bf I I. De quib;da uocabulis. | bominü p denominatione | Licet
origo nominum undc ueniant i») a phi,1osopis —
f. 168*" Uenator. quasi benabulator | a uenatione i^). sciJic*
{ quo bestias preniit. quat,tuor aulcm uenatoru | ofTicia. uestigatores
*) traditionem, ist» est — *) ducibus — ') le^ntionum — *) om. —
*) lignumque vitae — 9)LXXX11I 963. — ') praestanteni — ^) faeuudiaque —
>) Auch iu dieser Handschrift fehlen eap. 44 und 48. — ^o) Unten: Pa Petaui'
in Ro^ui Christ*'. | Curia. C. — ^*) Die Suhbcription ist ausradirt. — i*) Das
zehnte Buch der Origines. LXXXIl 307. — '8) veniat — '*) veuahulo.
Die römischen Bibliotheken. tOS
I indagatores. alatores. | pressores. || f. 169 Incp de proprie {
sermonum. uel rcrü { Inter polliceri ^ & ^mittere hoc inte | qd
jimittimus rogati. pollicemur { —
f. 175^ Int homines & bestias. h'. int.e. { ^ bestiae uentri
seruiunt. ho|inines. ratione | Expt feliciter { Int basium. & oscut. &
suauiu h* int.e basiü { pietatis. osculum. amicitiae. suauiü. luxori-
ae. {I f. 176 Incpnt differentiae. | spiritales. ») Isidori epi | iunioris.
spaniensis. { Inter dm s). et diim. Ita quidam | diffinierunt —
f. \8d^ diabolicae ruinae. absq; { exemplo. bumilitatis. xpi ^)
I Eiptunt differentiae { spiritalium. siue carjnaliu beati. Isido{ri.
episcopi. II f. 190 In nomine dni. in xpo») karissimo | et dilectis-
«imo fri Braulioni arehi{diaeoni Isidorus { Quia non ualente <) per-
fhiere ?) oculis. carnis perfruar saltim. elojquiis. ») — Ia&ifiea{re.
eloquiis. Incipit Soliloquiorum Isidori Iunioris Spalenjsis epi ») Isi-
dorus <«) LeetorL Salutem. | Uenit nuper. ad manus meas. quae-
dam scaedula. cyeelronis quem sinonimam i^ dieunt cuius formula
perjsuasit —
f. 201 Qui enim perseuerauerit usque | in i^) finem hie saluus
«rit I Explicit über primus | Incipit über secundus { Quaeso te anima.
obsecro te. deprecor te. inploro te | —
f. 214^ Talis misericordia peccata non purgat. sed am-
pliat i<). II
f. 215—221 saec. IX. _
f. 215 Sermones sei agusjtiiü epi de natale diii | Audistis <^) frs
quemadmodum | nobis beatus euangelista hodie generationis xpi.
rieiilerit j —
f. 217^ reformationis diii nostri ihü xpi. qui cum etc. amen.
Iteoi ubi Supra | Audiat i») in praesente dilectio uestra ifs kmi
quemadmodam esaias proph&a —
0 LXIXIII 1319. — >) Liber aecundu» de differentiis rerum — «)LXXXI1I
69. — *) Deprimit exempjum humilitatis Chriati atque diabolicae metus minae.
Qoi 4iiiii vult esae qaod non erat et ipsam quod erat perdidit et tartari infema
promemit. — ^) 1. c. 898. Nach, dieser Handschrift von Breulius herausgege-
bea? — •) Taleo te — ') frui — «) alloquiis — ») Synonymorum libri. —
*•)]. e. 827 (prologus alter). — ^i) acheduia quam Synonyma — **) ad —
i<) 1. c. 867a. amplificaL Der Scbluss fehlt in der Handschrift. — i^) Ful-
gentii Ruspeosis sermo (ed. Veaet 1742 p. 35G). — i^) ?
106 Reiffertcheid
f. 219 xps circa quingentos annos natiuitatis suae i) causas
prestatu|ra8 ^ lites patitur. —
f. 22P humanis gressibas portabatar dictura difica. ic in
angus
IsiDORl sentmliarum libri.
1823. membr. 4. foKoroin t81. saec. X *).
f. 1 •) quorum^) Creator sps scs superferri ////// 1 ///////// stolum ») —
f. 22 ic iios ascensuri | samus. Explicit über primus. amen |
Incipiunt capitula libri secundi. { i De sapientia — xLini de absti-
nentia. { Incp liB; secundus | de sapientia { Omnis qui secundum dm
sapiens est beajtus —
f. 69^ adhib& Sed etiam periculu exibet. | Ei$t. Über secüd
I Incip. über, tertius {| f. 70 .i. De flagellis di — f. 71 lxvi De exitu.
Incp über tertius. | .i. Dibine slipientif. subtilitas sicut iuterius | —
f. 117 aaia letificandos includit | Explicit feliciter | über ter-
tius I deo gratias. | amen | Ego iohannes. quamuis. indignus | dia-
conus. qui hoc codicem exara|uit oms qui hunc librü | lecturi estis
oret pro me peccatorem si dm { habeat protectore {{
f. 118 über der Zeile Eucherii epi<) { De questionibus diflfici-
lioribus uetejris et nobi testamenti quibus ?) scripturarO | testimo-
niis trinitas adprobatur. | MultifariS & multis id quidem significatio«
nib; { — exordio. | In principio. Inquit fecit ds cf lu et | —
f. 148^ pstringamus ut possumus locQ istu*) obscuritatib ; | unier
der Zeile Explic lifi^ qstionu noui > ueters testamti |{ f. 149 inuo-
lutu disputat contra eos q ex iudeis xpiani ») prologus | de nominib;
hebreis | Qm *•) filii kme superiori libro pro petitionib; «^ — ^^*
9 Also nicht von Augnstin, tondern tod einem Autor des sechsten Jahr-
hunderts. ~ *) Vgl. über diese Handschrift AroTalus in den Isidoriana 4, 101
LXXXI 849. — <) Untpn lib maioris ecce ben. d. h. Beneventanae. — ^) 1» 8
LXXX1II 550 b. — ^) diceretur quod et apostolus ~ *) Unten lib e c ben***.
Derselben Bibliothek gehörte ehemals der Casanatensis B. IV 18 (aiehe oben
S. 173) an, in dessen ProTenieniangabe statt hon" sa lesen ist ben **. — i) Ba-
cherii instructionum 1, 2. Die praefatio od Salonium fehlt. L 773. — >) saro-
is — •) 1. c. 807 c. Der Rest des ersten Baches fe hit — *•) Eucherii in-
structionum 2 1. c. 811. (Excerpte). — <<) propositionibus
Di« römitcbeo BibUothekeo. 107
sam <) ponam. de nominib; hebreis | Adonai in latinum significat *)
diis sabaoth exercituum | —
f. 1S7^ integra hostico igni tradita consumebatur. *) || f. 158
Quedam ^) notissima nomina leguntur ») «e euangelioru •) | —
f. 16K coronam accepit. | Quattuor euangeliste dorn '') ihm
xpm sub quattuor | —
f. 17K fteme s) beatitudinis. resurrectione •) saturabuntur.
amen. {| f. 17K^ Inter natiuitatem fpi et nostram hoc | interest. <•)
Quod omnis homo ex delicti lege conceptus est <<) ille | —
C 181^ gaudium sempitemum. {|
IsiDORi genUntiae de aetwa vüa atque eantemplativa.
281. membr. 4. foliomm 101 taec. X *')•
f. 1^ <s) Incipiunt sent differentiarum { be isidori de actiua ui|ta
adque contepla | Duae *^) ^Hh^rtt sunt uitae. p quas oms electi | ad ae-
tema beatitudine pueniunt. —
f. 7 ad id quod ardenter dijligit puenire potest. Finit | Inci-
piunt capitula libri primi de | uita contepta .i. Praef. { 26 Cap.
f. 8 Diu <s) multuq v renisus su uoluntati tuf mi dne | studio-
sissime | pontlficu iulianfe —
f. 31 discucienda contine|tur ratio disseramus. Expt lib primus
I Incipiunt capitula libri secundi | .i. prologus — f. 32 Expliciunt
eap C^J I Incipit liber secundus | Superiori libro ratione contem-
platiuae uitae | —
f. 59 in tertio uolumine donante diio ^•) disputemus. | Explicit
liber secundus feliciter. do | semper laus et gratias in xpo ibu dno
nro I Incipit capitula libri tertii. | i Quantu a ueris uirtutib; uirtutu
simiiitudines distent. 28 Cap.
0 causa — s) sonst — <) I. c. 822. — «) Isidori allegoriae LXXXIII
97. — •) legis — •) eTangelionunqoe — '') om. — •) setema — •) refec-
done — «•) EieerpU aus bidors differeiitiarum lib. Z, 8—12. 14. 15. 19. 21.
26. 27. 31. 36. — **) invenitar esse conceptus — >>) \^l Aber diese Hand-
sebrift Arevalus in den Isidoriana 4, 100 LXIXI 832. — <•) Oben Nu. 59. d.P.|
165«. Unten Volumen UX | Non Petauianum. — <«) LXXXIII 1243. - >») lu-
lianos Pomerius de vita contemplativa LIX 415. — **) deo
108 Reifferscheid
f. M^ Incipit lib tertius de uita conteplt { et quaiitü ab ea diffe-
rat actualis. uel qualit poss&is i) ipsius { —
f. 101^ res p uerfi sed p reb; enuntiandis uerba s institutal
Expl lib ter de uit coiit | Putas (sie) qui legis ora pro ipso scrip-
torc si dm habeas in omnib; proteetore | Agambaldus indignus uu-
catus monachus scripsit du gratias. \\
loHANNls Chrysostomi et oliorum serinones,
195. memlir. 8. foliorum 66. saec. X.
f. 1 — 23 Commefäar zur Pa8siofi^)\\ f. 23 Rectum igitur fuit
ut qui patre aut filifi dispexerant a filio & patre | id tito & uespasiano
delerentur. & qui in sollemnijtate pharce diim erucifixer. in eade
sollempuitate 1 ab ostibus conclusi perirent Finit. || f. 23^ Bis-
deni bideni. deio scribuntur in anno. 1 — Ne in medio ima ruas
sed clara ^^ teneto { p ^therias uiuas. || f. 24 eonciliii malignantiO
obsedit me.Canü au | nom in eos. e. &ia p^pheta alterii constitujtu.
In esaia eni scriptu. e. Oins canes c^ci | neseientes latrare. Canu
eni mos. e. ut ait { iif. hilarius. pastore adiudere grege nosjse. —
f. 29^ cireü edificauit aduer|sum me ut non egrediar { Sermo
sei hieronimi | prbi de uigilia osanne | Factum &). e. cum adpro-
pinquasset ihs hierosolima | —
f. 31 sclo« amen. Incipiunt sermojnes in cena diii | Pascha*}
non sicut ^stimant grecum nom. c. { —
f. 39^ sctof^. Item sermo sei iojhannis costantinojpolitano in
parascfae I Hodierna die das iTT* pependit in cruce. | & nos epulemur. —
f. 47 dne ne statuas illis peccatu hoc. | Item alius sermo de
parasc eue. { Conuenientes ad statione ^ect^ matris lecjtu —
f. 50^ possijdeam' pp&ua claritate. Alexander puer magnus
circuiuit — ex maria { uirgine {[f. 51 Sermo be«ati Fulgentii | epi-
scopi de eo quod ait { Micheas propheta. Indicabo { tibi bomo quid
sit bonum { De praesenti &) proph&ica lectione in qua nraru | —
0 possitis — *) Am Anfang scheinen drei Blfttter zu fehlen. Das erste
Blatt oben beschndijjrr. Fol. i : Numero «5. N. Pet. | 1056. — 8)? __ %) ? _
A) LV 246.
Die römisctien BiUliothoken. 10 v
f. 5^^ iudicio misericordiam inueiiire { possinius. Explicit
Duodecim <) abusiua s seculi { Hoc e sapiens, sine operibus —
Populus. sine lege | Sic sufTocat iustitia. haec sunt duodecim abusiua
seli rota sie \ si in illo fuerint decipitur & ad tartari tenebras nullo |
inpediente iustitiae suffragio p iustum di iudiciS | rotatur. Sapiens
sine I bonis operibus || f. S6 Primus —
f. S8^ dubitatur. lic& s) enim inimicum esse diligendum *) ||
f. 59 dum*) ergo xps finis e legis *). qui sine lege sunt | — xps
esse incipiat in futuro. { Sei iohannis chrijsostomi de episjtola
beat pauli ap | ad corintbios prim || f. 59^ In loco ubi dicit. Omnes
quidem ^^^ dormiemus { omnes autem immutabimur & c£. Quod
autem dicit | —
f. 60 absorta e mors { in uictoria. Sei thanasi archiepi { alexan-
driae | Saluatoris quidem resurrection | communis e omnium re-
paratio. —
f. 60^ in gaudio consummatio | Sei Epiphanii episcopi cypri {
Duo enim certa testimonia dederunt { —
f. 61 & corruptibile incorruptibile | Sei EfTrem de aduentu dm |
Quando uidebimus oculis nostris iefra|bile —
f. 61** resur{git omnis creatura | ScT Gregorii episcopi | Ni-
seni I Peracta quidem hominum genitura | —
f. 62 & sie semper cum do erimus | Sei Augustini de re|surrec-
tione xpi et genere humano | Sicut *) dicit in epistola iudas aposto-
lus iacobi infijdelitas —
f. 64 absorta | e mors in uictoriam. Rufini praespitejri maxil-
liensis de simbulo ad | Laurentium episcopum | Ecce ?) mysterium
dico uobis. Omnes quidem resurgin\^ | —
f. 6S^ hü autem in confusionem & obprium &ernum. | Quan-
tum remedii habeat confessio | peceatorii. Et quäle mereatur | oc-
cultatio dolosa supplicium || f. 66 über der Zeile Prosperi | s) huc
accidit qd & ipsa peccata sie babent —
f. 66^ eines supn^ ciuitafis effecti ad gaudia sempiterna pue|
niant
«) Vgl. IV 860 XL 1979. — «) sie — ») IV 8T2 d. - *) 1. c. 881 b —
^) legis est — •) ? — ') Excerpt. — «) Am Rande: de vita coDtemplstiva
^,7.
110 Reirrertcheid
luVENCUS.
838. meinbr. 4. foliorani 163. taec. X ^).
f. 1 Incip praefatio iuuenci presbiteri | Matheus *) instituit uir-
tutum tramite mores | — Intonat aeternae pandend mysteria uitae |
Item praefatio | Inmortale nihil moudi conpage tenetur | —
f. 2 Duicis iordanis ut xpo digna loquamur. | Explieit praefatio |
Rex fuit herodes iudaea in gente cruentus | —
f. 26^ Sana ministerium pr^bebat femina mensis | Explieit liber
primus ; ineipit liber secundus | Jamq: dies prono decedens lumine
pontum I —
f. 43*" Oblatusq: illi est. quem daemonis horrida uirtus ||
f. 44 •) Si uultis oolucris penetralia noscere sf cli | —
f. 44^ Et pecus abrupto tollftis uile profundo || f. 4K Et lingua
«e uisu trincatum. uiuere poen^ | —
f. 62 In ' domum rep&it serus turbasq: reliquid ^) | Explieit
liber seeundus ; incpt liber tertius { Fuderat in terras rosaeum iubar
ignicomus sol | —
f. 76 Paueorum felix hominum selectio fi& | Explieit euange-
liorum liber tertius | Ineipit liber quartus | Talia dieentem confestim
factio frendens | —
f. 101^ Per dnill lueis ipm qui in secula regnat. finit | Explieit
über, nii euangeliorum uersibus | Gai uetti aquilini iuuenti presbi-
teri. I Ineipit prologus sedulii amacedona | presbiteris: Domino &)
SCO ac beatissimo patri macedonio prbro sedulius | eaelius in i^o sa-
lutem. I Prius quam me uenerabilis pater operis | —
f. 107 immolatus e xps | Cui honor etc. amen; explieit praefa-
tio I Ineipit secunda | Pasehales quicumq: dapes conuiua requiris | —
f. 107^ Rubra quod oppositum*). testa ministrat holus. | Ex-
plieit metricus proloeus | Ineipit sacrum opus id e de ueteri testamt |
LiB .1. Noua lege uel uetera |{ f. 108 Cum sua gentiles. studeant
figmenta po«eae. | —
9 Mit iDterlineargloMeii. Vgl. über diese Handschrift Are valas in deo Pro-
legomena su Juveocus Z, 48, su Sedulius 3, 66. — *) XIX 53. — *) f. 44 ein*
gesetzt von einer Hand des 11.^12. Jahrhunderts. — ^) re]iquit — >) I. e*
533. — *) appositum
Di« rönitcben Bibliotheken. Hl
f. 119 Portantes nostros xpo oeiiiente maniplos | Explicit über
ueteris testamenti { Incipit über primus in nouo testamento { Expu-
lerat primogenituin seuissimus anguis | —
f. 139 «e speciale bonum cum sit generale reuoluam { Explicit
über seeudas | Incp Hb .iii. in xpo | lam placidas iordanis ite transj
gressus arenas | —
f. 148^ Qui regit a«eberiü princeps in principe regnü | Exp) lil
•in. Icpt über quartus { Has inter uirtutes (carr.) opes iam { pro-
xima paschae | —
f. 162^ Snf&cere densos p tanta uolumina libros | Finitum est
(über der Zeile von späterer Hand) \ Explicit Hb im Incipit lilTara-
taris I Domino ^ sacro sco. beatissimo^*) atq: aposto|Iico et in toto
orbe primo omnium | sacerdotum papae uigilio arator subdiaco-
nus») II f. 163 Hoc op; sedulius incerta cartnlas dispsum reHquid
qd recollectum adunatum atq; ad omnem | elegantiam diuulgatum est
a tureio ruffo asterio uiro elaro excsule ordinario atq; patricio; j
Same ^} sacer meritis neracis dicta po&ae { — Plus tarn ad meritum
e 81 uigje or«euo I Sedulius epistola macedonia premissa — coaptata |
Iheronimus in cathalago scriptorum dicit; SeduUus uersificus —
tbeodosii ; | Sedulius xpi miracula uersibus edens — Stabunt in gar-
mla dueti testudine uers;
LUCIFER CAUÜUTAmJS.
138. membr, 8. folioram 166. Mec. IX — X.
f. 1. Quia absente nemo debet iudicare nee damnare»}.|Cogis*)
no8 constantL absentem damnare —
f. 41^ ille est testis qui nobis tribuere boc potens est | De
Athanasio^) lib .i. expHcit j incipit Hb .ii. j Audes a do dicatos ten-
dere constanti manus. ad eos uexandos quo|rum —
f. 72 has tarn salubres admoniones nostras despexeris;
De athanasio Hb ii. explicit. | incipit de regib. apostaticis liber .i.
f. 72^ Vsitatum^) quia hajbere dignaris uerbum. quod enim nisi
Je injtegre —
9 LXVIIl 71. — *) sancto ac beatissimo — *) sobdiaeonus salntem. —
♦) I. c. 779. — ») Capitelöberachrift - •) XIII 817. - t) Pro tancto
Alhanatio ad Constantium imperatnrem — *) I. c. 793.
112 Reirrericheid
f. 87 pter cruciamenta pcepturus paenarum v { De regibus apo*
staticis über 0 '^ | explicit ineipit de non conue|niendo cum haere-'
ticis II f. 87^ Cum omnibus^) pernieiosis tuis conatibus aduertisses.
itum objuiam. —
f. 103 narrat praeeipites datos. lib. de non. j conueniendum
(do eorr,^ cum haereticis. explieit. j Incpt. lib. de non parcendum
(do corr.) in dm delinquentib; { lib i. Superatum') te tmperator a
dl seruis ex om |Di —
f. 144 ubi nunc | sunt cuncti illi contyranni tui. Explieit de
non I parcendo in dm delmquentib; Incipit mo{riendom esse pro di
filio; I Decuerat^) quidem constanti Imperator, nibil iam tejcum —
f. 162 pollicejatur ad gloriam sempiternä; Explieit moriundo
pro dl filio I Incipit epistola florenti ad luciferil episcopum. | Dno >)
benignissimo lucifero florentius ; nomine tuo codicem | quidam do-
mino & augusto nostro —
ibid. denuo offerri. | Forentio •) magistro officiorum lucifer eps.
codicis platore | quem memorat —
f. 162^ coeperit inueni&. j Domino ?) dilectissimo fratri lucifero
episcopo. k confessori | athanasius in dno salutem ; do fauente cor-
pore ualentes j misimus —
f. 163 uere homo di; bis acceptis litteris j beatus lucifer. misit
libros quos ad constantium scripserat; { quos cufl^ legiss& athana-
sius. banc infra epistula misit »). j Domino ») gloriosissimo ac
merito desiderantissimo coepo lucife|ro athanasius in diio salutem.
«esi credo peruenisse &iä | —
f. 164^ Sc in Omnibus desideranjtissime. | Gloriosissimo i«)
constantio augusto liberius eps opto <i) tranquiljlissime imperator
ut mihi benignas aures —
f. 166** clemtissime ac religiosissime augustae. Explic. | Incip
exemplu epistulae athanasi de greco in la. translt <<). | Athanasius
solitariae uitae estudentib; & in fide di roboratis ac dilecjtissimis
fratrib; in diio salutem. diio quidem gratias ago qui donajuit
uobis —
f. 167 deputentur. | Explieit.
1) ad Constantium imperatorem fügen die Ausgaben hier und im Folgenden
hinzu. — 2) 1. c. 767. — ») 1. c. 935. — *) 1. e. 1007. — ») I. c. 935. —
•) i.e. — 7) 1. e. 1037. - «) Diese Notiz scheint unedirt — ») 1. c. 1039. —
«0) VIll 1351. — *0 obsecro — «) ?
Die römidcben Bibliotheken. 113
Orosii apologettcus,
286. membr. 4. foliomm 91. saec. XI.
f. 1 t) Incipit epistoia siue Hb beati Hieronimi prbi { ad Tesi-
phontem Urbicium s). | Non audacter ut falso putas —
f. 6 conprobentur. Explicit | epistoia ad thesifbntem { Sequitur
prologus dialogi sei Hieronimi { reete fidei presbiteri cü Pelagio
monch | heretici dogmatis repertore quem sub | Attici et Cril
nominibus uoluit | adnotare || f. 6^ Scripta >) iam ad thesifontem —
xps reliquerit uoluntati. j Explicit prologus. Incipit dialogus scT |
Hieronimi sub nominibus Attici et Critoboli compositus ^) { Atticus
Die mibi crithobole —
f. 20** repl&um est malitia Explicit pars | prima: Incipit pars
.n.eiusde libri { Cft Multa quidem de scripturis scis —
f. 34 quae saepe replicauimus. Explicit | pars .ii. Incipit ni.
f. 34** CR Delectatus sum tuoru —
f. 42 errorem | sequamini. Explicit dialogus sei hieronimi
Orosii presbiteri liber apologeticus incipit | Possibilitatis &) e<) nej.
prfsumüonis meae. —
f. 89 et sie implebitis ?) legem xpi ; { Explicit liber Orosii praes-
biteri | Dilectissimis ^} fratrib: sunniae et { fretele et c^teris qui
uobiscum dno deseruiunt •) hieronimus { Uere in uobis apostolicus et
|>pheticus sermo completus e —
f. 68 ergo, dolatorium dici potest. || f. 68^ Incipit prefatio
beati Hieronimi in libro psalmorum. | Eusebius <«). hieronimus. So-
fronio suo salujtem dicit i^- II ^- 68^Scio quosdä putare. psalterium. —
f. 69 cupio. ic meminisse mei. Explicit prologus. leronimus
Harcellae , Nudius *«) tertius. cum centesimum —
<) Unten Volumen XLIX | non Petauianum. Die ersten sehn Quaternionen
der Handschnft fehlen. — «) XXII 1U7. Die Handschrift hat Vallarei benutzt.
Nach aeiner Gewohnheit erwähnt er den Zusatz Urbicium, ohne ihn aufzuneh-
men. Thesipontem] lies Ctesiphuntem. — ') XXIII 495. — ^) Bei Vallarsi lautet
der Titel: dialogus adversua Pelai^ianos sub persona Attici catholici et Cri-
tobali haeretici. Vgl. fol. 6. — s) XXXI 1173. Bei Havercamp. lautet der Titel:
Liber apoloireiicus contra Pelaj^ium de arbitrii Übertäte — *) non est —
») adimplebitia — ») XXII 837. - •) seruiunt — >•) XXVIII li23. —
11)^^.- 1«) XXII 441.—
8iUb. d. pbil.-hiat. Ol. LIX. Bd. I. Hfl. g
1 14 Reifferscheid
f. 69^ sub pedibus { nostris uelociter. Expli |{ f. 70 Incipit
epistola sei bieronimi ad augustinum | Domino >) uere sco ac *) bea-
tissimo pape augustino. hieronim! { in xpo saiutem. Anno pterito p
frm nfin asteriu yppodia|conum *) —
ibid. suscipiende papa Explic | Hieronimus. Alipio. et Au-
gustino episcopis | Dominis^) uere scis atque omni afTectione ac
uere ^) uenerandis alijpio & ag epis. hieronim' in xpo saiutem.
Scs innocentius prfir | qui hui' sermonis —
f. 70^ paueis lucubratiunjculis respondebim' ö). ||
f. 71 Item de hoc utrum in nouissimo diii aduentu sit futurum
iudieium questio .i.
Item de hoc quod dicitur a quibusdam sarra adulterium
non euitare questio .i.
Item de lioc quod diis ait elegi dauid scdm cor meum
questio i.
Item ad sm aurelium p amouendis conuiis dedectis. epi-
stola I.
Item ad scm alypium p dioscori conuersio i.
Item eiusdem ad abbatem eudoxium insulae capprariae
Item ad abbatem sebastianum epistola i.
Item ad marianum ut conuerteretur epistola i.
Item ad caelestinum diaconum salutaria epistola
Item ad restitum diaconum p uitiosis in ecla t<derandisep}i.
Item ad largum ammonens cum p bonis operibus ep) i.
Item be augustini cui' supra ad bonifacium comitem p
contepnis renis : ept i.
Item eiusdem ad crisimum cur in se man* inicere no-
luisse diceretur ept i.
Item memoratum episcoporum ad maximum medicum the-
nitanum eunomianista ep i.
Item beati augustini ad epm esycium solitanum de ad-
uentu dni Sc fine scii ep i.
Item rescriptum epi esici ad beatum augustinum quid de
questione supernis sentiret ep i.
0 1. c. 83t. — «) et — ») hypodiacoDum — *) 1. c. 1481. — ») iure. —
•) Der Schlass des Briefes non at convincamas — venerabilis patres fehlt \n
der Handschrift, die hier kein Blatt verloren bat.
Die römischen Bibliotheken. 115
Item beati augustini resurrectionis xpi & lazari contra pa-
ganos questio .i.
Item cui' supra ad epm dehutherium p oictorino manieheo
subdiaco ep .i.
Item ad uictorianum prfim de eladibus bellonim & ci ep i.
Item beati augustini sd ad macrouium epM donatistam p
diac ne eum rebaptizar& ep i.
Item eiusdem ad cecilianum contra donastas ep i.
Ite efdem ubi sibi successorem prit eraciium elegit ab eo
confecta gesta ep i.
Ite prfii abiti qui reliquias martiris stephani primum desti-
nauit ad inspaniam epistola i.
Ite beati augustini ad quintillianum epis^copum commen-
dandas gallam & simpliciolam ep i.
Ite cuius superius ad felicitatem & rusticum de correp-
tionib: praesentis uitae ep i.
Item beati augustini ad egdigiam cur nesciente suo uiro
bona sua tribuerit."
Item efdem ad seleucianam eo qd apii baptizati eredendi
sint ep I.
Ite cui' superius ad italicam de corpore mediatoris filii
di quod oculis corporeis non uideat substantiam
di ep .L
Item epi eubodi ad scm augustinum de ratione & do ep i.
Item eiusdem ad qsp de uirginitate beate mariae et cor-
pore fili dl ep I.
Item eiusdem ad memoratum augustinum ut ei j) inqui-
sitis SS questionibus respondeat ep i. ||
f. 71^ Item supra augustini ad memoratum eubodium de uisis
somniorum ep i.
Item cuius ad quem supra de corpore fili di quod oculis
corporeis non uideat diuinitatem. «e de uirginitate
scäe mariae «e imaginib; epl .i.
Item beati hieronimi ad uitalem epm quomodo salomon Se
achaz undecim annorum filios genuisse dicant ep i.
Item memorati hieronimi papae damaso de tribus hyposta-
sis. & cum quib: debeat communicare ep i.
Item cos ad theudosium & alias anachoritas ep i.
8*
116 R«iff«rjicheid
Item CS hieronimi ad marcellam de quinq: questiouib:
noui testamenti ep i.
Incip retraetatio qfiiestionis euangelioru. Hb ii | Sunt i) quae-
dam expositiones { — non ita scriptum est Explicit retraetatio | In-
cipit prologus | Hoc >) opus non ita scriptum est. ac si euaDgelium
exponendum j —
f. 72 facile inuestigar&. Explicit prologus | Incipiunt capitula lib
I. secundü math | i Quod ait nemo nouit filium nisi pater —
f. 72^ xLviii Quod ter dns orauit priusquam trader&ur Expii-
ciunt capitula { Incipiunt capitula in Lucam { i. Quod Zacbarias ^u^it
ab angelo exaudita est oratio tua | —
f. 73^ L Quod scriptum est de diio finxit se longius ire || f. 74
Cum dicer& nemo nouit filium nisi pater. non dixit & cui uojluerit —
f. 79 impler& uoluntas patris. Explicit lib i in matb { Incipit
in Luca | Quod zacbarias orans p populo audit ab angelo {| —
f. 91 Non I enim ilhid ita loquimur. ut dominas ueritatis*) ||
Orosii historiae.
296. membr. fol. 2 col. foliorum 108. «aec. IX ~X*).
f. 1 fast ausgegangen
f. 2*" scienjtiam consequantur. s) Expl. proT | Incipit liber a&
orosii de | ormesta mundi | Maiores •) nri orbem | totius —
f. 13 (xx) 7) eruditiorib; ''om'nib; | continebit. | Finit liber
prim. I Incipit üb secun|dus. ab orbe condito usq; ad urbe | condi-
tam anni .nn. milia .cccc. | lxxxiiii. ab urbe condita usq; ad na|
tiuitatem xpi. an'i. dccxv. colligunt. | ergo ab origine mundi in ad-
uentii diii nri ihu xpi anni .v.clxlviiii. s) | Neminem ^^am { esse
hominum | arbitror —
f. 23^ ut in subsequentibus caetera { prosequamur. | Expletis
orosii duobus { libris prioribus. nunc | in xpi nomine sequitur | ter-
tius I Et superiore iam libro | contestatus —
0 R*?tract. 2, 12 XXXIl 634. - «) XXXV 4321. — a) Cap. 33 I.e. 1348. —
*) Mit vielen Glossen von einer Hand des zwölften .lahrlianderts. — ') XXXI
672 Ende von Uros. 1, 1. - •) Gros. 1, 2. — ?) Die Zahlung der Capitel geht
durch das ganze Werk durch. Die letzte Capitelzab! CCLXXXVIII. Vgl. Halm,
Verseichniss der filteren Handschriften u. s. w. S. 49 (cod. Bern. 169). — 8) Dieser
chronologische Zusatz scheint sonst nicht vorzukommen.
Die römischen Ribliothekeo. 1 1 7
f. 35^ mox I punica consequautur. Explicit lib. in. { feliciter.
incipit über .ini. | Dixisse aenean uirgi|lius refert —
f. 50** si interioris spem a^cumijnis inuenirem. | Explicit orosii
über .nii. | Incipit über quintus | Scio aliquantos post haec de|
inceps —
f. 6T Hbri saltim ter|miiio separent v | Fiiiit quinjtus über. in|
cipit über .vi. clviii { Omnes homi{nes cuiusüb& sectae >} { t uitae —
f. 83^ corripiiintur. expediam. | Finit . über .vi. | Incipit
über .VII. || f. 84 Sufiicientia ut arbitror docu{menta coUecta —
f. 107^ si aedas p te iudijcata si deleas. { Expl septeni übri sei
orosii. quos. üos | monocus. iussit pingi diaconus. | Idcirco frs
kini qui istos scrutemini. | orate rogo pro illo ut ds ei longeua |{
f. 108 feüceinq; tribuat uitam. | & post iu die ultimo eius anijmae
in caeio: Requiem conjcedat cum scis & sedem regni | pereunis.
amen |j
Epitame de Orosii hütoriü,
342. membr. 8. folionini 126. saec. X.
f. 1 IHIIIIIIIIHIIIlim cognoscere *) mores haec praecepta legat qc
Ui iste ten& { Scripserat b inter curas rex Karlus aulae albinusq: si-
mul. hie dedit ille probat | Unü opus amborum disparsi causa duo-
ru. ille pater mundi. hie habitator inops { Ne temnas modico lector
f corpore librG corpore p modico mel tibi portat apes j Quia te uene-
ran|de magister albine ds adduxit & reduxit. Quaesojut üceat mihi —
f. 26*" legente non corrumpit. {{
f. 27 — 33 enthalten Schemata der divisiones mit Erklä-
rungen und Versen \ f. 34 £ Disco precor iuuenes motus moresq.
uenustos | laud&ur toto. ut nomen in orbe tuum {| f. 34^ Incipit de
dialectica | Quia mentionem { philosophiae in priore disputationis
nrae | sermone fecimus. —
f. 54 iudex iniquus conferendus .e. | De periermeniis || f. 54^
Periermeniarü subtilitates a te audire desidero. j —
f. 57 socrates non disputat ,* {{ f. 57^ 58 leer.
<} vel sectae — >) Alcuins Rhetorik.
118 Reifferscheid
f. 58^ Expiic responsio beatissimi conjtra uigilantiu Incfft epta
theojphili ad beatum hiernm prbm. | Dilectissimo 1} et amantissimo
fratri hierojnimo priro. theophilus <). scs eps agathos *) | cam di-
lectissimo diacono athenasio in ecjclesiastica directus est causa. —
f. 58** sopire doctrinas -; \ It heernimi ad teophi) {{f. S9 Beatis-
simo ^3 papf theophilo hieronimus duplicem I mihi gratiam —
f. 59^ falce non cesjsent. In^t cathalogü eusde | hieronimi
prbi. I hortaris >) dexter ut tranquillu sequens { —
f. 103 «e necdum expleta sunt *) || f. 104 Oroshis vel poHu$
Orosii epüama. ') | Praeceptis 8^ tuis parui beatissime | —
f. 110 athinienses | fuisse refer. Finit über primus | Nunc de
initio babilloniae ut nini { —
f. 113^ c&era ^sequamur, finit über n. | Eo quidem tempore
qd galli romä | —
f. 115 ^ breuitate libri ommisimus, Expl. | über ..in. | Anno
ab urbe cond. .ccc.lxxx. | —
f. 116^ in puluere | fuisse redacta. Finit über im. | Anno ab
urbe cond. dcxxvii. carthajgo —
f. 128^ d&ri'mentü magis reipubüce tuit. si quis { in postero
solücitus ^secutor adgrejditur quae acta fuerint j)sequatur
Pacianus.
331. meinbr. 4. foliorum 79. saec. X.
f. 1 mercede*) uilissima. Undebeneficentissima^uidentissima >•)
omps ds terrenä feücitatem | —
f. 22 magistrum nos habere testa|mur. Expücit. Incipit epia
sei aug ad uolusianum. { Domino etc- legi ^^ Httei*as tuas —
f. 28^ prestantia uram multü salutat. { Expücit epta sei aug ad
uolusianum. | Domino i^) nimium is) uenerabiü & omnib; mihi officiis
0 XXII 755 — «) Theophilus episcopus - ») Agntho — *) I. c. —
*) XXIII 601 (Horttris me) — •) SchJus« des inlustrium virorum über.
In der Ausgabe wird noch hinzugefügt: adversus Jovinianum opitaphium. —
7) Das cursiv Gedruckte von ganz neuer Hand. - 8) XXXXI 663 ~ •) XXIII
543 (ep. 140). Die Schrift auf der ersten Seite fast ausgegangen. — «>) Provi-
dentia — H) Ep. 137 I. c. 5i5 — ") Ep. 136 1. c. 514 — is) niuiiumque.
Die römischen Bibliotheken. 119
UDice percolendo | patri augustino marcellinus. Uir inlustris uolu-
sianus —
r. 29^ incredibiliter profuturos. Explicit. { Domino <) eximio &
merito iusigni carissimo ac desiderantissimo fiiio | marcellino augu-
stinus. *) Inlustri uiro & eloquentissimo nobisq; —
f. 36 respoiidere curemus. ») Explicit. | Bonifatio *) epo *) Aug
in diio saiutein. { Quaeris a me. utrum parentes —
f. 39 reddidi quam potui rationem. Explicit. | Incipit über sei
Paciani epi de paenitentibus. | Etsi *) aliquotiens. tumultuose licet,
de penitentium curatione non tacui. me|mor —
f. 44*" Uides. ubi de tue reditu gaudeatur. Amen; | Mero-
pius '') paulinus «e therasia. sco & amando scis ») fratribus in do
xpo I salutem. Omnibus tempus & tempus omni rei sub caelo. Sup
eaelü | —
f. 50 ut portio nra communiter sit in terra I uiuentium. Finit.
It incipit eiusde ad Sulpiciu. Seuerum. { Habeo •) tibi adhuc aliquid
dicere quamquam tu qui *^) in opertis littejrarum —
f. 54^ qm ego uici mundum. Explicit | Sei Paciani epi de baptis-
mo I Aperire <<) desidero. qualiter in baptismo nascamur. & qualiter
innouemur. | —
f. &T uotis spiritalibus optin&e. | amen. Expl. Incipit epia
Paciani epi. ad simprotiajnum nouatianum. de catholico nomine. |
Pacianus <*). simproniano fratri <*) Si non carnalis intentio. sed ut
cgo arbitror | —
f. 61 quid tu sentias scripseris frater. plenius instrueris. Ad
Simprojnianum prima explicit; Incipit epta secunda. | Pacianus i^)
eps. simproniano fratri salutem. In qu^stione prolixa. quanjtum —
f. 64 k concordajre nobiscum. <&) Finit ad Simpronianü de uerbo
catholico. || f. 64** Item incipit ad eundem. contra tractatus noua-
tianorü. | Pacianus «) eps. simproniano fratri salutem. Tractatus om-
nis DouatianO|ru. —
<) Ep. 138 I. c. 52!>. — s) augustinus in domino salutem ~ ') cureinus
Sis in Domino felix — desiderantissime fiii. — ^) Ep. 98 1. c. — ^) coepiseopo —
*} XIII 1081 (Titel 'Paraenesis sive exhortatorius libellus ad poenitentiam*). —
->) LXI 367. — «) am. — •) I.e. 286. — to) om. - >0 XIII 1089 (Titel 'sermo
de baptismo*). — **) I. c. 1051. — **) Symproniano fratri salutem — **) I. c.
1058. - <*) nobiscum. Amen. — <«) I. c. 1063.
120 Reifferscheid
f. 76 ic xpianum uiuere faciat ad coocordiam spiritalem;
I Cum <) religiosissimus Imperator constantinus. coustaiiti ad^que { —
f. 78*" Quae etiam nunc ad memoria | sollicita ueueratione ser^
uatur; | Sed >) sieut omnes per singulos eaumerare non soium dif-
ficile sed & imjpossibile —
f. 79*" hierusolymis locus, tc golgothana rupis sub patibuli
onere ///// ||
Paulinits Petricordiensis.
5SZ. membr. Kleinfolio, foliorum 66. saec. IX — X.
f. 1 Incipit prologus | Domino sco ae beatissimo speciali apud
dm. pajtrono «e cum omni cuitu & admiratione uenejrabili uereq;
apostolico in omni religione { doctori perpetuo epo paulinus : Studio
I caritatis —
f. 1^ sumpsistis incognitum | Explicit prologus •) {| f. 2 Spar-
serat ^) in toto lumen uenerabile mundo; | —
f. 10 atq; bostis spolium credentis gaudia plebis. | Finit in xpo
über primus habens uersus .ccc. lxxxv ^), \ Incipit Über secundus.
I Panditur ecce nouü pelagus flatusq; benigni. | —
f. 25 Prodidit & meritum quia me •) meruisse negauit. { Finit
in xpo lib .ii. habens uersus j dcrxxvii. Incipit. Hb .in. in duo |
Quo rursus. sterilis calamus ') & sibila ruptis *). | —
f. 28*" Plus peccata dolens plebis quam uulnera carnis | Finit
in xpo lib .ni. habens uersus { cccclviiii. Incipit lib quartus { Finie-
rat sumptG translatio coepta uolumen. | —
f. 45 Fiuierit teneat transcripta oratio laudem. •) | Expli lib
quartus. de uita sei mar|tini epi. Incp. lib .v. de uirtutibus | s&
martini presentibus. | Incipit de uirtutibus sei martini presentib; |
Instauras ^^) nostram. renouanda <i) ad murmura cura | —
f. 55 Perp&uo ») urbs toronü martino antestite (in ras.)
gaud& I Finit .lib. vi. habens uersus .rccc. lxxiiii. | Domne *•) ae
beatissimo patrono perp&uo epo paulinus. | iterato. asin^ —
«) Rufini (Eusebii) bist. eccl. 9, 9. — «) I. c. 8, 15 I. c. — ») Der Prolog
unedirt? — ^) LXl 1009. — s) Die stichometrischen Antraben fehlen in der
Ausgabe. — •) se — ') steriles ealmos — ®) pupti — •) Das ?ierte und fiinfle
Huch biUlel irrthiiuilich ein Buch. — *®) Invitas — **) revocanda. —
^'*) Prrpeluiiiii — ^^) 1. c. 1071. Domino sanclo
Die römUchen Bibliotheken. 1 6 1
f. 6S^ quia permittis <) audeamus. *) | Incp uersus. paulini.
de uisitatione nepotuli sui | Quam modicä stillä quanto torr«nte. re-
pendis | —
f. 58 Laudari meruit iudicis ore di «). Fiiiit. [ Basilica sei. ac
beatissimi martiiii epi. abest | — columiias .cxx. { lucipiunt uer-
sus. I Mitis ^) corde pio castusq; ic corpore puro { —
f. 58** Dum modo n^repidus te diffidentia uincat. | m^stus
adis. limiua sei la&us abis. { Solus ») in antiquo fulgebat elaro po-
testas I —
f. 63 Omuia qu^ uieeri. d&estamento locutus. | Finiunt uer-
sus uictorini. de lege | dni nostri. ihu. xpi. ccxvi. | Item alii de
natiuitate siue passione | uei resurreetione. domini. | Actus euangelii.
eonfirmant gesta priora | —
f. 6K 0 di genitrix piissima domina —
f. 65^ scta. amen. { sca maria di genitrix sepq. uirgo — filiüq:
tnS q te elegit. || f. 66 Currimus. in longas. uiuendo luminis horas.
Expliciunt uersus .cvii.
Philippi commentum in Job, •).
111. membr. Grosaquart. foHoram 131. saec. X.
f. 1 Capitula de co|mento libelli primi | lob xpi gessisse per-
aooam —
f. P (kviin) se de clamore iniquitatis. | Capitula de libro .11.
|ki Tenebitur planta illius laqueo —
f. 2. (kYuu) Clamo ad te & non exaudis me | It. de libro.
.in. k. I Finita sunt uerba iob | Ecce et me sicut & te fecit ds . | —
(k nu) Scio quia omnia potes |{ f. 2^ Epistola philippi praesbiteri et {
commentatoris ad aepiscojpum nectarium incipit. | Adhortante ?)
immo potius eonpellente te nectari pat beatissime adgredior opus mihi
I — absq; ulla scae fidei lesione pduci v | Incipit exposio in iob
über primus. | Scs iob uir summae pacientiae & uirtutis diq; testi-
moDio adprobatis. multa de xpo diio | —
«) perniittimur — «) adeamus — *) ? — *) ? — *) lints a™ Rande: Ver-
•M I Viclori|ni, rechts de lege diu | nri | ihfi | xpi (Mai AC v 382). —
•) Fälschlich Beda beigelegt. Vgl. XXIII 1471. — ?) Beda 4, 447 ed. Col.
122 ReitTenieiieid
f. 40 qui aliis | locis ait ad dm. Scio quia in inferno prote-
gas me. et abscondSs me donec | transeat furor tuus ; | Explicit Hber
primus. |{ f. 40^ Incipit Hber secundus { Uerba baldad ; Usque ad
qai
finem uerba iaetabitis. intellilgite —
f. 67 uenisset eum malum non enim dedi ad peccatu guttör me-
um. ut I Omnia quae m sunt Gli minime t desunt *; || f. 67^ leer. R
f. 68 expetere maledicens animam eius; Cum magnum sit. si de
inimieis suis quis eum possit | —
f. 76 sieut de eodeni diio ait euangelista & contristatus est sup
duritia cordis eorum Expl lih | secundus utere felix expositionum
in iob. über tertius. | Cedentibus aduersariis iob post multa prophaciae
suae mistyria & ipse finiuit sermoue | —
f. 99** circa te uero { non ita. e. sicut iam dixi. cui 'ussion
imperii mei hoc modo praecipi dicens. || f. 100 — 110 saec^ XIV:
Schenkungen an Ändr. Chiurot prior S. Vincentii ||f. lli — 131
saec. XV — XVI: Vitae regum Frcmcorum von Chilpericus bi$
Ludwig XII (^Anfang fehlt).
Prosperi epigrammata,
230. raembr. fol. fol. 1 — 40aaec. XII— XIII, fol. 41—87 saec. XII, fol. 88—116 saec. X.
f. 1 Aratoris versus in actus apostolorum
f. 41 Commentarii in libros AHstoielis categoriarum k de
enuntiatione
i\ 88 Anfang der Capiiulatio erloschen \\ f. 88^ lvii De
intemporali ope di | — cm De q.rendo pseuerant do | Expliciunt
capit I haec ') agustini ex sacris epigrainata dictis | —
f. 89 s) Sidere eü caeli cupiunt qui scandere regnum { Inci-
piunt epigramata prosperi uiri discertisjsimi deflorata agustini. in
noe di sumi am | Dum *) sacris mente placet exercere loquelis | —
Venerat ^) hoc j)mat carmine laeta fides | i De uera innocentia &) |
Innocentia uera e — peccat Epigramata { Perfecte bonus est et
uer dicitur insons —
1) Mai AC V p. 38<>. — «) f. i(»2 oben : Hie est über scT Benedict! iibbatis d. u
Floriaeensis. — ■) LI 497. — *) Venerit — *) Quae sit vera innocentia.
Die römischen BibliothekeD. 123
f. 113^ Crescere non cupiens pdit adepta tepens | Explieiunt
epigramata prosperi |{ f. 114 Vers ^speri ad coniugem suä | Age >)
iam precor mearu comes in remota reru | u* 8. w.
f. 115* 116 116* fast erloschen.
Prudemtius.
321. meinbr. fol. 2 eol. folioram 86. laec. X *).
f. 1* Haec lege qui rectu fidd uis dinoscere callem — Pro me
pq. meo qui notat haec famulo { Aurelius. prudentius. clems iste —
ic alios quos p manib; habem. { Aurelii. prudeiitii. elementis. { Yiri
coDsularis libri numero | noue. Catemerinon. { apotheosis { amarti-
genia | Psiehomachia | Contra Symmachum | h ctra symmachum [
Romanus | Peristephanon | Tituli istoriarü. | Gennadius pr&t in eata-
logo oiro^ illus{triu — palatiü miles fuisse; | M&rum hoc tricolon
tristrophon uocat. | — inuentore ACKAcniAAeoN || f. 2 Praefatio | Per
quinquennia ia decem — Liber. quo tulerit lingua sono mobilis ul-
timo. { Liber cathemerinon. incip | Ymnus. ad galli cantu | Ales diei
nuntius — Nouumq; lumen ingere. {| f. 2* Hymnus matutinus. | Nox
* tenebr^ & nubila —
ibid. Hunc nemo fallit iudice. \\ f. 3 Hymn* ante cibum. | aaktiaikon |
0 crucifer bone lucis'atof —
f. 4 Ignea xps ad astra uocat | Hymn' post cibum. OAAAemoN |
Pastis uiscerib; ciboq: süpto —
f. 4* Constantq; tua cruce ferem*. | Hymn' ad incensü lucernfj
ACKAcniAAcoN | Inucntor rutili dux bone luminis —
f. 5 Texens pp&uis saecula saeculis. { Hymnus ante | somnum |
ANAKPCONTIKON | Adcs patcr supreme —
f. 6 Meditabim sopore | Hymnus ieiunantiu { 0 nazarene lux
betlee uerbü patris —
f. 7 Ditatq. fructus fenerante contiplex { hymnus post ieiu-
nium I Xpe seruoru regiin tuoru | — Christicolarü. Amen. | Hymnus
omis höre | tpcoxaikon | Da puer plectrü choreis ut cana fidelib; —
•«•lit
f. 8 Omibus te concelebrent seelo>f hymnus circa exequias | de-
funeti ANAflccTiiKONi Ds ignee. fons animarCT —
>)L.c.611 (coniugis ad iixoreiiv) — *) Mit vielen Glossen und Schollen. Vgl.
über diese Handschrift Arevalus in den Prolegomenii zu Prudentius 4,78, Dres-
se! p. xLvr.
124 R e ifferseheid
f. 8** Liquido spargem* odore | Explicit { hymnus .viii. kl |
lanuarias { Quid est qd artu eirculum —
f. 9 Mors hausit & mox reddidit; { hymnus in epiphania | Qui-
cüq. xps queritis —
f. 10^ lam nemo post hac mortuus || f. 11 Incipit apotheoses
I Est tria summa ds. trinu specimen. uigor unusj — zizaniorum se-
miua I Incipit contra heresim quae { patrem passum affirmant { Plu-
rima sunt sed pauca loquar. nee dira relatu —
f. 12^ Contra unionitas | Cede profanator xpi iam cede sabelli —
f. 13^ Aduersum ludaeos { Haec si iudaieos sie intellecta
rigassent —
f. 15 Contra homuncionitas | Sunt qui iudaico cognatum dogma
furori —
f. 16** De natura animae | Oecurrit dubitans hie dissertator 4c
illud —
f. 17^ Aduersum fantasmaticos | qui xpih negant ueru corpus |
habuisse | Est opere ptium nebulosi dogmatis umbram —
f. 18** Dispuite. exsurgens quo xps j)uocat ite { Finit apotheoses
lucip amartigenia Liber | Fratres ephebi fossor & pastor duo —
f. 19 Aduersus marcionitas qui duos deos affirmant | Quo te
pcipitat rabies tua pfide eam —
f. 25^ Glorificent. me poena leuis demt adurat. | Finit amarti-
genia liber .in. | Incipit Psichomachia Liber .im. { Senex fidelis
prima credendi uia —
f. 32 A&erniisoliodiuessapientiaregn& I Finit Liber .IUI. Psycho-
machia | Incipit contra orationem | Symmachi Liber .i. | Paulus
praeco dei qui fera gentium —
f. 37 Ne tractu sine fine ferat fastidia Carmen. { Explicit contra
symmacü liber .i. | Incipit Liber .ii. Feliciter. aih { Simon que
uocitant petrum — f. 37** Insista fluitantibus Explic Pfatio | Hactenus
et ueterü cunabula prima deoru | —
f. 45 Queq. duce bellis sequit pietate sequat v || 45** Aur Pru-
dentii | Clementis .ü. c. | Finit contra { symmacü Hb .ii. | Incipit
eiusdem { Romanus contra | gentiles j Romane xpi fortis asser-
tor di —
f. 50^ Sit dext agnus induat uellere, | Finit Romanus | Aurelii
Prudentii { clementis u. Incipit | lib peristefanon. { Hymnus in hono-
V
nie rnntisi'hen bihliniheken. J CO
rem | scuru martyrü emi{terii. et ehelidoni. | calagurritanoru | Scripta
s in celo duo^ martyru uocabula 1 —
f. 51 Sit dies haec festa no'B sit sacratu gaudiu; | Inciplt passio {
laurenti beatissijmi martiris | Antiqua taiiorü parens —
f. 53** Absolue uinelis seculi. | Hymnus in honore | passionis
eulaliae j beatissimae | martyris | Germine nobilis eulalia | —
f. 84^ Carmine ^piciata fouet; | Incip passio sei { uincenti mar-
tiris { Beate martyr ^spera { —
f. 87 Cunetis in aeuü seeulis : | Hymnus in honore { s'cbril .x. et octoj
martynim caesarjaugustanorum. { Bis noue nr populus sub uno —
f. S8 Tota sequeris */ | Finit passio seorü .xviii. | Inciplt passio
agnes | Agnes sepulchru e romulea in domo —
f. 58^ Dignaris. almo t pede tangere; { Finit passio Agnes { In-
ciplt hymnus in { honore beatissimoriT | martyru fructuosi { epi eecl'ae
terracoj neusis et augurii j et eulogii diaconorü { Felix terraco
(corr.) fructuose uris j —
f. 59** Dulces endecasyllabos reuoluens | Hymnus in honore |
Quirini beatissimi | martyris epi ecelae { sciscianae { Insigne meriti
airö —
ibid. Fit pondus graue saxeil ; | Finit passio quirini { Incip passio
eassiani { forocomelieusis || f. 60 Sylla tbru statuit corneli' hoc
itali urbe | — Domu reuertor, cassianü pdico ; | Explicit | Incipit de
loco in quo { martires passi sunt | nunc babtisterium .e. | Electus
xpo loc* -V- ubi cordo ^bata —
f. 60^ Euectus gladiis alt & aU aquis j Ad Valerianü epm de
pasjsione hyppoliti beatissi|mi martyris { Innumeros cineres sco^ ro-
mula in urbe | —
f. 61^ Diem bifestu sie colas memento; | Passio beati Cypriani
martyris { Punica tra tulit quo splendeat ome qcqd usqua ^ \ —
L 62 Intruit (corr. m. posi.) hie homines. illinc | pia dona dat
patron'; { De opusculis suis { Prudentius { Pius. fidelis. innocens.
padicus. I Dona conscientiae { —
f. 62*" Quo regente uiuim\ { Finit ctera | Syiii. Incipiunt
titali '^istoriaru. { De adam et eua | Eua colüba fuit tunc candidi (in
a earr.) nigra deinde | —
f. 64 Et septe potuit signacula pandere solus. { Epilogus id clau-
sula \ji fints libri | Pius. fidelis. innocens. pudicus. Dona conscien-
tiae i —
12ß Reifferscheid
ibid. Quo regente unu; || f. 64^ In natiuit Mariae | Exoritur
hodie uirga radicis iessae | 8 Verse. \ In ? sei michahel { Qt micbabel
idicos merito celebr& in aruis. j 8 Verse, ebenso im Folgenden
In asspt scae mariae
In nat. innocentium
In pascha
In ascensa dm
In pentecosten
In nat s. Petri et Pauli
In nat sei iohis baptistae
f. 65 In memoria sei syrenei
In loeo sei iuliani
In laude Wilelmi eom | Inelite tu prineeps natiuo germine
pses — Teq: uuif datäq; comi^d& alocon |{
f. 66 Xpe qui lux es ae dies | etc. Te lucis ante termiuil etc. ||
f. 66^ unleserlich.
348. membr. 4. folionim 38. stec. X 0.
f. 1. OAE TPIKOAOC TPICTPOOOC | Nam primus uersus diconios
dicitur — pyrrieho | Per quinq.nnia iä dece —
f. 2 Liber. quo tulerit lingua sono mobilis ultimo. | Explicit
praefatio. | Incipit liber | ymnorum. au|relii. prudentii. clemtis |
nobilissimi. ac faeundis|simi ^^^^^^^^^^^^^^^ pojetae ||
f. 2** Metrum kmbicum. { Ymnus ad galjlicinium. | Ales dijei
nuntius. | —
f. 3^ NouumqD lumen ingere | Ymnus. ad matut | metrum quod
supra. Nox. et tenebrae. et nubila. —
f. 8 Hunc nemo fallit iudice | Ymn* ante, cibum. | lletram
alcmanium — heroieo | 0 Crueifer bone lucisator —
f. 8 Ignea xps ad astra uocat | Ymnus. post cibum { Ode mo-
nocolon — trocbeis { Pastis uiscerib^ ciboq^ supto | —
f. 9** Constanterqs tuam crucem feremus. { Incipit ymnus ad
incensü lucis 1 —
1) Mit Glossen. Vgl. über die Handschrift Arevalus 4, 78, Dresse! p. LH.
Die römischen Bibliotheken. \ 4>i
jr
f. 10 Metrum moiiocolon — pirrichio | Inuentor rutili dux bone
luminis | —
f. 12^ Texens perpetuis srfa s^culis | Ymnus ante somnum |
Dimetrum —
f. 13 4c sytt. I Ades pater supreme. Quem nemo uidit un-
quam. | —
f. 14^ Meditabimur sopore | Ymnus ieiunantium { Metrü iam-
bieu — diiambis. | 0 Nazarene. lux bethlee. uerbü patris { —
f. 19 Ditatque fruetus fenerantem centuplex. | Ymnus. post
ieiunium. { Metrum saphicü. — daetilo. { Xpo seruorü regimen
tuonim. I —
f. 20^ cibus obsecrantum. xpieolarum | Ymnus. omni hora. |
Metrum trochaicum — ordinatü | Da puer plecti^ choreis ut canä
fidelib. —
f. 23 saeculorum saeculis. Am. | Ymnus. circa, exequias.
defunc. {{
f. 23*" Metrum anapesticum — syllaba | Ds ignee fons ani-
maram. —
f. 25^ Liquido spargemus odore. | Finit über primus. de
ymnis. { Incipit über .n. | n(PlCTe0AX(f)N { ymnus. in honore {
inartyru. emeterii et cheledonii calagurritanoru | Metrum trochaicu
— admittit {| f. 26 Anima <) absoluta uinoulis c^lum petit | —
f. 26^ Sit dexter agnus induatur uellere | Finit romanus. aure-
m. prudentii { clementis. | Incipit. ymnus. viii. M. iaS. | Dime-
trum — diiambis. 1 Quid est quod artum circulum I —
f. 28 mors hausit. & mox redidit { Fin. ymn' .viii. U. iaH
boc est. nat dni. | Incip ymn' de epiphania { Quicumq^ xpifi quae-
ritis. oculos. I —
f. 30*" la nemo posthac mortuus { Finit cathemerinon. prudentii.
clejmeDtis. cv cv | Incipit de opusculis suis, imjmolat patri do{ Tro-
eheum — endejcasyllabum |{ f. 31 Pius. fidelis. innocens. pudicus.
Dona conscienti^ | — quo regente uiuimus | Finit peristefanon | In-
eipiunt tituli hystoriarum [ p adam. et eua. Tetrasticha | Eua columba
fuit tune Candida, nigra deinde || —
1) Lficke.
128 Reiffcrscheid
f. 37 Et Septem potuit signacula pandere solus. | Expliciunt
tituli hystoriarum {{ f. 37^ Incipit Anoe((«>|cic. id est de diuinitate.|
Est tria summa ds. trinum spejeimen — Et patris & xpi uirtutem
in Corpora transfert | Est uera secta. te magister consulo —
f. 38^ Zizaniorum semina jj
Codex Regularum.
140. membr. 8. foliorum 150. saec. IX — X^).
f. 1 . 2 saec, X — XI Fragment der vita S. Germani.
f. 3 In nomine seäe trinitatis hae sunt | in hoc codice collationes
Septem | Id est abbatis piamon. de tribus generibus monajchonim.
Abbatis iohannis. de fine eoenobitae et hejremitae. Abbatis pe-
nuphii de penitentiae fine. et { satisfaetionis indicio. Abbatis theone
de remissione | quinquagensimae. Eiusdem de nocturnis illusioDij
bus Eiusdem de anamarteto. Abbatis habrabam de { mortificatione.
Incipiunt eapilula. { 16 Cap.
f. 3^ Incipit. praefatio in nomine patris | et filii et spus scL |
Emissis«) iuuante gratia xpi —
f. 4 instruxit industria. j Nunc conlatio abbatis Piamonis. |
Post conspectum —
f. 19^ inbuente pcepimus : | Finit conlatio abbatis Piamon { de
tribus generibus monacborum | Incipit abbatis iob de fine coeno-
biltae | et heremitae. | Incipiunt capitula (16 Cap.) —
f. 20 Conlatio abbatis Iohannis orditur. { Post dies admodum —
f. 26 XI Interrogatio de remedio eorum { qui cito de coenubio
eongregatione discurrunt <). | — decepti. Tranquillitatem nos mea-
tis*) immobile») || —
f. 27 Incipit") exhortatio ad monachos { sei eucheri { Quid^}
uobis ex ibeamus ^ kiiii. quod et no|bis —
1) Diese Handschrift ist der von Lucas Hol stenius in seinem Codex Reguh
zu Grunde gelegte Reg. — 2) Job. Cassiani praefatio (in septem ultimas coo-
lationes) ad Jovinianum Minervium Leontiuin et Theodorum XLfX 1087. Emen-
sis. — s) coenobiis discedunt — ^) mentis nos — ») I. c. 1141. Von der Hand-
schrift des Cassianus ist nur ein Quintemio und zwei Quateriiionen erhalten. —
*) Hier heginnt ein neuer Quaternio und ein anderer Schreiber deraelbei
Zeit. — ') L 865.
Die römischen Bibliotheken. 129
f. 29 sclorum amen. Explicit exhortatio. | Incipit sententia
paulini ad roonajchos de paenitentia i) { Interrogat" quomodo de-
bemus agere penitentiam; Responi^it | —
f. 29** tabernaculi n erit apta. | Expit sententia Eucheri ad
monachos | In hunc') fere modum artifex et rector mundis) ds cum
cetera anijmalia —
f. 3P consectatur aeterna. { Incpt lib sei Atanasi epi. de
obserjuationibus monachorum | Etsi ^) gloriari in xpo licet huius mundi
principiis sitis | —
f. 36 pacis erit uobiscum Explicit üb Atanasii epi. { Incpt de
ieiuDio et de iona dicta | dominica .i. quadragesimae { Ad.e^).
nobis splendidissimus dies, et desideratum tempus j —
f. 40*" sdorunL amen. { Incpt tractatus Sei ambrosii de ieiu-
nio*) I Diuinum ad patres resultauit oraculum. ut (corr, m. aL)
com I —
f. 44^ in xpo ibü dno uostro. | Incpt sermo de bospita"te dittus
a SCO Sbrosio?) | Legimus in libro genesis quod abraham tribus su-
peruejnientibus —
f. 45** sede^) teneatur; finit (del m. aL). \ Incipiunt senteii-
tiae de opusculis || f. 46 Sei bieronimi ad monachos | Alii») fesU^
nant ad caelestia et superna desiderant. Alii terjrenis —
f. 51^ uicturus occiditur. {{ f. S2 Incipit tractatus sei augustini|
de oboedientia I Nihiho) itaq; (m. al) do placet. quomodo oboe-
dientia. Cham { —
f. 53^ honor et uirtus et cetera. | Sei Agustini de eo quod scrip-
tum e I inuicem honera ura portale { et sie adimplebitis lege xpi. |
Quia i<) ueteris testamenti custodia timorem habebat | —
f. 56 diligere propter xpm. || f. 56** Incpt epi sei agustini ad
letu missa | Domino dilectissimo et desiderantissimo l'ratri leto {
augustinus in diio salutem. Legi i^) epistolam quam | —
f. 60 commendare uoluisset. \ Incipit sermo sei cesarii. qua-
liter uerbum { di desiderari debeat uel requiri. | Inter reliquas is)
beatitudines. quas in euängelio dils et<^) saijuator —
9 Cod. reg. i 494 — «) L 1207 — ») artifex mundi (et rector om.) —
*) C. r. I 4U - *)?—«) XIV 697 de Elia et ieiunio — ') Maximus Taur.
sermo 96 LVIl 725. — ») aede — ») Nach dieser Handschrift von VallJirsi
herausgegeben XXX 311. — «•) XL 1221 - «i) ? — «) ep. 243 XXXIIl 1055 —
«) Aug. sermo app. 299 XXXIX 2317. — »*) ac.
SiUb. d. |>hil.-bist. Cl. LIX. Bd. 1. Hft. 9
130 Reirrerscheid
f. 62 uiuit et regnat. j Incipit sermo sei cesarii epi | de aerm
psalmi Lxxv. { Vouetei) et reddite diio du uro. quis quod potest.
uojueat —
f. 64 cum ipse dimiserit. | Explicit. Ite sermo sei cesarii ad
monachos j Admonet') me trs dilectissimi amor conuersationis uFf |—
f. 66 uiuit et regnat. { De electis omnia relinquentibus { et cum
xpo iudices uem'entibus. { In fine *) sdi cum do iudices uenient qoi
nunc pro do. " iuste iudijcantur —
f. 67*" quod uiueret inuenit. { De spontanea paupertate | Qois»
quis*) stimulo diuini amoris —
f. 68 conscientiis n sunt. | De uita t conuersatione monaehorii |
Omnes &) monachi scim relinquentes. —
f. 69^ implicatione cessetur. { De humilitate t opere mona-
chonim. Ammonendus «) .e. monachus —
f. 70 de minimis purgat. | De remissa conuersatione mona-
chorum. { Sunt ?) nonnulli qui post uitam —
f. 71 aridi apparent. | De monachis qui in curis scti inpli-
cantur | Nequaquam s) mens monachi —
f. 72 actionis nostre neglegimus. { De tepi'tate monachorum |
Nonnulli *) monachorum mundi quidem actionem | —
f. 72 "* su^ma (m, al.) conetur | De libro morali^ (^ eras.)
Iob<o) I Vnde^i) et bene subditur. et dederunt ei unusquisq; { —
f. 74^ metalla transcendat. | De contemptoribus mundi | et
libro Isidori episcopi { Ea «) quae scii amatoribus —
f. 75 ad superna | reuocare ubi se (die beiden letzten Warte
durchgestrichen) ,\Dq scis qui a consortio mundi se separant j ScT^s)
uiri funditus scJo renunciantes. —
f. 78** futura inueniatur. | De pceptis altioribus monachorum |
Alia <^) sunt precepta quae dantur —
ibid. abneget semetipsS. { De tepore monachorum. | Qui <&) non
rigida intentione —
f. 76 xpi laborem. { De humilitate monachi uel opere | Summa <*)
monachi uirtus —
f. 76^ in idolatria lapsum. | De monachis qui curis saecujli
occupantur. | Hi «') qui pro di timore sclo renuntiant —
1) ? _ •) ? _ 1) ? _ 4) ? __ 5) ? __ «) ? — 7) ? — 8) ? _ •) ? —
^•) Gregorii Magni — <t)? — «)? — <»)? — »♦)? - ^O? - *•)? — •*)T —
Die rÖmiachen Ribliothekefl. 131
f. 77 a bono prepedire { proposito | De his qui mtindi amore
ppediuntur | Multi<) cupiunt conuolare ad gratiam di. sed timent
carere j —
f. 77^ agendo obtinuerat« { De libro soliloquioru isidori |{ f. 78
Curiositas perieulosa. praesumptio .e. —
f. 78^ par poe|na constringit | Incipit ordo lectionum officii {
8C1 colombani abbatis | Cogita^J non quid *) es miser homo —
f. 79 licet si nibil accepisses. | Qualiter monachus do p]acere
debet | Quid*) in mundo obtime») e —
f. 81 in sota seforum. { De octo uitiis. { Oeto«) sunt uitia
principalia quae merguntur (ur del m. al.} ^^
f. 81^ timorem uincuntur. | De disciplina. { Moyses?) in lege
scripsit —
f. 83 scforum. Incipiunt dieta uenerabilis famuli { dt. nili mo->
nachi de octo prinjcipalibus uitiis { Principium fructus flores —
f. 84 ab impetu libidinis. | Incipit de fornicationis uitio. | Casti«»
tatem gignit abstinentia —
f. 90 si ceciderit conteretur. || f. 90^ Incipit ammonitio Fausti
episcopi I Instruit s) nos atq; hortatur sermo diuinus —
f. 94^ scforum. Amen { Incipit sermo ScT Fausti de admoni-
tione^ monacborum { Si ») quando terrae operarius et ruris cultor —
f. 98 haec i<») sempiterna felicitas. | Epistola patris nostri
Etropii i<) abbajtis ad petrum papam de districtione { monachoru.
et ruina monasteriorü directa rom^ | Omps «) dns pro sua misericor-
dia homanos miseratus errores. { —
f. 101^ sua dextera protegit et cfortat. am. { Incipit Über sei
Saleriani (ualerianum corr. m. post,} <*) cimiljlensis epi (epm m,
po$i.^ de bono disciplinae | Multi s <^) qui {m. al.J san^ doctrin^
aduersantur. iustitiam culpant | —
f. 105. aequenjti tempore disseramus. { cxvin | deo C^icJ quod
scriptum e in psaimo { bonitatem et disciplinam. lxviii | Inter ce^
tera i&) quibus beatus dauid infirmitatibus nrarum medetur { —
1) f — 1) LXXX 258. - ») non quid] numquid — *) 1. c. 235 — ») opli-
nain — •) I. c 259. — ?) 1. c. 250 — ») Fausü sermo 7 LVIO 883 Euoherii
bon. 3 L 836. — •) Eucherii hom. 8 L 850. - i«) ac - «0 Eutropii —
ts) LXXX 15. — <*) Am Rande von derselben späteren Hand: */. Afarustini —
i*)XL1219 — ift)Aug.sermoapp. 55 XXXIX 1849 Max. Taur. hom. i07LVlI499.
9*
132 Reifferscheid
f. 106^ et districtior. bonitas et ''landior (m. al,) disciplina.
LX I sententia cuius''(ni. al.) de laude psalmodiae <). | Quia*) etiam
prophetiae sps nori semper eorum mentibiis | —
ibid. intelleetus per di gratiam perueneris . lxi j Epta euiusda ad
adoleseentulos missa | Dilectissimis in xpo filiis bon^q; spei adolescen-
^tulis I qui in ecciesia do ihii deseruire uidentur atq: ab ecjelesiastieis
enidiuntiir magistris in domo di ; Ego \IX \ bcnecupiens salutis urae
aeterno prosperitatis in xpT> do salUjtem. Desiderans s) uos filii —
f. 112 eorum prosperitatis mereedem habeatis per|petnam in
caelis. lxii { De bumilitate et oboedientia. et de caljcanda super^
bia sententia nouati sed ea|thoIiei. rs | Secularibus *) aliter in
ecciesia loquimur. aliter uobis loqui { —
f. 1 14'' uiam humilitatis tenuit profieit et non perit | Ineipiunt
prouerbia) euagrii epi ad eos | qui in c'^nobiis et sinodocbiis | ha-
bitant fratres») |{ f. HS Heredes di audite uerbum*) di. cohe-
redes autem xpi susicipe?) —
f. 118^ anim^ meae^) in tempore orationis. | Explicit homelia
secundum matheum || f. 119 libri iohannis bosaurei { Vae mundo
ab scandalis. neccsse e enim ut ueniant —
f. 120^ setorum. amen | Incipit epistola sei cesarii epi arela-
tenjsis. ad cesarea abbatissä eiusq. congraegatione |{ f. 121 Coe*
gisti >) me famula di. ac uenerabilis in xpo soror. —
f. 123^ mansura cum x|m>. | Cesarius <<>) eps minimus omniu
seruoru di { famulus cesariae scae sorori abbatisse l omni | congre-
gationis ii) suae. in xpo aetnä salutem. | Vereor uenerabiles in xpo
filiae. ne dum uobis pro con'seruanda —
f. 129^ scae ac uenerabiles femine. { Epistola i<) ortatoria ad
uirginem do dedicata { 0 profundum diuiciarum sapientiae et seien-
tiae di —
f. 132 scto^ am. | Incipit sermo de decem uirginibus | In lec-
tione«) quae nobis recitata e. frs dilectissimi. audiuimus ditiil
dixisse. Simile —
<) Am Rande von eintr Hand des vierzchnton Jahrhunderts: sententia n |
legeoda in | conuentu. — 8) ?_»)? — *) XVIII 67. - ») Euasrii inonachi
sontentiae ad eos qui in eoenohiis et xenodochiis habitant fratres XX 1181. —
«) sermones. — ') percipite. — ») aniinae eins. — ») LXVII 1125— iO) |. «,
1128. — n) con»cregationi. — ««) I. c. 113J>. — »«) Anonymi sermo
LXXXVIII 1071 Aug. serm. app. 228 XXXIX 2104.
Die römischen Bibliotheken. 133
f. 134 intra in gaudium dni tui quod ipse prestare dignetur. { Item
seq eiusdem | In lectione <) euangelica quae nobis de dece { uirgi-
nibus —
f. 13S^ accipere. prestante dn5 nfo ihü xpo { Si uis bic eam
diukie *) I Virgines uero qui integritatem corporis do auxiliante { —
f. 137 excusarc eor|recta. Prestante — saeculorum amen. |
Ineipit ad uirgines quae tarnen et in admojnitione monachorum
commutari potest. | Si*) diligenter adtenditis uenerabiles filiae
euidenter —
f. 139^ scforum. amen. | Item ad uirgines { Quantum^) in
caelestibus beatitudinem uirginitas sca possideat | —
f. 149 saeri|iicio et ipse sit dignus. | Finit ad uirgines. In-
eipit ad uirgines. | Dilige^) diiM et amabit te. (in mg. m. rec.
Euagrii monachi) et serui illi et inluminabit cor tuum. | —
f. 150^ adorandum et unius substantiae trinitatem. | Explicit
de uirginibus
Sedulius.
IM. membr. 8. fol. 1 — 26 saec. XIII, fol. 27-41, saec. XI— XII, fol. 42—49 saec X,
fol. 50- 55 saec. X— XI «).
f. 1 Ineipit j)log' in librü q' uocaF sidonius | Tu preeipis do-
mine maior süma suadenjdi u, s. w. \ Folgen ausgewählte Briefe
den ApoUinaris Sidonius.
0 Anonymi sermo LXXXVIII 1073 Caesarii hom. LXVII 1160 (uovoll-
•ttadig) Aug. serm. app. 67 XXXIX 1892. — 2) Die Handschrift diente n&mlich
ittm Vorlesen. — *) Eucher. app. L 1210. — ^) Atbanasii exhortatio ad
•poDsam Christi XVIH 77 Hieronynni ep. XXX 163EpIstoIa Severi ad Claudiaui
sororem XX 227. Für Athanasius als Verfasser iiillt die Autorität des Aachener
CoDciJs von 816 schwer ins Gewicht — Neu herausgegeben von Halm in der
Ausgabe des Sulpicius Severus p. 226. Die von Halm benutzte Collation dieser
Handsehrift rührt nicht von mir her (vgl. p. XH), sondern ist von Aug. Wit-
maoDs in meinem Auftrage besorgt worden ^) Euagrii monachi sententiae
ad virgines XX 1185. — *) Vgl. über diese Uandschrift Arevalus in den Prole-
gomena seiner Ausf^abe de» Seduliu» 3. 68 XIX 4f)6.
134 Reiffersch«id
f. 27 Incip epla Boetii contra Euticen | et nestoriu de psona
dui nri iliu xpi | Dno sco ac uenerabili patri | iofti diacono. boetius
filius salute. { Anxie te quidem diuq: sustinui. { —
f. 41 causa pscripsit. Ipsi honor { etc. amen. | Zwischenraum \ no
scissimo I & a me plurimü uenerando sacro | egipio presbitero. dio-
nisius exijguus <)• ^^ uenerationis tu^ stu || f. 41^ leer \\ f. 42
Domno *) meo patri macedonio presbitero { Priusqua me uenerabilis
pater operis | —
f. 45** scto^ amen | Hoc opus sedulius int cartulas — patricio;||
f. 46 Senex «) fidelis prima credendi uia —
f. 47 Herede digno patris implebit domum. { Explicit pr^S In-
cip inuocatio {| f. 47*" Xpe graues hominu (m. 2 in ras.) semp
miserate labores | —
f. 49^ p uarias *) inmota accies uariosq; tumultus &) || f. SO
Quf na «3 bella tibi clanget tuba rege pemto { —
f. 62 Sufficer& densos p tanta uolumina libros | Explicit liB
sedulii | Cantem "') '" dno ») cantemus honorem | —
f. 54** cum sco spü gloria magno patri { Sedulius >) xpT miracult
uersib; edens | —
f. 5S semotis cunctis modicis saturaü abesus | Sedulius •} dm
p culta noualia pgens —
ihid. Stabunt hi garula dicti <«) testudine usus | Utilib; <>) moni-
tis prudens accomodet aure | —
ibid. Proximus esto bonis si ii potest optim' ee | Carmen alpht-
betic5 sedulii <a) | A solis ortu «») cardine '* usq; tre limite xpÄ ca-
nam prin|cipem natu maria uirgine | —
ibid. dm fatentur munere «*)
1) LXVII 345. ~ s) XIX 533 Domino sancto ac beatissimo patri Maee-
donio presbytero Sedulius Coelius in Christo salutem — *J Prudenlii psycho-
machia LX 11. — *) medias — ») Vers 110 1. c. 32. — •) Sedulii opus
paschale 5, 354 XIX 742. — ') 1. c. 753. - 8) 1. c. 782. — •) 1. c.
784. — 1«) graeili duetu — n) ? — «) 1. c. 763 (Hymnus). - <«) ortua —
«*) Vers 36 I. c. 765.
Die römtschen Bibliotheken. 1 3o
TlCHONlüS.
590. membr. 8. foliorum 148. saec. X.
f. 1^ Grammatisches Fragmente aus welchem als Probe ge-
nügen möge Queritur enim si littere declinantur aut si n declinantur
quare n decli{nantur sciendum e eni quia n declinaut nee aput
ebreos nee { aput grecos ideo nee aput latinos t/. s» w» \\
f. 2 1) Incipit uita sei j fulgentii | episjcopi quae est { U. lanu-
arii. I omnis >) noui testamenjti fideiissimus dispensator —
f. 39^ eloquenter ab omnib: sapientibus leetoribus | ueniam
pMis. { Explicit uita | sei | fulgenti. {{ f. 40 Incp beati fulgenjtii
epi Hb .1. ad eutimiu«) j de remissione peejeatorum { Explieare^)
nequeo uerbis eutimi carissime { quantum —
f. 6i^ dare possimus exordium. { Explieit. über, primus. {|
f. 64 Ineipit Hb .n. { de remissione { peccatorum. { Non ignoro Hbri
snpejrioris initio —
f. 90 injtra eect cathoHcam perseuerauerit usque in finem.
hie j saluus erit^) v Expl. Hb. seeundus | fulgentü de remissione {
peecatorum. j| f. 90^ leer, |{ f. 91 In nomine dni incipit { thieoni
(\ add. m. post.J*) regula Hb .i. { de dni corpore bipertito?). { Ne-
cessarium«) duxi ante omnia quae mihi uident { HbeHum —
f. 98** donec de medio eins { diseedat eeelesia. { ExpHcit Hber|
primus. jl f. 96 Incipit Hb .ii. de corpore { dni bipertito. | Regula biper-
titi corporis { dni multo necessarior. & a nobis tanto dijHgentius —
98^ cres|cere ic florere. atque perire testatur | ExpHcit.
Über, seeundus. | Incipit Hber .ni. de promisjsis et lege. | Aueto-
ritas est diuina **) neminem aliquando | ex operibus legis iustificari —
f. 112 reuelatio hominis { peccati discedente loth a sodomis
Exp^. de prom. et lege. {{ f. 112'' Incip. de specie et genere. |
liber .im. | De specie tc genere loquimur. non secundum uirjtutem —
f. 127^ sed aduersus spirttalia nequitiae in cejlestib. Explicit
de speciae. et genere. amen |{ f. 128 Incipit de temporibus. ViS
t) Ober der Seite m. 8. XIV: Iste lift estüi dyon — «) LXV 117. —
«) Euthymium — *) I. c. 527. — ») erit amen. — «) Tichonii — ') De
domiao et corpore eius. — ^) XYIII 15. — ^) divina est.
136 Reifferscheid
quiiitus. I Temporu (u in ras.) quantitas in scripturis frequenter
inystica e | Iropo siiiedoche *). —
f. 134 quailragesimo die aut mense septimo aut | decimo. Ex-
plicit über (juintus. || f. 134'' Ineipit über .vi. de recapi|tulatione. |
Reeapitulatiouis ^) sunt enim ista. ab initio usq: in fine. | —
f. 136'* apis diceus. fili abstinete uos a simujlacjiris. Ex-
plieit. über, sextus || f. 137 Ineipit liber .vu. de diabolo et corpo|
re eins | Diaboli et corpori *) eins breuiter ui|deri potest si id quod
de diio —
f. 146*' sui parte debilitata pditio facta es & non eris in ae-
ternum | Explicit de diabolo et corpore eins | liber septimus. ||
f. 147 hictus id e pcusus deriuat ab eo quod e icor ieeris iciL
unde biet* participiü ipcutit eni aer hictu. causa eni uocise hictus id
e conlisio eonlisionis autem | —
f. 148^" denario seuario numero | latinas litteras computaat
dicentes y z grece litterö in^) |j
Valcriamus Cimelibnsis de bono disciplinae.
Ü39. membr. 4. fol. 1—38 saec. X, fol. 39—46 saee. X— XI, fol. 47—54 aaec. XI,
fol. 55—69 saec. XII— XIII, fol. 70 saec. XV.
f. 1 Sitasj est p angulos suppellex. fulg& aureus scyfus —
luuabit ore psouasse xpm. quo regeiite uiuimus; Finit peristefanon. |
lucipiunt tituii liystoriarü | p adam. et eua. j Eua columba tuit. —
f. 4 (domus ezechiae) Lumine periusis docuit sol uersus in
ortum. I Finit uetus testamentum. { Ineipit nouum testamentum |
maria et angelus gahrihel. j Aduentante do descendit nuutius alto —
f. &" (apocaüpsis iohannis) Et Septem potuit signacula pandere
solus. I Explieiuiit tituii hystoriarum { Ineipit liber. aiiojO€(i>ClS.
id est I de diuinitate. | Est tria summa ds tri,nuiu specimen. uigor
unus. I — Tempore nee senior pater e. nee nomine maior || f. 7
(saec. XI — XI IJ Geschlechtataftd von Childerich bis zu Pipin
(dem Sühne Karls des Grossen) mit historischen Notizen
*) syneodoehe. — *) Recapitulationes. — *) De diabulo et coq[»ore —
^) tirucLslücke ders« Ibcn Schrift, zu welcher das Fraj^nient auf fol. 1 ge-
hört. — ^) Prudeiitius. Weder von Arevalus noch von Diessel wird diese
Iluiidselirift (•rw:ihiit.
Die römischen Bibliotheken. 1 3 T
Über Schenkungen an die Kirche S. Galli und S. Otmari. Unten
Bibliothecae Schobingiae fol. 32 |{ f. 7^ Incip. lib. s. ualeriani cv»
melensis epT. de bojno disciplin^ { Multi i) qui san^ doctrin^ aduer-
santur iujstitiä culpant. — cUrsü solis lun^que globu dis || f* 8
paner^ omnia sub disciplina cstuit^y \ Quid aut non £^ tene-
brosum. quid non incompositum. quid u | —
f. 13^ nuljla aduersitate turbatus. non innitur propriis uiribus
nee ad no {| f. 14 reeedit eorcius. Regni fastigium humili { — f. 14^
Sie legifin hieroboa q peccauit & peccare fecit || f. 15 israel. lllius
aut adscribitur. quicquid exemplo —
f. 15** qui eorum potestati suam ecclesiam credidit. Explieit ||
f. 16 De festiuitate sei miehaelis archangeli | Memoriam beati michae-
lis arehangeli. toto orbe ueneranjdam. —
f. 18** propter eos qui hereditatem capiunt { salutis. in xpo ihü
dlSo nostro. |{ f. 19 Sol morat in uno quoq. signo xxx dies u, 8* 10.
Allerhand Notizen^ darunter pilum dr thiutizze tart u?id umbo dr
tiutizze rantbouc {{ f. 19** Prologus de uita. karoli. augusti. | Vitam
k eonuersationem & ex parte non modica res gestas domni | —
f. 20 mihi parcendo pterire. {{ f. 20** Vita, karoli. impera-
toris I Miserere diie miserere xpe { Gens meringorum de qua franci
reges sibi creare soliti erant. usque in | —
f. 38** post obitum eins, summa deuotione adimplere curauit. [
Flnit uita karoli imperatoris do | gratias amen {| f. 39 Ineipit prologus
in uita j sei ac beati amandi epi et cf. { Seripturus uitam beati
amandi. habitatorem eius | —
f. 40 tradere curabo. | Explieit praefatio | Inciplunt capitula { i
De initio conuersationis illius { — xxvi De obitu uel sepultura ipsius .
Atque uirtutibus reliquis. || f. 40** Ineipit uita { scT ac beajti
amandi | episcopi | et confe" {{ f. 41 Äjmandus || f. 41** igitur scis-
simas atque religiosissimus aquitaniae —
f. 46** (xiiii) corpus ad sepeliendum sicut mos est abluere de-
her*. II f. 47 Incipiunt capitula qv'nte. ciuitates | metropoles sunt
sub se quales ciuitajtes habeant et castra j Prouincia lugdonensis.
hab& ciuitates numero quattuor. | ciuitas lugdonensiu. Ciuitas edu-
9 LH H9I. Stimmt im Folgenden nicht überein. — ') Das Cursivg«-
druckte von spüterer Hand auf Rasur.
138 Reiff.erscheid
oru. Ciuitas linguonü. | Ciuitas abillonensis. Castra matiscoiiinsis.
rotomaginsis. | —
f. 49 In brittania. ^uintias .v. brittania prima, brittania se-
cunda. flabia maxima. ualentina. 1 Sunt simul num .cxii.
tbid. OPOOECCIA. KAL EKOfiClC. TPAMMATON | Adam primus
homo doctrina commouet aleph | BetV domus exprimitur signans
CXHNWMA pioru I —
f. 49** Tau Signum. CTATPOT. uel consummatio fertur | Haec elc-
menta bis undeno conscripta tenore { — Quo baptizari uoluit sine
nXETMATE ips . TETEAECTE. EPFON. ENFPAHTON | KATAAOrOC
FPAMMATON. EAAlN(i>N. | Quattuor bis nunc uersiculis perpende
magister | Tres in personis unu in ditate potentem. { A alfa patrem
signat quo eaput esse uidetur { —
f. 50 (0(0 finis pfeeta iugans ie iuneta resoluens | Pharisei. di-
uisi. — Quanto magis bomo ad aliqua arte eseenderit tanto { magis
ad bomine ars ipsa descend^ sie legit moyses { ascendit in monte k
dns descendit | —
f. 63^ VI. sunt loeales mutationes corjporu. ante & retro.
sursum te deorsü { dextrorsum. sinistrorsum { h Libra uel as. siue
assis .XU. unci^ — ss Scripulus —
.VI. ■lli^a«
f. 54 Siliqua bab& grana bordei || —
f. 54** Lupinos .im. lentis { speltae xvi. ||
f. 55 — 69 Gilonia Camotensis presbyteri de miraculis S.
Mariae Virginia
f. 69^ Liber sce Marie de Sarnaio Quicuq3 eum | furat'. fait
anatfia sit. am. | In eo )tinent bi libri. Quart' Hb snaiy. de sa-
cramtis eccKe. Aurea { gemma bnardini. de erudiVone dietaminis.
Op' magri bnardi siluest's. { Furta modno^ latiuos^ in unitate Vni-
tatis. Prou'bia autos^ p{io^. | Miraeula täte marie uirginis. in car-
noten.ecctia facta, uel | ad laudem ipi' alibi patrata. &ibi Scripte man-
data. II f. 70 Ex Ms. Cod. Monasterii S. Galli inter Illustres | Viros
Hieronymi et Genadii. interq) Cl. Claudianum | Romulus p'mus Rim-
no^ Rex — Traianus (viro^ illustu) nomina).
Die römUchen BiblioÜieken. 139
ViCTORius Aquitanüs.
586. ai«nibr. 4. fol. f- 10 stec. 1, fol. 11—96 saec. XI— XU, fol. 97—106 uec. XR
fol. 107—125 saec. X, fol. 126— 140 aaec. X— XI, fol. 141—154 saec. XlV.
f. 1 Incipit. epistola. theophili. epi. | Post resurrectionem <) ic *)
ascensionem dni saluatoris. | —
f. 3 uobis iustum est celebrare; { Incipit. epistola. hilarii. ad
uictorium. | de postulatione cycli. | Dilectissimo *) & honorabili sco
fratri uictorio hilarius | episcopus urbis rom^. cum plerjq; de
ratione —
f. 3^ dirigantur; | Ora pro nobis dilectissime frater. | Responsio
uictorii ad hilarium { Domino ^) uere sco tc in ipo uenerabili hilario
papf urbis | rom^ epiaeopo. Uictorius. utinam pr^ceptis tuis —
f. 4 uideres exposci; Finit. | Incipit prologus uictorii. ad hi-
larium. I papam urbis romae de ratione paschali. | Paschalis igitur
festi cursura — diligenter obsoluam. | Incipit de diuersis cyclis. [
Dia^crepare inter se disputatores —
f. 8* repperiri non posse. explicit»). || f. 9—10 Ostertafeln.
f. 1 1 —7 1 Vita S. Mariae Aegyptiacae
Vita beate Eufaxie Vita b. Nicholai epi (Vorrede)
Obitus sei Nicholai epi
f. 7P Incipit apologitica prefatio cuiusdam diederici mojnachi
ad uenerabilem richardum amarbacchensis { coenobii abbaten). |
Exigis a me mi pater reueren|de richarde. quatenus aliquo tibi
compendiosf —
f. 73 euolare pmittas. Explicit | Incipit textus narrationis pro-
positf festiuitatis. | Cum ca^lestiu^ sacramenjtorum limpidis-
simus —
f. 82^ rejgressi laudantes et benedicentes dnM. qui uiuit et
regjnat in scta sctorum. amen. | Explic illatio. |{ f. 83 Primo
igitur ut retinetis audito^es | prudentissimi. ^pri^ dici hominis
anima —
2
f. 84 no monstrarent indicia. { Folgen Gebete — f. 88 Bene
fecit no'B ds bene fecit no£cu. quando no£ ta grande ie ammirabile —
0 Vgl. LXXXII 741 - 2) ed. Bucher. p. i. - «) 1. p. 2. - *) vel. -
^} Darauf vier au»radirte Zeilen.
140 Aeifferscheio
f. 91** existere gaudioJ^ p xpm dimi iirm; || f. 92 Piget molta
diabolo p iniurias nocendi —
f. 96 ctingat cophendere. gra t mia dm nrTiliu | xpT cui g}a
in scta seto^. aiu; |{ f. 96'' De aegiptiacis diebus. | Si tenebr^ fgiptus
graio sermone uocantur — Ne medio una ruas sed dam p aethera
uiuas {{ f. 97 In ^cesvsu sermonis etc. \\ f. 97^ Meminit eugtii pdicator
etc. II f. t02^ Sermo | Ambrosii epi de pentecosten. | Perfido^i) cre-
bro cadit omino —
f. 103^ no-B aduenit etc. \\ f. 104 Allocutio scTaugastini epTde
ephiphan. | Post miraeulu«) uirginei partus — f. lOS*' post sepul-
chra I uictores. || f. 106 Certi simus fratres etc.
f. 107 — 107** historisches Fragment (Zug Pipins nach Itor
lien)
f. 108 In nomine di summ*, incipit epistola dionisii | exig^
ad paetrouiu epis de ratione pasehae <) | Domino beatissimo et ni-
mium desiderantissi|mo^) patri patronio») episcopo dionisius exiguus.
paschalis fesjti ratione —
f. 111^ eustodire dign&ur: || f. 1 1 2 Incipit disputatio dionisii exigui
I Dominis «) a me plurimum uenerandis bonifacio primicerio j nota-
riorum & bono seeundicerio dionisius exiguus ?). Reuerenti^ ^^ j pa-
schalis regulä —
f. 115^ p' alios conscribere^); finit do gratias. | Incipit epistola
pasca«sini epi« ad papa leonem | Domino uero lo^ sco atq; beatissimo.
Ac apostolico mihiq; post diiUT | plurimum colendo papa i«) leoni
paschassinus eps. Apostolajtus i^) uri scripta diacono panormitanae
aecclesi^ silano —
f. 117** erit luna pascalis xiui i») | Arcades annü sou trib;
miensib; explicabunt. carnenses. sex. | —
f. 125 unde «c greci lunam | uptmin nuncuparent. id est
ipoTMriN quia aera secat. iono | B arbitra aeris merito initio mensiu
id est kalendas huic deae consecrant | Agustinus de bissexto |
Sic h' modo intellegamus tempora & dies & annos & arjticulos
quosdä. quos sup' arologia conputamus —
1) 7 «_ «) ? — •) LXVII i9. 483.— *) desideratisaimo. — ») Polro-
nio. __ 6) 1. c. 23. — '') Exiguus saiutem. — 8) Observantiae. — •) Stimmt
nicht — »«) uere. — <«) papae. — »«) LIV 006. Die Ballerini haben diese
Handschrift benutzt. — ^^) Stimmt nicht.
Die römischen Bibliotheken. 141
f. 125^ bissextu uocant. Ut eundem {| f. 126 Incip uita sei ac
bea{tissimi briccii epi { et confessoris | Igitur post | excessum beati |
Diartini turonicae ciuitatis —
f. 128 magni|fice scitatis Praestante etc. amen. | Incipit ome-
Ha albini | magistri de uita sei | martini | Posqua diis nrt ibs xps |
triumpbator —^
f. 131^ pietates )ae|tantiuin. Pstante etc- \ Explicit feliciter.
amen {| f. 132 Volum* nob breuit exponere frs. unde cepit sollep-
nitas purificationis etc.
f. 133 Item alius quando | corpus eius transjlatum est | Opere
praetium { est enim etiam illud inserere —
f. 134 silere niquimus (nequiuimus corr. aL m.) Hie finit. {|
f. 134^ Incipit über sei | martini epi { de triuitate { Clemens trinitas |
est una diuinitas | —
f. 13d^ in inmortalia scta sctorum. | uae parua admodu taber-
naculu illius amjbiebat —
f. 136^ auditoribus caena deberet. || f. 137 Incpnt uers in fo-
riboa I prim ceHae sei marti|ni epi
It in cella alia
It in cella interiore
f. 137^ It illic super locü lecti eius { Incpiit uersi basilicae
f. 138 Item alius
It in introitu a parte oceidcntis sup j ostiu. hystoria pieta
uiduae
f. 138^ It uers sup ostiu. a part ligeris
f. 139 It sup arcü absidae in altare
It circa tumulu ab uno latere
It in alio latere
f. 139^ Item desuper
Item in absida
f. 140 Item incpt | Depositio — media nocte { It inept in memoria
securi rem { Quinq: beatorum retinet — aeuum praeeonia { Basilica
scT martini abest — f. 140** ut uiuas in aeternum. {|
f. 141 — 154 quaedam praecepta synodalia dioecesis Carno-
142 Reifferscheid
Nachtrag.
HifiRONYMi chronicon.
1709. menbr. 8. fol. 1—14 aaec. XII —XIII, fol. 16—23 saec. XI, fdl. U-^31 aaM. X«
fol. Zt^ saec. XI, fol. 34. 35 saec. VI— VII, fol. 36—99 saec.XII, fol. 100—119 aaecXV,
fol. 120. 121 saec. XI — XII.
f. 1 — 13^ Priacianua de figuria numerorunif de metria fabulor
rum Terentüf eiuadem praeexercitamtna , Rufinua Antiochenua
(anonym)
f. 14 Tractatio usus { Feneratur dno qui — recipere habeamus; ||
f. 14^ 15 leer, f. 16** einzelne Bemerkungen. |j f. 16 si homiada.
In egestate inquit eram. Indigebam cibo. Tegum. — f. 16^ seuit
ut misereat. Folgen Verae dea Johannea Scotua und Excerpte au»
Auguaiin. — f. 21 || f. 21^ Messuit hos flores magni de fönte ma-
gistri I Odulricus athis pleetro filamina texens. { Persona dr a pso-
nando — f. 23^ Trapezites collibistes. | nummularius. {|
f. 24 Incipit epistola Johannis. diacoii ad Senarium. { Domino etc,
sublimitatis uestrae <) — f. 31 miiiuitur ipsius naturae propri&as*) ||
f. 32 leer \\ f. 32"* Hymnua
f. 34. 38 Fragmenta Petaviana chronici Hieronymiani *)
f. 36—99 Ovidii faatorum I—V 24
f. 100 — 119 AUfranzöaiache Urkunden und Gedichte
f. 120. 120^ Excerpte aua Venantiua Fortunatua und Andern \\
f. 121 Conflictua veria et hiemia
0 LIX 399 — «) Unten: Ex libb. Petri Danielis Aurelii | 1564. Auaterdem
das Qutternionenzeiehen Villi — *) Vgl. Schoene, Euseb. p. XII.
VeneicImiM der eingegnageneD Druckacbriflen. 143
. VRRZUCHNISS
DER EINGEGANGENEN DRUCKSCHRIFTEN.
(APRIL 1868.)
Akad^mia, Magyar Tbdomänyos: ^ykonyv. XI, 4 — 8. 1866 &
1867; 4«. — Philos. törv. ^s tört. Ertesito. V, 2—3. 1866 &
1867; 80. — Mathem. ös terra, trtesito. VI, 1—2. 1866; 8«.—
Nyelvtudom. Küzlem^ek. V, 1—3. 1866; VI, 1. 1867. 8o. —
Archaeol. közlem^nyek. VI, 1. 1866 & 1867; Folio. — Statist.
• ^s nemz. közlem^nyek. II. 1 — 2; III, 1 — 2; IV, 1. 1866 &
1867; 8o. — Mathem. ^s terra. Közlemenyek. IV. 8o. —
Amagy. ny. Szötära. IV, 1—4. 1866—1867; 4«.- Jegyzo-
könyrei. IV, 1—2. 1866; kl. 8o. — A magy. tudom. Akad.
l^rtesitoje. 1867, 1 — 17. 8«. — Monumenta Hungariae histo-
rica. Smp^or^«.X, XIII, XVI, XVII, XVIII. 1868 — 1867; 8o.—
Budapcsti Szemle. XI— XXX. füz. 1866—1867; 8». — Alma-
I nach 1867; kl. 8®. ~ Czinar, Mör, Index alphabeiicua co-
dicis diplomatici Hungariae G. Fej^ri. Pest, 1866; 8«. —
Toldy, Ferencz, Corpus grammaticorum linguae hungaricae
veterum. Pest, 1866; S^. — A raagy. tudora. Akad. munkäld-
disairol. 1866-ban. Pest, 1867; 8«. — Törtänettud. j^rtekeze-
sek. I — VI. sz. 1867; 8». — Philosoph, ^rtekezdsek. I — IV.
sz. 1867; 8o. — Töry^nytud. trtekez^sek. I— II. sz. 1867;
ge. — Mathem. Ertekez^sek. I. sz. 1867; 8». — Termeszettud.
l^rtekez^sek. I — VII. sz. 1867; 8^ — Observationes meteorolo-
gicae. Tomus L Pestint 1866; 4». — Operationes plasticae
18 tab. in folio.
144 Verseichnifs der eingegangenen Drnckfcbriften.
Akademie der Wissenschaften, Kais., zu St. Petersburg: Ver-
such einer Grammatik der arabischen Sprache. Von Michael
Navrockij. St. Petersburg, 1867; gr. 8». — Gdt'a Ähuna-
vaiti Saratustrica carmina septem latine vertu et explicamt
etc, recensuit C, Koasowicz. PetropolU MDCCCLXVJI; 8*.
Arneth, Alfred Ritter von, Beaumarchais und Sonnenfels. Wien»
1868; 8o.
Gesellschaft, Deutsche, morgenländische: Indische Studien. Von
A. Weber. X. Band, 3. Heft. Leipzig, 1868; 8o.
Hahn, J. G. y.. Reise von Belgrad nach Salonik nebst vier Abhand-
lungen zur alten Geschichte des Morawagebietes. (2. Auflage.)
Wien, 1868; 8o.
Hamelitz. VHI. Jahrgang, Nro. 8—11. Odessa, 1868; 4o.
Hopf, Carl, Geschichte Griechenlands im Mittelalter. Leipzig,
1868; 4o.
Juig, Bernhard, Über Wesen und Aufgabe der Sprachwissen«
Schaft etc. (Vortrag.) Innsbruck, 1868; 8».
Kozina, Georg, P. Paul Puzel's Idiographia sive verum memora'
bilium monasterii Sitticensia descriptia* (Jahresber. der k. k.
Oberrealschule in Laibach). 8o.
L ü 1 0 1 f, Alois, Joseph Eutych Kopp als Professor, Dichter, Staats-
mann und Geschichtsforscher dargestellt. Lucem, 1868; 8^
Mittheilungen aus J. Perthes* geographischer Anstalt. Jahrgang
1868, III. Heft. Gotha; 4o.
— der k. k. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung
der Baudenkmale. XIU. Jahrg. März — April. Wien, 1868; 4^
Museum-Verein, Siebenbürgischer: Jahrbücher. IV. Bd. 2. Heft.
Klausenburg, 1868; 4o.
Revue des cours scientifiques et litt^raires de la France et de
r^tranger. VAnn^e, Nrs. 17—21. Paris & Bruxelles, 1868; 4«.
Rubin, Salamo, Spinoza und Maimonides. Ein psychologisch-philo-
sophisches Antitheton. Wien, 1868; 8o.
Soci^te pour la recherche et la conservation des monuments
historiques dans le Grand -Duch^ de Luxembourg: Publica-
tions. Ann^e 1866. XXII. Luxembourg, 1867; 4«.
Stern, M. E., Kochbe Jizchak. 35. Heft, Wien, 1868; 8o.
Verzeichttiss der eingegangenen Drucküchriften. 1 4 O
Verein, bistor., der fünf Orte Lueern, Uri, Scliwyz, ünterwalden
und Zug: Der Gescliicktsfreund. XXII. Band. Einsiedeln, New-
York und Cincinnati, 1867; S».
— für Kunst und Alterthum in Ulm und Oberschwaben: Verhand-
lungen. XVm. Veröffentlichung. Ulm, 1868; 4o.
— bistor., von Unterfranken und Aschaffenburg: Archiv. XIX. Bd.,
3. Heft. Würzburg, 1868; 8».
— histor., für Krain : Mittheilungen. XIX — XXII. Jahrgang, 1864
bis 1867. Laibach; 4«.
Vigneral, Ch. de, Ruines romaines de l'AIgärie. Subdivision de
Bone. Paris, 1867; 8».
SiUli. d. phiUhist. Cl. LIX. Bd. I. Hft. 10
SITZUNGSBERICHTE
DER
KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN
PHILOSOPHISCH-HISTORISCHE CLASSE.
LIX. BAND. II. HEFT.
JAHRGANG 1868. — MAI.
11
Commissiooabericht. 149
SITZUNG VOM 13. MAI 1868.
Der Secretär legt vor:
1. Den zweiten Thcil der Tabulae codicum manu scriptorum
praeter graecos et orientales in bibliotheca palatina Vindobonensi
asservatorum ;
2. den von der kais. Akademie der Wissenschaften subventio-
nirten zweiten Band von Dr. B. Dudfk*s Geschichte des Benedic-
tinerstiftes Raigern;
3. einen in der mathematisch -naturwissenschaftlichen Classe
Ton den Herren Bou^ und von Hauer unter der Bedingung, dass
es die Geldkräfte der Akademie gestatten, gestellten Antrag auf die
Herausgabe des Catalogs der Bibliothek der kaiserlichen Akademie;
4. eine Eingabe des pensionirten k. k. Statthaltereirathes in
Innsbruck, Dr. Jacob Probst, in welcher er um eine Subvention
zur Herausgabe eines druckfertig vorgelegten Werkes „Geschichte
der Universität zu Innsbruck** ersuctit;
6. von Herrn Dr. W. F. Beb mau er in Dresden „Notizen
zu dem zu publicirenden orientalischen Album**;
6. von demselben eine Abhandlung: „Beiträge zur Geschichte
Venedigs im 16. und 17. Jahrhundert**;
7. von dem wirkl. Mitgliede Herrn Prof. Dr. Fr. Pfeiffer
Vorschläge von Preisaufgaben fttr den von Herrn Paul Hai legirten
Preis.
il*
150 CommiMioMberichl.
SITZUNG- VOM 20. MAI 1868.
Der Präsident erstattet Berieht über die Thätigkeit der histori-
schen und der Conciliencommission in der Zeit Yom 1. Juni 1867
bis jetzt.
Se. Exeellenz das wirkl. Mitglied Freiherr r. Münch stellt
einen Antrag auf den Druck des dritten Bandes der Tabulae codi'
cum manu scripiorum in bibliotheca palatina Vindobonensi asBer^
vatorum.
Der Secretär legt yor:
1. Eine Abhandlung des Herrn Dr. Franz Stark in Wien:
„Keltische Forschungen. I. Keltische Namen im Verbruderungs-
buche Ton St. Peter in Salzburg. Erster Theih;
2. eine Abhandlung des Herrn Dr. 6. B. B o 1 z a : .»Beitrag zum
Studium der gallo-italischen Dialekte**;
3. ein Ansuchen des akademischen Lesevereins in Graz um
Betheilung des Vereins mit dem Almanach» den Denkschriften und
den Sitzungsberichten.
Das w. M. Herr Dr. August Pfizmaier legt eine für die
Sitzungsberichte bestimmte Abhandlung Yor: „Geschichtliches über
einige Seelenzustände und Leidenschaften. **
T. Karajan. Bericht über die Thatigkeit der histor. Coroinission etc. 151
Bericht
aber die Thatigkeit der historischen Commission der kaiserlichen
Akademie der Wissenschaften während des akademischen Verwaltungs-
Jahres 1867, vorgetragen in der Commisslons-Sitzung vom 20. Mai 1868
und darnach in der Classen-Sitzung desselben Tages durch den Bericht-
erstatter derselben
Dr. Th. 6. V. Karajan,
d. Z. Prlsideaten.
•
Meine Herren!
Die historische Commission beehrt sich» den ihr durch die 6e-
schäAs- Ordnung vorgeschriebenen Bericht mit dem beruhigenden
Bewusstsein zu erstatten» dass sie auch im Laufe des Jahres 1867
mit den ihr gewährten Geldmitteln das geleistet hat, was in früheren
Jahren von der verehrten Classe als genügend gebilligt wurde.
Auch in diesem Jahre ist der Umfang ihrer VeröfTentlichungen
hinter dem des Vorjahres nicht zurückgeblieben» die Zahl der Bände
gleichfalls. Es wurden von den Fontes der siebenundzwanzigste und
achtundzwanzigste der zweiten Abtheilung, vom Archive der acht-
unddreissigste und neununddreissigste geliefert.
Den Inhalt dieser Bände wird die folgende sachliche Durchord-
nong erkennen lassen, die sich den in früheren Jahren gegebenen zur
Auffindung und Vergleichung genau anschliesst. Vertreten sind in
ihr fast alle Theile des Reiches, mit grösseren oder kleineren Bei-
trägen zur Geschichte der einzelnen, wie auch des Gesammtreiches.
ftsterreich mter der finns.
Für die älteste Landesgeschichte und die spätere haupt-
sächlich während des Mittelalters liefert die Fortsetzung der schon
1 52 T. Rarajan
seit Jahren mitgef heilten 'Beiträge zu einer Chronik der archäolo-
gischen Funde während der Jahre 1864 bis 1866 von Friedrich
Kenner' allerlei neues an Anticalien und Münzen aus der Romerzeit
und dem Mittelalter. Sie stehen im Archive Bd. XXXVUI auf S. 133
bis 168.
Zur Kirchengeschichte und namentlich jener der geist-
lichen Körperschaften des Landes ist einzureihen der zweite Band
des 'Urkundcnbuches des Stiftes Klosterneuburg bis zum Ende des
vierzehnten Jahrhunderts herausgegeben von dem c. M. weiland
Dr. Hartmanu Zeibig' im XXVIII. Bde. der zweiten Abtheilung der
Fontes. Er enthält den Rest der Urkunden vom 16. Mai 1379 an
bis 25. October 1400, und einen Anhang von zwanzig fiir die Ge-
schichte des Stiftes wie an sich wichtigen Archivalien, als z. B. das
älteste Urbar von 12S8, Aufzeichnungen über die Einkünfte des
Stiftes von 1284, die ältesten Zehentregister, Fischer-, Schiffer-,
Fergen- und Ufer-Rechte des vierzehnten Jahrhunderts, ein Ver-
zeichniss aller Gäste des Stiftes während derselben Zeit, der dort
begrabenen Adeligen des zwölften und dreizehnten Jahrhunderts,
eine Sequenz gedichtet vom Probste Rudger I. 1167 bis 1168
u. s. w.
Anziehend für die Geschichte der politischen Verwaltung
des Landes im sechzehnten Jahrhundert ist ein Beitrag des c. H.
Dr. Beda Dudfk aus einer Handschrift der ehemals fQrstlich Dietrich-
stein*schen Bibliothek zu Nikolsburg, nämlich: 'Kaiser Maximilians II.
Jagdordnung vom Jahre 157o' und zwar zur Regelung der Land-
und Hof-Jägerei in Österreich u. d. Enns erlassen, abgedruckt im
Archive Bd. XXXVIU. auf S. 339 bis 416.
Österreich eb der Bans.
Hauptsächlich die Römerzeit, darnach jene späterer Jahr-
hunderte betreffen durch Mittheilung von Munzfunden, Inschrift-
steinen, altem Geräthe u. s. w. die schon oben erwähnten 'BeitrSge
zur Chronik der archäologischen Funde Friedrich Kenners' im Ar-
chive Bd. XXXVm und zwar auf den SS. 169 bis 189. In diesen
wird namentlich berichtet über das vielleicht älteste Grabdenkmal
des Landes, einer Witwe Valeria des vierten Jahrhunderts geweiht,
dessen Inschrift etwa im dreizehnten zu einer christlichen umge-
staltet wurde.
Bericht über die Thitigkeit der hittorischen Commistion etc. 153
Briheri^f^hnm Österreich.
Zur Geschichte des Regentenhauses der Babenberger ist
anzuführen die nachstehende kritische Untersuchung des w. M. Alb.
Jäger: 'Über Francesco Petrarca's Brief an Kaiser Karl IV. über das
österreichische Privilegium vom Jahre 1058% durch welche naclTge-
wiesen wird, dass für das fehlende, hierin entscheidende Jahr des
Briefes 1361 zu gelten habe, dass somit aus diesem Briefe für ein
früheres Dasein des österreichischen Hausprivilegiums 'Majus'
kein Beweis abgeleitet werden könne. VeröfTentlicht im Archive
Bd. XXXVIII S. 437 bis 483.
Tlr«! and Vorarlberg.
Auch hier ist die schon wiederholt aufgeführte Arbeit Friedr.
Kenners, 'Beiträge zu einer Chronik der archäologischen Funde' ein-
zureihen, abgedruckt im Archive Bd. XXXVIII, und zwar für diese
Länder die Seiten 223 bis 236.
Steiermark.
Für die älteste Landesgeschichte während der Romer-
zeit und des Hittelalters ist die eben aufgeführte Arbeit Fr. Kenners
auch hier zu erwähnen und zwar die Seiten 189 bis 198 derselben.
Als Beitrag zur Adelsgeschichte 4/es Landes aber wie jene
der Nachbarländer erschien: 'Das Familienbuch Sigmunds von Her-
berstein. Nach dem Originale herausgegeben von J. Zahn' im
Archive Bd. XXXIX auf S. 293 bis 415.
ft&rnten.
Zur Bereicherung der ältesten Landesgeschichte sowie
jener des Mittelalters sind auch hier einzureihen die schon mehr-
mal erwähnten 'Beiträge zu einer Chronik der archäologischen
Funde, Friedr. Kenners' und zwar die Seiten 198 bis 210 der-
selben.
Krain.
Bei diesem Kronlande und zwar bezüglich dessen ältester
Landesgesehichte, wie jener des Mittelalters sind wie bei den
154 ▼. Karajan
vorausgehenden Ländern Steiermark und Kärnten aufzufuhren, yon
der Arbeit Fr. Kenners die Seiten 210 bis 214. Gleiches gilt auch*
Ton dem Königreiche
BlhmeB
zu dessen ältester Landesgeschichte gleichfalls die Mitthei-
lungen Friedrich Kenners 'Beiträge zu einer Chronik der archSolo-
gischen Funde in den Jahren 1864 bis 1866', und zwar im Archive
Bd. XXXVIII die Seiten 237 bis 249 zu berücksichtigen sind.
Nicht minder Wichtig für die älteste Geschichte des Landes
und sein Verhältniss zu Polen ist die im Archive Bd. XXXVII auf den
SS. 25 bis 120 gelieferte Abhandlung Heinrich Zeissbergs mit dem
Titel: 'Miseco I. der erste christliche Beherrscher der Polen'.
Zur Regentengeschichte des Königreiches bringt aus
bisher unbenutzten Quellen Neues Dr. Karl Grünhagen in seiner Un-
tersuchung: 'Karl IV. in seinem Verhältnisse zur Breslauer Dom-
geistlichkeit' mitgetheilt im Archive Bd. XXXIX auf den SS. 223
bis 243.
Einen aus neuen Quellen geschöpften Beitrag zur Geschichte
des Städtewesens in Böhmen lieferte Dr. Franz Kürschner in
dem Aufsatze: 'Jobst von Einsiedel und seine Correspondenz mit der
Stadt Eger. Aus dem Archive der Stadt mitgetheilt' , im Archive
Bd. XXXIX auf den SS. 248 bis 292.
Mähren.
Die Landesgeschichte vom eilften Jahrhundert herwärts
bereichern durch Beschreibung von altem Geräthe, aufgefundenen
Münzen u. s. w. die schon oft erwähnten 'Beiträge Friedrich Ken-
ners' und zwar auf den SS. 249 bis 287 des XXXVIII. Bdes. des
Archives.
Die Kenntniss des geschichtlichen Materiales fordert
aus bisher unaufgeschlossener Quelle die Mittheilung des c. M. Beda
Dudik unter dem Titel: 'Die Handschriften der fürstlich Dietrich-
stein*schen Bibliothek zu Nikolsburg in Mähren', abgedruckt im Ar-
chive Bd. XXXIX auf den SS. 417 bis 534. Die Sammlung, aus 440
Handschriften bestehend, stammt aus der Bibliothek des einstigen
Hofkammer-Präsidenten Ferdinand HofTmann Freiherr von Grünpiehel
Bericht über die Thitigkeit der historischen Gommission etc. 155
und Strechau und ersetzte die 1646 nach Schweden als Kriegsbeute
entführte des Cardinais Dietrichstein.
Schlesien.
Hier einzureihen und zwar als Beitrag-zur Kirchengeschichte
des Landes ist die schon oben erwähnte Arbeit Dr. Karl Grünhagens :
'Karl IV. in seinem Verhältnisse zur Breslauer Domgeistlichkeit', im
Archive Bd. XXXK auf den SS. 223 bis 243.
fialiilen.
Auch hier mit aufzuführen ist die schon oft erwähnte Arbeit
FViedrich Kenners * Beiträge zu einer Chronik der archäologischen
Funde' und zur ältesten Landesgeschichte, für welche sie
eine Reihe Yon Münzen, altem Geräthe, Meissein, Gewichten, in alten
Grabmählern entdeckt, beschreibe, und zwar im Archive Bd. XXXVIII
auf den SS. 258 bis 262.
Zur Kenntniss des historischen Materials in diesem
Königreiche dient ein Bericht des c. M. Dr. Beda Dudfks mit der
Aufschrift: 'Archive im Königreiche Galizien und Lodomerien, im
Auftrage des hohen Staats -Ministeriums beschrieben und durch-
forscht', abgedruckt im Archive Bd. XXXIX auf den SS. 1 bis 222.
ftrakan.
Zur Rechtsgeschichte und zwar als Zeugniss deutscher
Rechtsanwendung im slavischen Lande dienen die Nachweise in
einem Aufsatze Dr. Ferdinand Bischoffs: *Über eine Sammlung
deutscher Schoffensprüche einer Krakauer Handschrift'. Der Ver-
fasser setzt den Ursprung dieses Rechtsbuches ins Ende des vier-
zehnten Jahrhunderts und bespricht dessen Verwandtschaft mit einer
in Berlin verwahrten Handschrift. Entstanden ist die Sammlung in
Krakau selbst. Die Abhandlung ist veröffentlicht im Archive Band
XXXVIUaufS. 1 bis 24.
Ungern and Nebenl&nder.
Für die älteste Landesgeschichte auch dieser Bestand-
theile des Gesammtreiches bieten die 'Beiträge zu einer Chronik der
156 T. Karajan
archäologischen Funde Friedrich Kenners*» und zwar im Archire
Bd. XXXVIII auf den SS. 26S bis 317, eine reiche Ausbeute an
Münzen, Inschriften und Alterthümern aller Art. Ebenso für die Ge-
schichte der
■ilit&rgranze
zur Zeit der Romer und in den Jahrhunderten des Mittelalters
und zwar auf den Seiten 329 bis 337 des XXXVIII. Bandes des
Archives.
Dalmatiens
älteste Landesgeschichte wird gleichfalls durch dieselbe Ar-
beit Friedrich Kenners und zwar auf den Seiten 337 bis 338 mit
Nachrichten über die Funde der Jahre 1864 bis 1866 bereichert.
Der Geschichte der Republik Ragusa aber, namentlich in Be-
zug auf die Gestaltung ihrer auswärtigen Verhältnisse, wird eine
neue reichhaltige Quelle zugeführt in der Abhandlung des Dr. Bal-
thasar Bogisi6: 'Relazione sulK Epistolario di Stefano 6radi\ be-
stehend aus einer übersichtlichen Schilderung mit Proben der
reichen Correspondenz Gradi*s mit der Republik von Rom aus, wo
er als Gesandter derselben weilte, und später mit Nicolo Rossi m
Rom und zwar von Ragusa aus. Die Sammlung umfasst im Ganzen
S65 Briefe aus den Jahren 1642 bis 1683 und wird zur Herausgabe
vorbereitet. Der Bericht steht im Archive Bd. XXXVIII auf S. 417
bis 436.
Kflstenland and Lembarde-TenetieD
werden durch die oben oft angeführten 'Beiträge zu einer Chronik der
archäologischen Funde Friedrich Kenners', abgedruckt im Archive
Bd. XXXVIII, in Bezug auf die älteste Landesgeschichte man-
nigfach bereichert. Ersteres auf den SS. 214 bis 222, letzteres auf
den SS. 317 bis 329.
■•narehie.
Zur Geschichte der ältesten Zeit und des Mittelalters
muss hier begreiflicher Weise die eben erwähnte Arbeit Friedrich
Kenners eingereiht werden und zwar für die archäologischen Funde
Bericht über die Thfttigkeit der historischen Commission etc. 1 Ol
der Zeit voa 1864 bis 1866. Wie schon bemerkt, steht sie im Ar-
chive Bd. XXXVm am den Seiten 121 bis 338.
Für die Geschichte des Regentenhauses aber ist von
höchster Bedeutung die Fortsetzung der 'Relationen der Botschafter
Venedigs über Deutschland und Österreich im siebzehnten Jahrhun-
dert'. Der eben erschienene zweite Band umfasst die Jahre 1658
bis 1699 und ist wie sein Vorgänger aus den Originalen des k. k.
Haus-, Hof- und Staats-Archives herausgegeben durch das w. M.
Joseph Fiedler im XXVII. Bde. der zweiten Abtheilung der Fontes.
Deatschland.
Für die allgemeine Reichsgeschichte ist der eben er-
wähnte XXVII. Bd. der zweiten Abtheilung der Fontes, die Relationen
der Botschafter Venedigs über Deutschland und Österreich ent-
haltend, und zwar während der zweiten Hälfte des siebzehnten Jahr-
hunderts, von Wichtigkeit.
Die Länder aber zwischen der Elbe und Oder und zwar deren
Regentengeschichte nach Einführung des Christenthums und
ihr Verhältniss zu Deutschland hat zum Gegenstande die Abhandlung
Heinrich Zeissbergs: 'Miseco I., der erste christliche Beherrscher
der Polen' abgedruckt im Archive Bd. XXXVIII auf den SS. 25
bis 120.
1 58 ▼• Ka raj «D, Bericht üb. d. Thfitigkeit d. Concilien-CommiMloD eie.
Bericht
über die Thätigkeit der zur Herausgabe der Acta conoiliorum generalium
saeculi XV. betrauten Commisslon während des Jahres 1867. Gelesen in
der Classen- Sitzung vom 20. Mai 1868 durch den Berichterstatter der
Commission
Dr. Th. G. V. Karajan.
Meine Herren !
Der Druck des zweiten Bandes der Monumenta coneiliomm
generalium saeci^li XV., den ersten Theil der Geschichte des Basler-
Concils von Juan de Segovia enthaltend, ist bis zum 25. Bogen vor-
geschritten.
Die vollständige Nachvergleichung des zweiten Bandes dieses
Werkes, im Manuscripte der öffentlichen Bihliothek zu Basel 321
Blätter im grössten Folioformat zählend, wurde vollendet. Die seit-
raubende Arbeit hat auch in diesem wie im ersten Bande die Her-
stellung des Textes, der in der Handschrift der k. Hofbibliothek za
Wien durch nachlässiges Gebahren des Abschreibers an manchen
Stellen bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt ist, in der erfreulichsten
Weise gefordert. Die Bearbeitung dieses den dritten Band der Monu-
menta bildenden Werkes ist so weit gediehen, dass nach Vollendung
des zweiten Bandes der Druck ohne Unterbrechung fortgesetzt
werden kann.
Die von der verehrten Classe der Commission bewilligten Geld-
mittel reichten vollständig zur Deckung der nöthigen Auslagen hin.
stark. Keltische Forschung^en. 159
Keltische Forschungen.
VoD Dr. Franz Stark.
L
Keltische Namen im VerbrQderungsbuche von St Peter in
Salzburg.
l
Die Bestrebungen Mone*s und seiner Nachfolger alle nur mög«
liehen Personen- und Ortsnamen, und die Versuche Leo*s die Per-
sonennamen im Polyptichon Irminonis <) als keltische Sprachgebilde
zu deuten» sind» da sie yorzugsweise jeder wissenschaftlichen Methode
entbehren» mit ganzem Rechte allgemein zurückgewiesen worden.
Einer gunstigeren Aufnahme hatten sich zu erfreuen jene Schriften,
welche die gegentheilige Richtung einschlugen und eine Menge
fremder Namen, die mit wirklich deutschen einigen Gleichklang
haben, ohne Rücksicht auf den Widerspruch einzelner Laute und
ganzer Theile, als deutsch erklärten. Das Hauptwerk dieser Rich-
tung ist Forstemann*s altdeutsches Namenbuch (Nordhausen, 1856);
in ihm sind viele Hunderte keltischer Namen den deutschen beige-
mengt Obgleich nun seit dem Erscheinen dieses Buches zehn
Jahre yerflossen sind^ haben diese Irrthümer weder von gegnerischer
noch von germanistischer Seite eine Beanständigung oder Berichti-
gung gefunden, und es hat in der Bestimmung und Deutung von
1) poljptiqae de V»bhi Irminon o« d^nombr«ment des niiinses, de terft et des reTenos
de Tabbaye de S»int-6ennain-des-Pr^s sous le regne de Charlemagne publie . . .
par B. Gu^rard. Tom. H. Paris, 1844. 4<>.
160 stark
Personen- und Ortsnamen eine Willkür und Verwirrung um sieh
gegriffen, wie sie kaum auf einem zweiten Gebiete der Wissenschaft
wieder gefunden wird. Dieser Thatsache gegenüber habe ich,
gestützt auf sorgsame Studien und auf eine Sammlung von deut-
schen und keltischen Personen- und Ortsnamen, wie sie in diesem
Umfange einem Zweiten gewi3s nicht zu Gebote steht» mir die, ich
weiss es, schwierige Aufgabe gestellt, die keltischen Namen« die bis
jetzt den deutschen beigezählt sind, zu bestimmen und zu scheiden
und so eine sichere Grundlage zu schaffen für ein wahrhaft deutsches,
aber auch für ein von ihm getrenntes keltisches Namenbuch.
Im Vorliegenden bringe ich eine kleine Sammlung keltischer
Namen aus dem Verbrüderungsbuche des Stiftes St. Peter zu Sali-
burg i), in welche ich auch irische Namen, die als solche bereits er-
kannt sind, aufgenommen habe, da es hier galt sprachliche und andere
Irrthömer in den vom Herrn v. Karajan gegebenen M^riäuteruD-
gen** zu berichtigen.
Ob der von mir eingeschlagene Weg dem vorgesteckten Ziele
zuführt, muss einer sachkundigen Kritik zur Beurtheilung überlassen
bleiben ; des Einen jedoch bin ich schon jetzt gewiss, dass diese
neuen Forschungen, trotz mancher Irrthümer im Einzelnen, nament-
lich in dem so schwierigen etymologischen Theile, die Erkenntniat
vieler alt- und neukeltischen Namen erweitern und eine sorgfältigere
Untersuchung bei der Beurtheilung deutscher Namen hervorrufen
werden, als bis jetzt üblich war.
Bevor ich mich aber den keltischen Namen des Verbrüderungs-
buches zuwende , sollen die gegenwärtig in der deutschen Namen-
forschung besonders hervortretenden Irrthümer an einigen Beispielen
veranschaulicht werden.
Gowo^igr^r/iM«mitderbeachtenswerthen Variante Cunautegemm
(ep. Silvanect. Conc. Aurel. a. 544)* ist ein gallischer Name s
CunaU'tegemus , Cuno-tigetTius, zusammengesetzt aus cuno, kymr.
cun (altitudo, summitas) Zeuss p. 109«) und tigemua, kymr. tigern,
1) Herausgegeben Ton Th. 6. y. Karajan. Wien, iS52. — Ich benutze dieae Stelle
KU bemerken, dass in meiner gBnzIicb umgearbeiteten Schrift „Die Koaenamen der
Germanen" (Wien, Tendier, 1S68) S. 4 die durch ein Verseben stehen gebUebeaea,
dem Verbruderungsbuehe entnommenen biblischen Namen Jetut^ Johel und Suffomu
zu tilpren sind.
*) Vgl. Cuno'iamui Orelli n. 2779, armor. Cona-dam a. 851 Gart, de Redon n. 149.
Reitische Forschungen. 1 6 1
tigim^ fim* jetzt teyrn, armor. Hern, irisch tigeme, tigetma, jetzt
Hgheama mit der Bedeutung „dominus**. Zeuss. p. 100. 158. 162.
741 0-
Nach Forstemann 1 , S4S ist Gonotigernus, Cunautigemus =
GonoH-gernus und wird gonoti durch goth. knöds (genus) und ger-
nu9 durch ahd. gern (pronus, Studiosus, intentus, avidus) zu deuten
Tersucht
Berloindis f. saec. 8. Polypt. Irm. 71, t =^ Berlo-ind-k, ist ab-
geleitet mit -iiirf (Zeuss p. 754) von berlo = berla; vgl. irisch berln,
jetzt bearla (lingua) 0*Donovan, Gramm, of the irisch lang. LXXII.
Lhuyd, Archaeol. Brit (Oxford, 1707. Fol.) 1, 80.
Aq Berloindis, welcher Name Meloquens** bedeuten mag, reihen
sich die Personennamen :
Berla saec. 8. Polypt. Irm. 56, 32,
Berlio (ep. Bellicens.) c. a. 1135. Cart. Savin. p. 507 n. 940,
Berloinus 8»c. 8. Polypt. Irm. 40, 23 = Berlo-in-us «),
Berlannus, Berlindis saec. 9. Polypt. Rem. 9, 23. 1, 11= Berl-
ojui-t» *)» Berl'ind'is,
Berlavius a. 918. Perard p. 165 =» Berl-avi-us '^},
Berlibodus a. 955. Perard p. ßS = Berli-bodus^),
1) Tgl. die kjmriscbeD Namen Vertigemus (rex BriUnnUe) Hiat. misc. 14; a. 408.
Abb. Qnedl. Mon. G. 5, 31 , 18, Vortigemus, Gortigemu» bei Nenniat, Rist Brit.
28. 29, Butigim Lib. LandaT. 23S = Avi-tigern-us , EUdeyrn (St.) Jolo 107, 146
=s lUi^tigem-UMy die armorischeo Namen Sultiem a. 866. Cart. de Redon n. 50
=s 3oli'tigem'US , Maeltiem a. 826. 1. c. n. 133 = Magio-tigern-us , dann den
irischen Namen CaoilHgkern (Sta) Martyr. Dungal. Sept. 13 und Tigerinomalus bei
6nff, 5, 379 (rgl. irisch Cathmal Ann. IV. Mag. O'Conor I. 1, 355 = Catu-malutf
armor. Ihthimaliu, Sohn des bretoniscben Königs Jadualus, Exe. chron. Brioc.
Morice, M^moires ponr serrir de preurea a l'bistoire eccl. et cir. de Bretaigne.
Paria, 1742. 1 col. 17)
S) Vgl. ^«roifiti« Murat 777, 5, Vincoinus smc. 8. Polypt. Irm. 113, 295 u. m. a.
>) Vgl. Zenas p. 736, dann Agrannus, ElUanna sec. 8. Polypt. Irm. 103, 194. 195.
*) Vgl. Zenas p. 746, dann Alsavia, Elavia sec. 8. Polypt. Irm. 213, 43. 241, 6,
Sermius 1. c. 95, 136; (colon.) a. 766. Testaro. Teilouis. Mobr, Cod. dipl. Rhetiae
1 B. 9 p. 14, Alavia s»c. 9. Polypt. Rem 100, 10 u. a.
i) Vergl. hymr. boddus (gratus, acceptus) = boduua fZeuss p. 27 Nota. Glück p. 53
Anm.). BerUhodut kann demnach „lingua (eloquentia) gratus" bedeuten.
162 St.rk
Berladius c. a. 1 037. Polypt. Irm. App. 20 p. S&S=^BerlHtdl-U8 0,
dann der Name eines Flüsschens, „Fluviolus vulgari nomine Berlo
vocitatus*', saec. 10. Cart. S. Petri Carnot. p. 73 c. 14 und die
villae Berlaria, Berleta Si.6ii. 680. Pard. n. 351. 392 '=^ Bert-
ari'ü. Berl-et-a, abgeleitet von den Personennamen Berlo^ BerUu
Bei Förstemann 1, 226 ist Berloindis verderbt aus BeriUnd
und wird 6eri durch ahd. 6^ro (ursus) gedeutet, für //lu/ aber werden die
Bedeutungen „Schlange^, „Quelle*' oder ninilde, sanft** Terrnnthet
Wie Berloindis so werden gegenwartig sehr viele abgeleiiete
keltische Namen als zusammengesetzte deutsche betrachtet Zwei
weitere Beispiele mögen statt vieler genügen.
Der Name Firrnan s»c. 9. Heichelb. n. 563 ist identiseh mit
Firmanus (Alpinius) Steiner n. i0i9, Firmanus (fig-) 1- c. n. 3328,
Firmanus (Galliarum tabularius) de Boissieu, Inscr. de Lyon p. 285,
13 und abgeleitet mit -an (Zeuss p. 281. 303. 734) von /fnn. Von
demselben Worte sind gebildet die Namen:
Firmus (Gildonis frater) a. 371. Ammian. 29, 5, 2, JPfnmif
(Lasionius) Steiner n. 601, Ferme a. 1144. Cart. de Reden n. 389»
Firma Lucia (uxor Tantavieli Eburonis) Steiner n. 592, Fimm
(Laudonia) Orelli n. 4824, Firmia Sextiola, de Boissieu p» 503, 14»
dann durch Ableitung :
Firmana (Obricii filia) Orelli n. 2050 (Bourges),
Firmatus saec. 9. Polypt. Rem. 74, 51,
Firminus (Aurelius) Steiner n. 710, Firminus (Silius) Orelli
u. 3798, Firminus saec. 9. Polypt. Rem. 68, 18«); c. 1000. Cart
Savin. n. 547,
Firmica Fabretti p. 567, 116.
Firmidia Mussa, Knabl. Sehr. d. h. V. f. Inneröstr. 1, 70 n. 77,
Firmula (Laudonia) Orelli n. 4824, Firmulus (SuDios) I.e.
n. 1508,
Firmeri cura a. 1127. Cart. S. Petri Carnot p. 261 c. 3,
Firmindina (Sta) Cod. der Bened. Abtei Deuti. Jahrb. d. V. t.
Alterthfr. im Rhl. 41 p. 45 = Firm-itid-in-a »). «
«) Vgl. Zeuss p. 753. 7S4.
<) Förstemann 1, 793 fragt, ob dieser Name nicht =b Birmin «ei.
*) Fermotia saec. 8. Cod. trad. Ravenn. p. 75 ist wahrscheinlich =3 FtT'WHuk i ^
Ver-motia. Vgl. Motimut sec. 7. Julian, hist. de Wanü» c. M. Eip. vf'
Tom. 6, 569.
Keltisch« Forschungen. 163
In allen diesen Namen steht meiner Vermuthung nach /*an der
Stelle eines ursprünglichen v <) und es dürften demnach hier anzu-
schliessen sein die Namen:
Vermius in Vermiäco a. 584. Pard. n. 191, Vertnionus (locus
qui dicitur F.) ssc. 10. Cart Sarin, n. 48. dann
H%niio(mon. S. Audoeni) saec. 11. Cart. S. Trinit. in monast.
Rothomag. n. 37. Cart. Sith. p. 441,
Wermuni a. 790. Trad. Wizzenb. n. 116.
Forsteroann fragt p. 407, ob Firman deutsch sei und nimmt
p. 902 man als zweiten Compositionstheil an.
Der Name Afuedramnus (stvyui) ssbc. 8. Polypt. Irm. 221, 55
ist zusammengesetzt aus der Partikel an- und aus sedramnus, wel-
ches Wort auch» und zwar in der YoUen Form Sideramnusp saec. 9.
Polypt. Rem. 16» 12, als Name erscheint «).
Sedramnus* Sideramnus ist abgeleitet mit -m-n (Zeuss p. 734.
735) Ton »edar sidar, irisch seathar, auch sead (streng, able)
Lhoyd, armor. hezr (couragious) 1. c. 205 = hedr d. i. hedar, hidar,
statt sedar, sidar *).
Von diesem Worte sind gebildet die Personennamen:
Sidra f. saec. 9. Polypt. Rem. 20, 13, Sedrae a. 972. Marca
hisp. n. 112 col. 898,
Sidronius (St. ep. Senon.) Hartyr. Rom. Jul. 11 d. i. Sidr-
ani'-us *}•
Sidrac Goldast 2. 118 d. i. Sidr-ac^), dem der irische Name
Sedrach (ep.) Mart. Dungal. Apr. 20 zur Seite steht, dann
SidericuB (pbr.) a. 871. Chron. Sampiri c. 6. Esp. sagr. Tom.
14 p. 454 d. i. Sider-ic'us.
Bei den alten Bretonen war dieses Wort zur Namenbildung
sehr beliebt. Dies zeigen ihre Namen» so die abgeleiteten
Hedrus a. 1089. Cart LandeTcnec. Morice 1 col. 467 d. i.
Sedrusp
Hedren (efJ)c. a. 950. Cart. Landeven. Morice 1 col. 346 d. i.
Sedron-i-^uSf
1) Siehe bei Fusculo und Pastwa.
*) Siderannu» a. 791. Perard p. 47 leig^ Ausgleichung der Ableitung -mn ku -hji.
*) Über britannitebee A =n « siebe Zeuaa p. 144 fg.
*) Siebe AmmUomi,
») Vgl. ZeiiM p. 771. 772.
SiUb. d. pbil.-bbt. Gl. UX. Bd. U. Hfl. VI
iüi Stiirk
Hidrieti. 871. Cart. de Reden n. 245. 246 d. i. Sidric, Side-
ricus,
Hedroc ». 1062. Cart. de Redon. n. 285 d. i. Sedrdc-U8 (Zeass.
p. 815), dann die zusammengesetzten
Hedremarchuc a. 834. Hedrewedoe a. 869. Hetrwoion a. 909.
Hedromonoc sspc. 11. Cart. de Redon n. 2. 241. 277. 284,
Hedrimelich a. 860. Cart. Prumens. Morice 1 eol. 316,
fledntal a. 1031. Cart. Kemperleg. Morice 1 col. 368 und
Kalanhedre a. 834. Cart. de Redon n. 2,
Canathedri a. 860. Cart. Prüm. Beyr 1 n. 95,
Gurhedr saec. 11. Cart. Kemperleg. Morice 1 col. 368, Gor-
hezre s»c. 11. ("art. eccl. Corisopit. Morice 1 col. 378,
Tanhedr a. 1088. Cart. Kemperleg. Morice 1 col. 464,
Gluhedr ssec. 11. Cart. Kemperleg. Morice 1 col. 465.
Von kymrischen Namen schli essen sich hier an Gurhitir Lib.
Landav. 168, Mirhitr Lives of the British Saints (Rees) p. 89.
Bezüglich der Partikel an- (Zeuss. p. 828) in An-sedramnuM
bieten sich zur Vergleichung die Namen :
AiicalUes (pop. Brit.) Caes. B. G. 5, 21 neben Calitesl, 75«),
Anavdinus sißc, 8. Polypt. Irm. 115, 300«),
Anblawd (Tochter des britann. Königs Rieingulid) ssec. 6. Vita
S. Iltuti. Lives p. 158») und der armorische Name
Anhedr ssec. 11. Cart. Kemperleg. Morice 1 col. 465 d. i.
Afisedr-us, aus welchen Namen durch Ableitung Ansedramnus gebil-
det ist.
Nach Grimm, Gesch. d. d. Spr. 542 zeigt Amedrnmmis ncinen
ungehörigen Linguallaut mitten in der Zusammensetzung einge^
schoben*^ und ist ahd. Anae-hra^n^y
Einen eingeschobenen Linguallaut nimmt Grimm 1. c. auch an
in den im Polypt. Irminonis verzeichneten Namen Electardus i 65, 3,
1) Vgl. Glück, Die Namen bei Cüsar p. 43. 44.
2) Vgl. Audina 1. c. 91. 103. 144, G7, Audoi DuehHlais n. 561, Äudasius Munt
1585, 4, Audati ni(nnu) Fröhner n. 219, Audimia Pol. Irm. G2, 19 u. m. a.
*) ^'?l- kymr. blawt (splendor) Mab. 1, 251 (Zeuss p. 810), irisch biith (flos. Int,
fama) Lhuyd 1, 58. 60. 77.
*) Im Polypt. Irm. 205, 37 «racheint Anteramnut , aber auch dieser Name ist c=b iM>
ter-amtfut, wie Anserada 5, S}i = An-ter-ad-a. Vgl. Serus Fröbner n. 1958 — 59,
Sirannug a. 642. Pard. 2 d. 300 p. 71, Victitirana (britannischer Frauennaoie)
Grul. 700, 6 = Victi-tirana.
Keltische Forschungen. 165
Ermentildü 18, 88, Erbedildis 103, 194, Ercadramna 201, 16,
doch
Electardus ist abgeleitet mit -arrf und = Elect-ard-us *)»
ErmentUdis ist abgeleitet mit -t7i/ und ^Erment-ild'is, Er-ment"
Erbedildis ist ebenso abgeleitet und zusammengesetzt und =»
Ercadramna ist = Er-cadramna, Er-cadr-amn-a *).
Auch viele einfache Namen keltischen Ursprungs werden als
deutsche betrachtet. Sie sollen an anderer Stelle vorgeführt werden.
Ich wende mich nun zu den im genannten Verbrüderungsbuehe
erseheinenden keltischen Namen.
<) \gU EieeiUM 8»c. S. Polypt. Irm. 15, 66; (pbr.) sec. 11. Kemble 4 o. 9S1 p. 309,
Eleetu MC. S. Polypt. Irm. 39, 11. 193, 17; 8»c. 9. Polypt. Rem. 47, 40. 46, 33
aod mit Tokaliscber Ableitung Klect-e-o (Bruder der Elict-ild-ia) Pol. Irm. 53, 7,
EUet-e-uf 28, 31. 159, 61. 209, 13. 210, 15; Pol. Rem. 49, 62; a. 866. Perard
p. 52; 8»c. 10. Cart. S. Petri Caroot. p. 37 c. 7, 5, welchen Numen Grimm |. c.
538 = ahd. AUh'dio auffasst. — Nähere Belege für die gallische Abstammung
dieser und der anderen oben genannten Namen werde ich an anderer Stelle
bringen.
*> ErmeHtüdit ist abgeleitet ron ermint, irisch ermitiu, armitiu, airmitiu (honor*)
Zeoss 762 d. i. er-nUnt^ ar-mint (Zenss p. 7. 829. 867). Auch Ermentaria,
Ermentingm Pol. Irm. 47, 79. 134, 10 u. a. sind als Ableitungen tOo er-mint zu
erkliren.
*) Vgl. Bethilt (mancip.) a. 797. Pard. n. 62. Auch der Name Erbedonia (Tochter
der Erbedildis) ist = Er-bedonia, Er-betonia»
^) Dieser Name ist zusammengesetzt mit er- und abgeleitet von cadrui, altkymr. cadr
(decoras) gl. Lxb. Zeuss p. 122, (fortis) Lhuyd 1, 61, armor. kadr, kaer (comis,
palcher) Lh. 198, Zeuss 165 in Belatucadrus de Wal n. 31. 32. 34. 35. 298 — 301,
Vituemdrus (Mars) Ricardi Cicerst. De situ Britanniae c. 4, irisch Cathra (mac
Maine) Miscell. of the celt. Soc. p. 19, kymr. Kadraut Lives p. 268, 47 d. i.
Cmdr-di^ ron den Römern Quadratus geschrieben. Vgl. Quadratus Togimari fil.
Steiner n. 3188, dann ürbiqus 1. c. n. 1132 und Equitiut = irisch Eoehaid {Echi-
diut) Soll. Jol. 5 p. 593.
1*^'
166
S t H r k.
Adaba (sanctimoiiialis) 40, 48 saec. 9.
Dieser Stamm lasst eine zweifache Auffassung zu.
1. Er kann zusammengesetzt sein aus dem Worte aha und der
Partikel ad-.
Der Stamm ab erscheint in den gallischen Namen i^ftnofta (mons)
Plin. H. N. 4, 79 d. i. Ab-n-oba >), Abiama Steiner n. 1782, Äbiltu
Fröhner n. 4«), Abinus Steiner n. 1557,
in dem armorischen Namen Abgar saec. 9. Cart. de Redon n. 258,
in dem irischen Namen Abnier, abb. a. 825. The four masters «)
«» Ab-n-i-er^
ferner als zweites Compositionsglied in
Soabo saec. 9. Urkdb. v. St. Gallen n. 391 » So-abo^).
Mit der Partikel ad- (Zeuss p. 835. 869) sind zusammengesetzt
die gallischen Namen
Adbogius Steiner n. 342, Adgennia Grut. 718, 9, Adgentius
Orelli n. 2018. Adgonna Murat. 1021, 8, Adnamatus OreXW n. 4983,
Advocisus Momms. n. 352, 2, Advolenus, Advolena Murat. 1623, 7,
der armorische Name Adgano (nton.) saec. 9. Cart. de Redon
n. 208,
derkymrische Name^d^^e/i (clericus)s8ec. G.Lib. Landav. 158.
2. Adaba kann aber auch von dem Stamme ad abgeleitet
sein, wie der gallische Mannsname Adarus Steiner n. 1320*}, fer-
') Siehe Zeuss p. 752, dann Corohut Steiner n. 1862.
*) Rymrisch Abel (sec. 6.) Lib. Landav. 137.
') Annais of the kingdom of Ireland by the four masters. Edit. by John O *DonoYai.
Dublin, 1851.
*) Der Name Sodbot zusammengesetxt aus aho und der rerstfirkenden Partikel «o«, tu-
s griech. eu (Zeuss p. 832. 866), kann erklärt werden durch das irische A^jectif
»uahh (wohlgesittet, höflich) Lbuyd d. i. tu-ab. Wie ab in Adaba und io den fibri-
gen Namen zu deuten ist, wage ich nicht zu bestimmen. Nach Owen bedeatet dit
kymrische Wurzel ab „Tauglichkeit, Schnelligkeit". Auch will ich nicht «abe-
merkt lassen die irischen Wörter ab (a lord) und aba (causa, negotiam) Lhoyd. —
Wie Soabo ist auch zusammengesetzt der gallische Frauenname Suasa Grut 369, 5
(rgl. ir. «0-M, experientia, Lhuyd) dann Suelriu9^ Suetria Orelli n. 3853, Suetri
(pop. Alpin.) Plin. 3, 20 (vgl. ir. Ktnt son of Labraidh, chief of Monach, died
a. 1056. The four masters, Ethria« [St.] Jolo 103, m^AetriuM Naso Orelli n.4949),
Suartus Fröhner n. 2033 (vgl. ArtU9^ Sohn des Luceius, Steiner n. 1995).
*) In der Abhandlung „R^nOs, Moinos und MogoutiAcon** (München, 1865) p. 2 erkllrt
Giack als Bildungen von der Wurzel ad (wo\un kymr. adu ^ jetzt addu ire.) des
Keltische Forschungen. lof
ner Adafia <)> Adacus ssec. 8. Polypt. Irm. 170, 39. 207, 48, Ademna
(mancip.) a. 812. ürkdb. v. St. G. n. 210«).
Die Ableitung-AfA (Zeuss p. 751) zeigen die gallischen Namen:
Arabu8 Grut. 687, 11, Arabi fil. Orelli n. 4019 »),
Intarabus (deus) Orelli n. 20 1 S = Int-arabus (rgl. Zeuss p. 836),
Cenabum (Hauptstadt der Carnutes, jetzt Orleans) Caes. B. G.
7, 3, Kiivaßov Strabo 4, 191, Ptol. 2, 7, dann auch
Setabiu8 (ep.) a. 846. Concil. Valent,
Elisabe^') Genabe (sorores, mancipia) a. 814. Polypt. Massil.
G. 5. Cart. S. Vict. 2, 640,
Satizabo a. 1040. Marca hisp. n. 219 » Sansabot
Dietrich (Aussprache des Gothischen 63) hält den Namen Seta-
bitu für westgothisch und zusammengesetzt aus sSt (ahd. sdza,
Lager, Lauer) und aba (vis), allein die gallischen Namen Arius Seio-
nius Haximianus, Steiner n. 2697, Setosius Henry, Recherches sur
la g^ogr. ancienne et les autiq. du dep. des ßasses-Alpes (deux. edit.
Digne, 1812) p. 78 (pl. 1 Fig. 8), Seiuboggius Esuggi fil. Spon.
Mise. p. 109, 88 bestimmen mich Setabius diesen als gallischen
Namen anzureihen.
In gleicherweise erklärt Dietrich die Ableitungen -ap und -op
in den Namen Austrapins (dux et deinde ep. Sellensis) saec. 6.
Namen Adaru», dann den Flussnamen Adua Tacit. Hist. 3 , 40 , Addua Plin. 3 , 16,
M» OeUt Add^y sss g^W. Adva (die schnelle) und den Volksnanien Aduatuci Caes.
B. G t, 4. 16. 29. 30. Noch reiht sich hier an der Mannsname Adduut Vellej
2, 102. Ich rermuthe aber, dass die obenerwähnten Namen, auch Adams, hier zu
•ondem and etwa durch irisch adh (felicity, success, good, blessedness, prosperity)
Lhujd, 0*Brien, kymr. az (impulse, effort) Owen = ad {rg\. Zeuss p. 160) au
deuten sind. Jedenfalls ist Adasius a.944. Marca hisp. n. 81 durch ir. adhas (bonus),
kjmr. adka» (dignus) Lhujd 1, 44. 54 zu'erklären.
^) Adaßa d. i. Adavia, abgeleitet wie Aetavia Steiner n. 1565, ßUsavia, Elavia snc. 8.
PolypL Irm. 45, 59. 241, 6 u. m. a.
*) Tgl. auch Adtmnui in „villa Adetnnidcus** c. a. 980. Cart. Savin. n. 294.
*) Arabi pbr. s«c. 9. Marca hisp. n. 49.
^) Vgl. auch Etisabia, Elisaba sec. 8. Polypt. Irm. 111, 275. 170, 39 und mit unter-
drücktem ableitenden Vocal Helitpa a. 804. Elitba a. 837. Dronke Cod. dipl. Fuld.
n. 223. 501 neben Alisabia Polypt Irm. 255, 70, 'AXeaia (Stadt der Mandubier
am aquttanischen Gallien) Strabo 191, Alitanot-. «Doiros Segomari ieru Alitano**
Inschrift auf dem Bruchstuck einer kleinen Metallschale im Museum au Dgon, Re-
▼ne arch. 1867 p. 398 u. m. a. , aber auch die kymrischen Namen EliiaeU Elisei
Eiisad Lib. Landav. 203. 206.
168 stark
Gregor Tul*. 4, 18 und Cronopius ssee. 5. Rurici epist. 2, 6 (Caimiff.
Leet. aiit. 1» 284), die er für fränkisch hält.
Der Name Austrapius aber; den a. 584 ein Archipresbiter,
a. 637 ein Cuhicularius, a. 711 ein lector Pard. n. 192. 284. 480
führen und der auch in der Form Ostrapius saec. 8. Polypt. Irm. 14S,
78 erscheint, schliesst sich dem Wortstamme nach an die gallischen
Namen Auatrus (fig.) Frohner n. 259 — 261, M. Austrunius Fabrelti
p. 94, 205, Ocelliu Oastrici i) Marcelli servus, Knabl, Mitth. d. bist.
V. f. St. 2, 45, armurisch Cavalen Oatratent et Guerrerius frater
rjus sa^e. 12. Cart. de Reden App. n. 75, Uostronus (Britannus, ep.
8. Pauli Leoneus, deinNamnet.) ssec. 10. Exe. ehren. Brioc. Horice*)
1 col. 28.
Wegen der Ableitung -ap (Zeuss. p. 757) sind zu vergleichen
die Namen :
Menapii (belgisches Volk) Caes. B. 6. 2, 4,
Monapia (Insel bei Britannien) Piin. 4, 16,
MavoLKia, Mavdmoi (Stadt und Volk in Irland) Ptol.,
Venapia (Sta) Codex der Bened. Abtei Deutz. Lacombl. ArchiT
5, 298.
Galapius ») a. 631 . Pard. n. 254,
Walapo sapc. 8. Polypt. Irm. 226, 88 *),
„in Ganape"^ saec. 8. Cart. Sithiens. p. 160 n. 87,
Salapio a. 816. Cart. de Reden, n. 227,
Filapus a. 914. Preuves de Phist. de la rille de Nimes i n. 14
p, 18 a,
der irische Name Fintenapua^ Am. Peyron in Cic. erat, fragm.
ined. p. 225 (Zeuss p. 1137).
Auch Cronopius^} ist ein gallischer Name und gebort dem
Wertstamme nach zu irisch Crondn Becc (ep. a. 642) Mart. Dun-
gal. Jan. 7«), kymdsch „Cron filius Morciuanu** (ssec. 7) Lib. Lan-
dav. 194, armorisch Groniar a. 867. Gromihel sasc. 11. Cart. de
Reden n. 96. 306.
0 D. i. Oiutrici.
^) Memoires pour senrir des preuves k Thistuire eccl. ei civ. de Bretagae. Pari«,
1742. Fol.
') Solapius bei Mab.
^) Deutsch iineh J. Grimm, Gesch. d. d. Spr. S46.
') rfironopiui Fortuuat 2, iS. 4, 8. 27 elc.
*) Vgl. auch CrofjNUM n. 1200. Cod. Wanp. n. 24.3 = CronuM.
Keltische ForschuDgen. 169
Die Ableitung -op zeigen auch die gewiss nicht fränkischen
Namen Meropia Steiner n. 1783, lusopus, Se?iopu8 saec. 8. Polypt.
Irni. 236. 72. 254, 66, hopa (mil. praef.) Chron. Sax. ad a. 905,
Willielmus de Marcopus (sie) a. 1122. Cart. S. Vict. Massil. n. 972
p. 416, Simon Harop a. 1234. Miraei Opp. Tom. 3, S82 b, Bogopus
(düx Aquitaniae) Exe. chron. Brioc. Morice 1 col. 21 i)*
Adomndn 71, 10 saec. 8.
Adomnani im Verhruderungsbuche ist Genitiv. Adomndn war
als Nachfolger des Failfe nicht, wie Herr v. Karajan sagt, der
achte, sondern der neunte Abt zu Hy*), Dieser Irthum wurde da-
durch veranlasst, dass Herr v. Karajan, Usher folgend, Lasseran^
den dritten Abt zu Hy, anders gedeutet und zugleich die Angabe der
Annal. Tigern, a. 605 (Collect, de rebus Albanicis 218): „Obit
laisren Ab. Jea** übersehen hat. Es sind demnach alle Abte von
Fergna, dem vierten Abte, angefangen , in der Reihe um Einen hin-
aufzurucken.
Der Name Adomndn scheint zusammengesetzt zu sein aus der
Partikel ad-^) und aus omnan, abgeleitet mit -an (Zeuss p. 281.
303) von irisch omun^ omhan (timor, terror) = gall. ohnus, omnus,
welches Wort in den Namen Ubnius Ackner n. 119, Exohnus^
ExamnuSy Exomnianius Verus Steiner n. 7. 356. 1497 erscheint.
Vgl. Zeuss p. 105*).
Sollte aber Adamndn^) als die ursprünglichere Namensform
anzusehen sein, so bin ich bedenklich zur Deutung derselben auf
inseh amhnas, nach 0*Brien ^^impudent, importunate, troublesome
remarkable"* •) zu verweisen.
^) Dieser Herzog wird I. c. auch Bego geschrieben, und das Sehioss, das er bei Nante
erbaute, ist „caatrum BegonU** genannt.
S) Ädomnan war nach den Ann. Tig. (Collect. 220. 234) im Jahre 624 geboren und
starb im Jahre 704. Dem Martyr. Dungal. Sept. 23 zufolge war er 26 Jahre Abt.
•) Siehe Adaba.
^) Nicht unerwihnt soll hier bleiben, dass im Irischen auch ein Wort omna mit der
Bedeutung (lancea, quercus) Lhuyd 1, 76. 134 erscheint.
^) Adomndn schreiben die Ann. Tig. und Ult. a. 624, Adamnan erscheint in den Ann.
Tig. a. 704, in den Ann. Inisfall. a. 693 und im Mart. Dungal.
*) Vgl. Amn-ard'U» s«c. 11. Mist, abbat. Condom. Ü'Achery, Spicil. 2, 583 a.
170 stark
Agarhzo pbr. 26, 2 ssec. 8; 19, 20 saec. 10.; Agrizzo diac.
17. 28 s«c. 10.
Dieser Name ist =» gall. AgriciiiSy in einer Inschrift za Trier»
bei Steiner n. 1773. Vgl. auch
Agricia f. Steiner n. 1774, Agriiia (mancip.) a. S42. Pftrd. 1
n. 139 p. 107.
Agrüius (St, ep. Trevir.) ssec. 4. Hist. Trevir. D'Achery, Spi-
cil. 2, 210% Agricitis (archiep. Senon.) a. 545. Pard. n. 143, dani
auch
Agiricus (Virdun. ep.) ssbc. 6. Greg. Tur. 3, 35 s= Ägtr-ie^
ns\ SSBC 9. Polypt. Rem. 43, 8,
Agericus (Turon. ep.) a. 615. Pard. n. 230 p. 206.
Das Wort, welches in diesen Namen durch -tc abgeleitet er-
scheint, ist agr, ager = irisch ar (strages) Sg. 50\ kymrisch hair
(clades) gl. Oxon. = air» jetzt aer (proelium). Vgl. Zeuss p. 20. 119.
Mit demselben Worte, welches in dem Topfernamen Ager Froh-
ner n. 36. 45 erscheint, sind zusammengesetzt der gallische Volks-
name Veragri Caes. B. G. 3, 1 = Ver-agri und der Personenname
Suagrius Auson. Epist. (Ed. Bipont.) p. 330 = Su-agrius,
Davon abgeleitet sind die Namen :
Agria (cogn.) Momms. n. 1188 >)*
Akarisma (Sta) Cod. der Bened. Abtei Deutz. Jahrbucher des
V. y. Alterthfr. im Rheinl. 41 p. 45*), wenn nicht A-carUma»
Agrarius (pbr.) a. 475. Pard. n. 79 = Agr-ari-us,
Agrestius (Lucens. ep.) a. 433. Esp. sagr. Tora. 19, 5t,
Agrastus a. 1 1 64. Fantuzzi n. 33 *) wenn nicht A-grestiusM^grashu^)»
Agreatina Murat. 515, 1,
Agerinus (libertus) Tacit. Ann. 14, 16,
1) Vgl. Agriut Victor, Fröhner d. 4S.
*) Akariaina in Laeonibl. Arch. 5, 29S ist UDricbtig. Vgl. Agrüma ame. 8. Im. Si,
67. 79, 21 = Agr-is-m-a (Zeuss p. 732)?
*) Wegem der gallischen Ableitung -st (Zeuss p. 761) rergleiche man Oreatittm, Steiaer
n. 1097 = Or-est'itl-a, Ocarettia a. 1093. Lupi 2. 782 (rgl. Oerisia, GefnageM
und Dienerin der Königin Tanaquill, Mutler des Königs Serrius TuUus, AnrcL YicL,
Ocrasia Mural 1424, 10, OgrigenuM ex coh. Aesturaerun et CaUaeconiM, Steiner
n. 469), Dfiaitu* a. 709. Pard. n. 475.
^) Auch AgreMtina, Agerinm, Agradus, Agi'tnHus können in derselben Weise anfge-
fasst werden.
Keltische Forschungen. 1 • 1
Ageris a. 823. Fatteschi n. 46 = Ager'is^)^
Agradus ssbc. 8. Polypt. Irin. 100. 173. 189. 88 = i4^-flrf-u««),
Agrannus (Sohn der Agrismd) saec. 8. Polypt. Irm. 79, 21
=- Agr-ami^us oder Agr-amn-us •),
Aigridus ssbc. 8. Polypt. Irm. 115, 300*) = Agrid (d. i. Agr-
id) in Agrideshetm a. 991. Trad. Wizzenb. n. 311 p. 305 »).
Die Ableitung -tc (Zeuss p. 771) , ^zz in Agarizzo •), zeigen
die gallischen Namen:
Casticus (Sequanus) Caes. B. 6. 1 , 3. Belico (ex Helvetiis ei-
vis) Plin. 12, 1, Argiciiis Auson. Parent. 4,
Bellicius Seccio^ Hefner, Rom. Bayern n. 182,
Reticius Hefner 1. c. n. 253, Riticius (ep. Augustodun.) Greg.
Tur. De gl. conf. c. 75,
irisch Senic (St.) Martyr. Dungal. Nor. 10,
die armorischen Männernamen Taneiic , LiosiCf Paschic n. 38,
Weienic n. 47, Wnllonic n, 57, Cowetic n. 64, Catic n. 80, Fb-
reiic n. 166, Winic n. 223, Aostic n. 253, Romic n. 27 t im Cart.
do Reden ssec. 9,
die kymrischen Mannernamen Erbic, Eielic, Meilic» Cremte
im Lib. Landav. 105. 150. 153. 226.
Agateus (pbr. mon. ecci. Tricas.) 116, 9 saec. 8.
Dieser Männername erscheint auch in der Form Agadeus (man-
cip.) a. 814. Polypt. Massil. G. 6, Cart. S. Vict. 2, 640,^t^a/A^o ')
a. 703. Pard. n. 456.
1) Vgl. such Ächari9iu9 a. 1310. Ftntuzzi 1 n. 186 p. 119.
3) Vpl. Leutädus s»c. 8. Polypt. Irm. 82, 35 und Zeuss p. 753.
S) Vgl. lacos Verbannu* Pltn. 3, 19, Ooanus a. 777 . Trad. Wizxenb. o. 230, Usanna
amc. 10. Cart. Athanac. n. 65. — Dructamnus a. 865. HLgd. 1 d. 90.
^) Vgl. Aidita ueben Adila^ Aiglibertus neben Aghilbertus (Cenoman. ep.) a. 675. Pard. n.
379, Aigathariu4(ep. Noriomag.) a. 636. Pard. n. 275 =^^eVariu«a. 642. 1. c. n. 301.
*) Vgl. C^rndiu» Sacerdos, Taclt. Ann. 4, 13, Savidus, AUida ssbc 8. Polypt. Irm.
228, 4. 253, 56, irisch Tigrid (Mutter des heil. Mogenug) Mart. Dungal. Dec 26,
Nmindidh (Sta.) I. c. Not. 13. p. 308, Aithidi Aedh son of Aithide, a. 954. The
fear mastert.
*) Vgl. Morixxo s»c. 9. Meichlb. n. 470 == Mauriciua Polypt. Irm. 146, 83, Mori-
xrlbu Polypt. Rem. 22, 4 = Morieellu* {MauriceUus snc. 6. Ennod. 1. 1 ep. 26),
Erizo a. 1082. Cod. Wangian. n. 9 p. 19 ^= Erico, Ericio (Erecius diac. a. 917.
Esp. sagr. Tom. 34, 447), Erxo (notar. imp. Friderici) a. 1210. 1. c. n. 85 p.201
= Ereetus (idemj a. 1083. n. 2 p. 20.
T) Vgl. die vorhergehend)* Aniii. 4.
172 S t N r k
Der Fraueiiname Agatea ssec. 8. Polypt. Irm. 209, 8 wird 1. c.
213, 45 Agathea und a. 808. Trad. Wizzenb. n. 20 i4jrii/*tti ge-
schrieben.
Diese Namen sind aber eben so wenig, wie die dem griechischen
dya^ög, dya^ii nachgebildeten Formen Agatha 9i. 62^. Pard. n.iZl,
ssec. 8 — 9. Cod. trad. Ravenn. p. 78, Agatha f. a. 804. Cod. Laa-
resh. n. 1689, deutsch und aus den Stammen aga und dio zusaoi-
mengesetzt <)» sondern abgeleitet von einem gallischen Stamme ag*)
mit -ato und -e = -i.
Ein abgeleitetes Wort agat finden wir in
'AydoTj (Stadt im narbonnensischen Gallien ; Agde) Strabo 4
p. 183 = 'A7ar73 (Zeuss p. 89),
AgatUla Steiner n. 1994; vgl. Agedillus Fröhner n. 35.
Agathemer, Agathemeris (die Tochter) Fabretti p. 80, 97,
Agathimerus neben Agatimerus (nepos Remigii Remor. episcopi)
a. 533. Pard. n. 119 p. 88, n. 118 p. 83, und
in dem irischen Namen Agatän (St.) Mart. Dungal. Jan. li
p. 167, Agathanus ^, 354 geschrieben »).
Die Zahl der mit -nt (Zeuss p. 758) abgeleiteten gallischen
Namen ist sehr gross. Ich nenne hier nur wenige, jedoch solche, die
zugleich yokalisch abgeleitet sind: Voicatius, Duratius Caes. B. 6.
6, 29. 8, 26. Caratius, Conaiius Steiner n. 824. 2022, hatia it
IJoissieu p. 304, 6, Arvatius (ep. Tuiigr.) Fredeg. c. 1, NamaHu$
Sidon. Epist . 8, 6. dann Walateus , Aiateus saec. 8. Polypt. Irm. 1»
2. 113, 295.
Agevus (pbr. congreg. S. Amandi EInon.) 20, 23 saee. 9.
Dieser Name, abgeleitet durch ^et) von ag^ schliesst sich an
die gallischen Namen
Ageio du Möge, Monum. relig. p. 310 n. 37,
Agomarus (fig.) Steiner n. 1 449 ; ep. a. 640. Pard. n. 293,
0 Forstemann 19.
*) Ob hier «n irisch agh (praelium, pugna, certamen), auch aig (tgl. in Äigntri
Annal. IV. Map. OXonor 3, 439 = Ayo-nertus^ d. h. pugnA validus) :=» mg (Gliek
p. 100) (gedacht werden darf, wageich nicht zu bestimmen. In »The Battle of Magh-
Radh", herausiregeben von J. CDonoran (Dublin 1842, 4^^ wird p. 100 mgk dwch
prowesi (Tapferkeit), p. 225 agmar durch valorou* ubersetit.
*) Die irische Ableitung -an bildet Deminutiva. Vgl. Zeuss p. VM.
Keltische Forschungen. 173
Aginnum Itin. Ant.» Auson. Ep. 24 ^
Agendicum (oppid. Senonum, jetzt Sens) Caes. B. 6. 6, 44»
Comageni Tab.-Peut. = Com-ageni^)^ dann an
Agia» Agina, Agama, Agarna sa&c. 8. Polypt. Irm. 46, 6S. 84,
48. 103, 195. 181, IS.
Wie Agevus sind mit -ev (Zeuss p. 746) abgeleitet die galli-
schen Namen
Geneva (Genf) Caes. B. 6. 1, 7,
Caleva (oppid. Brit.) Itin. Ant.,
Suleviae (Matronis Suleviabus) Orelli n. 2101, dann
Sanctevia, Antevia ssbc. 9. Polypt. Rem. 50, 67. 52, 96,
die armorisehen Namen Sperewi s»c. 9. Cart. de Redon n. 77,
Herveus Alvevi&\\\is saecf. 11. Cart. Marmout. Morice 1 col. 415,
der kymrische Name Bedeui in dem Ortsnamen Lannbedeui
ssec. 10. Lib. Landav. 478.
Von Agevus ist wahrscheinlich zu trennen der Name Achevus
a. 876. Perard p. 152«), welcher auf einen Stamm ac, acc*) zu-
rfickzufuhren ist, wie
Aeco (Fürst der Senonen) Caes. B. 6. 6, 4*), M. Accius Orelli
n. 3730,
Accia Fabulla (Tochter der Accia und des M. Fabius, Orelli
n. 3424,
Lol. Acilia Compsa. Steiner n. 1 943,
Adofifia (Brunnennymphe) Orelli n. 1955, Acconius Steiner
n. 732,
Acubiua Salonius. Orelli n. 4764, Acubia Fröhner n. 10,
die kymrischen Namen Acca (pbr.) a. 710. Kemble n. 62,
Acheru Lib. Landar. 217,
der armorische Name Acun ssec. 9. Cart. de Redou n. 88<).
1) Zeus« p. 736.
<) ZeuM p. 836.
*) DerseU>e auch Aeha I. c. p. 150.
^) S%\. kyinr. aeh (genas, genenitio) Zeuss p. 80.
^) Y?l- ao^^b Acco snc. 8. Polypt. Irra. 28, 31.
') Ich scbliesse als undeutsch hier noch an Achino (mon. ecci. Tricas.) siec. 9.
Verbradb. v. SL P. U'i, :il, UhinuM (eolonus) c. a 900. Perard p. 61.
174
stark
Agnellus (ep. Sabion.} 70, 3 ssc. 8
Auch im Cod. trad. Ravenn. p. 42 ssec. 8. erscheint ein Ägnet'
luB (tribunus) und a. 1234 unterzeichnet im Cart S. Viet Hassil.
n. 922 ein G. Agnelli.
Dieser Name zeigt eine Verkleinerung, gebildet durch -eA aus
dem Worte agn^ agna <)» dem wir wieder begegnen in dem
irischen Frauennamen Aghtia (Sta) Mart. Dungai. Hai 18. 22,
dem Agnes (Schwester der Albred) ssbc. 13 — 18. Liber vitae ccci
Dunelm. p. 110,' 2 sich ansehh'esst,
in dem armorischen Mannsnamen Agnus a. 849. Cart. de Re-
den n. 251, dann in
Agna f. ssec. 8. Cod. Lauresh. n. 2676; c. a. 1076. Cart. Sa-
vin. p. 398 n. 762, Agno 1. c. p. 399 n. 764, Pontius Agno c. a.
1050. Cart. S. Vict. Massil. n. 266,
Agnara (mancip.) a. 762. Beyer 1 n. 16«),
Agnalus saec. 10. Marini, Pap. dipl. Annot. p. 232^
Agnes f. ssec. 9. Polypt. Rem. 47, 41; a. 1113. Cart S. Viel
Massil. n. 1099, Agnhi, c. a. 1080. Cart Savin. n. 765, 3 p. 401,
Agnoardus, Agnoidis saec. 9 Polypt Rem. 59, 4. 69, 22,
Agnetrada f. a. 632. Pard. n. 257 •).
Die Verkleinerung mit -eil (Zeuss p. 304. 728) zeigen die
Namen
Toutius if/arc^//ri« de Boissieu p. 197, Marius Marcellus (votun
solrit matronis Afliabus) Steiner n. 1094,
Martia Marcellina Steiner n. t>09,
Muscelli fil. Arneth. Rom. Mil. Dipl. p. 34, Mttscella C^g*)
Steiner n. 2677, dann
Maurellus (rrgelitan. ep.) a. 653. Conc. Tolet 8., MaureÜHit
Morelius s^c. 8. Polypt Irm. 83, 40. 260, 114,
<) Vgl. irisch agna (sapientin), ügnaidh (sapiens) Lhuyd, Archeol. Brit. 1. 444.
^) Pie Ablative Agnarane^ HUdoarunee 1. c. sind auf die NominaÜTe J^Jicra, AfÜMTf
xuruekzufGhren.
^) Dieser Name ist wahrscheinlich too agnrt (vg-l. ir. agnaidh sapieu«) doppelt tbf^
leitet durch -r-ad wie etwa Lexdrat s»c. 8. Cod. Lauresh. d. tt60 =« Leed-r-diX
Lecdrmda f. siec. 9. Polrpt. Rem. 51, 37. Das mit -r abgeleitete Wort lett er-
scheint auch in dem gallischen Volksnamen CamboUetri Plin. 3, 36 (Zenas p. 75)*
Vgl. ir. lighda (nitidus, pulcher) Lhujd 1. 90. 131 und Lietoria Chenisa (in dvi-
tale Caatellana) Orelli o. 4401.
Rehitehe Forschungen. 1 75
Maiarello» (libertus) a. 739. Pard. n. 5S9,
Auscella f. saec. 8. Polypt. Irm. 161, 70; vgl. Oscella (oppid.)
630. Pard. 2 n. 570 p. 7,
Marellus ssec. 8. Polypt. Irm. 119, 3,
Mm'cella, Ermenella, Petronella (mancipia) a. 814. Polypt.
issil. H. 21. 22. Cart. S. Vict. 2, 643.
SabudeUust Saporellua saec. 8. Polypt. Irm. 147, 68,
Tomneüa 8«c. 9. Verbrdb. v. St. P. 97. 28.
Sarelli fundus sa^c. 10. Marini. Papiri dipl. p. 233 a.
Sirellus c. a. 1080. Polypt. Irm. App. 26 p. 363.
Saiellus (Hugo) ssbc. U. Perard p. 70; vgl. Satto» ScUullus^
rbia Sattula Steiner n. 258. 948. 3325,
Manielius a. 1161. R^del. Docum. de St. Hilaire de Poitieus
148«).
Clavellus (Robertus) a. 1285. Charmasse, Cartul. de Teglise
Lutun 2 D. 147 <); vgl. Clavenna (jetzt Chiavenna) Itin. Ant.. Tab.
ut ond den armorischen Männernamen Clavihennus a. 1038. Cart.
Roncerai. Morice 1 col. 376.
MurseUus a. 1236. Remling n. 209. Morsellus et Nasus fra-
fs (Bozen) a. 1287. Dipl. misc. n. 51. Fontes rer. Austr. 1» 223,
die kymeriseben Frauennamen Affrella (sa&c. 6.) Lib. Landav.
Marchell Lives of the Cambro Brit. Saints 82.
der armoriscbe Beiname Mansellus (Goslinus) saec. 11. Mont
Michel. Horice 1 col. 382.
der irische Männername Colmanellus Boll. Mart. 2. 560 •).
Alateus (pbr. ecci. Tricas.) 116. 25 saec. 8.
Dieser Name, welcher 63. 48 in der Form Alatheus erscheint,
vokalisch abgeleitet von alai^.
Alateus findet sich auch sasc. 8. im Polypt. Irm. 113. 295, und
ihn schliessen sich die gallischen Namen
Alaieivia Steiner n. 1281 =» Alat-eiv-i-a^) und
) M^Moires de In soei^t. de nntiqunires de rOoest. An. 1847. Poitieus, 1848.
) Pvblicat. de In soci^t. Ednenne. Paris et Autun. 1865. 4®.
) Vpl. ZeoM p. 304, dann irisch Colman son of Coman^ Mart. Dnngal. Not. 21.,
CulmatiuM (diac. monaat. Aretii) Martyr. Rom. Jno. 19, j^de Culmedis* amc. 9. Po-
lypt. Kern. 19, 3.
) W^en ei in -eiv statt e vgl. eiodem (= eodeni) Fröhner p. XXVII.
176 stark
AhtMH <Tii:)iioip.) s:ec. 8. Dronke n. 136 = AInt-um a).
Pas dit>$rn Namen zu Grunde liegeode Wortn/o/ kano TielleieU
erkliirt werden diin^h irisch 11//1. aiadh (wisdom) 0*Brieii» Lboyd,
mimikd (an art or trade) O'Br M- Hamit «cbräit Tenrandt zu seil
kymriseh alatkry polite ) Lbuy d 1 . 2 13. alatkißr = //ofAjfrba Oven •)•
Durch letzteres Wort erklären sich die amori5fheD Nimen
AUitiroHHjt (^oapeVanus) 590. 11. Cart S. GeurgiL Moriee 1
eoL 37m = Ahuir^oH-u* *\
AuiiirjmHH;^ ^eoiues in Marea hisp.) a. 850. Ann. Bertin. Moa.
liem> 1. 444. 23 = AltiJr-amM'U* \\. venn nieht. die Aalbssaag
Ai-^Jn^mu*^ AlaJrammms vorzuziehen sein sollte «)• d&iiB
BnhiUJrUs leyniecenam St. Rrv-a'adrü) $a^. 11. IIobI &
Miekel. Monee 1 eo'. 441 = Br^a/adriu^.
Das f jrt. S. Vier. Mass:', n. 672 sjpc. 1 1. enthält den Nudm
Audnras A^'aaihs: ob aber r-i srir.er rv;::ua^ iriseh alimdk (exeel-
Ieae\\ taane, stvatne**'^ O'Br. herauiezo^en »erden darf, ist zveifcl-
bACt ASItuiix* kaan in dieser späten Cberiefering aaeh = JUmÜMi
"X^tl.
Sei e^< x'h sei a>eli en»Ä':i'j: *i^r :rs*.'he Maüasaame Mmikeki
(jn\'h'r:e) a. 7S2. T^e i.iT -.lijsrers = .4 '«r^-iriii' '}.
Am*ixd%s iW'^o. Trieas. > tf4. 29 s»^. 8 — 9*).
Af»*ittii.%x4 i^Xvc. l 5*\ ti s«e. 8.
R'.T 5*rie Insv'br.t^e?! b:e:ea M. i i\ AmoMdtu iMatrvais Ettra-
bf^Ls e: Gesj'i^'iist Speiser 3. t2t$. L. Nibijss JümmmdmM de Bois-
*" v^-. luo'i r «-■«iiiiv^i ■•! i »f !.••- !■ f . .■•j ii.»n.- .-n:*^ ■ 0"^ — !
•eflet-i* Mit. i-o^i/i i-ictt .1 ii«r }iia«ucsn;; .,^•f-^cft.'* 0 St.. U«y^
*"• • {■ Ulf«* i.i> ■'^tiii I ■'•■r'''*r \i. 1 i ^.i.-.« !••> !4ti:£«^^ vMife^m« «i
üjsc L, >* ^ ;-«!.--,. 1-. -II- I. . r->*:*i \,^tüij-t -.!«• i.-'!« -»in ^ikuc £«4 ia
« Bija-u l*!*! r^>; -'«r nj>c?<'^ >. Sa.«-i>i«ir i< l^cir*« l 111>. S«^ 'Bf- TtS*
!>. J** Ulli t"Tir .'^f.1.-* .'.'i»«r-*"» -Ja« i "T"
» Hj.. '•-;-, iL "1 S^a-it n V na»--?«!, '-«ur Tfi-^ >a*-UKi 2. ST.
4.-n.i»j <<«•: dr^ i« ^•'■Bitac ^lur^oe r<it. kitf. tau £««•■
• ■ i" »4«-i.m» ■•■■i" 1.". '■^. .'W. *: .*i I ft-«<r-kraa. *«*•
•* .Lj.f«iJ. 1- i^. **>»-••" M»'» r«»»;« .""V'-^iA.X-"^! St. ^;m^ 3iu^^
Keltische Forschungen. 1 7 T
ieu p. 303, 4» Amatidvs (fig*) Steiner n. 1624, Jul. Sept. Amandas
eques Rom.) Hefn. Rom. B. n. 334, FI. Amandus 1. c. n. 1 73, M.
Lurel. Amandus und seine Kinder AmandinuSf Amandina 1. c. n. 166,
imanda (liberta) 1. c. n. 299, Octavia Amanda Steiner n. 601.
Aus jüngerer Zeit verzeichne ich Amandus n. 627. Pard. n. 242,
imand a. 967. Günther n. 20.
Darneben sind zu vergleichen Amantius (ep. Rathenor.) Not. 4,
diac. Ganday.) Mart. 19, (ep. Comens.) Apr. 8 im Martyr. Rom.,
manip.) a. 533. Pard. n. 118,
Amaniinus: ^villa Amantiniacus** ssbc. 11. Cart. Savin. n. 602,
AmentiusB, 840. Cart. S. Vict. Massil. n. 28, Amentia (mancip.)
. 826. Beyer n. 58, Ament ssec. 13. Lacombl. 2 n. 130, abgeleitet
loreh -ani und -ent (Zeuss. p. 759. 760).
Bei dem Namen Amandus an lat. amandus zu denken liegt
iahe, und der oft erscheinende Name mag vielleicht manchmal so
a deuten sein. Dessen ungeachtet darf die Existenz eines gallischen
[amens Amandus^ Ammandus gleichfalls angenommen werden.
Auf ein gallisches Wort am, amm weisen deutlich die den In-
chriften bei Steiner entnommenen Namen :
Octavius Ammius n. 1487, Ammius (fig*) n. 1484. Aurelia
immias n. 633, Titinia Ammia n. 288,
. Ammaga n. 1227 9, Ammacius Hucdionis fil. n. 1500^). Am-
tiaeus (libertus) n. 1022, Nantius Ammavos n. 2538 <). Censori-
iius Amausius n. 1275,
AmmiUus n. 1997, Primia Ammilla n. 583, Julia Ammilla
I. 1003,
Ammonius Seeundanus n. 231 ^),
Amio (fig.) n. 2677, Julius Amio (libertus) n. 2984 »),
Amianihus*) Orelli n. 453 = Amiantus'').
*) V|^l. Zeass. p. 755.
*) Amseu* sne. 8. Polypt. Irm. 78, 12.
*) Ulpia Ammava Orelli n. 2005.
^) Ammonius Crassus, asBC. 11 — 12. Cart. 8. Flor. Morice 1 col. 889.
^) Amanda seine Tochter.
*) lo Amio und Amianttu wird i als ableitender Vokal (vgl. Zenss. p. 724) zu
betracht«n sein.
7) Vgl. Adianto Moroms. n. 284, Samianta Steiner n. 2773, EUanta ssbc. 8. Polypt.
Irm. 24, 2. Letzteren Namen beseichnet Grimm. Gesch. d. d. Spr. p. 546 als deutsch,
doch Tgl. kyror. EU Lib. Landar. 192, Eleri (Sohn des Dingat) Liyes p. 26«, 22
178 stark
Aus jüngerer Zeit sehliesseii sieh noch an:
Ama f. a. 686. Pardessus n. 406,
Amacla f. a. il77. HLgd. 3 n. 22 0»
Amadus ssbc. 8. Polypt Irin. 58, 48, Amatns a. 780. Cart.8. Vict
Massil. n. 31, armoriseh Amat a. 1087. St. Flor. Morice 1 col. 463.
Amada (maneip.) a. 814 Polypt. Massil. N. 6. Carl. S. Viel
2, 653; a. 915 Lupo 2, 98. Amata a. 903. Neug n. 643,
AmtUOf Amoto ssbc. 9. Meichelb. n. 615. 622,
Amor (judex) a. 901. Marca hisp. n. 61; Regiualdo Amauri
Capellano, sasc. 12. Cart. Marrnout. Morice 1 col. 666,
Amunnus a. 873. HLgd. 1 n. 98,
Aminus a. 757. Urkdb. v. S. G. n. 20,
Amicus saec. 8. Polypt Irm. 11, 36» Pontius Amig a. 1069.
Cart. S. Vict. Massil. n. 46,
armoriseh Amicia (uxor Deriani) ssbc. 12. Morice 1 col. 639.
Als Zusammensetzungen mit der Partikel ad-*) können betrach-
tet werden :
Ad-amantius (abbas) c. a. 962. Esp. sagr. Tom. 19» 371»
Ad-amannu8 a. 859. Cart. de Cormery n. 21, denn die Annahme
einer doppelten Ableitung von dem Worte ad wird kaum anzunehmen
sein.
Ein geeignetes Wort zur Erklärung dieser Namen aufzufinden
ist mir nicht gelungen. Kundigere mögen auch entscheiden , ob toi
den vorgeführten Namen nicht manche auszuscheiden und etwa Amor
cu» durch irisch amac (vultur or any ravenvous bird) 0*Br.,
Amicus, Amica durch kymrisch amic (greediness) Lhuyd 1, 213»
AmiantusAuvch irisch aim A^an/i(pleasant, agreable) 0*Br. ==01111011/
zu deuten sind.
Mit -a»i/ (Zeuss. p. 754) sind abgeleitet :
Quoranda (Flussname) ßoil. Aug. 4 p. 779,
Curandius (tribunus sagittariorum) a. 371. Ammian. 29, B» 24,
Morandu8f Tecanda s«c. IL Polypt. Irm, 49\ 50**,
Galüfidus (mon.) saec. 9 — 10. Cart. Sith. p 155 n. 8!»
Junandus saec. 10. Cart. S. Petri Carnot. p. 63,
iElariu» Polypt. Irm. 115, 300), Eloc, EUoc I.e. 154. 169, iritch IT/tm, son of Coin,
kiDg of Ulster, a. 56, Etarius inchorite, died a. 802. The four maelers o. t. i.
1) Vgl. kymrisch »ager IdraelW mbc. 6. Vita S. Cadoei c. 53. hU9% p. 87.
>) Siehe Adab:
keltische Forsciiuugen. 179
der irische Maunsname Neamhnand: Baoithin m^LC Neamhnaind
rt. Dungal. Jaa. 12 p. 14.
Doppelt abgeleitet mit -nd-in, wie Amandinus, sind :
Jalandinat Seid), Arch. f. K. österr. Gq. 9, 120. Julina Calandina
nner n. 3234, Kalandinus Muchar, Gesch. 1, 423 i)»
Norandinus ssec. 12 — 13. Lib. vitae eccl. Dunelrn. p. 82, 2<).
Zu den aus am, amm gebildeten Namen können im Salzburger
rbruderungsbuche noch gezählt werden :
Amil (ex congreg. S. Petri Tricas.) 116, 14 ssec. 8«),
Ämmiloni (abbas Juvar.) 118, 11 ssbc. 9.
Die Ableitung -e7 (Zeuss. p. 728), welche in beiden Namen
scheint, zeigen auch die gallischen Namen
Basiluß (Lucius Minucius) Ces. B. G. 6, 29,
Abiitis» Coril^) Steiner n. 1449, dann
Darila, Dafila^) sasc« 9. Polypt. Rem. Sl, 82. 62, 94,
irisch Medhuil (msincif.) f. ssec. 11. Kemble 4 n. 981 p. 309,
ghuil (St.) Mart. Dungal. Jun. 11., Dicuil mac Each, Annal.
^h. a. 629 (Collect, de reb. Alban. 1, 220).
Die zweite Ableitung 'oni, vielleicht -öni (Zeuss. p. 736), finden
r in den gallischen Namen :
Racconius 851, 7; Voconia 476, 1; Voconius 489, 10; DurO'
is 779, 7; Sumelonius^) 851, 7; Laronia 646, 2 bei Gruter;
ranins Fabretti p. 58, 331; Tammonius 2013, Raconius 2043,
Bonius, Cüsonius (deus) 1406. 1979 bei OreUi; Sattoniua 10,
tvonius 168, Liätonius 600, Lasioniua 601, Foriionius 947,
%ssoniu8 1011, Opponius 1024, Cetronim 1267, Melonia 631,
monia 927, Saceronia 938, Masonia 1283, Cricconia 1824,
ponia 3114 bei Steiner.
) Vgl. auch Kaiandria (monaca) a. 1157. Lupi 2, 1155.
) Vgl. Nor, NoruM (fig.O Frdhner n. 1722. 1723, Lolltut Noricu* Steiner n. 2766,
IforUnu» MBc. 9. Polypt. Rem. 9, 22, NorUms, CardinaUs, cvjna fainlUa i Bergo-
mati« agrt oppido originem duxit. Lapi 2, 54, kymrisch Nor, Sohn des Owain,
Genealogia S. Cadoci. Live« p. 81.
) Amiio MBC. 9. Polypt. Rem. 19, 7.
) CüHUo d. f. Corilis o(fficiDa).
) Dafila d. i. DaviUi. Vgl. armor. Dau a. 826. Gart, de Redon n. 133.
) Sumeloniu* d. i. Su-melonius.
SItzb. d. phil.-hist. Gl. L1X. Bd. II. Hft. 13
ISO stark
Als zweite Ableitung zeigen -on die Namen Mandalonius Gra-
tus, Steiner n. 1836, Opilonicus a. 739. Pard. n. 569 = Opi^-
oni-c-us.
Anciogo 80, 18 ssbc. 8.
Dieser Name ist nicht von anci, sondern von einem Worte anti
abgeleitet und = Äntioco, Vergleiche
AfUiocus (Munins) Orelli n. 3793, Marius Aurelius AntiochuB
Steiner n. 1117, Antioch (Symon) a. 1270. Mohr, Cod. dipl. Rhstie
1. 2S6.
Afitocli a. 804. Cod. Lauresh. n. 3403 aber durfte zu Ando-
chius (St.) a. 721. Pard. n. 514 p. 323 zu stellen sein.
Wegen ci statt ti vergleiche Helvechis Orelli n. 3973 statt
Belvetius d. i. Elvetius, Amnncins Steiner n. 533 statt Amantiui,
Larcius neben LarfiusOreWi n. 3031 u. v. a. Namen der jüngeren Zeit
Von einem Worte afiti sind gebildet die Namen:
Antia Suri filia, Knabl, Mitth. d. bist. V. f. St. 4, 416, Anieüu
Restitutus, Orelli n. 3976, Antiscius (Marcus) Orelli n. 4909,
Antestitis Gajus Fröhner n. 19, Tib. Antistius Marcianus Fausti
fil. domo Circiana, de Boissieu p. 269,
Antianus, Anteria ssbc. 8. Polypt. Irm. 67, 55. 203, 26,
Anteria, Tochter der Alefwveia (d. i. ASen'OV'erd)^ ssbc. 9.
Polj-pt. Rem. 52, 96,
Antioni (comes) ssbc. 4 t. Ribeira 1, 23.
Der Ableitung nach vergleiche ich Anciogo nicht mit Orogm
(mancip.) a. 872. Pard. n. 180, Flovogim (villa) a. 942. Cartol.
Savin. n. 33, Gerogius (pra^pos.) c. a. 1055. Cart. Paris, i p. 319
n. 11, sondern mit
Bibroci (gens Britann.) Cses. B. G. 5, 21,
Ninnoca (Sta.) a. 458. Pard. n. 14,
Totocha (mancip.) a. 788. Urkdb. v. St. G. n. 117,
Quintiociis (judex) a. 874. Marca hisp. n. 34,
Intiocus a. 879. Marca hisp. n. 39 col. 806,
Mawioch Goldast 2, 104; vgl. Mavillus Steiner n. 1946, kymr.
Mawan Lives p. 595, 39 *).
Die Media g statt der Tenuis zeigen Domniga neben Domniea
saec. 8. Trad. Wizenb. n. 253, Waniggo neben Wahaninco {str^
M Über Ji** AhleitunK -ov siehe Zeuss. y. 772.
1
Reitische Foraihuugen. 181
vus) a. 764. ürkdb. v. St. G. n. 42. Varciagus (villa) c. a. 1000.
Cart. Savin. n. 4ö4 statt Varcidctis u. a.
Von demselben Worte, wie Anciogo = Anlioco, ist abgeleitet
Aniesmo (pbr. rnon.) 52, 26 ssec. 9.
Dieser Name, dem der Frauenname Aititisma ssbc. 8. Polypt.
Irm. 46, 3A = Anii9ma^) zur Seite steht, ist abgeleitet durch -sm d. i.
-»-ifi (Zeuss p. 732), wie
Auresma» Gendreama saec. 8. Polypt. Irm. 11, 32. 186, 62,
Oaismi (gall. Volksstamm) Cses. B. 6. 2, 34,
SiUigma (dea) Orelli n. 2052 >),
Akarisma (Sta) Codex Theodorici derBened. Abt. Deutz. Jahrb.
des Ver. f. A. im Rheinl. Heft 41 (1866) p. 45»),
dann im Polypt. Irminonis Acledrisma 82, 33. 103, 193, Adal-
garisma^} 223, 6S, Aclisma 113, 293. 251, 28, Adalisma 213, 46,
Aderisma 103, 195. Adrisma 114, 297, Agrisma 79, 21. 86, 67,
Airüma 269, 105, Alcismus Sl, 77, AlcismaZßS, 136, Aidisma
249, 28. Aurisma 16, 69, BaUisma 155, 35, Bei-tüma 37, 34.
169. 33» Daidrisma 97, 154, Droüiamus (d. i. Droctismus) 192,
12, Elismus 69, 81. 202, 23, Erlismus 135, 15, Ermentisma 219,
36. J^lorisma 230, 21, Frodisma 146, 79, Galdisma 140, 49, C^-
numa 229, 8. 238. 37, Genismus ß7, 62, Geirisma89, 91, Gerisma
108, 238. 174, 72, Giurisma 99, 164, Godisma 90, 92. 92, HO.
93. 122, Ingrisma 33, 2. 101, 177, Landisma 53, 7. 253, 60, L«/*-
drisma 91, 102, Leudisma 37, 34, Leudrisma 88, 84, Madrisma
264, 143, Mandisma 12, 37, Nodisma 246, 5, Petrisma 265, 144,
Rageniisma 175, 78, Rainisma 81, 30. 114, 296, Ao^fisma 150,
109, Sigrisma 101, 176, iSo/i«wia 197, 7, Theodisma 113, 293,
TTöÜM/iiM« 215, 7, Waldisma 145. 78, Waltisma 25, 12, Fmwfa
213,46, Wfrfi«/wa 148, 94,
<) Vgl. Aigridu* bei Agarizzo.
*) Vgl. SoUtma (libern uxor coloni) unter den folgenden Namen des Polypt. Irminonis.
*) Anäesmio9 Fröbn. n. 179 ist wabrseheinlich = An-deami-oa aufzufassen. Vgl.
irisch deUe (ornamentum), deUrmfin (orno), deiami» (curious) Lhuyd 1, 100, daun
irisch an-hhal (huge, exceeding great), an-mhor (rery great) und Anealitea (gens
Britann.) Cns. B. G. 5, 21 = An-calites^ Andoaaua (Herkules) Rhein. Mus. N. F.
XVII. =i4n-(io««f/« (lj. Aurelius Doaao Steiner n. 976)Jii8Ch ^/i^/m/a.'951. iln/aifA
f. a. 1133. The four masters =3 An-ghal. An-lait/t,
*) AdalgmrUma = Ad-atgariama.
13*
182 stark
im Polypt. Rem. Aglisma 53, 101, Aintisma 46, 34, AlHäma
ßl, 77. 85, 118, Andrisma 87, 41, Angelisma 51, 86, Baldisma
60, 71, Diorisma 48, 67, Elisma 49, 62, GeUsrna 68, 18, Gentisma
37, 41, Gerisma 101, 19, Gerentisma 70, 29, Hildisma 60. 76,
Ledüma 66, 116, Marisma 103, 41.
AiitubuB (pbr.) 61, 37 sac. 9.
Dieser Name ist durch -6 abgeleitet von dem Stamme a»^ >)•
falls ti zum Stamme gehört. Derselbe Stamm findet sich in den gal-
lischen Namen:
Antm, Anthus Steiner n. 1347. 1022,
AntuUuB Orelli, Inscr. Helv. n. 26, Pr. Anttdlia Orelli n.
3376,
Antunnus in dem Ortsnamen Aniunndcum (Andernach am
Rhein) Itin. Ant., Tab. Peut., Ammian. 18, 2, 4 (Zeuss p. 737. Glück
p. 4. 6), dann in
Antusa f. ssbc. 8. Cod. trad. Ravenn. p. 34,
Antunga (masc.) a. 961. Marca hisp. n. 96,
Antoema f. s»c. 9. Polypt. Rem. 48, 48 «).
Abgeleitet mit -b (Zeuss p. 762), wie Antubus, sind auch die
gallischen Völkernamen MavSoOßioi Strabo 4, 191, Mandubii CsBs.
B. G. 7, 68. 78, Esttbii 1. c. 3, 7,
die gallischen Ortsnamen Vidubium Plin. 4, 18, 32, Vtdubia
(ad Arar,) Tab. Peut., Ussubium Itin. Ant., Tab. Peut., GeUuba
(castellum Rheno impositum) Plin. 19, 6, Tacit. Hist. 4, 26, Itin.
Ant., OvEpovßiovii (axpov; Brit. promont.) Ptol. 2, 2,
die Personennamen Rrinnbus, Brinubius (Brinubi filius) Arch.
f. K. östr. Gq. 9, 134, Cormtbim a. 1183. Marini, Papiri dipl. An-
not. ad 132 p. 366.
1) Schwerlich ist Antuh-itt auf An-dub zurückzuführen wie irisch Maeldubh, n chifUiB
of Connaug^ht, a. 622. The four masters = Mael-duhh. Eher durfte Änäoh (Car.
mano) auf gallischen Münxen bei Duchalais n. 295 — 297 in dieser Weise au denten
sein. Vgl. irisch Roduhh (Fiachra sun of) a. 993. The four masters = Ao-ilaiM nebe«
Bo-garb (Garb mtLcBoffnirb) a. 638. The Banquet of Dun na n-Gedh und the BatUa
of Mngh Rath. Fubl. by J. O^Donovan p. 82 (Dublin, 1842. 4<*).
*) Antoema ist abgeleitet mit -ern (Zeuss p. 737) wie Jderna^ Jdernus Pol. Inn. ItSt
3. 205, 35 u. v.a.
Keltiüche Forschungen. 183
Anhid 24, 1 sapc. 9.
DieserName ist, ^^ieAntubu8f von ant oder antu durch -ud oder
-rf (Zeiiss p. 783) abgeleitet <). Die Ableitung -«rf zeigen die Namen:
Abudim Rufus, Taeit. Ann. 6, 30 und davon abgeleitet Abudi-
äeutn (Raet. loc.) Tab. Peut.,
Senudns n. 239, Sieludo n. 1768»), Samuda f. n. 2976 Stei-
ner, dann
Aiuda, Winiudis f. saec. 8. Polypt. Irm. 103, 191. 126, 24.
Jagud ssec. 8. Schann. n. 1 06 <),
Aguda (castrum) a. 1099. Marea hisp. n. 320.
Aniunia (sanctimonialis) 77, 33 saec. 8.
Auch dieser Name ist von demselben Worte, und zwar mit -uni
(Zeuss p. 734) abgeleitet.
Diese Ableitung finden wir in den gallischen Personennamen
Lostmiiis, Immunia^} f. Steiner n. 1638. 1920,
Sepuniiis Orelli n. 3298,
in dem irischen Namen Papunius (Hibernus) Codex der Bened.
Abtei Deutz. Lacombl. Arch. 5, 295 &).
Dem Namen Antunia stehen zur Seite die Namen:
Antonius, AntuUus Orelli n. S03ß, Antonius S\]o, Antonius
Lucii fil. Steiner n. 50, 1294,
Antonia Sisiata, Neigebaur, Dacische Inschr. p. 51, Antonia
a. 814. Polypt. Massil. H. 28. Cart. S. Vict. 2, 644; sac. 8. Polypt.
Irm. 68, 163 •).
0 Äntud kSnnte auch, wenn nicht die auslautend« Media im We^e stunde, als Com-
Position SS An-tüt (rgl. C^n-toutoB Dnchalais n. 31, kynir. ßu-tüt Lib. Landav. 264
=a Avi'toutot) aufgefasst werden. Siebe Zeuss. p. 118.
S) Vgl. den armorischen Mannsnamen Sicli a. 797. Cart de Reden n. 191 und den da-
Ton abgeleiteten Frauennamen Sictina siec. 8. Polypt. Irm. 172, 64.
*) Vgl Jagp (einer der alten britannischen Könige) Galfred. Monumet. 2, 16,
armoriscb Jagu sasc. 9. CaK. de Redon. n. 9, Jacutut a. 1144. 1. c. n. 389.
^) Vgl. O(fBcina) /mi Steiner n. 1449, /mitM, Imani Fröhner n. 1193. 1187, Himminilla
(nancip.) a. 840. Dronke n. 531 = Jmminitla, kymrisch Imor Lires p. 153, irisch
Imhar (Donnabhan son of) a. 995. The four masters.
'j Siehe bei Papo.
*) Vgl. auch Antonsi (fliiv. Britann.) Tacit. Ann. 12, 3t.
t 84 S I M rk
Baithanus (nion.) 49, 37 sa^c. 8.
Baithdn *) ist wahrscheinlich der Name eines irischen Mönches.
Baedhaifif d. i. Baeddnus, wird erwähnt in einem Gedichte des Gil-
das Modudius hei OTonor, Script, rer. Hib. I. 1, 150, dann in den
Annalen der vier Meister Baeddn son of Muircheartach» son of
Miiireadhaeh, joint-king of Ireland a. 556 und Baeddn ^ son of Nin-
nidh, son of Fearghus Ceniifodha, shiin a. 567 s).
Bnrthani 71, 33 ssbc. 8.
Herr von Karajan bemerkt zu diesem Namen Fol. XLIII:
^Barthanif oder, wie ihn die „Collectanea" nennen, BaetifiB was
auch für Bartni verlesen sein könnte, war der zweite Aht des Klo-
sters Hy**. In diesen Worten liegen zwei Irrthümer. Barthani ist
nicht Nominativform, wie hier offenbar angenommen wird, noch
überhaupt die richtige Form für den Namen jenes Abtes , welcher in
den Anna). Tigh. (Collect, de rebus Albanicis p. 218) mit dem
Todesjahr 598 ganz vw\\{\i^ Baetin und im Martyr. Dungal. Jun. 9
p. 162 in entsprechender jüngerer Form Baoithin mit dem Sterbe-
jahr 600, in den Annalen der vier Meister Baeithin geschrie-
ben ist.
Barthani ist demnach ein Lesefehler und Genitivform wie die
ganze Reihe der in Spalte 71 verzeichneten irischen Namen Columbe,
Lassarani, Fircnoi, Seiani, Commeni, Faiifei, AdomnanU Kerani.
Columbani, Dorbenl, Kifleni, Zsljbdeni, aber auch Konomblo^ 7\i-
nochodo, Feiigon, welche alle im Abdrucke des Verbrüderungs-
■
buches als Nominative angeschen wurden.
Lesefehler, wie Barihan statt Baithan sind übrigens im Drucke
des Salzburger Verbrüderungsbuches nicht selten. Ich will nach einer
jedoch nicht umfassenden Vergleichung der Handschrift hier einige
derselben berichtigen.
') Försteinann meint p. 201, dass statt Baithanus etwa BaithaHus zu setzen sei.
*) Im Mart. Dungal. p. 362 wird der Name Baothan (Juni 18) von anderen Baitkim
geschrieben, mit „Invenctis'* übersetzt Zur Vergleichung bietet die kymrisehe
Sprache das von dem Hauptworte haedh (aper) Lhuyd 1, 43, bei Owen hüex. ab*
geleitete Beiwort baezan d. i. baedhan (eberfihnlich). Baedhan hiess nach Owen
auch ein Krieger in Ai (urs Zeil. \\r\. siiich Fearglius Bavth (tcnealogr of Corca
Laidhc. »i&ccll. of fli«- ct'lt. .soc. p. IS.
Keltisch«* Forschungen. 185
Sp. 18, 14 Oiricus st Otycus^), 21. 19 WilUporc st. Wilu-
perc*). 24, 5 Theodolt st Theodol 24, 6 Woscolt^) st. Woseolt, 24,
19 ir<?«tVo*) st. Wemco. 25, 9 Leopryn st. Leoprlm. 25, 10 A/A/io
St. F»AAo.40,33,Caeriit5) st. Gi/^rnt. 40,41 Odala, Wanpurc st. Orfa/.
Awanpurc- 40, bl Adaiger f^} si. Adalgerper. 42, 2 Cheitamar st.
CheUmar. 42, 41 perhthilt st. p^. rcAtV^ 61, 18 Hiltiwar st. äV-
tiwar, 68, 2 Pencinc st. Pernvint. 68, 4 Skilpunc st Skilpunt,
98, 10 Hrihpurc st Hripurc. 98. 2iFriuntki8 st Friutkis. 98, 25
£ppo st Poppo. 105, 3 Hrihfrit st. ^W/riV. 105, 8 Heccha, Cosa
st Hecchacosa, 108, 9 Willoc st Willoi. 141, 6 Gamanoldus st.
Garmanoldus'*).
Papo, Papa f. «) 1, 6. 4, 23 saec. 8—9.
Papilo 48, 21 ssec. 8.
Das Wort pap, aus welchem diese Namen gebildet sind, konnte
aus der deutschen Sprache bisher nicht erklärt werden, es mag da-
her gestattet sein sie zu vergleichen mit
Papua (fig.) Fröhner n. 269, Papius Fortunatus Steiner n. 964,
Papta (Purellius) Orelli n. 3101,
Papidius Rufus, de Boissieu p. 379,
Papianilla saec. 5. Ruricus 1. 2 ep. 36. Cannis. Lect. ant 1,399,
Papiri libertus, Steiner n. 549, Papirius Eunus, Orelli Inscr,
Helv. n. 35, Papirius Aelianus, de Boissieu p. 20, 20,
Papiria Polcra, Orelli Inscr. Helv. n. 105»),
') ^fl^* >■» Verbrüderungsbuche Tafel 1, 1 der Schriftproben.
«)«Vgl. Tafel l,n.
*) ^%^' VotchitniM (ep. Virdun.) 8»c. 8. Gesia ep. Virdun. Mon. Genn. 6, 43 und
Fii9euio.
4) Dieser Name findet sich im Verbrüderungsbuche auch 79. 39. 107, 14.
»j Vgl. im Verbrdb. Kaemi 103, 15.
•} p. d. i. preibiUr.
'') Heinzaperth 37, 22, Uengrgit 70, 24 und Ohtrin 3, 49 sind PhanUsiegebiide und
ganx zu tilgen.
^) Förstemann bat 1, 195 Papa irrthümlicb als Maunsnamen angegeben. Im Ver-
bruderungsbuche erscheinen auch die Formen Pdpo 1, 50. 158, 28 saec. 8 — 9,
Pabo 127, 30. LeUterer Name, dann Baho (pbr.) 130, 38; (ep. Gurc.) 132,8
s»c. 11 stehen yielleicht statt Pavo^ Bavo.
*) In der Esp. sagr. Tom. 12, 107 erscheint a. 867 ein Episcopus Eliberitan. Bapiria
anch Bapariut geschrieben. Vgl. auch Papirus (vill«) »»c. 9. Cart. de St. Aubin
d^Angers. Morice 1 col. 279.
186 stark
irisch PapUiiitis (St., rex Hibeniiae, fpater S. Nothi) Codex der
Bened. Abtei Deutz. Lacombl. Arch. 5, 295 wahrscheinlich identisch
mit Papan St., filius Aengiisii regis <)> Mart. Dungal. Jiil. 31 p. 206
und Nota 3,
kymrisch Papai, Sohn des Brachan, Lives p. 274*),
Pabo Post Pryden, Lives p. 267, 38,
armorisch Papinm de Raheriis, ssbc. 11. Cart. de Marmoui
Morice 1 col. 409, dann
Papia f. SJBC. 8. Polypt. Irm. 20 1 , 1 2 ; saec. 9. Polypt. Rem. 49, 62.
Pabo a. 1204. Cod. Wangian. n. 70 p. 156,
Pappolus (ep. Carnot.) a. 573. Greg. Tur. 7, 17; a. 838. 667.
Pard. n. 118. 358«),
Papolenus a. 582. Greg. Tur. 6, 16, Pabolenus, Papolinus
a. 692. Pard. n. 426, Babolimtsi^üolotu) c. a. 499. Pard. n. 68 p. 39.
Papalac (Odo) a. 1046. Polypt. Irm. App. 22 p. 359.
Zur Deutung dieser letzteren Namen dienen die kymrischen
Wörter pabyl (activity, rigor, energy, faculty), pablus (nervous, vi-
gorous) Owen =pabul, pabulus, die vielleicht auf die dort angege-
bene Wurzel pab (that produces motion) zurückzuführen sind.
Pascasius 81. 38 ssec. 8.
Einen gallischen Wortstamm basc bezeugen :
der gallische Name Bascei Andosso Andoxus, Du Möge. Ar-
cheol. pyr^n. p. 159, dann
der irische Frauenname Bascia (Sta) Martyr. Dungal. April 13.
der männliche Zuname Baschdn: C^irhre Baschaew, son of Coijjeiire.
a. 165. The four masters*), ferner
L. PaaquidiHs Festus (a. 88). Orelli n. 1523»),
Pa8centiu8{\\h^v{\is) a, 573. Pard. n. 180 p. 138; (ep.) a. 884,
1. c. n. 192,
1) Sein Bruder Natul cutspricht dem vorhergenannten Nothus.
2) Jolo schreibt p. 111 denselben Pubiali. In den Lives p. 606 nota wird er auch
Pahlai, PahUali genannt und ist wiihrsrhcinlich Pallay, ein Scbuier des b. Win-
waloc (Guinguaioe).
*) Vgl. auch „Villa Papotparl" c. a. 490. Pard. n. 65 p. 39.
^) V^l. auch Crich- Baincinn^ Miscellany of the celt. soc. Ed. hy John O^DonoTtn
(Dublin 1849) p. 61. — frisch crich (a land or country).
^) Pasqnidiu» = Pafcidiu».
K
Keliiache Forsehungen. 1 8T
Pa$eariuB (ep. Namnet.) ssec. 8. Boll. Jul. 10. III, 70 <),
/Vr^coffftM Tiburtius, Orelli n. 7315% Pascnaius (ep. Viennens.)
sec. 4. Boll. Febr. 22. Tom. III, 290 ; (diac. Romae) sa^c. 6. Boll.
Mai 31. VII, 438: (ep. CabalHcens.) a 693. Pard. n. 401; vilia
Pä»ca$isL. 921. Esp. sagr. Tom. 18 p. 321,
Optatina Retieia sive Pascasia Orelli n. 2771,
Paschasia (rirgomartDivioneinBurgundiasubM. Aurelio) Boll.
Jan. 9. I, 566, Pascasia (maneip.) a. 814. Polypt. Massil. H. 45.
Cart. S. Viet 2, 646, und davon durch eine zweite Ableitung gebildet
Pascasiola (maneip.) a. 533. Testam. Remigii, Pard. n. 118
p. 82. Dieselbe wird 1. c. n. 119 p. 87 Pascasidis geschrieben; ferner
Paschalis a. 879. Marca hisp. n. 39 col. 805 <),
Paschardus a. 1322. Mohr, Cod. dipl. Rhsetiae 2 n. 193,
Pasco a. 740. Ried n. 2. (maneip.) a. 814. Polypt. Massil. H.
59. Cart. S. Vict. 2, 646, Paa^ius Cocbus a. 1241. Cod. Wangian.
n. 183 (vgl. Paxweten a. 895. Cart. de Reden n. 266 ^ Pascweten
a. 852. n. 35),
die armorischen Namen Paschaham a. 820. n. 151 = Pascam,
Paseic a. 863. n. 80, Paschael a. 834. n. 128. 219 = Pasc-had,
Paschoiam a. 830. n. 196, Pascweten a. 852. n. 35 {Pasquitan
a. 860. Cart. Prüm. Morice 1 col. 316), Pascworei c. a. 865. n. 82
im Cartul. de Reden,
der kymrische Name Pascent (Sohn des Vertigern) ssßc. 5.
Nenoius 53, Pasceni Lib. Landav. p. 202, Pascenn p. 200, endlich
Passcaleh in dem Ortsnamen Passcalehesdorf ca. 11 26. Mon.
boica 4» 517 (vgl. die kymrischen Personennamen Enllecli Jolo
101, 13, Conlec Lib. Landav. p. 138, den armorischen Berthlec
a. 834. Cartul. de Reden n. 4, den irischen Neachtlic ep. Mart.
Dungal. Hai 23).
Zur Erklärung dieser Namen dient vielleicht altirisch basc
(round, circular, compleat, neat, handsome) Lhuyd, Arch. Brit. 1,
141 IQ dt^n beiden zuletzt angegebenen Bedeutungen. Im ^^Irish engl.
dietionary*' stellt Lhuyd das Vforilnisc auch = dearg >), red or scarlet.
1) Vgl. auch TJUa BoMcara a. S9S. Marca bisp. n. 52 col. 829
') Patcö oder wahrscheinlicher PatceUus in «villa Paacellarai»"^ a. iVMu Purd. 2 n.
277 p. 43.
') Vgl. Muireadhach Mmnäearg^ king of Ulidin, a. 571. The four inustcrs = Muired-
hach Muinder^^ Mart. Dungal. Jan. 3 p. 7 bei Finuiiigii.
188 stark
Wie Pasatsius sind mit -as (Zeuss p. 747) abgeleitet die gal-
lischen Personennamen i4i///a«if/« Murat. 158S, 4» Corasus I.e. 1319,
I, Ferasius Steiner n. 712, Mueasius I. e. 1019, Mercasia Marat
13S, 4, Yetasia Avilia (liberta) Steiner n. 1562, Ninasa Knabi,
Mitth. des bist. V. f. St. 2, 354, Destasia Mab. Ann. ssec. 1 p. 235»
II, ferner
Alfasia 85, 53, Austasia 49, 94, Enrasia 101, 178, Teudasia
72, 19, Waltasia 253, 59 im Poh-pt. Irm.,
Nicasia, Timasia (mancipia) a. 814. Polypt. Massil. H. 74.
Cart. S. Vict. 2, 644,
Damasus (ep.) a. 938. Cartul. Sithiens. p. 142 n. 76» AdaHu»
s»c. 10. Marea hisp. n. 81,
der kymrische Ns^me Gildasiiis (St.)f a. 370. Boll. Jan. 2 p. 958»
Gildas (idem) Lib. Landav. p. 131.
Pascuwialh 78, 34 ssßc. ?
Dieser Name stammt, wie Agleverta, den dieselbe Hand in
der vorhergehenden Zeile eingetragen hat, offenbar aus romanischem
Lande, und zwar aus Frankreich, und u in dem Worte ba^cu ist
wahrscheinlich als Ableitung zu betrachten. Diese zeigt sich auch in
dem armorischen Namen
Pascuewethen a. 869. Cartul. de Redon n. 242, dann in
Pascuarius 188, 71, Pascuiidis 83, 44, Pascoinus 43,47.
46, 64 Polypt. Irm.,
Pascunlis Velletiz a. 1010. Esp. sagr. Tom. 36. App. n. 8.
Das Wort wialh in Pascuwialh ist wahrscheinlich fehlerbaft
und durch toalh zu ersetzen. Vgl. kymr. Tudwalch Carnau (Vater .
des Rhiallu) Jolo t06, 120, Dunwalhus (pincerna) a. 741. Kemble 1
n. 86, Cfiobualch (mon.) ssec. 9. Liber vitae eccl. Dunelm. p. 33» 2.
Passiva (sanctim. vel religiosa) 40, 35 ssßc. 9.
Mit diesem Namen, dem der Männername Passivus (pbr.) No-
mina fratr. Tuberens. sa^c. 9. Denkschr. d. kais. Akad. d. W. Philos.-
bist. Cl. Hd. 5, 66 zur Seite steht, lassen sich vergleichen die
Namen:
Ba^utavö^ (früherer N«nmc des Kaisers Heliogabalus) Herodian
5, 3 (3. Edit. Becker), Bassianus Ammian. Exe. §.14; procerum
genere natus, notarius militans, a. 371. Ammian. 29, 2, 5; Aelius
Reitische Forschunijren. Iö9
BaMtanns Hefn. Rom. Bayern n. 114; Bassinno (fundus) ssec. 9.
Cod. trad. Rarenn. p. 69 wahrscheinlich abgeleitet von Bnssus^
Bassiana Materna und Bcissiana Paterna, Steiner n. 1208,
Bassanus (St.) Cod. der Bened. Abtei Deufz. Lacombl. Arch.
5, 295.
M. Bassinius Vitalis, Hefn. Rom. Bayern n. 45, Sedatia Bassina
Steiner n. 638,
Bassulus i) ssec. 5. Rurieus l. 1 ep. 7. Cannis. Lect. ant.
1, 376.
Bassulinus (mon.) a. 876. Marca hisp. n. 35,
Btissadellus (Dominico) judex c. a. 1130. Lupi 2, 951,
Bassigonus (Odelricus) a. 1220. Mohr, Cod. dipl. Rhaet. 1
n. 187 p. 269,
Bassus Fröhner n. 277—283, Ba8su8(\m{\\\\x%) Orelli n.3283,
Bassus (Tarratius) praef. Urbis, a. 368. Ammian. 81, 1, 27, Bas-
sus ik. 1216. Cod. Wangian. n. 134 p. 309, Bassa (^hr.^ Chron.
Sax. a. 669.
Bassa f. Orelli n. 1297,
Bassicus (6g.) Fröhner n. 289—290,
Bassaris (Avenia) Orelli n. 4586, ferner mit p statt b (vgl.
Fröhner p. XXVUI),
Off. Pdssi Fröhner n. 285, Passus in „eolonicam Passidcum**
a. 533. Test. Remigii. Pard. 1 n. 118 p. 83.
Passidina Soeratia, Fabretti p. 81, 111,
Passienus&?X\JLVii\n\k^ et Pa^^tVraaGemella conjux, Orelli n. 3004,
Passienus Fröhner n. 291—293,
Passilus, Passilius in „viila Passiliäcus** saBC. 11. Cart. Savin.
n. 219,
Ij Dietrich schreibt (AuMprache des Gothischen 81) willkfiriich Bataula und be-
xeichnet anter Hinweisung auf altn. basti (Bar) diest^n Namen als gothisch. Allein
▼on allen Personen, an welche Rurikus, der selbst einen gallischen Namen trug,
seine Briefe schrieb: Fatistwt, Nepotianut^ Lvput^ Fredar{ivs)t Celstis, Eoniu»,
SidoHWS, Fomeriuiy OmaeiuSt Mamaews, Cronopius, Capillutu*^ Evfrasiu», Elafiu*,
Praegidius^ Faedamius, Viticut, Turencius, Sedatus, Ceraunia, PapianUla, Parthe-
nuMT, Eudomitt», Melantia, Hispanu»^ Albinus, Taurentius, Aprunculus, Cenaurixu,
Villamenut, Sthorachius, Clans, VolusianuSf führt nicht eine einen Namen, weicht r
gothischer Abstammung ist. Zu jener Zeit war der Klerus, insbesondere in Frank-
reich und Spanien, aber nicht hios dort, hIkmi irr<)ssi>nth!'il.<« «zHllisehiM* Herkunft.
1 90 stark
Pas8aguera(m9i8e,') a. 1181. Lupi 2, 1339, wahrscheinlich audi
Passerius Afer» Orelli n. 6760, Sammius Pa8ser(iu8) Steiner
n. 2873.
Wie Passiva, Passivus sind abgeleitet mit -ir (Zenas p. 746)
die gallischen Namen:
Oveyioviog a»x£avc^(magiiusoceanus a meridie insulae Hibemiae)
Ptol. 2, 1, 2; 8, 3 (Ed. Wilberg),
Ambivius Turpio, Tacit. De orat. 20,
Suliviae Idenicae Minervae (Inscr. Nemaus.) Orelli n. 20K1,
Resivia Grut. 809, 6, Svnoiva Fröhner n. 1787. 2041,
Cativus, Albucivus Steiner n. 166. 3062,
Aestivus (in yas. fig.) Jahrb. d. V. v. Alterthfr. im Rbl. 41, 181,
Aesiiva (Cimmonia) Steiner n. 1698 i)»
Mancivus 174, 68>). Adeliva 26S, 145. Adalivia 209, 9
s»c. 8. Polypt. Irm. •),
Ailivm 65, 14*), Nadelivia, Nodelivia 16, 12. 17 »). 0$ima*)f
Sanctivia^^ 105, 56. 61 saec. 9. Polypt. Rem.,
*) Vgl- »o{ 'Eor^cove^ 6k ra>v OuivdeXixcov tlal, xal ;r6X(( aur&v Ke^irodouvov*
Strabo 4, 6, 8, dann Quartinius E$tiu9 Steiner n. 1835.
*) Vgl. ManciuM (St. raart. in Lusitania) Mart. Rom. Mai 15, Manciut (senriu) «ae. 9
Polypt. Rem. 103, 38, Mancio (comes consobrinus Waifarii) a. 765. Ann. Metteai.
Mon. G. 1, 334, 36, Mancia (mancip.) a. 615. Pard. 1 n. 280 p. 200; wmt.l,
Polypt. Irm. 222, 02, Maneinus (prator) a. 354. Ammian. 14, 11 and irisch Mm-
ehan bei Sta Grealiocc, Mart. Dungal. Jul. 13 p. 194.
'j Vgl. Atalenu* Hefn. Rom. B. n. 591, AdaUigae (monaca) amc, 10. Cart. Sithieil.
p. 155 n. 81 (vgl. die irischen Frauennamen Bicctech Jun. 28, Luigkseeh Mai 21,
Brocteach (Mutter des h. Maelmain) Jul. t, Finrueach Nov. 9 u. a.).
^) Vgl. Carantia Aelia, Assonius AeltM Steiner n. 3. 1489, armorisch Aetmutu» (pbr.)
a. 1141. Cart. de Redon n. 381 p. 339 u. v. a.
S) Vgl. Pescennius üatalig Orelli n. 3787 p. 175, Pinarius Natta 1. c. n. 8880,
irisch Nattai (St.) Mart. Dungal. Jul. 31, armorisch Nmdtil, Natut sac fi. Cart. de
Redon n. 74. 115. — Notius Fröhner n. 1724, NotaiiM (Soha der Wannaaia)
s«c. 9. Polypt. Rem. 51, 81, Nodisma 8»c. 8. Polypt. Irm. 24d, 5, amoriteh
Nodent, Notoiie s»c. 9. Cart. de Redon n. 14. 18 u. t. a.
*) ^gl* Ota (Schwester der MummiaJ tme. 9. Polypt. Rem. 103, 87, Osmnnm mte, 8.
Polypt. Irm. 9, 24. 108, 237; Cod. Lauresh. n. 81; s«c. 0. Polypt. Rem. 108, 88,
Otuva 1. c. 64, 5, Otilia s»c. 11. Cart S. Petri Camot. p. 281 c. 87, kymriMh
Onil (Sohn des Cinuelin) s»c. 9. Lib. Landav. 208.
"f) Vgl. Sanctus Maximus, Dasanti fil. Steiner n. 156, SaitctinM Orelli. ■. 181, Samt*
tula Steiner n. {S(yf^^Sanctonia stec. 8. Polypt. Irm. 137, 29, SancloniHa a. 872.
KeltUelie Forschungen. 191
Arivi terra saec. 10. Cart. Savin. n. 276 i)»
Gerrivus ssc. 12. Cart. de Marmout. Moriee 1 col. 644 2),
Anedivus ssßc. 12. Cod. Wangian. p. 74 >) und mit /* statt v
Dinifius (ep. Turon.) ssee. 6. Greg. Tur. 3, 2*).
Eli/^ 87, 34»), Maurifius 120, 4«) Naialifius 187, 65 sa;e. 8.
Polypt. Irm.,
Manifia^), Nonifia^) ssbc. 9. Polypt. Rem. 56, 119. 105, 63.
Pamn 66, 21 saec. 8.
Dieser Name, ursprünglich Basun, Basunius, ist von demselben
Worte gebildet wie
Basilu» Caes. B. 6. 6, 29, Helvius Basila (praetor) Momms.
Inscr. Neap. n. 4646.4547, Basila (mase.) a. 813. HLgd. 1 und 18,
Basilia (Basel, die Stadt) Ammian. 30, 3, 1,
Pard. i n. 180 p. 139 =s5an<*r-ont-d-t-a, Sancta ». 814. Polypt. Massn. J. 2. Cart.
8. Vict. %, 649, irisch SaneÜn (St. ep.) Mart. Dung^l. Jon. 10.
<) Vgl. Areia, Aria, Arirnh «»c. 8. Polypt Irm. 107, 23S. 114, 297. 229, 8, Arriug
(ciris Helretias) Steiner d. 2187, Arria Succeesa, Spon. Mise. erad. antiq. p. 73,
4 a. T. a.
*) Vgl. Gero aagusto sacrum, Mochar, Gesch. 1, 2S3, Oerontius Ammlnn. 14,8 (kymr.
Oereint Lire« p. 267, 80), Gerontia (liberta) a. 573. Test. Aredii. Pard. d. 180
p. 1S9, GtrUma s«c. 8. Polypt. Irm. 108, 238, Gerindit s«c. 9. Polypt Rem. 102,
18 «. ▼. B.
*) TgL amorisch Ran- Anetear c. a. 870. Cart de Redon n. 232.
4) YgL Dinomogetimdrut M^m. des antiq. de France 13, XVII! d. i. Dino-mogeti-
wtdnu, Dimonu Orelli n. 3874, JHnanus (pbr.) 572. Pard. 1 n. 178 p. 135, DinackuM
(oMDclp.) a. 887. Cart de l'^glise de Beaulieu n. 29. Dina a. 711. Pard. 2 o. 479
p. 287; s»c. 9. Polypt Rem. 47, 46 u. m. a.
5) Vgl. S»U f., EUoi m. s«c. 0. Polypt Irm. 84, 50. 176, 83, EHanut 1. c. 174, 68,
kymr. EU sssc. 7. Lib. Landar. 192, armor. EU s»c. 9. Cart. de Redon n. 58, Sex.
EUius Pndens a. 85. Arneth, Rom. Mit. Dipl. p. 40 u. r. a.
*) Mmmu, Mmaringa s«c. 8. Polypt. Irm. 195, 35, Maurentia 1. c. 150, 61, Mora
(mancip.) a. 828. Meichelb. n. 502; a. 789. Pard. d. 559 p. 374, irisch Mor,
4aagkt6r of Cearbhall, qoeen of Suth-Leinster, died a. 916. The four masters
«. T. a.
V| Vgt Mitnaeimi Orelli n. 6232, Munneia Marat 174, 2, Manidcus Orelli n. 8847, ir.
Jbiuft.'DermotOXonor son of Manus, son of Turlough More of Connaught, a. 1207.
The foar maaters, «rmorisch Manu» a. 860. Cart. de Redon n. 213 u. v. a.
^) Vgl. Nonmu (St.) Codex d. Bened. Abtei Deutx. Lacombl. Arch. 5, 294, Nonna
Tatugi filia Steiner n. 3187, Nennita 1. c. n. 1764, Nonnito Conc. Toict. a. 633.
n. T. a.
192 stark
Basilia (maucip.) f. a. 573. Pard. ii. 180 p. 139;ssbc. 11.
Polypt. Irm. ßO%
Bnsilla (Baebia) Orelli n. 3290, Basilia a. 742. Trad. Wizenb.
n. 52.
Basoliis (confessor) saec. 7. Mab. AS. ssec. 2 p. 67» Basulut
(mancip.) a. 573. Pard. ii. 180 p. 139.
Basinus (archiep. Trevir.) ssec. 7. Bull. Mart. 4.1, 318^ Bannus
(mon.) a. 756. Trad. Wizzenb. n. 221; (servus) ssec. 8. Polypt. Irm.
106. 217, Basenus a. 781. Cart. 8. Vict. Massil. n. 83. Pasen{i)
M(anii) Fröhner n. 296. Basins (Zeuge) a. 1033. Kemble4 n. 749,
Ba8ina(Jc\i\\^ev\Q\Ttgh(\\\^t\Andovera) a. 590. Concil. Pictar.
MansiTom. 10.455**; (colona) ssbc. 8. Polypt. Irm. 277, 40,
Pa^idMa (moiiaca) a. 1 1 14. Faiituzzi 1 n. 126; faWaito (casale)
ssec. 9. Cod. trad. Ravenn. p. 28 aber ist auf Baso zurückzuföhren,
Basingua c. a. 780. Tiraboschi 2 n. 12, Basing ssbc. 12.Lib.
vitae eecl. Dunelm. p. 5, 3.
Ba80 saec. 8. Polypt Irm. 211. 25 und
amoriseh Basonus a. 819. Cart. de Redon n. 226.
Die Ableitung -m« (Zeuss. p. 734) zeigen die Namen:
MroOva (aestuar. Brit.) Ptol.
Magufius GruU 1012, 8, Bissunus (fig.) Steiner n. 1317,
Sacruna Orelli n. 2773 (vgl. Sacrana [urbs Ilisp.] Plin. 3, 12,
dann Sacra Sauronis filia, Knabl, Sehr. d. h. V. f. Innerosterr. 1,
34 u. m. a.),
Pecuna f.(ecit), Bitunu f.)eeit) Steiner n. 842. 876,
Lucdunus (Mannsname) sjbc. 10. Cart. Atlianae. n. 110. Gart
Savin. 2, 635, wenn = Luctunns (vgl. Lucferius Cadurcus, C»s. B.
G. 7, 7. Luctatns Mens, Boissardi Antiq. Tom. 4 p. 134 [Roiq]»
Lucterins Orelli n. 3283. irisch Loighteaeh [Loightech] St imMartyr.
Dungal. Oct 1), auch
die kymrisdien Namen Thangun Lives p. 267, 32, Hydwn Jolo
p. 101, 13, nithun saec. 12—13. Lib. vitae ed. Dunelm. p. 18, 2,
Enun Lib. Landav. 211.
Die Deutung dieser und der bei Passiva angeführten Namen
muss ich Anderen überlassen. Nur das Eine will ich bemerken, dass
in allen diesen Namen für den VVortstamm wahrscheinlich geminirtes
s anzunehmen ist (vgl. Fröhner p. XXX). Das [rische bietet für diesen
Fall bohufs näherer Krwägnng das Wort bass (fatuni, forluna) Lhuyd.
Keltische Fur.schiingeii. 193
Sind aber einige dieser Namen auf bas zurückzuführen, so erinnere
ich an irisch ba8 (Handfläche, Hand), doch vorzugsweise an die
irische Wurzel bas in baisheal (superbia) = basal, baiahealach
(superbus) = basalach (Lhuyd 1, 188).
Perwinc 68, 2 ssbc. ?
PemuifU im Drucke des Verbrüderungsbuches ist zufolge einer
Vergleichung der Handschrift irrig gelesen.
Dem Namen Perwinc^ abgeleitet von peru mit -i/io, stehen zur
Seite die gallischen Namen :
PerpincuB Fröhner n. 381, Pervincus (C. Talionius), vete-
ranus, de Boissieu p. 323, (Senilius) Orelli n. 3484, (L. Sextius)
Steiner n. 329, (Q. Vindillius) I. c. n. 590,
Pertinca (Seeundina) Orelli n. 494, Pervinca (Paterni filia)
Steiner n. 820.
An diese schliessen sich :
Pervincianus (Aurelius) Steiner n. 2594 p. 240,
Pervinia (conjux Septimii (mpetrati) Hefn. Rom. B. n. 174.
In peru sehe ich das kymrische Wort per (dulcis) Lhuyd 1 , 56
mit der vokaiischen Ableitung ti. Zur Vergleichung dienen Cotuatus,
Gtärtiotus Cses. B. 6. 7, 3. 8, 38, Bituitus Flor. 3, 2, in welchen
Namen das der Ableitung -at, -it vorhergehende u von Zeuss p. 725
gleichfalls als Ableitungsvokal betrachtet wird.
Aus jenem Worte per sind auch gebildet die Namen :
Perus (fig.) Momms. Inscr. Helv. 352. 160, Perms (flg.) Fröh-
ner 378 — 380, Perrius Justinus, Steiner n. 239 «)» n^^ monte PiW**
(Irans Rhenum) Ammian. 28, 2, 5,
Perulius (fig.) Steiner n. 1634 und Bd. 4 p. 695,
Peronius (Inscr, Brix.) Murat. 1606, 5«),
Peroco in der gallischen Inschrift (de Gueret) : „Sacer Peroco
iem duerico V. S. L. M.« Revue arch. Tom. 8 (1867) p. 397,
Peren f., Peris Archaeol. of Wales 11, 24. 50,
Peru, Vater des Omyt, Vita S. Dewi, Lives p. 102, Peirio ap
Caw (St.) s«c. 6. Jolo 101, 17,
«) y^l. Ferro a. 1211. Cod. Wanfirian. n. 04 p. 22».
*) Vgl. Peirona f. a. 1210. Carl. S. Viel. n. 111«, Peruni iaervus) a. 835. Meichelb.
o. 563.
194 stark
Pereius ssbc 12. S. Sergii. Morice 1 col. 668,
Periou sac. 11. Cart. Corisopit. Morice 1 col. 379 <),
Peroian a. 913. Cart. de Redon n. 276,
Pei'on (virgata) a. 834. Cart. de Redon n. 129 •),
Perinü a. 878. Cart. de Redon n. 235, Perenesius a. 1082.
Cart. Kemperl. Morice 1 col. 456, PerenneSf Mab-ChemuU siec. 11.
S. Sulpice, Morice 1 col. 390 «).
Zusammengesetzt mit der verstärkenden Partikel «ii- (ZeoM
p. 832. 866) erscheint j7^ in den Namen:
M. Ulpius Super(ns), Steiner n. 2827,
Superinia Decumilla Steiner n. 733, Superimus Rastieas 1. e.
n. 1120,
Super iana (Tullia) Gnit. 1067, 4, wahrscheinlich auch in
Superior Steiner n. 898, L. Bessius Superior (Viromanduua;
eques Rom.) de Boiss. p. 260 ^) und in
Superantia (mancip.) a. 814. Polypt. Massil. H. 2. Cart S.
Vict. 2, 642 ft).
Wegen der Ableitung -ine vergleiche Zeuss. p. 774, dann
Probificia (Flavia) Orelli n. 4406 «), Provhicialü (Sabinios)
Ilefn. Rom. B. n. 74 ?) ; vgl. auch Propinquus Steiner n. 2888f
Propincus (Naevius) Orelli n. 6896.
Frunincus a. 992. Charmasse, Cart. de T^glise d*Autun. I. n. 10 <).
Leudifictis (Sohn der Widomia) saec. 9. Polypt. Rem. 101, 16 u. a.
0 Vgl. Zeuss. p. 785, dann armor. Bluchiou (mon.) a. 1075. Cart Kemperl. Morie« 1
col. 441, Druniou^ filius Riwalloni, a. 1088. 1. c. col. 464 u. a.
5) Auch „de virgata Piron'^ a. 834. Cart. de Redon n. 128. — Jndicalit JVrM
sec. 11. Cart. Marmout. Morice 1 col. 459, Piriäcus (locus) sec. 11. I. o. col. 401,
Hugo qui cognominor Pirariu»^ 8»c. 11. Cart. 8. Petri Camot. p. 182 o. 57 i. i*
*) Vgl. Q. Silvlus Perennis Orelli n. 250, armorisch Pirinis a. 866. Cart. da RedM
n. 52, Pirittua, Sobn des Wiotnarch, a. 854. 1. c. App. o. 38.
^) Vgl. Jul. Oncioriua de Boissieu p. 434, 68 armorisch Temor a. 869. Gart« de Rtdoi
n. 241.
6) Vgl. Perontan a. 810. Ried. n. 15 d. i. Perontianu», wie Morinzmm a. 764.
Urkdb. T. SL G. n. 41 = MaureneioMts (mancip.) a. 573. Pard. a. 160 d. 1.
MaurentianM.
*) Vgl. Attius Probalioltu (Lugduni) Orelli n. 4651, Proftar/a, Proftc (manoipia) a. STS*
Pard. n. 180 p. 139.
'') Vgl. Provinciolus (colon.) a. 533. Pard. n. 118 p. 81, Provineianus (Tinitor) a. 57S.
Pard. n. 180 p. 138, Provolus sec. 9. Polypt. Rem. 43, 5.
») Vgl, Frunitus (liiscr. Dalmat.) Archiv f. K. öster. Gq. 22, 237 u. a.
RelHache Forschungen. 19S
PetameUa (sanctimon. Tel religiosa) 40, 36 s9bc. 9 <).
Dieser Name ist = Petronilla a. 653. Pard. n. 324; ssc. 8,
Polypt. Irm. 188, 8S. 161, 72. Petronella (Sta) a. 741. Urkuiidb.
T. St 6. D. 7; (maneip.) a. 814. Polypt. Massil. H. 22. Cart. S. Viet.
2, 643, Petranüla. Petrenilla, Pol. Irm. 222, 161. 104, 207 uad
abgeleitet durch -n und -^// aus dem Worte petru *).
Anspetru sind auch gebildet die gallischen Namen:
Petrocorii (gall. Volk in Aquitanien) Caes. b. g. 7, 75, Petru-
cariusi Adbogius Coinagi fil. Steiner n. 342,
Petrusia Proba (Patayii) Grut. 89, 6,
L. Petro9idiu8 Cies. B. 6. 5, 37, M. Petreius Csbs. B. C. 1, 38.
76, 76,
L. PetraniuM Tertius (cent. coh. 1. Germau.) Steiner u. 47,
Petronius Probus (procons. Afr.) Grut 450, 2, Petronia a. 653.
Pard. n. 324,
PetruUus (fig.) Steiner n. 1484. {Petnüus a. 906. Marini, Papiri
dipl. Annot ad 76 p. 263),
die kymrischen Namen Petrocus (ssec. 6) Lives p. 22, Peiron
(Sohn des Coledauc) 1. c. p. 268, 52, Petranus (Vater des h. Padam,
s»c. 6) I. c. p. 189 = Pedrwn p. 503 Nota 2, dann
Petrm (Vater der Petronilla) sac. 8. Polypt. Irm. 161, 72,
Petrus (Sohn der Petronilla) I. c. 222, 61,
Petronatus{fhv,)2L, 915. Lupi 2, 98.
Wegen der Ableitung -n-f/Zrergleiche man AgnelluB, dann Nar-
bonellus a. 782. HLgd. 1 n. 5 {Narbona, uxor Rainaldi Rostagni
ssec. 11. Cart. S. Vier. Massil. n. 285), Ermenella (maneip.) a. 814.
t) Vgl. Petarimu de Trid«nto : 1212. Cod. Wangian. n. 11t p. 255.
*) VgL kyrnr. petrtts in dipetrtu (non hiieaiUns) Mabinog 2, 64 (Zenas, p. S66),
körn, peirus (doubtful) Lbuyd 1, 238 und armoriacb pi« (ptz?) tenax I. c. 161
TieHeicht iat aber aueb aar Erklirung inebrerer dieser Naaen ein Wort petar.
petur aoanaetaen; rgl. kjmr. Petyr Lib. Land. 147, armer. Piturvore ssbc. 9. Cart.
de RedoD App. b. 20, Ärganphitur a 847. 1. c. n. 2}iss=Arganpitur (Zenas p. 169 ;
rgi. aveb Hugo Seanhitor a. 1284. Perard p. 280), iriscb Maelpeadair ep. a. 890.
The four roaaters, dann Petureius (ep. Litiens. Castr.) a. 1179. Add. conc. Later.
D*Acfaer7, Spiril. 1, 637\ aber aoeb Petreius C»8. B. G. 1, 38.
SiUb. d. pbil.-hist. Cl. LEX. Bd. II. Hft. 14
196 Sl»rk
Polypt. Massil. H. 22. Tai-t. S. Vict. 2, 643 (vgl. Ermnus It2. B2,
Ermenaura 78, 13 Pol. Irm.).
Brigida (sanctimon. congreg. S. Erintrudis) 134» 32 ssec. 8 <).
Brigida auch ssc. 8. Cod. Lauresh. n. 968; a. 910. Lacombi*
n. 85.
Dieser Name ist gallischen Ursprungs, abgeleitet durch -id ron
altir. brig (valor) Wh, 6^ 10*. 19^ Sg. 150»» (Zeuss. p. 26)Jetit
brigh (virtus, vis, valor, potentia; vigorosa, virtuosa).
Einfach erscheint dieses Wort in den gallischen Namen:
Brigia Brigi filia, Muchar. Gesch. Steierm. 1, 433,
Briga Aviti filia, Archiv f. K. östr. Gq. Bd. 24, 275,
Brigoni» filia, Steiner n. 544^ 2.
Atbriganlia (= At- brigantid) f. Knabl. Mitth. d. hist. V, f.
St. 9, 27 zeigt die abgeleitete Form brigantia mit der Verstärkungs-
partikel ate- (Zeuss. p 836) zusammengesetzt.
Im Martyr. Dungal. sind Jan. 7 und Nov. 12 zwei heilige Jung-
frauen Namens Brigh eingetragen.
Im kymrischen erscheint der Mannsname Briu Lib. LandaT.
p. 190 = Brig.
Dem abgeleiteten Namen Brigida in Deutschland entspricht
irisch Brighit (abbes of Cill- «lara; S»a) Martyr. Dungal. Febr. 1,
Brtgidda (Beata; in Hibernisi. •{- a. 523) Mab. Ann. ssec. 1 p. 141,
kymrisch Brtgida und Breit (Sjinl), Lib. Landav. p. 225. Vgl auch
Brtda sa*c. 12 — 13. Lib. vitae ecri. Dunelm. p. 78, 2 und Bride «■
Brigitta, Herm. v. Fritslar p. 76, 4.
Als zweites Compositionsglied erscheint brigid in dem irischen
Männernamen Maolbrighde (St.) Martyr. Dungal. Febr. 2 »i kym-
risch Mailbrigit (pbr. saec. 10) Lib. Landav. p. 2, 230.
Mit ^id (Zeuss. p. 753. 754) abgeleitet sind die gallischen
Namen :
Epidius Sueton. gramm. 5. Osidiutt Geta (poeta) Tertullian. de
Proscript 39, L. Osidius Nervi us, de Boissieu, Inscr. ant de Lyon
p. 114, Popidiua Rufus (aedil.) 1. c. p. 379, MngidiuB Grut. 983,
M B«i Föritemann 1. lis%.
Keltiiclte Forsch iin*>«n. 19 T
iO,, AufidtHS Steiner ii. 76, Nasidius Valens, Fabretti p. 262, 38,
Sex. Lartiditis 1. e. p. 1 9, 77, dann
im Polypt. Irminonis: Aisida 253, 56, Julida 106, 222, Savi-
du^ 228, 4, Stradidius 34, 25 u. a., ferner
die irischen Namen Crichidius Boll. Mart. 1, 398, Lugidius ep.
Boll. Mai. 2, 581, Tigrid f. Martyr. Dungal. Dee. 26 bei Mogenögu. a.
Pufulus 87, 2 8«c. 8.
Dieser Name, abgeleitet mit -u/, ist jedenfalls zusammen zu
stellen mit:
Btiffö in dem Ortsnamen Buffileiba a. 784. Dronke n. 610,
Boffo ssec. 9. Cod. Lauresh. n. 3539, Rainaldus Buffo saec. 12.
Morice 1 col. 659, Bofusde Curtina, a. 1225. Cod. Wangian. n. 277
p. 500, Heinricus JJti/'a. 1225. Lacombl. n. 132,
BofiU mit der Variaute Bofet sage. 12. Cart. de Tabbaye de
Beaulieu n. 292 p. 268,
Bufinns: terra Bufinidcvs, saec. 13. Cart. S. Petri Carnot. p. 532
c. 21, Menendus Bofinus a. 1155. Ribeira 1, 36,
Bufarius (Hildegarius) saBc. 12. Cart. S. Petri Carnot. p. 362
c. 148,
Bufart (Berrengarius) c. a. 1241. Cartul. Saviniac. n. 934,
Bofulco a. 1188. Mittarelli, Ann. Camald. f n. 132 p. 284.
Ob in allen diesen Namen /*auf v zurückzuführen ist <), wage
ich nicht als sicher anzunehmen, doch stelle \s\i zur Vergleichung
hieher
die gallischen Namen Cnaeius Avius Bovo Steinern. 1955, Bovi
M(anu) Frohner n. 440,
Povartionius Secundinus, Stalin, Wurtemb. Gesch. 1 n. 96
(sa Pov-art-i-onius ; vgl. den obigen Zunamen Bufart), dann
Bovo saBc. 8. Polypt. Irm. 13, 50, Bova, Bovila saec. 9. Polypt.
Rem. 50, 69,
Bovolo saec. 9. Verbr. v. St. Peter 61, 11,
Bovolanus a. 1192. Cod. Wangian. n. 54,
Bovinza (mancip.) a. 955. Beyer 1 n. 199 = Bovinca,
Boverius (Gunterius) a. 1102. Polypt. Irm. App. 32 p. 371,
1) V^l. Vsvnu Orelli , Inscr. Helv. n. !242, Vavidis) Stehier n. 2790 und Vofinus
a. 644. Pard. o. 351, Pnferniu» OreUi n. 4054, dann Fröhner p. XXVUI.
14»
198 St.rk
Bovolchinm a. 1211. Cod. Wangian. n. 100 p. 139 «). eadHch
armorisch Bove^ Boco ssbc. II. Cartul. de Redon a. 287. 288,
Bovem ssc. 9. I. c. n. 29 (vgl. GaufTredo Papa biwem, ame. 12.
Cart. Marmoutier. Morice 1 col. 409 und Gauifredus Caleehovis 8»€.
12. Cart. S. Flopentii. 1. c. col. 387).
Eine Erklärung des diesen Namen zu Grunde liegenden Wortes
boVf bau weiss ich nicht zu geben, doch will ich hier nicht über-
gehen, dass Zeuss p. 67 Bovomvda (Fluss im mittägigen Irland)
Ptol. 2) als Ableitung des irischen Wortes bo (bos, bovis) betrachtet
Ob aber diese Deutung auf die obigen Personennamen angewendet
werden darf, ist zweifelhaft.
Von diesen keltischen Namen sind etwa als deutsch zu trennen
Bovo ssc. 9. Wigd. Trad. Corb. 258 *). Bovo (in Fresia) saee. 9.
Crecel., Index bouor. 1. p. 14, 11, Bobo und Bovo (abb. Corb.) a.
887. Erb. Cod. dipl. bist. Westf. 1 n. 31. 33.
Wie Pufulus sind abgeleitet mit -ul (Zeuss p. 728) die galli-
schen Namen:
PrimuluSf Primulüt Summula Steiner n. 1688,
Marculus, Pantulus (Sti), Patäula (Sta) Cod. d. Bened. Abtei
Deutz. Lacombl. Areh. 5. 293. 297,
SeruluM (pbr.) a. S37. Pard. 1 n. 128 p. 95,
Cuffulus s®c. 8. Verbr. v. St. Peter 1 5, 7,
Jannulo, Sabulo (abb.) saee. 9. Meiehelb. n. 366. 390,
armorisch Ainul ssc. 1 1 . Morice 1 col. 454,
irisch Simul filius Druis, Ann. Ult. a. 724. Collect, de rebus
Albanicis p. 240 ^).
Caasio 85, 13 saec. 8.
Das Wort cassi, welches in diesem Namen erscheint, findet sich
oft yerwendet zur Bildung altgallischer, irischer und britannischer
Namen. Man beachte:
*) Vgl. auch Pnidamos Beuolchinus a. 1275. Diplom, mite. o. S. Föntet rer. Autr.
1, 177 ond Bebulcu* a. 1159. Cod. Wangian. n. 5 p. 26.
*) Ü. i. Buvinda^ Buv-inda, irisch Boinne, The Banqnet of Dun na n-üedh and Battle
ot Magh Rath. Bd. by J. 0*Donovan (Dubliu, 1842) p. 7. 194.
') B6vo nach Grimm, Oeaeh. d. d. Spr. 64S.
^) Derselbe SiiM filiua Druiat, Ann. Tig. a. 725. I. c.
Keltische Forjebuugen. 1 99
Camus (fig.) Fröhner n. 575— S77, Casio (deo) Steiner
n. 1692, Casi O(fficiaa) Frohiier n. 574, Cassus Arch. f. K. ostr.
Gq. 3. 163. Cassi (pop. Brit.) Caes. B. G. 5. 21,
Cassia Toutia (Segusiava) de Boissieu p. 118» 1, Cassia Musa
Steiner n. 1897, Cassia Grut. 345, 10, Cassia (Sta) Cod. deBened.
Abtei Deutz. Laeombl. Arch. 5, 297, Cassibus (deabus) de Wal n.
79, Steiner n. 775. 798, Casia Orelli n. 4600,
Cassavus Zeitfichrift für Alterthumswissenscbaft 1853 p. 88 <),
Cassaius Caratius (fictillarius) Steiner n. 1873«),
Cassibraüus Grut. 868, 7,
Cassignatus (dux Gallorum) Liv. 42, 57,
Cassimna (Memmia), Cassianus Lupulus, de Boissieu p.
206. 298, Cassianus ssc. 11. Cart. S. Vict. Hassil. n. 40,
Cassidia (Steierm.) Mittb. d. k. k. Central-Commission s. Erf.
und Erb. der Baudenkmale. 1859 p. 17, Cassidia (Tirol) Arcb. f. K.
östr. Gq. 33, 72,
Cassilius in dem Ortsnamen Cassilidcum Tab. Peut.,
Cassiola Coebet. Norm. sout. 1, 158,
Cassivellaunus (rex Britann.) Caes. B. G. 5, 11. 19, KaaoucX-
Xavv6g a. 230. Cass. Dio 40, 2, kymr. Caswallawn Lawbir,
Jolo HO. Casswallawn Mabin. 2, 69. 3, 297,
F4?rcaMiW/fatfiiii«(Aryernus,eonsobrinus Vercingetorigis) Caes.
B. G. 7, 76. 83 etc., femer
Cassinus a^ 736. Perard p. 9,
Cassetus a? 1148. Lupi 2, 1090,
Cassanicus (notarius) a. 915. Lupi 2, 87,
iriscb Cos (d. i. Cassius^ Annal. Inisfal. ex cod. Dublin. O'Conor
3, 562, Cas (St.) Mart. Dungal. Apr. 26^
Cassdn(St) Mart. Dungal. Mart. 28, Jun. 4. 20, Dec. 3, Cassänus
(Hibernus) Bolland, Mart. 2, 559,
Cassides Caisside OXonor I. I, 146,
Cassiddnus (Hibernus) BoU. Mart. 1, 770. 777,
Caissin (St.), Caissin (Sta) Mart. Dungal. Mart. 1, Mai 22,
kymriscb Cassoa (sdBC. 6) Lives p. 93, ager Porth Cassec Lib.
Laiidav. 141.
1) Vgl. CmMaph (mon.) a. 786. Trad. Wizenb. n. 157.
*) Vgl. den iUlieniscben Familienotmen Cattati.
200 Si.rk
Als zweites Compositionsglied zeigt sich das Wort cassi in:
Veiiocaasi Caes. B. G. 7, 75, ex eivitate VeliocasMium Oreili
n. 6991,
Bodiocasaes, Tricasses, Vtducassea Plin. 4, 18, 32,
Tricassini Ammian. 15, 11, 12. Grut. 371« 8; Tricaasinus de
Boissieu p. 88.
Die Bedeutung des Wortes cassi in diesen alten Namen ist nicht
sicher zu ermitteln, denn das irische Wort cais, caise hat, wie schon
Glück p. 163 bemerkt, verschiedene Bedeutungen, nämlich odium,
iiiimicitia; amor, Studium; festinatio, velocitas, agilitas. die alle aus
dem Begriffe affectus hervorgehen. Das irische Beiwort cas bedeutet
ardens, iracundus; velox, agilis, alacer. Im jetzigen Kymrischen
erscheint cas als Haupt- und Beiwort mit derBedeutung odium, liTor;
odiostts, exosus. Im Armorischen bedeutet cass^ cos* casoni odium
malitia. ra^saa^ odisse, casseus odiosus. Lhuyd 1, 105. 198. Im
Irischen findet sich auch cassal mit der Bedeutung „Sturm** bei
O'Brien und wahrscheinlich kann in den obigen Namen das Dahin-
stürmen im Kampfe Ausdruck gefunden haben.
Causit 105, 3 saec. 3.
Dieser Name, in Frankreich noch heute Familienname, ent-
spricht als jüngere Form einem altgallischen Cositus, Vgl. C. Cossir
h'ti« Primus, Steiner n. 2481, dann dem mit -acA = -ac *) abgeleiteten
irischen Namen Coissetach abbot of Lughmhag, died a. 754. The
four masters und dem zusammengesetzten Namen Malcosehis de Hin
a. 1192. Cod. Wangian. n. 15 p. 117 = MaUcosetus.
Von demselben Worte cos sind auch gebildet die Namen:
Cosoi Fronto CoaonisiAX, (Inscr. Salisb.) Grut. 872, 2, CosifU
(fig.) Fröhner n. 814, Cossius Martinus (s»c. 3) Steiner n. 299,
Cossus Caravinus 1. c. n. 1885,
Cosilus Fröhner n. 811, Cosillus Steiner n. 724,
Cosinius (Publius) Arneth. Sitzungb. 40, 343 <),
Coneritis Valens, Steiner n. 360,
Cosutius Firmus, Sohn der Co^M^m Vera, Arneth. Bom. Mil. Dipl.
p. 14, 8,
«) Vgl. Zenas p. 83. 771. 772. 776.
*) V^'l. Causenno (uxor MftrletiJ !*ec>. VI. Cart. S. Vict. >1:<vtil n. 1113.
Keltisch« Forschungen. 201
der kymrisehe Name Cuboc^ Cossoc (s«c. 7) Lib. Landav. 190.
193, jetzt Co»og 4o2, yielleicht auch
CocoMotes (Volk in Aquitanien) Caes. B. G. 3, 27 » Co-cosa-
tes <) und
CosenHuB in dem Ortsnamen Cosentidcua saec. 10. Cart. S. Petri
Carnot. p. S2. Vgl. Caufindulus a. 745. Fattesehi n. 4.
Nicht unerwähnt will ich hier lassen:
Cu9e9 Sugenti Gl. Orelli n. 484, Cusius (Gg.) Steiner n. 926,
Cu»imiu8 Murat. 821, 7. Cuslanus (Cuslano sacrum) Orelli n.
1985«).
Cusa (abbas) ssec. 8. Kemble 1 n. 148 und
Zusius^) de Cusilano9L. 1211. Cod. Wangian. n. 249, aber auch
Cou8o: Vibenius Cousonis filius, KnabI, Mitth. d. h. V. f. St
3, 117.
Caudorius» Cauaoria Orelli n. 4674 ^).
Zur Erklärung dieser Namen bietet das irische Wörterbuch
mehrere Anhaltspuncte, so rücksichtlich des Namens Cusonius das
Adjeetiy cuson (sapiens, prudens), bezüglich der Namen Cosentius,
Caunndulus das Substantiv cosaint (a reply, a defence) Lhuyd, O'Br.
und das davon abgeleitete cosantach (defensor) Lh. ; doch jede nähere
Bestimmung überlasse ich kundigeren Forschern.
Die Ableitung -ii (Zeuss p. 738) zeigen die Namen:
Iritus, Itüus Steiner n. 207. 1985, Haritus I. c. n. 1317 »
ÄrUu99
kymrisch Concit, Ermit (ssec. 6) Vita S. Cadoci. Lives p. 92
Arü (ssec. II) Lib. Landav. 248,
armorisch Finitit ssec. 9. Cart. de Redon n. 256, Aermitii a.
878. 1. c. n. 235 = Aer-mitit »), ferner :
Ämtus a. 615. Pard. 1 n. 230 p. 209,
0 Vfl. CoaajMfloM Grut. 827, 1 neben Namuta MinuUe fliia, Mem. des Antiq. de
France 16, 139 (ZeuM p. 836).
>) V^l. Co9lij der alte Name der SUdt Cuael (Zeuss p. 727).
') Zhmm 9UiiClmu9, Siehe Stark, die Kosenamen der Germanen p. 120 (Wien, 1861»).
*> V|i. Seauri VitauU Steiner n. 1889 ea Scori VitiUi, femer Aubat und Haucca
I. e. B. 1420. 1449 sa Obas, Oecm; PUauuriu* Varus Orelli n. 3283 neben Plu9ia-
nüut Aringhi Roma snbterranea p. 439.
&) Vgl. irisch Maelmiihidh son of Flannagan a 909, und Donnghal O'Mafimidhe a
948. The four m»stfrs.
202 stark
Sptäit a. 808. Meiehelb. n. 154 1),
Miliius a. 916. Esp. sagr. Tom. 18, 319«)» ifUr^a (ep. Eli-
pandi) 1. c. Tom. 5, 577 u. m. a.
Celedoniw {Celetetonus) 11, 15 sflBC 8.
Celftanus^ in den ^yErläuterungen** des Herrn ▼. Karajan
übergangen, steht irrthümlich statt Celedonius.
Celedoniu» und Emetaere, im Verbruderungsbuche unter einan-
der eingetragen, sind nach AureliiPrudeutii Vita Celedonii et Emeikern
(Boll. Mart. 3. I, 229) «fratres martyres Calaguri«) in Hispania«.
Sie stehen auch im Verbruderungsbuche unter der Überschrift i»Orda
apostolur. scorum martyrum et confessorum".
Als Name eines Bischofs findet sich Chelidanius 8»c. 6. Pturd.
n. 16.
Celidonius ist abgeleitet mit -oni^) Ton Celidus, und dieser
Name erscheint in einer Inschrift bei Fabretti p. 48, 274: Marcus
Venuleius Chelidtts- Daneben findet sich auch der Fraaenname Vibit
Ckelido Orelli n. 5460.
Auf den Stamm celt von dem diese Namen abgeleitet sind, Ak-
ren auch die Namen :
Celim Fröhner n. 616—619, L. Sulpicius C^ftW Steinern. 838^
Celadius (Ti. Csesaris servus) Orelli n. 6369,
Of. CVf/arfi Fröhner n. 615,
Celati fil. (Kalendinus) Knabl, Mitth. d. h. V. f. St. 9, 37,
Ciß/oWii« Justus, Steinern. 1089.
So geeignet zur Erklärung dieser Namen irisch eiaU (intellee-
tus, sensQs) Sg. Zeuss p. 21. 196. 591 => cM^ kymrisch eod
1) T^l. SpoUtua (Raymundua) und Spolricus (Leraldos) a. 1052. HLgd. 1 n. 196*
Spolardus (Aimerius) ii«c. 11. Bouratte^ Cart. de Cormery o. 86 p. 74, ßgftlt
gmtu9 (Bemardu«} a. 1107. Maroa hiap. n. 447 = Spoleffatu»^ dann aaoh »coUit dt
SpoUa** a. 890. 1. c. d. 52 col. 825.
<) Derselbe auch Melitua a. 922. 1. c. p. 32S. Vgl. MilUeU (lapanaa) a. 811. flLgd.
1 n. 18, Meltim» (ep. Lond.) a. 605. Kenble 1 n. 4, Mellita (liberta) a. TO«.
Pard. 2 n. 452 p. 257 u. a. wahrscheinlich zu bleuten durch iriach wuaU (aoiOMiai«
bonus) Lhuyd = mell und zu trennen von dem iriachen Namen JlfiädM im lialty^
Dungal. Mai 7 bei St. Berehan, welcher durch irisch miiidh (milea) a« erkliren iit
^) „Antiqua Vnsconum urbs*.
^) biehe Ammiloni.
Ki^ltMch« Forschungen. 203
(faith, truth, honesty) erscheint t)» so halte ich doch dafür, dass der
Stammrocal in den angeführten Namen kurz ist und finde ich eine
Bestätigung in den kymrischen Namen
Keiydon viedic, Hab. 2, 197,
Cheleni (s«c. 6) Vita S. Cadoci c. 66. Lives p. 96<), denen
der armorische Name
Kelaun •) s«c. 9. Cart. Kemperl. Horice 1 col. 389 und wahr-
scheinlich auch der irische Heiligenname
CeaUaeh (successor of Patrick) Martyr. Dungal. Apr. 1 ^) und
die Verkleinerung
Ceallaehän (St) Martyr. Dungal. Apr. 22 , Sept. 24 sich an-
schli essen.
Ich mochte auch den irischen Namen Cele clerech (ep.) Mart.
Dungal. Jul. 8, der nach p. 190 nota 1 identisch ist mit Chilianu»
(COianus)» welcher zu Wfirzburg den Tod des Märtyrers starb, und
im Mart Tamlacht Celianus (Seottus) geschrieben wird, hier her-
anziehen» doch will ich nicht unerwähnt lassen, dass 1. c. O'Donovan
p. 37S au schreibt. Vgl. armor. Killae bei Külenus.
Dem vorher erwähnten irischen Namen Ceullach entspricht im
Verbruderungsbuche
Killach (ep.) 70, 14 ssec. 8.
Vergleiche Ceattach son of Dunchadh, Mart. Dungal. Jul. 18,
und Ceallach, son of Ailill, abbot of Kildare and abbot of Jona, died
in tfae eountry of the Picts a. 865 (864). Ann. Ult (Collect, de reb.
Alb. p. 2S9). Letzterer wird I. c. p. 2S3 bereits bei dem Jahre 814
erwähnt
Eerani 71, 11 ssec. 8.
Zu diesem Namen, der in der Reihe der Abte auf Jona und im
GenüiT steht, bemerkt Herr t. Karajan Fol. XLIIL: „Neunter Abt
Ton Hy, gestorben im Jahre 710. Usher son^ohl wie die Collectanea
«) T^L Mdi Am daroa «bgeleit^U iritolie Mieetiv eUUdkm, eeilUdhg (raüontl, also
of good a«BM or pradeaoe) O'Br. — «Salat Lleirw|p, kiog of the bland of Bri-
laia, Clie toa of Coel^ Jolo 515.
>> Vgl. CeUnia mbc. S. Poljpt. Irm. 96, 142; a«c. 9. Polypt. Rem. 8, 16.
•> Vgl. iriaeh CealUn (6t.) MuHjr. Dungal. Mai 1, Jun. 17, Oct S.
*) Vgl. iriack femiUek (war, debate, coatention), etwa abgeleitet von irisch eeal,
cMiy du (laan) Lhajd 1, 94, und engl. ciU (oceideie).
204 stark
iKMiiien ihn Conainus und Cocain the son of Failbi, ersterer S. 637|
letzterer S. 235-.
Das Alles ist aber nicht so sicher, als es hier dargestellt ist.
Unrichtig ist , dass der Name Keran durch Conain zu ersetien
sei, und für ganz unwahrscheinlich halte ich, dass Conain» der Sohn
des Failbe, Abt zu Hy war, wie sein Vater.
Letzteres nimmt wohl Usher (Britannicar. ecci. antiquitates.
Loivi. 1687. F. p. 3()7) an, allein nur in Folge eines Missverstind-
nisses der Ann, Ult (Collect, p. 234), welche zum Jahre 709 be-
merken: nCoNaiti mac of Failbi Abbas Jae pausat**, in der Über*
Setzung: ^Contthi the son of Failbi, abbotofJona, died**. Usher
hat „Abbas Jna*^, einen Beisatz zu Failbe» welcher wirklich Abt aof
Jona war. irrthunilich auf Conain bezogen.
Eines Besseren belehrt auch schon ein Blick in die Annal. Tigh.
ad a. 710. Diese sagen deutlich: y^Conmael^} mc Abb Jae pausat"
d. i. *^ConmaeL son of the abbot of Jona, died*". Hiermit stimmt aaeh
das Martyrol. Dungal. Sept. II überein, indem es nur bemerkt: ^Co^
namhail» mac Failbe** und noch beit7igt : „He was of the raee of
Colla Uais, monarch of Erin«*. Wäre Conmail Abt zu Hy gewesen,
die Annal. Tigh. und das Martyr. würden nicht unterlassen haben
dies hervorzuheben.
Aber noch eine andere Thatsache spricht gegen die Annahme,
dass Conmail Abt zu Hy war.
Adomnan, dem Conmail in der Abtswürde gefolgt sein soll, starb
den Ann. Tigh. (Collect, p. 324) zufolge im September des J»hrefl
704. Nach Usher war nun Conain , d. i. Conmail ^ Abt vom Jahre
704 bis 710 und Dunehadh sein Nachfolger vom Jahre 710 bis 717.
Dem Allen widersprechen die Annales Tigh. und Ult. , indem ersten
bereits zum Jahre 707, letztere zum Jahre 6* 6 bemerken: «Dunehadh
Principatum Jae tenuit". In Übereinstimmung damit bemerkt dts
Martyr. Dungal. p. 139 Mai 25. dass Dunehadh 10 Jahre lang und
zwar bis 716 Abt zu Hy war. Für Conmail bliebe demnach nur du
Jahr 705 und höchstens noch 706 übrig. Nach dem hier Erörter-
ten ist aber wahrscheinlicher, dass in dieser Zeit jene Abtswürde
unbesetzt war.
1) Conain schein I die verkürst« Form iles ToUen NaaeDs Conmaii sa teio.
Kpllische Forsohunpfen. 205
Was aber die Behauptung betrifft, dass der im Verbruderungs-
buch eingeschriebene Keran = Conain sei, so lässt bei genauer
Kenntniss der irischen Namen sich nicht verkennen, dass in ihr eine
WillkQr liegt, die in den ^»Erläuterungen*' des Herrn v. Karajan'
leider nicht yereinzelt dasteht.
Der Name Keran erscheint in der Form Ciardn als Heiligen-
name funfzehnmal im Martyr. Dungal. Drei dieser Heiligen werden
als Bischöfe, zwei als Abte bezeichnet. Unter diesen scheinen am
henrorragendsten zu sein Ciardn of Saighir, bishop and confessor
(Mart. S), der nach Usher 1. c. p. 410 um das Jahr 352 geboren
wurde, und Ciardn abbot of Cluain-mic-Nois (Sept. 9), welcher im
Jahre 548 gestorben ist. Da aber durch die Namen Keran* Colum-
ban und Conomblo (Genitiv von Conomhail) die Reihe der Äbte zu
Hy naeK Adomnan, gestorben im Jahre 717. im Verbrüderungsbuche
unterbrochen ist, so durfte die Annahme gerechtfertigt sein, dass der
Tod jenes Keran und Columban '), wie der des Conomhail s) in die
Zeit zwischen 704 und 7 1 7 zu stellen ist.
Ciardn ist eine Verkleinerung von dar, Cer, Vgl Colmän Cerr
(8t) Jan. 13, Cera (Sta) Febr. 5. 8 (= Ceara p. 374), Ceara
(Sta) Oct 16, dar (Sta) Jan. 5 im Martyr. Dungal.
Zur Erklärung dieser Namen bietet sich irisch cear, ceara (als
Substantiv blood; a kindred, parentage, race, lineal descent, progeny,
als Adjectiv redd, ruddy) Lhuyd 1, 144. O'Br., cer, cera, dar (ni-
ger) Lhuyd 1, 99.
KiUenus 71, 17. 18 saec. 8.
Zu diesem zweimal eingetragenen Namen bemerkt Herr v.
Karajan Fol. XLIV: „Einen sanctus Chillenus monachus Scotu»
nennt MabillonAnnal. 1, 344 zum Jahre 628; ich weiss aber nicht, ob
er mit unserem Killeni dieselbe Person ist"*, dann „diesen (zweiten)
0 Herr t. Karajan denkt Fol. XLU! an Columban , welcher Abt des Klosters da
LnxevU in der Franche-Compt^ war und xa Bobbio im Jahre 615 starb. Es ist dies
wahrscheinlich derselbe Heilige, von dem das Mart. Dungal. Nov. 21 nur bemerkt;
„Colamban, Abbot, who was in Italy*. Vielleicht verdient aber hier mehr Berucksich-
tignng der in den Annalen der vier Meister erwRhnte Colman son of Seacbnasach
abbot of Lothra, died a. 708. — Colman und Columban sind Diminutiva von
Cohtm. Vgl. Mart Dungal. p. 148 nota 2.
*) Conomhaii starb im Jahre 708.
206 stark
Killeni zu deuten bin ich für jetzt nicht im Stande". Die Collectanea
de rebus Albanicis geben p. 240 über den einen, p. 248 über des
anderen Aufschluss. Beide waren Abte zu Hy und folgten einander
in dieser Würde.
Die Ann. Tigh. verzeichnen an ersterer Stelle: «Fft^lchu me.
Dorbene Ab. H. dorm. Cillenius longus ei in primatum succesait** zum
Jahre 724, dann ^Cillenus longus Ab. Je pausad** (moritur) loa
Jahre 726 0-
An zweiter Stelle sagen dieselben Annales zum Jahre 7S2:
,,Mors Cille Droichtigh, Ancoritoe Jea** und die Ann. Ult. zum Jahre
751 : „Mors Ciileme droctig, Ancorite Jea** mit dem Beisätze: »Mors
Cilleni filii Congaile in Hi**.
Auch die Annales der vier Meister gedenken dieser beiden Abte;
sie nennen „Cillene Foda«< (d. i. longus) „abbot pf Ja**, mit des
Todesjahre 725» dann „Cilleni Droigtheach, abbotof Ja**, abwei«
chend von den vorbergenannten Annalen , mit dem Sterbejahre 747«
Das Mart. Dungal. Jul. 3 setzt den Tod des nCilUn Draiehieeh*)'
abbot of Ja Colum Cille"« wie die Ann. Ult in das Jahr 7K1.
Mit diesem irischen Namen stimmt der gallische Name dUmm
(fig.) Steiner n. 1449, Cyllenius Orelli n. 1417, abgeleitet Ton
diu f.(ecit) Hefner, Rom. B. p. 280,
kymrisch CiUa (Schwester des Abtes Hean) s(ee. 7. Kembie
1 n. 46; 5 n. 5998, Cille, Cilli (princeps) ssc. 7. 1. c. n. 32. 40»
armorisch Killae^) ssc. 11. Cart Kemperl. Moriee 1 col. 368»
Killai Rufus ssec. 12. Cart. de Reden n. 377.
Eine andere Ableitung von eilt zeigt gallisch CiUuiius (fig.)
Steiner n. 1484, dem kynifisch Cillyd (St) Jolo 109, 1 entspricht
Cisao (mon.) 49, 29 ssec. 8.
Cissimo 65, 10 ssec. 8.
Diesen beiden Namen stellen sich zur Seite die gallischen P^
sonennamen :
*) Da« Mart. Dung, oennt diesen CiUemu licht, dagegen mit dem Tode^iehr 7%A mCÜ"
Un Ua Colla, Abbot of Fathan-Mara*' am 3. Januar,
t) KiUae » Killai Vgl. Zenas p. 113.
<) Vgl. ir. droightheach (pedes) Lhujd 1, 115, abgeleitet von troighu fmsff d. i.
iragit. Vgl. Glfick p. S6.
4
Keltische Forschiingeiu 2u7
Cissus (T. Antonius) Orelli, Iiiscr. Helv« n. 36» Cisso (Cajus)
a. 85. Arneth, Rom. Mil. dipl. p. 32,
irisch Cü (Cennfhionnän son of) Mart. Dung. Jun. 1 2 bei St.
Caoinan»
kyinrisch (?) Cissa, Sohn des MWe, Chron. Sex. a. 477,
Cissa (rtx) a. 699. Kemble 1 n. 46; vgl auch Cissa (masc.) ssc. 9.
Liber ritae ecci. Dunelm. p. 21, 1.
Hier können auch angereiht werden die abgeleiteten Namen :
Cisoniu» (deus) Steiner n. 786, Cisanus a. 1214. Cod. Wan-
gian. o. 124 p. 282» yielleicht auch
Ce99u$ (Tertinius) Veteran, de Boissieu p. 322,
Ce$9imis (Petidius) Orelli n. 3963 «).
Die Ableitung -tut (Zeuss p. 732) in Cissimo zeigen auch die
galKschen Namen :
Berghmu (deus) Orelli n. 1971. 1972, Opimim (L. Vedius)
Steiner n. 2731,
SMma f. KnabI, Mitth. d. h. V. f. St. 9, 21, Evima Grut. 763,
iSrnmui: paraaagri qnod vocatur S, a. 634. Mab. De re dipl. p.465,
ferner
BenimiM 174, 68, Ednniu9 198, 12, Celsima 143, 67, Bai-
rima 2S7, 79^, Benimia 200, 10, Jolinda 213, 4S, Eodimia 240,
•5» Ardima 2S0, 37 im Polypt. Irm. u. m. a.
Commenus 71, 8 ssec. 8.
Die Form Commeni im Verbrüderungsbuche ist Genitiv. Comme-
nus» der siebente, nicht sechste, Abt zu Hy, starb im Jahre 669.
Das Hartyr. Dungal. Febr. 27 schreibt diesen Namen Cuimmein
Fionn^^t die Annalen der vier Meister schreiben Cummine Finn
die Ann. Ult (Collect p. 226) Cummenus Albus, und beide gehen in
der Angabe des Todesjahres um ein Jahr zurück. Die Ann. Tigh. ver-
zeichnen jyObitus Cumaine Äilbe Abatis Jea.** In einem Hymnus
überschrieben „Memoria abbatum nostrorum^ (Zeuss p. 1137) wird
dieser Abt Cuminenus, Cumnenus genannt
Diese abweichenden Formen erschweren eine sichere Erklärung
des Namens and ich weiss nicht, ob für diesen Zweck irisch commdin
1) Vgl. aoch Cetünm*, ArcbiT t K. ött. Gq. 9, 157, Cetfnius Ametistos, Orelli n.
4599. — SoUte irUch c<s, jetzt eea* (cnra, tritUU«) Zeuss p. 935 sur Deatunfp
*) Pimmm, (inn =» find (albus).
*^)8
Stark
(lavor) \Vb. 6\ 25' (Zeiiss p. 37), kyinrisoh kymmwyna» (bcne-
volentia) Mab. 2, 12 (Zeuss p. 114) = cumm^nas^} oder ^altirwch
ctiman (memoria) Wb. 8' (Zeuss p. 843), zusammengesetzt aus
cti,co (cum) und der Wurzel men, man (eogitare), comhne (memoria)
ionchoivne (xnemorMWs^ Lhuyd 1, 88 = in- comne» in" C0bne
(Zeuss p. 836 *) oder aber irisch cuimne (protectio) Lhuyd *) den
Vorzug verdient.
Conomail (Konomblo) 71, 13. sasc. 8.
Keran, Columöan, Konomail unterbrechen, wie schon bei Kenm
erwähnt wurde, im Verbrüderungsbuche die Reihe der Äbte von Hy.
Konomblo aber ist nicht, wie Herr y. Karajan meint» „CynebiUm
(Beda, Hist. eccl. 3, 23), Cymöil (Mabillon. Ann. 1. KS7, a)» Abt
Yon Lestingan (Lastingham) in Northumberlaud um das Jahr 680.*
Aus Cynebil, Cymöil jedenfalls ein kymrischer, nicht ein iriaehar
Name, konnte nimmer Konomblo werden.
Konomblo kann auch nicht Nominativ sein. Dieser Name steht
wie alle anderen Sp. 71 verzeichneten Namen im Geni|^y. Die Flezioa»
ist hier die irische und zwar die der dritten Deklinationr (O'DonoTSB»
Gramm, of the irisch lang. p. 93 — 95), welche im GenitiT den
Nominativ ein a (o) zufügt. ^) Als Nominativ bleibt demnach KönanM
übrig, eine Form, welche den Ausfall eines Vokals vor dem aualautei-
den / deutlich verräth &). Ich vermuthe nun als den ursprüngliehei
Nominativ Conomail. Aus dem Genitiv Conomaila wurde ConamU»
*) Kjmr. kymmwynat ist zusamnien gesetzt aus der Partikel eym ^ e^m^ iriadk CMi|
eointy com, d. i. gaU. con (Zeuss p. 836. 841. 842. 874) und aaa mwyJM«, «kgt-
leitet von dem A^jectir mwyn, muin, matn, armor. muan, mo4m, maen^ iriadk
min, d. i. gall. m^n, min in der Bedeutung gracilis, sabtilis, tener, deUcttu,
mitis, comis, orbanus. Vgl. Zeuss p. 869, Glück p. 77. 79, dann di« galliMiMi
Nameo Menius (fig.) Steiner n. 2790 , Adminiu* Snet. Calig. 44 ea
Menia sflBC. 9. Polypt. Rem. 47, 45 a. t. a.
*) Vgl. irisch cuitnhneach (aufmerksam, eingedenk) Lhayd, wahrscheinlich aneh t«^
sichtig, weise, wie coimeadaeh (cautos) I. c. 1, 47, dann die Minnenieaei
netieh abbot of Finnglais, died a. 823 and Cumemdha^ ton of Gilln-na
died a. 1146. The four masters.
<) Irisch kymnaim (protego) Lhuyd 1, 130 ^cumnatm.
4) Vgl. Tunochodo^ GenitiT von Dunchadh.
5) Vgl. den Genitiv in „Mac Liamhna*', wie der h. Neachtain nach dem Unit. Pitf-
Mai 2, als Sohn der Liamhain, genannt wird.
Keili.sehe Forschungen. 2^09
Canamblo^ und vielleicht ist auch Konomhlo im Verbrüderungsbuche
XU lesen <).
Dieser ConomaiL Conamail ist aber wahrscheinlich niemand
anderer als der bereits bei Keran erwähnte Conmail, Conamhail, Sohn
des Abtes Failbe.
Chuchinad 53, 33 ssbc. 9?
Dieser Name scheint gleich zu sein dem irischen Frauennamen
Coccnat (Sta) Mari Dungal. Febr. 11, Cuachnat{ßi^) 1. c. Febr. 13;
Tgl. Cuaeh (Sta) Jan. 8 = C6ch,
Chuchinad ist abgeleitet, wie Coccnat, mit -nat von dem Worte
eoe^ cocc, das auch begegnet in den gallischen Namen :
Cocca (fig«) Steiner n. 1448, L. Cocceius Cupitus I. c. n. 2772,
Coeceia Chrysis I. c. n. 355, Cocceianus Orelli n. 150, Cocillu»
de Boissieu p. 118, 2. Cocusia Masugia Steiner n. 2032,
in dem irischen Frauennamen Cocca (Sta) Mart. Dung. Jun. 6,
in denarmorischen Männernamen Cochons2dc. 11. Cart. de Reden
n. 324, Queens (Petrus) a. 1075. Cart. Marmout. Morice 1 col. 444,
Qumquus (Berno) ssec. 12. 1. c. col. 409. Cokelin a. 1111. Cart. de
RedoD D. 368, Cocardus (filius Cavallonis) ssec. 11. Cart. S. Sergii.
Morice 1 col. 388, ferner in
Coeeio a. 700. Pard. n. 452, Cocus in dem Ortsnamen Cocidcum
a. 936. Cart de T^glise d*Autun P. 1 n. 11, Cochu$ (Panius)
a. 1241. Cod. Wang. n. 183,
Cochinus (Robertus prsenomine 6'.) saec. 11. Cart. S. Petri
Carnot p. 195 c. 69,
Ckocede (Robertus) a. 1195. Cart. de Teglise d*Autun P. 2.
n. 27 •),
Cochemerus (Ingelbertus cognomento C) a. 1102. Polypt. Irm.
App. 92 p. 371.
Zur Deutung dieser Namen bieten sich kymr. coch (roth) »
lat. eoccus (Ebel. Beitr. z. vergl Sprachf. 2, 142), irisch coc (mani-
festum) Lhuyd 1 , 85 und cuach (monedula) Lhuyd. Doch vor Allen
wird wohl Beachtung verdienen die Wurzel coc, von der ir. cogaim
(belle) » cocaim, cogadh (bellum) » cocat und Cocidius, ein Bei-
^ Vgl. weisen Aniriit eines 6 ao m Columba = Cotum,
S) Coehet Familiennum^ in Prankreich.
210 8t. rk
name des Mars, Orelli 5887 d. h. bellator, abgeleitet sind. Vgl. GIffck,
R^nos, Moinos und Moguntiäcon (München, 1^65) p. 6. Anm. ***
Die Ableitung -nad d. i. -nat in Chuchinad bildet DemiiiutiTi
(vgl. Zeuss p. 282) und erscheint besonders oft verwendet bei dea
irischen Frauennamen. Solche sind im Mart. Dungal.:
Becnat Apr. 7 bei St. Fiondn, Caomhnat Febr. 19 bei St Baoi-
thfn, Craobhnatiul 17, Choltnnai 0» Eamhnat p. 6. nota i^Fiadkmä
Jan. 4, Gohnai Febr. 11, Heretnat kft, 10, Modhnaikug.A, Nov. 8,
Rathnat *) Aug. 5 u. m. a *).
CuffUlus (pbr. mon.) 15, 7. 81, 11 siec. 8,
Cuffblo (pbr. mon.) 52, 1 ssc. 8.
Dieser im VerbrQderungsbuche dreimal erscheinende Name
bezeichnet wahrscheinlich eine und dieselbe Person, die 18, 7 unter
den Lebenden, an den beiden anderen Stellen unter den Verstorbenen
eingetragen ist.
Dem Nameu Cuffulus* abgeleitet mit -?</^), stehen zur Seite die
Namen :
Cufardua (Petrus) c. a. 1050. und Cufei (Rodulfus) a. 1061.
Cart. S. Vict. Massil. n. 514 und 698,
CoßnuB a. 509. Pard. n. 78 *).
Zur Erklärung dieser Namen weiss ich nur Vermutfanngea
anzugeben.
Ist die Spirans in diesen Namen ursprfinglich, dann dient lur
Deutung kornisch kueff^ kuf (probus) Pass. 101, 1. 266, S, armor.
cuf. ci/jf (probus, miti8)Buh. 100, 6. 112, 18 (Zeuss p. 189. 196),
aber auch nur dann, wenn f hier nicht auf fr oder m zurQckzuleiten ist *)•
<) Vgl. ir. eokunnat (gl. colnmell«) Sg. 46* (ZeuM p. 282).
*) Vgl. Eadnath «. 855. Lacombl. n. 65.
*) Aber nicht alle auf -luU aoslaatenden iriacbea FraoennameD sind derartige DaaTi
tiva. Eargnai (Sta) Mart. Dungal. Jan. 8 findet die ErkMmng im iriacken A4JMtir
eargnaidh (magniflcient) , abgeleitet von eürgnm (ingennitj) , weichet OnbitMUr
auf arg (famous, exciillent, noble) Lbuyd« 0*Br. sarucksafihrtn ist.
*) Siebe Pufulu«.
*) Co/finut kam mit PotentianuM, SavinianuM, Faterntu und anderen ,pChriati dlioipa*
lia**, TieUeicht aus Oberitalien, nach Gallien.
*) Aua diesem euf gebildet ist wahrscbeinlicb der armoriscbe Mannaum« Cii#ve
a. 868. Cart. de Redon b. 126.
Reltiflche Forschungen. 211
In diesem Falle können auch die Namen Cuffa (Zeuge) a. 696.
n. 40, Cufa (abbas) a. 803. n. 1024, Cufa (minister) a. 901. n. 107ä
bei Kemble mit einiger Wahrscheinlichkeit hier angereiht werden»
aber auch kymrisch Ceffig (Lann ceffic) Lib. Landav. 117 = Coffig*
Allein körn., armor. cuf scheint dem irischen cyv, caov (man-
suetus) Lhufd 1, 85 = caomh (mild, gentle, neat, handsome) Lh.
zu entsprechen und ist demnach zurückzuweisen i).
Da mir ein anderes Wort cuf zur Erklärung obiger Namen nicht
bekanntist, auch ein altgallischer Name aus cuf gebildet bis jetzt nicht
gefunden ist, so denke ich, dass in Cuffulus, Cufardus Cufet, Coffinns
ursprungliches r durch f vertreten ist, wie in Prifernius Orelli
n.4054,J?nyifrwuiFabretti p. 610,81 «), ^j9n//^mt/«Oreirin.3147«),
Ofasius Firmus 1. c. n. 1740, Ofillius Gallus l c. n. 3886, Ofillia
Quinta, MafTei, Mus. Veron. p. 88, 1, Ofeniinus Ackner n. 228*),
MelloficuB (mancip.)a. S33. Pard. n. 119 p. 87 = Mellavicus (idem)
I. c. n. 118 p. 82, Vinofeifa (mancip.) 1. c. »), Nifastes (libertus)
I. c. •), Diniflus (ep. Tur.) Greg. Tur. 3, 2 '), Maurifius scbc. 8.
Polypt Irm. 120, 4, Manifia, Nonifia ssbc. 9. Polypt. Rem. 56, 119.
105, 63.
Ein gallischer Stamm cov erscheint auch in covinnus (Streit-
wagen der Britannen und Beigen) Mela 3, 65, Lucan 1, 426, Mart.
12, 24, Sil. Ital. 17, 422 und in dem davon abgeleiteten Worte
^ Da ir. ewtmh = coemh ist, so muss !n conii, annor. euf^s» coefltMgw Vocal an-
g'enoanMo werden. Vgl. Zenss p. 41. 125 und altir. coev (klein, zart) Lhujd 1, 118
s= eoemh,
S) Vgl. JMvm (Parisiia) Fröhner d. 481, Privatus (C. Plarius) Orelli n. 4511, Priva-
Uu (C. HelTius) Steiner n. 2091 mit p statt h im Anlaute (Tgl. Fröhner p. XXVIII),
yRltln BriTatiom" (lies Brivationi; Name einer Stadt?) Insor. de Vieux Poitiers,
Stocket, Beiträge z. yergleichenden Spracbf. 2 p. 100 n. 7 und p. 109; „in flu-
riolo Brivancia" Baluz. 2, 1516 (Zenas p. 774) , armor. Briheeio filius Urvodii,
•SBC. 11. Cart. Marmout. Morice 1 col. 437.
*) Aprufeniu* = Apruvenitu. Vgl. AprovU (fig.) Steiner n. 842.
4) TgL (Mmu» Steiner n. 1692, Ovianus (fig.) 1. c. n. 1984.
») Mellovieust d, i. Mell-ov-ie-u*-, Vinofeifa, d.i. Vin-ov-eif-a (Vin-ov-eiv-af}.
*) Vgl. Nivalis (fig.) Steiner n. 149, Nivacio a. 685. Pard n. 404 = Nivatio u. ro. a.
Wegen der Ableitung -ast in Niv-att-es Tgl. Zenss p. 761.
7) Vgl. Jm^tott» Tnrpio , Tacit. De orat. 20, Aettiviu» Ursio, de Boissieu p. 501, 5,
Aestknu (fig.) Jahrb. d. V. t. Aiterthft-. im Rheinl. Heft 41 p. 181 ; Fröhner n. 28,
Aettioa (Cimmionia) Steiner n. 1698, Rimvia Grut. 809, 5.
SiUb d. phil.-bist. Cl. IJX. Bd. W. Hft 15
212 stark
covindrius (Wageiilenkei% -kämpfer) Tacit. Aprric. 35, dann in den
Namen Coovil (fig.) Steiner n. 2055, 6. Julius Covenii (filius)
1. c. n. 818.
Cundumahc (mon. monast. Auwe) 59, 49 saec. 8.
Dieser Name gehurt offenbar einem zugewanderten irischen
Mönche an.
Condmach (jetzt Connmach) heisst ein irischer Heiliger im
Martyr. Dungal. Jul. 9 p. 190, und in den Annalen der yier Heister
sind sechzehn Personen dieses Namens yerzeichnet.
Zur Erklärung dieses Namens dient irisch cunna (amicitia)
Lhuyd 1, 42 d. i. cunda i)» d^i^i^ ^^^ irische Adjectiv mac, welches
„purus, pulcher, clarus** (Lhuyd) bedeutet.
Cundumac kann demnach durch ^»amicabilis» amicitii (suA)
clarus** erklärt werden «).
Zur Vergleichung stelle ich hieher den aus irisch blcUh (flos;
laus) Lhuyd 1, 60. 77 gebildeten Namen Blathmac (St.) Mart
Dung. Jul. 24, welcher I. c. p. 366 durch „F/orii«*' und nFlorigeniui^^
deutsch etwa „der Blumenschone**, übersetzt wird»).
Auf das Wort cunda sind auch zurückzuführen die irischen
Namen :
Condach in den Miscell. of the Celtic Society. Edit. by J. 0*Do-
novan (Dublin, 1849) p. 44 =» Cond-dc-uSf
Connlaedh or Connlath bishop died a. 619. The four masters»
Conlaedh (St.) Mart. Dungal. Mai 3 p. 118 = Condlaedh p. 388«).
Von diesen Namen sind wahrscheinlich zu trennen :
Conda Cilline, Mise, of the Celt. Soc. p. 24, Conda- (abbas)
Mart. Dungal. Apr. 12 = Con-da d. i. Co?i-dag^),
*) Vgl. auch ir. connailbe^ eondalva (d. i. eondalhha ; amicitia) Lhoyd 1, 42.
S) Vgl. daa aus dem SubsUntiv ciaU (intellectus) Wb. Sg. (Zeaaa p. 21) gebildet« ir.
A4JectiT ciaUmhac ( rational, of good aense or pnidence) 0*Brieii.
*) Blath (Stu) Mart. Dungal. Jan. 19 wird p. 366 »Flora" übersettt — V^l. aech
Corbmac (Stj 1. c. Febr. 17, Mart. 26, Mai 11, Jun. 11, 24, Sept. 14.
^) Vgl. die iriaohen Minnernamen Jarlalh (St.) gest. a. 4SI, Gormladh a. iOli. Um
four mastera. Oder ist Condlath = Con-dilaih f Vgl. Delatu* de La moina a. 126f.
n. 200 p. 395, Delaidus (medicus) a. 1241. n. 185 p. 378 im Cod. WangiaD.
^) Vgl. die Partikel con- (siebe Anm. 2 bei Commenus) und das irische Ad^ectir dm^
dayhy altir. dag (hoiius) Zeuss p. UV.\, kymr. da (hom^siiis) Lbiivil 1. 65 s^ d!i
Keltisch« Forschungen. 213
Candath (abbot of Lis-mor) died a. 755. The four masters s=s
Con-dath <)»
Condal (daughter of Murchadh, abbess of Cill-dara) died a. 792.
The four masters s=» Con-dah),
Condalachf son of Ailill, slain a. 776. 1. c. = Con^dalach.
Auszuscheiden sind hier auch die gallischen Namen Connius
Grut. 776, 1. Momms. 94,
Cotmonius Grut. 775, 2, dann
der armorische Name Connili (villa h^m^Connili) s»c. 11. Gart.
Corisopit Morice 1 col. 377.
Diese Namen finden ihre Erklärung durch irisch conn^ con (sen-
8US, sententia, ratio, intellectus) connail (sapiens) Lhuyd, kymr.
etfimil (skilful) Jolo 9, 45. 351, 45. Vgl. Glück p. 68.
CuBtanzo 91, 9 ssec. ?
Die ursprüngliche Form dieses Namens ist Custantius,
Dieser Name schliesst sich an Custa (Magni filia, uxor Nerto-
mari Boji) v. Sacken, Sitzungsber. 11, 354. Custius Simplicius Su-
perus, Steiner n. 1438, Cusiica f. ssec. 9. Polypl. Rem. 87, 43, Cu-
stuintis s»c. 8. Polypt. Irm. 74, 53 = Cust-u-in-us, ferner an
Costa (mancip.) f. a. 1288. Mohr. Cod. dipl. RhaetisB 2 n. 44>).
Costanius ssbc. 9. Urkdb. y. St. Gallen n. 354; (mancip.) a. 1039,
Miraei Opp. 1 p. 54, 44,
Coatatus (Walterius) a. 1067. Cart. S. Petri Carnot. p. 131 c. 8,
Co8iarü$a (Umbertas) a. 1067. Cart. S. Vict. Massil. n. 162,
d. i. Cogi-ar-os-a,
<j Im Mari. Dang. Hart. 3 wird zu Conna (Sta) bemerkt: „Ther is a Condath,
dav^ter of Colmtfu" etc. — V^l. „Daithi mac Fiachra" bei O^Brien = Dathi, son
of Fiaehra killed by ligbtning a. 42S. The four masters; Dathe (rex) Miscell. of
the celt. Soc. p. 4 nota k, Datheu* a. 789. FumH^alli, Cod. S. Ambros. n. 78 und
iriack daith, dmthi, (quick, nimble, active) O'Br. = daihi, wie ir. piith => flathi
(Zenas p. 6).
*) Vgl ir. dail (potentia, poteatas) Lhuyd 1, 125, dann Dalus Fabretti p. 43, 243,
£>Mihni* fiUa, Arch. f. K. Östr. 6q. 13, 125, ir. Dael bei Sta Corcach Mari. Dungr.
Aug. 8 p. 213. In Condalach kann dalach ein von duil abgeleitetes A^ectiT sein
■it der Bedeutung ^rofichtig*'. Dalach son of Conghu» died a. 818. The four ma^
•lers. Wie dalaeh von dal^ ao sind abgeleitet die irischen Af^eetiva cathach, ba-
§meh^ neideaeh, agaeh (pngnax) von den Substantiren cath^ hag, neid, ag (piigna)
Lhujd 1, 131.
>) Ao«ljetKt Familienoame.
lo'
214 8t. rk
Costerius ssec. 11. Perard p. 100,
Coshiz a. 1068. Beyer 1 n. 367 «= CostuciuB^ dann an die
armorischen Namen :
Custo saBC. 9. Cart. de Redon n. 212,
Costion ssee. 11. Cart. Kemperleg. Morice 1 col. 4S4,
Costardvs ssec. 12. Cart. S. Georgii. Morice 1 col. 409 «).
Zur Erklärung dieser Namen bieten sich mehrere Worter: das
von armor. cust (pretium) abgeleitete Beiwort cyaiys (pretiosns)
Lhuyd 1, 128 d. i. cusfus, dann die von kymr. cwsi (labor, severi-
tas, austeritas) abgeleiteten Beiwörter cystawl d. i. cusidl und
cystig d. i. custic mit der Bedeutung „laboriosus, severus, rigidiu,
austerus*', Owen. «).
Auf einen besonderen Stamm gttat, gosi weisen, wenn niebt
Erweichung einer ursprünglichen Tenuis im Anlaute angenommen
werden darf,
die armorischen Namen Guatus^ Gosto a. 833. Cart. de Redon
n. 43<), GnstanuB (St) 1. c. Eclair, ccclv, Gusiodius (diac.) a.
8S0. 1. c. n. 42*),
Worgostf Gurgost, Kedgost ssec. 9. Cart. de Redon n. 116.
124. 128*),
die kymrischen Namen Gustin sa^c. 11. Lib. Landav. 233,
Guorgust (Sohn des Coilhen) Vita S. Cadoci. Lives p. 82, Dnguä
saec. 7. Lib. Landav. 201,
die irischen Namen Gasten, Goisten (achieftain) a. mundi3501
und Aedh Gusian a. 600. The four masters, aber auch
Gustinus (pbr.) a. 1002. Esp. sagr. Tom. 36 App. n. 7«
Gustina a. 1177. Lupi 2, 1303,
Gustantius a. 1018. Lupi 2, 491, fundus Gostatäi a. 978.
Marini, Papiri dipl. Annot. p. 230^
<) Vgl. auch Cottart in »villa Costarctus" sec. 10. Cnrt. Satid. n. 61.
*) Vgl. auch körn, costan (clipeua^ scutam) Lhuyd 1, 48. 147.
<) Vgl. Gustio Didaz a. 1071. E.ip. sagr. Tom. 26 p. 455. Seine Tockter keiMt IfotM-
donna^ Mumadona,
*) Vgl. Guatodiu* a. 1039. Esp. sagr. Tom. 26 p. 448 neben CuMtodi* f. a. 1000.
Miraei Opp. Tom. 2 p. 946 c. 23, „parochia S. Marin de CustodU n. 1158. Blarct
bisp. n. 428.
6) V>;I. »uvlt Congutto (rilla) sec. 11. Ribeira 1 n. 23 und Bruncoated {0%\ttrwM)
8*r. 11. Cart. Sitb p. 440.
Keltiselie Fonchan^en. 215
Su9domnH9 9i. 1181. Lupi 2, 1335 un|l
Gosia (preposita in Mollenbecke) a. 1342. Wenk 3 n. 250
K 203.
Zu sondern von allen diesen Namen sind:
die gallischen Namen Costius, Costiliua Fröhner n. 821. 820,
lann
die irischen Namen Costamhail (Gliinsalach mac C) Mart.
)ung. Jun. S p. 144»
Cosdobhron: Airbheartach son of Cosdobhroin died a. 1015.
The four masters,
Mac Coätello vom 13. — 16. Jahrhundert in den Annalen der
ier Bieister oft verzeichnet, und
Seanchosiol (Faelan) a. 676. The four masters, falls sie, wie
lieht unwahrscheinlich ist, o statt eines ursprünglichen a enthalten.
^gl. Jfojjf- und Maguntiacum 9 Domti" und Damnonis, Lous- und
^xnuanna (Zeuss p. 81), Nonnos und Nannus, Loronius und La-
anius» Coppus und Cappo (Rietet, Revue arch. 1867, p. 325 nota 3).
Das Wort cast erscheint in den gallischen Namen :
Titinius Castus Steiner n. 288, Laetilius Castus Orelli p. 4617,
Castula (Jeria) Steiner n. 2197,
Casticus (Sequanus) Cabs. B. 6. 1, 3 <)»
CasHnus (cons. a.424), Castina Grut. 1337, 7, Castinns (co-
;s domesticorum) Greg. Tur. 2, 9 , Castinus a. 879. Marca hisp.
40 col. 808,
Casdianus (Pladicius) Orelli n. 3789,
Castoboei, Castobocae mit den Varianten Costoboci, Costobocae
ütol. Ant. phil. c. 22. Ammian. 22, 8, 42 >),
Tricastini (gens Galli») Liv. 5, 34. Plin. 3, 36,
ferner in den jüngeren Namen
Casto a. 979. Cart. S. Vict. Massil. n. 1042,
Casta a. 1000. Esp. sagr. Tom. 35, 5 >),
\Hieho 9»c. 9. Castuna pbr. mon. (bei Förstemann A62 ab Fraaenname beaeich-
t) aflBC. 8 im Verbr. r. St. P. 40, 47. 48, 34 sind vielleicht slaviscbe Namen.
I. CmsUk, Caston bei Miklosich 449, der aber bei n. 83 Casticho aU deutschen
nea anfolirt, welche Auffassung ich nicht theile.
. auch Piepori CoÜ9toboc{en»\9 reg^s) Orelli n. 510.
Schwester heisst Larga, Vgl. Annius Lavyua^ Antonius Largius, Orelli n. 1676.
», LargenniM Sagilt« (Inscr. Brixiae) Oielli ii. 66. — Wegen Sagitta vgl. den
rischen Namen ncan.pus Kesteniii Sagitte" a. 846. Cart. de R«*don ii. 121.
216 stark
Castaldus a. 8?6. Neug. n. 222; sapc. 10. Fantazzi i p. 64,
CasiellanuB (Hispanus) a. 811. HLgd. 1 n. 16; (artifex) a.
SU. Poiypt. Massil. H. 25. Cart. S. Vict. 2, 643; (servus) sse.ll.
Cart. S. Vict. Massil. p. 308 n. 291; (abb. .4ru]ens.) a. 821. Harca
hisp. D. 3, daselbst auch Babiianus neben Babila.
Castellana a. 814. Poiypt. Massil. H. 68. Cart. S. Vict 2, 647;
a. 879. Marca hisp. n. 40,
CasteUhim Ibenabdila <) a. 925. Esp. sagr. Tom. 16, 433,
Castwid^), Castfiich») saec. 8. Cod. Lauresham. n. 3067. 3684»
Gasdia (abbatissa) a. 1062, Gasdiola^) a. 1264. Fantnui 1,
n. 111. 132, dann in den
armorischen Xarnen Castat a. 892. Cart de Redon n. 271
und Canimonoch^) a. 860. Cart. Prüm. Morice 1 col. 316.
Auch der Volksname Castulugi, Casiulogi Plin. 4, 17, nach
Zeuss p. 27 in Caiusiogi zu bessern , kann unverändert hieher ge-
hören und sich auschliessen an Bemiluco (deo) Orelli d, 1970,
dann an
<) ihemmbdiU = ibett (arab.) Abdilm, d. i. Soho des Abdila. V(rl. AbäKeieu(9ui) Ttoctti
fij. Orelli D. 2049 finsvr. Bnrdi^l.), AbdmciUiu (rex Allobrogwa) Cae«. B. C. S,
59. irisch AbdU macUadacb. Marl. Duogal. >'ot. 8 p. 354, Eoekaidk JftadI MOMlcli
of Ireland a. m. 4248. Tbe four masters.
<) V^l. die kjinriscben Nameu Clritguit 177, Cmrmttfuit 222, Bfßr^itk 259, MirfmUk
(St.> 262. BUinguid 207 im Liber Landav.. die armoriscbeB EmeldenHdmy Btihmi»
(abb.) s»c. 9. o. 58. 64. Jarneltrid s»c. 9 n. 45 im Cart. de Redoa «. ▼. a.
*) Vgl. kfmr. Cethig (s»o. 6) Lib. Landav. 125. irael. UtmeekuM Zc«n p. VllL Bata
a. SB. a.« dann aucb Buodniy, Leudaig a. 772. Trkdb. t. SL G. ■. €6.
^) Im Kymnacheo bildet die .\bleitun^ -ü»/ Adiectira ; Tgl. mtueiäiot (.BOCivss} ¥M
miurd (damnum). niueidio (nocere) IJiujd i, 99. Siebe Emmomuoim bei
^) Der Droek bietet Ciutitu.Hoch. Vgl. im Cart. de Redon s»c. 9 4\e ai
Namen Retmuiwe n. 3. Joumonov n. 21, Ksrmoikoc a. 22. Crmmttoc TS, Cei
(abb.) n. 2t, EumoHoc n. 13. Junetmonoc^ Drimamoc. n. 38, StUmmmae ■. 40, 61»-
moHoc^ BlitmoMOc n. 50. Harlmomoc n. 64. Wtmfrmuntoc n. 73, Tmmeimtmm^e m» TT,
TaMetmuHuc u. '166. CvmmuHOi.' 105 (k}mr. Conronoc a«c. 6. Lib. Laadav. 135,
jetzt CgnfvHog 386: Conmonoc s»c. II. Kemhie 4 n. 98! p. 316>, ¥tif inawalf
B. 126. Wetrmmunoc n. 129. M'ormonoc . Curmonoc a. 46, Jmmmmmme ■. 14t,
RetAmoHoc o. 147. I'iumoifv d. 150. Courantmonoc n. 154. M^immttmsmme m» 166^
LifJimaiioc D. 171..1iitfttJiuiHi>i' (Ran-) n. 178, Ch^nmonoc n. 201(CeamaBoe ■■■rif
s«c. 11. Retnble 4 a. 9^t p. 312), Rimonoc n. 249. JVctJiaMaae a. Ut,
.^rj^iiiirifiAMoo 255. i?M4liiioaot' n. 271 . rVi^ii<i/iiioii«>c a. 280. Hedromt^m^e. IMIhmiw
5;vc. II. n. 2»4. 266. Hrrdmoitoc a. 86«). App. n. 48, Cmhmom^ck «. 860. Carf
Prüm. BeTer I ii. 60.
Keltische Forscbunf^en. /C 1 T
die irischen Namen Fionnlugh (St.) Jan. 3, Mai 11 , Jun 5,
Nov. 13, Fionnlogh (Vater des h. Fionnchü) Nov. 25, Jarlugh ep.
Nov. 22, Naemlugh (St.) Nov. 19, Caomlugh (Caoiltighern inghen
Caoimhlogha) bei S. Dagan Sept. 13, Beolog pbr. Febr. 12 im Mar-
tyr. Dungal.,
die kymrischea Namen Matholwch Mab. 3, 189 (Zeuss p. 173),
Cadell DeymUwg Jolo 101, 5, Conioc Lib. Landav. 73,
die armorischen Namen Luhetloc, Winhetoc saec. 9. Cart. de
Redon n. 162. 212, Gradelocus saec. 11. Mont S. Michel, Morice
1 col. 367.
Zur Deutung der aus casi gebildeten Personennamen dient viel-
leicht irisch ca«/a(curled), casthor <)> caHum (acur)*dlock)Lhuyd *).
Sollte in einigen der genannten Namen die anlautende Tenuis
statt der Media stehen, so dürfte irisch gasta (fine, neat, clean;
handsome; diligent; brave, brisk; generous; ingenious) Lhuyd, eine
geeignete Erklärung bieten <).
Kehren wir nun zu den aus cosU cust gebildeten Namen zurück,
so können wir diesen noch anreihen:
CostavoU (colon.) c. a. 499. Pard. 1 n. 65 p. 39, Costahubis
Costavolus ssBC. 10. Cart. de )*abbaye de Beaulieu n. 109. 189, Co-
siabtdus a. 1024. Perard p. 176, Costahilis (masc.) a. 898. Cart.
de Tabbaye de Beaulieu n. 29, etwa = Co«^a-t?-ii/M«, Costa-b-il-is,
Allein diese Namen gestatten noch eine andere Deutung; sie
können auch mit der Partikel oo- == con- (Zeuss p. 836) zusammen-
gesetzt sein, und ich halte dies für das wahrscheinlichere.
Zu CoBiabulns = Co^stabulus^) stellen sich dann die Namen
Cingius Stabulo Orelli, Inscr. Helv. n. 72, Stabulus a. 804. Beyer
1 n. 42, mit prosthetischem e Estavolus a. 949. Cart. Savin. p. 61
D. 74, Stavalus a. 937. Cart. de Tabbaye de Beaulieu n. 174.
Zu Co8tabm8^==Co'8tabilising^TiS\e\\ die Namen iS^a6i7M (colon.)
saec. 8. Polypt. Irm. 82, 12; a. 830. Lupi 1, 679; saec. 12. Cart.
>) Vgl. Cnstoruu Cassiod. Epist. 3, 20; (libertus) a. 573. Pard. 1 n. 180 p. 138,
CasUntrina de Boissieu p. 402, 11 =3 Castorina,
*} Vgl. aoch ir. easdhlaoidh (oarl-bair*d) Lhuyd.
^) Vgl. avcb ir. gaistin (a crafty fellow) Lhuyd.
*) Vgl. Comontorios (Narae eines Colliers) Pauaan. 4, 16 = Co-montorios (Zeuss
p. 15), CoHümotiUü Grut. 827, 1 = Co-namottiso. Siehe Namuta MinutsB filia
(Inscr.) Mem. des Antii^. de France 16. 1H0 (Zeuss p. 259. 836).
218 St.rk
S. Petri Carnot. p. 606 c. 116, Stabiles, Siaviles (idem) a. 873.
ULgd. 1 n. 98; Stabila ssbc. 8. Polypt. Irm. 186, 62, Stabilia lä.SiA.
Polypt. Massil. H. 6. Cart. S. Vict. 2, 642.
Dieselbe Auffassung gestatten aber auch die Namen CoBtatMM^
Costantius, Costardus. Man yergleiche:
mit Co-status die Namen L. Statins Steiner n. 501 , Statiua Sere-
rus,Arneth, Rom.Mil.DipI. 10 ^),Statianus (Vomj^onius) l.e.tSiatUhti
Calocerus, Fabretti p. 154, 138, Statilius Pragus, Orelli n. 114»
Statilia Steiner n. 1907, Stntura (Anconius^ Orelli n. 3049, SiatO"
rius Avetus (libertus) Orelli n. 3797, Statutus (fig.) Steinern. 1634»
Statnttis {Toxins) saec. 2. I. c. n. 274. Statuta 1. c. n. 2770, Stahäm
(Cannonia) 1. c. n. 3273, Statulentis Juncus, Orelli n. 643,
mit Co'Stantius die Namen Stantdcus (in Umbrien) Tab. Traj.,
Stanteus (maneip.) a. 814. Polypt. Massil. H. 23. Cart. S. Vict. 2,
643, Stantildis 1. e. H. 55 p. 646 und Instantius (ein Priscillianer)
a. 387. Sulp. Sever. Hist. 2, 64 = In-stantius*)!
mit Co'Stardus die Namen Stardius Macer, Stardius Pacatus,
Orelli, Incr. Helv. n. 63, Stardiarius a. 786. Urkdb. v. St. G. h.
104, Startcarius ») s«c. 8. Polypt. Irm. 113, 295.
Würde diese AufTassung sich als richtig darstellen, dann
mössten noch herbeigezogen werden:
Constabulus ssec. 9. Polypt. Rem. 13, 2; a. 918. Cart Sayia.
II. 5 = Con-stabulus,
Constabilis a. 1006. Cart. Athenac. p. 893 n. 187 =» Qm-
stabilis,
Constantlus (ep.) a. 680. Pard. n. 392 = Con-stantius,
<) Statins a. a07. Fatteschi o. 40.
*) Vgl. auch Capito Inateins Tacit. Ann. 13, 39 = Jn-steiwt, dann Steint Aenilbws
Fabretti p. 253, 50, Stius in ^fuodus Stiano** ssbc. 9. Cod. trad. Raveaa. p. 27.
Wegen der Coinposition mit in- vergl. den Volkanamen Inaubre» Liv. 5, 34 = /»-
mbves {Sobn'ntu ep. Mettens. c. a. 965. Miraei Opp. Tom 3 p. 295*; ^dftrrre,
italienischer Familienname), die Personennamen Indutus Steiner n. 2072 , iriaek
Indagh (St. Macha'n mac Indaighi) Marl. Dungal. Jan. 24.
S) Vgl. den irischen Namen Tuathchar a. S33. The four masters, die anaoriaehea Na*
meu Comattcar^ Guethencar, Carantcar sa^c. 9. Cart. de Reden n. 9. 10. 64, Titl-
leicht auch Venicariut Steiner n. 1449, wenn nicht =b Ven-tC'üri'U*» -— !■
Kymrischen bildet -car, an Siibstantira gefügt, Adjectira, so aus ymlmdh (pugna)
ynüadhgar (pugnaz) Lhuyd 1, 131, aus gweniaith fadulatio) gwenteithyar (blan-
Hus) (iluck p. 167 Anm. 1.
Keltische Forschungen. 210
Constantia ssec. 9. Polypt. Rem. 17, 20 =» Con-siantia,
Constantinus (rex Britanniae, frater Auclroeiii)s»c. 5. Exe. chron.
rioc. Moriee 1 col. 11 = Con-staniinus.
Die Namen B. Consti^us) Tutianus, Gr®vius p. 3, 4, Constinns
699. Trad. Wizenb. n. 205, ConsHgerdis (Tochter des Consta-
Uub) s®c. 9. Polypt. Rem. 13,2 <) u. a. weisen aber auf einen Stamm
msU und ich unterlasse jede Entscheidung bis für die eine oder
idere Deutung fester Anhalt gewonnen wird.
Schliesslich aber ist noch der Männernamen Costula ssec. 6. Cass.
, 30 und CosHla a. 551. Neapol. Urkund. Massm. 14, 84 zu
»denken, die bis jetzt unbestritten als gothische gelten *). So wahr-
heinlich es aber auch erscheint, dass Costula von goth. kusiua
^Gxc^i^) abgeleitet sei und der vorher erwähnte Name Custica durch
id. cusiig (probus) gedeutet werden könne, so ist hiemit die Rieh-
;keit dieser Annahme keineswegs sicher gestellt, selbst nicht
idurch, dass Castula und CosHla auf a auslauten, weil bekanntlich
I) Dms Wort gert^ gart Beigen im Anslante die dem ersten Compositurosgliede nach
nadeutscben Franennsmen WandregerdU Polypt. Rem. 46, 81 (vgl. Wundrima
Pol. Irm. 237, 77, armor. Guandromaer snc. 9. Gart, de Redon n. 58), Sadre-
gerdU Polypt. Rem. 46, 35 (vgl. L. Satrius OreUi n. 7026, .Sa/nu« Justus, Sairius
Fanstus , Satrius Crescens 1. c. n. 1497. 3003. 3276 , Satria Uraa, de Boissieu
p. 339, 36, Satrelanus: „paero S. sive quo aiio nomine nuncupatur nmtionem gah
Kü*^ a. 725. ex Archiv Mediol. Sickel, Mod. graph. Fase. 1 Tab. 4, Sadriu» sec. 10
Gart S. Peter Carnot. p. 37 e. 7, 5), MadregerdU Polypt. Rem. 49. 62 (vgl. Matreja
\ov, Raetiae, Tab. Peut., Jabidiana Matna Steiner u. 1135, ifaifruma Pol. Irm. 264,
143, MmdrinuM sec. 9. Cart. de l'^glise deBeaulieu n. 17 p. ii) tAndregardis Polypt.
Rem. 61, 16 (vgl. i. c. Andreia; Andreus Pol. Irm. 186, 62, Andris Bttc. 11. 1. c.
so**, Andrisma sec. 8. I. c. 86, 61, Andriga I. c. 215, 8, Androgorius^ dux Triiio-
bantum, gentia Britann., Beda, Eccl. bist. 1, 2 [vielleicht der bei Galf^ed. Monu-
■et. 3, 19 erwibnte Andragtus] , Andragathius [comes] Comes Marcell. ind. 1,
p. 519. B. u. u. a.), CeUegardit Polypt. Rem. 11, 3 (vgl. Cominius Celtus Steiner
■. 1346, CeUilU FabretU p. 182, 391, CeUintu [Inser. Lnnvlac] Steiner n. 3299,
Celtimm Orelli n. 1225, Celnu [ep. in UiberuiajMart. Rom. Apr. 6. derselbe auch im
Hart. Dnagal. als „bishop of Ard-Macha**, CeUima Pol. Irm. 143, 67), der irische
H^maammm^ Doufngart Ann. Tigern. 0*Conor 2, 136. 160 (vgl. Domengerdi» f. Pol.
Ren. 51, 82), dem kymrisch Dofngart Lib. Landav. 160 entspricht, der armorische
inaaae Diargarih a. 1074. Cart. Kemperl. Moriee 1 col. 440 und der Frauf n-
MorentgardiM c. «. 1013. 1. c. 859 (vgl. Orentiut, St. mart. in Hispania, Mart.
Rom. Mai 1).
') Vgl. Zenas, die DeoUehen. 81, Diefenbach, Goth. Wb. 2,455, Dietrich, Aus-
tpraehe des Goth. 43. 70.
220 stark
nicht nur gothische, sondern auch gallische Männernamen denselben
Auslaut zeigen.
Was insbesondere Coaiula betrifft, so möchte ich die Unter-
suchung darüber anregen, ob daraus, dass Konig Theodorieh aus-
drücklich bemerken musste ,»Costula igitur atque Daila, cum deo pro-
pitio, Gothorum /los^romm libertate Isetentur'', nicht gefolgert werden
kann, dass jene beiden Männer, oder wenigstens Costula nicht Gothen
von Geburt waren. Rücksichtlich des CosHla aber darf nicht ausser
Acht gelassen werden, dass er nicht schon desshalb fQr einen GofheD
erklärt werden kann, weil in jener Urkunde wirklich gothische Namen
erscheinen, denn darneben treten auch gallische Namen auf» wie
Mnnulus, clericus ecci. Gothicae <), Hosbai ustiarius*}. Auch das
Landgut, von dessen Verkaufe jene Urkunde handelt, trägt den galli-
schen Namen Caballaria *).
Dem allen zufolge, und da die meisten der vorher genannten mit
coaty cust anlautenden Namen sicher keltisch sind, wird immerhin
auch die Annahme gestattet sein, dass Costula, CosHla, Custiea
undeutsche Namen sind. Sie wird auch nicht beeinträchtigt durch
den in dem Namen Custulfus saec. 9. Polypt. Rem. 8, 14. 86, 25
erscheinenden Auslaut -m//', der, wie ich bei anderer Gelegenheit aus-
iniirlicher nachweisen werde, in vielen keltischen Namen eine Ablei-
tung ist und von dem deutschen Worte „woip'^ das oft auch in der
Form ulf auftritt, geschieden werden muss. Vorläufig mag es
genügen, aufmerksam zu machen auf die Namen :
Cnladuffus saec. 8. Polypt. Irm. 3, 18,
Flaunulf'us (cler.J saec. 9. Perard p. 21,
Justnifus saec. 8. Trad. Wizenb. n. 19. 191,
Tascul/m a. 739. Trad. Wizenb. n. 559, in denen calad, flann,
just, tasc Ulideutsche und zwar keltische Wörter sind.
^) Tch gebe hier zn bedenken, dass von den 31 mit -o/, -ul abgeleiteten Namea, dia
Föralemaun 1, 117^110 auffuhrt, nicht einer sicher als deuUeh nachgewkM«
wpfdfn kann.
«) Hoibat = Otb-at; rergl. Osbiman, Oahimanus, Osbimannus Fröhner n. 1747 a-€,
abgeleitet mit -man (Zeuss p. 735), Saedius Hospea (d. I. Otpes) Inscr. Moriodui«
Maffei, Mus. Veron. p. 420, 4, Juventinia Auspicia (d. i. Ogpieia) de Boitiicn
p. »14, 65, armorisch Osbernus (filius Rivalloni) a. 1086. S. Michel. Moriee 1 col.
460 d. i. Oab-ern-ua (vgl. Arverni C«s. B. G. 1, 31. 45. 7, 7, Tocernius Heracmi,
Fiibretti p. 212. 535, kymr. Etern Live« p. 82 und Zeusa p. 737).
3; Vgl. Fielet, Revue archeol. 11, 122 fg.
Keltische Forschungen. 221
Terra (sanctimon.) 40, 31 saec?
An diesen Frauennamen sehliessen sich der gallische Name:
Terrenu» (Segelius) Orelli, Inscr. Helv. n. 93, dann:
Tarrarius: „Collum de Terrario" a. 974. Marca hisp. n. il6,
TerrUius a. 1173. Fantuzzi 1 n. 36<),
der kymrische Name TeriUan (ssec. 6) Lives p. 191,
die armorischen Namen Terrigia (mater S. Eligii, ex villa
Catalanense in Armorica) Vita S. Eligii 1, 1. D*Achery, Spieil. 2,
78 b,
Terretic (pbr.) a. 866. Cart de Redon n. 98 «),
TerethianuB (St.) a. 1026. Cart. Kemperl. Moriee 1 col. 366,
Diridian saec. 11. Cart ecci. Corisopit. 1. c. col. 376 und der etwa
gälische Name
Terri saec, 12 — 13. Lib. vitaeeccl. Dunelm. p. 81, 1.
Die kymrische Sprache bietet mehrere an diese Namen anklin-
gende Worter, so taer^ ierydh (vehemens, celer) Lhuyd 1, 170. 220,
diriad (severus) 149, terig^ terawg (ardens, severus) Owen. Bei
diesem finden sich auch ter (clarus, purus), teredig (purificatus).
Dignus 20, 45 sasc. 9.
Diesem Namen lassen sich zur Seite stellen die gallischen Namen :
Dignus (Julius) Inscr. Carnunt. Hormayr, Wien. Bd. 1 Heft 2
p. 1 53, Dignius Secundinus (nat. Raetus) Orelli n. 4988, Dignius
Ursius, Dignius Quartus Apronius, Steiner n. 461. 1105,
Digna Muchar, Gesch. St. 1, 423, Digna (Trebia) de Boissieu
p. 164, Digna (Julia) I. c. p. 331, 28,
Dignilla (Martinia) Steiner n. 602, Dignantius I. c. n. 1783,
ferner :
Dignus a. 822. Ried n. 22; a. 1011. Marca hisp. n. 165
col. 985. Degnus a. 861. Cart. de l'abbaye de Beaulieu n. 54 p. 99,
Digna (colona) sasc. 9. Cod. trad. Ravenn. p. 53,
<) y^l. aoeh »Godefridas de Bosco Terree und Guillelmus Tereie sec. 12. Cart'
S. Peiri Carnot. p. 555 c. 50, p. 637 c. VI.
S) Vgl. auch kjrmr. Theridauc fscoet, Lives p. 226, 22, in der ÜberseUung p. r)94, 22
Ter^on.
222 St.rk
Dignoaldus (mancip.) a. 814. Polypt. Massil. H. 67. Cart.
S. Vict. 2, 647 t),
Dignertus c. a. 10(10. Cart. Savin. n. t>39 = Diffu-eri-us*)*
wenn nicht = Dig-nert^us »),
der armorische Name Dignum a. 871. n. 245. 246: a. 878.
n. 235; (ostiarius) a. 849 u. 251 ; (laicus) a. 895. n. 268 p'. 218«)
im Cart. de Redon.
Aus demselben Worte , welches diesen Namen zu Grande liegt,
sind im Verbrüderungsb. von 8t. Peter auch gebildet die Namen
Dignulus, Dignolus 51, 3. 52, 49 s»c. 8,
abgeleitet mit -uU wie Pufulus, dann
Dignouar 51, 12 ssbc. ?
In diesen Namen gn = n aufzufassen, wie in ürsigno Steiner
n. 2890, Egignus a. 675. Pard. n. 379, Flodignus a. 840. Perard
p. 22, Ciligna ssbc. 9. Polypt. Rem. 62, 37, Pigniolus Gandemarii
a. 916. ßsp. sagr. Tom. 34, 437, erscheint mir bedenklieh; icb
ziehe vor einen durch n ^) abgeleiteten Stamm dig <) anzunehmen.
Wegen aar im Auslaute des Namens Dignouar können rer-
glichen werden aus dem Lib. vitae ecci. Dunelm. Gungwar ssc. 12.
p. 49, 2, Bodutrar sa^c. 12 — 13. p. 78, 3, dann Lupuuara ssec. 9.
Cod. trad. Ravenn. p. 70, ilmo/tiara (mancip.) a. 744. Neug. n. 13 ?).
1) Vgl. di« Namen seiner Geschwister Joannit, Joanna, ChrutiduHm, Semefrtikti vU
den seiner Mutter Aridia, dann annor. Donoaldus fil. Hidremarkuc 8»c. 11. C. ^
Redon. I^clair. p. CCCLXVIII.
2J Vgl. VUerius Kabrelti p. 128, 4G, Manertaius musicus, Steiner n. 1027, Se^Urm
a. 942. Aviertu^ a. 1032. Cart. Sarin, u. 33. 636.
') Vgl. ßjtunrrtv» (a. 7 ante Chr.) Orelli, Inscr. Helr. u. 102, Cohnertm, Cwuerm
Steiner n. 80tt. 2913. kymrisch Judncrth sec. 6. Lib. Landav. 154, LouM^n^HL lU,
Gnaidnerth 140; Aidnerth Vita S. Cadoci 54, Lives 88, Gwrnerth (Brvder te
Llywelyn) Jolo p. 107. 15U, Lives p. 270, 34.
^j Vgl. auch „hereditas Digiuun^ Degnum*' a. 852. Cart. de Redon n. 127.
^) Sii'he Zeuss. p. 734.
•) V|cl. kymr. dt ff (ira) Lhuyd 1, 73 = verg in VergiUu»,
"') Vgl. Amallia (Minerva) Ore lli a. 1961 (ViUei in Burgundia) ; Maffei, Aat GnIL
p. 29 (Aii^ustoduni), dünn Arnalo a. 973. Marca bisp. n. 115, Arnetfredut a. 1028.
Lupi 2, 555 iRoafritu», Inscr. Ratisbon. Grut. 527, 2, wenn nicht Bü-Mfr-ü-Mif
armor. Ralfred frater Ratuili, Uili filius Hatfred sntc. 9. Cart. de Rednu. B. 221.
250, AUfrit niaohtiern a. 852. I. e. n. 20. dann VrsvofredUM s«c. 11. Ciirt. S.
Keltiaebe Forsohungeo. 223
Für die Deutung dieses war bietet die kymrisehe Sprache
arm (defensio, munitio) = vara (Gluck p. 20), dann guar (man-
ßtus, mitis) Lhuyd i, 8S. 92, hier, bei Owen und Jolo p. 251, 4
dr gesohrieben.
Davon zu trennen sind die mit kymr., körn. guarS^ armor. hoari
idas) Zeuss p. 113. 145 nota. Lhuyd 1, 82, guaroi im Gl. Oxon.,
st kymr. guarae» guarau, guareu, auch guara (ludus) 2euss
1083 nota 38' zusammengesetzten Namen, und zwar:
die kymrischen im Liber Landav. ConguarS 133, jetzt Cynwar
2, GurguarS 1S5, CatguarS 140 1)> Elguanii 181,
die armorischen Loiswaroe, Riwaroi a. 846. 849. Cart de
den n. 138. 2S1.
Tomnella 97, 28 s«c. 9.
Dieser Name = Domnella ssbc. 10. Marini, Papiri dipl. Annot.
232**) ist eine Verkleinerung, gebildet durch -eil, wie AgnelluSf
riameUa, aus dem Worte dubnus, dumnus, kymr. dwvyn (profun-
s) Mab. 2, 41 , jetzt dwfrif körn, down (profundus) Pass. 66, 4,
Dor. doun^ irisch domun, jetzt domhain, doimhin» Zeuss p. 134.
5.
Das Wort domun bedeutet aber im Irischen auch mundus und
Q liegt der Begriff „gross, weif zu Grunde. In der Zusammen-
zunghat als Anlaut das Wort verstärkende Kraft wie griech. ßaJ^Og
d altdeutsch irmin. Vgl. Zeuss p. 17. 738. 835. Glück p. 72. 73.
Das Wort dumnus zeigen die gallischen Namen
Dumnorix (Aeduus) Caes. B. G. 1, 5, Dubnorex (auf Münzen)
lehalais n. 113. 350—353,
Dumnacus (dux Andium) Cses. B. G. 8, 26,
Ao|üivöxX£co^ Strabo 12, 543,
Dubnissus (Mannsname) KnabI, Mitth. d. bist. V. f. St. 1, 60,
Dumnissus (fluy.) Auson. Mos. 8,
Dubna f. Steiner n. 2996. 3128,
Tict. MMtil. D. 666, Malnifredut a. 997. Lupi 2, 415 n. t. «.)« ArnaUindd a. 1025.
BLfd. Z p. 157 {RenonnduM Grep. Tur. M. S. M. 2, 39, Dotaiaindnu •. 869. Cort.
de rabhaye de Beauliea n. 131 p. 184, Pauleainda a. 814. Polypt. Maasil. N. 12.
Cart S. Viel. 2, 654) Jobesinda a. 879. Maroa hisp. n. 39 col. 805 u. m. a.
Ctttguare = gall. Catu-vareus^ Gluck p. 52.
Die Tenoia im Anlaate eracheint auch io »riUa Tumminius" ft« 661. Neugart n. 2.
224 stark
Dubnotalu», Bullet, monum. 17, 310»
Domnulust Dunmulus Sidon. Ep. 4, 25. 9, 13, Damnohu Qsf»
CeiioinRn.) a. j54. Pard. n. 137 <); a. 589. Greg. Tur. 6, 9, Dom-
nolo a. 766. Odorici 3 n. 27 p. 46,
Domnola (Victoris, Redonens. ep. filia) ssec. 6. Greg. Tor.
8,32,
Domuoletius (pbr.) a. 670. Pard. n. 363, Domnolinus a. 911.
Lupi 2, 78, Domnnlma (liberta) a. 739. Pard. 2 n. 559 p. 373«
Domnndia f. c. a. 1060. Cart. S. Viet Massil. n. 429,
die altbritaunischen Namen Dumnonii (britann. Volk) a. 160.
C. Jul. Solinus, Polyh. c. 22,
Aovixva (britann. Insel) Ptol. 2, 2,
Ao/JLvecvou Y. Bowyer, Miseellaneous Traets. London, 1785. 4.
p. 153,
Cogidumnus (britann. König) Taeit. Agr. 14, Cogidubmu Mo-
num. bist. Brit. 1. CXIX, 24,
Toyodov/xvo^ (Sobn des Cunobelinos) Cass. Dio 60, 20,
die kymrischen Namen Dubn 82, Dumn 144, Dwfyn 102,
Domn 400 in den Lives of the Cambro brit. Saints = Dumnus»
Dyfynwal 1. c. p. 226, 22«) = Dumnovahis^
Domnguaret Lib. Landav. 1 99 = Dumnovaretus,
Dyfnawg (St.) Lives p. 270, 35 = Dumndcus^
Dyfnan Jolo p. 111, 119 = Dumndnus,
Guordubn Lives 82 = Verdumnus»
Conduun Lib. Landav. 182 = Condumnus,
der armorisehe Name Dumnowallon ssec. 9. Cart. de Redoa
n. 97 = Dumnocelau?iU8,
die irischen Namen Domangart Annal. Tigh. ap. 0*Conor S»
136. 160 (Zeussp. 134),
Domnit 1. c. 2, 257, vgl. DomniHus Sidon. Ep. 4, 20,
Domnall mac Aeda, The Banquet of Dun na n-Gedh p. 2 (Ed.
O'Donovan. Dublin, 1842), Domnallus (Sohn und Nachfolger de»
Königs Diarmicius) Chron. Scot. ad a. 1185. Mon. Germ. 11, 618*),
Domningen (St. ep. a. 748) Martyr. Dungal. Apr. 29 =» Dumr
nogenuSf
1) Derselbe Donnolut a. 566. Pard. n. 172 p. 129.
2) Vgl. DuunwaUa (Zeuge) a. 741. Kemble 1 n. 86.
') Vgl. Itoinnttlduä «. 814. Pulypt. Massil. H. 1. Cart S. Viel. 2, 641.
Keltische Forschuogen. 22S
Maeldomhnaighf abbot of Tamhiacht, died a. 937. The four
masters = Maeldomndchf
Ferdomhnäch (St.) a. 781. Mart. Dungal. Jun. 10.
Hier schliesst sich seinem Wortstamme nach aus dem Verbrüde-
mngsbuche noch an :
Domnichio 65, 29 ssbc. 8.
Dieser Name ist abgeleitet mit -ic *) wie Domnica (ancilla)
saec. 8. Cod. Patav. Mon. boica 3, 439; saec. 8. Trad. Wizzenb. n.
253, Dominica (mancip.) a. 572. Pard. n. 180, Dominicua (co-
lon.) c. a. 499. Pard. n. 65; (mancip.) a. 814. Polypt. Massil. A. 1,
Carl S. Vict. 2, 633, armorisch Dominic a. 868. Cart. de Redon
n. 225.
Das einfache Wort dumnu» zeigen die Namen :
Jnlia Domna (Gemalin des Kaiser Septimius Severus, a. 209)
Steiner n. 618,
Daminia ssbc 9. Polypt. Rem. 49, 64. 52, 86 c=r Domnia.
der armorische Name Dominus a. 858. Cart. de Redon n. 1 26
= Domnius^y
Dorbeni 71, 16 saec. 8.
Herr v. Karajan bemerkt Fol. XLIV zu diesem Namen: „Ohne
Zweifel Trumvine^ der als Bischof der Picten ums Jahr 673 bei
Beda Hist. ecci. 4, 12 und in Mabillon*s Annal. 1, 576 und 577 be-
gegnef*. Das hier Gesagte erlaube ich mir, trotz der Sicherheit, mit
der es auftritt, vollständig zu bezweifeln, und zwar schon desshalb,
weil kein Schreiber, am wenigsten ein irischer, der jedenfalls die
Hittheilung nach Salzburg gelangen liess, den Namen Trumvine in
Darbene umgestaltet hätte. Doch noch ein anderer Beweis liegt
gegen diese Anffassung Tor, und er lag für Herrn v. Karajan sehr
nbe. Die von ihm allzu oberflächlich benutztai „Collectanea de rebus
Albanicis** enthalten den Namen des Abtes Dorbene nicht weniger
ab fünfmal.
Dort findet sich p. 237 aus den Ann. Tigh. zum Jahre 713:
^Dorbeni Cathedram Jae obtinuit et v mensibus peractis in Primatia
1} 8iek€ Agarizto.
<) Vgl. Ihmmldis und Dominitdü «. SU. Polypt. Mnssil. f. 13, G. 1. Cnrt. S. Vict. 2,
638. 639.
226 St.rk
■
T. Kai. Nov. die Sabati obit**, dasselbe auch aus den Ann. lli
zum Jahre 712, wo dieser Abt Darbein geschrieben wird.
Ausserdem erscheint I. c. aus den Ann. Tigh. zum Jahre 716
die Bemerkung: „Dorbene Abb «Tae^ und p. 238 zum Jahre 716:
«Faelchu mac Dorbeni Cathedram Columbae . . . suscepif« endlieh
p. 221 gleichfalls aus den Ann. Tigh. zum Jahre 627: «Lachtnen, the
son of Abbot Toirbene, was victorious**.
„Dorbene Foda <) mac Altaine, abb. Ja Colaim-Cille*' ist auch im
Mart. Dungal. Oct. 28 eingetragen, und die Annalen der vier Heister
haben vorzeichnet: „Dorbaine Foda, Si. abbot of Ja, died a. 713".
Zur Deutung dieses Namens 2) kann , da im Anlaute desselhen
die Media verherrschend ist, an irisch doirb als Adjectiv (morosus)
Lhuyd 1, 94, doirbh (pevish, qiiarelsome; hard, difScult) Owen,
als Substantiv „an attempt** erinnert werden. Die mit der Tenuis an-
lautende Form Toirbene dagegen führt auf irisch tarbe (utilitas;
utilis) Wb. iV 2' (Zeuss p. io. 569), bei Lhuyd iarva, iarbha,
tairve» tairbhe, tarvachd, tarbachd (utilitas, lucrum), iarvaekt
iarbhach (utilis, lucrosus, munificus), wenn nicht Torbene als Com-
positum aufgefasst werden muss, wie etwa Toirdhealbhach son o(
Murchadh, son of Brian Borumha, slain a. 1013. The four mavsters*),
Tormogus (ilispanus, natus Segisamone) Orelli n. 4719 *), dann
<) Foda d. i. Fada^ der Grosse.
*) In denAnnalen der vier Meister steht bei dem J«bre714 «Faelchn, sod of UtrftcM*
bei dem Jabre 720 «Fa^lcbu, son of Dorbhe**.
') I). i. Tor-delbach. Der zweite Namenstheil ist eine a^jeetiTlscbe BildoB^ ▼•■ ir.
delh, jetzt dealbh, dealji, dhealhh (facies, imago, statua) Zeuss p. 12, Lbaji 1, SS.
67. 254, kjrmr. deluj jetzt delw (aemblance, forma : manner) Owen. Vgl. a«ch in
iriseben Frauennamen Sodhelhh Mart. Dungal. Nor. 9 p. 300 bei 8. EMÜgfMl
(Benen), p. 472 durch .Puleberia" und daselbst Anm. 1 wörtlich »good ▼iMfcd'
fibersetzt. — Bezüglich des ersten Namenstheiles tor weiss ich nichts Sicharti
anzugeben, wenn aber an irisch tor = tighearni, ri (Lhuyd) gedacht werdet
darf, »o könnte Tordelbach „der wie ein König gesittete", Torbene „der königliche
Held" oder „der Heldenkönig* gedeutet werden.
^) Vgl. Jarmogio Angusto sacrum (St. Veit a. d. Dran) Orelli n. 4719, BtttemM§ki
(rex Spanorum) a. 788. Ann. Laurinh. Mon. G. 1, 33, irisch Dodimogh^ aockoritt
abbot, died a. 743, Cathmogh (Maeiän son of Cathmoga) a. 848. The fonr ■MtUfii
dann Mogeliu» .Murat. 875, 2, Mogitmarut Sitzungsber. d. kais. Akad. d. W. 11,
329, d. i. MogetimaruM^ Dinomogetimarus Mero. des antiq. de France IS, ITDI«
kymrisch Mygotwas (St.) Jnlo p. 255, 68, d. i. Mugetitaatua wie Ikt§wm99ua %ht\am
n. !U8, kymr. Drulgua» Lib. Landav. 265, d. i. Drutovasnu, C0M0mms 174 d. i.
CoHortisitut.
Keltisch*' Forsch im gen. 237
EMJtebetti filia (Novella) a. 182. Steiner n. 2715, Gmnbenua^)
a. 866. Cart. de Peglise de Beaulieii n. 2 p. 13, Salimhene a. 1111.
Annali Bologn. 1 p. 226 *).
Der iriaehe Name Tarbach (son of Gorman, abbot of Ard-Maeba,
died a. 807) The four masters ist jedenfalls durch irisch iarbach,
tarvach» iorbach (utilis, munificus) Lhuyd 1, 95. 178 zu deuten.
Duleissimo (pbr. congr. S. Amandi Elnon.) 26, 26 saec?
Im Verbrüderungsbuche von St. Peter erscheint auch der Frauen-
naine Ihtiei$9ima 24, 20, welcher der Stelle nach, an der er ein-
geschrieben ist, aus derselben Gegend stammt, der Duleissimo an-
gehdrt.
Der Name Dülcissima (uxor Arrici) findet sich auch mit der
Variente Dulcisma a. 993. Cart. Savin. n. 441.
Dieselbe Quelle bietet den Frauennamen Dulcisina (uxor
Adalardi) a. 970. n. 266 gleichfalls mit der Variante Dulcisma *).
Von dem Vl^orte, das den abgeleiteten Namen Duleissimo^ Dal'
ciMsima tu Grunde liegt, sind auch gebildet die Namen :
Dulcieius Claudianus, de Boissieu p. 476, 2, Duleitius (dux
scientiae rei militaris insignis) a. 368. Ammian. 27, 8, 10, ferner
Dulcis (archiep. Cantabr.) a. 844. Esp. sagr. Tom. 19, 334,
Dttlcis (comitissa Provinciae) a. 1094. Cart. S. Vict. Massil.
n. 686^), Dulcia (comitissa Barcenon.) a. 1112. Marca hisp. n. 847,
Bulza a. 1234. Cart. S. Vict. Massil. n. 975 p. 421,
Duleardus (St. natu Bituricens.) saec. 6. Mab. Ann. ssßc. 1.
p. 614, 8,
Dulcierdis f. a. 879. Marca hisp. n. 39 col. 805,
Dulciolenus Vita S. Eligii 2, 39. DAchery, Spicil. 2, 114 b,
MhiieeUna a. 1110. Cart. S. Vict. Massil. n. 446,
<j Vgl. Omrumitm (Sot.) Css. B. G. 1, 1, M. Folvius GaroM (lotcr. hisp.) E. Hubner
BeUeber. in d. Monatsber. der Berliner Akad. d. W. Januar 1861 p. 32.
*} Pielet erklirt in der Rerue arch. 1865 p. 215 den Namen Manduöenos (doz) durch
iroXu*yafio^, «yoXu^uvaco;, indem er für den Auslaut des Namens ir. ben (femina)
herb«isiebt. Beachienswerther erscheint mir ir. beine (a champion, a famous hero)
0*BricB. — MandubenoM kann vielleicht auch durch kymr. meinduv (gracilis) Lhujd
1, 64 d. i. mandub erklirt werden. Über kymr. d = a vgl. Zeuss p. 97.
*) Vgl. flonsimna s«c. 9. Polypt. Rem. 51,76, Florisma »»c. 8. Polypl. Irm. 230, 21.
^} IhtUt ist noch Familienname in Suddeutschland.
SiUb. d. phil.-faist. Ol. LIX. Bd. II. Hft. 16
228 stark
Dulcidius mit der Variante Dülcius (pbr. Tolet) SSBC. 9. Chron.
Albeid. Esp. sagr. Tom. 13, 460, Dulquitus (pbr.)a. 962. Esp. sagr.
Tom. 34, 464,
Dulcianus a. 1035. HLgd. 2. n. 435 p. 478 (monacus Flore-
gie) a. 1235. Cart. S. Vict. Massil. n. 994,
Dulcinus saec. 12. Cart. S. Petri Carnot p. 355 c. 135,
Dulcotus a. 1194. iMiraei Opp. Tom. 2 p. 1194 e. 85,
Dulcedramnus s»c. 8. Polypt. Irm. 34, 112 =9 DuUedrt'
amn-'UB «)>
Dulcehertu8 saec. 8. Polypt. Irm. 179, 4 = Dulce^ert-us^^j
endlieh der armorische Name
Dulcetus (Rivalionus) sa&c. 11. Cart. Majoris Honast» Horiee 1
eol. 428.
Dulgofaidciis (villa in pago Aliodrense) a. 632. Pard. n. 257
p. 16«) zeigt Erweichung der gutturalen Tenuis, dagegen ist in
Tulca (pbr.) a. 1012. Esp. sagr. Tom. 35, 12 die ursprQngUche
Media im Anlaute etwa als lautverschoben zu betrachten«}.
Aus dem Verbrüderungsbuche von St. Peter ist noch aniu-
schliessen :
Dulcissania 56, 44. 107, 16 saec. 9.
Dieser Name ist abgeleitet durch -B-anm ähnlicher Weise wie:
1) Vgl. Dulcidius; doch rieUeicht ist Duleedramus s=a Dul-eeärmmimt.
S) Vgl. kjmrisch berth (pulcher) Zeuss p. 662, körn, herth (fair, luuidsoBv), Ut"
thauc (rieh) Lhujd 1, 233, Hmior. berth (beaa, iUustre) BuUet 18«, iriMk iMKli*
hearthach (mundus, nitidus, elegans, dives) Glück p. 175, auch breMdkm (pilchfri
Tenusius) Lhuyd 1, 132. 171 (alihd. berht, goth. bairkt^ darut) in Atm \jWr
Tischen Namen Gurberth siee. 6. Lib. Landar. 140 = Ver-bert-u*^ in d«n ara^rl-
sehen Namen Uaelberty Runbert, Fetbert, Besbert, Igebert sac. 9. Cart de Bedfl
n. 35. 76. 101. 126, in dem irischen Namen Ftaithbertach Ann. Tignra. 0*CnMr
2, 235 = Viati-bert'Ocu*.
*) Diese Villa ist benannt nach einem Personennamen, der etwa Dulgofmu^ Dutf^
lautete. Vgl. Carrofai O(fficina) Steiner n. 149, Oars-fmo-niM terra a. 87». Uu»
hisp. n. 40 col. 806, dann Faa (Gnoria) Steiner n. 857.
^) Vgl. auch irisirh Tulchan, Vuter des h. Abtes und Bischofes JfiiJiJi«, Hart DnipL
Oct. 21 und tulchan (a hillock) Lhuyd = tulachan Ton tuiaeh (a hill). Im P«-
sonennaroen mag der Begriff des Hohen, Erhabenen liegen. — Zu scheiden bt d«
Name des westguthischen Königs Tulffa ssbc. 7. Ep. sagr. Tom. 5, 461, der deith
goth. tulffus (fortis, firmus), altsüehs. tuigo (valde, fortiter) Grimm, Geseh. d. i
Spruche 452 zu deuten ist. — Statt Tuiva (mancip.) a. 804. Schannat n. 187 htt
Droiike n. 233 Totta gele.seii.
Reitische Forschungen. 221)
AprusianuSf Fo/Msiani/« Orelli n. 1747. 31 1 1 = ^/?rM-«-i-aw-
VolU'S'i-an'US.
Die Ableitung in Dülcissimo^ Dulcissima ist -s-im, -s-m ^) und
eheint auch, nur ohne Gemination der Spirans, in dem altgal«
theo Personennamen
Carpusimo Murat 1441. 4 == Carpu-s^im-o^}.
Geminirte Spirans zeigen die Namen aus jüngerer Zeit, so
Carisnma*) c. a. 974. HLgd. 2 n. 111 p. 129; saec. 12. Cod.
id. Claustroneoh. n. 628 ^),
Bonüsitnus a. 897. HLgd. 2 n. 27 >)
Gonissimus a. 995. Marca hisp. n. 144.
Tunochodo 71, 14 saec. 8.
Dieser Name ist, wie H. v. Karajan Fol. XLIII richtig
merkt, = Dunchad^ Dunchadh. Tunochodo ist aber nicht Nomi^
tiy, sondern Genitiv und == Dunchadha «).
Dunchadh mac Cindfaeladh, Abt in Hy, starb nach den Ann.
;h. (Collect, p. 238) a. 717, nach den Ann. Ult. 1. c. und nach
m Martyr. Dungal. Mai 25 p. 139 a. 716.
) Siehe Anieamo uod die dort erwähnten mit -a-m iibgeleiteteo Naroed.
} Tgl. den Volkstiamen Carpi saec. 3. Lactant. De mortibus persecutor. c. 9, welchei*
auf die Eiosahl Carpua leitet.
) Vgl. KapiU (g»n. Volk) Pansan. 1, 35, Cariaiua Steiner n. 1027, Kariaia und
Kmiaaia (Stae) Cod. Theodorici der Bened.- Abt. Deatz. Jahrbücher d. V. f. Alter-
thfir. im Rheinl. 41 p. 45, Karicua (L. Julias) Orelli n. 1374, Careia, Card filia
Gnrt.428, 0. 468 6, Careia Sabina, Orelli n. 4828, armor. Cario saec. 11. Mont
8. Mieh«l. Morice 1. col. 381 ; sac. 12. Archires de I'egiise de Rennes 1. c. 408.
^) Vgl. aber aach die SuperlatiTe Carvillius Feiiciaaimtia Orelli n. 3972, Silvarius
Firwuaa(imua) de Boissieu p. 68, 49.
*) VgL Bonianta (pbr.) a. 859. Marca hisp. n. 49, Boneaua a. 1045. 1. c. n. 227, Petrus
de Bomailda a. 1108. Fantuzai 2 n. 48, Bonia Successi filia, Knabl. Mitth. d. h. V.
f. St. 8» 100, Boniatua Archir f. K. östr. Gq. 24, 277, Boniata Knabl. Mitth. d. h.
V. f. St. 0, 27, armor. Bonieta (Ongnen und PetroniUa ihre Schwestern) a. 1083.
8. Serge. Morice 1 col. 458, Bononiua Gordus (roedicus castrensis) de Boissieu
p. 355, 43, SonoarMFrdhnern. 420, Bonoaua (domo Hispaniensis, origine Britannus)
e. tSO. Flar. Vopiscus, Bonosus 14, Bonua (Brito) a. 380. Auson. Epigr. 109.
Bünmeiua a. 072. Marca hisp. n. 113, Boniio a. 770. Gattola p. 12 a, Bonitua (ep.
Saleiitiiiae) a. 791. HLgd. 1 n. 6, Boniza Bonanza a. 1013. Fantuzzi 1 n. 82
Bonifa^ Boniba (ep. Caur.) a. 638. Conc. Tolet. 6; a. 684. Conc. Tolet. 14 (Esp.
ngr. Tom. 6, 346. 15, 161) ^ Bon-iv-a u. v. a.
) Vgl. Conomblo (Conomail).
16*
230 St.rk
(
Der irische Name Dunchadh ist zusammengesetzt aus din und
chad*
Das irische Adjectiv dun (Grmus, fortis) von Zeuss p. 29. 30,
gefolgert aus dem irischen Substantiv dun (gl. castrum» gl. arx)
Sg. 57*. 60^ aus de n abgeleiteten dünattae (gl. castrensis}Sg.S7*
und aus dunain (claudo, obstruo) in der Zusammensetzung frUdu'
naim (gl. ntpi^oKko} röv fxöj^Xov, obsero, obserare) Prise. Cr. 87** «),
zeigen die Namen:
Conetodunus (dux Carnutum) Caes. B. G. 7, 3»
Cogidunus (Britanniae rex) Tacit. Agric. 14,
Dunus (Aelius) libertus, Knabl, Mitth. d. h. V. f. St 8, IIS,
Mars Dtinatis Orelli-Henzen n. 7416 7,
Dunimius a. 739. Pard. n. 559 und
altirisch Mailedün in Cr. 17' (Zeuss p. 30).
Das zweite Compositionsglied cAa^^A in Dunchadh ist das irische
SubstantincAaM(pugna)Wb. 9\ 22^23^ (Zeuss p.82)» galL eaU
und erscheint in den Namen ;
Caturiges C»s. B. G. 1, 10. Plin. 3, 20, 24. OrelH n. 626.
Catuvellauni Itin. Ant., Karov7varog Cass. Dio 37, 47, Vellocatui
Tacit. Hist. 3, 5,
in dem irischen Namen JUuirchatho, Cod. bibl. Carlisruh saBC* 8
— 9 (Zeuss p. XXXII),
in dem armorischen Namen Catwallon a. 878. Cart. de Redon
n. 263, c= gall. Catuvellaunus,
in dem kymrischen Namen Catmor Lib. Landav. 267, jetzt
Cadfor 651, = gall. Catumdrus.
Eunat 65, 33 ssbc. 8.
An diesen Namen, abgeleitet durch -at von eun, ttf it '), schliessen
sich die gallischen Personennamen:
Eunus (ergastalarius servus) a. 354. Ammian 14, 11, M. Papi-
rius Eunus Orelli, Inser. Helv. n. 35, T. Jul. Eunus Becker, Areh. f.
Frankf. Gesch. N.F. 1 p.40, Eunus Mural 929, 5. 1556, 8; Homms.
Inscr. Neap. 1630 (87). 2531. 4502, Eunous 1. c. 61 3S,
Eunius cognomento Mummolus (Autissiodorensis incola a rege
Guntramno patriciatum promeruit) Greg. Tur. 4, 42,
1) Vgl. Glück p. 139. Hevue Rrolieul. 1867 p. 3S7 noU 1-
•) V^l. Zeus. p. 41.
Keltische Forschungen. 231
Eunomiola de Boissieu p. 598» 88 » Eun^om-i-^l^a^')^ fer-
ner an
Eonna 8»c. 8—9. EonhiU^) s«c. 10? Verbröderb. v. St. Peter
43» 16. 96» 20»
Eanoldns ssee. 9» Polypt. Rem. 86» 119. 120>),
Eimulus a. 826. Fattescbi n. 47»
Eunucus (Fulco) saec. 11. Cart. S. Petri Carnot. p. 192 c. 68»
Adeunardus S2RC. 9. Polypt Rem. 13» 2 s^Ad-eunardus^).
Die Formen iun, ian erscheinen in den Namen
Junis Duchalais p. 231 n. 861 ; vgl. Junisa f. saec. 8. Polypt.
Irm. 146, SS.Jonis f. s»c. 9. Polypt. Rem. 47, 48»
Junta (Melonia) Steiner n. 631 ; vgl. Jona (mancip.) a. 876.
Perard p. 183»
JonicuSt Jonica Steiner n. 2698. 3138,
Juntanus Prognanus &) de Boissieu p. 808» 21 ; Junianus (St.)
c. a. 1088. Polypt Irro. App. 27 p. 364» Julia Juniana Steiner
n. 2772 •).
Juniavus Boll. Jul. 6 p. 884 = Juniau '')»
Junilla (Sta) a. 1124. Kausl. n. 281, Junel (colonus) Fragm.
polypt. Sithiens. Pol. Irm. App. 3 p. 296,
Junandus ssbc. 10. Cart Sarin, n. 76 p. 63«).
0 Tgl. Fidamioltu (aus dem wesU. Gallien) sbc. 8. Mab. Ann. sbc. 1 p. 637,
4 ssa Fid-am'i'Ol'MM^ Maximiola Steiner n. 1874 «= Max'im-i-ol'a, Viventiolu»
(ep. Lagdan. aac. 6.) de Boissieu p. 581, 36 = Viv-ent-i-ot-u»^ Cispiciotu»
(Hbertoa) a. 533. Test. Remigii. Pard. o. 118 p. 82 s dtp-ic-i-ol-u*, {Cispia
Ifvrtiaft» OreUi o. 5005) dann Oatdiola bei Ciatamo.
*) VfL Juniidi» (Junisa ihre Mutter, Jonan ihr Bruder) sec. 8. Polypt. Irm. 146, 83,
J*nü4U (Jonam ihr Sohn) I. o. 33, 6 ^ Jun-ild-ü.
*) EsM^idus ^=s Bon-oid-UM ; TgL Monoidiu (St.) Cod. der Bened.-Abtei Deutz. Lacombl
▲rcb. 5, 295, Orioldu sbc. 11 Polypt. Irm. 49% Briceoldus, Fermenoldui ssec. 9.
Polypt. Irm. 33, 3. 55, 117.
^) Ygl. Ädmb^ dann Bonardu» a. 726. Pard. n. 535, JoonartMie, 11. Polypt. Irm. 50^.
<) Vater des Q. Carantiu».
*) Vgl. /«niiii SBC 8. Polypt Irm. 146, 83, Junan a. 990. Docum. et Thist. de St,
Hilaire de Poitieux n. 52, Junanus a. 1043. Cart. S. Vict. Massil. n. 768 p. 115.
7) Tgl. die kymritchen Nanen Liliau, Ceriau, Lihiau Lib. Landar. 124. 135. 185, die
armoritchen Cumiau, Ihiaut, sbc 9. Cart. de Redon n. 106. 135 und Zeuss p. 150.
^) Vgl. ItmmdU (ancilla) sbc. 9. Polypt. Rem. 77, 67, Tecanda sbc 11. Polypt. Irm.
49^. In der Ableilung -and steht in diesen spiten Formen, wie in Junandu»^ die
Media wahrscheinlich statt ftlterer Tenuss. Vgl. Elianta sbc. 8. Polypt. Irm. 24, 2.
232 Sl.rk
Von kymrischen Namen können hier angereiht werden Junabui,
Jonab Lives p. 70. 93, Eunin saec. 9. Lib. Landav. 229,
von armorischen Namen aus dem Cartul. de Redon:
Jana (ablas) sscc. 9. n. 139, Jona (Zeuge) a. 868 n. 174«),
Junnm sa^e. 9 n. 75 (vgl. Jonam [Zeuge] a. 537. Pard. n. 128;
[servus] saec. 8. Polypt. Irm. 106, 122), Junanau a. 850 n. 250,
Junasoi a. 837. n. 177, Junworet 9i. 838. n. 5, Junweten a. 857.
n. 26, Junhael a. 846. n. 55, Junwal saec. 9. n. 67, Junwalhn
sa;c. 9. n. 189, Juntiern a. 868. n. 221, Juntvocon saec. 9. n. 124,
Junnimet a. 868. n. 240, Juniprit a. 850 n. 250; Junargani f.
saec. 11. Cart. Landeven. Morice 1 eo). 3.^8.
Die Ableitung -at (Zeuss p. 758) in Eunai erscheint auch in
den gallischen Personennamen:
Gutruatus (dux Carnutum) Caes. B. 6. 7, 3. 8, 38*),
Cassatns Orelli n. 1986, Steinern. 1873«),
Liudatus Grut. 1159, 2; vgl. kymr. Lleuddad Lives p. 598, 4,
Sedato (deo) Orelli n. 2043, 4972, Siidati uxoris, SedaHa,
Bassina, Steiner n. 813. 638^),
Sematus Murat. 167, 2, Mutatus de Boissieu p. 61 1, 11 a. y. a.
Failfei 71, 9 saec. 8.
Failfei im Verbrüderungsbuche ist Genitiv*). — Failfeww
der achte Abt zu Hy, nicht der siebente, wie H. v. KarajanFoL
XLIII annimmt >), und zwar nach dem Martyr. Dungal. p. 85 von
Jahre 677—679 ').
Die Annales Tighern. ^ schreiben ad a. 673. 676. 679 FaHißf
das Martyr. Dungal. Mart. 22 bezeichnet Failbhe als Sohn des Pfopin.
0 Vgl. auch Jona» (rex Armor.) seec. 7 — 8. Exe. chron. Brioc. Moriee 1 eoL iC|
Jona (ep.) a. 795. Cart. Paris. 1 p. 241, Jona (maocip.) a. 876. Pertrd. p. 1SS|
Juno a. 819. Necr. Fuld. Dronke, Trad. et antiq. Fuld. p. 167, Jonut (TieeeoBti)
a. 937. ULgd. % o. 64.
2) Die Deutung dieses Namens siehe bei Gluck p. 111 Anm. 1.
') Casatti Familienname in Oberitalien.
«) Vgl. auch Sildatiani M(anu), Arch. brit. XXVII, 152 (Fröhner n. 1989), Tielteicb^
Siidatiani (d. i. Sedatiani) zu lesen.
^) Vgl. „Navigatio Failbei Abbatis*' etc. Annal. Ult. a. 672. (Collect. 1, 228).
^) Siehe Adomnan.
'^) Nach den Ann. Tigh. ist Failbe im Jahre 673 nach Irland gereist und im J. 671 u^^
Hy zurückgekehrt.
^) Collectanea de reb. Alb. 1, 228.
Keltische Forschuugen. 233
Die Annalen der vier Meister verzeichnen noch drei andere
Männer Namens Failhe: Failbhe, anchorite, died a. 923, Failbhe
Beg, ahbot, died a. 711, Failbhe Erdalmh died a. 766.
Zur Erklärung dieses Namens dient das irische Adjectiv failbe^
failbhe (vivns) Lhuyd 1, 75 d, i. „lebendig, rasch, muthig** «),
dem etwa altgallisch valb entspricht.
Die nachstehenden Namen mögen einer weiteren Untersuchung
dienen.
Valpinus (fig.) Smetius, J. Antiq. Neomag. p. 167 (Frohner
n. 20S9) = Valbinual
Yalbu9 (colonus) a. 499. Pard. 1. n. 65 p. 39,
Waipulo saec. 9. Hlud. et Hloth. capit. Mon. G. 3, 253, 3 »
WaUmloJ
Walehegildis f. saBC. 8. Polypt. Irm. 145, 78 =Walbegildi8*),
Walbaut a. 860. Kausl. n. 129 = Walb-aud? Vgl.Zeuss p. 753,
Valvomerus (Petrus) a. 355. Ammian. 15, 7, 4,
Valüis f. saec. 8. Polypt. Irm. 189, 82, Walvo de Menzano a.
1211. Cod. Wangian. n. 102,
Walveradus a. 1252. Mohr. Cod. dipl. Rhaetiae 2 n. 13,
Walferius. Walfardus a. 1210. 1213. Cod. Wangian. n. 87.
272 =. Walf-eri'us, Walf-ard-us.
Feilgon 71, 18 saec. 8.
Zu diesem Namen bemerkt H. v. Karajan Fol. XLIV: „Wohl
Wlganius ep. Cantuariensis gest. 650. Mab. Ann. 1, 412.** Dies ist
ganz unrichtig, ebenso die dieser Vermuthung zu Grunde liegende
Annahme, dass Feilgon nominativ sei.
Hier ist gemeint, Faelchü, Sohn des Abtes Dorbene und gleich-
falls Abt und Bischof auf Jona.
0 Verwandt sind goUi. valvjan (xuXivdecv), ahd. ii^a/6i (voinbilitas) u. a., die bei
Diefenbach. Goth. Wb. 1, 179 — 185 nachzusehen sind.
') Ob in diesem und in yielen anderen offenbar undeutscben Namen auslautend yild
al« Compositionsglied (Tgl. Gildas St. geb. a. 490. Chron. Brit. Morice 1 col 2,
OUdaHug [Sohn des Caunus] Boll. Jan. 2 p. 958) oder als doppelte Ableitung =^
"g-ild SU betrachten ist, muss erst untersucht werden. Doppelte Ableitung sehe ich
ia den keltischen Namen Sadregitdus sec. 9. Polypt. Rem. 52, ^K^Sadre-g-ild-ua
aeben Sadri-l-d-is f. snc. 8. Polypt. Irm. 40, 20 (vgl. Satrius und Satrica f.
Steiner n. 486. 1880), in Petronaxildus (notarius) a. 742. Fatteschi n. 3 statt
Petronaciidutf abgeleitet mit -l-d von Petronax (vgl. „a Petronaci, Petronace"
archiep. Ravenn. sbc. 9. Cod. trad. Ravenn. p. 29. 30) d. i. Petro-n-ac-ius.
234 stark
nFaelchu mac Doirbeni Cathedram Columbae Ixxiii. aetalis
anno, in IV. Kl. Septembris die Sabati suscepit^ berichten die
Annales Tighern. ad a. 716 (Colleetanea p. 238). Dieselben Annales
nennen ihn bei der Angabe seines Todes im Jahre 724 Abt zu Hy
(Collect, p. 240.) Im Martyr. Dungal. Apr. 30 p. 114 ist Faolcku^)
als Bischof ohne jede andere Bemerkung eingetragen.
Die Form Feilgon im Verbrüderungsbuebe ist Genitiv Ton dem
Nominativ Faolchü, Faelchü.
Faelchu ist zusammengesetzt aus irisch fa4^l^ fael (wild), im
Genitiv feil, und aus irisch chü, cti (a dog; griech. xOojv, lat eam$9
deutsch „Hund*'), im Genitiv con, cun, und bedeutet „wilder Hund/
„Wolf*', wird nachO'Brien aber auch zur Bezeichnung eines tapferen
Kriegers gebraucht <).
Fircnoi 71, 5 ssec. 8.
Der Nominativ dieses irischen Namens, denn die dem VerbrQ-
derungsbuche entnommene Form ist Genitiv, lautet Fergna.
Fergna Britt war nach dem Mart. Dungal. Mart. 2 Bischof und
Abt zu Hy und ist im Jahre 822 gestorben 3), er war aber nicht, wie
Herr v. Karajan angibt, der dritte, sondern der vierte Abt jenes
Klosters auf Jona ^).
Im genannten Martyrologium p. 414 wird Fergna durch
„Virgnous** (der Jungfräuliche) übersetzt. Der Name erscheint aber
olter: die Annalen der vier Meister nennen einen „Feargna son of
Aenghus, king of Ulidia, a. 85 1*', und ich vergleiche lieber den gal-
lischen Namen Verginius Jnsteius Tacit. Hist. 3, 77, L. Verginiui
Riifus (Cons.) Grut. 8, 3, der, wie Virgilius (richtiger Vergiliut)
Tibull. 4, 15. Martial. 14, 195. Sidon. Carm. 13^), abgeleitet ist von
^) Faelchü p. 115. — In den Annalen der vier Meister wird Faelehü bereits im Jakrfl
714 alt Abt beieichnet und das Jahr 720 als sein Todesjahr angegeben. Dm Muijr.
Dungal. kennt noch drei Heilige dieses Namens, swei Mai 23 und JuU 20 ohne jedes
Beisatz, dann einen ^Faolchü of Finnglas ** Sept. 24.
*J Mit cAti, kymr., körn., armor. et gebildet sind auch der irische Nam» Fimmekui Mail*
padraig ton of , bish. died a. 861. The four masters, und der kjmrlsche Jforej Lik.
Landar. 2 IS.
^) Auch die Annalen der Tier Meister geben an ^feargm Brit St., abboi of Ja »d
biShop, died t. 622''.
^) Siehe bei Adomnan.
^) Vgl. HQch Vcryiliu9 Eupheiuus Fabrettip. 13, 57, IVr^iTui« Modestu«, VwpUMi
MarUiius, Orelli.n. 1281. 4644, Yergilia Heliodora I. c. n. 4631, VirgiUa (liberta)
Keltiffcbe Forschungen. 23 b
verg, irisch /W*^» jetzt fearg (motio, agitatio, ira), daToa fercach^
feargach (iratus, perversus), kymrisch gwerg (efficax) Gl. Oxon. »)
Fusculo 65, 9 ssec. 8.
Diesem Namen stehen zur Seite Fusculus a. 774. Lupi 1, 530;
a. 8S7. Blasius, Ser. prineip. n. 99, Fuscolus Goldast 2, 118, und an
ihn schtiessen sich, die Namen :
Fuscus (Marcus Moccius) Cons. saec. 3. Steiner n. 259, Fuscus
(et PoHio Prociii filii) 1. c. n. 750, Fubco saec. 9. Polypt. Rem. 60,6,
FiMca (Latinia) Steiner n. 1168, Fuscia Secunda (Proculi 6lia)
L c. n. 2710, Fusca ssbc. 9. Polypt. Rem. 59, 4; a. 968. Fantuzzi 1
0. 185 p. 21,
FoBcanuB (Inscr. Pannen.) Hormayr, Wien, I, 3 p. 80,
Fuscinus Catullas, KnabI, Mitth. d. h. V. f. St. 4, 188^ Fuscinus
(Ifataecius} Inscr. Numid., Renier, Archives des missions scientifiques
ete. 1851, p. 442,
Fuscianus (St.) Polypt. Irm. App. 5 p. 305,
Fuskel f. a. 879. Perard p. 157, Fushildis, Fuschildis a. 882.
1. c. p. 57, Fuscildis s«c. 8. Polypt. Irm. 72, 16,
Fuscardua (praepos.) sa^c. 9. Perard p. 151; a. 1030. Fantuzzj
1 D. 94, Fo8chardu8 c. a. 1100. Cart. Savin. n. 881,
Fuscari (servus) saec. 8. Chrono moa. Casin. 1, 10. Mon. G. 9,
587, 32, FoBcharius a. 886. Perard p. 161,
Fu8carinu8 Go\ds(st 2, 115,
Fttseeradus, Fuscuradus a. 1064. 1065 Annali Bologn. 1. App.
n, 64. 65, •
Fusearardus (Petrus) a. 1137. Fautuzzi 1 n. 186 p. 79.
Hieher stelle ich auch:
^orjoxiag (Gesandter des vandalischen Königs Gelimer) ssec. 6.
Procop. B. vand. 1, 24*).
Dass allen diesen Namen lat. fuscus zu Grunde liegt, halte ich
Bicht für wahrscheinlich und ich denke daher, dass fusc hier durch-
v^gs statt gallischem tmsc stehe.
1.739. P«f4. B. $59 p. 376, dana VerffoidU f. smc. 9, Polypt* Rem. 103, 41,
iriick Ferghilt abbot, a. 377. The four masters.
*i Siebe Zeius p. 13. 14. 71. 935. 1078. 1125. Gluck p. 131. Lhuyd, Arcb. brit
) All der Stellniig diesea Maaaes am Hofe des Tandalischen Königes folgt nicbt ooth-
weadig, dass er auch Tandalischen Stammes war. Bei den römischen Kaisern, aber
auch bei deutscheo Forsten, waren Gallier nicht selten in einflussreicher Verwendung.
236 stark
F statt V ist in rumiscber und jüngerer Zeit eine oft hervor-
tretende Erscheinung. Man beachte:
Fictorinus Fröhner n. 2127 statt Vtctarinus,
Fabirius (libertus) Sitzungsb. d. kais. Akad. d. W. 12 p. 90
n. 68 >) statt Vabirius; vgl. Vaberius Faustus, Orelli n. 3951»
Fabricius Steiner n. 337 statt Vabricius; Tgl. Yabrilo Steiner
u. 3565,
Fibirius (St. abb. Trevir.) Mart. Rom. Nov. 5 statt Vibiriui
u. V. a. «)
Das Wort vusc erscheint auch in den Personennamen:
Voschistis (ep. Virdun.) s'<ec. 8. Gesta ep. Virdun. Mon. 6. 6*
43, abgeleitet mit -tjf,
Woscolt saec. 9. Verbr. v. St. Peter 24, 6'),
Vuschmund (m^mei^.') a. 820. Ried n. 21; y^. Restemundtu^)t
Balsmundus^) ssbc. 8. Polypt. Irm. 98, 159. 266, 156, OlomunduM
(abb. monast. Malasti) a. 815. IILgd. 1 n. 28 <), Geunimunt
(mancip.) a. 861. Kausl. n. 136?) Ostremundus a. 537. Pard. n.
128; S8BC. 8.' Polypt. Irm. 192, 11 s).
^) Auch Faber siec. 11. Polypt. Irm. 49 kano = Vaberiu$ aufgefasst werden.
2) Vgl. Wifirhi a. 807. Urkdb. t. St. G. n. 197 = Ki>trt, armor. Gueferiu» tmt. 9
— 10. Exe. chron. Brioc. Morice 1 col. 20, dunu Vibia Classici filia, KnabU MiUli.
d. h. y. f. st. 4, 201, Vibius Catusita Steiner n. 3006, Vibidiiu Yarro, Taeil. Au.
2, 48, Vibidia (virgo vestalis) I. c. 11, 32 u. m. a.
*) Woseott im Drucke ist ein Lesefehler. Vgl. die Lesefehler in VerbrQdenugtImekt
bei Barthani,
^) Vgl. Bestio Steiner n. 2027, Virgilius Bealitus Orelli n. 3800, Rettutm (Tochter des
Cotula und der Atedia) Mitth. d. h. V. f. St. 3, 99, Restibia (d. I. Bestivid) U,
24, Beatencius (6, i. Bestentius) 115, 320, Bestata 137, 28, BettauriuB 2/09, ilf
Bettedunus 215, 9 im Polypt. Irminonis.
^) Vgl. BaUa (opp. Lusit) Plin. 4, 21, Balttma, BaMma seec. 8. Polypt. Im. 7,7*
237,79**", BaUnuts S9C, 9. Polypt. Rem. 43,5.58, 127, BaUimius (maneiF)
a. 708. Pard. n. 471 p. 278, BaUinda sec. 8. Polypt. Irm. 41, 24 = Bmli-iMi^
0. m. a. Die Deutung des Namens BaUma, Batsitna durch BaUampfUtme (Griaa« ^
Über Frauennamen aus Blumen p. 25) zeigt sich durch die Vergleichuog Bit d«
hier vorgeführten Namen als unstatthaft.
•) Vgl. kymr. Olwen (Tochter des Rhodri Mawr) Jolo p. 14, U^OZ-wm, ir. IM^
(Culenui son ofj a. 1044. The four masters (Gargonhu Paulinus, OreUi a. 483i)*
'') Vgl. Geunfridus seec. 8. Fragm. pol. Rem. Polypt. Irm. p. 280, 4, Oeonumld utt.^
Liber TÜae ecci. Dnnelm. p. 20, 1.
8) Vgl. Aiutrus (ßg.) Steiner n. 12. 1624, M. Austrunius Fabretti p. 94, 205, AuHrt-
monia seec. 9. Polypt. Rem. 4, 7, Austremunus saec. 8. FumagalU B. 4, •!*«•
Reltifche Forschungen. 23 4
Zur Deutung des Wortes voac, vusc dient kymr. fysg (quiek,
hasty, impetuous; impetuosity), jrirj/«^ (beadlon, precipitate) Owen
d. i. fusCf vusc *)•
Hier ist auch noch zu berücksichtigen der armorische Mannsname
Guoscadöc a. 837. Cart. deRedon n. 1 3 >), abgeleitet von guoscdd d. i.
vuscdd; vgl. kymr. gwysgawd (precipitation) Owen.
Die Namen Fuscarif FuscarintiSf Fuscuradua, Fuscarardus
sind zu Tergteichen mit ir. fuascar (fuga, flight) Lhuyd = voscar.
Der kymrische Zuname Gosgordvawr *) Lives p. 274 ist hier zu
scheiden. Er ist zusammengesetzt aus kymr. gosgorz» körn, gosgord
(Gefolge) Owen. Lhuyd 1, 236 und vawr d. i. mär, welches Wort im
Kymrischen magnuSf grandis, amplus bedeutet und in zusammen-
gesetzten Wortern meistens der lateinischen Endung -osus ent-
spricht^). Gosgordvawr heisst „der Gefolgsreiche**, „der durch sein
Gefolg Mächtige«*.
Otirmtent sbc. 9. Cart. de Redon App. n. 75 und etwa yMier^ y»t (actire, TiTid,
ardent) Owen, so das« AuttruSy Austrunius u. s. w. statt ütteruty UsteruniuM
stehen.
0 Die Fa s c h, ein rasch fliessender Gebirgsbach im Pinzgau, Ton dem das F u s c h er-
t h a I den Namen trigt, ist durch dieses Wort zu deuten. Vgl. TaruM (Flussname)
Plin. 3, 16, 20, noch jetzt Taro^ d. h. der schnelle, Ton der Wurzel tar, skr.
Uur, ire. woTon taras (relox), irisch tara (agilis, alacer), Glück, R^nos^ Moinos
nnd MogontlAcon p. 2 Anm. 4, dann Ddnuvius (Donau) abgeleitet von ddnu (ir.
dioa, gil. dan fortis, audax, intrepidus Zeuss p. 994), also von seinem starken
Laufe benannt. GlGck, die kelt. Namen bei Cisnr p. 92.
*) Amor., kom. -^, k3rmr. -aue ist = gall. de. Zeuss p. 90.
*) In Texte steht EUdur Goagord vaur und CoMoruaur, Ich denke, dass Oosgordvaur
herxBsteilen sei. Auch Jolo 105, 110 schreibt Elifer Gosgorddfawr.
^) Vgl. Glfiek« die kelt Namen bei Cäsar p. 60.
Beriohtigang.
S. 14 Z. 9 ist -0/ st. 'ttto zu lesen.
238
Stark. Keltitche Forschungen.
Verzeifhniss
der dem Verbr&derungsbache Ton St. Peter in Sulzburg entnommenen keltltclieii Namen.
Seite
Adaba 8
Adomnan 11
Agarizzo, Agrizzo 12
Agatens 13
AgeTus 14
Agnellus 16
Alatens 17
Amandas 18
Amandinos ••...18
Amil 21
Ammiloni 21
Anciogo 22
Antesmo 23
Antubus 24
Antud 25
Aotunia •••.•• 25
Baithanns '. . 26
Barthani d. i. Baithan 26
Papo, Papa, Papilo 27
Pasoasiui 28
Pascuwialh 30
Passira 30
Pasan 33
Perwinc 35
PeUrnella 37
Brigida 38
Pufulus 39
Cassio 40
Saits
Causit 42
Celetetonus d. i. Celedonios • • . • 44
Rillach 45
Kenini 4S
KUlenus 47
Cisso, Cissimo .•••.••••48
Commenas . 49
Konomblo d. i. Conomail 50
Chuchinad Sl
Cuffuliis, Cnffolo Sl
Cundumahc S4
Custanzo «86
Terra 63
Dignus ••••••63
Dignulus, Dignolns 64
Dignouar 64
TomnelTa ••65
DoDinicbio 67
Dorbeni , 97
Dulcissimo 69
Duicissania 70
Tunochodo d. i. Dnnchadh 71
Eunat 72
Failfei d. i. Failbhe 74
Feilgon d. i. Faelchü 75
Fircnoi d. i. Fergna . 76
Fusculo 77
Bolz», Beitrag zum Studiuin der gMlIo-iUUschen Dialekte. SSO"
Beitrag zum Studium der gallo-italisehen Dialekte*
Von Dr. J. B. Bolza.
Nachdem die Sprachforschung der neuen Zeit den Satz fest-
gestellt hat, dass die Dialekte keineswegs als aus den bezüglichen
Schriftsprachen durch Corruption hervorgegangen, sondern als selb-
ständige Umbildungen der früheren Idiome zu betrachten sind, aus
welchen jene Sprachen entstanden» gewann ihr Studium eine Wich-
tigkeit, welche den vorliegenden Versuch rechtfertigen dürfte. Und
farwahr verdienten die Dialekte, welche in der Lombard ie gesprochen
und unter der Benennung gallo-iialici einbegriiTen werden, eine aus-
fOhrliche Besprechung, die ihnen durch Bioiidelli*s Schrift Dei dia-
lehi gallo-italici zu Theil wurde. Da jedoch letztere die genannten
Dialekte nur im allgemeinen behandelt, ohne auf ihren inneren Bau
einzugehen, sei es mir erlaubt, lediglich über die Formen der Zeit-
worter manches hervorzuheben; zu welchem Behufe ich mich darauf
beschränken werde, die Paradigmen der zwei Hilfszeitwörter anzu-
führen. Als Typus wählte ich den mir geläuGgen Comer-Dialekt,
welcher sich von den übrigen in der Aussprache, sonst aber wenig
unterscheidet
Für diejenigen, welche die von mir herausgegebenen Canzoni
popolari comasche 9 nicht kennen, muss ich hier vorläufig wieder-
l>olen, was ich daselbst in Bezug auf die von mir angenommene
Schreibart bemerkte.
) Caasooi popolari coBoasche, raccolte, e pubblicate coUe melodie, dal Dott. G. B^
Bolaa. VieDoa. In cominisaiooe presso il figlio di Carlo Gerold. 1867. — Tirate
a parte dai Rendiconti delle toraate delP I. R. Accademia delle scienze, dasse
•torioo-filoaofica. Vol. Llli. pag. 6S7.
240
B o 1 i t
1. Der accenio grave (^) zeigt, über einem Endselbsttaut» so
wie in der Schriftsprache, dass letzterer scharf ausgesprochen werden
soll. Anfangs, oder in der Mitte eines Wortes bezeichnet er blos
die Tonlage.
2. Die mit dem accento circonflesso (^) versehenen Endselbst-
laute werden mit einer Dehnung ausgesprochen, welche einer Yer»
doppelung derselben gleichkommt. Das ^ und das d stellen ausser-
dem den geschlossenen Laut dieser Selbstlaute vor.
3. ünnA o entsprechen dem u und eu oder oeu im Französischen.
4. g lautet vor e und i wie im Franzosischen j.
5. Endlich haben c und g am Ausgange eines Wortes den
weichen Laut.
Ve$Bt essere.
Indeflnito.
Avk (aveght veghjt avere.
Stä, siato.
Participio passato.
Avu (abiUt bin), avuio*
lüdicativo.
Presente.
Sin (»6nt), »Otto, ee.
H6 (gh6)y ho, ee.
Titi
rU (te gKhS)
Li
Vha (ä g'ha)
SSm
ilm (gKSm)
Si
Avi (hU g'avi, gh'hij
in
Han Cghan),
{■perfetto.
1
SSva, era, er.
iÖra (gh'Sva), aveva» ee.
j
TS sSvit
T'SvSt (tS gh'evet)
1
Viroa
VSva (41 gVeva)
1
SSvSm
J^vSm Cgh*SvSm)
1
Sivif
AvSf (gh'SvSf)
■
Evin
ßvin (gh'SvSn).
'■
Beitrag xan StudiBin der gallo-italitchen Dialekte.
241
Jdn std, Bono staio, ec.
rt sS iid, ec.
Passat« prossiHO.
Bö C9*hO ^v^» Aö avuto, ec.
T'hS (tS gKh4) avu, ec.
Vataro.
^ardt sarit ec.
TS mt
tlsarä
iarSm
iari
iarän
Aoard fy^avaröj, avrd, ec
T'avarS (tS gavari)
Uavarä (Sl g'avard)
AvarSm (g*avarim)
Avart (g'avari)
Avarän (^avarän).
?fta, 9Ü ec
Ihe sian
Imperativo.
AbiOf abbi, ec
Che Vabia
AbiS
Che abien.
CoDgiuntivo.
Preseiite.
? mi siüf ch^io Wa, ec.
ii Biet
'Isia
$lem
nlef
len
€8$, se fossi, ec.
üdesset
ieas
%8em
Chemiäbiafche mig*abia)f ch'io
abbia, ec
Che tS äbiet (che ii g'abiet)
Che Väbia (cKil g'abiaj
Che äbiem (che g^äbiemj
Che äbief (che g'abief)
Che abien (che g abien).
laperfetto.
5^ ave9% (seg*ave8$)y 8e avessi, ec.
S^ favesBct (se te g'avcBBet)
Se CaveBB (b'cI g^avcBB)
Se avcBBem (bS g'ave88em)
242
B o 1 X •
Si fädessef
S^ füdessen
SS avessef (se g*ave8$ef)
SS aveasen ($€ g'aveMen).
C«idiii«iaU.
SarSf, sareif ec.
TS sareaset
£l sarSf
Saressem
Saressef
Saressen
Avaref ^<7'tf rar^/^ avrei, ec.
TS avaresset (tS g*avare$9ei)
L avaref (Sl g' avaref)
Avaressem (g'avaressem)
Avaressef (g'avaressef)
Avaressen (g'avar essen).
L Vess.
1. Schon bei dem Indefin. weicht der Dialekt von der Schrift-
sprache, abgesehen von der Abkürzung, darin ab, dass das aolao-
tende e ein v annimmt. Die Versetzung dieses Hauchlautes findet
auch in vün und vünat uno und una; vott und voianta, oito und
ottania; volzä, alzare; voltra, oHre u. a. statt.
2. Vergleicht man die Formen des Praes. des Indicat. des
Dialektes mit den entsprechenden der Schriftsprache, so ergibt sich,
dass die fünf ersten ziemlich übereinkommen, wobei höchstens Fol-
gendes zu erinnern wäre.
Sön dürfte nicht aus sotw^ sondern unmittelbar aus sum herroi^
gegangen sein. Das hinzugefügte t (s6nt) scheint nicht euphonisek
einzutreten, wenn das darauf folgende Wort mit einem Selbstlaute
anfangt (wie in cont für con) ^ • ^^ ^^^^ ^^ häufig am Ende eiiMi
Satzes findet <). Ob dieses i nicht daraus entstand, dass, wenn mn
das n im Auslaute stark ausspricht, die Zunge, welche sich sodani
gegen die Zähne legt, leicht .den /-Laut bildet? Auch im Walacki-
schen heisst es ieu s^nt.
Se* für sei und sem (abgekürzt von semo) für siamo werdet
noch heut zu Tage in der Poesie gebraucht. Semo, organisch aof
(e)'SemOf möglicher Weise durch Einfluss von avemo (aus heki'
') Ovri, ch'il »taga requi eSnt i man. Porta. / detgrazi de Giovannln Bongi.
2) Chi iontf retpondi franco. Id.
Beitrag sum Studium der gullu-itMÜschen Ditlekte. 243
fmf«) gebildet» ist eigentlich die richtige, ursprünglich allein übliche
Form, und nur in späteren Zeiten wurde siamo, ebenfalls vielleicht
durch Einfiuss Ton abbiamo (aus haheamus), in die Sprache einge-
führt, während der Dialekt sSm behielt.
Bemerkenswerther als die besprochenen Formen ist in. So wie
bei avere aus ha in dem Plur. hanno entstand , bildete sich aus i
selbständig enno^ abgekürzt en 9> dessen geschlossenes e sich im
Dialekte in t yerwandelte. Somit ist dieses in legitimer als das
italienische sono^ welches mechanisch aus dem lat. sunt hervorging,
and überdies mit der Form der ersten Person gleichlautend ist.
Auch ergibt sich aus dem Gesagten, dass die bei Herausgabe der
Werke Portals, 6rossi*s und Anderer allgemein angenommene
Schreibart hin (welche gleichsam auf hanno hinweist), unzweck-
mässig ist, während die Bezeichnung des i mit dem accento circon-'
flrsso dem Bedürfnisse, die in Rede stehende Form von der Praep. in
zu unterscheiden, vollkommen entspricht. *
Noch ist hier etwas zu bemerken, was aber nicht dem Zeitworte
res« und dem Praes. eigen ist, sondern für alle Verba und Tempora
giltt dass nämlich bei der 2. und 3. Pers. des Sing, das Pronomen
nicht ausgelassen werden darf. Enthält der Satz eine Frage, in
welchem Falle das Pron. dem Zeitworte nachgesetzt wird, so wird
es mit demselben zusammengezogen <).
Die Formen des Imperf., welche sich von jenen der Schrift-
sprache wesentlich unterscheiden, sind in einer Hinsicht nicht leicht
zu erklären. Das Sanskrit as-am erscheint im Latein, durch die
regelmässige Umgestaltung des s des Stammes fas) in r, als er-am,
im Italienischen, durch die gewöhnliche Wegwerfung des Endselbst-
lautes, als era. Die Umwandlung des r in r im Dialekte wäre nichts
Ungewöhnliches ; allein diese Verwechslung kann man bei sSva und
den ähnlichen Formen nicht annehmen, weil bei denselben (wie in
sdit, sardf sia und sarSf) das s des Stammes den ersten Platz ein-
nimmt. Wahrscheinlich ist die Vermuthung, dass sSva, durch Beein-
flossong des analogen Sva (statt avevd), regelmässig aus {ej-seva
hervorgegangen und in der 3. Pers. beider Zahlen das Stamm-,» ab-
1) Dante. Pur. XXVHI. v. 64. Purg. XVI. v. 121.
2) Chi »et? Chi seif Dov elf Dave e eglif
SiUb. d. phil.-bist. Gl. LIX Bd. II. Hfl. 17
banden gekommen sei. Jedenfalls ist zu bedauern, dass in der 3. Po«-
beider Zablcn die Formen von vesft und avh gleich lauten.
Keine Schwierigkeit bietet dagegen die Erklärung einer Er-
scheinung dar, welche wir schon bei s^m hätten berGhren sollen«
was wir aber aus dem Grunde nicht gethan haben, weil in jener
Form der Dialekt der Schriftsprache folgt, nämlich der Suffixe« Das m
als Pron. der 1. Pers. des Plur. hat sowohl das Griechische (Vf-
nfen^ als das Lateinische (Y^^7'^~^^'^^^>^ "^'^ dem Sanskrit^Tio/t-niaf^
gemein. Hier aber finden wir als Suffixe die dem Dialekte gemein-
schaftlich mit der Schriftsprache eigenen Pronomina, da im t (wel-
ches an die Stelle des s [sanskr. ds-i-s^ lat. «r-a-«] getreten ist)
von aSvSt das Pron. der 2. Pers. des Sing. O-nJ nicht zu verkennen
ist, und das f Ton sMf als eine Verstärkung des Pron. der 2. Per^
des Plur. (v-oi) angesehen werden durfte.
4. Die gallo-italischen Dialekte haben das mit dem Wiener
gemein, dass sie die Formen des Pass. rimoto (fax, ec.) nicht ge-
brauchen. Nur in älteren Liedern kamen dieselben hie und da Yor <).
5. Im Fut weicht der Dialekt von der Schriftsprache darin
ab, dass
a) das d von aarö (aus (eja-er-ho gebildet) folgerecht zum i
wurde, weil der Erstere ho statt ho hat;
b) das ai von sarai ein S (ai=S) gab; endlich
c) dass das geschlossene e von sarete vom lautrerwandten t
verdrängt wurde.
6. Der Imper. und das Präs. des Conjunct geben keinen An-
lasszu irgend einer Bemerkung, wohl aber das Imperf. Conj. Weit ent-
fernt, das I vom lat. fuissem, wie die Schriftsprache fallen zu lassei
{fossij, wodurch die Betonung auf das vorangehende o, welches
an die Stelle des u trat, versetzt wird, hält der Dialekt die Tonlage
auf das i, beziehungsweise auf das e fest, und schiebt, um das Zo-
sammentücfien des ü mit dem ^ zu vermeiden, ein d ein«
Bei dem Condiz. konnte beim ersten Anblicke befremden, dsn
das SufGx /*, welches, wie bereits oben angedeutet wurde, bei der
2. Pers. des Plur. dem betrelTenden Pron. entspricht, hier auch bei
der 1. und 3. Pers. des Sing, erscheint. Das verschiedene Wcse«
*) Quand ch'ei fu alia matthta Tanz. pop. com. II fnl.io pellcgrino.
Beitrag tarn Studium der gaUu-itAlUchea Dialekte. 245
dieses f in den beiden Fallen erhellt aus der Zusammensetzung die-
ses Tempus im Italienischen. So wie das Fut. %arb mit Hilfe des
Zeitwortes aeere gebildet wurde, so entstand bekannter Weise %aTe%
(was doch nur ein bedingtes Fut. ist) aus (eys-er-eu indem das lat.
habui zuerst zu ebbi^ dann zu ei zusammenschmolz. Allein im Dialekte
ist noch die Spur von ebbt zu finden, wenn man annimmt, dass das f
Yon sarrf dhs b von ebbt vertritt; was zur Folgerung fuhren wurde,
dass die in Rede stehende Form des Dialektes älter sei als die ent-
sprechende in der Schriftsprache.
n. Avd (avegh, vegh).
1. Bei dem Indef. dieses Zeitwortes lallt bei der zweiten Form
die Partikel ghe (abgekürzt gh oder g') auf, welche das ZeilP^ort in
allen Tempora und Personen pro- oder enclitisch begleitet. Dasselbe
ist zweifelsohne aus der Adverbial-Partikel et entstanden, welche
orsprfinglich hier bedeutete i), später aber zum Füll werte wurde *),
und wird dem Zeitworte avere jedesmal vor- oder nachgesetzt, wenn
es nicht als Hilfszeitwort in Begleitung eines Partie, pass. >), sondern
als selbständiges, das Innehaben bedeutendes Zeitwort^) erscheint.
Hit diesem ghe ist übrigens .das gleichlautende Pron. nicht zu ver-
wechseln, welches so viel als a lui» a lei oder a loro heisst &).
2. Wie bei aarai ist im Praes. das ai von hai zu S geworden.
Avemo schrumpfte zu Smo, abgekürzt Sm, zusammen. Und wie sarete
durch Wegwerfung der letzten Silbe und die Verwandlung des e in
I, tari gab, bildete sich aus avete, avi.
3. Die Dialekte haben eine entschiedene Neigung zur Abkürzung
der Wörter, und aveva kürzte sich dermassen ab (eva)^ dass man
TersQcht werden könnte zu glauben, der Stamm (avj sei ganz ver-
loren gegangen. Das Verfahren war jedoch muthmasslich so, dass
zaent das a (veva), dann nach und nach das anlautende v ausblieb.
0 Cü € trittian»? Ist Jemand (hier) zu Hauset
') dkmü 9UO gusto a far del male. Es freut ihn Übles anzurichten.
) l^fi H me dovSr, Ho fatto il mio dovere. Uet disndf Haipranzatof
^) Sl g'hu raton. Ua ragione, Te gh" he fort. Hai törto.
) Ghe dir6 la veritd. Gli, o le, o a loro dirb la verita.
246
B 0 1 s a, Beitrag xom Studium der gallo-italiiefaen Dialekt«.
4. Über die nachfolgende Tempora durfte kaum etwas zu erin»
nern sein, da hinsichtlich der SufBxe das» was bei dem Zeitworte ffe$$
bemerkt wurde, auch für avi gilt, es wäre nur zu erwähnen» dass
im Fut und in dem mit ihm verwandten Condiz. der mittlere Selbst-
laut von av-er-ho und av^er-eU welcher in der Schriftsprache rer*
schwindet (7ir-r-d, äv-r-ei)^ im Dialekte als a (av^ar^S^ ä^
ar^if) beibehalten wird.
Pfi
smaier, GMchichtl. aber einige Seelenzustaude u. Leidenschaften. 247
*
GesehichUiehes Ober einige SeelenzustSnde und
Leidenschaften.
Von dem w. M. Dr. Aug. Pfizmaier.
Die abnormen Seelenzustände und Leidenschaften der Bewohner
linas zeigen in ihrem Ursächlichen und in ihrem Wesen, besonders
er in Bezug auf die Umstände , unter welchen sie zu Tage treten,
Einches,das mit den gewöhnlich über dieselben verbreiteten Ansichten
i Widerspruche steht. So kommt es beispielsweise vor, dass der
chste, mit röcksichtsloser Selbstaufopferung verbundene Muth in
iner äussern Erscheinung Furcht ist. So haben namentlich Zorn
d Beschämung oft ganz andere Ursachen und Folgen als nach den
i uns gemachten Erfahrungen erwartet werden sollte. Übrigens
tXei auch das, was in dem Erzählten mit unseren BegriiTen über-
istinunt, noch des Lehrreichen genug.
In der vorliegenden Abhandlung wird eine Anzahl geschicht-
her Ereignisse und gewisser in alten Schriftstellern enthaltenen
ifzeichnungen, welche zur Darlegung des Gesagten dienen, vor-
sf&hrt und theilweise erläutert. Die einzelnen Seelenzustände und
eidenschaften, deren Absonderlichkeiten hier zur Kenntniss gebracht
erden, sind: Vergesslichkeit und Irrthum^ Irrsinn und Blödsinn,
'ommheit, Feigheit, Furcht, Zorn, Groll und Unzufriedenheit , Be-
ehlmung, Hochmuth, Verschwendung.
248 P f i z m a i e r
Vergesslichkeit und Irrthum.
Kaiser Yuen war als der zur Nachfolge bestimmte Sohn sehr
vergesslich und hatte keine Freude. Eine höchste VerkQndang
hiess Wang-pao und Andere sich in den Palast des Nachfolgers
begeben und dem Nachfolger Freude bereiten und ihm aufvrarteD«
Dieselben lasen am Morgen und am Abend mit lauter Stimme unge-
wöhnliche Schriften und das, was sie selbst yerfasst hatten. Nachdem
die Heilung der Krankheit bewerkstelligt worden, kehrten sie heiflL
Der Nachfolger hatte Freude an den von Pao verfassten Lobprei-
sungen von Kan-tsiuen und Tung-siao.^ Er befahl den vomehmeB
Geliebten der Rückseite des Palastes und den Leuten seiner Umge-
bung, sie herzusagen <).
Als Pa, Lehensfürst von Hia, hörte, dass Tsao-schuang hinge-
richtet worden und dass Yuen, Lehensfiirst von Hia, der den Westen
erobernde Heerführer, ebenfalls vorgeladen worden, hielt er daßr,
dass das Unheil sich umwenden und ihn erreichen werde. Sein
Gemüth war bereits von Furcht ergriffen. Zudem stand Pa mit K8-
hoai, dem stechenden Vermerker von Yung-tscheu, in keinem gotea
Einvernehmen, und Hoai wurde jetzt an der Stelle Yuen's der den
Westen erobernde Heerführer. Pa empfand noch mehr Unruhe, tud
er floh daher ohne Verzug nach Scho. Auf dem Zuge nach Tin-piqg
verirrte er sich auf dem Wege und gerieth in ein elendes Thal» wo
seine Mundvorräthe zu Ende gingen. Er tödtete die Pferde und ging
zu Fusse. Nachdem er den Fuss gebrochen, blieb er unter einoi
Felsen liegen und hiess seine Leute den Weg suchen. Er wusste noek
nicht, wohin er sich begeben solle, als man dies in Scho erfuhr. Hn
schickte daselbst Leute aus und liess Pa abholen <).
Als der Fürst von Hai-si zur Nachfolge gelangte, vergass er»
den Leopardenschweif aufzustellen. Der Lcopardenschweif, auf ent-
sprechende Weise getragen, ist dasjenige, wodurch der Gebieter oimI
0 Aas dem Buche der Han.
2) Aus den Denkwürdigkeiten von Wei.
Ge«chichtUche« über einig>e Seelenzu»täude uad Leidenscbuften. Ü49
die grossen Menschen sich nach Art der Leoparden verändern, und
der Fürst von Hai-si konnte ihn nicht füglich vergessen. Es ist als ob
der Himmel sagte: Hai-si ist thöricht und kann nicht den Landes-
göttem vorstehen. Desswegen vergass er seinen Leopardenschweif.
Es wird dadurch gezeigt, dass er nicht föhig ist ein gutes Ende zu
nehmen <).
Auf dem Berge Tschao-yao wächst ein Baum. Derselbe ist von
Gestalt gleich der Papierstaude, ist aber schwarz gezeichnet. Seine
Blüthen besitzen vierfaches Licht Er heisst mit Namen Mi-ko (die
Pftpierstaude der Verirrung). Wer die BlGthen an dem Gürtel trägt»
verinrt sich nicht <).
Auf dem Berge Li-ni gibt es viele Steineichen. Dieser Baum
besitzt viereckige Stengel, runde Blätter, gelbe Blüthen und ist
haarig. Seine Früchte gleichen denjenigen des Crotonbaumes. Wenn
man sie als Arznei gebraucht, ist man nicht vergesslich *).
Auf den hohen Bergen im Südwesten von Scho lebt ein Thier,
dass mit dem Affen Ähnlichkeit hat. Dasselbe ist sieben Schuh hoch
and im Stande, sich wie ein Mensch zu gebärden. Es ist geschickt im
Laafen und heisst mit Namen : Kia. Es heisst auch Ma-hoa (die Ver-
wandlung des Pferdes). Einige nennen es Kiü. Es wartet, bis unter
den des Weges ziehenden Menschen Jemand zurückbleibt. Diesen
raubt es ohne weiteres und entfernt sich mit ihm , so dass die Men-
schen nichts von ihm erfahren. Dieses Thier kann Knaben und Mäd-
chen nach dem Gerüche unterscheiden. Desswegen nimmt es die
Madchen weg, ohne dass die Knaben etwas davon wissen. Nachdem
es sie weggenommen, entfernt es sich mit ihnen und bewohnt mit
ihnen ein gemeinschaftliches Haus. Diejenigen, welche kinderlos
bleiben, können in ihrem ganzen Leben nicht mehr heimkehren.
Nach zehn Jahren ist ihre Gestalt durchaus jenem Thiere ähnlich.
') Ans der Besprechung der Bestätigung der glfieklichen Vorbedeutungen der Er-
hebung von Tsin.
^) Aus dem Buche der Berge und Meere.
') Aus dem Buche der Berge und Meere.
2b0 P f i X m » i e r
Auch ihr Geist ist von Irrthum befangen, und sie denken nicht mehr
an die Heimkehr. Diejenigen, welche ein Kind gebären, nehmeo et
ohne weiteres in die Arme und kehren mit ihm in ihr Haus lurfleL
Die von ihnen gebornen Kinder sind gleich den Henseheo. Wfloa
eines dieser Kinder nicht aufgezogen werden sollte» so stirbt die
Mutter unversehens <).
Auf dem Berge Lu wächst ein Bergpfirsich. Derselbe ist tod der
Grösse der Arecanuss und hat mit dieser auch in der Gestalt Ähnlich-
keit. Er ist von Farbe schwarz und von Geschmack süss und saner.
Die Menschen besteigen zu Zeiten den Berg und pflöcken diese ^^ucl^^
oder lesen sie auf. Es ist ihnen bloss möglich, sich oben an ihr satt
zu essen, es ist ihnen nicht moglieh, mit ihr herabzusteigen. Sie Ter-
irren sich ohne weiteres und können nicht zurückkehren •).
In Nan-ye, Provinz Nan-khang, liegt der Berg Tung-wung. Dr«
Menschen des Volkes bestiegen den Berg. Auf dem Gipfel befand sieh
ein See, der klar und tief war. Ferner befaifd sich daselbst ein WaM
von Obstbäumen, der ungefähr vier Weglängen im Umfange hatte.
Sämmtliche Obstbäume waren zu Ende gepflanzt, und es befanden
sich zwischen ihnen keine vermischten Bäume. Ihre Reihen waren
regelmässig, als ob sie von Menschenhand gepflanzt worden wiren.
Die Pomeranzen waren eben reif. Die drei Menschen assen sieh
gemeinschaftlich an ihnen satt und nahmen endlich drei StQcke in des
Busen, die sie den fremden Menschen zeigen wollten. Indem de
herumzogen, verirrten sie sich und konnten den Weg nicht finden.
Da hörten sie, dass in dem leeren Baume eine Stimme zu ihnen sagte:
Lasset schnell ein Paar Pomeranzen los, und ich werde euch erhSrei^
damit ihr fortkommet. — Sie warfen die Pomeranzen, welche sie ia
dem Busen trugen, auf die Erde. Sie sahen sich hierauf um ool
erblickten sofort den Weg, der sie heimführte >}.
^) Aus der Geschichte des Suchciis der Götter.
') Aus der Geschichte vun Kuan^-tscbeu.
') Aus der Geschichte der erzähltoii Wunder.
1
•
Geschichtliches über einige SeelenzustSnde und Leidenschaften. 2u 1
Wen» Fürst Ton Tsin, war auf die Jagd gezogen. Bei der Ver-
olgung eines Wildes gelangte er in einen grossen Sumpf. Er verirrte
sich und wusste keinen Ausweg. An dem Orte befand sieh ein Fischer.
Purst Wen sprach zu ihm: Ich bin dein Landesherr. Führe mich
heraus, ich werde dich reichh'ch beschenken. — Hierauf gelangte er
bald heraus.
Der Fischer sprach : Es ist mein Wunsch, etwas vorzubringen.
Fürst Wen sprach: Von welcher Art ist das, womit du mich
belehren willst?
Der Fischer sprach: Die wilden Gänse und die Schwäne sind
geschützt in den Flüssen und in dem Meere. Wenn sie dessen überdrüssig
w^en und zu den kleinen Sümpfen hinüberziehen, haben sie gewiss
den Kummer der Armbrustkugel und der Pfeilschuur. Die Schildkröten
und die Fische sind geschützt in den Abgründen der Wasser. Wenn
sie dessen überdrüssig werden und in die seichten Flussarme hinaus-
treten, haben sie gewiss den Kummer der Netze. Jetzt hast du, o
Gebieter, das Wild verfolgt und bist hierher gelangt. Wie solltest du
dich in deinem Handeln weit davou entfernt haben?
Fürst Wen sprach : ^Vortrefflich <) !
Konig Wen fragte: Gibt es unter den Menschen grosse Ver-
gessliehkeit?
Tftcho-tse antwortete: Eine grosse Vergesslichkeit kennt das
Böse des eigenen Selbst, aber bessert sich nicht. Sie mordet dadurch
das eigene Selbst und wird des Leibes verlustig. Einen solchen
Wao&l führen, nennt man eine grosse Vergesslichkeit *).
Als Tu die Wasser und die Erde in Ordnung brachte, verirrte
er sich und verfehlte den Weg. Er gelangte aus Versehen zu einem
Rdehe. In diesem Reiche befand sich ein Berg, dessen Name Hu-ling
(^t Bergtreppe des Topfes). Auf demselben war eine Öffnung, deren
Name Thse-hiue (die befeuchtende Höhle). Daselbst quoll ein Wasser
Wor, dessen Name Schin-fen (die göttliche Quelle des Berg-
gipfels). Der Geruch desselben übertraf die Luftblume und den
) Au den neaen Einleitungen.
) Atti dem Bache Tscho-tse.
252 F f i E m a i e r
Pfeffer. Sein Geschmack übertraf den Most und süssen Weio. Die
Menschen daselbst waren von Gemüthsart sanft und nachgiebig. Sie
befassten sich nicht mit Streit und Zank. Sie besassen ein weiches
Herz und schwache Knochen. Sie waren nicht stolz» nicht einge-
bildet. Altere und Jüngere befanden sich in derselben Reihe. Es gab
keinen Landesfürsten und kein Volk. Männer und Weiber wandeltea
ohne Unterschied umher. Es gab keine Vermittlung und keine Braut-
werbung. Sie wohnten dicht an den Flüssen. Sie ackerten nicht and
säeten nicht. Die Lutt des Landes war warm und angenehm. Sie
woben nicht und kleideten sich nicht In hundert Jahren starben sie.
Es gab bei ihnen keinen frühzeitigen Tod und keine Krankheiten <)•
Hoa-tse von Yang-li in Sung erkrankte in seinen mittleren
Jahren und ward vergesslich. Was er am Morgen nahm» hatte er am
Abend vergessen. Was er am Abend gab, hatte er am Morgen ver-
gessen. Wenn er sich auf dem Wege befand, vergass er so
gehen. Wenn er sich in dem inneren Hause befand, vergasa er sieh
zu setzen^).
Der Sohn des Mannes von dem Geschlechte Fang, eines Ein-
gebornen von Thsin, besass in seiner Jugend hellen Verstand. Als
er das Mannesalter erreichte, litt er an der Krankheit des Irrthams
und der Täuschung. Wenn er einen Gesang hörte, so glaubte er, es
werde geweint Wenn er etwas Weisses sah, so glaubte er, es ati
schwarz. Wenn er sich zu etwas Wohlriechendem wendete, so hielt
er es für übelriechend. Kostete er etwas Süsses, so hielt er es fir
bitter. Handelte er unrecht, so hielt er es für recht
Der Mann des Geschlechtes Yang sagte zu seinem Vater: Die
Weisheitsfreunde von Lu besitzen viele Künste und Fertigkeiten.
Warum fragst du sie nicht?
Sein Vater reiste nach Lu und traf Lao-tan, den er von des
Krankheitserscheinungen seines Sohnes in Kenntuiss setzte.
Lao-tan sprach: W<iher weisst du, dass dein Sohn von Irrthofli
befangen ist? Gegenwärtig beßnden sich alle Menschen der WeltiB
Irrthum, und unter ihnen ist Keiner, der ernüchtert wäre. Aucl
*) Aus ilein Buche Lie-tse.
*) Aus dem Buche LiJT-tse.
GeaehichUiehes über einige Seelenzustinde und Leidenschaflen. 253
genügt der Irrthum eines Tages nicht, ein Haus umzuwerfen. Der
Irrthiun eines Hauses genügt nicht, einen Bezirk umzuwerfen. Der
Irrthum eines Bezirkes genügt nicht, ein Beich umzuwerfen. Der Irr-
thum eines Beiches genügt nicht, die Welt umzuwerfen. Wenn
die ganze Welt sich im Irrthum befindet, wer kann sie zurecht-
stellen? Gesetzt, der Geist aller Menschen der Welt wäre gleich
demjenigen deines Sohnes, so würdest du im Gegentheil dich im
Irrtham befinden. Traurigkeit, Freude, Tone, Farbe, Geruch und
Geschmack, Becht und Unrecht, wer konnte dieses zurechtstellen?
Auch sind diese meine Worte gewiss nicht frei von Irrthum. Um wie
Tief mehr ist dies der Fall bei den Weisheitsfreunden von Lu, welche
sich am meisten irren <) !
Yen^yuen sprach : Hoei macht Fortschritte. .
Tschung-ni sprach: Wie meinst du dieses? — Hoei vergisst
auf Menschlichkeit und Gerechtigkeit.
Er sprach: Es ist möglich. Aber es ist noch immer nicht ge-
sehehen.
An einem anderen Tage erschien Jener nochmals und sprach: Hoei
Tergisst im Sitzen.
Tschung-ni sprach erstaunt: Was nennst du: im Sitzen ver-
gessen?
Jener sprach: Den Leib fallen lassen, den Scharfsinn tilgen, von
der Gestalt sich trennen, von dem Verstände sich entfernen, ist gleich-
bedeutend mit dem grossen Wege. Dies nenne ich im Sitzen ver-
gessen s).
Der gelbe Kaiser wollte den grossen Kuei») auf dem Berge Kiü-
tbse^) sehen. Fang-ming war der Wagenführer. Tschang-yü war
einer der drei in dem Wagen. Tschang-jö und Sl-peng gingen vor
9 Au dem Buche Lie^-tse.
*) Aot dem Boche Tschuang-tse.
*) Nach dem Tae-wei ist Ta-kuei (der groaae Kuei) der Name einea Bergea. Ea wird
jedoch, mit Rückaicht auf dieae Stelle, bemerkt , daaa, da achon Kiü-thae ala der
Name einea Bergea genannt wird, Ta-kuei kein Berg aein könne.
^) Der Berg Kiü-thae liegt in dem Diatricte Yung-yaiig. Sein gegenwärtiger Name
iat Berg Ta-kuei.
254 PfUmaier
den Pferden einher. Kuen-hben und Ko-ki gingen hinter dem Wagen.
Als man zu der Wiidniss von Siang-tsching gelangte, yerirrten sieh
die sieben hochstweisen Männer und hatten Niemanden» den sie am
den. Weg fragen konnten. Sie trafen einen kleinen Knaben, der die
Pferde hütete. Diesen fragten sie um den Weg <).
Ngai» Fürst von Lu, stellte an Khung-tse die Frage: In Lu
herrscht grosse Vergessliehkeit. Man übersiedelt und rergisst sein
Weib . Ist dieses der Fall ?
Khung-tse sprach: Dieses ist unter den Vergesslichkeiten die
kleinste. Einst besass Tsch*heu von Schang einen Diener» genannt
der Konigssohn. Dieser befasste sich mit Schmeicheln. Durch ihn
ergab sich sein Gebieter der Freude eines Augenblicks und rergass
den Kummer des ganzen Lebens <).
Kuan-tschung und Sl-peng folgten dem Fürsten Hoang bei dem
Angriffe auf Ku-tscho. Im Frühlinge zogen sie aus und im Winter
kehrten sie zurück. Sie verirrten sich und verfehlten den Weg. Kuan-
tschung sprach : DerVcrstand eines alten Pferdes lässt sich brauchent
— Sie Hessen jetzt ein altes Pferd los und fanden sofort den Weg *).
Irrsinn und Blödsinn.
Tscheu-tse von Tsin hatte einen älteren Bruder, besass aber
keinen hellen Verstand. Er war nicht im Stande, Erbsen von Weisen
zu unterscheiden^).
Hiü-tschü führte den Jünglingsnamen Tschung-khang. Er
acht Schuh hoch und zehn Griffe dick. An Muth und Stärke Gbertraf
er die übrigen Menschen. Tschü trat später in die Dienste Tai-tsu'a.
*) Aoa dem Buche Tschuang-tse.
*) Aas dem Buche Schi-tse.
3) Aus dem Buche Han-tse.
^/ Au« den Ulicrlieferun;{eii von T.io , in dein ielAtoo Titeile der J^hre des Ffint'*
Tsdiinj;.
Geichichtiicbes über einige Seelenziiütäude und Leidenachaften. Sibll
Da er stark wie ein Tiger, doch dabei blödsinnig war, nannte man
ihn den blödsinnigen Tiger 9*
Kia, der Vater der Kaiserin Ming-tao-mao , war ursprünglich
ein Wagenmacher von Tien-yn. Er wurde plötzlich reich und vor-
nehm. Der Kaiser hiess die Diener des Hofes sich in dessen Hause
versammeln and an Trinkgelagen Theil nehmen. Die Haltung und das
Benehmen Kia*s waren sehr blödsinnig. Er selbst sprach von sich wie
von der Person eines Lehensfürsten. Die Zeitgenossen hielten dies
für lächerlich >).
Tai-tsu sprach zu dem obersten Buchfuhrer Tsui-yuen-pe : Die
Leute des Volkes von Jün-jün') erschienen einst und wurden mit
dem Namen der Albernen und Blödsinnigen belegt. So oft sie herbei-
kamen and plünderten, fuhren sie mit Kühen. Als sie davonliefen,
folgten ihnen schnellfüssige Reitochsen. Die Kühe waren nicht im
Stande* vorwärts zu kommen. Unter den Menschen einer anderen
Abtheilung waren einige, welche ihnen riethen, die Kühe mit den
Reitochsen zu vertauschen. Die Jü-jün sprachen: Die Mütter sind
schon nicht mehr im Stande zu gehen. Um wie viel weniger können
diess die Söhne? — Sie vertauschten sie schliesslich nicht und wur-
den hierauf von den Feinden gefangen ^).
Das Haus, in welchem Hoang-pu-liang von Tsi wohnte, war
schmutzig und niedrig. Er schlug eine Tafel an und verkaufte es.
Unter Denjenigen, die es kaufen wollten, fragten ihn Einige um die
Ursache. Liang antwortete jedesmal, dass in dem Hause das Wasser
durchsickere und nicht abrinne. Wenn es regne, fliesse es unter das
Bett Aus diesem Grunde wurde das Haus niemals verkauft. Seine
Aufrichtigkeit war so gross &).
<) Aas den Denkwfirdigkeiten von Wei.
*) Aos den Denkwürdigkeiten ron Wei.
') Die /fin-jün waren ein besonderer Voiksstamm der Hiuog-nu's.
^) Aus dem Bache der spiteren Wei.
') Aas den Geschiebischreibem des Nordens.
250 P f I z m ;. i e r
Yang-yuen-han war der Sohn Su*s, des Vorstehers der Schaares.
Sein Aussehen war stattlich, und er besass einen schonen Bart. In
seiner Jugend entwickelte er sich Lingsam, und die Menschen sagten
oft, dass er blödsinnig sei. Sein Vater sagte jedesmal zu Denjenigen»
welche ihm nahe standen: Dieses Kind ist nicht blödsinnig. — Ab
Erwachsener liebte er das Lesen der Bücher und war geschickt im
Reiten und Pfeilschiessen. In Rucksicht auf die Verdienste seines
Vaters bei dem Kriegsheere stieg er im Range bis zu einem das Reich
als Pfeiler stutzenden Würdenträger >).
Das Haus Tu-wei*s hatte sich die Geschlechtsalter hindareh
Verdienste erworben und war vornehm. Sämmtliche Brfider schallten
die Kriegskunst und die sechs Künste, aber Wei war mit Schriften
und Geschichtsschreibern vertraut, die seine Freude waren. Er hieK
unwandelbar an ihnen fest. Seine Brüder lächelten über ihn und
sagten, dass er ein Büchernarr sei <).
Die verschiedenen kaiserlichen Vermerker waren sehf schroff
und unzugänglich. An das sudliche Ende des Speisesaales stellten
sie ein schräges langes Bett und nannten dieses das södliche
Bett. Wenn sie in der Vorhalle untersuchten, konnten sie sich nickt
setzen. Die Erklärung sagt: Man nannte dasselbe auch das Narren-
bett. Man meinte damit , dass diejenigen, welche sich bei ihm anF-
halten, stolz und hochmüthig sind. Es ist ihm gegeben, zu bewirikea»
dass die Menschen gleich den Narren sind. Desswegen nannte
es das Narrenbett »).
Li-yl war mit Li-kia hinsichtlich des Namens gleichgestdit
Gleichwohl litt er in seiner Jugend an der Krankheit des Irrsinns uoi
hatte vielen Argwohn und Widerwillen. Seine Gattin und seine Kebs-
weiber quälte er über die Massen und war so unsinnig, Asche ansio-
1) Aus dem Bache der Sai.
<) Aus dem Buche der Thangf.
•) Aus dem Buche der Thaiig;.
GMchichtlicben über einige Seelenzu<»liiade und Leidenschaften. 2o7
euen und die Thuren mit Ohren zu versehen. Zu seiner Zeit sagte
in Yon ihm , dass er ein Eifersuehtsiiarr sei i).
In der Nacht Reis kaufen, ist ein Ausdruck des gemeinen
bens. Diejenigen, welche auf dem Markte kaufen, müssen sich
I hellen Morgen auf den Weg machen. Am Mittag vertauschen sie,
IS sie haben. Zur Zeit des Abends machen sie sofort ein Ende.
ISS es aber eine Narrheit ist, in der Nacht Reis zu kaufen, braucht
;ht erst erläutert zu werden *).
Der Slteste Vermerker von dem Geschlechte Wangs) bewarb
;h in Tung-yang. Der das Kriegsheer Reruhigende^) moch'e ihn
iht rerwenden. Der Mann des Geschlechtes Wang erkrankte* später,
ine Krankheit verschlimmerte sich, und er war im Sterben. Der
s Kriegshfer Reruhigende war traurig und sprach seufzend: Ich
irde Tschung-tsu hierher auf dem Rücken tragen. — Hierauf gab
Befehl, ihn zu verwenden. Der älteste Vermerker sprach : Die
msehen sagen , dass der König von Kuei-ki ») närrisch ist «).
Jin-yo führte den Jünglingsnamen Tschang-nien. In seiner
geod hatte er einen sehr guten Namen. Als er über den Strom
xtc, verlor er die Urtheilskraft. Wenn er etwas trank, fragte er die
ansehen, ob esThee oder Biüthen seien. Wenn er es merkte, drückten
ne Züge Verwunderung aus. Er erklärte sich jetzt und fragte im
ispräche, ob das Getränk heiss oder kalt sei. Er ging einst einem
irge nach. Unter dem Einkehrhause besann er sieh, vergoss
iränen und klagte. Der Reichsgehilfe von dem Geschlechte Wang
•rte dieses und sprach: Dieser leidet an der Narrheit des Gefühls '').
0 Au dem Buche der Thang.
t) FwigHiu-ttiaBg (die Dnrchwege der Sitten und Gewohnheiten).
') WaBg-moDg fahrte den Jfinglingsnamen Tachong-tsu.
^) Kaiaer Tai-taung Kien-wen von Tsin war fHiher der daa Kriegaheer bemhigende
groaae Heerführer.
*) Kien-wen, König von Knei-ki, hatte sein Lehen schon früher erhalten.
*) Ana dem Bache Ro-tae.
^J Aus den Gesprächen des Zeitalters.
\
2 ho l^fiziiuter
Waiig-iaii-tien stand in seiner Jugend im Rufe des Irrsinas. Der
Reichsgehilfe forderte ihn wegen des Landes zu sich. Als er erschien»
stellte er .an ihn keine andere Frage. Er fragte ihn» wie hoeh lur
Zeit als er gekommen, der Reis des Ostens im Preise gestanden sei.
Lan-tien antwortete nicht Er riss gei*adezu die Augen auf und blickte
schief. Der Purst von dem Geschiechte Wang sprach : Wang-yneu
ist nicht irrsinnig. Warum sagt man, dass er irrsinnig sei *)?
Gegen das Ende der Hau, zu den Zeiten des Kaisers Hoan»
befand sich unter den Leibwächtern der Lehensfurst Ton Ma-tse.
Derselbe sagte, dass er sich auf die Töne der Musik Terstehe. Er bat
seine Gäste, die Schalmeien ertönen zu lassen. Sie spielten «die Haal-
beerbäume auf den östlichen und westlichen Feldwegen". Er hin-
gegen sagte, es sei »der Paradiesvogel wird Köchlein haben*. Die
Leute der Umgebung bezeichneten es ialschlicherweise ab gut Er
bewegte auch wieder das Haupt •).
Dummheit
Die äusseren Überlieferungen von Han-schi sagen :
Tausend Weglängen Felsblöcke sind nicht Ursache, dass es tts
Land gibt. Tausendmal hunderttausend dumme Menschen sind nicht
Ursache, dass es ein Volk gibt.
Die Worte der Häuser sagen:
Khung-tse sprach : Muthig sein und gern fragen, hierdurch ouui
man siegen. Verständig sein und gern sich berathen, hierdurch muf
man zu Stande bringen. Bei dem Dummen ist es das GegentheiL
Wenn es daher der rechte Mensch nicht meldet, so darf man es nicht
hören. Wenn es nicht in den rechten Boden gepflanzt wird, so darf
0 Aus dem Wald der Worte.
>) Aas deo neuen Gedichten von Ying-kiü. Hienn wird noch beaerkt : Dar »-*
Ton Ma-tse war etwas irrsinnig nnd sagte, dass er sich auf die TSae dtr Italk v«^
stehe. Die Tonkünstler des gelben Thores gingen sofort hia» wb iha smdilnwci-
seu. Der l.ehensfürst run Ma-tse kannte nicht die Namen. Die •MnelbeerUnme erf
den ösUichen und westlichvn Feldwegen* nannte er unrichtig .der Pnra4iCfT0f4
wird Küchlein haben**. Er bewegte ohne weiteres das Hanpt and freate sich.
Kr l.escheiikle die Leute der Umgebung reichlich mit Geld «nd Seidcnstofta. Er
brMUi-lite ^ioh nicht wieder /u uhüuifu.
Gitschichtlicbes aber einigte Seeleii£ustüii(le und Leidenschaften. lötiO
es nicht wachsen. Fände man auch Mensehen wie Haufen Sandkörner
und Hesse sie regnen, wenn es nicht die rechten Menschen sind, ist es
so viel lals inan versammelte Taube und schlüge für sie die Trommel.
In Wichtigthun verharren, die Gunst ausschliesslich besitzen, mit
den Geschäften sich ausschliesslich befassen, auf die weisen Männer
eifersüchtig sein, dies sind die Leidenschaften der Dummen.
Der Kaiser schlug die Räuber und drang in Yü-yang. Die Heer-
fuhrer wollten ihm eine ehrenvolle Benennung geben. Der Kaiser
erlaubte nicht, dass man darüber zu Rathe gehe. Tschang-tschi, der
Zagesellte des Verhorsrichters, sagte : Im gemeinen Leben ist man der
Meinung, dass die Menschen von Yen dumm sind. In dem Augen-
blicke, wo man grosse Dinge beschliesst, diesem zuwider mit dummen
Menschen an etwas festhalten, ist keine Berathung. — Der Kaiser
lachte laut <).
KonigWen von dem Geschlechte Sse-ma stellte an Lieu-schen^)
die Frage: Sehnst du dich ein wenig nach Seho oder nicht?
Sehen sprach : Bei der Freude in dieser Zwischenzeit sehne ich
mich nicht nach SchS.
Kbie-tsching hoi*te dieses. Er begehrte eine Zusammenkunft
mit Sehen und sprach zu ihm: Wenn der König später fragen
sollte, so ist es angemessen zu weinen und dann erst zu anworten.
Als der Konig nochmals fragte, sprach Sehen: Die Grabhügel
meiner Vorfahren befinden sich fern in Lung und Scho. In Gedanken
blicke ich daher nach Westen, es gibt keinen Tag, wo ich mich nach
ihm Hiebt sehne. — Hierbei schloss er seine Augen.
Der König sprach: Wie kommt es, dass dies mit den Worten
Kbie-Iscbing's Ähnlichkeit hat?
Sehen blickte erscki*ocken und sprach : Es ist nach dem geehr-
ten Befehle. — Die Leute der Umgebung lachten laut'}.
^ Aot der Getcbichte der Han Yon der östlichen Warte.
') Licu-«chen, der Sohn des Kaisers Tschao-Iie von Han und Beherrscher ron Scho,
er^ab sich an Ten^-ngai, Heerführer von Wei, und wurde in das Lehen eines Für-
sten von Ngan-lo eingesetzt. Von dem Geschlechle Sse-ma war Wu , der Gründer
des Baases Tsin.
t) Aas dem Frühling^ und Herbst von Tsin und Han.
Sitzb. d. phil.-hist. Cl. LIX. Bd. \l Hfl. 18
260 P ri E ma i er
In den Urkunden kommt es vor, dass die Frösche Tomehro sind.
Als Kaiser Hoei sieh in dem Palaste befand, trat er hinaus und fragte
die Leute seiner Umgebung: Die hier schreien, sind es obrigkeitlicha
Frösche oder sind es Privatfrösche?
Ku-tschung antwortete: Die auf obrigkeitlichem Boden sidi
befinden, sind obrigkeitliche Frosche. Die auf einem PriTatbodea sieh
befinden, sind Privatfrösche. — Demgemass Oberlieferte man sich in
dem Zeitalter sofort diese Worte <).
Hung-kuei, der jüngere Bruder Pien-tsl's von Sung, war ein dem
Kriegsheer Bei gegebener des Versammlungshause% von Pe-ping in
Ting-tscheu. Er begleitete die Krieger der Besatzung nach Kii^-
tscheu, wo er in Anklagestand versetzt wurde. Er hatte Tierimndeit
Stuck von dem für die Krieger bestimmten Tuche weggenommea.
Die Krieger wollten es anzeigen, er aber liess zehn Krieger eat-
haupten. Ausserdem legte er alle in den Gesetzartikeln enthaiteaea
Verordnungen, welche er nicht verstand, weitläufig aus und Ter*
änderte die Gesetzartikel. Bei Verbrechen, welche durch Aufhingea
des Hauptes auf einen Baum bestraft wurden, liess er dem lebendea
Menschen die Hand abhauen und sie mit Wasser begiessen. Daaa
erst wurde das Urtheil auf Enthauptung gefallt. Er wurde vaa
neuem angeklagt und dem Gesetze gemäss schuldig befunden. Die
Zeitgenossen empfanden Trauer über die Leiden der Krieger aal
lachten über die Dummheit Hung-kuei's*).
Ku-kai-tschi hielt in der Nacht unter dem Monde lange Redea.
Er sagte, dass er die weisen Männer der früheren Zeit entdeilea
werde. Wenn der Wind etwas fallen machte, blickte er empor aad
hielt ihnen aus der Ferne Lobreden. Nachdem Kai-tschi dies erlai^
hatte, ereiferte er sich noch mehr und vergass auf die MOdigkeiL
Wenn er beim Emporblicken einschlafen wollte, redete er und schlag
sich auf die Schenkel. Kai-tschi merkte nicht das Sonderbare. Br
erreichte mehrmals den Morgen und liess dann ab *).
*) Das Ton Wang-jin rerfasste Bach der Tsin.
') Aas dem Buche der spiteren Wei.
*) Aus dem Frühling und Herbst der fortgesetzten Tsin.
^*
Geschieht! ichea aber eioige SetlenzusUnde und Leidensohaften. 261
Lieu-I-khi wurde zum Lehensfürsten des Distrietes Ying-tao
ernannt. Derselbe war thöricht, gemein und besass keine Kenntnisse.
Er wurde immer Yon Jui, dem Konige von Sehi-hing, und dessen
Brüdern zum Besten gehabt. Jui sagte gewöhnlich zu I-khi: Lo-sse-
hung sagt in seinem Gedichte :
In Ying-tao gibt es kein edles Herz.
Welche Absicht kann er haben , dass er den sich stützenden
Vater auf diese Weise quält?
I-khi sprach : Die untergeordneten Obrigkeiten haben anfanglich
Sse-hung nicht gekannt Warum werde ich plötzlich gequält i)?
Sehl-schao war einer der Brüder des früheren Mannes von dem
GeseUechte Schi*). Als der frühere Mann von dem Geschlechte
Sehl 20 Ansehen gelangt war, befand sich Schao bei dem Kriegs-
heer* war aber nicht im Stande, es weiter zu bringen. Die Menschen
geleiteten ihn zu dem früheren Manne von dem Geschlechte SchT.
Der frühere Mann Yon dem Geschlechte Schi bedauerte ihn und er-
nannte ihn zu einem die Macht begründenden Heerführer. Da Schao
weder Fähigkeiten noch Kraft besass, unterstützte er ihn jedesmal,
wenn er ihn fQr eine hohe Stelle erwählte oder ihn einschob. Er
freite für ihn um die Tochter des älteren Bruders Lieu-tien*s Ton
Koang-tsehuen. Schao hatte davor die grösste Furcht. Man ernannte
ihn zum Statthalter von Tschang-lö und hiess ihn die Obrigkeiten
leiten. So oft er in das Thor trat, gerieth er in Aufregung und
nannte die auf das Geschlecht Lieu'J sich stützende Belehrung
möglich oder unmöglich. Die Zeitgenossen sangen auf ihn ein Lied^).
Das Buch TschS-tse sagt :
Der Dumme sagt nicht, dass er dumm ist, aber die Dummheit
zeigt sich in den Worten. Sollte sich der Dumme auch verständig
nennen, die Menschen nennen ihn doch dumm.
ij AiM dem TOD T*chm-yö TerfaMten Bache der Sang^.
*j 8chi-ll, so den Zeiten der wetUichen Tsin ein Neerfflhrer von Ran, nannte sich
•piter König Ton Tschao.
') Die Beherrscher von Han waren Ton dem Geschlecbte Lien.
*) Ans dem Bache der Tschao.
Aom
2ft2 P f i z m M i e r
Es war ei» Mensch von Sung, der auf dem Wege einen Yei
einem Mensehen verlorenen Wechsel fand. Er kehrte heim and Ter-
wahrte ihn. Er zählte heimlich seine Zähne, und sagte in den Nadh
harn : Es ist zu erwarten, dass ich reich werde <).
In dem Reiche Khi war ein Mensch, der besorgt war, dass der
Himmel einstürzen, die Erde einbrechen werde. Er hatte keinen Ort»
auf den er sich verlassen konnte. Er versagte sich den Schlaf und
die Speise. Nebstbei war einer, dem es leid that, dass jener be-
sorgt war. Er ging zu ihm, klärte ihn auf und sprach : Der Himael
sammelt blos die Luft.
Jener Mensch sprach: Wenn der Himmel wirklich die Lift
sammelt, müssen da Sonne und Mond, die Planeten und die -Sterft-
bilder nicht fallen?
Er antwortete: Bei Sonne, Mond, hei den Planeten and StH«-
bildern kommt es auch vor, dass sie während des Sammelns der
Luft mit hellem Lichte glänzen. Nur dieses lassen sie fallen, and ei
ist ebenfalls nicht im Stande, die Menschen, die es trifit, lu ver-
letzen.
Jener Mensch sprach : Wie aber, wenn die Erde einbricht?
Er antwortete : Die Erde sammelt blos die Erdklosse. Sie ei^
füllt und verschliesst die leeren Räume der vier Weltgegenden. Wie
kannst du besorgt sein, dass sie einbricht?
Jener Mensch war sehr ci-irrut <).
Ein dummer Mensch von Sung fand einen SchwalbensteiB ii
Osten von Wu-tai. Er kehrte heim und verwahrte ihn. Er hielt UM
für eine grosse Kostbarkeit. Ein Gast aus Tscheu, der ihn sah, n
hielt sich den Mund und lachte. Er sprach: Dies ist ein Schwalbct-
stein. Er ist von einem Dachziegel nicht verschieden. — Der Be*{
sitzer ward sehr zornig und sprach: Die Worte der Kaufleute! Ui;
Sprache der Heilkünstler! — Er verwahrte ihn noch sicherer, «r^
bewachte ihn noch sorgfaltiger ').
1) Ana dem Bache Lie-tse.
2) AuA dem Buche Lie-tse.
') Aus dem Buche Siüii-king-tse.
Geschichtliche« über einige Seeleosustinde und Leidenschaften. !Ü63
Eft war ein Mensch, der seinen Schatten fürchtete» seine Fuss-
spuren verabscheute und sich von ihnen entfernte. Indem er lief,
erhob er die Fusse immer häufiger und die Fussspuren wurden immer
xaUreicher. Er lief schnell, jedoch der Schatten trennte sich nicht.
Er hielt dafür, dass er noch immer langsam sei. Er lief schnell ohne
auszuruhen. Er erschöpfte seine Kräfte und starb <)•
Li-ki,Yon Ten zog gern in die Ferne aus. Seine Gattin hatte
einen Buhlen. Als Li-ki kam, befand sich der Buhle im Inneren des
Hauses. Die Gattin war darob besorgt. Sie hiess daher den Buhlen
sieb entkleiden und mit aufgelöstem Haupthaar gerade aus dem
Thor heraustreten. Ihre Leute würden thun als ob sie ihn nicht
sähen. Der Buhle befolgte jetzt diesen Rath und lief schnell bei
dem Thore heraus.
Ki sprach: Was ist dies für ein Mensch?
Die Leute des Hauses sprachen : Es ist niemand da.
Ki sprach: Ich habe einen Dämon gesehen.
Das Weib Ki*s sprach: Hier kann geholfen werden. Man kann
die fünf Opferthiere nehmen und, gegen den Himmel gekehrt, sie
baden.
Ki sprach : Ich bin damit einverstanden. — Er badete jetzt für
den Himmel*).
In Tsching war ein Mensch, der für sich Schuhe kaufte. Er
nahm früher das Mass von seinem Fusse und ging, sie zu kaufen.
Als er auf den Markt kam, fand er daselbst Schuhe. Er sagte jetzt:
Ich habe das Mass vergessen. — Er kehrte sofort heim und nahm
es mit Als er nach einiger Zeit zurückkam, war der Markt zu Ende,
und er erlangte keine Schuhe. Die Menschen sprachen: Warum hast
du sie nicht an dem Fusse versucht? — Er sprach: Ich glaube lieber
dem Masse. Es ereignet sich mehrmals, dass ich mir selbst nicht
gbaben darf*).
Unter den Menschen von Sung war ein Ackersmann, auf dessen
Felde sich ein Gebüsch befand. Ein Hase lief in das aus Fichten
1) Aus dem Buche Tachiiang-t«e.
*) Aus dfin Bache Han-Ue.
^) All» dem Buche Hun-tite.
264 P f i £ m a i er
gebildete Gebüsch, brach sich den Hals und verendete. Er liess
aus diesem Grunde von dem Ackern ab und bewachte das GebQsck.
Er wurde von dem Reiche Sung verlacht. Aber nach den Einrich-
tungen der früheren Könige das Volk des gegenwSrtigeo Zeitalters
lenken wollen, ist etwas wie das Bewachen des GebQsches *}•
Als das Geschlecht Fan^) aus dem Lande zog, war. unter den
Menschen des Volkes Einer, der eine Glocke fand. Er wollte sie auf
den Riicken nehmen, doch die Glocke war gross und konnte nieht
auf dem Rücken getragen werden. Indem er sie jetzt zerschlug,
fürchtete er, dass die Menschen es boren und sie ihm entreisaen
konnten. Er verhielt sich rasch die Ohren. Er mochte nicht leiden*
dass die Menschen es hören s).
Unter den Menschen von Tsu war einer, der über den Strom
setzte. Sein Schwert fiel aus dem Schiffe in das Wasser. Er maehte
rasch einen Einschnitt in das Schiff' und sprach: Dies ist die Stelle«
an welcher mein Schwert herabgefallen ist. — Als das Schiff anhielt»
stieg er dort, wo er den Einschnitt gemacht hatte, in das Wasser
und suchte das Schwert^).
Unter den Menschen von Tsu war ein östliches Haus, wo die
Mutter starb. Der Sohn klagte laut, aber zeigte keinen Schmen.
Der Sohn des westlichen Hauses besuchte ihn. Er kehrte nach
Hause zurück und sagte zu seiner Mutter: Warum sollte die Hotfer
betrübt sein, wenn sie schnell stirbt? Ich werde gewiss Schmers
empfinden und die Mutter laut beklagen &).
Unter den Menschen von Tsching war einer, der vorder Hitseia
den einsamen Wald entlief. Als die Sonne weiter zog, die Strahlen
<) Aus dem Buche Han-Ue.
*) Da« Geschlecht Fan ist Fau-Ii ron Yae.
') Aus dem Frühling uod Herbst des (teschlechtes Liu.
^) Aus dem Frühling und llorhst des lieschli'i'hto^ l.iu.
*) Aus dem Buche Iloai-nau-t»e.
Geachiebtiiches äbrr einig;^e Seeleiizustünde und Leidensckafteii. ICDO
anders fielen, ruckte er den Kragen und folgte dem Schatten. Am
Abend brachte er den Teppich unter die Bäume zurück. Als der
Mond weiter zog, und die Strahlen anders fielen, ruckte er wieder
den Kragen und folgte dem Schatten. Aber es verdross ihn, dass der
Thau seinen Leib befeuchtete. Je mehr der Schatten sich entfernte,
um so nasser wurde sein Leib. Er war sinnreich in seinem Vorgehen
am Tage, aber thöricht in seinem Vorgehen am Abend. Warum
blieb er nieht in dem Lichte und verzichtete auf den Schatten? Er
liess sich lieber in dem Walde von Thau befeuchten. Dies ist eben-
falls die Tollendete Dummheit <)•
Thsui-liS, zu den Zeiten Ton Han Vorsteher der Scharen, liess
die kleinen Genossen vorladen. Pao-kien war ein Zugeseilter im Amte
und wollte sich zum Besuche melden. Er überlegte und ging nicht
hin. Er fragte diejenigen, welche früher gekommen waren, wie er
sieh zu benehmen habe. Zußllig gab ihm einer zur Antwort: Man
richtet sich im Benehmen nach den Vorbildern und sagt alles mit
dem Munde nach.
Nachdem er sich gemeldet, sprach der Einführende : Han kann
sich verbeugen. — Kien sagte ebenfalls : Man kann sich verbeugen.
Der Einführende sprach: Han begebe sich zu dem Sitze. —
Kien sagte ebenfalls: Man begebe sich zu dem Sitze.
Er zog jetzt wieder die Schuhe an und stieg zu dem Sitze
empor. Als er den Teppich verlassen wollte, wusste er nicht wo die
Schuhe seien. Der Einführende sprach: Die Schuhe sind an den
Füssen. — Kien sagte ebenfalls : Die Schuhe sind an den Füssen «).
Ein Mann von dem Geschlechte Tao-khieu aus Ping-yuen nahm
eine Tochter von dem Geschlechte Me-tai aus Po-hai zum Weibe.
Die Tochter war von Angesicht sehr schön und besass vorzügliche
Gaben. Er behandelte sie auch mit Hochachtung. Nachdem sie einen
Knaben geboren, kehrte er in seine Heimath zurück. Seine Mutter von
dem Geschlechte Ting war bejahrt. Dieselbe kam und besuchte die
Schwiegertochter. Nachdem die Schwiegertochter heimgekehrt war.
1) Aus dem Buche Fu-tse.
') Aus dem Walde des Lacheos.
2ti6 P f i £ m M i e I
schickte er das Weib fort. Das Weib, im Begriffe fortzugehen, fragte,
was sie verbrochen habe. Der Mann sprach: Ich habe neolich die
vornehme Frau gesehen. Sie hat in Folge des Einflusses der Jakft
abgenommen und ist mit den Tagen von ehedem nicht zu rergleieheiL
Ich ffirohtete. dass die junge Frau ebenfalls alt werden and spStcr
wieder so aussehen könne. Desswegen schickte ich sie fort Ich habe
wirkh'ch keine andere Ursache i).
Wang-ts(*hang-wen Hihrle den Jünglingsnamen Te-tsiaen. Br
hatte die Ge^iebtsbildung des Himmels, war scharfsinnig und aufge-
weckt. Er untersuchte Elternliebe und Uneigennutzigkeit und brachte
diess nicht zu Stande. Sofort stellte er sich dumm. Er trug eimt
hochrothe Kleidung und Mutze, führte an einem Stricke ein Sehweia
und ging auf den Markt. Die Rettier sprachen mit ihm, er aber that
als ob er sie nicht hörte. Er ritt gewohnlich auf einem Rinde wd
schweifte rings umher <).
Hoan, Fürst von Tsi, verfolgte auf der Jagd einen Hirsch nad
gelangte in ein Thal. Er sah daselbst einen Greis, den er fragte:
Was ttir ein Thal ist diess? — Der Greis antwortete: Es ist das
Thal des dummen Mannes und man benennt es nach mir. leh hielt
mir einst eine Kuh und diese warf ein Kalb. Ich verkaufte es iheuer
und kauAe dafür ein Pferd. Die jungen Leute sprachen: Eine Kik
kann kein Pferd gebären. — Hierauf nahmen sie das Füllen and eat-
fernten sich. Die Xachbarn meines Hauses hielten niii*h fBr dniaa.
Desswegen nannten sie es das Thal des dummen Mannes •).
Feigheit
Jin-tsiang war arm an Kraft, zwergartig, schwach und toi
Seele feig wie ein Igol. Wenn er eine Elster sah. getraute er sick
nicht, üir entgegenzutreten *).
<) Aus dem Walde des Lach«*D».
') Au« den Deokwürdiifkeiti'n Je» Reiches HoM-v.mc
•) A * *W%u Gjrl«r» der »ie>i'i.»t ht .
♦) .\u% d«in WjMi »irr \ ►»rw.oitilunpt'U *oii l*i- '-kuU.
GeschiflitlicheA über einig-o SeeleiiziMt^iiJe und Leidenschaften. 26 T
•
TlisuMsehu todtete den Fürsten Tschuang. Tachin-pu-tsehen,
der Fischer der amtlichen Warte, hörte, dass der Landesherr sieh in
Unglück befinde. Er wollte hinziehen und für ihn sterben. Als er
Speise zu sich nahm, verfor er den Bissen. Als er den Wagen be-
stieg, verfehlte er das Vordach des Wagens. Der Diener sprach : Der
Feind liegt rahig jenseits einer Strecke von mehreren hundert
Weglängen. Jetzt hast du, als du Speise zu dir nahmst, den Bissen
Terloren. Als du den Wagen bestiegst, hast du das Vordach des
Wagens rerfehlt Solltest du auch hinziehen, wird es wohl von
Nutzen sein?
Tschin-pu-tschen sprach: Für den Landesherrn sterben, ist
gerecht. Keinen Muth besitzen, ist selbstsüchtig.
Sofort jagte er auf seinem Wagen davon. Als er zu dem Thore
gelangte, hörte er den Klang der Trommeln und Glocken und die
Töne des Kampfes. Er starb auf der Stelle vor Schrecken.
Die Weisheitsfreunde hörten dieses und sprachen: Tschin-pu-
tschen kann ein entschlossener Mann genannt werden. Keinen Muth
besitzen und im Stande sein, Gerechtigkeit zu üben, ist in der Welt
selten «)•
To-tii diente in der Provinz als Zugesellter für die Schrift und
das Lernen. Wegen einer Augenkrankheit blickte er durch mehr als
swanzig Jahre nicht nach der Mutterstadt. Der Grossvater Tu*s von
mütterlicher Seite, der das Beich Kiang zertrümmernde Heerführer
Sin-wu war weise und durch seine Kriegszüge berühmt. Tu sagte ge-
wöhnlich seufzend: Das Geschlecht Tu glänzt durch Schrift und
versteht sich auf die Lenkung, aber ich Tu erhielt keinen Auftrag
als Angestellter der Amter. Das Geschlecht Sin erfasst die Gerech-
tigkeit, treibt beständig die Kriegskunst, aber ich Tu bin überdies
feig in den Unternehmungen. Fünf Geschlechtsalter von väterlicher
und mutterlicher Seite bis auf mich Tu sind verkümmert »J.
Kiao, der ältere Bruder Tscheu-lang's , war Statthalter von
V-Ung. Als der Mörder Schao s) den Kaiser tödtete und sich selbst
) Aqs 4eB iuaseren Öbeiiiefemngen von Han-schi.
) Aus der Geschichte der Han von der öatlioken Warte.
) Sehao war der sur Nachfolge bestimmte Sohn «le s Kaisers Wen von Suug.
268 P f i I m « i e r
•
an dessen Stelle setzte, erhöh Tan, Konig von Sui, die Gerech-
tigkeit in Kuei-ki. Sehao gesellte zu Kiao den an der Spitxe des
Kriegsheeres stehenden Heerführer. Die Aufgebotstafeln Tan*s kamen
ausserdem herhei. Kiao war einfach verzagt und feig. Er war wankei-
mfithig, verwirrt und wusste nicht, wem er sich anschliessen solle.
Er wurde durch Khieu-tschin-sün, den zu dem Versammlungshaiue
gehurenden Vorsteher der Pferde, getodtet «)•
Lieu-yen-tsiS war in seiner Jugend durch die Reinheit uoi
Sorgfalt seines Stammhauses *) bekannt Als Kaiser Kao von Tai die
Lenkung stutzte »), erkannte Yen-tsiS den Wechsel des Glückes and
wollte wegziehen. Er trug sich im Geheimen mit anderen Pifinen.
Als Tschin-yeu-tschi zu den Waffen griffe), drang Kaiser Kao von Tn
in die Halle des Hofes und zog die Streitkräfte zusammen. Tnen-taan,
Tschin-schi-teu, Tsien-yü und Yen-tsie fielen von ihm ab. Die grossea
Heerführer, unter ihnen Hoang-hoei, kamen überein, sich in der
Nacht mit SchMeu zu vereinigen. Sie sollten am nächsten HorgM
ausrücken. Yen-tsie war von Gemüthsart feig. Er gerieth in Auf-
regung und konnte sich nicht beruhigen. Als der Hittag Torfiber
war, führte er aus der Provinz Tan-yang auf Wagen sein Weib und
seine Töchter und floh mit seinem ganzen Hause zu Schl-teu. In dein
Augenblicke, wo er sich entfernen wollte, ermahnte ihn sein Weib
von dem Geschleehte Siao nachdrücklich und hiess ihn Speise
nehmen. Yen-tsie schlürfte die Brühe und Hess sie über die Bnut
rinnen. Seine Hand zitterte, so dass er es nicht verhindern konnte^
Das Unternehmen seheiterte, und er wurde getodtet &).
Schl-lF*} sammelte die Streitkräfte au dem Ho-po. Es ere%-
uete sich, dass es ohne Aufboren regnete. Tiao-ying, der älteste Ab-
') Aus d4*ni ron Tschin-yo rerfisstea Barbe der Sang.
*) Die Kaiser des Hauses Suog waren ron dem Gesehlechte Lie«.
*) Siao-too-UchiDg, der spätere Kaiser Kao von Tsi, lödtete den Kaiser Fei toi Smf
uDd er nannte sieb selbst lam grossen Benibiger, in welcber EigeBnchafI er A
serbzebn Landstriebe Aberwaobte.
^} Tscbin-yeu-tsehi bewerkstelligte in Kiang-Iing eine bewabete Brhebeng <• ^
Zwecke. Siao-tao-tsohiDg, den späteren Kaiser Kao ron Tai, nn •infee.
>) Aus dem von Tscbin-yö rerfassten Backe der Snng.
*) 2ibci-li warde in der Folge König der tpiteren Tschao.
6«9cbk*h(liches fibcr einijre Seelenzu^^taiide iiod Leidenscbanen. <c69
gestellte Lf's, ermahnte LI, sich an Tsin zu ergeben. L! pfiff leise.
TschaQg-pin ermahnte Li, nach Norden zurückzukehren. Li sprach
freudig: Der Rath Pin*s ist der richtige. Ying sollte enthauptet
werden. — Er erklärte damit, dass dessen Sinn feig sei und dass
man im Zurückweichen als Heerführer auftreten könne ^).
Im Süden Yon Hia-scheu war ein Mensch Namens Kiuen-tscho-
Hang. Derselbe war ein dummer Mensch. Er fürchtete stark den
hellen Mond. Als er, in der Nacht wandelnd, zu Boden blickte und
seinen Schatten sah, hielt er ihn für einen versteckten Dämon. Als
er zur Hohe blickte und sein Haupthaar sah, hielt er es für ein ver-
stecktes Gespenst. Er lief auf Händen und Füssen. Als er endlich
sein Haus erreichte, war er seines Athems beraubt und starb *).
In Tsu lebte zur Zeit des Unglücks durch den Fürsten von Pe
ein Mann Namens Sche-schi-schen. Derselbe nahm Abschied von
seiner Mutter und wollte für den Landesherrn sterben. Seine Mutter
sprach: Ist es erlaubt, für den Landesherrn zu sterben?
Sche-tschi-schen sprach : Ich habe gehört : Wer dem Landes-
herrn dient, bringt herein seinen Gehalt und wirft hinaus seinen
Leib. Jetzt ist dasjenige, wodurch ich die Mutter ernähre, der Ge-
halt des Landesherm« Ich bitte, hingehen und für ihn sterben
zu dürfen.
Als er zu dem Hofe gelangte, blieb er dreimal in dem Wagen
stehen. Sein Diener sprach: Wenn du dich fürchtest, warum kehrst
du nicht zurück?
Sche-tschi-schen sprach : Für sich selbst fürchten, ist Selbst-
sucht Für den Landesherrn sterben, ist die öffentliche Sache. Ich
habe gehört: der Weisheitsfreund schädigt nicht aus Selbstsucht die
öffentliche Sache. Er zog sofort hin und starb *).
Jemand stellte an Khung-tse die Frage : Was für ein Mensch
istYen-yuen?
0 Aus dem Buche der Ttcbao.
^) Atu dem Boche Sfin-kiDg-tse.
} Aus deo ausaeren Uberlieferuu^eii llan-scIiPs.
270 H ! i z iii;i i*T
Cr sprach: Er ist ein menschlicher Mensch. Ich komme ihm
nicht gleich.
— Was für ein Mensch ist Tse-kung?
Er sprach: Er ist ein beredter Mensch. Ich komme ihm nickt
gleich.
— Was für ein Mensch ist Tse-Iu?
El* sprach: Er ist ein muthiger Mensch. Ich komme ihm nickt
gleich.
Der Gast sprach: Die drei Männer sind weiser als du, o Meister.
Wie kommt es aher, dass sie gehorchen und Dienste leisten?
Khung-tse .spnich : Ich kann menschh'ch sein und auch geduldig.
Ich hin hereJt und iiuch uniahig zu reden. Ich bin muthig und «uek
feig. Weil die drei Manner meine Wege verandern können, komme
ich ihnen nicht gleich <}.
Kuan-tschung sprach: Ich habe dreimal gekämpft und hin
dremiai geflohen. Pao-seliu hielt mich nicht für feig. Er wusste, dass
ich eine alte Mutter besitze <).
Das Buch Uoai-nan-tse sagt :
Der Feige sieht in der Nacht ein aufgerichtetes Wahrteiebeo
und hält es für einen Dämon. Er sieht einen liegenden Stein oud
hielt ihn für ein Nashorn. Die Furcht raubt ihm den Athem.
Das Buch Pao-p6-tse sagt: Wenn der thörichte Mensch die
Hacke und die Axt Kung-schü's erhält, ist er nicht im Stande» damit
eine Wolkenleiter zu verfertigen. Wenn der Feige das Schwert vui
die Hakenlanze Fung-fu\s erhält, ist er nicht im Stande, damit deo
Nashorn und dem Tiger entgegen zu treten.
Das Buch Schi-tse sagt :
Die höchstweisen Menschen pflegen die Menschlichkeit, akr
sie sind nicht der Menschlichkeit vorgesetzt. Sie pflanzen die KeoBt-
uiss, aber sie sind nicht der Kenntniss vorgesetzt. Sie pflegen den
Muth, aber sie sind nicht dem Muthe vorgesetzt. Einst wurde Hoao*
Fürst von Tsi, durch den Landesherrn von Lu eingeschüchtert und
') Aus <len Worten der Häuser.
2^ Aha dfin Sse-ki.
Genehichtliches über einige Seeleozustände und Leidenschaften. !c71
machte sum Geschenk das Land. Keu-tsien wurde eingeschüchtert
auf dem Kuei-ki und machte ihn zu seinem Palaste. Siang-tse von
Tschao wurde eingeschüchtert durch Tsehi-pe und zeigte in den
Zögen Beschämung. Zuletzt machte Fürst Hoan zum Diener den
Landesherrn von Lu. Keu-tsien vernichtete U. Siang-tse bewirkte,
dass Tschi-pe getödtet wurde. Dies waren Solche, von welchen man
sagt, dass sie muthig und im Stande sind feig zu sein.
Furcht
Die Grossen der vorderen Abtheilung Wang-mang*s liessen die-
jenigen, welche sich zum Abfall verschworen hatten, hinrichten. Als
Li-thse-yuen erfuhr, dass die Sache verrathen worden, wollte er sich
zu Pferde fortbegeben. Das Pferd war angespannt und befand sich
zwischen den Querstangen. In furchtsamer Hast legte er den Sattel
auf und bestieg das Pferd. Als er bei dem Thore herauskam, sah er
sich um und erblickte den Wagen. Er kam jetzt zur Besinnung und
hielt inne 0*
Pang-meng kehrte zurück und griff Kai-yen an. Yen kämpfte
mit ihm und schlug ihn. In der Schrift der höchsten Verkündung,
welche Ten bewillkommnete, hiess es : Pang-meng bewerkstelligte in
einer Nacht den Abfall. Er war nicht weit entfernt , die Wälle des
Lagers waren nicht fest. Da hiess er die Menschen in Reihen einen
raschen Angriff machen, jedoch der Heerführer erfuhr dieses. Er
meldete in der Nacht, dass die Reiche Lin-hoai und Tsu eine
Zaruckhaltung beobachten , der gemäss sie sich nicht in Bewegung
letzen können. Ich nenne sein Vorgehen sehr vortrefflich. Wenn man in
der Nacht die Bedrängniss erfahrt , sind wenige im Stande, so zu
handeln *).
Sün-kiuen hatte seine jüngere Schwester dem früheren
Gebieter «) zur Gattin gegeben. Die jüngere Schwester war herrsch-
9 Ans der Geschichte der Han von der östlichen Warte.
*) Aui der Geschichte der' Han yon der östlichen Warte.
') Der frfihere Gebieter ist Lieu-pi, König run Han-tschung, der spätere Kaiser
T«ehao*lie' Ton Han.
272 P f i z m a i e r
süchtig, hart und wild. Sie hatte die Gewohnheiten der filteren
Brüder. Ihre aufwartenden Solavinnen, über hundert an der Zahl,
hielten in den eigenen Händen Schwerter und standen aufwartend da.
So oft der frühere Gebieter bei ihr eintrat, war er im Herzen fort-
während beängstigt 9*
Li-I sagte zu dem Tänzer Schi : Der Landesherr hat mir bereits
erlaubt» den zur Nachfolge bestimmten Sohn zu tödten und Hi-tsi
einzusetzen. Ich habe Furcht vor Li-khe. Was ist hier zu thun?
Der Tänzer Schi sprach: Halte für mich ein einzelnes Sehaf
bereit. Ich werde mich ihm anschliessen und Wein trinken.
Als sie in dem Inneren tranken, erhob sich der Tänzer Schi.
tanzte und sprach zu der Gattin Li-khe*s: Die Gebieterin hat mich
mit Speise betheilt. Ich werde diesen lehren» wie er mit Müsse und
freudig dem Landesherm dienen kann.
Hierauf sang er: Die Unerfahrenheit bei Müsse und Ruhe ist
nicht so viel wie der Ausruf der Freude. Alle Menschen sammeln sich
um die Blätterfülle. Wir allein sammeln uns um das Verdorrte.
Li-khe lachte und sprach : Was nennst du die Blätterfulle? Was
nennst du das Verdorrte?
Er antwortete : Die Mutter ist eine fürstliche Gemalin» der Sohn
ein Landesherr. Kann man dies nicht die Blätterfülle nennen? Die
Mutter ist bereits gestorben, der Sohn wird überdies verleumdet
Kann man dies nicht das Verdorrte nennen ») ?
Lieu-pi begab sich zu den Zugängen der Mutterstadt und be-
suchte Sün-kiuen *). Er verlangte King-tscheu, wo er Beruhiger der
Hauptstadt sein wollte. Kiuen lieh es ihm. Zugleich stellte er sich
dem Fürsten von Tsao ^) entgegen. Der Fürst von Tsao hörte dies
^) Aus den Denkwürdigkeiten von Schö.
'} Aus den Worten der Reiche.
*) Sun-kiuen ist der spXtere Kaiser von U.
^) Der Fürst von Tsiio ist Tsao-tsso, der Vater des Kaisers Wen ron Wei. Der Firili^
ling und Herbst von Han und Tsin sagt;
Lifi-fan ermahnte Sfin-kiuen mit den Worten : Du o Heerführer, besitseet swm^
göttlichen Kricgsmuth und gebietest dem Zeitalter, allein Tsao besitzt in Wirkliel»'^
keit Macht und StSrke. Seit er King-tscheu sich angeeignet, sind Güte and Trw^
Geacbichiliches über e.nige SeelenKustände und LeidunschRften. 2 T 3
und lieh Pi das obere Land. Als er die Schrift verfertigte, Hess er
den Pinsel zur Erde fallen i).
Lf richtete die Söller des Thores ein. Als sie sehr hoch waren,
ritt ein betrunkener Mensch von Hu über den Fassweg in das Thor
des VersaiDinlungshauses. Li fragte Fung-tschu, den Angestellten des
Thores: Die Söller des Thores haben einen abgegrenzten Zugang.
Ein Pferd komnit in das Thor gelaufen. Was für ein Mensch ist der-
jenige, der dies thut, dass man ihn nicht aufgreift und es nicht
meldet?
Um diese Zeit nannte man die Menschen von Hu Menschen des
Reiches. Tschu, auf solche Weise befragt, fürchtete sich. In der
Antwort, die er gab, vergass er auf die Vermeidung der Namens.
Er sagte, dass vor dem Zugang ein betrunkener Mensch von
Hu auf einem Pferde dahergesprengt kam. Bei dem Zugang rief ich
ihn an, um es zu terbieten. Ich durfte mich in kein Gespräch ein-
lassen, die Menschen von Hu können mit uns nicht reden. Ich, der
kleine Angestellte, verbot es nicht.
Lf sprach seufzend: Die Menschen von Hu können wirklich nicht
mit uns reden. — Er hatte Nachsicht mit Tschü und fragte nicht
weiter. Er Hess denjenigen, der das Thor offen gelassen hatte,
peitschen und nahm das Pferd des Reiters weg *).
Zur Zeit des Unglücks durch den Fürsten von Pe lebte in Tsu
ein Mann Namens Tschuang-schen. Derselbe nahm von seiner Mutter
Abschied und wollte bei dem Unglück sterben. Die Mutter sprach :
Seine Angehörigen zurücksetzen und für den Landesherrn sterben,
lässt sich dies Gerechtigkeit nennen?
Tschuang-schen sprach: Ich habe gehört: Wer dem Land es-
berm dient, bringt herein seinen Gehalt und gibt heraus seinen
I^ib. Jetzt ist dasjenige, wodurch ich die Mutter ernähre, der Gehalt
des Dieners. Wie könnte ich etwas anderes thun als sterben ?
■och nicht zum Vorschein gekommen. Man soUte Pi das Land leihen und es durch
iki beruhigen lassen. Die Feinde Tsao*8 Termehren und sich Freunde schaffen, ist
die h5chste der Berathungen. — Riaen befolgte dieses.
O Ais den Denkwürdigkeiten von U.
i I>i« besonderen Überlieferungen von Sehi-if.
274 P f i 1 ni M i t* r
Sofort nahm er Abschied und machte sich auf den Weg. Als er
dem Thore des Fürsten nahe kam, stürzte er dreimal in dem Wagen.
Sein Diener sprach: Du fürchtest dich. — Er sprach wieder:
Wenn du dich fürchtest, warum kehrst du nicht zurück?
Tschuang-schen sprach : Dass ich mich fürchte, ist meine Selbst-
sucht. Für den Landesherrn sterben, ist ölTentliche Gerechtigkeit lek
habe gehört: Der Weisheitsfreund beeinträchtigt nicht aus Selbst-
sucht die öffentliche Sache. — Hierauf erreichte er das Thor des
Fürsten. Er schnitt sich den Hals ab und starb ^).
Gegen das Ende der U las ein Leibwächter der mittleren BQeber.
dessen Geschlechtsnamen' und Namen man sich nicht gemerkt bat» k
der Nacht Bucher. Das Haus hatte doppelte Thore. Plötzlich horte er.
dass die Thore der Aussenseite sich öffneten. Er fürchtete» dass Ohb
eine Gefahr gemeldet werde. Jetzt öffnete sich wieder die ThfifC
und es erschien ein Mensch, der ungeföhr acht Schuhe oiass, du
Kleid eines Vogels und eine Kopfbedeckung trug. Derselbe hielt eincft
Stock und sass unter dem Bette. Beide blickten einander onTerruckt
an, und die Erscheinung streckte die Zunge bis zu den Kaieei
heraus. Jenem Menschen ward sehr bange. Er zerriss die .B^diflr
und machte Feuer. Als der Tag anbrach und der Hahn krphte, ent-
fernte sich die Erscheinung. Thor und Thure waren wie frflbcr
geschlossen. Jener Mensch blieb gesund und ruhig*).
Zorn.
Der Fürst von Tsi wandelte umher in Ku-fen und jagte hierMf
in Kiü-khieu. Er erblickte einen grossen Eber. Der Begleiter spradi:
Dies ist der Fürstensohn Peng-seng »). — Der Fürst gerieth in Zora
und sprach: Peng-seng wagt es, zu erscheinen? — Er schoss nack
ihm mit einem Pfeile. Der Eber stand wie ein Mensch und wdate
<) Aus den neuen EiDleitungeo. Dasselbe wird mit einigen Abweichnn^n ia den
ren ÜberlieferungeD Ton Han-schi erzählt und ist bei Feigheit vorgekosBeii v«
•Utt Tscbaang -sehen der Name Schi-tscbi-^ehen gesetzt wird.
') Aus den Veneichnissen de% ÜunkU-ii und Hellen.
') Peng-sang hatte auf Gekeiss des Fürsten von Tsi den Fürsten run Ln erdrückt tf'
wurde hingericht«'t.
Getehichtlicliet fiber einige Seelenzustinde und Leidenschaften. ZtS
Der Forst filrchtete sich und fiel in dem Wagen nieder. Er ver-
;e sich den Fuss und verlor die Schuhe <).
Der Fürst von Tsu schickte Schin-tscheu als Gesandten nach
Er sprach: Du darfst den Weg nicht durch Sung nehmen. —
der Gesandte Sung erreichte, sprach Hoa-yueu: Indem man bei
vorüberzieht und nicht den Weg begehrt, verachtet man uns.
an man uns verachtet, haben wir den Untergang. Wenn wir den
andten todten , wird man uns gewiss angreifen. Wenn man uns
reift, haben wir gewiss den Untergang. Der Untergang ist ein
derselbe. — Hierauf todtete man den Gesandten.
Als der Fürst von Tsu dies hörte, warf er das Ärmelkleid weg
erhob sich. Seine Schuhe flogen bis zu der Thorwarte des
lafgemaches. Sein Schwert flog über das Thor des Schlafge-
hes hinaus. Sein Wagen erreichte den Markt von Pu-siü. Im
bst, im neunten Monate des Jahres, belagerte der Fürst von Tsu die
ptstadt von Sung «).
'Hien, Fürst von Wei, lud Sün-wen-tse und Ning-hoei-tse zur
Izeit. Beide kleideten sich an und erschienen an dem Hofe. Am
\d des Tages rief sie der Fürst nicht zu sich, sondern schoss
Gänse in dem Garten. Die beiden Männer gesellten sich zu
Er nahm die lederne Mütze nicht ab und sprach mit ihnen.
eiden Männer geriethen in Zorn und vertrieben den Fürsten
tcbuang, Fürst von Tschü, trank mit I-yI*ku Wein. Dieser
* sich hinaus. Der Pförtner bat ihn um Fleisch. I-yl-ku ent-
\ den Stab und schlug ihn damit. Der Fürst befand sich auf
stufe des Thores und blickte in die Vorhalle hinab. Der
begoss mit einem Eimer Wasser die Vorhalle. Als diess der
Tschü sah, gerieth er in Zorn. Der Pförtner sprach :I-yI-ku
)r gelassen. — Der Fürst gab Befehl, Jenen festzunehmen.
Uefeningen von Tso.
ieferaugen von Tso, das dritte Jalir des Fürsten Ting.
'eferungen von Tso.
-bist Cl. LIX. Bd. II. Hft. 19
276 Pfizmaier
aber man fand ihn nicht. Er zQmte noch mehr ond warf sich aof
das Bett i).
Khie-hien-tse von Tsin reiste als Gesandter nach Tsi. King, Ffirst
von Tsi, liess ein Weib ihn sehen und über ihn lachen. Hien-tM
gerieth in Zorn. Als er zurückkehrte, bat er, dass man Tsi angreife.
Fan-wu-tse zog sich von dem Hofe zurück und sprach: Khie-toe
zürnt sehr stark. Er kann seinen Zorn in Tsi nicht auslassen, und er
muss mit dem Reiche Tsin beginnen. Wenn er nicht die Lenkung
erhält, wie könnte er da den Zorn auslassen? Ich werde die Len-
kung fuhren, um seinen Zorn zu massigen <).
Kaiser Wen sprach : Ich allein finde keinen Lien-po und keioea
Li-mo, die ich zu Heerführern machen konnte. Was brauchte iek
dann wegen der Hiung-nu's bekümmert zu sein?
Fung-thang sprach: Wenn du, vor dem ich unter den Stufet
stehe, auch Lien-po und Li-m5 fandest, du wärest nicht fähig, sie la
ven»'enden.
Der Kaiser erhob sich zornig und trat in den abgesehlosseaea
Theil des Palastes >).
Pang-meng war der die nördlichen Fremdländer beruhigende Heer-
führer. Er unternahm in Gemeinschaft mit Kai-yen einen raschen AngrV
auf Tung-hien. Eine Schrillt der höchsten Verkündung wurde Mos ai
Yen erlassen, gelaugte aber nicht an Meng. Meng glaubte, da«
Yen ihn verleumdet habe. Er wurde argwöhnisch und fiel sofort ak
Als der Kaiser dieses hörte, gerieth er in grossen Zorn. Er befehligte
selbst die Streitkräfte, um Meng zu strafen. In der Schrift, die ff
den Heerführern gab, sagte er: Ich habe Pang-meng immer fSr elM
Diener der Landesgötter gehalten. Ist es den Heerführern mögiick
nicht über dieses Wort zu lachen^)?
Teng-schin, ein Eingehorner von Nan-yang« griff mit to
Kaiser in Sin-ye zu den Waffen. Die Angestellten der Gerichte re^
^} Die Überlieferungen Ton Tso.
<) Die Worte der Reiehe.
') Das Bach der Han.
*) Die Geschichte der Han von der östlichen Warte.
G«schichilichet über einigte Seeleuzustnnde und Leideuschafteo. 277
brannten die Tempel und die Hallen der Vorfahren Schin's, sie ver-
unreinigten die Teiche, die inneren Häuser und die Wohnhäuser.
Sie legten Feuer an deren Grabhügel. Die Mitglieder des Stamm-
baases zürnten und sprachen: Die Häuser waren reich und hatten
zur Genüge. Warum folgten sie dem Hause des Weibes und gerie-
tben in den Kessel des siedenden Wassers? — Schin zeigte in seinen
Zügen gar keinen Unwillen «).
Es erging eine höchste Verkilndung, der gemäss man sich an
dem Orte der geisterhaften Erdstufe zu einer Berathung versammeln
sollte. Der Kaiser sprach zu Hoan-tan: Die Angelegenheiten der
Welt, ich will sie durch beglaubigte Befehle zur Entscheidung
bringen. Was sagst du dazu? — Tan schwieg. Nach längerer Zeil
sprach er: Ich lese keine beglaubigten Befehle.
Der Kaiser fragte ihn um die Ursache. Tan sagte wieder im
Wesentlichen, dass die beglaubigten Befehle keine richtschnur-
massigen Schriften seien. Der Kaiser gerieth in grossen Zorn und
sprach: Hoan-tan ist kein Höchstweiser, er hat kein Gesetz. — Er
wollte ihn den Gerichten übergeben und enthaupten lassen. Tan
sehJug das Haupt auf den Boden und machte Blut fließen. Erst nach
längerer Zeit gelang es ihm, los zu kommen. Er ging hinaus und
wurde Reichsgehilfe für die Provinz Lo-ngan 2).
Tai-ping war ein Aufwartender im Inneren. Derselbe trat mehr-
mab ein und wurde hinsichtlich der Erfolge und des Felilschlagens
befragt. Der Kaiser sprach zu Fing ; Der Aufwartende im Inneren soll
die Lenkung des Reiches stützen. Er hat keine verborgenen Nei-
gungen. — Fing sprach : Tsiang-tsün, der grosse Beruhiger, der •
Zugesellte des Verhorsrichters des Westens, ist aufgeklärt, aufrich-
tig, redlich, elternliebend und verkehrt im Lernen mit Alterthum und
Gegenwart Du, vor dem ich unter den Stufen stehe, glaubtest die
wikegründete Verleumdung und verschlössest ihm den Weg des Die-
nens. Die Welt hält dies für streng.
*) bie Geschichte der Hau Ton der öfrUicbea Warte.
^) Die Geschichte der Hau tod der östlicheu Warte.
2^8 Pfizmaier
Der Kaiser zürnte ui)d spraeh : Willst du wieder einen GenOMCfl
im Amte haben? — Pin^ trat hinaus und verschloss sich den Weg
des Dienens. Derßernhiger desVorhofes ging in Folge einer hoclistei
Verkfindung zu ihm und führte ihn vor. Ping entschuldigte sich and
sprach : Ich hn1)e nicht die Umschränkung der geraden Rede» aber
ich habe die Worte eines Hasenden und Blinden. — Der Kaiser trug
dem obersten Buchfuhrer auf, für Tsün die Verschliessung des WegM
des Dienens aufzuheben i).
Han-hin führte den Jünglingsnamen Tng-kiun und stammte aus
Nan-yang. Er erwarb sich Verdienste, indem er sich bei den Erobe-
rungszügen und Angriffen anschloss, und wurde zum Lehensfursten tm
Fu-yang eingesetzt. Er war ein Freund gerader Worte und bekleidets
die Stelle eines Vorstehers der Schaaren. Bei Gelegenheit einer Ver-
sammlung an dem Hofe las einst der Kaiser die Schreiben, welche
Wei-ngaoundKiung-sün-scho einander übergeben hatten. Hin sprach:
Alle Landesfürstf n von zu Grunde gehenden Reichen waren begabt
Khie und Tsch'heu waren ebenfalls begabt. — Der Kaiser gerietb ia
grossen Zorn. Er glaubte, dass eine Rücknirkung sich zeigen werde.
Hin wurde abgesetzt und kehrte in die Gassen der Felder zurück. Der
Kaiser Hess ihn noch immer nicht los. Er beschied ihn durch eiae
höchste Verkundung zu sich und stellte ihn zur Rede. Hin und Tte-
ying todteten sich selbst >).
Tu-hien verliess sich auf seinen Ruf und seine Gewalt in dea
Seitenflügeln des Palastes. In Folge dessen rerachtete er das ReeU
und riss den Garten von Tsin an sich. Die Kaisertochter getraute sick
nicht, es anzuzeigen. Spater fuhr Su-tsung zu Wagen aus und kas
an dem Garten Torüber. Er zeigte nach ihm und fragte Hien. Sea
war rerlegen und konnte nicht antworten. Die Sache wurde ruchbar,
und der Kaiser gerietb in grossen Zorn. Er berief Hien zu sich, stellte
ihn scharf zur Rede und sprach: Jetzt nird die Tomehme Kaiser*
toehter sogar ungerechter Weise beraubt. Wie steht es da erst bS
den kleinen Dicneni <) ?
1) Die l'bn-lieferancen ^on Jem Wjlde drr GH^hrlea. is der Geschickte 4tr sfüM*
Uao.
■) Die i;e<cbü*hte der Hm ^on d»T •'tätlichen Warte.
*> Die lifjc.ubir der v*»«-"'"»' '^-"-
Geschichtliches über einige Seelenzustände und Leidenschaften. 279
Tu-ken und die Kaiserin Ho-hi von dem Geschlechte Teng
beaufsichtigten den Hof. Weil der Kaiser bereits erwachsen war und
selbst sich mit den Sachen der Lenkung befassen sollte, überreichte
ihm Ken ein Schreiben, worin er ihm auf geradsinnige Weise Vor-
steliungeir machte. Die Kaisei*in gerieth in grossen Zorn. Sie Hess
Ken aufgreifen, ihn einsacken und mit Stöcken todtschlagen. Die-
jenigen» welche sich an das Gesetz hielten, sprachen insgeheim mit
den Yollstreckenden Menschen und bewogen sie, keine Kraft anzu-
wenden. Man schalTle ihn zuletzt auf einem Wagen vor die Stadt-
mauern. Ken stellte sich todt. Nach drei Tagen wuchsen in seinen
Augen Maden, worauf er floh und glücklich entkam. Als das
Geschlecht Teng hingerichtet wurde, kehrte Ken zurück und wurde
vorgeladen. Er wurde zu einem aufwartenden kaiserlichen Vermerker
ernannt *}.
Tai-tsu zog aus, um Tschang-Iu zu strafen. Als er im Osten
zurückkehrte, war ein Heerführer Namens Hiü-yeu, der eine Seite der
Abttieilung zusammenhielt und sich nicht anschloss. Tai-tsu gerieth
in grossen Zorn und wollte ihn früher strafen. Die Diener stellten
ihm häufig vor, dass man Yen herbeirufen, ihn beruhigen und mit
ihm gemeinschaftlich den mächtigen Feind strafen könne. Tai-tsu
legte das Schwert quer über die Knie, wechselte die Farbe und gab
kein Gehör.
Mieu-sl wollte Vorstellungen machen. Tai-tsu zeigte Widerwillen
und sagte zu ihm: Mein Beschluss ist bereits gefasst. Mögest du
nicht mehr sprechen.
SI sprach: Wenn der Beschluss desjenigen, bei dem ich unter
der Vorhalle stehe» recht ist, so werde ich jetzt demjenigen, bei
dem ich unter der Vorhalle stehe, helfen, ihn auszuführen. Wenn der
Beschluss desjenigen, bei dem ich unter der Vorhalle stehe, uiu*echt
ist, so ziemt es sich, selbst wenn er ausgeführt würde, ihn umzu-
*t08sen. Du, bei dem ich unter der Vorhalle stehe, zeigst Wider-
^llen und befiehlst mir, nicht zu sprechen. Wie kaimst du erwarten,
iass die Untergebenen hier nicht ein Hemmniss sein werden? Gegen-
^Wg sind Schakale und Wölfe auf den Wegen, aber Füchse und
) Die Geschichte der späteren Han.
280 P f i z m « i e r
Dachse gehen voraus. Die Menschen werden sagen, dass du. bei dem
ich unter den Stufen stehe, den Starken ausweichst und die Schwa-
chen angreifst, dass du im Vorschreiten nicht muthig, im Zurück-
schreiten nicht menschlich bist. Ich habe gehört: Die Annbrüste der
tausend Centner entfalten nicht um der kleinen Mäuse* willen ihr
Triebwerk. Die Glocken der zehntausend Dreissigpfunde werden nicht
mit Bambusstäbchen geschlagen, damit sie einen Ton von sieh geben.
Wie sollte der winzige Yen verdienen, dass man seinetwegen den
gottlichen Geist anstrenge?
Tai-tsu sprach : Vortrefflich ! — Er behandelte sofort Yen mit
Auszeichnung. Yeu wandte sich ihm zu und unterwarf sich <}.
Tön, Lehensfurst von Hia, folgte Liü-pu auf den Erobernngs-
zügen. Er wurde von einem daherfliegenden Pfeile getroffen und an
dem linken Auge verwundet. Um diese Zeit war Yuen, Lehensfurst
von Hia, mit Tun zugleich Heerführer. In dem Kriegsheer gab man
Tun den Namen des Blinden. Tun von Hia konnte dies nicht leiden.
So oft er die Beleuchtung überblickte, gerieth er in Zorn und warf
die Beleuchtung ohne weiteres zu Boden 2).
Tschü-ko-liang hatte mehrmals an den König Sse-ma-siuen
Gesandte geschickt und mit ihm Briefe gewechselt. Er übermittelte
ihm jetzt auch Kopftücher und Putzsachen der Weiber, um ihn zum
Zorne zu reizen. Konig Siuen wollte in den Kampf ziehen. Er hielt
sich streng an die Abschnittsröhre, zügelte die Angestellten des
Kriegsheeres so wie die nach diesen im Range folgenden Männer and
stand hierauf ab •).
Liü-mung führte den Jünglingsnamen Tse-ming. In seiner Jugend
stützte er sich auf Teng-tang, den Mann seiner älteren Schwester.
Tang war ein Heertührer Sün-tsF's und strafte mehrmals das Yue der
Berge. Mung war fünfzehn bis sechzehn Jahre alt, als er Tang zu einem
raschen Angriffe auf die Räuber folgte. Er blickte dabei nach rück-
^) Die Denkwürdigkeiten von Wei.
*) Die Denkwürdigkeiten ron Wei.
'*) Die Denkwürdigkeiten von Wei.
GeschicIiUiehes ub«r eioige SeeleoKustfinde und Leidenachaften. !Ü81
wärts. Man schrie ihn an» war aber nicht im Stande, es ihm zu
wehren. Bei der Heimkehr wurde es gemeldet. Seine Mutter zürnte
und wollte ihn strafen. Mung sprach: In Armuth und Niedrigkeit
kann man unmöglich bleiben. Gesetzt, man verrichtet Thaten, so
können Reichthum und Vornehmheit zu Stande gebracht werden.
Aber ich suche nicht die Höhle des Tigers, wie konnte ich da die
Jungen des Tigers erlangen? — Die Mutter hatte Mitleid und Hess
ihn los 9*
Kiang-wei wurde durch Teng-ngai bis zur Vernichtung ge-
schlagen, ^r kehrte nach Yin-ping zurück und suchte sich durch den
Befehl, den der frühere Gebieter des Landes*) erlassen würde, zu
decken. In dem höchsten Befehle wurde ihm geheissen, die Panzer
wegzuwerfen und sich zu der Zusammenkunft zu begeben. Die
Anfuhrer und Kriegsmäuner des Heeres zürnten insgesammt Sie
rissen die Schwerter heraus und hackten auf die Steine •).
Das Weib von dem Geschlechte Tsao, die Gattin Wang-tao*s,
war eifersüchtig. Tao schämte sich dessen. Er baute heimlich ein
besonderes Gebäude und brachte daselbst die Kebsweiber unter. Das
Weib Yon dem Geschlechte Tsao erfuhr dieses und wollte fortgehen.
Tao fürchtete, dass er dabei zu spät kommen könne. Er trieb mit dem
Stiele des Hirschschweifes, den er in der Hand hielt, die Rinder an
ond fuhr vorwärts.
Tsai-mu, der Vorsteher der Schaaren, hörte dieses. Er hielt
Tao zum Besten, indem er sprach: In der Vorhalle des Hofes will man
dir neun Geschenke zukommen lassen. — Tao merkte dieses nicht
und äusserte blos voll Bescheidenheit, dass er hierauf verzichte.
Mu sprach: Von den übrigen Gegenständen habe ich nichts
gehört Es befindet sich aber darunter ein Kälberwagen mit kurzem
Vordach und ein Hirschschweif mit langem Stiele.
Tao gerieth in grossen Zorn und sagte zu den Menschen : Ich
werde mich fortbegeben und in Gesellschaft weiser Männer zu der
1) Die Denkwürdigkeiten von U.
'3 Lieu-schen, der letzte Beherrscher von Schu, heisat der spätere Gebieter.
'} Die Denkwürdigkeiten von Scho.
282 P f i z m a i e r
Stadt Lö hinabschilTen. Warum habe ich vor Tagen gehört, dass es
einen Tsai-khe-ni gibt <)?
Tsehi-tschao-sehr war ein Genosse des Geschlechtes Hoan.
Weil sein Vater Yin gegen den König*) redlich war, licsa er ihn
nichts davon wissen. Als er das Land verlassen wollte, nahm er eine
Kiste mit Scbriflien hervor und übergab sie den SchGlem des Thorei
mit den Worten: Ich wollte dieses ursprunglich verbreonen, aber
ich fürchtete, dass der Vater, bei seinem ehrwürdigen Alter, dareh
Kummer verletzt und herabkommen werde. Wenn ich das Land ver-
lassen haben werde, könnt ihr ihm diese Kiste zeigen. Vlfi nicht, so
nioget ihr sie sofort verbrennen.
Yin war in der Folge wirklich betrübt und zog sich eine Krank-
heit zu. Die Schüler desThores zeigten ihm, jenem W^unsche gemäss»
die Kiste. Dieselbe enthielt lauter geheime Verabredungen mit Wea
in Bezug auf Reise und Abfall. Yin wurde darüber sehr zornig and
sprach : Wenn ihr kleinen Söhne sterbet, ist es zu spät, dies zu ver-
abscheuen 3).
Tscheu-fang verwaltete King-tscheu. Wang-tün, erwägend, dass
der Name Fanges durch grosse öfTentliche Verdienste glänzen werde,
dass seine Thiitigkeit eine hervorragende und einflussreiehe, zeigte
eine argwohnischeMiene. Der Leibwächter des Inneren, Ko-schQ, der
sich in Geschäften angeschlossen hatte, sagte zu Tun in einer lin-
geren Rede : Obgleich King-tscheu Unglück durch Plünderer hat, wüst
und herabgekommen ist, so ist es dennoch ein zu Kriegszweckeo
brauchbares Reich. Wenn man es einem Menschen QbertrOge, würde
die Sorge wegen der Grosse des Schweifes vorhanden sein. Do
solltest es selbst lenken und dafür halten, dass es Liang-tschea
werth ist.
Tun befolgte dieses, worüber Fang in grossen Zorn gerielkTfla
schrieb eigenhändig eine Erklärung. Zugleich schickte er ihm einen
aus einem Edelsteine verfertigten Ring und eine aus einem Edelsteine
< ) Das Buch der Tsin.
^) Hoao-weo, Ueorfuhrer der Tsin. hutte den Kaiser ab^aeUl und iba swb Kteigc
von Ton^jT-hai ernaont.
'} 1>MS Bucii dor Tsin.
Getehichtlicbes über einige SeelenzustSnde und Leitleiischnften. 283
Terfertigte Schale, indem er seine eigentliche Absicht darthat. Fang
warf die Schale auf die Erde und rief: Wie sollte ich ein Kaufmann-
bursche sein? Kann ich an Kostbarkeiten Gefallen Buden <)?
Tao-khan war einst ausgegangen, um zu lustwandeln. Er
erblickte einen Menschen, der in den Händen ein Büschel unreifer
Reisähren hielt. Er fragte ihn, wozu er es brauche? Jener Mensch
sagte» dass er dasjenige, was er im Wandeln auf dem Wege gesehen
babe» nur ein wenig wegnehme. Khan gerieth in grossen Zorn und
rief: Do hast nicht einmal das Feld bestellt und mordest zum Zeit-
Tertreib die Reisähren der Menschen! — Er Hess ihn festnehmen und
peitschen ').
Yuen-toan war von Gemüthsart rauh. Er hatte sich einst wegen
eines geringfügigen Wortes mit Schi-tsu verfeindet. Auch vertrug er
sieh nicht mit Wang-ngan. Schi-tsu befand sich in der bequemen
Vorballe und zerschnitt eine Melone, wobei er sich eines Messers mit
goldenem Stiele bediente. Ngan befand sich neben ihm und sprach :
leb habe draussen gehört, dass man von goldenen Messern spricht.
leb furchte, dass es nicht angemessen ist, sich dieses Dinges zu
bedienen.
Scbi-tsu war erschrocken und fragte ihn hinsichtlich des Ur-
sprungs dieser Worte aus. Ngan sprach: Yuen-tuan hat .es mir
erzSblt. — Der Kaiser empfand Unwillen und Zorn.
Als nach längerer Zeit Tuan in die Provinz kam, wurde er ange-
klagt, die Gelder der Gehalte unterschlagen und verwendet zu haben.
Er wurde seines Amtes entsetzt •).
Jen-min wurde durch Mu-yung-kho gefangen. Mu-yung-tsiun ^)
wurde eingesetzt und sagte zu Min : Ihr Sclaven und Knechte , Men-
*) Dm Bnch der Tsin. Wug-tfin trat spfiter als Empörer gegen Tsin auf.
*) Dm Bnch der T«tn.
*} Dm Bach der Tai.
^) Die letaien Könige der apfiteren Taao aua dem Hause Seht, unter weichen Schi-
hu aich den Raiaertitel beUegte, hatten aich immer durch Tödtung ihrer Vorganger
in den Besitz des Reichea gesetzt. Sclii-wel nannte nuch Tödtung seines Vorgängers
284 P f i X m a i e r
scheu mit untergeordneten Gaben, warum gebt ihr euch onbefugter
Weise die Benennung des Himmelssohnes? — Min sprach: Ihr mit
dem Angesicht von Menschen und dem Herzen von wilden Thieren,
wollt widerrechtlicher Weise Besitz ergreifen und uns entgegentreten.
Wenn wir zu einer Zeit glänzen und hervorragen, warum sollten wir
nicht als Kaiser und Könige auftreten? — Tsiun gerieth in Zorn und
h'ess ihm dreihundert Peitschenhiebe geben >).
Als Li-pieu in King eintrat, war er vereinsamt» nnbektnit»
hatte wcmig Stütze und bewirkte seine Einsetzung, ohne die MenfB
zu Hilfe zu nehmen. Weil Li-tschung ein Freund der dienenden
Manner war, machte er sich die Herzen geneigt, und das Stammhavf
schloss sich ihm an. Tschung legte auch Werth auf dessen Gerithe»
lernte die Gebräuche und nahm die Gerathe auf. So oft sie dayon nit
Kao-tsu sprachen, stützten sie einander und nützten sich gegenseit%
sowohl öfTentlich als im besonderim Verkehr..
Als Pieu der Beruhiger des Inneren ward und zugleich die SteBe
des obersten Buchführers erhielt, verstand er es, um Kao-tsu's
willen auf den Vortheil zu warten. Er sagte, dass man Tsehuug nicht
mehr in die Bücher eintragen möge, und Beide zeigten jetil
wieder gegenseitige Geringschätzung und Abneigung, öffentlich
gingen sie jedoch nicht weiter, als dass sie den Ärmel zusammen-
legten.
Tschung ward um diese Zeit von Zorn bewegt. Er stellte Pien
mehrmals zur Rede, riss vor ihm übermässig die Augen auf, schrie
laut, schleuderte die Bänke weg und zerbrach sie. Indem er schalt
und schmähte, liess er seinen Worten freien Lauf. Tschung war foa
Gemüthsart mild und sanft. Nachdem er aber eines Morgens pl5tilieh
in Zorn gerathen, wurde er bald krank. Er war verstört und yerwirrt
seine Reden waren unzusammenhängend. Dabei drückte er noch
immer die Handwurzeln, schmähte und nannte Li-pieu einen kleinen
Menschen. Übrigens konnte bei ihm durch Arzneimittel keine Heilang
sein Reich dasjenige des Herrscherhauses Wei und nahm wieder deo GcscUmMi-
namen Jen an. Er wurde durch Mu-yung-kho, Heerführer Ton Yea, ^eteklafn
und enthauptet, worauf Mu-yung-tsiün, König von Yen, da« Reich der ipitOTft
Ttfchao vernichtete und sich zum Kaiser der Yen einsetzen liesa (352 n. Chr.}.
^) Die Verzeichnisse dvr spSteren Tschao.
Geschichtliches Gber einige SeelenzusUlDde und Leidenschaften. 2So
enielt werden. Einige sagten, dass das Eingeweide der Leber ver-
letzt und zerrissen sei. Nach einem Zeiträume von zehn Tagen
staii) er «).
In Sung war ein dahergelaufener Mensch» der es verstand, vor
dem Landesherrn Yuen von Sung seine Künste zu zeigen. Während
ein Paar Stocke an sein Gehirn geheftet waren, spielte er mit sieben
Schwertern und trat auf sie. Der Landesherr Yuen beschenkte
ihn auf der Stelle mit Gold und Seidenstoffen. Ein anderer daherge-
laufener Mensch verstand das Spiel der Schwalben. Er hörte dieses
und zeigte wiediT seine Künste dem Landesherrn Yuen. Der Landes-
herr Yuen gerieth in grossen Zorn und sprach: Es gab einst merk-
würdige Künste. Es ereignete sich eben, dass ich bei guter Laune
war, desswegen machte ich ein Geschenk von Gold und Seidenstoffen.
Jener bat dies gewiss verlauten lassen, und er hofft wieder auf meine
Geschenke. — Er liess ihn anhalten und beschimpfen «).
Tien-kuang, von dem Nachfolger von Yen befragt, antwortete :
leh vennass mich, die Gäste des Nachfolgers zu betrachten, und es
findet sieb unter ihnen keiner, der verwendet werden könnte. Hia-fu
ist ein Mensch von dem Muthe des Blutes. Er zürnt, und sein Ange-
sicht ibt roth. Sung-I ist ein Mensch von dem Muthe der Adern. Er
zürnt, und sein Angesicht ist grün. Wu-yang ist ein Mensch von dem
Hutbe der Knochen. Er zürnt, und sein Angesicht ist weiss. King-ko
ist ein Mensch von dem Muthe des Geistes. Er zürnt» und seine Farbe
verändert sich nicht <).
Khung-tse machte sich auf den Weg und besuchte den Räuber
TsehS. Er stieg von dem Wagen, schritt vorwärts und der Meldende
setzte sich mit Jenem in Verbindung. Als der Räuber TschS dies
horte, gerieth er in Zorn. Seine Augen glichen leuchtenden Sternen,
sein Haupthaar stand aufrecht gegen die Mütze empor. Khung-tse
<) Das Bach der spiteren Wei.
*) DmB Bach Lie-tse.
*} Das Bach Tan-tse von Yen. Der hier genannte Königssohn wollte gegen den König
von Thsin einen Menchelmörder aussenden.
286 PfiiB.fcr
eilte mit schnellen Schritten weiter. Er mied den Teppieh, lief suriek
und verbeugte sich zweimal. Der Rauber Tsche gerieth in growet
Zorn und spreizte die Fusse aus. Er legte die Hand an das Schwert»
riss die Augen auf, und seine Stimme glich derjenigen einer singen-
den Tigerin «).
Meug-sun fing auf der Jagd ein Hirschkalb. Er gab Thsin-pt des
Auftrag, es festzuhalten. Die Mutter des Hirschkalbes folgte ihm ind
brüllte. Thsin-pa ertrug dieses nicht und uberliess es seiner Mutter.
Meng-sun kam zufällig herbei, suchte das Hirschkalb und fand es nicht
Er gerieth in grossen Zorn und jagte Thsin-pa fort Nach dni
Monaten berief er ihn wieder zu sieh und ernannte ihn zom Zog^
seilten seines Sohnes >).
1) Das Ruch Tschuan^-tse.
^) Das Buch Ilan-Ue.
'J Der Frühling und Uerbst von U und Yue.
Der Konig von U unternahm einen Angriff auf Tsi. Er bat Kong-
sun-sching, dies zu melden. Sching machte Vorstellungen und sagte:
Es ist zu wünschen, dass du, o grosser König, Tsi nicht angreifest —
Der König gerieth in grossen Zorn und rief: Ich bin durch dei
Uimmelskönig entstanden, durch die Götter wird mir Hilfe geleiatei
— Er gab dem starken Manne Schl-fan Befehl, Sching mit einer
eisernen Keule zu zerstossen. Sein Leib wurde in filnf Theile le^
rissen •).
Der König von Thsin belehnte den Landesherm Ton Ten-GiK
mit fünfzig Weglängen Landes. Der Landesherr von Ten-ling wei-
gerte sich, es anzunehmen. Er entsandte Thang-tsiu und Hess liek
durch ihn bei dem Könige von Thsin entschuldigen. Der Konig voa
Thsin gerieth in Zorn und rief: Hast du schon den Zorn des Hin-
melssohnes gesehen? Wenn er einmal zürnt, sind auf dem Bodtf
liegende Leichname hundertmal zehntausend, das fliessende Blnt W*
breitet sich auf einer Strecke von tausend Weglängen.
Thang-tsiü sprach: Hast du, o grosser König, schon von diB
Zorn der Männer in leinenen Kleidern und mit Ledergurteln gehürtt
I
Geachicliiliches über einige Seelenzustünde und Leidenschaften. 28T
ie aof dem Boden liegenden Leichname sind zwei, das fliessende
lat verbreitet sich auf einer Strecke von fünf Schritten. — Hiermit
gie er die Hand an seinen Dolch, erhob sich, blickte den Konig an
id sprach : Jetzt wird dies der Fall sein.
Der Konig veränderte die Farbe, stützte sich auf die Knie und
räch : Mögest du, o Meister, dich setzen. Ich bin schon darüber
ifgeklärt <).
Thsia berief den Fürstensohn Wu-ki von Wei. Wu-ki ging
eht, sondern Hess durch Tschü-kiai ein Paar Rundtafeln über-
ichen. Der Konig von Thsin gerieth in grossen Zorn und Hess
lehu-kiai in den Tigerzwinger setzen. Kiai riss die Augen auf und
ickte auf die Tiger. Seine Augenwinkel barsten, das Blut drang
irvor und benetzte die Tiger. Die Tiger wagten es nicht, sich zu
liren •}.
Groll und Unzufriedenheit
Kbf-yen stand in der Reihe der neun Reichsminister, aberKung-
iQü-hnng und Tschang-thang waren kleine Angestellte. Als Hung und
Tliang allmählich mit Yen auf gleicher Stufe standen, jedoch hinsicht-
fieh des Ansehens und der Verwendung ihn übertrafen, wurde das Herz
Tea's beengt, und er konnte nicht umhin, auf sie mit Groll zu blicken.
Er begab sich zu dem Kaiser und sagte zu ihm: Du, unter dessen
Stufen ich stehe, verwendest deine Diener nur wie einen Haufen Brenn-'
kolz. Diejenigen, welche zuletzt kommen, befinden sich in der Höhe s).
Keng-kung, der Hiao-wei von Tschang-schui^ wurde inAnklage-
^nd versetzt, weil er als Befehlshaber der Streitkräfte sich nicht
m die Angelegenheiten des Heeres gekümmert hatte. Er war lässi-
gen Sinnes und ergab sich den Leidenschaften. Er Hess Falken fliegen,
Bande rennen, wandelte umher und veranstaltete Spiele auf den
Wegen. Wenn die Hiung-pu's erschienen, hatte er nicht den Muth,
toszurücken. Wenn er die Schrift der höchsten Verkündung erhielt.
*) Der Garten der Gespriche.
*) Die ÜberiiefemDgen too KriegsinSnnern der Reihe.
') Das Buch der Han.
288 P f i X ro u i e r
ärgerte er sich darüber. Er wurde vorgeladen und in ein GeßngniM
gesetzt «)•
Im zweiten Monate des zwanzigsten Jahres des Zeitraumet
Kien-wu (44 n. Chr.) richteten die Würdenträger an den Kaiser
Worte, indem sie sagten: Im dreissigsten Jahre der Einsetnug
ziemt es sich, Erd wälle aufzuführen und dem Berge Tai-^san a
opfern. — In der Schrift der höchsten Verkündung wurde gesagt: bi
dreissigsten Jahre der Einsetzung erfüllt der Groll der hundert Ge*
schlechter den ganzen Bauch. Wen sollte ich da zu betrügen wageaf
Soll ich den Himmel betrügen*)?
Hoan-yuen fragte die Gesammtheit: Werde ich, der
Fehlschlagen erfahren»)?
Tsao-tsing-tschi antwortete und sprach: Die Götter xOmen^du
Volk ist unzufrieden. Ich bin wirklich bekümmert und (tlrehte es.
Yuen sprach : Dass das Volk unzufrieden ist, mag Yorkomiiieii
Aber warum sollten die Götter zürnen?
Jener antwortete : Man hat die Ahnentempel Yon Tsin forlga-
schaflt. Aus diesem Grunde zürnen sie^).
Wang-tschao-kiün war die Tochter Siang*s , Königs des
Reiches Tsi. Als Tschao-kiün siebenzehn Jahre alt war, zeigte ib
Angesicht eine blendend weisse Farbe, und sie war in dem Reida
berühmt. König Siang sah, dass Tschao-kiün durchaus anmutbig war,
und übersandte sie dem Kaiser Hiao-yuen. Da der Kaiser sie oickt
beachtete, wurde sie vorläufig in der Rückseite des Palastes mitM^
gebracht. Es vergingen fünf bis sechs Jahre. Tschao-kiun nShrta ii
ihrem Herzen tiefen Groll und unterliess es, ihre Gestalt n
schmücken. So oft Kaiser Yuen zu der Rückseite des PklaitiS
<) Die Geschichte der Hao Ton der ottlichen Warte.'
*) Denkwürdigkeiten aus der Geschichte der Opfer der fortgetetzteo Hin.
*) Hoan-yuen bewerkstelligte seine Erhebung zum Kaiser. Er setxte Ng«B,
der östlichen Tsin, ab und ernannte ihn zum Könige von Piug^ka. ZMlekk vir*
änderte er den Namen des Reiches und nannte es Tsu.
^) Die Geschichte der Tsin von Wang-schao-tschi.
Getchiclitliehes über einige Seelenzustäude und LeidenscUaften. 289
gelangte» wandelte er nur in der Ferne und kam nicht bis zu ihrem
iofenthaltsorte.
Später schickte der Schen-yü einen Gesandten, der an dem
Hofe Gluckwünsche darbrachte. Kaiser Yuen yeranstaltete Tanz und
Hosik und befahl» dass die Rückseite des Palastes in vollem Schmucke
lieraustrete. Tschao-kiün war uiiwiliig darüber, dass sie so lange Zeit
licht iu der Reihe aufwarten konnte. Sie schmückte sich jetzt auf
sine andere Weise und kleidete sich reich. Ihre Gestalt war glänzend
md ihr Aussehen blühend.
Der Kaiser hiess diejenigen aus der Rückseite des Palastes, welche
EU dem Schen-yü gelangen wollten, sich erheben. Sofort überstieg
Fschao-kiün seufzend den Teppich und trat vor, indem sie sprach :
[eh bin so glücklich» dass ich mich vorläufig in der Rückseite des
Palastes befinde. Ich bin im Grunde hässlich und gemein, ich bin nicht
nach dem Sinne desjenigen, yor dem ich unter den Stufen stehe. Es ist
a Wahrheit mein Wunsch, dass es mir möglich werde, abzureisen. —
lüsKaiserYuen den Blick, auf Tschao-kiün warf, erschrack er sogleich
ind es reute ihn. Da er jedoch es nicht mehr rückgängig machen
konnte, übergab er sie.
Obgleich Tschao-kiün sich von Han entfernt hatte und bei dem
Schen-yü angekommen war, nährte sie im Herzen Sehnsucht und
liatte keine Freude. Sie verfertigte daher das Lied des langen Grolles
und der Sehnsucht. Dasselbe lautet: Die herbstlichen Bäume zeigen
lieh in Menge, ihre Blätter sind welk und gelb. Ich allein , was soll
ich tban? Ich habe mein Gewohntes verändert. Die schnellfliegenden
Bchwalben sammeln sich in dem westlichen Kiang. Hohe Berge
Ihännen sich, die Wasser des Flusses sind breit und tief. Für Vater
und Mutter, Gatten und Kind sind die Strecken des Weges fern und
lang. Wehe mir! wie traurig! Von Kummer ist das Herz verletzt <).
Beschämung.
Wen-khl und Khung-tse gelangten nach Wei. Ling, Fürst von
Wei, und dessen Gemalin Nan-tse kamen in einem gemeinschaftlichen
Wagen heraus und befahlen dem kleinen Diener Yung-khiü, sich als
*) Da« Festhalten der Cither (Kin-Uao).
290 Pf i> ina i er
dritter in den Wagen zu setzen. Sie hiessen Khung-tse in dHl
üüehsten Wagen iiniherfahren und sieh zu dem Mari^te begeben.
khung-tse schämte sieh desshalh. Yen-khi sprach: Warum schimst dt
dich, 0 Meister? — khung-tse sprach: Das Gedicht sagt:
Ich sehe, dass du neu vermalt bist, und erfreue dadurch meii
Herz.
Seufzend setzte er hinzu: Ich habe noch Keinen geseben, der
die Tugend so geliebt hätte, wie man das Vergnügen liebt <}.
kaiser Wen war an einem Geschwüre erkrankt Teng-tbuig
saugte es dem Kaiser. Der Kaiser hatte keine Freude. Er fragte
ruhig: Wer ist derjenige, der mich in der Welt am meisten liebt?
— Thung sprach: Es ist vor allen der Nachfolger. — Der Nacb-
fulger trat ein und erkundigte sich wegen der Krankheit. Der Kaiser
hiess den Nachfolger das Geschwür benagen, doch dieser gab durdi
seine Miene zu verstehen, dass ihm dies unmöglich sei. Näebtrigliek
erfuhr er, dass Thung es dem Kaiser benagt haibe. Der Naebfolgar
schämte sich und hegte seitdem im Herzen Uass gegen Thung *).
Tschi-pii-i war ein Eiugeborner von Xau-yang. Ejt wurde ein
Leih wacht er und diente dem kaiser Wen. Unter denjenigen» wdche
mit ihm dasselbe Haus bewohnten, war Einer, der sieh zur HeiiH
kehr meldete und aus Versehen das Gold eines mit ihm in dei^
selben Hause wohnenden Leibwächters mit sich fortnahm. Naebdea
dies geschehen, bemerkte der in demselben Hause wohnende Letb-
Wächter, dass er das Gold verloren habe, und richtete die Gedanken
auf Pü-I. Pu-I sprach: Es mag sein. — Er kaufte das Gold oad
leistete den Ersatz. Sputer erschien derjenige, der sich lur Heimkehr
gemeldet hatte, und gab das Gold zurück. Der Leibwächter war
sehr beschämt *).
Im Herbste des dritten Jahres des Zeitraumes Kien-schi (30 T.
Chr.) entstand unter dem Volke der Mutterstadt ohne Veranlassiqg
* I Die Worte der Häu5«rr.
•) Da» Uuoh der IKd.
^J pa« Bach der Hau
GMehichtliehM über eini^ SeelenzuiiUinde und LeideDtchaftea. 291
sin allgemeiner Schrecken, in dem man sagte, es werde eine grosse
Wasserfluth kommen. Die hundert Geschlechter entliefen und traten
aaf einander» die Ahen und Schwachen schrien. In Tschang-ngan
herrschte grosse Verwirrung. Der Himmelssohn selbst begab sich in
die Verhalle und berief die Fürsten und Reichsminister zu einer
Bemthung.
Der grosse Heerführer Fung war der Meinung, die Kaiserin mit
dem Kaiser und die Ruckseite des Palastes mögen die SchifTe bestei-
gen. Den Angestellten und dem Volke möge man befehlen, auf die
Stadtmauern zu steigen und dem Wasser aus dem Wege zu gehen.
Sammtliche Würdenträger stimmten der Meinung Fung s bei. Der
Heerführer der Linken, Wang-schang allein, sprach : Seit den gesetz-
losen Reichen der alten Zeit hat das Wasser noch immer nicht die
Stadtmauern und die Vorwerke bedeckt. Jetzt ist die Lenkung
geebnet, in dem Zeitalter gibt es keine AngriiTswaffeu und Leder-
panxer» die Höheren und die Niederen sind gegenseitig beruhigt:
aus welchem Anlasse sollte eine grosse Wasserfluth eines Tages plötz-
lich herankommen? Die sind gewiss lügnerische Worte. Es ziemt
sieh nicht, den Befehl zur Besteigung der Stadtmauern zu geben und
die hundert Geschlechter schwer zu erschrecken.
Der Kaiser Hess hierauf ab. Nach einiger Zeit wurde man in
Tsehang-ngan aUmählich beruhigt. Man stellte Nachforschungen an,
and es waren wirklich lügnerische Worte. Der Kaiser pries jetzt die
Festigkeit Schang*s und hiess dessen Hath mehrmals gut. Fung hin-
gegen war sehr beschämt, und es verdross ihn, dass er sich in seinen
Worten verfehlt hatte 9.
Als Wang-lang sieh erhob >), befand sich der Kaiser in Kl.
Lang befasste sich mit Ausfuhren und Einkäufen. Der Kaiser hiess
Wang-pa sich auf den Markt begeben, die Leute unter Zusage von
Belohnung auffordern und an ihrer Spitze Lang plötzlich angreifen.
Die Menschen des Marktes lachten laut, erhoben die Hände und
bewegten sie in schiefer Richtung. Pa schämte sich und ging fort &).
f) Dm Buch der Hao.
*) Wang-Iaug^, der rorgab, ein Sohn de« Kaisers Tsching von Han zu sein, warf sich
san Kaiser auf (23 n. Chr.).
^ Die Geschichte der Han von der Östlichen Warte.
SiUb. d. phil.-hist. Ol. LIX. Bd. II. Hft. 20
202 Pf i s m »i e r
Sie-pao von Ju-nan führte den Jiingiingsnamen Meng. Er hatte
seine Mutter verloren und war durch seine grosse Elternliebe bekannt
Sein Vater nahm ein zweites Weib und hasste Pao. Er betheilte ihn
und schickte ihn fort. Dieser weinte Tag und Nacht und war nicht
fähig, sieh zu entfernen. Ais jener ihn endlich mit einem Stocke
schlug, wusste er sich nicht zu helfen und wohnte in einer Hfitt«
ausserhalb des Hauses. Am Morgen trat er ein und sprengte and
fegte. Sein Vater wurde zornig und jagte ihn wieder weg. Er wohnte
jetzt in einer Hütte an dem Thore der Gasse. Vom frühen Morgen bis
zum Abend Hess er nicht ah. Nach einem Jahre schämten sich seine
Eitern und hiessen ihn zurückkehren <).
Wang-tan führte den Jünglingsnamen Tschung-ku und stammte
aus dem Kreise der Mutterstadt. Um diese Zeit war der aus derselben
Provinz gebürtige Tschin-tsün. Statthalter von Ho-nan, ein grosser
Schirmgewaltigcr im Westen des Grenzpasses. Einer von dessen
Freunden hatte einen Anverwandten verloren, und Tsun besorgte flr
ihn die Angelegenheiten der Trauer. Er unterstützte ihn dabei sdff
reichlich mit Gütern. Tan nahm jetzt ein Stück dichten Seidenstoffes
in den Rusen , breitete es vor dem Gebieter des Hauses mus and
sprach: So wie ich, kommt dieser dichte Seidenstoff von des
Webstuhl. — Tsün hörte dieses und zeigte in seiner Miene Be-
schämung*).
Die Brüder von dem Geschleehte Ho, Enkel Puan-tsGhung*s vot
mütteriieher Seite, stritten um (lütrr. Tschung schämte sich dessea
und machte dem Hader durch Überlassung von Feldern im Ausmasw
von zweihundert Morgen ein Ende. In dem Districte pries man dieM
Handlung und machte ihm Platz als einem der dreierlei Grei.^. Als er
achtzig Jahre alt und dem Tode nahe war, erreichten die Darleihet,
die er verschiedenen Menschen gegeben halte, die Hohe von mek-
reren hundert Zehntausenden. In seinem letzten Willen gab er BefekL
die Schuldscheiue zu verbrennen oder zu zerschneiden. Die Schuld-
ner, welche dieses horten, schämten sich und kamen wetteifenid.
<) Die üeschiehte der Hvn vnn der örtlichen Wnrte.
2) Die (iearhichte der Han too der östlichen Warte.
CetehichtlicfaeB fiber einige Seelenzustlnde und Leidenschaften. 293
ihre Schuld zurückzuzahlen. Die Sohne beherzigten die Ermahnung
des Vaters und mochten schliesslich nichts annehmen i).
Wei-pa f&hrte den Junglingsnamen Yen-nien. Er trat in den
Dienst und wurde ein Grosser des glanzenden Gehaltes. Als die
Gattin Pa's starb» nahm sein ältester Bruder Pe für Pa ein Weib und
erschien mit ihr in der Amtswohnung. Pa lachte und sprach : Ich, der
bejahrte Mann, habe meine Kinder zur Hand. Warum sollte ich
unnützer Weise die Tochter eines anderen Hauses ernähren? Und
diese föhrt sich sofort selbst ein. — Er weigerte sich, die Gattin
anzunehmen. Während er ihr die Entscheidung darreichte und Tor-
trat, stellte er sich auf die Knie und sprach : Wie die Gebieterin mich,
den alten Mann sieht, was sollte mir beifallen, dass ich mich dem
zu Folge in der Berathung verfehle? Ich wage es nicht, unschlüssig
zu werden. — Er yerbeugte sich sofort und ging hinaus. Die Gattin
schämte sich und trachtete fortzukommen *).
Tscho-meu war der Vermerker des Reichsgehilfen. Derselbe war
einmal ausgegangen. Unter den Menschen auf dem Wege war einer,
der die Pferde Meu*s als die seinigen erkannte. Meu fragte ihn, wie
lange es sei, dass er die Pferde verloren habe. Er erhielt zur Ant-
wort, es sei über einen Monat. Meu wusste, dass er die Pferde schon
mehrere Jahre besitze. Er spannte die Pferde aus und gab sie ihm.
Er Hess den Wagen fortziehen und entfernte sich. In späteren Tagen
fand der Besitzer der Pferde seine Pferde. Derselbe war beschämt.
Er begab sich in das Versammlungshaus, schlug das Haupt an den
Boden» entschuldigte sich und gab die Pterde zurück >).
Schän-yü-kung führte den jQnglingsnamen Meng-sön und war
ein Eingeborner von Pe-hai. Derselbe machte es sich zum Grundsatze,
bescheiden» sparsam, rechtschaffen und nachgiebig zu sein. Zu
seinem Hause gehörten Bergfelder mit Eichbäumen. Ein Dieb stahl
') Die Geschichte der Han von der dstYichen Warte.
'} Die Geschichte der Han Ton der dsUichen Warte.
*} Die Geschichte der Han Ton der ösUichen Warte.
294 P ri E Ol a ier
die Eicheln. Kuiig half ihm sie zusammenraffen und auflesen. Der
Dieb lud sie auf einen Wngen und kehrte heim. Er erkannte jetzt*
dass jeuer von ihm bestohlen worden. Er lud die Eicheln auf einen
Wagen und gab sie ihm zurück, kung nahm sie nicht an.
Unter den Menschen w«tr einer, der in der Absicht lo stehlen«
das Getreide Kung's abschnitt. Kung sah es, aber er bedachte, dasf
jener sich schfimen wurde. Er versteckte sich in den Gräsern. Erst
als jener fortgegangen war. stand er auf*).
IJang-ki meldete an dem Hofe, dass Li-kn hingerichtet werden
müsse. Ku, im Begriffe, sein Schicksal erfüllt zu sehen, übermittelte
an Hn-kuang und Tschao-kiai ein Schreiben, worin er sagte: Das
Geschlecht Liang ist von Irrthum befallen. Ihr seid im Unrecht ond
folgt ihm. Das Glfickbriiigende haltet ihr für unselfg. Die gelangeneo
Untcriiehmunizeii l:»ltet ihr für ein Fehls?hl;ii;eii. Das Schwinden ood
dieUnscheiubarkcit de^ Hirjses der Han hat seit dieser Zeit seinen Ab-
f:ing genommen. Ihr emptiuigt und stellt \orau bedeutende Gehalte und
bnn:;t den Sturz Qber die ä:rosseu An^relegeuheiten. Wie sollten die
tretrii'hon Vermorker der späteren Zeit tur sich etwas Besonderei
h;)ben? Im mich selbst ist es geschehen, die Gerechtigkeit habe ich
rr';ingt. Was sollte ich ii-eh hierüber sprechen?
Als Kuang und kiai das Schreiben erhielten, empfaDdea sie
Schn.eri und schämteu sich. S> karten lamre Zeit<l.
H ..".ir-tu-suns: tuhrte •*' J":.«. ri^rsnamen [ und stammte a«
Tsch. -"0 in Xgan-ting. Der>elbe verstand es. von den StreitkriftM
Gebrauch zu iT'aohen. Wenn Speise ':.v.d Tränk genommen oder 11
lie:: Stusicorteii Hit cen^acht »uröe. befasste er sich früher mit des
Krieisiiüiinen uiid sS*aute sioh tiar.:; ers: R-he. Unter den Gcrieht«^
beanteu cer Streirmaoht «ar einer, der eine Bestechung anaaba-
Suug sa^te zu ihm: l>u b:s: im Gru-iJe uneigrunützig nad laalrr.
iKi hjist i:e* SS X'.scJk^eii gehjb:. ::..! d.^ Mir:e' sind dir ausg^angei-
— M/ ttxe« Wortr»u «oiT er Ge i f^.cc^^-r und schenkte e» ihm. Der
GetehichtItcheA über einige »SeelenxuatiDde und Leidenschaften. 295
ADgestellte schämte sich ood tödtete sich selbst. In Folge dessen
setzte die Menge für ihn mit Freuden das Leben ein 9*
Tsao-jin sland in Puan» um Kuan-yQ zu strafen. Yü-kin unter-
stQtzte Jtn. Im Herbste gingen grosse Regengüsse nieder, der Fluss
Han trat ans» und die sieben Kriegsheere unter der Anfuhrung Kin's
und anderer wurden zu Grunde gerichtet Kin ergab sich sofort an
U. Als Kaiser Wen*) die Wege des GlQckes betrat, gab Kiuen«)
Befehl, Kin zurückzuschicken. Als er ihn Yorführen Hess, sah er, dass
das Haupthaar Kin*s völlig weiss, seine Gestalt kummervoll war. Da
man einen Gesandten schicken wollte, hiess ihn U dies früher in
Kao-ling melden *). Der Kaiser hatte in Ling auf einem Bilde veran-
schaulichen lassen, wie Kin sich ergab und unterwarf. Als Kin dies
iah, schämte er sich und zürnte zugleich. Er erkrankte und starb *).
Tschiu'kiao war der Gebietende des obersten Buchfuhrers. Als
Iteiaer Hing zur Nachfolge gelangt war, fuhr er in einem Wagen zu
dem beständigen Gehilfen der Amter. Er kam zu der verschlossenen
Abtheilung des obersten Buchführers und hielt daselbst Hof. Kiao
stellte sich auf die Knie und fragte: Wohin willst du, vor dem ich
unter den Stufen stehe, dich begeben? — Der Kaiser sprach : Ich
will mich nur zu den Schriften begeben, um sie zu untersuchen. —
Kiao sprach: Dies ist die Pflicht meines eigenen Amtes, es ist keines-
wegs etwas, das du, vor dem ich unter den Stufen stehe, überwachen
sollst Wenn ich meinem Amte nicht gewachsen bin, so bitte ich,
dass ich meine Loschung veranlassen und mich zurückziehen dürfe.
Es ziemt sieh, dass du. vor dem ich unter den Stufen stehe, zurück-
laufest. — Der Kaiser schämte sich. Er liess den Wagen wenden
und kehrte zurück *). *
1) Dm Bach der «piteren Han von Yuen-san-sunp:.
O TMO-pei, der nachherige Kaiser Wen von Wei.
^ SöB-kinen, damals König von U.
*) Sfin-kiiieB schickte einen Gesandten an Wen, Kaiser von Wei, und wurde von diesem
als Konig Ton U belehnt (221 n. Chr.).
*) lli« Denkwürdigkeiten von Wei.
*) Die Denkwürdigkeiten von Wei.
206 P rix na i er
Tschu-tschung führte den Junglingsnamen Khiu-yung und
stammte aus Nan-ngan. [u seiner Jugend handelte er mit EntseUos-
senheit, hatte ein ruhiges Benehmen und wenige Wunsche. Er liebte
das Lernen, war aher arm. Er beschäftigte sich gewöhnlich mit
Ackern und Pflanzen. Sein Nachbar verlor einst ein Kalb. Er
erkannte das Kalb Tschung*s als das seinige und nahm es mit nach
Hause. Später fand er das Kalb unter einem Baume. Er war sehr
beschämt und gab Tschung das Kalb zurück <).
Das Pferd, welches Yu-liang ritt, hatte einen glänzend weissei
Scheitel. Yin-hao war der Meinung, dass es dem Besitzer nicht toi
Nutzen sein werde und gab Liang den Rath, es zu verkaufen. liing
sprach: Warum sollte ich, was mir selbst nicht genehm ist, auf
andere Menschen übertragen? — Hao schämte sich und zog sid
zurück s).
Wang-kung war einst bei einem Feste in dem Hause des Vor-
stehers der Pferde Tao-tse. Der oberste Buchfuhrer Sie-schlsangflir
ihn ein Lied von U. Kung sprach: Wenn man in der wichtigei
Stellung an dem Rande zur Rechten sich beflndet, wenn man an des
Sitze eines Hausministers und Reichsgehilfen sich versammdl
ergeht man sieh da in den Tönen einer ungeheuerlichen Gewohnbeitf
— Alle zeigten in ihrer Miene Beschämung >).
Fürst King Hess an der Nordseite des Thai-san Wein auftrage!.
Als man sich des Weines freute, blickte der Fürst nach allen vier
Seiten, seufzte und weinte mehrere Male und sprach : Werde ich TN
diesem Jilühenden K eiche mich entfernen und sterben?
In seiner Umgebung waren drei Menschen, welche weinteii
Sie sprachen : Wir sind unbedeutende Menschen, aber es wird oü
noch immer schwer fallen, zu sterben. Um wie viel mehr ist dies (kr
Fall bei dem Fürsten!
<J Dm Buch der Tsin.
*) Da!« Buch der Tsin, in den Überliefenin^en von Yü-liang.
') Das Lucii T»chun|f-bin(^ toii T»iD.
I
Getchichtliches über eini^ ScelensusUinde uad Leideoschaften. 297
Yen-tse schlug sich auf die Hüfte, blickte zum Himmel empor
d lachte laut Er sprach: Welch* eine Freude ist das Trinken des
atigen Tages !
Der FGrst zQrnte und sprach: Warum lachst du?
Jener antwortete: Der. feige Landesfiirst ist ein einziger, der
imeichelnden Diener sind drei. Desswegen lachte ich laut
Der Fürst schämte sich und sprach von etwas anderem i).
Ki-tscha entfernte sich aus Siü und kehrte heim. Ais er auf dem
ege wandelte, begegnete er einem Hanne, der im fünften Monate
I Jahres in einen Pelz gekleidet war und Brennholz sammelte. Zur
ite des Weges befand sich ein herabgesunkenes goldenes Gefass.
-tschä sah es. Plötzlich, ohne sich zu besinnen, wendete er sich
'Ock und sprach zu dem Holzleser: Komm und nimm dieses Gold.
Der Holzleser sprach: Warum, o Gebieter, ist dein Beginnen
^h? Warum ist dein Blick nach unten gerichtet? Ich trage im
Aen Monate des Jahres einen Pelz und sammle Brennholz. Sollte
i da einer sein, der das Gold aufliest?
Ki-tschä schämte sich bei dieser Rede. Er stieg von dem Wagen,
teigte dem Manne seine Hochachtung und sprach: Warum sind
ne Kleider gemein, deine Worte aber zierlich? Wie lautet dein
Bchlechtsname?
Der Holzleser sprach : Ein oberflächlich beobachtender Kriegs-
BD, wozu brauchte man diesem den Geschlechtsnamen und den
Dglingsnamen zu sagen?
Ki-tscha zeigte in seiner Miene Beschämung >).
Das Heer von U drang in Ying. Nachdem Ko-liü eine Gemalin
enommen, gelangte er wieder zu Pe-ying. Pe-ying ist die Tochter
es Fürsten Khang von Thsin, die Gemalin des Königs Ping, die
btter des Königs Tschao. Pe-ying hielt in der Hand ein blosses
K:hwert und sprach: Ich habe gehört: der Himnielssohn ist das
Wahrzeichen der Welt Die Lehensfürsten sind das Vorbild eines
') Der Frahiing und Herbst Yeu-ise's.
*) ber Frühling und Herbat vuii U und Yue.
298 Pfixmaier
Reiches. Wenn der Himmelssohn die Einrichtungen Yerfehlt, so gerith
die Welt in Unordnung. Wenn die Lehensfursten die Bestimmang
verfehlen , so sind die Reiche in Gefahr. Jetzt sind die Wege dei
Mannes und des Weibes ganz gewiss der Anfang der Gesellsebaft der
Menschen, die äussersten Ränder der Lehre der Könige. JetCt setzt
U hintan den Wandel des Vorbildes und des Wahrzeichens and folgt
dem Begehren der Unordnung und des Verderbens. Es begeht Dinge»
mit welchen Hinrichtung und Lostrennung verbunden sind. Wie ktna
es da durch den Wandel das Volk belehren? Ich habe gehurt: Wer
in Schande lebt, ist weniger als derjenige, der mit Ehren stirbt
Gesetzt, der König von U setzt hintan das Vorbild und das Wahr-
zeichen, so ist nichts, um Leben und Dasein zu begründen. Durch
ein einziges Unternehmen sind die beiden Vorbilder mit Schande be-
deckt Ich bleibe dabei bis zum Tode, ich wage es nicht, den Befehl u
hören. Auch hat jeder, der mir nahen will, an mir Freude. Wenn di
mir nahst und ich sterbe, welche Freude könntest du haben? Wem
du mich früher tödtest, von welchem Nutzen wäre dies noch f3r im
Gebieter und König?
Der König von U schämte sich. Er zog sich sofort zu
Standorte zurück <).
In dem Reiche Sung war ein Ackersmann, der zu seiner Gattki
sprach: Am Abende des Tages trage ich auf dem RQcken und nie-
mand ist, der es weiss. Ich mache damit ein Geschenk unserem
desherrn, er wird mir dafür eine bedeutende Belohnung geben.
Die reichen Häuser der Gasse sagten zu ihm : Einst besass
Blensch schöne westfremdläiidisehe Erbsen, süssen Hanf und Petersilie
mit Stengeln. Er lobte diese Dinge gegenüber den Gewaltigen des
Bezirkes. Die Gewaltigen des Bezirkes nahmen sie und kosteten sie-
Sie wurden in dem Munde vergiftet und empfanden Bauchschmencii
Alle lächelten und waren ungehalten. — Jener Mensch war sehr be-
schämt und stand von seinem Vorhaben ab <).
'} n«*r Frühling uod Herbst vnn V und Yue.
') lii> l)«rnlL«uri1igkeitrn ^ieNriliiriT IHoge.
Geichicbtiicbes über einige SeeJeozusUnde und LeideoAchaften. *iU9
Die Gattin Yang-tse*s Ton Ho-nan war die Tochter eines unbe-
kannten GeseUechtes. Yang-tse w»ndelte einst auf dem Wege und
fand einen Kochen verlorenen Goldes. Er kehrte zurück und gab es
seiner Gattin. Die Gattin sprach: Ich habe gehört: Ein Mann der
Vorsätze trinkt nicht von dem Wasser der Diebsquelle. Der Uneigen-
nötzige empfangt nicht die Speise, die ihm mit ^leider! komm!««
geboten wird. Um wie viel weniger sucht er, indem er etwas Ver-
lorenes aufliest, seinen Nutzen und beschmutzt seinen Wandel I
Tang-tse war sehr beschämt i)*
Tsching-hung bewachte die Provinz Yang-sien. Unter dem Volke
•eines Bezirkes war ein jüngerer Bruder, der das Geld des älteren
Bruders verwendete. Er wurde von der Schwägerin zur Rede gestellt
Er hatte es noch nicht zurückgegeben, als die Schwägerin sich zu
Himg begab. Hung stellte das Geld für ihren Schwager zurück.
Ak der ältere Bruder dies erfuhr, schämte er sich und legte sich in
dem Gefangnisse in Bande. Hierauf schickte er sein Weib und
Ubm sie das geschenkte Geld Hung zurückgeben. Hung nahm es
■i^t an >).
Tschin-hiün pflügte und jätete eigenhändig und verschaffte sich
dadurch Kleidung und Speise. Unter den Menschen war einer, der
ihm das Getreide,- um es zu stehlen, abschnitt. Hiün sah ihn und
ging ihm aus dem Wege. In der Nacht des folgenden Tages las er
das Getreide zusammen und überbrachte es. Jener Dieb schämte und
fürchtete sich. Er schaffte das Getreide zurück, doch Hiün nahm es
nicht an >).
Tschin-ngao hatte Ming-ki-pe zum Nachbarn. Pe eignete sich in
der Nacht den Grund an dem Zaune Ngao*s an und vermehrte dadurch
den seinigen. Ngao sah dieses und wartete bis Pe sich entfernt hatte.
Er riss hierauf heimlich seinen Zaun in der Ausdehnung einer Klafter
<) Die Überlieferungen von Franen der Reike.
*) D<i« Verxeichniu der Vorbilder von Kuet-ki.
*) Düs Verzeichnisa der Vorbilder vuu Kuei-ki.
300
P r i s in a i e r
aus iiml vermehrte auf diese Weise den Grund Pc's. Als Pc dies
bemerkte, schämte und fürchtete er sich. Nachdem er dasjenige, wi
er eingedrungen war, zurückgegeben hatte, blieb noch als Zwischen-
raum eine Klafter «).
Einst zu den Zeiten des Kaisers Siuen versammelten sich die
Fürsten, die Reichsminister und die Großen an dem Hofe in der Vor-
halle. Im Verlaufe des Gespräches sagte der Reichsgehilfe, er habe
gebort, dass die Eule ein Junges zur Welt bringe. Das Junge wird
gross und verzehrt seine Mutter. Es ist dann im Stande zu fliegen. Ob
dieses sich wohl so verhalte?
Ein weiser Mann, der mit Tugend begabt war, antwortete: leb
habe nur gebort, dass das Junge des Raben sie seinerseits füttert
Den Reichsgehilfen und grossen Beruhiger reute es, dass er etwai
Unrechtes gesagt hatte. Die versammelten Staatsdiener schätzten daa
Reichsgehilfen gering und priesen die Worte jenes weisen MamM
die für die Umgestaltungen der Tugend von Nutzen waren. An
diesem Grunde verdeckt der Weisheitsfreund das Böse und YeroffiBBl-
licht das Gute. Bei den Vögeln und wilden Thieren hat er sehet
Dinge, die er zu sagen vermeidet. Um wie viel mehr ist dies der Fal
bei Menschen >)!
In dem Reiche Tscbin lebte ein Mann Namens Tschang-pe-kisL
Das Weib seines jüngeren Bruders Tschung-kiai kochte an demHerde.
Sie ging zu dem Brunnen und sprach zu Pe-kiai : Gefallt dir Dieii
heutiger Putz besser? — Jener sprach: Ich bin Pe-kiai.
Das Weib war sehr beschämt. Am Abende desselben Tages kis
Pe-kiai daher und wechselte die Kleider. Das Weih folgte ibfl
wieder, zerrte an seinem Rücken und sprach: Heute war ich in etofli
grossen Irrthum. Ich redete Pe-kiai an und glaubte, du seist es. ^
Jener antwortete: Ich bin der frühere Pe-kiai»).
^) Das Verzeichnis« der Vorbilder von Kuei-ki.
2) Die neuen Erörterungen Hoan-tse's.
») Das Durchdringen der Sitten und Gewohnheiten.
Gefcbichtliebes über einige Seelensastiode and Leidenscbaften. 30 t
Nachdem Tschin-sching zum Könige erhoben worden, besuchten
1 der Vater und der altere Bruder seiner Gattin. Sching behandelte
( wie die Schaar der Gäste. Er senkte längere Zeit die Arme, ohne
ih zu verbeugen. Er fugte im Umgange mit ihnen nichts hinzu. Der
ter seiner Gattin zürnte und sprach: Du verlassest dich auf die
lordnung» massest dir den Titel an und bist stolz gegen Ältere. Du
st nicht im Stande, es lange zu treiben. — Er entfernte sich, ohne
bewohl zu sagen.
Der König von Tschin liess sich auf die Knie nieder und geleitete
I, doch jener blickte nicht zurück. Der König war im Herzen
schämt 9.
Kuan - tschung erkrankte. Fürst Hoan fragte ihn , wen man
t der Verwaltung des Reiches betrauen könne. Kuan -tschung
ach: Man kann Sl-peng dazu bestimmen, aber man muss Yl-
» Schü-tao und ihres • Gleichen sämmtlich vertreiben. — Kuan-
hong starb und man verbannte sie sämmtlich. Allein an den
eisen war kein Wohlgeschmack, in dem Paläste keine Ein-
htong, an dem Hofe kein Ansehen, und nach drei Jahren rief sie
r Forst zurück.
Der Fürst erkrankte. Tschang - tschi - wu folgte ihm in das
.ere. Als er austrat, sprach er: Der Fürst wird an einem
vissen Tage verscheiden. — YF-ya und Schü-tao erregten in
meinschaft Aufruhr. Sie versperrten das Thor des Palastes,
iten eine hohe Mauer und Uessen die Menschen nicht ver-
liren.
Ein Weib stieg über die Ringmauer, trat ein und gelangte
dem Aufenthaltsorte des Fürsten. Der Fürst sprach: Ich will
leise haben. — Das Weib sprach : Ich kann nichts erlangen. —
D die Ursache gefragt , antwortete sie : Tschang - tschi - wu
t in Gemeinschaft mit Anderen Aufruhr erregt. Sie versperrten
s Thor des Palastes, bauten eine hohe Mauer und lassen die
snschen nicht verkehren. Aus diesem Grunde kann ich nichts
langen.
) Dma Buch Khung-sung-tse.
I
302
P f i z III a i e r
Der Fürst vergoss wehmuthsvoll Thräuen und sprach: Leider!
Was hochstweise Menschen sehen, wie sollte es nicht das Feme seinT
Die Sterbenden kommen zur Erkenntniss. Mit welchem Angesicht,
mit welchen Augen werde ich Tschnng-fu sehen können? — Er hüllte
sich in den Ärmel seines Kleides und verschied in dem Palaste der
Langjährigkeit <).
Hochmuth.
Tien-tse-fang reiste nach Wei. Der Nachfolger von Wei Mg
ihm mit einem Gefolge von hundert Wagen in dem Weicbbiide ent-
gegen. Der Nachfolger verbeugte sich zweimal und stellte sich Tor.
Tse-fang stieg nicht von dem Wagen herab. Der Nachfolger wv
roissvergnugt und sprach: Ich wage es zu fragen, unter welehea
Umständen man sich gegen die Menschen stolz benehmen kann.
Tse-fang sprach : Ich habe gehört : Solehe, die im Besitze der
Welt sich gegen die Menschen stolz benehmen, gibt es. Solche, die
im Besitze eines Reiches sich gegen die Menschen stolz beoehmeo,
gibt es. Betrachtet man es von dieser Seite, so kann sich der Arme uad
Niedrige gegen die Menschen stolz benehmen. Wenn man seine Ab-
sicht nicht erreicht, so übergibt man die Schuhe und reist nur vmA
Thsin oder Tsu. Wie sollte man sich auf den Weg machen und nieht
Armuth und Niedrigkeit erlangen?
Der Nachfolger verbeugte sich jetzt zweimal und zog sieh
hierauf zurück. Tse-faug stieg schliesslich nicht von dem Wagci
herab «).
Tse-sse weilte in Wei. Tseng-tse sprach zu Tse-sse : Ehemali
folgte ich dem Meister und zog mit ihm in den Ländern der Leheat-
fursten umher. Er hat noch niemals die Gebräuche eines Dienen
unter den Menschen ausser Acht gelassen, aber auf dem Wege der
Höchstweisen wird noch immer nicht gewandelt. Jetzt sehe ich, dass
du den hochmüthigen Sinn des Zeitalters besitzest. Ist dies oicU
etwas Ungeziemendes?
^) Der Frühling und Herbst des Geschlechtes Liu.
*) Die iusseren Überlieferunffen von Han-schi.
Getdiichtlichet über einige Se^lenzustäade und Leidenschaften. 303
'se-sse sprach : Die Zeiten wandeln, die Stärke ist rerschieden,
de Sache ist hier angemessen. Zu den Zeiten unserer früheren
iflQrsten waren die Einrichtungen der Tscheu zwar abgeschafft,
Landesfurst und Diener waren sicher in ihrer Rangstufe, die
in und Niederen hielten einander fest Wer auf jenen Wegen
In wollte, hatte keine Mühe, sie zu suchen, und er war dann
ähig, einzutreten. Die jetzigen Lehensfürsten der Welt wollen
tun die Macht streiten, sie rufen die Blüthe und die Kraft
, um sich zu schützen und zu decken. Dies ist der Herbst,
im es heisst: Wenn man Männer findet, so gelangt man zu
Wenn man Männer verliert, so geht man zu Grunde. Wenn
s nicht selbst erhöhen, werden die Menschen uns erniedrigen.
wir uns nicht selbst hochschätzen, werden die Menschen uns
schätzen. Schün und Yü waren zuvorkommend und nachgiebig.
und Wu bedienten sich der Lehrmeister. Es ist nicht der
lass man vordem sich gegenseitig zurechtwies, nur der Zeit-
[ ist so gewesen <).
'ing-mi mochte in seiner Jugend nicht in Gesellschaft lust-
in, er betrachtete bloss auf umfassende Weise Bücher und
eferungen. Er war ein hartnäckiger Mensch und besass einige
.. In dem Zeiträume Tai-ho (227 bis 232 n. Chr.) borgte er
nlich in Nie ein leeres Haus der Menschen, worin er wohnte,
[itglieder des Geschlechtes Wang wollten dasselbe ebenfalls
1, wussten aber nicht, dass Mi es bereits erhalten habe. Sie
m geradezu das Thor und traten ein. Als MI vor sich die Mit-
r des Geschlechtes Wang erblickte, lag er mit zusammen-
ossenen Beinen. Ohne aufzustehen, rief er seine Sclaven und
mit den Worten: Solche Menschen dringen sich auf. — Er
sie an und hiess sie sich entfernen. Die Mitglieder des Ge-
htes Wang zürnten über seine Unhöflichkeit. Sie kehrten
i und brachten es an höchster Stelle zu Ohren. Kaiser Ming
tin aufgreifen und in dem Gelangnisse von Ni8 binden. Weil
Sohn eines verdienstvollen Dieners war, begnadigte man ihn *).
• Bncli Rhung-8ung-tse.
» a^lfckfinten DenkwGrdigkeiten ron Wei.
304 P f i z m « i er
Kien-yung führte den Junglingsnamen Hien-ho und war ein
Eingeborner der Provinz Tsehö. Derselbe war ein alter Bekannter
des früheren Gebieters (von Scho). Er war von Gemüthsait hoch-
muthig und rücksichtslos. Wenn er sich in dem Saale des früheren
Gebieters befand, sass er auf dem Teppich noch immer mit ausge-
streckten Füssen und lehnte sich seitwärts. Er hatte keine Ehrfurcht
vor der Macht und Hess sich gehen. Als Tschü-ko-liang sich endlich
unterworfen hatte, nahm er allein ein ganzes Bett in Anspruch ind
lag seitwärts geneigt auf einem Kissen. Im Gespräche Hess er sich
durch nichts beugen «).
Peng-yang führte den Jünglingsnamen Yung-nien und stammte
aus Kuang-han. Derselbe war acht Schuhe hoch und hatte ein merk-
würdiges Aussehen. Seine Miene und seine Gemüthsart waren stdi
und hochmüthig. Vieles wurde von ihm gering geschätzt. Er achtete
bloss seinen Provinzgenossen Thsin-tse-tsching>).
Der gegen das Ende der Wei lebende Yuen-tsie besass Gabelii
war aber dem Weine ergeben. Verstört und nachlässig, entblosste er
das Haupt, zerzauste das Haar und sass nackt mit ausgestreckteo
Beinen. Er war ein Angestellter von zweitausend SchetTeln und be-
fasste sich nicht mit den Geschälten seines Amtes. Er trank täglich
mit Ling und Anderen Wein, sang und schrie. Einige Zeitgenosse!
glaubten, dass Tsie, in dem zwischen Wei und Tsin liegenden Zeit-
räume geboren, sich wahnsinnig steilen und die Welt meiden wollte.
Sie wussten nicht, dass die Gemüthsart Tsie*s dies von selbst mit
sich brachte *).
Lieu-Iing trug gewöhnlich Kleider, welche die Schultern blosi
Hessen und fuhr in einem Hirschwagen ^). Einst kamen Gäste n
Ling und trafen ihn nackt. Sie stellten ihn daher zur Rede. Liag
sprach lachend: Ich mache den Himmel zu einem Hause, das Hau
^) Die Denkwürdigkeiten von Schö.
') Die Denkwürdigkeiten von Scbö.
') Das von Wung-yin verfasste Buch von Tsin.
^) Bin Hirschwagen ist ein kleiner Wagen, der eben einen UirscbeB fiMea kauu
Geadbicbtiicbes über einige Seelenzustäiide und LeideDschafteo. 30 S
che ich zu Beinkleidern. Ihr hattet nicht in das Innere eintreten
len» warum seid ihr da noch ungehalten? — Sein Selbstvertrauen
r so gross «).
Hu-mu-fu-tschi begab sich nach Ho-nan und wollte unter dem
;ore Wein trinken. Wang-tse-po, ein Kriegsmann von Ho-nan,
M mit ausgestreckten Beinen neben ihm. Fu-tschi schrie ihn an
d hiess ihn Feuer holen. Tse-po sprach : Ich bin ein Kriegsmann.
liegt mir daran, nicht meinen Dienst zu versäumen. Wie konnte
I für einen Menschen einen Auftrag übernehmen? — Fu-tschi
88 sich mit ihm in ein Gespräch ein und sagte: Ich gehe nicht
weit. — Er sprach aus diesem Anlasse mit dem Reichsgehilfen
n Ho-nan und bewirkte, dass Jener zu einem verdienstvollen
chter ernannt wurde >).
Pei, der ältere Bruder Tschin -kien's, hatte in dem Zeitalter
len Namen. Er stand in nahem Verkehr mit Yuen, Lehensfürsten
n Hia. Tuen begrüsste dessen Mutter. Kien war um die Zeit ein
derer Leiter des Kriegsheeres. Als er erfuhr, dass Yuen sich mit
iiiem Hause in Verbindung gesetzt hatte, freute ihn dies , und er
hrte beim. Als er bei der Thüre hereingekommen war, sprach
en: Ich schliesse mich ihm an, und er ist noch nicht hierher ge-
mmen. — Kien stand eben an der Thüre. Nach längerer Zeit
räch er: Es ist, wie du, o Gebieter, sagst. — Sofort trat er mit
hnellen Schritten hinaus. Seine Gemüthsstimmung war dieselbe
(blieben. Yuen erkannte dies hieran vollständig s).
Li- 11 war ein Eingeborner von Yen-men. Derselbe war von
smuthsart hochmüthig. Er verliess sich auf die Gunst und ging bei
im Ausmasse der Gebräuche nicht voran. So oft er sich vor dem
liserTai-tsu befand, benahm er sich nachlässig, sass mitausgestreck-
n Beinen und zeigte keine Hochachtung. Er lachte und spuckte aus,
ie es ihm beliebte. Tai-tsu wartete, bis dies zu arg ward und Hess
I) Die ron Teng- tsan verfaaste Geschichte tod Tsin.
9 Die TOD Teng:-tsaD rerfasste Geschichte ron Tsin.
^) Der Ton Si-tsn -tschi verfnsste Frühling und Herbst von Han und Tsin.
30(i Pfisniaier
ihn enclHch im «Iritten Jahre des Zeitraumes Thien-hing (400 n. Chr.)
hinrichten. Hierauf nahm man es mit dem Ansehen der Macht inin
ersten Male streng und hielt durch die Einrichtungen nieder. DtM
alle Untergebenen sich demüthig und bescheiden benahmen, war der
Fall seit U <).
Yuen-schun führte den Jünglingsnamen Tse-ho. Er erhob sieh
in seinem Hause und wurde ein die Geschähe in dem Inneren ton
bereitender Angestellter. Um diese Zeit war Kao-schao, der Gebie-
tende des obersten Buchführers, der Schwiegervater des Kaisers uad
ein Mann von Einfluss und Wichtigkeit. Die Menschen und die vor-
züglichen Männer der Welt blickten auf ihn von ferne, yerbeugtea
sich vor ihm und lagen in dem Staube. Schün hatte sich Torge-
nommen, Einsprache zu erheben, und er begab sich zu dem Thore
Schao's. Die Leute an dem Thore antworteten im Hinblick auf seine
Jugend, dass sich in dem Saale eine grosse Menge von Gästen be-
finde, und weigerten sich, ihn zuzulassen. Schün schrie sie an and
rief: Es kann sein, dass das Kind des Königs von Jin-tsehing
gemein ist!
Als er endlich zum Besuche erschien, ging er gerade vorwärts»
stieg auf ein Bett und grüsste, indem er die Hand entgegenhielt
Die Könige und Fürsten , welche sich früher eingefunden hattea,
waren ohne Ausnahme von Staunen und Furcht ergriffen. Schfli
jedoch war in seiner Rede langsam und hoehmüthig, als ob er nichb
bemerkte. Schao sprach zu der Versammlung: Dieses Kind mit
seinem gewaltigen Geiste wirft sich über euch zum Gebieter soll
Was wird erst sein Vater thiin?
Als Tsching dies hörte, gerieth er in grossen Zorn. Er liess
seinem Sohne mehrere Zehner von Stockstreichen geben >).
Tsai-mu verzichtete auf das Amt eines Vorstehers der Schaarea.
Kaiser Hiao-tsung blickte auf das Vordach herab. Er schickte Ki-
kliiü, den Aufwertenden im Inneren, und Ting-thsuan, den Lei^
Wächter des gelben Thores, damit sie Mu vorladen. Mu schützte ein
^) Das Ruch der »piteren Wei.
*) Das ttucb der spateren Wei.
Gasehichtliches über einige SeelensastKnde und Leidenschaften. 307
ernstliches Unwohlsein Yor und beauftragte Sie-yeu, den Vorsteher
der Register, mit der Antwort. Vom frühen Morgen bis zum Mittag
kehrten mehr als zehn Abgesandte zurück, aber Mu kam nicht. Hiao-
tsung war damals acht Jahre alt und wunderte sich darüber sehr. Er
stellte öfters an die Leute seiner Umgebung die Frage: Was für ein
Mensch ist derjenige, den man rufen lasst? Warum ist er bis jetzt
nicht gekommen? Wann soll das Herabblicken an dem Vordache ein
Ende nehmen?
Der Konig Ton Kuei-ki sprach : Der Herr Tsai ist hochmüthig
und widersetzt sich dem höchsten Befehle. Er ist bar der Gebräuche
eines Dieners unter den Menschen. Wenn nach oben der Gebieter
der Menschen in Erniedrigung sich beugt , so wird nach unten die
grosse Gerechtigkeit nicht geübt, und man weiss nicht mehr, durch
welche Mittel man die Lenkung führen soll.
Hierauf machte man an dem Hofe 6ine Eingabe, in welcher ge-
fordert wurde, dass Mu zu dem Beruhiger des Vorhofes geleitet und
das Buch der Strafe berichtigt werde. Mu fürchtete sich. Er stellte
«ch an die Spitze seiner Sohne und jüngeren Brüder und begab sich
in schlichter Kleidung zu der Thorwarte, wo er die Stirn zu Boden
senkte. Bei dem Beruhiger des Vorhofes angekommen, wartete er auf
sein UrtheiL Die Kaiserin entschied in einer höchsten Verkündung,
dass man sich an die alten Einrichtungen halten könne. Er wurde
losgesprochen und zum gemeinen Menschen erniedrigt <).
Meng-I, Statthalter yon Kuei-ki, diente Buddha mit allem Ernste,
aber er wurde von Sie-ling-yün verachtet. Dieser sprach einst zu I :
Indem er die Wege findet, entsprechender Weise auf die Beschäfti-
gung des Verstandes wartet, entsteht der Mann des Stockes *) in dem
Himmel und muss mir Ling-yün voranstehen. Wenn er ein Buddha
wird, so steht er gewiss mir Ling-yün nach. — I verabscheute diese
Worte aus tiefer Seele «).
Heng führte den Jünglingsnamen Tsching-ping. Im Anfange des
Zeitraumes Kien-ngan (196 bis 220 n. Chr.) wanderte er von King-
^) Du Buch der Erhebung ron Tsin.
') Der Mann des Stockes bezeichnet einen Greis und Ältesten.
') OtM Ton Tschin-yo rerfasste Buch der Sung.
Sitib. d. phil.-hist Gl. LIX. Bd. U. Hft. 21
308 Pfiimiiiftr
tscheu in nördlicher Richtung nach Hiü-tu. Er verh'ess sich auf seine
Gaben, war hochmiithig und leichtfertig. Gutes und Böses war bei
ihm übermässig und ungleichartig. Wenn er Jemanden sah » der ihm
nicht gleichkam, mochte er nicht mit ihm sprechen. Die Menseben
verabscheuten ihn desswegen i)«
Tuen-tsie sagte bei Gelegenheit: Durch mein ganzes Leben bio
ich zu dem Disirict Tung-ping gewandelt, und ich hatte Freude an
den Sitten des Landes. Es wäre mein Wunsch, es dahin zu bringen,
dass ich Statthalter von Tung-ping werde. — Kaiser Wen war hier-
über sehr erfreut und willfahrte ihm. Tsie setzte sich sofort auf
einen Esel und gelangte auf Seiteuwegen zu der Provinz. Daselbst
waren die Hallen zerstört und umgestürzt, das Äussere und das
Innere der Schutzwehren blickte sich aus der Ferne gegenseitig an.
Er wirkte läuternd durch Belehrung und Erlasse. Nach zehn Tagen
bestieg er wieder den Esel und kehrte zurück 2).
Unter den Gästen war Einer, der einen Menschen bei Ki-tse
einführte. Als der Gast austrat, sprach Ki-tse: Dein Gast hat allein
drei Fehler. Er blickt auf mich und lacht. Dieses ist Hochmuth. Er
führt ein Gespräch und nennt nicht den Lehrmeister. Dieses ist Auf-
lehnung. Er befasst sich mit dem Seichten und spricht von dem
Tiefen. Dieses ist Unordnung.
Der Gast sprach : Dass er auf dich, 0 Gebieter, blickt und lacht«
ist öffentlicher Geist. Dass er ein Gespräch führt und nicht den Lehr-
meister nennt, ist Vcrständniss. Dass er sich mit dem Seichten be-
fasst und von dem Tiefen spricht, ist Redlichkeit.
Desswegen waren die Gäste des Mannes des Geschlechtes Ki
ein einziger Leib. Einige hielten sie für kleine Menschen, Andere
hielten sie für Weisheilsfreunde. Die Ansichten waren verschieden <).
Jetzt ist ein Mann, Namens Liü-tse-Iing mit reiner Weisheit
begabt. Derselbe trat in den Dienst eines Hauses und stellte sieh
9 Die Überlieferungen von Mi-heng.
*) Dife Überlieferun (Ten von Minnern der Schrift.
') Das Buch Huiii-nan-lse.
Oesehichtliches über einige Üeeleuzuttinde und Leideiischtineii. 3U()
die Spitze der Veränderung der Erlässe. Ein Meus(*li begab sieh zu
ihm iu das Nachtlager, was nicht innerhalb der gemessenen Zeit
geschah. Tse-I zündete eine Kerze an, setzte sich in schwebender
Stellung und verkehrte mit ihm bei dem Lichte. In seinen Augen
drehte sich nicht der Augapfel, seine Knie rückten nicht von der
Stelle t).
Yen-kuang wird auch mit dem Namen Tsün genannt. Der
Kaiser führte ihn bei sich ein und erörterte mit ihm Streitfragen. Er
war mit ihm seit langen Tagen bekannt, und er legte sich dabei ge-
meinschaftlich mit ihm nieder. Kuang legte seinen Fuss über den
Bauch des Kaisers. Am folgenden Tage machte der grosse Vermerker
an dem Hofe eine Eingabe, worin er sagte : Der gastende Stern ver-
letzt den Sitz des Kaisers sehr hastig. — Der Kaiser sprach : Es war
bloss mein alter Bekannter Yen-tse-ling, mit dem ich mich gemein-
schaftlich niederlegte <).
Als Lo - han sich in Siuen - wu befand, sass er unter den
Menschen. Zwischen ihm und anderen Menschen fand ein gegen-
seitiges Erkennen statt. Han sprach mit unveränderter Miene : Die-
jenigen, die ich erkenne, sind schon viele. Ich will euch nicht weiter
belästigen >).
Wang-tse-yeu war bei Hoan-wen für die Wagen und Reiter
Einer Ton Dreien in dem Kriegsheere. Der Mann des Geschlechtes
Hoan sagte zu dem Manne des Geschlechtes Wang: Du beiindest
dich schon lange in dem Versammlungshause. Wir müssen jetzt Ord-
nung machen. — Der Mann des Geschlechtes Wang gab anfänglich
keine Antwort. Er blickte gerade zur Höhe, bildete mit den Händen
Brett und Balken für die Wangen und sagte dann : Die Länder der
westlichen Berge erscheinen an dem Hofe. Sie bewirken, dass das
Wetter heiter ist*).
^) Die Erörterungen über die Einrichtung der Dinge.
^) Die Verzeichnisse der Vorbilder ron Kuei-ki.
*) Der Wald der Wurte.
*) Die Gespräche des Zeitalters.
310 Pfiziniier
Das Buch Yiiig-khiiTs und Thsui-yuen's sagt:
Wie könnte man ein zerzaustes Haupt haben und das Tuch
entgegenhalten, indess man in die Hauptstadt und Feste einzieht?
Wenn das Kleid sich nicht auf dem Leibe befindet, konnte man da
den Menschen begegnen? Einst sass Tai-scho-Iuan mit ausgestreck-
ten Füssen und empfing Pien-wcn-tsu. Dies alles ist die hoehmtkthige
Handlungsweise verkommender Geschlechtsalter.
Ho-nui war von einer Gemüthsart, dass er, nachdem er die
Dinge verachtet, durch Pinsel und Schrifttafel den Hochmuth be-
kundete. Ni, König von Tsching-yang, sah Nui*s Schrift, bei der die
Zeichen weit auseinanderstanden, und sagte zu den Meuscben: Pe-
wei weilt bei der Unordnung und benimmt sich gegen euch hoeh-
mülhig und gewaltthätig. Wie sollte er entkommen können <)?
Sie- vT war ein guter Freund zu Hoan-wen. Als Wen Torgeladen
und zum Vorsteher der Pferde für den Westen ernannt wurde,
schlug Jener noch immer hänfene Kleider auseinander und befand
sich gern in dem Saale Wen's. Mit blosser Stirne und mit einem
Kopftuch bedeckt, pfifT und summte er nicht anders als in gewöhn-
lichen Tagen. Wen sagte immer: Ich bin eben ein auswärtiger Vor-
steher der Pferde 2).
W^ang-hien-tschi reiste einst durch die Provinz U. Daselbst
hörte er, dass Ku-pi-kiang einen ausgezeichneten Garten besitze.
Ohne sich früher zu erkennen zu geben, stieg er in eine mit deo
Schultern gleiche Sänfte und trat geraden Weges ein. Um die Zeit
hatte Pi-kiang eben seine Gäste und Freunde versammelt, jedoch
Hien-tschi zog lustwandelnd rings umher. Als er hiermit zu Ende
war, that er als ob Niemand sich neben ihm befände. Pl-kiang hielt
ihm dieses mit Entschiedenheit vor, indem er sagte: Gegen den
Wirth sirh hochmüthig benehmen, ist den Gebräuchen zuwider. Des
Yornehmen Standes willen gegen geehrte Männer sich stolz beneh-
1) Das Buirli der Tsiii.
8) Das Burh der Tsio.
Getehichtliehes über einige Seeleoxastinde und Leidenschnflen. 311
nen» ist den Wegen des Gesetzes zuivider. Wer durch diese zwei
Dinge sich verfehlt» ist nur ein Wicht, der nicht verdient, dass er
mit den Anderen in Einer Reihe steht. — Sofort trieb er die Pferde
an und fuhr bei dem Thore hinaus *).
Tien, der Sohn Wang-tao*s, war von GemQthsart hochmüthig
and fahrlässig. Er hielt sich nicht au die Vorschriften der Gebräuche.
Sie-wan begab sich einst zu Tien. Nachdem er eine kleine Weile
gesessen, trat Ticn sofort in das Innere. Wan glaubte, dass Jener
ihn gewiss mit Auszeichnung behandeln werde und zeigte eine ziem-
lich freudige Miene. Tien wusch nach längerer Zeit sein Haupthaar
und ging hinaus. Er stQtzte sich auf ein Bett von IIu in der Vorhalle,
legte das Haupthaar bloss, und die Stimmung seiner Seele war Hoch-
muth. Schliesslich dachte er nicht daran, als Wirth des Gastes auf-
zutreten. Wan kehrte entrüstet zurück >).
Wang-hoei-tschi führte den JungUngsnamen Tse-yeu. Er war
Ton Gemüthsart übergreifend und ungezügelt. Als Einer von Dreien
in dem Kriegsheere bei dem grossen Vorsteher der Pferde Iloan-wen,
hatte er ein zerzaustes Haupt, einen losen Gürtel und erledigte nicht
die Geschäfte des Versammlungshauses. * Er war ferner Einer von
Dreien in dem Kriegsheere für die Wagen und Reiter bei Hoan-
tschung. Dieser fragte ihn: Welche Abtheilung gehört zu deinem
Amte?
Er antwortete: Mir scheint, es ist die Abtheilung der Pferde.
Jenerfragte wieder: Wie viele Pferde besorgst du?
Er antwortete : Ich kenne nicht die Pferde. Auf welche Weise
sollte mir die Zahl bekannt sein ?
Jener fragte wieder: Sind verhältnissmässig viele Pferde ver-
endet?
Er antwortete: Ich kenne noch nicht die lebendigen. Wie sollten
mir die todten bekannt sein?
Er begleitete einst Tschung auf dessen Umzügen, als sie von
einem heftigen Regen überrascht wurden. Hoei-tschi stieg in Folge
* ) Das Buch der Tsin.
*) Das Ruch der Tsin.
312 Pfismaier
dessen toii dem Pferde und drängte sich in den Wagen. Dabei sagte
er: Wie solltest du dazu kommen, allein einen ganzen Wagen in
Anspruch zu nehmen i)?
Nachdem Sie-wan mit der Stelle eines im Norden erobernden
Heerführers betraut worden, zeigte er sich übermuthig, gewaltthatig
und stolz. £r erhöhte sich gewöhnlieh selbst, indem er pfiff uud
summte, und er hatte noch niemals der Ileeresmenge Gutes erwiesen.
Sein älterer Bruder Ngan war darüber tief betrübt. Von den Vor-
stehern der Reihen und den Anführern abwärts wurden Alle durch
Ngan getröstet und aufgemuntert. Er sagte zu W^an: Du stehst
ursprünglich an der Spitze sämmtlicher Anführer. Es ziemt sich, dass
du mehrmals mit ihnen von Angesicht zusammentrifTst, um dich bei
ihnen beliebt zu machen. Wie könnte man, wenn man sich so stolz
und hochmüthig benimmt, eine Sache zu Stande bringen?
Jener berief jetzt die Anführer zu einer Versammlung, wobei
er zu keinem von ihnen etwas sprach. Er zeigte bloss mit einem
Rosenkranze nach den vier Sälen und sagte : Die Anführer sind tüch-
tige Leute. — Die Anführer hassten ihn noch mehr >).
Wang- tsching war stechender Vermerker von King -tscheu.
Tsching wollte sich nach Tschin begeben, die Begleiter umstanden
ihn seitwärts. Tsching erblickte auf einem Baume ein Elsternnest Er
zog sofort das Kleid aus und stieg auf den Baum. Daselbst suchte
er die Jungen und spielte mit ihnen. Sein Geist war hiermit be-
schäftigt, als ob neben ihm keine Menschen wären. Lieu-kuen sagte
zu Tsching: Du bist von Gestalt zwar leicht und glänzend, aber dein
Inneres ist wirklich in Bewegung. Wenn du, an diesen Ort geklam-
mert, in dem Zeitalter verweilst, wirst du unmöglich deinen Tod
linden.
Tsching schwieg und gab keine Antwort »).
Tschang-fu wurde als Hausgenosse des mittleren Buchfuhrtrs
v(*rsetzt. Er besorgte zugleich mit Thl-tang und Tscheu-khieu das
<) \}Mn Buch der Tsin.
*) Um Buch der Tsin.
') Das Buch der Tsin.
GeschichUiche* über einige SeelensusUnde und LeiJeuscliHflen. 313
Erforderliche. Da Fu zu derselben verschlusseiien Aiitheilung gehurte,
mrolUeu sieh die berühmten Häuser zu ihm begeben. Khieu sprach:
Wenn Jener uns nicht aufnimmt, ist es gleich das Beste, nicht hin-
zugehen. Wie könnte man unbedachtsamer Weise hingehen? —
Tang sprach: Wir sind insgesammt überzahlige Leibwächter. W^ie
sollten wir besorgt sein, dass wir niclit zugleich mit ihm sitzen
konnten?
Fu stellte früher zwei Betten drei bis vier Schuhe von der
Mauer entfernt auf. Die beiden Gäste begaben sich zu dem Teppich,
die Einladung und das Zusammentreffen war sehr freundlich. Als
dies geschehen, rief Jener die Leute seiner Umgebung und sprach:
Schafil mich weit von den Gästen fort! — Khieu und die Übrigen
erblassten und entfernten sich «).
Wenn Jemand sich zu Tao-tsien begab, so Hess dieser Wein
auftragen. Wenn Tsien früher berauscht war, sagte er sofort zu
dem Gaste: Ich bin berauscht und will schlafen. Du kannst dich ent-
fernen «).
Tschang-fu wurde im Anfange des Zeitraumes Yung-thsu (420
bb 422 n. Chr.) in der Eigenschaft eines Leibwächters bei dem ge-
heimen Buchführer versetzt. Er befand sich einst in der verschlos-
senen Abtheilung. Fu-Iiang, der Befehlende des mittleren Buch-
fuhrers» war vornehm und stand schon längere Zeit in Ansehen. Da
er hörte, dass Jener ein Freund ues Lernens sei, ging er zu ihm
hinüber und machte ihm seine Aufwartung. Fu lag ausgestreckt und
stand gar nicht auf. Liang entfernte sich voll Verwunderung >).
Thsui-piao-mei machte das Lesen der Bücher zu seinem Be-
rufe. Er verliess sich auf seine Fähigkeiten und beleidigte die
Menschen des Zeitalters. Er schloss seine Thüre streng ab und
sagte: Wer nicht fünftausend Bollen Bücher gelesen hat, darf nicht
in dieses Haus eintreten. — In mehreren Jahren hatte er bald eine
>) Um Buch der Siing.
') Dm Buch der Suiig.
'j l>aa Uucli der Suug.
314 P fi sm ai er
grosse Übersicht sämmtlicher Worte, und es war rieles, das er Ter-
stand und durchdrang <)•
Tsching-jin-piao war der Sohn Tsching-khi*s. Seine Aufsfttae
wurden ihrer Vorzuglichkeit willen gerühmt. Er verliess sich eiazig
auf seine Begabung und benahm sich gegen Andere stolz. Die ge-
lehrten Männer schätzten ihn gering und meinten, dass die Aufsätze
der Menschen auf dem Grunde des Thores eben so Tortreffliek
seien.
Er sagte einst: Zu den glücklichen Vorbedeutungen des Him-
mels gehört die fünflarbige Wolke. Zu den glücklichen Vorbedeu-
tungen des Menschen gehört Tsching-jin-piao.
Als Lieu-nie noch jung war, warf er Tsching-khi eine Schrift
zu. Jin-piao und dessen Brüder verachteten sie. Gegen das Ende des
Zeitraumes Hien-thung (860 bis 873 n. Chr.) wurde Nie Haus-
minister und Reichsgehilfe. Jin-piao starb zuletzt aus Mangel in der
südlichen Wüste»).
Thsui-yuen-han trat an dem Hofe ein und wurde ein »yielsei-
tiger Gelehrter der grossen Beständigkeit*'*). Tu-tstn, der über-
zählige Leibwächter in der Abtheilung der Gebräuche » stützte die
Lenkung und verwendete ihn. Weil es Jener verstand, die hochstee
Verkündungen auszuarbeiten, hiess er ihn sie auf geßillige und zier-
liche Weise mit den Formen der Vorbilder in Verbindung bringez.
Jener war jedoch von Gemüthsstimmung zu hart. Kleinlich und hoek-
müthig» war er nicht fähig, seine Zeit zu fassen. So oft er das W^ort
ergriff und eine Sache erörterte, ging er sie durch, ohne einzu-
biegen oder Umschweife zu machen. Er erfasste den Geist der Len-
kung von seiner verdriessliehen Seite. Desswegen besorgte er die
höchsten Verkündungen bloss durch zwei Jahre und wurde im Amte
nicht weiter versetzt*).
0 Das Buch der Sui.
') Dus Buch der Thang.
') Tai-Uchaiig-pö-sse.
^) Das Buch dur Thun^:.
66«chiclitlichM über einige Seelen lostSn de und Leidenscbafteu. 315
Verschwendung.
YuD-ke-fu brachte es im Dienste bis zu einem ersten Reichs-
minister. Sein Haus gelangte zu grossem Reichthum. Die Menschen,
welche er speiste, waren mehrere Hunderte. Um die Zeit war ein
Jahr grossen Hungers. Man hatte einst in Kesseln Grütze bereitet,
der Ton des Schlurfens ward auf mehrere Weglängen gehört. Als
man gegessen hatte, vermisste man dreissig Menschen. Man suchte
sie und fand sie in den Kesseln. Daselbst thaten sie nichts anderes,
als dass sie das Verbrannte und Verdorbene abnagten 9*
Pao-siuen reichte ein Schreiben empor, worin er sagte : Was
nfitzt es, dass man allein für sich besonders ernährt die auswärtigen
Verwandtschaften und den Diener Tung-hien? Hien zieht Sciaven an
•ich als Gäste und heisst sie als saure Milch den Wein, als Polygo-
num das Fleisch betrachten. Die GrünköpGgen und die Schwärz-
lichen*) werden verwendet und erwerben Reichthümer. Dies ist
nicht der Wille des Himmels *).
Tschin-tsfin war ein Zugesellter des öfTentlichen Versammlungs-
hauses. Die in dem Amte der Zugesellten des öffenth'chen Versamm-
lungshauses an der Spitze standen, hatten schwache Wagen, kleine
Pferde» und sie traten nicht an das Licht. Tsün allein trieb die Pracht
der Sänften und Pferde, sowie der Kleidung auf das Äusserste, vor
seinen Thoren waren W^agen und Reiter unter einander gemengt.
Dabei ging er täglich aus und kehrte im berauschten Zustande
lurück. Die Geschäfte des Richters wurden mehrmals versäumt. Der
Bichter des Westens zeigte dieses an und stellte die Bitte, dass Tsün
abgesetzt werde. Ma-kung, der grosse Vorsteher der Schaaren, war
ein grosser Gelehrter und behandelte die vorzüglichen Männer mit
.Auszeichnung. Er sagte zu dem Richter des Westens: Dieser Mensch
M Das Sse-ki.
') Die Griinköpfigen und die Schwärzlichen heisAen die ScIavcD vou ihrer Kleidung.
') Das Bach der Uao.
316 PfixmNier
ist ein grosser ermessender Mann. Wozu sollten wir ihn durch eine
kleine Schritt zur Rede stellen 9?
Wang-fung war grosser Heerführer. Die Statthalter der Pro-
vinzen und Reiche, die Reichsgehilfen und stechenden Vermerker
waren aus seinem Thore hervorgegangen. . Er machte ferner den
grossen Knecht Wang-yin zu einem die Stelle eines kaiserlichen
Vermerkers bekleidenden Grossen. Seine jüngeren Brüder wetteifer-
ten in Verschwendung. Die Kostbarkeiten und Schätze, welche sie
zum Geschenk machten, kamen von allen vier Gegenden herbei. Die
Kebsweiber in den Vorhallen der Rückseite waren bei jedem tausend«
Die jungen Knechte und Sclaven wurden nach Tausenden und Hun-
derten gezählt 2).
Tschang-yü war ein sorgfaltiger und ansehnlicher Mann, der ii
dem Inneren Güter hervorbrachte. Sein Haus betrieb den Feldbau als
ein Geschäft. Als er reich und vornehm war, kaufte er in grossen
Mengen Felder bis zu der Höhe von vierhundertmal hundert Morgen.
Er Hess sie durch die Flüsse King und Wei bewässern und erzielte
die äusserste Fruchtbarkeit. Als die höchsten Preise wurden andere
Güter genannt. Dabei war Yü von Natur ein Kenner der Musiktone.
Während im Inneren Verschwendung und Ausschreitung herrschte«
wohnte er selbst in einem grossen Wohnhause. In der rückwärtigea
Halle desselben befasste er sich mit dem Ordnen von (musikalischer)
Seide, Rambus, Röhren und Saiten s).
Die Geschlechtsalter von Wang-ke bis Wang-thsung warei
durch Lauterkeit und Uneigennützigkeit berühmt. Indem jedoch der
Letztere in dem Rufe der Begabung und Geschicklichkeit stand, wir
er bald nicht iahig, es seinem Vater gleiehzuthun. Seine Einkfinfls
und sein Rang waren indess bedeutender. Beide liebten WagcBf
Pferde und Kleider. Was sie darboten und zur Ernährung Andefer
1) Dus Buch der Hau.
'<') Das Bnoh der Uan.
3J Dm Buch der lUn.
GiBtehichUiehes fiber eiaif^e Seelenzustinde und Leidenschaften. 317
Terwendeten, stellten sie in das hellste Licht, und dabei befanden
sieh Dinge wie Gold. Silber, goldgestickte und schwere Seidenstoffe.
Als sie übersiedelten, war dasjenige, was sie an dem Orte des Aus-
luges auf den Wagen luden, nicht mehr als ein Sack Kleider. Sie
batten keine überflüssigen Güter erworben. Als sie in dem Hause
wohnten, trugen sie ebenfalls leinene Kleider und lebten von Gemüse.
Die Welt zollte ihrer Uneigennützigkeit Anerkennung und wunderte
sich über ihre Verschwendung. Desswegen überlieferte man sich,
dass sie im Stande gewesen seien, gelbes Gold zu verfertigen <).
Kaiser Ngai wurde auf seinen Hausgenossen Tung-hien auf-
merksam und begünstigte ihn. Dieser wurde nach mehrfachen Ver-
setzungen ein grosser Beruhiger. Was er zu verschiedenen Zeiten als
Geschenk erhielt, lasst sich gar nicht berechnen. Als Kaiser Ngai
starb, machten sämmtliche Würdenträger die Anzeige bei der Kai-
serin. Man griiT Hien auf und enthauptete ihn. Er war damals zwei
wid dreissig Jahre alt, und sein Haus war nur verschwenderischer
als das Reich gewesen. Man tasste jetzt die Güter des Geschlechtes
Tung zusammen, und ihr Werth betrug im Ganzen zwei und vierzig-
mal hunderttausend Myriaden Schnüre Kupfermünzen. Es waren
laater Geschenke des Kaisers ^).
Liang-ki wurde der grosse Vorsteher der Pferde und führte die
Geschäfte eines grossen Heerführers. Er verdarb den grossen Be-
nihiger Li-ku und die redlichen Diener des Inneren und Ausseren. Bei
allen übernahm Ki das Amt. Hierauf beherrschte seine Macht die .
Mitte und das Äussere. Wenn die vier Gegenden die Rechnungen
dea Jahres Torbereiteten und veröffentlichten, wurden die Gegen-
stände früher zu Ki überführt, und erst, wenn dieses geschehen,
kamen sie in das Reich. Die Angestellten überführten Gold und
trogen in dem Busen Rundtafeln. Diejenigen, welche Ämter begehrten
imd hinsichtlich ihres Verschuldens die Bitte stellten, standen ein-
ander auf den Wegen gegenüber. Ki entsandte ferner Gäste, die über
die Versperrungen hinaus zogen. Das Reich gelangte ym grossem
■) Das Bach der Hin.
2) Da« Bach der Man.
318 Pf ismaitr
Ansehen. Die Grundbalken und Vordächer waren mit mennigrothem
Firniss bestrichen und hatten Zeichnungen yon Wolkenluft. Die den
Unsterblichen geweihten und göttlichen Erdstufen und Soller ver-
kehrten gegenseitig und standen einander gegenüber. Es gab zer-
streute Hühner und Nashörner. Die in der Nacht glänzenden Rund-
tafeln erfüllten die Vorrathskammem und Aufbewahrungsorte. Die
wiehernden und einherjagenden Drachenpferde wurden in den inneren
Marställen mit Getreide gefüttert
Als Ki eine Gattin von dem Geschlechte Sün nehmen wollte,
hatte der Handwagen, den er bestieg, ein grünes Dach. Seine Wagen
waren mit einer Decke von Flügelfedern überspannt und mit Gold,
Edelsteinen und Bernstein verziert. So oft er einen Vergnügungszug
unternahm und die Teichcr Lusthäuser oder die inneren Wohnungen
seiner jüngeren Brüder besichtigte, hatte er ein zahlreiches Gefolge
von Tänzern. Das Schlagen der Glocken und Trommeln, das Blasen
der Flöten, die Freude an dem Weine währte auf dem ganzen Wege
Tag und Nacht ohne Unterbrechung.
Als Kaiser Hoan über Ki die Hinrichtung verhängte, fasste man
sein Besitzthum und seine Erzeugnisse zusammen und füllte damit
die Rüstkammern des Reiches. In einer höchsten Verkündung wurde
der Welt die Hälfte der Abgaben eines Jahres erlassen i).
Zu den Zeiten des Kaisers Hoan verhängte mau die Hinrichtung
über Liang-ki. Man belehnte die fünf Männer Tan-tschao, Siü-hoang,
Kiü-yuen, Tso-kuan und Thang-heng. Als Tschao gestorben war,
schlugen die vier Lehensfürsten aus der Art. Die Welt sagte von
ihnen: Der Mann des Geschlechtes Tso dreht sich in dem Himmel.
Der Mann des Geschlechtes Kiü sitzt allein. Der Mann des Ge-
schlechtes Thang ist ein liegender Tiger. Der Mann des Geschlech-
tes Thang fällt zu beiden Seiten.
Sie alle wetteiferten, Wohnhäuser zu errichten. Ihre Söller und
Thorwarten waren ansehnlich und glänzend. Sie selbst trieben aufs
äusserste die Zierde und Kunst. Gold, Silber, härene Teppiche und
Federnschmuck wurden für Pferde und Hunde verwendet. Die
schönen Töchter der ehrbaren Leute des Volkes machten sie zu
^) Das Bach der spiteren Han.
Oeschichtlichet über einige SeeleniusUinfle and Leidenschaften. 319
Kebsweibern> Sie alle trugen kostbaren Schmuck und Blumen. Ihre
Verschwendung lässt sich nach den Bewohnern des Palastes beur-
theilen, deren Knechte und Begleiter in Wagen fuhren und wieder
Reihen von Reitern als Gefolge hatten').
Ma-jung besass hohe Begabung, und er war allseitig mit der
Lehre der Gelehrten bekannt. Die Beflissenen, welche er ernährte,
waren gewöhnlich tausend an der Zahl. Lu-tschf Ton der Provinz
Tschö und Tsching-yuen von Pe-hai gehörten zu seinen Leuten. Er
war geschickt im Citherschlagen und blies gern die Flöte. Im Um-
gange mit den Beflissenen überliess er sich seiner Gemuthsart und
hielt sich nicht an die Umschränkungen eines Gelehrten. In dem
Hause, welches er bewohnte, hatten die Gerathe und Kleider häufig
den Schmuck der Verschwendung. Er sass gewöhnlich in einer hohen
Halle und bediente sich der Vorhänge von dunkelrothem Flor. Die
Vorderseite übergab er den Schaaren der Beflissenen, an der Räek-
Seite befanden sich Reihen von Sängerinnen. Seine Schüler über-
lieferten die Lehre nach der Ordnung. Es waren aber wenige, die
sein inneres Haus betraten ^).
Kan-ning liebte den Beruf der wandernden Schirmgewaltigen.
Wenn er zu Wasser reiste, befanden sich unter den aneinander
liegenden Vordächern Aufwärter und Begleiter, die in gestreifte
Goldstoffe und buntfarbige Seide gekleidet waren. Er bediente sich
gewöhnlich der Ankertaue aus Leinwand. Wenn das Schiff vom
Ufer stiess, schnitt er sie bisweilen ab und Hess sie zurück, um seine
Verschwendung zur Schau zu stellen <).
Der Heerführer Ho - tsi war von Sinn verschwenderisch und
liebte die Sache des Kriegsheeres. Die Schiffe, auf welchen er fuhr,
waren mit mennigrothem Grabstichelwerk versehen. Grüne Dächer,
^) Das Buch der spateren Han.
2) Die Geschichte der Han von der östlichen Warte.
*) Die Denkwürdigkeiten von U.
320 Pfisniaier
diinkelrothe Vorhänge bedeckten die Durchgänge. Seine gedeckten
Kriegsschiffe gewährten einen Anblick wie Berge i).
Der frühere Gebieter stellte Yl-tscheu zurecht und ernannte
Lieu-yo zum Statthalter von Feu-ling. Später wurde Yo zum Lehens-
fiirsten von Tu-hiang eingesetzt. In Kleidung, Wagen, Trank und
Speise neigte er zur Verschwendung. Die aufwartenden Sciavinneu
waren mehrere Zehende, und alle führten Musikstücke auf. Er hatte
sie ferner gelehrt, alle bilderlosen Gedichte der göttlichen glänzenden
Vorhalle von Lu zu lesen und herzusagen >).
Mi-tsehö führte den Jünglingsnamen Tse-tschin und war ein
Eingebomer von Tung-hai. Sein Haus hatte die Geschlechtsalter
hindurch Güter zu Wege gebracht. Seiner Knechte waren zehn-
tausend. Seine Erzeugnisse hatten einen VVerth von zehntausend
Hunderttausenden.
Tao-kien, der Verweser von Siü-tscheu, wurde berufen und zu
einem „gesondert Fahrenden*' (pie-kia) ernannt. Als Kien starb,
vollzog Tscho den Befehl Kien*s, dem gemäss er dem früheren Ge-
bieter entgegenzog und ihn Verweser werden Hess.
Endlich drang Liü-pu gegen den früheren Gebieter, schlug ihn
und machte dessen Gattin und Kinder zu Gefangenen. Tscho bot jetzt
seine jüngere Schwester zur Gemalin. Er verhandelte Tuch im Vi^erthe
von dreitausend Pfunden für Seidenstoffe und unterstützte dadurch
das Kriegsheer. Vermittelst der Güter Tscho's brachte der frühere
Gebieter sein Kriegsheer wieder empor.
Als der frühere Gebieter zuletzt Yl-tscheu zurechtstellte und zur
Kaiserwürde gelangte, ernannte er Tscho zu einem das Land Han
beruhigenden Heerführer. Sein jüngerer Bruder Fang wurde Statt-
halter der Provinz des Südens. Dieser hielt zu beiden Thcilen. Er
zog Sün-kiuen entgegen und schlug Kuan-yü«). Tscho bat jetzt
hinsichtlich des eigenen Verbrechens. Der frühere Gebieter, in Be-
1) Die Denkwürdigkeiten von U.
^) Die Denkwürdigkeiten von ScbS.
') Kuan-yä war Heerführer von Han.
GeschichtlicheA aber einige SeelenzustSnde und Leidenschaften. 321
fracht ziehend, dass die Verbrechen von Brüdern in keinem Zusam-
menhange stehen» behandelte ihn wie im Anfange <).
Ho-tseng führte den Jüngliugsnamen Ying-hiao und war ein
Eingeborner von Yang-hia. Sein Haus war sehr reich. Zu den Zeiten
des Kaisers Ming von Wei beschäftigte er sich mit Schrift und
Lernen. Nach dem glücklichen Auftreten des Kaisers Wu wurde er
mehrmals in dem Amte versetzt und brachte es zu einem grossen
Zugesellten. Er war von Sinn sehr verschwenderisch und hochfah-
rend. So oft er sich zu einem Hoffeste begab, ass er nicht, was die
grossen Würdenträger aufstellten. Der Kaiser befahl ihm. die Speise
zu nehmen. Jener machte auf die gedünsteten Kuchen, die oben nicht
gebrochen waren, das Zeichen „Zehn'' und ass sie nicht. Er verzehrte
täglich zehntausend Stücke Kupfermünzen. Dabei sagte er noch
immer, dass er keinen Ort habe, wo er die Essstäbe herablassen
könne. Die Menschen, welche auf einem kleinen Stück Papier etwas
geschrieben hatten, wurden aufgemuntert. Der „Verzeichner für das
innere Haus»* brauchte es nicht zu melden«).
Schi-tsung führte den Jüngliugsnamen Ki-lün. Er wurde mehr-
mals in dem Amte versetzt und war zuletzt stechender Vermerker von
King-tscheu. Tsung liebte den Beruf eines Schirmgewaltigen und
hatte keine Mittel. Er schickte die Angestellten aus, damit sie in der
Ferne plündern. Er liess die reisenden Kaufleute bei sich als Gäste
auftreten. Sein Haus gelangte zu grossen Reichthümern. Er besass
ein besonderes Gebäude, das sich in dem Goldthale von Ho-yang be-
fand. Seine Güter und Erzeugnisse waren dicht gehäuft, die inneren
Häuser und Wohngebäude waren gross und glänzend. Die Gemächer
der Rückseite waren hundert an der Zahl. Daselbst trug man überall
den feinsten Atlas, (musikalische) Seide und B<imbus zur Schau.
Überall war eine vollständige zeitgemässe Auswahl und man schloss
sich an die vornehmen Verwandtschaften des Hofes.
Wang-Kai, der Schwiegervater des Kaisers Hoei, war zu Ver-
schwendung geneigt und schätzte ihn. Kai heizte die Kessel mit Grütze.
Tsung ersetzte das Brennholz durch Wachs. Kai errichtete aus pur-
^) Die Denkwürdigkeiten von Solio,
2) Diis Buch der Tsin.
322 P f i 1 m a i e r
piimcr Seide eine Schutzwehr der Schritte auf einer Strecke von
vierzig Weglangen. Tsung errichtete aus goldgestickten Seidenstoffen
eine Schutzwehr der Schritte auf einer Strecke von fünfzig Weg-
längen. Kai bewarf sein Haus mit Mörtel aus rothem Steinfett. Tsung
bewarf es mit Mörtel aus Pfeffer.
Kaiser Wu verabfolgte Kai einen Korallenbaum, der zwei Schuh
hoch war. Kai zeigte ihn Tsung. Tsung zerschlug ihn mit einem eiser-
nen Rosenkranze. Kai wurde ungehalten. Tsung sprach: Sei nicht
ungehalten. Ich werde sechs bis sieben Bäume nehmen lassen und ihn
dir zurückgeben. — Kaiser Hoei wusste, dass Jener reich sei und nicht
dabei prahle.
Um diese Zeit brachten die auswärtigen Reiche im Feuer ge-
waschene Tucher dar. In der Welt waren keine sonst vorhanden.
Der Kaiser Hess daraus Hemden bereiten und erschien zu einem Be-
suche in dem Hause Tsung's. Die Sciaven und Knechte Tsung's,
fünfzig an der Zahl, trugen Hemden von im Feuer gewaschenem
Tuche und empfingen ihn. Der Kaiser war sehr beschämt.
Tsung stellte in das Innere des Aborthauses aufwartende Scla-
vinnen, die in reinen Atlas gekleidet waren. Man gebrauchte zugleich
wohlriechende Beutel und Säcke aus goldgestickten Seidenstoffen.
Tsung veranstaltete eine grosse Versammlung von Gästen. Der im
Inneren aufwartende Lieu-schf ging auf den Abort. Als er das Innere
des Aborts in hellem Glänze strahlen sah, trat er sofort hinaus und
sagte zu Tsung: Ich hätte mich beinahe geirrt und wäre in das fürst-
liche innere Haus getreten. — Tsung sprach : Es ist der Abort —
Schi ging nochmals hin. Als er sah, wie die aufwartenden Sclavinnen
sich drängten, kehrte er sofort um.
Später wurde Lün, König von Tschao, hingerichtet. Die Brü-
der, die Gattin und die Kinder Tsung's bussten sämmtlich, ohne
Unterschied des Alters, mit dem Leben. In früherer Zeit legten sich
in dem Hause Tsung^s Reiskörner an den Boden und verwandelten
sich in kleine Schnecken. Die Menschen meinten, dass dies die Aus-
rottung des Geschlechtes bedeutet habe <).
Ho-kiao führte den Jünglingsnamen Tschang-yü und stammte
aus Si-ping in Ju-nan. Yü-kai, der Anfuhrer der Leibwächter des
1) Das Buch der TsiD.
Gtschicbtlichpt fib^r einig«» Seelenxttttinde und L«ifleoschaften. 323
Inneren, sah ihn und sprach seufzend: In Fülle die Fichten der
tausend Klafter ! Besitzen sie auch in Menge Knoten« und Augen» wenn
man sie dem grossen Seitengebäude verleiht, sind sie als Haupt-
balken und Balken yerwendbar. — Kaiser Wu schätzte ihn hoch und
ernannte ihn zu einem aufwartenden Leibwächter des gelben Thores.
Die Erzeugnisse des Hauses Kiao's waren überflussig vorhanden, und
sein Reichthum war mit demjenigen der Könige zu vergleichen. Tu-
yü war dem Kaber gegenüber der Meinung, dass Ho-kiao ein krank-
haftes Gelüste nach Geld habe 9*
Wang-tsi war von Sinn hochfahrend und verschwenderisch. Er
hatte glänzende Kleidung und speiste aus Edelsteinen. Um diese
Zeit war der Grund und Boden in der Mutterstadt Lo-yang sehr
theuer. Tsi kaufte einen Grund und machte ihn zu einer Rennbahn
für Pferde. Er erfüllte ihn mit zusammengehefteten Kupfermünzen.
Die Zeitgenossen nannten den Grund : die Rennbahn des Metalls *).
Ho-schao war als Fürstensohn verschwenderisch gewesen. Bei
jeder Mahlzeit musste er die kostbarsten Gerichte der vier Gegenden
verzehren. Jin-kai that es ihm jetzt zuvor. Er brauchte für eine Mahl-
zeit zehntausend Stücke Kupfermünzen. Dabei sagte er noch immer»
dass er keinen Ort habe, wo er die Essstäbe herablassen könne <).
Die Güter und Erzeugnisse SchMsung*s waren reichlich ge-
sammelt. Das innere Haus und das Wohnhaus waren gross un^
glänzend. Die Gemächer der Rückseite waren hundert an der Zahl.
Überall trug man feinen Atlas und buntfarbige Seide. Die Ohrge-
hänge, das Gold, die Federn des Eisvogels, die (musikalische) Seide
und der Bambus waren eine strenge Auswahl der gegenwärtigen
Zeit. In seiner Küche fand sich das Kostbarste der Flüsse und An-
höhen*).
0 Das Buch der Tsin.
2) Das Buch der Tsin.
3) Das Buch der Tsi»-
*) Das Buch der Tsin.
Sitzb. d. phil.-hitt. Cl. LIX. Bd. U. Hft. 22
324 Prixmaier
Ho'Schao war stolz, versehwenderiscli und that vornehm. Er
hatte ebenfalls die Sitten des Vaters i). Seine Kleider, Pelze und
Spielzeuge waren eine grossartige Sammlung des Alten und Neuen.
Fflr seine Mahlzeit musste er alle Kostbarkeiten und Seltenheiten der
vier Gegenden yerwenden. Was in einem einzigen Tage herbeige-
schafft wurde, betrug bis zweimal zehntausend Stöcke Kupfermünzen.
In den Erörterungen der Zeit hielt man daför, dass die grossen
Obrigkeiten und die kaiserlichen Tafeln diesem nichts hinzufQgen
konnten 2).
Yang-tschi-schü kochte in den Monaten des Winters Wein. Er
hiess die Menschen Kruge in die Arme nehmen und wechselte augen-
blicklich wieder mit den Menschen. Der Wein war schnell fertig und
sein Geschmack war gut *).
Als Jin-kai der Lenkung verlustig wurde, ergab er sich dem
Weine und trieb es auf das Äusserste mit den Leckereien. Ho-schao
hatte bestimmt, dass für ihn allein in einem Tage um zweimal zehn-
tausend Kupferstücke verabreicht werden müsse. Kai that es endlich
Sehao zuvor ^).
Sia-tschen-tschi verstand sich auf die schuhhohen Schritttafeln.
Sein Ton und seine Rede waren fliessend und prächtig. Unter den
vornehmen Verwandtschaften des Hofes und den Gewaltigen war
Niemand, der in Grossartigkeit der Erzeugnisse und der Beschäfti-
gung des Hauses, hinsichtlich der inneren Häuser und Wohnhäuser,
ller Garlen, Teiche und kostspieligen Vergnügungszüge ihn erreichte.
Hinsichtlich der Trefflichkeit der Kunst und der Musik überragte er
seine Zeit Die Beflissenen seines Thores waren über tausend. Die-
selben waren die Söhne reicher Leute der drei U. Sein Aussehen und
sein Wesen war äusserst zierlich, seine Kleidung fein und glänzend.
So oft er eintrat, austrat oder einen Vergnügungszug unternahm
liess er die Gasse tünchen und sie mit Mörtel füllen. An regneri-
schen Tagen liess er alles auf die Rückseite der Wagen laden.
*) Der oben trwihnte Ho-tseng.
*) Dm Bach der Tsin.
S) Dm Buch der Tiin.
^) Dm Buch der Ttin.
GeK'hichtlicliea über einige SeelenzustÄnde und LeideDicbaflen. 32S
Tai ^ tsu verabscheute seine ungezügelte Verschwendung und
lenkte bei jeder Gelegenheit auf sie das Gespräch <).
Sie-ling-yGn war von Sinn verschwenderisch und hochfahrend.
Seine Wagen und Kleider waren glänzend. Bei Kleidungsstücken und
Gerathschaften wurde häufig die alte Gestalt verändert. Das Zeitalter
nahm ihn in Gemeinschatt zum Muster und Alle priesen die Pracht-
liebe des Geschlechtes Sie *).
Yuen-tien-fu hatte den Verkehr bei Waaren und Geschenken.
Die Geschäfte, bei denen er keine Bestechung erhielt, wurden nicht
ausgeführt. Hinsichtlich der Vi^ohnhäus^r, Gärten und Teiche war
unter den jüngeren Brüdern der Könige Keiner, der ihm gleichkam.
Die Künstlerinnen, mehrere Zehende an der Zahl, überragten in Kunst-
fertigkeit und Schönheit die damalige Zeit. Das Gold, die Edelsteine,
der Schmuck der goldgestickten und bunten Seidenstoffe wurde von
den Seitenflügeln des Palastes nicht erreicht. So oft er ein Kleid zu-
schneiden oder einen Gegenstand verfertigen Hess, richtete sich in
der Mutterstadt und den übrigen Städten alles nach diesem Vorbilde.
Im Inneren seines Wohnhauses eröffnete er Wassergräben, die sich
gegen zehn W^eglängen nach Osten hinzogen. Die Dämme und Ufer-
hohen waren regelmässig und reinlich. Er liess leichte Schiffe
schwimmen und Sängerinnen auf ihnen Musik aufführen >).
Nachdem Lieu-tsiün wieder der alten Gunst theilhaftig gewor-
den, verstand er es noch mehr, dem Gebieter der Mens(*hen zu ge-
fallen und sich ihm anzuschliessen. Er empfing die Mächtigen und
Vornehmen. Was er für die Gäste und die inneren Gemächer veraus-
gabte, bekundete Verschwendung und Prunksucht. Er erschöpfte die
Provinzen Kuang-tscheu und Sse-tscheu und verwendete alles ein-
seilig für Güter und Geschenke. In seinem Hause blieben keine Er-
spaiiiisse zurück. Als er sich in Schö befand, liess er goldene Bade-
1) Waü Buch der Sung.
^) l>iis Buch der Sun^.
^) \)as liuch «It-r Suujf.
22
326 PfixiDgier
schössein verfertigen. Die übrigen Gegenstände aus Gold lassen sich
hiemach bennessen <).
Tao-hoei war ein Eingeborner von Peng- tsching. Sein Gross-
vater Yen-tschi und sein Vater Tschung-to dienten mit ihm gemein-
schaftlich. Zu den Zeiten des Kaisers Ming wurde er der mittlere der
Leibwächter der Abtheilung der Thören und zugleich Pferdewäscher
des Nachfolgers. Sein Haus war angesehen und reich. Seine Güter,
Wohnhäuser, Berge und Teiche, seine Buhlerinnen und Kebsweiber,
die Haltung und die schönen KQnste zeigten das Höchste in ihrer Art.
Er hatte eine geliebte Buhler in, Namens Tschin-yö-tschü, die
der Kaiser Ming begehrte. Als Jener sie ihm nicht gab, entriss sie
ihm der Kaiser mit Gewalt Hoei stiess Worte des Unwillens aus.
Der Kaiser hiess die Inhaber der Vorsteherämter unbegründeter
Weise an dem Hofe eine Meldung machen. Er setzte ihn in das Ge-
tangniss und wollte ihn tödten. Nach einigen Nächten war das Haar
der Schläfe Hoei's durchaus weiss. Er entkam dem Tode und wurde
zum beständigen Vermerker des Vorstehers der Schaaren ernannt.
Kaiser Ming schoss in der Wildniss der Umgebung Fasanen und
wurde durstig und müde. Hoei fand eine grüne frühreife Melone und
reichte sie dem Kaiser. Der Kaiser zerschnitt sie vor ihm und ver-
zehrte sie. Er wurde ihm sehr gewogen. Bei dem Eintritte in Tsi
wurde Hoei dreimal im Amte versetzt und dann zum mittleren Ge-
hilfen des kaiserlichen Vermerkers ernannt. Das fünfte Mal wurde er
der oberste Buchführer der Abtheilung der Krieger*).
Han-wu, der stechende Vermerker von Ying- tscheu, machte
sieben kostbare Betten und Matten von Elfenbein zum Geschenk. Der
Kaiser sagte in einer höchsten Verkündung: Einst verbrannte Kaiser
Wu von Tsin die Pelze aus Fasanenköpfen. Ich, der Kaiser, habe
dieses immer gutgeheissen. Jetzt ist dasjenige, was Wu zum Ge-
schenk macht, ebenfalls von dieser Art. Merkwürdige und schöne
Gegenstände verderben die einfachen Sitten. Man kann es seinem
Hause zukommen lassen »).
ij Da« Buch der Tsi.
*) Hhs Bui'h der Tsi.
') Dm.i Riirli der .ipNtereii Wci.
Vemsiehnifs 4«r ein^e^nni^entn Drackiehriftoii. 327
VKaZEICHIVISS
DER EINGEGANGENEN DRUCKSCHRIFTEN.
(MAI 1868.)
Akademie der Wissenschaften, Konigl.» Preuss., zu Berlin: Monats-
bericht. December 1867. Berlin; 8«.
Königl. Bayer., zu München: Sitzungsberichte. 1867. IL,
Heft 4; 1868. I. Heft 1. Mönchen; 8«.
d'Arbois de Jubainyille, H., Histoire des ducs et de comtes de
Champagne depuis le VI* siäcle jusqu'ii la fin du XI*. Tomes
I— VI. Paris, 1859—1867; 8». — Note sur une chanson bre-
tonne. Paris; 8®. — Etüde sur le verbe auxiliaire breton kaout
„avoir**; 8®. — Recherches sur les premieres ann^es de Jean
de Brienne, roi de Jerusalem etc. 8*.
Archiv es des missions scientifiques et litteraires. II* S^rie. TomeIV%
3* Livraison. Paris, 1868; 8».
Claretta, Barone Gaudenzio, Relazione inedita della morte di
Carlo III. Duca di Savoia. Torino, 1866; 8«.
Dudfk, Beda, Geschichte des Benedictiner - Stiftes Raygern im
Markgrafthume Mahren. I. Band. Brunn, 1849; 11. Band. (Mit
Unterstützung der kaiserl. Akademie der Vi^issenschaften heraus-
gegeben.) Wien, 1868; 8».
G e s e II s c h a f t, k. k. mähr.-schles. zur Beförderung des Ackerbaues,
der Natur- und Landeskunde in Brunn: Mittheilungen. 1867.
Brunn; 4<>.
Hamelitz. Vffl. Jahrgang, Nr. 12 — 18. Odessa, 1868; 4*.
Heidelberg , Universität : Akademische Gelegenheitsschriften
18G7- 1868, 4«&8o.
32o VenelchaiM der eiii^(|^«DgeDeii Druckschriften.
Istituto, R., Veneto di Scienze, Lettere ed Arti: Atti. Tomo XIII^
Serie III', Disp. 4*. Venezia, 1867 — 1868; 8o.
Karabacek, Joseph, Die kdfischen Münzen des steierm.- stand.
Joanneum in Graz. Wien, 1868; 8«.
Lesehalle der deutschen Studenten zu Prag: Jahresbericht. 1. Fe-
bruar 1867 bis Ende Jänner 1868. Prag. 186S; 8«.
Mittheilungen der k. k. Central-Commission zur Erforschung
und Erhaltung der Baudenkmale. XIII. Jahrgang. Mai — Juni,
1868. Wien; 4o.
— aus J. Perthes' geographischer Anstalt. Jahrgang 1868, IV. Heft.
Gotha; 4o.
Revu-e des cours scientifiques et litt^raires de 1a France et de
r^ranger.V Ann^e,Nrs. 22—24. Paris & Bruxelles, 1868; 4o.
Schuchardt, Hugo, Der Vocalismus des Vulgärlateins. III. Band.
Leipzig, 1868; 8».
Stark, Franz, Die Kosenamen der Germanen. Wien, 1868; 8^
Verein, siebenbfirgischer, für romanische Literatur und Cultur des
romanischen Volkes: Transit vania. L Jahrgang, Nr. 8 — 11.
Hermannstadt, 1868; 8«.
SITZUNGSBERICHTE
DRR
KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN.
PHILOSOPHISCH-HISTORISCHE CLASSE.
Ll\. um. III. HEFT.
JAHRGANG 1868, — JUNI.
CommiaaioDtbericht. 331
SITZUNG VOM 10. JUNI 1868.
Der Präsident gedenkt des schweren Verlustes, den die kais.
Akademie durch das Ableben ihres w. M. Herrn Prof. Dr. Franz
Pfeiffer erlitten hat.
Die Anwesenden geben ihr Beileid durch Aufstehen kund.
Der Secretär legt vor:
1. Eine Eingabe des Herrn Karl Eugen Frd. v. Rüling, worin
derselbe ersucht, das von Herrn K. Frisch in Eger verfasste Werk:
„Die deutsche Rechtschreibung*', einer Überprüfung zu unterziehen;
2. eine Abhandlung des Herrn Dr. Xaver Liske zu Swi^tkowo
im Grossherzogthum Posen: „Der türkisch -polnische Feldzug im
J. 1620'', mit dem Ersuchen des Verfasssers um Aufnahme in die
Schriften der Akademie ;
3. eine Eingabe des Herrn F. Kanitz in Wien um eine Sub-
vention zu einer wissenschaftlichen Bereisung des noch nicht durch-
forschten Gebietes zwischen Lom, Nikopolis, Lovdza, Samokovo,
Sofia und Pirot.
SITZUNG VOM 17. JUNI 1868.
Der Secretär legt vor:
1. Eine an die Gesammtakademie gerichtete Einladung zu
Beiträgen l'ür die deutsche Nordpol-Expedition;
2. ein Schreiben des c. M. Herrn Prof. Dr. Otto Jahn in Bonn,
worin derselbe ersucht, für ihn behufs einer für die Denkschriften
bestimmten Abhandlung eine Zeichnung der Aquilejenser Mosaik:
«Die Entführung der Europa**, anfertigen zu lassen.
23
o32 Commiuioosbfricht.
SITZUNG VOM 24. JUNI 1868.
Der Secretär legt vor:
1. Eine Note des k. k. Ministeriums für Cuitus und Unterricht
vom 14. Juni 1. J., mit welcher eine gedruckte Abhandlung: ^Treatise
on the adoption and formation of an ujiiversal langnage by W.
Goerggs. London, 8. n.** mitgetheilt wird;
2. eine Eingabe des hochw. Herrn Dr. C. Werner, Dom-
herrn in St. Polten, womit derselbe zwei seiner Werke übersendet:
M Geschichte der katholischen Theologie. Seit dem Trienter Concil bis
zur Gegenwart. München ISöß**, und „Geschichte der neuzeitlichen
christlich-kirchlichen Apologetik. Schaffhausen 1867**;
3. eine Abhandlung des c. M. Herrn Prof. Dr. A. Gindely in
Prag: „Geschichte der böhmischen Finanzen von 1826 — 1618**, mit
dem Ansuchen des Verfassers um Aufnahme in die Denkschriften ;
4. ein Ansuchen des Herrn W. Edlen v. Janko in Wien um
eine Subvention behufs der Herausgabe seines Werkes: „Das Leben
des k. k. Feldmarschalls Gedeon Ernst Baron v. London** ;
5. eine Einladung des Schiller-Denkmal-Comit^'s zur Sub-
scription.
Herr Prof. J. Schröer legt vor eine Abhandlung: „Ein Ausflug
nach Gottschee. Beitrag zur Erforschung der Gottschewer Mundart.**
Gindel y. Auszugs a. d. Abhandl. »Die böhm. FinansrerhSltDisse*' etc. 333
Das correspondirende Mitglied Professor Gindel y aus Prag legt der
kais. Akademie einen Aufsatz; „Die böhmischen Finanzverhältnisse von
1526 — 1618" zur Drucklegung vor, dessen Inhalt aas dem folgenden
Auszuge ersichtlich ist.
Als Ferdinand I. im J. 1526 den Thron von Böhmen bestieg,
war sein Einkommen in diesem Lande ein zweifaches, ein ordent-
liches, von der Bewilligung der Landtage unabhängiges, und ein
ausserordentliches, das von der Bewilligung derselben abhing.
Ersteres floss ihm aus den Krongütern, Bergwerken, Zöllen, Ungel*
teilt städtischen Zinsleistungen (den sogenannten Kammerzinsen),
dem Salzregale und dem erst seit dem Jahre 1547 eingeführten Erb-
biergroscheu der Städte zu. Dies war das ordentliche Budget. Die
Haupteinnahme in demselben bildete der Ertrag aus den königliehen
Gütern, die während des 16. Jahrhunderts bis auf den 30jährigen
Krieg etwa den zehnten bis zwölften Theil des Landes ausmachten.
Venetianische Gesandtschattsberichte berechnen das ordentliche Ein-
kommen im J. 1559 auf 400.000 Thaler; wir selbst besitzen in un-
seren heimischen Acten nur wenige und unvollständige Berechnungen.
Die Summe von 400*000 Thalern hat sich bis zum Beginne des
30jährigen Krieges eher verringert als vermehrt.
Das ausserordentliche vom Landtage abhängige Einkommen des
Königs entspricht dem modernen Staatseinkommen und dessen Ge-
schichte bildet den Kern der böhmischen Finanzgeschichte und
namentlich des böhmischen Steuer wesens. Die erste Steuer, die der
Landtag Ferdinand L vom J. 1527 an bewilligte, war eine Ver-
mögenssteuer, die von allem beweglichen und unbeweglichen Gute
im Lande erhoben wurde. Sie bildete anfangs die alleinige und später
334 G i n d e I y
die hauptsächliche Grundlage des Liindesbudgets. Ihr Erträgniss,
das sich nie über 200.000 Thaler im Jahre erhob , häufig aber,
wenn ein geringerer Steuersatz angenommen wurde, kaum 50 bis
60.000 Thaler betrug, zeigte sich als völlig unzureichend für die
königlichen Bedürfnisse. Aus diesem Grunde wurde im J. 1548 von
den Ständen die Biersteuer (verschieden von dem Erbbiergroschen der
Städte) angenommen. Sie warf gleich im Anfange eine bedeutende
Summe ab, so dass sie von den Königen stets aufs neue angesucht
wurde. Die Stände bewilligten sie regelmässig und so beruhte von
1548 — 1566 das Landesbudget auf der Vermögens- und Biersteuer.
Beide warfen in den besten Jahren nicht mehr als 240.000 Thaler
ab (nicht wie Mocenigo im J. 1559 berichtet 316.000 TWr.). Da
die Vermögenssteuer eine Abschätzung des beweglichen und un*
beweglichen Gutes nöthig machte und die Daten hierüber sich erhalten
haben, ersehen wir aus ihnen, wie hoch man den gesammtenBesitzwerth
in Böhmen (Eger und Elbogen , das vor dem 30jährigen Kriege eine
aparte Stellung einnahm, abgerechnet) anschlug. Damals belief sich
das Vermögen der drei Stände auf 13,600,000 Thaler; das der Un-
terthanen durfte nach einer späteren Berechnung 6,220.000 Thaler
betragen haben , somit war der Gesammtwerth des beweglichen und
unbeweglichen Gutes in Böhmen 19,820.000 Thaler. Vom J. 1529
sank der Besitzwerth fortwährend, er betrug 1541 nur 17,156,000
Thaler, 1544 nur 18,600.000 Thaler, 1553 15,800.000 Thaler,
1859 nur 13,760.000 Thaler, 1561 nur 11,920.000 Thaler, im
J. 1563 gar nur 10,880.000 Thaler. Es kann wohl mit Grund an-
genommen werden, dass die Abschätzungen zur Hälfte unter der
Wahrheit waren , immerhin bleibt es bemerkenswerth, dass der Ge-
sammtwerth des beweglichen und unbeweglichen Gutes in Böhmen
für so gering angesehen wurde. Nicht minder auffallend ist das
stetige Sinken der Abschätzungssumme. Der Grund davon lag in der
allzu starken Belastung des Landes. Obwohl die vom Landtage votir-
ten Steuern nicht mehr als 240.000 Thaler eintrugen, waren sie
doch eine grosse Last für das Land und hatten fortwährend massen-
hafte Gutsverkäufe und damit die Entwerthung des Landes zur
Folge.
Lange hatte sich der Adel aus diesem Grunde mit der Absicht
getragen, der unleidlichen Vermögenssteuer ein Ende zu machen und
sie durch irgend eine andere Steuerart zu ersetzen, erst im J. 1ö67
Auszug a. d. Abhandi. „Die böhm. Finanzverhallniftse v. 1526 — 1618**. 335
gelang es ihm, durchzudringen. Dieses Jahr ist epochemachend in
der höhmischen Finanzgeschichte, theils dadurch, dass die Ver*
mögenssteuer definitiv aufgehoben wurde, theils und vornehmlich da*
durch, dass es dem Adel gelang, in dem neuen Steuersysteme seine
Schultern von jeder Last zu befreien. An die Stelle der Vermögens-
steuer trat eine sogenannte Haussteuer, die von den Bürgern, Bauern,
Pfarrern und Freisassen im Ausmaass von %^l^ Thir., i/j^Thlr., »/, Thlr.
und 2 Thlr. nach den genannten Kategorien erhoben wurde. Der
Adel mit seinem riesigen Besitze war frei von jeder Last» auf fremde
Schultern hatte er nun gewälzt, was er früher, wenn auch unter
Seufzen, doch redlich hatte mittragen helfen.
Durch 26 Jahre erhielt sich der Adel in der eben errungenen
{)rivilegirten Stellung. Da das £rträgniss der neuen Haussteuer der
früheren Vermögenssteuer nicht gleichkam, musste frühzeitig nach
Auskunftsmitteln gesucht werden, um den Ausfall zu decken. Der
Adel bot willig seine Hand dazu, wofern man ihn nicht direet be-
lasten wollte. So kam es, dass die bis dahin nur vom Bier erhobene
Steuer auch auf die verschiedenen einheimischen und fremden Weine
gelegt wurde und sich zu dieser erweiterten Tranksteuer noch Ver-
kaufssteuern bei Verkauf von Getreide, V^ieh, Fischen, Wolle u. s. w.
sowohl in den Städten wie auf dem Lande gesellten, und dass zuletzt
die bis dahin in das alleinige Ressort des Königs gehörigen Grenz-
zölle mit Zuschlägen belegt und diese letzteren für das Land erhoben
wurden. Alles dies reichte jedoch nicht aus, als unter Rudolf IL von
neuem der Türkenkrieg ausbrach. Im J. 1593 musste der Adel
neuerdings seinen Nucken unter das Steuerjoch beugen, um sich
demselben nie mehr entziehen zu können. Er entrichtete jetzt nach
der Zahl der auf seinen Gütern befindlichen Bauernansässigkeiten für
je eine 1/2 bis 2 Thaler. Die Haussteuer blieb auch nach 1593 auf
den übrigen Ständen haften und wurde systematisch erhöht. Zu all
dem kam noch 1596 eine Kaminsteuer und 1601 eine Mühlsteuer
u. s. w. Die Judensteuern, die seit 1667 regulirt waren, wurden
ebenfalls erhöht und überdies auch die Schafmeister und Schafknechte
in den Kreis der Steuertragenden gezogen. Mit einer einzigen Steuer
hatte man im J. 1526 begonnen und war im J. 1600 schon bei 45
theils directen, theils indirecten Steuersätzen angelangt. So kam es,
dass der König im J. 1596 die Summe von 980.000 Thalern an vom
Landtag bewilligten Steuern empfing, die stärkste Last, die Böhmen
336 Gindely
überhaupt bis zum SOjäkrigen Kriege getragen hat. Im J. 1615 trafen
die Stände mit dem Könige ein fünfjähriges Steuerabkommen , wor-
naeh das Land ungefähr 800.000 Thlr. jährlich zu zahlen hatte. Bin-
nen kaum 60 Jahren hatte sieh demnach das Budget des Landes auf
das vierfache erhoben. Die Möglichkeit hiefür lag theils in dem be-
deutend erhöhten Wohlstande, der nach dem Tode Ferdinand*s I. in
Böhmen eintrat, theils in dem Zuströmen der edlen Metalte aus
Amerika, die am Ende des 16. Jahrhunderts den Geldwerth in Europa
verringerten und die Masse des Baargeldes bedeutend hoben. —
Zu den obigen 800.000 Thalern kam noch da^ von den Venetianern
auf 400.000 Thaler berechnete (von uns aber nicht mehr sicherzu-
stellende) ordentliche Einkommen des Königs.
Vergleicht man die böhmischen Staatseinkünfte mit denen an-
derer von den Habsburgern beherrschten Länder, so ergibt sich eine
verhältnissmässig doppelte Belastung dieses Landes, nur Niederöster-
reich musste mit Böhmen gleichen Schritt halten, beide Länder wur-
den auf das äusserste angespannt. Manche Länder, wie z. B. Mähren,
erfreuten sich dadurch eines bedeutenden Vortheils, weil man von
ihrer Grösse keine richtige Vorstellung hatte, sie für kleiner hielt
als sie waren und sie darnach belastete. So warf man auf Mähren
häufig nur den dritten Theil der böhmischen Last, weil man Böhmen
für dreimal grösser hielt.
Und was geschah mit all dem Gelde, das aus Böhmen einging?
Nicht 5 o/o* jd vielleicht nicht einmal 3 % >"^ Durchschnitt sind für
Böhmen verwendet worden. Der Best 95 »/o bis 97 «/o wurde auf
die Vertheidigung Ungarns und auf die Bezahlung der desshalb con-
trahirten Schulden verausgabt. Den Beweis für dieses ganz ausser-
ordentliche Verhältniss liefern die böhmischen Landtagsbeschlüsse.
Nicht besser erging es den übrigen, namentlich den deutsch-öster-
reichischen Ländern. Als die Habsburger wegen der furchtbaren Be-
drängnisse durch die Türken Schulden auf Schulden häuften, machten
sie allmähligsämmtliche Länder der neu entstandenen österreichischen
Monarchie praktisch mit dem Begriffe einer Staatsschuld bekannt.
Der Staat» der bei seinem Entstehen als solcher schuldenfrei dastand,
schuldete im J. 1571 mehr als 10 — 12 Millionen Gulden, eine artige
Summe» wenn man bedenkt, dass sie etwa das 5— 6fache des da-
maligen gesammten Staatseinkommens betrug. Streng genommen
haftete fast die ganze Summe auf der alleinigen Person des gemein-
Au8zu{^ a. d. AbbaiidJ. „Die böbm. FJnanzverbaUniMe v. 1826 — 1618*. 337
samen Herrschers, allein da dieser nicht zahlen konnte, ersuchte er
die einzelnen Länder um die Übernahme von entsprechenden Quoten.
Bei dem Hauptsteuerbeschluss von 1615 übernahmen die Böhmen
von der mittlerweile noch bedeutend gestiegenen Staatsschuld die
Bezahlung von ungefähr vierthalb Millionen Gulden, etwa 20 % ^^^
Gesanimtsumme. Von diesen 20 Vo ^^i* ^ben so wenig etwas auf
Böhmen verwendet worden, wie von dem Beste auf die übrigen öster-
reichischen Lander; alles war für Ungarns Vertheidigung aufgegan-
gen. Wer mit der österreichischen Geschichte vertraut ist, weiss,
dass der Grund unserer Finanzmis^re in fernen Zeiten zu suchen ist,
in jenen nämlich, in denen wir durch die Verbindung mit Ungarn
die Last seiner Vertheidigung übernahmen. Wohl haben sich die
österreichischen Länder in Ungarn zuvörderst selbst gegen die wei-
ter sehreitende türkische Aggression vertheidigt, aber es bleibt doch
immer eine überraschende Lehre der Neuzeit und eine wunderbare
Auslegung der Dankbarkeit, wenn uns das vom Türkenjoche geret-
tete Ungarn die österreichische Staatsschuld in ihrer ganzen Ent-
wicklung als unbestreitbares Eigenthum zuweist.
Böhmen war vor dem 30jährigen Kriege ebenso wie heutzutage
durch seine regelmässigen und constant steigenden Zahlungen die
Basis für die finanzielle Existenz des Staates. Das Bemerkenswer-
theste in der böhmischen Finanzgeschichte von 1526 — 1615 ist aber
die Willigkeit der Zahlenden. Bekanntlich drohten während dieses
Jahrhunderts häufig düstere Wolken am Horizonte des Landes; der
Landtag wai* in seiner Majorität stets zur Opposition geneigt^ votirte
aber dennoch die verlangten Steuern und suchte nur ausnahmsweise
eine Herabsetzung derselben nach.
Untersucht man die Steuerleistungen der einzelnen Bevölke-
rungsclassen in Böhmen, so gewinnt man bei der Betrachtung der
bäuerlichen Leistungen die interessantesten Besultate und einen über-
raschenden Einblick in die Verhältnisse früherer Tage. Wer die Bo-
botlast kennt, welche auf den Bauern bis zum Jahre 1848 lag, wird
nichts anderes vermuthen, als dass sie in früherer Zeit und namentlich
vor dem 30jährigen Kriege grösser gewesen sei als später. Dies war
nun in den Jahren von 1526 bis 1618, aufweichen Zeitraum sich die
Untersuchungen des vorliegenden Aufsatzes erstrecken, entschieden
nicht der Fall. Der böhmische Bauer war damals kein Robot-, son-
dern ein Zinsbauer. Seine Hauptleistung bestand in der Zahlung von
338 Gindely. Auszug «. d. Abhandi. ^Die böhm. Finiinzverhäituisse'* et«.
Geld und in derLieferung von Naturproducten (Enten, Hühnern, Eiern,
Getreide U.S. w.). Die Robotleistung selbst war eine ganz geringe, sie
betrug 3 — 4, selten 5 oder 6 Tage im Jahre. Man ersieht dies aus
den Tausenden von Contracten über Gutskäufe, die sieb aus dem
16. Jahrhundert erhalten haben und die genau die Leistung jedes
einzelnen Bauern auf dem betreffenden Gute angeben. Wie gross
war demnach der Unterschied zwischen der früheren und der vor
1848 üblichen Robot, welche letztere bei einem Vollbauer an 150
Arbeitstage im J;ihre betrug! Bei dem geringen Ausmaasse der Robot
stellt man unwillkürlich die Frage, wie die Herrschaftsbesitzer ihre
Güter bewirthschafteten. Zwei Annahmen liefern einen genügenden
Erklärungsgrund. Entweder waren Grund und Boden (mit Ausnahme
von Wald und Teichen) fast ausschliesslich in den Händen der
Bauern, so dass deren geringe Robotleistungen für die Bebauung der
Dominicalgründe ausreichten und die Herren ihr Hau|»teinkommen aus
den Zinsleistungen und Naturallieferungen der Bauern bezogen. Oder
es waren die Herren im Besitze ausgedehnter Dominicalgründe und
bewirthschafteton sie grösstentheils durch bezahlte Arbeiter. So sehr
letztere Annahme den mittelalterlichen Verhältnissen widerspricht, so
sprechen doch in Böhmen mancherlei gewichtige Gründe für dieselbe,
deren Berücksichtigung man sich nicht entziehen kann. — Die wirth-
schaftlichen Verhältnisse in Böhmen erlitten in Folge des dreissig-
jährigen Krieges einen totalen Umschwung; die Zahlungen und Na-
turallieferungen der Bauern hörten in der Zeit zwischen 1640 — 50
vollends auf und an ihrer Stelle bequemten sieh die Ba^iern theils
freiwillig theils gezwungen zur Erweiterung ihrer Robot in jenem
Ausmaasse, welches vor dem Jahre 1848 gegolten.
Florttntinu. Der psychische Moment in der Sprachlautveränderutig. 339
Der psychische Moment in der Spraehlaut-
Veränderung.
. (Beispiel das r^ninlseiie Ijautsystem.)
Von Johann Popu Florentinu.
Physiologische Grundlage.
Die Seele des Menschen hat vor dem Momente des wirk-
lichen Sprechens die Laute des auszusprechenden Wortes in ihrer
Vorstellung. Sie giht nun den verschiedenen motorischen Ner-
ven den nöthigen psychischen Anstoss zur entsprechenden Bewegung;
4er hetreflfenden Muskeln und durch diese der physischen Sprachj-
Organe : der Lunge, des Kehlkopfes, der Stimmbänder, der Zunge,
der Lippen etc. , damit diese ihre articulatorischen Functionen auf*
nehmen, beziehungsweise in die nöthigen Stellungen zu einander
kommen; wodurch die verschiedenen Sprachlaute erzeugt werden.
Die frei, und unverändert beliebig lange tönenden Laute sind die
^Vocale**. Die Sprachorgane kommen aus ihrer indifterenten Lage
zunächst in die Stellung, wodurch der Vocal u dann in die, wodurch
?9 und u hervorgebracht werden; aus diesen mittelst Anwendung
von einiger articulalorischer Energie je entsprechend in die der e,
^«), 0, und durch Anwendung von noch mehr articulatorischer Euer*
M d- cyrill. Ä^.
2) d. cyrill. -h.
340
Florentinu
gie in die des a, wo die ganze physische Lautbahn ihre vollständige
Weite erreicht.
Die momentane Schliessung, resp. Verengung der Lautbahn und
Reibung der Luft, gefolgt von der Wiedereröffnung der ersteren und
des freien Tönens, ergibt die „Consonanten^. Roman, stumm bei
offener Glottis: Ar, f, cA(e), c(e)^ ff §f 8, f; dieselben tönend bei
geschlossener Glottis: g, rf, gh{e)t ffiß)f ($?)» J» «» v; tönend sind
auch: l, m, n und r. Damit die Consonanten überhaupt vernommen
werden köi\nen, muss dem consonantischen Schliessen am betreffen-
den Punkte der Lautbahn die Wiedereröffnung und das Ausklingen
in einen vernehmbaren vocalischen Klang unmittelbar nachfolgen. —
Beim Übergang der Sprachorgane von einer Stellung in die andere
gerathen sie oft in Ubergangsstellungen , wodurch Ubergangslaute
hervorgebracht werden.
Folgende Tabelle zeigt die Laute der romanischen Sprache,
je na(*l)dem die Summen ihrer Mechanismen articulatorische Elemente
mit einander gemein haben, somit mit grösster Leichtigkeit und Rasch-
heit nach einander vollzogen werden können, in entsprechende tabel-
larische Felder gebracht. Den Consonanten sind die je entsprechen-
deren flüchtigeren Vocale, in denen sie natürlich „explodiren", bei-
gegeben und unter jedem derselben der energischer, also schwerer
hervorzubringende, am tiefsten der allergewichtigste.
Vocaie
Consonanten
Vocale
tönende
stumme
tönende
(
n
._
>~
— .
«
j
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d
0
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—
—
—
e
a
Der psychische Moment in der SprachlaatrerfinderuDg. 341
Der psychische Moment.
Wo in Folge grammaticalischer oder lexicalischer Wortbildun-
gen articulatorisch verschiedene Mechanismen unmittelbar nach ein-
ander zu vollziehen kommen, tritt der psychisch wichtige Moment
der Veränderung ein, die auf acht Punkte gebracht werden kann.
1. Die Seelehat vom „accentuirten*', öfter gehörten und her-
vorgebrachten, grammaticalisch oder lexicalisch wichtigen oder end-
lich eine literarische Autorität besitzenden. Laute eine lebhattere Vor-
stellung, gibt demnach den betreffenden motorischen Nerven und
durch diese den entsprechenden Sprachorganen für dessen Articuiirung
einen entsprechend energischeren psychischen Anstoss,
dem zufolge von den wegen der gewöhnlichen, beziehungsweise ge-
steigerten Raschheit gleichzeitig in Fluss gerathenen Mechanismen
blos die des psychisch wichtigsten, markirtesten Lautes vollständig
ausgeführt, diejenigen articulatorischen Elemente der psychisch min-
der wichtigen Laute, welche mit denselben in Widerstreit gerathen,
verhindert werden , wodurch von dem beabsichtigten verschiedene
Laute articulirt und gehört werden.
Dieser ist der wirkliche Vorgang dessen, was die Veränderung
der Laute durch einander genannt wird.
In der romanischen Sprache sind die folgenden zu erwähnen :
aus
wird :
aus
wird:
aus
wird:
ii
ie
j^ -
je
ke -
- cAe, ce
u
—
• •
ß
ki -
- cht, ci
ine
mS
9« —
ghe, dje
ve -
- ve
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p4
9^
ghi, dji
vi
VI
re
—
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gh(i)S -
gke
ri
ri
gh(i)i -
ghi
an\
cCOe -
ce
e^i)
in
c(i)i -
ci
in )
Der erörterte psychisch-physiologische Einfluss wirkt auch über
inmitten sich befindende, so zu sagen neutrale, Mechanismen, arti-
culatorisch modificirend; so aus t~(nt)'e wird {(ntje^ 2l\i% i(n)i
wird i(n)i etc.
Wi
Florentinu
Eine besondere Beachtung verdienen die Laute: d, t, s; und
die Veränderung ihrer Mechanismen in die Aerz^^lJ, (, § In Verbindung
mit allen Vocalen. Nach ihrer aus folgender Tabelle ersichtlichen
articulatorischen Verwandtschaft :
breit
eng
z W
dO)
»
9
(
t (C'O
4
X
•
t
u
—
«
e
e
o
—
a
verwandeln sich ihre Mechanismen nach folgender übersichtlicher
Tabelle :
Aus
.W i r d
*C^J
I
!
markirt
4
I
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o
a
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t
u
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e
o
a
4
I
A
€
\
e
Der psychische Moment in der SprachUutYerinderung. 343
Z. B. (Der Buchstabe mit dem Punkt unter sieh ist derjenige,
dessen Lwutmeehanismus andere veränderte) aus: septe — fepte;
septeniana — septemma — $ept^mina — s^ptdmina; sese — ^ese;
animn — inima, — inima; seder e — federe; aedut — §e^ut;
vedut — ve(d)zut; vMend — cedind — v6(d)zind; shrbu — ^erbu;
^erbtUore — a^batore; esire — e§ire\ teneru finSru — tiniru; te^
nere — tinere — tinere; dente — dinte — difite: veneta — vi-
neta — vindta — vinete — vinete — vinete ; Maria — Marie — ne-
cazit — necajit; romanu — rumanu.
Ich kaim nicht umhin, hier besonders darauf aufmerksam zu
machen, dass dort wo das i entweder vor einem breifen Vocal sich
verflüchtigte, oder unausgesprochen gelassen oder gar zu einem
breiten t wurde, dort und nur dort der Mechanismus der d t s
eben wegen der folgenden „Breiten** auch vor einem i (und S) der
früher i* (resp. e} war, als ein ebenfalls breiter also j[, «, f sich zeigte.
Z. B. in diaconus wurde das i fast gar nicht und daher das d wie ^
ausgesprochen; das italienische anza enza» franz. encef span. nza
zon, romän. attfa infa, ri^üoru a^e^mintu. Hingegen wo das i
genug energisch ausgesprochen wurde oder nach Ausfall desselben
e\\\ anderer i oder e ebenfalls genug energisch nachfolgte, dort
blieb der enge Mechanismus des d und t unverändert, der des s
verwandelte sich in den entsprechenden „engen** Mechanismus des f.
Z. B. mnlattia, disperare, maladie^ BotHse^ tirer; turtire, mladifa,
rudituy doveditu, socoiire, plamadire , prapadire, prapasHe. etc.
Also nicht „ein folgendes i verwandelt die d^ jt, ^, in ^, §, f*^ —
T. Maiorescu hat auf die widersprechenden Thatsachen hinge-
wiesen. Ich hoffe, die wirklichen, physiologischen, Ursachen aus-
einandergesetzt zu haben.
2. Die Seele gibt für die ihr wichtigeren Vocale einen energi-
scheren Anstoss, die betreffenden Muskeln, und durch diese die Sprach-
organe, werden über die beabsichtigten Stellungen gestossen; wo-
durch selbstverständlich andere Laute hervorgebracht und gehört
werden (der sogenannte Einfluss des Accents); so in der Richtung:
I {u — i) — e, (o — i) — ä. Z.B. viddre — vede — va(d)za;
putere — potu — poate; picoale (prtfaee) pre — prea; abie —
abia; sdu — seau; muritu — mörtu — moare; Ruma — Roma etc.
3. Indem die Seele des Sprechenden stets dem folgenden psy-
chisch wichtigeren, markirteren Vocale zueilt, gibt sie für die ihr
344 Fl o r e n t i n u
minder wichtigen einen geringeren psychischen Anstoss, dem zufolge
die Muskeln die Sprachorgane nicht in die entsprechend nöthigen
Stellungen bringen und dadurch anstatt der beabsichtigten die flüch-
tigeren Laute niederer articulatorischen Stute hervorgebracht und
gehört werden; in der Richtung & — o (4^e)^ u (lA); z.B. potere —
putere; mOrire — murire; vei — vii e feste) -i; romanu — r?/-
manu; ne dai — ni se da — nl o da. nil da, ni i da ni le da:
ebenso: oe luä — vi ge (L u o, le) luä; etc.
4. Ebenso wurden die Lippen nicht geschlossen und blieb nur
der Mechanismus des Voeals u: habent — au, faher — faurti.
5. Mit (fem Fortschritt der Bildung der Seele steigt auch die
Raschheit ihrer diesbezüglichen Functionen; sie eilt beständig dem
folgenden ihr wichtigeren Momente zu, und da überfliegt sie die ihr
unwichtigen ohne den Muskeln Zeit zu gönnen, die Sprachorgane
wenn auch entsprechend dem geringen psychischen Anstoss nur in
die ihrer indifi*erenten articulatorisch nächstfolgenden Stellungen zu
Tcrsetzen. Ja sie versäumt gänzlich, auch nur irgend einen psychi-
schen Anstoss zu geben. Die natürliche Folge hievon ist, dass die
Muskeln die Sprachorgane gar nicht in die entsprechenden Stellungen
versetzen. Dies ist der wirkliche Vorgang des „Laut-Ausfalls**, der
„Laut-Verstummung". der „zerstörenden Wirkung des Accents".
Die Grammatik kann darüber nicht besonders erfreut sein: aber der in
Bildung begriffene Geist eilt seines Weges mit potenzirter Schnellig-
keit und zerstört wirklich die ihn in seinem höheren Fluge hemmen-
den Hindernisse. Beispiele sind hier überflüssig. Alle europäischen
und sonstigen Cultursprachen zeugen hiefür in glänzender Weise.
6. Der Übergang der Sprachorgane aus einer Stellung in die
andere ist ein continuirlicher; wenn nun während dieses Überganges
das Tönen fortgesetzt und so auch gehört wird, so kann es geschehen,
dass dieser übergangslaut als ein bestimmter Sprachlaut unter-
schieden, angesehen, und später bewusst articulirt werde, so aus der
indifferenten und aus der Stellung der labialen p, b, f, v, m, in die des e
tritt die Übergangsstellung des t, in die des o die Übergangsstellung
des w; eben so aus der Stellung des u — o — a, a — O — u; t — i — e^
i — e — a; etc. Z. B. bieUpiele^ßera^vierme, miere, \iaLpud, huono,
fHori, tmole, muare; miine, ptiiie {y^Daciea** bei Pelimon^ etc.
Eben so kann der Laut, in welchem die deutlich vernehmbar
auszusprechenden Consonanten «explodiren** als normaler Vocal
Der ptychisehe Moment in der SpradilutttreHindening^. 345
gehört, angesehen, und hernach bewusst hervorgebracht werden.
Z. B. marmoru, etc.
Diese ist die „Entstehung neuer Sprach-Laute**.
7. Wo zwei verschiedene Mechanismen, welche 'zufolge der
rasch nacheinander folgenden psychischen Anstösse gleichzeitig in
Fluss gerathen, zweien Gruppen von Sprachorganen zufallen und mit
einander articulatorisch nicht widerstreiten, da wird blos ein Laut
vernommen und zwar keiner der beabsichtigten, sondern ein anderer,
dessen Mechanismus wohl aus denen der beabsichtigten articulatorisch
„gemischt**, selbst aber, der Laut als ein anderer, einfacher, unter-
schieden wird. So a -j- « = O, ^ + w = O, M -j- i = U, a -f e = a,
a -{- e = d etc. Dies ist die Vocalen-Zusammenziehung, „Vocalen-
Mischung**.
8. Die Schnelligkeit der Aussprache bringt es mit sich, dass die
Organe nicht lange genug unthätig in der Stellung der Vocale
zu verbleiben vermögen , und in die des folgenden Consonanten mit
desto grösserer articulatorischer Energie getrieben werden. Dabei
kommen sie in einen stärkeren Zusammenstoss, wobei sie dann
mehr Zeil gebrauchen als gewöhnlich nach den langer intonirten
Vocalen, gerade wie bei der Hervorbringung des Doppelconsonan-
ten. (Die Italiener schreiben denn auch oft Doppelconsonanten;
z. B. gazzetta, etc.)
fliemit hoffe ich die wirkliche Ursache der Vorgänge der
bedeutenderen Sprach- „Laut**-Veränderungen in der (in Folge des
Forlschritts in der höheren Bildung eintretenden) Beschleunigung der
Fimctionen der Seele gezeigt zu haben, deren physiologische Wir-
kung die durch einander hervorgebrachte Mechanismenverschiebung,
und dadurch verursachte Änderung der Stellung der Sprachorgane,
die durch die Steigerung oder das Sinken der articulatorischen Energie
hervorgebrachte Übertreibung oder graduelle Vernachlässigung der
Stellungen der Organe, das gänzliche Unterbleiben des Mechanismus,
der Übergangs-Mechanismus und die gleichzeitige Ausführung zweier
Mechanismen etc. ist; der weitere Erfolg ist das Hören der neuen
Lautform.
Es erübrigt noch den Vorgang zu berühren, wie die neuen Laut-
formen sich \n der Sprache „einbürgern". Die Vorstellung der beab-
sichtigten, mit der der Sache psychisch verbundenen, Lautform
geräth mit der der neu entstandenen in psychischen Widerstreit;
Sif/b. d. phil.-hist. Cl. LiX. Bd. UI. Hfl. 24
Ho Florentiou, Der psychische Moment in der SprachlautTeranderunfr.
diejenige der articulirteii und zugleich gehörten Wortform haftet im
Gedächtnisse viel stärker, als die der blos aus der Erinnerung
erweckten, tritt daher bei Wiederholungen des Wortes (respect. der
Categorie von Wörtern) selbst immer lebhafter aus dem Gedächtnisse
hervor, diejenige der nicht mehr hervorgebrachten, noch gehörten,
schwindet neben ihr immer mehr. Die folgende Generation hört
und articulirt blos die neue Wortform ; und verbindet, „associirt**,
in der eigenen Seele blos deren Vorstellung mit der Vorstellung der
Sache. Die neue Laut-, beziehungsweise Wortform, hat Leben mit
der Sprache.
TerzttichniM der eingegtngtDen Druckt ehnft«n. 347
VEKZKICHNISS
DER EINGEGANGENEN DRÜCKSCHRIFTEN.
(JUNI 1868.)
Accademia, Reale, delle Scienze di Torino: Memorie. Serie II.
Tomo XXIII. Torino, i866; 4o. — Atti. Vol. II, disp. 4' — 7v
Torino, 1867; 8«.
Akademie, südslavisehe, zu Agram: Arbeiten. III. Band. Agram,
1868; 80.
— der Wissenschaften, Königl. Preuss., zu Berlin: Abhandlungen
aus dem Jahre i866. Berlin, 1867; 4«.
— — Königl. Bayer., zu München: Abhandlungen der philosoph.-
philoiog. Classe. XI. Band, 2. Abthlg. ; Abhandlungen der histor.
Classe. X. Band, 3. Abthlg. München, 1867; 4«. — Almanach
für das Jahr 1867. kl. 8«. — Vogel, Aug., Denkrede auf
Heinrich August v. Vogel. München, 1868; 8«. — Voit,
Carl, Über die Theorie der Ernährung der thierischen Orga-
nismen. München, 1868; 4*.
Bern, Universität: Akademische Gelegenheitsschriften aus d. J.
1867/8. 4«. & 8o.
Bonn, Universität: Akademische Gelegenheitsschriften, 1867. 4^.
& 8«.
Bullettino archeologico Napolitano, puhblicato per cura di Giulio
Mi nervi ni. Anno VI & VII. 1858 & 1859. Napoli; 4o.
Christiania, Universität: Akaden^ische Gelegenheitsschriften aus
den Jahren 1866 & 1867. 4». & 8«.
Gaedechens, C. F., Geschichte des Hamburger Rathhauses. Ham-
burg, 1867; 4o.
24*
34o V«rzeiehni8ft der riiigef^angenen Dracksrhrifte«.
Gesellschaft der Wissenschaften, K., zu Göttingen: Abhandlun*
gen. XIH. Band. Göttingen, 1868; 4». — Göttinger gelehrte
Anzeigen. 1867. Bd. I — IL Göttingen: 8«. — Nachrichten.
1867. Göttingen; 8».
— Kurlandische, für Literatur und Kunst: Sitzungsberichte aus
dem Jahre 1867. 8«.
Greifswald, Universität: Akademische Gelegenheitsschrilteii. 1867 ;
4o. & 8^
Haidinger, W. Ritter >., Zur Erinnerung an Ferdinand Freilierrn
von Thinnfeld. Wien, 1868; kl. 4». — Abschiedsgruss. Wien,
1867; 8o.
Hamelitz. VIII. Jahrgang. Nr. 16—21. Odessa, 1868; 4o.
Institution, The Royal, of Great Britain: Proceedings. \^ol. V,
Parts I— II, Nrs. 45—46. London, 1867; 8».
Instituto di corrispondenza archeologica : Annali. Vol. XXXI^.
Roma, 1867; 8». — Bullettino per Tanno 1867. Roma; 8o. —
Monumenti inediti. Vol. VIII, Tav. 37 - 48.
Instituut, K., voor de Taal-, Land- en Volkenkunde von Neder-
laiidsch Indiö: Bijdragen. IL Deel, 1. — 4. Stiik. \s Gravenhage,
1867— 1868; 8o.
Keibliuger, Ig. Franz, Geschichte des ßenedictiner-Stifles Melk.
H. Band. 10. & 11. Heft. Wien, 1867 & 1868; 8o.
Königsberg, Universität : Akademische Gelegenheitssi'hriftcn.
1867. 4o. & 8».
Kremer, Alfred v., Geschichte der herrschenden Ideen des Islams.
Leipzig, 1868: 8».
Lund, Universität: ^c^^.'l866. Lund, 1866/1867; 4«.
Mittlieil ungen aus J. Perthes' geographischer Anstalt. Jahrgang
1868, V. & VI. Heft. Gotha; 4o.
Revue des cours scientifiques et littdraires de la France et de
Tetranger. V' Annee , Nrs. 25 — 29. Paris & Bruxelles,
1868; 4o.
Societe Royale des Antiquaires du Nord: Memoires. Nouvelle
Serie. 1866. Copenhague; 8». — Annaler. 1861—1863. Kjö-
benhavn; 8o. — Antiquarisk Tidsskrift. 1858—1860, 1861 —
1863. Kjöbenhavn; 8o. — Aarboger. 1866, 1.— 4. Hefte ^ Til-
laeg; 1867, 1. & 2. Hefte. Kjöbenhavn; 8^. — Clavis poeh'ca
antiqiiae linguae septemtrionalig. Hafniae, 1864; 8». —
»rz^iehiiiss der eingegangenen Druckschriflen. o*xu
Engelhardt, Cour., Kragehul Mosefuiid. i751— 1865. Kjö-
benhavii, 1867; 4o. — Atuagagdliutit. 1864—1868. 4o.
Society, The Royal, of London: Philosophical Transactions. For
the Year 1867. Vol. 157, Part I. London; 4o. — Proceedings.
Vol. XV, Nr. 93; Vol. XVI, Nr. 94. London, 1867; 8«.
— The Royal Asiatic, of Great Britain & Ireiand: Journal. N. S-
Vol. III, Part 1. London, 1867; 8o.
— The Anthropologieal, of London: The Anthropologieal Review
and Journal. Nrs. 20 — 21. London, Paris, Leipzig, Turin,
1868; 8».
— The Royal, of Edinburgh: Transactions. Vol. XXIV, Part. 3. 4».
— Proceedings. Session 1866—1867. 8o.
Verein für Geschichte und Alterthum Schlesiens : Zeitschrift.
VIII. Band, 1. & 2. Heft. Breslau, 1867 & 1868; 8o. — Codex
diplomaticm Silesiae , VIIL Band. Breslau, 1867; 4«. —
Grün ha gen, C, Regesten zur schlesischen Geschichte. Ab-
theilung III. Breslau, 1867; 4o.
— für meklenburgische Geschichte und Alterthumskunde: Meklen-
burgisches ürkundenbuch. IV. Band. Schwerin, 1867; 4«.
— für siebenhürgische Landeskunde: Archiv. N. F. VIL Band,
3. Heft; Vlll. Band, 1. Heft. Kronstadt, 1867; 8». — Jahres-
bericht lür 1866/1867. Hermannstadt; 8».
— histor., von Oberpfalz & Regensburg: Verhandlungen. XXV. Bd.
(XVII der neuen Folge.) Regensburg, 1868; 8».
Werner, Karl, Geschichte der katholischen Theologie. (Geschichte
der Wissenschaften in Deutschland. Neueste Zeit. VI. Band.)
München, 1866; 8«. — Geschichte der neuzeitlichen christlich-
kirchlichen Apologetik. (Geschichte der apologetischen und
polemischen Literatur der christlichen Theologie. V. Band.)
Schaffliausen, 1867; 8o.
van Wetter, P. A. H., Droit d'accroissement entre col^gataires.
(Memoire couronne.) Bruxelles, 1866; gr. 8.
Ui
SITZUNGSBERICHTE
DBR
KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN.
PHILOSOPHISCH -HISTORISCHE CLASSE.
LIX. BAND. IV. HEPT.
JAHRGANG 1868. — JULI.
i'ommisKioiiHlif rieht. 3d3
SITZUNG VOM 8. JULI 1868.
Der Secretär legi vor:
1. Eine Zuschrift 8r. Exeell. des k. k. Ministers des Innern,
Herrn Dr. i\ Giskra, betreffend die Unterstützung der deutschen
Nordpol- Expedition ;
2. eine Abhandlung des Herrn Prof. Dr. Fr. Schulte in Prag:
ytiter gallicum** , mit dem Ansuchen des Verfassers um Aufnahme
dieser Abhandlung in die Schriften der Akademie;
3. Eine Abhandlung des Herrn Job. Popu Flore ntinu in
Wien: „Der psychische Moment in der Sprachlautveränderung" , mit
dem Ersuchen des Verfassers um Aufnahme des Aufsatzes in die
Sitzungsberichte ;
4. Eine Abhandlung des Herrn H. Gradl in Eger: „Über die
zwei altdeutschen Spruchdichtermeister Spervogel" , mit dem An-
suchen des Verfs. um Aufnahme der Schrift in die Publicationen der
Akademie :
5. (Mue für die Sitzungsberichte bestimmte Abhandlung des c. M.
Dr. J. V. Zingerle in Innsbruck: „Lusernisches Wörterbuch*';
6. Ein Ansuchen des Koninklijk Institut yoor de taal-, land-, en
Yolkenkunde von Nederlandsch-Indie um Schriftentausch;
7. dessgleichen von der südslavischen Akademie in Agram:
8. ein Ansuchen des k. k. Gymnasiums zu Bochnia um Be-
theilung mit den Schriften der Akademie;
9. ebenso yon der akadem. Lesehalle in Leipzig;
10. eine Zuschrift des w. M. Herrn Prof. Dr. J. Vahlen, mit
dem Ersuchen, ihm aus der Triester Stadtbibliothek eine Hand-
schrift: ^ h}paeti€ticorum ad Pium IL Potil. Max. libri /F" zu
verschaffen.
3o4 CommiMionsbericht.
SITZUNG VOM 22, JULI 1868.
Der Secretär legt vor:
1. Eine Note Sr. Exeellenz des k. k. Ministers des Innern, Dr.
Karl Giskra vom 11. d. M. , betreffend ein Ersuchen Sr. Excell.
des k. k. Handelsministers um Überlassung von Schriften der
kaiserl. Akademie der Wissenschaften, welche anlässlich der bevor-
stehenden ostasiatischen Expedition zu Geschenken verwendet
werden sollen;
2. je ein Exemplar der von der kais. Akademie subventionirten
Werke: ^Fra Paolino de regimine rectorü,*^ herausgegeben von
dem c. M. Herrn Prof. Adolf Mussafia in Wien, und „Mongolische
Märchensammlung*' , herausgegeben von Herrn Prof. Dr. Bernh.
Jülg in Innsbruck;
3. ein Ansuchen des c. M. Herrn Prof. Dr. J. Zingerle in
Innsbruck um eine Subvention behufs der Herausgabe seines Luser-
nischen Wörterbuchs;
4. ein von der Commission zur Herausgabe lateinischer Kirchen-
väter befürwortetes Ansuchen des Herrn Dr. W. Hartel um eine
Subvention behufs einer im Interesse der Herausgabe der Werke
Cyprian's nach Frankreich zu unternehmenden Reise;
5. die Linguistik und Ethnographie betreffenden Beiträge der
w. M. Pfizmaier und Boller und des Herrn Prof. Dr. Fr.
Müller zu einer wissenschaltlichen Instruction für die ostasiatische
Expedition.
Schulte, iUr Gallicum. tiSS
Iter Galiieum.
Von Dr. Friedrich Schalte.
ord. ProfeHor tl«t caoonbchen and deutschen Rechta an der raiTenitIt Praf.
(Mit 4 Tafeln Schriftproben.)
t
In den folgenden Blättern liegt die nächste Frucht einer Reise
in Frankreich während derMonate März und April 1868,
welche ich zu dem Zwecke unternahm, die Handschriften jener Bi-
bliotheken zu untersuchen, welche meines Wissens noch gar nicht
oder duch nicht allseitig für das canonische Recht durchforscht
waren. Eine Geschichte der Quellen und Literatur des
Kirchenrechtes habe ich schon in der am 27. April 1856 ge-
schriebenen Vorrede zu meinem* ,,Sf Stern des allgemeinen kath.
Kirchenrechte s" als eine meiner Aufgaben hingestellt. Meine Ab-
sicht ist dabei gerichtet auf ein Werk, das den gesammten innern und
äussern Entwicklungsgang des canonischen Rechtes lehrt, also keine
blosse Schriftsteller- oder Bücher«- oder Sammlungsgeschichte gibt
vielmehr Stellung, Aufgabe und Einfluss des canonischen Rechtes von
seinen Anfängen als juristischer Disciplin vorführt, mit einem
Worte zeigt, wie, warum, wo, in welchem Gewände, mit wel-
chem Einflüsse aufdie Rechtsbildung überhaupt und was
das canonische Recht geworden ist. Meine verschiedenen,
der dogmatischen Behandlung des canonischen Rechtes gewidmeten
Monographien und Abhandlungen hielten mich zwar äusserlich von
dem Ziele ab. Indessen schien mir einerseits das nächste Bedürfniss
zu sein, das geltende Recht juristisch wissenschaftlich zu gestalten,
sodann eigene erschöpfende Behandlung des gesammten Stoffes
nöthig, um Ziel und Endpunkt dessen, was man durch die Ge-
schichte für die Rechtswissenschaft erreichen will, scharf aufzu-
35H Schulte
fassen. Ich gebe mich der Hoffnung hin, nach dieser Seite meine
Verpflichtung gegen die Wissenschaft in einer V^'cise gelöst zu
haben, dass ich in Zukunft arbeiten darf, wie mir Lust und Müsse
werden wird. Für die zweite Aufgabe that ich nach aussen hin den
ersten Schritt in meiner „Lehre von den Quellen d e s K i r c h e n-
rechtes" (1860), welche den Ausgangspunkt fixirt. den zweiten in
meinem „Lehrbuche des katholischen Kirchen rechtes**
(I. Aufl. 1863), das in einem Gerippe (Seite 31 — 113) der Litera-
turgeschichte auf Grund eigner und fremder Forschungen gab, was
möglich war nach Massgabe des durch den Zweck gebotenen Raumes.
Die grösste Schwierigkeit bietet der Umstand, dass nicht nur eine
grosse Zahl von Quellen und Schriftstellern Idos handschriftlich
existiren, sondern auch nur Jenen bekannt sind, welche so glücklich
waren, die betreflfendeu Handschriften selbst zu sehen. Ich bin fest
überzeugt, dass von hundert Personen, weiche Kirchenrecht lesen,
neunzig die weitaus meisten Quellen und über neunzig Hundertel der
schriftstellerischen Werke noch nicht gesehen, geschweige denn
durchgearbeitet haben, von den übrigen zehn aber nicht gar viele
handschriftliche Studien gemacht haben. So lange wir das hand-
schriftliche Material nicht erschöpfend, mindestens bis zu gewissem
Grade, kennen, sind unsere literarhistorischen Kenntnisse Stückwerk.
Denn der Einfluss einzelner Schriften, die nur in einigen, vielleicht
gar nur in einer Handschrift überliefert sind, kann gleichwohl über-
aus gross gewesen sein. Auch können wir erst dann das Verhältniss
der Quellen zu einander erschöpfend beurtheilen. Vor allem kann
nur dadurch festgestellt werden, .welche Bedeutung den einzelnen
Ländern und Völkern und Instituten auf diesem Gebiete zukommt.
Wie wenig kennen wir die Literatur des canonischen Rechtes des
Mittelalters trotz der trefflichen Arbeiten Sarti's, v. Savignys.
Phillips! Wie vieles Neue hat nicht Maassen bereits zu Tage
gefördert !
Das war das Object, welches ich, scheinbar ausschliesslich der
Dogmatik des Rechtes zugewandt, stets im Auge behielt. Seit Jahren
habe ich die Handschriften verschiedener Bibliotheken durchforscht.
Wie sich da immer Neues ergibt, dürfte meine Abhandlung über
die Decretalen zwischen Gregor IX. und Bonifaz VIll., die zuerst
die Gesetzgebung des 13. Jahrhunderts und ihre Verarbeitung ein-
gehend darlegt, die andere über die Göttweiger Summa legum.
Iter Gallicum. 35T
welche zeigt, dass das römische Recht in einem bis dahin ungeahnten
Umfange und Gewände schon im i2. Jahrhundert zum Gemeingutc
des Clerus gemacht wurde, endlich der zweite Theil meiner Schrift
über die Prager Canonen-Sammlungen lehren, worin der Beweis ge-
liefert ist, dass lange vorher, als Gratian zu Bologna lehrte und
schrieb, im südlichen Frankreich in wissenschaftlicher Weise
das canonische Recht verschmolzen mit römischem und einheimi-
schem betrieben wurde. Frankreich hat entschieden auf die innere
Entwicklung des Rechtes einen unendlich grösseren Einfluss ge-
habt, als man bisher annahm, wie ich denn überhaupt überzeugt bin,
dass dasselbe im Mittelalter In der Cultur Italien wenn nicht vorging,
so doch jedenfalls völlig gleichkam.
Soll der angedeutete Zweck erreicht werden, dann muss vorerst
das handschriftliche Material in der Weise bekann! sein, dass es
nicht blos Jenen, welche die Handschriften gesehen haben, zugäng-
lich ist, sondern Allen bis zum gewissen. Grade zu eigenen Arbeiten
bereit gestellt ist. Die gedruckten Kataloge und die in den Bibliothe-
ken befindlichen handschriftlichen sind nach meiner Erfahrung fast
ausnahmslos für den Fachmann ungenügend. Denn fast nie haben
Fachmänner die Handschriften der verschiedenen Zweige bearbeitet.
Sie bieten desshalb regelmässig grobe Fehler überall dort, wo nicht
aus der Handschrift unmittelbar Inhalt, Verfasser u. dgl. ohne weiters
erhellt. Auch sind sie gewöhnlich ungenau und mangelhaft, wenn eine
erschöpfende Bekanntschaft mit dem Stoffe und der Literatur dazu ge-
hört, den Inhalt im Einzelnen zu prüfen, oder bei Misccllanbänden die
oft ohne jede äussere Unterscheidung an einander gereiheten Stücke zu
kondern. Endlich ist wohl nie in denselben bei den etwa bekannten oder
gar bei den in Drucken zugänglichen Werken auf jene Punkte Rück-
sicht genommen worden, welche gerade durch Einsicht in verschie-
dene Handschriften festgestellt werden müssen. So müssen die Hand-
schriften der Art bekannt gemacht werden, dass jeder Fachmann auf
die Publikation hinarbeiten kann. In dieser Intention habe ich die cano-
nistischen Handschriften von fünf niederösterreichischen Stiftsbiblio-
theken beschrieben und bereits einen Katalog von über 300 Prager
canon. Handschriften veröffentlicht, und werde ich andere nach-
folgen lassen. Es zeigt sich, dass keine bisherige Specialforschung
erschöpfend ist. So, um nur Einiges hervorzuheben, sind Hi nschiu s
eine Reihe pseudoisidorischer Handschriften entgangen, und ist auch
358 Schult«
Maassen bei aller Genauigkeit nicht in den Besitz des gesainmten
Materiales gelangt. Es wird mir eine rechte Freude sein, dadurch
fremde Forschungen zu unterstützen; denn, wenn irgendwo, ist hier
das viribus unitis nöthig. Gern bin ich desshalb auch bereit,
Anfragen, von wem immer sie kommen, wie mein ziemlich reiches
Material gestattet, zu beantworten.
Diese Schrift beschreibt nun die in dreizehn französi-
schen (und einer schweizerischen) Bibliotheken be-
findlichen canonistischen Handschriften. Auf die Hand-
schriften des canonischen Rechtes beschränke ich diese Mittheilung,
um einmal Abgeschlossenes zu bieten, sodann um nicht durch An-
häufung fremden Stoffes der Übersichtlichkeit und mithin der
Brauchbarkeit Eintrag zu thun. Bei Miscellanbänden erfordert die
Vollständigkeit, dass auch das nicht Hergehörige mitgctheilt werde.
Die zeitliche Grenze bildet im Allgemeinen die Erfindung der
Buchdruckerkunst, im Besonderen der Umstand, dass ein Werk bei
seinem Erscheinen durch den Druck bekannt geworden ist. Werke,
die über das 15. Jahrhundert hinaufgehen, habe ich nur zufälliger-
weise angeführt, sonst nur für mich selbst notirt und benutzt. Genf
habe ich beigefügt, weil dessen canonistische Handschriften so gut
wie unbekannt sind und weil es von mir bei dieser Gelegenheit be-
sucht wurde. Man wird hoffentlich nicht übel nehmen, dass ich dess-
halb keinen andern Titel gewählt habe.
Bei der Bearbeitung leiteten mich die dargelegten Gesichts-
punkte, wovon ein Blick überzeugen dürfte. Soweit die äussere
Beschreibung in Betracht kommt, genügt die Angabe über
Format, Ma'terial und Alter für meinen Zweck vollkommen.
Notizen über die Schreiber, frühere Besitzer, Art der Ent-
stehung, Quellen der Handschriften u. dgi., weiche aus
den Handschriften zu entnehmen sind, halte ich aber für wesentlich
und desshalb sachlich geboten, zumal sie manche Fragen der Litera-
turgeschichte schlagend beleuchten.
Die gedruckten Kataloge tragen mehr oder minder die
gerügten Mängel an sich. Man wird sich sofort davon überzeugen.
Manche Verstösse habe ich notirt. Ich will damit dem Werthe der-
selben, besonders dem von Angers, Carpentras und Chartres
nicht zu nahe treten. Schwierig ist, wie man sich einem gedruckten
Kataloge gegenüber verhalten soll. Will man blus berichtigen und ergän-
Iter Gallicum. odcf
zen, so setzt man einmal Jeden in die Nothwendigkeit, sich den Kata-
log selbst zu verschaffen, da ich keine deutsche Bibliothek kenne,
welche alle hat; ferner würde man kein abgeschlossenes Werk liefern.
Dazu kommt» dass eine solche Arbeit den beabsichtigten Zweck
geradezu verfehlte, weil der Einzelne sich erst mühsam aus ver-
schiedenen Arbeiten ein Ganzes machen müsste. So habe ich denn
die Arbeit dermassen eingerichtet, dass für das canonische Recht die
Kataloge vollkommen entbehrlich sind. Was die Genauigkeit
meiner Mittheilungen angeht, so wird sie hoffenflich aus der
Schrift selbst einleuchten und nach meinen bisherigen Leistungen
wohl angenommen werden dürfen.
Handelt es sich um bekannte Werke, so habe ich
mich auf die blosse Angabe der Handschrift und jene Punkte be-
schränkt, die aus Handschriften festgestellt werden müssen. So
scheint es mir, um ein Beispiel zu geben, jetzt möglich, bestimmt zu
entscheiden, ob Raymund das 4. Buch seiner Summa casuum
gleich anfänglich als einen eigenen Traktat ausgeschieden hat oder
nicht. Bei unbekannten Werken oder solchen, der en Ver-
fasser ich noch nie h tangeben kann, habe ich geboten, was
zur Beurtheilung erforderlich schien. Bezüglich mancher, insbeson-
dere Quellenwerken, sind eingehende Mittheilungen oder ge-
radezu Verarbeitungen gemacht worden zu dem doppelten Zwecke,
sie Anderen zugänglich zu machen und meinen späteren auf sie zu
stützenden Abhandlungen als Grundlage zu dienen. So dürfte z. B.
das her gallicum geeignet sein, die Forschung über die Decretalen
des 13. Jahrhunderts mit Zuhülfenahme des bereits von mir Publi-
cirten zum Abschlüsse zu bringen; für die auf Pseudoisi-
dor unmittelbar ruhenden Sammlungen, sowie für die Bedeu-
tung desselben und die Frage nach seiner Herkunft Wesentliches
leisten, die Forschungen über die Compilationes antiquae bedeutend
fordern u. s. w. Wenn ich nicht alle Studien gebe, so liegt der
Grund wahrlich nicht darin, mir die Ausnützung zu sichern, sondern
in der Nothwendigkeit, den Umfang nicht zu sehr auszudehnen. Ein-
zelne Werke habe ich übergangen, wenn es völlig gleichgültig ist,
zu wissen, ob eine Handschrift mehr existirt oder nicht, wie z. B.
Handschriften des Decrets Gratian's und der Decretalen aus dem
15. Jahrhundert u. dgl. Übrigens ist jede Bibliothek vollständig
beschrieben, wofern ich nicht das Gegentheil hervorgehoben habe.
300 Schalte
Die Bibliotheken sind in derselben Reihenfolge besprochen, in
welcher ich sie besuchte. So behielt die Arbeit ihren historischen
Charakter und bot die Möglichkeit, gleich auf der Reise selbst begon-
nen zu werden. Um aber die hierans entstehenden Nachtheile zu
verhüten und das Material leichter zugänglich zu machen, gebe ich
kein blos alphabetisches, sondern ein sachliches tnhaltsver-
zeichniss. So ist man sofort in der Lage, zu beurtheilen, ob sich
etwas vorfinde oder nicht.
Man wird vielleicht fragen, wesshalb ich nicht noch andere den
genannten nahe liegende Bibliotheken besucht oder angeführt habe.
Aus eigener Anschauung oder genauer Krkundigung und gestfitzt
auf die Mittheilungen von H änel u. a. kann ich sagen, dass nichts
bieten die Biblotheken von: Chambery, Vienne, Valence. Orange.
Arles, Tarascon, Cette, Tarbes, Carcassonne, Pau, Bavonne. Bor-
deaux, Angoul^me, Le Maus. Städte, in denen ich mich aufhielt. Wer
solche Reisen macht, zumal, wenn er wie ich auf seine eigene Kasse und
eine bestimmte Zeit :tngewiesen ist, weiss, dass der Besuch eines von
der Hauptroute abliegenden Ortes zu leicht Opfer an Geld nmi Zeit
kostet, welche mit dem Resultate in gar keinem Verhältnisse stehen.
Desshalb hielt ich mich auch in Poitiers nicht auf, da ich in den
letzten vier Orten reiche Ausbeute erwarten durfte. Hotfentlich wird
eine zweite Reise mich in alle noch nicht besuchten Bibliotheken des
mittleren und nordlichen Frankreichs fuhren.
Ein Wort sei mir noch vergönnt, das Jedem lieb sein wird, der
dieselbe Reise unternehmen will.
Jene Städte haben ihre Bibliotheken der Säkularisation zu dan-
ken. Der V'andalismus der Revolutionszeit hat einen grossen Theil
der unermesslichen Schätze Frankreichs zerstört. In den letzten vier
Decennien haben die Städte viel gethan. Nicht nur sind allenthalben
die Bibliotheken öffentliche, jedem zugänglich, mit ausreichenden,
einzeln grossen und schonen Lesezimmern versehen, sondern haben
auch durchweg gebildete Bibliothekare. Zwei Dinge aber sind es,
welche ihre Benutzung wesentlich erleichtern und ermöglichen, dass
man in kürzester Zeit, in einem Tage oft mehr, als anderwärts in
der dreifachen leisten kann. Das Erste ist die treffliche Zeitein-
theilung. Die Bibliotheken sind geöffnet: G renoble täglich
ausser Freitags von 11 — 4; Lyon täglich 11 — 4; Carpentras
(ausser Mittwoch) 10 — 12 und 2 — 4; Avignon (ausser Mittwoch
Her Gallicum. 361
0
und Sonnabend) 10—4, (6—9); Marseille taglich 9—12, 2—4,
(7 — 10); Nimes 11 — 3; Montpellier Universitätsbibliothek
(ausser Mittwoch) 12 — 4, (6 — 8), Sladtbibliothek (ausser Don-
ner.stag) 11 — 3 (ß^/z — 9); Toulouse (ausgenommen Montag)
10 — 3; Tours (ausgenommen Montag und Samstag) 12—4; An-
gers 10 — 4; Alengon 12 — 2; Chartres Montag, Mittwoch,
Freitag 11—3. Über die Entstehung der Bibliotheken u. s. w. ver-
weise ich auf Haenel und die gedruckten Kataloge. Die Lokale an-
zugeben ist überflüssig, da man sie in jedem Gasthofe erfahren
kann. — Das Zweite ist die Liebenswürdigkeit, nicht genug
zu rühmende Gefälligkeit und Zuvorkommenheit, mit
welcher man von Seiten der Bibliothekare wie über-
haupt der Beamten aufgenommen und behandelt wird.
Man holt ohne jede Beschwerde auf die leiseste Bitte eine Hand-
schrift, ein Buch um das andere herbei. Hierdurch wird ersetzt, was
man sonst bitter empfände, die in einzelnen Bibliotheken nicht für
den Mann der Wissenschaft berechnete Vorschrift, nur stets eine,
höchstens zwei Handschriften zu geben. Indessen hat man mir allent-
halben, wo ich es nöthig hatte, die Benutzung an Tagen und zu
Stunden gestattet, wo die Bibliothek geschlossen ist, so dass ich bis-
weilen von 8 bis 6, 10 — 6 arbeiten konnte. Und doch mussten so jene
Männer ihre Zeit opfern, welche mehrfach das Amt nur als Ehren-
amt ohne Besoldung bekleiden. Aber auch brieflich ertheilte mau
mir Auskünfte, so dass es möglich war, die Zeit aufs beste zu be-
nutzen. Diese Reise, insbesondere wenn ich bedenke, mit welchen
Schwierigkeiten man anderwärts bisweilen zu kämpfen hat, gehört
zu den schönsten Erinnerungen meines Lebens. Und so sage ich aus
vollem Herzen den aufrichtigsten Dank allen Vorständen der be-
suchten Bibliotheken, insbesondere Mr. Patru in Genf, Mr. Robert
Conservateur-adjoint in Grenoble, Mr. Bar res Bibl. von Carpentras,
M. Kühnholtz-Lordat Prof. et Bibl. de la facult^ de mdd. von
Montpellier, Mr. Paulin Blanc Cons. de la bibl. du mus^e Fahre da-
selbst, Mr. Lemarchand Cons. adjoint von Angers, Mr. Daulne
Bibl. von Alen^on. Zu ganz vorzüglichem Danke bin ich verpflichtet
Mr. Aug. Deloye Cons. de la bibl. et du musee Calvet zu Avignon,
Mr. Dorange Bibl. von Tours, Mr. de Mianville President des
conservateurs de la bibl. de Chartres und den übrigen Herrn Consep-
Silzb. (1. phil.-bist. Cl. LIX. Bd. IV. Hfi. 25
362 Schulte
•
Valoren, da diese Herren mit einer Gefälligkeit sich benommen haben,
welche ich nicht genug anerkennen kann.
Möge es mir gestattet sein, Sr. Excellenz dem k. k. Minister
des Kultus und Unterrichtes Herrn Dr. Ritter von Hasner meinen
warmen Dank dafür abzustatten, dass er, bestrebt, wissenschaftliche
Forschungen zu unterstützen, dem ehemaligen Collegen auf die zu-
vorkommendste Weise eine Empfehlung verschaffte. Hätte ich deren
auch aus den angegebenen ehrenden Gründen nicht unbedingt
bedurft, so darf gleichwohl mein Dankgefuhl sich nicht vermindern,
das mich antreibt zu schliessen mit dem ergebensten Danke für die
Güte, womit Se. Excellenz Mr. Duruy, Ministre de T In-
struction Publique, durch die Übersendung eines offenen und
auszeichnenden Empfehlungsschreibens meine Bestrebungen zu för-
dern geruht hat.
Her Gallicum. 363
Verzeichniss der abgekürzt angefahrten Werke.
I. lataloge.
a. Über allp! Bibliotheken: Catalogi lihrorum manuscriptorum,
qui in bibliothecis Galliae cet. asservantur, nunc primum editi a D. Gustave
Haene). Lipsiae, MDCCCXXX. in 4<>. — Diese Kataloge, welche nur die Hand-
schrift benennen, seltener Alter u. a. w. angeben, sind dazu geeignet, einen
ungeftihren Anhaltspunkt dafür zu bieten , ob man etwas zu finden hoffen
dürfe.
Specialkataloge.
b. Angers. — Catalogue des Manuserits de la Bibliotheque d*An-
^ers par M. Albert Lemarchand Conservateur-Adjoint. Angers. 1863.
510 Seiten 8o.
c. Avignon. — Waitz im Archiv der Gesellschaft für filtere deutschf
Geschichtskunde etc., herausgeg. von G. H. Pertz, Bd. 7, Seite 208 AT. bietet
für canonisches Recht nichts.
d. Carpentras. — Catalogue descriptif et raisonne des Manuserits de
la Bibliotheque de Carpentras par C. G. A. Lambert Bibliothecaire. Carpen-
tras 1862. 3 Tomes in 8«. prix 25 fr. Waitz a. a. 0. Seite 207 flg.
e. Chartres. — Catalogue des Manuserits de la Bibliotheque de la ville
de Chartres. Chartres 1840. 211 Seiten So. prii 5 fr. Im Archiv VIII. S. 385 ff",
sind die canonischen nicht behandelt.
f. Geneve. — Catalogue raisonne des Manuserits conserves dans la
bibliotheque de ia ville et r^publique de Geneve par Jean Senebier.
A Geneve 1719. Pertz im Archiv a. a. 0. S. 176 flg. nur nach Senebier,
für meinen Zweck nichts.
g. Lyon. — Manuserits de la bibliotheque de Lyon ou Notices sur leur
an^iennite cet. par Ant. Fr. Delandine, Paris 1812, 3 tomes in S^. Für
meinen Zweck ungenügend. Waitz a. a. 0. S. 210 AT. Maassen Bibl. jur. can.
IlL S. 170.
h. Montpellier. 1. Ecole de m^decine. Catalogue g^n^ral des
Manuserits des biblioth^ques publique« des dSpartements publie sous les
auspices du Ministre de Tlnstruction publique. Tome premier. Paris, Imprimerie
nationale. MDCCCXLIX. 4«. T. L pag. 280 sqq. Gemacht von Li bri. Waitz.
a. a. 0. Seite 191 flg.
2. Bibliotheque de la ville, daselbst I, Seite 259 sqq. Waitz a. a. 0.
S. 206 flg.
25*
364 Schulte
t. Nismes. ~ Catalogue de la Bibliolheque de Nimes par feu A. A. Lio-
tard revu par Ch. Liotard. Nimes 1861, 3 vol. 8. Manuscripte (circa 3.iO) im
1. und ein Nachtrag im 3. Bande. Die Nummern laufen mit denen der gedruckten
Bücher, deren gegen 80.000 sind, fort.
Der Katalog von Tours, welchen Herr Do ränge anfertigte, ist im
Druck. Ich habe demselben ein Verzeichniss der canonistischen Handschriften
ubersandt.
II. Sonstige Werke.
Acheril Lueae, Veterum aliquot scriptorum qui in Bibliolhecis, maxime Benedic-
tinorum latuerant, Spicilegium. Paris, cdit. in 4^^. MDC.
Ant^nii Augustini Episc. Ilerdens. Antiquae Deere talium Collectiones
comroentariis et emendationibus illustratae cct. Paris. MDCXXL fol.
Ballerlnii Petr. et Hieron. fratr.. De antiquis tum editis tum ineditis Collec-
tionibus et Collectoribus Canonum ad Gratianum usque tracta-
tus in quat. pari, distrib. in: Leonis M. Opera, Appendix. Tom. Hl. Venet.
a. MDCCLVH. fol.
Baluilos Steph. , Capitularia Regum Francorum cet. Paris.
MDCLXXVH. 2 Tomi fol.
CaTe Guil., Scriptorum ecclesiasticoruro Historia literaria cet.
Colon. Allobrog. MDCCXX. fol.
Coilecllo Canonum Ecclesiae Hispanae ex probatiss. ac pervetustis
codieibus nunc primum in lucem edita a Publ. Matritensl Bibliotheca.
Matriti a. d. MDCCCVHI. Epistolae Decretales ac Rcscripta Ro-
manorum Pontißcum. Matriti a. d. MDCCCXXL fol. Als 1 und II citirt.
Hlnscblus Paul, Decretales Pseudo-Isidorianae et capitula Angilramni.
Ad fidem libr. manuscr. rec. fontes indicavit commentationcm de collec-
tione Pseudo-Isidori praemlsit, Lips. MDCCCLXHI. 8^.
JaflT^ Phil., Regesta Pontificum Romanorum ab condita ecciesia ad
annum post Christum natuiu MCXCVHI. Beroi. MDCCCLI. 4».
Laspejres Ern. Ad. Theod., Bernardi Papiensis Faventini Episcopi
Summa Decretalium. Ad libr. manuscr. 6dem cum aliis eiusd.
scriptoris anecdotis, Ratisbon. MDCCCLX. 8«.
Haassen Fried., Bibliotheca latina juris canonici manuscripta
Erster Theil. Die Canonensammlungen vor Pseudoisidor. II. Frank-
reich. Wien 1867.80.
— BeitrSge zur Geschichte der juristischen Literatur des
Mittelalters, insbes. der Decrctisten-Literatur des XII. Jahrh. Wien
1857. 80.
— Paucapalea. Ein Beitrag zur Literaturgeschichte des canonischen
RechU im Mittelalter. Wien 1859. 8o.
Haosl Dom., Sacrorum Conciliorum nova et ampl. collect, cct Edit. Florent.
Oudlnos Casim., Commentarius de ScriptoribusEcclesiae antiquis
cet. Francof. ad Moenum, MDCCXXII, 3 T. fol.
Perti. Archiv. Siehe Katal o ge.
Iter Gallicum.
365
Perti. Monumenta Germaniae historica ... Leguin Tom. LMDCCCXXXV,
Tom. ir. MDCCCXXXVir. Hanno?, fol.
Phillips Geor$r> Kirchenrecht» Vierter Band, Re^ensb. 1851 in 8®.
Possefinus Ant.» Apparatus sacer cet. Colon. Agripp. MDCVIIL, 2 voll. fol.
Pottbast Aug., Bibliotheca hist. medii aevi. Wegweiser durch die Geschichts-
werke des Europ. Mittelalters von 375—1500 cet. Berl. 1862. 8o. S u p pI e-
ment 1868.
Qoetlf Jac. et £cliard Jac, Scriptores Ordinis Praedicatorum recen-
siti cel. Lutet. Paris. MDCCXIX, XXI. 2 voll. fol.
Savignj von» Fried. Carl, Geschichte des Römischen Rechts im
Mittelalter, Zweyte Ausgabe, 7 Bde. in 8«. Heidelb. 1834—1851.
Schuhe Fried.. Die Lehre von den Quellen des kathol. Kirchen-
rechts, Giess. 1860. 8o.
— Lehrbuch des kathol. Kirchenrechts und dessen Literatur-
geschichte. Zweite Auflage. Giessen, 1868, 8®.
— Die Dekretalen zwischen den Decretales Gregorii IX und
Liber VI. Bonifacii VllL cet. Wien 1867. 8«.
— Die canonistischen Handschriften der Bibliotheken ... in
Prag. Prag. (Aus dem Actenbande der k. bdhm. Gesellsch. d. Wiss.)
1868. in 40.
Steffenhagen Aem. Jul. Hugo» Catalogus codicum man u Script or um
b i b I. re^. et uni vers. Reginiontanae. Fase. I cod. ad jurisprud. perün.
cet. Rcgim. MDCCCLXL in 4o.
Stintiing Ro<ierieh, Geschichte der populftren Literatur des römisch-kanonischen
Rechts in Deutschland am Ende des fünfzehnten und im Anfang des
sechszehnten Jahrhunderts. Leipzig J867 in 8®.
Thiel Andreas, Epistolae Romanorum Pontificura genuinae et quae ad eos scriptae
sunt a S. Hilario usque ad Pclagium 11. . . . Tom. L Brunberg. 1868. 8^.
Die fortlaufenden Nummern vertheilen sich auf die Bibliotheken:
Alenpon
Nummer CC. bis CCX11L
Angers
n
CLXllI. „ CXCIX.
Avignon
•»
LIII. „ Lvni.
Carpentras
»»
XLIV. „ LH.
Chartres
»
CCXIV. „ CCLXXVUI.
Geneve
u
L « VI.
Grenoblo
♦»
vn. „ XXV.
Lyon
n
XXVI. „ XUII.
Marseille
n
UX. „ LXVl.
Montpeiiieri
, Stadt
n
Lxxxvm r, xci
w
Universität
n
LXX « LXXXVII
Nimes
n
Lxvn. „ LXIX.
Toulouse
n
XCII. „ ci.
Tours
»
eil. „ CLII.
366 8 c h u i t t
I. Genöve.
Bibiiothique de U ville.
I. — Num. 59., fol., mbr., saec. XIV. Derselbe enthält:
a. Decretales Gregorii IX. mit dem Apparatus (Glossa
ordinaria) und vielen späteren Zusätzen.
b. Die Sammlung der Dekretalen Innoeenz IV. Sie reihen
sich als selbstständiger Theil auf einer neuen Seite beginnend an,
sind am oberen Rande gleich denen Gregors mit beziehungsweise
I. II. III. V. (liber) bezeichnet; desgleichen steht regelmässig die
Titelrubrik.
Die Ordnung der Sammlung ist folgende. Nach der Rubrik :
«Innoc. Ilir in conc. Lugd.' liber primus de rescriptis.**
steht die Bulle für Paris, darauf die Dekretalen , verglichen mit der
Reihenfolge meiner angeführten Abhandlung S. 705 ff. also : 1 — 6,
8—18, 20 [Ad hoc per quandam epist. f. r. cet.J 19. 21. 22.
25—27, 31. 32. 34-40, 30. [Non solum in favorem]. Es fehlen
also 7. 23. 24. 28. 29. 33. 41. 42. Das letzte cap. non solum ist
ohne Rubrik angehängt worden.
Vor c. 12. steht als Rubrik: Innoc. IV in conc. lugd. I. II. de
judiciis, vor 31: Innoc. de cens. et procur. lib. III; vor 32: Innoc.
IV. in conc. lugd. libro V. de hom.
Die Cflogge fehlt bei den capita 15. frequens, 32 pro hu-
mani, 30 non solum; letztere beiden sind, wie a. a. 0. S. 708
Note 23, 760 ff, bemerkt wurde , regelmässig nicht glossirt worden.
Sie beginnt: „Cum in multis . . bene. nam omnes expressi in lit.
conveniuntur praeter illos quatuor. credimus tamen.** Vergleicht man
damit das a. a. 0. Seite 770 Mitgetheilte . so scheint der Codex die
Glosse des Petrus de Sampsone zu enthalten.
n. — N. 60. fol. membr. saec. XIV. Decretum Gratiani
mit der Glossa ordinaria. Der Codex hat prachtvolle Miniaturen.
in. — Nr. 62. fol. membr. Originalstatuten der Genfer Kirche
und des Capitels von 1483.
IV. — N. 71. fol. Chart. s. XV. „Ista est lectura domini lohannis
Anton ii de Grassis doctoris qui legit in studio [unleserlicher
Name] ultra montes et interpretis legum. In primo libro decretalium
Iter Gallicum. 367
die lunae XXV. Octobris anno dorn, inillesimu IUP XXVIII habeo alias
varias (?) lecturas.
V. — N, 126. fol. Chart. 2 voll. Registrum epistolarum Amadei
episeopi Sabiuensis von 1449 bis 1459.
VI. — 38 und 38' chart. s. XV. Manipulus euratorum des
Guido de Monte Rocherii.
II. Grenoble.
Biblioth^que de la ville. >
Vn. — Num. 11. (Katal. num. S19), fol. maj.» membr., saec.
XII. DecretumGratiani. Der Anfang fehlt, die Handschrift be-
ginnt in can. 6. §. 3. verbo nequaquam D. IV. Sie hat keine den
Text erläuternden Glossen, sondern nur Verweisungen am Rande auf
das Dekret selbst, auf Bu rchard*s Dekret, das römische Recht und
die Bibel. Nachgratianische Dekretalen habe ich nicht citirt gefunden.
Vin. — N. 34. (Kat. 517). fol. maj., 2 Col. zu 51 Zeilen,
membr., saec. XII. Decretum Gratiani ohne Glosse geht aber
nur bis zur C. XIXV. qu. 7. dictum Grat, zu can. 3 liquido appa-
ret. Die Randbemerkungen enthalten durchweg dieselben Citate
als die vorher genannte Nummer; die Randnoten sind stets bezeich-
net mit D. Heiee haben prachtvolle Initialen byzantinischen Styles.
In dieser Handschrift enthält fol. P und die 7 folgenden eine
Einleitung zum Dekrete, welche aufängt: „In prima parte agi-
tur de iusiitia naturali et positiv« tam constituta quam inconstituta,
quae cui praeponatur. de iure civili et ecclesiastico, quod cui praefe-
ratur. de auctoritate etiam canonicarum scripturarum , conciliorum
tam generalium"« cet., und eine kurze Inhaltsangabe bietet. Das
Dekret fängt an: „Concordantia discordantium canonum ac pri-
mum de jure Constitution um et natura e**. Regelmässig ist im
Eingange der Causa deren Materie durch ein Schlagwort bezeichnet,
z. B. :
lucipit I. causa, in qua de simoniacis agitur.
ine. II. de episcoporum accusatione.
ine. III. in qua agitur de expoliatis.
ine. IV. de accusatione et primum de ex com.
ine. V. de accusatione.
368 Schulte
inc. vi. de accusat. symoniacorum.
ine. VII. de substitutis.
inc. VIII. in qua de episcopis agitur qui successores sibi insti-
tuunt.
ine. IX. de episcopis excommunicatis. cet.
XVII. de sacerdotibus.
XVIII. de monachis.
XXIII. de haereticis.
Der Arbor consanguinitatis ist geseicbnet anf dem Ge-
wände eines Mannes mit einer Krone und wird von demselben mit
beiden Händen gehalten. Ein früherer Bibliothekar (Champollion,
Bruder des Bekannten) hat die Figur für Gratian*s Portrait gehalten
und dies im Codex notirt.
Die Handschrift hat folgende Paleen i):
I. in der Pars prima.
c. 4. D. V. — c. 1. D. XIX. — c. 5. D. XXV. — c. 7. D.
XXVH. — c. 8. D. XXXI. — c. 2. D. XXXII. — c. 5. 6. 7. D.
XXXV. — c. 13. 14. 15. D. XXX Vm. — c. 6. 7. D, XLII. — c. 7.
D. XLIV. — c. 13. 23. 24. 52. D. L. — c. 31. 32. D. LXIII. — c.4.
D. LXVIII. — c. 2. D. LXXVin. — c. 21. D. LXXXI. — c. 11. 12.
13. D. LXXXVIII. — c. 12. D. XCVL, also in Pars prima nur 28
anstatt 61 (bei Richter).
II. in der Pars secunda.
c. 6. C. I. qu. 4. — Causa II. qu. 1. c. 8. 9., qu. 4. c. 6., qu,
6. c. 17. 29. — Causa X. qu. 2. c. 3. — XL qu. 1. c. 3. 45. — XII.
qu. 2. c. 31. — XVI. qu, 7. c. 3. — XX. qu. 1. c. 10. also bis zur
C. XXIV. einschliesslich nur 12. während es 72 (Richter) gibt.
Bemerkt sei uoch.dass in Dist. XXVII. das c. 7. mit c. 4. eines
bildet, dessgleichen in D. XXXI. cap. 4 und 5., LXXI. c. 21 und 20,
in C. IV. qu. 4. c. 3. noch ein Citat aus Cod. Just. lib. IV. tit. de pro-
bat, steht, das sonst als Palea zu c. 2. qu. 5 „accusaior^ erscheint,
in C. X. qu. 2. dix capp. 2. und 3. zusammengezogen sind.
Es unterliegt demnach wohl keinem Zweifel, dass die Hand-
schrifr zu den älteren gehört und von einer gemacht wurde , welche
noch keine Glossen im eigentlichen Sinne hatte.
9 Ich nehme hier jene SteUen als solche an, welche in der Ausgabe von Richter
ala Paleae bezeichnet sind. Vgl. deren Znaammenstellung in meinen QucHen des
Rirchenr. S. 327.
Iter Galiicum. 3Ü9
Das Decretum Gratiani enthält auch num. 62 (518) fol.membr.
s. XV.
IX. — N. 16. Standnummer (S20 Katalogsnummer), fol. membr.
s, XII. — 33 Lagen zu 8 Blättern; je 2 Col. zu 5S Zeilen.
DecretalesPseudoisidorianae. Der Codex ist Hins cbius
nicht bekannt. Seine Gestalt ist folgende :
„In nomine domini nostri Jesu Christi incipit praefatio sancti
Ysidori hispani episcopi in decretis pontificum. Isidorus pecca-
tor cet.
1. Ordo de celebrando concilio.
2. Breviarinm canonum XXXII. num. umfassend.
3. Epistola Constantini Augusti.
4. Ineipiunt tituli canonum apostolorum numero quinquaginta.
Plura capitula ab apostolis constituta cet. Incip. eccl. reg. sauctorum
apostol. prolatae per dementem eccl. Rom. Pont, ex graecis cet. Die
50 ersten canones apostolorum.
5. Epist. Aurelii ad Damasum und rescriptum Damasi.
6. Hierauf in derselben Reihenfolge wie in der Ausgabe von
Hinschius die Papst-Rriefe von Clemens bis auf Melchiades mit
der Abweichung» dass Cornelius nicht zwei, sondern drei hat. Der
dritte ist eine epist. Cornelii ad s. Cyprianum.
7. Exemplar constituti domini Constantini imperatoris. Inc.
capitula (6).
Der nunmehr folgende, die Concilien enthaltende Theil, bietet
eine Anzahl von Eigenthümlichkeiten, wesshalb ich seinen Inhalt genau
mittheile.
1. 1. Quo tempore actum sit nicaenum cone.
2. Praefatio nicaeni conc. — Canones. — Subscriptiones
(318) episcoporum. Expl. nomina episcopor. nie. conc.
II. Ineipiunt decreta quaedam ex synodalibus gestis sancti
S i 1 V e s t r i papae. 1 0 capp.
III. Synodus Constantinopolitana . . . Subscriptio . .
Expl. Can. Conc. Constant.
IV. Incipit Cone. Ephesinum.
1. ^Incipit translatio primi Ephesini concilii; tracta-
tus primus beati Cyrilli Alexandrini Episcopi de incarnatione
dni. ad totius Aegypti monachos contra Nestorium Constan-
tinopolitanum Episcopum. Veneruntquidem...
370 Schulte
2. Coiitestatio publice proposita. missa Coustaniinopolim a
C y r i 1 1 ü Alex. Episc. contra Nestor. C o iii ii r o a c c i p i e n t e in li a e c.
Maiisi IVcoi. 1007 mit anderer Übersetzung. Baluze I. c. pag. 402.
3. Ep. Cyrilli Alex, urbis Ep. ad Nesloriuin Ep. Coust.
Rever. et dei cultori . . , Viri modesti.
4. Inc. Ep. Nestorii Const. Ep. ad Cyr.llum Ep. Rev. et
dno amabili cet. nihil.
5. Ep. Celestini papae ad Ne.storium. Dilectiss. fratri
Nestorin Celestinus . . . Aliquantis.
6. Eiusd. Celestini ep. ad Clerum et populuin Const . . . Ce-
lest. ep. patribus et diaconibus cleri dei . . Ad eos mihi.
l.Celestin. . Johanni Antiocheno, Juvenali Hierosol., Ruso
Tessal. Flam. Phil. Optaremus.
8. Celestinus adCyrillum. Carissimo Cyrill» Celest. Tri-
stitiae uostrae.
9. Cy rill US ad Acaciuni beroeae. Domino meo . . Vehe-
menter.
10. Acacius ad Cy rill um .... Domino meo per omnia
sancto ... Legi lite ras.
11. Cyrillus . . Juvenali hierosolym. Optabam.
12. Cyrillus ad quendam zelotem. Novimus tuae dilec-
tionis sinceritatem.
13. Cyrillus .. ad Johannem Antioch. Ep. .. . Cognovit
0 m n i u 0.
14. Johannes Ant. ad Nestorium . . . Domino meo amabi-
lis cet. Meam intentionem.
15. Ep. synodica Cyrilli Alex. Ep. ad. Nestorium . . .
Salvatore nostro dicente.
16. Ep. eiusd. scripta ad Clerum et populum Const. Di-
lectiss. et desiderabil.
17. Ep. Imperatorum ad Cyrillum Alex. ep. imp. Cesares
Theodosius et Valentinianus . . .
18. Item Ep. Imper. ad Cyrillum ep.
1 9i Ep. J 0 h a n n i s Ant. ep. ad C y r i 1 1 u m ep. , cum iam sacrum
concilium convenisset. Domino meo amabili et sanctiss.comministro. . .
20. Exemplar monumentorum quae gesta sunt in
epheso a sancto concilio. super depositione Nestorii.
Post consulatum cet.
k
Itcr Gallieiun. ,^71
Darauf folgen die bei Bai uze p. 466 sqq., Mausi IV. eol.
1183 sqq. abgedruckten Zeugnisse, anfangend mit: Petri saneti
episcopi et martiris ex codice de deitate . . . Athanasii s. ep.
Alex, de codice contra Arrianos u. s. w. bis zu dem letzten in col.
1207. Hervorgehoben sei noch, dass die Handschrift anstatt >^it
Mansi col. 1198 ex quaternione XXI. hat „de quaternione IUI.''
col. 1202 nicht „de quat. VI. Perpende**, sondern: „de quat. XVI.
Considera"*, col. 1203 nicht „ex quat. XVI. hie est"*, sondern „de
quat. XV. iste«, endlich col. 1206 nicht „ex quat. XVII. unde**, son-
dern „de quat. VII."
2t. Ep. Caprioli Carth. ep. ad. syn. Ephesin . . . Op-
tabam.
22. Sententia prolata a s. conc. contra nestorium.
Sancta syn. dixit.
23. Dammatio missa ad faeiem eins altera die damnatiunis
eins. S. Syn. quae gratia dei secundum sanctionem . . .
24. Definitio prolata a s. et univ. conc. Eph. contra prae-
sumentes vel docere aliquid vel scribere contra definitionem expositae
fidei a CCCXVIII. patribus. Petrus prbt. Alexandriae et priniicerius
notarior . . .
2o. Nicaena syn. fidem hanc protulit: Credimus.
26. Ep. destinata ad clericos et yconomos ecciesiae Const. S.
Syn. gratia dei in Epheso congregata.
27. Ep. Cyrilli ad clerum et popul. Alex. Cyrillus presb. et
diaconihüs et populo Alex.
28. Relatio ad Im per. de depositione Nestorii. Piissimis et
dö. amanliss. Tbeodosio et Valent.
29. Cyrilli ad archiep. et archimandritas Const. Cyrillus . .
Commarioni . . . Vestrapietas.
30. Cyrillus ad patres monachorum. Dominus n. J. CH.
31. Congregata S. Synodus in Epheso . . Bai uze pag. 486.
32. Exemplar rescripti imperialis missi Ephesum per
Palladium Magistrianum. Imperatores Cesares Theodos et Valent.
33. Monumenta quae gesta sunt in Epheso sub praesentia
eorum qui de Roma venerunt episcoporum atque presbiterum. Post
consulatum dominorum nostrorum Flavii Theod. XIII. et Flavii
Valent. in. . . Baluze p. 489.
37ü2 Schulte
34. Celestiüus p. ad syn. Ephes. Cel. ep. s. synoda apud
Ephes. congregatae. .
35. Ep. concilii s. adclerumet populumConst. Saiicta magna-
que et universalis syn. gratia dei collecta . . .
36. Ep. Cleri Const. ad s. eone. Dei cultoribus. . . Baluze
p. 494.
37. Ep. univ. concilii ad Augustos. Piiss. et deo amantiss.
Theodos. et Valent.
38. Libelli oblati s. conc. a s. — eps C y r i 1 1 o Alex, et M e m n o n e
Ephes. Post consulatum . . .
39. Exemplar relationis a s. conc. ad Imperat. de Orient.
Piiss. et a deo custoditis . , Bai. p. S18.
40. Exemplar sacrae quae directa est ad s. conc. Celestinus
Rufo, Augustino, Theodato. . .
41. Exemplar relationis s. concilii ad sacrum. Imper. Piiss. et
Christo amantiss . . .
43. Cyrillus . . ad Clerum Const. Turbatum quidem
nimis est s. conc.
43. Memnonis . . ad Clerum Const. Quanta propter
veram fidem.
44. Ep. univ. conc. ad Augustos. Piiss. et Christo amantiss.
45. Ep. univ. conc. ad Clerum Const. S. syn. quae per gratiam
dei. . .
46. Nie. syn. hanc fidem exposuit. Credimus.
47. Petri s. Ep. et Mart. ex libro de deitate. Quam et vere.
48. Confessio fidei Carisii presb. Credo in unum deum . . .
49. Exemplar expositionissymboli transformati Qui
vel nunc primum erudiuntur.
50. Ex codice Nestorii quaternione XVII. Cum igitur
divina scriptura . . . Haec subscriptio: Cyrillus ep. Alexandriae
subscripsi ....
51. Ep. Episcoporum qui Constantinopoli inventi sunt ad s.
Ephesinum scripta conc. Sanctiss. et honorabil. archiep, et patri-
bus. . .
52. Precea cleri Const. pro Ephes. conc. Scientes vestram
sanctitatem.
53. Item ep. s. Cyrilli ad Constantinopolitanos. Cyr. Theotempto
Potamoni, Daniheli . . .
Uer Giillicuiii. 373
54. Sennones diversi s. Cyrilli archiep. dicti apud Ephesum
collectis celebr. et excom. Orientalibus.
Dives est et hodie deus iioster. — Sauetorum quidem
honore et gloria omnium minor est. — Ejusd. contra Johannem
Antioeh. Caritatis divin ac virtutem. Bai. p. 546,
Item ciusd. Qui sacras recipiunt seripturas. Ib. p. 550.
Item eiusd. Beatus propheta David in deo.
55. Theodoti s. epi Ancirorum sermo de nativitate salvatoris.
Clara et inopinabilis praesentia.
Item eiusd. de eodem. Clara praesentia festivitatis causa et
communem hominibus salutem ferens.
56. Homilia Regini constantiae Cypri ep. Michi quidem tacero
videbatur. Bai. p. 566.
57. Exemplar ep. scriptae a s. syn. Archiep. Romanor. Celestino
Sanctiss. 'et reverent. comministro (^el.
58. Mandatum injunctum a s. conc. bis qui missi sunt ab eo
Constantinopolim ut causam cum oriental. dicerent. Deo amant. et
dei cultori prho Pbilippo obtiiienti locum. .
59. [Daneben: „hinc videtur deesse una epistola*']
Ep. univ. Conc. ad Augustos. Piiss. et do amantiss. Theodos. et
Valent. Bai. p. 575.
60. Commonitorium cum relatione directum clero
Const. a syn. Necamur acstibus cum aeres sint graves. Bai. p. 582.
61. Narratio ordinal. Maximiani epi Constantinopoleos. Euntibus
autem Const.
62. Ep. Maximiani epi Const. missa s. Cyrillo ep. Deo amant.
et rev. comministro Cyr.
63. Cyrilli . . ad legatos univ. conc. Constant. missos.
Dnis desiderabil. et dei cultor. fratribus.
64. Interpretatio sanctionis imperialis scriptae ad Isidorum praef.
p. et consulem ordinarium.
Licet pro sollicitudine publicarum rerum.
65. Edictum legis sacrae contra Nestorium. Debita a nobis
piissimae religionis cultura.
66. Item edict. aliud. Flavius, Arthemius Isidor. Flavius Bachius
et Flavius Simplicius reginus.
67. Sacrae imperialis ad Johannem Anti^ch. ep. Imp.» cesares,
yictores, triumph. cet. Bai. p. 586.
374 Schulte
H8. Libellus (latus archiep. Cvrillo a Paulo ep. Einiseno inisso a
Johanne Antioch. Domino meo per omnia sanctiss. et bi*at. ep.
Cyrillo.
69. Johannis Ant. ad s. Cyrillum.
70. C y r i 1 1 i ad Johannein.
71. Omeh'a Cyrilii habita ad populum XXVIH. die indietione
prima. Eos qui pietate firmi . . Bai. p. d9(>.
72. Cyrilii . . ad Maximianum. ibidem.
73. Commonitorium Eulogio presb. Alex, observanti Const. a
sanctiss. episc. Cyrillo. Reprehend unt quidem expositionem.
74. Cyrilii . . ad Aeaeium epm. Ib. col. 599.
V. „Explieit translatio prima Ephesini Concilii.'*
1. Incipit Caicidonensis Sjnodns. scxcentorum triginta eprm.
habita contra omnes hereses. maxime adversus Euthicen et Dioscurum
Valentiniano septies et Haino consulibus era CCCCLXXXVIIIL
Consultu piissimi et amatoris Christi Flavii Martiani cet.
2. Symbolum trecentorum decem et octo sanctorum patrum qui
in Nicea convenerunt. Credimus. .
3. Incipiunt regulae ecelesiastieae promulgatae a
Caicedonensi s. Conc. Incipiunt capitula. 27.
Et subscripserunt universi epi, quorum ista sunt nomina.
4- Inc. edictum imper. in coniirmatione conc. Calced. Imp.
Valent. cet.
5. Incipiunt nonnullae sanctiones sparsim collectae actionis
primae s. et magni Calcid. conc. Cum in dei nomine sub die octavo
idus octobris indietione IUI.
VI. Ineipit r^pitnla saneti qointi Coneilii CoBstantinopoli cele-
brati sub Justiniano Augusto. 25 capp.
VII. Inc. decreta sinodica Martini papae contra Theodorum et
Cyrum eps ac socios eorum hereticos damnatos eo quod unam natu-
ram et unam voluntatem atque operationem in filio asserebant, quae
transcribens misit per orthodoxos vires in orientem atque occidentem.
Si quis 30 capp.
VIII. Quae secuntur ex Constantinopolitana synodo XI. sumpta
sunt. Cum leditur fides parentum. .
IX. Incipiunt constituta s. Gregorii papae sub anathemate inter-
dicta. In nomine domnii dei salvatoris. Ex coli. Dionys. Hinschi us
pag 753.
Iter GMlIicum. tt T 5
X. Iricipiurit oapilula quae ex graecis et latiais canonibus et
sinodis romanis atque decretis presuluin ac principum Romanorum
sparsim colleeta sunt et Engiltranno Mediomatrieae urbis episcopo
Romae a beato papa Adriano tradita. Sub die tertio deeimo Kalen-
darum Oetobrium. Indictione nona. quando pro sui negotii causa
agebatur. Dei ordinati o n e cet.
XI. Incipiuntcapitula epistolarum decretalium ven.
apiieorum Rom. ecciesiae sequentis operis. 204 epistolae.
Die Zc^hl stimmt genau.
i. Ep. Athanasii et universor. Aegyptiorum eprm ad Marcum
s. Rom. sedis papam. qua postulans ab eo sibi mitti plenaria Niceni
cone. exemplaria sub tuta stipulatione. et quod LXV sint capitula
Niceni Conc. Hinschius p. 451 mit abweichender Überschrift.
2. Inc. cap. in prima epist. Marc! p. 3 capp. Der Brief Hin seh.
p. 454.
3. Inc. decreta Julii p. de fide in s. Rom. tractata concilio. a ,
beato Julio p. et reliquis verae fidei episcopis. In nomine dei et sal-
Tatoris nostri.
4. Inc. cap. \n ep. Julii p. omnibus orientalibus episcopis
directa 8 capp. Hin seh. p. 456.
5. Ep. Oriental. Arrianorum episc. ad Juh'um p. Ibid p. 462.
6. Der Brief Julius ibid. p. 464 mit ganz derselben Inscription
in 26 capp. getheilt.
7. Der Brief des Äthan, an Liberius ibid. 474.
8. Liberius an Äthan asius ibid. p. 476.
9. Incip. capp. in ep. secunda Liberiip. (2). Inc. ep. secunda
H. p. 494.
10. Athanasius an Felix. Ibid. p. 478. Voraus die 10 capp.
11. Brief des Felix das. p. 484. mit allen Rubriken.
12. Item ep. eiusd. p. Felicis uniyersis praefatis episcopis et
reliquis domini sacerdotibus. 4 capp. Epist. ibid. p. 491.
13. Incipiunt in prima epist. Damasi p. 2 capp. Dilectissimo
fratri Paulino Damasus. H. p. 498.
14. Item ep. Stephani Archiep. cet. H. p. 501.
15. Inc. capp. in ep. Damasi p. ad Stephanum arch. et con-
cilia Africae. 2 capp. H. p. 502.
16. Inc. capp. in III. ep. Dama«i p. (2) Inc. ep. Dominis ven.
firatribus . . H. p. 509.
37<) Schul te
17. Damasus ibid. p. 516.
18. Professio fidei cath. ibid. p. 516. 25 capp.
19. Damasus ibid. p. 518 in der Überschrift „qui post
Felieem".
20. Desselben Brief ibid. p. 519.
21. Die 3 Briefe des Siricius, die in der Hispana stehen,
ibid. p. 520—525 in derselben Reihenfolge.
22. Die 2 Briefe des P, Anastasius das. p. 525 sq.
23. Die drei SS ig Briefe P. Innocenz' in der Reihenfolge und
mit den Überschriften, jedoch Varianten bietend, wie bei H i nsch i u s
p. 527— 5r>3.
24. Die zwei Briefe von P. Zosimus aus derselben Quelle.
Ibid. p. 553 sq.
25. Die vier Briefe von P. Bonifacius, das. p. 554 — 556.
26. Die drei Briefe von P. Cölestin das. 556 ff.
27. Decreta Sixti, das. p. 561—565.
28. DreiundsiebenzigBriefe P. Leo's bez. an ihn, worunter
auch die der Hispana, aber in ganz anderer Ordnung, so dass es
der Mühe lohnt, sie genau anzugeben. Regelmässig, wo mehre
Capitel sind, werden sie vorausgesetzt. Die bei Hinschi us abge-
druckten citire ich nach ihm.
Decreta cet. pag. 580. — Leo Theodosio Aug. quantum
rebus p. 576. — ad Flavianum. cum Christ. 581. — Flavianus
adLeonem. nulla res, ibid. — „Ep. Petri epi Ravennensis ad Euticen
prbrm." tristis legi 600. — Leo ud Julianum, licet per 575.
— ad Theodos. Aug. quantum rebus 576. — ad Pulcheriam.
quantum praesidii 570. — ad Dioscurum. quantum dil.
tuae. 627. — ad Ephesinam syn. 600. — ad Constantinop. 572. —
ad Theodos. Aug. 601. — ad Pulcheriam. si epistolae 602. — ad
eandem. gaudere me ibid. — ad Martianum Faustumque presb.
bonorum operum. 603. — Theodos. omnibus quidem ibid. —
Pulcher quod semp er 605. — ad eandem relig. dem. vestrae
604. — ad Faustum cet. causa fidei 605. — ad Martianum Aug.
Sem. clementiae vestrae Studium. — ad Mart. Aug. quam-
vis per 607. — ad eund. poposceram608. — ad eund. multam
mihi 607. — ad Anathoiium. licet sperem 608. — ad Synod.
Calcedonensem 609. — ad Anathol. gaudeamus in domino 606. —
ad eund. diligentiam necessariae 577. — ad eund. mani*
Her üallicuin. 377
festatü sicut 610. — ad Martianum Aug. magno munere 609.
— ad Pulcheriam Aug. Sanctis et deo placitis dem. v. studiis
— ad Martian. Aug. multa mihi in omnibus 882. — ad eund.
puritatem tidei 583. ad eund. quod saepissime. ibid. — ad
Julianum epm. Choensem. Agnovi in dilectionis tuae literis.
— ad Martianum Aug. quam exeellenti pietate et quam glorioso
dem. V. studio. — ad Pulcheriam Aug. multis extantibus docu-
mentis. — ad eand. quod semper 605. — ad Julianum epm.
Choensem. Lit. dii. t. quas per filium meum virum illustrem Ysicium.
— ad Eudochiam Aug. quanta mihi cath. cura sit fidei. — ad
Julianum epm. saepissime dil. tuamad hanc euram. — ad Pul-
cher. sollicitudini meae 574. — ad Theoderitum. remeantibus
565. — ad Julianum epm. christianiss. prineipis fidem. —
ad Anathol. lectis dil. t. literis. 579. — ad eund. si firmo. 580.
— ad synod. Calcid. 577. — ad Juvenalem, acceptis 569. —
Buseb. Mediolan. epi. reversis 567. — Juvenii 568. — rescr. b.
Leonis p. ad eps per Gallias constitutos. Leo Ravennio, Rustico,
Venerio, Constantiuo, Maximo cet — ad Martianum epm. de pascha.
tam multis documentis. — ad Eudochiam Aug. S. mem. Theo-
phil, ad Aug. Theodos. seniorem scribens. — ad Leonem Aug.
multo gaudeo. 578. — ad eund. promisisse 584. — ad Atha-
nasium, quanta frat. 618. — ad Septimum Altinum. Lectis frat.
t. literis. — ad Aquilej. epm. relatione 574. — ad eps Campan.
614. — ad uuiv. epos per Campan. et Picenum ut Tusciam et per
univ. provincias constitutos. 629. — ad Nicetam, regressus 620.
— ad Januarium, lectis f. t. 615. — ad Dorum Beneventanum.
Judicium quod de te sperabamus. — ad univ. epos per Sicil.
611. — per Italiani, in consortium596. — ad Leonem („Neoniam")
Irequeuter 626. — ad Africanos; pseudoisidorisch. cum in ordi-
riat. 621. — ad epos. Germaniar. et Galliar. pseudoisidorisch 628. —
ad univ. epos per Viennensem prov. constit. — ad Ravennium
Arelat. epm. Provectiorem dil. t. quae summi sacerdotii. —
ad Theodor, sollicitudinis 626. — ad Rusticum. epist. frat.
t. 615. — Incip. capitula in epist. ad Torvulum Austorigensem,
18 capp. Leo Torvulo epo Aust. quam landab i lit er pro catholi-
cae fidei.
29. Die drei in der Coli. Hisp. enthaltenen Stücke des Hila-
rius, Ibid. p. 630 sq.
SiUb. d. phil.-hist Cl. LIX. Bd. IV. Hft. 26
378 S c h u I t e
30. Vier von Simplieius: ad Zeiioiieni p lurinioru in , H.
p. 632 : ad Johannem Ravennatenseni epm. ut nequaquani eps. presb.
aut diac. ordinetur invitus, si quis esset intuitus. Thiel p. 201:
item ep. eiusd. Simpl. ad Florentiuni cet. de remot. Gaudentii epi
ordinationes illicitas perpetrantis. rel atis. Thiel p. 175: Aeacius ad
Simp). sollicitudinem Hinsch. p. 632.
31. Die drei von Felix, welche die Hispana hat. H. p. 633 ff.
32. Die sieben von Gelasius, welche Hin seh ins hat in
derselben Ordnung. H. p. 63 ö— 684.
33. Anastasi US ad Imp. Anastas. H. p. 654.
34. Zehn zu P. Simmach us gehörige genau in der Reihen-
folge u. s. w., die Hinschius hat p. 655 —686.
35. Zwölf von Hormisdas: „Finiunt constituta Simmachi p,
Incipit ep. Justini imperatoris hormisdae p. directa, Quo fuimus
Thiel p. 941. — Ex^iplar precum. Deo amabili ac piissimo impera-
tori [Merlini coli, concil. p. 261]. — ad Justin, imp. interea H.
p. 686: Justinus ad horniisdam scias p. 687. Die übrigen acht wie
in derHisp. und bei H. p. 688—694.
36. Drei von Johannes, die zwei pseudoisid. beiH. p. 694 tV.
dann: Item epist. Johannis pape de fide contra Euticianos, de
duabus naturis in una persona domini nostri Jeshu Christi. Dominis
filiis merito illustribus atque magniiicis.
Expliciunt decreta Johannis p. Ineipiunt decreta fei. p.
37. Die zwei falschen Stücke Felix IV. ibid. p. 697 tV.
38. Expliciunt decreta fei. p. Incipit ep. Bonifacii. p. olim
et ab. H. p. 703 pseudois.
39. Incip. decreta Johannis p. secundi. pseud. H. p. 7U5.
40. Agapitus. multo gaudio p. 706.
41. Drei zu Silverius gehörige, nämlich Amatoris ep. ad
Silverium 708. rescript. Silverii ibid. — Epist. eiusd. Silverii in
dampnatione Vigilii, multis te transgressionibus, den Hin-
schius p. 628 unter den Briefen Leo's hat.
42. Vigilius ad Euterium (so auch in der Überschrift) H.
p. 710.
42. Pelagius, gaudeo fidei H. p. 712.
44. Johannes III. optaveram p. 715.
45. Benedictus respundens p. 718.
46. Die drei falschen von Pelagius II. das. 72t» — 732.
Iter Gailicum. 379
47. Neun Stücke Gregor M. gehörig, und zwar: die decreta
regnante H. p. 746, ep. de expos. diversar. rerum ad Augustinum
ib. 738, ad Leandrum respondere 732; und sanet. t. suseepi
733. ad Recaredum capitula 734; item epist. eiusd. Etherio Lug-
dunensi epo directa. caput nostrum. Jaff^ num. 1263. — ad
bruniehildam, postquam exceli. Jaifi^ num. 1266. — ad Theo-
tistam magnas 742; ad Secundiuum dii. tuae 735.
„Explicit Concilium Calcedonense".
Auf einem neuen Blatte:
„Ineipinnt nomina Romanorum Pontificum'', mit Zahlen bis aut
„Zaeharias natione graecus, XCIIII Stephanus nat. Romanus**.
Folgen deren Vitae, 24 Blätter füllend bis auf Hadrian I.
Adrianus.
hie pater eeelesiae Romae deeus inclitus auctor
Adrianus requiem papa beatus habet;
Vir cni vita deus pietas lex gloria Christus . .**
38 Verse. „Sedit beatae meinoriae Adrianus ann XXIII. meils. X. dies
XVII. obiit VII. Kai. ian.«
Auf der unteren Seite des ersten Blattes der 34. Lage von einer
Hand des XIV. Jahrhunderts: „iste über est domus maioris Cartu-
ßie*^. Dann:
„Ine. miraculum de petro igneo. Alexandro primae sedis rev. ac
univ. episcopo Clerus et populus Florentinus. Sineerae devotionis
obsequium'*.
So viel ich aus der Einleitung von Hinsc hin s entnehme, ist
bisher kein Codex bekannt, welcher die pseudoisidorische Samm-
lung in derselben Gestalt darböte. Denn obgleich einzelne Besonder-
heiten, z. B. bezüglich der Briefe von Simplicius, Hormisdas, Gre-
gor M., der Stellung der dampnatio Vigilii auch in anderen Hand-
schriften wiederkehren (vergl. Hinschius Praef. pag. XXXVII sq.),
und die das Concil von Ephesus und Chalcedon darbietenden
Formen aus der Beschreibung der Ballerinii (Op. Leonis M. I.
§. \6 in praef. p. 537,11. col. 1518 sq. und 1218 sq. ad dissert. IX.
Q u e s n e 1 1 i über die Recension des R u s t i c u s) aus B a 1 u z e (SuppI em.
ad Collect. Phil. Labbei. Paris 1707 Fol. col. 383 sqq.), ^ Maus i
(Conc. T. IV col. 567 sqq.) und den Mittheilungen der Ballerinii
26*
380 Schulte
Über andere Handsehritten, welche die Sache des Nestorius und
Eutyelies betreffen (Op. Leonis M. Hl. dissert. de ant. coli. P. H.
cap. XL pag. CXXXIX. sqq.) sattsam bekannt sind, liefert gleichwohl
diese Handschrift eine ganz besondere Form. Sie ist schwerlich aus
einer der von Hins c hin s beschriebenen geflossen. Dass sie keine
zufällige Zusammenstellung ist, erhellt auf den ersten Blick aus den
steten Schlussciauseln, der tabula u.A. Wohl aber scheint sie unvoll-
ständig zu sein. Die das Concil von Ephesus u. s. w. betreffenden
Stücke habe ich sammtlich anführen zu sollen geglaubt, weil die Ord-
nung und auch die Inscription wiederholt von der bei Baluze u.s.w.
abweicht. Es ist mir nicht möglich gewesen, da die nöthigen Hülfs-
mittel mir nicht zu Gebote standen, festzustellen, li> wie weit die
Bearbeitung des Marius Mercator, auf dessen Benutzung Hin-
schi us in Dove's Zeitschr. f. Kirchenrecht VI. 148 aufmerksam
gemacht, zu Grunde liegt. Jedenfalls ist die Aufnahme des grossen
Materiales interessant.
X.~ Num. 72. (Kat. 51*8) fol., membr.. saec.XHl. auf XIV. Im
Deckel die Etiquette: „Bibliotheca Joannis de Caulet, Episcopi et
Principis Gratianopolitani. 1733**. Seine Stücke sind:
I. Im Anfange und am Ende je zwei Blätter aus einer Extrava-
gantensammlung (saec. XIV), welche enthalten Extravaganten:
a) Nicolaus' III; 1) quia leges, 2) contingit, 3) fun-
damenta, 4) Decano Matiscon. Conjurationum Vgl.
meine Abhandl. Die Dekretalen, Seite 719 iy:g.
b. Sechs von Clemens IV. saepe accidisse, licet eccle-
siarum, suscepti regiminis, exigit officii, sede^
a p 0 s t. i n t e r d u m , s e d i s a p o s t. c i r c n m s p e c t a b e n i g n i t a s.
Vergl. a. a. 0. S. 7i5 \gg. Die Ordnung stimmt also mit dem dort
angeführten Königsberger Codex.
II. Decretales Gregorii IX. mit dem Apparat des Bernar-
dus Farmen sis. Vorher „Inc. rubricae decretalium, quae transia-
tae fuerunt seu compilatae per dominum Gregorium papam IX. anno
domini milles. ducentes. XXXIIII. mense novembri**. „Inc. prohemium
ad compilationem Gregorii p.*' Prachtvolle Initialen und Miniaturen,
mit Mönchen in weissem Gewände und darüber braunem vorne offe-
nem Mantel.
III. Eine Sammlung von Extravaganten zwischen den
Decretales Gregorii IX. und Liher VI. Sie weicht von den von
iter liailieum. 3oi
mir bekannt gemachten ab, wesshalb ich sie genauer besehreibe. Die
einzelnen Stücke sollen fortlaufend numerirt werden.
^Incipiunt noveilae constitutiones domini papae. Inno-
centius Episc. S. S. D. dil. fil. universitati magistrorum , seolarium
Parisiensi sal. et apost bened. Prologus. Innoc. HII. Cum nuper in
concilio generali.
De rescriptis. 1. Cum in multis. 2. Praesenti. 3. Dis-
pendia.
De eleet. 4. Statuimus. 5. In electionibus.
De suppl. neglig. 6. R. E. Edictum vero.
De tempor. ord. 7. Innoc. IV. Nullum eorum quorum.
De off. et pot iud. del. 8. Statuimus ut conservatores.
De off. legati. 9. Offieii nostri. 10. Licet legatos ex nostro
latere.
De off. ord. ii. Prohibemus. i2. R. E. Cum Remensis.
De arbitris. iS. Innoc. IV. Probandae suspicionis causae.
De judiciis. 14. Juris esse.
De foro comp. 15. R. E. Nee appellatio.
De 1 i t. c 0 n t. 16. Except. peremt.
De dolo et cont. 17. Actor qui.
De eo qui mittitur. 18. Eum qui super.
De eonfessis. 19. Statuimus ut positiones.
De r e s t i t. s p o I i a t. 20. Frequens etassidua.
De testibus. 21. Greg. IX. archiepiscopo Rothomagensi. Prae-
sentium. 22. R. E. In appellationis causa.
De except. 23. Pia.
De sent. et re iud. 24. Cum eterni.
De appellat. 25. Cordi. 26. Legitima suspicionis. 27. R. E.
Cum suffraganeorum.
De rebus eccl. non alien. 28. Idem rectori ecclesiae de ha-
Icg.' Dudum e. i. Dictus vero arcbid.
De decimis. 29. Innoc. IV. dil. fil. archiep. et capitulo Pisano
Gravem nobis. 30. Idem in eodem archiepiscopo Toletan'. Signi-
ficasti nobis, qund nonnulli laici Toletanae dioecesis decimas paro-
chialibus ecciesiis, quibus debentur, ut tenentur contra iustitiam non
persolverunt asserentes, se quantumcunque modicum nomine decimae,
si nolunt, ad id non teneri, in ipsorum praeiudicium et gravamen. Vo-
lentes igitur et animarum periculis obviare et ecclesiarum indemni-
382 Schulte
tatibus consulere in hac parte t'rateriiitati tuae per apost. scripta man-
damus, quatenus, si est ita, dlctos laicos, ut dictas deeimas eisdem
ecclesiis persolvant integre, ut tenentur, modo per censuram eeele-
siasticam compellas veritati testium perhiberi. Testes autem" cet.
De regularibus. 31. Innoc. IV. fratribus pi-aedicatoribus.
Non solum.
De censibus. 32. Innoe. l\, post concil. Lugd. Rom. Ecel.
Statuimus ut quilibet.
De magistris. 33. Innoc. IV. Cum de diversis. Vergl.
meine cit. Abhandl. S. 748. Der Text weicht vom C. 2. de simonia
in 6^ V. 7. in folgenden Stellen ab: „quam al. omn. apud sedem
commorantium commodum . . . quod ibidim de cetero regatur
Studium literarum, quamvis inter alia ipsius beneficia,
quibus reficiuntur assidue ipsius seien tiae suae uberi-
bus spiritualiter satientur. Unde cum tam in theologiae
facultate quam in utroque iure canonieo et civili certis
ad hoc statu tis scholis ordinär ie ubidoceatur; volumus
et statuimus, ut studentes .... — sintmuniti percipicntes integre
p. s. I. s. alii.**
De homicidio. 34. Innoc. IV. Pro humani.
De usuris. 35. Innoc. IV. Cura pastorah's nos sollicitat.
De privil. 36. Sane quia iusto iudicio.
De poenis. 37. R. E. Licet autem Remensis.
De remis s. 38. Quaestoribus autem fabricae.
De sent. excom. 39. Cum medicinalis. 40. Solet. 41. Sta-
tuimus ut nullus. 42. Quia periculosum. 43. Ceterum interdicti. 44.
Idem. Ecciesiastica eensura iudices damnabilitcr abutuntur, cum de
matris ecclesiae gremio ex alterius culpa indiscrete per eam appetant
avellere innocentes, ex qua illicite vocatus non laeditur, si errante
clam converti dicitur in errantem. Volentes igitur in solutione talium
obviare constitutione salubri praesente statuimus ut nullus iudi-
cum excommunicato ab eodem** cet.
De verborum signif. 4ö. Alexander Uli. universis praelatis
per Angliam constitutis. Perlectis literis vestris.
De privil. Ruhr. 46. Ardua mens.
De concess. praeb. eccl. non vac. Ruhr. 47. Innoc. IV.
Andreae capellano nostro. Quia cunctis et infra. Proponebatur itaque.
De priv. et excess. 48. Volentes libertatem.
Iter üiiilicum. 00«5
De verb. sigiiif. 49. Greg. IX. Veniens et iiifVa. Per illa
verba privilegii.
De homieidio. rubrica. oO. Innoe. IV. „Si aliquis causa ex-
pleiuiae libidiiiis vel odil meditatione homini vel mulieri aliquid t'ece-
rit vel ad putaiiduin dederit, ut iion possit generare aut coiieipere aut
iiasci soboles, ut homieida eenseatur.**
Depraeb. etdignit. ol. Alex. IV. omiiium eecl. prael. Exe-
erabilis quorundam ambitio. 52. Alex, IV. archiep. episc. dec. archi-
presb. et eorum capitulis. Contingit interdum pro quibusiiam.
De off. leg. ö3. Alex. IV. archiep. Remensi. Quaesivit a nobis
o4. Alex. IV. Viri ecciesiastici et virtute debent praecellere
puritate et boiiae famae testinioiiio decorari, qui intus deo ex cordis
munditia plnceaut et foris proximo luceant ad exemplum. 55. Idem.
Dejudicibus nostris generalibus specialiter duximus statuendum,
quod nullus curiae nostrae iudici, eoram quo causam habet, et advo-
cato generali, cuius patrociuio fungitur, aliquid det, quamdiu in eodem
moratur oüicio, et si contra fecerit, eidem summae subiaceat. 56.
Idem. Cum inter alia, quae nobis ex sollicitudine quotidiana incum-
bunt, ad exauditionem et expeditionem cet. 57. Idem. Ad haee ut
via cuipis et maculis praecludatur, omnes illos excommunicationi
subiicimus, qui de curia nostra et familia cet. Verbot für die Besor-
gung von Geschäften bei der Curie Geld anzunehmen.
5b. Alex. In tituio de constitutionibus. Ad p. r. m. et infra.
Quia nonnulli temporale habentes dominium.
De testam. rubr. 59. Alex. IV. Quia nonnulli e. i. Statuimus
quod nihil omnino ex bis quae testator reliquit.
De except. 60. Alex. IV. Quia nonnulli e. i. Statuimus etiam
quod judices saeculares.
De iureiurando. 61. Alex. IV. Quia non. e. i. Quia vero
contingit interdum quod constante matrimonio . . Dat. Ananiae X.
Kai. Jun. Pont. ii. anno secundo.
De excess. prael. 62. Alex. IV. Ad p. r. m. et infra. Quia
religiosae personae.
De decimis rubr. 63. Et cum nonnullis religiosis a sede
apost. sit indulturn.
De foro comp. rubr. 64. Statuimus insuper, ut prae-
missa constitutione ab eodem praedecessore nostro contra exem-
tos edita.
384
Schulte
De privil. R. 65. Decernimus qiioque, ut, si hi qui se asse-
runt per privil. sive indulg.
De decimis. R. G6. Ad haec statuto perpetuo deeiaramus
quod indulturo.
De privil. 67. Alex. IV. Ad p. r. m. Quia de conservatoribus.
De olT. leg. 68. Alex. IV. Ad p. r. ro. Ne legati sive nuntii.
De poenis. 69. Alex. IV, Ad p. r. m. et i. Quia intelleximus.
De sent. exeom. 70. Alex. IV. Ad p. r. m, et i. Quia iionnul-
lis personis tum ecciesiasticis quam saecularibus.
Deexcess. praei. 71. Alex. IV. Ad p. cet. Quouiam aonnuUi
abbates.
De privil. 72. Alex. IV. Ad p. cet. Licet regularis ordinis
professores.
De rescr. 73. Alex. IV. Ad p. cet. Cum per illam geueralem
clausulam.
De maior. et obed. 74. Alex. Ad p. et i. Quia pontificali
dignitate. 78. Alex. Ad audientiam nostram pervenit . . . Datum Ana-
niae X. Kai. Jun. Pont. n. anno seeundo.
Num. 1 — 49 enthält offenbar eine Sammlung der Innocentiani-
sehen Extravaganten. Die Titel sind einzeln verstellt. Num. 50 — 75
enthalten eine ziemlich ungeordnete Sammlung, welche den Eindruck
macht, als sei sie entweder aus verschiedenen zusammengestellt, oder
Abschrift einer Sammlung, welche die neuen Constitutionen in der
Reihenfolge ihrer Entstehung hatte, unter jedesmaliger Einfügung in
die betreffenden Titel. Das Verhältniss zur gewöhnlichen (authent.)
Sammlung Innocenz IV. lehrt die folgende Tabelle. In deren dritter
Columne citire ich die Nummern der in meiner Abhandlung S. 725
fgg. bekannt gemachten Sammlung, so wie in der vierten die Seiten-
zahl, wo die betreffende Decretale beschrieben ist.
Die Nummern 1 bis 28. 32, 37, 38, 39, 40, 41, 42, 43
haben die Glosse des Bernhardus Compostellanus und durch-
gehends dessen Sigle 6., die übrigen sind ohne Glosse.
Die in der umstehenden Tabelle gegebenen Nachweise lassen
nur die Nummern 80, 88, 86, 87, 63 und 68 ohne Belag.
Iter GuilicuiD.
385
Cod. (ii'Htianop.
Coli.
Innoc. lY.
Num.
coli. Prag.
papna
eit. dissert.
Cum in multis .
Praesenti . . .
Dispendia . . .
Stat. ut si quis
In olect. . . .
Edictum . . .
Nullum eorum .
Stat. ut cons. .
Oföcii ....
Licet legales
Prohibemus . .
Cum Rem. . .
Probandüc . .
Juris esse . .
Nee appell. . .
Except. per.
Aotor qui . . .
Eum qui . . .
Stat. ut pos.
Frequens . . .
Praesenti um . .
In appell. e. . .
Pia
Cum eterni . .
Cordi ....
Legitima . .
Cum suffrag.
Dictus ....
Gravem . . .
Significasti . .
Non solum . .
Stat. ut quil.
C^ni de illversis
Pro humani . .
Cura pastoralis
Sane quia iusto
Licet autem Rem
Quaestoribus .
Cum modicinalis
Solet ....
Stat. ut nullus .
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30 i
31
32 !
33
34
35
36
37
38
39
40
41
1
2
3
4
5
6
•
9
10
•
11
8
•
12
13
14
16
17
18
15
20
19
21
22
25
26
27
29
30
31
•
32
34
35
36
37
38
IX
XLV
XII
XLIV
LX
730
741
731
740
782 num. 49
LIX
748
•
784 num. 57
748
386
Schulte
Cod. (irationop.
Coli.
Iiinoc. IV.
coli. Prag:.
pagina
cit. dissert.
Quia periculos.
Ceterum interd.
Eecles. ccnsura
Perlectis lit. v. .
Anluis mens . .
Proponeliatur .
Voleittes libert.
Veniens. per illa
Si aliqiiis . . .
Exeerabiüs . .
Cont. interdum
Quaesivit . . .
Viri eecles. . .
De iiidicibus n.
Cum inter alia .
Ad haec ut via .
Quin nonn. t. h.
Stat. quod nihil
Stat. etiam quod
Quia V. conting.
Quia rel. pers. .
Et cum nonn. p.
Stat. insuper .
Decernimus q. .
Ad haec stat. p.
Quia de cons. .
Ne legati . . .
Quia intell. . .
Quia nonn. pers.
Quon. nonn. abb.
Licet reg. ord. p.
Cum per illam .
Quia pont. dign.
Ad andient n. .
42
43
44
45
46
47
48
49
30
51
32
53
54
55
5G
57
58
59
t)0
61
62
63
64
65
66
67
68
Ü9
70
71
72
73
74
75
39
40
38(?)
28
33
42
LXV
XXX
III
XIV
XXXVH
XXV
XXIi
XLIl
•
Itll
xLin
XIH
XLVH
LII
LVIII
Liir
LIV
V
LVI
XVI
750
711 nota 37
736
726
731
711 num. 53
713
737
735
734
713. 740
•
745
740
731
741
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732
Die genauere Erörterung bleibt vorbehalten.
XI. — Num. 31 (303). Summa de easibus compilata a
iVatre Axtexano de ordine fratrum minorum.
Xn. — N. 45 (521), 46 (522), 47 (523). Johannis An-
dreae Novellae super deeretales 2 voll. Clementinas et extrav.
«Exeerabiüs**.
Itt-r (iallicuiii. 387
XIII. — Nuni. 48 (5 IG). Guilelmi Durantis Speculum ju-
diciale.
XIV. — i\um. 54 (524). Guido de Baysio Apparatus libri
sexti.
XV. — Num. 56-58 (525— 527). Antonius de Butrio,
Comnieiitarius super deerelum.
XVI. — Num. 71 (508). Tabula Martiniana.
XVn. — Num. 280 (489). Goffredi de Trano Summa.
XVin. — N. 325 (337). Bernhardi Papiensis Breviarium
Extravagantium (Compilatio prima).
XIX. — N. 402 (490) fol. membr. saec. XIV.
«. „Inc. summa Gaufridi [Goffredus de Trano] in jure
oanonico super titulis deeretalium.*'
Ä. Incipiunt Cavill ationes Johannis de Deo. Ad honorem
summae trinitatis et individuae unitatis patris et filii et spiritus
sancti ac gloriosae virginis Mariae et s. Vincentii martiris et omnium
angelorum et omnium sanetorum cet. ineipit libellus cavillationum
de cautela advoeatorum et aliorum peritorum in litibus
et iudiciis omni iussu indagauda . . . Abmoneam et't'u-
s Jone m et immensitatem verborum vel sermonum, quae generant
l'astidium iuxta illud Augustini „brevitas locutionis cet" Ende:
„Expl. Caviilationes. Expl. opusculum Cavillat compositum
a mag. J o. de Deo hyspano doctore bononiensi decretorum, a domino
Uberto de Bobio inceptum et imperfeetum , utpote qui nibi
pusuit de jure oanonico nee de aliis nisi de illis tantum quae per-
tinent ad forum judiciale (et) advocattis. Verum praedictus Job.
nihil omisit de bis, quae spectant ad forum judiciale et ad iudices et
ad assessores et ad arbitros et consiliarios et ad actorcs et ad reos et
ad personas in jure necessarias XXXIII. q. II. sive de conjugii
[c. 4. C. 33. qu. 2J. et über iste vocatur doctrina advoeatorum et
procuratorum et assessorum (?). Et licet ibi contineantur cavii-
lationes, qnae excogitari possunt, tamen super operis imperfec-
tionem praedictus mag. Jo. de Üeo singulariter et universaliter
petit veniam a scolaribus universis, a juris civilis professoribus et
doetoribus decretorum. Expliciunt Caviilationes
in quibus cbaos legum summatim cet.**
Vergleiche v. Savigny V. S. 471 ff. Die Handschrift hat also
denselben Schluss, welchen zum Theil Savigny aus der Osnabrücker
388 Schulte
mittheilt. Der Katalog der Werke des Johannes sowie der
Vermerk über die Zeit der Abfassung findet sich nach einer
brieflichen Mittheihmg des Herrn Robert, Conservateur-adjoint
der Bibliothek, in der Handschrift nicht vor. Leider habe ich selbst
unterlassen, dieselbe genauer einzusehen, was bei bekannten Schriften
wohl Entschuldigung findet.
XIX.'^ — 461 (300) in i\ mbr. s. XIH. Tractatns Innocentii
ni. de Septem poenitentialibus psaimis.
XX. — N. 514 (466). Lois civilesdes niariages dans
les quatre premiers siecles de Teglise. 17. Jahrb.
XXI. — N. 662 (263), 1 19 Blatt, fol. membr. s. XIV. „Incipit
tractatus qui Itinerarium poenitentiae vel Lavatorium
animae dicitur, ex diversis libris de poenitentiae acceleratione, et
munditiae commendatione. etmultis aliis compilatus, de isto themate:
vade et lavare septies in Jordane et sanitatem recipiet caro tua atque
mundaberis . , ." „Par est in verbis id odoriferis opus berbis. Nempe
gerit flores scripturae nobiliores. Et in duas partes principales divi-
ditur." Index der 171 Capitel. „Inc. prima pars de poenitentiae
acceleratione. Prologus. Expressi uvas in callce pharaonis. Gen XL.
summe parens, eterne deus "
XXII. — Nr. 528. Francisei de Zabarclliis, Glossae
supra jus canonicum.
XXin. — Nr. 679 (320). 4^ membr., saee. XIV.
a. Summa de virtutibus.
b. Summa casuum Raymundi.
XXIV. — Nr. 788 (229), 16°., membr., s. XIV. Summa Ray-
mundi.
XXV. — Nr. 789 (493), 8% membr., s. XIV. Dy ni tractatus de
regulis juris libri sexti. Vergl. v. Savigny Geschichte V. S. 456 fg.
Die num. 31, 45—47, 48,54, 56—58, 71,280,325,514
528 habe ich blos dem Katalog entnommen. Ich bemerke, dass die
Jetzigen Nummern nur provisorische sind, weil man die Bibliothek
in ein neues Gebäude übertragen und neu catalogisiren will. Die
Bibliothek ist reich an Schriften über die gallfkaniscbe Kirche, das
canonische Recht des 16. und 17. Jahrb. in Frankreich, die Versamm-
lungen des franz Episkopats; sie enthält die Bibliothek der grossen
Kar t hause. Der jetzige (handschriftl.] Katalog der Manuscripte ist
sehr unvollkommen.
Her <ialliciim. 3 «^9
ni. Lyon,
Biblinth^quc de la ville.
Der Katalog von Deiaiidiiie Ist, soweit wenigstens die cano-
nistischen Mauuscripte in Frage kommen, sehr schwach; die Angaben
über das Alter der Handschriften sind oft gänzlich falsch, ebenso
mehrfach die Angaben über den Inhalt. Einzelne Manuscripte, z. B.
Deeretales Gregorii IX. aus dem 14. Jahrh. mit der glossa ordinaria,
erwähne ich gar nicht, da sie ohne Werth sind und die Bibliothek
überhaupt für canon. Beeht wenig bietet.
XXVI. — Nr. 266 (988). in 16% membr., saec. XIII. auf XIV..
300 Seiten. Casus deeretalium.
Der Anfang fehlt. Die Handschrift beginnt: „B. „de constitu-
tionibus. Canon um [c. I. X. de const. I. 2.]. Canones generales
non abrogati continentes statuta vel prohibitiones sunt a subditis
observandi et nemo sensu malo uti debet in actione civili nee et
criminali Cognoscentes [c. 2. cod.] Piimo dicitur, quod sine culpa
non est condempnandus.'' Ende: „Indignum. pro spiritualibus
obtinendis non est homagium faciendum.*" Darauf Beschreibung des
arbor consanguinitatis anfangend: „Si velimus scire attinentiam
personarum.**
XXVn. — N. 269 (383), foL. membr., nach Delandine
zwischen 7oO und 800, nach Waitz s. IX. Letzteres ist richtig. Ein
Facsimile unter num. I. Da es in dem Lesezimmer mir nicht vergönnt
wurde, ein solches zu machen, musste ich mich in einem kalten
Bibliothekssaale auf ein Minimum besehänken.
Colleetio Hispana in 10 Büchern. Der Anfang fehlt, sie
beginnt: „praeeeptis immemores infantes et pueros levitas faeimus
ante experientiam vitae. ideoque . . .**
Die Zahl der Titel der einzelnen Bücher ist dieselbe als in
dem Verzeichnisse, welches der Hispana (Colleetio canon um
eccl. hispanae cet. Matriti 1808. fol.] vorgedruckt ist. Buch I ist
vom Buchbinder verstellt, da zwischen Titel 40 und 41 von Buch III
die Titel 42 bis 50 von 1 auf einem Quaternio stehen. Sie hört auf
mit dem Briefe des K. Justinus^n P. Hormisdas, also dem Ende von
Titel IV. des 10. Buches.
Im Cod. num, 706 (1190) finden sich zwei Btätter [erwähnt
von Waitz und danach von MaassenBibl. 11, S. 209], welche dazu
390 Schulte
gehören. Sie gehen von den Worten: „REPTI SUNT cleriei non
sint seil et inventi ahiieiantur. Qiii pahnn aliqnando adrepti sunt non
solum non ailsiniiendi ad ilhim Oidinem clerieatu^ sed etiam aiii
qui ordinati sunt ..." bis „VIIl. Ex epist. Sirieii . . . Quicunque
ecciesiae vovit obsequiis a sua infantia ante jiuhertatis annos bap*
tizari."
Das zweite von Waitz genannte Fragment einer Canonensanim-
lung habe ich nicht gefunden, es soll [Archiv 7. S. 211] in Nr. 189
[a. 179] sein. Mir ist es nicht gelungen, obwohl ich indemHand-
schrit'tensaale selbst viele durchsucht habe.
,,Cod. 203 in fol. s. IX. nach Libri" wird von Maasen S. 17(1
angeführt. Die von mir nacli dieser Signatur geforderte Handschrift
enthielt das, was M a a s s e n (nach der Mittheilung von Klee in S e r a-
peum 1842 Seite 120, welcher über das Referat von Libri über die
Departementalbibliotheken berichtet) angibt, nicht. Vergebens habe
ich auch in der ßibliothek gesucht. Dagegen enthält num. 303 (1 147)
fol., mbr., s. IX. zum Schlüsse die Lex Salica s. XI. bis zum §. 4.
Tit. XXXV. [„aut lassaverit occiderit et eelaverit DC tis diiö**] de
venationibus, vorher s. IX. das ß r e v i a r i u m A 1 a r i c i a n u m. Diesen
Codex hat aber genau beschrieben Hänel Lex Romana Visigothorum
Lips. 1849. praefatio pag. XLVllI.
XXVm. — Nr. 271 (411); 4», membr., saec. XIU. —
„In nomine s. trinitatis incipiunt e x e e p t i o n e s d e c r e t a li u m
trium compilationum, quarum prima ineipit juste. secunda prae-
terea, tertia devotioni. anno pontilicatus domini Innocentii III.
XIII. Ex concilio Meldensi. Exconstit. Canones ab omnibus." [zu e. 1.
de constit. Comp. L Lib. I. Tit. L] letztes Stück: „de privil. simili
modo** [c. 5. de priv. V. 28. Compil. L]. Es ist eine Excerpten-
sammlung aus den drei ersten der s. g. Collcctiones oder compi-
lationes antiquae [mein Lehrbuch Seite 28]. Sie enthalt bald kürzere
bald ausführlichere Excerpte, meist mit den Worten der Quelle. Ihre
Abfassung fällt wohl bald nach dem Erscheinen der dritten, jedenfalls
wahrscheinlich vor die compilatio quarta, also zwischen Februar
1210 und 1216. Ichhabe bisher keine Notiz über eine solche Samm-
lung gefunden. Aus dem Werke selbst lässt sich auf den W'rfasser
kein Schluss machen.
XXIX. — Nr. 274 (1141). fol., membr., s. XIV. -
Her Üallicuiii. 39 1
Der Anfang fehlt, es beginnt mit dem Inhaltsverzeiehniss.
^Dieturi ergo in hoc primo libro de decem praeceptis moral. de
divina lege, in qua ipsa continenlur.** Des Bonizo (Bonitius) Deere-
tale s. Syntagma decretorum. Vgl. Lambeccins Comment. Lib. II.
c. 8 num. LXXXV. p. 790 sqq. der ausführlieh über ihn handelt und
ein anderes Werk desselben beschreibt.
Ergänzend, da der Wiener Codex nur die 7 letzten Bücher hat,
Ballerinii 1. c.P. IV. c. XV. (pag CCCVII sqq.), die aber den Anfang
auch nicht kennen. Vgl. noch Phillips IV. S. 131 fg., Savigny
VII. 15, über Bonizo überhaupt Giese brecht Geschichte der
deutsch. Kaiserzeit III. S. 1023 fgg.
XXX. — Nr. 275 (413; fol. chart. s. XV. Formularius euriae
Romanae.
XXXI. — Nr. 276 (414), 277 (415), 281 (417) 4 Bde., fol.
Chart, saec. XV. XVI. XVII. enthalten Abschriften von Bullen, Breven
u. s. w., die Privilegien u. dgl. ertheilen, insbesondere für einzelne
Orden.
XXXn. — Nr. 287 (420) fol., chart.. s. XV. XVI. Verzeich-
niss der römischen Kanzleitaxen für alle möglichen Arten von
Dispensen u. s. w.
XXXm. — N. 288 (422) hat denselben Inhalt mit dem folgen-
den. Daran gehängt ein Provinciale; auch finden sich darin
Notizen über Erection von Diöcesen unter Martin V., über die Kaiser-
krone u. dgl.
XXXIV. — N.289 in 2 Exemplaren (423) fol., membr., s. XIV.
auf XV. — Verzeichniss der exemten Stifter sammt den von ihnen zu
zahlenden Taxen. „Romana ecclesia sub sc continet abbates infra-
scriptos. Et ideo in hoc opusculo proponuntur ordine alphabeti prae-
termisso quia omnium ecciesiarum mundi caput est et magistra
S. Pauli de urbe ord. s. Benedicti." Dann alphabetisch. Die Summen
sind in florenis ausgeworfen, am Ende eine Reductionstabelle der
Münzen. — Der von Delandine angegebene Eigenthumsvermerk
ist beim neuen Einbände zerstört worden.
Einige Abteien mögen Erwähnung finden. „Colonien. Siber-
gen. ord. s. Ben. flor. CCLXX. Martini Colon, ord. s. Ben. f. CL.
(Hierauf die Notiz, dass die Pfarrkirche von St. Brigitta damit zu
uniren sei, wodurch die Einkünfte um 16 Mark Silber gehoben und
deshalb die Taxe in 5 M. cum 1 f. arg.). Stabulen. Malmo-
ti 9 2 Schulte
(larieii. ortl. f. CXL. Nicolai bi-uliilieii. ord. s. Ben. f. CL.
Trincien. ord. s. 13. f. CXV. II gv. Val legaiiden. ord. Cister-
ciens. f. CC. S. Pelri Malmodiarien, uuitum cum monasterio s.
Zemach Leodien, dioec. f. CC. Panthal. ord. s. Ben. f. CC. —
Corvey mit f. CCC. — Prag: Erzbisthum mit lim. VIII. c. Tepl.
mit fl. CCLX, Opacamen. ord s. B. f. V\ M a r i a e m o n t i s , S y o n
alias Stragonien. (Strahow) ord. praemonstrat. f. C. Cladruben
ord. s. ß. f. XXXIII. Miloten. ord. Praemonstr. f. CCXXXIII.
Mariae de Possitano seu de positario ord. s. B. f. LXXXUI.
— Ol mutz: Lucen. in Moravia ord. Praem. i\ CCCCLX. Bistlium
m
mitP. III. V. Vellegradu ord. Praem. CCCXXXUI. I fl. — Melk,
mit CCCXXXUI.
Unter einer zweiten num. 289 (387) kommt ein solches Ver-
zeichniss aus dem Anlange des 16. Jahrb. -^or.
XXXV. — N. 297 (U44), Gull. Durantis a. Speculum
b.Repertorium.Datirt 27. Febr. 1329. Bibliothek von Camille de Neu-
ville, Erzbischof von Lyon.
XXXVI. — N. 318(432) fol., membr.. s. XIV. Guil. Duran-
tis Repertorium juris.
XXXVn.N.319 (ll54)fol., membr., s. XIV.Rotfredi libeilus
de ordine judicario, aus der Bibliothek des Erzb. Camille.
XXXVin. — N. 32t (385) fol.. cbart., s. XIV. exeunt. Nach
De landine um 1250, obwohl Schriften aus dem 14. Jahrb. darin
citirt werden! — In neuester Zeit überschrieben: „Petri episcopi
Brixiensis lexicon**.
Der Anfang fehlt, die Handschrift beginnt: „vel alius nou
debens solvere gabellam conducit res sine apodissa*". „Galea de
nomine et eins signiflcatione vide quod notat Jo. An. in c. ad apo-
stolicae de re jud. libro sexto [c. 2. IL 14. in G"].** Letztes Wort
der Handschrift: „Ovis ovile. Oves in nexo non comprehenduntur."
Darunter: „Petrus episcopus brixien. princeps et comes.**
Ausgabe des W^erkes: „Expletö est Reptorium Reverendi
patris et dni Petri Epi Brixienß Impssum Nuremb'ge p honorabiles
viros Andream frisner Bursidelensem et Joannem Seusenschmid Civ'
Nurembergensem. Anno a nativitate domni Miilesimo qdringentesimo
septuagesimo sexto septimo die octobris Sedente Sixto IUI pontiflce
maxio pontificatus sui anno sexto.** (Prager Universitätsbiblii»thek
XXXIX. A. 35 fol.). Fehlt bei Hain.
It«r Gallicum. 393
Esßngtan: „Inter multa praeclara atque salutaria infirmitatis
nfe remeiiia sive divino munere nobis collata sive huliio studio et
laboe' inventa nihil.** cet.
XXXIX. — N. 6H (1108) fol. membr.s. XV. Summa Pisana.
Eigenthum des Card. d'Albret und 1460 von Philippe Areia-
tengis um 14 duc. aur. gekauft.
XL. — N. 617 (249). 4«., membr. Guido de monte Roch.
Manipulus curatorum, gesehrieben 1330.
XLI. — N. 618 (250) Dasselbe Werk.
XLn. — N. 1510 (271) Barth, de S. Coneordio Summa
(Pisana), geschrieben 17. Mai 1447.
XLin. — N. 270 (1140) Decretales Greg. IX. mbr. fol.
geschrieben 1459. Aus der Bibliothek der Carmeliten von Dijon.
IV. Garpentras.
Bibliotheque de la ville.
XLIV. — N. 170; in 4o., 115 Blätter, membr , s. XIÜ. —
a. Acta Concilii Lateranensis IV. ,,Inc. de generalibus
capitulis. In generali capitulo fr. II. post primam . . ,** Ende: »Anno
• • •
ab incarn. verbi M. CC. XV. celebrata est sancta universalis synodus
Romae in ecclesia s. Salvatoris** cet.
b, Sermones in festis anni s. XII. u. XIII. Exhortationes variae.
XLV. — N. 171, fol., 244 Blätter, membr., s. XII. ex. Die erste
Lage hat 6, die übrigen 8 Blätter, dann noch ein einzelnes.
Voran ein Verzeichniss der Päpste bis auf Anastasius IV.
(f 1154). Was nun folgt, ist später zugeschrieben worden. Enthält
den Polycarpus des Cardinal Gregorius. Meine Quellen Seite
316. „Explicit Polycarpus.** Vergl. Hüffer Beiträge zur Geschichte
der Quellen des Kirchenrechts. Munst. 1862 S 74 ff., der den Poly-
carpus nach einer Pariser Handschrift genau beschreibt. Die von
Carpentras gehört unbedingt zu den besten.
XL VI. — N. 172 (alte Nummer 288), fol., memb., 76 Blätter,
saec. XIV.
„Hunc librum deposuit F. Olivarius in bibliotheca fratrum mi-
norum Aquensium a. d. 1592 sub hac lege, ut si dictus deponens
eum non repetierit, remaneat in eadem bibliotheca in perpetuum.*
SiUb. d. phil.-hUt. CI. LIX. Bd. IV. Hfl. 27
394
Schulte
a. Die vollständige Summa des Paieapalea, wie sie M a a s s e n
zuerst besehrieben und bekannt gemacht hat. Vorrede: „Quoniam
in Omnibus rebus animadvertitur, id esse perfectum.** Ende von dist.
Cl. „e\^\. in una provincia sieut in ealehedon. est statutum coneilio,
duo metropolitani esse non dehent.** Anfang von C. I. „Hucusque de
clericorum ordinatione et eleetione tractatum est.** C. XXXIII. q. 3.
„Ventum est ad III. quaestionem, qua quaeritur, utrum sola eadem
eontritione.** HI. Pars. „Omnibus deeretorum causis vel negotiis de-
cursis ad ultimam huius libri ventum est partem, quae V. est distine-
tionibus sive divisionibus divisa."
b. Auf dem folgenden Blatte einige Bemerkungen über „facilius
est transire eamelum per foramen** cet.
c. „De ofTieiis ecelesiae traetare eupientibus. unde originem
habuerint.** Traet. de missa.
d. Notae de Papis deeretales de missa facientibus.
e. Deappellationibus (saee. XIII.). „Videndum est quid
sit appellatio. et quomodo sit appellandum. et quibus non et quando
sit appellandum, et inter quae tempora appellatio sit exequenda et
quando appellare necesse est. Appellare est sententia facta vocatio."
Hierauf wird gehandelt über SCtum Macedon., Vellejanum, Plan-
cianum, „Senatusconsultum Silianum et Claudianum eapite punit
servos, qui dominis suis eo tempore (cum) necarentur omnimodam
opem non tulerunt** cet, Pisonianum, Trebellianum, Pegasianum,
Turpilianum. Ende: „Liboniano s. c. cohercetur qui ob instruendam
advocationem testimouia^ cet.
Der zweite Theil des Werkes ist nicht des Roffredus
Werk (ich benutze die Ausgabe Lugduni . . per Mathiam bonhome . . .
1538). Auch den Verfasser des ersten habe ich nicht feststellen
können.
f. Quaestiones juris canonici. „Quidam clericus nomine
ticius ordinatus est in quadam ecclesia ab archidiacono , qui pactus
est cum praeposito eiusdem ecelesiae nolente clericum suscipere se
collocaturum ad tempus. ignaro clerico." Letzte (61.) quaest. „Ti-
tius in testamento omnibus servis suis libertatem dedit. habet servos
vicarios atque ordinarios usus hi^s verbis: „omnibus servis meis re-
linquo libertatem et servos ordinarios liberos esse volo, et peculium
eis do lego.« Nunc Titio mortuo est orta controversia inter servos
vicarios atque ordinarios; praetcndunt enim viearii , competere sibi
iier (iallicuiD. 395
libertatem ex verbis testamenti . .** Es findet sieh wiederholt die Sigle
•b. z. B. »alia deeisio processit in scol. b.**, bisweilen am Ende. Aus
den Quaestiones Bartholomaei Brix.
XLVn. — N. 173 (alte Zahl 289), fol., membr. et chart.
s. XV. Johannis Andreae Novellae super Decretales. 2. Band, der
erste fehlt. ^^Explicit*' cet. „Johannes locre.**
XLVm. — N. 174 (226). 4*. membr., 353 Blätter, s. XIV.
„Inc. summaria et alia notabilia super toto cor-
pore iuris canonici a div^rsis doctoribus utiliter edita. Casus
summaria ine. Gregorius . . . Rex pacificus. licet dominus dis-
posuit homines esse bonos, tamen cupiditas lites generat infinitas . .'^
Ober die bekannten casus summarii siehe Stintzing Gesch.
S. 67 fgg. (von den 6 dort genannten Ausgaben liegen aus der Pra-
ger Univ. Bibl. 1 u. 2 vor mir), üie Hauptquelle für die Casus zu
den Gregor. Decretalen sind die Casus longi des Bernardus.
Diese sind auch im hier beschriebenen Werke, wie schon der Ein-
gang lehrt, stark benutzt worden. Ebenso hat Michael deDalen
dieses und andere Werke vor sich gehabt. Seine Autorschaft besteht
desshalb lediglich in einer Compilation, welche sich vielfach wörtlich
an die Quelle anlehnt.
XUX. — N. 175 (290), fol., chart., s. XV. Johannia Cal-
derini Auctoritates biblicae.
L. — N. 176 (285), fol., chart, s. XV.
a. Statuta provinciaiia Arelatensia, Aquensia, Ebrodon. 1326.
b. Syn. Ebrodunensis.
c. „In nomine s. et individuae trin .... Inc. summa de ca-
s i b u s utilis et valde necessaria sacerdotibus curam degentibus ani-
marum. Inprimis debet sacerdos poenitentem interrogare, utrum sciat
,Pater noster* , Credo in deum* et ,Ave Maria*. Et si nesciat, in-
struat.**
„Scriptus fuit praesens liber per me bermundum capra-
tii de brianczonio (Brian^on) millesimo CCCC""^ sexagesimo
sexto. **
11. — N. 186 (179), 4% membr., s. XIV.
.Summa super decretalibus. Inc. summa decretalium
abbreviata. Incipiunt capitula primi libri .... Quia crescente
malitia hominum diversorum effrenata cupiditas quotidie nova
litigia generabat, sancti patres decreta et constitutiones summi pon-
27 •
396 Schulte
tifices ediderunt. De quibus quidem constitutionibus et legibus atque
rescriptis in isto opusculo compendiose aliqua praemittantur.'' An-
fang: „Trinitas est universorum prineipium et origo.'' „Explicit ex-
ceptio summae de titulis''. Schluss des Werkes selbst : ;,Hoc
ideo contingit, quod protinus eelo symoniaco feriretur.''
Der Name summa super (de) titulis deeretalium ist
der technische für die Summa aurea des Card. Heinrich (Hostien-
sis) de Segusio. Aus dem Anfange dieser ist auch entnommen , ob-
wohl nicht wörtlich , der Anfang der vorliegenden Schrift , da die
Summa Hostiensis beginnt:
„Alpha et a> unum in essentia et trinum in personis . . . exoro
ut adsit mihi principium *"
Ebenso ist der Prolog nur ein Excerpt aus der sehr ausfuhr-
lichen Vorrede des Hostiensis. Nun wissen wir, dass ein F. Marti-
nus Abbas ein solches Werk über die Summa des Hostiensis ge-
macht hat. Vergleiche die Anführungen zu dem Cod. num. 361 von
C h u r t r e s. Nicht minder hat B e r e n g a r v o n F r e d o 1 i ein Inventar
zur Summa aurea, von ihm Oculus jgenannt (mein Lehrbuch
S. 71) gearbeitet, das Joh. Andreae in addit. ad G. Durantis
Specul. P. IV. tit. de elect. erwähnt.
m. — Cod. Peiresc LXXIV. Dieser von Maassen Bibl. III.
pag. 169 angeführte Codex, von Peiresc geschrieben, ist inhaltlich
im Catalogue III. pag. 16 sqq. genau bekannt gemacht. Er enthält
nicht genau in der Ordnung des Pariser Cod. 5537 (das. S. 259)
die Sammlung der Kirche von Arles, wie Maassen angibt. Da nach
meinen Notaten die Darstellung des gedruckten Katalogs richtig ist,
unterlasse ich es, weitere Mittheilungen zu geben.
Die Bibliothek enthält noch eine Anzahl von Werken des 1 6.
17., 18. Jahrhunderts über can. Recht, ein ungedrucktes von Tho-
massin (Katal. nr. 168; vgl. 169), sodann eine grosse Zahl von
Schriften über die gallikanische Kirche (Versammlungen,
Staatsacte u.s. w.), endlich besonders in den Abschriften und Samm-
lungen von Peiresc und Tissot reiches Material für die neuere
Geschichte. Da der Katalog äusserst genau ist, kann dessen Durch-
sicht bestens empfohlen werden. Er ist zu beziehen von der Biblio-
thek (26 fr. Preis).
Iter Gallicum. 397
V. Avignon.
Bibliotheque de la ville (Mus^e Calvet).
Lm. — Num. 121. — Formularius curiae Romanae.
UV. — 122., fol., meinbr., saec. XIV.
a. Summa Goffredi de Trano. Der Anfang fehlt. Sie be-
ginnt im 33. Titel des ersten Buches.
6. Ein Tractat über Theile des Processes. Anfang: „Scien-
tiam omnes naturaliter appetunt, et eius fruetum eonsistere in aequi-
sitione rerum temporalium multi arbitrantur, licet et alius longe ma-
jor sit t'ruetus eius, quam fragilitas nostri temporis non attendit;
et infructuosa theoria reputatur, nisi fructus eius ex practica scien-
tia colligatur. Inde est, quod ego 6. ad petitionem sociorum meorum
ea, quae ad frequentem usum causarum vel ad cursum necessaria
sunt, expedioso tractatu tradere proposui, sequens vestigia exceilen-
tissimi ingenii magistri P. Pen ereil [soleseich; HerrDeloye,
der mir freundlichst auch eine Beschreibung in einem Briefe zu-
sandte, liest Peu ereil]. Quia erga Judicium dicitur trinus actus
trium persoiiarum, judicis, actoris et rei, videndum est, quid si^ actor,
quid judex, quid reus, qualiter vicissim agere et quo ordine procedere
debent, hoc praenotato, quod judex quandoque sine accusatore actore
procedit, scilieet ubi facti evidentia vel clamor insinuat, vel diflfamatio
manifestat ..."
Actor itaque accedere debet ...
Dictum est qualiter ad petitionem actoris . . .
toi. 58^ De replicationibus ad praemissas excep-
tiones. Hae sunt replicat. ad praem. exceptiones . . .
fol. 59. De except. contra personas, quae alieno no-
mine agunt. Contra praedictas personas, quae pro aliis agunt.
f. 59. eol. 2. De replicat t. contra dictas except t. Contra
praemissas exe. s. replicat.
De except. quae opponuntur contra personam ju-
dicis. Seqnilur de except, quae competunt . . .
De except. quae causae agendae opponuntur. Se-
quitur de except. q. c. a.
Repiicatio contra dictas except. Contra except. illam.
De litis contest. et juram. calumn. Post haec rite
peracta.
398 Schulte
De except. peremtoria. Contestata lite et praestito jura-
mento . . .
De interrogat. quae ab actore et reo fiunt Conse-
quenter fiunt iaterrogat.
Quando alicui praeiudieat sua confessio. Ad majorem
evidentiam hujus articuli.
De testibus. Primo yideamus de testibus. Sequitur de illa
probat, quae fit per instrum. u. s. w.
Ende: '^Et hoc de exeeptionibus et replicationibus ad praesens
sufiiciat. Explieit actor et reus et oppositiones et respon-
siones.**
Fol. 63. über die Abschnitte im Process : ^Primum est seil,
ante citationem, sec. tempus citationis» tert. temp. repraesentationis
parium coram judice» quarl. proponendar. except. dilatoriarum. quin-
tum litis contest, sextum producendar. probat., sept. tempus renun-
tiationis, octarum allegationum et disputat. earundem, decimum temp.
difiinitur sententiae.'' Hört auf foi. 64" in der 2. Col. Schluss ,,die
assignata ad faciendum positiones — quod homines sistant.**
LV. — 131. mbr. fol. Decisiones Rotae von 1376.
LVL — 332. mbr. fol. s. XIV. Decretum Gratiani mit
Glossa Barth. Brixiensis. Schöner Codex mit Miniaturen.
LVn. — 334. mbr. fol. s. XIV.
a. Liber sextus ohne Apparat.
6. Liber feudorum mit der Glossa ordlnaria.
LVm. — 342. Chart, fol. s. XIV. ad XV. Henriei Bohich
Repertorium distinctionum und varii tractatus.
Einzelne allbekannte Schriften: Summa Pisana, Quaest. domin.
des Barth. Brix., viele aus dem 17. und 18. Jahrh. über can. Recht, Ab-
schriften von Bullen etc. fürLanguedoc vom 9. bis 15. Jahrb., über die
Inquisition zu Avignon (z. B. deren Einnahme von 1719), die camera
apost. von Avignon, Carpentras u. dgl. hebe ich nicht besonders hervor.
LVm.' — Fonds Requien Nr. 440, mbr.. fol., s. XIV.
Das von Hänel col. 61. als Statuta provincialia edita
Avenione cet. bezeichnete Manuscript. Es enthält fol. 1 — 16 „Hec
sunt statuta provincialia edita Avenione apud sanctum RufTum in con-
cilio provinciali celebrato per ven. in Christo patres dominos Arela-
tensem, Aquensem, Ebrodunensem archiep.*" Fol. 17 — 47. „I nci pit
libersynodaliscompositus permagistrum Petrin de sanp-
Iter Gflilicum. 399
«•■e ad instantiam domini Raimundi, Dei gratia Neman-
sensis episcopi."« Laut einer fol 47 befindlichen Bemerkung hat
P.Urban V. den Codex am 7. März 1364 ^ad seryicium ipsius ecciesiae
et usum eanonicorum** der Kirche von Avignon geschenkt. Desshalb
ist wohl, wie Herr D e I o y e richtig vermuthet, dreimal der Name von
N i m e s im Prolog ausradirt. Es kann nur B. R a y m u u d II. von N i m e s
[von 1242—1272] in Betracht kommen, der auch 1252 den liber
synodalis für Beziers verfasste. Wenn in der Gallia christiana
VII. col. 439 sq., 446 sq. auch die Möglichkeit der Abfassung zur
Zeit Raimund's 1. [1()79 — 1112] angenommen wird, so ist dies
keiner weiteren Beachtung werth. Aus diesem Codex hat Märten e
Thesaurus iV. col. 1029 sqq. die Statuten von Nimes edirt.
VI. Marseille.
Bihlioth^qap de la ville.
LIX. — A. a. 35. (alte Nummer 28), fol., membr., s. XIV.
„Carthusiae Villenovae*'.
Catalogus Pontificum Romanorum. „Romanorum ponti«
ficum nomina et tempora quibusque Christi ecciesiae praefuerunt
nee non insignia gesta et notabilia facta, quae sub eorum temporibus
evenerunt; scire gestiens plurium tractatorum hystoriographorum et
chronicorum saepe perlegi libros et opera ac gesta** cet. Hört auf
mit „Urbanus II., qui prius nominatus est Odo. Cepit anno dom.
• • •
m. LXXXVIII. in cronica vero Martini scribitur m.LXXXIX. Sedit an.
XII. vacavit d' XVI. Floruit hoc tempore Anseimus Cantuarien-
sis** . . .
LX. — E. a. 54. (41), fol., membr., s. XV. Bullae diversae pro
fratribus minoribus.
LXI. — E. a. 40 (befindet sich jetzt im Departementalarchive,
wo ich dasselbe einsah), membr., fol., s. XIV. Bellarium S. Vic-
toris zu Marseille. Es hat auch Privilegien der K. Friedrich I.
und II. für Arles und die Provence. Die Originale selbst sind meist
erhalten im Departementalarchive.
LXn. — E. a. 188. (ohne Einband). 4»., mbr. saec. X.
a. Vitae sanctorum.
400 Schulte
b, Epistola ad regem Carolum de monasterio saneti Benedicti
direeta et Pauli dictata. Propugnatori ac defensori christianae re-
ligionis domno Carolo per Christi patentiam regum sapientissimo ac
fortissimo Theodomarus exiguus et universus beati Benedicti
patris grex vestro susditus dominatui aeternam in domino salutem.
Tarn per epistolae seriem" cet. Eine Pariser Handschr., welche
denselben Brief hat, im Archiv (Pertz) 7. S. 860. Die zu
Montecasino schreibt ihn nach der a. a. 0. gemachten Bemer-
kung ebenfalls dem Paulus Diaconus zu. Karl wird darin ge-
beten, sich der Benedictiner- Klöster anzunehmen; man sendet
ihm Abschrift des Originals der Begel, Hymnen, ein Normal-
pfund, Normalmaass für Getränke u. s. w. „Continentur in hoc libro
adorationes scorum patrum ad profectum profectionis monachorum.
1. de eo quod oporteat quietem omni festinatione sectari ... 21.
correctionis patrum anachoretarum . ."
Passio sei ac beati Desiderii epi et mart. ecclesiae Vientls.
Passio beator. apostolorum Petri et Pauli.
LXm. — E. b. 244. Abschrift des 18. Jahrb. von einem Pro-
vinzialconcil von Aix aus dem Jahre 1285 unter Bostagnus Le
M 0 u e s.
T.TTTTT — E. b. 289, 4», mbr., s. XJII. incip. „Cartusiae Mas-
siliensis.**
„Tractatus Innocentii papae (III.) de septera poenitentiali-
bus psalmis. Incipit. Ne inter occupationes multiplices.*'
LXV. — Eh. 379, 4o., mbr., s. XV.
a. „Incipit formularium Hterarum provinciae et primo tabula de
agendis in capitulo generali.*' Enthält die Beformen, Capitelstatuten
der Orden u. s. w. „Expliciunt constitutiones papales. incipiunt con-
stitutiones generales.''
b. „Incipit prologus in novam compiiationem statutorum
generalium ordinis fratrum minorum factorum apud Assi-
sium in capitulo generali ibidem noviter celebrato. Quoniam, ut
ait sapiens, ubi non est sepes diripietur possessio. "^
c. „Incipit regula b. Francisci.**
rf. „Expl. regula b. Francisci. Incipit declaratio eiusdem divi
Gregorii."
e. Nicolaus III. Extravagante „Exiit qui seminal" u. s. w.
Iter Gallicum. 401
LXVI. — Fb. 29., 4o., chart.. s. XIV. auf XV. ,,Ex Bibl.
Augustiniana Aquensi.**
^Loci communes ordine alpbabetico dispositi**, im 18. Jahrb.
in das Denkblatt gescbrieben. Anfang: «Abbas debet esse elemosi-
narius . . . Abbas debet interdum gaudere cum subditis suis."
Folgt noch die donatio Constantina.
VII. Nimes.
Bibliotheque de la ville.
LXVII. — Num. 13729, membr., 12».. saee. XIV. Summa de
casibus Raymundi de Pennaforte. Am Ende des 3. Buches:
^explicit summa de casibus**. Das 4. Buch beginnend mit einem
neuen Blatte, so dass 1 y, Seiten leer blieben, hat oben auch stets
Uli. und endigt: „explicit summa de matrimonio.**
LXVni. — 13749., in 4o., membr. s. XIII. „Iste liber est mon.
s. Andree dyoec. Avinion.**
a. De decempraeceptis. Die ersten Blätter sind theilweise
angefressen. Cap. 2. „Ad solutionem huius quaestionis sciendum,
quod fides mediatoris duobus modis potest intelligi. 3. de sacramentis.
De conjugio. Exsecuto ergo poenitentiae sacram. consequenter
ad traetandum conjugii sacram. accedamus. In primo ergo videndum
est de institutione conjugii, 2o de causis conjug., 3® de diyersis stati-
bus eonj.» 4» de bonis conj. ^^ quae personae sunt idoneae ad con-
tractum conj., ultimo videndum est de causis divortii. Igitur de primo
primum agamus. Sciendum est** cet.
6. Tract. de trinitate. „Creator universorum deus, univer-
saliter perfectus."
LXIX. — Num. 13.763, fol. maj., membr. saec. XIV. mit
wunderschönen Miniaturen, Initialen und Arabesken. Decretum
Grat i an i mit dem Apparatus des Bartholomaeus Brixiensis.
Auf dem Vorsetzblatte steht folgende für die Universitätsgeschichte
von Padua interessante Notiz:
„Ego Petrus Donatus archiepiscopus Cretensis examinatus
fui in jure canonico sub promotoribus meis dominis Raphaele Ful-
gosso et Prosdocimo de Comitibus iuris utriusque doctoribus Paduae
legentibus ordinarie de mane die XVII. octobr. 1418 et habui in
402 Schulte
punctis in decretis \L q. IUI. si quis episcopus (c. 5. C. VI. qu. 4.),
et in decretalibus c. novit de afTln. lega. Conventus solennis est
factus in erastinum saneti Lucae die seil. XVIIII. eiusdem mensis et
deeoratus sum in decretis per dorn. Prosdocimum praedictum, in
artibus vero per M. Casparum de Pergamo.**
Einige andere Handschriften sind ohne allen Werth.
Vm. Montpellier.
A. ßibliotlieque de TEcole de m^decine.
[. — N. H. 3. in 2 Bänden, toi. membr., saec. XII. exeunt.
Fonds Clairvaux. — und.
N. H. 13., fol., niembr., saec. XIV. ineunt. „Biblio-
thecae Pontiniacensis** (Pontigny; alte Cistercienser Abtei in der
Diöcese Auxerre). Diese Handschrift ist Copie des zweiten Bandes
von der zuerst genannten.
Decretales Pseudoisidorianae. Da ihr Inhalt von Hinschius
pag. LXVII. bis LXXII. angegeben ist, kann ich mich der Beschrei-
bung entschlagen, obwohl ich sie genau notirt habe. Hinschius hat die
Handschriften unter die Classe C. der pseudoisidorischen Hand-
schriften, also zur spätesten Form derselben, gesetzt.
LXXI. — H. 4., membr., fol. max., saec. XII auf XIII. Oratorii
Trecensis (Pithou). •
a. Cassiodori formularum variarum libri V. (nicht wie im
Katalog IV).
b. Eiusd. variae epistolae.
c. Symachi epistolae.
d. Boetius de trinitate.
e. Sidonii Apollinaris epist. libri IX.
f. Eiusd. Panegiricus.
LXXn. — H. 9., fol. max., 261 fol., membr.» saec. XIV. Fonds
de Clairvaux. Der Katalog gibt den Inhalt also an: „Summa juris
canonici, auctore Raymundo, cum gl ossa", was schwerlich
jemand auf den wirklichen Inhalt führt, aber zeigt, wie abgesehen
von den zahlreichen sonstigen Fehlern der Katalog bezüglich der
canonischen Handschriften fttr den Fachmann werthlos ist.
lUr Gallicum. 403
üie drei vorgebundenen Folia enthalten von einer Hand des
XIV. Jahrh., aber jünger als der Hauptinhalt; 1. Den index titu-
lorum deeretalium Greg. IX. — 2. Die bekannten versus memoria-
les titulorun): summum constitue cet. -— 3. istae sunt defini-
tiones rubricarum deeretalium, beginnend mit „fides est sub-
stantia sperandarum rerum, argumentum non apparentium^ und endi-
gend mit »tt^gula est quae rem breviter enarrat** cet. — 4. Die
verschiedenen Versionen der versus memor. librorum decretal. : „pars
prior officia parat** cet. — 5. auf. fol. 3^ eine Preistabelle (vergl.
V. Savigny Gesch. UI. S. 675 ff.) für die civilist. und canon.
V^erke. Ich hebe von canon. hervor: libellus rofredi in jure ean. ;
quaestiones, poenitentarius, cavillationes, libellus Johannis de Deo;
perfectio huguczonis; Albertanus; ausserdem die Quellen, noch nicht
den Über sextus. Hierauf 4 Blätter (jedoch ist zwischen 3 und 4 das
erste Blatt der Decretalen gebunden) von gleichzeitiger Hand, welche
die Principia capitulorum deeretalium, aber nur nach den
Titeln geordnet enthalten. Dies zusammen, abgesehen von der Preis-
tabelle, bildet also einen vollständigen modus legendi für die
Dekretalen. Den Hauptinhalt der Handschrift bilden die Dekretalen,
und zwar
a. Decretales Gregorii IX. mit dem Apparat des Ber-
nardus Parmensis.
b. Decretales In nacentii IV. mit der vollständigen Glosse
des Bernardus Compostellanus jun. Die Sammlung enthält
zuerst die Publicationsbulle für Bologna, hierauf sämmtliche 42 Ca-
pitel. Die Ordnung derselben ist, verglichen mit der von mir a. a. 0.
gegebenen: num. 1 bis 29, 31, 32, 30, 33 bis 42, also genau die-
selbe, welche Böhmer hat. Auch sind die Anfangsworte die
gleichen.
Zu bemerken ist noch: 1. Vor cap. 6. Romana etc. Edictum
ist der ganze Tenor der Bulle, womit Innocenz IV. die const. Ro-
mana ecciesia (a. a. 0. Seite 706, Note 16) publizirte, auf-
genommen :
„Innocentius Episc. S. S. D. dilectis filiis universitati ma-
gistrorum et scolarium Parisiensi sal. et apost. ben. Cum inter
venerabiles fratres nostros Remensem archiep. ex parte una et ipsius
suffraganeos" cet.
404 S c h u I l o
worauf dann die Rubrik de suppl. negl. praei. und sofort
das erste caput der eonst. Roman a, nämlich das sechste der Samm-
lung Rom. ecci. etc. Edictum folgt. — 2. cap. 2. lautet auch
hier ad haec und gibt den Eingang der [nnocent. Constitution
genau wie ich ihn habe S. 707 Note 19 abdrucken lassen; die
Gregor. Const. ist im vollen Wortlaute, anfangend: Greg. E. S. S.
D. cet., aufgenommen, — 3. Nicht glossirt sind capp. Abbate,
pro humani und non solum. — 4. Auf dem oberen Rande ist
die Zahl des Buches, zu dem die betreffenden Capitel gehören,
fortlaufend angegeben. — 5. Die Glosse ist durchweg mit der
Sigle b. bezeichnet.
Auf derselben Seite, auf welcher die vorher genannte Sammlung
endigt, schliessen sich ohne jede besondere Rubrik an :
{?. Decretales GregoriiX. , und zwar alle einunddreissig.
Voran geht auch hier die Publicationsbulle für Bologna. Die Glosse
gehört Gar Sias an, dessen vollen Namen sie auch oft hat. Anfang
der Sammlung: „Rubricamus rubricas constitutionum. Gregorius
Episc. S. S. D. dil. fil.** cet. Auf dem oberen Rande der linken Seite
steht durchweg G., der rechten X. Knde: „Garsias Yspanus. Expli-
cit apparatus decretalium novissimarum gregorii X.'^
rf. Die Constitution Nicolaus' III. Cupientes unmittelbar
sieh anschliesend, mit dem Apparate des Garsias. „Explieit appa.
Cupientes. Gars. dominus".
In den Randeinfassungen kommt mehrmals ein Wappen vor mit
6 Feldern, von denen die Felder 1, 3, 5 in Gold, 2, 4, 6 grün sind.
LXXm. — H. 20., fol. max., membr., saec. XIV., follor. 254.
Vorher das alphabetische Wortverzeichnisse dann das Werk
selbst: „Inventarium juris canonici tarn textuum (|uam glosarum
compilatum per Berengarium episcopum Biterrensem'^. Anfang:
„Patri suo ac domino reverendo dom. Guillelmo dei provid. Ehrodun.
archiepiseopo Berengarius miserat. div. episc. Biterrensis salntem in
eo qui est omnium vera salus. Dens cuius Providentia^. Die
vom Abschreiber anfänglich ausgelassenen Artikel b a p t i s m u s , b e a-
titudo, bellum sind fol. 250^ ff. nachgetragen. Über das Werk
selbst vgl. mein Lehrbuch Seite 71.
LXXnn. — H. 51. — „De la biblioth^que de Mr. le P. Bouhier.
B. 50. MDCCXXI.« — fol., 219 Blätter, memb., saec. XIV. — Auf
Her CallicufD. 405
dem Vorsetzblatte ist wohl von Bouliier der im Katalog gedruckte
Titel gesehrieben: „Les cinq livres des deeretales translatees eii
fran^ois du temps de Saint Louis"".
Der Codex enthält sehr schön geschrieben
a. eine alt französische Übersetzung der Dekretalen
Gregors IX., der jedoch vielfach eine Einleitung und eine Erklärung
des Capitels vorangeht oder nachfolgt. Vorher geht ein französi-
sches Verzeic hniss der Titel. Als Beleg für die Methode gebe
ich den Text von cap. 2. X. de summa trinitate II. 1.
„Dam pn am US. Li cas de ceste dccretale est teuls. Mestre
pere libard tist un escrit qui est apelez sentences ou il dist que la de-
nitez est une souveraine chose qui nengendre pas nest pas engendre:
eniz est une chose qui ne puest estre devls^e et por ceo uns abes
qui avorta non Joachim qui est de fueble creance lapeloto mescirant
et de fue et por ceo li apostorles (ist cette Constitution ou il reprent
lerror de ce labe, qui est divisee en III. parties. II met premierement
le error ioachim et de quoi ele nasqui et aprez il dampne son opinion.
per le conseil del saint concille et conferme la sentence mestre peres
le lombart; apres il condampne touz ceus qui defendront la sentence
a cel abe et ensaigne coment les auctoritez que il disoit doivent estre
entendues et en la (in il dist que ceo ne doit riens grever labaie dont
il ert abes. Et me esment por ceo qui! envoia a rome ses escriz por
amender. II dist donques isci. Nos dampnons et si blamons le libre
ou le tretie que li abes ioachim (ist contre mestre pere li lombard de
limite ou de! essance de la trinite. quant il apela mescreant et de-
fue" cet.
Letztes Capitel: „Indignum. II est tort et estran&:e chose dela
costume a liglise de rome q aucuns soit contrainz (dtinz) por fere
homage des ehoses espitiez**.
6. „Ici comancent les noveles constitutions. Inno-
ceuz lapostorle sers de sers dieu fi mante saluz et beneicon al
mestres et al escoliers qui demorent a paris.
De lettres de rome (De rescriptis).
Cum nuper. Come nos oions novelement unes constitutions
fetes et establies sus certeins articles nos mandons a vostre univer-
site que des or en avant usez des devant dites constitutions en iuge-
menz et en escoles. Nos vos envoions soz nostre bulle et si vos man*
406 Schulte
dons que vos les faciez mestre soz certains tytres si come il est con-
tenuz sus chaseune di celes**.
Nun folgen die Constitutionen Innocenz IV. in nachstehender
Ordnung (nach den Nummern meiner angef. Abhandlung), und genau
mit dem jedesmal yoi*aufgeschickten latein. Anfangsworte, nämlich:
Num. 1 bis 6, 8 bis 12, 14, 13, 15 bis 18, 20 (ad haec),
19, 21, 22, 26, 26, 27, 31, 32, 34, 35 bis 40, 28 (quia eunc-
tis), 29 (dudum), 33, 42.
Schluss: „Ci fenisset les decretales en francois q'
sont tnsJatees p grät estuide. deo gracias**.
Von den Innocenzianischen Dekretalen fehlen also: 7, 23, 24,
30. 41. Diese fünf Dekretalen und noch eine sechste fehlen auch in
den Handschriften mit der Glosse des Abbas antiquus, welche ich
a. a. 0. S. 768 nachgewiesen habe. Grosse Ähnlichkeit hat indessen
die Sammlung auch mit der des Codex Geneviensis num. 59.
Bei Abfassung des Catalogs hat man schwerlich einen Blick in
den Codex gethan ; ich finde auch sonst nirgends denselben erwähnt. Die
Handschrift hat nun nicht blos Werth als altfranzösische Über-
setzung der Dekretalen, sondern ist zugleich der erste bisher be-
kannte Beleg dafür, dass man das canonische Recht im
Mittelalter in einer anderen als der lateinischen
Sprache wissenschaftlich behandelt hat. So ist er lür die
Literaturgeschichte äusserst interessant. Aber er bietet noch ein wei-
teres Interesse dadurch, dass er zeigt, welche allgemeine Verbreitung
die neue Sammlung von Innocenz IV. fand.
Gemacht ist die Übersetzung nicht vor 1245, aber wohl
vor 1298, da schwerlich nach dem Erscheinen des liber sexlus Je-
mand die Dekretalen Innocenz* IV. als novae constitutiones
genommen haben wurde. Wahrscheinlich ist auch, dass sie vor
1274 fällt, da die Dekretalen Gregorys X. sonst begreiflicher Weise
Aufnahme gefunden haben durften.
Der Zweck dieser Arbeit kann kaum dahin gerichtet gewesen
sein, ein Werk für die Universitäten, wo man nur den lateinischen
Text las, oder für den Clerus zu liefern. Vielmehr ist es wohl für die
weltlichen Gerichte, denen die Kenntniss des canonischen
Rechts gleichfalls nöthig war» bestimmt.
Aus gleichem Grunde finden sich altfranzösische Übersetzungen
der Justinianischen Gesetxesbücher und auch altfranzösische Bearbei-
Iter Gallicum. 407
tungen der römischen Reehtsquellen vor. Ich erwähne nur: Li li-
vres dejüstice et de plet publik pourla premiere fois d*apres le
manuscrit unique de la bibliotheque national parRapetti.. Paris
1850, 40.
LXXV. — H. 88. (fonds Bouhier B.81), foL, saec. VIII— IX.
Concilium Chaicedonense ex recensione Rustici. Richtig
beschrieben im Catalogue gen^ral p. 308 und bei Maassen
Bibl. S. 171.
LXXVI. — H. 137., foL, membr. (320 Blätter). Oratoire de
Troyes (Pithou). Ich zerlege das Material in mehrere Theile.
Erster Theil.
a. Isidorus de poenitentia. „Quaerit luctans anima*" bis
„audi Christe tristem fletum amarum**. fol. 1 — 24. saec. XI.
b. Epist. Hieronymi ad Rusti cum de poenitentia. ^Quod
ignotus ad ignotum audeo scribere.** bis fol. 40.
c. Liber s. Augustini de poenit. »Quam sit utilis et ne-
cessaria poenitentiae medicina*'.
(L Homilia s. Augustini de poenit. „Rogo vos fratres
carissimi si forte aliquis ex vobis" bis 43*.
e. B. Johannis Osaurei de confessione. ,,Confitemini
domino quoniam boiius est^.
f. B. Augustinus ex libro de Tera religione. Hortor
vos homines, carissimi et proximi mei meque ipsum hortor.
g. Eiusdem contra Faustum. Populus autem christianus.
h. Eiusd. de laude caritatis. Divinarum scripturarum
multiplicem. •
L Cyprianus exhortatio de poenitentia. Per poeniten-
tiam posse omnia peccata dimitti.
k. S. Effrem de munditia animae. Gloria omnipotenti
deo qui os nostrum superno metu aperuit.
/. Aur. Aug. de agone christiano. Corona victoriae non
promittitur. ♦
m. August, de patientia. Virtus animi quae patientia dici-
tur. w. Id. de virginitate. o. Fides vel dogma ecciesiast. p. Greg, ut
nullus pravus propter immanitatem facinorum disperet cet. q, Aug.
de compunet. cordis. r. ej. de confessione. 9. Remedia contra pec-
408 Schulte
cata. i, Sententiae S. Eucherii. fi. Aug. de falsis testibiis. r. Id.
de fraude eavenda. w. Greg, de diseordia. a?. Aug. de bis qui in-
quirunt ut possiut seire t'utura. y, Dial. Petri diac. et Greg, de
maledictione. z, Joh. Os aurei de compunctione cordis. aa, Soei-
loquium S. Augustiui.
Von num. b. bis aa. dieselbe Hand s. XL Num. a. von einer
anderen älteren Hand s. XI. Das Folgende wieder von anderer
Hand.
Zweiter Thell.
Fol. 117. Inc. Poenitentialis de diversis criminibus
et remediis eorum.
Si quis homicidium t'ecerit sponte VII annos. .
Excerptum a b. Gregorio Rom. editum ex patrum
dictis canonumque senteutiis de diversis criminibus
et remediis eorum. Cernimus in aecelesia. Wasser schiebe n
Seite 535 ff.
Auf die Vorrede folgt eine tabula mit 33 Rubriken, bie ein-
zelnen Capitel stehen dann unter besonderen Rubriken.
Prima itaque est remissio qua baptizamur . . .
De furto ecciesiae quod sacrilegium dicitur. Sacri-
legium id est sacrarum rerum furtum.
De homicidio. Qui occiderit.
De adulterio. Adulterium dicitur.
De fornicatione. Si quis pontifex.
De concupiscentia non consummata. In canone.
De periurio. Si quis in altare.
De ebrietate. Placuit.
Letztes: De his qui iniuste degradibus eiecti fuerint
Episc. presb. aut diaconus.
Dritter Theil.
a. Fol. 172^ Saec. XI. Inc. praefatio Ansegisi abbatis.
Dominante per saecula ... (Pertz, Monum. Leg. L p. 271).
Praefatio Karoli. Regnante (ibid. pag. 274).
Supra in primo capitula ecclesiastica. (Die kurze Vorrede zu
L. IL Monum. L pag. 290).
Die Vorreden zu Ansegisus III. und IV., ibid. p. 300 und 310.
Her Gailicum. 409
6. Epist. Zachariae p. Francis et Gailiae directa. Zach. . .
Referente nobis reverend. Jaff^ num. 1744. Tom Jahre 742» der
die Abdrucke angibt.
c. Inc. s y n 0 d. cum actibus suis jussione apostolica a s. Bo-
nefacio et Francorum episcopo sub Carlomanno duce habita
a. incarn. dorn. DCCXLII. In nom. dom. n. J. Ch. Ego Cario-
mannus.
(Leg. I. p. 16, wo dieser Cod. nicht notirt ist).
d. Inc. Versus de praedictis principibus:
Aurea progenies ielici stemmate pollens
Francorum virtus perpetuumque decus.
Mo num. Leg. IL Append. p. 40.
e» Altera synodus a supradicto episcopo ae principibus auctori-
tate apost. Kl. Marc. Liptinas habita. Modo in hoc synodali
conventu. Leg. L p, 18., wo der Codex nicht besonders erwähnt
ist. Es ist die Synode von 743.
f. Üeeret. Karoli ut servi dei neque in hostem pergant cet.
CXXIII. I. I. — CCXXXVIIII. - CCLXXXI.
g. Sequentia quaedam capitula ex scorum patrum decretis et
imperatorum edictis colligere curavimus atque inter nostra cap.
lege firmissima tenenda generali consuitu Erchemboldo cancellario
nostro inserere jussimus. Ex sacrarum institutione legum iibro XU.
capitnlo X. Quam sit extraueus a christianae fidei regula qui se der
fensorem veritatis insimulat.
Vorrede zur Additio IV. des Bened. Levita Monum. IL p.
146 und cap. 1 daselbst.
Ex epist Leonis p. Concilio Calced. directa. Plurimos
fratres. Bened. Ad. IV. c. 4.
h. Neues Blatt. De bis qui ab episcopis propriis ex-
communicantur. Überschrift von Anseg. L. L c. 1. Monum.
Leg. I. p. 275. Darauf ein Verzeichniss von 43 capita; diese selbst.
Das letzte ist: Ut presbiter in cena domini tres ampullas.
cap. 156. Anseg. L. L
Finit liber primus. Inc. capitula secundi libri. De nonis
et decimis unde et genitor noster. L. IL c. 21.
Das letzte ist c. 44. Ut parentes filios suos.
Inc. lib. tertiiis. Aus Buch 4. ist das letzte cap. 61. De locis
iam dudiim sacratis.
SiUb. d. phil.-bist. Ol. LIX. Bd. IV. Hft. 28
410 Schulte
Nun folgen weitere Excerpte von B. 5 bis 9 ; es sind im Ganzen
586 capita fortlaufend gezählt. Letztes: De regula elericorum.
Inc. de matrimonio s'r Ratio.
Hieronymus ait: Nisi matrimonium fuisset.
Letztes: De viris et feminis in conjugium non reeipiendis.
August, ait. Sind die 9 ersten Capitel des von Kunstmann im
Archiv von Moy VI. (1861) aus einer ehemaligen Freisinger Hand-
schrift abgedruckten Tractates.
Vierter Theil.
Fol. ZSO''. Incipit de utilitate penitentiae. et quomodo
credendum sit de remissione peccatorum per penitentiam cum Praefa-
tione Operis subsequentis.
Excepto Baptismatis munere, quod contra peccatum originale
donatum est, unde incipit hominis renovatio, in qua solvitur omnis
reatus — aut mores bonos constituisse. Fol. 233.
Expl. de remiss. Incipiunt capitula libri sequentis [am Rande
zugeschrieben: cf. Cod. Montispes. H. 301.].
Quod nulli sit ultima penitentia deneganda ex epist. Celestini ad
episcopos Galliarum cap. XV. P. II. de bis qui necessitate
mortis urgente. Aus ep. XXXIV. der Coli. Hispanna.
Eine tabula von 122 capita.
Expl. cap. libri primi. Incipiunt cap. libri II. De coniuratione
vel conspiratione ex concil. caiced. Tab. von 122 capp.
Expl. cap. libri secundi.
Presb. et diac. ordinationes certis celebrare temporibus ex de-
creto P. Gelasii ep. 1. Tabula von 117 capp. Expl. liber tertius.
Incipit liber primus sequentium canonum.
Fol. 239' Agnovimus poenitentiam morientibus denegari cet.
Lib. II. fol. 247^
Coniurationis vel conspirationis crimen . . .
Lib. m. fol. 287^
Ordinationes etiam presbiterorum diaconorumque.
Das letzte (158 des 3. Buches) cap. ist die Formata des Atti-
cus: Greca elemeuta literarum.
Bekanntlich ist diese Canonensammlung zuerst von Lucas
d*Achery im Spicilegium Tom. XL pag. 1 — 200 veröffentlicht
Iter Gallicam. 41t
worden nach drei Handschriften: Cod. Agobardinus» der ^Bibl.
Thuana** und ^M usaei V. C. Stephani Baluzii^, der auf die
Sammlung zuerst den Herausgeber aufmerksam machte. Drei Vati-
canische Handschriften [1347 und Vat. Reginae 446 und 849]
nennen die Ballerini pag. CCLXXX sq. Ausserdem sind noch
andere, z.B. von Maassenin derBibl., bekannt gemacht worden. Die
Sammlung wird allgemein Acheriana oder Dacheriana ge-
nannnt.
Ich habe das Obige desshalb mitgetlieilt, weil d*Achery tabulae
abdruckt, welche nicht ganz genau dieselbe Gestalt haben. Die Ab-
weichung in den Zahlen der Indices und der Sammlung selbst hat
auch der Druck.
Vinfter Theil der landsehrift.
Fol. 269\ Cap. In sinodo acta qu^ apud Melsentem urbem divin o
•nutu habita est anno incar. dorn. dcccxL?. XV. kl. iul. ind. YHII . . .
Ut secundum canonum auctoritatem et institut. domni imperatoris Lu-
dovici. Im Ganzen 25 capp.
Fol. 272^. In nom. dorn, acta syn. apud. urbem regiam celebr.
sub die V. Iduum. JanR. Anno primo orthodox! atque Serenissimi
domni regis Ervigii. Cum gloriosi cet.
cap. I. de agiiita et confirmata prelectione fastigii principalis.
In nomine gloriosi domni nostri Ervigii regis. Prima die synodali
exordio consedentibus cet.
Syn. Toletan. XII. (Collectio Hispana I. p. 489 sqq.
Dann bis fol. 306 folgen 342 Excerpte, das letzte ist: Decre-
vimus, ut si qua puella voluntate — miserationis intuitu non negetur.
In nomine domini nostri J. X. Incipit ordo conciliorum.
Tempore Constantini.
Expl. praefatio. Incipiunt concilia Greci^.
Aufzählung von XXXVI. syn. bis Syn. Toletana V^ [VP?]
XLVIII. episcoporum.
Inc. eapitula ex conciliis latinorum grecorum qua
diversorum patrum.
C. I. Si episcopus absque tempore synodi.
CCCCLXIII. Mains periculum est iudicantis foK 313^.
28*
412 Schulte
Ex conc. Toi et. III. de dampnatioaefiliorum. Hört auf fol. 314'
mit: In Toletano concUio de eo qui p' honorem aeceptum p pecuniam
— satisfatio tpV inTenerit fol. 314^. Der Rest der Seite ist leer.
Conc. Toi et. eapitulo XL VIII. Monachum aut paterna devotio
aut propria professio facit [c. 49. Conc. Tolet IV. der Hisp. j . .
Cierici qui monachorum [c. 50. ibid.]. Folgt, noch c. Sl (als SO
bez.) nunciatum est.
Agath. c. 28. ita. Ut de monachis. S4 in venditionibus. 58. [57.}
Unum abbatem duobus.
Aurel. cap. XV. Abbates pro humiiitate. 16. iMonacho orarium
in 17. [18.] Nullus monachus. 18. [19.] Si episcopus humanitatis.
Spal. [Conc. Hispal. II. in Coli. Hisp. L p. 646] Cap. X
Decima actione.
In decretis Siricii pape cap. XIII. Monachos quoque quos
[Coli. Hisp. II. pag. 7.].
Carth. cap. 13. Placuit sie si quis. can. 13. Conc. Carth. v.
ibid. I. p. 158.
Caicedon. cap. 6. Neminem absolute ordinari.
Concilio orientalium patrum cap. 34. Si quis presbiter
aut diaconus. 25. si quis presb. ante ordinationem. 27. Aus den
capitula Martini Bracarensis.
Tarragonens. cap. 11. Monachi a monasterio.
Toletan. III. Haec sancta synodus nullis episcoporum licentiam
tribuit. 4. Si episcopus unam. Die can. 3. und 4. Conc. Tolet. III.
Arelat. 22. de presb. aut. diacon. qui solent. Can. 21. Conc.
Arelat. I. — Fol. 316'.
Theil I. bietet eine Zusammenstellung von Schriften der
Kirchenväter über das Busswesen.
Theil IL enthält eine Sammlung von Busscanones.
Theil III. beabsichtigt offenbar, für die wichtigsten Punkte der
Disciplin bezüglich des Clerus und der Laien eine Zusammenstellung
aus den Civil- (frank. Königs-) Gesetzen zu geben. Ihn hat Bai uze
Capit. praef. num. LXXV. kurz beschrieben.
Über deq fünften Theil, der vorzugsweise das Kloster-
wesen im Auge hat, sowie über die ganze Handschrift behalte ich
die nähere Erörterung einem anderen Orte vor.
Iter Gallicum.
41S
Von Fol. 316'' bis zum Ende stehen:
Fulberti episcopi Carnotensis Epistolae.
Ausgaben derselben bei Potthast pag. 291, der diese Hand-
schrift nicht erwähnt. Auch Waitz hat sie übersehen.
LXZVn. — H. 88., mbr., fol. 8., XU. Concilii Aquisgra-
nensis A. 816. Pars Qih.) I., vom zweiten ein Stuck.
LXXVni. — H. 90., mbr., fol., s. XIV. Ben. de St. Germain
d'Auxerre. Nach historischen Werken zuletzt ein Tractatus de
sanctis synodis bis auf das Jahr 1317. Ich habe leider diese
Handschrift genauer zu untersuchen unterlassen.
LXXK. — H. 141., mbr., fol., Fonds de Bouhier C. 53. —
a. Expositio orationis dominicae.
b. Sermo et expositio in symbolum Nicaen.
c. AIcuinus I. II. et III. de fide S. Trinitatis.
d. Ejusd. epist. ad Eulaiiam virginem de animae ratione.
e. ejusd. invocatio ad Trinitatem;
f. ejusd. Carmen elegicum.
g. Ejusd. Quaestiones ad Fredegisum de Trinitate. Soweit
dem Katalog p. 337 entnommen.
A. Fol. 33 beginnt ein neues Stück mit den Worten: ^susci-
tabo semen tui post te quod erit de filiis tuis.'' Nun folgen verschie-
dene capita:
XI. quod Christus de virgine sine viri eoitu genitus est.
XII. quod in bethlehem natus est.
XIII. quod stellae indicio nativitas Christi declaruit.
XIV. quod munera obtulerunt magi.
XV. quod a deo patre unctus est Christus.
XVI. quod humilis et pauper advenit.
XVII. recapitulatio operis. fol. 63.
Fol. 63^ Item testimonium contra iudeos.
Fol. 68. Inc. Über II. act sTFSilvestri pape. Priori li-
belli cet. Dieses Stück ist von einer Hand des saec. VIII.
Von Fol. 41—79 ist der Codex ein Cod. rescriptus. Das ältere
Stück gehört Pompeius Festus an. Vgl. den Katalog, der einige
Worte mittheilt.
LXXX. — H. 186., mbr., 4». Orat. de Troyes, fonds de Pithou.
Nach Const. Africani Viaticus und Flodoardus Hist. Rem. eccl.
414 Schulte
und Bernardus Guido Catalogus Rom. Pont steht des letzteren
Tractatus de conciliis.
LXXXI. — H. 233., mbr., foL, s. IX. Orat. Trec. (Pithou).
a. Breviarium zur Concordia Canonum des Creseonius.
b. Breviatio canonum des Fulgentius Ferrandus. Maass en
hebt hervor, dass die Editio princeps von P. Pithou auf dieser ein-
zigen Handschrift ruhet.
Die folgende Handschrift erwähne ich, weil ganz unbekannt ist,
wessen Glossen sie hat.
' T.TTTTT _ H. 229., mbr., fol., s. XH. „EstOratorii Trecensis«'.
''Fonds de Pithou I. e. 26. «^ 55 Blätter.
„Legis longobardorum über primus incipit de maleficiis
et publicis criminibus. Sie hört auf mit „diaconor. episc. presb*
filios notarios*' cet. tit. XL. lib. HL der Ausgaben im Corpus iuris ci-
vilis. Die Glosse läuft durch und trägt verschiedene Siglen: sehr oft
a., ferner häufig J., alb., endlich Cena.
T.YyyTTT. — 238., fol.„ 4^ membr., s. IX. „Bibl. Bouher.
D. 16.-
a. Concilium Aquisgranense a. 816. Auf die in Abschnitte
getheilte Vorrede folgt das Verzeichniss der 145 capp. des 1. Buches,
hierauf der Text desselben. Pars II. fehlt. Ende fol. 120.
b. fol. 120' Incipit regula formatarum. Greca elementa.
Formata desAtticus.
Darauf noch einige Passiones, welche der Katalog angibt.
LXXXIV. — H. 242., mbr., 4«., s. XIII. Fonds de Clairvaux.
a. Johannes Cassianus Collat. libri X. (?)
b. Verschiedene kleinere Schriften des h. Bernhard.
LXXXV. — H. 280., membr., in 8«., saec. XHI. Bouh. F. 1. —
Der Katalog p. 400 gibt die vier ersten, nicht hierher gehörigen
Schriften genau an.
e. fol. 59. Decreta domini Urbani secundi papae in concUio
• 0 0
Clarmontensi anno domini Christi M. XC. V. VI kl. decebres data.
Statutum est ut omni die et monachi et clerici cet. Mansi XX.
col. 815 sqq. Geht bis fol. 68^ „Benedictus per omnia deus. Anno
in eodem p' Clarmontense concilium in subsequenti mense Jan. XII.
kl. febr. viam universae carnis ingresso celebris memoriae dö Rai-
noldo archiep. remor. eligitur dominus Ma nasses propositus vir
laudabilis . . . .^
Iter (iailicum. 415
/*. Fol. 73^ Nomina locorum, civitatum, provinciarum, regionum»
qnae in libro Actuum apostolorum legiintur. Alphabetisch.
g. Incipiunt nomina XL. regionum continentium infra se pro-
vincias CXIII. Ital. lß\
Die Abschrift dieser beiden Stücke nach der Synode hängt of-
fenbar zusammen mit den Verhandlungen auf derselben.
h. Urbanus IL p. in Clarmontensi conc. statuit, ut primum
ieiunium IUI temporum semper iiat in prima ebdomada quadragesi-
mae .... In ecciesiis vero ubi monachi cet. fol. 77'.
I. Nomina Pontificum Romanorum 77' — 80**, letztere „III. Eu-
genius sedit annos . . .''
Ar. Fol. 81. 82. Augustinus in libro confess. Cum remi-
ni scor lacrimas — non audire cantantem.
August, in quadam omelia super evangelium Job. Cum bap-
tizat malus ex aliqua ignorancia. .
Zacharias p. In epist. Francis directa sie ait : Si quis liber
aneillam . .
Ex decreto Julii p. cap. IUI. Si quis ancillamsuam liber-
tate donaverit.
Ex decret. Hormisdae p. Nullus fidelis cuiuscunque
conditionis.
Ex decret. Greg. sept. p. Quum multos peccatis nostris
exigentibus.
Tertia actio est poenitentiae , quae pro illis peccatis subeunda
est, quae decalogus continet ....
Anna et Esmeria sorores fuerunt
LXXXV. — H. 301., in 4<»., membr., saec. IX., Fonds Bouhier
E. 20.
a. Die Collectio Dacheriana [yergl. num. LXXVI].
Lib. I, von fol. 1 — 34 mit 121 cap.
Lib. U, von fol. 34—66 mit 119 cap.
Lib. HI. von fol. 67'— lOr mit 148 cap.
b. fol. 102. Incipit breviarium apostolorum ex nomine
vel locis ubi praedicaverunt ubi vel orti vel obiti sunt Simon qui
interpretaturobediens.
c. Von fol. 106"— 118 (Ende) folgt von anderer Hand als
jener, welche das erste Stück schrieb (letzteres hat die Semiunciale)
das Verzeichniss der Capitel der Dacheriana.
416 Schulte
LXXXVI. — H. 406., mbr.. fol., s. VIII. Bouh. E. 27. Facsimile
in Beil. n um. IV.
Nach den Schrii'ten: Eusebii Iheronimi descHptio de
seriptoribus ecciesiastieis — Gennadii Massilieiisis de seript.
eceles. — Isidori Hispalensis epc. de seriptoribus ecciesiastie.
folgt das Decret des Hormisdas von einer Hand des VIII. Jahrb.,
was insbesondere der im Facsimile mitgetheilte, offenbar der Zeit
Pippin's angehörige Vermerk andeutet.
Fol. 77. „Incipit decretale in urbe roma ab ormisda papa
ßditum descripturis divinis, .« Vgl. Thiel pag. 931.
LZXXVn. — H., 304., mbr., fol., s. XII. Bouh.D. 71. Nach dem
Katalog.
a. Praeceptum de eo quod observandum est si ceciderit corpus
vel sanguis DominL
b. Johannis de Bayeux, Abrincensis tunc episcopi de officio
ecciesiastico.
c. Concilium Rotomagense a. 1074, Mansi XX. 397.
d. Concil. Wintoniensis a. 1076. can. XVI. Mansi XX. 459.
e> Concil. Illebonense (Juliubonense) a. 1080. Mansi XX.
555.
f. Fragmentum operis de ratione divini oflTicii.
g. Gregorii P. Epist. ad Secundinum monachum.
A. Sermo ad monachos.
I. Halitgarii episc. Camerac. de vitiis et virtutibus libri II.
LXXXVn'. — H. 308.. mbr. 4., s. IX., Bouh. E. 13. enthält als
letztes Stück Briefe von Cyrillus Alex., Virgilius P., Felix P.,
Greg. Nanz., Symmachus, Johan nes (II) und Greg. M. de fide
catholica.
LXXXVir. — H. 310., mbr., 4o..s. X. Bouh. F. 38. enthält als
drittes Stück das Concil von Aquileja von 381. Mansi III. 599.
LXXXX^^ — H. 387., mbr.. 8^, s. XIII. Bouh. F. 20. Eine
Sammlung vonSchriften über Busswesen, Busscanones aus
Beda u. dgl., die ich jedoch zu untersuchen unterliess, weil es
meinem Zwecke femer liegt, Handschriften über diesen Punkt
genauer zu studieren, welche nichts Neues bieten.
LXXXVH'*. - H.4t2. membr., 4o., saec. IX. Bouh. E. 94. ~
a. bis fol. 86^. enthält ein Enchiridion de fide,spe et charitate
von Augustinus.
Uer (ialiioum. 417
6.87* — 96*. Capitulare de ecciesiastieis officiis. „In
Domiiie domioi uostri J. C. incipit Capitulare ecelesiastiei ordinis,
qualiter scä atque apostolica eeciesia romaoa celebratur, sicut ibidem
a sapientibus et venerabilibus patribus Dobis traditum fuit. Primitus
enim adventnm dni kalendis deeembris incipiunt celebrare.*' Ende
„ad infantes quiin sabbato scö baptizandi erunt.*'
c. 96^ „Inc. Ordo de eeclesiasticis romanae eeclesiae Tel
qaalitermissacelebratur.**
d. „Primo omnium observandum est, septem esse regio nes
ecelesiastiei ordinis Urbis Romae et unaquaeque . .^
e. Ordo librorum catholicorum (canonicorum), qui in eeciesia
Romana leguntur per totum annum.
LXXXVn'. — H. 413.,membr., 80., saec. XII.Bouh. E. 64: —
/. Carmen» cur deus homo, anfangend :
Ade<; peccatumq conveniens oboleret . . .
m. Decretum Gelasii p. de recipiendis vel non recipiendis
libris.
n. De notitia librorum apocryphorum qui a sanctis patribus
damnati sunt.
0. Sententia domini Lanfranci archipraesulis Cantuariensis de
monacho qui de saecularimonasterio, religionis gratia, ad aliud mona-
sterium fugit.
p. Tractatus de conjugio.
Coniugium quod et matrimonium appellatur —
Quibus de causis fiat conjugium —
Jam nunc demonstrandum esse arbitror propter quas —
Quid Sit coniugium. Conjugium ut ait Isidorus, est consensus
maris feminae — ^
Nunc videndum, inter quos possit esse coniugium.
Letztes: Frigiditas inter eos qui —
IX. Montpellier.
B. Bibliotheque de la f ille (M u s e e Fahre).
Von den wenigen Handsehriften sind für das canonische Recht
nur von Bedeutung:
LXXXVin. — Num. 7. fol. maj., membr.,saec. XI. (Facsimile
in der Beilage sub. num. IL). Auf dem Yorsetzbiatte : „ad usum flf.
418
Schulte
minorum Capucinorum Monspelicensis liberalitate dni Ü. Franc.
Ranchini universitatis Monspel. medic. Cancellarii meriti.'' zwischen
diesem Vormerk ein Wappen» wohl des Genannten.
Decretum des Burchard von Worms. Die Handschrift»
zu den besten zählend, ist nicht vollständig, sie endigt im c. 18.
Lib. XX. »Quod gratia divina non solum peccata dimittat sed etiam
adiuvet ne committantur.**
LXZXIX. — N. 1 2. ; 8«., membr. saec. X. — 52 Bl. Facsmile in der
Beilage num. III.
a. Martyrologium (8 Blätter; es fehlen die drei ersten
Tage des Januar).
b. Expositio super missam. 16. Bl.
c. Auf den folgenden 20 Blättern. —
Incip pcepta sei Ciementis episcopi.
Ad Jacobi apostolo.
Clemens Jacobo carissimo qm sicut a Petro apostolo
accepimus bis damnationem accipiat (Hinsehius pag. 46 — o2.
Zweiter pseusoisid. Brief des Clemens.)
Incipiunt capituli de diversis eanonibus.
Prima de Aurelianense II. Si diaconus aut presbyter
crimen capitale commiserit, simul et officio et communione
pellatur. [can. 9. Conc. Aurel. I.].
III. Item si quis diaconus aut presbyter post acceptam
benedictionem levitica cum uxore sua incontinens invenitur ab
ofScio abiiciatur.
IUI. Item si quis diaconus aut presb. crimen capitale comiserit
ab offlcio honore depositus in monasterio detrudatur ibi tantummodo
quamdiu vixerit communione sumenda.
Ecce manifestissime constat quia secundum quod et tituli anti-
quorum patrum a scö Johanne papa transmissi et treeentorum decim-
octo episcoporum sententia sed et canones gallicani continere videntur.
Clerici in adulterio comprehensi et aut ipsi confessi aut ab aliis
evicti ad honorem redire non possunt et quia forte non desunt,
quibus pro nimia pietate suprascripta sMrum patrum sentencias
minime placeat, sciant se et treeentorum decem et octo episcoporum
praecepta et sei pape auctoritate et illorum pontificum qui ordinanti-
bus trecentis decim et octo episcopis reliquos canones statueF sen-
tencias reprehendere vel damnare.
iter (iuUicuni. 419
Sed forte maior in illis est pietas quam in supradictis trecentis
deeino et octo epis. maior in illis miserieordia qua in seo Johanne
apostoiteo papa? maior Caritas qua in scis reliquis sacerdotibus qui
hoc pro exemplo vel remedio eeclesiarum suis definitionibus delibe-
raver?
Et ideo aut prona voluntate praeeeptis illorum consentiant aut si
n fecerint Omnibus eontrarios se et inimicos esse cognoscant. Quae est
ista iustitiae inimica benignitas — quia uno peecante omnes di ira
desev'it.
0 pietas o miserieordia . . .
Quieunque parvitati mee^ in hac causa voluerit onerosus
existere aliud ei responsum non delibero. nisi quod supradicti canones
continere videntur. explicit.
Incip ordo ad penitentiam danda.
Credis in patrem et filium et spiritum sanctum — tunc da illi
penitenciam.
Et dicas orationes super eum.
Oremus. Exaudi dne preces meas et confitenti tibi cet.
R. Item alia.
Praeveniat hunc^famulum tuum . . .
R. Item si tempus habueris.
Sicut in sacramentor continet'. sit ibi . .
R. Non vacet iste suppicione reconciliatio peni-
tentis.
Praesta quaeso domine ut hunc famulum cet.
Aiia.
Majestatem tuam quaeso diie.
Venerabilis Bedae prbri.
De remediis peccatorum. Paucissima haec quae secuntur:
ex priorum monumentis excersimus. In quibus tunc omnibus non —
pendere iudicis.
Wasserschieben pag. 220. Die Lesarten entsprechen dem
Cod. Andagin. mon. S. Huberti.
R. Incip iudicium quod instituer sei patres adpeni-
tentes.
. institutio illa sca quae fiebat indiebus patrum cet.
Prologus Egberti bei Wasserschieben pag. 231.
Item Bede de clericorum penitentia.
iZO Schulte
Item canone apostoiorum iudicatur ut episcopus presb. diac. qui
in fornicatione aut periurio aut t'urtu capture deponatur.
Item dieta Gregorii.
Greg, setimus ac beatiss. apostolicus papa ante corpus beatis-
simi Petri —
De polluttionibus interrogatio Augustini [ACFl]. Responsum
Gregor.
Si post inlusionem — (Hinschius pag. 742).
Responsionis GRIS.
Et quidem hunc testamentum — videlicet suggestione de delec-
tatione eonsensu (Hin seh. I. c.).
Das Stück ist übrigens nur Fragment, so dass auf die Samm-
lung, aus welcher es entnommen ist, aus demselben kaum ein rich-
tiger Schluss gemacht werden kann.
d. Excerpta ex regulis S. Benedicti, cum glossa.
1."— 29.,mbr.,8ö.saec.XIV. Acta synodi Lodovien-
sis a. 1326 habiti.
XC. — 31.,membr.,foI.,s. XIV. „Mon. sti. Guilhelmi de desertis
ord. S. Ben. Congr. S. Mauri catalogo inscriptus" (S. Guill. des de-
sertaux bei Montpellier). Diese Handschriflt wird sonderbarer Weise
sowohl bei Hänel col. 246 als im Cat. g^n. als Li her VI. Boni-
facii VIII. angegeben.
Decretales Gregorii IX. Der Anfang fehlt; die Hand-
Schrift beginnt im c. i. x. de sacram. non iter. I. 16. mit den Wor-
ten »sed oleo deiinitus*'. Sie hat die reine Glosse des Bernar-
dus Parmensis, welche jedoch oft viel ausführlicher ist als ge-
wöhnlich , namentlich in den Ausgaben. So z. B. nimmt dieselbe zu
c. 36 und 37 (cum contingat und ven. fratri) de off. et pot.
lud. del. I. 29. ausser dem Rande noch zwei volle Blätter ein. Be-
zeichnet ist sie: b^Fnardus, b. canon. Die decretales novae von
Innocenz IV. sind nicht aufgenommen.
XCI. — 34., roembr., fol. s. XIV.
Decretum Gratiani. anfangend in c. 10. D. I. mit dem
Worte dignitatum gradus. Auch der Anfang der Pars II. fehlt:
von.P. III. hat sie nur ein Blatt. Die Verstümmelung rührt wohl von
einem Liebhaber von Miniaturen her. Die Glosse ist die des frar-
tholomaeus.
Iter Galiioum. 421
X» Toulouse.
Bibliotb^que de la ville.
Der Handschriftenkatalog ist ungedruckt, aber in neuerer Zeit
gemacht. Hänel hat Codices, welche sich nicht vorfinden. Für ca-
nonisches Recht ist sie unbedeutend.
XCn. — A. 4. — Berengarii Inventarium juris canonici,
fol., menobr., saec. XIII.
XCin. — A. 14. — fol., mbr., saec. XIV. Summa confessorum
des Johannes von Frei bürg.
XCIV. — A. 28. — fol., mbr.. saec. XIII. XIV. ..Ex bibl. fr.
Eremitarum r. P. Augustini Tolosae.**
Decretum Gratiani. Der Text ist aus dem Anfange des
13. Jahrb., die Glosse ziemlich spät im 14. hinzugeschrieben wor-
den und die ordinaria. Sämmtliche Miniaturen und Initialen sind her-
ausgeschnitten.
Dem Texte voran geht dieselbe Einleitung , welche cod. 34 von
Grenoble hat; auch sind stets *vor jeder Causa kurze Inhaltsangaben»
z. B. „Expl. prima pars, ine. secunda q. prima causa dicitur de
s i m 0 n i a c i s malorum ministrorum orationibus. sacrificiis. consecrati-
onibus. ^eu oblationibus et aliis capitulis. Expl. prima ca usa, ine
secunda ut nullus condempnetur absque iudiciario ordine.**
XCV. — A. 36. — fol., mbr., saec. XIV. ,Ex bibl. PP. Augustin.
Tolosae."
Summa Pisana des Bartholomaeus a S. Concordio.
Der Anfang fehlt, sie beginnt mit «qui iuri pereat sed caveat
iudex ne errorem fingat*" cet. in dem Artikel ^absolutio**. Der
Vermerk über die Zeit der Abschaffung am Schlüsse: ,,Consum. fuit
hoc opus in civitate pysana. Anno dorn. M. CCC. XXXV III. de mense
decembris tempore sciss. patris dorn, benedicti pape duodecimi.** Es
folgt noch eine declaratio figurarum, deren sich Bartholomäus
bedient.
XCVI. — B. 31. — fol., mbr., p. XIII. ex. und XIV. (glossa)»
Decretum Gratiani mit dem Apparat des Bartholomaeus
Brixiensis.
XCVn. — B. 36» — fol., flfibr.» s. XIII und (theilweise die Glosse)
XIV. Auf dem ersten Blatte „s. francus**.
422 Schutte
a. Breviarium Extravagaiitiuni des Bernhardus Pa-
piensis. „E^plicit quintus über. Explicit summa tancreti^'. Die
meisten Glossen liaben dessen Sigle t. , ein sehr grosser Tiieil die
ala. (Alanus), andere vine. (Vincentius) , 1. (laurentius), b. (Ber-
nardus), p. Letztere kann wohl nichts anderes als Petrus bedeuten.
Unter den Glossatoren der Compilationes antiquae pflegt aber kein
Petrus aufgezählt zu werden. Es dürtte wohl wahrscheinlich sein, dass
Petrus Collivacinus, Verfasser der comp, tertia, gemeint ist.
b. Compilatio secunda des Johannes Galensis. (Druck
bei Antonius Augustinus pag. ISO sqq.). Meine Quellen
Seite 336.
Die Glossen haben die Siglen t, a., I.
c. Compilatio IV. Innocentii III, Abgedruckt bei Antonius Au-
gustinus p. 739 sqq. Diese Sammlung hat keine Glosse, obwohl sie
glossirt wurde von Vincentius (mein Lehrb. S. 51, 59).
d. Die s. g. Compilatio tertia. Meine Quellen S. 335.
Die Glossen haben die Siglen: t. ,. g. , vinc. , 1a. laur. , Jo.,
letztere beiden am häufigsten. Ob die Sigle 1. und la. auf La n fr an-
cns (mein Lehrbuch 2. Aufl. S. 51 Note 22) oder Laurentius
(das. S. 52) oder Laborans (das. S. 59) geht, lässt sich nicht
mit Bestimmtheit behaupten. Da indessen zu derselben Sammlung
la. und laur. unterschieden werden, und wir anderweitig wissen,
dass Laborans die Comp. IIL glossirt hat (mein Lehrbuch S. 51,
Note 21), so scheint nicht zweifelhaft, dass die beiden letzteren
gemeint sind. Mit g. ((5^. im Codex) kann nur Gratia Aretinus
(mein Lehrbuch S. 51) gemeint sein.
So hebt denn diese Handschrift einige Zweifel , indem sie be-
weist, dass Gratia und Laurentius wirklich die Comp. ant. glos-
sirt haben. Sie ist weiter dadurch ron Bedeutung, dass sie T a n c r e d*s
Glosse zur Comp. L, IL und III. überliefert unddarthut, dass Johan-
nes Wallensis auch die comp. III. glossirt hat.
Man sehe noch im Inhaltsverzeichnisse unter BreviariumEx-
travagantium die übrigen Codices, welche die Compilationes an-
tiquae enthalten, bei denen einzelne weitere Angaben folgen.
XCVin. — B. 63. — fol., mbr., saec. VIII. auf IX. (siehe
das Facsimile num. V.), 107 Blätter. Ex bibliotheca PP. Augustino-
rum conventus Tolosae catalogo inscriptus.*' Vgl. Maassen Bibl.
lat I, p. 287.
Her Gaüicum. 423
Enthält die Collect io canoiiiim ecciesiae Gallicanae,
wie sie der von Maassen Seite 157 ff. beschriebene Cod. Albien-
sis 2. hat. Die Handschrift beginnt mit den Worten «et patrum no-
bis symbolum tradidit. His igitur cum omni undique Teritatem*' cet.
und bort auf mit den Worten ^et non sicut reliqua creatura ad mini-
sterium humanum ad a. ac terrae condita: anathema sif Die Ab-
weichungen von dem Cod. Albiensis sind so unbedeutend, dass ich
sie nicht notirt habe.
XCIX. — B. 121. — fol. , mbr., saec. XIV. „De conventu ff.
minimorum seti Rochi prope Tolosam.**
^Practica tradita per fratrem B. Guidonis de ordine prae-
dicatorum contra infectos labe heretice pravitatis.** ^Tractatus pre-
sens de practica officii inquisitionis heretice pravitatis maxime in par-
tibus Tholosanis. Carcassonensis. Albiensis. et in provincia Narbon-
nensi et circumanis dioecesibus in se continet quinque partes.** Der
erste gibt Formulare für Ladungen u. s. w., der zweite für litterae
gratiae, der dritte behandelt den Process und das Urtheil, der vierte
handelt de auctoritate et potestate et officio inquisitorum hereticae
pravitatis, der fünfte de modo, arte, ingenio inquirendi. Die erste
Formel lautet: „Frater Bernardus Guidonis, ordinis praedicatorum,
inquisitor haereticae pravitatis in regno Franciae per sedem aposto-
licam deputatus etc. capellano talis ecclesiae cet . . . Datum Tolosae
• • •
sub sigillo nostro Kai. April, anno domini M. CCC. XV."*, eine andere
ist von 1309.
Die Practica geht bis fol. 160; folgen 3 leere Blätter. Hierauf
folgende Bullen:
Clemens (IV..)... Cum adversus haeret. pravitatem
mit den Constitutionen K. Friedrichs IL gegen die Ketzer. Dat. Peru-
O 0 0
* sii II kl. nov. pont. n. anno primo. Sub anno domin. incarn. M. CC.
o
LXV. Sie ist aber gewöhnlich datirt „IIL kal. Nov.«* Meine Abb.
Ober die Decret. S. 784.
Clemens (IV.) ... Ad extirpanda. Dat. Perusii IIL Non.
o •
Nov. M. CC. sexagesimo quinto.
Nicolaus (IV.) .. . Prae cunctis nostrae mentis (an
o
die Doninikaner). ^Dat. apud. urbem veterem V. kl. jul. pont. n.
o •
anno tertio. Sub anno dom. incarn. M. CC. nonagesimo**.
424 s c h u j t »•
Nico) aus. Eine zweite gleichen Anfangs und Datums.
Dann: Forma abiurandi baeresim und modus sribendi
abrenuntiationem per notarium.
Eine Abhandlung über die Seete der Apostelbrüder. „Ne
secta illorum, qui se dieunt esse de ordine apostolorum et asserunt»
e • «
se teuere mitram apostolicam — ** Ab anno itaque domini M. CC. LV.
eitra fuit quidam Geraldus Segratelli nomine de Parma in Lombardia»
qui u. s. w. Dann die gegen sie erlassene Bulle :
Honorius (IV.). . Cum fei. rec. Greg, papa X. Dat. Romae
apud sanetam Sabinam V. ydus Marcii pont. n. anno primo. Sub a.
dom. ine. M. CC. LXXXXV.
Weiteres Referat über die Seete, die Bulle Nicolaus IV. von
1290 gegen sie; dann die Bullen :
Clemens (V.) . . Firmissime teneat vestra prudentia. Dat.
Burdegal. VII. kl. sept. pont. n. a. lo. Sub a. d. ine. M. CCC. VI. (an
die Dominikaner).
Clemens . . . Pervenit nuper ad andient, nost. au den Erz-
bischof von Mailand, und eine zweite an Ludovicus de Sabaudia mit
gleichem Anfange; beide vom selben Tage mit der ersten.
Fernere Erzählung über die Secte bis zum J. 1316. Formeln.
Ende Fol. 191.
Über den Verfasser selbst sehe man die Citate bei C a v e App.
p. 17, dann Qu^tif et Echard I. p. 576 fgg. , die pag. S79 an-
geben , die Handschrift sei zu Toulouse gestohlen worden. Ob die
Schritt gedruckt ist, wie dessen Liber sententiarum habeich
nicht eruirt.
C. — B. 135. (Die Beschreibung des Katalogs passt nicht, die
Nummern sind verwechselt worden), fol., chart., s. XV. Enthält:
a. Job. Andreae super 4. libro decretalium.
b. Eine Schrift über den Process, anfangend: «Quia de jure
quodlibet perfectum opus indiget fundanvento''.
c. „Inc. extractus fl or um ex dictis apparatus domini Inno-
centii quarti supra decretales volumine per dominum N ich ola um
de Camilla (?) Januensem sacri palatii auditorem compositus et
stilo singulari compilatus.*' Anfang: ^Quia labilis esthominum
memoria idcirco ego Nicholaus de Camilla Januensis dioecesis do-
mini nostri papae eapdianus** cet. Ich habe in keinem der bekannten
Iter Gallicum. 42o
Werke über den Verfasser, dessen Name in der Handschrift unleser-
lich ist, da es Camilla, Lancilla oder dergleichen heissen kann, etwas
gefunden. Einem Nicolaus de Lavinia Jan. Card, hat Diplo-
Yataccius seine vita Innocentii IV. dedicirt; er ist aus der Familie
Innocenz' IV. Sollte dieser der Verfasser sein?
CI. — B. 224. — in 4», mbr. , saec. XIV. auf XV. Aus der Au-
gustinerbibliothek zu Toulouse.
Summa Goffredi de Trano super decretalibus.
XI. Tours.
Bibiiotheque de la vilie.
(1240 Handschriften. 50.000 gedruckte Bücher.).
Cn. — Num. 89., fol., memb., s. IX. Marmoutier. (alte
Benedictinerabtei in der Diöcese Tours). „Incipit liber L* sacra-
mentorum edit. a beato Gregorio p. Rom. qualiter missa romae
celebratur per anni circulum.**
ein. — 215., fol. membr., s. XI. auf XII. „St. Gatien.- (Cathe-
dralkapitel von Tours.) Regestumb. Gregorii.
CiV. — 320, fol„ membr., s. XV. „St. Gatien."
Guil. Durantis de modo celebrandi concilium generale. Ist
das Werk eines Neffen des „Speculator** gleichen Namens, der
ebenfalls Bischof von Mende war und 1326 starb. Vgl. Sarti de
claris Archigymn. Bonon. Prof. P. I. p. 395, Oudin III. c. 727 sq.,
der andere Literatur anführt, ebenso Ausgaben. Ich benutze die im
Tract, illustr. in utraque tum. pont. tum cesar. jur. facultate juriscons.
Tom. XHI. Pars I. p. 154 stehende Ausgabe.
CV. — 328., fol., membr. Gerson's tract de potestate eccl. et
origine jur. et leg. scriptus a. 1415 et recitatus in concilio a. 1417.
„Potestas eccl. debet ab ecclesiasticis.**
CVI. — 347., 12o., membr., s. XIV. St. Gatien.
a. Summa Raymundi. „Expl. summa de casibus. Inc. summa
de casibus quam de matrimonio, quae est fratris Roberti de Alde-
nardo si quis eam abstulerit, anathema sit.^
6, Summa decreti. Dieselbe umfasst 15 Blätter. Anfang:
„Abesse fidi' ta exigüt^ qdl[ p'ncipalia. qdä asequtia . .^'Distinctione
Sitzb. d. phil.-hist. CI. LIX. Bd., IV. Hft. 29
426 Schulte
prima agitur de jure divino et humano.*' Ende: ^quibiis KI vota
nova > n. e. pcepta . . . Bxpliciunt questiones.""
c. Flores auctorum. Verschiedene Fragmente aus Prudentius,
Claudianus, Ovidius etc.
CVn. — 348., fol. membr., s. XIV. ^S, Martini.« Summa
Raimundi mit der Glosse. Das vierte Buch ist als IUI bezeichnet
und ohne Übergang mit dem dritten verbunden. ^Expl. summula IUI.
expl. de matrimonio.**
CVm. — 349., m., f., s. XIV. Summa Raymundi. Lib. IV.
separat wie bei 347.
CIX. — 3S0., m., f., s. XIV, Marmoutier.
a. Summa confessorum des Johann von Freiburg mit der
tabula titulorum.
A. Statuta summae confessorum e libro V^^
c. Tabula summae confessorum.
CX. — 354., m., f., s. XV. S. Martini. „Mar. Chaboz.** Summa
Pisana.
CXI. — 357., m. f, s. XIV. S. Martini. Epistolae Petri de
Vincis mit der Bucheintheilung.
CXn. — 367., m., f., St. Gatien. — Summa Astexani.
„scriptus per Yvonem Pihier clericum dioecesis Andegavensis (Angers)
ine. XVI. ian. 1465 galliarum more. completum XVIII. august. 1457.**
auf Kosten und im Hause des „Job. Bouhale utr. jur. doct. ecel. et
universit. Andeg. scolast. ambarumque eeclesiarum Turon. canon.**
CXm. — 368,. m., f., s. XIV. St. Gatien. Summa Ray-
mundi. Getrennt und von andrer Hand der lib, IV^"' und die tabula.
Summa Guidonis de Rennes. Iste liber valet XXV. S. »Expl.
summa mag. Guid. de Rennes.**
CXIV. — N. 640., m. f. s. XIV. S. Martini.
a. Dynus super regulis juris.
b. Extravagantes J o h a n n i s XXII.
CXV. — Num. 659. — membr., in 4«, saec. XIV. Eine Margarita
decreti. Anfang: „Aaron, quod Aaron sacerdos.** Letztes Wort
Zizania.
CXVl. — Num. 560. — mbr., fol.. s. XIII ad XIV. Summa
Goffredi de Trano.
CXVn. — 561.— mbr., fol., s. XV. Petri de Braco „Com-
pendium ex diversis texttbus et glosis juris canonici*'. Anfang: «A.
Her Gallicum. 4r27
«est prima litera graecorvini.*' „Explicit comp. mag. Petri de Braco
decretorum doctoris scriptum et completum die XIII. mensis Februarii
anno domini milles. quadringent XI\''
CXVnL — 562. — mbr., fol., s. XIV. Summa Monaldi,
CXEL — 565. - mbr. Jol., saec. XIV.. XV, Bullae Eugenii IIL,
Hadriani IIL, Lucii III. cet. pro archiepiscop. Bituricensibus.
CXX. — 568. — mbr., fol., Text saec, XIII. exeunt., Glosse
s. XIV. Decretum Gratiani mit dem Apparate des Barthol. Bri-
xiensis.
GXXI. — 569. — mbr., fol., s. XIV. Decretales Gregorii
IX.. und zwar lib. IL bis V. mit der glossa ordinaria des Bernardus
Parmensis.
CXXn. — 570. — mbr., fol., s. XIV. Decret. Greg. IX. mit
glossa ordin., jedoch unvollständig.
CXXm. — 572. — mbr., fol., s. XIV. Decretum Gratiani
mit der glossa ord., hübschen Miniaturen.
CXXrV. — 574. — mbr., fol., s. XIV. Johannis Andreae
apparatus super Constitutiones Clementis P. V. ohne den Text.
CXXV. — 576. — mbr., fol., s. XIV. Ein Formularius eccies.,
enthaltend 439. Das erste „abbati Comen . . . Cum mon. v. veueranda
religio debeat."
CXXVI. — 577. — mbr., 8«. s. XIV.
a. Liber sextus ohne Glosse. Die Dekretale „exiit'' steht
ihrem Wortlaute nach darin.
6. Constitutiones Clementis P. V. ohne Glosse.
CXXVn. ~ 578. — mbr., fol., s. XIV., ehemals S. Martin in
Tours gehörig.
a. Liber VI. Bonif. VUl. mit der Glosse des Card. Johannes
Monachus. „Finit apparatus sexti libri edita a domino Johe monacho.
b. Extravagantes Bonifacii VUL Es sind die folgenden:
1. Detestandae feritatis. Auaniae IV. kal. oct Pont n. anno
V. Ist c. 1. de sepult. IIL 6. in Extr. comm., welches aber ein andres
Datum trägt.
2. Antiquorum habet. Lateran. XIV. kal Mart. a. VI. (c.l.
de poen. et rem. V. 9. in Extr. com.).
3. Super cathedra m. Lateran. Kal. Mart a. VL (c. 2. de
sepult, loco cit.).
29»
428 Schulte
4. „de sent excom.*' ExcommuDicamus (Extr. com. de
sent. exe. V. 10. cap. 1.)
5. Provide attendentes (c. 2. eod.).
6. Debent superioribus (c. 1. de off. ord. I. 7. Extr. com)*
7. Iniunctae nobis debitum (c. 1. de elect. I. 3 ibid.).
8. Unam sanctam (c. 1. de M. et 0. I. 8. ibid.).
Die Glosse zu deaselben ist die von Johannes Monachus.
„Finito libro reddatur donum magistro Augustino.*"
c. Inc. Extravagantes Clementis papae V."* Sie sind:
1. Rem. nun novam [c. un. IL 3.] 2. Du dum b. M. Bonif.
(c. un. V. 4.) 3. Inter cunctas (c. 1. V. 7.) 4. Ex eo quod
(c. 1. V. 3.) 5. Si religiosus (c. 2. 1. 3.). 6. Quod olim (c. un.
III. 13.) 7. Piae soliicitudinis (c. 1. III. 2.) 8. Sancta Rom.
ecci. (c. 3. I. 3.) 9. Meruit (c. 2. V. 7.). 10. Pastoralis cura
(Clem. 2. de judiciis II. 11.) 11. Reco), mem. Bonif. p. VIII.
„Explicit textus constitutionum Clementis papae V.**
Es ergibt sich aus dem Inhalte der beiden Sammlungen von
selbst, dass sie zwischen 1298 (dem Liber sextus) und 1313, bez.
1317 (Publication der Clementinen) gemacht sind. Ich mag jedoch nicht
unerwähnt lassen, dass in den Ausgaben (z. B. von Richter) die in
der letzten Sammlung unter Nummer 1 u. 7 genannten Bonifacius
VIII., die unter 2—6. u. 8. Benedict XI. zugeschrieben werden.
Letzteres ist richtig, wie sich aus andren Handschriften und den
sonstigen sich auf das päpstliche Archiv stützenden Ausgaben ergibt.
CXXVlli. — 566. — mbr., fol, s. XIII. Im vorderen Deckblatfe
Summa decretiversificata:
I. duice quod humanuni ius divinumque vocatur;
II. hie jus humanum per singula membra uotatur;
III. tertia quare sonat lex ecclesiastica canon;
IUI. ecce quarta sonat cur condita jura fuerunt. u. s. w. — Im
rückwärtigen: „Mich! Diueux. Iste über est de libris deffuncti Mich;
Diueux et fuit traditus per mag. G. Colef. qui habebat in custodi ^
die lune post ascens. dni anno LXXXI. G. CoIet'.(?) est de executori-
bus dicti Mich. defT. qui in suo testamento ordinavit ut redderetur
scoiar. fondat. per mag. Guillelmum gorge in villa andeg.*" von einer
Hand des XV. Jabrh,
Decretum Gratiani. Der Texjt ist aus dem Anfange
des XIII., die Glossa des Barth. Brix. aus einer späteren Periode
Her Gailicum. 429
desselben Jahrh. ; später sind noch viele Zusätze beigeschrieben
worden.
CXXIX. — 567. — fol., membr., s. XIII. Decretum Gratiani
jedoch im Anfange unvollständig. Die Handschrift beginnt im %. 13
can. 1. D. XXV. mit dem Worte „jejnniorum paroch.** Unter den
Glossen steht regelmässig die Sigle Job., bisweilen auch R. Die
mit b gezeichneten sind zumeist im 14. Jahrh. hinzugeschrieben.
Gleichwohl scheint mir die Glosse den Apparat des Barth. Brix.
zu enthalten. Eine genauere Prüfung hätte kaum den Zeitverlust
gelohnt.
CXXX. — 671. — mbr., fol., s. XIV. Egl. Metropol. s. Gatien.
Im vorderen Deckblatte: Notizen über Gründung von Orden,
Anbricae decretalium: s. XIV. von anderer Hand als der Text
a. Decretales Gregorii IX. mit der Glossa ordinaria.
Schone Handschrift mit Miniaturen und hübschen Initialen. Dieselbe
gehört zu den wenigen Handschriften, welche in der Gregoria-
nischen Compilation am Ende der Titel die Dekretalen
von Innocenz IV. beifügen. Vgl. meine cit. Abhandl. Seite 765
fg. und 773. Es ist folgendermassen verfahren. Nach den gregoria-
nischen Dekretalen heisst es regelmässig als Rubrik: zum erstenmale
^constitutio nova. R. In concilio lugd'. Innoc.'', zu den fol-
genden unter demselben Titel ^Idem'', sonst regelmässig: ^nova
x^onstitutio. Innocentius Uli. oder quartus.**
Es sind nun aufgenommen, und zwar durchaus unter denselben
Titeln, wie sie meine Abhandlung hat, die Nummern: 1. darauf
folgt die Publicationsbulle Cum nuper — facientes**, 2. bis 18.
^20. 19., darauf Mediatores und dann die Ad haec anfangende
Bulle, womit cap. 20 „Ad haecetinfra. Praesentium** publi-
cirt wurde, 2t bis 29, dann Gravem nobis, Significasti
nobis, 30 bis 40, 42.
Der Codex gibt zu mehreren interessanten Bemerkungen Anlass.
1. Er hat alle 42 Capitel, ausser dem 41, welche der bekannte
Text aufweist.
2. Nur einmal weicht die Reihenfolge ab bei cap. Rom. eccl.
In appell. bezieh, peraesentium, die auch Innocenz IV. in
seinem Apparatus in derselben Reihenfolge als unser Codex hat.
3. Der Codex hat von Dekretalen, welche die gedruckten Samm.
lungen der Innocent. Constitutionen nicht haben, folgende:
430 Schulte
a) im Tit. de in integr. restit. „Innocentius quartiis. Ecclesia
quae ad retractandam sententiam vel contractum per benefieium
restitutionis in integrum*^ eet. Vgl. darüber meine cit. Abb. Seite 710^
Note 30, besonders Seite 732, Note 17.
ß) im Titel de testihus nacb cap. Rom. In appell. ein cap. „Me-
diator es per quos scelus symoniae plerumque committitur*'. Vgl.
meine cit. Abhandl. Seite 710, Note 33, besonders 745, Note 58.
Y) de decimis et oblationibus. 6 rarem nobis dil. fil. archiep.
et capitulom pysanom q'om monstrarunt.** Vgl. a. a. 0. Seite 740.
— Ein zweites „Signifieasti nobis quod nonnulli laici toir. dioec.
deeimas parochiales.*^ Diese Constitution hat auch der a. a. 0. Seite
763 beschriebene Erlanger Codex sub num. 41.
Die beiden ersteren sind in der Constitution Innocenz' IV. A d
expediendos vom J. 1253 aufgeführt (a. a. 0. Seite 709), nicht
aber die beiden letzteren.
i) im Titel de temporibus ord. „Gregorius X.' in conci-
lio lugd.' constitutio est g'g* X. pape. Eos quiciericos parochie
aliene." Diese ist c. 15. Conc. Lugdun. II. und im c. 2. de tempor.
ordin. I. 9. in sexto aufgenommen.
4. Die Glosse gehört an dem Bernardus Compostellanus
jun. (a. a. 0. S. 761 AT.) und fangt, wie gewohnlich, zu cap. Cum
multisan: „Nota quod infinitas in multis juris articulis reprobatur
cum obscuritatem et confusionem frequenter inducat.^ Regelmassig
steht auch am Ende b.' Jedoch ist nicht stets der Wortlaut des Appa-
rates von Bernhard beibehalten, sondern nach demselben die Glosse
gemacht, indem mehrmalen eine Berufung auf ihn statt hat, jedoch
am Ende b.* steht (z. B. de conf.) cap. statuiinus ut posit. „ut
notat plene b'.** Offenbar ist die Glosse Bernhardts ein Auszug aus
seinem grösseren Werke.
Nicht glossirt sind, abgesehen von den cap. cum nuper und
ad haec, die blosse Anfange sind, die capita eos qui, ecclesia
quae, mediatores, gravem, significa visti, non solum;
Caput non solum ist nie glossirt worden, die anderen gehören
nicht der Sammlung von 1245 an,
5. Der Codex liefert den Beweis, dass man nicht blos die De-
kretalen vom J. 1245 in die Gregorianische Compilation aufnahm«
sondern auch solche, die Innocenz spater anerkannte, ja auch De-
kretalen von Gregor X.
Iter Gallicum. 431
Dieser Tbeil der Handschrift endigt: »Explicit liberdeer.*
cum eonstitiitioiiibus Innocencii quarti in debito loco
positis.** Der übrige Raum der Seite ist leer; die zweite Sammlung
beginnt auf der folgenden.
6. »Incipiunt constitutiones Greg, papae X.** Die Con-
stitutionen Gregorys X. von 1274 mit der Bulle gerichtet an die
Scholaren etc. „Bonon. et Parisius*«. Links stets G'G'. rechts X«,
80 dass auch äusserlich der Charakter einer besonderen Sammlung
gewahrt ist. Die Glosse ist die des Garsias, übrigens auch gezeich-
net. — »Expl. liber iste. expl. constitutiones per ordinem gregorii X.
edite in generali concilio lugdunensi.**
Cs Auf der folgenden Seite: „In nomine dom. amen. Incipit ap-
paratus Garsiae super decret. dom. Nicolai p. III. quae ine. cu-
pientes.** Bulle mit Apparat, links N., rechts Hi.
d. In derselben Columne, wo die Glosse des Garsias aufhört,
schliesst sich an, ohne Absatz: „Incipiunt novae constitutio-
nes Alexandri quarti. De praebendis.*" Die Ordnung der Hand-
schrift ist eigenthümlich, wesshalb ich genauer eingehe,
de praebendis.
1 . Ad perp. r. m. C u m p e r i 1 1 a m gen. claus.
de off. jud. ord.
2. Ad audientiam nostram pervenit quod nonnulli abbates...
Dat. Lat' II. kl. april. anno II.
3. Ne legati seu nuntii quosapost sed. Lat. HI. kl. mait II<>.
de praebendis.
4. Licet ad compescendas futurar. successionum . . Dat. Na-
poli V. Non. Mart. Pont. n. a. p».
&. Execrabilis quorundam . . . Dasselbe Datum.
6. Super revocatione receptionis praebenda expectant . . .
Dat. cet. mense aug. P. n. a. p».
7. Contingit pro quibusdam interdum. . Dat. XV. kl. sept . . •
anno p<>.
de Privileg.
8. Quia de conservatoribus quos plerumque . . , Lat. X.^
Kl* ... n. 11.
de immun, ecci.
9. Nonnulli temporale habentes . . . ohne Datum.
de iureiur.
432
Schulte
VII. kl
apr.
a. U.
0. Quia vero contingit . . . Lat. V.*kl. apr. . . a. IL
de privil.
1. Idem. Licet int. ordinis professores illos praes. .. Lat.
. apr. . a. IL
2. Quiapontif. dignitate . . Lat. ilL kl. apr. . . IL
3. Quon. nonn. abbatet quos sed ap. . . Lat. VIII. kl.
IL
de statu mon.
4. Quia pers. rel. tarn exemptae quam aliae.
de privil.
8. Quia quae pro qualit. temp.
de poen. et rem.
6. Quia in regno Franciae apost. lit. . . Lat. VIL kl. aprü. .
de praeb. et dign.
7. Quia ol im vero absque ecel. suar.
de praeb. s. de bigamia.
8. Coeea cordis cupiditas.
de elect.
9. Dil. fil. et cap. subpriorem in episcopum et pastorem eccie-
aiae C. concorditer elegerunt.
de excess. prael.
20. Universis ad cuiuseunque prof. vel ord. pres.
de judie.
21. Cum Sit grave nimis et div. animadvers.
de off. ord.
22. Dudum diL fil. Egidio prior monast. s. Andreae de Castello
ord. camerac. dioec. dil. fil. bald, abbat.
de iuram. cal.
23. Retulisti e. q. in causa quae vertitur inter dil. fil. Mag.
A. de Karenda.
24. Utprobatio super appell. citior et promptior.
de off. ord.
25. In officialem quoque suffraganeor.
26. C et er um archiepiscopo vel eins officiali ab archid. vel alio.
e. Hie incipiunt novae eonstitutionesUrbani de con-
cessione praebend.
lt«r Gailicum. 433
1. Urbauus e{». s. s*. d. Dil. fil. decano et thesaur. baioc . . .
Significav. nobis dil. fil. abbas et couv. s. S. de Cava domo(Caen).
Dat. uitoynen.
de testamentis.
2. Idem. Johannes frapane petrum et phil. . Dat. Viterbii.
f, HicincipiuntconstitutionesCIementisde concess.
praeb. cet.
1 . Clemens ... . Suscepti regiminis . . Dat. Viterbii XII. kl.
sept. Pont. n. anno ll<^.
de privil.
2. ISxigit nostri oiTicii debitum .... Vit. XIX. kl. sept. a. II.
3. A sede apost. interdum quae benigne eone. suadente cet.
Vit. Idus Aug. . . a. II.
de praeb.
4. Licet ecclesiarum prael. dignit. . . Ponssii VI. kl. sept...
a. p*o.
5. Sedis apost. circumspecta benignitas . . Viterb. Id. Jan...
a. II.
6. Saepe accidisse.. Dat. Viterbii VII. kl. iunii . . a. II.
»Explicit liber iste cum Omnibus constitutionibus in ordine
et extra ordinempositis.scilicet Innocentii.Gregorii.
Nicolai, Alexandri, Urbani, et Clementis. Deo gratias,
amen. Qui scripsit Henricus de Wanetingia nominatur, possidens
vero magister Johannes Galleiond appellatur.**
Dann auf zwei Seiten eine Erklärung des arbor consan-
guinitatis (,,quia tractatur interdum de cons. et eins gradibus*').
Es folgt ein alphabetisches Verzeich niss der Dekretale ntiteU
woran sieh wieder ein Bruchstück einer Sammlung von Dekre-
talen Nicolaus III. schliesst, anfangend ^denique cum ad po-
stulationem concordem vel discordem procedi contigerit** aus
Nicol. III. Bulle Tupientes (c. 16 de elect. in 6. I. 6.) Dil. iilio
H. decano ecciesiae Masticon. ecci. Conjurationum et conspira-
tionum (abgedruckt in meiner cit. Abhandl. Seite 720).
Nichol. ep. . . Quia leges et constitutiones. Expliciunt con-
stitutiones Nichol ai pape**.
Die letzten Blätter enthalten (zumeist autobiographische) Noti-
zen, anfangend von 1391 eines Ja c. G'elu aus der Diöcese Tours.
CXXXL — 873,, fol. membr. s. XIII. —
434 Schulte
a. jylnc. summa de matrimonio per magistrum Raimun-
dum Cathalaunum de ordine praedicatorum.
Quoniam frequenter in furo poenit. dubitationes circa matrimo-
nium.** Raymund*s von Pennaforte Summa de matrimonio.
6. Casus suspensionis, excommunicationis u. s. w.,
jedoch unvollständig.
c, »In quibus casibus parentes possunt liberos exheredare.
Hodie non licet parenti debitam portionem liberis relinquere nisi jure
institutionis*'.
d, ^Hic datur doctrina formandi libellum in causa appellationis.
Nota si judex gravat partem**..
e, ;,Incipit Ordinarius parvus. Quia causarum decisio per
Judicium habet tria videndum est primo, quid sit causa** cet. Das von
Johannes Andreae in der additio ad Guil. Durantis Specul. in
proemio beschriebene Werk. Der Passus des Job. Andreae ist abge-
gedruckt in v. Savigny Gesch. III. Seite 639.
/. Das Breviarium des Bernhardus, anlangend: ^Verbo-
rum superfluitate penitus resecata**, jedoch nicht ganz vollständig.
g, Casus Johannis de Deo. Vergl. v. Savigny Gesch. V.
Seite 477. Da Savigny*s Angaben nicht ganz genau sind, theile icb
die Vorrede, den Anfang und das Ende mit. ,,Sancti Spiritus adsit
nobis gratia. fncipiunt casus decretalium. Principio nostro sit
praesens virgo Maria. Quum quidem multi scholares adhuc in limine
juris et in domo non habentes plenam peritiam decretorum volunt
trahere literas decretalium ad sensum erroneum et extortum confir-
mando illum quoquo modo per argumenta legalia et per alias facul-
tates tamquam per siliquas inconcinne, idcirco ego magist er
Johannes de Deo (es gehört also das Werk zu den früheren des-
selben), qui per multa tempora in studio et potissimum in iure cano-
nico laboravi, ad honorem ss. trin et individuae unitatis p. f. et spir.
s. et virginis glor. et s. Vincentii martyris ac aliorum sanctorum et
sanctae Rom. ecclesiae et ad utilitatem omnium studentium in iure
canonico et praesertim pauperum vel rudium impium huius libri
casus composui decretalium, qui in iibro Gregorii noni
continentur, diligenter, quantum potui, et eos cum canonibus
concordavi, ita quod secundum meum ingenium licet parvum uullus
est ibi casus, qui possit iuri canonico dissonare**. Dann bittet er,
Fehler leicht hinzunehmen und zu verbessern, ,,nam qualis ego sum
Iter (iallicum. 435
in scripturis aliorum, tales volo esse inteilectores meorum seeundum
sententiam Augustini. . ,** ^Firmiter. Post symbolum Apost., quo
dicitur ^Credo in Deurn** seeutum est symbclum Nicaeni Coneilii
contra Arianos.** Letzter ^Indignum. Casus quia dicitur quod est
indignum etalienum a Rom. ecelesia, ut pro spiritualibus quis facere
homagium eompelleretur.'' „Explieiunt casus (der Name ist ausra-
dirt) YSPANI. AMEN.-
Ä. Einige Seiten , welche allerlei Casus ohne Werth enthalten.
I. Das von Savigny Gesch. V. Seite 138 fgg. beschriehene
Werk des Bagnrotus. Weil jedoch die Handschrift mehrfach ab-
weicht, gebe ich die bei Savigny Seite 634 abgedruckte Stelle
nach der Handschrift, die abweichenden Worte durch den Druck
hervorhebend. „Precibus et instantia congruenti nobilissimi domin i
mei et compatris Oslmundi Parisiensis archidiaconi, quam variis ex-
ceptionibus sive objectionibus ante causae initium actoris in-
tentio repellatur a reo declinante Judicium , prout iuris prudentia mi-
nistrabat, ego Bagarotus prolessor juris civilis paucis exponam.
Agitur ergo aliter civiliter aliter eriminaliter. Item civiliter
autem suo nomine aut atieno. Ubi eriminaliter quis intendit suo no-
mine agittantum, quia repellitur. si alieno nomine, nisi illu-
stris nomine litiget, ut in crimine iniuriarum. (f. de publ. audi.
1. fi. et C. de iniur. I. fin.**
k. Oberhalb von einer Hand des XV. Jahrh. „est a diio bona-
guida.**
„Incipit summa introductoria super officio advoca-
tionis. Cum advocationis officium perquam utile. . . . ego quidem
bonaguyda iudex licet immeritus et insufliciens canonici juris pro-
fessor haec attendens:" „Expl. summa bonaguyde.** Das von Aga-
thon VV^underlich Anecdota quae ad processum civilem spectant.
Gottiiigae 184t pag. 121 sqq. edirte Werk Summa introd. super
ollicio advocationis des Bonaguida von Arezzo. Vergl. auch
Savigny Geschichte HI. 636. 67!. V. 506 fgg. Keiner von beiden
kennt diese Handschrift.
CXXXn. — 575., fol. , membr. , saec. XHI. „Maioris Mo-
nasterii Con gregationis S. Mauri** (Marmoutier).
a. Ein Fragment der Compilatio antiqua prima begin-
nend im cap. ^^' de simon. V. 2. mit den Worten „quod cum ipsi
436 Schulte
quoddam manecium quod dicitur Vella'' und aufhörend mit dem dritt-
letzten (cap. 12. V. 37) Kapitel de regulis juris.
b. Compilatio secunda, aber nur bis zum c. I. de judaeis V. 4.
„Consuluit cet. Judeos etiam de novo"*. Die früheren Besitzer
haben darüber geschrieben: Decretales ah editis diversae! jedenfalls
also weder gewusst, was es ist, noch des Ant. Augustinus Aus-
gabe gekannt oder zu Rathe gezogen.
c. saec. XIV. exeunt. Fragment der Constitutiones Cle-
mentis papae V. beginnend mit den Schlussworten ,,a iure niliilo-
minus in suo robore permansuris** von c. 2. de aet. et quäl. I. 7.,
und endigend mit c. si quis 1. de poenis V. 8. Am oberen Rande
rechts ist stets „VII. ,** ein neuer Beweis, dass man die Clemen-
tinen in der Literatur als Fortsetzung der Gregorianischen Dekre-
talen ansah. Vergl. meine Quellen Seite 349 Note 5., mein Lehr-
buch S, 31 Note 8.
d. s. XIV. Aus dem Vl^erke de divin is officiis des Wil-
helm Durantis (in cap. 25. Lib. VI. beginnend) ein Theil des
6. und 7. Buches.
e. 8. XIV. ^Inc. prologus in I ihr um eruditionis religio-
sorum. Erudire Jerusalem ne forte recedat anima mea a te", un-
vollständig.
f. Verschiedene Sermones saec. XV.
CXXXm. — 579., fol., membr., s. XIII. St. Gatien.
a. Compilatio quinta antiqua von Honorius III. Vergl.
über sie und die Ausgabe derselben die Note 10, Seite 28 meines
Lehrbuches des kath. Kirchenrechts. Die Sammlung hat eine
durchgehende Glosse, welche entweder, und das ist die Regel,
gar keine Sigle hat, oder } oder 30 gezeichnet ist. Da wir wissen
(vergl. die Angaben in meinem Lehrbuche Seite 56, Note 40), dass
Jacob US de Albenga sie glossirte, Johannes Andreae
(a. a. 0.) auch anzudeuten scheint, dass sie von keinem Andern
glossirt ist; so liegt wohl dessen Glosse vor. Vgl. jedoch die übrigen
Handschriften der Comp. V. im Index.
/>. Li her feu durum. Die Handschrift bietet keine Veran-
lassung, genauer einzugehen.
CXXXIV. — 580. — mbr. fol. s. XIV. ^eccl. metrop.
Turon\ (St. Gatien). Constitutiones Clementis P. v. mit
dem Apparate Johannis Andreae.
Iter GMliicum. 437
CXXXV. — 581. — mbr. fol. s. XIV. St. Gatien.
Novella Job. Andreae super I. et U. librum decretal.
CXXXVI. — o82. — mbr. fol. St. Gatien. „Explicit prirous
über Novellae domini Johannis Andreae. Deo graicay. Et fuit
completus anno domini millesimo CCC*" XVI. in vigilia beati mathei
apostoli et evangelistae*'. ^Hunc librum dedit defunetus magister
Palesegalto (?) dum viveret canonicus et archipresbyter de saneta
Maria in eecelesia Turonensi.**
CXXXVn. — 583. — mbr. fol. s. XIV. St. Gatien. Liber
s ext US cum glossa Job. Monaehi.
CXXXVm. — 584. — mbr. fol. s. XIV. St. Gatien.
a. Liber VI. cum apparatu Job. Monaehi.
b. Constitutiones Clementis P. V. cum apparatu Job.
Andreae. Am obern Rande recbts stets „VII. ** Am Scblusse ein alt-
französischer Vermerk des Schreibers. Vgl. das zu num. 575 c. Ge-
sagte. — e. Extr. „Exivi**,
nxxxix — 585. — mbr. fol. s. XIV. Gatien.
Apparatus Job. Monaehi in librum VI. ohne den Text. ^Expli-
cit apparatus VI. libri decretalium a domino Johanne Monacho com-
positus et cetera.**
CXI. — 586. — mbr. fol. s. XIV. St. Gatien.
a. Liber VI. „Expl. VI. liber decret. completus die veneris^
ante advinculam b. Petri**. „Iste über est Jo. de Pontibus**.
6. „Inc. apparatus VI. libri decret. Job. Andreae**. Darunter
„anno domini millesimo CCC. nonages. p^ die decima mensis novem-
bris (octobris ist unterstrichen) intravit primo Karolus Franciae rex
Turon.**
c. „Inc. apparatus dorn. Job. Cardinalis VL libri**.
Auch unter 6. und c. derselbe Eigenthumsvermerk als unter a.
CXLI. — 587. — mbr. fol. s. XIV. St. Gatien.
a. Liber VI. cum apparatu Job, Andreae.
b. Extrav. „Exiit, qui seminat**.
c. Tract. Dyni super titulum de regulis juris.
„VIII. escuz. Volumen praesens ex ordinatione capituli ordina-
tum est ad usum librariae ecclesiae Turon. de mandato dominorum.^
hie me subscripsi in absentia sthi gösse. N. Benemeti roppr.**
438 Schulte
CXLH. — 588. — Chart, fol. St. üatien. Novella Joh. An-
dreae super IV et V"*"* librum decretalium. „huiic librum dedit" cet.,
wie bei num. 582.
CXUn. — 589. , membr. , fol., s. XIV. St. Gatien. ^Expl.
Novella dornini Johannis Andreaede regulis juris super sextum*' .
^Quia nescitur cui spectet iste alicubi repertus, ideo traditus fuit
huie ecciesiae TuroQ. tempore indulgentiae generalis eiusdem civita-
tis onere tarnen illum restituendi ei, cui spectare reperietur-. Anfang
des Werkes: „Non est novum. Sic incipit glossa super rubricam*'.
CXIIV. — 590, Chart, et membr., fol., s. XV. St. Gatien.
aj Lectura Henrici Bohic super 1™*"° librum decretalium.
b) „Inc. tabula distinctionum magistri Henrici Bouhic super
libr. decr.** Anfang der Distinctiones: „Ut illud quod quaeritur
occurrat facilius, rubricellas*' cet. Ich benutze eine Ausgabe
Lugd. 1557. fol.
CXLV. — 594; fol. membr. s. XIV. St. Gatien. ^Inc. über
primus magistri Henrici Bohic utr. jur. prof.** „Expl. liber primus
distinctionum h. b. . . expl. Hb. secundus.** Tabula distinctionum.
Hie est fiuis, quem ille imposuit, qui est omnium principium atque
finis XXXV. di. ab exordio et extra de summa trin. et fide
cath. c. 2. Anno a dni M". CCC° XL VIII. die jo vis post octabas epy-
phaniae eiusdem, cui pro infinitis beneficiis, quae mihi tribuit, et
specialiter pro eo, quia non obstante roortalitate, quae in istis par-
tibus invalescit, me produxit ad finem huius operis postoptatum, infi-
nitas benedictionis gratias refero sicut possum, cui cum patre et
sp. s. est honor et gloria virtus et Imperium ab eterno et nunc et
per infinita saeeula saeculorum amen^.
CXLVI. — 592, fol., membr. s. XIV. St. Gatien.
a. Tabula distinctionum des He urica s Bohic.
6. Distinctionum lib. I. et II.
Dann der Schenkungsvermerk wie in num. 582.
CXLVn. — 593., fol. membr. s. XIV. St. Gatien.
a. Henricus Bohic super libr. IV. et V. decretalium. „De
materia istius quarti libri, quid sit matrim. et unde dicatur.** „Si
legitimus. Sl quaeratur, utrum criminosus possit accusare alium
criminosum.**
6. Tabula distinctionum desselben.
CXLVm. — 594., m. f. s. XIV. St. Gatien.
Her Gallicum. 439
Heuricus Bohic lectura in 3. 4. 5. mit tabula distinctionum.
CXUX. — 596.. m. f. s. XIV. St. Gatien.
a. Zenzelini de Cassanis Apparatus zu den Clementinen.
^Expl. apparatus Gencell. de Cassa'his iur. utr. prof. dni ppe capell.
super const. Clementis faetis per dorn, dementem ppm. V. et per scm
dorn. Job. pp. XXII. publicatis. deo gratias.**
b. Extravagantes Jobannis XXII. mit dem Apparate des-
selben. Der Name ist bald geschrieben .,Jessellinus de Cassanbis"*
bald „Gencellinus**. Der Codex enthält alle zwanzig.
c. Extravagante Exii de paradiso von Clemens \. (c. I. .de
V. S. V. II. in Clem.).
CL. — 597. m. f. s. XIV. St. Gatien.
Casus deeretorum des Bartholomaeus Brixiensis. Die
Ausgabe: ^Lugdun . . . a. sal. millesimo quadringentesimo nona-
gesimo septimo XV. die Julii.** hat Hain nicht, aber zwei andere.
CLL — 598. m. f. s. XIV. St. Gatien.
Breves casus decretalium Gregorii IX., libri sexti, decreti
Grat. „Expl. libellus, qui cohtinet sub paucis verbis omnes caus. de-
cretor. omnes qunestiones et cuiuslibet quaest. solutionem regulariter
determinat.** „Iste über casus breves continens est de eeclesia Turon.,
qui precarie datus fuit michi Jacobe de Campis die p*ma sept. 1447.
De Campis.*' Anfang: „Hex pacificus. p. m. disposuit sibi subditos
l'ore pudicos.« Siehe Hain num. 4460 sqq.
CLH. — 699., Chart, f. s. XV. St. Gatien.
„A est prima litera latinorum et oj est ultima litera graecorum**
cet. „Expl. tabula super decretum composita per reverendum
patrem dominum Petrum Bertrandum dei gratia tit. sancti Cle-
mentis presbyterum cardinalem. deo gratias.*' Er wurde 1331 Car-
dinal und starb 24. Juni 1349 zu Avignon. Siebe Cave Append.
p. 18., der andere Werke von ihm anführt, Possevin Appar. II.
pag. 241, der gleichfalls dieses Werk nicht hat.
CLm. — 600. m. f. 8. XIV. S. Martini. — Henrici Bohic
distinctiones super 2. et 3. libr. decretal.
CLIV. — 601. fol. membr. et chart. St. Gatien.
a. membr. s. XIV. „Sancti Spiritus gratia suffragante
de personis^ bis de libelli oblatione: „in praeced. ut diximus
q u a e s t i 0 n e. *< Ist aus des D u r a n t i s Speculum judiciale Pars II.
6. JohannisAndreae [chart. s. XIV.] Novella de rcgulis juris.
44U Schulte
c» Chart, s. XIV. auf XV. Eine processualische Abhandlung be-
gmnend: Judex delegatus legitima suspicionis causa contra
ipsum proposita nondum admissa a parte eum recusante.''
d. „Opusculum dniLapi de Castiglionchio de Florencia
circa intellectum §. Sane decretalis finalis de jurejur. Longa
mihi iarn pridem.** Dann repetitiones über verschiedene Capitel.
CLV. — 602. f. eh. s. XVni. Marinoutier. — Copie der
^facultates pro iegato Georgio Card. Ainbasianum'' von Alexan-
der VI.
CLVI. — 603. m. f. s. XIV. St. Gatien, Guil. Durantis
Speculum.
CLVn. — 604. m. f. s. XIV. St. Gatien.
a. Repertorium des Guilelmus Durantis. ^Protoplasti rubi-
gine." Saviguy Gesch. V. S. 592.
b. Desselben Speculum judiciale.
CLVm. — 605. membr. fol. s. XIV. St. Martin.
ci. Guilelmus de Mandagoto summa de electionibus»
mit dem von ihm selbst gemachten Apparate. Anfang des letztern :
„Venerabili etc. Cum illius non sim auctoritatis**. ^Expl. libellus
electionum editus a mag. Guill. de M. deo gr. Expl. glosae editae a
mag. Guill. de M. archid. Nemaus. (verschrieben) super libello elec-
tionum a se edito. deo gracias^.
Dass der Commentar von Wilhelm selbst gemsicht ist, was
übrigens aus ihm hervorgeht, hebt schon Job. Andreae zu Guil.
Durantis Spec. P. IV. tit. de elect. hervor.
6. „Inc. Rubricae libri nove Ilarum. *"
c. „Incipiunt dicta dni Justiniani imperatoris. Si heres legata
solvere noiuerit rubrica. Sed in constitutionibus diximus.** Ende:
„Ut nulli liceat mutuanti agricolae terram ipsius teuere cet. Rem
duram.*' Die Epitome Novellarum Juliani. Die Glosse be-
ginnt: »lust. post codicis et Digestorum et Institutionum compilatio-
nem videns quaedam praemissa**.
d. In der auf den Schluss von Julian folgenden Columne von
derselben Hand des vierzehnten Jahrhunderts „Incipiunt
rubricae legis lombardorum. deo gracias^. Darauf „In nomine
dorn. n. J. Ch. incipit über legis lombardorum. rühr, de malef.
et publ. crim. Si quis contra animam regis.** Ende: „Quod honores
cet Diaconorum episc. presb. filios** [L. III. tit 40. 1. 1.] bis „si ani-
her GalJicun. 441
mal alienum.*' »Expl. über legis lonibardorum.'' Ohne jede Glosse.
Die Handschrift unterscheidet nicht mehrere Bücher durch Zahlen.
e. Incipiunt rubricae synodali. secundum usum Caturcen. 32rubr.;
num. 31. enthält die Constit. des Legaten Simon vom Jahre 1276
,»auctoritate apost. in regno Franciae** (19» siehe dieselben bei
Hardouin Conc. T. VII, col. 741). „Hie ine. constitutiones antiquae
synodales ecciesiae Caturcensis.** Zwei Constitutionen.
dlX. — 606. mbr. fol. s. XIV. St. Martin. — Innocen-
tii IV. Apparatus super Decretalibus Gregorii IX.
CXX. — 609. mbr. fol. s. XIV. St. Martin. — Repertorium
des Wilhelm Durantis.
CLXL — 612. Chart, fol. Regulae cancellariae von Jo-
hannes XXII» Eugenius IV.
CLXn. — 622. m. f. s. XIV. St. Gatien.
a. Compil atio ant. quarta. „Firmiter credimus.**
b. Institut. Just, ohne Werth.
Xn. Angers.
Biblioth^ue de la ville.
CLXm. — 210. m. s. XIII» in 24. — Raymundi Summa. Du
CouYent des Jacobins d*Angers.
CLXIV. — 211. m. 8o s. XIII. — Dasselbe» jedoch nur die
drei ersten Bücher» was der Catalog nicht bemerkt. Aus Abbaye de
Toussaiiit.
CLXV. — 212. m. f. s. XIII. Abbaye de St. Aubin. Dasselbe.
„Expl. summa de casibus. Inc. summa de matrimonio." Letztere
ist ohne Buchzahl.
CLXVI. — 219. m.» 4®» s. XIV. exeunt. Abbaye de St. Aubin. —
Apparat des Guido zur Summa Raymund i.
CLXVn. — 222. Chart, s. XV. (nicht XVI.) in 4«. Du Couvent
de la Baumette.
a. Job. Friburgensis summa confessorum.
6. Tabula alphab. dazu.
c. Eiusdem statuta ex sexto excerpta (im Catalog nicht an-
gegeben).
CLXVm. — 320. f. m. s. XIII. — Abbaye de St Aubin.
Sitzb. d. pbil.-bi8t. Cl. LIX. Bd., IV. Heft. 30
442 Schulte
o. Flores utriusque iuris. Einen Druck der Flores juris
utriusque. . . . „Colonie Agrippine per me Petrum de Olpe sub anno
Mcccc septuagesimo septimo . . . ipso die martis deeimi nona mensis
Augusti*' besehreibt Stint zing» Seite 123 fg. In dem Exemplare
der Prager Universitätsbibliothek XXXIX , F. 15. ist der Anfang
ausgeschrieben: „Scribit [das S roth] Seneca septimo de beneficiis:
fragilis et memoria et rerum turbe non sufHcit.*'; es endigt (wenn
im Buche richtig gezählt ist) fol. 113% Col. 2, Zeile 19 (Col. 1 hat
25 Zeilen). Mit diesem Werke verhält es sich nun, wie mit den
mehrfach besprochenen Casus breves und summarii. Sie sind nicht
erst, wie Stintzing zu meinen scheint, im 15. Jahrhundert ge-
macht, sondern ruhen, wie dieser und die anderen von mir an
diesem Orte besprochenen Handschriften und andere von mir auf-
gefundene, über die ich bei anderer Gelegenheit berichten werde,
darthun, auf zum Theile sehr alten Werken. Neu ist höchstens
die Zusammenstellung des gesammten Materiales bis zu den Clemen-
tinen. Übrigens zweifle ich nicht, dass, wie dies für die Casus bereits
feststeht, auch für diese Flores bereits ältere Vorbilder bestehen.
6. „De constitutionibus. Canones. Canones generales non
abrogati continentes statuta vel prohibitiones a subditis conservandi
et nemo sensu malo uti debet in actione civili vel criminali.'' —
Der Classe der mehrfach erwähnten Casus breves oder sum-
marii angehörig, die bis ins 13. Jahrhundert hinabgehen.
CLZIX. — 321. m. f. s. XIV. St. Aubin. — Im Cataloge als
„Summa abbatis vel dictionarium theologiae*' bezeichnet. Anfang:
Abbas. Litterae impetratae contra abbates super causis,
quae ad conventus et abbates pertinent, valent , licet in iis non fiat
mentio de conventibus** cet. Ist eine tabula oder margarita, wie
sich deren verschiedene zu den Dekretalen und dem Dekrete finden.
CLXX. — 322. f. eh. s. XV. S. Aubin. — Repertorium des
Petrus Braco.
CLXXI. — 354. fol. membr. s. XI. S. Aubin. — Decretales
Pseudoisidorianae. Genau beschrieben von Hinschius
pag. XX. sqq.
CLXXn. — 355. fol. membr. s. XI. S. Aubin. — Decretum
des Burchard von Worms. Siehe den Catalog über die ange-
hängten jüngeren Stücke.
Iter Gallicuin.
443
CLXXm. — 356. mbr., 4«, s. XII. Panormia des h. Ito von
Chart res. „Expl. panormia Ivonis Carnotensis.'' S. Aubin.
CLXXIV. — 357. membr. fol. s. XIII. S. Aubin. Im Cataloge:
«Concordantia discordantium canonuro, seu Decretum Gratiani**. Mit
Nichten. Es ist die Summa des Johannes Faventinus über das
Dekret mit allen drei Prologen» welche ich in der Abhandlung über
die Bibliotheken von Göttweig u. s. w. (Sitzungsberichte der kais.
Akad. der Wissensch. Bd. LVII. Seite 578 ff.) publicirt habe. Der
Codex enthält sie vollständig.
CLXXV. — 358. m. f. s. XIV. S. Aubin (im Catalog als „Deere-
tum Bartholomai Brixiensis** und s. XOI. bezeichnet). Decretum
Gratiani mit dem Apparate des Bartholomäus von Brescia.
CLXXVI. — 359. f. m. s. XIV. Dasselbe.
dZXVn. — 360. f. m. s. XIV. Rosarium des Guido de
Baysio. S. Aubin.
CLXXvm. — 361. f. m. s. XIII. S. Aubin.
a. Notabilia zur compilatio prima Bernhardts vonPavia. Anfang:
„Juste iudicate. Nota quod istud proemium compositum est ex
diversis auctoritatibus. Prima est phrophetae dicentis jus te. .. Ca-
non es. Nota canon. ab omnibus custodiri debeiit et in suo sensu
duci debent". Im Catalog nicht erwähnt. Vergl. über die casus und
notabilia zur Comp. I. Laspeyres pag. XLIX, sqq.^ überhaupt Job.
Andr. in addit. ad. Guil. Durantis Speculi prooemium.
6. Summa s. Notabilia super Compilationem secundam.
Anfang: „Nota quod non possumus iudicare de facto» nisi plene
intelligamus*^; im Catalog nicht erwähnt.
c. Summa zur Com pilatio tertia. „Incip. decret. domini
Innocentii papae tertii a magistro Petro subdiacono eiusdem et no.
compilatae.** Anfang: „Devotioni cet. Nota quod tituli decretalium
sunt autentici**. Dieses Stück, welches eine Überschrift trägt, steht
im Catalog als erstes.
d. Summa zur Compilatio quarta. „Inc. Uli. compil. de
constit. Innocentii . . simpliciter confitemur cet. Nota argumentum
quod aliter possumus confiteri quam credimus** cet. Hört auf im Titel
de pignor. III, 7. Im Catalog nicht erwähnt.
Es ist schwer, mit Bestimmtheit festzustellen, wer die Verfasser
dieser Notabilia zu den alten Compilationen sind. Zu der comp. II
und tertia schrieb Paulus Ungarns solche nach dem Zeugnisse
30*
444 Schulte
von Johannes Andrea (addit. ad spec. G. Durantis). Nach des-
selben Zeugniss verfasste Bernardus Compostellanus antiquus
zur Comp. I und II ^apo stillas«*.
e. Deeretales Gregorii IX. ohne Glosse. Die im 15. Jahr-
hundert geschriebenen Erläuterungen sind werthlos.
/*. Deeretales Innocentii IV. (im Catalog nicht erwähnt)»
s. XIII. exeunt Die Sammlung enthält die folgenden (nach meiner
citirten Abhandlung) :
Num. 1 — 3 folgt der Eingang zu 2 „exped. causarum ne-
gotiis obscuritas est invisa**; 4 — 6» 7 fehlt» 8 — 22, 23 und 24
fehlen; 25 — 27, 28 und 29 fehlt; 30-32. 33 fehlt; 34—40»
41 fehlt; dann noch «statuimus ut positiones«* 18. Ohne Glosse.
CLXXIX. — 362. mbr. fol. s. XIII. Breviarium extrava-
gantium (Comp. I.) Bernhardts von Pa via mit der Glosse. Anfang
der Glosse: „iuste i. f. h. Formavit dominus hominem ad ymaginem
et similitudinem suam ut XXXIII. q. 5. haec imago [c. 13]... Fuit
autem creatus in perfecta aetate seil, virili, ut de poenit d\ II.
adam vero [diet. Grat, ad c. 30. D. II. de poenit. ]** . . . Die
Glossen haben die Siglen : ala'n., Laur., .t» b.\ vinc.» L. (fol. 16^), R.
Man vergleiche die Bemerkungen zu dem Cod. B. 36 von Toulouse.
R. ist unzweifelhaft die Sigle des Richardus Anglicus. Vgl. mein
Lehrbuch S. 50. Laspeyres pag. XXV sq. fuhrt Handschriften an»
welche eine Summe zu den Dekretalen haben mit demselben Anfange
und vindicirt sie dem Bernardus Parmensis, da sie Bern. Pap.
nicht angehöre; ebensowenig Bern. Compost. senior» der die Gre-
gorianischen Dekretalen nicht gesehen habe» noch dem junior»
dessen Summe anfange hactenus cet. Steffenhagen num. LH
beschreibt eine Konigsberger Handschrift, welche die Summe hat»
und druckt eine sich wortlich also im Eingange zum Apparate des
Bern. Parm. ad Greg. IX. decr. vorfindende Stelle aus dem Ein-
gange ab , worin der Verfasser sagt: ut dixi in prima notula
aparatus. Der Cod. Carnot. num. 245 hat unsere Summe als
5. Stück geradezu mit dem Namen des Bern. Parmensis. Dass
nun die Summa dieses Codex nicht von Bernhard herrührt» ist
ausser Zweifel, da derselbe die Compilatio prima nicht glossirt hat»
auch wohl kaum hätte dazu kommen können» diese und die Dekre-
talen Gregor*s IX. zu glossiren. Die Summa unseres Codex gehört
Tanered an. Sie endigt zum cap. quamvis eausae „hoc intell.
Iter Gallicom. 445
in casu ubi pastor negligens inquirendo*' cet. „Explicit . . .
Summa Tancredi.** Es liefert diese Handschrift den Beweis,
dass Bernhard von Parma die Summa Tancreds fast wortlich
in seinem Apparate abgeschrieben hat.
CLXXX. — 363. m. f. s. XIV. Decretales Gregorii IX.
€um glossa ordinaria. S. Anbin.
CLXXXI. — 364. mbr. fol. S. Aubin.
a. Decretales Gregorii IX. cum glossa ordinaria.
Saec. XIV.
b. Decretales Innocentii IV. saec XIII. Es sind folgende:
Num 1, cum nuper, Exped. causarum negotiis praesenti 2,
3—6, 7 fehlt [13 nee appell. articulo]; 8—18, 20. 19, 21, 22,
28—27, 31, 32, 34, 3S— 40. „Expliciunt novae decretales. Die
Glosse fangt an: „Cum in multis. Nam omnes expressi in literis
convenientur et praeter illos quatuor. vel quat. credimus tamen,
quod, si super re indivisibili vel etiam in eo casu, in quo essent ad
eosdem iudices remittenda, literae impetrentur.'' Sie gehört zweifels-
ohne dem Petrus de Sampsone an (meine cit. Abhandl. S.770),
und hat auch einmal die Sigle. S.
CLXXXn. — 365. m. f. s. XIV. Decretales Gregorii IX.
mit dem Apparat des ßernardus Parmensis , nicht , wie sonderbarer-
weise im Cataloge steht, des Johannes Andreae. Spätere Bemer-
kungen sind gez. „Jo. An." und wohl dessen Schriften entnommen.
Die im Cataloge stehende Zahl 1338 (Jahr der Abschrift) ist un-
richtig, da im Codex zur Zahl noch steht: „ind. XII. die II. sept*'.
Die zwölfte Indiction Hiilt aber nicht auf 1338; es ist 1344; jedoch
bin ich nicht ganz si(;her, weil ich die Zahl nicht facsimilirt habe.
CLXXXm. — 366. m. f. s. XIV. Decretales Gregorii IX.
mit der Glossa ord. (nicht Joh. Andreae). Die Glosse ist wenig
später zugeschrieben, jedoch spärlich,
CLXZXIV. — 367. m. f. s. XIV. S. Aubin. Apparatus Inno-
centii IV. super Decretal. Gregorii IX.
Am Ende 2 Blätter (7</2 Columnen) aus einer Dekretalensamm-
lung. Das Bruchstück fängt an: „ . . sive rescriptum cuius auctori-
täte processum est, sie per excommunicatum impetratum*'.
CLXXXV. 368. mbr. fol. s. XIII. 115 Bl.
a. fol. 1 — 42. „Incipiunt distinctiones M. Pet.' d.' sa'pso.
Rex pacificus, quaedam propter contrarietatem , quaedam propter
446 S c b n 1 t e
sitnilitudinem. Numquid in hac compilatione sunt multa contraria ut
j. [infra] de sepultura c. I. et IL et c. oetavum(?) [e. 1. 2. 8.
de sepult. III. 24. Compilationis primae] et c. Certificari de
sepultura [c. 3. de sep. III. ll>. Comp, secundaej? Nam una man-
dat reddere medietatem, alia tertiam, alia quartam indieit. Numquid
quaedam similia ut j. de libelli oblat. significantibus et. j.
deappell. signifieant.? Solutio. Jura alia sunt generalia, ut
constitutiones» quae omnes astringunt: j. e. prox. firmiter cum suis
similibus; alia particularia , quorum quaedam sunt facta ex tempore»
ut j. de cons. et affi n., quod dilecto et c. non debet** . .
Das letzte handelt de testamentis. »Expliciunt distinctiones ma-
gistri p. de sampson. anno dni M. CC. LXXX. facta fuit cella uinaria
iuxta puteü. mgri. oliuef.*' Unten auf der Seite befindet sich eine
Unterschrift mit „dns p. de sampso'h'', wie man solche bei älteren
manu propria findet.
In diesen Distinctionen ist auf die DekretaTen
Innocenz* IV. keine Rücksicht genommen worden. Somit
ist auch dadurch bewiesen, dass Petrus de Sampsone die Inno-
centianischen Dekretalen selbstständig glossirt hat. Vgl. meine
Abhandl . die Dekretalen u. s. w., Seite 770. Aus der mitgetheilten
Stelle ist die Methode des Petrus ersichtlich.
b. fol. 43 — 92. „Incipit apparatus Mag. Bernardi Com-
postellani domini papae capellani.*' Dieser enorm lange Com-
mentar bisweilen und mit Recht Casus benannt des Jüngern Bern-
hard von Compostella (Anfang: „hactenus ut loquar'') umfasst
in der Handschrift nur die 6 ersten Titel der gregorianischen Dekre-
talen und hört auf im tit. de translat. episcopor. Auch in diesem sind
die constitutiones Innoc. IV. behandelt und zwar die drei im tit. de
rescr. und die zwei im tit. de elect., welche die gedruckten Samm-
lungen haben. Voraufgeht stets die Rubrik „constitutio nova**.
Die Glosse Bernhardts zu den Dekretalen ist verschieden von diesem
grossen Commentar.
e. fol. 93 sqq. Consuetudines feudorum mit der Glosse.
Dieselben waren früher Theil eines die Authentiken enthaltenden
Codex, indem am obern Rande die Bezeichnung »coli. X.** vorkommt
„Expliciunt. anno dni M. CC. LXXX""" secundo die mercurii post octabas
apostolorum Petri et Pauli. Guinotus Porchier scripsit et intitulavit.^
Her GaUicum. 447
•
Auf der Hand liegt, dass die Zahl 1280, welche in zwei
Stücken dieser Handschrift steht, sich auf die Zeit der Vollen-
dung der Abschrift bezieht. Somit steht fest, dass Petrus* 4e
Sampsone Werk, wenn es Qicht in Frankreich selbst gemacht worden
ist, vor 1280 bereits in Frankreich in Gebrauch war, da der
Schreiber Franzose war und die Abschrift ohne Zweifel in Frank-
reich gemacht ist. Ob der mag. Oliverius der berühmte Minorit
Petrus Joh. Olivi [siehe Oudin HI. col. 584 sqq.] ist, bleibe
dahingestellt; denn wenn auch 1280 derselbe so bekannt war,
dass die Benennung eines Hügels (puteus =s puy. Siehe Du Gange)
nach ihm sich leicht erklärt, so kann doch auch leicht eine sonstige
rein locale Benennung der Notiz zu Grunde liegen.
CLXXXVI. — 369. m. f. s. XIV. Summa Hostiensis.
S. Aubin.
CLXXXVn. — 370. m. f. s. XIV. Joh. Andreae Novella
super 1. et 2. Decretalium. S. Aubin.
CLXXXVm. — 371. m. f. s. XIV auf XV. S. Aubin. Das-
selbe zum 3. 4. und 5. Buche.
CLXXXIX. — 372. mbr. fol. s. XIV, S. Aubin. Im Catalog gut
beschrieben; ich hebe ihn aber besonders hervor, da er einer der
besten Codices ist, die ich kenne.
Liber sextus Bonifacii VIII. Als Glosse neben und ober
dem Texte ist geschrieben der Apparat des JohannesMonachus,
als fortlaufender Commentar auf der unteren Hälfte der Seiten jener
des Johannes Andreae. Es fehlt der Anfang der Bulle Sa c ro-
sa nctae, vermuthlich wegen einer schönen Miniatur entfernt.
CXC. — 373. m. f. s. XIV. S. Aubin. Apparat des Joh.
Monachus zum L i b e r VI. ohne den Text.
CXCI. — 374. mbr. fol. saec. XIV. S. Aubin.
fit. Apparatus Johannis Monachi in sextum decretalium.
6. Apparatus Guidonis de Baysio in Sextum. «Expl. app*tus
dmni archid.* anno dni mill'o. ccc. » Wegen dieses Datums, das im
gedruckten Cataloge fehlt, hat die Handschrift besonderen Werth, da
die gewöhnliche Annahme (mein Lehrbuch Seite 72) dahin geht,
er habe den Commentar während des Aufenthaltes in Avignon ge-
schrieben, der erst 1304 begann.
CXCn.— 377. mbr. fol. s. XIV.
a. Apparatus Guidonis de Baysio in Sextum.
448 Schulte
6. App. Bernard i Compostellani in Decretalium librum
primum. Auch hier hört derselbe auf im cap. int er corp. (e. 2. X.
de translat. I. 7).
c. fol. 153 — 228. Apparatus Guilelmi de Monte Lauduno
zu den Clementinen iid den Extravaganten Johann's XXII.
„Sedes apost.**, „Suscepti regiminis^, „Execrabilis**
(letzterer Apparat ist im Catalog nicht erwähnt). ^Expl. apparatus
dni Guilli* de monte lauduno sup. Clem. et Johanninis. deo gr.*'
GXdZI. — 378 (im Catalog irrig beschrieben) mbr. Fol. s. XIV.
a. Liber sextus mit dem Apparate des Johannes Mo-
nachus.
b. fol. 107. „Incipiunt extravagantes domini Boni-
facii VIII.« (Vergl. den Cod. B78 von Tours). Es sind folgende:
detestandae — antiquor. habet — super cathedram — provide attend.
— debent super. — iniunctae — unam sanctam (also die 8 des Cod.
Turon.) — rem non novam — ^Benedictus XL' Du dum. b. m.
Bonifac. p. VIII. — Idem. intercunctas — Idem. ex eoquod
— Id. si religiosus — quod olira — Bonifacius VIIF. piae
sollicitudinis... Dat Later. X. Kai. Pont. n. anno sept.** Somit
hat die Handschrift die in den Ausgaben angenommenen Verfasser.
Darauf ^Explicit textus constttutionum extravagantium sexti
libri decretalium. amen^. „Expl. apparatus constitutionum extrav.
Johannis Monachi. die lunae ante festum sancti Lucae. Anno dni
• • •
M. CCC. XXV.** Diese Sammlung ist oben stets mit „VI** bezeichnet,
mithin als Theil des Liber VI. angesehen worden.
c. fol. 123. Constitutiones Clementis V., oben mit „VII.**
bezeichnet. Vergl. die Bemerkung zu andren Codd.
„Expl. constitutiones quae recipiunt glosam secundum Job.
And*, deo gracias.** Darauf die Dekretale Exil. „Expl. constitutiones
Clementis p. V. Inc. Extravagantes. **
d. fol. 179. Die Extravaganten Johanns XXII. „de praeb.
et dignit. Job. XXII. etc. Ad. p. r. m. Execrabilis — Sedes
apost. — Susceptiregiminis — Ad pacis tranquill, pro-
pag. „Explicit.**
CXCIV. — 375. m. f. s. XIV. Apparat des Guido deBaysio
zum Liber sextus.
CXCV. — 376. m. f. s. XIV. S. Aubin. Apparat des Johannes
Andreae zum Liber sextus und den Clementinae.
Iter Gallicam. 449
CXCVI. — 379. — mmbr. fol. s. XIV. — Diese Handschrift
gibt, wie nuro. 372 rQcksichtlich des Liber sextus» so für die Cle-
ment inen, zuerst den Text, um ihn den Apparat des Job. An-
dreae, dann als fortlaufenden Commentar den des Gulielmus de
Monte Laudun 0. Am obern Rande rechts ist stets „VII'' ge-
schrieben.
— 380. m. f. s. XIV. Apparat des Gull, de M. L. zu den
Clementinen. — S. Aubin.
CXCVn. — 38t. — mbr. fol. s. XIV. S. Albini.
a. Casus deeretorum. Es ist das Werk des Benencasa
Senensis, anfangend: „Quoniam ubi multorum et maxime rudium
versatur utilitas idcirco ego benencasa...** Der tract.
de poenit. ist zuletzt behandelt» daher die Schlussbemerkung:
,»Expliciunt casas deeretorum de poenitentia, quia ante de
poen. est de consecratione et sie sunt ibi totaliter completi» amen.**
Dies hat den früheren Besitzer zu der Bezeichnung ,,Casus deere-
torum de poenit. ** veranlasst, welche der gedruckte Catalog
wiederholt ohne den Namen des Verfassers.
b. Tancredi ordo judiciarius fol. 60.
c. Tancredi summula de matrimonio. fol. 73.
d. Summa de poenitentia magistri Pauli, fol. 79. Anfang:
»Quoniam circa confessiones animarum pericula sunt et difficultates.''
Ich habe dieses Pönitential schon früher in Prag gefunden, siehe
meine citirten can. Handschr. num. LXVI.
e. Quaestiones Damasi super decretalibus mit dem gewöhn-
lichen Anfange: „Quaer. an episc. can. 1. s." fol 84. Sie hören auf im
Titel de censihus.
/'. Summa mag. Damasi. Summa titulorum extra vagantium a
magistro Damaso compilata^ mit der Vorrede: „Juri operam da-
turus." fol. 100.
CXÜVULL. — 383. m. fol. s. IX. Facsimile in der Beilage
num. VI. S. Aubin.
ConciliumAquisgranense yon816. abgedruckt beiHartz-
heim Conc. Germaniae Tom I. pag. 430 sqq.
CXCIX. — 400. m. 4»., s. XIV. S. Aubin. Ordo judiciarius
Tancredi.
450 Schulte
Der Catalog gibt die Blattzahl stets genau an. Für neuere» be-
sonders das franzosische Recht betreffende Sachen, Ordensstatuten
u. s. w. verweise ich auf den Catalog.
Xm. Aleii9oii.
Biblioth^ue de la Tille.
(176 Handschriften. 20.000 gedruckte Bücher.)
Der Catalog, nur handschriftlich, gemacht vom Herrn Bibliothe-
kar D au Ine, ist, soweit das Äussere in Betracht kommt, gut ge-
macht, für den Fachmann hingegen ungenügend.
CC. — Num. 9. membr. fol. s. XII. (nicht XL, wie der Catalog
hat). „Ex libris Carthusiae vallis dei.'' Zwei Vorsetzblätter mit Brie-
fen P. Gregors L s. XII.
Briefe von Päpsten. „Inc. capitula huius libri.** 127 Num-
mern. — „Symbolum fidei a b. Jeron. compositum. **
Ep. Damasi p. ad Jeron. presb. Dil. fil. Dormientem te et
longo [Jaff^ num. 63 : Op. S. Hieron. I. n. 35].
Antwort des Hieron. Postquam epist. tuae sanctitatis accepi.
[Epist. num. 36.]
Letzter Hieronym. ad Pammachum de morte Paulinae. [Ep.
n. 66. in S. Eusebii Hieronymi Stridonensis presb. Operum Tom. I.
Veronae 1734 fol.].Sanato vulneri cet.
CCI. — 15., mbr. fol. s. XI. auf XII. „Ex libris S. Martini Sa-
giensis Congr. S. Mauri*" (Benedictinerabtei St. Martin in S^ez)
a. Verschiedene Schriften des h. Hieronymus. Erklärung einer
Zeichenschrift
6. Ep. Hieron. ad Damasum P. Glor. sanct. tuae Rescrip-
tum. . . Gaudet ecciesia.
c. Inc. Ordo episcoporum Rom... Beatus Symoii P.
apostolus bis DC Constantinus Rom.
d» De mensibus u. s. w.
CCII. — 18. mbr. fol. saec. XL „St. Evreux".
«. Vitae Sanctorum. Vitae s. Victoris et coronae martiris.
6. Passio s. Peregrini. Ein Acrostichon, das vorn die Worte
«Roho episcopus Christi,*' hinten „Ademarus servus
Christi'' enthalt. Saec. X. nicht XII.
Iter Gallicum. 451
c. Beato Papae Damaso Hieron. . Gloriam sanct. tuae.
Damasus . . Hieronymo . . Gaudet ecciesia.
d, Anastasius ßiblioth. Liber pontificalis.
e- Gesta Langobardorum u. s. w.
CCm. — 19. mbr. fol, s. XII. «S. Ebrulphi- (St. Evreux).
a. Briefe Ivos von Chartres (35).
6. „Exceptiones ecclesiastiearum regularum partim
ex epistolis Romanorum pontificum, partim ex gestis coneiliorum
catholicorum episcoporum, partim ex traetatibiis orthodoxis patrum
— partim ex institutionibus catholicorum regum nonnullo labore
in unum corpus adunare curavi, ut, qui scripta illa, ex quibus ista
excepta sunt, ad manum habere non potest, hinc saltem excipiat
quod ad commodum eausae suae valere prospexerit. A fundamento
itaque christianae religionis, id est fide inchoantes sie ea, quae ad
sacramenta ecciesiastica, sie ea, quae ad instruendos vel
corrigendos mores, sie ea, quae ad quaeque negotia discu-
tienda vel diffinienda pertinent, sub generalibus titulis
distincta congessimus, ut non sit quaerenti necesse totum volumen
evolvere, sed tantum titulum generalem suae quaestioni congruentem
notare et ei subjecta capitula sine interpolatione transcurrere. In
quo prudentem lectorem praemonere eongruum duximus, ut, si forte
quae legerit nee ad plenum intellexerit non statim reprehendat, sed
quid secundum misericordiam dicatur diligenter attendat** Qet.
Die Panormia des h. Ivo von Chartres.
c. Noch 44 Briefe des h. Ivo.
CCIV. — 23. mbr., 4», s. XIV. St. Evreux.
a. Decretales Gregorii IX. ohne Glosse.
6. Decretales Innocentii IV. Die Sammlung ist im An-
fange defeet, sie beginnt in (meine Abhandl. S. 705 ff.) num. 20.
„ad haec quia per quandam epistol. . . . praesentium'', hat dann
26. 27, 31, 32, 34, 35, 38—40. Hierauf „Rom. Pont, qui iura
tuetur sie inteiidit annuere petitionibus singulorum, ut eins gratias
nequiter uti non debeant impetrantes ut iilos malitiose vexare contra
quos sc credunt habere aliquid quaestionis. Cum ergo nonnulli** —
de tempor. ord. nullum etiam eorum, quorum — de in integr.
rest. ecclesia quae ad retractandum, — de jurej. Mediatores»
ecclesiastica censura judices abutuntur danmabiliter cum de
meritis ecclesiae gremio — de eo qui mitt. num. 17 — ipso iure vel
452 Schulte
rescripto processus per ipsuin habitus non valebit; admonet et infra.
Universis personis cui — 14, 2 (exped. causar. negotiis obscuri-
tas est invisn personarum deereto praesenti), 16; de arbitris
3, de oif. iud. del. 1, de oif. jud. del. 4, 10, 15, 21, 22, 25, 36, 37,
18, 19, 6, 8, 11, 13. Die Decretale „Rom. Pont, qui iura'' habe ich
a. a. 0. S. 727 fg., nullum eorum das. S. 730, abdrucken lassen.
Über ecclesia quae das. S. 732, mediat. Seite 745.
Die im Inhaltsverzeichnisse aufgeführten Handschriften
und die zu ihnen gegebenen Nachweise bieten die Möglichkeit, diese
Handschrift zu classificiren.
CCV. — 133. membr. fol. s. XII. (im Catalog XI!), prachtvolle
Handschrin. Der Catalog ist ausser Stande irgend welche Andeutung
zu geben.
a. Die Summa zum Decret des Stephan von Tournai mit
der gewöhnlichen Vorrede „Si duos ad coenam invitaveris**.
Die Pars I. hört auf: „exornatione rethorica utitur qua dicit transifo
qfla contrahantur et dicta dicendis et dicenda dicunt**. P. II. beginnt:
„Quidam. Status ecclesiarum circa duo consistit, circa pcr^onas et
circa negotia. Quia vero personae digniores sunt negotiis, ideo ma-
gister gratianus prius tractavit de personis, propter quas negotia
contingunt, tractaturus postea de negotiis, quae circa personas
emergunt. In prima enim parte** u. s. w. Der Tractat de poenit. ist
nicht behandelt, sondern mit dem gewöhnlichen Vermerke „inter-
misso interim** ausgeschieden. Die Pars III. fehlt. Maassen Pauca-
palea S. 10. Note 17 führt drei Codices an. worin ebenfalls die pars
tertia fehlt.
i. Saec. XII. — Summa super deereto des Paucapalea
Voran die gewöhnliche Vorrede y,Quoniam in omnibus rebus animad-
vertitur id esse perfecium" (abgedruckt bei Maassen Paucapalea
S. 51 flf.). Die Einleitung zu C. XXXIII. q. 3. lautet etwas anders
als im Cod. 172 von Carpentras, nämlich: „Ventum est ad
tertiam quaestionem, in qua multipliciter procedit. primo astruit
peccata dimitti sola cordis contritione et videtur excludere oris eon-
fessionem**.
c. Nochmals Stephanus Summa bis zur dist. XV., sodann
einige Rechtsfalle.
CCVL — 134. membr. fol. saec. XII. auf XIII. -St. Evreux**.
Her Gallicum. 453
Die Handschrift hat zuerst folgende Einleitung: ,»Sacrosanctae
ecciesiae regularis institutio omnibus communiter sed non aequaliter
singulis dispensat. Sieut in domo patris f. (familias) una quidem
Providentia omnia reguntur, sed dispari modo quaeque otRcih dispo-
nuntur et sie decebat eoelestium Jsraelitarum militiam ordinatis
excubiis castra metari, ut in exercitu dei utiles essent etiam minimi
et pro admiratione eius devoti et trementes quodammodo efficerentur
extranei. Adhue illud dierum antiquorum vivit in mente, cum rex
Salomon usque adeo distinctissima ordinatione domus suae ministeria
gubernabat ut regina Saba, quae venerat a fiiiibus terrae audire
sapientiam Salamonis, inter alia potissimum pincernas et caetera
officia in aula regia duceret admiranda. Quod utique parabola erat
temporis instantis, quando, regnante Christo, qui est pax nostra,
faciens utraque unum intatum thalamus spö si quiete floridus est et
multiplicatis obsequiis deeoratus, ut etiam ethnici admirentur gradus
et ordines ecclesiae concorditer diiTerre et diiTerenter concordare
sub tanta censura iustitiae tantaque reetitudine disciplinae. His igitur
eelestis famih'ae officinas vi<;es salubriter perspicientes et velut unus
de gentibus admirantes, quonam pacto ecclesiarum Status ponderen-
tur clericorum dignitates et oflficia imponantur et reponantur, nunc
quidem manibus victoriosis attingere sed per cancellos canonum velut
emitus suspenso digito temptavimus iudicare, latam et speciosam
viam decretorum summis vestigiis p^rcurrentes , ubi num (Jltorundam
praedecessorum nostrorum etiam inanes et inutiles imagines reficere,
sed utiles satis et domestieas distinctiones et expositiones pingere
expectemus, quae utique adiuventur vim similibus rationibus, quae
divinae legis vocibus invalescant. Hoc autem non ideo faciemus, quia
invidia tabescentes aliorum ingeniosorum, qui eisdem forte studiis
collaborant, velimus laudum praemia retardari, sed ut legentium
variis desideriis obsequamur, qui c. ceterorum mellita musta sumere
nonnumquam horruerint, vina nostra consumant rate degustent.
Dignitas humanae creaturae his duobus quasi funiculis su-
spensa eminebat, scilicet reetitudine justitiae et scientiae claritate.
Per illam praesidebat humanum genus, per istam coelestibus propin-
quabat
Humanum genus. Tractaturus de jure canonico
quasi altius rete dueto expandit iter operi incipiens a iur^ naturalis
quod quidem et antiquius est tempore et excellentius dignitate. Hoc
454 Schulte
autem ius legistica traditio generalissime definit dicens: „jus natu-
rale est» quod natura omnia doeuit animalia*'. Nos vero istam gene-
ralitatem, quae omnia eoncludit animalia, nunc curantes de eo, juxta
quod humano generi solummodo adseribitur, breviter videamus respi-
eientes» quid ipsum sit, et in quibus consistat et quomodo proeesserit,
in quo detractum fuerit ei aliquid aut actum*'.
Mit dem Abschnitte Hum. genus. Tractaturus beginnt die
Summa des Johannes Faventinus. Wem die Vorrede ange*
hört, rermag ich nicht zu sagen. Sie gibt im Verlaufe noch den Inhalt
des Deeretes genauer an nach dessen einzelnen Theilen, wobei gerade
wie von Johannes Farentinus der tractatus de poenitentia keine be-
sondere Erwähnung findet. Wenn die von Maassen Paucapalea
S. 9 fgg. näher beschriebene Summa des Rufinus Summa enthält,
was meines Erachtens nicht zu bezweifeln ist: so gehört sie dem
Rufinus nicht an. Eine Vergleichung der ersten Vorrede des Johan-
nes Faventinus „cum multa**, die ich in dem Cataloge der Hand-
schriften Ton Göttweig u. s. w. S. 22 publicirt habe, zeigt, dass
letzterer die hier abgedruckte Vorrede benutzt habe. Es ist nun mög-
lich, dass Johannes mehrere Vorreden gemacht hat und somit auch
diese ihm angehört. Aber ebensogut kann sie von einem anderen
herrühren. Die Ahnh'chkeit im Inhalte mit älteren (z. R. von Ivo)
leuchtet e^.
CX}^. — 136. membr. fol.«s. XU. „St. Erreux**.
Der sehr dicke Rand (die Rlätter sind nicht nummerirt) enthält
unzweifelhaft jene Collectio Canonum, aber welche die Ral-
ierinii de antiquis — collectionlbus et collectoribus canonum,
PÄrs IV. c. XVIII. §. II. (Opera Leonis M. III, pag. CCCXVI); ein
kurzes Referat geben nach Cod. Vat. Reg. 973. Weil bisher keine
sonstige Reschreibnng eiistirt, gehe ich ausfuhrlicher ein. Sie
beginnt :
„Excerpta ex decretis Romanorum Pontificum.
Quoniam quornndam Romanorum pontificum decretalia
synodalibus tempore praestent conrentibus, non incongrue in nostrae
defloracionis opnscalo primas sibi rindicant partes. A beati siquidem
Petri apostoloram principis praesulatu usque ad Constantini Sere-
nissimi imperatoris tempora seu propter varietatem episcoporum
sire etiam propter rabiem persecutorum aut nulla aut certe ulla
celebrata sunt concUii pontificam. Hoc accedit quod canones aposto-
Iter GaUicum 455
lorum NicaeDis et plerisque aliis inferiores habentur auetoritatis,
cum utpote a oonnullis eorum esse legautur. Unde quid liberius
atque ut ita dixerim commodius agi poterat apostoliei nostri consortes
fidei literis informabant» insinuantes videlicet quid appetere, quid
eavere, quid teuere, quid postremo retieere deberent. Verum cum
christianitatis religio favente pio principe Constantino cet**.
In prima epistola de meritis. verba Petris de dementia,
de potestate et discretione doctorum. Trado ipsi Clementi a domino
meo traditam potestatem ligandi atque solvendi . . . (Ep. I. Clementis.
Hinschius pag. 31). — De vitanda ambitione. Haec eo
dicente: ego procidens cet. — Qualiter vivere debeat dis-
pensator. Verumtamen de ipsius dispensationis ordine omni-
bus cet.
Clem. in IL sua epist. — in tertia.
Ex epist. Anacleti I""' (Hinschius p. 67): beatus praede*
cessor noster Clemens vir apost. — Quod episcopus plures
debet habere testes quum sacerdos in sacrificando. — Ut
ministri communicent: peracta autem consecratione. — Item
qui sint sacrilegi. Qui rapit. — De peregrinis iudiciis.
Leges ecclesiasticae. — Item ibi de appell. oppressi. Omnis
oppressus.
De ordinatione episcoporum. Anacletus iu secunda
decretali. Ordinationes episcoporum auctoritate apostolica fb Omni-
bus. — Quo ordine accedendum sit ad accusationem.
Haec et alia perpericulosa.
Quibus in iocis presbiteri, quibus episcopi esse
debeant. Anacletus in tertio decreto.
Folgen Excerpte aus den pseudoisidorischen Papstbriefen bis
auf M e 1 c h i a d e s.
Exemplar constituti Constantini imperatoris. Alia esse negotia
ecciesiastica, alia saecularia. Ex testamento . . .
Incipiunt exceptiones quaedam ex synodalibus gestis sancti
Silvestri papae c. I. Jam factus papa. 14.
Siricius I. Quicunque ....
Anastasius. Significastis . . .
Inc. epistola reg. p. Innocentiiad Decentium. Pacem. aus
allen 8 Excerpte. Eiusdem. Qui partem — Praeterea u. s. w.
Excerpte aus Briefen bis auf Nico laus.
456 Schulte
Excerpte aus den Concilien. ^Ex concilio Agathensi —
Aurelianensi*'. Zuletzt „de concilio Martini papae"".
«Hactenus de corpore canonum. Ea» quae secuntur aut
sententiae sunt orthodoxorum patrum aut leges catholi-
corum regum aut syiiodicae sententiae Gallicanorum
aut Germanorum pontificum'^.
Isidorus. Quicunque a parentibus episcopis monasterio fuerat
delegatus . . .
Aus den Werken Isidor's, Alexanders, Gregors» Urbans, Beda,
Augustinus etc.
De scriptis autenticis.
„Inc. epistola Isidori episcopi ad Ludefridum Cardubensem.
Perlestis sanctitatis vestrae** cet.
Capitularien-Excerpte. De monachis. — De coniugiis („Nuptiae
sive matrimonium est viri mulierisque coniunctio individuam consue-
tudinem vitae retinens**}. Desponsata viro. De incestis copulationibus.
De nocturna illusione. De homicidio. De iuramentis. De excoramuui-
catione. De causis laicorum cet.
^Liber XXIII. capitulum I. item Sponsalia sicut nuptiae
consensu fiunt contrahentium et ideo sicut nuptiis ita sponsalibus
filiam familias consentire debet. Quae patris voluntati non repugnat
consentire intelligitur, tunc autem dissentiendi a patre licentia con-
ceditur,«! indiguus moribus vel turpis sponsus ei a patre eligitur*'
cet. (Aus Dig. libr. XXIII. Tit. I). Eine grosse Zahl von Excerpten
aus den Pandecten» dem Codex und den Novellen.
Schluss. ,»Ex decretis Paschasii papae: Fraternae mortis
incurrit crimen quisquis — peccator neque nunc neque in futuro
seculo remittatur. Explicit liber iste**. Der bei Mansi XIV.
col. 378 abgedruckte Brief, den auch Ivo Decr. II. 84 hat. Jaff^
n. 1941 zum Jahie 817.
CCVUUL — 136. membr. fol. s. XII. St. Martin zu Seez.
Decem collationes Johannis Cassiani ex correctione Lau-
franci.
CCIX. — 138. mbr. fol. s. XIV. St. Evreux. Summa Pisana
(Bartholomaei a S. Concordio).
CCX. — 139. mbr. fol. s. XIV. St Evreux.
a. Summa confessorum (y,quoniam dubiorum nova quotidie
difficultas'') des Johannes von Freiburg. Voran geht die
Iter Griiicum. 467
Notiz über dessen Werke: „nota quod frater iste*', welche sich
gewöhnlich findet.
6. Statuta summae confessorum ex Sexto.
c. Tabula materiarum.
CCXI.— 140. mbr. foL s. XIV. St. Evreux. — Summa Ray-
mundi mit der Glossa des Wilhelm von Renne s. Die drei
ersten BGcher erscheinen als ein abgeschlossenes Werk, der Tractat
de matrimonio beginnt auf einem neuen Blatte ohne die Buehzahl
(,,incipit summa fratris Raymundi de matr."*) und hat gleichfalls die
Glosse.
GCXn. — 141. mbr. in 4». saec. XIV.
a. ,,Tractato di sette peceati mortali de fratre An-
tonio dello ordine dei predicatori di poi arcivescovo de Firenze;
della confessione a della penitentia; dello peccato originale, dello
peccato veniale**. Vergl. Quetif T. I. p. 817 sqq. über den Ver-
fasser. Altitalienische Übersetzung des bekannten Werkes.
i. Briefe des h. Bernhard u. A., die einer genaueren Durch-
sieht werth sind.
GCXm.— 173 und 174. mbr. fol. s. XII. (nicht XI., wie der
Catalog sagt). Digestum vetus. Die Glosse ist in einem Exemplare
später und ziemlich spärlich zugeschrieben.
XIV. Chartres.
Bibliothique de la ville.
CCXIV. — N. 6. — mbr. 4o. „Ex monast. S. Petri in Valle Car-
notusianae ord. S. Benedicti Congregat. S. Mauri**. (St. Pore).
u, Liber pastoralis s. Gregorii. saec. VIII.
6. Decretum s. Greg, papae „quam sit necessarium mo-
uasteriorum quieti prospicere et decorum perpetua securitate trac-
tare" cet. saec. XI. (nicht 8.).
CCXV. — 67"'. — Vgl. Hinschius Decretales Pseudoisido-
rianae pag. XIII, XX sqq., wo er genau beschrieben ist.
Collectio Pseudoisidoriana.
CCZVI. — 71. — mbr. fol. s. XII. (nicht XL, wie der Catalog
hat). Monast. S. Petri.
Sitxb. d. phU.-hi«t. Cl. LIX. Bd., IV. Hft. 31
458 Schulte
a. Symbolu m s. Gregorii,
6. Registrum b. Gregorii P. In einem Anhange sind einige
Briefe nachgetragen, jedoch nicht vollständig.
CCXVn. — 99. — mbr. fol. s. IX. Ex bibl. capituli Carnotensis.
Als Deckblatt eine Bulle von Clemens (V.?) an das Marienkloster in
Orleans.
Aachener Concil von 816. Ende CLXV. mit den Worten
j^et vita est eo opitulante pervenire mereantur*', also dem Schlüsse
des ersten Buches.
CCXVm. — 127. -■ 4o. s. XI. 76 Blätter. Capit. Car-
notense.
„Excerptum de canonibus. In nomine dei summi incipit
capitularis discriptio, quam domna et nobillisima [ein ausradirtes
Wort] de ordine et modo abstinentiae suae literis compre-
hendere iussit.
Cum multos atque innumerabiles, domina, in regno a deo vobis
commisso sanctos et omni sapientia ac religione praeditos habeatis
viros, qui sanctitate sui et merito vitae angelicae in terris diutius
ductae omnipotenti deo coniunctissimi et familiarissimi esse videantur
et tanto pro vobis apud deum fiducialius intercedere possunt . . .
Et credo in illius pietate et misericordia.
Quapropter primo necesse est, ut quotidie vos dei miseri-
cordia.
In ecclesia etiam ad divinum officium audiendum stantes —
1. In nomine dei summi de episcopo capitulo XXII. Episcopi
nomen est a greco ductum sive intentor dicitur.
Definitio sacerdotii in utraque lege. Isidor. Aaron
primus in lege sacerdotale nomen accepit.
De impositione manuum episcopi. Quod vero per ma-
nuum impositionem episcopi ordinantur.
De eo quod non unus unum ordinet. Porro episcopus
non ab uno — D'Ach^ry de episc. cap. V. Der Text weicht ab.
De eo qui ordinandus est. Paulus. Unius uxoris (mit
Glossen). Ib. cap. VII. Text abweichend.
2. De jejunio capitulo Villi. De summo mane cogente neces-
sitate. Lucas in actibus apostolorum. Et iam lux incipisset fieri rogabat
Paulus omnis sumere cibum.
Iter Gallicum. 459
3. De oratione. Capitulo VI. De oratione assidue facienda.
Paulus oravit sine intermissione.
4. De cura pro mortui s. Capitulo Villi. De IUI modis qui-
bus viri adjuvant mortuos.
5. De testimonio. Capitulo XV. De eo quod non reeipienda
est repintina testificatio in proverbiis.
6. De oblationibus. Capitulo XVI. De eo quod cadunt in
jus domini quae immolantur.
7. De jure sepulturarum. Capitulo Villi. De viris et
uxoribus in uno sepulehro sepeliendis.
8. De ordinatione inquisitionis causarum caput. In-
nocentius dieit. De causis in quibus solvendi ligandique auctoritas
XXII librorum veteris testamenti . . .
9. De provincia. Capitulo VII. De nomine provinciae. Am-
brosius : provincia dicta est.
10. Dejudicio. Capitulo XXXII. De personis dignis ad judi-
candum. Gregorius Nazanrenus ...
11. De Verität e. Capitulo V. De veritate judicanda. Gildas
ait: veritas sapientis cuius cumque ore prolata fuerit . . . Ibid. L.
XXII. C. I.
12. De dominatu et subiectione. De mansuetudine domi-
norum in servos. Paulus: domini remittite minas subditis vestris.
13. Deregno. Capitulo XVIII. De ordinatione regis in regno
libro; Samuel lenticulam olei accepit.
14. De sorte. Capitulo V. De sorte mittenda in dubiis et in-
certis, si filius . . .
15. De seeleribus et vindictis. Capitulo XXV. De modis
quibus occultum scelus demonstratur.
16. De civitatibus refugii. Capitulo XIIII. De nominibus
et numero civitatum relugii . .
17. De furto. Cap. Villi. De furto prohibendo; exodus dicit:
ne furtum facias. in furto namque, ut alius dicit, multa continentur . .
18. De commendatis. Cap. V. De furto commendati; in lege
exodus ait: si quis commendaverit amico suo pecuniam aut vas in
custodiam et si ab eo . . .
19. De patribus et filiis. Cap. XX. De anima mortificanda.
In proprio peceato lex dicit; non moriantur filii pro patribus, nee
patres pro filiis, sed unusquisque in suo peceato moriatur.
31 •
460 Schulte
20. De parentibüs et heredibus. Cap. XXI. De pietate
parentum heredes in hereditate in perpetuum conservante. Hieremias
dicit: dominus exercituum.
21. De debitis et pignoribus et usuris. Cap. XI. De de-
bitis reddendis. Job dicit: debitum uniuscujusque solvi. In regum
libris: redde debitoribus . . .
22 De fidejussoribus et ratis et stipulationibus.
Cap. VIII. De eo quod solvit fidejussor defigens manum pro ex-
traneo.
23. De Jubel eo. Cap. XI. De jubeleo VII. annorum et jubeleo
L annorum et VII. dierum. Hieronimus: asimorum vero septimana
annum remissionis faeit.
24. De emendatione doctorum quod ab ipsis heresis
orta est Synodus. Notandum quod a sapientibus heresis per mun-
dum dilatata est.
De doctore bono non contristando. Petrus ait: Quicunque con-
tristaverit doctorem veritatis.
De eo quod considerandum doetori quid, quando, qualiter loqua-
tur. Gregorius ait etenim lebor doetori eonsiderare quod loquatur.
cui loquatur — confundantur statim erubescentes qui dicunt m* euge
enge „Explicit liber"".
Es unterliegt gar keinem Zweifel, dass die Quelle dieser Samm-
lung jene alte irische Canonensammlung ist, aus welcher Acher y
im Spicilegium Edit. nova Paris in fol. Tom. I. pag. 491 sqq.
eine Anzahl von Capitel hat abdrucken lassen, und in Martene
Thesaurus noYUS IV. pag. I. sqq. einige Nachträge mitgetheilt sind.
Ein Inhaltsverzeichniss der BuchQberschriften (Titel) derselben
Sammlung haben die Ballerinii 1. c. pag. CCLXXIV. veröffentlicht
aus einem Cod. Vallicellanus XVIII. Wer die Königin ist, welche das
im Codex von Chartres enthaltene Excerpt hat anfertigen lassen,
darüber lassen sich höchstens Vermuthungen anstellen. Übrigens ist
genaueres Eingehen ohnehin vorbehalten.
CCXIX. — 140. membr. fol. s. XL (Facsimile in num. VII. der
Beilage). Capit. Carnot.
Collectio Pseudoisidoriana, genau beschrieben von
Hinschius a. a. 0.
CCZZ. ~ 172. membr., 4®., s. XI. (Facsimile in der Beilage
num. VIII). Capit. Carnotense.
Iter Gallicum. 461
Eine Canonensammlung, deren Inhalt folgender ist. Ich num-
merire die Stöcke.
I. „Isidorus in canonibus sive decretis antiquorum
Romanorum Pontificum.*'
1. Incipiunt nomina regionum continentium intra se provincias
centum XIII.
2. S. Isidorus in praefatione canonum. Propter eorum aucto-
ritatem ceteris eoiiciliis p'posuimus cet.
Idem in eadem. Multi ideirco alios aceusant. — Sicut cum uno
telo. — Scire autem vos LXXX episcopos. — Nobis autem quidam
consortio fratrum. — Nosse etiam oportet.
3. B. p. Damaso . . Aurelius. Gloriam apost. sedis.
4. Aurelio . . Damasus. Scripta sanetitatis.
5. Ep. Clementis. In ipsis diebus quibus.
Clem. in 2. Quia sicut a b. Petro.
Ex gen. ep. Clem. Si vobis episcopis.
6. Anacletus. ßeatus ac praed. noster Clemens.
Cuius supra. Causam vestram.
Eiusd. Nemo pontificum.
7. Telesphori. Noete s. nativitatis.
Eiusd. Est in apost. scriptum.
8. Viginii. Nullus metropolita.
9. Anicii. Si arch. obierit.
10. Ep. Alexandri. Fidem s. trinit.
11. Ex decretis Zepherini . . . Patriarchae vel prim. — Duo-
decim iudices. — Ad apost. sedem. — Iniusta iudicia. — Satagen-
dum vobis.
Eiusd. Egyptiis directa. Praeceptum est — Scriptum est. —
Ecce quam bonum. — Maxim, adminiculum.
Eiusd. episc. Galliae. Conspirationum 17 Excerpte.
12. Ex decretis Urbani. Videntes sac. summi 8 Ex. c.
13. . . Pontiani. Accusandi non sunt 5.
14. . . Agatheri. Absit ut quicumque 3.
15. . . Fabiani. Septem diaconos in urbe 3.
In illa die 10. Peregrina iudicia.
16. . . Coruelii. Sacram. hactenus.
17. . . Lucii. Constitutum habemus.
462 Schulte
18. Stephan i. Monemus te carissime. — Quicquid in sacratis
deo rebus.
19. Sixti. Convenit nos paternarum (ep. 2. Ilinschius
p. 193).
20. Dionysii. Dieit dns per prophetam. De eecles. paruch.
21. Felicis. Si quis episcopus.
22. Euticiani. Quisquis ille est
23. Gaii. Si quis episcopus presbiter.
24. Marcellini. Quaecunque contentiones (ep. 2. num. III.
Hinschius p. 221).
25. Eusebii. Scitote a tempore apost.
26. Melchiadis. Neminem condemnetis. Verum et iustum
iudicium.
27. Greg. I. de bis qui proximis prodesse possunt. Sunt non-
nulli magis muneribus.
28. Ezechiel. prophetae. Hoc dicit dns.
29. Isidorus de praepositis XVIII. Multis intercipit satbanas.
30. Greg. Isidorus. Quisquis vir eutibus pollens.
31. Isid. de doctrinae discret. XXIII. Aliter agendum erga eos.
32. Isid. de doctor. silentio XXV. Qui docendi accepit officium.
33. Constantinus Imp. Nosse volumus omnem populum.
Eiusd. Decernimus ut ven. pater noster.
II. 1. In Nicaeno Concilio capitulo I. Si quis in aegritudine.
20 Excerpte.
2. Anchirani canones priores sunt Nicaenis, sed nicaeni
canones priores scribuntur propter auctoritatem magni ac sancti
concilii apud Nie. babiti. Folgen can. 10, 11, 12 — 15, 16, 23.
3. Neocaesar. 1, 3, 7, 8, 9—14.
4. Gangr. 4, 7, 8, 14—16, 18—20.
5. Sardic. 3—5,7, 13, 14, 17.
6. Antioch. 2—4, 11—16, 28.
7. Laodic. 13, 20—22, 24, 25, 41—45, 48, 50, 54, 57.
8. Constant, I. 3. 5.
9. Ephesin. 4.
10. Cbalced. 1,2,4,5—27.
11. Epistola formata Attici.
Hucusque Graecorum conciiia. dehinc Latinorum
sequuntur.
Il.r G.Ui«-. 463
12. Cartb. primum. „in cap. VII. qut meritis facinonim suo-
ram ab ecciesia puisi». 4, 8, 5-7, 11, 13. 14. II., HL, IV.,
mit verschiedenen Eicerpten.
Septimum XVIIII episeopor. cap. I. Definimus.
13. Hilevit. Neque dtmissus.
Huiusque Africae concilia. Seqnunlnr Gallica.
14. Areiat. I. cap. 13, 14.
15. Arelal. 11. 1, 19, 23, 2S.
16. Ex decr. Pü epiac. Si per negligentiam. Ivo Pan. I. 1.
«. 15«. Decp. P. U. c. 56. Burch. V. c. 47. Polyc. lü. t. 16., c. 27.
D. IL de cons.
Alexanderp. Sufticit sacerdoti unam missam. Ivo Decr. IL c.
81.— e. 53. D. L de cons.
Responsuin Nicolai p. ad consulta Bulgaror. Conaalendam
deeet Mansi XV. col. 401. Ivo Pan. L 5. — 12., Decr. IL c. 82.
— c. 17 D. XXVII.
Decretum Nicolai p. Simoniace ordinati (Ex conc. Rom.
a. 1059. Mansi XIX, col. 899).
Nie. Omnibus. De Continus cimeterioram. Ivo Decr. IIL 194.
P»n. U. 81.
— Nosse desideras utrum mulier. Bei Ivo Decr. 1. c. 136,
Pan. I. 6. c. 124. Grat. c. 3. C. XXX. qu. 1.
Ex decretis Üesiderü p. Deusdedit Pan. VL 127.
Felix p. Satins est missam non. Aus epist pseudoisid. Fei.
IV. magno munere. Hin seh. p. 700 in fine.
Vigilius p. cap. VH. Qui se seit Hinschius p.712 in cap. 7.
Johannes IIL p. Sic Petrus princeps apost. Hinsch. p. 716.
Pelagius. Cum in dei nomine.
Ex decretis Gelasii. De induciis episcoporum.
Julii. Illtid quod pro compiemento.
Stephaiii |i. Quod sanctorum patrum.
17. in conc. Valent. c. 4. (Quicunque).
18. Taurin. Inter episcopos urbium Arelalensis. 1,7.
10. Arausic. 2 fgg.
20- Ex regixtro b. Gregorü. Tunc vera est. Ariaco epo.
pio. Gegen 89 Excerptc.
Auguftinus. Mehrere Eicerpte.
!8. Ex decr. Gelasii p. de custodia jejun. De incerto.
464 Schulte
Eine leere Seite. Dann
23. In cone. Vasensi. can. 4, 8.
24. Agath. c. 3, 8, 15—28 ff.
25. Aurelian. „tempore Cldovei regis cap/ III. de
homieidis adulteris.
26. Aurelian. tempore Childeberti.
27. Aurelian. III''. Verschiedene Canonen.
28. Epaon. — Turon. — Matiseon. — Altissiodor. —
Cabillon. — Eliberit. — Tarracon. — Caesaraugust. —
Illerdense.
29. Tolet I, m, V, VII.
Gestorum sinodalium LH. Episeoporum in urbe regia con-
venientium. Immutabilis deitatis. Aus Tolet. VIII. Aus demselben
Ambros. in 3* libro de offieiis. Isidorus. — cap. IUI. Silva-
nectens. (Concil zu Senlis vom J. 873) eonc. Si episeopi decreti
fuerunt.
Tolet. IX. X. XI. XII.
30. Bracar. I. et IL
31. Spalense.
32. Verno palatio facta ultima syn. sub rege Pip-
pino. Homicidae aut.
33. August, de nuptiis.
III. 34. In capitul. tempore Karoli imp. et Lud o vi ei Aug.
et Lothar. Caes. eorum iussu per intervalla temporum editis. (Aus
der Praefatio des Ansegisus zu seiner Kapitulariensammlung: Mo-
num. Leg. I. pag. 272). A domnibus eps. cet. Priorum in iudicio
diligenter discernatur lex.
Es folgen Ansegisus Lib. L capp. 50, 75, 87, 96, 99,
125, 157.
Ansegisus Lib. II. ^app. 25, 37; lib. III. capp. 4, 8, 23; lib.
IV. capp. 13, 21.
In capitulis Karoli imperat. quinti libri a Zacharia
papa confirm. Aus Benedictus Levita Lib. I. (Leg. IL App.
pag. 45 sqq.) folgen nunmehr die Kapitel 18, 20, 36, 43, 87,
109, 156, 168, 179, 190, 186, 192, 193, 196, 206, 220.
Ex libro VI. Capitul. de lege Moysi. Folgen aus Benedict
lib. II. capp. 5 und 6.
Iter Gallicuro. 46 S
„Ex septimi libri capitular*". Aus Ben ed. Hb. III. die capp.
13. und IS.
„Ex^capitulis postmodum a fidelibus repertis et hie
insertis"* (die additio II. zu Ben ed. in Leg. II. App. pag. 117
sqq.) cap. 24.
„Ex capit. propriis episcoporum** (die additio III. zu
Benedict, Leg. II. App. pag. 139 sqq.) cap. 58 und 59 (entspre-
chend den capp. 57 und 58 bei Pertz).
Eine leere Seite.
IV. Gregorius ad Petrum diac. ep. IX. quod possessio ecclesiae
quadragenaria sine inquietudine apud eandem ecclesiam permaneat.
Jaffe num. 712.» L. I. ep. 9. edit. Maur.
Greg. . . . presb. ac abbat, monast. s. Theod.
Insinuavit nobis quod.
Tit. IX. de monial. et de viris in eis lapsis.
Si qua autem.
Sane consanguinitatis quae. (Pan. VII. 69. Üecr. IX. 44. c.
29 Conc. Cabil. II. a. 813, c. 78 Wormat. a. 868.)
In quo ramusculo consang. leg. fieri poss. conm. So bei Ivo
Pan. Vn. c. 75,Decr. IX. 46.
Beatus Isidorus
Ut duobus vel tribus testibus testimonia dicentibus consanguinei
separentur.
Ut omnis controversia cet.
In libro de poenitentia. Quamvis vera. Pan. IV. 114. Decr. V.
247. (?nach Richter ad c. 75. C. XI. q. 3.)
Ex conc. Aug. cap. 4. Si presb. pravis exemphs.
Excerpte aus Hieronymus, Gregor., Isidorus, Ambrosius.
Isidorus. Sicut iniqui.
Greg. Lectoris ofRc. esse debet.
Symmachus Non licet imperatori.
Johannes III. Omnia decretalia.
Felix p. Sanetorum can.
Fabian. Nullus unquam.
Fell eis. Personae accusant.
Nullus servus.
Evaristi. Accusatores.
Calixti. Accusatores vero et consang.
466 Schalte
Julii. Judices alii esse non debent.
Ex colleetione Hadriani Papae Angelramo Mediomatricae
urbis episeopo Romae ab eodem . . . Judex criminosus.
Liberius. Suggestum est. — In nullop.
Damasus. Indueiae aceusatis episcopis.
Siricius. Requisisti si deponsatam puellam. — Plurimos saeer-
dotes. — Si clericus aut secundum eonjugium. — Si per ignorari-
tiam poenitens.
Anastas. Apost. auet. M. dum s. evang. Habent etiam illi ius-
tam doloris.
Innocent. De nominibus.
Zosimus. Haee autem singul. grad.
Honor. Aug. ad Bonifacium p. Seiant omnes esse ab ambitio-
nibus. Exerpte aus Briefen von Celestinus, Sixtus, Leo» Hil.,
Fei.» Gelas. , Evarist, Symm. , Job.; Constant. ep. ad Hormisd. p.,
Hormisdasi. Felix, Job, Greg. IL jun., S. Aug. de ecclesiae
regim.
Explicit liber.
Julia ni Toletanae sedis episeopi.
cap. I. Peccato primi hominis.
Hinemarus. Si per sortiarios vel maleficas oceultos.
IC Marus Junior Gregorius. De manif. •
Leo univ. epise. per Campan. Post aliquanta.
Gregor, in ep. in edictis can.
Fraternae mortis ineurrit u. s. w.
Idem ibi de s. virgine. Multas enim. — Vera — Usque adeo —
Quibus vero plac. — Omne itaque — Ostende inquit — Quis enim —
Omnia quorum domini sunt. ... Explicit feliciter. Darunter
steht mit griechischen (und latein.) Kapitalbuchstaben ein bedeu-
tungsloser Schreibervermerk.
»Explicit feliciter**.
CCXXI. — 189. — mbr. fol. s. XIV. (nicht XIIL, wie der
Katalog hat). Cap. Carnotense.
Sacramentale Guilelmi de monte Lauduno. ^Expl. sacra-
mentale magistri G. de M. L. excell. doctoris decretorum et abbatis
monasterii novi pictavis bene correctum et additionatum**.
CCXXn. — 202. — mbr. fol. s. XIIL (Text), et XIV (Glosse).
Abbatia S. Petri.
Iter GaUicum. 467
Decretales Gregorii IX mit der Glossa ordinaria. Der Ka-
talog macht daraus „Decretales Sancti Gregorii pape, cum glos-
sis libri quinque**.
CCXZin. — 200. — mbr. fol. s. XIII. (Der Katalog ist hier ver-
lassen, er hat: „Notae in Decretum Gratiani. Les gloses et adnota-
tions sont autres que Celles qui accompagnent le D. G. emendatum,
Gregorii XIII., Pont. max. jussu editüm«*.) Capitul. Carnotense.
Enthält zuerst die Vorrede „Si duos ad coenam convivas invita-
veris. ... In eadem civitate** des Stephan von Tournay zu sei-
ner Summe, dann eine fernere: „Sacrosanctae ecclesiae regularis
institutio omnibus sed non aequaliter**, welche aus dem Cod. num.
134. von Alen^on bereits angeführt wurde, hierauf die Vorreden zur
Summe des Johannes Faventinus, welche anfangen: „Cum
multa super concordiam discordant. can. sunt hactenus edita**. „De
throno dei procedunt fulgura"*, endlich die Summe des Johannes
selbst mit dem Anfange: „Humanum genus. Tractaturus de jure
can. quasi altius producto stilo**. Die Summe ist vollständig.
CCXXIV. — 207. fol. membr. s. XIV. (nicht XIII.) Capit.
Carnot. Decretales Gregorii IX. ohne Glossen. Die Hand-
schrift ist unvollständig, sie geht nur bis zum c. quum inter vos
dudum 29. de V. S. V. 40.
CCXXV. — 237. — mbr. 4» saec. XIV (nicht XIII. wie im Ka-
talog). Capit. Carnotense.
Summa Raymundi de casibus mit der Glosse („ait ieron.
d. XV. c. II. . . tabula hie dicitur«). Buch IV. ist als Theil der
Summe mit IUI. bezeichnet und am Ende heisstes: „explicit summa
de casibus**. . .
CCXXV' — 245. — mbr. fol. s. XIII. Capit. Carnotense. Der
Katalog ist für diese Handschrilt unbrauchbar.
n. Breviarium des Bernhard anfangend: „Verborum super-
fluitate penilus resecata**.
6. fol. 13 (alte Zahl). Summa Raymundi. Am Ende von üb.
III. „Explicit summa de casibus**.
Darauf ein weisses Blatt. Dann
c. Summa Raymundi de matrimonio. „expl. summa de ma-
trimonio**.
d. ^Inc. ordo judiciarius Tancredi**. „Assiduis postulatio-
nibus''.
468 Schulte
e. ^Incipit summa de super titulis decretalium a nia-
gistro b' piusi (Bernardo Parmensi) composita''. Anfang: „Formavit
deus homines ad imaginem et similitudinem suam**. Vollständig, um-
fasst alle 5 Bücher. Zum Schlüsse ein Verzeichniss der capita decre-
talium. Vergl. den Cod. Andegav. num. 362.
f, „Inc. libelius ra' fredi in jure canonico**. „Super aetionibus
Omnibus compositi sunt libelli.'' Das Werk des Civilisten Roffre-
dus. Savigny,V. S. 189.
CCXXVI. — 257. fol. membr. Capit. Carnot. Ein Miscelian-
codex mit Stücken verschiedenen Alters, nicht wie im Katalog s. XIII.
a. Bernhardi Compost. junioris Casus decretalium
(„Hactenus ut loquar**). Sie hören, wie die anderen besproche-
nen Handschriften (siehe den Index), auf mit c. inter corporalia 2.
de translat. ep. I. 7. „Expl. Compostell.' lib/'* s. XIV. exeunt.
Diese Gleichmässigkeit bei allen Handschriften , welche mir vor-
gekommen sind, lässt den Schluss zu, dass er überhaupt nicht mehr
vollendet habe und dieses Werk als sein letztes angesehen werden
dürfe.
6. „Hie incipit tractatus magistri. L. de sumentote super
diversis formis electionis praelatorum"". Anfang: „Omnibus s. matri
ecciesiae filiis, ad quos praesens scriptum pervenerit, Laurentius de
Suiiitote subdiaconus domini papae, canonicus Cicestrensis, gra-
tiam in praesenti et gloriam in futuro. Licet circa diversas formas
electionum faciendarum in ecclesiis cathedralibus quam in aliis varii
iurisperiti varios tractatus composuerunt subtiles pariter et diffusos,
quia tamen videntur potius catholicas disputationes quam operationes
praedictas edocere et quia contra modum et formam procedendi ad
electionem defectio nee non et decreti confectionem et alia, quae in
huiusmodi exiguntur negotiis interdum non sine magno periculo devia-
tur, formas praedictorum omnium ad utilitatem simplicium sub
compendio tradere dignum duxi. Defuncto igitur episeopo
corpus eins debet tradi sepulturae. . .**
Die Schrift gibt die verschiedenen Formulare, umfasst 4 Blätter.
Auf die einzelnen Absätze folgt ein Commentar, der anfiingt : Sepul-
turae alioquin electio cessaret ut extra de elect. c. bonae. (e. 23.
X. de elect. I. 6., das aber mit den Haaren herbeigezogen ist). Das
letzte Formular lautet: „Ego magister N. de tali loco vice mea ac
mandato sociorum meorum hanc promissionem , quam fecimus, sie pro
Her Gallicuin. 469
auctorando consentio et subscribo. Ego G. decanus et capitulum
Cicestrense huic promissioni et pronuntiatioiii consentio et subscribo.
Ego P. praecentor et canonicus*'. Am Schlüsse der Vefmerk :
»Magister L. de Sumentote domini papae subdiaconus com-
posuit hanc summulam mense Junii anno domini M**. cc. L""
quarto«.
Johannes Andrea, welcher in seinen Zusätzen zum Speculum
des Wilh. Durantis P. IV. tit. de elect. die Schriften über die Wah-
len erwähnt, nennt dieses Werk nicht. Auch habe ich es bisher nicht
citirt gefunden. Ebensowenig erwähnen die mir zu Gebote stehenden
biographischen Werke dasselbe. Jedenfalls bietet es einen schätzens-
werthen Beitrag zur Geschichte der canonistischen Literatur in Eng-
land, die bekanntlich sehr mager ist. In der Wiener Hofbibliothek
befinden sich nach dem Kataloge Handschriften.
c, saec. XIV. — Wilhelms von Mandagoto libellus und
summa electionum mit der Glosse („Cum illius non sim auctoritatis**)
des Verfassers. „Expl. iste über dom. G.*" „Expl. summa libelli
electionum composita a magistro G. de Mandagoto archidiaconi
Nemausensi. deo gracias**.
d. „Tractatus domini Dyni super titulo de regulis juris libro
sexto". („Praem. casibus singular.**) saec. XIV.
(?. „Inc. libellus Reynfredi (Roffredus) in iure canonico".
„Super actionibus"*. Am Ende »expl. libellus** cet. : s. XIII. Siehe
num. 245. Die Schrift umfasst 12 Blätter.
f. Tract. de exceptionibus, l^/a Spalte füllend (im Katalog
nicht erwähnt). „Actor petit restitui a possidente. reus excipit nomi-
nando dominum: Alterius nomine possideo**. Aus demselben Werke.
g. Neun Blätter s. XIII. sehr schön geschrieben. Oben: „Iste
quaternio debet praecedere tractatum de accusationibus**. ^'De censi-
bus procurat. et exactionibus. Cum tractatus de cen-
s i b u s et exactionibus exhibendis sit frequens , utilis et cotidianus et
quia de hoc parum vel fere nihil tractatur in iure civili, ideo de hac
materia tractare praevidi. Videamus ergo quid sit census**.
Auf diesen Tractat folgen dann noch die übrigen bis auf Ne
sede vacante III. 9. Am Ende „explieit prima pars libelli*'.
Es ist dies der grössere Theil der Pars sexta des Roffredus
libelli in jure canonico. Wie die Handschrift dazu kommt, das expl.
prima pars libelli zu setzen, vermag ich nicht zu erklären, davon
470 Schulte
den zwölf Theilen 5 vollendet sind. Ich benutze den Druck: Argentin.
opera Job. Gröninger 1502 fol.
A. Tanered's Ordo judiciarius. saee. XIII.
1. Summa de casibus von R a y m u n d von Pennaforte. Die Summa
de matrimonio als besonderer Theil getrennt.
k. „Inc. Hb eil i super qualibet actione". Anfang: „Post-
quamopus artis notariae divina favente dementia perduxi lau-
dabiliter ad efTectum**. „Inc. super qualibet actione^.
Ist des Odofredus summa de libellis formandis. Vergl. v.
Savigny Gesch. V. S. 375, der diese Handschrift nicht kennt.
Siehe auch daselbst S. 536 fgg.
/. „Inc. Notabilia secundum Rubricas Justiniani Im-
perator] s**. „Habeat unusquisque licentiam sacratissimo catholico
collegio partem decedens quam obtavit relinquere. . . .** L. I. de
sacros. ecci. Cod. Just. I. 2.
CCXXVn. — 263. membr. fol. s. XIV. (nicht XIII. . wie im
Katalog, der nichts hat als : „Jus Canonicum, cum glossis. Fragment
incomplet.**). Capit. Carnot.
a. Decretales Innocentii IV. Voran die Bulle für Paris.
Von den Dekretalen sind ganz genau so, wie sie in meiner Ab-
handlung Seite 705 ff. angegeben werden, die Nummern 1 bis 29:
30 fehlt, genau 31 — 33; folgt Sane quia de bis prioratuum admini-
stratione cum vacant; folgen 34 bis 42. Die letzte ist datirt: „Data
Assisii X. Ydus septembris Pont. n. anno XI.** (Dasselbe Datum, wel-
ches die Bulle Ad expediendos hat [a. a. 0. S. 711], nur dass
dort V Idus steht, woraus leicht X. durch einen Schreibfehler ent-
standen sein kann.)
Die Glosse ist von Bernardus und hat auch dessen vollen
Namen; sie umfasst nicht die Dekretalen pro humani und sane
quia de bis. Vor letzterer stand offenbar Greg. IX.
Auf diese folgt ein leerer Raum in der Columne.
b. „Inc. constitutiones Gregorii papae decimi in con-
cilio generali Lugdunensi compositae** mit der Glosse des G a r s i a s.
Während die erstere Sammlung am obern Rande mit „I.L.** be-
zeichnet ist, steht bei dieser „II.L.** Hierdurch ist offenbar angedeu-
tet, dass dieselben als Fortsetzungen angesehen werden sollen.
c. Nico laus' III. Bulle Cupientes („apud S. Petrum Idibus
decembris Pont. n. an. secundo.**) mit der Glosse des Garsias.
Iter Gallicun\, 471
«f. Liber sextus mit dem Apparate des Johannes Mona-
chus.
CCXXVm. — 276. mbr. 8". s. XIV. Cap. Carnot. — Summa
Monaldi.
CCXXIX. — 284. mbr. 4^ s. XIV. Couvent des Jacobins. —
Summa G o f f r e d i.
CCXXX. ~ 300. membr. 4. s. XIII. Ohne Einband.
a. ^Inc. über primus magistri Robert! de Flammesbue.
canonici sancti Victoris Parisiensis et poenitentiarii. Inc. prologus.
Res grandis**. Über dieses Pönitential des Robert habe ich gehan-
delt und einen Theil edirt in: Roberti Flamesburiensis Summa
de matrimonio et de usuris, Gissae 1868. 4^
Die im Prager Codex stehenden Arbeiten von Petrus und
Jacobus de S. Victore hat dieser Codex nicht.
b. »Expl. Penitentiale. §. de visitatione infirmorum.
Quum sacerdos audierit aliquem infirmari"". Dies und das folgende
Stück sind im Katalog nicht erwähnt.
c. „Inc. über qui Corrector vocatur et medicus .... Ebdo-
mada priori ante initium quadragesimae''. Das neunzehnte Buch des
Dekrets von Burchard von Worms.
CCXXXI. — 305. mbr. fol. s. XIV. 2 Bände. Cap. Carnot. —
„Expl. lib. II. benedictus sit deus. A. Rogerius Normannus fecit
istum librum. Ista lectura host.' ^st Nicholai de Nancia (Nan-
gis?) clerici Trecensis dioec**.
CCXXXn. — 307. mbr. fol. s. XIV. (der Vermerk über die Zeit
der Vollendung hat 1349, nicht 1344. wie im Katalog steht). Cap.
Carnot. — Speculum judiciale des Wilhelm Durantis.
„tste liber est mag. Roberti de Bellafaye licentiati in legibus ac
mag. in artibus curati paroch. eccl. de b*alletys prope Ctznaym (?)
lexonen. dioec, in cuius rei testimonium hie se subscripsit. De Bel-
lafaye*^.
CCXXXm. — 308. mbr. fol. s. XIV. Cap. Carnot.
a, Spec. jud. des Durantis.
h. Desselben Repertorium juris.
CCXXXIV. — 309. mbr. fol. s. XIV. Cap. Carnot. — Speculum
Guil. Durantis.
GCXXXV. — 310. mbr. fol. s. XIV. Cap. Carnot. — Decretum
Gratiani mit der glossa ordinaria.
472 Schulte
CCXXXVI. — 311. mbr. fol. s. XIV. Cap. Caruot. 2 Bde. Heii-
rici Bohic Distinctioues in librum I. et IL decretalium Gregorii IX.
— „Anno dorn. M^CCC^XLVIII"" die Jovis post oetabas ephifanie
eiusdem, cui pro infinitis beneGciis que michi tribuit et speeialiter
pro eo quod non obstante mortalitate que in istis partibus invalescit
me perduxit ad Gnem huius operis perobtatum infinitas benedictionis
gracias refero sicut possum cui cum patre et spiritu saneto est honor
et gloria. . . Hüne librum mag. henr. bohle in duobus volum. huic
ecciesie yidel. beate m.' de Carnoto dedit nob. ven. et dil. vir mag.
Guiirs de Pietavia in utroque jure lic. mag. que requestatum hospicii
regis ac arehid. piss' et can. in hac eadem ecclesia qui obiit parisiis
in domo i'ratris sui episcopi Cathalauen. die VII. mens. iun. quique
delatus ad kane villam inhumatus fuit et iaeet ante magnum allare in
ecel. sei. Job. in valle. Orate pro eo*'. Dasselbe französisch.
Der 2. Bd. enthält Buch 3, 4 und S.
CCXXXVn. — 3 1 3. mbr. fol. s. XIV. auf XV. Cap. Carnot.
„Quia diversitas gentium diversitatem induxit legum et constitu-
tionum. nam alia est eonst. de continentia ministrorum in orien-
tali ecclesia, et alia in occidentali XXI. di. aliter. similiter de
receptione hereticorum de co. di IUI. ab antiqu. et de ieiunio
sabbati alia est const. Mediolani alia Rome**. . . jus generale,
s. secularis s. humana. no. ob. s. e. uf. nam illa lex accipitur
large.^ . . . ^ Praesens opus m\ multis et diversorum textuum ela-
boratum atque contextum h p anor. multor. currente IVr-CCC*" iu-
dictione XIII. de mense ian. et festo illius de quo p aug scriptum
habetur prosecutus est** . . Aus dem Rosarium des Guido de
Baysio. Ich bediene mich der bei Hain n. 2773 beschriebenen
Ausgabe.
CCXXXVm. — 316. mbr. fol. s. XIV. Cap. Carnot. (Der Kata-
log macht aus dieser Handschrift: „Tract. de jure civili auctore Job.
Andr.**, offenbar weil der frühere Besitzer zur Classificirung hinein-
schrieb: jus civile et theologia und ein Stück Joh. Andr. Namen hat.)
a. Die Casus des Bernhard von Compostella jun. (^Hactenus
ut loquar**), als Apostilla Bern, im Codex bezeichnet.
b. Sümmula de matrimonio Johannis Andreae. „Christi
nomine invocato**.
c. Inc. Sacramentale domini Guill. de Monte Laudun o.
Carissimo**.
It«r Gallicum. 473
d. nliic. casus in quibus quis ipso facto incurrit sententiam
excommunicationis. Berengarius miseratione divina episcopus
Bitericens. . . . Quum excommunicatos non yitare tarn . .<* Eine Be-
lehrung des Bisch. Berengar von Fredoli, Bischofs von Be-
ziers, für seine Diözesanen.
GCXXXIX. — 317. mbr. fol. s. XIV. Cap. Carnot.
a. Oculus des BerengaryonFredoli zur Summa Hostiensis.
b. Ein gleichzeitiger Zusatz zum Apparat des Joh. Andreae
ad librum sextum. »Expl. aditiones dni Johannis Andreae doctoris
decret. praecipui super sexto libro decretalium**.
c. Verschiedene Quästionen von Johannes Andrea. So
«de florencia canonia disputatum per Joh. Andream H^ CCC. XIII*.
die V* ian . . . quaestio Mutinensis canonici disputata per Joh. Andr.
die 9 Aprilis .** eine von Papst Nicolaus delegirte Sache u. s. w.
CCXL. — 318. mbr. fol. s. XIV. Cap. Carnot.
a, Constitutiones Clementis V. mit dem Apparat des
Joh. Andreae. Ein sehr schöner Codex» der wohl fast gleichzeitig
ist. Oben ist er bezeichnet mit „L. VII. ^ Vergl. die Bemerkung zu
der Handschrift von Angers num. 378, 379.
b, Saec. XV. Extravagante Execrabilis mit Commentar
(«super hac nova const. dubitationes insurgunt et quaestiones**) im
Katalog als ,,tract.. quidam de irregularitate*'.
c, »Inc. constitutiones perfectae per sanctiss. dom. Johannem
papam XXII. ** Extrav. Johannas mit dem Apparat des „Jesselinus
de Casanis"*. Ein sehr schöner Codex.
CCXU. — 319. mbr. fol. s. XIV. Cap. Carnot.
a. Apparatus des Guido deBaysio zum Liber sextus, nicht
«Sextus Decretalium, cum glossis**, wie im Katalog steht.
b. Liber sextus cum apparatu Johannis Honachi. „Expl.
app. VI. libri decret. a dom. Joh. Mon. compositus**. Im Katalog
nicht erwähnt. Die Dekretale Exiit ist ganz aufgenommen. Unmittel-
bar darauf „Expl. sextus liber decretalium dat. Romae apud s. Petrum
Non. Martii Pont v. anno quarto**.
c. Ine. textus Extravagantium (ohne Absatz). Folgende
Extravaganten:
Bonif. Vni. „Detest. — Antiquorum — Super cathedr. —
Excom. — Provide — Debent — Unam — Rem non — Ben ed. XI.
Dudum b. m. — Inter cunctas — Ex eo — Si religiosus — Quod
SiUb. d. phil.-hist. Cl. LIX. Bd., IV. Hfl. 32
474 Sc u I e
olim — Piae sollicit. — Sancta Rom. — C 1 e m. V. Meruit — Pasto-
ralis cura — Recol. m. B. Explicit textus extravagantium cum cod-
stitutionibus Clementis papae V.** Die letzteren ohne Glosse.
Vergl. das zum Cod. Turon. num. 578. und Andegav. 378. Ge-
sagte. — Im Katalog nicht erwähnt.
d. Apparatus Johannis Andrea e super librum sextum.
CCZUL — 320. mbr. fol. s. XIV. Cap. Camot. Sex tu s über
cum apparatu Johannis Monachi.
CCXLin. — 321. mbr. fol. s. XIV. Cap. Carnot. — Apparatus
super Clementinas des Johannes Andrea e.
CCXLI7. — 322. mbr. fol. s. XIV. Cap. Carnot.
a. Clementinae constitutiones mit dem Apparat des
Johannes Andreae (letzterer allein erwähnt im Katalog). Oben
stets „L. VII. ** ,»Expl. liber novarum constitutionum. expl. apparatus
domini Job. Andreae [ausradirt in Clement] inas*<.
b. Extravagantes Johannis XXII. mit dem [im Katalog allein
erwähnten] Apparat des „Jesselinus deCassahis"^. Sehr schöner
Codex. «Expl. app. mag. J. de C. jur. utr. professoris super con-
stitutionibus extrav. editis per sanctiss. dom. Johannem digna dei
Providentia pap. vicarium eins. Datum A vin. VIII. Kai. Maii anno a
nativitate dom. H**. trecentesimo vicesimo quinto indict. octava pon-
tificatus dicti dom. Job.**
CCXLV. — 323. mbr. fol. s. XIV. Cap. Carnot.
a. Innocenz' IV. Commentar zu den Dekretalen Gregorys IX.
b, „Inc. Apostillae a mag. Bernard o Compostellano*'.
„Hactenus*' eet. Expl. apostillae u. s. w. „Expl. Compostellanus'''.
CCXLVI. — 324. mbr. fol. s. XIV. Cap. Carnot.
a. Liber sextus cum apparatu Guidonis de Baysio in
Form der Glosse zugesehrieben. ,»Expl. app. Archi. super sexto**.
b. Apparatus Job. Andreae super librum VI.
CCXLVn. — 326. mbr. fol. s. XIV. (nicht XIII.) Capit. Carnot
a. 6 Blätter enthaltend eine Sammlung von Dekretalen
Innocenz' IV, jedoch unvollständig. Sie beginnt in num. 28. (im
Worte „in aliqua provincia quam primo id vacare**) umfasst dann die
Nummern 29, 31 bis 42. j^Expl. epistolae Innocentii IUI.
b. Die Dekretalen Gregor*s IX. mit der Glossa ordinaria.
c. Dekretalen Innocenz* IV. ohne die Publikationsbulle. Es
sind die Nummern 1. bis 18., 20, 19, 21 bis 29 (30 fehlt), 31 bis
Her Gallicam. 475
42; jedoeh sind 37 und 38 zusammen geschrieben. Die Glosse
gekdrt Bernhard an» erstreckt sich aber nicht auf num. 24 (sane
abbate) nur 32 (pro humani).
CCZLVIIL — 328. mbr. fol. s. XIV. Cap. C«rnot.
Apparatus Guidonis de Baysio super librum sextum. Ge-
schenkt 1419 mit 2 anderen Banden dem Kapitel ron Guill. de S.
Benigna.
Alle angeführten Exemplare des von Guido gemachten Apparates
hören auf mit dem cap. finale des tit. de priTilegüs, behandeln also
nicht den tit. de regulis juris.
CCXLIX. — 329. mbr. fol. s. XIV. Cap. Carnot
a. «Inc. Apostillae a magistro Bernardo Compostellano
hyspano compositae super decretalibus**.
„Hactenus ut loquar**. Der Codex geht nicht weiter als bis zum
C. 2. X. de transl. episc. I. 7.
b. »Ineipiunt distinctiones domini Lamberti additionatae et
primo super fr. veterem*'. L. Villi, ff. de iust et iure, quaeritur
numquid sit licitum judici resistere. Distingue. aut judex infert tibi
violentiam juste aut iniuste. Si iuste, tunc tibi obtemperandum erit.
L de injuriis. iniuriarum §. 1**. — Nach dem Zeugnisse von Diplo«-
ratacci us hat Lambertinus de Ramponibus über den Codex
uad die Pandecten geschrieben, wie Savigny V. S. 427 mittheilt
Savigny scheint dies nun zu bezweifeln und gibt an» er habe diese
M Glossen** nicht gesehen. Diplovataccius spricht aber nicht von
Glossen. Es dürfte wohl durch diese Handschritt der Zweifel beho-
ben und die Existenz sicher gestellt sein. Auch gehören ihm vielleieht
an die beiden folgenden Schriften.
c. Expl. dist. super Codice. Brocardice.
Incipit Kalend* distinctionum ff. vet.*
Numquid sit licitum judici resistere. . .
Inc. dist. trium librorum codicis. Darauf leere Blätter.
d. »Inc. rubricae libri decimi Codicis dejurefisei. Siprius.
[c. 1. libri X. Cod. Iust] Ego accessi ad imperatorem et talem coram
eo proposui quaestionem*'. Defect; der letzte Absatz von dem 8. Blatte
fangt an : «seq. <§. iste autem labor. demum est de judicibus deleg*
quibus est in urbe romana. . .**
CCL. — 330. mbr. fol. s. XIV. Cap. Carnot Des Wilhelm
Durantis Rationale divinorum officiorum.
32 •
476 Schulte
COLI. — 331. mbr. fol. s. XIV. Cap. Carnot.
n\n isto libro est collectio diversarum literarum et formarum ac
proeessuum seeundum stilum Romanae curiae*. Das Inhaltsverzeich-
niss umfasst 398 Titel, der Band (ungezählt) hat gewiss 600 Blätter.
Erstes Formular: „Exhortatio ad Soldanum, . . Alexander. . . .
magnifico viro Soldano Persarum. veritatem agnoscere et agnitam
custodire. Exliteristuiset nuntiorum tuorum**.
CCLn. — 334. mbr. fol. s. XIV. Cap. Carnot.
a. Decretales Gregorii IX. s. XIII auf XIV. mit der Glossa
ordinaria. Sehr feines Pergament und schön gesehrieben.
b. saec. XV. Job. A n d r e a e summula de sponsalibus et matrimonio.
c. Liber sextus mit dem Apparat des Johannes Mona-
chus («Jo. Car.«*). Oben VI.
d. Constitutiones Clementis V. ohne Glosse, wohl fast
gleichzeitig mit der Publikation. Oben „L. V.** »Expl. constit. Clem.
papae quinti publicatae per dom. Johannem papam XXII. <<
e. Apparat des Johannes Andrea e zu den Clementinen. Am
Ende defect.
CCLin. — 337. mbr. fol. s. XIV. Cap. Carnot. Casus longi des
Bernhardus Parmensis „Praemissa salutatione sie pone casum^.
CCIIV. — 341. mbr. fol. s. XIII. Cap. Carnot.
a. Des Wilhelm Durantis Rationale divinorum officionim.
b. Poenitentiale anfangend „Confessio debet esse**,
endigend ^qui te bene faciunt**.
c. Evangelium Nichodemi. — Dieses ist die einzige Hand-
schrift, welche ich selbst einzusehen unterlassen habe.
CCLV. — 354. mbr. fol. s. XIII. St. Pere.
a. Decretales Gregorii IX. mit der Glosse» welche regel-
mässig die Sigle t, sehr selten b* hat.
b. „Inc. decretales domini Innocentii III. papae a magistro
P.(etro) Beneventano eiusdem domini subdiacono et notario
compilatae**. Compilatio tertia. DieGlosse hat meist keine Sigle.
einzeln eine mir unbekannte f.
c. Compilatio secunda. „Inc. I. 1. de constitut. Clem. III.
Anconitano episc. capF significavit. Praeterea** cet. mit Glosse,
die einzeln die Siglen a. g. hat. Letztere geht wohl auf Grat ia Are-
tinus. Vergl. mein Lehrbuch S. 51 Note 22. Die Handschrift bort
auf mit c. tertio quippe 3. de probat. II. 10. — Der Katalog
Her Gallicum. 477
macht daraus: ^Commentarii in libros primum et secundum con-
stitutionum Bonifacii.**
CCLVL — 3S5. mbr. fol. s. XUI. St..PÄre.
a. Compilatio prima (Breviar. Extrar. des Bernardus
Papiensis) mit der Glosse, gezeichnet ala., laur.» vinc. J{. T. a.
b. Compilatio secunda mit der Glosse, gezeichnet l. a. b, t.
c. Einige Casus auf zwei Blättern, deren Verfasser nicht ersicht-
lich ist.
d. Compilatio tertia mit der Glosse, die meist den vollen
Namen Vincentius hat.
e. Compilatio quarta. „Expl. quarta compilatio **. Alle Glos-
sen, welche gezeichnet sind, tragen die Sigln Jo. Über diese Glosse
des Johannes Teutonicus siehe die Citate in meinem Lehr-
buche, Seite S4, Note 39.
Der Katalog hat nur 3 Rubriken, die er schlechtweg „In De-
cretales, cum glossis^ angibt.
CCLVn. — 356. mbr. fol. s. XIV. Cap. Carnot.
Apparat des G u i d 0 de Baysio zum Liber sextus, gleichfalls
ohne den Titel de regulis juris.
CCLVm. — 357. mbr. fol. s. XIV. Cap. Carnot.
„In nomine patris et filii et spiritus sancti. Incipit tabula
juris canonici et civilis secundum alphabetum edita et com-
pilata cum novissimis additionibus a fratre Johanne Alamanno
ordinis fratrum minorum doctore iuris utriusque**. Das Werk beginnt:
„Quoniam sicut dicitur XII. q. II. cum devotissimum summum
bonum in rebus est iustitiam colere ac sua cuique iura servare, in
subiectis non sinere quod potestatis est fieri sed quod aequum est
custodiri, ut videlicet potestas non regnet inter homines, sed aequi-
tas, ideo scientia illa, quae docet iustitiam colere et sua cuique ser-
vare, una maxime cunctis mortalibus appetibilis est . . .** Erstes
Wort „Abbas can. instit. praeficitur, letztes Xpc (Christus) debet
a chrismate cet."* „Expl. tabula iur. can. et civ. edita et compil. per
fratrem Jobbern de Saxonia ord. fratrum minorum doctor. iur.
utriusque''. Über den Verfasser siehe die Citate von Stintzing
Gesch. Seite 507 unter Num. 4.
CCUX. — 360. mbr. fol. s. XIII. Cap. Carnot. Des Hostien-
sis (Card. Henricus de Segusio) Summa zum 3. 4. und 5. Buche
der Dekretalen.
478 Schulte
CCLX. — 361. mbr. fol. s. XIII. Cap. Carnot.
»Inc. summa de titulis decretalium compilata additis in
aliquibus locis quibusdam aliis rubricellis quae Tocatar summa
copiosa sive caritatis. Rubrica. Alpha et cj unum in essentia"". .
»Expl. über secundus**.
Summa aurea des Hostiensis 1. und 2. Buch. Über den Ver-
fasser der Zusätze bez. die kurze Summa, den F. HartinusAbbas
siehe die Angaben und Citate in der Vorrede der Ausgabe der Summa
Hostiensis Lugduni 1568 fol. und bei Saviguy Gesch. V. S. 36.
CCLXI. — 362. mbr. fol. s. XIV. Cap. Carnot.
a. Summa confessorum des Johannes von Freiburg. Vor-
her die Notiz über seine Werke »nota quod lector iste Job.*' Am
Ende das Inhaltsverzeichniss.
b. Statuta summae confessorum ex sexto decretalium des-
selben.
c. Die grosse tabula zu dem Werke. Der Katalog erwähnt nur
das zuerst genannte.
CCLXn. — 367. mbr. 4^ s. XIV. Cap. Carnot. Summa des
Goffredus de Trano.
CCLXm. — 368. mbr. 4*. s. XIV. Cap. Carnot.
a. Casus des Bernhard von Parma »Praem. salutatione sie
pone casum*.
b. Summa des Goffredus de Trano.
c. Die Summula quaestionum des Albertus Galeottus,
anfangend »Cum ego Albertus essem in studio Mut* constitutus et
essem a sociis meis saepissime rogatus*, kein Fragment, wie der
Katalog sagt. Vergl. über dasselbe, andere Handschriften und Aus-
gaben Savigny Gesch. V. S. 529 fgg.
d. Titel der Dekretalen. »Expl. capitula decretorum*".
CCLXnr. — 370. mbr. 4. s. XIV. auf XV. Cap. Carnot.
Decretales Gregorii IX.
CCLZV. — 386. mbr. 4. s. XIV. Cap. Carnot.
Casus des Bernhard von Parma. »Praem. salut. sie pone
casum *<.
CCLXVI. — 401. mbr. fol. s. XIV. Summa Raymundi. Das
vierte Buch steht getrennt auf neuem Blatte beginnend.
CCLZVn. — 403. mbr. fol. s. XIV. Cap. Carnot. Apparat des
Job. Andreae zum Sextus.
Iter Gallicum. 479
CCLXVm. — 404. mbr. fol. s. XIV. St. Pere. Libersextus
mit dem Apparate des Joh. Monachus.
CCLXIX. — 424. membr. fol. saec. XIV. Cap. Carnot.
1. „Incipiunt excerpta ex decretis Romanorum
Pontificum et primo epist. Giemen tis papae ad Jaeobum episeo-
pum. Pax tibi sit semper. uotum tibi facio.
Eiusd. ad eund. Cum sieut a b. Petro.
Urget nos fratres.
2. Deer. Anacieti p. Noiite mirari (ep. 1. Hinschius p. 67)
und 3 andere Excerpte.
Quoniam ap. sedis (ep. 2. eod. p. 7K). 4 Exeerpte.
De primatibus quidem (ex epist. 3. eod. p. 82) K.
3. Evaristi. Consulentibus robis (ep. 1. H. p. 87). 2.
Unum nos fratres sentire (ep. 2. H. p. 90).
4. Alexandri. Cogitantibus nobis (H. p. 94). 6 Exe.
5. Sixti I. Cognoseat y. sap. (ep. 2. H. p. 108). 3 Exe.
6. Telesphori. Credimus s. fidem (H. p. 109). 4.
7. (Egini) Viginius In Christi nomine cet. (ep. 1). 4.
8. Pii. Omnibus ecel. in ea. 2.
9. Anieii. Bonorum operum. 4.
10. Sotherii. Divinis praeeeptis (ep. 2.).
11. Eleutber. Magno munere. 3.
12. Vietoris. Multa mihi gratul. 4.
13. Zepherini. Divinae eirea nos (ep. 1.).
Tantam a domino (ep. 2). 2.
14. Calixli. Fraternit. amore. 2.
Plurimorum reiatu (ep. 2.). 8.
15. Urbanus. In obedientiam et aspersionem. 7.
16. Antherus. De mutatione episcopor. (H. p. 1S2).
17. F a b i a n u s. Dirinis praeeeptis.
Exigit dilectio (ep. 2.).
Divinae gratiae cirea nos. 3.
18. Cornelius. Fidens caritatis y. benev.
Exigit dil. tua (ep. 2.). 2.
19. Lucius. Lit. dil. vestrae. 6.
20. S t e p h a n u s. Quamquam sperem.
Plurimum gaudemus (ep. 2.). 11.
21. Sixtus II. Dil. tuae scripta.
480 Schult«
Magno munere (ep. 2.) S.
22. Dionysii. Olim et ab initio. H. p. 195.
23. Felix. Bonorum operum et spirit. H. p. 200.
24. Mar cell US. Sollicitudinem omrtium. H. p. 223.
Magistra omnium bonorum. Ep. 2.
25. Eusebius. Oves quae pastori suo (ep. 2. num. XL H.
p. 237).
26. Melchiades. Mementote fratres sermonis (num. IL H.
p. 243).
27. Expliciunt. Constituta dni Constantini imp.
28. Quo tempore habitum sit Nie. conc.
Temporibus s. Silvestri, 8. H. p. 449.
29. Marco . . Athanasius. Ad vos pervenisse. H. p. 451.
30. Marcus . . Doleo fratres. H. p. 453.
31. Inc. fides in sacros. Rom. conc. a b. Julio p.
In nomine domini nostri cet.
32. Cap. Julii p. Decuerat vos fratres. 4.
Epist. oriental. episc. Julio missa. Licet circa.
Decreta Julii p. ad. O.rientales. Decuerat yos adversus s. Rom.
35 Excerpte.
33. Ep. synod. Athanasii Alexandr. archiep . . . Vestrae
beatissimae paternit. jura penes.
34. Felix ... Athanasio. Sacram v. sin. ep. H. p. 484.
21 Excerpte.
35. Inc. decreta Liberi! p. Suggestum nobis est. H. p. 495.
36. Damasus ad Paulinum. Post conc. Nie. H. p. 499.
Stephanus ad Damasum. Notum v. beatitudini facimus. H.
p. 501.
Damasus ad Stephanum. Lectis fratern. v. lit. 9 Excerpte.
De corepiscopis. Licet fratres Carissimi.
Professio fidei cath. Damasi p. ad Paulinum. Post Nie. conc.
aliud. H. p. 516.
Optaveram dilectissimi pro nostri caritate. H. p. 519.
37. Decreta Siricii p. Directum ad praedeeessorem. 13 Ex-
cerpte. H. p. 520 Echt.
38. — Anastasii p. Exigit dil. v. Kariss. 3.
39. — Innocentii p. Si instituta eccies. 8. H. p. 537. Echt.
Etsi tibi frater kar. pro merito. 13.
Iter Gallicom. 481
40. Ambrosius in epist. Pauli prim. ad Corinth. Hoc ap.
Concilium est.
41. Innocentius Exuperio. Consulenti. 8.
— Mirari non possumus. 3.
Conc. Carthag. ad Innoc. Cum ex more.
Innoe. ad eosdem. In requirendo de bis rebus.
— ad Maximum . . . Ecciesiasticorum canonum norma.
— ad Agapitum. Multa in prov. nostra.
— ad Florentium. Non semel sed.
— tfdProbum. Conturbatio procellae.
— ad Aurelium. Caritatis n. officium.
— ad Alexandr. Et onus et honor.
— adRufum et Euseb. Magna t. gratulatio me babuit.
— ad uniy. episc. Saepe me et nimia.
42. Decreta Zosimi p. Exigit dil. tua praeceptum.
43. B 0 n i f a e i u s p. Valentinae nos clerici ciritatis.
— Difficile quidem fidem.
44. Celestinus. Apostolici verbi praeeepti.
— Cuperemus quidem de vestrarum eccies.
— Nulli sacerdoti liceat.
45. Sixti. Gratias vestrae referimus sanctitati.
46. Leonis p. ad Palest. Sollicitudinis meae quam unirersali.
— ad Aquilej. episc. Relatione fr. et coepisc. n.
— Anatbolio. Lectis dil. v. lit. quas per fil. ii. Patricium.
— ad Leonem Aug. Promisisse me memini.
— ad Turibium. Quam laudabiliter pro fidei catholicae.
17 Excerpte.
— ad Ephes. syn. Religiosa dem. princ. fides.
— ad Theodos. Aug. Literis dem. v. quas dudum ad b. Petri.
— ad Pulcheriam Aug. Si epistolae quae in fidei causa.
— ad Martian. et Faust. Bonorum operum.
— ad Theodos. Aug. Omnibus quidem v. pietatis epistolis,
— ad Puleher. Aug. Gaudeo fidei clementiae v. quod religiosam.
Quod semper de sancta pietatis v.
— ad Anatol. Const. Gaudeamus in domino.
— ad syn. Calced. Optaveram quidem dil. pro nostri caritate.
— ad Martianum Aug. Magno munere miser.
— ad Anathol. Const. Manifestato sicut optavimus.
482 Schulte
— ad episc. per Sicil. Üivinis praeceptis et apost.
— Judicium quod de te sperab. Ich habe die Iiiser. nicht notirt.
Sie variirt. Vide Hinsch. pag. XXXV.
— ad univ. episc. Ut nobis gratulationem facit.
— ad Januarium. Lectis frat. t. lit. vigorem.
— Aus dem Briefe an Rusticus. Epist. fr. t. quas Hermes.
Subditorum respons. et ad earum. 19 Excerpte.
— adAnastas. Quantafrat.t. a beatiss. apost. Petri auctoritate. 8.
— ad Nicetam. Regressus ad nos fil. n. Adeodatus. 3.
— ad Afric. episc. (pseudoisid. H. p. 621).Cum de ofdinationi-
bus sacerdotum. 7.
— ad Theodorum. Sollicitudinis quidem t. hie ordo.
— ad Leon. Rarenat. Frequenter quidem in divers.
— ad Dioscur. Quantum dil. t. dominicae caritatis.
— de priril. corepisc. (pseudoisid. H. p. 628). Cum in dei
nomine in Rom. eeclesia.
— ad episc. per Camp. Magna indignatione commoveor.
47. Dampnatio Vicini (Vigilii) Silverius episc.
48. Synodale decretum Hylari p. Hilarius . . . dixit. Quoniam
religiosus.
Hil. ad Ascanium. Postquam lit. v. dil. accep.
Div. circa nos gratiae non immemores.
Cuius supra Felic. ep. Multarum transgressinum.
49. Decr. Gelasii p. de recipiendis et non recip. libris. Post
propheticas.
— de dampnatione Acatii. Ego quoque mente.
— Necessaria rerum dispositione (decr. gen.) 24. Kapitel.
— Presulum nostror. auctoritas.
80. Decreta Anastasii p. Exordium pont. mei.
51. Symmachi. Hortatur nos aequitas.
— synodalia decreta. Mansuro cum dei nostri consideratione.
Aus Exempl. constituti facti a domno Sym. p. de reb. eccl. conserv.
num. IV. Hinschius p. 661.
Actio syn. CCX et VII. episcoporum praesidente eis s. p. Sim.
temporibus Theodorici regis. Post consulatum. Sogenannte syn. V.
Rom. Hinschius p. 678.
Sexta syn. a Simm. p. habita. Cum in unum apud b. Petrum.
Hinsch. p. 679.
Her GalUoum. 483
62. Decreta Johannis p. Exigit dil. t. frater kar. prae-
ceptum. 4.
63. — Felicis p. Scripta frat. v. quae ad sedem. Aus dem
Briefe bei Hinsehius p. 698.
64. — Johannis (III.). Optaveram quidem karissime pro
nostri caritate collegii.
66. — Pelagii (IL). Manifesto sieut optaveram.
Pelag. Lectis frat. t. lit. vigorem fidei tuae. Hinsehius
p. 726.
— Sollicitudinem omnium ecciesiar.
66. Gregorius II. Dil. t. lit. suscepi quas et in meo Hins eh.
p. 736.
Interrogatio Augustini. H. p. 738.
— Regnante in perp. domino n. J. C. temp. dni Maurieii. 6 capp.
Hinsch. p. 746.
Decreta Greg. p. iunioris. Cum simus dorn, plebis. Hinsch.
p. 763.
67. J^x grecis et latinis canonibus et sinodis atque decretis
presidum ac principum Rom. haec capitula sparsim collecta sunt et
Ingilramno Mediomatrice urhis epö Romae a b. papa Adriano tradita
sub die XIII. kl. oct indict. nona quando pro sui negotii causa age-
batur'^. Erstes Dei ordinationem, letztes, das 44., Siquis metropo-
litanus, bei Hinsch. p. 766 num. 43.
„Hoc capitulum non a can. sed a saeculari lege
sumptuui: Quod in laicis reprehenditur*'. Letzter Absatz Ton n. 43.
Cap. Angilr. Hinsch. {). 766.
68. Nico laus. Vigilantia universalis regiminis. Aus Conc. Rom.
a. 1059 sub Nicoiao II. Vergl. Mansi XIX. ecl. 897u. Jaff6
Reg. num. 3332.
— Erga simoniacos nuUam misericordiaro. Aus demselben Concil.
Mansi col. 899. Jaffe 1. c.
Jusjurandum quod fecit in eadem sinodo Berengarius. Ego Be-
rengarius. Mansi col. 900. Jaff^ 1. c.
69. Anno ab incarn. . . . millesimo LXXVIIII. . . . quoque tarn
corporum cet. Syn. Rom. a. 1079 sub Greg. VII. Mansi XX. col.
623 sq. Jaff^ num. 3833.
II. „Incipiunt capitula canonum, qui dicuntur
Apostolorum.** Das Breviarium, dann die 60 can. apost
484 Schalte
Expliciunt. . . . Inc. fides CCCXLVIII. p. ap. Nie. Conc. con-
greg. Credimus.
Inc. capitula Nie. Conc. Tabula. Expl. capitula Nie. Conc. et
incipiunt eanones ipsius Conc. 20.
Expl. Inc. Ankiritani. 24.
Neoeaesar. 13. — Gangrense 20. — Sardic. 21. — An-
tioch. 2S. — Laodic. ohne Zählung. — Constantinopolit.. I.
(mit Verzeichniss). Symbolum fidei eiusdem. — Ephes. I.
ohne Verzeichniss und Zahlen. — Caicedon. Verz. 27 can. Expl.
textus Calc. conc. et ine. Constitutio fidei eiusd. conc. Symbo-
lum fidei CCCXLVIII patrum qui in Nie. convenerunt. — Symb. CL
patrum qui apud Constant. convenerunt. — Expl. Caiced. conc. Et
subscripserunt ... — Edict. Marciani Aug. in confirmat. suprad.
concilii. — Regula addicionis Constantinopolitani episcopi. Alpha
beta. . . — Formata Attici. Graeca elementa.
»Hueusque concilia graecorum dehinc latinorum
seeuntur**.
Inc. cap. Carthag. 14 . . Inc. conc. Carth. Cum Gratus eps.
Expl. Carth. conc. primum. Inc. cap. Conc. Carth. secundi. 13;
tertii 61; quarti ohne Zählung; quinti IS; sexti 9. „Expl.
Carth. Conc. sextum. Inc. capitula ad Bonifacium urb. Rom. epm ab
Aurelio et rel. Affrica pro?, epis per superius denominatos ecci. lega-
tos pro exemplaribus Nicaeni conc. ab orientalibus expeetandis
decreta**. Domino beatissimo cet. Hin seh. p. 310. — Epist.
Cirilli Alex. . Scripta venerat. vestrae. — Ep. Attici Const. epi.
Per fil. V. Marcellum. — Symb. fidei Nie. conc. decretum ex authent.
— Ep. Affric. Conc. ad Celestinum urb. Rom. epm. — Carthag.
septimum 5. — Milevit 26. Expl. conc. Milevitanum.
„Hueusque Äff. conc. Dehinc Galliae seeuntur''. Inc.
Arelatense L, II.» III. — Valentinum. Transactis Valeiitinae
Omnibus. Ep. episcoporum, qui eidem conc. interfuerunt. Quam-
vis. — Tauritanum. 7 can. — Regien sc 6. — ,»Expl. Reg. conc.
Inc. statuta synodi hab. in territorio Arausico era CCCCLXXVIIII
Theodosio. Nullum ministrorum. — Vasense. Placuit. — Aga-
thense 71 can. — Aurelianense 27 can.
Hueusque cet. Eliberitanum 80 can. — Tarraconense
13. — Gerundense. Utinstit. missar. . . — Caesaraugust. —
Hylerdense 16. — Valentinum 6. — Toletanum I. 21. can.
Her Gallicum. 485
Regulae fidei cet. Toi et. II. 5 can. III. Simbol. fidei. Simb. fidei sive
tractatus s. Caiced. conc. Professio eprm fidei presbiterorum diaconor.
Tel primonim Gothicae gentis qui infra subscripserunt. Canones in
dicto tertio conc. 22. Expl. can. Toi. conc. tertii. Edictnm dni Recaredi
regis in confirmatione eiusd. conc. Tolet. Amatores nos. Subscrips.
Toict. IV. 74 can., V. mit 9, VI. mit 19, VII. mit 6, VIH. mit 12. Expl.
Tolet. conc. VIII. Et sequitur decretum judicii universalis
editum in nomine Recensu'inti regis: Soliditatem reddidisse. Lex
edita in eodem conc. imperante supradicto principe : Eminentiae
celsitudo. Conc. Tolet. IX. mit 1 6, X. mit 6. — Decretum pro Potramo
epö sua professione notato : Assumere potueramus. — Ex conc. Valen-
tino capitulo IUI. Nee illud. — De testamento Ricinii ~ep\ quo tam
proprias res quam ecci. pauperibus erogaverat: Diutinis tractationibu«.
— Tolet. XI. mit 15, XII., XIII. mit 14. — Julianus dei gratia
Yspaliensis sedis episcopus cet. Quibus omnibus syn. gestis de-
cretis (Hinschius p. 418). Illibatae caritatis. In nom. d. Flavius.
Credimus. regnante dno n. J. Ch. currente era DLIX. anno III. . . .
(Syn. Bracar. prima. Hin seh. p. 420).
pExplicit Über".
Regnante dno n. J. Ch. currente era DCX anno secundo regis
Ariamiri die XVIII. Kalendar. Januar, cum Galliae provinciae episcopi
tam ex Brachar. quam ex Lucensi synodo. . . (Syn. Brachar
II. Hinsch. p. 424).
„Inc. capitula can. ex orientalium antiquorum patrum synodis a ven
Martine epö vel ab omni Brachar. conc. excerpti vel emendati. 67 capp
Inc. capitula can. ad laicos pertinentes 1. quod non liceat catho-
licis ab hereticis eulogias accipere**. Die in der Hispana von num
LXX. beginnenden (Hinschius p. 432) letzen 16 capp. Martini
Bracarensis.
Inc. epist. Gregorii Johanni Favenoti epo missa: vir et mulier.
Item, ex conc. apud Vermeriam habito. Si qua mulier. Von Gra t.
in c. 6. (Palea) C. XXXI. qu. 1. aufgenommen. Vgl. die Note von
Richter dazu.
Ex penit. Theodori. Qui peierat in manu episcopi. Wasser-
schieben pag. 190. (VI. §. 4.) Von Gratian aufgenommen in c.
2. C. XXII. qu. 5. August, in libro de penit. Merito reprehenditur.
Brachar. Conc. III. mit 10, — Hispalense I mit 2, II.
mit 13 can.
486 Schulte
«Liber ezplieit Explicit*".
Diese Handschrift, welche Hins chi US gar nicht erwähnt » hat
mit den von ihm Praefatio pag. XXXIV sqq. beschriebenen so viele Ähn-
lichkeit, dass sie aus ihnen gearbeitet sein kann. Die Eintheilung
inzwei Theile: Decretales und Concilia hat sie mit den von
Hinschius pag. XXXIX. genannten gemein, ebenso die 4 Stucke
Nicolaus fgg. Die Epist. vel praef. conc. Nie. haben die bei
Hinschius p. XXII sub uum. 36 aufgezählten gleichfalls. Auch
schliessen zwei derselben (Hin seh. p. XXIV. num. 91.) mit dem
2. Concil von Sevilla von 619 die Sammlung der Concilien. Denn dass
das Original hiermit schloss , beweist wohl der Vermerk L i b e r e x-
plicit, auf den dann das andere Explicit folgt, um den Schluss
der Abschrift bez. die Sammlung, wie sie unser Codex
hat, anzudeuten.
Dass die Sammlung in der vorliegenden Gestalt nicht vor 1079
gemacht ist , ergibt ihr Inhalt von selbst.
Zwischen den beiden Theilen herrscht ein bedeutender Unter-
schied vor. Im ersten Theile, welcher die Papstbriefe enthält, ist die
Sammlung eine reine Excerptensammlung. Dies erklärt ihr Zweck
vollständig, der auf die Zusammenstellung des Materiales für ganz
bestimmte Zwecke gerichtet war. Eine eingehendere Erörterung be-
halte ich mir vor. Wollte der Verfasser eine solche machen , so war
ein grosser Theil der einzelnen Briefe vollständig entbehrlich. Deshalb
hat er ganz nach seinem Bedurfnisse excerpirt. Rücksichtlieh der
Concilien war dies nicht nothig, weil deren präcisere Fassung ohnehin
den Gebrauch sehr erleichtert und die ziemlich unveränderte .\uf-
nahme den Vortheil bot, dadurch ein ausreichendes Rechtsbuch zu
erhalten.
CCLXX. — 427. membr. fol. s. XIV. Cap. Carnotense.
o. «Inc. breviarium magistri ad omnes materias in iure inve-
niendas. De talento credito vobis relinquo socii margaritam,
ut qui stomacho** cet Ist das Breviarium, das regelmässig einem
Bernardus zugeschrieben wird. Im Katalog bezeichnet als
Commentarius in titulum de verborum significatione!
6. ,»Inc. libellus fugitivuscompositusamagistroNepote de
Monte Alb ano^'.Vergl. V.Sa vigny Gesch. V.S. 802 f., Stintzing
S. 282 ff., meinen Katalog der Hand;sehr. von Göttweig etc.
Num. 80.
Her Gallicum. 487
c. Inc. libellus compositus per Johannem de Blanosco
(so hat genau die Handschrift) Burgundionem Masticonensis dioec.
super titulo institutorum de actionibus ad preces viri ven. et discreti
magistri Johannis de Alta curia cancellarii Herfordiae et dni W. de
Conflens archidiaconi eiusdem ecciesiae. . .*• Vergl. Savigny Gesch,
V. S. 497 fg.
CCLXXI. — 436. mbr. fol. s. XIV. Cap. Carnot Das Repertorium
des Wilhelm Durantis.
CCLZXn. — 438. mbr. fol. s. XIV. Cap. Carnot Summa
Pisana des Bartholomäus.
CCLXXm. — 439. mbr. fol. s. XIV. Cap. Carnot. Johannis
de Deo Poenitentiale.
CCXXiy. — 446 und 460 in 8. und fol. mbr. s. XV. beziehen
sich auf das Basler Concil. In jenem steht die «Epist dom. leg. ad
exhortationem pacis et concordiae inter conc. et papam. Diu ac
saepe**; letztere enthält dessen Dekrete mit anhängendem Bleisiegel
und folg. Vermerke : «Concordare decreta suprascripta in centum-
quinque pargamen. foliis sive cartis praesenti in numero huioi com-
prehenso cum originalibus facta collatione per me Mich. Galterii ipsius
s. conc. Basil. notar. Mich. Galterii notarius**.
CdXXV. — 461. mbr. fol. s. XIV. exeunt. Cap. Carnot.
a. Constitutiones Clementis V. cum apparatu Job. An-
dreae. Die Sammlung ist als L. VII. bezeichnet
b. Apparat desGuil. deMonteLauduno zu den Clementinen
und den Extrav. Johannes' XXII. Execrabiils, Sedes apost »Expl. ap.
dni. G. de M. L. super Clementinis et Johannis constitutionibus*'.
c. »Expl. apparatus dni Gessellini de Cassanhis iur. utr.
prof., dom. papae capellani super constitut Clem. factis per dom.
Clem. papam quintum et per sanctiss. patrem dom. Job. p. vices. sec.
publicatis''. Enthält keine Extravagante. Die Abschrift dürfte in die Zeit
Johannes fallen, weil der Beisatz patrem schwerlich bei einem Ter-
storbenen Papste gemacht worden wäre, es sei denn, dass der Schluss
im Originale der Abschrift stand.
d. Zwei Quästionen gezeichnet Jo. An.
e. Casus zu verschiedenen Kapiteln der Clementinen. Anfang:
^De electione rubrica. Cum rationi (c. 1. de elect. I. 3.).
Casus: de una religione ad aliam non potest quis eligi in abbatem,
licet possit in episcopum regularis ecciesiae Tel etiaro saecularis. Hie
488 Schulte
reprobatur quod sumitur a contrario ex notatis perArchidia-
conum s. e. nullus in principio libri VI. R. (Vergl. dazu Guido
de Baysio ad c. nullus 28. de elect. in 6' I. 6. und Jo. Andr. dazu).
Ne Romani. Casus: in quibus easibus c. licet de evitanda (c. 6.
X. de elect. I. 6.). . . »»Expl. apparatus dlTi Rob*ti Rollandi super
Clement, et quod sie vocetur s. Rollandinus apparet in praesenti
apparatu tit. deusurisc. 1." „Finito libro sit laus et gloria Christo".
In dem cit. cap. 1. de usuris steht: „ut au* s. de flde instrum. G.
perpetuus vicarius. Rollandus aut alii: quivis officiales*'.
Es ist mir nicht gelungen , mit Hülfe der mir zu Gebote stehen-
den Werke über diesen Robertus Rolandus Auskunft zu erhalten.
Denn anRoIandinus de Romaneiis, RolandinusPassagerii
kann man nicht denken. Posse vi n nennt ohne nähere Daten über
seine Lebenszeit einen „Robertus Finyngham, Anglus, Ord. (ut puto)
Minorum*«, und schreibt ihm zu „de easibus Decretalium,
librum de Extravagantibus*'.
CCLXXVI. — 462. mbr. s. XIII. exeunt. (nicht XV., wie im
Katalog). St.-Pöre. Der Katalog unbrauchbar.
a. Compilatio secunda anfangend im cap. quoniam in
parte 2. de feriis II. 5. Die Glossen tragen die Siglen T., la., a.,
I., 6., vic» ala. » R., al.
6. Compilatio prima anfangend im cap. 5. (mit den Worten
cum necesse fuerit valeat exhibere) de iur. cal. I. 34. Die
Glossen sind signirt T., la., R., lau., a. , vic.
c. Compilatio tertia. Siglen der Glossen : T. , vic. , la. , Jo.,
fil. , a. , 1., Ta.
Am Schlüsse des Apparates steht folgende, auch im Katalog
abgedruckte, wohl Tancred angehorige, Bemerkung:
„Si aliorum honoribus invidus extitissem, vel in alieno
labore glossatoris laudem mihi acquirere voluissem, alienas
glossas mihi praesumpsissem ascribere, aut de loco ad locum,
sicut quidam fecerunt, inutiliter transmutare. Sed nolens facere
aliis, quod mihi fieri detestarer, sie primas, secundas et
tertias Decretales de scriptis meis glossavi, ut, quod
alienum erat, mihi non appropriavi, et quod unius fuerat alteri
non ascripsi. Glosas vero quaslibet primis auctoribus assignavi.
Unde contingit, quod, si duas vel tres glosas coniunxi, tot magi-^
strorum signa et tot divisiones in glosula feci. Et si de duarum
Iter GaUicum. 489
materia unam glosam composui, duorum magistrorum signa in
ßne glosulae designavi. Ita , quod non vitio scriptoris contingU,
dictum unius a dicto alterius discernatur manifeste^.
Unser Codex hat nun auch, so viel ich bemerkte, sich genau bei
der Abschrift hieran gehalten. Ohne Zweifel ist derselbe aus diesem
Grunde für eine neue Bearbeitung der Comp, ant bez. der Glosse
von hohem Werthe.
d. Compilatio quarta.
«. Compilatio quinta der Dekretalen Honorius III. mit
Glossen» gez. Ja., Jac., I'a., ac.
Aus diesen Siglen ist unzweifelhaft, dass die Glossen ange-
boren dem Richardus Anglicus (Comp. I. et IL), Alanus,
Johannes Galensis (III-)» Laborans (denn die Siglen sind ganz
constant in der Unterscheidung von la. lau. 1. Ta. , so dass ich die mit
1 a. auf ihn beziehe. Vgl. das Citat in meinem Lehrb. S. 61, Note
21.), Laurentius Hispanus, Tancredus, Jacobus de Al-
benga, Gratia Aretinus. Aber die Siglen I'a. und ac. znr Comp.
V. beweisen , dass ausser Jacobus noch andere dieselbe glossirt
haben. Ob Ta. auf Laurentius Hisp. geht oder auf Lanfran-
cus Cremonensis lasse ich vorläufig dahin gestellt. Ac. ist
die Sigle des Accursius. Nun ist aber nicht bekannt, dass derselbe
das canonische Recht betrieben habe. Indessen dürfte die Autorität
der Handschrift doch so viel ergeben, dass entweder die betreffenden
Glossen von ihm wirklich herrühren oder aus seinen civilistischen
Arbeiten genommen sind.
Die Handschrift ist vom Buchbinder der Art durcheinander
gebunden,dass man sehr genau Acht geben muss, zu welcher Samm-
lung einzelne Blätter gehören.
Von den Glossatoren der Comp. I. hat La ur in in Moy's Archiv
XII. S. 361 ff. eine Zusammenstellung gemacht, welche 17 Namen,
somit ziemlich alle alten Glossatoren umfasst. Da aber diese Arbeit
nur auf fremden Schriften ruhet, sich auf keine einzige Handschrift
stützt, so hat sie für die Literaturgeschichte keine Bedeutung, weil
die früheren Arbeiten zum Theile sehr unkritisch sind. Die hier von
mir beschriebenen Handschriften, sowie die in dem von mir ver-
öffentlichten Katalog von Göttweig u. s. w. num. 78., bieten für
die Feststellung der Glossatoren der Compilationes antiquae einen
sicheren Boden.
SiUb. d. phU.-hi«t Gl. LIX. Bd., IV. Hft 33
490 Schölte
CCLXXVn. — 472. mbr. fol. s. XV. Cap. Carnot. — Lectura
des Heinrich Bohic znm3. 4. S. Buche der Dekrctalen Gregorys IX.
CCLXXVm. - 477. mbr. fol. s. XIV. (nicht XV.) Cap. Carnotense.
a. Dekretalen Gregor's IX. mit der Glossa ordinaria.
b. Die Decretalen Innocenz*IV.
Voran geht die Publikationsbulle für Paris. Folgen i., (ex-
pediendis cet.) 2 bis 18; 20; 19; Mediatores; 21; Venera-
bilium fratrum nostr. Rothom. archiep. et episcopi Lexou. procurat. in
nostra praes. const. (meine Abhandl. Seite 7 10, N. 34.); 22 bis 27;
licet in beneficiis;brevi responso;quaesivit a nobist.f. ;
28, 29; gravem nobis; significavit nobis; 30, 31; Quond.
th. de rexingham (a.a.O. Seite744); 32 bis 40; perlectis ?.
lit. circa absol. (a. a. 0. Seite 760); 41; Ardua mens (das.
S. 711 N. 37); Viri eccies.; Ad expediendos nodos (das.
S. 709); 42.— „Expl. constitutiones Innocentii IV.-
In der const. ad expediendos (Idem de verhör, signifi-
cat.) fehlen die in meinem Abdrucke (a. a. 0. S. 709 fgg.) stehenden
mediatores, Rom. Eccl. Cum suffrag., viri eccies. Auf den
tit de praeb. etdignit. folgt qui fil. sint legit. quondam th.,
dann de verb. sign, veniens. per illa verba. .. „Dat. Assisii
Pont. n. anno XL**
Die Menge von Sammlungen der Dekretalen Innocenz IV. und von
Sammlungen, welche neben denen von Innocenz* IV. die andrer Päpste
des 13. und 14. Jahrhunderts enthalten, wie sie im Vorstehenden
bekannt gemacht worden sind, erscheinen mir geeignet, um auf dieser
Grundlage und unter Zuhulfenahme noch anderweitiger von mir
benutzter Handschriften die Geschichte und Literatur der Gesetz-
gebung von 1234 bis auf Johann XXII. zum Abschlüsse zu bringen.
Sobald es meine Zeit gestattet, werde ich eine Monographie darüber
veröffentlichen. Schon jetzt glaube ich aber sagen zu dürfen, wie
dies auch Maassen im Bonner Theol. Literaturblatt von 1868
Num. 2. Spalte K8. anerkannt hat, dass meine in der cit. Abhandlung
niedergelegten Untersuchungen im Wesentlichen den Gegenstand
erschöpfen und nur in Einzelnheiten neue oder festere Resultate zu
gewinnen sind.
Die Glosse der Sammlung gehört dem Bernhard Comp. jun.
an und weicht nicht von der Form ab, wie ich sie bei andren Hand-
schriften angegeben habe.
Iter Gallicnm. 491
c. Decretales Gregorii X. ohne Glosse. ^Expl. noTae con^
stitutiones Gregorii X.**
Explicit. feliciter. Deo. gratias. Pragae. Anno, inearnationis.
dominicae HDCCCLXYIII. Kai. Jul. Indictione vero XI. —
Inhalts -Verzeichmss.
(Die Zahlen rerweisen auf die fortlaufeBdeo Ziffeni.)
A. Canomaohet Recht
I. Quellen.
1. CaDeDen-Sammlangen, Collectiones canoDum. Acheriana 76, 85.
Arelatensis ecciesiae 52.
Bonizo 29.
Breviatio zum Cresconias 81.
Borchard von Worms Decretum 88, 172, Correetor 230.
Folgentias Perrandas 81.
Gallicanae ecciesiae 98.
Hispana in 10 Bflchem 27.
Irische 218.
Ito TOD Chartres, Panormia 173, 203.
Polycarpus des Card. Gregorius 45.
Pseudoiaidor 9, 70, 119, 171, 215, 219.
Verschiedene Torgratianische 76, 89, 120, 200, 207, 220, 269.
2. Concilia.
Aachen Tom J. 816; 77, 83, 198. 217.
Basel 274.
Chalcedonense ex rec. Rastici 75.
Lateran. IV., 44.
Verschiedene nebst Pro?, u. Diöcesanstatuten 3, 50, 58% 63,65. 85, 87, 87'.
3. Decretalen und deren Sammlungen.
a. Alexander IV., 10, 130.
b. Bonifaz VID. Liber sextus ohne Glosse 57, 126, 140.
Lib. VI. mit dem Apparat des Guido de Baysio 246; des Job. Andreae
134, 141 189, 196; des Joh. Monachus 127, 137, 138, 189, 193, 227,
241, 242, 268.
Extravagantes 127. 193, (mit dem Apparat des Joh. Monaehut) 241.
c. Von Gregor IX. bis auf Bonifac VIII., 10.
d. Clemens IV., 130.
f. Clementis P. v. Constitutiones , ohne Apparat 126, 132, 252; mit dem
des Joh. Andreae 138, 193, 240, 244, 275.
33 •
492 Schulte
ExtraT^s^ntes 127, 241. Exii 138, 141. 149.
Bezeichnet als über vn.. 132, 193 196, 240, 244, 275.
/*. Compilationes antiquae:
prima Berahardi Pap. Bre?iariuin ExtraTafifantiuro 18, 97, 132» 179,
256, 276
secunda Job. Galensis 97, 132, 255, 256, 276
tertia Petri BenevenUni 97, 255, 256, 276
quarta 97, 162, 256, 276.
quiota 133, 276.
g. Gratians Decretum 2, 7, 8, 56, 69, 91, 94, 96, 120, 123, 128, 129. 175,
176, 178, 235, 237.
h, Gregorii IX. DecreUlea 1, 10, 43, 72, 90, 121, 122, 130. 178, 180—183,
204, 222, 225% 252, 255, 264, 278
— mit den eingefugten Dekretalen Innocenz* IV., 130
— altfranzösiach 74.
t. Gregorii X. Constitutiones 72, 130, 227, 278.
k. Innocenz IV. Decretales 1, 72, 130, 178, 181, 204, 227, 247, 278; alt-
französisch 74.
/. Johannes XXII. Extravagantes 114, 193; mit dem Apparat des Zenzelinus
de Cassanis 149, 240, 244.
m. Nicolaus III. Cupientes 72, 227; andere 10, 65, 130.
n, Simonis legati 158.
0. Urbani 130.
4. Bullae variae 31, 60, 61, 119.
5. Regulae Caneellariae 161.
6. Lois ciriles sur le mariage 20.
n. Scrlptores.
1. Die Quellen excerpirende Werke, Breviarien, Margaritae, Repertoria u. dgl.
Berengarii Inventarium 73, 92.
Bernhardi Breriarium „verborum superfluitate penitus resecata** 131, 225',
«70.
Decreti G, introdoctio 8, 94; summa 106; summa versificata 128.
Exceptiones eompUationum antiquarom 28.
Flores utriusque juris 168.
Guilelmi Durantis Repertorium 36, 157, 160, 233, 234, 271.
Johannes Calderinus Auctorit. bibl. 49.
— de Saxonia Tabulae jur. can. et civ. 258.
Loci commune« 66.
Margarita decretalium 115, 169.
Martini Poloni Tabula 16.
Modus legendi 72.
Nicolaus Januens. Extract florum 100.
Notabilia super 1 — 4 compilat. ant 178.
Petrus Bertrandus Tabula s. decretum 152.
lUr GtUioiiB. 493
P«tnia de Braco Compend. jaris 117, 170.
— Brixiensis Lezieon juris 38.
2. Apparatiis, Commentarii, Lecturae, Summae.
Antonius de Butrio snper deeretam 15.
Bernhardus de Betone Pann. summa juria 179, 225*.
Damasus, Summa 197.
Praneiscus de Zabarellis 22.
Goffredus de Trano Summa 17, 19, 54, 101. 116, 229, 262, 263.
Guido de Baysio Apparatus ad Sextum 14, 191, 192, 194, UU 248, 257
Tide Bonif. YIII. Liber sextus.
Guido de Baysio Rosarium 177, 237.
Guilelmus de Monte Lauduno Apparatus ad Sextam 196, et Extrav. 275, ad
Giemen tiaas 196.
Henricus Bohic Distinctiones, Leetura cet 58, 144, 146, 147, 148, 153,
236, 277
— de Segusia, Hostiensis, Summa aurea 186| 231, 259.
Dazu: Bereng^rii Oculus 239.
Martinus Abbas summa de titulia decrstalium 51, 260.
Johannes Andreae, Apparatus ad Sextum allein 140, 195,239,241,247,
267; ad Clementinas allein 124, 134, 138, 195, 243,252; NoTella in
Deeretales Greg. IX. 12, 47, 135, 136, 142, 187, 188
▼ide Bonif. Vlll. Lib. VL und Clem. V. Constit
— Antonius de Grastis, Lact in deeretales 4.
— FaTentinus Eps Summa 174, 206, 223.
— Monachus Card. Apparatus in Lib. VI. 139, 140, 190, 191
Tide Bonif. YHI. Lib. VI.
Innocentii IV. Apparatus ad Deeretales 159, 184, 245.
Paucapalea Summa 46, 205.
Petrus de Sampsone Distinetiones 185.
Stephanus Tornaeensis Summa 205, 223.
Zenselinus de Cassanis Apparatus ad Clement. 149, 275.
3. Glossatoren, deren Glossen mii dem Texte ?erbunden sind.
Alanus ad comp. ant. 97, 255, 256, 276.
Barthoh Brix. ride Gratiani Decretum.
Bernhardus Compost jun. ad Innoc. IV. Constit. 130, 227, 278,
— (Parmensis) de Betone 179. Vide Greg. IX.
— Papiensis ad Comp, ant 97, 256.
Garsias ad Greg. X. Constit 130, 227.
Gratia ad Comp, ant 97, 255, 276.
Guido de Baysio vide Bonif. VIII. Lib. VL
Johannes de Albenga ad Comp. V. 133, 276.
— Andreae vide Bonif. VIII und Cl em. V.
— Monachus ?ide Bonif. VIIL Lib. VI.
— Galensis ad Comp, ant 97, 276.
— Teutonicus ad Comp, ant 256.
Laborans ad Comp. ant. 276L
494 8 e h u I t e
Lanfrancns ad Comp. aat. 97, 276.
Laurentius ad Comp. ant. 97, 179, 256, 276.
Petrus Colliv. ad Comp, ant 97
— de Sampsone ad Innoc. IV. Decrei. 1, 18t.
Richardus Anglicus ad Comp. ant. 179, 256, 276.
Tancredns ad Comp. ant. 97, 256, 276
Yincentias ad Comp. ant. 97, 256, 276.
Zenzelinus Tide Job. XXII. Ext rar.
4. Casus, Quaeationes.
Barth olomaeus Brix. Casus 150.
Benencasa Sen. Casus decretor. 197.
Bernardus Compost. jan. Casus ad 1. libr. deeret. („Hactenus ut loquar")
185, 192, 226, 238, 245, 249
— Parmensis Casus longi 253, 263, 265.
Casus ad Compilat. antiqu. 256.
— breyes Decretal. Greg. IX. eet 151, 168
— summarii 26, 48.
Damasus Quaestiones 197.
Johannes Andreae Quaestiones 239, 275 -
— de Deo Casus 131.
Quaestiones juris ean. 48.
Robertus Rollandus Casus ad Clem. 275.
5. Prosessschnften, Formularien, Strafrecht : de Appellatione 46.
Berengarius, Casus excommunieationis 238.
Bernardus Guidonis, Practica haerei. 99.
Casus suspensionis et exeomm. 131.
Decisiones Rotae 55.
De exceptionibus 226.
Formularius curiae Rom. cet 30, 53, 125, 251.
Guilelmi Durantis Speculum judiciale 13, 35, 154, 156, 157, 232, 233.
Johannes de Deo CaTÜlationes 19
de judice del. cet 154.
Ordo judiciarius 54, alius 100.
Roffredus libeUi in jure can. 37, 225% 226.
Tancredas Ordo judiciarius 196, 199, 225% 226.
6. Schriften fiber einzelne Gegenstfinde: Ehe, Ritus, Wahlen, Repetitiones
u. s. w.
Dinus de regulis juris 25, 114, 141, 226.
Gereon de potest. eccl. 105.
Guilelmi Durantis Rationale 132, 250, 254
junior de modo concilii eelebr. 104
— de Mandagoto summa de electionibus 158, 226.
— de Monte Lauduno Sacramentale 221. 238.
Johannes Andreae summula de matrimonio 100, 238, 252; — Novelle de
regulis juris 143, 153.
Lappus de Castiglionchio de $. S a n e 153.
Her Gallicuni.
495
Laarentius de Sumentote summa de elect. 226.
Petrus de Ssmpsone über synodalis 58*.
ProTinciale 33.
Taneredus summa de matrimonio 196.
Taxae eancellariae Rom. 32, monasterior. exemtonim 34.
Tractafus de missa 46, de syuodis 78, 80.
7. Summae casnum, Poenitentialia, Confessionalia cet
AatoDios Archiep. Florent Summa Confessor. italienisch 212.
AstazanuB Summa 11. 112.
Bartboloroaeus a S. Concordio Summa Pi sana 39, 42, 95» ilO, 209, 272
Guido de Monte Rocheri Manipulus 6, 40, 41.
Guido, Goilelmus de Rennes Appar. ad Raymundi Summam 113, 166, 211.
Innoeentius 111. de psalmis poenit. 64.
Johannes de Deo Poenitentiale 273.
— Priburgensis» Summa Confessorum (Statuta ex Sexto, Tabula) 93, 109,
167, 210, 261.
Itinerarium poenitentiae 21 (La vacrum animae).
Monaldus, Summa 118, 228.
Paulus, Poenitentiale 197.
Poenitentiale »Co n f. debet esse* 254.
Raymundus S., Summa casuum 23, 24, 67, 106—108, 113, 163, 164 (ohne
lib. IV.), 165, 211, 225 (cum apparatu), 225', 266; ~ Da matrimonio
allein 131, 225'.
Robertus Flamesburiensis, Poenitentiale 230.
Summa de casibus jplmprimis debet sac.**50.
B. Eömisches Recht, Lehnrecht und Civilreoht überhaupt
Albertus Galeottus, Summula quaest. 263.
Ansegisus 76.
Bagarottus, „Preeibus et instantia" 131.
Bonaguida, Summa introd. s. off. advocat 131.
Breviarium Alaricianum 27.
Casus exhaeredationis 131.
Digestum Tetus 213.
Institutione« lust. 162. Notabitia super rubricas 226.
Johannes de Blanosco, de act 270.
Jolianus, Epitome No?ellarum 158. Rubricae libri Novell, ibid.
Lambertus, Distinetiones 249.
Lex lombardorum 82, 158
— Salica 27.
Libellus in Causa appellai 131.
Liber feudorum 57, 133; Co^nsuetudines feud. 185.
Nepos de Montealbano, libellus fugit 270.
Odofredus de libellis form. 226.
Ordinarius panrus 131.
496
Schulte
C. Theologie, Geschichte, Varia.
Anastisiut Biblioth., Liber poatifiealis 202.
Boetius 71.
Cassiodorus form. 71. epist ibid.
CaUlogi Pootificum Romanoruin 9, 45, 59'.
Epistolse Amadei Episc. Sabin. 5
— S. Bernhardi 212
— Pulberli 76
— S. Gregorii M. 102, 200
— S. Hieronymi 201
— S. iTonis Carnot. 203
— Syramaebi 71.
Flores auctonim 106.
GesUi Langobardorum 202.
Jobannea Cassianua, Decem collatt. 84, 208.
Liber eruditionis religiosorum 132.
Nicbodemi eTangelium 254.
Ordo S. Gragorii 102, Romanus 87', 201.
Paulos Diaconua 62.
Petrus de Yineis 111.
Regula S. Franciaci 65.
Sermones 44. 132.
Sidoniua Apollinaria 71.
Summa de virtutibus 23.
Tractatus de: mensibua 201
— praeceptis decem 68
— trinitate 68.
YiUe Sanctorum 62, 202.
VeraviehniM der eingegungenen Dnicfcncbriften. 497
VRKZRICHNISS
DER EINGEGANGENEN DRUCKSCHRIFTEN.
(JULI t868.)
Accademia delle Scienze deir Lstituto di Bologna: Memorie.
Serie 11. Toroo VII., Fase. 2 & 3. Bologna» 1868; 4». — Rendi-
conto. Anno accademico 1867 — 1868. Bologna, 1868; 8^.
Akademie der Wissenschaften, Königl. Preuss., in Berlin: Monats-
bericht. Januar^ Februar, März & April 1868. Berlin; 8^
— — Königl. Bayer., zu Müncheu: Sitzungsberichte. 1868. I.Heft 3.
München; 8o.
Alter th ums- Verein zu Wien: Berichte und Mittheilungen. Band
Vlli, Ahtheilung 3. Wien. 1868; 4»
American Journal of Science and Arts. Vol. XLV, Nrs. 133 — 135.
NewHaven, 1868; 8».
Aschbach, Joseph, Roswitha und Conrad Celtes. (2. vermehrte
Auflage.) Wien, 1868; 8».
Ateneo Veneto: Atti. Serie H, Vol. IV, Punt. 3'; Vol. V, Punt. 1'.
Venezia, 1868; 8».
Central-Commission, k. k. statistische: Mittheilungen aus dem Ge-
biete der Statistik. XIV. Jahrgang. 3. & 4. Heft; XV. Jahrgang,
1. Hellt. Wien, 1868; kl. 4«. — Übersicht der Waaren-Ein-
und Ausfuhr im Jahre 1867. Wien, 1868; 4«».
Forteckning ölVer k. Bibliothekets samling af samtida berättelser
om Sveriges Krig. Stockholm, 1867; 8<>.
Gel ehrten -Gesellschaft, k. k., zu Krakau: Sprawozdauie komisyi
fizyograficznej etc. Krakow, 1868; 8». — Pamialka obchodu
pi^ddziesiatej rocznicy zawiazania. Krakow, 1868; 8o.
Gesellschaft der Wisseuschatten, Königl. böhm., in Prag: Ab-
handlungen vom Jahre 1867. Prag, 1868; 4». — Sitzungs-
berichte. Jahrgang 1867. Prag, 1868; 8».
SiUb. d. phil.-hiitor. CA. UX. Rd.. IV. HH. 33<**
498 Verxeichnjss der eingeganf^i>neii Druckachriften.
Gesellschaft, k. k. geographische, in Wien: Mittheilungen. Neue
Folge. 1868. Wien: 8».
— Deutsehe morgenlandische: Abhandinngen für die Kunde des
Morgenlandes. V. Band, Nr. 1. Leipzig, 1868; 8«.
— der Wissenschaften, Oberlausitzische: Neues Lausitzisches
Magazin. XLIV. Band, 2. & 3. Heft. Görlitz. 1868; 8o.
Gesetz, Russisches, über die Tranksteuer. Neue Ausgabe. 1867; 8«.
(Russisch.)
Hamelitz. VIII. Jahrgang, Nr. 22-^25. Odessa, 1868; 4o.
Istituto, R., Veneto di Scienze^ Leltere ed Arti: Alti. Tomo XIII,
Serie »1% Disp. 5» — 7^ Venezia. 1867 — 68: 8o. - Memorie.
Vol. XIV, Parte l\ Venezia. 1868: 4o.
Jülg, Bernhard, Mongolische Märchen-Sammlung. Die neun Mär-
chen desSiddhi-Kör nach der ausfuhrlicheren Redaction und die
Geschichte des Ardschi - Bordschi Chan. (Mit Unterstützung
der kaiserl. Akadenne der Wissenschaften in Wien.) Innsbruck,
1868; 8«.
Mittheilungen aus .1. Perthes* geographischer Anstalt. Jahrgang
1868. Ergänzungsheft Nr. 23. Gotha; 4«.
Museum des Königreiches Böhmen: Leben des Grafen Kaspar
Sternberg etc. Von Fr. Palacky. Prag, 1868; 8». — Ge-
schichte des Museums des Königreiches Böhmen. Von Wenzel
Nebesky. Prag, 1868; 8». — Vortrag des Geschäftsleiters in
der General-Versammlung am 13. Juni 1868. Prag; 8».
Mussafia, Adolfo, Trattato de regimine rectoris di Fra Paolino
Minorita. (Con sovvenzione dell' Imperiale Academia deile
Scienze.) Vienna & Firenze, 1868; 8».
Omboni, Giovanni, Tome si debbano ricostituire gli antichi con-
tinenti. 8^.
Peabody Institute, The, of the City of Baltimore. Baltimore,
1868; 8o.
Programm des evangel. Gymnasiums A. B. zu Kronstadt, 1867 —
1868. 8o.
Protokoll über die Verhandlungen der 43. General-Versammlung
der Actionäre der a. pr. Kaiser Ferdinands-Nordbahn. Wien,
1868; 4o.
Quaritsch, Bernard, A general Catalogue of Books arranged in
Classes. London, 1868; 8o.
VerxeichniM d^r einfr^gmigenen Dnicktchrlft«n. 499
Re?ue des coiirs scjentiiiques et litt^raires de la France et de
oranger. V'Ann^e, Nrs. 30—33. Paris & Brnxelles, 1868; 4o.
Schaffers, Victor Fr., Anvers consider«^ soiis le rapport des tra-
vaux maritimes , d'agrandissement et de transformation etc.
Anvers, 1868; So.
Van der Chijs, P. 0., Het Munt-en Penningkabinet der Leidsche
Hoogeschool in 1867. Te Leiden, 1867; 8«.
Verein, histor., der S Orte Lucern, IJri, Schwyz, Unterwaiden und
Zug: Der Geschichtsfreund. XXIIL Band. Einsiedeln, New-
York & Cincinnati, 1868; 8».
— serbischer Gelehrten-, zu Belgrad: Glasnik. XXIIL Band und
II. Abtheilung, I. Buch. Belgi*ad, 1868; 8^
Sohullp. llcrlaDiei
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Schübe fecit Am dJüüiohi Suatsdnidmrer.
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SITZUNGSBERICHTE
DEB KAISERLICHSN
AKADEMIE DEE WISSEIfSCEAFTEIf ,
PHILOSOPHISCH -HISTORISCHE GUSSE.
SECHZIGSTER BAND.
WIEN.
AUS DEB K. K. HOF- UND 8TAATSDBÜ0KEBBI.
m OOMIOSSIOH ni KASL 0BR0LD*8 »OHH, BUCHHÄNDLER DIR K4IS1RU0HKN AKADBMIX
DBR WIBSENSCHAVTBN.
1869.
8ITZÜNG8BEBI0HTE
DER
PHILOSOPHISCH-HISTOEISCHEN CLASSE
DER KAISERLICHEN
AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN.
SECHZIGSTER BAND.
Jahrgang 1868. — Heft I bis III.
MIT 1 GEOGRAPfflSCHEN KARTE.
WIEN.
AUS DER K. K. HOF- UND STAATSDRUCKEREI.
IN COMMISSION BEI KARL GKROLD'B SOHN, BUCHHÄNDLER PER KAISERLICHEN AKADEMIE
DER WIBBENSCHAKTEN.
1869.
INHALT.
Seilt
SilBun^ Tom 7. October 1868 3
SilBung; Toin 14. October 1868 6
SitBun^ vom 21. October 1868 tf
Pfitmttier, Zur Geschichte der tilten Metalle 7
Asehböch^ Die friiberen Wanderjabre des Conrad Celtes und die An-
finge der Ton ihm errichteten gelehrten SodalitSten 75
Müiier, Zur Conjugation des georgischen Verbums 151
Sehröer, Ein AasHug nach Gottschee. Beitrag zur Erforschung der Gotl-
scheewer Mundart. (Dem Andenken Frans Pfeiffer*s gewidmet.) . 165
VerzmchnU» der eingegangenen Druckschriften 289
SilBung; vom 4. November 1868 285
SitBuni^ vom 11. November 1868 ^
Sitzung^ vom 18. November 1868 296
Ficker, Zur Geschichte des Lombardenbundes 297
Tomatchek, Über Brumalia und Rosalia, nebst Bemerkungen über den
hessischen Volksstamm 351
0. VarnhageHf Suirimportanzu d*un manoscritto inedito della Biblioteca
imperiale di Vienna per rerificare quäle fu la prima isola sco*
perta dal Colombo ed anche altri punti della storia della Ame-
rica. (Con una carta geografica.) 405
Hößer, Fragmente zur Geschichte Kaiser KarPs Vi. (Nach geheimen
brandeuburgischen Archivalien und den Aufceichnungen des
Grafen Stefan Kinsky bearbeitet.) 417
F^rsMcAnrir« der eingegangenen Druckschriften 477
n
8«ite
Sltsiini^ Tom 2. December 1868 481
Siisunff Tom 9. December 1868 48t
Sitsun^ vom 16. December 1868 —
MikloHch, Über den accusativos cum infinitivo 483
Müller, Der Verbalausdmck im semitischen Sprachkreise 509
MÜUer, Beitrlge zur Renntniss der P4li-Sprache. III 883
Lambelj Bericht über die im Augast 1868 in Oberösterreich angestellten
Welsthumer-Forschungen 853
SchenkU Xenophontische Stadien. 1. Heft. Beitrige zur Kritik der
Anabasis 563
Höfler, WenzePs Tcn Luxemburg Wahl znm römischen Könige. 1376 . 649
VerteichnUe der eingegangenen Druckschriften 675
SITZUNGSBERICHTE
DRR
KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN.
PHILOSOPHISCH-HISTORISCHE CLASSE.
LX. BAND. I. HRIT.
JAHRGANG 1868. — OCTOBER.
CoiiiiuisMionsberieht.
SITZUNG VOM ^7. OCTOBKR 1868.
Der Secretar legt vor:
Den Erlass des hohen Curatoriums vom 16. August 1. J. Z. 76,
durch welchen der kaiserl. Akademie mitgetheilt wird, dass Se. k. k.
Apost. Majestät allergnädigst geruht haben, mit a. h. Entschliessung
vom 21. JuJi ]. J. die Wahl des k. k. Viceadmirals Herrn Wilhelm
Ritter von Tegetthoff zum inländischen Ehrenmit<;liede zu ge-
nehmigen, Herrn Professor Dr. Karl Schenkl in Graz zum wirklichen
Mitgiiede in der philosophisch-historischen Classe zu ernennen , und
die Wahlen der Herren: Dr. Theodor Gomperz und Prof. Dr.
Friedrieh Müller in Wien zu inländischen corresp. Mitgliedern
in der philosophisch-historischen Classe, die des Herrn Prof. Dr.
Ewald Hering in Wien zum inländischen corresp. Mitgiiede in der
mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe, die der Herren Prof.
Dr. Richard Lepsius und Dr. Leopold v. Ranke in Berlin zu
ausländischen Ehrenmitgliedern in der philos.-histor. Classe, des
Herrn Prof. Joseph Liouville in Paris zum ausländischen Ehren-
mitgliede in der mathem.-naturw. Classe und des königl. preuss.
Generallieutenants Herrn Dr. Johann Jacob Baeyer zum aus-
ländischen corresp. Mitgiiede in der mathem.-naturw. Classe zu
genehmigen.
Der Secretar legt ferner vor:
1. Eine Note des k. k. Ministeriums des Äussern vom 5. August
1. J. Z. 12.006/yi, wodurch der kais. Akademie mitgetheilt wird,
dass der kaiserliche Botschafter in Paris beauftragt wurde , Herrn
Dr. Wilh. Hartel bei Benützung der französischen Bibliotheken
jede thunliche Erleichterung zu verschaffen;
2. eine Note des Leiters der k. k. n.-o. Statthalterei , Herrn
Philipp Weber Ritter von Eben ho f, vom 2. August 1. J. Z.
39S8/E, wodurch derselbe die kaiserl. Akademie von seinem Amts-
antritte in Kenntniss setzt;
!•
4 Cnnimi.^sioii.sliericht.
3. eine Note der k. k. Hofbibliothek vom 3. August I. J.
Z. 166/H. B. , wodurch der kaiserl. Akademie mitgetkeilt wird, dass
dem Prof. Herrn Dr. Karl Schenkl in Graz die erbetene Handschrift
zur Benützung überlassen worden ist;
4. Dankschreiben der Herren Prof. Dr. R. Lepsius und L. r.
Ranke für die Wahl derselben zu Ehrenmitgliedern;
5. Dankschreiben des Herrn Prof. Dr. Friedrich Müller und
des Herrn Dr. Th. Gomperz für die Wahl derselben zu correspon-
direndensMitgliedern ;
6. ein Schreiben des Herrn Prof. Dr. Jahn, womit derselbe
anzeigt, dass ihm von dem Directory. Steinbüchel die wohl-
gelungene Zeichnung des Europamosaiks zugeschickt worden ist
7. ein Dankschreiben des Herrn Dr. Jacob Probst in Innsbruck
für die Bewilligung der Subvention zur Herausgabe einer Geschichte
der Innsbrucker Universität ;
8. ein Dankschreiben des Herrn Dr. August Wilmans in
Rom für die ihm zur Herausgabe der Werke Poggio's bewilligte
Subvention ;
9. eine Note des k. k. Ministeriums für Cultus und Unterricht,
betreffend die Unterstützung einer Sanskritarbeit des Herrn Prof.
Dr. Karl Burkhard in Teschen;
10. ein Dankschreiben des Herrn A. Petermann in Gotha
flir den von der kaiserl. Akademie bewilligten Beitrag für die
deutsche Nordpol-Expedition ;
11. eine Note des k. k. Finanzministeriums vom 3. Septbr.
I. J. Z. 15.304/1.167, wodurch der kaiserl. Akademie mitgetheilt
wird , dass Se. k. k. Apost. Majestät allergnädigst geruht haben , zur
Unterstützung der deutschen Nordpol-Expedition einen Beitrag von
1000 fl. ö. W. in Silber aus Staatsmitteln zu bewilligen;
12. eine Note des k. k. Handelsministeriums vom 11. Sep-
tember 1. J. Z. 754/H. M., wodurch der *kaiserl. Akademie mit-
getheilt wird, dass der k. k. Ministerialrath Dr. Karl Ritter von
Scherzer mit der Leitung des commerciellen und wissenschaft-
lichen Dienstes für die ostasiatische Expedition betraut worden ist-
13. eine Mittheilung des k. k. Cootre-Admirals Freiherrn
A. y. Petz, womit die kaiserl. Akademie eingeladen wird, ihre
etwaigen Wünsche und Rathschläge für die ostasiatisclie Expedition
mitzutheilen;
CommissioDshericht. O
14. eine Abhandlung des w. M. der kais. Akademie in der
mathem.-naturw. Classe, Dr. L. J. Fitzinger: ^ Versuch einer
Geschichte des alten nieder-österreichischen Landhauses*', welchen
derselbe schon vor dreissig Jahren, als er sich noch im Dienste der
n. o. Stände befand und in dieser Stellung die Acten der ständischen
Registratur und Archive benutzen konnte, geschrieben hat. Der
Verf. ersucht um Aufnahme dieser Arbeit in die Sitzungsberichte
der philos.-histor. Classe;
15. eine Abhandlung des Herrn Heinrich GradI in Eger:
„Der ältere Spervogel, der jüngere Dichter";
16. eine Abhandlung des Herrn Joseph Strobl in Wien
„Über Heinrich von Neustadt";
17. das von der Gemeindevorstehung Neut'elden eingesandte
Pantheiding vom Jahre 1523;
18. den fertig gewordenen Band des Corpus scriptonim e(y
clesiasticorum latinorum» enthaltend den ersten Theii von Cyprian^s
Werken, herausgegeben von Dr. W. Hartel;
19. eine Eingabe des Herrn Theodor Mair hofer, Chorherrn
und Prof. in Brixen, womit derselbe den ersten Band des Urkunden-
buches des Augustiner-Cborherrnstiites Neustift bei Brixen vorlegt.
Das w. M. Herr Dr. August Pfizmaier legt vor eine für
die Sitzungsberichte bestimmte Abhandlung: „Zur Geschichte der
alten Metalle".
Das w. M. Herr Prof. Dr. A. Boller legt eine für die Sitzungs-
berichte bestimmte Abhandlung vor: „Die Präfixe mit vocalischem
und gutturalem Anlaute in den einsilbigen Sprachen".
Das w. M. Herr Prof. Dr. J. Aschbach legt eine für die
Sitzungsberichte bestimmte Abhandlung vor: „Die früheren Wander-
jahre des Conrad Celtes und die Anlange der von ihm errichteten
gelehrten Sodalitäten".
6 ConiiniKJiionsbpricht.
SITZUNG VOM 14. OCTüBEK 1868.
Der Secretär legt vor:
1. Ein Ansuchen der Direction des Gymnasiums der P. P.
Pi<ni'isten in der Josefstadt um Betheilung mit einigen akademischen
lii'uekschriften ;
2. eine Abhandlung des w. M. Herrn Regierungsrathes Prof.
Dr. K. Höfler in Prag: »Fragmente zur Geschichte Kaiser
Karls VI.-.
3. Eine Anfrage desselben Mitgliedes, ob die Classe geneigt
wäre, die Correspondenz des Grafen Wenzel Kinsky von Paris aus
den Jahren 1729 bis 1732 vollständig herauszugeben.
SITZUNG VOM 21. OCTOBER 1868.
Der Secretär legt vor :
1. Lin Dankschreiben des Herrn Prof. Dr. K. Schenkl in
Graz für seine Wahl zum wirklichen Mitgliede;
2. eine Abhandlung des c. M. Herrn Dr. Beda Dudfk in
Briinn: » Statuten des Metropoliten von Prag, Arnost von Pardubitz,
für den Bischof und das Capitel von Olmütz um das Jahr 1349.**
3. Eine für die Sitzungsberichte bestimmte Abhandlung des
e. M. Herrn Prof. Dr. Fr. Mull er in Wien: „Zur Conjugation des
georgischen Verbums*^;
4. ein Ansuchen des geschiehts- und alterthumforschenden
Vereins fQr Leisnig in Sachsen um Schriftentausch;
5. ein Ansuchen des Herrn Dr. W. Hartel, demselben zum
Abschlüsse der Ausgabe der Werke Cyprian*s zwei Handschriften
aus Leyden zu verschaffen.
Herr Chevalier Francisco Ad. de Varnhagen hält einen
Vortrag: „Sulf importanza per la sioria Helle scoperte mariitime
rf' un' opera itiediia del cosmografo Alonso de Santa Cruz, esistente
Hella Biblioleca Imperiale di Vienna.**
P f i z m a i e r. Zur Geschichte der alten Metalle.
Zur Geschichte der alten Metalle.
Von dem w. M. Dr. Aug. Pfizmaier.
Die vorliegende Abhandlung enthält eine Anzahl geschichtlicher
Nachrichten von sämmtlichen in den alten Zeiten in China bekannten
Metallen, mit Ausnahme des schon in einer früheren Abhandlung vor«
gekommenen Goldes. Die hier in Betracht gezogenen Metalle sind :
Silber, gelbes Silber» Quecksilber, Blei, Zinn, Kupfer, Eisen, Similor.
Die Nachrichten, in welchen die Fundorte, die Verwendung und be-
sonderen Eigenschaften dieser Metalle angegeben werden, sind aus-
serdem geeignet, über die ersten Anfange der Chemie, sowie über die
zu gewissen Zeiten stattgehabte Pflege der Alchymie in China einiges
Licht zu verbreiten.
Zwei Anhänge, in welchen von den Edelsteinen und Kostbarkeiten
im Allgemeinen gehandelt wird, sind als Ergänzung des Vorherge-
henden zu betrachten.
O Pfizmaier
SUber.
In den Gebrauchen der Tseheu, bei den Obrigkeiten des Som-
mers wird gesagt:
Der richtige Süden heisst King-tscheu. Sein Ertrag ist Mennig
und Silber.
Das Ni-ya sagt:
Das weisse Metall nennt man Silber. Das schönste desselben
nennt man Liao.
Das Hiao-king sagt :
Wenn der gottliche Geist befeuchtet, gibt es silberne Krüge, die,
ohne dass man Wasser schöpft, sich von selbst füllen.
Das in dem Sse-ki enthaltene Buch von den aufgeworfenen Al-
taren sagt:
Yin erlangte die Tugend des Metalls. Das Silber überströmte
in den Bergen.
Das Sse-ki sagt:
Fung-lai, Fang-tschang und Ying-tscheu, auf diesen drei gott-
lichen Bergen sind aus gelbem Gold und weissem Silber PalSste und
Thorwarten erbaut.
In den in dem Sse-ki enthaltenen Überlieferungen Ton Ta-wan
heisst es:
Im dem Reiche Ngan-st yerfertigt man Münzen aus Silber. Die
Münzen gleichen dem Angesichte seines Königs. Wenn der König
stirbt, bildet man ohne weiteres von neuem auf den Münzen das An-
gesicht des Königs ab.
Das Sse-ki sagt ferner:
Schür wusch für seine Eltern an dem Brunnen. Er nahm Silber
und Kupfermünzen, legte sie in den Schöpfeimer und gab sie seinen
Eltern.
Das Buch der^Han sagt:
Zu den Zeiten Wang-mang*s bildete Silber von Tschü-ti <) im
Gewichte von acht Tael ein Lieu (eine Strömung). Dasselbe hatte den
*) Der District Tsehfi-li, der sa der Provinz Rien-wei g^ehörte, hriichte Silber hervor
Zur üeschk'hte der alten Metalle. 9
Wertli von eintausend fünfhundert achtzig Kupfermünzen. Ein Lieu
anderen Silbers hatte den Werth von tausend Kupfermünzen. Diess
waren die Tausehmittel des Silbers.
Die in dem Sse-ki enthaltenen Überlieferungen Ton den west-
lichen Gränzen sagen :
Das Reich Wu-lui bringt Silber hervor.
In dem Buche der fortgesetzten Han von Sse-ma-pieu heisst es :
In dem Reiche des grossen Thsin verfertigt man Münzen aus
Gold und Silber. Zehn Silbermünzen haben den Werth einer Gold-
münze.
In den Denkwürdigkeiten von Wei heisst es:
Kö-sieu erstach mit eigener Hand Fei-I, den grossen. Heertiihrer
von Schö. Man Hess ihm nachträglich Belobung und Gunst zu Theil
werden. Der ihm nach dem Tode gegebene Name lautete: Lehens-
fürst von Wei. Seinem Sohne Lung wurde die Lehensstufe verliehen»
und derselbe wurde zu einem Beruhiger der Hauptstadt fürFung-tsche
ernannt. Er erhielt ein Geschenk von tausend Kuchen Silber.
In den Auseinandersetzungen der von dem Kriegerstande von
Wei emporgereichten verschiedenartigen Dinge heisst es;
Die kaiserlichen Gegenstände waren für die vornehmen Menschen
des mittleren Palastes, für die Kaisertöchter und die Kaisersöhne ge-
firnisste Gürtel von reinem Silber und ein Spiegel, für die vornehmen
Menschen der westlichen Seite ungleichartige Gürtel von reinem
Silber, für fünf Kaisersöhne silberne Kästchen^ für einen Kaisersohn
sechzehn verschiedenartige Geräthschaften, ungleichartige Gürtel von
reinem Golde und vier viereckige Schirme.
In denselben Auseinandersetzungen heisst es:
Unter den kaiserlichen Gegenständen, welche zu dem yornehmen
Menschen, zu den Fürstensöhnen und Kaisersöhnen gelangten, be-
fanden sich Rauchfässer von reinem Silber.
In den Denkwürdigkeiten von Wei wird gesagt:
In dem Reiche Wei-mi befestigen Männer und Weiber zur Zierde
an ihren Leib Silber von der Breite mehrerer Zolle.
10 P r i z m a i e r
In den Denkwürdigkeiten von Scho wird gesagt:
Der frühere Gebieter beruhigte Scho. Er schenkte Tsehü-ho-liang
und den Übrigen tausend Pfund Silber.
In den Denkwürdigkeiten von U wird gesagt :
Sün-hao <) sprach um diese Zeit. Man grub die Erde auf und
fand ein Stück Silber von der Länge eines Zolles und der Breite einer
Linie. Auf demselben war das Jahr und der Monat eingegraben. Man
veränderte hierauf den Namen des Jahres und nannte es : das Siegel
des Himmels •).
In den Denkwürdigkeiten von U heisst es ferner:
i^iü-kuei wurde durch Lieu-piao eingeschlossen. Kuei bewirthete
einige hundert starke Männer mit Speise und Trank und schenkte
einem jeden ein Pfund Silber, damit sie Piao binden.
In den alten Zuständen der Tsin wird gesagt :
Zu den Zeiten des Kaisers Tsching» in dem ersten Jahre des
Zeitraumes Hien-khang (835 n. Chr.) machten die Inhaber der Vor-
steherämter an dem Hofe eine Meldung, worin sie sagten , dass der
Kaiser den Obrigkeiten ursprünglich Geschenke von Silber verliehen
und die Abtheilung des Goldes geregelt habe. Man habe gesehen,
dass fünfzehn tausend Tael Silber vollständig verliehen wurden.
In den Erklärungen der Thaten der Sung heisst es :
Wei-Iang, der stechende Vermerker von Kuang-tscheu , liess
drei silberne Speere meisseln.
Das Buch der Tsi sagt:
Kaiser Hing blieb immer bei Regelung und Einschränkung. Er
wollte die silbernen Weinkessel , welche ihm die grossen Obrigkeiten
an dem ersten Tage des Jahres auf sein langes Leben als Geschenk
gereicht hatten, einschmelzen lassen *). Der Befehlende des obersten
Buchfuhrers, Wang-ngan und die Übrigen priesen Alle die voll-
1) Sfin-hao war der Sohn des älteren Bruders des Kaisers King Ton U.
*) Der Zeitraum Thien-ni (das Siegel des Himmels) ist das Jahr 276 n. Chr.
*) nies war das dritte Jahr des Kaisers Ming ron Tsi. In diesem Jahre, dem dritten
des Zeitraumes Kien-wu (496 n. Chr.) halte der KHiser befohlen, den goldenen
und silbernen Schmuck von den Wagen und Sinften su entfernen.
Zur (lesehichte der alten Metade. I 1
kommene Tugend. Siao-ying-tscheu sprach : Unter den Yollkommenen
Ehrenbezeigungen in der Vorhalle des Hofes geht keine über die
drei an dem ersten Tage des Jahres. Da die^s einzige Geräth bereits
ein alter Gegenstand ist » lohnt es sieh nicht der Muhe , es als Ver-
schwendung zu betrachten.
Dem Kaiser gefiel dieses nicht. Später bereitete er ein unregel-
mässiges Fest, und die silbernen Gefasse erfüllten die Teppiche.
Ying-tscheu sprach: Du, vordem ich unter den Stufen stehe, wolltest
vorher die Weinkessel zerstören. Ich fürchte , dass sie angemessener
Weise weggeschafft wurden und sich unter diesen Gefassen befin-
den. — Der Kaiser war sehr beschämt.
Tao-ki-tschi von Liang war ein Eingeborner von Ho-Iing in
Tan-yang. Sein Grossvater Hin-tsu war zu den Zeiten der Sung
stechender Vermerker von Kuang-tscheu. Sein Vater King-jin war ein
Grosser des Loslassens der Mitte (tschung-san-ta-fu). Ki-tschl zeigte
frühzeitig Verstand, und Min-tsu liebte und bewunderte ihn sehr.
Er hatte einst vier Umschläge Silber reihenweise hingestellt und
seine Enkel geheissen, je einen zu nehmen. Ki-tschl war damals
vier Jahre alt. Er war der Einzige , der nichts nahm , und er sprach :
Wenn man Geschenke gibt, soll der Oheim vorangehen. Weil man
sich nicht an die Ordnung hält, sondern gleich zu den Enkeln ge-
langt, desswegen nehme ich nichts. — Min-tsu bewunderte ihn
noch mehr *).
Tscheu-wen-yö rückte von Nan-hai aus und gelangte zu der
Bergtreppe Ta-yü. Daselbst traf er einen Wahrsager. Dieser wahr-
sagte ihm folgendes: Wenn du im Norden emporsteigst, wirst du es
nicht weiter bringen, als dass du ein Befehlshaber und Ältester wirst.
Wenn du südlich eintrittst, wirst du ein Fürst und Lehensfürst.
Ferner sollst du urplötzlich zweitausend Tael Silber erlangen.
Wenn mir nicht geglaubt wird, soll dir dies zum Beweise dienen.
In dem Nachtlager desselben Abends befand sich unter den
ihm begegnenden Reisenden ein Kaufmann. Dieser wünschte mit
Wen-yo das Bretspiel zu spielen. Wen-yo besiegte ihn und gewann
0 Die (leKchirhtssehreiher des Südens.
12 pfi
X m H I e r
zweitausend Tael Silber. Am Morgen wurde er sofort zurück-
geworfen und trat in das Land im Süden der Bergtreppe <).
Die in dem von Thsui-hung verfassten Frühling und Herbst
der sechzehn Reiche enthaltenen Verzeichnisse der früheren Tschao
sagen :
Tsung*) führte den Kaiser weg und trat ein. Im Verlaufe des
Gespräches sagte der Kaiser: Zur Zeit als du König von Yü-tschang
warst, schenktest du mir, dem Kaiser, Bogen von Palmholz und
silberne Tintensteine. Erinnerst du dich dessen einigermassen noch?
Jener antwortete: Wie sollte ich es wagen, diess zu vergessen?
Es thut nur nur leid, dass es mir damals nicht möglich war, recht-
zeitig das Drachenantlitz zu erkennen.
Die in demselben Frühling und Herbst enthaltenen Verzeichnisse
der spateren Tschao sagen:
In der Halle Ta-wu*) besassen die Gemächer silberne Säulen
und goldene Balken.
Das Buch der späteren Wei sagt:
Das Silber kommt aus den Districten Schi-hing und Yang-san.
Es kommt auch aus den Districten Kuei-yang und Yang-ngan. Auf
dem Berge Li gibt es Silbererz. Aus zwei Steinen (Scheffeln) erhält
man sieben Tael Silber. Auf dem Berge Pe-teng gibt es ebenfalls Sil-
bererz. Aus acht Steinen (Scheffeln) erhält man sieben Tael Silber^).
Dasselbe Buch der späteren Wei sagt :
Kaiser Hiao-ming eröffnete den verbotenen Silberberg in Heng-
tscheu und theilte ihn mit den Menschen.
Das Buch der späteren Wei sagt ferner:
1 ) Dhs Bach der Tschin.
^) Tsunp ist Lieu-tsang, König von Han. Derselbe nahm im fänften Jahre des Zeit-
rnnmes Ynng-ki« (311 n. Chr.) nach Eroberung der Hauptstadt Lö-yang den
Kaiser Hoai aus dem Hause der westlichen Tsin fest und führte ihn nach Ping-yang
*) Die Halle Ta-wu wurde Ton SchT-wu, Kaiser der spSteren Tschao, im zweiten Jahre
des Zeitraumes Kien-wu (336 n. Chr.) erbaut.
^) Kaiser Siuen-wn aus dem Hause der spateren Wei hatte in den hier genannten
Gegenden Obrigkeiten des Silbers eingesetzt, welche sich mit dem AuTsuchen und
Schmelzen des Silbererzes befassten.
Zur Geschichte der alten Metalle. 1 3
Zu den Zeiten des Kaisers Tai-wu i) , im zweiten Jahre des Zeit-
raames Ho-ping (460 n. Chr.) lautete eine höchste Verkiindung, dass
der Vorsteher der Arzneien der Mitte gelbes Gold verfertigt habe,
das in einer Schüssel vereinigt gewesen. An dieser war die gestochene
Arbeit aus weissen) Silber, die Blumenverzierungen aus dem Edel-
steine Mei-kuei.
Das Buch der Thang sagt:
In dem Zeiträume Wu-te (620 bis 626 n. Chr.) vereinigte Sse-
schi-nu» ein Mensch der Kunst der Heilmittel, Gold und Silber, die
er zugleich zu Stande gebracht hatte. Der Kaiser hielt diess für
merkwürdig und zeigte es den aufwartenden Dienern. Fung-te-I trat
vor und- sprach: Indem Geschlechtsalter der Han entschlugen sich
die Männer der Heilmittel sowie Lieu-ngan und die Übrigen des
Lernens, und unter den Künsten quälten sie sich bloss mit dem
Gelben und Weissen. Sie brachten kein Gold und Silber zu Stande,
es waren Essgeräthe, durch die sie es dahin bringen konnten, nicht
zu sterben.
Das Buch der Thang sagt ferner:
In dem Zeiträume Tsching-kuan (627 bis 649 n. Chr.) richtete der
die Bücher ordnende und aufwartende kaiserliche Vermerker Kiuen-
wan-ki an den Kaiser die Worte: In den zwei Landstrichen Siuen und
Jao sind in grosser Ausdehnung Silbergruben vorhanden. Ihre Aus-
beutung wäre von äusserstem Nutzen. Jedes Jahr könnte man den
Werth von hundertmal zehntausend Schnüren Kupfergeldes erhalten.
Der Kaiser sagte zu ihm: Ich, der Kaiser, bin, was den vor-
nehmen Stand betrifft, der Himmelssohn. Hierdurch habe ich bei den
Dingen nichts , das wenig wäre oder gebräche. Es bedarf bloss vor-
trefflicher Worte, guter Thaten, die von Nutzen für die hundert
Geschlechter sind. Wenn zudem Reich und Haus als Antheil den
Werth von mehreren hundertmal zehntausend Schnüren Kupfergeldes
erhielten, wie könnte ich einen wandernden Menschen, der Gaben
besitzt, erlangen? Ich sehe nicht, dass du dich damit befassest, der
Weisheit Platz zu machen, das Gute vorwärts zu bringen. Ich kann
auch nicht erfassen und emporheben das Ungesetzliche, aneifern und
ehren Macht und Gewalt. Ich bedenke , dass hier nur die Rede von
<) Der hier 80|^leioh angegebene Zeitraum fSIli jedoch in die Jahre des Kaisers Wen-
tsching.
l4 Pfixmaier
Abgaben» Nahrung und Silhergruben, dass man die Menge des
Ertrages für etwas VortreiTliches h§lt. Einst schleuderte Tao die
Rundtafelii von sich auf den Bergen, er warf die Perlen weg in den
Thälem. Desswegen ward sein erhabener Name, sein yortrefilicher
Ehrenname durch tausend Jahre gepriesen. Hoan und Ling, die zwei
Kaiser der späteren Han , liebten den Vortheil und verachteten die
ausgezeichneten Männer. Es sind Gebieter, die in den nahen
Geschlechtsalter sich immerwährend in Dunkelheit befinden. Willst
du sofort, dass ich mit Hoan und Ling zu vergleichen sein werde?
An demselben Tage entliess er ihn und hiess ihn in die ge-
reihten Wohnhäuser zurückkehren.
Tai-tsung führte Tu-yen weg und ernannte ihn zu einem in das
Kriegsheer Eingereihten unter den Richtern für die Streitkräfte des
Versammlungshauses der Himmelspeitsche <). Die lernenden Männer
des ofientlichen Gebäudes der Schrift und des Lernens warteten ihm
gewöhnlich auf und lasen bei Festen bilderlose und andere Gedichte.
Um diese Zeit waren acht Männer, welche mit ihm zugleich Ämter
bekleideten. Yen pries diese als Oberhäupter und beschenkte sie mit
silbernen Glocken a).
In dem Zeiträume Tsching-kuan (627 bis 649 n. Chr.) meldete
der Hnng-Iu an dem Hofe , dass der Mö-li-tschi von Kao-li als Tribut
weisses Metall geschickt habe. Tschü-sui-liang, der aufwartende
Leibwächter des gelben Thores, trat vor und sprach : Dt*r Mo«-li-tschi
ist grausam und hat seinen Gebieter getödtet, was die neun östlichen
Fremdländer nicht fassen. Du» vor dem ich unter den Stufen stehe,
hast darum die Streitmacht aufgeboten und stehst an der Spitze
der Unternehmung, damit du um den Todten klagest und strafest Du
rächst dich im Namen der Menschen der Berge von Liao wegen der
Schande, die ihr Gebieter erlitten. Wenn du den Tribut jenes
Menschen empfängst, gegen was wird dann der AngriiT ins Werk
gesetzt werden ?
Tai-tsung nahm diese Worte an >).
') Die UimmelspeiUche ist tonst auch der Name einet Sternbildes.
*) Das Buch der Than^.
^) Das Buch der Thaiiff.
Zur Geschichte der titeii Met«Ue. 1 O
Im vierzehnten Jahre des Zeitraumes Yueii-ho (819 n.Chr.)
uberreiehte Wang-tsien, der umsehrankende und ermessende Ab-
gesandle» dreitausend Tael Silber und dreitausend Stuck gediegene
feine Seidenstoffe. King-tscheu liegt ganz nahe an der Grenze
der westliehen Fremdländer. Seine Erde ist ohne Geschlechter des
Volkea. Seine Kriegsbeere erwarben Verleihungen von dem To-
tschi <), schon lange Zeit. Wenn der Vorgesetzte sich keinen Namen
erworben bat» so mag er nach oben die grossen Reichtbumer von U
und Scho zum Geschenke machen, man wird noch immer dafür-
halten« dass er sie von den Menschen ninunt und trachtet, sich ein-
kuschmeicheln. Er wird nicht dem Tadel und den Vorwürfen ent-
kommen. Jetzt aber stiehlt und zerstückelt man das Eigenthum des
Kriegsheeres, um den Tribut und die Geschenke aufzubringen, und
sucht dadurch Gnade und Woblergehen. Weil nämlicb die Zeit
hastig nach Nutzen strebt , ist dies die Wirkung der Verhältnisse *).
In dem Zeiträume Tai-ho (827 bis 83S n. Chr.) überreichte
Wang-khi, der linke Gehülfe des obersten Buchführers, zweihundert
aus Silber verfertigte Urnen von Hu, die Edelsteine sowie die
rohen Rhinoeeroshörner , die Gürtel, Messer, Schwerter, Geräth-
Schäften, Stocke und andere Gegenstände seines verstorbenen älteren
Bruders Po »).
Das Buch Kuan-tse sagt:
Wo sich in der Hohe Blei befindet, befindet sich in der
Tiefe Silber.
Das Buch Lie-tse sagt:
Mo , Konig von Tsheu , erfasste den die Menschen ver-
wandelnden Ärmel. Er stieg auf und erhob sich in den Himmel. Er
gelangte zu dem die Menschen verwandelnden Palaste. Dieser war
aus Gold und Silber zusammengefügt und mit Perlen und Edel-
steinen umwunden.
^) Der To-tschi (der Ermessende und VerUieilendej wtr zu den Zeiten der Thsng
ein Angestellter, der sii*h mit den Abguben, Rrseugnissen und EKrignissen be-
fasste.
*) Das Buch der Thang.
*) Das Buch der Tliaiig.
lö Prizmaier
Das Buch Pao-pö-tse sagt:
Das Silber steht nur dem Golde und den Edelsteinen nach.
Wenn man es als Arznei gebraucht, kann man ein Unsterblicher der
Erde werden.
In den Überlieferungen von dem Himmelssohne Mo wird gesagt:
Der Himmelssohn schenkte jetzt den Menschen von Tsao-na als
Spielzeug Hirsche von gelbem Golde und silberne Rehe <).
Dieselben Ueberlieferungen von dem Himmelssohne Mo sagen:
Als er die Zeichnungen öffnete und die kostbaren Geräthe des
Himmelssohnes betrachtete, befand sich unter ihnen Kerzensilber *).
Das Buch der Berge und Meere sagt:
An der Nordseite des Berges Nieu-yang gibt es viel weisses
Silber *). Am Fusse des Berges Schao-yang gibt es viel rothes
Silber*).
Das von Tung-fang-sö verfasste Buch der göttlichen Wunder
sagt:
In den südlichen Gegenden liegt der Silberberg. Derselbe ist
über fünfzig Weglängen lang und über hundert Klafter hoch. Er
besteht ganz aus weissem Silber, das nicht mit Erde und Steinen
gemischt ist. Auf ihm wachsen j^^er Bäume noch Pflanzen.
Die von Tung-fang-sö verfasste Darlegung der zehn Inseln
sagt:
Jenseits der östliahen Gegenden liegt der Berg Tung-ming. Da-
selbst befindet sich ein Palast. Derselbe erbebt sich mit Thor-
warten zur Rechten und Linken. Seine Höhe beträgt hundert Schuh.
Er ist aufgeführt in fünf Farben. An dem Thore befindet sich eine
silberne Tafel. Auf ihr sind Eingrabungen in grünem Lasur. Die
Inschrift lautet: Palast des ältesten Mannes des Himmels und der
Erde.
*) Es wird angegeben, dass man gegenwärtig unter der Erde Gegenstände wie
Schweine von weissem Edelstein und goldene Hunde findet. Dieselben seien
merkwfirdige Waaren gewesen, die ehemals zu Gescheuken für die fremdlfindi-
schen Völkerschaften bestimmt wurden.
') Silber, das ein reines Liebt gleich einer Kerze besitzt.
') Weisses Silber ist das gewöhnliche Silber.
^) Rothes Silber ist das reinste Silber.
Zur Geschichte der ulten Metalle« 1 f
In den südlichen Gegenden liegt der Berg Liü-ming. Daselbst
befindet sich ein Palast. An dem Thore ist eine silberne Tafel, deren
Inschrift lautet: Palast des mittleren Weibes des Himmels und der
Erde.
In den neuen Worten von Hoan-tan wird gesagt:
Tschhing-wei, ein Leibwächter des Thores der bestimmten Zeit,
liebte die Sache des Gelben und Weissen. Er nahm ein Weib und
fand eine wunderbare Tochter. Wei besass keine Kleider. Das Weib
brachte zwei Stück feinen Seidenstoffes zur Stelle. Später trat sie
vor den Mann, als dieser eben Asche anfachte und Quecksilber in
einer Rohre verbrannte. Das Weib nahm jetzt ein bei ihr befindliches
Arzneimittel und warf es hinzu. Das Ganze wurde auf der Stelle zu
Silber. Wei näherte sich und verlangte die Kunst zu lernen, doch
diese wurde ihm nicht mitgetheilt. Er wurde wahnsinnig und starb.
Der Verkehr des weissen Tigers (pe-hu-thung) sagt :
Wenn derjenige, der als König herrscht, den Geschlechtsnamen
verändert und sich erhebt, muss er zu dem Tai-san steigen und ihm
das Bergopfer bringen. Was die Ursache betrifft , so hat diess den
Sinn, dass er es meldet. Einige sagen : Er bringt als Bergopfer gol-
dene und silberne Schnüre. Andere sagen: Er bewirft mit Steinmör-
tel, nimmt goldene und silberne Schnüre und versiegelt es mit einer
Abdrucksmarke.
Die Abbildung des Entsprechens der glücklichen Vorbedeu-
tungen sagt:
W^enn derjenige, der als König herrscht, bei dem Feste nicht
bis zur Trunkenheit trinkt, wenn Strafe und Busse die Menschen ge-
hörig trifft und er nicht Unrecht thut, so kommen silberne Krüge
zum Vorschein.
Die von Yuen-schin verfassten Abbildungen der dreierlei Ge-
bräuche sagen:
Die Dreifüsse des Rindes fassen zehn Nössel. Der Himmelssohn
verziert sie mit gelbem Golde. Er füllt die Ritzen mit weissem
Silber.
Sitzb. d. |)hil.-hi9t. Cl. LX. Bd., 1. Ueft. Z
18 Pfixmaier
In den Verzeichnissen des Dunklen und Hellen heisst es:
So oft Siu-ki ein Mädchen sah, dessen Gestalt und Züge sehr
schön waren, löste er sogleich eine an seinem Arme befindliche silberne
Lanze und schenkte sie ihm.
Die Geschichte der gereihten Merkwürdigkeiten sagt:
Pao-tse-tu von Schang-thang, der ehemalige Hiao-wei des Vor-
gesetzten der kleinen Gerichtsbeamten, war in seiner Jugend der
Zugesellte des Rechnungsführers. Er begegnete auf dem Wege einem
Bücherbeflissenen. Derselbe ging allein ohne Gefährten. Plötzlich
wurde er von Herzschmerzen befallen. Tse-tu stieg von dem Wagen
und erfasste ihn. Unversehens war der Beflissene verstorben und man
kannte nicht seinen Geschlechtsnamen und Namen. Derselbe besass
eine Rolle Schriften und zehn Kuchen Silber. Jener verkaufte sofort
einen Kuchen Silber und besorgte davon die Aufbahrung. Das übrige
Silber legte er ihm als Kis<$en unter das Haupt. Das einfache Buch
legte er ihm auf den Bauch. Dabei beklagte er ihn und sprach : Wenn
dein Geist sich bewusst ist, so sollst du dein Haus erfahren lassen,
dass du dich hier befindest. Jetzt habe ich den Auftrag und Befehl
enigegengenommen, und es ist mir nicht vergönnt, mich lange aufzu-
halten. — Hierauf nahm er Abschied und entfernte sich.
Der Frühling und Herbst von U und Yue sagt :
Yü bestieg den Berg Yuen-wei und fand fünf goldene Schrift-
tafeln. Die Schriftzeichen bestanden aus grünem Edelstein und waren
mit weissem Silber zusammengeheftet.
In den Denkwürdigkeiten von merkwürdigen Dingen heisst es:
Das Reich Kin-Iin ist von Fu-nan über zweitausend Weglängen
entfernt. Der Boden desselben bringt Silber hervor.
Der Garten des Wunderbaren sagt:
Yung-tse aus Hung-nung hörte in der Erde ein Geräusch. Er
grub nach und fand Edelsteine. Drei Jahre später kam auf dem
Balken des Hauses eine Schlange hervor und fiel in den Mist. Sie
verwandelte sich ganz in zerstossenes Silber. Er verfertigte daraus
Geräthe und verkaufte sie auf dem Markte. Diejenigen, welche sie
erlangten, zerschlugen und zerstörten sie alsbald.
In den Abbildungen des Erdspiegels wird gesagt:
Zur Geacbiobte der alteo MettUe. 1 9
Die Luft des Silbers ist in der Nacht echt weiss. Sie fliesst und
xerstreut sich auf der Erde. Wenn man sie ausbreitet, vereinigt sie
sieh unter der Hand.
In denselben Abbildungen des Erdspiegels heisst es:
Der Geist des Silbers verwandelt sich in einen weissen Hahn.
In der von Lf-yuen verfassten Erklärung des Buches der Flüsse
heisst es:
Der Fluss Tsien entspringt auf dem Berge Tsien. An den Quel-
len des Flusses findet sich Gold- und Silbererz. Man wäscht es, macht
Feuer an und bringt es mit ihm in Berührung. Man bringt dadurch
Gold und Silber zu Stande.
In den Denkwürdigkeiten des südlichen Yue heisst es:
Auf dem Berge Jin, in dem Districte Sui-tsching kommt Silber-
slind von selbst hervor.
In der von Jin-yü verfassten Geschichte von Yl-tscheu wird
gesagt :
Als Tao-pao nach Yl-tscheu kam , war unter den Menschen
Hungersnoth. Zwei Löffel voll Reis kosteten einen Tael Silber.
Die Geschichte der ersten Erhebung vonWang-tschao-tschi sagt:
Im Nordosten von Leng-kiün liegt der Berg Siao- scheu. Zu
den Zeiten der Lung, im ersten Jahre des Zeitraumes Yuen-kia
(424 n. Chr.) trat im Sommer langwieriger Regen ein. Der Berg
stürzte vom Gipfel bis zu dem Fusse. An der Stelle des Einsturzes
zeigte sich ein heller Schimmer, und es war, als ob sich daselbst
Sterne befanden. Als die Anwohner sich zusammenschaarien und es
betrachteten, war es lauter Silberkies. Sie schmolzen es und ge-
wannen Silber.
In derselben Geschichte der ersten Erhebung wird gesagt:
Im Herbst sind an den Quellen des Flusses, auf den Felsen
des Berges zehn Krüge in Reihen aufgestellt. Dieselben sind mit
grünen Schüsseln bedeckt und enthalten inwendig lauter Silber-
kuchen. Die Menschen, welche mit ihnen in Berührung kommen,
dürfen sie blos öffnen und betrachten, sie dürfen nichts nehmen.
Wenn sie etwas nehmen, gerathen sie ohne Weiteres in Verwirrung
und Leid.
2*
20 Pf i xm ai er
Zu den Zeiten der Tsin, im Anfange des Zeitraumes Tai-yuen
(376 bis 396) entwendete ein Diener aus dem Hause Lin-khiö*s drei
Kuchen. Er wurde von einer grossen Schlange verwundet und starb.
In derselben Nacht träumte Lin-khiu, dass ein Gott zu ihm
sprach: Dein Sclave ist nicht rechtschaffen. Er entwendete drei
Silberkuchen und hat bereits eine offenkundige Züchtigung em-
pfangen. Es ist mein Wunsch, dass du mir das Silber bereit haltest.
— Als Khiü erwachte, war der Sclave todt, und das Silber befand
sich an seiner Seite.
Ein gewisser Siü-tao sagte, dass er den Gott zur Stelle
schaffen könne. Er liess ihn zu dem Opfer erscheinen. Als der Wein
eingefüllt war, trug er den Abschnitt eines Buches vor. Indess man
die Trommel schlug und die Flöte blies, ging man in das Gebirge. In
demselben Augenblicke erfolgte ein Donnerschlag, und von dem
Himmel fiel ein Stein, der die Bäume zersplitterte. Tao empfand so-
fort Bangigkeit und entlief.
Die Geschichte von Siang-tscheu sagt:
In dem Districte Khio-kiang liegt der Silberberg. Auf dem
Berge gibt es vielen farblosen Nebel.
Die Geschichte von Kuang-tscheu sagt:
Zu Pu-sse in Kuang-tscheu tauscht man Silber gegen Zinnober
aus. Auf dem Berge Jin in dem Districte Sui-tsching gibt es Silber-
gruben und Silbersand.
Die Geschichte von Kuei-yang sagt:
Auf dem Berge Lin-ho gibt es schwarzes Silber.
Gelbes Silber.
Sin-kung-I wurde stechender Vermerker von Meu-tscheu. Um
diese Zeit fiel in San-tung langwieriger Regen. Alle Länderstrecken
von Tschin-ju bis Thsang-hai wurden von Wassernoth heimgesucht.
Innerhalb der Gränzen blieb allein der (Berg) Hundszahn unbe-
schädigt. Der Berg bringt gelbes Silber hervor. Man beutete es aus
und machte es dem Kaiser zum Geschenk. In Folge einer höchsten
Verkündung begab sich Liö-sehi, der Leibwächter der Abtheiiung
Zar Geschichte der alten Metalle. 2 1
der Flusse, zu Kung-I und betete. Er hörte in den Gruben den
Wiederhall von Erz, Stein, Seide und Bambus <).
Tai-tsung schenkte einst Fang-yuen-ling Gürtel von gelbem
Silber. Er blickte auf ihn und sprach: Vordem standen Ju-hoei<)
und du gleichen Sinnes als Stützen mir, dem Kaiser» zur Seite.
Heute sehe ich als denjenigen, den ich beschenke, nur dich allein.
— Dabei vergoss er einen Strom von Thränen »).
Da er gehört hatte, dass gelbes Silber häufig von Göttern und
Geistern gefürchtet wird, befahl der Kaiser, auf gleiche Weise
Gürtel von gelbem Golde zu nehmen. Er entsandte Yuen-ling und
geleitete ihn selbst zu dem Aufenthaltsorte der geistigen Wesen ^).
Quecksilber.
Als der Kaiser des Anfangs aus dem Hause Thsin begraben
wurde, bildete man aus Quecksilber die hundert Rinnsäle, den Strom,
den Fluss und das grosse Meer. Es wurde durch Triebwerke umher-
geführt. Wenn der Umlauf zu Ende war, begann er von Neuem *).
Die Räuber aus dem Osten des Gränzpasses oiTneteu das Grab
des Kaisers des Anfangs. Es befand sich in ihm Quecksilber*).
In dem Grabe, in welchem Ko-liü begraben wurde, befand sich
ein Teich von Quecksilber, der sechs Klafter breit war?).
Fung-kiün-tä, ein Eingeborner von Lung-si, gebrauchte als
Arznei geläutertes Quecksilber. Er war über hundert Jahre alt und
0 Das Buch der Sui.
2) Ty-ju-hoei, der zugleich mit Fang-yuen-Iing die Stelle eines Po-ye (Vorstehen
des Pfeilschiessens) bekleidete, war bereits im Tierten Jahre des Zeitraumes
Tsching-kuan (630 n. Chr.) gestorben.
*) Das Buch der Tbang.
^) Das Buch der Thang.
^) Das Sse-ki.
*) Die erhabene Übersicht (hoang-lan).
^) Der Frühling und Herbst von IT und Yue.
22 P f i z m ■ i e r
ritt gewöhnlich auf einem grünen Rinde. Die Menschen des Zeitalters
nannten ihn den Tao-sse des grünen Rindes <).
Blei.
In dem Buche der Schang» in dem Abschnitte von dem Tribute
Yü's heisst es:
Zwischen dem Meere und der Berghohe <) liegt Tsing-tscheiu
In den Thalern der Berghöhe befinden sich Seide, Hanf, Blei» Fichten
und wunderbare Steine.
Das Sse-kt sagt:
Kao-tschan-li, der Kaiser des Anfangs aus dem Hause Thsia
entzog seinen Augen das Licht und liess ihn die Laute schlagen.
Tschan-li legte Blei in die Laute. Er erhob die Laute und schlug
damit nach dem Kaiser des Anfangs aus dem Hause Thsin, ohne
ihn zu treiTen.
Das Buch der Han sagt:
Bei dem Könige Kien von Kiang-tu machte sich Pä-tse» eine
Bewohnerin des Palastes» eines Vergehens schuldig. Der Konig
liess sie ohne Weiteres mit einer bleiernen Mörserkeule zerstossen.
Diejenigen, welche das Mass nicht trafen» liess er ohne Umstände
peitschen.
Khiä, König von Kuang-tschuen» hatte mehrmals die vornehme
Geliebte Ying-ngai zu sich berufen und mit ihr getrunken« Die
Königin Tschao-sin veileumdete sie. Er liess ihr geschmolzenes
Blei in den Mund giessen.
Das Buch der Han sagt ferner:
Es gab Leute» welche die Gussformen der Kupfermünzen stahlen
und Münzen aus Blei gössen.
Die Geschichte der Han von der östlichen Warte sagt:
Wenn Tsao-pao schlief» bediente er sich des Bleies als
Kopfkissen.
<) Die Überlieferungen ron göttlichen Unsterblichea.
*) Die Berghöhe ist der Tai-atn.
Zur Geschichte der nitea Metalle. 23
Das Buch Fan-tse sagt:
Das Pulver des schwarzen Bleies verwandelt sich und wird zu
gelbem Mennig. Der Mennig verwandelt sich wieder und wird zu
Wassermehl.
Das Buch Hoai-nan tse sagt:
Aus Blei kann man keine Messer verfertigen.
Das Buch Hoai-nan*tse sagt ferner:
Das Blei ist von dem Mennig nach Gattung und Farbe ver-
schieden. Es sind aber in der That mehrere Fälle vorgekommen, dass
man daraus Mennig bereiten konnte.
Das Buch Pao-po-tse sagt:
Das unwissende Volk glaubt nicht, dass der gelbe Mennig und
die Schminke von Hu Dinge sind, die aus verwandeltem Blei ver-
fertigt werden.
Die neuen Erörterungen von Hoan-tse sagen:
Ping, der Sohn des Königs von Hoai-nan, zog einem Menschen
der Wege des Gesetzes entgegen, der Gold und Silber verfertigte.
Derselbe sagte zudem : Das Zeichen ist Gold in Verbindung mit
Fürst. Das Blei ist also der Fiirst des Goldes. Aber das Silber ist
der Bruder des Goldes.
In den inneren Überlieferungen von dem Landesherrn von Miao
heisst es:
Er nahm zehn Pfund Blei, legte es in ein eisernes Gefäss und
erhitzte es stark bei heftigem Feuer. Nachdem es dreimal aufgewallt,
warf er einen Candarin neunmal umschlagender Blütheti in das
Blei und rührte es um. Es verwandelte sich auf der Stelle in
gelbes Gold.
In den Überlieferungen von göttlichen Unsterblichen wird
gesagt :
Yün-kieu führte den Jünglingsnamen Kung-to. Einem Menschen
widerfuhr es, dass sein Vater starb. Das Begrähniss sollte stattfinden,
doch er war arm und elend. Als Kung-tö zu ihm herüber kam, er-
klarte der elternliebende Sohn, dass er sehr leide. Kuiig-to sprach
mit bekümmerter Miene: Wenn du einstweilen nach mehreren zehn
Pfunden Blei trachtest, wirst du sie erlangen? — Der elternliebende
Sohn sagte, dass er dieses wohl noch erlangen könne. Er hielt jetzt
hundert Pfund in Bereitschaft.
24 P f i E m a i e r
Als Kung-to im Begriffe war, in das vor ihnen liegende Gebirge
EU treten, führte er daselbst ein kleines Dach auf. Unter demselben
schmolz er das Blei in dem Feuer eines Ofens, warf aus einem
Rohr, das er in dem Gürtel trug, einen ArzneistofT von der Grosse
einer sauren Dattel in das siedende Blei und röhrte es um. Das
Ganze verwandelte sieh in gutes Silber. Er gab es ihm und sagte zu
ihm: In Betracht, dass du arm und hilflos bist, gebe ich es dir. Hute
dich, dass du nicht viel davon redest.
Die Geschichte der erzählten Merkwürdigkeiten sagt :
In Ho-kien giebt es eine Feste des Bleiregens. Zu den Zeiten
der Han regnete es daselbst Blei.
In den Abbildungen des Erdspiegels heisst es:
Unter den grünen Stengeln und der rothen Blüthenfülle der
Pflanzen findet sich Blei.
Die Geschichte des Zeitraumes Yuen-tschung sagt:
Der Geist des Bleies und des Zinnes ist eine alte Sciavin.
Zinn.
In den Gebrauchen der Tscheu, bei den Obrigkeiten der Hia
heisst es :
Der Landstrich Yang, seine Ertragnisse sind Gold und Zinn.
Die Geschichte der Obrigkeiten und Künstler der Tscheu
sagt:
Bei dem Giessen des Goldes geht der schwarze und unreine
Dunst des Goldes und des Zinnes zu Ende, und der gelbe und weisse
Dunst folgt ihm zunächst. Wenn der gelbe und weisse Dunst zu
Ende geht, folgt ihm der grüne Dunst zunächst. Dann erst lässt es
sich giessen.
Das Sse-ki sagt:
Kiang-nan bringt saure Pflaumen, Hartriegel , Ingwer, Zimmt
Gold, Zinn und ungelautertes Blei hervor.
Das Buch Hoai-nan-tse sagt:
Wenn ein heller Spiegel anfanglich leuchtet, so sieht man noch
nicht die eigene Gestalt Sobald man ihn mit ursprünglichem Zinn
Zur Geschichte der alten Metalle. 2S
glätte!» mit härenen Teppichen abzieht, werden Bart und Augen-
brauen sichtbar.
Das Buch der Berge und Meere sagt:
An dem Fusse des Berges Lung gibt es yiel rothes Zinn. Auf
dem Berge Tscho gibt es viel weisses Zinn.
Das Buch der Zertrennung von Yue sagt:
Der Berg Tschl-khin wurde zersprengt und brachte Zinn hervor.
Der Frühling und Herbst von U und Yue sagt:
Yun-tschang, König von Yue, erkundigte sich bei Ngeu-ye-
tse. Derselbe war nicht im Stande, aus Blei und Zinn das Schwert
Kan-tv<iiang zu giessen.
Zu den Überlieferungen von gottlichen Unsterblichen wird
gesagt :
Yun-kieu führte den Jünglingsnamen Kung-to. Derselbe sah einst
einen Menschen, der ursprunglich an der Spitze der Söhne und jün-
geren Brüder des Seitengeschlechtes stand. Dieser diente in der
Provinz und hatte ein öffentliches Geschäft zu besorgen. Da seine
Register und Bücher nicht fertig waren , sollte er hundertmal zehn-
tausend Stücke obrigkeitliches Geld ersetzen. Er verkaufte seine
Felder, sein Haus, den Wagen und die Rinder. Noch ehe er diess
alles weggegeben, hielt er inne. Er wurde aufgegriffen und gebunden.
Kung-to sprach mit einem für reich geltenden Manne und sagte
zu ihm: Du kannst mir hundertmal zehntausend Kupfermünzen borgen.
Ich will damit einen Menschen retten. Nach dreissig Tagen werde
ich dir es doppelt zurückgeben.
Der reiche Mann war erfreut und schätzte ihn hoch. Er gab
Kung-to sogleich hundertmal zehntausend Kupfermünzen. Dieser gab
sie demjenigen, der das Geschäft zu besorgen hatte. Dabei fragte er
ihn: Kannst du hundertzwanzig Pfund Zinn herbeischaffen? — Der-
jenige, der das Geschäft zu besorgen hatte, schaffte sie sogleich
herbei.
Kung-to schmolz das Zinn in einem dreifüssigen Kessel, warf
wieder aus einem Rohr^ das er an dem Gürtel trug, einen, einen
Geviertzoll messenden Löffel voll Arzneistoff in das siedende Zinn
und rührte es um. Das Ganze verwandelte sich in Gold. Er wog
es sogleich und verkaufte es den Menschen. Er erhielt dafür hundert-
^
26 F f i s m a i e r
mal zehntausend Kupfermünzen, die er dem reichen Manne zu-
rückgab.
In der jüngsten Zeit, im ersten Jahre des Zeitraumes Kuang-hi
(306 n. Chr.), gelangte Kung-tö auf den Berg Tai-ho in Nan-yang.
In den Denkwürdigkeiten von vielseitigen Dingen heisst es:
Man häuft die Pflanzen durch drei Jahre und verbrennt sie. Die
herabffiessende Feuchtigkeit verwandelt sich in Zinn.
Kupfer.
Der Fürst von Tsching erschien an dem Hofe von Tsu. Der
Fürst von Tsu machte ihm ein Geschenk von Kupfer. Als er diess
gethan, reute es ihn, und er schloss mit ihm einen Vertrag, in welchem
er sagte : Du wirst daraus keine Angriffswaffen giessen. — Er goss
daher zwei grosse Weingefasse <).
Thsin hiess Siü-fö sich auf das Meer begeben. Dieser kehrte
Mirück und sprach die lügnerischen Worte : Ich sah in dem Meere
«ijieii grossen Gott, der sprach: Die Götter deines Königs von Thsin
werden wenig geachtet Sie bekommen zu sehen, aber sie dürfen
fticbts nehmen. — Sofort schloss er sich mir an, und wir machten
uns auf den Weg zu dem Berge Fung-lai. Ich sah die Feste der Pflanzen
der Unsterblichen, den Palast und die Thorwarte. Daselbst war ein
Abgesandter von der Farbe des Kupfers und von der Gestalt des
JDrachen. Sein Glanz leuchtete empor zu dem Himmel <).
Der Kaiser des Anfangs aus dem Hause Thsin las die Waffen
der Welt zusammen und sammelte sie in Hien-yang. Er goss aus
dem Kupfer zwölf eherne Menschen, von denen ein jeder tausend
Zentner schwer war. Er stellte sie in die Vorhalle *).
Siang-tse von Tschao gab den Köchen den Auftrag, mit kupfer-
nen SehöpflöSeln den König von Tai zu schlagen und ihn zu tödten.
Er nahm hierauf von dessen Lande Besitz ^).
0 Die Oberlltferungen von Tto.
*) Das Sae-ki.
*) 1)18 Sae-ki.
*) Dm Sae-ki.
Zur Geschichte der alten MeUlle. 2 T
Der Kaiser gab Jemandem , der gut die Menschen beobachtete,
den Auftrag, Teng-thung zu beobachten. Der Ausspruch lautete, dieser
müsse arm sein und Hunger leiden. Der Kaiser schenkte hierauf Thung
den Kupferberg von Yen-tao in Schö und erlaubte ihm, Kupfermünzen
EU giessen. Als Kaiser King zur Nachfolge gelangte, meldete Jemand,
dass Thung Güter stehle und sie bei den Versperrungen ausführe.
Die gegossenen Kupfermünzen wurden sämmtlich in Beschlag genom-
men, und ihm blieb nicht eine Haarnadel, die er aufstecken konnte.
Er fand Schutz in dem Hause eines Menschen , wo er starb <).
In Lung-men und Khie-schl gibt es viel Kupfer und Eisen >).
Als Kaiser Wu zur Nachfolge gelangte, hatte er eine Vorliebe
für Sachen der Gotter und Geister. Li-schao-kiün stellte sich wegen
eines das Alter zurückwerfenden Arzneimittels dem Kaiser vor. Der
Kaiser besass ein altes kupfernes Gefass und fragte desshalb Schao-
kiün. Schao-kiün sprach: Dieses Gefass war im zehnten Jahre des
Fürsten Hoan von Tsi in dem Cypressenschlafgemach ausgestellt. —
Hierauf untersuchte man die eingegrabene Schrift. Es war wirklich
ein Geföss des Fürsten Hoan von Tsi *).
Wang-mang träumte, dass die fünf kupfernen Menschen in dem
Palaste der langen Freude zugleich sich erhoben. Mang war diess
zuwider. Er Hess durch Hi, dem Vorsteher der Heilmittel, die kupfer-
nen Menschen zerstören, um ihnen auf entsprechende Weise zu ant-
worten *).
U besass in der Provinz Yü-tschang den Kupferberg. Es rief
die Menschen des Volkes der Welt, welche sich durch die Flucht
den Befehlen entzogen hatten , herbei und Hess sie unbefugter Weise
Kupfermünzen giessen &).
Dass man für das Stimmrohr, das Mass, das Gewicht und die
Wagebalken sich des Kupfers bedient» hierdurch hat man Gemein-
1) Dns Sse-ki.
>) Das Sse-ki.
^) I)m8 Buch der Han
*J Das Buch der Han.
^^ Dhs Buch der Hau.
28 P f i X in n i • r
Schaft mit den geordneten Gewohnheiten der Welt. Das Kupfer ist ein
äusserst lauterer Gegenstand. Glühhitze und Feuchtigkeit , Kälte und
Hitze verändern nicht sein Gefuge. Wind und Regen , Sonnenbrand
und Thau verändern nicht seine Gestalt. Es ist vorzugsweise be-
ständig, es hat Ähnlichkeit mit dem Wandel des ausgezeichneten
Mannes und des Weisheitsfreundes. Deswegen bedient man sich des
Kupfers 9-
Zu den Zeiten Wang-mang*s» im achten Monate des vierten
Jahres des Zeitraumes Thien-fung (17 n. Chr.) begab sich Mang in
eigener Person in die sudliche Umgebung und liess das Nossel der
Macht giessen. Das Nössel der Macht verfertigte man aus Kupfer von
fünferlei Farbe «).
In dem Reiche Wu-Iui gibt es Kupfer <).
Zu den Zeiten des Kaisers Ling liess man durch Pl-Ian» den
Befehlshaber der Vorhallen des Seitenflügels» vier kupferne Menschen
giessen und stellte sie in einer Reihe vor die Thorwarte Yuen-wu in
Thsang-lung *).
Indem man die Halle und Vorhalle des Königs einrichtete, goss
man vier kupferne Menschen und vier gelbe Weingefasse. Selbst
Thien-lö*s 6) und Frösche goss man je vier und gab Kupfermünzen
mit Inschriften heraus *).
Ma-yuen verstand es, die berühmten Pferde zu unterscheiden.
Er erhielt in Kiao-tschi kupferne Trommeln von Lo-yue. Er liess
aus ihnen das Musterbild eines Pferdes giessen 7).
I) Das Buch der Han.
*) Das Bach der Han.
*) Das Boch der Han.
^) Das von Hoa-kiao rerfasste Boch der spfiteren Han.
*} Das Tbier Thien-Io findet sich jenseits der westlichen Grenzen. Dasselbe ist einem
Hirsche ihnlicb, hat einen langen Schweif und ein Hörn.
*) Das von Hoa-kiao verfasste Bach der sputeten Han.
^) Das von Fan-hoa verfasste Bach der sp&leren Hau.
Zur Geschichte der alten Metalle. 29
Ma-yuen eroberte die Provinz Nan-hai. Er selbst Hess kupferne
Säulen giessen. In dem Reiche Lin-yl bezeichnete er durch sie die
äusserste südliche Gränze von Han i).
Thsui-lie brachte Kupfermünzen als Geschenk und wurde Vor-
steher der Schaaren. Nach längerer Zeit fühlte er sich nicht behaglich.
Er fragte bei Gelegenheit seinen Sohn Kiün , indem er sprach : Ich
befinde mich auf der Stufe eines der drei Fürsten. Wie verhält es
sich da bei den Berathenden?
Kiün sprach: Du, o grosser Mensch, hattest in deiner Jugend
einen glänzenden Namen. Die Rangstufen , welche du abwechselnd
einnahmst, waren diejenigen eines Reichsministers und Statthalters.
Die Erörternden sagten, dass du keiner der drei Fürsten werden sollest
Jetzt aber hast du die Stufe eines derselben erstiegen. Die Welt ist
in ihrer Erwartung getäuscht worden.
Lie sprach: Warum ist dieses der Fall?
KiQn sprach : Den Erörternden ist dein Kupfergeruch zuwider.
Lie gerieth in Zorn. Er erhob den Stock und versetzte seinem
Sohne einen Schlag *).
Ki-tse-hiün entfloh, und Niemand wusste, wo er Halt gemacht.
Die späteren Menschen sahen ihn wieder in dem östlich von
Tschang-ngan gelegenen Pa-tsching. Daselbst glättete er gemein-
schaftlich mit einem Greise einen kupfernen Menschen. Er sagte zu
dem Anderen : Ich habe zufallig gesehen, wie man dieses nur goss.
Es sind jetzt nahezu fünfhundert Jahre *).
Kaiser Ming überführte die Weingefasse, die Trommelbalken,
die Kameele, die kupfernen Menschen und die das Gottliche aufnehmen-
den Schüsseln von Tschang-ngan. Bios die kupfernen Menschen
konnten nicht zur Stelle geschafft werden. Als er sich in Pa-tsching
einrichtete, Hess er ebenfalls kupferne Menschen giessen und setzte
sie in Reihen vor das Thor des Vorstehers der Pferde *).
*) Das von Fnn-hoa rerfasste Buch der spiteren Han.
^} Das von Fiin-hoa ver(asste Buch der spiteren Han.
*) Das von Fan-hoa verfasste Buch der spateren Han.
^) Die ahgekürzfen Denkwürdigkeiten von Wei.
30 Pfismaier
Zur Zeit als Mu, Konig von Nan-yang, die Landstriche Thsin
und Yung beaufsichtigte, waren die Gegenden innerhalb des Gränz-
passes von Hungersnoth heimgesucht und wüst. Die hundert Ge-
schlechter des Volkes verzehrten sich gegenseitig als Speise. Hierzu
kamen Krankheiten und Seuchen, Rauher und Mörder gingen ofTent-
lich umher. Mu war mit aller Anstrengung nicht im Stande, Ordnung
zu schaffen. Er Hess daher aus den kupfernen Menschen, aus den
Weingeiassen und Dreifussen, die man gegossen hatte, Kessel und
Geräthe verfertigen und tauschte sie gegen Kornfrucht um. Die Be-
rathenden hielten dieas für unrecht ^).
Schf-U überführte die kupfernen Pferde von Lö-yang. Ung-
tschung neigte sich zu Doppelherzigkeit in dem Reiche Siang und
stellte sie vor das Thor Tung-fung *).
Zu den Zeiten der späteren Wei. in den ersten Jahren des Kai-
sers Ming, herieth sich Ni-tschu-ying heimlich mit seinem Neffen
Schi-Iung wegen Absetzung und Einsetzung. Sie Hessen jetzt das
Bild (Kaiser) Hiao-wen*s, ferner dasjenige des Königs Hi von Hien-
yang und Anderer, im Ganzen von fQnf Königssöhnen, in Kupfer
giessen. Als die Bildnisse vollendet waren und den Köuigssöhnen
als Besitzern übergeben werden sollten, erschien blos Kaiser
Tschuang »).
In dem Zeiträume Khai-yuen (713 bis 741 n. Chr.) grub man
in dem mit einem Wege versehenen Tempel des Districtes Hiii-
tschang die Erde auf und fand alte kupferne Weinkrüge. Ferner
brachte man aus dem Versteck eine doppelte Schrifttafel *). Die
Zeichen der Tsehuenschrift besagten : 1-tse ^).
<) Das Buch der Tsin.
'} Die Verzeichnisse der spitereo Tschao in dem von Thkui-hung verfnssten Frühling
und Uerhst der sechzehn Reiche.
^) Die Geachichtschreiber des Nordens. Der n«chherige Kaiser Tschuang aus dem
Hause der späteren Wei war Yen, der Sohn des Königs von Tschung-Iu.
^) Dieselbe wird schuang-li (zwei Karpfen) genannt und bestand aus zwei Stucken,
welche mit Karpfen Ähnlichkeit hatten und zusammengebunden waren.
^) Das Buch der Thang.
k
Zur Geschichte der alten Metalle. 31
Im zwölften Jahre des Zeitraumes Khai-yuen (724 n. Chr.)
machte die Provinz Sung-tscheu neunzehn alte dreifussige Kessel
Von Kupfer, ferner Weingefasse, Musiksteine, Kessel ohne Boden <},
Töpfe, Weinkrüge und LöfTel, von einem jeden einige vier Stücke*
zum Geschenke. Um diese Zeit hatte Tsin-je-hieu , der Beruhiger
von Sung-tsching , bei Gelegenheit eines Breterbaues diess erlangt
und zu einem Geschenk für den Kaiser bestimmt*).
In früherer Zeit, in dem Zeiträume Thien-pao (742 bis 786
n. Chr.) hatten die Landstriche und Provinzen aus Kupfer den Kaiser
Tuen-tsung gegossen. Indem man seine Gestalt nachahmte, war die
Mütze auf seinem Haupte der Glanz eines Ringes. Seine Füsse
waren wie knospende Wasserlilien gebildet. Man stellte die Bild-
säulen in einer Reihe mit den Bildsäulen des ehrwürdigen Buddha
in den Vorhallen und Hallen. Man nannte sie mit Namen: die lauteren
Gestalten. Als die Provinz San-tung fiel» wurden sämmtliche Bild-
säulen durch Wang-hung zerstört, und dieselben waren nur noch in
Heng-tscheu vorhanden <).
Wen-tsung stellte an seine Minister die Frage: Wie lässt
es sich anfangen* dass die Zerstörung leicht, das Kupfergeld
schwer ist?
Der Minister Yang-sse-fo sprach: Diese Verhältnisse bestehen
schon lange Zeit. Wenn man aber das Kupfer verbieten wollte, so
darf man die Gesetze nicht hastig verändern. Wenn die Gesetze
verändert werden, so muss diess sofort die Menschen aufregen.
Li-kio sprach: Ich bitte jetzt, dass man Öfen gebe und Kupfer-
münzen giessen lasse. Andere Gesetze sind nicht möglich. Früher
gab es Vorschriften und Erlässe, durch welche es in den Landstrichen
und Versammlungshäusern verboten wurde, aus Kupfer Geräthschaften
zu verfertigen. Gegenwärtig verfertigt man Geräthschaften aus Kupfer,
und man weiss nichts, dass die Verbote im Wege ständen. Wenn
') Die Kessel, welche sehr gross und ohne Boden waren, wurden auf kleinere Kessel
gcitellt.
<) Das Buch der Than|f.
*) Das Buch der Thang.
32 Pfismaier
die Anordnungen und höchsten Befehle ein einziges Mal herab-
gelangten, war es noch nie länger als ein Jahr, dass die Landstriche
und Districte sich nach ihnen richteten. Desswegen folgen die An-
ordnungen und Erlässe einander reihenweise, und es ist etwas
Gewöhnliches, sie zu sehen. Jetzt giesst man südlich von dem Hoai
bis zu den Bergtreppen des Stromes mit Anwendung von Blasbälgen
kupferne Geräthe. Man stellt sie in Reihen auf und verfertigt eines
nach dem anderen. In den Landstrichen und Districten wird es nicht
Terboten. Die Menschen der Märkte und Brunnen jagen nach dem
Nutzen eines Bohrers und Messers. Nach vollkommenen Mustern
yerfertigen sie andere Geräthe und verkaufen sie. Indem sie sie ab-
setzen, lassen sie es nicht bei dem mehrfachen Betrage bewenden.
Diess hat die Bedeutung, dass es bei Erlässen, durch welche das
Kupfer verboten wird, gewiss auf Strenge und Entschiedenheit
ankommt ^).
Auf dem Berge der fünf Erdstufen befindet sich das Kloster der
goldenen Söller. Daselbst goss man Bänke aus Kupfer und legte auf
ihrem Obertheile Gold ein. Dieselben erleuchteten die Berge und
Thäler. Man berechnete ihren Werth auf zehntausend hunderttausend
Myriaden Kupfermünzen 3).
Das Buch Hoai-nan-tse sagt :
Die Blüthe des Kupfers ist grün.
Dasselbe Buch Hoai-nan-tse sagt:
Aus Kupfer kann man keine Armbrüste verfertigen.
Das Buch Pao-po-tse sagt:
Zu den Zeiten von U öffnete man einen grossen Erdhügel von
Kuang-Iing. In ihm befanden sich mehrere zehn aus Kupfer ver-
fertigte Menschen. Dieselben waren fünf Schuh hoch.
Dasselbe Buch Pao-pö-tse sagt :
In der Geschichte der goldenen Tafeln wird angegeben, dass
man im fünften Monate des Jahres, an dem Tage Ping-tse fünferlei
^) Das Buch der Than^.
<) Dat Buch der Than^^.
Zur (iesehichte der alten MeUUe. 33
Steine schmilzt und das Kupfer davon entfernt. Die fünferlei Steine
sind: das männliche Gelb, Zinnober, das weibliche Gelb, Vitriol,
Grünspan. Man schmilzt sie und bereitet aus ihnen ein Mehl. Man
bestreicht sie mit dem „Teiche der goldenen Blumen** und legt sie
in einen dreifüssigen Kessel des Gottes des Tai-yi. Man erhitzt sie
unten mit einem Feuer von dem Holze des Zimmtbaumes. Wenn das
Kupfer fertig ist, schmilzt man es mit Kupferasche. Man nimmt das
männliche Kupfer und verfertigt daraus männliche Schwerter. Man
nimmt das weibliche Kupfer und verfertigt daraus weibliche Schwerter.
Wenn man sich mit diesen umgurtet und in die Flusse geht, so
wagen es Krokodildrachen, grosse Fische und Flussgötter nicht,
heranzutreten.
Wenn man wissen will , ob das Kupfer männlich oder weiblich
ist, so muss man Knaben und Mädchen gemeinschaftlich das Kupfer
mit Wasser bespülen heissen, so lange es sich in dem Feuer befindet
und noch roth ist. Das Kupfer wird sich dann von selbst in zwei Stücke
theilen. Dasjenige, das mit einem Vorspruqg sich erhebt, ist das
männliche Kupfer. Dasjenige, das mit einer Vertiefung einföllt, ist das
weibliche Kupfer.
Das Buch Pao-pö-tse sagt ferner:
In den Gebirgen sieht man nächtlich einen Menschen von Hu.
Derselbe ist der Geist des Kupfers.
Das Buch der Berge und Meere sagt:
Auf den Bergen von Kuen-ngu gibt es viel rotfaes Kupfer <)•
In der Darlegung der Zeitalter der Kaiser und Konige heisst es :
Tsch'heu Hess eine kupferne Säule verfertigen. Er hiess Männer
und Weiber nackt sie erklettern. Wenn sie sich verbrannten, lachte
Tä-ki.
In den Worten der Reiche sagt Kuan-tschung :
Aus gutem Kupfer giesst man Hakenlanzen und Schwerter.
Man versucht sie an Hunden und Pferden 3). Aus schlechtem Kupfer
giesst man Hauen und Hacken zum Ebnen des Bodens.
ij Diese Berge bringen Kupfer hervor, dessen Farbe feoerroth ist. Man verschneidet
damit Edelsteine gleichwie Lehm.
^) Wie angegeben wird, an Hunden und Pferden, welche keinen Nutzen bringen
können.
Siuh. (1. phil.-liist. n. LX. Rd., I. Hit. 3
34 P f i z m a i e r
In den inneren Überlieferungen von dem Kaiser Wu von Han
heisst es :
Der Kaiser errichtete göttliche Dächer und Erdstufen. Er Hess
Säulen aus Kupfer verfertigen und sie mit gelbem Golde überziehen.
Das Buch der göttlichen Merkwürdigkeiten sagt:
Man trat in das Goldgebirge und fand in einer Tiefe von vier
Klaftern Kupfer von Tan-yang «).
In dem Schreiben Ku-Fs wird gesagt :
Wenn die Niederen keine Kupfermünzen giessen dürfen» so
wird sich das Volk wieder mit Ackerbau befassen.
In den vermischten Nachrichten von der Mutterstadt des Westens
wird gesagt:
Als Kao-tsu zum ersten Mal in die Paläste von Hien-yang drang,
wandelte er in den Rüstkammern und Aufbewahrungsorten umher
und sah eilf kupferne Menschen, welche sassen und drei Schuh hoch
waren. Dieselben waren auf einer Bambusmatte in Reihen aufgestellt.
Ein Jeder hielt in den Händen eineCither, eine Laute, eine Schalmei
oder eine Flöte. Alle trugen geblümte buntfarbige Kleider und hatten
ein stattliches Aussehen wie lebende Menschen. Unter der Bambus-
matte befanden sich kupferne Röhren, deren obere Mündung mehrere
Schuh hoch war und hinter der Bambusmatte hervorragte. Eine
Röhre war inwendig hohl, eine andere Röhre besass eine Schnur von
der Dicke eines Fingers. Wenn man einen Menschen in die Röhre
blasen, einen andern an der Schnur ziehen Hess, so gaben dieCithern,
die Lauten, die Schalmeien und die Flöten einen Ton von sich, der
von echter Musik nicht verschieden war.
Der Wald der Denkwürdigkeiten von Yü-hi sagt :
In dem Zeiträume Kien-wu (25 bis SS n, Chr.) bestimmte ein
junger Mann aus der südlichen Provinz zu einem Geschenk für den
Kaiser eine kupferne Trommel, auf deren Rücken sich eine Inschrift
'} Dieses Kupfer hat Ähnlichkeit mit dem Golde. In der Kunst der Vorbilder heisst
es: Das Kupfer Ton Tao und Tan bfiU man für Gold.
Zar Geschiebte del- alten Metalle. 3S
befand. Endlich entdeckte man zu den Zeiten von U in dem Wasser
des Stromes eine Glocke , auf der sich über hundert Schriftzeichen
befanden. Es war Niemand » der diese Verstand*
Die Denkwürdigkeiten Von den acht Pi-ovinzen im Süden sagen i
In Tun-nan gab es ehemals mehrere zehn SilberhShlen. Zu den
Zeiten Lieu-schen s pflegte man alljährlich das Silber als Tribut z u
reichen. Seit der Niederlage und Auswanderung Lieu-schen*s begab
man sich mehrmals zu ihnen» um Ausbeute zu machen. Das Silber
verwandelte sich in Kupfer und man fand es nicht mehr zum Ge-*
brauche geeignet.
Die Worte des Zeitalters sagen :
Im achten Jahre des Zeitraumes YuenAhang (298 n. Chr.)
wuchs auf der Erdstufe Ling-yun Kupfer.
Die von Tschang-ying verfasste Geschichte von Han-^nan sagt :
Kaiser Ngan sah einen kupfernen Menschen und fragte den im
Inneren aufwartenden Tscbang-Iing»
Dieser antwortete : Vormals» zu den Zeiten des Kaisers des
Anfangs aus dem Hause Thsin erschienen zwölf grosse Menschen*
Die Hohe ihres Leibes betrug fOnfr Klafter» ihre Schuhe waren
sechs Fuss lang. Sie trugen die Kleidung der Fremdlander und
wurden in Lin-tschao gesehen. Dieses war ein Zeichen» dass der
Himmel Thsin zu Grunde richten werde» aber der Kaiser des Anfangs
freute sich mit Unrecht und hielt es für eine glückliche Vorbedeutung.
Er goss jetzt kupferne Menschen und betrachtete sie als die Bildnisse.
Der Kaiser sprach : Woher weiss man dieses ?
Jener antwortete: Ich habe gesehen» dass die Überlieferungen
eine Stelle enthalten» welche besagt» dass sich auf der Brust dieser
Menschen eine Inschrift befunden habe.
Die Geschichte von Lin-yl sagt:
Fan-wen» König von Lin-yl» goss Kupfer und baute kupferne
Dächer der Rinder und Paläste zum Gehen.
Die Geschichte yon King4scheu sagt:
In dem Districte Tschung-ngan» Provinz ^Heng^yang» Hegt der
Damm Khie. Die alten Leute erzählen einander» dass in diesem Damme
3»
1
36 PfiziUMier
sich ein kupferner Gott befindet. Gegenwärtig hört man noch immer
zu Zeiten den Ton des Kupfers. Das Wasser verändert sieh flugs
und wird grün. Dadurch sterben die Fische.
Die Geschichte des Berges Wu-thang sagt:
Auf dem Berge befindet sich ein steinernes Haus. Dessen
Wächter besitzt einen kupfernen Stab, der sieben Schuh lang ist.
Das Buch der Zertrennung von Tue sagt :
Der Berg Tschi-khin wurde zersprengt und brachte Zinn hervor.
Das Thal Jo-ye vertrocknete und brachte Kupfer hervor. Ngeu-
ye verfertigte bei dieser Gelegenheit schlichte Hakenschwerter.
Die Geschichte von Yuen-tschung sagt :
Der Geist des Kupfers ist ein junger Sclave.
Die Verzeichnisse der Denkmäler und Merkwürdigkeiten der
Bergrücken sagen :
Unter den Musikwerkzeugen dersüdlichenFremdländerfindetsich
eine kupferne Trommel. Die Gestalt derselben ist gleich der einer
HüttentrommeU jedoch besitzt das eine Ende ein Gesicht. Das Gesicht
der Trommel ist rund und ungefähr einen Schuh gross. Das Gesicht
hängt mit dem Leibe zusammen. Man giesst ihren Leib ganz aus
Kupfer. Bings umher sind Insecten, Fische , Blumen und Pflanzen
abgebildet. Die Masse ist gleichförmig zwei Linien dick. Wenn man
zu dem Ofen gekommen ist und sie giesst» verfährt man bei der Her-
stellung der zierlichen Form mit wunderbarer Geschicklichkeit.
Wenn man sie schlägt» ist ihr Klang gewaltig und steht demjenigen
eines „tönenden Wallfisches** <) nicht nach.
In den Jahren des Zeitraumes Tsching-yuen (785 bis 805 n.
Chr.) befanden sich unter den Musikwerkzeugen, welche das Heich
Piao zum Geschenk machte, kupferne Trommeln der Seeschnecken
des weissen Edelsteines*). Man wusste jetzt, dass die Häuser der
Anführer und Häupter der südlichen Frcmdländer diese Trommeln
besitzen.
^) So beisst «ine Art Trommel.
*) See«('ii necke» de« weUjen Edelsteines helssen die wpjs.ien See.<«chiicekeD.
Zur tiesohichte der ^liifn Metalle. 37
In dem Zeiträume Hien-thung (860 bis 873 n. Chr.) wurde
Tschang-tschr von Yeu-tscheu eben im Range herabgesetzt Tao-jin,
der stechende Vermerker von Kung-tscbeu» besserte die Stadtmauern
des Landstriches aus und deckte die Dächer. Als man rings die Erde
aufgrub, fand man eine kupferne Trommel. Er Hess sie fortziehen,
lud sie wieder in den Wagen und kehrte mit ihr in die Mutterstadt
zurück. Als er nach Siang-han gelangte, glaubte er, dass diess ein
unbrauchbarer Gegenstand sei. Er liess sie sofort zwischen den Ring-
mauern des zum Opfer für die Erde bestimmten Altares von Yen-
khing zurück. Man gebrauchte sie statt eines Holzfisches.
Eisen.
Das Buch der Schang sagt :
Von Hoa-yang bis zu dem schwarzen Wasser erstreckt sich
der Landstrich Liang. Sein Tribut ist der Edelstein Khieu und
Eisen.
In den Überlieferungen von Tso, im dritten Jahre des Fürsten
Tschao heisst es:
Tschao-yang von Tsin forderte von dem Reiche Tsin als Tribut
einen Scheffel Eisen «). Er goss darauf die Dreifösse der Strafe und
veröffentlichte das Strafgesetzbuch Fan-siuen-tse's <).
In den Abbildungen der überströmenden Öffnungen des Frühlings
und Herbstes heisst es:
Wenn man in der achtfachen Lenkung das Richtige verfehlt, so
entfliegt das Eisen.
Der mannigfaltige Thau des Frühlings und Herbstes sagt:
Die Steine erhitzen und das Eisen nehmen , ist nicht nach dem
Wunsche der Menschen. Dasjenige, wodurch Glück und Unglück
entstehen, ist es ebenfalls nicht nach dem Wunsche der Menschen?
1} Eigentlich eine Trommel Eisen, was so viel wie ein Scheffel. Jeder Einwohner
musste mit seiner Kraft die Steine bearbeiten. Wenn er einen Scheffel Eisen her-
vorgebracht hatte, so genügte dieses.
3) Die Strafgesetze waren in diese dreifSssigen Kessel eingegraben.
38 P f i z m • i e r
Das Sse*ki sagt:
Es wurde I-tun gestattet, in den Umgebungen von Han-tan das
Schmelzen dös Eisens als ein Geschäft zu betreiben. Er stand mit
Königen hinsichtlich des Reichthums gleich.
Das Sse-ki sagt femer:
Die Männer der Geschlechter Tschö und Yuen brachten ihre
Reichthümer durch das Schmelzen des Eisens zu Wege.
In den in dem Ruche der Hau enthaltenen Denkwürdigkeiten
von den fQnf Grundstoffen heisst es:
Zu den Zeiten des Kaisers Wu, im zweiten Jahre des Zeit-
raumes Tsching-ho (91 y. Chr.) gössen die för die Provinz Tscho
angestellten Obrigkeiten des Eisens Eisen. Dasselbe schmolz und ent-
flog. Um diese Zeit war Lieu*khie-li der Statthalter. Es war ein
Zeichen , dass er später sterben werde.
Das Ruch der Han sagt :
Kao-tsu theilte ferner mit den TerdienstvoUen Dienern das Ab-
schnittsrohr und verfertigte mennigrothe Röcher des Seh wures sowie
eiserne Schliessen. Er verwahrte dieses in dem Ahnentempel.
Tschang-liang suchte mit Hilfe der Güter seines Hauses einen
Gast» der den König von Thsin erstechen sollte. Er fand einen
starken Mann und verfertigte eine eiserne Keule , die hundertzwanzig
Pfund schwer war. Als der Kaiser des Anfangs aus dem Hause Thsin
eintraf und in Lang-scha umherstreifte » lauerte ihm Liang mit dem
Gaste auf. Sie f&hrten einen Schlag gegen den Kaiser des Anfangs
aus dem Hause Thsin 9*
Zu den Zeiten des Kaisers Tsching, im zweiten Jahre des Zeit*
raumes Ho^ping (27 v. Chr.) gössen die für die Provinz Pei an-
gestellten Obrigkeiten des Eisens Eisen. Dasselbe entflog*).
Li^tsin hielt vor Wang-ken eine Rede, worin er sagte: Die
Lenkung, die angeregt wird von den Urstoffen der Finsterniss und
^) Das Buch der Han.
*) Das Buch der Ha n.
Zur Geschichte der alteo Metalle. 39
des Lichtes, ist gleichsam das Sinken und Steigen des Eisens und
der Asche. Man sieht, dass sie das Glaubwürdige bestätigt <).
Das von Fan-hoa verfasste Buch der späteren Han sagt:
Die rothen Augenbrauen ergaben sich. Siü-siuen und die Übrigen
sprachen: Seit dem heutigen Tage» wo es uns möglich ward, uns zu
ergeben , ist es uns , als ob wir von dem Rachen des Tigers losge-
kommen und zu der zärtlichen Mutter zurückgekehrt wären.
Schi-tsu sprach: Ihr seid bloss der Glockenton m dem Eisen,
die Tüchtigkeit in den Verdiensten.
Dasselbe Buch der späteren Han sagt:
Kung-sün-tsan übersiedelte und besetzte die Mutterstadt von Yl.
Er bedachte, dass sich etwas Ungewöhnliches ereignen könne und
wohnte in der Mutterstadt von Kao. Er baute Thore aus Eisen.
In den kurzgefassten Denkwürdigkeiten Ton Wei heisst es :
Die Reiche Pien und Schin bringen Eisen hervor. Die Volks-
Stämme von Hän und Wei ziehen den Märkten nach, wo es ver-
handelt wird, und kaufen es. Sie bedienen sich des Eisens» wie man
in dem mittleren Reiche sich der Kupfermünzen bedient
Das von Wang-yin verfasste Buch der Tsin sagt:
Schf-pao führte den Jünglingsnamen Tschung-yung. Derselbe
war anfanglich ein Angestellter des Districtes und kaufte Eisen auf
dem Markte von Nie. Tschao-yuen-ju aus dem Reiche Pei, der
Älteste des Marktes , sah Pao und hielt ihn für einen ungewöhnlichen
Menschen. Er schloss sofort mit ihm Freundschaft.
1) Das Buch der Han. Die Denkwurdigkeiteu der Hiromelskonde safen: Man hangt
Erde und Asche auf und ersetzt nur die Erde durch Eisen. Vor der Ankunft des
Sommers und Winters hfingt man das Eisen und die Asche, jedes für sich, an eio
Ende der Wagebalken. Wenn im Winter die luft des Yang ankommt, so steigt di«
Asche nach oben, jedoch das Eisen senkt sich. Kommt sie im Sommer an, so senkt
sieh die Asche, jedoch das Eisen steigt nach oben.
40 Pf i 2 m Hier
Der Frühling und Herbst von Tsin sagt:
In dem Lande Su-schin fehlt Sah und Eisen.
Das Buch der Tsin sagt:
Fan-yr> der Konig des Reiches Lin-yl» starh. Nu-wen wurde
unrechtmässiger Weise eingesetzt. Wen sprach: Der Anführer der
Fremdländer des südwestlichen Districtes Kiuen ist Fan-ya-mu. —
Er hütete gewöhnlich die Rinder an einem von Bergen einge-
schlossenen Flusse und fing zwei Weissfische. Diese verwandelten
sich in Eisen. Er verwendete dasselbe, indem er daraus Messer ver-
ftsrtigen Hess. Als die Messer vollendet waren, wendete er sich gegen
eine grosse Felswand und sprach die beschwörenden Worte: Die
Weissfische haben sich verwandelt, ich Hess daraus ein Paar Messer
giessen. Wenn die Felswand birst, so besitzen sie einen göttlichen
Geist — Er trat vor und führte dagegen einen Schlag. Der Fels
trennte sich sofort gleich einem Ziegel. Wen erkannte, dass sie
göttlichen Geist besitzen und trug sie in dem Busen.
Die in das Buch der Tsin aufgenommene Geschichte sagt :
He-liea-pö-po t) machte zum Geschlechtsnamen den Angriff durch
das Eisen« Er sprach: Mögen die Söhne und Enkel meines Stamm-
hauses hart und scharf sein wie das Eisen und im Stande, die
Heoschen anzugreifen.
Das Buch der Tsi sagt:
Kao-tsu war sehr sparsam und haushälterisch. Wo sich an
den Gerätbscbaflen, den Geländern und Gittern des rückwärtigen
Palastes kupferne Verzierungen befanden, ersetzte er überall das
Kupfer durch Eisen.
Das Buch der Liang sagt :
Khang-hten baute den Damm des Berges Feu. Er gedachte, die
Wasser des Hoai zu vereinigen, das Versiegte in Fluss zu bringen
und das Eingerissene wiederherzustellen. Die Menge des Volkes war
d2trril>er ungehalten. Einige sagten zu ihm: In dem Strom und dem
') pri-j»o voll Jfiii lies«hl«<*bte He-Iien nannU> sicii (418 n. Chr.) Rxiser v«»n HIm.
Zur GeM'hiohte der Hllen Metalle. 4 I
Hoai gibt es viele Krokodildrachen. Sie sind im Stande, Wind und
Regen sich jlu Nutzen zu machen und die Uferdämme einzureisseil
und zu zerstören. Sie haben von Natur Abscheu vor dem Eisen. —
Demgemäss schaute man aus Osten und Westen zweierlei aus Eisen
gegossene Geräthschaften herbei. Die grossen waren Pfannen und
dreifössige Kessel , die kleinen waren Rechen und Hauen. Es waren
mehrere tausend Zehntausende von Pfunden. Man versenkte sie in der
Gegend des Dammes.
Das Buch der späteren Wei sagt :
Thsui-ting wurde stechender Vermerker von Kaang-tscheu. Vor-
her gab es in dem Inneren des Landstriches wenige eiserne Geräthe.
Man begehrte sie von anderen Gränzen. Ting reichte eine Denk-
schrift ein und bewirkte die Wiedereinsetzung der Obrigkeiten des
Eisens. In öffentlichen und besonderen Angelegenheiten konnte man
sich auf sie verlassen.
Das Buch Hoai-nan-tse sagt:
In den ältesten Zeiten gab es noch keine eisernen Geräthe,
Man schliff grosse Muscheln und jätete damit den Boden.
Dasselbe Buch Hoai-nan-tse sagt:
Aus Eisen kann man keine Schiffe bauen.
Das Buch Hoai-nan-tse sagt ferner;
Der Fluss Fung ist zehn Klafter tief und nimmt keinen Staub
auf. Wenn man Eisen hineinwirft, ist die Gestalt desselben in dem
Wasser sichtbar.
Das Buch der Berge und Meere sagt:
An der Südseite der Berge Ke-kuang und Lung-scheu gibt es
viel Eisen.
Das Buch der göttlichen Merkwürdigkeiten sagt:
In den südlichen Gegenden lebt ein Thier. Die Hörner, die
Füsse, die Grösse und Gestalt sind wie bei dem Wasserbüffel. Seine
Haut und sein Haar sind schwarz wie Pech. Es verzehrt Eisen und
trinkt Wasser. Aus seinem Koth kann man Waffen verfertigen. Die-
selben sind scharf wie Stahl. Es heisst mit Namen der Eisenbeisser
(nie-thie).
42 P f i 2 m a i e r
In der von Lu-tschin yerfassten Geschichte der Tier Fursteo
heisst es :
Tschang-fang bat den Kaiser, die Hauptstadt an einen anderen
Ort verlegen zo dürfen. Fünftausend Reiter trugen mit Eisen um*
wundene lange Lanzen.
Der Wald der Worte sagt :
Hiü-yuen-tS trat aus der Hauptstadt und besorgte für seinen
jüngeren Bruder eine Heirath. Der jüngere Bruder war jung und
albern. Er fürchtete » von den Menschen verspottet zu werden. Tuen-
tö machte die Sache rückgängig und fing Hasen. Tschin-tschang
lachte und sprach: Hiü-yuen-tS spannt für seinen jüngeren Bruder
eine zehnfache eiserne Schutzwehr der Schritte auf.
Der Garten der Merkwürdigkeiten sagt:
Der König von Tsu jagte mit seinen Dienern in dem Yün-mung.
Er Hess die vortrefflichen Hunde die listigen Hasen verfolgen. Nach
drei Tagen hatte er sie gefangen. Ihre Eingeweide hatten Ähnlichkeit
mit Eisen. Die vortrefBichen Künstler sprachen: Man kann daraus
Schwerter verfertigen.
Die Geschichte der zehn Inseln sagt:
Der fliessende Sand liegt in den Ländern des westlichen Meeres.
Daselbst gibt es viele Berge und Flüsse. Die Steinhaufen sind Steine
von Kuen-ngu, und man verarbeitet diese Steine zu Eisen. Man ver-
fertigt daraus Schwerter. Der Lichtglanz derselben leuchtet im Dun-
keln nach Art des Bergkrystalls. Man schneidet damit Edelsteine
gleichwie man Lehm und Erde zerschneidet.
Die Geschichte von Kuang-tschea sagt:
In dem Districte Teng-ping findet man Eisenerz.
In der Beschaffenheit der rohen Gegenstande der sudlichen
Gegenden heisst es :
Das Eisen stammt von der Insel Tan-Ian. Die nackten Fremd-
länder laden es auf starke Schiffe. Sie kommen nach Fu-nan und
verkaufen es.
Zar Getchiehte der alten Metalle. 43
Die Denkwürdigkeiten des Reiches Hoa-yang sagen :
Kung-sün-scho schaffte das Kopfergeid ab und Hess eiserne
Münzen giessen. Der Handel der Geschlechter des Volkes gerieth
in's Stocken.
Similor.
Die weitläufigen Denkwürdigkeiten sagen:
Das Similor hat Ähnlichkeit mit dem Golde« Es kommt auch mit
dem Golde yermengt Yor. Wenn man es schmilzt, so trennt
es sich.
In den yon Tschung-hoei verfassten Erörterungen über Heu und
Brennpflanzen heisst es:
Wenn die Wicken zu wachsen beginnen» haben sie Ähnlichkeit
mit Getreide. Das Similor hat das Aussehen des Goldes.
Tscheu-sche yon Tsi sprach zu dem Fa-yfin der Schamanen:
Khung-tse trank nicht yon dem Wasser der Diebsquelle. Wie kommt
es, dass der Meister der Vorschrift die Hand legt an das Simflor und
alles in den Ofen schafft? — Jener antwortete: Da Tan-yue auf
dem Haupte die Federnfahne tragen durfte» warum sollte der
arme Meister des Weges nicht das Similor erfassen dürfen?
Das Buch der Tsang sagt:
Zu den Zeiten Kao-tsung*s» im ersten Jahre des Zeitraumes
Schang-yuen (674 n. Chr.) besagte eine höchste Verkündung, dass
die neun Classen sich in mattes Lasurblau kleiden und zugleich
Gürtel yon Similor tragen sollen.
Die Geschichte des Auflesens des Hinteriassenen aus den
Jahren der Königssöhne sagt:
Schi-hu baute die Badeerdstufen der yier Jahreszeiten. Er be-
diente sich dabei des Similors und des Schwerspaths» um Hfigel-
damme und Uferbänke aufzufuhren.
44 P r I y. in a i e r
Anhang l
Von den Edelsteinen im Allgemeinen.
Als Kaiser Wen zum ersten Male Yung besuchte, erschien Sin-
yuen-ping unter dem Vorwande, nach der Luft sehen zu wollen.
Ping hiess Leute einen aus einem Edelsteine verfertigten Becher
nehmen und unter der Thorwarte darreichen. Ping sagte zu dem
Kaiser: Unter der Thorwarte ist die Luft kostbarer Edelsteine. —
Man fand wirklich Leute, die einen aus einem Edelsteine verfertigten
Becher darreichten <).
Kaiser Siuen opferte der Erde in Ho-tung. Im folgenden Jahre
versammelten sich Paradiesvögel in Teu-yö. An dem Orte, wo sie
sich versammelt hatten, fand man kostbare Edelsteine. Man führte
daselbst den Palast der zehntausendfachen Langjährigkeit auf«).
Wang-mang begab sich in das Reich. Khung-hieu bewachte die
neue Hauptstadt und diente als Reichsgehilfe. Hieu meldete sich und
stellte sich bei Mang vor. Mang reichte ihm seine Geräthe aus Edel-
steinen und die kostbaren Schwerter. Hieu wollte es nicht annehmen.
Mang sagte desshalb: Ich sehe, dass sich auf deinem Angesicht
Narben von Wunden befinden. Durch vortreffliche Edelsteine kannst
du sie vertilgen. Ich schenke dir blos den Juwelenschmuck an dem
Griffe des Schwertes. — Sofort löste er den Juwelenschmuck an
dem Griffe des Schwertes. Hieu weigerte sich wieder. Mang zer-
stampfte hierauf mit einer Mörserkeule den Juwelenschmuck zu
Pulver, wickelte dieses ein und reichte es Hieu &).
Zu den Zeiten des Kaisers Hiao-ming wurde der Canal des
Pien vollendet. Der Kaiser reiste deshalb nach Yung-yang und zog
<) Das Buch der Han.
«) Das Bach der Han, die Denkwurdigrkeilen von dem Krdopfer der Umgebungen.
') Das Buch der Han.
Zor Geschichte der alten MetMlIe. 45
nn dem Canale des gelben Flusses umher. Er reichte schöne Edel-
steine, reine Opferthiere und ehrte dadurch den Gott des Flusses 9»
Zu den Zeiten des Kaisers Hoan zeigte sich unter dem Hause
eines Angestellten des glänzenden Gehaltes in der Nacht ein grüner
Dunst. Man sah nach und fand einen Haken und einen Halbring
beide aus einem Edelsteine verfertigt. Der Haken war sieben Zoll
drei Linien lang» der Halbring mass fünf Zoll vier Linien. Ihr Korper
war mit Grabstichel werk versehen«).
Der Stab der dreierlei Greise, der Menschen der fünf Abwechs-
lungen •) ist ein mit Edelsteinen verzierter Stab. Wenn die
Menschen des Volkes siebzig Jahre alt sind, Qbergibt man ihnen
einen mit Edelsteinen verzierten Stab ^).
In dem Zeiträume Hi-ping (172 bis 177 n. Chr.) war Yuen-fung
einer der dreierlei Greise. Der Kaiser schenkte ihm einen mit Edel-
steinen verzierten Stab^).
Zu den Zeiten der Han gebrauchte man bei der Bestattung der
Könige von Fu-yü Panzer aus Edelsteinen. Man hatte sie immer
vorräthig, indess man sie beistellte. Als der König der Provinz Ynen-
tsu starb, holte man sie ab und begrub ihn mit ihnen. Zur Zeit als
Kung-sün-yuen seiner Schuld überwiesen und hingerichtet wurde *),
fand sich in den Rüstkammern von Yuen-thu noch immer ein Panzer
aus Edelsteinen. Gegenwärtig finden sich in den Rüstkammern von Fu-
yü aus Edelsteinen verfertigte Rundtafeln und halbe Rundtafeln, die
das Eigenthum mehrerer Herrscherhäuser gewesen und die man von
einem Geschlechtsalter zum anderen als Kostbarkeiten überliefert
^) Das Buch der spateren Han.
2) Das Buch der fortgesetzten Han.
3) Greise, welche die Abwechslungen der fünf Grundstoffe erfahren haben.
^) Das Buch der fortgesetzten Han.
^) Das von Hoa-kiao verfasste Buch der tpitereo Han.
^) Kung-sün-yuen, der sich zum Könige Ton Yen aufgeworfen hatte, wurde im
zweiten Jahre des Zeitraumes King-thsu (TiS n. Chr.) enthauptet.
46 Pfixmaier
hatte. Die alten Männer sagen, dass dies Geschenke der vorherge«
gangenen Herrscherhäuser seien <).
Nach der Erhebung (des östlichen Tsin) übersiedelte man
nach Osten. Der alte Glanz war in yielen Dingen unvollständig»
jedoch die Schnüre der kaiserlichen Mütze waren mit Federn des
Eisvogels, mit Koralien und Dingen wie vermischte Perlengattungen
geschmückt. Ku-ho machte in dem Hofe eine Eingabe, worin er
sagte : Die alte kaiserliche Mütze hatte zwölf Schnüre, für die man
Edelsteine und Perlen verwendete. Dass man jetzt Dinge wie ver-
mischte Perlengattungen verwendet, ist den Gebräuchen zuwider.
Mag man keine gewöhnlichen Edelsteine, so kann man den weissen
Edelstein Siuen verwenden. — Der Kaiser erliess jetzt zum ersten
Male eine grosse beständige Ordnung und änderte die Sache <).
Yue-scheu, der älteste Vermerker von Tschin-nan, sagte zu
Fa, dem Könige von Nan-hai: Unlängst sah ich den Sohn des
Königs von Pe-hai >). Die Güter des Himmels waren ansehnlich und
und zierlich, der göttliche Glanz reichte hoch und weit. Ich begann
zu erkennen, dass die Verwandtschaften des Himmels vieles Wunder-
bare besitzen, dass die Wälder der Edelsteine eine Kostbarkeit
sind *).
Sin-puan führte den Jünglingsnamen Hoai-yuen und stammte
aus Thf-tao in Lung-si. Sein älterer Bruder Kien-kuang und sein
jüngerer Bruder Pao-sin waren gleich ihm ihrer Begabung und
Kenntnisse willen berühmt. In Thsin-yung erwähnte man sie mft
den Worten: Drei Drachen von Einem Thore, goldene Freunde,
Brüder von Edelstein ^).
^) Die Denkwürdigkeiten von Wei.
*) Da» Buch TOD Tsin.
') Ma-yung-te, der sich den Kaiser des sudlichen Yen genannt hatte, rerlieh tm
ersten Jahre des Zeitraumes I-hi (405 n. Chr.) seinem Neffen Tschao das Lehen
eines Königs von Pe-hai.
^) Die in dem von Tschui-hung verfassten Frühling uud Herbst der sechzehn Heiche
enthaltenen Verzeichnisse des südlichen Yen.
*) Die in demselben Frühling und Herbst enthaltenen Verzeichnisse der früheren
Liang.
Zar Geschichte der alten Metalle. 47
Als Liü-kuang sich den Namen eines Königs beilegte ^), schickte
er Leute aus, damit sie in Yü-tien sechs kostbare Siegel erhandeln.
In sechs Monaten waren die Edelsteine angekommen >).
Zu den Zeiten des Kaisers Wen, im zweiten Jahre des Zeit-
raumes Hi-ping (S17 n. Chr.) fanden Menschen des Volkes von der
Abtheilung der Linken Siegel und dreifQssige Kessel von Edel-
stein »).
Lieu-tsung^) übersiedelte und richtete sich in Ping-yang ein.
Man fand in dem Flusse Fen einen weissen Edelstein» der Tier
Zoll zwei Linien hoch war. Der Griff hatte die Gestalt eines Drachen.
Die Inschrift lautete: Wo man das Neue hat» bewahrt man es&).
Thsui-ting wurde stechender Vermerker von Kuang-tscheu. In
dem Districte Yi war ein Mensch, der das neunzigste Lebensjahr
überschritten hatte. Derselbe kam in einer Bretersänfte in die
Hauptstadt des Landstriches. Er sagte aus, dass er in seiner Jugend
einst die Stelle eines Abgesandten für Lin-yi bekleidet und daselbst
einen schonen Edelstein gefunden habe. Dieser habe einen Schuh
und vier Zoll im Umfange gehabt und sei Yon sehr hellem Glanz
gewesen. Er habe ihn auf einer der Inseln des Meeres verborgen.
Jetzt nach sechzig Jahren freue es ihn, eine erleuchtete Lenkung
«riebt zu haben» und es sei sein Wunsch, ihn als ein Geschenk zu
bieten.
Ting sprach: Obgleich ich dich» den Menschen des Alterthums,
lobe und dir beistimme» bin ich doch nicht fähig, Edelsteine für
kostbar zu halten. — Er schickte ein Schiff nach der Gegend und
liess den Edelstein abholen» dessen Glanz wirklich so beschaffen
war. Schliesslich mochte er ihn nicht annehmen. Er schickte ihn
daher mit einer Denkschrift nach der Hauptstadt •).
^) Liü-knang nannte sich im einnndxwanxigaten Jahre des Z«itrannes Tai-jmen
(390 n. Chr.) den Himmelskönig^ ron Liang.
^} Die Verzeichnisse der früheren Liang.
') Das Buch der Yen.
^) Lieu-tsung war Konig von Han, das sp5ter Tschao genannt wurde. Sein Vor-
ganger König Lieu-ynen hatte im ersten Jahre des Zeitraumes Ho-tschui (300
n. Chr.) seinen Wohnsitx nach Ping-yang rerlegt.
^) Das Buch der Tschao.
*) Das Buch der spateren Wei.
48
P r i /. III » i e r
Li-yü führte den Jünglingsiiamen Yuen-kai. Derselbe bekleidete
das Amt eines ältesten Vermerkers bei dem den Westen erobernden
Heerführer und war für das Versammlungshaus des Statthalters von
Fnng-yi bestimmt. Nachdem man diese Provinz aufgelöst, wohnte e r
in Tsehang-ngan. Er trachtete begierig nach der von den Menschen
des Alterthums gepflegten Kunst, Edelsteine zu verzehren. Er suchte
jetzt in Lan-tien und begab sich selbst dorthin, um die Sache zu
betreiben. Er erlangte über hundert Gegenstände wie Ringe, Rund-
tafeln und vermischte Geräthe, die gross und klein von Gestalt
waren. Darunter befand sich einiges, das ziemlich grob und schwarz
war. Er füllte auch dieses in eine Kiste und kehrte damit heim. Als er
zu Hause ankam und es betrachtete, hatte alles frischen Glanz und
konnte als Seltenheit gelten.
Er zerstiess jetzt siebzig Stück zu Pulver, das er verzehrte.
Von dem Übrigen wurde vieles zu Geschenken verwendet. Später
suchten Yü und diejenigen, welche davon gehört hatten, Edelsteine
an den früheren Orten, es wurde aber nichts von ihnen entdeckt.
Yuen-hoai, Fürst von Fung-yl, und Andere hatten die Edelsteine
gefunden, sie schleifen und daraus Geräthe und Gürtelsteine ver-
fertigen lassen. Alles war glänzend und konnte als Kostbarkeit
gelten.
Yü gebrauchte diese Arznei durch eine Reihe von Jahren. Man
sagt, dass es sich bewährt habe, dass ihm aber bei den Geschäften
der Welt, im Schlafen und Essen Verbote und Beschränkungen
fremd gewesen. Dazu kam, dass er den Wein liebte und seinen Ver-
stand beeinträchtigte. Als er zuletzt ernstlich erkrankte, sagte er
zu seiner Gattin und seinen Kindern : Ich habe die Freude an dem
Weine nicht unterbrochen, ich habe es bis zum Sterben gebracht. Dies
ist nicht die Schuld des Arzneimittels. Übrigens muss sich an meinem
Leichnam Absonderliches zeigen. Möget ihr mit der Einsargung nicht
eilen. M^get ihr bewirken, dass die nachfolgenden Menschen die
VortreflQichkeit des Arzneimittels kennen lernen, das ich verzehrt
habe.
Um diese Zeit war die mittlere Decade des siebenten Monats
des Jahres, in Tschang-ngan war es ungesund und heiss. Der Leich-
nam Yü^s blieb durch vier. Nächte aufgebahrt, aber das Aussehen
seines Leibes war unverändert. Die Gattin von dem Geschlechte
Tschang Hess ihn einen Edelstein und eine Perle in den Mund
Zur Geschichte der alten MeUlle. 49
nehmen. Der Mund war verschlossen, und sie sagte bestandig: Du
hast selbst gesagt, dass durch das Verzehren von Edelsteinen gutt-*
liches Bewusstsein entsteht. Warum nimmst du die Edelsteine nicht
in den Mund? — Er war unfähig zu reden, jedoch die Zahne
öffneten sich. Sie reichte ihm eine Perle und blies ihm dabei in den
Mund. Es war nirgends unreine Luft. Als man ihn in den Sarg hob,
war der Leichnam fest, gerade , nicht seitwärts geneigt und nicht
herabhängend.
Der Verstorbene hatte einige Ganting Edelsteinpulver hinter-
lassen. Man füllte diess jetzt in einen Sack und legte es in den
Sarg 0-
Zur Zeit als Kao-yeu aufwartender Leibwächter der Bücher
der Mitte war, fand ein Mensch in Ling-khieu ein aus einem Edel-
steine verfertigtes Siegel und reichte dasselbe dem Kaiser als Ge-
schenk. In Folge einer höchsten Verkündung zeigte man es Yeu. Yeu
sprach: Auf dem Siegel befinden sich zwei Wörter in Tsch'heu-
Schrift. Diese Inschrift heisst: „Man bewahrt das lange Leben**. Das
lange Leben ist der höchste Befehl. Wir erhalten den höchsten Befehl
und wenden uns dabei auch dorthin, wohin wir berufen werden <).
Mö-pl besass Kenntniss der Sitten und verstand es, sich auf
seine Rangstufe zu stellen. Als Kao-tsu anfänglich die Geschlechter
und Seitengeschlechter festsetzte, wollte er Pi zu einem Gehilfen der
Belehrung der Söhne des Reiches ernennen. PI weigerte sich und
sprach : Seit den früheren Dienern sind diejenigen , die der Gnade
theilhaftig wurden, fortlaufende Geschlechtsalter. Wenn man den
Lebenslauf der Genossen meistert, erfahren diese in Wirklichkeit
Schande und Demüthigung.
Kao-tsu sprach : Ich, der Kaiser will die älteren Söhne tüchtig
schleifen. Deswegen demüthige ich sie, und du mögest ihnen voran-
gehen. Wenn ein weisser Edelstein in den Koth geworfen wird, wie
könnte er davon beschmutzt werden?
1) Dm Buch der späteren Wei.
3) Das Buch der spateren Wei.
SiUh. d. phil.-hist. Cl. LX. Bd.. I. HH.
;)0 P f i 2 in a i e r
PI sprach : Da ich die Zeit des Glanzes erlebt habe, schäme ich
mich, in den Koth zu versinken ()•
In dem Zeiträume Hiao-tschang (S2S bis 527 n. Chr.) grub
man in dem Wohngebäude des Königs von Kuang-ping die Erde auf
und fand ein altes Siegel aus Edelstein. Man rief Tsu-ying und Li-
tan-tschi durch einen Befehl herbei und hiess sie entscheiden,
welchem Zeitalter der Gegenstand angehöre. Ying sagte, dass dies
ein Gegestand sei, den der König des Reiches Yü-tien zu den Zeiten
der Tsin, in dem Zeiträume Thai-khang (280 bis 289 n. Chr.) dem
Kaiser zum Geschenk gemacht. Man bestrich die Schriftzeichen mit
Tinte und betrachtete sie. Es verhielt sich wirklich wie Ying
gesagt. Die Zeitgenossen reihten es, indem sie es benannten, unter
die vielseitigen Gegenstände«).
Zu den Zeiten des Kaisers Wu, in dem Zeiträume Pao-ting
{661 bis 66S n. Chr.) erlangte Hu, Fürst von Tsin, ein aus einem
Edelsteine verfertigtes Nössel. Er machte es dem Kaiser zum Ge-
schenk s).
Als Yii-kin die Provinz Kiang-Iing beruhigte, erlangte er einen
grossen Edelstein, der im Durchmesser vier Schuh, im Umfange
sieben Schuh hatte, und Gegenstände, die nach den für die Sänften
und Handwagen geltenden Vorschriften verfertigt w^ren. Er machte
es dem Kaiser zum Geschenk *).
Tai-tsung sagte einst zu Wei-tsching: Ist ein Edelstein auch
von einem schönen Stoffe, wenn er zwischen den gemeinen
Steinen verbleibt und keinen vortrefflichen Künstler findet, der ihn
schneidet und schleift, so ist er von einem Ziegel und Kieselstein
nicht verschieden. Wenn er einen vortrefflichen Künstler findet, ist
er sofort eine Kostbarkeit der zehntausend Geschlechtsalter. Ich, der
Kaiser, bin zwar von keinem schönen Stoffe , aber ich werde durch
1) Das Bnch der spiteren Wei.
2) Das Buch der spntereo Wei.
«) Das l'Uch der späteren Tsfheu.
^) Die (jesttiiiclitschreilter des Nordens.
Zur GeHchichle der alten Metulle. O 1
^tch bearbeitet und gegISttet, und ich heisse dich willkommen. Denn
du beschränkst mich durch Menschlichkeit und Gerechtigkeit, du
Terroehrst meine Grösse durch die Wege des Gesetzes und Tugend,
du bewirktest, dass ich durch Th^ten es so weit gebracht habe. Dir
ist es ebenfalls gegeben, ein vortrefflicher Kunstler zu sein <).
Kao^t^ung brachte mit seinem Hofe dns £rdopfejr und das
Bergopfer für die grosse Berghöhe. Er Hess drei Schrjnhelte aus
Edelstein verfertigen. Dieselben waren mit Gold zus^mmeiigehenet.
Jede Tafel war einen Schuh zwei Zoll lang, einen Zoll zwei Liniefi
breit und drei Linien dick. Die Schriftzeichen waren in eingelegtes
Gold geschnitten. Man verfertigte ferner eine Büchse aus Edelstein
und verwahrte sie in dem mittleren Saale. Die Scbrifthellte aus
Edelstein und zwei goldene Büchsen verwahrte man in den Seiten-
Sälen. Jedes Schriftheft aus Edelsteih mass einen Schuh drei Zoll*
Der hinzugegebene Deckel aus Edelstein hatte im Umfange fünf
Zoll. An der Stelle, wo die Schnur umgewickelt wurde, schnitt mßn
fünf Wege ein. An der Stelle, wo das Siegel befestigt werden sollte,
machte man einen Einschnitt von zwei Zoll Tiefe und einem Zoll
zwei Linien im Umfange. Man verfertigte eine Schnur aus gelb0ra
Golde und umwickelte d^mit die goldenen Büchsen und die Büchse
aus Edelstein fünfmal. Man bereitete Goldmörtel und gebrauchte ihn
als Siegelerde. Man verfertigte ein Siegel aus Edelsten, das einen
Zoll zwei Linien im Umfange hatte. Der Text w^r gleichlautend und
enthielt den höchsten Befehl. Mit dem Siegel siegelte m^n die
Büchse aus Edelstein «).
In dem Zeiträume Thien-pao (742 bis 786 n. Chr.) erschien
eine höchste Verkundung, welche lautete: Indem man die Geister
durch den Edelstein verehrt, nimmt man dessen Geist und Beinheit.
Man macht zurAussenseite und zum Inneren Wärme und Feuchtigkeit.
Man vereint die Tugenden und bildet die Geräthe. Er ist ein Bild
des richtigen Wortes. Er erweckt Glauben und verbreitet rings den
Wohlgeruch. Besteht er in einer 'Rundtafel, so kommen sie auf der
1) Da« Buch der Than^.
') Das ßi:ch der Thaiig.
Oi PfizmHier
Stelle. Für die sechs Geräthe, durch welchen man die Geister ver-
ehrt, und für die dargebrachten Edelsteine des Ahnentempels
wurden beständig die Edelsteine gereicht. Später bedienten sich die
Inhaber der Vorsteherämter für diess alles des Edelsteines Biin. In
dieser Beziehung heisst es in den Gebräuchen, dass der Weisheits-
freund den Edelstein hochschätzt, aber den Min geringschätzt. Der
Min kann also nicht verwendet werden.
Ich, der Kaiser, bringe das reine Opfer auf den Altären der
Umgebung, ich verehre mit ernstem Sinne den Ahnentempel, ich
emp6ng eine noch neue Würde und schirme die Menschen des
grossen Friedens. Die Kraft der Gotter ist somit vollständig vor-
handen, die vorbereiteten Gegenstände werden dargeboten. Wie
konnte ich da den Edelstein durch den Min ersetzen und bei den
Ausgaben für den Dienst der Götter sparen? Um wie viel mehr
ist diess der Fall bei den Schätzen des Reiches und Hauses, wo
ich von zehntausend Gegenden Beistand erhalte. Die Vorbilder fQr
das Opfer an der Thorwarte sind gewiss aufgestellt, ohne Schrift ist
alles geordnet. Wie könnte hier an dargebrachten Edelsteinen für
Himmel und Erde, för den Ahnentempel ein Mangel sein?
Von nun an bediene man sich für die sechs Geräthe, durch
welche man die Geister verehrt, für die dargebrachten Edelsteine
des Ahnentempels überall des echten Edelsteines. Für die gewohn-
lichen Opfer bediene man sich des Min wie man sich des Edel-
steines bedient. Wenn man keine grossen Stücke erlangen kann,
gebrauche man lieber kleine. Als Regel gilt, dass man den echten
Edelstein nimmt 9-
In dem Zeiträume Khai-tsching (836 bis 840 n. Chr.) sagte
Wang-khi bei der Berathung: Gegenwärtig werden in Reich und Haus
die Edelsteine, durch welche man in den Umgebungen den Himmel
verehrt, die Erde anruft, den Gottern opfert, beständig gebraucht,
und man bewahrt dabei die Wege, hält sich an das Alterthum. Bios
die Edelsteine, durch welche man die Geister verehrt, sind nicht
vorhanden. Wir bitten, es möge eine höchste Verkündung erlassen
werden, durch welche den Inhabern der Vorsteherämter aufgetragen
würde, in Reinheit schone Edelsteine zu suchen und die neun
^) Dm Buch der Thang.
k.
Zur Geschichte der Hiteii .MeUlle. 53
Gerathe, wie griine Rundtafeln und anderes, anzufertigen. Wenn
das Opfer zu Ende ist, möge man wieder bereit halten und aufbe-
wahren. Hinsichtlich der übrigen Edelsteine des Leuchtfeuers bitten
wir, dass man sich nach den gewohnlichen Anordnungen richte <)•
Das Buch Kuan-tse sagt:
Dass der Edelstein hochgeschätzt wird, ist deswegen, weil in
ihm neun Tugenden zum Vorschein kommen. Er ist warm, feucht
und glänzend. Dieses ist Menschlichkeit. Er ist durchsichtig und mit
Streifen versehen. Dieses ist Verstand. Er ist fest und nicht zu-
sammengeschrumpft. Dieses ist Gerechtigkeit. Er ist lauter und
nicht verletzend. Dieses ist der Wandel. Er ist hell und nicht
schmutzig. Dieses ist Reinheit. Er bricht, aber er lässt sich nicht
biegen. Dieses ist Muth. Seine Fehler und seine Vorzuge sind
sichtbar. Dieses ist Geist. Die mannigfachen Blumen und der helle
Glanz stehen im Verkehr, aber sie beleidigen einander nicht. Dieses
ist Benehmen. Wenn man ihn sehlägt, ist sein Ton rein, ausschliess-
lich durchdringend, fern, einfach und nicht ersterbend. Dieses ist
Verzichtleistung. Deswegen schätzen ihn die Gebieter der Menschen.
Sie bewahren ihn auf und halten ihn für eine Kostbarkeit. Sie zer-
theilen ihn und bilden aus ihm Beglaubigungsmarken.
Das Buch Wen-tse sagt:
Die Menschen von Tsching nennen den Edelstein, der noch
nicht geschliffen ist, Po (den rohen Edelstein). Die Menschen von
Tscheu nennen die Ratte, die noch nicht gedörrt ist, Po. Ein Mensch
von Tscheu trug in dem Busen einen Po und fragte einen Kaufmann
_ •
aus Tsching: Willst du ihn? — Er nahm den Po hervor und zeigte
ihn. Es war ein Rattenpo.
Das Buch Fan-tse sagt :
Die Bluthe des Edelsteins kommt aus Lan-tien.
Das Buch Lie-tse sagt:
König Mo unternahm einen Eroberungszug gegen die westlichen
Fremdländer. Die westlichen Fremdländer machten ihm zum Ge-
< ) Das Buch der Thatig.
S4 PflKOBaier
schenk Seh werter von Kueii-iigu und rothe Messer, mit denen man
Edelsteine zerschnitt, als ob man Lehm zerschnitte.
Dasselbe Buch Lie-tse sagt:
Unter den Menschen von Sung war Einer, der für seinen
Landesherrn Ulmenblätter aus Edelstein verfertigte. In drei Jahren
hatte er sie vollendet. Die Spitzen und Speere, die Zweige und
Blatter, die Haare und die Stacheln mengte er mannigfach als glanz-
volle Gegenstände unter die Ulmenblätter auf eine Weise, dass man
es nicht unterscheiden konnte. Dieser Mensch bezog bald seiner
Kunstfertigkeit willen die Einkünfte des Reiches Sung.
Das Buch Yfm-wen-tse sagt:
Ein Landmann von Wei fand in der Wildniss einen Edelstein,
der einen Schuh im Durchmesser hatte. Er wusste nicht, dass es ein
Edelstein sei und sagte es seinem Nachbar. Der Nachbar beleg ihn
und sprach: Dies ist ein seltsamer Stein. Ihn bei sieh behalten, ist
von keinem Nutzen. — Der Landmann zweifelte zwar, allein er nahm
ihn und legte ihn unter den Schuppen. In derselben Nacht erhellte
der Glanz des Edelsteines das ganze innere Haus, Das Haus gerieth
in grosse Furcht, und man warf ihn eilig in die Wildniss. Der Nach-
bar stahl ihn und machte ihn dem Könige von Wei zum Geschenk.
Der König von Wei rief einen Edelsteinschleifer, damit er ihn
besichtige. Als der Edelsteinschleifer den Edelstein erblickte, ver-
beugte er sich zweimal, stand zurückgezogen und sprach: Ich wage
es, dem grossen Könige dazu Gluck zu wünschen, dass er den kost-
barsten Gegenstand der Welt erlangt hat. Diess ist etwas, das ich
noch nicht gesehen habe.
Der König fragte um den Preis. Der Edelsteinschleifer sprach :
Dieses hat keinen Preis, der ihm entspräche. Eine Hauptstadt mit
fünffaehen Mauern kann hier kaum einmal in Betracht gezogen
werden. — Der König verlieh auf der Stelle dem Schenker tausend
Pfunde Goldes und liess ihn für immer den Gehalt eines Grossen
des Reiches beziehen.
Das Buch Kuei-kö-tse sagt:
Wenn die Menschen von Tsehing Edelsteine wegführen, laden
sie sie auf einen dem Süden vorstehenden Wagen, um sieb nieht zu
verirren.
Zur Genchiehte der RÜen Metalle. oS
Pien-ho» ein Mensch von Tsu, fand einen ungeschliffenen Edel-
stein in dem Gebirge von Tsu. Er reichte ihn als ein Geschenk dem
Konige Li. Dieser hiess einen Edelsteinschieifer ihn besichtigen
Der Edelsteinschieifer sprach: Es ist ein gemeiner Stein. — Der
König hielt Ho für einen Uebermüthigen und liess ihm den rechten
Fuss abhauen. Als König Wu zur Nachfolge gelangte » reichte ihn
Ho wieder als ein Geschenk. Man besichtigte ihn nochmals, und es
hiess : Es ist ein gemeiner Stein. Der König liess Ho den linken Fuss
abhauen. Als Konig Wen zur Nachfolge gelangte, umfasste Ho seinen
ungeschliffenen Edelstein und klagte in dem Gebirge. Durch rolle
drei Tage und drei Nächte weinte er ohne Unterbrechung Blut. Der
König liess durch den Edelsteinschleifer den Stein schleifen und
erlangte einen kostbaren Edelstein. Derselbe heisst: die Rundtafel
des Geschlechtes Ho <).
Tscheu besass ein Bret aus Edelstein. Tsch'heu hiess Kiao-ll es
begehren. König Wen gab es nicht her. Fei-tschung kam und be-
gehrte es. Der König gab es jetzt her. Es war der Fall, dass Kiao-ll
weise, jedoch Fei-tschung gesetzlos war. Dem Hause Tscheu war es
zuwider, dass weise Männer ihre Absicht erreichen. Deswegen gab es
Feitschung das Bret. Dass König Wen den grossen Fürsten an den
Ufern des Wei erhöhte, ist desswegen, weil er ihn hoch schätzte.
Dass es aber an Tschung das Bret aus Edelstein verabfolgte, ist des-
w^*gen, weil er es sparte. Aus diesem Grunde sagt man: Wer seinen
Lehrmeister nicht hochschätzt, sein Eigenthum nicht spart, kennt un-
möglich die grossen Verirrungen <).
Der Fürst von Tang-khi besuchte den Lehensfürsten Tschao
und sprach : Man besitzt jetzt einen Krug aus weissem Edelstein,
aber er ist nicht bei der Hand. Man besitzt einen irdenen Krug, und
er ist bei der Hand. Wenn du, o Gebieter, durstig bist, aus welchem
wirst du trinken?
Jener sprach: Aus dem irdenen Kruge.
>) Das Buch Han-Ue.
^) Das Buch HMii-tse.
Sß P f i z m n i e r
Der Fürst von Tang-khi sprach : Der Krug aus weissem Edel-
stein ist schön. Doch dass du, o Gebieter, nicht aus ihm trinkst, ist
es deswegen, weil er nicht bei der Hand ist?
Der Landesherr sprach : Ja.
Der Fürst Ton Tang-khi sprach: Der Gebieter der Menschen
sein und die Worte seiner Diener yerrathen, ist gleichsam dasselbe,
als wenn der Krug aus Edelstein nicht bei der Hand ist
So oft der Fürst von Tang-khi erschien und wieder ausgetreten
war, lag der Lehensfurst Tschao ganz gewiss allein. Er fürchtete,
das geringste Wort könne seiner Gattin und seinen Nebenweibern
verrathen werden 9-
Zu den Zeiten yon U öffnete man einen grossen Grabhügel von
Kuang-ling. Die Krieger erhoben in Gemeinschaft die Todten und
lehnten sie an die Mauer. Ein Edelstein, der einen Schuh lang und
voB Gestalt einem Kürbisse ähnlich war, glitt aus dem Busen eines
Todtea und fiel auf die Erde. Aus diesem Edelsteine konnte man
Perlen verfertigen. Den Wein aus schwarzem Reis und den Wein
aus Erdulme verwandelte er in Wasser. Man konnte ihn auch brennen
und aus ihm ein VLthl bereiten. Wenn man dieses ein Jahr und
darüber als Arznei gebrauehte und dann in das Wasser trat, so
benetzte man sich nicht. Wenn man in das Feuer trat, so verbrannte
m^o sich nicht •).
Das Edelsteii^ett entsteht auf den Bergen der Edelsteine , wo es
als flüssiges Fett hervorfliesst. Nach zehntausend Jahren zerrinnt es
und verwandelt rieh in die Pflanze der Unsterblichen. Es ist hell und
glänzend gleich dem Krystali. Wenn man es mit kernlosen Pflanzen
und Bäumen vereinigt, verwandelt es sich augenblicklich in Wasser.
Wenn man von diesem einen Ganting als Arznei gebraucht, so^erlangt
man tausend Jahre. Wer das „ursprüngliche Echte*' als Arznei ge-
braucht, dessen Leben reicht nicht so weit. Das „ursprüngliche
Echte*" ist ein anderer Name des Edelsteines. Wenn man den Edel-
stein als Arznei gebraucht , muss man den weissen Edelstein von Yü-
1) D«» Buch Han-tse.
*) Das ßurh Piio-po-t&e.
Zur npschiclile der ulten Metalle^ 5 T
t!en erlangen. TschT-sung-tse erweicfate den Edelstein durch die
eigenen Insekten und verwandelte ihn in Wasser, das er als Arznei
gebrauchte. Deswegen konnte er Rauch und Nebet besteigen, sich
erheben und sich hernieder lassen <).
■«
In den Überlieferungen von dem Himmelssohne Mo heisst es :
Der Himmelssohn unternahm einen Eroberungszug im Norden
und kehrte im Osten zurück. Er zog längs dem schwarzen Flusse
und gelangte zu den Bergen der Edelsteine. Diess ist die Gegend,
die von den früheren Königen das Versammlungshaus der Tafeln
genannt wird. Der Himmelssohn nahm jetzt dreimal vier Breter aus
Edelstein, Geräthe aus Edelstein und Gegenstande, die als Arznei
zu gebrauchen waren. Er lud hierauf die Edelsteine in den Wagen
und kehrte heim.
Das Buch der Berge und Meere sagt :
Der Ki5 sind zwei Rdelsteine, die mit einander vereinigt sind.
Der Mao-tschung ist der Edelstein, mit dem die Fremdlander ihre
Ohren behängen. Auf den Bergen von TsT-ki, sowie auf den Bergen
von Lö-tai gibt es viele weisse Edelsteine. Auf den Bergen von Yü-
thse gibt es viele sechszöllige Edelsteine der Kinder. Auf den Bergen
von Thai-tschang entspringt der Fluss Lö. In demselben gibt es viele
Edelsteine des Hornblatts. Auf den Bergen von MI entspringt der
rothe Fluss. In demselben gibt es viel Edelstein fett. Die Quelle ist
sprudelndes heisses Wasser. Der gelbe Kaiser verzehrte jenes. Das
Edelsteinfett, das hervorkommt, ist von fünferlei Farbe und rein, von
fünferlei Geschmack und weithin duftend. Es ist fest, gediegen,
dicht , feucht und glanzvoll. Die fünf Farben entfalten sich und ver-
einen Weichheit mit Härte. Die Geister des Himmels und der Erde
verzehren und bieten es als Speise. Die Weisheitsfreunde gebrauchen
es als Arznei und schützen sich dadurch gegen nnglückbringende
Dinge. Auf den Bergen von Lung-scheu entspringt der Fluss Jö. In
demselben gibt es viele schöne Edelsteine. Auf den Bergen von
Fang-kao entspringt der Fluss Ming. In demselben gibt es viele gras-
grüne Edelsteine. Der Erdhügel Fing liegt im Osten der drei Maul-
beerbäume. Daselbst gibt es zurückgelassene Edelsteine.
*) l»«s Blicll Pj*o-|io-fsi».
OO Pfizinnier
In den Dariegungen der Geschleehtsaltcr der Kaiser und Könige
heisst es: ,
Wu, Konig von Tseheu, richtete den Angriff j»egen Yin und
wurde der Himmelssohn. Er bestieg die Erdstnfe und sah die Edel-
steine. Der König fragte: Wessen Edelsteine sind dies? — Jemand
sagte: Es sind Edelsteine der Lehensfursten. — Der König nahm sie
nicht und gab sie zurück. In der Welt horte man dieses und sagte:
Der Konig ist enthaltsam in Bezug auf Gflter.
In dem Alterthumlichen aus dem Leben des Kaisers Wu von
Han wird gesagt :
Der Kaiser erbaute ein gottliches Haus und pflanzte an der
Vorderseite des Vorhofes Edelsteinbäume. Aus Korallen bildete man
die Zweige, aus Lasurstein die Blätter. Blüthen und Früchte grün
und roth waren aus Perlen und Edelsteinen gebildet. Da mau deren
Inneres wie bei kleinen Glocken ausgehöhlt hatte, gaben sie einen
klingelnden Ton von sich.
In dea inneren Überlieferungen von dem Kaiser Wu von Han
wird gesagt:
Die Provinz Tschang-tscbeu heisst auch Tsing-khieu (der grüne
Erdhngel). Die Pflanze der Unsterblichen, göttliche Arznei, süsser
Saft, Edelsteinblüthe, alles diess ist in ihr vorhanden.
In den alten Sitten von Han heisst es:
Bei dem Opfer für den Himmel bedient man sich der Bänke
von Edelstein.
Die Erörterungen über Salz und Eisen sagen:
In dem südlichen Yue besteckt man Thore und Thüren mit
Pfauenfedern. Zur Seite des Berges Kuen wirft man Edelsteine nach
grossen Vögeln und Älstern.
Die neuen Erörterungen von Hoan-tan sagen :
Ki-yeu-ping von Lo-yang besass einen kleinen Umschlag aus
Edelstein. Sse-tse-pe, der Einfuhrende für die Schutzwache, war
ein grosser Freund der Gerathe aus Edelstein. Er hiess mich dafür
dreissigtausend Kupferstücke als Ersatz geben und wollte es kaufen
Yeu-pin sprach: Ich vertausche ihn an einen Altosten der Freund.
Zur Gescliioiite der alten MeUfl«. o{f
der Geschäfte. Ich habe bereits hunderttausend entliehen » es ist mir
um dreissigtausend Kupferstücke nicht feil. — Ich erschrack und
sagte: Wenn ich diess auf dem Wege sähe, würde ich es um lausend
Kupl'erstücke ebenfalls nicht einhandeln. Dess wegen ist ein sehr
grosser Unterschied zwischen Wissen und Nichtwissen.
Die Erörterungen über die richtigen Abtheilungen von Wang-
yl sagen:
Jemand fragte nach der Abschuittsmarke aus Edelstein. Die Am
wort lautete: Roth wie der Kamm des Hahnes, gelb wie gedunstete
Kastanien, weiss wie geronnenes Fett, schwarz wie echtes Pech»
dioss ist die Abschnittsmarke aus Edelstein.
Die Erörterungen über das regelrechte Zeitalter «agen:
Was an dem weissen Edelstein wie Zähne aussieht» nur Li-liü *)
kann es erforschen.
Das von Yiug-schao verfasste Vorgehen der Obrigkeiten von
Han sagt:
Auf den Altären des Opfers der Erde hat man Schildkröten aus
Edelstein.
Die von Ko-tse-hung verfasste Geschichte des Dunklen sagt:
In dem ersten Jahre des Zeitraumes Yuen-ting (116 y. Chr.)
erbaute man den die Geister herbeirufenden Söller. Ein göttliches
Mädchen Hess eine Haarnadel aus Edelstein zurück, die man dem
Kaiser gab. Der Kaiser schenkte sie der Tsie-yö«) von dem Ge-
schlecbte Tschao. Zu den Zeiten des Kaisers Tschao» in dem Zeit-
räume Yuen-fung (80 bis 75 v. Chr.) sahen die Bewohnerinnen des
Palastes noch immer diese Haarnadel. Sie gingen mit einander zu
Rathe und wollten sie zerstossen. Als sie genau in die Büchse der
Haarnadel blickten, sahen sie blos eine weisse Schwalbe, die gerade
zum Himmel emporstieg. Später Hessen die Bewohnerinnen des Palastes
immer Haarnadeln aus Edelstein verfertigen, denen sie den Namen
1) Li-liü, ein Schüler Meng-tse's, hatte ein sehr schärfet Gesiebt.
^) Die Tsie-yü war zu den Zeiten der flau eine Angestellte in dem Paläste des
Kaisers. Der Lehrmeister von dem Geschlechte Tschfi sagte : Die RangstuTe der
Tsie-yü i.<<t mit derjenigen der Lehensfürsten der Reihe zu Tergleiehen.
60 P r i z m R i e r
„Schwalbenhaarnadeln aus Edelstein ** gaben. Sie bezeichneten durch
den Namen die glückliche Vorbedeutung.
Die vermischten Erzählungen von der Mutterstadt des Westens
sagen :
Als Kao-tsu zum ersten Male den Palast von Hien-yang betrat,
wande'te er in den RGstkammern und Aufbewahrungsorten umher.
Das Gold, die Edelsteine, die Perlen und die Kostbarkeiten waren
nicht zu beschreiben. Das Erstaunlichste waren fünf Lampen aus
grGnem Edelstein. Dieselben waren sieben Schuh fünf Zoll hoch. An
der unteren Seite befand sich im Abbild der gekrümmte Drache
Tsch'hi, der die Lampe in dem Munde hielt. Wenn diese brannte,
bewegten sich die Schuppen und Feuerglanz erf&llte das innere Haus.
Dieselben vermischten Erzählungen sagen :
Als Kao-tsu zum ersten Male den Palast von Hien-yang betrat,
wandelte er in den Rüstkammern und Aufbewahrungsorten umher.
Er sah eine Flöte aus Edelstein, die zwei Schuh zwei Zoll lang war
und neunundzwanzig öffhungen hatte. Wenn man sie blies, sah man
Wagen, Pferde, Walder und hohe Gebirge, die auf einander folgten.
Wenn man zu blasen aufhorte, war nichts zu sehen. Eine Aufschrift
lautete: Das Rohr der leuchtenden Blumen.
In den Oberlieferungen von Männern der Schrift wird gesagt :
Lieu-tsching führte den Jünglingsnamen Kung-kan. In seiner
Jugend besass er Begabung und Scharfsinn. Er war gewöhnlich dem
Saale des Kaisers Wu von Wei zugetheilt. Daselbst sah er die Königin
von dem Geschlechte Kien und warf sich nicht zu Boden. Kaiser Wu
war hierüber erzürnt und verbannte ihn als Sträfling in die obere
Gegend. Kaiser Wu kam in einem Handwagen in die obere Gegend
und besichtigte den Bau der umschlossenen Abtheilung. Tsching sass
absichtlich schief und schliff Steine mit argloser Miene, ohne aufzu-
blicken. Kaiser Wu fragte: Was ist es mit den Steinen? — Tsching
hatte jetzt Gelegenheit, auf sich selbst anzuspielen. Er ordnete sich
und antwortete kniend: Die Steine kommen von den Bergen von
King, von dem Gipfel der ursprünglichen Felsenhöhlen. Ausserlich
besitzen sie den bunten Glanz von fünf Farben, innerlieh sind sie von
einer den Einklang enthaltenden Beschaffenheit. Wenn man sie
Zur Geschichte der alten Metnlle. Ol
schleift» wird ihnen der Edelsteinglanz nicht gegeben. Wenn man sie
meisselt, wird ihre Schönheit nicht vermehrt. Betheilt mit Luft, sind
sie fest und lauter. Sie empfangen Feuchtigkeit durch sich selbst.
Wenn man die Krummen ihrer Streifen betrachtet, lassen sie sich
durch Plätten und Umwickeln noch immer nicht dehnen. — Der
Kaiser Wu wendete sich zu seiner Umgebung und lachte laut. An
demselben Tage kehrte er in den Palast zurück und begnadigte
Tsching, den er von der Dienstleistung bei der umschlossenen Ab-
theilung befreite.
In den Überlieferungen ron den Unsterblichen der Reihe
heisst es:
Tschl-sung-tse war zu den Zeiten Schin-nung s der Vorsteher
des Regens. Er gebrauchte Wasseredelstein ^) als Arznei und be-
lehrte Schin-nung, wie er in das Feuer treten könne, ohne sich
zu verbrennen.
Die Überlieferungen der göttlichen Unsterblichen sagen :
Tschin-hi war ein Unsterblicher. Er besuchte einen Greis , dem
er entgegengezogen war. Dieser beschenkte Hi mit goldenen Bänken
und Schüsseln aus Edelstein.
Die Geschichte des Suchens der Götter sagt:
Khung-tse verfertigte den Frühling und Herbst und ordnete
das Buch der Elternliebe. Als er beides vollendet hatte, fastete er
und meldete es dem Himmel. Der Himmel schickte einen rothen
Regenbogen herab. Dieser verwandelte sich in einen gelben Edel-
stein von zwei Schuh Länge. Auf demselben befand sich eine In-
schrift.
Dieselbe Geschichte des Suchens der Götter sagt:
Yang-kung führte den Junglingsnamen Yung-pe und war ein
Eingeborner von Lö-yang. Derselbe besass die Eigenschaft auf-
richtiger Elternliebe. Als seine Eltern starben, begrub er sie auf
dem Berge Wu-tschung, wo er sofort seinen Wohnsitz aufschlug.
Der Berg hatte achtzig Weglängen im Umfange und dessen
Höhen waren ohne Wasser. Knng schöpfte Wasser aus einem
Brunnen und bereitete einen ordentlichen saueren Reistrank. Die-
1) Wasseredelstein ist eine alte Benennung des KryslaUs.
62 P ri E mN i e r
jenigen, die auf den Bergtreppen wandelten, tranken ihn. Nach drei
Jahren erschien ein Mann und trank. Derselbe gab ihm ein Nossel
kleiner Steine. Er hiess ihn an eine steinige Stelle auf einem hohen
und flachen Grunde sich begeben und sie daselbst pflanzen. Yang-
kung war unvermählt. Jener setzte noch im Gespräche hinzu: Do
wirst später ein gutes Weib bekommen. — Als er ausgeredet hatte,
war er nicht mehr zu sehen.
Kung pflanzte hierauf die Steine. Durch mehrere Jahre ging
er von Zeit zu Zeit hin und sah, dass kleine Edelsteine wuchsen.
Niemand wusste davon. Ein Mann von dem Geschlechte Siü hatte
seinen Namen in Pe-ping bemerkbar gemacht, und seine Tochter war
sehr berühmt. Unter den Zeitgenossen, welche um sie anhielten,
wurden viele absehligig besehieden. Kung versuchte es jetzt und
hielt bei dem Manne von dem Geschlechte Siö an. Der Mann von
dem Geschleehte Siü hielt ihn für wahnsinnig. Er sagte zu ihm im
Scherze: Wenn du mit einem Paar weisser Rundtafeln komm.^t,
werde ich in die Vermählung willigen. — Kung begab sich zu den
Ifepflanzten Steinen und fand unter ihnen fQnf Paare weisser Rund-
lalbln. Er brachte sie dem Manne von dem Geschlechte Siü als ein
Geschenk. Der Mann von dem Geschlechte Siü war sehr erschrocken
und gab Kung sofort seine Tochter zur Gattin.
Der Himmelssohn hielt diese Begebenheit fiir wunderbar. Er
ernannte Kung zu einem Grossen des Reiches und Hess an den vier
Ecken der Stelle, wo die Edelsteine gepflanzt waren, grosse steinerne
Säulen errichten, deren jede eine Klafter hoch war. Hundert Morgen
Landes, die in der Mitte lagen, hiessen das Edelsteinfeld.
Die fortgesetzte Geschichte des Suchens der Gotter sagt:
Ya-tschi> der Enkel Kao-wei's von L5-yang, befand sich in
dem Harstall. Er sagte, ein Gott sei herabgekommen und habe sich
d<en Fürsten des weissen Hauptes *) genannt. Der Lichtglanz des
Stabes, auf den er sich stützte, beleuchtete die Menschen.
Die Geschichte des Suchens der Gotter sagt:
Die Tochter des Königs Fu*tschai von U hiess mit Namen Yo-
tong-tse (die Jungfrau der Edelsteine). Han-tschung verstand die
') Der Fürtt des weiMen Haui^ie« Ut 4er weiMe fidelttein.
Zur Geschichte der alten Metulle. ß3
Kunst des Weges , und die Tochter fand an ihm Gefallen. Sie starb,
indem sie sieh erstickte, und wurde vor dem Thore Tschang-men
begraben. Tschung kam zu dem GrabhugeK klagte um sie und opferte.
Die Tochter erschien und trat mit Tschung in den Grabhügel. Als
er sich wieder entfernen wollte, nahm sie eine aus dem Edel-
steine des Kuen-lün verfertigte Schussel und schenkte sie Tschung
zum Abschiede.
Der Garten der Merkwürdigkeiten »agt:
Der zu den Zeiten der Tsin lebende W<an^teng von Tung-
ying führte den Jünglingsnamen Yuen-mai. Im ersten Jahre des
Zeitraumes Yung-kia (307 n. Chr.) hielt er NiS nieder. Als es einmal
schneite, zeigte sich vor seinem Thore im Umkreise von mehreren
zehn Schritten eine schimmernde Feuchtigkeit, und der Schnee
häufte sich nicht. Teng wunderte sich hierüber und liess die Stelle
aufgraben. Man fand ein Pferd aus Edelstein , das ungefähr einen
Schuh hoch war und in dessen Munde die Zähne fehlten. Weil
„ Pferd ** in dem Geschlechtsnamen des Beherrschers des Reiches
vorkommt*)» bielt Teng dies für eine glückliche Vorbedeutung.
Einige meinten: Wenn ein Pferd keine Zähne hat, so wird es nicht
mehr essen.
Der Garten der Melrk Würdigkeiten sagt ferner:
Im Anfange des Zeitraumes Tai-yuen (376 bis 396 n. Chr.)
hörte Yang-tse- yang in der Erde ein Geräusch. Er liess nachgraben
Und fand ein Ferkel aus Edelstein.
Die vei zeichneten Überlieferungen von Merkwürdigkeiten sagen :
Kiang-yen kam gewöhnlich nach U und las daselbst Arznei-
mittel zusammen. Als er reich geworden war, sah er in dem Di-
stricte Tschün, im Süden des Berges Tsing-tsiuen von ferne ein
schönes Mädchen. Dieselbe trug ein purpurnes Kleid, sass allein auf
einem Steine und sang. Ihre Stimme hatte den Klang eines frei-
stehenden Steines. Yen ging hin, doch er war noch nicht einige
zehn Schritte nahe gekommen, als sich das Mädchen ohne Weiteres
entfernte. Er sah blos den Stein , auf welchem sie gesessen war.
0 Der Geschlechtaname der Kaiser aus dem Hanse der westlichen Tsni war Sse-ma
(Vorsteher der Pferde).
64 Pf i K ni a i e r
Dieses wiederholte sieh durch mehrere Tage. Yen zerschlug jetzt
den Stein und fand in demselben einen purpurnen Edelstein, der
«inen Schuh breit und lang war. Hierauf sah er das Mädchen nicht
mehr.
Dieselben Terzeichneten Überlieferungen sagen:
Ping-lang war ein Eingeborner von Ngan-Io. Er gelangte auf
einer Wanderung zu dem Berge Kieu-tien in dem Districte Sung-thse.
Daselbst sah er einen Vogel , der wie ein Fasan gestaltet und ron
Farbe rein hellroth war. Dieser Vogel sass auf einem Felsen des Berges.
Sein Gesang glich dem Tone einer Schalmei. Lang schoss sofort
aach ihm und traf ihn mit einem Pfeile. Der Vogel schlOpfte hastig
ia eine Höhlung des Felsens. Lang meisselte jetzt den Felsen aus und
fand einen hellrothen Edelstein, der die Gestalt eines Vogels hatte.
Die Geschichte der zehn Inseln sagt:
Zu den Zeiten des Königs Mo von Tscheu machte das Land des
westlichen Sees Becher von Edelstein zum Geschenk. Dieselben
waren der reinste weisse Edelstein, und ihr Glanz erleuchtete die
Nacht. Durch diese Becher war in der ganzen Vorhalle heller Moi*gen,
und wenn man die Becher mit einer Flüssigkeit füllte, war die
Flüssigkeit in den Bechern süss und duftend. Man hielt viel auf diese
wunderbaren Gef^sse.
Die Geschichte der zehn Inseln sagt ferner:
Auf der Insel Ylng gibt es Edelsteinfett, das dem Weine gleicht.
Dasselbe heisst mit Namen : der Edelsteinwein. Wenn man es trinkt,
bewirkt es, dass der Mensch immerwährend lebt.
Die weitläufigen Denkwürdigkeiten sagen:
Die schönsten weissen Edelsteine, in denen man sich spiegeln
kann, kommen aus Kiao-tscheu. Die grünen Edelsteine kommen aus
dem Reiche Wo. Die hellrothen Edelsteine kommen aus Fu-yü.
Die Geschichte der vier Fürsten von Liang sagt :
Das Reich Fu-sang schickte einen Gesandten , der als Tribut
Edelsteine der Betrachtung der Sonne brachte. Dieselben hatten die
Grösse eines Spiegels, massen in der Rundung über einen Schuh
und waren durchsichtig wie Hergkrystall. Wenn man am hellen
Mittage durch sie die Sonne betrachtete, waren die in ihr be-
Zur Geschichte der allen Metalle. 65
fiDcIlichen Paläste und Vorhallen in weissem Liehte deutlieh z«
sehen.
Die Abbildung des weissen Sumpfes sagt:
Der Geist des Edelsteines heisst mit Namen Wei-jen. Derselbe
gleicht von Gestalt einem schönen Mädchen , das in ein grünes
Kleid gekleidet ist. Wenn man es im Erblicken mit einer Lanze aus
Pfirsichholz sticht und seinen Namen ruft» so kann man es erlangen.
Wenn man in der Nacht wandelt und ein Mädchen sieht » das mit
einer Kerze auf dem Haupte einhergeht, man ihm dann unbemerkt
bis zu dem Orte folgt, wo es verschwindet^ so schlfipft es in einen
Felsen. In dem Felsen befinden sich Edelsteine.
Die Gespräche des Zeitalters sagen :
Der König von Tschang-scha übersiedelte und erhielt Tschang-
schan als Lehen. In seinem Reiche angelaugt, Hess er einen Brunnen
graben. Als man vier Klafter tief in die Erde gedrungen war, fand
man weisse Edelsteine , die im Umfange drei bis vier Schuh massen.
In den yermisehten Verzeichnissen der gISnzenden Kaiser
wird gesagt:
Die Kaiserin berief einst die kaiserlichen Enkel zu sieb und
gab ihnen Sitze in dem oberen Theile der Vorhalle. Daselbst sah
sie ihren munteren Spielen zu. Bei dieser Gelegenheit nahm sie die
* aus Edelstein verfertigten Ringe, Annbänder, Becher und SchQsseln,
die von den westlichen Reichen als Tribut gebracht worden waren,
hervor und stellte sie vor ihnen in Reihen. Die Kaiserin erlaubte
ihnen, im Wetteifer die Gegenstände wegzunehmen, wodui^ch sie
die Denkungsart eines Jeden kennen lernen wollte. Alle fiefen hinzu
und stritten mit einander, wobei sie schwere Beute davontrugen.
Der Kaiser^) allein sass an dem Rande und rOhrte sich nicht im
Geringsten. Die Kaiserin v^r hierQber sehr erstauitf. Sie streichelte
seinen Rucken und sagte: Dieses Kind wird der HimnVelssohn des
grossen Friedens werden. — Sie befahl ihm jetzt, einen jungen
Drachen aus Edelstein zu nehmen und beschenkte ihn damit. Der
junge Drache aus Edelstein war von Tai-tsung in dem Palaste von
<) Der nachheripe Kaiser TvM-tavng •■• den ilaiiet TlwBf .
Sitxb. d. phil.-hist. 11. LX. Bd., 1. Hft.
6ß P f i X m a i e r
Tsin-yang gefunden worden. Die Kaiserin Wen-te hlutte ihn beständig
in ihren Kleiderkasten gelegt und entäusserste sieh desselben erst zu
den Zeiten des grossen Kaisers. Nach drei Tagen fügte die Kaiserin
Perlen, Seidenfäden, Kleider und Kinderdecken zu dem jungen
Drachen aus Edelstein und machte es zum Geschenke. Später ver-
wahrte man diesen beständig in dem inneren Versammlungshause.
Obgleich seine Breite nicht einmal einige Zolle betrug, war etwas
so Mildes, Feuchtes, Auserlesenes und Kunstliches unter den
Menschen nicht zu finden.
Als der Kaiser zur Nachfolge gelangt war, pflegte man, so oft
in der Mutterstadt ein lästiger Regen eintrat, aufrichtig zu beten.
Wenn der Regen langwierig werden sollte und man jenen Drachen
genau betrachtete, war es, als ob er die Schuppen und Mähnen
aufrichtete.
In dem Zeiträume Khai-yuen (713 bis 741 n. Chr.) herrschte
in den drei Stützen (den drei um die Mutterstadt liegenden Pro-
Yinzen) grosse Dürre. Der Kaiser suchte Abhilfe durch Gebet , aber
nach zehn Tagen war noch kein Regen erfolgt. Der Kaiser warf
jetzt insgeheim den Gegenstand in den Drachenteich des südlichen
Inneren. Da erhoben sich plötzlich Wolken und mit ihnen entstanden
Sturm und Regen.
Der Kaiser besuchte das westliche Scho. Die Wagen standen
reihenweise an dem Flusse Wei, und man wollte übersetzen. Der
kaiserliche Haltplatz befand sich an dem Ufer des Flusses. Unter den '
Aufwartenden und Wagenführern des Gefolges waren einige« welche
auf die Strömung blickten, sich mit dem Wasser begossen und
spielten. Sie fanden den Gegenstand in dem Sande. Als dies der
Kaiser hörte, erschrack er freudig. Er betrachtete ihn und sagte
unter Thrftnen: Dies ist der junge Drache aus Edelstein, der mir
einst kostbar gewesen. — Seit dieser Zeit erleuchtete der Gegen-
stand in jeder Nacht mit seinem Glänze das ganze innere Haus.
Als der Kaiser in die Mutterstadt zurückgekehrt war, raubte
ein Leibwächter des gelben Thores den Gegenstand und übersandte
ihn Li*ftt-ku8 9« Dieser legte ihn immer in ein Kästchen. Als Fu-kuo
1) Li-fn-kuo wurde nach Yerabung mehrerer Gewaltthaten der Vorsteher der Räume
vnd sugleick der Gebietende am Bachfahrers der Mitte.
Zir GMehiehU der alten Metall«. 67
ein Fehlschlagen erfkhren sollte » horte er bei Nacht in dem Kiat-
chen ein Geriusch. Als er es 5Aiete nnd nachsah , war der Gegen-
stand von seinem Platte versehininden.
Aohaog IL
Von den Kostbarkeiten im AllgemeinaTi,
Tsching^hnng wurde Befehlshaber Ton Tseu. Ein Bewohner
des Districtes» Namens Wang-fnng, fimd rerlorene Kostbarkeiten. Er
hftngte sie in dem Kreuzwege auf, suchte den Besitzer und gab
sie zurück ^).
TschG-tsiuen war ein Angestellter der Provinz. Der Statthalter
Tun-tuan machte sich eines Verbrechens schuldig, auf welches die
Todesstrafe gesetzt war. Tsiuen kaufte seltene Kostbarkeiten und
bestach die der grossen Begabung vorstehenden Angestellten. Tuan
brachte es dahin, dass ihm die Todesstrafe erlassen wurde >).
Der Kaiser berief gewSbnIich die erwftgenden Angestellten der
Provinzen zu sich und befragte sie hinsichtlich der Sitten und
Gewohnheiten* sowie darQber, ob die in firfiherer und in spSterer
Zeit eingesetzten Statthalter und Befehlshaber Ffihigkeiten besessen
oder nicht. Puan-hien , der Zugestellte der Erwigungen für die Pro-
vinz Scho , trat vor und sprach : Tschang-kan , der Statthalter von
Tu-yang, befiind sich ehemals in SchS. In seiner Menschlichkeit
erwies er den Untergebenen Wohlthaten. In seiner Strenge war
er fähig, den Verrath zu zOchtigen« Zur Zeit als Kung-sOn-
scho geschlagen wurde, lagen die seltenen Kostbarkeitei| gleich
Bergen , die Gegenstände , die man mit den Binden fassen konnte,
waren hinlänglich, um zehn Geschleehtsalter zu bereichem. Jedoch
an dem Tage, wo Kan sein Amt aufgab, bestieg er einen Wagen
mit gebrochenen Querstangen, der nichts anderes enthielt als leinene
Decken. — Als der Kaiser dieses hSrte, war er lange Zeit in tiefes
Staunen versunken *).
0 Das TOD Sie-sching rerfaMto Bveh der tpiterea Hai.
*) Die Ton Tschanfc-fan rerfaaate Gesekiohte der Hu.
') Das von Fai-hoa rerfasste Boeli der tpitertii Hu.
»•
6i8 PfisQiiier
Tschin-thai war Anfuhrer der Leibwächter der Mitte fUr die
Hiung-Qu's. Unter den Yoroehmen Mannern der Mutterstadt und
der übrigen Städte waren viele» welche wunderbare Kostbarkeiten
und Waaren besassen. Sie erkauften sich dafür Sclayen und Scla-
yinnen. Thai hängte alles an die Wand. Als er Torgeladen und zum
obersten Buchführer ernannt wurde, gab er es Tollstandig zurück 9*
Sse-sl wurde Statthalter ron Kiao-tschi. So oft er einen Ab-
gesandten an Kiueu schickte, brachte er yermischte Wohlgerüche
und feinen Flachs zu Wege. Er verwendete ohne Weiteres tausend
glänzende Perlen. Er reichte im grossen Massstabe Kleinode au3
Bergkrystall, Federn des Paradiesvogels, Schildkrotenschuppen, Rhi*
qoceroshorn und Elfenbein. Merkwürdige Dinge» seltene Fruchte wie
Pisang, Drachenaugen» trafen jedes Jahr regelmässig ein').
Yao-tschang stellte seine Söhne auf die Probe» indem er zu
ihnen sagte: Ich besitze kostbare Gegenstande» die mir um zehn-
tausend Pfunde Goldes nicht feil sind. Demjenigen unter euch, der
die anderen an Kunstfertigkeit übertriffit, werde ich sie geben. —
Die Söhne w^ren grosse Liebhaber von Pferden, und sie wollten es
piit diesen vor dem Vater versuchen. Lio allein rührte sich nicht
Tschang hielt ihn für weise. Er überging daher die älteren Brüder
und setzte diesen Sohn 9um Nachfolger ein *}.
Hoan-yuen hatte eine übermässige Liebe zu Kostbarkeiten» mit
denen er beständig spifelte. Perlen und Edelsteine wurden von ihm
niemals aus den Händen gelegt^).
Hoan-yuen wurde durch Lieu-y5 geschlagen. Tschung-wen
folgte ihm. Tuen floh nach Westen. Seine sämmtlichen Kostbarkeiten
und Kleinode waren in der Erde verborgen. Sie verwandelten sich
in Erde »).
1) Die Denkwürdigkeiten ron Wei.
S) Die Denkwürdigkeiten ron U.
*) Dm Bnch der Erhebung ron Ttin.
*) Die Geschichte des KAisers Ngao Ton Tsin.
*) Die ÜberUeferange» TCtn Yin-tecbiing-wen in dem Buche der Tsin.
Zur Geschichte der »Uen Metalle. 60
Lang-siu und Hu-ngan-khiQ beraubten das Grab Tschang-
siQn*s *)• Als sie es öffneten, sahen sie SiCln, der den Anblick eines
Lebenden gewahrte. Sie fanden TbQrmatten aus echten Perlen,
WeinkrQge aus Bergkrystall, Weinbecher aus weissem Edelstein,
Schalmeien aus hellrothem Edelstein» Flöten aus purpurnem Edel-
stein, Pferdepeitschen von Korallen, grosse Glocken ron Agat. Die
wunderbaren Schfttze der Flüsse und des trockenen Landes Hessen
sich nicht beschreiben >).
Kien, Kön^ von Sehi-hing, hielt Yl-tscheu nieder. In der
Provinz fand er auf einem Gartengrunde einen alten Grabhügel. In
demselben war der innere Sarg nicht mehr vorhanden. Man fand
blos einen steinernen äusseren Sarg und zehn Arten kupferner Ge-
räthe, nebstdem drei aus Edelstein verfertigte Ruodtafeln von alter
Gestalt. Die Kostbarkeiten waren sehr zahlreich und konnten njcht
immer erkannt werden. Das Gold und Silber, das die Gestalt von
Seidenraupen hatte, wurde auf mehrere Zehntausende berechnet.
Ferner waren aus Zinnober Erdhügel und aus Quecksilber Teiche
gebildet.
Alle Leute der Uoigebung riethen ihm , die Gegenstande weg-
zunehmen. Kien sprach: Als der kaiserliche Nachfolger sich einst in
Yung aufhielt, öffnete man einen alten Grabhügel. Man fand Dinge
wie Windschirme aus Edelstein, Kästchen aus Edelstein. Er wollte
alles nach der Hauptstadt zurückschicken. Ich war hiermit nicht ein-
verstanden. — Er entsandte jetzt den verdienstvollen Richter Ho-
tsehü-tschi, damit er einen Erdwall aufführe. Man konnte sich an
keinem einzigen der kostbaren Gegenstande vergreifen *).
Von Yang-khan^) wird gesagt: In dem Zeiträume Ta-thung
(S27 bis S28 n. Chr.) befand sich Yang-fei, der Gesandte von Wei,
0 Tscbang-sioD, in Diensten des Hauses der spateren Tscbao Statthalter tob Liang-
tscheu, hatte sich im ersten Jahre des Zeitraumes Yun^ho (345 n. Chr.) zum
Könige von Liang aufgeworfen.
2) Das Buch der Tsin.
') Das Buch der Tsi.
^) Yang-khan , in Diensten des Hauses Wei Statthalter ron Thai-san , ergab sich im
zweiten Jahre des Zeitraumes Ta-thung (52S n. Chr.) mit seiner ProTinz an
Liang.
70 Pfismaier
mit Khan im Norden. Beide waren einst gemeinschaftlich dem Lernen
obgelegen, [n einer höchsten Verkundung wurde Khan befohlen , Fei
und die dreihundert Gaste, die mit ihm zugleich Belohnungen erbalten
hatten, einzuf Obren. Die Gefasse, aus denen sie speisten, waren
aus Gold , Edelstein und rerscbiedenen kostbaren Stoffen. Man liess
die Tanzerinnen der drei Abtheilungen Musikstücke spielen. Als es
Abend wurde, hielten hundert aufwartende Sclavinnen in den Händen
Kerzen der goldenen Blumen 0*
Yao >) beruhigte Tschang-ngan und breitete sich daselbst aus.
Er gelangte in schnellem Einherjagen an den westlichen Fluss.
Tschang-meu s) fürchtete sich. Er Schickte einen Gesandten und
nannte sich einen Diener des Geheges. Er machte eine unbeschreib-
liche Menge ron seltenen Kostbarkeiten, Perlen und Edelsteinen zum
Geschenk*).
Als Tuen-I >) die Lenkung ausschliesslich f&r sich in Anspruch
genommen hatte, erbaute er in dem abgeschlossenen Theile des
Palastes (&r sich eine besondere RGstkammer. Er füllte diese mit
Kostbarkeiten, die man erfassen und in den Binden halten konnte«).
Das Buch der Sui sagt:
Im zwSlften Jahre des Zeitraumes Khai-hoang (892 n. Chr.)
schickten die Tu-kiue (Türken) einen Gesandten. Derselbe brachte
als ein Geschenk sieben kostbare Kannen.
0 Das Bieh der Lian^.
*) Yao ist Liea-yao, der Grfinder des Hautet der fräheren Ttohao.
') TtchaBg-meu, in Dientten det Hantet der östlichen Ttin, Statth«lter ron Liang-
ttchen, ergab tich im ersten Jahre det Zeitraumes Tai>ning (323 n. Chr.) an
Ttchao und erhielt ron Lien-yao das Lehen eines Königs ron Liang.
^) Die in dem ron Thsui-hnng rerfassten Frühling und Herbst der sechsehn Reiche
enthaltenen Veneichnisse der fk^heren Tschao.
^) Yoen-l, au den Zeiten der spiteren Wei ein Aufwartender im Inneren, wurde nach
Verubung mehrerer Gewaltthaten im ersten Jahre des Zeitraumes Hiao-tschang
(525 n. Chr.) hingerichtet.
*) Das Buch der spiteren Wei.
Zur Geschichte der alten Metalle. 7 t
Das Buch der Thang sagt :
Das Reich Sse-tse ist eines der Länder des westlichen Meeres.
Dasselbe bringt merkwürdige Kostbarkeiten herror. Wenn Kaufleute
daselbst ankommen , sehen sie keine Menschen. Man legt blos die
kostbaren Gegenstände und das Kaufgeld auf einer Insel nieder. Die
Kaufleute nehmen die Gegenstände um einen gewissen Preis weg
und entfernen sich. Weil die Bewohner im Stande sind» L5wen zu
zähmen» gab man dem Reiche von diesen (sse-tse, Löwe) den Namen.
Das Buch Lu-lien-tse sagt :
Der Konig von Tsu Tollendete die Erdstufe der schimmernden
Blumen und bewirthete die LehensfSrsten mit Wein. Der Landesherr
von Lu war zuerst angekommen, und der König gab ihm die grossen
gekrümmten Bogen und die ungeschliffenen Rundtafeln. Nachdem er
dies gethan , reute es ihn.
U-khiü besuchte den Landesherrn von Lu und sprach: Die
grossen gekrümmten Bogen und die ungeschliffenen Rundtafeln sind
die Kostbarkeiten des Königs yon Tsu. U begehrte sie, doch er gab
sie ihm nicht. Jenes griff zu den Waffen und bekriegte Tsu. — Lu
fürchtete sich. Man nahm die Gegenstände und gab sie zurück.
Das Buch Me-tse sagt :
Der Fürst Ton Tscheu besuchte Schin-tu-thl und sprach : Wenn
der niedrige Mensch einen gewaltigen Geist besitzt, so kommt die
Strafe herbei.
Sehin-tu-thl sprach: Die gottlichen Beglaubigungsmarken von
Tscheu kommen aus der Erde. Die glänzenden Monde yon Tsu
kommen aus Muscheln und Schalthieren. Die fünf Gestalten kommen
aus den Sümpfen des Han. Die Rondtafel des Geschlechtes Ho , die
in der Nacht glänzenden Perlen, die drei Dornen » die sechs
Merkwürdigkeiten» dieses sind die yortrefflichen Kostbarkeiten der
Lehensfürsten.
In den Überlieferungen von dem Himmelssohne Mo heisst es :
Der Himmelssohn unternahm einen Eroberungszug im Westen
lind gelangte zu dem Berge Yang-ngeu. Dies ist der Ort, wo Ping-I»
72 P r i s m « i e r
der Gott des gelben Flusses, seine fiauptstadt hat. Es ist das
stammhalteDde Geschlecht des Flusses. Der Himmelssohn gelangte
jetzt zu der Erdhöhe des Koen-Ifin und sah die Kostbarkeiten des
Berges Tschung.
Der Frühling und Herbst des Geschlechtes Liü sagt:
Die Zeitalter hielten Perlen und Edelsteine für Kostbarkeiten.
Je zahlreicher die Kostbarkeiten waren, um so ärmer wurde das
Volk. Man irrte sich hinsichtlich dessen, was man für kostbar hielt
Der Garten der Gespräche sagt:
Der Lehensfurst King begab sich nach Wei. Zur Linken trug
er an dem Gürtel einen Edelsteinschmuck und ein Sehwert. Zur
Rechten trug er an dem Gürtel einen Ring und herabhangende
Steine. Der Glanz zur Linken erleuchtete die rechte Seite. Der
Glanz zur Rechten erleuchtete die linke Seite. Der Nachfolger blickte
nicht hin und fragte auch nicht King sprach: Besitzt das Reich Wei
auch Kostbarkeiten? — Der Nachfolger sprach: Hat der Gebieter
Vertrauen, ist der Diener redlich, so tragen die hundert Geschlechter
auf dem Haupte die Höheren. Dies sind die Kostbarkeiten des
Reiches Wei — King löste zur Linken den Edelsteinschmuck, zur
Rechten loste er die herabhängenden Steine. Er Hess beides auf den
Boden gleiten und erhob sich.
Fing, Fürst von Tsin» schifile auf dem westlichen Flusse. In
der Mitte der Strömung sprach er seufzend: Wie traurig! Wie
erlange ich weise Männer, mit denen die Grossen des Reiches sich
Yereinigten? Dieses wäre Freude in meinem Kummer.
Kursang» ein Mann in dem Schiffe, antwortete: Die Schwerter
werden hervorgebrafikt in Yue. Die Perlen werden hervorgebracht
in dem Strom und dem Han. Die Edelsteine werden hervorgebracht
auf den Bergrücken des Kuen. Diese drei Kostbarkeiten kommen
ohne Füsse herbei. Wenn du jetzt o Gebieter, ein Freund ausge-
zeichneter Männer bist, so kommen weise Männer herbei.
In den vermischten Erzählungen aus der Mutterstadt des Westens
heisst es:
} Zur Geschichte der «Iteii Metalle. 73
Kaiser Wa steflte die sieben kostbaren Betten» die vermischten
kostbaren Bänke, die dazwischen stehenden kostbaren Windschirme,
die gereihten kostbaren Zelte in dem Palaste der Zimmtbäume auf.
Die Zeitgenossen nannten diesen den Palast der vier Kostbarkeiten.
In denselben rermischten Erzählungen wird gesagt :
Als Kao-tsu in den Palast von Hieo-yang einzog» wandelte er
in den Rüstkammern und Aufbewahrungsorten umher. Er sah eine
Cither, die sechs Schuh lang war, dreizehn Saiten und sechsund-
zwanzig^Abschnitte hatte. Zu ihrer Verzierung waren durchgehends
die sieben Kostbarkeiten verwendet worden. Die Inschrift lautete:
Musik des getränkten Yu 9-
In den gelben Abbildungen der drei StQtzen heisst es :
Die Kostbarkeit des Goldes ist die erste. Silber ist die zweite.
Schildkröte ist die dritte. Muscheln sind die vierte. Die Kostbarkeit
der umlaufenden Münzen ist die fOnfte. Die Kostbarkeit der auf-
bewahrten Münzen ist die sechste. Es sind im Ganzen sechs Arten
von kostbaren Gütern und achtundzwanzig Abstufungen.
Die Abbildung des Erdspiegels sagt :
Wenn kostbare Gegenstände sich in festen Städten» Vorwerken,
Erdhügeln und Mauern befinden, werden die Bäume durch sie ver-
ändert. Sieht man, dass die Zweige seitwärts geneigt sind, dass
manches gebrochen und verdorrt ist, so sind dies Zeichen, an
denen man es erkennt. Untersucht man, wohin das Gebrochene und
Verdorrte gekehrt ist, so finden sich die Kostbarkeiten an dieser
Stelle. Wenn die Kostbarkeit des Goldes vorhanden ist, verwandelt
sicli diese gewöhnlich in Haufen von Schlangen. Sobald man dieses
siebt, ziehe man sofort einen Schuh oder ein Kleidungsstück aus
und werfe es nach ihnen. Bringt man sie zum Untersinken, so hat
man das Gold erlangt. Wurden aufbewahrte Kostbarkeiten vergessen
und kennt man nicht den Ort, so fülle man eine grosse kupferne
Schüssel mit Wasser, bringe sie zu dem Grunde, wo man die Gegen-
stände vermuthet, wandle umher und lasse sie als Spiegel leuchten.
1) D. i. de Yü-ftD, eines Edelsteines des Reiches L«.
74 P r i s m a i e r. Zar Getchichta der alUo MeUKe.
Sieht man das Bild eines Menschen» so befinden sieh die Gegenstände
unter dieser SteUe.
Das Bach Lao-tse sagt:
Wir besitzen drei Kostbarkeiten» die wir bewahren und fest-
halten. Die erste heisst Wohlwollen. Die zweite heisst Sparsamkeit.
Die dritte heisst Zaghaftigkeit. Wenn wir als die Vordersten der
Welt den Feind verachten» so werden wir bald unserer Kostbarkeiten
yerfustig.
Aschliat-h. Die friiheren Wamlerjahro des Conrad CeU es. 75
Die froheren Wanderjahre des Conrad Celtes und
die Anfönge der von ihm errichteten gelehrten
Sodalitäten.
Von dem w. M. Dr. Joseph Aschbach.
Über Conrad Celtes , den eifrigsten Verbreiter des Hamanismus
im deutsehen Reiche, den Stifter gelehrter Gesellschaften» den ersten
deutschen gekrönten Dichter» sind in unserem Jahrhundert mehrere
Schriften erschienen; jedoch widmen sie seinem Leben und Wirken'
nicht die gehörige allseitige Beachtung und lassen manche nicht
unwichtige Punkte unerörtert oder unaufgeklärt. Am •eingehendsten
noch hat Engelbert Klupfel» ein Landsmann des Dichters, sich*
mit ihm beschäftigt. Über zwei Decennien hindurch hat er die
Materialien zu seinem Werke Qber das Leben und die Schriften des
Conrad Celtes ^ gesammelt und ein den Gegenstand ganz er-
schöpfendes Buch zu liefern versucht. Dessenungeachtet ist Manches
von Erheblichkeit unerörtert oder selbst unberührt geblieben. Bei
den Klüpferschen Forschungen vermisst man nicht selten eine, scharfe
Kritik und eine ganz unbefangene Darstellung. Der Biograph zeigt
nicht nur für den berühmten Humanisten eine derartige warme
Theilnühme und Vorliebe, dass er alles ins beste und vortheilhafteste
Licht stellt, sondern er yergisst auch, dass das, was Celtes in seinen
dichterischen Werken über sich selbst angibt, nicht immer wirklich
^) Das Werk ist erst nach Rlupfelt Tod erschienen: De Tita et ecriptit Conradi Celtit
Protucii opus posthumum Engelh. Rlfipfeiii ed. I. C. Roef et C. Zell. ZYoÜ. Fribnr-
gii 1827. 4^. Leider ist der dazu bestimmte Appendix mit den Briefen and andern
wichtigen Documenten ungedruckt gelassen worden.
76 Aachbacli
in solcher Weise stattgefunden; dass wir es da mit Wahrheit und
Dichtung zu thun haben » wo jene oft nur schwierig in kritischer
Untersuchung zu ermitteln ist.
Ladislaus Endlicher, ein yielseitiger Gelehrter» hat seine
Studien auch unserem Humanisten in zwei grosseren Abhandlungen
zugewendet. In der einen <) behandelt er das Leben des Celtes bis
zu seiner Berufung nach Wien, in der andern*), welche eine aus-
fuhrliche Recension über das KlupfePsche Werk liefert und zugleich
interessante und wichtige Ergänzungen beifugt, beleuchtet und ver«
bessert er zwar mit kritischer Feder Manches, was Klupfel falsch
aufgrfasst hat; alleitt nicht immer trifft der geniale Gelehrte das
Richtige, indem er nach seiner Art allzu kühn vorgehend. Blossen
in seinen humanistischen Studien zeigt.
Weniger die &«sseren Lebensyerhältnisse des CeHes als yiel-
mehr seinen Einfluss auf die Entwicklung des Aufblühens wissen-
«chafttieher Büihing in Deutschland hat H. A. Erhard darzustellen
Tersucbt *). In mancher Beziehung hat Erhard weniger als Klftpfef
und Endlicher geleistet; nicht weniges Falsche, was diese bereits
berichtigt h»ben, Sndet sich ron ihm noch rorgebracht in Betreff der
geistigen Anregung, die Celtes seiner Zeit gegeben, und des Inhalts
seiner Schriften wird nicht selten in der Beurtheilung Vollständigkeit
und ein genaues und tiefes Eindringen vermisst. Freilich fehlt es noch
an manchen tüchtigen Vorarbeiten, namentlich an einer g^ten Darstel-
lung der von Celtes errichteten gelehrten Gesellschaften: die bisher er-
schienenen Schriften über die Sodalitas Rhenana und Sodalitas
Danubiana liefern keine erschöpfende und genügende Behandlung.
Als Torzfigliche Quellen für eine Geschichte des Lebens des
Celtes und seiner WiriLsamkeit dienen seine Werk«, sowohl die
dichterischen Productionen wie auch seine Vorreden zu den von ihm
herausgegebenen eigenen und fremden Schriften : auch seine Briefe
und die Schreiben seiner Freunde an ihn liefern reiches Material.
HeriLWürdig ist es, dass man von dem ersten deutschen gekrönten
<) In Hormarra Archiv fSr Gesch. etc. XII. (182i) S. 381 ff.
S) Jahrbfich'er der Literattir. Band XLV. Wien 1829. 8. 141^179.
*) In- dm Werke: Geachiehte des Wiederanfbidhena wiaaenachaftlicher Bildang, vor-
■diniliob'iB D«iitacldaAd bia zum Anfaulte der Reformation. Zweiter Band. Mag^deb.
iSaO. Ober Celtea 8. 1—146. Amch in der Encycl. v. Eraoh n. Gruber XXI.
J. 1830. 8. 135—140 findet aieb ein Artikel von Erhard über Celtea.
Die früheren Wanderjahre «les Cnnrtü Geltet. 77
Dichter und dem berühmtesten Verbreiter des Humanismus in Deutsch-
land noch nicht eine Gesammtausgabe seiner Werke besitzt: ja,
dass von seinen bedeutendsten Dichtungen, den MÜbris amorum* wie
auch den „libris odarum'', nur eine einzige, hdehst seltene Aus-
gabe existirt: endlich, dass seine Epigramme und die Briefe seiner
Freunde an ihn wie Manehes andere nur handsehrüUich vorkommen
und bis jetzt keinen Herausgeber gefunden haben.
Die von der gelehrten rheinischen SodalitSt herans-
gegebene Vita des Conrad Celtes liefert nicht eine eigent-
liche vollständige Biographie des gekrönten Dichters, sondern nur
einen fragmentarischen Beitrag zu seiner Lebensgeschichte. Von
seiner hauptsächlichen Wirksamkeit als akademischer Lehrer in
Ingolstadt und Wien und als Vorsteher des von Kaiser Maximilian
errichteten Dichter-Collegiums, wie auch von seinen eifrigen Be-
mühungen um die Verbreitung des Humanismus durch Errichtung
gelehrter Gesellschaften, wird in dieser alten Biographie mit keinem
Worte Erwähnung gethan. Die unvollständige Vita, welche ohne
Zweifel die Grundlage zu einer grosseren Biographie bilden sollte,
und von einem Mitgliede der rheinischen Sodalität wohl in der Zeit,
als Celtes noch nicht in Ingolstadt sein Lehramt angetreten hatte,
aufgeschrieben worden, besteht eigentlich aus zwei Theilen : aus dem
biographischen, der die Hauptmomente im Leben des Celtes von
seiner Geburt bis zum Jahr 1492 in ziemlich dürftigen Umrissen
und mit manchen unrichtigen Angaben enthält, und bei Auf-
zählung seiner vertrautesten Freunde nur eben die, welche er vor
seiner Berufung nach Ingolstadt gehabt, anfährt; und aus einer
Sammlung seiner Denkspruche und Grundsätze, welche von Mit-
gliedern der rheinischen Sodalität als der besonderen Beachtung
würdig aufgezeichnet worden waren. Ais die Oden des Dichters fünf
Jahre nach dessen Tode (ltfl3) durch die Bemühnjngen seiner
Wiener Freunde mit Umgehung der Censur der theologischen
Facultät der Wiener Universität in Strassburg zum Drucke befördert
wurden, ward die unvollständige Vita beigefugt Sie erhielt bei dieser
Gelegenheit Zusätze: erstlich ein kurzes Verzeichniss der vorzüg-
lichsten Werke des Dichters, dann die Angabe seines Todestages
(wobei nicht einmal der Sterbeort Wien erwähnt ist) und endlich
die Notiz von einer testamentarischen Verfügung über seine Bücher «}.
0 Unter den im Anktmg beigefigtM Siaek«ii m4 aMli üb Vün CMb wkgHnAi
78 Aschbach
Des Conrad Geltes Herkunft, Aufenthalt auf deutschen Uni-
versitäten und italienische Reise.
Conrad Celtes war am ersten Februar 14S9 <) in Wipfeld*),
einem am Main in Franken zwischen Sehweinfurt und Würzburg
gelegenen Dorfe, geboren. Er stammte aus einer bäuerlichen Familie :
1) Geltet hatte mit K. Maxiimliiio, der am 12. Min 1459 gehören war, daaaelbe
Gehttrtijahr. Der Dichter gibt dies selbst an, in libr. I. Amor. eleg. 12 :
Maximas AtfAvXio;, Romani nominis haeres.
Hoc anno (qno Celtes) et fausto sidere natus erat. —
Noetra qnater denis sed praerenit hora diebns
Astra, qaibus ritam ceperit ille snam.
Damit stimmt auch die von der Sodalitas Rhenana heransgegebene Vita Celtis :
Kalendis Febmarii natus fuit, imperatoris Friderici tertii imperii anno septimo, qui
annns nativitate Maximiliani insignis idibns sequentibns Marti i (nicht 15. sondern
12. Mirx) Aut. RlOpfel (vit. et aeript C. Celtis I. 23) nennt die Angabe , dass die
Gehurt in du siebente Jahr des Kaisers Friedrich Hl. gefallen , also ins J. 1447,
unrichtig; aber er übersieht, dass hier nicht Ton dem Regierungsantritt Friedrichs
im deutschen Reiche (1440) gerechnet ist, sondern Ton dessen Raiserkrönung in
Rom im Jahre 1452. Auch des Celtes Grabschrift bestStigt, dass er am 1. Febr. 1459
geboren. Obiit an. Christi MDVUI. U. Nooas Februar. Vixit ann. XLVKII. dies m.
*) Der Zeitgenosse Lorenz Fries in seiner Geschichte des Wurzburger Bisthums (bei
Lndewigy ser. rer. Wiroeb. p. SOS) : }»Der Tielerfahrene hochgelahrte Poet Conrad
Pickel, CeltM geannf, Ton WipTeld am Mayu**. Die den Stidten SchweinAirt
und Wfirzburg benachbarte Lage des ziemlieh obscuren Geburtsortes gab ohne
Zweifel Veranlassung, dass manche Zeitgenossen des Geltes ihn einen Schwein-
furter oder einen Wfirzburger nennen. Trithem. in seinem 1494 edirten Buche
tir. illustr. German, gibt an, dass Celtes in Schweinfurt geboren sei, jedoch in der
spiter gesehriebenen Chronik des Klosters Hirschau berichtigt er den früheren
Irrthum: Conradns Celtis Protucius, natione Germanus, patria Francus Orientalis
ex Wipfeld prope Schweinfurt oriundus. Celtes selbst nennt manchmal Wfirz-
burg seine Vaterstadt, wohl nicht desshalb, weil seine Vorfahren daher stammten
oder weil Wipfeld in der Würzburger DiÖcese lag, sondern um sich eine illustrere
Geburtsstitte im Frankenlande beizulegen; in seiner Descript. Norimberg. c. 2
sprieht er toh der Tctiistissima urbe ^E^^cß^rroXt (Rerbipoli) Francorum metropoli:
nndeet nobis origo est. In die kigolstidter Universitits-Malrikel schrieb
er sich ein : Conradns Celtis Wireeburgensis prof. human. (Mederer annal. acad.
Ingoist 1. p. 30). Von seiner Herkunft mus Würzburg singt er auch Amor. Hb. I.
eleg. 12. Die Vita Celtis nennt keinen Geburtsort : Ad Moeuum fluvium haud longe
ab Herbi|K»U FrancAtam ia Germania metropoli — natus fuit.
Die n-Gheren Wandeijahre des Conrad C«lt6f. 79
dein Vater war Landmann und betrieb besonders den Weinbau 9-
Der Familienname war Pickel«), welches Wort in der frfinkischen
Mundart als gleichbedeutend mit dem Ausdruck Meissel gebraucht
wird.
Nach der damals bei den Gelehrten herrschenden Sitte wurde
später der Name latinisirt und zwar in höchst sonderbarer Weise
durch das selten vorkommende Wort Geltest)» welches auch in
<) Tita Celtis : Per patrem a literia reTOcatos, nt Tineanun et finaUlae evram tvtci-
peret. Celt. amor. Hb. lY. eleg. 5;
Quam melivs fnerat, patriis latvitte aob agrit.
Et ▼item palo consociasae aio.
Odar. libr. IV. od. 8:
Bacchicoa inter generataa olim et
Francicos colles, ubi Moenua altis
Flectitor ripis.
*) Lor. Friea a. a. O. o. p. 396. Connd Pickel obgenant , der erate deatack gekrönte
Poet. — Der Name Pickel oder B i ek e 1 kommt nicht aelten bei den Ortabewobnem
Wipfeida im XV. Jahrhundert in den Gnindbachem vor, dagegen begegnet man
nie daaelbat dem Namen M e is a el. Vgl. Rlüpfel a. a. 0. 8. 41. Not. f. Daaa dea Conrad
Celtea oraprfinglicher Familienname Schifer geweaen, behaaptet Erhard (Leben
dea Geltes S. 4). Er atfitxt dleae Behaoptnng aof aehr achwache Gründe, auch an
•die falsche Annahme, dtaa aein Gebnrtaort SchweinAirt geweaen. Erhard fand
nimlich in den Erftirter Unireraitfita'-Matrikelnana jener Zeit einen Conradna Scheffer
de Swinfort, unter den Scholaren eingetragen , der apiter auch onter den Erfarter
Baccalanreen Torkömmt« Daraus achlieaat Erhard auch, daaa Celtea in Erfurt aeine
eraten UniTerattIta->8tudien gemacht habe.
'j Da daa Wort von eaelum d. i. acalprum (Grabaticbel) hennleiten iat, so wirt
eigentlich Caeltea an achreiben. Bei den Ctasaikem kommt der Auadmck Celtea
nicht Tor, wohl aber in der Vulgata, Job XDC, 23 : Quia mihi det, ut exarentur ser-
monea mei in libro stylo ferreo et plumbi lamina, wtl eelte aeulpantur in silice?
und in einer alten Inachrift bei Ducange im Gloaaar: „Halleolo et celt e litteratua
silex*. Daaa der Name Celtea Ton caelare absuleiten, wuaaten auch die Freunde
des Dichtera. Theodoricua Ulaeniua in dem Epiaodinm an demselben gibt die
Verae:
Gelte tnam ailicem caelaa, Conrad e, rebeUem,
Et mea dura ailez, nil tua Celtia agit.
Daaa der Dichter aich öfter auch aelbat Celtea achrieb, iat aua dem Vorwort
der Panegjria ad ducea Barariae x Conradna Celtea ad lectorcm und aua anderen Stellen
aeiner Schriften zu ersehen. Erhard gibt die gans abenteuerliche Ableitung dea
Wortes Ton dem griechischen KcXcuo): darnach bedeutet Celtea Ffihrer (KcXcv>
TY^g) und bei Celtia ist filiua su anppUren. DetahaU», meint Erhard, könnte auch Celtis
80 Atchbach
der Form Zeltes 0 erscheint Conrad selbst schrieb sich spater
gewöhnlich Celtis*), indem die Ausländer, namentlich die Italiener,
häu6ger neben Celtes die Form Celta *) gebrauchten und meinten, der
deutsche Dichter aus dem fränkischen Lande habe durch den
Volksnamen »der Gelte*' seine Heimath nach Dichterart bezeichnet,
sodass Francus und Celtes identificirt worden *).
Wir finden, dass Conrad Celtes schon im 18. Lebensjahre den
latinisirten Namen führte : es gibt dieses einen Beweis , dass er früh-
zeitig der gelehrten Richtung sich zuneigte. Einige Jahre später
nahm er noch einen weiteren Beinamen aus dem Griechischen an,
nämlich Protucius»), welches Wort im Grunde dasselbe bedeutete,
was Pickel oder Meissel. Er folgte somit dem Grundsatze, den
er in seinen Schriften aussprach: die Dichter müssten drei Namen
fuhren«), und der nicht selten Yorkommenden Gewohnheit der
damaligen Humanisten, den deutschen Namen nicht allein zu latinisiren,
sondern auch zu gräcisiren, wie es auch Gerhard Yon Rotterdam
that, der sich Desiderius Erasmus nannte.
Dur als indeelinaUes Wort gebrancht werdei. Data sowohl CelUs wie Celtia hiafig
indecUnabel Torkoramt, ist richtig; aber das ist bei Eigennamen etwas gans ge-
wöhnliches.
0 So schrieb sich Celtes in die Kölner Universitftta-Matrikel. Vgl.onten 8.82 Not.l. Ein
altes Portrit mit der Unterschrift: Conrados Zeltis Protacios etc. erwihnL KIfipfel
I. 8. 54.
<) Wohl nach dem griechischen Kikvoi (so Gelt. Epigr. Hb. IV. epigr. 48 u. 49), was
nach der damals herrschenden Renchlinischen Aussprache Keltis lautete.
*) Aldus Manutins in einem seiner Briefe an unsem Dichter : Conrado Celtae salntem.
^) Selbst in der von der rheinischen Sodalitit herausgegebenen Vita des Celtes wird
gesagt; Familie Celtica [i. e. I'rancica] natns fnit
*) Das Wort, welches sehr rerschieden geschrieben sich findet — Protnciue, Protn-
tina, Prothucius, Prodncüu, Protnccios, Protussius etc. — kommt Ton f:p6 und
ruxoc oder ruxiov (Meissel). Abgeschmackt ist Erhard's Meinung, dass es ron
npSiTOi und xioj stamme und |,erster Anreger" bedente, ao dass es eine
prophetische Hinweisnng auf des Celtes Anregung zum Wiederaufleben der dassi-
sehen Wissenschaften in aich schliesae. Die Vermnthung Mancher, dass in Protu-
eins ein Ortsname Tersteckt sei, woher sein Triger seine Herkunft gehabt , wird
dadurch widerlegt, dass im gansen Frankeniande kein Ort ihnlichen Lautes sich
▼erfindet In welchem Jahre Conrad Celtes den Namen Protncins sich beizulegen
anfing, ist ungewiss. Jedenfalls hatte er ihn schon 1486, also vor der Dichter-
krönung.
*) Gelt. Rhapsodie; darin das Gedieht; Cnr poStae trinomines?
Die früheren Wanderjuhre des Conrad Celtes. 8 1
Wenn Conrad Celtes auch aus einer Familie , welche dem
Bauernstande angehörte, entspross, so fehlten ihm doch nicht an-
gesehene Verwandte, die durch Bildung und Lebensstellung zu den
höheren Kreisen sich erhoben hatten *). Der Wurzburger Gregor Yon
Heimburg, der berühmte Rechtsgelehrte und Syndicus der Stadt
Nürnberg, welcher so muthig den Kampf gegen die römische Curie
vom deutschpolitischen Standpunkte aus geführt hat, war ein
Verwandter des Celtes yon mütterlicher Seite. Dieser rühmte sich
auch der ehrenvollen Verwandtschaft und gedachte ihrer später in
einem seiner Epigramme. Als Gregor starb , hatte Conrad Celtes sein
dreizehntes Lebensjahr erreicht«). Es ist nicht unwahrscheinlich,
dass diese Verwandtschaft einen gewissen Einfluss auf das geistige
Streben des Celtes ausgeübt hat
Den ersten Unterricht in der lateinischen Sprache erhielt er
von seinem älteren Bruder, einem Geistlichen, der wahrscheinlich
dem Benedictiner Orden angehörte *). Von ihm mag er auch zuei*st
die Liebe zur Dichtkunst, zu den classischen Studien und zur Musik
eingeflösst bekommen haben*). Der Vater war aber mit dieser
1) Daher konnte in der Vita de« Geltet gesagt werden : Conrado« Celtit — faroilia
honesta et apud primorea Franciae honorata — natua fuit.
2) Celtes in Odai'. üb. II. od. VI erwShnt des Gregor; er nennt ihn aber Georg:
Sint qui jura ferant et pnlchris legibus urbes
Reges cum ducibnsque gubement.
Inter quos fueras primus, Heimburge Georgi,
Cegnato mihi $anguine junciu$*
In den Epigraromat. üb. IV. n. 89 setzt er ihm ein Epithaphium :
Hie jaceo Heimburgus, patriae qui primus in oras
Invexi leges, Caesareosque libros.
Romanae praesul me condemnaverat urbis :
Consilium dixi, quod sfai migus erat.
3) Vita Celtis: A Germano suo Druide litterarum rudimenta — perdidicit.
^) Ceit. amor. lib. I. t\t^, 12. an seine Geliebte Hasilina : Erinnerungen an die
Heimath und die Jugendstudien:
Elysios credas campos et amoena piornm
Hie loca, quae Cererem viuaqae blanda ereant :
Intonsique greges passim per prata ragantur.
Et nemora alitum Tocibus alta sonant.
Hie me non lento Phoebns diiexit amore.
Hie dedit et resonis plectro movere jugis.
Sitzd. b. phil.-hist. CK LX. Bd., l.Hefl. 6
82 Ascfabach
Richtung, welche sein Sohn Conrad in seinen Beschäftigungen nahm»
nicht einverstanden : er fand es seinen häuslichen Interessen ent-
sprechender» dass derselbe ihm fiberall zur Hand sei und sich der
Landwirthschaft widme. Da die ländlichen Arbeiten aber dem lern-
begierigen Jüngling nicht zusagten , so entzog er sich ihnen , sobald
ihm dazu Gelegenheit geboten war. Auf einem Mainfloss, welches
Bauholz nach dem Niederrhein brachte, entfloh er aus seiner Heimath
und gelangte nach Köln, wo der damals achtzehnjährige Celtes am
9. October 1477 sich als Scholar in das Universitäts-Album ein*
schreiben liess^). Ohne Zweifel von Verwandten oder Freunden,
Yielleicht auch durch den Genuss von Stipendien unterstützt, oblag
er mehrere Jahre hindurch an der rheinischen Hochschule den
Studien in den freien Künsten und in der scholastischen Philosophie.
Allein der letzteren konnte er keinen rechten Geschmack abgewinnen,
obschon sie ihm die Laufbahn zum artistischen Magisterium und zur
Theologie eröffnen sollte *). Er verliess endlich die bis dahin be-
triebenen Disciplinen und widmete sich nun mit allem Eifer seinen
Lieblingsstudien, der Poetik und Rhetorik, und suchte sich darin aus
den Schriften der alten Classiker zu vervollkommnen.
Celf. Odar. lib. IV. od. 7.
Hie ego BacchniD, nitidam et Minenram
Barbiton molli cecini frequenter,
Yallibnt dnlci mihi Toce obi re-
•ponderat Echo.
1) AcU UniTertiUt. Colon. Im Matrikelboch Vol. UI. ad ann. 1477: In die S.Dionyaii
Martirit Conradnt Zeltet nonjnraTit, quia minorennit est, et Dom. Andreas
de Teichen, Baccalanrent in Theolog^a formatna, fide jossit pro eo in forna
conaneta, et qnia medina panper füit, aoUit 8 Schilling.
S) Sodal. Rhenan. Tita Celtia: Per Moenum Agrippinam Coloniam venit ibiqne li-
beralibna atndiia et theologiae aliqnamdlu vacaTit. Wichtig ist die in dea Geltet
Odar. lib. III. befindliche Stelle In der Od. XXI ad Wilhelmum Momerlochnm ciTem
Colonienaem et philoaophnm über die anf der Kölner Universität betriebenen
Stadien :
In nrbe tecum hac condidici vagaa
Inferr« firaudet per auXXo^iorcxouc
Nexus, qnod et contentioso
Tradiderat dialexis ore.
Primaeqne tecnm hac prendideram sacros
Libroa sophiae, tnnc mihi cognitam
Albertus et quid Thomas alti
In physicis docuere rebus.
Die früheren Wandeijahre des Conrad Geltet. 88
Gerade diese neue Richtung, welche Celtea eingeschlagen hatte,
führte ihn nach Heidelberg, an welcher Uniyersität unter den
Auspicien des Kurfürsten Philipp die humanistischen Studien damals
Torzfiglich gepflegt wurden. Manche behaupten zwar, er habe Ton
Köln zunächst nach Schietstadt sich begeben, wo der Humanist
Ludwig Dringenberg einer lateinischen Schule yorstand, aus welcher
mehrere in der gelehrten Welt der damaligen Zeit bedeutende Minner
wie Johann Dalberg (Bischof Yon Worms), Jacob Wimpfeling, Willi-
bald Pirkhaimer, Heinrich Bebel u, a. hervorgegangen sind«). Es
liegt aber für den Besuch der Sehletstadtischen Schule yon Seiten des
Celtes durchaus kein positives altes Zeugniss vor. Ebensowenig lässt
sich nachweisen, dass Celtes, ehe er nach Heidelberg kam, schon in
Erfurt und Leipzig den Studien obgelegen und auf diesen Universitäten
die akademischen Grade, in Erfurt dasBaccalaureat, in Leipzig die
Magisterwurde erworben habe*). ZurerlSssig aber ist es, dass er im
Jahre 1484*) auf der Universität Heidelberg sich befand, dass er da-
mals noch keinen akademischen Grad eriangt, und dass der Ruf yoa
Nemo hie laiinaa pnaunatleaai docet.
Nee ezpoUtis rketoriboa ttadet,
MattiesU i^ota eat, fignris
Qaidqve aacris nnmeris reclndit.
Nemo hie per taum eandida aidera
Inqnirit, aut qnae cardinibu wmgU
MoTeBtar« a«t qmid doetaa alta
Conttneat Ptolemaena arte.
Ridentar illie doeta poemata,
Marooianof et Ciceronios
Libroa ▼erentor, tanqnaa Apella
Came timet atonaeho aniUa.
<) Zapf, Leben Johann Dalberg*a. Nachtrlge dasn S. 20. Aach Erhard 8. 12 iat der
Meinung, dass Celtes in Schietatadt gewesen. Mit Recht erhUrt aich KlOpfel da-
gegen I. S. 57.
*) Dieses behauptet Erhard, ana dem schon oben 8. 79 Note t angegebenen Gmd,
indem er meint , Conrad Celtes habe frfiher den Namen Conrad Schefer gefuhrt
*) In dem Heidelberger Univ.-Matrihel beim J. 14S4 anter dem Rectorat des Erhard
Hfeger aus Groningen : Conradns Celtls Franco, insignis poeta et polyhistor. Daaa
die Worte, welche auf Franco folgen , von spiterer Hand beigefügt aind , iat an-
sweifelhaft Solcherlei Zusitse in den UniT.-Albnms kommen auch bei anderen
Hochschulen vor. Nach Hanta (Gesch. der Universitlt HeideU>erg I. 8. 822 Not. 3)
wurde Celles am 12. Dec. 1484 in Heidelberg immatricnlirt.
6«
84 Afchbach
Johann von Dalberg und Rudolf Agricola, welche nach ihrer
italienischen Reise für die Verbreitung der humanistischen Studien
sehr thätig waren» Celtes bestimmt hatte» sich auf diese Hochschule
zu begeben <)•
Wenn auch der Friese Agricola an der Universität Heidelberg
kein Lehramt bekleidete, so wirkte er wie Johann Dalberg doch über-
aus anregend auf die akademische Jugend, dass sie die humanistischen
Studien betrieb. Das Talent des Celtes für die Dichtkunst » seine Be-
lesenheit in den lateinischen Schriftstellern, seine Liebe für das
klassische Alterthum Oberhaupt war den beiden Humanisten nicht un-
bekannt geblieben: sie zogen den begeisterten Verehrer und glöckli-
chen Nachahmer der römischen Dichter in ihre Nähe , zeichneten ihn
aus und besonders war es Agricola, der Celtes ermunterte das
Griechische und Hebräische zu erlernen , wozu er ihm ohne Zweifel
selbst behülflich war»), indem der Wormser Bischof ihn für das
Studium der platonischen Philosophie gewann. Unrichtig aber ist es,
wenn man angibt, dass Celtes damals unter der Leitung des Johann
Reuchlin in Heidelberg das Griechische und Hebräische erlernt habe,
da derselbe erst über ein Decennium später nach Heidelberg an den
kurfürstlichen Hof kam, aber auch damals nicht als Professor an
der Hochschule wirkte »).
') Sod. Rheniin. vit. Celt. Motas dein fama JoannU Dalborgii Vangionnm Episcopi et
Rodolfi Agricolae Heidelbergam adiit.
*) Vita Celtis : (Ueidelbergae) oratoriam et poeticam cam lingaae graecae et bebraicae
praegastamentis haasit. Celtea bestitigt dieses in der seiner Ars versificandi vor-
gesetzten Elegie auf den Tod des Agricola :
Qoique mihi tribuit aliena idiomata, Graecos
Noscere et Hebraeos doctus utrosqne legens.
Auf Agricola schrieb Celtes auch ein Elogium. (Rudoipbi Agricolae Lncnbratlones
Col. 1529. Rlupfel a. a. 0. 8. 59):
Tribus poetis Frisia nobilis.
Ciaret Rodolphns primus Agricola,
Qui Graeca miscebat latinis.
Et cythara cecinit canora
Rheni per urbes, atque per Italas,
Notnsque Gallis atque Britannicis,
Et qua tumescit fluctuosus
Danubius bibnins arenis.
*) Zapf Leb. Job. Dalb. Nachtrige 8. 23. Erhard, Job. Reuchlin. 8. 189 ff. Ilautz
Gesch. der UniT. Heidelberg, bemerkt, dass Johann Reuchlin erst 1496 nach Hei-
Die früheren Wnnderjahre des Conrad Celtei. 85
Für Celtes war es ein grosser Verlust, dass sein Lehrer und
Freund Rudolf Agrieola im J. 1485 (28. Oet.) aus dem Leben schied.
Er entschloss sich nun seinem Drange, auch andere deutsche Universi-
täten zu besuchen, Folge zu geben und durch öffentliche Vorträge
daselbst die humanistischen Studien zu Yerbreiten. Zunächst begab
er sich nach Erfurt und Rostock, dann nach Leipzig. Diese
Reisen fallen noch Ende 1485 und reichen auch ins folgende Jahr
hinein. Wenn er auf den genannten Hochschulen auch nicht als Ma-
gister oder Baccalaureus docirte — das gelehrte Zunftwesen duldete
nicht, dass ein Ungraduirter wie Celtes war, den Universitäts-Katheder
bestieg!) — so hinderte ihn doch nichts, als fahrender Humanist
den Scholaren öffentlich Privatvorträge zu halten über platonische
Philosophie, ciceronianische Rhetorik, horazische Poesie und antiken
Versbau , wobei er nicht unterliess, polemisch gegen die yeraltete
aristotelische Scholastik und die in seiner Zeit herrschende Geschmack-
losigkeit aufzutreten. Ungeachtet die Vorlesungen gegen Entgelt
gehalten wurden, so strömten doch überall, wo er auftrat, nicht
nur die Studenten in grosser Zahl herbei, sondern auch reifere
Männer der V^issenschaft, um aus seinem Munde die Lehrsätze der
neuen Philosophie , die schone Form der elassischen Reden , die in
horazischen Versmassen gedichteten Poesien zu yernehmen und von
ihm die Anleitung zur Erlernung der antiken Metrik zu erhalten.
Einzelne Oden, Elegien, Epigramme von ihm waren schon verbreitet
und mit grossem Beifall aufgenommen worden. Durch den Druck
delberg kam, aber nicht als Lehrer der Uoirersitat, an die er aber seinen Bruder
Dionysius durch den Pfalzgrafen berufen IJess. Vgl. HSusser über die Anfange der
elassischen Studien In Heidelberg. 8. 13.
*) Erhards Angabe im Leben C. Celtes S. 20, dass Celtes in Erfurt und Leipzig erst
als Baccalaureus, dann als Magister aufgetreten sei, ist eine unrichtige. Endlicher
(im Hormayr*schen Archiv XU. S. 394) Ifisst ihn schon im J. 1486 nach Ofen
und Krakau reisen und dann über Breslau nach Leipzig zurückkehren, was eben-
falls eine den wahren Sachverhalt widersprechende ZnsammensteUung ist. Über
des Celtes Aufenthalt in Erfurt gibt der Brief des Erfurter Canonicus Peter Pez,
eines Verwandten des Celtes, an denselben, einigen Aufschluss. Das Schreiben
d. d. Erfordiae 11. April 1494 befindet sich in dem Wiener Codex epistolaris Cel-
tic. fol. 32. Man erfährt daraus, dass Celtes bei seinem Verwandten zur Zeit
seines früheren Aufenthaltes in Erfurt gewohnt hat und es werden mtnche seiner
Freunde daselbst namentlich angeführt.
86 Aschbach
Hess er damals (im Sommer 1486) i) seine erste Schrift» die Ars
yersifieandiy nebst einigen Gedichten, ausgehen*), welche wesent-
lich dazu beitrug, auf den Dichter aufmerksam und seinen Namen sehr
bekannt zu machen« Bereits hatten sich für ihn in den sächsischen
Landschaften Fürsten und ihre Minister für den Humanisten interessirt
und ihm Beweise ihrer Gunst gegeben: Celtes versäumte nicht sich
dieselbe zu erhalten und zu erhöhen , durch Lobpreisungen » die er
in den Gedichten seinen Gönnern spendete. Dem Herzog Friedrich
Ton Sachsen» einem eifrigen Pfleger der Künste und Wissenschaften,
der später in seinem Lande die Universität Wittenberg stiftete
(1502), widmete er mit einer Epistola die Ars versiflcandi und be-
sang ihn in einer beigefugten Elegie *) : in einem anderen Gedichte»
an den Italiener Fridianus Pighinucius von Lucca, der in Diensten
des Magdeburger Erzbischofs Ernst^ eines sächsischen Prinzen, stand»
erhob er dessen Stadt, Land und fürstliches Haus*). Aus einem
weiteren beigefügten Gedichte erfahren wir, dass der kurfürstlich
sächsische Leibarzt Martin Pollich von Melierstadt aus Franken und
der Leipziger Professor Ivo Vittigis Freunde des Celtes waren:
jener später als erster Rector der Wittenberger Universität bekannt»
der andere als Forderer der humanistischen Studien >). Auch seines
1) In der dem Bnche Toranageschickien WidmuDg an den Herzog Friedrich Ton
Sachsen sagt Geltet: Artem Carminnm, quam tui nominia anapicio, in studio Lip^
Hensif grari cancri aeatnante aidere (i. e. tempore caniculari), jam tno nomini
clariaaimo dedicamna.
*) Ea erachienen zwei Auagaben, beide ohne Orta- and Jahreaangabe , in 4®; die
fiühere iat ohne Zweifel in Leipzig 14S6 gedruckt, auf 24 Blattern, die apitere
mnaa naeh dem April 1487 veröffentlicht worden aein, da sie als den Verfaaaer den
Conradua Ceitea Protncins Poeta taureatua nennt Obschon sie nor 20 Butter hat,
ao Ist sie doch mit einigen Distichen Termehrt; auch enthalt sie einige Verbesse-
rungen. (Vgl. fiber daa Nihere bei Klfipfel de Tita et acript. C. Celt. H. p. 3—8.)
Die ara veraificandi serfiUt in zwei Theile, in die ars metrica, welche in Hexa-
metern über die Verafuaae und Dichtungaarten handelt und in die arapoetica« welche
aich vorzuglich mit der Prosodie beachfiftigt.
*) Daa Poema hat 52 DisUcha.
*) Ea iat daa fünfte Stfick der Schrift and folgt unmittelbar der Ara veraificandi
aelbat.
*) Nr. VI— Vin in der ara veraificandi liefern: 1. Eine Elegie Fridiana an Ceitea;
2. eine aapphiache Ode Fridiana an den h. Sebastian; 3. ein Gedicht deaaelben
Dichtera an Martinua (Pollichiaa) Mellerstadius. Vgl. das Nihere bei Mencken
Miscell. LIps. nov. Vol. VII, p. I. p. 309 aqq. Klupfel II. p. 5—7.
Die fKihereii Wanderjalire das Com4 Geltet. 87
frühzeitig dahin geschiedenen Lehrers Rudolf Agricola und seiner
Verdienste um die Verbreitung der humanistischen Studien gedenkt
Celtes dankhar 9» und nachdem er sieh in frommer Weise in einem
Gedichte dem Schutze der heiligen Jungfrau empfohlen*), schliesst
er' mit einer sapphischen Ode an Apollo, den Dichtergott, dass der*
selbe Ton den Italienern zu den Deutschen mit der Lyra kommet).
Diese, eine der frühesten Dichtungen, welche sich von Celtes erhalten
hat, gehört zu seinen schönsten und gelungensten poetischen Pro-»
ductionen, welche daher zu öfteren Malen gedruckt worden ist*).
Neben den humanistischen Vortragen und Beschäftigungen mit
der Metrik und Herausgabe einzelner seiner Gedichte widmete er
sich auch dem dramatischen Fache und yersuchte die Deutschen mit
den romischen Comödien und Tragödien nfther bekannt zu machen.
Er begann Seneca*s Tragödien, zuerst den Hercules furens,
und die Coena Thyestis, mit einer Vorrede an den FOrsten
Magnus Ton Anhalt <) im Druck herauszugeben •); die andern Stficke
sollten folgen. Er war es auch, der zuerst in Deutschland den Ver-
such machte die Dramen der Römer zur Auflffihrung zu bringen.
^) Nr. n im Carmen des Celtes ad leetorem.
*) Nr. X Ton Celtes ein Epigramme elegiacem ad leetorem.
t) Conr. Gelt. Prot Ode ad ApoUinem , repertorem poiFtices, «t ab Italia cum Ijrni ad
Germanos Yeniat. Endlicher, Rec. fib. KlSpfel p. 169, tbnt diesem unrecht, wenn
er sagt: »Das Gedicht: Ad ApoUinem etc., welches mit der von Danhanser her-
ansgegebenen Oratio Cassandrae Fidelis s. L e. a. 4*. enehien, hat KlflpM ansn-
fShren ▼ergossen." Klfipfel spricht U. p. S davon.
*) Kommt aoch In den Celtesischen Oden IIb. lY. od. 8 vor. Erhard hat die Ode
8. 116 abdmchen lassen.
*) Es ist eine sapphische Ode, welche eigentlich an der SteUe des Argumentum der
Coena Thyestis Torausgeschickt ist Dieses Gedicht ist bei Erhard 8. 188 ge-
druckt; deraelbe gibt 8. 187 auch das Gedicht, welches dem Hercules ftnrens Tor-
ausgeschickt wird, ebenfidls wie ein Prologes.
*) (Senecae) Hercules ftirens et Coena ThjesUs (s. 1. et a.) 4® wahrseheinlieh 1486
in Leipsig gedruckt; ist höchst selte«. Vgl. KUpfd U. 11. u. EndUcher h e.
8. 166. «KlSpfel besass nur ein Fragment (nimUch die aweite Tragftdie) und Ref.
war auch nicht so gificklich, von dieser aUen Bibliographen unbekannten Ausgabe
ein Exemplar au sehen." Damit steht die Angabe Erhard's 8. 137 im Widerspruch ;
«L. Annaei Senecae Tragoediae Hercules ftirens et Thyestes. Lips. 1487. 4. —
Ort und Jahnahl sind unCer der Vorrede bemerkt; ausserdem ludet man weder
am Anfange noch am Ende eine weitere Bemerkung.* Erhard muss demnach eine
vollständige Ausgabe vor sich gehabt haben.
88
A'scbbacb
Jedoch scheinen ihm anfanglich diese Aufführungen nicht ganz
gelungen zu sein <)•
Die Einnahmen, welche ihm ans seinen Vorlesungen in Erfurt,
Rostock und Leipzig zugeflossen» waren so ansehnlich <) , dass sie
ihn nicht nur in Stand setzten, die Ausgaben für seine gewöhnlicKen
Lebensbedurfnisse davon zu bestreiten , sondern dass sie ihm auch
die Mittel lieferten, seinem Hange zu weitern Reisen, namentlich
nach Italien, folgen zu können. Ohnehin schien es rathsam bei den
yielen Gegnern , welche er sich durch seine heftigen Angriffe auf die
Scholastiker und durch seine bitteren Spottereien über das gelehrte
Zunftwesen und die Barbaren-Professoren auf den deutschen Universi-
täten zugezogen hatte, den Aufenthalt in den sächsischen Landen
nicht zu verlängern *) , obschon eine Anzahl warmer Anhänger ihm
sehr zugethan sich zeigte und auch die sachsischen Fürsten und
ihre Räthe meistens ihm gewogen waren.
Es war das Jahr 1486 noch nicht abgelaufen^), als Celtes
seine Reise nach Italien, der damaligen Heimath der classischen
Wissenschaften, antrat k). Vor allen Dingen eilte er nach Rom zu
kommen. Daselbst verkehrte er viel mit den gelehrten Humanisten,
vorzuglich mit Julius Pomponius Laetus, dem Stifter der plato-
nischen Akademie. Diese römische gelehrte Gesellschaft, welche
^) Der erste Theil der om das J. 1492 ^schriebeDen Vita Conradi Celtis, welche
TOB der Sodalitas Rhen. herausgegeben wurde , macht tod den Versuchen schon
ErwShnang : Primus comoedias et tragoedias in pablicis aolis Tetemm more egit.
Es bezieht sich dieses nicht auf die spiteren Aufführungen in Wien.
') Sod. Rhen. vit Gelt. Mox per Erfordiensium, Lipsiensium, Rostociensium gymna-
sium iter corripiens, non pauetu peeumas docendo eonquitivit,
*) Johann Sommerfeld (Aesticaropianus), ein Schuler des Celtes , Ton dem noch eine
Ansahl ungedmckter Briefe an seinen Lehrer Torhanden sind, sagt in seiner Oratio
1507 Lipsiae habita; Conradum Celtin paene hostiliter expulistis. Vgl. Burckhard.
de fat. lat. ling. in Germania I. p. 282.
*) Erhard, Leben des Conr. Celtes (S. 24 ffl.) lisst die Reise erst nach der Dichter-
krönung 1467 antreten und bestimmt f&r die Dauer wenigstens e i n Jahr.
*) Endlicher (Rec. S. 188), der fibersieht, dass die tou der rhein. Sodalitfit heraus-
gegebene Vita Celtis Ton der italienischen Reise ziemlich genau berichtet, geht in
. seinem Skepticismus su weit: »Ja man könnte sogar daran zweifeln, ob die ganze
Reise je stattgeftinden habe, wenn man einige seiner darauf, jedoch mit rieler
Zurfickhaltung anspielenden Gedichte in minder buchstäblichem Sinne nehmen
wollte, als dies Klupfel zu thun gewohnt ist."
Die früheren Waoderjabre des Conrad Geltet. 80
die Freunde der platonischen Philosophie und die Mftnner der
dassischen Wissenschaften in einem engeren Verein einander nSher
brachte, gefiel unserm Celtes ungemein: solche Sodalitäten zur
Förderung der humanistischen Studien auch in Deutschland ins
Leben zu rufen, mag er sich schon damals in Rom yorgenommen
haben. Die Mitglieder der römischen Akademie führten als solche
neue Namen : es war diese Sitte auch bei der Yon Karl dem Grossen
gestifteten Hofakademie eingefQhrt gewesen. Papst Paul II., der
in den Bestrebungen der platonischen Akademie, weil sie eine
rationalistische Richtung nahmen, der Kirche wie dem Staate
geßhrliche Tendenzen witterte, Ycrfolgte bald ihre Mitglieder als
strafwürdige Verschwörer, namentlich den Stifter und Piatina, den
papstlichen Historiographen <). Pauls Nachfolger erwiesen sich weniger
verfolgungssüchtig gegen die platonischen Akademiker: ja sie nahmen
sie selbst wieder zu Gnaden auf. Als Celtes in Rom war, führte
Innocenz VIII. das Pontificat (er regierte von 1484 — 1492). Johann
Dalberg , welcher wenige Jahre frfiher in Rom eben diesen Papst
im Namen des Pfalzgrafen be^ückwünschte , als er den römischen
Stuhl bestiegen, hatte ohne Zweifel dem Celtes manche Empfehlungen,
die ihm von grossem Nutzen waren, mitgegeben. Der deutsche
Humanist stellte sich dem Papste vor und kQsste ihm den Pan-
toffel •).
Der Aufenthalt des Celtes in Rom scheint nicht von langer
Dauer gewesen zu sein; besondere Gönner und Freunde erwarb er
sich dort nicht. Die Stadt selbst machte auf ihn keinen günstigen
Eindruck: er sah in ihr fiberall nur Spuren des Verfalls yon ihrer
ehemaligen Grosse und Herrlichkeit: sie war ihm nur eine colossale
0 Julius Pomponioa Laetus, aus eiaen TorBehnea •alemiUBiaehen Geaehleehte, starb
am 11. Juni 1408. Über ihn gibt Hieb. Ferne, sein Zeitgenosse, in dem Eloginm
funebre die besten Nacbricbten ; jedocb Terscbweigt er ans scbonender Rfieksiebt
' für den Papst die Erricbtang der Akademie und die Verfolgung ibrer Mitglieder.
Von des Pomponius Scbriften bandelt Fabric. bibl. med. et inf. latin. IV. 594.
3) Conrad. Gelt. Epigramm. IIb. II. nr. 4S.
Cum dederas saeram, Caesar Frideriee, coronam [i. e. laureatam],
Figebas nostris oscnia blande genis.
Ast ego dum Romae Tidissem tecta Nocentis (i. e. InBoeentii VUl)»
Oscnia ferro suo jusserat iUe pedi.
90 Atekbach
Ruine <). Für das was sie von neuer Kunst und Pracht bot» scheint
er keinen sehr empfanglichen Sinn gehabt zu haben.
Von Rom begab er sich sodann nach Florenz» wo er bei dem
Platoniker Marsilius Ficinus*) verweilte und dann nach Bologna»
woselbst er einigen Vorträgen des Philosophen , Dichters und Poly-
histors Philippus Beroaldus *) beiwohnte. In Ferrara blieb er länger,
um aus dem näheren Umgange mit dem Veronesen Johann Baptista
Guarinus*), einem grossen Kenner der lateinischen und griechi-
schen Sprache, Gewinn zu ziehen, und zu Padua fesselte ihn ein
gleicher Zweck, sich in den classischen Sprachen zu vervolikommnen,
in den Vorlesungen des Johannes Calphurnius aus Brescia') und
des Marcus Musurus aus Creta«). Endlich Hess er auch Venedig
*) CelUs Epigrtmmat. lib. H. n. 46. ad Romam, dum Ulam intnret :
Quid sopereat, o Roma, toae nisi fama ruinae,
De tot eonsulibus Caesaribvsque simnl ?
Tempus edaz sie cuneta Torat nilque extat in orbe
Perpetaom. Yirtus scriptaqae sola manent.
*) Celtes bewahrte fSr ihn eioe grosse VerehruDg ; daher wies er auch seine Schfiler
die nach ihm Italien besuchten, an, zum Behnf des Stadiums der platonischen Philo-
sophie sich Torzflglich an Ficinus su wenden. Derselbe starb 1400. VgL Fabric.
Bibl. Gr. XIU. c. 0.
*) Er ist nicht mit seinem gleichnamigen Vetter au rerwechseln , der zuerst einen
Theil der Werke des Tacitus edirte : Rom 1515, und wenige Jahre spiter starb.
Unser Philippus Beroaldus wird im J. 1500 tou Longinus Eleutherius und Jacobus
Philomusus, Schülern des Celtes, besucht , wie sie in ihrem Briefe an ihren Lehrer
(Cod. Epistel. Celt. lib. X, ep. 27) berichten.
^) Fabr. bibl. med. et inf. tot Hl, p. 351. Heyn, de Yirgil. edit in Opp. I. p. XUX.
Er war im Jahre 1400 noch in Ferrara, wo er aber nur wenige Schüler hatte, als
ihn Longinus Eleutherius und Jacobus Philomusus besuchten. Vgl. Cod. Epist.
Celt lib. X. 27. fol. 122.
*) Er hatte früher in Venedig das Griechische gelehrt, dann las er in Padua über
römische Dichter, Tomehmlich über Terenz, Orid, CatuU, die er auch edirte. Von
ihm hat man ein Gedicht: De beato Symone Martjre. Vicentiae 1481. fol. Im
J. 1400 war er noch nach dem Schreiben des Longinus in Padua. Vgl. Trithem.
Script, ecdes. n. 010.
*) Auch Musurus war zuerst als Lehrer des Griechischen in Venedig aufgetreten,
dann las er über römische Schriftsteller in Padua und yerfasste auch mehrere Ge-
dichte, darunter eines auf Plato; er sammelte die griechischen Scholien zum
Aristophanes und übersetzte den Galenus ins Lateinische. Erstarb in Rom als Erz-
bischof Ton Epidaurus.
Die frfiliereD Wanderjahre des Coarad Celtat« 0 1
Bieht unbesuoht ^ » wo er nicht nur wie in andern Städten Italtena
nach Handschriften und Büchern sich umsah , sondern auch Coceius
oder wie er gewohnlich genannt wird, Marcus Antonius
Sabellicus, einen ausgezeichneten Redner und Historiker*), und
den gelehrten Herausgeber und Drucker classischer Werke, den
Aldus Manutius, kennen lernte. Die Freundschaft, die er mit
dem Letztem schloss, wurde durch späteren Briefwechsel *) unterhalten.
Wenn Celtes auch den Nutzen nicht verkannte , welehen eine
Reise über die Alpen und der Verkehr mit italienischen Gelehrten fOr
einen deutschen. Humanisten, bezüglich seiner Ausbildung hatte, so
waren die Eindrücke , welche Land und Leute auf ihn gemacht, doch
keineswegs der Art, dass er sie in angenehmer Erinnerung behielt
Es scheint der deutsche Gelehrte , dem man in seinem Vateriand an
allen Orten wie einer ungewöhnlichen Erscheinung im Gebiete der
classischen Wissenschaften mit aller Aufinerksamkeit und grossen
<) Die io der VitaCelt. angegebene ReiserichtaDg istoffenlMirvBgeDM: Ad Italiam pro*
fectns, Padaae Calphnrninni et Cretienm, Ferrailae Gaarinnm , Bononiae PbUippnm
Beroaldnm, Florentiae Ficinnm, Yenetit Sabellicnm, Romae Ponponinm Laetnn
audiTit Nach des Celtea eigner Mitiheilnng Odar. üb. I. od. 14 llstl tidi erteben,
in welcber Folge die Stildte TOn ibm betacbt wnrden.
Romali qnondam reTocatsa vrbe
Montis Hetroaci jnga nnbiloaa
Scando, dein Rbeamn tennem, Padnnqne ad
Terga reÜqol.
Hine sinnm Tastnm eiior Adrianmn
Lintribna cnnris adeo« Ifiriomn
Urba nbi tollit Yenetas per nndas
Inelyta mnroa.
*) Sabelliens lebte firfiber in Ron in der Umgebmig dea Ponponins Laetns , kam ao-
dann nach Yenedig, wo er die freien Kfintte lebrte, Oeeobicbte schrieb, Plinine
Saetonins und Lncanvs commentirte nnd avch Reden nnd Gedichte Terfaaste. Longi-
nas, der ihn im J. 1499 besaehte, erhebt ihn in seinem erwihnten Briefe an Celtes
sehr. Trithem. scr. eccL n. 901 nennt seine Sehriflen, so weit er sie bis som
J. 1494 kennen gelernt.
S) Die Ton Aldos Manntins an Celtes gerichteten drei Briefe ans den Jahren 149S,
1501 and 1503 kommen im Codex epistolaris des Celtes Tor. Endlicher hat sie an
Renonard mitgetheOt, der sie in seiner sweiten Ansgabo der Annales de Timprime-
rie des Aldins, Hl. p. 271 — 276 hat abdracken lassen. Longinns in dem erwihnten
angedmckteii Brief an Celtes berichtet Ton seinem Besnehe bei Aldns Manntins
und der frenndlichen Anfhahme, die er bei demselben getoden.
02 Aschbach
Ehren entgegenkam, keine sonderliehe Anerkennung in Italien ge-
funden zu haben. Allerdings stand damals Celtes noch im gründlichen
classischen Wissen und auch in den mathematischen Disciplinen den
italienischen Gelehrten ziemlich nach: er wurde daher von ihnen
nicht besonders gefeiert und ausgezeichnet. Seine Eitelkeit war
daher verletzt Er schrieb die kühle Aufnahme , welche er meistens
gefunden, einem den Deutschen feindlichen Sinne der Italiener und
ihrer eigenen Überschätzung zu <).
Nachdem er kaum ein halbes Jahr in Italien zugebracht hatte >)»
nöthigten ihn die knappen Geldmittel auf dem nächsten Weg durch
Tirol und Schwaben zur Rückkehr in die Heimath«), wo wir ihn
schon im Frühjahre 1487 im fränkischen Lande zu Nürnberg bei
seinen Freunden finden.
<) In der akademischen Antrittsrede, welche Celtes im J. 1492 beim Beginne seiner
Vorlesungen an der UniTersitXt Ingolstadt gehalten, sagt er, dass die Deutschen
▼on den Italienern Terachtet and Barbaren gescholten wGrden. Doch rerkennt er
nicht, dass eine Reise nach Italien für einen deutschen Humanisten zur ToUstfindi-
gen Ausbildung durchaus nothwendig sei.
*) Nach der gewöhnlichen Ansicht war Celtes zwei Jahre lang in Italien gewesen.
Schlosser, neuere Geschichte I. 136: »In Italien Tcrweilte er zwei Jahre Ton
1487 — 1489; dann lehrte er zuerst in Krakau.^
*) Die Ton der Sod. Rhen. herausgegebene Vita Celtis gibt die Richtung der Reise ron
Italien nach Dentschland ganz unrichtig an: A Roma per Venetias, Illyricum et
Pannonias Sarmatas adiit Nach des Celtes eigenen Mittheilungen (in den Od. Hb.
I. od. 14) reiste er Ton Etrurien nach den Niederungen des Po und Venedig, dann
an die Etsch über die Alpen an den Rhein in die heiroathlichen Gegenden. Ohne der
Dichterkrönung, die dann in Nürnberg stattfand, zu gedenken, wird Ton der Fort-
setzung der Reise an die Elbe, Oder und Weichsel nach Rrakau gesprochen.
Hinc (tou Venedig) ubi campis Athesis receptus
Praepeti cursu rapior per Alpes,
UTidum Rhenum repetens gelato
Fönte cadentem.
Post Caput magni Tcniens Istri,
SilTt Bacenis Taga ubi patescit
Saltibus, multa insinuans reductos
Arbore colles.
Unter Bacenis fersteht Celtes den Schwarzwald , wie aus seiner descriptes
Norimbergte c. 3 zu ersehen ist: Illio ad fontem Danubii et Nicari Hercinia per
totam Sueviam se late Ttsteque diffundens, Nigrain eilvamf quae et Bacenis mig'ori-
bns dicta est, efficit.
Die früheren WAnderjühre des Conrad CeUes. 93
Die DichterkrOnuDg.
In seinem Vaierlande erwartete Celtes eine ungewöhnliche
Auszeichnung. Der Kurfürst Friedrich von Sachsen hatte sich schon
früher als einen besonderen Gönner des Dichters erwiesen. Er wie
sein Bruder Ernst Erzbischof von Magdeburg waren Freunde der
humanistischen Richtung. Der Italiener Fridianus Pighinuccius»
welcher mit Celtes in lebhaftem Briefwechsel stand und denselben
sehr schätzte, war in Diensten des Erzbischofs Ton Magdeburg.
Durch den italienischen Humanisten Yorzüglich mag der Kurfürst von
Sachsen angeregt worden sein , dass er sich beim Kaiser Friedrich
IIL dahin verwandte» dass der aus Italien heimgekehrte deutsche
Poet mit dem Dichterlorbeer gekrönt wurde ')•
Celtes war als platonischer Philosoph und als ausgezeichneter
lateinischer Dichter in kurzer Zeit überall in Deutschland bekannt
geworden. Die Bedeutung des Mannes war auch dem Kaiser nicht
entgangen. Er war daher gern bereit, dem Wunsche des sächsischen
Kurfürsten zu entsprechen und den deutschen Humanisten, der durch
eine Anzahl lateinischer Gedichte Beweise von seiner ungewöhnlichen
poetischen Begabung gegeben hatte, in besonderer Weise aus-
zuzeichnen. Dieses konnte in doppelter Weise geschehen, einmal,
dass er ihn zum Dichter krönte, dann, dass er ihn mit dem philo-
sophischen Doctorhute beschenkte. Mit solchen Ehren hatte der
Kaiser bereits Italiener ausgezeichnet «) ; einem Deutschen war aber
<) In der an den sächsischen Kurfürsten Friedrich gerichteten Praefatio zu den Ton
Celtes heraosgegebenen Roswitha^schen Werken sagt der Dichter, dass ihm ductu
et monitu dieses Kurfürsten der Kaiser den Dichter-Lorbeer ertheilt habe. D^mit
stimmt auch die Vita Celtis fiberein : Friderici Saxoniae ducis — suasu et monitu
coronam poeticam a Caesare meruit.
2) Im Jahre 1442 hatte K. Friedrich III. den Italiener Aeneas Sylrius nicht nur zum
Dichter gekrönt, sondern auch zum Magister creirt Es heisst in dem darüber aus-
gefertigten Diplom (bei Chmel Regest. Frideric. IV. Imp. Vol. I. Anh. XXIX):
Aeneam SyWium — magittrum, poeiam et hittorieum eximium declarantes prae-
clari magisterii nomine auctoritate Romana regia insignimus ac manibus proprils
peromamus, bis semper riridibus lauri ramis et foliis solenniter decorantes etc.
Am 10. Aug. 1487 gab derselbe Kaiser in Nürnberg dem Michael Foresing au«
Savoyen den Doctorhut in den freien Künsten und Hess darüber ein Diplom aus-
fertigen. (Chmel a. a. 0. Vol. II. p. 745. nr. 8142.)
04 Aschbach
bis dahin eine Dichterkrönung aus kaiserlichen Händen noch nicht
zu Theil geworden.
Der Kaiser, welcher yon dem ungarischen König Matthias
Conrinus aus seiner Residenz Wien vertrieben worden war, hielt sich
damals 1487 fast das ganze Jahr hindurch in der Reichsstadt Nürn-
berg auf; im April wurde dahin eine Fürstenversammlung berufen. Es
kamen auch die sächsischen Herzoge t). Hier war es , wo der Kur-
fSrst Friedrich von Sachsen alles zum Acte der kaiserlichen Dichter-
krönung des Celtes einleitete und zur Ausführung yurbereitete.
Celtes ^musste zunächst ein Bittgesuch um die Dichterkrönung an
den Kaiser richten*). Am 18. April fanden mehrere Festlichkeiten
und öffentliche Ritterspiele in Nürnberg zu Ehren des Kaisers statt;
zu dessen Lobpreisung verfertigte Celtes eine Ode');, und der
Dichter empfing unmittelbar, nachdem er sie vorgetragen , auf der
Nürnberger Burg (die öfter als das deutsche Capitolium bezeichnet
wird) aus den kaiserlichen Händen den Dichterlorbeer*) nebst dem
') Die Anwesenheit dea Rurffirtten Friedrich und der andern siehsischen Henoge ioi
April 1487 zn Nfimberg liMt sich nrkandUch nachweisen. Vgl. Chmei Regest.
Friderici IV. Imp. p. 7? 6. Ein Schreiben dea Celtea an den Hersog Georg Ton
Sachsen (gedrackt bei Borkhardt de fatia Ungnae latin. H. 297) führt daa Datum :
Ex Naremberga VII. Kai. Mail [1487].
*) Dies Bittgesuch ist in einem kleinen höchst seltenen Büchlein unter dem Titel ;
Proseuticon ad dirum Fridericum tertium pro laurea ApoUinari, Norimberg. per
F. Kreusner s. a. (1487) gedruckt Es sind beigefügt einige andere auf die Dichter-
krdnung besfigliche Briefe, Gedichte und Schriftstficke : das Gänse auf 6 Quart-
blfittem. Die Angabe bei Fabricius Ton dem Nürnberger Wiederabdruck im J. 1500
beruht auf einem Irrthum. Dagegen hat 6. Meyer die Schrift mit geSndertem Titel :
Daphne ApoUinaris. Hamburg. 1615. 8®. edirt. Einselne Stucke daraus wie die
Epistola ad Georgium, Saxoniae ducem (Nr. 1) und das Carmen ad Fridericum
electorem Saxoniae (Nr. IX) hat Burkhardt I. c. p. 207 sqq. abdrucken lassen.
Vgl. Klupfel Tit. et Script. Conr. Celtis II. 11 sqq.
*) Die Ode an Kaiser Friedrich pro laurea findet sich in des Celtes Oden lib. I. n. 1.
und das Gedicht an die in Nfimberg sur Berathung über den Turkenkrieg Torsam-
motten Fürsten in dessen Über Epodon, carm. 1.
^) Des Actes machen auch die gleichseitigen Nürnberger Chronisten Erwfihnung.
Hartmann Schedel Chronic. Norimberg. : Fridericus Imperator a. 1487 magnum
eonTcntum pro auxilio ferendo contra hostes suos — hubuit — Conradum Celtis^
Oermmmtm nirum emditisnmum , in aree Nurnbergensi ApoUinari laurea decora-
vit. Der Anonym, ^lw deutschen Nürnberger Chronik sagt: Damals 1487 ist Con-
rad Celtit der Schrift ein hochgelarter Mann mit einerPoeten-
cron gecrönt und auf der Bahn gerennet und gestochen worden.
Die fHiheren Wanderjahre des Conrad Celles. 95
philosophischen Doctorhut 9, unter den bei der Ertheilung der
akademischen Grade üblichen Feierlichkeiten <).
Dass diese Dichterkrönung des Celtes am 18. April 1487 s)
(und nicht im J. 1491, wie von Manchen behauptet wird*), statt-
gefunden hat, kann als eine sichere, feststehende Thatsache be-
trachtet werden, welche durch gleichzeitige Berichte und zutreffende
Umstände im Leben des Celtes beglaubigt ist.
1) In der Schlussnotiz zu der Celtes^schen Schrift Prosenticam ad div. Fridericnm
III. pro laurea Apollinari : birretatus et Uatreatus est a Caeaare.
^) Celtis Epigramm, lib. II. nr. 48 :
Cum dederas sacram, Caesar Friderice, coronam,
Figebas nostris oscnia blande genis.
Celtis Oder. I. nr. 12. de Garmlo Vindelieo (nm 1488) :
At mihi Caesarea frondescant tempore lanro
Magnaqne fama leTet.
Oder. 1. n. nr. 11.
Hac menm Caesar Fridericns olim
Verticem cinxit celebranda in nrbe
Delphica laoro rigidi decorana
Tempora Tatis.
Im Diplom über die Dichterkrönung heisst es : Te per laoreae impositionem . et
osculi traditionem lanreatnm poetam ereximos etc.'
*) Das wichtigste und sicherste Zeugniss für dies Datum gibt Celtes in seiner Schrift
Proseuticum, wo die Zeichnung der Constellation bei der Dichterkrönung des
Celtes mit folgender Beischrift sich findet: Figura coeli anno Domini
MCCCCLXXXVU currente ^ie XYUI. AprUis, hora VI. min. I. secunda II. post meri-
diem, quo birretatus et laureatus est a Caesare in arce Nurembergensi Conradus
Celtis , erecta per Johannem Kanter de Groeningen Frisiae , astronomum protune
imperatoris Friderici tertii semper Augusti.
*) Wie man aus Chmel Regest. Frideric. IV. Imp. ad a. 1401 ersehen kann, war der
Kaiser Friedrich im Laufe des J. 1401 nicht ein einziges Mal in Nürnberg , wo
doch die Krönung aus den kaiserlichen Hfinden allen Angaben zufolge stattgefun-
den hat Die Behauptung, dass Celtes im J. 1401 die Dichterkrönung erhalten
habe, stützt sich auf eine doppelte Quelle : einmal auf die Ton der Sodalitas rhe-
nana edirte Tita Celtis, welche angibt, dass Celtes den Dichterlorbeer in seinem
32. Lebensjahre, (also 1401) nach der sarmatischen Reise empfangen habe : dann
auf die eigene Notiz des Celtes in der Ton ihm angelegten Sammlung Ton Briefen
seiner Freunde an ihn (auf der Wiener flofbibliothek) , wo bei den Briefen Tom
J. 1491 Torausbemerkt wird, mit rother Tinte geschrieben von Celtes: Primus
annus laureae, qui erat annus aetatis meae 32. In Bezug auf das Chronologische
in seinem Leben ist Celtes höchst ungenau und unzuverlässig : so setzt er z. B.
seine um das J. 1488 in Krakau erfolgte Ankunft in sein 26. Leben^'ahr (1485),
als er noch in Heidelberg Scholar war. (Celt. lib. Epodon carm. V.)
96 AscbbRch
Ferner ist auch nicht in Zweifel zu ziehen, dass der Dichter
mit der Krönung zugleich die philosophische Doctorwürde erlangte ')•
Weder vorher noch nachher hat er das Magisterium in den freien
Künsten an einer Universität erworben «).
Es ist höchst wahrscheinlich» dass Celtes ikber die Dichter-
kronung und die Erhebung zum Doctor der Philosophie kein
kaiserliches Diplom erhalten hat Nur auf besonderes Verlangen und
nach Erlegung der nicht unbedeutenden Kanzleitaxen wurde ein
derartiges Diplom ausgefertigt; dann wurde es auch in die Reichs-
registraturbücher eingetragen. Da sich aber in denselben das Diplom
über des Celtes Dichterkrönung nicht vorflndet — des Aeneas
Sylvius Krönung ist darin aufbewahrt — so muss vermuthet werden,
Celtes habe die Kosten gescheut, über einen Act, der ohnehin
zur allgemeinen Kenntniss gekommen war, sich die schriftliche,
formelle Bestätigung geben zu lassen. Einige Jahre später legte er
einen Werth darauf, ein Diplom von der seltenen Auszeichnung in
Händen zu haben; es hatte dann seine Schwierigkeiten, ein solches
zu erhalten. Celtes selbst legte einen Entwurf zu dem Diplom
*) Im ProteoUcam wird wie oben S. 05. n. 3. angeführt ist, ausdrücklich gesagt, dass
Celtes Tom Kaiser den Lorheer und das Birret (d. i. den Doctorhut) erhalten habe.
Bestätigt wird dieses in der Praefatio Celtis ad opp. Rosuithae : Primas ego inter
Germanos literarum omamentm et inngnia (f. e. Magisterwürde) ac imperialem
lanmm a Caesare — accepi. Aach Aeneas Sylvias hatte zugleich mit dem Lorbeer
Tom Kaiser die philosophische Doctorwürde empfangen. Auffallend ist es aller-
dings, dass Celtes sich nie den Titel Magister und nur ganz selten das PrSdikat
Doctor philosophiae beilegt. Graduirto Personen nnterliessen in jener Zeit nicht
leicht die Bezeichnung der akademischen Wurde zu ihrem Namen. In seiner Aus-
gabe des Apulejus, welche 1407 erschien, nennt sich der gekrönte Dichter in dem
an die kaiserlichen Rithe gerichteten Schreiben : Triformis philosophiae doctor. Der
Ausdruck triformis bezieht sich nicht auf seine dreifache Sprachkenntniss des
Griechischen, Lateinischen und Hebräischen, sondern auf die platonische Philoso-
phie, welche eine dreifache Eintheilung in die philosophia naturalis, moralis und
rationalis erhielt. In seinem Testament nennt sich der Dichter: Ego Conradus
Celtis mrtium et philosophiae doctor^ imperatoris manibus laureatus poeta, in flo-
rido studio Viennensi etc.
*) Erhard (Tgl. oben 8. 83) behauptet irrthumlich, dass Celtes schon vor der Dichter-
krönnng in Erfurt und Leipzig die akademischen Grade des Baccalaureats und
des Magisteriums erworben habe. Klupfel (I. 07) nimmt auf schwachen Hypo-
thesen und unrichtiger Lesung eines Briefes sich stützend an, dass Celtes
während seines Aufenthaltes in Krakau Magister arlium oder Doctor der Philosophie
Die früheren Waoderjahre des Conrad Gelte«. 97'
vor <); es scheint aber nicht, dass dasselbe je ausgefertigt worden ist
Als Celtes im J. 1491 die rheinische gelehrte Sodalität gründete
und er deren Mitglieder mit dem Präsidenten Johann Dalberg» Bischof
von Worms, um sich versammelte» so prociamirten sie ihn als ihren
gekrönten Dichter und er zählte von dieser Zeit an die Jahre seiner
Laurea oder Dichterkronung *).
Man hat ialschlich geglaubt, dass der (silberne) Lorbeerkranz»
womit Celtes vom Kaiser Friedrich III. gekrönt worden, lange in
Wien (noch bis zum J. ISßO) aut*bewahrt worden. Es ist diese
Sage aus einer Verwechselung entstanden. Es war dieser in Wien
befindliche silberne Lorbeerkranz derjenige, welcher im J. lS05dem
Celtes vom Kaiser Maximilian geschenkt worden ist *), womit das
unter dem gekrönten Dichter stehende Collegium poStarum in Wien
die Dichterkronung verrichten sollte^}. Celtes vermachte in seinem
Testament im J. 1S08 diesen silbernen Lorbeerkranz mit dem
silbernen Siegel der Wiener Universität »).
geworden; mit Recht hat Endlicher (a. a. 0.) diaee weaig begründete Ansicht
verworfen.
*) Auch Endlicher (a. a. 0. S. 159) Teminthet, dast das im Wiener Codex epistolar. ad
Celtem scriptar. befindliche Diplom der von Celtes rerfasste Entwnrf , nicht der
Wortlaut des Tom Kaiser ansgefertigten Diploms sei. Daher lasse sich anch die
Abwesenheit des Datums erkliren. Endlicher fibersieht dabei, dnss schon die
Überschrift unmöglich im Diplom seU>st stehen konnte, indem diese Celtes schon
voraus poeta laureatus nennt. Er hat es in Honna7r*8 Archiv für Geogr., Histor.
XII. 8. 395 mit mehreren Fehlem abdrucken lassen. Ein genauer Abdruck ist
Im Anhang geliefert.
S) Erhard (Leben des Celtes 8. 26) inssert sich fiber die Sache nicht «^richtig, wenn
er sagt, Celtes versteht unter laurea im Codex (epistolarum ad se scriptar.) wohl
einen gans andern Act als seine Dichterkrönung, nur wusste Erhard diesen nicht
niher anzugeben. Klüpfel I. S. 79 weiss das Problem nicht zu lösen: Quid vero
Sit, quod Celtis verum laureae annum vel dissiniulaverit vel simulaverlt alienum,
ut coronatus videri mallet anno 1491 potius quam 1487, aut quod idem est, magis
anno aetatis 32, quam 28, fattmur ne« ignormre.
*) Manche Neuere sind dadurch in den Irrthum gefuhrt worden anzugeben, Celtes habe
die Dichterkrönung aus den Hfinden des Kaisers Maximilian 1. empfangen.
*) Vgl. Denis Wiener Buchdrucker-Geschichte 8. 595. In des Celtes Rhapsodia be-
findet sich ein Kupferstich, der diesen Kranz darstellt, mit zwei beigefugten
Distichen, welche mit den Worten des Kaisers beginnen: Hanc laumm dedimus
runrstdn etc.
ft) Die Worte des Testamentes lauten: Ego jure legati relinquo Universilati floridae
studii Vienn. Privilegium creandi poetas laureatos per lectorem ordinarium poeti-
Sitzb. d. phil.-hist. Cl. LX. Bd., I. Hft 7
08 Ascbbaeh
Aufenthalt in Polen und Anregung zur Errichtung der Sodalita^
litteraria Vistulana.
Da Celtes manche LQcken in seinem philosophischen Wissen
nicht übersah » welche er bei seinen bisherigen vorwiegenden
dichterischen Beschäftigungen und classischen Sprachstudien, wie
auch bei seinem steten Wanderleben nicht hatte ausfüllen können,
so widmete er sich nach der Dichterkronung mit allem Ernste und
ybllem Eifer einem geordneteren Betreiben der in den Kreis der
philosophischen Disciplinen fallenden Fächer: es waren Mathematik,
Physik und Astronomie von ihm eingehender und grOndlicher zu
studiren. Weil er diesen Disciplinen bis dahin sich weniger gewidmet
hatte, war er auch nicht im Stande gewesen den Grad eines Magister
artium an einer Universität nach der herkömmlichen Weise zu
erlangen. Dass ihn der Kaiser mit dem Doctorhute beschenkt hatte,
konnte ihm keinen vollständigen Ersatz bieten, so lange ihm das für
die MagisterwQrde erforderliche Gesammtwissen mangelte. Auch gab
eine kaiserliche Creirung zum Doctor, welche damals öfter bei
Italienern vorkam, in Deutschland unter den Universitätslehrern kein
rechtes Ansehen, wenn der Träger der Würde nicht sonst öffentliche
Beweise seiner vollkommenen allseitigen wissenschaftlichen Bildung,
in dem Grade, wie sie damals verlangt wurde, an den Tag legte. Der
Entschluss, welchen Celtes schon während seiner italienischen Reise
gefasst hatte, wurde bald nach der in Nürnberg empfangenen kai-
serlichen Auszeichnung ausgeführt Um sich ganz dem Studium der
mathematischen und astronomischen Wissenschaften zu widmen, be-
suchte er die polnische Universitäts-Stadt Krakau, wo damals unter
ausgezeichneten Lehrern gerade diese Disciplinen vorzüglich gepflegt
wurden <). Indem sich Celtes auf einige Jahre aus der Heimath
entfernte, entzog er sich dem Verkehr mit seinen Landsleuten und
cae, qvod ab ioTictiM. principe, Rom. Impentore Dom. Maximiliano, semper Au-
gmto, propriis impentis impetraTi; similitor et Imuream argenteam cum sigillo
argenteo eidem UniTeraitati relinqao.
<) Hartmann Sebedel chronic. NorimK. spricht ron der BIfithe der Krakauer Univer-
•itit in der Zeit des Celtes: ubi piurimae ingenuae artes recitantur. Studium
eioquentiae , poetiees , philosophiae ac phynees^ astronomiüe tarnen maxime virei,
— ^ illie jam maxime Phoebiis oolitnr
Die MliereD Waidttjahrt da« Comd CeKat. 00
nuiehte es ihnen weniger bemerkbar, wie er du tbm noeb mangdnde
Wissen dureb naehträgliche Studien sieb aneignete.
Es war nocb im Jahr der Dicbterkronung, dase er seine Reise
nach Krakaa antrat. Zunächst yerweilte er einige Zeit bei seinen
Freunden in Sachsen, dann in Schlesien«) bei dem Breslauer
Domherrn Sigmund Gossinger (bekannter unter seinem huma»
nistischen Namen Fusilius)*), mit dem er innige nreondschaft
schloss. Vielleicht noch Yor Ablauf des Jahres 1487 , jedenfalls aber
nicht spater als im FrQhjabr 1488 kam er naeb Krakau^).
«) Celt. lib. anor. I. de^. 14.
Solttt IgaotM pedlbis dtitii
HiB€ peto teiTM, «bi tamt Albii,
Atq«e «bi lentva re^rit Silena [04«r]
Yortiee emm.
YittalMi reeto fdm «Made
Sarmatia latoa nbi terra eaai|Ma
Paidit et eeida nbi CnMa iMtia
Kegle Mffit.
S) Celt Odar. lib. I. od. II. ad SigiaattBdm FuUln WartlaleTii
FetUi bini« nibi notes eaaifv
Dem peragnnti mibi Sarairitami
Terra leatntar gelido propieqea
Frigide eaelo.
Dieaelbe Ode eiit eieigea Teriederice ScUva^etropbee fiadet aieb mtk in Appee-
dix SU det Celtea Paeegyria ad deeea Bararlee aüt der AefiMbrifti Qeibee iaelits-
eedi sint adoieaMstea; beigefBgt iat da eise iweite Ode an Fiialliea« die aneb
Odar. lib. II. n. S Torkomint: nymetia ad dirtB dei geBitrieeoi pro paoe et eoe-
cordi« priBcipeai GenaaBonMi. Sie begiont:
Dira qeee magni geeitriz Toaaatte
fanpen pecem pop«Io flnrati«
Ne mat aoatria vieiia graratea
Teetoaee orbia.
6oaaiDger*a DeaUebreiben aef die letstera Ode d. d. Roa. SAw JaH i4aS ladet sieb
in Codex epistoiar. ad Celt. aeriptar. itb. IL a. II.
') Wfirdee wir dem Dichter telbat glaaben, ao mtb«te er im labraldSI, ale er SS Jahre
alt war (Bpodoa lib. carm. 5) naeb Krakaa gekommea eeia. Ea gebSrea eoicbe on-
richtige Zablenaagabea aa de« Celtea poetlacbea Lieeaxea. Klipfei vit Celt L
91, auf Odar. IIb. I. od. S sieb atüUead, lisat dea Geltes acboa im FHOtjabr 14ST
nach Krakaa kommea« was scbon wegea der Diebterfcrttaaig« die ia Niraberg 1487
im April statt hatte, alebt seia kooate. Die Worte dea Celtee biatea x
Dam BOTus im v#rae pobeseit fflaperv maadoa,
Kt solfit tepMos bamida terra aiaaet — -^
7
100 Atchbiich
Hier studirte er zwei Jahre hindurch mit grossem Eifer and
dem besten Erfolge unter der Leitung des Magisters Albertus
Brudzewus (Albert de Brudzewo) «), eines der ersten Astronomen
seiner Zeit, die Mathematik und Astronomie*). Derselbe war ein
Sehuler der Wiener Astronomen Peuerbach und Regiomontanus. Des
erstem berühmtes Werk „über die Planeten" hatte er mit einem
Commentar versehen >) : aus Brudzewo's Schule ging auch der Ent-
decker unseres Planetensystems, Copernicus, hervor. Celtes schloss
sich mit inniger V^erehrung an seinen greisen Lehrer und liebte ihn
mit wahrhaft kindlicher Pietät. Dass er aber unter dessen Leitung
das Magisterium oder die philosophische Doctorwürde in Krakau
erworben hat, wie behauptet worden ist^), muss als Irrthum ver-
worfen werden.
Ipse peregrinas cnpient risere terms,
Regna maus avibut Celtis eoa peto.
Erhard (Leb. des Celt S. 30) rerwirrt das Cbronologisrhe gSnzlirh. — Wenn
Celtes wirklich im FrSIgahr nach Krakau grckommen, wie aus Odar. lih. I. n. 3 au
entnehmen Ist, so kann es nur im J. 1488 g^ewesen sein.
*) Celtes, der die Namen gewöhnlich latinisirt nnd sie dadurch nicht selten entstellt,
nennt ihn Brutus in seinen Oden : lib. I. od. 17 ad Albertum Brutiim Astronomum ;
so heisst er auch in der rou der Sod. rhenan. heransgegebenen Vita Celtis :
Crocoviae astrnmm studio Tacarit praeceptore Alberto Bruto. Trithemius nennt
ihil nnrfchtig Albertos de Prnsa, Denis Albertus de Prussia; auch die Namen
Bnidlewiis, ProseTns und andere Formen sind Entstellungen ; richtig ist Albertus
Bntdaewas oder de Brndxewo, wofür auch de Brutxewo geschrieben wurde. Er
wird TOB den Holen auch Brudxewski genannt.
') Derselbe las 1487 an der Krakauer Hochschule Parra logicalia und Arithmetica nach
Wiszniewskj, historya literaturf Polskicj. T. V. Krak. 1843, wo der üitcste Index
lectionum der Krakauer IJniversitit mitgetheilt wird , 8. 375. (Gefillige Mitthei-
Inng des Lemberger Professors H. Zeissberg.)
') Commentariolum Theorie. noT. Gorli Purbuchil in studio generali Cracoviensi per
Magistrnm Albertum de Bruizewo, Medlol. 1495. h^. Die philosophischen, mathe-
matischen und astronomischen Werke, die xum Tbeil nur handschriftlich vorkom-
men, fuhrt Wistniewski a. a. 0. T. IV und V. an. Vgl. noch A. Locher, Obraz
bibliograf.-histor. literatory i naak w Polsca T. I. Wilno 1840. S. 463 ist ein
Brief des Callimachns iber den Mathematicus Albertus gedruckt.
^) KIQpfel a. a. 0. 1. 97 behauptet dieses; er stützt sich dabei auf einen Brief des
Brudxewo an Celtes (rom J. 1491), worin er den letztern filium sunm primogeni-
tum nenne und sich selbst Pater tuns unterschreibe. Es sei nümlich »uf den Uni-
TersitJiten dainals Sitte gewesen, dass der Promotor im Verhfiltniss zum Promotus
sieh Pster und diesen filios genannt habe. Mit dieser Erklirung wäre sber dus
Die frubereD WaadeijUr» dM Coarad GellM. 101
Es ist wohl sicher, das8 Celles ia Krakau nicht ab UmTemtäts-
lehrer in öffentlichen Vorträgen auftrat, sondern er widmete sieh
daselbst als Scholar den Stadien 0- Wenn er auch nicht als
Magister an der Hochschule wirkte, so stand ihm doch, nichts im
Wege» Yor einem kleineren Kreise von Freunden und Scholaren
gegen Bezahlung Gastrorlrftge über Poetik und Rhetorik zu halten»),
wie er in früheren Jahren, vor seiner italieniscben Reise, schon auf
deutschen Unirersitäteu durch derartige Vorlesungen eine nicht un-
bedeutende Einnahme sieh yerschaSt hatte» So konnte er auch die
Kosten seines Aufenthaltes in Polen bestreiten, welche um so
erheblicher sein mussten, als er öfter Ausflöge von Krakau sowohl
Pridicat primoseiiitiit ^i Sliw imoMr ^oeh MltiMB. I>«r Migflftbrl« Bri«f,
welcher sieh im Codex epistolar. ad Gelt. tcripUr. üb. I^ ep. 5. fol. 4 befiodet, iit
in barbaritcbem Latein (stilo sarmaUeo) getebrieben; er war obne Zweifel tbeil-
weise fSr den Copisten (oder Geltet selbst) nnleserlieb und KISpfel erbielt daxn
Bocb eine un^naoe Absebrift dafon. Der kahmg des Briefes hnlets Lawreato
Poetae beneiaerito Conrado Celtis riro olirissiao. Salre, mi SU, Itcran aahr^
Prlmogeoitae (Klfipfei liest priAOseaita nad besiebt «a a«f Sli) epistoke t«ae nuUa^
mibi vise sunt; sola Panegiris data. Der Scblnss lantet: quibns (literis tuis) Sar^
matico stilo respondebo et latino. Bz CracoTia anno 1401. Alb. pr. tuns (i.e. Alberto«
Bnitxewtts). Am Rand findet sieb Ton Denis beigescbrfebeo : Albertos de Pmssia. —
Albertos de Bmdaewo starb am 4. Mai i40S in Litthaven. Aesticamplani epist. ad
CelL im Cod. epistolar. üb. VU. ep. SA. foL S6. Atbert Bmtus, qnl Utnaniae fS.
quarto Idus Miy«* naturae debitom exsolrit , non sine noitrae academiae detrimento
sini^olarl.
0 Scblossers Angabe, Neoere Gescbidite I. 136 ist ugeaant .Er (Celttt) lebrte
znerst sn Krakau bis 1490 nnd nacbber wirkte er anf jeder der IBnfkebn Unirersi-
tftten, welche damals in DentscUand bestanden« kfinere oder lingere Zeit."
*) £in solcber Vortrag war wohl aueh der » weleber Torkommt in dem Carmen In
laudem Sarmatiae ad gymnuinm Craeoviense, dum orare (ntebt legere) reliet. Das
Exordiom daraus findet sieb am Scblnss des ersten Baches der noeb ungedruckten
Celtes'schen Epigramme , wovon Klilpfel Vit Celt. 1. p. B4w Not. e einiges mit-
tbeilt t
Ast ego, eui tenuis consedlt pectore Pallas,
l'ndique et incultus moribus ipse meis,
Audeo stridenti rcsonanUa carmina nervo
Promere et ad tantoM cruda rel'erre «irot.
Parce, precor, mihi dveta c^kort^ et ä»eta JMveiUk$f
Parce, precor, rigidia, dsel« §etieeia. lyris.
Si mea nunc tenui teiuntur %erba Minenra,
Doctior ex voibis post rnage. grata caaam «te.
102 Atehbach
sfidwärto an die Karpaihen» wie auch nordwärts bis an die Ostsee
machte <).
Zu den Krakauer Schülern des Celtes gehörten auch iwei
Deutsche: der Schlesier Lorenz Rab (Laurentius Corvinus)
ans Neumark (Noroforensis) und Johann Rak [Krebs]
(Johannes Rhagius) aus der Lausitz, der seinen Beinamen
Sommerfeld in Aesticampianus latinisirte <). Beide zeichneten
sich später in Deutschland als angesehene Humanisten aus» und sie
waren stets mit inniger Verehrung und treuer Anhänglichkeit ihrem
Lehrer zugethan t). Corvinus» der eine Zeit lang Stadtschreiber von
Tliorn war, gründete in Breslau eine lateinische Gelehrtenschule und
gehörte in Schlesien zu den ersten Protestanten. Aesticampianus
docirte später in Leipzig, Mainz und Krakau.
Mit mehreren polnischen Gelehrten stand Celtes in lebhaftem
geistigen Verkehre: zu diesen gehörte vorzüglich der Edelmann
Andreas Pegasus*), ein Freund des classischen Alterthums.
Noch enger schloss er sich an den Dichter und Gelehrten Philipp
Bonacursius, bekannter unter seinem humanistischen Beinamen
Cnllimachus, aus Florenz s), der früher Mitglied der von Pomponius
Laetus in Rom gestifteten Akademie gewesen war und wegen der
Verfolgungen durch Papst Paul II. seine Heimath verlassen und sich
*) CeK. Anor. üb. I. in nehreren Eleg^ien.
S) Vgl. Klfipfel I. 8. 9S.
') In der Celtet*8chen Brieftammlang finden sieh Ton ihnen Briefe an den gekrönten
Dichter. Die Ton Conrinns sind von Breslau 1500, 1501, 1502 und 1503 datirt, die
von Aesticampianus die drei ersten Ton Krakau 1407, 1498 und 1499, der vierte
▼on Bologna 15. Mira 1500, und dor letste von Oppenheim am Rhein 28. Aug. 1502,
ans welchem Schreiben ersehen werden kann , daas der Bischof Johann Ton Dal-
borg ihm eine Professur in Heidelberg verschaffen wollte. Der Bischof schrieb
Aber ihn einen Brief an Celtes am 5. Nov. 1502. Zu den berühmtesten Schulern
des Aesticampianus gehörte Ulrich von Butten.
^) Celtes richtet zwei Oden Hb. I. 5 und 18 an ihn. In der letzteren Ode ermnntert
er ihn an einer Reise nach Griechenland und in den Orient
*) Beide, Pegasus und CNlIimach'ns, werden In der Vita Celtis zu den intimsten Freun-
den unseres Dichters gezihlt: Amicos secretiores et praecipuos habuit — Andre-
am Pegasum, Sarmatam, Phllippum Calimachum, Florentinum vatem, virum doctis-
simnm. Trithem. Script, eccies. n. 944 sagt, Calliniachus habe de Attila und de
Turcis geschrieben, auch ein Gedieht verfasst unter dem Titel: Amorum libri. Er
verfertigt« auch eine Schrift de rege Hungariae Vladislao IV. In den Gelt. Odar.
Üb. I. Ut die Ode 7 an Uui gerichtet. Er st«rb im J. 1496 in Krakau. Aesticam-
Die frtUiereo Wftaderjakr« 4ei Coanid Celttt. 1 OS
Meh Knikau begeben hatte 9 wo er beim König Kaaimir IV. gastficha
Aufnahme fand. Derselbe wählte ihn zum Ersieher seiner Söhne und
erhob ihn später. cum königlichen Geheimsehreiber. Mit diesem am
Krakauer Hofe einflussreiehen Italiener bespraeh Cettet öfter seia
Vorhaben, wehshes er schon bei seiner Anwesenheit in Rom gefassl
hatte, ähnliche gelehrte SodalitSten wie die römisehe Akademie
des Pomponius Laetus auch diesseits der Alpen ins Leben lu rufeQ
lur Verbreitung des Hamanismus, und iwar lüeht allein in deai
deutsehen Reiche, sondern auch in den ostlieh angrensenden Ländern^
welche in früheren Zeiten vielfach mit demselbeu in Verband gewesen.
Der Anfang sollte mit einer Sodalitas iiteraria Vistnlan»
gemacht werden, welche die Gelehrten in den Weiehselgegendea
BU den humanistischen Stadien in dem MosensHse Krakao lu einer
Genossenschaft Tcreinigte <).
Zu diesem Zwecke bereiste er das Land nach ▼erschiedenen
Riehtungen: er hielt sich nicht nur in den Städten auf, besuchte die
Gebildeten und Freunde des Fortsehritts, durchforschte die Kloster-
bibliotheken, sondern richtete auch überhaupt aof Land und Leute
seine Aufmerksamkeit, indem er die Sitten und Gebräuche beob-
achtete, fiberall ffir Naturschonheiten einen empfänglichen Sinn
zeigte und überhaupt ein lebhaftes Interesse an Merkwürdigkeiten
jeder Art nahm. Diese Reisen führten ihn in nordlicher Richtung bis
nach Danzig an die Ostsee, in südlicher bis an die ungarische Grenze
piaa. (cod. epftt. ad C«tt. tcript* Hb. TII. ep. SS. ftiL SS. «. IX. tp. It. M, iOS)
•ehrefbt (d. d. CraeoY. lt. lal! 1400) tn Galtet Aber CtHioiacbia: detteil Bpita-
phimB fladet afeh fa &m Galt epigranioat. Kb. IT. «p. 07 (Tgl. KMpftl I. 8. 96,
Brbard, Leb. da« Ceitea 8. 4S). Et UfMii Laqvllir CaliBiehvat
Cin aoelia tgö prtnva hnm, ^«1 tnmiiiBa priaet
VaxlaiM bi LatHin nmmdavintpia polma.
Nmi potntt Paataa do«tor«ai fem laborea,
Bxtorres patria fedarat Aaaoaia.
Hinc ego Sarmatld proacriptiia ad atria regia
Et sepelit eorpns Groea aiperba neun.
1) Ib der polniachen Abbavdlmiig^t 0 Kottradaie Celtia. Akadenlka Rrakowskln (in
OtMopiam vaukowy kai^orbioni pttbKeiBi^ Inienia Oatolimikich. Lwow. 1830).
S. SO behaaptet der Verfataer Fr. SiarcsynAki (Mch einer Mfttheilung des Prof.
n. Zeissberg), xa den Mitgliedern habe nicht nur CnIUmachoa, aondern aocb der
Brealauer Johann Ooscllnger (d. i. wohl Gossinger, der aaeh Fnsilina befsst) und
Rudoif Agrieota geM^rt. Alleia ietiterer war danab nleht nehr vnter den
Lelienden.
104 A «eh back
ins Karpathengebirg. In jener Zeit beschrieb er in poetischen
Schilderungen die Salinen von Wieliczka, die Jagden der Auerochsen,
die Lage Krakau's, die Weichselgegenden, das Karpathengebirg und
Mancherlei was auf die Sitten, Gewohnheiten und Eigenthumlichkeitea
der Polen sich bezog oder die Beschaffenheit ihres Landes betraft).
Dass damals Celtes auch Liefland, oder gar noch die nordlicher
gelegenen Lander besuchte, und seine. Reise bis nach Lappland
ausdehnte, wie manche behauptet haben, ist zu verwerfen. Weil er
eine Beschreibung ron Liefland geliefert und auch über die Lapp-
ISnder, ihre Sitten, Gebräuche und Trachten in seinen Dichtungen
sich ausgelassen <), meint man, müsse er wohl auch in diese
nördlichen Regionen gekommen sein. Bei seiner Reise nach Danzig
an die Ostsee mag er vielfach in Verkehr mit Reisenden aus dem
Norden gekommen sein: auch ist es möglich, dass er ohne Lappland
selbst besucht zu haben, einzelne ihrer Bewohner, welche nach
Danzig oder in die Ostseeländer gekommen waren, gesehen hatte.
Um nicht blos aus einem oberflächlichen Verkehre das polnische
Volkswesen kennen zu lernen, hatte er auch die Kenntniss der
Nntionalsprache sich anzueignen für nöthig erachtet Zum Studium
des Polnischen war ihm die Leitung eines gelehrten Polen >), Bern-
hard Viliscus, den er in Krakau kennen gelernt, sehr behülflich^).
t) Mehrere von deo Gedichten deii Celles« welche derselbe damals schon in einzelnen
.Mittheilungen an seine Freunde TerölTentliehie , oder spiter umänderte, wurden in
seine grössern dichteri.<icheu Werke aufgenommen : in sein Reisegedicht oder in
die libri amomm nnd in die Oden- und Epigrammen-Samrolung. Ausser den Ge-
dichten de Salifodinis Sarmatiae, de Tenatlooibus Vesontium, de Vistula fluvio sind
besonders s« erwihnen die poetischen Beschreibnagea de sitn Craooriae, de monte
Carpatho sire SueTO, de Snrmata Ulppophago, de frigore Sarmatico. de Buvcula
(ein polnisches Fniuenkleid) Sarmatamm, de moribus et j^unio Sarmatarum, de
Casimiro I. rege Poloniae. Das Carmen ad Vistnlam ist bei Pistorius corpus polonic.
histor. S. leS gedruckt.
') D« I^pponibns silTCstribus et sitn Livoniae. Vgl. Rlfipfel I. p. 200.
*) Celtes nennt ihn mit dem Volksnamen Roxolanns, mit welchem Worte auch ein
Rqlbene oder ein Russe bezeichnet werden könnte. Es ist aber nicht wahrschein-
lich, dass er die l^ndesspracbe in Krakau nicht von einem eigenUichen Polen
erlernt haben sollte.
^) In der vierten Elegie des lib. I. Amomm: Ad Bemhnrdum Viliscum RoxoiMnum
quo interprete ad puellam usus est, worin er des Viliscus vortreffliche Eigen-
schaften rfihmt, finden sich die Verse:
Die rrfiberen Wanderjtthre dop Connd Geltet. ' 1 OS
Da in der damaligeD Zeit ajn polnischen Hofe und unter den
gebildeten Polen der höheren Stünde die böhmische Sprache vorzugs-
weise gesprochen wurde 9» so wandte sieh unser gekrönter Dichter
diesem slayisehen Idiome rorsügiieh su und er gelangte darin auch, s«
einer gewissen Fertigkeit» so dass er nicht blos mit den Gelehrten
▼ermittelst der lateinischen Sprache, sondern auch mit den gebildet
ten Hannern und Frauen durch die böhmbehe Sprache einen geistigen
Verkehr unterhalten konnte«
Den Dichter fesselten nicht nur seine . matheoiatisehen und
astronomischen Studien svei Jahre hindurch in Krakaur es hielt
ilni auch zurück die leidenschaftliche Liebe zu. einer jungen edlen Polin
Nil mens Hasilina von Rzytonica*)» die nicht unerwiedert blieb.
Eine Anzahl seiner feurigsten Liebeslieder widmete er seiner Freuijidia
Hasilina und er nahm dieselben spater in seine dichterischen Werke
auf. Ja er bezeichnete das erste Buch seiner Liebeslieder oder
Rrisebilder (libri amorum) mit dem Namen der Hasilina'). Freilich
beobachtete er bei dieser Veröffentlichung wenig Zartgefühl und
Tanc ego.eoBdidldi, u prmgeepUrg^ paaUM
Sarmtiieme Unp»me hwrkmr€ ««r6« loq«!.
Unier paellii ist wohl . nieht die Sdetfren Heailiaa geaeiBt. Bit welcher Geltet wie
es scheint in böhmiecher Spraehe Terkekrte.
*) Endlicher» Reo. Ober Klöpfel 1. e. S. 174. In 15. Jahrhsndert wer des bdhmisefae,
im IS. das italieeisohe, in 17. daa fraBSöaiaclie an poleischea Hofe hei der ror-
oehnien Welt die herrsehende Ungasfaepraehe. Polaiaeiie Gelehrte aehrieben s«>«
gar ihre. Werke in bdhnischer Sprächet wie a. B. Paproeki.
*j Der Name konmt in der Fern Haailina and HaeaÜBa» aach ahgekünt ala Ha«a toi*:
er ist kein polnischer. Ba aeheint, dass ihn Ceitea fiag iri hstte uad er aeriel als
amica bezeiehnen sollte, wie ana der Stelle in Briefe des Aeatieampiansa vom
15. Mars 1498, welebe unian in der Nete S) angegeben ist« ges<;hloasen werden
kann. Dass Haailina ein iHMninnUvnn dea Nanena £liaabetk aei, welches in
Polnischen Haiina, Haifca, Halaaka leitet, wird kehanptet
<) Die Hasilina wird in den libria Anonun keanngenc Itk. I. eleg. 1. 3. 5. 7—0. 12 n
13. lib. II. 1 ; in den Oden IIb. I. od. 3. 6. 10. 14. 15. 1%. lib. II. .1. 5. Epod. 5.
In einem Brief des AeaticanpiannennCeltea (d. d. Craean 81. Dee, 1407), n. In einem
apiteren Schreiben desselben (Craean 15. Min i498) wird geneidet, daas sie
Wittwe geworden (Hasilinan taan nae kae kiene vidnatam viro t«e limine
plarima salate impertiirl Taa Haaalina mo Jan olim Tiro rldaata eaii ' mea
antem Hasa extremum superiore anno vidit). Die Briefe finden aiek in der Celles-
schea Briefsamrolaag fol. 86 n. 02. Aneh in einen Schreiben dea Lanrentina Cor^
vinus sn Celles (d. d. Wratislariae 25 Hot. 1502) wird von der genannten Rra-
kiuer Freundin dea Dichtere gesprochen.
106
Atchbach
Discretioii, indem er ohne Rücksicht darauf, dass er die Freundin
in mehrfacher Hinsicht compromittiiie 9» die geheime Liebe un«-
Terhullt und auf das lebhafteste schilderte und besang. Als solches
nach Jahren der Hasilina endlich durch Zufall zur Kenntniss kam, ao
sehrieb sie dem undankbaren und schwatzhaften Verehrer einen
Brief Toller Vorwürfe Gber seine grenzenlose Rücksichtslosigkeit*).
Nachdem Celtes in einem mehr als zweijährigen Aufenthalt *) ia
der polnischen Königs- und Universitätsstadt seine nächsten gelehrten
Zwecke erreicht» vielfache Verbindungen mit Männern der Wissen-
schaft angeknöpft und einen starken Impuls zur Betreibung der
humanistischen Studien , der aber nicht nachhaltig wirkte , gegeben
hattet), drängte ihn seine Reiselust den Wanderstab weiter sa
setzen und die mittleren Donaugegenden zu besuchen.
') Ob HMiUn« wifarend dts Geltet Anwesenheit in Krtkao scbon rerfaeinitet war»
oder sie erst epiter sich rerehelichte, könnte zweifeihafl sein. Im J. 1498 wir sie
Wittwe. Dsss Celtes die Absicht hatte, sie zn heirathen, kann ans Odar. Üb. H.
od. I. geschioste« werden :
Qnando de pntria prosUieos domo,
Bipeetata venis, et mihi eharior —
Te aoster genitor, te ^nitriz maoet.
Et frateraa eohors mizta nepotibus.
Cf. Odar. üb. I. od. S.
*> Der Brief, welcher in bShmischer Sprache geschrieben ist [ans Rrakan 1500]
kommt im Cod. eptstol. ad Gelt, script. fol. IZl (lib. X. ep. 23) vor; es nennt
sich die Freandin hier: Hasilina s Raj^tonies a Nakepsstaynie. Denis und Klüpfel
halten sonderbarer Weise den Brief für erdichtet, weil er in böhmischer Sprache
geschrieben. Im Anbang ist dieser auch in sprachlicher Hinsicht merkwürdige
Brief nebst dentscher Obersetaung abgedruckt,
'j Odar lib. 1. od. 23 ad Statllinm SimonMem, medienn et philosopham :
Bis per obllqunm roeeam reduiit
Lampadem Phoebns mbicundnt orbem.
Bis f^it daris hebetatas astris
Portitor Helles.
*) Freilich wnrden nach der Bntfemung des Cettet die dassischen Stadien in Krakan
wieder sehr reniachlissigt. Aestioampianas schreibt im Jahr 1490 an Celtes : Non
m tanto statn floret noslnin Gymnasium, ut olim, cum tu ipse praesens aderas.
Auch die kaum errichtete Sodalitas literaria Vistniana ging bald aus Mangel an
einer anregenden Leitung und an thitigen Mitgliedern wieder ein. Wie weit die
Constitoirang der Sodalitas gediehen war, lisst sich bei den dürftigen Nachrichten
kaum ermitteln. In seiner Schrift Seplenaria Sodalitas lit. üermaniae nennt sie
Celtes nicht nur Vistulana, sondern auek Dantiacana (nach der Stadt Daoxig).
Die frfih«ren Waoderjftlire des Conrad Celtea. 107
Die erste Donaureise und Anregang zur Errichtung der
Sodalitas iiteraria DanubiaDa.
Das nächste Reiseziel, welches Celles beun Abgange von Krakau
sich setzte , war die ungarische Konigsstadt Ofen , wo von einem die
Künste und Wissenschaften piflegenden Herrscher, Matthias Corvinus^
gelehrte Manner verschiedener Fächefr» Dicht;^ und Kolnstl^r» ver-
sammelt waren und in der königlichen Bibliothek die überall aufge-
kauften seltenen Werke» namentlich voaGrieehen und Römern, sich he-^
fanden. Der Dichter verliess imAqfang des Jahres 1490 Polen. Er nahm
die Richtung seiner Reise durch Schiesien, Böhmea» Mahren <) und
Niederosterreich zunächst nach der ungarischen Grenzstadt Pressburg,
wo auch eine ansehnliche Bibliothek aufbewahrt wurde.
Celtes hatte sich auf dieser Reise von Krafiau bis an die
ungarische Grenze nirgends lange aufgehalten. In Prag hatte er
eine kurze Rast gemacht^ um den böhmischen Häcenas der Huma-
nisten, den Edelmann Bohuslaus von Hassenstein«), kennen zu
lernen. Wegen seiner weiten Reisen, auf denen dieser nicht nur Italien
und Griechenland, sondern auch Kleinasien und Ägypten besucht
hatte, fährte er unter den Humanisten den Ehrennamen Ulysses.
Auch in Mähren zu Olmutz verweilte unser Dichter. Hier begrusste
er den Propst Augustinus, nach seinem Vaterlande Moravus
beigenannt, der als Humanist, Platoniker und Dichter sich aus-
gezeichnet hatte und von dem ungarischen König zu seinem Geheim-
schreiber erhoben worden war<).
^) Celtes libr. Amor. II. eleg. 3. Hodt^oricon • Sarmatia per Silesiam, BoSmos et
Moravos. Erhard a. a. 0. S. 45 betrachtet die Keiae nach OfeD ala einen Abstecher
von Krakau, während des Dichters sweiji1iri(^n Anfenthaltea in Polen und gerath
durch diese unrichtige Annahme in manniohftMhe chronologische Widerspräche.
*) Gelte« 1. c. Hie (in Bohemia) B^huslavs habet sua Candida tecta BoSmua, Musarum
et patriae fuigida Stella suae. — Jo. Trithem. scriptt. ecci. n. 946 nennt unter
seinen Schriften das Werk de Inventia QenBanonim et Italicorum. Vgl. J. Cor-
navi , der grosse Böhme Bohuslaw yob Lobkowits nnd au Hassenstein, nach seinen
Schriften etc. Prag iSOS.
^) Celt. Amor. lib. II. eleg. 3.
Hie Augnsthius vatea Olomneins ortna
Panncmii regia beHiea geata eanit.
1 08 Ascbbach
Die Zeiiverhältnisse waren damals in den Donauländem nicht
gunstig für eine gelehrte Reise. Am 6. April 1490 war der ungarische
Konig Matthias Corvinus in Wien, wo er schon seit einigen Jahren nach
den Siegen über Kaiser Friedrich III. seine Residenz aufgeschlagen
hatte« plötzlich aus dem Leben geschieden. Die Folgen, welche sich
an dieses unerwartete Ereigniss knüpften , machten sich in allen Län-
dern, welche der ungarische König unter seiner Herrschaft vereinigt
hatte, geltend. Die neuen Eroberungen der ungarischen Krone konnten
von den Magyaren um so weniger behauptet werden, je uneiniger
sie ober die Wahl des königlichen Nachfolgers waren, da Matthias
keinen legitimen Leibeserben hinterlassen hatte. Daher waren die Ver-
hältnisse überall sehwankend und unsicher: man sah wichtigen
Veränderungen entgegen und befürchtete, nicht ohne Grund, viel-
fache Unruhen, KSmpfe und Kriege. Ungeachtet dieser so sturmischen
Zeitumstande setzte Celtes doch seine Reise von Pressburg ^ nach
Ofen weiter fort Er wollte daselbst mehrere namhafte Gelehrte
personlich kennen lernen*) und die Einleitung zur Bildung einer
Sodalitas literaria Danubiana, deren Mittelpunkt Ofen sein
sollte, treffen *). Obschon Celtes in Ungarn eine gute Aufnahme fand.
<) Lib. Anor. H. eleg. 4 :
Hie «bi Posonium eon0tir§^it furribos altis
Linie« Teatonicit Ung^aricisqae virii.
*) Celtia Odar. lib. II. od. 2. Ad sodalituteiii literarimn Ungnrorum.
De «ittt Badee et monetris, qaae praeceMenint mortem divi Matihiae, Pannooiae
regia.
Ultimo nobia celebrandi aroici
Pannones, claria aludiia faventea,
Quique aub coelo roeliore nati
Sole propinquo.
Aoreom terram Colitis beaii,
Qeam rigat pulcber Savua et aonaoti
Defluena curau DraToa et remoti
Nomlnia later.
Mtttbiae nagoi noDumenta regia
Vidimua, prUcia ibi multa aaeclia
Aeqoa, aeo Martis atudiam aequere aut
Palladia artea.
'j Cber die Zeit der ErricbtuDg der Sodalitaa litteraria Danubiana, welche zuerst
ihren Sita in Ofen hatte, lat nuia nicht einig. Daaa die Sodalitaa litter. Hungarorum,
Die MhereB Waaderjalirt dct Coanii Geltet. 1 00'
die Freunde der classischen Studien «) seinem Plane Beiftll lehenkt^n»
und auch zunSchst eine Sodalitas litteraria Ungarorom
angeregt wurde, so scheiterte doch die AusfflhniDg desselben Torerst
an der ungfinstigen Situation der polittseben Zeitrerhfiltnisse : aber
die angeregte Idee wurde nicht fallen gelassen: man kam spftter auf
sie zurück und rerwirklichte sie.
Von Ofen begab sich Celtes aof die Rflekkehr ib die frSnkisehe
Heimath, jedoch verweilte er sunftehst noch einige Zeit in Wien*)»
mit der Absicht, die dortigen Unirersitttslekrer gfinstig fiOr den
Humanismus zu stimmen und sie lum Ansehloss an die gelehrte
Donaugesellschaft zu bewegen. Bei der grossen politischen Anfinegung*
in der man sich aber gerade damals in Niederösterreich befand t war
die Zeit nicht glucklich gewählt: die angarisebe Herrschaft ward
bald nach dem Tode des Miitthias Conrinus abgeschüttelt und die
Regierung des Kaisers Friedrich III. wieder hergestellt An der
UniversitSt herrschte noch der Seholastieismas •) : allerdings hatte
welche Gelte« schon Im J. 1490 inOfm tereiBiirte, des eretei Onmd n der G»-
tellschafl le^e , Ist sicher. Uee HmwMm Sodalitae DimliiaBB eeiieiDt cie orti iiSS
oder, was wahrscheinlicher ist, 1404 angenommen sv haben, als sie ihren Hanptsita
nach Wien rerlegte , und Celtes snm Besnch fleh in ihren Kreis begeben hatte.
Eine Auaahl der Sodales rerblieb in Ofpn rereinigt. Erhard Irrt, wenn er die
Entstehung der Donaugesellsehaft ins J. 1407 bei der Bernfting des Geltee neeh
Wieu setat.
<) Zu diesem gehörten Tonfiglicfa die kSaigüehea Gehelnmehreiber Avgnetinns Olo-
niuceiisis und Johann Scfaleehta, der Wesprfmer Bieehof Johann YiteB nnd der
Italienische liönigliche Leibant Jnlina AemiUne.
s) Celtis Odar. üb. II. od. S.
Vienn» latle moenibns IniMmna,
*Qnae Friderid patrla Gneetrie
FMMomUeqms plß^as reüfut
Auch der Zwettler Abt Theedorich Rhenanns, ein Freund der platonieehen Philo-
sophie und des Humanismus, erwihnt in einem Sehreiben rem 21. Sept. 1492 an
Gelt. (Cod. epist. Celtic. fol. S) dieser Anweeenhelt des Dichten in Wien.
*) Celt. I. c. rerspottet denselben :
Suis adhaereni semper ineptiln.
Et terminomm rana tocabulia.
Dum belle verbosus sophista
Per Socratem gerit et Ghymena etcv
Ähnlich spricht sieh Aen. Sylir. in der histor. FHderld III. Imp. ed« BSeler p. 4
aus'. Vgl. Aschbach, Gesch. der Wiener Unif . S. S44.
110 As ebb ach
sich bereits in der artistischen und medieinischen FacultSt eine
Opposition zu Gunsten der classischen Studien erhoben. Nach dem
Vorgange der grossen Mathematiker Peuerbach und Regiomontanus,
welche schon ein Mensehenalter früher die Erklärung rSmischer
Dichter an der Hochschule betrieben hatten» waren in der Zeit, als
Celtes nach Wien kam, Bernhard Perger, Briccius Preprost
Yon Cilli u. A. thatig, nicht blos die Dichter Latiums, sondern auch
Cicero und andere römische Prosaiker m erklären und als Muster vor-
zufQhren. Einige Mitglieder der medieinischen Facultät» namentlich
Johann Tichteb) und Bartholomäus Steher*), wie auch
der Canonist JohannPurger*) schlössen sich diesem Kreise an. An
diesen Männern, welche Celtes bald ui seinen Freunden gewann, und
an den kaism^iclien Rfithen, den Gelehrten J 0 h a n n K r a c h e n b e r g e r
(Pierius Graccus) aus Passau*) und Johann Fuxmagen aus Hall in
Tirol 9» batte er für seine humanistischen Bestrebungen in der Donau-
stadt eine kräftige Unterstützung: doch war die Zeit des Aufenthaltes
des gekrönten Dichters (im Sommer 1490) zu kurz, um viel wirken zu
können. Er versprach, seinen Besuch bald zu wiederholen und dann
weitere GastTorträge über die romischen Classiker, ober Rhetorik und
Poesie zu halten.
Als Celtes nach einer fast dreijährigen Abwesenheit über Wien
und Passau in die Heimath zurückgekehrt war, verweilte er zunächst
^) In der »cMoen Ode «n ibn (Odtr. lib. 11. od. S) wird er ongenaa Benedict« Tych^
telitts genannt. Ein Brief ron diesen Tychtel an Celtes d. d. Wien, 6. Febr. 1403
kommt im Cod. epist. Celt. Tor.
') Von ihm ein Brief an Celtes d. d. Wien 6. Febr. 1493 im Cod. epist Cell.; mu
anderer d. d. 23. April 1499 ebenda. Steber ist dort in Scipio latinisirt. In einem
Bpisodium an Celtes im J. 1497 nennt er sieb Bartol. Sciffio, medicinae doctor.
*) Er war spKter UniTersitüts-Rector. Bin Brief von ihm an Celtes, Wien, 6. Mfirs 1497
im Cod. epist. Celt. Er gehörte später an den Mitgliedern der DonMUgesellscItaft.
*i Amor, üb, U. eleg. 13.
Pierius Graecnt Titalem hie [Patatii] eoeperat anram,
Carmina Pieriis dign« legende canens,
M^jor in Austriacas citus bic diverteris oras
Pannonii regia f«ae trucis anna tiMit.
Vidimus bic pnlsb per diruta tecta colonis
Arra sub informi moesta jacere sitn.
In den Oden lib. II. n. 9 richtet Celtes ein Gedicht ad Graecum Pierium in mores
aulicos, W4^lcbes noch vor dem Tode des Kaisers Friedrieb 111. irerfasst ist.
») Kliipfel I). 58.
Di6 riribereo Wndtijalir« im Gtmni MtM. 111
am meisteft und liebsten in Regensburg«) und Nfirnberg» in
welchen beiden Städten er nicht wenige Freunde und warme Verehrer
hatte. Noch im Herbst des Jahres 1490 •) finden wir ihn bei seinem ge-
lehrten Freunde» dem Dichter und Mathematiker JannsTolophns»)»
Propst Ton Forchheim und Domherr n Regensbuig. Ohne sieh einige
Ruhe und Erholung zu gdnnnen , arbeitete er mit Eifer und Ausdauer
an der Ansfl&hrung seines Ldeblingsplanes« alle seine KrUte fOr die
Verbreitung des Humanismus in seinem Vaterlande m Terwendon.
Das Interesse an der heimischen Geschichte sollte durch mne Dariq^ung
seiner Vergangenheit und Verknfipfiing derselben mit der Gegenwart
mittelst lebhafter und dichterischer Schilderungen im hohem Grade
als es bisher geschehen, geweckt und unterhalten werden. Durch
Vereinigung der bisher getrennten Krifte hoffte Celtes das Tor-
0 Ceti. MBor. IIb. H. ele^. S:
Hhie Cfempu taalSIt, siprlMiv« ia Sictitat UtM
Biit i« AMtriteit, Pütaviatq«» yliy,
Ilwriiii rani p^lil ncgwi« MaTMPMS ia AMtnui^
Qua lUtiaboBae noanui cbIm ■icaat.
Hie ego ut aestiTM ie&tnm mM aMOibni tpiieU,
Diripoil ■MBtem pnlcni paell« bami.
*) Sa ist eise po«tiaehe Liccas, weaa CeKes ia der S. negle ies ÜK H. AaMmm
•eiaea AafeathalC ia Refeafbars ^ 4«i Wlater kl» Aahmg refcraar 1401 variia-
fcrl. Weaa er wirklieii dort aeiaaa Gebartatne '■ Kreite teiaiT Freaada faraitri,
•o wire ea die St. GebartctagaÜBier ^weiea, aicht wie ia üb. Amor. H. eleg. 10
•Bga^bea ist, die 80. Wir wissea« daas er an i. Febr. 1401 ia Msiaa war, 14S9,
als er 30 Jabre alt gewordea, befaad er aieb aocb ia Krabaa. Deal Dicbter war
es of eabar aar daraa sa tbaa , eiae poetiaebe Sebllderaaf der JabresaeKea aad
die Besebreibaag eiaes bairiaebea IWabgahfea, wie aa bei Gai»artiMera variiaaiy
aa Uefera. AaKMr. Üb. n. eleg. 10.
Hiae Baecbe eoaq^oae aeypboa, peter^aqae eapaeas
Pleaaqae ateat vario ataaaea Taaa aiero.
lUttd eaaft Coo jaaeaa spaaure Faleraoqae
Et Tcrgeatiao eaatbaraa iate Saat.
Oppaao reUqaaa replaaa, at Dnuaiaiao«
Vel qaod FeldUai terra baaU eraat
Altar flelveticaai, nbcaamaa coafeffat Ula,
Hie Cecinai, Tel qaod F^acia aoatra creat.
i£s siad griecbiscbe, Italieaiaebe aad deatsebe feiae Weiasortea, die aafgexiblt'
werdea.
*) Celt Oder. lib. II. od. 13. ad Jaa. Tolopbaa. Anor. lib. 0. eleg. 5. Vea Tritbem
seripL ecel. ar. OM wird er als eia ■aiiaias doetoraai boadaan ftater baaeicbaet*
112 Aschbach
gesteckte Ziel zu erreichen. Er betrachtete sich gewissermaflsen aU
den Hebel, der die Masse in Bewegung setzte und durch seine
gelehrten Reisen, die er nach allen Richtungen durch ganz Deutsch-
land unternahm, wollte er die zerstreuten Glieder einer gelehrten
Republik zu einem einträchtigen Ganzen, zu einer grossen literarischen
Genossenschaft, vereinigen.
Von Regensburg aus wurden nach verschiedenen Richtungen
Ausfluge gemacht. In mehreren Städten hielt er öffentlich Vorträge,
wodurch er sich nicht wenige neue Freunde und Verehrer gewann.
Bei wohlhabenden Gönnern und in Klöstern ruhte er zeitweise ron
den Mühen seiner anstrengenden Wanderungen ans und entwarf
Pläne zu weiteren gelehrten Expeditionen.
Zunächst wnrden die bairischen Lande und ihre Bewohner
in das Bereich seiner Beobachtungen und dichterischen Schilderungen
gezogen. Er machte sich bekannt mit den Sitten, Gebräuchen und
dem Charakter des Volkes, mit den staatlichen Einrichtungen, mit
der Beschaffenheit des Bodens und seiner Erzeugnisse : er erfreute
sich an den Naturschönheiten, durchforschte die öffentlichen und
Privatbibliotheken nach alten Handschriften, die sich auf das
classische Alterthum wie auch auf die heimische mittelalterliche
Geschichte und Literatur bezogen.
Indem er sich bemüijle, seinen poetischen Schilderungen oder
Reisebildern einen antiken Anstrich und ein classisches Gewand zu
geben, bezeichnete er die deutschen Völkerschaften und Stämme
mit alterthumlichen Benennungen, wie er solche bei Tacitus, Plinius,
Ptoiemaeus u. a. vorfand. Dabei hielt er sieh freilich nicht streng an
die eigentliche Begräiizung der Länder, er erlaubte sich im hohen
Grade poetische Licenzen. Wie ihm die Polen Sarmaten, die Ungarn
und Österreicher Pannonier waren, in gleicher ungenauer Weise
benannte er die Baiern Noriker und ihre westlichen Nuchbarn Sueven.
So wurden auch der Schwiirzwald und die südlichen Gebirgszüge
Deutschlands bald als silva Hercinia bald als Bacenis bezeichnet
Damit aber seinen Reisebildern auch nicht das poetische Relief fehlte,
flocht er nach Horaziscfaer Manier «) seine Liebesabenteuer ein. Wie
^) Ähnlich wie Homx LasciTcs und Obtcöuet mit philosophischen Betrachtungen und
Rrnoxionen YerknApft, so machte es auch Geltes; er cnt^ohuldigt sich hinsichtlich
seiner Frivulitit, schlfipfrii^ Situationen so nackt gMchildert xu haben, mit der
Die früheren Wunderjuhre des Conrad Celles. 113
<er in Polen die Liebe zu der sarmatischen Edelfrau Hasiiina in einer
Heike von Elegien feierte, so besang er in einer Anzahl von Liedern
seine Regensburger Freundin Elsula, seine Hauswirthin <) , als
Repräsentantin der norischen oder bairisehen Frauen <). indem er
aber deren Vorzuge und Reize auf das lebhafteste erhob» vergass er
auch nicht ihre Schattenseiten zu schildern: ihre materielle Genuss-
sueht, ihre Eitelkeit und geschmacklose Putzsucht, ihre indecentie
Tracht und endlose PiauderhaHigkeit *).
Indem er im bairisehen Lande nach handschrifllichen Schätzen
suchte und seine Bemühungen auch nicht fruchtlos waren, eiiiielt er
die ihn überaus schmerzende- Kunde , dass seine in Polen mit vieler
Mühe und grossen Kosten gesammelten lateinischen, griechischen
«
und hebrSischen Bücher und Schriften durch Fahrlässigkeit eines
Krakauer Fuhrmannes, dem sie zum Transport übergeben worden,
irerloren gegangen seien *).
guten Absieht, am die Jug^end ron Verirrungen und AuasehweiAmgen abzu-
halten. Vgl. die Proefatio xu den libris Amorum in den Dedicationstchreiben an
K. Maximilian,
^j Amor. üb. II. eleg. 10.
-) Die Klegien auf die Elsula in Amor. lib. II. 4. 7. 0. 24. Im Odar. lib. II. sind ihr
die Oden 5 — 10 gewidmet, in den Epod. carm. 8 ist auch Yon ihr gedichtet.
^) Amor. lib. 11. eleg. 9 adElsulam a priscis et sanetisGermaoiat moribos degenerttaB*
Elsula, quid tanlis oneras tua bracbia baccis?
Aurea et in digilis vincula multa geria?
Ostrina sub veste tumens rultuqne superbo
Tricarum ingenti pondere presta eaput.
Noctua quäle gerit tenebrosae filia noctis
Nyctimene patris consociata thorb.
Inque peregrinos flectis toa eorpora motna,
Dum strepitaut mixüs buxua et aera sonia.
Et totient mutaa laselTO corpore veates
Ante retroque tibi lactea colb patent.
Quin etiam insano confnndia pectora Baecho
Et titabat multogamila lingoa mero.
^) Amor. lib. 111. «leg. 7. Dea Fusilius Brief an Celtea. Cod. epiat. Celt. f. 12. Noch
bis ins J. 149G aetste Geltes die Nachforschungen nach den Terlorenen Büchern
fort, wie aus einem Briefe dea Nürnberger Antes HIeronymua au Celles zu
«rsehen ist. Cod. ep. Celt. fol. 51.
Sitzh. d. phil.-bist. Cl. LX. Bd., I. Kofi.
114 Asch b tt ch
Die RheiDreise und die Errichtung der Sodalitas literaria
Rhenana.
Das Jahr 1490 war noch nicht abgelaufen, als Celles iiD
Anfange des Winters die bairischen Gaue verliess und von der
oberen Donau aus zu Pferde , von einem Diener begleitet , da»
schwäbische Land durchzog. Zunächst verweilte er in Tubingen,,
wo in damaliger Zeit für den Humanismus Johann Reuchlin und Hein-
rich Bebel wirkten. Dann bereiste er das rebenreiche mittlere Neckar^
gebiet und wandte sich zum Kocher nach Schwäbisch-HatI zu dea
Salinen 9.
Sodann verfolgte er seine weitere Wanderung in das untere
Neckarthal und in die Rheinpfalz, nach Heidelberg und endlich nach
Mainz, wo er seine zahlreichen humanistischen Freunde zu begrussea
eilte *).
Zunächst war Heidelberg <) sein Reiseziel. Dort wollte er mit
den alten Freunden und Gönnern seine weiteren Pläne besprechen, und
mit ihnen darüber in Ideenaustausch treten. Vornehmlieh von Wichtig-
keit war es für ihn, den Wormser Bischof Johann von Dalberg,^
Kanzler des Pfalzgrafen Philipp, und den kurfürstlichen Rath und
Rechtsprofessor Johann Wacker aus Sinsheim, der unter
0 Amor. IIb. ni. eleg. 1.
Ibam per nedios serTO comiUoU Suevos
Quot vario calto tilTt Baceai* alit.
Qu« Neciiri Cocerique Tagaa conspeximu« vndM,
Alter alit Bacchum, aed coquit Ule salem.
*) Amor. lib. 11. eleg. 1.
Ipse ego Danobii ripaa laoe forte reliqui
Et juga, qnae celaia alpibua aatra petunt
Mena mibi Rbenanara foerat deacendere in nrbem
Cut Gl« cum Mo|^no nonina clara dabant.
') Weon Celtea in aeinem Gedicbte Mains ata aein eigentlicbea Reiaesiel beaeicbnet^
und Ton Heidelberg' gar keine Enribnvng macht, ao liaaat aich daa wohl erklfiren.
Er gibt in den libria Amomm nie eine ▼ollaUndig^ Anfaihlang der von ihm beaach-
ten Städte. Da er offenbar absichtlich den Hauptzweck der Reise, die Errichtung
der rheinischen gelehrten Geaellachaft, verschweigt, so ninsste es ihm auch ange-
zeigt erscheinen, den Ort, der als Mittelpunkt der Sodalitat gelten sollte, nicht za
nennen.
Die früheres Winderjahre des Conrad Geltet. 1 1 d
seinem latinisirten Namen Vigilius ^ bekannter ist, zu be-
grussen.
Durch Dalberg war Heidelberg der Hauptsitz der damals neu
eingefOhrten humanistischen Studien in Deutschland geworden. Von
hier aus konnte am meisten und erfolgreichsten für die Verbreitung
des Humanismus gewirkt werden. Was fQr Polen, Pommern und
Schlesien durch die Sodalitas Vistulana , für Ungarn , Österreich und
Baiern durch die Sodalitas Danubiana beabsichtigt wurde (welche
gelehrte Gesellschaften aber bei der noch spärlichen Theilnahme
der einheimischen Gelehrten keine rechten Wurzeln schlagen
konnten und nur kümmerlich bestanden), das war eher möglich,
in den rheinischen Gegenden zu verwirkUchen , nämlich einen Verein
zu gründen, der durch seine zahlreichen und eifrigen Mitglieder
den Humanismus in weitere Kreise verbreite und immer mehr
befestige.
Nach wiederholten Besprechungen zwischen Celtes und den
Heidelberger Humanisten schritt man zur Ausf&hrung des ron dem
gekrönten Dichter dem Wormser Bischof Dalberg vorgelegten Pla-
nes 2). Es wurde die Sodalitas literaria Rhenana, welche auch
nach ihrem eigentlichen Begründer Celtica genannt wurde, er-
richtet. Wenn auch Heidelberg als Musensitz ihr Mittelpunkt sein
sollte, so hielt man doch für geeignet, die Constituirung der Sodali-
tat in der alten rheinischen Metropole Mainz stattfinden zu lassen»
wohin ohne Zweifel die namhaftesten Humanisten der Rheiniande zur
0 Vigilins stand im besonderen Vertraoea des KvrfQrsten ron der Phl% und de«
Wormser Bischofs Jobson von Dalberg. Das« er ein inniger Freund oad Gesin-
nungsgenosse des gekrönten Dichters gewesen, seigen seine Briefe an denselben.
In dem Cod. epistol. Celtio. auf der Wiener Hofbibliothek finden sich sehn inter-
essante Briefe ron ihm, Ton welchen Zapf, Leben des Job. t. Dalberg, in den
Nachträgen dazu, einige bmchstfickweise hat abdrucken lassen. Gelte« hat im
J. 1498 (Odar. IIb. lU. n. 5) eine Ode auf Vigilins gedichtet mit der Anfschriftz
Ad Joannem Vigilinm, sodalitatis litterariae Rhenanae bospitem, in sitnm Heidelber-
gae et qaare decennio peregrinatns fkerit. Tritbemina in den epist. ad familiär,
ep. 33. p. 276 in einem Schreiben an Geltet, d. d. HerbipoU JaL 1507 erwähnt
des Vigilius als damals noeh in H«ideU»erg lebend. Auch findet sich ebendaselbst
ein Brief von Tritbemina an Vigilins.
*) In dem Episodinm der beiden Bonomi an Geltes keisat na:
Nuper apud Rhenum seripaisli, Geiti, sodniM,
Vangionam praeeal quin enn jnra dtdit
116 Asch h ach
Begehung der Stiftungsfeier eingeladen wurden, um dieselbe zugleich
mit einem andern Feste zu verbinden.
Celtes, der sieh noch vor Ablauf des Jahres 1490 «) von Heidel-
berg nach Mainz begeben hatte >)» veranstaltete dort am 1. Fe-
bruar 1491 seine 32jährige Geburtsfeier, im Kreise seiner huma-
nistischen Freunde. Mit dieser Feier ward die Constituirung der Soda-
Utas literaria Rhenana in Verbindung gesetzt *), deren erstes Werk es
1) Diiss sich Celtes damals nur kurze Zeit in Heidelberg aufgehalten hat, ^iht nuch
Hautz (Gesch. d. Univ. Ueidelherg I. S. 327) an.
^) Lib. Amor. IV. eleg. ult.
Unus et alter abit mihi nunc dulcissimus annus.
Klupfel I. S. 11t) bemerkt dazu mit Hecht: Quae quidem verha non de coropletis
duobus annis, scd solum inchoatis, velim intelligns.
Erhard (Leben des C. Celtes 8. 66) setzt den Anfenthnlt des Celtes in Mainz
falschlich ins J. 1494 auf seinen SSjiihrigen Geburtstag; er hat sich zu dieser An-
nahme durch eine ungenaue Bezeichnung des Dichters bestimmeo lassen. Odar.
lib. U. od. 3.
Februis natus quid agam Calendi$,
Quae mihi primam tribuere lucem?
Septimi lustri mea dum revolrnnt
Fila sorores.
Nach der Redeweise des Dichters, welche in seinen poetischen Schriften öfter vor-
kommt, ist das 7. Lnstrum die Zeit rom 81. bis 35. Lebensjahre; es schloss daher
auch das 32. Jahr In sich. — Schenkten wir den ungenauen chronologischen An-
gaben des Celtes in seinen Dichtungen überall Glauben, so hfitte nach lib. Amor.
ML eleg. 12 die Mainzer Geburtstagsfeier im 36. Lebensjahre des Dichters, n!$o
149.'), stattgefunden, als er schon in Ingolstadt docirte.
') Da merkwürdiger Weise Celtes selbst weder in seinem Reisegedicht noch sonst in
seinen Werken von der Zeit der Stiftung der Sodalitas Rhenana spricht; da in der
Ton der SodallUt herausgegebenen Vita des Celtes überhaupt keine Erwähnung
von der Errichtong der rheinisebeB Gesellschaft gemacht wird und da auch in dem
Codex epistolaris CelUcus kein Aufschluss sich daniber vorfindet, so ist man in
dieser Sache ganz auf die Comblnation angewiesen. Daher konnte es nicht fehlen,
dass die Meloongen derer, welche den Gegenstand behandelt haben, sehr auseinan-
der geben. G. N. Wiener (de Sodalitate Rhenana. Wormat. 1766. A^ p. 14) setzt
ganz unrichtig die Stiftung Ins J. 1462, wo Celtes noeh als Scholar in Köln war
und er bei der Grilndong nicht hatte mitwirken können; Zapf (Leben J. Dalbergs.
p. 138) spricht sich fOr das J. 1487 ans, wo im Febniar Celtes noch nicht gekrönter
Dichter war; Erhard (Leben de« Celtes 8. 137) nimmt das J. 1493 an, und setzt
S. 63 irrthumlich alle», was In« J. 1491 gehört, ins J. 1494. Haut«, Gesch. der
Heidelberger Unlr. 1. 8. 887 b«etinnnt als Grfindangsseil das J. 1496. Am genaue-
Die frühei o:: WuiiJf-rjalne Jes Conratl CeUes. l 1 •
war, dem vom Kaisei* gekrönten Poeten wieilerholt den Dichterlorbeer
auts Haupt zu. setzen. Celtes fühlte sich von dieser Huldigung einer
Anzahl der gelehrtesten Manner Deutschlands in dem Masse geehrt,
dass er in der Folge im Freundeskreise 1} seine Krönung mit dem
apolliuarischen Lorbeer von diesem Tage an datirte, vier Jalire später
als sie eigentlich stattgefunden hatte'), und somit beide Auszeich-
nungen in eine verschmolz.
Celtes verkannte nicht, dass man zum grösseren Ansehen des
Vereins , der nur eine private (nicht eine von einem Fürsten gestif-
tete, unterstützte und mit Privilegien ausgestattete) gelehrte Corpo-
ration sein sollte , eine angesehene und einflussreiche Persönlichkeit
brauchte , die als Präsident den Vorsitz führte, oder wenigstens dem
Namen nach die Leitung des Ganzen in Händen hatte. Niemand war
mehr dazu geeignet, als der Wormser Bischof Johann von Dalberg,
Kanzler des Kurfürsten von der Pfalz, ein Pfleger der Wissen-
sehatten und Mäcenas der Gelehrten; aber auch selbst ein Gelehrter
und Dichter »).
&teii und ^rünJiii-hslen über die Sache hat Klfipfel gehandelt a. a. 0. 1. S. 109 flg.
u. II. c. 12 ; er hat dargethan, dnss die Stiftniig in die Zeit fallt, als Celtes vonBaierii
aus im Jahre 1490 ao deu Rhein reiste. Dass die Stiftung mit der 32j8brigeu
Geburtsfeier des Celtes am 1. Februar 1491 zasammenfillU, was lidchst wahr-
scheinlich ist, hat Klfipfel aber übersehen,
ij Öffentlii-h konnte und wollte der eitle Celtes der (Tir ihn so ehreftvoUen und schmei-
chelhaflen kaiserlichen Krönung nicht entsagen. Er rühmte sich in seinen Dich-
tungen der erste Deutsche zu sein, der diese AaSKeichnung erbalten habe, aber er
überschätzte doch nicht ihren Werth. Denn er sang:
Si me non pietas, rirtns, doctrina corouant,
Ecquid pruderit haec nexa Corona mihi?
2) So Ia:»st sich erklären, dass die Vita Celtis die Dichterkrönung aus kaiserlichen
Händen irrtluirnlich ins J. 1491 setzen konnte. Es dürfte kaum zu bezweifeln sein,
düss die von der Hand des Celtes im Codex der Briefe seiner Freunde an iho
(welcher ia der Wiener Uoi'bliotheic aufbewahrt wird) eingetragene rothe Über-
schritt, welche sich an der Spitze der vom J. 1491 beginnenden Briefe befindet,
auf die (ieburtsfeier mit der wiederholten Dichterkrönuug zu beziehen ist. Die
Worte lauten : Primus annus laureae, qui erat annua aetatis meae 32, und so wei-
ter bei deu folgenden Jabreu Secundus annus laureae etc. bis 1500, wo Annus
deciiuus l<<ureae et secularis vorgesetzt ist. Die Briefe sind nach der Zahl der
Jahre in Bücher eingetheüt.
^) Zapf, Leben Johann Dulbergs S. S2 ff. (nach Joh. Trithem. Script, eecl. ge -
schrieb. 14*J4) erwähnt \on dessen Werken seine Orationes, Eplstolae und Gar-
llo Aschbach
Obschon Celtes der eigentliche Stifter und die Seele der gelehr-
ten Genossenschaft war, so trat er doch im Interesse der Sache
gern bescheiden zurück in dieClasse der gewöhnlichenMitglieder. Die
anföngliehe Anzahl derselben und ihre Namen lassen sich nicht
genau ermitteln. Es scheint, dass die ersten Sodales von Celtes aus-
gewählt worden waren <). Die Zahl mag zuerst eine geringe gewe-
len sein: sie hat wohl die von zwölf nicht überschritten. Erst nach
und nach vergrösserte sie sich durch den Zutritt neuer Mitglieder,
welche auch den Abgang, der durch Tod eingetreten, vollständig
ersetzten.
Während der zwölfjährigen Präsidentschaft Dalbergs (von
1491 — 1503) befanden sich unter den Sodales die angesehensten
rheinischen Gelehrten aus allen Zweigen der Wissenschaften :
Theologen, Juristen, Ärzte, Philosophen, Mathematiker, Sprach-
forscher, Historiker, Dichter. Nur die wenigsten von ihnen ge-
horten dem zunftigen Universitäts-Gelehrtenstande an. Übrigens
waren nicht blos rheinische Gelehrte und Dichter Mitglieder der
Sodalitas Rhenana: auch aus dem mittleren und südwestlichen
Deutschland waren manche Männer der Wissenschaft und der Dicht-
kunst beigetreten»). Ausser Dalberg und Celtes war eines der
eifrigsten und namhaftesten Mitglieder der Abt von Sponheim,
Johann von Trittenheim, bekannt als Literär-Historiker und
Geschichtschreiber; aber auch als Moralphilosoph und Dichter
nicht ohne Bedeutung *). Neben ihm verdienen genannt zu werden :
mina (darunter das Carmen de morte Rudolph! Ai^ricolae); ferner seines Über
de Moneta und sein Collectio aliquot millium Graeconim et Teutonienrum vocabu-
lorum, quae ntnique lingniA i^<^ni significent. Nur die Oratio dieta Innocentio VIII.
Pont. Max. und einige wenige Briefe sind gedruckt. Über die Verdienste Dalbergs
um die humanistischen W^issenschaften und die UniversftSt Heidelberg handelt
UUmann, in den Studien u. Kritiken. 1841. Hfl 3. S. 555 ff.
'} In dem Episodium der Gebrüder Bonomi heisst es: Nuper apud Rhenum scrip-
sisti, Celti, sodalea.
*) Hantz, Gesch. der Heidelberger Unir. I. S. 357 fuhrt die Mitglieder der rhein.
Sodalitit namentlich an, aber in siemlich ungenauer und selbst unrichtiger Weise.
Rudolf Agricola konnte nicht zu ihnen gehören, da er schon seit 1485 aus dem
Leben geschieden war. Den Johann Stabius nennt er J. Stub. Dass Hermann Graf
r. Nuenar, ein berühmter Humanist im Anfang des 16. Jahrhunderts, zu der Soda-
litit gehörte^ lisst sich nicht nachweisen.
') Aschbach, Rircbenlezikon ; Art. Trilhemius Ton Floss. Silbernagel, Joh. Trithe-
miaa, Laodsbttt IMS (wo ron aeioen SchrifleD gehandelt wird S. 58, 158 u. tOS).
Die früheren Wanderjabre des Coorad Celles. 11"
Willibald Pirkheimer «), der Nürnberger Patricicr, ein Freund
der classischen Wissenschaften und Kenner des Griechischen; Mar-
tin Pollich von Meilerstadt aus Franken«), Leibarzt des sächsi-
schen Kurfürsten Friedrich, später Theolog und Philosoph, wie auch
ein Freund der Dichter und selbst Dichter; ferner der Mathematiker
Johann Stabius *) an der Ingolstädter Hochschule und Janns
Tolhoph (Tolophus), Propst von Forchheim und Domherr zu
Regensburg, ein Astronom und Dichter^). Weiter gehorten zu dem
rheinischen Gelehrtenkreise: der sächsische Edelmann Heinrich
Opera historica Tritheniii ed. Freher. Francof. 1601. 2. Voll. fol. Johann ron
Trittenheim war 1462 geboren, wurde noch sehr jung Abt Tom Benedictiner-
Kloster Sponheim und starb 1516 als Abt Toro Set. JakobsUoster In Wfirzburg. Er
war Polyhistor. Seinen Catalogus scriptornm ecclesiasticorum hatte er mit einer
Widmung au den Woruiser Bischof Johann Ton Dalberg schon 1494 in Mainx in
Druck erscheinen lassen. Dazu lieferte er im folgenden Jahre NachtrSge : Lib. de
luminaribus German. sitc Catalog. illust. viror. Germau. Von seinen historischen
Werken sind zu nennen: Die frSnkIsche Geschichte (Chronic, de origine etc.
Francor. Mogunt. 1515) und die bairisch-pflilzisehe Chronik (Chron. success. dne.
Barar. et Comit. Palat. Rheni. Francof. 1544); ferner sein Chronlcon Hirsangiense.
und die Sponheimer Chronik. Seine zahlreichen ascetischen Werke und seine Dich«
tungen, die er bis zum J. 1494 rerfasst hatte, gibt er selbst In seinem Catalog.
Script, eccl. an.
^) Goldast hat die Opera historica Bilibaldi Pirkheimer. Frcf. 1610. herausgegeben.
Vgl. die Encycl. t. Ersch n. Gruber, Art. Pirkheimer. Erhard, W. Pirkheimer, in
der Eleutheria 1820. Bd. Hl u. in der Entwicklung des Aufblühens w. Bildung etc.
Bd. m. S. 1 flg.
^) Seine gedruckten und ungedruckten Werke nennt Fabric. bibl. med. et infim.
lat. VI. p. 4: Er war ein Landsmann des Celles und schon frühzeitig dessen
Freund. Vgl. KlQpfel vit. Celt. I. 64. Not. u. 11. 6. Martin Pollich war erster Rector
der Im J. 1502 errichteten Universitit Wittenberg. Aschbach, Roswitha u. C.
Celtes. 2 Ausg. S. 44 u. 112.
-*) Johann Stabius , aus Steyer in Österreich , war erst in Ingolstadt, dann in Wien
Professor der Mathematik ; seit 1497 gehörte er auch der Sodalitas Danubiana an.
Kaiser Maximilian setzte ihn dem Wiener Collegium poetarum in der mathematischen
Abtheilung ror; er war der erste, welcher ron dem genannten Collegium zum
Dichter gekrönt wurde. Spfiter erhob ihn Maximilian zu seinem Secretir und
ernaunfe ihn zum Historiographen ; er begleitete den Kaiser seit 1503 fast auf
allen Reisen. Er starb als Domdechant der Wiener Set. Stephanskirche 1. Jin. 1522.
Er hinterliess mehrere mathematische, astronomische und historische Werke.
Cuspinian spricht mit grossem Lob ron ihm und er wird zu den ausgezeichnetsten
Gelehrten seiner Zeit an der Hochschule Wien gezählt.
^) Trithem. Script, eccl. n. 958 ed. Fabric. Klfipfel 1. c. 16. not. f. Briefe ron ihm
an Celtes finden sich im Cod. episL Celt.
120 AschhRch
von Bünau *), die schwäbischen Humanisten Eitelwolf von
Stein (Hololycus de Lapide) «) und Sebastian Sprenz (Speran-
tius) aus Dünkelspühel *) ; die Gracisten II einrieb G r i e n i n g e r *)
aus München und Johann Werner, Pfarrer zu Wörth bei Nürn-
berg*); endlich der Nürnberger Mathematiker Johann Zieglcr
(Lateranus 8) und der Rhetoriker Urban Prebusinus ans
Schlesien ').
Die vorgenannten werden ausdrücklich als Mitglieder der rhei-
nischen Sodalität angeführt ^)t sie waren aber nicht die einzigen,
welche den gelehrten Verein bildeten. Ohne Zweifel gehörten noch
') Von dem kurfurAtl. .tSchsischen Uof kam er imch Worms in die ümgehuog Dul-
ber^s, wo er dem Studium der cl-issiAchen Wissenschnften ohiag. Tritbem. im-
lib. n. epistolar. ad familiäres ep. 6 nennt ihn Miles et Oralor Friderici Saxoniae
eleetoris. Von dem Sponheimer Aht Job. Trithemiii« entlieh er einige alte
Codices. In Briefen an Geltes ersucht er diesen um eine griechische Grammatik
und einige roatbematische Bücher. Er starb im J. 1506. Vgl. über ihn ßurkbur(^i
de fatis ling. Ist. II. p. UO,
^) Er war Mainzer Hofmarscball, Jurist und versuchte sich auch in Dichtungen^
Trtthero. Script, ecel. n. 922. ed. Fabric.
') Der Kaiser Maximilian erhob ihu später zu seinem Seoret^r. Nachdem er einige
Zeit Propst der Brixner Kirche gewesen, wurde er ihr Bischof. Er betrieb eifrig
das Hebräische und die mathematischen Disciplinen. Klupfel II. p. 87. Ilautz a. a.
O. identificirt ihn irriger Weise mit Sebastian Brandt.
^) Er heisst auch Groninger. Er stand der Nürnberger lateinischen Schule vor.
Celtes rühmt in der Descriptio Norlmberg. seine ausgezeichneten Kenntnisse: er
schrieb auch eine kurzgefasste lateinische Grammatik. Er stand mit Celtes iru
brieflichen Verkehr. Cod. epistol. Celt. fol. 54 u. 73.
^) Er übersetzte den Claudius Ptolemaeus und betrieb übcriiaupt eifrig das Griechische .*
er wurde von Celles für eine Professur des Griechischen in Wien vorgeschlagen.
Cod. epist. Celt. d. d. Sept. 1501 und Dec. 1503.
^) Er starb im J. 1501. Über ihn gibt einige Auskunft der Brief des Johann Wei-uer
an Celtes vom 1. Sept 1501 im Cod. epistol. Celt
'^) Er war ein Schuler des Celtes und lehrte einige Zeit Rhetorik an der Ingolstädter
Hochschule (KMpfel II. p. 86). Von diesem Humanisten ist im Ganzen wenig
bekannt. Ein Brief von ihm an Celtes (rl. d. Ingolstadt 24. März 1494) kommt im
Cod. epist. Celt. vor. Über eine von ihm in Frankfurt gehaltene Hede gegen die
Scheinphilosophen spricht Jacob Dracontius in einem Schreiben an Celtes (d. d.
Heidelberg 27. Febr. 1497) in Cod. epist. Celt.
^) In der Ausgabe der Werke der Roswitha, welche Celtes 1501 veranstHltetCf werden
sie namentlich angeführt und von jedem ein Epigramm auf die Dichterin Roswitha
geliefert. Abgedruckt finden sich diese Epigramme, Roswitha u. Conrad Celles.
S. 58. 2. Ausg.
Die früheren Wnnderjahre des Conrad Celles. 121
dazu mehrere* Heidelberger Humanisten «): der Rechtslehrer und
Staatsmann Johann Wacker (Vigilius) aus Sinsheim 2), der
Prämonstratenser Jacob Dracontius, ein Dichterund Musiker*),
Heinrich 8 p i e s s (Cuspidius oder Cuspianus ^), der Theolog J 0-
d 0 c u s G a 1 1 u s 5) ; ferner die Speierer Domherrn Jacob Wimpfe-
ling «) und Thomas Truchsess (Drusus) '), der Basler
Canonicus Hartmann von Eptingen s), der Hesse Theodorich
G r e s m u n d von Meschede in Mainz ») , der Friese T h e 0 d 0 r i c h
Ulsenius, e»n Humanist und Arzt in Nürnberg '»), der Frankfurter
Arzt Heinrich Gcralhwol (Euticus oder Eutychus) *»); endlich
die schwäbischen Gelehrten Johann Reuchlin 1^) und Heinrich
Bebel «a), der bekannte Augsburger Patricier Conrad Peu-
tinger u. m. a.
*) Häasser, von den AnHingcn der classisclien Studien In Heidelberg. Ilautz Gesch. d.
üniv. Heidelberg I. 326 ii. 346.
8) Vgl. über ihn oben S. il3.
3) Drei Briefe von ihm an Celles aus den Jahren 1495 — 1497 kommen im Cod. epist.
Cellic. vor.
^) Er sendet (13. Mai 1406) von Heidelberg an Celtes ein Memoriale oder eine Art
SitxungsprotnkoU (im Cod. ep. Celt). Celles richtet an ihn ein Gedicht (in den
F.pod. carm. 7), worin ober seine Wortkargheit geklagt wird. Von seinen Dichtun-
gen spricht Trithem. ecci. n. 924.
^) Kr rnhrt den Beinamen Rubiacensis; Ober ihn schreibt Draeontius an Celles.
Haulz a. a. 0. nennt ihn als SchriftsteUer nur, ohne weitere Angaben von seiner
literarischen Wirksamkeit 7.u machen.
>) Haufz, Gesch. der Univ. Heidelberg (I. 326. not. 17). Wimpfeling war bis 1494
Professor in lleidi'lherg, ehe er als Domdechant nach Speyer ging. Er starb 1H28.
Interessant ist sein Schreiben an Ceites (d. d. Speyer, 4. Jün. 1497) im Cod. ep.
Celt. Über sein Leben und seine Schriften handelt P. v. Wiskiowatoff, Jacob Wim-
pheling. Berlin 1867.
7) Sein Schreiben an Ceites (d. d. Speyer 16. April 1497) im Cod. epist. Celt. fol. 76.
^) Über ihn vgl. Roswitha u. C. Celles. 2. Ausg. S. 39. Not. 3.
9) Vgl. unten S. 123.
«») Roswith. u. C. Celt. S. 40. not 4.
*«) Vgl. unten S. 12.H.
*<) Vgl. Erhard, Entwickelung der Wissenschaft. Bildung etc. bes. Bd. 2 u. 3. (Leben
des J. Reuchlin).
^3) Er war in Tübingen Professor der Rhetorik und Poetik und einer der ausge-
zeichnetsten Dichter, die aus der Schule des Ceites hervorgegangen sind. Er starb
1518. W. Zapf, Heinrich Behel , nach seinem Leben u. s. Schriften. Augsburg
1802. Erhard Entwickl. etc. III. S. 141 fll. Seine Opusculu sind gedruckt Argent.
1508 u. später einigemale.
122 Aschbacb
Die Sodalitas Rhenana erhielt durch ihren Präsidenten eioe
feste Einrichtung, welche ohne Zweifel von Celtes entworfen Morden
war i). Es wurden zwar keine eigentlichen Statuten gegeben , aber
der Verein sollte nach gewissen Grundsätzen geleitet werden, die
mehr angedeutet , als scharf yorgezeichnet waren. Absichtlich hüllte
man das Wesen der Gesellschaft in das Geheimnissvolle, aber man
wollte alles, was auf Zwang und strenges Gesetz hinwies, rerbannen.
Der Grundsatz der freien Vereinigung sollte vor allem herrschen.
Nächster Zweck war Forderung und Verbreitung der humanistischen
Disciplinen und Studien, demnach der alten classischen Sprachen,
der antiken Poesie und Rhetorik, der platonischen Philosophie, der
schonen Künste und Wissenschaften überhaupt. Indirect stand
damit in Verbindung der Kampf gegen den Scholasticismus, welchen
man als Barbarei, als Geistesfessel aller gesunden und natürlichen
Regungen und wissenschaftlichen Bestrebungen bezeichnete. Hier
war es, wo man mit dem herrschenden theologischen System und
was damit zusammenhing in bedenkliche Conflicte gerathen konnte:
es war daher Vorsicht und eine gewisse Reserve noth wendig, nicht
alles öffentlich und unumwunden bloszulegen. Wer ernstlich die
Absicht hatte, die Zwecke der Gesellschaft zu fordern und durch
einen gewissen Grad von humanistischer Bildung in Stand gesetzt
war , den Anforderungen zu entsprechen , konnte als Mitglied der
Sodalität beitreten. Dass eine formliche Aufnahme stattfand, ist nicht
unwahrscheinlich. Da die Gesellschaft ihren Präsidenten und ihre
Secretäre hatte, so lag es nahe, auch von ihren Mitgliedern ein
besonderes Verzeichniss zu führen. Es war nicht nothwondig, dass
alle ihren Wohnsitz in Heidelberg hatten: nur die, welche die
Geschäfte leiteten oder das Bureau bildeten, mussten ihr gewöhnliches
Domicil daselbst haben. In anderen Städten wie in Mainz, Nürnberg,
Augsburg, wo mehrere Sodales in der Nähe sich befanden, bestanden
für dieselben Einkehr- oder Versammlungsorte. Es besorgte ein
angesehener Sodalis in solchen Städten als Hospes für die Section
oder das Contubernium Sodalium die etwa nöthige gastliche Be-
herbergung und Bewirthung. In Heidelberg war ein solcher Hospes
Johann Vigilius, in Mainz Theodorich Gresmund, in Nürnberg
t) TangionuiB pmesol (sodalibas) sua Jura dedit stigi das oben an^efulirte Ronomi-
scha Episodivm.
Die fr«li«*reii Wandeijalir« des Connd Gelte«. 1 23
Willibald Pirkheimer <} , io Augsburg Conrad Peutinger. AnfSnglich
leitete neben dem Präsidenten als Viceprasident oder erster SecretSr
die Vereinsgeschäile der Heidelberger Rechtsprofessor Johann Vigilius,
der zu seiner Unterstützung den ebenfalls in Heidelberg wohnenden
Humanisten Heinrich Cuspidius hatte. Um Ccltes in steter Verbindung
mit der Sodalitat zu erhalten, wurden ihm, da er so häufig seinen
Aufenthaltsort wechselte, regelmässig Berichte Qber den Fortgang
des Vereins geliefert und nicht selten seine Rathschläge eingeholt.
Da alte Handschriften aufzusuchen, ihren Werth zu prüfen, sie zu
erklären und durch den Druck zu Tcrbreiten, mit zu den Tor-
zflglicheren Zwecken der Gesellschaft gehorte, so war die Ein-
richtung getroffen, dass bei derartigen Publicationen besondere
Commissionen , bestehend aus einigen Vereinsmitgliedern als Cen-
soren zur Begutachtung und Berichterstattung niedergesetzt waren •).
Die Entscheidung selbst aber fiel der Sodalität zu , welche sich zeit-
weise in einer Stadt, wo sie ein Diversorium hatte, versammelte.
Wurde der Druck eines Werkes beschlossen , so fand er unter der
Leitung und Aufsicht der Sodalitat statt, und sie suchte durch
Erlangung kaiserlicher Privilegien die Ton ihr besorgten Publicationen
gegen den Nachdruck zu sichern. Es liegt nahe in der Einrichtung
der Celtesischen gelehrten Sodalitaten, die GrundzQge der Verfassung
der neuern Akademien der Wissenschaften zu erkennen.
Celles verlängerte seinen Aufenthalt in Mainz, wo er bei
seinem Hospes Theodorich Gresmund ron Meschede <} wohnte, bis
zum Eintritt der bessern Jahreszeit im April 1491. In jener Zeit
*) Das DedicatioBsschreibee des Celles a« den si<^sisclieii Kurffirstem Friedrieli in
der Ausgabe der Werke der Roswitha ist datirt: Ex Norimberga Augusta Prae*
toria, dirersorio nostro literario, aede Willibaldi Pirkbamer.
') Am Schlüsse der Celtesischen Rhapsodie. Norimberg. 1505: Fiaiuat panegjrici ete.
per sodalitatem litterariam DanubiaDam, eetuoribiu Conrado Peutiagero , Joaoae
Foeniseca (Mader), Sebastiano Sperantio. An Schiasse des libellus de nrbe Norim-
berga: Joaaue Dalbargio Wormat. Episeopo et Joanne Coclite (i. e. Löfelholi),
ducüli senatore et magniSco cive, eentorihut.
*) Celtes richtet an ihn im 3. Bnehe der Oden das %7. Gedieht Theodorich hatte
einen gleichnamigen Sohn, der unter den Humanisten seiner Zeit auch einen
Namen hatte. Vgl. Trithem. de seript. ecel. u. Burekhard de fatis ling. tat. II.
p. 391. Auch in einem Briefe an Celtes spricht Trfthemins ron beiden Theodorich
Gresmund. S. Roswitha u. C. Celtes. S. 67.
124 AschbacU
entstanden einige seiner Dichtiiugen: er besang die ilhcinstadt als
die Wiege der Buchdruekerkunst 0> ^c suchte die Reste der rünii-
sehen Alterthümer auf und beschrieb sie in seinen dichterischen
Schilderungen, namentlich das Drusus - iMonumcnt oder den
Eichelstein >).
Wie ihn in Krakau die Liebe der sinnigen Polin Hasilina zu
einer Anzahl Elegien und Oden begeisterte, wie ihn in Regensburg
seine reizende Freundin Elsula Veranlassung gab zu einer Reihe von
Liebesliedern, so entzückte ihn in Mainz seine kokette Geliebte
Ursula, dass er ihre ihn bezaubernden Eigenschaften in einer Reihe
von Gedichten besang. Ihrem Andenken widmete er das dritte
Ruch seiner Reisebilder, indem er dasselbe mit dem Namen der
Ursula bezeichnete >}. Er nennt sie auch Ursa und gibt ihr die
Beinamen Galla und Rhenana.
0 Lib. nmor. III. ele^. 13.
Jarnque MoguntiacHOi Tastus (Rhenus) te fluctis urbem
Qaae prima impressas tradidil aere notas.
Lib. III. ele^. 1.
Quae (Moguntia) dncuit spretis Gerraanos scribere pennM,
Cernitur ut pulchris liUera pressa nntii.
Odar. lib. III. od. 9.
Non e.it inferior, credile, Daedalo,
Aul qni Cecropias protulerat notas
Ex Moguntiacis civibus editus
Nostri gluria nominis.
Qui sculpsit solidas aere noviis notas
Et versis docuit scribere litteri.^,
Quo nssci ntilius non potuit magis
Cunctis, credite, seculis.
Cell. hi9tor. Norimberg. c. 3. Mof^untina urbs quae prima sculpsit solidos »ere
cbaracteres et Tersis docuit scribere litteris.
*} Amor, lib. III. I. c.
Seu veterum inquiro dnm monumenta ducuiu,
Plura Mognntiaene quae stant in moenibus urbis,
Sollicitas oculos unica cura meos.
Inter quae Drusi stant ardua busla Neronis,
Clara a Germanis nomina priuius habenoi.
^) Im dritten Buibe der Amores sind der Ursula gewidmet die Elegien 3, 7, 13, 16
und 17; in der Oden-Sammlung, ebenfalls im dritten Uuche, die Oden 3, 4, ß, 11
uud 12. Von ihr wird auch gedichtet Amor. lib. II. eleg. 27 und Epod. 5.
Die fi'äheren Wanderjahre des Cunr.iü Celles. 125
Celles h;itte den Schmerz, dass ihm noch während seines Aufeut-
h.'^Ues in Mainz durch den Tod seine Freundin entrissen wurde.
Die im Frühjahre eingetretenen RheinOberschwemmungen hatten
in Mainz ein bösartiges Fieber verbreitet: auch des Dichters Geliebte
wurde davon ergriffen. Zwar hatte Celtes zur Rettung der Schwer-
erkrankten seinen humanistischen Freund, den renommirten Arzt
Heinrich Gerathwol (sein gräcisirter Name war Euticus • Eutyches
und Eutychius) von Frankfurt <) schnell herbeigeholt. Doch vergeb-
lich. Die Krankheit spottete jeder ärztlichen Kunst <). Ursula starb
und Cel.es eilte von dem Orte weg, wo ihm der geliebte. Gegenstand
entrissen worden, zu weiteren Wanderungen.
*} Kriegk, das deutsche Bürgerlhuni etc. besonders in Frankfurt. Frankf. 1868. S. 61.
Euticus ^rar nacheinander in Nürnberg-, Augsburg und Frankfurt städtischer Pbysi-
cus (doctor utriusque roedicinae nennt ihn Trithemius) gewesen. Von diesem
Humanisten, der 1507 in Frankfurt starb und auch der Donaugesenscbaft an-
gehörte, kommen in der Celtes*schen Briefsammlung swei Briefe vor, der eine
ist datirt von Au<,^sburg April 1493, der andere Moguntiaco 29. Aug. 1496. Letztere
Ortshezeiehnung, welche Endlicher Monaco liest, hat diesen Gelehrten verleitet,
zw ei Eutiei, einen altem, und einen jungern in München, anzunehmen. Celtes hat
an Euficus in den Amor. lib. \\l. die eleg. 14 und in dem Odar. lib. 111. die Oden
13 u. 16 gerichtet. Euticus war selbst Dichter. Ein Epigramm von ihm findet sich
dem Celtes'schen Panegyricus ad duces Barariae vorgesetzt.
') Odar. lib. III. od. 16. Ad Henricum Euticnm Frankfordensero physicum :
Eutice, Franckopbora medicns notissiraus urbe.
Per Francos quae condita quondam,
niorum trepidis dum Gallia persouat armii,
Ad Mosam imparium statuentes,
Qua Metis et Treveris nunc surgont moenibus altis,
Imperinmque femnt modo nostrun.
Moribus et lingua nobiscnm conTenientes
Despiciuntque vagos modo Gallos.
Sed quid nostrorum referam gesta inclyta patrum?
Altera cum ma cura laccssat.
Ut me sollicito releves, Henrice, dolore.
Et reddas animum mihi priscnro,
Qui nostram propter quae iofecta est peste puellam
Curia nunc diris cruciatur.
Quis si mi relevas, veraa tibi ApoUinis artes
Esse simul coutendimus omucs.
126 Ascbbach
Die Wanderungen in Niederdeutschland und die beabsichtigte
Errichtung einer Sodalitas literaria Baltica.
Wenige Monate nach der Stiftungsfeier der Rheinischen Soda-
lität schickte sich Celtes an zu neuen humanistischen Wanderungen
durch die niederdeutschen Landschaften, namentlich durch die des
sachsischen Stammes. Es sollte damit zugleich die dichterische Beschrei-
bung seiner Wanderungen zum Abschluss gebracht werden. Nach des
Dichters Auffassung sollte als Unterlage für das ganze Gedicht» das
in yier Buchern gesondert ward, die Viertheilung des deutsch-römi-
schen Kaiserreiches in Kreise nach den Himmelsgegenden und den
Tier Hauptstämmen dienen. Die ostliche Region mit dem von der
Weichsel durchströmten Sarmatenlande sollte ihren Mittelpunkt
in der polnischen Konigstadt Krakau haben: der zweite, sudliche
Theil, mit dem Donaustrome, war dem norisch-bairischen Stamme
mit der Stadt Regensburg zugewiesen: in der dritten , west-
lichen Partie, welche die Rheingegenden der suevisch-frankischen
Völkerstämme in sich begriff, musste die alte Metropole Mainz als
Hauptsitz hervorgehoben werden. Es war noch Niederdeutschland,
die nördliche Region, bis an die Nord- und Ostsee, worin die säch-
sischen Stämme vorherrschten, und die mächtige Hanseatische Stadt
LQbek am baltischen Meere den ersten Platz einnahm, zu schildern.
Das Geographische, die Städte, Völker, Landschaften, Wälder,
Berge, Seen, Flüsse, sollten in die Beschreibung aufgenommen
werden, aber mit dem Stabilen, dem Boden, sollte auch der
Wechsel in der Natur die Tages- und Jahreszeiten, und bei der Dar-
legung der Sitten und Gebräuche der Stämme die menschlichen
Temperamente, die Lebensalter und nationellen Eigenthümlichkeiten
und sittlichen Verhältnisse mit eingeflochten werden <). Als Typus
0 Vita Celtis: Scripsit libros «noram qaatoor, teoandum qaatoor TÜae circulos, ut
Pythagorici trtdant et secandum quatoor aetatum affectiones et secundum quatnor
Germaniae latera , at Ulani ab occasu Rhenoa, et aeptentrione Codanus et roare
Germanicum, ab ortu Viatnia, a meridie Daoubias et AYpea daudant, obsenratia
mazione gentiom moribua et locoinm naturia, flaminibas, lacubua, sylvis et orbibua
iaaignioribiia. — Celiea aeU»«t aiiigt Amor. lU». H. eleg. 3:
Die früheren Wanderjahre des Conrad Celles. I 2 T
oder symbolische Figur diente für jede Partie der Reisebilder eine
Frauengestalt, welche ein gewisses Gepräge der EigenthQmlichkeiten
der geschilderten Volksstämme an sich trug. Die edle , jugendliche
Hasilina repräsentirt den mit dem Deutschthum verbundenen aufstreben-
den slavischen Osten, die üppige Elsula Norica den genusssüchtigen
und sinnlichen Südländer an der Donau, die kokette und reizende
Ursula Galla, die an Erfahrungen und Künsten reichen Rheinländer.
Diesen drei Frauengestalten, welche Celtes aus dem wirklichen
Leben entlehnte und yon denen er einer jeden ein Buch seiner Reise-
bilder oder Amores widmete und nach ihr benannte, musste eine
vierte , die Repräsentantin des nördlichen oder aächsischen Deutsch-
lands an die Seite gestellt werden und mit ihrem Namen das vierte
oder letzte Buch des Reisegedichts bezeichnet, und zugleich wie
in den frühern Abschnitten die intimen Beziehungen des Dichters
zu der Freundin in Liebesliedern besungen werden. Hier, musste
derselbe sich aber in mehrfacher Verlegenheit befinden, indem die
erlebte Wirklichkeit dem, was darzustellen war, nicht entsprach.
Trotz der in der Sommerzeit gemachten Reise sollte er winterliche
Zustände schildern; der noch im rüstigen Hannesalter stehende
lebensfrohe Dichter, der das Land, den festen Boden nicht verlassen
hatte , sollte von dem Greisenalter und den Schrecknissen des Todes
bei einem Sturme auf dem Nordmeere sprechen: und eine schwere
Erkrankung, die ihn in Lübeck befiel, verhinderte ihn ein derartiges
Liebesverhältniss anzuknüpfen, wie er es in Krakau, Regensburg und
Mainz unterhalten hatte. Celtes war daherdaraufangewiesen, das Meiste
was er seinem dichterischen Zwecke gemäss brauchte, zu fingiren.
Von seiner Absicht, in das Gedicht als Episoden geschichtliche
Schilderungen wie Darstellungen der Kriege KarFs des Grossen
mit den Sachsen, Otto*i» des Grossen Kämpfe gegen die Dänen,
Maximilian's Streit um die burgundischen Landschaften u. a. ein-
zuflechten i) und somit die libri Amorum auch als einleitendes Gedicht
Targidus eois qaum cUudit Vistola ab oru:
Sed laiiu Austrinom maximoa Ister habet.
Rheoua ab occidnis limea aed dicitnr oria:
Et Boreae partem yenc Codoaea tenet.
*) Amor. üb. III. eleg. 1.
Dum statiii populoa Germanoa acribere et «rbea
Quaeque Tagna atellaa regola coatineat,
1 4 O A s c h b a c li
ZU seiner Germania illustrata zu geben, ging er wieder ab, da er
wohl erkannte^ dass der ohnebin sehon zu vielseitige Stoff keine wei-
tere Ausdehnung vertrage, sollte die einheitliche Idee im Gedicht
nicht ganz verloren gehen.
Sobald mildere Witterung eingetreten war «), setzte Celtes im
April 1491 seine Wanderung fort an den Niederrhein und nach Nieder-
deutschland. In mannigfachen Kreuz- und Querzügen durchreiste
er die Mosel- und Maasgegenden, die Länder an der Ems, Werra,
Fulda, W^ser und Elbe bis an das deutsche Meer und an die Ostsee.
Von den Städten» wo er kürzer oder länger verweilte, sind Trier,
Groningen in Friesland, Göttingen, Goslar, Eimbeck, Bremen, Lüne-
burg, Braunschweig, Magdeburg, Hamburg und endlich Lübeck zu
nennen, welche letztere Stadt als das Ziel der Reise zu betrachten ist 2).
Quot fontis Rheni, quot et ora biuoniiais Istri,
Quae Looa, Rur», suis Lippia qiiaqiie vadis,
Qua Suru Trevericos laetua deapuniat in ag^ros,
Sellaque cum Mosa uoinina junclus habet.
Qua aua funesto conclusit proelia falo
Carolus, Europae qui timor uuus erat,
Maximus Aemilius, quot Gallos stravcrit bestes,
Pannoniamque suo frenat utramque jugo.
*) Nicht iugrucote hieme, wie Celtes Amor. 1. IV. cl. 2 dichtet. Klüpfel 1. p. It7 han-
delt über die Jahreszeit, in der Celles die Reise machte.
2) Amor. lib. IV. eleg. 2. OdiporicoB a Rheno ad siuum Codanum et niare Balticum et
TyK'U iusulam:
Et jam de Rheno per celsa cacumina pergeus,
Quae Frisiu«, Cattas, Busator aeque tenent ;
Qua Gronigen magna notum est super aethera famu,
Rodulfi Agricolae patrIa terra mei ;
Yidru* ubi curvo ainuat sua flumina flexu,
Atque ÄmoMUM rauco murmure saxa ferit;
Vuldaque se fluvius Visurgi flectit ad undas,
Praebena coenobio nomina clara sacro.
lüde per Hcrcyniam nemoroso robore silvam
Venimus ad terram, qnam modo Saxo tenet.
PentapoUm hine noto Bmnavigam nomine dictam,
Et quae de Gottis arbs generosa manet,
Quaque scatet multis GotlarU clara metallis,
Emheeum et Cereris pocula san« coquit.
Moakibat bine eelsis jan raresceBtibus arva
Die früheren Wanderjahre des Conrad Celtes. 120
In Lübeck, wo der Dichter im Juli 1491 eingetroffen war, ver-
tsuchte Celtes die Bildung einer gelehrten Gesellschaft zur Verbreitung
des Humanismus im nördlichen Deutschland einzuleiten: sie sollte
den Namen Sodalitas Baltica oder Sodalitas Codanea^)
führen. Doch schwankte er, ob der Mittelpunkt des neuen Vereins
anstatt nach Lübeck an der Ostsee nicht lieber nach Magdeburg oder
Hamburg verlegt werden sollte: in diesem Falle war ihm der Name
Sodalitas Albina bestimmt, nach der Elbe, dem Hauptstrome des
Landes, wie bei den drei andern Sodalitäten, welche Vistulana,
-Danubiana , Rhenana genannt wurden >). Da jedoch der Verein nicht
1^
Ping^ia tnjicimo«, qnaeque Visurgu« habet.
Visare Saxonicis amnis darissimas oris,
Sedibus e septem qua B remis una niicftt.
Inde ad Cimbriacam contendo Chersonesvm,
Albit ubi flava sub miire fertur aqua.
Ad cujus surgit puicra ostia Cimbrica qnondam,
Sed nane de Hammoni» noniini dicU polis.
Ejas et ad ripas Madeburgum nobile aplendet.
De Septem sacria sedibus una nitens.
Condidit hanc primus Caesar qni dicitor Oddo ;
Oddo, Saxonicae gloria summa plagae.
lade nrbs clara nitet de JMnae nomine dicta.
Et Lobeeum^ Codani fama decus^e sinna.
Angulus haec Laudis dicta eat urbs nomine priseo
Nnllaque ad Codannm sit mage clara sinum
Anguluro in hune fertnr flnrius DraTena patentem
Einciens portum, plarima rela rldana.
Hie ego dum fessas capiebam corpore rirea
Restaurare, quies moz mihi parva data est.
Barbüra Cymbriaea hie hilari me suseipit ort
Et relevat blando corpora colloquio,
Ignibus extinctis grata cum roce faviUas
Suscitat ot vires carmine blanda dabat,
Cumque rooverent veteres sub pectore flammae,
Me jussit quartum scribere laeta Ubrum.
^) Unter dem Mare Balticum sive Codaneum verstand Celtes nicht blos die Ostsee
sondern auch das deutsche Meer oder die Nordsee; die Anwohner nennt er mit
dem alterthiimlichen Namen Cimbri , Daci (i. e. Dani}, Gothi. Codanns ist ilun
identisch mit Gothlnus (gothisch), unter Chersoneana Cimbrica ist bei ihm Jütland
XU verstehen.
^) Wie man ans des Celtes Schrift Septenaria Sodalitas litteraria Germaniae , welche
er Wien 1500 herausgab, ersieht, woUte er spiter 7 gelehrte Sodali titea einrieh-
ten. Sie soUten die Benennungen fUuren: Septemeaatrenaia Danubiana, Danits-
«itxb. d. phil.-hist. Gl. LX. Bd., I. Hft. 9
130 As c h b a c h
wirklich ins Leben trat , so war die Benennung zuletzt eine mussige
Frage. Bei dem Mangel an einflussreichen Gönnern und warmen
Verehrern des Humanismus konnte in der reichen Hansestadt, wo die
materiellen Interessen alle anderen Bestrebungen Oberwogen, nicht
viel ausgerichtet werden. Celtes musste sich vorerst damit begnügen,
das Terrain recognoscirt zu haben, indem er hoffte später seine
Plane unter gunstigeren Umständen zur Verwirklichung zu bringen.
Besonders störend stand dem Dichter im Wege, seine rolle
Thätigkeit zu entfalten und sein Ziel zu verfolgen, ein heftiges Fieber,
welches ihn in Folge der sommerlichen Reisestrapatzen aufs Kranken-
lager warf. Er verdankte es nur der sorgsamen Pflege seiner platt-
deutschen Wirthsleute , denen er sich kaum verständlich machen
konnte, dass er schon nach wenigen Wochen wieder hergestellt
wurde. Es lag dem Dichter nahe, aus seiner Umgebung eine ihn
liebvoll pflegende weibliche Persönlichkeit i) sich zu denken und
dieselbe unter dem Namen Barbara als Gegenstand seiner Liebe,
Dankbarkeit und Verehrung«) in seinen Liedern') zu preisen und
den Namen der fingirten cimbrischen oder sächsischen Freun-
din dem vierten Buche seines Reisegedieh tes beizulegen^).
cana Vistalana, Pommeraiui Codanea, Albina Lanebargensia , Alpina Dravana,
Rhenana Vangiona ei Moaellana. Necarana Herciniana. Der Plan aber fand keine
Verwirklichnngf.
1) Amor. lib. IV. eleg. 5.
Dara lue« noatria ubl nnper presserat artus,
Co^na me tepido saera jacere ihoro.
Cumque mihi naUvs, rarns vel adeaset amicos,
Qni gereret Terae pignua amicitjae:
Sola mihi praesens nustrum solata dolorem
Larga mihi medicas saepe ferendo dapea.
Jttscula nanc miseens, ferventi et jure polentas,
Radices, suocos, poma et odora dabas.
S) Amor. Hb. IV. 5.
Inde tibi aeterno deTinctoa Celtia amore est,
Virtofeaqne tnts carmina noatra canent.
«) Amorum Hb. IV. 1. %. 8—13. — Lib. IV. eleg. 1:
Neo modo ajdereo me« Cimbrica Barbara Tultu
Mo?laaet geiidi membra aopita teDia,
Cniqne ego nunc tremnlae committo rela senectae.
nia mihi qaarti ftnia amoria erit
^) In Epod. carm. 8 stellt der Dichter Tergleicbend die Eigenschaften seiner Freundinnen
Bttsammea ; er Mennt die Hasilina, Blsnla und Ursula, aber der Barbara wird nicht
Die früheren Wanderjahre des Conrad Celtes. 131
Als er Ton seiner Krankheit genesen war» zögerte er nicht, noch
im Sommer 1491 ^ d^" Ruckweg in seine fränkische Heimath an-
zutreten. Vielleicht mochte er wohl die Absicht früher gehabt haben
die Reise nach Jutland und die danischen Inseln auszudehnen und
auch eine Seefahrt auf der Nordsee zu unternehmen. Der von der
Krankheit noch schwache Dichter, dessen Geldmittel auch grossten-
theils schon erschöpft waren, musste bei solchen Umstanden eine
weitere Wanderung zur Herbst- und Winterszeit unterlassen. Was
er in der W^irklichkeit nicht ausführte, ersetzte die dichterische
Phantasie: Celtes schildert in seinem Gedichte, an die Lübecker
Wanderung anknüpfend*), eine von ihm in die Region des nörd-
lichen Oceans gemachte Reise, einen Seesturm, worin er alle
Schrecken der Todesgefahr bestanden und endlich den Besuch der
an der äussersten Grenze der Erde im fernen Eismeer gelegenen
Insel Thule<). Von der Mündung der Elbe^), gibt er an, sei er mit
gedacht. Aach kommt in den Oden , worin die drei ersten in mehreren Gedichten
gefeiert werden, keines an die Barbar« Tor. Am Schlosse der Amor. Hb. IV. eleg. 15
heisst es: Orbi ego nunc alio tempore Celtis ago —
Interea juvenes et Barbara chara valete.
Ad nos dum cunctos uma suprema rocat.
1) Da Celtes noch vor Ende August 1491 durch Sachsen nach Böhmen reiste, wo er
sich im Anfang September bei seinen Freunden in Prag befand, so ist sein weiteres
Verbleiben in Lübeck bis in die Wintersxeit xn rerwerfen. Klupfel I. S. 121 und
123. Quaecunque libro IV. elegiamm — occorrunt de hieme, Lfibeci acta, de
frigore, nive, marique congelato — ad fictionem poeticam referimus, quippe qni
Läbecum adumbraverit imagine hiemis, senectutis et mortis.
2) Auch Amor. üb. IV. eleg. 2 gibt diesen Zusammenhang schon durch die Aufschrift :
Odiporicon a Rheno ad sinnm Codanuro et mare Balticum et Tylen insulam.
Tum (im Anfang Winter) ego^ qui fueram peregrinus in orbe decennis,
Cogor ad arctoum pergere forte sinum,
Orcadihus qua cincta suis Tyle et glacialis
Insula ad extremum quam videt unda polum.
') Der im nordlichen Eismeere gelegenen Insel Thule oder Tyle erwähnen die Alten
Pytheas, Strabo, Plinius, Pomponias Mela, Ptolemaeus, Solinus. Man glaubt, dass
unter dieser Insel Island zu verstehen sei. Celtes aber denkt sich unter Tyle (wie
er schreibt) eine zwischen den Orcadea und Island gelegene Insel. Es zeigt dieses
die den libris Amorum beigefSgte bildliche Darstellung des latus Germaniae sep-
tentrionale. Nördlich von Anglia sind angegeben die Orcades, dann Tyle und
weiter nördlich IsISdi (i. e. Islandia).
^) Amor. lib. IV. eleg. 14. Navigationem ab ostiis Albis ad Tylen insulam aborta
tempestate describit.
9^
132 Aschbach
seiner Freundin Barbara nach nördlicher Richtung abgefahren <). Als
bei dem furchtbaren Orcan, der sie überfiel, das Schiff dem Unter-
gang ganz nahe gewesen und sie sich schon zum Tode vor-
bereiteten s) » habe sich plötzlich der Sturm gelegt und dem Huma-
nisten sei in diesem kritischen Momente eine Vision geworden, von
seiner künftigen Stellung als Vorsteher einer Dichterschule. Der
Dichter ist noch so glücklich, die im Eismeer gelegene Insel Thule
näher anschauen zu können >): wunderbar aber wird er dann aus
dem nördlichen Ocean entrückt. Er findet sieh plötzlich an die Etscb
im Tirolerland versetzt » wo er den Kaiser Maximilian trifft, der die
prophetische Vision verwirklicht (im J. 1501)«).
0 A. «. 0. Etiam sub septem specUnt vagn rostra trioDes,
Qua cincta est rigidis insula Tyle vadis.
*) A. a. 0. HttDC titulum naufraga membra ferant:
«Barbar« com Gelte bis vitani finiunt in undis,
Infausta Tylen dum petiere rate**.
*) A. a. O. Et in rigidis Tyfe ubi surgit aquis etc.
Visaque jam claro longe et late omnia Phoebo
Non procul et nobis cognita Tyle fuit.
Erigitur malus : tolluntur in alta ceruci
Tendunturque suo vela reducta sinu.
Ingredimurque salum laeti statione relicta
Intrantes portum, Tyle, petitum tnum.
— — Et lustrata mihi Tyle ubi tota est.
In den Celtes*schen Dichtungen wird die Insel T}'Ie noch erwähnt: Amor. Üb. IV.
eleg. 5 : Tyle « rigidis destituetur aquis. Amor. lib. 111. eleg. 12. ad Ursulam , ut
tempus Uetitiae redimat:
Dum mihi contingat tecum considere transtris,
Dacica (i. e. Danica) Germanis proxima regna Wdens,
Hinc Tylen quoDdam fuerat quae terminus orbis
Insala : sed finem nunc glacialis habet,
Sic Taga mntantur sinuosae littora terrae.
Odar. IIb. III. od. 6. Ad Masam suam. Str. 5:
Praetenrolabo littora Baltica
Visamque atantes (luctiboa Orcades,
Ultraqne Tylen, quae gelato
Insala in Oceano reperta est.
«) Es ist gewiss, dass Geltes, der die libri Amonim in ihrer Anlage schon Tor 1492
fertig hatte, doch den Schlasa des rierten Buches erst im Jahre 1501 beifugte. —
Rläpfel I. S. 197 fll. meint, die Reise in das nördliche Eismeer sei im J. 1501
unternommen worden, wo sich aber des Geltes Anwesenheit in Säddeutschland, in
Wien, Linz und MQmberg, das ganze Jahr hindurch nachweisen lasst. — Der
Die Tröheren Wanderjahre des Conrad Celtea. 133
Dass diese Reise des Celtes auf die Insel Thule, worunter man
Island versteht, nicht stattgefunden, beweisen ausser den an-
gefahrten Gründen auch noch andere : es bittet nämlich der Dichter
in einer dem J. 1502 angehörenden Zuschrift an seinen Freund
Matthäus Lang, des Kaisers Maximilian Geheimschreiber und Patron
des am 31. Oct. 1501 errichteten Wiener Collegium Poätarum, dass
ihm zu einer Reise in den hohen Norden, den er noch nicht
besucht habe, eine kaiserliche Unterstützung zu Theil werden
möchte 9. Das Geld, welches er damals von Maximih'an erhielt,
wurde aber nicht zu der beabsichtigten Reise, sondern für die
Druckkosten eines in Nürnberg erschienenen Werkes rerwendet «)!
Dass die dichterische Fiction für eine wirkliche Thatsache von
den Biographen des Celtes gehalten worden, zeugt von wenig
Kritik*). Es ist zu verwundern, dass noch gegenwärtig namhafte
deutsche Geschichtschreiber behaupten, Celtes habe der For-
schungseifer nach alten Handschriften auf seinen Reisen bis nach
Island geführt *).
gekrönte Dichter wollte auch andere nördliche Gegenden, Liefland und Lappland,
besucht haben, wie aus Odar. üb. IV. od. 4 zu eraehen ist. Klfipfel, der nicht be-
weifelt, dass von Celtea dies« Länder wirklich bereiat worden, vermuthet, daaa
der Dichter auf der Ruckkehr von der Inael Thule nach Lappland gekommen aei.
^) Odar. lib. IV. od. 2. Im Anhange abgedruckt.
*) Aus dem Schreiben des Matthäus Lang an Celtea, dd. 8. Nov. 1502 (Cod. epiatoL
Celtic. fol. 138 und abgedruckt im Anhang) Ifisst sich ersehen, dass dem Dichter
zu einer Reise vom Kaiser Maximilian zwar der Urlaub ertheilt, daa Geld aber nur
für ein in Nürnberg gedrucktes Werk angewiesen wurde. Dieses Werk ist offen-
bar das Reisegedicht, welches damals unter folgendem Titel erschien: Conradi
Celtis Protucii, primi inter Germanos imperatoriia manibua poetae laureati,
quatuor libri Amorum, Norimbergae. 1502. (kl. 4®).
*) Klfipfel a. a. 0. Endlicher Rec. des Klupf. Werkes S. 164 sagt ganz richtig: daas
Rlupfel die dichterische Fiction ohne alle weitere Kritik als historische Thataache
angenommen habe, sei ein arger Missgriff.
^) Wattenbach, Deutschi. Geschichtsq. (S. 2) setzt die Reise willkürlich ins J. 1498
und bemerkt weiter: Celtes unternahm eine grosse Reise, welche ihn bis Island
gefuhrt haben soll, überall sammelnd für sein grosses Werk, die Germania
illustrata.
134 Aachbach
Rückreise von Lübeck und Aufenthalt in Prag.
Die Ruckkehr von Lübeck in die fränkische Heimath, worüber
das Reisegedicht des Celtes schweigt und auch die Vita Celüs
keine Nachrichten gibt, nahm der Dichter' im Monat August
1491 die Elbe aufwärts durch Sachsen, nach der böhmischen
Hauptstadt Prag«). Im Anfang September finden wir ihn noch da-
selbst bei seinem Freunde dem Magister Jacob Silber (Argirius)
und einigen andern böhmischen Humanisten, von den Reisestrapatzen
aqsruhend. Den Aufenthalt in Böhmen aber musste er in unfrei-
williger Weise rasch ahkiirzen. Im Kreise der Freunde hatte er
seinem yerletzendeu Witze und seiner muthwilligen Laune freien
Lauf gelassen. Er verfasste mehrere Spottgedichte und beissende
Epigramme gegen die Czechen, ihre Lebensweise, ihre utra-
quistischen Tendenzen, ihre Ausschreitungen in ihrer nationalen
Stellung«) und gegen einen ihrer Bischöfe, der von jüdischer
*) über den damaligen Aufenthalt des Celtes in Prap geben uns nur die zwei Briefe
von Prnger Freunden des Celtes Nachricht (im Cod. epist. Celt. Üb. [. ep. 2. u. 3);
der eine von Jacob Argirius ist dafirt Prag 7. Sept. 1491, der andere von
Jobannes Pianensia (Job. de Pisnise cf. Baibin. Bob. doct. I. 126) fuhrt das Datum:
Prag 1. Nov. 1491. Beide sprechen von des Celtes schneller Abreise von Prag.
*) Kltjpfel 1. p. 126 ü^f;, (heilt aus der noch nngedruckten Sammlung der Celtes*schen
Epigramme eine Anzahl dieser Spottgedichte mit. Epigrammat. lib. 1. epigr. 64:
Tot pingit calices Bemorum terra per urbes,
Ut credaa Bacchi numina sola coli.
Epigr. 69:
Qnalia apud veteres tna numina, Bacche,
Testis adhnc nostro tempore Bemus adest,
Qui aolus Latias ansns contemnere legea,
Ut de sacrato, Bacche, liquore bibat.
Epigr. 74:
Pythagoras pisnm vetuitque fabam faliosam
Discipulis, pinguem nee violare suem ,
Inflammentur hnmore malo qnia corpora nostra,
Atque aciem mentis perderet iste cibus.
Bemorum aed terra colit nisi nobile pisum
Cum lardo. 0 tardi noscere Pythagoram.
Amor. lib. II. eleg. 4.
O fortem, dixi, gentem, quam nemo domahit,
Dum vorabat a prima Ince beata Deos
Die früheren Wanderjahre des Coorad Celles.
13^
Abstammung war und ungeachtet seiner Unwissenheit und Habsucht
sich doch ziemlich allgemein beliebt gemacht hatte <). Diese poetischen
Productionen gelangten bald zur Öffentlichkeit. Ihre Verbreitung
erregte bei Universitätsmitgliedern, bei dem utraquistischen Clerus
und andern dem Czechenthum anhänglichen Personen einen grossen
Hass und eine heftige Erbitterung gegen den satyrischen Dichter. Der
Fanatismus des Prager Pöbels wurde gegen den Spötter angefacht.
Es fand ein Volksauflauf statt: den Misshandlungen, womit Celtes
bedroht war, entzog er sich durch eilige Flucht. Zu Fuss auf Neben-
wegen verliess er beim heftigsten Regenwetter die Moldaustadt.
Selbst seine zurückgebliebenen Freunde konnten sich kaum deR-
Wuthausbruchen der aufgeregten Volksmenge entziehen <). Celtes
') Es war der Bischof Augasiinus Lacianus, der 1462 aas Italien von Yicenxa nach
Prag gekommen war, um den utraquistischen GoUesdienst zu halten, und Tom
Volke, wie von der Universität und dem Clerus ehrenvoll aufgenommen wurde.
Amor. lib. II. eleg. 4. Carmen in Augustinum Lucianum Sanctuariensem :
Hie praesul fuerat, judaeo sangiiine cretus,
Qu! mihi non poterat verba latina dare.
0 dignam, dizi, tarn docto praesule gentem
Qui mihi non potuit verba latina loqni.
Sed quia non lingua celebrantur sacra latina,
Quilibet hie praesul rusticu» esse potest.
Epigramat. lib. 1. epigr. 73.
Vincentinus erat hebraeo sanguine cretus
Qui coluit Latia relligione deos.
lllyricos adiit populos diademate sumpto,
Vi faceret sacros in sua lucra viros.
Sed postqnam tenuem non sensit crescere bursam,
Jam neque Bomamu, nee recutituM erat.
Et renit ad Beroos auri invitatus amore,
El vendit Latios in sua lucra deos.
Epigr. 75:
Epigr. 76.
Sed venit Italiens, nummi correptus amore,
Explet et antiqua pectus avaritia.
Non potuit Latiuro sermonem dicere praesul,
Sed potuit Latio vendere more deos.«
Vgl. Klupfel I. S. 126, wo noch einige andere Epigramme auf den Bischof
Augustinus Vincentinus vorkommen.
*) Der oben erwähnte Brief des Jacob Argirius, der bei Rlüpfel I. 129 theilweise ab-
gedruckt ist, berichtet davon. Selbst im Cod. epistolaris, woraoa er entnommen
ist, finden sich mehrere Lacken.
136 Atchbach
aber entkam glücklich libcr die böhmische Grenze nach der Ober-
pfalz, und schon um die Mitte des Monats September befand er sich
in Nürnberg im Kreise seiner humanistischen Freunde, namenth'cb
des Patriciers Willibald Pirkheimer» des reichen Kunstfreundes
Sebaldus Schreier (Clamosus), der Stadträthe Peter Danhauser.
(Abietiscola) und Job. Löflfelholz (Codes), der jovialen Arzte
Theodorich Ulsenius und Conrad Amicus u. a. Nach den Strapatzenr
und Muhen mehrjähriger Reisen und einer langen Abwesenheit schien .
es ihm als sei er endlich wie in einem sicheren Hafen glücklich
angelangt «>
*) Od»r. Hb. ni» od. 1. ad Joaon. Dalburgium.
Renim mearum pniesidium inanes,
Qui nostra solus carfnina promcTea,
Dabiaqae Tentos, ut quietum
Accipiant mea vela portum.
Die früheren Wanderjahre dea Conrad Celtes. 13 f
A n li a n g.
L
Conrad! Celtis per sodalitatem literariam Rhenanam vita.
Conradus Celtis Protucius, familia Celtica honesta et apud priroores
Franeiae honorata» ad Moemim fluvium» haude longe ab Herbipoli»
Francorum in Germania metropoli» Kaiendis Februariis [1459}
natus fuit, imperatoris Friderici III. imperii anno septimo, qui
annus nativitate Maximiliani insignis, idibus sequentibus Martii fuit.
Natus infans decem diebus continuis incredibiles vagitus edidit»
butiro et inellis favo foco admotus aegre leniebatur. Responsum est
a nutricibus, magnae famae et facundiae virum fore.
Infantia exacta» a germano suo Druide literarum rudimenta
(ut Germanorum institutio fert) brevi perdidicit. Per patrem a literia
revocatus, ut vinearum et familiae euram suseiperet; cumque in
vineam perduetus esset, elapsus nil tale suspieantis patris manibus,
ascensaque rate, per Moenum Agrippinam Coloniam venit, ibique
liberalibus studiis et theologiae aiiquamdiu vacavit. Motus dein fama
Joannis Dalburgii Vangionum episcopi et Rudolß Agricolae Heidel--
bergam adiit ibique oratoriam et poetieam cum linguae graecae et
faebraieae praegustamentis hausit.
Et mox per Erfordensium , Lipsensium, Rostocensium gyro-
nasium iter corripiens, non parvas peeunias docendo conquisivit.
Et ad Italiam profeetus, Paduae Calphurnium et Cretieum,
Ferrariae Guarinum, Bononiae Pbilippum Beroaldum, Florentiae
Ficinum , Veiietiis Sabellieum, Romcte Pomponium Laetum audivit.
A Roma per Venetias, Ylliricum et Pannonias Sarmaias adiit,
ibique astroium studio vaeayit, praeeeptore Alberto Bruto usus.
A peregrinatione Sarmatica rediens, Friderici Saxoniae ducis
familiaritatem nactus, cujus suasu et ductu coronam poetieam a
Caesare meruit, aetatis suae anno tricesimo secundo, primusque
eins dignitatis titulum et insignia apud Gerroanos gessit
1 38 Aachbaeh
Quaniobrem ad peregrinationem rursus conversus, cujus avi-
dissimus discendi gratia fuerat, totam Germaniam et ejus quindecim
publica gymnasia perlustravit.
Primus patriae linguae suae tei^minos ad quattuor latera
conspexit, primusque eloquentiam Ramananty quantum Germano
homini concessum, cum rudimentis graecae linguae in Germaniam
retulit» vivendi» loquendi» intelligendique praecepta docens et scribens,
multa varietate rerum et opinionum veterum sapientum; primus
comoedias et tragoedias in publicis aulis veterum more egit.
Statura erat mediocri, corpore obesiore, facie clarissima,
candentibus oculis et grandiusculis, ore decoro, pilo leni, raro et
subnigro, et circa tempora parum renodi, barba rara et eins praecoci
canitie et frontis calvicie. Animo et mente hilari et vultu gelasino»
valetudine prospera, sed imbecilli stomacho. Solis, nemorum, montium,
peregrinationum, balneorum, conviviorum et utriusque musicae
pertinax amator. Amicitiae et favoris studiosissimus et cui nulia ad
audiendum doctos vires longa aut diflficilis fuerit via. Omnium
antiquitatum diligens inquisitor et admirator, in verbis et moribus
lenis et suavis, sed in iram praeceps et non facile placabilis, in
reliquis animi motibus sedatus et generosus.
Amicos secretiores et praecipuos habuit et quos semel accepit
nunquam suo vitio perdidit:
Joannem Dalburgiunif episcopum Vangionum» Joannem Truhe-
miunif Spanhaimensem abbatum Mosellanum, Joannem Vigilium»
Cheruscum jurisperitum» Andream Stiborium et Joannem Stabium
mathematicos et tbeologos, Conradum Ämicum^ medicum et metal-
larium , Joannem Tolophum , astronomum et astrologum , Andream
Pegasumf Sarmatam» Sebaldum Clamosum, Graecum Pierium
Caesareum, Barimannum Eptingum, Phüippum Calimachum^
Florentinum vatem» vinim doctissimum: communes autem tot quot
humanitatis et honestarum litteraruro amatores.
Ejus dicta memorabiliä^ praeter ea, quae carmine conscripsit,
haec sunt:
Neminem vivere, cui non pars stultitiae contigerit.
Nullam cognitionem difficilinrem esse quam sui.
Eam solidam esse voluptatem, quam nulla poenitudo sequatur.
Interrogatus cur negligentius opes curaret, respoudit, majorem
domum majorem esse curam: ft rursus de eodem interrogatus, sub-
Die früheren Wnndegahre des Conrad Cdtes. 130
jecit: Impossibile non curantem habere, quod habeat. Somnum, yinum»
amicum et philosophiam dixit curarum leyamina et vitae vehicula«
Aetate vinum et carmina pretiosa fieri.
Conveniens esse philosopho pessimis displicere.
Philosophum oportere amatores sui primum doeere patientiam
et vacuos reddere affeetionibus.
Invidiam convertere debere sapientem in misericordiam.
Optimum genus victoriae non in invidiam, sed in poenitudinem
duxisse bestem.
Tolerabiliores esse miserias, dum ad aliorum comparantur
calamitates.
Illorum» qui sine laude viverent, eorum laudes et vituperia non
debere curare sapientem.
Praebere histrionum speciem, qui habitu tantum profiteantur
religionem et philosophiam.
Eam generosam dixit esse linguam, quae in praesentem dicere
non erubescit, quae in absentem effudit.
Philosophum vulgi opinionibus se conCrmare debere, eogitationes
autem suas non circumferre.
Multum referre in quae tempora cujusque Tita et virtus
inciderit.
A Diis neminem amari , nisi quem ament homines.
Amantem et invidum intra se gestare supplicium.
In praeteritum ne quidem deos immortales consulere posse, e
perinde seram de bis esse consultationem.
Principes indoctos esse organorum more dixit» quae aliorum
impulsu sonos edant.
Foelices esse dixit, qui alios probata institutione erudirent;
foelieiores, qui eogitationes suas illustres ad posteritatem destinarent;
foelicissimos, qui utrumque perfecissent. Et perinde tria genera
ingeniorum: bonos, qui aliorum scripta interpretarentur : meliores»
qui exotica transferrent : optimos, qui nova cuderent.
Animorum affectus dixit esse fatales.
Hortanti, ut indoctum doctorem salutaret, respondit, doctos
quaerimus , doctores plures habemus.
Aspernantibus eloquentiam et graecas litteras respondit, faciliut
esse honesta studia et virtutem contemnere quam discere.
Philosophum decere passiones suas irangere aut condere.
140 Aschbnch
Apud prudentem et studiosum virum debere observari semper,
ut dies diem doeeret.
Interrogatus quid novi acciperet, respondit: nil nisi novas
semper in perversis mentibus eriimpere cogitationes et afTectiones.
Cum ex familiaribus suis quendam commendasset et ille negli-
gentius egisset, hortantibus eunetis, ut eum vituperaret, respondit:
Semel laudavi » vituperare non possum.
Po^tieam divinum esse motum animi.
Oculos fenestras animi et sensus januas intellectus esse dixit.
Virtutem esse ut spongiam et silicem, quorum alterum, si
compresseris, contrabitur, alterum, si laeseris, ignem elieis.
Duicissimam esse mortem, quae cum gloria apud posteritatem
reviviscet.
Dum quendum castigasset et ille se illustrium virorum vitiis
tueretur, respondit: illorum vitia sequeris, virtutes negligis.
Vivum vivis prodesse debere» post mortem bonorum omnium
incertum baeredem.
Virtutem similem esse dixit oleo , quod cuicunque liquori mis-
cueris, demum supernatabit.
Interrogatus» quo Graeeorum et Latinorum studia differrent»
respondit, illos magis rebus, bos magis verbis abundare.
Neminem in familiaritatem suam admisit, nisi quem ipse
meliorem, aut qui se meliorem reddere posset.
Non quomodo yivendum, sed quomodo moriendum cogitandum
esse dixit.
Colentes se colere debere, spernentem spernere.
Interrogatus, quo res humanae coiisisterent, respondit: tolle
eloquium et intellectum, non erit quippiam in hominibus.
Menstruanos aihieos voeabat, qui adversis rebus amicitinm
soWerent
Quo aliquis eognosei deberet interrogatus, respondit: ex eius
amicis et eontubernalibus.
Seripsit in poütica: libros Amorum quattuor, secundum
quattnor ntae eireulos, ut Pytagoriei tradunt, et secundum quattuor
aetatum affectiones» et secundum quattuor Germaniae latera, ut illam
ab occasu Rhenus, a septentrione Codanus et mare Germanicum, ab
ortu Vistula, a meridie Danubius et Alpes claudunt, observatis
Die früheren Wanderjahre des Conrad Celtes. J 41
maxime gentium moribus et locorum naturis, fluminibus, laciibus,
sylvis et urbibus insignioribus; libros Carminum totidem^ Horatium
maxime secutus in lyrieis et epodis; libros Epigraminatum quinque;
serlpsit Pamassum bictpitem, in quo po^tas et theologos eoneordat;
Theodoriceideti orsus, quo Theodoricl regis Gotborum et Gernianiae
historiam complecti voluit versu beroieo: (scripsit) oratione pedestri
Germaniam illustratam, situm Norembergae et de ejus institutis,
moribus , aliaque non multi ponderU opuscula.
Vixit atinis XLVIIIh diebus III ad annum domini MD VIII
eurrentem ad 11. No. Februa.
Reliquit in testamento in eleetis seriptoribus utriusque linguae <).
n.
Auf des Celtes Dichterkrunung Bezügliches.
a) EpUtoli Gonridi Ceitls ad Friderlcum III. Inperatorem.
Optarem, Friderice, Caesar invictissime, pro ineffabili tua in
eunetos benevolentia, hodie mihi tantam a saeratissima Majestate
tua gratiam et gloriam elargiri, ut poßticae disciph'nae laurea
insignitum eeleberrimis yatibus me saltem adscriberes. Quod etsi
longo merita mea atque insitam ingenii mei tarditatem transcendat :
constitui tarnen conaborque summis viribus, quoad yixero, jucun-
dissimis musarum studiis immorari: amplissimas laudes tuas, toti orbi
pervagatissimas, pro immortali hoc in me officio tuo» rudi ineompto-
que carmine fenuiter saltem posteris seculis relaturus. Vale, Caesar,
Moderator orbis.
b) Ad dlYum Friderlcum tertiom ImperaUrem Conrad! Celtis elegiiciua proseutlcom
fT9 liurea ipollinari.
Caesar in orbe decus , doetorum gloria vatum.
Dum tribuis meritis praemia digna suis,
Cinge, preeor, viridi, mereor si forte, Corona
Tempora, contingat laurea sancta comasi
Tune ego pro tanto semper tibi munere yinctus
Cantabo laudes, dum mihi vita, tuas.
<) Abschrift vom Drucke der Vita, welche gcUefert ist in Conradi Ceitls Protacii
libri Odarum quatuor: Argentorati , tz ofBe. Schilreritna , dactn Leonhardi et
Lucae Alantsee fratnim ,- «nn. MOXIU. mense Mm'o. [kl. 4^ BL 9—11.]
142 Atchbach
Dum mihi vita manet. tollam super astra nepotes
Caesaris aethereos , inclita fata canens.
c) id Imp. Frlderieum iU. ConradI Celtli, poetae lioreati, gratlarom actio post
Impositlonem poetlcae crinalli.
Cinxisti viridi, Caesar, mea tempora lauro;
Ecce , meas ornat laurea sancta comas.
Ast ego pro tanto semper tibi munere gratus
Cantabo laudes hie et ubique tuas.
Non mea me virtus tali nunc munere dignum,
Sed feeit Princeps Ensifer imperii.
d) ConradI Celtls »dar. IIb. I. od. 1.
Ad Fridericum Caesarem pro laurea.
Caesar magnificis laudibus inclytus,
Rex regum et dominus maxime prineipum.
Si quis prisca tuis tempora seculis
Vel conferre velit regna prioribus,
Non te, crede, queunt vincere gloria.
Te yivo, redeunt aurea saecula»
Et pax atque fides canaque sanctitas.
Et vitae integritas atque benignitas»
Laudis surgit bonos , dum fugit horrida
Morum barbaries, foedaque saecula
Commutata nitent per vaga sidera.
Saitamus , canimus , nee male pingimus.
Et chordas resonas pollice tangimus.
Nil nobis peregre est difßcile, aut modo
Rimantes variis artibus abditam
Naturae seriem, Dorica et Itala
Miseentes pariter non sine gloria.
Te TITO, Latiis gloria litteris,
Antiquumque decus jam redit artibus.
In lucem Teniunt cum modo singula,
Quae Grai et Latii coudiderant viri
Et quae Niliaco littore sederant.
Die früheren Wanderjahrt d«s Conrad Celles. 143
Quique Eofratis habeQt conflua flumina.
Hinc coelum omne patet, terraque cognita est.
Et qui quadrifidis conünet angulb,
lo lucem Teniunt arte Alemaniea»
Quae pressis doeuit scribere iitteris.
Te viTO, iyrieos jam canimus modos»
Et laadata Tiris plectra prioribus,
Concianis fidibus pollice tangimus.
Qua virtutis bonos et meritum deeus»
Cultum perpetuis temporibus manet,
Et semper viridi fronde repollulat.
Hoc Grai studio aomen ad aethera
Fuderunt, Italis deinde sequacibus.
Et nos nunc facili tenuia barbito
Illorum celeres dum sequimur pedes»
Coelo sub rigido carmina spargimus»
Dum vires dabis ac ingenium mihi,
Atque inculta probes si mea carmina,
Omans laurigeris tempora frondibus,
Me gtistasse piitem nectar Olympicum.
e) Das Dfplom über ies Celtes Dlckte^rinoBg.
Fridericus III. Romanorum Imperator Augustus. Nostri et
Imperii sacri fideli Conrado Celti Protucio, Poetae laurealo, gratiam
Caesaream et omne bonum.
Magno olim in pretio fuisse po^tas vel hinc eonstat, quod
summos quosque Romanos ac Caesares po^si operam dedisse
memoriae est proditum; hinc Octaviani Augusti, Tiberii, Juliani
Caesaris et complurium aliorum Imperatorum, praedecessorum no-
strorum, elegantissima carmina circumferuntur, quod nisi summam
huic disciplinae dignitatem inesse putassent, nunqnam in tantae
republicae administimndae occupatione tarn sedalam illi operam
navissent. Quare etiam non minori apud Graecos aestimatione semper
haec doctrina fuit babita; quam rem attendentes, quoniam in illa
jam pridem arte multis annis et laboribus sis yersatus et idcirco
omnium judicio peritissimus evaseris, cujus rei amplum apud
nostram Majestatem imperialem hodie tui ingenii et po^ticae doctrinae
144 Aschbach
degustationeiii dederis: cotnplures etiam, et elesrantes versus coram
nobis poetico et prisco more in nostram laudein dignissime re-
citaveris, et nos cum Themistocle nullo viagis cantu, quam qui in
nostri ipsius laude versetur, deleetemur, quare animo deliberato non
per errorem aut improvide, sed ex certa scientia nostra, tua id
doctrina et poötica diseiplina exigente, te per laureae imposiiionem
et osculi et annuli traditionem laureatvm pogtam ereximus, in-
signivimus, et feeimus; erigimus, insignimus et facimus po€tam
laureatum Imperialis auctoritatis plenitudine , praesentium tenore
literarum voleutes et eadem decernentes Imperiali auetoritate, ut tu,
praefate Protuei, ubique locorum et terrarum pro vero poeta laureato
reputari et teneri et deineeps quibuseunque honoribus, privilegiis,
libertatibus , gratiis et praerogütivis gaudere» et potiri possis et valeas,
quibus eaeteri laureati po€tae etiam in nostra imperiali curia degentes
gaudent, fruuutur et utuntur, qualibet eonsuetudine vel de jure,
contradictione impedimentoque cessante quoeunque, barum testi-
monio literarum nostri sigilli imperialis appensione roboratarum.
Datum Norimbergae, aree nostra. Anno etc. etc.
(Cod. epiatol. Celtic. fol. ,1. RSckseit«, von Gelte« eigener Band eingeschrieben.)
m.
Schreiben der polnischen Edelfrau Hasilina an den Dichter Geltes.
lufllia I RijttBlei a Nakepistajnle Dodorowj CeJtUowj.
Skladately, niekdy przitely memu etc. Gest przieslowy, ze miade
sstieniatka tepu, aby wieczi tiem sie kaly. Newim, komu gyz gest
wierziti, poniewadz ty, kterzyz gsu sprawczy, doctorzi, magistrati a
Yczytele ginich a Yczi g^ czti a mrawy nasledowati a take zachowa-
wati wdiecznost pti tiem, od kterych gsu wzaly dobrodyni, a sami
zachowawati zanedbawagy. Jakoz y ty pane doctorze sy geden ta-
kowy, a wiess sam dobrze, ze gest wohisdno, kdyz kdo koho wczem
vczy a sam toho zanedbawa naploiti. A ptoz znay to, czozt nyni pissy»
gestlis dobrze vczinil pti mnie, bud tiem sam sudczem. Nebt kdyz gsy
w Krakowe byl» vkazalat sem dobrodyni a przatelstwij wedle me
moznosti, yakoz pak y tebe tayno nenie etc. Wiedieti dawam, ze
woneda przyssel do Krakowa mistr geden polak z Wiedny, ktery sie
Die früheren Wanderjahre des Conrad Celtes. 146
^ake widawal za skladatele; ten gest przebywal vtzueho hospodarze,
y byla sem ya powolana kswaczinie ktomu istemu hospodarzi, a wtem
kwasu, yakoz pak gest wobyczey, wzdyczky sie nauowyni ptati na
czyziech lidech. hospodarz gt byl vczinil zminku a ptagieze sie mistra»
<:zo SU zalidi ty skladatele aezym sie wobchody. Mistr odpowiediel
41 rzekl, ze pyssy, czoz sie kdy mczy kraly, kniezatya pany a mezy
gynetny lidmy przyhody; a protoze(?) hospodarz yako nevezeny nero-
^ugmiel tiem wieezem, zadal gt teho mistra, aby gemu vkazal, yakym
wobiczegem ty wieczy skladagy. Tehdy mistr wzal kniessky aezet
latinie a potom ezesky wykladal , prawicz» ze nieiaky doetor Celtis»
weliky skladatel, kdyz gesstie w Krakowie byl, gmiel nieiaku pieknu
fregirzku a milu» woktere ty wieczy skladal, y gmenowal gmeno me
wtiech kniezkaeh czastokrat a powiediel wsseczko, czoz sie kdy mezy
nim a geho czelussem dalo, yakzto mezy tiemi, kterzyz su sie welmi
milowaii. Ale hospodarz any zadny temu neporozugmiel, ze to skia-
danie womnie bylo, a tiem sem byla rada; ale nepochibug, ze sem byla
welmi truchlywa a smutna, a sediela sem yakozto mezy zywym
vhlym, nebt ta swaezyna, acz byla nedluha» zdala my sie dobrze czely
rok; y ptoz pane doctorze, wiess dobrze, kdyz gsme sie rozluczyli
spolu, yak sy byl wdieczen toho dobrodieny a przatelstwy, kterezt
sem pak wiernie przala a vkazala, y slybils my, ze to wsseczko mam
wssym dobrym vzijti. Ale gynacz sie promienilo, nebt gyz za wieru
newieru a za mu weliku lasku gied dawaz, kdyz tak womnie pyssess,
^ny na mu cznost any na twu sie rozpomeness. Y psim ya
tebe, acz gesstie ktera giskrzyczka lasky kemnic w tobie gest a mu
czest wochranfti chczess, neb zagiste wiess a znass muog rod wysoky,
gesstoby mnie y mym przatelom kwelike neczti bylo, aby to skla-
danie, kterez womnie vczinil, potupil a zawrbl; yakoz pak tu wieru
wssdy ktobie gmam , ze gynacze nevcziniss a na mu lasku a
dobrodyni sie rozpomeness; a tu lasku, kteraz mezy nami byla a
przatelstwy, aby to za wdiecznost przygial, gesstot sem zadne"*" zy-
wemu na tomto swietie kromie tobie nevkazala. Gyni lide przygialiby
takowu wiecz za wdiecznost weliku a mlczeliby ktomu. Ale ty, czoz
rozvmym, netoliko pyssess neb skladaz wodemnie, ale take spywass
a nalautnie y nakrzyedle husli hragess (?)• Przestan, przestan doctorze
toho, a mysl, czoz sie mnie a tobie powinnowati. Dan w Crakowe
Anno seculari 1500.
(Abschrift im Cod. epistol. Celtic. fol. 121. Üb. X. ep. 25.)
Sitzb. d. phil.-histor. Ol. LX. Bd.. 1. Hft. 10
146 Aschbnch
Übersetiang 4es Briefes 4er laslllni in Celles i).
Hasilina von Rzytonic und auf Kepstein dem Doctor Celtis,
Dichter, dereinst meinem Freunde ii. s. w. Es gibt ein Sprichwort^
dass man kleine Hündchen schlägt, damit die grösseren sich das
zur Lehre dienen lassen. Ich weiss nicht, wem man schon trauen
soll, da diejenigen, welche die Leiter, Doetoren, Magister und Lehrer
Anderer sind, sie Ehre und Anstand zu beobachten und auch
Dankbarkeit gegen jene , von deueu sie Wohlthaten empfangen
haben, zu bewahren lehren, diess selbst zu thun unterlassen. Auch
Du Herr Doctor bist ein solcher, und weisst recht wohl, dass es
hässlicb ist. Jemand andern etwas zu lehren und es selbst nicht zu
erfüllen. Merke also, was ich jetzt schreibe, und urtheile selbst,
ob Du gegen mich recht gehandelt hast. Denn als Du in Krakau
warst, erwies ich Dir nach meiner Möglichkeit Wohlthaten und
Freundschaft, wie Dir das nicht unbekannt ist. Ich theile. Dir mit,
dass neulich ein polnischer Magister aus Wien nach Krakau kam,
der sich auch für einen Dichter ausgab; er wohnte bei einem ehr^
samen Hausherrn, und ich wurde zu diesem Hausherrn zu einem
Vesperbrot eingeladen; bei diesem Mahle erwähnte der Hausherr,
und stellte, wie es Gewohnheit ist, fremde Menschen nach Neuigkeiten
zu fragen, an den Magister die Frage, was das für Leute sind die
Dichter und was sie betreiben. Der Magister antwortete und sagte,
sie schreiben, was sich unter Königen, Fürsten und Herren und unter
andern Menschen ereignet. Da aber der Hausherr als ein ungebildeter
Mann dieses nicht verstand, so ersuchte er den Magister, er möge
ihm zeigen, auf welche Weise sie solche Dinge dichten. Hierauf
nahm der Magister ein Büchlein heraus, und las daraus lateinisch, dies
in das Böhmische übertragend: Ein gewisser Doctor Celtis, ein grosser
Dichter, hätte, als er noch in Krakau war, eine schöne Freierin und
Geliebte gehabt, auf die er die Sachen dichtete: er nannte in diesem
Buchlein zu wiederholten Malen meinen Namen, und erzählte alles.
') Der an der Wiener Hochschule docirende böhmiache Sprachrorteher A. Sembera hat
die Güte gehabt, nicht nnr diese t)bersetzung ins Deutsche zu fertigen, sondern
auch viele im böhmischen Text des Briefes vorkommende Ungenauigkeiten za
berichtigeo.
Die früheren Wanderjahre de« Conrad Celtes 147
was sieb je zwisehen ihm und seinerKüsserin zugetragen, als zwischen
solchen, die einander heftig liebten. Aber weder der Hauswirth noch
Jemand anderer merkte, dass das Gedicht mich betraf, worüber
ich sehr froh war. Jedoch wirst Du nicht zweifeln, dass ich sehr
betrübt und traurig gewesen; ich sass wie auf glühenden Koh-
len, und das Mahl, das nicht lang dauerte, schien mir ein ganzes
Jahr zu sein. Daher Herr Doctor, Du weist es wohl, als wir von
einander Abschied nahmen, wie dankbar Du warst für die Wohl-
thaten und Gunstbezeugungen, die ich Dir treu erwiesen, und Du
versprachst mir, alles das mit allem Guten entgelten zu wollen. Allein
es ist anders geworden; denn für Treue gibst Du Treulosigkeit und
für grosse Liebe Gift, wenn Du so von mir schreibst, ohne mei-
ner noch Deiner Ehre eingedenk zu sein. Ich bitte Dich daher»
wenn noch ein Fünkchen von Liebe zu mir in Dir ist, und Du meine
Ehre retten willst, — denn Du kennst meine hohe Abkunft, und wie es
mir und meinen Verwandten zur grossen Unehre gereichen würde, —
dass Du das Gedicht, welches Du auf mich gemacht hast, verdam-
mest und unterdrückest. Ich habe jedenfalls das Vertrauen zu Dir,
dass Du nicht anders handeln, meiner Liebe und meiner Wohlthaten
eingedenk sein, und die Liebe und Freundschaft, die zwischen uns
bestanden, dankbar bewahren wirst, welche ich ausser Dir Nieman-
den andern auf dieser Welt bewiesen habe. Andere Menschen
würden eine solche Sache mit grosser Dankbarkeit annehmen,
und darüber schweigen. Du aber, wie ich entnehme, schreibst
und dichtest nicht nur über mich, sondern singst auch und spielst
auf der Laute und der Violine. Lass' ab davon, lass' ab davon
Doctor, und gedenke, was Du mir und Dir schuldig bist Gegeben
zu Krakau Anno saeculari 1500.
IV.
Ad Matthaeum Langum, sacrae imperlalls camerae secretarium et collegii
poetarum patronum (Celtls Odar. IIb. lY. od. 2).
Matthaee cunctis candide posteris
Legendus, aures si dederis mihi,
Utrumque nostrum quo perennis
Gloria perpetuos manebit
10 •
148 Aschhacb
Jam tota nostris Dota laboribus
Et scripta libris patria Teutonum.
Haec littoralis si sub arcto
Visa mihi fuerit po^tae.
Mores et urbes cum populis suis»
Sylvae patentes , frigus in articum,
Montes» paludes, stagna, campi,
Flumina suut meroorata nobis.
Gentesque Rhenus quas vagus irrigat,
Istrumque roagnum quae modo possident.
Et Vistula ac arctous Albis,
Teutoniam mediam pererrans,
Fortis Juventus haec mea protulit,
Quae nunc tepescit, membraque viribus
Exhausta sunt, aetasque nostra
Dum medio stetit axe coeli.
Restat sub arcton cernere Thetios
Bigetäts undaSt littora et insulas,
Naiura qua finem gelato
Fecerat imperiosa coelo-
Opus patrono est huic mihi mfuvimo,
Hanc consequamur quomodo gloriam^
Ut latitudo , longitudo et
Teutonicis habeatur oris.
Eine regis aures soUicitus petes,
üt iUe nostris aera laboribus
Condonet aut commendet Ulis
Megibus, quos habet alter orbis.
Bacchus columnas littore in Indico
Solis sub ortum constituit, vagus
Secutus Älcides, ad aequor
Occiduum posuitque Gades.
Fortisque Ulysses sie medii tulit
Maris furores, saxaque naufraga
Virtute vicerat , perennem
Carminibus meritus favorem.
Sic congelatae uos ubi terminos
Terrae Remensi maxima posteris.
Die früheren Waiiderjahre de« Conrad Geltet. 149
Mox Signa ponemus per orbem
Perpetuis memoranda libris.
Per multa nemo secuta noscitur,
Ni multa tentet ferre pericula.
Et casibus duris volutus.
Ad patrios redeat penates.
Opes, honores, ambitio impotens
Multos peractis funeribus manent,
Virtute quae vera parantur,
Perpetuas statuunt eolumnas.
Dum docta vates carmina*Teutoni
Tibi reponent, teque suum caneut
Collegio erecto patronum,
Pieridum et venerandum amicum.
V.
Schreiben des Matthaeus Lang an Conrad Celtes.
(Cod. epistol. Celtic. fol. 138.)
M. L. [Matthaeus Lang] C. Celtis. Clarissime vir, amice cha-
rissime. Ante adventum philosophi exhibitoris istarum , egeram omnia
cum Caesare, quae scribis: non tarnen transroisi pecunias nee in
praesentiarum mitto : quoniam propediem afTuturus est ibidem Caesar.
Ibidem explicabimus omnia. Interim curabo , ut Caesar scHbat Hen"
rico Vo!f thesaurario suo Norimbergam , ut satisfaciai pro Im'
pressura. Mitto literas ad doctorem, qui supplebit vices vestras
Viennae. Reliqua ibidem tractabimus. Interim bene yalebitis cum
Musis, exclusa prorsus Venere, ne eas meretricari impellat. Ex Verdea
Vlll Novembris 1802.
VI.
Ad quataor sodalitatcs literarfas Germaofae, ni sub tutela fllarum IlbrI sol efolent.
Quatuor Almannis quicunque habitatis in oris,
• Jure sodalititio qui mihi fertis opem,
Seu Yos Rhenus alat, seu Vistula Danubiusve
Sive Codaneis ora ievatis aquis :
Yos, precor, hos nostros placida cum fronte libellos
Aspicite et nostras volvite saepe lyras.
lOO Aflchbacb. Die früheren Wanderjahre des Conrad Celtes.
Quidquid Germanis olim conspeximus oris,
Lusimus his nostris , docta caterva , libris :
Sive joci fuerant, seu seria commoda rebus;
Sive quod ad Bacchum turba profana serit,
Hoc modo nostra canunt epigrammata scripta sodales!
Ilia Yolent vestro nomine tuta, rogo.
(Celtifl Epigrammat. lib. I. epigr* i*)
Maller, Zur Conju^ation des georgischen Yerbums. 151
Zur CoDJugatioD des georgischen Yerbums.
Von Dr. Friedrich Müller,
ProfeMor aa der Wieaer Uairertitil.
Das georgische Verhum ist für den Sprachforscher ein räthsel-
hafter Gegenstand. Schleicher (in seiner Abhandlung „ Die Unterschei-
dung von Nomen undVerbum in der lautlichen Fornx**, pag. 60/556 ff.)
gesteht vom ßaucdes georgischen Verbums wenig begriffen zu haben,
und erklärt sich ausser Stande, die Formen desselben zu analysiren.
Wenn ich es trotz diesem Geständnisse eines so scharfsinnigen
Sprachforschers , wie Schleicher , dennoch wage , in der vorlie-
genden Abhandlung den Bau des georgischen Verbums einer etwas
ausführlicheren Analyse zu unterziehen, so thue ich es nur im Hin-
blick auf den Umstand, wie wenig auf diesem Gebiete bisher ge-
leistet worden , und in der Hoffnung, dass mein Versuch vielleicht
andere Gelehrte bewegen wird, diesen schwierigen, aber für die
Sprachwissenschaft äusserst wichtigen Punkt zum Objecte ihrer
spcciellen Studien zu machen.
Dass der Bau des georgischen Verbums gegenüber einer sprach-
wissenschaftlichen Analyse sich so spröde erwiesen, dies hat mehrere
Gründe. Zwei der wichtigsten sind gewiss die, dass das Georgische,
wie überhaupt die ganze Sprachclasse, zu welcher es gebort, manche
lautliche Wandlungen durchgemacht hat, die wir aus der veränder-
ten Orthographie bei dem Mangel älterer Sprachdenkmäler fast gar
nicht, oder sehr schwer entnehmen können; ferner dass die Verbal-
fonn von mit Pronominalelementen verbundenen Substantivformen
durchkreuzt wurde, wobei besonders die lautlich modificirten Prono-
minalformen manche Verwicklungen herbeigeführt haben. Wir können
daher nur durch sorgfaltige Vergleichung der Formen unter einander
152 Müller
einiges Licht in die Sache hineinzubringen hoffen — ein Verfahren,
welches bekanntlich auch dort, wo ältere Denkmäler vorhanden sind,
nicht umgangen werden darf.
Lautliclie Veränderungen der Verbalformen.
Suchen wir uns zuerst über einige der lautlichen Veränderungea
klar zu werden. Wenn wir Formen zu Gesicht bekommen, wie wii-
qwarkhar „ich liebe dich** {tnl'qtoar'khar „von mir geliebt bist du''),.
giqwarwar „du liebst mich" (gi^qwar-war „von dir geliebt bin
ich**), ugwarkhar „er liebt dich** (^u-qwar-khar „von ihm geliebt
bist du), so können wir bei den weiteren Formen, wie miqwara „ich
liebe ihn** (von mir geliebt ist er) eine altere Form mi-qwar-arSy
bei giqwara ^du liebst ihn** (von dir geliebt ist er) eine ältere Fornt
gi-qwar-arB nach Analogie der obigen mit Fug und Recht voraus-
setzen. Von der Wurzel mo „kommen** lautet das Präsens:
Singular. Plural .
1. Person mowal mowalth
2. „ mokhual mokhvalth
3. „ mowa motp/en, mowliani,
Nacb Analogie von tr-ar „ich bin**, kh-ar „du bist", ar-s ^er
ist**, w-ar-tk „wir sind**, kh-ar-th „ihr seid-*, ar-ian „sie sind**,,
sind die erste und zweite Person folgendermassen zu zerlegen:
rmh-w-al mo-w-al-th
mo-khu-al mo-khu-al-th ;
Die dritte Person plur. mowlen gegenüber den anderen Per-
sonen zerlegt sich in mowl-en (wobei en Pluralzeichen), woraus
wieder mowl = mowal für die dritte Person sing, sich ergibt.
Wenn wir uns in Betreff des Bildungsverhältnisses von mowal
(3. pers. sing.) zur Wurzel wio-, die aus mo-sul erschlossen werden
kann, klar werden wollen, müssen wir das verwandte Lazische zur
Vergleichung herbeiziehen. Dort wird unter anderem das Präsens
durch Zusammensetzung der Wurzel mit dem Hilfszeitworte ar ge-
bildet. So lautet von khasq- „graben** die erste Person Singular
6- khaiq-are, Plural 6- khasq-ai-ei'e.
^
Zur Conjugation de« georgischen Verbums. 1 o3
Dieses ar ist nach meiner Ansicht mit dem georgischen al iden-
tisch. Darnach ist mowal in mow-al zu zerlegen und mow = mo als
Stamm der Verbalflexion zu Grunde gelegt. Die Formen sind hiemit
folgendermassen als ursprünglich anzusetzen:
mow^to-ar maw^UMMr-th
mow'kh-ar mow^kh-ar^th
moie-ar mow^ar-an
Um zu den im Georgischen factisch vorhandenen Formen zu
werden» musste, abgesehen vom Übergänge des r in /, in der ersten
Person das w des Yerbalstammes mit dem Personalzeichen w zu-
sammengezogen, in der zweiten Person das w hinter das Personal-
zeichen kh gestellt, und in der dritten Person das auslautende / ganz
abgeworfen werden. Diese lautlichen Veränderungen sind noch ziem-
lich einfach und regelmässig; wir werden im Verlaufe der Unter-
suchung noch manchen anderen, bedeutend verwickeiteren be-
gegnen.
Verscliiedeiiheit der Fronominalstämme.
Wir gehen nun zur vorläufigen Betrachtung jener Elemente
über, durch welche aus dem Stamm die Verbalform gebildet wird,
nämlich der Pronominalstämme.
Um die lautliche Verschiedenheit derselben klar zu machen
erscheint es nothwendig, einige Paradigmen des Verbums hervorzu-
heben :
Das Präsens des Verbum substantivum wird folgendermassen
conjugirt.
SingulHf. Plural.
1. Person w-ar w-«r-tli
2. ,. kh-ar U-ar-tt
3. „ ar-8 ar-l-ai
Das Präsens von qwar »lieben^ lautet folgendermassen:
Singular. Plural.
1. Person se-ifl-gwar-eb se^nl-gwar-eb-ih
2. „ se-gicar-eb seA-gwar-eb-th
3. „ ie-gwar-eb'S seA-gwar-eb-tn
152 Müller
einiges Licht in die Sache hineinzubringen hofTen — ein Verfahren^
welches bekanntlich auch dort, wo ältere Denkmäler vorhanden sind^
nicht umgangen werden darf.
Lautliclie Veränderungen der Verbalformen.
Suchen wir uns zuerst über einige der lautlichen Veränderungea
klar zu werden. Wenn wir Formen zu Gesicht bekommen, wie mi-
qwarkhar „ich liebe dich** (tni'qtüar-khar „von mir geliebt bist du"),.
giqwarwar „du liebst mich** (gi-qwar-war „von dir geliebt bin
ich**), uqwarkhar „er liebt dich** (^u-qwar-khar „von ihm geliebt
bist du), so können wir bei den weiteren Formen, wie miqwars „ich
liebe ihn** (von mir geliebt ist er) eine altere Form mi-qwar-arSy
bei giqwara „An liebst ihn** (von dir gelieht ist er) eine ältere Form
gi-qwar-ars nach Analogie der obigen mit Fug und Recht voraus-
setzen. Von der Wurzel mo „kommen** lautet das Präsens:
Singular. Plural .
1. Person mowal mownlth
2. „ mokhual mokhualth
3. „ mowa motp/en, mowliani.
Nach Analogie von war „ich bin", kh-ar „du bist", ar-s ^er
ist**, w-ar-th „wir sind**, kh-ar-th „ihr seid**, ar-ian „sie sind*'r
sind die erste und zweite Person folgendermassen zu zerlegen:
mth-w-al mo-w-al-th
mo-khu-al mo-khu-al-th ;
Die dritte Person plur. mowlen gegenüber den anderen Per-
sonen zerlegt sich in mowl-en (wobei en Pluralzeichen), woraus
wieder mowl = mowal für die dritte Person sing, sich ergibt.
Wenn wir uns in Betreff des Bildungsverhaltnisses von mowal
(3. pers. sing.) zur Wurzel mo-, die aus mo-sul erschlossen werden
kann, klar werden wollen, müssen wir das verwandte Lazische zur
Vergleichung herbeiziehen. Dort wird unter anderem das Präsens
durch Zusammensetzung der Wurzel mit dem Hilfszeitworte ar ge-
bildet. So lautet von khasq- „graben" die erste Person Singular
6- khasq-are, Plural 6- khasq-al^ei^e.
Zur Co^jugation dea georgischen Verbuma. lo3
Dieses ar ist nach meiner Ansicht mit dem georgischen al iden-
tisch. Darnach ist mowal in mow-al zu zerlegen und mow = mo als
Stamm der Verbalflexion zu Grunde gelegt. Die Formen sind hiemit
folgendermassen als ursprünglich anzusetzen:
mow^iv-ar maw^w^r^th
mow'kh-ar mow^kh-ar^th
moie-ar mow-ar-an
Um zu den im Georgischen factisch vorhandenen Formen zu
werden, musste, abgesehen vom Übergänge des r in /, in der ersten
Person das w des Verbalstammes mit dem Personalzeichen w zu-
sammengezogen, in der zweiten Person das w hinter das Personal-
zeichen kh gestellt, und in der dritten Person das auslautende / ganz
abgeworfen werden. Diese lautlichen Veränderungen sind noch ziem-
lich einfach und regelmässig; wir werden im Verlaufe der Unter-
suchung noch manchen anderen» bedeutend verwickelteren be-
gegnen.
Verschiedeiiheit der Fronominalstamme.
Wir gehen nun zur vorläufigen Betrachtung jener Elemente
über, durch welche aus dem Stamm die Verbalform gebildet wird,
nämlich der Pronominalstämme.
Um die lautliche Verschiedenheit derselben klar zu machen
erscheint es nothwendig, einige Paradigmen des Verbums hervorzu-
heben :
Das Präsens des Verbum substantivum wird folgendermassen
conjugirt.
Singulnr. Plaral.
1. Person w-ar w-ar-A
2. ,. kh-ar U-ar-th
3. „ ar-8 ar-l-ai
Das Präsens von qwar „lieben^ lautet folgendermassen:
Singular. Plural.
1. Person se-wl-gwar-eb ie-ifl-gwar-eb-ih
2. „ se-gwar-eb seA-gwar-eb-ih
3. _„ se-gwar-eb'S seA-gwar-eb-en
154 Müller
Das Plusquamperfecturs von qwar lautet:
Singular. Plural.
1. Person se-ml-gwar-ebia se-gwl-gwar-ebia
2. „ se-f^i-gwar-ebia se-^-gwar-ebia-th
3. „ ie-m-gwar^ebia se-m^gwar^ebia-ih.
Eine andere Form des Plusquamperfectums desselben Verbum
lautet :
Singular. Plural.
1. Person ie-me-gwar-a ie-gt-gwar-a
2. n ie-ge-gwar-a «V-ge-^irar-a-th
3. f, ie-t-gwar-a ie-t-gwar-a-ih.
Wir ersehen aus diesen Paradigmen, wie von einander lautlich
verschieden die Bezeichnungen einer und derselben Person sind, so
dass man auf den ersten Anblick eine Grundverschiedenheit derselben
annehmen möchte. Wir werden aber im Verlaufe der Abhandlung
sehen, dass diese Verschiedenheit nur eine äusserliche ist, dass die
Pronominalformen einer jeden Person auf eine einzige Urform zu-
rückgehen und dieselben sich wie in den anderen Sprachen einer-
seits nach ihrem speciellen Werthe, andererseits nach dem lautlichen
Einflüsse ihrer Umgebung weiter entwickelt haben.
Bestimmung des Yerbalstammes.
Ehe wir zu einer näheren Darlegung der Gesetze schreiten,
nach welchen die Verbalformen gebildet werden, müssen wir eine
Frage zu beantworten suchen» nämlich: wie verhält sich der
der Verbalform zu Grunde liegende Stamm zur Wur-
zel, als welche specielle Bildung ist er aufzufassen?
Zu diesem Zwecke erachten wir folgende Betrachtung für noth-
wendig.
Die Wurzel gwar „lieben" bildet, wie wir gesehen haben, das
Präsens folgendermassen :
Singular. Plural.
1. Person se-wi^gwar-eb se^wi-gwar-eb-th
2. n se-gwar-eb ie-i-gwar-eb-th
3. n se^gwar^eb^i ie-^ugwar-eb-en.
Zur Coi^'ugation des geargiachen Verbums. Id5
Das Plusquamperfectum dagegen lautet:
Singular. Plural.
1. Person ie-mUqwar-ebia ü-gwi-^war^ebia
2. „ ie-gi-gwar-ebia ie-gi-gwar-ebia-th
3. ^ ie u-gwar-ebia ie'U'gwar'-ebia'th.
Die Pronominalelemente des Plusquamperfeetums stimmen voll-
kommen mit den als Complemente beim Verbum transitivum ge-
bräuchlichen obliquen Casusformen des Pronomens überein. — Sie
müssen daher consequenter Weise auch hier in diesem Sinne aufge-
fasst werden. Das Plusquamperfectum ist dann nichts iinders, denn
eine mit einem Pronomen verbundene Nominalform. Dabei sind
jedoch, was den Verhalstamm betrifft, folgende zwei Erklärungen
möglich:
1. Kann der Verbalstamm im Sinne eines Substantivums stehen
und dabei das Verbum active Bedeutung haben. — .Dann sind die
Pronominalelemente im Dativ zu fassen und die oben citirten Formen
als: „mir war Lieben, dir war Lieben, ihm war Lieben ** zu um-
schreiben.
2. Kann der Verbalstamm eine Bildung im Sinne eines Partici-
pium perfecti passivi ausdrücken. Dann stehen die Pronominalele-
mente im Instrumental und die oben citirten Formen lauten: „von
mir geliebt worden war, von dir geliebt worden war, von ihm geliebt
worden war".
Auf die oben angegebenen Formen liesse sich jede der beiden
Erklärungen ungezwungen anwenden. Wir müssen uns daher, um
ein bestimmtes Urtheil fallen zu können, nach Formen umsehen,
durch deren Erklärung jedes Schwanken ausgeschlossen wird.
Solche Formen stehen uns in den bereits oben citirten mi-gwar'
khar „von mir geliebt bist du**, gi-gwar-war „von dir geliebt bin
ich**, u-gwar-khar „von ihm geliebt bist du**, u-qwar-war ^von
ihm geliebt bin ich" zur Verfügung. In diesen schliesst das am Ende
stehende Verbum substantivum, welches je nach der von der Hand-
lung betroffenen Person mit einem subjectiven Personalelement ver-
sehen ist, jede andere Deutung des Stammes qwar als die eines Par-
ticipium perfecti passivi aus.
Ist nun in den Formen des Plusquamperfectum der Stamm qwar
in rein passivem Sinne erkannt, so sollte man dies auch von den
156 Müller
anderen Formen des Verbums voraussetzen. Dies ist aber keineswegs
der Fall. Denn hier ist einerseits das pronominale Element in einer
ganz anderen Lautform vorhanden, andererseits lassen die pronomi-
nalen Complemente, welche hier zur Anwendung kommen, einen
passiven Sinn des Verbalstammes als nicht statthaft erscheinen. Es
ist daher die Bedeutung des qwar in allen jenen Bildungen, welche
mittelst der also gestalteten Pronominalelemente geformt werden, als
eine active zu betrachten.
Der zur Bildung des Verbalausdruckes im Georgischen verwen-
dete Stamm vereinigt beide Bedeutungen, sowohl die active, als die
passive in sich. Er war daher ursprünglich wohl nichts anderes,
denn eine Participialform, welche die Abgeschlossenheit der Hand-
lung überhaupt zur Anschauung brachte.
Darlegung des Verbalorganismus.
Ich glaube nun, dass wir durch die vorangegangenen Betrach-
tungen den Boden insoweit geebnet haben, um zu einer Darlegung
des Verbalorganismus schreiten zu können.
Wir wollen die zu betrachtenden Punkte nach den beiden
Gruppen : Personal- und Zahlzeichen und Exponenten der Zeit- und
Hodusformen vorführen.
■
I. Personal- und Zahlzeichen.
Subjective Formen. Abhangige Formen. Plural.
1. Pers. tr- w-i-
2. „ kh" (kh)'i-
3. - -« i-
(U'i)
ge- gW'iA
Die Zeichen der ersten Person sing, m-, w- hängen unzweifel-
haft mit me nich** zusammen. Den Wechsel zwischen m und &, w
werden wir auch weiter unten beim Präsens beobachten können. Die
differente lautliche Ausprägung der beiden Präfixe hat in dem ver-
schiedenen Werthe derselben, einmal als Subjects-, das andere Mal
als abhängige Form ihren Grund. Das Zeichen der ersten Person
Plural, gu' hängt mit Owen »wir*' zusammen. Vielleicht zeigt das g
Zur Conjug-atiou des f^eoi^ischen Verbum«. 157
(aus k abgeschwächt» vergl. lazisch iknt) noch den ursprünglichen
Laut, statt des späteren ö.
Kh' und ge-, die Zeichen der zweiten Person, hängen mit ein-
ander zusammen und dörren aus dem georgischen sen (lazisch st)
f,d\i**', thkwen »ihr** entstanden sein.
Die Zeichen der dritten Person gehen auf bekannte Pronominal-
stämme zurück.
Als Pluralzeichen treffen wir -tk, -an, welche mit den Plural-
exponenten 'th und 'fit, die in der Declination, besonders der Prono-
mina» sich nachweisen lassen, identisch sind.
Das subjective Zeichen der zweiten Person kh- ist in vielen
Fällen spurlos verschwunden, was sich aus der Häufigkeit der An-
wendung dieser Person im gewohnlichen Gespräche leicht erklärt.
Ein diesem analoger Vorgang liegt im Imperativ der indogermani-
schen Sprachen, welcher frühzeitig von der Zersetzung ergriffen
worden sein muss, da alle dahin gehörenden Idiome davon gleich-
massig Zeugiiiss geben.
Der Abfall dieses Zeichens beschränkt sich nicht nur auf das
Georgische, sondern lässt sich in allen mit demselben verwandten
Sprachen, wie dem Lazischen, Mingrelischen, Suanischen, nachwei-
sen. — Man vergleiche:
Lazisch.
Georgisch.
W'Ora ich bin
w-ar
ore du bist
kh-ar
W'Ore-t wir sind
w-ar-th
ore-t ihr seid
kh-ar-th.
Im Mingrelischen und Suanischen werden bei dieser Gelegenheit
die erste und zweite Person mittelst des Elements k\ kh, welches
ursprünglich „selbst" bedeutet, näher determinirt, woraus der zwei-
ten Person für das abgefallene Zeichen ein Ersatz erwächst.
Man vergleiche :
Mingrelisch.
Singular. Plural.
1. Person i-b-gar-k' ich weine ub^gar-th
2. „ i-gar-k' i-gar-th
3. „ i-gar-s i-gar-na.
158 Müller
S u a n i 8 c h.
SinipiUr. Plural.
1. Person kh-w-apsthi ich lobe kh-w-apithi-th
2. r» kh-apsthi kh-apsthi-th
3. n apitha apsthi-kh
II. Charaktere der Tempora und Modi.
Zeichen des Präsens ist -a/, oft in -e verkürztet -b, -ba^
-IT, -m. Ich halte -a/, wie ich bereits oben bemerkt habe, für das
Verbum substantivum ar „sein**; die übrigen Zeichen sind wahr-
scheinlich nichts anderes denn eine Verstümmelung der Wurzel qaw^
welche mit ar synonym ist.
Zeichen des Imperfectums ist -di (dialekt. -tili), wobei oft vor-
hergehendes b, w (Präsenszeichen) in 6 erweicht wird.
DasMingrelische bietet für das Imperfectum -rff, -ndu das Sua-
nische -udi, -edi, -nudu -nedi
Das Perfectum hat das Zeichen -t, -e (wie im Lazischen und
Mingrelischen): in vielen Fällen wird es durch den nackten Verbal-
stamm (wie im Suanischen) gebildet.
Zeichen des Plusquampertectum sind: -a, -s, -ia, -ebia, -emia^
-na, 'bieSf -bina. Bei Verbis transitivis ist das Plusquamperfectum
immer eine Substantivform, welche mit dem Pronomen im Instrumental
verbunden wird, bei Verbis neutris und passivis stellt es ein Partici-
pium perfecti passivi, verbunden mit dem Verbum substantivum, dar.
Das Futurum, mit dem auch der Optativ zusammenfallt, hat das
Zeichen -o, welches, aus mehrfachen Spuren zu schliessen, aus -6
erweicht ist. Das Futurum ist darnach als eine Abart der zweiten
Präsensbildung zu betrachten.
Paradigmen des Verbams.
Nachdem ich im Allgemeinen die Bildungsgesetze des Verbums
dargelegt habe, will ich im Nachfolgenden einige Paradigmen bei-
bringen und einige specielle Erläuterungen daran anknüpfen.
1) Diese Verkürzung des ar in e xeigt auch das Mingreliscbe gegenüber dem Lazi-
schen, s. B.:
Mingrel. m^d-AiMlib-a ich haue ab = Laz. mo-b'kot-are.
Zur Conjugation des georgischen Verbuius. 1 S9
I. ActlvuiD.
A. Präsens.
1. Bildung mittelst al,
Singular. Plural.
1. P. zawal ich gehe (=zaw'W' zawalth (^zaw-w- al-^ik)
al) gehend ich bin
2. „ zakhual (^zato-kh-al) takkualth f^'Zaw'kh-al-thJ
3. „ zawa (=zaw'al) zawlen (^^zaw-al-an) «).
2. Bildung mittelst e.
Singular. Plural.
1. Person wi-laparak-e ich spreche wi-laparak-e'th
2. „ i'laparak-e *) i-laparak-e-th^)
3. „ i'laqarak-a*} i-laparak-e-i.
3. Bildung mittelst "b, 'ba, ^w, 'm,
Singular. Plural.
1. P. se-tüi-gwar-eb ich liebe ie^wi'qwar-eb'-th
2. „ 86 - qwar - eb (=^ ie - ArAt- se-i-gwar^eb-th (^^Se-khi--
qwar-eb) gwar-eb-th}
3. „ se-qwar-eb'S (^^ie-i-gwar- se^i'qwar-eb^en.
eb)
1. P. se-w-kr-aw ich binde se-w-kr-aw-th
2. „ ie-h-kr-aw f = se-kh^kr- se^h-kr-atü-th /^= ie-kh-kr-
aw) aw^th)
3. „ se-kr-aw-B^^ se^h-kr-aw-en.
0 Im Lazischen wird das Pluralzeicben nicht an das Hilfselement ar^ sondern an den
Verbalstamm selbst angehingt; z. B. 1. Person siagul. 6 - ArAoig-are , plural*
b-khasg-at-are.
2) ca khi-laparak-äj vgl. unten zaw-khUdodi,
') Vgl. unten zaw-i-doda.
%) =3 khulaparak'C'thf Tgl. unten zaw^khi-dodith,
') = ie'i-kr-aW't vergl. das Imperfectum ie'h'kr'eW'di't.
160
H fi 1 1 e r
Singular.
1. P. w-sw-am ich trinke
2. „ sw-am (^kh-aw^am)
3. „ sw-am-s
B. Imperfectum.
Singiilar.
1. P. zawidodi f=%aw'wi''d-0'
di)
2. n zakhuidodi ^= taw-khi-
d-o-dij
3. „ zawidoda (= taw-i-d-o-
da)
1. P. wi-laparak^eb'di
2. y, i-laparak-eb^di (^= khi-
laparak-eb'di)
3. „ i'laparak-eb'da
1. P. se-w-kr-ew'di
2. - ie-h^kr-ew-di
3. - se-h-kr-ew-di-s
1. P. w-sw-em-di
2. „ sw-em-di (=^ kh-sw-em-di)
3. - sw^em-da
C, Perfectum,
Singular.
1. P. zawedi {= zaw-w-edij
2 » zakhwedi {== zaw^kh-edi)
3. ^ zawida ("== zaw-i^eda)
Plural.
w-sw-am-th
sw-am-tk (=kh'8W'am'th)
sw-am-en.
Plural.
zawidodith ^= zaw -wi-d-o-
di'th)
takhuidodith (= zaiv^khi-d-O"
dUth)
zawidoden ("= zaw - i- d - o-
de-nj.
wi'Japarak^eb'di'th
i - laparak -eb-di-th ^= khi-
laparak-eb-di-ih)
i'laparak-eb'de-H,
se-w-kr-ew-di-th
se-h-kr-ew-di-th
se^h^kr-ew-de-n.
w-sw^em-di-th
sw-em-di-th {-
Bw-em^de-n,
kh-sw-em-
di'thj
Plural.
zawedith (=zaW'W'edi'ih)
zakhwedith (^zuw-kh-edi-thj
zawidnen ("= zatv-i-ed-nenj.
Manchmal wird das d von edi in der ersten und zweiten Person
in / verwandelt, z. B. :
Zur CoignpitioD des georgischen Verbams.
161
1. mowel
2. mokhwel =
3. mow'i'iku
moW'W'edi
matD-kh-edi
1. P. ie-wi-gwar-e
2. y, se-i-gwar^ (^se-khi-
gwar-e)
3. H se-i-gwar-a
ie-wi-gwar-e-th
ie^i-gwar-e-'th
(^ie-khi-
gwar-e^th)
y •
se^t-gwar^'S'
i. P. ie-'W-sw'i
2. n ie-aw-i (-
3. M se'8w-a
ic'kh'SW'i)
D, Plusquamperfectum.
1. Sobstintiv-Pormation.
Singular.
1. P. ae-me-gwar-a
2. „ se-ge-gwar^a
3. f, ie-e^gwar-a
i. P. ie^mi-^war^bp-a
2. ^ ie-gi-gwar-ebi-a
3. ,» ae-u-gwar-ebi-a
Plural.
ae-ge-gwar-a
ae-ge-gwar-a-th
ae^e-gwar^a-th.
ae-gwi^gwar-ebi^a
ae-gi^gwar^ebi-a-th
ae-u-gwarHsbi-a-th •).
2. Verbal-Formation.
Singular.
1. P. moatil w^ar
2. „ moaul kh^ar
3. M moaula (^^moaul a-ra)
Plural.
moaul w-ar-th
moaul kh-avth
moaulan C= moaul ar-an).
1) Vgl. Laxisch: do-b-khaik-i ich grub do-b-khaik-int
do'khaik'i do-khaik-i-t
do-khaik'U do»khaik-e-»
2) Vgl. Mingreliscb i mu go-mi^Uteh Ich — durch mich ist getehlagen worden.
«t ffO'ffi'lach
thit gU'U'Uich
6khi gO'ini-lach-ana
thkhwa go'gi'lneh'ana
thinepit gu-u-laeh-an;
SiUb. d. pbil.-bist. Cl. LX. Bd., I. Hft. 11
162
Malier
SingiiUr
1. P. tnosul wi-qaw
2. „ moaul t-qaw (^=^khi^qaw)
3. n mosul i-qo {= i-qaw)
Plural
mo9ul wi-qnw'iih
mostd i-qaw-ith (=^ khi-qaw-
ith)
mosul i-qu-nen (^= i'qav^ntn).
E, Futurum.
Singular.
1. P. se-w-kr-a {= se-'W'kr^awJ
2. „ ie-h-kr-a {= se^kh-kr-aw)
3. y, se-h-kr^a (^ ie-h-kr-aw)
1. P. w-nöuk'O (^== w-aöuk-eb)
2. „ aduk'O C= kh-aöuk^eb)
3. „ aduk'O'S {-^ aduk-eb-sj
1. P. ie-wi'qwar Q=9e"vn-
qwar-eb)
2. ;, jfe - i - qwar - o (^^ ie-khi-
q^oar^eb)
3. „ ie - I - qwar^s ^= xV - 1-
qwar-eb'sj
Plural.
ie-w-kr-aw-th
ie-h^kr^aw^th.
se-h-kr-u-en.
w-aöuk-eb^th
aönk-eb'th (^kh-at^uk^eb-th}
aöuk-eb-en.
se - tu/ - qwar -O'-'tk ^= se-wi-
qwur-eb'th)
se^i^qwar-'O'th (ie-khi-qwar^
eb'thj
ie-i qwav'O^n (^^ ie-i^qwar^
eb-enj.
IL Passivum.
Das Passivum schliesst sich im Princip seiner Conjugationsform
genau an das Activum an. Zeichen des Passivums ist bh toi» welches
ursprönglich an den jedesmaligen Verbalstamm angehängt wurde.
Da aber, wie wir oben gesehen haben, der georgische Verbalstamm
sowohl active als auch passive Bedeutung in sich vereinigt, so
brachte in späterer Zeit der Abfall des Passiv -Charakters keine
wesentliche Störung im Organismus des Verbums hervor. Dieser Ab-
fall tritt sehr häufig ein; doch sind die Passivformen jedesmal der
Art, dass sie auch lautlich von den Activformen mit ziemlicher Sicher-
heit unterschieden werden können.
Eiir Co^fa^Uon des georj^isdiMi VerlMnit.
163
A. Präsens.
Siiigiilar.
i. P. ie^tDi'kr-^vxi
m
2. „ ie-i'-kr-viH C*=^ se-kki-kr-
3. „ ie-i kr-is (^^ie'i'kr-vii'S)
1. P. Sewiqumrebi C^=*8e'wi'
qwav'eb'bi)
2. „ seiqwarebi f a» ie - khi-
qioar^eb-bi
3. „ seiqwarebi (^^se-i-^war-
eb'bij
B, Imperfectom.
Siognlar.
1. P. ie-wi'kr^W'odi
«
2. „ Se-i'kr-W'Odi C^^ie-khi"
kr-W'odi)
3. „ se-'i^kr-ttkodi^s
1. P. ie-wi^qwar-eb'odi
2. „ ie'i'qwar-eb-odi ("=/e-
khi^qwar-^b-odi)
3. » se-i'qwar-eb-oda
C. Perfectum.
Singular.
1. P. se-wi'qtear'W-e
2. „ se-i'qwar-w-e (^=^ ie-khi'
qwar-w^e)
3. „ ie-i^qwar-'W'a
1 . P. sewikar /^= ä? - tri - Ar/ir-
tr-€r^
2. » ieikar (= ie ' khi-kar-
3. „ ieikra (=^ ie-i^kr^w-a)
PlnraL
se^-kr-vü-th
m
ie^i'kr'Vii'ih (^
se'i'kr'VÜ'On.
se^kki-kr^
müh)
iewiqwarebüh (^^ ik^wi-qwar-
eb-bi-thj
ieiqtüorebiih (^^= ie-kki-qwar"
eb-bi-ihj
seiqwarebittH ("sie-i-^ar-^6-
bi-an).
Plaral.
ie-wi-kr^w^dl-ih
ie-i-kr-w^odi-th C^
se^i-kr-vM^di-^n
Se-khi'kt'
VM)di''tk
ie'wi^qwar'eb-odi'^h
se-i-^war-^b'Odi'ih (^^ie^khi-
qwar-eb'odi-ihj
ie^i-qwar-eb^di-'an.
Plural.
ie-wi^qnoar-w-e^th
ie-i^qwar'tt'^th (=^8e - ArAi-
qwar'tD-e^th)
ie'i'qwar^w^^s*
ie-wi'kar-i'th /"=» ie-wi-kar^
w^i-th)
ieikarith (=^9e''khi'kar'W'
i'th)
aeikmen ('«Ä-i-inr-HHii^ji^.
164
M fl 1 1 «r^ Zw Coi^ivgatioB des
Yerlniai«.
D. Plusquamperfectum.
Singular.
1. p.
li
tr-ar [ wt-qaw
2. « ^ ? Ikh-ar {i-qaw
3. » .i» *•
ar-s
t-qo
l.P.
2. „
I
J
. 'S i
'$ u
w^ar ( un-qaw
kh-ar li-qaw
ar-s [i-qo
E. Futurum.
Singular.
1. P. ie^wi-qwar^w-o
2. „ ie^i-qwar-w^o
3. „ ie^i'qwar^W'O'S
1. P. 8ewikra(^=^8e'wi''kr'W-o)
2. « ieikra (^^ie-khi^kr^w-o)
3. j, ieikras (^^^se^i^kr-w^o-M)
Plaral.
w-arth i wi-qaw'ith
kh-ar-th \i-qaw^ith
ar-i-an [ i-qu-nen.
w-aih l wi-qaw-ith
kh-ar-ih l irqaw-iih
ar^i-an Ki-qu-nen.
Plaral.
ie-wi-qwar-W'0'th
ie-i-qwar'W'O^th
Se-i^qwar-'W'O'-n,
iewikrath (^^^ie-wi-kr-w-o-thj
seikrath (^ie^khi-kr^to-o-ih)
ieikran (^^^ie^i^kr^w^o-n).
8 c h r ö e r. Ein Ausflug nach GotUchne. 105
Ein Ausflug nach Gottschee.
Beitrag zur Erforschung der Gottscheewer Mundart
Ton K. J. Schröer.
Dem Andenken Franz Pfeiffer» gewidmet.
1. Allgemeines.
Lage der deitseken Speraden in isterreiek. — Ein schöpferischer
Drang» der yerwandt ist mit seiner Hingabe an ideale Ziele, ist es»
der den Deutschen treibt, die sichere Heimat zu verlassen, um Geist
und Arbeitskraft zu versuchen in Bezwingung grosser Aufgaben» in
Urbarmachung von Wildnissen » die weniger entschlossene Völker oft
Jahrhunderte und Jahrtausende hindurch unbenutzt umwohnen i). Ein
^) Auf meiner Reite in du nngritche Bergfltnd 18SS theUte mir ein jnn^r Kriclier-
hSuer mit, daes er niich dem tfidUehen Ungarn ausxuwandem entechloasen sei. Es
seien schon au rerschiedenen Zeiten ganae Fsmilien aus den Hiuddrfem dabin aus-
gewandert und haben sieb wol befunden. Ich wunderte mich darfiber, da er sich
in Wolstand und in angenehmen VerhSltnissen au befinden schien, dass er sein
schönes Besitzthum rerlassen wolle. Darauf erwiedeKe er mir: als sein Grossrater
noch auf seinem Besits Felsen mit Pulrer sprengen rousste, um Raum an schaffen,
als sie noch um jedes Grundstücli Mauern aufführten, nicht nur zum Schutz, son-
dern um die vielen Steine auf die Seite zu schaffen, ai» noch dicke, mfiehtige
Binroe standen, wo jetzt die Scheunen stehen, da wars noch eine Freude zu arbei-
ten mit Weib und Rind, bis alles dahin kam, wie es nun liegt und steht. Jetzt
aber, wo der Mann mit allem Fleiss diesen Besitz schlechterdings nicht mehr
heben kann, jetzt ist das nichts für einen Mann, der noch bei Kräften ist. Er
wolle sichs gerne noch ein Puar Jubie sauer werden lassen, wenn er dabei nur
die Aussicht habe, dass noch Raum übrig bleibt für Kind und Kindeskind, sich
1 6.6 8 e k r 6 e r
alter Schauplatz dieser Art sind jene Theile der österreichischen
Monarchie , die von nichtdeutschen Völkern bewohnt sind. Die arpa-
dischen Könige Ungarns wussten die edle Kraft des Deutschen wol zu
schätzen und haben die Siebenburger „Sachsen^, die „Sachsen" der
ungrischen Bergstadte und der Zips mit Pririlegien begabt, deren
Wirkung und Segen in Siebenburgen wol zu spüren ist, obwol durch
die gegenwärtige Zeitstr5mung bedroht, während die ungrischen
Sachsen ziemlich verkommen sind. Keine spätere Regierung hat die
Bedeutung der deutschen Ansiedelungen mehr so gewürdigt und
erkannt wie die arpadischen Konige; aber dies hindert nicht, dass
der Deutsehe, einem unabweisbaren Naturgesetze folgend, nach
und nach auf allen Puncten der Monarchie , wo es etwas zu schaffen
gibt, Fuss fasst und mit seiner Thätigkeit die fremden Gebiete der
Civilisation gewinnt. Die Gleichgültigkeit Deutschlands dieser be-
deutsamen Erscheinung gegenüber könnte nicht grösser sein, sie
geht Hand in Hand mit dem Mangel an nationalem Selbstgefühl und
politischem Sinn für das nationale Interesse. Nur diesem Umstand ist
es zuzuschreiben, dass man in Deutschland im allgemeinen besser
ttuterrichftet ist 8ber die Zustände der Rothbäute in America, auch für
ihre^age stich inniger interessiert, als über die der deutsehen Sporaden
in C^r österreichischen Monarchie, die nicht nur grösser an Zahl als
sa Y^rgrAfMrat — Ich bewoadartt an dkMQ XiMomn^ai tioM iMlbwildes
denUchea Hinterwildlen, deMcn SUmin seit 500 Mutn Ton DeuUchland los-
getrennt ist, wie treu die deutsche Natur sich denn auch hier geblieben ist! VoU-
komroen bewustt seiner geistig^en und körperlichen Überlegenheit schilderte er
mir BO«h die aBdem Nationnli Inten und wies aus ihren Gewohnheiten und Über-
liefenuigon trefend nach: warum sie neben den Deatschen nicht aufkommen
ktonea. Nicht der Uaterricfat, nicht der allgemeine Fortschritt in Deutschland,
nur die eiBgeborne ideale TriehkrafI halt diese Dbntschen noch fort und fort. —
Im Sommer 1S67 enAhlte mir der deuUche evaageliache Pfarrer ron Magjarb^l in
der Baraufer Gespanschaft: er habe jetzt einen Zuwachs von sieben »Schwaben-
gemeinden*, die er su besorgen hat, bekommen, die sich diese« Sommer in den
Urwildern Slaroniens, anfangs natfirlich obdachlos, mit Weib und Rind
niedergelassen haben, die aber gans Tergnügt und der Hoffnung sind, im nichsten
Jahre ebensoviele stattliche Dörfer su bewohnen I -» — Solche Thatsachen aus
dem Leben, die nur eine Wiederholung sind von Erscheinungen, die seit Jahrhun-
derten fort und fort in aller Stille und immer in derselben Richtung auftreten,
müssen im Gänsen und im Znsammenhang betrachtet werden; erst dann werden
sie in ihrer Bedentung erkannt werden und die Theilnahme unserer Vaterlands-
Amundf« findna« die nie v«rdiraen.
%
Ein Aii8flu{^ nach GotUehee. 167
jene Rothhäute sind, sondern gewiss auch eine grossere Zukunft
haben. Nur diesem Umstände ist es zuzuschreiben, dass man sich
abfinden lässt mit der Auskunft: diese Sporaden wollen sich ent-
nationalisieren, sie haben diese Bestimmung, werden auch in einigen
Jubren von den andern Nationalitaten Terschlungen sein; Sprach-
inseln von je 20, 50, 100, 200, 300 tausend Seelen, die sich seit
1000, seit 800, seit fiOO Jahren erhalten haben, fortwährend aus
Deutschland her verstärkt werden, sollen im 19. Jahrhundert ver-
schwinden und keine Stimme in Deutschand erhebt sich» mächtig
genug, so dass eine Antwort vor ganz Europa gegeben werden müsste
auf die Frage : ob diese Sporaden bestimmt sind , wie in Russland,
vertilgt zu werden, oder ob man, in gerechter Wördigung ihres
Wertes, ihnen ihre nationale Existenz, wenn auch nur durch
Gewährung von nationalen Unterriehtsanstalten, nach Massgabe ihres
Bedürfnisses, gönnen will I — Noch haben die Siebenbürger Sachsen
sechs deutsehe Gymnasien, eine deutsche Realschule, eine deutsche
Reehtsakademie. Die Deutschen in Ungarn, mindestens sechsmal so
stark an Zahl, haben nicht Ein deutsches Gymnasium, nicht Einei
deutsche Realschule mehr! Und schon wird das Beil gelegt auch an
die Grundfesten der Verfassung der Siebenburger Sachsen. — Sie
sind die einzigen Deutschen der österreichischen Monarchie, von
denen man bisher sagen konnte, dass deutsches Nationalgefühl in
ihnen lebendig ist. Sie hatten eine eigene nationale Verfassung, sie
hatten deutsche Schulen. Beides fehlt den Deutschen in Ungarn. Ihre
Intelligenz kann nur madjarische Schulen besuchen und wird dadurch
ihrem nationalen Leben fremd. Wer kann da erwarten, dass das
Nationalgefühl lebendig bleibe? — Eine ähnliche Anschauung gewann
ich bei meinem Ausfluge nach Gottschee im Sommer 1867.
Ich fand daselbst eine deutsche Sprachinsel, von der, als
Herzogthum Gottschee, die fürstliche Linie der Auersperge den
Herzogstitel fuhrt, von 25.916 Einwohnern <).
Dieses Völklein, an dem man bald alle trefflichen Eigenschaften
des Deutschen achten lernt, wenn man es näher zu beobachten
1} Diese Zubl ergibt sich nach deo Angaben <lea Catalogus cleri dioecetis Labacenais
anni 1867, indem ich aus dem Decanate Gottschee die sloveniscben Pfarren Fara%
Ossiunitz, Baiija Loka ausscheide und abrechne und dafür die jetat von demselbeo
getrennten deutschen Pfarren Ton Tschermoschnits und Suchen und die Orte
Stockendorf und Masern hinzurechne.
168 Schrfter
Gelegenheit hat, ist ganz in der Lage wie die Sprachinseln der
Deutschen in Ungarn. Die geistliche und weltliche Intelligenz unter
ihnen sind Slovenen» die von dem Gesichtspunkte ausgehen: wer in
Krain wohnt, ist Slovene. Ihre Jugend , die höhere Bildung anstrebt,
wird in den Schulen slovenisiert. Eine unglückliche politische Ein-
theilung Ton 1880 zerreisst das Ländchen als politisches Ganze, so
dass sie bei den Landtagswahlen, nach zwei Seiten hin betheiligt,
überall unter Slovenen in der Minorität sind — und dann frage man
nach : warum sie sich nicht röhren , warum sie es nicht durchsetzen»
dass man sie in ihrer Nationalität schütze und respectiere? — Ab-
geschnitten vom deutschen Mutterlaude und von seiner Cultur, müssen
sie verkommen und wenn sie, den Anforderungen der Zeit ent-
sprechend, nach den Mitteln höherer Bildung verlangen wollten, so
würde man sie slovenisch lehren, sowenig sie darnach auch Ver-
langen tragen! —
Merkwürdig ist es nun, dass sich bestätigt, was ich geahnt: um
all diese Sporaden der österreichischen Monarchie schlingt sich —
ausserdem dass sie ein gleiches Schicksal tragen — ein Band der
Blutverwandschaft, was bei den grossen räumlichen Entfernungen
wirklich wunderbar erscheint. Und so fühlen wir uns denn auch von
dieser Seite her aufgefordert, diese Sprachinsel, die bisher ein so an-
ziehendes Räthsel war, nicht als vereinzelte Erscheinung, sondern in
ihrem Zusammenhange mit den andern Sporaden ins Auge zu fassen.
Ilandrer. — Die Übervölkerung, HungersiiOth und Oberschwem-
nungen in Flandern im 12. Jahrhundert veranlassten Auswanderungen.
Schon früher, in der Mitte des 11. Jahrhunderts, gründeten dieFlandrer
in der Grafschaft Pembroke in England eine ansehnliche Colonie. Der
Erzbischof von Bremen bevölkerte 1 106 seinen Sprengel mit hollän-
dischen Ansiedlern. Im Jahre 11ö4 wird den novis colonis Flan-
drensibus mit besonderen Freiheiten die vüla Caryn im Meissniscben
überlassen. Um dasselbe Jahr ward eine flämische Ansiedelung, noch
später die vlämischen Herren genannt, zu Bitterfeld in der preussi-
schen Provinz Sachsen gegründet. Die ältesten schlesischen Einwan-
derer werden Flanderer und Franken genannt. Ebenso heissen die
Siebenbürger Sachsen schon im 12. Jahrhundert Flandrenses und
Teutonici. Unter den letzteren sind höchst wahrscheinlich benach-
barte Rheinländer, höher den Rhein hinauf, bis ans Siebengehirge,
zu verstehen. Die hohe Cultur dieser Flandern machte sie zu will-
Ein Aosfla^ nck Gottscliee. 169
kommenen Einwanderern; daher wurden sie gerne mit Freiheiten
begabt
Sachsem. — Eine sweite Kategorie von Einwanderern sind die
sogenannten Saxones. Das Vordringen des Sachsenvolkes im slari»
sehen Gebiet nach Sudosten , das mit Otto dem Erlauchten beginnt,
hat den Sachsennamen bis an Österreichs Grensen Torgeschoben,
ond im Zusammenhang damit steht das weitere Vordringen solcher
Sachsen, unter denen hier nicht mehr streng unrermisclite Nieder»
deutsche lu Ycrstehen sind, sondern denen sich bereits andere mittel*
deutsche Elemente beigesellt haben, in Böhmen, Mähren, Galizien.
Sie haben auch in der Zips und in Siebenbörgen die ursprünglichen
Flandrenses und Teutonici verstärkt und auch ihnen den populären
Namen Sachsen yerliehen. Besonders waren die Sachsen kundige
Bergleute, Thietmar von Merseburg sagt (II, 8): »In Otto*s Zeiten
brach das goldene Jahrhundert an. Es ward suerst bei uns (um das
Jahr 96 t) eine Silberader entdeckt**. Es war das Bergwerk au Goslar,
das um jene Zeit angelegt wurde, ?on dem man ein goldenes Jahr-
hundert ableitete, was auf den grossen Glanz hindeutet, den dies
älteste sächsische Berg^rk verbreitete. — Über die älteren Nieder-
lassungen von Franken und Sachsen in Österreich unter Karl dem
Grossen s. Budinger osterr. Gesch. S. 160.
Eine dritte Kategorie von Einwanderern sind die Ansiedelungen
des deutschen Bitlerordens, zu denen unter andern auch das Burzen-
land in SiebenbQrgen zu zählen ist, das demselben Andreas II um
1211 verliehen.
Kann man nun von keiner dieser altern Ansiedelungen mit vollem
Rechte sagen, dass sie, so wie sie sind, aus einem bestimmten
Gebiete Deutschlands herstammen, weil sie immer der Anhaltspunkt
fQr spätere Zuwanderungen aus verschiedenen Gegenden waren, wo-
durch Beimischungen entstanden sind, die den ursprunglichen Bestatd
beeinflusst haben, so werden Einwanderungen des 12. und 13. Jahr-
hunderts doch in den meisten Fällen in Eine der drei oben ange-
führten Kategorien fallen.
CiMbri. — Darum mochten denn auch Hindeutungen auf einen
solchen Zusammenhang in Sage und Mundart, wenn ihnen auch ge-
schichtliche Urkunden nicht zur Seite stehen, wohl zu beachten sein.
Solche Hindeutungen sind z. B. die von mir Wörterb. 10. 19 f. nach-
gewiesenen mitteldeutschen Elemente im Cimbrischen, das doch im
170 Schröer
Gänsen sonst den Charakter der bairisch-osterreicbischen Mundart
trägt. Die Moceheni aus Persen (Pergine), die von alten Canopi
(Knappen 9f Bergleuten) abstammen, CWtb. 9, zogen im 12. Jahr-
hundert in die VU comuni, s. CWtb. 33. Eine Sage, dass sie (gleich
den Siebenburger Sachsen) aus der Gegend von Köln am Rhein ge-
kommen seien (Hormayr*s Gesch. von Tirol 1» 136), der Umstand,
dass sie ihr Land, wie die SiebenbOrger Sachsen , de neben Perge
Rennen, die noch suweilen vorkommende Form 'o^, 'ad&£tm\iA. da»
GWtb. 114 (was ich a. a« 0. übersehen habe), lassen durch alle
baierisch - österreichischen, überwältigenden Einflasse hindurch»
meiner Ansicht nach, immer noch etwas durchschimmern, das ran
weiter her stammt
TheMMim ven llrckria. — Hier sei noch gestattet, auf iwei
Spracheigenheiten der Cimbri hinzuweisen, die um so mehr be*
achtenswerth sind, als sie sich schon in der Sprache des ThemfuiM
van Zürclaria, dessen Heimat den deutschen Ansiedelungen Italien»
80 nahe liegt, nachweisen lassen*).
Die Furcht keisst cimbriseh vorie f., furchten t^orf^ii , vürten
CWtb. 122. Und so reimt denn auch bekanntlich Thomasin vorA^/jMr^
S99 f. vorht.'dori 2435. 2847. dortivorht 5S85. ort:vrht 6678.
Die übrigen Reime Thomasin's, die für einen Ausfall des h sprechen,
gehören auf ein anderes Blatt Dieses vort für Furcht ist md. nd.,
erscheint auch einmal alemannisch, und die Beispiele Weinh. bair. Gr.^
%. 194 widerlegen das von Pfeiffer über den Lobgesang, Freie
Forschung S. 119, ausgesprochene nicht. Die Übereinstimmung des
heutigen Cimbrischen selbst im Vocal ist jedenfalls beachtens-
werth. In neueren bäurischen Hundarten findet Schmeller an der Nah :
fiirt ^. 433.
Das Schwanken zwischen s und seh in der Aussprache, derart,
dass man nicht weiss ob man « oder seh hört, findet sich an der
norditalischen Grenze bei Italienern, Deutschen und Slovenen. Der
Gottseheewer spricht mhd. s durchaus wie weiches (tönendes) seh.
1) Sowohl Knappe «U anch Kaabe aclMiiien nicht dsteireichische Ausdrücke,
Knappe sogar durch nd. Einfluas, etwa vom Niederrhein gekommen. Gr. Wtb.
V, 1342.
*) Der welsche Gast wurde um das Jahr 1216 beendet, wie aus Zeile 11, 717
ersichUich ist, was zuerst Pfeiffer bemerkt lu haben scheint, s. dessen Walther,
2. AttStf e, S. ZVZ. Freie Foraehung S; iSl.
Ein Aatil«f^ neb GotUckee. 171
trmiosiaeh je f «ueh ror w: §bärz a. dgl., z. B. fam» ^o, ifi, Ua^en^
röa^e^ hin^t. Der Furlaner spricht: tu vitis in tantis migeriig: tu
wiurisch in tantiseh miseherÜ9ch> Länder- uad Volkerkunde. Prag
1829. Bd. 18. S. S61. Der Slovene sprieht: glai^ taviint, iaga:
das» tausend» SSge. Cimbrisch lautet « fast wie seht 8. CWtb. 4S.
Und hieraus erklären sich denn die Reime bei Thomasin: kunst:
wunsM" 9225 und kan$t:wunsdii 8901.
An Reime von d und g^ die bei Thomasin rorkommen» wird
uns die Gottscheewer Handart noch erinnern. S. das Wörterbuch
unter JD <).
Sachsen in DalMatlen. — Hier sei denn auch noch erwähnt; was
bisher wenigen bekannt sein durfte, dass die Spuren Ton sächsi-
schen Ansiedelungen, wenn auch nicht in Istrien und Venezien,
so doch in Dalmatien aus dem 13. Jahrhundert historisch nachge-
wiesen werden können, worauf mich der Herausgeber ron Safafik's
gesammelten Schriften, Herr Sectionsrath von Jire^ek aufmerksam
machte. S. darüber Miklosich: Monumenta Serbica, ViennaBl8K8, LII
(anno 1240 — 1272): Stefnnus Uros, Serbite rex confirmat priyilegia
Ragusinis, a patre coftcessa, et statuit controrersias inter. . . • .
Saxonem et Ragusinum a duobus judiciis dirimendas esse, quorum
unus Saxo alter Ragusinus sit
Lni(1240 — 1272).St Uros priyilegia mercatoriaRagusinis con-
cedit. Dabei ist die Rede von Biutgeld (vrmda) , welches für einen
Mord zu zahlen ist »wie es die Sachsen zahlen (kako i Sasipldeaju)**.
*) Sehr bedauerte ich, ein devttches Gedicht eines Krainers ans dem
14. Jahrhondert, das handschrifUich indem fursUich Auerspergisehen Archir
tn Laibach noch im Jahre 1662 rorhanden war, bei meinem Avfeattialt in Laibaeh
1867 nicht mehr su finden I So sehr ich suchte — ee int Terechwunden I — Eine
Nnchriehi davon gab F. ron Radios in den Mittheilungen des historischen Vereine
für Krain 1862, Seite 95: ,Hs. No. 186, morales concionatoria XIV. Jahrb., ein
Zweigesprfich swischen Satan und dem Herrn in mhd. Sprache und
in Reimen von Otto dem Rasp. Dieses Gedicht ist nun das erste in deutscher
Sprache des Mittelalters bekannte ron einem Rrainer herrührende und daher ron
dem grftssten Interesse. Ich hoffe, dass das nihere gründliche Eingehen in dieses
Schriftstuck wichtige BeitrSge lur Cnlturgeschichte Krains im 14. Jahrhunderte,
sowie für die Geschichte d. deutschen Sprache liefern wird**. So Herr v. Radios.
Noch mache ich darauf aufmerksam, dass Herr Ton Radios in dem a. a. 0. gege-
benen Bericht über das Auerspergische Archiv zweier Hss. des Schwaben-
spiegel, die ich daselbst eatdeokte» auffallender Weise, nicht gedenkt.
172
8 c b r d e r.
Safarik Pamatky (Prag 18S1) p. 44 Gesetz des St. Dusan voa*
13S6 handelt ?on Waldrodungen der Sachsen.
Über Streitigkeiten zwischen Sachsen und Ragusanem werden
ähnliche Bestimmungen wie oben wiederholt 1387. 1389. 140S. 1428.
1445. Miklosich a. a. 0. CXCV. CXCVI. CCLI. CCLH. CCC. CCCL.
In Safafiks gesammelten Schriften (sebrand spisy) UI, 74
werden deutsche Ansiedelungen in Novo Brdo» Kiprovec und Thernovo
erwähnt. Novo Brdo wurde 1455 von Sultan Hehemed erobert» 1466
wurde die sächsische Kirche daselbst yon den Türken genom«
men. Alte Grabsteine sollen noch alte sächsische Namen und In-
schriften aufweisen.
^•ttsckee. — Die deutsche Ansiedlung Ton Gottschee gebort nun
jenen älteren Ansiedelungen des 12. und 13. Jahrhunderts nicht an«
Wir werden sehen, dass nicht nur die Annahme von Zeuss, der sie
für einen Vandalenrest hielt» unhaltbar ist, sondern dass ihr Länd-
chen sogar um die Mitte des 14. Jahrhunderts noch eine unbewohnte
Wildniss war. Die Mundart zeigt Verwandtschaft mit den nächst ge-
legenen deutschen Gegenden von Steiermark, Kärnten» mehr noch,
was bemerkenswerth ist , mit den entlegeneren Cimbri. Über die Stel-
lung zu den Mundarten des ungrischen Berglandes werde ich weiter
unten noch sprechen. Was aber besonders und in auffallender Weise
die Gottscheewer Mundart von den genannten Muudarten unterscheidet,
das sind Spuren schwäbischen oder allgemein alemannischen und
mitteldeutschen Einflusses. Möglich, dass das wenige, das auf
Mitteldeutschland oder Niederdeutschland hinweist, mit diesen ale-
mannischen Elementen eingebracht ist ; wahrscheinlicher noch scheint,
dass man neben einer alemannischen auch eine fränkische Zuwande-
rung wird annehmen müssen, was auch zu der Th. Chronischen An-
gabe stimmt. Ob nun diese alemannischen Zuwanderungen durch
freisingische Colonisationen oder durch Beziehungen der Orten-
burger zu erklären sind, dies müssen uns die Historiker aufklären.
Dass der jetzige Bestand der Gesammtbevölkerung von Gottschee
nicht rein auf eine einzige Einwanderung zurückzuführen ist, son-
dern dass sich dieselbe nach und nach noch durch Zuwanderungen
verstärkt hat, ist kaum zu bezweifeln. — Wie es um die Frage der
deutschen Niederlassung von Zarz steht, das habe ich unten
S. 194 erörtert. Vielleicht fordert die dürftige Nachricht solche, die
dazu in der Lage sind, zu weiteren Mittheilungen auf.
Ein AmaMmg uck GMtselM«. 173
2. Die Ansiedlnng in Qottschee.
Es sei mir eriassen» die Tielen, Dameotlich in letiter Zeit
häufig gewordenen Nachrichten Qber Gottschee in BSehem»
Zeitungen und Jahrbüchern, auf die ich gelegentlich noch zu
sprechen komme , hier aufzuzählen 9, und bei abenteuerlichen Ver-
muthungen » wie die Ober ihre Abstammung ron Goten, Goto-Sueven
u. dgl. zu verweilen, die doch nicht derart sind, um in wissenschaft-
lichen Kreisen ernstlich Eindruck zu machen; doch muss ich einer
Annahme gedenken, die nicht nur in Ansehung ihres Urhebers, der
zu unseren grossten Forschern zu zählen ist, sondern auch wegen
der Torgebrachten ansprechenden Grunde, Erwähnung verdient , um-
8«mebr als gerade diese gewichtigste Annahme den Verfassern von
Abhandlungen und Aufsätzen über Gottschee, die bis in die jQngste
Zeit erschienen sind, entgangen ist. Ich meine die Annahme von
Kaspar Zeuss, der in seinem Werke: „die Deutschen und die
Nachbarstämme'' (1837) S. 454 f. S89f. und 614, die Gottscheewer
für einen Rest der Vandalen hält« der in Pannonien zuruckblieb,
indem Godegisil sein Volk in die Westländer Ober den Rhein führte.
Procop. de hello vandal. I, 22. Hierzu kommt, dass Constantinus
Porph. de admin. imp. Cap. 30 unter den Städten des Bans von Croa-
tien ein FgutC^xcc (al. FcurC^^d) nennt, wobei Zeuss an das populus
Guduscanorum oder Goduscanorum, welches nach Einhard's annal.
(z. Jahre 8 18. 819) an derKulpa wohnte, wie jetzt die Gottscheewer,
auch Abgeordnete an Ludwig den Frommen sandte u. s. f., erinnert. —
*) Dm BMcliteMwartkctto ist MtlMltMi ia J. W. YalTaitor^: di« Ehrt des Herso^
Vkwm» Krtin (tSSe), 4 FoUsnto«; in siae* oft (nsssnUich Ton Rs4ics) beasUten,
abar air^ad gcasaataa AaTsats ia J. M. Schottky's Voncit aad Geyeawart. Pos«a
Wi MsBck. ISia. f. Bd. S. Stick, 8. 257 kis 27S: das Henoftbas» GotUobes,
basproebea dareb Prof. Riebter aad voa Radasb. — Das Baste wer inaier nocb
die Sebrift Toa Tb. Else: Gotsebaa aad die Gotscbeewer. Aas des 3. Jabresbeft
des kraia. Lsadesaiaseaas. Laibaeb lS6i. — Uaa bat wiedcrbolt ia Zeitscbriflea
iber Gottsebee ^esebriebea, s. aMiae Darstellaag 8. 13. Ebeaso Radics a. A.
Dabei arardea gewisse Spraebprobea iMaer wieder abgedrackt aacb baadscbrifl-
Ucbea Mittbeilaagea, obae RAcksiebt aaf die gedraekte QaeUe, aas der sie abge-
sebriabaa warea. Ia folgeriebtiger Scbreibaag ist keiae dieser Aafseicbauogea
gegebea, daber sie raa der Maadart aar eia verwirreades Bild gebea. An treae-
siea scbriebea Radesb ia jeaea aKaa AalMtaa aad A. Ricbtar bai Promaa VI, 521.
174 Sch rfl er
Diese Goduscani konnten nun wol auch Goduscani geheissen und
ihr Land Godnscauia, Goduscauua genannt haben (was wol Got-
schaua, Gotschowe. Gotschau, kaum aber GotschSwe, Gottschee
geworden wäre). Zu Gutzicd, Gutzisca würde das halb und
halb wol stimmen.
Es ist kaum zu bestreiten» dass jener Vandalenrest , wenn
die Erzählung wahr ist, möglicherweise (ähnlich den Goti Tetra-
xitae i) am Caucasus » aus Männern des Friedens bestehend), wäh-
rend die andern der Drang nach Abenteuern hinaustrieb, viel-
leicht gerade in Krain zurückblieb. Ob der Name der Goduscani mit
den Vandalen , ob er mit Gutzisca und dann wieder mit krainischen
Ortsnamen, wie Go6e (im Wippacher Decanat) , Gottschee,
Gotnavasbei Rudolfswert^ zusammenhängt, wird eben so schwer
sein zu beweisen, als geradezu zu bestreiten*). Wenn auch die
Goduscaner und Gutziker nicht Gottscheewer, so konnten die
Gottscheewer doch Vandalen sein. — Hier musste nun einmal die
Mundart von entscheidender Bedeutung sein. Um diese aber kennen
zu lernen, gab es bei der Unzulänglichkeit der Nachrichten darüber
(s. meine Darst. 23 f.) kein anderes Mittel, als hinzureisen , was mir
denn auch im Sommer 1867, so wie 1858 ins ungarische Bergland»
durch Unterstützung der kais. Akademie der Wissenschaften möglich
geworden ist «).
^) Ich weiM Dicht, worauf MaMmann aospielt, indem er, ron diesen Goten spre-
chend, antraft: ,wie schneU haben neuere die Gottscheer herbeicitiert!* Haupt
I, 364.
*) Wie fett Zenss an seine Annahme, die Gottacheewer seien jene Goduscaner, g^laubte,
erhellt a. a. 0. S. 614, wo er den Teit bei fiinhard durch ein Comma emendiert,
weil Borna nicht lugpleieh am Timok «und in Gottschee gebieten konnte''. —
l)r. Kandier in Triest, ein mit diesen Gegpenden y ertrauter Forscher, schreibt mir
über die betreffende Stelle Conetantin's (6 Bodtve; aurdtv xparec n^v Kpißavocv,
rfjv Air^av, x«l rjjv Tovr^i^xa): „der Bonus besaas drei LSoder — römische
Grossgemeinden — Lika, CorbaTia und GuMca, das beutige Ottochas an Flusse
Gazska (olim Avendo), drei fiisthümer im eidlichen TheUe Libumie tharsalicensis*
Damit wire Gutsiaet erledigt, wenn auch der nShere Nachweis noch erwünscht
wire. Dass die G o d u ao a n • r aber mAgUaherweiae wohl Gutziscaner, gewisa
nicht Gottscheewer waren, erhellt aus der SteUe a. a. 0« bei Einhard : Borna ad
Colapium florinm Liudewito ad se renienti oocureas — die ILulpa lag demnach
den Goduscanem nördlich; ffir Oottachee liegt sie sudUch. Das ist entscheidend.
') Zu Dank rerpflichtet bin ich ausserdem noch dem hohen Ministerium des Innern t
das mir dwrek Arenndlielie Knipfehlang an die Behörden förderlich war» ebenso
Bis A«sl«f Mdi G«IUclMe. 175
Dm Verwirrende des ersten Eindmekes einer Mundart» deren
Lavtstand zam Theile aus allen Bahnen des Erhörten heraustritt, und
dessen Regel, durch den Einfluss der Sehriftspraehe oft Yerhüllt , oft
gefälscht erscheint (wenn z. B. alle fwaw, alle w m i werden und
daher w gewordene f, für ursprungliche 19 gehalten, loweiien zu i
überspringen, oder zu i gewordene w^ geziert, w, und, ab w fiOr
ursprQngiiehe f gehalten, f gesprochen werden «) , so dass man sich
manchmal in einem schwindelnden Kreisläufe wechselnder Laut-
yerhiltnisse befindet), einige auflSlIig alte Formen, dazu abnorme
Erscheinungen, wie die scheinbare weibliche Vergrosserui^^ssilbe -o,
neben der Verkleinerungsform -e und einer Form für den Ausdruck
des Spottes -oto — alle diese Dinge erweckten in mir anfai^ aller-
dings Gedanken, von denen auch die Möglichkeit ausserordentlieher
Ergebnisse meiner Forschungsreise nicht ausgeschlossen war. —
Solche Erwartungen schwanden noch in den ersten Tagen meines
Aufenthaltes in Gottschee, gleich einem Morgennebel ! und es erschie-
nen bald alle die neuen, immerhin interessant«!! Erscheinungen, im
Ganzen durchsichtig und klar in ihrem Zusammenhange mit Be-
kanntem. Der Werth desjenigen, das sich in Sprache und Überlie-
ferung in Gottschee Yorfiadet, wird daher nicht darin zu suchen sein,
dass es von einon erloschenen deutschen Volksstamme uralte Reli-
quientrümmer wahrt, sondern nur darin, dass es von dem, was aus
der Vorzeit noch im 14. Jahrhundert lebendig war bei unserem Volke,
sehr yieles, mit bei weitem grösserer Treue bewahrt als andere
Stämme , die, weniger abgeschieden lebend , im Strome des Cultur-
lebens alte Erinnerungen mehr abgestreift haben. In dieser Art
bietet Gottschee jetzt noch eine reiche Fundgrube, aus der ich frei-
lich nur Proben vorweisen kann.
Sr. ExcelleDi Grafen Anton Anenper^ . In Knin wUfi den Herren K. Detcbniinn
nnd A. DimiU für Bmpfehlnngtbriefe nnd frenndlick bethiU^ Tlieilnabme in der
Laibacber Zeitung:, den Herren Plbrrem Stearer In Mitterdorf, Rriae in Morobiti,
Rrombhoii in Altlatg und Lobbe in Rieb, endlieb den liebgewordenen Freunden
in Oottecbee, den Herren Dr. Wenediekter nnd Apoibeber Bnmne fSr freundlicbe
Anfnabme ! — Für acbriftlicbe Mittbeilnngen babe kb beaondera sn danken Herrn
Stnd. Tbeol. 6. Jagflitscb nnd Herrn Mag. Phara». R. Brenne nnd Caplan
Parapnt.
*) Friderlebatein beisst richtig: Wridnuekti^im^ gefalselit Bridraicbatoin, Bidrabtoin ;
Wald betest ricbtig : Bmud, gefileobt: Fand, Fald; Feld ricbtig: Wtmd^ geOlscbt:
Band. Namen scbwanken, s. B. fWcAfe wird bald Buckm^ bnid Wmkm n. dfi. m.
1 76 8 € h r A e r
D<is Gebiet Ton Gottschee ist derjenige Theil yon Krtin, der
wegen Unwegsamkeit, noch lange nachdem das übrige Land urbar
gemacht war, eine nnbetretene Wiidniss bildete. Indem man im
fibrigen Krain Qberall romische und barbarische Alterthümer findet,
80 ist in Gottschee noch nichts aufgefunden worden , das andeutete,
dass Yor dem 14. Jahrhunderte ein menschliches Wesen dieses
Gebiet betreten. Deutsehe mussten kommen um hier einzudringen
in die Wiidniss; Slovenen bitten es nie unternommen, ganz wie im
ungrischen Bergland, wo zur selben Zeit als in Gottschee,
in gebirgigen, steinichten Waldungen, die die umwohnenden Slo-
Taken nicht zu benutzen wussten, Yon den Bergstädten aus, jene
deutschen Niederlassungen geschehen sind, die man die HSudorfer
nennt. S. meine Darstell, der Mund. d. ungr. Bergl. S. 144.
Und so bietet denn auch die Mundart von Gottschee keine
Spur von Eigenthümlichkeiten dar, die, selbständig aus uralter ran-
d alischer oder gotischer Wurzel entsprossen, unterschieden von
den Mundarten sigambrischen, markomannischen und alemannischen
Stammes, sich entwiekelt haben konnten.
Während dessen nun, als diese Anschauungen sich in mir bei
meinem Aufenthalte in Gottschee immer deutlicher hervorbildeten,
hatte mir Prof. J. Zahn in Graz freundlichst die Abschrift einer Ur-
kunde nach Gottschee gesendet, auf die ich durch die Anmerkung
bei Elze S. 7 geleitet wurde und die ich hier, nach dem ich sie mit
dem Original im k. k. Wiener Hof- und Staatsarchiv verglichen,
wobei mir Herr Regierungsrath y. Meiller freundlichst behilflich
war, vollständig mittheilen will.
Sie enthält die bisher bekannte älteste Erwähnung des Namens
Gotschö, wenn auch nicht zu bestreiten ist, dass die Gegend wo
dieses Gotschö entstund, schon hundert Jahre früher als Lehen
von den Patriarchen von Aquileja den Ortenburgem verliehen sein
mochte. S. Tangel, d. Grafen von Ortenburg I, S. 222. H, 2(1. 40 <).
So wird auch aufzufassen sein die Angabe im Catalogus cleri Laba-
rensis (1867 S. 131): «^nno 1247 regio Gotho - Svevorum cum
Omnibus adtinentiis Friderico Ortenburgico concessa est etc.**,
f.— ^— ^^»^■^— ^~ 1" — ■ — — ^i»
1) 1339 ward zur Capelle 8t. Barthelmi xa Moawald eine Seelaorg«atation errichtet
(Tangel II, 163). Wenn hier erlaubt wire, an die alte Bartholomiuakirrhe bei
Gottschee and an daa Dorf Motwald bei Gottaehee am denken, ao nfisste Moawald
ilter aein ala Gottaehee.
A«stif mHi 6otts«he«. 177
•bw«l Irier irgrnd eine Ungeiuioigkeit oder ein llisrerstündniss
selion M» dem Umstände klar ist, dass am jene Zeit ein Friedrich
T. 0. nieht nnehzn weisen ist Vermuthtliefa ist für 1247: 1277 lo
setien, in welebem Jahre» 20. Sept» die Belehnang Friedrichs t. 0.
stattfand. Tangel IL 40.
ürkoBde vom 1. Hai 138S.
Nos Lodouieus dei gratis saiictae sedis Aquilegensis patriarcha
ad memoriam aeternam esse uolumos qood ad nostmm dedacta noti-
tiam» quod in quibusdam nemoribus seu siluis iufra confines coratae
ecciesiae saiicü Stepbaiii io Reiflfniz nostrae aquilegiensis dioecesis,
et in eius cura seu parochiat quae inhabitabiles erant et in-
cultae, multae bominum babitationes factae sint et ne-
mora buiusmodi ac siluae ad agriculturam reducta et non mo-
dici populi congregatio ad habitandum conueoit jn quibus quidem
lods per habitantes ibidem» ad honorem dei, et gloriosae Yirginis
matris et ad consolationem dicti populi et subsequentium atque de-
notionis augmentum, de nouo quaedam ecciesiae constructae suut
Tidelicet in Gotscbe, Pöian» Costel» Ossiwnix et Gotenix
et una infra conGnes cumtae ecc1e>iae sancti Petri in Ratmansdorff»
▼idelicet, in Chraiuau i) etiam dictae nostrae dioeeesis de nouo facta»
consentiente» et concedente filio nostro in Christo carissimo specta-
bili eomite domino Ottone de Ortenburg, in cuius dominio et juris-
dictione territoria esse et consistere buiusmodi dinoscuntur« Nos
deuotionero dicti populi ibidem congregati ut suarum manuum la-
bores roaiiducent paternis aflectibus aduertentes et cupientes ani-
marum ipsorum prouidere saluti, ut per buiusmodi prouisionem ad
deuotioois et charitatis opera feruentius animentur, supradicto comiti
eiusque baeredibus cuncedimus nostro et successorum patriarcharum
nomine injitituendi et ordinandi in dictis ecciesiis sacerdotes ydo-
neos, per quos celebrentur diuina, cura animarum exerceatur salu-
briter» sacramenta administrentur ecclesiastica et seruiatur lauda-
biliter in diuiuis. Quorum sacerdotum praesentationem ad dictos
comitem suusque haeredes pro eo, quod <) in ipsius dominio et juris-
') Kronau in Ober-Krain.
*) In der Originalurkunde im k. k. Staat«*, Hof- und llausarchiv iat rrvichtlirh, data
der Text uraprünglieh to lastete. Eine tpftttre Haad hat die Worte yre re ^uo4
SiUb. d. phil. bist Cl. LX. Bd., I. llfU 12
178 S e h r ö e r
dictione praedicta consistunt, spectare decreuimus et uolumiifl et
ipsorum confirmationem io ecclesiis praedictis yidelicet Go lache»
Polan, Costel» Ossiwniz et Goteniz ad plebanum aeu recto-
rem in Reiffnitz et ecelesiae io Chrainaw» ad plebanum aeu rectorem
in Rattmanstorff» sub quorum curis et parochiis esse noscantor« q«i
quidem sacerdotes» plebanis praedietis et ipsorum ptebibus in Omni-
bus subsint, obediant et Intendant, ac ipsis reuerentiam debitam ex-
hibeant et honorem quodque eontradictores et rebeiles auctoritate
nostra ecclesiastica censura compellant In quorum omnium testimo-
nium praesentes fieri jussimus nostri sigilii appensione muniri.
Datae in Castro nostro Vtini prima die mensis Maij sub anno domi-
nicae natiuitatis miilesimo trecentesimo» sexagesimo tertio» indie-
tione prima.
Wir sehen aus dieser Urkunde» dass der Patriarch Ludwig
▼on Aquileja um diese Zeit erfahren habe : dass in gewissen Hainen
und WSIdem in der Nachbarschail von Reifnitz und zu dieser PTarre
gehörig, in Gegenden» die bisher unbebaut und unbewohn-
bar waren» viele Menschenwohnungen entstanden und dass diese
Haine und Wälder nun urbar gemacht sind. Es sei eine yolkreiche
Niederlassung zu Stande gekommen und habe Kirchen gebaut in (der
Gegend) Gotschd» Pölan, Costel» Ossiwniz und Gotenitz.
Es ist damit nicht ausgemacht, dass damals schon eine Ortschaft
GotschS genannt wurde. Die Stadt Gottschee beisst noch jetzt
schlechtweg: die Stadt, und wenn man sie näher bezeichnen will»
die Stadt in der Gottschdabe d. i. in dem Gebiete Gottschee.
— Was nun dieser Name bedeutet, welcher Sprache er angehört»
ist schwer zu sagen. Sowohl in Gottschee^ als in Goieniiz, ebenso
in einem dritten Orte in Krain : Goina vas (wie ein anderer Ort
Stovenska vas heisst), Gotendorf» ist die Silbe Goi enthalten. Ein
Familienname Goi und Code ist bei denCimbri und in Gott-
schee nachzuweisen. In Gottschee scheint aber der Stamm
gotsch enthalten. Nach heutiger Aussprache (der zu Folge
mhd. Gotschi ahd. Gotschiwa anzunehmen ist) wurde Gotschdab
als gotes iwa (Gottes Recht) und als gote» si (Gottes See) gut
u deuten sein» letzteres besonders in Hinblick auf die Runse, den
▼erundert in et 9ucee»90re» gut und 9% ist der Text aach xn lesen in den Bof-
•cliatsgewdIi>bQchern im ArchiTe der k. k. SUttbalterei tu GrMlx tom. ir. pag. 61'
Rin Ausflug nach GotUcbee. 1 I 9
wunderbaren Bergstrom» der die Stadt Gottschee einschliesst und
unweit der Stadt in voller Kraft entspringt, um unterhalb derselben,
ebenso plötzlich zu Terseh winden, ein Wundersee! — Einer solchen
Ableitung ist aber entgegen die Schreibung des Namens in obiger
Urkunde, die in jener Zeit nicht leicht die Zusammenziehung goU
flir gottB und gewiss nicht die Verwandlung des s in teh aufweisen
wQrde, wenn jene Deutung richtig wäre. Und dieses scA wird fest-
gehalten Tom 14. Jahrhundert bis in unsere Zeit. Die Schreibung
ist immer Goisehe» im 15. Jahrhundert, erst 1496 finde ich Goi^
9ekee. Merkwürdiger Weise auf dem Gottscheer Stadtsiegel
Ton 1471: ngillum eiuiiaik in Kotnchew (d. i. Kotsch4w*) mit k^
indem früher und später g geschrieben wird. Die sloTenische
Benennung von Gottschee ist HoS^zje^); so findet sie sich bei
allen alteren Schriftstellern und in dem Familiennamen Hoc^var, der
sich in Krain nicht selten findet, hat sich diese Form festgesetzt
Neuere Schriftsteller schreiben Kocdvje und leiten dann den Namen
Ton Uca die Hütte ab, eine Ableitung die nur dann angenommen
werden konnte, wenn die HQtte auch k6ca hiesse. Aber Gottschee
ist nicht der Name Ton Hätten, ursprunglich nicht der Name einer
Ortschaft, sondern einer Gegend im Urwald. — Wenn ich nun
auch die gewohnliche Ableitung aus dem Slovenischen nicht an«
nehme, so will ich doch nicht fibergehen, dass alle fünf in obiger
Urkunde genannten Orte (Gotsehe, Pölan, Costel, Ossiwniz,
Goteniz) undeutsch aussehen*). Am deutlichsten sloTcnisch ist
Pölan» sl. poljdna die Ebene (wenn auch, und dies ist bemerkens-
werth, mit deutschem Umlaut, also in germanischer Form, durch den
Bluhd Ton Deutschen dem Patriarchen Ton Aquileja bekannt ge-
worden, bei Deutschen in dieser deutschen Form in Gebrauch). In
*) »Sie hcMseo* (die GotUcheewer) »craineriscb HoUcbeuarie oder HotUcheTurie"
TalTaaor VI, 299. Ein Dorf Hocevje finde ich auch bei (i utenfel d (wieder ein
Gotenfeld tl Dobrepolje) im ReifniUer Decanat; ein drittea Kocevje, das ieb auf
keiner Karle finden kana, toll bei Tachemembel liegen. S. Rudeah. a. a.D. S. 264.
<J SloTenische Ortanaoien, die Tielleicht örUicbkeiten bezeichneten, bevor aie tu
Dörfern geworden aind, finden aich in mehreren ganx deutschen 0. t«n, wie wir
sehen werden. Aber auch sloTenische Fumiüennamen, die nur aum Thcil Ober-
scuutigen deutscher Namen sind (s. HlfU) JagIKsch). — Ein Beispiel, wie die
Namen deutscher Ansiedelungen amtlich übersetit werden, fShrte ich an Darstel-
lung (s. AbkQrzungen unten 8. 287) Seite 13.
\2*
180
S c k r ö e r
eigentlich deutschem Goltschecwer Gebiet Uegen davon jetzt nor
Gottschee und Gütenitz; Püland» Costel und Ossiunitz sind jetxt ganz
slovenisch, womit freilich nicht gesagt ist, dass sie es ursprünglich
waren. Sie liegen an der Grenze von Gottschee und sind vieiieicht
im Laufe der Jahrhunderte slovenisiert worden. Aus obiger Urkunde
ergibt sich mir mlmlich folgendes Bild von der ursprünglichen Ansie-
delung in Gottschee. Bei der Bevölkerung von Krain hatten die Ge-
genden der benachbarten Wildniss allgemeine Namen wie : Uoei^je*
Gotnicat Poydne, deren erstere beiden vielleicht uralt und daber
schwer zu deuten sind, indem die letztere die Örtlichkeit als Ebene
bezeichnet, wie das benachbarte Thal (Dol) an der Kulpa.
Ossiunitz bezeichnet sein Name vielleicht als Neuland» Aiuaat»
wenn es gestattet ist an slovenisch aejdti (säen und sieben) zu dec-
ken, wobei mir die slovakische Form asywdm vorschwebt. Koatel
(vonlat castellum: Burg, slovakisch: Kirche) bei Fara (/iira be-
deutet jetzt slovenisch: Pfarre, eine schon wegen des Anlautes un-
slaviscbe Form, wohl ursprunglich aus nocpouia, parochia zunächst
aber aus dem Deutschen abd. pfarra und farra entlehnt) hat wel
von einem kirchlichen oder weltlichen Bau seinen Namen. In diesen,
bis dahin unbewohnbaren Gegenden (^Hainen und Wslldern** wie
die Urkunde sagt) hat sich um die Mitte des 14. Jahrhunderts zahl«
reiches Volk angesiedelt und Kirchen gebaut in Gottschee (so hiesa
ursprunglieh wol die Gegend etwa zwischen Milterdorf und MSael,
die jetzt das Land heisst), in Gotenitz (der Gegend die jetzt daa
Hinterland heisst) und an der Siidgrenze von Gottschee in Ptf-
land, Costel und Ossiunitz. Die neuen Ansiedler haben die Namen der
Gegenden, wo sie schon benannt waren, angenommen und nur neu
entstehende Ortschaften neu benannt. So erkläre ich mir die slove-
nischen Namen auch noch einiger anderer Orte mitten unter deutschen
Ortsnamen, in deutscher Gegend von Gottschee. z. B. Malgern
(sl. mala gora: kleiner Berg), Tappelwerch (sl. topli verh: Warm-
berg) u. a. Das Gebiet von Gottschee dehnt sich nördlich bis über
Altlaag hinaus, östlich bis Maschen (zur ^Masche** sl. Cennosnjice^
amtlich jetzt TschermoschnUz).
Es fragt sich nun, ob diese Ansiedler, die auf einmal „unbe-
wohnbare Gegenden- in weitem Umkreis urbar machten, Deutsche
waren? Die von Gottschee und Gotenitz waren es bestimmt, dalur zeigt
schon der Pfarrer Johannes Zengg (al.Zin k) aus Schwaben
Ein Ausflug nach Gottscbee.
181
(Metnmingen) , der in Riegg, Gottenitz, Prausenprun-
II en (? etwa Pruse) vom Jahre 1370 bis 1414 wirkt. Zu Gottscbee
wirkte 1393, so viel bekannt ist, ein Plebanus Hermann us.
Ich mochte glauben, dass auch die anderen Rodungen zu Polan,
Koste! und Ossiunitz von Deutschen gemacht wurden. Deutsche haben,
wie gesagt, Bahn gebrochen und gezeigt, dass man wohnen kann in
Gegenden, die anderen Volkern unbewohnbar schienen >). Obwol
die Namen von Gottscbee und von Gottenitz nicht deutsch sind»
waren die ersten Bewohner dieser Orte Deutsche und, wenn nun gleich-
zeitig mit ihnen auch jene anderen in unbewohnbaren Hainen gele-
genen Orte urbar gemacht wurden, so geschah dies wahrscheinlich
atfeh durch neuangekommene Deutsche; hätten die Slovenen
Lmst gehabt, in diese Wildniss einzudringen, so konnten sie dies
Ifiiigst versuchen, aber es geschah erst jetzt» w'O eine Einwanderung
von Tauiienden unternehmender Deutscher stattfand und wird denn
aoeb durch sie geschehen sein. Daf&r scheint mir stark zu sprechen der
Umlaut in dem Ortsnamen P o I a n, der in der Urkunde von 1 363 — ich
habe das Original im Staatsarchiv eigens desshalb eingesehen» — zwei-
mal vorkömmt und mit der lebenden Mundart übereinstimmt; es heisst
auch Jetzt noch Pol and. Weder der Graf von Ortenburg, noch der
Patriarch wurden den Ortsnamen germanisiert haben, und die Form,
in der sie ihn urkundlich nennen» ist gewiss die populäre, bei der
Bevölkerung übliche; eine Bevölkerung aber, die eine von Slovenen
Potj6ne genannte Ebene Pol an nennt, kann nicht slovenischer
Zunge isein.
Woher diese Deutschen nun kamen» ist die nächste Frage. Die
Mundart antwortet darauf: es sind im Ganzen Markomannen» die
Mundart hat im Ganzen den Charakter der baierisch-5sterreichiscben
Ostlechmundarten, aber mit einem alten Zusatz von Schwaben und
Fi'anken her, durch den sie» bei grosser Verwandtschafl mit der
Mundart der Cimbri und der Kärntner, sich von diesen in vielen
Wortformen und gewissen Lauten unterscheidet
Die Schwiegertochter jenes Otto von Ortenburg, zu dessen
Zeiten Gottscbee bevölkert wurde, war Margaretha geborne von Teck
und Hohenlohe, ihr Bruder Ludwig ward später Patriarch von Aqui-
*^ Gani to wie unter dea SIoTaken im ungr. Bergland die Gegenden der Hiadörfer,
die gleichzeitig mit Gottscbee gegrfindet wurden. Siebe Seite tS3.
182 S c h r ö • r
leja. Die Besitzungen dieser Familie reichen nun in schwfibisebcs
und fränkisches Gebiet. Der Schreiber der Grafin, dann Pfarrer iu
Rick» J. Zink» war aus Memmingen» und zu ihm kam Burkard Zink»
sein Neffe und dieser war von ihm, wegen der Schule „in die Reif-
nitz in die kost gedinget zu ainem biderben man Hans Schwab»
der war graf Fridrichs baumeister zu Ortenburg** (wie B. Zink
erzahlt). Dieser war wol auch ein Schwabe 9.
Hier haben wir nun einer Sage zu gedenken, der Else ge-
schichtlichen Werth beilegt. Vaivasor erzahlt XI, S. 194, der Bischef
Thomas Chron habe im Jahre 1KU9 im freisingischen Archiv m
Bischoflack folgende Nachricht abgeschrieben : „Carolus IV. Impe-
rator, rex Bobemiae, delictis Franconibus et ThuriDgisad
petitionem Frrderici comitis ab Ortenburg, dedit ei 300 Tiroa con
conjugibus et liberis in servitutem, qui alias debebant puniri propter
rebellionem: quos transmisit ad silras ubi nunc Gotsevia est: qui
processu temporis, excisis arboribus, Septem ecclesias parochiales
erexerunt"
Überraschend ist nun, dass von den sogenannten Hfiudorfem im
ungrischeu Bergland, die mich schon so oft an die deutschen Gottscbee-
1) über Burkard Zink t. die Chroniken der denUchen SUIdte rom 14. bb ia«
J6. Jahrhundert. Leipzig 1S6S. V.Bd. Chronik dea B. Zink 1368—1168. B. Ziak
ist geboren an Memmingen 1396, wo aein Vater »ein gewerbic man* war, der
aich durch aeiaea Haadelabetrleb aaeh der Steiermark «dr and gaei*
erworben hatte. — Burkard Terüeaa mit dem 11. Jahre die Heimat und begab aicb
an aeinem Oheim, Pfarrer an Riek in Gottachee etc. ; er kam apSter an Reichtbam
und Anaehen in Augsburg, "i* 1474.
Ich gebe die SteUen aua seiner Chronik, die hieher gehören, im WSrterbacbe
«nter Zink. — In der rorllegendea Ausgabe ist die Schreibuag der Orleaameo
fielfach eatateUt So ateht einmal ReisnitafSr Reifnita and GÖtse fSr Ootlacbat
(wenn in der Stellet „darnach [aog ich] gen Götae, Feaatrita, Ciüi etc.* nicht •!■
anderer Ort gemeint ist). Dieae Lesart ist unhaltbar, wenn man die Sehreibaagea
Gotache (1363), Kotschew (1471), Gotschee (1496) und ao fort bis 1868
▼or Augen hat. Im Staataarcbtr befindet sich eine Urkunde, ein Pfandbrief Raa*
rad'a von Tschernembl Tom 24. Jinner 1378, in welchem der Ortsname Kdtaebe
Torkömmt Ich kann auch diea nicht für Gottachee halten. Wir« ea Gotlecbee,
dann wilrde dadurch obige 8chreibung Götae eineraeits, andereraeita der Aalaal
in jenem Kotschew allerdinga einigen Halt gewinnen. — Viel wahracheinlichar
ist aber hier daa 8. 179 erwibnte, Tielleicht jetat erloschene, Kosherje bei Tacbar-
nembel au verstehen. — Ein Ortsname Kotschen bei Riek (s. d. Wörterb.) iat
noch au erwähnen. Dieser dürfte nun wol dus slovenische Aura Hütte ent-
halten.
Ei« Auflag Back GotUchee. 183
wer erinnerten und mit diesen und den Cimbri durch die Verwnnd-
lung des f in w und des tp in 6 eine gemeinsame EigenthSmlicbkeit
tofweisen» die sie Ton allen andern deutschen Mundarten unterschei-
det (besser und mtner sprieht man in den VII eomuni wie in
KrickerhSu für: Wasser und Feuer; in andern Häudorfem und in
Gottschee: boMer und waitr)» die gleichzeitig mit denGottscheewem
sich angesiedelt haben, eine ihnliche Sage erzihlt wird; s. mein Wör-
terbuch Seite 17. — Szegedy erzählt nämlich in seinen Rubricae
juris hung. Tyriiau 1734, pars ü. pagina 96 : Karl V. habe nach der
Schlacht bei HQhlberg (1S47) seinem Bruder Ferdinand eine an-
sehnliche Zahl Ton kriegsgefangenen Sachsen zugesandt, die in der
Barscher Gespans<hafl angesiedelt wurden; und das sollen die Vor-
fahren dieser Häudorfler sein. Dass diese Häudörier älter sind, habe
ich urkundlich nachgewiesen, Nachtrag S. 32. Darst S. 144 — 164
(Kunushou gegründet 1342: Krickerhou 1364; Glaserhou 1360;
Schmidshäu bestand spätestens schon 1393; Deutsch-Praben aber
schon 1293).
Da nun, nach unserer obigen Urkunde, die Gründung der Gott-
scheewer Niederlassungen durch Kriegsgefangene gleichfalls sich in
eine Sage auflöst, so mochte man fast annehmen, dass ein Bestand-
(beil der Berolkerung an beiden Orten eine Stammsage mitbrachte,
wie sie etwa die rumischen Kriegsgefangenen des Katwalda, die
zwischen Marus und Kusus sich niederiiessen, und den qnadischen
Vannius zum Konig erhielten (Tacit Annal. 11, 62), von ihrer An-
siedelung erzählen mochten.
Die Gottscheewer Sage liegt aber yon dem geschichtlich Be-
kannten nicht so weit ab, als die der Häudorfer. Die Niederlassung
fallt in der That in die Zeit Kaisers Karl IV. Auflallend ist nur, dass
der Kaiser die besiegten 300 Familien dem Grafen Friedrich yon
Ortenburg schenkte, derVicedom des Hochstifts Bamberg in Kärnten
war, und dass dieser damit Gottschee bcTölkerte, indem mit Gott-
schee sein Bruder Otto belehnt war. Es bleibt die Möglichkeit, hier
anzunehmen, dass ein Theil in Kärnten unter Friedrich sich nie-
derliess und die Übrigen in Gottschee, so dass gewisse auffallende
Gemeinsamkeiten im Kämtischen und Gottsehecwischen darauf zurQck
zu fuhren wären. Geschieht- und Sprachforscher können, dieser Ver-
muthung nachgehend, hier yiclleicht noch anziehende Ergebnisse
erzielen; wenn auch die ganze Erzählung etwas Abenteuerliches hat.
184 S c b r ö e r
Ist diese Sage auf geschichtlichen Thatsachen beruhend, so
kann die der Haudörfer eine Entstellung derselben Geschichte sein,
die Yon Kärnten oder Krain, durch Zuwandern in die Häudurfer (die
vielfach statt gefunden hat» wie ich nun gewiss bin) Terpflamt
wurde.
3. Sügenfhflmlichkeit der Oottscheewer Mundart
Den Ausspruch Wein hol d*s» bair. Grammatik Seite 9 Anmer-
kung **) : die Gotscheer Mundart sei bairisch mit windischen Ein-
flüssen» kann ich nicht als völlig zutreffend anerkennen. Die Eigen-
thumlichkeit der Hundart, d. h. die Eigenschaften, durch welche die-
selbe von dem Bairisch der nächst gelegenen deutschen Gebiete
absticht, sind zum grossen Theile deutschen, wenn auch nicht bai-
rischen Ursprungs. Der Einfluss des Windischen oder Slovenischen
auf die Mundart ist lange nicht so gross, als der des Deutschen auf
das Slovenische, und manches mahnt zur Vorsicht gegen allzuschneHe
Zugestandnisse dem Slovenischen gegenüber. Die Verwandlung des
w in b wird z. B. slovenischem Einflüsse zugeschrieben. Wir finden
diese Verwandlung im Anlaut vor Vocalen nun durchaus im Ciro-
brischen und im ungrischen Bergland (in den MGrunden** und in den
„Häudörfern**). Sollten die Cimbri diese Eigenheit von den Slovenen
haben? oder die Dopschauer? — Betrachten wir einmal das Verhal«
ten der Slovenischen Sprache gegenüber dem deutschen w und zwar
an entlehnten Wortern» an denen kein Mangel ist, und vergleichen
wir damit die Form, die das Wort in Gottschee annimmt :
heiBst 8]o?enif ch : in Gottschee : cimbriach :
vaga
vamp
abd.
mbd«
wdga
wäge
toampa
wambe
waao
wase
tDua
wüe
wisjan
wisen,
whari
wt$er
wtiochar
wuoche\
böge
baga
bämpe
—
—
bttw
bi§e
bUa
ballen
—
baifar
buochar
_»
vaze
Vize
v'iiati
vizar
vohernija
Das von der Regel abweichende slovenische bognar Wagner,
madjar. bogndr ist im Slovenischen wahrscheinlich nicht unmittelbar
aus dem Deutschen entlehnt.
Wir sehen, die Verwandlung desfTin B ist nicht slovenischem
Einflüsse zuzuschreiben» obwol der Slovene, deutsch redend» so wie
Ein Ausflug Dach Gottschee.
185
ahd.
mhd.
farawa
varwe
faldan
valteti
for$t
vorsi
gefaiero
gecatere
frUt
vrut
frithof
vrilhof
frum
trum
n Gottithee:
einbr. :
tDurbe
warba
wälden
tvalden (?)
wor§i
t0ar$i (?J
(tötCt göie) gawaier
ttri§t
—
wraiiof
wraiiof
wrum
imrm (fj
der Cimbro oder Gottscheewer, gerue b tnr w spricht. Ober das
Alter und die Ausbreitung der ErscheiDung ». meiue Lautlehre S. 227.
Weinh. bair. Gr. S. 128 f.
Ebenso moebte man die Verwandlung des f in tp» die wir in
Gottschee finden» slovenischem Einflüsse zuschreiben. Dieselbe Er-
scheinung treffen wir bei den Cimbri und in den ongrisehen Handor-
fern. Wie die slovenische Sprache sich aber zu dem deutschen f
TerhSlt» wollen wir wieder an Beispielen sehen in Wörtern, die aus
dem Deutschen entlehnt sind :
it ftloYenisc]
baroa
bavd^ali
borii
böier
briii
brüof
brumin
Die Verwandlung des /* in lo stammt demnach wieder nicht ans
dem Sloveuisehen, denn der Slorene verwandelt f in b» wenn auch
nicht immer; manchmal bewahrt er das deutsche f. Aber auch diese
Wörter unterscheiden sich rom Gottscheewischen:
»hd. nihd. heisstsloT. in Gottschee: in Krickerhil«:
(fingarhuot) vingerhuoi fingrai wingarhuei
tzi
to
Das mhd. ei spricht der Gottscheewer oL Dieses oi ist aber
eher in Schwaben als im Slovenischen zu Hause. Das Slorenische
gibt diesen deutschen Laut verschieden, s. B. in marof mhd. meiere
hof nach dem österreichischen mdrhof. In Gottschee heisst der
Meier: moirar» — Ahd. geisilä» mhd. geisel heisst slovenisch jra«£i{/'a,
in Gottschee: goi§el — Ahd^aeifä, mhd. seife heisst slovenisch iajfap,
in Gottschee foi/«, ja selbst fir^i/tf. — Ahd. meinungop mhd. meinunge
heisst slovenisch : majnunga, in Gottschee moinunge. Nur in ahd.
leiird mhd. fetV^r stimmt derVocal im Slovenischen zur Mundart von
Gottschee; slovenisch lojira» in Gottschee l&iier, vielleicht geradezu
aus dem Gottscheewischen entlehnt.
firwizzi
virwiiz
firbic
wirbiiz
furisio
vürsie
firä
vmr§ie
fogalhÜB
vogelkm
foglovi
wögelhau§
fri
vri
fraj
wrai
wüebeit
186
S c h r Ö f r
Das mhd. i ist Gottscheewisch ai, selbst Fridertch : Wridraich ;
guldin: guldain'j'vinilichenp waintlain; im Slorenischen wird es
kurzes i : mhd glicK slov. glih, ml^d. lim, slov. lim, mhd. lükauf
sIoT. Za&o/; mhd. rtben, slov. ri6a/t; mhd. ribtsen (Reibei8en),^sIoT.
ribeiin, mhd. sntdaere (Schneider), slv. inidar; mhd. wi*«« (Weise)
8loY.^i;i2;a; mhd. zw^d (Zweifel) slor. cvibel — Mhd. -Itn wird in
Gottschee*-/^, slov. -^' in gottsch. oarringle, slov. oringelj u. s. f. —
In neuerer Zeit entlehnte Worter haben sloveniseh allerdings fSr
mhd. i : aj : cuipaiz (Zuspeise), cajiinge (Zeitung) u. a.
Worin die Mundart von Gottschee mit dem Slovenischen Qber-
einstimmt,]das sind aber folgende Punkte :
1. Der Abfall und Ausfall des A. Sloveniseh zeigt in entlehnten
deutschen Wörtern, mit A im Anlaut» oft diesen Abfall des h: ajda
(auch jäda Heidekorn), anioerh, antverhar (Handwerk, Hand-
werker), optah (Hauptbuch), ofert (hoITahrt). Die Mundart von
Gottschee Jasst h im Anlaut zuweilen fallen (ich horte: ör Heer u.a.)
und setzt es manchmal wieder vor Selbstlauten vor (/lati/i Alp u. dgl.),
beides aber so, dass, ohne Stätigkeit, auch der andere Fall vorkom-
men kann (hSr, Aup). — So schreibt cimbrisch der Katechismus von
1602: hersten für ersten, aiUghen für hailigen u. dgl. CWtb. 4.
Die Kröte heisst haffa und afa CWtb. 127.
Die Übereinstimmung zwischen cimbrisch, gottscheewisch und
sloveniseh ist nun wol nicht dem Einflüsse des letzteren auf erstere,
sondern dem gemeinsamen Einflüsse des Italienischen auf diese Spra-
chen zuzuschreiben. Dass der Italiener (wie der Franzose) das anlau-
tende h gerne unausgesprochen Iftsst (wie auch der Neugrieche den
Spiritus asper) und es dann oft ungehörig vorsetzt, ist bekannt
2. Die Verwandlung des « in f (sloveniseh i, zu sprechen wie
fi*anzösisch je}. Mittelhochdeutsches e im Anlaute verwandelt sich
im Slovenischen vor Vocalen, vor w, l und (zum Theil) vor nm ii
iajfa Seife, zenof Senf, zaga Säge, zamet Samet, iegin Segen,
zehtar Sechter, zemlja Semmel, zida Seide, zlahia ahd. slahta Ge-
schlecht, Verwandtschaft, zläk Schlag, znabel Schnabel, zviplo
Schwefel. Vor p, i wird es aoharf gesprochen und / (seh) geschrie-
ben : tpampei Spannbett, iparati sparen, spas Spass, ipdk Speck,
fpt/;a Spille, fpot Spott, iirafati, iirafinga strafen, Bestrafung; itrena
Strän; «ifuifc Stuck (Kanone) u. a. Einigemale wird, vielleicht unrich-
tig, auch vor n 9 geschrieben: iniileh Schnittlauch, snjajcar (von
Eio Ausflug Dich GotUchee. 187
mhd, sniuze Schneuze) Lichtscheere, inofcUi schnupfen. Das nihd.
9ch wird Sf zuweilen ik: sala Schale, iapel mhd. $chapel; iek
Schecke, iina Schiene, iuba oder iavba Schaube, skaf Schaff, akdpa
Schaub, ikarje Scheere, ikrdi mhd. $chrate (elbisches Wesen).
Inlautend und auslautend wird • zu i: gaiilja Geisel, rozin-
kranc Rosenkranz, gariroza Gartenrose, viza Weise, ipiza Speise,
vaza, ruza Wasen, Rasen, glaz Glas.
Mhd. ^ bleibt scharfes •; /Js, Uaaii Loos, loosen. Romanisches
$ ebenfalls in solddi. Daher dürfte das i ein Zeichen sein, dass zegin
Seegen nicht direct aus Signum ins Slorenische übergegangen ist
sondern aus dem Deutschen (ahd. sigan, mhd. nigen).
Diese Verhaltnisse entsprechen nun, ihrem ganzen Umfange
nach, dem gottscheewischen Lautstande und hier müssten wir nun
slovenischen Einfluss gelten lassen, wenn diese Erscheinung nicht
gerade wie die unter 1. besprochene, auch im Cimbrischen und
Italienischen (und Furlanischen, s. oben Seite 171) zu bemerken wäre.
Zu bedauern ist^ dass in der im CWtb. gegebenen Lautlehre dieser
Punkt nicht ausfuhrlicher behandelt ist, obwol ich aus den daselbst
gegebenen Andeutungen anzunehmen nicht Anstand nehme: dass das
Verhfiltniss ganz dasselbe ist. »f klingt, nach der italienischen
Aussprache jener Gegend, fast wie «cA, slavisch /** CWtb.
S. 45. Dieses «Aist wie «cA, slavisch /** bezeichnet wol nichts
anderes als das tönende seh d. i. |, slorenisch «, französisch je. Dass
es Tor / Hl n 6 («-> w)t wie im Gottscheewischen tönend, vor p und /
scharf klingt, dürfte Schmeller entgangen sein. Vor r wird »ch
(scharQ geschrieben und gesprochen. „Für die «, die es auch in der
alteren deutschen Sprache sind, setzt das Cimbrische , obgleich sie
wie die oberilalienischen s gesprochen werden, sein einfaches «, als
glas^ matts, diiar, lesen, biso**. Es wäre demnach zu schreiben, wie:
in Gottschee: gla§ (slo venisch glaz), mau§, di^ar» le§en, bi§o. „Chs
wird geschrieben — es und ausgesprochen — kseh, wie : ocsot bacsp
vucs (ohs, leahs» vuhs)** also oirfo, bak^^ wuk§ wie in Gottschee <).
Wenn wir demnach nicht annehmen wollen, dass das Slove-
nische auch auf das Furlanische, Oberitalische, Cimbrische ge-
^) Die Walter in Vorarlbergs haben unter anderm auch f (%. B. /t; sie) im Anlaut,
a. Fromm. IV, 324. Die Deutachen am Monte Rosa ebenao: /fn, hufo^ Ufan^ sein,
Hase, lesen Schott, die Deataoben in Piemoat ISS.
188 S c b r ö e r
wirkt habe» so müssen wir wieder einen» vielleicht klimatischen? ge-
meinsamen Einfluss aufSlovenisch und Gottscheewisch gelten lassen.
Die Angabe in Weiuh. bair. Gr. §. 1S4: «der bairische Mund
spricht B im Anlaut ohne Schärfung aus** ist ungenau. So weit mir
österreichische Mundart gegenwärtig ist (und diese ist bei Wein-
hold unter der bairischen mit inbegriffen), spricht dieselbe : sagen,
sehen, singen, sorgen, Suppe ganz scharf: szägn, szegn, szingen,
szorgen, szuppn und kennt das nd. tönende s (franzos. s in prisant)
im Anlaut gar nicht. Vgl. Lexer kämt Wörterb. S. XIV: „S. Im An-
laute scharf gesprochen**. Dies sz für s steht auf Einer Stufe mit
p für b, t für d. Auch diese tönenden b und d kennt die österrei-
chische Mundart vor Vocalen im Anlaut nicht.
Das I fSr « steht dem nd. tönenden s näher, als diesem ge- •
schärften österreichischen s% für s. Und da in Gottschee nun dieses
I streng geschieden wird von ursprunglichem z, so möchte man auf
eine frühere ron der österreichischen verschiedene Aussprache dieses •
• in Gottschee schliessen, die dem nunmehrigen f vorausgegangen ist.
3. Der Übergang des / in « vor Consonanten und
nach einem Vocal. Der Gottscbeewer spricht das A ähnlich dem
SiebenbOrger Sachsen und gewissen Häudörflern im ongrischen Berg-
land, s. meine Lautlehre S. 213» schwerfallig aus. In Wörtern wie:
a//, alp, galgen, salbe, mal spricht er es entweder dem polnischen i
ähnlich oder ganz vocalisch : z. B. äit, ätp» gäigen, §äibe, mät oder
äutf äupp gäugen, ^äube, mäu.
Diese Erscheinung finden wir nun auch im Slovenischen, wo
galge und gavge der Galgen» geschrieben wird, ebenso : zavba die
Salbe u. a. m.
Dieser im Niederländischen häufige Übergang (alt: o«/, wald:
teout halten : hauden, salz : saui u. s. f. Gr. gr. I*, 467, 482) findet
sich im Alemannischen, t, B. in Argau: wald: watiwd, wal: wauw\
aut, band, Goud: alt, bald, Gold etc. Spuren davon in der inner-
rhodischen Mundart Appenzells, im Wallis und am Monte Rosa,
s. Weinh. al. Gramm. S. 162, 130. Am weitesten ausgebildet im
ungrischen Bergland in Hopgaard, s. meine Lautlehre S. 213*
Neue Beispiele von daher theilt mir mit E. Lindner, die ich hier
folgen lasse: §idun stehlen, de^idun gestohlen, wiun wellen (wollen),
soun sollen, demdun gemahlen, hotzeun Hutzeln, euhe eilfe, zweube
zwelfe, heuf hilf! wüuf Wolf, wüuwen Wölfe, göugenbdrtj Galgen-
Eia Aoiflug nach GotUchee. | 89
b«rg, haube halbe, djdud geld» gond gold, äuier alter» wöuip wuut
ond trti/^ wollte, ouat alles, ir^iwf willst, pousch poliseh, füui fühlt,
ild/iiii^ gefühlt, iieuiij (gelucke) Glück.
Andere Umgestaltungen des deutschen Lautes» die dem Store-
nischen eigen sind, theilt das Gottsehee wische nicht. Z. B. erweicht
das Slo venische das auslautende k: antverh^ sp^K imak Handwerk,
Speck, Geschmack, indem das Gottscheewisehe diese Auslaote noch
in alter Welse k spricht; daron ist ploch Block keine Ausnahme,
denn dies ist die echte hd. Form, rohd. hloch.
Else findet in den Ausdrücken (sieh unten im Worterb. S.262 unter
hairäien) mannen und baihen für heiraten sloTenischen Einfluss,
indem ozeniii se und omoiiii %e allerdings wortlich dasselbe ist Da
aber auch inVorarlberg gesagt wird: sie hat gmannet und er hat
gwtbet CWtb 14S\ cimbr. maHnen und baiben ebenso gebraucht
wird Wtb. 108, 145, ja die Ausdrücke manndn mbdn schon ahd.
Torkommen, so ist hier kein Grund Torhanden Entlehnung anzunehmen.
Die slovenische Zunge verwandelt demnach den deutschen Laut
entweder ganz anders als derselbe in Gottsehee gestaltet wird, oder
sie steht, wo sie mit der Gottscheewer Aussprache übereinstimmt,
selbst unter fremdem Einfluss und im Einklänge mit Deutschen
und Welschen an der Grenze Italiens bis au den Monte Rosa.
Und so wird sich denn der Einfluss des Slovenischen auf die
Mundart von Gottsehee wol gröstentheils auf einige slovenische
Ausdrücke beschränken, s. z. B. raize, §upatu im Wörterbach, die ein-
gedrungen sind, bei weitem nicht so zahlreich als deutsche Aus-
drücke ins Slovenische« Dass in den Grenzorten Masereben, Suche,
Obergras u. a., wo an der Slovenisierung stark gearbeitet wird, häu-
figer slovenische Ausdrücke in die Rede gemischt werden, soll damit
nicht in Abrede gestellt werden.
Wenn wir demnach die Anschauung, der zufolge das Eigen-
thflmliche. Besondere in der Mundart von Gottsehee, slovenischem
Einflüsse zuzuschreiben wäre, nicht begründet finden, so fragt es
sich: ob dieses Besondere sich nicht aus der langjährigen Abge-
schiedenheit von deutschem Leben, zunsichst von dem bairisch-5ster-
reichischen Volksleben, erklären lässt. Es haben sich ältere Formen
erhalten, eigentbümlicbe Bildungen in der Abgeschiedenheit erst ent-
wickelt und aus diesen beiden Factoren allein schon musste die Sprache
von Gollschee notliwendig ein eigenthümliches Ansehen gewinnen.
190 S ch r öer
Wir werden an einigen Erscheinungen» die ich hervorheben
will» sehen, wie weit eine solche Erklärung zureichend ist.
Mhd. ei ist in Gottschee oi. Diese Erscheinung ist heimisch seit
dem 14, Jahrhundert im Alemannischen Weinh. alem. Gr. S. 69 im
Schwäbischen S. 104. Sie findet sich ausserdem noch in der Ober-
pfalz s. Schm. Gr. S. 488. Weinh. bair. Gr. S. 100.
In Kärnten lautet mhd. ei: ä, i. ei. ea und oa Lexer S. XL
cimbr. oa CWtb. 38. Hier liegt demnach eine Abweichung von den
nächstgelegenen Mundarten vor, die schon im 1 4. Jahrhundert z. B.
aus dem Alemannischen mitgebracht sein kann» und wenn wir Fami-
liennai^en finden, wie: Rankeli^ Singelu Kesele. Chri$e u. a. so wer-
den wir ober ihr alemannisches Aussehen uns nicht mehr wundem.
Mhd. g ist in Gottschee a. Auch dieser Lautwandel ist heimisch
seit dem 14. Jahrb. im Alemannischen» Weinh. al. Gr. S. tl. In
Wallis in der Schweiz» bei den Walsem in Vorarlberg» an die wir
auch oben bei dem § erinnert wurden, am Monte Rosa, Weinh. al. Gr.
S. 11, lebt es noch.
Sonst findet sich dies a fllr ^ am Mittelmain» eigentlich bairisch
ist es nicht. Nur im Etschthal» Pusterthal und den angrenzenden
Orten Kärntens ist es theilweise eingedrungen, Weinh. bair. Gr. S. 6*
DerGesammteindruck» den das Wesen der Gottscheewer macht»
ist so Ycrschieden von dem» den wir von dem bairisch^osterreichi-
sehen Stamm empfangen» dass man bei ihnen sich etwa unter Fran-
ken zu befinden glaubt Wer aus dem Fränkischen je ins Bairische
gereist ist» kennt wol den Unterschied im Ton der Sprache» in
Gebärde und Benehmen. Das Derbe» RQcksicbtslose, Ungeschlachte»
ja selbst Rohe, das uns bei dem Baier auffallt, die zu ausgelassener»
jauchzender, jodelnder Lust geneigte Sinnlichkeit und Lebendigkeit»
bilden einen auß*allenden Gegensatz zu dem freundlichen, geschliffe-
nen Franken. Der Gegensatz ist namentlich bei dem weiblichen Ge-
schlechfe auffällig. Das fränkische Mädchen erscheint in Baiern, selbst
wenn sie ihre Mundart spricht, gebildet, fein. Das Umgekehrte wird
wol nicht gefunden werden. Die bärische Diern kann durch Mun-
terkeit, wenn sie schon ist» einen angenehmen Eindruck machen»
aber immer mehr den des drollig Naiven, als den feiner Sitte. Und
dies letztere finden wir bei den Gottscheewerinnen. Trotzdem, dass
das Weib in Gottschee bei schwerer Arbeit und grosser Armuth
ein kömmerliches Leben fuhrt In Hanseinrichtung und Kleidung ist
Rin Autflug oicb Gottichee. 191
nicht viel mehr als für das dringendste Bedurfniss gesorgt. Und so
trägt sie denn auch schmucklos, heute wie vor 200 Jahren und wohl
noch länger» ihre einfache weisse Tuchjoppe und ihr weisses Kopftuch:
keine Haube, kein Bördlein» kein MQder oder Kleid, das ganze Jahr
hindurch» selbst als Braut bei der Hochzeit. Dennoch erscheint sie
in ihrem Benehmen so sittig» edel» dass man von manchem Mädchen
sagen mochte» sie brauchte nur Stadtkleider anzuziehen und wQrde
durch ihr Benehmen gewiss sich nicht als Landmftdchen yerrathen.
Von Jodlern und SchnaderhGpfeln» die im benachbarten KSmten und
Steiermark so laut erschallen und selbst über das Bairische hinaus
vorgedrungen sind» hört man hier nichts» wol aber Balladen» die
mit dem grossten Ernst» ja selbst mit RQhrung yorgetragen werden.
— Yal. Pogatschnigg» der seit Jahren mit grosstem Fleisse kämtische
Lieder und Mfirchen sammelt» theilte mir mit» dass es ihm bei aller
Höhe» die er sich gegeben» nicht gelungen sei» Volksballaden in Kärn-
ten zu finden. Und in dem nahen Gottschee solcher Reichthum ! —
Wenn sich nur bald ein Sammler fände» den Schatz zu heben, bevor
er für immer versinkt ! — Wir werden schon aus den Proben» die
ich im Wörterbuche mittheile» ersehen» welche Schätze hier erhalten
sind» auch welche Gemöthstiefe in der Wahl und Behandlung der
Stoffe sich ausspricht! Man sehe das Lied unter paukhe, unter töai
(die bisher aus dem Volksmunde noch nicht nachgewiesene Ballade»
die Bürger zur Lenore veranlasst hat) » die sch<kine mdrarin (die
Schone am Meer <)•
Dieser Eindruck» den das Wesen des Gottscheewervolkes in
seiner Gesammtheit macht» wird nicht wenig unterstutzt durch
gewisse durch die ganze Mundart gehende Eigenheiten» die auf uns
Österreicher den Eindruck des Vornehmen machen und nur in Mittel-
deutschland zu Hause sind. Eine solche Eigenheit ist die volle Aus-
sprache der Vorsilben ge^ und 6«-» von denen die ge^ auch dort ge-
sprochen werden» wo sie osterreiehisch ganz abfallen» ja selbst» wie
in md. Mundarten (s. Pfeiffer Jeroschin S. XXIIi) zugesetzt werden»
wo sie sonst nicht stehen z. B. recht «■ gerächt \ link sm gedankh;
Hecht: geliechi, — Ist in der osterreichisch-baierischen Mundart
die Aussprache des ein denselben Silben unerhört» so ist in Gottschee
*) Eine Ballade, die durch Ähnlichkeit mit der XXV. dveMtiure der Godmo jedeofilffl
beachteaswerth iat.
192 Schrö er
der Ausfall undenkbar. Man hurt da kein: pfent^ gmän^ g&ehwlster,
gjoad, gfreni. gmächt, sondern : pehende, gemoine, gefbi^ter^ gy^i*
gefribet^ oder gewribet^ gemächet. — Eben so vornehm klingt uns
das -tf im Auslaute bei dem Gottseheewer, wo die baierisch-oster-
reiehische Hundart Apocope hat, oder, bei schwacher Biegung (durch
Vortreten des Genitiv in den Nominativ) -eit; dierne (österr. dearn)^
engelpouge (österr. elpdgn)^ röa^e, (usterr. roen)^ uchuole (schkin),
§dale (usterr.s J/) ; der st. Genit. m. u. a. — Mitteldeutsch klingt mir auch
beri: wird (auch cimbrisch); nue: nun; drin für drein (nicht für drin-
nen)» piit<itA^itund/ii/«ii» für trommelnund trompeten, gejte S. 256 u.a.
Das Ausfallen des e beginnt schon in alter Zeit in den oben an-
geführten Fallen, sowol im Alemannischen Weinbold a1. Gr. §. 18,
als auch im Baierischen, baier. Gr. ^. 1o. im Cimbrischen sind
noch die vollen Vocale zum Theil erhalten. Seele : sSla, be^, ge- sind
6o-, jfo, C Wtb. 37. Hier lasst sich der Nichtausfall erklären als ein
Rest aus alter Zeit; in Gottschee nicht anders, als dass diese volle-
ren Formen aus einer Gegend herstammen, wo im 14. Jahrhundert
dieser Ausfall noch nicht um sich gegriffen hat.
Während dem ich nun, neben alemannischem Einfluss auf den
Lautstand und den Wortvorrath, auch einen Einfluss des Fränkischen
auf den ganzen Charakter der Mundart annehme, so soll damit das-
jenige was die gottscheewische Mundart von der usterreicbiseh-
baierischen unterscheid et, bezeichnet sein: derHauptbestandtheil
des Wortvorratbs und der Spracherscheinungen fällt wol in das Ge-
biet des osterreichisch-baieriscben, und zwar dieser Mundart, wie
sie angetroflen wird zwischen der Ammer und Loysach , zwischen
Isar und Lech, mit Eigenheiten, die z. Th. an der Nab, am Ober^Main
und der Unter-Isar zu Hause sind und sich durch gewisse Thäler
Tirols und Kärntens durchschlingen — bis Gottschee.
Derart ist das ua für ^, ^a für es Cröa§e, rda^le): Rose, Rus-
lein^, letzteres auch für i {§ealet ^^ab: Seele, See^; das ü für u
{ün§f ün§erj; das fi für a (nunie: Nnmc^ u. a. Erscheinungen, die
wir auch im Cimbrischen finden, weniger im Erzherzogthume Öster-
reich. — Vom^ Süden angeweht scheint mir die Mundart in ihrem
9 für «. das vom Monte Rosa und den Cimbri bis Gottschee reicht.
— Die aligemeinen ftsterr.-baierischen Ausdrücke: Su nnwenden
(fumilenjt eriac, denk (link, dank h), die als Merkm:ile ("»steiTcichisch-
baierischer Mundart gelten, sind alle drei in Gottschee erh:ilten.
Ein Ausflug ntch GotUchee. 193
Das erste, M'as ich nun, als Ausbeute meines Ausfluges nach
Gottschee vorlege, ist die erste Hälfte eines kleinen Wörterbuches.
Die mannigfaltigen Einzelnheiten die sich bei einer solchen Reise
herandrängen und doch jede in ihrer Art nicht erschöpft werden
können Jassen sich nicht besser verwerthen als in einem Wörterbuche,
ich habe demselben auch die Namen der Orte und die Familiennamen
von Gottschee eingereiht, so alt und so weit ich sie erreichen konnte.
Wie sehr bedauerte ich, dass keiner meiner Vorgänger, ich meine
die Verfasser von Idiotiken, mir hierin vorangegangen ist «). Wie
gerne hätte ich die Namen von Kärnten oder der Cimbri verglichen !
— Möchte dies bei künftigen Sammlungen nicht übersehen werden.
Das Sammeln der Namen ist ja doch im Ganzen genommen ohne
grosse Mühe zu bewerkstelligen. Am erwünschtesten wäre freilich,
wenn man der ältesten Formen, mindestens derer aus dem 14. Jahr-
hundert habhaft würde. Darauf musste ich in Gottschee verzichten.
Bei allem Suchen auf den Böden des Schlosses in Gottschee und im
Auerspergischen Archiv in Laibach fand ich nichts Brauchbares das
über das 16. Jahrhundert hinauf reicht. Das älteste Urbar, das vor«-
banden ist und ein Verzeichniss der Ortschaften und Familiennamen
enthält, hat Herr Radies mit sich fort genommen und die Beamten in
Gottschee bedauern, nicht zu wissen, wo er sieh aufhält. Aber auch
dies Manuscript ist aus dem 16. Jahrhundert.
Nach Zarz bin ich leider nicht gekommen ! — Es liegt so weit
ab und Gottschee allein nahm mich schon so sehr in Anspruch, dass
ich darauf verzichten musste.
Was ich selbst darüber weiss, stelle ich im nächsten Abschnitte
zusammen.
Bemerkenswerth ist, dass unter den unten mitgetheilten Fa-
miliennamen der grüsste Theil sich im ungrischen Berglande wieder-
findet (vgl. Paar, Papesch, Persche, Pertz, Peutler,^ Bischal, Playe,
Plesche, Portel, Börtz, Braune, Bröse, Büttner, Dietrich, Tittmann,
Tunkel, Türk, Dülle, Eibin, Valand, Fink, Fischer, Fitz, Fritz, Frö-
lich> Fuchs, Häberlin, Hage, Hoge, Handler, Hosz, Hutter),was, sowohl
durch die Übereinstimmung einzelner seltener Namen, !als die verhält-
^) Ausser Alb. Schott in s. die Deutschen in Piemoat, wo eine xiemliche Anxth|
(warum nicht tlle?) Ntmen mit^etheilt sind. Sie sind ineist verwSIscbt. Au* dem
Munde des Volkes waren wol noch die eigeutlichen Namen, deren Überietiun^
sie sind, XU gewinnen gewesen.
Sitzb. d. |ihil.-hist. Cl. LX. Rd., I. Uft. 13
194 , Schröer
nismässigc Menge der beiderseits vorkommenden, zum urkund-
lichen Zeugnisse wird für die Beziehungen dieser von einander ent-
lernten Sporadeu. Dass Österreicher, Tiroler, Kärntner. Steirer
als Bergleute und Bauern vielfach nach Siebenbürgen und ins uii*
grische Bergland gekommen, wissen wir langst, und da diese Ele-
mente eben nach Gottschee und zu den Cunbri gekommen, wäre der
Zusammenhang erklärlich. Warum der Consonantenstand der Cimbri,
Gottseheewer und Krickerhäuer aber in Funkten übereinstimmt (s./*,!!?),
in denen sie von Tirol, Kärnten, Steiermark, Österreich abweichen,
dies bleibt unerklärt und ein Zeugniss grösserer Gemeinschaft.
4. Die deutsche Sprachinsel Zarz (Sorica) in Erain.
Im Nordwesten des Herzogthnms Krain am Ausgange des Salz-
acher Thaies ungefähr fünf Stunden von Bischoflack in Oberkrain ,
dem alten Besitzthume der Bischöfe von Freising, jetzt Staatsherrschaft,
kömmt man, enllang dem Flüsschen Zoyer unter den Berg Rast, in
der Mundart von Zarz R o s c h t (=^ Ru^t), slovenisch Pocivalo, was
ebenfalls soviel als Rast oder Ruheplatz bedeutet. An diesem Berge
windet sich eine Straße empor, auf welcher man in einer halben
Stunde den Gipfel erreicht. Gerade unter uns erblicken wir die
Orte: Ober- und Niederdörfic, Ober- und Niederhueben,
hinterm Eck, Ebelein und Torka, weiche, auf den Bergen zer-
streut, das wahre Bild einer Alpengegend bieten «). — Auf mein An-
suchen um ein Verzeichniss der Orte und Familiennamen der deutschen
Sprachinsel von Zarz bei der Landesregierung von Laibach, wurde
mir freundlichst durch Herrn Landeschef von Conrad die folgende
Mittheilung. Die sogenannten Zarzer, ursprünglich eine deutsche An-
siedelung, durch den Verkehr und slovenischen Schulunterricht
jedoch bereits im BegriflT sich zu slovenisieren, bewohnen die Ort-
schaften: Da ine (Ober-Daine mit sieben, Unter-Daine mit
dreizehn Häusernummern, Poresen (8 H.), Raune (7 H.),
Saberdam (6 H.), Torka (3 H.), Zarz (slovenisch Sorica:
Ober-Zarz mit 29 H.; Unter-Zarz mit 17 H.). Wahrschein-
lich sind dies die slovenischen, amtlichen Namen derselben oben nach
*) loh entnehme ohiges bis hicher ftist wörtlich oinein Anfsnt/.c des verdieiistToIltMi
(lelehrten A. Di mit z: „Eine tirolisehe Cuionie in Kraiii'* im Lailiacher Tasciifii-
Kaleuder voo 18G0, S. 11 f.
Ein Auflag nach Gottschee. 19S
Dimitz deutsch benannten Orte i)- Dimitz gibt 81 Häuser an, und
aus obigen Angaben der Häusernumroern von 1867 ergeben sich 90;
wonach in letzter Zeit 9 Häuser zugewachsen wären <)• Di^ Gesammt*
zahl der Einwohner wird jetzt zu 1329 Seelen berechnet, Catalogus
Cleri Labacensis 1867 pag. 23, während der franzosischen Bese-
tzung Ton 1809 bis 1813 zählte die Mairie Zarz» nach dem Budget
von 1814, 1500 Seelen. — Diese deutschen Ansiedler sollen nun
um das Jahr 1283 durch den Bischof Enicho aus Innichen im Puster-
thale hieher versetzt worden sein, obwohl schon im 12. Jahrhundert
in der Umgegend deutsche freisingische Colonen nachweisbar sind,
s. Zahn, in den Mittheilungen des histor. Vereins für Ki*ain, Jänner
1861: „die Leistungen der freisingischen Uuterthanen in Krain am
Beginne des 14. Jahrhunderts.**
Dass die Zarzer alle 3 Jahre eine Opferkerze und eine Geld-
gabe an die Kirche zu Innichen abgeben, Dimitz a. a. 0. Seite 15,
deutet wohl auf einen Zusammenhang hin.
Bemerken muss ich immerhin, dass in all den älteren Urkunden,
auf die man sich hier bezieht, der Name von Zarz oder Sorica
nicht vorkömmt und dass damit demnach wohl die Anwesenheit von
Deutsehen um Bischoflack, nicht aber die Gründung der Zarzer An-
siedelung nachgewiesen ist. Nach dem oben citierten Diocesankatalog
wurde die Pfarre Zarz erst im Jahre 1656 gegründet und stand
früher unter der Pfarre Sei zach.
Ich lasse hier die Familiennamen folgen, die noch am ersten,
wenn man einmal Namenverzeichnisse aus Tirol, Kärnten, Steiermark
haben wird (mit Angabe der Orte wo sie vorkommen) auf die frü-
here Heimath führen konnten. Da ich die Gottscheewer Familien-
namen, so vollständig als ich sie erreichen konnte, dem Wörterbuehe
einverleibt habe, kann ein Vergleich mindestens mit diesier Ansiede-
lung angestellt werden.
Adam in Ober-Daine.
Daxkoblerin Unter-Zarz.
Droll in Ober-Zarz.
Eggart in Ober-Zarz; Unter-Zarz.
1) Wenu Zarx (Ober- und Unte r-) schlechthin Dörfle beisat, als Hin p( ort, so
lassen sich die andern errathen. Daine : Hueben (denn nur diese Nsmen haben
nach lieiden Ang:abeD, ausser Zarz, ein Ober- und ein Unter-), Raune : Ebp-
lein (slor. raven=eben} und Saberda m ofTenhar: hinterm Eck (slov. za:
hinter und herdo: die Kcke) ; Poreson mit 8 lliiusern übersieht Dimitz, uo«*
durch die DiflfH'euz der HSuserzahl. bis auf Eines, sich ausgleicht.
13«>
19G
S c b r ö e r
Eggert in Ober-Zarz; Unter-
Zarz.
E k e r t in Unter-Zarz .
Findler (Fiedler?) in Unter-
Zarz; Saberdam.
F roll eh in Ober-Zarz; Unter-
Zarz; Saberdam.
Futesh in Unter-Zarz.
Gärtner inTorka; Ober-Daine.
Gasser in Saberdam; Ober-
Daine; Ober-Zarz; Torka.
Geiger in Ober-Daine.
Graf in Ober-Zarz.
Grohar in Unter-Zarz.
Hausier in Unter-Zarz.
Hcberle in Unter-Zarz; Unter-
Daine; Saberdam.
H 0 1 z m a r in Unter-Zarz.
Hübler in Ober-Zarz.
Jauch in Raune.
Jauer in Raune.
Jauke in Saberdam.
J e n s t e r 1 e i^iOber-Daine; Unter-
Daine; Saberdam.
Kaker in Unter-Daine.
Kastner in Unter-Zarz.
Kauschler in Ober-Daine;
Unter-Daine; Torka.
Keischlerin Saberdam.
Kemperle in Raune; Unter-
Zarz.
Kerscherin Ober-Zarz.
Köhler in Unter-Zarz; Raune.
Konrad in Ober-Zarz.
K ö s c h a r in Ober- und Unter-
Zarz ; Unter-Daine.
Krell in Ober-Zarz.
K r i s t e n in Unter-Zarz.
L 0 k c r in Unter-Daine.
Maierle in Ober-Zarz.
Markel in Ober-Daine; Unter-
Daine; Ober-Zarz.
Mert in Unter-Daine.
Mcrtei in Ober-Zarz.
Peternell in Poresen.
Pfeifer in Öber-Zarz.
Plaschinter in Poresen.
Poe h mann in Poresen; Ober-
Zarz.
Press el in Unter-Daine.
Richter in Unter-Daine.
Rollekar in Ober-Zarz.
Sabide in Poresen.
Schimon in Unter-Daine.
Schneiderin Ober-Zarz.
Schorl in Ober-Zarz.
Schuffer (Zhuffer) in Obcr-
und Unter-Daine.
Schuster in Unter-Daine; Ober-
Zarz.
Sgaga in Poresen.
S t a d I e r in Ober-Zarz.
Ständler in Ober-Zarz.
Strauss in Unter-Zarz.
Sturm in Unter-Zarz.
Thal er in Saberdam; Unter-
Daine; Unter-Zarz.
Tausch in Ober-Zarz.
T h 0 1 e r in Ober-Zarz.
Torker in Torka.
Trojer in Ober-Daine; Ober-
Zarz; Raune.
Valentincic in Unter-Daine.
Walland in Ober-Daine.
Weber in Raune.
Ein Ausflug ntch GoiUchee. 197
Die sogeuannten Vulgärnamen, die sich aller Orten und bei den
verschiedensten Nationalitäten und so denn auch hier finden und von
vielen Ober Gebühr merkwürdig gefunden werden, indem sie doch
nichts anders sind als der an dem Hause haftende Name des früheren
Besitzers, den der Nachfolger mit dem Hause bekommt (Lucas Tro-
jer, vulgo Jauch; Johann Gasser, vulgo Trojer; Andreas Fro-
lich, vulgo Gasser etc.), habe ich oben den anderen Namen einge-
reiht Beachtenswerth ist, dass unter diesen Namen einige schon 1316
auf den steirisch-freisingischen Gütern vorkommen. Davon sind
freilich manche allgemein verbreitete Namen wie: Grafrcomes;
Gasser: an der gazzen; Trojer: am troin; Wallant:
(wenn hier das Fwie in Gottschee zu IF wird): Välant; Kristan:
Christan. Doch finden sich darunter auch Namen wie: Schurel
vgl. oben Sc hör I; Tusch (das ist doch wohl Tdsch), vgl. oben
Tausch; Grill, vgl. oben Krell. — Diese Namen von 1316 hat
Prof. J. G. Zahn mitgetheilt in der verdienstvollen Abhandlung: Die
freisingischcn Güter in der Steiermark (aus dem 11. Hefte der
Mittheil, des bist. Vereins f. Steierm.) Graz 1861. Aufgefallen ist mir,
dass unter anderem unter diesen Namen frei singis eher Unter-
thanen in der Steiermark von 1316 auch ein Meissner und
ein Rastater vorkommen.
Von Gottschee wer Namen, die mit denen von Zarz verglichen
werden können, kann ich folgende anfuhren: Egger (Z. Eggert),
Frölich, Grill (Z. Krell), Grocher (Z. Grohar), Heberle,
Jau er, Kästner (Z. Kastner), Kofi er (Z. Köhler), Maierl e,
Pfeifer, Samide (Z. Sabide?), Schneider, Schuster,
Strauss, Sturm, Troje (Z. Trojer), Weber.
Diese Namen sprechen eher gegen als für eine nähere Ver-
wandtschaft. Es sind eben solche^ die auch in Kärnten, Steiermark
u. s. vorkommen oder ihre Verwandtschaft ist fraglich. Da mir sowohl
die Zarzer als Gottscheewer Namen ziemlich vollständig vorliegen,
müsste, wenn daraus auf eine nähere Verwandtschaft geschlossen
werden soll, eine grössere Anzahl übereinstimmen und müssten na-
mentlich einige der ganz eigenthümlichen Gottscheewer Namen (wie :
Eppeich^ Grinseich, Anderkul, Jonke, Lobbe, Hogge,
Lippe, Petschee, Perschee, Pu tree u. v. a.), die wir noch
kennen lernen werden, auch in Zarz zu finden sein. Grohar,
Jauer, Sabide scheinen hieher zu gehören, aber gerade diese
1 98 S c li r ö c r
Niimen sind nicht deutsch und dürften aus demKrainischcnzuerliinren
sein. Bei Jauer an Jauer in Schlesien zu denken, ist nicht nüthigt
da slovenisch jacor >) nahe liegt«).
Über die Mundart ist nichts bekannt, als das Vater unser aus
dem Koledarcek slovenski S. 33 — 37, das Elze S. 39 und Dimitz
a. a. 0. S. IS mittheilen, das aber in einer so wenig folgerichtigen
Schreibung gegeben ist, dass es keinen sicheren Anhalt gewährt.
Der Umlaut in ün§, ün§er zeigt sich wie in Gottschee. Das 8 wird f.*
ün^er^ pi§tf §au Das w wird b: berli, biL Aber das t?, /'nicht w:
fouier, fergib, fom (jMi ferloushen für er laßen glaube ich nicht;
das ß wird wohl nicht ^). So wie in den Gründen im ungrischeii
Bergland das w in b verwandelt wird, wie in Krickerhiiu, aber nicht
zugleich das f\n «?, s. Wörterb. 102\ — avshon (Elze) oder avzou
(Dimitz) soll: also heissen. Wahrscheinlich wird hier au§ou zu
schreiben sein und wäre demnach auch die Verwandlung des / in ti,
wie in Gottschee, vorhanden. Dass die schuldiger: 8chelmanen(Sc\ieU
man?) heisson sollen, ist bemerkenswerth. Versuchung, in Gott-
schee: wer§uechni§ hat E. m\i ferschuhenz gegeben, D. ferzuheng;
es wird demnach wohl: ver§uecheng lauten. — Brotbruch ni.
soll, nach D., das heilige Abendmahl heißen. — Das ist alles was
ich über die Sprache von Zarz anzugeben in der Lage bin. Möchte
es doch dazu beitragen, dass vielleicht einmal eine ausführlichere
und zuverlässigere Mittheilung über die Sprache von Zarz in die
Öffentlichkeit gelangt ! —
*) Auch ein Ort Jnwor im Decnnat St. Mareln in Krain. Itn ungr. Bergl. (Neusol)
finde ich den Namen Jtuwer schon 1390.
S) Leider fehlen uns dieFamilienntmen der deutschen Sporaden in Italien. In Schmell .
Bergmann cimbr. Wörterbuch S. 13 finde Ich ein 20 Namen, von denen vier auch
in Gottschee vorkommen: König, Maurer, Recher, Stangel, unter denen
Rech er, als seltener Name hervorxnheben ist. Die aus der Mundart deutlich
henrortretende nähere Verwandtschaft zwischen Gottschee und den „Cimbr i'
durften schon die Ortsnamen L u o g (L a a g), Padua, Eben, Masereben (vgl.
Pint ereben) beurkunden. Vielleicht auch der au.igebreitete Gotlsehewer Fami-
lienname: Laroparter. — Dazu verglich ich noch die von Bergmann mitgetheilten
Wiener Jahrbücher der Lit. Rd. CXX, Auzeigeblatt 24, s. unten die Namen t
Egher, Epich, Valle, Wüchse, Hüter. Kofier, G ode, Lobbc, Z urler.
Ein Ausflo«: nach dottschee. 1 99
Wörterbuch.
1. AbtheUuns (ABPDTEFG II),
A erhalt den Umlaut: bel^ar m. Walgcr; eegel m. Finger (ursp.
Nagel); kejel^ kijel f. (s. d.) die Hasel, ipfel m. Apfel
A und A werden r und ti sckor§Ack n. Sebarsachs, Scheermesser ;
gHf : gar; gortria;e f. Gartenrose; Mi da; jlif schlafe; grif nu
griTHS Graf, Grafen; wrig frage; t ab, ikflelei abkühlen, Akli
hinab.
A für B s. unter S.
Das ahd. A im Auslaut wird als weibliche Einzahlendung »A, als Mehr-
zahlendung -e, s. unter -A, ••
— A9 •} nur zuweilen noch »a , die Endung weiblicher Namen und
Worter, die in der alten Sprache -A hatten. Diese alterthümliche
Erscheinung, die auf den ersten Anblick an das gothische -A
schwacher Feminina erinnert, sieht aus wie eine Vergrößerungs-
form, gleich den romanischen Augmentativbildungen, Gr. gr. III,
TOS, da eine Deminutivform -e daneben steht. Altere Frauen-
zimmer heißen: fir^at«, I^ae«, HIh« (in Altlaag: lAn« d. i.
Marie), 6er« (Gertrud), N^;«, Tr;«) hingegen jüngere: fir^ate,
Uaee, Hiee (lAne), 6ere, N^je, if;e. — Daß diese -• aus der
Analogie alter Feminina in -A zu erklaren sind , darauf führte
mich die Form HarlA lAriä (aus larlA) in einem Liede und das
Wort ««• (ahd. ammä). Über die Deminutivform mit -e s. unter
E. Die ahd. Pluralendungen (-A) zweiter Decl. , namentl. der
Subst. in -art, sind aber e (are) geworden: snidard: ^naldarev
Gotscheward: 6«tsck^abare etc.
In Tschermoschnitz (^„in der Masche**) hört man für das o weibli-
—
eher Namen noch -«; L^na, Vr§a etc., woraus der Übergang
ersichtlich wird,
a ein, s. «in. \
a, ai für den, denen, s. unter dar.
200 Sehr der.
a- für 1h-, ea-, s. ahiet, ahln, ahoi«e. Man hört auch a- und ft- für ab,
z. B. maa Insiet AkfleleH. ihin hinab.
k ab. ägeschiden abgeschieden, wie ^gestorben von verstorbenen.
„abashwrasser*' bei Elze s. ärbalsiwrasser unter arbaisie.
abend m. 4mt Abend. sAbiiBji §*ba; auch $ogij: des Abends, abend*
stflcken s. ämestnckben.
-äcb s. awernäch n.
aekle n. plur. achlaln Roßhaarschlingc zum Vogelfang. Tscherro.
keht, kchten acht, achte, kchtstösilate pfolt hemd mit 8 Zwickel s.sUsi.
kekher m. Acker,
ad^s jetzt; zu it. adesso; obwol auch Indcss in Gottschec ad^s lauten
muß.
«»adlaspalnie f. ruscus hypoglossum.** E.
adrnm darum, auch drnmmain s. d.
kffe f. Frosch siehe äffe f.
affinna f. Affe. afBnle n. plur. -lain. ahd. affb m. affU f. affinna f.
ige n. Auge, kgenprnlle f. (d. i. mhd. =» ougen brdwelih) Augbraue.
Agendam m. Gelbholz, s. d. zweite Wort. Die Augbraue heisst
eimbr. ogepluma Augenblume; kärntisch aper oder augnprdm.
igla;tar f. Elster, ahd. dgalastar.
ahknt dort, a- ist hier m-, en- und hunt die Seite. In dieser Bedeutung
ist dieses hani eimbrischi baa wüart dich afdisehafU? was
fuhrt dich auf diese Seite, hieher? Cimbr. Wtb. 128.
Aber f. Ähre. Deminut. Aberle n. kämt, ächen nihd. aher,
abin hin. a- = in- wie bei ahknt. abaime.
ab4 so. Wechsel zwischen g und b s. d. ; man sagt eben so auch a}A.
Mit der Erweiterung drei abidre und asidre, s. auch dre.
abidre s. ab4.
abaime zu Hause, nach Hause, heim. In Kämt, hoam, cimbr. ahoam,
hoam; imungr.Bergl. anhdm^ eheim, oberptalz. ehai, s. Fromm.
VI, 249.
— - ain. Die Ableitungssilbe mhd. -in: jaidaia, ;ilbrain, goadain^ aber
auch mhd. -liehen Gr. 1*, 369. HI, 95 ff. IV, 926 wird, diesem
-ain ähnlich, -lain, im Kärntnischen la, in walntlaln vintltchen;
^rtnlhim griuwelichen, — Eine ganz ungewöhnliche Erweiterung
mit -ain erfahrt zuweilen drnni darum: drummain.
aUjt jetzt. Kaum zu ahd. az lazöst Gr. III, 106, obwol die Form lest
letzt auch cimbrisch erhalten ist CWtb. 142^; sondern wohl mhd.
Ein Ausflug nMch GotUcber. 201
alrerst alrisL — aUstre Erweiterung durch dre s. d. wie oben
ahMre. vgl. aoAst.
al4§tre s. alA;t.
allai (^— ) mit dem Ton auf der zweiten Silbe: nur. Etwa allein, das
auch elMbr. alloan: für solamente, nur, üblich ist CWtb. 106.
allai g^an toehio! geh nur hin! Vgl. auch allan: aber» im ungr.
Bergl. Wtb. 30.
Albel n. sprich Anbei kleiner Ort bei Banja Loka. Vgl. albe L
albe aabe f. Alpe, zur Weide dienende Bergwand. Kämt älbe, mhd. aibe.
Alben f. sprich Anbn. Der slovenische Name dieser zum Zirknitzer
Decanat gehörenden Parochie ist: Planina d. i. Bergwiese, Alpe.
Alp m. Aap auch lanp m. der Alp, in Gottschee, ganz wie in Kärnten
Lexer 5, gewöhnlich nur für feurige Luflerscheinung, Meteor
gebräuchlich, wofür sonst die volksmäszigen Ausdrücke der
fliegende Drache, bei den Wallachen HismOy in der Zips
der Huschwai oder üellebrant, s. mein W^orterb. ungr. Bergl.
61. Nachtr. 32^ vorkommen. Es erscheint hier demnach der
Alp nach einer der ursprünglichen Bedeutung , nach Grimm's
Vermuthung, als Lichtgeist Mythol. 413, Wörterb. I, 245, ent-
sprechenden, eigenthumlichen, vielleicht sehr alten Vorstellung,
wie ihn die mhd. nhd. Quellen sonst nicht kennen *). Als necken-
der Kobold kennt man ihn in Gottschee nicht, das Alpdrücken
wird der Trade s. d. zugeschrieben. W^enn man fragt was der
Alp sei? erhält man in Gottschee (wie auch in Kärnten) die
Antwort: dar Aup i^ dar Tiowl der Alp ist der Teufel.
Alt- Ortsnamen mit vorgesetztem Alt^ sind in Gottschee : AUfrieaäeh,
AltliUig, AltlAa^biehel , Altpaeher, Altsag, Alttabar, Altwinkel,
Sie stehen unter dem zweiten Theile der Zusammensetzung.
Alt-pacher, Altbaeher, ein Dorf bei Altlaag, das 1770 vierzehn
Häuser zählte. Im Jahre 1614 finde ich es einmal geschrieben:
M Picher (das dorf -^ hat vierthalb hueben: Joke, Rigely Peet\
Strausz)**.
amä f. Mutter, Hausfrau. AVenn man in Gottschee den Hof eines
Hauses betritt, so ruft man: anio! — W^enn die Kinder oder das
I^andiernle s. d. uns entgegen kommen, fragt man: wo ist die
*) Am nächften kommt dietiem Alp, alt hölliscluer Feuergeist, der Alp bei Er.
Alherus, der Schwefelgerüche verhreitel s. Gr. Wtb. I, 24S.
202 Scbröer
am«! Das Lolindiernle^ind auch der Knecht nennen die Haus-
frau: am«. In dieser Bedeutung kömmt das Wort namentlich
westlich des Lech vor. Schmidschwäb.Idiot. 21 imAllgäaund
Oberinnthal. Schmell. J,S4. ahd. ammd, s.Gr. Wtb.I, 278. Kärn-
tisch» cimbrisch und im ungr. ßergl. ßnde ich es nicht. Vgl. ate, -ä.
ämplatie f. omplati m. die Jochwide. Das, sonst noch in Tlr«l nnd
der Sehweil erscheinende Wort, ist wohl zunächst aus dem
Drantkale in Kärnten, s. Lexer 6, herüber in die Hasche (d. i.
nach Tschermoschniti) gekommen. Es ist nur dort bekannt und
wird z. B. in der Stadt Gottschee, in Mitterdorf, Rieck u. s.
nicht verstanden. — Schopf führt an aus Dufresne: ambiacium,
instrumentum rusticum.
ämestnekhen zu Abend essen, führt RudeshS. 267 an. Auch dies Wort
versteht man in Gottschee nicht (vgl. ämplatie); nur In der
läsehe hi')rte ich in der That: näbnstacklien für Abendessen;
also abendstückefif was hier um so seltsamer klingt als frü"
stücken gar nicht gebräuchlich ist, s. wormais.
an- in- in anheven s. d., antrager s. d. — ange§Anen (schwache Verba
mit starkem Partie, s. unter D und T S. 227) angesäet, angebaut.
anist jetzt, vgl. alijt. Vgl. kärntisch andarst Lexer 86 und cimbr.
est, esten jetzt CWtb. 117.
anaich m. „Platz vor dem Fenster*' R., Holzstoss. Vgl. nanar.
an bäge weg. ar raitot ahin anbäge er reitet hinweg (enhin enwec).
AnderknL An der knil. Anderkhol. Name, der 1614 in Kotschen
heimisch ist, dann aber auch in Rick, Eben, Morobitz, Iniauf,
Prösullen, Moos vorkommt.
An-^er-kule d. i. an-der-Grube (vgl. die Namen : An-der-burff,
An-der-heiden, An-der^matt u. a.) ist nicht oberdeutsch. Küle
f. Grube, nd., in Aachen kull f., bezeichnet in Lievland zuweilen
eine Grenzgrube (Idiotikon der deutsch. Spr. in Liet- und Ehst-
land. 1795. S. 333). — Weniger wahrscheinlich ist mir eine
Zusammensetzung aus ahd. Antar- (wie Antarmar, Antarpoi
Förstemann 87) und Cholo (Forst. 319).
knderj ceteroquin, s. Gr. Wtb. I, 311. Genitivisches Adverb :
Benn ih ^nder^ nisch han
h^n ih doch an schdann man;
benn ar änder^ nisch kän
kan ar doch af mich jan.
Ein Ausflug nach GotUdiee. 203
ane f. die Grossmulter, eno m. Grossvater. Vgl. schwäbisch dne f.
Grossmutter; (eni m. Grossvater. Schmid 22; eimbrisch: ena f.
eno m. — Im ungr. ßergl. dnhe m. (d. i. anherre) neben eenl f.
(^=enel) Wörtb. 30. Vgl. das gemeine bairisch-österreichische:
der wnel (= enel Grossvater) , die änel Dass in der Ostleeh-
form der enel den Umlaut hat und die anel nicht, führt
auf den Einfluss der Flexionsvocale (masc. miOf anin fem. and^
anwi) zurück. Schmeller Wtb. 1, 63. Dabei ist aber zu bemerken,
dass in dnel das d auch einen Umlaut (vielleicht einen jüngeren)
birgt (wie österr. wassern = wässern , Grdz = Graz) , so dass
hier mehrfacher Umlaut stattflndet {ano^ ana: 1. Umlaut </iV
dnel [= änel], 2. Umlaut der enel) wie in: äpfeh 1. Umlaut
apfeid 2, Umlaut äpfel u. dgl. Vgl. Schleicher, Sonneberg
8. 19 ff. £twa zu erklären aus ahd. apfol-apfol-lili (nach Gr.
III, 668) — epfili.
So haben die ahd. Plurale zendi Zähne, «Z«;«/! Schläge , sowie
c/ia/// Kälte den zweiten Umlaut: Zent, Schlög^ Kölden; hingegen
die Kieinformen: bendilin, benkelin , lambelm ^ mannilin^ sakkilin^
varhelhu waldilin, zangelin den ersten: BanderU Bankerl^ Lam-
perU Manderl, Sackerl, Farh WalderU ZangerL
Die Gottscheewer Mundart hat nun ahd. and noch ohne Umlaut,
hingegen ano mit dem Umlaut, beide ohne Ableitungssilbe -eL Sie
zeigt uns die den österreichisch-baierischen Formen zu Grunde lie-
genden Bildungen.
Cimbrisch haben beide Formen den Umlaut, sind demnach jün-
gere Bildungen und nicht im Widerspruche mit den österreichtsch-
baierischen Formen, nur, abweichend von der österreichisch-baieri-
schen Art, nicht geneigt, einen zweifachen Umlaut zu bilden (vgl.
auch cimbrisch: erseng, baierisch-österreichisch arschling).
Die Formen aus dem ungr. Berglande widersprechen nur schein-
bar den obigen Formen. Atihe (Anherre) ist durch die Zusammen-
setzung vor Umlautung geschützt; (enel (= enel) entspricht aber
vollkommen dem österreichischen dnel, weicht nur, wie cimbrisch,
von dem österreichischen Charakter darin ab, dass es für jenen ersten
Umlaut (a) das ä der Schriftsprache zeigt.
Das im ungr. Berglande, so wie cimbrisch, gleichfalls vorkom-
mende 7ian, neu m. Grossvater (s. mein Wtb. 83*») kömmt hier, wohl
nicht in Betracht.
204 S.chruer.
äegel m. der Stachel der Biene; die durch den Stachel veranlasste
Geschwulst. Zu sanskr. anka Bug» Klammer» Haken » ayxac,
07x0^ lat. uncua^ ahd. ango Spitze, davon ahd. angul hamus
eine Fortbildung ist. Gr. Wtb. 344.
aeheTen anheben, anfangen. Auch ünhetcen (f wird überall zu w wie
cimbr.) Cimbr. anlievan. Kämt, vnköbn. Heben ist noch ahd.
heffan^ got. hafjan nl. heffen^ aber schon mhd. heben* Cimbr.
und Gottsch. steht demnach durch das v (für f) dem ahd. und
nl. näher als dem mittelhochdeutschen, nhd., kärntischen etc.
anlege!, sich: ankleiden. ;i legait $ich gar sebianeo aa; häuGg im
Liede; anlegen für ankleiden, noch aligemein österreichisch, war
im älteren Nhd. nicht ungewöhnlich, s. Gr. Wtb. I, 395 f.
antragar der Setznagel oder Reibnage] am Wagen. Tschermoschnitz.
äper käper adj. von Schnee befreit. Im längis i§t das laut bider haper
ei«br. dparn frei werden vom Schnee. CW. 106\ Kärntisch 1
aper schneelos. Lex. 8., tiralischi aper, alemannisch 1 dber aber
Schmell. 1,10. Stalder I, 84; eber Schmid 47; fränkisch afer
Schmell. I, 10. ahd. dpar: serenus apricus, r/;recpog Wackern.
Wtb. z. Les.
äpfel m. der Apfel. Ahd. aphoU aphul, mhd. apfel, altnord. epli» alt^.
dpi etc. „In der Oberpfali hört man hie und da ganz wider-
sinnig den Singular als epfl, den Plural hingegen als apfl.**
Schmeller I, 89. Es ist also nicht eigentlich bairisch, heisst
auch gemein-österreichisch: apfel, demin. apferl, plur. äpfel.
Muss demnach auch im Kärntischen, Lexer 8, als ein nicht bairi-
scher Eindringling betrachtet werden. Im Goltscheewischen ist
die Form als zunächst aus Kärnten eingedrungen zu betrachten.
Cimbrisch: offel m. demin. öffele. CW. 151' stimmt nicht.
Jipfltiteri apffotar m. Apfelbaum; ahd. aphol-lrd f. mhd. aphaller.
Das in der Schriftsprache erloschene alte Wort lebt auch
noch in Kärnten I äpfälter m. Lex. 8. Schmeller sagt darüber
I, 31: nder affalter für Apfelbaum soll noch unter der Enns
üblich sein.** In der Heanzenmundart in Ungarn, an der steiri-
schen Grenze, fand ich sogar noch dffalter Apfelbaum als
Femininum: S. Frommann VI, 23. In Oberschützen (gleich-
falU Heanzenmundart) soll es äpfäller heissen. — L. Frisch ver-
zeichnete noch I, 13 afholderbaum , aber in der Bedeutung
opuluMy wo es demnach mit Massolder verwechselt i.st. Da es
Ein Ausaug Bach Gottschc« 203
in Mundarten lebt» konnte das Wort der (besser die) Apfalier:
Apfelbaum immerhin wieder aufleben in der ScbriAsprache.
ar er.
ar- her-: ariHneH, araossev herinnen, heraussen.
ärbaiße f. Bohne. Räfikhlaie — rankende Bohnen; sioekhaie —
Zwergbohnen: kuglate — Erbsen. Diese Form weist auf ein
ahd. arawtza zurück, ygl. aruuizxa bei GrafT I, 465, neben der
gewöhnlichen Doppelform araweiz und arawfz. ärbalßwrasser
m. Dorndreher.
Ar; m. Arsch. Arjwölle f. Hagebutte. Ar;plätte f. Arschbacke.
k^ a; n. Aas, ahd. As n.
asehe f. Asche. Asckenwögele n. Aschenbrodel im Märchen.
Asea, 4§He f. Holzstoss. Mhd. ds f. Balke, Stützbalke, dann Gestelle,
Gerüst im Schornstein für Gegenstände , die zu trocknen sind.
Gotisch ans m. der Balke. Kiratlseh dsen, ddsen, ese. Lex. 10.
Schm. I, HS, alemaai. asni f. Sfalder I, 114. Dies letztere
asni (sowie auch das gottscheewische d§ne) scheint ein umge-
stelltes anaifansej, so Grimm's Wtb. 1, 587. Die in Baiem
und Tirol noch übliche uralte Form am, ansbaum, embaum ist
dasselbe, Gr. Wtb. I, 432, 434.
asi, so, also. Ebenso hört man : ah4 s. d. — a;4 ilre s. Ire.
aß das, s. dar.
assaek n. Holzgeschirr, Holzgefaße. Ebenso käratiseh| österreichisch
Lex. 10. Gr. Wtb. 1,687.
assea essen, daher guß, go-aß gegess'^n, statt mhd. gdT;, S. Schmell.
§. 962.
ast n. Nest.
Auch in Kärnten sagt man est für nest. Lex. 10
unter ast.
at- in: atiden unten, atlHHea innerhalb, attbea oben, atiitea unten.
Man wird in Gottschee nicht leicht die Worter: unten, innen etc.
zu huren bekommeti , sondern immer nnv atiden ^ atinne^ auch
at außen für außen. Sowohl das at-, als auch namentlich die
Form iden (wohl für aMea, sowie Schmell. II, 681 'ide* für
aider anführt) kommen weder im Cimbrischen, noch im Kärnti-
schen oder, meines Wissens, sonst wo im Österreichischen vor;
auch Schmeller hat die Formen nicht. — In solchen Bildungen
zeigt sieh eine SigealhimHckkeit des Gatlsfkeewisekei, die eine
206 Schrüe
allnuililiche Besitznahme des Landes von benachbarten deutschen
Gegenden her anzunehmen nicht gestattet.
Da die Mundart a für 1^ liebt, ist anzunehmen et- (in chvas^
ehonn, etwa, etwo ahd. etewaz, etewaune; mhd. etewer etc. im
ungr. Bergl. etwa, itjedrer Darst. 34.) s. Gr. gr. III, 58. — Mhd.
iht^ aus ahd. wilit^ got. vailijta wird in der Gottscheewer Mund-
art et (s. d.) und kann daher hier nicht in Betracht kommen.
ataich m. der Attich. Man erzählt, daß es noch unlängst in Klindorf
Sitte war, während eines Gewitters vor der Kirche Attich zu
verbrennen. Der Geruch des Attichrauches sei den Hexen, die
die Wetterwolken zusammentreiben und in denselben herbei-
fahren, unerträglich.
Cimbrisch atoch m. CW. 107\ ungr. Bergl. dtoch^ sieben-
bürg.-sächs. 6tchf mein Worlb. 31*. Lexer 202 führt an: „dtach
n. eine Futterpflanze*'; sollte das nicht auch der Attich sein?
der freilich keine Futterpflanze ist. Ahd. atuh, atah = dxrf/.
Die gottscheewische Form ließe ein früheres dtih vermuthen.
— ate in fierate, lanjate für Cfero (Gertrud), Ian§ (Hanns) u. a.
hört man oft im Scherz und mit verächtlicher Betonung.
atmaiien atmen, hauchen. Ahd. dtumazan, ülumizan; im vocab. incip.
teut. atmeatzeiif 1429 : atmiczen , jetzt atmezen Gr. Wtb. I, 594.
— aizen für -aticn bemerkte ich auch in den Wörtern: jaapfai-
len s. d., schluchzen, weinen, Jachaiien, wo, wie bei ataicb,
ein ai eingetreten ist, das sonst älteres I voraussetzt, indem
doch nur i (neben a) vorliegt.
ate m. der Vater, Hausvater, Mann der amo s. d. — Wie im Allgäu
und Oberinnthal: der ätt und d^immt Schmell. I, 54; auch
sonst im Scbwäbiscben atti und amm, Schmid 21, für Vater und
Mutter gelten, so sagt der Gottscheewer: dar ate und dea amo.
ate ist die Kleinform und entspricht regelrecht dem alemanni-
schen atti (Jltti m. bei Hebel) , denn das e der zweiten Silbe
steht für i s. unter e und i.
Sanskrit hat nur die weibl. Form attd Mutter (gothisch
aitheif ahd. fuotareiW/, finnisch äiti, lappisch etne, madjar.
anya)^ aber griechisch arra m. Väterchen bei Homer, gotisch
atta (auffallend isi das madjarische atya), ahd. atto, mhd. atte.
ätter hernach, dann. Kämt, äßer, bair. afterf Lexer 3. Schmell.
I, 34. nl. achter, über das Schwinden des alten Wortes in der
Ein Autfla«: nich GoUsckee. 20T
Schriflsprache s. Gr. Wtb. I, 185. Durcli Ausfall des f gewinnt
es im Gottscheewischen nordisches Ausehen vgl. schwedisch :
ater, dänisch: atter rursus s. Gr. gr. lil, 259.
tiWf 11 9 aw auf. wrisch aiw! — Der Auslaut wird zuweilen unhor-
bar. Dies namentlich in der Zusammensetzung: tikii hinauf,
ost.-bair. aiffi, alemann, ifei (aufhin). Der Ausfall des f, und
nicht, wie in aufp^ ifetu des h, ist für die Sprache von Gottschee
bezeichnend. Das f fallt auch im Cimbrischen weg, z. B. in: tter
auf der CW. 107.
118, aus.
Aifiar = aus her, heraus; cimbr. aiier CW. 108. Allgemein
bair.-iisterr. iit//ter;«tiftii = aus hin, hinaus; bair. - osterr. :
iibL Bezeichnend für Gottschee ist, dass der Auslaut ■ nicht
wegfällt.
Ms^imäBdar, tisiBiider auseinander; tistiiider mäckca zertheilen.
tishtrt m. Frühling; in Nesselthal. In Mitterdorf bort man dafür nur
läigis s. d. ^chade, dass Lexer 12, 172 nicht angibt, wo das
Eine und wo das Andere in Kärnten, da beide vorkommen,
gebraucht wird und zwar, wie in Gottschee, für ersteres nicht
auswärts n. (Gr. Wtb. I, 1011), sondern auswärt» ausweart
ohne s im Auslaut. So wie dies auswärt zuweilen in ausfahrt
umgedeutet wird (Gr. Wtb. I, 1011), so nennen die ungriscben
Häudorfler den Frühling in Deutschpraben wüebet d. i. fürwärt
und deuten dies um in fürwetter (wie n1. voorjaar» scbwed.
värtid): wüebetta, wie es in Krickerhäu, ganz nahe bei
Deutschpraben gesprochen wird, s. meinen Nachtr. z. Wtb. 27\
ausbart^luß f. Fruhlingsluflt. Fromm. Zeitschr. VI, 521.
awfr» awiar draußen, foris. Eine Bildung wie ahunt» ahin, ahoime
mit a = in-en s. !■•
aweraich n. Akorngebüsch. Aus Slovenisch jaror mit der kärntischen
(östr.-bair.) Bildungssilbe -ach gebildet.
— atiei in ■ackatien, lapfatieiy ■ijatzeD, plackatiei u.s.w. und die
Nebenform — aiien in atmaiieB, giepfaiien, Jecbaiicn u. s. w.
Über diese Intensiva auf gotisch: -atjany ahd. -azan hat
J. Grimm ausführlich gehandelt Gr. II, 217. f. Sic haben sich
namentlich in der österreichischen Mundart in Fülle erhalten.
Ein Unterschied zwischen ahd. pli^cckaieD, ntpfaiei und Atmasen,
woraus obiges ätmaiien neben napfatzen erklärt würde, ist nicht
208 S c h r ö er
erkennbar. Eine Bemerkung über erstere Form maebte icb bei
Ataaiien.
P steht für B und P.
Die mit B anlautenden Gottscbeewer Worte sind zu suchen
unter W,
Ausfall des/?, ausser in den Formen von haben, s. d., in hich (Habicht)
m. Geier.
Paar Familienname inGottscbee 1684. In Fächer (s. Altbaeher) 1614:
Peer; in Nesselthal 1614: Paar. In Malgern 1684: Peer; ebenso
in Sele, Götenitz 1700 — 1800; vgl. pAr. — Im ungr. Bergland
Peer Neusol 1492; später Beer Bär sehr häufig.
paeh n. Pech, pachole n. pAehdIe n. Thees» Wagenschmiere, Pechul.
lärDtischi pechöl Lex. 201 , so auch Schmell. I, 45.
päeben m. Speck, Speckseite. Auch lärntisch Lex. 1 3., im lagr. Bergl.
Nachtr. 16 und siebenbflrgUch Nachtr. 16. In Gottschee selbst
hörte ich, dass das Wort aus dem Slovenischen (^boli Speck)
abzuleiten sei. Es ist wol das Umgekehrte der Fall. Das Wort
heißt ahd. pahho» mhd. backe und backe f altnord. bak^ engl.
back. Davon altfranzös. bacon Speckseite , und auch slovenisch
bdh Speck. Eine mundartliche Nebenform desselben Wortes ist
Backe m. (Mehrzahl die Backen, was man zuweilen für ein
Femininum hält).
päehea backen, picbmonlter, — milter f. 1) Backmulde, Teigmulde
des Buckers. 2) Schmetterling.
Anmerkung. Der Schmetterling wird schimpfweise MuUer (MüllermaHermaler Ij^
Milchdieb und Mehldieb gennnnt, woraus dia Entstellungen: Molkendieb,
Molkenstehler, Molkenteller, Milchtrut, Molkentövertche Gr. Myth. 430 IT.
1025 tr. Weinhold, schles. Wtb. 62. Zwischen diesen Formen und dem
Ciottscheewischen pachuiolter (= GeraQ mit Mehl, vgl. mofkentelier s=
Ge^iÜ mit Molke) muss ein Zusammenhnng nnehzuweisen sein. Milemale
(d.i. Mutlermaler s= Müller) heisst bei Schmell. 11, 5G7 der Schmetterling;
ein anderer Name des Schmetterlings bei Schmell. U, !»73 ist: FleimolUr^
laiHt offenbar Entstellung des uralten Feifalter (ahd. vivattrd f.), aber
nahekommend unserm pachmolter. Die Grundlage ist das ahd. vivattrd^
die Entstellungen sind aber durch die Mythe von der Mehl- und Milchver-
Säuberung und Verschleppung, die man den in Schmetterlinge verwände!«
ten fiberirdischen Wesen zuschreibt, Mythol. a. a. 0., beeinflusst.
Piehcr 8. Altbacher.
Piehiigcr, Familienname 1614 in Krapflern,
Eia Aastair aack Gottsckec. 209
packbea beckeo, mit dem Schnabel picken, s. k^uyackktr m.
f «4iA Ortsname in Gottschee, hatte 1 770 zehn Häuser. Dieser Orts-
name scheint den Zusammenhang mit den \1I eomuai» die zur
Diöcese Ton Padua gehören, tu beurkunden.
paje f. Biene. Unit paje Lex. 20, eimbr. pi^a CW. 152.
pail n. grosser Spund am Fasse, vgl. kri^erle. länt peil m. Gr.
Wtb. I, 1377: beU 1745: beul n. — Vielleicht zu beule f.
mhd. biule» ahd. jriulld, zu got ufbauljau rj'^ow.
ABMerkaa^. ötUrreickisch keisst die BeuU, die man tick tekligt: hml a.,
ebeaso der Spaad. Kiader Backea la eiaea KSrbis, eiae Meloae, eiaea
Apfel: a pml, iadeai sie eia rierecki^es Stack keraat sckaeidea, dat ■«■
wieder eiasetxea kaaa. Bi tmeUmmm mpmim . die Meloae mmheuim aeaat maa
es, weaa aiaa eia solekes ptU aasscbaeidet, aai die Qaalitit sa präfea.
pal^le n. paugle, plur. paigiaii Bälglein, Schote. \
pAM m. Baum, pAmbaUe f. Baumwolle. pAmgkrte s. unter paim.
pkithali n. die gelbe Weide.
pampkck n. als Band yerwendete Weidenzweige.
Papes, Pappesch Familienname 1600 in Weißenbach. — Pappescb
bei Ossiunitz, Ortsname, 1770 acht Häuser. Im ungr. Bergland
Papesch, Name in D. Praben, 1700—1800. Käsm. Bobs
Leutsc|i. 1660; Babst
pAr m. Bär; der Nordwind. Als Familienname s. oben Paar^ — pAr-
sekeiche f. Bärenscheuche; Schreckbild. — pArtAtie f. Bären-
tatze , herba braneaB ursinae.
pkrm m. die Krippe. In dieser Bedeutung ist der Ausdruck balrisek,
Wtb. ungr. Bgl. 32. Schm. 1 , 200. lirat. pom Lex. 16, cimhr.
parm m. Fresstrog. 153, ahd. pamo mhd. bame,
Aamerkaag. Da Lexer 16 \m Kiratiackea : hmrm a. die Hütte nebea der Teaaa,
wo naa die Garbea kiaeialegt, vad pom m, Barn, Futterkrippe, in Form,
Gescbleckt und Bedeutnof^ getreaat fiadet, to wire dem weiter aacksug^eben.
pArseheiche f. s. pAr.
pArtktie f. s. pAr.
parte m. Bart. lArit.pär/ Lex. 16,etabr. paH CW. 1 52, AA^paribari.
Parthe Familienname, 1750: in der Rieke, Maasern. S. parte.
BartkelmA, Bartelme, Barthl lay 1614 Windischdorf; 1700 Kletsch;
1800 Gottschee s. auch lay.
Sitxb. d. pbil.-bist. Gl. LX. Bd., I. Hft. 14
210 S c h r ö e r
pasckei schmuggeln. Wol erst in neuerer Zeit eingedrungenes be-
kanntes Fremdwort (Aus passare s. Weigand 11, 341); pascktr
ro. der Schmuggler; plur. paschare,
patsckei knarren ; in der Stadt Gottsehee kennt man nur pätsckea in
der Bedeutung: klatschen.
pattei beten, ik patt, du pattejt, ar pattet) bir pattei; jeu patleit)
ih hän gepattet vgl. plteD.
pattlar m. der Bettler, plur. pattlare. Vgl. pltei. — An die Stelle
des Pilgrims älterer Lieder tritt der Bettler, z. B. in folgender
Ballade» zu der der Moringer bei Uhland 297 zu rergleichen ist
Der Bettler.
Dar pattlar ziehet ins limge döarf ,
hai didl deu A!
Der Bettler ziehet ins lange Dorf, —
ins länge ddarf an di höachzait.
hai didl deu i !
ins lange Dorf zur Hochzeit.
ar fetzot sih pain owen nider;
hai didl deu ft!
Er setzet sich beim Ofen nieder;
ahd duo sprichotdeu seh^anne praut:
hai didl deu äl
da spricht die schöne Braut also :
nbir assen und trinkhen und laben gueter dinge ;
Wir essen und trinken und leben guter Dinge
Owen patlar gedenkhet niement et!**
auf den Bettler gedenket Niemand.
Si reichet imon ein glAjle bain.
Sie reichet ihm ein GlSslein Wein.
„Schwann dank, sch^ann diink, du sch^anneu praut!
Schönen Dank, du schöne Braut,
main er§teu kone pi§t du gebän!**
meine erste Gemahlin bist du gewesen.
Bie dks derhöerot dar praitigkn ,
Wie das der Brftuligam vernimmt (derhört)»
a tuat a sprunc bol öbern tisch:
er thut einen Sprung wohl fiber den Tisch :
Eid Aaaflug nach GotUchee. ü! 1 1
^Juncheirre pin ich innar kam,
hai didl deu i !
Junker (Jungherre, Janj^^eselle) bin ich herein gekommen,
juncheirre gean i bider aus?
hai didl deu i !
Junker geh ich wieder hinaus!
paim pAm m.
paningärte m. Baumgarten; mhd. boumgarie.
BaimgtrteD, gewöhnlich: pAmgärte« Ortschaft inGottschee,
hatte 1770 acht Häuser.
pAMb«lle f. Baumwolle. Die Slere nei machen daraus : piT«It.
paaei ackern, pflügen, Feld bauen. Ebenso cimbr. paugen arare CW.
153; auchkärut. Lex. 18.
Paier als Name 1687 in Oberlosin; 1750 in Nesselthal; 1867 in
Mosel. Cimbr. Bauer ^y
paikhf f. die Trommel, piikkei trommeln.
paik f. Trommel und pauken trommeln ist auch der in der
Ups übliche Ausdruck, s. Darstellg. ÜB. Seite (343) 93. —
In Gottschee kömmt neben pauke 9 wol erst in neuerer Zeit»
gleichbedeutend auch: tmel f. vor; aber das Zeitwort peikhei
für trommeln scheint die Alleinherrschaft zu behaupten. ^Benn
dich di trumelausbert peukhen** : wenn dich, bei deinem Leichen-
begängnisse, der Trommelschlag begleiten wird** heißt es in
dem schönen Liede :
Bonn di pneben ins hör mttelkont:
Wenn die Babea lu leer afiisea.
Es i§t heunt oin schraiben kamen
Es ist heute ein Schreiben kommen,
daß di jungen pueben ins ör mueßont g^an.
dass di jungen Buben ins Heer müssen gehn.
Es hatte oinder a sch^anneu , a liebeu.
Es hatte Einer eine Schöne, eine Liebe,
mit imon bellot $i g^anen. —
Die wollte mit ihm gehn.
0 Bergmann hat in den Wiener Jahrbüchern d. Lit. Bd. CXX, 8. 24 einige Namen
Ton Weilern und Familien der Cimbri mitgetheilt (die ersteren sind oft beidtt).
Dies ist die einxige Quelle» aus der ich gelegentlich schöpfe. Vgl. oben S. 198.
14*
212 Scbröer
^1^0 plaib, du liebeu» in Kroinlänt,
„So bleib, du Liebe, in Krainland,
§0 plaib, du liebeu, in Kroinlänt!"
*In Kroinlänt plaib i ette;
'In Krainland bleibe ich nicht:
mit dire g^an i laibor!'
mit dir geh ich doch!*
mBu ber^t, du liebeu» lai dennor hingean,
„Wo wirst, du Liebe, nur dann hingehn,
benn ich ins weuer bert g^aneu?**
Wenn ich werde ins Feuer gehn?^
'Benn du ins weuer ber^t geanen,
'Wenn du ins Feuer ivirst gehn,
pai der §aiten bert i dir st^anen!'
an der Seite werde ich dir stehn!'
mBu ber^t, du liebeu, lai dennor hing^an,
yyWo wirst, du Liebe« nur dann hingehn,
benn mih deu kugel bert trafTen?**
Wenn mich die Kugel wird treffen ?**
*Benn dih, lieber, deu kugel bert traflfen,
* Wenn dich. Lieber, die Kugel wird treffen
main harzle mir bert üb pra§ten!'
mein herzlein mir wird abbrechen!'
mBu ber§t, du liebeu, lai dennor hingen,
„Wo wirst, du Liebe, nur dann hingehn,
benn ih kn de §aitö bert wMlen?"
Wenn ich an die Seite werde fallen?"
'Benn du, lieber. Im de §aito ber§t wällen,
'Wenn du. Lieber, an die Seite wirst fallen,
koin iinderter bert mir gewällen!'
Kein anderer wird mir gefallen!'
„Bu ber§t, du liebeu, lai dennor hing^an
„Wo wirst, du Liebe, nur dann hingehn,
benn deu tnmmel mih aus bert peikhen?*'
wenn die Trommel mich aus wird trommeln (d. i. zum Grabe
wird begleiten)?*
'Benn deu trunmel dih aus bert peikhcn,
'Wenn die Trommel dich aus wird trommeln,
dl klockhen mih bent — ausleuten.*
die Glocken mich werden auslSuten/
Ein Ausflog uch taottsckee. 213
PmI als TaufDame nicht uDgewöbolicb. Ich Sude ihn wiederholt in
der Conscriptionsliste ?on 1757. Er lautet in der Hundart PAI|
Deminutiv: PAle s. -e. — PmIsmb finde ich in Halgem 1600.
Aber auch mit slarischer Endung in Gottschee 1783: Pailltoch.
PAle wird auch» wie allgemein österreichisch Pai'l, zuweilen
der Kater genannt
»pawel Dummkopf. **
p^char m. Brotform ron Stroh oder Holz, das österreich.-bairisch «um-
berl, Bibd.9umbir heisst, im ■■gr.Berglaid aber k^dl(Darst.S. 171).
das ist kärlein, Ton abd. kor gotisch kaa, das sich in compositis
oft Tersteckt, s. jlolkar m. — Auch in diesem p^eluur m. mochte
ich eher dieses kar, in alemannischer Aussprache, vermutben, als
unser Becher (mhi. baecharium, ^d, pechari etc.)» was immer
ein Trinkgeschirr ist Dagegen in alemaiiisch kicher m. auch
beieker m. siebe Stalder I, 152 (das ist mbd. btkar binekar)^
dem das Fränkische: bisumper* impsumper Sehmell. III» 249»
entspricht, erscheint in der That obiges sumper dem kar gleich-
gestellt Beieker heisst in der Schweiz nicht nur der Bienen-
kar, sondern auch die Futterschwinge; so wird sümber oder
kärlein als Brotform, slovakiseb mit opdlka übersetzt» was auch
Futferschwinge bedeutet — Dass die in Kärnten nicht Qblicben
Gottscbeewer Ausdrücke zunächst im alemannischen Gebiete zu
suchen sind» werden wir noch öfters wahrnehmen» s. praftei.
uie. ate u. a. m. — Die SloYcnen entlehnten das Wort gleich-
falls in der Form : pthar.
Peer s. Paar.
p^gle n. die Schlinge, Schleife, Tgl. aehle n. iirUfl f. maseke f. — Das
klgleia arculus» heisst ganz besonders noch: t^stricklin von
roshaarp damit man den voglen und deren richtet"^ Henisch
445, 66, bei Gr. Wtb. II, 222; aleuulsekt bigli n. Schlinge
▼on Weiden oder Rosshaar zum Vogelfang» Stalder I, 198.
pekeit schnell, behende. Mbd. behende* elmkr. pokeaie schnell»
behende, presto W. 128\ kinU pfeit Lex. 133. balrlsck
Scbmell. 11, 204, alemauL keid» SUld. I, 129.
peisle n. eine Weile, a poi^le ein wenig. Elze schreibt: ^^peshe
wenig*' das man aber in Gottschee nicht kennen will.
Es ist das Wort der Bergmannssprache: die Pose^ PoU
ein Zeitraum von vier Stunden; e Pois, e Pöül eine Weile»
214 Schröer
Schmell. I» 298 f. hier in Betracht zu ziehen. Bei Scheueben-
stuel Idiotikon der Bergmannsspr. 177 ist die Passe eine be-
stimmte Schiehtzeit und so ist auch zu erklären das in Schmöl-
nitz vorkommende: erste pos, zweüe pos: erstes Stück, zweites
Stuck: e pos ein wenig, das ich Darstellg. S. 110 nicht zu
deuten wusste.
Tir^lisebi a boiss ein Biszchen. Frommann VI, 37, III,
323. u. s. lirntlsebs polsl n. kurzer Zeitraum. Lex. 37.
Die zum Spinnen für eine bestimmte Zeit zugewogene
Wolle : pensum, erscheint schon ahd. (nocturna pensa puellae —
Tulgo pdsA) Graff III, 382. Es wäre demnach ein mhd. peise f.
die Aufgabe, Frist, ursprunglich der zugewogene Theil, anzu-
nehmen, dem alle obigen Formen und Bedeutungen entsprungen
sind. — Pensare: ital. pesare lebt in deutschen Mundarten in
der Zips: peissen mit der Hand abwägen, Wörterb. 34, schle-
sisch : pesetu peisen. Weinh. 69\
Peitschltsch, Name in Gottschee i7S0.
perlcktei, sich : sich versehen, versorgen; besonders mit den Sacra-
menten:
Benn ich oinm&u im krankhenpette lig,
da khumt dar prie^ter zu mainem pette,
Ali perichttt ar mich le dei dbigei gfletera s. das Lied unter
kiachialti di age^turm ^ingoni.
Schon mhd. heisst es : darnach hiez er berichteD sich
mit unsers herren lichamen (die Schreibung Uchnamen be-
zweifle ich in dem Fall) mhd. Wtb. II, 641. — Sich nach der
Beichte mit gottes trdst bericktei und noch andere Belege
Schmeller HI, 3S. — Auch Luther gebrauchte den Ausdruck
in ähnlichem Sinne, s. Grimm Wtb. I, 1522, c.
In engerer Beziehung zu unserem Gottscheewer Ausdruck
steht aber Cimbrisehi berichte f. Communion, b«ricbtei das
Abendmahl geben oder empfangen. W. 160\
PerUa, Name in Schöflein bei Nesselthal 1750.
herke, m. Schnurbart; sUveDisck: berke.
Pen, Pcrsch, Name in Lienfeld 1684.
Perschey Name in Tiefenthal um 1600. Stockendorf um 1700. Horn-
berg, Lienfeld, Moos, Altlaag, Obermösel, Reinthal, Fliegen-
dorf 1750. Im ungr. Bergl. Persse Pilsen 1785.
Ein Ausflug Dach Gottschee. 215
Bertkolt, Name in Gottschee 1684. — In Schemnitz 1363: Bertold;
in Siebenbürgen noch jetzt Berthold; in Presburg 1379 : Perch-
tolduB de Asperfi; schon in Karajan's Verbrüderungsbuch
Perhtold 1, 15 u. o.
ferti, Pen, Name um 1600 in: Ebenthal, Otterbach; um 1750—
1783 in Malgern, Ort, Hasenfeld, Lienfeld, Krapflern, Gottschee»
Tiefenreuter, Skrill, Kotschen. — Im ungr. Bergl. Pertach
Kaschau 1858. Peretz Käsm. 1604.
perswögele n. der Zaunkönig. Auch iwerg^dgele n.
Petscktner, Name um 1600 in Nesselthal; 1750 in Nesselthal,
Tschermoschnitz, Mitterdorf.
Petscke und Petsekee, Name um 1600 in Ebenthal; 1784 in Lienfeld;
Petsckee um 1600 in: Verdreng, Verderb, Koflern, Moswald,
Gottschee, Skrill. Im ungr. Bergl. Petsch Dopschau 1628.
peti, m. 1. Das Bärenmänncben. 2. Der Kater. Vgl. bärlibätz Stalder
I, 144. der bätz zu Bern Gr. Wtb. I, 1159. Tgl. jlkii und piti.
pcakbe, f. und peakkei s. unter paikke.
pente f. Borg ; of peate sabea borgen,
pcitea: borgen.
Das Wort ist zunächst aleBiiinlseki bell m. und f. Borg, Cre-
dit; elDem etwas aifbeit gebend, i. auf Borg. Stald. 1, 153, also ganz
wie in Gottschee; beiteD : borgen ist auch schwäbisch, Schmid 27.
In der Literatur kömmt das Wort zuerst mhd. vor: hüten
im Passional, buiten bei Jeroschin, im Sinne von erbeuten, rau-
ben. Die abgehende Lautverschiebung neben altierd., bjta,
en^l. b«et7, »I. biit zeigt, dass es aus dem nl. in das aleman-
nische fast unverändert eingedrungen ist. Von da kam es nach
Gottschee und zwar in der wohl ursprünglicheren, älteren Be-
deutung: borgen^ die aus der Bedeutung: tauschen hier her-
vorgegangen ist, wie: mutuare aus mutare. Altn^rdiseki bjta
hat noch die Bedeutung: permutare, dann dare* Sveinbjorn
Egilsson Lexicon po€ticum antiquae linguae septentrion. p. 92;
ni. bflten : tauschen ; vocab. theut. büten^ petiten, wechseln^
permutare, cambire Weigand I, 145. Mein Vocabular von
1420: 6t^/^n vendicare.
Pentier, Name 1614 in Rick; 1750 schon Peltler in Rick, Morobitz,
Handlern, Moos. Im ungr. Bergland Kaschan 1399: Pewtler,
Schemn. 1858: Peitliar.
216 S c hr ö e r
pebUitie (^uluv), bewdUtze f. eine strudelartige Mehlspeise,
s. powalitie.
pfaifen, 1. pfeifen, 2. trinken. Vgl. tnlea.
pfaifilter, f. Schmetterling in Tschermoschnitz. Vgl. päckm^alter
unter pkchen und wladdlitie. Das Geschlecht (f.) uralt, ahd.
vtvaltra fem. (Gr. gr. I, 862 f. lil, 368). Schmell. I, 530 hat
die Formen: feifalter, feurfalter^ beinfalter, weiwfaltery zwi-
falter, pfeiffalter mase.
Pfeifer, Name um 1700 in Tiefenthal» Klindorf, Altlaag, Obermitter-
dorf. Auch in Zarz. In Leutschau 1660, in Schemnitz 18S8:
Pfeiffer.
pfandle, n. Das Pfännlein, die Pfanne.
pfaniatle n. eine Mehlspeise, sonst Spritzstraube, Spritzkrapfen ge-
nannt. Nicht aus pfaniel n. Lex. 23, sondern aus : pfanz&Üe m.
frigdola mhd. Wtb. III, 870. pfanzelt artocrea, krapff voc. von
1429 Schmell. II, 310. — Aus: pfann- und zeltlein in G.
zautle, daraus gekürzt -'Zaile.
pfkrm m. auch pfim m. Farn ; pflraiach n. Farnkraut, ahd. farm,
farn m. farmabi n. Graff. III, 694. pfärmen Farn schneiden,
einheimsen, pflimenttil n. Farn tragendes Grundstück.
Der Farn spielt in Gottschee eine große Rolle. Sechs
Schuh hoch aufgeschossen sah ich ihn hin und wieder in den
Waldern. Die Ebenen sind zuweilen ganz bedeckt mit Farn, der
auch die zerklüfteten Kalksteinflächen mit Grün belebt. —
Der Farn dient in Gottschee als Streu nicht nur für das Vieh,
sondern auch für den Menschen (bei den Armeren) , wo wei-
chere Betten noch nicht allgemein sind. — Auch das Cimbr.
Ifdrterb. führt S. 119 die Formen Tarm und TarD an (das ist=a
warm und warn s. über Aussprache des Y daselbst S. 43)^ und
auffallend ist, dass das f , das dort die regelmäßige Erweichung,
die auch in Gottschee eintreten sollte, erleidet, hier geradezu
in eine Verhärtung umschlägt.
pfeit f. pfeM f. Hemd. Das gefältelte Frauenhemd: dei f^eri^ote
pffM 8. rige m. In neuerer Zeit ist dafür gewöhnlicher der Aus-
druck dei gewändrate pfoM s. falde f. Dies lange gefältelte
Hemd mit dem breiten roten gflftel s. d., oben am Halse
geschlossen, die Ärmel ebenfalls quer gefältelt, ist das
Hauptkleidungsstück der Gottscheewerin. Darüber trägt sie
Ein Ausflu{^ nach Gotitchee. 2 1 7
nur die ärmellose J«ppe s. d. von weißem Tuch, die bei der
Arbeit abgelegt wird.
Das Wort (got paida, finnisch paita, ahd. pheit etc.) ist
oft von Grimm besprochen Gr. l\ SS. 397. III, 447. S27.
Reinh. F. XXV. Namen des Donners 23. Es ist hier aus der
bairisch-österreichischen Mundart herüber gekommen, doch hat
es den sehwibiseben Laut ei für mhd. ei, der in Gotschee
überhaupt durchgedrungen ist, angenommen» indem es in
Uraten ganz bairisch-österreichisch: pfAt oder pfiat lautet;
elmbrisch foat plur. fdte, demin. fötle CWb. 121*.
pflojtäc m. Donnerstag s. täc. Dar weijtige (s. d.) pfinjtäc Vorfasching.
pfranme f. Pflaume; pfranmpAM m. Pflaumenbaum. Ahd. prtaiay
phrüma f. prümboim Graff III, 367, mhd. phrümbt ■b, prAmen-
bdUB mhd. Wtb. I, 229. Im Dranthal pfräm pfrAmpAm Lex. 2S.
elmbr. franme, fraimpoem, CWtb. 122S am littelrkein prame,
braune, s. Weigand II, 370. — Die Form mit R ist jedesfalls
die ursprünglichere, vgl. gr. nrpoOfxvo^.
pickben stechen; slov. pikati. Das wackle §äget: piek mih! Das
Ferkel sagt: stich mich! s. unter dleitn. Mhd. bicken s.
Grimm Wtb. I, 1809.
pickle n. Felge. Tschermoschnitz. Sonst 1) Pünktchen, auch slov.
pfk. 2) = krkmpe s. d. Werkzeug beim Kohlenbau, Haue. Mhd.
bickel; vgl. pickhea.
»piegca biegen, nnpiegcn anebnen.**
„pi^ade f. pi^enerde f. Erde zum Anebnen. **
pilieh, pileh m. Buch, myoxus glis. Wird, gebraten, als Leckerbissen
gerühmt.
pillch maaiile n. gefiirchtetes Gespenst, das in Wäldern
haust und die Bilchfanger, die bei Nacht im Walde Feuer
machen, schreckt. Durch den Bilchbraten herangelockte Eulen.
— piliek matile n. Bilchfalle s. matile n.
pirche f. Birke, ahd. pircha f. (sanskr. bk&rja m. , lit. b^zas, kir-
cliensl. brezot altnord. biörk}, — plrchaeh n. Birkengebüsch.
Auch cinbr. noch pircha f., CWtb. 154**. Urattsch schreibt hin-
gegen Lex. 27 : pirke f.
„pirc f. Spelte, die Getreideart.**
plrbf her m. Goldamsel, Pirol. Aus TtuppoxjXaq^ s. blerheler, bierhold
Gr. Wtb. I, 1824.
218 Schröer
pijeD mit der Osterruthe schlagen, am Tage der unschuldigen Kind-
lein. Daher heisst dieser Tag pijentäe, die Rute : pijenriate. —
Vm Ylllaeh sagt man pisDen Lex., sonst tschApeD Lex. 214 mit
dem Rufe IsekAp tschAp, frisch und gesund! ferner: kirntisek
Lex. 178: I6a$tn, wozu der Spruch: leaste, leaste^ frisch und
gsund! was Lex. nicht verstanden hat. Er war schon aus
Schm. I, 306, wo der Spruch •berpfiUisch lautet: nis de
Pfeffer rasst welltsn teisn a! wofür dann ein kleines Douceur
gereicht wird** leicht erklärbar, leaste ist nicht unter ein Zeit-
wort Uastnen^ sondern unter leasen zu stellen und bedeutet : los
dich, kauf dich los. So heisst es im ungr. Rergl. zu Ostern:
Bchmeckoster zen Ostern^ ding a, ding ä d. i. dinge dich ab,
kaufe dich los Nachtr. 46.
In Gottschee heisst es nun auch : l^ajte Ma§te» wriseh md
gejnd! gegind anslabca! Ikiiges laben! nmi aifs Jar u knndcrt
goMen raicker!
Die Sitte mag auch in Schwabei verbreitet sein. Seh mel-
ier citiert II, 310, unter auf kindein einen Vers:
^Und an dem lieben kindlenatag
geht heftig an der Jungfern plag;
dann um lebzelten sie zu haun
vil junge pursch sich lassen schaun."
Eine Verwandtschaft mit dem auch in Schlesien üblichen
österlichen Schmeckostern, das oben berührt wurde, ist gewiss
vorhanden. So erinnert auch das frisch und gsund an die Rufe
der Johannistänzer anno 1374 und ferner (s. Uhland's Schrif-
ten III, 399 mit den Anmerkungen S. 484 f.) an das alte:
herre St. Johann, so so,
frisch und fro I
Bkckai, Name 1861 Elze S. 40. Vgl. Püschl ungr. Berg).
Käsm. 1840.
pissle n. 60 Ellen. Dtu pissle laimait hat 30 stAbe s. d.
piten bitten, i pit, da pltcgt) bir pAtea: bitten ; hängepdten,yg\, pattea.
Pitil, Name in Tschermoschm. 1614. s. Pfltil.
plaekatiea, plaekalien blitzen, läratisek i plickain, bldckeien, pleag-
gaia, plef^gaiea (Drauthal) Lex. 32. Wie eine Versetzung der
Laute sieht aus cimbr. plitie^ea CWtb. 155. — Ahd. picechaiaa
etc. aus welchem unser blltiea nur eine Zusammenziehung ist.
Bin Ausflug nnch GotUchee. 2 I 9
Auffallend hier ist das a für e der ersten Silbe das sonst nur
für g steht ; sonst ist die Form uralt.
pl&den, plodea pedere, AleBauisch blödem^ in der Bedeutung »Ton
einer krampfartigen mit einem dumpfen Laut verbundenen
Blähung** Stalder I, 186. — Sonst in Gottschee: waijtci s. d.
und pUder. Vgl. plodem mingere im ungr. Bergl. Nachtr. 18.
PItye, Name in Tschermoschn. 1614. Wohl für Pleihe zu ahd. pleih
bleich. Der Vocal erhellt aus der Nebenform PUJe» die mir, um
1770 in Pölandl vorkömmt. — Im ung. Bergl. Blay Blei Gdl.
Ksch. Prb. 1700— 18S0.
BlassmaDD» Name in Mooswald 1600.
pUtte f. Glatze, geschorene Stelle am Haupt, kahle Fläche Oberhaupt.
Vgl. kärntisch piktte f. Lex. 30. — Ungewöhnlich ist das
gottscheewische Compositum Arjplätte f. Obwohl schon ahd.
blattd mhd. blate vorkömmt, ist das Wort doch entlehnt, vgl.
gr. TiXar-n. — pikttic kahl vgl. platilc
platiic 1) glatzköpfig; mhd. glatzeht, AlemaiiB. blasskepf Stald. I,
181. 2) voll Flechten, Zittermal s. lAfeier. a platitges gejieht
s. Schmell. I, 340: pletzen, Schorf auf der Haut, zu got. pUUs
lni^\ri[i.a^ ahd. ble%>
pitessei blöken. Cimbr. pleiar Winsler CWtb. 15S. Schmell. I,
238 : bl^ssi blöken. Demnach ist die Form pMassei eine un-
organische Dehnung einer älteren Form: plessen. Das wäre
mhd. blezzen, blezen ahd. plazjan. Die mhd. Form ist nicht
nachgewiesen. Die im mhd. Wörterb. I» 203 angegebene:
bldze, bldzunge beruht auf einem Irrthum. Da nämlich auf
Graff IV, 1268 verwiesen wird, wo es heisst: (Graff III) „S. 2S9
Z. 10 V. u. I. bldzen st. blozan^, so ist hier offenbar die Deh-
nung des A angenommen» indem dies blözan sacrificare mit
blazan blocken, balare verwechselt worden. Für die oben
theoretisch aufgestellte ahd. Form plazjan sprechen die bei
Graff* III, 259 vorkommenden Formen: placeandi balantes und
das umgelautete plezunga f. balatus; so auch die Formen
plazzandif plazzanti (wo zZf wie so oft, aus zj hervorgegangen
scheint), die zugleich für Kürze des Ä sprechen.
Plesche, Name in Schwarzenbach um 1600; in Götenitz, Eben,
Handlern um 1700. Vgl. Pllsche« Im ungr. Bergl. Plesch Neu-
sohl 1390, Plescher Schemn,, 1404. Ptöss Hess später häufig.
220 S G h r ö e r
pUscbäch n. Tannenreisig. Aus bieschen: sehlagen. S. Gr. Wtb. IL
108. Lex. 31. Also: Abgeschlagenes. Vgl. tAse.
Ptessel, Name in Liechtenbach bei Nesselthal, um 17S0. Vgl, PIlseL
pliska plaska! In den unter dieD«i angeführten Gedächtnisversen
heisst es: das goißle §äget: pliska plaska! — SltTCDlsch
heisst die Bachstelze : pliska.
plinkatien blinzeln, mhd. blinkezen,
Mplieis Tollkirsche'* Elze 59, sonst bolwejbcre f. s. d.
pleeh n. 1) Block 2) Brett, vgl. CWtb. 1S5. Lex. 32. mudelpldch n.
Nudelbrett,Teigbrett.i&rit, j9/ö{;Aer Fensterbalken. S. oben S.189.
pleder m. Wanst, voller angespannter Bauch, vgl. pluderer Schmell.
I, 334.
Pllsch, kleiner Ort; hatte 1700 vier Häuser.
PMsche, Name in Mooswald um 1770: in Mittrd., Koflern, Wetzen-
bach 1750. Vgl. Plesehe.
Pllsel, Name um 1700 in Deutschau. Vgl. Plessel. Elze (1861)
schreibt Pllschl S. 40. Im ungr. Bergl. Ploezel Schema.
1383.
piaeien blühen. Ciabr. plflaaii CWtb. 155. Vgl. n.
plnomc f. Blume. Das Wort ist selten, s. r6A§e. Dennoch hört man in
den Hochzeitreimen, s. hiachiaitf wo die Geschenke, die ein
jeder der Braut geben soll, genannt werden, häufig den Reim
dl mnome
den i^ibt ir eine pli«me (wo denn dann das Geschenk eben
keine Blume zu sein braucht).
plmiatieii, pluiaiiei stottern. Nur ahd. plunzeze stamalo, balbutiat,
Graff ni, 362.
piaae f. die Saubohne; jede andere Bohnenart heisst ärbalsse f. s. d.
Auch kärntiscb ist potne die Saubohne, Lex. 36.
Bober, Name 1669 in Schalkendorf. Vgl. Woher,
pobilitie s. powalitie.
Pocbiiger PachiBf^ef (s. Piehiiger), Name in Krapflern, Dran-
bauk 1760. Paehiiger auch im ungr. Bergl. Schemnitz 1858.
Podwerck bei Ossiunitz, Ort, 1770 mit vier Häusern.
Pegtreli, Ortschaft, zählte 1770 vier Häuser.
poide, poidei beide. Daneben auch die Formen : p6ade p^adea, wenn
der Artikel voransteht poldei und p^adea. Diese Formen ent-
sprechen mhd. beide beidiu; btde bidiu; beiden biden einen
k
Ein Ausflug nach Gottschfe. 221
Geschlechisunterschied (s. Gr. Wtb. I, 1361) kann ich nicht
nachweisen.
Pole, Name in Krapflern, Götenitz, Neuwinkel 1750.
poiaie f. päaie der Vormagen. Mehrz. päaiea Gedärme. Vgl. Gr. Wtb.
I, 1120.
Peek, Name in Gottsch. 1684.
Peekstein bei Unterlak, hatte 1770 fünf Häuser.
Pilandel bei Tschermoschnitz, hatte 1770 neunundzwanzig Häuser.
pAlen werfen. Du sch^ander gueter raben§iift,
bie gai§t du manichom gueteu khräft 1
polest du mih nieder
§0 st^an i bider auf:
op dain derzörn ih mih laibor et !
Ein für werfen in jedem Sinne gebrauchtes Wort. Zu-
nächst wieder alemaBBisek bohlen werfen Stald. I, 201. —
Das lAratiseke sich pöln, die hand polt sich d. i. anschwellen
Lex. 38 gehört kaum hieher, sondern zu bell Geschwulst, ver-
bellen in Folge eines Stosses anschwellen, mhd. erbellen Wtb.
I, 118 (wozu Schmeller I, 167 schott. to bell, engl, „bollen''
schwed. bulna und ar^A^Z/i vergleicht, was Lexer entgangen
ist). Dies gehört vielleicht zur Wurzel sanskr. bhdla, ags. baeh
bell Stirne. Hingegen unser alemannisches pAIea, deutlich ahd.
poldn mhd. boln werfen ist Ob das mit jenem bell und mhd. er-
bellen zu Einem Stamme gebort» halte ich für nicht so gewiss,
obgleich beide Formen im mhd. Wtb. zusammengestellt sind.
pilbele n. Kügelchen. KArnt piUile n. Kügelchen Lex. 3S, alemann.
bot bollei boUere Stald. I, 199. Vgl. bolle Gr. Wtb. II, 231. und
griech. ßolßog.
pAae p^ane f. Saubohne. Die übrigen Bohnen heissen krkatssen s. d.
pörnagele, p^rnagele n. kleiner Bohrer. Der zweite Theil ist Demi-
nutiv von nigar s. d., das ist Nabiger; ob der erste Theil zu
bohren zu stellen ist, bin ich nicht gewiss.
Partei, Name 1681 in Oberlosin. *» Bariel: Bartholomäus. Der
Heilige dieses Namens figuriert im Stadtwappen von Gottschee
und eine ihm geweihte Kirche ist vielleicht älter als die Stadt.
— Im ungr. ßergl. Poriel Hochwies 1858.
Pirti, Name um 1700 in Niederlosin. Vgl. Perti« Im ungr. Bergl.
Borcz, Loreuzen 1858.
222 8 c h I ö *r
penieh n. Gestrüppe; kiberpenieh n. die Stoppeln. Vgl. Sehm. I,
204: borzach Buschwerk u. s. f. sehw&bisck Mb^nea Reisholz**
Schmid 34.
pisekle n. Blumenstrauss. Der Ausdruck in diesem Sinne ist
eestr. bairlseh, käret. päschel n. Blumenstrauss Lex. 47. Die
Form des Wortes (o für ü) ist alemaaBiseb vgl. pöschli
Weinh. alem. Gr. S. 29.
pije pfaje zornig, böse Tgl. Lex. 36.
»posse kär struppige Haare.^
piti m. Kater, in Kärnten peti Lex. 37. Vgl. jedoch oben peti.
pottieke f. Bottich. Unit, poutige f.
potipar m. eine gewisse grosse Raupe.
pewalitie, pekklitie (uuuu) f. eine strudelartige Mehlspeise, eine
Leibspeise des Gottscheewers. Ich theile im Folgenden die Vor-
schrift, wie sie bereitet wird, mit; und zwar, ausser der ge-
wöhnlichen, auch die Bereitung einer Abart, der heldaia pebk-
litie. Vgl. bewaUen = kneten s. wallen und sloven. povaljaii
wälzen und -Itie s. d.
Woarsohrift s* oinder pobUitze.
Z'er^t nimet man a pächmatter, drinn kirnet das boizain ma),
Mer §a)z und lubats bässer. Nue i§t der toig gemächet. Aus dan
hatt toige bert nue wier toiglain aus anänder gemächet. Du wier
toiglaiii müeßent a wiertelstunde rä§ten, unter de§§ bert die wülle
gemächet, aus : ^ekf oier, a §aitel §üeßen räm, 3 leffel wol smatz
und eppäs geribns pröat. Das bert guet unternänder getriben und
du wülle i§t wertic. Nue kament du toiglain afs mudelploch, bu §eu
mitn mudetbetgar ausgetriben hent.
Es kimet eppäs §ma}z drauf und nue i§t mitn henden ganz
wain ausgezochn. Das geschiehet mit all wier toiglain. Die wulle
bert nue ganz wain afs er§te toigle gestrichen, das zenänder gerollet
und af du ^aite geloit. Af das zboite straichet man du wülle 4 ahd
auf und betgets in das er^te. Das nemliche geschiehet mit dam
dritten und dam wierten toigle. Bie alle wier zenänder hent gerollet,
kimets in a kositse, beleu mit smatz ün i§t gestrichen und bert ge-
pächen. Benn du pobälitze gepächen i^t, strebet man zucker drauf,
leget $fi af a holzain talar und trüget §ü afn tisch.
k
Eiu Ausflug nach Gottschee. IgSo
TorBchrlft SU einer Bewallltie.
Zuerst nimmt man eine Backmulde, darein kömmt das weisene Mehl
dnnn Salz und laues Wasser. Nun wird der Teigf gemacht. Aus demselben Teige
wird nun vier Teiglein i^auseinander gemacht". Die vier Teiglein müssen eine
Viertelstunde rasten, unterdess wird die Fülle gemucht, aus: sechs Eiern,
einem Seitel süßen Rahm, 3 Löffel voll Butter und etwas geriebenes Brot. Das
wird gut unter einander getrieben und die Fülle ist fertig. Nun kommen die
Teii^lein auf das Nudelbrett, wo sie mit dem Nudelwalger ausgetrieben sind
(d. i. werden).
Es kömmt etwas Butter drauf und nun mrird mit den H&nden ganx
fein ausgesogen. Das geschieht mit all den vier Teiglein. Die Fülle wird
nun ganz fein aufs erste Teiglein gestrichen, das zusammen gerollt und auf die
Seite gelegt. Auf das zweite streichet man die Fülle auch so auf und walget
sie in das erste. Das nfimliche geschieht mit dem driften und vierten Teiglein.
Sobald alle vier zusammen gerollt sind, kömmt dus in ein Geföss, welches mit
Butter angestrichen ist und wird gebacken. — Wenn die Bewallitze gebacken
ist, streut man Zucker darauf, legi sie auf ein hölzern Teller und trfigt sie auf
den Tisch.
Wöanchrift s* oinder hoidain pobälitze.
*s hoidaine ma) kirnet inn du pächmatter, §alz derzu und bert
mitn battenden prunne uberprennet. Man lusset uküelen. Dar toig
miss lange §ain geballet. Du wütte bert grude §o gemächet bie deu
wöarige, lai bert §tät dan §tießon §auerer rim genumen und §tatt
§nia}ze mächäde. Benn du wulle auf i§t gestrichen strebet man rächt
wil bainperlain drauf. Du pobälitze bert in a kositze getiln und grud
§0 baitor werwuren» bie mit dar h^antigen.
Tsrsckrlft in einer Helden- (Backwetien-) Bewallltie.
Das heidene (buchweizene) Mehl kömmt hinein -in die Backmulde,
Salz dazu und wird mit dem wallenden Brunne (d. i. Brühe) überbrüht. Man
lässt abkühlen. Der Teig muss lange sein geknetet Die Fülle wird gerade so
gemacht wie die vorige, nur wird statt des süssen, sauerer Bahm genommen
und statt Butter Schweinschmali. — Wenn die Fülle auf wird gestrichen,
streuet man recht viel Weiobeerlein drauf. Die Bewallitze wird in ein Gewiss
gethan und gerade so weiter verfahren wie mit der vorigen.
prackea brechen, besonders in der Bedeutung: pflücken, r6a§en
praehee s. prasten. th prich, bir praeben vgl. piten.
br&del m. die Barte, der Bart eines belieb ardenfürmigen Beiles,
sloTcnisch bradlja, was gleichfalls aus brada Bart her-
vorgeht.
„praitele, n. Wiesel."
224
S c h r ö e r
praitiffia m. Bräutigam.
pram f. m. Bremse, mhd. brem m. Urat. brSme f. Lex. 40.
praekelB sich Speise versagen , im Scherz : fasten. Nachen ttraß-
mäntäc kimei dar schaißertäc und nachen schaißertäc dar
praBkelmittdch i Aschermittwoch.
prante f. Butte. Clmbr. pre?iie f. Fass, ital. brefiia CWth. 1^7, 113.
i&rnt. grosses hölzernes Gefäß. Lex. 41. s. darüber Gr. Wtb.
II, 372.
pra§tea brechen. abpräjteB zerspringen. ierpra;ten, part. pr. ler-
brejtea. Lexer kennt das Wort aus dem Kärntischen nicht,
S. 41. Doch lebt es in AlenaBBieB Stald. I, 217.
piiten m. die Wade. In diesem Sinne elmbrischt mauseprate W^ade
CWtb. 156. Ebenso bei Henisch (teutsche Sprache und
Weisheit. Augsburg 1616) in der Form „6rdf/, die Waden
an des Menschen Schenkeln*'. Das Wort ist in diesem Sinne
nicht kärntisch, eher schwäbisch.
praBB braun. Die GQrtel der Mädchen und Weiber sind jetzt roth,
waren ehedem yielleicht braun. Im Liede vom Elspargar und
Ikgf^tltilei s. d. sagt diese: ierbra§tefl ijt mala praan gflrtele.
Prauae Iraaae, Name in Sele 1614, 1669, 1750; in Altbacher,
Gottschee 1750, 1784, 1868. Im ungr. Bergl. Braun Leutsch.
1660. Krickerhfiu: 1640.
pr^aehitie f. Wiege.
predlaiele n. Eidechse; sonst egedaekf s. d.
Preidiflck, Name in Mooswald um 1600. Preiditsch Zwislern, Ver-
dreng 1750.
prembela 1 ) plaudern, 2) brummen, schmählen. Vgl. ahd. brgman,
tirol. bremen brummen. Fromm. III, 458 oder praepeln in der
Zips Wtb. 39, Henneberg Fromm. II, 464?
preBBCB brennen ; gepruBaea gebrannt.
IberpreaaeB überbrühen. — Dar praaae, praanii die Brühe, heißes
Wasser, ^s kaidalaa aial Umtt laa dl piehmalter^ sali deria aad
bert BittB balleadea pnnae iberpreaaet.
Preaaer, Name in Komutzen» Koflem, Windd., Gottschee 1750; 1861
auch bei Elze S. 40.
„pr^schpritle n. Schlagholz."
Preser, Name in Mosel 1867. Presner Rusbach 1$14. =» aus
Prise s. d. In Käsmark 1840 : Breeß,
K
Ein Ausflug nach Gottschee. 22o
yretle ii. Schindel, Brettlein. So auch cinbr.
Prlmeseh, Name in Gotn. Masern 1750.
pringen bringen. prAcht gebracht Fromm. VI, S21.
prieslaich m. Blindschleiche ; mhd. blintsllche m. ahd. Uiitalllihd m.
proit breit; dar preite häg der breite Weg, im Gegensatz zum
stickele rein s. d. häuGg im Liede.
pr«lle, pralle f. in Agenpralle Augbraue. Aus mhd. bräwelin ward
brdltn und d wird in Gottsehee üt u.
Pröribl, auch Prilibel, gesprochen: Pr^arigel, Ort bei Unterdeutschau
1770 mit 19 Häusern.
Prösc, spr. Pr^a§e bei Kiek, 1770 mit 12 Häusern. —
rrMollen, spr. Pr^asollen hatte 1770 zwei Häuser.
prSsele, pr^ajele n. Broslein, kleines Stack Brot; man sagt aber
auch pr6a;ele h«m n. klein gehacktes Holz.
Presche, Name in Hornberg 1684.
pr«s8 m. Knospe; ahd. proz, mhd. broz s., dazu und zu dem Fol-
gendem Gr. Wtb. H» 399. pressen sprossen, karBt. prosten. —
pressmiaet n. Merz.
Pratgesell, Name in Schwarzenbach , Hornberg um 1600, in Altlaag
um 1750.
pr6at n. Brot, darbes (s. d.) pröat ungesäuertes Brot. Vgl. laltlaii. —
■aißes, sbäries pröat
■roBBsee Ortschaft 1700 mit yier Häusern, gesprochen: Prlajeab,
Dativ Prttns^abe.
pronne m., die Brühe, s. preanea.
pronnle n. die Quelle, das Brünnlein.
prnnikachei f. Nachttopf; noch in der Wetterau: brunzkachel; als
Schelte schweizerisch, s. Gr. Wtb. I, 442.
Bronskclle olim Irttaskele, Name in Stockendorf um 1600, Tgl.
Wriaskele. Im Kraiiiischen fand ich (1867) Brunskole aus
Meierte; Brunskole aus Jelseynick und ebenso aus Tscher-
nembel.
prost f. das Herz. Aber auch harie s. d.
prate f. Wiege, Wol von dem beim Einwiegen in Gottsehee gebräuch-
lichen Ausruf: prutai Blaalt protal Baflalt s. aaBal. — Wenn
man mit einem Sprung ins Althochdeutsche zurGckgreifen
dürfte ohne Übergang, so stände das Wort brattl f. terror
(= gottscheewisch : prottai) zu Gebote uud: ni bruiti dih
.Sitxb. d. pbil.-hist. Ol. LX. Bd., I. Hfl. 15
£4f%} S e h r ö e r
fürchte dich nicht. — Doch kann eher noch an sehwetiertsrh
brütt brütti fette Person Stalder I, 23ö, gedacht werden,
wonach ursprünglich das Kind prate genannt worden wäre.
■aehberf;, gesprochen: Pa«ebpare, drei Ortschaften: Oberboeh berg^
17/0 mit fünf Häusern; litte rbnebberg zur selben Zeit mit 8,
Veterbnehberg mit 9 Häusern.
■ttckel bei Nesselthal» Ortschaft, 1770 mit zweiunddreissig Häusern;
cimbrisch ein Weiler: BüweL
■nchje, Name zu Prölübel 1614; vgl. Wachse, cimbrisch Wttehse (d. i.
Füchse) auch Volpi.
pAckt n. Kehricht. pAcbtmatile n. Kehrichtfaß. S. matile.
pAehtea stieben, dampfen.
Das Wort haftete zulängst in Hessen und Schlesiea s. Gr*
Wtb. n, 201; ferner in der Zips Wtb. 38. Nachtr. 16; in
Siebenbürgen lautet es bocht f., in der Schweiz b^eht n. , aber
auch in lärntea, obwohl es nicht bairisch ist.
pieklat bucklicht, I&rnt. puggilat^ aber auch gekrümmt« z. B. er
hat a pocklats negle er hat einen gekrümmten Finger d. i. er
hat Geld in der Hand s. höachiait
piiffar m. Bins. Aus Binsenmark bereitet man in Gottschee Lampendochte.
pi|Je m. Bube, poe Mehrzahl poebeB.
Nltiel, Name eines Müllers in Gottschee um 1770.
pamperkaje f. so nannte man ehedem gebräuchliche lange Männer-
hosen; Tgl. die plunderhosen in der Zips Wtb. 38; zu dem Worte
vgl. hosenbomper Gr. Wtb. II, 236 unter bomber,
pnrde f. Bürde, ahd. purdt Auch k&rnt. elmbr.
pire f. Korb. Deminutiv parle n. plur. purlaln.
pire f. Truthenne ;|iiir/^ n.
pirk n. männliches Schwein, ital. parea m.
pinnkBa Truthahn, slav. purman.
Pirstl, Plrsti Name in Hoswald, Mrauen I, 600. In Leutsch. Pursch
1660.
pieje f. Vulva. Ahd. ptiasum Busen, Schweiz, buesen Tasche.
Pasar, Name in Gottsch. 1750.
pissar m. inguen, vgl. iirlar.
possen küssen , ebenso k&rat. eimkr. etc. Lex. 48.
hitre, Patree, Name in Reinthal, Mosel um 1600 — 1700. Schwarzenb.
Otterb. Hinterb. Gttscb. 1750.
Ein Ausflugs nach Gottschee. iZt
Pitrer, Name in Schwarzenb. 1614.
pAtrich m. Fässchen, ahd. putirih» cinkr. püteroch Cwtb. 1S8; auch
ins Slovenische iihevgegtkngen: putrih^ puierh.
pntsehale n. Fasschen» etwa für zwei Mass» wie bei Schmeller I» 226 :
but8chen, kämt, pitsche,
bAtsche bitsche f. Kürbis. SloTen. buca.
■Attner, Name bei Elze, S. 40. Diese Form für Böttcher, Binder,
stammt aus Franken und der Oberpfalz. Auch in Schlesien, der
Zips m\A Siebenbürgen lebt das Wort nnd der Name Büttner^
Böddner. Im ungr. Bergt, gewohnl. Bittner Käsm. 1604. Ltsch.
1660. Pittner. Sehemn. Kremn. Pils. Oberturz 1858.
Pntiel, Name in Obermitterdorf um 1700; vgl. PitfL
Ptttiel, Name in Pölandel 1750; vgl. Pltal.
D und T.
Das tönende Z), das in der österreichisch-bairischen Hundart im
Anlaute durchaus in T übergegangen ist, hält der Gottscheewer fest,
vgl. S.
D wird eingeschaltet: beider (=» weler) welcher; scUaeder
schönei*; kalder keller; tiede Tanne; taader s. d. ; malBder meiner;
änderter anderer u. s. f.
T wechselt mit K: tAken, tAten, keakpire s. d. hintbeere.
^ für GS und CISt tseheil m. daitjel f. s. d
Das starke partic. präterit wird in Nesselthal, Mosel schwach:
gewAret, gegrAbet für gewAren, gegrAben gefahren, gegraben.
Das schwache partic. prät. wird im Hinterland schwach: ge-
patien, geloben geputzt, gelobt.
table dämpfig, brustkrank. Vgl. töbig schwindsüchtig Schmell. I, 425.
dich II., dachle n. , plural dachlaia, 1. Dach, 2. Regenschirm; vgl.
schättar und mareile f. Sonnenschirm.
Lexer verzeichnet unter dach S. 49 die Bedeutung: Regen-
schirm nicht; sie scheint demnach in Kärnten nicht bekannt.
Hingegen in der Sckweis scheint diese Bedeutung die vorwaltende
Stald. I, 254: «dach n. Regenschirm; d&ekll n. — smead&eUi,
Sonnenschirmchen*'. — Schmeller verzeichnet auch Regen--
dach, Sonnendach I» 351.
tkc m. Tag. Die Wochentage heissen : mAatke, ertke, alttaek) pfloftke,
wraltkc, saaßtkc, jintkc^ ähnlich elmbr.CWtb. 116; vgl. pratk^Ii«
15*
228 8 c li r d e r
täigiftiB adject. täglich. Ein aus dem adverb. tegelichen
heryorgegangenes Adjecti? im Vater unser: gip ün^ haint ün§er
t&iglaiaes (= ißgelichenez s. Uln) piöat.
taffern f. Schenke. Clmkr. tavern f. Cwtb. 177. ital. taveima.
tahän! takait! tahoml tahai! tahatt! Ausrufe, die nach dem Reim
Tarieren im Gottscheewer Martinsliede s. lartine.
tijea saugen, trinken an der Mutterbrust. Ahd. tAjaa. as kiad tAJet|
§i hat ir Uad lissea tAjeaj genau so auch etmbrisch Wtb. 177.
Vgl. tetten.
tl^i f. der Säugling. Vom vorigen, wenn nicht gleich d'aie d. i. haje
mhd. hiwe^ s. Cwtb. 127.
dalli dein, daladar wiaß, dalnde hkat, dalndas Und, dalade neglali:
dein Fuss, deine Hand, dein Kind, deine Finger.
talar n. der Teller, a kanialn talar ein hölzerner Teller. Mhd. teller
n. m., ital. tagliere^ slov. taljer,
dalt§el f. Deichsel. Mhd. dthsel
tknde f. Tanne, in dem Liede, s. liedle.
tander m. die Fläche der Hand, den praut nioeß den galdaine im
taader haben t die Braut muss die Mitgift in der Handfläche haben,
das heißt auch wol: sie muß eine kräftige, tüchtig zugreifende
Hand haben.
Dies seltene Wort lautet ahd. tenräf. tenar n. und GraffV,
437 erinnert dabei an J^ivap, mhd. tSner {got hat in sinem
teuer beslozzen alliu dinc) ; zu sanskr. dhan, dhav entlang
streichen.
tkngeln dengeln. Beachtenswerth ist hier das k, was uns beweist, dass
hier kein umgelautetes dengeln zu Grunde liegt (dies müsste
/an^^&i lauten, mit hellem a wie tenkt tank). In der That heißt
es auch cimkr. tangein, kämt, tängeln. Zu ahd. tangol m. Hammer,
tangeläri m. Kaltschmid.
tankke link. Die bair. ostr. Form Gr. GDS. 687. Tanke, Name in
Schwarzb. Lienf. Krapflern um 1750; auch kirnt, t TenkhLex.57.
tankkisek linkisch , linkhand. — gedankk s. d.
mit gedankker kand, mit gereckter land mit linker Hand^
mit rechter Hand.
Tanibttekel bei Nesselthal, 1770 fünf Häuser.
Tappelwerek, Snter —, 1770 mit 15, Ober — gleichfalls mit 15
• Häusern, beide bei Tschermoachnitz. Die Aussprache ist Täppel^
Ein Ausflug nach Gottschee. 229
barch und dieser sloveiiisclie Ortsname ist demnach in deutschem
Volksmunde üblich und daneben kömmt als Name anderer Ort-
schaften das gleichbedeutige Warmber|[S. d. (spr. Bärmparc) vor.
dar, da der, derjenige; der der; dam, dae, ans dem, den; den, di,
di, det die; das, äs das. (den meinen, den deinen, lautet im
Liede dea 0[aete stiefniaeter t aa maiaa, an daiBn)| d 0[rAwn;
d 0[fleter des Grafen Guter. Der Artikel fallt aus: nn steekaits im
in kindisch lianie und steckte es ihm in das kindische Herzlein.
Die Declination des Artikels s. hätar, kind, mneter.
dar halle derselbe, deakaile dieselbcdashalle dasselbe s. kaile.
t&r, 0[etar, lli — ich wage, dn getöare;t et — du wagst nicht; —
ar hki sili getöarjt er hat sich gewagt. Mhd. iar torste geturren
Das Partie, getör^t entspricht dem mhd. Adj. getürste kühn. Im
ungr. Bergl. toren, cimbr. tören s. mein Wtb. 44^.
darb ungesäuert, darbes pr6at ungesäuertes Brot Die ursprüngliche
Bedeutung von mhd. dßrp, ahd. d&rap,
darre f. Lattengerüst zum Obsttrocknen, mhd. darre.
darnkreiie f. s. kreiie.
tA;e f. tische f. taische f. Tanne, Nadelholzbaum, Nadelholzzweig.
cimbr. deaa f. Nadelholzzweig, päd. bresc. la dasa Cwtb. 115%
tetschüf tetstty ebenso Cwtb. 177, im Bregenzerwald dohs dahs
Bergmann CWtb. a.a. 0., schwäbisch daa^ dessen^ bair. dächsen
Schmell. cwtb. 115. — Wieder ist nicht die bairische, sondern
die schwäbische Form in Gottschee Torhanden, diesmal aber
auch cimbr. und kirntiscli tdse f. Lex. 49, aber auch schwei-
zerisch dääsch n. aus jungen Tannen gemachte Schleife, Stalder
1,253, gehört hieher. Dechse f. nennen die Landwirthe den aus
Zweigen geflochtenen , breiten und flachen Ackerkehrbesen» der
an die Egge befestigt wird. S. kerdacksen Schmell. I. 352.
Anmerkung. Mbd. diu defue der Rocken, vom Zeitwort dihie dahs ddhsen
gedohsen: Flachsbrechen, kömmt hier in Betracht; denn die Bedeutang^ ab-
hauen wird diesem Zeitwort wohl auch sakomraen. Die Handlung des Flachs-
brechens erinnert sehr an die des Abhauens, x. B. Ton Nadelholzxweigea,
die als Streu verwendet werden. Daher gehört abd. dehta, dektala f. Graff
V, 124, sonst die und der Dechsel, d. i. Hauaxt, Schmell. I, 353 (kimtlscb
tdshacke, tachsapraehten : sehwertfSrmiges Sjcbneidinstrument , womit die
tosen xur ttrSwe verarbeitet werden) gewiss hieher. Mit einem dehttehit
wird schon von Wolfram ein Schwert verglichen, a. Gr. Wtb. III. SSI. Und
hier scheint nun eine uralte Berührung vorhanden mit dem taxuif der, wie
230 S c h r ö e r
obiges ti^e einen Nadelholzbaum bezeichnet. Sanskr. taksha-ka in. ßauui,
lat. taxut, kirchenslav. tiut ivird abj^eleitet von sanskr. takthati behauen
(wie tose = dahse aus dehse), kirchensl. tetati hauen. Dies taks/iati ist
aber Eines Stammes mit zend. tanyayeiti schirren, w(»her lat. temo aus
tecmon m. Deichsel; wozu auch lithauisch taikan fugen und ahd. dihaila
Deichsel gehören. Der Zusammenhang zwischen dahse = ta.vua, dehte und
di/ucl^ wenn auch letzteres aus der Ablautreihe tritt, ist ofTenhar, reicht in
Urzeiten hinauf und scheint in dem sanskr. takthati^ das behauen^ aber auch
fertigen bedeutet, lat. texere, die abweichenden Begriffe der Ableitungen
zu vereinigen. Tak»a bedeutete wohl in der Ursprache »chon einen Baum,
der behauen wird, wonach die Sitte, Nadelholzzweio^e als Streu zu gebrau-
chen, ebenso alt sein mnsste.
tttie f. der Fuss, besonders der plumpe Fuss; die Tatze. — tatzle
n. Plural tatzlain Fösslein: das ratzte §tM afproitem tatzle
s. diendn.
pArtätie f. Bärentatze, herba hrancse ursinae.
TaibeBbroon oder TiefenbranB , auch Remergrond Ort hei Unterlak
1770 mit 8 Häusern.
Taubead^rf, Ort bei Nesseltlial.
tti- s. tal- u, tai-^ -tf an Namen, s. name,
Tely, Name in Mitterdorf 1750. Ebenso im ungr. Bergl. PauHscli
1713: Teil
Teliaa s. TMliaa.
Teaiele, Temel, Themelle Hobeneck 1669, 1684; Hornbei-g 1750. Im
ungr. Bergl. Scbemnitz 1362: Thomel; 1819, 1858. Thomala.
teoB m. die Tenne, Dreschboden. Auch kirnt, mascul. Lex. 57, und
schweizer, neutr. ahd. tenni n.
der s. dar.
der- vor Zeitwörteru vgl. gr. Gr. II, 819, Wtb. II, 1011. der-
kraakheo erkranken; derg^an ergehen; derwisch m. das Er-
haschen; in dem Liede vom Haajel Jane.
tettea säugen; UJea s. d. saugen; beide Formen ebenso clmbr. Wtb.
177, ital. tettare, got. daddjan säugen, nur an Einer Stelle Marc.
13, il: paitn daddjandeim = den Saugenden (Müttern) rcaq
(Jtv ya^jrpi iyoOfjo:ig xaQ Toclg Srtla^oO^jaig. — Oineu hat go-
paichtigot. Nue hat ^i dam gai^tlichen ge§oit : daß §i ir ki?td,
atinne in dar Mrcheitt hat getettet. Der gai§ttiche hat aber
gemeint fi häts ümme prucht, get^atet (getödtet). ahd hat §i
imon aber deu tittlaia gibeo (vgl. .&>:Xy/v äedövae): §i häts
liusei UJei.
Ein Ausflug uach GutUchee. 231
Aninerkung. Das Vorkommen beider Formen (tljeil saugen und tetteil saugen)
im Gottscheewiscben und Pseudo-Cimbrischen ist ein wichtiges Zeugnis
für den Zusammenhang dieser beiden Mundarten. Die Formen sind aber
auch sonst beachtenswertb, als bewahrte uralte Wörter, deren Eines nur alt-
hochdeutsch, das andere nur gotisch noch vorkömmt. Sanskrit dhd, dhayati
saugen, säugen, gr. J^acii saugen , är^tJ^cu. melken, altslaT. doja saugen, ahd.
td'j'ttn lactare^ gotscheewisch uud pseudo-cimbrisch ; tdjen saugen. — Von
dhd abgeleitet ist sanskr. dadhan^ dadhi n. Milch, got. daddjan Milch zu
trinken geben, säugen, gotscheewisch - pseudocimbrisch : tetten sangen.
Vielleicht gab es ein gotisches daian saugen und war die ursprüngliche
Bedeutung von tdjan auch sangen (sowie die von laetare zwischen säugen
und saugen schwankt); ein mhd. teilen (ahd. tatjanf), säugen, darf man aus
dem Gottscheewisch-Cimbrischen wohl vermuthen.
Deatsehao. Ober — um 1770 mit 6 Häusern; Veter — um 1770 mit
37 Häusern.
Tentsehmann , Name in Dürnbach, Liechtenbach , Bucht 1750.
Tlefenreoter, Ortschaft 1770 von 12 Häusern.
Tiefenthal bei Ebenthal, hatte 1770 sechzehj^H&user. Cimbrisch heißt
ein Weiler Tieff*a tälele.
dlenon 1) dienen. 2) Eierlegen. Gin Liedchen möge hier Platz finden.
Dienon.
Dienen.
Das er§te jär gedienot.
Das erste Jahr gedient,
a hüenle werdienot;
ein Hähnlein verdient;
das hüenle wöerot hüenlain. —
das Hühnlein führt Hühnlein (Piural). —
Dhs zbaite jir gedienot.
Das zweite Jahr gedient,
a ratzle werdienot;
ein Entlein verdient ;
dks ratzle §teat auf proitem tatzle,
das Entlein steht auf breitem Fässlein,,
das hüenle wüerot hüenlain. —
das Hähnlein fuhrt Hühnlein. —
Das dritte jär gedienot.
Das dritte Jahr gedienet.
232 S c h r 5 e r
a pdrle werdienot.
einen Truthahn verdienet.
Das parle §aget: längeu ure»
Der Truthahn sagt: Väu^e Ohren,
das ratzle §teat af proitem tatzle,
das Entlein steht auf breitem Fusslein,
das huenle wuerot huenlain. —
das Hühnlein führt Hähnlein. —
Das wierte jär gedienot
Das vierte Jahr gedienet,
a lample werdienot.
ein LSmmlein verdient.
Das lample §äget: schir mih
Das Lftmmlein tap^t: schier mich,
das pdrle §äget etc. —
der Tmthalm sagt etc. —
Das wimftc jär gedienet.
Das fänfte Jahr gedienet
a goißle werdienet.
ein Geisslein verdient.
D^s goißle §äget: pliska plaska!
Das Geisslein saget: pliska plaska!
das lample §äget: schir mih etc. —
das L&mmicin saget: schier mich etc. —
Diis ^ek^le jär gedienet
Das sechste Jahr gedienet
a wakle werdienet.
ein Ferkel verdienet.
Das wackle §äget : pick mih l
Das Ferkel saget: pick mich!
das goißle §äget: etc. —
das Geisslein saget: etc. —
Das §imte jär gedienet.
Das siebente Jahr gedienet,
a küele werdienet.
ein Kühlein verdienet
Das kuele ^äget : milch mih !
Das KühleiD sagt: milk mich! etc. —
Ein Ausflug nach Gottschee. 233
das wackle §äget: etc. —
Das ächte jär gedienet.
Das achte Jahr gedienet,
a rö§$ie werdienet.
ein Rösslein verdienet»
DSis rö§§le ^iiget: rait mih!
Das Rösslein sagt: reit michl ete. —
das kuele §äget: etc. —
Das neunte jär gedienet.
Das neunte Jahr gedienet,
a mandle werdienet.
ein Mfinnlein verdienet.
Das mandle säget: lieb mih!
Das Mnnnlein sagt : Heb mich etc. —
dhs rü§§le säget : etc. —
Das zehnte jär gedienet.
Das zehnte Jahr gedienet,
a püeble werdienet.
ein Bublein verdienet,
Das püeble §äget: bieg mih!
Das Büblein sagt: wieg mich!
Dhs mandle §äget: lieb mih!
das ro§§le §äget: rait mih!
dhs kuele §äget: milch mihi
das wackle §äget: pick mih!
äks goißle §äget: pliska plaska!
das lample §äget: schir mih!
das purle §äget: longeu ure!
das ratzle §teat af proitem tatzle!
das hüenle wüeret hüenlain ! —
tier n. das Thier. tierle n. plur. tierlaiii (wie bei Hebel iierli). Das
Wort scheint im Osterreichischen nicht üblich, doch hat es
Lexer 61. Vgl. wiche, gvcty saehe.
dierne f. Jungfrau im Gegensatz zum Jüngling (knacht)l Magdt
löandierne f. im Lohn stehende Dirne; jandienie f. Schweinemagd.
Häufig erscheinen diese Formen deminutiv: diermle n. Ebenso dimot
diarna, dirnle cimbr. Wtb. IIK. I&rml. diem,dimdle Lex. 61.
234
S c h r ö e r
Dietrich, Name in Malgern 1614. Im ungr. Bergl. in Neusol 1390:
Dytrich; in Praben 1040; Dittrich; Metzenseifen 1858:
Dittrich; in Presb. 1379: Dietrich.
dil m. Boden. Ahd. dilo m. zu sanskr. tala m. Fläche. Das Folgende
ist davon abgeleitet.
dille f. Heuboden, Dachboden, Brett, Diele. Rärnt. dille f. Lex. 61,
cimbr. diüa f. Ueubühne CWtb. 115. gr. TrfKioL, altnord. thi/ja,
ahd. dilld, altslov. i/ja; zu sanskr. tala s. dil.
nimn, Name in Gottschee 1750.
tiöwei m. der Teufel. Der Alp, s. d., ist der tiöwel, aber auch dar
6rflfnr«ekliate i§t dar Tiöwel der Grünrock (wilde Jäger) ist der
Teufel. Rärnt. toifl, cimbr. teuwel, tanwL'L Die auffallend ab-
weichende gottcheewische Form scheint allerthüralich. Aidßoiog
got. diabäulns, altsächs. dioboU angels. deofol, allnord. djöfull.
ahd. tiuval, mhd. tiuvelf ital. diavolo russ. diavol etc.
tisck m. Tisch. — tiscligerisck n. auch im Scherz wergeltsgolt ni. der
Tischschemel , das Brett welches die Tischftiße verbindet und
als Schemel dient; gerlscli n. (vielleicht geri§) scheint durch
Kürzung des ei in i aus alemanniscli greis n. Gerüste, z. B.
thüregreis n, Thürgerüst Stald. II, 269, zu erklären. — tUcli-
b»cbel f., —brache!, Tischtuch. Vgl. Lex. 252. Schmell. IV, 51.
Tittmann, Name in Graf linden, Unterbuchberg 1750. In Kaschau
1399: Dietmann. Käsmark 1635: Tittmann.
Tidin f. T^adin, ein mythisches Wesen, InRäreten Tdadin Lex. 65 f.;
im ungrischen Bergland, namentlich in Irickerhän TödSnn d.
i. Tödinne, s. über sie mein Nachtr. z. Wtb. 22.
ttdejbette n. Sterbelager.
toig m. Teig. Demin. Uigle n. p1. toiglain.
tdil n. Theil; Erbtheil, Grundstück. Das Masculinum hörte ich nicht.
pfkrmeaUii n. Grundstück, worauf Farn wächst, s. pfärm.
tdide f. toode f. Traube. lainUiide f. Weintraube. Weder kärntisch
noch eimbrisch, hingegen sckweii. der dolden Baumbüschel
Stald. I, 287; so auch Schm. I, 366.
Tdlliaa, Name in Mooswald 1700. T«llian Tbilüan Altsag, Altlaag,
Krapflern, Polaudi, Weissenst. 1750; Telian, Tbeliaa Gottsch.
1783.
Tdmeti, Name in Schalkendorf 1750.
TdBscblti, Name in Gottschee 1750.
Ein Ausflog nach Gottschee. 23S
T4n, Aliton; deminutiv TAnc. S. B Seite 77.
Töpliile, Ortschaft, 1750 mit 6 Häusern.
tor n. Thor. t«rbatl m. Thorwart, im Liede s. den ■•trarin.
torbe f. töarbe f. Hirtentasehe. SUTeniseh forba,
dorn n. Dornbusch, ügeadora ni. Hagedorn, cimbr. hagedorn. Vgl.
JAdeseh dorn JAdedorn.
Ut töat todt ; dar töate, den töaten die Todten. Des Todten Reiters
Braut, das Volksh'ed, das Burger zur L e n o r e veranlasst hat»
konnte bisher in volksmäßiger Fassung nicht aufgefunden
werden. Die Echtheit des Liedes im Wunderhorn wird bezwei-
felt s. W. Wackernagel, altdeutsche Blätter I, 194; Vilmar Hand-
buch), des deutsch. Volksliedes S. 153.
Aus dem Munde einer alten Frau in Mitterdorf zeichnete nun
Studiosus G. Jaklitsch mit andern Liedern, zu meiner großen Über-
raschung, während meiner Anwesenheit in Gottschee, das Folgende auf.
Nachträglich fand ich dann, dass es überall in Gottschee bekannt ist:
Die Todtenbraut.
Es baroten zboi lieben.
Es waren zwei Liebe.
Dar liebe i^t ins hör geschriben;
Der Liebe wird in*8 Heer geschrieben (assentiert) ;
ins hör muoß ar morschieren.
ins Heer muss er inarsciiieren.
A§ö dk sprichet deu liebe :
So spricht die Liebe:
„§o kirn mir, lieber, ze sägen,
„So komm mir. Lieber, zu sagen,
sai lantic boder tuater,
sei (st du auch) lebendig oder todt:
bie s dir in kriege bert derg^an.** —
wie es dir im Kriege wird ergehn.
Ahört klockhet an dar liebe:
Einmal klopft an der Liebe:
„§o tue§t du, liebeu, et §1äfen?
»So thust du, Liebe, nicht schlafen?
boder tuest du, liebeu, buchen?**
Oder thust du, Liebe, wachen?**
Hü S c h r tf e r
^I tuen es, lieber, et ^Ififen,
Ich thue. Lieber, nicht sebiafen,
i tuen es, lieber, bächen.*'
ich thue. Lieber, wachen.*'
„Kim außar, kirn außar, main liebeu!
•Komm heraus, Liebe mein l**
Und außar kimot deu liebe.
Und heraus kömmt die litebe.
Ar nimot ^eu bai sn^baißer haut.
Er nimmt sie bei schneeweisser Hand,
ar hewot $eu af §ain höaehes ro§;
er hebt sie aufsein hohes Boss;
$eu raitont ahin an bige. —
sie reiten dahin an Wege (weg). —
„So tue^t du, liebeu, dih et wurchten
„So thust du, Liebe, dich nicht fürchten ?
boder tue^t du, liebeu, dih wurchten?*«
odor thust du, Liebe, dich fürchten?^
«Beu bert ih, lieber, mih wurchten.
Wie werde ich. Lieber, mich furchten,
benn du. lieber, pi§t pai mir?** —
Wenn du, lieber, bist bei mir?
Bie edel dk sehainet dar müne.
Wie uedel** da scheint der Mond,
bie stät da raitont di tuaten ! —
wie leise da reiten die Todten!
^eu raitont ahin zan ktrchle,
Sie reiten dabin zum Kirchlein,
jabol allin afs grüene wraithof.
jawohl dahin auf den grünen Friedhof.
A§o da 9priehet dar liebe:
So da spricht der Liebe:
„ruck dih, ruck dih, marl§toin!
jyRuck dich, ruck dich, Marmelstein,
Klieb dih, klieb dih, kol§bärzeu erde !
spalte dich, spalte dich, koblechwarze Erde.
^
« Ein Ausflug niich Gottochee. 237
§0 wer§lick, du erde, de töaten.
So Yersehlinge, du Erde, die Todten»
§0 lä de lantigen plaiben !"
80 lass die Lebenden bleiben!''
Benn ümar i§t kamen dar smöariinf.
Als herum ist gekommen der Morgen,
koin spräche hat §i et wer§teanen,
keine Sprache hat sie nieht Terstanden,
koin menisch hat §i et gekennot.
keinen Menschen bat sie nicht gekannt.
Si i§t hinter§ih geg^anen fibn ganzeu jär,
Sie ist zurück gegangen sieben ganz« Jahr,
§iben ganzeu jär und drai tage. —
sieben ganze Jahre und drei Tage.
dirt dort. Alenannisch für deri, deret; „der heutigen Mundart scheint
dieses ö für e, Bern und das Appenzeller Hinterland ausgenom-
men, nicht mehr eigen**. Weinhold alem. Gr. S. 30. Weinhold
hätte hier IlebePs gedenken sollen: ^du schalk dort hinte,
meinsch i seh di nit?** Überraschung im Garten.
tdte f. Pathin ; töte m. Pathe. titl m. ebenso. Cinbr. toto ra.Jota f. i&mt.
toute f., töte m., ahd. iotd f. gen. tottfL^ toto m. gen. totVoL^
woraus der Umlaut des Masculinum sich erklärt. Schmell. I. 464.
TotnaoD Todtnami, Name in Prörubel. Titnann Altsag 1614, vgl.
Tittnanii.
Tranposeh, Name in Mosel, Nesselthal, Neufriesach, Hoheneck,
Schwarzenbach, Kerndorf 1750; vgl. Trenpiseh) pran Pisch
Schwarzenbach 1614 ist vielleicht dasselbe.
traibrfletle n. Reitgerte, im Liede lägr^titile s. d.
drasehen dreschen. Ih drisch ich dresche, gedroschen. — Den dri-
sehel s. d. der Dreschflegel, besteht aus dem drischelstäp m.
dem Stiel und dem dri8chel§biiic m. s. drisehel.
Iranniger, Name in Gottschee 1750.
dre, vielleicht aus ahd. ddra da, wird angehängt: ah4dre, ajMre,
dortdre. Doch vgl. ahd. duo^tt^ got. pBprö; vgl. auch dader
das Schm. I, 347, mit dnrdar erklärt; so wie osterr. soder,
Loriza 122 (vgl. Schm. III, 182) aus so dar.
Trempnseh, Name in Schwarzenbach, Reinthal um 1600, vgl. Trui-
posch, TroMpeseh.
238 S c h r ö « r ,
triel m. Lippe, a bap;e hat mih anf dl triele gejtoehen Elze 44, soll
wohl heissen anf das triel-le, demin. von triel. Cimbr. tril n.
kämt, triel m., triele n.
drin darein: tflriLi; boiiains nAl kirnet inii a seliflssel, sali drinii nd
raelit ballender prnnne. S. powalitie.
drischanwel m. die Thürsch welle, Tschermoschnitz; sonst drisclit-
bel m. Auch in lärnten finden sich beide Formen. Lex. 71,
deren zweite die mehr alemannisehe ist. Über das Wort s. Grimm
Wtb. II, 1420.
drischel f. Dreschflegel, ahd. driscilld f., cimbr. dvischela f.
CWtb. 1 1 6. i&rnt. drischl f.
drtscheljbine m. der obere Theii, der herabhangende,
cimbr. sbinko m. CWtb. 164. Kämt, sehwinke m. Lex. 229. —
drischelstäp m. der Stiel, vgl cimbr. atap, CWtb. 173.
drtakeln sudeln, beschmutzen.
drdakläcli n. eine Speise, bei deren Bereitung man sich
beschmutzt.
trtc m. der Trog, §lif8t«introe m. der Wasserbehälter beim Schleif-
stein, auch kirnt, und eimb. trok m., ahd., mhd. troc, ital.
truogo.
troje m. Viehweg, Feldweg. Ebenso kämt., tirolisch truje Lex. 72.
Schopf 761, 758 und 754 hat die Formen truje, troi und trein
aus roman. traifiSf train, Diez rom. Wtb. 351. Sowie auch
Vi eh weg als Personenname erscheint, ist auch Troje, neben
Trojer, Personenname.
Troye, Name in Mitterdorf 1614, Grintowitz, Obertaplwerch, SkrilU
Rusbach, Hinterberg, Götn., Stockend., Altsag, Mosche 1750»
in Zarz Trojer, steir. freising. Namen 1316: am troin. Im ungr.
Bergl. iilS: TrojanuB?
Tr«mpeich ex Schwarzenb. 1614, s. Tramposch.
dross, dr«i8 m. die Kehle. Cimbr. drozza f., kämt, dross m., ahd.
drozzd f. mhd. Arozze m. und f. dazu ital. strozzare.
trötel m. der Blödsinnige, sonst «sterr. trottU Fromm. VI, 30.
tmeken trocknen. So auch kämt. Lex. 71 f,
tmge f. Kasten, Lade; tisehtnige f. Tischlade, Tischkasten.
trtgen tragen; afn tisch trügen auftragen, Speisen auf den Tisch
tragen.
tnlte f. Pfeife aus der Rinde der Weide, kleine Flöte.
Ein AimAu^ nt\ch Gottscbee. 239
driimniaio darum, auch adranm s. d.
trapfaiien tröpfeln. Vgl. Lex. 73; (rupfen, trupfazn* trupfe m. Tropfe.
trüUc f. Trude. Vgl. Lex. 73.
Tsehatschitsch, Ober- und tater-Tschatsehitseh, vulgo Tsehateseh,
ersteres mit 7, letzteres mit 2 Häusern 1770.
tscheli m. Geselle, Genosse, den tsehellinDe die Genossin. — Jask-
tschell m. Jnnktschellinne f. Junggeselle und Jungfrau. Vgl.
daitjel.
Tftchernei Name in Hirisgruben, Mrauen, Oberern, Malgern, Moos,
Hornh., Lienf. 1750, in Krapfenfeld, Stockendorf 1780. Sloifen.
cern, schwarz.
TsehlDC; Name in Stalzern 1780, vgl. Stiae. Cimbr. ist vielleicht zu
vergleichen der Name Tachiun (ital. cionnof).
Tsehlnkel, Name in Niederlosln, Neulosin, Sele, Schalkendorf, Lienf.,
Krapfleni. Liechtenb., Masern 1750. „Unterlosin" (vielleicht =
Niederlosin) 1087. Auch bei Elze 1861, S. 40.
tschdkar m. Stussel. Vgl. sloven. c6k Rumpf.
tsehdkhen stossen.
tsehorbe f. der Korb, Rückenkorb aus Weidengeflecht; vgl. ii;te,
loiadle, korb,
daehallal oder daehlawlr fortwährend. Vgl. allai und darch.
tAehea sich aufblähen ; ängettichet aufgeblasen. Vgl. tuchent.
taeheat f. Federdecke. Balr.-isterr. ducket, ducket, tuchet Schm. I,
357; kärat. tuchrä Lex. 74.
takea, s. tatea.
„taekhAnle n. das wrAbeahAale s. d. i^t das tuckhdnle.*^
Dfllle, Name in Mitterd 1750, in Rusbach 1614. Im ungr. Bergland:
Andreas Tyl 1441. Später Till, Tiel häufig.
tailat toll. Vgl. Lex. tulle 75.
Daliera, Name in Gottschee 1669.
Taakel, Thaakel, Name in Stalldorf 1750. Im ungr. Bergland in
Schmidshäu lebte noch eine Familie Tunkel 1858.
taoB, tflea thun; auch wohl coire. aastaea, vollenden, vgl. Lex. 76.
tflr f. tir Thüre. Die Aussprache unterscheidet deutlich zwischen tür
und tier.
darch immer. Im Liede : jl hat darck gejaag, sie hat fortwahrend ge-
sungen; darch allea, Elze: tack allea (alle Tage) immer;
darehlawlr in Einem fort.
240 S c h r ö e r
TIrk, Name in Götenitz 1600; in Gottschee 1684. Id Schema.
schon 1382: Turk, Leutsch. 1660.
TarkaiUnt n. die Türkei; im Liede.
ttrkisckboiie m. Welschkorn, Mais; tflrkischboiiBea knillaiB s.
kiiSlle.
tlrnäcb n. Kornelkirschengebüsche. vgl. Dirnlein Schm. I» 397:
Cornelkirsche, ahd. tirnpanma Cornea silva Graflf V, 458 ; slo-
venisch drin Cornelbaum (slovakiseh drjn), daneben der Dorn:
tern (slovakiseh ^r/^), was einer Ableitung von Dorn, got.
paurnus, ahd. dorn, entgegensteht.
Darabaeh bei Mosel, hatte 1770 zwölf Häuser.
Darabaeher, Name in Tschermoschnitz um 1 600.
Taro, Thira bei Graflinden, zählte 1770 drei Häuser.
(tflrren) wagen s. tar.
tirteltaabe f. im Liede, s. liedle n.
Mtea tuten, auf dem Hörne blasen (sloven. duti). So in Rick, Hinter-
land. Sonst tAkhcB) kärnt. und eimbr. wird das Wort nicht
aufgeführt. Scbmell. I, 465 kennt es als fränkisch) in ver-
schiedenen md. Mundarten erscheint es Gr. Wtb. H, 1767. Die
hd. Form wäre dussen, s. Gr. 11, 20. Eine nd. W^ortform. — TAkhora
n.Tuthorn. Schon gotisch (Korinther 15, 52; Thessalon. 4, 16):
puthaurn n. adXmy^. — Tropisch in Gottschee auch für trinken,
z. B. kleaimen and täkhen = fressen und saufen. Vgl. pfaifen 2.
tott dumm, tnttat thöricht. Vgl. sloven. tutast.
tatte f. das ttttle, pl. tflttlain die Mutterbrust; main das tüttle tuet
mer bie. Vgl. Lex. 79.
E und E entspricht dem mhd. E und £: prennen, wertie, legfn^ ^r;t)
letzteres wird häufig zu EAi s^ale, §6ab, Seele, See.
£ wird in den meisten Fällen, wie am littelniain, Schm. §.183, und
auch in alemannischen Gegenden , Weinhold al. Gr. §. 11,
A: assen, par, dar, egedaehs, gabea, harile, laben, mal, rächt,
sahen, starben, spack, jalb u. a. echt bairisch-österreichisch ist
diese Erscheinung nicht, wenn auch insiärntische theilweise ein-
gedrungen, und so werden auch die Fälle, Weinh. bair. Gramm.
§. 6, anzusehen sein. Für e scheint es zu stehen in piatilc s. d.
plackatien s. d. Ausnahmen bemerkte ich in Gottschee in : nnter-
di^;, bi^ier, «^ppks, $llk|.
Ein Ausflug nach Gottsehee. 241
JE für /; ber wir; bert wird; heakpore f. himbeere; hent (?) sind;
wemf fünf; dazu gehört auch£ für Ü: pisehle n. Büschlein. —
Besonders merkwürdig ist das E für / als Diminutjyendung :
Ton Anton, Tone = Toni; Sl^ä Else, Eise kleine Else, Elsi. So
sind ane ate Deminutiva = anl, &tti von einem vorauszusetzen-
den Gottscheewischen anä, ato (ahd. anA, ato).
Mhd. EI ist Ol: oier Eier, oinder einer, toig Teig, hoidain von
Buchweizen, toil Theil u. a.; hingegen das dem mhd. / ent-
sprechende £/ klingt: ai.
EU, mhd. /f/, klingt beinahe wie ai in: deu^ diu; guoieu, guotiu etc.
Auffallend ist das hörbare E in Bildungssilben, das z. B.
die österreichische Mundart elidiert: gtprenntU österr. 'prent;
strebtt osterr. strät, streut, gemächet österr. gmächt, richtet
Dsterr. richtt; getniin österr. 'tän^ gethan.
Bbea hei Moröbitz hatte 1770 dreizehn Häuser. Cimbrisch ein Weiler
Ebene, und ein anderer Ebenle ; in Zarz: Ebelein.
Bbenthal, Ort mit 26 Häusern (1770).
eberlinc m. Ermel. d^eberlinge hent af n ploche we§te nidergeflugen
und gekri§pot : die Ermel werden auf einem Brett stark nieder-
geschlagen und gerunzelt, näml. die Hemdermel.
edei im Liede Hägr^tltile s. d. das §Hber und gofd, das zelet ar, das
edle tuechj das müsset ar. In dem Liede des Todten Brau,
heisst es nach Einer Lesart : bie edel schainet dar müne —
bie st dt da raitont di töaten.
Bgger, Name in Gottsehee 1684. Auch eimbr. Egher. — In Zarz
nur Eggart, Eggert, Ekert.
«gedach§ m. Eidechse, kirnt, högedachse f. Lex. 55. Ctabr. egerechs
f. CWtb. 116, ahd. egidßhsa f. — Hier gehen hexe (s. hexln)
und Eidechse (mnd. beides haghedisse s. Myth. 993) sehr weit
auseinander. Der cod. ital. mon. 362, 30** hat: una luxerta ein
edocht,
ehin dahin, besser ahlB s. d.
ehin, 6ahiii m. für Öheim, Oheim. Ahd. dheim, mhd. dheim, oßheim.
Eybin, Name in Krapflern um 1 GOO. In Schemnitz^ Metzenseifen : Eiben.
Siseniopf, im Jahre 1614 noch JeiseB Xapf, damals Name in Sele,
Hoheneck. Jajsentapfinne ei ■•heaeek 1684 s. Jeisemapf.
filjä, Sljo Else, Elise. In Tschermoschnitz noch Blja, sonst Blja.
eigentlich Bisa, vgl. kme. — Bise Elsi, Eischen. S. B.
Sitzb. d. phil.-hist. Gl. LX. Bd. I. Hf(. 16
242 S ch r ö e r
Kkpargar, so heisst der Held in der Ballade: lägr^titile s. d.
evper m. Eimer. Allgem. bair. osterr. emper, ahd. einpar.
enpMeheB empfangen, mhd. enpfähen, ahd. infdhan, vgl. Mheir
wtchen.
entar, ^antar eher. Der ^aatige der frühere, auch heant, h^antige.
Vergl. Lex. 85.
en« m. Grossvater. Deminutivform: ene m. Siehe oben ane, was auch
eine Deminutivform von knk f. ist.
engelpange m. Ellbogen, mhd. eiigelpoge m. (fehlt im mhd. Wtb., s. aber
Schmeller I, 8), cinbr. engelpogen und engelpoan CWtb. 117,.
kämt, engelpouge Lex. 84.
eageltasehe f. Iltis. Der zweite Theil des Wortes erinnert an die im
Canton Bern vorkommende Form täs für Iltis, Schm. I, 44;
Stald. L, 269. s. Gr. Wtb. 3, 411, unter: elendeis.
eaer, enea, enes jener, jene, jenes. Noch jetzt alemann. Stald. I, 103;
bair. scheint es nicht mehr üblich, Schm. II, 268, I, 68. Im
nngr. Bergland Darst. S. 166 (416), Anmerk. 7; ^"^ jenes auch
S. 180.
enkhäe f. Knöchel. Der Form nach ahd. encha f. entsprechend (au9
anchd für anchjä); der Bedeutung nach cohd. enchihi was von
jenem abgeleitet ist.
Kppeieh ex Klindorf 1783. Lienfeld 1783. Zwislern 1684. Die Neigung-
der Gottscheewer Mundart, ursprüngliches leb, welches sonst nhd.
in -ich gekürzt erscheint, in -alch zu verwandeln, zeigt sich auch
in Wrldraleh, wainttaln s. d. vgl. Eppich und cimbrisch : Evech.
Kpplehin Kletsch 1570. Malgern 1570. 1684. Windischdorf 1614.
Oberlosin, Neulosin, Koflern, Mitterdorf, Malgern, Schalken-
dorf, Altlack, Neulack, Tiefentiial, Ebenthal, Weissenstein 1750.
Krberg, von, adelige Familie aus Gottschee. S. Elze S. 41.
Brker ex Windischdorf 1684. Kerndorf, Klindorf 1684. KoHern^
Windischdorf, Mitterd.,Kernd., Rain, Moos, Altfrisach, Schalken-
dorf, Zwislern, Kletsch, Reichenau 1780. Auch bei Elze 1861»
S. 40.
ertäe m. Dienstag s. tie.
sehaißertic der Faschingsdienstag im Scherz, s. prankeln.
in erlagen hkn leb a grdaßen hlrlß gejaehen, Elze S. 44.
•8 im Volksliede s. düprdwe BÜefmueter: du ber§t es heiraten maiuen.
jungen haufbirt. Dazu vgl. Gr. Wtb. III» 1138 f.
^
Ein Ausflugs nach GotUchee. !i!43
s$igeii beschmutzen ; beejiget beschmutzt s. Fromm. Zeitschr.
VI, 527,4.
esiläeh n. Nesselgebüsch von essel f. für nessel, mhd. nezzele^ ahd.
nezzild; auch k&rnt. essel Lex. 197.
ette f. Egge. Ahd. egidd, mhd. egedct eide. In der Schweiz eyte f. in
Bern eichte Stald. I, 337; cinbr. egeta CWtb. 116; k&rat. öge^
ögate und ddn Lex. 82; an der Um aedn^ atU attn Schm. I, 37.
et nicht; aus mhd. iht niht. Eine Erscheinung, die einem bestimmt
abgegränzten schw&biseheii Gebiete angehört, s. Grimm Gr. III,
738. Weinh. alem. Gr. §. 322. Ins iärnt eingedrungen Lex.
147. Anlautendes n fallt auch weg in iden s. d. für nMeii.
ettar, etten, ettes irgend einer. Aus mhd. iht. Eine Weiterbildung
Yon ßt — (in ahd. Stewaz u. s.) ist nicht anzunehmen, weil
dies at- (s. d.) lautet; weitere Formen unter hettar.
etbäs, eppäs etwas mhd. etewaz, kämt, (sowie allgemein österr.)
eppans, eppes Lex. 88. Dies Wort ist wohl erst neuerlich ein
gedrungen, indem sonst et in Gottschee at (s. d.) lautet.
en euch.
-eax als Endung am Adjectiv fem. = mhd. tu nach dem unbestimm-
ten Geschlechtswort: a schianeut hingegen deu schianei der
Plural (nicht nur das Neutrum) und so auch der Accus. Sing,
hat dies ^eu angenommen.
^bic ewig, dar prieftar perichtot zen Sbigen güetem der Priester
bereitet vor zu den ewigen Gütern , versieht mit den Sterbe-
sacramenten.
F und V.
Die Verwandlung des F und V in TFist in der Ausdehnung, wie
das Nachfolgende zeigen wird, nur noch im MCimbriseheB" und in den
deutschen Mundarten des angriselieii Berglandes anzutreffen, die ich
Lautlehre S. 206 , 3 angeführt habe i).
1) Bei den DeuUchen in Piemont findet diese Erweichung des f %u w (finget: wen-
ger) gleichfalls statt (Alb. Schott: die Deutschen in Piemont S. ISU ueunt dies
erweichte f „jenen eigenthümlichen Zwischenlaut von ^ und IT, der dem
neug-riechischen und spanischen h entspricht*. Das spanische^ klingt anlautend B,
inlautend W (beber: bewärj; das neugriechische ß klingt mir wie tr). Es findet
sich demnach: am Monte Rost, cimbrisch, in Gottschee und in den ungr. Hiu-
dörfern. Zugleich findet sich mit dieser Erscheinung die Verbfirtung des Wz}i B :
IC«
^4% Sehr o e r
Daneben ist die Verhärtung des F in Pf in Gottsehee in einigen
Fällen anzumerken; s. pfaifllter, pfarm. — Vgl. auch noch woißeB
und ;woife.
Im Auslaute hält sich F.
waekle n. Ferkel. Eigentlich österreichisch ist nur farl n., mhd. var-
heiin. Vaek n. porcus dürfte von alemaDnischem Gebiet ins
Tirolische, Kärntische herübergekommen sein, wo es auch, wie
ein nd. Eindringling aussieht. Schon Stalder I, 348 hält es gar
nicht fiir verwandt mit farch. Ableitungsversuche s. Weinh.
schles. Worterb. 18. Die Form fähg bei Stalder führt mich auf
die Vermuthung, ob es nicht als Nebenform von Vieh anzu-
sehen ist.
wichen, waheii fangen, gewtehen gefangen. Vgl. mhd. fähen, md. part.
pr. gevdn.
waiele n. Veilchen. Im ungr. Bergl. tcaiol m. walle mhd. viol s.
Nachtr. 24.
Vaieri, Name in Schalkendorf 1784.
walle f. Feile. Mhd. vüe.
waintlalB adv. sehr, saaberft kleekhet et waintlain allein gedeiht
nicht sehr. In Ulm ^feindlich n sehr; in Wirtemb. wenig**
Schmid schwäb. Wort. S. 4. Aber auch bair.kärnt. Schm. I, 536.
Lex. 93. feintla; mhd. vintlichen vgl. lain -liehen.
wallten pedere, neben wi^t m. s. d. lässt mhd. visten voraussetzen;
s. dazu Gr. Wtb. 1468 und 1691. iärnt. finde ich fist, fisten.
Lex. 96. Cimbr wisten und waisten CWtb. 120.
TMaad, Wallaat Name in Gottsehee. Im ungr. Bergl. 1640.
wUde f. die Falte; auch wäide f. Auch elmbr. fnlda. CWtb. 118.
Lex. schreibt falte 89; mhd. valde besser als volle; s. Gr.
Wtb. III, 1297. wätdren, waadren fälteln. Über den hier auf-
fälligen Wechsel von S und L s. Gr. II, 119, 138.
walde f. Felge; auch waide f. das reine A (das hier überall
für S eintritt) unterscheidet das Wort deutlich vom vorigen.
D fQr G bemerken wir auch in dem W^orte badraieh m. f.
Wegerich.
cimbritch, in GotUchee, den ungr. Heudörfern und Bergsiädten (indem am Monte-
Rom «t bu k wird). Das f für S findet sich am Monte Rosa , cimbrisch, gott-
•eheewitch; im ongr. Bergland nicht.
Ein Aasflu^ Dach (solUch<^«. i^O
wileB fehlen. Cimbr. weelaii CWtb. 119. Aus ital. fallo m. (aus lat.
[allere) mhd. toele, daher dann rwlen, fehlen. Das sloveoische
falltu fehlen, ist wol dem Deutschen entlehnt
wall, want n. Feld mhd. velt; in wände im Felde: hingegen bldt
baut m. Wald.
falkhaer, Xame in Malgern, Kletsch 1640» in Gottschee^ Altlaag,
Unterwarniberg 1750.
Talle, Name in Gottschee um 1600. Cimbr. TaUe.
wait m. Bursche. Slov. fant, ital. fante^ mhd./an^ ahd. fendo; s. Gr.
Wtb. III, 1318.
fara bei Kostelf ist jetzt ein ganz slovenischer Pfarrort mit 2200
Seelen. Fara bedeutet slovenisch Pfarre; Pfarrhaus slov. /a-
rouz. ffeinzliHus curatus de Fara wird erwähnt 1383. Fara
stand zuerst unter dem Patronat der von Ortenburg^ gieng dann
auf die von Cilli und von diesen an Kaiser Friedrich III. über.
fira s. pfirn.
wärbe f. Farbe, tcarbar m. Färber. Daher slov. farba oder barva
Farbe, farbar und barvar Färber, fdrbati und barvati färben.
wart f. gen. dat. werte, die Fahrt; auch wtrt gesprochen, a wArt
eine Fahrt d. i. einmal; ibd werte zweimal; auch wo! in «Inder
werte auf einmal. Ganz so cimbr. wart f. dat. werte (in oandar
werte) CWtb. 119*. i&rnt. nur in an ändra ferie und in ander
ferte Lex. 90. — Es scheint in iirnten nicht so eingebürgert
wie clnibr. und inGottsehee. Es wird alemann. sein; vgl. Berner
Oberland ^////ar/ einmal, zu diser fart Avtsm^X^ anderfart ander«
mal Stald. I, 102. Schwab. a///aAr^ Schm. 179. In älterer Zeit
kommt es auch sonst vor Schmell. I, 566. Gr. W^tb. III, 1265,
lOd. Mh. Wtb. HI, 2575, vgl. hört.
waG n. Fass, ab^r auch, wie ahd., z. B. GrafT III, 730: poahfaz
bibliotheka, Gestelle, Gerüste; daher: schtsselfaß n. Schüssel-
korb.
watiche f. der Fittich; ist merkwürdig in der Form, die genau der
ahd. fetahf nur im Geschlecht nicht, entspricht {e wird a,
n wird a). Das Geschlecht und die Endung giengen wol aus dem
pliir. /;f/«cAa, Graff III, 449 hervor. Cimb. tr^//ecAa f.C Wtb. 120.
water, s. water.
fi- s. wa-. (= fa-).
weder f. Feder, wederpettle n. plur. wederpettlaln, Federbett.
246 S cb r ö e r
wcl- s. w#i- (mhd. vei-) und wai (mhd. vt-).
Veichtblehel (wahrscheinlich statt Feuchtbühel FichteiihQgel s.
wenehte f.) Ortschaft, die nach einer Zählung von 1770 drei
Häuser hatte.
wemwfB, auch wemwe, wemf fünf, mhd. ßtif, üeciieri fünvCf neutr.
fünviu, got. fimf, ahd. finf. Also E für /.
Verderb bei Unterdeutschau, hatte 1770 zehn Häuser.
Terderber, Name in Moswald und Kerndorf, schon 1560. 1614. Ge-
wiss von obigem Ortsnamen abzuleiten. 1750 finde ich ihn in:
Oberlosin, Koflern, Kerndorf, Rein, Mos, Klindorf, Linfeld,
Schwarzenbach, Schalkendorf, Krapflern, Gottschee, Mosel,
Durnbach, Otterbach, Reinthal, Fliegendorf, Skrill, Verdreng,
Graflinden, Deutschau, Nesselthal, Liechtenbach, Ruchberg,
Rick, Morobitz.
werderben swv. verderben, mhd. verderben; pari. prät. werderbte
•ler verdorbene Eier. Wahrscheinlich heisst verdarben, ver*
dorben in Gottschee: werdarben, werdurben,
Terdrftng, Terdreng Ortschaft bei Mosel, zählte 1 770 achtzehn Häuser.
wergeltsgettl i) vergelt's Gott! Rekannte Dankesredensart; 2) aber
auch wergeltsgott m. die Fussbank unter dem Tisch s. tisch-
geriseh, wohl nur im Scherz, so wie man zu sagen pflegt, der
Dank für die genossene Mahlzeit, den man Gott zu sagen unter-
lässt, sei unter den Tisch gefallen.
werwinsterB verfinstern. naindeD Agen tnent werwin^tern meine Augen
thun verfinstern, verfinstern sich, sagt der Sterbende, im Iled
der abgestorbeneB Seelen s. höaehiait.
werBiäeheB einbrennen, d. i. farinam hutyro tostam cibo admiscere,
im ungr. Rergland j^r^^en Darst. 174. Vermachen für einbrennen
gilt auch in Laibach. In i&rnten bedeutet vermachen verkehrt
machen, was hierzu nicht stimmt; es gebort vielmehr zu schle-
siseh mache f. Rutter s. näehade.
wertehäflen vermachen d. i. durch ein Vermächtniss vererben.
Im Liede auf den heiligen Stephan s. d. heisst es: bamea
sehafost dn dl gfleter, o Stephan mein? Wem vererbst du
die Güter, o Stephan mein. — Mhd. und bairisch s. Schmell.
ni, 333.
Verflchich, Name in Stalzern 1750.
werse, w^arje f. Ferse.
Ein Ausilug: uach (jotUchee. 2i47
•
werjaeehnis n. Versuchung, im Vaterunser. Rudesh (M. Sehottky
Vorzeit und Gegenwart 1823, S. 268) schreibt: ^fähr insch et
in d'verschuechnaisch*'^ Elze: ^führ ünsh et in die Versuchung
(vershuchniss)** ; letzterer hat die yolksmaßige Lesart in die
Klammer gesetzt und die schulmäßige in den Text aufgenom-
men. Bedeutsam ist, dass die tarier in ihrem Vaterunser, wenn
die Mittheilung von Elze, S. 39 f. richtig ist, fersekihcBi sagen
(was wol werfoeehen; zu lesen wäre). Mhd. fersioeheBisse
bei Heinr. von Krolewitz mhd. V/ih, 11^ 12 ist neisseBiseh.
werteB voriges Jahr ^werteB hat tBjer Jager a pAr gesehosseB*',
Elze 44, eine bairisch-ostfränkische Form Gr. W^tb. 1548,
auch kärat.) Cimbr. wert,
Tessea, Name in Neuwinkel 1750.
weBchte f. Fichte. Cimbr. weuchta f. wäaehta. Die schon im Ahd.
seltene Form fiuhta (GraiF III, 451 hat nur ein fiutha) ist uralt
und sonst (z. B. kärntisch, bairisch) nur entstellt (feichte) er-
halten. Vgl. sskr. püga m. Betelnussbaum ; TreOxvj f. Fichte;
lithauisch puszis.
weBer n. Feuer s. auch UffeBer. So klingt das V^ort auch cimbr. und
in Krickerhäu im ungr. Bergland weuer»
wiaber n. Fieber. Mhd. fieber.
wiche n. Thier, wie cimbr. vighe CWtb. 120. k&rBt. viche. Vgl. sache
Tidoseh, Name in Graflinden 1750.
Tidmar, Name in Weissenstein 1750. Widaiar Elze S. 40.
wiereB, wiere, wicr viere, vier vgl. wenweB.
fikea schnaufen. Vgl. ahd. pheho fremitus Graff III, 324.
wüge f. der Abend vor einem Feste, wobei gesungen wird, ursprüng-
lich Todtenamt, käratlseh vilge, cimbr. mlghe Lex. 95.
CWtb. 120, slovenisch: bilje. Alles aus lateinisch vigiliae
vgl. mhd. vigilje Bingen. Darauf wird wol auch Meinerts
filgje f., die er für den nord. Schutzgeist Fylgja hielt, zurück-
zuführen sein.
fili, Name, Elze S. 40; in Krickerhäu erscheint 1645 der Name
Feldts, 1 646 Filtz. Siebenbürg. Fielisch wird aus FelLx erklärt,
Mar. 348.
(winger m.) Das Wort Finger fehlt in Gottschee. s. Begle n. und
lebt nur noch in wlagrat m. Fingerhut, dah. slov. fitigrat und
das folgende.
248 S c h r ö e r
wingerle n. Das Ringlein, der Fingerring. Mhd. vingerltn, aber auch
. schon vingerli Fiore, das genau obiger Form entspricht, da hier
Itn als Dinninutivendung immer ^le wird.
ViBk, Name in Malgern, Sele 1600, 1684, Oberlosin. Kletsch, Grin-
tobitz, Neulaag, Ebenthal, Laugenthon, Maschen, Rusbach, Stal-
zern 1750. Auch in Leutschau 1660.
Tirant, Name 1561, Elze 41. Dies ist wol ahd. Wirant mhd. Wimt.
In Presburg 1379, Wirnt. Über den Namen s. Gr, GDS.
429.
Viselier, Name in Gottschee 1669. In Neusol 1390: Viascher ^ später
Fischer sehr häufig im ungr. Bergland, auch in Pressburg, in
Siebenburgen,
wljt m. Furz s. walftea.
witsehe f. Wicke, lat. vicia* ahd. loichha, mhd. wicke, wonach gott-
scheewisch bicke zu erwarten wäre. Statt dessen ist ein f ein-
getreten, das hier w wird.
Viti, Namejn Schwarzenbach um 1600, in Setschl7o0. Elze (1861)
S. 40, s. auch PAti. — Der Name Fitz erscheint im ungr.
Bergland, z. B. in Kremnitz schon 1 328. — Fites in Dopschaa
1627. — Fitzet sehr häufig auf den Dürfern.
Flaekh, Vlack, Name inPölan, Rusbach, Tiefenreuter, Mittenwald^
Püchl, Graflinden, Römergrund, Deutschau 1700—1750. Gott-
schee 1867. Die ältere Form des Namens ist Fleck s. d.
wlackhen 1) flicken, von statten gehen, 2.) tanzen, im Scherz. Sa
oberpfälzisch flecken von stalten gehen; mhd. vlicken fort-^
schaffen. Schm. I, 584. Mhd. Wtb. HI, 337\
wlkekheM s. wloekken.
wlaMitie f. wladklUse f. der Falter, Schmetterling. Die Form ist
wol aufzufassen als entsprechend einem schriftmäßigen llt^der
(ahd. flidnr- S=a und a=a) -itic von ahd. fledarön flattern;
vgl. «ngr. Bergt, fletala n. Schmetterling. Nachtr. 26''. iärBt»
fletterle Lex. 98; über -itie s. d.
wla4e witde f. die Wabe, Honigscheibe. So schon mhd. honeget'
vlade Haupt YIII, 280 (in den von Pfeiffer mitgetheiiten
alenannischen Mariengrüßen; vgl. mhd. Wtb. III, 334).
Vlai, Name; Elze S. 40.
wleaBjei weinen mit verzogenem Munde. Vgl. Schm. 1. 590 : flenschen^
WlatUak, Name in Setsch 1757.
Eiu Ausflug Dach GotUfhoe. 249
fUck, Name in Otterbach 1614. Später wurde daraus Flackk s. d.
und in dieser Form ist er verbreitet. Der Dichter Konrad
Fleck (vor 1215) war wohl Sckweiier oder Sekwabe.
wleehte f. die Flechte, besonders auf einem Wagen.
wiel- s. wUi- wie«-.
wIMec hübsch; alenanii. flat, fläiig hübsch. Stald. I, 379. Mhd.
vliBtec. Daher slo venisch: flStin hübsch,
wletie n. f. die Diele, mhd. vletze.
wlenh fliehe! wieth wader! fleuch furder! heb dich hinweg! — Der
Infinitiv ist mir nicht vorgekommen.
wUagen fliegen, wlengl
wlitxe unfruchtbar, vom Erdreich: wliaier podev. Ahnlich kint.
fleaize. Lex. 98. Zu ahd. flaz flach vgl. wietse«
Vllegendorf. iBterlifgeidorf bei Unterlack zählte 1770 acht Häuser,
Oberliegeiid«rf 11.
wlockheii. besser wlkekken breit und träge sitzen; vgl. Schmell. I,
584: flachen faul liegen, das etwa zu mhd. vlac lau, flaccidus,
daher flacken oder lawen^ mhd. Wtb. III, 334. Schm. I, 582
zu stellen ist.
wlolsch n. Fleisch, cimbr. wloasch, mhd. vleisch.
wlAde f. Wabe s. wlade«
Toehte, Name ; Elze S. 40.
wockitie f. auch wickitie f, Brot, Kuchen, ital. focaccia. Cimbr.
wöchenza, wocheza CWtb. 121; kint. fochanze, fochifze f.
Lex. 100; bair. Schm. I, 508; ahd. fochanza, daneben md. nd.
Formen bukneten bachnitzen in Schlesien. Weinh. 13\ ungr.
Bergl. Wtb. i>9; vgl. slov. pogatscha^ gr. j>cü7ci), Gr. Wtb. I,
1065.
f^ckatiea schluchzen, wol zu mhd. phuchzen Wtb. II, 1, 516.
wögel m. der Vogel. Mit dem Umlaut vgl. ipfel. — Asehenwigele s.
asche.
Togkhe. Fockhe. Pocke, Name in Kletsch um 1700, in Altlaag, Mal-
gern 1750. Fokin ex Malgern 1783.
Togrin. Togerio, Name in Buchberg, Puchl, Warmberg, Deutschau,
Prörübel 1700—1750.
woll feil ; 's i§t mei* et woil, wie kirnt, fäl, mhd. veil.
woißen Nebenform von kalftea s. d. heißen.
250 8 e hr ö e r
weist feist, wiistie mit Fett beschmiert, ar hat jih di hende
bewoistiget Der wolstige fioi^täe der Freßdonnerstag , Vor-
fasching Tgl. prankeln.
wolgeii folgen. Es ist unschicklich von der Sonne zu sagen , dass sie
untergeht; man hat zu sagen, dass sie Crott wotgea g^at, s. Bau-
berle unter W. Ahnlieh im Kuhinndchen. Ich glaube nämlich,
daß das von Meinert 462 angeführte zu gotde gehn der Sonne,
bloß misverstanden ist: ze goude gien = zu Gotte gehn.
S. 398 heißt Goü : gout
Falkner, Name in Gottschee 1783; vgl. Valkhaer.
warnais m. das Frühstück. Cimbr. imbaiz m. Mittagsmal , auch in-
wormezt wormaz, wormaiz CWtb. 132, 122; baizen^ inbaizen^
imaizen, 'maizen zu Mittag essen; imaiz, matze Mlii^gsms^;
wormaiz, tTitrormat^; Frühstück ; inwormaizen merendare CWtb.
109', 145'; vgl. daselbst noch weitere Formen unter patzen,
S. 152^ sogar worfonnen frühstücken, S. 189'. Es wäre dem-
nach aus mhd. vorinbtz (fruoinbtz) = vormiz (« wormais). Jedes-
falls ist der Zusammenhang zwischen elmbr. und gottseheewisch
deutlich. Auch k&rnf. varmäsen. Lex. 187, gehört hieher, ob-
wohl die Form zu obiger Ableitung nicht stimmt. — wormessen
frühstücken. Diese Form scheint durch warm essen beeinflusst,
aus warimbaizen entstellt.
wart, wart fort, in dem Sinne: 1) sogleich, 2) immer (in der Be-
deutung: fort! apage! sagt man wader s. d.), z.B. in der Ballade
di noiraria s. d. and aaßar hkt ;i genau Ir nesserle nnd steckoits
im in kindisch hanlei ms biegle i;t wart walles plnet.
wr&gen besser wrngen fragen.
wrAge f. Frau, auch wrabe f = mhd. vrow vgl. schAgen. wrobenhAnle
n. Widehopf. Elze : dks wrobenhiknie l§t das tnckbAnle s. d.
wralthaf n. Friedhof, einbr. wraithof, CWtb. 122, so balr. Scbm. I,
620; vgl. Gr. Wtb. IV, 123. Mhd. ahd. vrithof, daher slov.
britaf Friedhof, was schon alt (vor dem Übergang des ^ in £/) ein-
gebürgert sein muß; vgl. slov. /Vrf; frei , mhd. vri. Hier sehen
wir zugleich das «Iot, b=ff wie in ftarra Farbe; bdsali fassen;
bavdati (gottseheewisch waaden) falten; bor^t Forst; boter
Gevatter; briit Frist; brumin fromm u. A.
wranje f Franse. liUnd. frunsa, sehwed. frans, aber mhd. franze, s.
mhd. Wtb. IIL 395; Gr. Wtb. IV, 59; slov. fraiisa.
, Ein Ausflug utch GotUchee. 2ol
Vreiditsch, Name in Lienf. 17S0. Vgl. rrelditseh.
wrel s. wral- wren-.
wreiiiit m. Freund, der Verwandte. Die Mehrzahl dl wreute oft ffir :
die Verwandten, die Verwandütehaft. gehlesiseh Weinh. 23» und
so denn auch schon mhd. Wtb. III. 411^; alta^rd. frcßndi
Sveinbjorn Egilsson 20P. So auch sehwib. Schmid 37; henaeb.
Reinw. 37; westerw. Schmidt 61; Imembirglseh Gangler
159. wrenntschäft f. Verwandtschaft. Ebenso eloibr. wreünt,
wreunachof, kirnt Lex. 102, allgem. bair. Schm. I» 614.
Wrldraichjtoln m. Fridrichstein. Die Aussprache dieses Namens einer
kleinen Burg, deren geringe Trümmer auf einem Berge bei
Gottschee zu sehen sind, wird mehr oder weniger entstellt ge-
hört. Obiges ist die correcte mundartliche Form, die in fol-
gender Abstufung entstellt wird: Wrldraicbftolii, Wldaljtoin.
Bldraljtoln , Bldal§toln (wobei der Anlaut für ursprüngliches W
gehalten und daher £ gesprochen wird; doch vgl. auch das
sloT. B, t F unter Vraithof) etc. — Die Burg ist erbaut um
1422 — 1425 durch Grafen Friederich, von Cilli und liegt nun
in Trümmern. Den 2. Juli 1672 erschlug daselbst noch
der Blitz den an einem Fenster stehenden herschattlichen
Verwalter.
Vrlesaeh spr. Wrle§äch. Altfrl^sach hatte 1770 zwanzig Häuser; Nei-
frlesach neun ; beide Orte liegen bei Nesselthal.
wrlschinc n. junges Schaf; auch cimbr. wrischong wriacheng Schaf-
bock, CWtb. 122; kÄrBt./rwc/itn*/rt«cA/i#i5f Schaf; Lex. 103;
in der Schwell frischig verschnittner Widder. Stald. I, 214;
sonst Ferkel; ehedem Opferthier; s. darüber Gr. Wtb. IV,213f.
Frisaeh s. Frlesach.
Friti, Name in Reichenau 1614, in Ort 1684, 1784. Grintobitz,
Prörübel, Rick 1750. In Schemnitz 1364 und 1858: Fritz.
Paulisch: Fritz.
Frltie, Name in Stockendorf um 1700.
Frdllch, Name in Moswald 1614. Auch in Zarz. So schon 1316 in
Steierm., 1379 in Presburg Froleich; 1600 und später oft im
ungr. Bergl. und Siebenbürgen.
wrfle frühe. Bie wrüe ift auf di moirarin! — Bie torüe i§t aufMä-
gräizle! — Bie wrüe i§t auf dar Handel junci — Bie wrüe
i§t auf deu mei'arin! u. s. f. Liederanflinge, aus denen das
Ü252 S c h r ü e r
Typische dieses Eingangs in goltscheewisehen Balladen ersicht-
lich ist. wrüejir n. Frühjahr, sonst ansbart s. d.» langes s. d.
wrngen fragen.
Vräti, Name in Reichenau, Rusbach, Masern ITSO s. Friti.
Frflticl, Name in Mitterwald, Hinterberg um 1750.
Vnchs, Fbi, Name in Moswaid um 1600, in Gottschee 1669, 1750;
vgl. Wnehje unter W. In Pressburg 1379: Fuchs. Fuchs ist im
ungr. Bergland und in Siebenburgen (mit der Nebenform Fuss^
verbreitet.
wich§ m. Fuchs. Vgl. gaagerle.
wider fürder, weiter, fort; gda wuder geh weiter! Ganz so cimbr.
wudar won hia! fort von da! kärntisch: gdn fuder geh weiter!
Lex. 104; aus ahd. /wrrfar, furdaro; nihd. tritt schon Umlaut
ein vurdar, wonach obige Formen vormhd. sind.
wfle fort, vorüber, der tue ist wüe, de nacht t§t kam der Tag ist
vorüber, die Nacht ist gekommen. Aus einem Liede auf laria
s. d.. Vgl. elmht.furr fort. CWtb. 123.
Fngina, Name in Mosel 1807.
Fnienii, Name in Gottschee^ 1750.
wnrkeln glitschen, besonders auf dem Eise. Oberpfäliisch furkeln hin
und her fahren z. B. mit einem Licht, Sohm. 1, 563; ähnliche
Bedeutungen schles. Weinh. 24**. kärnt. Lex. 105.
wflrste m. Fürst, ahd. furisto (Superlativ \on furi), mhd. vürste.
Gieng in das Slovenische über: first.
Wirt f. s. wärt, wort.
wflrbat; vorwärts. Das R der zweiten Silbe null aus; sonst ist die
Verwandlung des £ in A (mhd. wertes), des genitivischen « in ^
ganz correct
wflrblti m. Fürwitz, Neugierde. Das Wort ist ins Slovenische einge-
drungen: prbic Vorwitz, firbcin vorwitzig. Hier ist ein Zusam-
menhang mit den Mundarten des ongr. Berglandes ersichtlich:
würbetzen neugierig sein s. Nachtr. 27\
WBt f. Vulva, s. darüber Gr. Wtb. IV, 362 f.
wflderle n. in: das bintsehje wflderle das winzige F., das
ist: die Schraubenmutter.
witer m. Vater. Das Vater unser theile ich hier mit auf Grundlage
des Textes den Rudesh in Schottky*s Vorzeit und Gegenwart
S. 268 gegebt'D, den ich mit Elze's Text S. 39 und dem mund-
Ein Ausflug nach Gottschco. iSod
liehen Vortrag des Herrn Pfarrers Steurer in Mitterdorf colla-
tioniere.
woter in§er O9 '&' '> pi$t im Umbel O9 gehelliget bar daln
ntün, le kirn fln; daln ralch, daln bllle gescUeeh, ble In hlnbelf
al§^ anf ierdan. filb fln§ kennt flnser taglalnes *) pr4at ) werglp
Ans flnjere schnlden, ble blr wergAben flnjern schnldlgarn ^),
wier fln; et In wer§aecluii§0 Sander erl^aje fln; wem flbl. am*)«
G steht im Anlaut für H in Gnmpe s. d.
„ J n fiehänne; s. d. und gehänal;.
„ Inlaut „ B „ 9^A§ ^- d* ^^^ umgekehi'te in ;nbäck s. d.
knbendorn s. d.
Es wechselt mit D: ;ldel;toin, badreick, walde s. d. Der umgekehrte
Fall erscheint in kängel s. d.
Eingeschaltet ist G in kige s. d., wrige s. d., sckflge s. d.
gaben geben. Ik gip, dn gai;t, ar galt) blr gaben, Ir galt, ;en gabent)
parMc. prät. gAben.
galge f. Geige.
galgar m. plur. galgare. 1. Der Geiger. 2. Musikant. Im
ungr. Bergland und cimbr. kömmt Geiger als Name vor.
gald n. gaad Geld.
gAmatien gähnen s. Schniell. 11, 46. i&rnt. Lex. 108.
Ganinie, Name in Schwarzenbach (deren in Gottschee zwei sind, s.
Sckwarienkack , ieh kann nicht angehen» welches hier gemeint
ist) 1669.
gangerle n. dieß soll der Scherzname des Fuchses sein und nicht
gattei'le, wie Elze S. Sl angibt. Nach W. Lazius migratio
gentium lihr. 8, citiert bei Tröster: das alt und neudeutsche
Dacia (Nürnberg 1666), heißt hoUzgangel der Wolf in Gott-
schee. Der Fuchs heißt Schleicher und zwar nach Tröster in
Gottschee und im Nöanerlande in Siebenbürgen.
ganlnc m. ein Vogel.
*) R. votr. intchr.
2) in den himheln E.
S) teigleine U. taiglaineth (taiglicheth) K.
^) tchuldigiarn E.
*') venchuechnaisch R. vershuchung (ver»huchni90 C.
^) omcn E.
254 Schröer
ganiele n. Brocklein; plur. ganselain der Sterz, die bekannte Mehl-
speise, geschmorte Teigbröcklein. Slovenisch zganci.
gar gär gar. ji legot jlh gnr schwanen ku in vielen Liedern.
fiareis, Name Elze (1861) S. 40.
garais m. der Nussheher, auch gerholi s. d. und gerholt.
gar§te f. Gerste» mhd. ggrste^ ahd. ggrstd.
garte gurte m. Garten. gnrtr4a;e f. Gartenrose, Rose; r4age f. ist
Blume; ebenso slovenisch: gärtröia und röia.
Clasparltsch, Name in Mosel, Morobitz, Prese um 1750.
gaufe, gAwe f. die Höhlung beider zusammengehaltener Hunde; gawen»
wolle f. so viel als man in der gAwe halten kann, ahd. eou-
fana; bair.-alem. Lex. 117, im ungr. Berglande geis f.; andere
Ausdrücke s. Nachtr. 28.
gaumen, gAmen bewachen; pflegen, einen Kranken. Bair. öster. und
Schweiz. Stald. I, 430. Höfer 1. 277, Schm. 11, 47. Rftrnl.
Lex. 110. Schon got. gaumjan ^so^pslv^ xaravosTv; ahd. goum-
Jan. — gÜDiAr m. plur. gAmare der Wächter. Ahd. coumil mhd.
goumeh
gft- s. ga-.
ge- wo es ungewöhnlich erscheint: gedankh s. d. für dankh, geliecht
s. d. für Hecht, gerächt s. d. für rächt, getar s. d. für tar; gnm-
machten f. unmehten. Über die Vorliebe für dieses ge- im Md.
s. Pfeiffer Jeroschin XXHI, ungr. Bergl. Wtb. 54.
gedankher hänt linker Hand , s. tankhe. Lexer godenkt der Form mit
ge- im Urnt. nicht.
gedenkhen gedenken. §eii gedenkhent et an mich! klagt die abge-
schiedene Seele über ihre Angehörigen, s. Lied der ägeschiednen
;6ale unter höachiaft, s. auch patlar.
gewrfbet gefreut. Vgl. mhd. gevrewet im Reime ^uf gesiretcei mhd.
Wtb. m, 418.
gewtlchen gefangen. Entspricht einem mhd. gevähen für gefange^i
und ist daher bemerkenswert.
gehäBai; m. Anis ; vgl. slov. janez.
dehänoes m. Johannes. Cfehäne;^ segen wird bei Hochzeiten getrunken.
»»
Ein Lied Maria und Johannes s. unter Maria. Über das Johan-
nisfest s. snoiitteii«
gejai n. die Jagd. Das bilde gejal die wilde Jagd, jen kaoieiit aus den
löchern im bälde.
Ein Ausflugs nach GotUchee. 25S
geinetien, goinatien gähnen; hingegen gtnen (das ein mhd, ginen,
aus dem PI. praet yon altn. gina gein ginum, voraussetzt), s. d.,
gaffen.
geiß, goiß f. Geiss. Ahd. mhd. geiz.
geliecht lieht. In den Liedern gellechtei kriiilalB und r^a;laiii
gelfecht lichte, etwas bunte Kranze, lichte Blumen,
gelnaltien schreien. Umt. golmatzen weinen und schluchzen.
Lex. 112. Zu ahd. mhd. galm m. Schall, schwäb., k&rat.,
bafr. Lex. 107. Schm. 11» 39, tiroL gelmen schreien. Schöpf
184.
gemAchen gewesen» so in der Rieke^ sonst gebAn, gebannen s. d.
Es wechselt hier W mit if» wie umgekehrt in Bäntel s. d.
(= Wantel = Mantel) if zu Tfwird. S. meine Laute der md.
d. ungr. Bergl. unter W, 1 und C, 7. Das CH für S erinnert an
die eingeschalteten CH in tuch (tuo) altd. El. I, 308, lach (lä),
lahent u. a. Mhd. Wtb. I, 944.
geoiotn gemein, leutselig; a genoinder harr. Bairlsch ebenso Schm.
ir, 587. i&rnt. 189.
gemolnar n. der Nachbar. So bei Schmell. II. S88: der
mitgmaene Gemeindegenosse.
gSn g^an, gian, grauen gehn. Imp. gia, giet! geh, geht ! glaigait gieng,
gienge s. gett.
genöate kaum, genau. Ebenso kJktJäi. ginoate. Lex. 199, ahd. ginöti,
mhd. genöte, cimbr. ganoat. CWtb. 150. Im ungr. Bergl. neut^
notig. Wtb. 84. — österreichisch ist mir nur gnedi dringend,
eilig; bair. ebenso, Schm. II, 719 bekannt. Obige Form (ohne
Umlaut) und Bedeutung scheint mehr alemannisch. Stald. I,
460 : gnoth etc.
geptni n. gepünz Gedärme. Vgl. punzen Schmell. I, 290.
Gera Gertrud. Crero f. die grosse G. Gere f. die kleine G. den fi^rat^
verächtlich, s. aoio, te.
gerachter hänt rechter Hand,
»gerbat gefurcht*' Elze. In Gottschee kennt man das Wort nicht, s«
groebic. gerbat ist sl. grbat
6erg, Name in Gomutz 1600.
Crerger, Name in Stockendorf 1614. fierg^r in Altsag, Untertapel-
werch 1750.
Gergoritsch, Name in Stockendorf, Kletsch 1700—1750.
256 Schröer
Cereot n. Örtlichkeit bei Unterlak. Clmbr. Gnrevt CWtb. 159 ist
auch ein Ortsname. Vgl. Vant.
gerhMi m. der Nussheher; in Tschermoschnitz gerholt m. vgl. garais«
gcre f. Falte, geraten pfold gefälteltes Hemd, vgl. rige.
gerlget gefaltet s. rige f.
gerisch n. Gerüste, s. tischgeriseh unter Tisch.
gerle n. die Falte an der Joppe. Im ungr. Berg!, gern m. Zipfel
siebenbürg, gtren, mhd. gSre m., in der Schweiz gehref- Stald.
I, 436., bair. der geren Schm. I, 62. Loxer hat das Wort nicht ;
Schopf auch nicht.
gersie garste f. Gerste.
gertsclieii m. der Knoten. Knorren, sIot. gerca.
gesell s. tschell m.
gejnebel n. das Antlitz, der Gesichtsausdruck; ursprünglich (ge^nä-
bei) Schnabel, Mund.
gejte f. das Jenseits. Die entführte Schöne in der Ballade deo meraria
sehnt sich an das andere Ufer des Meeres, in die Heimas
zurück und sagt: ;o lät mih g^an an di ge§te sch^an Aber,
proite merl — Dieß Wort ist nun entschieden fräakischt
als Adverb: liest und gestf hesten und gesieti, Hessen und
gessen, d. i. hüben und drüben, in Franken bekannt s. darüber
Frommanns Zeitschr. H, 136 ff. Merkwürdig ist, daß es liier
als Substantiv erscheint.
Cfestel, Name in Altfriesach, Prorübel 1750, vgl. fidsti.
gejbister n. Geschwister; 's Är^tc ge§bi§ter Geschwisterkind.
gebAn, gebaanen (= gewan) gewesen, cimbr. gabeest, kämt, giwen
s. Weinh. bair. Gr. S. 301, vgl. gemachen.
giaea gaffen. Gehört zu demselben Stamme wie geiaetien s. d. Eine
alemana. Form, die Lex. nicht kennt, s. Stalder I, 446: gynen
(das wäre mhd. ginen), gienen und ginnen. Wahrscheinlich ist
zu unterscheiden zwischen ginen und gienen, wie Schmell. II, 32
unterscheidet. Altnord, giaa, geia, giaam zeigt das AblautverhSlt-
niss von ahd. gla^a und gein^n, vgl. yocivzLv hiarc sl. zinati etc.
Cfladitsch, Name in Tiefenthal 1750.
Cflati, ein Name, der in Schlesien (Grafschaft Glatz), der Zips und
Siebenbürgen vorkommt, wird von Elze S. 40 auch aus Gott-
schee angeführt.
«liebe, Name in Hasenfeld. Mosel 1700— 17H0.
Ein Auaflug nach GotUchee. 257
-glitien glänzen, schimmern. So auch Staid. I, 455, Schwab. Schmid
64, cimbr. 125, kftrnt. 116. Im Österreichischen scheint gläniea
mehr im Gehraucli ; in jenen Gegenden, mit verschiedenen Modi-
ficationen der Bedeutung, doch mehr: glitien.
^Iflete f. Glut, glfletschaiwele n. Glutschaufel.
G«chel, Name Elze S. 40.
€rode, Name in Händlern um 1600, in Masern 1750, cimbr. Got und
Kot In Schemnitz 1858: Gotala.
Cfddrer, Name in Sele 1750.
golat kahl, sIot. g6L
golter f. Kolter, Bettdecke, kirnt. ^//^^. Lex. 127, auch sIoy. köUer^
ital. coltra aus lat. culciira, schon mhd. golter , kolter, kulter,
vgl. weiteres in Gr. Wth. V, 1623.
Goreni, Name in Hornberg bei Gottschee 1600.
Gorschin, Name eines Müllers 1750.
gen m. der Wasserschöpfer, hölzerne LöfTel, cfnibr. gen Rührlöffel
ital. cazza cf. Schm. II, 88 gatzen, SIot. körez,
fiostel, Name in Deutschau 1614, in Nesselthal 1684.
g^matien wimmeln, de ämaißen g^matient. — Goninti s. i^mntien.
gote f. göte m. Pathe ; gdtle n. gotlchle n. Pathkind. So auch bair.-
östr. und Schweiz, k&rnt, cinbr. Lex. 119. Cwtb. 126, vgl.
i^it^ tote, wo der Umlaut des masc. erklärt ist.
Cröteniti, mundartlieh Gotniie f., zählte 1770 achtundsechzig Hauser.
Vgl. Gottschee. „Göttenitz an der Riegg, das ist ain gross dorf
und ain guete pfarr.<< Burkart Zink s. d. (1368—1468).
gott m. Gott. Gott wongen (wolgen) g^an sagt man schön von der
Sonne, wenn sie untergeht, so in dem Liede auf die heilige
Barbara s. Banberle unter W. — „Im Strahle der zu Golde
gehenden (untergehenden) Sonne*' sagt Meinert Fylgje S. 462.
Dies in Golde gehn scheint mir ein missverstandenes ze goude
gien zu Gotte gehn. An das Kuhländchen werden wir aber noch
öfter Anklänge in Gottschee finden. — G«tt$bae m. Gottes Weg,
der Pfad, der in das Himmelreich führt, im Liede, s. hbr§e.
Gottschee f., die mundartliche Aussprache lautet: G^ttseh^ab, Dativ
Gottsch^abe; der G^ttsch^abar, plur. G^ttsch^abare. Die Zahl der
Einwohner ist jetzt (1868): 1460.
Der Patriarch von Aquileja Ludwig sagt 1363: er habe erfahren
^quod in quibusdam nemoribus seu silvis infra confines — eeclesi»
Sitzb. d. phil.-hiiit. Ol. LX. Bd. I. Hft. 17
258 S c h r ö e r
St. Stephan! in Reiffnitz — quae inhabiiabiles erant et incttliae
multae homiuum habitationes i'actae sint et — eeelesiae constructae
— videlicet in {totsehe, Pölan, Costel, Ossiwniz et Gotenitz." Dies ist
die älteste Notiz über Gottschee, die ich kenne. Die Namensform ist
nicht deutsch uhd zeigt, dass an eine Zusammensetzung mit See
(gottscheewisch allerdings j^ab s. d.) nicht zu denken ist. Die sIoy.
Namensform war ehedem loi^Tje, der Gottscheewer: Hocevar (dies
ist auch ein Familienname) , was in neuerer Zeit in Kocdvje verwan-
delt wurde, um es von Köca Hütte ableiten zu können. In B. Zink's
Chronik (1368—1463) steht ungenau: fidtie. So üaer(1377, 1496):
Gotische y Gotschee. In dem 1642 erneuerten Privilegium der Stadt
von 1471 (das Original freilich fehlt) steht: Gottschee, auf dem
Stadtsieget von 1471 jedoch aigülum civitatis in Kotschew (das ist:
GotschSwy Weiteres s. oben S. 173—184.
grab grau, mhd. grd^ Gen. griwes.
grab n. Grab; grAble f* Grube S. unten Seite 120.
firabner, Name in Nesselthal, Morobitz 1600—1700. Cimbr. Graber;
auch steir. freis. 1316: Graber.
gradf gr4d gerade.
grafe, gr&we# grif m. Graf. D gr&wns d gfleter des Grafen Güter.
„Grafenfeld"* für irapfeBfeld s. d.
Crrafenwart, jetzt loste! s. d.
firalliden. Ort bei Unterlak, zählte 1770 siebenundzwanzig Häuser,
graipe f. für grenpe m. die Griebe. In der Schwell gräubi, grüben
Stald. I, 47S, Schwab, gretibe. Schm. 66, vgl. Schmell. II, 97,
im ungl. Bergl. grieben. Wtb. 56, mhd. griube m. In Karat
grampl f., so auch östr.-bair. Lex. 120. Schm. 11, 10.
CrrAmmer, Name in Stockendorf 1740. Crramer Elze (1861) 8. 40,
vgl. Grome in Krickerhäu 1643, Gromma Sehemn. 1858.
graute f. Heidelbeere; greantle n. Tschermoschnitz. — In iärnt. die
Preiselbeere. Lex. 121, ebenso cimbr. grendelen, Wtb. 126»
bair. gränkeut grünten. Schm. II, 115.
gränlaii graulich; sehr; es tnet gränlain bte es thut sehr weh, mhd.
griiwellehen.
graijen grausen. Bena ih an hairäten denkhe
kirnet mir der grausen an etc.
Ein oft gedrucktes „Gottscheewer Lied."* Es ist aber auch
anderwärts bekannt s. Hoffmann's schles. Volkslieder S. 213.
Ein Au&flu^^ Dach Gottschee. 259
grel- s. grai-, groi-.
Grensich, Name in Gutenitz» Schwarzenbach um 1600.
Gr^ato (== Gr^atä), in der Masche Greata, diminutiv: Grtete Grete,
Gretchen. Vanle Grete für eine trage Dirne, gilt auch hier, so
wie das Lied : wer eine faule Gretel hat^ der kann nicht luftig
fein , das Elze S. 35 anfuhrt. Es ist sonst bekannt in Franken»
s. Ditfurt frank. Volksl. II, 279.
greßllne m. Querholz am Zaun. Eigentlich grdftlliie von Schweiz.
groll m. Wipfel einer Tanne. Stald. I, 483 zu grieze, grdz,
gruzzen, gegrozzen. Gr. gr. II, 49 s. meine Bemerkung in
Fromm. Zeitschr. VI, 334. Lex. 12S.
grleß ni. der Sand; grobgemalenes Getreide; eine Pflanze. Vgl.
Schopf 213. Lex. 124.
grießel m. der Rachen des Wolfes, der Schlange; der Rüssel; die
Nase. In Kämt, ist ähnlich gebraucht drusael m. » mhd. drüzzel
Lex. 73. Der Schnupfer sagt: bean de käne le wressea hat, aber
der grießel hib anch,
Grill, Name in Steiuwand 1614. Langenton, Pogorelz, Steinwand,
Mühle, Obertapelwerch, Krapflern, Feichtbüchl, Stocken-
dorf zwischen 1700— 17S0, steir. freis. 1316: Grül. Elze
S. 40 f. (1861) führt den Namen auch an. Vgl. den Zarzer
Namen Krell. S. 196.
grlnunen, sich — sich grämen, ärgern. Jedren dlern bert jlch grlmiaeB.
Mhd. grimmen» clnbr. grimmen. Cwtb. 128. Es dürfte hier aber
das davon abgeleitete sich grämen grämen Schmell. II, 109
anzunehmen sein.
Grinselrh, Name in Obermösel 17S0. Vgl. Greaslch, Grusach.
Grlntebiti bei Altlaag hatte 1770 sieben Häuser; Grlatawlti spr.
Grlntd-uti bei Ossiunitz: 4.
grlsch, eben, gerade.
Griti, Name in Götenitz um 1601.
gr^b derb, sehr. Altlaag. grabe« batter garstiges Gewitter ähnl. kämt.
Lex. 124. Vgl. ungr. Bergl. Nachtr. 30. — „Ein grobs Wetter:
Gewitter mit Hagelschlag'' ist tiroUsch Schöpf 21 S.
Groeher, Name in Neuwinkel 1750. In Zarz: Grohar.
grölten (greUen) gross ausschreiten; über den Zaun graltn oder
groiteln, kämt, gr altein. Lex. 122, s. gtiwel n.
•
260 Schröer
g;roUel f. grosser Schritt, got. grids Schritt; cimbr. grlt, griten^
gntela, Cwtb. 126, ahd. gritmdli, mhd. griteliche mit ausge-
spreizten Beinen zu sskr. grdhyati ausgreifen, lat. gradior etc.
gr^itel verlangt mhd. greitel (grtte greit griten?).
CrroUn, Name in Schalkendorf 1684, s. die ahd. Formen unter Garulf
Förstern. 489.
Grossfn, Name in Ort 1 684.
gfdsslinc s. gressline.
Crrössin, Name in Gottschee 1684 s. firesse.
grüble f. Grube. Vgl. grab.
firober, Name in Götenitz 1750. Steir. 1316: In der grueb,
graebic runzelicht. Auf meine Frage: was gerbat (s. d.) bedeutet?
wurde mir die Erklärung, grbat sei windisch und bedeute
gottscheewisch griebic.
grften grün. Der grAeiie harr der Teufet, auch: der graenrockhate.
grienllae m. die grüne Eidechse.
grfleßen grüssen, grfteß dich gott! iabejt da k noch!
gromade f. Schutthaufen, Grenzstein, Steinhaufen; sioT. gromdda.
Crrinsaeh, Name in Obermosel 1750, vgl. Crrinseieh.
„gseharr Korb*' Elze. Dies scheint blos ein slovenisches kosdrcy das
E, horte und für gottscheewisch hielt. Der Korb heisst lijte
loine, pnre, tsehorbe s. d.
gnoipe f. Hummel; Elze: nhumpel*^; dies ist die kämt. Form, Lex.
146.
gnldaine f. Mitgift s. tander.
gvmmachten ohnmächtig werden, vgl. md. unmehten, in unmaht
sinken, mhd. Wtb. 2, 10.
giaaea gönnen, ih gim, da gttnnejt, ar gflnnet \ bir gönnen, ir gnimet,
§ei gniinent.
gnaß gegessen, wie mhd. gdz (neben gezzen). Gr. Gr. III, I, 341.
Schmell. §. 962.
gnat n. der Besitz , Yielistand , besonders Schafe. Lex. verzeichnet
diese Bedeutung nicht und einibr. finde ich nur gut n. » das
Gut, il bene. Schmell. verzeichnet II, 86 die Bedeutung:
Vieh, zum Jahre 1390. — Ben sfhafejt dn daine gfieter wem
vererbst du deine Besitzungen. In dem Liede auf den heiligen
Stephan s. d.
Ein Ausflug nach Gottschce. 261
gftrtel f. der Gürtel. Der rotbe, breite Gürtel» den die Gottscheewerin
trägt, besteht aus Schnüren von Wollfaden, die unzählige Male
umgewunden werden, bis sie mehr als handbreit die Hüften um-
schliessen. Die Enden hängen hinten hinab, so lange als das
Pfaid ist ; das sind dei Meklaln s. d. — In der Ballade ll^^ret-
title s. d. ist Gretehens Gürtel pranii. Die althochdeutsche Form
diu gurtila ist noch erhalten im cioibr. gürtela f. (neben gürtel
m.) CWtb. 189, Mmt. gürtel m. und f. Lex. 127; in Gottschce
nur f., vgl. Schm. I, 71 f.
gotjlgeii kitzeln, kämt, gutzeln kitzeln. Lex. 128, tir^l. Schöpf 226.
Dass das tz in t§ übergeht ist auffallend , indem das aus- und
inlautende tz sonst unverändert bleibt (vgl. tätze, -^tzen u. a.) ;
in wirbat; vorwärts, ist ganz richtig das genetivische 8 zn §
geworden. Sollte hier auch ursprüngliches S nach T anzuneh-
men sein, ahd. gut-ison? Ähnliche Bedenken erregt die Form
bintjie winzig s. d. (unter ir). Dass die Mundart von Gottschce
für die Bildungssilbe -ein: -igen gebraucht, ist hier ebenfalls
beachtenswerth. Ich weiss nicht, ob schweiierlsch gutzeln
schmeicheln, Stald. I, SOS hiehergehort. — Die Etymologie von
kitzeln dürfte auf sanskr. gudd Gedärme , zurückzuführen sein.
Damit stimmt mhd. kunte (was gewöhnlich von cunnus abge-
leitet wird), nd. kunte, kutle veretrum, kutt Eingeweide,
gotisch quipUB Bauch, Mutterleib: althochd. ^ut^t vulva. Grafr4,
S38 gewährt die ahd. Formen: quizilunga, chuzelunga, kizildn
und chuzilön (quit-s-ilon?). Damit wurde dann auch Kuttel,
mhd. kutele Eingeweide zusammenhängen.
H.
Das H für S erscheint in: h^, ah^, ahMre so, also, alsodar
hettoin sett (= sötän) ein; hal, derhalle, derhallige selb, derselbe,
derselbige ; hent sind (obwohl hier der Vocal auffallend abweicht).
Vgl. Weinh. bair. Gr. S. 192. f.
Übergang des H in G bemerkten wir bei gmape.
Übergang des H in W (=» F) im Anlaut zeigt unten weißen
unter heißen s. d. Das Umgekehrte scheint bei h^rt s. d. der Fall.
Als Einfluss des Italienischen scheint zu betrachten, dass das
H vor jeden anlautenden Vocal gesetzt werden kann, sowie das
anlautende ^auch wieder oft wegbleibt. Ich horte: ik» ^ör, das *er
das Heer, aber auch: hdr, her; ebenso vernahm ich hiip m. der
^o4> Schröer
Alp, h^Mter, kärntisch eanter, eher, und ebenso auch: äop m. ä\f m.,
Kanter.
Aus dem Münchner cod. ital. von 1460, s. Lamparten, ist hier
anzuführen; irß raeio fol. 27* d. i. hirse: miglio und herübrigt:
erübrigt fol. 7^ Weiteres ist bereits oben darüber bemerkt. Seite 22.
Utken haben. Ih hin, dn hajt, ar hat; bir haben, ir hat, §eo häikt. —
M$en hont a kalten stabe, Sie haben ein kaltes Zimmer*', R. ge-
hit gehabt; prät. biet; conj. hfete.
In der Bedeutung: sich verhalten, benehmen hat es die
vollen Formen : ar habet gib saner er ist verdrießlich ; beagtlc
habet ar sih zornig benimmt er sich. Die Füße sind im Begriff
zu springen, die geschlossenen Augen der Leiche wie eine
Knospe aufzugehn, die Hände zu haschen, dies wird im Liede
■angeljane s. d. ausgedrückt: die wtteßlafn habent sih anwen
spmne, die i^lain habent sih anwen sproti, die hantlaln habent
sih anwen derwisch. —
h&ber, hiber m. Hafer,
haberdorn, hiberdorn m. Hagedorn. Wol nur entstellt aus hagen-
dorn s. d.
■äberlin, Name in Moswald 1S60. laberle, Mosw. 16t4; in Koflern»
Oberern 1750. vgl. loberlin. In Zarz Heberle; in Schemnitz
Habela. In Krickerhäu Habala.
hAeh m. im Hinterland: hioch m. der Geier, Sperber. Vgl. schwelt.
Aa6cA Habicht, bair. hackt. Schmell. U, 148, vgl. hach 143;
friesisch hauk; engl, hawk; nl. havik. Vgl. Grimm GDS.
S. 49. Wörtb. IV, 2, 91.
hickhe f. Hacke. Daher: schröathackhe f. s. d. — häekenhälp m.
Hackenstiel; häckhen hacken.
haekhen knirschen, mit den Zähnen.
haekje f. der Schenkel. Diese Bedeutung von abd. hahsa etc. auch
tlroliseh. Schöpf 229. Sanskr. kakshd f. Achsel, Gurt; lat. coxa.
hader, hader f. das Tuch, ein Stück Leinwand, hflderle n. plur.
httderlain besonders das weiße Kopftuch der Gottscheewe-
rinnen. — Die Form mit U kömmt in älterer Sprache nur bei
Ulrich von Turheim (in huderwät Tristan 2231) vor. Abd.
hadard f. (zu sankr. kanthä f. gr. xivrp-wv). In neuern Mund-
arten erscheint die Nebenform mit ü clmbr. hudera f. , bair.
huder. Schm. II, 183; tlrol. ebenso m. und f. Schöpf 278.
Ein Ausflug nach Guttschee. 463
kämt Lex. 145, hier aber nur in verächtlicher Bedeutung'
nicht wie in Gottschee.
Uwenle n. der Topf, cimbr. ahd. havan, k&rnt. höfile. S.hewen. S. 107.
■aferle^ Name in Mitterdorf, Altlaag, Riek 1750; Tgl. leferl, Idfferle,
Idferle; und läberlin.
läge, Name in Malgern 1S60, 1614; vgl. löge. Auf den steir. frei-
sing'schen Gütern 1316: Hagen. Im ungr. Bergland finde ich
Haagetif Hagen in Deutsch Praben, Geidel 1800. Haagen^
Hogen, Schmidshau, Geidel 1850. Hogh und Huogh in Hedwig
Oberstuben, Glaserhäu 1858; vgl. löge.
kAge f. Haue. Das G vertritt hier ein W (die Haue heisst im Drau-
thale hä'we. Lex. 135; cimbr. hou-ba, CWtb. 132 = ahd.
hou'wd. mhd. houwe) wie in schAgen s. d. schauen. Vgl. cimbr.
neuge, getreuge, schaugen, traugen, paugen, ninwe^ getriuwe,
schouwenp triuwen, büwen; aber auch schreien schraigen
knien knigen, CWtb. 48, 78. Im ungr. Bergland häch Haue,
schäcli schaue, Darst. 112. Lautlehre S. 198. Weinh. bair.
Gr. S. 185.
kagendom, m. Hagedorn; auch Agendora, hiberdorn, Jfliledorn) cimbr.
hagedorn, mhd. hagedorn und hagendom.
hai dididai kl Ausruf in dem Liede dar pattlar s. d.
kalräten heiraten. In dem Liede: die noirarin s. d. heißt es: gehai-
rätet hat ar d moirarin. — Ein hairätUedle, das zuerst in Ade-
lungs Mithridalcs II, 211, seitdem aber» ohne Nennung dieser
Quelle, oft schon (Schmidt, Königreich lilyriens, Stuttgart 1840,
S. 63. Klun, Laibacher Taschenkalender für 1855. From-
mann» Zeitschr. 1855, S. 181. Elze: Gottschee 1861, S. 33
u. s.), immer aber in beirrend unrichtiger Schreibung mit-
getheilt ist, theile ich hier, wenigstens der Schreibung nach
berichtigt, mit:
A hairAfliedle.
Ein Heirttlledleln, eigentlich Lied roin leinten.
Benn ih an hairäte denkhe
Wenn ich an Heiraten denke
kimet mir der grau§en hn.
icdmmt mir der Grausen an.
<^Ö4 S c h r o e r
§ioI traten in dan ^tand;
Soll treten in den Stand;
es hent <) gur §bareu §äehen,
es sind gar schwere Sachen,
die ^ng§t und kumer machen. -
die Angst und Kummer machen. —
Bie es wilwerte gfet:
Wie es vielmale geht:
hairäte ih a raiclieu^);
heirate ich eine reiche,
$ü bie ihs lieber biet»
so wie ichs lieber hätte.
§0 tuenet §ie sib afstraicben:
so tut sie sich aurstreiclicii (rühmen)
bäs ib wer gaud erbaut ! —
was ich für Geld erhalte. —
Da boißet &) es tug und näebt :
Da heisst es Tag und Nacht:
„ban dih zu man gem^tebt.
„Habe dich zum Mann gemacht.
Du lump und du prälar.
Du Lump und du Prahler,
du ba§t koin* *) bauben tälar
du hast keinen halben Thaler
ZU mir«) ins hau§ gebracht! —
zu mir ins Haus gebracht. —
1) esh sbej Klan, eth thin Elze. Du« leitet irre. Mhd. Z wird niemals «A, son-
dern nar mhd. s, s. unter 8. So ist auch die letzte Zeile nicht, wie Kl. und E.
haben: Insb btlisb. sondern Ins baush oder htu$ (in dnx hus) zu lesen.
') jjfticbei^* Elze. Das ist ebenso irreleitend. In Gottschee wird mhd. i niemalt oi,
sondern immer tl; hingegen mhd. ri wird oi. Also ralcbeu (mhd. richiu), ktisiCD
(mhd. heizen).
') htisst es Kl. balscbt esh E. Ganz falsch. Über d»s sh, seh s. oben 1; über
das ai und oi 2.
^) kaitin Klun, käln Elze. — Für afstralehcn erlaubte sich E. so<,^ar ,,afstrei
chel'^ (wegen des Reimes auf ^^rolchef^^) zu emendieren. Das geht denn doch
zu weit!
Ein Ausflug: nnch (^(»Itschfp. 2d&
Dies aus der Schriftsprache übersetzte Lied hat weder den
Werth eines echten Volksliedes, noch ist es für die Mundart von
Belang. Merkwürdig ist es aber als Beleg für die Verbreitung solcher
Lieder, die oft so unscheinbar sind, dass man ihnen weiter gar nicht
nachgehen mag. Dies Lied kömmt, und zwar in einer viel voll-
ständigeren Gestalt, denn hier ist es verstümmelt» wie schon der
Strophenbau zeigt, bei Hoffmann, schles. Volkslieder S. 213 vori)»
dem dieses Gottscheewer Lied entgangen war. Es ist aus Grabig»
und Hoffmann bringt keinen weiteren Nachweis bei.
Das Wort hairätea ist das gewohnliche, seltener bort man le
kene (s. d.) g^an oder halben sih, sowie cloibr. baiben sich, dorbai-
barn sich: sich beweiben CWtb. 108. hä;t im dlh gabaibet! hast du
ein Weib genommen? (vgl. cioibr. saitar gabaibet? CWtb. 108) und
ebenso: hast dn dih gemämetf hast du einen Mann genommen? (vgL
cimbr. saitar gemannet? CWtb. 1 4K). Ebenso ist weiben und mannen
für heiraten in Tirol gebräuchlich Schöpf. 419. 807. Und so schon
ahd. mhd. mannön wibdn mannen wiben mhd. Wtb. II, 50*'. — Es
ist demnach unrichtig diese Formen aus dem Slovenischen herzuleiten,
s. Elze 45 und oben S. 25.
lalbeysen, Name in Nesselthal, um 1600.
halle selbe, dar halle, den halle, diM halle) Genit, halls, dar hallen,
hallj) Dat. dam hallen, dar hallen, dam hallen; Accus, dan hallen
den halle, das halle: der, die, dasselbe.
dar halllg;e derselbige. In der Ballade dar rlttarjmän s. d.
heisst es: „Ih boln es lai Im den hallige tünde, bn den ollef Junc-
frän tflent hängen^^ ich weine nur um dieselbige (d. i. jene)
Tanne, wo die eilf Jungfrauen hangen,
hälmm. 1) der Halm pl. halm, '2) die Stoppel. Ebenso Schmellerll,
182 die hälm; kämt hälmach n. das Stoppelfeld Lex. 131.
Wenn da«/ erweicht wird, klingt der Singular bäum, ho-nm
der Plural hanm, ha-nm.
hälp, ho-np, hänp m. 1) der Alp, 2) Meteor, 3) Teufel; vgl. Alp. —
Im ungrischen Bergland heisst das Meteor: Hellebrandy Husch-
icai und fliegender Drache s. Nachtr, 32** .
0 Wenn ich ans Heiraten gedenke
koiDmt mich ein Grauen an etc. 3 neunseUige Strophen.
2G6 S c h r ö e r
hälp, häap m. Stiel, kaekhenhäap m. Hackcnstiel. Mhd. halp, so auch
im ungr. Bcrglaiid Nachtr. 31, siebenbürg, half n., tirol. Aa/6,
helb heim Schöpf. 285.
häl;, hoaj, häa; m. Hals. Hingegen haoj s. d. mit klarem A: das
Haus.
hälfen, hoo§eii. In vielen Liedern, die mit einem Wieder-
sehn schließen, heisst es am Schluss : da lioajont jeo sih oad
pa^jent jeo sik da halsen sie sich und küssen sie sich.
(haltarj hAtar m. Hüter, genit. liAtar;, dat. 'm hAtar, accus, n^ hAtar,
plur. hAtare. Vgl. Ifieter. Für kalter niM.halt(pre wäre zu
erwarten: hältar, hautar.
Uadler, Name in Krapflern 1614. Abwechselnd auch Händler ge-
schrieben in Kotlern, Windischdorf, Klindorf, Moswald, Gott-
schee 1780, 1786. — Im ungr. Bergland ßnde ich den Namen
Handler m Kremnitz 1828, in Leutsch. 1660, Kasmark 1605,
1614. 1663.
landlern, gesprochen landlarn, Ortschaft bei Riek, zählte 1770
zwanzig Häuser. Dies erinnert an den Ortsnamen Hundlovat so
nennen die Slovaken im ungr. Bergland den Ort KHckerhäu so
auch den Familiennamen Händler.
hänif m. der Hanf. Kämt, hunnaf, tirol. hunef öst. bair. hanef cimbr
henof Lex. 133. Schöpf 211. Schm. H, 211. Hüfer U, 26.
CWtb. 129.
Ian§ m. Hanns, lannje m. (= lansi s. fi), lanjel. Berühmt in
Gottschee ist das Lied vom
Hanfel jnno.
H&nsel Jung.
Bie wrüe i§t auf dar Han§el junc.
Wie früh ist tuf der Hansel juog,
ar st^anot §m<{aron§ gür wrüe auf,
er stund des morgens gar früh auf,
ar leget §ih gür schfander an,
er legte sich gar 6cbön (schöner) an,
ar g^anot ahin of es ktrtSigle.
er gieng hin auf den Jahrmarkt
Eiu Ausflug nach Güttschee. 267
y. Dort §ächot ar schfans dfanle */.
Dort sth er das schöne Dirnlein.
„0 muetar, liebeu muetar main,
„0 Mutter, liebe Mutter mein,
maiu harzle tuet mir gräulain bte
mein Herzlein tbut mir graulieh weh
lim £ns ä^s schfane dianle,
um jenes schöne Dirnlaio,
laibSIs ih ge§ter ge§ächen hän
welches ich gestern gesehen habe
auf eil dam schianen ktrtagle!*
auf jenem schönen Jahrmarkt.
'Lai nisch, lai nisch, §un liebar main!
'Es macht nichts, sorge nicht, Sohn lieber mein!
bir babn aufpaun a mule baiß;
Wir werden aufbaun eine Möhle weiss;
benn hlle leute zen malen bernt kam
wenn alle Leute zum Mahlen werden kommen
scheane dfanle bert k kam.' —
schönes Dirnlein wird auch kommen! —
Alle leute hent zen malen kam
Alle Leute sind zum Mahlen kommen,
sehiane dianle i§t laibor et kam. —
schönes Dirnlein ist gleichwol nicht kommen.
'Lai nisch, lai niseb, §un liebar main!
Sorge nur nicht, Sohn lieber mein!
bir babn aufpaun a ktrchle baiß;
Wir werden aufbauen ein Kirchlein weiss;
Benn alle leute zer messe käment
wenn alle Leute zur Messe kommen
scbfane dianle bert ä kam.* —
schönes Dirnlein wird auch kommen. —
Alle leute hent zer messe kam
Alle Leute sind zur Messe gekommen,
scbfane dianle i§t laibor et kam. —
schöne Dirne ist gleichwol nicht kommen.
'Lai nisch, lai nisch, §un lieber main^
*s ist nichts, Sohn geliebter mein,
268 S c h r ö e r
bir babn ün richten §nea-baißeu laiche;
wir werden anstellen eine schnecweisse Leiche;
Benn alle leute zon sprengen berut kam,
wenn tlle Leute zum Sprengen werden kommen,
schfane dianle bert ä kam/ —
schönes Dirnlein wird auch kommen. —
Alle leute hent zon sprengen kam,
Alle Leute sind zum Sprengen kommen,
scheane dianle i$t laibor ä kam. —
schönes Dirnlein ist wirklich auch kommen.'
„Bks i§t das wür a bunderlaineu laiche?
„Was ist das für eine wunderliche Leiche?
die wüeßlain häbent §ih auwen §prunc !
die Füsslein halten sich auf dem Sprung!
Die äglaiu häbent §ih auwen $protz?
die Äuglein halten sich cum Aufgchn (er scheint sie aufschlagen
zu wollen) !
Die hantlain häbent §ih auwen derwisch?**
Die Händlein halten sich zum Haschen!''
Kämor \At §ie 's wört ausgeroit,
Kaum hat sie das Wort ausgeredet,
§6 springot die laiche schon auf.
so springet die Leiche schon auf.
Ar hou§et §e und pu§§ot §e ;
Er halset sie und kässt sie ;
lai : ' du pi§t main unt ih pin dain,
gleichsam : 'du bist mein und ich bin dein,
es kän unt mdg et ändere ^ain !'
es kann und mag nicht anders sein!'
wor schrockhen i§t §ie umme gewall ii
Vor Schrecken ist sie umgefallen
unt hent ge§t6arben hWe poideu.
und sind denn gestorben alle beide.
'Pi§t du ge§toarben hegen mainer,
'Bist du meinethalb gestorben,
§0 stirb ih hegen dainerl* —
so sterbe ich deinethalb!'
Seu begräbent an ieder galten der kirchlen oins,
Sie begraben an jeder Seite der Kirche Eines.
Eid Ausflu]; nach GotUchee. 269
Innan hant $eu ge§etzot zb^an lilgenstöckhe.
Inner der Kirchhofmauer setzen sie tween Lilienstöcke.
Seu hent auf gebächfen übers kircUe höach.
Sie sind hoch öbers Kircblein gewachsen.
Bie §eu oben zen ander hent kjim.
Wie sie oben zusammen sind kommen,
dort bou§ont §eu ^ih ont pu§§ont §eu sih,
dort halsen sie sich und küssen sich
als bie zboi birkliche koinleute. —
als wie zwei wirkliche Ehleule.
Andrer Schluss:
Aus oim i;t gebäch§en a bainrabe.
Aus Einem ist gewachsen eine Rebe,
aus oim i§t gebäch§en a gArtr6a§e.
aus Einem ist gewachsen eine Blume.
Vgl. Grimm Myth. 787: „aus den hugehi liebender winden
sieh blumensträuche, deren äste sich verflechten, auch in schwedi-
schen Hedern wachsen lilien und linden aus gräbern.*' — Auf
Isoldens Grab wächst eine ßosef auf Tristans Grab eine Rebe.
Vgl. auch das Grab von Flos und Blankflos Flecke Vers 1991.
Am nächsten obigem Liede steht das Lied bei Anast. Grün: Volks*
iieder aus Krain S. 36: der Scheintodte. — Daß dieß Lied,
namentlich bei den Sudslaren, ausgebreitet ist, darüber belehrt mich
Karl Deschmann mit Hinweis auf Stanko yraz narodne pesme
ilirske. Agram 1839. S. 93. Blumentragende Gräber erscheinen auch
in Vuks srpske narodne pjesme I, 239 — 260. Ahnliches deutsch
Uhlands Volkslieder Nr. 93, 94. 97 u. s.
Hansel Sohn, Name um 1600 in Moswald.
läisko, Hansk«, Name in Hornberg, Lienfeld 1600—1750.
häa habe s. haben.
hält f. die band, le raehter hält* le gedaikher hält rechterhand,
linkerhand. ahänt dort, aus mhd. enhani; in der Bedeutung
stimmt zuweilen mhd. zehant. Clabr. af dise hani dorthin
CWtb. 128.
h&Dtüae m. Handschuh. Mhd. (bei Ilelbling) hendeUnc m. Faust-
handschuh, lirat. UrA bair. Schmell II, 206. Schöpf 241,
Lex. 133.
270 S e h r ü e r
hAplt n. hApitle n. das Krauthaupt. Vgl. Schmeller 11, 224. Lexer 134.
hApitsehen n. das Hauptküssen. Vgl. k&rnt. happetn f. Kopfende des
Bettes Lex. 134. Schmell. II, 223: die häupten Stalder IL 26:
die hauptete. Beim kApitschen zu sitzen am Bette des Mannes,
ist die Aufgabe der Geliebten in dem ergreifenden Liede tob
der lieben, das unten unter liep mitgetheilt werden soll. Das
Mädchen bindet dem Geliebten einen Blumenstrauß , da kömmt
er und eröffnet ihr: ib kkn sekoi •in andren «in Heben, bele
mir pain hÄpitseken §itiot !
kar her. laikar ! nur her! inehar! herbei !
k&r m. Flachs. Vgl. Lexer 134.
k&r praeheln Flachs brechein.
k&r-grfieble n. umhegte, mit Flachs bebaute tiefe Stellen
im karstartigen Theil des Landchens.
karbijt m. Herbst. Ähd. herbist, cimbr. herbest, kämt, herwist. Im
Voc. ital. tod. von 1459: herbst-sepiemhav,
karie n. herz, harile n. plur. karilein. Vgl. prnjt.
hart kürte adv. hart, schwer, schwerlich: pneben kent kürte in Uebea
ball §e lai diernlain betrfiebeR
Vgl. auch kdrt. — kerte adj. dar kerte stoin. Ahd. harto, herti.
Der Unterschied zwischen hart und hert, als Adverb und
Adjectiv, scheint im Kirntiseken noch vorwaltend die Form zu
bestimmen. Lex. 135, weniger in Tirol Schöpf 246.
b&je m. der hase; auch springerle n. geuannnt s. d.
küjeniantle, kajenialUe n. (d. i. hasenzeltlein = Hasen-
brot) das Alpenveilchen, sonst Schweinsbrot.
läse, Name s. Hosi.
kAjel f. hasel; kä§elstande f. kä^laek n. das Haselgebüsch. Ahd. hasala
mhd. hasel Der Umlaut, der hier dem Gottschee wischen eigen ist,
findet sich weder kArnt. Lex. 135. noch eimbr. 129. noch tlMl
246. oder bair. Schm. II, 244. Vgl. äpfel, wögel (unter f).
Issenfeld, spr. k&$enwand bei Gotschee, zählte 1770 zweiund-
zwanzig Häuser.
kkttel s. k^ttel.
kan; n. das Haus. Es besteht aus der worastübe, der kinters stübe
und der kkmer (dk jainent die sekrainder drain) ; dem kiwe
dem kkider, dem stkll und stidel und dem känsle n. plur.
k&n§lain Abtritt.
Ein Ausflug nach GotUehee. 2T1
hktkr m. Hüter, Hirte ; plur. hAtare s. haltar.
he- s. ha-.
hiant, h^anUr eher. Kämt« ^antar s. i?. aleHann. ehnder, cimbr.
^7?/or, mhd. ^n^f.
heben s. hewaa. S. 108.
hewen n. der Topf. Mhd. haven.
hewenle n. plur. hewenlain. S. häwenle.
lefferL Name in Mitterdorf 1684. Später bald Uferle bald lifferle
in Mitterdorf, Altlaag, Riek, Warmberg 1 7S0.
hegel m. Nacken. Cimbr. högele n. Hügel CWtb. 131. Dies ist wol
= högerle aus mhd. hoger für hofer ahd. hofar gibbus GrafT
IV, 838. mhd. Wtb. I. 723.
legier, Name in Schalkendorf 1614. Ugler Mosel 1867.
beide boide f. Heidekorn, Buchweizen. Die Slorenen haben das Wort
entlehnt: ajda,jffda. Die Slaven, die ihn von den Tataren (den
Heiden) erhalten haben, wie die Deutschen, nennen ihn ent-
sprechend tcUdrka, pogänküt madj. pogdnyka.
beilie heilig. Wird ausnahmsweise, wie in der Schriftsprache ge-
sprochen, indem hier hoilic (weil mhd. heilec) zu erwarten
wäre.
bei- beißen heissen; auch weißen (— feißen): pai dar Joppe
woisset dl walde gerle.
Heinieliias Curatus de Fara 1383.
bellitie f. Lahmheit, s. kämt, heize Lex. 138.
bengen hängen. Nur transit. Vgl. Lex. 133.
bengifUe n. das Hengstlein. Im Liede reitet der Held sein beigijtle
M^o jättelt mir main bengijtle!*' „kr §eii%\t sib sof §siii bei«
gijtie.** Er faßt die Geliebte bei der Hand und „polet sie aof
jain bengigtle.*'
beikpire f. Himbeere. Es wechselt hier t mit k wie in tüken s. d., denn
die mhd. Form ist daz hintber d. i. Beere der Hinde (Hirsch-
kuh), Waldbeere. Anzumerken ist auch das E für /, s. E.
beit sind. Ib pin, da pljt, ar ijt) bir jalbn, ir jslt^ jeo beut.
ber n. auch bor, *4r (kurzes o) das Heer. Ins ber gian Krieger
werden. So in dem Liede unter psokbe s. d. daß die Jaigen
paeben in^s ^4r mfleßont gisB.
lerbist. Herbst, Name in Schalkendf., Gomutzen, Weissenst., Setsch,
Ebenthal, Schöflein, Pockstein 1700— 17K0, Mosel 1867.
272 S c h r ö e r
Hermani, Name iu Sele 1614.
herte hart s. hart.
.;,lierriigallele n. die Bachstelze**. Sonst hirtie n. s. d.
heschatien schluchzen. Kärit. ebenso Lex. 139. mhd. hischen
haschen mhd. Wtb. I, 692. Dass hier mhd. g nicht zu a wird,
ist beachtenswert.
less. Name in Reichenau 1614.
Aejläck n. Haselgebusch s. hä$el. In stiekeln r«ln iis he$läch kUiR
reitet der Held im Liede, s. lägrMtile.
ieltar, hettea, hettes irgend einer, eine, eines; ein solcher. Weder
tirolisch, kärntisch noch cimbrisch finde ich diese Form mit h
für 8, wenn h^ttar für giUer (s. kettenar) steht. Es könnte das
h auch vorgesetzt sein s. et, ettar, H.
ketteoar: a kettenar proBne ein solcher, solch ein Brunnen; aber
auch kettoiBder solch einer. Das erste ist nachgebildet dem
bekannten söttener (sothaner, sogethaner) solcher, wenn nicht
dasselbe (mit h für «); hingegen kett-«iBer zusammengesetzt
aus kettar s. d. und oiBcr, also solch-einer.
heuer kaier heuer. Vgl. werten unter f.
heunt heute, urspr. heutnacht.
keapoekk m. Heuschrecke. Sowie Heuschrecke = Heuspringer be-
deutet, ist auch Bock hier = das springende Thier.
kewan, kewen heben. Auch tirol. noch hefen Schopf 253. eimbr.
hewan CWtb. 130^ Got. haf'jan ahd. hefjan mhd. heben
neben heven. — BBkewen anfangen.
kewarin f. Hebamme, cimbr. heving.
kexe f. Irrlicht. Ahd. hazus hazusa (aus hagazusa) agis. hägetese
mhd. (selten) hecse. Es wäre demnach gotseheewisch kekje
zu erwarten. Die Bedeutung Irrlicht ist bemerkenswerth s. d. f.
heiin f. Hexe. Die Hexinnen machen das Wetter^ sowie Wetterhex
f. allgemein osterr. Schimpfwort für ein zerrauftes Frauen-
zimmer ist. Bei grobeH s. d. Wetter, sieht man sie in den
finsteren elektrischen Wolken. Der Küster eines Pfarrortes
schoß bei der Kirche, während meines Aufenthaltes in 6., zwei
Böller gegen die Wolken ab. Da standen auf einmal zwei be-
kannte Weiber des Orts vor ihm. Ich wurde Alles Ernstes von
einer Frau von dort gefragt : ob ich denn glaube, dass diese
zwei, sonst brave Weiber, Hexinnen sind.
Ein Aotflag nach GotUchee. 273
Ueiei heulen, rom Wolf, ilrnt heanen (huenen) Lex. 145. Ctaibr.
hünen^ tir«l. hüenen Schöpf 280.
UeieB nächsten Abend, kleien jetzt s. Lex. 182. agis. gita^ gieta;
balr. bedeutet ieize auch: dieser Tage, Schm. I, 133, mhd.
steht iezuo im Gegensatz zu hiute myst. II, 169, 5: ein hiute
und ein iezuo*
klHbel klHel m. Himel. S. das vaier unser unter witer.
hlnelreleb n. Himmelreich. Ins Himmelreich f&hrt der
gattjbae Gottesweg im Liede unter hir;e, s. d.
UHeli^igar m. Das Vorsetzholz am Heuwagen. Um Altlaag wird das
Heu nicht in derselben Weise geladen wie anderwärts, indem
man hier, vorne wo der Fuhrmann sitzt, ein Holz senkrecht
befestigt, an welchem oben ein Strick befestigt ist, der dann
den Wiesbaum vertritt. Dies Holz nennen sie In 4er Iksche,
s. d. klMelioigar, wie man allgemein versichert. Da aber eben
dort dieser klneUoigar nicht üblich ist, halte ich es für einen
Witz, mit dem die in der Ikseke die LMgare s. d. necken.
hin hin. aakln, Akln hinauf, hinab.
— dienen man dienet hin im irdischen Leben in die Ewig-
keit. Im Liede der Abgestorbenen am Schluss (s. hiaekielt):
rae da im der kielen erte bo da kii gedienet kkjU
Jiinter hinter, akiater (in) hinter s. a-.
Unterjik rückwärts. §1 1;ft kiaterjlk gegeaien §lbn gkiien
Jar s. das Lied un\er tiaft. ^
kintrijen rückwärts, zurück. Die Form ist mir nicht ganz
klar. Das Adverbiale -en ist rielleicht dabei zu erwägen. Vgl.
ciHbr. hinter earseng CWtb. 131; hinter sich für rückwärts
schon mhd. Ben. Müll. I, 690, alea. Stalder II, 44, bair. Schmell.
219.
klnterlknt n. Die Mitte des Landes, zwischen Mitterdorf, Gottschee,
Mosel heisst das last, das Seitenthal mit Rick, Götenitz ist das
hinlerlkil, der Bewohner Uilerläntnar m.
Hinterberg, vulgo Unterpare bei Rick zählte 1770 vierzig Häuser.
kiriß m. der Hirsch. In den VII comuni ist das Wort rergessen und
Hirsch und Hirschkuh heissen: Ulla ochs, billa kua wilder
Ochs, wilde Kuh CWtb. III. Sonst wäre hier wohl noch hiruz
zu erwarten. Ahd. hiruz mhd. hirz.
hiril3kiwer m. Hirschkäfer. Sonst österr. pujfhSandl n.
.SUzb. d. phU.-hist. Ol. LX. Bd., I. Hft. 18
274 8 c h r ö e r
HiriA, Name in Sele 1614. Klindorf 1684. Krapfenfeld (auch Hieres^
geschrieben), Sele, Reiehenau, Gottsehee, Taubenbrunn^
Schembrann 1750. Im 18. Jabrh. erscheint der Name schoa
häufig übersetzt: Jellen s. d.
lirißgraben bei Iraoen zählte 1770 drei Häuser.
hinsehäle f. Stirne.
klr§e m. der Hirse, mhd. hirse, Hirse spielt eine große Rolle beini^
Landbau in Gottschee. Baiipare and hirjpodea Weinberg und
Ackerland, im Liede das beim Hirsejäten gesungen wird.
Ich theile das Lied beim Jäten des Hirses nach
dem Texte ron Rudesh mit , indem ich nur die Schrei-
bung richtig stelle :
„Das nachstehende Lied wird von den gottscheewischen
Frauen beim Jäten des Hirses und zwar chorweise gesungen.
Die bächtel ^lAget in un§erm walde
Die Wachtel schlSgt in unserm Felde;
Gott gib ün? heuer a guetes jör
Gott gib uns heuer ein gntes Jahr!
im bainparge und im hir^poden
im Wein erge und im Hirsefeld.
(Chor.)
Die bächtel §luget heuer in ön§er walde,
wie oben.
Gott gib un§ heuer a guetes jür
im bainparge und im hir$poden !
(Solo.)
Si tritt hol auhin auf proiten bac,
Sie (die Wachtel) tritt wol hinauf auf breiten Weg.
auf proiten bac auf §mu1en staic !
auf breiten Weg, auf schmalen Steig.
(Chor.)
Die biichtel flöget etc.
(Solo.)
An fmdlen staic» auf höachen parc,
An dem tehmalen Steige auf den hohen Berg,
Ein Ausflug nneb Gottschee ZlD
auf hoachen parc in rtfa^engorten.
Auf dem hohen Berge in den Rosengarten.
(Chor.)
Die buchtet etc.
(Solo.)
B^s bellt 9eu tuen in rda^engurte ?
Was wollte sie thun im Rosengarten,
^eu bellt prachen geliechte rda§lain.
sie wollte lichte Rosen brechen.
(Chor.)
Die bächtel etc.
(Solo.)
Gelieehteu rda^en praehet ^ea.
Lichte Rosen bricht aie (R. hat braeheni: brechen 3. pl).
gelieehteu kranzlain wlachtet ^eu.
Lichte Krfinilein flieht sie.
(Chor.)
Die bächtel etc.
• (Solo.)
Zbeu hent ire (R. ihnen) die kranzlain geliecht?
Wozu sind ihr (ihnen) die Krfinslein lieht?
zum heiigen kreuze belt $eu ;e hSngen.
zum heiligen Kreuze wollte sie sie hSngen.
(Chor.)
Die biichtel etc.
(Solo.)
Bo belt ^eu hin mit dem heiligen kreuz?
Wo wollte sie hin mit dem heiligen Kreuzt
zum gottjbac sch^an» ins himelraich.
tum Goitesweg sehdn, ins Himmelreieh.
18*
276 Schröer
Der Gesang bei diesem Liede geht immer eintönig in
der Tonica fort und hört darin, nach vorhergegangenem unteren
halben Ton, auch auf. — Als Anhang zu diesem Liede gehört
auch folgende Strophe.*"
Die hier folgende Strophe gehört nicht hieher und ich
werde sie mittheilen unter den Marienliedern (s. HariA). Dort
werden wir sehen, dass auch das obige zum größeren Theil
ser m. aus einem Marienliede hervorgegangen ist.
der hat hir;e! der hat Vermögen! In Tschermoschnitz hörte ich
sogar kir jen zs^hlen. da bit anAfst mfie&eii hir§eii ! — hirjwras-
ser m. der Neuntödter.
Urtle n. die Bachstelze. Auch die Slovenen nennen die Bachstelze :
pastarIca d. i. Hirtin.
k6 so; aU also. s. H,
h«, hol! \k% herri o Herr! hol, ■oiraria! o Meierin! h«i, torbatl! ei
Thorwärter! h«l, grftwe, da lieber! ei, lieber Graf! Ausrufe in
dem Liede von der moiraria s. d.
kai&e heiss. Mhd. heize ahd. heizo. Im Liede häufig: hoi&e b^laei )
ble k«i&e boinet den ■•irarii) ble b«i&e b«inet sei
laberlin, Name in Gottschee 1669. Vgl. läberlin, HMferle. Elze S. 40
(1861) fuhrt an die Namensform: loberle.
kiaehiait f. Hochzeit. Die Trauung selbst heisst jetzt koae f. s. d.
aus der Redensart le koae g^aa heiraten, worin kane f. in der
ursprunglichen Bedeutung Eheweib schon verdunkelt ist. koae
für Eheweib scheint nur noch im Liede vorzukommen, z. B.
■all erslea kane pi^ da gebAn, in dem unter pattlar mitge-
theilten. laaleate für Eheleute ist noch allgemein bekannt. Eine
Hochzeit ist gewöhnlich an einem Montag. Am Donnerstag vor-
her^ oder am Vorabend selbst kommen die Gespielen der Braut
bei ihr zusammen zum kraailaia piatea. Der Bräutigam mit
seinen Freunden erscheint auch, wo alte Sitten noch gelten, zu
Pferde. Und nun werden kraailaia gebunden für Bräutigam und
Braut, für die beiderseitigen anwesenden Gespielen aber
Sträusslein (piseklala). Der Kranz wird natürlich nur unter
Voraussetzung über jeden Zweifel erhabener Jungfräulichkeit
verliehen. Damit nimmt man es sehr strenge. Im schlimmeren
Falle bleibt das Kranzbinden weg. Doch kommen solche Fälle
nur ausnahmsweise vor. Da um die llebea heiligea jaaiittea t s. d..
Ein Ausflug niich Gottschee. 27 T
zur Sommerszeit, wenn die Bänder daheim sind, die meisten
Hochzeiten stattfinden, sah ich 1867 während meines Aufent-
haltes in Gottschee viele Hochzeitaufzuge. Nur einmal stand
ein kranzloses Paar am Altare ; ein Knecht und eine Magd. Es
waren Slovenen. Während des Kranzbindens wird nun folgendes
Lied gesungen, in welchem die Gespielen naiY und wenn auch
halb neckend, doch nicht ohne Zusatz von Wehmut, das bevor-
stehende Ereignis besingen.
lied beim Krambinden.
1. *s i;t heunt a junkfrau wrölich gebannen.
Es ist heute eine Jangfran frölieh gewesen,
wrolich bert §ie niemermir!
frölieh wird sie nimmerniehr!
Wrolich kän ^ie noch ^ainen,
Frölieh kann sie wol noch werden,
aber junkfrau bert $ie niemerm^r!
aber Jungfrau nimmermehr!
2. *s h&t heunt a junkfrau pöschlain geroichet^).
Es hat heute eine Jungfrau Strfiusslein gereiehet,
roichen bert ^ie niemermftr!
reichen wird sie nimmermebr!
Roichen kkn §ie noch ahdrtre,
Reichen kann sie noch einmal,
aber junkfrau bert ^ie niemermer!
aher Jungfrau wird sie nimmermehr.
3. *s hat heunt a junkfrau kranzlain gepunten,
es hat heute eine Jungfrau KrSnzIein gebunden,
pinten bert ;ie niemerm£r!
binden wird sie nicht mehr!
pinten k&n ^ie noch a h6rtre,
binden kann sie noch einmal,
aber junkfrau bert $ie niemermer.
aber Jungfrau wird sie nimmer mehr (sein).
0 Die Braut hat nimlieb jeden 4er JaoggeaeUea , die danit aar flocbseit geladen
sind, eioen Strauss ? on gemaebtea Bienen sn reiehen.
AiO S c h r ü e r
(Mitterndorf.)
Wenn der Bräutigam die Braut zur Kirche abholen kommt, singt
sie unter vielen Thränen das Abschiedslied. Da ehedem in Gottschee,
wegen Unwegsamkeit des Landes , Wägen nicht im Gebrauch waren,
kam der Bräutigam mit seinen tsehellen (Gesellen) zu Boss und die
Braut schwang sieb zu ihm auf das Pferd , wie auch aus dem nach-
folgenden Liede ersichtlich ist.
Abschied der Brant.
(Steht schon, weniger tollaUndigr , b«i Klze S. 29.J
So pehüet eu gott, muetar liehen main.
So behüte euch Gott, liebe Mutter mein !
ih §tch eu heunt unt niemermer !
ich teh euch heute und nimmer mehr !
Won eu bil ih schlau urlop näm.
YOD Euch will ich schön Urlaub nehmen.
So iät mih, mueter, in kargte (kaultar) gean
So Itsst mich, Mutter, in Kasten gehn,
ih hän wergassen maine piswäabn schuech !
ich habe vergessen meine buntfarben Schuhe.
^In main dan kärsten ber^t du niemermer!''
In meinen Kasten kömmst du nimmer!
So Iät mih, mueter, in kar§ten gean
So lasst mich, Mutter, in Kasten gehn,
ih hän wergassen maine strumpfpanllain!
ich habe vergessen meine Strumpfbänder.
heuer hent §eu maine strumpfpantlain,
heuer sind sie meine Strumpfbander,
in*s jdr bernt ^eu maine biegenpantlain !
aufs Jahr werden sie meine Wiegenbünder.
«In main den karsten ber^t du niemermer !"*
In meinen Kasten kömmst du nicht mehr!
Wenn sie aufsitzt, singen die Andern :
^eu ist aufgelassen, §eu hat ge§nupfaizet !
Sie ist aufgesessen, sie hat geschluchzt!
9eu i$t ahin geritten , §eu hat gejuchaizet !
sie ist hingeritten, sie hat gejauchzt! —
Eio Autflug oach (jottschee.
279
Bei den Siebenbürger Saebseu ist Montag der Hochzeittag in
Neustadt, Grosslasslen etc. S. die treffliche Schrift von J. Matz: Die
siebenbürgisch-sächsische Bauernhochzeit. Programm von Schäsburg
1860 S. 39 f. Das Sträußchenbinden findet am Vorabende
statt. S. 47. Der ^Urlaub** der Braut daselbst, ein wunderbar schönes
Volkslied S. 48 f.
Valvasor VI S. 300 f. erzählt: Wenn nach der Trauung in der
Kirche die Braut „allbereit zu Pferde sitzt, so reicht man ihr ein
Vierteil Vl^eines. Davon bringt sie ihrem BrSutigam Eines zu. Nach-
dem sie aber einen Trunk gethan, wirft sie den Krug sammt dem
Weine hinterwärts über ihren Kopf und reitet alsdann fort.** —
„Wenn sie in*s Bräutigams Haus dann kommt, so gibt ihr des Hoch-
zeiters Mutter einen Trunk in einem Kruge und wirft einen Ducaten
in Gold darein.^
Auf dem Wege nach des Bräutigams Haus wird noch an manchen
Orten Brot ausgeworfen. Vor dem Hause des Bräutigams finden Ver-
handlungen statt. Die Braut wird nicht eingelassen, bevor sie Be-
dingungen eingeht, die ihr in scherzhafter Weise einer der Jung-
gesellen feierlich zu stellen hat.
Auch im ungrischen Berglande bei den Krickerhäuern findet die
Braut des Bräutigams Thüre verschlossen. Ein darauf Bezug habendes
Lied s. mein Wtb. S. 123.
In des Hochzeiters (Bräutigams) Haus findet unter Musik der
gaigare der Hochzeitschmaus statt.
So wie in Schlesien und im ungr. Berglande der Lustigmacher
bei den Hochzeiten mit einem slavischen Namen bezeichnet wird
{(Iruschmann, tnischbc s. mein Wtb. 46. Weinh. 16), so führt auch
in Goltschee der Lustigmacher einen slovenischen Titel, er heisst
staraschiner (sl. staraiina der Alteste), wie wir aus folgendem Liede
ersehen :
Oaigerlied beim Schmause.
Der staraschiner hewet ün ze hetzen *s messer.
Der Sttraschiner hebt an zu wetzen's Messer,
ar moint, der gaigar bert nisch besser!
er meiDt, der Geiger wird nicht besser.
hasch hasch hasch ! hops hops hops !
etc.
280 S c k r ü e r
ho, staraschiner! bil en bäs ^Agen,
He, St, wUl ibm wm eigen,
galt har dem gaigar a hQenle§ krugen!
er gibt her dem Geiger einen Hühnerknigen.
hasch hasch etc.
ho staraschiner! et §aid gur §o wäusch,
He, St, nicht seid gar so falsch,
galt har dem gaigar den hOenle^ hau§ !
gebt her dem G. den Huhnerhals.
hasch etc.
hö, staraschiner! et ;aid gur 90 stille.
He, St., nicht seid gar so stille,
galt dem gaigar har de wolle !
gebt dem G. her die Pölle.
hasch etc.
der oine gaigar haißet Josch
der eine G. heisst Josch (Just).
gait dem gaigar huenle^ rosch
gebt dem G. die Hühnerbrust
hasch etc.
hö, staraschiner, anar§t ist de höachzait aus,
Ei St, jezt erst ist d. H. aus!
nu geant de gaigare in a knder hau§.
hasch etc.
Nach Elze S. 26 (mit berichtigter Schreibung).
Zum Schluss des Schmauses nimmt der Staraschiner ein obea
ausgehöhltes Brot oder einen Kuchen (schartel m. s. d.), steckt, einen
Blumenstrauss hinein und spricht: Einen Baum will ich pflanzen, da-
zu brauche ich: Erde, Dunger, einen Pfahl etc. Dabei werden denn»
als die bezeichneten Gegenstände, die den Brautleuten bestimmten
Geldgeschenke in den Kuchen gesteckt. S. Elze. 27. Dazu wird das
Lied gesungen:
Ein Ausflugs nach Gottschee. 2ol
Lied beim steokben.
zue har, nar zuebar,
Heran, heran!
praitig^n§ wuter !
BrSutigams Vater
Sanisani sani deu
ber nisch bM der w]eub !
wer nichts hat der fliehe!
ar bert sib et werdrießen,
Er wird sich nicht (^rSmeo
ar bert a (uolar sebießen
wird einen Thaier daran wenden
Sani etc.
Bie m^r ar birt gäben
wie (d. i. je) mehr er wird geben
bie lieber bdber sebägen !
wie lieber werden wir schauen.
Sani etc.
ar bat ja noch a pucklats negle.
Er hat ja noch einen gekrQmten Finger (hfilt etwas in der Hand)
bir gaben mon ze trinkben !
wir geben ihm z. tr.
Sani etr.
zuebar, zuebar praitigän; mueme
Heran, BrSutigams Muhme,
§ie pringet a scbeaneu plueme;
sie bringet eine schöne Blume.
Sani etc.
zuebar, zuebar, h'ebeu tauben !
Heran, liebe Tauben,
§ie pringent der praut a scbeaneu bauben I
sie bringen der Braut eine schöne Haube.
Sani etc.
284 Sehr ö er
Dort machent §eu mir oiae gräble tief,
dort machen sio mir eine Grube tief»
drin birt ih §läfen aho §üeß ! —
drin werde ich schlafen so süss !
Benn ih oinm^l in grabe lig:
Wenn ich einmal im Grabe lieg:
da kirnet der prie§ter ze mainem grabe,
da kömmt der Priester zu meinem Grabe,
Dar §maißt a stückhle ert auf maine pru§t.
wirft ein Stuck Erde auf meine Brust.
Benn ih oinmM begraben pin.
Wenn ich einmal begraben hin
dk wängt der messner zu läuten an.
da ffingt der Messner zu Ifiuten an.
Di g^ant deu leute alle won mir :
Da gehn die Leute alle von mir:
lai: ,,rue du in der küelen erte
gleichsam: „ruh du in der kühlen £rde
bo du hin gedienet hä^t!**
wo du hin gedienet hast!^
Valvasor erzählt weiter: der Bräutigam zieht der Braut Schub
und Strumpfe aus ^und von ihrem Haar löset jedwedes einen zu-
sammengeflochtenen Zopf auf". Wenn Er früher fertig ist, steht ein Sohn
zu erwarten, wenn Sie — ein Mädchen. — Der Bräutigam wirft die
Schuhe über den Kopf. Stehen sie am Morgen derThüre zu, so stirbt
Er vor der Frau ; stehen sie dem Bette zu, so stirbt Sie früher.
„Folgenden Tags nach der Hochzeit führt man die Braut mit
Spielleuten oder Schalmeipfeifern frühmorgens zu einem Wasser, da
man ihr einen Krug mit Wein und drei Stücklein Brotes reicht.
Davon thut sie einen Trunk und in jedes Stück Brotes einen Biss.
wirft das Übrige Alles ins Wasser.**
■•fer, Name in Obermitterdorf, Komutzen um 1600.
Uferle, Name s. leferie.
■•ge, Name in Krapfenfeld 1669.
■•gge, ■•ghe» Name in Weissenstein, Altlaag 1750. 1867 vgl. ■•ge.
Im ungr. Bergland: Hogb Glaserhäu, Oberstuben, Hedwig,
Huog Hedwig. Hogen (vgl. Hage), Geidel 18K8. Dass in Gott-
scbee die Form Hagem Magern nicht vorkömmt , ist der Mundart
Ein Ausflug nach Gottschet. 285
angemessen. Sowol ahd. Bagano (ygl. die Formen unter Hage),
a]s auch Bugo (Hogo Forstemann 750)» können hier neben
einander erhalten sein.
högel m. s. hegel.
ligler, Name in Mosel 1867.
■•heiberg, vulgo Hiaclieipare bei Altlaag, zählte 1770 zwölf Häuser.
■•heiegg, vulgo liaeheiee bei Gottschee um 1770 mit 29 Häusern.
Mftei s. hei-.
hdder m. h«nder HoUunder. h«Merstande f. h«ldrkek n. Hollunder-
gebüsch. Holdergruebe f. Eine Schlucht bei Nesselthal.
Ii«li n. Holz: h«nikpfel m.
h^Iiain hölzern. Ahd. hohtn huhtn.
h«lipaekher m. Baumspecht.
■•■igmani, Name in Malgern 1684. MiUerdorf 1783, 1867. Win.
dischd.» Kofiern, Oberwilbach, Kerndorf, Tapelwerch. 1750.
■•rnberg, Ort bei Gottschee.
k«rp m. Sensenstiel vgl. kUp.
\lM mal, a kdrt einmal. Vgl. wart, I. Aber auch ahd. harto cimbr.
hörtan CWtb. 131.
■•si, Name in Rick 1614. H^se, Name in Hoswald 17S0. D. i. Ha$e.
In Käsmark 1617: J7aa«. In Trexelhäu 1719, 1733: Hoo8. In
Schmidshäu Paulisch Hdsz.
h«;e f. Hose. Vgl. pamperk^je und kaleje.
k«ttel, kkUel m. Rispe von Hirse oder Hafer. Schm. II, 264;
hattel, hadel f. Rispe; ebenso tir«I. (ob. Etschl.) hättet.
Schöpf 248.
k^ttem laufen; vgl. k&rit. hottein. Lex. 144.
kaberd«ri s. kiberd«rn.
kader f. Tuch, s. hader. Cimbr. sind die Formen hader m. riotta
CWtb. 127% hotar cenciaja 131 und hudera f. in den 13 Ge-
meinden tovaglia, Zwehle 132.
knebe f. Hube, mansus, wie im kärnt. s. Lex. 144.
Haeber, Haber, Name in Gottschee um 1783. Im ungr. Bergland finde
ich die Huber erst 178S, 1858 in Deutseh Pilsen. Auch bei den
Siebenbürger Sachsen findet sich der Name Huber Marien-
burg 365.
Haeter, Hntter, Name in Stockendorf, Zwislern, Mosel 1750. Cimbr.
Hüeter. Die Namensform Hueter finde ieh 1379 in Presburg.
286 S c h r ö e r
1860: HuHer, in Siebenbürgen (MarienbiirgSßl), ikuch: ff uiter,
d. i. Htämacher.
laeterh&nser s. latterhliiser.
half und haft f. m. Schenkel. S. d. f.
Ulfe f. Schenkel. Got. hups, ahd. mhd. htif f„ kämt, hu/f, Hüfte.
Lex 145, tirtl. Schopf. 287, schles. hiiffe, Weinh. 37, eimbr.
noch htifi, plur. hüffe, CWtb. 132. In der Bedeutung weicht
gottscheewisch ab (vgl. negel, tktse, sehnole, präten); die Höfte
heisst k«ffe s. d.
nilaa^ Name in Prorübel um 1700.
Iiompel f. Hummel ; auch gampe s. d.
Iionke f. der Zacken, Zinken einer Gabel.* Vgl. kArnt hängge m.
Haken, Lex. 133.
horre f. meretrix; cimbr. horra, hurra. In meinem Vocabul. von 1420
(Presburg 1859) harretum 1480, 2026: hurren22U, neben
herge 1806, 2025, hergetum 2086; Formen die bisher un-
beachtet blieben. Ahd. huorrd (neben huorä), hurrd, Graff IV,
1011 (= huofjd); got. nur hdrs m. (kein weibliches hörjd);
vgl. sl. madj. kurva etc.
Intter s. loeter.
■itterk&oser. ImlndexQber dieRustical-GrundbüchervomJahrel770,
vor der neuen politischen Eintheilung, werden latterhAoser mit
neun Häusernummern angegeben.
Anmerkung: kieter fSr Hüter, Hirte, kömmt nicht vor, obwohl : *S guet köeteil,
das Vieh hüten gesagt wird. Der Hirte heisst k&tar s. d. m. , was weder xa
Hüter, noch an Halter völlig stimmt.
Sprachproben, die im Wörterbnche enthalten sind :
Unter palliar i Der paitlar ziehot ins lange rfor/'(Möringer). Ballade.
n paokhes Es ift kennt oin schreiben kamen, Rekrutenlied.
M p«walitie: Zwei Küchenrecepte. Prosa.
n dieiei: Kinderreime.
n tMi Es baroten zboi lieben (Lenore). Ballade.
n kiir&teB: Wenn ich an*s heiraten denke. Lied.
„ laisi Bie wrne ift auf der Handel jnnc. Ballade.
M klrjet Die waehiel §lnget. Lied beim Hirsejäten.
Ein Anaflug nach GotUchee. 28 T
Unter hiaehiaiti Kranzbinden.
Abschied.
Geigerlied.
Beim steckhen.
Die abgeschiedene §Me.
Die Verstorbenen.
Abkürzungen. Abgesehen von den allgemein yerstfindlichen Abkör-
Zungen, wie Fromman, die deutsch. Mundarten I — VI. Weinhold, alem., bair.
Gramm., Schmeller (bair. Wörterbueh; wenn das §-Zeichen beigesetzt ist»
dessen: die Mundarten Baierns); Cwtb. => J. A. Schmellers cimbrisches
Wörterbuch herausg. von J. Bergmann. Wien. 1855 u. dgl.» musste ich auch
meine Schriften, auf die ich öfter zu verweisen hatte, kurz bezeichnen, wie
folgt: Darstellung etc. = Versuch einer Darstellung der deutschen
Mundarten des ungr. Berglandes. Wien 1864. — Lautlehre etc. = Die
Laute der deutschen Mundarten des ungr. Berglandes. Wien 1864. — Nach-
trag etc. = Nachtrag zum Wörterb. der deutsehen Mundarten des ungr.
Berglandes. Wien 1859. — Wörterbuch etc. = Beitrag zu einem Wörter-
buch der deutschen Mundarten des ungr. Berglandes. Wien 1858. Alles
aus den Sitzungsher. der k. Ak. der Wissensch. — Elze, Rudesh siehe
oben S. 173.
2oo S c b r 9 e r. Ein Ausflug nach Gottscbee.
INHALT.
Seite
Einleitung 165
1. Allgemeines 16S
Lage der deutschen Sporaden in Österreich 16a
Flandrer 168
Sachsen 169
Cimbri 169
Thomasin Ton Zirclaria 170
Sachsen in Dalmatien 171
Otto der Rasp 171
Gottschee 172
2. Die Ansiedlung in Gottschee 173
3. Eigenthümlichkeit der Gottscheewer Mundart . . 184
4. Die deutsche Sprachinsel Zarz in Krain 194
ß. Wörterbuch. 1. Abtheilung f^ÄPZ>r£:Fr(r/(> .... 199
Verzeichnis der Sprachproben, die im Vorausgehenden enthalten
sind 286
AbkGnangen 287
Ver/.vichnis8 der cingeg^an^pnen Driick<cbriflen. /^qU
yKRZKICONISS
DER EINGEGANGENEN DRUCKSCHRIFTEN.
<OCTOBBR 1868.)
Ac<')deiT)ie Imperiale des Sciences de St. Pcter^bourg: M(^moircs.
Tome Xn, part 2; Tome XIII, part t. St. Petersbourg, 1868;
8». — (Russisch.)
Adler, G. J., The Poctry of tbe Arabs of $paip. Ne\f YorV,
1867; 8o.
Akademie der Wissenschaften, Kunigl. Preq^s.^ z|iBef)in; Il^Ionats-
bericht. Mai, Juni 1868. Berlin; 8».
Königl. Bayer.» zu München: Sitzungsberiehte. 186S. Ij^Heft %
München; 8o.
— der Wissenschaften und Künste , Sudßi^visehe: Arbeiten.
IV. Band. Agram 1868; 8». — Oeäman, Ivan, Reenik lecnic-
koga nazivlja. U Zagrebu, 1868; 8®.
Alpen-Verein, osterr.: Jahrbuch. 4. Band. Wien, 1868; 8».
Alterthums-Verein zu Wien: Berichte und Mittheilungen. Jahr-
gang 1866. Band X, 1. Heft. Wien, 1866; 4«.
Basel, Universität: Akademische Gelegenheitsschriften. 1866—
1868; 4o.
Ba varia. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. V. Band,
1. & 2. Abtheilung. München, 1868; Lex.-8o.
Bergmann, Joseph Ritter von, Landeskunde von Vorarlberg. Inns-
bruck und Feldkirch ; 1868; 8».
Corpus acriptorum ecclesiasticorum laHnorum. Voh IIL^ Pars L
Vifidobonae. MDCCCLXVIII; 8o.
Sitzb. d. pbU.-hist. Gl. LX. Bd., I. Hft. 19
290 VerseichiiiM der eiDgeganf^eaen Drucluchriflen
Gelebrten-Gesellschaft, k. k., zu Krakau: Rocziiik. Tom XIII.
Krakow, 1868; 80.
Gcschichts freund. Beiträge zur vaterländischen Geschichte,
herausgegeben von mehreren Freunden derselben. Jahrgang
1867. 8*.
Gesellschaft» Deutsche morgenländische: Zeitschrift. XXII. Band»
1. — 3. Heft. Leipzig» 1868; 80.
— Provincial Utrecht*sche» für Künste und Wissenschaften: Aan-
teekeningen. 1865 und 1867. Utrecht» 1866 & 1868; 8». —
Verslag van het verhandelde in de algemeene Vergadering.
1867. Utrecht; 80. — Hol I mann» P. J.» Memoire sur Tequi-
valent calorifique de TOzone* Utrecht, 1868; 4«.
— Schlesische» für vaterländische Cultur: Abbandlungen. Philos.-
histor. Abtheilung. 1867 und 1868» Heft I.; Abtheilung für
Naturwissenschaften und Medicin. 1867/68. — 45. Jahres-
Bericht für 1867. — Verzeichniss der in den gesellschaftlichen
Schriften von 1804 — 1863 incl. enthaltenen Aufsätze. Breslau»
1866-1868; 8».
Hamelitz. VIII. Jahrgang. Nr. 26—37. Odessa» 1868; 4«.
IstitutOy R.» Veneto di Scienze» Lettere cd Arti : Atti. Tomo Xlir»
Serie III*, Disp. 8*— 9\ Venezia» 1867—68; 8«.
Jahresberichte: Siehe Programme.
Jena» Universität : Akademische Gelegeiiheitsschriften. 1 868 ; 4«. & 8«.
Kiel, Universität: Akademische Gelegenheitsschriften aus dem Jahre
1867» Band XIV. Kiel» 1868; 4».
Longp^rier» Ad. de, Monnaie des Homerites frappee ä Raidaii
(Arahe meridionale.) (Extr. de la „Revue numismatiqnr'* N.
S. t. III» 1868.) 8«. — Monnaies des rois d*Ethiope (Nagast
de Aksum eu Abyssinie) et observations sur les monnaies
^thiopiennes par Antoine d*Abbadie. Paris, 1868; 8^
Ludeking, E. W. A.» Schets van de Residentie Amboina. 's Gra-
venhage» 1868; 8».
Mittheilungen der k. k. Central-Commission zur Erforschung und
Erhaltung der Baudenkmale. XIII. Jahrgang. Juli—October.
Wien. 1868:4».
Museum Francisco-Carolinum : 27. Bericht. Linz» 1868; 8«. —
Strnadt Julius» Peuerbach. Ein rechtshistorischer Versuch.
Linz, 1868; 8».
Verzeichnis« der einge^mt^eaen Druckschriften. 291
Pest, Universität: Akademische Gelegenheitsschriften. 1867 &
1868; 4o. &8o.
Programme undJahresberichte derGymnasienzuBrixen^Bninn,
Capodistria, Eger, Herroannstadt, Iglaa, Kaschau, Böhmisch-
Leipa^ Leoben, Marburg, Pilsen, Pressburg, Schassburg, Trient,
Warasdin, des akademischen Gymnasiums und des Gymnasiums
zu den Schotten in Wien und des Gymnasiums zu Zengg; dann
der Oberrealschulen zu Böhmisch-Leipa, St. Polten und Par-
dubitz, för das Studien-Jahr 1868. 4». & 8:
Revue des cours scientifiques et litt^raires de la France et de
Tetranger. V* Ann^e, Nrs. 34 — 46, Paris & Bruxelles,
1868; 4o.
Sitte, Franz, Beleuchtung des äussern Monumental - Momentes
des von ihm vorgeführten Kirchenbau-Projectes. Wien, 1868; 8^
Soci^t^, R. des Antiquaires du Nord: Aarboger. 1867, 4. Hefte &
Tillaeg; 1868, 1. Hefte. Kjöbenhavn; 8<».
Society, The Asiatic, of Bengal: Proceedings. 1868, Nr. I & H.
CalcMtta; 8o.
— The Royal Geographica! : Jourrtal. Vol. XXXVU. London,
1867; 8o. — Proceedings. Vol. XH, Nrs. 2 — 4. London,
1868; 8o.
Tomaschek, «I. A., Der Oberhof Iglau in Mähren und seine
Sehöffensprfiche aus dem 13. — 16. Jahrhundert. Innsbruck,
1868; 80.
Verein, historischer von und für Oberbayern: Oherhayerisches
Archiv. XXVII. Band, 1.— 3. Heft. 1866-^1867. — 29. Jahres-
bericht für das Jahr 1866. — Die Sammlungen des Vereins.
I. Ahtheilung, 1. Heft. München; 8».
für Steiermark: Mittheilungen. XVI. Heft. Graz, 1868; 8«. —
Beiträge zur Kunde steierm. Geschichtsquellen. V. Jahrgang.
Graz, 1868; 8©.
— für Geschichte der Deutschen in Böhmen: Mittheilungen. VI.
Jahrgang, Nr. 3 — 8; VII. Jahrgang, Nr. 1—2. Prag & Leipzig,
1867 & 1868; 8». — VI. Jahres-Bericht 1867/68. Prag,
1868; 8«. — Mitglieder-Verzeichniss 1868. 8«.
— Serbischer Gelehrten- , zu Belgrad : Glasnik. XXII. Band.
Belgrad, 1867; 8«.
19»
292 VeneichniM der nngegangooen Druck^rhriftcu.
Verein, Siebenbürgischer, fiir romanische Literatur und Cultur des
romanischen Volkes: Transit vania. I. Jahrgang, Nr. IS — 20.
Hermannstadt, 1 868 ; 8«.
Vetter, Joh., Über das römische Ansiedhings- und Befestigungs-
M'esen im Allgemeinen, sowie über den Ursprung der Städte und
Burgen und die Einführung des Christenthums im südwestlichen
Deutschland. Karlsruhe, 1868; 4^
Wocel, Jan Erascim, Pravek zeme ceske. Druhe oddeleni. V Praze,
1868; 8o.
SITZUNGSBERICHTE
DER
KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN.
PHILOSOPHISCH-HISTORISCHE CLASSE.
LI. BAND. II. HEFT.
JAHRGANG 1868. — NOVEMBER.
so
' i
tr
i.l
Cnmiiiissionsbericht. 29o
SITZUNG VOM 4. NOVEMBER 1868.
Der Secretär legt vor:
1. Eine für die Sitzungsberichte bestimmte Abhandlung des
w. M. Herrn Prof. Dr. Julius Ficker in Innsbruck: „Zur Geschichte
des Lombardenbundes*';
2. eine Abhandlung des Herrn Prof. W. Tomaschek in
Wien. .,Uber Brumalia und Rosalia, nebst einem Excurs über
den hessischen Volksstamm**, mit der Bitte um Aufnahme in die
Schriften der Akademie;
3. eine Abhandlung des Herrn J. V. Göhlert in Wien:
„Gabriel Salamanaca*s Grafen zu Ortenburg Gesandtschaftsberichte
über seine Sendung nach England** , mit der Bitte um Aufnahme in
die Schriften der Akademie;
4. ein von einem Unbekannten eingesandtes Weisthom: „Des
Gerichtes Pülzistorff Ehehafft« ;
5. ein Ansuchen der n.-ö. Landesrealschule zu Waidhofen an
der Ybbs um Betheilung mit den akad. Druckschriften;
6. ein Ansuchen des c. M. Herrn Prof. Dr. A. Gindely in
Prag Namens des böhmischen Landesarchivs um Betheilung mit den
Druckschriften der philos.-histor. Classe.
SITZUNG VOM 11. NOVEMBER 1868.
Der Secretär legt ein von dem kaiserl. Rath Herrn Albert
Camesina ühergebenes Weistbum vor: „Pantading zu Weinhauss
vom Jahre ISSö.**
20»
296 CoDmissionsbericbt.
SITZUNG VOM 18. NOVEMBER 1868.
Der Secretär legt vor:
1. Eine Abhandlung des Herrn Dr. G. Biedermann: „I^an^s
Kritik der reinen Vernunft und die Hegel'sche Logik in ihrer
Bedeutung für die Begriffswissenschaft.*
2. Ein Ansuchen der Direction des k. k. Untergymnasiums zu
Hom um Betheilung mit Schriften der kais. Akademie.
Herr Dr. Arnold Luschin aus Graz hält einen Vortrag »Zur
österreichischen Münzkunde des XUI. und XIV. Jahrhunderts. «*
Ficker, Zur Geschichte des Lomburdenbuiidet. 297
Zur Geschichte des Lombardenbundes.
Von Prof. Dr. Julius Ficker.
Muratori hat in den Antiquitates Italiae 4» 295—306 aus dem
Communalregister von Modena drei Actenstücke veröffentlicht, welche
er als Acta praevia des Konstanzer Friedens hinstellt , nur zweifel-
haft lassend , oh sie den Vorverhandlungen zu Piacenza oder dem
Tage von Konstanz selbst zuzuweisen seien. Sie sind danach mehrfach
wieder abgedruckt. So weit ich sehe , sind alle Herausgeber und
Benutzer darüber einig, sie den durch Beschwörung der verein-
barten Friedensartikel 1183 Apr. 30 beendeten Verhandlungen zu
Piacenza zuzuweisen; sie sind insbesondere auch in den Monumenta
Germaniae historica 4, 167 — 174 unter die Pacta Piacentina ein-
gereiht. Auch bezuglich der Bedeutung der Actenstücke hat sich
keine wesentliche Meinungsverschiedenheit geltend gemacht. Der
Herausgeber der Monumenta bezeichnet das erste als Responsum ex
parte imperatoris ad petiiionem sodetaiis^ also eine Formulirung des-
sen, was vom Kaiser oder seinen Gesandten den Forderungen des Bun-
des gegenüber angeboten wurde; das zweite als Peiitio societatist
Forderungen des Bundes; das dritte als Concessio ex parte impera-
toris, die Bedingungen, zu denen sich die kaiserlichen Gesandten
schliesslich verstanden haben. Ich bin keiner andern Auffassung be-
gegnet; nur hat der Umstand, dass das Responsum schon eine Peti-
tio societatis voraussetzt, den neuesten Bearbeiter der Geschichte
des Lombardenbundes, Cesare Vignati, bewogen, beim Wiederab-
drucke jener Stücke in seiner Storia diplomatica della lega Lombarda
338 ff. die Aufeinanderfolge zu ändern, das Responsum auf die Pe-
titio folgen zu lassen , es als Rückäusserung gerade auf diese For-
derungen auffassend. Es konnte das insoferne von Bedeutung sein, als
298 Kicker
die Petitio uns in diesem Falle die ursprunglichen, in jenem aber
spätere, vielleicht schon herabgestimmte Forderungen des Bundes
darstellen würde. Jedenfalls stimmt die Ansieht Aller darin überein,
dass uns hier Anerbietungen des Kaisers, dort Forderungen der
Lombarden erhalten sind , welche der Einigung vorangingen.
Ist diese Ansicht richtig, so müssen jene Actenstücke uns ein
überaus wichtiges Hilfsmittel für die Geschichte des Friedens bieten.
Insbesondere wird an ihnen die damalige Machtstellung beider Par-
teien zu ermessen sein; die grössere oder geringere Zuversicht, mit
welcher die eine oder die andere der eventuellen Wiedereröffnung des
Krieges entgegensah, wird ihren Ausdruck in dem finden müssen,
was sie von ihren Forderungen bei der schliesslichen Einigung
durchsetzte oder fallen Hess. Auf eine Vergleichung jener Urkunden
gerade in dieser Richtung sah ich mich in den letzten Tagen bei
meinen Forschungen über italienische Rechtsgeschichte hingewiesen.
Von der gewohnlichen Auffassung der Stücke ausgehend, gelangte ich
nun aber zu Ergebnissen, welche mir kaum erklärlich schienen. So
hat Alessandria 1183 März 14 zu Nürnberg ein Separatabkominen
geschlossen die Urkunde liegt uns vor, die Bedingungen sind uns
genau bekannt Danach wird allerdings der alte Zustand nicht wieder
hergestellt; Alessandria bleibt eine Stadt, die formell jetzt vom
Kaiser unter den Namen Cäsarea neu gegründet wird; aber sie er-
hält eine ungleich ungünstigere Stellung, als sie den Bundesstädten
gewährt wurde; von einem Verbleihen beim Bunde ist nicht die Rede;
die Stadt tritt in die Reihe der kaiserlichen Partei ein. Damit stimmt
nun allerdings durchaus, dass der schliessliche Frieden sie gar nicht
besonders erwähnt, sie einfach unter den Bundesgenossen des Kai-
sers aufzählt. Wie aber ist nun damit zu reimen, dass in dem Re-
sponsum, also den Zugeständnissen der kaiserlichen Gesandten, ge-
sagt ist, Alessandria solle aller Rechte der andern Mitglieder des
Bundes theilhaftig werden , also viel mehr angeboten wird, als wirk-
ich gewährt wurde? Möglichkeiten sind da freilich denkbar, wie
etwa die, die Gesandten hätten zur Zeit der Formulirung des Re-
sponsum von dem Separatvertrage noch nicht gewusst, durch den
dieses Zugeständniss dann beseitigt worden wäre. Unerklärlicher
noch erscheint die Alessandria betreffende Stelle der angeblichen
Petitio; nichts weiter wird hier verlangt, als dass die von Alessan-
dria unter Sicherheit für Person und Gut zu ihren Wohnsitzen zu-
Zur Geschichte des Lombardenbundes. 299
ruckkehren , um dort zu leben , wie es ihre Vorfahren thaten. Das
heisst doch nichts anders, als Wiederauflosung der Stadt in die Orte,
aus welchen sie gegründet war. Und das sollten die Lombarden
verlangt haben , für welche vor allem die Erhaltung von Alessandria
eine Ehrenfrage war? Oder wussten sie etwa schon von dem Sepa-
ratabkommen und suchten sich nun dadurch zu rächen, dass sie
weniger verlangten, als der Kaiser zu gewähren bereit war?
Man sieht, bezüglich dieses Punktes wenigstens würde es der
allergewagtesten Erklärungsversuche bedürfen, um den Inhalt der
Urkunden mit der üblichen Einreihung und Auffassung derselben in
Einklang zu bringen. Aber dieser Punkt blieb nicht der einzige, bei
andern waren die Ergebnisse ganz entsprechende. Es war demnach,
um von jenen Aktenstücken irgend weitem Gebrauch machen zu
dürfen, eine Prüfung der Frage unerlässlich, ob die übliche Einrei-
hung und Auffassung denn auch die richtige sei. Das Ergebniss war»
dass das Responsum allerdings zu den Verhandlungen zu Piacenza
1183 gehört, aber nicht die Anerbietungen des Kaisers, sondern die
Forderungen des Bundes enthält; dass weiter die sogenannte Petitio
gar nicht hieher, sondern zu den Verhandlungen zu Pavia 1175 ge-
hört und nicht Forderungen des Bundes, sondern den damals von
Cremona gefällten Schiedsspruch enthält. Wir werden zunächst diese»
dann jene Behauptung zu begründen und zugleich darzulegen suchen»
in wie weit beide Actenstücke in ihrer geänderten Stellung für eine
richtigere Beurtheilung der Ereignisse von Werth sind.
L
Vergleichen wir die sogenannte Petitio mit den beiden andern
Aktenstücken und dem endgiltigen Friedensinstrumente, so zeigt sich
keinerlei näherer Zusammenhang. Es handelt sich wohl wesentlich
um dieselben Gegenstände, es ist kein Zweifel, dass auch die Petitio
dem Streite des Kaisers mit dem Bunde ihre Entstehung verdankt.
Aber während auch das Responsum diese Gegenstände wesentlich in
derselben Reihenfolge behandelt, wie die Friedensurkunden selbst,
oft wörtlich mit ihnen übereinstimmt, selbst bei Abweichungen des
Inhalts doch die Verwandtschaft der Fassung nicht verkennen lässt,
ist von allem dem bei der Petitio nicht die Rede; bei Formulirung
derselben kann weder eines der andern Actenstücke zum Ausgange
300 Ficker
gedient haben, noch kann sie selbst bestimmend auf eines der andern
eingewirkt haben; insbesondere kann auch beim Fehlen jedes näheren
Zusammenhanges das Responsum nicht eine Röckäusserung auf die
Petitio sein. Sollte diese wirklich zu den Verhandlungen zu Piacenza
gehören, so konnte es nur ein von irgendwelcher Seite eingebrachter
Entwurf sein, der nicht weiter berücksichtigt wurde und auf die
Friedensbestimmungen ohne Einfluss blieb.
Stellen wir es nun aber überhaupt in Frage, ob das Aktenstück
wirklich zum Jahre 1183 gebore, so scheinen einzelne Stellen an
und für sich für eine frühere Entstehung zu sprechen. Es wird darin
bedungen, bei der Einheit der Kirche verharren zu dürfen; der
Kaiser soll in dem, was zum Gehorsam gegen die Kirche gehört»
Niemandem Zwang anthun. Eine solche Bestimmung müsste im
Jahre 1183, nachdem der Friede mit der Kirche seit sechs Jahren
hergestellt war, mindestens befremden, wie denn auch in allen er-
weislich auf den Frieden von Constanz bezüglichen Actenstücken
von dem Verhältnisse zur Kirche keine Rede mehr ist; doch wäre es
immerhin möglich, dass man noch im Jahre 1183 die Eventualität
eines abermaligen Bruches des Kaisers mit der Kirche ins Auge ge-
fasst hätte. Bestimmter noch scheint eine andere Stelle auf frühere
Entstehung zu deuten. Es wird für die Städte Bürgschaft für die Ein-
haltung des Friedens verlangt tarn ah ipso imperatore, quam ab
Omnibus principibus, qui secum sunt in exercitu. Aber 1183 waren
Kaiser und Fürsten auf keiner Heerfahrt, am wenigsten in Italien;
der Kaiser verliess Italien im Sommer 1178 und hatte auch damals
weder ein Heer, noch eine Mehrzahl von Fürsten bei sich ; jene Aus-
drucksweise würde spätestens etwa noch in der Zeit des Friedens
von Venedig den thatsächlichen Verhaltnissen entsprechen.
Lässt schon das auf eine frühere Entstehungszeit schliessen, so
kommt nun ausschlaggebend hinzu , dass die Petitio mit einem er-
weislich früher entstandenen Actenstücke im engsten Zusammenhange
steht. Auch dieses hat Muratori in den Antiquitates Italiae 4, 277
aus dem Archive zu Modena, zweifellos aus demselben Communal-
register, welchem er die andern Stücke entnahm, zuerst veröffent-
licht und es gegen die Meinung von Sigonius, der auch dieses den
Verhandlungen von 1183 zuzählen wollte, als Petitio rectorum a
damino imperatore zum Frieden von Venedig eingereiht, weil es
sichtlich vor dem Abschlüsse des Friedens zwischen Kaiser und Pabst
Zur Geschichte des Lombardenhundes. 301
entstanden ist. In dem verbreitetsten der spätem Wiederabdrücke,
in den Monumenta Germaniae 4, 1S1 , eröffnet es gleichfalls
die Reihe der auf den Venetianer Frieden bezüglichen Urkunden
unter dem Titel Conventio praevia, an den wir uns, so wenig er
dem Inhalte entspricht, vorläufig halten mögen, nachdem wir auch
für die andern Stücke die Bezeichnungen dieser Ausgabe aufnahmen.
Der enge Zusammenhang zwischen der Petitio und der Con-
ventio liegt so offen zu Tage, dass es nur der oberflächlichsten Ver-
gleichung bedarf, um ihn ausser allen Zweifel zu stellen. Es sind
dieselben Gegenstände, von denen dort und hier die Rede ist. Aller-
dings in mehrfach abweichender Reihenfolge, wie beispielsweise das
Verhältniss zur Kirche in der Conventio zuerst, in der Petitio fast
zuletzt besprochen ist; und wohl nur das kann es erklären, dass das
auff'allende Ineinandergreifen beider Stucke bisher unbeachtet blieb.
Doch tritt selbst in der Anordnung der Zusammenhang noch mehr-
fach hervor; Reihen von Gegenständen, welche inhaltlich in keinerlei
näherem Zusammenhange stehen, sind in beiden, natürlich nicht
zufällig, in derselben Aufeinanderfolge behandelt. Vergleichen wir
nun aber die einzelnen Artikel des einen Stückes mit den inhalt-
lich entsprechenden des andern, so bleibt nicht der geringste Zweifel.
Eine Reihe Artikel, so die über die Zurückführung der Leistungen
der Städte auf das, was zur Zeit des letzten Kaisers Heinrich geleistet
wurde, über die vom Kaiser zu gewährende Amnestie, über die von
ihm und seiner Umgebung zu leistende Sicherheit, über die Giltig-
keit der frühern Urtheile der Consuln, über die Freilassung der Ge-
fangenen, über die Aufrechthaltung der bisherigen Gewohnheiten
der Städte, sind ganz wörtlich übereinstimmend oder zeigen nur
ganz leichte Änderungen der Fassung, wie sie auch bei vollem
Einverständnisse über den Inhalt die verschiedene Bestimmung
zweier Actenstücke nöthig macht. Bei andern zeigen sich aller-
dings Abweichungen im Inhalte. Da aber tritt der engste Zu-
sammenbang meistentheils nicht weniger auffitllend hervor. In den
meisten dieser Artikel findet sich der Inhalt des kürzer gefassten
fast wörtlich in den ausgedehnteren des andern Stückes aufgenom-
men; die Abweichungen des Inhalts sind nur dadurch entstanden,
dass entweder hier etwas zugesetzt, oder dort etwas fortgelassen
wurde. Hie und da finden sich denn freilich Artikel, in welchen über
denselben Gegenstand ganz Verschiedenes bestimmt ist; aber auch
302 Ficker
da vermittelt wenigstens noch der Gegenstand den Zusammenhang.
Die Conventio enthält keinen Artikel, für den sich in der Petitio nicht
ein entsprechender Hinde. Umgekehrt sind es in der Petitio nur die
beiden kurzen Absätze über das Treugelöbniss der Burger und über
die Freiheit der Städte von Geldauflagen des Kaisers, welche Ge-
genstände behandeln» die in der Conventio nicht berührt werden.
Bei Abfassung des einen Stückes muss demnach das andere vorge-
legen haben.
Dieser Zusammenhang ist nun für unsern Zweck um so wichti-
ger, als Entstehungszeit und Bedeutung der Conventio sich zweifel-
los feststellen lassen. Dass dieselbe nicht zum Venetianer Frieden
gehöre, sondern zu den durch den Vertrag von Montebello 1175 ein-
geleiteten Verhandlungen, ist von italienischen Historikern schon im
vorigen Jahrhunderte geltend gemacht; zuerst, so weit ich sehe, v<)n
Giulini in den Memorie di Milano 6, 46 t; auch Savioli und neuer-
dings Vignati haben die Urkunde zu 1175 abgedruckt. In Deutsch-
iand, wo insbesondere noch Voigt in der Geschichte des Lombarden-
bundes an der alten Einreihung festhielt, hat jetzt Hefele in der Con-
4;iliengeschichte 5, 619 dieselbe Ansicht genauer begründet. Der
Beweis stützt sich auf den Schlussabsatz der Urkunde, nach welchem
der Erzbischof von Cöln, Walfred von Piosasca und Rainer von
Sannazaro von Seiten des Kaisers, dann Albert von Gambara aus
Brescia und Gerhard Pistus aus Mailand von Seiten des Bundes
^hworen, dass sie sich über den Frieden einigen wollen dehinc
usque ad medium Madium vel ad alhnn terminum consensu utrius'
que pariis datum; dasselbe soll noch einer von Verona beschworen.
Schon der Umstand, dass nach dem Vertrage von Montebello 1175
April 16. sechs Schiedsrichter aufgestellt werden sollen und zwar
mit der ausdrücklichen Bestimmung: Et isti sex dehent arbitrari
predicta usque ad medium Madium, könnte kaum einen Zweifel
lassen, dass es sich hier um die Ausführung jenes Vertrages handelt.
Zum Überflusse nennt uns auch die Vita Alexandri, Watterich Vitae
pontiGcum 2, 425, die Namen der damals bestellten Schiedsrichter;
es sind eben jene fünf und ein sechster aus Verona.
So sehr ich nun auch überzeugt bin, dass das ganze Stück, wie
es Muratori veröffentlichte, 1175- entstanden ist, so wird doch zu
beachten sein, dass jener Schlussabsatz, welchem wenigstens die aus-
schlaggebenden Gründe bisher lediglich entnommen wurden, eine
^
Zur (leichichtc des Lonibanlenbiindes. 303
selbstständige, mit der gewöhnlichen Eingangsformel: In nomine
domini nostri Jhesu Christi beginnende Urkunde bildet, welche mit
der vorhergehenden Conventio nicht nothwendig in engerem Zu-*
sammenhange stehen muss; wenn Muratori beide als zusammen-
gehöriges Ganze gab, so konnte ihm dafür genügen, dass sie im
Communalregister von Modena unmittelbar hintereinander abge-
schrieben waren. Dass aber in diesem die Zeitfolge nicht immer
genau eingehalten ist, dürfte sich daraus ergeben, dass die Peti-
tio, falls nicht etwa Muratori die Reihenfolge änderte, dort zwi-
schen Stücken aus dem Jahre 1183 steht, wohin sie nicht gehören
kann.
Es ist daher erwünscht, dass die Conventio auch abgesehen
von jenem Schlussabsatze Haltpunkte bietet, wonach sie vor 1177
abgefasst sein muss. Schon die Bezeichnung des Bundes als Socielas
Lombardiae et Marchiae et Romaniae et Veronae et Veneciae
deutet darauf hin. Venedig wird anderweitig, so weit ich sehe, zu-
letzt im Januar 1176 (Vignati 276) im Titel des Bundes aufgeführt,
und dann allerdings auch noch im Waffenstillstandsinstrumente von
1177 als Bundesstadt genannt, obwohl es an den Angelegenheiten
des Bundes schon länger keinen Antheil mehr nahm und die Satzun-
gen desselben nicht beachtete; aber schon in den 1177 zu Venedig
entstandenen Actenstücken wird der Bund, wenn es nicht schlecht-
weg Societas Lombardoriim heisst, nur noch als Societaa Lombar^
diae, Marchiae et Romagnolae bezeichnet, wie das auch späterhin
der stehende Titel ist. Den entscheidenden Haltpunkt gibt die Auf-
zählung der Bundesglieder in der Conventio. Der Graf von Bertinoro,
der unter ihnen genannt wird, ist 1177 zu Venedig gestorben ; da
uns aber die Zeit seines Todes nicht genauer bekannt ist, würde das
allerdings die Entstehung des Actenstückes während der Verhand-
lungen dieses Jahres nicht ausschliessen. Durchaus unvereinbar aber
ist damit, dass Cremona, Ravenna, Rimini und Tortona als Bundes-
städte genannt sind. Aus der Beurkundung des Waffenstillstandes
von 1 177 ersehen wir nicht allein, dass dieselben damals dem Bunde
nicht angehörten, sondern dass sie offen auf Seiten des Kaisers stan-
den ; dagegen gehörte Como, welches in der Conventio nicht genannt
wird, 1177 zum Bunde. Damit sind wir bestimmt auf eine frühere
Zeit gewiesen. Cremona» schon 1175 eine Mittelstellung einneh-
mend, wird 1176, Januar, zuletzt als Bundesglied erwähnt (Vignati
304 F ick er
278) und ist sicher vor 1176, Juli 29, wo es eine Privilegien-
bestätigung erhielt (Stumpf, Regesten n. 4181, vgl. n. 4185), offen
zur Partei des Kaisers übergetreten, bei der es fortan verblieb. Von
Tortona meldet Romuald von Salerno (Mon. Germaniae 19, 442),
dass es vor Wiederaufnahme der Verhandlungen ebenso, wie Cre-
mona, vom Bunde ab6el. Ravenna und Rimiiii dürilten sclion zur Zeit
des Vertrags von Montebello kaum mehr in der Gewalt des Bundes
gewesen sein; jedenfalls sitzt schon 1175, Mai 30, der Erzpriester
von Sacco als Reichslegat für die Romagna zu Rtmini zu Gerichte
(Tonini, Storia Riminese 2, 588); die Unterwerfung der Romagna
ausser Bologna und Ferrara durch den Legaten Christian von Mainz
in den ersten Monaten 1175 war zunächst durchaus nachhaltig; der
Bund hat dort erst 1178 durch das Bündniss zwischen Bologna und
Faenza wieder mehr Boden gewonnen. Andererseits wissen wir von
Como bestimmt, dass es 1175, Mai 21 (Stumpf, Reg. n. 4177) und
weiter bis zur Schlacht bei Legnano 1176, Mai 29, auf Seiten des
Kaisers stand ; erst in Folge der Schlacht wird es zum Wiedereintritt
in den Bund genöthigt sein. Haben wir für die Einreihung des
Schriftstückes nur die Wahl zwischen den durch den Waflfenstill-
fitand von Venedig beendigten oder den durch den Vertrag von
Montebello eingeleiteten Verhandlungen, stimmt aber der in dem-
selben angegebene Bestand des Bundes genau zu den Verhältnissen
des Jahres 1175, während er mit denen des Jahres 1177 durchaus
unvereinbar ist, so kann die Entstehungszeit der Conventio selbst,
abgesehen von der in dem Schlussahsatze liegenden Zeitbestimmung,
keinem Zweifel unterliegen.
Dann aber bietet auch die Feststellung der Bedeutung des
Actenstückes keine weitere Schwierigkeit. Wenn wir vorhin glaubten
betonen zu sollen, dass der den Schwur der Schiedsrichter enthal-
tende Schlussabsatz als selbstständige Urkunde zu betrachten sei,
so war dafür insbesondere auch massgebend, dass er hie und da
Veranlassung geboten hat, auch die vorhergehende Conventio als ein
von den Schiedsrichtern abgefasstcs Schriftstück aufzufassen; vgl.
Hefele, Conciliengesch. 5, 619; Reuter, Gesch. Alexander*s III. 3,
227; Stumpf, Reg. n. 4175. Dem gegenüber ist durchaus die ge-
wöhnliche Ansicht festzuhalten, dass es einfach die vom Bunde ge-
stellten Forderungen enthält. Will man auch kein Gewicht darauf
legen, dass die Überschrift bei Muratori : Petitio rectorum Lombar^
Zur Geschichte des Lombsrdenbundes. 30S
diae ei Marchiae aique Veneiiae et Romaniae a domino impera'-
tore schon dem Communalregister von Modena entnommen ist, so
lässt die Fassung der Urkunde selbst keinen Zweifel; es heisst im
Eingange : Socieias — optat atque desiderai habere pacetn et con^
cordiam et gratiam domini F. imperataris hoc modo videlicetp
tit — ; und weiter: Denique civitates petuni — ; und der Inhalt
enthält nichts» was Bedenken dagegen erregen konnte. Im Vertrage
Ton Montebello selbst ist gesagt, dass sowohl der Kaiser, als der
Bund ihre Forderungen als Grundlage für die schiedsrichterliche
Entscheidung einreichen sollen, wie dem entsprechend in dem be-
sprochenen Schlussabsatze von den Schiedsrichtern beschworen
wird, sich einigen zu wollen secundum brevia imperatoris et socie*
tatis, ßrmafido, addendo» abstraendop quod melius eis visum fuerU;
was Yorhergeht, ist offenbar das ihnen vorgelegte Breve des Bundes.
Kehren wir nun zu der sogenannten Petitio zurück, so folgt
allerdings aus dem engen Znsammenhange, in welchem sie zu den
1 17S gestellten Forderungen des Bundes steht, nicht gerade noth-
wendig, dass sie gleichfalls damals entstanden sein müsse. Die Halt-
punkte, welche für die Conventio die Entstehung 1175 ergeben,
allen hier fort; die Bundesglieder sind nicht genannt; es wäre denk-
bar, dass man später nochmals an die Verhandlungen von 1175 an-
geknüpft hätte, wie ja zu Venedig von den lombardischen Gesandten
ausdrücklich auf dieselben hingewiesen wurde. Wenn aber schon die
früher gegen eine Entstehung der Petitio im Jahre 1183 geltend ge-
machten Umstände, dass sie vor Herstellung des Friedens mit der
Kirche und während einer Heerfahrt des Kaisers abgefasst zu sein
scheint, eher für 1175, als für 1177 sprechen^ so würde uns bei dem
engen Zusammenhange mit jenen Forderungen doch gewiss nur
dann Veranlassung geboten sein, eine andere Zeit ins Auge zu fas-
sen, wenn sich bei dem Versnobe, sie in der Zeit jener einzureihen,
irgend welche Schwierigkeiten ergeben sollten. Das aber scheint
nicht der Fall zu sein.
Vergleichen wir den Inhalt der Actenstücke» so enthalten beide
Bedingungen, auf welche der Frieden zwischen dem Kaiser und dem
Bunde herzustellen wäre. In vielen Punkten stimmen sie» wie gesagt,
wörtlich oder doch inhaltlich überein. Sind die Bestimmungen der
Petitio abweichend, so sind sie durchweg günstiger für den Kaiser
gefasst. Mehrfach nur in der Weise» das« unter Belassung der Forde-
306 F i c k « r
rung des Bundes derselben die entsprechende Forderung zu Gunsten
des Kaisers hinzugefugt ist. Wird nach beiden Stucken dem Bunde
Vergessen der bisherigen Beleidigungen und Restitution der entzoge-
nen Güter gewährt, so ist in der Petitio dasselbe auch für den Kaiser
und seine Partei ausgesprochen (§. II. IX nach der Eintheilung in
dem Drucke Savioli Annali Bolognesi 2 b, 124); der beiderseitigen
Bestimmung, dass bei Bruch des Vertrags von Seiten des Kaisers die
Städte sich gegen denselben unterstützen dürfen, ist hier die zuge-
fugt, dass gegen ein vertragsbrüchiges Bundesglied die anderen den
Kaiser unterstützen dürfen und sollen (§. XIV). Schon daraus dürfte
sich genugsam ergeben, wie sich das auch sonst leicht näher nach-
weisen Hesse, dass die ursprünglichere Fassung der Artikel uns im
Vorschlage des Bundes vorliegt; es kann nicht auffallen, wenn die
Lombarden, einen selbstständigen Entwurf vorlegend, zunächst nur
ihr Interesse im Auge haben, entsprechende Zugeständnisse für den
Kaiser auch dann nicht berühren, wenn sie zur Zulassung derselben
durchaus bereit wären; wäre dagegen ihr Vorschlag erst auf Grund-
lage der Petitio entstanden, so würde das Nichtaufnehmen jener
Zugeständnisse einer ausdrücklichen Verweigerung derselben gleich-
kommen, wie dieselbe bei diesen, theilweise fast selbstverständlichen
Bestimmungen am wenigsten anzunehmen ist. So ist denn auch in
einer Reihe anderer Fälle die von den Lombarden vorgeschlagene
Fassung zwar im allgemeinen in der Petitio beibehalten, aber es sind
zu derselben Zusätze gemacht, welche dem Kaiser einzelne, von den
Lombarden überhaupt nicht erwähnte Rechte vorbehalten. Wo von
der dem Kaiser von den Vasallen zu leistenden Fidelitas die Rede
ist, findet sich der Zusatz: a civibus quoque secundum mores cim-
taium fidelüatem smcipiai ; wo Consuln zugestanden werden, ist
zugefügt, dass dieselben vom Kaiser zu investiren sind ; bei Einräu-
mung der hergebrachten Befugnisse der Consuln : salvo domino im^
peratori jure appeUaiionum et ordine in sententiis; bei Überlas-
sung der schon früher an Geistliche und Laien geliehenen Regalien :
cetera vero regalia consueta, que fuerunt detenta ab antecessoribus
eiu» sine manifesto metu et violentia a tempore postremi Henrici,.
habeat et teneat; wo die Städte einfache Restitution dessen, was sie
früher besassen, verlangen, findet sich der einschränkende Zusatz :
9% per imperatarem vel eius nuntium vel per interpositam perstH
nam occasione sui banni vel sue malevoletitie vel aliter mala modo
Zur Geschichte des Lombardeabundes. 307
amiaeruni (§. IL IV. V. III. XI). In einigen FSUen ist dann eine
Auslassung offenbar zu Gunsten des Kaisers erfolgt. Der Bund er-
bietet sich zu allem, was den Vorgängern des Kaisers a tempore
mortis posterioris Henrici imperatoris geleistet wurde ; hcisst es in
der Petitio an der entsprechenden Stelle und in einem der Zusätze
(§. I. III) statt dessen a tempore postremi Henrici imperatoris^ i^
ist die Auslassung des einen Wortes von nicht geringer Bedeutung.
Die Lombarden gesteben weiter dem Kaiser Fodrum und Parata in
gewohnter V^eise zu : cum vadit Romamt gratia accipietidae coro^
nae; derselbe Zusatz findet sich, wo sie ihm die Expeditio der Va-
sallen in gewohnter Weise, zugestehen. Diese ausdrückliche Be-
schrankung auf den Römerzug fehlt in der Petitio (§. I. II), es blieb
also mindestens dahingestellt, ob nicht auch bei andern Heerfahrten
jene Leistungen dem Kaiser herkömmlich zustanden und demnach
auch gewahrt blieben.
Ganz abweichend, und zwar zu Gunsten des Kaisers, sind nur
drei Artikel gefasst. Die Lombarden verlangen, wenn der Kaiser mit
einer Stadt oder einem sonstigen Bundesgliede Streit hat über die
ihm zukommenden Leistungen, so sollen darüber die Cousuln der
bezüglichen Stadt, oder der Stadt, zu deren Gebiete die Person oder
der Ort gehört, auf ihren Eid entscheiden; dasselbe ist nochmals
vorgesehen bei irgendwelchem Streite über alle Punkte des Friedens.
Dagegen bestimmt die Petitio (§. III), dass in solchen Fällen drei
vom Kaiser und drei von der Gegenpartei gestellte Schiedsrichter
entscheiden sollen. Die beiden andern Artikel betreffen die Kirche
und Alessandria ; wir werden auf sie zurückkommen.
Ist nun die Petitio auch den Ansprüchen des Kaisers viel gün-
stiger» so werden wir daraus doch nicht schliessen dürfen, dass sich
in ihr der im Vertrage von Montebello vorgesehene Friedensvorschlag
des Kaisers erhalten hat. Das Bedenken, welches sich daraus ergeben
würde, dass bei Formulirung der Petitio der Vorschlag der Lombar-
den schon vorgelegen haben muss, im Vertrage aber eine gleich-
zeitige Einreichung der beiderseitigen Vorschläge vorgesehen
scheint, Hesse sich allerdings durch die Annahme beseitigen, es sei»
um die Einigung zu erleichtem, der lombardisehe Vorschlag dem
Kaiser vorher mitgetheilt. Wenn nun aber auch die Nachricht der
Vita Alexandri (Watterich 2, 428) durchaus übertrieben sein mag,
dass Friedrich während der Verhandlungen zu Pavia von den Lom*
308 F ick er
barden weit mehr gefordert habe, als einst den Kaisern Karl, Ludwig
und Otto geleistet sei, so ist es doch geradezu undenkbar, dass der
Kaiser von vornherein nicht ungleich mehr gefordert haben sollte,
als die Petitio ihm zugesteht. Wie ganz anders lauten diese Forde-
rungen noch zwei Jahre später zu Venedig nach dem anscheinend
ganz zuverlässigen Berichte des Romuald von Salerno (Mon. Germa-
niae 1 9, 447). Da ist selbst noch von Anerkennung der Ronkalischen
Beschlüsse die Rede; oder aber, soll das alte Herkommen zu Grunde
gelegt werden, so verlangt der Kaiser ein Zurückgehen auf die Zeiten
K. Heinrich*s IV., aenioris HenricL Eben diese Erwähnung weist
wohl aufs bestimmteste darauf hin, dass in der Petitio nicht die For-
derungen des Kaisers enthalten sind; näher übereinstimmend mit
dem Vorschlage der Lombarden sind auch in ihr für die Rechte des
Kaisers die Zeiten K. Heinrich's V., postremi regia Henrici, als
massgebend hingestellt, wie sich dazu die Lombarden auch zu Vene-
dig gegenüber jener Forderung erbieten ; es 'handelt sich da offen-
bar um einen Unterschied, der während dieser ganzen Verhand-
lungen scharf betont ist; es ist nicht denkbar, dass der Kaiser mit
einem Nachgeben in diesem Punkte die Verhandlungen sollte er-
oflfnet haben. Es enthält weiter die Petitio sogar Zugeständnisse»
von welchen wir später nachweisen werden, dass sie von den Lom-
barden auch während der Vorverhandlungen des Friedens von Con-
stanz verlangt, von Seiten des Kaisers aber nicht bewilligt wurden.
So genügt insbesondere der Petitio einmalige Investitur der Consuln
bei Lebzeiten des Kaisers, während die Lombarden noch zu Constanz
sich zur jährlichen Investitur derselben durch einen Reichsboten,
nach je fünf Jahren durch den Kaiser selbst verstehen mussten. Es
enthält endlich die Petitio den Artikel : Preterea dominus imperatar
nullam exactionem pecuniarum habeai in civüatibua socieiatis vel
suburbüs civiiatum vel in civibua (§. VII). Der Vorschlag der Lom-
barden hat nichts Entsprechendes; man mochte das als durch die
übrigen Bestimmungen ohnehin ausgeschlossen betrachten. Aber
wenn auch, wie wäre es denkbar, dass der Kaiser, ohne durch eine
ausdrückliche Forderung der Lombarden dazu veranlasst zu sein»
das in seinen Vorschlag aufgenommen haben sollte?
Nach dem Gesagten sind in der Petitio Friedensbestimmungen
formulirt, welche hinter den uns vorliegenden Forderungen der Lom-
barden sehr wesentlich zu Gunsten des Kaisers zurückbleiben. Aber
Zur Geschichte des Lombardenbande«. 309
andererseits wird sich auch mit grösster Bestimmtheit behaupten
lassen, dass die uns nicht erhaltenen Forderungen des Kaisers viel
weiter gegangen sein müssen. Dieses Verhältniss weist doch sehr
bestimmt darauf hin, dass uns in dem Schriftstücke wohl nur der im
Vertrage von Montebello yorgesehene Schiedsspruch erhalten sein
kann. Diesen sollten danach die Schiedsrichter nach Vorlage der
beiderseitigen Vorschläge so fällen, dass ex uiriusque liiteris ex-
traentur ea, quae eis videantur super flua etineongrua; adiungeni
ea, quae eis videantur necessaria et magis utilia et congrna ad
pacem et concordiam; oder wie es beim Schwüre der Schieds-
richter heisst, secundum brevia imperatoris et societatis, ßrmando,
addendo, abstraendo^ secundum quod melius eis visum fuerii.
Gerade auf solchem Wege muss die Petitio entstanden sein, so weit
uns wenigstens die Vergleichung mit dem lombardischen Vorschlage,
welchen man vorwiegend als Grundlage benutzt haben dürfte, das
beurtheilen lässt; ihre Fassung ist beibehalten, so weit das thunlich
schien, die Abweichungen sind vorzugsweise durch Zusätze und Aus-
lassungen hergestellt. Einem Schiedssprüche entspricht denn auch
durchaus die Eingangs formel : Nos sumus in concordia, quod civi'
tates — talem pacem et concordiam habeant cum imperatore Fc"
derico; es handelt sich nicht mehr um Vorschläge, sondern um eine
Einigung, aber nicht der streitenden Parteien selbst, sondern dritter
Personen; es ist genau derselbe Ausdruck, welchen die damaligen
Schiedsrichter anwenden, wenn sie schworen, quod — concordabunt
se^ wie er auch sonst bei Schiedsprüchen jener Zeit ganz gewöhn-
lich angewandt wird, indem dieselben entweder von allen ex com-
muni concordia oder von einem in concordia sociorum suorum
gefällt werden. Dann aber wird doch auch die Überschrift nicht zu
übersehen sein, welche das Schriftstück nach dem Abdrucke bei
Muratori im Conmiunalregister von Modena hatte, welche die spätem
Herausgeber freilich meistens fallen liessen. Es heisst da: De
exemplo laudi inter dominum imperatorem et Lombardos. Der
Ausdruck Laudum bezeichnet in der damaligen italienischen Rechts-
sprache gleichbedeutend mit Sententia jeden richterlichen Spruch»
wird aber vorzugsweise angewandt gleichbedeutend mit Arbitrium
zur Bezeichnung des Spruches von gekornen Richtern. Möchten wir
an und für sich der Überschrift nicht zu grosses Gewicht beilegen,
so ist sie doch gewiss sehr beachtenswerth» wenn aehon gans unab-
Sitzb. d. phil.-hist Ol. LI. Bd., U. Hfl. 21
310 Fi ck er
hängig von ihr alle Umstände dafür sprachen» dass uns hier nicht
mehr Forderungen dieser oder jener Partei, sondern eine schieds-
richterliche Feststellung der Friedensbedingungen vorliege.
Es wird nun noch die Frage aufzuwerfen sein, von wem dieser
Schiedsspruch geföllt wurde. Nach dem 1175, April 16, zu Monte-
hello geschlossenen Compromiss sollten drei Schiedsrichter von jeder
Partei hestellt werden : Et imperator et eius curia et civitates et
eorum partes debent facere securitatem in arbitrio praedictorum
sex electorum stare; et si dissenserint in aliquo, arbitrio consu-
lum omnium Cremone similiter stare; et isti sex debent arbitrari
praedieta usque ad medium Madium ; et si dissenserint in aliquo,
tunc consules omnes Cremone debent predicta arbitrari de eo^ de
quo dissenserint. usque ad quindecim dies; eine entsprechende Be-
stimmung findet sich in der Beurkundung des Waflfenstillstandes für
Alessandria vom folgenden Tage. Wir hemerkten ferner bereits, dass
die Schiedsrichter alsbald bestellt wurden und sich zur Erfüllung
ihrer Aufgabe eidlich verpflichteten.
Ist jenen Bestimmungen gemäss vorgegangen, so kann der
Schiedsspruch so, wie er vorliegt, entweder aus Einigung der sechs
Schiedsrichter hervorgegangen sein, oder aber er erhielt seine end-
giltige Fassung erst durch die Consuln von Cremona. Letzteres ist
von vornherein das wahrscheinlichere. Nach allen Nachrichten ge-
langte man während der Verhandlungen zu keinem Einverständnisse;
es fehlte an demselben so sehr, dass schliesslich das Compromiss
überhaupt nicht eingehalten wurde, dass es in Folge Vertragsbruchs
von der einen oder andern Seite wieder zum Kriege kam. Danach ist
gewiss nicht anzunehmen, dass die von den Parteien aufgestellten
Schiedsrichter zu einer vollständigen Einigung gelangten, es trat
gewiss der im Vertrage vorgesehene Fall ein, welcher die schliess-
liche Entscheidung den Consuln von Cremona zuwies. Und dafür
haben wir noch bestimmtere Haltpunkte.
Einmal ist in dem Laudum auf die Sonderinteressen von Cre-
mona besondere Rücksicht genommen. Diese bilden überall ein vor-
zugsweise bestimmendes Moment in der Geschichte der Streitig-
keiten zwischen K. Friedrich und den Städten. Hauptstütze des
Kaisers, hatte Cremona aus dem Falle von Crema und Mailand den
grossten Gewinn gezogen. Nur dadurch, dass ihm diese Vortheile
vollständig gewahrt blieben» Crema geopfert wurde, Mailand auf
Zur Geschichte des Lorohardenbandes. 311
jede Restitution im Machtgebiete der Cremoneser verzichtete, wnr
die Gründung des zunäehst unter Fuhrung Cremona*s stehenden
Bundes überhaupt ermöglicht worden, wie sich das jetzt insbeson-
dere aus den von Vignati neu veröffentlichten Urkunden ergibt. Auch
jetzt hat Cremona nicht darauf vergessen. Im Vorschlage des Bun-
des findet sich nur eine ganz allgemeine Hindeutung; es heisst, dass
die Städte ihre Befestigungen behalten und neue errichten dürfen,
salvis conventionibus et concordiis Cremone et aliarum civitatum
et personarum et locorum inter ae factis. Im Laudum (§. IX) ist
der Artikel wörtlich wiederholt, aber noch zugefügt: et nominatim
salvis conventionibus et pactis de Crema non restauranda et de
munilionibus et castris inter Oleum et Äduam non faciendis^ si-
cuti continetur sine fraude in privilegiis et cartis Cremonensium
et a civitatibus et ab imperatore sibi factis. Heisst es weiter im
Vorschlage des Bundes, dass der Kaiser den Städten alle früheren
Besitzungen zurückstellen soll, cassatis omnibus privilegiis et cartis
et datis et investituris in aliquam civitatem vel locum seu perso-
nam de his collatis, so finden wir da wieder im Laudum den Zu-
satz: salvis datis et privilegiis et cartis communis Cremone de
Crema factis. (§. XI.) Wenn es auch möglich bleibt, dass Cremona
anderweitig die Aufnahme dieser Bestimmungen zu erwirken wusste,
so erklärt sich dieselbe doch gewiss am leichtesten durch die An-
nahme, Cremona selbst habe den Schiedsspruch geßllt.
Dafür haben wir aber noch ein ausdrückliches Zeugniss. Nach
dem Berichte des Romuald von Salerno (Mon. Germaniae 19, 446)
erboten sich 1177 die Lombarden, dem Kaiser zu leisten, was seinen
drei letzten Vorgängern geleistet wurde: Quod si hoc imperaiori
grave residet et videtur, pacem, que inter nos et cum per Cremo-
nenses tractata fuit et in scriptis redacta, volumus firtniter obser-
vare. Es wird dann weiter die Scriptura de tractatu pacis habiia
et per Cremonenses Lombardis aliis delegata vorgelegt und bei
einem über Auslegung und Inhalt derselben entstehenden Streite von
den Lombarden das Zeugniss Cremonas angerufen. Wir haben also
hier einmal ein, noch immerhin erwünschtes Zeugniss dafür, dass es
überhaupt zum Schiedssprüche gekommen, dann, dass dieser von
Cremona gefällt war.
Glaube ich damit meine Behauptung genügend begründet zu
haben, dass wir in der angeblichen Petitio des Bundes vom Jahre 1183
21 •
312 Fi ck e r
den von Cremona im Jahre 1175 gefällten Schiedsspruch zu sehen
hahen, so liegt die weitere Frage naher ob dieses Ergebniss Yon
grosserem Werthe, ob es geeignet ist, unsere Kenntniss von den
Ereignissen einer Zeit, über welche wir auffallend dürftig durch
Schriftsteller, wie Urkunden, unterrichtet sind, zu ergänzen oder um-
zugestalten. Eine allseitige Würdigung dieses Ergebnisses wird aller-
dings dem vorbehalten bleiben müssen, der sich der, meiner Ansicht
nach sehr lohnenden Aufgabe unterziehen würde, auf so manche erst
neuerdings bekannt gewordene Hilfsmittel gestützt die Geschichte
des Lombardenbundes nochmals im Zusammenhange darzustellen.
Ich beschränke mich darauf, an der Hand unserer Urkunde nur auf
eine Frage einzugehen, auf deren Prüfung wir uns nach Richtig-
stellung der Bedeutung jener ganz unmittelbar hingewiesen sehen;
auf die Frage nämlich, ob die Schuld der Nichteinhaltung des
Schiedsspruches und damit der Vereitlung des Friedens den Kaiser
oder die Lombarden trifft. Dazu wird es freilich nothig sein, auch
auf einige einschlagende Fragen etwas näher einzugehen.
In der überwiegenden Mehrzahl der neuern Darstellungen der
Geschichte dieser Zeit wird die eigentliche Bedeutung der Ab-
machungen von Montebello verkannt oder doch zu wenig bestimmt
betont. Man fasst sie mehr oder weniger bestimmt nur als den Ab-
schluss eines Waflfenstillstandes , um während desselben eine Eini-
gung zu versuchen. Da diese nicht erreicht wurde, trat dann dieser
Auflfassung gemäss einfach der frühere Kriegszustand wieder ein.
Dieser Auffassung gegenüber ist zu betonen, dass es sich zu
Montebello nicht um einen Waffenstillstand, sondern um einen Frie-
den handelt. Zum Verständniss der uns vorliegenden Beurkundungen,
wie der Nachrichten der Schriftsteller, wird es nothig sein, uns zu
vergegenwärtigen, dass, wenn es sich auch thatsächlich um zwei
kriegführende Parteien handelte, von denen jede die Forderungen
geltend machen konnte, zu denen sie sich durch ihre augenblickliche
Machtstellung berechtigt hielt, doch formell ein Abkommen des
Kaisers mit aufständischen Unterthanen anders zu behandeln war,
als ein Friedensschluss mit einer unabhängigen Macht. Die lombar-
dischen Städte waren seit dem Jahre 1168 im Reichsbanne, aus dem
Frieden des Reichs ausgeschlossen, zu Reichsfeinden erklärt. Die Be-
endigung des Kriegszustandes konnte formell nur dadurch erfolgen,
dass der Kaiser sie yom Banne Idste und ihnen seinen Frieden
Zar Geschichte des Lombardeobaode«. 313
wiedergewährte; nicht etwa durch gegenseitige Friedensgewährung,
wie sie allerdings zu Venedig bei der Aussöhnung zwischen Kaiser
und Pabst Platz greifen konnte. Es ist ja auch zu Constanz die for-
melle Behandlung keine andere gewesen; der Kaiser nimmt die Lom-
barden wieder in seine Gnade auf und gewährt ihnen seinen Frieden,
den die Lombarden entgegennehmen. Vorbedingung für die Losung
Yom Banne und Wiederaufnahme in den Frieden war aber die Rück-
kehr zum Gehorsam gegen Kaiser und Reich durch die Erklärung,
sich den Geboten des Kaisers unterwerfen zu wollen. Formell musste
diese Unterwerfung wohl immer eine unbedingte sein , während es
dann beim Kaiser stand, ob er Gnade und Frieden wiedergewähren
wollte. Thatsächlich war sie eine bedingungslose nur dann, wenn
dem Gebannten keine V^ahl mehr blieb, als die Unterwerfung; in
andern Fällen sicherte man sich durch einen vorhergehenden Ver-
trag, dass nach der formell bedingungslosen Unterwerfung der
Kaiser seinen Frieden auf mehr oder weniger günstige Bedingungen
wiedergewähren werde. Vgl. meine Forschungen zur Reichs- und
Rechtsgeschichte Italiens §. lt)8. 109.
Halten wir das im Auge, so löst sich der, insbesondere auch
Yon Reuter, Gesch. Alexander *s III, 3, 725 erörterte Widerspruch,
dass die Schriftsteller vielfach von einer bedingungslosen Unterwer-
fung der Lombarden zu Montebello reden, während uns doch die
Vertragsurkunde vorliegt. Die Thatsache einer, wenn wir nur auf
die Form sehen, bedingungslosen Unterwerfung wird gar nicht zu
bezweifeln sein. Nach den übereinstimmenden Nachrichten mehrerer
Quellen wäre diese in den härtesten Formen erfolgt; nach Nieder-
legung der Waffen und Senkung der Banner hätten die Lombarden
mit entblössten Schwertern am Nacken die Gnade des Kaisers nach-
gesucht. Und es ist doch auffallend, dass das nicht blos die unab-
hängig von einander, aber allerdings in Deutschland geschriebenen
Jahrbücher von Cöln und Magdeburg, dann der weniger gewichtige
Otto von St. Blasien melden, sondern dass auch Gotfrid von Viterbo,
was bisher übersehen wurde, in genauester Übereinstimmung sagt:
Nudatos gladios nuda cervice ferebant, — Omnia veanlla Lombar^
dica prona iacebantf — üt stantes aquile subdita signa premant
(Carmen de gestis Friderici v. 961); Gotfrid aber war damals aller
Wahrscheinlichkeit nach selbst anwesend , da wir wissen , dass er
während der Zerstörung von Susa beim Heere war. Diesen schliesst
314 Fi ck e r
sich weiter der bisher wenig beachtete Bericht eines etwas jungem
Schriftstellers, des Tolosanus in der Chronik von Faenza (Mittarelli
Accessiones Faventinae 61), aufs engste an: Viris ergo religiosis
inter ipsum et Lombardos de concordia tractaniibu» et paeis
tenore cum reverentiis et servitiis redactis in scriptis, civitatum
rectores ad eum ex eins mandato venerunt, ei reverentiam omnem
ut clementisaimo fideles domino devotissime facientea, qui genibuB
flexts et collis illaqueatia ante suos humiles procubuere pedes, con-
verstis gladiis capulos tribuere tenendos et sibi pars ensis tuta
relicta fuit) tunc ex imperiali dignitate, quae de fönte naaciiur
pietatiSf omnem offensam omnemque rancorem dominus imperatar
cunctis remisit Lombardis. Wollten wir auch betonen, dass da
überall Parteilichkeit gegen die Lombarden anzunehmen ist, so
könnte das doch schwerlich erklären, dass eine Reihe ausser allem
Zusammenhange stehender Quellen wesentlich übereinstimmend über
die Thatsachen berichtet. Übrigens fehlt es uns wenigstens für die
Thatsache der Unterwerfung selbst auch nicht an anderen, in jener
Richtung unverdächtigen Zeugnissen. So sagt Sikard von Cremona:
eos reddüis gladiis subiugavit et in deditionem imperio dignam
recepit (Muratori Scriptores 7, 601); und nach dem besoiiders be-
achtenswerthen Zeugnisse des Romuald von Salerno ging der Ver-
trag dahin, ut Lombardis dimissis armis, imperatoris tamquam
domini sui gratiam humiliter postularent. Die Thatsache der Unter-
werfung, wenn auch in möglichst abschwächender Darstellung, blickt
selbst in der überaus parteiischen Vita Alexandri noch durch: Po9i
haec Lombardi ad Fredericum reverenter accesserunt et honorO"
verunt eum, a quo ipsi benigne recepti et h onorat i sunt.
Dass die Lombarden sich dazu verstanden, scheint doch darauf
zu deuten, dass bei ihnen das Bedürfniss nach Frieden das grössere
war. Und allerdings war die ganze Lage der Dinge, so weit wir die-
selbe übersehen können, trotz der Misserfolge des Kaisers vor Ales-
sandria, dem Bunde damals wenig günstig. Das Erscheinen des
Kaisers mit einem Heere in Italien hatte genügt, um die Städte und
Grossen, welche dem Bunde nur nothgedrungen beigetreten waren,
zum Abfalle zu bringen. Seit das mächtige Asti sich ohne Wider-
stand unterworfen hatte, war ganz Piemont in der Gewalt des Kai-
sers; bot damals doch sogar, nach dem Berichte Gottfrids von
Viterbo, auch Alessandria seine Unterwerfung an, deren Nichtannahme
Zur Geschichte des Lombardeiiboudes. 3 1 d
aber der Markgraf von Moutferrat, womit eine Nachricht der Cölner
Jahrbücher ühereinstimmt, durchzusetzen wusste. War dann aller-
dings auf dieser Seite ein Stillstand eingetreten, so ist nicht zu ver-
gessen, dass inzwischen durch die Erfolge Christians von Mainz die
Dinge in der Romagna eine für den Bund überaus bedenkliche.Wen-
dung genommen hatten. (Vgl. Varrentrapp Erzbischöf Christian von
Mainz 62.) Bedenken wir überdies, dass Cremona, damals wohl das
mächtigste Glied des Bundes, schon schwankte, so wird es nicht
zu übertrieben sein, zu behaupten, dass auf dem Heere, welches dem
Kaiser gegenüberstand, die letzte Hoffnung des Bundes beruhte, dass
nach einer Niederlage desselben kaum etwas erübrigte, als bedin-
gungslose Unterwerfung. Für den Kaiser stand im Falle einer Nieder-
lage Entsprechendes nicht auf dem Spiele; hat doch im folgenden
Jahre die Niederlage bei Legnano in ihren Rückwirkungen, wenn
wir von Como absehen, den Kaiser aus keiner der Stellungen,
welche er bis dahin gewonnen hatte, zu verdrängen vermocht.
Und zudem war ja die bedingungslose Unterwerfung nur eine
Form, auf welche freilich ein Kaiser von Friedrich*s Sinnesart hohen
Werth legen mochte. Dass sie thatsäcblich keine bedingungslose
war, ersehen wir aus der Urkunde, welche Muratori in den Antiquv-
tates 4, 275 zuerst bekannt machte, gleichfalls aus dem Stadt-
register von Modena. V^ergl eichen wir ihren Inhalt mit dem, was wir
bisher bezüglich der Form des Friedensschlusses auf Grundlage des
damaligen Rechtsbrauches im allgemeinen und der Angaben der
Schriftsteller über den Einzelfall behaupteten, so ergibt sich nicht
allein kein Widerspruch, sondern manche Stellen werden dadurch
erst verständlich. Es ist eine notarielle Aufzeichnung über das, was
am 16. April, dann am folgenden Tage bei Montebello geschah; sie
ist gefertigt auf Befehl der Rectoren und Consuln des Bundes, war
also zunächst für den Gebrauch dieser bestimmt; es ist daher er-
klärlich, wenn sie insbesondere nur die die Gegenpartei treffenden
oder aber gemeinsamen Verpflichtungen betont, Zugeständnisse aber,
welche nur die Lombarden trafen, so insbesondere die Unterwerfung,
nicht erwähnt. Die Abmachungen vom 16. April gehen sichtlich der
Unterwerfung voran, womit auch die bezüglichen Angaben der Vita
Alexandri und des Tolosanus übereinstimmen; es handelt sich um
den Abschluss eines Vertrages, durch den die Lombarden Sicher-
heit erhalten, nach ihrer formell bedingungslosen Unterwerfung das
316 F i ck er
ZU erlangen , was sie thatsächlieh zur Bedingung derselben
machen.
Es war ihnen einmal zuzusichern, dass ihnen nach der Unter-
werfung wirklich vom Kaiser der Frieden wiedergewährt wurde.
Daher heisst es nach Anfuhrung der Bestimmungen über das Schieds-
gericht : et Imperator statim debet facere pacem omnibus civUaii-
bus et earum societati osculo pacis interveniente ; es sollte nicht
im Belieben des Kaisers liegen, die Wiedergewährung des Friedens
etwa bis nach erfolgtem Schiedssprüche zu verschieben. Es heisst
dann aber noch zu weiterer Sicherung: Et comes Savoie et ceteri
principea imperatoria concardes fuerunt cum domino Ecilino et
cum conaulibua civitatum et aliis sapientibus civitatum, ibidem
existentibus, quod quidquid iuretur aut fiat a parte Lombardorum
et etus societatis non debeiit esse alicuius momenti, nee debent
obesse alicui, nisi concardia et pax facta fuerit ab imperatore et
eins parte omnibus civitaiibus et locis et personis societatis. Man
sieht hier deutlich: Durch diesen Vorvertrag selbst ist den Lombar-
den der Friede noch nicht gewährt; um ihn zu erlangen, haben sie
noch etwas zu thun, insbesondere zu beschwören, wobei zweifellos der
Schwur gemeint ist, sich den Geboten des Kaisers unterwerfen zu
wollen, wie er sonst bei solchen Gelegenheiten zu leisten war und
auch damals nach der Angabe Gotfrids von Viterbo : Regia mandata
iurat gens pacificata, oder der Cölner Jahrbücher: /?i/<fm sac^^amento
firmanteSf geleistet wurde. Aber sie erhielten zugesichert, dass
dieser Schwur und das, wozu sie sich sonst verstehen würden, wir-
kungslos sein solle ^ wenn ihnen der Friede danach nicht wirklich
gewährt würde.
Dann war bei diesen Abmachungen ein zweites zu beachten.
Hatte der Kaiser auch den Bann gelöst, den Frieden wiedergewährt,
so stand es bei einer auch thatsächlieh bedingungslosen Unter-
werfung unter seine Gebote lediglich bei ihm, wie er liber dfe
Angelegenheiten, welche zur Friedloslegung die Veranlassung ge-
geben hatten, entscheiden wollte, also hier insbesondere über die
stadtische Selbstverwaltung und die Regalien. In dieser Richtung
erfolgte die Sicherung des Bundes dadurch, dass der Kaiser im
Vorvertrage auf dieses Entscheidungsrecht verzichtete und dasselbe
einem Schiedsgerichte zugewiesen wurde, in welchem der Bund
gleich vertreten war; oder eventuell der Stadt Cremona, welche.
Zur Geschichte des Lombardenbaades. 3 1 T
wenn auch dem Kaiser geneigt, selbst dem Bunde angehörte, von
der jedenfalls ein für die Städte entschieden unbilliger Spruch nicht
zu erwarten stand.
Dieser Vorvertrag wurde geschlossen zwischen den beiden
Lagern, nicht mit dem Kaiser selbst, sondern mit sechs Grossen»
welche der Kaiser dazu bestimmt hatte. Die AusfQhning geschah
dann nach dem zweiten Theile der Urkunde am folgenden Tage,
einem Donnerstage, womit die Angabe der Annalen von Piacenza
(Mon. Germaniae 18, 414) stimmt: Alio quidem die mota est con-
cordia inter eoa; altera die Jovis est effecta. Der Ort der Hand-
lung ist jetzt nicht mehr zwischen den Lagern, sondern in campo
exercitua imperatoriSf wo zunächst von Pavia und dem Markgrafen
Yon Montferrat denen von Alessandria Waffenstillstand bis Mitte Juni
eidlich gelobt wird. Was der Notar weiter verzeichnet, geschieht
dann in curia imperatoria in Gegenwart aller Fürsten und Grossen;
es heisst: idem d, imperator fecit pacem in osculo interveniente
d. Exilino et Anaelmo de Dovaria vice et nomine omnium civita--
tum et locorum et personarum aocietatis — ; et ita, ut supraacrip^
tum eatj treugam Älexandrie constituit. Es folgt dann noch die
Bestimmung, dass das negocium Älexandrie et detota eadiscordia,
que inter Lombardoa et ipsum imperatorem est* et de emendatione,
dem Schiedsgerichte, wie es im Vorvertrage bestimmt war, über-
lassen sein soll. Am Schluss der Urkunde ist nachträglich bemerkt,
dass genannte Grosse sich für Einhaltung des Alessandria zuge-
sicherten Waffenstillstandes durch den Kaiser verbürgten.
W^ir sehen , dass der diese Vorgänge im Auftrage des Bundes
verzeichnende Notar nur das erwähnt, was an diesem Tage von
Seiten der Gegenpartei geschah. Um so mehr sind wir berechtigt,
anzunehmen, dass die Unterwerfung der Lombarden, welche nach
den Berichten der Schriftsteller feststeht , im Vorvertrage in Aussicht
genommen ist, der Friedensgewährung voranging. Wir sehen weiter,
dass diese sich noch nicht auf Alessandria erstreckte, sondern diesem
nur Waffenstillstand gewährt wurde bis zu der Zeit, wo der Schieds-
spruch gelallt sein sollte. Da dieser auch, wie besonders bemerkt
ist, über Aiessandria zu entscheiden hatte, eine Fortsetzung des
Widerstandes durch Alessandria allein nach Unterwerfung des Bun-
des auch bei ungünstiger Entscheidung nicht wohl denkbar war, so
handelt es sich da wohl um einen Vorbehalt des Kaisers wesentlich
318 Ficker
formeller Natur; Alessandria war für ihn rechtlich als Stadt g'ar nicht
vorhanden, wie es ja auch bei der Unterwerfung 1183 sich formell
vom Kaiser neu gründen lassen musste; es war noch ungewiss , ob es
später ein Alessandria geben würde ; und schon daraus wird es sich
erklären, dass ihm jetzt nicht in derselben Form, wie den andern
Bundesgliedern , Friede gewährt wurde.
Das Auseinanderhalten von Pax und Treuga, wie es bei dieser
Veranlassung in der Urkunde selbst hervortritt, zeigt besonders
deutlich, dass es sich beim Vertrage zu Montebello nicht , wie ge-
wöhnlich angenommen wird, um einen WaiTenstillstand handelt,
wie er zu Venedig geschlossen wurde; sondern, wie zu Constanz,
um eine endgültige Herstellung des Friedenszustandes. Allerdings
mit dem Unterschiede, dass zu Constanz eine Entscheidung über die
einzelnen Streitpunkte schon erfolgt war, hier erst erfolgen sollte.
Aber der Friede selbst sollte desshalb nicht weniger endgültig sein;
der späteren Entscheidung der Schiedsrichter hatten beide Parteien
sich vorbehaltlos unterworfen; wie dieselbe auch ausfallen mochte,
beide Parteien hatten sich daran zu halten. Die Frage, wesshalb es
dennoch später wieder zum Kriegszustande kam, ist demnach
auch nicht, wie gewöhnlich geschieht, mit der Bemerkung zu er-
ledigen, dass es eben bei den nun folgenden Verhandlungen zu
keiner Einigung kam. Es ist vielmehr, da zu Montebello durch den
Gehorsamsschwur der Lombarden und die Friedensgewährung des
Kaisers der Frieden selbst endgültig wieder hergestellt war, da
weiter, wie wir sahen, der dort in Aussicht gestellte Schiedsspruch
wirklich erfolgt ist, die Frage einfach dahin zu stellen, welche der
beiden Parteien durch Nichtunterwerfung unter den Schiedsspruch
den Vertrag gebrochen hat.
Nach neueren italienischen Geschichtschreibern würde das
keinem Zweifel unterliegen. Dass Tosti in seiner Geschichte des
Lombardenbundes im Anschlüsse an eine schon von Muratori in den
Annalen angedeutete Ansicht weiss, dass der Kaiser den Frieden
niemals wollte, nur Zeit zur Heranziehung eines neuen Heeres zu
gewinnen suchte, kann nicht befremden; seiner Begeisterung und der
offen ausgesprochenen Tendenz seiner Arbeit wird man das zu gute
halten dürfen. Aber auch Vignati wiederholt die sonderbare, vielleicht
aus einem Missverständnisse dessen, was Romuald über die Ver-
handlungen zu Venedig meldet, zu erklärende Behauptung Giulini's,
Zur Geschichte des Lombardenbundes. 3 1 0
dass der Kaiser sich dem von Cremona gefällten Schiedssprüche
nicht unterworfen, ihn sogar unterschlagen und so deutlich gezeigt
habe, dass er nur Zeit hatte gewinnen wollen. Da wird nun
doch zunächst zu beachten sein, dass selbst von den italienischen
Quellen jener Zeit, so weit ich sehe, keine dem Kaiser Vertrags-
bruch Yorwirft. Denn selbst die Bemerkung der Mailänder Annalen
(Mon. Germaniae 18, 377): Et ibi quaedam pax ficte facta fuit,
wird man kaum sicher dahin deuten dürfen. Es ist vielmehr aufTallend,
dass gerade die den Lombarden geneigten Quellen, welche am aus-
führlichsten berichten, insbesondere auch das Compromiss erwähnen,
denen es daher auch nahe gelegen hätte , zu sagen , wesshalb das-
selbe unausgeführt blieb, darüber weggeben; die Vita Alexandri, wie
Romuald, begnügen sich mit der Bemerkung, dass man unverrichteter
Dinge auseinanderging. Einer der umsichtigsten italienischen Histo-
riker, Savioli, enthält sich denn auch eines bestimmten Urtheils,
schreibt wohl am wenigsten dem Kaiser die Schuld zu , sich der
Meinung zuneigend, die päpstlichen Legaten hätten die Lombarden
vom Frieden zurückgehalten. Dagegen sprechen die kaiserlich ge-
sinnten Quellen nicht von blosser Fruchtlosigkeit der Verhandlungen,
sondern beschuldigen die Lombarden bestimmt des Treubruches,
weil sie den Kaiser, nachdem dieser sein deutsches Heer entlassen,
nicht mehr gefürchtet hätten. So in den Magdeburger Annalen:
Longabardi itaque intelligentes imperatorem TetUonico exercitu
desolatunif iuramentum ruperunt et aubiectionem sponaioniSf et
ad curiam imperatoris statuta die venire contempserunt ; der
Kaiser muss seinen Unwillen zunächst bemeistern, weil er so schnell
kein Heer wieder sammeln kann. Die verwandten Pegauer Annalen
gebrauchen den Ausdruck rupto federe. Die Colner Jahrbücher
melden, dass die Lombarden, nachdem der Kaiser einen Theil des
Heeres entlassen, dem Kaiser anzeigten, se omnino sacramentum
fidei violaturoB , niai Alexandrinos in conditione illius pacis con-
sortes haberet; sed imperatore id recusante, iterum moresnoLon^
gobardi fedus perinrio solvunt. Dieser Nachricht schliesst sich die
einer ortlich ganz entlegenen Quelle näher an; Tolosanus, nachdem
er in angegebener Weise die Unterwerfung berichtet, fahrt fort:
Singuli ergo populi ad propria retersi sunt; sed postquam in-
tellexerunt , civitatem Älexandriam debere destrui et eis alias
onerosas conditiones observari, quidquid rectores fecerunt, penitus
320 Ficker
violaruntf instrumenta pacta tenorem continentia incidenies in
frusta; quo princeps au dito , an iure irasci potuit, fidelis vales
scire interpres. Dann ist es, abgesehen von dem weniger gewichtigen
Otto von St. Blasien, insbesondere Gotfrid von Viterbo, welcher in
den bestimmtesten Ausdrucken den Lombarden Eidbrüchigkeit vorwirft.
Es handelt sich hier um Quellen, welche gut unterrichtet sein
konnten. Gotfrid war wahrscheinlich selbst in Italien; aber auch zu
Coln und Magdeburg konnte man genaue Nachrichten haben wegen
der Theilnahme der dortigen Erzbischofe am italienischen Kriege.
Aber allerdings ist bei diesen Quellen Parteilichkeit fdr den Kaiser
vorauszusetzen; und ich wurde Bedenken tragen, durch ihre Angaben
die aufgeworfene Frage für genügend gelost zu betrachten, wenn für
die Richtigkeit derselben nicht noch andere Gründe sprechen würden.
Zunächst ist zu beachten , dass die Thatsache , der Kaiser habe
nach Herstellung des Friedens sein deutsches Heer ganz oder
grossentheils entlassen, nicht blos in jenen Quellen gemeldet wird.
Ohne jene Verhältnisse selbst zu berühren, erzählen die Annalen von
Disibodenberg (Mon. Germaniae 17, 30), wie 1175 die kaiserlichen
Truppen nach Deutschland zurückkehrten. Auch die Vita Alexandri
erwähnt die Entlassung des Heeres nach Abschluss des Vertrags. Es
findet das weiter seine Bestätigung durch Beachtung der in den
wenigen Kaiserurkunden dieser Zeit aufgeführten Zeugen. Zu Monte^
hello selbst und kurz darauf Apr. 23 zu Pavia (Gallia christiana 4,
21) finden wir noch zahlreiche deutsche Grosse beim Kaiser; von
den früher auf dem Zuge genannten Fürsten fehlt insbesondere nur
Herzog Ulrich von Böhmen, entsprechend der Nachricht Gotfrids,
wonach die Böhmen schon während der Belagerung Alessandria*s
heimkehrten. Auch Mai 21 (Bovelli Storia di Como 2, 358) sind die
geistlichen Fürsten bis auf den Bischof von Halberstadt noch zu Pavia;
der Kaiser wird sie der Verhandlungen wegen noch zurückgehalten
haben; von weltlichen Grossen aber werden lediglich noch Plalzgraf
Konrad und die Grafen von Pfullendorf und Dietz genannt ; das Heer
wird schon damals grossentheils entlassen gewesen sein. Im November
(Tola Codex dipl. Sardiniae 1, 248) erscheinen dann ausschliesslich
Italiener in der Umgebung des Kaisers. Man kann nun recht wohl
zugeben, dass der Wunsch, sein stark mitgenommenes Heer in die
Heimat entlassen zi! können, den Kaiser dem Frieden geneigt machte.
Aber schwerlich wird doch anzunehmen sein , dass er das Heer ent-
Zwr Geachichte des Lombardenbandes. 321
lassen hätte, wenn er nicht von der Dauer des Friedens überzeugt,
also insbesondere seinerseits durchaus gewillt gewesen wäre , die ein-
gegangenen Verpflichtungen zu erfüllen. Anderseits ist gewiss zuzu-
geben, dass die Entlassung des Heeres für die Lombarden wenigstens
ein gewichtiger Grund sein konnte, an ihren Versprechungen nicht
festzuhalten.
Vor allem wird aber die Frage aufzuwerfen sein, bieten die
Bestimmungen des uns jetzt bekannten Schiedsspruches an und für
sich oder in Verbindung mit anderen Nachrichten Haltpunkte, welche
Nichteinhaltung der Bestimmungen desselben durch die eine oder
andere Partei erweisen oder wahrscheinlich machen? So weit wir
den Inhalt desselben früher mit den uns bekannten Forderungen des
Bundes verglichen, spricht allerdings die Wahrscheinlichkeit da-
gegen, dass die zu Gunsten das Kaisers vorgenommenen Änderungen
von den Lombarden für so wichtig gehalten wären, dass sie es dess-
halb bis zum Vertragsbruche hätte kommen lassen. Eher durfte nach
früher Bemerktem wohl anzunehmen sein, dass der Schiedsspruch
hinter den, uns freilich nicht genauer bekannten Forderungen des
Kaisers erheblich zurückblieb. Wenn aber der Kaiser einmal ein-
gewilligt hatte, die letzte Entscheidung einer Stadtgemeinde, wenn
diese ihm auch geneigt war, zu überlassen, so musste er auch dar-
auf gefasst sein, dass in allem, was die Begalien und die städtische
Selbstständigkeit betraf, die Entscheidung Cremona*s kaum zu Un-
gunsten der anderen Städte wesentlich hinter dem zurückbleiben
werde, was er selbst früher schon an Cremona und andere Städte
seiner Partei bewilligt hatte; eben darum handelte es sich doch wesent-
lich, die Gesammtheit der Bundesstädte den bisher einseitig begünstig-
ten Städten gleichzustellen. Ist demnach bei den früher besprochenen
Bestimmungen des Schiedsspruches kaum abzusehen, wie sie die
Veranlassung zum Vertragsbruche gegeben haben sollten , so blieben
nun freilich zwei unerörtert, welche eben hier besonders wichtig
sind, weil es sich dabei um die Gegenstande handelt, welche ander-
weitig ausdrücklich als diejenigen bezeichnet werden, an welchen der
Friede scheiterte.
Das ist einmal die Stellung zur Kirche. Nach dem Berichte
I\omuald*s von Salerno hielten die Lombarden 1177 zu Ferrara dem
Pabste vor: Ipse namque {imperaiorj sepe nobi$ pacem nne ecde^
sia obtulit, nee recepimus; eoncordiam nobiscum sine vobis fasere
322 F . r k e r
voluiip nee admi$imu$; nuigi» enim rdumus guerram UUm»
eeele$ie uniiaie imearrere^ quam paeem eius cum eeclene dimsmme
gervare. Bestimmter noeh lässt Romoald daiDn zo Venedig die Lom-
barden sich bereit erklären« die dureh Cremona rermittelte Abkmifl
mit dem Kaiser einzuhalten, und hinzufügen : Que eo tempore eamh-
pleta fuissei, nui quia Imperator volebat hob ab eeclene umiiaie
recedere et Alexandri pape pontificium denegare.
Das findet non zonaehst in so weit eine Bestätigung, als io
diesem Punkte die Forderungen des Bundes und der Inhalt des
Sehiedsspruehes bedeutend von einander abweichen. Die erste jener
Forderungen ist die, ui d. imperator habeat paeem et eomcoräiam
cum saerosaneta Romana ecclesia^ omnium fidelium maire^ et euu"
dem eccle$iae $ummo potUifice d. Alexandra ; an anderer Stelle
Terlangen sie weiter neben Aufrechthaltung ihres Bundes, dass ihnen
gestattet sein solle, semper in unitate ecclesie permanere, ui, si
quando imperator vel eius euccessor aut alius contra hone con-
eardiam venire tentaverit^ possint ecclenam manutere et se vicio^
eim adiuvare et defendere. Will man nun nicht in allem, was der
Kaiser thut, Heuehelei sehen, so lässt doch selbst die Darstellang
der paKeiisehen Vita Alexandri erkennen, dass er eifrig bemuht war,
jene Forderung der Lombarden erfüllen zu können. Er wandte sich
mit Friedensanträgen an die Curie ; mit drei Cardinallegaten wurde
zu Pavia verhandelt. An welchen Forderungen von dieser oder jener
Seite die Verhandlungen scheiterten, wissen wir nicht genauer; jene
einzige parteiische Quelle meldet nur, dass der Kaiser von der Kirche
in geistliehen Dingen mehr verlangt habe, als je einem Laien ge-
währt worden sei. För unsern Zweck genügt die Thatsache, dass es
nicht zum Frieden mit der Kirche kam ; der Kaiser hatte nirgends
die Verpflichtung übernommen, auf jede Bedingung hin Frieden mit
der Kirche zu schliessen.
Allerdings stand nun fest, dass jene Forderung der Lombarden,
wenigstens in vollem Umfange, nicht zu erfüllen war. Und nach den
Berichten der Vita und Bomualds über die Verhandlungen zu Pavia»
wie nach den oben angeführten spatern Äusserungen, ist anzuneh-
men, dass die Lombarden daraufhin erklärten, dass demnach aueh
vom Frieden zwischen dem Kaiser und ihnen nicht mehr die Rede
sein könne. Waren sie dazu irgendwie berechtigt? Nach der Darstel-
lung der Vita Alexandri könnte das freilich so scheinen; danaeh
Zmr Geschichte des Lombardenbundcs. oci
wären der Kaiser nur salvo imperii iure, die Lombarden nur salva
ecclesiae Romanae ac nosira übertäte das Compromiss eingegan-
gen, also unter Vorbehalten so allgemeiner Natur, dass es später
einfach im Belieben jeder Partei gestanden hätte, sich dem Schieds-
spruch zu unterwerfen oder nicht; es wurde sich daraus insbesondere
das Aufgeben des Friedeps durch die Lombarden nach Scheitern der
Verhandlungen mit der Kirche rechtfertigen lassen. Aber auch wohl
nur zu diesem Zwecke weiss die Vita von solchen Vorbehalten,
welche den Urkunden völlig fremd sind; nach diesen ist der Frieden
zwischen dem Kaiser und den Lombarden nicht erst später herzu-
stellen, sondern er wurde hergestellt und beschworen, nachdem
beide Parteien sich vorbehaltlos der Entscheidung des Schieds-
gerichts unterworfen hatten; da die Beurkundungen, wie wir sahen,
zunächst vom Gesichtspunkte dessen, was den Lombarden gewährt
wurde, aufgenommen sind^ so hätte es hier um so sicherer ausge-
sprochen sein müssen, wenn die Lombarden ihre Unterwerfung an
irgendwelchen Vorbehalt geknüpft hätten. Das Richtige möchte sein,
dass die Lombarden zu Montebello wohl an sich, aber wenig an die
Interessen der Kirche gedacht haben werden, dass es dann aber den
Cardinallegaten , welche sich vor ihrer Zusammenkunft mit dem
Kaiser mit den Lombarden zu Lodi verständigten, gelang, dieselben
zu bestimmen, in ihren, wohl erst später bestimmt formulirten For-
derungen den Frieden mit der Kirche in den Vordergrund zu stellen,
dann die Erhaltung des Friedenszustandes überhaupt davon abhängig
zu machen.
Es war nun freilich der Schiedsspruch noch abzuwarten, der
jedenfalls, wenn uns auch genauere Zeitbestimmungen fehlen, erst
nach dem Abbruch der Verhandlungen zu Pavia gefällt ist. Aber
dieser konnte bei einiger Billigkeit unmöglich die Forderung der
Lombarden bewilligen, indem er dem Kaiser auferlegte, den Frieden
mit der Kirche zu schliessen, nachdem sich eben bezügliche Ver-
handlungen fruchtlos erwiesen hatten; ebensowenig konnte er natür-
lich den Lombarden zugestehen, die Kirche im Kampfe gegen den
Kaiser ferner zu unterstützen. Was aber nach der Sachlage in dieser
Richtung irgend noch gewährt werden konnte, hat der Schiedsspruch
ausreichend gewährt; es heisst (§. XV): Semper in unitate ecclesie
permanere liceat, nee cogat d. imperator predictas civitates vel
loca vel personas societatis, clericos vel laicos, aliqua ratione de
324 Fieker
hiSf que spectant ad obedientiam vel observationem ecclesie vel apo-
stolici, nee ea oceasione debeat eis offendere in rebus vel in personis.
Nach dem, was vorhergegangen war, sind es gewiss die Lom-
barden gewesen, welchen diese Bestimmung nicht genügte. Aller-
dings geht ihre Behauptung zu Venedig dem Wortlaute nach weiter;
sie behaupten, der Kaiser habe von ihnen Abfall von der Kirchen-
einheit verlangt, desshalb sei es nicht zum Frieden gekommen; es
würde also der Kaiser sich dem Schiedssprüche nicht unterworfen
haben. Aber der ganze hier vorliegende Unterschied hatte zwei
Jahre später seine Bedeutung verloren; die Lombarden mögen wirk-
lich zu Venedig so gesprochen, oder es mag Romuald geglaubt
haben, ihre Behauptungen richtig wieder gegeben zu haben, auch
wenn es sich nur um dasselbe handelte, wie bei den Äusserungen zu
Ferrara, wo doch aufs bestimmteste das Nichteingehenwollen auf
einen Frieden ohne die Kirche, nicht das blosse eigene Festhalteu-
wollen an der Kirche, als Hinderung der Aussöhnung mit dem Kaiser
bezeichnet ist. Es ist möglich, dass der Kaiser zu Pavia anfangs
solche Forderungen gestellt hat; aber der ganzen Sachla^^e, wie den
sonstigen Nachrichten nach ist nicht anzunehmen, dass der Kaiser,
nachdem gerade in diesem Punkte der Schiedsspruch so weit hinter
die Forderungen der Lombarden zurückgegangen war, nicht bereit
gewesen sein sollte, ihnen das zu gestatten, was der Schiedsspruch
gewährte.
Wenn übrigens die Lombarden zu Venedig behaupteten, jener
Punkt sei der einzige gewesen, wesshalb es nicht zum Frieden ge-
kommen sei, so wird nicht zu vergessen sein, dass diese Behaup-
tung in einer Zeit, wo ihnen vor allem daran lag, dass die Kirche
nicht einseitig Frieden mit dem Kaiser schliesse, eine für ihre
Zwecke sehr geeignete war. Haben wir auch keinen Grund, zu be-
zweifeln, dass die kirchlichen Verhältnisse wirklich sehr ausschlag-
gebend waren, so schliesst das nicht aus, dass noch andere Punkte
eben so sehr, wenn nicht mehr ins Gewicht fielen. In mehreren von
einander durchaus unabhängigen Quellen wird nun angegeben, dass
es wegen Alessandria nicht zum Frieden kam. Robertus de Honte
{Mon. Germaniae 8, S24) sagt: Tractatum fuit de reformanda
pace inter domnum papam et ipsum; sed Imperator noluit ad-
quiescere paci staute Alexandria t quam Longobardi nolueruni
mbvertere, et ita pax remansit; die Stelle muss ganz kurz nachher
Zur Geschichte das Lomhardenboiides. 325
geschrieben sein, da er hinzufugt : Ipse vero adhuc maratnr Papie,
non Valens procedere nee reverti. Nach den Culncr Jahrbuchern
erklärten die Lombarden dem Kaiser: se omnino sacramenttim fidei
violaturos, nisi Alexandrinoa in conditione illius pacis consorfes
haberet, was der Kaiser verweigert; die Formulimng der Forderung
entspricht hier genau dem früher aus der Urkunde nachgewiesenen
rmstande, dass Alessandria zu Montebello nieht den Frieden, sondern
nur Waffenstillstand erlangte. Auch in der angeführten Stelle des
Tolosanus wird vorzugsweise auf Alessandria als Hindemiss des
Friedens hingewiesen. Und es ist sehr erklärlich, wenn darauf das
grosste Gewicht gelegt wurde. Es handelte sieh für die Lombarden
nicht blos um den Ehrenpunkt, ihre Schöpfung, das Wahrzeichen
der errungenen Freiheit, nicht aufzugeben, sondern um eine militä-
rische Stellung von der grossten Wichtigkeit, deren grosse Bedeu-
tung sich eben erst gezeigt hatte. Je unbedingter der Kaiser in Pic-
mont gebot, je weniger zu erwarten war, dass Pavia je seiner her-
kömmlichen Politik untreu werden wurde, um so wichtiger war die
Behauptung der die Verbindung zwischen beiden behauptenden
Feste, nach deren Verlust auch Tortona für den Bund nicht mehr
hnithar war. Und man musste da nicht einmal gerade die Eventua-
litut eines nochmaligen Krieges mit dem Kaiser ins Auge fassen;
innere Fehden zwischen den lombardiscben Stadteparteien waren
auch tur die Zukunft vorauszusehen, und da konnte es fQr die beider-
seitige Machtstellung geradezu entscheidend sein, ob Pavia durch
den Fortbestand des ihm voraussichtlich immer feindlich gesinnten
Alessandrin in seinem Rucken gelähmt war oder nicht. Ganz dieselben
Grunde mussten natürlich dem Kaiser und dessen Bundesgenossen
die Zerstörung der Stadt eben so wichtig erscheinen lassen, als der
Gegenpartei ihre Erhaltung.
Die schon an und für sich gut bezeugte Angabe, dass der Frieden
wegen der Nichteinigung über Alessandria scheiterte, muss daher
auch der ganzen Sachlage nach durchaus glaubwürdig erscheinen.
Da nun aber bezüglich dieser Angelegenheit der Frieden gleichfalls
ohne Vorbehalt geschlossen war, nach der Friedensurkunde sogar
das Negocium Älexandrie ausdrücklich der Entscheidung des
Schiedsgerichtes unterstellt wurde, so konnte es auch hier zur Ver-
eitelung des Friedens nur durch Vertragsbruch dereinen oder andern
Partei kommen. Da lässt nun der Inhalt des Schiedsspruches gar
SiUb. H. phil.-hist Ol. LX. Bd., II. Hn. 22
326 Ficker
keinen Zweifel, dass es die Lombarden waren, welche sich ihiD
nicht fügten. Im Vorschlage der Lombarden heisst es: Alexandria
in 9U0 statu 9 restitutia possessionibva Oberto de Foro et suis con-
vicinis Omnibus, perpetuo pei'manente. Das einzige, was hier zq-
gestanden wird, scheint sich auf Privatansprüche zu beziehen, welche
durch die Gründung der Stadt verletzt waren, oder etwa auf Re*
stitution verbannter Anhänger des Kaisers. In der Hauptsache wird,
in Übereinstimmung mit den sonstigen Nachrichten, verlangt, dass
der bisherige Zustand unverändert, also Alessandria eine selbst*
ständige Bundesstadt bleibe. Da bestimmt nun der Schiedsspruch
(§. XVI) ganz anderes: Item d. impercUor permittat habitaiores
Alexandrie redire ad sua loca propria cum personis et rebus cum
plenissima securitate^ et habitent et morentur, sicut sui anie^
cessores fecerunt. Wer weiss, wie Alessandria gegründet wurde aus
mehreren dem Reiche, den Markgrafen von Bosco oder anderen ge-
hörigen Orten, kann sich keinen Augenblick über die Tragweite
jener Bestimmung tauschen. Die Stadt Alessandria als solche hört
auf, die Bewohner kehren in ihre früheren Wohnsitze zurück , der
alte Rechtszustand wird wieder hergestellt; lediglich Straflosigkeit
ist ihnen zugestanden, Sicherheit für Person und Gut. Gerade in
diesem Punkte ist also der Schiedsspruch durchaus auf die Forderun-
gen des Kaisers eingegangen; bot gerade er die Veranlassung
zum Vertragsbruche, so kann dieser nur von den Lombarden aus-
gegangen sein.
Schliesslich wird noch ein Umstand zu beachten sein. Cremona
hatte den Schiedsspruch gefällt und zwar mit Billigkeit, so weit wir
das beurtheilen können, nach beiden Seiten; war allerdings die An-
gelegenheit Alessandrias im Sinne des Kaisers entschieden, so wurde
sich wohl sicher, wenn uns auch die Vorschläge des Kaisers vor-
lägen, zeigen, in wie vielen Punkten nicht auf diese, sondern auf
die Vorschläge der Lombarden eingegangen ist; ganze Reihen von
Artikeln sind ja aus diesen wörtlich oder nur wenig geändert in den
Schiedsspruch übergegangen; und als dieser 1 177 zu Venedig wieder
zur Grundlage genommen werden sollte, erhoben die Deutschen
gegen manche Artikel entschiedene Einsprache. Es hatte weiter« wie
wir nachwiesen, Cremona auch seine eigenen Interessen im Schieds-
sprüche genügend gewahrt. Um so mehr wird zu erwarten sein, dass
der Erfolg des Schiedsspruches für die spätere Stellung der Stadt be-
Zur Geschieht« des LonbArdeaboades. 327
stimmend sein musste. Wir bemerkten nun bereits» dass sie 1176
offen auf Seiten des Kaisers stand. Wird im Januar 1176 der Ver-
pflichtungen des Bundes gegen Cremona noch gedacht (Vignati 278),
so wird das höchstens beweisen, dass der Bund damals noch nicht
offen mit der Stadt gebrochen hatte. Es fehlt jedes Zeugniss, dass
sie seit dem Vertrage von Montebeilo noch auf Seiten des Bundes
gegen den Kaiser aufgetreten sei. Dagegen sagt Gotfrid von Viterbo,
vom Aufenthalte des Kaisers zu Pavia 1175 sprechend: Partat ei
dona iunc conciliata Cremona ^ — Ästans meute bona »atagii
scUvare coronam , — Cetera turba quidem non tenuere fidem. Das
alles wäre kaum mit der Annahme zu reimen, dass es der Kaiser
gewesen sei, welcher durch Nichtunterwerfung unter den Schieds-
spruch Yertragsbruchig wurde und so die Fortsetzung des Krieges
veranlasste. Nehmen wir aber in Übereinstimmung mit der bisherigen
Untersuchung an, dass das die Lombarden trifft, so erklärt sich die
weitere Stellung von Cremona sehr leicht Cremona, möglicherweise
auch Tortona, von dem wir nicht genauer wissen, seit wann es auf
kaiserlicher Seite stand, hielt einfach an dem mit dem Kaiser ge-
schlossenen Frieden fest , als die andern Städte ihn brachen.
Das Ergebniss unserer Untersuchung werden wir dahin zusammen-
fassen dürfen: Zu Montebeilo wurde kein blosser Waffenstillstand,
sondern ein endgültiger Friede geschlossen und beschworen, auf die
Bedingung, sich vorbehaltlos dem Ausspruche eines Schiedsgerichts
zu fugen. Nachdem die zunächst zwischen beiden Parteien gefiihrten
Verhandlungen zu keiner Einigung führten, insbesondere wegen der
von den Lombarden erhobenen Forderung gleichzeitigen Friedens-
schlusses mit der Kirche und der Erhaltung Alessandrias, erfolgte
der Schiedsspruch durch Cremona. Da dieser jenen Forderungen
der Lombarden nicht genügte, haben dieselben, nach Abzug des
deutschen Heeres sich sicherer fühlend, durch Verwerfung des
Schiedsspruches den Vertrag gebrochen, so dass der Kriegszustand
wieder eintrat
ü
Gehort das in den Monumenta Germaniae als Petüio societaiU
bezeichnete und bisher immer den VorTerhandlungen des Constanzer
Friedens eingereihte Acteustück diesen gar nicht an, so ist das
allerdings nicht zu bezweifeln bei demjenigen, welches wir im An-
22*
328 Ficker
Schlüsse nn die Ausgabe in den Monumenten vorläufig als Responsum
eof parte imperataris ad peiitionem societatis bezeichneten. Ver-
gleichen wir dasselbe mit deni Friedensinstrumente selbst, so zeigt
sich so grosse Übereinstimmung im Inhalte, in der Aufeinanderfolge
der Gegenstande, in der Fassung der einzelnen Artikel, dass der
engste Zusammenhang gar nicht zu bezweifeln ist.
Steht dieser Zusammenhang fest , so muss es scheinen, dass
schon die ganze äussere Fassung des Actenstiickes über die Bedeutung
desselben keinen Zweifel lassen könne. Es heisst gleich zu Anfange :
In Christi nomine, Super qvestione regaHum sie respondemus:
Facta vobis eimtatibus societatis et personis concessione rega^
lium — , omnia in integrum habeatis, sicnt hactenus hnhuistis — ;
extra vero omnes consuetudines sine contradictione d. imperntoris
Friderici et snecessorum eins exerceatis. Es handelt sich danach
um eine Antwort, welche an die in zweiter Person angeredeten
Städte gerichtet ist, welcher also schon eine Petitio der Städte
vorhergegangen sein muss, die uns nicht bekannt ist, da nach der
früheren Untersuchung das bisher als solche betrachtete Stück gar
nicht zu diesen Verhandlungen gehört. Diese Antwort geht der
Fassung nach nicht vom Kaiser selbst aus, da von diesem in dritter
Person die Rede ist, wie wir denn ja auch wissen, dass die Ver-
handlungen nicht von ihm selbst, sondern von dazu bevollmächtigten
Reichsboten gefuhrt wurden. Es würde sich also um eine Rück-
äusserung der Reichsboten auf einen Vorschlag der Städte handeln^
Auch die weitere Fassung scheint dieser Annahme nirgend zu wider-
sprechen, obwohl dieselbe nicht folgerichtig dem Anfange ent-
sprechend durchgeführt ist. Besonders schwankend ist dieselbe im
ersten Theile bis zum §. 8. (Ich bediene mich der Zählung des
Friedensinstrumentes selbst, wie sich dieselbe in den Mon. Germaniae
4, 176 findet, auch für die entsprechenden Abschnitte des Re-
sponsum). Die Stddte sind hier in der Regel in zweiter Person
angeredet, während daneben doch auch mehrfach von ihnen in
dritter die Rede ist. Dann aber heisst es §.4 volumus und petimus, in
^.7 concessimus, promisimtu und statuimus in Fällen, wo sich das
woM nur auf den Kaiser selbst, nicht auf die Boten beziehen kann,
wie sich das dadurch bestätigt, dass in der vom Kaiser persönlich
ausgestellten Friedensurkunde selbst diese Worte sich ebenso an
entsprechender Stelle finden ; weiter ist §. 3 die Rede von presenii
k
Zur Geschichte des Lombardenbundes. 320
coficesslone imperiali^ was natürlich zu einer blossen Willens-
äusserung der Boten nicht stimmt. Dazwischen ist dann aber wieder
vom Kaiser in dritter Person die Rede: Imperaior non admittet oder
raium habeat. Kann es sich nicht um eine Äusserung des Kaisers
selbst handeln, so muss doch eine Vorlage da gewesen sein, in
welcher die Vorschläge bereits in die Form einer kaiserlichen Ent-
schliessung gebracht waren. Von ^. 8 ab wird die Form dann einheit-
licher, es ist von beiden Parteien nur noch in dritter Person die
Rede, es heisst, der Kaiser oder der Bund wird das und das thun.
Nur gegen Ende §. 35 ßllt die Fassung noch einmal mit einem
Volumus in die nur der Person des Kaisers entsprechende Ausdrucks-
weise zurück. Dieses Schwanken der Fassung weist wohl darauf hin,
dass wir es mit einem auf Grund mehrerer Vorlagen formulirten
Acteustücke zu thun haben, deren nicht zu einander stimmende
Fassung, da es zunächst nur auf den Inhalt ankam, noch nicht in
Übereinstimmung gebracht ist, wie das selbst in der den Inhalt des
Friedens endgültig bestimmenden Concessio ex parte imperatoris
noch nicht der Fall ist, in welcher gleichfalls vom Kaiser bald in
dritter, bald in erster Person die Rede ist; eine Nachwirkung zeigt
sich sogar in der Friedensurkunde selbst noch insofern, als hier in
den früheren Artikeln die Städte in zweiter, später in dritter Person
erwähnt werden. So schwankend aber die Fassung des Responsum
auch ist, nicht das geringste in derselben deutet darauf hin, dass hier
nicht lediglich eine Willensäusserung von kaiserlicher Seite vorliege;
wo irgend die erste Person gebraucht ist, kann sie nur dem Kaiser
oder seinen Boten entsprechen.
Um so auffallender ist das Ergebniss einer Vergleichuug des
Inhaltes des Responsum mit dem der endgültigen Friedensbe-
stimmungen. Wie wir das im Einzelnen nachweisen werden , stellt
sich heraus, dass hier den Lombarden ungleich mehr zugesprochen
wird, als ihnen im Frieden wirklich gewährt wurde. Mit der aus der
äussern Fassung gefolgerten Bedeutung des Stückes ist das un-
vereinbar; dem Inhalte nach kann es sich hier nur um Vorschläge
der Lombarden handeln , hinter denen der Frieden selbst nicht un-
erheblich zurückblieb. Das Räthsel lost sich durch Beachtung der
alten Überschrift des Stückes, wie sie Muratori dem Communal-
register von Modena entnahm : Qualiier peticio domini imperaioris
fuit facta a rectoribua Lombardiae. Das entspricht genau dem
330 Ficker
sonstigen Sachverhalte. Wir haben eine Willensausserung der
Reetoren des Bundes yor uns , bei der es naturlich nicht befremdet,
wenn sie inhaltlich über das hinausgeht, was der Frieden wirklich
gewährt hat. Die Fassung aber erklärt sich daraus, dass den Reetoren
eine Petido d. imperatoris vorlag , deren Inhalt sie ihren Forde-
rungen gemäss änderten; die dafür gleichgültige äussere Form
mochten sie um so eher ganz oder theilweise belassen, als ja
schliesslich das, worüber man sich verständigte, doch in die Form
einer vom Kaiser den Städten ausgestellten Urkunde zu bringen war.
Dabei ist das oben hervorgehobene Schwanken in der Fassung
nirgends darauf zurückzuführen, dass die Reetoren vereinzelt aus
der Rolle gefallen seien; von ihnen ist nie in erster Person die Rede.
Dagegen wird auch nicht anzunehmen sein , dass sie da , wo ihnen
eine nur einem kaiserlichen Vorschlage entsprechende Fassung noch
nicht vorlag, ihre Vorschläge kunstlieh in eine solche einkleideten.
Die Artikel y in welchen vom Kaiser oder seinen Boten in erster, vom
Bunde in zweiter Person die Rede ist, waren gewiss schon in der
Vorlage enthalten, werden von ihnen nur mehr oder weniger ge-
ändert sein. Und demgemäss wird auch das sie respondemus des
Einganges nicht auf die nie redend eingeführten Reetoren zu beziehent
sondern schon in der Vorlage vorhanden gewesen sein, so dass durch
die geänderte Bedeutung des Schrittstuckes nicht auch die vorhin
angenommene Bedeutung der Vorlage sich ändert; schon diese war
nicht eine ursprungliche Forderung des Kaisers, sondern eine Rück-
ftusserung auf einen Vorschlag der Lombarden, was nicht ausschliesst,
dass auch diesem schon , worauf die Fassung zu deuten scheint, eine
kaiserliche Proposition vorhergegangen war. Dagegen können dann
wenigstens alle Artikel, in welchen von beiden Parteien nur in der
dritten Person die Rede ist, in der Vorlage gefehlt haben, erst von
den Reetoren zugefugt sein. Es mag genügen, auf dieses Verhältniss
zum Nutzen etwaiger späterer genauerer Untersuchungen, für welche
dessen Beachtung möglicherweise von Werth sein könnte, hin-
gewiesen zu haben. Wir begnügen uns hier mit dem Ergebnisse,
dass das Responsum uns die Forderungen der Lombarden darstellt,
wie sie, da schon mehrere Vorschläge von beiden Seiten vorher-
gegangen waren und die endgültige Fassung sich ganz eng an dieses
Schriftstück anschliesst, in einem spätem Stadium der Verhandlungen
formulirt wurden. Dagegen vergleichen wir dieselben noch mit dea
Zur Geschichte des Lombardeubunde«. 331
Bestimmungen des Friedens, theils, weil es uns noch obliegt, den Be-*
'weis für unsere Behauptung zu erbringen» dass es sich hier durchweg
um Abweichungen zu Gunsten des Bundes handelt, theils, weil es ja
an und für sich von grossem Interresse ist, festzustellen, welche von
ihren, gewiss schon während der vorhergehenden Verhandlungen
wesentlich ermässigten Forderungen die Lombarden nicht durch-
zusetzen vermochten.
Dabei kann es sich nun fragen, in wie weit wir etwa noch ein
drittes Actenstück zu berücksichtigen haben, welches, gleichfalls
zuerst von Muratori aus derselben Quelle veröffentlicht, in den Monu-
menta Germaniae 4, 171 als Concessio ex parte imperatoris be-
zeichnet ist. Es enthält zweifellos die endgültig zwischen den Boten
des Kaisers und denen des Bundes vereinbarten Friedensbestim-
jnungen, wie dieselben nach dem erhaltenen Protokoll am 30. April
zu Piacenza von beiden Seiten beschworen wurden. Demgemäss ist
denn auch, so weit die Aufzählung der Friedensbestimmungen reicht,
der Inhalt der Concessio in der Pax Constantiae wörtlich wiederholt,
nur die Fassung dahin geändert, dass vom Kaiser dort meistentheils ia
dritter Person , hier natürlich immer in erster die Rede ist. Einige
kleine, auch für den Sinn nicht ganz gleichgültige Abweichungen
zeigen sieh allerdings. Aber ein Vergleich mit dem Responsum er-
gibt durchweg, dass diese Abweichungen nur dem uns vorliegenden,
ziemlich verdorbenen Texte zur Last fallen. Da das Responsum
sichtlich die Grundlage für die Concessio, diese aber für die Pax
bildete, nicht anzunehmen ist, dass bei Fonnulirung der Friedens-
urkunde selbst nochmals unmittelbar auf das Responsum zurück-
gegriffen sei, so muss der unverlalschte Text der Concessio alles
enthalten haben, worin Responsum und Pax übereinstimmen. Es
trifft das aber alle jene Abweichungen, insbesondere auch das den
Sinn ändernde Si statt Sed, %. 6 und 12, bis auf das durch das
Responsum nicht zu controUirende Sexdecim aunis statt Quindecim»
^. 14, wo aber die Mehrzahl der Texte der Pax selbst gleichfalls
Sexdecim hat. Zu beachten wäre nur etwa die Bestimmung §. 4, wo
von den dem Kaiser auf Grund einer Untersuchung vorzubehaltenden
Regalien die Rede ist: Si auteni huic inquisUioni supersedendum
e8se putaveritis (wie gewiss entsprechend dem Responsum und der
Concessio auch in der Pax statt piiiaverint zu lesen sein wird),
censum duorum millium marciiaram argenti per singulos annos
332 Ficker
petimus. Attamen competenti moderatione moderabimur eliamr
quaniiiatem istanif si enormis vUafuerit. Hier fehlt in der Concessio
der mit AHamen beginnende Zusatz. Dann aber fehlt die ganz^
Stelle, welche sich im Responsum und einigen Texten der Pax
findet, in den meisten. Texten der letzteren; ausser in schon früher
benutzten auch in dem neuerdings von Vignati veröffentlichten des
Communalregisters von Lodi. Ahcr dieses Zusammentreffen, zu-
mal es nur einen Theil der Stelle betrifft, ist gewiss nur ein
zufälliges und auch hier eine Lücke, im Texte der Concessio an-
zunehmen. Das Fortlassen der Bestimmung in den meisten Texten
des Friedens wird daraus zu erklären sein, dass sie sehr bald
werthlos geworden sein wird, indem der Bund von jener Be-
stimmung keinen Gebrauch gemacht zu haben scheint; wir dürfen,
das daraus schliessen, dass diese dem Kaiser noch vorbehaltenen
Regalien später einzelnen Städten, so 1185 Mailand, 1193 Brescia
gegen jährlichen Zins, 1191 Piacenza unentgeltlich überlassen
wurden. Vgl. Morbio Storie dei municipi 3, 173; Böhmer Acta
imperii 164. 759.
Wir haben daher anzunehmen, dass die Bestimmungen der
Concessio ungeäudert in den Frieden übergingen, haben demuack
f&r unsern Zweck zwischen beiden nicht zu scheiden. Auffallender-
weise findet sich dann am Schlüsse der Friedensbedingungen in der
Concessio noch eine Bestimmung, welche in allen bekannten Texten,
des Friedens fehlt: In causia, que tenninate surä ante tempiis pacis^
d. Imperator appellationea ad se f actus non recipiet. Ist das nicht
etwa auf ein Übersehen zurückzuführen, so hätten danach die.
Lombarden nachträglich auf eine Bestimmung verzichtet, deren
Aufnahme in den Frieden zu verlangen sie berechtigt gewesen wären»
Für unsern Zweck ist das ohne Gewicht, da auch im Responsuoi.
Entsprechendes fehlt.
Nachdem die Friedensbestimmungen aufgezählt sind, folgen im
zweiten Theile der Concessio Bestimmungen darüber, wie der Friedea
beschworen werden soll, welche den natürlich vielfach anders
gefassten Angaben der Pax über die stattgefundene Beschw()rung.
zur Grundlage dienten. Dann Bestimmungen über die füufzehntausend
Pfund, welche die Lombarden dem Kaiser, und tausend Pfunde
welche sie seinen Boten zu zahlen hatten. Im Frieden ist davon
nicht die Rede; nicht etwa, weil auf diese Zahlungen verzichtet wäre^
Zur Geseliichte des LoiDbardenbundes. 333
solidem weil man es, wie sieh das auch an andern Fällen nachweisen
liesse , für unschicklich hielt, die für eine kaiserliche Bewilligung
gezahlte Summe in der Bewilligungsurkunde selbst zu erwähnen.
Dass die Summe gezahlt wurde, wissen wir bestimmt; offenbar für
diesen Zweck wurde jeder Herd im Bundesgebiete verzeichnet^ für
Piacenza haben wir die Quittung über die Zahlung seines Anthells;
für Faenza eine Nachricht, dass es für diese Zahlungen Abgaben
erhob. (Vignati 373. 374 ; Tolosanns bei Mittarelli Accessiones 94).
Für unsern Zweck ist dieser zweite Theil beider Urkunden an un^l
für sich nicht zu beachten , da das Responsum Entsprechendes nicht
enthält. Wir haben demnach die Concessio nicht besonders zu
berücksichtigen, da ihr uns hier interessirender Theil ganz mit den
Bestimmungen des Friedens übereinstimmt.
Das Responsum hat sichtlich bei der endgültigen Feststellung
der Friedensbedingungen als Vorlage gedient, wenn es auch möglich
ist, dass es vorher nochmals von der einen und der andern Partei
geändert wurde, bis die beiderseitigen Vorschläge sich so nahe
kamen, dass man zum endgültigen Abschlüsse schreiten konnte.
Eine bedeutende Anzahl von Artikeln ist in beiden Actenstücken
wörtlich übereinstimmend gefasst. Auch die Reihenfolge der Artikel
ist im wesentlichen im Friedeusinstrumente beibehalten; einige Um-
Stellungen sind sichtlich durch vorgenommene Änderungen des Inhalts
veranlasst. Diese Änderungen sind Überwiegend so entstanden, dass
man sich möglichst an die vorliegende Fassung hielt und den Inhalt
vorzugsweise durch Auslassungen und Zusätze modiGzirte.
Einige wenige. Änderungen, kommen allerdings den Lombarden
zu Gute, was dafür sprechen dürfte, dass die uns im Responsum
vorliegende Rückäusserung der Lombarden nicht schon die letzte
war, zumal es sich hier um Punkte handelt, welche im Responsum
überhaupt noch nicht berührt wurden. Das trifft insbesondere die am
Schlüsse zugefügten Artikel 37. 38, worin der Kaiser verspricht,
solchen kein Gehör zu geben, welche die mit Bundesgliedern ge-
schlossenen Verträge nicht einhalten wollen, weiter den Veronesern
die Strasse zurückzustellen, und insbesondere dem Ezelin seine
Gnade wieder zu gewähren. Von den übrigen Änderungen ist kaum
eine, welche noch eine Concession von irgend welcher Bedeutung
zu Gunsten der Lombarden enthielte. Es liesse sich nur etwa darauf
hinweisen, dass erst im Frieden §. 12 das Recht der Kirche von
334 Fi c k e r
Brescia bei Appellationen vorbehalten ist und die kaiserliehen Appel-
lationsrichter verhalten werden, die Sachen nach dem Brauche
der Stadt und in bestimmter Zeit zu entscheiden. Auch könnte auf-
fallen, dass §. 1 durch Auslassung der Worte: et ai quid in ea
ampliua, ad imperium pertinet* im Frieden der ausdrückliche Vor-
behalt der übrigen Regalien in der Stadt für das Reich entfallt; aber
dieser ergibt sich ohnehin aus den übrigen Bestimmungen. Einige
andere Änderungen berühren überhaupt nicht die Stellung des Bundes
zum Kaiser; so sind die kürzern Bestimmungen des Responsum über
die besondern Befugnisse Mailands im Frieden §. 26 — 29 zu Gunsten
der benachbarten Bundesstädte Bergamo, Lodi und Novara genauer
gefasst. Und dabei dürfte zu beachten sein, dass die besondem
Interessen von Cremona, welche 117S sehr in den Vordergrund
traten und welche gerade hier auch in Frage kommen konnten , im
Frieden nirgends betont sind; es wird das doch darauf schliessen
lassen, dass der Kaiser schon jetzt auf die Stellung zu Cremona
nicht mehr den frühern Werth legte, wie es denn ja in den folgenden
Jahren zum offenen Bruche kam.
Von jenen abgesehen sind alle Änderungen so ausschliesslich
zu Gunsten des Kaisers, dass uns doch das Responsum die Verhand-
lungen auf einem dem Abschlüsse nahen Punkte zeigen dürfte , in-
sofern es sich wesentlich nur noch darum gehandelt zu haben scheint,
diejenigen Forderungen der Lombarden auszuscheiden oder zu än-
dern , welche der Kaiser entschieden nicht gewähren wollte. Um das
zu erweisen, wird es nicht gerade nothig sein, alle und jede Än-
derungen zu besprechen , obwohl sich selbst bei den geringfügigsten
ergeben würde, dass sie, soweit es sich nicht um gleichgültige Um-
gestaltungen der Fassung handelt, im Interesse des Kaisers erfolgten;
doch heben wir alle hervor, welche uns irgend von grösserer Be-
deutung scheinen.
In §. 2. 3 werden den Städten die Hoheitsrechte ausserhalb der
Stadt gemäss dem früheren oder jetzigen Besitzstande überlassen,
und zwar nach dem Responsum: ita ut unaqueque cicitas predicta
habeat in suo episcopatu et comitatu seu diatrictu , nisi consue^
tudo aut pacti tenor reatiterit Die Städte erstrebten vor allem die
Hoheit Ciber den ganzen, meist zusammenfallenden Umfang des
Bisthums und der Grafschaft; das hätte anerkannt werden sollen in-
sofern, als nur Erweis entgegenstehenden Herkommens oder Vertrags
Zur Gescliicbte des Lombardenbundes. 335
Jemanden berechtigt hätte , sich der Hoheit der Stadt zu entziehen.
Im Frieden ist diese Bestimmung beseitigt» überhaupt ein Recht der
Stadt auf ihren Comitat als solchen nirgends anerkannt; die Stadt
hatte ihren bisherigen Besitzstand zu erweisen. Es war das gewiss
wichtig für die künftige Stellung mancher Grafen , Herren und
Gemeinden; auch för das Reich selbst» insofern abgesehen von den
unmittelbaren Reichsbesitzungen die Hauptmasse der mathildischen
Vasallen insbesondere in den Comitaten von Reggio, Modena und
Bologna gesessen war. Demgemäss ist dann auch §.19 umgestaltet;
der Frieden bewilligt nur» dass die Städte sich befestigen und auch
ausserhalb Befestigungen anlegen dürfen; im Responsum ist eine
weitere Forderung hinzugefugt, deren Text sehr corrumpirt scheint»
deren Sinn aber doch der sein dürfte» dass ohne Erlaubniss der
Stadt niemand im Bisthume oder im Comitat eine Befestigung an-
legen dürfe. Da der Kaiser offenbar irgend ein Recht der Städte auf
ihren Comitat im allgemeinen nicht anerkennen wollte , so ging man
auch auf diese Forderung nicht ein. — Der im §. 3 des Responsum
jener Forderung zugefügte Vorbehalt» dass den Rechten anderer
Städte dadurch nicht vorgegriffen werden solle» hatte nun hier
gleichfalls zu entfallen; dafür wurde im Frieden §. 27 eine ent-
sprechende Bestimmung da eingeschaltet» wo Ton den Rechten der
Mailänder auf ihre Comitate die Rede ist.
Von kleinern Abweichungen in den folgenden Artikeln abgesehen»
ist die Forderung §. 6: sentenciia, transactionibus t refuiationibust
privilegüs in damnum alicuius ecclesie vel civitatis (vel) persone
societatis datis vel factis cassatis^ im Frieden fortgefallen. Man
könnte annehmen» nur desshalb» weil wesentlich dasselbe §. S in
beiden Urkunden folgt. Aber hier findet sich ein wichtiger Vorbehalt;
nur die occaaione guerre vom Kaiser und seinen Boten tu preiudicium
ecclesinrum vel personarum gegebenen Privilegien sollen nach dem
Frieden ungültig sein; und heisst.es im Responsum: occasione
guerre vel discordie ecclesie 9 so zeigt sich auch da eine wesent-
liche Abschwächung.
Bedeutende Änderungen ergeben sich in den von der Investitur
der Consuln handelnden §. 9. 10. 11. Die Bestimmung» dass die
Stadt, in qua episcopus aposlolicus habet comitatum^ das Consulat
nicht vom Kaiser zu empfangen hat» ist im Frieden beseitigt. Es
kann zweifelhaft sein» was hier unter apostolischem Bischof zu
336 F i c k e r
yerstehen sei, da an eine Beziehung auf das Schisma nicht mehr zu
denken ist. Eben so wenig wohl ai\ einen in Spiritualibus nur dem
Pabste unterstehenden Bischof, wie es innerhalb des Bundes nur bei
dem von Mantua zutraf; es fehlt da der Zusammenhang mit dem
Comitate. Da nach dem folgenden Satze den Gegensatz der Bischof
bildet, der den Comitat vom Kaiser hat, so wird an Bischöfe zu
denken sein, welche den Comitat vom Pabste hatten; das war wohl
der Fall bei Ferrara, welches übrigens nur eventuell in den Frieden
eingeschlossen war; möglich, dass es etwa auch für Mantua, Bologna
oder Faenza geltend gemacht wurde. Dann würde die Auslassung
im Frieden darauf deuten, dass der Kaiser solche apostolische Comi-
tate überhaupt nicht anerkannte; jedenfalls ergibt sich, dass er
überall die Investitur unmittelbar durch das Beich oder mittelbar
durch den you ihm beliehenen Bischof verlangt. Letztere soll nach
dem Frieden nur gestattet sein^ wenn die Consuln vom Bischöfe
consulatum recipere solefii; hiess es im Responsum: soleut vel
volenti so sollte durch die Änderung wohl verhütet werden, dass
nicht Städte , welche schon lange die Investitur durch den Bischof
beseitigt hatten, durch Wiedererbieten zu derselben die durch den
Kaiser umgehen konnten. Weiter sollte nach den Forderungen des
Bundes die einmalige Investitur der Consuln für Lebzeiten des
Kaisers genügen; erst beim Nachfolger desselben solle dieselbe, und
zwar in der Lombardei selbst, wieder nachgesucht werden. Es
handelte sich darum, wie die lehnrechtliche Forderung einer Wieder-
holung der Belehnung hei jedem Wechsel des Herrn, aber auch des
Mannes, auf die Lehensverbindung zwischen Reich und Städten ihre
Anwendung finden solle. Der jährliche Wechsel der Leheuti-ager
musste hier allerdings die volle Aufrechthaltung der letztern For-
derung drückend erscheinen lassen. Die Lombarden wollten sie ein-
fach ganz beseitigen. Dagegen ist nun der Kaiser im Frieden auf der
jedesmaligen Investitur der neugewählten Consuln bestanden; die
einzige Erleichterung, welche er gewährt, besteht darin, dass, wenn
er selbst nicht in der Lombardei ist, die Investitur bei seinem Boten
genommen werden kann; aber auch das ist noch wesentlich ein-
geschränkt; nicht blos bei jedem Herrenfall, sondern jedes fünfte
Jahr ist die Investitur durch einen Boten der Stadt beim Kaiser
personlich einzuholen. Dass der Kaiser mit einer so weitgreifenden
Forderung durchdrang, ist um so auffallender, als schon 1175 im
Zur Geschichte des Lombardenhiindes. 337
Schiedssprüche Cremonas den Lombarden die einmalige Investitur
zugestanden war.
Bezüglich der Appellationen verlangen die Lombarden, dass nur,
wenn es sich um einen Streitgegenstand von mehr als hundert Pfund
Werth handelt, appeUaiio ad imptratorem liciiefiat. Da ist nun§. 12
des Friedens nicht allein die Werthsumme auf fünfundzwanzig Pfund
herabgesetzt, sondern es heisst schlechtweg appellatio ad nos fiai;
was die Lombarden anscheinend in das Belieben der Partei stellen
wollten, behauptet der Kaiser als sein ausschliessliches Recht. Dass
der Kaiser dafür einen eigenen Boten in der Stadt zur Entscheidung
an Ort und Stelle haben soll, gibt er zu; aber nicht einen Boten
consitio consulum civitatis electum; diese Forderung ist einfach
beseitigt.
Von den Consuln wird §. 13 im Frieden die Leistung der Fide-
litas, neben welcher in Italien das Hominium nicht üblich war,
schlechtweg gefordert, also wohl im Sinne der Lehnshuldigung, wie
das um so deutlicher dadurch hervortritt, dass der Zusatz der Lom-
barden: sicut cives in ipsa civitate, beseitigt ist. Für die Bürger
aber verlangen die Lombarden, dass sie nur Treue leisten aecundum
consuetudinem obtinefäem ante regnum domini Federici. Viel
strenger ist es zweifellos, wenn nach §.14 des Friedens alle Ein-
wohner von sechzehn bis siebzig Jahren den Treuschwur, allerdings
nur aicut cives, leisten sollen, und dieser nach dem eingeschobenen
§. 34 alle zehn Jahre auch von denen , welche ihn bisher noch
nicht leisteten, verlangt werden kann.
In §. 15 geht die Forderung des Bundes dahin, dass die Vasal-
len, welche während der Kriegszeit die Belehnung nicht nachsuchten
oder dem Kaiser den Lehndienst nicht leisteten, vel occasione socie-
tatis eum offenderunt t desshalb ihr Lehen nicht verlieren sollen,
nee propterea in ins voeentnr. Die Bestimmung des Friedens ist
durch Beseitigung des wörtlich Mitgetheilten viel ungünstiger für
die Vasallen.
Im Responsum heisst es §. 21 : Pactiones timore imperatoris
vel per impressionem nunciorum eins extorte in irritum deducan-
tur, puta Placetitinorum et episcopi Paduani et Veronensium et
Vicentinorum civium et si que sunt similes. Im Frieden ist nur von
den Verträgen der Placentiner die Rede, die genauer angegeben
werden, nämlich ein Vertrag über die Pobrücke, welche der Stadt
338 F ick er
unter Vorbehalt des an die Äbtissin von S. Julia zu Brescia zu zah-
lenden Zinses verbleiben soll; dann ein von dem 116ß verstorbenen
Bischof Hugo von Piacenza eingegangener Vertrag über Castel Ar-
quato, südwestlich von der Stadt. Wird dann auch hinzugefügt, dass
es mit andern ähnlichen vom Bischöfe oder der Stadt oder andern
Bundesgliedern eingegangenen Verträgen eben so gehalten werden
solle, so konnte die Einzelauflfuhrung mindestens die Stadt nicht
günstiger stellen. Die Verträge aber des Bischofs von Padua, wobei
wohl zweifellos an das Abkommen über Sacco von 1161 (Muratori
Antiquitates 6» 243) zu denken ist, dann die mir nicht bekannten
Verträge von Verona und Vicenza werden im Frieden gar nicht ge^
nannt; gewiss nicht zufallig. Es liess sich nun allerdings von ihnen
behaupten, dass sie zu den im allgemeinen abgeschaßlen Verträgen
gehorten; aber der Frieden liess diese Frage mindestens offen, es
war dann jedenfalls erst zu erweisen, dass sie erzwungene Verträge
seien.
Die Bestimmungen des §. 24 Ober die Bestitution der Bundes-
glieder in ihre frühem Besitzungen zeigen besonders deutlich, wie
durch kleine Änderungen die Forderungen des Bundes abgeschwächt
wurden; es heisst im Frieden ante tempus guerre sXslU a tempore
regni eitiSf iuste tenebat statt tetiebat, per vim ablate statt ablote^
sine fructibus et dumno reatituantur statt restituaniur.
Dem Markgrafen Opizo von Malaspina wird im Frieden g. 25
nur die Wiedergewäbrung der Gnade des Kaisers und volle Straf-
losigkeit zugesichert; dagegen ist die Forderung: et possessiones,
quas habet in Tertona et episcopatu, ei reatituantur, nicht berück-
sichtigt; höchst wahrscheinlich desshalb, weil diese mir nicht näher
bekannten Besitzungen in dem Separatfrieden, welchen Tortona
1183, Febr. 4, mit dem Kaiser geschlossen hatte (Mon. Germaniae
4, 165), an die Stadt überlassen waren; es würde danach der
älteste und treueste Anhänger des Bundes unter den italienischen
Grossen den frühern Besitzstand nicht ungeschmälert zurückerhalten
haben.
Von geringerer Bedeutung ist es, wenn der Bestimmung §. 36,
dass Streitigkeiten über Reichslehen durch die Lehensgenossen aus-
zutragen seien, im Frieden der Vorbehalt zugefügt ist, dass der
Kaiser, wenn er in der Lombardei sei, dieselben vor sein Gericht
ziehen dürfe. Und so Hessen sich wohl noch andere, dem Kaiser
Zur Geschichte des Lombaidenhundes. 339
gunstige Änderungen von geringerer Bedeutung auffinden. Von be-
sonderer Wichtigkeit sind aber noch zwei Fälle, bei denen Forde-
rungen des Bundes im Frieden einfach übergangen sind.
Das ist zunächst die Alessandria betreffende: Älexandria dei
gratittf misericordia imperialis benevolentie ciüitas remaneat et
statum cimtaiis obtineat et omni privilegio civitatutn societatis
gaudeai intra et eartra et earum consuetudinibua libere utatur. Das
war der Punkt, an welchem der Frieden von Montebello vorzugsweise
gescheitert war; der Kaiser, der noch 1183, Febr. 4, keine Stadt,
sondern nur Leute aus acht Ortschaften kennt, welche sich bei Palea
versammelt haben (Mon. Germaniae 4, 166), der noch damals, wie
ein gleichzeitig zwischen Pavia und Tortona geschlossener Vertrag
(V^oigt, Gesch. des Lombardenbundes 334) zu ergeben scheint, die
Wiederauflosung der Stadt im Auge hatte, würde sich auch jetzt zu
voller Bewilligung jener Forderung, selbst auf die Gefahr des Wieder-
ausbruches des Krieges hin, schwerlich verstanden haben. Nur der
Umstand, dass beim Wiederausbruche Alessandria, welches nach
dem entschiedenen Übertritte von Tortona zur kaiserlichen Partei
ganz isolirt stand, zweifellos zunächst die Last des Krieges mit ge-
ringer Aussicht auf erfolgreichen Widerstand hätte tragen müssen,
verbunden mit der Überzeugung, dass es dem Bunde nicht gelingen
werde, die Aufnahme der Stadt als Bundesglied in den Frieden
durchzusetzen, können Alessandria dazu bewogen haben, 1183,
März 14, zu Nürnberg einen, zwar die Stadt erhaltenden, übrigens
aber überaus ungünstigen Sondervertrag mit dem Kaiser abzu-
schliessen. Diese Erhaltung Alessandrias als Stadt scheint der Kai-
ser, wenn er auch für den Fall des Krieges noch die Wiederauf-
lösung beabsichtigte, für den Fall des Friedens schon früher dem
Bunde angeboten zu haben; denn der Ausdruck misericordia impe-
rialis benevolentie, welchen der Bund bei selbstständiger Formuli-
rung des Artikels schwerlich gebraucht haben würde, scheint darauf
zu deuten, dass der erste Theil desselben aus dem kaiserlichen Vor-
schlage beibehalten ist, während dann die Rectoren die weitere For-
derung zufügten. Dieser wurde in jenem Vertrage in keiner Weise
entsprochen. Selbst die Erhaltung der Stadt gab der Kaiser nur in
der Weise zu, das formell das bisherige Gemeinwesen aufgelöst, ein
neues durch ihn geschaffen wird. Alle Einwohner haben die Stadt
zu verlassen und draussen zu verweilen, bis ein Bote des Kaisers sie
340 F i c k e r
zunickführt und ihnen die Stadt übergibt, welche der Kaiser aus den
Nachbarorten gründet und ihr den Namen Cesarea gibt. Sie erhalt
eine viel ungunstigere Stellung, als andere Städte; die eintraglich-
sten Regalien innerhalb und alle Regalien ausserhalb der Stadt ver-
bleiben dem Kaiser; eine Reihe wichtiger Befugnisse, welche sonst
den Consuln zustehen, bleiben denselben hier entzogen und werden
durch einen Reichsboten geübt. Vor allem ist von einem Verbleiben
beim Bunde nicht die Rede; die Stadt muss sich bezüglich Krieg und
Frieden ganz dem Willen des Kaisers unterwerfen und in das Bund-
niss der kaiserlichen Stadtepartei eintreten (Mon. Germaniae 4, 181).
Diesen Sondei-vertrag der Stadt mit dem Kaiser fasste man
bisher einfach als verratherischen Abfall vom Bunde auf. Ich glaube
kaum, dass diese Ansicht die richtige ist, wenn uns auch bestimm-
tere Nachrichten fehlen. Auf jenem Tage zu Nürnberg wird über-
haupt über den Frieden verhandelt sein. Nach jenem Vertrage mit
Alessandria war zu Nürnberg der Reichskämmerer Rudolf von Sieben-
eieh, der dann zu den drei anfänglich zur Verhandlung über den
Frieden bevollmächtigten Reichsboton hinzutritt und im April mit
ihnen zu Piacenza den endgiltigen Vertrag abschliesst. Es waren
weiter viele Italiener zu Nürnberg und zwar nicht blos von der kai-
serlichen Partei; als Zeugen der Unterwerfung von Alessandria er-
scheinen auch ein Novarese und ein Brescianer, dann Petrus von den
Visconti von Piacenza, der gleichfalls bei der Beschwörung des Vor-
viertrags zu Piacenza wieder genannt wird. Es liegt wohl am näch-
sten, anzunehmen, dass zu Nürnberg mit dem Kaiser über die For-
derungen der Lombarden, wie sie im Responsum formulirt waren,
vferh.nndelt wurde und der Kämmerer sich dann mit weiteren Instruc-
tionen nach Piacenza begab. Wird man nun wohl annehmen dürfen,
dass zu Nürnberg hinter dem Rücken des Bundes, mit dem man ver-
hiandelte, eine vollendete Thatsache von solcher Bedeutung g:\schaf-'
fen wurde? dass der Bund das ruhig hingenommen, das Friedens-
Werk dadurch nicht gestört wäre? dass Bürger aus Bundesstädten
dennoch dabei als Zeugen aufgetreten wären? Ich möchte doch den-
ken, dass jene Unterwerfung im Einverständnisse mit Bevollmäch-
tigten des Bundes geschah , um dadurch das Haupthinderniss des
Friedens zu beseitigen. Dann würde darin allerdings eine sehr grosse
Nachgiebigkeit des Bundes zu sehen sein. Ist unsere Annahme aber
unbegründet, ist die Unterwerfung Alessandrias ohne Wissen des*
Zur Geschichte des Lombiirdeobuudes«
341
Bundes erfolgt» so wäre es für die gegenseitige Lage kaum weniger
bezeielinend, wenn der Bund stillschweigend eine vollendete That-
Sache hinnahm, welche ihn eines seiner wichtigsten Glieder be-
raubte.
Von nicht geringerer Bedeutung ist die Beseitigung einer an-
dern Forderung im Frieden. Sie betrifft den Zusatz, welcher sich im
Responsum zu §. 3S , wo von der Restitution der Anhänger des
Kaisers die Rede ist, findet: pactis inter civitates facHs, presertim
ante imperium domini imperatorü, in suo robwe durantibuSy vel-
uti quod factum fuii inter Bononienses et Faentinos et Imolenses.
Imola hatte sich liS3 auf die härtesten Bedingungen Bologna und
Faenza unterwerfen müssen; die Stadt selbst wurde Unterthanin von
Bologna, die Grafschaft unter beide Nachbarstädte getheilt (Savioli
Annali Bolognesi 1 6, 228. 229). Gerade diese Verträge hatte man
im Auge, da es offenbar nicht, zutälltg gerade hier im Responsum
ante imperium statt des an andern Stellen gebrauchten ante regnum
heisst; es entspricht ganz, wenn Bologna und Faenza in bezüglichen
Verträgen von 1168 und 1178 sich verpflichten, Imola in die Stel-
lung zurückzubringen, wie sie war octo diebua antequam Imperator
Federicus primo ingrederetur Italiam, Denn um einen ununterbro-
chenen Besitzstand handelte es sich zur Zeit des Friedens da in
keiner Weise. Der Kaiser hatte, wenn nicht schon IIKK, jedenfalls
1159 die Unabhängigkeit von Imola wiederhergestellt (Manzonius
Episcoporum Corneliensium historia 101); seitdem blieb Imola die
eifrigste Anhängerin des Kaisers in der Romagna. Die Erhebung der
Lombarden machte der Unabhängigkeit der Stadt wieder ein Ende;
1168 musste sie sich auf die frühern Bedingungen unterwerfen. Der
Zerfall zwischen Bologna und Faenza 1171 durfte nur die Folge gehabt
haben, dass nun Bologna allein hier gebot, welches sich insbesondere
in San Cassiano bei Imola eine feste Zwingburg geschaffen zu haben
scheint. Das Auftreten des Legaten Christian von Mainz in der Ro-
magna Anfang 1175 führte dann zu einer entschiedenen Wendung;
Imola scheint sich sogleich erhoben zu haben; trotz der Unter-
stützung Bolognas durch den Bund wurde San Cassiano erobert und
zerstört; 1175, März 17, verbriefte der Legat denen von Imola, dass
es nie wieder erbaut werden solle; 1177 hat der Kaiser diese Ver-
fügung und die Unabhängigkeit von Imola bestätigt (Savioli 2,
48. 67).
Sitzb. d. phil.-hist. Cl. LX. Bd. U.Hft. 23
*H2 Ficker
So trat der Buud hier 1177 in sehr ungünstiger Stellung iit
den Waffenstillstand ein; ausser Ferrara erscheinen in der Romagoft
nur noch Bologna mit den vertriebenen Leuten von San Cassiano
und dem unbedeutenden Dozza im Gebiete von Imola als Bundes—
glieder; Imola, Faenza und die übrigen Städte der Roroagna, dann
selbst Monteveglio» im Gebiete von Bologna an der modenesischen
Grenze gelegen, wurden als Glieder der kaiserlichen Partei aner-
kannt. Bologna hat nun aber den Waffenstillstand, der seinen
Sonderinteressen so vi^enig entsprach, nicht eingehalten. Mit Unter«^
Stützung Modenas wurde 1179 Monteveglio zerstört, ein Friedens-
bruch, den der Pabst höchlich missbilligte (Savioli 2, 99. 103}.
Entscheidender war es, dass es Bologna gelang, Faenza von der
kaiserlichen Partei abzuziehen; schon 1178 verbanden sich beide
zur Wiedererbauung von San Cassiano und zur Wiederherstellung
ihrer gemeinsamen Hoheit über Imola. Über drei Jahre dauerte der
Kampf; der Bund scheint sich, so viel wir wissen, gar nicht einge-^
mischt zu haben; der kaiserliche Legat Christian von Mainz kriegte
1179 glücklich gegen Faenza; es scheint dann aber insbesondere
seine Gefangenschaft eine nachdrückliche Unterstützung von Imolü
gehindert zu haben. Dieses musste sich 1181 unter Wiederherstel-
lung des alten Abhängigkeitsverhältnisses zu Bologna und Faenza
auf die härtesten Bedingungen unterwerfen ; insbesondere musste e»
die kaiserliche Partei verlassen, dem Lombardenbunde beitreten und
Geissein bis zur Beendigung des Krieges mit dem Kaiser stellen
(Savioli 2, 112).
So trat Bologna mit der vollendeten Thatsache der Herstellung
seines ganzen frühern Besitzstandes in die Friedensverhandlungen ein
und vom Bunde wurde in angegebener Weise Anerkennung desselben
verlangt. Der Kaiser ist darauf nicht eingegangen ; es hätte das nicht
allein eine offene Anerkennung der Ergebnisse des Bruches des
Waffenstillstandes in sich geschlossen , sondern in Imola hätte der
Kaiser auch einen sehr zuverlässigen Stützpunkt bei etwaigen neuen
Zerwürfnissen verloren. So erscheint die betreffende ausdrückliche
Forderung im Frieden ganz beseitigt. Auch unter den übrigen Be-
stimmungen ist keine, aufweiche hin Bologna und Faenza ihre An-
sprüche hätten begründen können; §. 28 bezieht sich sichtlich nur
auf die von Mailändern mit ihren Nachbarn eingegangenen Verträge;
in §. 37 verspricht der Kaiser allerdings sich in die unter Bundes-
Zur Geschichte des Lombardenbondes. 343
gliedern abgeschlossenen Vertrage nicht einzumischen; aber abge-
sehen davon, dass Imola nun nicht mehr Bundesglied blieb, ist das
ausdrücklich auf die Pacta non per violentiam facta beschränkt, zu
denen jener Unterwerf ungsTcrtrag naturlieh nicht gezählt werden
konnte Andere Angaben des Friedensinstrumentes ergeben sogar
bestimmt, dass Imola seine freie Selbstbestimmung durchaus ge-
wahrt blieb.
Über die wichtige Frage nämlich, wer als Hitglied des Bundes
zu betrachten sei, spricht sich das Responsum gar nicht aus, von
Alessandria abgesehen, wo der Kaiser die bezügliche Forderung nicht
bewilligte. In der Concessio, dem Vorrertrage TonPiacenza, sind
die Glieder des Bundes, cum quibus d. imperaior faeit concordiam
et que dehent iurare ex parte Bocietatis, aufgezählt und unter ihnen
auch Imola. Aber die Ansprüche des Bundes auf alle Genannten
werden nicht unbedingt anerkannt; es findet sich weiterhin der Vor-
behalt, dass von ihnen Ferrara, Imola, Faenza schworen sollen, sipla^
cuerit; dasselbe ist für die als Bundesglieder vorhin nicht genannten
Bisthümer Feltre, Belluno und Ceneda gestattet, unter Vorbehalt
ihrer Verträge mit Treviso. Dieser Umstand war auch zur Zeit des
endgültigen Abschlusses zu Constanz noch nicht geregelt. Es müssen
sich sogar noch weitere Anstände ergeben haben; es wird von
Städten der kaiserlichen Partei Einsprache erhoben worden sein
gegen die Aufnahme von Orten unter die Bundesglieder, über welche
sie Hoheit beanspruchten, so Como über Gravedona, Imola über San
Cassiano; es werden andererseits Orte, welche nach der Concessio
zum Bunde gehören sollten, sich dessen geweigert haben, wie Bobbio,
das sich wohl dadurch der Abhängigkeit von Piacenza entziehen
wollte; vorwiegend ist jedenfalls letzteres der Fall gewesen. Daraus
sind die drei Classen von Orten zu erklären, welche der Frieden
unterscheidet. Einma) sind hier die Städte genannt, für welche als
entschiedene Bundesglieder der Frieden unmittelbar gilt; unter ihnen
nun auch Faenza, welches sich also für das Verbleiben beim Bunde
entschlossen hatte. Ihnen gegenüber stehen die Städte , auf welche
der Bund überhaupt keine Ansprüche erhob, welche mit dem Kaiser
als dessen Bündner in den Frieden eintreten; unter diesen nun auch
das in Caesarea umgetaufte Alessandria. Die dritte Classe bilden
sichtlich die Orte, welche der Bund beanspruchte, während sie selbst
oder andere Einsprache dagegen erhoben. Bezfigltch dieser muss
344 Ficker
man sich dahin geeinigt haben, dass es von ihrem freien Willen ab-
hängen solle, auf welche Seite sie treten würden, dass aber der Bund
keine Ansprüche mehr auf sie erheben dürfe , wenn er binnen zwei
Monaten sie nicht zum Beitritte bewegen könne , was denn auch um-
gekehrt da gelten mochte , wo der Bereitwilligkeit einzelner, heim
Bund zu verbleiben, andere Ansprüche entgegenstanden. Nur so ist
es zu erklären, wenn es im Frieden heisst : Prescriptam autem con-
cessionem atU permissionem eis nonfacimus, videlicet Imole, Castro
SancH Cassiani, Bobio, plebi de Grabadona, Feltre, Belluno» Ce-
nete, Ferrarie; autem gratiam nostram reddimus et prescriptam
concessionem facimus seu permissionem, si infra duos menses post
reditum Lombardorum a curia nostra de pace prescripta cum eis
concordes fuerint. Hier haben sich sichtlich die Lombarden noch zu
Concessionen gegenüber dem Vorvertrage verstanden, insoferne dort
San Cassiano, Bobbio und Gravedona schon vorbehaltslos als Bundes-
glieder anerkannt waren, weiter hier gewiss nicht zufallig» wie der
Erfolg zeigt,' der Vorbehalt der Bechte von Treviso auf Feltre, Bel-
luno und Ceneda nicht wiederholt ist.
Und das ist um so beachtenswerther, als doch wohl schon da-
mals vorauszusehen war, dass diese noch offen gelassene Frage sich
auf Grund jenes Abkommens schliesslich überwiegend zu Gunsten
des Kaisers lösen werde. Das einzige Gravedona verblieb zunächst
dem Bunde, als dessen Mitglied es uns 1185 genannt wird (^Savioli
2, 141). San Cassiano wird später nicht mehr als selbstständige
Gemeinde genannt; mag es versucht haben, sich als solche neben
Imola durch Festhalten am Bunde zu behaupten, so ist das auf die
Dauer nicht gelungen; 1186 beschwören angesehene Einwohner
die Bürgerschaft von Imola, 1187 wird auch der Sitz des Bisthums
dahin übertragen (Manzonius 121. 123. 125). Zu Bobbio, das als
Bundesglied nicht mehr erwähnt wird, scheint die Hoheit des Bischofs,
zugleich Grafen wieder hergestellt zu sein, welcher es später wenig-
stens untersteht (Poggiali Memorie di Piacenza 5, 135); nur zett-
weise wurde es von Piacenza zur Unterwerfung gezwungen. Ferrara,
welches sich vielleicht wegen Zwistigkeiten mit einzelnen Bundes-
städten vom Bunde zurückzog, ist demselben auch nachträglich nicht
beigetreten; ein Privileg Kaiser Heinrichs von 1191 enthält die aus-
drückliche Bestimmung, dass es dem Bunde nicht beitreten dürfe
(Würdtwein Nova subsidia 12, 36). Zu Feltre stellt der Kaiser 1184
Zur Geschichte des LorDbardenbundet. 345
die Hoheit des Bischofs im vollsten Umfange wieder her, erklärt
insbesondere, dass dasselbe ab omni aliarum citntatum Lombardie
vel Marchie poiestate frei sein solle ; in demselben Jahre erklärt er
den Bisehof von Ceneda für frei von jeder Abhängigkeit von Treviso
oder irgend einer sonstigen Stadt (Verci Storia della marca Trivi-
gianal,2S. 30); nicht anders wird Belluno gestellt worden sein; es
war demnach hier zunächst mit der Abhängigkeit von Treviso auch
die Hoheit des Bundes selbst beseitigt. Von Imola ist es selbstver-
ständlich , dass es die ihm gestattete freie Wahl nur dazu benutzte,
sich vom Bunde endgültig loszusagen. Und das ist für die spätere
Machtstellung des Reichs in diesen Gegenden von grosster Bedeutung
gewesen; um nachdrücklicheren Schutz gegen die mächtigen Nach-
barinnen zu haben y entsprach es wohl dem eigenen Wunsche der
Stadt, wenn sie nun unter unmittelBare Reichsverwaltung gestellt
wurde; mit ihrem Gebiete bildete sie fernerhin, wie ich an anderm
Orte näher ausführen werde, die Hauptgrundlage für den grossen
Verwaltungssprengel des Reichs , den man dann als Grafschaft Ro-
maniola bezeichnete.
Die Vergleichung der wichtigern Bestimmungen, in welchen
dos Responsum vom Frieden abweicht, hat demnach ergeben, dass
das, was der Kaiser schliesslich gewährte, ausserordentlich weit
hinter dem zurückblieb, was die Lombarden verlangten. Eine Auf-
fassung des Friedens, wonach der Kaiser auf jedes Markten und
Feilschen verzichtete und mit heiterer Miene dem nothwendigen
Friedensschlüsse auch die härtesten Opfer brachte, wird danach nicht
mehr statthaft sein. Die Forderungen, auf welche die Lombarden
verzichteten, sind zum Theil so weittragend, dass sich daraus doch
ein sehr entschiedenes Friedensbedürfniss auf ihrer Seite zu ergeben
scheint. In wie weit ihnen der Kaiser dabei entgegenkam, auch
seinerseits auf wesentlich weitergehende Forderungen verzichtete,
würden wir freilich mit Sicherheit nur ermessen können, wenn uns
auch die ursprunglichen Anerbietungen des Kaisers genau bekannt
wären. Ich mochte aber glauben, dass diese nicht gar zu weit hinter
dem zurückblieben was im Frieden wirklieh gewährt wurde. In
manchen Einzelfällen würde sich das mit ziemlicher Wahrscheinlich-
keit wohl noch durch genauere Zergliederung des Responsum erwei-
sen lassen, durch Scheidung dessen, was seiner Form nach kaiser-
licher Vorschlag, was weitergehende Forderung der Lombarden sein
346 F i c k e r
muss; doch ist zuzugeben, dass wenn sich das auch mit einigem
Erfolg durchfuhren lassen sollte , die gewonnene Grundlage dennoch
eine sehr unsichere bleiben wGrde, da sehr weitgehende Forderungen
des Kaisers ja durch einfaches Fallenlassen im Gegenrorschlage der
Rectoren beseitigt sein können. Mehr mochte ich jene Annahme auf
allgemeinere Erwägungen stutzen.
Für das, was der Kaiser 1183 gefordert haben wird, kann uns
nicht das als Massstab dienen, was er über zwanzig Jahre früher
im Anschlüsse an die roncalischen Beschlüsse gefordert hatte. Das
Wesentliche, um das sich der Streit damals drehte, war ein Doppeltes;
der Kaiser verlangte , dass die Gewalt, welche früher Bisehöfe und
Grafen in den Städten geübt hatten , welche dann ohne Zuthun des
Reichs auf die städtischen Magistrate übergegangen war, durch vom
Kaiser gesetzte Beamte geübt wurde; weiter, dass die nutzbringenden
Hoheitsrechte, welche wohl gleichfalls zum grössten Theil von den
alten Feudalgewaiten an die Städte gekommen waren, dem Reiche
zurückgestellt würden. Ein Zurückkommen auf diese Forderungen
hat der Kaiser 1183 gewiss kaum noch in Erwägung gezogen; er
hatte sich sicher längst mit dem Gedanken vertraut gemacht, dass
Überlassung der Selbstverwaltung und der Regalien an die Städte
nothwendige Bedingung jedes Friedens sein müssten, es sich da nur
um die nähere Modalitäten handeln könne. Es handelte sich ja keines-
wegs darum, nun zuerst im Frieden eine Stellung der Städte zuzu-
geben, welche bis dahin grundsätzlich überall verweigert worden
wäre. Das, was die Bundesstädte jetzt erlangten, hatte der Kaiser
schon seit 1162 solchen lombardischen Städten, auf deren Treue er
glaubte rechnen zu dürfen, in Sonderprivilegien gewährt; nur
freilich darauf bestehend , dass ähnlich, wie bei den frühern Feudal-
gewalten, durch die Investitur die Befugnisse der Consuln als vom
Reiche übertragen anerkannt wurden; dass weiter durch jährliche
Abfindungssummen das Reich für den Verzicht auf die Regalien ent-
schädigt werde. Solches war vielfach auch da gewährt, wo sich in
keiner Weise behaupten lässt, dass der Kaiser durch eine Nothlage
dazu gezwungen gewesen wäre; er hatte damit selbst den Weg
gewiesen, auf welchem ihm eine Portdauer städtischer Selbst-
ständigkeit mit den Interessen des Reichs vereinbar schien. Den
spätem Bundesstädten hatte er freilich früher eine solche Stellung
verweigert; aber es war doch auch jetzt nicht das erstemal, dass er
Zur Geschichte des Lombardenbundes. d47
zur Gewährung derselben auch für diese bereit war, es ist insbesondere
nicht etwa erst die Schlacht bei Legnano gewesen, welche ihm das
als unabweisliche Noth wendigkeit erscheinen liess. Schon als er 1175
den Vertrag von Montebello schloss, muss er entschlossen gewesen
sein, das zu gewahren, wie dann der Schiedsspruch, den der Kaiser
anzuerkennen bereit war, es wirklich gewährte; keine der zu-
verlässigen Nachrichten über die damaligen Vorgänge deutet auch
nur darauf hin, dass dieser Punkt den Frieden gehindert habe.
Es ist möglich, dass dann noch su Venedig, wie Romuald erzählt,
die kaiserlichen Bevollmächtigten flir gut befanden, die Verhand-
lungen mit dem Hinweis auf die Zeiten des vierten Heinrich oder die
ronkalischen Beschlösse zu eröffnen; aber doch schwerlich in der
Absicht, auf solchen Forderungen zu bestehen; wie man denn ja
^ueh bald auf den Schiedsspruch zurückging, nur über einzelne
Punkte sich nicht einigen konnte. Gewiss hat auch jetzt dem Kaiser
nichts ferner gelegen, als auf jene frühern, längst als undurchführbar
erkannten Forderungen zurückzugreifen. Scheint der Kaiser der
Wiederaufnahme des Krieges nicht abgeneigt gewesen zu sein, so
glaube ich kaum, dass er selbst im Falle eines Sieges noch gewillt
gewesen wäre, jene Forderungen durchzuführen; Auflösung des
Bundes, Zerstörung von Alessandria, Abtretungen zu Gunsten des
4inmittelbaren Reichsbesitzes und der Städte und Grossen der
kaiserlichen Partei, bedeutende Strafsummen und hohe jährliche
Abgaben wären wohl das gewesen , was er im Auge gehabt hätte ;
schwerlich die Wiederholung des Versuchs, die Städte durch von
ihm gesetzte Podestaten zu regieren.
Ist aber der Kaiser von vornherein und nicht erst jetzt bereit
gewesen, jene Hauptforderungen im allgemeinen zuzugestehen, so
fnusste es sich einmal noch um die Modalitäten handeln. Und da ist
kaum abzusehen, wie er seine Forderungen viel höher stellen konnte.
Der Schiedaspruch von 1175 hat offenbar auf die Verhandlungen
von 1 1 83 eingewirkt, wenn auch kein so enger Anschluss stattfindet,
dass wir annehmen dürften, jener habe bei diesen als Grundlage
gedient. Eine genauere Vergleicbung , welche uns hier zu weit füh-
ren würde, dürfte ergeben, dass die Lombarden in keinem wesent-
lichen Punkte 1183 mehr erreichten, als ihnen schon 1175 zuge-
standen war; wohl aber blieben in einzelnen Punkten die jetzigen
Zugeständnisse des Kaisers erheblich dagegen zurück. War der
348 Ficker
Kaiser bereit, jetzt auch den Bundesstädten eine Stellung zum Reiche
zu gewähren, die der der Kronvasallen entsprach, so kann er bezüg-
lich der Form der Belehnung kaum etwas von den Forderungen
nachgelassen haben, welche sich aus der Analogie des Lehnwesens
ergaben und für die Behandlung der Städte seiner Partei schon bis*
her massgebend gewesen waren. Die blosse Investitur beim Herren*
fall, wie sie 1175 zugestanden war und jetzt wieder verlangt wurde,
ist nicht gewährt; der Kaiser hat jährliche, zeitweise personliche
Investitur durchgesetzt, hat keine Abschwächung der Bedeutung
des von den Consuin zu leistenden Treueides zugegeben , auch den
Treueid der gcsammten Burgerschaft in schärferen Formen verlangt,
als der Schiedsspruch und die Forderungen des Bundes sie gewähr*
ten. Eine Hasse von nutzbaren Hoheitsrechten wurde allerdings den
Städten ohne Verpflichtung zu jährlichem Zinse überlassen, wie er
sonst meistens bedungen, vielen Städten aber doch auch schon
früher nachgelassen war; da mochte es aber als genügender Ersatz
erscheinen, wenn einmal vom Bunde die bedeutende Summe von
fünfzehntausend Pfund gezahlt wurde, andererseits in Ausführung
des Friedens entweder eine Menge vorenthaltener Regalien an das
Reich zurückzustellen oder ein bedeutender jährlicher Zins dafür zu
zahlen war. Stand, wie wir annehmen, die Gewährung der Selbst-
verwaltung und der Regalien auch an die Bundesstädte an und für
sich überhaupt nicht mehr in Frage, so ist kaum abzusehen wie be*
zuglich der nähern Bedingungen der Friede viel hinter den For-
derungen des Kaisers sollte zurückgeblieben sein.
Es handelte sich dann aber weiter beim Frieden um Punkte, bei
welchen weniger das dauernde Interesse, als das Ansehen und die
Ehre von Kaiser und Reich in Frage standen, wo seiner ganzen
Sinnesart nach ein Nachgeben des Kaisers allerdings nur zu erwarten
war, wenn die dringendste Noth ihn dazu zwang. Dem scheint schon
in der Form und Fassung des Friedensschlusses vielfach Rechnung
getragen zu sein. Wenn die Bestimmung des Schiedsspruches , dass
bei Verletzung des Friedens durch den Kaiser die Städte sich gegen
ihn gemeinsam vertheidigen dürften, jetzt auch in den Forderungen
des Bundes nicht wiederholt erscheint, wohl aber die entsprechende,
dass die Städte den Kaiser gegen Friedensbrüchige zu unterstützen
haben, so mag das der Sache nach ohne alles Gewicht sein; aber
es scheint doch darauf zu deuten, dass man die Empfindlichkeit des
Zur GMcbichte des Lombardeobondes. 349
Kaisers möglichst zu schonen suchte. Insbesondere aber moss es
sich, so weit unsere Hilfsmittel das übersehen lassen. In dieser
Richtung um zwei Fragen gehandelt haben. Die eine, ob das dem
Kaiser zu Trotz und Hohn gegründete Alessandria als solches fort-'
bestehen und der Rechte der Bundesstädte theilhaftig werden sollte.
Die andere, ob Bologna und Faenza, welche in offenster Verletzung
des mit dem Kaiser geschlossenen Waffenstillstandes Imola, eine
seiner treuesten Änhängerinnen , unterjocht hatten, im Besitz ihrer
Beute bleiben sollten. Wie sehr in beiden den Ansprüchen des Kai-
sers genügt wurde , haben wir gesehen.
Es ist möglich , dass es der weitern Forschung noch gelingen
könnte, Punkte nachzuweisen, bei welchen ein bedeutenderes Nach-
geben des Kaisers während der Verhandlungen anzunehmen sein
würde. So weit wir die Sachlage jetzt übersehen , können wir nur
annehmen, dass, nachdem die allgemeinen Grundlagen des Friedens
insbesondere seit den Vorgängen des J. 1175 kaum mehr in Frage
stehen konnten, bei den Einzelfragen es ganz überwiegend der
Kaiser gewesen sein muss, der seine Forderungen im Frieden zur
Geltung brachte. Wie der Friede Ton Venedig, so bezeichnet uns
auch der Friede von Constanz doch nur dann ein, allerdings sehr
bedeutendes Zurückweichen des Kaiserthums, wenn wir als Massstab
das anlegen, was Friedrich in früheren Jahren erstrebte. Wenn er einst
glaubte, die Beseitigung der feudalen Gewalten durch die Städte
einseitig in seinem Interesse ausbeuten, einfach zu Händen des
Reiches zurücknehmen zu können , was jene zunächst nicht diesem,
sondern den Grafen und Bischöfen entrungen hatten , so ist er damit
wenigstens hier in keiner Weise durchgedrungen. Aber es ist doch
eben nicht zu vergessen, dass das, worauf er zu Constanz verzich-
tete, auch früher keineswegs unmittelbar in Händen des Reiches
gewesen war, dass es ihm zwar nicht gelang, die feudalen Schran-
ken, welche das Staatswesen jener Zeit noch allgemein beengten,
zu beseitigen*, dass aber im wesentlichen das Ergebniss doch nur
das war, dass die Befugnisse^ welche früher lehnweise den geist-
lichen und weltlichen Kronvasallen zustanden, nun in möglichst
analogen Formen den städtischen Gemeinden , welche sie schon frü-
her thatsächlich besessen hatten, auch rechtlich zugesprochen
wurden.
3d0 F i e k e r. Zur Geschichte des Lombardeobundes.
4
Wir glauben so gezeigt zu haben, dass zwei Acteiistücke,
welche bisher wenig beachtet wurden, in der unrichtigen Stellung
welche man ihnen anwies , auch nur hätten irre leiten können , nach
Nachweis ihrer eigentlichen Bedeutung uns überaus wichtige Halt*
punkte zur genaueren Erkenntniss und richtigem Beurtheilung jenes
denkwürdigen Kampfes zwischen Kaiserthum und Bürgerthum
bieten.
Tomasche k. Über BraroaUa und Rosalia etc. 3dl
Über Brumalia und Rosalia,
nebst Bemerkungen Ober den bessischen Volksstamm.
Von W. Tomaschek,
Lebrer m den Comoianal-Real- miid Obergymaatiaa «of Mariahilf ia Wies.
I.
Der Köstensaum und die inneren Hochlande Thraciens, die
Bergregionen des Pangaeus und Orbelus, der Rhodope und des Hae-
mus, waren uralte Statten orgiastischer und chthoniseher Culte. Roh
und sinnlich in hohem Grade erscheint uns das Wesen der Gebirgs-
bewohner; auf einen dem Ackerbau nur wenig günstigen Boden ge-
stellt, ohne energisches Streben die Vortheile des Meeres aus-
zubeuten und in Verkehr mit anderen Nationen zu treten, entbehrten
sie durchaus der reichen Gestaltungen und milden Segnungen einer
vorgeschrittenen Cultur. Je beschränkter der geistige Horizont der
Natursohne blieb, je weniger sich das Individuum zu nüchternem
Selbstbewusstseln und zu schaffender Thätigkeit erhob, desto mäch-
tiger waltete der Trieb nach stachelnden und betäubenden Genüssen,
desto verschlossener und zugleich reizbarer zeigte sich dieGemüths-
anlage. Leidenschaftlichkeit und Stumpfsinn • rohe Kampflust und
schwärmerische Religiosität, Hang zur Grausamkeit und Sinn für
Gesang und Musik, all diese Gegensätze waren in dem Naturell des
Barbaren auf das innigste verbunden. Die Stärke und Innerlichkeit
des pathologischen Sinnen- und Seelenlebens äusserte sich am leb-
haftesten in den Ausbrüchen einer wilden Naturorgiastik.
Überwältigend wirkten vor allem die grossartigen Naturschau-
spiele des Hochgebirges mit ihren schroffen Gegensätzen von Sommer
352 Tornaschek
und Winter, von Üppigkeit und Sterilität, von Leben und Tod auf
den ungebildeten, kindliehen Sinn der Bewohner. So gross die
Wonne, so lebhaft der Jubel des Lebens war, der während der
schönen Jahreszeit auf den sonnigen und rebenreichen Hügeln , auf
den üppigen und von Hirten und Heerden durchtobten Bergmatten,
in den quellreichen und schattigen Hochwäldern sein buntes Spiel
trieb, so duster und ode musste das Leben im Winter erscheinen,
der aus Thrake's beschneiten Bergen in wilden Stürmen hervor-
brechend dem lauten Naturjubel ein schnelles Ende machte, alles
Quillen und Treiben in eisige Fesseln schlug, und mit finsteren
Schatten das Licht der kurzen Tage trübte. Als ein feindlicher
Dämon erschien der Winter, als eine grausame Macht, die den
Tod alles Schönen und Süssen herbeiführte. Eben tobt noch Diony-
sos auf der feuchten pangäischen Aue von Nysa mit seinen Ammen
in wildem Festrausch — da störmt der gefrässige Wolf herein, der
Lichtabwehrer, des Waldgebirges Sohn, mit geschwungener Geissei
und mordlustiger Wuth; zitternd flieht Dionysos und verbirgt sich in
dem feuchten Elemente, das ihn mütterlich gehegt, die Mänaden und
Silene stieben in Angst auseinander. Licht und Wärme und die
Gewässer des Himmels sind von nun an in der Haft des winterlichen
Dämons; alles vegetative Leben ist erloschen, die Götter selbst sind
machtlos und ihre milde fruchtspendende Wirksamkeit ist unter-
brochen.
Je unmittelbarer der Bewohner mit der Natur verkehrte , desto
herber empfand er die Agonien der winterlichen Jahreszeit, desto
mächtiger wirkten auf sein Mitgefühl der Schmerz der Natur, die
Leiden des gestürzten und verschwundenen Gottes. Die erregte
Stimmung drückte sich vor allem in jener lärmenden Festfeier aus,
welche entweder alljährlich oder in jedem dritten Jahre zur Winter-
zeit ber Nacht unter Fackelglanz auf den schneebedeckten Gipfeln
der Hochgebirge von Frauen und Jungfrauen begangen wurde. Aber
auch in gemeinsamen Festzügen zu chthonischen Cultusstätten , in
Opferungen und threnetischen Liedern wird der hervorbrechende
«religiöse Drang sich kundgegeben haben i).
0 über den thrakuchen Dionysosealt bietet das Gesammtmaterial Lobeck^s AgUopha-
mos. — Auf trieterischen Dienst beziehen wir die Glosse bei Hesychios: rooAXis*
iTZi^favrjliLa ^/^jvifjrixäv <rv'j a*3Xai Opaxixov. Wichtig ist anch Plinius XVI 62:
über Brumalia und Rosalia etc. 353
Der Trauer fehlte die Tröstung nicht. Den Schmerz der
Thyiaden durchzuckte der Hoffnungsstrahl einer schöneren Jahres-
zeit und durchleuchtete der beseligende Gedanke» dass Dionysos
doch wieder erscheinen werde und mit ihm Lust und Leben und all
der quillende und strömende Segen in Blüthen und Früchten, wie er
sich vor allem herrlich erzeigt in der feuchtigkeitsschweren und
feurigen Rebe, der süssen ambrosischen Gabe des Gottes. Mitten in
der Zeit des winterlichen Todes hat das Sonnenlicht, das bereits
vollständig geschwächt schien, über das Dunkel obsiegt, sich ver-
jüngt, und wird fortan zu neuem Segen wirken und walten.
Das winterliche Fest wurde nicht blos in den nordischen Re-
gionen vom Haemus bis zum Olympus, vom Hebrus bis zum Axius,
auf den Schneegipfeln Thrakes und den Gefilden Emathias gefeiert;
auch nach dem sonnigen Hellas, dessen Bewohnern der Sinn für
mystische Orgiastik ursprünglich wohl fremd war, hatte sich seit
alter Zeit die trieterische Festfeier mit ihrer melancholischen Auf-
fassung des Naturlebens verbreitet; auch Parnassus und Taygetus
und die ragenden Gipfel des kretischen Ida boten den Chören ein-
herstürmender Mänaden ihre wilde Stätte. Zu Orchomenos feierte
man das Fest desAgrionien; die Frauen suchten den entschwundenen
Gott, und es hiess, Dionysos sei zu den Musen geflohen und halte
sieh bei diesen verborgen. An der parnassischen Feier nahmen
Frauen von Delphi gemeinsam Theil mit athenischen Frauen: den
höchsten Berggipfel erstiegen sie mit Lebensgefahr und hielten da
die Orgien ab; zugleich brachten die Vorsteher der Priesterschaft
hedera Liberi Patrb et nunc adornant thyrsos ^leasque ac scata in Thraciae po-
pulis in solenmibus sacris. Ferner Conon Narr. XLV (Phot. Bibl. cod. 1S6) : ^ iXo-
fjLoujov v6 Opqcxoiv xal Moexsdovcov «yevo^' ifoiva fiiv ouv xal roxrai; lifAspai;
ojTrAtfffiivov 7:\i)^oi Opaxuv xal Maxe^oveov ^v Aci^J^poi; tU otXY^fia Ev
ffvvsi|2*yao^fjLivov fji/*ya rc xal npoi rfXcra; cu rreroiigfuyov. In sehr spSter Zeit
(421 n. Chr.) wird auf bessischem Gebiete einer alten WeibesUtte gedacht; die
Umwohner erinnerten sich noch, icpdv crvai r^v ro;rov xal i^ ap^aia; rcXrr^;
dcvdpiavra; ev aurtp a^icp6j93ai , Olympiodonis (Phot Bibl. cod. 80). Die thra-
kisehen Götterabbilder schildert Xenophanes bei Clem. Alex. Strom. VII, p. 302
und bei Theodoret. Therap. HI, p. 519: vobg (xiv «yop Al^ioKag y^ikavai xal
aifxoii; <ypa^s(v s^Yjffc rou; o^xf^ov; 3ioi;;, oirotoi xal aurol Kifvxaai* vobg
$i <y£ Bpqxag «yXauxou; r< xdcl iprj^povg (==v[\jppo{ßg aem. AL). Die Haupt-
farbe der Thraker berührt Firmicus Matemns Mathes. 1 1 : cur omnes in Aethiopia
nigri, in Germania cnndidi, ia Thracia r nbri procrenntnrt
354 Tomaschek
t
ZU Delphi bei dem Heiiigthume des Apollon, in dessen Bezirk das
Grabmal des Dionysos lag» diesem geheime Opfer. Die Delphier
nannten den Gott auch Zay ptijg und NuxreAeo^ und ^IcoSairrig, und
hielten demselben ab bald w^opdq reva^ xat a^avt^jüiov^, bald dno^
ßi(aaet<; xat naltyyeveaia^, Plut de ce ap. Delph. eap. IX. Zu Eleusis
trat der Dionysoscult dem auf ähnlicher Grundlage beruhenden, alt-
einheimisch-pelasgischen Dienst der Demeter und Kora zur Seite,
und half die mystischen Anschauungen von Tod und Wiederaufleben
der nährenden Naturkräfte verstärken. Die chthonische Seite des
Dionysos als eines irdpeSpog der unterirdischen Kora hat Herakleitos
vor Aogen, wenn er sagt (Fragm. 70 ap. Clem. Protr. p. 30 F.):
Diese Auffassung des dionysischen Wesens war nicht ein Re-
sultat späterer mystischer Speculation ; der innerste Keim derselben
lag bereits in der uralten volksthümlichen Vorstellung des Dionysos
als eines Sommergottes, dessen Walten durch die winterliche Natur
unterbrochen wird. Die ganz und gar der Orgiastik zugewandten
Einwohner Mäoniens und Phrygiens, des frucht- und rebenreichen
Landes, von welchem aus aller Dionysoscultus seinen Ausgang
genommen hat, stellten sich vor, dass der Gott Winters schlafe und
Sommers erwache; sie feierten ihm desshalb in bakchischem Taumel
bald Einschläferungen, bald hinwieder Erweckungen. Auch die
Paphlagoner, welche zu demselben phrygisch-arischen Stamme ge-
hörten, sagten, Dionysos-Sabazios liege zur Winterszeit in Banden
und sei eingeschlossen, zur schönen Jahreszeit jedoch röhre er sich
und werde entfesselt i). Dieselben Anschauungen waren auch bei den
autochthonen thrakischen Völkern , so wie bei den nachgerückten
mysisch-päonischen Stämmen im Schwange; auch bei diesen fand
die Verehrung des Naturgottes in Winter- und Sommerfesten ihren
Ausdruck.
War nämlich nach den Monaten des Mangels die warme Jahres-
zeit erschienen, in welcher die Natur in ihrer Pracht und Üppigkeit
sich erzeigte, wo alles in Feld und Wald, in Gärten und Fluren von
^) Plat. de Iside et Osiride cap. LXIX: 4»pu<yE( di röv 3cov o^ofiievot X'^K^vg;
ßaxr^Ktvomtg aOr^ rcXoOo't. Ua^Xa^ovsg di xctTa^eXff^oa xal xoL^fcpTvjo'^ac
X<(fMJvo(, ijpo; di xtyfio'5ac xoet avaXueaJ^ai ^affxouat.
Ober Brumalia uad Rosalia etc. 35d
Lust und Leben strotzte — da hiess es, der winterliehe Dämon sei
von dem Hiromelsgott geblendet worden; Dionysos habe sieh ver-
jüngt, oder er habe sich Ton seinen Banden losgemaeht und sei Ton
seiner unterirdischen Haft ans Licht getreten. Doch nicht er allein
kehrte zurück, auch sein schwärmendes Gefolge, die Reigen der
Nymphen und SUene, auch die Erdmutter selbst» die Crottin der
Liebe und des Gebarens, feierten ihren Einzug <).
Der Einzug der beseligenden und fruchtspendenden Gottheiten
mochte durch rauschende Musik und bakchische Chorreigen gefeiert»
mit enthusiastischen Liedern und Spenden von Blumen begrüsst
worden sein. So, wie wenn die phrygische Göttermutter in Pomp
durch die Städte fuhr; auf allen Wegen spendete man ihr reichliche
Gaben und überdeckte ihr Bild und Gefolge mit einem Rosenschauer
(Lucret. II 606). Und Pindar singt bei Gelegenheit eines bakchischen
Festzugs: „den Bromios rufen wir an, den Gott des Jubels, des
höchsten Vaters Kind — jetzt ist die Zeit, ja jetzt, wo man duftige
Veilchensträusse auf die ewig junge Erde wirft, Rosen in die Haare
flicht; es rauschen die Klänge der Lieder zur Flöte, die Chöre er-
tönen von der stirnumflochtenen Semela !** (dithyr. frgm. S3 Bergk.
P. lyr. Gr. p. 242). — Die Rosenzeit war am besten zu dieser Feier
geeignet, die Zeit, wo der Lenz an die Grenze des heisseren Som-
mers gelangt, wo alles in Laub und Blüthen steht. Ist doch die Rose
das schönste Angebinde der in Jugendfülle prangenden Natur, die
Blume der Liebesgöttin und des Bakchos zugleich.
Orientalisch wie der Name ist auch die Urheimat der Rose, sei
es, dass die sonnigen Gebirgsabhänge, welche zum Tigris streichen,
sei es, dass der Libanon und die Wustenränder Arabiens dafür gel-
ten müssen. Phrygien hegte und pflegte die Blume, und die Bri-
ger und Päoner brachten sie nach den thrakischen Landen, wo sie
ebenfalls herrlich gedieh und die Götterfeste schmücken half. Berühmt
waren die Rosen des edonischen Landes, welche das Pangäongebirge
<) Auf thrakischem Boden fBhrt die letetgenaonte weibliche Gottheit Tertchiedene
Namen; ror allem steht die edoniecbe Rotys, wie die phry^ohe Kybele, in inni-
gem Znsammenhange mit dem Dionysosenlt. Strabo X, p. 470. — Choeroboscus
(Bekkeri Anecd. Hl, p. 1192): Mtv9lq MoXlg 'Arapri;* raOrad^ thtv övofAara
daifAOvodv rif&cüfxeycüv ;roepa ^pa^iv. Darin ist Mfv^^ Nebenform Ton Bevd?;»
'Arapri^ ist die Schutsgöttin des Herdleners, MokXg TieUeickt T«desg9ttia.
356 T omaschttk
<larbot; die Bewohner von Philipp! siedelten sie von dort in ihre
Gärten an und brachten durch Cultur den Blüthenschmuck derselben
zu grossem Blattreichthum ; man nannte sie die hundertblätterigeD,
ixarovrd^uXXa i). Oder auch die sechzigblätterigen; die Sage er-
zählt, Midas, des Gordios Sohn habe mit seinem Volke Asien ver-
lassen und sei über das Pangäon nach Emathien gekommen , nicht
ohne die sechzigblätterigen Rosen des odonischen Landes mitzu-
nehmen und sie in der neuen Heimat in eigene Gärten zu ver-
pflanzen >). Diese Rosengärten lagen am Abhänge des Bermiongebir-
ges, und das «wasserreiche^ Edessa <) war der Sitz des Midas und
der mit ihm gezogenen Schaaren von Phrygern, Lydern, Mysern und
Teukrern *).
An jene Gärten knüpft sich die Sage \on der Berauschung und
Fesselung des Silenos durch Midas, eine Sage, die auch in deni
phrygischen Heimatlande wiederkehrt. Silenos, der beständige Be-
gleiter des Dionysos, war der Sohn einer Nymphe , ein Dämon des
erfrischenden und befruchtenden Nasses in Fluss und Quell, beweg-
*) Theophrast. Hist. Plant. VI 6, 4: JrXst^ra $k ra rotaOra iari, -cpl <t>iXin';rou^*
ouTot foip Xafxßavovrs^ ^x roö Ua^paiov ^vrguo'jfftv ixsX -yao -yivfrat nroXXa*
ajtixpa di 9f^69pa tä ^r^^ t^xfXXa etc. = Plin. XXI, 17: centifolia est in Cam-
pania Italiae , Graeciae vero circa Philippos , sed ibi non suae terrae proventn ;
Pangaens motu in Ticino ferfc numerotis foliis ac parvis, adcolae transrerentes con-
serunt, ipsaque plaDtatione proficiunt.
^) Nixav^po^ ^v dcuref^o) reup7(xcl>y (Athen. XV, p. 683 B) :
Xcirrodv iv xX^pouiv avsrpc^sv ^HfAoe^'totO'tv
alh ii i^^xovr« i:ifni xofAocovra ;ren^Xoi;.
Die ""fidovi; waren ein Zweig der 'Hdovoi, Strab. VII, frgm. 11; Steph. Byz.
p. 706: Atovuaio; iv Baaffapixäiv td* „Mai^cov r' a*ypia ^OXa xal ""Q^ovc«
iiytaiizaWQt" . Vor Alters scheinen sie auch auf Thasos rerbreitet gewesen za
sein : ' O^oJViV i{ Oaao; rd rdeXai, Hesych.
^) "E^effffflt, j. V6dina, geht zurfick auf f e^y ol ^pitfig ro udwp xaXoO^i , Clem.
Alex. Strom. V p. Z43 Sylb. Das merkwürdige VodagewSsser beschreibt Grisebach
Reise durch Rumelien II, 92 — 106. Derselbe Wortstamm ist auch in dem moesischen
Flnssaamen Utas, j. Vid, und dem dakisehen Orte Ouri-davo, j. Vecs, ersichtlich.
4) EuphorioB (sohol. den. AI. yoI.1V, p. 96Rlotz): cüxciro $k rd TraXaidv >$ ''Edsatjct
vk6 ^pv*yb>v xal Avdwt xal rä>v (ura Midou diaxo/üiiaJ^^vrcov tl^ ri^v Eupo»^
inQv. Hellanicttt (frgm. 46, ap. Const. Porph. de them. II, 2): Maxedovc; («.ovoi
(ura Muffwv rtfri oUoGxri^ — Die HanptateUe über die Gärten des Midas aui
FoMe dM BenOoB ist Herodot VllI, IM.
über Bruroalia und Rottalia etc. 3d7
lieh wie das flüssige Element und mit Weissagung begabt wie alle
Wasserdämone. Midas mischte die Quelle mit Wein, der berauschte
Silenos wurde gefesselt und musste dem Könige über die Geheim-
nisse der Natur und die Dinge der Vorzeit zu Rede stehen <)• ^^^
Culturmomente in dieser Sage lassen sich nicht verkennen; wir
finden darin die Andeutung, dass troekenes unfruchtbares Erdreich
durch Herbeilockung von Wasseradern in ein üppiges, fruchtreiches
umgeschaffen und mit Gärten und Weinreben überdeckt wurde. Da-
durch, so wie durch Ausbeutung der Metallschätze fesselte Midas den
Reichthum an sich. Die Weineultur und regelmässige Rearbeitung
des Bodens führte milde Sitten, geordnete Lebensverhältnisse, und
die Einführung dionysischer Weihen herbei; denn auch ein Hörer
des Orpheus soll Midas gewesen sein'}.
Die eifrigsten Diener des Dionysos waren die autochthon-thra-
kischen Bessen, welche ob dieses Ruhmes die Propheten des hoch-
berühmten Heiligthumes bei den stammverwandten Satren waren.
Die Satren bewohnten die hohen, mit allerlei Waldungen und mit
Schnee überdeckten Gebirge, welche sich zwischen dem mittleren
Strymon und Nessos oberhalb des späteren Philippi ausdehnen; das
Orakel des Dionysos selbst lag auf den höchsten Bergen; die Sprüche
gab eine Weissagepriesterin , so wie in Delphi (Herodot. VU 111).
Alexander besuchte auf seinem Zuge gegen die Triballer das Orakel ;
der über den Altar ausgegossene Opferwein soll sich in eine Feuer-
flamme verwandelt haben, welche zum Himmel emporloderte; das-
^) Die makedonische BeneDnong der Silene war Socuadai =3 ffaOXoi, (Toßapoi, Aa-
^poi, kßprji. Mit dva* xpiQVifj hSngt der pionische Name des Dionysos AvaXo; zu-
ssimmen. — Herod. 1. c. : ^v rourotat xal 6 2(X>2vö; roi9i xi^;rotffi i^Xco, d)(
'kifSTCti ujro Maxed^vcüv. Vgl. Theoporop. frgm. 74 bei Serv. «d Virg. Ecl. VI 13
Aelian. V. U. lU 18; Atbenaeus II p. 45 C: njv xpi^v>2v xepdcffai oTv&) xal rov
^p'JfOL Mt'^av ^ai StoKOßKog, ore Attv r^v IciXyjvöv uro ßi^i *33eX>jffev.
S7T( $£ )} x|di^v>2, (»)i fri(Ji Bicüv, fASffiQ Maidcov xal Ilatovojv, "'Ivva xa-
XoufJLSvig.
^) Strabo XIV, 6S0: 6 dk Mtdou jrXoOro; ^x r£>y repl rö Bipfitov Spo^ furaXXcüv
eysvETO. Conon Narr. I (Phot. Bibl. cod. 1S6) : ra irfpl Mida xal B|»i70i>v* oircü;
re ^(ja'jp(^ Kspivvx^if a3p6ov rf tif irXoOrov {p^vj, xal 'Opfcai; xoera Ilii-
jüciav rö opogfaxpoariig 7cv6fuvo( jroXXai; r^x^ai; Bpi^Siv ßao'tXcuci* xal u;
Itikrivd^ Tzepl t6 BipiLtov opoi Mldou ßafftXtvovxoi u^J^, d^* ^ xal t6
£^voc Cjjxsi jroXuavJ^pcondrarov £y* xal onfag avr^ Xpvo'd^ ^^ivfro xal ra si(
rpo^i^v ;;apar(.&^fuva anrayra.
Sitzb. i\. phil.-hist. CI. LX. Bd., II. Hfl. 24
358 Tomaschek
selbe Wunder wurde später dem Vater des Aup:ustus zu Theif
(SuetoD. Aug. 94). — Bei den Ligyreern gab es gleichfalls ein Ora--
kel des Dionysos; die Vorkunder der Spruche begeisterten sich vor--
her durch das goldene Nass des Gottes i). — Bei Philippi gab es
einen \6fog AeovOaou mit Goldminen (Appian. B. C. IV 106). Der
Name eines anderen, dem Dionysos-Sabazios geweihten Hügels, auP
welchem ein kreisförmiger Tempel stand, war Zilmissos *).
II.
Es liegt in der menschlichen Natur, und die fortschreitende
Civilisation bringt es mit sich, dass der menschliche Sinn aller
diisteren Anschauungen und Stimmungen, in welchen er auf der
Stufe des passiven Naturzustandes befangen war, immer mehr sich
zu entschlagen strebt und mit Vorliebe die heiteren Seiten aus dem
alten Volksglauben mit herüber nimmt und aufbewahrt. Zu einer
viel weiter fortgeschrittenen Entwickelung, als die thrakischeii
Stämme, waren bereits bei dem Eintritte in die historische Zeit die
kGstenbewohnenden Hellenen gelangt, welche sich zwar noch nicht
in den Vollbesitz der geistigen und materiellen Herrschaft über die
Natur erworben hatten, aber in der Pflege aller culturhistorischen
Beziehungen, welche auf Selbständigkeit des Geistes beruhen,
weitaus die semitischen und arischen Volker des Ostens, so wie die
stammesgleichen Bergvölker des Inlandes überragten. Naturgemäss
verlor bei diesen der aus Phrygien stammende und über die thraki-
sehen Lande gekommene Naturcultus des Dionysos den orgiastisehen
und den Nachtseiten des Naturlebens zugewandten Charakter in der
Volksreligion durchaus; die heitere Seite dagegen wurde, namentlich
') Macrob. Sat. I, 18 apad Ligyreos. Das Volk wird sonst nirgend genannt; Tielleichl
ist berbeisniiebea Stepb. Bys. : iXXupia* X^P^ ;rX>39iov roO na7*yaiou.
*) Macrob. 1. c. Der Name ZiXfxicr^o; hingt In seinem ersten Theile lusammen mit
der thrakiscben Benennung für Wein; ^iXa* 6 orvo(, Hesych. ; ^ciXa« r^v otYOV-
01 Oj^axc;, Phot. Lex. Mit Recht vergleicht dazu Böttge% sk. «^ Ifff fhila)
«^ IfflGf) (btlnka); das b gebt bekanntlich in den eräniscben Dialekten io « über,.
im Griechischen können wir dafSr x erwarten ; ist also X^^^^ ' ^ axpocro; oivo^
dumit identif ch ?
k
über Bromalia und Rosalia etc. 359
unter der aufgeweckten Land- und Stadtbevölkerung Attikas, mit
Lust und Liebe gepflegt, und bildete die Grundlage der wichtigsten
Volksfeste. Noch praktischer und nüchterner gestaltete sich der Cult
des Weingottes auf dem Boden Latiums ; der römischen Bevölkerung
war das Fest des Liber eben nur ein Weinlesefest.
Dieser einfache und populäre Charakter des dionysischen We-
sens kam im Laufe der Zeiten auch in Thracien zu vorwiegender
Geltung; namentlich werden die italischen Colonisten, welche zur
Kaiserzeit wie überall, so auch in dieser Provinz die Träger der
römischen Civilisation waren, mit ihrer Sprache auch die römischen
Göttercülte und Festordnungen fiberallhin yerpflanzt und so den alles
nivellirenden Zustand der romanischen Welt begründet haben. Dabei
mochte noch immer dieser oder jener alteinheimische Cult seinen
Bestand fristen ; unzweifelhaft gilt dies von Dionysos , dessen winter-
liche Festfeier mit der vindemia und bruma der römischen Ansiedler
verwuchs und eine sinnlich-heitere Anssenseite annahm. Es ist eine
interessante Thatsache, dass gerade auf dem alten und gewisser-
massen dem Dionysos zugehörigen Boden Thraciens bis in die späte-
sten Zeiten sich der römische Name eines Festes forterhielt, welches
um die Zeit der kürzesten Tage bei Eintritt der strengen Witterung
abgehalten wurde und nicht undeutlich den Geist einer Winterfeier
an sich trägt.
Der solare Rusticalkalender der Alten setzt den Beginn des
Winters auf den X. November an. Claudii Ptolemaei Apparitiones
(Petavii üranoiog. p. 75 C) zum XV. Athyr: Aiyifnrioig xae 'Inndp-
y^ui x^t/jLüüvo^ df^'/ji ; Varro R. R. I 28 u. Columella R. R. XI 2, 84 :
IV Id. hiemis initium ; Ciodii Tusci Kai. (Jo. Laur. Lydus de ostentis
cap. 69): rfi jzpd $' eiSdv No6|x]3p(wv äpy^Etat 6 j^ctjxcüv. Ahnlicher-
weise galt hie und da in Deutschland der XL November für Winter-
anfang. V6dan dachte man sich um diese Zeit im Scheiden begriffen;
aber auch da noch erwies er sich als Segenspender; in den volks-
thümlichen Gebräuchen ist an seine Stelle der hl. Martin getreten,
und dieser wird als Schimmelreiter dargestellt, welcher von Haus zu
Haus ziehend, Apfel, Nüsse und Gebäck vertheilt; sogar das Erntefest
wird an einigen Orten zu Martini gefeiert. Die älteren Kaiendarien
der germanischen Stämme jedoch lassen den strengen Winter und
das Jahr selbst mit dem XXIII. November , S. Klemenstag, anheben;
wahrscheinlich dachte man sich um diese Zeit V6dan bereits ver-
3()U Tomaschek
schwundeu. Den solaren Kalendarieu der Alten zufolge tritt am
XXV. November die Sonne in das Zeichen des Bogenschützen und ver-
weilt darin bis zur winterlichen Wende. Der XXIV. November galt so-
mit für den Eingang in die Zeit der kürzesten Tage; Clod. Tuscus
I. C. : TTp TTfö tq' xaAavdoüV A£X6/x]3ftaiv ;r|^coejULca riig yeiiLepßtvYig rffO^
Tiftg. Der römische Name dafür ist brüma (dies brevissima^» eine
Bezeichnung, die in den romanischen Sprachen auch für pruiua Gel-
tung erlangte: gall. brumaz froit, gelee du matin (Du Gang. s. y.};
alb. geg. brum tosk. brümf^ romun. brumf^ bruma» pruiua; der No-
vember selbst wird im Romun. brumariü mare genannt (Miklosich,
Die slav. Monatsnamen Nr. 50).
Dass auf den XXIV. November ein Fest fiel, welches in Rom
gefeiert wurde und den Namen BRVMA führte, dafür haben wir zu-
nächst ein Zeugniss in dem Kalendar. Lambecianum, welches um daa
Jahr 3S4 unter Constantius II. verfasst worden ist und die damals
gefeierten heidnischen Feste in grosser Vollständigkeit enthält
(Graevii Thes. Antiq. Rom. T. VIII 97 sqq.); wir finden darin die
Angabe: VUI- KAL- BRVMA- DIES AEGYPTUCVS. In dem Datum
stimmt vollständig überein die Angabe in den VioiKoviTLd lib. I cap. 1
(p. 4 ed. Needham Cantabrig. 1704): -o oi roüv BpGOjjLoov koftrii iari
r^ TTfto öxrciü xaXavdoüv Aex£|ui.j3/^(aiv. Der Name des Festes wird be-
reits durch Tertullianus (um 210) bezeugt» welcher in seiner Schrift
de idololatria cap, 14 bemerkt: Saturnalia et lanuariae et BRV^MAE
et Matrouales frequentantur. Sonst geschieht der Festfeier nirgend
Erwähnung, auch nicht auf Inschriften. Es fragt sich nun, welche
Bedeutung das Fest hatte und in welcher V^eise es gefeiert wurde.
Darüber erhalten wir einen spärlichen Aufschluss durch einige No-
tizen in byzantinischen Quellen, welche nicht undeutlich verrathen,
dass das Fest vorzüglich in der östlichen Hälfte des römischen Rei-
ches» unter der ländlichen und städtischen Bevölkerung der thrakisch-
makedonischen Lande üblich war; wir finden darin neben rd
BpoOiKoc (sie) auch die Formen rö Bpouixaliov (sie) und rd Bpoufid-
Xeo, das lateinische BRVMALIA, angewendet
Der Charakter des Festes ist im wesentlichen durch das Datum
der Feier und durch den Namen selbst gegeben: es muss eine Fest^
lichkeit gewesen sein» welche den frucht- und segensreichen Herbst
abschloss und in die Wintertage einführte. Die Natur zwar scheint
erstorben und das Licht verkürzt sich immer mehr und mehr; aber der
über Bnimalia und RosRlia etc. 361
Mensch, welcher den Segen der vergangenen Monate eingeerntet
hat, zehrt jetzt in behaglicher Müsse von den Vorräthen, so das
Jahr ihm gespendet ; in den deutschen Gedichten, welche den Streit
des Sommers und Winters darstellen» rühmt eben dieser von sich,
dass zu seiner Zeit manch kühler Trunk gefunden und alles, was
jener einführe, verzehrt werde (Uhland in der Germania V 258).
Der Festtag galt zugleich als vorbedeutend für die Witterung
des ganzen nachfolgenden Winters oder wenigstens des December.
Eine Stelle in den Tsoynonxd Hb. I cap. 5 (p. 8 ed. cit.) bietet hier-
über folgendes: A>?|üL6xpcT0^ di xai 'ATrouXr^cö^ yaai, rotoOrov XP^
npoado'ÄÖLv iaea^ai töv ysiixu}va^ onoia iarat t5 ifiiiipa, rrig iopTi^g t?v
Ol *Pw/jLalo( BpoOp,a xaXoOae, rouriariv tJ reroipTn xae eUo^rri roö
Atou ikfivdg -nroi NocfxjSpfou. irepoi Si Tiveg jSoOXovrac At napOLTVipri^
aediig rtvo^, xa5' ö/jLOi6r>3Ta rij^ rerdpring xat sUdSog toö tipr^ikhov
Afou T^Toc NofifjijSptou i^'nvdg^ xa^*' t?v ra Bpoöjxa ylvsTai^ iaea^ai rdv
ifs^fig Asxiixßptov fx^va • xa^*' öfxotÖTTjTa di rfig niikTzvng xat eUddog
ToO auToO Nocfjißpfou fxvjvö^ töv ^eßpovdpiov /ji^va.
Auf thrakischem Boden wird sich die Feier des Wintereinzuges,
wie oben angedeutet, mit der alten Dionysosfeier verschmolzen
haben : nur wurde die heitere und geniessende Seite die vorherr-
schende, und die alten Anschauungen von dem Tode der Natur und
des Dionysos traten zurück. In Attika feierte man nach dem eigent-
lichen Weinlesefest, den ländlichen Dionysien, welche zur Zeit der
bruma im Monat Poseideon unter Jubel abgehalten wurden, im darauf
folgenden Gamelion als Nachfest die Lenaen, an denen das zur
Weinlese öffentlich aufbewahrte Mostquantum, sabald es gegohren
war, von den Keltergenossen ausgetrunken wurde (A. Mommsen
Heortologie 332. 340). Die Lenäenfeier hiess, vielleicht irgendwo
ausserhalb Athens, auch >i 'Ajxßpo^ia: eine bezeichnende Hindeu-
tung auf den unsterblich machenden Göttertrank amrta, das feurige
und berauschende Nass des holden Bakchoskindes. Die Scholien des
Proklos zu Hesiod. epya 802 (p. 308 Gaisf.) bemerken zu den
Worten /mf^va di Arjvatwva* ixkiiäriSi outo^, inetüi ro) AeovOacü reo rojv
Xrjvoiv im'JTdTri iriXouv iopriiv tö [irivl rovrtü^ t?v 'AjüijSpoafav ixd"
Xouv. Mehr weiss Tzetzcs ebd. : orc rö toDv Irivw ociTlta AiovOat^
ioprriv r^v Xeyoikivriv 'AjüijSpofftav irsXouv, t? Troipa, *P(ayLaioig Bfou-
fxdha. xaksTrar BpoOiiog ydp rzap^ aOrolg 6 Aeövuao^. Letztere Be-
merkung beruht zwar auf Unkenntniss; nichts destoweniger erfahren
362 Tomaschek
wir daraus» dass die Brumalien im Zusammenhange mit der Dio-
nysosfeier standen und dass der Charakter des Festes mit der Am-
brosia zusammenfiel, wenn auch der Tag der Feier ein anderer sein
mochte.
Aber nicht bloss den Geist eines Weinfestes trugen die Bru-
malien an sich, auch als Nacherntefeier waren dieselben unter dem
Landyolke im Schwange. In der Chronik des Symeon Magister (ms.
bei Du Cang.) und bei Cedrenus (I p. 259) findet sich die Stelle:
TT^v ytiTToviav dvanauadyLevoi a/xotj3adöv iauroOg dTüSTpsfOV 7rav>57'^-
pl^avTsg xai dypavXovvTsg km rolg «AXrjXwv dvdfxafftv. Die dabei vor-
kommenden Gebräuche trugen offenbar einen heidnischen Charakter an
sich; desshalb wurde die Festfeier zugleich mit den Kalendae und Vota
durch den 62. Kanon des sechsten Conciliums inTruIIo(promulgirt am
15. Jan. 706) aufs nachdrucklichste untersagt: Tdg curo) Acycfjieva^
Kakdvdag xae rd As^ö/xsva Bord xai rd xaXc6fxeva BpoxjyidXia Tzepioci-
pe^Tivoci ßov'koixiJ^a. Eingewurzelte Gebräuche lassen sich nicht so
leicht beseitigen; die Brumalien wenigstens wurden nach wie vorge-
feiert; selbst bei Hofe in Byzanz hatten dieselben vielen Anklang
gefunden.
Nach dem ausdrücklichen Zeugnisse des Constantinus Porphyro-
genitus De cerimoniis aulae Byzantinae (II cap. 18, pag. 606) war
das Fest schon seit Constantinus dem Grossen bei Hofe eine beliebte
Lustbarkeit gewesen, die mit Pracht und Aufwand, mit Spenden und
Gelagen, unter Sang und Klang und Fackelglanz begangen wurde;
alle nachfolgenden Kaiser, wie Theodosius Marcianus Leo lustinianus
u. a , hatten keinen Anstand genommen, das heitere Naturfest in ihren
Hofkreisen zu feiern; Romanus (920—944) schafiHe dasselbe ab,
oO SUcctov £ivat xard rd nocXaid i^Vs/xara Aüaöveov 'FctipLaloig ßpcu-
|tjiaA((eiv voixiaag; Constantinus Porphyrogenitus hinwieder (944 bis
959) erneuerte es, wohl um die Garden und Magistratspersonen der
reichen Spenden nicht zu berauben, und entwickelte dabei grosse
Pracht und Freigebigkeit.
Höchst belehrend sind auch die Acta S. Stephani abbatis
Nicomed. qui martyrio functus est tempore Constantini Copronymi
a. 767, auctore Stephano Cpolitano diacono (griech. in Analeeta
Graeca Montfauconii et Loppini Paris. 1688 Tom. I p. 396 — 531,
lat. übs. bei Surius De probatorum Sanctorum historiis Tom. VI zum
über Brumaiia und Rosalia etc. tiöo
"28. November) ; darin wird das unehristUche Treiben des mönchs-
feindlichen Kaisers also geschildert (p. Sil): ö Si f^epcüvujüLo^
po)rdT(ijg ixTfXwv, rö xar' ixeXvo xatpoO BpoufjidXiov i^TOi iopri^v dae-
/jLOvicüoy? i^sriXsi, Alovudov xat BpoOfxov fü^njjx&v dg ri^v auri^v
TftXen^v wg Twv a;r6p/xdTwv xac toö ocvou yeviGiovpyoug. iv raOrp
oi TTp ^li-ipcf Trpoit^ev au7xa.5caa^ in:i rd^ rcSv oj^oXcIüv orod^ jxcrd
rojv cc^ToO 6yLOfp6v(»)v xi^apt^dw iislirnv inouiTO äariyLOv xai J^et^
iyäpüiori ^p6g tyjv KapoOtJocv a;rovdT%v, iv ^ tö aro^j^erov roO Tüiiinrou
ypdiiyiciTog iTzsfädxei^ ovoiia fipov rng aüroO rpirrig ikoiyakiSog
Y^vaexög EuSoxiug. Zur Zeit der Festfeier verbrachte der Kaiser mit
seinen Genossen den ganzen Abend (p. 514) /xcrd xpavyiig xat xi-
-^apcüv, und schwelgte bis zum Morgen bei einem üppigen Gelage.
Das Datum des Festes war nicht der 24., sondern der 28. Novem-
ber; der Heilige erlitt nämlich den Tod (p. 82 1) ^Yivl Notiißplto
sixdSi xat Ö7Jdp, iv ^ TÖ ^TOiy^elov roO E napd tc3v ytXodac/jiövwv
exTroyiTzeijeTO BpcufAaXearcDv.
Es dauerten nämlich die Brumalien in Byzanz volle vierund-
zwanzig Tage, vom 24. November bis zum 17. December, nach der
Anzahl der griechischen Buchstaben; die Kaiser und die Glieder der
kaiserlichen Familie, so wie die Senatoren und Patricier, feierten ihre
besonderen Brumalien an dem Tage, auf welchen der Anfangsbuch-
stabe ihres Namens fiel: Anastasius z. B. am 24., Eudokia am 28.,
Zoe am 30. November, Constantinus am 4., Leo am 5., Bomanus am
11. Deceiiiber (ßeiske zu Const. Porphyrog. vol. II pag. 701 Bonn).
Im Jahre S57, dem 31. der Begierungszeit des lustinianus. trat in der
Nacht des 14. December ein Erdbeben ein (Agathias V 3 — 8, Theo-
phanes ad a. 6050), wie Agathias bemerkt, gerade in dem Zeitpunkte,
tMxoc Yi ToO <p^ivo7Z(M}pov €/>J7Cv copa, in Si rd Onip täv dvcjuidrcjv
aviinofjicc (Brum;ilia) cTfiXetTO, rinep rolg 'PcayLOcioig vcvöfxt^rat,
y.pitog |JL£v rtor, -jirfip-^tv, otzoIov ilvai eixäg roO TiXiorj ini rdg rpondg
i/a6vovrc^ rdg y^siyiepvvdg xae Kp6g röv aiyoxiptiira ftpoiiivo'j.
Gern verherrlichen die byzantinischen Hofdichter die Brumalien -
feior. Dem Titel nach ist uns bekannt Aiovrog noitiTixov xai ycXo-
ijifov dvaxpsovTiov eig BooufxdXea roö Ka^aapo^ Bdp^a (856 — 866).
ferner 'Ape^ä dpfitmaxinax» dvaxpeovrtov sig rd A«ovro^ roö ßaat-
litDg (886 — 912) BpoujxdXta; vgl. darüber A. Mai Spicilegium
Aoman. IV p. XXXVH. Ein frostiges Machwerk ist das Gedicht
364 Tomaschek
'AxoAov^Gu 7pa|i|i«nxoO scg r« Bpcu/jidAca, welches die Weisheit
des Kaisers Leo preist (Poetae lyriei Graeci ed. Tb. Bergk
ed. 2. p. 853). Bezug auf die Brumalien desselben Kaisers nimmt
auch ein Epigramm des Petrus Patricius (Lambecius Comment. de
bibl. Caes. Vindob. IV. p. 180): ei<; [irixog IA5^^ süruj^c^rdrwv
jQSOvwv, / vUag aveacüiv eig del rpoTzatd re, / (jv^xkr^TiTiOlg dTratJi
aolg Bpoifikokioig / nawiyvpiZetv ivoidoug eTinfjidjg, Bei diesen sena*
torischen Gastmälern mochte mancher byzantinische Philosoph,
Grammatiker und Dichterling seinen Witz haben leuchten lassen r
voll Aberwitz ist sicherlich der folgende Bericht über den Ursprung
der Hof-Brunialien.
In den Weltchroniken des Georgius Hamartolus und Joel» im
Chron. Alexandrin. und bei Suidas (s. Bpoi^/jidXta) ist nämlich unter
verschiedenen Wendungen und Kürzungen im Durchschnitt folgendes
zu lesen: oOrog oitv *Pa)|io^ xai rd Xcyofxev« Bpo^p-aXia irzevorsatj
ineiSr, «vtös xai 6 ddekfdg avroö 'P^fxo^ ix Tropveiag yevifxeyoi iv
dX(j(l}oii Tonta i^eppifYidav xai vno dypourig nvö^ y\fvaix6g eOpe^ivreg
av£Tpdy>3^av. oviiSog oi y^v Toüjifatot^ rö i^ dAkoTpitü)/ rpitpga^ai
xat d'klorpio^d'^oxjg xocJ^sta^at* ixadrog iv roXg ovyLTzoGioig t6 totov
ßprjjlia xai TToyLa ixöfxiCev, J^pog tö jült^ axoOfiiv 6)g dAXoTpio'fdyoi. oö
ori '/(dpiv i7:ev6ri(js 'Pcü/xo^ rd BpcufxdXea, eipriXthg avayxaiov efvat
7pi(p£tv TÖv ßadikia rriv iaitroO a67xX>3rov iv rcjj xaipfb roO yeiix'Jjvo^
(hg kvrlyiovg^ orav r^pc/jiwatv ix toO jröXsjuiou, rriv 6i Tj^xAr^rcv ndXtv
Tpiftiv TÖV arpaTOv. xai rip^aro xdXslv d;rö roO* a ioig roO co\
xikiOdag xolI tt^v aOyxXriTov xakelv roitg (Jzp^TiujTag. 6^£v oi arpa^
TccJüTai tig roitg oXxovg dTZLOvreg tcSv xaXsadvroüv avrojg i.-' dpioTK^^
d(f iaTzipag rj^flow xat iy6povv^ npog t6 yvcüvai TzdyroLg ort Tzocp^
aürä) aijpiov rpuffrtaovron, toOto oOv Ktjzoirtxs, i 'Pcüjülo^, rhg stpTjrac^
Trpö^ rö dnaXkoqfi^7.i rr^g vßpecag aOroOf xaXidag tö övojuia rcO
apt^TOu Bpcu|idX(ou|ui, o i^Tt fW|iacaTi ix tcov dA/OTffoüv Tpayfyvac
(sie), xat xaTioj^sv tö i^og tcüv BpcujüiaXieov rapa tt; 'Pojjuiata ;ro-
XiTciqc £0)^ ToO vOv. Man suche darin nicht etwa ein Fragment aus
Varro, Suetonius oder einer anderen alten Quelle; das Ganze ist
Hirngespinst eines Byzantiners, der einem M'alalas an Geist und
Kenntniss nicht nachstehen mochte. Wir lernen daraus nur» dass die
Brumalien endlich zu einem blossen Festessen für die Senatoren und
die Stadtmiliz wurden und dass der Gedanke an die bruma vor dem
ßpQlia zurücktrat.
über Brumalia und Rosalia etc. 36b
Eine gewisse Ähnlichkeit in Ursprung und Entwickelung mit
diesem Feste haben die echt römischen Saturnalien. Saturnus, der
Gott der Saaten, und dessen Gemalin Ops, die Göttin des üppigen
Segens, galten um die Zeit der kürzesten Tage för die verborgenen
Erdmachte, welche neue Kraft gewinnen, zu erneuter Wirksamkeit
sich anschicken. ^Noch sind sie yerborgen, aber schon kommen sie
wieder und bringen mit sich alle guten Gaben und die ganze ge-
segnete Vorzeit des goldenen Zeitalters*« (Preller R. M. 414). Die
ursprunglich düstere Winterfeier gestaltete sich auch hier zu einem
genussreichen Vorspiel der sommerlichen Erntefeier, indem die
Phantasie schon jetzt vorweg nahm, was künftige Monate bringen
sollten. Daher die ungemessene Freude und Freiheit, das allgemeine
Schmausen und Schenken an diesen Festtagen, den SEPTEM SA-
TVRNALIA !)• Das Bild des Saturnus selbst wurde der wollenen
Binden entledigt, mit denen es das Jahr hindurch gefesselt war —
vie1lb:«^ht weil ursprünglich die Anschauung bestand, dass der Gott
gefesselt m der Geisterwelt bei Dis Pater weile «) und auf kurze
Zeit der Fesseln ledig einen segnenden Umzug halte. Man denke an
unseren bergentrückten oder bei HÄl weilenden Vddan, welcher zu
Weihnachten erwacht und an der Spitze des stürmisch brausenden
Geisterheeres um Mitternacht über Feld und Flur dahinzieht.
Zu dem XXIII. December bemerkt das Kalendar. des Clod. Tus-
cus (1. c. cap. 70): rp npö e' xaXavdoüv 'lavoucepeeov (JvyiTr'XiopoOTai
0 Die Festordnung der septem Saturnalia war zur Kaiserzeit folgende:
17. Dec.= XVI. KAL. lAN. SATVRrfALIA
18. XV.
19. xnil. 0PAL1A
20. XIII.
21. XII. DIVALIA S. ANGERONALIA
22. XI.
23. X. LARENTALIA
Die Dira Angerona, so wie Acca Larentia sind nur Seitengestalten der Ops und Lua
Mater (Preller 431. 423. 419.). — Manche GebrXuche der Satumalien haben sich
bekanntlich bis auf die Neuieit erhalten; über den klerikalen CameTal, das Festnm
fütuorum, 8. Du Cang. s t.
*) Plutarch (Mor. 420 A) weiss von einer fernen Insel zu erzihlen, auf welcher Kronos
gefesselt und schlafend von Briareus bewacht werde; viele Geister weilten bei ihm
als Genossen und Diener.
366 Tomasehek
>5 ßpoOjUL« oiovii is y^siiisptvYi zpoirri. Zu dem folg. Tage Columella
R. R. XI 2 94: Villi. Kai. laii. brumale solstitium sicut Chaldaei
observant. An dem XXV. Dee. wurde seit Aurelianus in Rom das
orientalische Fest des Sol Invictus gefeiert (Preller R. M. 786):
schien doch die Sonne nach der Wende neugeboren und verjGngt!
Die heidnische Naturanschauung wirkte auch auf den christlichen
Kalender ein : es ist kein blosser Zufall, dass auf denselben Tag
die Geburt Christi versetzt wird. Die Christen feierten den Eintritt
der geistigen Sonne, die Geburt des wahren Lichtbringers; die
Geburt Johannes des Täufers wurde dann auf die sommerliehe
Wende verlegt, gemäss den Worten „me oportet minui, illum aotem
crescere**. Um dieselbe Zeit feierten die germanischen Volker das
Julfest, tranken zur Minne und zündeten die Sonnenwendfeuer an.
Die cerei, welche an den Saturnalien brannten, drucken so wie der
Lichterschmuck unserer Weihnachtsbäume auf gleiche Weise dk
Zunahme des Lichtes aus; eben darauf ist zu beziehen der sudfranz.
chalendal, ein grosser eichener Klotz, welcher am W^eihnaehtsabend
entzündet und mit Wein besprengt wurde (Grimm D. M. 594), und
der serbische badnjak (ebd. 1220).
Der Tag der Wintersonnenwende wurde auch als Winterbeginn
betrachtet; vgl. Kai. rusticum Farnesianum (Mommsen I. R. N.
Nr. 6746): HIEMIS INITIVM SJVE TROPAE CHIMERINAE. In
christlicher Zeit galt derselbe auch für den natürlichen Jahresanfang
un|j hiess desshalb calendas; die slav. Benennung koleda hat den-
selben Ursprung. Der erste Tag im römischen Jahre, die Kalendae
Januariae, dem Lichlgott und EröfTner Janus geweiht, wurde ab
glückverheissend betrachtet; was an diesem Tage gut von Statten
ging, das musste auch für die Folge glücken (Preller R. M. 160 fg).
Die Kirchenväter malen mit beredten Worten das ausgelassene Trei-
ben, dem sich das Heidenvolk an diesem Tage hingab, und ermahnen
die Gläubigen davon sich fern zu halten, lieber zu fasten und Almosen
zu spenden. ^Die Losung dieses Tages ist Lust und Genuss fiir alle!
Da wird gelärmt und getobt; jeder sucht mit Wein die Sinne zu
benebeln, den Bauch mit Speisen anzufüllen; Tanz, Gesang und
Würfelspiel, Pantomimen und Mummereien verscheuchen die Sorge.
Im Scherz wählt man sich Richter und Obrigkeiten und gehorcht
deren lächerlichen Befehlen; sogar die Gotter, sonst Gegenstand
der Verehrung, werden in possenhaften Aufzügen, am liebsten in.
über BrumaliD und Rosnlia etc. 367
thierischen Gestalten, vorgeführt und fallen dem Gelächter anheim <).
Leute aus dem Pöbel, llerumstreicher und Gaukler, ziehen rotten-
weise von Haus zu Haus und belästigen Jedermann, vor allem die
Magistratspersonen, mit gluekverheissendem Händeklatschen und
Geschrei, sie heischen Angebinde. Auch Kinder treibt die Hab-
begier; sie ziehen herum, pochen an den Thuren und bieten zum
Gluckwunsch mit Denaren besteckte Äpfel dar, um ein werthvolleres
Gegengeschenk davonzutragen. Roher Scherz wird mit den Bauern
getrieben, die sich in der Stadt sehen lassen ; sie werden mit Spott
und Schlägen bedacht, was sie bei sich tragen wird ihnen abge-
nommen. Den ganzen Tag bis spät in die Nacht dauert das
Wogen und Lärmen •).•*
Eine Nachfeier zu den Kaienden waren die am HL Januarius
gefeierten VOTA, oder die VOTORVM NVNCVPATIO, welche ur-
sprünglich pro salute principis abgehalten wurden, in später Zeit
jedoch zu einem Volksfest gediehen, das denselben Charakter an
sich trug wie die Kalendae.
111.
Den deutschen Völkern galten die auf das Wintersolstiz folgen-
den Zwölften (vgl. den Ausdruck >^ StaSsxocriixepog in der Schilderung
des ToT^i^ov bei Constant. Porphyrog. De cerim. I, eap. 83, pag.
381 — 386) für vorbedeutende Loostage für das folgende Jahr; das
Zukünftige war zu schauen, das Seelenreich that sich auf. Die Götter
zogen segnend in^s Land und forderten ihre Opfer ein; es war
heilige Zeit, alle Arbeit und Fehde ruhte, den Lebensmännern
1) Motive aus Petrus Chrysologus (serm. CLV), Ambrosius (XI), Maziaus Taur. (VI),
Augustinus (in mehreren Serm.), Caesarius Arelat., Eligius u. A.
') Nach 'Affrepiou roO iKi<Tx6«ov ^Ayuxatiag X670; xanfiioptxdf r^g iopvifi ruv
KaXavddiv. Vgl. auch Txetzes Chil. XIII 24S— 25Z. Belege för spätere Bräuche
bietet Du Cang. r. Kalendae lanuar. (p. 962 ed. nov.), wo Tonäglicb das ans Cerem.
Rom. ad caicem cod. ms. ecci. Camerac. beigebrachte von Belang ist. — Gegen germa-
nische Festgebriuche richtet sich das Verbot der Concilien »in cenrulo et ritulo
ire" s. Du Gang. r. cervulns und xcpßovxoXog,* Philipps Über den Urspmng der
Katzenmusiken (Freiburg 1849) 8. ?9 a. a. 0.
368 Tomaschek
wurde gütlich gethan, auch die Knechte feierten. Der winterliche
Umzug Vddans und seiner Gemalin Frfja (Vdda, P^rahta, Hulda)
wurde in Festspielen dargestellt, auf welche die stehenden Figuren
mancher heutigen Weihnachtshelnstigungen zurückgehen. Die win-
terliche Feier war jedoch nur Vorspiel zum Sommerempfang.
Den Zwölften vom Christfest bis Epiphania entsprachen nämlich
die zwölf sommerlichen Tage vom I. bis XII. Mai. Diese Zeit ist die
heiligste und heiterste des Jahres: Vctdan zieht entzaubert und yOllig
erlost wieder als der sommerlich segnende Gott in's Land ein und
feiert seine VermSlung mit Frfja ; alle Gottheiten, vornehmlich weib-
liche, spenden Fluren und Feldern den ßluthen- und Erntesegen;
wo der heilige Zug in entzuckendem Gesangesbraus voruberwallt, da
gedeiht und schwillt alles in Üppigkeit und Pracht. Auch der Som-
mereinzug wurde in Festspielen dargestellt, und die ländliche Mai-
feier, so wie die vorangehenden Oster- und nachfolgenden Pfingst-
gebräuche gehen darauf zurück. An manchen Orten ist die Sommer-
Verkündigung Sache armer Kinder geworden, welche mit Maien ge-
schmückt von Haus zu Haus ziehen. Gaben einsammeln und den
freundlichen Gebern dafür ein gutes Ernteertragniss aiiwunschen.
In dem Bauernkalender der Alten galt fast dieselbe Zeit f3r
Sommerbeginii. Auf den IX. Mai setzen denselben an Varro R. R.
I 28 und Columella R. R. XL 2 39: VII. Id. Maias aestatis initium»
Favonius aut Corus, interdum etiam pluvia; Clod. Tuscus (I. c.
cap. 63): r^ npd r/ xal ^' eiSthv Maecuv Tzpooiyn^v ^ipo'jg^ xat C^yw-
pog inixpareX. Auf den VI. Mai Euktemon in dem Kai. Pseudo-Ge-
mini p. 69. D; auf den X. und XII. Mai (XV. und XVII. Pachon)
Claud Ptolemaeus p. 86. C: ki-^vriTioig »jetö^* J^ipo^jg oLpyJTi. Auf den
XIII. Mai Ovidius Fast. V. 601: tum incipit aestas, et tepidi finem
tempora veris habent. Auf diesen Zeitpunkt, rraucjjiivou roO ^pog^
ou;reü S* ripyixivov ^ipovg (Galenus de antid. I 8), fiel auch die dio-
nysische Festfeier, die sommerliche, welche den Einzug des im Ge-
leite der Nymphen und Silene ruckkehrenden Dionysos und der
Liebesgöttin darstellte. Wir haben bereits in der Einleitung darauf
hingewiesen, dass ausser Musik und Tanz vorzüglich die Zier der
Rose das Fest verschönern mochte, auf den quellenreichen Gebirgs-
abhängen des Pangäon sowohl wie in den sagenberühmten Garten
am Fusse des Bermiongebirges. Mit Rosen wurde der Sonimer-
empfang auch in Deutschland gefeiert.
über Brumalitf und Rosalia etc. 369
MRoseiigärten*' nannte man in verschiedenen Gegenden Deutsch-
lands grasige, mit Rosen und anderen Blumen durchwachsene
Werder, welche zu volksmässiger Festeslust bestimmt waren; na-
mentlich Worms hatte zwei solche Versammlungsplätze, m^s ^^^' iu
dem Gaiien Freude und Wonne genug; hei, was der Gai*ten Rosen
und lichter Blumen trug!** heisst es in dem grossen Rosengarten,
worin der Held Ilsän auftritt, der seinen Schild mit Rosen bekleidet
und auf dem blumigen Plane die Gegner überwindet — in Kämpfen,
welche deutlich die Idee des Sommerstreites ausdrücken, in einer
kriegerischen Maifeier, worin der Sommergott den Strauss ausficht
mit den Dämonen des Winters (Uhland in der Germania VI 307 —
SSO, bes. 321. 335. 338 fg.).
Wie bei den Brumalien, so machen wir auch bei der sommer-
lichen Dionysosfeier die Wahrnehmung, dass für das alteinheimische
Fest zur Zeit der Römerherrschaft eine lateinische Benennung ver-
wendet wurde, welche bis in die späteste Zeit auf demselben Ge-
biete sich forterhielt, nämlich ROSALIA ^). In dem mittelalterlichen
Byzanz scheint dieser Ausdruck nicht üblich gewesen zu sein; der
Tag wird da genannt -n >^^ipa roiv f6$(tiv^ entsprechend dem lat.
DIES ROSARVM. Unter den anakreontischenv Gedichten des Gram-
matikers Joannes von Gaza befinden sich zwei, welche die Feier be-
singen: No. 4 (T/idiov iv np liixipcf toüv föSwv |m.£Ta tö einelv rijg
^oer)3Td^, und No. S Xö'^o^ Sv iKeSsi^aro iv r^ "hl^ipcL rcov j>ödaiv iv
T^t iauToO oiarpiß-fi ; daran schloss sich vielleicht No. 7 rivoc^ äv
eiKoi AO'^o^g 6 Aiovuaog toö iapo^ iXrj'kvJ^orog (Th. Bergk Poetae
Lyrici Graeci ed. 2. p. 841 sq. 837). Der Dichter ist voll von freu-
digen Gefühlen über den Einzug der dionysischen Jahreszeit. ^ Wann
der Lichtbringer Phaethon in dem Zeichen des Widders die mittlere
0 über die Rosalien, in soweit sie in das Gebiet der slavischen M jtbolog^ie und
Heortologie einschlagren, beeitsen wir eine schdne Abhandlung Ton Miklosich t Die
Rusallen (Sitxongaberichte der Wiener Akad., 46. Bd. 1864, S. 366 —405). Miklo-
sich hat gegenüber den eingewurzelten Ansichten anderer Slaristen mit Scharf-
blick erkannt und zur Eridena nachgewiesen, dass die Feier nicht slaTischen Ur-
sprungs und das Wort selbst lateinisch sein müsse. Es blieb noch zu untersuchen,
auf welche heidnischen Grundanschauungen die Feier zurückgehe nnd welche Be-
deutungen dem Worte ROSALIA znkimen. Durch M*s. Arbeit wurde der Verf. d.
Abb. vorzugUch zur Lösung dieser Flragen angeregt.
370 Toniaschek
Laufbahn ersteigt, da lachen die Adern der Mutter Erde; die Mören
rufen die verborgenen Sprösslinge der Flur wieder ans Tageslicht
und färben den Grund mit buntem Biüthenschmuck ; Kypris von
Eros begleitet fuhrt fruchtreiche Sprossen herbei^ die rosenwangige,
die rosenfingrige; die Tiefen der Erde verlässt Adonis^ das Kind
der Natur, der gewaltige Lebensverkünder , der aphrodisische
Reigen."
Der Ausdruck 'Pouaa/ea begegnet uns zunächst, wie Meursius
und Du Cange bemerkten, in dem Commentar des Theodor Balsa-
men, welcher gegen Ende des zwölften Jahrhundertes lebte, zu den
bereits mitgetheilten Werten des 62. Kanons des VI. Conciliums
in Trullo (HOvTayjxa tcSv ^eicüv xai UpQv xavövcov —und F. A. 'PaX/ip
xat M. nörXTp — 'A^r^vip(7cv 1852 11 p. 450): TOiaOrr^ naviiyvpig
dM^öxoTog i(JTi xai t« Aeyoyieva TouaaXc« rä p,iTd t6 äyiov Tzday^jx
ÜTTÖ xaxtj^ av'jriäüoLg iv rat^ £^a) yjapaig yivö/jicva. Wir erfahren
daraus, dass das ^ sonderbare ** Fest der Rosalien nach Ostern, also
zur Maienzeit und zwar auf dem Lande einem alten heidnischen
Brauch nach gefeiert wurde. Noch belehrender ist die Schilderung
nspi rd>v TouaaXeoüv in den Schriften des Demetrios Chomatianos»
Erzbischofes von Achrida, aus dem Anfange des dreizehnten Jahrhuu-
dertes (Miklosich 1. c. 388): oi oltzo toO ^iiiarog roO Mo/aoxov
opi^diiievot 6 Selvu xat ö delva rolövdc ri 6LixdpTrjp.a. i^Vj'yöf £'J7av £c;r6v-
T£^, ort naXaioO l5ou^ iv rip X'^P^ tovtwv xparoövTO^, 6 Sri 'Povadlia
GvojuiaCerae, rfi jULerd n%v TzevTSxoariiv ißioiidoi TJvrayfXGc yiveaJ^at
vgcüTifCüv xai Tag xard yuipav x6}iJ.ag avTOvg ntpUpxtaäai xai
Kaiyvioig Tiai xai opfjiiLaai xai ßeßaxy^E'Jikivoig aX|ia(7i xai nxYivixal^
dayriiiocOvaig hyxaAsX^^ai dO^pa rzapd twv ivoixoOvTOJv eig xipdog
aurcov. Hier erscheint die Feier bereits auf die Woche nach
Pfingsten gerückt und gemahnt im Wesen an manche deutsche
Pfingstgebräuche. Junge Leute ziehen von Haus zu Haus und
sammeln Spenden ein; bedeutsam treten Tänze und Sprunge,
Umzage und Vermummuugeu, überhaupt das bakchische Element
hervor.
Noch überraschender ist die Art und W^eise, wie die Rosalien
in dem epirotischen Parga abgehalten werden. * Apaßa^rr^vög gibt
uns hierüber in seiner verdienstlichen Xpovoypafia rfig 'Hnsipoxf
(Athen 1857 Tom. U p. 191) folgende Andeutungen: — rrjv xaXov-
yihriv kopTViv ToCaXcav f^ TouadXt«, diapxoOaav dno T9ig a ixiyupi
über Brumalia und Rosulia etc. 3 T 1
rfic >}' Maiou, ots 6 "kuog cxA^yo^v n-oAtry/v rtva wg dp'/ri'^dv eu3viL£i
diu $taf6po}v xcojJLcxcov (7xr/V(I>v* jxcra^O de roOrcuv ixporsi xac ;rXa(7n^v
Tiva /xaj^TOv, a^Y;|tjiar£(o|LiL^vcüv SOo arpareoirexeov aaijxaraiv, toö juiev
/p((7reav(XG0, roO di d^cojuiavcxoO dpyriyo\Jixivo\j und nXaaroO flaaaä,
T^ili-ipcL Tfsg iopTYig TpcudofJidx^^* ^^ 'V /^ßt^a^v di rcSv gxtcü ifiiupthv oi
'PcuaaXecürac üdp^cGe e^9i;rparrov rö reAcovtaxöv dixaeco/xa Travrö^
kyinopsOiiaTog Ei<jciy(t)yfig r^ i^aytMiyYi^, xat tö ^yT%p|üio{ov £^^ Sa-
Tzdvfiv Tciüv iv TTp nravvjyOpffc ycvofXevwv ivrpuyioffecüv xac npona"
p<xi3xev(hv. Der fingirte Kampf zwischen Christen und Osmanen ist
nur eine neuere Darstellungsweise des alten dramatischen Streites
zwischen Sommer und Winter; an Stelle des Winters ist der blut-
dürstige Pascbah getreten, welcher schliesslich selbst Freiheit und
Leben verliert. Bemerkenswerth ist ferner die Dauer des Festes vom
L bis VIII. Mai.
Wie bei den Brumalien folgte auch bei den Rosalien eine
Nachtfeier, welche dem bakchischen Genüsse und der ausgelassen-
sten Freude gewidmet war. Wir schliessen dies aus den Berichten
über die seit der byzantinischen Zeit in Russhmd verbreiteten
Pfingstrusalien, namentlich aus den Beschlössen der Moskauer Sy-
node vom Jahre 1551 (Stoglav, Miklosich I. c. 391), worin die
Feier so geschildert wird : Männer und Frauen versammeln sich in
nächtlicher Zusammenkunft und bringen die Zeit mit Gesprächen»
Gesängen, Spielen, Tänzen und anderen gottverhassten Dingen zu;
nachdem so die Nacht verstrichen, begeben sie sich unter grossem
Geschrei zum Bach und waschen sich mit Wasser. Von den Weiss-
russen verbreitete sich die Pfingstfeier zu den Mordwinen. Wiede-
mann (M^moires de TAcad. Imp. VII. S^rie T. IX, No. 5: Gram-
matik der Ersa-Mordwinischen Sprache S. 3) schildert uns dieselbe
folgendermassen: „Kurz vor Pfingsten haben die alten Weiber ihr
Fest; sie ziehen an das nächste Wasser hinaus, stecken dort am
Ufer junge Bäume in die Erde und bereiten sich einen Eierkuchen,
den sie an Ort und Stelle verzehren. Am Pfingstfest ziehen die jun-
gen Mädchen unter Anführung einer erwählten Königin in den Wald,
flechten sich dort Kränze, begeben sich darauf bekränzt und singend
Arm in Arm zum nächsten fliessenden Wasser, wo sie eine nach der
anderen ihre Kränze hinein werfen, wobei sie allerlei Fragen thun;
schwimmt der Kranz leicht weiter, ohne zu sinken, so ist dies eine
372 Tomaschek
günstige Antwort 9* Sonst versammeln sie sich noch auf einem
grossen Hofe, machen dort eine Allee aus zwei Reihen in die Erde
gesteckter Maien» hinter welchen sie sich niedersetzen, um die in
dem Gange wandelnden jungen Männer mit Bier und Branntwein zu
bewirthen. Bald gesellt sich dann auch ein Violin- oder Citherspieler
dazu» und das Fest schliesst mit einem Balle oder einer Orgie.
Früher kamen unterdessen die älteren Leute am Bache zusammeut
schlachteten dort auf Kosten der Gemeine unter allerlei Gebräuchen
einen Ochsen und verzehrten ihn, nachdem er an einem starken
Feuer gebraten war.**
Bemerkenswerth in dem obigen Berichte des Demetrios Choma-
tianos ist der Schauplatz, auf welchem vorzugsweise die Rosalieu
nach alter Sitte gefeiert wurden, nämlich : rc ^i/xa rcO MoXc<7xoO.
Wir wissen zwar genau nicht, welcher heutige Name diesem slavo-
bulgarischen Orte entspricht; aber die Lage desselben kann doch
im allgemeinen angegeben werden. Noch in spät-mittelalterlichen
Subscriptionen führt der Bischof von Moglena den Titel ö MoyXevcuv
xat MoUaxoO (Le Quien Or. Chr. II p. 283 Leake Trav. III p. 270).
Der Ort wird zuerstgenannt in der Geschichte des Jahres 1017; der
Kaiser Basilios II. eroberte auf dem Wege von Kastoria nach Verria
das feste Vy^egrad und begann die festen Orte in dem Umkreis von
Ostrovo und Mol'sk zu zerstören, rd nipi^ ^Oarpoßov xoci MoXctrxoO.
Cedren. II p« 46S. Setaena, ein Sitz SamueKs, fiel in seine Hände ;
dieser Ort ist wohl identisch mit dem j. Bulgarendorfe (Jetina
(Qrisebach II p. 173, Barth p. 154) am Fusse des Ni|e oder Gorni-
cova, des alten Bermios. Auch MoKsk wird daselbst zu suchen sein.
In dem Privilegium Alexii III. Imp. Cpolitani concessum Henrico Dan-
dulo Duci vom Jahre 1199 heisst es ferner (Tafel Symbol, crit.
geogr. Byz. I p. 51): provincia Prilapi et Pelagoniae ac Molyscu, nee
non et Moglenon; ebenso in der Parti tio Romaniae vom Jahre 1204
(Symb. II p. 124): provincia Moliscu et Moglenon, provincia Prilapi
0 Daa Waschen im Bache und die Hydroinantie gemahnt an ihnliche Gebrauche in
Deutschland u. a. 0. (Grimm D. M. 555 fgg.)* Augustinus mahnt, „ne alias in
feetiTitate S. Joannis in fontibus aut paludibus aut in fluminibus noctumis aai mata*
tinis horis se lavare praesamat^ quia baec infelix consuetudo adhue de paganorum
observatione remtntit*.
über Bninialia und Rosiilia etc. 373
<ei Pelagoniae cum Stano. — Im Jahre 1260 entsendet der nikänische
Kaiser Michael VIII. Paläologos den Sebastokrator Joannes gegen
den epirotischen Despoten Michael IL; Joannes erobert Achris und
Deavolis, ausserdem Upiana UeXayovia Scjoxö^ Mokuaxog^ Georg.
Acropolites cap. 80 p. 178. Nach dem Gefecht bei Borila-Lougos
(Lanka bei Ha|i-Chalfo p. 99) ziehen sich die Überreste des epi-
rotischen Heeres in der Richtung nach Prilapos zurück und berühren
auf dem Wege dahin Dravöv xai Scooxöv xai MoXuoxöv, id. cap. 81
p. 181. Die genannten Orte liegen sämmtiich in dem Stromgebiet
des Erigon, an dem Nordabhang des Bermios, und es darf uns nicht
Wunder nehmen, auf diesem durch die Rosengärten des Midas und
durch Dionysoscult in der Sage berühmten Gebiete noch in der
spätesten Zeit von der Rosenfeier zu boren. Der alte Festbrauch
gieng von der romanisierten Bevölkerung auf die slavo-bulgarische
über.
Wurden auch auf autochthon-thrakischem Gebiete ROSALIA
gefeiert, und lässt sich direkt nachweisen, dass der romische Aus-
druck bereits im Alterthum daselbst üblich war? Wohl ist der
Mangel au römischen Inschriften aus jenem Bereich zu beklagen;
nichts destoweniger lässt sich aus den wenigen bisher bekannten
etwas für unsere Sache gewinnen. L^on Heuzey hat in seinem lehr-
reichen Aufsatz Le panth^on des rochers de Philippes (Revue ar-
ch^ologique VI. ann^e Juin 186S p« 449 — 460) zwei Inschriften aus
der Umgegend von Drama mitgetheilt, welche Zeugniss ablegen von
der fortschreitenden Romanisierung und der Anwendung römischer
Namen auf einheimische Einrichtungen, so wie von dem Leben des
Dionysoscultes auch in später Zeit. Die erste derselben lautet
<p. 451):
BITHYS • TAYZIGIS • FIL • ÜVI • ET
MACER • N • LX • TAVZIES • BIT-I • QVI • ETRV
Fvs iixiv BiTivs TAVZicis nuiinMiiiss
ZIPACENTHVSTAVZIGIS • BITHICENTHVS
CERZVLAE • SABINVS • DIOSCVT-IIS- HEREDES • F • C •
IDEMBIT-IVS D0HAVITB1ASI8-LIB-PAT>TA8DA8T>XCC.ET>BTFT8 XCEXffVOK-BEDIT-Aimr
ROSAL • ADMONIMENT • EOR • VBSCBNTyR.
Sittb. d. phil.-hiaL Cl. LX. Bd., II. Hft. 25
3 76 Tomaachek
freiheit eingetreten, indem der Staat sich passir verhielt und keine
Religion zur oSieiellen erklärte. "^
In dem schon genannten Kalendarium Lambecianum, welches
unter Kaiser Constantius II. (337 — 361) aufgezeichnet wurde und
die damals unter den Heiden hestehende Festordnung der Stadt Rom
enthält» finden wir ebenfalls eine Andeutung des Rosenfestes» freilich
zu einem etwas späteren Tage (Graevii Thes. Antiq. Rom. VIII
p. 99) :
X • KAL • IVN- MACELLVS ROSA SVMAT.
Ayellino (p. 249) meint, die Fleischbuden seien mit Rosen ge-
schmückt worden» wie zur Zeit der Yestalia die Mühlen» oder wie
nach demselben Kalendar. VIII. Id. Jun. der Coloss mit Blumen-
kränzen geschmückt wurde» und liest demnach: macellus rosas
sumat; richtiger scheint uns jedoch die Auflassung Mommsens»
welcher MACELLVS durch einen Punkt trennt von ROSA SVMATur»
so dass wir übersetzen müssen „Fleischmarkt. Die Rose werde ge-
nommen.'' Wurde das Rosenfest in Rom damals am XXIII. Mai abge-
halten, so stimmt diess recht gut zu dem späteren Ineinanderfliessen
der Rosalien mit dem Pfingstfest
Aus einer inschriftlichen Urkunde ersehen wir auch, dass die
Rosalien sogar erst am XX. Junius gefeiert wurden; eine solche Ab-
weichung mochte wohl nur in Collegienordnungen Platz gegriffen
haben» welche auf einen kleinen privaten Kreis von Genossen be-
schränkt waren. Wir meinen die Lex conlegii Silvani» welche eine
sanctio L* Domitii Phaonis ex voto suscepto pro salute Domititni
enthält (Avellino Opuscoli diversi vol. IlL p. 305 Mommsen I. R. N.
No. 212 Henzen No. 6085). Phaon vermacht vier Landgüter den
Genossen des CoUegiums Silvani mit der Bestimmung (v. 10 — 18):
ut ex reditu eorum fundorum qui supra scripti sunt
KAL- lANVariis
et III IDVS FEBRuarias Domitiae Augustae nostrae natale
et V_K IVLUS dedicatione Silvani
et XU K IVUAS ROSAUBVS
et IX K NOVEMBRes natale Domitiani Augusti nostri
acrum in re praesenti fieret convenirentque ii qui in conlegio easent
ad epulandum» eurantibus suis cuiusque anni magistris etc.
über Bramalia und Rotalia etc. 377
Für ROSALIA wird auch der Ansdruck DIES ROSATIONIS an-
gewendet; so in dem Regulativ für die Grabstatte des T. Flavius
Syntrophus (Henzen No. 7321). T. Flavius Syntrophus, heisst es,
in suo testamento heredibus hortorum Epagathianoruni sie praecipit:
reditum eius summae eustodiatis ita, ut
die parentali meo
item XI • K • APR- DIE VIOLATIQNIS
item Xli - K • IViNIAS DIE ROSATIONIS
item III - K - lanuar. die natali meo
id diyidatis etc. — Naeh dieser Inschrift sollte man fast yermuthen»
dass in der vorigen XII - K * IVLIAS ein Sehreibfehler sei f&r IVNIAS.
Der XXI. Mai nShert sich dem Datum des römischen Rosenfestes im
Constantinischen Festkalender.
Eine ähnliche Inschrift, jedoch ohne Angabe der Daten, bietet
Marini Atti e Monument i de* fratelli Arvali (p. 563 not 518, p. 639
not. 816. „in villa Peluechi**): usum fructum insulae *alatianae cu-
stodiant ita, ut ei reditu eius insulae quodannis
die natalis sui
et ROSATIONIS
et VIOLAB
et Parentalibus
memoriam sui saerificiis quater in anum faetis eeiebrent et praeterea
Omnibus Kalendis Nonis Idibus suis quibusque mensibus lucema
lucens sibi ponatur incenso imposito. — Die beiden Tage des Veil-
chen- und Rosenfestes kennt auch die LEX - C0LLE6I • AESCV-
LAPI • ET • HYGIAE bei Fabretti cap. X, Nr. 443, p. 725 (Orelli
Nr. 2417 vol. I. p. 421):
item XI K* APR* DIE VIOLARI eodem loco praesentib.
dividerentur sportulae vinu et pane sicut diebus ss.
item V ID' HAI DIB ROSAE eodem loco praesentib.
dividerentur sportulae vinu et pane sicut diebus ss.
DIES ROSAE ist hier der XI. Mai, also Sommeranfang. Was bedeu-
tet aber DIES VIOLATIONIS. DIES VIOLAE, DIES VIOLARIS. der
XXII. März? Blicken wir in das Kalendarium Lambeeianum, so finden
wir auf diese Zeit folgende Festreihe angesetzt (Graevii Thes. Ant.
Rom. VIII, p. 98) :
iiO Tomatcbek
XI • KAL • APR ARBOR INTRAT
X • TVßiLVSTRIVM
Vim SANGVEN
Vni ' HILARIA
Vir • REQVIETIO
VI LAVATIO.
Sämmtliche Festtage» mit Ausnahme des zweiten, beziehen sieh auf
die Märzfeier der Magna Mater und des Attis. Der mit ARBOR IN-
TRAT bezeichnete erste Tag ist mit unserem Veilchenfest identisch.
An diesem Tage wurde nämlich eine im Waide gefällte Fiehte unter
den heftigsten Klagen der phrygischeu Priester in den Tempel der
Gottermutter getragen und daselbst mit wollenen Binden omhollt und
mit Veilchen bekränzt. Die Fichte ist Symbol des Winters und der
Trauer» der entmannte und gestorbene Attis <) selbst ; die Yeilcheo,
die aus seinem Blute entsprossen waren, bedeuten den Vorfrühling,
das Wiedererwachen der Natur (Preiler Gr. M. 509 f|^. R. H.
735 fgg. und Valesius zu Amm. Marc. XXIII 3 7). Auch an diesen
Tage vergass man der Todten nicht. — Ähnlieherweise galt ia
Deutschland das Veilchen für den Boten des jungen Lenzes : wer den
„ersten vtoH schaute, der hatte den Sommer „funden'' und wurde
von den Dorfbewohnern unter Jubel eingeholt; dann wurde zum
Tanz um den aufgerichteten Veiel gesungen.
DIES VIOLATIONIS ist somit der Tag des FrQhlingseinzuges,
wie DIES ROSATIONIS der des Sommereinzuges. An beiden Tagen
liebte man es das Andenken an die lieben Verstorbenen wachzurufen
und deren Gräber mit Veilchen und Rosen, den Blumen der HinfSIlig-
<) Die Namensform ATTIN (Momrosen I. R. N. Nr. 1398, 1399, liOO) scheint auf««
Mentitit mit 'A^eov. "A^uvt^, a4onai zu weisen ; die syrisches Gälte mochtca
frdhseitig io Phrygien Boden gewonnen und sich mit den einheimischen Ttr-
schrooUen haben. Echt phrygiseh, d. h. westerdnisch ist die Bezeichnung^ 'A^ofUML
Hjrmnos in Attim (Philologns III, p. U7 fgg Bergk. Poetae Lyr. Gr. p. 104t):
ji xaXoujt — SofA^^fMixc^ 'A^ofAva jeßa^fAiov, Maidvioi Kopvßaotva xai m
^pU7«f . oXXotf lUv ndiirirov. Hesych. : ada^vi tv • rd ^tXctv • xol <^|»U7c; vh
^iXov adaf&voc X^YOuaiv. Böttger vergleicht skr. sa »cum", dhma ^pirmre*' ntip.
ham-dam »simul rel nna spirans, i. e. socius, amicus* ; ähnliche BegriffsaMOciaitien
ist auch enthalten in Tj;rvtXo(* axoXou^o;, ^iXog (Theoer. XU 13) und xsocv-
vtoi * axoXovJ^oi (Resych.) ; einer der idSischen Daktylen heisst AofLvocftfvr^
•d«!r hissende".
über Brumaliii nnd Rosalia etc. 379
Iceit, aber auch der Verjüngung und Lebenslust, der stillen Sehn-
sucht und Liebestrauer, auszuschmücken <). Es ist daher leicht er-
klärlich, dass der Ausdruck ROSALIA, ROSARIA auch gleichbedeu-
tend werden konnte mit PARENTALIA. So in der Inschrift bei Maffei
Mus. Veron. p. CXLVI Nr. 3 : item dedit coli. naut. Arilic. HS Xfi
N., Mt ex eins summae reditu ROSALia ET PARENTalia lusto f. et
fnstae uxori et sibi om. an. in perpetuum procur. — Ferner bei
Gmter p. MXXXI Nr. 5 (Or. Nr. 4084): ex cuius reditu PAREN-
TALia ET ROSARia quotannis ad sepulchrum suum celebrarentur.
Wi:* citieren noch Maffei Mus. Ver. p, CCCLXVÜII Nr. S : ex quorum
reditu quodannis TAM TEMPORE PARENTALIORum QVAM ET
R0S4E Coronas temas ponerent. Schliesslich noch die Vermuthung,
dass bei Grutcr p. DCCLIII Nr. 4 (Henzen Nr. 7336) statt TEM-
PORB ROSAE • IVL • gelesen werden müsse TEMPORE ROSALIVM.
Es erübrigt noch, über die im katholischen Ritus vorkommenden
Spuren des Rosenfestes das Nothwendigste mitzutheilen. Die Chri-
sten cer ersten Jahrhunderte pflegten die Grabstätten der Märtyrer
und leiligen mit Rosen auszuschmücken und an dem Gedenktage
derseben Rosalien zu feiern. Ayellino (III p. 265) theilt aus den
Acta S. Nicolai folgende Stelle mit ») : f^d^avrog ii rov xatpov
T&v fcaaaX^tov ^©ö npondropo^ ^/jlcSv toö dyloit NcxoXaou, xccrrj'k^ev
kv MO^joig rf ißrtrponiXst ei^ r^v a0vo9ov 6 toö ^iorj ioOlog NexöXao^.
Darunter ist offenbar nicht der Deeembertag, sondern der dies
S. Niolai aestivalis oder der IX. Mai gemeint. Einigemale wird in den
griecKschen Heiligenkalendarien der Ausdruck foiiaikdg angewendet
^j Gs würe zu weitliufi^:, alle Bele^atellen für diese Verwendung der Rose aufxu-
zählen. Wir machen nur aufmerksam auf Gruter , p. CCCCLX, Nr. 3 (arcam rostt
exornare et ibi epulari) p. CCCCXXXV, Nr. 2 (sepulcnim KAL * IVN ' rosis exornare
hicque cum suis omnibus epulari). p. DCXXXVI, Nr. 12, Or. Nr. 4417 (resci ex
hortorum reditu et praebere rosam), p DCCXLYIII, Nr. 11, Or. Nr. 707 (rosas ad
monimentum deferre et ibi epulari), p. DCCCHl, Nr. 8 (rosas et profusiones quo-
tannis facere), p. DCCXLIV, Nr. 1 (rosas et escas ducere), p. MXXl, Nr. 4, Or.
Nr. 4418 (largius rosas et escas ponere); Muratori, p. DCCCLXYU, Nr. 8, Or.
Nr. 4419 (escas rosales et Tlndemialea omnibus annfs ponere, d. h. SchmSuse am
Rosenfest und xur Zeit der Weinlese).
^) Sancti confessoris pontificis el celeberimi thauroaturgi Nicolai acta primigenia
nuper detecta et eruta ex unico et retere cod. mbr. Vaticano per Nie. Carminium
Falconium. Neapoli 1751.
380 Tomaschek
(vgl. foil^iaäai rosis exornari auf einer griech. Inschrift v. Nicaeft
Bockh C. I. Nr. 3754 voK II p. 960), und dass wir darunter die Ro-
salien zu verstehen haben, lehrt das Lex. gr. lat. in caice Cyrilli
(Thesaur. utriusque linguae Philoxeni ed. Vulcanius Lugd. Bat. cli *
b'C p. 603): po$ia[L6g ' V^0& ALIA, und ein anderes Glossar,
worin ROSALIA durch po Jtaxa wiedergegeben wird. Morelli h sei-
nem Kalendar. eccl. Cpolitanae Rom. 1788 vol. II p. 97 fuhrt zum
VIII. Mai nach Papebroche folgenden Vers an: o'^iodr^ rekifiyja^
foSiaikdv ßpovToyövoio i. e. roO aytou 'looavvoO; Morcelli fasst fiSi*
fJiGg irriger Weise auf als den Rosenduft der heiligen Reliquien. 2um
IX. Mai citieren die Boilandisten (Acta SS. Mai Tom. II p. 350) ex
mss. synaxariis Mediol. Taurin. et Claromont.: S. TIHOTHEI
PATRIARCHAE fodiaiiig. Richtig erklärt den Ausdruck Mazoehi la
vetus marmoreuro S. Neapolitanae ecclesiae Kalendarium Conmen-
tarius (Neapoli 1794) I p. 54: festum Translationis S. Timothti quia
IX. Mail celebrabatur» quando maxima est rosae ubertas, cr«dibile
est multum tunc fideles indulsisse iacendis rosis sertisque nectendis.
Mazochi handelt ebenda auch von dem Feste Tlngirlandata, wtmit in
Neapel die Translatio S. lanuarii und in Capua die Transl. S. Ste»
phani bezeichnet wird, ferner von dem Namen des Pfingstsoaitages
Pascha rosata s. rosarum. Ac memini, bemerkt er, me puero in Ca-
puana dioecesi in dominica pentecostes inter missae solemnia consue-
visse presbyterum ecclesiae pavimentum rosis conspergere ; qui mos
postea exoluit. Andere Stellen hierüber bei Miklosich Aisalien
386 fg. Manche pomphafte Gebräuche, welche bei dem Feste des
Sommereinzuges üblich gewesen waren, vererbten sich ohne Zweifel
auf spätere Zeiten und halfen den italienisch-katholischen CuUts
schmücken; man denke z. B. an das prachtvolle und oft beschriebene
Fest der hl. Rosalia, welches zu Palermo vom IX. bis XIII. Judi
gefeiert wird.
IV.
Die oben angeführten, von L^on Heuzey in dem Bereich der
heutigen Ortschaft Drama gefundenen lateinischen Inschriften erregen
in hohem Grade unser Interesse. Wir lernen daraus vor allem einen
localen einheimischen Beinamen des Liber Pater kennen» nämlich
über Brumali« ond Rotalia etc. 38 1
TASIBASTENVS. Ohne Zweifel führte der Gott diesen Namen nach
einer Statte , woselhst er einen henrorragenden Cultus genoss und
einen heiligen Beziri^ oder Tempel besass. Hag nun der Name der-
selben TaaißaaTog oder Taaißdimi gelautet haben: gewiss ist, dass
er echt thrakischen Ursprungs ist und der* Form nach rerglichen
werden darf mit den gleichfalls thrakischen Ortsnamen 'E;r(/Jiaoro^
bei dem Schol. Dem. VIII 44, 'Eikaarog Be/xdon? Scüßdora Srpav-
ßdara bei Procop. de aedif. IV 4, und Bißaarog bei Steph. Byz. Wo
lag aber diese Ortschaft? Am nächsten liegt wohl die Annahme, dass
sie eben dort bestanden habe, wo die Inschriften gefunden wurden,
nämlich in dem Bereiche von Drama. Dieses Städtchen findet sich
zuerst erwähnt in den Acta S. Germani roO ^or>}oajxivo*j ri^v asßa-
(j/jLcav ^ovr^v rf.^KcarvcrC^^ (Acta SS. Bell, die XII. Mai III p. 162 bis
167) i)> in dem Itinerar des Bei^jamin von Tudela (Tafel Thessa-
loniea p. 498j, und bei späteren byzantinischen Autoren. Drama
liegt 3 i/g Stunden nordwestlich ron Filibe|ik in einer quellreichen
Gegend; Paul Lucas (a. 170S) bemerkt in seinem Reisebuch
cap. XXVII: il passe dans cette Tille plusieurs petits ruisseaux, dont
Peau est fort claire. Mitten am Wege an dem Gebirgsabhang liegt
ein Weiler, Bunar-baji, d. i. MQuellkoppe^, so genannt, weil da-
selbst zahlreiche Quellen entspringen. Hier oder dort mag wohl im
Alterthum die Pflanzstadt der Thasier KprsviSsg gelegen haben, deren
Einwohner zur Gründung von Philippi gezogen worden waren. Denn
ungenau ist der Ausdruck derer, welche angeben, dass KprsviSsg der
alte Name von Philippi gewesen sei«). Vielmehr bestanden beide
Orte neben einander*).
0 Germanut kam, wie ich aus einer SteUe der Acta XV Martyrvn (Theophylacii
Bulgariae archiep. Opp. Venet 1758 III p. 503) ersehe, in das Pangiongebiet nm
das Jahr 865 znr Zeit Michaels III., als der Bnlgarenforst Bogoris das Christenthum
annahm. Das ron Germanns begründete Kloster finde ich auch erwihnt in den
Acta Patriarch. Cpol. II p. t40 a. 1895: r^ f^ov^c r^C <2( ^vofA« rcfAcafiM?;
Beoroxo'j xai imxtxXviyLsyvig r^; Koffivir^igt, und in der Bist. Polit. & Patriarch,
p. 60. 111. 132. 133.
^) Diodor. Sic. XVI 3 : Bdfftoi J>xi9av rde; ovofiot^^ofAiya; Kpvjvi^«;, a^ u Jripov
oßaviktbg a^* iauroO ovof&oo'a; «friXcinrou^ inX'iiptavtv otxvjrtfpoiv. Artemidor.
bei Steph. Byz. r. OiXifr;rou 'rotg dk Kpifißivaii iroXff&oufitfyoic ^xi Bpoxbiv
ßofi^^aoL^ 6 <friXcirjro( OiXiirirov; eiivö|ia9cv. '
*) Theophrastus de cansis plantanin V 14 5: Iv rc OcXifriroi; irporcpov |aIv f&aXXov
e^fn^Tvvvro • vö» d' iztl xorrairo^cU c^i^j^ovrai rd frXciarov ^ ti X^/^ iraffa
384 ToiDRschek
ebenfalls hessischer Ahkunft, Orelli Nr. 3552. Als erster oder
zweiter Bestandtheil findet sich der Name in folgenden Zusammen*
Setzungen :
BITHI-CENTHVS, auf derselben von uns behandelten Inschrift
(s. u.).
BITI-TRALIS; VALENTI BITITRALI VET • EX • N • ALiE I .
TRACHVM. C.I.Rhen. Nr. 86; BYTYTI AL BITI V LEG XXD^
d. h. BYTTTRAL . BITI nach J. Becker Rh. Mus. XDC 622,
ibid. Nr. 955. Dieses Compositum findet sein Seitenstück in
MVCA-TRALIS, Muratori p. CCCXLVII Nr. 2; AVLVS • MV-
CATRALIS • BITI • LEG • LEG • XXII, C. I. Rhen. Nr. 1 060 ;
L. MVCATRALIS VET • LEG XXII, ibid. Nr. 1285. Zu ver-
gleichen ist MVCA-TRAVLVS Cod. lust 8, II. 3; IB. VIU.
51; 10, K, I. Eine abgekürzte Form ist MVCA-TRA;
DARZE MVCATRA, Muratori p. CCCLI Nr. I; ibid.
p. DCCLXXXIX Nr. 3 (bis) ; Marini Atti p. 345 a ; C. L
Rhen. Nr. 151 (ter); Ackner & Muller Nr. 944; M\TA.
TRA DNPL • AL • I • TRAC •, Archiv f. K. osterr. Ge-
schichts Q. XV. 292 i).
DISZA-TRAL * durfte ferner zu restituieren sein in AVRE-
LIVS DISZAIRAI • MiL • COH • VIII • PR % Marini Atti
p. 436.
BITHO-PORVS; Impp. Diocletianus & Ma3[imianus AA. & CC.
BITHOPORO, Cod. lust. 5, IV, 7. Zusammensetzungen mit POR
sind ausserdem:
PIE-PORVS; DM- ZIAI TIATI FIL • DACAE • VXORI PIE-
PORI REGIS COISSTOBOCENSIS, Muratori p. MXXXIX
Nr. 3. (Or. Nr. 510). Über die KoearojSojxoc, Ko(7TGußQbxoi
an der Nordostseite von Dacia s. Zeuss 696. — Diese
f) Der echt Uiriikische, sumal bithynische Stamm MVCA tritt auch in anderen Bil»
danken hfinfig auf. Mouxdvrto; Anon. ff . fAoexpoß. ; MGUxa^o^ id., y^I. BfVCASIVS
C. I. Rhen. Nr. 489; MVCASBNIVS Ackner 8e Maller Nr. 4S0, rg\. MVCAZANYS
Cod. iQit. 10, IV, 30 neben AVLIZANVS ibid. 2, IV, 19 & t3; 2, V, 63; 3, VI,
46 n. AdXot;{;^; am Metembria C. f. Graec. Nr. 2054 n p. 77. Über MVCA-POR
s. d. folg.
über Brumali« uad Rosalia etc. 3ou
Inschrift mit ihren Namensformen gibt einen schönen Beweis
für die sprachliche und stammliche Zusammengehörigkeit
aller Autochthonen ron den Karpathen bis zum Strymon
und Sangarios.
NATO-PORVS; NATOPORVS ET DRIGISA AVIAE CARISS
B • M • FECERVNT. ibid. In Bezug auf die erste Hälfte
dieses Namens Tgl. Amm. Marc. XXVII 10 16: NATV-
SPARDO quidam scutarius.
DAC-P£TO-PORiani der Tab. Peut sind nach unserer Meinung
(Zeitschr. f. d. österr. Gymn. 1867 X. Heft, S. 706) freie
Dacier des Gebirges, die unter mehreren Fürsten standen,
etwa die Carpi Costoboei Biessi und Saboci, Stämme,
welche drängend und selbst gedrängt die Nord- und Ost-
grenze des römischen Üaciens umgaben. PETO-POR fas-
sen wir in der Bedeutung Ttrpdpyivig. Dfirfen wir nämlich
die charakteristische Neigung des Romunischen, für einen
ursprunglichen Guttural im Anlaut den Labial zu setzen,
auch für das Alterthum in Anspruch nehmen : so hindert
uns nichts für die Zahl M^i^r'" ^^^ dakisches PETVR, das
möglicherweise bei Zusammensetzungen in PETV über-
gieng, vorauszusetzen und dem skr. 6atur gleichzustellen.
Ebenso dürfen wir PETE-COLOLETICA der Tab. Peut.
als das Gebiet der in Wer Cantone oder Strategien ge-
theilten Coelateten erklären, mit Hinweis auf die hes-
sischen Tcrpaj^üjptrac Strab. VII (Steph. Byz.) Polyaen.
IV 41. — Der zweite Bestandtheil POR lautete dialek-
tisch auch POL, und geht zurück auf L||^ (P^I^) f*^^'
Schützer, Herrscher**; wobei man hinweisen darf auf 1yd.
TrdXafxu^, ;raXfxug * ßaatXiOg^ und vor allem auf den troi-
schen Namen Hccpt^ welchen der Sänger durch 'AXi^av-
dpoi „Abwehrer, Kämpfer** wiedergibt (Zeitschr. f. ygl.
Sprachf. I 35).
RASCV-POLIS, Fürst der Sapäer, Bruder des RASCVs, App.
B. Civ. IV 87: 'PotaxoOnohg xai 'Vdoxog t^otov diskfti}
Spcfxio} ßa<jtki(jx(t)^ ynäg äpy(ovre x^pa^. Die Cass. XLVII
25. 48 LIV 34 bietet die Schreibweise 'PaaxOnopig. Auf
bosporanischen Inschriften und Münzen begegnen uns die
Namensformen 'Pauanoitnoptg und 'Pr^axoCnoptg. Der erste
386 Toaiatebek
Bestandtheil kehrt wieder in dem Welleicht dakischen
FVauennamen RESCV-TVRME • SOfE, Aekner & Maller
Nr. 480.
ABRV-POLIS, Fürst der Sapäer, Paus. Vü 10 6. Diod.
Sic XXIX Frgm. 36 App. Maced. FrgnL 11. Liv. XLII
13 6 etc. Der erste Bestandtheil findet sich auch in ^Aßpo^
CikyLtig Xen. An. VI! 6 43, in 'Aßpo-rovov Plut. Them. 1»
femer in dem Namen einer waidreichen Gegend in Astike
"Aßpo-Ußa Theophanes Chron. p. 728, 729.
MVCA-PORIS, Fürst der Bithyner, Dionys. Byz. Anapius Bosp.
Frgm. 62 ed. Frick: sinus profundus valde nominatas Mu-
caporis a rege quodam Bithyniae. Inschrift Ton Chalkedon
C. I. Gr. Nr. 3795 U p. 974 : Borjßäg Moxan6pi5og. Aus-
serdem Fla?. Vopiscus Dir. Aurelian. 26, 2 35, & ; Acta S.
Philipp! (BolL Octobr. IX p. 546) : tunc ipsius naturae
expers atque humanitatis ignarus MVCAPOR ingreditur;
C. I. Rhen. Nr. 1341: MVCAPOR MVCAT/RALIS MIL
LEG- XXU; Muratori p. DCCXCII Nr. 1: AVRELIVS
MVCAPOR MILES COH - IIl PRAET.; Aekner & Möller
Nr. 788 & Nr. 929. Als Frauenname Henzen Nr. 6832:
TATAZA • MATER • ET • TATAZ.\ • MVCAPORA • VXOR.
Zu erwähnen ist noch MVCAPVIS, Aekner & Müller
Nr. 959.
DINDI-PORIS, Bithyner; C. I. Gr. Nr. 3795: ViYAiyr.xog
Aevde;r6pcdc$.
SEM-POR, Acta S. Philippi (p. 550): sed cum Hadrianopolim
peryenissent, in SEMPORI cuiusdam suburbano usque ad
praesentiam praesidis servabantur. — Vielleicht gehören
in dieselbe Reihe DERZI*PARVS Cod. lust. 6, VHl, 42
und ZY-PARVS ibid. 8, IV, 5 ; schwerlich aber DECE-
BALVS. So sicher dakisch dieser Name ist, so ist doch
zu bemerken, dass auch semitische Namen ähnlichen Aus-
gang zeigen; Ton unzahligen Beispielen fuhren wir nur
an: MONIMVS lEROMBALI • F • MIL • COH I • ITV-
RAEOR •, C. I. Rhen. Nr. 1234; ja selbst DECEBAL ist
als syrischer Name bezeugt: BARCATHES DECEBALI
• F • EQ • ALAE • AVG • ITVRAEORVM • DOMO - ITY-
RAEVS etc,» Aekner & Müller Nr. 867; der Name
über Brumalia und Rosalia etc. 387
BARCATHES ist häufig auf syr. Inschr. (Marini Atti
31. 482).
TRAI-BITHVS; Diploma militare Domitiani Imp. a. 86 Ackner dr
Müller Nr. 864 : COH • II • THRACVM CVI • PRAEST CLAV-
DIVS MONTANVS EQVITI SEVTHE TRAIBITHI • F • COLO-
LETICo. Der erste Bestandtheil scheint aus TRAL entstände»
zu sein; 1, n, r geht unter gewissen Bedingungen in i über, so
im Skipje und Romunischen.
TAT1I6SS wird yiermal genannt. Es ist uns bis jetzt nicht ge-
lungen, den Namen aus irgend einer anderen Quelle zu belegen. In
der ersten Silbe scheint die arische Wurzel tu, tay „gedeihen, zu-
nehmen, stark sein** enthalten zu sein; vgl. skr. tayiia „stark, mäch-
tig**. Auf dieselbe Wurzel und die Praeposition api fBhrt P. Boettger
die thrakische Glosse ntrvriv • rov ^eaavpdv Bpqjttg X^youae (Schol.
Apoll. Rh. I 933) zurück. Eine Bestätigung dieser Vermuthung er-
blicken wir in dem oset. Verbum af-taun „zusetzen, yerroehren**.
IIPACENTITS ist offenbar in zwei Theile zu zerlegen. Der erste
ist noch erkennbar in dem Namen yerschiedener bithynischer Epar-
eben: Zinoinngf ZvKoirng, ZsinOmi^ Zißolmg^ ZißOTng (s. Pape's
Lex. s. V.), ygl. Hesych. Zißu^iStg • «e Opqcaaat >i Opqbeeg yvh<jtoi;
ferner in Zißilikiog 6 roO tivn'^i/kiog vi6g Diod. Sic. XXXIV Frgm. 34»
Wichtiger und belehrender ist der zweite Theil -CENTHVS. Wir
finden denselben auch in
BITHl-CENTHVS auf unserer Inschrift. Derselbe Name in der
Schreibweise BITI-CENTIVS ist zu lesen auf einer Inschr.
V. Calaguri: lYLIVS LONGIN VS DOLES BITICENTI F-
BESSVS • EQVES ALAE TAVTORVM, Or. Nr. 3552. Dass der
hier vorkommende Beiname DOLES ein hessischer ist und nicht
etwa wie I. R. N. Nr. 2680 dem römischen DOLENS entspricht,
lehrt uns der erweiterte Name DOLANVS, C. I. Rhen. Nr. 1523:
DOLANVS- ESBENl • F • BESSVS • EQ • EX • COH • IUI •
THRACVM.
SVDI-CENTIVS findet sich in einer Inschrift aus Rom : VAL • SAR-
MATIO • CIVIS • FU.OPOPVLETANVS - - SVDICENTIVS •
FRATER • GENITIVS • FECIT, Henzen Nr. 5291 ; ferner in
einer aus Aquileia : AVRELIVS SVDICENTIVS MILES LEGIO«
NIS XI CLAVDIAE, Muratori p. DCCXCII Nr. 5.
388 Tomnschek
BVRI-CENTIVS; Tw/jiatwvTtva, Beaaöv /ivc,-, Bovpxivrtov ovofxa,
Procop. B. Goth. II 26 (II p. 231). Den ersten Bestandtheil
finden wir auch in BVRE-BISTÄ» dem Dakerfürsteu ; vgl. noch
Marini Atti p. 436 : AVR • BVRI • MIL • COH • X • PR • — Der
Name Bcupxevreo^ ist der letzte, den wir aus dem Bessenvolk
erfahren. Es ist charakteristisch, dass auch der erste in der
Geschichte auftretende hessische Name die gleiche Bildung
zeigt, nämlich
RABO-CENTVS; M. Tullius Cicero in L. Calpurnium Pisonem 34
§. 84 : idemque tu RABOCENTVM, BESSICAE GENTIS PRIN-
CIPEM, cum te trecentis talentis regi COTVI yendidisses, se-
curi percussisti» cum ille ad te legatus in castra venisset et tibi
magna praesidia et auxilia a Bessis peditum equitumque polli-
ceretur. Die Bessen stellten auch dem Pompeius Auxiliartruppen
zu Diensten : huc Dardanos, Bessos partim mercennarios partim
imperio aut gratia conparatos, item Macedonas adiecerat; Caes.
BC. III 4. Hieher gehört ferner
DISA-CENTVS; C. I. Rhen. 990: PETRONIVS • DISACENTVS •
DENTVBRISE • F • EQ • TVRMA LONGINI • EX • CHO •
VI * THRAC. — Der erste Bestandtheil findet sich nicht selten
auf thrakischem Gebiete. A^ioiaiog Aii^a^ Uap^ixonolirrjg^ Ma-
xiStüv^ Anonym, k. iiaxpoß,; AeyLOvriog Ay^C^u 'Aardg aus Me-
sembria C. I. Gr. Nr. 2053 t; AVR • DISZA • EQ • AVGG •
N • TRAX, Muratori p. DCCXC Nr. 2. Daneben existiert auch
die Form BIZO, DISO; Impp. Diocletianus & Maximianus AA.
DIZONI^militi, Cod. lust. 3, IV, 7; AVREL • DIZO • MILES
LEG • XI • CLAVD-. Muratori p. DCCXC Nr. 1 ; AVR • DISO •
EQVES • SING • N • THRAX, Marini Atti p. 826. Ferner er-
weiterte Formen wie Ai^ccarog Anon. k. ix,, DIZALA (s. u.),
DIZAVIT Gudius p. CLIII Nr. 7, DIZANA Gruterus p. DXXVII
Nr. 7 : AVR • DIZANE • COTIO • ET PVTINE • CONIVGI •
NATVS • EX • PROVINCIA • MAESIA • INFERIORE • REGIO-
NE • NICOPOLITANA • VICO • SAPRISARA 0 ; und Zusam-
1) Zu SAPRISARA halte man die dakische Ortschaft DBPI-SARA aof einen Verespn-
taker Wachttifelehen, Aekner k Mfiller Nr. 6ZS und üodi-ffapa bei Procop. de
aedif. IV n (p. 308). — In der ersten HSlfte steckt rielleicht das thmko-bithy.
nische aapno^ - {^Xcvo; oUictt f&69uy, nitpfo^ (Hesjch.Cjrill.).
über BruiDHlia und Rosali« etc. 389
mensetzungen wie DISZA-TRALIS und Kojxa-5tfa^, Inscr.
Proponlid. C. I. Nr. 2019: 'A;roXXcüveog xai KOSKAAIZAI! rw
rrarpi AohioüSa. — Schliesslich erkennen wir denselben hier
erläuterten Bestandtheil auch in
Harpd-xevrae, einem Volksstamme, den bereits Hekatäos neben den
mit den Bessen verwandten oder ihnen untergeordneten Satren
nennt (Steph. Byz. s» v.).
CSElTLi ist offenbar eine Deminutivbildung, die auf ein ein-
faches CERZVs hinweist, das wir noch in dem Namen des Odryseu-
försten Kspao^ßAinrYig als ersten Bestandtheil finden. Die Endung
-la findet sich nicht bloss in keltischen und gothischen Männernamen ;
auch lydisch-phrygische und thrakische Namen weisen selbe auf.
Einige der letzteren wollen wir hervorheben.
LENVLA; C. I. Rhen. Nr. 980: SESE • LENVLAE • F • DA/NSALA •
MIL • EX • COH • ///// THRACVM. Mit SESE vergleicht sich
IVLIA SISI, Murat. p. DCCXC Nr. 3, u. ANTONIA SISIATA,
Ackner & Müller Nr. 143.DANSALA ist der echte Singular zudem
üblichen DENSELETAE, DANTUELETAE, worin TA wie im Ose-
tischen und im l^kipje Pluralendung ist; schon Hekatäos kennt
dieses an den Strymonquellen hausende Volk, das zu den Bessen
in engster Verwandtschaft stand, in der Form Aeaikoi (Steph.
Byz.). Eine historische Persönlichkeit ist der Denseletenkonig
SITA, Ilerä^ Dio Cass. LI 23 & 25 ; war auch der Doryphore
und Patricius 2crra^, TCtr«^ unter Justinian thrakischer
Abkunft?
ASDVLA, I. R. N. Nr. 318: MIL • CoH • V • PRAETORIE.
SINTVLA Caesaris (luliani) stabuli tunc (a. 360) tribunus, Amtn.
XX 4 3.
SVSVLLA, hessischen Stammes, Or. Nr. 3KS2.
REIMOLA. Marini Atti p. 630: NATVS • IN • DAROANIA • VICO •
RATIDIS.
ZANTIALA. hessischen Stammes I. R. N. Nr. 284S : AVR • ZOLO-
NIVS • ET • AVR • ZANTIALA. - ZOLONIVS erscheint zu
SOLON gemildert in dem Dipl. milit. Titi Imp. Henzen
Nr. 5428: EX PEDITIBVS SOLONI MVSCELLI F. BESSO.
OIZALA; Marini Atti p. 436: AVREL ' DIZALA • EQ • SING • TVR •
RVFINIANI • SIBI • ET • AVRELIAE BAZI • CONIVGI; Hen-
Sitzb. d. phil.-hist. Cl. LX. Bd.. II. HfL 26
390 Tomaschek
zen Nr. 5293: C • IVLIVS • DiZALAE • F • FAß • GEMEL-
LVS DOMO HERACLEA SENTICA MILITAVIT IN COH -
VII • PR *
SADALA, odrysischer Eigenname, Caes. BC. IUI 4 Dio Cass. XLI
63 Plut. Ant 61 etc.; vgl. lldSoxog, Thucyd. li 29 etc.
COTHELA, Fürst der Geten zur Zeit Phillpp*s; Satyros (nach
Theopomp.) bei Athen. XIH p. 557 C: Ko^rjXaj ö tcüv epqt-
xwv ßaaiXsvg 6iy(av IVKoav ri^v ^\fyaripa vgl. lordanis d. orig.
Get. 10: MEDAM, GVDILAE filiam regis accepit uxorem. Die
gothisierte Form Gudila ist Erfindung Cassiodor^s; vgl. Procop.
B. G. n 2 (II p. 150. 151) KovriloLg Bpo? BeXt^aptou dop^j^o-
f.og = III 10 (II p. 402. 404) rovollag Bpa^ 6 Sop\jf6pog.
— Wir citieren noch Wescher & Foucart Nr. 43 p. 49 1
acü/ia yvvaixeXov xopdaiov & cvc/xa Mf/d'a, & Nr. 157
p. 121: crcü/jia dvSpslov t^ övoiia MriSog. Bekannt ist der Odryse
Überhaupt sind Männernamen auf-a wie auf eränischem
Sprachgebiet überhaupt, so auch auf thrakischem Boden überaus
häufig; die griechischen Schriftsteller wenden dabei freilieh die
Endungen -ag, -o^. -rj^ mit Vorliebe an. Der odrysische Name
Tot/jLTjraXx>5g od. TujuitT-aXxtj^ lautete thrakisch RVMITALCA^
Amm. Marc. XXVI 8 1 ; SsuAfj^ wofür auch ^if^ing sich findet
(Phot. Lex.) ZEVTA, lordan. Get. 5; der bithynische Name
linoirrig ZIBOETA, Liv. XXXVIII 16 7; "OXopog, 'OpöXns^
wahrscheinlich VARALA, der krobyzische Königsname Mcidv-
3r,g VISANTA, u. s. w. Man füge noch hinzu: TARSA. Tac.
Ann. IV 50; LONGINVS • BIARTA • BISAE • F • BESSVS -
EQ . ALAE • SVLP •. C. I. Rhen. Nr. 344; DENTVBRISA,
ibid. Nr. 990 ; SALIA, Amm. Marc. XXIX I 26, neben SOLA •
MVCATRI, Ackner Nr. 944.
DIOSCTTIBS ist eine Bildung wie MiXroxO^rig SfiexO^^ ; aucb
der Volksname DxO^ae gieng von den Thrakern aus und ist deren
Idiom angepasst und verkürzt aus ^mXotoi =» Skuruda» Qqudra
(Lassen Ztschr. f. d. Kunde des Morgenlandes VI 95). — Bezeich-
nend ist der erste Bestandtheil D10-. Um von dem mythologischen
Namen DIOJ^SOS zu schweigen, welcher griechisch zu sein
scheint, so kennen wir einen autochthonen thrakischen Volksstamm
der Rhodope, welcher sich Aioe nannte und seine Unabhängigkeit
über Brumalia und Rosalia etc. 391
gegen den Odrysenkonig Sitalkes behauptete, Thukyd. II 96. Die
Dier trugen Schwerter und fochten in geschlossenen Gliedern,
Thukyd. VII 27. Noch in später Zeit leisteten sie, vereint mit den
Odrysen und Coelaleten, den Romern heldenmüthigen Widerstand,
Tac. Ann. III 38. Der Name selbst mochte» wie im Griechischen,
^die Göttlichen, Ruhmvollen*' bedeuten; denn auch in den erftni-
sehen Sprachen ist bekanntermassen der Stamm div nicht ohne Sip-
pen. Das Volk muss gleich den Satren mit dem grossen hessischen
Volksstamm in nächster Beziehung und Verwandtschaft gestanden
haben. DemPtinius IV 11 40 waren bekannt Bessomm multa nomina,
und unter den Einzelnnamen nennt er DIO-BESSI. Auch in hessi-
schen Eigennamen kehrt der erste Theil wieder, wie aus DIOS-
CVTHES erhellt, ferner aus DIVZENVS, DIVDANVS, DEOSPOR :
SPARTACVS DIVZENI F • DIPSCVRTO N . BESSVS, Marini Atti
p. 439; ANT- DIVDANVS neben AVR • MVCATRA. Murat.
p. DCCLXXXIX Nr. 3; SEPT • DEOSPOR neben dreien SEPT •
MVCATRA, Soldaten der leg. XXX., C. I. Rhen. Nr. 151. Was den
berühmten Namen SPARTACVS betrifft, so ist derselbe zwar all-
gemein thrakisch, aber doch vor allem hessisch; Plut. Crass. 8:
^ndpTaxog dviip ^pcjJ^ rcO vcfxa^exoO 7^01»^, vgl. ibid. 22: vo\käg
Iriordpyriqi an erster Stelle ist auch die Rede von einer yuvv} öfxö-
^xikoq oiKJOL roO Snraprcexou, fxavrtxi^ Si xae Tidroyog roXg nepi röv
Aeövuacv opytaaikolg. Ein Bruder des Odrysenkönigs Sitalkes heisst
^nccpddoxog^ Thukyd. IV 101; und das bithynisch-bosporanische
Herrschergeschlecht weist mindestens fünf "^ndproKog^ ^napro-
'/.Tjg auf.
Wenn wir nun die Frage aufstellen, welchem thrakischen
Volksstamme die Namen der behandelten Inschrift angehören, so
wird die Antwort nicht schwer fallen : dem hessischen. Wir haben
gesehen, dass namentlich der Ausgang -CENTIIVS, -CENTVS, CEN-
TIVS, ein specifiseh hessischer ist; wir wissen ferner, dass der
Dionysoscult vorzüglich bei den Bessen einheimisch war; und es
liegt die Vermuthung nahe, dass auch die THIASl - LIB * PAT \
TASIBAST * sich aus Männern und Frauen dieses religionseifrigen
Volkes bildeten. Schwerer lässt sich eruieren, aus welchem Jahr-
hunderte der römischen Kaiserzeit die Inschrift stammt. Jedenfalls
muss die Romanisierung schon bedeutende Fortschritte gemacht
haben, da neben den einheimischen Namen auch römische gesetzt
26»
392 ToBstcliek
sind: BITHVS • TAVZIGIS • FIL • QVI ET MACER, TAVZIGES •
BITHI • QVI ET RVFVS. Wir werden an ähnliche Inschriften erin-
nert, worin neben dem römischen Namen der einheimische gesetzt
ist, z. B. I. R. N. Nr. 813: EVTYCHIA • QAE • ET BVTIN •.
Nr. 2810: C • RAVONIVS • CELER • QVI • ET • BATO • SCENO-
BARBI • NATIONE • MAEZ \ Nr. 2793 : C IVLIVS • VICTOR •
QVI • ET • SOLA • DINI «). F • MIL • EX • CLAS • PR • MISEN -,
Nr. 2671: T • ATTI • NEPOTIS • QVI • ZECAEI • MILES • CLAS •
PB • MISEN \ etc.
Die thrakisehen Stämme hatten noch unter den späteren Kaisem
ihre angestammten Häuptlinge; Dio Cass. LXXIX 18 (a 221) nennt
sie Ol T(av iäiftav ii7o6|xcvGi, and unterscheidet sie von den rom. dp-
yovrtq und tchfonou Die heimische Sprache selbst blieb noch lange
neben der römischen in Gebrauch. Wir haben oben ans den treff-
lichen Acta S. Philippi» welche ohne Zweifel aus derselben Zeit
stammen, in welcher das Martyrium stattfand, nämlich aus dem An-
fange des Tierten Jahrb. (304), gesehen, dass noch damals, unter
DiocletianuSy das thrakische Idiom bestand und verstanden wurde.
Die Romanisierung mochte an Stärke und Umfang am meisten ge-
winnen zur Zeit, als gothische Stämme sich im Haemus anzusiedeln
begannen (37K) und als in Folge dessen das autochthone Element
angewiesen war, an dem gewohnten römischen Wesen festen Halt
zu suchen, um nicht neben dem fremden zu völliger Impotenz hinab-
zusinken. Hiezu kam noch die Christianisierung der thrakischen
Hochstämme, welche das römische Element vollends zur Geltung
brachte und alle Spuren des alten nationalen Wesens verwischte.
Bevor wir jedoch diesen Punkt näher erörtern, müssen wir uns
Rechenschaft ablegen über den Umfang des hessischen Namens.
1) Der Name SOLA ist thrakUch ; DINVS gemahnt an DINIS, Tac. Ann. IV 50; SEPT.
DINSS, Mnnt. p. DCCXC Nr. 2; PRO . FILIA. DNE, ans Philipp!, Hevaey p. 4S6. —
Za bemerken Ist, deaa die Soldaten der misenatischen Flotte ans dem beasiacheB
Volkaetamm faat dnrehgehenda römiache Namen tragen: I. R. N. Nr. 2095. 2S69.
2771. 2S14. 2821. 2888. 2885. 7219.
über Brumalia uad Ro>alia etc. 393
V.
Ptolemaeus III S 20 zählt die Volker auf, welche sich von der
Quelle der Weichsel bis zu jener der Theiss und bis an den Nord-
rand der Provinz Dacia erstreckten; er nennt neben anderen 'Ap-
(jiYiTai Daßdixoe n(e77tra( und endlich hiecjcjoi ncLpoL röv Kapnärriv
öpog. Wir haben es hier mit dakischen Stämmen zu thun, welche
frei geblieben waren und zur Zeit des markomannischen Krieges
drohend auftraten. In der Reihe der feindlichen Völker zählt Capito-
linus M. Antonin. 22 auf: OSI BESSI SABOCES. So zu lesen nach
MüllenhofT^s glücklicher Emendation. Auf die Karpathenbe wohner
bezieht sich vielleicht auch Isidorus Etym. IX 2 89 : Gothi Daci
BESSI Gipedes Sarmatae Alani etc. All diese Stämme, welche da-
mals Pannonien und Dacien bedrohten und nicht selten daselbst
friedliche Wohnsitze erhielten, mögen durch die eben beginnende
grosse Bewegung der gothischen Stämme in den inneren Landen
hart bedrängt worden sein (Zeuss 402). Die nordischen Besseu ver-
schwinden in den nachfolgenden Völkerwirren, und scheinen nur eine
unsichere Spur in dem Namen der karpathischen Bieskyden zurück-
gelassen zu haben. Wenn wir bedenken, dass auf phrygischem
Boden das Wort ''Idin als Bergname vorkommt und dass die Bedeu-
tung „Wald, Gehölz'' für dasselbe bezeugt wird (Paus. X 12 7
Hesycb. & EM. s. v.}, ferner dass das Wort im Anlaute ein Digamma
hatte und im Thrakischen einen gutturalen Vorschlag annehmen und
zu gid, kyd werden konnte (vgl. ags. vudu ahd. witu „Holz** neben
gadh. coid, cuid cymr. coed „Wald;** oset. ^ade, qad „Baum, Wald"*):
so erscheint die Annahme, dass Bieskyd soviel wie „Bessen-wald''
bedeutete und bei den Umwohnern schon im Alterthum üblich war,
nicht allzu kühn i)-
In eine viel spätere Zeit hinein lässt sich die Geschichte der
südlichen Bessen in dem thrakischen Inlande verfolgen. Dieser aus-
^) Ein anderes Wort für „Gehölz, Hochwald" scheint arma gewesen an sein, welches
dem altbnk Irischen j»(ji^ji (a^(ma) entsprochen haben wird ; es ist aaf getischem
Boden erkennbar in dem Namen des Haemas, Aif&a;; vgl. Uesych. a^pioe * $p\fyi.oi
(Aeschyl.).
394 ToMaiekek
gebreitete Stamm hatte das Ceotnim der Uaemas-Ualbiusel inne und
breitete sieh Ober die oberen Stromgebiete des Stnrmon Xestos He-
bros and Oeskos aus. Allerdings ist es auffallend, dass Thakydides
dieselben gar nieht en»ähnt Wir müssen jedoch bedenken^ dass in
der Geschichte immer deijenige Volksname zu öbenriegender Be-
deutung gelangt, an welchen sich die Thatsache der politischen
Bfacht und Selbständigkeit knöpft <). Zu Thukydides' Zeit nnd ron
da an bis zum Sturze der makedonischen Macht durch die Römer
irar die politische Praponderanz in den Händen der Odrysen;
ausserdem hatten die päonischen Stämme, welche zumeist die
Flussthäler einnahmen, noch immer ihre ethnische Bedeotong
und werden häufig genannt, während ^ir nichts ron den aa-
tochthonen Stämmen erfahren, welche den Odnrsen unterworfen
waren. Nur Ton den kriegerischen Diem, deren innige Stammes-
Tcrwandtschaft mit den Hessen wir annehmen müssen, erfahren wir^
dass sie in dem rauhen Gebirgsdreieck der Rhodope sich frei er-
hielten.
Nachdem jedoch die Macht der Odrysen gebrochen war, nach-
dem auch die Herrschaft der tylenischen Kelten ihr Ende gefunden
hatte und das Räubenrolk der illyrisch-keltischen Skordisker nach
blutigen Kämpfen durch die Römer zu Paaren getrieben worden war,
da treten auf einmal die alten autochthonen Gebirgsstämme in ihrer
numerischen Bedeutung und Macht hervor: vor allem stehen die
Bossen als mächtiges Volk da, das zugleich mit den eng verwandten
Dentheleten Coelaleten und Diem den römischen Waffen Widerstand
leistet. Nachdem Thracien endlich römische Provinz geworden war,
waren es vornehmlich die Bossen, welche den Legionen und der
Flotte starke Contingente stellten. Obgleich ausserordentlich er-
schöpft, konnte das tbrakische Land doch noch 15000 Reiter und
<) Zur Zeit der VölkerwanderaBg z. B. herrschten ia den alten dakitchea Landen
Sarmaten, Vandalen, Gothen, Gepiden, hierauf Slorenen nnd Bulgaren, endlich
Pe^enegen nnd Rumänen. Wenn nun dieGeschichtachreiber gelegentlich auf diesen
Linderstrieh zu sprechen kommen, so ist naturlich immer nur die Rede von den
herrschenden Nationen, welche actir auftreten, nicht von der passiren, wenngleich
zahlreicheren Volkanmsse der Hirten nnd Bergbewohner romunischen Schlages,
welche in ununterbrochener Daner den alten Boden inne hatte und von den Ein-
drincrlingen nur durchbrochen oder Gh erdeckt wurde.
über Bruinalia und Rosalia etc.
395
t^n Fussgängern sogar 200.000 in's Feld senden (Strabo VII
Frgm. 48).
Das Christenthun) fand bei den thrakischen Barbaren erst in
später Zeit Eingang. Zwar bestanden in den handeltreibenden grie-
chischen Städten der Küste, vor allem in Thessalonike und dem mehr
binnenländischen Philippi, schon in dem ersten Jahrhundert christ-
liche Gemeinden; auch in den grosseren Städten des Inlandes, in
denen das griechische Element vorwaltete, mochte die neue Lehre
zahlreiche Gläubige zählen ; zur Zeit der Christenverfolgung unter
Domitianus erlitt mancher Glaubensheld den Tod auf thrakischem
Boden; und auf den Concilien von Nicaea und Serdica waren bereits
die wichtigsten Städte der thrakischen und makedonischen Diokese
durch Bischöfe vertreten «): die rohe Hirtenbevölkerung der Berge
') Wir setzen die einscblügigen Subscriptionen des Conc. Sardie. (ed. Harduin I p.
651. 652. 899.) in geographischer Ordnung her:
Palladius
Gerontiut
Bassus
Evagriut
Aetius
Porphyrins
Jonas
Paregorins
Macedonius
Protogenes )
Gaiidentias (
Vitalis
Cah'us
Valens ]
Lucius
a Macedonia
a Dardania
a Dacia
a Dacia
Ripenti
a Thracia
de Dio
de Berroea
de Diocietianopoli
de Ueraclia Lynco
de Thessalonica
de Pbilippis
de Partbicopoli
de Scupis
de VIpianis
de Serdica
de Naisso
de Aqois
de Castramartit
de Scio
de Callipoli;
ferner die aus dem Decretum Synodi Orientalium a parte Arianoniro episc, nach
IfilHrius II Frgm. 4 (ibil. p. 684):
Antonius
Demophihis
Eutychitts
Severus
Tinio(heu8
episcopot
a Byzia
a BeroS
a PhilippopoH
a Cabyle
ab Anchialo.
Ein Bischof von Pautalia findet sich erst unter R. Anastasius (a. S16) emtühnt:
Evangelus Pautaliensis, bei MarceUin. Com. (Roncalli U p. 314).
396 Tomaschek
jedoch, deren Bekehrung mit ungemeinen Besehwerden verknüpft
sein musste, hatte ihren Apostel noch nicht gefunden, und hieng noch
immer den alten heidnischen Vorstellungen an. Die Verbreitung der
christlichen Lehre gieng zunächst von den Städten aus, und wir finden
nur hie und da Spuren von Unternehmungen, die sich auf einen wei-*
teren Wirkungskreis bezogen. So wird von Timotheos, welcher
unter lulianus Apostata (a. 362) nach TißepioiJTzohg, dem späteren
bulgarischen Strumnitza, mit mehreren Genossen gekommen und
daselbst Bischof geworden war, erzählt, dass durch seine Bemühun-
gen auch die ländliche Bevölkerung in dem ganzen Umkreis der
Stadt für das Christenthum gewonnen wurde: oCSeig tol *E>^y2vcüv
npeaßeOtav unslslf^ iv t>5 tcüv TißepiounoXeojg Tzspr/djptj^^ Theo-
phylacti Opp. III p. 490. 496. Grossere Erfolge errang jedoch am
Ausgange desselben vierten Jahrhundertes Niketas, Bischof von Re-
mesiana in Dacia mediterranea (Acta SS. Boll. lunii IV 243, Pagi
Critica in Baronium ad a. 396), und wir dürfen ihn mit Recht den
Apostel der Bessen nennen.
Niketas war um das Jahr 398 von seinem bischoflichen Sitze aus
nach Italien gekommen; nach seiner Rückreise widmete ihm der
hl. Paulinus von Nola einen schönen dichterischen Nachruf
(Carm. XXX de reditu Nicetae episc. in Daciam). Wir erfahren dar-
aus, dass Niketas von Hydruntum nach der epirotischen Küste über*
setzte, und von da — auf der Via Egnatia — nach Thessalonike und
Philipp! gelangte; von Philippi zog er in das Hochgebirge und ent*
faltete da seine stille beglückende Wirksamkeit.
Nam simul terris animisque duri «)
et sua BESSI nive duriores *)
nunc oves facti duce te gregantur
pacis in aulam.
1) Aach Amm. Marc. XXVn 4 11 gebraucht dasselbe Epitheton : post hos imperator
LaeaUot cnm dnrittima gente Bessomoi conflixit omnium primus.
2) Gut werden dieae Worte erlüatert durch Apollinaria Sidonius Panegyr. Ao-
thein. n 35: — — Rhodopero quae portal et Haeroum,
Thracam terra loa est, heroum fertilis ora,
excipit hic natoa glacies et matris ab alvo
artif infantom moUea nix civica durat.
über Brumalia und Rosalia etc. 397
quasque cervices dare servituti
semper a hello indomiti «) negarunt,
nunc iugo veri domini subactas
sternere gaudent.
nunc roagis dives pretio laboris
BESSVS exultat: quod humi manuque
ante quaerebat» modo mente coeli
eolh'git aurum *).
0 Schon Herodot sagt von den Satren, dass sie noch keines Menschen Vnterthan
gewesen; und die Unabhängigkeit der Dier hebt Thukydides henror. Alexander
d. Gr. durchschnitt auf dem Zuge gegen die TribaUer (a. 334) das Nessosgebiet
und erzwang den Übergang aber den Haemus; Antipatroi brachte die hessischen
Tetrachoriten in's Gedränge ; und Phtlippos III. unternahm mehrere Streifknge in
das innere Thrakien (a. 183. 181); aber dauernde Erfolge nnd vollstindige Unter-
werfung und Besitznahme des Gebietes hat wohl kein makedonischer Fürst erzielt.
Wirksamer waren die römischen Waffen. M. Lucullus (a. 73) qui Maeedoniam
administrabat Bessis primus Romanorum intulit bellum atque eos ingenti proelio
in Haemo monte superavit; oppidum Uscudamam quod Bessi habitabant eodem die
quo aggressus est vicit, Cahylen cepit etc. Entrop. VI 10 Rufus 9. Erfolgreich
kSmpften gegen die Bessen auch M. Brutus, später (30.29 r. Chr.) M. Crassus,
(16) Lollius Marcellns, (11) L. Pifo u. a., bis sich endlich das Volk der Fremd-
herrschaft fugte.
2) aurum quod humi manuque ante quaerebat: Gold,. SiUier, Blei und Bisen wurde
nicht blos im Pangäon gewonnen, um Philippi Datos und Skaptesyle; auch das
centrale Thracien war nicht arm daran; noch in der Gegenwart bestehen die alten
Bergwerke von Karatova, Egri-Palanka, Bjelo-Brdo und Samakovo. Das Volk der
Bessen war nicht unberuhmt im Bergbau. PacatI Drepani Panegyricus Theodosio
dictus (a. 391) cap. 28 : aurum quod de montinm venia qnaesitnr BESSVS eruisset.
Claudianus carm. XVII Pancgyr. de Mallii Theodori consulatu 39 sq. : quidquid
fluviis evolvitur auri, quidquid luce procul venas rimata sequaces abdita pallentis
fodit sollertia BESSI. Bessus patlens, wie bei Silius I 231 : Astur-effosso concolor
auro. Wichtig ist auch Vegetius de re militari (a. 380) II cap. 11: haec enim erat
cura praecipua, ut, quidquid exercitui necessarinm ridebatnr, nunquam deesset in
castris, usque eo, ut etiam cunicularioa haberent, qui ad morem BESSORVM ducto
sub terris cuniculo murisque intra ftindaroenta perfossis improTisi emergerent
ad urbes hostium capiendas. Id. IV cap. 24: adhibita multitudine ad apeciem
metallorum, in quibus auri argentique venas BESSORVM rimatnr industria, magno
labore terra defoditur cavatoque specn in exitium civitatis infema qnaeritur via.
Ausserdem vgl. Cod. Inst. 4, XI, 6 u. Not. Imp. Cr. cap. XII. Der Bergbau bei
den Bessen scheint uralt gewesen zu sein wie bei den Agatbyrseii, den späteren
39o T o III a s e h e k
0 vices rerum ! bene versa forma !
invii montes prius et cruenti
nunc tegunt versos monachis latrones <)
pacis alumnos.
sanguinis quondam, modo terra vitae est
vertitur eaelo pia vis latronum,
et favet Christus supera oecupanti
regna rapinae.
mos ubi quondam fuerat ferarum,
nunc ibi ritus viget angelorum,
et latet iustus quibus ipse latro
vixit in antris «).
Die Christianisierung der Bossen sehen wir als den Schlussstein
der Romanisierung an. Es kann kein Zweifel darüber bestehen, dass
ihnen die katholische Lehre in lateinischer Sprache verkündet
worden war; auch trägt das oströmische Reich bis auf lustinianus
und Mauricius in allen Beziehungen so sehr den romischen Cha-
rakter, dass mit Ausschluss des eigentlichen Hellas die griechische
Sprache eben nur unter den Gebildeten, in den grösseren Städten,
namentlich der Küste, so wie bei Hofe in Geltung stand; ein Über-
wiegen des griechischen Elementes ist seit Heraklios und das gänz-
liche Verschwinden des römischen seit Basilios I. nachweisbar. Tref-
fend schreibt Papst Nicolaus I. (a. 865) an den Kaiser Michael HL,
welcher das Latein eine barbarische Sprache genannt hatte: iam
vero^ si ideo linguam barbaram dicitis, quoniam iliam non intelligitis,
^os considerate, quia ridiculum est, vos appellari Romanorum impe-
Dakern. Die heutigen Zinsaren sind, wie KaniU niittheilt, die besten Goldacbmiede
und Metallarbeiter. — Im Folg. verbinde man coeliaurum, i. e. verbam dei« euan-
gelium ; man lat frfiher coelo als Gegentats zu humi.
1) Riuber werden die Beeten oft genannt Strabo Vll p. 318 : ravra fuv O'jv raOra
xal ^k6 t^v Xipvrwv Xiporal irpoo'a^opcOovrai. Vgl. fr. 48.
*) Höhlenbewohner kennt Ptolemaens in der Dobrofa: die Bessen nennt Strmbo
xaXvßirai rivi^ xal "kvKpoßioi. Sie waren vorwiegend ein Hirtenvolk wie die
•piteren Viaefaen ; vgl. rd vof&oedixdv 7^0^, Plut. Crats. 8.
über BioiiiMÜH und Rosftlia etc. 399
ratores et tarnen linguam non nosse Romanam — quiescite igitur tos
nuueupare Romanos imperatores (Mansi XV 187).
Auch unter den byzantinischen Kaisern bis in die Zeit der
Anikier hinein galten die roroanisierten und christianisierten Hessen
für ein tapferes, kriegstöchtiges Volk. Wenn auch Gothen, Heruler,
Gepiden» Alanen, Hunnen 'und Anten in Sold genommen und mit Vor-
liebe in die kaiserlichen Leibwachen eingereiht wurden : so blieben
doch immer die Romanen neben den Isaurem der unverwüstliche
Kern der einheimischen Heeresmassen.
In der Descriptio totius orbis ed. Gothofred. heisst es : Thra-
cia provincia est ipsa dives in fructibus et maximos habens vi-
ros et fortes in hello; propter quod et frequenter inde milites toi-
luntur. lustinianus selbst rühmt in der Einleitung zu seiner XXVI.
Novelle (a. 835) : ixeXvo tc3v flcvwfiioXoYrjfiL^wv itjrfv, ort izip eX tc^
ryjv OpoxcDv dvojüidjeie yjbpav^ eC^itg ovvttaip'/eTai t^ "köyta xai
rig dvSpeiag xai arpaTtwrtxGö n'k'hSovg xai TroX^fxwv xai fxax^^
ivvoiu.
Im Jahre 4S7 bestieg Leo der Thraker den ostromischen
Thron; derselbe fuhrt bei Malala p. 368 den Beinamen 6 Br^aoog^
und lordanis des success. 127 Vulc. berichtet: Leo, BESSICA
ortus progenie, Asparis potentia ex tribuno militum factus est
Imperator.
Im Jahre 492 entsendet Anastasios gegen die rebellischen
Isaurer die Feldherren Joannes Scytha, Joannes Curtus, Dioge-
nianus, /xcrd nXri^ovg ^xv^&v xai ToT^ixYjg xai Bt(7atxYtg Yßipog^
Malala XVI p. 393.
Im Jahre 802 wird von demselben Kaiser gegen die Perser ab-
geschickt arpariä Fot^-wv t£ xai Bsaacov xai iriptav OpoxcSv i^T/cSv,
unter dem Feldherren Areoviudos, dem Söhne Dagalaifs; Theophanes
p. 224.
Im Jahre 839 geschieht die letzte Erwähnung eines echt-bes-
sischen Männernamens bei Procopius B. Goth. II 26 (U p. 281):
'Pojfjiaeeüv revd, Be^^öv yii/og^ Borjpxivnov ovo/ia.
lordanis De orig. Get. cap. 12 bemerkt, wahrscheinlich nach
einer in Byzanz (a. 881) eingezogenen Nachricht, über den Danu-
vius : qui lingua BESSORVM Hister vocatur. Der Name stammt noch
400 ToiTiMschek
aus dem Alt-thrakischen *). Wenn wir zugleich die von Procopius
in seiner Schrift über die Bauten und Fortiticationen lustinian' s an-
geführten Ortsnamen einer vergleichenden Betrachtung unterziehen,
so finden wir darunter nur einige griechische und gothische, zumeist
aber alteinheimische und römische Benennungen; diese zwei Volks-
elemente bildeten eben die Grundlage der .Bevölkerung.
Im Jahre 587 zogen die römischen Anführer Commentiolus und
Martinus vom Haemus herab nach Astica, um den Avaren, welche
nicht weit von Calvo Munte und Lividurgo lagerten, in den Rücken
zu fallen. Bei dieser Gelegenheit erfahren wir etwas über die Sprache
der einheimischen Miliz; ein vereinzelt erhobener Ausruf retorna!
oder nach Thi^ophanes p. 397 torna, torna, fratre! brachte einen
panischen Schrecken über die Cohorten : £n:t)^cop£w ts YXcorr-p sig rov-
Tapdyou (p^ey^oiievoi^ Theophyl. Sim. 11 15 p. 99. Richtig bemerkt
Tafel (Const. Porphyr, de them. p. XXX(I) : Latini cum Graecis et
Thracibus eoaluisse videntur; ergo milites illi, rustica sua Italorum
lingua usi» clamitabant: retorna, i. c. terga verte !
Nachdem nun die Sonderbezeichnungen der Stämme versehwun-
den waren, muss für die romanisch redenden Autochthonen des
Haemus und der Rhodope einzig die universelle Bezeichnung RO-
MANI vindiciert werden, so wie auch in dem traianischen Dacien
nach dem baldigen Erlöschen der Stammesnamen der römische
Volksname zu alleiniger Geltung gelangt war.
Aber noch unter Mauricius beginnt die Reihe jener grossen
Volksumwalzungen auf der Haemushalbinsel, durch welche das
romanische Wesen auf lange Zeit dem Gesichtskreise entzogen und
von fremden Elementen, vorzüglich dem massenhaft auftretenden
slavischen» durchbrochen und bei Seite geschoben, überdeckt und
inficiert wird — bis es sich wieder nach Jahrhunderten sammelt und
<) Nehmen wir als urfprungliche Form ISTRV an, so ist darin I unorganischer Vor-
schlag, wie auch im Osetischen für stur „gross" im sudlichen Dialekt istir, für stäa
ipStehen* Im digorischen istan gesagt wird; stni is<. auf die Wurzel sriT, srav
„strAmen* sarückiiifQkren , welehe zum festen Halt der Aussprache im Anlaut
bekannUich gern ein t annimmt; auch derFlnssname 2rpv-fA0)V (mit dem Nooainal-
Charakter man), balg. Strama, hat denselben Ursprung.
über Brumali)* und Rosalia etc. 40 1
erhebt, freilich zu einer Zeit, wo Byzanz von dem römischen Typus
nur noch verknöcherte Überreste aufzuweisen hatte und wo jedes
Bewusstsein einer alten Zusammengehörigkeit mit dem romanischen
Elemente entschwunden war.
Diese von neuem auftauchenden Romanen werden fortan mit
dem Namen Vla^en bezeichnet, den ihnen zunächst die rings benach-
barten Slaven mit Slavo-Bulgaren ertheilt hatten.
Etwa um das Jahr 976, beim Regierungsantritte des zweiten
Basilios, erhob sich die seit dem Tode Simeon' s sehr tief gesunkene
Macht der Slavo-Bulgaren zu neuer drohender Gefahr für Byzanz;
das Volk yernichtete die allenthalben aufgestellten griechischen Be-
satzungen, und an die Spitze des Aufstandes traten Mokr* s Söhne,
David, Aaron und Samuel. Um diese Zeit wird der Name der Vla^^en
zum erstenmale genannt: gleich beim Beginne der Rebellion fallt
David iiiaov KaaTopiag xal UpiaKocq xard ra^ XeyGixivag KaXägSpOg
napd reveov BXayfiv ödtrciüv, Cedren. II p. 43S. Der genannte Ort
„Schöneichen" ist wohl identisch mit dem zwischen Kastoria und
Prespa in einer Bergenge gelegenen Biklista. Auch an BXax^xXei-
(joOpci. könnte man denken: utaiionohg nhiaiov tri g Kacro plag iyovaa
3000 ivolxoug^ ^Apaßavnovög II p. 84.
Der Kaiser Basilios richtete, gestützt auf die Seestädte -und die
Castelle der Rhodope, seine zahlreichsten Angriffe gegen das Cen-
trum der bulgarischen Macht, das Struma-, Vardar- und O^rida-
gebiet, und erzwang gewöhnlich zuerst den Durchgang Siä roG %£-
yoiiivoit KefxjSa AÖ770U xac roO KkeiSioVf Cedren. II p. 457. Samuel
befestigte desshalb im Jahre 1014 diese Klause, welche von der
Struma her den Eingang in das langgestreckte Querthal der
Strumitza aufschloss, durch ein ausgedehntes stark befestigtes
Gehege. Kf/ißa Aöyyov ist offenbar ein vla^^isches Kimbolungu,
Campo longo — ein Zeichen, dass daselbst auch Vla^en heimisch
waren.
Seitdem werden die Vla^^en sehr häufig genannt ; sie erscheinen
an mehreren Punkten des Haemus neben den Bulgaren» femer in
dem einst hessischen Gebiete der oberen Struma, um Köstendil, wie
aus Ansbertus Hist. de exped. Friderici (Fontes R. Austr. V. p. 42)
hervorgeht: Fridericus de Perge — invasit regionem opulentam Fla-
chiam dictam, non multom a Thessalonica diatantem (a« 1199).
402 Toroaschek.
Ebenso kennt Kantakuzenos in der Duschen Rhodope Reste der
Vlaj^en und erwähnt ha, rQv and roO AoxtxcO yivorjg voiJid6Gc üvp-
jULjrdvov cüvofiiaj/JL^vcv, I 30 vol. I p. 146 (a. 1322).
In grossen Massen jedoch waren Vla^^en angesiedelt in den
Bergregionen Thessalien*s und Aetolien^s welche Landschaften im
Mittelalter den Namen i5 ixeyaXri und >5 ixixpd BXaxe« führten (Tafel
Thessalonica p. 490 sqq.), ferner im Pindos, dem Sitze der alten
Doloper; AoXom« >5 vöv xaXoufx^vvj 'AvöbßXax«, Schol. Thucyd. 11
102. Chalkokondylas weiss, dass diese Pindos-VIa^^en romanisch
reden : rö JlivSov opoc BXdxot iyotx.oO<jiv, rcov Aaxciüv ö/xöyXcüTrot tcüv
napä TÖv "larpov (p. 319).
Diese Pindos-Vla^en können recht wohl als Nachkommen der
romanisierten Thraker, vor allem der Dessen, betrachtet werden» von
denen mächtige Theile, zur Zeit der slavischen und bulgarischen
Volkersturme aus ihren Centralsitzen gedrängt, südlichere und mehr
gesicherte Wohnsitze aufsuchten. Aus dem nicht so ganz zweifel-
losen Umstände, dass das heutige Zinzarische gewissermassen nur
als ein Dialekt des Dako-romunischen anzusehen sei, mochten wir
noch nicht die Nothwendigkeit einer Herleitung aus gemeinsamen
Wohnsitzen ableiten; auf gleiche Grundlagen des nationalen Lebens
einwirkend, musste die Romanisierung selbst auf räumlich abgeson-
derten Gebieten unter ähnlichen Umständen Ähnliches in Sprache
und Volkslehen hervorbringen, im traianischen Dacien sowohl wie
im thrakischen Centralland. Es entstünde nur noch die Frage, wann
die gewiss nur allmälige Wanderung nach Südwesten vor sich ge-
gangen sein mochte.
Im Jahre 589 (Evagr. VI 10) gelangen zahllose Schaaren von
Slovenen nach Hellas, siedeln sich daselbst an und sind durch
218 Jahre (Pasini Catal. codd. mss. Taurin. I 417 Leunclavii Jus
Graecorom. I 278) in der Oberhand so, dass das griechische Element
sich nur auf die festen Kästenplätze und die Hochgebirge beschrankt.
Seit derselben Zeit hat auch Thessalien und Makedonien seine slo
venischen Bewohner erhalten; in Thessalien z. B. werden uns genannt
BcpC^rac, Baeouvlrae, BeXifii^lTai, in den Gebieten von Berroea und
Thessalonike ^ayouddroi und ApovyoußXrai^ an dem Bolbe-see und
der Mündung des Strymon SxXaßevoe et <kn6 rov ürpufAcovog xai
•Pu7xtvoi» • Dass schon damals auch romanische Volksmassen sick
der Bewegung anschlössen und nach Süden zogen, ist minder wahr-
über BrumaliR und Rosali« etc. 403
scheiiilich; erst ein zweiter, eben so mächtiger Stoss gab dazu den
Änlass.
Folgenreich für die endliche Gestaltung der Völkerverhältnisse
auf der Bulkanhalbinsel war die dauernde Ansiedelung der Bulgaren
in Moesien. Sie unterjochten nicht nur die daselbst hausenden sieben
slovenischen Stämme; seit der Regierung des Constantinus V. Co-
pronymus zeigen sie auch das offene Bestreben, sich mit Macht gegen
Süd und West auszubreiten und die makedonischen Slavenstämme
zu verdrängen. Auch Theile der Romanen oder Vlaj^en scheinen
durch sie von der Stelle geruckt worden zu sein.
Im Jahre 762 ziehen 208.000 Slaven, von den Bulgaren ge-
drängt, aus ihren heimischen Sitzen und erhalten von dem Kaiser
Wohnsitze in Bithynien an dem Flüsse 'Aprdvocg (Nicepb. Patr. 74
Theophanes 667). Zu gleicher Zeit erhielt auch Hellas neue slavische
Schaaren vgl. die berühmte Stelle bei Const. Porphyrog. de them. II
6 : ic^Xaßfb^yi näaa -h yifipoL xac yiyove ßdpßapog. Im Jahre 773
zieht ein Bulgaren- ßccXdeg aus eig rö alyjialtaTeOfjai riiv BepC^reav
(Theophan. 691). Im Jahre 812 richtet der Bulg^i renfürst Krum in
Thracien schreckliche Verheerungen an: rore xal 'Ay^ia^oy xai
BspÖT/V aycVTcg ^(jiiaTLav^i ifvyov • Ntxaiav rs xat tö toö llpoßdTOv
xdarpoy xai d/la uvd dj^upcüjüLara (baaCroiig xai n^v OcXenTTroOn-oXtv
xat ^iXiKTiovg xae töv SrpufiieDva oixoOvreg (peO'^ovTsg fi/rav^jX^ov.
(Theoph. 772.) — Unter Krum's Nachfolger ümurtagu scheint
sich der folgenschwere Assimilierungsprocess der Bulgaren an die
unterworfenen Slavenstämme vollzogen zu haben , wenn auch die
alte wolga-bulgarische Sprache sich noch einige Zeit erhalten haben
mochte. Durch diese Assimilierung wurde das slavische Element das
herrschende, und das Bulgarenreich gewann im Westen bedeutend
an Umfang; schon vor Boris muss das Vardar- Drin- und Devol-
gebiet dem Bulgarenthum zugefallen sein.
Auch später hören wir noch von einer Massenwanderung. Im
Jahre 929 drangen bulgarische Schaaren, welche sich gegen den
schwachen Peter zu Gunsten des älteren Sohnes Simeon*s Michael
empört hatten, quer über die Struma nach Thessalien und Hessen
sich in dem Thema Nikopolis als Unterthanen des griechischen
Kaisers nieder (Cedren. II p. 312 Theophan. cont. 420). Dar-
aus erklärt sich, dass dem Stuhle von Neu-Patras auch ein Bischof,
6 Ko'jrCtaYoojv, untergeben ist (Zeuß 718); aber auch die Ansie-
404 Tomaftchek. Über BrHmalia und Rosalia etc.
deliing der Viaxen in diesen Gegenden mag sich aus jener Zeit
datieren; als Unterthanen der Bulgaren und als deren Begleiter
oder Nachzügler mögen sie recht wohl unter diesem Namen mit ein-
begriffen sein.
Zwei hundert Jahre später erhebt sich Im Westen ein anderes,
bis dahin unbeachtetes, weil ebenfalls von Slaven und Bulgaren
überschichtetes, autochthones Volkselement, das der Arbanasen oder
Skipetaren, der Rest der romanisierten illyrischen und dalmatischen
Bevölkerung.
Varnhagen. Suirimpor tanzt d'un manosc. inedito dellaBibl.l. diViennaecc. 405
Suirimportanza d'un manoscritto inedito della
Biblioteca Imperiale di Vienna
per verlflcare quäle fu la prima isola sooperta dal Colombo
ed anche altri ponti della storia della America.
Discorso di F. Ad. de Varnhagen.
(Con UDa carta geografica.)
Signori !
Dedicatomi a studii coscienziosi sulla storia del Brasile, mia
patria, e per eonseguente ad altri studii afSni sulF etä delle seoperte
marittime, io era giunto a rieonoscere, mediante la lettura attenta
e ripetuta del giornale che il Colombo stese del suo primo viaggio 9,
che la prima isola delle Lucaje da lui scoperta, sotto il nome di
Guanahani, non potera essere ni quella di S. Salvador, cui
nelle nostre carte si attribuisce tale onore» confermatole daH'autoritä
di W. Irving«) e d'Alessandro di Humboldt >), — nÄ il Turco
maggiore indicato da Navarrete ^) , — n^ finalmente la Watling,
proposta per Taddietro dallo storico J. B. Munoz *), e sostenuta
ai giorni nostri da Alessandro B. Becher della marina di S. M.
Britanuica «) e dal dotto professore Oscare Peschel di Augusta ?).
^) Qaesto giornale, perrenntoci in una copia del padre laa Casas, ta pabblicato per la
prima volta da Nararrete nel 1825.
2) Life of Columbas.
^) Examen critique sar V Histoire G^ographiqne da NouTeaa Continent ecc.
^) Coleccion de los vi«jes i descnbrimientos qüe hieieron por mar Io Espan^oles deade
fin del sigio XV. Madrid, 1825. Tomo I.
^) Historia del Naero Mundo, Madrid. 1793.
<) The Landfall of Colambnt, London 1856.
^) Aualand , anno 1857 , nun. 1)0.
StUb. d. phil.-hUt Gl. LX. Bd., II. Hfl. 27
406 Varnhagen
Col giornale del Colombo alla mano mi sono studiato di provate
che, fra le Lucaje, quella che corrisponde in modo piA soddisfacente
tanto alla linea di viaggio indicata dal Colombo , quanto alle minate
descrizioni ch'egli ne somministra, si e Tisola che in aicune carte
viene indicata col nome di Mayaguana, nome, che in altre carte
leggesi sotto la forma mutata» senza ragione aicuna, di Mariguana.
II mio lavoro su questo argomento fu accolto nel 1 864 nei Chili,
ove io allora mi trovaya, e renne pubblicato Tanno medesimo nel 24*
Yolume degli Annali delFUnwersitä di Santiago, collezione preziosa
e degna d* essere piik nota in Europa.
In questo lavoro ho riprodotto perintero il giornale del Colombo
conseryatoci dal Las Casas, con note diverse da quelle del testo
Navarrete, e col mezzo di sempiiei segni marginali ebbi cura di
chiamare Tattenzione deMettori su quei passi che fornivano le prove
della mia argomentazione. Stimai opportuno altres\ d* accompagoare
il mio testo con una carta degli arcipelaghi di ßahama e delle Lueaje,
unitamente ad un disegno in scala piüi grande della Mayaguana,
vale a dire di quelKisola, ehe dietro i miei studii risultava essere la
Guanahani o San Salvador di Colombo. Tale mia opinione fa
ben lungi dall' essere generalmente approvata, ch6 anzi pi& uomini
di erudizione parvero opporvisioraapertamente^), ora col loro silenzio»
^) II profess. Petchel Tha postain dubbioinun articolo delTA tisland, N<^24del lSd4:
„Data er (VarnhapeD) auch in Bezu^ auf den Weg des Entdeckers durch die
Bahamagruppe glücklicher gewesen sei als seine Vorginger , welche das niBÜche
Problem su lösen suchten, wollen wir ebenfalls eingestehen. Alle Zweifei sind
jedoch nicht beseitigt und werden sich wohl nie beseitigen lasse d.* Oope
ci6 6*h mostrato ancora contrario alla mia opinione in una not« alla ptg. 217
della sua Geschichte der Erdkunde, München 1865: „Die frühere Hypothese
(rispetto alla Watling) rouss jetzt aufgehoben werden, wenn auch die aeit
(Mayagnana) noch nicht alle Schwierigkeiten beseitigt.**
E ancora in an altro articolo deirAnsland 1867 pag. 10: «Vor swei Jahren
hatte der Brasilianer A. von Varnhagen, in einer kleinen Schrift (La verdadera
Gnanahani, Santiago de Chile 1864) nach der Insel Marigaaaa deo erste«
Landungsplats verlegen wollen. Allerdings gelang es ihm dadorch bisher rithscl-
hafte Widerspruche In Colons Schiffsbach so leicht so erkllren, data wir, Terfihrt
von so viel Scharfsinn, gegen unsere eigene Ansicht, ihm Recht na g^bea glaoben
mnssten (Ausland, 1864 S. 564); seine Vermuthang hat indeseem die alten
Karten gegen sich , nSmlich die von Juan de Is Casa vom Jahr 1500 , ferner die
beiden spanischen Seekarten von 1527 and 1529, welche Hr. J. Q. Robl, ind
Suir impoHanza d'an manoscritto inedito della Bibl. Imp. di Vienna ecc. 407
abbastanza eloquente >). lo frattanto avea ayuto occasione di confer-
marmi semprepiA nella mia opinione. Da marinaj inglesi, che ayerano
visitato la Watling, seppi ehe i laghi di qaesfisola sono salati,
non trovandovisi generalmente longo le coste buon* aequa da bere, che
e pure la condizione richiesta per la Guanahani o San Sal-
vador di Colorobo» dietro il giornale di questo grande navigatore.
Piü tardi, nel settembre dei 1867» in an viaggio da Panama a
Nuova York» ebbi io stesso occasione di costeggiare la Mayaguana, di
mirare la sua verdura, d* informarmi sulla honÜk delle sae acque,
d*osservare la sua configurazione e di vedere all* Est il monticello
bianco di sabbia che alle düe del mattino del 12 ottobre 1492
fu veduto per il primo da Juan Rodriguez Bermejo, secondo la
dichiarazione di Francisco Garcia Vallejo. E non ostante questi fatti»
eonfesso ch'io cominciara ad iroaginarmi , che per quanto fermo
io mi sentissi nelle mie convinzioni, io non avrei avuto la soddis-
fazione di veder confermate le mie idee da un valido ed irrecusabile
mehrere Karten, welche die M&nchener Akademie heraiuf^egeben hat. Auf etlichen
dieser Urkunden werden Gaanahani nnd Marig^ana mit Namen an^efShrt und durch
zwischenliegende Inseln getrennt, Bamentlich aisd die Karten Ton 1527 and 1528
in diesem Sinn entscheidend. Auch konnte sich damala Niemand über die araprfing^
liehen Benennungen tiuschen, da die Bevölkerung der Bahama Inseln erst nach
dem Jahr 1550 y dllig erlosch."
1) Mi sia permesso di recar qui le parole del Sr. de Belloy: »Longtemps apres sa
d^couverte (de la Guanahani) lorsqu'il 8*agit de la d^couTrir & noureau dans an but
puremcnt scientifique, les uns la virent dans une des fies Turques, d^autres dana
la grande, d'autres dans la petite, le plus grand nombre dans Tfle du Chat.. . .
II en all» de la sorte pendant des siedes, si bien qa*en 1836 Tauteur du
Cosmos s*^eriait: On a consenr4 minutieusement les noms et pr^noms des marins
quiont pretendu avoir reconnu les premiers une portion d*un monde nouTcan, et
nous serions reduits ^ ne pas pouyoir lier ces Souvenirs A une localit^ determin^e,
M regarder comme vague et incertain le Heu de la seine ! Ueureusement , «joutait-
il, je me trouve en ^tat de d^trulre ces incertitudes. * Et U dessus il presentait une
Version qui , grAce ä Tautorite ai justement accord^e ä son nom , devait bien en
effet d^truire les incertitades , mais non reconnaftre la v^rit^.
Plus heureux que Humboldt, et sans en ^tre plus fier, nous sommes aiyourd^hui
en etat de donner ici le demier mot de ce problime, dont la Solution toute
recente appartient & Mr. Adolfo de Vamhagen. L*fle dont Christophe Colomb
changea le nom primitif de Guanahani en celui de 8. Salvador est celle qui sur
nos cartes r^pond au nom Lncigen de Mayaguana. Ainsi se trouve enfin fix^e cette
ile plus errante que ne le fut sur d*autrea mers la flottante D^los** (Christophe
C o 1 om b, Paris , A^ pag. 89).
27 •
408 Varnhagen
testimonio. Ed un tale mi sorse nuUa meno che nel Cosmografo
maggiore di Carlo V, il quäle non avrebbe piü eloquentemente
potuto deeidere la questione» se, sorto per roiraeolo dalla tomba,
fosse venuto a deporre personalmente testimonianza dinanzi al
tribunale de*dotti. Tale i nella Storia il magico potere della yerifa
che soltanto la sua presenza vale a mettere d*accordo i fatti!
La testimonianza che yenne in soccorso alla veritä e quella del
Cosmografo Alonso de Santa Cruz in un suo libro spagnuolo inedito,
che da me non era conosciuto , e del quäle esistono in Vienna dne
copie possedute dalla Biblioteca imperiale, l'una piü antica, Taltra pii
nitida e di scrittura piü accurata, fornita di carte geograficbe, che eTi-
dentemente appartenevano all* altro esemplare d* onde vennero stae-
cate per appiccicarle su di questo. Alla fine del volunne leggesi ua
MBreve introducion de Espera (sie)** preeeduta dal
jyPrologo sobre el Islario general de todas las yslas
del mundo enderescado a la S. C. C. mag*', del Em perador
y Rei nro seiiorporAlonso de SanctaCruz su Cosmografo
maior.**
II libro portava adunque il titolo di Islario geueral,
e conteneya una descrizione completa ditutte le isole del globo. yerso
il principio del secondo terzo del secolo 16^ La Biblioteca non
possede perö attualmente , sebbene in doppio ^ esemplare, che la
3'*. e 4^. parte» delle quali la 3". tratta delle isole oeeaniche
1) Dei dae eaemplari citati, il primo poria U numero 7195, Taltro, ia copia nitida, il
namero 5542. Mi valsi quindi per la caria del secondo ; quanto al testo aegvo il
primo piii eaattö del secondo. La nota suppletoria dä'esatta deacrisione d^aa-
bedue i manoacritti.
Dietro ci& che dice il Nararrete (Historia delaNautica, Madrid 1646,
pa|(. 194, conatiltata a Parigi, dietro mia richiesta dal dotto Ferdinand Danis
amminittratore alla Biblioteca di S^ GeneWeYe), una parte deUe bozze origiuli
deUMalario General ai trorano negli archivii delle Indie a Siviglia, don
egli le ha vedote. A* suoi tempi r'era altresi alla Biblioteca reale di Madrid na
copia manoacrltta dello steaso Islario. Ma poicbi Nararrete non ha tratto partita
deUe aoMsie che io do in questo mio discorso, e probabile che a Bindrid ci sari
stata solamente la prima parte , che manca a Vienna o che V esemplare di Madrü
non era fomlto di carte geografiche. Nararrete dice che Topera i dedicata •
Filippo n^*', ma nei codici Yiennesi Tautore dice chiaramente ch>i U dedka
aU'lraparatora • eh« Tareva acritta per ordine di lui.
Suirimportanza d*un manoscritto inedito della Bibl. Imp. di Vienna ecc. 409
deirAfrica e di tutte quelle dell'Asia allora conosciute, la 4*'. delle
isole deir America.
E manifesto ehe le due prime parti doYeano contenere le isole
deir Europa e quelle del Mediterraneo , compreseri le piü vicine
deirAfrica.
M'affretto a dire che fu appunto il 12 di questo mese d* ottobre,
che merce le premure prima del S'. prof. Adolfe Mussafia, poi
deir illustre Vostro presidente S'. Teodoro de Karajan, custode della
Biblioteca imperiale, io ebbi per la prima rolta cognizione di questi
manoscritti e d^altri sull* America.
Dopo aver esaminati con particolar diligenza questi due» ed
aveme tratto le notizie di cui parlero ben tosto , io sentii contentezza
tale, che appena mi riesce di esprimere adeguatamente.
Voi sapete, Signori, che gli incidenti che accompagnarono il mio
esame del manoscritto, proprietä delFaugusto vostro Sovrano, e la
parte che in tutto ci6 ebbe il vostro illustre presidente m' hanno fatto
seiitire il dovere di offrire tosto alla dotta vostra corporazione il
primo risultato de* miei studii su questo libro inedito <).
Dati questi schiarimenti , giova passare ora alfassunto.
Le prove date dal Santa Cruz che la Guanahani o San Salvador
non era che la Mayaguana si trovano anzi tutto nella carta 21°'*.
del suo libro inedito , della quäle offro qui unita una copia , e poi nel
testo medesimo; ancorch^ non si ?oglia tacere che (oltre agii errori
materiali commessi dal copista) e nella carta e nel testo si riscon-
trano parecchie asserzioni» le quali, confrontate allo stato attuale
della scienza, si dimostrano non molto esatte.
La semplice ispezione della carta, per poco corretta ch*essa
sia, ci presenta col nome di Guanahani un^isola verso il S. E. di
G u a n i m a o W a 1 1 i n g de' nostri giorni (che vi i rappresentata
troppo graiide) ed un poco piii all' est che quella di Xu meto (la
celebre Saometo^) del Colombo), dalla quäle ei partl per cercare
1) Uniformandoini agIi statuti, presento qnesto mio lavoro tradoito in ona deUe
lingue della monarehia austriaca, ft^ le qoali, coae mi pareva oatarale, diedi la
preferenza alla lingna dell'eroe della Guanahanif tanto pi& che una faTorevoIe
circostanzH me ne offrira roccaaione. Fn il 8^. Massafia che mi fa cortese
dell'opera sua, tradaceudo la mia dissertasione dal Prancese.
2) Quanto airortografia Yacillante di questo nome vedi la noU del mio laToro »La
verdadera Guanahani".
410 Varnha^en
Tisola di Cuba <) e che noa pu5 essere che la Crooked de*aostri
giorni; giacch^, come Tho indicato nel roio lavoro precedente sa
questo argomento <)» se aicuno» seguendo lo stesso itinerario del Co-
lombo, Yolesse fareil medesimo cammino in direzioiie inversa, risob,
alla quäle, partendo da Cuba, andrebbe a fermarsi, noii e altra ehe
appunto risola Crooked.
II testo 9 non ostante alcuni errori manifesti del copista *}, porU
una testimonianza non meno decisa, quaado si legga avendo sotto
gli occhi la medesima carta e confrontandoia ad uiia piü esatta dei
nostri giorni.
Sebbene il Cosmografo di Carlo V". non si mostri troppo Ter-
sato nella storia» e sembri credere che il Colombo abbia veduto
Tisola di Cuba e TEspanola prima delle Lucaje, e ci dica eoQ
soYerchia ingenuitä » che secondo alcuni il Colombo avea mutato
') Secondo S. Cmx appoggiato dal Las Casas il porto di Banicoa fa il primo di
qaest*iaola in cui il Colombo gitt6 l'ancora e per conseguente non quell o di Nipet
indioato dal Navarrete ed aceettato da Irving , Humboldt ed altri.
*) Yedi ,»La Verdadera Guanahani de Colon."
') Ecco come dice lo spagnuolo dietro il testo piä aotico (A) colle %'Mrinati della
copia nitida (B). Vedrassi che questo secondo codice, lasciandosi irnriare dnlle
abbreriature del primo indica Tisola, che prima area chiamata Guannhnyni, eoUe
forme contratte diGuanani eGoanaui. »Las que con Güannaoi ( B Guaaani) se
encierran (B '— ra) de baxo de nombre de Lucajos son las sig^ientes , nanqM
primero es bien digamos della que es de hasta ocho leguas de largo y sejs de
ancho y cerca de sj a la parte de levante tiene tres yslotes llamados el triangnle
porque haaen tal forma j por treynta leguas (?) della al Haustro est« otra dicka
Jabaque, en grandeaa (B Java q es en gr.) y forma ygual a ella con an puerto en
ella al poniente. Bsta yala es de pesqnerias muy grandes, purque tiene unos posos
tf la redonda jeutre ella j las otras Ueuos de muchos pescados do se tomnn oiaclios
dellos. Alnordeste (leggi norveste)deJabaque por quatro legiMis(?} y deGunni G«a-
naani (h manifesto che lo scrittore, non si contentando deirabbrevitttura troppo con-
cisa, scrissedi nnovo il nome piA chiaramente, senza per5 cancellare U prima indica-
kione ; B Goanani) por beynte esta otra dicha Xumeto de forma casi pyramidal de
veynte y dos leguas (?) de largo norueste sueste y doze por lo mas ancbo, conan
puerto al sueste. AI austro desta ysla por hasta ocheiita leguas (?) estan dos
pequeaaos ysleos redondos rodeados de baxo y al (B baxo el) setentrion tiene
otra ysla diefaa Samana de la grandesa de Guanani y distaate della por ocho legaaa.
AI (A B hanno del) setentrion de Saman (sie e Sa man ha pure B) por dies legaas
esti Guanima*. In quei luoghi ove ho posto il segno dMnterrogazione dopo la
Toce leguas credo probabUe che vi sia errore del copista , il quäle, mal in-
tendendo forse T abbreviatura deU*autore, scrisse leguas in vece di millas.
SulPimporUuxa d*an manoscritto inedito della Bibl. Imp. di Vienna ecc. 411
in San Salvador il nome indiano di Guanahayni (sie) della
prima Lucaja seoperta» egii aggiugne che gli par cosa giusta ne!
trattare delle Lucaje ineomineiare da essa Guanahani (aunque
primero es bien que digamos de ella). Ora» passando alla deserizione,
risoia da cui incomincia» e che da lui viene chiamata Guanahani,
non puo essere aitra che la nostra Mayaguana; giacchi (eritando
persino di servirci come d'argomento dei passo sospetto, in cui
il copista avrä letto „nordeste^ in luogo di Mnorreste** » il che sarebbe
del resto i'unica versione che s' accorderebbe colla carta annessa)
dietro la deserizione si troverebbe che in ogni caso la Guanima
(Watling), considerata ancora da alcuni dotti come la possibile
rivale della Mayaguana , resta completamente esclusa. Ed invero il
nostro MS. la considera come un*isola al tutto diversa dalla Guana-
hani, e la colloca di lä della Samana verso il Nord, il che i ancor
meglio giustiticato dalla semplice ispezione della carta.
Devo aggiugnere che questa isola di Guanahani e giä iudicata
sotto il nome di Mayaguana in un^altra carta che segue immediata-
mente, il che provache questonome eragiä in uso, e che giä si comin-
ciava ad abbandonare quelle di Guanahani, e spiega come Diego
Ribeiro ed altri Cosmografi attignendo per le loro carte a fonti
difTerenti (come il Santa Cruz avrii fatto per queste due carte)
potevano facilmente lasciare scorrere ambidue questi nomi, come
sc appartenessero a due isole diverse. Dobbiamo aggiungere che fa
d^uopo altres\ guardarsi dal confondere la parola Guanahani con
quella di Guanahü o Guanaä. Quest' ultimo nome era quelle che
si da>a allora alla Piccola Inagua dei nostri giorni.
Ma rimportaiiza di questo inedito non si limita a decidere la
questione sulla vera Guanahani. Esso viene altresl in soccorso per
risolvere in modo chiarissimo molti altri dubbii. Vi si trovano con-
fermati i veri nomi primitivi delle isole Lucaje, che noi a forza di
ravvicinamenti, e malgrado la contraddizione delle carte di Juan de
laCasa e d'altri avevamo con sufGciente esattezza proposte per le isole
Gatt, Long, Watling, Crooked, Acklingecc.
Si vede (carta. 22^ dinanzi al P 54) che gli antichi nomi delle
Caicos e delle Turcos erano da 0. ad E. Aniano, Caciba, Mafariei,
Canamani, Amuana e Cacena. Quest' ultimo nome semtra appartenere
a uno de* Türe OS piü meridiouale.
41 2 Varnhagen
Si rileva altres\ (carta 26' dinanzi al f" 66) che i nomi delle
isole (vicine a Venezuela) Buen Ayre, Curazao ed Orua sono
vere corruzioni dei nomi indiani Boinare, Cura^aute, Aruba;
ond*d che il nome di Curazio nulla ha che fare col portoghese
cora(äo che si supponeva introdotto da Ebrei d*origine portoghese,
i quali non vi si sono reoati che nel secolo seg;uente.
Nelle carte 2S* e 26* troviamo ancora ia conferma d* un* altra
proposta da me fatta nel 1858 <) cio6 che T isola Matinino del
Colombo non d Ia Santa Lucia, come aveva opinato Navarrete ed
aitri» ma semplieemente Tattunle Marti nica, nome che non i
altro se non il primitivo corrotto. Nella carta 25* si legge chiaramente
Matinino» e.tosto dopo nella 26* si vede gik Ia trasformazione
che incomincia, rale a dire Marti nino.
Troyai nel medesimo libro Ia contermn d*un altro fatto. Nel
1854 pubblicando a Madrid il l^'volume della mia Historia geral
do Brazil ammisi Topinione generalmente accettata, dietro cio
che si leggeva nei testi della grande lettera del Vespucci al Soderini»
che egii ciod avea fondato nel Brasile una colonia primitiva alla
latitudine di 18^ Piü tardi in seguito a studii piü profondi sugli
scritti del Vespucci cercai provare s) mediante ragionamenti che do-
veva essere incorso un errore nel teste, e che invece di 18* faceva
d*uopo leggere 23% e che per conseguente Ia Colonia era stata
lasciata presse il Capo Frio.
Or bene, Signori, anche su questa particolarith Alonso de
Santa Cruz viene in soccorso delle mie argomentazioni. Dichiarando
1) Primera epistola del almirante Don Cristobal Colon dando
cuenta de su gran descubrimiento a D. Gabriel Sauchex etc.
pubblicaU da D. Genaro H. de Volafan (anagramma di D. Adolfo de Vamhagen)
Valencia 1858. pag 24.
2) Ecco ciö che scrissi a pag. Il4 — 115 del mio libro „AmerigoVeapucci, soa
caractire, ses Berits" ecc. Lima 1865.
Quant au port du Brasil o& on a laisse Ia factorie , nous deTons eommencer
par dire qu'il n*j a pas de possibilit^ d'en fixer sa position seulement par lea
troia Indicationa contradictoirea entre ellea que nous lisoos dans le texte impriane
de Ia lettre k Soderini, aans pouToir deviner laquelle faut-il preferer. Oa j lit
(voir page 64J que ce port se trourait & 260 lieues (de quinze au degre} de
Bahia, e* est-&-dire qu* il se trourait de ce dernier port a une distance inoindre que
Celle de Lisbonne aux Canaries, consid^ree par Vespucci comnie de 280 lieues,
et moindre encore que cellea des A^ores ^ Lisbonne ou de Tile de Fernando
Suirimportanza d*un manoscritto inedito della Bibl. Irop. di Vienna ecc. 413
gli stesso d'aver visitata la costa del Brasile nel 1826 (col capo che
destinato a continuar poi per lo stretto di Magellano sino alle Moluche»
s* era frattanto soffermato ad esplorare la Plata) ci dice a proposito
del Capo Frio a pag. 79: »Fu presso questa baja (del Capo Frio) ehe
Amerigo Bespucho (sie) piloto maggiore di Castiglia nelP ultimo
viaggio che fece fondö una casa, ove lasciö 24 uomini colle loro
armi e pezzi d'artiglieria, proveduti per sei mesi di tutte le cose
necessarie , i quali poi vennero uccisi dagli Indiaai per i loro molti
disordini, e per le molte scissure eh^bber luogo tra loro** 9*
Noroiiha ä Bahia, par lui ^rala^es en SOOlieaea. Od j dit ausai qa^il ae trouTatt&37
degres ä Toneat de Lisboone, et aoaa une latitade «aatrale de 18 degres. Ces indi-
cations sont absolumeat iropossibles. D'abord au sud deSahia, il n^y a pas de port
situe a une longitude de 37 degr^a Jk foueat de Liabonne que celui de Santos :
mais celui-ci est sous le parallele de 23® 53' et oon pas aous celui de IS®. Si noua
voulious nona guider par la latitade, comme noua TaTons fait dans notre Histoire
Generale du Brasil, noua troureriona ä 18® sud qnelque port au nord du Riode-
Caravellas; maia il ne aerait ä Toueat de Liabonne qu'un peu plus de 30 degr^s,
et en m^me terops la distance de 260 lieues jusqu" A Bahia deviendrait impossible.
Heureusement noua connaiasona, par iine autresource, quel fut le port ou,
dans les premi^res ann^es apres la d^courerte du ßresil, il existait une factorerie
fondee dans le but de faciliter le commerce du boia de teinture. C*etait le port
du cap Frio. D'o& il s'ensnit qae des trois Indicttions avec des chiffres t«llement
en desaccord seulement celle de 226 lieuea n'a ^t^ adult^r^e. La Situation de Ir
factorerie etoit donc & 33 (non pas 37) degr^s ouest de Lisbonne et sous une
latitude de 23 (non pas 18) degr^s. 11 n* 4tait que tres-fr^quent de con-
fondre les chiffres 3, 7 et 8, de m^me que les chiffres 1 et 2. La reve-
lation de Texistence d*nne factorerie au port du cap Frio nous a ^t^ faite,
par Tapparition du Lirro de Duarte Fernandea, par nous rencontr^ It la Torre do
Tombo, et publik pour la premiere fois en 1854, dans la note 13 (page 427 et
suivantes) du premier volume de THistoire Generale du Bresil. Par ce livre on
voit que le navire nomm^ ßretoa (c'est-ä-dire la Bretonne) comroande par
Christovam Pires est all^ en 1511 (sept ans apres 1504) charger du bois de teinture
au port du cap Frio, ou il existait (sur une tle du port) une factorerie, avec son
facteur, etc. D^antres narires j seraieot alles les annees prec^dentes. '
^) Junto k esta baya fu^ donde Amerigo Bespucho piloto m&ior de Castllla en el ultimo
viHJe que hizo fund6 una casa, donde dexö veinte ' quatro christianos con aus armas
y tiros de artilleria proveidos por seis meses de todas las cosas necessarias , a los
quales despues mataron los Yndios por los muchos desordenes j parcinlidades, que
entre ellos huvo.
Dobbiamo aggiugnere qui, che se gPIndiani hanno pffettiTaroente ucciso
i coloni, ci5 non impedi che nel 1511 ci fosse ancora, nelle vicinanze di Capo
414r Varnhagen
Questo libro dilucida finalmente un altro punto importante della
storia degli Stati Uniti, sul quäle si conoscerano ^ silcuni particolari
Martyri (Dec. VIH lib. 10) e da Herrera (Dec. 111, lib. 8. cap. 8)
che il piloto portoghese Estevan Gomes era stato dieei mesi a ricer-
care attraverso il Nord dell* America un passaggio attraverso TOvest
eguale a quello che Magalhaes avea ritrovato attraverso il Sud e
ch*egli era ritornato in Ispagna senza verun risultamento. Santa
Cruz nel suo testo ed anzi tutto in una carta aggiuntavi ei rende
conto di questa spedizione. Confrontando la sua carta') colla tavola
Xill. del Atlante del Kunstmann si conferma, ch'ei visito parechii porti
al Sud di Nuova York, e ch'ei risafi per piü ieghe il fiume Hudson
da lui detto Fiume dei Cervi (de los Gamos, o de las Gamas, che
ambedue queste forme ricorrono).
Ecco, Signori, cib ch*io trovai di piü notevole in questo
roanoscritto celermente percorso nella Biblioteca medesima. Stande
al dettato d'un filosofo moderno, che in un libro nuovo a prima
giunta non si trova che ci5 che giä si sapeva, vale a dire quelle cose
che giä per Taddietro ci aveano a lungo occupato, e lecito credere
che in questo volume possansi attingere ancor molti dati ignoti sulle
coste delPAsia, sulle terre vicine alPimboccatura del (iume San
Lorenzo, sulle Grandi Antille e persino sul Messico, del quäle si trova
nel libro una carta che contiene molte minute particolaritk. Possano
altri con maggiore dottrina e maggior agio dare di questo libro un' in-
ibrmazione piä completa, oche meglio sarebbe, pubblicarlo per intero.
Sarebbe un vero servigio reso alla storia della geografia delK Asia,
deirAfrica e dell' America, e un monumento di gloria a D. Alonso
di Santa Cruz, cosmogratb mayor di S. M. C. Timperatore Carlo V**.
V. Ad. de Tamhagen.
Frio, una fattoria portoghese, in cui un rasceUo reale, la Breloa, venne in q«e
medcsimo anno caricato di legname rerzino.
1) Bancroft; cap. H. Anno 1523.
*) Carta 20 rimpetto al 1<> 40, con questo titolo: „Terra qoe descubriö el
piloto EsteTan Oomez.
Suir imporUasa d*aii maooscrilto inedito della Bibl. Imp. di Vienna ecc. 415
Nota suppletoria.
Descrizione dei due codici della Biblioteca imperiale contenenti
la terza e quarta parte dellslario general di Alonso de Santa Cruz :
A. Ha il numero 7195 (per Taddietro Hist. prof. 124). La scrit-
tura spetta al metä del IS** secolo, e puossi aromettere con motta
probabilitä ehe sia stato trascritto ancor a tempi delPautore. La
lettura ne e oltremodo diffieile per le molte abbre?iazioni e le
legature di lettere. Consta di 136 fogli in P minore. Dopo il testo
eoncernente una data isola o gruppo d* isole i lasciata una pagina in
bianco destinata alla carta. Questa per5 manca dappertutto, e solo
nel margine superiore della pagina v'ha il numero progressive fino
della carta geografica ehe vi doveva essere compresa. Tale nume-
razione perö non ha luogo che per le carte 1 — 23, e manca nelle
pagine destinate alle carte 24 — 32.
Incomincia con un prologo :
Parte Tercera.
,,Las yslas que al principio en la particion (B participacion)
del libro diximos que contenia la tercera parte^ ecc.
II cod. B porta il N* 5S42 (per 1' addietro Hist. prof. 102). Carta-
ceo, ha 93 fogli in f. massimo» e fornito di carte appiccicate alle pa-
gine bianche dopo la descrizione di ciascuna regione. Le carte sono di
sesto minore eguale del tutto a quelle del codice A» sieche diresti che
esse prima appartenevano a questo, poi di lä furono tolte per
corredarne Tesemplare piü nettamente trascritto. II contenuto
corrisponde a quello d*A, salvo non pochi errori.
P. S. il 26 gennajo 1869.
Sembra che a Madrid non si trovi piik Tlslario de Santa
Cruz manoscritto, di cui 6 detto nella nota della pag. 4. Cio risulta
dalle ricerche del Sigr. M. B. Zarco del Valle, il dotto editore del-
Topera di Gallardo, il quäle con sua lettera del 22 di questo mese
ebbe la bontä di communicarmi Tappunto che qui appresso si stampa,
aggiugnendo ch'egli stesso aveva fatto simili ricerche nella biblioteca
del palazzo Beale, senza per5 otteneme verun risultamento.
Sr. D. M. Bemon Zarco del Valle» mi amigo i dueno. — Las
obras de Alonso de Santa Cruz, que en esta Nazional esisten de
mano, segun su antiguo Indize de HSS., son: —
416 Varahagen. Suirimportaoza d'un manosc. inedito della Bibl. I. d. Vienna.
Libro de las longitudes, y manera que hasta aora
se ha tenido cn el arte de navegar; dedieado a Felipe II:
orijinal Aa — 97,
Nobiliario jeneral Y — 9.
Nobiliario orijinal Y — 105.
Segunda parte de so libro de Blasones . . . . Z — 118.
Crdnica de los Reyes Catolieos Fernando 6 Isabel G — 24.
Hai un Islario general de todo el mundo ; por An-
dres Garefa Wspedes: I — 92.
B ' I * m * de U. SU agradezido amigo
C. H. de la Barrera i Leirado.
B. N. 19 de Enero de 1869.
dp Vanihngen Stdl_
;
HO fl er, Fragmente zur Geschiebte Kaiser RarFs Vi. 417
Fragmente zur Geschichte Kaiser KarFs VI,
Nacli geheimen brandenburgischen Archivalien und den Aofseichnungen des Grafen
Stefan Kintkj bearbeitet
von C. Hofier.
Zu den grössten und nachhaltigsten Veränderungen, welche im
Laufe des XYIII. Jahrhi^nderts im deutschen Reiche stattfanden, und
in ihren Folgen wesentlich die AuflSsung desselben herbeiführten,
gehören die Erlangung der polnischen Krone durch das sächsische
Churhaus, wie der spätere Verlust derselben; die Selbsterhebung
des churbrandenburgischen Fürstenhauses zur königlichen Würde in
Preussen; die Berufung des Churhauses Hannover auf den könig-
lichen Thron von Grossbritannien und Irland, wie die unglücklichen
Versuche des Hauses Witteisbach, gleichfalls eine Königskrone zu
erlangen; endlich das Aussterben des habsburgischen Manns-
stammes und damit das Erloschen eines Kaiserhauses, welches
300 Jahre hindurch die Einheit des Reiches repräsentirt hatte. Es
ist hier nicht die Möglichkeit gegeben, diesen Gedanken weiter aus-
zuführen; wohl aber enthalten die nachfolgenden Erörterungen An-
haltspunkte dazu, sowie Belege, mit welchen Schwierigkeiten der
letzte habsburgische Kaiser zu kämpfen hatte^ als bei den grössten
Familien des Reiches das Interesse für dieses geschwunden und nur
das Haus- und Machtinteresse noch übrig geblieben war.
Sind diese Erörterungen ihrer Natur nach Fragmente, so haben
sie doch den Endzweck, wichtige Verhandlungen und namentlich die
Stellung des Kaisers zum neuen Königreiche Preussen zu beleuchten.
Sie beruhen auf Actenstücken, von welchen die einen bisher sorgsam
geheim gehalten wurden, so dass ich mich selbst wundere, wie
418 H ö f 1 e r
ich ZU ihrer Kenntniss gelangte, nachdem mir der Zugang zum ehe-
maligen hohenzoUer sehen Hausarchive der Plassenburg versperrt
wurde. Das Material der andern zeugt von der Thatsache, welche
Quellen für österreichische Geschichte in Österreich selbst sich vor-
finden, wenn man nur die Mühe des Suchens sich nicht verdriessen
lässt.
A. Die BemOhuDgeD der Könige in Preussen, Friedrlch's 1. und
Friedrich Wilhelm's L, die Mainlinie zu erlangen.
Die historische Gerechtigkeit verlangt, dass ich bei Mittheilung
der nachfolgenden Erörterung auf zwei Dinge aufmerksam mache.
Zuerst, dass die Unterhandlungen K. Friedrich's L, um in Süd-
deutschland festen Fuss zu fassen, in jene Zeit fallen, als das Über-
gewicht des Hauses Habsburg in Mittel- und West-Europa entschie-
den zu sein schien. Der combinirte Feldzugsplan der Baiern und
Franzosen war schon 1703 gescheitert. Baiern von den Kaiserlichen
1704 besetzt, 170S Karl von Habsburg in Barcelona, Catalonien,
Valencia anerkannt, 1706 selbst in Madrid und die Franzosen bei
Turin und bei Ramillies geschlagen. Kein Wunder, wenn der neue
König in Preussen daran dachte, die alten Pläne seines Hauses in
Bezug auf Franken wieder aufzunehmen.
Das Zweite aber ist, dass ich mich in meinen Quellen nur auf
Berichte aus dem Culmbacher und Ansbacher Archive stützen konnte.
Der Historiker hängt aber, wie natürlich, in seinen Darstellungen von
den ihm zugänglichen Quellen ab und kann auch nur in so weit ver-
antwortlich gemacht werden, als diese selbst reichen. Ich habe eben
desshalb jedes Räsonnement vermieden und berichte nur, was und
wie viel ich von den Begebenheiten weiss.
Dies zur Vermeidung aller Missverständnisse.
„Von Ihro Durchlaucht dem 1708 verstorbenen Herrn Marg-
grafen zu Brandenburg - Culmbach Christiano Henrico, erzählt der
Verfasser des Lebens und der Thaten des Königs von Preussen Fri-
derici Wilhelm! (S. 346), ist bekannt, dass derselbe sein Succes-
sionsrecht auf das Harggrafthum Baireuth vor sich und seine Kinder
Fragmente zur Geschichte Kaiser Karl's VI. 419
an S. M. den verstorbenen König in Preussen Fridericum — vor eine
namhaite Summe Geldes verkauffet gehabt, wie auch dass dessen
Herren Söhne, nemlich der jetzt (1735) regierende durchl. Herr
Markgraf zu Baireuth Georgius Friderieus Carolus und Albertus
Wolfgangus sieh den mit Sr. Preuss. Majestät getroffenen Vergleich
ebenfalls gefallen lassen und darein gewilliget. Weil man aber am
kaiserlichen Hof Schwierigkeiten gemachet, die Confirmation darüber
zu ertheilen, auch I. M. der König Friderieus Wilhelmus sonst noch
allerhand Verdruss vorausgesehen, haben sich dieselben mit Ihren
Herren Vettern, denen Herren Marggrafen von Brandenburg-Culmbach
anderweit verglichen und sind unter dem Beding der in gewissen
Terminen zu erwarten habenden Refundirung Ihres Capitals von dieser
Cession wieder abgegangen. Es ist auch bekannt, dass, als sich wenig
Jahre nachhero der Fall ereignet, dergestalt, dass der regierende
Marggraf zu Brandenburg-Baireuth Georgius Wilhelm (1723) mit
Tod abgegangen ohne männliche Leibeserben zu hinterlassen, I. D.
der Herr Marggraf Georgius Friderieus Carolus ganz ruhig und ohne
alle Hinderniss zur Succession gelanget, wogegen Sie aber auch auf
die richtige Abführung des K. Preuss. Capitales bedacht gewesen.
Sonst aber hätte von K. Preuss. Seite die Sache allerdings können
sehr schwer gemacht werden. Denn in der ganz nahe an der bai-
reuthischen Stadt Culmbach gelegenen Festung Plassenburg hat
schon vor vielen Jahren eine K. Preuss. Garnison gelegen, welche
mit gutem Willen und Vorbewusst des Marggrafen Christian Ernesti
(gest. 1712) gleichsam Possession von dem Marggrafthum Bai-
reuth auf den sich ereignenden Fall genommen hätte.**
Die hier erwähnte Angelegenheit gehört jedoch zu den interes-
santesten Vorgängen der späteren Reichsgeschichte und verdient um
so mehr an das Licht gezogen zu werden» als sie ebenso auf die
Politik des neubegründeten preussischen Königthums wie auf die
Kaiser Karl's VI. ein sehr merkwürdiges Licht wirft. Ich folge hie-
be! den Aufzeichnungen, die nach den mündlichen Berichten des
markgräflichen geheimen Rathes von Brehmer. eines gebornen Schwe-
den, 1736 in Ansbach gemacht wurden, so wie einer sorgfaltig aus-
gearbeiteten markgraflichen Deduction, die eine preussische zu
widerlegen bestimmt war, aher nicht im Drucke erschienen ist.
Gleich nach der Begründung des preussischen Königthums
trat auch schon als dominirender Gedanke der Plan hervor, das neue
420 Uöfler
Königreich zu Tergrussern und wo möglich durch Einverleibung der
fränkischen Markgrafschaften Ansbach und Culmbach - Baireuth,
welche nach dem Tode M. Georg Friednch*s, Churfurst Joachim
Friedrich 1603 durch den Vertrag von Gera nicht mit dem Chur-
furstentbum Brandenburg unter Einem hohenzolleriscben Fürsten
vereinigte» sondern seinen zwei Stiefbrüdern überlassen hatte, eine
überwiegende Stellung im frankischen Kreise, den Bisthüroem Wfirz-
burg und Bamberg, den zahlreichen Beichsstädten und dem Beichs-
adel gegenüber zu erlangen.
Der Erwerb eines oder auch beider Fürstenthümer, welche an
den Grenzen Böhmens wie Baierns gelegen, Preussen einen Keil zom
Vordringen nach Süddeutschland verschaffen konnten, schien aber
aus dem Grunde nicht zu schwierig, weil die Schwester K. Fried-
rich*s I., Elisabetha Sophia, seit dem 30. März 1 703 mit dem Mark-
grafen Christian Ernst von Baireuth vermalt war und dieselbe nun
das fürstliche Ministerium für den Plan gewann. Die Hauptschwierig-,
keit bestand nun darin, den apanagirten Prinzen von Baireuth,
M. Christian Heinrich, welcher mit seiner zahlreichen Familie von
2000 Thalem nicht leben konnte, zum Einverständnisse für die Ab-
tretung zu vermögen. Die preussischen Minister von Prinzen und von
Beichenbach übernahmen es, die Sache zu leiten. Der Markgraf,
welchem das Schloss Schönberg eingeräumt worden war, wurde
zuerst vermocht, sein eventuelles Erbrecht auf Ansbach an Culm-
bach-Baireuth und das auf Culmbach an Ansbach anzubieten. Man
hatte jedoch Sorge getragen, dass er an beiden fürstlichen Höfen
abgewiesen wurde und endlich in seiner bittern Noth sich an den
König wenden musste. Dieser gewann hiedurch selbst den Schein,
als handle er nur als Familienoberhaupt, wenn er eine Cession an-
nehme, welche ihm dem Markgrafen gegenüber eine pecuniäre Ver-
pflichtung auferlegte. Christian Heinrich trat am 23. Nov. 1703 dem
Könige seine Anrechte auf Culmbach -Baireuth ab, wurde dafür
mit seiner Familie nach dem halberstädtischen Amte Weferlingeu
gebracht und bis zu seinem am 26. März 1708 erfolgten Tode von
der Krone Preussen erhalten. Seine Söhne Georg Friedrich Karl
und Albrecht Wolfgang bekräftigten, obwohl minderjährig, am
1. März 1704 und dann noch, volljährig geworden, am ll.October
1706 und zuletzt am 30. April 1708 eidlich diesen Schönberger
Successions-und Annexionsvertrag.
Fragineate zur Geschichte Kaiser Kai-r« VI. 4x! 1
Dem Vertrage zu Schönberg am 23. Nov. 1703 folgten von
^Seiten der Krone Preussen Anstalten, auch eines oder beide Fürsten-
thümer zu besetzen, und als der Erbprinz von Baireuth Georg Wil-
helm sich der ErlülJung des Vertrags ungeneigt zeigte, ergingen an
ihn sehr nachdrückliche Ermahnungsschreiben; „denn an dem bai-
reuthischen Hofe, sagt unser Gewährsmann, war alles an die könig-
liche Partei „verrathen". Im J. 1705 wurde die wichtige Festung
Phissenburg mit preussischen Truppen besetzt, ein Bataillon in das
Fürstenthum oberhalb des Gebirges verlegt und massenhaft Occupa-
tionspaquete mit königlichen Patenten und Wappen für den Fall der
Besitzergreifung in das Land geschickt. Ebenso suchte man auch die
ansbaehische Landesfeste Wülzburg zu besetzen, die fürstlichen
Diener zu gewinnen und Eifersucht zwischen den beiden Linien zu
erwecken.
Schon als am 29. März 1703 Markgraf Georg Friedrich von Ans-
bach starb und ihm sein Bruder Markgraf Wilhelm Friedrich in der
Regierung nachfolgte, wurde preussischer Seils verlangt, „dass der
neue ansbachische Lehensbrief in der Successionsordnung nach dem
neuen Culmbachischen Renunciations-Pactum eingerichtet und die
in dem vorigen Lehenbriefe eingeschlichenen ganz evidenten errores
redressirt würden". Man fand jedoch darin einen Ausweg, dass man
sagen konnte, man habe von dem neuen Successions-Pactum noch
keine hinlängliche Nachricht, keine glaubwürdige Abschrift erhal-
ten; wohl aber habe der König erklärt, dass dieses der ansbachi-
sehen Linie kein Präjudiz schaffen solle. Um so weniger wisse man
etwas von Irrthümern, die sich in den früheren Lehenbrief einge-
schlichen hätten. Es herrschte unter den fürstlichen Räthen damals
die Ansicht, dass die von Markgraf Christian Heinrich geschehene
Cession nicht wirkungslos gemacht werden könne, wesshalb man
auch die Krone Preussen versichern Hess, man werde in die Succes-
sionssache einwilligen. Zu gleicher Zeit ward jedoch eine Staats-
schrift ausgearbeitet und die Frage erörtert, was sich in der Sache
weiter thun lasse. Ein Briefwechsel zwischen dem Markgrafen von
Ansbach und dem Erbprinzen von Baireuth über diese Angelegenheit
w urde angefangen, musste aber abgebrochen werden, als sich heraus-
stellte, dass der Secretär des Herrn von Reichenbach Vockerorde die
Geheimnisse des fürstlichen Hofes an Preussen verrathen habe. Der-
selbe Herr von Reichenbach stellte endlich im Herbste 1707 an den
Sit/b. d. phil.-hi«t. Ol. LX. Bd., II. Heft. 28
422 H ö f I c r
Markgrafen von Baireuth das Ansinnen, nicht nur preussiscbe Trup-
pen im Lande zu behalten, sondern Hir ein Jahrgeid von 36.009
Reichsthalern auf die Nachfolge im Fürstenthum Ansbach Verzicht zo
leisten.
Als dann am 26. März 1708 iMarkgraf Christian Heinrich, von
welchem die Verzichtleistung ausgegangen war, starb« sollte durch
einen Congress zu Forchheim (16. April) die Angelegenheit in Ord*
nung gebracht werden. Nun widersetzte sich aber M. Karl August
von Culmbach, Christian Heinrich\s Bruder, der Sache auf das ent-
schiedenste, da durch die Cession Christian Heinrieh's nach den
brandenburgischen Hausverträgen das Successionsreeht ihm als dem
nachältesten zukomme und nicht entrissen werden könne. Er machte
die Sache bei dem kaiserlichen Hote in Wien anhängig und ver-
langte, dass der Successionsvertrag entweder für nichtig oder
doch er selbst als berechtigter Erbe erklärt werde. Weit entfernt»
dass die Angelegenheit in Forchheim zu Ende kam, versprach der
Markgraf von Ansbach dem Prinzen Karl August heinilieh seine
Hilfe; auch der Reichskanzler Lothar Franz aus dem Hause Schon-
born gab die Versicherung, sich der Sache annehmen zu wollen,
damit nur Preussen nicht an den Main vordringe. Endlieh beklagte
die Witwe Christian Heinrieh's, Sophie Christiana Grälin von Wolf-
stein, den von ihrem verstorbenen Gemal gemachten Schritt auf das
bitterste und fand nun im Prinzenhofmeister, dem nachherigen ge-
heimen Rathe von Brehmer, einen entschlossenen Rathgeber, wenn
auch vorderhand noch die Meinung Geltung fand, so lange als
K. Friedrich I. lebe, nicht an der Sache zu rütteln, und Brehniefr
wie er selbst erzählt, den beiden Prinzen, die nur für Jagd Sino
hatten, nur bei Erklärung des Cicero und des Pufendorf eine rich-
tige Anschauung ihrer eigenen Stellung zu geben versuchen konnte.
Bereits war die Sache fränkische Kreisangeiegenheit und auf
der Conferenz zu Bamberg von dem Churfiirsten zu Mainz und
Bischof zu Bamberg, sowie von dem Reichs-Vicekanzler die Absicht
des preussischen Hofes als den fränkischen Kreisständen Gefahr
bringend bezeichnet worden. Der Bamberger Conferenz am 22. Ja-
nuar 1706 folgte eine Zusammenkunft des Markgrafen Wilhelm
Friedrich mit dem Baireuth'schen Erbprinzen im Juli nach und im
November eine dritte zu Gaibach, um der Rechtsdeduction zu be-
gegnen, welche Preussen dem Reichshofrathe übergeben hatte. Man
Fra'iineiite /.iir GeAcIiichie Kaiser RarPs VI. 423
beschloss endlich, sich in einem eigenen Schreiben an den König von
Preussen zu wenden und demselben die Meinung vorzustellen, welche
die Marki^rafen über die rechtliche Tragweite des Erbvertrages
haften, sieh deshalb auch an den Kaiser (Josef I.) zu wenden. Mit
dem Könige entspann sich ein ganzer Briefwechsel, in welchem
geradezu dem verstorbenen Markgraten Christian Heinrich das Recht
streitig gemacht wurde, den abgeschlossenen Vertrag einzugehen,
da durch diesen Schritt die brandenburgischen Hausverträge verletzt
worden wären. Man habe damals den Recess gar nicht zur Einsicht
bekommen. Wohl sei preussischer Seits gesagt worden, der Vertrag
sei den Gerechtsamen des Markgrafen nicht schädlich; das finde sich
aber jetzt ganz anders. Man begehre also die Investitur und den kaiser-
lichen Lehenbrief nach der alten Form. Hierauf fand eine Confercnz
zu Nürnberg zwischen dem preussischen Minister von Plotho und
dem fürstlich baireuth'schen Hofrath Schweser statt. Plotho erklärte
mit dürren Worten : sein König weiche ein für alle Mal nicht ab, be-
sitze ein jus quaesitum ex pacto et subsecuio conaensu agnatorum.
Die Sache sei eclatant und die Ehre des Königs dabei engagirt. Das
Haus Haireuth sei zufrieden, Ansbach könne den Consens nicht mehr
zurückziehen, es komme sonst zum Process und die Belehnungsfrage
in Stocken. Es müsse bei dem 1706 in Nürnberg concertirten
Lehenbrief bleiben und was den Widerspruch des Markgrafen Karl
August betrelTe, so werde der König es schon mit ihm auszumachen
wissen. 1710.
Allein der Widerstand gegen den preussischen Plan, an den
Main vorzurücken, nahm sichtbar zu. Auch der Bischof von W^ürz-
burg Johann Philipp trat auf die markgräfliche Seite. Die Angelegen-
heit wurde bei dem Kaiser nachdrücklich betrieben, in Ansbach zu
diesem Zwecke ein eigenes Collegium niedergesetzt, in Weferlingen
endlich durch Brehmer die Prinzen gewonnen und der Plan gelasst»
sie nach Franken zu bringen, um dort die Hilfe der Kreisstände an-
zurufen. Letzteres misslang 1712. Nun aber suchte Brehmer ohne
Rast und ohne Ruhe durch den schwedischen Gesandten den chur-
brau lisch weigischen Minister von Alvensleben zu gewinnen und
brachte endlich eine Zusammenkunft des Prinzen Georg Friedrich
Karl mit dem Markgrafen von Ansbach zu Triesdorf zu Stande,,
wobei letzterer jenem alle Hilfe versprach, wenn er sich von dem.
Erbfolgevertrage frei machen wolle.
28*
424 H ö f I e I
Die Sache war bereits in Wien anhän^^ig, von wo man durch
den Reichs- Vicekanzler über alles, was der prenssische Gesandte
machinirte, über Mainz Nachricht erhielt. Unterdessen war aber erst
Kaiser Josef gestorben und Karl VI. ihm nachgefolgt; dann K. Fried-
rich I. 25. Februar 1713, und Friedrich Wilhelm I. König in Preus-
sen geworden. Die Sache nahm jetzt einen rascheren Fortgang.
Brehmer entlulirte die Prinzen von Wel'erlingen nach Franken, wo
sie in Rotenburg ihren Aufenthalt naiunen. Am kaiserliehen Hofe
erlangte man am 22. März 1715 ein Commissoriale, das baireuthi-
sche Fürstenthum auf erledigten Fall in Sequestration zu nehmen,
und zwar für Churmainz und Ansbach. Andererseits erfuhr der
prenssische Gesandte in Wien viurch den baireuthischeu Hofrath
Stelzer die geheimsten Vorgänge an den markgräflichen Höfen und
wurde von dem Könige ein Vertrag mit dem Könige von Polen ab-
geschlossen, demzufolge chursächsische Truppen eventuell in Bai-
reuth einzurücken und es für Preussen zu besetzen hätten.
Die Baireuther Frage schien eine europäische werden zu wollen.
Wilhelmine, Markgräün von Ansbach, Princessin von Wales (Ge-
mahn des nachherigen K. Georges IL), schrieb ein über das andere
Mal warnende Briefe in ihre Heimat, „man möge sich vor Preussen
wohl vorsehen**. Sie führten dazu, dass der baireuthische Hof den
englischen Gesandten in Wien ersuchen liess, die Erbangelegenheit
bei dem Kaiser zu vertreten. K. Georg liess nun zwar erklären, er
habe dem preussischen Hofe versprochen neutral zu bleiheu; die
Princessin leitete aber doch die Unterhandlungen fort, so dass end-
lich ein eigener baireuthischer Agent, Herr von Zahn, sieh nach Eng-
land begab, wo er den Rath crhiell, dafür zu sorgen , dass noch
andere Stände in das Sequestrations- Commissoriale aufgenommen
würden. Auf dieses fand im September 1715 eine Conlereiiz zu
Bamberg, im October zu Sugenheim statt, und wurde nun der Flau
entworfen, einerseits mit allem Nachdrucke auf den Baireuther Hof
zu wirken, anderseits sich der geflüchteten Markgrafen zu bedieueu»
die die Aufhebung des ihnen aufgedrungenen Erbvertrages und die
W^iederherstellung ihrer Erbansprüche auf Baireuth versuchen
sollten.
Der Augenblick war gekommen, in welchem der kaiserliehe Hof
eintreten musste. Bereits im Laufe des J. 1715 hatten die kaiser-
liehen Minister, Prinz Eugen von Savoyen an ihrer Spitze, in einer
Fragmente zur Gescbiehte Kniser KarPs VI. 425
Denkschrift an den Kaiser den jpreussisch-baireuthisehen Erbvertrag
als nicht nur für den fränkischen Kreis, sondern insbesondere für das
Königreich Böhmen gefahrlich bezeichnet. Kaiser Leopold und
Josef hatten ihn desshalb ungeachtet aller Bemühungen des preussi-
8chen Hofes nicht bestätigen wollen. Des Reiches Interesse wie das
des Kaisers gebiete, den bedrängten Prinzen allen Vorschub zu leisten.
Man ealculirte in Wien, da der König von Preussen mit den nordi-
schen Affairen zu thun habe, werde er jetzt nicht zum Aussersten
schreiten. Sobald der älteste Prinz Markgraf Christian Heinrich in
Sicherheit gebracht worden, solle er eine Klagschrift einreichen. Der
Kaiser wollte ihm 6000 Thaler jährlich auswerfen, dem Markgrafen
Karl August vierteljährlich 2000. Das Commissoriale solle auf Würz-
burg ausgedehnt, die Sache durch den Grafen von Schönborn fort-
geführt werden. Auf dieses erklärten die Söhne Christian Heinrichs
am 21. Dee. 1715 von Ulm aus dem Könige Friedrich Wilhelm,
dass sie aus rechtserheblichen Gründen bei dem Erbvertrage nicht
länger zu verbleiben, sondern durch allerhöchste Hilfe sich dessen
zu entledigen gesonnen seien. Sie riefen in einer von Brehmer und
den baireuthischen Räthen wohl bedachten Schrift die Hilfe des
Kaisers an. Aber auch von Seiten der königlichen Regierung
wurden alle Hebel angewendet, nicht blos die Markgrafen von Culm^
bach und Ansbach zu trennen, sondern auch letzteren zu bewegen, die
Culmbachische Sache aufzugeben. Ein Schreiben des Königs an den
regierenden Markgrafen vom 14. April 1716 erbot sich zu allem
ticlaircissement, verlangte aber, man solle die Culmbach'schen Prin-
zen auf einen bessern Weg zu leiten suchen. Die Antwort betonte
die Festhaltung an den Hausverträgen, worauf ein zweites könig-
liches Schreiben auseinander setzte, es lasse sich die Hinneigung zu
den Culmbacher Prinzen mit der starken Betonung der Hausverträge
nicht in Einklang bringen. Die Berufung an den Reichshofrath wider-
streite vollends der Erbordnung M. Albrecht*s Achilles; die Prinzen
hätten sich ihr Schicksal nur selbst zuzuschreiben. — Am 13. Mai
sprach jedoch der Reichshofrath die Prinzen von der Eidverpflich-
tung los, worauf im Auftrage der königliehen Regierung der preus-
sische Gesandte Graf von M e 1 1 e r n i c h in Wien nochmal einen Versuch
machte, den Markgrafen Wolfi^ang Albrecht umzustimmen. Als er
fehlschlug, wurden ihm und seinem Bruder die Sustentationsgelder
entzogen. Auch an den Markgrafen von Ansbach wurden für den
420 II <» f I e r
Erledigungsrall des Culmhacher (Baireuther) Fürsteiithums sebr ver-
lockende Anerbietungeii gestellt, die bis auf die Abtretung der Statt-
halterschaft über das letztere für ihn und seine männliche Descen-
denz gingen. Der Fürst erklärte aber Brehnier, in der gerechten Sache
verharren zu wollen. Die Klageschrift der Prinzen war eingereicht
und dem Könige von dem Reichshofrathe mitgetheilt worden. 1717.
In Berlin arbeitete nun der Graf von Sekendorf an einem Vergleiche,
während die Sustentationsfrage der Prinzen in Franken zu mannigfal-
tigen Berathungen führte, die eine Betheiligung des fränkischen
Kreises ermöglichen sollten. Eine Summe von 15o.000 Thalern sollte
aufgebracht werden, von deren Zinsen die Prinzen leben sollten „bis
ad casum devolutae successionis**. Ehe diese Frage geordnet war,
erschien die preussische Denkschrift. Berlin 1718: In jure et facto
gegründete facti species. worinnen vorläutig doch gründlich ange-
zeigt wird, dass Sr. königlichen Majestät in Preussen näheres Suc-
ressionsreeht an den brandenburgischen Markgrafthüniern in Fran-
ken, so durch die von des hochseligen Herrn iMarkgrafen Christian
Heinrich zu Brandenhurg-Culmbach beschehene bündige Cession und
Refutation auf das königliche Haus komme, unumstösslich sei^ hin-
gegen was dawider von des durchlauchtigsten Herrn Cedentcn liinter-
lassenen Prinzen anmasslich ausgestreut und angebraeht worden,
keinen Grund habe, vielmehr wider Eyd, fürstliches Wort, Treu
und Glauben, auch wahre im deutschen Reich festgestellte Prin-
cipien laufe. Mit Beilagen von lit. A — YY. fol. Die Anklagen
wider die Prinzen, welche schon der Titel zeigt, konnten nicht stär-
ker sein ; der König verlangte am 30. April noch besonders von dem
Markgrafen von Ansbach, er möge die Prinzen ermahnen, bei ihrem
Vertrage zu bleiben und sich nicht noch unglücklicher zu macheu.
Der Markgraf antwortete jedoch ablehnend und erbot sieh nur zu
gütlicher Vermittlung, worauf der König am 19. November erwi-
derte, er erwarte desshalb „einige bequeme Vorschläge**. Von Seite
des Markgrafen von Ansbach wurde zugestanden, dass die Cession
stattgefunden habe, allein dieselbe schwer bereut worden und gegen
die Hausvertnige, somit nichtig sei. Es wurde auf das Beispiel
K. Friedrich's hingewiesen, der selbst die testamentarische Disposi-
tion seines Vaters, als den Haus vertrügen zu nahe tretend, vernichtet
habe. Nur die Besorgniss, die Arcana domus zu veröffentlichen, halte
von der Publication einer Gegenschrift ah. In Folge dieser Eröffnung
Fragmente zur Geschichte Kaiser Kiirrs VI. 42 T
fand endlich am 9. Mai 1719 eine Conterenz zwischen einem preus-
sischen und einem culmbachischen Verordneten statt, wobei ersterer
erklärte, M. Georg Friedrich Karl solle in beiden Furstenthiimern
succediren, nach dem Abgange seines Hauses aber beide Fürsten-
thümer an die Krone Preussen fallen; der preussisehe Gesandte nahm
ebenso das Anerbieten einer Geldentschadigung an als der culm-
bachische die Aufgebung des Erbvertrages von Seite Preussens, von
welchem man vermuthete, dass es der sehr unliebsamen Veröffent-
lichung der Culmbacher Staatsschrilt entgehen wolle. Bei der wei-
teren Auseinandersetzung verlangte aber Preussen die Zustimmung
beider Fürstenthümer, des fränkischen Kreises und des Kaisers, soAvie
«ine grössere Geldsumme als Entschädigung für den Aufwand, den
die Unterhaltung der Prinzen gekostet; die Prinzen könnten übrigens
drucken lassen, was sie wollten; man werde hernach schon Mittel
zum gehörigen ressentiment zu finden wissen. Der König forderte
endlich von jedem Fürslenthum jährlich 40.000 Thaler. Über letz-
teren Punkt wurden nun neue Verhandlungen und zwar zu Niem-
wegen, Anfang 1720, eröffnet und erst 2o, dann 28, endlich
30.000 Thaler geboten, zuletzt diese von dem Könige auch unter der
Bedingung angenommen, dass ihm die beiden Fürstenthümer ver-
schrieben würden. Nun erfolgten aber über die Sicherstellung und
Capitalisirung dieser Summen neue Schwierigkeiten, neue Unter-
handlungen, ohne dass sie zum Abschlüsse gediehen wären.
Unter diesen Verhältnissen fand die Begegnung der Könige in
Preussen und von Grnssbritannien in Holland statt. Der ansbachische
Hofrath Scheiner war nach Utrecht geschickt worden, um hei dieser
Gelegenheit dem churhannover'schen Minister von Bernsdorff den
Stand der Unterhandlungen mit Preussen zu eröffnen, worauf Berns-
dorff seine guten Dienste versprach. Wirklich erklärte jetzt der König
sich mit 26.000 Thaler für jedes Fürstenthum (600.000 Thaler
Capital) begnügen zu wollen, aber nur, wenn Gotha und Hessen-
Cassel die Versicherung übernähmen. Hierauf gründete sich sodann
ein neues Vergleichspactum, das am 13. August zu Cleve beiderseits
unterzeichnet wurde. Nun verlangte aber Preussen erst noch die
Garantie von Hannover, was zu neuen Auseinandersetzungen führte
und von dem Reichs-Vicekanzler als nicht rathsam angesehen wurde
— „dergleichen von Preussen anverlangte Garantie (ausserhalb der
kais.) im Reiche einzuführen**. Man gab endlich dem prcussischen
428 Hufler
Andringen soweit nach, «lass Januar 1721 ein neues Vergleielis-
Projeet abgeschlossen wurde, welches aber am 1. Februar neuen
Schwierigkeiten von Seite Preussens begegnete. Der König erklarte
dabei, dass er nicht das Geringste nachgeben werde und sollte auch
darüber die ganze Handlung zurückgehen. Jede neue Concession von
Seite der Culinbacher Prinzen führte aber zu einer neuen Forderung
von Seiten des Königs, und als man die Sache abschliessen wollte,
wurde erst noch über Pressirung geklagt. „Der König werde sich
in einer Sache, die auf seiner generosite beruhe, keine Gesetze vor-
schreiben oder sich in eine gewisse Zeit einschränken lassen". Man
verlangte endlich die eventuelle Einräumung so vieler und so bedeu-
tender Amter, dass von dem Fürstenthume fast nichts mehr ülirig
blieb. Jetzt erfolgten von Seite des Königs Drohungen und endlich
am 6. December 1721 die Erklärung, dass, wenn die Zahlung der
stipulirten Summe nicht rieh! ig geschehe, „er alsdann die possession
von denen verhypothecirten Amtern selbsten nehmen möge". Am
20. December folgte noch die weitere Drohung nach, wenn die Prin-
zen ihr Wort und die stipulirte Zahlung nicht accurat erfüllen wür-
den, „der König wieder eo ipso in sein ex pacto successorio haben-
des Recht eintreten solle". Man bewilligte bereits die Besitzergrei-
fung der Geld- und Getraidegefalle der hypothecirten Amter: der
König bestand aber fortwährend auf der Besitzergreifung der letz-
tern, dictirte selbst die anzunehmende Formel und sah in jedem
Widerspruche nur Chikanen der Prinzen. Er hatte auf einem andern
W^eg dasselbe erreicht, was er auf dem Wege des einseitigen Erb-
vertrages zu erreichen gehofft hatte.
Die Sache schien endlich durch Einsendung der Vergleichs-
Copien soviel als in Ordnung gebracht, als erst am 30. Mai 1722
eine dilatorische Antwort aus Cleve kam, dann am 16. Juli neue
Forderungen gestellt worden. Auch in diese ging man ein, erhielt
aber nun keine andere Antwort, als, der König lasse sich in Voll-
ziehung der Sache von den Prinzen keinen Tag oder Terminum vor-
schreiben. Als endlich am 26. December 1722 der König dem Mark-
grafen Georg Friedrich Karl eröffnete, die Sache sei zum Schlüsse ge-
bracht, das Original zur Auswechselung abgegangen, geschah dieses
mit nachfolgenden Worten: man habe von Seiten der brandenburgi-
schen Linie in Franken in dieser Sache kein Vertrauen zu ihm gehabt»
vielmehr sich mit katholischen und dem brandenburgischen Interesse
Fragmente zur Geschichte Kaiser KarPa VI. 429
widrigen statibus eingelassen, wider das pactum successorium opponirt
und sich darin von interessirten Leuten präoccupiren lassen. Jedoch
habe der König um des boni publici willen nachgegeben und den Ver-
gleich signirt, ob man gleich noch eine und andere Bedenklichkeiten
dabei hätte finden können. Bis anhero habe er das impor-
tante Werk der Combinirung sä mm tl icher branden-
burgischer Länder nach dem Exempel anderer gros-
sen königlichen, chur- und fürstlichen Häuser in
Deutschland zum Augenmerk gehabt und eifrigst ge-
sucht. Nachdem es aber nunmehr anders eingeleitet
worden, so hätten diejenigen membra des Gesammt-
hauses, welche sich diesem Vorsatz mit so vieler Hef-
tigkeit widersetzt, ihr Verfahren vor dem ganzen
Haus und der Posterität zu verantworten. Gott der
Höchste aber werde Jemand Anders von der Nach-
kommenschaft des Weiteren vorbehalten haben, die-
ses löbliche Werk auch zu seiner Zeit zu Stande zu
bringe n.
Ehe die Batification erfolgen konnte, starb am 6. Januar 1723
der Markgraf von Ansbach, Wilhelm Friedrich. Der König erklärte
auf die Nachricht von dem Tode seines Vetters, er lasse es bei
dem getroffenen Vergleiche bewenden. Ihn zu gewinnen,
wurden „ihm von der hinterbliebenen baireuthischen Soldateska alle
anständigen Leute angeboten**.
Der König konnte in der That zufrieden sein. Markgraf Georg
Friedrich Karl von Baireuth verzichtete für den Fall seines Begie-
rungsantrittes in einem der Fürstenthumer auf alle Kammer- und
Landschaftsgefälle, reservirte für sich nur 60.000 Thir., die Beichs-
und Kreisauslagen, die Besoldungen und die Festung und öfTentlichen
Gebäude und versprach den Consens seiner Brüder beizubringen,
19. Januar 1723. Nichtsdestoweniger verlangte man jetzt Abtretung
eines der beiden Fürstenthumer, so dass die Auswechslung der bei-
derseitigen Originalrecesse erst am 16. April 1723 zu Cleve statt-
fand. Der König gab (anfänglich nur für seine Person) nur aus dem
Grunde endlich seine Zustimmung, weil er für sich unangenehme Mass-
regeln (\eii kaiserlichen Hofes fürchtete. Am 22. December 1722, so
lautete das Datum, wurde der Erbvertrag vom J. 1703 wieder auf-
gehoben und den Markgrafen Georg Friedrich Karl, Albrecht Wolf-
430 Höflei
ganji:, Friedrich Ernst, Friedrich Christian die Xachlolge in beiden
Furstenthömern unter den schwersten Bedingungen „zur Bezeugung
königlicher gc'nc'rositt.'*' zugestanden. Auf jedes Furslenthum fielen
5Ö0.000 Thir., welche an Preussen abzuzahlen waren und wofür die
Ämter Culmbach, Hof, Wunsiedi und Uffenheim zur Special-Hypo-
thek dienten. Der Kunig alier hatte das Recht, in diesen Beamte ein-
und abzusetzen, sie selbst „im zahl ungssaumigen Falle" zu besetzen.
Es handelte sich noch um die kaiserliche Zustimmung:. Diese
erfolgte aber am 3. August 1723 nur in Betreff der Hiiuptsaehe.
„Soviel aber die miteinvcrieibte verlangliche Clausula betreffe, näm-
lich die mit ganzlicher Vorbeigehung 1. K. Majestät Garantie und
Ausschliessung alles R e c u r s e s an die höchsten Reichs-
gerichte dem König vorbehalten»* eigenmächtige Posses^ions-
ergreifung und dass derselbe bei erfolgender Kontravention des Ver-
gleichs in das pactum successorium de anno 1703 wieder eintreten
solle, wollte 1. K. Majestät dieselbe als an sich null und nichtig
keineswegs confirmiren, sondern sich als allerhöchsten Riebler und
Lehenherrn im Reiche die Best.'ttigung und Manutenenz des
Recesses alleinig vorbehalten haben, würden auch im zahlungssau-
migen Fall dem König auf geziemendes Anrufen dazu executive auch
benöthigten Falls durch wirkliche Inmiission in die versrhriebenen
Amter zu verhelfen nicht entstehen.**
First am 26. Febr. 1725 wurde die kaiserliche Bestaligunir er-
theilt, aber auch jetzt noch in einer Form, welche dem Könige nicht
gefiel, so dass er sich für unverbindlich hielt. Darüber entstanden
neue Conferenzen, die endlich dahin führten, bei dem frankischen
Kreise auf Mittel und Wege zu sinnen, den König zu bezahlen, resp.
abzufinden. Das gelang aber erst nach dem Tode des Markgrafen
von Baireuth Georg Wilhelm, 18. Juni 172K, worauf sogleich Georg
Friedrich Karl Besitz von Baireuth nahm, sich an den Kaiser um
Manutenenz wandte, dem Könige aber noch vor der stipulirtcn Zeit
die Heimzahlung der Gelder versprach. Das Capital wurde auf den
Credit des fränkischen Kreises aufgebracht und nun die Summe von
550.000 Thlr. an den König ausgezahlt, welcher auch den Empfang
am 30. April 1727 bestätigte. Eine gleiche Summe sollte bei Erle-
digung des Markgrafthums Ansbach bezahlt werden. Dieser Fall trat
jedoch nicht ein, sondern nachdem M. Christian Friedrich Karl Ale-
xander Baireuth 1769 geerbt, erlangte Preussen in den letzten Tagen
FrNgniLMite zur Geschichte Kaiser RnrPs VI. 431
lies sinkenden Reiches, 2. Dce. 1791, beide Fürstenthiimer und
schienen die Pläne hohenzoller*scher Könige in Bezug auf Franken
bereits der Verwirklichung nahe, als der Umsturz des Reiches, von
Preus^en beschleunigt, dieses seihst traf.
B. Beiträge zur Politik des kaiserlichen Hofes von 1725—1729.
Die durch Herrn Dr. John, gräflich Kinsky'schen Erzieher in
Birksteiii, aufgefundenen handschriftlichen Aufzeichnungen aber die
diplomatischen Sendungen des Grafen Stefan Kinsky sondern sich
bei näherer Untersuchung in drei Gruppen.
Die erste besteht aus den Berichten üher die moskowitische
Legation, die Gesandtschaft an den Hof des Czaren Peter von Russ-
land 1721 und 1722. Die zweite enthält die Berichte über die Mis-
sion des Grafen Stefan Kinsky ;in den churpHilzischen Hof in Folge
des Abschlusses des Wustenhauser Verti*ages zwischen dem Kaiser
und dem Könige Friedrich Wilhelm I. von Preussen. 1727.
Die dritte Gruppe ist die vorzüglichste und wichtigste. Zwei Bände
enthalten die Instructionen des kaiserlichen Cabinets an die Botschafter
bei dem Congresse von Soissons und Paris bis zum August 1730 <).
Ein sehr starker Foliant aber enthält die authentischen Berichte des
(vrafen Stefan Kinsky an den Kaiser vom 10. Mai 1729 bis zum
10. März 1732. Da diese Berichte sich über alle Angelegenheiten
des Congresses, die Unterhandlungen mit Frankreich und die wich-
tigsten politischen Ereignisse der damaligen Zeit ausdehnen, so sind
sie als von einem tief Eingeweihten ausgehend und unmittelbar für
den Kaiser bestimmt, somit auch die geheimsten Beziehungen jener
Tage berührend, von einem ganz besondern Werthe für die Ge-
schichte Österreichs und des XVHI. Jahrhunderts.
Ich durchgehe nun die einzelnen Gruppen, ihre Bedeutung
näher hervorzuheben.
1) Einzelne Aetenstucke reichen in den Sommer 1731
432 Hofler
I. Die fiesandtschaftsreise des Grafen Stefan Kinsky nach R«»sland.
1721 und 1722.
Die Mission an den Hof des Czaren, welcher kurz vorher sich
in einer nichts weniger als Österreich freundlichen Weise in die
ungarischen Wirren eingemischt hatte, hetraf eine Reihe sehr wich-
tiger Punkte. Czar Peter hatte seine Pläne auf Deutschland gerich-
tet; er stand mit dem Herzoge vonMeklenburg wie mit dem von Holstein
in intimen Beziehungen, bewies aber eine dem kaiserHchen Cabi-
nele höchst unangenehme „Animosität** wider Hannover. Er gedachte
sich in die nächste polnische Künigswahl einzumischen, durch Canal-
bauten sich die Möglichkeit zu verschaffen, gegen Persien eine domi-
nirende Stellung zu gewinnen, eben so Dänemark und den Sund in
seine Politik zu ziehen, um auch nach dieser Seite an dem ^Welt-
commercium** Antheil zu nehmen, wozu ihm „seine spielende Politik
mit dem König und den Senatoren von Schweden'^ gleichfaHs dienen
sollte. Man befürchtete seine Verbindungen mit Spanien wie mit
dem Stuartischen Prätendenten. Man musste auf Alles gefasst sein,
da Peter gerade jetzt durch den Nystädter Frieden, 30. Aug. 1721,
die lange Rivalität Russlands mit Schweden siegreich beendigt hatte
und auf dem Gipfel seiner Macht stand. Man wollte daher in Wien
wissen, wie weit Peter am baltischen Meere um sich zu greifen ge-
denke? zu welchem Zwecke er seine Flotte auslaufen lasse? oh er
dem Herzoge von Holstein zum Besitze von Schleswig zu verhelfen,
an wen er seine Princessinen zu verheiraten beabsichtige? Man war
der Überzeugung, „dass der Czar gar bewegt würde, in Vielem von
seinen und seiner V^orellern gefasstenFundamentalprincipien aus gros-
ser Neigung zu seinen Kindern abzuweichen**. Es interessirte ferner
in hohem Grade zu wissen, in welchem Verständniss der Czar mit dem
König inPreussen stehe, so wie das Schicksal der Kinder des Czare-
witsch Alcxei und die künftige Erbfolgeordnung. Endlich wollte man
genaue Auskünfte über den Stand der katholischen Religion und des
Militärwesens, sowie über die Hoffnungen gewinnen, die sich der
moldauische Fürst Cantimir in Betreff einer russischen Unterstützung
mache.
Die Erklärungen, welche Kinsky erlangte, waren sehr befriedi-
gend, obwohl derselbe noch von Moskau aus am 29. Mai 1722
klagte, zwei kaiserliche Rescripte seien verloren gegangen und die neue
Fragmente xur Geschichte Kiiiser KarPt VI. 433
Instruction noch immei' nicht gekommen. Er erhielt die bestimmte
Versicherung, der Czar habe sich mit K. Karl XII. in keine Verbin-
dung gegen den Kaiser eingelassen und ebenso auch dem Madrider
Hoi'e in dieser Beziehung kein Gehör geschenkt. Seine Truppen
hätten den deutschen Reichsboden nur zur Unterstützung des Her-
zogs von Meklenburg betreten; man beabsichtige russischer Seits
durchaus nicht die Türken gegen den Kaiser aufzuhetzen. Der Czar
verlange nicht sich in die polnischen Sachen einzumischen, wenn
nur der König Augustus das Königreich nach den pohlischen Ge-
setzen regieren werde. Letzterer sei aber eben darum wider den
Czar erbittert, weil dieser in des Königs Vorschläge, die die Zer-
t li e i 1 u n g des Königreichs Polen und die Mittel betrafen, dem Könige
den Weg zur Souveränität zu bahnen, nicht habe eingehen wollen.
Man befürchtete damals in Wien den Wiederausbruch eines
Keligionskrieges und suchte sich für diesen Fall auf den Czar zu
stützen, welcher auch schon am 3. Oct. 1720 dem kaiserlichen Cabi-
nete einen Allianzvertrag vorlegen liess^, durch welchen der Span-
nung ein Ende gemacht werden sollte, die seit der Verwerfung eines
ähnliehen von K. Josef 1710 ausgegangenen Projectes zwischen den
beiden Höfen geherrscht hatte i). Es handelte sieh jetzt auch um ein
neues (russisches) Kaiserthum, dessen Anerkennung der historischen
Berechtigung des römisch deutschen ungemeinen Eintrag gemacht
hätte, wäre letzteres nicht an und für sich seit Jahrhunderten im
fortwährenden Sinken begriffen gewesen. Spanien, England und
Venedig erkannten allmählich den Czaren als Kaiser an. Russischer
Seits aber berief man sich auf eine Anerkennung des Kaisertilels,
welche schon von Kaiser Maximilian erfolgt war. Dieses Schreiben
wurde jedoch österreichischer Seits für nicht authentisch erachtet.
Man wollte nur den Namen Autocrator geben. Man war auch unan-
genehm berührt, dass der Nystädter Friede nicht in Rraunschweig
auf dem Congresse abgeschlossen worden sei. Fortwährend besorgte
man die russische Einmischung in eine künftige polnische Königs-
M'ahl und eine durch französische Intriguen herbeizuführende Be-
setzung des polnischen Thrones durch den Duc de Chartres, Sohn
des Herzogs von Orleans, Regenten von Frankreich, des schwedischen
durch einen hessischen Prinzen, endlich die Erhebung eines preussi-
0 Arueth, Prinx Eugeu Hl, S. lUG.
434 Höflcr
sehen Prinzen <) auf den herzooliehen Thron von Curlanü. Kiiisky liVss
dem Czareii vorstellen, dass der tranznsisehe Hof nur daran denke«
durch eine Verbindung mit Hussland .lieutsehland zu beunruhigen''.
Der Gesandte traute dem französischen Gesandten Campendon die
schlimmsten Üin«^e zu und sah im Geiste den Hvrzoir von Chartres
als Schwiegersohn des Czaren, als König von Polen, von Schweden,
ja als Czaren selbst. Kinsky erfuhr selbst durch seine russische
Quelle, dass Ragozy dem Sultan gerathen, den Kaiser jetzt (1721)
nicht anzugreifen, sondern erst, wenn der^elbe nn't andern Machten
in Krieg verwickelt wäre. Schon hatte damals (1721) der König
von Preussen sich beeilt, der erste zu sein, welcher den Czaren
als Kaiser anerkannte und dafür die Versicherung erhielt , der Czar
werde auch der erste sein, der ihm „einen reprocirlichen F)ien<t er-
weisen wolle 2J**.
Ende December ging Kinsky nach Moskau, wo der Czar grosse
Lustbarkeiten bereiten liess. Der Gesandte halte befürchtet, der Czar
werde zu Gunsten des Herzogs von Holstein denReichsboden betrelen,
um den Konig von Dänemark zur Abtretung Schleswigs zu zwingen.
Er besorgte, Peter werde in Moskau die älteste Princessin zur
Thronerbin erklären. Peter besuchte jedoch in Moskau seine Bojaren
und Kautleutc, „divertirte sich meist mit starken Trinkern'* und ver-
legte endlich die ganze Kaufmannschaft von Archangel nach St. Peters-
burg. Bereits hatten die französischen Intriguen auch die Besorgnisse
des Königs von Preussen rege gemacht und einen Anschluss des
preussischen Gesandten an den kaiserlichen veranlasst.
Die diplomatischen Verhandlungen waren aber desshalb so
schwierig, weil der Czar die wichtigsten Angelegenheiten in sich ver-
schloss, erst im letzten Augenblicke seine Meinung zu erkennen gab
und seinen Ministern nicht mehr vertraute, als er absolut ihnen zu
erkennen geben wollte. Die Post war unsicher und ward mehrmals
unterbrochen, ein meklenburgischer Gesandter von Räubern ange-
fallen und geprügelt. Der kaiserliche Gesandte hatte wiederholt
Feuersbrunst auszuhalten. Der deutsche Kaiser musste sehen, wie
der Kaisertitel dem Czaren von den meisten Mächten gegeben,
von Peter ein Manifest erlassen und der Titel angenommen wurde.
') Des Sohnes des Herzogs Philipp.
^) Bericht vom 19. December 1721.
FrH^iiientc xur Geschichte ivrii&er Karl's VI. 43 S
Der Gesandte, welcher zwischen dein Kaiser und dem Czaren ^die
alte vertrauliche Freundschaft wieder hergestellt hatte**, bewarb
sich jetzt (April 1722) um seine Abberufung. Er erklärte, dass,
wenn es zu Unterhandlungen in Betreff einer Allianz käme, der czari-
sehe Hof „kein geringstes Recht zur neu angenommenen Kaiser-
titulatur sich erschleichen diirfc-. Er berichtete noch über die Vor-
bereitungen des Czaren zum persischen Kriege, sowie von der Bereit-
willigkeit des letzteren zu einer Allianz mit dem Kaiser. Man glaubte
aber in St. Petersburg, dass es dem Kaiser mit einer ewigen Allianz
nicht vollständig Ernst sei, wesshalb Kinsky aufmerksam machte,
dass eine fernere Zögerung für eine Verachtung angesehen werde,
während man russischer Seits bis dahin auf keine andere Allianz sich
eingelassen habe. Der Czar denke jedoch nicht daran, sich mit dem
Kaiser gegen andere Mächte als gegen die Türken zu verbimien.
Gegenwärtig bestrebe er sich nur seine Eroberungen zu erhalten
und den Handel mit Russland (nach Art der Navigationsacte) seinen
eigenen Schiffen zuzuwenden. Nachdem der Czar bereits von Moskau
nach Astrachan verreist war, berichtete der Gesandte noch, die An-
erkennung des Kaisertitels von Seiten der Niederländer sei erfolgt ;
Ragozzi bewerbe sich um die Hand der verwittweten Herzogin von
Curland und suche selbst Herzog von Curland zu werden.
Am 8. Juli erhielt Kinskv die Erlaubniss zur Rückkehr, die
er dann auch sogleich antrat, ohne den Auftrag in Betreff gewisser
schlesischer Handelsverhältnisse, um deren Forderung er sich so
sehr bemüht, nach Wunsch in Ordnung gebracht zu haben.
Die Mission, deren Berichte vom 26. September 1721 bis
6. Juli 1722 laufen, und die hauptsächlich ein gutes Verhältniss mit
dem Czaren anzubahnen bezweckte, die Ausforschung der gegen-
wärtigen Tendenzen des Czaren, iu wieferne sie den Kaiser betrafen,
und der Macht und Hilfsquellen des neuen russischen Kaiserthums,
konnte im Ganzen als gelungen betrachtet werden. Kinsky scheint
sich die Achtung des Czaren erworben und eine wenn auch kleine
österreichische Partei bei Hofe begründet zu haben. Seinen Berichten
liegen die ausgedehntesten Darlegungen des russischen Finanz- und
Militärwesens, selbst die Übersetzung eines russischen Katechis-
mus bei.
Das Vertrauen, mit welchem Kinsky bald nachher zu weiteren
Missionen beehrt wurde, war der beste Beweis des glücklichen Aus-
436 HAfler
gangs der »nioskowitischen Legation''. Sie war auch die Grundlage
des Bündnisses, welches später (6. August 1726) zwischen der Nach-
folgerin Czar Peters, der Kaiserin Katharina, Kaiser Karl VI. und dem
Könige von Spanien abgeschlossen wurde.
II. Die Mission an den eharpfäliisehen Hof. 1727.
Hatte man für die frühere Zeit Österreichs so oft Gelegenheit
gehabt, dieses Land und sein Fürstenhaus glücklich zu preisen, Meli
es Macht und Ansehen durch Verinälungen der Regenten mit reichen
Erbincn erlangte, so schien mit dem Eintritte des XVIU. Jahrhun-
derts fremden Fürsten und fremden Ländern die Gelegenheit gebo-
ten zu sein, sich auf Kosten Österreichs in derselben Weise zu ver-
grössern, in welcher dieses selbst — nach der gewöhnlichen Annahme
— gross geworden war.
Kaiser Leopold hatte den Töchtern seines älteren Sohnes, Kaisers
Josef L die Succession in den österreichischen Ländern zugesichert.
Kaiser Karl \'L veränderte diese Anordnung dahin , dass seiner
ältesten Tochter Maria Theresia die österreichische Gesamnitnionar-
chie zufallen sollte. Andererseils hatte das Haus Bourbon-Frankreich
sich dem letzten Habsburger in Spanien durch Familienbande so zu
nähern gewusst, dass es endlich auch eine Succession in den spani-
schen Ländern, wxnn auch nicht in Italien vor der habsburgisehen
Secundogeniturlinie erlangte. Nachdem aber dieses geschehen war und
die neue Dynastie Spaniens endlich ihren Frieden mit dem Kaiser ge-
macht hatte, hegte man von Seite des spanischen Cabinetes die aus-
schweifendsten Entwürfe. Es sollte eine Vermälung des bourbunischen
Infanten von Spanien, Don Carlos, nach dem Wunsche seiner Mutter
Elisabeth von Parma, mit der Kaiserlochter Maria Theresia die noch
übrigen habsburgisehen Länder an das Haus Bourbon bringen. Ja
dass an diesem Projecte nichts fehle, was seine Verwirklichung her-
beiführen könne, sollten auch der Prinz von Asturien (Ferdinand)
und der Infant Don Felix mit Erzherzoginen vermalt werden. Die
Krone Spaniens löste dadurch ihre Verbindung mit Grossbritannien,
Frankreich und den Niederlanden, wenn auch K. Philipp V. von
Spanien im Wienervertrage mit Kaiser Karl VI. in Betreff der Aner-
kennung der kaiserlichen Territorien vom 30. April 1725 noch den
Bestimmungen der berühmten Quadrupelallianz vom 2. August 1718
Fragiiienle zur Gescliicbte Kaiser Knrrs VI. 43 T
zustiimnte. H.'^tte hiebe! der Kaiser den Gedanken vor Augen,
seiner ältesten Tochter Maria Theresia die habsburgische Gesammt-
nionarchie durch die Anerkennung der pragmatischen Sanction zu
hinterlassen, so hoffte man spanischer Seits durch den Wienervertrag
in der österreichischen Erbschaft um so sicherer zu verfahren, wenn
die 3 Erzherzoginen Infanten heiratheten ; insbesondere aber hoflfle
die Königin für ihren Sohn Don Carlos den ausgedehntesten Theil
<les habsburgischen Erbes zu gewinnen.
Dem VVienervertrage vom 30. April 172S trat auch Churfurst
Tarl Philipp von der Pfalz bei, worauf K. Karl am 16. August 1726
den ])fiilzisehen Agnaten den Besitz der im XV^II. Jahrhundert so
heilig bestrittenen Herzogthümer Jülich und Berg garantirte; das war
aber für Kar! \-I. um so wichtiger, als die wittelsbachischen Fürsten
damals nicht nur über 2 weltliche Churfürstenthümer, Pfalz und
l^aiern, sondern auch über 2 geistliche, Churküln und Churtrier,
verlüglen und sieh endlich durch den Münchener Hausvertrag vom
lö. Mai 1729 zu gemeinschaftlichem Handeln der Ptalzcr und altbai-
rischen Linie verbanden. — Man ging kaiserlicher Seits im Allge-
meinen von der Idee aus, dass die Quadrupelallianz das System des
Gleichgewichtes in Europa schütze. Der Vertrag von Wien gab aber
Anlass zu der Meinung, der Kaiser wolle durch geheime Verträge
dieses Gleichgewicht wieder stören, sich von der Verbindung mit
Grossbritannien, Frankreich und den Niederlanden losreissen.
Diese Ansicht ist jedoch irrig. Der Vertrag vom 30. April 1725
enthielt nur die deGnitive Abfindung der beiden Paciscenten in BetreiF
der spanischen Successionssache und war insofern die natürliche
Folge des Utrechter- und Rastatter-Friedens. Das Haus Habsburg ver-
zichtete auf Spanien und Indien; das Haus Bourbon-Spanien auf
Italien. Gegenseitig wurde die von beiden Häusern bestimmte Suc-
oessionsordnung garantirt. Der Kaiser bot der Krone Spanien in
BelrelT der Erwerbung von Gibraltar und Port Mahon nur seine guten
Dienste an, erlangte für die ostindische Handelsgesellschaft in Ostende
von dem Könige von Spanien Privilegien und, wenn für den Fall, dass
der Kaiser angegriffen oder ein Krieg von Aussen nach den habs-
Imrgischen Erblanden getragen werde, das spanische Cabinet dem
kaiserlichen Hause Hülfe zusagte, so war diese Zusage rein defensiver
Art. Bei dem nur zu friedlichen Charakter des Wieneroabinetes
war von einer Gefahr für andere Mächte höchstens insofernc die
Sitzh. e. phil.-hist. Cl. LX. B.l. U. Hfl. 20
438 llüfler
Rede, wenn es wirklich iler spanischen Politik gelanj^, durch Ver-
mählung von Infanten mit österreichischen Erzherzogineil die Erb-
rechte des Hauses Hahshurg auf Italien und die österreichischen Lan-
der an das Haus Bourhon-Spanien zu hriugen und somit den ehe-
maligen und den jetzigen Lauderhesitz des Hauses Hahsburg in
Einer Familie zu vereinigen. Das aber lag jedenfalls in sehr weiter
Ferne und welche Ansichten auch der Baron von RippeM'da (spani-
scher Gesandter in Wien) über den neuen Vertrag haben und äussern
mochte, sie waren nicht die des Wiener- Cabinetes.
Dem Vertrage von Wien am 30. April 1725 zwischen dem
Kaiser und der Krone Spanien war, als die beiden Competenten um
die Herrschaft K. Karl's II., des letzten Nachkominens Kaiser Karl's V..
sich versöhnt hatten, schon am 23. September i72ö der Herrn-
hauservertrag «) zwischen Bourbon-Frankreich, Ilannover-Gross-
britannien und dem König Friedrich Wilhehn in Preussen zum
AngritTe gegen den Kaisers) «mf lö Jahre erfolgt. Schon am 9. Au-
gust 1726 waren dieser „hannoverschen Allianz" auch die nieder-
ländischen Generalstaaten beigetreten. Aber schon am 12. Ootober
1726 ward der Wusterhauservertrag zwischen dem Kaiser Karl VI.
und dem Könige in Preussen abgeschlossen, über dessen Entstehen
und Tendenz so vieles gefabelt wurde«), so dass es z>veekdienlich
erscheint, ihn zum Ausgangspunkte dieser Erörterungen zu
machen.
Nach einer geheimen Instruction des Grafen Philipp Ludwig
vonSinzendorffresp. Kaiser Karls VI., an den kaiserlichen Statthalter
im Königreich Böheimb, Stefan Grafen von Kinsky, war es iUe eigene
Sache des Königs von Preussen, ilass er sich von der hannoverischen
Allianz ab- und dem Kaiser zuwandte, eine Thatsache, welche auch
durch den Eingang des Vertrages selbst erhärtet wird und durch die
0 Aligedruckl in „Leben und Thaten des Königs von Preussen, Friedrich Wilhelm's.
S. ».IT— .364.
•) Selbst Forster, ^.Friedrich WiUielm** I. Bd. H., S. ö8, beieiehnet den Horrenhaaser
Vertrag: als eine offenbare Kriegrserklärun^ zweier Reichsfursten (cegen dH» dcuUrbe
Reich (d. h. den Kaiser). Friedrich Wilhelm gestand später «elbs» (I. c, S. 66K
England (R. Georg I.) und Frankreich hätten ihn in ein Bündniss ziehen woUeD.
den Kaiser über den Haufen zu werfen.
') Förster hat das Verdienst , reiche Muteriiilien zu einer richtigen Kenntoisa det-
•elben zuerst gebracht zu haben.
Fmgmeiite zur Gesrhiohte Kaiser KarPs VI. 439
auch jene Combinationen von vSelbst wegfallen, welche aus der will-
kürh'chen Annahme einer Überredung des Königs <) durch den kai-
serlichen Gesandten Grafen von SeckendoriT hervorgingen. Der Ver-
trag, aus 8 Punkten und einem geheimen Artikel bestehend, beruhte
aber „als conditio sine qua non*' darauf, dass der Kaiser innerhalb
6 Monate seit Abschluss des V^ertrages den Consens des Pfaizgrafen
von Sulzbach, Theodor, welcher mit dem Churfürsten Karl Philipp
von der Pfalz die pfälzischen Ansprüche auf Jülich und Berg theiite,
dazu erlange, dass nach dem Aussterben der churpfalzischen Manns-
linie das Herzogthum Berg (nebst der Herrschaft Raveustein) an
die Krone Preussen abgetreten werde, wogegen das Herzogthum Jülich
den Pfaizgrafen zu bleiben hätte«). Gelänge es nicht, den pfalz-
gräflichen Consens zu erlangen, und zwar in der Zeit von 6 Monaten,
so .sollte der Vertr.ig nichtig sein. Stephan Kinsky erhielt nun den
schwierigen Auftrag, bei dem Churfürsten Karl Philipp, dem Pfaiz-
grafen Theodor und dessen Sohne sich im Sinne des Wusterhauser-
vertrages zu verwenden.
Nun hatte sich aber der Kaiser erst, durch die hannoverische
Allianz gedrängt, dem Hause Witteisbach genähert, und mit dem*
selben 16. August 172G Stipulationen in Betrefl* Jülichs und Bergs
abgeschlossen. Die unerwartete Aussicht, durch den Beitritt des
Königs Friedrich Wilhelm den Frieden im Reiche zu erhalten, über-
wog jedoch im kaiserlichen Cabinete die sonst so schweren Beden-
ken, weiche sich dem Verlangen des Königs, namentlich den wittels-
bachischen Fürsten gegenüber, entgegenstellten. Während man in
Wien noch zögerte, die conditio sine qua non einzugehen, war von
Seite der englischen und französischen Minister, welche von einem
preussisch-österreichischen V^ertrage Wind erhalten hatten, dem
Könige das Gegenproject einer Doppelheirath und der Zusicherung
von Jülich und Berg (durch Aufstellung einer von Preussen zu com-
mandirenden Armee von 80.000 Mann) gemacht worden. Kinsky erhielt
daher den Auftrag, sowohl die traurige Noth wendigkeit auseinander
zu setzen, in welcher sich der Kaiser dem König von Preussen gegeu-
9 Der König von PreoMen hat sich ultro und ohne mindesten unseren
Anlass durch einen geheimen Weg rernehmen lassen etc. Instruction.
2) Was also ganx anders lautet, als es bei Martens «Grundriss einer diplomatischen
Geschichte der europäischen Staatskuode", S. 1S4 zu finden ist.
29*
440 H ö f 1 e r
über befinde, als auch jene, in welcher das pfiilzische Haus versetzt
wurde, indem Preussen sein angebliches Recht mit den Waffeo
geltend machen werde. Übrigens wurde der Gesandte aufmerksam
gemaclit, dass Frankreich und England zur Hintertreibung des Coo-
senses namhafte Geldsummen und die Garantie beider Herzogthumer
dem Pl'alzgrafen von Sulzbach angeboten hätten. Beide Staaten
seien aber auch bereit, sich auch mit Preussen einzulassen und diesem
die piälzischen Rechte für immer Preis zu geben; der Kaiser sei
erbötig, dem Hause Sulzbach ein Äquivalent von 30 — 100.000 Thir.
jährlich zu geben. Die V'^erhandlungen sollten aber in Wien statt-
finden. Nochmals wurde dem Gesandten eingeschärft, er möge vor-
stellen, dass der Kaiser „nicht aus eigenem Antriebe**, sondern „aus
höchster Noth und selbstiger Veranlassung des Königs in Preus-
sen in dieses Geschäft eingezogen worden sei"".
Damit ist denn doch wohl die Meinung abgethan, als wenn der
Wusterhauservertrag von österreichischer Seite ausgegangen wäre.
Graf Kinsky, der den schwierigen Auftrag erhalten, während er selbst
nach Paris bestimmt war, die pfalzischen Fürsten im Vorübergehen
zu der vom Kaiser gewünschten, von ihnen verabscheuten Cession
zu bewegen , begab sich auf dieses nach Amberg (9. Jan.} , von
wo er am 15. Jänner 1727 dem Kaiser meldete, der Pfalzgraf sei,
offenbar um ihm auszuweichen, schon am 5. Jänner von dannen ge-
zogen, man wisse nicht wohin. Der kaiserliche Gesandte musste
auf das Mühevollste auskundschaften, wohin sich der Pfalz-
graf gewendet habe >)• Auch Graf Wenzel Sinzendorf stellte jetzt
von Regensburg Erkundigungen nach dem Flüchtlinge an, der ehur-
böhmische Legations - Secretär Widmann ebenso , bis gerathener
gefunden wurde, die fruchtlose Jagd, die über Straubing hinausging,
dem Grafen von Sinzendorf zu überlassen und die Negotiationen in
Mannheim zu eröffnen. Bereits am 26. Jänner erfolgte der erste Be-
richt aus Mannheim. Der wunderliche Pfalzgraf war endlich aufge-
funden^) und ihm das kaiserliche Schreiben übergeben worden;
Kinsky aber hatte» am 22. in Mannheim angelangt, die feier-
lichste Aufnahme gefunden. Der Churfürst stellte jedoch dem Grafen
<) Das kiiis. Schreiben rom 22. Juni nennt das Benehmen des Pfalz^afen aelts
guni unrersUndig und ein schimpfliches Begegniss.
*) In Rotenburg in Baiern, wobei sich der Pfalzgraf ganz manierlich enries.
Frügmente zur Geschichte Kniter Karl*9 VI. 441
vor, dass der Kaiser im baierischen Traetate erst „der neuburgi-
sehen und sulzbaehischen Linie mit EinschliessUng des weibli-
ehen Geschlechtes die Suceession in beiden Herzogthümern garantirt
habe.**
Der Antrag involvire eine jährliche Einbusse von 800.000 Thlr.;
das Churhaus könne sich, wenn es darauf eingehe, nicht mehr cum
decore erhalten noch Österreich viel Hülfe leisten. Der wittelsbachi-
sche ChurHlrst verhehlte dem kaiserlichen Gesandten gar nicht, dass
sein Anbringen dahin ziele, die ergebensten Alliirten und Freunde des
Kaisers sehr zu schwächen, „wohingegen man trachtete,
die Obermacht des Königs in Preussen zu verstärken,
welcher doch wissentlich nichts anders trachtet als dem
Erzhaus von Osterreich alles Übel anzuthun und aufzu-
bürden.*' Dem Churlursten traten hiebei die Thränen in das Auge.
Kinsky antwortete mit Darleguyg der Gefahr, welche ganz Deutsch-
land bedrohe, wenn der König in Preussen in der hannover*schen
Allianz verbleibe , da England und Frankreich entschlossen seien, aus
Rachgier die pfälzischen Rechte zu opfern. Zugleich wurden auch mit
dem Erbprinzen von Sulzbach als nächstem Anwärter auf Jülich und
Berg Conferenzen eröffnet, den Wiener Congress zu beschicken. Der
Churlürst von Trier habe sich bereits für die in Wien zu pflegenden
Unterhandlungen ausgesprochen.
Man war jedoch von Seiten des kaiserlichen Cabinetes nicht
ganz mit dem Gange der Unterhandlungen zufrieden und meinte
(22. Jänner), Kinsky hätte nicht einen Tag in Amberg verweilen,
noch viel weniger den flüchtigen Pfalzgrafen aufsuchen lassen sollen.
Kinsky entschuldigte sich dessen und berichtete ferner von dem Wi-
derstände, den er bei dem jüngeren Pfalzgrafen treffe und der Trauer
des Churfürsten über den Verlust des besten unter seinen Ländern.
Was man erreichen könne, bestehe darin, dass derChurfürst im Falle
eines Krieges keine Neutralität beobachten werde. Die schriftliche
Antwort des letzteren erging sich in Klagen über den von Preus-
sen aus drohenden Einbruch des Faustrechtes und sprach die
Hoffnung aus, der Kaiser werde vermöge der Reichsconstitution jeden
bei seiner Schuldigkeit zu erhalten wissen. Der Churfürst wollte von
einer freiwilligen Abtretung Bergs an Preussen nichts wissen, zumal
daselbst ein grausames Lamentiren „über dieGefahrpreussisch
zu w erden**, sein solle. Kinsky berichtete bereits am 8. Februar
442 Ilflflcr
von pfalzischbaierischen Unterhaiuilungen, um das Reich neutral zu
halten, wenn es zum Kriege zwischen Frankreich und dem Kaiser
käme. Schon war nuch von Polen die Rede, um Preussen damit zu
entschädigen, worunter man aber die Erbgüter der PfalzgräGn in
Litthauen i) verstand, für welche sodann noch 3 schiesische Fiirsten-
thümer«) (Brieg, Liegnitz, Wolau) an Sulzbach abzutreten seien»).
Kinsky beharrte zuletzt auf der Abtretung von Ravenstein,
während der Pfalzgral* Alles von sich wies. In der Conferenz vom
3. Februar betonte Kinsky, dass bei Preussen die Möglichkeit eines
Äquivalentes für Berg vorhanden sei. Namentlich wollte aber der
Pfalzgraf Christian ohne eine schriftliche Versicherung des Kaisers»
dass seinem Hause Jülich und Berg ewig bleiben sollten, von keiner
Unterhandlung in Wien etwas hören*); er selbst galt aber als jähe,
Cfipriciös, so dass jeder ehrliche Mann Abscheu hege, ihm dereinst
zu dienen &). Erst am 1. April 1727 konnte Kinsky melden, dass der
Churfürst und der Pfalzgraf sich entschlossen hätten, wirklich in
Wien in Verhandlungen zu treten, worauf Kinsky selbst sich nach
Wien begab.
Üie Unterhandlungen hatten eine schwere Wunde im deutschen
Reichskörper aufgedeckt.
Einerseits musste der Kaiser gewärtig sein, dass deutsche Reichs-
fürsten im Kampfe mit dem Auslande ihn ihm Stiche Hessen, wie die
Herrenhauser Union an den welüschen und den hohenzollt'r'schen
Churfürstenkönigen hinlänglich zeigte und in Betreff des Gesammt-
hauses Baiern befürchtet wurde ; andererseits trat immer klarer
hervor, dass die Pläne Preussens die Auflösung des deutschen Reiches
herbeifuhren mussten, der Untergang desselben von dieser Seite er-
strebt wurde.
<) ElisHbeth Augusta, Tochter der Louise Charlotte, Fürstin von Railzivil , Geroahtio
des Erbprinzen Ton Sulzbach, Josef Karl.
3) Diese Guter hatten einen Umfang von 200 poln. Meilen und trugen bei coter
Wirthschaft 300.000 fl.. Ja 600.000 fl.
S) Dieser Austausch wurde kais. Seits am VI. Februar 1727 für uuthunlich erklärt.
in Betreff der polnischen Guter aber doch an Preussen ein Vorschlag gemacht
(Schreiben Sinzendorfs am 24. Februar).
*) Bericht vom 8. .MSrz 1727.
*) Worte des Churfurtteo.
Frnjfinente zur (leschiclite Kaiser Ktu-rs VI. 443
Endlich befürchtete man nicht olinc Grund, dass das Mittel, zu
welchem sich der Kaiser wandte, um Preussen zu hindern, mit Hülfe
des Auslandes das Reich aufzulösen, ihm Coneessionen zu machen, ein
neues Übel in sich schliesse, ohne dass dadurch das alte gehoben
Würden wäre. Der Kaiser wurde seiner alten Bundesgenossen beraubt,
ohne einen zuverlässigen Freund zu gewinnen. Er vermehrte die
Macht desjenigen, welcher auf seinen Untergang sunn.
Wenn ferner auch in neuester Zeit von Fix«) gesagt wurde, der
Ki)nig habe im Wusterhauser Vertrage der pragmatischen Sanction
K. KarFs zu Gunsten Maria Theresia's seine Anerkennung gewährt, so
niuss erwähnt werden, dass derselbe den Vertrag von 1700 als Basis
annahm, beide Theile sich ihre Staaten und Succession garantirten
(damit auch die kaiserliche Successionsordnung von 1713) und zu
diesem Zwecke Truppen zu halten versprachen, ebenso wegen der
russischen und polnischen Sachen vertrauliche Correspondenz ge-
schehen und reciprok der Eintritt in eine Allianz mit Russland offen
stehen solle.
In Betreff Jülichs und Bergs behielt sich der Kaiser sein unum-
schränktes höchstrichterliches Amt vor (wie in dem Vertrage mit den
wittelsbachischen Fürsten) und verstand sich nur, das Haus Sulzbach
zur Abtretung von Berg und Ravenstein „zu disponiren** zu suchen.
PreussischerSeits erklärte man aber im fünften Artikel, dass der Ab-
gesandte zu Wien sich durchaus in keine Rechtsdeduction ein-
zulassen habe. Geschähe die Abtretung nicht in totum, so verfalle die
Allianz gänzlich. Vom Herzogthum Jülich ist gar keine Rede. Der
Separatartikel gewährte dem Artikel 2 über die Successionsgarantie
noch eine besondere Erleichterung zu Gunsten Preussens. V^on Maria
Theresia ist ebeitfalls keine Rede, die pragmatische Sanction nicht
genannt und ebensowenig gesagt, dass der Kaiser „alle Schwierig-
keiten zu beseitigen verspreche, welche sich bei dem Aussterben der
Xeuburger Linie der Besitznahme von Jülich, Berg und Ravenstein
entgegenstellen mochten.*' Preussen verlangte, dass das Haus Pfalz,
1) Tt^rritoriulf^eschirhfe des bnindenburf^itch-preussischen Staates , S. 87. Fix hütte
sich schon bei Arneth eines Besseren belcliren können. Übrigens wären, wie der
alte J. Schmidt behauptete, T. XVII, S. 98 die Artikel des Wusterhaaser Vertrages
nie zurerlüssig bekannt geworden.
-) Fix 1. 2.
444 Höficr
Berg und Ravenstein nach dem Aussterben des jetzigen Mannsstam-
mes der ehurpfiilzischen Linie ohne Entgeld cedire.
Der Kaiser aber machte sich nur verbindlich, das Haus Pfalz
binnen 6 Monaten dazu zu disponiren ; gelang dieses nicht, so hurte
der Vertrag von selbst auf.
Das lautet freilich etwas anders.
Kein Wunder, wenn der Ciiurfürst von der Pfalz sich in den
Schutz des Kaisers begab (7. April 1727) und Aulrechthaltung der
Verträge (von 1624, 1GÖ6) verlangte. Er machte den Kaiser auf-
merksam, dass ihm selbst durch Abtretung des Herzugthums Berg
der Zugang zu den österreichischen Niederlanden erschwert, der
König in Preussen aber doch, wenn die Herrenhäuser Biiiulesge-
nossen ihre Absicht erlTdIen und Österreich zertheilen wollten, «mit
zugreifen und sich des einen oder a n d e r e n a n s e ii n I i-
e h e n S t ü c k e s 1) e m ä c h t i g e n, z u g I e i c h a u c h sich unter die
Zahl der Prätendenten zur Kaiserkrone stellen würde".
Darin erblickte aber der Churrürst'J den Untergang der katholischen
Religion im Reiche.
Es erübrigt noch nach den mir zu Gebote stehenden Materialien
den unerwartet schnellen Abschluss des Wusterhauser Vertrages zu
erklären, welcher binnen 2 Mal 24 Stunden abgeschlossen wiinle.
Im Herrenhauser Vertrage war dem Könige von Preussen die
Berg-Jülich'schc Succession in totum garantirt worden. Hingegen
„wollten sich die Generalstaaten nicht eher zur Accession des letzteren
Vertrages bequemen, bis sie nicht wären zugesichert worden, dass
Frankreich und England das preussische Gesuch wegen der Berg- und
Jülich^schen Succession nicht würden eingestehen**'). Auf dieses
fing der König an Besorgnisse zu hegen, dass der Herrenhauser
Tractat einen gcnihrlichen Ausgang nehmen könnte und Äusserungen
hierüber, von welchen GrafSeckendorff berichtete, gaben Anlass ihm
1) Antwort rom 30. Jänner 1727.
2) So nRch churpfälziseher Darstellung. Uic österreichische beharrte darauf, dass dem
Konige Alles zugentanden wurden sei, m^c aber endlich lieber will durch g-utliche
und gerechte Wege sich etwus zuzueignen, rIs das Erstere mit (iefuhr zu erwerben.*
Die Niederlande trugen damals bei Frankreich auf eine Theilun}^ von Belgien ao.
wesshalb der Kaiser von Churpfal^ verlangte, 4 Bataillone nach Luxemburg zu v^rr-
legen.
Fragmente zur Gesohiclite Kaiser KArPs VI. 44ä
aufzutragen, Iiievon „zu profitireii". „Der König fing an zu hegreifen,
dass die ganze Sache auf die Berg- und Jülich'sehe Succession an-
komme.** Er hatte gehofft durch Anschlüssen König Georg I. und Lud-
wig XV. die heiden Herzogthümer zu erlangen; als er aber befürch-
tete trotz der Herrenhauser Union nichts zu gewinnen, wohl aber in
Krieg verwickelt zu werden, verliess er dieselbe, um durch den
Wusterhauser Vertrag >) wenigstens die Halbscheid zu gewinnen.
Das Wiener Cabinet aber, froh aus der Herrenhauser Union einen
Stein herausnehmen zu können, arbeitete nun bei seinen Pfiilzer Bun-
desgenossen für den König von Preussen, „um das deutsche Va-
terland von dem bevorstehenden Unheil zu retten". Der
Kaiser erklärte, er sacrificire alles den gegenwartigen Umständen und
betrachte, dass ein kleinesÜbel gedulden besser sei,
als eine universale U m s t ü r z u n g zu g e w ä r t i g e n. Er wusste,
dass man dahin arbeitete, die Kaiserkrone auf einen Protestanten
überzutragen, die österreichischen Länder zu theilen und desh.ilb
bereits mit Baiern und anderen Mächten Unterhandlungen angeknüpft
wurden waren.
Grund genug, alles aufzubieten, um den König von Preussen
von drr Herrenhauser Union abzuziehen. War es ein Fehler K. Karfs,
Menn er erklärte, er setze das Interesse seines Erzhauses aus Liebe
zu des deutschen Vaterlandes Besten allezeit gerne bei Seite?
Noch ein Incidenzereigniss erlangt aus den Kinsky'schen Be-
richten Aulhellung2). Lord Mahon führt an, daß König Georg bei Er-
öffnung des Parlamentes, Jänner 1727, in der Thronrede sich darauf
berief, aus der zuverlässigsten Quelle zu wissen, dass einer der ge-
heimen Artikel des Wiener VertrJiges zwischen dem Kaiser und der
Krone Spanien die W^iedereinsetzung des rechtmässigen Erben der
Krone von Grossbritannien, des Stuartischen Prätendenten, bezwecke.
Der König erreichte dadurch was er wollte, Subsidien vom Hause
der Gemeinen. In Wien aber, wo man wohl wusste, dass König Georg
ilie Theilung der österreichischen Niederlande betreibe, dem Könige
in Preussen Berg und Jülich und eine Armee von 80.000 Mann an-
geboten habe, machte die Sache ein um so peinlicheres Aufsehen, als
*j übrigens wurde der darin festgestellte Termin von 6 Monnten im April auf 3 andere
au^edchnt.
2) (ieseh. Englands seit dem Utrecbler Frieden, II, S. 123 ff.
446 n ö f 1 e r
man nicht begreiteii wollte, dass ein Churfürst, weil er Konig
geworden, sich von aller Rücksicht gegen den Kaiser eiitschlagen
könne. Der Grat' von Sinzendorf bezeichnete in einem geheimen
Schreiben an Stefan Kinsky, Wien 24. Februar 1727, die Thronrede
als einen Angriff auf die Person des Kaisers und befahl dem Herrn
V, Palm, kaiserlichen Residenten in London, dem Könige ein Memoire
zu übergeben und dasselbe so wie sein Schreiben an ihn (Palm) zu
veröffentlichen. Einem Brief vom 2. April zufolge hatte Palm das Me-
moire am 13. März dem Könige übergeben und sammt dem Zinzen-
dorfischen Schreiben bekannt gemacht (nebst dem foedus Amieitiae).
Die Folge blieb nicht aus. Am 15. März befahl im Namen König
Georg's Lord Townsend dem obersten Ceremonienmeister Cottwell, sich
zu Palm zu verfügen und ihm im Namen des Königs zu sagen» des
letzteren überreichtes Memoire sei für die Würde der Krone, die Ehre
des Königs äusserst schimpflich. Er habe darin alle Rücksicht der
Wahrheit, alledem Könige schuldige Ehrfurcht verletzt, da er in sehr
bestimmten Ausdrücken versicherte, der König habe in seiner Thron-
rede offene und d i r e c t e Unwahrheiten ausgesprochen.
Da das Memoire am 14. März sammt dem Briefe des Grafen von Sin-
zendorf, der noch insolenter und beschimpfender gewe-
sen sei, veröffentlicht worden sei, erhielt Palm den Auftrag nn ver-
weilt das Königreich zu verlassen.
Leider fehlen im Actenbande die erwähnten, Kinsky mitgetheil-
ten Veröffentlichungen Palm's. Am 8. April erhielt der englische Ge-
sandte in Wien den kaiserlichen Befehl, die Residenz binnen 2 Tagen
zu verlassen.
Das kaiserliche Cabinet hatte den Churfürsten und König im
eigenen Lager aufgesucht und ihn vor seinen Unterthanen der Luge
geziehen.
Wir werden weiter unten sehen, wie es dem Cardinal von
Fleury in Frankreich bei ähnlichem Anlasse nicht viel besser ging.
III. Die roterhaodlBBgen des firafen Stefan Kinsky am Pariser ■•fe
■nd die kaiserliclie Staatssclirift gegen den Cardinal Fleary.
Der Wiener Vertrag war, wie oben erwähnt, in der gehässigsten
Weise aufgenommen und ausgebeutet worden. Diejenigen Mächte,
welche gegen den Kaiser die feindselig>ten Absichten hegten» be-
Fragmente zur Geftchiclite KaUer KarPs V(. 447
schuldigten ihn derselben und es war angeblich, um die Quadrupel-
Allianz aufrecht zu erhalten, dass die Herrenhauser Union erfolgte; der
Sturz des Herzogs von Bourbon, ersten Ministers Ludwigs XV., durch
den Cardinal Fleurv 1726, der Tod der Kaiserin Katharina 17. Mai
1727, der des Königs Georg I. von Grossbritannien, 22. Juni 1727,
führten sodann bei der ungemeinen Erregung der Gemüther eine Krise
herbei, die die Gefahr eines Krieges wieder verziehen machte. Fieury
gab zuerst dem Baron vonPentenrieder, kais. Gesandten in Paris, die
Absicht zu erkennen, Präliminarartikel zu veranlassen, welche zu einer
allgemeinen Pacification führen sollten. Der Kaiser nahm das Aner-
bieten gerne auf. Die Quadrupel-Allianz sollte zur Basis eines Con-
gresses dienen, bei welchem Fieury sich verbürgte, er werde die
Interessen des Kaisers so sehr am Herzen haben als die der alliirten
Machte. Er hoffte dadurch den Kaiser zur Suspension des Octroy zu
veranlassen, das dieser zu Gunsten der Compagnie von Ostende in
seinen Niederlanden auferlegt hatte ; den verbündeten Mächten
wurde von Seiten des Cardinals gesagt, die Prfdiminarartikel kämen
von dem Kaiser, der sich ganz auf die wiederholten Zusicherungen
Fleury's verliess, und dazu stillschweigend seine Einwilligung gab.
Der Kaiser theilte ihm selbst seinen Plan in Betreff der Vermählung
der Erzherzoginen mit, dass er die Verfügung über sie sich für ihr
reiferes Alter vorbehalte, obwohl Gründe vorhanden waren, die abrie-
then, davon dem französischen Cabinete Mittheilung zu machen. Kurz
man schenkte dem Cardinal von Fieury ein Vertrauen, welches viel-
leicht mehr dem Cardinal als dem Minister-Präsidenten zukam, und
das dieser vielleicht in keiner Beziehung verdiente.
Vorderhand aber war wenigstens der Krieg noch hinausgescho-
ben worden. Nicht ohne bedeutenden Antheil Fleurv's, aber ebenso
viel, wo nicht mehr, durch die Friedensliebe des kaiserlichen Cabinetes
vereinigte man sich im Laufe des Jahres 1727 auf den Grund
der Pariser Präliminarien einen Congress zu beschicken, welcher erst
für Aachen, dann für Cambray, endlich für Soissons bestimmt und
daselbst am 14. Juni 1728 eröffnet wurde.
Der Congress von Soissons sollte eine allgemeine Pacification an-
bahnen, diese aber auf der Quadrupel-Allianz und wie der Kaiser hoffte
auf der Anerkennung seiner Successionsordnung beruhen. Ihm ent-
gegen hoffte man von Seiten der Seestaaten die Angelegenheiten der
kaiserlichen Niederlande so zu regeln, dass dieselben zu keinem
448 H ö r 1 e r
commerciellen Aiilblühen kämen, Ostende bedeutungslos bliebe und
die kaiserlichen Pläne eines Antheiles derNiederlande am Weltlianüel
zunichte würden.
Man kam ferner darin überein. die Heirath der Erzherzogin
Maria Theresia mit dem Infanten Don Carlos für gefährlich zu erach-
ten; man hoffte ferner den Kaiser zu bewegen, spanische Truppen in
Parma und Toscana aufzunehmen, während das französische Cabiiiet im
Geheimen die Pläne ßaierns, Ansprüche auf das österreichische Erbe
zu erheben, unterstützte. Der Kaiser stand wieder in Betreff der
schleswig-holsteinischen Frage auf SeiteRusslands, während Preussen
mit Hannover gespannt, die Zerwürfnisse des Herzogs von Mecklenburg
mit dem Kaiser gerne zu einem Einrücken in Mecklenburg benützt
hätte. Es handelte sich somit, kaum dass die spanische Erbsehaft aus-
getragen war, um die eventuelle toscanische der Medici, wie um die
der Habsburger in Österreich und hatte sich der letzte Fürst dieses
Hauses der Anwendung von Grundsätzen zu erwehren, unter weichen
bereits seinem Hause das spanische Erbe entzogen und Europa in den
unheilvollen spanischen Successionskrieg geschleudert worden war.
Der Kaiser hatte damals nur Einen \Ve\;;. zu seinem Ziele zu gelan-
gen, w e n n e r i n a 1 1 e n S t ü c k e n d e m A n d r i n g e n s e i n e r G e g-
ner nachgab (im Werk von Ostfriesland, der ostindiscbcn Com-
pagnie und dem Barriereverlrag in Betreff der Holländer) und die In-
teressen seiner Unterthanen, sowie seine eigenen Rechte dem Verlangen
der übrigen Staaten opferte, wobei freilich erst noch die Frage war,
ob der Abgrund dieser Begehrlichkeit zu erfüllen sei.
Die nächsten Autzeichnungen beziehen sich auf die Unterhand-
lungen über die Garantie der Erbfolgeordnung, welche ausdrücklieh
als die conditio sine qua non aller weiteren kaiserlichen Erklärungen
bezeichnet wird. Der leitende Gedanke des kaiserlichen Cabinetes war »},
dass alle Erbländer vereinigt bleiben und nur Einen Körper der Monar-
chie (un seul Corps de monarc hie) bilden sollten. Noch war
von der Heirath Maria Theresia's mit dem Infanten Don Carlos die
Rede.
Man machte die Gesandten, welche dem kaiserlichen Cabinete
nicht energisch genug aufgetreten waren, auf die Bemühungen des
') Memoir instriictif pour le comte Etienne de Kinsky et le Karon de Fonseca sur
leura relations du 19 et Tl Sept. 1729.
Friigmenle zur Gesfliichto Kaiser KurPs VI. 449
baierisclien Cabinctes, die Heirath Maria Theresia's zu hintertreiben,
aufmerksam, sowie, dass Baiern durch* den Allianzvertrag, den Ehe-
vertrag des Churlursten und seitdem „durch feierliche Eide" ge-
zwungen war, die Garantie aufrecht zu erhalten. Die Gesandten möch-
ten sich daher auf das Genaueste mit den Schritten des baierischen
Cabinetes bekannt machen. Man hoiRe noch immer auf den Beitritt
der Holländer zur Garantie und wenn die Quadrupel-Allianz diese ge-
währte, das grosse Werk eines Pacificationsvertrages in Ausführung
zu bringen.
Es ist bezeichnend für die Auflassung des kaiserlichen Cabinetes
und dessen Bevolhnächtigten, dass der Graf von Sinzendorf eigenhän-
dig zu dem Begleitungsschreiben des Memoire für den letzteren hinzu-
fügte: ^Wenn man anjetzo nicht weiter kommt, so ist es wenigstens
unsere Schuld nicht mehr.*'
Man erfahrt nun ferner, das^ der Cardinal Fleury die Vermäh-
lung der Erzherzogin Maria Theresia mit Don Carlos als gänzlich un-
verträglich mit der Ruhe von Europa erklärte. Andererseits schien das
Verhältniss des Kaisers zum Könige in Prcussen, Dank den Bemühun-
gen des Grafen von Seckcndorf (qui a toujours inspircS k la cour des
Berlin des conseils moderes et pacifiques) das Beste zu sein. Die Un-
terhandlungen bewegten sich bei der V^erschiedenheit der Interessen,
welche die einzelnen Staaten den ausgedehnten österreichischen
Besitzungen gegenüber verfolgten, sehr schwernillig. Graf Philipp
Kiiisky kaiserlicher Gesandte in London, erwies sich seiner Aufgabe
nicht gewachsen. Es kam dahin, dass Stefan Kinsky und Baron Fonseka
von dem kais. Cabinete auf Ehre und Gewissen aufgefordert wurden
zu erklären i)> ob alles, was sie über die Unterredung des Grafen
Stefan mit Lord Stanhope und dem englischen Bevollmächtigten be-
richtet, buchstäblich wahr sei oder nicht. Townsend zumal schien ein
ganzes Lügengewebe ausgehegt und das kais. Cabinet dahingebracht zu
haben, dass es nicht mehr recht wusste , wie es mit seinen eigenen
Gesandten stand. Der Kaiser hatte kaum einen grössern Gegner als
das hannoverische Königshaus Englands, und die Verwirrung stieg auf
den höchsten Punkt, als L. Townsend schriftlich 3./20. Sept. 1729,
^) Stephan Kinsky that dies aach und erklärte io Betreff der Wahrheit seiner Berichte,
sie eidlich erhärten zu wollen.
450 H ö f 1 e r
erklftrte, Graf Philipp Kinsky habe M. Stanhope die ersten Antrage
gestellt und eine Antwort erhalten, die eifj:entllrh nieht ungünstiger
lauten konnte, da dem Gesandten vorgeworfen wurde, der Kaiser
wolle Misstrauen zwischen England und dessen Allirten säen. Hie Ab-
sicht, den Handel von Ostende zu vernichten, die österreichischen Nie-
derlande auch auf dem Wege von Subsidien für die holländischen
Besatzungen in den Barriere-Festungen und durch einen neuen Tarif
zu ruiniren, trat immer deutlicher hervor.
Mitten unter diesen Verhandlungen schlössen Spanien, Frank-
reich und England den Verlrag von Sevilla ab, 9. Nov. 1729^
welchem auch die Niederlande beitraten.
Der Kaiser erfuhr, dass wider alle Verträge die spanischen Gar-
nisonen nach Toscana und Parma geführt werden sollten i), und es
sich um Abschaflfung aller Rechte dos Kaisers auf beide Staaten und
Piacenza handle; man gestand kaiserlicher Seits, dass dieser Vertrag
im vollsten Widerspruche zu der angenommenen Basis desCongresses
sei. Spanien habe sich von seinem treuesten Bundesgenossen, dem
Kaiser, getrennt, der alle Bedingungen des Vertrages vergeblich erfüllt
habe. Man besass auch von Seite Spaniens keinen Vorwand zu dem
Vertragsbruche, als dass der Kaiser in Belrefl' Toscanas nicht auf eine
Proposilion eingehen wollte, die mit dem Vertrage selbst im Wider-
spruch stand.
Noch (renloser hatte der Cardinal von Fleury gehandelt und
ebenso die beiden anderen Mächte. Sie hatten mit ihren Versprechun-
gen, Unterhandlungen und glatten Worten den Kaiser belogen und
betrogen.
Wegen 6000 Spaniern, die man nach Italien sandte, erklärten jetzt
die franzosischen und englischen Minister, sei es nicht der Mühe werth,
den Frieden von Europa zu bedrohen, während doch dadurch das
System des Gleichgewichtes gänzlich umgestürzt ward. Der Kaiser be-
fahl seinen Gesandten, sich überall über das Unwürdige (hs gegen ihn
eingeschlagenen Verfahrens auszusprechen und sein Festbalten an
den Verti*ägen zu betheuern, rief aber seinen Gesandten in Madrid,
den Grafen vonKünigsegg ab und befahl ihm, neben Kinsky undFon-
seka in Paris zu bleiben. 5 Regimenter wurden nach Italien ge-
schickt, 10 andere sollten folgen. Die Verbündeten von Sevilla hatten
0 Mem. instriictif.
Fnigmente zur Ot'SchiGhte Kaiser KuvVb Vf. 4SI
<len Grossherzog von Toscana aufgefordert (binnen 24 Stunden) sich
ihrem Ansinnen zu fügen. Portoferrajo und Pontremoli waren Reichs*
lehen und sollten nehst Livorno u. a. Phltzen jetzt spanische Gar-
nisonen erhalten. Die verwitwete Chnrfiirstin von Baiern hatte das Suc-
cessionssecht iuToscana. Das alles kümmerte die Alliirten nicht. Der
Kaiser erkannte aus dem Vorgehen, dass das Haus Bonrhon auf Erwer-
bung seiner italienischen Besitzungen und Einverleibung dersel-
ben hinarbeitete und die Worte, deren sich der Cardinal von Fleury dem
Grafen Stefan gegenüber über die zu grosse Macht des Kaisers be-
diente, mussten ihn darin bestärken i). Bei dieser Gelegenheit war es
denn auch, dass Kinsky erfuhr, dass schon 1721 England und
Frankreich sich Spanien gegen ül) er verbindlich ge-
macht hatten» an der Stelle neutraler Garniso nen^w eiche
die Quadrupel-Allianz stipulirt hatte, spanische in Ita-
lien treten zu lassen. Als der tranzosische Resident in Wien»
Bissy, vom Prinzen Eugen eine Antwort auf die Mittheilung des Ver-
trages V(»n Sevilla begehrte, verweigerte sie ihm der Prinz, indem er
erklärte, den Vertrag schon durch Lord Waldgrave erhalten zu haben.
Am 19. December 1729 erfolgte ein Schreiben des Cardinais von
Fleurv an den Kaiser, um sich von dem Vorwurfe des Wortbruches zu
entledigen. Er schob die Schuld auf Fonseka, den kaiserlichen Ge-
sandten in Paris, welcher eine parlaite intelligence nicht habe herbei-
führen wollen; auf die kaiserlichen Minister in England und Hol-
land, welche diese beiden Staaten von dem Bunde mit Frankreich
hätten losreissen wollen. 3 Monate habe er dem Andringen der Königin
von Spanien Widerstand geleistet. Er behauptete, Königsegg, kaiser-
licher Gesandter in Madrid, habe selbst den Antrag in Betreff der spa-
nischen Garnisonen gestellt. Frankreich habeoOMill. gefährdet, wenn
nicht auf die spanischen Anträge eingegangen würde. Er gab jedoch
zu, dass die Quadrupel-Allianz der Einführung spanischer Truppen ent-
gegen sei; letzteres sei aber für den Kaiser ohne Wichtigkeit und
ohne Präjudiz. Die Antwort des Kaisers war doppelt. Einmal an seinen
Botschafter, wobei die Behauptungen des Cardinais Lügen gestraft
wurden, dann eine lateinische vom 4. Februar 1730 an ihn selbst,
verbunden mit einem französischen Memoire«), das seine Darstellung
1) Que Ton songe en France et en Espagne d'igouter la domination de Tltalie anx
rastes royaumes qne la maitoD de Bourbon poisede d^ja.
2) 14 BlfiUer stark. Siebe BeUage.
452 n ö f I e r
widerlegte. Beide Scliril'teii gehören zu den interessantesten Staats-
sehrlften des kaiserlichen Cahinctes, das darin die volle Rechtferti-
gung seines Benehmens seit dem Wiener Vertrage gah. Die Beschul-
digungen des Cardinais iiher Zweideutigkeit des Wiener Cahinctes
wurden entschieden zurückgewiesen unil die Conibrnn'tät der Hand-
lungsweise der kaiserlichen Botsehafter nachgewiesen. Selbst Ijord
Townsend habe dieses zugestehen müssen (20. Sept. 1729). Wenn
der Cardinal, einseitig, gegen alle Verträge, ohne Zustimmung der An-
deren einen neuen abschliesse, müsse alle Treue, und aller Glauben
aufhören; der Cardinal habe aber noch dazu gegen die feierlichsten
Versicherungen gehandelt, welche er dem Grafen von SinzenJorf
eigenhändig ausgestellt. Punkt für Punkt wurde dem Cardinal nacli-
gewiesen, wie sorgfaltig der Kaiser die Verträge gehalten. Die Thal-
sachen sprächen jetzt hinlänglich, dass nicht der Kaiser Frankreich
mit Spanien entzweien wollte, wohl aher man Spanien mit dem Kaiser
entzweit habe. Der Gedanke der Quadrupel-Allianz sei gewesen, dass
Spanien so wenig einen Fuss in Italien habe, als der
Kaiser in Spanien; dieser aber sei durch den Vertnig von Sevilla
gebrochen. Wo käme man aber in der menschlichen Gesellschaft hin.
wenn unter dem Verwände, dass es ein Versprechen von geringer Wich-
tigkeit sei, man dasselbe dem brechen könnte, welchem es gemacht
worden war?
Der nun folgende Band bezieht sich auf die Verhandlungen
wegen der Besetzung toscanischer und parmesanischer Plätze
durch spanische Truppen und das Verhalten des Kaisers, welcher
sich ganz auf den Staudpunkt des Quadrupel-Vertrages stellte, 1730.
Die Botsehafter erhalten den Auftrag, allen und jeden Bruch zu ver-
meiden, sieh aber in keiner Weise durch schöne Worte täuschen zu
lassen. Man war der Überzeugung, dass es zum Kriege kommen
werde; dass es geheime Artikel bei dem Vertrage von Sevilla gäbe,
welche nicht mitgetheilt worden waren; dass derselbe auch die
Reichsrechte aufToscana und Parma annullire; dass französischer
Seits alles aufgeboten werde, dem Kaiser Verlegenheiten zu bereiten.
— Statt mit allen diesen Unterhandlungen eine Genenal-Pacification
zu erlangen, erfolgte vielmehr das Gegentheil; die hannoverische
Allianz war über Spanien ausgedehnt. Glücklicherweise befanden
sich in Folge der vorausgegangenen Unterhandlungen sowohl Ru^s-
land als Preussen auf Seite des Kaisers, welcher die italische Auge-
Fragmente zur Geschichte Kaiser Karrt VI. 453
iegenheit zur Reichssache zu machen wusste. Auf dieses wurden auch
durch M. Robinson, den englischen Residenten in Wien, sehr fried-
liche Anträge gemacht, welche auf eine Entschuldigung des engli-
schen Cabinetes hinausgingen, das sich Spanien nur genähert habe,
um aus einer unglücklichen Situation herauszukommen.
Es schien in der That, dass Grossbritannien und selbst die Niederlande
sich dem Kaiser nähern wollten, während man in Wien die Antwort
des Cardinais von Fleury einer Kriegserklärung gleich setzte. „Zum
ersten Male aber werde, wenn es zum Kriege komme, das treue
Festhalten an den Verträgen zum Vorwande für densel-
ben dienen.*'
Gerade dieses ehrenhafte Benehmen des kaiserlichen Cabinetes
zweideutigen Freunden, falschen Bundesgenossen und verkappten
Gegnern gegenüber, macht es in hohem Grade wünschenswerth, dass
die Berichte des Grafen Stefan Kinsky an den Kaiser vollständig der
ÖtTentlichkeit übergeben werden mischten.
Sitsb. d. phil.-histor. Cf. LX. Rd. H. Hft. 30
454 H ö f I e r
Beilage.
Die kaiserliche Staatsschrift gegen den Cardinal von Fieury.
1. Schreibe! it% Cardiialg ?•■ Fleery ai 1. larl Tl. 19. Veeenber
172*.
Sire!
L'avantage d'avoir qiielquc part eii l'estime et en la bieiiveil-
lance de Votre Majcst^ est iin honneur si pr^cieux pour moy, que je
serois inconsolable, si j'avois le malheur de ne pouvoir plus m'en
flatter par ma faute. J*ay licu de eraindre, que ses ministres ne cher-
chent h me la faire perdre en m'aeeusant de n'avoir pas garde le«
paroles que je leur avois doniiees, et jesupplie tres humblement V"".
Majeste de vouloir bien dcouter avec sa bonte ordinaire avant de ine
condamner le r^cit abrege de ma conduite, qui servira h ce que
j'espere a dissiper tout ce qu'on pourroit luy alleguer de d<^savanta>
geux contre ma bonue foy.
Depuis le refus absolu de TEspagne de signer le trait<^ provi-
sionel, dont nous avions dresse le plan Tannee passee avec M^ le
comte deSinzendorff, je n'ay cesse de presser M^ le baron de Fonseca
de (iuir avec nous et avec nos allies les points principaux qui retar-
doient le retour d'une parfaite intelligence et il ne me dementira pas
sur les representations reiterees que je luy ay faites que c'etoit le
seul moyen de parvenir ii une pacification solide et generale.
J'apprenois cependant que les ministres de V. M**. en Anglelerre
et en Hollande n'oublioient rien pour engager ccs deux puissances a
s'aceommoder avec elles sans nous, et que toutes leurs propositions
ne tendoient qu* ^ les sdparer de la France. Les preuves que nous en
avions etoient tres certaines, et j'en fis plusieurs fois mes plaintes a
Kr. de Fonseca, qui soutenoit toujours, que cela n'etoit pas vray.
Malgr^ cependant la certitude, que nous en avions, ayant re^u a
Compi^gne un Courier d'Espagne avec une lettre du marquis de la
Paz, qui me faisoit des propositions avaptageuses, si nous voulions
concourir ä l'introduction des garnisons espagnoles dans les places
FrHgmente zur Geschichte Kaiser Karl*« VI. 4o5
de Toscane et de Parme, je dis eii g^n^ral ä M'. de Fonseca, qui
in*en pari», qu*il etoit vray, qu'on nous faisoit des ofTres con-
siderables, mais que nous ne couclurions pourtant rien qui fut con-
traire aux traites cydevant signes dans la supposition toujours, qu*il
luy viendroit des ordres de donner satisfaction ä nos alli^s.
On sait et V". Maj**. ne Ta pas sans doute ignore que j'ay
resist^ pendant trois mois a cette introduetion, et que la reine
d'Espagne se plaignoit de moy non seulement avec amertume, mais
qu^elle m^accusoit encore d'Stre d'inteliigence avec V*. M*'. et de
luv communiquer tout ce qui nous venoit d*Espagne. M^ de Koenigs-
egg fortifioit encore ces soup^ons en disant ouverternent» qu'il falloit
ou que je trompasse V". M**. si j'entrois dans les propositions, que
nous faisoit TEspagne, ou TEspagne eile m^me, si je voulois demeurer
fidele aux paroles, que j'avois donnees ä V". M**. II sembloit ^ Ten-
tendre parier que je me fusse li^ par quelque trait^ avec V". M**. et
que j*y manquerois si le roy consentoit ä fintroduction des garni-
sons espagnoles. Un engagement est toujours mutuel, et V". M**. sait
parfaitement, qu'il n*y en a jaroais eu aucun de particulier entre le
roy et eile. J*ay toujours dit l\ M^ de Fonseca» qu'il ne seroit pas
juste, que le roy seul se Hat, et que V". M**. demeurait libre de son
cöte de faire ce qui luy conviendroit; mais au Heu de cela je voyois,
que non seulement nous ne recevions aucune reponse sur les in-
stances que je faisois depuis six mois par rapport aux griefs de nos
allies, mais que M'. de Koenigsegg luy memo assuroit S. M. C. que
si eile vouloit persister dans les engageroents qu'elle avoit pris pnr
le trait^ de Vienne, il ^toit persuad^ que V*. M**. ne s'eloigneroit
pas de eonsentir aux garnisons espagnoles.
Bien plus: nous avons entre les mains la preuve que cette pro-
position en avoit et^ faite quelque temps auparavant, et si nous nous
fussions obstin^s a un refus, il en seroit resulte necessairement une
d^sunion d'avec nos alli<5s, qui ne pouvoient diflP^rer plus longtems
de savoir k quoy s'en tenir d'une maniere ou d'autre. Nous n'avions
d'ailleurs aucun traite avec V. M**. et nous nous serions trouves
seuls et separes de toutes les puissances de l'Europe. On peut ajouter
encore, que les effets des Gallions ^tant entre les mains de PEspagne,
nous risquions de faire perdre & nos negociants trente millions qui
leur apparlenoient, et qui auroient ^t^ seurement employ^s ^ nous
faire la guerre. V. M**. est trop equitable pour ne pas convenir que
30*
456 H ö ri e r
e parti d'uii refus absolu d'entrer dans les veues de TEspagne nous
eikt et^ trop prejudiciable dans ces coiijonctures, et i1 n'y a personne
aussi, qui ne nous eAt taxes d'une grande imprudenee d*avoir trouT^
le moyen de demeurer brouilles avec TEspagne, d'etre s^pares de
nos allies, et de ifavoir d'ailleurs aueun traite avec V. M^. ni m^me
aueune asseurance.
Je conviens tqu*!! est port^ expressdment par la Quadruple Al-
lianee, qu*il ne sera mis aneune garnison espagnole dans les plaees
de Toscane et de Parme, ni aueune troupe ^ la solde d*Espagne,
mais outre ee que j'ay deja eu Thonneur d*exposer eydessus h V.
Maj^'., il semble que ce point n'est pour Elle d*aucune importaiice ni
d*aueun prejudiee, puisque non seulement par le traite de Seville il
n'a point et^ deroge k l*obligation ou seroit D°. Carlos de renvoyer,
s'il ^toit une fois en po^session des etats de Toscane et de Parme»
toutes les troupes ^trangeres qui en auroient jusque \k oceup«^ les
plaees, mais que cette clause y est mSme inser^e plus fortement que
dans le traite de Londres.
II doit etre d'ailleurs tres indifferent aux princes possesseurs
d'avoir dans leurs ^tats des troupes ou espagnoles ou neutres, puis-
qu*ils ne se croyent pas moins blesses des unes que des autres, et
qu'ils n*ont en aueune fa(on du monde adh^r^ ni approuve le traite
de Londres. Ce qui les blesse rdellement est que par ce traite on
veuille les forcer Sirecevoir de leur vivant six mille hommes des troupes
dans leurs dtats et si c'est un grief legitime, le reproche en doit
tomb^ ^galement sur toutes les puissances qui Tont signe.
Je pourrois ajouter, si V. M^. me le permettoit, que le conseil
aulicque n*a pas cru ce traite si litt^ralement obligatoire/ puisque
par 8on decret sur les fiefs Palavicins il a formellement contrevenu
ä Tarticle qui porte que les ^tats de Toscane et de Parme demeure-
ront dans Tetat ou ils etoient dans le temps de la signature sans
qu*il put y £tre rien chang^. Je Tay plusieurs fois represent^ a M'.
le comte de Kinsky et ä M^ de Fonseca, aussi bien que quelques au-
tres plaintes des princes d'Italie.
Si nous en croyons mSme des relations plus que vraysembla-
bles, nous avons tout lieu de croire, que les ministres de V. M**. ont
non seulement promis au grand duc qu*elle supposeroit k Tintro-
duction des troupes espagnoles dans ses ^tats, mais encore celle
d'aucune autre puissance neutre.
Fragmente zur Geschichte Kaiser KarPs VI. 457
Vüilä, Sire, ce que je me suis cru oblig^ de repre^entet* tres
respectueusement a V. M*^ pour ma justification aupr^s d^Elle» qui
me tient infiniment i coeur, et doiit je souhaite ardemment qu'EIle
puisse Stre satisfaite. Les bont^s dont d*Elle a bien voulu m^honorer
m*ei)gage II faire tous mes efTorts pour ne luy laisser aucuii soup^on
sur mes sentiments, qui seront toujours les mSmes quelque chose qui
puisse arriver, et je me feray toute ma vie une honneur et un devoir
d*etre avec le plus profond respeet et la plus haute vc^n^ration pour
sa personne sacree
Sire
de Votre Majest^
le treshumble et tr^sobeissant
serviteur
le Card, de Fleury.
A Marly le 19. D^cembre
1729.
2. Altwert it% laisers ?•■! 4. Febnar 1730.
P. P.
Redditae mihi fuerunt litterae reverendissimae Paternitatis
Vestrae e&, uti apparet, mente ad Me exaratae, qua eorum, qiiae
secus evenerunt ac solennia pacta eonventa et toties repetita pro-
missa sua merito pollieeri videbantur, suspicioiiem aeque ac iiilpam
u se amoliretur. Supervacaneum foret fusius jam recensere, uihil a
Me, quo Europae quies ac tranquiliitas tirmaretur, intentatum relic-
tum atque ea fide omnia a Me acta fuisse» qua vellem alias erga Me
uti. Quam sincero enim in pacem studio ferar, hoc unicum satis
superque comprobat, quod ab aequä, si quae superest, transigendi
ratione ne nunc quidem alienus sim, modo illa nee juribus tertii nee
prioribus pactis conventis contraria sit, a quibus si uni contrahentium
parti inscia et invita altera recedere liceret, exularet omnis a socie-
tate humana bona fides, et quae vincula ejusdcm esse deberent pacta
eonventa, inania in posterum nomina forent, ludibrio illis futnra, qiii
quas sibi imaginantur utilitates potius quam quae recta et honesta
sunt respicere consueverunt. Longe autem aliam esse reverendissimae
Paternitati Vestrae mentcm dubio locum relinquere haud videntur,
quae non oretenus tantum sed et literis suis testata toties fuit. Quae-
cunque enim jam, ne Sevilianae Convention! color aliquis desit , in
458 Höfler
medium adducuntur argumenta, ita eomparata sunt, ut pietas» quam
reverendissima Paternitas Vestra nunquam nou prae se tulit» vix non
securum Me reddat, tandem rei veritate comperta aequioribus consi«
liis locum daturam esse. Hnne itaque in finem dedi in mandatis, ut
peculiari scripto praesenti epistolae adjuneto deleantur ea, quae ab
aliis, quo malas artes suas tegant, sinistre omnino Mihi imputantur.
Cumque inibi quae responsi loco ad ultimus Reverendissimae Pater-
nitatis Vestrae literas inserviunt, dilucide satis exposita reperiantur»
plura non addo, et quod superest beiievolentiae meae aflectum uber-
rime eidem defero. Datum Viennae 4. Febr. 1730.
Ad d. Card, de Fleury.
3. H6m«ire p«er serrir it rep«i8e k la lettre de sm BmlofDce le
cardioal de Flenry k Fempereer do 19. D^cembre I72f •
Dans tont le cours de la negoeiation, qui devoit aboutir ä une
pacifieation generale Tempereur a donne des preuves eelatantes tant
de son penehant sinc^re pour la paix, que de la eonfiance particu-
liere, qu'ii mettoit en la candeur et piet^ de son Eminence Mr. le
cardinal de Fleury. Tout le monde s<;ait, que la paix conclue ä
Vienne entrc Tempereur et la couronne dEspagne a ete suivie de
pr^s de ralliance, qui s'est faite a Hannover. On supposoit alors» que
la paix de Vienne pourroit avoir des suites prejudiciables au Systeme,
dont on ^toit eonvenu cydevant pour fixer Tequilibre en Europe» et
les vastes desseins, qu'on imputoit k la < our imperiale sans que cel-
ieey y ait donn^ lieu, ont servi de pretexte ä faire valoir les ombrages,
qu*on feignoit d^avoir et qu*on s*empressoit d'insinuer h d*autres.
Par une crainte si chimerique on a pretemlu justifier la conduite
peu amiable, qu^on tonoit h. T^gard de Tempereur et de TEspagne et
a en juger par tout ce qui s'est fait, qui s'est dit, et qui s*est ecrit, il
n*ya que peu d*annees, on ne devoit pas naturellement s'attendre,
que les allies d'Hannover se lieroient un jour avee TEspagne contre
Tempereur dans le dessein d*enfreindre le traitte de la Quadruple Al-
lianee, dont a les entendre parier alors le maintien etoit le prineipal
but de leurs nouveaux engagements et avec intention de renverser ce
mÄme Systeme d'tSquilibre, pour lequel peu auparavant ils vouloient
parottre d'etre tant en peine. La plus grande partie de TEurope ^toit
donc en agitation dans le temps, que le dernier changement du mi-
Fragmente zur Geschichte Kaiser Karins VI. 4S9
iiistere eu France est arriv^, et Mr. le cardinal de Fieury a eru conime
de raison ne pouvoir pas mieux signaler le sien, que par des eflforts,
qu'il feroit ä y ramener le calme.
II s*en ouvrit k feu le baron de Pentenrieder par une lettre, qifil
luy eerivit \h dessus en confidence et Son Eminenee se souviendra
Sans doute» que ce fiüt d'elle, que le premier plan des articies preli-
minaires a et^ dress^. L*empereur egalement constant k ne pas
appröhender la guerre, et a souhaiter la paix» gouta avec plaisir les
ouvertures, qui luy en furent faites. On convint ensemble du projet
des articies preliminaires. La Quadruple Alliance devoit en faire la
base et le fondement inebranlable, et Mr. le cardinal de Fieury n*^-
pargna pas les asseurances» qu*il donna h Tempereur, que pourveu
que les affaires puissent Stre portees h un congres, il auroit la dignitö
et les int^r^ts de ce Prince autant ä coeur, que les engagements
avec les allies de la France le pourroient permettre. Ces promesses
furent sur tout employees pour engager Tempereur h consentir ä la
Suspension de Toctroy accordiS ^ la compagnie d*Ostende> et Ton se
flatte, que Mr. le cardinal ne voudroit pas disconvenir, que ce ne fut
que sur Tasseurance positive, qu*il a plus d*une fois donn^e de vou-
loir porter ses allies ä se pr^ter en ce point ä des temp^raments
justes et equitables» que ce prince a ä la fln acquiesc^ k la Suspension
de sept ans. II comptoit si fort sur la bonne foy de Mr. le cardinal
que meme ce qui s'est pass^ dans le temps, qu'on negocioit les pre-
liminaires n*a pas et^ capable de diininuer la confiance, qu'il y met-
toit. La premiere id^e de ces articies est venue come il a ^t^ dit de
Mr. le cardinal luy meme. Les allies de la France n'en paroissoient
pas entierement satisfaits, et sur tout ils trouvoient ä redire, que
lempereur ne vouloit se reläclier en rw\ de ses premieres proposi-
tions, dans la supposition oii ils etoient; qu'elles venoient de luy;
supposition oii Mr. le cardinal pour le plus graml bien de la paix les
fortifiait. Cependant ce prince aima mieux ne pas les d^tromper et
«ssuyer leitrs reproches quelques mal fond^s, qu'ils fussent, que de
nianquer au secret, qu*il avoit promis ä Mr. le cardinal, et qu*il est
«neore trcs eloigne de vouloir violer le premier. On passe sous
silence les autres complaisances que Tempereur a eues pour Son
Eminenee. 11 ne les regretle pas, puisque quelques irregulieres, que
soyent les apparences il a de la peine ä se persuader, que ces com-
plaisances ayent ete mal placees, et moins encore, que ce prelat se
460 Höfler
laisse jamais induire, a en faire un mauvais usage. Certes s'il n'y
avoit pas d'autre preuve de ]*estiine distingu^e, que Tempereur avoit
pour Mr. le eardinal, et de la confiance, qu*il mettoit en sa probit^,
c*en seroit une bien convaincante, que ce prince n*a pas h^site de
luy communicquer ses pens^es au sujet des mariages des s^renissi*
mes arehiduchesses ses filles. On s^ait la vivacite des instances
de la reine d*Espagne. De peur de troubler le repos en Europe et
d*inqu]eter les puissanees, qui la composent, l*cmpereur, qui ne con-
nait pas ce, que c'est que d'amuser par des fausses esperances, a
^te reteuu de s*y preter des k presenf, et il a resolu de garder les
mains libres jusqu*au temps, que les princesses ses filles seroient en
ige de se marier, pour prendre en suite le party, qui seloii les eir-
constances d*alors luy paroftra le plus convenable au bien de ses
^tats et II celuy de toute la ehr^tiente. Quelque juste et sage» que
fut cette r^solution, il y avoit des raisons, pour ne pas la decouvrir ä
la France, et il falloit ^tre entieremeut persuadi^ de la probite de Mr.
le eardinal pour ne pas appr^hender, qu*on pourroit vouloir en tirer
du profit aux d^pens de S. M. I. Enfin en tout ce qui s'est n^goeie
sur les affaires du congres, ce prince a agi avec tant de franchise et
de bonne foy, et il s'est montrc si ^quitable, quand il etoit question
de ses propres int^r^sts, qu*il ne demande pas mieux, que de pouvoir
se promettre des autres puissanees une juste reciprocit(^. Ce que Ton
va dire dans la suite du present ecrit en fournira des preuves tres
certaines, et pour ne rien omettre de cc, que contient la lettre de Mr.
le eardinal a Sa Majest^, on va reprendre point par point ce, que y
est all^gu^, pour justifier un ^v^nement, au quel apres touts les faits
rapport^s cydessus, et qu'on ne pr^sume pas devoir ^tre desavoues
de Son Eminence on n'avoit aucun lieu de s*attendre.
II n'est pas trop aise h penetrer, h quel sujet on cite dans ie
commencement de la lettre le refus absolu de TEspagne de signer le
trait^ provisionnel et les instances, qui furent faites au baron de
Fonseca de finir avec la France et ses allies les principaux points.
qui retardoient le retour d^une parfaite intelligence. Le refus de
TEspagne de signer un plan, que Mr. le Garde de Sceaux avoit
projett^, et que ni Tempereur ni ses allies n^avoient jamais agree,
peut il £tre un juste titre pour rompre des engagements solenneis
qui r^sultent des Conventions, qui n'ont pas Mi seulement projettees,
mais conclues du consentement unanime des puissancfs, qui y ont
Fragmente xur Geschichte Kaiser KarPs VI. 46 t
part ! Peut-il dispeiiser la France d'accomplir k T^gard de Tempereur
ce, h quoy eile luy est teiiue en eonsequence de traites ant^rieurs»
si souveiit eoniirm^s, et qui seloii les asseurances positives de Mr. ]e
cardinai devoient faire 1a base inebranlable de tout ce que Ton nego-
cioit pour parvenir II une paeiiieation generale? II est vray, qu^on a
presse le baron de Fonseca de finir, mais il est vray encore, que
l'empereur n'a rien omis de son cdtö pour le faire; c'est ä dire, qu*il
s*est prete k tout ce, qui n'etoit pas ^videmment injuste et m^nie im-
possible, comme seroit par exemple, que luy eut k c^der en tout, et
que les autres n'eussent h se relächer en rien, qu'il n*edt pas k in>
sister sur une garantie, dont il s*est luy mSme charg^ en faveur des
autres, que la possession des Pais bas Autrichiens devoit &tve h la
Charge de ses autres pais her^ditaires, qu*on pourroit eluder St Tiniini
de regier un tarif, qui en vertu d*un traite fait il y a quinze ans de>
voit se regier le plutdt, que faire se pourroit! Voilä les obstacles qui
peuvent avoir retarde le retour d'une parfaite intelligence en ce, qui
regarde les propres interSts de S. M. L, car apres tant, tout que la
France se tiendra aux traites on ne s^ait ici aurun point de dispute,
qui soit entre Tempereur et cette couronne, et ce n'est pas une rai-
son valable pour faire desister ce prince des justes demandes qui ont
^t<^ enoncdes cy dessus, que de dire, que Mr. le Garde des Sceaux
en avoit dress^ un plan different en 1728. Dans la lettre, que S. M.I.
ecrivit a Son Eminence le 18. Octobre de la m^me ann^e, les justes
motils, qui Tont retenue de ne pas y acquiescer, sont expliqu^s fort
au long, et il y a ete demontr^ avec ^vidence qu*il ne s'agissoit pts
de Youloir donner atteinte au commerce de deux puissances mari-
times, dont Tempereur reconnoissoit mieux que personne, que l'etat
florissant etoit necessaire au maintien de Tequilibre de TEcrope, mais
qu'il s'agissoit de s'attacher k un principe, dont T^quit^ ne sauroit
etre revoqu(5e en doute ä sfavoir, qu'il falloit vivre et laisser vivre.
Son Eminence n*a pas juge h propos de toucher ces motifs dans la
reponse, qu'elle y fit, et sans presumer trop, Ton croit pouvoir sc
flatter que tout le monde impartial sera oblige de reconnoJtre IVquite
de la i'^claration, que l'empereur fit des lors pour parvenir a une
pacification solide et generale. Car c'est k quoy toutes les demarches
et m^me touts les soubaits de ce prince ont toujours abouti. et Ton
defie qui, que ce soit de produire aucune preuve certaine, que ses
ministres en Angleterre et en Hollande aient jamais re^u ordre de
462 [löfler
faire des propositions pour engager ces deux puissances ä se separer
de la France. Le baroii de Fonseca a soutenu avec raison, que les
plaintes. que Mr. le cardinal iuy en faisoit, n'etoient pas fond^es et
malgr^ la certitude, que Son Eminence dit en avoir, on est en ^tat
de Iuy donner ä connaftre la certitude du contraire. Les ministres de
S. M. I. en Angleterre et en Hollande n'ont jamais re(u des ordres
difF^rents de ceux, dont ont t^taient charges ses pleuipotentiaires au
cougres, et les propositions , que les premiers ont faites, pouvoient
si peu tendre k separer les deux puissances maritimes de la France,
qu*on n*a pas h^sit^ de les faire i la France eile m£me; de sorte»
que Mr. le cardinal ne pourra all^guer aucune Ouvertüre mise en
avant en Angleterre ou en Hollande, dont on ait pretendu Texclure.
Sur les int^rSts de TEspagne, sur ceux du duc d*Holstein, sur le
commerce d*Ostende, sur le Tarif des Pais bas autrichiens, et sur
la garantie de Torire de la succession de l'empereur, on s'est
expliqu^ par tout d*nne maniere uniforme, et Ton prie Mr. le car-
dinal de dire, quel de ces articles est donc celuy, qui pouroit teiidre
h. detacher de la France ses allies. Bien loin d*y porter les vues, on
a d^fendu express^ment ä nos ministres en Angleterre et en Hollaiide,
d'y paler des matteres du congres sur un autre pied, que sur celuy
de prdparer les points, que nous avions ä debattre avec ces deux
puissances, d'une maniere a pouvoir etre termines plus ais^ment au
congres, comme Son Eminence a plus d'une fois paru le souhaiter
eile möme.
« Mylord Towsbend a ete oblige d'en convenir dans le second
billet, qu'il a ecrit au comte Phil. Kinsky le 20. Septembre de ran-
nte passee non obstant le reproche, qu'il Iuy avoit fait du contraire
dans son premier billet, et quoi qu*en meme temps il pretend insi-
nuer, que les premieres ouvertures ne sont pas venues du ministere
Anglois, mais de la part de Tenvoye de Tempereur, on est pour-
tant en ^tat, d*eclaircir encore ce second fait d'une maniere a ne
laisser aucun doute ä tout homme non prevenu.
Car dös ce que ce second billet a paru, et que Ton y a trouve
des circonstances mises en avant, nullement combinables avec les
rapports, que plusieurs des ministres de S. M. I. dans le cours
(^trangeres avoient faits; on a eu soin d'en r^eonvenir chacun d*eutre
eux en particulier. Touts ont conteste la verit^ des faits, qu*ils
avoient mand^s, et entre autres le comte Etienne de Kinsky a de
Präsente xiir Geschichte Kaiser KarPs VI. 463
nouveau asseur^, que peu aprös son arriv^e en France on luy tivoit
insinu^, que TAngleterre s'^toit tourn^e du cdte de l*Espagne ä cause,
que ia cour imperiale n*ayoit pas assez ripondu aux avances, qu*on
luy avoit faites de Ia part de celle de la Grande Bretagne, k quoy il
a Joint plusieurs autres particularit^s, qui prourent toutes Tinsub-
sistence de ce, que Ton veut imputer h. cet egard a la cour imperiale,
et il en asseure ia v^rite sur son honneur et sur sa conscience, avec
offre de la confirmer par serment, et de la soutenir contre quiconque
en particulier en honnäte homme. Apr^s tout ce que Ton vieut de
dire, Son Eminence n'aura pas de la peine ä convenir, que ce ne
peut pas ötre la faute de Tempereur, si Ton a fait des discours de ses
miüistres un tout autre usage, que Ton n*en devroit faire. Ce prince
ne sauroit riSpondre des intentions d*autruy, mais pour ce qui regnrde
ses demarches, bien loin de se rien reprocher \k dessus, il a la conso«
lation Interieure d'avoir ^t^ tres soigneux d'ordonner k ses ministres
dans tout le cours de la negociation pass^e d'^viter avec toute la
circonspection imaginable deux inconv^nients, egalement contraires ä
la droiture de ses sentiments, dont Tun auroit ^t^ d*avoir n^glige
quelque moyen, qui pourroit acc^l^rer un ouvrage aussi salutaire,
que celuy de rafTermissement du repos en Europe, et Tautre, de
paroitre se d(^partir le premier des engagements contractes avec ses
allies, oü de contrevenir en quoy que ce fut aux principes, dont
il etait tombe d*accord avec Mr. le cardinal avant Touverture du
congres.
Son Eminence continue en suite de dire que malgr^ la certitude
qu*elle avoit de ce, qui se passoit en Angleterre et en Hollande ayant
re(u h Compiegne un courrier d^Espagne avec une lettre du marquis
de la Paz, qui luy faisoit des propositions avantageuses, si ia France
vouloit concourir ä Tintroduction des garnisons espagnoles dans les
places de Toscane et de Parme, eile avoit dit en g^n^ral au baron de
Foiiseca, qui luy en parla, qu'il ^toit vray, qu*on leur faisoit des
ofTres eonsiderables, mais que la France ne concluroit pourtant rien,
qui fut eontraire aux ti*aites ey devant sign^s, dans la supposition
toujours, qui luy viendroit des ordres de donner satisfaction ä leurs
alli^s.
Si par la mention, qu*on a faite des pr^tendues ouvertures des
ministres imp^riaux en Angleterre et Hollande, avant que de tou-
cher ce qui s'est passe a Compiegne, on a eu dessein d*insinuer, que
464 Hofier
ies dites ouvertiires s etoient faites avant la negociation secrete, en-
tam^c avec l'Espagne, on n*a pas eu assez de soin pour bien com-
biner Ies temps. La cour imperiale n^a garde d^avouer le contenu du
billet, que mylord Townsend a ecrit au comte Phil. Kinsky le 10.
Aodt de rannte passee, et dont il a luy meme revoeque uiie partie
par son seeond billet: mais du moins prouve-t-il» que ee iie fut que
dans ee temps lä (e'est h dire apris que le ministere Aiiglois s*etoit
plaint plusieurs fois, quoiqu'h tort, qu*on ne repondoit pas aux
avances, qu*il avoit faites h Tempereur) que le comte de Kinsky a
donn^ li coiinahre Ies sentiments de ce priiice sur Ies dispositioiis,
qu*on luy avoit temoignees auparavant de 1a part de S. M. le roy de
la Grande Bretagne. Or tout le monde s^ait que le voyage de Com-
piegue a ^t^ ant^rieure de beaueoup, et le Fait, dont par le Mr. le
Cardinal a ^te rapporte au haron de Fouseca, avant que le comte
Philippe Kinsky arriva h Hannover. Quoiqu*il en soit, Son Eminenee
aroue eile m^me, que malgr^ Ies ofTres considerables de TEspague
(qui cependant en ce qui regarde la France ne paroissent point dans
le traite de Seville, qu*on a communiqu^ ä l'empereur), elle^avoit ä
cette occasion reiterä de nouveau Tasseurance positive de ne rien
conclure qui fut contraire aux Iraites eydevant signes, mais elles y
ajoute, que cette promesse u*a ete faite, que dans la supposition,
qu1l viendroit des ordrcs au baron de Fonseea de doniier satisfaction
aux allies de la France. On ne veut pas croirc, que Mr. le eardinal
soit de Topinion, qu*il est permis d*eluder une asseuranee positire»
et illimitee par des restrictions, qu*on n*exprime pas, de sorte» que
quelque que füt la supposition, que Son Eminenee a onvisag^ alors»
eile ne sauroit la dispenser de Tobligatioii d'accomplir sa promesse.
D'ailleurs ne rien conclure^ qui fut contraire aux traites eydevant
signes, est une chose, Il la quelle la France dtoit tenuö saus que
Tasseurance en fut reit^ree, et la bonne foy cesseroit entierement dans
la societ^ humaine» si Tune des puissances contractantes sans le eon-
sentement de Tautre, et tant que celle-cy s*attache inviolablement
aux traites, pouvoit se soustraire des engagements reciproques, qui
en r^suitent, par des nouvelles suppositions, qu*elle pourroit vouloir
s*aviser de former. Ce n'est pas ainsi, que Mr. le eardinal rentendoit,
lorsque dans une lettre au comte de SinzendorfT, toute ecrite de sa
main, et posterieure k ce qui s'^toit passe ä Compiegne, il asseura
ce ministre de l'empereur, que quand mc^me l'expedient d*une somme
Fragmente zur Geschicbfe Kaiser KaH's VI. 465
d*argent, que les Etats gc^ni^raux devoient payer a Tempereur, irau*
roit pas Heu, et quoy qu*il pourroit arriver,il n'entrera jamais eii rien,
qui donnat atteinte aux traites: asseuranee qui n'est guere combi-
nable avee la supposition, a la quelle on se retranehe a präsent. En
fii) on ne s^ait ee qui signifie la satisfaction , qu*on s*attendoit, que
Tempereur donneroit aux allies de la France. Ce ne sont pas les deux
puissanees maritimes, mais Tempereur, qui a lieu de se plaindre du
tarif, qui depuis tant d'annees est ä la charge des habitans des Pals
bas Autrichiens, ses sujets. Les Anglois et les Hollaudois r^glent le
tarif dans le pais de leur domination comme bon leur semble, et ils
pretendent assujettir les Pais bas Autrichiens i celuy, qu*ils y ont
introduit du temps de leur administration. Est ce donc k la partie lezee,
qui est Tempereur k donner satisfaction pour le tort qu*on luy fait?
oüi peut-on appeller grief, que ce prince insiste sur une juste reci-
procitö, et qu*il ne se laisse pas induire h reuoncer k un droit, atta-
ehe a la souverainete, que les autres exercent k son ^gard, que ses
ant^cesseurs ont toujours exerce, et qui a et^ expressc^ment reserv^
par le trait^ de commerce qui a suivi la paix de Munster? Quant au
commerce d*Ostende Tempereur a observ^ religieusement tout ce»
qui en a et^ stipul^ par les articies preliminaires, quoique les tem-
peraments justes et equitables que Mr. le cardinal luy avoit fait ^spe-
rer alors, et qu*il ^toit par cons^quent en droit de supposer, n*ayent
pas eu lieu jusqu* ä present. Qui plus est, il a declar^ de vouloir y
renoncer, pourveu qu*on trouve les moyens de soiilager les Pais bas
Autrichiens d*une maniere, que sans oppression de leurs habitants ils
ne luy seroient pas k charge, de sorte, que la satisfaction qu*on dit
que Tempereur a refuse de donner aux allies de la France, se reduit
k la fin au point, que ce prince n'a pas voulu s'engager pour Tave-
nir ni d*opprimer ses sujets, ni d*employer en temps de paix les reve-
nus de ses autres ^tats h^reditaires au profit des autres. Car pour
ce qui regarde les inter^sts des allids de S. M. I. ce prince sans se
departir jamais des engagements contract^s avec eux a toujours et^
egalement soigneux k leurs conseiller ees temp^raments Equitables et
constant k sout»?nir leurs justes demandes. Qu*on juge apr^s cela,
s*il peut y avoir un juste motifde contrevenir aux traites deja signEs,
et mSme aux articies prEliminaires, qui sont pour ainsi dire le propre
ouvrage de Mr. le cardinal. Mais ce prelat poursuit-on dans la lettre a
r^siste pendant trois mois k Tintroduction des garnisons espagnoles ;
466 H ö n f r
la reine d'Espagne s'en est plainte avee amertume, eile Ta aceose
d'^tre' dMntelligence avee Tempereur et le comte Koenigsegg tbrti-
fioit ses soupfons. On n*a pas besoin de se donner bieii de la peine
pour prouver, que tout ceci n*est pas süffisant pour justifier I'iu-
fraction du traite de la Quadruple Alliance , et Ton peut sc passer
encore h faire voir, qu*une teile infraction r^sulteroit immediatement
de rintroduction des garnisons espagnoles dans les places de
Toscane et de Parme , puisque W, le cardinal conrient dans un autre
endroit de sa lettre, qu'il y est porte express^ment que ni aueune
garnison espagnole ni aueune trouppe ä la solde de TEspagne ne
sera mise dans les dites places. Les reproehes de la reine d*Espagne
peuvent-ils faire cesser les engagements eontractes par des trait^s
solennels? et la dur^e de ces engagements peut-elle &ive born^e ä
un aussi court interval du temps, que ee seroit celuy de trois mois?
Ni les paroles qu'on met dans la bouche du comte de Koenigsegg ni
rien qui en approche, n*est rapportd dans aueune des relations, qu*il
a envoy^es en cour. Mais suppos^ que ce ministre eut dit, que M^ le
cardinal ne sauroit se pr^ter k fintroduetion des garnisons
espagnoles, sans manquer aux paroles, qu'il avoit donnees a Tem-
pereur de vouloir demeurer fidele aux traites, il n'auroit rien
avanc^, qui ne füt vray ä la lettre. Car il n*est pas k douter, que le
roy tris chriStien ne soit lie avee Tempereur par des traites, et qu'il
n*y ait des engagements mutuels entre ces deux princes. La Qua-
druple Alliance et les articies preliminaires n*ont pas encore perdu
leur valeur, et pour que la France ne puisse pas consentir ä Tintro-
duction des garnisons espagnoles, il n*est pas n^cessaire, qu'il
y ait un traite particulier entre l'empereur et eile, puisque Ton y a
suffisamment pourvu par les engagements, qui luy sont communs avee
d*autres puissances. Jamais la pensee n'est venue a Temperen r de
pn'tendre, que le roy tr^s chretien seul se liast, et que luy demeurat
libre de son cdt^ de faire ce qui luv conviendroit. S. M. L s'est
toujours cru egalement oblig^e que les nutres a aceomplir de bonne
foy ce, dont une fois on etoit convenu ensemblc.
II se pourroit, que par les paroles, qu'on vient de rapporter,
M'. le cardinal voulilt indiquer des nouveaux engagements a preudre
entre les deux cours, et non pas ceux, qui subsistoient dejä entre
elles. Mais si Ton ne tombe pas d'accord siir les liaisons ulterieures,
qu'on projette, est-on pour cela quitte de Celles, qui avoient lieu
IL
Fragmeute zur Geschichte Kaiser RarPs VI. 46 7
auparavant? outre qu*il n*a pas tenu ä l*empereur, que mäme ces
liaisons ult^rieures n*aient sorti leur effet.Son Eminence se souviendra
saus doute» que lorsque dans une lettre ^erite au comte de SinzendoriF
le ? Avril de Tann^e pass^e eile s^etoit expliqu^e sur la reeiproeit^
des engagements k peu pris daiis les m^mes termes, qu*eUe repete
maintenant dans celle ^ Fempereuis ce ministre Ta assur^ au nom
de son maitre que c^^toit justement ainsi qu*on Tentendoit ici, et
qu*en tout ce, qui pourroit aboutir h affermir le repos en Europe
et le prdseut Systeme de son equilibre, Tempereur ^toit dispose
ä entrer dans les m^mes engagements dont le roy trös chretien
voudroit se eharger: mais au Heu d*embrasser un offre si ^quitable
M^ le cardinal a jug^ k propos de marquei* dans la r^ponse , qu*il y
fit le 30. May qu'il n*^toit pas alors le temps d*en eonvenir.
La proposition , qui doit avoir ete taite du comte de Koenigs-
egg en Espagne au sujets des garnisons espagnoles est un autre
motif, qu'on allegue pour colorer ce, qui a ^t^ stipul^ par le trait^
de Seville. M^ le cardinal dit en avoir la preuve entre les mains, et
comme de la mani^re qu*il s'ea est ouvert au comte l^tienne de
Kinsky on a pu interer, de quoy il vouloit parier, il ne sera pas
dit'fieile, de luy en faire voir Tinsuffisance et de le d^tromper de
Terreur, que les insinuations de la eour d^Espagne luy avoient fait
naitre. Voici ce f*ait tel, qu*il peut ätre prouv^ par des actes
authentiques. Lorsque le projet du traite provisionnel fikt envoy^ h la
eour d'Espagne, pour en s^avoir ses sentiments, la reine s*en
expliqua au comte de Königsegg comme d*une id^e trds pr^judieiable
ä cette couronne soutenant, que suivant ce plan eile devroit
saerifier ses inter^ts les plus chers. Ce fdt dans ce temps, qu*a paru
la premiere fois l'article secret, par le quel en 1721 la France et
TAngieterre s*^toient engag^es envers TEspagne de ne s^opposer
pas, que des garnisons espagnoles puissent ätre introduites dans
les places fortes de Toscane et de Parme au Heu des garnisons
neutrcs stipulees par la Quadruple Alliance. Ni Tempereur ni ses
ministres n'avoient eu aucune connoissance de cet article jusqu'ä ce,
qu'il a et^ produit du ddc de Bournonyille. Comme donc la reine
dans la conversation , qu'elle edt a cette occasion avec le comte de
Königsegg , temoigna bien du m^contentement du projet du traite
provisionnel, tel qu*il avoit ^t^ envoy^ de Paris, le discours tomba
naturellement sur les exp^dients, qu*on pourroit trouver pour con-
468 11 ö r l e r
tenter l'Espaguc et la reine s*en ouvril en eoiifideiice au dit cointe
de Konigsegg le priant, meme de rediger par ecrit les idees« qui
dans la conversation Qvoient ete inises en avant. Le comte de Konigs-
egg comme ambassadeur d*un prinee allie de TEspagne iie pouvoit
pas avec biensc^ance refuser a la reine de se donner cette peiiie. II
redigea done par ecrit ce, que la reine luy avoit laisse eutrevoir de
ses sentiments au sujet de la paciiication generale, ^ la quelle on
travailla alors, et il en forma quatre articies, dont deux contenoient
les ehangements a faire a Tarticle VII. et VIII. du projet envoy«^ de
Paris, et les deux autres regardoient la succession destinecs ä Tinfant
Don Carlos. Ce ne fut done pas le eomte de Koenigsegg, qui fit
Ouvertüre de Tintroduetion des garnisons espagnoles, mais ce fut la
reine, qui s'en ouvrit ainsi et le comte de Koenigsegg ne fit autre
chose que d*cbaucher en forme d*articles ce qu*il croyoit avoir
entreveu des sentiments de cette princesse au sujet des affaires du
congres. Tout ceci se prouve non seulement par la relation du
susdit comte de Koenigsegg en date du 21. Septembre de Tannee
1728, mais encore par les notes marginables, qu'il a ajoutee^ luy
meme k son ebauche , et oü il a eu soin de marquer distinctement
jusqu*oü la cour d*Espagne pourroit vouloir se relächer ne manquant
pas sur tout de notes h la marge de Tarticle secret, qui parloit
des garnisons espagnoles (quoiqu*en des termes bien differents de
ce qui en est dit dans le traite de Seville) qu*il ne doutoit pas, que
leurs Majest^s catboliques ne se contentassent des garnisons neutres
sur le pied, qu*elles ont ete stipulees dans la Quadruple Alliance.
Eufin ni luy comte de Koenigsegg, ni aucun ministre de Tempereur
n*a Jamals ^t^ autborise k consentir k Tintroduction des garnisons
espagnoles et la seule combinaison des dates fournit une preuve
Sans r^plique, que dans le temps, que le comte de Koenigsegg a
redige par ^crit les pens^es de la reine, ou plut6t qu*il a marque
jusqu*oü il croyoit pouvoir la porter, il n'^toit pas possible, qu*il
fut instruit de la volonte de Tempereur ni sur Tarticle des garnisons
en question, ni sur le reste du projet du traite provisionnel. Car ce
ne fdt quk la fin du mois d*Aout ou au commencement de Septembre
1728 que ce prinee qui etoit alors dans son voyage vers les Ports
de la mer Adriatique de TAutriche Interieure, fut informd par un
Courier, que le comte de Sinzendorff avoit dep^ch(S en cour le 22.
AoAt tant deTidee, qui avoit et^ dressee d*un traite provisionnel»
FVagmente lur Geschichte Kaiser Karrs VI. 469
comroe aussi de Touverture, qui a ^t^ faite du duc de Bournonville
au sujet des garnisons espagnoles. II ne se pouvoit done pas» qu*au
iiiilieu du mois de Septembre de la mSme ann^e ou tout, ee qui est
rapportd eydessus s*est pasi»^ k Madrid, le comte de Koenigsegg fiit
instruit de la volonte de Tempereur son mattre, ni sur Pune ni sur
Tautre mati^re, et il n*en re^ut les ordres» que quelques semaines
apres par un Courier» qui fut exp^di^ vers le milieu du mois de
Septembre , . e'est a dire justement dans le temps , que les quatre
articies, qui fönt la preuve, que M^ le cardinal dit avoir entre les
mains, en avoient 6ii ^bauch^s. Enfin par le eonstant langage,
que les ministres de l'empereur ont toujours tenu» que ee prinee ne
pouvoit pas se prSter aux garnisons dont il s^agit sans le concours
et eonsentement de Tempire, qui y ^toit notablement int^ress^. M'. le
cardinal ne pouvoit pas ignorer, quels ^toient \k dessus ses v^ritables
sentiments , et Ton a iii bien aise d*apprendre par le rapport, qu*a
fait en dernier lieu le comte ^tienne de Kinsky, que du moins son
Eminence ne diseonvient pas que depuis !*arriv^e de ce ministre en
France il s*en ^toit toujours ainsi expliqu^.
Une pr^tendue ndcessite de sortir d'affaire et le danger, oü Ton
dit avoir ^t^ de demeurer brouill^ avec TEspagne, et d*etre s^par^
de ses aliii^s pendant qu*on n*avoit d'ailleurs aucun traitä avec
Tempereur, ni mSme aucune asseurance, est une autre raison, h la
quelle on provoque pour justifier la conduite de la France k F^gard
de ce, qui s'est pass^ k Seville k quoy Ton Joint les trente millions
que les n^gociants f'ranfois couroient risque de perdre, et que Ton
suppose avoir dA Stre employ^s k faire la guerre k cette couronne.
L*article de trente millions n*est pas sans doute ce qui a fait le plus
d'impression sur Tesprit de M'. le cardinal, car ce seroit faire tort
k sa pi^t^, que d*avoir seulement la pensee que pour des sommcs
plus considerables encore il pourroit vouloir s*eloigner de la disposi-
tion des traites. L'objection qu*il n*y avoit aucun trait^ entre
Tempereur et la France et qu*il n*y en avoit pas mSme aucune
asseurance, a ^te sufBsamment dclaircie cy*dessus , et Tempereur a
un juste sujet de se plaindre, qu'apres. toutes les preuves, quMI a
donn^es de son vray penchant pour la paix, M'. le cardinal luy
suppose encore une humeur toute oppos^e; non obstant, qu*il n*y
eut aucune ombre d*apparence, qu*il voulut faire la guerre k qui,
que ce fiU. D*ailleurs ce prinee s'est explique depuis long temps sur
SiUb. d. phil.-hist. Gl. LX. Bd., 11. Hft. 31
470 R öfter
les affaires du congres d*une maniere si mod^ree et si öquitable,
qu^il ne tenoit qu*aux autres ä les regier promptement et qu*a
moins de vouloir luy imposer la loy on n*en pouvoit pas exiger
davantage. L'^venement a assez fait voir, si cest Teinpereiir qiii
a cherchä ä brouiller la France avec TEspague, ou si de Tautre
cdt^ on a cherch^ ä brouiller cette couronne avec rempereur, et
il est trös difficile» pour ne pas dire impossible, de combioer
rempresscment, qu*ou dit que les ministres imperiaux ont eu de
convenir avec TAngleterre et la Hollande et de les s^parer de la
France, avec lar^pugnance,qu*onattribue en deux autres endroits de la
lettre k Tempereur de leur donner une juste satisfaction sur leurs griefi.
Son Eminenoe ajoute ensuite ä ce qui a ^t^ rapport^ jusqu*ici,
que le point des garnisons espagnoles sembloit itre pour remperear
d'aucune importance, ni d*aucun pr^judice, puisque non seulement
par le traite de Seville il n*avoit pas ii6 d^roge ä robligatioa, ou
seroit Don Carlos de renvoyer, s*il ^toit une fois en possession des
^tats de Toscane et de Parme» toutes les trouppes ^trangeres qui en
auroient jusque lä occup^ les places , mais cette clause y ^toit m^me
ins^ree plus fortement que dans le traite de Londre. On auroit parl^
plus juste, s'il on eüt dit que cette m&me clause ne se trouve pas da
tout dans le traite de Londres, oü il n*^toit pas naturel de Tins^rer»
puisqu*un traite, qui d^tend express^ment Tentree des trouppes
espagnoles dans touts les cas imaginables, ne sauroit avoir pour objet
de parier de leur renvoy. 11 falloit donc bien peu, pour que le traite de
Seville en ftt mention en des terines plus forts, que celuy de Londres,
quoyque la promesse dont il s*agit, soit tellement restreinte "et oiodifiee
dans celuy Ih, que des pretextes ne sauroient manquer, pour les y
laisser plus long temps. Quant h. Timportance de ce point» et au pre-
judice, qui pourroit en revenir aux int^rSts de Tempereur, il ne peut y
avoir aucun doute, que ce ne sont pas les puissances, qui Tont promis,
mais bien celle, ä qui la promesse en a iii faite» qui est en droit
d*en juger. Or il est constant, que le principe fondamental de la
Quadruple Alliance (que la France et TAngleterre Tontid^eCf elles
mSmes » faisant touts les efforts possibles pour y engager Tempereur)
est, et a toujours ^t^ que le cas de la succession äch^ant , TEspagne
pourroit aussi peu garder un pied en Italie, que Fempereur eu
pourroit garder un en Espagne. Et mSme que cette derniere clause
a ^te stipulee en faveur de TEspagne, de m^me Tautre a-4-eUe
Fru^mente zur Geschichte Kiiiscr KarPs Yl. 471
^t^ stipulee en faveur de Tempereur. Oft en seroit-on apr^s cela dans
la soci^te humaine , si sous pr^texte qu'une promesse ^toit de peu
d'importance oa pouvoit y manquer malgr^ celuy, in qui eile a et^
faite? Et c*est un cas assez singulier, et dont on ne trouvera guöre
d*exemples dans Thistoire , qu'on pr^tend forcer une des puissanees
eontractantes ä se d^sister de ce qui luy a ^t^ promis, pour
la seule raison, que ceux» qui Tayoient promis, dtoient d*opinion,
quMI ne luy en reviendroit aueun pr^judice, quoique la puissance ä
qui cela touehe soit d'un avjs tout oppos^, et que mSme Celles, qui
veulent maintenant parattre de Tenvisager ainsi, en ayant port^
un jugement bien diffdrent du teinps, que le trait^ a 6t6 conclu.
D*ailleurs le raisonnement, que M^ le cardinal fait k cet dgard tombe
de luy mSme, quand on considere, qu*il est ordonn^ tres express^ment
dans la Quadruple Alliance, que ni avant ni apr^s le cas de la
d^volution de la succession, dont il s*agit, des trouppes espagnoles
ou h. la solde de TEspagne ne sauroient entrer dans les places forte s,
qui en d^pendent, et c*est precisäment du temps, que la suc-
cession ne seroit pas encore ddvolue ä Tinfant Don Carlus, que le
paragraphe de Tarticle V. qui commence: „Denique conrentum
est, et in id omnes singulaeque partes contrahentes pariter sese
obligarunf , parle en des termes si clairs et si expressifs, que si
Tune des puissanees eontractantes sans le s<;u et consentement de
Tautre pouvoit s^^loigner de la disposition, que ce paragraphe
s*enferme, il n*y auroit plus de sAret^ h trouver dans aucune Con-
vention, quelque forte et energique quelle fikt. Et comme M'. le
cardinal p0ur prouver, que les garnisons espagnoles ne porteroient
pas pr^judice aux inter^ts de Tempereur se contente de dire, que
ces garnisons auroient ä en sortir un jour, il paroit donc reconnaitre,
que si elles avoient Si y rester, il pourrait en arrirer des inconv^nients
d^savantageux II ce prince. Or qui le garantira, que ces incony^nients
sont moins ä craindre a präsent quh Tavenir? et il y a m£me des
raisons, pour les quelles Selon lYquit^ et la justice les garnisons,
dont il s*agit peuvent encore moins avoir lieu avant qu'apr^s le cas
de la d^volution arriv^; puisqu'outre le tort, qui en reviendroit en
tout temps aux int^rSts de l'empereur il en r^sulteroit un autre par
rapport aux princes legitimes possesseurs des ^tats en question» princes
innocents , et ä qui rien n*attire la präsente disgräce , que le sort,
qu*ils ont de se voir destin^ un successeur trop empress^ h faire
31*
472 Ilöfler
valoir ses esp^rances. M^ le cardirial tsiche d*affaiblir la force de
cct argumenta que selon le rapport du comte de Sinzcndorff il avoit
si bien reconnu luy m^me eydevant, en disant, qu*il ne leur
importoit pas, que les trouppes, qu'on voudroit les forcer ä receroir
de leur yivant dans leurs etats , fussent Espagnoles ou neutres , et
que en cela il y avoit un grief legitime de leur part, le reproche en
devoit tomber ^galement sur toutes les puissances qui ont signe le
trait^ de Londres. II est Tray que ce traite fait mention des
garnisoDS neutres, mais il ny est nulle part, que les puissances
contractantes s* obligeoient rdciproquement de forcer en cas de
refus les pr^sents possesseurs k les recevoir. Au contraire lorsqu*au
congres de Cambray on a r^fl^chi sur les inconv^nients, qui
accompagneroient m^me ces garnisons neutres, on est tomb^
d'accord des moyens plus doux pour assurer la succession destin^e
par le dit traite ä Tinfant Don Carlos. Le coiisentiment de Tempire,
qui du teinps de la coiiclusion de la Quadruple Alliance a para
absolument n^cessaire, quoiqu*k present on ne s*en embarasse
gu^re, a ^t^ obtenu: les lettres d'investiiure eventuelle ont ^te
d^livr^es aux pl^nipotentiaires espagnols, et en ont iie aeeept^es;
on a exp^did le mandatum ad subditos, afin de pouvoir le faire
valoir, d^s ce que le cas seroit echu, et pour faire voire la bonne
foy, avec la quelle Tempereur vouloit accomplir ce, qui a 6ii
stipulä en faveur de Tinfant D. Carlos, les ordres ont ^t^ donn^s
tant au commissaire imperial en Italic , qu'au gouverneur de Milan
de mettre en ex^cution Tarticle V. de la Quadruple Alliance aussitöt
que les cas y exprim^ arriveroit. D*ailleurs en ne consid^rant meme»
que les int^rSts des princes l(^gitimes possesseurs des ^tats de
Toscane et de Parme, les garnisons mentiondes dansle traite de
Londres sont a plusieurs c^gards pr^f^rables k Celles, dont on est
convenu entre les nouveaux alli^s de Seville. Celles lä devoient £tre
lev^es parmi une nation, qui leur ^toit aussi peu suspeete, qu*ä
aucune des puissances contractantes , et outre les pr^cautions , qu*on
a prises, pour qu^elles ne fussent aucunement ä charge ni au paix ni
k ceux, qui le gouvernoient, il fut encore stipul^, qu'elles pr&teroient
le serment de fid^lit^ aux princes possesseurs d'k present, de sorte
que les garnisons, dout il est parl^ dans la Quadruple Alliance, en
tout ce, qui ne regardoit pas la succession destin^e a Tinfant Don
Carlos ^toient du vivant de ces princes a considerer, plutdt comnne
Fragmente zur Geschichte Kaiser KarPs VI. 473
leurs propres trouppes , quc comme de trouppes ^trangeres au Heu
que toutes ces cireonstances n*ont pas lieux par rapport aux
garnisons aecord^es aux desirs de la reine d'Espagne par le trait^
de Seville, h. quoy Ton peut ajouter ce, qui a deja iii insinu^
cydessus, h sc^avoir, que ce ne sont pas les autres puissances, mais
ceux, k qui cela touche, qui sont en droit de mesurer le grief, qui
leur pourroit revenir de ces garnisons, et il est un peu ^tranger
que les alli^s de Scville pretendent s*eriger en juges de ce qui peut
plus ou moins convenir aux autres.
Dans la suite de la lettre M'. le cardinal pretend, que le conseil
imperial aulique par son decret sur les fiefs Pallaviciils avoit
formellement contrevenu h Tarticle de la Quadruple AUiance, qui
portoit que les ^tats de Toscane et de Parme demeureront dans Tetat»
oü ils etoient dans les temps de la signature, sans qu*il put y fitre
rien chang^. M^ le cardinal dit Pavoir repr^sent^ plusieurs fois h
W. le comte de Kinsky et h W. de Fonseca, ce qui est vray^ mais
il ne dit pas ce, que ces ministres y ont r^pondu, quoiqu*il eAt
fallu le toucher en cas, qu*il eüt des raisons valables h opposer
ä Celles, qu*ils ont all^guees pour montrer Tinsubsistence de cette
objection. C*est un fait, qui ne peut pas £tre revocqu^ en doute
que le proc^s au sujet du fief Pallayicino a ^t^ soumis par les parties
litigantes, et par cons^quent par le duc de Parme luy meme, h, la
d(^cision de ce tribunal suprSme de Tempire bien des anndes avant,
qu*on songeat ä conclure le trait^ de Londres : que ce m^me proces
a ^t^ Continus du depuis, et que Pallayicino n*est pas seulement un
fief eventnel, mais actuel et incontestable de Tempire. Tout ceci
posd pour constant, comme il ne sauroit Stre contredit» seroit-il bien
possible, que M^ le cardinal voulut soutenir, que le principe ^tabli
dans la Quadruple AUiance, que les ^tats de Toscane et de Parme
eussent k rester in statu quo, empSchoit la poursuite des proces
particuliers ! si cela ^toit un droit, qui a ^t^ litigieux alors, ne
pourroit jamais etre ddcid^, le proces auroit k durer autant que les
Conventions, qui ne devroient finir jamais, et celuy qui Tavoit
entame auparavant, perdroit un droit, qui lui ^toit l^gitimement
acquis, sans qu*il y eilt de sa faute. Peut-on supposer, que teile a
ete rintention des puissances contractantes sans leur attribuer des
sentiments contraires ik la justice et mSme tout ä fait d^raison-
nables?
474 H d f I e r
Voici cependant ä quoy se r^duisent les raisons, que Son
Eminence a su all^guer pour colorer ce qui s*est pass^ 2i Seville aa
prcjudice des trait^s. 11 est vray, qu'elle parle encore de quelques
autres plaintes des princes dltalie, mais öomme eile n*a pas jug^ k
propos de les sp^cifier , on ne sauroit y räpondre ; et pour ce qui
regarde les promesses faites par les ministres de Tempereur au
grand due de Toscane, S. M^. Imperiale auroit manqu^ k ce, qu*elle
se doit k eile ro6me» et k ce qu'elle doit k la justice, si eile avoit
balanc^ un moment a asseurer ce prince, qu*elle V assistera de
toutes ses forces, en cas que contre la teneur des trait^s on pr^sumat
de le troubler dans la paisible possession de ses dtats.
Les sentiments de Tempereur sont donc toujours uniformes et
les mSmes, qu*ils ont eii depuis le commencement de la presente
n^gociation k s^avoir qu*il est ddtermin^ k se tenir aux trait^s, et
qu'il regardera Tintroduction des garnisons Espagnoles dans les
places fortes de Toscane et de Parme pour ce qu*eiie est en effet,
c*est k dire» pour une infraction manifeste de celuy de la Quadruple
Alliance; mais en mSme temps ce prince persiste ä n^etre pas ^loign^»
de se priter k touts les autres moyens, qui pourroient £tre jug^s
n^cessaires pour assurer d*ayantage la succession eventuelle de
Toscane et de Parme k Tinfant D. Carlos, pourvu que ces moyens
fussent tels , qu'ils ne donnassent pas atteinte ni aux droits d'autruy
ni aux Conventions ant^rieures. 11 est clair qu'avec justice on u*ea
sauroit exiger davantage, et qu*en se d^clarant de la sorte Tempereur
fait tout ce, qui dopend de luy, pour parvenir k une pacification
g^n^rale; car ce seroit un cas innoui jusqu*^ präsent, et ^vid^niment
contraire k touts les noeuds qui fönt subsister la soci^tö humaine»
que de pr^tendre le forcer, ou k blosser les droits d*autruy, reconnus
par des trait^s solennels ou k se d^partir d'une Convention» k la
quelle les puissances, qui se trouvent maintenant dans le party oppose.
Tont elles mfimes engag^. La candeur et la f\4i^, que M^ le cardinal
de Fleury professe, donnent un juste sujet de confiance k l*en)pereur,
que les affaires ne seront Jamals portees k ces extr^mit^s, et Sa
Hajest^ ne negligera certainement rlen de son cöte, pour aider k
les conduire ä une fin plus consid^rable.
Fragmente zur Geschichte Kaiser KarPs VI. 47 S
INHALT.
Seit«
Vorwort 417
A. Die Bemöhangen der Könige in Prensaen, Friedrich*s I. and Friedrich Wil-
helro*8 !., die Mainlinie zu erlangen 418
B. Beitrage zur Politik des kaiserlichen Hofes Ton 1725—1729 431
I. Die Gesandtschaflsreise des Grafen Stefan Rinsky nach Rassland, 1721
und 1722 432
II. Die Mission an den churpfSIzischen Hof, 1727 436
III. Die Unterhandlungen des Grafen Stefan Rinsky am Pariser Hofe und die
kaiserliche Staatsschrift gegen den Cardinal Fleury 446
Beilage. Die kaiserliche Staatsschrift gegen den Cardinal Ton Fleury . . . 454
1. Schreiben des Cardinais you Fleury an R. Rarl VI., 19. Dec. 1729 . 454
2. Antwort des Raisers Yom 4. Febr. 1730 457
3. Memoire pour ser?ir de r^ponse i la lettre de S. B. le Cardinal de
Fleury i Tempereur du 19. Dec. 1729 458
VcRefdiilis der «iagegiiB^ieD Draektebriftm. .. ' 477
VRBZKICHNISS
DER EINGEGANGENEN DRUCKSCHRIFTEN.
(NOVEMBER 1868.)
Accademia della Crusca: Vocabolario. V* impressione. Glossaria.
A & B. In Firenze, 1867; 4o.
Akademie der Wissenschaften, Konigl. Preuss., zu Berlin: Monats-
bericht. Juli 1868. Berlin; 8o.
Konigl. Bayer., zu Mönchen: Sitzungsberichte. 1868. 1.» Heft 4;
1868. II., Heft 1. München; 8o.
Central -Commission» k. k. statistische: Tafeln zur Statistik. Die
Jahre 1860 bis 186S umfassend. Heft I und V. Wien, 1868;
gr. 4®.
Gay, Claudio, Historia fisica y politica de Chile. Historia: Tom.
I — VI; Documentos: Tom. I — II; Botanica: Tom. I — VIII;
Zoologia: Tom. I — VUI; Paris & ChUe, 1844—1854; 8o. —
Atlas: Tom. I — II. Paris; 4o.
Gel ehrten- Verein, Serbischer, zu Belgrad: Serbische Märchen
von Vuk Vreevid, und Serbische Nationalspiele von dem-
selben. Belgrad, 1868; 8o.
Haroelitz. VIII. Jahrg. Nr. 38, 39 & 41. Odessa, 1868; 4«.
Instruction für die fachmännischen Begleiter der k. k. Mission
nach Ostasien und Südamerika. Wien, 1868; 8«.
Kremer, A. de, Notice sur Sha' Räny (J. As. Extr. Nr. 2. 1868.) 8«.
Leonhardi, H. K. Freih. v., Sätze aus der theoretischen und prak-
tischen Philosophie etc. Prag, 1868; 8o.
Mari^ - Davy, Notice sur les travaux scientifiques de. Paris.
1868; 4o.
Martins, Carl Fr. Ph. v.. Akademische Denkreden. Leipzig, 1866; 8«.
SiUb. d. pbil.-hist. Cl. LX. Bd., H. Hft. 31 **
478 Veneichniss der eingegangenen Drackachriften.
Mittheilungen der k. k. Central-Commission zur Erforschung und
Erhaltung der Baudcnkmale. XIII. Jahrgang. November-Decem-
ber 1868. Wien; 4o.
— aus J. Perthes* geographischer Anstalt. Jahrgang 1868, X.Hefl,
nebst Ergänzungsheft Nr. 24. Gotha ; 4<^.
Ordinaire de Lacolonge, La legende d*Etichon duc d*Alsace.
Bordeaux, 1868; 8o.
Programm des k. k. Ober- Gymnasiums in Czernowitz, für das
Schuljahr 1868. Czernowitz, 1868; 8o.
Reumont, Alfred, Geschichte der Stadt Rom. III. Band. Berlin,
1868; 8«.
Revue des cours scientifiques et litteraires de la France et de
l'etranger. VAnn^e, Nrs.47 — 50. Paris & Bruxelles,1868; 4*.
Scharrat h, Dispositionsplan einer akademischen Heilanstalt. Folio.
Soci^t^ Royale des Sciences de Liege: Memoires. 2* S^rie.
Tome IL Li6ge, Bmxelles, Paris, 1867; 8«.
Society, the Royal Geographical, of London: Proceedings. Vol.XII,
Nr. S. London, 1868; 8«.
Teza, E., Saggi inediti di lingue americane. Pisa, 1868; So.
Verein iUr hessische Geschichte und Landeskunde: Zeitschrift.
N. F. II. Band, Heft 1 & 2. Kassel, 1868: 8«. — Mittheilungen,
1868, Nr. 3 — 4. 8o.
— für Geschichte der Mark Brandenburg: Namensrerzeichniss zu
sämmtlichen Banden des Codex diplomatictis Brandetiburgen-
sis. Band U. Berlin, 1868; 4o.
— Siebenbürgischer, für romanische Literatur und Cnitur des
romanischen Volkes: Transilvania. I. Jahrgang, Nr. 21. Her-
mannstadt, 1868; 8».
SITZÜNGSBEWCHTE
DBR
KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN.
PHILOSOPHISCH-HISTORISCHE CLASSE.
l\. BAND. ni. Hsn.
JAHRGANG 1868. — DECEMBER.
32
•nii ii«;<!i-:.i/ IN'"''
.#MhM«t« il'li 4IMA**« '.•• ifii
Cnmmissionabericht. 481
SITZUNG VOM 2. DECEMBER 1868.
Der Secretär legt vor :
1. Eine Note des k. k. MiDisteriums für Cultus und Unter-
richt vom 17. November 1. J. Z. 10132, betreffend die Vervoll-
ständigung einiger in der Bibliothek des k. k. Gymnasiums zu
Capo d'lstria befindlichen periodischen Druckschriften der kais.
Akademie;
2. ein Ansuchen des Harzvereines für Geschichte und Alter-
thumskunde um freundschaAlichen Verkehr und regelmässigen
gegenseitigen Schriftentausch ;
3. von dem w. M. Herrn Prof. Dr. C. Höfler in Prag zwei
Abhandlungen, und zwar:
a) die Correspondenz des Grafen Stefan Kinsky aus den
Jahren 1729—1732;
b) die diplomatische Correspondenz des Grafen Johann VTenzel
Gallas , kais. Gesandten in London und im Haag während des
spanischen Successionskricges.
4. Eine vom Secretär verfasste» für die Sitzungsberichte be-
stimmte Abhandlung: „Über den accusativus cum infinitivo**.
5. Eine Abhandlung des c. M. Herrn Prof. Dr. Fr. Müller:
^Der Verbalausdruck im semitischen Sprachkreise ** , mit dem An-
suchen des Verfs. um Aufnahme in die Sitzungsberichte;
6. eine Abhandlung des Herrn Dr. Franz Kürschner in Eger:
^Das Archiv der Stadt Eger**, mit dem Ansuchen des Verfs. um
Aufnahme in die Schriften der kais. Akademie.
Das w. M. Herr Dr. A. Pfiz maier legt eine für die Denk-
schriften bestimmte Abhandlung vor: «Der Almanach der klein-
bambusfarbigen Schalen. Zweite Abtheilung.*' (Schluss.)
32»
482 CommiMionabericht.
SITZUNG VOM 9. DECEMBER 1868.
Der Präsident theilt der Versammlung die Trauerkunde mit
Ton dem am 6. d. M. erfolgten Ableben des correspondirenden Mit*
gliedes der kais. Akademie der Wissenschaften, Herrn Hofrath Prof.
Dr. A. Schleieher in Jena.
Die Classe gibt ihren Gefühlen über den Verlust ihres hoch-
Terdienten Mitgliedes durch Aufstehen von den Sitzen Ausdruck.
Der Secretär legt vor:
a) Eine Abhandlung des c. M. Herrn Prof. A. Mussafia in
Wien: ^Sul testo del tesaro di Bruneito Latini" ^ mit dem Er-
suchen des Verfs. um Aufnahme in die Denkschriften.
b) Eine Abhandlung des c. H. Herrn Prof. Dr. Fr. M ü 11 er in
Wien: „Beiträge zur Kenntniss der Piili-Sprache» III. ^^ mit der
Bestimmung für die Sitzungsberichte ;
c) eine Abhandlung des Herrn Prof. J. Pop Florentin in
Bottuschani: „Zur Sprachphilosophie*'» mit dem Ersuchen des Verfs.
um Aufnahme in die Sitzungsberichte.
Das w. M. Herr Prof. Dr. H. Siegel legt vor: Herrn Dr.
H. LambeFs ^Bericht über die Resultate seiner im Auftrage der
kais. Akademie in Oberösterreich unternommenen Weisthfimer«
forschungen".
SITZUNG VOM 16. DECEMBER 1868.
Der Secretär legt vor:
1. Die Publicationen der American Oriental Society in New
Haven seit dem Jahre 1842, welche vorzuglich linguistische und
geographische Abhandlungen enthalten, mit dem Ansuchen der ge-
nannten Gesellschaft um Mittheilung der Sitzungsberichte;
2. ein Ansuchen des Herrn Dr. Lambel in Wien, ihm aus der
Bibliothek des protestantischen Seminars in Strassburg eine Hand-
schrift zu verschaffen;
3. zwei Panthaidinge (von Ebersdorf und Wildenhag) aus dem
konigl. bairischen Reichsarchive, welche von dem Herrn Prof. Dr.
Richard Schröder in Bonn eingesandt wurden.
k
M i k 1 o a i t h. Über deo accuaativaa cum iafinitivo. 483
Über den aeeusativus cum infinitivo.
Von Dr. Franz Miklosich.
Die lateinische Grammatik lehrt, dass, wenn der Infinitiv sein
«igenes Subjeet bei sieh hat, dieses im Accusativ steht, Zumpt.
Achte Ausgabe §. 599, daher victorem parcere vietis aequum est;
Orpheum po§tam docet Aristoteles numquam fuisse. Dasselbe lehrt
die griechische Grammatik, Kruger §. SS, daher re^vd/jievat 7dp
xaXöv ivi npoyidyiOKjt t:s(j6vra dvJp* dyoiJ^äv; T^yyeikav röv Köpov
vixr,(jai. Derselbe Accusativ ist auch namentlich in den älteren Denk-
mälern der romanischen Sprachen nachweisbar. Diez, III. Zweite Aus-
gabe, pag. 237 — 241. Der in dieser Verbindung das Subjeet bezeich-
nende Accusativ hat den Scharfsinn der Grammatiker seitApollonius im
zweiten Jahrhundert unserer Zeitrechnung beschäftigt. Die gegebenen
Erklärungen zu prüfen und für die mir richtig seheinende einen
neuen Grund aus der vergleichenden Sprachwissenschaft ins Feld
zu führen, ist die Aufgabe dieser Zeilen.
Nach den Ansichten der Grammatiker ist der Grund dieses Ac-
cusativs zu suchen 1. in dem Verhfiltniss des Infinitivs als des gram-
matischen Objects der Aussage oder als des logischen Objectes des
Gedankens; 2. in dem den Accusativ, wie man sagt, regierenden
Verbum des Hauptsatzes ; 3. in der Bedeutung des Accusativs ; 4. in
dem nominalen Ursprung des Infinitivs.
Ich glaube es den Mitforschern schuldig zu sein, die aufge-
stellten Ansichten nicht nur mit ihrer vollen Begründung, sondern
auch mit den eigenen Worten ihrer Urheber mitzutheilen.
484 M i k lo si c h
1. SrkUrani^ ans dem Terhältnlss des InioltlTS als des gramnatischei
•bjects der Anssai^e eder als des Ui^iseheo Abjectes des Gedaikeis.
Diese Erklärung lautet in der Fassung G. F. Schoeinanii*s fol-
gendermassen : Dass die Subjeetsangabe beim Infinitiv nicht im
Subjectscasus oder im Nominativ, sondern im Objeetscasus oder im
Aceusativ auftritt, ist darin begründet, dass der Infinitiv immer, wenn
auch nicht grammatisches Object der Aussage, doch logisches Ob-
ject des Gedankens ist. Die Lehre von den Redetheilen pag. 46. Der
Infinitiv wird sammt seinem Subjecte als logisches Object behandelt
und tritt demgemäss auch im Objeetscasus auf. 47. Im Satze „ro
ava7c7v6j(7x£tv roijg nouSag** steht der Aceusativ roijg Tzaloccg^ weil
der Infinitiv, auch wenn er im Satze als grammatisches Subject er-
scheint, doch immer als logisches Object genommen wird. ibid.
Dass diese Deutung unrichtig ist, ergibt sich mir aus folgender
Erwägung: Nach dieser Theorie sind zwei Fälle zu unterscheiden.
Im ersten Falle tritt der Infinitiv als grammatisches Object der Aus-
sage auf. Hier scheint der Aceusativ des Subjectes sich mit Noth-
wendigkeit zu ergeben. Allein dies scheint nur so, da der Satz: „wenn
an die Stelle des Verbum finitum der Infinitiv tritt, und dieser das
Object der Aussage bildet, so muss der Nominativ durch den Ac-
eusativ ersetzt werden,^' durch keine Analogie gestützt werden kann.
Wenn gefragt wird, welcher Casus in diesem Falle einzutreten habe»
kann bei dem Mangel jeder Analogie nur mit einem non liqiiet ge-
antwortet werden. Man darf sich durch das grammatische Object
nicht imponieren lassen, denn dieser Ausdruck ist im günstigsten
Falle nur auf den Infinitiv, nicht auf das Subject desselben anwend-
bar. Im zweiten Falle tritt der Infinitiv nicht als grammatisches Ob-
ject der Aussage auf, hier schwindet auch der scheinbare Grund, der
im ersten Falle für das Eintreten des Aecusativs angeführt wurde.
Wenn gesagt wird » dass dann der Infinitiv immer doch logisches
Object des Gedankens ist, so ist dem einfach die wohl allgemein
anerkannte Bemerkung entgegenzustellen, dass die Casus nicht lo-
gische, sondern grammatische Verhältnisse ausdrücken.
Schoemann 46. bemerkt, diese allein genügende Erklärung des
von vielen sehr einseitig und ungenügend erklärten accusativus cum
über den accuaativus cum infinitivo. 4SK
infinitivo sei, so viel er wisse, zuerstvonFr.Schinitthenner,Urspraeh-
Jehre, pag. 161. 2. und 260, kurz angedeutet, dann von Andern, wohl
unabhängig von jenem, vorgetragen worden : vgl. besonders Jaeobs
in Heydemann*s und MützelFs Zeitschrift für das Gymnasialwesen
I. 3. pag. 38 und 51^ Nach den Heidelbergischen Jahrbüchern 1816.
pag. 918. hat jedoch schon Ch. Koch in seiner 1809 zu Marburg
erschienenen Schrift: De linguarum indole non ad logices, sed ad
psyehologiae rationem revocanda folgendes Axiom ausgesprochen:
„Wenn ein Satz des anderen directes Object ist, so wird auch sein
Substantiv im Casus des nächsten Objectes, d. h. im Accusativ ge*
setzt und dem Infinitiv der Kürze halber beigefügt*', worüber der
Recensent bemerkt: „Allein der accusativus cum infinitivo ist oft
Subject, eines Theils; und dann wird keineswegs zuerst das Sub*
stantiv vom andern Satz afficiert, sondern das Verbum.^
2. Efklirnng ans dem den AcensatlT regierenden Terknni des lanpl-
latiei.
Den ältesten Versuch, das Räthsel zu lösen, finden wir bei
Apollonius Dyscolus. Es sei mir gestattet, die Theorie des viel zu
wenig beachteten griechischen Grammatikers, den Priscian summus
auctor artis grammaticae nennt, in der klaren Darstellung des Herrn
E. Egger mitzutheilen : Dans les locutions comme: -^p-h ou Sit dva-
yivtaaxeiv AccvOaecv, „il faut que Denys lise**, ^iXo) ae dxoOetv Acovu-
ae'ou, „je veux que vous ecoutiez Denys **, il est Evident que AtovOmov
et (7£ expriment la personne qui fera Taction, ou, selon notre langage
moderne, sont les sujets du verbe qu'ils accompagnent; et pourtant
ils sont a l'accusatif, au lieu d^^tre au nominatif, ce qui contredit
une des regles ^l^mentaires de la syntaxe. Mais, r^pond Apollonius,
ces accusatifs ne sont pas appel^s par Tinfinitiv; car dans les locu-
tions epistolaires, comme: ^ihnncg 'A^vatwv rp ßo^X-J xae tcJ)
dT2/jLa) '/^aipetv^ on voit que Tinfinitiv se construit avec le nominatif,
comme les quatre autres modes du verbe; mais deX et -^pti sont syno-
nymes de T^einei, qui appelle apres lui Taccusatif, comme fait iSiXu}
dans cette locution: nepinoLrtXv i^iTitß) i^mp ypdfuv^ »ij*aime mieux
me promener que d^^crire**, et par cons^quent, dans toutes les
phrases qui expriment une n^cessit^ ou un acte de volonte, l'accu-
486 M i k 1 o • i c h
satif est gouverne soit par le verbe ieX ou Tun de aes ^aiTaleats,
soit par l*un de ces verbes que les Grees appelaient npooipttmi.
(nach Priscian voluntativa). Apollonius 2KK. Der Text der Toa
E. Egger angeführten Hauptstelle des Apollonius lautet : 'Efy^
pfixiov xae mpi rcüv ^uvraa^ofiivojv Trreoacciiv rol^ dTrapc/x^oroi^. mu
frpdiröv 7« i^iroL^iov^ ei aXio^eOit rö ini airiarixiiv acöra navrmq
fipta^at^ <i}g iv r^ j^^ xai iel, yip-h dvaytv^aaxeiv AcovO^iov, xai roi^
ro(o6roe$'. ^v fiivroe rö dXv}<&€Oov rou XÖ70U, oi»^ oüx aOra rd obrap^-
yara irdvrcii^ a^narcxi^v diraerci, 7rreü<7fv d^ n^v xae iv rolg optarvioU
xai rf 67roXot;re;> iyxXidei aitvTaaaofiivriv. iart '^ap tol roO XÖ70U
ofjTUiq tfovxa, rö yupii xat rö ^£1 airta *fivtrai a^rearixij^ nrapa-
.^iffccii^, xa^ö pruLaroL 5vra irXa7fav d;ra(r€( n^v d'tou^av, »oe^s
xae dXXoe^ irXcfaroe^ piip.a(Jt rö roioOrov ;ra/3v}xoXo63^ffe , rö iir^ 701-
xi^v tfipeadai 1% jorexi^v v^^ a^rearexi^v. 4* 7dp XÖ7«[) xae i^ roO Xccircc
axjvra^iq irdXev ^/r' a^rearexi^v ^^perae, Xüitti Afeova, Xecirce ^fii,
roxjTp^ r£> Xö7e(> xae' rö dsl i;r' a^rearexi^v ^ipcrae, ^£1 i^ki^ StX ai * rovro
7dp iare rö xardXXv}Xov roO X67OU, itl i\Li dxöucev. oxj ydp^ c&c üjpa-
ficv, ii rcüv dnapeiifdT(i}v ]Q9^7e^ rö roeoOrov d^'aeree* ;rp6xccrac 70OV
1^ imoraXrexi^ oOvra^e^ oux oO(7V3^ a^rearexi?^ irrcüaeaic« ccXxd xae iv
rot^ roeoOroc^, r^ ircpe/rarclv ^öofiae, xaj Trepejrarclv i3^i\oi} iintp ypd"
fetv^ i^iXtt xoefAöcff^ae ^ nepiTrarelv* a»v €1 re^ dfiXoi rd avv6vTa
fjiöpea xai Kpog^elri rö dee, Trdvreo^ 6;raxou7^/<7erae xcei i^ a^rcarexn»
jc? nepiTcartlv^ y(j>ii iia^iy^a^ai. o&^i o&v xai rd dirapiik^oLra o7}cv
a^rearexY}v; ou n^v ^ rA xa^öXov, dXkd n^v ip.fspoixivr3v iv raXq
(fKoXoinoig iyxXl<Jt<Ji^ fikel Oieova, ^(Xce TpO^ojva, ^dv ^eXi^ TpO^&iva,
' xai oOrci) 7^verae ^v}92 ^eXclv TpO^ojva. ^v^ev 7dp xae d6o a^rearixae
Trpogyivovrat rp roeaöqj ouvrdfce. 7svexyJ^ p.iv ydp xai ^orexi^^
7(verae oOvra^e^, drav irdXev xai ii itTuö'Xotnog iyxhmg ini ^cvexi^v
fiptirai^ dxoOce TpOftavog, rj iTvi iorixtiv, iidcaat Tpu^cove, xai irdXcv
inl T&v i^i'ig iyxXlai(ß}v^ i^ ojv irdXev rd /JLeraXafißavöjuieva dnapifk"
fpara rai^rö dvad^x^rac, ^v}9ev dxoOeev Tpu^cmvo^, ^vjae de^^vae Tp6-
ycmve. olg tl nq npog^eivi rö der, uyeXöfievo^ dva7xa£»^ rd 3^1992,
xa^d}^ ineiel^aiitv ^ ndhv TTpogyivri^erai xai 19 a^rearexi^, itX
dxoOcev Tp6)>ciivo^ *A;roXXa»veov, isl ipqv Bi(»)vog ifjiiy itX aoe Tpv-
ycüva ]^apeCc7^ae. xdv 7 dp ini roOreov ri^v a^rearexi^v OnovriiXtiy
iJ^iXi^ re^ rj deoOop ^vrdfce, öfJi6Xo70^ ^arae njj Xeen-oOaqp a^reorcxf,
c^ oOrot) ya{v}fA€v« itX <J0i )^ap^(c9<&ae, de? aoO dxoOsiv * Trdvroi^ 7dp
a^rearexv} ^orev i5 6;raxou7fJi^vi9* ^v d;roXa&c>>v 6 Xdyog rö iaurou rlXo^
über den accusativus cum infinitiro. 487
r:o:pa(jTri(Jsi^ inst si /jli^ fktnev^ iSn npogsvsyjäiv eo^ ^v jrXeova<7/JLa> r^^
aiTiarix^g naTaylvia^M^ iel aoc fCLfti^eaäai i\ki^ dcl dxoOccv dou
Acojva. toOtcüv ouv rpÄc ^j^övtwv, ^dv eo^ cctto/jicv tö p^/xa yOace
ifip-nroLi Ik a^rearMYJv, X^70j tö dira/^i/x^arov, rö nfjvexaöra kolI SOo
cciriarixal npogyivovraij (ila ^liv ix ouvrdCceo^ roO iiX xai y(j>ri, kripa
$i ix TYig roO dir apsfif droit ouvrdCeoj^, oj^ iy(ei rd roeaOra, Jei
Tpu^cüva Siddaxeiv Acov6<7cov, dcc ji ^/jl^ re/jiqcv. lib. IH. 16. pag.
240 — 242.
Aus dieserDarstellung ergibt sich wohl» dassApollonius den Grund
des Aecusativs in der constructio aceusativi cum infinitivo in dem
verbum des Hauptsatzes findet. Dieselbe Theorie wurde in neuerer Zeit
von W. Wachsmuth für eine bestimmte Classe von Verben aufge-
stellt: Die verba sentiendi und declarandi verbinden sich mit dem
Accusativ des Objectes» mit welchem dann der Infinitiv verknüpft wird,
um die Eigenschaft Handlung und dergleichen anzuzeigen. Heidelber-
gische Jahrbucher. 1816. pag. 931. Dieser Erklärung wurde von
G. Curtius eine Fassung gegeben, in der sie gegenwartig von den
meisten Grammatikern als richtig angesehen zu werden scheint. Cur •
tius* Worte sind: Der beim Infinitiv stehende Accusativ ist eigentlich
von dem Verbum des Hauptsatzes abhängig und erklart sich aus der
Prolepsis. Für Yiyyeikav ori 6 KOpog ivixriae ist zulässig i^yysiXav rdv
Köpov ori hixin<js^ für ori ivixrtfjs^vixrifjat, so entsteht rjyyeikav röv KO-
pov vixYiaai. Ist das regierende Verbum ein intransitives oder passives,
so ist — und diese Erklärung beruht auf einem anderen, auch von Bopp
und Max Schmidt angenommenen Principe — der Accusativ der freiere :
ilmg i^Ti ndvra xaluig ^X^'^ ^^ '^^ Hoffnung da in Bezug auf alles,
dass es gut steht d. i. es ist zu hoffen, dass alles gut steht. Grie-
chische Schulgrammatik §. S67. Ebenso zur Chronologie der indo-
germanischen Sprachforschung pag. 194. Was gegen diese Deutung
eingewendet werden muss, besteht darin, dass ein nicht geringer
Theil der zu erklärenden Sätze sich derselben nur gezwungen fügt,
gewissermassen nur der Gewalt weicht. Schon k)<nig iari ndvra xalfJig
iy^eiv gehört nach meiner Ansicht hieher; noch offenbarer wird der
Zwang bei victorem parcere victis aequum est, das man durch : es ist
billig in Bezug auf den Sieger, dass er der Besiegten schone, erklären
muss. Man vergleiche auch contentum suis rebus esse maximae sunt
divitiae; omnibus innatum est esse deum; rö d/jLaprdveev i^/xd^, dv-
äp6iK0\)g ovra^, oOx i<3zi ^au/xa^röv, und vollends alle jene griechi-
488 M 1 k I o si c h
sehen Sätze, in denen vor dem Infinitiv eine Präposition steht: oTjoh
iTzpdyi^^r) did rö cxftvov juifi napeivai, und diejenigen, die durch «5ot£
eingeleitet werden: fmdicag x£v ipydtjaaiOy d^Ti ai x' eig iveaurcv
c^f ev. Doch will ich darauf kein allzu grosses Gewicht legen, da ich
wohl weiss, dass die Reihe der an eine Regel sich mittelst der Ana-
logie anknüpfenden Spracherscheinungen nicht in allen ihren Glie-
dern der Regel gleich nahe steht. Diese nach meinem Dafürhalten
unrichtige Erklärung kann füglich nur durch Aufstellung der richti-
gen beseitigt werden.
3. ErkUrnni^ aos der Bedentnoi^ des AeeasatiTS.
Der Accusativ drückt aus das Übergehen eines Begriffs auf
den anderen, ein Sich-Beziehen, Sieh-Erstrecken auf den andern.
Wenn das regierende verbum sentiendi oder declarandi im Activ steht,
so ist der Infinitiv ein Accusativ : cupio discere wie possum scribere
(Accusativ). Jetzt soll sich das discere auf das Subject „du" beziehen:
das Lernen von dir, das Lernen deiner; der Ausdruck des Sich-
Beziehens, Sich-Erstreckens ist aber der Accusativ, also te. Wo im
Deutschen beim Substantiv „das Lernen** der Genitiv des Subjects,
z. B. ,.des Schülers** steht, steht im Lateinischen beim Infinitiv der
Accusativ des Subjectes : Belagerung der Stadt, oppugnari urbem,
belagert werden (gedacht als sich erstreckend, ergreifend} die Stadt.
Steht das regierende Verbum im Passiv, so wird natürlich der Infi-
nitiv der Nominativ, wie alle Accusative überhaupt. Und so wie im
ersten Fall der accusativus cum infinitivo Object des Satzes war, so
wird er jetzt Subject: undique concluditur omnia consilio divino ad-
ministrari, das Verwaltetwerden von Allem (gleichsam „alles^ affi-
cierend) wird geschlossen. Ebenso bei den Redensarten, die mit est
gebildet sind und verwandten: verum est etc.; credibile est hominum
causa factum esse mundum, das Gemachtsein der Welt; auch hier
wird factum afficiert von esse und mit mundum dann als Adjectiv
verbunden. Heidelbergische Jahrbücher. 1816. pag. 937 — 939.
Über diese Erklärung ist wohl nur das eine zu bemerken, dass uns
die Grundbedeutung der Casus unbekannt ist, diese daher nicht zur
Erklärung einer Spracherscheinung dienen kann.
über den acousativua cum infinitivo. 4ro9
4. Erkläraof; ans dem Mmlnalen Urspraoi^ des IninItiTs.*
Während der Grund des Aecusativs von den einen in dem Verhält-
niss des Infinitivs als eines grammatischen oder logischen Objectes,
von den anderen hingegen in dem den Accusativ regierenden Verbum
des Hauptsatzes, von anderen endlich in der Bedeutung des Aecu-
sativs gesucht und gefunden wird, wird bei einer dritten Erklärung
angenommen, der Accusativ habe seinen Grund darin, dass gerade
so wie das Subject des Verbum finitum im Nominativ stehe, das
Subject des Infinitivs, dem Wesen dieser Form entsprechend, durch
den Accusativ ausgedrückt werden müsse. Der Urheber dieser Er-
klärung ist, wie es scheint, Jacob Perizonius (1651 — 1715),
der in seinem Commentar zu des Fr. Sanctius (Sanchez) Minerva
sich tbigendermassen ausspricht: accnsativus ante infinita praebet
per omnia vicem nominativi ante finita, pag. 103. Diese Theorie
muthet dem Grammatiker zu, zur Erklärung des Aecusativs ein neues
Princip anzuerkennen, sie ist daher im Vergleich mit der Erklärung
aus der Prolepsis insofern im Nachtheil, als die letztere an bereits
anerkannte Gesetze anknüpft. Dies hat Herrn E. Egger jedoch nicht
abgehalten, sie aus dem Dunkel der Vergessenheit hervorzuholen und
in Schutz zu nehmen. Seine Worte sind: Une proposition, qui de-
vient partie integrante d*uiie autre proposition, soit ^ titre de sujet
(facinus est vinciri civem romanum), soit ä titre de compl^ment
(censeo delendam esse Carthaginem), cesse par cela m^me d*dtre
une proposition independante, une proposition principale; quoiqu'elle
se place en t^te de 1a phrase, eile n^est pas moins, pour cela, subor-
donnee, en quelque sorte, a la proposition dont eile fait partie, et
cette espece de Subordination se marque par un double signe : le cas
accusatif, pour le sujet, et le mode infinitif pour le verbe. Notions,
pag. 136. Der Infinitiv ist nach Egger ein modus : T infinitif peut
garder son rang parmi les modes et dans la conjugaison du verbe.
pag. 79; er ist einer der modi des abhängigen Satzes: T infinitif
est un des modes de la proposition subordonn^e. ApoHonius. pag. 256.
verbe des propositions subordonnees. Notions. pag. 134, daher pro-
position infinitive. ibid. Auch W. von Humboldt findet den Grund des
Aecusativs in dem Infinitiv: Vermöge der Construction des infinitivus
cum accusativo wird ein selbständiger Satz ebenso, als Prädicat, oder
490 M i k 1 o • i c h
Theil des Prädicates mit einem andern Satze verbunden, als dies bei
den absoluten Participialsätzen, als Theilen, oder Bestimmungen des
Subjeetes geschiebt. Es muss daher dem zu verbindenden Satse ebenso
seine Selbständigkeit, d. h. sein verbum finitum, genommen werden.
Dies geschieht aber bei dieser Construction durch Verwandlung in
den infinitivus. Dieser infinitivus wird nun von dem Hauptsatze regiert
und er regiert wieder alle einzelnen Theile des zu ihm gehörenden
Satzes, und gerade, weil er dies thut, muss er den Nominativ» der
das Subject des fQr sich bestehenden Satzes war, nun in einen Ac-
cusativ verwandeln. Indische Bibliothek 2 117.
Wie kann die Richtigkeit des Satzes dargethan werden, dass
der Accusativ vom Verbum des Hauptsatzes unabhängig ist? Auf die
beiden classischen Sprachen des Alterthums beschränkt, wird man
dafür kaum einen anderen Grund aufbringen können als den, dass er
alle Gewaltsamkeit in der Deutung überflüssig macht, wogegen
freilich die Gegner einwenden können, dass man ihnen zumuthet,
ein neues Gesetz ohne Beweis anzuerkennen, was sie um so we-
niger thun können, als die Annahme einer Prolepsis — allerdings,
wie oben gezeigt wurde, nicht allein — die Thatsachen erklare.
Wenn derjenige, der aus dem Kreise der genannten Sprache heraus-
träte, überall nur den Accusativ mit dem Infinitiv fände, so wurde
ihn seine Überschreitung alter Grenzen kaum fordern. Wenn jedoch
eine solche Umschau in einem weiteren Kreise zur Entdeckung einer
Sprache oder mehrerer Sprachen fQhrte, die die Rolle des Aceusativs
einem anderen Casus, etwa dem Dativ — der Nominativ ist von der
Bezeichnung des Subjeetes des Infinitivs überall ausgeschlossen —
zuweisen, dann würde allerdings behauptet werden müssen, dass der
Grund des Aceusativs in dem den Accusativ regierenden Verbum des
Hauptsatzes nicht gesucht werden darf, dass vielmehr der Grund
des Aceusativs — oder des Dativs — im Infinitiv selbst liegen muss,
welcher die Bezeichnung des Subjects durch einen casus obliquos
nur deswegen fordern kann, weil er seinem Ursprünge nach ein
Nomen ist. Dass darin der Grund zu suchen ist, erhellt daraus, dass
dies der einzige Unterschied zwischen Verbum finitum und Ini-
nitiv ist.
Solche Sprachen sind die altslovenische, d. i. die Sprache der
pannonischen Slovenen, in welche in der zweiten Hälfte des neunten
Jahrhunderts die liturgischen Bücher übersetzt wurden und die da-
über den accuiatiTua cam infinitiro. 49 I
durch für Jahrhunderte die Schriftsprache der meisten slavischen
Volker wurde, und die gothische. In diesen Sprachen gibt es neben
einem accusativus cum infinitivo einen dativus cum infinitivo: asl. ace. :
nepbscevasa best^fesnyj prizon» byti iio^av fpdvraaiia dvai, marc. 6.
49. -vost. 1. 31. nepstevase prizr^nie byti. nicol. und dat.: byti s'&
nim'b bogu Y^ruj^ esse cum eo deum credo. sup. 432. 2. goth. acc. :
hvana mik qithand visan thos manageins? riva fic 'kiyö\j<jtv oi s)^Xoe
ei'^ai; lue. 9. 18. und dat.: jah varth gaggan imma thairh atisk ^7^-
vero dtanopevia^ai aüröv Sia t&v anopiiiutv asl. bystb ze emu iti
skrozd sieni^. lue. 6. 1. -nicol.
Es folgt hier eine grössere Anzahl von Beispielen beider casus
aus beiden Sprachen.
Asl. mit dem Dativ: mi>nili> lijesi strahy ubojati sf nam'b?
putabasne terriculis perterritum iri nos? eig. nobis. sup. 65.
20. caj^ste jemu zivu byti exspectantes cum vivum fore, eig.
ei. 60. 3. ne dobro jest'b mnogom'b bogomi> byti non con-
venit multos deos esse, eig. multis diis. 75. 18. kako hostete o
semb nam'b stradati? quomodo vultis nos propterea pati? 97. 7.
mnozi moljaah^ i, priti jemu vb domy ihi» multi rogabant cum» ut in
ipsorum domus veniret, wörtlich: venire cum, eig. ei in etc. 151.
15. da ne min^t-b m'b^btu byti tvorimuumu ne putent quae fiant vi-
sionem esse. 233. 4. ned§gy sbtvori ti r^siti fecit te morbos solvere
d. i. effecit, ut morbos solvere posses. 307. 12. mbn^ase mbcbtu
byti putabat esse visionem. 398. 13. uv^d^sf n^kojemu ot'bs'blbcu
byti na mSstä tomi» cognoverunt eremitam quemdam esse in eo loco.
402. 15. molitv^ k'b njemu sitvori prij^tu byti oti» njego orationem ad
eum fecit sesuscipi d.h. ut ab eo susciperetur. 429. 9. glagolati, niko*
lize sej j^zi izvracujemS byvati dicere» hunc morbum numquam sanari
posse. 438. 13. vgl. sup. 409. 15; 432. 20; 433. 18; 434. 17;
437. 23; 444. 28. glagoljuste vbskr^eniju ne byti dvrtXiyovreg
dvdaraaiv ^t} iivai. lue. 20. 27. -nicol. posudi byti proseniju ihb
iniTLpive ytvia^ai r6 aerry/xa arjzQv. lue. 20. 23. -nicol. uvid^VBsi
boziju byti javieniju yvoOaa J^€lav eivat r^v äiroxdXu^^ev. hom.<mih.
143. neplodvi li ne v^rujesi roditi? rfev areXpav dmanXg ysvvrjtjat;
207. povelä knigamb napisati se i poslanomb byti litteras scribi et
mitti iussit. leont. povelä sbboru byti concilium fieri iussit. prol.-
mart. pomoli se izyti vod£» i pitb preeatus est efSuere aquam (d. i.
ut aqua efQueret), et bibit. lam. 1. 20. jako niBn^ti sustiimb vb mo-
492 M i k 1 0 s i c h
uastyri VLsimb padblu se osnovaniju crbkovbnomu ut omnes in mo-
iiasterio degentes putareat tuiidamenta ecciesiae corruisse. danil
263. razumdjte jako mi dalece boga byti scitote nie procul a de«
esse, vita-theod. In den anderen slavischeii Sprachen findet sich die$e
Fügung selten: das Russische kann das Subject des Infinitivs nur
durch den Dativ bezeichnen» woraus sich erklärt: vi» rojKstanb ^cbatb,
ubitu bytb. volksl. ryb. 1. 62; so findet mau im Wörterbuch der
russischen Akademie pozasnuti» erklärt durch zasnuti» mnogimi;
pol. samemu chcied wszystko czynic^ to mysl szczegoina; pannie roz-
kochad si^ i dswiadczyc pierwszej, to nasze pojecia przechodzi:
tobie si^ jeszcze odgrazad ! das letzte wie lat. mene incepto
desistere victam! mat. 316.
AsI. mit dem Accusativ: kugo mc glagoljutb narodi byti? nicoL
goth. hvana mik qithand visan thos manageins? rcva [!,£ }<iyoxj(7iv oc
o^Xci dvat; lue. 9. 18. izvdsteni sutb lovana proroka byti. nicol.
goth. triggvaba galaubjand allai lohannen praufetu visan jre/reeafxcvo^
iariv 'Itadvvriv npofYirriv crvae. lue. 20. 6. glagoljutb Hrista byti syna
Davidova. nicol. qithand Xristu sunu Daveidis visan Ai'^o\fai röv
Xpicrdv u(öv Aaucd elvai, lue. 20. 41. mnju umety byti. sis. goth.
domja smarnos visan i^yoO/Jiae fjxijSaXa elvai. philipp. 3. 8. v^ruja
syna bozija byti lisusa. nicol. irearcOo) röv ifcöv roO J^eoO eivai röv
'IijffoOv. act. 8. 37. mnju se dobro byti. sis. man thata goth visan
vofilC^ roOro xaXöv OTzdpy^siv, 1. cor. 7. 26. glagoljutb zemlju utlu
byti dicunt terram esse cavam. dioptr.-lab.
Goth. mit dem Dativ. Der goth« dativus cum infinitivo wird die-
jenigen nicht überraschen, die sich an die in so vielen Puncten
hervortretende Übereinstimmung beider Sprachen erinnern. Allerdings
wird die constructio dativi cum infinitivo nur von einem Forscher
zugegeben; allein dieser eine ist eben J. Grimm. Jah varth thairh-
gaggan imma thairh atisk asl. i bysti» mimo hoditi emu skrozj
siinid. nicol. xae iyhgro napanopsvsa^oLi aüröv iid rcov anopi^
fxcüv. marc. 2. 23. varth than gasviltan thamma unledin bystB se
umrSti nistuumu. ostrom. kyivivo di airo^avelv röv Trrcoj^öv. Inc.
16. 22. Diese Stellen werden von Grimm» 4» 115» nut folgender
Bemerkung angefahrt: „auf varth beziehen mag ich den Dativ nicht
(etwa in dem Sinn : es geschah» begegnete ihm » dass) , dann würde
er unmittelbar daneben stehen. Auch: svaei mis mais faginon
varth cüjrc julc fiaXkov x^P^^^^ (&sl* >^>^ g^^^» niit dem dativus eum
über den accutativus cum infinifiro. 493
infinitivo: jako mi pace vbzradovati se. 2. cor. 7. 7.-äis.) scheint nichts
anderes zu sein , als ein dativus cum infinitivo. In keinem anderen
deutschen Dialect die Spur einer solchen Construction , wie sie auch
im goth. nur nach varth vorkommt.** Von der Gabelentz und Loche
lassen den Dativ in marc. 2, 23. von varth abhängig sein, pag.
248, 249, ohne sich in eine Widerlegung der Ansicht Grimmas ein-*
zulassen.
Goth. mit dem Aecusativ. Wie das altslovenische, so besitzt
auch das gothische neben dem dativus cum infinitivo einen accusa-
tivus cum infinitivo, mit dem Unterschiede jedoch, dass, während die
erstere Fugung im altslovenischen als die Regel anzusehen ist,
im gothischen die letztere in der grossen Mehrzahl der Fälle eintritt.
Hvana mik qithand mans visan? asl. gleichfalls mit dem Aecusa-
tiv: kogo m^ glagolj^tb ^lov^ci byti? ostrom. rfva /jl€ Xiyovdiv oi av-
^f>(t}7:ot eeva;,* marc. 8. 27. vgl. lue. 9. 18. hva vileits taujan mik
igqis.^ eto hosteta, da stvoru vama? nicol. nicht etwa: £to hosteta
mnd stvoriti vama? ri J^iXers noifiaai /jl£ viilv; marc. 10. 36. thaiei
qithand ustass ni visan ize glagoljutb ne byti vbskr^seniju. nicol. oire-
vsg 'kiyoOfJw dvaaraatv fjiiQ ervae. marc. 12. 18. vgl. 20. 27. hugjan-
dona in gasinthjam ina visan mn£vsa i vb druzinä susta. lue. 2. 44.
-nicol. jah varth afslauthnan allans, asl. anders: i by uzasb na vs^hb.
nicol. xai iyivero ^dfxßo^ im ndvrag. lue. 4. 36. saei qath ur-riqiza
liuhath skeinan reky is-tbmy sv&tu vbsijati. sis. 6 itnw h, ax&rorjg
<pQg Xd/jLTpac. 2. cor. 4. 6. bidjandans« ni svarei anst guths niman
izvis molimb ne Vb tbste blagod&tb boziju prijeti vamb. sis. irapaxa-
'koOiß.ev fjLi^ e^^ x£vöv ri^v x^P'^ ^^^ '^^^^ ii^CLtj^ai ufjiä^. 2. cor. 6. 1.
Gegen die Beweiskraft des altslovenischen und gothischen
dativus cum infinitivo kann eingewendet werden, dass, so wie das
griechische und das lateinische von den Aecusativ regierenden Ver-
ben ausgegangen seien» so habe das altslovenische und das gothische
an solche Verba angeknüpft, die mit dem Dativ verbunden werden:
überall sei das Verbum des Hauptsatzes massgebend gewesen. Diese
Deutung kann nicht ohne weiters abgewiesen werden; sie erweiset
sich jedoch als blosser Schein, wenn man den altslovenischen dativus
cum infinitivo mit einer anderen Erscheinung derselben Sprache in
Zusammenhang bringt, nämlich damit, dass die sogenannten abstrac-
ten Verbalnomina, d. i. jene Nomina, welche von dem Participium
praeteriti passivi mittelst des Sufiixes ije abgeleitet werden, gleich-
494 M i k 1 o a i e h
falls das Subject im Dativ zu sich nehmen, welcher Datir von keinem
vorhergehenden Verbum abhangig sein kann, denn daraas ergibt
sich, dass überhaupt die mit dem Verbum in näherer Verbindong
bleibenden Nomina , zu denen formell auch der Infinitiv gehört» im
altslovenischen das Subject im Dativ bei sich haben können. Bei
diesen Nomina wurde eben so wenig, wie beim Infinitiv die Hand*
lung ursprünglich abstract aufgefasst, sondern es wurde dabei daran
gedacht, dass sie jemand ausführt.
AsI. po s'btvorenii komisu obycenyj^ pozory etwa ficrd rd noiiiaat
röv xöfjLv^ra rd auvh^ ^iarpa, wörtlich: post patrationem eomiti
solita spectacula. sup. 16K. 15. yM^ si vbsa prdzde bytija im'B sciens
haec omnia, priusquam existerent, etwa npiv yeviaJ^ai avrd. 224. 4.
prizde miru star^jsin^ Hristosu prisBstvija ante adventum domini
mundi Christi, eig. domino. 260. 1. po prij^tii mi otb boga yelikyj
darb postquam a deo magnum donum accepi. 407. 25. po s'bbl^idenii
mi ubivb j^ vbvrbgoh'b vb r^k^ postquam stuprum feci eam occisam
in flumen proieci. 408. 13. po vbkusenii ima paky s^dosta postquam
coenaverunt, iterum consederunt 407. 1. izide iz domu otbca svojego
po ostatii jemu siru exiit e domu patris sui , postquam orbus est reli-'
ctus. 428. 20. po mnozih'b lit^h'b pr^byvanbja ima post multos annos
habitationis eorum. 429. 22. prbv^je lezanija ima npiv ^ xocfiY^^^vcu
avToOg. ies.-nav. 2. 8. pent.-mih. po pr^stanii s^^ju juierd t6 naOoa^
aäai rfyv oru7xo7rf/v. prol.-rad. 53. po otbsbstvii iitija sego kyrb Savi
postquam dominus Sabbas vita decessit. sabb. -vindob. 215.
Dieselben abstracten Verbalnomina haben das Object roanchnial
nicht im Genitiv, sondern imAccusativ neben sich, eine Erscheinung»
die auch im Vidadialekt und im lateinischen (curatio rem; quid tibi
hanc digito tactio est?) beobachtet wird (Schweizer, Zeitschrift flir
vergleichende Sprachforschung. 3 [1854]. pag. 357. 6. Curtius, zur
Chronologie der indogermanischen Sprachforschung, pag. 224.) und
welche zeigt, dass gewisse Nomina nicht nur hinsichtlich der Be-
Zeichnung des Subjectes, sondern auch des Objectes sich nahe an
den InBnitiv und das verbum finitum anschliessen.
AsI. po sbtvorenii komisu obycenyj^ pozory postquam comes
solita spectacula fecit, wörtlich : post patrationem eomiti solita spe-
ctacula. sup. 165. 15. po prij^tii mi oti» boga velikyj darb postquam
a deo magnum donum accepi, wörtlich : post acceptionem mihi a deo
magnum donum. 407. 26. aserb. veliko ob^tovanje mu uSini za sa*
über den accusativus cum iniinitivo. 495
bljudanje i obarovanje nase trbgovce i nase Ijude quod nostros mer-
catores et nostros homines servavit, wörtlich : propter conservationem
nostros mercatores et nostros homines. mon. -serb. 279. 24. hvalimo
vasu milosti» na vasemu omilovaniju nasu bratiju quod adamastis
nostros fratres, wörtlich etwa ; propter vestrum amorem nostros fratres.
480. 28. pol. sind die Constructionen der sogenannten nomina ab-
stracta mit dem Accusativ si^ sehr häufig: odbijanie sie glosa der
Widerhall ; oddanie si^ na zgub^ za kogo die Aufopferung seiner
selbst für jemand; wywotaö fortece do poddania si^; zaiewanie si^
Izami. Auch andere Accusative finden sich, und zwar nicht, wie
Bandtke, pag. 321, meint, zur Vermeidung vieler monotonen Genitive
oder des Doppelsinnes; w celu wysluchania o^wiadczenie. Auch im
lett. haben die nomina abstracta auf sana den Accusativ des Refle-
xivpronomens bei sich: mazgasana das Waschen, mazgasanäs das
Sich -Waschen; kausana das Schlagen, kausanäs das Einander-
Schlagen, die Schlacht. Bielenstein, Über die lettischen substantiva
reflexiva. S. 1. et a. Lettische Grammatik. 67. 137.
Diese Fügung wird uns weniger befremden, wenn wir er-
wägen, dass auch die mannigfaltigen Infinitivformen abstracte Ver-
balnomina sind, ein Satz, der wohl in keiner anderen Sprache so
wenig geläugnet werden kann als im slavischen. Die als Infinitive
verwendeten abstracten Verbalnomina können auch im altindischen
das Objeet im Accusativ neben sich haben. Bopp 3. pag. 260. 261.
Eine Widerlegung der Ansicht J. Grimmas über den dativus cum
infinitivo hat A. Köhler in seiner Dissertation: „Über den syntakti-
schen Gebrauch des Dativs im gothischeu** pag. 39 — 41 unter-
nommen; seine Darstellung lautet: „In Betreif der Stellen, wo ein
Dativ neben dem Infinitiv angetrofien wird, bin ich der Ansicht, dass
der Infinitiv wie ein Substantiv behandelt wird und das Subject des
Satzes bildet; der Dativ bezeichnet dann die Person (ich habe diese
Construction nur da gefunden, wo von Personen die Rede ist» nie
von Sachen) , der das im Infinitiv bezeichnete zu Theil wird oder
widertahrt. Es würde dann 2. cor. 7» 7. svaei mis mais fagiuon varth
der Infinitiv faginon für das Substaiitivum faheds stehen; mare. 2. 23.
jah varth thairhgaggan imma thairh atisk würde thairhgaggan stehen
für ein nicht existirendes substantivum für „Durchgang**, das etwa
thairhgaggs heissen müsste; lue. 6. 1. jah varth gaggan imma thairh
atisk und v. 6. varth galeitban imma die Infinitive gaggan für gaggs
Sitzb. d. phil.-hist. Cl. LI. Bd. UI. Hft. 33
496 M i k I o s i e h
und galeitlian für ein entsprechendes substantivum; lue. 6. 22. varth
than gasviltan thamma unledin würde gasviltan für ein nicht anders
als aus dem adjectivum svultavairtlija zu belegendes svults stehen.
Allerdings finden wir im griechischen Text aller dieser Stellen r/eSsTs
mit folgendem accusativus cum infinitivo. Die Construction des aecu-
sativus cum infinitivo ist nun freilich dem gothischen durchaus nicht
fremd und findet sich besonders häufig nach qithan, viljan, rahnjan,
auch nach sokjan und munan, nach den impersonalien gadob ist, mel
ist^ goth ist oder vas: aber nach varth, iysvero, habe ich nur coor-
dinierte Satze finden können, die mit jah eingeleitet sind (matth. 9.
10. marc. 2. i5. lue. 2. iS ; 3. 21; S. 1; ß. 12; ö. 15. neh. 7. 1.)
oder asyndetisch stehen (^matth. 7. 28. marc. 1. 9; 4, 4. lue. 1. 8:
1. 23; i. 41; 1. Ö9; 2. 1; 2. 6; 2. 46; 7. 11.) oder auch mit der
Conjunction ei eingeleitete subordinierte Sätze (lue. 6. 12; 17. 30.):
nur ein Beispiel des accusativus cum infinitivo nach varth ist mir
gelungen aufzufinden : lue. 4. 36. jah varth afslauthnan allans iy^vers
J^dixßog kizi Kdvrag. Die oben angeführten Dative mit dem Infinitiv
hält Grimm für eine dem accusativus cum infinitivo gleichartige, mit
demselben gleichberechtigte Construction. „„Offenbar hatte Ulfilas**,
sagt er, pag. 115, „„lue. 4. 36. setzen können afslauthnan allaim und
6. 1; 6. 22. gaggan ina, gasviltan thana unledan; aber wie bei dem
absoluten Casus Accusativ und Dativ zulässsig sind , scheinen sie es
auch hier. Aufvarth beziehen mag ich den Dativ nicht** ** u.s.w. wie oben
pag. 10. Diese Ansicht kann ich unmöglich theilen. Die Construction
des dativus cum infinitivo wäre eine ganz unerhörte; der angeführte
Grund , dass das Entferntstehen des Dativs von varth es unmöglich
mache, ihn davon abhängen zu lassen, kann durchaus nicht Stich
halten, und der Grund , dass der dativus cum infinitivo zulässig ist,
neben dem accusativus cum infinitivo, weil beide Casus absolut stehen
können, eben so wenig; man dürfte dann mit vollem Rechte auch
einen genitivus cum infinitivo erwarten. Man könnte zweifeln, ob
die Construction des accusativus cum infinitivo wirklich echt ger-
manisch sei, und vermuten, sie sei nur durch strenges Festhalten an
der Ausdrucksweise des griechischen Originals in das gothische
herübergekommen, da an allen den Stellen, wo wir im gothischen
sie antreffen 9 dieselbe auch im griechischen Text vorliegt, mit Aus-
nahme von 2. cor. 5. 11» wo im Griechischen das Subject nicht aus-
drücklich gesetzt ist (^Uni^tü $i xai kv TOtXg (rjveiSiiae<jiv 6/xojv ircjpa-
über den nccusulivuA cum infinitivo. 497
-i/e.ooj7C'ae aththan venja jah in mithvisseim izvaraim svikunihans
visaii uns) und phil. 3. 7, wo ehai fehlt (dXX oinva f^v juiot xipSr,^
Ta-jra r,*^r,ikOLi dta röv Xpi'irov ^r^ixioLv akei thatei vas mis gavaurki,
thatuh rahnida in Xristaus sleitha visan), wenn nicht bei Notker sich
so hüufig der accusativus cum infinitivo zeigte, dass wir ihn für der
alten Sprache eigenthiimlich halten müssen. Grimm 4. 116. Ist
aber auch die Existenz des accusativus cum infinitivo im gothischen
als diesem eigenthümlich» als nicht aus einer anderen Sprache ent-
lehnt, zweifellos, so ist es doch immerhin allzu gewagt, dem gothischen
einen dativus cum infinitivo zuschreiben zu wollen, lediglich aufGrund
von Stellen, bei denen eine einfachere Erklärung als durch diese be-
fremdliche Construction sich darbietet, ja fast aufdrängt. Die Stellen,
an denen nach varth ein Dativ neben dem Infinitiv aufstösst, sind
meiner Ansicht nach denen völlig gleich zu achten, in denen ein
Substantiv im Nominativ als Subject bei vairthan steht, wie marc.
4. 11. ith jainaim thaim uta in gajukom allata vairthith ix&ivoig oi
TGi^ €^w iv jrapajSoAai^ ra ;rdvra yiverai u.s.'w. Wir werden am besten
thun, M'cnn wir die naher liegende Erklärung des Dativs nach varth
als von diesem abhängig annehmen, so dass varth nicht unpersönlich
steht, sondern Prädicat ist für das infinitivische Subject." Die ein-
zige Einwendung gegen die Annahme einer constructio dativi cum
infinitivo im gothischen ist demnach der Umstand, dass eine solche
Fügung unerhört sei : diese Einwendung schwindet, wenn man sich
an die vollkommen entsprechenden Erscheinungen im altslovenischen
erinnert. Allerdings wird man Grimm's Berufung auf den dativus
absolutus in dieser Sache kaum gelten lassen : dagegen halte ich
Grimm's Behauptung, dass schon aus der Stellung des Dativs dessen
Unabhängigkeit von varth hervorgeht, für vollkommen begründet. Die
schon V. d. Gabelentz und Loche gegebene Erklärung des Dativs mag
als die einfachere erscheinen, allein diese einfache Erklärung macht
aus dem richtigen Satze: und es begab sich, dass er durch die Saat
wandelte, den ganz und gar unrichtigen: und ein Wandeln durch
die Saat widerfuhr ihm, wurde ihm zu Theil. Die Stelle wird von
Bopp, wie unten mitgetheilt wird, anders erklärt, varth ist wie iyivevo
nothwendig, wie man sagt, unpersönlich.
Zu den Forschern, welche den Accusativ aus der nominalen
Natur des Infinitivs erklären, gehört auch Bopp. Derselbe scheidet
Sätze, in denen nach seinem Ausdrucke ein und dasselbe Verbum
33 •
498 M i k 1 o s i c k
den AccuMtiv des InfinitiTs und den einer Pers^on regiert, wie : «idi
sah ihn fallen*', vergl. gramm. 3. 256. 321, tod jenen Constnie-
tionen, in denen der Aeeusativ weder vom Verbum noch Tom Infioiti?
als Objeet-Casus regiert werde, sondern, wie im griechischen Text,
das Verhältniss ,,in Bezug auf-* ausdrücke, welches Verhält niss zwar
dem griechischen Accusatir sehr geläufig ('soa^ a»x*S^. safiara
KO/ig)» dem Gothischen aber, ausser in der Cunstruction mit dem
Infinitiv, fremd sei. ^Den Infinitiv fasse ich in solchen Sätzen, sagt
Bopp, in den beiden Sprachen als Sobject und somit als XomioatiT,
und das Verbum nicht mit v. d. Gabelentz und Loebe Cgranun.
pag. 249. o.) als unpersönlich, obgleich wir es durch „es geschah, es
gefiel, es geziemt** u. s. w. übersetzen können, sondern für eben so
persönlich, als wenn wir z. B. sagen: Sitzen ist angenehmer als
Stehen; das Aufstehen ist an der Zeit, ist jetzt geziemend; Eingehen
ist leicht. Das Eigenthumliche in den betreffenden griechischen und
gothischen Constructionen ist nur, dass der Infinitiy nicht wie ein
gewöhnliches Abstractum den Genitiv regieren kann, dass also im
griechischen z. B. nicht gesagt werden kann: rriO ovsavov xai rng
yrig Tzape/^tlv^ und im gothischen nicht: himins jah airthos hindar-
leithan, sondern dass in beiden Sprachen die Person oder Sache,
worauf die durch den Infinitiv ausgedruckte Handlung sich bezieht,
in den Accusativ gesetzt werden muss, indem der Infinitiv weder die
nähere Bestimmung durch ein Adjectiv noch durch einen Genitiv
vertragt, selbst da nicht, wo der griechische Infinitiv durch den vor-
gesetzten Artikel noch mehr, als er es von selbst schon ist, substan-
tiviert wird. Von den Beispielen, welche von der Gabelentz und Loebe
1. c. zusammengestellt haben, muss das erste: varth afslauthnan
allans. lue. 4. 36, am meisten auffallen, weil der griechische Text
(iyivcro ^dp.ßoq im ravra^) keine Veranlassung zu einer dem gothi-
schen ungeläufigen Construction gibt Sehr gezwungen wGrde in der
That die gothische Übersetzung erscheinen, wenn „varth** hier dem
Sinne nach unserm „ward** entspräche, so dass man wortlich fiber-
setzen müsste: es ward Entsetzen (in Bezug auf) alle, oder: Entsetzen
ward (in Bezug auf) alle. Da aber das gothische „vairthan^, wie die
genannten Gelehrten in ihrem Glossar gezeigt haben, auch „ kommen**
bedeutet (man berücksichtige den Zusammenhang der gothischen
Wurzel varth mit der Skr.-Wurzel vart, vrt gehen und dem lat
verto}, so fasse ich hier allans als den von einem Verbum der Be-
über den accusativus cum infinitivo. 499
i^eguug — was auch das griechische iyivsro an dieser Stelle ist —
regierten Accusativ und übersetze wörtlich: es kam Entsetzen (über)
alle, oder Entsetzen überfiel alle; auch findet es Ulfilas an einer
andern, ganz ähnlichen Stelle angemessen, das griechische ini ;ray-
rag durch ana allaim zu übersetzen, nämlich lue. 1. 6S: jah varth
ana allaim agis (xae iyivtro ini ndvTag foßog') und es kam Furcht
über alle. Es war also Unrecht, an dieser Stelle varth durch factus
est zu übersetzen. Verzichten wir also unter den von v. d. Gabelentz
und Loche (gramm. pag. 249. 6.) zusammengestellten gothischen
Beispielen des Infinitivs mit dem Accusativ auf das erste, eben be-
sprochene, und auch auf das fünfte (io. 18. 14), weil in demselben
die gothische Construction von der griechischen abweicht, indem,
wie ich nicht zweifle, der Accusativ ainana mannan von dem transi-
tiven Infinitiv fraqvistjan, zu Grunde richten» tödten, als Object-Casus
regiert wird (besser ist, einen Menschen tödten für das Volk), so
bleiben uns nur noch vier hieher gehörende Beispiele übrig. Diese
sind col. 1. 19: in imma galeikaida alla fullon bauan i) iv aOro) e-jSo-
xvjTg näv TÖ n/r>pw/xa xocroufiaai es gefiel Wohnen in ihm (in Bezug
aut) alle Fülle (aller Fülle); lue. 16. 17: ith izetizo ist himin jah
airtha hindarleithan than vitodis ainana vrit gadriusan *) evxojrcorepov
$i iari TÖv oOpavov xae n^v 7^v TzocptkäeXv ^ tgö vöjulou [xiav xtpaiocv
Ksaelv aber leichter ist vergehen (das Vergehen) in Bezug auf Him-
mel und Erde (Himmels und der Erde) als fallen (das Fallen) in
Bezug auf einen Strich des Gesetzes; rom. 13. 11: mel ist uns ju
US siepa urreisan (welche Stelle im gothischen insoferne zweideutig
ist, als uns sowohl Dativ als Accusativ sein kann, zumal der Dativ
öfter in Constructionen vorkommt, wo der griechische Text den Ac-
cusativ mit dem Infinitiv zeigt) wpa r^ixag rjdts i^ Ckvo^j iytpäfivcci
Zeit ist (in Bezug auf) uns schon aufstehen (das Aufstehen) vom
Schlafe; skeir. cd. Massmann pag. 38. 10: gadob nu vas thanzuh
gaqissans vairthan es war also geziemend, in Bezug auf diese, (das)
übereinstimmend Werden. — Nun fragt es sich, ist diese Construc-
tionsart dem gothischen gleichsam angeboren oder nur Nachahmung
des griechischen? Ich glaube das letzte, und zwar darum, weil im
1) All. jako 0 njemli blagoroli vlise ispllinjenge reseliti (für Tliseliti) se. sis. 142.
^) Udob^e le jestb neba i lemli prliti neze otb lakoDa edinoj crbU pogjrnuti. nicol.
500 M i k J o s i c h
gothischen sonst der Accusativ niemals das Verbältniss ^in Bezug
'M\\** ausdrückt. Auch geUt Ulfilas dieser Constructions-Art gerne aus
dem Wege, wie er dadurch beweist, dass er öfter die Infinitive Con-
struction des Urtextes in eine verbale mit der Conjunetion „ei, dass'
umwandelt, oder statt des Aceusativs der Person den Dativ setzt,
sei es im eigentlich dativen oder im instrumentalen Verhältuiss. Im
letzteren Falle folgt er zwar dem griechischen Texte von Wort zu
Wort, allein die Construction wird doch durch die Umwandlung des
Aceusativs in einen Dativ eine wesentlich verschiedene und eine
solche, welcher wir auch im neuhochdeutschen ohne grossen Zwang
folgen können, z. B. lue. IS. 25: rathizo »llis ist ulbandau thairh
thairko nethlos thairhleithan thau gabigamma in thiudangardja guth
galeithan E'JxoTrwrspov ydp i^ri /.ckixr,loy oia. rfv]üLaAiä.^ foc'^ioog
it^e/^stv ri 7r/ov(7£Ov sig rr/V j3a7tA£iav toO ^£oO ehsA^ciy denn leichter
ist dem Kameel (das) durch die Öffnung einer Nadel Durchgehen
als dem Reichen (das) in das Reich Gottes Eingehen; lue. 16. 22:
varth than gasviltan thamma unledin i'/svsTo os a~o S-avstv rdv *ttci>-
yöv es ward aber Sterben durch den Armen; lue. 6.1 :" varth gaggan
imma thairh atisk iyheTO diccKOijVJifj^at a*Jröv Siä rcZiv arzopLixuiv es
ward Gehen durch ihn durch das Kornfeld. Dagegen hat 1. cor. 7.
26. schon der griechische Text den Dativ: xa/dv avo-pco;T€o rd ovrwj
sKvai goth ist mann sva visan gut ist dem Menschen so sein. So
marc. 9. 4o: xaXdv i<j7if30i£igu^£l)^£igri]'jCo}rr'^'/ju}/sG\^ r, roO^ ovo ;rö-
dag eyo\^TCc j3A>5^^vac sig n%v yis\f\^a'j goth thus ist galeithan in libain
haltamma thau tvans fotuns habandin gavairpan in gaiainan besser
(gut) ist dir Gehen in das Leben lahm (lahmem) als zwei Füsse ha-
bend (habendem) Werfen (das Werfen = Geworfen- werden) in die
Hölle. Der Umschreibung mit „ei, dass** bedient sich Ulfilas z. B-
eph. 1. 4: ei sijaima veis veihai jah unvammai tlyai riiJLäg dytovg
xae dp.u}p.ovg dass wir seien heilig und unbefleckt; 4. 22: ei aflag-
jaith jus thana fairnjan mannan dTzo^ia^ai j/xä^ röv ra/aeöv av-
äptüTzov. Anders als mit den hier besprochenen graecisierenden Con-
structionen des Infinitivs, wo der Accusativ der Person nur ein
Nebenverhältniss ausdruckt, welches wir durch „in Bezug auf«* oder
„betreffend** umschreiben müssen, verhält es sich mit solchen, wo
der Accusativ der Person, eben so wie der des Infinitivs, vom Verbum
regiert wird. Wenigstens glaube ich nicht, dass Sätze wie: „ich sah
ihn fallen, ich hörte ihn singen, ich hiess ihn gehen, lass mich gehen^
über den accusativiis cum infiiiitivo. 501
anders gefasst werden dürfen, als so, dass die Wirkung der Hand-
lung des Sehens, Hörens u. s. w. zunächst auf die Person oder
Sache fällt, die man sieht, hört, beauftragt u. s. w. und dann auf die
durch den Infinitiv ausgedrückte Handlung, die man ebenfalls sieht,
hört u. s. w. Die beiden Objecte des Verbums sind einander coor-
diniert, stehen zu einander im V^erhältniss der Apposition (ich sah
ihn und fallen, aetionem cadendi); dass aber die durch das zweite Ob-
ject ausgedrückte Handlung von der durch das erste ausgedrückten
Person oder Sache (ich sah den Stein fallen) verrichtet wird, erhellt
aus dem Zusammenhang, ist aber formell nicht ausgedrückt. Hierher
gehören grösstentheils die von v. d. Gabelentz und Loche pag. 249.
unter 1, 2, 3 und 4 zusammengestellten Beispiele, wovon ich einige
hersetze: io. G. 62: jabai nu gasaihvith sunu maus ussteigan
weim ihr denn sehet den Sohn des Menschen aufsteigen idv oOv
^io}yr,T£ Tov veöv toO dv^f ojtto'j dvaßaivovTcc u. s. w. Auszuneh-
men sind von Nr. 2. eph. 3. 6: visan thiudos gaarbjans u. s. w. i)
£'Jvai rd fi^vy; Tjyx/x^povoixa u. s. w., wo visan stvai im nominativen
Verhältniss steht und der Aceusaliv der Person das Verhältniss „in
Bezug auf*' ausdrückt, und 1. tim. 6. 13, 14: anabiuda fastan thuk
tho anabusn unvamma 7:apayyiAl(f} zr^pfiaoLi at TYiv ivroHiv da;rtAov,
wo der Infinitiv fastan rr^pr,aai im accusativen Verhältniss steht, der
Aceusativ thuk as aber ausserhalb der Richtung des Verbums liegt
und ebenfalls das Verhältniss „in Bezug auf'' ausdrückt. Obwohl
anabiuda wie das griechische napayyiA'kii) den Dativ regiert, so
überspringt doch Ulfilas das griechische ace, obschon er eben so
gut, um nicht die zweite Person zweimal auszudrücken, das minder
wesentliche ?£, welches den Infinitiv als Ausdruck eines Nebenbe-
griffes, der sich ziemlich von selbst versteht, begleitet, hätte weg-
lassen können 2). Ulfilas scheint aber eine treuere Nachbildung der
griechischen Construction darin zu finden, dass er sagt: ich gebiete
zu halten (das Halten), in Bezug auf dich, das Gebot, als wenn er
sagte: ich gebiete dir zu halten das Gebot. In lue. 19. 14: ni vilein
thana thiudanon ufar unsis cO äuoixsy rcOrcv ßuaileOaai if' ril^äg
0 Byti jezykomb nasl^dlinikoinb i sbtelesnikomb i sbpriceftbnikonib ob^tovaiiuo
jego. sis. 127.
3) Zupresttiju ti sbbijusti sMpovedb beskvrbnbnu. ai». 243.
502
M i k I o s i c h
und den übrigen 1. c. No. 3. angeführten Beispielen können wir zwar
der grieehiseh-gothischen Construction nicht folgen, wir kooDen
nicht sagen „wir wollen nicht diesen herrschen über uns**, allein ich
zweifle nicht, dass auch der Accusativ der Person wie der des Infi-
nitivs als Zielpunct des „wollen, suchen, meinen, glauben, hoffen,
wissen u. s. w.** bedeutenden Verbums stehe. Das Althochdeutsehe
gestattet dieser Constructionsart noch einen ziemlich umfassenden
Gebrauch (Grimm 4. 116), z. B. Notker: er sih saget kot stn se
deum esse dicit; Tat: ih weiz megin fon mir uz gangan novi virtu-
tem de me exiisse; Hymn.: unsih erstantan kelaubam^s nos resur-
gere credimus. vergl. gramm. 3. pag. 317.
Ähnlich wie Bopp hat sich auch K. Reisig in seineu Ton F. Haase
herausgegebenen Vorlesungen über lateinische Sprachwissenschaft
aus den Jahren 1826—1827 ausgesprochen: audio exercitum ve-
nire ist audio exercitum und audio venire, wobei jener Accusativ
etwa so zu fassen ist: ich bore in Betreff der Armee das Ankommen,
audio exercitum et eins adventum, so dass venire die nähere Bestim-
mung gibt. pag. 783.
Auch M. Schmidt schliesst sich in seiner sehr lehrreichen
Schrift : Über den Infinitiv, wesentlich an Bopp an : derselbe äussert
sich über den accusativus cum infinitivo in folgender Weise : ^.Ich
glaube, dass bei einem Infinitiv die Person oder Sache, an welcher
die (durch den Infinitiv bezeichnete) Substanz des Merkmals befind-
lich ist, nach derselben Weise in den Accusativ gesetzt wird, in
welcher die Griechen und Lateiner bei dauernden und momentanen
Merkmalen den Ort oder die Sache, an welcher sich das Merkmal be-
fand, in den Accusativ setzten. Wie man also sagte 11. 1. 114. inei sv
iJ^ivi(JTi y^spsmv^ gü Siiiag oijdi fitiiv^ oOt' ap fpivag ourc tc ioya; os
humerosque deo similis; laurea cinctus caput, so fügte man auch zu
der Substanz, welche von einem Merkmale abstrahiert war, die Sache
oder Person, an der das Merkmal sich befand, im Accusativ: Si&£cs
Xiyerai ei/rai es wird erzählt das gesagt haben, welches am Xerxes
sich befand, das gesagt haben am Xerxes, wie man etwa im deut-
schen sagt: ähnlich einem Gotte an Brust und Schultern. Ebenso
},iyo\j(ji 'Sip^iOL eiTrai die Leute erzählen das gesagt haben am
Xerxes, d. i. dass Xerxes gesagt habe. Thucyd. 1. 41 : >; t^jtpyetria
aCvYi T£ xat kg Sajuitoü^ tö St' rifxäg Us^onovvYialovg ocrjrotg fxrs Scij-
^i9<7a( napidytv *j/x?v d. i. das durch uns vorhanden gewiesene Sein
über den accusativus cum infinitiro. 503
des Nichthelfens an den Peloponnesiern d. i. dass unsertwegen die
Peloponnesier ihnen nicht geholfen haben. Der Accusativ der Person
hängt demnach nicht vom verbum finitum ab, sondern der Infinitiv,
er mag von einem andern Worte abhängig oder als Nominativ selb-
ständig sein, hat den Accusativ zu seiner genaueren Bestimmung und
Beschränkung bei sich, und ist grammatisch von weit grosserem Ge-
wichte als der Accusativ, wesshalb auch Humboldt diese Construction
den infinitivus cum accusativo genannt wissen will.** pag. 40.
Über diese Darstellung Bopp*s glaube ich folgendes bemerken
2U sollen: 1. Bopp läugnet stillschweigend die constructio infinitivi
cum dativo, indem er meint, Ulfilas weiche der constructio infinitivi
cum accusativo dadurch aus, dass er den Accusativ durch den Dativ
ersetzt, welcher entweder das eigentlich dative oder das instrumen-
tale Verhältniss ausdrücke. Was vor allem das dative Verhältniss
anlangt, so ist die dafür angeführte Stelle lue. 10. 25. zweifelhaft
und die Deutung Bopp*s, ungeachtet des den Accusativ an der Stelle
des Dativs bietenden griechischen Urtextes, möglich. Wenn jedoch
lue. 16. 22. varth than gasviltan thamma unledin asi. bystb ze umr^ti
nistuumu. ostrom. durch „es ward aber Sterben durch den Armen**
wiedergibt, so kann ich ihm nicht beistimmen, und berufe mich auf
die vollkommen analoge altslovenische Construction und darauf, dass
im altslovenischen, das einen eigenen Instrumental besitzt, dem Dativ
in der constructio dativi cum infinitivo eine instrumentale Bedeutung
nicht zugeschrieben werden kann, woraus ich folgere, dass ihm auch
im gothischen eine solche nicht zukommt. 2. Wer Bopp*s Erklärung
des Accusativs in der constructio infinitivi cum accusativo für das
gothische als richtig erkennt, muss sie auch für das griechische und
lateinische gelten lassen und den oben angeführten griechischen
Satz durch „sie verkündigten das Siegen in Bezug auf Kyros^ über-
setzen. Gegen diese Deutung muss vor allem angeführt werden, dass
der sogenannte Accusativ der Beziehung oder freie Accusativ, im
Lateinischen auf bestimmte Fälle beschränkt, dem gothischen und
allen übrigen deutschen Sprachen ebenso unbekannt ist wie den sla-
vischen, welche letztere die Beziehung meist durch den Instrumental
ausdrücken. Bopp scheint zu dieser Erklärung dadurch geführt wor-
den zu sein, dass er den Infinitiv ohne weiters als ein Substantiv
ansah, welche Behauptung er schon 1816 in folgenden Worten aus-
sprach: „So ein gemischtes Wesen von Substantiv und Verbum, das
504 M i k I 0 s i c h
man dem Infinitiv angedichtet hat, ist überhaupt in keiner Sprache
zu finden, und es ist ein solches phantastisches Geschöpf den Cen-
tauren der Fabelwelt zu vergleichen. Über das Conjugationssystem
der Sanskritsprache, pag. 71. Diese Ansicht, die schon Priscian aus-
sprach (currere est cursus et scribere scriptio et legere lectio) ist
etymologisch richtig, syntaktisch jedoch falsch: jenes, weil in der
That der Infinitiv durch NominalsufTixe gebildet wird ; dieses, weil
der Infinitiv sowohl hinsichtlich des Casus des Objectes wie hinsicht-
lich des Casus des Subjectes vom Substantiv abweicht. 3. Die
Frage, ob die constructio aecusativi oder dativi cum infinitivo dem
gothischen gleichsam angeboren sei, glaube ich bejahen zu sollen:
die Ausführungen Grimms 4. 114— i 22. 124. 229. 705. 94o. 946.
sind ganz geeigiiet, alle diejenigen, die ohne Voreingenommenheit au
die Prüfung der Sache gehen, von der Richtigkeit dieser Ansicht zu
überzeugen. Ich halte diese Ausdrucksweise auch im altslovenischeu
für keine Nachahmung des griechischen. Wenn Bopp anführt, dass
rifilas der constructio aecusativi cum infinitivo ausweiche, so mag
man wohl Stellen finden, in denen dieser Fügung „ei" mit dem ver-
bum finitum gegenübersteht; man kann aber auch Stellen nach-
weisen, in denen dieselbe leicht hätte vermieden werden können,
und doch nicht vermieden worden ist: hierher gehört vor allem
1. tim. 6. 13, 14; ferner lue. 4. 30, die von Bopp ebenso missver-
standen worden ist, wie von Massmann, denn die Stelle ist weder
mit jenem durch ^Entsetzen kam (über) alle**, noch mit diesem durch
„factus est pavor in omnibus** übersetzt werden, die richtige, jede
Künstelei überflüssig machende Erklärung ist die bei von der Ga-
belentz und Loche: factum est stupescere omnes, als ob der Urtext
lautete: iyivsro J^aßßr^Sr,'ycn jrävrac, womit iyivtTO TzoL^OLTzopexjia^oa
avTCv. marc. 2. 23. u. s. w. zusammenstellen kann : vgl, Winer,
Grammatik des neutestamentlichen Sprachidioms. 2. pag. ill. Wenn
Bopp an die Stelle des Accusativs den Dativ treten lässt, damit der
constructio aecusativi cum infinitivo aus dem Wege gegangen würde,
so flüchtet er, bei der Unzulässigkeit seiner Erklärung des Dativs als
eines Instrumentals, aus Furcht vor etwas minder gewöhnlichem zu
etwas, das nach der Meinung vieler ganz unerhört ist, nämlich zur
constructio dativi cum infinitivo. Bei dieser Frage wolle man sich
an den dem gothischen wie dem altslovenischeu bekannten soge-
nannten absoluten Dativ erinnern, gegen dessen einheimischen Ur-
über den accusativus cum infinitiTo. SOS
Sprung ungefähr dieselben Gründe angeführt werden könnten, die
gegen die Gotbicität und Slovenicität des aceusativus cum infinitivo
geltend gemacht werden, ungeachtet daran nicht gezweifelt werden
kann, dass, wenn Gothe und Slovene dem griechischen Text sklavisch
gefolgt wären, wir in den Sprachen beider einen absoluten Genitiv,
nicht einen absoluten Dativ hätten.
Man kann gegen meine Darstellung einwenden, dass» während
Bopp und die übrigen Sprachforscher, deren Ansichten hier bestritten
werden, den Accusativ erklären, nämlich als den der Beziehung
u. s. w.^ derselbe nach meiner Auffassung unerklärt bleibe; vom
Dativ gelte dasselbe. Darüber ist folgendes zu bemerken : Da uns
die ursprüngliche d. i. die mit seiner Entstehung zusammenhangende
Bedeutung des Accusativs ein Geheimniss ist und auch für alle Zu-
kunft ein solches bleiben wird, so können auch die Gegner nicht an
die Zurückführung der Bedeutung des Accusativs in diesem bestimm-
ten Falle auf die Urbedeutung des Accusativs denken. Der Unter-
schied zwischen der Auffassung meiner Gegner und der meinigen
besteht demnach in dieser Richtung darin, dass z. B. nach Bopp
dieser Accusativ bei dem Accusativ der Beziehung abzuhandeln,
während nach meiner Ansicht in der Syntax des griechischen, latei-
nischen, gothischen, althochdeutschen und altslovenischenin einer neu
zu eröffnenden Rubrik die Regel zu registrieren wäre : der Accusativ
kann dasSubject des Infinitivs bezeichnen. Dieselbe Regel wäre in der
gothischen und altslovenischen Syntax beim Dativ zu verzeichnen.
Wenn wir das verbum finitum mit dem Infinitiv und mit dem
abstraclen Verbalnomen hinsichtlich der Bezeichnung des Subjectes
und des Objectes vergleichen, so finden wir folgende Unterschiede:
I. Das Subject des Verbum finitum wird durch den Nominativ aus-
gedrückt. Das Subject des Infinitivs wird nie durch den Nominativ,
sondern entweder durch den Accusativ oder durch den Dativ bezeich-
net. Der Grund dieser Verschiedenheit kann nur in dem nominalen
Ursprung des Infinitivs liegen. Im altslovenischen findet man auch
bei dem abstracten Verbalnomen das Subject im Dativ. II. Das Object
des Infinitivs steht in demselben Casus, in welchem es bei dem ver-
bum finitum steht. Bei dem abstracten Verbalnomen weicht der Ac-
cusativ dem Genitiv : jener erhält sich nur ausnahmsweise.
Wenn Wilhelm von Humboldt die Ansicht ausspricht, dass der
Infinitiv mit der Bestimmung (durch den Artikel) auch unmittelbar
506 M ik I o 8 i eh
seine Iiifinitivnatur verliert und Substantiv ist, so wie er bestimmt
sei (Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung 2. pag. 247), so
muss von dem hier festgehaltenen Standpuncte aus diese Theorie
als irrig bezeichnet werden, weil der durch den Artikel bestimmte
Infinitiv hinsichtlich des Subjectes und des Objectes denselben Ge-
setzen folgt, wie der Infinitiv ohne Artikel. Die Ansicht W. von Hum-
boldt's wurde, nach Apollonius, de eonstructione 1. 8. pag. 30, schon
vonTrypho aufgestellt: w^ ra ajrapi/xj/aTa ff^juiara rrf, [xiv ojg 6v6p.aTd
i^i Tc5v /^TjfXöCTwv, 0T£ XÄi co^ övöjULara äpäpa, Tzapa/.aiJLßd'i^ei^ t«
nspiTTocTsXv r^Soiiai, roö ntpiKareev npivoix'i/ iyjatKaiirt in^ £'J^fta^, rö
ircf t;rar£tv dviocp6v i^ri, yojpig (xivroi äp^pov }.ey6iJL£vcc pr^ixarx av
cTt;, ntpinareX'if ^iAci) i^ntp k^rdvai. r^id'jraig ydp ri^t ^uvra^c^iv
iiiv.ti iiepi^eiv t6 fxiv t*}g cvojuiarexöv, t6 Si (bg fjrsiJ.acTix6v x. r. i.
vgl. Indische Bibliothek 2. pag. 88.
über den accasatirus vum infinUiro. 507
Litteratur.
Apollonius (Dyscolus) Alexandrinus» De constructione orationis.
Ex recensione I. ßekkeri. Berolini 1817. pag. 240.
Bopp, Fr., über das Conjugationssystem der Sanskritspraehe.
Frankrurt am Main. 18 IG. pag. 75.
Curtius, G., Griechische Schulgrammatik. Prag. 1866. §. 567.
Diez, Fr., Grammatik der romanischen Sprachen. Bonn 1860. III.
pag. 237.
DobroYsky, I.» Institutiones linguae slavicae dialecti veteris. Vin-
dobonae. 1822. pag. 634.
Egger, E., Apollonius Dyscole. Essai sur Thistoire des th^ories
grammaticales dans Tantiquit^. Paris. 1854. pag. 255. •
Egger, E., Notions elementaires de grammaire comparee. Paris.
\- ed. 1856—1857. pag. 134.
Fuisting, 6., De natura accusativi cum infinitivo apud Latinos.
Münster. 1838.
Gabelentz, H. C. von der, und J. Loebe, Ulfilas. Leipzig. 1843.
II. pag. 248.
Gernhard, A. G., Opuscula seu commentationes grammaticae et
prolusiones varii argumenti. Lipsiae. 1836. pag. 1.
Grimm, I., Deutsche Grammatik. Göttingen. 1837. IV. pag. 114 —
122. 124. 229. 705. 945. 946.
Heidelbergische Jahrbücher der Litteratur. 1816. pag. 918.
929.
Humboldt, W. von. Über den InGnitiv. Zeitschrift für vergleichende
Sprachforschung. II. (1863) pag. 242—251.
Indische Bibliothek. Eine Zeitschritt von A. W. von Schlegel.
Bonn. 1824. II. pag. 117. 118,
Jacobs in MützelKs Zeitschrift für das Gymnasialwesen. 1847.
I. 3. Über die Bedeutung der Casus in besonderer Beziehung
auf die lateinische Sprache. Zweiter Theil. pag. 33—75, be-
sonders pagg» 38. 51.
Köhler, A., Über den syntaktischen Gebrauch des Dativs im Gothi«
sehen. Dresden. 1864. pag. 39.
508 Miklosich. Über den aecusativui cum infinitivo.
Perizonius, I., in Fr. Sanctii Minerva. Fraiiequerae. 1702.
pag. 103.
Rumpel, Th., Die Casuslehre in besonderer Beziehung auf die
griechische Sprache dargestellt. Halle. 184l>. pag. 186.
Schmidt, Max, Über den Infinitiv. Ratibor. 1826. Programm.
Schmitt henner. F., Ursprachlehre. Frankfurt. 1827. pag. 161,
2ß0.
Schoemann, G. F., Die Lehre von den Redetheilen nach den
Alten. Berlin. 1862. pag. 46.
Steinthal, H., Grammatik, Logik und Psychologie. Berlin. 1835.
pag. 368.
Wachsmuth, W., De accusativo cum infinitivo disputatio. Halis
Sax. 1815.
Müllor. ÜPr Verbalnusdruck im «»emiiischen Spriichkrei.se. SOO
Der Verbalausdruck im semitischen Sprachkreise.
Von Dr. Friedrich Müller,
Prufrssur an der Wiener Uair^rsität.
Schon im Jahre 1857 habe ich in einer in den Sitzungsberich-
ten der kais. Akademie der Wissenschaften, Band XXV abgedruck-
ten Abhandlung, betitelt: »Der Verbalausdruck im arisch-semitivschen
Sprachkreise *" den Beweis zu luhren versucht, dass das Verbum
sowohl der indogermanischen als auch der semitischen Sprachen
aus zwei Theilen zusammengesetzt ist, nämlich einem als Subject
aufzulassenden Pronominalelemente nnd einer im Sinne des Frädi-
cats zu diesem tretenden Nominalbildung, welche ihrer ganzen Form
und Bedeutung nach deutlich als Nomen agentis sich erweist. Ich
Labe damals vor allem den genauen Parallelismus hervorgehoben,
welcher sich in BetreflF des Verhalausdrucks zwischen den beiden am
höchsten entwickelten Sprachfamilien (die, beiläufig bemerkt, wur-
zelhaft mit einander in gar keinem Zusammenhange stehen) kund
gibt und die eigentliche Bedeutung dieses Baues vornämlich am
indogermanischen Verbum, als dem relativ durchsichtigeren, darge-
legt. Meine damals entwickelten Ansichten wurden, wie so mancher
scharf und genau formulirte Satz, welcher den gangbaren Anschau-
ungen widerspricht, als ketzerisch bezeichnet, fanden aber, wie ich
nun mit Befriedigung wahrzunehmen glaube, auf beiden Sprach-
gebieten nach und nach Eingang.
Der vorliegende Aufsatz bildet insoferne gleichsam eine Fort-
setzung und Ergänzung des oben genannten, als ich in demselben
den Organismus des semitischen Verbums genauer zu zergliedern
und in seinen einzelnen Bestandtheilen näher zu untersuchen beab-
sichtige. Ich halte noch immer an dem Parallelismus des Verbal-
510 Müller
Organismus der beiden Spraehkreise fest und sehreibe dem semiti-
schen Verbuni ächte Flexion in derselben Weise und Feinheit
zu, wie sie dem indogermanischen von allen Sprachforschern zuge-
schrieben wird, eine Ansicht, welche bekanntlich von A. Schleicher
in seiner akademischen Abhandlung: „hie Unterscheidung von
Nomen und Verbum in der lautlichen Form „S. 18 (ol4) — 24 (520)
nicht getheilt wird.
Schleicher glaubt in der eben citirten Abhandlung dem semiti-
schen Verbum schon desswegen die verbale Natur und Flexion im
Sinne der indogermanischen Sprachen absprechen zu müssen, weil
der dritten Person der Einzahl der Perfectform jegliche directe Per-
sonsbezeichnung mangelt und Geschlecht und Zahl an ihr in der-
selben Weise wie beim Nomen zum Ausdrucke gelangen. Wegen
ihres Ausganges in a im Arabischen, welches ihm mit Olshausen fiir
den ältesten Repräsentanten des Semitismus gilt, betrachtet er die
dritte Person der Einzahl, nämlich (i.^ kdtaba) für einen Nominal-
Accusativ, abhängig von einem im Verbalausdrucke steckenden Ver-
bum substantivum , da ö^ (kanaj und seine Verwandten (C>l£=»
W^'j^'j) ^^^ Accusativ des Prädicats bei sich haben. Eine Folge
dieser Annahme ist eine zweite , dass nämlich das Femininum der
dritten Person Einzahl JUüT (kdtabat) aus katdbata entstanden ist,
einem Accusativ von katäbatu, dem Femininum von kdtabü, welches
dem obigen Accusativ kdtaba zu Grunde liegt. Der Dual der dritten
Person m, l::^ (kdtabdj , f. \:^ (katdbata) <) , ebenso der Plural
m. \y^ (kdtabuj statt kdtabun 2) sind abgekürzte Nominalformen
(Formen, die einen Genitiv hinter sich haben?) und ebenso gebildet
wie sonst reine Nominalformen gebildet zu werden pflegen.
Im engsten Zusammenhange mit diesen Ansichten steht die fol-
gende, dass nämlich die Formen der zweiten und ersten Person
nicht anders als jene der dritten beurtheilt werden dürfen, d. h. dass
sie ebenso reine Nominalformen sind. Die Bekleidung derselben mit
den Pronominalelemeuten ist nur äusserlich; sie sind im tiefsten
Grunde nichts anderes als Zusammensetzungen der aus der dritten
^) Sollten nach dem soeben Dargelegten vielmehr katabai oder katabaini und Jtaf«-
batai oder katabataini lauten !
') Sollte consequent katabi statt katabtna lauten !
Der Verbalausdruck im semitischeo Sprachkreise. 51 1
Person erschlossenen Nominal form und der fertigen Prono-
minalformen. Darnach sind:
JUuT (katdbia) = ^1 wjT (kdtaba ünta)
C^ (katdbti) = C^\ ^ (kaidbaia dnti)
UsJj (katdbtiimdj = lül Lo {kdtaba dntumd)
i::S (kaidbium) =» i^l Oj*^ (katabüna dntum}
Cr^ (TcatabtuntiaJ= 0^\ \j<^ (kaidbna antnnna)
C^ (kaidbUi) = wJ3 (kdtaba) und einem von der Form der
ersten Person, hebräisch ^jjk {anokhf),
arabisch Ul (dnd) abweichenden Pronomen.
Ujuj (katdbnd) = Oy^ (katabüna) und dem Rest des Prono-
mens, hebräisch i^n^K (ana/nü), arabisch
j^ (tid/nu).
Auch die semitische Dauerform (von Schleicher in herkömm-
licher Weise Imperfectum genannt) soll sich als reines Nomen ganz
deutlich verrathen. Dies tritt einerseits in der Pluralbildung, nament-
lich der Masculinformen , zu Tage, andererseits in der Veränderung
des auslautenden Vocals, die in der That sowohl jener beim Nomen
entspricht als auch von den einheimischen Grammatikern mit dem-
selben Ausdrucke bezeichnet wird. Auch der syntaktische Gebrauch
der Dauerform in Verbindungen wie wJlx» jlT (käna ydktubu)
scribebat, wörtlich etwa : fuit scribens, soll für die Natur der Dauer-
form als eines Nomens sprechen. — Letzteres ist aber, beiläufig be-
merkt, schon desswegen nicht zulässig, weil nach Schleicher*s eige-
ner Annahme der Ausdruck nicht also, sondern vielmehr kdna ydk-
tuba (Accusativ) lauten müsste.
Dass diese Ansichten, so gern man auch im Einzelnen ihnen
beistimmen möchte, auf einer vollständigen Verkennung der ganzen
Sachlage beruhen und namentlich bei der Bildung der zweiten und
ersten Person Vielzahl des Perfects Formen voraussetzen, für deren
factischen Bestand sich auf dem Gebiete der semitischen Sprachen
nicht die geringsten Anhaltspunkte finden lassen, liegt theils auf der
Hand, theils wird es sich aus unserer Untersuchung zur Genüge er-
geben. Da jedoch in den von Schleicher der Beti'achtung unterwor-
fenen Punkten das Wesen des semitischen Verbalorganismus nicht
Sitzb. d. phil.-hist. CI. LX. Bd., Ul. Hft. 34
512 Muller
im entferntesten erschöpft ist, daher nach ihnen gar nicht richtig
beurtheilt werden kann, und bei Darstellung desselhen auch noch
andere Punkte zur Sprache gebracht werden müssen, so w^ill ich vor
der Hand von jeder fremden Ansicht absehen und die von mir an-
gestellten Untersuchungen in Kürze vorzuführen versuchen.
Gleichwie dem indogermanischen Verbum liegt auch dem semi-
tischen der Gegensatz der vollendeten, abgeschlossenen, momen-
tanen und der sich entwickelnden, eben stattfindenden, aus einer
Reihe von einzelnen Momenten zusammengesetzten Handlung zo
Grunde. Innerhalb dieser beiden Gegensätze (welche sich am präg-
nantesten im griechischen Aorist- und Präsensstamme begreifen las-
sen) bewegt sich der Verbalausdruck; von einer Darstellung der Zeit
ist in demselben nichts enthalten. Soll letztere näher bezeichnet wer-
den, dann bedarf es äusserer Mittel, welche, wie sich zeigen lässt,
erst später hinzugetreten sind. Während aber die indogermanischen
Sprachen dieselben in der Form von Pronominalpartikeln und Hilfs-
zeitwörtern dem Korper des Verbalausdrucks einverleiben, und also
die Zeitbestimmung innerhalb des W ort es bezeichnen , beschranken
sich die' semitischen Sprachen darauf, die Bezeichnung dieser Acci-
dentien dem Satze, dem vollen Ausdrucke des Gedankens, zu über-
weisen. In beiden Sprachfamilien ist ursprünglich derselbe Trieb
gelegen, er hat sich jedoch in beiden ungleich entwickelt i).
Die Kategorie, auf welche beide Sprachfamilien die Darstel-
lung des Verbalausdruckes gründen, ist das indifferente Nominal-
thema. Natürlich ist an demselben von allen jenen Bestimmungen,
welche es in der Periode der fertigen Sprache an sich trfigt, nichts
vorhanden. Es bezeichnet nichts anderes, als dass die im Ausdrucke
der Sprachwurzel gelegene Anschauung, welche dort unbestimmt,
gleichsam aus der Masse sämmtlicher Einzelanschauungen abstrahirt
vorliegt, als etwas Bestimmtes, als ein dem Geiste des Suhjectes
entgegentretendes Object aufgefasst wird.
Der Bau dieses indifferenten Nominalthemas bietet genug Raum
zum Ausdrucke des oben berührten Gegensatzes zwischen vollende-
ter und sich entwickelnder Handlung. Auch hierin haben die indo-
germanischen Sprachen im Gegensatze zu den semitischen den Vor-
zug grösserer Mannigfaltigkeit auf ihrer Seite. Sie besitzen meh-
1) Vergl. Orient nod Occident HI, S. 827 ff.
k
Der Verbalausdruck im semitiachen Sprtchkreiae. 513
rere Formen, welche zwar nicht gleichen Alters und Ursprungs,
aber doch gleicher oder wenigstens verwandter Bedeutung, die
Handlung als eine sich entwickelnde darstellen, während den semiti-
schen Sprachen blos eine einzige Form zur vollen Verfügung
steht.
Dagegen steht den semitischen Sprachen ein anderes Mittel zu
Gebote, welches den indogermanischen in diesem Umfange mangelt
Sie sind nämlich im Stande, verschiedene, mit der Ausübung der
Handlung in Bezug auf das Subject und Object im Zusammenhange
stehende Accidentien, sowie deren Stärke und Effect und ähnliche
Punkte im Baue des Verbalthemas selbst zur Anschauung zu bringen,
und dies mit einer Durchsichtigkeit und Consequenz, welche kaum
irgendwie übertroffen werden können.
Das einfachste, dem Verbalausdruck zu Grunde liegende Nomi-
nalthema ist innerhalb der semitischen Sprachen seiner Form nach
ursprünglich stets dreisilbig. Jede Silbe beginnt mit einem Conso-
nanten und schliesst mit einem Vocale. Dieser ist entweder durch-
gehends der Urvocal a (käiaba) oder auf der mittleren Silbe i
Cfnri/aJ oder u (x^dhina). Mit dieser Anfangs, wie es scheint, in-
differenten Lautschattirung wurde später eine bestimmte Bedeutung
verbunden.
In den dreisilbigen Nominalthemen ist der semitische Wurzel-
schatz, bereits verarbeitet, gelegen. Es sind durchgebends Ausdrücke
für feste, abgerundete Anschauungen, aus denen die zu Grunde lie-
genden Abstractionen loszuschälen (ein Geschäft, welches den
Sprachforscher über den Semitismus hinausführt und ihm, bei der
Dunkelheit der dahin gehörigen Zustände, jeden positiven Halt raubt)
auch dem glücklichsten Scharfsinne kaum je gelingen dürfte.
Die Bedeutung, welche den oben berührten Lautdifferenzen
a, i, u innerhalb des einfachen dreisilbigen Nominalthemas inne-
wohnt, steht mit der symbolischen Bedeutung und übrigen Verwen-
dung derselben in jvollem Einklänge. Der Urvocal a bezeichnet eine
Handlung oder einen Zustand, der über das Subject hinausgeht, wäh-
rend f und u Zustände bezeichnen, welche innerhalb des Subjectes
verbleiben. Der Unterschied, welcher zwischen i und u obwaltet, ist
der, dass i Zustände anzeigt, welche sich einsteilen und später wie-
der vorübergehen können, u dagegen Zustände, welche dem Sub-
jecte inhäriren. Es wird daher in der Regel zur Bezeichnung von
34»
514 Müller
natürlichen und moralischen Qualitäten verwendet, ein Gebrauch,
welcher bekanntlich auf indogermanischem Gebiete in den Adjectiv-
bildungen auf ^u eine passende Parallele findet.
Die drei Formen kdiaba, fdri/a, /'dsima, mit dem Aecente
auf der ersten Silbe, sind durch Verstärkung dieses A ecentes
einer Erweiterung Hihig und bieten in dieser Gestalt der Sprache
Gelegenheit, neue Formen zu schaffen und neue Anschauungen mit
denselben zu verknüpfen.
Die Verstärkung der ersten Silbe durch den Accent äussert sich
wieder in doppelter Richtung. Entweder wird der die Silbe scblies-
sende Consonant ergriffen und dann verdoppelt oder die Verstärkung
wirft sich mehr auf den Vocal und verlängert denselben. Somit ent-
stehen aus der einfachen Form kdtaba die beiden verstärkten For-
men kdtiaba und kdtaba.
Die ursprüngliche Bedeutung dieser beiden Formen ist ganz in
Übereinstimmung mit ihrer äusseren Bildung eine Vers tärkung der
in dem einfachen Stamme liegenden Anschauung. Die
Verstärkung selbst wieder ist entweder qualitativ oder quantitativ,
d. h. die unter der Anschauung befasste Handlung wird entweder in
einem höheren Grade sich äussernd oder auf eine grössere Zahl von
Objecten sich erstreckend gedacht. Damit im Zusammenhange steht
die andere Bedeutung dieser Formen als Causal- und Einwirkungs-
stämme. Beide zeigen gleichsam das unwillkürliche Cberfliesscn der
im Subjecte mit voller Macht auftretenden Zustände und deren Mit-
theilung an die Objecte an.
Beide Verbalstämme haben auf dem Gebiete der reinen Nomi-
nalbildung ihre Parallelen. Die zugleich mit kdtiaba der einfachen
Form entsprungene Nominalbildung lautet arabisch v-^liS Ckattifbu),
eine Bildung, welche bis auf die in der zweiten Silbe auftretende
Länge von der Verb«ilbildung nicht verschieden ist. Diese Länge ist
aber gewiss nur eine Folge des Accentes, welcher beim Nominal-
stamm im Gegensatze zu dem auf der ersten Silbe betonten Verbal-
stamme auf die zweite Silbe gerückt wurde. Auch die Bedeutung von
kJ^ (kattäbü) stimmt mit jener von s^J^ (kdtiaba} vollkommen
überein. Die Form kaiiäbu bezeichnet Jemanden, der sich in dem
durch den einfachen Stamm ausgedrückten Zustande dauernd be-
findet oder die durch diesen Stamm ausgedrückte Handlung u n u n-
Der Verbalansdruck im semitischen Sprachkreise. 0 1 5
t erbrochen übt. Dies lauft aber im letzten Grunde auf eine Ver-
stärkung hinaus.
Die dem Verbalstamme kätaba parallel laufende Nominalform
lautet 4^U^ (kdtibü). Höchst wahrscheinlich ist sie aus kdtabü
durch Verkürzung des unbetonten a in t entstanden. Durch diese
DitTerenzirung aber waren die ursprünglich identischen Formen auch
lautlich geschieden. 4^V (kätibü) gilt bekanntlich für ein Partici-
pium activi; es setzt also die Beschränkung, gleichsam Condensi-
rung der Handlung auf einen einzelnen Punkt voraus. Es ist daher
auch hierin ursprünglich eine Verstärkung der Handlung gelegen.
Die drei Verbalstämme kdtaba, kdttaba und kätaba entwickeln
sich ihrerseits wieder weiter, einestheils durch Zusammensetzung mit
Verbalwurzeln, anderestheils mit demonstrativen Pronominalelemen-
ten. Durch Combination der ersten mit der zweiten Art kann die
Entwicklung noch weiter geführt werden.
Es ist die alte Wurzel ta „setzen, stellen*', welche dem Verbal-
stamme präfigirt, demselben die Bedeutung eines Causativums ver-
leiht. In der Regel ist das t in s assibilirt, so dass die Form der
eben erwähnten Hilfswurzel auf semitischem Gebiete nicht ta, son-
dern sa, sa, in den meisten Fällen auch in Folge weiter um sich
greifender Aspiration ha, *a lautet. Die Form «a, sä ist noch im ara-
maischen Saph'äl erhalten, der parallelen Bildung des hebräischen
Hiph'il; auch die arabische zehnte Form Jmju^] (istdfala), das
Reflexivum der vierten Form ,^«»1 (dfala) lässt auf eine ältere
Form des letzteren: sdfala mit Sicherheit einen Schluss ziehen.
Wir gewinnen demnach durch Composition der drei einfachen
Stämme kätaba^ kdttaba und kätaba mit dem Causalelemente pa-
eder ha- die drei Causalstämme :
sa-kdtaba aa-kdttaba sa-kätaba,
(ha-kataba) (ha-kdttaba) (ha-kätaba).
Durch Verbindung der vorangehenden Stämme, sowohl der ein-
fachen als auch der Causalstämme mit den im Sinne von Refle-
xivstämmen angewendeten Pronominalelementen ta und na (an)
entstehen im ersteren Falle Reflexiv-, im letzteren Causal-Reflexiv-
stämme. Bei den letzteren scheint jedoch nur der Stamm ta ver-
wendet worden zu sein. Wir gewinnen demnach folgende weitere
Stammbildungen :
516 Müller
I. Reflexivstämme mitt. idj tä-kdtaba ta-kditaba ta-kdifiba
II. Reflexivstämme mitt. na : na-kätaba na-kattaba na-kdiaba
an-kdtaba an-kättaba an^kdtaba
III. Causal-Reflexivstämme : aa-ia-kdiaba aa-ia^kdiiaba sa^-ta^kätaba.
Ehe wir zur Betrachtung der beiden semitischen Verbalformen,
welche aus den soeben entwickelten Stämmen durch Verbindung mit
den Pronominalelementen gebildet werden, übergehen, erscheint es
nothwendig, einen Blick auf das Passivum zu werfen und dasselbe
seiner Bedeutung und Entstehung nach zu untersuchen.
Bekanntlich wird das Passivum nicht nur in vielen semitischen
Sprachen, sondern auch in vielen indogermanischen direct durch das
Reflexivum ersetzt. Dies beweist, dass ein tieferer Zusammenhang
zwischen diesen beiden Bildungen bestehen muss.
Es scheint, dass das semitische Passivum seinem Ursprünge
nach nichts anderes, denn ein Reflexivum ist. Zeichen desselben
war das Pronominalelement hu. Dieses drängte sich jedoch früh-
zeitig in den Körper des Verbalausdrucks, so dass dieser nach und
nach nicht als eine durch Zuwachs von aussen, sondern vielmehr
eine durch inneren Lautwandel entstandene Bildung angesehen
wurde. Damit ging auch der reine Reflexivcharakter des Passirums
verloren, so dass es, nachdem es ursprünglich wahrscheinlich nur
auf die einfachen und Causalstämme beschränkt war, nun auch auf
die Reflexivstämme ausgedehnt wurde.
Wir gewinnen demnach folgende Passivformen :
hu'kdtaba = kütaba hn-kdttaba «= hUtaba
hu'kdtaba = kütaba
aa^hu-kaiaba := sukdtaba sa^hu-kdttaba «» sukriiiaba
sa-hu-kataba = sukdtaba
(ha-hu-kataba = hukdtaba) (ha-hu-kdttaba = hukdttaba)
(ha-hu-kätaba = hukdiabaj
ta-hu-kataba = tukdtaba ta-hu-kdttaba =» tukdttaba
ta-hu'-kätaba =» tukdtaba
na-hu^kdtaba «s nukdtaba na-hu-kdttaba => nukdttaba
na-hu'kdtaba =» nukdtaba
sa-hu'ta-kdtaba => stäakdtaba aa-hu'ta-kdttaba^^sutakdttaba
sa-hu-ta-kdtaba &= sutakdtaba.
Der Verbalausdruck im semitischen Sprachkreise. 5 1 T
Dass die Passivform Anfangs wirklich kutaba u. s. w. lautete,
nicht kütiba, wie im Arabischen, dies beweisen deutlich die hebräi-
schen Bildungen Pu'dl und Hoph'dl, welche das a in der zweiten
Silbe noch rein erhalten haben. Die Schwächung des auf u folgen-
den a in j datirt aus späterer Zeit.
Was nun den oben berührten, der Verbalbildung zu Grunde
liegenden Gegensatz zwischen abgeschlossener und dauernder Hand-
lung betrifft, so scheint er, wie auf indogermanischem Gebiete, auch
hier sich nach und nach entwickelt zu haben. Anlass zu dem-
selben bot wahrscheinlich die verschiedene Stellung der das Verbum
charakterisirenden Pronominalelemente zu dem mit ihnen verbundenen
Verbalstamme. Anfangs scheinen die Pronomina dem Verbalstamme
— ohne einen Unterschied in der Bedeutung zu begründen — bald
vorgesetzt, bald angefügt worden zu sein. Während aber manche
der semitischen Sprachen gleich von Anbeginn sich für das eine
oder das andere Princip — nicht eben zu ihrem Vortheile — ent-
schieden, wie z. B. das Assyrische, welches nur die Präfixbildung
kennt , behielten andere diese ursprüngliche Freiheit sich lange vor,
um sie später für höhere Zwecke zu verwenden.
Man fing nämlich nach und nach an, jene Form, in welcher
die Pronominalstämme an den Verbalstamm angefügt erschienen,
als Ausdruck für die abgeschlossene Handlung zu gebrauchen , jene
Form dagegen, in welcher die Pronominalstämme dem Verbalstamme
vorgesetzt wurden, zur Darstellung der sich entwickelnden Handlung
zu verwenden. In dieser Weise stehen sich die arabischen Formen
JUjJ (takaitdb'ta), JuIlC (takdtdb-ia) und ..JSj; (ia'-takdt'
taba)f 4^1G (ta-iakäiaba) gegenüber, von denen die ersteren
durch Suffigirung, die letzteren dagegen durch Präfigirung des
Pronominalelementes der zweiten Person ta an die Verbalstämme
taknttaba, iakäiaba gebildet erscheinen.
Nachdem der Unterschied der beiden Formen äusserlich fixirt
war, ging die DifFerenzirung derselben auch im Inneren immer mehr
und mehr weiter. Man begann auch den Stamm der Dauerform
gegenüber jenem der Perfectform im Geiste des Semitismus von
innen aus eigenthümlich zu gestalten. So trat dann dem Perfecta
stamme kdtaba ein Dauerstamm kdinba, dem Perfectstamme ^dlaia
ein Dauerstamm gdliaa (vgl. das oben über fdriya und yi^dSuna
518
Müller
Gesagte) entgegen. Im Passivum, wo der Perfectstamm hu-kätaba
frühzeitig in kütaba, später in kutiba überging, war eine solche
DilFerenzirung nicht nothwendig, daher auch der Stamm kdtaba sich
behauptete.
Ein gleicher Vorgang ist auch innerhalb der übrigen abge-
leiteten Formen wahrzunehmen. Dem Stamme kdtiaba wurde ein
Stamm kdttiba entgegengestellt, dem Stamme kätaba ein Stamm
kätiba , dem Stamme sakdtaba ein Stamm aakdtiba , dem Stamme
taküiaba ein Stamm takdtiba, dem Stamme nakdtaba ein Stamm
nakdUbttf dem Stamme satakdtaba ein Stamm saiakdiiba. Im
Passivum erschien gegenüber den frühzeitig entstehenden Stammeo
kuHaba (kuttiba) , kütaba (kutiba) , sukataba CsukatibaJ , tuka-
iaba (tukatiba) ^ nukaiaba oder unkaiaba (nukoHba^ unkaiiba)
mäakataba (atäakatiba) eine DiiTerenzirung nicht nothwendig, daher
überall den Formen der einfache Stamm kdiaba zu Grunde gelegt
erscheint.
Nachdem wir hieher die Bildung der dem Verbalausdrucke zu
Grunde liegenden Stämme verfolgt haben, wollen wir uns nun zur
Betrachtung jenes Punktes wenden, in welchem sich das Verbum
vom Nomen unterscheidet.
Es ist eine unter den Sprachforschern allgemein als wahr an-
erkannte Ansicht, dass Nomen und Verbum bis zu einem gewissen
Punkte parallel gehen und sich von da an erst von einander zo
scheiden beginnen. Beiden gemeinsam ist das unmittelbar aas
der Wurzel erwachsene Thema; beide gehen in der Be-
handlung dieses Themas aus einander. Beim Nomen wird das
Thema mit gewissen Pronominalelementen bekleidet, welche zu-
nächst insgesammt auf die dritte Person sich beziehen und zu dem
Thema selbst in einem abhängigen Verhältnisse sich befinden.
Beim Verbum dagegen treten an das Thema Pronominalelemente,
welche stets zu allen drei Personen in Beziehung stehen und zu
dem Thema selbst dasjenige Verhältniss einnehmen, welches
innerhalb des Satzes zwischen Subject und Prädicat
besteht.
Nicht in der äusseren Form des ans Thema tretenden
Pronomens liegt die Verschiedenheit des Verbums vom Nomen,
sondern hauptsächlich in dem Verhältnisse, welches zwischen
dem Pronomen und dem Thema obwaltet. Wenn auch lateinisch deu-t
Der Verbalausdruck im semitischen Sprachkreise. 519
und ama-'S, altindisch dSva-8 und a-bödha-s lautlich einander gleich
sind, ja sogar das schliessende s beiderseits höchst wahrscheinlich
auf ein älteres t zurückgeht (ta-d, tv-am), so sind sie nichts desto
weniger von einander himmelweit verschieden.
Da wir im Verlaufe unserer Abhandlung nicht umhin können
werden, auf das Pronomen der semitischen Sprachen im Allgemeinen
einen Blick zu werfen und sowohl hier als auch beim Verbum auf
die Zahlenbildung und ähnliches dem Nomen im engeren Sinne
Zukommende einzugehen, so erscheint es uns noth wendig, die
Flexion des semitischen Nomens einer kurzen Betrachtung zu unter-
ziehen.
Das semitische Nomen besass in der ältesten Zeit nur drei
lautlich von einander geschiedene Casusformen, nämlich: Nominativ,
Genitiv und Accusativ.
Zeichen des Nominativs ist das Pronomen der dritten Person
hü, analog dem s der indogermanischen Sprachen, weiches be-
kanntlich auf den Pronominalstamm ta zurückgeht. Daher lautet der
Nominativ vom Stamme käiiba: kdiib-u (acribent-a).
Zeichen des Genitivs ist das Adjectivsuffix -t, welches be-
kanntlich innerhalb der semitischen Sprachen Adjectiva relativa
bildet Die indogermanischen Suffixe -a« und -sya (-tya) dürften
verwandten Ursprungs sein. Bekannt ist, dass viele der jüngeren
indogermanischen Sprachen den Genitiv ganz verloren haben und
ihn durch reine Adjectivbildungen ersetzen müssen. Der Genitiv des
Stammes kätiba lautet demnach kätib-i.
Zeichen des Accusativs ist der Deutestamm an. Der Accusativ
von kätiba läutet demnach kätib-an.
Die alte semitische Sprache scheint einen Artikel ^am, -an
besessen zu haben , dessen Spuren sich besonders im Assyrischen
und in den aramäischen Sprachen (wo der Nasal schwand und ä
allein übrig blieb) nachweisen lassen <). Dieser Artikel hing sich
an die Casusendungen und schmolz mit denselben zusammen.
Dadurch wurden die Vocallängen der letzteren gekürzt bis auf das
a des Accusativs, welches bekanntlich oft eine Ausnahme von dieser
Regel bildet.
<} Vgl. Oppert. Grammaire assyrienne p. 11.
520
Müller
kdtib'dtn
(kätib-dn)
Es treten somit den einfachen Formen :
Nominativ: Genitiv: Accusativ:
kiitib'ü kaiib-i kätib-an
die mit dem Artikel versehenen :
kdtib'Um kdtib-im
(kätib'Un) (käUb-in)
gegenüber.
Nachdem (namentlich im Hebräischen und Arabischen) der
praefigirte Artikel hal-, 'al-, da der ältere sufGgirte Artikel -am, hw
immer mehr und mehr verblasst war, die Oberhand gewonnen, wur-
den die älteren mit dem sufGgirten Artikel versehenen Formen für
unbestimmt genommen und die bestimmten Formen jedesmal durch
Verbindung mit dem jüngeren Artikel ä«/-, 'al- wiedergegeben.
Es schieden sich somit:
kätib'tin kdUb-in kdtib-dn
von ' al-k(Uib'U ' al-kätib-i ' al-kiUib-a
Als Pluralzeichen treffen wir innerhalb der semitischen Sprachen
das Suffix -1191271 , 'Umt Dass diese Formen als die ältesten angesehen
werden müssen und namentlich das lange u am Ende nothwendig
zu diesem Suffixe gehört, dies werden wir weiter unten beim Pro-
nomen näher zu begründen die Gelegenheit haben.
Gleich dem indogermanischen Pluralzeichen -as verschmilzt bei
Bildung der Pluralformen das Suffix -umä mit dem jedesmaligen
Casusexponenten derart, dass Assimilation seines schliessenden A
an den Vocal des letzteren stattfindet. Es entstehen dann nach-
folgende Formen :
Genitiv:
kdtib'imi
(kdtib'inij
In der Regel fallen die auslautenden Vocale (bis auf geringe
Spuren beim Pronomen) theils ganz ab, theils verblassen sie zu den
kurzen Vocalen a oder i. Wir finden dann folgende Formen :
Nomina tiv:
kdtib-ümü
(kdtib'Unii)
Accusatir:
kdtib-dmd
(kdtib-änd)
Nominativ:
Genitiv:
Aecusa tiv
kdtib-nna
kdtib'itn
kdtib'dni
kdiib-ina
kdtib-än
kdiib'in
Der Verbalaosdnick im semitischen Sprachkreise. 521
Nominativ: Genitiv: Accusativ:
arab. ü^Ü^ hebr. D^imJ (kdthäbhim) arab. üUf(kdtibdm)
(kdtibuna) arab. C;y IT (kdtibina) äthiop. ö^TTf C ^dävdn)
aram. j^^mD (kdthebhtn)
Die Form kdübani dient bekanntlich im Arabischen zur Be-
zeichnung des Duals, einer lautlichen Differenzirung des Plurals.
Die zweite Pluralform der semitischen Sprachen, welche mittelst
des Suffixes 'dt gebildet wird, und in der späteren Sprache, nament-
lich beim Femininum Verwendung findet, ist eine verhältnissmässig
junge Bildung. Sie ist eine Abstractform , kann daher auch den
Plural von Masculinformen darstellen (vgl. das Hebräische) und
wird wie ein Nomen in der Einzahl flectirt. Sie bildet den Anfang
zu den innerhalb der südsemitischen Sprachen (Arabisch und
Äthiopisch) überhandnehmenden sogenannten inneren Pluralbil-
dungen, welche ursprünglich nichts anderes als Nomina abstracta
bezeichnen. — Bekanntlich wird diese Art von Plural von der Sprache
als Abstractform behandelt und mit dem Verbum in der Einzahl»
weiblich, verbunden.
Wir haben bis hieher die Flexion des Nomens verfolgt; wir
wollen uns nun im Nachfolgenden der Betrachtung des Pronomens,
jenes Bestandtheiles, welcher in Verbindung mit dem nominalen Ver-
balstamme den Verbal Organismus eigentlich begründet, zuwenden.
Gleichwie innerhalb der indogermanischen Sprachen waren
auch in den semitischen die Pronomina ursprünglich einsilbig. Jedoch
auch sie mussten gleich den Nominalstämmen dem eigenthümlichen
Gesetze der Triliteralität si«h unterwerfen, namentlich dort, wo sie
als selbstständige den Nominalformen ebenbürtige Bildungen auftraten.
Daher erscheinen besonders die Personal-Pronomina in einer Gestalt,
welche von ihrer ursprünglichen bedeutend abweicht. Letztere be-
halten sie nur dort bei, wo sie nicht als selbstständige Wort-
formen, sondern als Wortelemente auftreten. Dies ist innerhalb
der Verbalbildungen der Fall.
Als Zeichen der ersten Person betrachten wir ki oder ku (t und
u wechseln innerhalb der semitischen Sprachen, vgl. arab. JUjlj
(kaidb-tu) = hebr. ^n^DD (kdihabh-ti) , und die Verba, deren
erster Badical im Arabischen ^ ist, mit den hebräischen mit ^). Das-
selbe hat sich jedoch in dieser Form nur im Äthiopischen rein
822 Müller
erhalten (vgl. incHh gahar-ku). In den übrigen semitischen Sprachen
ist hier Wechsel zwischen k und t eingetreten, so dass die Form
des betreffenden Elementes tu oder ti lautet. In selbstständiger
Stellung musste sich ki oder ku^ um dem eben berührten Gesetze
der Triliteralität zu genügen, an das Determinativ-Element ana-
anlehnen, so dass die Form des Pronomens der ersten Person in
diesem' Falle als ana-ku, ana-ki (vgl. hebräisch ^^jk anokhi) er-
scheint. In den meisten Fällen jedoch ging der Guttural, der eigent-
liche Kern des Pronomens, gänzlich verloren (hebr. uk aui^ arab. Ul
ämh äthiop. AI: and), was wahrscheinlich aus dem häufigen Ge-
brauche dieser Form zu erklären ist.
Als Zeichen der zweiten Person erscheint der Stamm ta. In
selbstständiger Stellung lautet das Pronomen der zweiten Person
masc. an-'ta, fem. an-ti (aus ana-ta, ana-ti), vgl. arab. *ZJ\(an'taJ,
J-^l {dn-üj, äthiop. ATH- (an-ta)^ ^H' (antt)» nach dem bei der
ersten Person berührten Gesetze. Das hebräische n/iM (aitähj, >r\V(
(dtii aus atttj ist durch Assimilation des Nasals an / entstanden.
Der ursprüngliche Stamm der dritten Person scheint tu gewesen
zu sein, dessen i aber durch 8, i hindurch (vgl. assyrisch mik^ C^^')
«^B^ (Sf) = hebr. «n (hi*), N>n (hV) Oppert. gramm. assyr.
p. 29 und w (sä), nk^ (sd) == arab. 6 (hu), U (hä) Oppert. ebend.
p. 22) meistens in h überging. Abweichend von dem bei der ersten
und zweiten Person beobachteten Vorgange (Anlehnung an das
Determinativ-Element a/ia-) entwickelte sich tu einerseits durch
Reduplication (vgl. äthiop. ar^ii wee-tu, fi>^'t: yee^tl^, anderer-
seits durch Erweiterung gegen das Ende zu, wie hebr. Kin (Tiä*),
ti'^n(ht),9iThb.y^(hüwa),^(hiyaJ,hcide wohl aus huwa'a, hiya'a.
Der Plural des Pronomens wird wie beim Nomen mittelst de»
SufGxes ^umüy -unu gebildet. Darnach lauten die Formen desselben :
1. Person. 2. Person.
ana-k'Unü au-t-umu
hebr. umfc* (anayinä) äthiop. M=ha> (ant^muj
l^n: (nayni) arab. iJl (dntumj
arab. jd, (nd^nu) hebr. onK (dttem)
äthiop. 'iiM (n^xna)
Der Verbalausdruek im semitischen Sprachkreise. 623
3. Person.
weet'Umü
h'Umü
äthiop. Qr'r\'t<j^ {weetomuj
arab. /" (hüm)
hebr. on (h€m)
Der Plural des Femininums der zweiten und dritten Person
wird von dem des Masculinums durch Anfügung der Endung -na,
welcher wir noch weiter unten begegnen werden, abgeleitet. Die
Bildung dieser Form ist eine späte, da sie bereits die durchgängige
Verstümmlung des Elementes -umu in -um voraussetzt. Darnach
lauten die Femininformen :
ati*t'Hm-?ia vee^t^um-na
h'tim-na
arab. Ji\ (anttinna) äthiop. Qr\'f''i (weetdn)
äthiop. Ki¥i (antin) arab. ^ (Mnna)
hebr. jns* (dtten) hebr. jn (hhi)
Vollkommen identisch mit der Wurzel der Pronomina (nicht
mit den fertigen Formen!) sind die VerbalsufGxe. Sie sind
gleichwie in den indogermanischen Sprachen rein persönlicher
Natur, da sie die Sprache von den Possessivsuffixen auch lautlich
aufs strengste unterscheidet. Es sind dies folgende :
1. Person. 2. Person.
Masculinum. Femininum.
Singular. Singular.
'kuC-tu,-tO -^« -^-*
äthiop. 'kü, arab. -tu, hebr. -ti. überall -/«, überall -/i,
äthiop. -Ära äthiop. -ki
Plural. Plural.
'k'7iu 't-timA -t-un-na
hebr. -;m, arab. -;id, äth. -Tta. arab. -/timu,-^/iii arab. -^ti/tna
äthiop. "kimu äthiop. -k^
hebr. ^tim hebr. -tin.
In der ersten Person der Vielzahl ist der Guttural in sämmt-
lichen semitischen Sprachen spurlos versehwunden ; höchst wahr-
scheinlich hängt dieser Abfall mit dem bei der selbstständigen
Singularform oben bereits beobachteten irgendwie zusammen.
S24 Müller
Die dritte Person der Perfeetform erseheint inneriialb der
semitischen Sprachen durchgehends ohne ein directes Personal-
zeichen; es werden nur Geschlecht und Zahl an derselben bezeichnet.
Auf eine Identität des Verbums und Nomens daraus einen
Schluss abzuleiten, wie Schleicher thut, und dem semitischen Verbum
darum den reinen Verbalcharakter abzusprechen, ist schon dess-
wegen nicht gestattet, weil einerseits dem Verbum jeder Casusaas-
druck fehlt, der das Nomen genau kennzeichnet (ausser dort wo der
Tocalische Auslaut, mithin auch der Ausdruck för den Casus g^össten-
theils abgefallen ist), andererseits am Verbum nur die alte Numerusbe-
zeichnung sich nachweisen lässt. Ein Femininum kaidb-na gegen-
über einem Femininum katib^ät^ü setzt eine lange Trennung der
beiden Kategorien voraus und erlaubt uns keinesfalls , Nominal- und
Verbalausdruck ohne weiteres für identisch zu erklären.
Die Anfügung der Pronominalelemente an den Verbalstamm
in der Perfeetform dürfte doch nicht so lose und äusserlich statt-
gefunden haben, als Schleicher in der am Anfange citirten Ab-
handlung annehmen zu müssen glaubt. Gerade so wie auf indo-
germanischem Gebiete bhard-m-as-i nicht aus bhara und dem
Plural von ma zusammengesetzt ist, sondern \nelmehr eine Plural-
bildung von bhard-m-i darstellt, gerade so wie bkara-t-^as-i als
Plural auf einen Singular bhara-tv-i (bhara-a-i) zurückgeht , eben-
so dürfen wir kaidbtum nicht aus kätaba und -fuiit zusammenge-
setzt erklären, sondern müssen in demselben vielmehr eine alte
Pluralbildung aus katdbta erblicken.
Diese Annahme zeigt sich um so nothwendiger als wir die
Bildung der Dauerform näher untersuchen und zur Vergleichung
herbeiziehen.
Diese Form zeigt in Betreff der Pronominalelemente gegenüber
der Perfeetform manche nennenswerthe Abweichungen, welche wohl
in der verschiedenen Stellung und Accentuirung derselben ihren
Hauptgrund haben dürften. In vollkommener Übereinstimmung be-
findet sich in beiden Bildungen nur der Stamm der zweiten Person
ta-t während die erste Person in der Einzahl 'a-, in der Vielzahl
na- , die dritte Person im Masculinum ya- oder na- (im Syrischen)
und im Femininum ia- bieten.
Trotz der verschiedenen Form hängen diese Präfix-Elemente
im tiefsten Grunde mit den Sufßxen der Perfeetform zusammen. Das
Der Yerbalansdrack im semitischen Sprachkreise. 52^5
Zeichen der ersten Person Einzahl 'a- ist höchst wahrscheinlich
eine Äbschwächung von ka-, eine flüchtigere Form des oben be-
rührten Stammes ku^ ki; und na- erklärt sich ebenso wie -nü^ "tid
als alte Verstümmlung von k-nii, k-nä, AufTallend ist an der Form
na- der Umstand, dass das Pluralzeichen, welches stets suffigirt
wird, nicht wie gewöhnlich an den mit dem Pronomen verbundenen
Verbalstamm, sondern an das präfigirte Pronominalelement selbst ge-
knüpft erscheint.
Die Mannigfaltigkeit der Stämme innerhalb der dritten Person
wo wir den Elementen ya-t na- und ta- begegnen, hat insofern
nichts besonders Auffallendes, als bekanntlich die dritte Person nicht
einen, sondern mehrere Stämme entwickelt hat. Diese Ansicht
scheint uns annehmbarer als jene, welche diese drei lautlich ge-
schiedenen Stämme mit einander vermitteln und auf einen einzigen
Urstamm zurückführen möchte.
Die Pluralbildung der Dauerform erfolgt nach denselben Ge-
setzen wie jene der Perfectform, nämlich mittelst des Pluralzeicbens
'Umu, unUf mit dem einzigen Unterschiede, dass hier die zweite
Form des Sufßxes überwiegt. Die Bildung des Plurals feminini ist
eine verhältnissmässig junge, was schon daraus hervorgeht, dass
nicht alle semitischen Sprachen bei ihr von der gleichen Singular-
form ausgegangen sind.
Um die vollkommene Gesetzmässigkeit der beiden semitischen
Verbalbildungen klar zu machen» wollen wir eine vergleichende
Übersicht derselben nachfolgen lassen.
Perfectform. Dauerform.
Singular. Singular.
1. P. Urform: kataba-ka 1. P. Urf. ku-kataba, kh^kaiaba
äthiop. incHh (gabar-kü) arab. w^l (d-ktuba)
arab. C^ (kaidb-tu) hehr. 1^3« (ekhtöbh)
«
hebr. >m/id kdthabh'ti
2. P. m. Urform kataba-ih 2. P. m. Urform Urkataba
arab. *Z^ (katdb-ta) arab. wJaJ (td-ktuba)
f. Urform kataba-i-i f. Urform Xh-kaiabA
arab. *Z^ (kaidb-H) arab. ^^ (td-ktub-i)
526
Müller
Perfectform.
Singular.
3. P. m. Urform kntaba
arab. ^^ (kiifaha)
f. Urform kataba-%
arab. *Z^ (hltaba-t)
Plural.
1. P. Urform kutaba-kvL'ikt
bebr. "ij^riD (käthabh-nä)
arab. \^ {katäb-fid)
2. P. m. Urform kataba-UumtL
arab. i^Jj (katdb-tum) *)
f, Urform A'aM6a-t-an-na
arab. v>*Ij (katab-iunna)
3. P. m. Urform Ä:r//a6-AiiiA (AnA)
arab. \yS (kdtabü)
m
f. Urform kataba-VLK
arab. uy^ (^atäb-na)
Dauerform.
Singular.
3. P. m. Urform jti-kataba
arab. wj5^ (yd-ktubaj
f. Urform ih-kataba
arab. wJ^ (ia-ktuba)
Plural.
1. P. Urform ka-B*-j:a/a6a
arab. wUx) Cnd^-ktubaJ
2. P. m. Urform ta- A-/7/ri6-iiMi
(an«)
arab. O^Jl^ (ta-ktuh^üna)
f. Urform ta-A:a/a6a-Ba
arab. c>I>J (ta-kinb-na)
3. P. m. Urform ya-A-a/aA-iiMi
(eiü)
arab. Oy^ ^j^a-A:/?i6-fi7ia^
f. Urform ya-A-zi^aöa-na
arab. JC^ ^lya-Ar/r/ö-Tiii^
So einfach das semitische Verbum in Betreff dieser beiden
Formen erscheint (alle semitischen Sprachen kennen nur zwei
Formen; manche» wie die Assyrische, sogar nur eine) , so mannig-
faltig erscheint es, wenn man den Umfang der verschiedenen Stamm-
bildungen, welche ^y\v oben entwickelt haben, näher berücksichtigt.
Diese Mannigfaltigkeit erscheint am grössten im Verbum der semi-
tischen Ursprache, welche uns zwar abhanden gekommen ist, die
wir aber aus den vorhandenen semitischen Sprachen mit grosser
Sicherheit erschliessen können. Keine der bekannten semitischen
Sprachen hat alle Bildungen in vollem Umfange bewahrt; die eine
hat um diese, die andere um jene Bildung mehr als ihre Schwester,
während ihr wieder andere Bildungen mangeln. Einen Einblick io
dieses eigenthiimlicheVerhältniss dürfte nachfolgende Übersicht bieten :
^) Vor Saffixen ^^4^Jj (katab-tumu)-
Der Verl»tlausdrack im semitiaclien Sprachkreise.
527
I. Semitische Ursprache.
Ac ti V u m.
Perfec tform.
kataba
kattaba
kataba
sa-kataba
ha-kataba
sa-kattaba
ha-kattaba
sa-kdtaba
ha-kdtaba
ta-kataba
Da uerform.
ya-kataba
ya-kattaba
ya-kdtaba
ya-sa-kataba
ya-ha-kataba
ya-sa-kattaba
ya-ha-kattaba
ya-sa-kataba
ya-ha-kdtaba
ya-ta-kataba
ta-kattaba ya-ta-kattaba
ta'kdtaba ya-ta -kdtaba
I. Einfacher Stamm
II. Verstärknngsstamm
III. Einwirkuiigsstamm
IV. Causal des einfachen
Stammes
V. Causal des Verstär-
kungsstammes
VI. Causal des Einwir-
kungsstammes
VII. Reflexiv des einfachen
Stammes
VIII. Reflexiv des Verstär-
kungsstammes
IX. Reflexiv des Einwir»
kungsstammes
X. Reflexiv II. des ein-
fachen Stammes
XI. Reflexiv II. des Ver-
stärkungsstammes
XU. Reflexiv U. d, Einwir-
kungsstammes
XIII. Causal-Reflexiv des ein-
fachen Stammes
XIV. Causal-Reflexiv des Ver- sa-ta-kattaba ya-sa-ta-katiaba
Stärkungsstammes
XV. Causal-Reflexiv des Ein- sa^ta-kataba ya-sa-ta-kdtaba
Wirkungsstammes
P a s s i V u m.
Perfectform. Dauerform.
I. Einfacher Stamm hu-kataba (kutabaj ya-ku-kataba
II. Verstärkungstamm hu-kattaba (kuttaba) ya-hu-kattaba
III. Einwirkungsstamm hu-kdiaba (kutabaj ya-hurkdtaba
SUxb. d. pbil.-liiat. Cl. LX. Bd., IH. Hfl. 35
na-kataba
an-kataba
na-kattaba
ya-na-katabä
ya-an-kataba
ya-na-kattaba
na-kdiaba ya'tia-kdtaba
sa'ta-kataba ya-sa-ta^kataba
528
Müller
Perfectform Dauerform.
IV. Causal des sa-hti-kataha (sxikaiaba) ya-hu-sa-kataba
einfachen Stammes ha-hu-kataba (hu^kataba) ya-hu-ha^kaiaba
V. Causal des Ver- sa-hu-kattaba (sukattaba) ya-hu-sa-kaltaba
starkungsstammes ha-hu-kattaba (hukattaba) ya-hu-ha-katiaba
VI. Causal des Ein- sa-hu-kdtaba (su-kätaba) ya-h u-sa-kdlaba
Wirkungsstammes ha-hu-kdtaba (hukätaba)
VII. Reflexiv d. ein- ta-hu^kataba (tukatabaj
fachen Stammes
VIII. Reflexiv des ia-hu-kattaba (tukattaba)
Verstärkungsstammes
IX. Reflexiv des ta-hu-kdtaba (tukdtaba)
Einwirkungsstammes
X. Reflexiv II. des na-hu-kataba (nukataba)
einfachen Stammes ati-hu-kataba (nnkataba)
XI. Reflexiv IL des na-hu-kattaba (nukattaba) ya-hu^na-kattaba
Verstärkungsstammes
XII. Reflexiv II. des na-hu-kätaba (nukataba) ya-hu^na-kdtaba
Einwirkungsstammes
XIII. Causal-Reflex. sa-hu-ta-kaiaba (stUakataba) ya-h u^sa^ta-ka-
d. einfachen Stammes taba
XIV. Causal-Reflex. sa-hu-ta-kattaba (mtakattaba) ya-hu^sa^ fo-
d.Verstärk.-Stammes
XV. Causal-Reflex. sa-hu-ta-kdiaba (sutakdtabaj
d. Einwirkungsstammes
ya^hu-ha-kataba
ya^hu'ta^kataba
ya-hu-ta-kattaba
ya-hu-ta-kätaba
ya-hu'ua-kataba
ya-hu-an-kataba
kattaba
ya-hu^sa-ta-
kdiaba.
n. Arabisch.
A c t i V u m.
I. ^(kdtaba)
II. J^ (kattaba)
DI. ^(kätaba)
IV. wJSI (d-ktaba)
V. —
VL —
VII. ^^\ (ik-t-dtaba)
(yd-htuba)
m m
wwj (yu-kdttiba)
wJlXT Cyu-kätiba)
m
w*ZSu (yü-ktiba)
wJu5o (ya-k-i-dtiba)
Der VerbaUaadrack im semitischen Sprachkreise.
529
Perfectf orm.
VIII. wJj (ta-kdttaba)
IX. 1^1^ (ta-kätaba)
X. >-*..Vil (inkdtaba)
XL ■ —
XII. —
XIII. w*I.VTmi1 (is-td-htaba)
XIV. —
XV. —
Dauerform.
(ya-ia-köHaba)
wJ^Ul (ya-ta-kätaba)
u.JaL (ya-n-katiba)
Pas
I. ^^^ (kütiba)
n. ^(küttiba)
III. c-;/ (kütiba)
IV. ^1 (ü-ktiba)
V. —
VI. — .
VII. wJ::^! /uk-tütiba)
VIII. wöC" (tu-kiitliba)
IX. toJyJ (tii-kvitiba
X. w«I\>l (un-kütiba)
XI. ' —
XII. —
XIII. W..J1.) (m-tü-ktibaj
XIV. ' —
XV. —
s i V u m.
h.«ll< (y{i-ktaba)
• «
«.-JSo (yu-kdttaba)
«-JlSlT (yu'kätaba)
wJ^ (yü'ktaba)
wJuA» (ywk't'diaba)
w-J^ (yu-ta-kättaba)
wJl^ (yu'ta-käiaba)
^ Cyti-n-kataba)
J (yu-s-id-ktaba)
m. Äthiopisch.
ActiTum.
Passivuin.
I. ilij (nagara)
IL AÄa> (fa:;^ama)
III. n/;«a (bdraka)
IV. A'Jli; (a-ngara)
V. AÄ-Ä<» (a-fa^^ama)
■^**^C Cy^-ngerJ
JBÄJiSf^ (ye-faT^T^em)
jßQCVi (yS'bdrek)
yi^iC (yd-ngir)
f'ÄJ^^ (yd'fa^Sm)
35 •
530 Müller
Perfectform. Dauerform.
VI. AA*ft (a-ldqasa) /"A^h (yd-ldq^sj — -
VII. 't^nl, (ta-nagira) ^^nc {yi-t-nagarj — -
VIII. i-AÄö* (ta-fa^zama) M-PäJ^^^ (yi-t-fa^^arnj — -
IX. -t-^I, (ta-nägara) ^^TIQ (ye-t-ndgarj — -
X. ^'i'hC'hi, (an-guarguara) /^IT-CT^C (yd-n-guarguerj — -
XI. — -
XII. — —
XIII. Ah-MAA (as'ta-nfasa) X'h-t-'hAM (yd-s-ia-nfesj
XIV. Ahi-ÄlA fas^ta-^annasa) /^hl-Ä^h (yd-a-ta-T^annia) — -
XV. hh-t-Tl l, {as-ta-ndgaraj ^h-P^nC (yd-s-ta-ndg^r} — -
IV. Hebräisch.
Activum. Passiva m.
I. ^öp (qdidl) ^ap^ Cyi'qfolJ — —
II. ^öp (giffel) ^ap^ (yi-gattil) h\^p(qnttdl) hr^p> Cy^-qut'
tdl)
III. _ - — _
IV. b'^^pn (hiqtil) ^>Bp^ (ya-qtil) ht^pn(hoqfdlJ ^Bp> fyo-
qtdl)
V. - - — _
VI. — — ~ _
VII. — — _ „
VIU. ^öpm (hiihqattil) bt^pr\'(yi-thqatm) — —
IX. — — _ _
X. ^Bpi (niqtdl) ^Bp^ (yi-qqatH) — _
XI. _ ^. _ _
XII. — — _ _
XIII. — _ - _
XIV. — _ — _
XV. — - _ _
V. Chaldäisch-Syrisch.
Actiyum. Passivum.
I. ^öp (qital) ^öp^ (yi-qt^d) —
v^ (qtal) '^o^.nJ (ne-qtul) _
II. ^öp (qattal) ^Bp> (yi-qattelj — _
v^ (qattel) vi-oJ (n-qattel) — ^
k
Der Verbalausdruck im semitisclien Sprachkreue. 531
Perfeetform.
Dauerform.
III.
—
—
IV
V
. ^öptt^ (m-qtel)
v^-ßu CJa-qiel)
^öp« (n-qtel)
v^l (a-qtel)
^BpB^> (ye-iaqiel)
^ In*! (n-saqtel)
^Bp> (ya-qtel)
v^^ (na-qtel)
VI.
VII. hüpnn (iih-qm)
viJ)-t) (et-qtel)
VIII. bvty>m (ith-gatfal)
^4J>-i) (et-qatial)
IX.
Y
^öpn> (yi'thqefalj
%^hJ (fie-tqtel)
bl^pn'* fyi'thqaUal)
^%^hJ (ne-tqaftal)
A.
XI.
, ,
XII.
—
XIII.
^Bp;i»N (ista-qtal) ^Bpn»» (yi-itaqtal)
M-oi-»1 (esta-qfal) ^-^i^^ {ne-staqfalj
^öpnK (itta-qtul) ^öpn» {yi-ttaqfal)
■\ij>zz\ (etta-qtal) s^nS(ne-Uaqtal)
VI. Asssrrisch.
I. —
II. —
III.
IV. —
yi-zkur —
yi-Sallam —
yu'salbis —
V. -
VI. —
— —
VII. —
yi'Stalam —
Vül. —
lY
yi'itakkan —
X. -
xr
yi'ppatir —
Xli.
XIIL
XIV.
yi'St<ic;yir —
XV.
_^__ ^__
534 Müller
= khugga (Varar. II, 34) , in h in den drei Worten sphafika ^Kri-
stall*' = phaliha, nika^a „Probirstein" ^^nihasa, öikura „Haar** ==
öihura (Varar. II, 4), in bh in dem Worte ^tkara „feiner Regen*
= 8ibhara (Varar. II, 5) und in ö in dem Worte kirdta „Wilder*
= ^iWrfa (Varar. II, 33).
b) Palatale. Diese bleiben im Präkrit unverändert, eine Ab-
plattung derselben in Dentale lässt sieb hier nicht nachweisen.
c) Cerebrale. Diese Laute haben auch im Präkrit die Neigung in
den Laut / überzugehen, so / = / sphatika = phaliha (Varar. II, 22):
^ = / diidima „Granatapfel** = ddfima, tadaga „stehender Teich*
= ialdga (Varar. II, 23).
d} Dentale. Auch hier gehen die Dentalen gerne in Cerebrale
über, so: t = d pratisara ,,D\eiier *^ = padisara, paUikd „Flagge"
^=ipaddd (Varar. II, 8); th = dh prathama ^der erste** = pa-
^hama, githila Jocker** =8i^hila (Varar. II. 28); d=^d ddU
„Schaukel* =dola, dagana „Zahn** ==da8ana (Varar. 11,35) ; rf = /
pradtpta „angezündet"* =i palitta, kadamba „eine Baumgattung"* s>
kalamba (VtLVBr. II, 12); d=r gadgada „stotternd*' = goggara
(Varar. II, 13), dvdduga „zwölf** = rrfraAa, trayddaga „dreizehn*
= teraha (Varar. II, 14).
Dentales n wird durchgehends durch cerebrales ersetzt nach
Vararudi II, 42.
t und tfi gehen in h über, z. B. vnsati „Wohnung** = vasahi,
gapatha „Eid** = «arffAa (vgl. Varar. If, 9).
e) Labiale, p wird auch hier im Anlaute in ph aspirirt, z. B.:
parußa „rsiuh** =pharu8a, parigha „Keule"" =^ phaliha (Varar. D,
36, 37). — p wird im Inlaute, jedoch in ausgedehnterem Masse in
V verwandelt (vgl. Varar. II, IS), und bh geht auch hier in h über,
z. B. sabhd „Versammlung** = sahd, rdsabha „Esel*' =s rdsaha
(Varar. II, 27).
f) lalbv^cale. y w^ird in der Mitte zwischen zwei Vocalen in
h verwandelt wie in öhdyd „Schatten** =£fAflArt (Varar. II, 18),
dieses h wird aber stets fallen gelassen, so dass ein vollkommener
Hiatus entsteht. — Nach Consonanten wird es diesen assimiiirt,
nach Dentalen und h geht es in g über und verschmilzt mit densel-
ben. Im Anlaute (manchmal auch im Inlaute) wird es durchgehends
in g verwandelt (Varar. II, 31).
BeitrSge cur Kenntniaa der PAli-Sprache. 535
g) Zischlaite. Wie wir bereits oben bemerkt haben , sind im
Präkrit die drei alten Zischlaute «, f, 9 in den einen, s, zusammen-
geflossen (Varar. II, 43); es entspricht also auch hier 8 sowohl
altem %, als auch altem g und ^.
Ein eigenthumlicher Übergang ist jener des 9 in öh in den
Formen ^d^tht = öhatthi, 9anmukha = dhammuha(Y2irsir. 11, 41), wo
man an öh = 8k denken konnte, nachdem altind. ^a^ aus ksas (vgl.
altbaktrisch khswas') hervorgegangen ist. Auf die zwei anderen von
Vararuci ibid. citirten Fälle gdvaka „ein junges Thier** == (^hdvaa
und saptaparna „Siebenblatt, der Name einer Baumgattung** =»
dhattavanna ist jedoch diese Erklärung nicht anwendbar.
Die Zischlaute gehen im Präkrit nicht nur vor Nasalen in h über
(Varar. III, 32, 33), sondern auch freistehend wie f = A in daga
»zehn** = dahu, Skadaga „eilf** = eäraha, dvddaga „zwölf** = t?<ir«Aa
etc. (Varar. II, 44) und « = Ain divasa »Tag** = diaha (Varar.
n, 46).
Zu jenen Fällen, wo r in Anusvära verwandelt wird (in der
Umgebung von Zischlauten) vergleiche man Varar. IV. IS.
II. C«n8«nanten ii Yerbindiins mit einander.
Von zusammentreffenden Consonanten blieben auch im Prdkrit
nur die Nasalen vor ihren entsprechenden festen Lauten stehen.
Sonst muss Assimilation eintreten und zwar vorwärts wirkende bis
auf jene zwei Fälle, wo Nasale auf Momentane und Halbvocale auf
feste Consonanten folgen, wo rückwärts wirkende Assimilation
eintritt. (Varar. Ili, 2, wornach »w, w, y nach rückwärts und III, 3,
wornach /, r, r nach vor- und rückwärts sich assimiliren). Zisch-
laute vor Nasalen werden zu h und nehmen dann den Nasal vor sich
(Varar. HI, 32, 33).
Die speciellen Gesetze des Präkrit stimmen im Ganzen mit jenen
des Päli überein.
A. Momentane Laute vor Momentanen Varar. III, 1.
B. Momentane Laute vor Nasalen Varar. III, 2.
g'\-n von giid geht nicht wie im Päli in nA, sondern nach der
allgemeinen Regel in g^ über (Varar. III, 6), z. B. sarvagna
„allwissend** ^^savvagga.
S36
M u 1 1 e r
^-fn bleibt als tan (Varar. III, 60) rat na MEdelstein*" = raana.
#-fm verwandelt sieh neben tt in pp (Varar. III, 48) dtman
„selbst" = appd.
d+m geht in dtim über (Varar. III. 65) padma n^oXvLS^ =
paüma.
C. Nasale vorNasalen, speciell n + m^=^mtn (Varar.
lU,i3) ganman nGehnri"= gamma.
D. Feste Consonanten vor Halbvocalen.
1. vory. (Varar. III, 2.)
?+y u"^ ^+y werden nicht, wie im Päli in nn^ sondern in
nn verwandelt (Varar. III, 2) punna, lävanna {^^punya^ IdvanyaJ,
sunna, anna ^= gtinya^ anya).
t-\-y = öö, th + y^döh, d + y=gg (Varar. III, 27) nüya
„immer dauernd** = niiVa, mithyä „falsch" = midöhä, vidji
„Wissen** = viggd.
dh-^y, h+y=ggh (Varar. III, 28.) madhya „Mitte« ^maggha,
guhyaka „Yaksa, einer von den unter Kuvera stehenden Halbgöttern'
t^gug^haa. Im letzteren Falle ist hy=^yh zu denken, woraus (durch
Übergang des y in <^) gh hervorgegangen ist.
Das Päli steht, indem es h-\-y in y-\-h verwandelt, auf einer
älteren Lautstufe als das Präkrit.
2. vor r, /, t?. (Varar. III, 3.)
t-\'r wird in dem AdverbialsufOx tra in tth verwandelt (Varar.
VI, 2), z. B. sarvatra „überall** ^=8apvattha,
d-{-r bleibt oft unverändert stehen (Varar. III, 4), z. B. drokOf
dandra, rudra.
Das Suffix 'tva lautet im Präkrit -ttana (Varar. IV, 22).
E, Halbvocale vor festen Consonanten.
Allgemeine Regel Varar. III, 3.
r-ft = // (Varar. III, 22) nartaka nTiii^^er*' = naffaa.
r+^ = d^ (Varar. III, 25) garta «Grube** =^a^^
r+d^dd (Varar. III, 26) gardabha „Esel** =ga^^aha.
Beitrage zur Kenntniss der PAli-Sprache. 53 T
r-^-dh = ddh (Varar. VIII, 44) vardhati „erwächst*^ = vaddhai.
r+A = r + Vocal + A (Varar. III, 62) hrt ^Scham« = hiri^
har^a „Freude** = Aflrt«a, arha »würdig«* =* ariAa.
F. Halbvoeale vor Halbvoeaien.
Allgemeine Regel Varar. III, 3.
r'\-y = gg (Varar. HI, 17) kärya „etwas was gemacht werden
muss" =kag^a.
r-{-y = yy (Varar. XI, 7, im Mägadht) kärya == kayye.
r'\-y=ri{y) (Varar. III, 20) öaurya „Diebstahl** == öoria
vtrya „Heldenmuth** =viria.
r'\-y = ll (Varar. III, 21) paryasta „gefallen** = pallattha
saukumdrya „Jugendlichkeit** = «oama//a.
G. Momentane vor Zischlauten.
k-\'9 = kkh (Varar. III, 2%) =: yak^a „Yaksa, ein Halb-
gott** =^flArA:Aa.
k-\-9=^ööh (Varar. III, 30, 31) makfikd „Fliege** = ma^^Ai^.
t+8=(^dh (Varar. III, 40) vatsa „Junges*' =vaddha.
t-{-8^=S8 (Varar. III, 42) utsava „Fest** ==M««ara.
P'\-8=cöh (Varar. III, 40) gugupsd „Tvidel** == ^uguddhd.
H- Zischlaute vor Momentanen.
8'\-k=kkh (Varar. III, 29) 8kandha „Schulter** =*AawrfAÄ.
9-\-k=kkh (Varar. III, 29) pu^Äörra;, blauer Lotus **=poA:AAara^
9+t=^tth (Varar. III, 10) dr^fi „Blick** =rft/Mt.
^^fh=fth (Varar. III, I) gö^tht „Versammlung** =^o/^A?.
8+i^tth (Varar. III, 12) Äa«^a „Hand** = AaWAa.
8+t=kkh (Varar. III, 14) 8tambha „Pfeiler** = iAaiwAAa.
8+th=tth (Varar. III, 1).
»+^A=//A (Varar. HI, 11) a8thi „Bein** = ä/^Ai.
9* 8'\-p=pph (Varar. HI, 3S, 36) gaspa „Rasen** =8appha
sparga Bewährung »^lAa^a.
^+|i=A in dem Worte vdspa im Sinne von „Thräne** (Varar.
HI, 38) =B vdha. Bedeutet es aber „Dampf,** so wird ^p regelrecht in
pph verwandelt = rap/iAÄ.
S36
Müller
^-f n bleibt als tan (Varar. III, 60) ratna »Edelstein*« = raana,
t-^m verwandelt sieh neben tt in pp (Varar. III, 48} ätman
„selbst** = appä.
d+m geht in dtim über (Varar. III. 65) padma „Lotas" =
paüma,
C. Nasale vorNasalen, speciell n-\'m^=^7nni (Varar.
IWf^Z) ganm an „Geburt*' = </awma.
J). Feste Consonanten vor Halbvocalen.
1. vory. (Varar. III, 2.)
n-^-y und n'\-y werden nicht, wie im Päli in n/i» sondern in
nn verwandelt (Varar. III, 2) punna^ Idvanna (=punyig^ Idvanya),
sunna, anna {= gunya, anya).
t-\-y = dd. th + y^cdh. d + y=gff (Varar. III, 27) nity^
,»immer dauernd** = 7iMa^ mithyd „falsch" = middhd, vidyi
„Wissen** = viygd.
dh+y, }i-^y=ggh (Varar. III, 28.)9ii/irfAya „Mitte** »maj^j^Ao,
guhyaka „Yaksa, einer von den unter Kuvera stehenden Halbgöttern''
f*:^gug^haa. Im letzteren Falle ist hy=>yh zu denken, woraus (durch
Übergang des y in g) gh hervorgegangen ist.
Das Päli steht, indem es A-fy in y+h verwandelt, auf einer
älteren Lautstufe als das Präkrit.
2. vor r, /, v. (Varar. III, 3.)
t-^'r wird in dem Adverbialsuffix tra in tth verwandelt (Varar.
VI, 2), z. B. sarvatra „überall** =^8apvattha,
rf+r bleibt oft unverändert stehen (Varar. III, 4), z. B. drohOf
dandra, rudra*
Das Suffix ^tva lautet im Präkrit -ttana (Varar. IV, 22).
E, Halbvocale vor festen Consonanten.
Allgemeine Regel Varar. III, 3.
r+t^tt (Varar. III, 22) nartaka „Tänzer** = naffaa.
r'\-t=^dd (Varar. III, 25) garta »Grube** =ya<?^
r+d^dd (Varar. III, 26) gardabha „Esel** =^gad4aha.
Beitrfige zur Keuotniss der P4li-Sprache. 53 T
r+rfA = ddh (Varar. VIII, 44) t^arcfAa^f „er wächst ** = vaddhai.
r4.A=r + Vocal + A (Varar. III, 62) hri ^Scham« = Airi\
har^a „Freude** =Aflma, arha „würdig" == öriAa.
F. Halbvocale vor Halbvocalen.
Allgemeine Regel Varar. III, 3.
r'\-y=^gg (Varar. III, 17) kärya „etwas was gemacht werde»
muss" =kagga.
r-\-y=:yy (Varar. XI, 7, im Migadhi) kärya == kayye.
r'\-y=ri{y) (Varar. III, 20) daurya „Diebstahl** = doria
vtrya „Heldenmuth** ^=viria.
r'\-y = ll (Varar. III, 21) paryasia „gefallen«« = paUattha
satikumdrya „Jugendlichkeit** =^8oamaUa.
G. Momentane vor Zischlauten.
k-\-9=^kkh (Varar. III, 29) r= yak^a „Yaksa, ein Halb-
gott** = gakkha.
k+9 = (!dh (Varar. III, 30, 31) mak^ikd „Fliege^ =-maddhid.
t-^-a^dch (Varar. III, 40) vataa „iunges^'s^vaddha.
t'\-8=S8 (Varar. III, 42) utsava „Fest** =t/««at?a.
p-\-8=ddh (Varar. III, 40) gtigupsd „Tdidel** == ^uguddhd.
H' Zischlaute vor Momentanen.
8'\'k=kkh (Varar. III, 29) 8kandha „Schulter** =*Afl«rfAa.
9-\-k^kkh (Varar. III, 29) pti^Arara;, blauer Lotus **»poXrA:Aara.
^+/=^//i (Varar. III, 10) dr^ti „Blick** =rfi/Mt.
9+th=^fth (Varar. III, 1) gö^thi „Versammlung** =^o^Ai.
«+^=«A (Varar. III, 12) Äa«^a „Hand** = Afl^/Afl.
8+t=^kkh (Varar. III, 14) 8tambha „Pfeiler** = ArAamÄAa.
g+/A=^^A (Varar. III, 1).
8+th^tfh (Varar. III, 11) asthi „Bein** = arrAi'.
$, 8'\-p==pph (Varar. III, 38, 36) ga^pa „Rasen** = sappha
sparga Bewährung ==|iAa«a.
^-\^pz=h in dem Worte väspa im Sinne von „Thräne** (Varar.
III, 38)= vdha. Bedeutet es aber „Dampf,** so wird ^p regelrecht in
pph verwandelt = t?appAa.
538 Müller
g-\-d=^ddh (Varar. III, 40) pagötma „westlich** = padt^hinui,
g'\~d=ndh (Varar. III, 4t)indemWorterrp^i*a «Scorpion** =«
viAdhua; oder ist in dem Nasal der r-Voeal zu suchen?
/. Zischlaute vor Nasalen.
Varar. III, 32, 33.
8'\-m=:8'\-m=mh grisma „heisse Jahreszeit" = gimha^ vh-
tnaya „Verwunderung** = vimhaa-
^-{■n, «+«, g-{-n = nh krsna „Kvischu9i'*= kanha, prasnuia
„wegfliessend** ^^panhuda, «wiJwa„Bad** ^=nhdna. pragna «Frage**
^=^panha,
K. Hauchlaut vor Nasalen und Halbvocaleii.
A+«, A+/, A+w = wA, /A. mh (Varar. III, 8. 33) vahni
„Feuer** = i?«nÄi, pürmihna „Vormittag** :=puvvanha^ dhldda
„Freude** «= alhdila, brdhmana „Brahmane** = vamhana.
A+t? = AA in dem Worte rtAt?a/a „verstört** = t?^66Aa/« (Varar.
m, 47).
C«i8«ianten$rappen des PrAkrit.
Vgl. Lassen, Institutiones linguae pracriticae pag. 281.
khf kkh; gg, ggh; iiky fikh, üg, figh
dd, ddh; gg, ggh; nd, Adh, ng^ ttgh,
ff, fth; dd, ddh; fif, nth, nd, ndh, nn, nh,
tf, tih; dd, ddh; dr ; nt, nth, nd, ndh.
pp*pph; bb, bbh; nip, mph, mb, mbh, mm, mh,
//, Ih, vv, 88,
Herabsetzung und Verschleifong der festen Conso-
nanten zwischen Vocalen.
1. lerabsetmas.
Dahin gehören Fälle wie p=v (Varar. II, ll)),|iA=6A (Varar.
II, 26), /=rf (Varar. II, 20) t=dh (Varar. II, 2t), fh=dh (Varar.
II, 24), besonders aber t=d (Varar. II, 7). Beispiele für letzteren
Fall sind :riu „Jahreszeit** = udu, dgata „angekommen** = äitda, hata
„zu Grunde gerichtet** =» hada etc.
Beitrige zur Kenntnias der Plli-Sprache. 539
IL Yerschleifiig.
Dahin gehöre zuerst jene Fälle , wo der feste Laut von der
Aspiration bereits ergriffen ist, wie ArA, ghy th, dh, bh =h (Varar.
II, 27), zu denen man auch den Fall, wo y=h ist, zählen kann
(Varar. II, 18). Beispiele: mukha „Angesicht" = iiiMAa, megha
„Wolke** =meha, gdthd „Gesang** =g(lhd, badhira „taub" = va-
hira, sabhd „Versammlung" = ««*«, chdyd „Schatten" ^=öhdhd.
Hauptsächlich aber sind jene Fälle hieher zu beziehen, von
denen Varar. II, 2 handelt, wornach die nicht aspirirten Momentanen
der gutturalen, palatalen, dentalen und labialen Classe sammt dem
y (also: k, </, ö, g, t, rf, p, b, r, y) zwischen zwei Vocalen ver-
schliffen werden können; z.B. nakula „Ichneumon" = 7iaüla, sdgara
„Meer" =«rf«ra, va^ana „Rede" = vaana, ragata „Silber" = raada,
krta „gemacht" = kaa, mada „Berauschung" = maa, vipula
«gross" = viula, giva „Leben" =gia, nayana „Auge" z=znaana,
III. y«cale.
Die Vocale des Präkrit sind im Ganzen mit denen des Päli
identisch. Der Voeal r wird ebenso wie dort bald durch a, i, f/, bald
durch den Halbvocal r ersetzt.
aj Der r-Vocal==a (Varar. 1,27), z. B. : ^rw« „Gras" =/a»a.
b) Der r-Vocal=« (Varar. I, 28), z. B.: drsfi „Blick" =
dittht
m m
c) Der r-Vocal = u (Varar. I, 29), z. B. : prthivi „Erde" =
puhavi»
d) Der r-Vocal = Halbvocal r (Varar. 1,30), z. B. : r*fa „Bär"
= riöeha,
ej Veränderungen der Vocale a, t, u.
a = Hy2cc2iV. I, 3) /)a*j?a „reif" =pikka; d=^i (Varar. I, II)
sadd „immer" = sai; t = a (Varar. 1, 1 3) prthivi „Erde" = puhavt;
ti=»a (Varar. 1,22) saukumdrya „Jugendlichkeit" = soamalla;
ü=^a (Varar. I, 28) duküla „Seidenstoff" = dualla; i=u (Varar.
I, 15) ik^u „Zuckerrohr" = uddhü; u = i (Varar. I, 23) puru^a
„Mann" =^ purisa; u=e (Varar. I, 26) nüpura »Knöchelring"
= neura; i= e (Varar. I, 12) pinda „Stück*' = pen^Uf t=^e
S40
M u 1 I er
(Varar. I, 19) ni4a ^Nest« = nedda, u = o (Vararudi I, 20)
tunda ^Mund, Rüssel^ = tonda.
Die Vocale e und o.
Auch im Präkrit stellen diese Vocale keine Guna's dai% sondern
sind als einfache, mittelzeitige (bald kurze, bald lange) Vocale zu be-
trachten. Vgl. devva (daiva)f nedda (n{4a), tellokka (trailokya).
Ihrem Ursprünge nach entsprechen sie sowohl altindischen i^ ö, als
auch aif au.
i, e = altindisch ai (Vararuci I, 35) trailokya ^Dreiwelt'' =
tellokka; jedoch wird ai im Präkrit auch durch al dargestellt (Varar.
I, 36, 37), vaira Feindschaft = vaira, — e entspricht auch ay
{Vararudi I, 5) : sundera^ addhera, peranta (sauntlaryat dgdarya.
paryanta),
2. 0 =» altindisch au (Vararudi I, 41): yauvatia ,, Jugend** =
jovvana; au wird aber im Präkrit auch durch au wiedergegeben
(Vararudi I, i2):paura „Stadtbewohner* = paüra.
e und 0 werden aus eya, ava, ayu zusammengezogen. (Vara-
rudi I, 7, 8, IV, 21) kärayati «er lässt machen" = kdredi, avahdta
„Lachen" = ohdaa, lavam „SBth*' =lona, mayära „Pfau** =: möra.
Fälle für ai =» i, t werden von Vararudi I» 38, 39 und von
4iu =^ ulf 44 citirt. — sindhava, dhira, sundera etc.
Bai der Silbe.
Der Bau der Silbe im Prdkrit ist jenem im Pili analog ; auch
hier wird doppelte Bezeichnung der Länge durch den Vocal und die
Position nicht geduldet, sondern muss Verkürzung des langen VocaU
(seltener Aufhebung der Verdoppelung) eintreten; vgl. Lassen, lo-
stitutiones linguae präcriticae, pag. 138.
Anlaut.
Im Anlaute werden nur einfache Consonanten geduldet; Con-
:sonantengruppen müssen entweder nach denselben Gesetzen wie im
Pili zerstört oder durch Einschub Yon dazwischentretenden kurzen
Vocalen auseinander gehalten werden.
Über den Einschub yon Vocalen handelt Vararudi III, 60, 62,
63, 64. — kilitiha, siru saldhd etc.
Beitrige zur Renntnisi der PAli-Sprtche. 541
Auslaut.
Im Auslaute werden im Präkrit nur einfache oder nasalirte
Yocale geduldet und vor den Nasalen die Längen verkürzt. — Die
momentanen Laute fallen ab ( Vararudi IV, 6) , s nach a wird mit
demselben zu o (^^ararudi V, 1); nach i, u fällt es entweder ab
(jedoch werden diese beiden gelängt: aggi, bhikkhu, Vararudi V, 18.)
oder geht in einen Nasal über (wie in dem SufGx hi = 6Ai«, Vara-
rudi V, 5).
B. Formenlehre.
I. Nomen.
Der Declination nach zerfallen die Nominalthemen in zwei
Gruppen, 1. consonantische, 2. vocalische. — Die ersteren werden
jedoch im Präkrit als solche nicht beibehalten, sondern gehen
entweder durch Abwerfung eines schliessenden Consonanten oder
Hinzufügung eines a in yocalische Themen über (vgl. Vararudi FV,
6 — 11 if.). Die Themen in -tar verwandeln dieses entweder in
'tara, tdra oder -tu (Vararudi V, 31 — 38). Vor Suffixen jedoch,
welche mit Vocalen anlauten, können die consonantischen Themen
sich behaupten.
Man sieht , dass auch im Präkrit die vocalische Declination die
Oberhand gewonnen hat und darunter besonders jene, welcher
Themen in -a zu Grunde liegen.
Der Dual ist im Präkrit geschwunden; von den Casus ist der
Dativ durchgehends zu Grunde gegangen und muss durch den Geni-
tiv ersetzt werden. Dafür existirt im Plural ein doppelter Ablativ,
der durch Zusammensetzung des Suffixes -tcLS einerseits mit der
reinen Ablativform in -hh andererseits mit der Locativform in -su
gebildet wird {hi-to, sü-to), Erstere Form zeigt eine Ursache, letz-
tere eine physische Bewegung von einem Orte an.
542
M u 1 1 er
I. Cdisoiaitlsehe Theoiei.
Singular.
Nom. piddf räd
Acc. pidarä, Iddnd
Voc. rdä
Gen. piduno, rannot bhavado
Instr. rannd
Abi. —
Loc. bhavadif mahante
Plural.
bhddarOf rddno
pidare
II. Taeallsche Theoiei.
1. Masculina.
Singular.
Nom. vaddhOf aggi^ bandhü
Acc. vadöhdf aggl, bandhü
Voc. vaödha, aggu bandhü
Gen. vaö' {aggissa batidhusaa
dhassa \aggino bandhuno
Instr. vaödhena aggind ban-
dhund
m
^vaddhddo aggido ban-
dhüdo
... ]vaddhädu aggtdu ban-
dhüdu
Jvaddhdhi aggthi ban-
dhuhi
Loc. vaddhe aggimmi ban-
dhummi
vaödhammi
Plural
vaddhd
vaddhd
vaddhe
wie Nomin.
vaddhdnd
m
vaddhdna
vaddhehl
vaddhehi
vaddhdhito
aggtno
aggio
aggino
-< . -S
aggina
aggina
aggihi
aggthi
aggihito
bafidhtmo
bandhuo
bandhuno
bandhü
bandhünd
m
bandhuna
bandhühi
bandhühi
bandhühtto
vaddhdsiUo aggisuto bandhüsuto
vaddhesu aggisu bandhüsu
vaddhesü aggisü bandhüsü
Beiträge -tur Renniniss der Päli-Sprache.
543
2. Feminina.
Nom.
Acc.
Voc.
Gen.
Inst.
Loc.
Abi.
Singular.
mdld, devif bahn
mdläf devT, bahü
male, devi, bahu
( mnlde devtd bahüd
\ mdldi devia bahüa
) devte bahne
de Vit bahäi
mdlddo devido bahüdo
mdlddu devidu bahädu
mdldhi devihi bahuhi
Plural.
mdldo devio
mdldu devin
i muldnä
mdldna
•
mdldhi
mdldhi
i mdldau
I mdldsu
1 mdldhlto
i mdldsüto
devinä
V
devina
m
devihi
devihi
devisu
devisü
devfhUo
devisSto
bahüo
bahüu
bahund
bahuna
•
bahuhi
bahuhi
bahüau
bahtUü
bahuhito
bahüsüto
3. Neutra.
Singular.
Nom.
Acc.
Voc.
Gen.
Inst.
Acc.
Loc.
/ dhanä dahi mahii
)
dhana dahi mahn
m
dhanassa dahissa mahussa
dahino mahuno
dhanena dahind mahund
m • m •
dha^ddo dahido mahüdo
dhanddu dahidu mahüdu
m
dhamtlii dahihi mahühi
dhane dahimmi mahummi
dhunammi
dhandi
m
dhandi
m
dhand
m
dhandud
m
dhandna
• •
dhanehi
dhanehi
m
dhandhito
dhandsüto
dhanesu
m
dhanesü
Plural.
dahii
dahii
dahind
dahina
dahihi
dahihi
dahihlto
dahisüto
dahisu
dahtm
mahui
mahui
mahünä
mahüna
•
mahühi
mahuhi
mahuliito
mahüsuto
mahusu
mahAsü
Pronomen.
1. Person.
Singular.
Nom. aha, ha, ahad, ahammi
hatnmi
Acc. mä, mamd
Siteh. a. phil.-hitt. Cl. LX. Rd., UI. Hft.
amhe
amhe, no
Plural.
36
544 Muller
Gen. mama, me, maggha, mahn amhe, no, amhdnd
Inst. maCf mah nie, mamdi amhehl
Abi j ^^^^^y mnltto \ amhdhito
\mamddo,7namddUjmamdhi ' nmhdmto
Loc. tnae, mah mamammi amhesu
2. Person.
Singular. Plural.
Nom. td, iittnä
Aec. td, tnmd
Gen. ttiyyha, tuha, fumha
Inst, tae, tal, te
... ( fatio, taitto
\ tumddo, tumddu, tumdhi
Loc. tae^ fah tumae, tumammi
tumhey t Uff ff he
tumhe, tuffffhe, vo
tumhdndf tuffffhdnd, vo
fumhehl, tummehi, tuffghehl
tumhdhito
tumhdsüto
Uimhesu, tuffffhesu.
II. Verbum.
Das Verbum zeigt im Präkrit gegenüber dem Altindischen eine
grosse Beeinträchtigung, sowohl in BetrefT seiner Bildungen aus der
Wurzel, als auch in Betreff der Flexion.
Von den alten Verbalclassen sind zwar ansehnliche Spuren vor-
handen, aber die immer mehr und mehr zunehmende Neigung der
Sprache zur sogenannten bindevocalischen Conjugation lasst sich
nicht verkennen.
Von den Zeiten und Arten sind das Präsens und das Futurum samm t
dem Imperativ und theilweise dem Optativ übrig geblieben, während
die Aoristbildungen, das Präteritum und das Imperfectum ganz verloren
gegangen zu sein scheinen. Sie werden sämmtlich mittelst des Par-
ticipium perfecti, verbunden mit dem Verbum substantivum • um-
schrieben.
Das Passivum (gebildet mittelst -j^a, z. B. gammadi =» ga-
myatS, viiödadi == u&yatS, khdiadi = khddyati, difthiadi =^
sthtyati) und das Causativum (gebildet mittelst -aya (-^), z. B. bhd-
vedi =B bhdvayati, nd^emi = ndgaydmi, häufig jedoch mittelst
dpaya [-a6e]. z. B. modbehi => möddpaya, modbissd =» mocd^
Beitrige zur Kenntnits der PAIi-Sprache.
545
pnyisydmi) haben sich erhalten, ebenso die zum Verbum gehörenden
Nominalbildungen wie Infinitiv, Gerundium und die Participia praes.
act. und medii, perfeeti passivi und futuri passivi.
Von den Verbalsuflixon sind nur die activen (des Parasmai-
padam) vollständig belegbar, während die medialen (des Atmane-
padam) sich nur bruchstückweise nachweisen lassen. Dies hat in der
häufigen Verkürzung des schliessenden e in t seinen Grund (vgl.
Lassen, Instit. linguae pracr. p. 162).
A, Die 10 TerbalcIasAen.
1. Starke Classen.
II. Classe. ndmi (dydmi)^ hhddu ihd'i (sthdtl), demi, deai^
dedi, amhi, afthi, amhn, snnti,
III. Classe. mhadi (tisthati)?
V. und VIII. Classe. einomi, sakkanomi, karomi,
IX. Classe. gdndmi, gdnddi, ffdrnhi.
V. und IX. Classe (in die bindevocalische Abtheilung überge-
gangen). sundmL sufiamha, snnemi, öinamha, kunadi.
2. Schwache Classen.
1. Classe. pekkhdmi, pekkhasi, hnrah sarantif hasanti, hornig
hosif höh howha, hadha, hontL
IV. Classe. kiippdmi, khiggadU mannanii
VI. Classe. disami, nmm^asif nföadi.
X. Classe. mantemi, kdmedi, snmatthesi, dnnhentL
B. fersanal-Siffiif.
Präsens und Futurum.
Singular.
Parasm. Atmanep.
1 . Pers. -mi (Fut.-;w) —
2. „ -81 'Se
3. „ 'du -'i "dCf-e
Plural.
Parasm.
-?wo, -mw, -Wirt
'ttha, 'ha
-nti
36
Atmanep.
mha^ mho
dhä, dha
546
Müller
Imperativ.
Singular.
Parasm. Atmanep. |
1. Pers. -mu — ' -ma, mo
2. „ -A/, '88(1, -8u 'ha
3.
-du, -u
Plural.
Parasm. Atmanep.
-ntu, -nna?
-mha
'dhd, dha
Optativ.
Singular.
Parasm. Atmanep
i. Pers. -« —
2. . - -
3. ^ — 0) —
Plural.
Parasm.
Atmanep.
dha?
C. f bersicht der eliielnen lellformen.
Präsens. Parasm. sing. 1. pers. ha8dn}i, hammi; 2. pers.
hn8a8i; 3. pers. hasadi, hn8ai; pliir. 1. pers. hasdmo, hasdmUy
ha8nma, ha8amo, ha8amu, ha8ama, hasimo^ hasimn, ha8ima; 2. ps.
hasahttf hasattha, ha8ittha, 3. pers. ha8anti,
Atmanep. sing. 2. ps. hasase, 3. ps. hasade, ha8ae; plur. 1. ps.
ha8amhoy ha8amha9 2. ps. ha8adhd, ha8adha.
Imperativ. Parasm. sing. l.ps. ha8amu ; 2.ps. ha8dhi, hasa;
3. ps. ha8adih ha8aü; plur. i. ps. ha8dmo, ha8dmut hasama, ha-
aamu; 2. ps. hasaha; 3. ps. hasanhi.
Atmanep. sing. 2. ps. ha8a88ay hasasti; plur. 1. ps. ha-
samha; 2. ps. ha8adhnt hasadha.
Optativ. Parasm. sing. 1. ps. moceä, bhaved; 3. ps. bhave
hare.
Atmanep. Plur. 2. ps. bhanedha?
Futurum. Das Futurum wird meistens aus dem Präsensslamme
und mittelst des Ililfsvocals i herausgebildet; doch kommen auch
Überreste der alten Bildung, welche unmittelbar auf die Wurzel
zurückgeht, und ohne den Hilfsvocal t gebildet wird, vor.
>
Beiträg^e zur Kenntniss der Plli-Sprtche. 547
In die erstere Kategorie gehören :
Sing. 1. ps. gack^hissd, öitthissä; 2. ps. gaööhissasi; 3. ps.
sunisaadif minidlssadi, kuppissadi ; plur. 1. ps. yänissämo; 2. ps.
sunissaha; 3. ps. muncissandi
In die letztere Kategorie gehören (Varar. VII. 16, i7):
dacehä = drak^yumi, roööhä =» rotsydmu öheööhä = öhC'
tsydfni, bhocöhä = bhoksydmi etc.
Die alte Lautgruppc -sy kann neben dem regelrechten -88 auch
durch -h ersetzt werden. Dadurch entstehen Futurformen in -hdmi,
-himu z. B. husihdmi, ha8ihimi (Varar. VII. 16).
I. Participium praesentis in -ant.
Davon findet sieh nur die erweiterte Form in -anta, z. B. 8ap-
pantttf kuncmtaf siinania, nacöania. Es wird diese Form auch häufig
auf's Passivum übertragen, z. B. 8u'danta =» sidyamdna, puiyyanta
= pAgyamuna etc.
II. Participium praesentis in -mdna,
khaygamdna, bddhiamdna, vdötamdna etc.
III. Participium perfecti passivi in -ta und -;ia.
ladda, 8uda (Qruta)^ kaa = krta, harida = hrta^ 8umarida
= 8mrta, yhtna, rnnna.
IV. Participium futuri passivi in -j^a, aniya und
"tavya,
n) yu: kdria, ka§ga ^ kdrya^
b) aniya: sumdrania^ karanigga^
c) tavyd: kddavva^ genhidatva^ sunidavva etc.
Infinitiv, vatiü = vakiu, nedü = 7i^tü, bhodü oder bhavidu
= bhavüü, sunidü = ^ötu, gaööhidü == gantüf mdredü = md-
rayitu, givdbedu = givdpayitu.
Gerundium. Im Gegensätze zum Pili, wo die Form in -/ü/i
die überwiegende ist, wird im Präkrit die Form in "ttia, ^dua selten
550 Müller
Überblicken wir nun zum Schlüsse die von uns hervorgehobe-
nen Zuge» so können wir mit Sicherheit behaupten, dass das P&li auf
einer älteren Stufe steht als die von den indischen Grammatikern
uns überlieferten, namentlich in den Dramen aufbewahrten Präkrit-
dialekte, dass mithin — da PJili und Präkrit auf eine beiden ge-
meinsame nahe Quelle hinweisen, — die Bluthezeit des Päli der Fixi-
rung der Präkritdialekte durch die indischen Dramatiker vorange-
gangen sein muss.
Beiträge zur Renntnits der Plli-Spracbe. 551
Beriehtigvogen.
Während des Druckes der beiden vorangehenden Aufsätze sind
mir einige sinnstürende Druckfehler entgangen , so wie auch in der
Zwischenzeit mehrere damals irrig aufgefasste Punkte klar geworden.
Ich erlaube mir im Nachfolgenden ein kurzes Verzeichniss derselben
beizufügen:
I. Seite 9» Zeile 13 statt: altind. dtavika lies: altind. *diavika.
M 9 n 18 n vadisa „ vadiga
M 10 „ 32 ist dsava Begierde = altind. dgraya
zu streichen. Das Wort lautet in den Texten der nördlichen Bud-
dhisten dgrava (Burnouf. Le lotus de la bonne loi pag. 665).
S. 10, Z. 33 statt ktyat lies: kiyat.
„ 13 „ 3 n tappurisa dieser Mann „ ^a/7puma solcher Mann
„ 13 „ 6 „ weisse Wasserlilie „ blaue Wasserlilie.
9, 13 M 13 „ udghdsana „ udghdsana.
y, 15 M 2 M angesprochen ^ verschmäht.
M 15 M 33 „ midyati „ mSdyati
M 15 M 34 M er wird wahnsinnig „ er wird aufgeregt.
M 17 „ 12 M altind. nigrodha ^ altind. nyagrddha.
M 17 „ 29 M indriya „ indriya.
M 18 M 2 M tnriyati „ mHyat^,
„ 18 „ 3 „ dlpagrttta „ alpagnäa,
M 18 M 24 M samldpa „ aanldpa,
M 19 „ 4 n altind. adhvika „ altind. *adhmka.
„ 19 „ 9 ifii passi blickend = altind. *pagvi zu streichen.
„ 21 „ 29 statt Ararj^aVa lies: *Ä-ar-y4-^a.
„ 24 „ 4 „ vrgöikd » vrgöika.
M 24 M 28 M altind. hhaisma n altind. *bhaisma,
n 25 M 4 „ gimha Zeichen „ gimha krumm.
„ 27 „ 6 M dyasmd verehrungswürdig lies: dyastnä bejahrt,
verehrungswürdig.
„ 27 „ 30 „ vimokha. . . vimoksa lies: vimokha. . . vigtndksa.
,, 29 ,, 15 „ sananntana „ sanantana,
,, 29 ,, 16 „ aüga „ nafiga,
,, 30 „ 28 „ glSgayati „ glSmyati
552 Müller. Beiträge zur Kenntnist der Pili-Sprache.
IL Seite 257 (15) ist beim Optativ -a aus der Reihe der
Atmaiiepadsi-Suifixe zu streichen uad neben -mi zu den Parasmaipada-
Suffixen zu stellen. Der Optativ hat nämiich im Päli zwei Formen:
eine alte (mit den Imperfect-Aorist- Suffixen bekleidete), von welcher
nur die 1. und 3. Person singul. und die 3. Person plural. ^-a, -OJ*
-u) übrig geblieben sind, und eine neue (mit den Präsens-Suffixen
bekleidete), zu welcher die 1. und 2. Person singul. und piur. ge-
hören. Darnach stellt sich die Übersicht der Optativ-Suffixe folgender-
massen dar:
Parasmaipadam.
Alte Form. Neue Form.
i. Person -« — -mi -ma
2. Person — — -si -tha
3. Person -(7^ ü — —
Atmanepadam.
Belegbar nur die 3. Person singul. -tha.
Auch beim Futurum ist -ä aus der Reihe der Atmanepada-
Suffixe zu streichen und als Parallelform zu -mi (nach Analogie des
Conditionals gebildet) zu stellen. — Es stimmt somit diese Form
mit der präkritischen auf's vollkommenste überein.
L a m b e I. Ber. üb. d. i. Aug. 1868 i. Oberö.st.aii<,^estelIten Weistbümer-Forsch. o5«>-
Bei'ieht über die im August 1868 in Oberösterreieh
angestellten Weisthlimer-Forsehungen.
Voii Hans Lambel.
Von der Weisthümer-Cominission mit der Vervollständigung der
bereits znsainniengebrachlen Zahl oberüsterreichischer Weisthüiner
beauftragt und mit den nöthigen Reisemitteln ausgerüstet, begab ich
mich Anfangs August zunächst nach Linz, um die für mich von der
Conmiission erbetenen Empfehlungsschreiben an die k. k. Bezirks-
ämter, Gemeindevorsteher, sowie an die hw. Stiftsvorstände und
Oecanate von der k. k. Statthalterei und der Landeshauptmannschaft in
£mpfang zu nehmen. Dieselben wurden mir sowohl von Herrn flofrath
Ritter von Schurda als dem Herrn Landeshauptmann Dr. Eigner
bereitwilligst ausgefolgt, und gleich zuvorkommend ertheilten mir die
beiden [ferren die Erlaubniss zur Durchforschung des Statthalterei-
archivs und der landständischen Registratur. In den ersteren fanden
sich Ehafte von Haag (in zwei Exemplaren), Schenkenfeldt
(eine coilationirte Abschrift von 17ö7 nach einer älteren von lG36)r
W e s e n u r f a h r und VV o I f s e e g, sämmtlich bisher unbekannt. Minder
belangreich war die Ausbeute im iandständischen Archiv , indem hier
nur ein Extract aus dem Pantaiding von Perg sich fand» wohl dem-
selben von dem der Commission schon von anderer Seite Kenntniss
zugekommen war (vgl. Siegel in d. Sitzungsber. d. k. Akad. d. W.
Bd. ö3. S. 309). Dagegen theiite mir Herr Carl Proschko zwei
Pergamenthandschritten des Marktes Schwertberg mit, die voo.
der Marktgemeinde bei Gelegenheit einer Petition an den oberöstenv
Landtag eingesstndt wurden und d. Z. im landständischen Archiv
aul'bewahrt werden. Von einem einst vorhandenen nun verschollenen
Pantaiding von Steiregg erhielt ich ebenda Notiz, mit dem Ver-
sprechen von Seite des Herrn Landeshauptmanns als Massenvertreter
S54 L a m b e 1
der Weissenwolfsehen Erbschaft, falls sieh das Denkmal noch
finden sollte, es der Akademie zur Verfügung zu stellen.
Nachdem ich mich noch mit Herrn Custos Ehrlich am Museum
Francisco-Carolinum und dem hw. Herrn Probst J. Stiilz in St Florian
über den weiteren Reiseplan besprochen und mir Winke erbeten
hatte über etwaige besonders zu berücksichtigende Fundorte, begab
ich mich über Asch ach, wo wohl Marktfreiheiten aber kein
Pantaiding vorhanden sind, nach Neu haus, dessep jetziger Besitzer,
Herr von Blank, mir die ihm von der früheren Herrschaft zurück-
gelassenen Archivreste bereitwillig zeigte. Bei der vollständigen Un-
ordnung jedoch , in der dieselben sich befanden , war an ein Sueben
nicht zu denken, und ich musste mich vorläuGg mit dem freund-
lichen Versprechen des Herrn Besitzers begnügen, wenn sieh bei
der Ordnung dieser freilich für den vorliegenden Zweck wenig ver-
sprechenden Archivreste, die er für diesen Winter in Aussicht genom-
men, doch noch etwas finden sollte, es einzusenden. In Lempach
bUeb meine Durchforschung des Gemeindearchivs erfolglos, wiewohl
ich in dem Orte noch eine freilich stark verblasste Erinnerung an die
alten Ehafte fand. HeiT Ichzenthaler, jetziger Besitzer von Ranaridl,
das ich durch die Erfahrung in Neuhaus gegen Herrschaftsbesitzungen
die in letzter Zeit in neue Hände gekommen , misstrauisch gemacht,
bei Seite gelassen hatte, theilte mir, da ich ihn zufällig in der dorti-
gen Bezirkshauptmannschaft traf, meine Vermuthung bestätigend mit,
dass man ihm nichts als Rechnungen und auf die wirthschaftlichen
Angelegenheiten des Herrschaftssitzes bezügliches zurückgelassen.
Nicht glücklicher war ich auf Altenhof, dessen Besitzer, Graf v.
Salburg, mich an seinen Caplan wies, der mir aber erklärte, der
Zustand des herrschaftlichen Archivs sei der Art, dass an eine Durch-
suchung nicht zu denken sei. Erst in Hof kir eben gelang es mir
wieder durch die Gefälligkeit des dortigen Bürgermeisters Herrn Job.
Rauscher ein Weisthum von 1485 in zwei Abschriften von 1621 und
1743 zu entdecken. Ebenso fand ich in Putzleinstorf ein Ehehaft
Ton 1 626 , dessen Einsendung dem Versprechen des Herrn Bürger-
meisters Stephan Hinterberger gemäss bereits erfolgt ist. In Sar-
leinsbach theilte mir, nachdem ich das Marktarchiv umsonst durch-
sucht hatte, der hw. Herr Dechant Anton Stiessberger zuvorkommend
ein Ehaft von 15S5 mit, das er in seiner Verwahrung hat. Auf Schloss
Sprinzenstein, wo ich mir Ausbeute versprochen, blieb meine
Bericht üb. d.i. Aug. 1868 in Oberöst. angestellt«n Weisthümer-Forschungen. 555
Bemühung, das Archiv zu sehen, vergebens. In Rohrbach, dessen
äusserst verwahrlostes Archiv ich unter reger Theilnahme der Markt-
vorstände durchsuchte , fand sich nichts <), eben so wenig auf dem
nahegelegenen Schloss Berg. Um so besser erging es mir im
Kloster Schlagl, dessen liw. Herr Prälat Dom. Lebschy mich nicht
nur freundlichst aufnahm, sondern auch, nachdem er mir Einsicht in
den Catalog des Archivs verstattet, die von mir bezeichneten Nummern,
hinter denen ich etwas vermuthen konnte, seihst aushob. Es fanden
sich daselbst drei Handschriften des Ehafttaidings von Aigen, zu denen
eine weitere Nachforschung in Aigen selbst noch eine vierte hinzu-
brachte und ausserdem zwei vollständige Abschriften des Ehafts von
[Jaslach und ein 'Extrahirtes Vidimus' aus demselben. Ausflüge von
Schlägl aus nach Peilstein und Helfenberg, wo mir dieFi*eund-
lichkeit des Herrn Grafen v. Seau Einsicht in das wohlgeordnete
herrschaftliche Archiv vergönnte, blieben erfolglos, ebenso nachträg-
liche Nachforschungen, die mein Freund Herr Stiftsbibliothekar Dr.
Adolf Glockseisen in Ha s lach und Lichtenau für mich anstellte.
Dagegen gelang es in dem sauber geordneten Marktarchiv zu
Neu fei den gleich im ersten Anlauf das Tantäding puechlain*
des Marktes von 1523 aufzufinden, dessen Einsendung, von Herrn
Bürgermeister Schützenberger freundlich zugesagt, auch bereits
erfolgt ist. In Ottensheim brachte die genaue Durchsuchung
des freilich ganz in Unordnung gerathenen Marktarchives zwei Ab-
schriften eines Ehafttaidings von 1470 ein«).
Von da nach Linz zurückgekehrt , wendete ich mich zu einem
gleichen Ausflug ins untere Mühlviertel. In Helmansöd, wohin ich
zuerst kam, war nichts zu finden. Ein Brand im J. 1804 hatte, was
etwa an Documenten vorhanden war, vernichtet. Woher Grimm die
Weisthümer 3 , 684 mitgetheilten Bestimmungen aus einem Ehaflt-
taiding dieses Orts genommen , weiss ich nicht. Auch in Kurzen-
Zwettl suchte ich vergebens. Von diesem Orte ist der Commission
übrigens schon früher von anderer Seite ein Taiding zugekommen
(Siegel a. a. 0. S. 368); auch Grimm theilt (a. a. 0. Anm. 2) eine
^) Ein Chaft von Rohrbaoh finde ich in einer Münchnerhandschrift des 16. Jhs. bei
Schmeller, Die deutschen Handschriften N. 2157. Bd. 1, 264.
3) Von dem Vorhandensein eines Taidings aus diesem Orte war der Commission
schon früher von anderer Seite Kenntniss zugekommen , s. Siegel a. a. 0. 8. 369^
wo Ottersheim wohl Druckfehler für Ottensheim ist.
556 L a m b e 1
Bestimmung aus mir unbekannter Quelle mit. Glücklicher war ich in
Oberneukirchen, wo sich ein Ehafttaiding von 1485 in gleichalter
Aufzeichnung und in Leon fei den, wo sich ein Taiding von 1435
in zwei Handschriften vorfand. In Reichenau, von wo schon durch
das Museum Francisco-Carolinum der Commission eine Copie der
Erneuerung der alten Freiheiten von 1495 zugekommen war (Siegel
a. a. 0. S. 369), fand ich noch eine spatere Erneuerung ausgestellt
im J. 1644, und in Schenkenfei den die collationirte Abschrift
des Ehafttaidings dieses Ortes von 1636, nach der die Abschrift
V. 1757, die ich im Statthaltereiarchiv zu Linz entdeckt hatte,
angefertigt ist (s.o. S. 553). Die Einsendung dieser älteren Abschrift
verweigerte der Marktvorsland Herr Lor. Benischek trotz allen Vor-
stellungen, das einzige Beispiel, das mir auf der ganzen Reise vorkam.
In Fre istadt wurde mir im herrschaftlichen Archiv ein Verzeichniss
der daselbst befindlichen Urkunden freundlich zur Verfügung gestellt :
ein Weisthum fand ich wider Erwarten nicht. Im städtischen Archiv
war eine planmässige Nachforschung bei dem damaligen Zustand
desselben nicht thunlich, trotz allem freundlichen Entgegenkommen :
sie wäre einer Ordnung des Archivs gleich gekommen. Ich musste
mich daher mit dem Versprechen der Einsendung begnügen, falls
der Zufall etwas ans Licht brächte, um so mehr als der Urlaub, den
ich zum Zwecke meiner Reise von der k. k. Hofbibliothek erhalten
hatte, bereits zu Ende ging. Somit musste ich meine Nachforschungen
für diesmal abschliessen ; ist das Resultat derselben auch gerade kein
glänzendes , so hat sie doch aus fünfzehn Orten mit Ausnahme eines
einzigen ganz unbekannte Taidinge zum Theil in mehrfacher Ab-
schrift eingebracht und der Hoffnung Raum gegeben, dass weiteres
Nachspüren nicht ohne Erfolg bleiben dürfte.
Im Folgenden stelle ich ein alphabetisches Verzeichniss der
gefundenen Stücke nach den Orten mit kurzer Beschreibung der
Handschriften und Angabe des Fundortes zusammen.
1. Aigen.
A. Pap. 17. Jli. 48 beschriebene Bll. 4* im Archiv des Klosters
Schlägl. Kasten B. 'Aigncr Marktsachen'.
Bl. 1". Triuilegien vnd freihaiten denn Marckt Aygen Betreffend
(roth.) Hierauf folgen bis Bl. 11* Bestätigungsbriefe (1362—1598).
11' unten roth: *Das ehehafftäding so Järlich in Offner besetzter
schranen vnndter dem hellen himcll verlesen soll werden'.
Bericht fib. d. i. Aag. 1868 in Oheröst. angestellten Weisthümer-Forschungen. 557
16\ 'Reformation vnd new (roth) gestalte Ordnung' etc. durch
'Matthiam Brobsten zum Schlag!' 6. März 1581.
25*. 'Ein andere neue Refor(roth)mation vom Herrn Brobsten
(Abt Wenzeslaus) dem Marckht Aigen zuegestelt'(12. Nov. 1599).
34'. 'Gemeines Marckhts Recht vnd Ehehaflft'.
B. Piip. 17. Jh. 31 beschr. Bli. 4" w. o.
Das von Abt Wenzeslaus aufgerichtete Taiding erneut durch
Abt Wilhelm 1625. Das Ehaft beginnt Bl. 4' 'Nachgeschribne Artici
sollen als Marckhtrecht vnd Ehehaft alle Quatember auf dem Rath-
hauss gannzer gemain rerlesen vnd von Menigclich derselben ge-
horsamblich nachglebt werden'.
C. Pap. 17. Jh. 18 beschr. Bll. fol. im Archiv des Klosters Schlägl
'Nachtrag. Fase. 2" N. 1'.
'xMarckht Ordnung Vnd Ehehafft Tädting' (aufgerichtet durch
Abt Andreas 15. Dec- 1679).
D. Pap. 1701. 13 Bll. fol. im Marktarchiv zu Aigen.
'Renovierte Marckhts Ordnung oder Ehehafllts Tädtung geben
^ vndt vorgeschriben von . . . Siärdo Abbten desz löblichen Stüflft
vnd Closters Schlögl . . . den 29. Juny Anno 1701'. Mit Siards
Unterschrift und Siegel.
2. Haag.
A. Pap. fol. 1712. im Linzer Stalthalterei- Archiv XXXI.
Bl. 16** — 32* 'Gemaines marckhts recht vnd ehehaft.
Nachgeschriben articul sollen alss des markhts recht vnd ehehaft,
so ein neuer richter erwohlt oder der alt wider bestätt ist, Stephani
im Weinacht feirtag ganzer gmain daselbst verlesen vnd von mäniglich
denselben gehorsamblich gelebt werden'.
B. Pap. fol. 1742. ebendaselbst XXXI. N. 21. von Bll. 14" an.
Gleichlautend mit A.
3. Haslach.
A, 5 beschr. Bll. fol. Dem Original gleichlautend befundene
Copie 'actum 16. Martii A°. 1602'. im Archiv des Klosters Schlägl.
Käst. E. Herrsch. Haslach Lade L Fase. 1. N. 6.
'Wir Pettr Wockh Herr zue Rosenbergk etc. Regierender Herr
des Hauses Rosenbergk etc. Thuen khundt hiemit allermenigkhlicht
das für vnnss erschinnen vnsere vnderthanen vnnd liebe getrewe
Richter vnd rath sambt der ganzen Gemain des Marckhts Haßlach
Lanndts Österreich ob der Ennss vnnd brachten vnss fuer etliche
558 Lambel
zusammen getragene artikhul, deren Sie bey Gemaines Marckhts
EhehaiTten Lauth eines hierüber habenden aufigelegten priefTlichen
Scheines von Alters hero in vbliehem brauch gewesen, Welliche
Puncten vnd Articul von wortt zu wortt lauten wie volgt' etc. Con-
firmationsdatum: 'Geben auf vnserem Schloss Beheimischen Crum-
baw den 17. Februari Anno 1594. Petr Wakh Herr zu Rosenberg'.
ß. Pap. 1612. 6 Bll. fol. w. o.
'Gemaines Marckhts Haslach Vhraite Ehehaft wie es mit dem
Gericht vnd in vi! anderweg von alter her gehalten worden, so von
dem Herrn von Rosenberg etc. in Zeit Caspar Ottes Inhabung ge-
ferttigt worden*. Gleichlautende Abschrift von A.
C. Pap. 1647 (16. Oct.) 1 Bl. fol. w. o. Fase. V. N. 10.
'Extrahiertes Vidimus auss der Hasslacher Ehafft vnd andern
Khayl. vnd Erzherzogischen Confirmirten Priuilegien betr.
Demnach auss vnsern Alt Rossenbcrgischen wie auch seithero
von Ihrer hochfürst, durchl. Erzherzogen Leopoldi Wilhelmi zu
Österreich etc. Bischofen zu Strassburg vnd Passaw etc. Seithero ge-
nedigisteu confirmirten Ehehafft, Obmanbrief vnd anderen Privilegien.
Ain Burgerschafft Jährlich ainem Obman vber nachbenanten
Herrschafft vnd bürgen gehülzt neben etlicher holzhaider zue er-
Wühlen, So der herrschafft zur confirmation vorgestellt werden.
Darinen ain burgerschafft Jährlich ain Deputat Preen vnd notturfft
Pawholz sambt den viechwaithen berechtigt'.
Folgen die erwählten Obmänner u. Holzhaider.
4. Hofkirchen.
A. Pap. 1621. 7 beschr. Bll. fol. im Marktarchiv zu Hof-
kirchen.
Termerckt die gerechtigkait vnd alts herkhomen des markts
zu Hofkirchen da man zellt tausent vierhundert vnd in dem funfT
vnd achzigisten iare'.
B. Abschrift des vor. aus d. J. 1743.
5. leonfelden.
A. Bl. 65* — 105" des 'Uralten Gültenbuchs des Markts Dominiums
Leonfelden' Pap. fol. 15. Jh. im Leonfeldner Marktarchiv.
'Vermerkcht dye Rechtn des Markchts lonueldn So durch vus
hernach geschryben Richter vnd Burger In eehafftn taydingberechtent
sein Nach dem vnd der Markcht durch dye hüssrey verprennt ist
worden, die selbm rechten dann In dem alten markchtpuech so
Bericht üb. d. i. Au^. 1868 in Oberöst. angestellten Weisthfimer^Forschungeii. 559
Yerprunnen ist geschryben gewesen der yedermaii gedacht hat vnd
nach geschäin auch mit willen vnd wissen vnssers Genadigen Herrn
Herrn Reinprechten vonn Walsse aus dem Vrbarpuech Wächsennbergk
vernewt sein worden In gegenwürt des Edlnn Casparu Hager dieselb
zeit phleger daselbs geschechn nach Christi gepurdt Tausent vier-
hundert vnd im fünf vnd dreyssigisten Jaren'.
B. Pap. 1670. 19 Bll. fol. ebdas. Collationirte Abschrift von A.
Titel am Einband 'Beschreibung der Rechte vnd Freyheiten
des Marktes Leonfelden vom Jahre 143S\
6. Neafelden.
Pgin. 1523. 6 Bll. fol. im Marktarchiv zu Neufelden.
Bl. \\ Tantäding puechlein des Marckts Velden. 1523\
2\ 'Von gottes genaden Wir Ernst Administrator des StiSts
passaw phalltzgraue bei Rhein Hertzog in Obern vnndNidern Bayrnetc.
Bekhennen vnnd thun khundt mit dem oflen brief Alls vnns vnser
getrewen lieben Richter die Geschwornen vnd gemain vnsers Marckts
zw Velden ettlich articl Irer recht vnnd Voyttäding furgetragen vnd
wir nit wenig vnordnung vnd gebrechen dar Inn befunden, das wir
demnach .... solhe artic) verneuet vrclärt zum thaill geendert vnd
gemert haben vnd thun das hiemit in craft dits briefs wie hernach
volgf . Mit anh. Siegel.
7. Oberneakirchen.
Pap. 1485. 22 Bll. fol. im Marktarchiv zu Oberneukirchen.
'Vermerckht die Rechten des Markchts Obern Newnkirchen So
durch VHS hernach geschryben Richter und purger In eehafften
tayding berechtent sein nach dem vnd der markcht von den veintten
verprent ist wördn Die selbm rechtn dann In dem alten marktpuech
so verprunnen ist geschriben gewesn der yederman gedacht hat vnd
nach gschäift auch mit willn vnd wissn vnnsers Genädigen Herrn
Herr*!! Kristoffen von liechtenstain etc. aus dem Vrbarpuech Wächsen-
bergk vernewt sein wordn In gegenburt vnd mit hilfT des Edln
Vesten Sigmunden Steger Dietzeit Phleger daselbs zw Wächsenbergk
geschechn nach Christi gehurt Viertzehenhundert vnd fünffvnd-
achtzigisten Jaren'. vgl. N. 5. A.
8. Ottensheim.
A, pap. 1615. 4 Bll. fol. im Marktarchiv zu Ottensheim.
'Marckht Puechl zu Ottenshaimb'.
SiUb. d. pbU.-bist. Cl. LX. Bd., Hl. Hft 37
560 Lambel
Bl. t\ *Vermörckht die Gerechtigkhait auch die notturft des
marckhts Ottenshaym wie dem von Alter nach löblicher gewonhait
herkhomen sein'.
3^. 'Dy vorgeschriben Artickhel sindt auf dem Marckht Ottens-
haim von Alter herkhomen ynd yecz am Jüngsten bey Mertteo
Scherar die zeit Marckhtrichter in ehaften tliding mit recht vnd
Trthail veruolgt ynd bestatt von man zu man etc\
'Geben vnd Geschechen In ehaflen täding Alls man zeit nach
Christi geburdt Tausendt vierhundert vnd in den sibenzigisten Jare
am Montag vor sand Anthonj tag\
B, Jüngere gleichlautende Abschrift auf Pap. 17/18. Jh. 4 Bll.fol.
9. Per^;.
Pap. fol. 1S82. im Landstandischen Archiv zu Linz B. 1/2
Nro. 47.
*Extract auss gemeines markht Perg im erzherzogthumb Oster-
reich ob der Enns uralten markht- und panthading puech gezogeo
ainen wochenmarkht betreffend.
Wer den andern schlecht an dem mittichen und markhtzeit»
der ist dem richter fünf phundt pfening, er sei iner oder ausser,
wan allzeit an dem mitichen und markhtzeit freiung ist.
Auch hat khain richter an dem mitichen niemant genueg za
thuen von khainem burger.
Wir melden auch dass khain ausser in der wochen khain tuech
nit soll vorschneiden ausgenomen an dem mitichen und markht zeit,
wer da wider thuet der ist umb das thuech'.
(H. Fronnberg bestätigt den Gleichlaut mit dem Original
Wien 5. Martii 82.)
!•• PotileinsUrf.
Pap. 1626. 29 besch. Bll. fol. im Harktarchiv v. Putzleinstorf.
1'. 'Eheham\
2\ 'Des Gerichts PutzlstoriT Ehehafil So zu der Herrschaüt
Falkhenstain vrbar auch mit aller obrigkaitt dahin gehörig vnd Dienst-
bar sein ausser des grunddienst» So die Voggt vnd Vrbarsholden
dem Closters (soj Nidemburg Raichen'.
11. Reickenai.
Pap. 1644. 26 Bll. 4^
AufBl. 1. confirmirt Heinrich Wilhelm von Starrhemberg 'hernach
beschribnes Tädingbuechi^ so sy von vorigen Inhabern des Guets
Bericht 8b. d. i. Aug. (668 in Obordai. aDg^stoUton W«isUiaaer-ForacbaD|^D. 561
Reichenau Herrn Eberharden Marechallen Vndern Dato de8 1443-
isten Jahrs aufgericbt
*2\ Volgen nun die Rechteo Tnd Gerechtigkeit der Grauen vnd
Herrn von Starhemberg vnd Vessten zu Reichenau dass sich ain
yeder Waiss daruor zu hietten Inner vnd Ausser der HerrschafR'.
2G*. Geschechen auf vnnser HerrschafR Reichenaw den letzten
Monatstag Decembris nach Christi vnnsers ainigen Erlösers vnd Selig-
machers geburth in (26**) dem 1644. Jahre*. Mit Unterschrift und Siegel.
12. Sarleinsbaek.
Pgm. 1555. 14 Bll. 4*. im Pfarrarchiv zn Sarleinsbach.
Bl. 1\ 'In namen vnsers herrn Amen.
Auf Ro. Kii. Ma. vnsers aller genedigisten herrn vnnd lanndts»
fursten genedigste bewilligung vnd bestattung Märckhtlicher freihait
dieses Marckhts Sarlespach durch den wolgebornen herrn herrn
Iheronimussn freyherrn zum Sprinzenstain Hochgedachter KEii Mt.
Rath etc. alss grundt vnd erbhern erlangt vnd zv wegen gepracht
(l**) Ist disz EhafTt sambt andern hergeprachtn gemelts marchts
gewonhaitten vnd gepreichen mit gemainer burgerschaffl aintrechtigen
willen orndlich aufgericbt worden anno SSist mit wolgedachts
vnsers genedigen herrn anhangenden innsigl vnd handtczaichen
gefertigt etc.'
'Hie ist vermerckht vnd eingeschriben was das
Ehaffttäding in dem mar<skht Sarlespach inhelt vnd
auch darinnen bekhant ist worden'.
Bl. IS**— 14' Artikel auf Befehl der Grafin Emilia von und
zu Sprinzenstein geb. Fuggerin Wittwe zugeschrieben d.d. 21. Apri|
160G mit ihrer Unterschrift.
13. SckenkeifeMei.
A. Pap. 1636. 21 Bll. 4«. im Marktarchiv zu Schenkenfelden.
'Vermerckht die Frey-Hait vnd Rechten in Vnserm Marckht zu
Schenckhenfeldt So zu der Herrschafft Freystatt geboret Vnd So Man
Järlichen in Erhafften {soj Täding meld vnnd vueget vnnd von alter
herkommen ist etc.'
B. Collationirte Abschrift v. A auf Pap. 1757. 22 beschr. BU.
4* im Archiv d. Statthalterei in Linz. LV. N. 17.
14. Sckwertberg.
A, Pgm. 10 Bll. gr. fol. 1676. d. Z. im Landständischen Archiv
in Linz aufbewahrt.
37»
562 Lambel. B«r. fib. d. i. Aug. i. Oberdst. angestellten Weiethumer-FortehuBgen. '
AufBI. 1 Bestätigungsbrief Lobgotts Ton Kuefstein. 1** — 9': Die
Freiheiten des Markts. 9' — 10*: 'Sonderbare articul. So zuvor hoch-
wolgedachter herr herr grafT von Starhemberg auss christlichem
bedenckhen bei dem ehehafft tading furzuhalten genedig beTolcheo'.
10^ Datum Schwerdtberg 30. Juni 1676. Unterschrift Lobgotts
y. Kuefstein. Siegel anhangend.
B. Pgm. 10 Bll. gr. fol. 1780 auf Befehl Jos. Gundackers
von Tharheim angefertigt y. o. gleichfalls mit anh. Sigel.
Bl. 8\ 'Etliche Nothwendige Articul so ich Jos. 6. Graf und
Herr von ThQrheim aus Christlichem Bedenckhen bei dem Ehehafft
Thädting meinen Unterthannen vorzutragen befohlen'.
15. Wesenorfahr.
Pap. 1751. 7 besch. Bll. fol. im Statthaltereiarchiv zu Linz
LY. N. 14.
Ordnung u. Freiheiten des Markts bestätigt von Maria Theresia
Wien 22. Aug. 1750.
1^ 'Erstens nachdem bishero der Gebrauch gehalten worden etc.*
16. Wtlfsegg.
Pap. 18. Jh. fol. im Statthaltereiarchiv zu Linz LVI. N. 16/16»
Bl. 16'— 30'.
Bl. 16' 'Gemaines Marckhts Recht und Ebehaft Nach-
geschriben Articul sollen alss Marckts WoliTseeg Recht und ehehafft
all wegen in der Heilligen drei König Tag, so ein newr Richter
erwehlt oder der alt wider bestStt ist ganzer Gemain zu Wolffisegg
verlessen uad von mäniglich dersselben gehorsamblich gelebt werden*.
Schenkl. Xenophoiitische Studien. 563
Xenophontisehe Studien.
Von dem w. M. K. Schenkl.
Erstes Heft.
Beiträge zur Kritik der Anabasis«
Die Anabasis Xenophon*s gehört zu denjenigen Schriften,
welche im Alterthum in den Meitesten Kreisen gelesen wurden.
Gleich nach ihrem Erscheinen musste sie schon durch ihren Stoff die
allgemeine Aufmerksamkeit auf sich ziehen; denn sie offenbarte
vor den Augen des gesammten Griechenlands den Verfall und die
Schwäche des Perserreiches und zeigte, wie nahe Agesilaos daran
war dasselbe zu stürzen, wenn er nicht aus Asien zurückberufen
worden wäre. Dass die Anabasis in den folgenden Zeiten, wo man
den Plan die Macht der Perser zu brechen wieder aufnahm und end-
lich durchführte, sehr häufig gelesen wurde, bedarf wo! keines Be-
weises. Aber auch späterhin sicherte ihr die lebensvolle und dabei
so einfache und klare Darstellung einen grossen Leserkreis bis in
die spätesten byzantinischen Zeiten. Sie galt als Muster des histo-
rischen Stiles, Rhetoren führten mit Vorliebe Stellen aus ihr an,
wenn sie Beispiele des einfachen und dabei lebendigen und kraftvol-
len Ausdruckes geben wollten und ein späterer bedeutender Histo-
riker, der den Heereszug des Alexandres schilderte, nahm sich in
der Darstellung das Werk des Xenophon zum Vorbilde. Dazu kam,
dass die Anabasis auch in der Geschichte des griechischen Kriegs-
wesens einen wichtigen Abschnitt bildete und daher auch für den
Taktiker von besonderer Bedeutung war. Diesem regen Interesse,
welches das Buch einflösste, ist es auch zuzuschreiben, dass eine
564 8 c h « n k 1
andere Anabasis, die ebenfalls ein Theilnebmer am Zuge, der Stra-
tege Sophainetos, und wahrscheinlich früher verfasst hatte, niemals
eine Bedeutung erlangte und späterhin fast verschollen war.
Es kann nicht Wunder nehmen, dass ein so viel gelesenes
Buch, das immer und immer wieder abgeschrieben wurde, schon
frühzeitig mannigfache Verderbnisse erfuhr. Wir werden hierüber,
wenn wir von den Citaten aus dieser Schrift bei den Rhetoren, Athe-
naios, Stobaios u. A. handeln, ausführlich sprechen. Auch erklärt es
sich so, warum uns die Anabasis nur in verhältnissmässig jungen
Exemplaren erhalten ist, deren, wie es scheiitt, ältestes. Marcianus M
dem zwölften (?), das, wie es scheint, nächstalteste, Parisinus C,
dem Anfange des vierzehnten Jahrhundertes angehört; ich habe
zweimal den Ausdruck 'wie es scheint' gebraucht, weil H. Amati
über das Alter des Vaticanus A (987) nichts berichtet hat. Die
Handschriften zerfallen bekanntlich in zwei Classen, von denen die
erstere einen bei weitem reineren und viel weniger durch Inter-
polation entstellten Text bietet, während die letztere nicht bloss an
häufigen Einschiebseln und Verderbnissen leidet, sondern auch zahl-
reiche Spuren willkürlicher Überarbeitung zeigt. Indessen hat sie
doch an mehreren Stellen das Richtige erhalten. Zu der ersten
Classe gehören nun Par. C, die beste Handschritt, der aus diesem
oder einem ihm gleichen Codex abgeschriebene Par. B, dann Vati-
canus A, ferner Oxoniensis D (aber nur mit dem ersten Buche, da
die übrigen Bücher einen Text der zweiten Classe bieten), Etonensis
E, der schon den Übergang zu den schlechteren Codices bildet, end-
lich die Handschriften, aus denen Lesearten in der Ausgabe des Ste-
phanus und den Annotationes des Brodaeus mitgetheilt oder am Rande
zweier Juntinen, einer Stephaniana und Aldina von deren Besitzern
beigeschrieben sind (NQMORX Pith.) *)* Alle anderen sind in die
zweite Classe zu setzen. Hierüber weitläufiger zu sprechen, wäre
0 über diese Randnoten zu ortheilen ist desshalb schwierig, weil sie s«in Theil« oickt
die CollatioD einer Handschrift, sondern ein Sammelsoriam von Lesevtea verachie-
dener Codices sind, wie M und O, «1. i. die Lesearten, welche ViHoisoii am Rande
einer Juntina und (üail am Rande einer Ausgabe des H. Stephaaus tob IS8t bei-
geschrieben fanden. Diese stiDmen am meisten mit einander nnd B (auch mit
Yen. M.) uberein ; doch 6nden sich selbst an solchen Stellen, wo sie snsammen-
stimmen, hin und wieder kleine Abweichungen, i. B. I, t, 9. Die Tariaatea, welche
H. Stepbanns am Rande seiner Ausgaben mitgetheilt hat (If), •nthaltm oteahar
Xenophoatiscbe Stvdiea. 865
nach dem, was Dindorf und Breitenbach in den Vorreden zu ihren
grosseren Ausgaben und Rehdantz in dem kritischen Anhange zu
seiner Ausgabe erörtert haben, rein überflüssig.
Von neuen handschriftlichen Coilationen ist für den Text der
Anabasis so gut als nichts zu erwarten. Dies zeigen zur Genüge die
Varianten, welche Sauppe in der Tauchnitzer Ausgabe aus drei Ve-
nediger und vier Mailander Handschriften mitgetheilt hat. Indessen
will ich doch hier über einen Codex, der bisher so gut als gar nicht
bekannt war, einige Worte sprechen, nämlich über den Vindobo-
nensis V, 95. Dieser ist im fünfzehnten Jahrhundert von diner Hand
auf Papier in kleinem Quartformat geschrieben und enthält neben der
Anabasis (f. 1 — 140) den Hipparehikos (141 — 154), die Schriften
über die Reitkunst (154 — 169) und über den Staat der Lakedai-
monier (169—182). die Commentarien (182—264), den Oikono-
mikos (264—303), das Symposion (303—323), endlich den Kyne-
getikos (323 — 325 bis U, 1 riig aitroO difeXsiagy Aus ihm hat
Halbkart in der zweiten Ausgabe seiner Obersetzung der Anabasis
'^S. XX ff. und 199) einige Lesearten mitgetheilt, die zum Theile
unrichtig <) und auch nicht geeignet .sind über den Werth des Codex
Aufschluss zu geben. Wenn nun Breitenbach (Praef. XIV) aus die-
sen Angaben den Schluss zieht, dass diese Handschrift kaum der Er-
wähnung werth sei, so ist dies nicht berechtigt. Der Vind. ist näm-
lich eine dem Oxon. D ähnliche Handschrift, schliesst sich aber im
ersten Buche noch mehr anPar. C und zwar an die erste Hand in dem'-
selben an. So lässt er, um nur einige Beispiele zu geben, mit Cpr. I,
4, 5 TzapiX^oievt h 5, 2 8i nach d;raXcorcpa, I, 6, 3 xai vor jrcarfco^,
I, 6, 7 CO vor 'Oftovra weg, während D napiXJ^ouVf xaf, e& im Texte
hat und xai dnaXdinpa bietet; I, 4, 16 haben Cpr. und Vind. yoOv
für 7ACUV (vgl. 1, 5, 7). Vom siebenten und achten Capitel des
ersten Buches geht der Codex entschieden in dieClasse der schlechten
Handschriften über. Doch stimmt er auch noch weiterhin mehrfach mit
der ersten Classe, auch bloss mit C und dessen erster Hand überein.
Letearken aus B, den Stephanus erweislich benutit hat, und daaeben aus E oder
einem ihm ihnüchen CodeiL.
<) So bat der Vind. V, 4, 12 c$iQra(ovro und nicht i^rtva^wTo, IV, 4, 18 hat «r
nicht von iwaiter Hand f&6vi9, sondern fiber (lovax^ ist aur Brklirung^ fLOW} (•-
schrieben. Übrig^ens hatte ich die aweile Ausgabe von Haibkart nicht aur Hand und
inussie mich daher auf die Angaben bei Breitenbach beachrinken.
566 Schenkl
und zwar selbst an solchen Stellen, wo D andere Lesearten bietet*
So lässt er z. B. II, 1, 8 mit Cpr. rdq vor ßaauif/ig Meg, II, 5, 22
gibt C. Sri auf einer Rasur, im Vind. steht Set und darüber dii ; IV, 4»
14 hat er mit den besseren Codices Orrö dTafj3aAiag im Texte, während
D es mit dem Zeichen yp, am Rande hat, IV, 6, 15 bietet er mit CBA
rdy^rjra, V, 6, 12 lässt er mit den besseren ei vor ^f>5vrae fort und
gibt VII, 8, 2 mit ihnen oisa^on u. dgl.; daraus ergibt sich, dass der
Vind. im Ganzen den Vorzug vorD verdient. Gemeinsam mitD sind ihm
die Abirrungen von einem Worte auf ein gleich oder ahnlich lautendes
im- Folgenden, wodurch bisweilen mehrere Zeilen ausgefallen sind;
nur sind solche Auslassungen im Vind. noch häufiger. Am Rande und
auch zwischen den Zeilen sind zahlreiche Scholien beigefügt, welche
vielfach mit den von Dindorf in der Oxforder Ausgabe veröffent-
lichten übereinstimmen. Darunter ist selten etwas von Interesse, z. B.
I, 7, 3, wo V'^ind. mit Cpr. D u. a. rjg vi^äg i'/oi s'J^at/iovf'^co gibt,
am Rande aber die Glosse vnip r^g hat, IV, 2, 4, wo die besseren
Codices nach jroAi/jitoc die Worte foßoOiievot d-n^ov ori geben, wäh
rend der Vind. dieselben ausHisst und am Rande ycßo*j|X£voe A ge-
schrieben hat, wornach sich diese Worte als Scholion erweisen
u. dgl. m. Diese Scholien beginnen übrigens mit Ende des sechsten
Capilels im ersten Buche und werden erst vom neunten Capitel an
zahlreicher. Früher finden sich am Rande nur einzelne Correcturen
und Varianten verzeichnet, darunter, was ich erst später bemerkte
und daher in meiner Ausgabe nicht erwähnt habe, I, 7, 4 zu cürdZ/jicüv
die Variante ey rdiv i/JLwv, wodurch Dindorfs Vermuthung, dass dies
in C von erster Hand geschrieben war, vollkommen bestätigt wird.
Die übrigen Randbemerkungen sind werthlos.
Ich würde mich um die Leser dieses Aufsatzes schlecht verdient
machen, wollte ich hier alle Lesearten dieser Handschritt mit-
theilen; hiesse dies doch nichts anderes als einen Haufen Spreu
aufschütten. Auch sind die wichtigsten Varianten in meiner eben bei
Weidmann erschienenen Ausgabe der Anabasis angeführt, so dass
man sich darnach leicht eine Ansicht von dem Werthe des Vind.
bilden kann. Ich beschränke mich daher hier blos darauf diejenigen
Lesearten, welche dem Codex eigen und für die Texteskritik von
Interesse sind, hervorzuheben, da die Handschrift bei ihrer eigen-
thümlichen Beschaffenheit recht wol an einer oder der anderen
Stelle das Richtige erhalten haben kann. Vor allem ist hier zu be-
Xenophontische Studien. 567
merken, dass im Vind. einige Formen und Schreibweisen richtig über-
liefert sind, wie : III. 4, 41 t£<j^ai (ebenso IV, 2, 7 hvro), II, 5. 33
T^/x^syvöo'jv (corr. r^/jiyr/vÖG'jv) , IV, 4, 13 von zweiter Hand xp^l^^*
was Cobet (Nov. lect. 455, vgl. Var. lect. 85, 127) mit Recht ver-
langt: die erste Hand gibt xfT^/fJt«, was auch im Vat. F und Ven. M
und in den Vatt. I und K durch Correctur steht, während sonst
-^pifjiicc überliefert ist*. Gemeinsam mit Guelf. H hat tir HI, 1, 2 a;rco-
XwXe-jav, mit Suidas II, 6, 21 xsfdatvot, §. 27 df^rmro, l\% 6, 17
xAcoTTCüv. — Wichtiger sind folgende Varianten, die im Vind. allein vor-
kommen und offenbar das Wahre enthalten oder doch andeuten: I, 5,8
ist im Vind. überliefert iyo'ifTeq roitg rt noK'jriktlq j^trcova^. während
die übrigen Codices lyo'jrtg Toitro^jq rs. roijq k, y^. bieten. Nun ist
allerdings die gewöhnliche Leseart leicht zu erklaren, wie denn z. B.
in der Krüger'schen Ausgabe zu to'jto'j^ bemerkt wird 'jene allbe-
kannten'., aber der Ausdruck hat unzweifelhaft etwas Maniriertes. Es
ist daher sehr wahrscheinlich, dass jenes to'jtou^ nichts anderes ist
als eine, übrigens in den Handschriften der Anabasis häufige Ditto-
graphie, aus dem folgenden roOg entstanden. — I, 6, 7 liest man in
CBA o"* nach TraXtv, was zuerst Lion, dann Bornemann, Kühner und
Dindorf in den Text aufgenommen haben, in den anderen Codices fehlt
die Partikel. Rehdantz hat o£ eingeklammert, nicht mit Unrecht, da das
Asyndeton an dieser Stelle bei weitem wirksamer ist. Im Vind. ist
uns aber das ganz passende TraXtv orj überliefert, welches unbedenk-
lich aufzunehmen ist ; 5i und $r, werden nämlich in den Handschriften
häufig verwechselt: man vergleiche die Varianten I, !♦, 29: l<^ 1;
II, 1,10: in, 2, 7 und 27; 4, 19; VII, 6, 23 u. dgl. Auch I, 8, 18 wird
wahrscheinlich mit Vat. A und Matthiä xat r^d^rtg din (statt o'i)
iJ^ecv zu schreiben sein; ebenso V, 7, 17 raOra dii r/^ (statt 5*t?v),
worauf auch die Leseart von CBA raOra orj hindeutet. — I, 6, 9
hat Dindorf (praef. ed. Teubn. p. XVIH) an dem recapilulierenden
TO'jTO'jg Anstoss genommen, indem er darauf hinweist, dass das
Pronomen cjTog oft so von Abschreibern eingeschoben worden ist,
auch werde dasselbe durch die Auslassung von filo^jg in Cpr. und
D verdächtigt. Wie richtig diese Bemerkung ist, zeigt der Umstand,
dass im Vind. ro'jr'jrjg m. 2 über der Zeile steht. Offenbar hat das von
einem Abschreiber so beigefügte Pronomen in C und D das darunter
stehende f'uovg verdrängt. — I, 7, 13 hat Kiehl (Mnemos. I, 209)
ix Tcüv ;rG/£|itcov, was neben jrafa iieydÄoii ^a^tXeco^ rein unhalt-
568 Seboakl
bar ist, mit Recht gestrichen. Im Vind. ist nun U erst von zweiter
Hand über der Zeile beigefugt, wodurch steh rdv nroXcfucov als eine
blosse Glosse zu dem vorausgehenden aurcfxoAiftaavrcc erweist —
I, 8, 14 überliefert Vind. mit M und den Handschriften von San Marco
(Mmn) tfi\lo\j(; statt tfiko\j(;, was Bornemann und Cobet mit Recht
aufgenommen haben. Eben so richtig bietet er <fCklo\jq Y, 4, 32.
was sich auch schon in der Aldina und bei Stephanus findet. Die
Verwechselung beider Worter ist ungemein häufig; vgl. die Varianten
zu V, 5. 19; 7, 12; Cyrop. V, 3, 19 u. 23. — II. 4, 13 habe ich in
meiner Au<igabe /rora/uiöv und ebenso §.17 /rora/uiGO. §. 28 ;rcra-
fxöv eingeklammert. Dass ich mit Recht diese ekelhaften Wieder-
holungen beseitigt habe, dafür spricht die Überlieferung, aus welcher
erhellt, dass die Abschreiber jenen Beisatz nach Belieben beilugten.
So hat der Vind. II, 4. 14 rdv Tiypr,Ta ;rcra{xöv, während ;rcra/&öv
in allen anderen Handschriften fehlt; dagegen lässt er §. 17 TrorafxoO
aus. was die übrigen bieten; §. 22 steht nach röv Ttypr/ra in den
schlechteren Codices jrcrafxov, in den besseren fehlt es. Man möge
daher aufhören solche Wiederholungen als Eigenthümlichkeiten des
Xcnophonteischen Stiles zu bezeichnen und erkennen, wie sehr der
Text durch solche Einschiebsel entstellt ist. — III, 2, 3 steht im
Texte des Vind. rcXi^ccv, was sich sonst nur am Rande des Oxon.
D erhalten hat; in allen anderen Handschriften ist für das den
Schreibern unverständliche rcAc^cev das sinnlose iX3ilv rc gesetzt
worden; ebenso VI, 6, 36, wo CB ci3 Teli^Bt^ dagegen A oux irc^i^rj,
die übrigen mit kecker Interpolation oüx i-^iAcc ysvia^ai über-
liefern. Wenn Cobet (Nov. lect. 440) gegen rcXc^ccv. das er selt-
samer Weise eine Conjectur Dindorf*s nennt, eifert, so hat er nicht
bedacht, dass der Sprechende der Lakone Cheirisophos ist und Xe-
nophon, wenn er die Reden von Spartanern anführt, in dieselben
einige charakteristische Dorismen einzuflechten liebt <)• Übrigens
1) So bleibt es geradeiu uabegrei flieh, wie die neisteo Heravtg^eber VI. 9, tS aUtt
Topoi das uosag^lich matte roioOroc auAiebDen konoten. Die Abschreiber, welehe
sich das Wort nicht erküren konnten, inderten es willkürlich ; darum steht in C m.
sec. B Q Ven. M roiouroc, in B oeurd^, in A ist das Wort ganz weggelassen. Das»
C m. pr. ursprünglich ropoc hatte, aeigt die lacnna q^attuor ad summum Utteramm,
auf welcher rotoOro; steht ; im Originale des Vea. M. war rope( entweder über
roiouro( oder am Rande beigeschriebea, da er im Vorhergehendem repo; statt
|Upo( hat. Obrifeas heisst rope; wohl nicht, wie Rohdantz meint, ein 'Schreier*.
Xenopbontisclie StudiM. 560
darf man ix rcSv napövrtav nicht, wie Breitenbaeh meint, mit *naeh
Massgabe der gegenwärtigen Umstände\ sondern» wie dies Rehdantz
thut, mit 'in Folge der gegenwartigen Umstände, bei den gegenwar-
tigen Umstanden* übersetzen, wodurch alle Schwierigkeiten behoben
sind. — III, 2, 10 gibt der Vind. und auch der Guelf. H (dieser aber
erst nach Correctur) napä roug opxorjg statt xai r. o. ; auch streicht
der Vind. §. 12 av nach örröaouc» was Dindorf beseitigt hat — IV»
3, 29 liest man in CBA ii^ rcO^ noXeyilorjg, in E dei im r. k., in den
übrigen dei eig {ig) r. nr. ,- im Vind. steht blos dei r. ;r , daraus ist
ersichtlich, dass jenes dei aus kni entstanden ist, worauf man die
erforderliche Präposition bald durch im^ bald durch e^^ ergänzt hat;
in CBA ist aber ini mit sig verwechselt worden, was den Abschrei-
bern öfters begegnete, z. B. 11, 4, 28 ; III, 2, 7 ; 4, 46 ; IV, 2, 7 ;
VII, 2, 15. 1) — V, 7, 13 steht in CBA d;r^A 3ov, in den übrigen
iXd£(v. Gewohnlich schreibt man nun nach einer Conjectur Lion*8
dTts'k^eXvt was Tor den anderen Vermuthungen den Vorzug ver-
dient und nun auch durch den Vind. empfohlen wird; denn derselbe
hat vor iX^elv eine Rasur, in welcher zwei Buchstaben standen, so
dass also mit grosser Wahrscheinlichkeit dmA^elv als die ursprung-
liche Leseart bezeichnet werden kann. — V, 7, 16 ist in allen Hand-
schriften überliefert nopeuoixevov S* aOrdv f^dvsi ^[lipo: ye^oyLiWi^
wobei der Singular sehr auffällig ist. Dies hat auch Bornemann be-
stimmt nopeuoikivtav vorzuschlagen, wobei aber zugleich a*Jröv be-
seitigt werden musste. Nun liest man im Vind. jropcuö/icvov ii
fJ^dvii ii. 7., wodurch die eben erwähnte Vermuthung Bornemanu's
bestätigt wird; denn dass Formen, wie Tzopsuoiksvov und nopeuopLivtavp
häufig verwechselt werden, brauche ich wol nicht weiter zu bewei-
sen. — VII, 2, 3 sind die Worte diSovrtg rd okXcl xard roOg )^c&-
porjg schon von Muret als ein Glossem erkannt worden» man ver-
mochte aber nicht einzusehen, was denn dies Glossem besagen sollte.
soDdern es bedeutet mit einer ShnUchen Übertragung, wie das ibm verwandte
lateinische trret (vgl. de rep. Lac. 2, 11 and Haaso im Index verbomm p. 391)
'ge>vaDt!t, gffschickt*. An unserer Stelle könnte man es im Attischen durch ^tcv6c
(^i^fiv) oder etwa aoftarhi wiedergeben. Dass roptf( ironisch von dem Soldaten
gesagt ist, der sich im vollen Redeflusse verthetdigt, versteht sich von selbst.
0 So ist wohl auch VI, 1, 11 ^;ri6vre(, das Cobet und Rehdants mit Recht beseitigt
haben und das Athenatos (I, 19, a) nicht gelesen su haben scheint, aus tlaiovxt^
entstanden und dies verdankt seinen Ursprung dem vorhergehenden t29i|X3f v (f. 9).
j570 Sch e nkl
Die wahre Gestalt des Scholion gibt nun der Vind., in welchem fXT;
6id6\fT£g iiETÖL (|i£Td hat auch D, in dem die Worte (hg , , . oidivreg
fehlen) onlcx. x. t. y[^. überliefert ist. — Endlich gibt noch der Vind.
VII, 7, 24 dOvavrai statt dOvcovrat oder o6vovrac, was übrigens
schon Weiske hergestellt hat.
Andere dem V^ind. eigenthümliche Lesearten» die zwar nicht
schlechthin zu verwerten sind, aber gegenüber der Überlieferung in
den anderen Handschriften schwerlich Beachtung verdienen, sind fol-
gende: I, 2, 25 a;rcoAGvro ' x<xl oi [ih ifanav; I, 7, 14 öpuxTT? aus-
gelassen, ebenso 9, 30 rovg KtoToxjg (an derselben Stelle hat er
Gp3(Jjg über der Zeile von zweiter Hand), II, 3, 11 rc vor $6p\f (was
auch bei Suidas s. v. kTze^TÖLTsi fehlt), IH, 3,9 oi vor tze^oI (wo man
sich dann ot "EAAvjvgg als Subject von io'Jvavro denken müsste); IL 5,
29 hat er tt^v yv&j^r/v über der Zeile von zweiter Hand, V, 2, 16
iojxet (am Rande iooxei). Merkwürdig ist die Randnote von zweiter
Hand, welche der Codex VI, 6, 25, wo er im Texte mit den schlech-
teren Handschriften oixaea j^pr^vat Kda'/jtiv bietet, beigeschrieben hat,
nämlich ßia y^p-nvai dndyii)/; doch ist dies wol nur eine will-
kürliche Correctur des echten ^tav j^i^va« nda-^siv.
Man sieht hieraus, dass der Gewinn, den man aus dieser Hand-
schrift ziehen kann, allerdings nur ein sehr geringer ist.
So genaue Untersuchungen über den Werth der einzelnen
Handschriften und ihr Verhältniss zu einander auch Dindorf, Reh-
dantz und ßreitenbach angestellt haben, so wenig hat man bisher die
Citate aus der Anabasis bei anderen Schriltstellern eiTier eingehen-
den Behandlung unterzogen, obwol eine solche Erörterung manche
interessante Ergebnisse zu Tage "fördern musste. Es wird daher
nicht überflüssig sein diese Citate und ihren Werth für die Kritik
im Zusammenhange kurz zu beleuchten. Der älteste Schriftsteller»
welcher Stellen aus der Anabasis anführt, ist der Rhetor Aristeides
(117 — 189 n. Chr.) Dieser citiert nämlich an mehreren Stellen
seiner Schrift nepi dfeAoOg Xöyou (bei Spengel U, 527, 32; 528,
1*2; 530, 17; 541, 13; 542,3; 543, 9; 549, 16 u. 31; 550,
4 u. 14; 551, 10 u. 18; 552, 4, 11, 14, 19, 31) einzelne Sätze,
und zwar gewöhnlich aus dem Kopfe mit mancherlei Veränderungen,
z. B. I, 1, 1 ineiSri und iTiei, T-fjv tcXsuti^v roO ßioij und rcO ßio^j
reXeurrjv, dtifOTip(/i und a^^co; auch verwechselt er einmal (II, 535»
Xeuopliontische Studien. 571
27) die Anabasis und den Agesilaos. Man sieht daraus, dass die ihm
eigenthumlieheu Lesearten, wenn sie nicht sonst evident sind, wie:
I, 2, 1 3 aüry}v statt des avröv aller Handschriften <), nicht leicht
Glauben verdienen. So gibt er 1, 1, 1 in zwei Citaten ißoO/sTo o£,
was Cobet aufgenommen hat, I, 1, 5 euv statt ficrj-jav, I, 2, 8 o-jrog
TLOLi (was entschieden falsch ist) und shßcDlzi statt iiißakAsi; eben
daselbst lässt er vixri^ag aus (so auch Rufus I, 466, 30) und liest
ipi'jocvTd oi; I, 2, 13 hat er ^rspvjrjat. statt 3rjpä<j<xi. Was für eine
Handschrift Aristeides benützte, lässt sich daraus nicht ersehen; auch
dass er I, 1, 2 mit den besseren ixsTarziiiTrsTai^ dagegen I, 2, 8 mit
den schlechteren (und Rufus) das richtige xaXelTai statt Asyszat
gibt, bietet hiefür keinen Anhaltspunkt.
Etwas jünger als Aristeides sind die Rhetoren Hermogenes,
Demetrios und Athenaios. Hermogenes führt im zweiten Buche seiner
gehaltreichen Schrift rtepl Idew (bei Spengel 11, 419, 8) einiges aus
IV, 5, 32 und 33 an; es sind dies aber durchaus nicht wörtliche
Citate, sondern ganz ungenaue Andeutungen. Wenn daher auch dort
yjilov erjTi^avTo steht, so kann man daraus keinen Grund für die
Weglassung von arefdvoK; oder für die Conjectur i(7r£j>avw/x£vouf
(£(7T£|ji|ui6voug) C^iföv yß,6v entnehmen, um so mehr als eine solche
Construction in guter Prosa unerhört wäre. Dagegen ist nach Her-
mogenes statt 6;rox6Tpavra^, wie dies schon Schneider erkannt hat,
£7rex6*|avra^ herzustellen. Etwas mehr lässt sich über den Codex
sagen, den Demetrios von Alexandreia benützte, da in dessen Buche
nspi ipixnveiag eine ziemliche Anzahl von Beispielen aus der Anabasis
angeführt werden (bei Spengeh UI, 289, 4, 260, 3 u. 6, 261, 8,
265, 8, 282, 4, 283, 25, 284. 19, 285, 16 u. 22, 289, 6. 291. 19,
292, 32, 293, 18, 305, 23). Zwar citiert auch er nach ungenauen
Reminiscenzen und mit sehr willkürlichen Veränderungen, so z. ß.
in, 1, 31, wo er rw ovn einschiebt und statt w<7;r£p das ungeschickte
6}(j7:sp£i setzt, VI, 1, 13, wo er <7'jv£7roX£/xo'Jv statt <7uv£|j.a*^ovTo,
fitpg'^ÄV statt iTpt'poLVTO, und ganz verkehrt töv ßaoiXicx, schreibt«),
ebenso in den Citaten I, 2, 27; 8, 20 und V, 2, 14, worauf wol
das riAih^i fr^aiv 6 arpoLrog (284, 19) sich bezieht. Daher kann
1) auT^v hat auch Rufus I, 466, 26.
*) Übrigens hat Demetrios 291, 21 wohl nicht uffö roO ria^Xa70vo;. sondera ^n6
rou n. geschrieben.
572 S c h • ■ k 1
auch ind statt ct»^ und I^cx6/xi9v£ (I, 8, 18), das Gregorios
Koriiithios (bei Walz VII, 1160, 27) nachgeschrieben hat« dann die
Wortstellung iiiyag jxiv ot), xaXöc di (IV, 4, 3) keinen Anspruch auf
Glaubwürdigkeit machen. Aber an mehreren Stellen stimmen seine
Lesearten mit denen der schlechteren Handschriften» wie I, 2, 27
dpnd^ea^ai^ was allerdings das Richtige ist i), I, 8, 10 ^Xcüvrcjv xai
iiaM^6vT(üv, h 8, 20 ifipero. Das Glossem rci; iKKoig (I, 5, 2},
welches alle Codices mit Ausnahme von Cpr. D. und Vind. haben,
kennt er nicht, es ist also späteren Ursprunges ; dagegen findet sich
achon bei ihm das sinnlose crc vor rpivipsig (I, 2, 21), was in allen
Codices steht. Richtig liest er VI, 1, 13 xac' ai ywaUeg, wahrend ai
nicht handschriftlich überliefert ist; Kruger hat [a£j in den Text
gesetet, die anderen Herausgeber haben es mit Unrecht vernach-
lässigt. Der Ausfall des Artikels erklärt sich dadurch, dass ursprung-
lich y^ai geschrieben stand, was dann in xaf verderbt wurde. So ist,
um dies gleich hier zu bemerken, auch IV, 4, 16, wo CBAG xa(»
die übrigen ai bieten, ynxi *AfxaCöve( zu schreiben, dessgleichen IV,
2, 17 xai oi äXkoi (y(pi aXXoe), was das folgende oaoi fxv} dringend
verlangt, während oe in allen Codices fehlt *). Ein anderes Beispiel
(I, 8^ 6) werden wir später geben.
Ziemlich genau sind wir über die Handschrift unterrichtet, die
Athenaios bei seinem grossartigen Sammelwerke vor sich hatte, da
seine Excerpte aus der Anabasis zum Theile grössere Stellen um-
fassen (nämlich: I, 5, 2»IX, 397, a, l 5, 3=. IX, 390, c, I, 9, 25=»
XI, 784, d, II, 3, 14 u. 15=>XIV, 651, b, II, 3, 16=»U, 71, d,
VI, 1, 4=XI, 476, c, VI, 1, 5 . . ..11=1, 16, e . . . 16, a, VU, 3.
21=11, 49, b, VU, 3, 21,. . . 32=IV, 150, f . . . . 161. e, VH, 2,
23bsXI, 476, b). Auch Athenaios citiert mitunter ungenau und er-
laubt sich Kürzungen und dabei willkürliche Veränderungen, wie man
dies besonders bei den Stellen 1, 16, e und IV, 160, f ersehen kann.
Auch ist es merkwürdig, dass er die erstere Stelle mit den Worten
einleitet: ^v naplarYtai yevoixivinv Hcvcycov 6 xaXö^ iv rp dvaßdoti
') So geben ja auch die schlechteren Handachriften richtig 1, 3, 14 ijpiraxoric atati
dea avi7|»7rax6re( der beaaeren; dagegen haben 1, 10, 3 CBAC richtig &jB>raCdvr«ay,
die anderen daa unpaaaende dtapira^ovrcdy.
*) Vgl. Vli, 5, 18, wo naan x^^ Bp&M^ achreiben Bmaa; CBA und B (?) hahen nmk
Bp., die anderen xac o( 8|».
XenophoBt lache Studien. 573
iv Tö napä SeO^ip r<^ Ooqutt oujx/ro^fe;). tpio^i yovv .... während doch
die angeführten Worte dem Anlange des sechsten Buches angehören»
wo das Gastmahl geschildert wird, das die Hellenen den Gesandten
des Korylas gaben, und die dort erwähnten Thraker Soldaten im
Heere sind. Man mochte hier an einen der vielen Flüchtigkeitsfehler
denken, die sich Athenaios zu Schulden kommen liess, wenn nicht
die Umänderung von ol UafAayovtg (Wl, 1, 0) in ndvrsg und der
Umstand, dass er aus demselben Abschnitte späterhin (XI^ 476, c)
eine Stelle mit der Bemerkung anfuhrt iv Si rfi exrYj nepi Ila^Xa-
yovtüv oirjyoOyLevog finaiy dagegen sprechen wurden. Eine reine
Nachlässigkeit jedoch ist es, wenn er die Stelle VII, 2, 23 zu der
Beschreibung des Gastmahles des Seuthes rechnet. Prüft man nun
die Excerpte genauer, so stellt es sich klar heraus, dass die Hand-
schrift des Athenaios zu den schlechteren gehorte, indem sie mit der
zweiten Classe eine ganze Reihe von Lesearten gemein hat, wie: II,
3» 15 a-jTai . . . rö xaXXo^ xai rö fxcye^c^, §• 16 i^aujxaCov, VI,
I, 4 (TTißdoiv . . . xeparivGtg TzoTrjpioig^ §. 8 fehlt jjiiv nach TrpduTov,
eben daselbst liest man näm ioxelv^ §. 6 fehlt röv yor (jcraAxav»
§. 8 steht pLeTaarpefiikevog^ §• 10 xj&orcuv . . . npdg rdv aüAöv inoiei^
VII, 3, 21 6<jov £(xo(7t, §. 24 ijv . . . oöjroj. Weiterhin war die Hand-
schrift bereits durch die Interpolationen entstellt, an welchen selbst
unsere besseren Codices leiden; so fanden sich in ihr die unechten
Proömien, da sie bereits in Bucher abgetheilt war i), und VI, 1 , S
las Athenaios schon das alberne Glossem ntn'kioyivat röv ävopa; ja
sie enthielt Verderbnisse, wovon unsere Bucher frei sind, wie II, 3,
14 x<xi (5^Gv xai £^>3töv, §. 16 orav i^aipe^-^, VII, 3, 27 xonida. Da-
gegen liefern diese Excerpte doch auch eine Ausbeute tür die Kritik;
II, 3, 15 lassen sie das lastige xal vor napa /rörov weg, ebenso VI,
i, S xai vor rö C^Oyo^, II, 3, 16 bieten sie richtig l^riuaivero, was in
unseren Codices theils in «t^acvcro theils in l^inpalvtro umgeändert
ist. Anderes, was den Excerpten eigenthömlich ist, bleibt fraglich;
so II, 3, 15 naptri^evTo, obwohl es unstreitig entsprechender ist
als das sonst überlieferte dntri^eaav, eben daselbst J^avikdoi o i statt
J^aviidaiai, VI, 1, 5 npü}Toi, §.10 xporcov ra^ niXra^ dixXaCc
0 MtD f ergleich« die CiUte nach Bachern lU 46, b, IV, 150, f, VI, 252, a, IX, 300, e,
XI, 784, d, 476, b, e, XIV, 561, b. Die Bintheilenf in Bücher und die Prodmie»
kennl auch Diogenca tod Laerte II, 6, 18.
574 Schenkt
xat . . ., VII, 3, 22 xard /ji'./.f d xai SuppiTZTzL (ßieppinrei steht auch
im Med. Z), §. 27 fehlt söojpyjaÄro, was auch Cobet mit dem voraus-
gehenden jrpcTrevoüv streichen will. Zwei Stellen, die sich im dritten
Capitel des siebenten Buches finden, verlangen eine etwas eingehen-
dere Behandlung. Die erstere §. 21 lautet iKsira oi rpinooBg ecOTjvi-
yj^Yiaav jrdatv • o'jtgi 5' r^aav (so CBAEN, die übrigen undAth. II, 49, b
und IV, lül, a geben ouroi S' oaov dxofji) xpe6jv iiearoi v£ve]uiry|j.£va>v
xai äproi f'jjüLtrai /xr/aXo« npo^neKepovr^iiivoi ijaav npdg roig xpiaai.
Hier muss man Träaev erklären 'für alle Gäste zusammen, nicht für
jeden einzelnen' ; dies zeigt im Folgenden der Satz juidAtara S' ai
TpöCTre^at xard rovg ^ivoitg dci kTiäevTO und später xa^' oOg ai rpa."
nstai ixeivTo; aber Tzäotv ist so, wie schon Bornemann bemerkt hat»
ein zweideutiger und desshalb ungeschickter Ausdruck, den man dem
Xenophon wol nicht zutrauen kann; ich habe daher in meiner Aus-
gabe TTäJtv mit Susp, bezeichnet (vgl. Pantazides toDv napä Eev.
diGp^oiTi(t)v fxipog ß. iv 'A^/vatg 1866, p. 87 f). Jenes ooov eixooi
hingegen ist schwerlich ein Glossem oder eine Correctur, da hiezu
nicht der mindeste Grund vorliegt; es scheint daher in den besseren
Handschriften f^jav, das die Abschreiber nicht entbehren zu können
meinten, obwol man es leicht aus dem Folgenden ergänzen kann,
o<7cv X* verdrängt zu haben (vgl. oben S. 567 zu 1,6, 9). Im nächsten
Paragraphe kann toOto, wie Krüger richtig erkannt hat, nicht auf das
Folgende gehen und muss daher eine Lücke angenommen werden,
welche Meineke nach ^rc^svrc, Krüger viel wahrscheinlicher nach
^v ansetzt; nur wird nicht etwa blos roOrov^ Jiav£/x£cv, was zu un-
bestimmt wäre, sondern jedenfalls mehr ausgefallen sein. Die zweite
Stelle ist die viel besprochene im §. 32 dvaoräg 6 ^eO^r^g avv-
e^iKiB (<7uv€7r«v Z, G\tvinie Ath., Suid., Phot.) xat TuyxaTscjxeddaaro
(avpcareaxtdaff£ DHZ, Vind., Vatt. FIKL, Ven. M) /xerd toOto xipag
(so CBE, jüLsrd ToOro tc xipag AN, to /x£r* aCroO to xipag D Vind.,
TW |ui£t' avToO TÖ xipag II FIKL, fxer aüroO tö xipag Ven. M, Ath.,
Eustath., Suid., aJroO rö xipag Phot). Ich will hier auf die ver-
schiedenen Ansichten der Herausgeber gar nicht eingehen, sondern
bloss fragen, was an der Leseart auvcCirrte xat a^tyxareixsodfjaTo
auszusetzen ist; denn hier will Dindorf und nach ihm Cobet und
Andere das aity als aus dem vorhergehenden auv entstanden besei-
tigen. Die Ceremonie des Zutrinkens bei den Thrakern war die, dass
diejenigen, welche sich so ehren wollten, die Becher austranken und
Xenophontische Stadien. 57d
die letzten Tropfen einander zuspritzten. So beschreibt diesen Brauch
Suidas und Pbottos <) und ganz dasselbe ist gemeint bei Piaton
Leg. I» 637, e, so allgemein auch die Stelle gehalten ist. Xenophon
hatte diese Sitte bei diesem Mahle öfters gesehen, ja er hatte sie
selbst schon früher mitgemacht (VII, 2, 23 xai xara röv B/:*qcxtcv v6-
fxcv xipara cFvov Trpcumvcv). Es Avar also nur ein Act der Höflich-
keit, wenn er bei seinem Toaste es so machte, wie alle Anderen vor
ihm; er leerte zuerst das Trinkhorn und spritzte den Rest dem
Brauche gemäss gegen seinen königlichen Wirth, was derselbe in
gleicher Weise erwiderte. Dies angenommen ist an auyxareaxeoa-
aaro nicht das Geringste auszusetzen. Anders steht die Sache im
Folgenden, wo Dindorf iistol toOto tö xif^ag schreibt. Hier ist iiera
roOrc überflüssig und, da unmittelbar darauf /xerä raOra folgt, höchst
bedenklich. Aber es ist ja nicht einmal die Leseart der besten Co-
dices; denn diese geben, wie schon früher gesagt wurde, /xcrd
rcOro v.i(tOL<;^ welche Worte man nur anders abzutheilen braucht, um
daraus /A£r^ a-JrcO rö xipag zu erhalten. Und dies bezeugen neben
D. Vind., Ven. M und anderen noch Athenaios, Suidas und ganz
besonders Eustathios, der in dieser Stelle sonst mit den besten Hand-
schriften stimmt. Man muss daher (rj^xareaxedatjarc julct^ ccijroij
TÖ xipag schreiben.
Eine entschieden schlechte Handschrift war die, welche Joan-
nes Stobaios bei der Zusammenstellung seines Anthologien benützte.
Er citiert darin folgende Stellen: II, 5,7 (I, 356 Meineke), II, 6,
10 (II, 318), II, 6, 21—25 (I, 61), HI, 1, 42 (II, 303). VII, 6,
1 i (IV, 59). An allen diesen Stellen stimmt sein Text mit der zwei-
ten Classe unserer Handschriften uberein; so liest er II, 6, 21 — 2S
aeec, ore fdarov, II, 5, 7 cc ^eo5v opxoc lifuä^ xcüXucuacv, ovkot^ av
i'/cü, om. eure onot av, III. 1 , 42 (hg ini noXO^ ivavrioi. Die ihm
eigenthünilichen Lesearten sind unbedeutende und werthlose Kleinig-
keiten, wie II, 5,7 ojroiGv, 6xyp6y, jrdvTifj, VII, 6, 11 ccg rovg n.; rich-
tig lässt er U, 6,25 mit Suidas (s. v. MevGJv)av vor aia^dvoiro weg.
Wir kommen nun zu Suidas, der in seinem Lexikon über 120
Stellen aus der Anabasis und zwar meistens aus den ersten Büchern
0 Unter roiiv ffUfAiroruv bei Suidas and Photios sind nieht die ^etammten Theil-
nehmer am Gelage, sondern die einander Zutrinkenden su reratehcn.
Sitab. d. phiL-hist Ol. LX. Bd., lU. Hfl. 38
576 8 cb CD k I
citiert <). Aber seine Citate sind häufig ungenau ; es sind Worter um*
gestellt und ausgelassen, bisweilen auch ganze Sätze umgestaltet, um
eine gewisse Kurze oder einen einfacheren Ausdruck zu erzielen oder
auch um den abgerissenen Satz für sich verständlicher zu machen.
So steht, um nur einige Beispiele anzuführen, s. v. ßlxo^ (I, 9, 25^
^ilitSeslg olvou statt gcvgu T^fxt^efii^, s. v. reO-^ta (V, 4, 28) sind die
Worte xat JeX^tvwv rcjjLaj^y; iv d/xyofcöacv YjOfcoxsTo Terapty^exjiiiyoc
xai axial» iv rcOj^eac rojv ie'kfhuiv so umgestaltet evptVxGuac di
diifopiag xat aXXa revyri xepdixeia xpeutv /xfard rcTapij^fu/jievcüv, s. v.
haiv (I, 5, 12) ist deeXauvovra in 7rpoai6vTa umgeändert, s. v. «x^*
pt^TEtv (II, 3, 18) aXXyj^ vor 7rd<m(; eingeschoben u. dgl. m. Hie und
da sind auch Citate durch spätere Gräcität entstellt; so liest man
z. B. s. Y. d/£?öfjLevsv (I, 9, 10) vnep^Yjv statt C>3v, welches Wort in
unseren Wörterbüchern fehlt, aber durch das analoge vnipZcnog bei
Procl. inst, theol. 168 (Creuz.) und Kirchenschriftstellern bezeugt
wird, s. V. d;rix£cvTC (II, 3, 15) eig roOg Stanorag statt roTg oscn^
raig, s. v. oaoiiog (IV, 5, 24) öexaenTd statt iTZTocxcciosxa. Einmal
treffen wir auch eine Conjectur, nämlich s. vv. cxvcc und u;ro-
niii^atcv (II, 4, 22), wo statt des fehlerhaften du\^6vTsg: SiaßdvTsg
geschrieben ist. Der Hauptsache nach stimmen nun diese Excerpte
mit den schlechteren Handschriften, wofür die meisten Glossen Belege
liefern, weshalb auch Beispiele anzuführen ganz unnuthig wäre. Neben
diesen Lesearten finden sich aber und zwar auch an denselben Stel-
len solche, die von den besseren Handschriften vertreten sind, z. B.
s. V. dvd (I, 8, 1) dvd xpdrog, s. v. xarixuvev (I, 9, 6) om. yavc-
pdg (wo freilich irt eingeschoben ist), s. v. d/f^ö/xfvov (I, 9, 11)
rc6^ vor xoLxQg ausgelassen, s. v. vnriye (II, 1, 18) napaoovvai
u. dgl. An manchen Stellen finden wir dieselbe Leseart, wie sie Par.
C und zwar die erste Hand desselben bietet, nämlich: s. v. d^apc-
(jTfiiv (II, 3, 18) ^x^tv, s, v. M£veov(n, 6, 26) ytXfav . . . TGurcp, s. v.
fiu^ei (IV, S, 27) (ULuC«tv «), s. v. cru^ (IV, 7, 12) opöt . . . napa-
1) Im Index bei Bemhardy sind Mchzatrtgen : I, 5, 10 vt. ßaXavG^, ndpfTQ; 8, l
V. iraXra; 8, 9 v. ^ippov; IV, 1, 26 v. ^3eXovn^f ; 2, 2 v. jrpofff'xoicv; », 17 ▼.
a7rcx67r>70'oev ; 5, 1.3 v. )(iwv. Überdies schreibe man S. 1988, Z. 16 t. ii. 1« 2, 9;
S. 1989, Sp. 1, Z. 2 T. o. III, 2, 28, Z. 18 y. u. IV. 7, 6, Z. 16, v. «., IV, 7, 16,
Z. 2 T. u. V, 4, 12, 8p. 2. Z. 10 v. o. VI, 1, 7; Z. 12 IT. VI, 3, 26; 5, 1«; 6, 1.
<) Die Accentuiition fAu^civ empfiehlt Cobet (Nov. lect. 459> (gegenüber fA'J^fiv
in Cpr.
XenophoBtitche Sivdien. S77
J^tiy s. V. yippoiv (I, 8, 9) dvai weggelassen, ebenso s. v. cupiQjuia
(II, 3, 18) xaxa, s. v. aißAvri (IV, 8, 20) fv. Zweimal stimmen die
Excerpte mit Z allein uberein, nämlich s. v. Käpfr^ (I, 8, 10), wo sie
oxfiTrd^/xara, und s. v. iirj'^icv'hiiiiyov (V, 2, 12), wo sie Jeri^xuXi?-
yiivo'jg geben, was in Z von zweiter Hand gesehrieben ist. Gemein-
sam mit E allein haben sie die Leseart i8tt s. v. cXö/acvoc (II, 2, 5)
und wahrscheinlich die Weglassung von rcjv vor rcO KXedpyov s. v.
dfxyeXcCavrcüv (11, 5, 11).
Wenn nun anzunehmen ist, dass die Excerpte bei Suidas
sämmtlich oder doch der Hauptmasse nach aus einem und demselben
Codex geflossen sind, so können wir uns diesen als dem Vindobo«
nensis ähnlich vorstellen. Ein Text, wie ihn der Paris. C bietet» war
unter Benutzung einer Handschrift der zweiten Classe überarbeitet
worden, wobei von dem Ursprünglichen nur Einzelnes erhalten blieb.
Es leuchtet ein, dass in einem solchen Codex, gerade wie im Vind.,
an mcnnehen Stellen das Richtige bewahrt werden konnte. Und dies
ist auch bei den Excerpten des Suidas wirklich der Fall. Schon oben
haben wir bemerkt, dass der Vind. mit Suidas (s. v. Mivojv) II, 6,
21 xepSaivGi^ §. 27 dflGTairo und (s. v. xXcüip) IV, 6, 17 xXcü/roiv
überlieferty eben so dass bei Suidas (s. v. Mivwv) II. 6, 25 äv vor
aia^dvoiTo ausgelassen ist. Hier sind noch folgende richtige Leae-
arten zu erwähnen: s. v. vevYj^^vif^v (V, 4, 27) /repuacvcov, waa frei-
lich auch von zweiler Hand in F und als Randbemerkung in HI
erscheint <), s. v. ouGKapirov (IV, 1, 25) ivandpirov^ was auch das
1) Es ist kaum glaublich, dass man hier die g^ewöhnliche Leseart narpiovi a« halten
rersocht hat. Schon die Endnog, wornach daa Wort mit Briaavpovg Terbonden
werden moss, und die SteUung deutet auf ein Verderbniaa hin. Daxu kommt, daac
irarpiov; iii ifaoav oi MoffO'uvoixoi rein sinnlos ist; denn wozu brauchten die
Mosiiynoken den Hellenen diese Brode als rdrpioi au bezeichnen. Dagegen tat
irepuatvdiv entschieden richtig, schon wegen des Gegensatzes zu dem folgenden
v^ov. Die Mossynöken sagten den Hellenen, das Brod sei rom Getreide der ror-
jihrigen Ernte gemacht, wobei sie wahrscheinlich den Anfang des Jahrea mit den
Beginne der Ernte berechneten: die die^ibrige &rnte liege noch hier in den
Halmen. Es scheint, dass eine Abkürzung und das folgende oiq die Verstümmelung
▼on repvffivoiiv in 'piou^ henorrlef, wie im cod. A steht, und dann ;rp(ouc
als Abkürzung Ton irflcrpiou; aufgefaaat wurde. Was die unmittelbar folgenden
Worte anbetrifft, so ist in CBA v^ov Ire rdv virov, in den anderen rdv 9k v^ov
ffirov überliefert. Vergleicht man diese Leaearten mit einander, so sieht man, das«
die Worte vcov rri iu dem Archetypon von CBA auagefaUen waren und dann am
38 •
578 Schenk
Etym. M. 292, 31 erhalten hat, s. v. xexovnxyiivoig (IV, 2, 22) 5v
iv, s. V. jxovaj^Tp (IV, 4, 18) fxovaj^Tj, s. v. izcoGi-^otev (IV, 4, 2) tip
6i(h ausgelassen, Melche Worte aueh nach dem vorhergehenden rriv
fOLvepäv ixßaaiv ganz unpassend sind. An allen diesen Stellen haben
die Excerpte unstreitig die echte Leseart erhalten. Zweifelhafter ist
die Sache bei folgenden Varianten: s. v. auveßd/Acvrc (I, i, 9)
Yj^TtikaroL ausgelassen, ebenso s. v. intardxti (II, 3, 11) rö vor oopxj
(letzieres auch im Vind.), was wol beides keine Wahrscheinlichkeit
für sich hat, s. v. lOprt^cx. (II, 3, 18) ^jUL;r£;rra)XGrag statt jrcnrwxöra^,
was schon Oudendorp empfohlen hat, ob wol hier nur der Excerptor
das für seine Zeit gewöhnlichere Compositum statt des Simplex
gesetzt zu haben seheint, ebenso wie dupoiräv statt e^ocüräv s. v.
i^eXovTYi^ (IV, 1, 26). An dieser letzteren Stelle ist s. v. vKoirdg
gl. 2 xac vor xjKoardg weggelassen, welches Wörtchen auch ich mit
Sauppe streichen möchte, da xai öfters ungeschickt eingeschoben
worden ist, z. B. I, 4. ß; 10, 6; II, 3, IS; 5, 2; III, 2, 15; IV. 2,
13; 7, 11 u. 13; VI, 1, 8. Zwei Stellen müssen etwas eingehender
behandelt werden. Die eine findet sich in der Glosse ac^ecv (IV,
7, 20), wo caurcO ausgelassen ist. Dort geben die besten Codices
CBAE und I (corr.) iaurcO, die anderen iaurot^. Der Singular
iaurcO hat nun jedenfalls etwas Befremdliches, besonders wenn man
sich an die Worte im vorhergehenden Paragraphe erinnert onu^g oiä
TYjg iavTQv Ttoleikiag y^oypag dyoi a^ToOg^ wie dies auch schon Brei-
tenbach bemerkt hat. Daher ist entweder iavrCjv zu schreiben oder
iauroO, das nicht nothwendig ist und sehr leicht aus dem vorher-
gehenden iavTuJv entstanden sein kann, zu streichen. Und dafür spricht
eben der Umstand, dass es bei Suidas ausgelassen ist Die andere
Stelle ist in der Glosse oXotrpoYjovg (IV, 2, 3), wo die Worte xai
ixd^orjg xai i'XdTTovg fehlen. Man kann nun freilich sagen, dass
darauf kein Gewicht zu legen ist, da ja in derselben Glosse auch die
Worte ;rpd^ Tdg nirpcig nalovreg ausgelassen seien. Es sind aber
noch andere Gründe vorhanden, die geeignet sind einen Verdacht
rege zu machen. Der Schriftsteller sagt, dass die Barbaren ÖAotrpiyo'jg
onpatsenden Orte eingefQgt worden. Ic!i schreibe daher anbedenklich r^v dJ viov
acrov Ire. Endlich bleibt es fraglich, ob nicht bei der stfindi^en Verwechslanf
Ton ^v und ffuv auch hier statt O'tiv rj xaXdfA^f} Tieimchr ^v r$ x. geschrieben
werden soU.
Xenophontiache Studien. 570
dlß,a^toiiovg auf die Hellenen herabwalzten, wobei er mit cXcerj^cxcu^
die Fähigkeit dieser Massen zu rollen, mit aiia^ixiGvg die riesige
Grosse und Wucht dieser Blocke bezeichnen will. Was sollen
nun hier die Worte xai ikd^ovg xai iXärroug besagen? Sollen sie
eine Apposition zu öXccrpö]^o*j^ de/xa^iaccu^ sein, also 'sowol gros-
sere als kleinere' bedeuten? Aber djuiaCc^crcc bezeichnet ja riesige
Blöcke und da wird man schwerlich noch zwischen grosseren und
kleineren unterscheiden können. Oder soll der Sinn sein: 'und noch
grössere als d/Aa^cacoc und kleinere* ? Aber, wenn man auch davon
absieht, dass ein solcher Ausdruck sehr ungeschickt wäre, kann man
sich denn noch grössere Rollblöcke denken, als djuia^earcc? Ich kann
daher in den beanstandeten Worten nur einen unpassenden Zusatz
erblicken.
Was endlieh Eustathios anbelangt, so ist aus den wenigen Ci-
taten in seinem Commentare zur Ilias (nämlich p. 872, 17=IV, 7,
i6, p. 488, 3=IV, 8, IS. p. 642, 17=VII, 1, 30, p. 707. 46 ff.
= VII, 3, 24 u. 32), da dieselben nur aus einigen Wörtern beste-
hen, nichts Bestimmtes zu entnehmen. VII, 1, 30 liest er i/rcuj^cfxac
. . . idiiv, was durch eine Versetzung der Präposition entstanden ist,
VII, 3, 24 Yixe mit den besseren Codices; dass er §. 32 ayvi^ime
und jULcr' arivoO bietet, ist schon früher bemerkt worden. Mehr An-
haltspunkte gewähren die Excerpte in dem Commentare zum Dio-
nysios Periegetes, wo folgende Stellen angeführt werden: zu v. 242
VII, 1, 33, V. 322 VI, 4, 1, v. 766, V 4, 28 u. 29, 32 . . . 34,
V.767 V,8,I,v. 772 VI, 1, 15, V, 3, 2; 5. 7 u. 10; 7, 13, v. 787
VI, 2, 3, V. 976 V, 6, 9. Hier stimmt die Handschrift überall^ selbst in
den Corruptelen, mit den besseren Codices CBA übereia und hat
V, 5, 1 das richtige oliyoi rs ^aav erhalten <).
1) Was Pollui anbetrifft, so geben aeiue Citate manche Ausbeute für die Kritik.
Zuerst stellt sich Dach I, 233 (rgl. VI, 36) heraus, dasa re5f>aftftfyou^ (V, 4, 32)
eine Glosse von O'treurou; ist, wi« schon KrQger Termuthel hat. Sodann bestXügt
er VII, 70 (vgl. I, 135) mit Pith. airoXddcc (Ul, 3, 20) und hilft uns an der-
selben Stelle das Glossero xoU ^(üpaxc; beseiUgen. Es wird ninilich dort er-
sihlt, dass am folgenden Tage nach dem ungünstigen Gefechte mit Mithridatet
gegen fünfzig Pferde uud Heiter ausgelesen wurden, xal anroXadc^ xai ^Oipaxtg
aurot^ iKOpia^aav. Vergleicht man nun damit Polhix VII, 70 aitokag 9k 5oi|»a$
^x dipyuBtxog xara rou^ üf&ou^ ifOLKroyLtifOf, di; Hxvo^£>v ifvi xat 0-jroXa; avrl
^ojpaxo;, so ergibt sieh, dass Pollnx an unserer Stelle xal ^copoexf ; nicht gelesen
580 S G h e n k 1
Das Resultat dieser Untersuchung ist, dass auch die Schrift-
Atelier des zweiten Jahrbundertes n. Chr. im grossen Ganzen Ober
keine bessere Handschriften verfugten, als uns vorliegen. Schon da-
mals gab es die zwei Recensionen, die wir in den beiden Classea
der Codices besitzen, und war der Text der zweiten schlechten Re-
cension der am meisten gangbare, während die bessere Recension
durch eine bei weitem kleinere Zahl von Exemplaren vertreten und
riel weniger bekannt war. Auch wurden im Laufe der Zeit manche
Codices der ersten Classe nach der anderen überarbeitet und so ent-
standen die Texte, welche uns in demOxoniensisD,demVindobonensis
und den Excerpten bei Suidas vorliegen. Für die Geschichte des
Textes ist daher, wie ich glaube, diese Erörterung nicht ohne Wich-
tigkeit.
Wir gehen nun zu der eigentlichen Aufgabe, die wir uns für
diesen Aufsatz gestellt haben, nämlich eine Reihe von Beitragen zur
hiibeD kann, was daher auch schon Lioa n. C« Matthil alt eise so cr^roXo^c^ ge-
hörige Glosse verworfen haben. Und dies lisst sich aveh tonst erweisen. Unier
anoXig Tersteht man ein ledernes Koller, das man öfters statt des schweren En-
panzers anlegte, wie man ja auch in der heroischen Zeit den x^^^^ statt des
^fapvi^ trug (vgl. Rustow und Röchljr, Gesch. des griech. Kriegsw. 8. t3). So
hatte der Lakone Kleonyroos, der im Kampfe gegen die Kardachen fiel, nur ein
Koller (IV, 1, 18 ro$eu5cl; dt« r^c aairi^o; xal ri^; ffiroXadoc ck V(itc irXcupac).
Nun sollte die Reiterei» welche man damals aufstellte, eine leichte, bewegliche
sein; denn nur mit einer solchen vermochte man die Reiterei der Perser so bo-
kimpfen. Man gab ihnen daher statt der Reiterpanaer, welche noch gröaser und
schwerer waren, als die Panzer des Fussvolkes (vgl. An. Itt, 4, 48, iztpl tanrix^^
It, 3 ü. 4), bloss lederne Koller. Hitte man sie mit Koller und Panser ausgerilstel«
so wurden sie offenbar nicht ihrem Zwecke entsprochen haben. Somit ergibt sich
auch aus dieser Erörterung die Unechtheit der Worte xal 5cüpflO(f(.
Über die Handschrift, aus welcher die Glossen gezogen sind, die nas im
Lexikon des Hesychios vorliegen, la.<«st sich nichts Sicheres feststellen, du die ein-
zelnen Wörter viel zu wenig Anhaltspunkte darbieten. Dass in ihr die Kiatheilnng
in Bücher durchgeführt war, zeigen die Citate s. t. f oivcxi^no; und ai7Xov, denn
die Glosse avodog, welche wahrscheinlich auf II, 1, 1 xurdckgeht. In den Gloasen
at7aCovro; (VI, 1, 82) und avo'xouov (V, 4, 29) stimmt daa Leiikon mit des
schlechteren Handschriften fibereia; auch in der Glosse i;fAf i^voouv ist dies der
Fall, da CA i;fA^i97v6ouv lesen. Beachtenswerth ist noch die Glosse rrAXa * CoÄtffta,
wo Lobeck Rhem. p. 255 arikXa als richtig annimmt, wibrend M. Schmidt «rAXa
für corrupt erklirt. Derselbe bezieht die Glosse auf III, 3, 20, wo A ffriXXddcc
dberliefert; darnach wfire also bei Hesychios orflXo; sa schreibaB.
Xenophontitcbe Slodieo. Sol
Texteskritik der Aiiabasis zu liefern. Ober und wollen zur leichteren
Obersicht den Stoff in vier Abtheilung<*n gruppieren. Zuerst wollen
wir nsimlich zeigen, dass auch nach den Arbeiten von Dindorf, Reh-
dantz und Andern aus den Lesearten der besseren Codices, nament-
lich des Paris. C, und besonders seiner ersten Hand, mancher Gewinn
für den Text zu erzielen ist; im zweiten Abschnitte werden wir über
eine Anzahl von Interpolationen, die man bisher noch nicht bemerkt
hat, und ebenso im dritten über einige Lucken im Texte handeln;
im vierten und letzten wollen wir eine Anzahl von Stellen, die ent-
schieden verderbt sind, herzustellen versuchen.
Der Par. C ist uns erst durch die Oxforder Ausgabe Dindorf *8
genau bekannt geworden; denn die früheren Collationen von Mont-
faucon und GatI waren weder sorgfältig noch vollständig. Erst durck
Dubner's höchst sorgsame Vergleichung, in welcher auch die einzel-
nen Hände genau unterschieden sind, vermögen wir Ober diese
Handschrift richtig zu urtheilen. Es ist nämlich der ursprungliche
Text in diesem Codex von zwei älteren und einer sehr jungen Hand
corrigiert, welche allerdings einzelne Versehen verbessert, viel häu-
figer aber den Text auf höchst willkürliche Weise behandelt und
entstellt haben. Aus der Collation Dubner's ersehen wir nun, dass
wir in C die beste Quelle fiQr den Text der Anabasis besitzen, mit
welcher die fibrigen Handschriften, die nicht aus C oder dem Codex,
aus welchem er stammt, abgeschrieben sind, in keiner Weise ver-
glichen werden können.
Von den besseren Handschriften hat B, einige kleine Besserun-
gen abgerechnet, die von Michael Apostolios, dem Schreiber dieses
Codex, herrOhren, nur insoferne einen Werth, als man durch ihn an
einzelnen Stellen von C, die späterhin radiert und überschrieben
M'urden, die ursprungliche Hand erkennen kann. So z. B. gibt H, 3,
21 C (70 eC cra^a (e& in ras.) und so alle übrigen Handschriften
mit Ausnahme von B, wo a\j*ft olaäa überliefert ist, was jedenfalls in
C von erster Hand geschrieben war; VU, 3, 19 steht in B a|cov ouv
tyjnptniaTOLxa, in C und den anderen a^iov oSv aoi xa2 iieyakonpi"
niaroLTa, aber aoi xai ntyaXo sind von einer ganz jungen Hand auf
einer Rasur geschrieben; darnach wird man ä^cov oiv o^Unptni"
582 Schenkt
orara rtfxäv schreiben müssen, da bekanntlich die beiden Worter
eCnpBKYi^ und ixKpenrig standig mit einander verwechselt werden;
so steht Unf/eniaTaroL Tt/xwpyjaac Symp. 8, 31 <). Etwas mehr selb-
ständigen Werth als B hat A, da er ni(*ht unmittelbar aus C, sondern
aus dessen Archetypos wahrscheinlich durch mehrere Mittelglieder
hergeleitet ist. Obwol er nun theilweise nach einem schlechten
Codex überarbeitet ist, so hat er doch an einigen Stellen, z. B. IV,
?• 8 >5 liyffjLovta, IV, 8, 11 om. /rip, VI, 1, 30 d op'^iovvTat, über
welche Stelle wir noch später sprechen werden, 2, 10 om. aklou
oder 6Xou, das Richtige erhalten. Doch sind dies alles Kleinigkeiten,
die nicht schwer in die Wagschale fallen. Früher, so lange man den
Par. C nicht genau kannte, mochte m;in daher immer den Vat. A tur
den besten Codex erklären, wie dies k. B. Kuhner thut; wenn aber
Cobet auch nach dem Erscheinen der Oxforder Ausgabe Dindorf *s
den Vaticanus als codex longe optimus anpreist (Nov. lect. p. 4*i2},
so ist dies geradezu unbegreiflich.
Wenn nun gleich Par. C für die Texteskritik der Anabasis die
Grundlage bilden muss, so darf man doch nicht so weit gehen, dass
man sich demselben und seiner Sippe fast unbedingt anschliesst, die
zweite Classe der Handschriften ganz bei Seite setzt und überhaupt
die handschriftliche Überlieferung so zu sagen als etwas Unantast-
bares hinstellt. Namentlich kann man Handschriften, und he*
sonders so jungen, wie die der Anabasis s nd, was den Gebrauch
unattischer späterer Formen anbelangt, keinen Glauben schenken,
und zwar um so mehr, als die echten Formen doch bisweilen mitten
unter den Verderbnissen unversehrt gehlieben sind. So geben die
*) Bemerkenswerth ist noch die Stelle V, 7, 6, wo C $i ifiia^s, A d* e^ig tori,
B d* £U lare überliefern. Gewöholich hut iniin nun die Leseart TonA angenommen,
ohne zu bedenken, dass die Einschiebung des ifo in dieser ISngeren Rede gana
unpassend ist. Dazu kommt, dass man aas der Leseart in C, wenn man auf die nea-
griechische Aussprache Rücksicht nimmt, eben das, was in B steht, entnebmeo
kann. Ich habe daher in meiner Ausgabe unbedenklich d' cu i9vs geschrieben.
Hiezu noch gleich die Bemerkung, dass, wie mir hier das gewöhnlich aufgeoonmeii«
iffi unhaltbar erscheint, so auch VI, 3, 16 ifri ohne Zweifel beseitigt werden
muss. Naturlich muss an dieser Stelle die von Rehdantz vorgeschla;^ene ÄoderuDg,
wornach auf §. 13 sogleich f. 16, 17, 18, dann 14, hierauf die Worte raOr* ti"
irojv >$7Siro (f. 19), %. 15 und f. 19 oi 9* iKittii u. s. w. folgen, angenonsmen
werden.
XenoplioDtitche Stadien. d83
Handschriften fast durchaus das unattische p£(7av, aber IH, S, 7 und
14, IV, 6, 23 geben alle oder doch die besten r^aav, wornach Reh-
idantz und Cobet -fcav hergestellt haben; das Imperfectum von cO-
^cfxac lautet regelmassig £*J|d/Av}v, doch YII, 7, 27 ist in CBA r/O^oa
erbaiten; das echte aujg ist sonst immer in auiog geändert worden,
nur III, 1, 32 haben es D und Yind. gerettet u. dgl. m. Man wird
daher die Grundsätze, welche Dindorf und Cobet in dieser Hinsicht
befolgt haben, im Ganzen nur billigen können, wie ich denn dieselben
meistens auch in meiner Ausgabe angenommen habe.
Weiterhin kann man Handschriften überhaupt und zumal denen
der Anabasis in solchen Fallen, wo die Abschreiber gewisse Laute,
Sylben oder Wörter zu verwechseln pflegten, nicht leichthin trauen.
Nichts ist z. B. häufiger als die Verwechslung von ce und cc in Ver*
balendungen. wodurch es oft zweifelhaft wird, ob man eine Indicativ-
oder Optativform herzustellen hat <)• ^^ wird daher gerathen sein
den Indicativ in abhängigen Sätzen nach historischen Tempora nur
da zuzulassen, wo ein gewisses rhetorisches Moment i\lv ihn ent-
scheidet, z. B. 1, 4, 7 (ocwx«), I, 8, 21 (;rotf^<7£(). II, S, 2 (xpK«0-
Dagegen scheint der Optativ aufzunehmen I, 3, 20 (axc6oe) und 21
(a7ct), I. 8, 13 (fi^/Gt), IV, 5, iO (dnixot); VII, I, 39 schwanken
die Handschriften zwischen fx^XAei und /acX/gc; J. Vossius hat richtig
erkannt, dass die zweite Person nothwendig ist, und iiiXAug ge-
schrieben: warum /AiÄAGig hier nothwendig ist, wie Kruger und Din-^
dorf meinen, ist nicht abzusehen. Eine wettere Folge des Itaeismus
ist das Schwanken zwischen n und c, wie in Ur^Seiaq neben. Mv^ofa^,
wornach man die medische Mauer gar zu einer Mauer der Medeia
machen wollte, was Xenophon doch anders angedeutet haben würde
(vgl. III, 4, 11). Wie wenig darauf zu geben ist, zeigt der Vind.,
der I, 7, 15 Miodiag bietet, was die zweite Hand in Mr^delo^q ver-
wandelt hat, während er umgekehrt II, 4, 12 Mr/^ea^ mit einer
Rasur bietet, auf welcher ursprünglich ei geschrieben war. Ebenso
erklärt sich durch den Itacismus die häufige Verwechslung von
lijxcc^ und vfJLc:; oder ähnlicher Formen, wofür Beispiele anzuführen
ganz unnöthig wäre. Fehler dieser Art in der Anabasis haben die
') Andere Beispiele für diene Yerwechslongen als die tpSter ang^efnhrten sind noch
I, 9, 10 apx*^ 1* 9y 20 ru•yx^*^ "• ^3 ^^»« D« i« ^^ '^A<<« "><(> t^ ßovXrJti^
in, 1, 26 Xc7Xi, ili, 2, 37 ij^uro, II, t, 4 ix^u
584 8 c h e B k I
Herausgeber richtig beseitigt mit Ausnahme einer oder der anderen
Stelle. So geben VII, 1» 30 CBA v}X(Lv, die anderen r^iiCv, bei Eu-
atathios, der II. 642, 17 die Stelle anfuhrt, fehlt (tf O/jto^v; man bat
nun seit Schneider ujuicuv geschrieben, während doch das vorher-
gehende i^aXand^oiiev und ebenso iyiife auf ii/xa>v hindeutet. Viel-
leicht ist auch lifxiv V, 7, 30, was die besseren Codices bieten, und
nicht u/xlv , wie in den übrigen steht, die richtige Leseart, ebenso
^Ikäg VI, 6, 17 statt ufxä^, wie auch in B steht, und VII, 3, 5 r^/juuv
und i^jULiv statt des u/aoüv und 6/xiv aller Handschritlen. Dagegen muss
in dem früher erwähnten Paragraphe (VII, 1, 30) statt lifjiä; vor
iei offenbar vyiäg gesehrieben werden.
Weiterhin pflegten die Abschreiber o/roc, ornp und d/rcu zu
vertauschen, wie t. B. III, ^, 17; V, 6, 20; VI, 3, 1 1 ; 6, «8. Daher
haben Stephanus und Dindorf II, 4, 20 und VI, 3, 23 statt d/rov,
was alle Codices bieten, mit Recht d/rce hergestellt; umgekehrt
empfiehlt es sich V, 6, 20 statt d/roe av ßojXria^s vielmehr d/rcu äv
ßoOXria^e zu schreiben. Zugleich soll hier noch die Stelle IV, 8, 1 1
insiTOL Yjv /A^v ini noXXoOg rsrayiiivoi irpoadYOJ/xev, nepiTTeOioucw
rifjLöjv o( TrcX^/ACoe xae rolg ngpiTTOig ^^aovrac d rc av ßov\(i}vrGu kuri
besprochen werden. Hier gibt nämlich Cpr. diroc statt d rc, was
Rehdantz und Breitenbach aufgenommen haben. Aber ein yu^rio^ai
KOI ist doch unerhört und wird auch durch die von Rehdantz ange-
führten Stellen, wie V, 1, 8 idv rc( r&v dntiporipuiv ifX'^^P'^ ^^^*
wo sich Uvai von selbst ergänzt, oder Hell. II, 4, 6, VII, 1,16 dvl--
OTocvro d/roc idelro ixaarog, wo onoi durch dvifjravTO motiviert ist,
oder Thuc. V, 97, 2 ai äi kqi arpartiai itfi xoiväg^ was min nach
orpaTeOia^ai /rot beurtheilen muss, nicht gerechtfertigt. Darum braueht
man aber noch nicht mit den anderen Codices d rc zu schreiben,
sondern es kann jenes d;roc recht wohl aus einem ontag entstanden
sein. Wie d/roc und d/np, so werden auch oXXoc und aXkig gerne ver-
wechselt. So ist dies der Fall in der Stelle VI, 6, 5 Myx^ve 8i r6
(fTpdTiuyia. i^d} dv, drc d^fxcro, xac ini Xslav rivig oi^J^ixivoi dXkot sig
rö opog, wo man gewöhnlich nach dem Vorgange von Schneider
okTiXi nach dXXoi einzuschieben pflegt. Aber jenes dXkoi ist unnothig;
denn durch kni Xccav o^^öjxevoc sind ja schon diese Leute als solche
bezeichnet, welche auf eigene Faust fouragieren giengen (vgl. §. 2
i4^v ini hlav iivat); es wird daher vollkommen genügen, aXloc in
dUX{2 zu verwandeln. Man vergleiche noch die Varianten zu I, 9, 14.
Xenophonüache Studien. 58 D
Eine ganz besondere Untugend der Abschreiber war die Ver-
wechselung der Präpositionen ;r/&ö, np6g und napd und die daraus
hervorgegangenen Fehler haben den Kritikern mitunter nicht uner-
hebliche Schwierigkeiten bereitet So gibt z. B. Cpr. II, 1, 21, 22
und 23 npofjioOai statt npoioOaif was Rehdantz aufgenommen hat»
obwol das fxivcuac (§. 21) bestimmt auf ein KpotoOat hinweist. Der
gleiche Fall ist 1, 8, 14, wo nicht mit Cpr. D. und Rehdantz ;rpoa-
^ec, sondern mit den anderen npo-iin zu schreiben ist, und zwar
nicht, wie Breitenbach sagt *quod minus quam npoxiu adverbio Ofxa-
Xcu^ accommodatum est*, sondern weil das jxivov im Folgenden als
Gegensatz ein npolivai verlangt. Nicht minder unrichtig hält Reh-
dantz III, 2, 22 npoaiovdi was CAF6 Vind. bieten, gegenüber ;rpoc-
oOai fest; denn es handelte sich. hier darum längs des Flusses bis zu
den Quellen vorzudringen. Für die Verwechslung von napd und
npo verweise ich auf VII, 2, 15, wo Bornemann nach den Spuren
von A, in dem einep «ev überliefert ist, £c naptXev statt ei npouiv ge-
schrieben hat Wenn daher IV, 4, 7 CBAIS /rpoaeivae, die anderen
naptivai bieten, so wird man hier besser (hun sich den schlechteren
Handschriften anzuschliessen, als mit Cohet und Rehdantz npoihai
SU schreiben ; denn hier kam alles darauf an bei der gefahrvollen
Stelle vorüberzukommen, wie denn auch in demselben Paragraphe
das napaSpaikslv besonders betont wird. Andere Präpositionen, die
mit einander verwechselt werden, sind d;rö, u;rö, ini; man vergleiche
in dieser Beziehung die Stellen I, 8, 18; III, 4, 37; IV, 7, 9; V, 7.
12, 8, 7 und it; VI, S, 18. Hieher gebort auch die Stelle IV, I,
14, wo in CB OnocrriiavTeg^ in E imaTYj*javTtg, in den übrigen u/ro-
ardvreg gelesen wird. Man hat nun gewöhnlich die Leseart 6;r9-
(jrdvTsg angenommen, nur Rehdantz hat das (fnoaTriaavrsg in C
und B festgehalten; wozu man nvdg ergSnzeii müsste; dies wäre
aber, wie Breitenbach richtig bemerkt, etwas hart Warum soll man
aber nicht mit E iKiarriaavrig schreiben? Die Strategen Hessen in
einem engen Wege jede Abtheilung, wie sie kam. Halt machen und
nahmen das weg, was wider ihren Befehl behalten worden war.
Eine andere Stelle III, 4, 24 wird später besprochen werden.
Sehr willkürlich verfuhren auch die Abschreiber hinsichtlich der
einfachen und zusammengesetzten Vorba und vertauschten dieselben
oft mit einander. So lesen wir z. B. III, 4, 2 in CBAE foUvtrai, in
den übrigen imfocivirai. Sollen wir nun desshalb mit den neuesten
586 Selienkl
Herausgebern ausser Cobet yacvErac, weil es die besseren Hand-
schriften bezeugen, in den Text aufnehmen? Aber wie leicht eine
solche Verwechslung ist, zeigt §. 13, wo A gydvrj, die übrigen i;rc-
fdvri überliefern. Dazu kommt, dass der Sprachgebrauch das Com-
positum verlangt und dass dies wirklich §.13 und III, 3, 6 gebraucht
jst. Ich habe daher in meiner Ausgabe unbedenklich imfaiveTai ge-
schrieben. Ein anderes Beispiel bietet die Stelle V, 6, 31, wo E und
Ven. M «vaTraOea^at, CBA dvo^naOoeo^ai^ die anderen dvaKavaa-»
a«5a( bieten. Das Compositum ist hier sinnlos und es bleibt geradezu
unbegreiflich, wie Breitenbach und Sauppe dasselbe im Texte behal-
ten konnten» Steht doch unmittelbar vorher x«c aCrog tb /raOo/xac
Und nun bedenke man, dass eben da E und die schlechteren Hand-
schriflen dvanaOoikai geben, dass IV, 2, 4 die schlechteren Codices
mit Ausnahme von D, wo oü5* InoLxjaavro steht, o^jq dyenaOaavTO
überliefern (Vind. oüd' dv inaOaavro), wahrend in CBAE ouSiv
inoLOfjoLVTo gelesen wird. Es ist also das Simplex herzustellen, aber
nicht noi'ji'j^xi mit Dindorf und Rehdantz, sondern KaOtjaa^on zu
schreiben. Hieher gebort noch die Stelle VI, 5, 17, wo Büchsen-
schülz (Phil. XVni, 325) statt des überlieferten eTroc/xr^v richtig
ifenoijxriv hergestellt hat. So ist ja auch unmittelbar vorher im Co-
dex E ifiTTetj^xi in inta^xi verwandelt worden. Dagegen mochte
ich nicht VI, 1, 22 mit CBAE, Rehdantz und Breitenbach oca;rcpov-
pi^vco schreiben, da man nach dem vorhergehenden rinopilTo ein
dnopoityLivoi erwartet und jenes dt- sehr leicht durch das folgende
oiaxpXvcci entstanden sein kann. — Eben so häufig haben auch die
Abschreiber active und mediale Formen vertauscht, so z. B. VI, G, 3,
wo die besseren Handschriften xarfy^ov, die schlechteren xanlyov
bieten, Hirschig aber mit Recht xariiyovTO geschrieben bat (vgl.
Phil. V, 294), VII, 3. 18, wo CBAI xaXcdatro, die anderen xaAiaat
geben» VI, 6, 29, wo in CBA (7uve|3cuXe6£ro, in den übrigen richtig
(trjveß'iOXive steht» u. ö. So möchte ich auch VI, 4, 15 statt des
öberlieferten I3u£ das Medium iJ^Oiro herstellen, da von derselben
Handlung unmittelbar darauf ^uo/ül^vc^ gesagt ist und das Medium
In diesem Capitel oHers in dieser Weise wiederkehrt (vgl. §. 12,
13, 20, 22; Cap. 5, 2). Oberhaupt steht das Medium von dem
Feldherrn, der für das Heer opfert, z. B. VII, 1, 37; 6, 44 u. o.
Schliesslich noch einige Worte über die nicht seltene Ver-
wechselung der Dativ- und Accusativformen des Singular in der A-
Xenophontische Studien. 58 T
und 0-Dcclination, welche sieh bekanntlich dadurch erklärt, dass das
c früher nicht darunter gesetzt, sondern beigeschrieben wurde. Ein
Beispiel davon haben M'ir in der Leseart juiax^jv 11, 1, 5 in Cpr. M
0 Ven. M, wahrend sonst ixd-/;^ gelesen wird. Ich lege dem ixdyriv,
wenn es auch durch Cpr. bestätigt wird, kein Gewicht bei, sondern
ziehe unbedenklich iidy(rt vor, da ich den Accnsativ hier überhaupt
nicht für zulässig und auch sonst ohne ein naher bestinimendes At-
tribut oder doch den Artikel kaum für richtig halte. Andere Beispiele
sind III, 4, 8 (vej^iXryv), V, 8, 24 (tgOtcv) u. dgl. ni.
Ich habe diese Erörterung, welche wol auch einige kleine Bei-
träge für die Kritik geliefert hat» vorausgeschickt, um gleich im
voraus den Verdacht zu beseitigen, dass ich mich bei den folgenden
Bemerkungen allzu ängstlich an die Handschriften anschliessen
werde; das Weitere muss sich natflrlich bei der Behandlung der
einzelnen Lesearten herausstellen. So genau auch die neuesten
Herausgeber, insbesonders Rehdantz, der freilich mitunter hierin viel
zu weit geht, die Lesearten der besseren Handschriften für die
Kritik des Textes verwerthct haben, so bleiben doch noch eine An-
zahl von Stellen übrig, wo die Lesearten von sämmtlichen Codices
der ersten Classe oder von CBA oder von CB oder von C allein und
besonders seiner ersten Hi>nd noch nicht in unsere Texte aufgenom-
men sind, obwol sie volle Beachtung verdienen. Es sind dies frei-
lich keine Lesearten von Bedeutung, durch welche der Text merklich
umgeändert würde, sondern meistens Kleinigkeiten, die aber doch
ihre volle Berechtigung haben.
Vor allem erwähne ich hier die Stelle V, 1, 2, an M^elcher
CBAEN Afojv, die anderen 'AvreX^cov geben. Warum hat man nun
allgemein *AvTtXioüv vorgezogen? Ist doch der Name Aecov so gut
bestätigt als *AvreA£Oüv. Es ist freilich nicht abzusehen, M'aruu) Aitav
in den schlechteren Codices in 'AvreX^ojv umgeändert wurde; aber
andererseits ist wieder nicht begreiflich, wie 'Avrc- in den besse-
ren verloren gehen konnte. Da nun die zweite Classe der Hand-
schriften gerade mit den Eigennamen oft willkürlich verfahrt (vgl.
VII, 4, 18), so scheint die Leseart Aitav vorzuziehen. Auch VII» K»
4 ist es noch fraglich, ob mit den schlechteren Handschriften 4>pu-
viaxog oder mit den besseren ^diiatog, worauf wohl das ^Ckr,^ in
CBAE führt, zu schreiben ist. Allerdings tritt um diese Zeit Phry-
oiskos mehr hervor, während man von Philesios seit VU, 2» 1 nichts
588 Sthtnkl
mehr hurt; auch war Phn'niskos ein warmer Anhänger des Xeno*
phon (vgl. V, 5, 10). Indessen Maren doch sicherlich mehr Stra-
tegen im Heere als drei; und da wäre es denn immerhin möglich,
dass Philesios, weil er der altere war oder weil ihn das Loos traf, eia
Haulthiergespann erhielt. — Daran schliessen wir eine andere
Stelle, wo bloss die Frage über die Wortstellung in Betracht kommt
I. 3, 2 t gehen nämlich CBAED (auch Vind., wo aber favepü} steht)
h Ttb rirs favspC»^^ wahrend in den schlechteren iv ye ra> ^avep^
gelesen wird, was man auch allgemein in den Text aufgenommen
hat. Nun scheint jenes röre in seinem ersten Theile nur eine Dit-
tographie aus dem vorhergehenden r^ zu sein ; r£ ist aber offenbar
aus 7s entstanden, was eine sehr gewöhnliche Verwechselung ist.
Es scheint daher die Überlieferung für die Wortstellung £v rw ye
favep& zu sprechen, die nicht schlechthin zu verwerfen ist. Eine
ähnliche Kleinigkeit ist zu 11, 3, 3 zu bemerken; hier schreibt man
nämlich allgemein nach den schlechteren Handschriften rcZ^v de dö«-
nrXeov, wahrend in CBAEM ix rcü^v döjrXcjv Sc überliefert ist. Was
das ^x anbetriffr, so pflegten es die Abschreiber gerne partitiven
Genetiven vorzusetzen (vgl. S. 6 zu I, 7, 13); man kann es daher
unbedenklich beseitigen und doch die Wortstellung rcöv donXojv $i
beibehalten. Endlich möge hier noch die Stelle VH, 2, 25 erwslhnt
werden, wo natürlich <jce, nicht fxoi, aber nach CBI raW^d ri 001
yttci) fXE und nicht rdXAd vi fx« yfXcp doc ^^yjaaj^ac geschrieben
werden muss.
Es mögen nun einige Lesearten, in welchen die Codices CBA
übereinstimmen, besprochen werden. HI, 1, 42 haben dieselben
rovzovg yoLp ini tö roX6, die anderen roOrovg <hg im nolO. Dass w^
^;r^ rö noXv zu schreiben ist, unterliegt keinem Zweifel, aber jenes
yap ist schwerlich eine Interpolation, sondern dürfte eben aus 7'ai^
entstanden sein. VI, 3, 1 geben CBA dantp dnißrt<joL\f^ wofür man
allgemein mit den übrigen co^ dnißr^aav aufgenommen hat; indessen
liesse sich doch vielleicht co^n'cp dn, nach der Analogie von danip
£r^e, &a7Ttp irxjyns, fassen und mit 'so wie sie' oder 'gleich nachdem
sie an's Land gestiegen waren' übersetzen. V, 8, 21 fehlt in CBA
inaUxE, was die übrigen bieten; es fragt sich nun, oh jenes inccarg
auch wirklich die richtige Ergänzung ist oder ob nicht etwa ein all-
gemeineres Verbum, etwa ixoXdC«r6, ursprünglich im Texte stand (vgl.
§. 18). Ähnlieh verhält es sich mit der Stelle VII, 6, 18, wo CBA
Xenophoütitche Studien. 589
nach noWoO eine Lücke von vier oder fiinf Biichstciben haben»
welche die übrigen Handschrillen mit dcxciD julgc ausfüllen; hier lasst
uns schon der Umstand, dass diese Ergänzung für die Lücke zu
gross ist, ferner der ungeschickte Ausdruck noXkoO iioi SoxQ iilu
rä OyLSTipa ^x^ev auf ein Falsum schliessen. Ich vermuthe daher
TToXXoO rdvv du fxc (statt (Jftv) rä ö. L \\ 7, 33 fehlt in CBA av
nach reV, was die übrigen Codices bieten. Üass die P«irtikel in einem
solchen Satze nicht fehlen kann und alle Beispiele, die man zur
Rechtfertigung des blossen Opfatives anzuführen pflegt, fehlerhaft
sind, dürfte wol jetzt trotz der Erörterungen von Hermann de part
av p. 157 oder Bernhardy Synt. S. 411 eine ausgemachte Sache
sein. CBA zeigen uns aber, wo die Partikel gestanden hnt; sie ist
nämlich nach inatviGuev beizufügen. Bei dieser Gelegenheit sei
gleich bemerkt, dass H, 4, S, wo die Partikel ebenfalls ausgefallen
ist, wohl £v^u^ av 'ApioLlog zu schreiben ist, da av so offenbar den
besten Platz hat und dann auch vor 'Aoialog sein Ausfall sieh sehr
leicht erklären lässt. — Eine oft besprochene Stelle ist die Notiz über
den Eukleides aus Phlius, den Sohn des Kleagoras, von dem es (VH»
8, 1) heisst: roO rd cvu^ivta 6v A'jxilo) '/iyftaffOTog. Vor allem muss
hier hervorgehoben werden, dass ivO/rvea ^v A'jxelui nur in E und
den sehleehleren Codices gelesen wird, während C hoUicc iv oexec«),
B ivoi'/.ia evcexcco, A ^v oix.la iv cuico überliefern. Darnach erscheint
ivO/Tvca als eineCorrectur, die übrigens, wie man sie auch drehen mag,
niemals einen befriedigenden Sinn gibt. Üass Kleagoras. wie Weiske
meinte, Traume, wie sie aus der elfenbeinernen oder hörnerneu Pforte
kommend einherschreiten oder beschwingt durch die Luft eilen, gemalt
habe, wird wol jetzt Niemand mehr behaupten wollen. Man kann
daher nur an ein Werk denken, welches den Titel führte €vO;rvfa iv
Avxe'Kü, Wenn nun das Lykeion ein Tempel gewesen wäre, wo In-
cubationen stattfanden, so liesse sich dieser Titel noch hören; aber
das Lykeion war ja ein Gymnasion und der allerdings benachbarte
Tempel des Apollon Lykeios wurde nie mit dem Namen Lykeion be-
zeichnet. Was sollen aber Traumerscbeinungen in einem Gymnasion
und was hilft uns das Citat aus Dion Chrysostomos Or. XI, p. 358»
welches Dindorf beigebracht hat? Dort ist nämlich von einem ägypti-
schen Traumbuche die Rede, das auf Horos den Jüngeren zurück-
geführt wurde (vgl. Artemidoros Oneirocr. H, 38, 44). Ist nun
ivOirvia eine blosse Correctur, so fallt auch die Vermuthung Toup*8
890 Sehen kl
(ep. crit. p. 48), dass urspröngüch iv^ma geschrieben stand, p^egen
die sich übrigens trotz ihrer Vertheidigung durch Bothe (Hhein.
Mus. N. F. III, 638) noch gar manches andere einwenden liesse.
Geht man aber von ivoUia aus, so kommt man bei der gewöhnlichen
Verwechsehmg von x und y^ zu der Vermulhung ivroi'/ia^ auf die
schon ein nicht näher bezeichneter Freund Bornemann*s yerrallen ist»
wofür sich ganz passend die ivToiy^toi ypafai bei Dionysios von
Halikarnassos Epit. XVI, 6 vergleichen Hessen.
Nicht unbedeutend ist die Zahl von Stellen, wo man gute Lese-
arten des C noch nicht für den Text verwerlhet hat. So kann ich
mich nicht genug wundern, dass man III, 1, 45 noch immer tgggO-
TGv /xövov (7£ iyiyvo)(Jx,ov schreibt, obwohl in Cpr. fxövov ae fehlen; es
liegt auf der Hand, dass to^ovtov a' kylyvo)a7iov geschrieben werden
muss; wie oft ist ein solches Pronomen in den Handschriften ausge-
fallen ! Nicht minder seltsam ist das Festhalten an der Vulgata III,
2, 16: ort J^ilovat xai TroyianT^daioi ovreg jult^ diy^ea^ai viiäg gegen-
über dem, was Cpr. bietet ort ov J^iXorjm; denn nichts ist klarer, als
dass nachdem jenes oO getilgt war, jultt/ vor St/^so^ai eingeschoben
wurde, wesshalb ixy} ohne weiters zu beseitigen ist. IV, 4, 1 1 liest
man allgemein dnixpv^e; die Leseart in Cpr. aber, wo dnoxp\j'j/eiv
steht, scheint auf dnoxpxj^ai zu führen; so hat Lion V, 7, 3 richtig
statt auKki^uv^ M'as in CBpr. A bezeugt ist, auXAiC^i geschrieben.
IV, 7, 26 gibt Cpr. ivraO^a 5>j statt ev^a df„ III, 2, 24 xaraaxrja-
aoLO^oii statt yLaraay.t\j6L^t(3^cLi^ welche beiden Lesearten durchaus
nicht zu verwerfen sind, VII, 3, 7 jraJea. — IV, 8, 11 hat C die Worte
xac dvSpu}7:o}v erst von zweiter Hand am Rande. Betrachtet man nun
die Stelle 07:6 dSpouiv [;np] •) xae ßeXoüv xae av^pcI>iTcov rrcXXojv
0 Dasa nrip, was A unslässi, mit Dindorf za ttreicheo ist, haben wir schon oben be-
merkt Es ist aus dem folgenden mg entstanden, wie denn der Teit der Anabasis
vielfach durch solche Wiederholungen von Wörtern entsteUt ist. So stammt ayd7xi9
Ul, 4, 19 vor aroxrou;, was Cobet mit Recht ausgeschieden hat, aus der nächsten
Zeile, ebenso iy^oi^t III, 4, 48 Tor eVo^evero, von Rehdantz eingeklammert, aus den
unmittelbar folgenden Worten. Auch Ul, 1, 25 wird v^itU vor rarrcrt, an dem
Cobet Anstoss nimmt, nur eine Wiederholung des Torhergehenden Vfuli teis.
Übrigens ist an dieser SteUe jedenfalls ti dk rairer* ifxi liiua^au, sn schreibea.
Haben nun wir in diesen Wiederholungen einfach Irrthfimer der Abschreiber sn
erkennen, so müssen wir andere fihnliche FSlle für absichtliche Interpolation er^
klBren, t. B. III, 1, 13 OßpiCo|Aivou(, schon Ton Schneider beanstlndet, das au
Xenophontische Studien. S9l
c/x7r£(7dvreov genaiicr, so sieh! man, ilass ;roAXojv ebenso überflussig als
unpassend ist; d^f^oujv gehört zu beiden durch xac . . . xae verbun-
denen Begrifi*en; was soll demnach das matte jtoaXojv? Offenbar
wurde ttoaacov als Glosse über der Zeile geschrieben und verdrängte
dann xai dvojv; es ist daher unbedenklich zu beseitigen. Einen ähn-
lichen Fall (1, 6, 9) haben wir schon oben (S. 567) besprochen und lugen
hier gleich einen dritten hinzu, nämlich I, 7, 4, wo die Vuigata
6]u.a)v öi avcpcov cvrojv xac eürcA/Acov '/evoixivoijv lautet, während in C
fOröX/xeov von zweiter Hand an Stelle eines anderen Wortes gesetzt
ist, von welchem, da es ausradiert wurde, nur mehr die Zeichen eü
. . . . oDv zu erkennen sind. Muss schon dies gegen die Vuigata
misstrauisch machen, so wird dieses Misstrauen noch durch die
Schwierigkeiten, welche die Erklärung von gvtgüv macht, gesteigert.
Man hat dies Particip verschieden zu erklären versucht. Krüger und
Breitenbach meinen, es sei hier ein causales und hypothetisches Par-
ticip verbunden; ich selbst dachte iVülier daran, dass beide Parti-
cipien hypothetisch zu fassen seien und zwar ovrcov sich auf den
ganzen Feldzug, ycvc/jlsvcov auf den Moment des Kampfes beziehe.
Die erstere Erklärung ist aber falsch, weil aus dem Nachsatze her-
vorgeht, duss Kyros den Hellenen nur für den Fall Versprechungen
machte, dass sie sich als tapfere Männer bewiesen, die letztere er-
scheint mir jetzt als gekünstelt; man verlangt nämlich nicht den
§. 29 sUmmt, lU, 2, 23 ßoLaikioii axovro^, dHS in C erst eine späte Hand Hm
Runde beigesehrieben hat, vgl. UI, 3, i.dann IV, 8, 9 Trpoo'ßarcv $i, ebcnfMlls inC
erst um Runde von junger Hand, vgl. IV, 3, 12, endlich Vli, 3, 36 db-^ roi; 5eoi(,
wofür Hirachig (Phil. V, 302) mit glänzendem Scharfsinne auv roi; r7r;:oi$ herge-
stellt hat; ffuv zoXg ^iolg ist nknilich eine Reroiniscenz aus Cyr. VII, 5, 24, welche
die echte Leseart verdrängt hat. Einigermassen gehört hieher auch III. 5, 13, welche
Stelle eine etwas längere Besprechung erfordert. Hier hat schon Reiske erkannt,
dass Y) Kftd^ Baj3uXa>va ein offenbares Einschiebsel ist. Man wollte nun wenigstens
Tzpd^ Ba^u).a)va halten, indem man i^ beseitigte oder in r:^, auch in xai ver-
wandelte. Aber damit wird den Übelstinden nicht abgeholfen; denn el^ roufXjraXiv
wird ja hinreichend durch sie rd; axaucrrou^ xcofxa; bestimmt, zwischen welche
eng zusammengehörige Ausdrücke jenes itfid<; BaßuXoiva entschieden unpassend
eintritt; denn es ist licherlich, bei einem kurzen RGckmarsche die Richtung nach
einer Stadt zu bestimmen, die mehr als vierzig Tagmarsche entfernt gelegen iat.
Offenbar wollte ein Leser jenes roufAiraXiv erkliren und fugte so nach der An-
deutung in $. 15 on rd Trpd; ficov^fAßpiov rrjg enri Ba/3uX£)va ciig die Glosae
Trpö; Baj3uXd>va bei. Jenes ^ ist aber aus ^, (ySvouv) entstanden, wie denn
^ouv häufig solchen erklärenden Glossen Torgesetxt wurde.
SiUb. d. phiL-hist. Gl. LX. Bd. HL Hfl. 39
592 Sehe Dkl
Satz 'wenn ihr Manner seid', sondern *wenn ihr oiich als wackere
Männer bewiesen haben werdet*. Man erwartet daher auch nebea
dvdp&v ein d7a^cüv, wie es Xenophon regelmässig setzt (z. B. III, 2,
11, 15, 39). Darum glaube ich, dass ovrojv nur eine Glosse ist,
welche das echte Wort dya^cov verdrängte, wie denn auch schon
Jacobs ccYa^cüv für cvrojv schreiben wollte. Da nun Dindorf nach den
Spuren in C treflfend eO rcDv e/xcov statt eOrcA]u.ci)v hergestellt hat i}
und diese Vermuthung, wie oben (S. 566) bemerkt wurde, durch die
Randbemerkung im Vind. bestätigt wird, so wurde die ganze Stelle
lauten: 6|ieöv ok dyoptLv dya^rLy xai eu rcov i/jicov yevojjiivojv. Zwei
Bedingungen sind es, an welche Kyros die Erfüllung seiner Ver-
sprechungen knüpft, nämlich: wenn ihr euch als wackere Manner
bewiesen habt und wenn ich den Sieg davongetragen habe.
I, 9, 28 überliefern alle Handschriften ee Si S-h kote n:opeO-
ocrc, nur Cpr. h<nt de di Syj onore nopeOoivro. Davon empfiehlt sich
onore auf den ersten Blick, denn das kotI der Vulgata ist doch sehr
befremdlich. Ob aber weiter Dindorf mit seiner Conjectur ofxoO oi
Sii oTzirt nopiOotvTo das Richtige getroffen hat, ist sehr fraglich.
Schon an und für sich ist jenes cjuioO unwahrscheinlich ; ausserdem
muss TiopeOoivTo, wie aus dem folgenden xui nAeXdTOi /if/Aoesv o^c-
a3on erhellt, nicht mit 'auf der Reise waren', sondern mit *auf dem
Marsche waren' übersetzt werden. Am liebsten möchte ich xae oi^
6n67£ TTope-joivTO lesen, wobei die Corruptel 6i *) für xae nicht befrem-
den würde, da dieselbe öfters vorkommt. Die Einschiebung des oi vor
dii müsste man aber so erklären, dass eine I)ittogi*aphie oder eine
Correctur von o-h in den Text eingedrungen ist (vgl. die Varianten
zu VI, 5, 6. wo CA statt cv^a of, : iv^a^c Si bieten).
Zweifelhafter ist das zweimalige ojg gleich cj^re, welches Cpr.
11, 3, 3 und III, 4, 19 (denn die zwei Buchstaben in der Rasur« auf
welcher utrjTe steht, sind doch nur oj^ gewesen) darbietet. M'iewol
eo^ im Sinne von a)<7r£ sich sowol bei Xenophon als auch bei ande-
ren Schriftstellern nicht selten findet, am bezeichnendsten jztpi cjt^t.
12, 10, wo es dem clj?re parallel steht. Möglich wäre auch cu ;roX-
Aae, was 111,2, 14 in Cpr. statt cüjro) noXkai überliefert ist, obwol ou;rw
deutlicher ist und nta vor TroXXac sehr leicht ausgefallen sein kann.
0 ^^I* i S &v d^ cu livrjrai ri, f. 7 äv ct^ 7^rai.
*) Der Turonensis bietet & dk /üi oirorc iropcuocvro, t^. 8. 645.
Zenophootische Studien. S93
Schon aus dem eben Bemerkten ist zu ersehen, dass man selbst
aus den Rasuren in C, durch welche die Züge der ersten Hand aus-
getilgt worden sind, manchen nicht unwichtigen Sehluss auf die ur-
sprungliche Überlieferung ziehen kann. Einige andere Beispiele wer-
den dies noch klarer machen. I, 9, 19 schreibt man gewöhnlich xai
8 oder a ininaro au re^ yjxtcjra KOj^ov ^xpu;rr€v; Cpr. gibt aber xai
. . KtKOL Tt^, er scheint also dasselbe wie DFO und Vind,
(nur dass dieser av re^ gibt), gelesen zu haben, nämlich xae rd 7ri-
naaro aL re^. Auf Grundlage dieser Leseart hat Dindorf (zu den
Comm. I, 2, 29) xae arra niKü^H rig vorgeschlagen. Davon ist
nun, wie es scheint, xal olttol gelungen, denn xae rd kann sehr wol
aus yoL'z'za hervorgegangen sein i), dagegen ist /rer&rc nicht noth-
wendig; 7r£7raro nämlich statt iniTzaTO steht nach der bekannten
Manier der Abschreiber, die das syllabische Augment beim Plus-
quamperfectum gewöhnlich auszulassen pflegten, wie ja die schlech-
teren Handschriften auch hier Tiinaro lesen. Das seltsame au bleibt
trotz aller Versuche Kühneres und Breitenbach*s es zu erklären un-
haltbar^ und zwar seiner Stellung wegen, wornach es zu xal drra
ininaro und nicht zum Folgenden gezogen werden muss; denn dass
aO Tig mit fix^^ra sxpvjrrev zu verbinden ist, M^ird man Breitenbach
schwerlich glauben. Jacobs* dei befriedigt ebenso wenig. Will man
daher nicht mit Dindorf (praef. ed. Teubn. p. XIII) annehmen, dass
jenes au ursprünglich am Bande beigeschrieben war, um auf eine
Leseart jri/raujro statt nijzatjro hinzudeuten, wie sie sich auch im
Codex K findet, so könnte man vermuthen, dass AT (AN) aus AH
entstanden ist, wie denn diese Partikeln öfters mit einander verwech-
selt worden sind. So hat V, 7, 22 Behdantz oj^ dii xae iuipocxoTeg
statt (Jjg dv xae L und Cobel VII, 6, 16 €;re rcurw Syj iotdou statt
kni Tourw dv ioiSou geschrieben, obwol freilich an diesen beiden
Stellen dv auch aus dpa entstanden sein kann. — I, 10, 6 scheinen
in Cpr. an der Stelle von ^ vor rdvr£^ zwei Buchstaben gestanden
*) Eio anderes Beispiel der Verwechslaog Ton i and r finden wir I, 10, 3. Dort
schreiben nimlich Dindorf, Rehdanti, Breitenbach nach CBA ^Xo, wihrend man
frfiher die Leseart der fibrigen Codices rä Sk\a in den Text anfgenommen hatte.
Und dieses ra aX\a ist durchaus nothwendig wegen des folgenden irayro. Dabei
ist klar, wenn man raXXa herstellt (so schreiben immer die Codices der Anabasia),
wie leicht r nach dem Torhergehenden xoeC aosfaUen konnte.
3«»
594 Schenk!
ZU Laben; vielleicht las mau ursprünglich Ys xai, was einerseits ganz
passend wäre und andererseits den Spuren in der Rasur entspräche»
wenn man sich xai, wie dies gewöhnlich der Fall ist, abgekürzt ge-
schrieben denkt. — II, 2, 3 hat Cpr. von den Wörtern ^jofxivcji
Uvai die Sylben o) iivai von zweiter Hand auf einer Rasur von sie-
ben oder acht Buchstaben geschrieben. Sollte etwa die ursprüng-
liche Leseart .^uofxs'vcü if,y^£(jJ^at gewesen sein? — III, 2, 20 liest
man gewöhnlich ä/üiapravouat, Cpr. hat aber äfxafTy; . . . ^c, worin
ri auf das Futurum hindeutet, das sich auch schon wegen des vor-
hergehenden elaovTai empCehlt. Dass nun Xenophon ein Futurum
diiapTriGOi} gehraucht hat, welches sich erst bei Späteren findet, ist
durchaus unwahrscheinlich; wohl aber kann jenes ai auch erst von
zweiter Hand herrühren und daher dixcc^TYioovTai die echte Leseart
gewesen sein.
II.
Bekanntlich sind unsere Handschriften, auch die der ersten
Classe, durch zahlreiche Interpolationen entstellt. Davon gehören
die meisten, welche zur Vervollständigung oder Erklärung eines Aus-
druckes oder eines Satzes dienen, verschiedenen Zeiten an^ waren
aber, wie früher nachgewiesen wurde, zum grossen Theile schon im
zweiten Jahrhunderte nach Christus im Texte vorhanden. Über diese
hier zu sprechen, halte ich für unnöthig, da Rehdantz dieselben im
kritischen Anhange S. 33 tF. eingehend behandelt hat, womit frei-
lich nicht gesagt sein soll, dass ich altem, was dort Rehdantz erör-
tert hat, beistimme. Auch jene andere Art von Interpolationen, die
in den eingeschobenen Proömien, Berechnungen und Recapitulationen
hervortritt, will ich nicht besonders besprechen. Es waren hier
gleichfalls verschiedene Hände thätig, wie schon der Umstand zeigt,
dass diese Interpolationen in den schlechten Handschriften noch
weiter geführt sind, z. B. im Eingange des vierten Buches. Merk-
würdig ist, dass trotz der Bemerkung des Diogenes von Laerte 11,
6, 13 nfjV re 'AvajSaatv, Yig xard ßißXiov fxiv iTzoirtae 7rf>GCt,u.t&v,
oXing Si o\j ein solches Prooemium beim sechsten Buche nicht erhal-
ten ist. Möglich, dass ein solches vorhanden war und dann verloren
gieng, worauf ein späterer Redactor eine neue Abtheilung versuchte
und das Prooemium am Eingange des dritten Capitels des sechsten
Xeoophontische Studien. 595
Buches fabricierte, das in den besseren Handschriften nicht über-
liefert ist.
Interessanter sind aber einige Interpolationen, welche einen
kundigen Leser verrathen und daher möglicher Weise von einer und
derselben Hand herrühren dürften, wie I» 4, 9 otjii Tag ntpiartpdq^
I, 8, 6 Xi'^tra.i Si Kai rovg äXkoug liipaag TpeXacg rat^ xefaXaXg iv
ra> ;rcXefxcü 9iaKivovve0eiv^ II, 2, 9 xal XOxov, Hl, 5, IS xae iapi'
^eiv <), V, 3, 6 fJLcrd * AyndiXdorj iv Kopojvfta, VII, 5, 1 dp-^aiov
Tivög. Erwägt man nun die Beschaffenheit dieser Zusätze und den
Umstand, dass die in H, 2, 9, HI, 5, 15, V, 3, 6 bezeichneten in
den besseren Handschriften oder doch in Cpr. fehlen, so muss man
erkennen, dass hier gar keine Interpolationen beabsichtigt waren,
sondern lediglich Bandbemerkungen eines nicht unkundigen Lesers
vorliegen, die späterhin mit manigfachen Veränderungen in den Text
aufgenommen wurden. Dafür spricht auch die Stelle I, 10, 3, wo
Krüger (de auth. An. p. 38) mit Becht erkannt hat, dass i^ vstaripa
eine Glosse ist und eigentlich zu n%v Ooüxafd'a gebort. In CA steht
nun f^v vswrgpa rj Ar^y^-fitja, worin uns die ursprüngliche Form der
Bandbemerkung erhalten ist. So erklärt sich auch der Zusatz Sxu^ae
III, 4, 1 S als Bandbemerkung eines Lesers, der sich erinnerte, dass
SxO^y;^ und Tc^orng in Athen gleiche Bedeutung hatten, (vgl. Beh-
dantz, kritischer Anhang S. Sl), ebenso vielleicht auch das räthsel-
hafte au^tg, womit ein Leser bezeichnen konnte, dass die Expedition
unter Datis und Artaphernes die zweite nach der ersten durch
Sturm verunglückten unter Mardonios (493) war; natürlich gehorte
aif^ig zu e/3övra)v und ward dann an falscher Stelle in den Text
eingeschoben <).
^) Dies weist auf einen Leaer der Kyropidie hin, wo man VMI, 6, 22 lieat: rdv ^k
aiLfl t6 iap [xp<Jvov] rpeij fi>3va; [^ivy« ßataikib^] iv SoOaotc ' TViv $i ax|Ai^v
roO 5cpou^ duo i'j 'Exßaravoi;.
*) Auch die Stelle II, i, 12 {gehört hieher. Da nSmlich der Athener Theoponipos aonat
nicht mehr genannt wird und man der Meinung war, Xennphon hahe seine Autor>
Schaft möglichst verbergen wollen, so rermuthete man, dass Theopompos tht
fingierter Name sei und dahinter Niemand als Xenophon selbst stecke. Daher
schrieb man Hevo^uv bei und dies ist wirklich in die meisten Handschriften ei»-
gedrungen, obwol für die ebtn erwähnte Annahme nicht der geringste Grund vor-
handen ist. Dies zeigt besonders die Leseart in*D, wo im Texte Hcvo^uv, am Rande
xal 6 OeoTTCfAiroc steht, ebenso hat der Vind. neben Ecvo^uv im Texte am Rande
S96 Scb e ■ kl
Besonders kommen aber hier zwei Stellen in Betracht. Zu-
nächst die Notiz über die Kanäle am Euphrates, die sich L 7» 15
findet: ivJ^a S-h eiaiv ai 5tojpu;^fg, a;rö roO Teypnjro^ norayLoO pio'jaat'
üai di rirraptg, t6 /jlcv e\jpog nXe^ptaXaij ßa^elat di iayypfhg^ xat
TrXoia nktX iv aCTaXg atraytüya, • eiaßa)sXov(7t Si sig röv Eüypdn^v,
diaXsinoiKJi $' ixddn? jiapaad'/yYjv, yifvpat o* iTreiniv. Dass diese
Stelle unecht ist, bedarf eigentlich keines Beweises; denn man sieht
auf den ersten Blick, dass durch sie der Zusammenhang ganz unpas-
sender Weise unterbrochen wird ; auch schliessen sich die Worte
ijv di noLpä röv Euyp. eng an das vorhergehende Mr^Jiag rilyog an.
Aus Cpr., wo die Worte Sri thiv fehlen, ergibt sich nun augenschein-
lich, dass wir es hier mit einer Randbemerkung zu thun haben. Und
zwar rührt dieselbe, wie schon Rarbid du Bocage (Mel. de g^ogr. 55)
erkannte, sicherlich nicht von Jemand Unkundigem her. An der
Wahrheit der Angabe lässt sieh nicht zweifeln und den Irrthum» dass
diese Kanäle vom Tigris ausgiengen, während sie doch in der That
aus dem Euphrat in den Tigris geleitet waren (vgl. Herodot I, 1 93,
Arr. An. VI, 7, 5, Strab. XVI, 9. p. 740, Rennel Illustr. of the Exp.
of Cyrus p. 76, Koch Zug der Zehnt. S. 47, 55), theilt der Urheber
dieser Notiz mit Xenophon (vgl. II, 4, 13 aurat \$mp\tytg dOo] i*
ijaav dn6 roö Teyfr^ro^ noTa.\LO\j), Wenn daher, was auch möglich
ist, diese Stelle nicht etwa einer Randbemerkung im Handexemplare
des Xenophon ihren Ursprung verdankt, so muss sie aus einer guten
Quelle geschöpft sein. Die andere Stelle ist der Katalogos am Ende
des Werkes (VII, 8, 25), der sicherlich nicht aus der Luft gegriffen
ist. Dass er nicht von Xenophon herstammt, das zeigt, abgesehen von
allem Anderen, schon jenes i;rfM'^cfxev, da Xenophon in seiner Dar-
stellung niemals die erste Person gebraucht. Aber die Gründe, die
Krüger (de auth. An. p. 7) vorbringt, um diesen Katalogos als ein
willkürliches Machwerk zu erweisen, sind für mich, trotzdem dass
sie Bornemann billigt, nicht überzeugend. Vor Allem, sagt Krüger,
seien Satrapen von Lydien, Phrygien, Kappadokien, nicht Artimas»
Artakamas, Mithridates gewesen, sondern diese Länder haben eben
die Satrapie von Kyros gebildet (vgl. I, 9, 7); aber wenn auch Kyros
der eigentliche Satrape w. r, so konnten doch die eben Genannten
eeoffffAirof. Im V«t. 96 (I) lie«t man das Scholion: Hfvoy&v KtfX lairroO ftifivi?-
rat, welches auf das Lemma 8cJ}ro/ifro( geht.
XenophoDtitche Studieo. 59 •
seine önap-zoi sein und der Irrthum bestünde also nur darin, dass die-
selben ungenau Satrapen genannt werden. Dass weiterbin Belesys
wirklich Satrap von Syrien war, geht aus I, 4, 10 hervor, welche
Stelle Krüger trefflich erklärt hat; an einen alten König, wie man
früher meinte und Rehdantz auch noch jetzt annimmt (Vorr. 2. Aufl.,
S. XXV, Anm. 53), ist nicht zu denken. Eben weil Belesys sich aus
seiner Satrapie entfernt und dem Konig angeschlossen hatte (darum
heisst es auch roO ^upiag aj^lavrcg), liess Kyros seine Residenz
und seinen Park zerstören. Dass Belesys übrigens hier als Satrape
von Syrien und Assyrien aufgeführt wird, ist allerdings befremd-
lich. Wie ferner Dernes dazu kam Satrape von Phönikien und Ara-
bien zu sein, lasst sich freilich nicht so leicht erklaren. Indessen
muss man doch darauf hinweisen, dass Arabien bei den Alten in sehr
verschiedenem Sinne, bald in einem weiteren, bald in einem engeren
gefasst wird. An das mesopotamische Arabien ist sicherlich nicht zu
denken ; aber da die Alten jeden von arabischen oder ihnen ähnlichen
Stämmen bewohnten Landstrich Arabien nannten, so kann man auch
«in Arabien bei Phönikien annehmen. Und dies bestätigt Arrianos in
der schon von Krüger angeführten Stelle An. II, 20, 4, wo von einem
Arabien am Antilibanon gesprochen wird: in' 'Apaßlag arfXXcrae
iig röv ' AvTiAißavov xaXoOfxevcv rd opog. So ist auch III, 1, 2 x,ai
rrig 'ApoLßiag töl ttoXacc 6;rö 'AXc^avJpcv lypiieva unter * Apaßia
nicht die arabische Halbinsel, sondern alles von arabischen Stämmen
bewohnte Land, insoweit es früher den Persern unterworfen war,
zu verstehen, wesshalb auch rä KoXkd nicht befremden kann. Dass
der Satrape des östlichen Armenien, Orontas, nicht genannt wird,
erklärt sich nach meiner Ansicht einfach dadurch, dass hier bloss
Länder genannt werden sollten, welche die Griechen auf ihrem
Marsche berührten, und das war bei dem östlichen Armenien nicht
der Fall. Was schliesslich die KgItol anbelangt, so liegt hier
eine Corruptel vor, welche, die Kritik bisher noch nicht beheben
konnte *). Man sieht, dass die Bedenken Krügers keineswegs hinrei-
<;hen, um die Stelle als ein blosses Machwerk zu erweisen. Dagegen
spricht auch schon die Erwähnung der 'Eaneplrat, in denen Kiepert
(Zeitschr. für Gymn. V, 204) die ^danBiptg des Herodotos, die
<) Dindorf m«iDt, daM in Koirot : Tdoxoi stecke, Berg^k (Rheio. Hiu. XIX, 603) rer*
mathet, •• sei 'Evorroxotrai heniutelJen.
598 S e b e • k 1
'ToTzipiTOLi oder Sv^mpcrae des Strabon erkannt hat; denn derglei-
chen werthvolle Notizen sucht man in Scbolien vergebens. Die fol-
gende Berechnung des Weges und der Zeit hat mit unserer Stelle
nichts zu schaffen und ist, wie schon die Form dexa;rivr£ beweist,
späten Ursprunges; vielleicht hat der, welcher dies hinzulTigte, auch
am Katalogos einiges geändert; wenigstens sind die Worte rd>v iv
Eüpco/TT} Bpaxcüv SfO^r^g ganz unpassend, da Thrakien in keinem
Falle zum Gebiete des Königs gerechnet werden konnte. Kiepert
(a. a. 0.) \ermuthet, dass der Katalogos aus der Anabasis des So-
phainetos stamme, was gar nicht unmöglich ist, besonders wenn man
an das schon erwähnte £7:f,/^c|iev denkt. Auch wäre es immerhin
denkbar, dass auch die frühere Stelle (I, 7, 15) auf dieselbe Quelle
zuruckziilTihren ist.
Obwol nun alle Kritiker, die sich mit der Anabasis beschäftig-
ten, von Muret an bis auf die neueste Zeit, eine grosse Anzahl von
Interpolationen aller Art aus dem Texte ausgeschieden haben, so
sind doch noch immer derlei Einschiebsel zurückgeblieben, die sorg-
sam aufzuspüren und zu beseitigen gewiss eine verdienstliche .Auf-
gabe der Kritik ist. Den Beweis hiefur wird die folgende Erörterung
liefern, in welcher wir zuerst in aller Kurze über einige platte und
leicht erkenntliche Einschiebsel, sodann etwas ausfuhrlicher über
eine Anzahl interpolierter Stellen sprechen werden, die eine ein-
gehendere Behandlung erheischen.
Nichts war natürlicher, als dass der Schriftsteller in seiner Er-
zählung das Subject oi '^ElAr^veg, wo dies nicht die Deutlichkeit er-
forderte, nicht besonders ausdrückte, sondern einfach das Verbum
setzte. Die Abschreiber haben nun an solchen Stellen mehrfach das
Subject eingefügt, wodurch der Ausdruck eintönig und schwerfallig
wird. Manches davon ist getilgt (so hat z. B. Cobet IV, 7, 27 und
nach C. Matthiä III, 4, 34 oi "EXXvjvcg mit Recht gestrichen, vgl. Reh-
dantz krit. Anhang S. 43), anderes ist stehen geblieben; so ist
gleich IV, 8, 1 oi "ElAr^veg zu beseitigen und ebenso IV, 7, 1 8. Auch
III, 5, 4 begegnet uns zweimal dasselbe Einschiebsel, worüber wir
noch im vierten Capitel dieser Schrift sprechen werden. Ein ähn-
liches Glossem ist VII, 1, 15 rovg onlirag, was schon Hirschig
(Mise. 101) streichen und dafür aCroOg setzen wollte; es ist aber
auch dies unnöthig. Nicht minder häufig ist die Einschiebung von
Casus obliqui des Pronomens «ürög, worüber Dindorf (praef. ed.
Xenophontische Studien. Sl)9
Teubn. p. XVII) gesprochen hat. Hieher gehört auch die Stelle V,
8, 22. wo aOrcüv ohne Frage zu tilgen ist; denn unter den aOroüv
müssten die draxroOvTc^ verstanden werden und diese sind ja eben
die TiaxoL An aurojv nahm auch schon Bothe (Rhein. Mus. Il[, 635)
Anstoss und wollte dafür ocOroc schreiben. Eine besondere Manie der
Abschreiber war ferner die Hinzufugung von Gentilnamen als Apposi-
tion zu den Nominibus propriis. Wenn auch derlei Appositionen bei
Xenophon häufig sind, so ist es doch ganz unglaublich, dass er in einer
Erzählung, wo derselbe Eigenname öfters vorkommt, ihn bald mit»
bald ohne den Gentilnamen gesetzt haben soll. So ist z. B. im sech-
sten Capitel des fünften Buches Timasion §. 19 als Aap^avsü^ aufge-
führt worden; nun finden wir den Beisatz 6 AapdayeOg wieder §. 21»
dagegen in demselben Paragraphe und §§. 26, 3o nicht, aber §. 37
heisst es wieder Tefjiaaeojv 6 Aapoavrjg. Ich meine daher, dass man
6 AapoavvJ<; §. 21 und 37 streichen muss und ebenso §. 21 röv
Boecürecv, §. 21 6 Bocaircog, nachdem Bcopa^ als Bdotier schon §. 19
aufgeführt ist. Alliiere Zusätze sind: IV, 3, 1 rojv Kapoovyujv; denn
dieser Beisatz ist überflüssig, da unter opin nothwendig die Gebirge
der Kurden verstanden werden müssen, auch ist die Stellung des
Genetives aufiallig. VII, 4, 12 yuß}f>ioig; es ist dies ein ähnliches Ein-
schiebsel, wie früher Tonoig nach novr^polg. das E und die schlech-
teren Codices bieten (verdachtig ist auch X'^P^V 'I'> ^* ^ ^^^^ ^^
oAeyci), vgl. §. 15 Iv gX^yw), VII, 4, 16 T^Är^, das den Kritikern viel
Kopfbrechen gemacht hat; es war ursprünglich als eine Wieder-
holung des früheren rjor/ zu iyreJätüpaxKj^f.ivoi heigeschrieben und
ist dann an eine unrechte Stelle gerathen, VII, 5, 4 ^eOyri nach
ßoeixdf während früher vor C^uyojv mit Krüger r<Zv >5fxtovexojv einge-
setzt werden muss. Auch toO (jTparsOyiaTog IV, 1, 6 ist verdachtig,
nicht als ob der Genetiv anstössig wäre (vgl. riyeio3on tov tzAolkjIoxj
III, 2, 36), sondern weil derselbe hier überflüssig und schwerfallig
ist. IV, 7, 19 schreibt man allgemein nach Schneider ix raOrv;^ 6
rtg ydipag äpyj^v, während die Handschriften kx raOrr^g rrjg yujpag
6 ÖLpx^)f überliefern (in Cpr. fehlt d, was auf «f ^^cov führt). Es ist
aber doch sehr fraglich, ob nicht r"^^ X^P^^ ^'"^ Glosse zu rairrTig
und daher einfach zu tilgen ist.
Wir kommen nun, wie schon bemerkt wurde, zu einer Reihe
von Stellen, i\\t etwas weitläufiger behandelt werden müssen. Und
2war soll zuerst I, 1, 11 besprochen werden, wo die Vulgata also
fiOO Schenkt
lautet: Soyatvcrov Si röv 2rvju.ydXecv xai £(ß}xpdTTjv röv 'Aj(^atöv,
^evou^ ovra^ xat TO'jroi»^ ixcXfvdCv ävSpag "kaßovTag iX^eXv ort
TtlsirjTOvg, w^ TroXcfxr/dwv Tidaafipvsi ovv rolg fvydm rojv M(/v}accüv.
Im Codex C sind aber die Worte (bg TroXfjULf/awv TiatjafipvYi erst am
Rande von einer alten Hand beigeschrieben und in D liest man ^v
rolg f'jyd(7i tojv MeX>;(7tcov (hg no'keiix^asiovTag Ttaoafipvsi (ebenso
im Vind., nur dass sich dort noch vor xac inoiovv folgendes geschrie-
ben findet xai eno'kiyiei avv rolg fvydoi rcov Mu>7aca)v). Daraas
schliesst nun Dindorf (praef. ed. Teubn. p. XIV) mit Recht, dass
hier ein Seholion in den Text eingedrungen ist; und es scheint sogar
in dem xal inoT^iiiei xri., was der Vind. bietet, etwas von der ur-
sprunglichen Fassung dieses Seholion erhalten zu sein, das wol so
lautete: a»g nroASjjnfjaojv Teaaayifvrj "xac ydp inoXiiiei ovv rolg ^Vjfdai
röjv MiXrsoidiv. Der Scholiast meinte offenbar, weil bei der Aufbrin-
gung der Corps des Klearchos, Aristippos, Proxenos verschiedene
Vorwande angeführt würden, müsse er auch hier einen solchen bei-
fügen. Dazu kommen aber noch andere Gründe, welche zum Theile
schon von Dindorf ausgesprochen worden sind. Nach §. 6 — 8 dieses
Capitels befand sich Kyros bereits im offenen Kriege mit Tissapher-
nes; wie konnte er also als Vorwand gebrauchen, dass er mit Tissa-
phernes Krieg führen wolle (oj^ TrcXe/jLf/acov Tiaaafipvei), Noch
seltsamer aber klingt dies, wenn man das beigesetzte aOv rolg fj-
'^doi rdbv MdriGi(t}v ins Auge fasst. Offenbar kämpften die verbannten
Milesier schon längere Zeit an der Seite des Kyros gegen Tissapher-
nes; ihretwegen, um sie in ihr Vaterland zurückzuführen, belagerte
ja Kyros Miletos. Man beachte weiter» dass Kyros, um seine wahre
Absicht zu verdecken, einen Zug gegen die Pisider vorschützte
(vgl. I, 1. 11; 2, 1 u. 4; IH, 1, 9). Dies war sein Vor-
wand, und er schien um so mehr glaublich, als Kyros schon
früher gegen die Pisider zu Felde gezogen war (I, 9, 14).
Somit wird man nicht bloss (hg TroXejULr^acov Ti(j(jafipv£t, son-
dern auch avv rolg fxjydai rcüv Mc/v^aeeov streichen müssen. Muss
man aber dann, wie Dindorf meint, eine Lücke nach gtc KXtiaroißg
annehmen? Ich glaube nicht. Was soll denn in jener Lücke ge-
standen haben? Vielleicht ist bloss vor So^afverov ein xal einzu-
schieben: Und auch den Sophainetos aus Stymphalos und den Achäer
Sokrates, die gleichfalls seine Gastfreunde waren, hiess er mit so
^iel Mannschaft, als sie nur anwerben konnten, zu ihm zu stossen.
Xeoophonlische Studien. 601
Hieran knüpfen wir gleich eine andere Erörterung. Dindorf will näm-
lich (p. XV) I, 2, 3 die Worte : lofalverog Si 6 SrujuiyaAtog ö;rXt-
rag iX'^v X^^'^^""^^ hauptsächlich mit Rucksicht auf I, 2, 9 streichen»
wo man ebenso liest xae Soyafvcro^ 6 *Apxäg i)((^v onXirag j^atcu^.
Nebenbei hebt er aber auch hervor, wie seltsam es sei, dass neben
Pasion bloss Sokrates als Corpscommandant vor Milet erwähnt
werde, als ob nicht, wie I, 1, 11 berichtet sei, Sophainetos und So-
krates von Milet gekommen wären. Wolle man daher nicht anneh-
men, dass die Worte xat 6 Swxparr^g nicht von Xenophon herrühren,
so bleibe nichts übrig als die bezeichneten Worte I, 2, 3 zu besei-
tigen. Ich zweifle aber sehr, ob sich der Schluss, den Dindorf an-
nimmt, mit Noth wendigkeit aus I, 2, 1 1 ergibt; es ist nämlich in
diesem Paragraphe nichts anderes gesagt, als dass Kyros den Pro-
xenos, Sophainetos und Sokrates, die OfTiciere in seinen Diensten
waren, beauftragt hatte in Griechenland möglichst viele Leute an-
zuwerben (denn dies bedeuten die Worte avJfag 'kaßeXv ort 'jrXei-
(jTO'jg, wie aus I, 1, 6 erhellt). Während nun Proxenos und Sophai-
netos längere Zeit brauchten, um ihre Corps aufzubringen, scheint
Sokrates mit seiner beträi*hflich kleineren Sehaar früher eingetrofl*en
zu sein und wurde daher dem Belagerungscorps vor Milet zugetheilt,
das schon in früherer Zeit gleich beim Ausbruche des Krieges gegen
Tissaphernes angeworben worden war (I, 1, 6). Es ist also kein
Grund vorhanden zu zweifeln, dass die Erwähnung des Sophainetos
1, 2, 3 begründet ist, und werden wir daher den Verdächtigungen
Dindorfs nicht beistimmen. Ebenso wenig aber ist es gerechtfertigt,
wenn Dobrce (Adv. I, 1, 132) die aus I, 2, 9 angeführten Worte als
eine Interpolation beseitigen will; denn wie man dann mit der Be-
rechnung I, 2, 9, wo 1 1 000 Hopliton und 2000 Peltasten gezählt
werden, ins Reine kommen will, bleibt mir unbegreiflich. Und
diesem Übelstande wird auch nicht abgeholfen, wenn man mit
Dobree I, 2, 9 dem Sosis statt der dreihundert Hopliten mit den
schlechteren HandschrifXen deren tausend gibt. Dieser Grund gilt
übrigens ebenso gegen die von Dindorf empfohlene Tilgung der
Worte I, 2, 3. Somit bleibt wol kaum eine andere Vermuthung
übrig, als dass 1, 2, 9 im Texte der Name des Strategen ausgefallen
war und dann ungeschickt durch So^aevcro^ ergänzt wurde. Be-
kanntlich hat Kochly (Gesch. des griech. Kriegsw. S. 101) *Ayia^
6 'Apadg vorgeschlagen, was viel für sich hat (vgl. Ritschi Rh. Mus.
602 Schenkt
N. F. XIII, i37). Nur bieten die besten Handschriften (CBAX und
Vind.) nicht 'Apxd$, sondern ^ApxdSag, worauf auch schon Dindorf
aufmerksam gemacht hat. Es wäre daher zu erwägen, ob nicht
^Ayiag 6 ' Apxäg *Apxd$ag zu schreiben ist; vor *ApxdSag konnten
die Worte 'A'^iag 6 ' kpx(xg leicht ausfallen, was dann die Einschie-
bung von Dc^acvEro^ und in den meisten Handschriflen die ITmwan-
delung von *ApxdSag in 6 ^Apxdg nach sich zog. So sind ja auch
I, 2, 6 die Soldaten des Menon als üoloper, Ainianer und Oiynthier
bezeichnet.
I, 2, 20 wird erzälilt, dass Kyros in Dana (Thoana) zwei Perser,
deren einer Aufseher über die Anstalten war, wo Purpurkleid **r für den
Hof gefertigt wurden, und dann irepov riva twv 6;rdf j^wv Äyvdarrjv
hinrichten liess, weil er sie beschuldigte, dass sie seinem Leben
nachstellten. An diesen Worten sind die Herausgeber in der Regel
ohne Erklärung vorübergegangen, obwol die Schwierigkeiten auf
der Hand liegen. Der Genetiv toüv vndpyo^v hängt von dwd^mv ab,
denn wäre er mit irepov riva zu verbinden, so Hesse sieh das beige-
setzte duvd<7rr^v nicht erklären. So abhängig lässt sich ruiv vndpy^ojy
allerdings noch als partitiver Genetiv fassen ; und so construiert wo!
auch Krüger, wenn er dazu bemerkt: 'einen Gewalthaber von den
Statthaltern* ; denn als objectiver Genetiv * einen Gewalthaber tiber
die Statthalter' ist es ganz undenkbar. Aber auch in der ersteren Fas-
sung bleibt es, auch schon der Wortstellung nach, ein unklarer,
schiefer Ausdruck und man muss daher annehmen, dass hier eine
Glosse in den Text eingedrungen ist. Alles Gewicht liegt hier auf
dem Worte irepov^ welches »ndeutet, dass der andere von den Hin-
gerichteten eine gleiche Stellung einnahm, wie der tpotvtxKjriig ßa-
ai'keiog. Dieser war aber sicherlich kein vnapyog (denn unter ö;rap-
)^0( 'Unterstatthalter' sind, wie schon Halbkart erkannte, die gerin-
geren Satrapen zn verstehen, welche unmittelbar unter einem Ober-
satrapen und nur mittelbar unter dem Könige standen), sondern er
war ein hochgestellter Perser, den der Konig ans Meer gesandt
hatte, um dort über die Purpurfärbereien die Aufsicht zu führen.
Einen solchen konnte man sehr wol als du^i/darrig bezeichneUt inso-
ferne er dem hohen Adel angehörte und Besitzer von grossen LSn-
dereien war; denn drjvddTr^g ist allgemein 'ein vornehmer, hochge-
stellter Mann, ein grosser Herr', wie z. B. bei Herodot H. 32. Ich
meine daher, dass nicht dvvdarrjv, was Krüger und C. Matthiä ver-
XenophoDtiscbe Studien. 603
dächti^en, sondern vielmehr ra>v vTzdpyftjiv als Interpolation zu be-
trachten ist »).
I, 4, 5 lautet die Vulgata : TccOrrig ivsxa tt/^ napooou KOpo^
Tag voLOg ixereniii^aTo^ ontjjg OTzlirag aTToßißdaeiav eiitß} xui £^w
rcüv tt'jXoüv, xai ßtaadjtxEvot toO^ noAeixiovg TrapiA^otsv, ei ^u/ar-
rouv eni TcxXg Supcai^ n'jlatg. An dieser Stelle ist besonders der
Wechsel des Suhjectes belVemdlich ; denn da im ersten Satze v^^e^
Subject ist, so muss es doch auffallen, dass darauf das ganz unbe-
stimmte /3iaad|UL£vot l'olgt; wenigstens sollte man xxi oCtoi ßtaid-
lievoi erwarten. Nun fehlt aber in Cpr. Vind. napiX^oiev und in
Cpr. BA steht nicht jStaadjtxEvce, sondern ßiaadixevog. Wenn nun lieh-
dantz darnach xai ßiuGdiiivog roO^ KoAeixiovg napiX^oi^ so ist damit
wol die Construction erleichtert, aber die Überlieferung der besten
Handschriften ist nicht gehörig gewürdigt, da das 7:ape\3oi£v, welches
in Cpr. und Vind. fehlt, doch wieder in den Text aufgenommen ist.
Viel richtiger ist die Vermuthung Dindorf s (p. XII), der unter Be-
seitigung von xai und rzapiX^ouv statt ßiaadiir^og : ßiafjitxevog
schreiben und im folgenden 6 KOpog streichen will, welche Conjectur
Cobet in seine Ausgabe aufgenommen hat. Die leichteste und pas-
sendste Änderung ist aber nach meinem Ermessen, wenn man rru/ciDv,
/3ta(70/jL£vov^ ToC/g /TGAe/xtG-jg schreibt, bei welcher ö KOjSO^ im Fol-
genden ruhig stehen bleiben kann. Die ausgeschifTten Hopliten sollten
die Feinde, falls sie wirklich daran dachten den Pass zu halten,
überwältigen und so dem Heere den Durchzug ermöglichen.
I, 10, 6 ist in dem Satze dvaXaßcüv xai Tovg iv rfi |txd^Y2 xard
ToOg "EAÄvjva^ ajTOjxoAYiGavTag vor allem die Präposition xard auf-
fallig; man sollte vielmehr n:pö^ Tovg "EaXyjv«^ erwarten, wie denn
Xenophon regelmässig aüro/xo/stv npög rtva sagt (H, 2, 7, Oec. 4, 18)
und wie an unserer Stelle auch D, Vind. und die schlechteren Hand-
*) Rehdantz (zweite Aufl., S. VI, Anro. 6) meint, dass duvaanf}v an unserer Stelle
vieUeicht 'Stanimoberhaupt' bedeute. Damit ist aber für die Erklärung' unserer
Stelle nichts }>:ewonuen ; denn wie soll sich mit diesem BegriiTe der Genetiv tgjv
VKOLpx^"^ verbinden? Dass duvaarv;; im Zusammenhange ^Staromoberhaupt* be-
deuten kann, will ich nicht leugnen ; ursprunglich aber heisst es 'Machthaber,
grosser Herr, Herr*. Und diese Bedeutung tritt auch Cyrop. IV, 5, 40 hervor, wo
es neben ßaaiXvjq gestellt ist, und in der übrigens sehr unklaren Steile des be-
kanntlich unechten Epiloges VIII, 8, 20, wo unter oi duvdffrai allerdings ^die
grossen Lehenstriger* verstanden sind.
604 8 e h e o k I
Schriften geben. Kühner sucht xard durch Cyrop. Vlh 1» 15 tag ii
jraptojv xocToc'AßpaSdTav iyivero zu vertheidigen; er hätte auch Au. V,
7, 25 6pii.o}VTag xa^' aOroOg anführen können; aber xard bezeichnet
in diesen Sätzen und auch sonst 'gegen', nicht *zu\ Doch abgesehen
davon spricht noch ein Grund gegen die Worte xara roijg "EjO.Tjvag.
Der König wird nämlich nicht bloss diejenigen, welche zu den Hellenen
übergegangen waren (vgl. II, 1, 6), sondern alle Cberläufer, mochte
er sie nun im Lager des Kyros oder sonst wo finden, an sich gezogen
haben. Es ist daher diese besondere Bezeichnung unnöthig und
xard Tovg "EXkr^vag offenbar eine ungeschickte Wiederholung der-
selben Worte, die sich im folgenden Paragraphe finden (vgl. die
Anm. S. 590). Gleich verdächtig ist in demselben Capitel §. 8 rö rcSv
'E//Y2VC0V, da man nicht begreift, warum dieses Lager hier bloss als
das der Hellenen bezeichnet wird, während es doch im Eingange des
Capitels rö KOpeiov (jTpaTonsSov heisst. Eine nähere Bestimmung von
TÖ fjTpoLToneöov ist nicht nothwendig, da sich aus dem ganzen Zu-
sammenhange und aus dem Kdhv fxlv gvx dvarjrpifEi ergibt, dass
nur das Lager des Kyros gemeint sein kann. Die Hellenen hatten
auch kein besonderes Lager, sondern ein gemeinschaftliches mit dem
Barbarenheere des Kyros, in dessen Mitte sich die Gezelle für Kyros
und sein Gefolge befanden. Es wird also rö rojv 'E>(Xr;vci)v ein blosser
erklärender Beisatz sein. Weiterhin §.12 hat schon d' Orville (in
seiner Ausgabe des Chariton p. 090) ini fjXou als Glosse zu ini
nfiTr^g erkannt^ und es bestätigt dies auch das von Dindorf in der
Oxforder Ausgabe p. 383 veröffentlichte Scholion, wo die Worte
^VTT/V xat raOra £v Tivt naXam ^^cü^ev ixerd diTephxou sich jeden-
falls auf ini ^fAoxj beziehen. Ausserdem vergleiche man noch Philo-
stratos Eu. II, 31, wo rö (m[i.tXov tö ßoLoiktiov 6 yjiuaoOg im Ti^g
nilr-nq dexoq erwähnt wird. Wilxrt kann hier aber unmöglich 'Schild',
sondern, wie in der Parallelstelle Cyrop. VII, i, 4 dizoq jqsu^gO^
ini SopcLToq ixaxpoO avar£Ta|üLcvo^, nur 'Stange, Speer' bedeuten,
wie denn auch Hesychios nilrri durch elSog on'korj, dip\f und Suidas
TziXrag durch löyy^xg erklärt. Wir haben also zwei verschiedene
Worter anzunehmen, von denen das eine offenbar von der Wurzel
TTocX ausgehend mit TraXröv, das andere mit niXXa^ KilpLO, (palma,
parma) zusammenhängt. Dadurch findet auch die oft besprochene
Stelle II, 1, 6 ihre Erklärung, wo Torstrik TreXrae als eine Glosse zn
'^ippoig streichen wollte (Pbil. XIX, 315). Schilde können nun» wie
Xenopbuutiache Studien. oOS
Torslrik richtig bemerkt, hier nicht verstanden werden; denn sonst
wären die niXrai neben den yippa und den daniSsg lu/cvae der
Ägypter erwähnt worden. Es muss also Tzilrai, wolern das Wort
echt ist, hier in einer ähnlichen Bedeutung, wie an der früheren
Stelle aufgefasst werden. Rauchenstein (Schweiz. Mus. 1861»
S. 308) versteht unter TceArai Stangen, Speerschäfte. Aber Speer-
schäfte wurden, glaube ich, neben den ccarce, nicht neben den dejtxa-
^CiLi genannt sein. Ich denke daher an Zeltstangen. Wenn übrigens
Torstrik sagt: „Mögen es nun aber Schilde oder Lanzen sein sollen»
es ist lächerlich sie ipriij.ovg zu nennen**, so kann ich nicht begreifen,
warum denn ipr^^ioi nicht bloss auf a/jLafat bezogen werden kann. —
Endlich ist in diesem Capitel noch eine Interpolation zu bemerken,
nämlich in §. 18 Y^aav o' aCrai rerf axö'jtac, (hg f/JyovrOf äpLa-
^ae. Hier ist vor Allem die Wiederholung des äixa^cci auffallend und
unterliegt es keinem Zweifel, dass wir hier eine Glosse vor uns
haben. Sodann befremdet die Stellung von djg i'kiyovro; man sollte
wenigstens, wie auch die schlechten Handschriften lesen, (bg iAiyovro
Terpaxo^iai erwarten. Eben diese Stellung von tbg iliyovTO in den
besseren Codices macht es nun, wie Rehdantz bemerkt hat, wahr-
scheinlich, dass wir auch in diesem Satze ein Einschiebsel zu erken-
nen haben.
So oft ich die Rede des Klearchos II, 3, 23 las, waren mir im-
mer die Worte oO<J' aOröv a/roxretvat av kJ^O.oifxev anstössig. Sie
passen nicht zum ganzen Charakter der Rede und entsprechen durch-
aus nicht der Auff*orderung, die Tissaphernes au den Klearchos ge-
richtet hatte (§. 20); xat (jufxjSo'jXrjcü 6fxcv ixsTpioig djzoxpivaaJ^ai^
ha ixoi £ÜiTpaxrÖT£pGv r,^ Idv n dOvoijJiai d'^cc^ov O/xtv jrap* aü-
TcO oKXKpd^oLG^oLi. Es wärc im Gegentheile eine solche Äusserung
hier höchst unklug und ungeschickt gewesen. Dazu kommt, dass sie
uuch nicht in den Gedankengang passt. Wie kann Klearchos
sagen: „Wir wollen dem Könige die Herrschaft nicht streitig ma-
chen, auch nicht sein Land verwüsten, wir wollen ihm auch nicht
an das Leben, sondern wollen ruhig heimkehren**? Wir müssen uns
also schon aus diesen Gründen für die Unechtheit der Stelle aus-
sprechen. Nun finden wir aber den Gedanken, der in jenen Worten
liegt, noch an zwei anderen Stellen, nämlich III, 1, 17, wo Xenopbon
hervorhebt, was die Griechen, wenn sie sich ergäben» vom Könige zu
erwarten hätten, da sie doch gegen ihn zu Felde gezogen wären tbg
606 Schenk!
SoO'kov dvTl ßaauiojg /rotrjaovrg^ xat d;roxT£vsOvT£^ ei ouvaifXE-S-a und
VII, 1, 28, wo Xenophon zu ßyzanz die ob der Treulosigkeit i\es
Anaxibios empörten Soldaten zu berubigen sucht; sollten sie sieh im
Zorne zu einem gewaltsamen Schritte hinreissen lassen, so wurden
sie eingeklemmt zwischen zwei mächtigen Feinden dastehen, nämlich
den Spartahern einerseits und andererseits dem Tissaphernes und
dem grossen Könige ov t5a^o/jl£v ayatfyjaö/JievGt Trjv apX^'^ ^'^^ djzo^
xT£yoOvTe<; ei ouvai/xe^a. Hier ist beide Male dieser Gedanke \ollkom-
men an seinem Platze. Ich zweifle daher nicht, dass ein Abschreiber
mit Rücksicht auf diese Stellen II, 3, 23 jenen, freilich dort ganz
unpassenden Satz eingeschol»en hat.
Über das zweite Capitel des vierten Buches hat Breitenbach in
der Zeitschr. für Gymn. N. F. II, 59 — 66 einen ausführlichen Auf-
satz veröffentlicht, in dem er wol manches Interessante zur Erklä-
rung des Zusammenhanges beibringt, die kritisch bedenklichen
Stellen aber meiner Ansicht nach nicht glücklich behandelt. Es kom-
men hier besonders zwei Stellen in Betracht, nämlich §. 6 und 20.
Was die erstere anbetrifft, welche also lautet: oc o' g-j xarery^ov,
dX/a jJiaarög r^v Orzif, aOroliv,' nap' ov f/> >5 <7T£vf/ aurr; ooö^, if^ i
£xd^>/VTO oe yjA«x£^. efodog /xivrot avro^ev ini roOg Ko\e[kio'jq t^v,
Ol ini TT, fOL'i^epqi i'ocj) Ud^r^vro^ so kann einem aufmerksamen Leser
gleich die müssige Wiederholung in den beiden Relativsätzen nicht
entgehen; denn die arev-h 6d6g muss doch jedenfalls dieselbe sein,
wie die später genannte favepd 6d6<;, Auch muss es auffallen, dass
beide Sätze mit demselben Worte hd^rjVTo schliessen. Prüfen wir
nun den ersten Relativsatz genauer. Die zweitausend Hellenen zogen
mit dem Führer an dem Berge herum auf dem bezeichneten Wege
und trafen auf einer Höhe einen feindlichen Posten am Feuer ge-
lagert. Sie hieben die Feinde theils nieder, theils versprengten sie
dieselben und hesetzten dann selbst den Platz; in der regnerischen,
dunklen Nacht kannte sich der Führer selbst nicht mehr aus und hielt
den Hügel, denn sie eingenommen hatten, für jene Höhe, die den
ganzen Weg beherrschte. Doch diese lag erst über ihnen. Sie
brauchten aber diese Höhe nicht zu ersteigen, um dann auf dem
Kamme des Gebirges gegen die Feinde, welche den sichtbaren Weg
besetzt hielten, vorzurücken, sondern sie konnten auch von dem
unteren Hügel aus an dieselben kommen. Was soll nun -fi c7r£vi^ aijno
486^ bezeichnen? Sicherlich nicht den Weg, welchen jener Fuhrer
XeaophoDtiscbe Studien. 607
<len Hellenen gezeigt hatte; denn dieser war kein enger, schmaler
Weg, sondeni (vodtardm roXg ^no(^\rfloig (§. 9); und gesetzt auch,
dass man diesen Weg so nennen konnte, so war ja jener Relativsatz
hier vollkommen überflässig, weil sich die Hellenen eben auf diesem
Wege befanden. Es müsste also die favspä 686g damit gemeint sein ;
dann ist aber i^ <7rcvi^ aöm 6$6g ein sehr unbestimmter und daher
unklarer Ausdruck. Und warum lesen wir weiter: if^ p ixa^vro oe
y6Xaxc^? Die fvXaxtg mussten darnach dieselben sein, welche gleich
im Folgenden allgemein oe froXi/xeoe genannt werden ; dann ist aber
oi fO'kax^g wegen des vorhergehenden roi^g fOXouag ein unpassender
und zweideutiger Ausdruck, und wie seltsam erscheint hierauf ini
roitg noXeixiovgt Nach allem dem kann ich nicht umhin die Worte nap'
6v 0^ fOXax€g för eine Interpolation zu erklaren ; ein Abschreiber
meinte hervorheben zu mfissen, dass, was sich übrigens aus dem
Folgenden ergibt, jener |xa<7rö^ in der Nahe des Passes gelegen war
und druckte sich dabei ziemlich ungeschickt aus. Einen ganz anderen
Weg schlägt Breitenbach ein, indem er den Relativsatz ci ini r^
favspd 6d& ixd^vro als eine Glosse tilgen will. Er meint, dass
diese Worte nur dann eine Berechtigung und einen Sinn hätten,
wenn es in der Nähe ausser den Feinden auf dem Passe noch an-
dere gegeben hätte, gegen welche sich die Zweitausend von dem
Punkte aus, wo sie die Nacht zubrachten^ hätten wenden können;
von solchen sei aber nicht die Rede. Da aber eben ein Kampf mit
Feinden stattgefunden hat, so wäre das einfache ini rovg TroXcfxfou^
zu unbestimmt. Warum weiter ini r^ fav€pd idtb etwas Zweideu-
tiges haben soll, vermag ich nicht einzusehen, da ja dieser Ausdruck
von dem Gebirgspässe wiederholt gebraucht ist (IV, 1, 23; 2,
2 u. 8).
An der anderen Stelle lautet die Vulgata : iv ^ $i rö jmiv oXao
(jTpärevixa Trocpvsec, ot Si zaOra dieTiiyovro^ ndyreg oi ix toOtov toO
rönrcu (jxjvEppijr^fjay. ivraOJ^a r^ravro oi /roXifAcoe. Nun fehlt aber in
Cpr. ((xravro, was somit als eine Interpolation verdächtigt werden
muss; auch begreift sich leicht, wie man dazu kam laravro einzu-
schieben; man brauchte nämlich nur den Punkt nach ivraO^a zu
setzen und dies Wort zu dem Vorhergehenden zu beziehen, um die
ursprungliche Interpunktion herzustellen. Als diese gestört war,
wurde Taravro eingeschoben. Dies hat Rehdantz richtig erkannt. Es
ist aber noch eine ältere Interpolation vorhanden, die schon Huret
SiUb. d. phil.-histor. Cl. LX. Bd. IH. Hft 40
608 8 c h • B k 1
»ufgespürt hatte, nfimlich o^ noXifuoi^ eine Glosse zu irflcvr£^ oi ix
toOtov roO rönrov. Streicht man nun die drei letzten Worte« so ist
Sinn und Zusammenhang vollkommen hergestellt, wie sich aus fol*
gender Darlegung ergibt. Als die Barbaren die Lochen auf der
ersten H5he vernichtet hatten, kamen sie (d. i. nicht alle, sondern
ein Haufe) auf eine Anhöhe^ die der dritten Bergspitze gegenüber
lag. Da fand denn zwischen ihnen und Xenophon die Verhandlung
statt. Während dieser Verhandlung nun und des Weiterzuges des
Heeres strömten alle die Karduchen, die in dieser Gegend waren
(nrdvrc^ oi ix roOrou roO röffou), an jenem Punkte (d. i. eben hti röv
T^ IKaart^ cevrtTropov Xöyov) zusammen. Man hatte es nämlich immer
nur mit einzelnen Stätnmen zu thun und auch diese kämpften nur
truppweise. Als die letzten Hellenen die Bergspitze verliessen,
stGrmten die Barbaren in vollem Schwärme dieselbe hinan und
wälzten dann oben angekommen Felsblocke den Herabsteigenden
nach. So hängt alles wol zusammen. Bei iSp|avro wurde man al-
lerdings ein bestimmtes Subject, wie oi öma^ofO'Xaxe^ oder oi
reXcuraloe, wünschen ; doch ist die Sache vollkommen klar und un-
zweideutig. Nach dem Gesagten glaube ich einer eingehenden
Widerlegung der Ansicht von Breitenbach, der ivrav^a toravro oi
noUiiioi festhält, und der Conjecturen von Cobet (^v^a taravro oi
noliiiioi) und Tillmann (^vraO^a |xe^e<jravro oi noXiiitoi) überhoben
zu sein.
Eine stehende Formel in unserer Schrift ist oi arparoyoi xai
Xoyiayoi, womit die Ofiiciere des Heeres bezeichnet werden. Dies hat
denn nun Veranlassung gegeben, dass nach oi arparviyoi öfters xcU
Xo)(^ayoi eingeschoben wurde, wie z. B. lU, K, 14 und VII, 3, 2 in den
schlechteren Codices (vgl. die Note Breitenbachs zu III, 5, 14). Dies
ist auch der Fall an zwei Stellen, wo man bisher das Einschiebsel
nicht erkannt hat. IV, 3, 9 wird erzählt, dass bei Tagesanbruch alle
Strategen bei dem Opfer zugegen waren und dies gleich auf das
erste Mal günstig ausfiel. Nun heisst es weiter xolI dmdvreg ebrö rakv
i€pS}v oi arparoyoi xai Xoyiayoi napiiyyeXkov rp orparcoc dptffro;roe-
€laJ^at. Aber früher waren nur die Strategen als beim Opfer gegen-
wärtig genannt; es wird daher wol nichts übrig bleiben als xai
Xoy(ayol zu streichen. Die andere Stelle ist IV, 5, 35, wo erzählt
wird, dass Xenophon von den Füllen, die in einem Dorfe Armeniens
XenophoDtische Stadien. 609
aufgezogen wurden, sich selbst eines <) nahm xai rötiv dXXcüv or^a-
Toyoiv xai Xoyijxyöiv Utüxev ixdarcp ttcüXov. Dies steht aber im Wider-
spruche mit §. 2A, wornach die ganze Zahl dieser Füllen siebzehn
betrug; damit aber konnten natürlich nicht alle Strategen und Locha-
gen betheilt werden. Man suchte nun gewohnlich den Fehler in dem
iKTaxaliexa (§. 24). wofür Weiske ixaröv, Krüger (de auth. An.
46 fr.) itaxoaiovg (2 statt JZ) schreiben wollte. Es ist aber wo!
zu beachten, dass hier nur von ^iner xeA»fxi9 die Rede ist ; und dass
^in Dorf hundert oder gar zweihundert Rosse als Tribut liefern
sollte, klingt doch unglaublich. Armenien lieferte allerdings, wie
Strabon XI, 14 (p. 365) berichtet, jährlich 20.000 Füllen; es war
aber auch ein grosses Land von 5000 Q Meilen, dabei war es ein
reiches, gesegnetes Land (III, 5, 17), mit vielen Dörfern (IV, 4, 3).
Darnach ist es ganz unwahrscheinlich, dass ^ine xt^yiVi hundert Fül-
len als Tribut zu stellen hatte, wenn auch die Zahl, die eine xciifxi?
zu liefern hatte, nach der Grösse derselben und nach der Gegend,
in welcher die xctt/üii? lag, verschieden sein mochte. Denn manche
Gegend war mehr, manche minder zur Pferdezucht geeignet. Auch
scheint es, dass da, wo mehrere xoifxae bei einander lagen, eine
gewissermassen einen Vorort bildete und dort die für den Tribut
bestimmten Rosse aufgezogen wurden, wie denn hier unter mehreren
xü^liai (§. 23) nur ^ine mit Ställen für solche Pferde versehen war.
Alle Schwierigkeiten sind aber behoben, wenn man §. 35 xai Xo^^a-
7CJV streicht; für die Strategen reichten die siebzehn Pferde mehr
als genug aus «). Auch deutet schon aXktav vor (jrpanoyfjjv auf die
Unechtheit von xai X0XOC70JV hin. Hieran schliessen wir gleich noch
*) Oder mehrere? Denn auch die« kann in dem Audrocke adzdq 9k roiv ntSiktav
Xocfißdvci lie^n.
*) |. 35 wird erzihlt, das« Xenophoa ein Rom, da«, als er es bekommen hatte,
achon ziemlich alt gewesen war («rocXaircpov gehört nimlich an tlXiifti), dem
Oorfschuixen abergab, mit dem Auftrage, es sorgsam au fBttem und dann au opfern.
Es handelt sich nun darum, wann Xenophon jenes Ross erhalten hatte. Breitenbach
bemerkt hiezu : „III, 3, 19, als fiber die vorhandenen Pferde rerfBgt wurde* ; aber
damala gab ja Xenophon alle seine Pferde ab und behielt nur eines als Stratege
(III, 4, 45). Er wird aber, wie ieh schon lingtt in der Zeitschr. fSr öaferr. Gjmn.
(VIII. 625) bemerkt habe, als Beuteantheil eines von den Rossen erhalten haben,
die man bei dem Überfalle im Lager des Tiribaaos erbeutete (IV, 4, 21). Übrigens
beachte man, dass es an unserer Steile blos Tinrov und nieht rdv iirnroy heittt.
40*
ftlO S ch eak 1
eine Stelle, wo dasselbe Wort entschieden verdächtig ist, nämlich
IV, 7, 8 roOrorj 7dp Yi -h'^ty^ovia f/v rwv ÖTrta^oyuAflbtcov 'koycrjiw
ixsivrj rfi ii\kipcf. ' oi Si äXkoi Xo-^ayol Ifxcvov iv t^) dofaXeL Hier ist
Xo)^a7ct>v einmal wegen des seltsamen Ausdruckes ifi -fy^/tyLOvia rcüv
d7rc<73'o^uXaxo)v Xo)^a7cüv, sodann wegen des unmittelbar folgenden
\oyioqoi bedenklich. Entweder ist es nun aus aöj^odv entstanden, wie
denn diese beiden Worter öfters mit einander verwechselt werden
(z. B. ni, 4, 23, vgl. IV, 2, 16, VI, 3, 5: auch VI, 3, 6 schreibt
Pantazides mit grosser Wahrscheinlichkeit Xo-foi statt "koyijx'^oi)^
oder es ist ganz zu beseitigen.
IV, 3, 21 geben die besten Codices CA thq npog r-hv rcO Trora-
liov avo) ixßaaiv (ebenso E, in dem aber ixßaaiy avo) steht; B liest
wohl avo) ixßaaiv, schiebt aber dno vor rcO ein; die übrigen lesen
cü^ np6^ Tiiv dno (oder ^x) roO /rcra/üicO ixßaaiv avcü). Ich gebe nun
zu, dass sich roO nrorafxoO avcu noch nothdurftig erklären lässt, aber
es ist an dieser Stelle unpassend und überflussig. Unter ixßaaig ist
nämlich der Pass zu verstehen, der über das Gebirge führte (§. 20) ;
dass dieser Pass oberhalb des Flusses lag, das brauchte Xenophon
wol nicht besonders hervorzuheben, weil es sich von selbst verstand.
Will man, wie es Dindorf, Cobet und Sauppe thun, mit B und den
schlechteren Handschriften dnd roO noraikov (avco) schreiben, so
macht man die Sache nur ärger; denn dann wird ixßotat^ in einem
Sinne gefasst, den es gar nicht haben kann. Was Rehdantz mit
seiner Leseart roO TrorafAoO (avcu) meint, ist mir unverständlich. Man
beachte ferner, dass Xenophon eo^ npdg n^v ixßaatv sagt, d. h. in
der Richtung gegen den Pass hin. Als die Reiter, die am Flussufer
standen, sahen, wie Cheirisophos oben über den Fluss gieng, Xeno-
phon aber Miene machte, an der Furt» die dem nach Armenien füh-
renden Passe gegenüber lag, überzusetzen, da ergriffen sie aus
Furcht abgeschnitten zu werden die Flucht in der Richtung nach
dem Passe; und auch als sie den Weg erreicht hatten, blieben sie
nicht stehen, sondern jagten der Höhe zu. Somit ist, glaube ich,
klar, dass roO TrorafxoO von einem unkundigen Abschreiber herrührt,
der damit Ußaaig, das er nicht verstand, erklären wollte; aveu ist
aber, wie schon Dindorf erkannt hat, aus dem folgenden' avo» ent-
standen (vgl. die Anm. S. 590).
V, 3, 4 ist überliefert: 'EvraO^a xal diaXafxjSctvGuoi rö drö
rcüv aiyjkaXdiiTtiJv dp'j/Opioy 7cv6fAevov xai riiv iixdvny, ^v r^ 'A^^aaoivc
XenophoDtische Studien. 611
i^eiAov xai rp 'Efsaiq. 'ApripuSi, xai fAaßov (xal fehlt in den
schlechteren Codices; {kaßov ist Conjectur von C. Matthiä statt des
unhaltbaren Siilaßov^ oi arparvi^oi rd ikipog ixaarog fvXdTruv toi^
J^soig. Hier kann nun ^v nach Ssxdr-nv unmöglich richtig sein; denn
einmal sind die Vertheilung des Kaufpreises, den sie von der Beute
erzielt hatten» und jene des Zehnten, den sie für ApoUon und die
ephesische Artemis ausschieden, ganz verschiedene Dinge; sodann wird
diese Vertheilung ja gleich mit den Worten xai D<aßov xrL bezeichnet,
endlich kann i^eX'kov nicht als ein untergeordnetes Moment in einem
Nebensatze, sondern als ein Hauptmoment nur in einem Hauptsatze
stehen. Alles dieses wird erreicht, wen man i^v streicht; es ist offenbar
aus der irrigen Wiederholung der Endsilbe von Sexdrov entstanden.
V, 6, 25 ioea^ai avTOtg Xeppdyr^aov j^wpav xaTAv xai cOJae-
/yiova, &aTe reo ßouXofx^voj ivoixiXv, r^) Si PouXofxivc{> dmivon oixad'c
hat man langst erkannt, dass die Stelle, so wie sie vorliegt, nicht zu
halten ist ; denn der Versuch die Dative rai ßouXcfxivo) durch eine
Art Attraction an aOrolg zu erklären verdient kaum Erwähnung. Man
hat nun verschiedene Änderungen vorgeschlagen , das aber hat man
nicht gesehen, dass die Infinitive ivoixiXv und dnti^at am besten von
xalriv abhangen könnten. Darnach erscheinen die Worte xai eOSai-
fxova eojre als eine Interpolation. Da Verbindungen, wie xaAii (noXkiiy
li.e'^dlrj^ xai eOdat/yicüv , bei Xenophon nicht selten sind, so hat auch
hier ein Abschreiber, dem xa^ii noch xai eö$aiyi(*i\f beigefugt, und da
hiedurch die Construction gestört wurde, indem die Infinitive nicht
mehr von xaXiiv abhängig sein konnten, so ist später noch uiore
eingeschoben worden. Übrigens wird wol Xenophon auch rCb iiiv
j3cuXo/xcvcp, wie schon Schneider wollte, geschrieben haben.
In der Beschreibung des Hafens von Kalpe VI, 4, 4 heisst es :
^6Xa Si noXXd fx^v xai äXXa, Trdvv 8i TroXXa xai xaXä vaunri'^iiGtiia
izr' aijTfi rfi J^aXdrr^. Hier befremden mich die letzten Worte in*
a^TYi Tri ^aAdTTXt, Denn es soll offenbar hier nur gesagt sein, dass
sich neben vielem anderen Holze auch solches in grosser Menge
vorfand, das vorzüglich zum Schiffhau geeignet war. Warum sollen
denn aber diese Bäume hart am Strande gestanden sein ? Dazu kommt,
dass im §. 5 gesagt wird : der Berg am Hafen sei an der Meeres-
seite über zwanzig Stadien weit mit mannigfachem grossen Holze
dicht bewachsen, unter diesen Umständen kann ich in in' aür^ r^
^aXarnp nur eine Wiederholung derselben Worte im unmittelbar
612 Schenkl
Vorhergehenden sehen, wo sie allerdings ganz passend sind ; denn
dass eine reiche Quelle süssen Wassers dicht am Meere floss, war
naturlich für diejenigen, die hier nur für eine kurze Zeit landen
wollten, sehr erwünscht.
Es mögen noch drei Stellen folgen, die sich allerdings so, wie
sie überliefert sind , noch erklären lassen , gleichwol aber den Ver-
dacht einer Interpolation rege machen. Zuerst V, 7, 34, wo dviard-
/x£vo( mancherlei Bedenken erregt Hertlein wollte oe aveard/xEvoi
herstellen und darunter die Redner, welche in der Versammlung auf-
traten, verstehen. Dies passt aber nicht zu dem folgenden £;rc(r:aavro,
aus dem hervorgeht, dass das Subject von (X^yov die ixxXr^oia des
Heeres ist. Man muss daher annehmen , dass sich nach der Rede
Xenophon*s die ganze Versammlung wie ^in Mann erhob, und die
Frevelthaten, die er in seiner Rede geschildert hatte, einstimmig
verdammte. Freilich bleibt noch immer der Verdacht, dass dvKjrd"
^€voc ein Einschiebsel ist, wie gleich im folgenden (V, 8, 2) dvaard^
in den schlechteren Codices. — VI, 1, 23 wird erzählt, dass Xenophon
auf der Reise nach Ephesos, wo er dem Kyros vorgestellt wurde,
einen Adler zu seiner rechten Seite sitzen sah und schreien horte.
Dies legte der ihn begleitende Seher dahin aus, ortyiiyag yiiv oecovö^
eXfi xal cOx iSitarixdg xai ivdo^dg, iniTsovcg /xivroe. So oft ich dies
las, stiess ich an xai hSo^og an, was mir als überflüssig und nach
dem vorausgehenden oOx iSi(t}rtx6g sogar unpassend erschien. Möglich
daher, dass diese Worte bloss zur Erklärung von xai oüx i$iu}Tix6^ bei-
geschrieben waren. — VI, 6, 1 oi ii "EXXifjvc^ yrpoaifuvov fjiiv IQiov-
dpov xai rdg Tpir^pet^ xai rä «rXoia (hg rj^ovra will Hirschig (Phil. V,
292) (hg T^^ovra streichen und überdies Trpoaifjicvov in jrepcc/xcvov
ändern. Dass npoaiiievoy richtig ist, beweist die von Sauppe ange-
führte Steile Thuc. VI, 44, 4; auch o>^ rj^avTa ist nicht unbedingt
zu verwerfen, wiewol der ganze Ausdruck breit und schwerfallig ist.
Vielleicht sind die Worte xolI rag rpivipeig xai rd nXoXa ein Ein-
schiebsel aus VI, 4, 19 und lautete die Stelle ursprünglich TrpoaifACvov
fkiv KkiavSpov (hg ri^ovra, woran wol nichts auszusetzen wäre.
Entweder verderbt oder interpoliert ist die Stelle V, 8, 25, wo
es noch nicht gelungen ist die Worte ti ii rt^ ^t j^cepicüva insx^uprioa
^t noXiiiiov dTTYipif^a befriedigend zu erklären ; die Construetion
imxorjpeiv reve )^ee/jLcova ist und bleibt unerhört. Reiske hat daher
insxcOftfja , Cobet npdg yi^&iyMva ircsxoOpvi^a vorgeschlagen; man
Xenophontische Stodiea. 6 1 S
l[onnte auch an iv j^fifAciavi inrcx. denken. Doch ist es möglich» dass
iiztxoOpviaa nar eine Glosse und die echte Leseart ^t j^ccfjuSva % nroXi-
jkiov dTfrhpiJ^ct ist» was ganz passend wäre.
III.
Obwol der Text der Anabasis bei weitem mehr durch Inter-
polationen als durch Lücken entstellt ist» so kann man doch eine
ziemliche Anzahl von Stellen nachweisen » wo entweder einzelne
Wörter und Ausdrucke oder auch ganze Sätze ausgefallen sind. Wie
leicht dies geschehen konnte, zeigen unsere Handschriften» indem
manche Wörter und Sätze in Classe I fehlen» die uns Classe II erhal-
ten hat» und umgekehrt in Classe II sich noch mehrere und grössere
Lücken finden» die wir ohne die Codices der ersten Classe nicht aus-
zufüllen vermöchten. Hier sollen nun einige Lücken besprochen
werden» die man theils noch nicht aufgefunden hat, theils» obwol
sie längst nachgewiesen worden sind, in der neuesten Kritik mit
Unrecht ignoriert.
I» 8» 6 Kijpog $i xai inneig ro6rou öaov i^oat6otoi ctt/rXi^/üiivoc
J^diipa^t iKiv ccüroi xai napoLikriptSioig xai xpdveai ndyrtg ttXi^v K6poti.
Hier kommt es vor allem darauf an» was für eine Construction man
annimmt. Soll oj;rX«7/jLivoe das Hauptverbum sein und dazu f^aayß
ergänzt werden? Aber eine solche Ergänzung wäre sehr auffällig;
dann sprechen Zusammenhang und Wortstellung gegen eine solche
Annahme. Oder soll man fon^aav aus dem Vorhergehenden als Ver-
bum des Satzes ergänzen? Dies unterliegt wol keinem Zweifel» aber
dann ergibt sich mit Bestimmtheit» dass unsere Stelle lückenhaft
überliefert ist. Es wäre doch wirklich lächerlich» wenn Xenophon
gesagt hätte: »Kyros und seine Reiter standen**» ohne den Punkt zu
bezeichnen» den sie in der Schlachtreihe einnahmen. Wenn Borne-
mann unter Zustimmung Kfihner's sagt» aus §. 22 ergebe sich» dass
Kyros in der Mitte seiner Schlachtlinie stand » so bürdet er damit
dem Schriftsteller eine seltsame Verkehrtheit auf; es soll nämlich
dieser bei der Beschreibung der Aufstellung eben das» was die
Hauptsache ist» verschwiegen und dem Leser zugemuthet haben, dies
erst gelegentlich aus dem Folgenden zu entnehmen. Darnach ergibt
sich mit Nothwendigkeit» dass» wie Löwenklau und Pyramus de Can*
^14 6e heakl
dole in seiner französischen Übersetzung yermuthet haben» hier ei0
xatd rö fji/aov (oder xarä ikiaov) ausgefallen ist Dies hat Hutchin-
son gebilligt, von den neueren Herausgebern aber keiner in den Text
aufgenommen. Dass diese Ergänzung richtig ist, unterliegt keinem
Zweifel ; denn schon nach §. 22 muss man annehmen , dass Kyros
nach der Weise der persischen Konige seinen Platz in der Mitte
seines Heeres nahm , und zum Uberfluss sagt dies ausdrucklich
Diodoros XIV, 2 aürd^ 8i Kxjpog triraxTC xara rö lUaov. Was die
Interpunktion im Vorhergehenden anbetrifft, so wird man nach ßocp-
ßapcxöv nicht einen Punkt, sondern blos einen Beistrich zu setzen
haben. Es bleibt übrigens hier noch eine Kleinigkeit zu besprechen
Qbrig. Statt der Vulgata xai innsX^ fxcr' auroO hat man nämlich nach
den besten Handschriften xae inntlg roOrov geschrieben; nur nehmen
die neuesten Herausgeber mit Ausnahme Ton Cobet und Dindorf nicht
oe nach xal auf, was AD überliefern. Poppe bemerkt nämlich, das»
der Artikel dann zulässig wäre » wenn man annehmen müsste , dass
diese sechshundert Reiter die ständige Begleitung des Kyros gebildet
haben; dies sei aber nicht der Fall gewesen; und ihm stimmen
Kühner und Breitenbach bei. Was soll dann aber jenes rourou besä--
gen? Ist es nicht vollständig überflüssig und geradezu sinnlos? Dieser
Zusatz deutet eben an, dass diese Reiter, was übrigens schon aus
der Art ihrer Ausrüstung hervorgeht , eine Art Leibgarde des Kyros
bildeten. Daher muss xai oi innslg hergestellt werden; der Ausfall
des oi in den meisten Codices erklärt sich dadurch, dass ursprunglieh
yoi geschrieben war; yoi und yai sind, wie ich S.572 gezeigt habe,
sehr oft in xai verderbt worden. — Gleich darauf (§. 7) nehme ich
an oi S* Innoi ndweg oi iieräKOpoit ef^ov xal npoiLertanldta xai
npoanpviSia Anstoss. Denn soll sich diese Bestimmung oi fAcrd Kupox/
auf jene Garde beziehen, so ist sie nach dem Vorhergehenden ganz
Überflüssig. Und das muss doch der Fall sein; denn durch jxiv aOrol
im Vorhergehenden werden ja diese Reiter ihren Rossen entgegen-
gestellt. Breitenbach versteht unter oc Ircnoi ndvrs^ oi ikera Kupox>
die sämmtliche Cavallerie im Heere des Kyros, aber dies lässt einmal
der Gegensatz jtxiv avrol nicht zu , sodann ist es völlig unglaublich,,
dass die Rosse der sämmtlichen Reiterei im Heere des Kyros gepan-
i^ert waren; das war ja eben nur bei den griechisch gewafineten
Reitern des Kyros der Fall. Endlich scheint man bisher nicht bemerkt
t\X haben, wie seltsam, ja wie komisch die Verbindung oi d* cir^ret
XenophoBtitche Stadien. 6 1 S
ndvTsg oi /xera KOpou klingt, was schoo an und für sich den Verdacht
der Unechtheit gegen jenen Beisatz rege machen musste.
III, 4, 8 ist in allen Handschriften rjXto^ ik vsfOyiv npoxakO^a^
überliefert, nur ist in B das schliessende v von vefihiv getilgt und
in P (Paris. 163S) vtfih^ geschrieben. Dass diese Worte keinen
Sinn geben, liegt auf der Hand. Auch mit der Conjeetur, die nach
der Übersetzung des Amasäus von Brodfius vorgeschlagen und seit
Stephanus von den meisten Herausgebern aufgenommen worden ist,
^Xeov Si vefiAvi npoxakO^aaa ist nichts geholfen ; denn es ist dies
ein ungeschickter und geschraubter Ausdruck und mit Rucksicht auf
diese Conjectur konnte Cobet (Nov. lect. 449) mit Recht von diesen
Worten sagen 'quae neque intelligi possunt neque emendari'. Die
Conjectur von C. Matthiä rihog o* oü vtfiXm npoxaXO^ag dfaviig rjv
(vgl. Herodut. Vn,37) ist abgesehen von ihrer Willkörlichkeit weder
dem Ausdrucke noch dem Sinne nach entsprechend. Denn dass an
eine Sonnenfinsterniss nicht zu denken ist, hat schon Bornemann
bewiesen; auch würde dies sich unmöglich mit dem folgenden fxi;(pc
i^ihnov oi äv^ptanoi vereinen lassen. Es ergibt sich vielmehr, dass
eine dichte und lange dauernde Umwolkung des Himmels gemeint
ist, ein Phänomen, das in jenen Gegenden äusserst selten vorkommt
Da nun Xenophon alles und jedes auf göttliche Einwirkung zurück-
zuführen pflegt, wie er denn auch §. 12, wo iixßpovrvirovg nicht
etwa im übertragenen Sinne zu fassen ist, erzahlt, dass Zeus durch
furchtbare Gewitter die Bewohner von Mespila betäubt und unfähig
zum Widerstände machte , so möchte ich auch hier den Ausfall des
Subjectes Ze6^ annehmen. Es wäre dann zu lesen i^Acov di vc^iXip
npoxa/iO^ag Zeijg iifdvKjt (oder vielleicht noch besser Zeug di
Ttliov V. ;:. 1%.), wodurch die Stelle allerdings eine passende Gestalt
erhielte.
III, 4, 16 iiaxp6Ttpov yäp ot rc Tödtoi rdav HcpacSv ia(pev86v(av
xac Tcijv TrXscarcüv ro^orcDv. So lautet die Vulgata, welche man auf
den ersten Blick als lückenhaft erkennen muss. Dass o? re Tödcoi
nicht zu halten ist, etwa, wie Rehdantz meint, durch ein Anakoluth,
brauche ich wol nicht lu erweisen. Man muss daher rc entweder
mit Krüger streichen oder, was entschieden vorzuziehen ist , mit
C. Matthiä in ys verwandeln ; dieses letztere empfiehlt sich dadurch,
dass, wie sich aus der folgenden Erörterung ergeben wird, der Sinn
dieser ist Wenn auch die kretischen Bogenschützen noch nicht
616 Seheakl
mit den persischen wetteifern konnten, so schössen wenigstens die
Rhodier weiter als die persischen Schleuderer und Schützen (vgl. Ifl»
3, 16). Gehen wir nun weiter» so muss man nXelaruiv mit Cpr.
beseitigen; es ist dies der Zusatz eines Abschreibers» der sich die
ihm mit Recht unverständliche Stelle zurecht legen wollte. Was
heisst aber rcjv Ilepjcüv xai rcüv ro^brcüv? Offenbar: sie schössen
weiter als die Perser und die (hellenischen» kretischen) Bogen-
schützen. Dazu aber passt» von anderen Bedenken abgesehen, nicht
der folgende Satz : [ikyoLka ii xai rä rö^a rä Ilcpaixa iariv » der so
ohne allen Zusammenhang dasteht. Will man einen entsprechenden
Zusammenhang herstellen» so muss man unter rcSv ro^orcüv die per-
sischen Bogenschützen verstehen » was aber bei der gegenwärtigen
Fassung der Stelle rein unmöglich ist. Dindorf (praef. ed. Teubn.
p. XVI) will die ganze Stelle so umformen : fx. 7. 0? rc T. r. ü. i.
xai oi Sxu^ac ro^öroee M^tuov. Aber Sxv^otc §.15 hat Kruger mit
Recht gestrichen» da es keine Skythen im Heere gab; das Wort ist»
wie schon S. 595 bemerkt wurde» die Randbemerkung eines Lesers.
Zudem sind die Änderungen höchst willkürlich und auch so nicht
dem Sinne entsprechend ; denn die griechischen Bogenschützen
schössen nach dem» was wir §.17 lesen» sicherlich nicht weiter als
<lie persischen. Ich meine daher der Stelle so aufzuhelfen » dass ich
vor xai rcuv ro^orciav: xai rcüv cfeviwyiröiv einschiebe» welches Glied
wegen der Ähnlichkeit mit dem folgenden leicht ausfallen konnte.
Die rhodischen Schleuderer schössen weiter als die persischen
Schleuderer und Bogenschützen trotz der grossen Bogen der letzte-
ren» durch welche sie den Kretern überlegen waren.
IV» 8» 25 ist die Stelle liX^ov i' arjroXg ixavoi ß6e^ dno^vaai
T^ Act r^ (jojrnpi xai r^) 'Hpax'kiX i^yc/xö^uva xai rol^ aXkoig 3coc^ a
TiC^avTo entschieden lückenhaft. An eine brachylogische Ausdrucks-
weise» wie Kühner meint, ist sicherlich nicht zu denken. Daher hat
Krüger rt^ Ad r^) aoi>r^|9e otjyrripia oder r^ Aei rä (ruirhpia vor-
geschlagen» von welchen Emendationen C. Matthia die erstere, Cobet
die letztere aufgenommen hat. Nichts ist wahrscheinlicher als dass
cttirhpia nach atar^pi ausgefallen ist; dann muss man aber auch
wol r4> ii7Cfxövc vor if^yeikötjvva ergänzen» denn warum sollte sich
Xenophon im zweiten- Gliede nicht desselben Ausdruckes bedient
haben? Man vergleiche VI» 2» 15» wo es heisst ^uofAiv«^ Si avrqi rqi
iiyeiiövt 'Hpaxksl. — Bald darauf §. 27 liest man: döXcxov di Kpiing
Xenophontucbe Studien. 617
^^a iyivero. Hier hat man sich nun lange Zeit mit dem Supplemente
inpoi Kai vor xaXiQ beholfen, das Stephanus in seiner ersten Ausgabe
in den Anmerkungen mit den Worten mittheilte: «Hanc (lectionem)
autem non ex auditu habeo, sed eins ipse oculatus sum testis. Vene-
tiis enim commemorans in bibliotheca S. Marei exemplar, in quo ita
legebatur » vidi et aliud rursum in bibliotheca S. Antonii. Sed exem-
plar, in quo hanc emendationem adnotaveram, dum haec excuderen-
tur» inveniri non potuit*'. Nun findet sich diese Ergänzung wenig-
stens im Yen. M. (n. 511) nicht, dessen Lesearten nach der Col-
lation von W. Hollenberg Sauppe in seiner Ausgabe veröffentlicht
hat» und eben so wenig dürfte dasselbe in den beiden anderen
Marciani n. 369 und n. 370, welcher letztere mit dem Guelf. H
übereinstimmen soll (vgl. J. Morelli Bibl. man. p. 239)» vorhanden
sein. Aus dem Stillschweigen von Gail und Jacobs zu schliessen»
dass dies Supplement in den Vat F und G und Med. Z stehe» ist
mehr als gewagt. Jedenfalls ist die Sache sehr verdächtig. Doch mag
nun irepoi xal wirklich in einer Handschrift stehen oder bloss ein
Einfall des Stephanus sein» darüber kann kein Zweifel sein» dass es
nicht von Xenophon herrührt» dass es nur ein ungeschickter Versuch
ist die Lücke zu ergänzen, welche gewiss bedeutender war. In der
neuesten Zeit hat Rehdantz nach cod. D (und Vind.) nakri $i xai
nityikii xai TzayxpdTiov xakii ^ia iyiviro geschrieben und Breitenbach
hat dies gebilligt. Aber weder entspricht diese Kürze der sonstigen
Xenophontischen Ausdrucksweise, noch genügt die einfache Ver-
bindung durch $L Gewiss hat Stephanus mit seinem nai vor xaXii das
Richtige getroffen; denn der Satz xai xaXii J^ia iyivsTo alsAbschluss
der vorhergehenden Beschreibung ist echt Xenophontisch.
V» 8, 1 wird erzählt, dass auch die Strategen Rechenschaft über
ihre bisherige Amtsführung ablegen mussten. Dann heisst es weiter :
x.ai didövrojv (SUr^v) ^iXiiaiog jxiv (Lfls kcü Hav.9^exX^^ rr^g fiiXaniig
ort aipeJ^eig xariQfxiAci dixa fxvä;. Hier muss auffallen» dass bei So-
phainetos blos aipt^eig gesagt ist, ohne anzugeben, wozu er
gewählt wurde, während doch bei Philesios und Xanthikles ihr Amt
ausdrücklich bezeichnet ist. Allerdings ist schon V, 3, 1 berichtet,
dass Sophainetos und Philesios beauftragt wurden über die Fahrt
die Aufsicht zu fuhren; aber auch so bleibt das blosse aipi^iig
Ol 8 Schenkl
immer befremdlich. Das hat auch der Schreiber des cod. E <) ge-
fühlt and daher vor alpsJ^slg ein 6ipy((üv eingeschoben, was aber
durchaus nicht befriedigen kann, da es zu onbestimmt ist und jenes
xar^/xiXfc auf ein imiieXela^at hindeutet. Die neueren Herausgeber
wollen entweder äpx^^ beibehalten oder aus dem vorhergehenden
rfig f^j^axfi^ ein yuXaTTCtv ») , auch wo) aus xarriikilu ein i/rcfxe-
'ksia^ai ergänzen. Aber solche Ergänzungen sind überhaupt unzu*
lässig und am wenigsten bei einem Autor, wie Xenophon, annehmbar.
Daher möchte ich annehmen, dass nach aipe^ilg die Worte i;r(fxe-
liXd^at rcüv /rXeövroiv ausgefallen sind, wodurch Sophainetos all-
gemein als Leiter der Fahrt bezeichnet würde, während Philesios
und Xanthikles besonders mit der Aufsicht über die yavXirtxä xp^~
juiara betraut waren.
VI, 4, 7 lässt sich das überlieferte sig ii rd ndhaiia 3cv ycvö-
/xcvov cOx ißoif'kovTO aTparorr^dsOtrr^ai allerdings erklären; nur ist
der Ausdruck etwas undeutlich und verlangt man eine schärfere Be-
zeichnung des Ortes. Daher hat schon Jacobs £^^ Si rönov n. Sv y.
vermuthet ; kh schlage vor sig di rö ^oipiov n. äv 7. zu schreiben
(vgl. §. 1 und 4). Es leuchtet ein, wie ein Abschreiber, der die
Construction nicht verstand, yoipiov vor nöhafia als überflüssig und
störend tilgen konnte.
Einige kleinere Ergänzungen sollen mehr summarisch bespro-
chen werden. Zuerst II, 2, 19« wo Dindorf richtig erkannt hat, dass
in den Zeichen der ersten Hand in C au . . ov nur aijpiov enthalten
sein kann. Mit Recht aber bemerkt Breitenbach, dass desshalb das,
was C von zweiter Hand und die übrigen Codices bieten, aürö^ nicht
von der Hand zu weisen ist; denn der BegriiT „allein'' wird an
unserer Stelle nothwendig gefordert. Er schlägt daher vor, arjptov
avTög zu schreiben, wogegen ich das Pronomen als das betontere
Wort voranstellen und aCpiov unmittelbar an rcpta ansehliessen
möchte. — 11, 3, 12 kann es offenbar nicht heissen : of rpeaxovra
irri yeyovÖTig; denn damit würde gesagt sein, dass gerade die
Dreissigjährigen im Heere zur Arbeit beordert wurden. Aus dem Zu-
sammenhange aber ergibt sich, dass die junge Mannschaft zur Holz-
0 So fibersciUt auch Amasaeas : dnx dedaratos.
*) So stebt auch am Rande von D und im Viod. Aber der Zeile ^uXa^oti raOr« rd
XpiiyLOtxeL,
Xenophontische Stadien. 619
arbeit and zum Brückenbau commandiert wurde, so wie z. B. VII,
3, 46 Xenophon rovg «tc rptaxovT« Ityj ytyovörag hervortreten Ifisst.
Das hat schon Kruger erkannt und darnach ol ei^ (oder ounreo) rp.
i. y, vorgeschlagen ; Hertlein mochte lieber oe fiixp^ rp, i. 7. lesen
(Wertfaeimer Progr. 1858, S. 12). Das Wahrscheinlichste ist oe
eig rp., da einmal dies der oben citierteo Parallelstelle entspricht
und dann dg {ig) sehr leicht ausgefallen sein kann. — III, 3» 18
ist ohne Zweifel mit Cobet ro6roe^ fx^v statt roOra^ (rouroiv) fx^v
zu schreiben^ doch bleibt noch der Genetiv aürciDv aufiSIlig. Zwar
kann man ihn mit Kruger nothdürftig nach §. 47 , 14*4 dessen
griechischer Syntax erklären. Indessen, wenn aurdv hier richtig ist,
möchte ich lieber annehmen, dass dvr vor aürcuv ausgefallen ist
(vgl. §. 19 dvTtd&ikBv). So hat, um nur an Beispiel anzuführen,
Cyrop. VII , K , 4 ein vir doctus bei Bornemann mit Recht dvr vor
aürdiv eingeschoben. Freilich hat bei dem Umstände, dass aürdiv in E
fehlt und aOroiv auch im unmittelbar vorhergehenden Satze steht,
die Annahme, aOraiv sei nur ein Einschiebsel, manches für sich, wie
denn auch Dindorf und Cobet dieses Wort aus dem Texte beseitigt
haben. — III, 4, 43 fehlt nach Ikaßt ii sichtlich ein Wort, das den
Gegensatz zum vorhergehenden hervorheben könnte. Ich meine
daher, dass iAaße d* auTog roOg geschrieben werden muss ; avrög
ist öfters vor Casus des Artikels auagefallea; auch ist es sehr mög-
lich, dass jenes aurog um eine Zeile verschoben wurde und daher
arkoOg in CBA nach hciUvdBv stammt, das in den übrigen Hand-
schriften in aOr^ verwandelt und von Rehdantz mit Recht getilgt
worden ist. — V, 1, 10 ist vor oder nach OJ^ ein Wort ausge-
fallen; denn die willkürliche Änderung von Eberhard (Zeitschr.
f. Gymn. XIX, 497)» nach welcher f^v fx^v jap äyxt und im Fol-
genden av Si fxfi [«vip] geschrieben werden soll, wird man schwer-
lich gutheissen. Ob man aber mit Kiehl (Mnem. I, 213) a7cüv vor
iX^iQ einschieben ^oll, bleibt ungewiss; denn obwohl oiytav dem
Ausdrucke am nächsten liegt, empfiehlt sich vielleicht vom paläo-
graphischen Standpunkte eher i%v /xlv ydp IX«&ip ^x^^* ~ ^^ '^* ^^
ist jedenfalls nach den besten Handschriften dfuvfia^E zu schrei-
ben. Dann kann aber das Vorhergehende, so wie es überliefert
ist, nicht festgehalten werden ,- denn aus dfuvfsd^i kann man doch
nicht, wie Breitenbach meint, ein dfiKVBldJ^ai zu ddfaAig ihai
erganzen. Ich glaube daher, dass nach Bivai ein iivat ausgefallen ist.
020 8 c h e n k 1
was sich bei der stehenden Verwechslung dieser beiden Worter
leicht begreift
IV.
In diesem Abschnitte sollen, wie ich schon frQher angedeutet
habe, einige entschieden verderbte Stellen besprochen und der Ver-
such gemacht werden dieselben zu verbessern.
Wir beginnen mit einer viel besprochenen Stelle, nämlieb I, 9»
15, wo die Vulgata lautet: &(jre (paivia^at roO^/xiv dyaSov^ ev9ai^
fxoveardrou^, roO^ 6i xaxoO^ ioOXo\jg roOroiv d^ioüaJ^ai sivai. Hier bat
nun das d^iova^ai, welches in A, Vind. und den schlechteren Hand-
schriften überliefert ist, keine rechte diplomatische Gewahr; denn in
C steht a^eoO und darüber die Abkürzung der Sylbe aat, in BDM*
NO aber liest man dCeoOv. Breitenbach hat daher mit den genannten
Handschriften d^toOv, Cohet mit einer kleinen Änderung acCcojv ge-
schrieben, was Rehdantz in der ersten Auflage aufnahm und auch ich in
der Anzeige von Cobef s Novae lectiones (Zeitschr. f. ost. Gymn. XI,
866) billigte. Aber die Stellung von d^ioOv oder d^itav ist doch eine
sehr seltsame; es lasst sich nicht absehen, warum der Schriftsteller
dies Wort nicht zu ^afve^^^ae, sondern erst an das Ende des Satzes
gestellt hat. Das wird wol auch der Grund sein , dass Rehdantz in
der zweiten Auflage d^lov^ geschrieben und folgende Construction
angenommen hat: roO^ ii xaxoO^ faiv^a^ai d^iov^ (dvra^) eivai
doOXoif^ roOrojv. Doch diese Änderung macht die Sache nur
schlimmer, indem wir so statt der früheren ganz einfachen Construc-
tion eine verwickelte und geradezu unverständliche erhalten. Da •
gegen scheint die Emendation d^lta^ alle Schwierigkeiten zu be-
heben; Der Sinn ist: so dass die wackeren MSnner im vollen
Genüsse des Glückes, die schlechten aber nach Gebühr die Skla-
ven derselben zu sein schienen.
I, 10» 4 liest man gewöhnlich: ivraO^a iii<jy(0'y acXavsAcüv ßa-
aik^Og re xal ol "EXkr^veg e6^ rpidxovra frrdiia^ o( /xiv JtcöxovTfc rovg
xa5* auToO^ cÄ^ Tzdvra^ vexojvrf^, oi Ä* apna^ovri^ dig i5^ ndyreg
v(xa)vre^. Ich gestehe aufrichtig, dass ich nicht begreifen kann,
welcher Unterschied zwischen den beiden durch (hg eingeleiteten
Participialsätzen obwaltet; mag man nun ndvreg oder Tzdvrag lesen,
so kommt der Satz ganz auf dasselbe hinaus. Wenn Kühner sag^,
der erstere Satz bedeute * quasi omni um Persarum victores essent*»
Xenuphoptiffcbe Stadien. 62 t
der letztere 'quasi iam omnes essent yietores*, so Termag ich auch
in den beiden lateinischen Sätzen» sofern man den zweiten vernunftig
auffasst, keinen verschiedenen Gedanken zu finden. Ebenso wenig
befriedigt die Erklärung, welche Breitenbach im kritischen Anhange
zu seiner kleineren Ausgabe S. 122 gibt. Die Erkenntniss, dass un->
sere Stelle durch eine ungeschickte Wiederholung entstellt ist, hat
Dobree bestimmt, das erste Glied tag ndvrag vixcüvrc^ zu streichen
(Adv. .1, 133). Auch muss hier eine Interpolation vorliegen; denn
es unterliegt keinem Zweifel, dass der Schriftsteller von beiden
Theilen ganz dasselbe und daher sicherlich nur einmal sagen
wollte. Nun ist aber weder ndwag noch ndvTtg sicher beglaubigte
Leseart, sondern C hat von erster Hand an beiden Stellen ;ravra,
was die Ansicht von einer ungeschickten Wiederholung nur bestä»
tigen kann. Dazu kommt, dass in dem unechten Proömium des
zweiten Buches gesagt ist o^öfxevoi rd ndvra vixäv. Diese Proömien
sind aber in alter Zeit gemacht und ist es sehr wahrscheinlich, dass
derjenige, welcher II, 1, 1 fabricierte, an unserer Stelle tag YiSti rd
ndvra vcxcovre^ geschrieben fand. Ich habe daher kein Bedenken
getragen dies in meine Ausgabe aufzunehmen und das erste a>^
TTocvra v(xa>vr€^ mit Dobree als unecht einzuklammern.
II, 3, 26 xae vOv i^tany u/xlv niard Xaßelv nap' i^fxojv r^ [kiv
(fikiav napi^ttv ujxiv i^v yitiipav xai ddoXuig dnd^siv eig n^v 'EWaSa
dyopdv napiyiovrag' o;rou d*av piii -^ izplac^at^ "kapißdvsiv (fpidg ix.
rfig ydi^pag iaao/xcv rd kmriiSiia. Hier ist idaoiiev dem Sinne und
der Construction nach ganz unverfänglich. Übersieht man aber die
ganze Stelle, so müssen doch Zweifel gegen die Richtigkeit der
Leseart rege werden. Die Worte xae vOv . . . imTiiigia geben näm»
lieh den Inhalt des Schwures an, welchen Tissaphernes den Hellenen
leisten will, sowie umgekehrt in den folgenden Worten u/xä^ i'au
. . . imTiiSna, die Punkte des Schwures verzeichnet sind, den Tis»
saphernes von den Hellenen fordert. Wie nun dort alle Punkte durch
von d/xö(7a( abhängige Infinitive bezeichnet sind, so wird man dies
wol auch für den Schwur der Perser annehmen müssen. Ich glaube
daher, dass statt idaoiiev vielmehr idaeiv geschrieben werden muss.
II, 6, 1 1 wird in den besten Handschriften CBAE (auch I) also
geschrieben : xai ydp tö aruyvdv töt€ yatÄpöv «üroO ^v rolg dXkoig
npoauynoK; i<paaav falveaJ^at; in den übrigen fehlt dWoig. Die Ver»
suche d}}^oig zu halten und zu erklären, die man bei Kühner und Reh-
622 8ch«nkl
dantz nachsehen mag, sind ohne Frage verfehlt. Auch fand Platar-
chos Moral, p. 69, a und p. 620, c <) in unserer Stelle nichts ron
dem, was man aus ihr herausklügeln wallte, sondern hioss den ganz
einfachen Sinn: Sein sonst finsteres Antlitz erschien, wenn es galt
in den Kampf zu ziehen, heiter wegen der Entschlossenheit und Zu-
versicht, die sieh in demselhen ausprfigte, und flösste seinen Kriegern
Muth ein. Weiter hat Plutarchos weder rol^ npotjunoi^f noch dXXoe^,
sondern r4> npotjü^ndfi und äXkug gelesen. Daraus ergibt sieh, was
übrigens schon Voigtlander zum Theile erkannt hat, dass dXXeoc an
unrechter Stelle in den Text gesetzt in dXXoc; verderbt wurde, was
dann den Plural rol^ npc^^ynoig und eine weitere Umstellung nach
sich zog. Ich trage daher kein Bedenken, den Satz alsti zu schreiben:
xae ydp rö ^xjyvdv dXXei)^ aüroO iv r^ npoauinta rörc fat"
$p6v ifaaav (paivea^ai.
Eine schwierige Stelle ist III, 2, 26 wo die Handschriften
Folgendes bieten: xai iniSti^ai ToXg "EXhioiv, ort ix6vTsg ^rivov-
rat, i^dv &'jT0Xg roO^ vOv ohoi 9xkiop<!^^ ixeX (so CBAE und I corr.;
die übrigen haben vOv oFxoc xX^ipov^, in FK ist Ober otxoc am Ende
ein g und über ovg von xXiipovg ein eo^ beigeschrieben) nroXercuGv-
Ta,g kv^doe xo/xcaa/icvou^ nXovcriotjg (irXouorfco^ ^P^-) ^pdv. Fasst
man die Überlieferung in den besseren Codices ins Auge, so er-
gibt sich, dass hier eine doppelte Leseart vorliegt, nämlich ^7
und ocxoe. Da nun oXxoi in den schlechteren Handschriften über-
liefert ist , so liegt die Vermutbung nahe , dass ixsX das Ursprüng-
liche, ctxo( aber eine Correctur oder, was noch wahrscheinlicher
sein mag, eine Glosse zu ixiX ist. Weiterhin fuhrt die Leseart
der schlechteren Codices xXiiporjg auf das schon in der Aldina
vorgeschlagene ccxXnpou^; man würde nun gerne das axXripu^g der
besseren Handschriften vorziehen, aber nach Cobet*s richtiger Be-
merkung verträgt sich axATsptag nicht mit ;roX(reuovra^ , weshalb
denn auch Cohet in seiner Ausgabe axAripaig ßtonOovrag aufgenom«
<) Die erstere stelle p. 60, a laatet: (aerttip roi> KXfdtpx^^ ^^ ;rp6ora>}rov 6
Eevo^div cv rai( {Aa^oci^ xal irapa r« dfiva ^Y}ffcv o^^difAfvov eufteve^ xoi
^iXdvdpcdirov fOdflcpffeartpov; ^iroui roO^ xivduvcuoyra;, die andere p. 610, c. :
oiffirep 6 Hcvo^oiv Aryc roO KXidp^oit r^ 7xu3pcüirdy xal a^poixov aXXw;
^v rat; ftdx«(? >S^^ xal ^ai^pdv ^Tri^aivcff^ac dtd t6 ^appaXioit, ourw; 6 (ai^
^ujti nixpoq, olWol JtfAv^^ xoU avvrripig h r^ ir^vecv d^yiifACvo; i}^{wv ^(7^1-
rac x«l itpovfCkiffTtpog,
Xenophonliscbe Studieo. 623
men hat. Ich glaube daher, dass dxÄripovg richtig ist, mit dem Vor-
behalte, dass man dal'ür ax^v^pcD^ sclireibe, was einmal der Über-
lieferung in den besten Codices näher liegt und dann dem im Fol-
genden mit Rehdantz herzustellenden nXo'Jaiojg entspricht. So
nämlich und nicht TTAovaiovg hat C von erster Hand, wozu sich dann
leicht aus Tzohreifovrag ein allgemeines Verbum, wie ßtortOovTag,
ergänzen lässt. Endlich wäre noch zu erwägen, ob man nicht statt
xoyLtaocikivoug, was allerdings an und für sich ganz unbedenklich ist
(vgl. die Note Kühneres zu I, 2, 1), xcfxeexa/üievot^ zu schreiben wäre.
Warum sollte Xenophon hier nicht die Attraction, durch welche die
Stelle offenbar deutlicher wird, angewendet haben?
III, 4, 24 wird erzählt, dass die Hellenen auf ihrem Marsche
längs des Tigris aufwärts von der Ebene aus ein Schloss und um
dasselbe viele Dörfer erblickten. Der Weg dahin führte, wie sie sahen,
über hohe Hügel, die von dem Berge ausgiengen, unter welchem das
Dorf lag (yf' 4> ^'^ ^s xöjjuir/). Hier fragt man sich nun billig: Konnten
denn die Hellenen das Schloss, wenn es wirklich unterhalb des
Berges lag, von der Ebene aus erblicken, da doch die hohen Hügel
dazwischen lagen? Sicherlich nicht; vielmehr muss das Schloss auf
dem Bergplateau gelegen gewesen sein, wenn es von der Ebene aus
trotz der Hügel, die dazwischen lagen, sichtbar sein sollte. Man sah
die Strasse über die Hügel, welche sich hinter einander erhoben, zu
dem Schlosse aufsteigen ,- neben den Hügeln aber zog sich der Berg
hin, von dem dieselben ausliefen (vgl. §. 28, 30). Darnach ergibt
sich wol augenscheinlich, dass Oy* nicht richtig sein kann und dafür
if geschrieben werden muss. Über die ganz gewöhnliche Ver-
wechslung der Präpositionen 6^:6, dno und ini ((jf\ df\ if^ haben
wir schon früher (S. 58S) gesprochen und auch eine Anzahl von Bei-
spielen beigebracht Damit sind aber noch nicht alle Schwierigkeiten
behoben; denn man begrein nicht, warum Xenophon n xojfXY? sagt, ds
er doch früher von einem Schlosse und vielen Dörfern in dessen Um-
gebung gesprochen hatte. Man hilft sich nun gewöhnlich so, dass
man sagt, i; xgj/xv! bezeichne das Dorf, in welchem das ßaaiAetov lag.
Aber Xenophon sagt ja gar nicht, dass das ßaai/Mov sich in einer
xcüfJLv; befand, sondern dass viele Dörfer um dasselbe lagen. Streicht
man mit E und den schlechten Handschriften ii vor xcofxv;, so ist
damit gar nichts gewonnen. Ich glaube daher, dass i^^ xco/ülyj nichts
anderes als ein durch die neugriechische Aussprache entstandener
Sitxb. d. pliii.-hist. Cl. LX. Bd., Ul. Heft. 41
624 Schenk!
Fehler statt ai x6)ixat ist; nachdem einmal >i xai/xi? geschrieben
war, wurde dann auch das ursprüngliche ^aav in i^v umgeändert.
Man vergleiche noch §. 30, wo es heisst, dass ein Theil der Hellenen
über die Hügel, der andere längs des Bergrandes marschierte* bis
sie auf dem Bergplateau bei den Dörfern zusammenstiessen. Alles
dieses bestätigt die eben gegebene Erklärung und Emendation. Ein
ähnlicher Fehler, jedoch in umgekehrter Weise, findet sich IV, S,
24, wo iv raig x(i}ixaig nicht richtig sein kann. Man erklärt ^v raic
xdiixaig gewöhnlich ^in allen Dörfern, in welchen sich die Griechen
einquartiert hatten**; aber im Vorhergehenden ist ja nur von dem
Dorfe die Rede, welches dem Xenophon zugefallen war und das ovy^
4Xot) entspricht ganz dem früheren xaraXafJißavce. Betrachten wir
weiter die ganze Stelle im Zusammenhange. Durch die eigenthumliche
Beschaffenheit der armenischen Dörfer und die Schnelligkeit des Po->
lykrates war es gelungen in dem Dorfe, das dem Xenophon zuge-
fallen war, alle Leute zu fangen; aus den übrigen waren die meisten
beim Heranrücken der Hellenen entflohen. Als nun Xenophon den
Dorfschulzen freundlich um seine Familie befragte» wurde ihm dessen
Tochter vorgestellt und gesagt, sie sei erst seit neun Tagen verhei-
ratet; ihr Mann, hiess es, sei auf die Hasenjagd gegangen. Dieser
hatte offenbar durch die Flüchtigen von dem Einbrüche der Hellenen
Kunde erhalten und kam daher, so lange die Fremden da waren,
nicht zurück. Somit wird man, wie ich glaube, statt iv ral^ xcüjxac^
vielmehr iv rf/ xojfjiip schreiben müssen. Was Krüger vorschlägt, iv
roc^ xco|ULY2rae^ ist weniger passend und auch paläographisch weit
weniger wahrscheinlich. Auch §. 30 önov di napioi kcüjuiy^v, irpiTiero
npdg roug iv roilg xe^juiatg <) nehme ich mit Cobet an iv ral^ xe*»-
ixaig Anstoss, das nach dem vorausgehenden Singular seltsam er-
scheinen muss. Cobet vermuthet iv raXg oixlaig, ich habe in meiner
Ausgabe auch hier iv r-^ xcOfx^ geschrieben.
Eine entschieden verderbte Stelle ist UI» S, 4 xai oe fxiv dyifi
Xetplaofov dTtfiaav ix rfiq ßoinJ^tiag • 6 ii Hfvoycüv inet xarißiQ,
nape'kaOv(j}v rd^ Ta^et^, ifivixa dffö r^^ ßor/^eiag dnrjvroaav oi "EA-
Xriveg, iXeyev . . . Hier kann zuerst drr^crav ix Tr^g ßori^siag nicht
richtig sein ; denn die Rückkehr des Cheirisophos mit seinen Leuten
0 no und H (dieser am Rande von spSterer Hand) haben itp^i voijg xb>(A;^ras, ebcsM
Vind., wo aber am Raode steht Kp6^ robg ^v racc xcafMU^,* M liat ^rpdc XM(A^r«(.
Xenophontische Studien. 62 S
wird erst später mit den Worten T^vtxa . . . "EXXtqvc^ erwähnt; auch
würde man, wie Kiehl (Mnemos. I, 212) richtig bemerkt, dann £;rav-
^aav erwarten. Wollte man mit Amasäus und Matlhiä den Satz
i^vexa . . . "EXkfivgg streichen, so wäre damit nichts geholfen; denn
dann bliebe es immer auffallig, dass Xenophon von der Ruckkehr des
Cheirisophos spricht, ohne zu erwähnen, dass derselbe ausgezogen
war, um den Fouragierenden zu Hilfe zu kommen. Es muss also in
diesen Worten vielmehr der Gedanke liegen : Cheirisophos mit sei-
nem Corps zog ab, um den Angegriffenen Hilfe zu leisten. Dies hat
man schon seit längerer Zeit erkannt, wie denn G. Fischer (Adnott.
ad Xen. Aiiab. aliquot loc. Eichstädt 1854, p. 9) iiz^iaoLv ivexa r^^
ßoYi^elag vorgeschlagen hat; davon ist ijix^eaav ganz verfehlt, ivsxa
TYig ßori^eiag aber ein unpassender Ausdruck. Ich meine daher, dass
hier i<; (c^() oder ini mit U verwechselt worden ist, wie denn die
Präpositionen in den Handschriften der Anabasis häuffg vertauscht
sind (vgl. Breitenbach in dem Index seiner grösseren Ausgabe unter
^v, ini, eig), worauf dann die Umwandlung des Accusatives in den
Genetiv erfolgte. Allerdings konnte man statt dTr^aav eig (^ini) ri^v
ßoYi^eiav zu schreiben, auch daran denken, ix rrig ßorj^dag zu
streichen; es könnte leicht aus dem folgenden dTrd rrig ßoriJ^eiag^
wofür MNZ U riig ß, bieten, entstanden sein. Aber dann wäre wol
d;rf/(7av für sich ein zu unbestimmter Ausdruck. Im Folgenden haben
Bornemann und Rehdantz mit Recht oi "EXkr^veg gestrichen; denn es
wäre lächerlich, wenn der Schriftsteller hier, wo nur von einem
Theile des Heeres die Rede ist und man auch an keinen Gegensatz
denken kann, diesen Ausdruck gebraucht hätte. So ist ja auch, wie
Rehdantz erkannt hat, gleich im Folgenden ''EXA>;vcg nach dvipeg ein-
geschoben worden. Aber auch mit der Streichung von oi ''EXXiqv£^ ist
die Sache nicht abgethan, sondern man wird wohl i^/vtxa c i dTrd
rfig ß. schreiben müssen; über diese bekannte Attraction brauche ich
wol nichts weiteres zu bemerken.
III, 5, 17 TOUTou^ ydp Su\Jd6vrag if^aav eig 'Ap/xeviav ^?€ev,
Yig 'Opovrag rspy^^s no}},9jg xai erjSaiyiOvog nehme ich Anstoss an lOfx^»
da dieser Satz doch off'enbar einen Theil der Ausage der Gefangenen
bildet, nicht aber eine Bemerkung des SchritUtellers. Die Gefangenen
sagten : Nach den Karduchen, wo euch viele Kämpfe und grosse Noth
erwarten, werdet ihr in das grosse und reiche Armenien kommen, wo
euch alles im Oberflusse zu Gebote stehen wird. Darnach unter-
41 •
626 Schenkt
liegt es wol keinem Zweifel , dass statt ^ipy^j^ vielmehr oLpyoi za
sehreiben ist. Doch ist damit die Stelle §.17 schwerlich ganz her-
gestellt. Ich glaube nämlich, dass hier Umstellungen stattgefunden
haben und will daher statt einer weitläufigen Erörterung die Stelle,
80 wie ich mir die ursprüngliche Fassung derselben denke, her-
setzen: ToxjTOMq Si (statt vaf) SieX^ovTag [^ifaaav] £ig 'A/ifX£viav
^fciv, rig 'Opövrag «PX°' noXXrjg xai cü^at/xovoc . ^rcö^ev 3'
iijnopov [fif'acjav] efvat, onoi rig iJ^iXoi nopeOeaJ^ai. dxo'jaavTsg ravra
ot arpaTT/pi ixd^iaav X^f '^ "^^^^ UaaTayoae (pdaxovrug eiöivat,
o\jSiv d-fiXov ;rotr/(7avTa^, onoi TzopeOea^ai c/jLfXXov. idoxei $i [rot^
(yrpaTYj'/otg] avayxatov dvai $iä rcSv opitav eig KapSoOyoug ifxßdX/etv.
iizi roOzGig i^if(savTO .... Man beachte, dass bei der gegenwärtigen
Anordnung das Subject von ifpocaav nicht klar ist; nach der gram-
matischen Construction sollte dabei oi arpaTr^yol zu denken sein,
während nach dem Zusammenhange und dem vorhergehenden ifaaav
offenbar oi iaXctixore^ zu verstehen ist. Streicht man mit Cobet (Nov.
lect. 452) ifccfjav^ so ist einmal die Infinitivconstruction nicht gehörig
motiviert, dann ist es seltsam, wenn diese Bemerkungen über Arme-
nien von den Strategen, die mit der Geographie dieser Gegenden gar
nicht bekannt waren, von der Beschaffenheit Armeniens, von seinem
Satrapen so gut als nichts wussten, als Grund für ihren Marschplan
angeführt werden, ehe sie hierüber von den Gefangenen Kunde er-
halten hatten.
Die Stelle IV, 7, 6, dv^' iv iarrixoTeg dvSpsg tI dv ndayouv . . .
wird in allen Grammatiken als Beweis angeführt, dass dvrf als Prä-
position noch in der ursprünglichen Bedeutung 'gegenüber' mit dem
Genetiv verbunden gebraucht werde. Da aber nirgends im ganzen
Bereiche der griechischen Sprache, so weit wir sie kennen, ein
solcher Gebrauch nachweisbar ist, so ist dv^^ cov an unserer Stelle
schon an und für sich bedenklich. Weiterhin leugne ich, dass dvu,
wenn es überhaupt richtig ist, hier die Bedeutung * gegenüber' haben
kann. Freilich will man dies nur als ursprüngliche Bedeutung gelten
lassen und daraus ein 'hinter' entwickeln; so Kühner und Rehdantz.
Am bequemsten macht es sich Breitenbach, der in seiner Schulaus-
gabe an unserer Stelle ohne jede Bemerkung vorübergeht Warum
soll aber Xenophon, der sich sonst so klar und deutlich ausdrückt,
hier dies unklare und undeutliche dv^' eov gesehrieben haben? Ich
glaube daher, wie übrigens schon Krüger vermuthet hat, dass ov^*
Xenophontische Stadien. 62 T
wv verderbt ist. Doch mochte ich nicht mit Kruger avrtov äv schrei-
ben, da dies nicht minder unklar wäre, sondern £v^' ouv iar. Schrieb
man durch ein Versehen £v^' statt 6iv^\ so ist es begreiflich, wie
oltv in Gjv umgeändert werden konnte.
V, 5, 3 geben die besseren Handschritten dnoixio: (C) oder
«TTOcxtav (BAE) gvtc^ 5' iv (E ovreg iv), die schlechteren dnoixoug
o^xoövTpjg. Dindorf hat früher dnoixorjg, ovrag $^ iv, dann «Troixfav,
ovra^ 0* ^v vorgeschlagen, was Cobet aufgenommen hat. Auch Reh-
dantz schreibt ccjrctxeav, will aber ovTocg o* streichen. Breitenbach
hält an der Vulgata dnoix.G\fg ctxoOvra^ fest. An der Leseart dKOuiav,
ovTag o' ist sowohl der Übergang in den Plural auflallig, als auch
ovrag von Ansiedlern, wofür man jedenfalls oUoOvrag erwarten sollte.
Darnach muss unsere Stelle ziemlich verderbt sein. Nun erwähnt
Arrianos im Periplus p. 128 Kotyora mit den Worten: raOriog Eev.
i|üLvv;|jLÖve*j(;£v xac "Xi'^ei I!cvGt);r£Oüv dnouov crvac. Darnach hat er hier
a;rotxGv gelesen. Vergleicht man nun damit die Stelle VI, 2, 1 €ig
'HpaxÄetav, nohv ^EXArjvfo'a, Mcyapicov a;roexov, O'jaav ö' kv r^
Ma|S(avduvd)v XI^P^* ^^ ^^^^^ ^^^ nicht ein, warum man für das sinn-
lose ovTsg : oCaoLv schreiben soll, da sich doch derlei Fehler öfters in
den Handschriften finden.
V, 7, 34 schreibt man gewohnlich idv de rig apfip (näml.
flcvc|u.ca^), dyea^at avrovg ini ^avarw und zwar nach einer Conjectur
des Muretus, der dabei von der Leseart der Aldina ^avarci) ausgieng»
die sich auch im Vat. 96 (L) findet; Z hat ini ^avdrou, alle anderen
bloss ^avdrGu, was sich also als die eigentliche Leseart heraus-
stellt und bei der Emendation unserer Stelle die Grundlage bilden
muss. Dazu kommt noch, dass hier dyerrJ^ai ini ^avdrcf) nicht richtig
sein kann; denn wie aus dem folgenden toO^ Si iTpo^Tr^yovg dg dUag
ffdvT«^ xaTa<jTry(7ad hervorgeht, sollten die, welche sich also ver-
giengen , nicht etwa sogleich zum Tode geführt, sondern vor einem
Gerichte auf den Tod belangt werden. Da man nun dyea^at J^avdro'j
in diesem Sinne nicht gebraucht, so wäre zu erwägen, ob nicht
(fjzd'^eaJ^ai [aÜToOg] J^avarov herzustellen ist, was sich öfters bei
Xenophon findet, wie Hell. I, 3,19, H, 3, 12, V, 4, 24.
VI, 1,30 ^Ayaaiag di llrviifdMog ceVev, ort yeloiov eXYj ei oÖTwg
^^ce (A schiebt hier ei ein, die schlechteren Codices eog) dpyioOvrai
AcexedatjULÖvtci xac idv a(jvSei7rvGi öuvcX^övrcg /xry AccxEoac/üiovccv a^ii^
noaioi[,-^ov uipttiVTcci. Hier kommt es vor allem darauf an, ob man den
628 Sehen kl
Satz ei ovT(*)g iy(pi zum Vorhergehenden oder Folgenden bezieht
Setzt man mit Rehdantz und Breitenhaeh einen Punkt nach el-n, so
steht der folgende Satz ohne jede Verbindungspartikel da; mau sollte
nämlich dann offenbar ei yäp oureo^ . • . erwarten; ausserdem be-
fremdet eyoi neben opyioOvTai und steht ort yeAolov eiin, ohne einen
näher bestimmenden hypothetischen Satz zu nackl da. Interpiingiert
man nach eyoi, so kann opyioijyfzai Aax£dat|x6v(ot, wenn es» wie dies
in CBE der Fall ist, ohne jede Verbindungspartikel sich anschliesst,
ebenfalls nicht richtig sein. Das war ja auch der Grund, wesshalb
man a>^, was die schlechteren Codices bieten, eingeschoben hat, frei-
lich nicht sehr passend, da man, wie Kühner nachgewiesen hat, eher
op'^ioOvTat yäp Aax. erwarten sollte. Daher ist es nur zu billigen,
dass Dindorf mit cod. A ei, das nach i^oi leicht ausfallen konnte, vor
opyioOvTOii aufgenommen hat. Nur befremdet noch der plötzliche
Übergang aus der indirecten Rede in die directe; ich möchte daher
lieber ort '/eXotov av £t>3, ei outco^ £)^o£, et 7' öpyioOvrai Aax. schrei-
ben. Die Ergänzung von av und 7' kann vom paläographisehen Stand-
punkte aus nicht bedenklich sein.
VII, 1, 22 ö 0* OLKexpivo^TO ' 'A/X' sif ye Aeyere xae /rotVj^eo raOra'
si $e TO'JTwv i/Tt3"'j|üL£iTe, ^i(j^e rä okXol iv rd^ei co^ rdyijLGTa • ^3ouaö-
/üievo^ a^Tovg xarrype^taat * xai avrog re napr/yyOa tolutol xac roug
dXkoitg exileite Kccpeyyitä^f ri^ed^at ra onXa, Hier stehen die Worte
ßouAo/xevo^aOroO^ xarr«(^£/xc9ae ganz lose, ohne alle Verbin-
dung da. Und dies hat wol auch Cobet bewogen diese Worte für
ein Einschiebsel zu erklären, indem er zugleich noch bemerkt, dass
KUTr^peix'.^eiv erst ein in der späteren Zeit libliches Wort sei. Aller-
dings findet sich Karrjpetxi^eiv ausser hie nur noch bei Plutarch.
Mor. 384, a (de Is. et Osir. 81). aber das Simplex ripeixi^sti/ steht
Tzepl innixYig 7, 18. Rehdantz will ßo'Aoikevog d. x. zum Folgenden
ziehen ; dann aber müsste r£ nach avTog mit E und den schlechteren
Handschriften gestrichen werden ; auch sollte man ^vXö|X£vo^ di a. x.
erwarten. Vielleicht sind daher diese Worte durch ein Versehen an
eine unrechte Stelle gerathen. Denkt man sich dieselben nach
dTzexpivaro gestellt, so wurden nicht bloss sie einen richtigen Platz
einnehmen, sondern es würde sich auch xai aOrö^ re xre, ganz
passend an tag rdy^Krra anschliessen.
VII, 4, 18 xat irpttjaav 'hpwvufxöv r€ xai E^odia Xoy(ay6v xac
B£07£vr/v A&xpöv Aoy(ay6v, So lesen CBA, die übrigen r£ xac *£vodcav.
XenopboDtische Studien. 629
Dass xai nach ts zu streichen ist (es stammt von einem Abschreiber,
der Eüodea als einen zweiten von 'lepöjvufxo^ verschiedenen Lochagen
fasste), dass ferner Euoöia ein verderbter Gentihiame ist, hat schon
Zeune erkannt. Auch bemerkte schon Bornemann, dass der hier ge-
nannte Hieronymos wohl derselbe ist mit dem *Up(i)vitiiog 'H'Aeiog,
der an mehreren Stellen (III, 1, 34, VI, 4, 10, Vit, 1, 32) erwähnt
wird, und zwar um so mehr, als kein Anderer dieses Namens in der
Anabasis vorkommt. Obwol es nun eine missliche Sache ist unter
solchen Verhältnissen eine Conjectur zu versuchen, so will ich doch
hier bemerken, dass unter allen Gentilnamen aus Elis, so weit mir
bekannt ist, zwei den Zeichen der Überlieferung in Eüooia am
nächsten liegen, nämlich 'Enira'kiia (vgl. Hell. III, 2, 25) oder
'Hneiia (Hell, ill, 2, 30). Besonders hat das erstere mit Rücksicht
auf die Schreihart in E und den schlechteren Codices 'Evootav und
die häufige Verwechslung von iv und ini einige Wahrscheinlichkeit
für sich.
Eine Anzahl kleinerer Corruptelen soll hier unter einem und etwas
kurzer behandelt werden, nämlich: I, 5, 11 ist es schon Muret auf-
gefallen, dass nach a/xyc/e^avrcüv tcov re roO Mevcovo^ jTparcGjröJv xac
TciüV roO KXedpy^^jv gleich röv roO Mevcovog folgt. Um diesen offenbaren
Widerspruch zu beheben, hat man angenommen, dass der Streit ur-
sprünglich zwischen zwei Soldaten ausgebrochen sei und dann meh-
rere für ihre Kameraden Partei ergriffen. Aber von alle dem steht ja
nichts im Texte und hätte Xenophon den Leser dies erst durch Ver-
muthung heraus bringen lassen, so wäre er, was er doch nie war,
ein schlechter, unklarer Stilist gewesen. Da nun auch Muret's Ver-
muthung, es sei ivig nach Mivojvog vor ar^ancorojv ausgefallen, wenig
befriedigt, so schlage ich vor ddixeiv reva roO Mc'vojvog zu schreiben.
Dawss röv und rtvd öfters verwech.selt wurden, ist bekannt. — IV, 1, 27
lässt sich xai ovrog, wenn man es zu e^n bezieht, allerdings halten;
viel lebhatler und passender ist aberxai a'Jrög, was wol Xenophon
geschrieben haben wird (ein Beispiel einer solchen Verwechslung
s. Vi, 6, 37). — V, 1, 4 ist xai vor rrf/^xvei ganz unhaltbar. Nun
kann diese Partikel auch hier, wie öflers, eingeschoben und daher ein-
fach zu tilgen sein; indessen ist es auch möglich, dass vaifapyjjjv
ii vOv T\f'/ydvet zu schreiben ist. Dies hat schon Cobet angedeutet;
nur entfernt sich seine Emendation og vOv vavapyiöjv rity^dvii ohne
alle Noth viel zu weit von der Überlieferung. — V, 2, 9 erwartet
630 Schenkl
man, dass der Satz iS6xei yäp tö jüiiv dnayayelv xri. nicht durch
ydp eingeleitet werde; denn derselbe soll doch offenbar das Resultat
der Berathung des Xenophon mit den Lochagen angeben. Es kann
daher kaum etwas anderes. gestanden haben, als idoxsi dpa; äpcc und
ydp sind nicht selten in den Handschritten verwechselt. — V, 4. 26
hat Schneider richtig nach E und den schlechteren Codices Äjravrt^
XiTzovTeg geschrieben: denn cXct/rov (^c/T&v) dKÖLvreg in CBAQ ist
daher entstanden, dass ein Abschreiber xaf vor ivreO^Bv ftir 'und*
hielt. Warum soll man aber nicht die Wortstellung der besseren
Handschriften Ainovreg dndvreg beibehalten? — VI, 11, il
scheint mir n-avTc^" bedenklich ; es wird wol Trdvryj zu schreiben sein,
vgl. 111, 1, 2 x6x/w . . . /ravTYj. — VH, 1, 26 ist vöv Vj^Jr, trotz der
Versuche Bornemann*s, KQhner's, Breitenbach^s unmöglich zu halten.
Dass vOv TiiTf eine häufige Verbindung ist, unterliegt keinem Zweifel;
wo es aber vorkommt, hat es eine andere Bedeutung als die, welche
hier erfordert wird, 'jetzt erst*, d. i. vor ganz kurzer Zeit. Gewohn-
lich schreibt man nun nach E und den schlechten Codices vt)v ^-h ;
doch kann vöv t?^J>/ recht wohl aus vuvi (Jyj entst;(nden sein. —
VH, 3, 14 ist Im^Ttfil^iTta in CBA offenbar aus dem vorhergehenden
leyiru) entstanden und dann in den übrigen Handschriften weiter in
ini^r/fi^ia^d)^ incpTjffi^r^Tai^ irrttpyjyi^cTc verderbt worden. Daher
empfiehlt sich sehr die Emendation Cobet's (Nov. lect. 490) i7Zi*^r^tpt&
iydj; nur muss ^70» wegfallen, da auf die Endung -ireo aus dem
oben angegebenen Grunde kein Gewicht zu legen ist. Minder be-
friedigt die Conjectur H. Sauppe's (Phil. XIX, 147) i/rtTf/vj^tCw, wo
allerdings* richtig kein ^761) beigefügt, aber das Präsens jedenfalls
weniger passend ist.
Zum Schlüsse noch ein paar Worte über einige Stellen, in
welchen ich die handschriftliche Leseart gegenüber in Vorschlag"
gebrachten Conjecturen vertheidigen und passend erklaren zu
können glaube. I, 10, 13 hat Hertlein das überlieferte aX/Gc ä/X&^ev
beanstandet und dafür dAAoi dXko<je vorgeschlagen, wie ich glaube
mit Unrecht, wenn man sich die Situation vergegenwärtigt. Die
Hellenen standen am Fusse des Hügels, auf welchem sich die
Barbaren wieder gesammelt hatten; sie konnten daher das. was
oben vorgieng, nicht genau wahrnehmen, sie sahen blos Reiter-»
schaaren oben und in ihrer Mitle auf hoher Stange den königlichen
Adler, ein Zeichen, dass der Konig sich selbst oben befand. Wie
Xenophontische Studien. 63 1
nun die Hellenen auch gegen diesen Hügel vorrückten, verliessen
die Reiter denselben, aber nicht in ganzer Masse, sondern sie ver-
schwanden bald von diesem, bald von jenem Punkte, wo man sie
früher gesehen hatte, und so leerte sich allmalich der Hügel.
Dies ist die ri<'htige Erklärung von aXXo« aAXo^Ev; zugleich ergibt
sich, dass aXXo?£ unmöglich ist; denn dass die persischen Reiter nach
verschiedenen Richtungen sich entfernten, das konnten die Hellenen
bei ihrer Stellung gar nicht wahrnehmen. — HI, 4, 10 hei^^st es,
da«?s die Hellenen kamen npog reXyog ipr^iiov ixiya npog rf, 7:6\ei
x£t|i£vov. Hier ist nun Kf^dg rri jroXst, das in Cpr. fehlt, einfach zu
streichen, wie dies auch Dindorf gethan hat; eiüc andere Frage aber
ist es, ob de^shalb auch xef/Acvcv mit den neuesten Herausgebern be-
seitigt werden muss. Ich glaube nämlich, dass xft/xfvov hier sehr
wol die Bedeutung 'darniederlieijend, in Trümmern ]iegeu(L! haben
kann. So steht xeirj^oci freilich bildlich bei Piaton Rep. IV, 42o a
(opp. InoLvoc^oOaa), Lycophr. 252 und bei Spateren (vgl. Anth. pal.
p. 561 Jacobs). Die Hellenen kamen also zu einer in Trümmern
liegenden Mauer, die einen Umfang von sechs Parasangen hatte.
Der Mauerring war meistens nur im Unterbau erhalten; an ein-
zelnen Stellen aber stand auch der Oberbau und darnach konnte
Xenophoii die ursprüngliche Hohe berechnen. Jetzt erhellt auch, wie
das (Jlossem rzpog rip /ro/et entstehen konnte; ein Leser fasste relyog
in der Bedeutung 'Schloss, Castell*, xcc/ülcvov als 'gelegen' und glaubte
daher die^e Worte zur Erklärung beifügen zu müssen. — IV, 5,
27 xoci Tzdvif T^'^O (jvixixoc^ivTi rö ;rcü|Lia t^v. Hier erklärt man tjixixol'*
^cvTc gewöhnlich nach Suidas durch tj^e^kj^v^ti und so fasst es
auch das Scholion in D und Vind. t^) tOicfikivt*) xai /xa^övre nivetv
a-Jro. Kühner bemerkt hinzu: 'für den Kenner'. Am besten kann man
es wol durch 'für den, der es recht kennen gelernt, auf den Ge-
schmack gekommen war' wiedergeben; so steht cjü'/'/r/voxjxcdv in der
Bedeutung 'recht' oder 'gründlich erkennen' Aristoph. Eq. 427,
Dionys. Hai. Ant. IV, 4 i).
*) Die SteUe I, 8, 16 xal 8^ i^öLvii.a<Jt n; rzapoifiO.Xti xal i^piro o ri 8i>j rd
9uv3vjfAa hüt schon Rehdants in der ersten Auflagre anniihernd richtig* erklärt, seine
Note aber in der xweiten Auflage mit Unrecht weggelassen, da die Stelle wirklich
einer Erklärung bedarf. Kjros gab sonst als Oherfeldherr selbst die Parole (wie
Seuthes VII, 3, 39); da aber diesmal Gefahr im Verzuge war, so handelte Rlearchos
632 Schenk!
Anhang*.
I.
An. II, 6, 4 lesen wir in der Charakterschilderung des Klearehos
Folgendes: riori St yu^d^ u)v epyeTai Ttpdg röv KOpov, xoci oKoiotg ixt^
\6yoig inetae KOcov dXXip yiypanrai. Man fragt sich nun, woXenophon
dies erzählt hat. Die Stelle I» 1, 9 kann nicht gemeint sein, denn
dort wird über diesen Punkt gar nichts gesagt, und sonst findet sieh
in der Anabasis keine Erwähnung dieser Sache. Um nun diese
Schwierigkeiten zu losen, nimmt man entweder an, dass Xenophou
sich hier ungenau ausgedrückt habe (so Breitenbach), oder dass er
aus ungenauer Erinnerung und in der Meinung, er habe an der Stelle
I, 1, 9 mehr über die Sache erzählt, auf dieselbe verwiesen habe (so
Krüger, dem Kühner beistimmt). Mit Bisschop (Ann. erit. ad Xen.
An. p. 32) äXXon; (etwa von Ktesias) statt äXkxi zu schreiben ist sehr
bedenklich und eben so wenig ist die Annahme, dass die Stelle I,
1, 9 lückenhaft überliefert oder das erste Buch nur ein Excerpt des
ursprünglichen Textes ist, irgendwie gerechtfertigt <). Dazu kommt»
dass Xenophon auf eine frühere Stelle nicht mit dX/i(;, sondern mit
iv TOig np6(j^sv verwiesen haben würde (vgl. Cyr. IV, 5, 26, Comm.
IV, 2. 19). Nach allem dem zu urtheilen muss Xenophon hierüber in
einer anderen Schrift gehandelt haben.
Welche andere Schrift konnte aber dies sein, als die llellenika?
Nun steht freilich in dem zweiten Buche dieses Werkes, wo die
auf seine eigene Faust. Daher die verwunderte Frage des Kyros, wer die Losaog
gegeben habe, und die späteren W^orte: „Ich lasse es mir gefallen**, worin aa-
gleich die Anerkennung des günstigen Yoraeicbens in den Worten ZfU( aonn;^
xal v(x>; enthalten ist.
1) Dass die Citute aus der Anabasis des Xenophon bei Georgios Lekapenos (vgl. C. F.
Matthaei Leet. Mosq. I, p. 56 IT.) und Varinus Phavorinns weder diesem Werke
noch einer ülteren Anabasis, wie Müller, Fragm. bist. gr. IV, 654 meinte, ange-
hören, hat Dindorf (praef. ed. Oxon. p. XXX) bemerkt. Es sind dies willkürliche
Bildungen, wobei bliese erbärmlichen Grammatiker freilich immer eine oder die
andere Stelle des Xenophon vor Augen hatten, so a. B. Lekapenos in der Stelle
I, 71 (fiLcra^epciy) : An. 1, 10, 14 oOx avfßißad^ev cVi röv Xo^ov, deXX^ vir*
aurov ffriiaag^ Pharorinus 1428, 3 (n^apaßacvfi) An. IV, 1, 1 ;ra,oocßavro( ro;
9;rovda; ßaaiXtoii xai Tiaaufip^^ou^^ derselbe 712, 19 (eVcXajAjBdvofAat) An.
I, 6, 10, wo er, wie es scheint, Aa^ovro 'Opovra gelesen hat. Anderes gibt Din-
dorf a. a. 0. an.
Xenophontiscbe Studieo. d33
Sache behandelt sein müsste, nichts davon; aber wir haben ja auch»
wenn nicht alle Bücher, so doch sicherlich das erste und zweite Buch
nicht in ihrer echten Gestalt, sondern ein ungeschickt gemachtes
Excerpt aus denselben erhalten. Das kann ich freilich hier nicht er-
weisen, sondern muss mich begnügen, auf die Einleitung von Campe
zu seiner Übersetzung der Hellenika (Stuttgart 1856), auf Kyprianos
nepi rcüv 'Ex/r^vtxoDv toO Hfv. Athen 1859, bes. S. 25 (T. (so seltsame
Dinge übrigens auch dieses Schriftchen enthält), endlich auf die
neuesten Erörterungen dieser Frage von Grosser und Dittrich-Fabri-
cius in den Jahrb. für class. Phil. (1866, S. 455 f., 721 ff.. 1867
S. 737 (T.) zu verweisen i). In einem späteren Theile der Xenophon-
tischen Studien hoffe ich diese Frage eingehend zu behandeln.
Stand diese Erzählung aber in dem zweiten Buche der Helle-
nika, so muss sie ihren Platz wol nach dem zweiten Capilel des
zweiten Buchs gehabt haben ; denn am Schlüsse dieses Capitels
wird erzählt, wie der Friede Athens mit Sparta zu Stande kam, und
An. 11, 6, 2 heisst es ineioYi oi eipYivrs lyevsTo, Der Anfang des dritten
Capitels verräth sich offenbar als ein Excerpt und hier kann wol
neben den Notizen über Lykophron, Dionysios, die Einnahme von
Samos durch Lysandros auch ein Bericht über den Zug des Klearchos
gegen die Thraker und seine weiteren Schicksale bis zu der Zeit
wo Kyros von Sardes aufbrach, gestanden haben *). Dadurch tallt nun
auch ein neues Licht auf die Stelle Hell. IH, 1, 2, die so oft, aber
ohne ein Ergebniss zu erzielen , besprochen worden ist. Doch bevor
wir hierauf eingehen, wird es zweckmässig sein die Zeit, wann die
Anabasis verfasst ist, zu bestimmen.
Gewohnlich nimmt man nun nach dem Vorgange Krüger's (de
Xen. vita p. 26) an, dass Xenophon seine Anabasis auf dem Land-
gute bei Skillus geschrieben habe, und meint, dieses gehe aus der
^) Anderes siehe in der Ausgabe von G. Sauppe, VoL IV, p. XII.
*) Es ist nicht unmöglich, dass einiges, was Polraino^ II, 2 erzahlt, auf Xenophon*a
Helionika zurürkzii fuhren ist, wobei aber gar nicht daran zu denken wire, dass
der Sophist seine Quelle getreu benutzt hat. Denn mit den Stellen, die Polyainoa
aus Xonopkou erwei&Iich eullebnt hat, ist er sehr willkürlich umgegangen und
hat sie besonders durch ungeschickte Zusitze vielfach entstellt. Man vergleiche
nur die Notizen 1, 49 mit den betrelTenden Stellen der Anabaais, die Wölfflin in
seiner Ausgabe verzeichnet hat, oder II, 2, 2 mit An. II, 2, 4 ff.; II, 2, 3 mit Ao.
1, 7, 9 (8, 17 ff.), II, 2, 4 mit An. 11, 4, 15, VI, 16, 1 mit An. II, 5, 30 ff.
634 Schenk!
Beschreibung jenes Gutes V, 3, 7 — 13 hervor. Meiner Ansieht nach
beweist diese Stelle gerade das Gegentheil; denn aus den in der
ganzen Beschreibung, wo nicht rein locale Momente erwähnt werden,
angewendeten Imperfecten, wie inoiet^ /igrftj^ov, jzapeiy^Sj iTioioOvro^
(Tuve^T/foüv, i5Af(JX£T0, erhellt, dass Xenophon, als er diese Stelle
schrieb, nicht mehr in Skillus lebte. Weim Kruger bemerkt« dass
Xenophon nichts über seine Vertreibung durch die Eleier berichte,
so ist dies von keinem besonderen Belange; erhalten wir ja doch
auch über seine Verbannung, sein Verbal tniss zu Agesilaos u. dgl.
kaum hie und da, wo sich eine Gelegenheit bietet, eine dürAige
Notiz. So sehr hat der Schriftsteller alles, was nicht zum Zuge der
Zehntausende gehört, in den Hintergrund treten lassen. Auch die
Beschreibung jenes Landgutes würden wir nicht erhalten haben,
wenn nicht Xenophon dadurch den Nachweis hätte liefern wollen,
dass er getreu seine Pflicht erfüllt und zugleich den geweihten Bezirk
auch für die Zukunft sichergestellt habe. Nach meiner Meinung ist
daher die Anabasis jedenfalls erst nach 371 (nach der Schlacht bei
Leuktra) geschrieben. Weniger entscheidend ist eine andere Stelle
VI, 6, 9, wo es heisst ^tpx^'^ oi '''^'^^ /tccvtcüv twv 'EXXr^vwv oc Aax£-
dacfxöviot. Diese ist offenbar zu einer Zeit geschrieben, wo die Lake-
daimonier nicht mehr die Herrschaft über alle Hellenen besassen;
denn sonst wäre eine solche Bemerkung ganz überflüssig gewesen.
Aber man kann sich dieselbe ebenso gut vor als nach der Sehlacht
von Leuktra verfasst denken , wiewol erst durch diese Schlacht die
Spartiaten ihre durch den Antalkidischen Frieden neu befestigte
Hegemonie verloren.
Wenn nun die Anabasis erst nach 371 geschrieben ist« so
unterliegt es wol keinem Zweifel, dass schon vor dem Werke des
Xenophon ein ähnliches unter demselben Titel vorhanden war, näm-
lich die Anabasis des Stymphaliers Sophainetos. Diese ist bekanntlich
bis auf die vier Citate des Stephanos Byzantios (Mueller Fr. bist,
gr. H, 74) verloren und auch diese Citate geben über die Art der
Abfassung keinen Aufschluss >). Möglich, ja sogar wahrscheinlich,
dass Ephoros dieses Werk benützte und daher die abweichenden
Angaben in der Schilderung dieses Zuges bei Diodoros (XIV, 19 — 31)
0 über den RaUlogos am Schlüsse der Xenophontischen Aosbasis, der nucli Kiepert
aus der Schrift des Sophainetos entnommen sein soll, siebe oben 8. 896.
Xenophootiache Studien. 63o
stammen, der übrigens neben Ephoros auch das Buch des Xenophon»
besonders in der Erzählung der Katabasis, für seine Darstellung ver-
werthet hat. Ein bestimmter Beweis aber lässt sich hiefur nicht
beibringen. Wenn z. B. Kiepert (Zeitschr. für Gymn. V, 204) darauf
Gewicht legt, dass Stephanos s. v. Tdoy^oi sagt: rojroug Si rtvcg
Tdou^ xaXoOJtv, cog Soyatverog ^v rp ^Avccßdasi yijji, während
Diodoros XIV, 29 dieses Volk Xaot nennt, was nach Kiepert falsche
Leseart für Taoe sein soll , so ist dies doch zu unbedeutend. Aber
dass das Werk des Sophainetos älter ist als jenes des Xenophon,
ergibt sich aus folgender Erörterung. Sophainetos heisst an einer
Stelle der Xenophontischen Schrift (VI, 5, 13) der älteste unter
den Strategen (vgl. V, 3, It); er war somit schon damals (Mitte
des Jahres 400) mindestens über fünfzig Jahre alt. War er doch
älter als Kleauor, von dem II, t, 10 gesagt wird npsaßOraro^ wv.
Wenn also Sophainetos das Jahr 371 erlebte, so stand er dann
mindestens im achtzigsten Lebensjahre. Er wird also wol sein Werk
vor 371 geschrieben haben.
Dies führt uns nun wieder auf die schon oben bemerkte Stelle
Hell. III, 1, 2 zurück, wo es heisst: 6)g ixiv o-jv liopog cjrpdrcj^d tb
(TJvHz^s xai TOör' ej^oüv dvißr^ ini röv dosAfov xai 0)g r^ /id)^>j iyi'
vero xoci 6)g dniJ^ave xat d)^ ix roijrorj dneadj^rjaoLv oi "E/iyjveg ini
^aXarrav, Seixicjroyivei r^ Supaxoatc«) 7^7/5 a/rrat. Über diesen Syra-
kusier Themistogenes ist eine Notiz erhalten bei Suidas s. v. 0£^e-
aToyivr^g (Vol. I, p. 1124): BeiiKjroyivYig 2upaxo6aiog iaropixög.
K'j^sou 'Avdßaatv, YjTig iv Toig EevoyoüVTcg fipBrai, xat dXX« rtva
TTspi TYjg iauToö TzarpiSog, Hiebei ist nun die Nachricht, das Themi-
stogenes einige Schriften über die Geschichte von Syrakus verfasst
bat, schwerlich aus der Luft gegriffen und hat man sie daher ganz
mit Unrecht verdächtigt. Zugleich erfahren wir aus der Notiz des
Suidas, dass man im Alterthume die Anabasis als ein Werk des
Themistogenes betrachtete und meinte , sie sei nur durch einen
Irrthum dem Xenophon zugeschrieben worden. Denn was können die
Worte rjTig iv toTj 'SevofQvrog fiperai wol anderes bedeuten? Es
gab aber im Alterthume noch eine andere Ansicht, nach welcher
Xenophon sein Werk unter fremdem Namen, nämlich dem des The-
mistogenes, herausgegeben hatte, und zwar entweder um seiner
Darstellung mehr Glauben zu verschaffen, oder um dem Themisto-
genes, der sein Geliebter gewesen sein soll , durch die Überlassung
636 Sehen kl
dieses Werkes besonders zu ehren und sieh zu verbinden. Die erstere
Auslegung, welche gegenwärtig fast allgemein angenommen wird,
findet sich bei Plutarchos de gloria Ath. 345, f (cap. 1}: Hcvc^eov
fjiiv yäp atjTÖg iatjrov '^iyovev ecrropfa, ypd'^ag a iarpocTiiyTtae xal
xaTcüp^wa£, xat Beynaroy ivri (Xiysi) nepi toOtojv (jvvrerdyj^ai rdv
SupaxoOaiov , iva marÖTepo^ f iiYiyoOikevo^ iauröv cbg dXXov^ iripta
rr^v Tcüiv AÖ7CÜV Äöfav ;fape^d/xevo^, die letztere, ganz alberne, bei
Tzetzes Chi!. VII, 930, der zuerst erzählt, wie Pheidias zwei von
ihm gearbeitete Statuen seinem Geliebten überliess, um sie für ein
Werk seiner Hand auszugehen , und dann Folgendes beifugt :
roOro noiti xac Hevoyojv rp K6pou *Avaj3d(7£t.
iniypcc^t xai ourog yäp roO ipoyixivov ydpiv.
KOpov iiiv 15 ^Avdßaaig Ondpy^ei, rö ßißXlov
Seixiaroyivoug ii i(jTi roOro Supaxouacou,
xdtv 1) ndXtv in£xpdrrs<je xakeXa^at Hevoycuvro^.
xae üAdrcov 6 fiXöaofog tlg dfvojxa roiv ycXeov
roO^ d(aXö7ou^ iypcc^s xae dXXoe ^^ /lupfa <}.
Wir haben also drei Ansichten vor uns, die aber sammt und sonders
nichts anderes sind als Erklärungsversuche jener Stelle in der Hei-
lenika. Nach derselben hatte ein Themistogenes von Syrakus ein
Werk über den Zug des Kyros und den Ruckzug der Griechen ge-
schrieben, das später nicht mehr vorhanden war. Nun legte man
sich die Sache so zurecht, dass man entweder die Xenophontische
Anabasis als ein Werk des Themistogenes betrachtete oder die
Vermuthung aufstellte, Xenophon habe seine Anabasis unter einem
fremden Namen, unter dem des Themistogenes herausgegeben. Wie
man sieht, hat man es hier nicht etwa mit einer lebendigen Tradi-
tion, sondern bloss mit gelehrten Hypothesen zu thun.
Ist nun die Anabasis, wie wir annehmen, erst nach 371 verfasst,
so kann sehr wol das dritte Buch der Hellenika und namentlich jene
Stelle im Eingange desselben früher geschrieben sein. Denn es ist
Thatsache, dass die Hellenika in einer langen Reihe von Jahren und
0 Kühner vermothet xai; Tielleicht xat^?
*) Dazu dai Scbolioo: tAVfCtp xal Hcvo^div inv^^tt^t n^v Kupou 'Avä^#iy
Oef&taro^ivei Xu|&axou9ibi, xSv cjrexpanjffcv OfAW^ xai ncCkvß Hcvo^d^o^
Xenophontische Studien. 63 f
die einzelnen Theite derselben in grossen Zwisehenraumen abgefasst
wurden. Darnach hätte also wirklich ein Themistogenes von Syrakus
eine Anabasis geschrieben. Und wäre dies etwa auffällig? Warum
kann nicht ein Historiker dieser Zeit, nach Mittheilungen seiner
Landsleute, welche an dem Zuge Theil genommen hatten, ein solches
Werk verfasst haben? Im Heere des Kyros diente der Syrakuser
Sosis als Stratege (i, 2, 9) und sein Corps wird wol zum guten
Theile aus Syrakusanern oder doch sicilischen Griechen bestanden
haben; ein Lykios aus Syrakus wird I, 10, 14 genannt. Dass diese
Anabasis in den Zeiten nach Christus so gut wie verschollen war,
kann nicht Wunder nehmen; ist es doch vielen anderen Werken
ebenso ergangen. Was wiissten wir denn von der Auabasis des
Sophainetos, wenn uns nicht die paar Citate bei Stephanos von
Byzanz erhalten wären, der übrigens sicherlich nicht dieses W^erk
vor sich gehabt, sondern diese Artikel sammt den Citaten aus einem
anderen geographischen Werke entlehnt hat. Plutarchos hat diese
Anabasis des Sophainetos nicht gekannt; denn sonst würde er sie
wol im Leben des Artaxerxes an irgend einer Stelle erwähnt haben.
Darf man übrigens auf die Worte xai dg Ix roOrou an:£^ci)^(jav oi
"EXkfiveg ini .ddXarrav ein Gewicht legen, so war in der Anabasis
des Themistogenes nur der Rückzug bis Trapezus und dann kurz
der weitere Zug bis Byzanz beschrieben, dagegen aber über den
Feldzug in Thrakien und das Weitere nichts benchtet.
Oberhaupt ist es gar nicht wahrscheinlich, dass Xenophon seine
Anabasis unter fremdem Namen herausgegeben hat. Wollte er dies
thun, so hätte er sein Werk ganz anders abfassen müssen. Er hätte
nicht in demselben die innersten Stimmungen seiner Seele ofl*enbaren
dürfen, wie er es z. B. im Eingange des dritten und sechsten Buches
gethan hat; er hätte eine ganz andere Manier der Darstellung, einen
anderen Stil annehmen müssen, wenn er glaublich machen wollte,
dass die Anabasis das Werk eines Anderen sei. So wie die Anabasis
vorliegt, mussten seine Zeitgenossen , wofern sie nicht blöde waren,
Xenophon als den Verfasser erkennen, um so mehr als derselbe
bereits durch seine Sokratischen Schriften, die jedenfalls die ältesten
unter seinen Werken sind , allgemein bekannt geworden war. Was
Fr. V. Raumer in den antiquarischen Briefen (S. 34) gegen diejeni-
gen bemerkt, welche dem Xenophon die Anabasis absprechen wollten :
„die Art, wie Xenophon besonders im Anfange des dritten Buches
638 Schenkl
und im 35 (er meint wol das dritte) Capitel des fünften Buches»
von sich spricht und über sich Bericht erstattet, hätte abgesehen
von sonstiger Form und Inhalt allein schon jeden herbeigezogenen
Zweifel beseitigen sollen'', dasselbe spricht auch entschieden gegen
die Annahme einer Herausgabe unter fremdem Namen. Eine nugen-
blickliebe Tauschung konnte Xenophon allerdings erzielen, wenn er
über sein Buch Bc/jLi^ro'/ivo'jg roO 2'jf»axou(7tou schrieb; aber es
lässt sieh nicht begreifen, was er damit bezwecken wollte, auch ist
ein solcher Gedanke des Xenophon ganz unwürdig.
Daraus, dass Xenophon von sich selbst in der dritten und nicht
in der ersten Person spricht, wird man schwerlich einen Beweis für
die Herausgabe unter dem Namen des Themistogenes entnehmen
wollen. Es geschah dies offenbar, um der Darstellung jene Objecti-
vität zu geben, welche die Schrillt erst zu einem waliren Gesehiehts-
w erke macht. So hat ja auch Cäsar in seinen Commentarien von sich
nur die dritte Person gebraucht und ebenso werden es wohl Aratos,
Sulla, Lucullus, Cicero in ihren Memoiren und selbst der alte Cato
in seinen Origines gemacht haben. Eben denselben Zweck hatten
auch die ganz nach der Manier, die Xenophon in der Kyropädie und
den Hellenika befolgt hat, eingeschobenen Ausdrücke, wie e'^a^av,
«A€7ov, eXi/cro, iliyißr.^oL^, (I, 8, 9, 20; 9, 18, 23; 10, 7; H, 1, 14;
6, 8, 10. 11, 15; V, 4, 34; i^ wv axoOco I, 9. 28, vgl. §. 1 ; s.
Krüger de auth. 6 sqq.), wiewol einige davon sich auch ganz einfach
dahin erklären lassen , das Xenophon über manche Dinge nicht als
Augenzeuge, sondern nur vom Hörensagen berichten konnte. Will
man übrigens auf diese Ausdrücke ein besonderes Gewicht legen, so
kann man daraus höchstens den Schluss ziehen, dass die Anabasis
einfach unter dem Titel K6pcv 'Avd/3a(7tg ohne jede Bezeichnung
des Verfassers erschien, worauf auch der Mangel jedweden Prooe-
miums hindeuten könnte, welcher Mangel gleich auffallig bleibt, ob
wir uns nun dies Buch unter dem Namen des Xenophon selbst oder
des Themistogenes herausgegeben denken.
Einmal (i, 8, 18) finden wir den Ausdruck /.eyouat $i rtvsg, in
welchem eine Beziehung auf ein älteres Werk (die Anabasis des
Sophainetos oder die des Themistogenes?) zu liegen 8cheint <).
*j Cobet (Nor. lect. 417J und Diodorf erküren die SteUe Ae^ouat di rtvc; o»^ x»
rat; aoiri9i 7:p6i ra $6fMxa edoOmfjffoev ^ oßov iroioOvrffg roi^ tiriroi; für ein
Xenophontisehe Stndieu. d39
Die Anabasis des Sophainetos hat Xenophon, obwol er sie gekannt
haben muss, nirgends erwähnt, während er doch einmal die Uepaixd
des Ktesias eitiert (1, 8, 26 u. 27), freilieh in der grossten Kurze <).
Dieses Citat ist auch desshalb von Interesse, weil daraus erhellt, dass
die Anabasis erst nach der Herausgabe der Uepijixd gesehrieben sein
kann. Nun hat Ktesias dieses Werk erst nach 399, wo er aus Persien
nach Knidos zurückkehrte, begonnen. Da ferner dasselbe dreiund-
xwanzig und, wie es scheint, umfangreiche Bücher enthielt, die
Schlacht von Kunaxa aber natürlich erst am Ende desselben erzählt
war, so lässt sich wol denken, dass bis zur Herausgabe des letzten
Theiles eine Reihe von Jahren verstrich. Und dies ist wieder ein
Grund die Abfassung der Anabasis in spätere Zeit zu setzen.
An diese Erörterung knüpfen wir noch einige Worte über
die Verbannung Xenophon's, die Zeit und Ursache derselben. Wie
bekannt spricht sieh der Schriftsteller über das, was seine Verban-
nung bewirkte, nicht aus ; er sagt blos VH, 7, 57 oü 7äp ;reo ^vifo^
a^Ttfi l;r>3xro *A^v>3(7t ntpi fjtityri^ und V, 3, 7 ind $* iferj'^ev 6
Hevoyoüv. Die gewöhnliche Ansicht des Alterthums geht nun dahin»
dass Xenophon desswegen verbannt worden sei, weil er unter Kyros,
dem ärgsten Feinde der Athener, gedient und den Zug gegen den
Perserkönig mitgemacht habe (vgl. Paus. V, 6, 5, Dion Chrys. VIH
iuit.). Dagegen sagt Diog. Laert. II, 6, 7, Xenophon sei £;re Xaxeo-
v(a/xa> verbannt worden , und zwar , weil er das Heer dem Agesilaos
Einschiebsel, jedoch mit Unrecht. Denn einmal ist der^Gebranch von douirety bei
einem Schriftsteller nicht befremdlich, der II, 2, 19 äöpvßog xal dovKO^ xu
schreiben nicht verschmäht hat; sodann ist die Echtheit unserer Stelle durch die
Nachahmung bei Arrianos An. I, 6. 7 roi; ^opaai. ^ovrnjaai np6g zag aani^ag
geschutxt. endlich findet sich IV, 5, 18 die ganz analoge Wendung ra; otanidag
np6i ra dspara sxpov^av. Übrigens mag noch hier bemerkt werden, dassLukianos
in dem Dialoge IlXotov ^ cvx^^ ^- ^® ^^^ xuletxt genannte Stelle und nicht, wie
Sauppe und Breitenbach meinen, jene andere (1,8,18) nachgeahmt hat: nur stellen
Lukianos und Arrianos (wie Diodoros XVII, 59, PoIyainosVII, 8, 1) der Anschauung
ihrer Zeit gemiss die RegrifTe affri^e; und dopara um. Auch ergibt sich aus IV,
5, 18, wo von maroden, zerstreut herumliegenden Soldaten die Rede ist, dass
Cobet*s Meinung, der Soldat habe mit seinem Schilde nicht an seinen Speer, son-
dern an den des Nebenmannes geschlagen, unbegründet ist.
1) 11, 6, 1 und 29, wo er von dem Schicksale der gefangenen Strategen spricht,
eitiert er Ktesias nicht mehr, obwol dieser gerade hierfiber ausführlich berichtet
hatte, vgl. Plut. Artoi. c. 18.
Sitab. d. phU.-hitt. Ol. LX. Rd. III. HR. 42
640 Schenk!
zugeführt habe. Wie man sieht» hestaod auch hierüber in den spS-
teren Zeiten des Alterthumes keine feste Tradition , sondern es lief
alles auf blosse Vermuthungen hinaus. Für die Ansicht , welche
Pausanias uud Dion vertreten» sprechen allerdings die Worte III»
1, 5 xat 6 ^uixpaTT^g (fnoTZTeOaag^ ]xrj rc npdg T^g noketag Onaittog eho
KupCf) fOiov ')/£vi<j^at^ ort i36xei 6 KOpog ffpo^/ico^ rolg Aaxcdo(c/JLO-
vloig ini rag ^A^rivag (7u|ui;roXefi.^9a( . . . Auch stellt es sich nameat«
lieh nach den Untersuchungen von Nicolai (Jahrb. für Phil. 1864»
811 ff.) heraus» dass die Verbannung Xenophon's aller Wahrsckeiii-
lichkeit nach schon in das Jahr 399 zu setzen ist. Nur fragt es sieh,
ob man dies bei der damaligen Stellung Athens zu Sparta offen als
Grund der Verbannung angeben konnte. Athen war damals Bundes-
genosse von Sparta. Im Jahre 399 kämpfte unter Thibron ein Corps
Ton athenischen Reitern an der Seite der Kupelot (Hell. III» 1» 4}
und selbst später (397) mussten die Athener den Spartanern Heeres-
folge gegen Elis leisten (Hell. iU» 2, 25) t). Freilich thaten dies
die Athener nur unwillig und sie sandten dem Thibron nur solche
Leute» welche unter der Herrschaft der dreissig als Reiter gedient
hatten; denn sie waren froh, wenn diese aus dem Lande waren und
in der Fremde ihren Tod fanden. Aber offen wagten sie es nicht
gegen die Spartaner aufzutreten. Durften sie nun unter solchen Ver-
hältnissen es wagen einen ihrer Mitbürger» weil er unter Kyros, dem
Feinde Athens uud Freunde Sparta*s gedient hatte» mit der Strafe
der Verbannung zu belegen? Dazu kommt, dass im Heere des Kyros
noch mehrere Athener waren» wie Amphikrates (IV» 2» 13)» Ariston
(V» 6, 14), Kephisodoros ([V» 2. 13), Lykios (III, 3» 20). Phrasias
(VI, 5» 11), Polykrates (IV» 5» 24), Theopompos (II» 1, 12) und
gewiss noch andere» die Xenophon nicht namentlich auffuhrt. Alle
diese hätten aus dem nämlichen Grunde verbannt werden müssen.
Endlich sehen wir aus VII» 7, 57 (vgl. Vi» 2» 15)» dass Xenophon
wegen seiner Dienste unter Kyros nichts Arges befürchtete » sondern
ganz ruhig heimkehren wollte. In VI» 1» 20» wo er erzahlt» wie
ihm der Oberbefehl über das Heer angetragen wurde , bemerkt er»
dass ihm das in seiner Vaterstadt einen grosseren Namen verschaffen
konnte.
>) Vgl. Kruger, hiatorisch-poliütche Stvdieo U 252, RehdanU ia der Biatoituf m
•einer Ausgabe (2. Aufl.) S. XLIV.
Xenophontische Stodien. 641
Daraus geht nun, glaube ich» hervor» dass bei der Verbannung
Xenophun's ein anderer Grund als Deckmantel gebraucht wurde.
Man wird in Athen gewiss nicht erfreut gewesen sein» als man hörte»
dass Xenophon das Heer den Spartanern übergeben habe und unter
dem Oberbefehle Thibrons gegen die Perser kämpfe. Aber man durfte
nicht deshalb ihn verbannen; man konnte nur einen Vorwand er-
greifen» um die Verbannung durchzufuhren. Aus VII» 2» 6 erfahren
wir» iuss der neue Harmost von Byzantion» Aristarchos» auf des Ad-
mirais Anaxibios Aufforderung vierhundert Soldaten» die in Byzantion
krank zurückgeblieben waren» als Sklaven verkaufen Hess. Die Ver-
hältnisse des Xenophon zu Anaxibios und Aristarchos waren» wie
wir aus der Darstellung in der Anabasis selbst ersehen» sehr ver-
wickelter Natur. Möglich» dass unter diesen Verkauften auch Athener
waren und man Xenophon beschuldigte» bei dieser schändlichen» alles
hellenische Gefühl verhöhnenden Handlung betheiligt zu sein. Da
man nun ohnehin gegen Xenophon gereizt war» so konnte man leicht
eine von den Verkauften oder ihren Angehörigen erhobene Anklage
ergreifen, um über ihn die Verbannung auszusprechen. Es versteht
sich übrigens von selbst» dass ich dieser Vermuthung durchaus keine
Wichtigkeit beilege.
11.
Bekanntlich Hess der byzantinische Kaiser Konstantinos VI.
Porphyrogenetos (9t1 — 959) neben anderen encyelopädischen
Werken auch eine grosse Sammlung von Excerpten aus den grie-
chischen Historikern bis auf seine Zeit herab verfassen» welche Ex-
cerpte ihrem Inhalte nach unter bestimmte Rubriken geordnet waren.
Dieses Sammelwerk führte den Titel : KefalocKMiiSiv vno^iaetav ]3e-
ßXla V7'. Davon ist uns nun neben anderen Stücken auch die (fnö-
^BOtg v', welche den Titel fuhrt nepl dperrig xai xaxiag^ im Codex
Peirescianus (so genannt nach seinem früheren Besitzer Nie. Claude
Fahre de Peiresc ^ * ^^^ ^^^^ gegenwärtig in der Bibliothek zu
Tours befindet (n. 1009» vgl. Hänel Cat. Iibr. MSS. p. 483). zum
grossen Theile erhalten.
Dieser Peirescianus oder Turonensis» aus dem bekanntlich
H. Valois (Valesius) seine Excerpta de virtutibus et vitiis» Paris 1634
13 Er hatte ihn au« Kyproa erhalteo , Tgl. Gtstendi Tita Peirescii lib. IV, p. 188.
42»
642 S c h e o k I
herausgegeben hat, ist am ausführlichsten von C. Gros in seiner fran-
zösischen Übersetzung des Dio Cassius (Paris 1845) beschrieben
worden <), womit das zu vergleichen ist, wasL.Dindoif in der Vorrede
zum zweiten Bande des Diodoros (Paris 1844, Üidot) über diese Hand-
schrift bemerkt hat. Einiges findet sich auch in den beiden Program-
men des franzosischen Gymnasiums zu Berlin (1861 und 1863) toq
J. Wollenberg, der in dem ersteren eine nochmalige Vergleiehung
der Excerpte aus Joannes Antiochenos und im letzteren die Collation
der Stellen aus Herodotos gegeben hat, welche Valois nicht berück-
sichtigt hatte.
Durch die Güte des Herrn Professor Dr. W. Hart!, habe ich
einige Notizen über diesen Codex erhalten, welche demselben sein
Freund Herr Dr. R. D a h m s, der sich im vergangenen Herbste längere
Zeit in Tours aufhielt, mitgetheilt hat. Derselben Quelle verdanke
ich auch die unten folgende Vergleiehung der Excerpte aus der
Anabasis.
Vor Allem sei hier bemerkt, dass Herr Dahms die Handschrift
nicht, wie man allgemein glaubt und auch Gros annimmt, in das
zehnte, sondern erst in das eilfte oder zwölfte Jahrhundert setzt.
Darnach fiele die Vermuthung von Gassendi (vit. Peirescii lib. IV,
p. 133), dass der Turonensis das Exemplar sei, welches Konstan-
tinos für sich selbst hatte anfertigen lassen. Weiterhin war der Codex
früher nach Quaternionen geordnet gewesen; er wurde aber aus-
einandergerissen, wobei viele Quaternionen und einzelne Blätter ver-
loren giengen. Der Rest wurde dann ohne alle Rücksicht auf die frü-
here Ordnung zusammengebunden und in diesem Zustande paginiert
Später sind die paginierten Blätter zum Theile nochmals umgestellt
worden. Die Übersicht bei Gros kann von der heillosen Unordnung
einen Begriff geben. Nur hat Gros nicht daran gedacht die Quater-
nionen wieder zu ordnen; indem sich Herr Dahms dieser Mühe
unterzog, fand er, dass die Verluste von Blättern und Quaternionen
viel grösser seien, als man nach den Andeutungen bei Gros schliesseo
könnte. Namentlich sind die Excerpte eines SchriAstellers ganz ver-
loren gegangen und zwar nach den Stellen aus Xenophon, welche
*) Histoire Romaine de Dion Catsius, traduite eo fraa^ais par E. Gros, intpecteur de
rXcademie de Paris.
Xenophontische Studien. 643
die fünf letzten Seiten eines Quaternio (ursprünglich des 28.) und
die 16 Seiten des folgenden oder 29. füllen. Hinter diesen müssen
mindestens zwei Quaternionen und in ihnen die Excerpte aus jenem
nicht bekannten Schriftsteller ausgefallen sein. Dies erhellt daraas,
dass bei den aus Dio Cassius ausgewählten Stellen JA steht, in den
vorhandenen Stücken aber nur 13 Historiker excerpiert sind. Gros
zählt wohl 14, indem er Markellinos und Thukydides trennt; aber es
ist dies ein Irrthum, da diese beiden in der Handschrift mit derselben
Nummer bezeichnet sind.
Die Excerpte aus der Anabasis stehen unmittelbar nach jenen
aus der Kyropudie und umfassen vier Stellen, nämlich das 9. Capitel
des ersten und das 6. des zweiten Buches, dann III, 1 , 4 (fmayveiTai
ii a'jz& .... §.9 (7uju.;rpo^uju.€Tro «ütöv /letvae, endlich V, 3, 5
.... 11 £(V 'OXufx;reav TtopsOovrat, Ich gebe nun die CoUation mit
dem Texte der Oxforder Ausgabe von L. Dindorf und verzeichne, da
die Zahl der Varianten keine grosse ist und es doch ein Interesse
gewährt, auch die Schreibweise der Handschrift kennen zu lernen,
sämmtliche Abweichungen, so wie sie Herr Dr. Dahms mit der
grössten Genauigkeit angemerkt hat.
Auf fol. 240 beginnen die Excerpte aus der Anabasis, unmit-
telbar, wie gesagt, nach jenen aus der Kyropädie, ohne dass dies
jedoch im Texte durch eine Aufschrift oder ein Zeichen angedeutet
wäre; nur am Rande ist bemerkt: ix rf/^ avaßaaeco^ x6pou ;rapu-
(I, 9, 1): "On xOpog 6 viog «vi^p i^v RepaQv zov /xerd xöpov
TÖv dpyialov xtX. — i^knüptjiv yevia^ai. — 2. ors inaidsOero, —
3. juisv yäp. — ßoL(JiXi(j}v. — 4. de oi naJdeg. — post dxcOouae add.
OTOu ivixa. — eSar' ev^vg (Hier beginnt fol. 241). — äpy^saJ^al re
xai dpj^£cv. — 5. eCika^iaTUTo^ fxiv npGiXoq. — 6. STrpenev. -^ e/rt-
ycpöfxgvov. — rag djTeiXdg <pavep6cg dy^e. — ^axdpiarov eivai inoirt^
oty. — 7. xa(jtiikQ\j, — xjnooyiOiTO ro/i>3(Jiv. — 8. i;rf<jT£uov /uiyjJiv. —
9. inrAi[kTtfszv, — /üieAecKJtwv. — d" on o*jx YiJ^Ox^ae, — 10. ixeloug
iyivovTo- — il. om. Tovg ante xaxco^. — 13. dXXä (peidiarara, —
;roXAdxc^ ydp ^v. — rdg rcjScfxg'vag. — wcxrs iv. — iyivovro. —
önot Tig, — iA, ig raOra^. — 15. rcSv i^eX6vT0)v. — 17. nol'Xd xai
Sixatfug. xoaüig dp^ctv. — 18. om. tc ante aürw. — 19. r^^ «PX®**
— om. dv post C'Jdsva. — dydXaro. — xai raxsxT-nro. -- ixpunrov.
644 8 c h e D k I
— nXovroOtJiv i^ivtro. — 20. xpivcccv. — 22. ithpa 9i fcXsTara (Mit
diesen Worten beginnt fol. 242). — efg rt dviip. — taOra ii jxa3Lc-
ora jrdvTWv Suiiiorj roTg fikoigm — röv rp6nov. — 6pt^v3 iKaarov xai
röv (23.) xac oaa. — Tt&atv roOrotg. — 24. ^otofidatov. — inti yi
xai, ^- nspitivat. — xac rd Ttpo^iUkBlc^ai, — 25. ÖKorj r« Tidw i^dO.
— om. ;roAXoö. — ariixspov. — 27. «Ord^ Si iOyatro. — om. diaKifk"
ircüv. — ixcXcuev. — 28. d 9i iii 6n&r€ nopeOoivro. — ixiXkottv itAst'
OToi. — oö^ iriXoX Ts oög rijxdc. — cSot' 170171 if. — 29. douXeOovrog
O'jisig. — Tzapä ßaaikia, — post iii add. 6 ßaatkeOg. — om. 01. —
yrXrratpov. — om. Si post napä. — inel jroXifuoe. — juidXc^ra a^jrovg
dydyLSvoi. — näv oaou i^ytlTO.
(II, 6» 1 ) : "Orc xkiapyog 6 ouarparcuadjuievog xOpojc 0/10X0701^
jui^cj^ ix irdvrcüv xrX. — y(Xo;r6Xcjxo$ dpyiaitag. — 2. om. rov^ ante
*A^vaiovg, — iKeiiii ii eipiivri iyivsro Siid^ag riiv (auroO. — ^pa$.
— 4. rcXotivcuv d/nf^^cüv. — dXXo^oO yiypanrat. — i* ai^rcüc. — dapt-
xoü^. — 5. (jTpdTevyia TroXejxcl. — om. di^. — i57fv aOroO^. — r&rt
Sii. — 6. ßXdßYjg dpptlxai. — 7. om. a5. — om. xai ante liiUpag,
— OU.0XÖ70UV. — 8. Je Xiyirai. — om. toö. — xac ixtXvog, — Uav6g
|X£v 7dp (Mit diesen Worten beginnt fol. 243) bb^ ec rc^. — om. liv.
— ontag i^oi. — napovai tag mariov, — 9. om. dce. — eSore xoi
aurdt fxiXfcv. — ie ixöXa{ev. — 10. ftkioiv dtpi^ec^ai» — 11. dXkotg
add. ante npoatiinoig, — 12. xai iC^tc ^pö; dXXr/Xou^ dp^aixivovg, —
14. imi $i xai iip^aro vcxav ^öv. — i^övj ig yaydXa. — ^vjacjULCc;. —
roitg ^Ov. — om. aürou^ ante evrdxrovg. — 16. om. 6 ante ßocoirto^.
— fjietpdxcov 3v. — 17. i5dvj voiihag. — ig ravrag. — 18. eCdv^Xov.
— o'j^iv. — i^iXoi. — jxcr' dJtxfag. — 19. fxavö^ ijv. — ouri
a^da>i. — OTparidiraig auroö. — 20. dp)(^f tv npög. — xai dyaJB^oL —
cOvoot. — J* dd(xoc. — eviuTay^sipiartfi övrt. dniäavev Si «^^ irdfv
cü^ X. — 21. ;rXo6TOv. — r' ijSoOAero. — |xi7iOT0v. — cv' ddcxcuv. —
do(>3. — 22. auvTO/xcTdTTjv. — ^«"1 opxiiv. — $€ dnAoOv. — dAi)J^ig
ivo/xt^sro aÜTcot >5Xc^eov «rvae. — 23. t/tusvo. — 0t3*&4vö^. — aUi, —
24. xTYiiiaai, — dXXd rd tc5v yiXwv. — glii^ai 6ri pdarov. — 2o. xai
om. ante dSixo^g. — it iaioig. — d^oOerc. — 26. cüairco rc^.
— $(xaeo(7uvY;. — tä /rXdaac. — navoxjpyov dTrotl&i/rov Mfn^cv.
— $(aj3dXXoDv tfikiav. — roOrcae ojcro (Mit diesen Worten beginnt
fol. 244). — 27. om. äv ante dJcxecv. — dyiaraiTO. — dfföicatv. —
28. i£jioriy. — Itjaat raör' ioxiv. — napapicrinnfai. — 9g fi«c-
paxioig- — 29. ^Ov xOpcj) rd arjrd. — ovx dni^avsv. — öntp rd^i^
Xenophontische Stadien. 645
^0^. — om. TYig. — 30. dr/aaiaq ii dpxäg. — Aro^av^v. —
roOrwv o^^ei^ oOre o&c. — om. o^iei^ ante xareyiXa.
Nach ÄÜTou^ iiß.eiJLf £To folgt ohne irgend ein Zeichen (III, 1 , 4)
rjmayyslrat 9i «ikcoc sl SX^ot fiXov xOptat noiiicetv xrL — xpc^aacüv.
— 8. d [livroi .... rt^ nopda^ om. — shi iTzalnov. — om. 6 ante
xöpoc. — ralf 'A5i%vac^ — AÄ6vrc. — nopela^. (8) d Ji f«voy(Sv
intipsTO. — 7. <;r£( j^ W. — r^i atüxpdrti. — öt) ro;rpc3Tov. — -hpwroc
«t^rdv n&repov. — om. tXri. — nopevSiivai {J oß, flcXX*; — om. toöt*.
— i;ruvÄav6T0 positum posl nopev^eiri. — itpov. — raör« ^<pi7. —
8. om. oöreo. — xarcXajxßovcv. — om. xal KOpov. — (kOlovra, —
om. i5J>3. — rtv 6d6v n^v «vw — aüfx/rpo^fxelro «ütöv jxeevae.
(V, 3, 5) "Oti fevoywv rd toö cc;r6lXwvo^ dva^v^juia xri. —
avad^ai. — iauroö. — dn:i^avcv. — 6. drnQ£C. — ot6 aOrög. —
iauro) d;ro&övai. — £t Si ri ndSoi. — 7. ifsvye fcvoycSv. — o^xc-
aJ^ivTog. — ceOr^. xai fevoywv Xaj3ciüv. — 8. TY^g ktpi^iag dpriyniog, —
iyjöOig ie. — ry (jeXevriuii ytaplta, — ^fipa. — ärip£\j6fjLeva äripia.
— 9. om. oe post Aoin6v. — ndvTeg Si oL — om. oi ante ;rpöaj^a)-
pot. — TtaptX-^ev, — (jxT/voOai, — 10. ßouXöjuicvoi d^iptq xat {uve-
J^ipuiv, — om. xat ante ix. — il. i^i S* 6 rönog, — c^^ dXujuurfav
noptOovrat (dies die letzten Worte auf fol. 244).
Fragt man nun nach dem Werthe der Handschrift , aus welcher
die Excerpte stammen, und nach der Classe, der sie angehorte, so
ist es kein Zweifel, dass dieselbe dem Parisinus C sehr ähnlich, aher
nach einem schlechten Codex überarbeitet war. Daher stimmt denn
der Turonensis so vielfach mit der ersten Hand von C überein, z. B.
I, 9, 4 om. ToO^, 19. Ti5^, 22. dg tb (7c), 25. om. nolXov, 27. Si
dOvacro, II, 6, 14 om. a*Jro6^; ja manchmal lässt sich durch den Turo-
nensis die erste Hand in C, die durch Rasuren oder Correcturen ganz
oder zum Theile getilgt ist, noch enträthseln, z. B. I, 9, 1 iiinBlptag
(was im Turon. in iiknelptav verwandelt ist, wie gleich darauf §. 3
ßaciXi(M)g in ßa(7iXicov), 7 xaawXoö, 8 iniarevov^ 28 d ii dii öndrs
nopeOotvTOf II, 6, 2 SiSd^ag, 12 dp^afiivoifg. Was die überarbeiteten
Stellen anbetriiTt, so stimmt der Turon. manchmal mit dem Oxoniensis
D und Vindob. und II, 6, 30 hat er statt 'Ayiag die Leseart 'A7a-
(jiag, welche mit dem Zeichen yp. in D am Rande, im Vind. über der
Zeile steht. Auffallend ist die Obereinstimmung mit dem Texte von
Suidas II, 6, 21 xtpiaivot^ doivi^ 24 dXkä rd rcüv yfXeov, irXdaac,
diaßdXk<i}v fiXiavj roOro), 27 d}>^arairo. Übrigens ist der Codex
646 S c h e n k 1
auch vom Excerptor entstellt worden; ich verweise auf das alberne
orcu £V£xa nach dxoOovai I, 9, 4, auf raxexrY;rc statt o iizinaro
(19) u. dgl.
Doch ist der Turon. nicht ohne allen Werth für die Kritik. I, 9,
29 geben alle Codices ol jxdXeerra u;r* aüroO dyand^ixe^ßOi, aber in C
steht von erster Hand arjroOg statt «üroO und dann ist 6;r^ von alter
Hand auf der Rasur eines einzigen Buchstabens geschrieben. Darnach
vermuthet Dindorf (zur Apologie c. S), dass ursprünglich oi iJLa,},t<JTGL
iarjToit^ d'^dfievoi gelesen wurde; und diese Conjectur bestätigt der
Turon. in dem oi fi.. aOrou^ (d. i. aurcO^) dydikevoi Qberliefert ist.
Xenophootitche Studien.
647
Terieiehiiss
der besprochenen Stellen.
I, 1, 11 Seite 599.
II.
3. 23 Seite 605.
I, 2. 3
M
601.
n.
3.21
n
581.
I, 2.20
n
602.
11.
3.26
»
621.
1, 3,21
»»
588.
n.
4, 5
n
589.
I, 4, 5
«>
603.
II.
4.13
n
568.
L 5. 8
n
567.
(17. 28)
I. 5,11
rt
629.
n.
5, 15
»
595.
I. 6, 9
»•
567.
",
6. 4
n
632.
1, 7. 3
»»
566.
11
6, 11
n
621.
I, 7. ♦
n
566 u. 591.
567.
I, 7.13
l 7,15
n
5i<6.
ni.
1 . 24 Seite 590.
I, 8, 6 11. 7 Seite 613.
HI.
1,25
n
590.
1, 8, 14 Seite 568.
III,
1.45
n
590.
I, 8,16
n
631.
111.
1.42
»
588.
I. 8. 18
»»
638.
in.
2. 3
n
568.
1. 9,15
n
620.
III.
2, 16
n
590.
1. 9. 19
n
593.
III.
2.20
n
594.
r, 9.28
f*
592.
III.
2.26
n
622.
1, 9.29
n
64».
in.
3, 9
n
599.
1. 10. 3
n
593.
ni,
3.18
f*
619.
1,10. 4
»»
620.
in.
3,20
n
579.
i. 10. 5
n
593.
III.
4. 8
»
615.
I. 10. 6
rt
603.
ui.
4, 10
n
631.
1.10. 8
rt
604.
ni.
4. 16
t*
eui.
I, 10, 12
»
604.
in.
4,19
n
592.
1, 10, 13
»
630.
ni.
4,24
n
623.
1. 10, 18
«
605.
in.
4,43
n
619.
•
III.
in.
B, 4
5,13
n
n
624.
591.
11, 1. 5 Seite 587.
m,
5, 17
n
625.
n, 1, 6
604.
595.
m
n. 1.12
n, 2. 3
t,
694.
IV,
1. 6 Seite
1 599.
n, 2,19
ft
618.
IV,
1.14
n
585.
U, 3, 3
n
588 u. 592.
IV,
1,27
t»
629.
II, 3,12
n
618.
IV.
2, 3
..
578.
648
8 e h • n k I. Xeiophootuclie Stadln.
IV. 2. 4SeiteS66. {
V,
8, 21 S«ite 588.
nr, », 6
n
606.
V,
8,22
n
599.
Vr. 2.17
IV, 2.20
n
572.
607.
V.
8.25
n
612.
n
IV. 3. 1
n
599.
VI,
1, 11 Seite 569.
IV, 3. 9
n
608.
VI.
1.13
19
572.
IV, S,2i
n
610.
vu
i,«ä
n
612.
IV. 4, 7
n
585.
VI.
1,30
n
627.
IV. 4,il
n
590.
VI,
3, 1
n
588.
IV, 4,13
n
567.
VI,
3,11
n
630.
IV, 4,16
n
572.
VI,
3,16
n
582.
IV. S, 24i
1. 30 Seite 824.
VI.
4, 4
19
611.
IV. 5. 27 Seite 631.
VI.
4. 7
n
618.
IV. 5,32
n
571.
VI
4.15
n
586.
IV, 5,35
n
608.
VI,
5. 21 n. 37 Seite 899.
IV, 7, 6
n
626.
VI.
6. 1 Seite 612.
IV, 7, 8
n
610.
VI,
6, 5
n
584.
IV. 7.18
n
598.
VI.
6,17
n
584.
IV, 7.1»
n
699.
VI,
6.28
n
568.
IV. 7,20
IV, 7,26
578.
590.
n
ff
vu.
1. 15 S«iU 598.
IV, 8, 1
n
598.
VII,
1,22
n
628.
IV, 8,11
n
584 u. 590.
vn.
1.26
n
630.
IV. 8^26
n
616.
VII.
VII.
VU.
1,30
1 39
n
583.
584.
V. 1. 2 Seite 587.
1 y Vv
2. 3
n
n
569.
V, 1. 4
n
62a
vn,
2,25
n
588.
V. 1,10
n
619.
vn.
3, 5
n
584.
V, 2, 9
n
630.
vn.
3, 7
n
590.
V. 3. 4
n
610.
vn.
3,14
n
630.
V, 4,26
n
630.
vn.
3,19
n
581.
V, 4,27
n
577.
vn.
3.21
n
574.
V, 4.32
n
568 0. 579.
vn.
3,32
n
574.
V, 5, 3
n
627.
vn.
3.36
n
591.
V, 6,25
n
611.
vn.
4,12
n
599.
V, 6,31
n
586.
vu.
4.16
»f
599.
V, 7. 6
n
582.
vu.
4.18
n
629.
V, 7,13
n
669.
vn.
5, 4
n
587 u. 599.
V, 7,16
n
569.
VII.
5,13
n
572.
V, 7,22
»
593.
vu.
6,16
n
598.
V, 7,30
n
584 a. 619.
vn.
6,18
t»
ttSB.
V. 7,33
n
589.
VU,
7, »4
»
570.
V, 7.34
n
612 u. 627.
vn.
8, 1
n
589.
V. 8, 1
»
617.
vn.
8,25
n
596.
Höfler. Wensera Ton Luzeabarf Wahl sam römiaclira Körnige. 1376. 649
WenzeFs von Luxemburg Wahl zum römischen
Könige. 1376.
Eine historische Untersuchang
von C. Hofier.
Das Jahr 1360, das berühmte Jubiläumsjahr, das auf Fürsten
und Volker so ergreifend einwirkte und dessen Giovanni Villani so
eigenthumlieh gedenkt , war auch für den römischen Konig Karl IV.
von grosser Wichtigkeit geworden. Er hatte glücklich das König-
schisma beendigt und seiner Seits stand jetzt nichts mehr im Wege,
wenn P. Clemens VI. und, kann man wohl sagen, die Florentiner
wollten, nach Wiederherstellung der lange entbehrten Einheit des
Konigthums auch den entscheidenden Schritt zur Wiederherstellung
desKaiserthums zu wagen. Ehe jedoch dazu die Zustimmung des römi-
schen Stuhles erfolgte, erkrankte im Spätherbste 1 350 König Karl und
nun traten auch von selbst die Fragen ein, was mit dem Reiche zu ge-
schehen habe, wenn dasselbe so rasch vacant würde; ob dasKönigthum
ferner seinen Sitz an der Moldau haben solle, ob dasselbe nicht wieder
vom Osten nach dem Westen des Reiches, nach dessen grösster Heer-
strasse, dem Rheine, zurückverlegt werden sollte? Man fasste im
Westen, noch ehe Karls Söhnchen Wenzel rasch gestorben war 9»
13S1, die EventualitSt einer Thronerledigung wohl in*s Auge, wie
dieses der Beschluss des Ulmer Reichsstädtetages von 1350 (30. Nov.)
beweist»), und der eigene Schwiegervater K. KarFs» dem man doch
1) BeneM ron Weitmil, p. 849, 557.
*) Weixsiicker, deaUcbe ReicbfUgMcten. 8. 57, not t.
.650 Höfler
am wenigsten die Absicht beilegen kann» hinter dem Rücken K. KarPs
nach der Krone zu streben, verband sich deshalb mit Erzbischof
Gerlach von Mainz am 31. Jänner 1351, bei einer neuen Königswahl
gemeinsam zu verfahren 9. Der Churförst hatte selbst die Abneigung
der Deutschen, nach Ludwig dem Baiern nochmal zum Hause Witteis-
bach zuriickzukehren, so ganz vergessen oder nicht auf das Haus
Wittelsbach-Pfalz bezogen, dass er bei dem Erzkanzler des deutschea
Reiches sich eventuell um die Krone bewarb und letzterer ihm ver-
sprach, ihn zum Konige zu wählen; jedenfalls in Übereinstim-
mung mit ihm den künftigen römischen König zu wählen. Die An-
gelegenheit verzog sich von selbst, als K. Karl wieder gesund wurde
und Churfürst Rudolf starb.
Aber nicht blos im Hause Witteisbach wurzelten Konigstraditionea
und das Streben nach dem Königthum. In noch erhöhterem Grade
war dieses im Hause Habsburg der Fall, das sich durch das Haus
Luxemburg und durch das Haus Witteisbach vom römischen Königs-
throne ausgeschlossen sah und, obwohl einst vom Grafenthume zum
Königthume rasch emporgestiegen, der wichtigen und einflussreichen
Mittelstufe ontbehrtt*, die Luxemburg und Wittelbach besassen, der
Wurde, des Sitzes im obersten Wahlcollegium des deutschen Reiches.
Als nun H. Rudolf von Österreich, Gemahl der lieblichen Katharina,
Tochter K. Karl's IV., und als solcher letzterem zunächst stehend,
sich durch die Geburt K. Wenzel's (1361) in seinen Hoffnungen und
Entwürfen jedenfalls nicht gefordert sah, erneuerte er das frühere
Bündniss mit dem Grafen Eberhart von Würtemberg, das schon
13S9 die Eventualität einer zwiespaltigen Königswahl und den Fall
in sich geschlossen hatte, dass die Wahl auf Herzog Rudolf oder
einen der beiden Grafen Würtembergs treffen würde. War das frühere
gegen den römischen Konig und Kaiser nicht gerichtet, so konnte
man dieses von RudoIf*s Unterhandlungen im J. 1362 nicht sagen*}.
Sie führten aber nur dazu, dass die Churfürsten sich eidlich ver-
pflichteten, nach K. KarKs Tode weder H. Rudolf noch einen seiner
*} Siebe W^eizsücker, deuUche ReichsUgtacten, S. 47, n. 1, mit Berichtigung de«
Datums und Bezugnahme auf das Würzburger Archiv. Zur spateren Wahl K. Weosert
stehen diese Unterhandlungen naturlich in keinem Zusammenbange. Sie erkliren
sich durch das, was im Texte gesagt ist.
2) Siehe Huberts H. Rudolf IV., S. U— 80.
WenzePs Yon Luxemburf^ Wahl xum römitchen Könige. 1876. 651
Brüder zum römischen Konige zu wählen. Das Haus Habsburg
war so durch seine voreiligen Bemühungen statt um einen Schritt
näher zum Ziele zu kommen» geradezu von diesem ausgeschlossen
worden und eigentlich um alle und jede Stellung zum Königthume
gekommen. Die Erklärung der Churtursten hinderte jedoch den Kaiser
nicht, zwei Jahre später mit dem Hause Habsburg den berühmten
Erbvertrag abzuschliessen, welcher dasselbe zum zweiten Male zum
böhmischen Königsthron berechtigte.
In die nächstfolgende Zeit fallen die Bemühungen des Kaisers»
die Reichsrechte über das-Königthum Arelat zu erneuern, wozu Karl
bereits 1360 Anstalten getroffen hatte <)• ^^^ Entfaltung des kaiser-
lichen Ansehens, an welchem Karl fortwährend arbeitete, führte aber
von selbst mit sich, dass das Übergewicht, welches durch Entfer-
nung der Päpste von Rom die französischen Könige gewonnen hatten,
gebrochen werde. Die Verlegung des Sitzes der Päpste erst nach Lyon,
dann nach Avignon hatte statt gefunden, als das königliche Ansehen
durch den Streit K. Albrecht*s mit K. Adolf erschüttert worden war,
es keinen römischen Kaiser gab und das französische Königthum die
Kronen von Navarra, Sicilien, Ungarn, Italien, Deutschland und Con-
stantinopel theils erlangte, theils erstrebte. Kaiser Heinrich hatte sich
vollendeten Thatsachen gegenüber befunden und vor diesen sich
beugen müssen. In der Zeit des neuen Königschismas, Ludwigs von
Baiern und Friedrichs von Habsburg, war es entschieden worden, durch
Johann XXH., dass Avignon der ständige Sitz der Päpste werde,
während das Schicksal Italiens noch schwankte. Diesen Zuständen
musste ein Ende gemacht werden. Die Pläne der französischen Könige
in Betreff der Erwerbung Italiens hörten aber von selbst in dem
Augenblicke auf, als das Kaiserthum wieder hergestellt worden war,
Karl von den Italienern die Anerkennung als römischer Kaiser er-
langte. Das solle man denn doch nicht fort und fort übersahen.
Zu einem consolidirten Italien gehörte aber auch die Rückkehr
der Päpste von Avignon nach Rom. Instinctmässig hatte Clemens VI.,
die bedeutendste Persönlichkeit unter den avignonesischen Päpsten, die
Kaiserkrönung Karfs von Jahr zu Jahr verschoben. Die Macht und
Grösse der letzteren beruht wesentlich darauf, dass es keinen Kaiser gab;
mit einem Kaiserthum, das sich seiner Aufgabe be wusst
0 ^^c^l* Heinrich von Diessenhofen zu dietem Jahre: repetens reg^nam Arelateot^.
654 H ö r I e r
aber wolle, wenn er am Leben sei» vor der Wahl seines Sohnes alle
versprochenen Artikel erfüllen. Kuno sollte zur Haltung der Ver-
sprechen nicht gehalten sein, wenn nicht auch Erzbischof Fried-
rieh von Coln. Andrerseits seien der Kaiser und König der Versprechen
ledig, wenn letzterer nicht gewählt werden wurde <).
An demselben Tage erfolgte dann die Stipulation Erzbischof
Kuno*s fiir Wenzel und der Widerruf des Gesetzes, dass die Königs-
wahl zu Frankfurt statt zu finden habe, jedoch ohne Beifügung des
Baumgartens von Rense *}.
Weitere zwei Urkunden K. KarPs erwähnen zwar nicht den
Wahlact, stehen aber factisch damit im Zusammenhange «). Durch
die eine erhöhte der Kaiser zu Gunsten Kuno*s die Pfandsumme von
Boppard und anderer trierischen Reichspfandschaften ; durch die
andere theilte der Kaiser die Abtei Priem, unter Voraussetzung
der Zustimmung von Seiten des Papstes, dem erzbischöflichea
Tische zu.
Zwölf Tage, nach dem diese Urkunden ausgestellt wurden
(31. Mai 1376), bescheinigte Erzbischof Kuno den Empfang von
40.000 fl. von Seiten des Kaisers und sprach diesen, seinen Sohn
K. Wenzel und ihre Nachkommen derselben ledig.
Die kaiserliche Handsaibe für den Erz bischof Friedrich vonCöln,
Neffen des Trierer Erzbischofs, fiel mindestens ebenso bedeutend aus
als bei letzterem. Zweifelsohne veranlasste die grosse Krankheit Karl's
im Sommer 1371 ^), dass Oheim und Neffe schon am 20. Juni 1371
sich verbanden, bei einer Neuwahl den römischen König und künfti-
gen Kaiser gemeinsam zu wählen »)• Es war hiebei auch von dem Falle
die Rede, dass bei Lebzeiten des jetzigen Kaisers oder „sin nakomen
römische keiser** ein römischer König zu wählen sei, so wolle Erz-
bischof Friedrich darauf nur mit Zustimmung seines Oheims ein-
gehen. Die Urkunde war so allgemein gehalten, dass es nicht noth-
wendig ist, bei Erwähnung des letzteren Falles an K. Wenzel zu
denken.
ij 1. c. 4.
«) 1. c. 5.
■) I. c. 5. u. 6.
^) Benessii de Weitmil, p. 411.
^) 37 A. e. 9, S. 31.
WensePt Yon Luxemburg: Wahl zum römischen Könige. 1376. 65 S
Welche Verhandlungen aber zur Beförderung der Wahl Wen-
xeVs von K. Karl mit Erzbisehof Friedrich wirklich stattfanden» weist
die Urkunde K. Karl's vom 11. Nov. 1374 nach. Karl versprach ihm
zur Abtragung seiner Schuld, die ursprünglich 120.000 Goldgulden
ausgemacht hatte, 30.000, womit sie nach der späteren Überein-
kunft mit P. Urban VI. auch getilgt wurde; dazu kamen noch
6000 Prager Groschen , so wie Unterstützung für den Fall der Er-
ledigung eines Bisthums oder einer Kirche — do derselbe unser
Neffe nach stehen wollte, — Karl erhob ihn zum Tischgeiiossen und
setzte ihm, wenn er den kaiserlichen Hof besuche, ein Tischgeld von
100 Goldgulden wöchentlich aus <). Endlich, ehe es zur Wahl kam,
versprach der Kaiser ihm noch ausdrücklich, 31. Mai 1376>),
K. Wenzel werde ihm nach erfolgter Wahl alle Privilegien bestätigen,
«r und Wenzel wollten ihm das lombardische Vicariat für 10 Jahre
und dann bis auf Widerruf gewähren, so wie die ersten Bitten nicht
blos im Erzbisthume C5ln, sondern auch in dem Dome von Strass-
burg; dann die Erlaubniss, die Landvogtei im Elsass von den Her-
zogen von Baiern auszulosen ; endlich sollte , wenn der Papst einen
Zehenten von Cöln ausschreibe, der Erzbischof ihn weder dem Papste
noch einem andern zu entrichten haben. Nicht minder gelobte der
Kaiser, den Erzbischof nicht zu beschädigen oder anzugreifen, noch
ein dem Stifte schädliches Privilegium (namentlich für Cöln) auszu-
stellen. Niemand solle die Güter oder Diener des Stiftes vor weltliche
Gerichte ziehen; kein Getreuer des Reiches dürfe in dem Cölner
Stifte Gemeinderäthe einsetzen, sich dazu wählen lassen oder sich
solcher Gerichtsbarkeit zum Schaden des Stiftes unterfangen.
Leichteres Spiel hatte der Kaiser bei Erzbischof Ludwig von
Mainz, welcher für die Anerkennung als solcher gegen seinen Rivalen
Adolf von Nassau sich verbindlich machte (8. Dec. 1374), ohne
alles Verziehen und Widerrede Wenzel zu wählen*). Der Kaiser
war der Mühe enthoben, um ihn für die Zusage zu gewinnen, eine
Verschreibung zu machen und diese erst noch an der Schwelle der
Wahl zu wiederholen und zu vermehren, wie es bei Anderen der
Fall war.
1) 1. c. 10 u. 11.
S) 1. c. 3 Urkunden.
«) I. c. a.
SilBb. 4. phil.-bitt. Cl. LX. Bd., Hl. Bft. 43
656 H ö f 1 e r
In den Urkunden zu Gunsten des Pfalzgrafen Ruprecht de»
Aelteren wird bei Verleihung von 50.000 fl. auf die bisherigen Pfand-
schaffen, so wie bei der Verleihung von Oppenheim und 7 anderen
Städten auf Lebenszeit (12. Febr. 137S), einer Verpflichtung zur
Vl^ahl K. WenzeVs nicht ausdrücklich gedacht <)• Wohl aber bei dem
kaiserlicben Versprechen, dem Pfalzgrafen die an Mainz verpfändeten
Ortschaften um 71.000 Florenzer Gulden einzulösen. Hiebei ging
K. Wenzel die Verpflichtung ein, er wolle sich nicht früher wählen
lassen, ehe er nicht die 71.000 fl. hinter sie (die Pfalzgrafen) gelegt
hätte. Wäre er zum römischen König gekrönt worden, solle er mit
diesem Gelde Oppenheim und die Pfandschaft einlosen , und wenn
die Mainzer nicht darauf eingehen wollten, sie ächten und befehden.
Der Kaiser aber verpflichtete sich» ehe er nicht diese Artikel
erfüllt, wollte er auch nicht die Pfalzgrafen ermahnen, seinen Sohn
zu wählen (12. Febr. 1375).
Auf diese zu Prag ausgestellten Urkunden folgen nun zehn Tage
später die Amberger Stipulationen (22. Februar 1375). Erst ver-
pflichtete sich Ruprecht der Altere, nachdem er die Urkunden ein-
gesehen, mit welchen sich die drei geistlichen ChurfQrsten und Her-
zog Wenzel von Sachsen (17. Juni 1375)«) zur W^ahl K. WenzeFs
verschrieben, letzteren „nach tode oder ufgabe des reiches,** sobald
er von dem Kaiser oder nach dessen Tode von K. Wenzel deshalb
gemahnt werde , ohne alle Widerrede wählen zu wollen. Dann
verpflichteten sich die zwei jüngeren Ruprechte, wenn der ältere
sterbe, ehe Wenzel zum römischen Könige gewählt worden sei,
ihn zu wählen«). Es ist nun höchst bezeichnend, dass der alte
Pfaizgraf bei Rhein sich zu der Wahl Wenzels erst entschliesstt
nachdem diese durch den Beitritt der drei geistlichen Churfürsten,
Sachsens, Böhmens und Brandenburgs, schon entschieden ist ^) ; dass
er seinen Beitritt zusagt, auch wenn nur eine Majoritätswahl zu
Stande käme; dass femer in dem Augenblicke, in welchem von deu
1) Ebensowenig bei der Bestätigung des Reichs Ticariates (wenn der Kaiser über die
Alpen xiehe) 12. Febr. 1. c. n. 19.
*) Ausgestellt zu Wittenberg. Böhmisches Rronarchiy.
') M welcher danne vnser zweier bi leben were ynd die köre an dem rieh hette." Es
folgt die Verpflichtung, dem Gewählten getreulich beizustehen und bei ihm fest
zu bleiben — gerade ein Vierteljahrhundert Yor Wenzels Absetsang (1400).
*) Man könnte hinznfBgen, aaf das persönUche Andringen des Kaiten m Prag.
WenzePs von Luxemburg Wahl sum römischen König«. 1376. 657
drei pfalzischen Ruprechten das Zugeständniss der Wahl K. Wenzel's
erfolgt, sie in einer besonderen Urkunde von demselben Datum
(22. Febr. 1375) des Falles gedenken, dass einer ron ihnen ^zu
römischen Kunige erkoren wurde und zu dem Kunigreiche kerne.*'
In diesem Falle wollten sie jedoch die Einigungen, welche mit
K. Karl und K. Wenzel gemacht und verbrieft seien, halten.
Dieser Vertrag, welcher seiner Natur nach nicht bestimmt sein
konnte. Andern mitgetheilt zu werden^ zeigt deutlich, welche Ge-
sinnungen im Schoosse der pfälzischen Witteisbacher wohnten und
Weizsäcker hat Recht, wenn er auf die Verbindungen des älteren
Ruprecht mit Erzbischof Gerlach ron Main vom Jahre 1381 hin-
weist, auf Urkunden, welche eine Wahl Pfalzgraf Ruprecht*s zum römi-
schen Könige in Aussicht stellten <). Diese Aussichten verzogen sich
jetzt, wurden aber von dem pfälzischen Hause doch nicht aufgegeben !
Letzteres hinderte dann wieder den alten Ruprecht nicht, als der Wahl-
tag sich näherte, am 31. Mai 1376*) und spätei: noch am Krönungs-
tage, 6. Juli, seine Stimme aufs Neue zu verwerthen, das eine Mal
um ein Geleit zwischen Worms und Speier (von jedem Lastpferde
einen alten grossen Turnos), das andere Mal um das Recht der ersten
Bitte in den Städten und Diöcesen von Speier und Worms für jetzt
und bei der künftigen Kaiserkrönung *). Am leichtesten war es für
K. Karl den Herzog Wenzel von Sachsen, ungeachtet seiner früheren
Verbindung mit dem Markgrafen Otto von Brandenburg (dem Witteis-
bacher, vom 10. Juni 1371)*), für Wenzel's Wahl zu gewinnen. Vor
der Wahl selbst erfolgte die Bestätigung der sächsischen Cur bei
Churfurst Wenzel und dessen Leibeserben. Von den Fürsten, welche
nicht „zu den 7 Leuchtern der Welt* gehörten, wie die goldene
Bulle die Churfürsten nennt, haben sich Zustimmungsurkunden er-
halten, von H. Albrecht von Oesterreich (Eger 24. Dec. 1374), von
dem Burggrafen Friedrich von Nürnberg (Eger, 29. Dec. 1374),
von dem Grafen Eberhart von Würtemberg (Nürnberg, 8. Dec. 1374),
von den Landgrafen von Thüringen Friedrich, Balthasar und Wil-
helm (Eger, 31. Dec. 1374). Man darf aber doch wohl überzeugt
0 Note 1 lu S. 47.
3) 1. c. n. 23.
*) I. c. 8. 48, n. 1.
4) 1. c. n. U.
43
658 Höfler
sein, dass der vorsichtige Kaiser auch noch mit andern Fürsten
unterhandelt und sie gewonnen hatte. H. Albrecht versprach den
K. Wenzel anzuerkennen und ihm zu helfen, ob er bei Lebzeiten des
Kaisers oder nach dessen Tode gewählt würde. In ähnlicher Weise
drückten sich auch der Burggraf von Nürnberg und der Graf von
Würtemberg aus. Den Landgrafen von Thüringen sagte Wenzel
Ersatz der Kosten und Bekräftigung ihrer Handfesten, dem Burg-
grafen nach erfolgter Krönung Bestätigung seiner Privilegien und
vorzüglich des Rheinzolles zuSelse zu; dem Herzog Albrecht aber ver-
sprach der Kaiser ein Jahr nach erfolgter Wahl WenzePs 10.000 Schock
Prager Groschen oder die Auslösung gewisser Schlosser und Gülten;
Wenzel aber nach erfolgter Krönung Bestätigung aller Freiheiten 9-
Es ist nun die Frage, ob die von K. Karl zu Gunsten der Erb-
lichkeit gebrachten Opfer an Reichsgut und Reichsrechten dem End-
zwecke entsprachen, ob das erreichte Ziel der Höhe des Kaufpreises
gleichkam? Man kann diese Frage von einem doppelten Standpunkte
aus betrachten, dem des Reiches respective des Kaiserthums und
dem böhmischen.
Von dem ersteren aus betrachtet, war die Wahl WenzeKs zum
römischen Könige, wenn sie wirklich erfolgte, der erste Schritt zur
Erblichkeit des Kaiserthrones, eine Rückkehr zu jenem politischen
Systeme, welches unter den sächsichen, fränkischen und schwäbi-
schen Kaisern gegolten hatte, und durch welches Deutschland gross
geworden war. Die Aufgebung der so eigenthümlichen Mischung von
Wahl- und Erbreich war wohl im XIII. Jahrhundert als das Palla-
dium der deutschen Freiheit angesehen worden, hatte aber von den
Tagen Otto\s IV. an Zwiespalt und Bürgerkrieg erzeugt Das Haus
Habsburg, welches dasselbe Princip verfocht, welches jetzt Karl IV.
aufstellte, war in dem Versuche erst Rudolfs Sohn, dann seinen Enkel
auf den deutschen Thron zu erheben, erlegen. Auch Ludwig der
Baier hatte daran gearbeitet, das deutsche Königthum bei seinem
Hause zu erhalten; er war in diesem Bestreben von dem Königthum
^
^) Die Urkunden, welche Weixtieker in Besag laf die Verbindnag K. Karr« «ad
K. Wenseia mit Nfirnberg und andern Reiehietädten aua dem Jahre 1367, 136a,
1370 unter der Rubrik Gewinnung der Reiehaatinde abdrucken liees, enthalten
nur dat gewöhnliche Versprechen eines Bundes auf Lebensseit oder der Vertheidi-
gung Wenzels als König Yon Böhmen fQr den Todesfall R. Karl*«. Anf desLetsterea
Wahl im J. 1376 haben sie keinen directen Beiug.
Wenzers von Luxemburg Wahl zum römitchen Könige. 1376. 659
Karl's IV. überrascht, von ihm überflügelt worden. Somit hatte Karl,
welcher nie vergass» dass sein Grossvater der erste romische Kaiser
seit 1260» der Wiederhersteller des Kaiserthums war, eine unver-
denkliche Praxis, eine alte Kaisergewohnheit für sich, welcher erst
seit dem Untergange der Staufen eine andere siegreich entgegen
getreten war. Gelang es ihm aber, eine neue Kaiserdynastie zu
schaffen, die fünfte Deutschlands, so war auch zu hoffen, dass dem
Zerfall des Reiches gesteuert, und durch die Einheit der Dynastie
die einigenden iMomente das Übergewicht über die trennenden und
auflösenden erhalten würde.
Vom böhmischen Standpunkte aus gestalteten sich die Sachen
voraussichtlich so, dass durch die Wahl Wenzel's zum romischen
Könige nicht nur die grossen deutschen Erwerbungen KarKs erhalten,
sondern auch vererbt werden konnten. Erst durch die Luxemburger,
d. h. durch eine nicht cechische Dynastie war Böhmen ein Gross-
staat geworden. Erst durch das von Otokar 11. verschmähte
deutsche Konigthum und Kaiserthum war der König von Böhmen
der erste Monarch der Christenheit geworden. Von einem wirklich
patriotischen und wahrhaft nationalen Standpunkte aus musste daher
alles aufgeboten werden, dass diese Stellung erhalten werde, was
eben nur möglich war, wenn das römische Konigthum sich vererbte.
Im letzteren Falle allein war die Aussiebt vorhanden, Schlesien,
dessen Fürsten sich noch immer von Gottes Gnaden schrieben, die
beiden Lausitze, Brandenburg, die baierischen Territorien zu be-
wahren und aus den zahlreichen Enclaven grössere Ländercomplexe
zu bilden. Es gehört wirklich ein nicht gewöhnlicher Grad von Ein-
genommenheit dazu, diese Stellung Böhmens zu verkennen und in
ihrer Aufgebung ein grosses nationales Werk zu erblicken. Nun
freilich, der Anschluss an Deutschland, die Erlangung des Kaiser-
thums hat Böhmen gross gemacht; aber die cechische Nation war
nicht fähig den grossen Gedanken Karl's zu verfolgen. Sie fürchtete
von ihrer eigenen politischen Grösse national erdrückt zu
werden und zog eben deshalb denHusitismus, diesen Typus nationaler
Beschranktheit, einer Stellung vor, die weise behauptet, klug ver-
mehrt, Böhmen die Suprematie in Europa verschaffen konnte. Es
gab vom politischen Standpunkte aus für Böhmen keine grössere
Thorheit, als nicht in den Bahnen K. Karl's fortzuwandeln. Leider
ist es dennoch geschehen und will man jetzt das cechische Volk
660 Höfler
glauben machen, wie weise es handelte, dass es den eigentlich
königlichen Gedanken einigen beschränkten nationalen Fuhrern zu
Liebe und von diesen verführt, aufgab.
Nachdem nun die Angelegenheit mit den Churfürsten so weit
gekommen war, dnss sie sich entschlossen, bei Lebzeiten Karl's zur
Wahl seines Sohnes zu schreiten, ging sie ihren (geordneten Weg.
Ende März 1376 trafen sie in Nürnberg zusammen und schlössen
sie ihre Vereinbarung, am 1. Juni (Pßngsten) in Frankfurt zur Wahl
zusammenzukommen. Nach alter Sitte zogen sie aber zuerst nach
Rense i). Hier fand jedoch die Wahl noch nicht statt, theils weil es
sich darum handelte, ob Ludwig von Meissen, Bischof von Bamberg,
wirklieh als Erzbischof von Mainz anzusehen sei und wählen könne,
theils weil die Erzbischofe von Trier und Coln im letzten Augen*
blicke noch „etwas stossig** mit dem Kaiser wurden. Diese Stösse
wurden aber durch neue Concessionen beigelegt und nun zogen die
Churfürsten mit dem Kaiser nach Frankfurt, das bereits Wenzel ab
Gewählten empfangen wollte, was jedoch der Herzog von Peigern (der
Pfalzgraf bei Rhein), welcher die Wahl gesetzlich leitete und alle ge-
))räuchliehen Formen beobachtete, nicht duldete. Dann fand am 10. Juni
1376 in der Pfarre zu Frankfurt die einstimmige Wahl Wenzel's in
Gegenwart des Kaisers statt, und das Reich, welches so lange Zeit nur
zwiespältige Wahlen gesehen hatte, genoss so durch KarKs Vorsorge
das seltene Schauspiel einer einstimmigen Königswahl, eine That-
Sache, deren grosse Bedeutung die Opfer wohl aufwog, welche sich
Karl hatte kosten lassen, die Stimmen der Churfürsten zu gewinnen.
Er selbst wusste am besten, was es heisse ein mit Zwiespalt erwählter
König zu sein, von Ludwig und Friedrich» von Adolf und Albrecht,
von Rudolf und Otokar, von Richard und Alfons, Heinrich Raspe und
K. WilheFm nicht zu reden.
Das sollte man denn doch wohl bedenken. Die goldene Bulle
hatte dadurch ihre Bekräftigung erhalten.
Auf die Wahl zu Frankfurt am 6. Juni folgte dann am 6. Juli
1376 Wenzel's Krönung zu Aachen.
Damit war dann die Sache nach den Grundgesetzen des deut-
schen Reiches und ohne dass von dieser Seite ein Widerspruch er-
folgt wäre, in Ordnung gebracht. K. Karl war sich jedoch nur zu sehr
0 1. Juni R. T. A, n. !>3, S. 61.
WenzePs von Luxemburg Wahl zum römischen König^e. 1376. DDl
l)ewusst, unter welchen Verhältnissen er selbst das romische Konig-
4hum erlangt, wie lange es gedauert^ bis er die Einheit desselben
wieder hergestellt, und mit welchen kaum zu bewältigenden Schwie-
rigkeiten er zu kämpfen hatte^ bis er neun Jahre nach der Capitula-
tion von Avignon und unter einem andern Pontißcate das Kaiserthum
erlangte. Der Streit in Deutschland um das Konigthum war freilich
beseitigt; wie denn aber, wenn der Papst den Gewählten nicht aner-
kannte, ihm die Kaiserkrönung verweigerte und Wenzel nach dem
Vorgange des eigenen Vaters Bedingungen setzte? Was konnte
Yater und Sohn Schlimmeres begegnen, als in dem Augenblicke, als
das Reich geeinigt war, ein kirchliches Zerwürfniss zu erfahren,
etwa die Ungiltigkeitserkläruug der Stimme des Erzbischofs von
Mainz, oder ein Beharren auf den Concessionen KarFs vom 22. April
1346, so weit dieses die veränderten Zeitumstände erlaubten?
Karl hatte die Absicht, selbst nach Avignon zu gehen und
durch mündliche Unterbandlungen P. Gregor XI. für seinen Lieb-
lingsplan zu gewinnen. Allein mehr wie je hielt ihn Ende März sein
gewohntes Leiden von der Reise ah, weshalb er seinen Caplan
Odolerius Rangonis nach Avignon sandte» dem Papste Kunde zu
geben von dem Beschlüsse des Churfürsten am 1. Juni die Wahl
Wenzefs vorzunehmen (Nürnberg, 30. März 1376). Aus der Ant-
wort des Papstes vom 4. Mai geht nun der merkwürdige Umstand
liervor, dass Karl die Angelegenheit schon früher bei dem römischen
Stuhle angebracht, dieser aber die Wahl WenzePs bei Lebzeiten
seines Vaters für so ungeeignet erachtet hatte, dass P. Gregor XL
deshalb einen eigenen Nuntius, den Bischof Thomas, an den Kaiser
sandte und ihm gewisse Bedingungen vorlegte. Nur mit Mühe hatte
P. Gregor dazu die Zustimmung der Cardinäle erlangt, Karl aber
den Nuntius mit der Erklärung zurückgesandt, dass er einige der
ihm vorgelegten Capitel annehme und insbesondere dem Verlangen,
mit seinem Sohne nach Avignon zu gehen und dort die von ihm an-
genommenen Bedingungen zu erfüllen, zu entsprechen gedenke. Dieses
sei aber nun nicht nur nicht geschehen, klagte jetzt der Papst, sondern
in dem kaiserlichen Schreiben, das der Caplan Odoleri dem Papste
überbrachte, von den bereits angenommenen Bedingungen Umgang
{genommen worden. Der Papst forderte den Kaiser auf, mit der Wahl-
handlung nicht voranzugehen, sondern im Sommer nach Avignon zu
JLommon: wenn es ihm aber aus Gesundheitsrücksichten nicht mög-
662 Höfler
lieh sei, seinen Sohn allein zu senden. Wenn daher unter diesen
Verhältnissen die Vornahme der Wahl schon Staunen errege, so sei
dieses noch mehr der Fall mit der angekündigten Vornahme der
Krönung; ohne dass der Gewählte rom Papste hestätigt, seine Wahl
bekrättigt sei, dürfe er nicht gekrönt werden, noch sein königliches
Amt verrichten. Karl möge vermeiden, dass nicht die ganze Sache als
fruchtlos sich darstelle, die Ankunft des Cardinais Rohert abwarten
und unterdessen Odibert von Salo (Propst von Piguans}, den der
Papst an ihn sende, anhören. Letzterem wurde dann noch am 18. Mai
der Bischof von Agen beigestellt, weil Cardinal Robert nicht nach
Deutschland kam, sondern plötzlich nach Italien abgehen musste. So
standen sich denn 1376 der Papst mit dem Cardinalscollegium and
der Kaiser mit dem Churf&rsten beinahe so schroff in ihren An-
schauungen gegenüber, als dieses 1346 der Fall gewesen. Der Ein*
fluss auf das deutsche Königthum, welchen das Königschisma den
Päpsten verliehen, und die Rechte, welche aus den damals gemachten
Concessionen geflossen waren, wurden festgehalten und geltend ge-
macht, wo es sich um eine einheitliche Wahl handelte. Andererseits
war aber Wenzel noch ein Knabe, und wenn der Papst ihn, den
schwierigen Verhältnissen der Gegenwart gegenüber, für antauglich
erachtete, konnte man wenig Triftiges gegen diese Ansicht einwenden.
Bei Lebzeiten KarFs den unmündigen Sohn zu wählen und damit
den Anfang zu einer gewissen Erblichkeit des Kaiserthrones zu
machen, widerstritt allen Traditionen des römischen Stuhles; ein
Clemens VI. hätte sich noch viel stärker dagegen ausgesprochen, als
P. Gregor XI., der Freund K. Karl's. Dieser aber hatte offenbar einen
fehlerhaften politischen Schritt gemacht, als er zuerst auf die Be*
dingungen des Papstes einging und dann plötzlich auf der Basis des
churfürstlichen Beschlusses vom 30. März davon Umgang nahm und
nur die goldene Bulle als Richtschnur ansah. Die Erwähnung der
Krankheit des Kaisers im Frühlinge 1376 darf übrigens vielleicht
als ein Fingerzeig gelten, warum die Churfürsten sich entschlossen»
Wahl und Krönung Wenzei*s nicht länger zu verschieben.
Die Gesinnungen des Papstes treten aus der Instruction für den
Nuntius Odibert unverhohlen hervor. Gregor erklärte sich, was
wohl zu bemerken ist, nicht gegen den Plan des Kaisers, sondern
verlangte nur, dass das Wahlgeschäft in der gehörigen und verab*
redeten Weise (per modosdebitos etconcorditerordinatos) zu Ende ge-
^
WenzePt von Luxemburg Wahl lum römischfin Könige. 1376. ()6S
fuhrt werde. Bereits seien in Arignon Anstalten zum würdigen
Empfange des Kaisers und des Königs» deren Ankunft, nach Karl»
Zusage vor der Wahl stattfinden sollte , getroffen worden. Die
Sache sei neu und unerhört, dass bei Lebzeiten des Kaisers sein
Sohn gewählt werde. Nur mit grosser Mühe habe der Papst die Zu»
Stimmung der Cardinäle gewinnen können und er mOsse daher den
Kaiser und den König bitten» Tor der Wahl nach Avignon zu kommen»
um die vom Kaiser angenommenen Bedingungen zu erfüllen. Bereits sei
es überall bekannt» dass der Kaiser kommen werde; es würde eben
desshalb den übelsten Eindruck machen, wenn er nicht komme. Ebenso
wäre es für Wenzel wünschenswerth» dass er käme, die Cardinäle
ihn sähen und er» wie man hoffen könne» eine grössere Verehrung
der Kirche mit sich nähme; dadurch würde sich ein unauflösliches
Band zwischen ihr und ihm bilden, welches ebenso zum öffentlichen
Nutzen dienen als dem königlichen Hause zum Vortheile und zur
Ehre gereichen würde. Zugleich habe der Papst sich mit dem Kaiser
wegen einer gesunden Reformation (bona reformatio) zu benehmen»
und da, wenn der Kaiser käme, viele Fürsten in Person nach Avignon
ziehen oder ihre Gesandten schicken würden» könnte um so leichter
Grosses unterhandelt werden. Der Kaiser möge bedenken, dass er
und sein Vater in ähnlicher aber ungleich minder wichtigen Sache
nach Avignon gekommen seien und mit welcher Zuneigung Papst und
Cardinäle in derselben vorangegangen seien.
Dem Gesandten war aufgetragen worden» nicht gleich das erste
Mal den Kaiser aufmerksam zu machen» dass der Gewählte, ehe er
nicht bestätigt worden war» sich nicht König nennen, noch gekrönt
werden» noch königliche Acte verrichten dürfe ; er möge deshalb auf
das Verfahren P. Johannes gegen K. Ludwig und auf Karfs eigenes
Benehmen hinweisen. Der gegenwärtige Papst könne es nicht mit
seiner Ehre in Einklang bringen» von diesen letzten Vorgängen gerade
zu Umgang zu nehmen; die Ordnung müsste gewahrt und das Ver-
sprechen gehalten werden.
Der Schatten des Jahres l<i46 reichte so in das Jahr 1376
hinein und die Folgen der Capitulation von Avignon <) kehrten sieb
gegen den» der sie in seiner Jugend abgeschlossen hatte.
0 Vgl. Höfler: Aul Ayignon. |. 1.
664 Höfler
In der Audienz, welche der Kaiser dem Nuntius ertheilte, stellte
dieser zuerst das Verlangen, Karl solle denPapst bitten, für den einen
Fall die Churfursten zu ermächtigen, Wenzel zu wählen, so dass
dieser nach dem Tode KarKs oder bei dessen Abdankung das Kaiser-
thum erlangen und sich krönen lassen könne.
Diesem Ansinnen widerstrebte aber der Kaiser geradezu ; darauf
einzugehen, heisse seine Ehre zu Grunde richten. Die Churfursten
wurden sich für verrathen glauben und den Kaiser als den Zerstörer
ihrer Rechte bezeichnen. Es wäre zu fürchten, dass, wenn sie davon
horten, sie ihm so viel Unruhe bereiteten , dass er sich vor ihnen gar
nicht vertheidigen konnte. Der Papst sei offenbar fiber die Ge-
sinnungen der deutschen Fürstenhäuser schlecht unterrichtet. Er
möge sich in Acht nehmen, dass das Kaiserthum nicht in die Hände
eines Feindes der Kirche falle. Wäre ich sicher, schloss der Kaiser
seine Auseinandersetzung, dass jene nicht meinem Hause feindlich
sind, so würde niemals einer von den Meinigen sich um das Kaiserthum
bewerben. Andererseits gestand aber Karl zu, dass Wenzel, sobald
er selbst zum Kaiserthum erhoben sei, feierlich verspreche, niemals
einen Sehritt zu thun, dass ein anderer V^erwandter oder Nichtver-
wandter bei seinen Lebzeiten oder auf seine Abdankung hin Kaiser
oder römischer König werde. Nicht minder dass Wenzel denselben
Eid leiste wie Kaiser Heinrich und er selbst gethan, er aber (Karl)
wolle die Eide leisten, welche sein eigener Vater 1346 geleistet hatte.
Hingegen verwarf er die Zumuthung vor WenzeVs Wahl nach Avignon
zu kommen. Jetzt seien die Churfursten einig , aber der mindeste
Aufschub könne die Sache für immer verhindern. Nurmit dergrössten
Anstrengung vermöge er sie im Gange zu erhalten. Er gebe Hand
und Wort, wenn der Papst die Sache abmache, nach Avignon za
kommen. Bereits habe er an den König von Frankreich wegen sicheren
Geleites geschrieben. Wolle aber der Papst in die Angelegenheit nicht
eingehen, so würde er noch an dem Thore von Avignon umkehren.
Auf das Anbringen, der Papst werde eine Generalverordnung erlassen,
dass künftig eine Königswahl nur stattzufinden habe, wenn der Thron
erledigt sei, dazu aber die päpstliche Erlaubniss erholt werden müsse.
antwortete der Kaiser unter Hinweisung auf die schwierigen Gesin-
nungen der Churfursten, er würde sie mit Geduld ertragen; die Frage
über KarKs Abdankung aber verschob der Nuntius auf die personliche
Zusammenkunft des Kaisers mit dem Papste.
W««nzer8 Yon Luxemlmr*;^ Wahl zum römischen Könige. 1376. DuO
Der Nuntius erreichte nun ferner Folgendes :
1. Dass der Wahl Vorgang bis zum 10. Juni verschoben wurde,
und unterdessen der Cardinal von Genf nach Deutschland kommen
sollte. Die Ankunft des letzteren wurde daher beschleunigt. Als aber
die königlichen Boten, die ihm entgegengeschickt wurden, nacbBa^el
kamen, trafen sie statt des Cardinais den Bischof von Agen.
2. Wenn nun der Nuntius darauf bestand, dass der Gewählte,
ehe er königliche Acte vornehme, oder auch nur sich des königlichen
Siegels bediene, die päpstliche Bestätigung erhalte, so entstand, als
der Kaiser das päpstliche Sehreiben vom 4. Mai den Churfürsten vor-
las, eine solche Aufregung über dieses ungebührliche, allen Rechten,
aller Geschichte entgegengesetzte Verlangen, dass der Nuntius von
dem Kaiser nur so viel erlangte, der Gewählte habe vor der Krönung
keine königliche Handlung zu verrichten und sich in keiner Weise
in die königliche Verwaltung einzumischen.
3. Die Krönung sollte statt Johanni um 14 Tage später statt-
finden und in der Zwischenzeit der Kaiser Gesandte zu dem Papste
schicken, die Bestätigung der Person und anderes Herkömmliche zu
erhalten. Länger aber als 14 Tage könne und werde der Kaiser die
Krönung nicht verschieben. Als aber die Churfürsten von diesem Be-
schlüsse hörten, wollten mehrere von ihnen die Wahlurkunden nicht
ausstellen und erklärten diesen Vorgang gegen die Freiheiten und
Rechte des Reiches gerichtet.
Päpstlicher Seits blieb nun der Bischof von Nimes in Frank-
furt, die noch zu leistenden Eide in Empfang zu nehmen. Der Propst
und der Bischof von Agen aber machten sich rasch auf den Weg
nach Avignon, aber unterwegs gefangen genommen, kamen sie erst
mit den Gesandten des Kaisers am 3. Juli in Avignon an. Sie waren
die Überbringer des ersten Krönungseides, diesmal vor Allem Wahl-
eides K. WenzePs. Der König versprach, wenn der Papst seine Wahl
bestätigen würde, alle Eide und Versprechungen Kaiser Heinrich 's,
seines Ahnherrn, und der übrigen erwählten römischen Könige zu
leisten. Er erklärte die Kaiseracten Ludwig des Baiern für nichtig.
Er leistete Verzicht darauf, Rom und andere Besitzungen der Kirche
zu besetzen oder dazu Hilfe zu gewähren oder in diesen ein Capitanat
oder ein anderes Amt zu übernehmen. Er versprach Rom am Krönungs-
tage zu verlassen und nur mit päpstlicher Erlaubniss nach den Län-
dern der Kirche zurückzukehren. 7. Wurden die Verfügungen Hein-
606 Höfler
rich*s und Ludwig'« ober Personen und die von diesen angenommenen
Personalverpflichtungen für nichtig erklärt. 8. Ehe er selbst nach
Italien gehe oder einen anderen zur Admiaistration hinsende , werde
er seine eigeneApprobation nach Kräften betreiben. 9. Wen er nach der
Lombardei oder nach Tuscien schicke, der solle schwören den Kirchen*
Staat zu vertheidigen. 10. Das alles wolle er getreu halten und des-
halb Procuratoren an den Papst senden zur Erfüllung dieser Eide.
sowie 8 Tage nach erhaltener Bestätigung alles ratificiren , was die
Procuratoren festgesetzt und dasselbe 8 Tage nach der Krönung als
Kaiser ratificiren. Wenzel schwor ferner nichts zu thun, was diesem
Eide entgegen sei (11.) und 12. Alles Geschworene zu erfülleu.
13. Alle wider den Willen des Papstes eingedrungenen Bischöfe, in
Deutschland wie im Kaiserreiche zu vertreiben. Endlich war 14.
noch der Kronungseid K. Heinrich's vom 6. Juli 1312 in Wenzel's
Eide aufgenommen. Formell betrachtet lautete somit dieser Eid
ganz und gar nicht anders, als Karl's avignonesische Capitulation.
P. Gregor, welcher des Kaisers Hilfe gegen die Florentiner bedurfte
und sich über sein Vorgehen gegen diese erfreute, bestand jedoch
nicht mehr darauf, dass vor der Königswahl die Reise des Kaisers
und des Königs geschehe, sondern sie möge im Hinblicke auf die
grossen Kosten, welche sie verursache und die Gefahr, welche
aus der Verzögerung hervorgehe, in Gottes Namen geschehen, wenn
nur Kaiser und König die gebührenden Eide leisteten und Urkunden
darüber ausstellten, und zweitens, wenn nur nach erfolgter Wahl zur
Krönung und Annahme des königlichen Siegels nicht geschritten
werde, ehe nicht die päpstliche Bestätigung des Gewählten erfolgt sei.
Im ersten war sogar P. Gregor, im Gegensatze zu dem was 1346
geschehen, bereit nachzugeben, bis auf die schriftliche Ablegung des
Eides. Auf dem zweiten bestand er aber unwiderruflich, erklarte
selbst, er werde Wenzel niemals bestätigen, im Gegentheile seiner Wahl
dann nach allen Kräften Widerstand leisten, den Aachenern verbieten
Wenzel zur Krönung aufzunehmen und die Churfursten mit Kirchen-
strafe bedrohen «). Es war nur der Wunsch ausgedruckt, dass vor
der Wahl der Kaiser und die deutschen Prälaten, namentlich die
Churfursten von Cöln und Trier, sich dem Papste zur Wiedererlangung
des Kirchenstaates verpflichten, Kaiser und König vor der Krönung,
*j Instruction an den Bischof von Agen. R. F. A. 8. 104.
Wensei*8 von Luxemburg Wahl lum römischen Könige. 1376. 667
nicht mehr vor der Wahl, sich zum Papste verfugen möchten. Das
aher erfolgte nicht. Der Eid Wenzel's war somit dem nachgehildet,
welchen Karl von Luxemburg aus am 19. Septemher 1346 schrift-
lich geleistet hatte. Dieser seihst aber beruhte, mit einziger Aus-
nahme einer durch den Umstand, dass Karl am 22. April 1 346 noch
nicht König war, gebotenen stylistischen Veränderung in Nr. 10, auf
der avignonesischen Capitulation. Hingegen fehlten die übrigen Ver-
pflichtungen, welche Karl damals auf sich genommen, fehlte der
folgenreiche Königsritt nach Avignon und was sich sonst Demuthi*
gendes an denselben angeschlossen hatte. Es fehlte die Vergebung
des deutschen Königthums, als wäre es ein Bisthum, aus der Hand
des Papstes, wie es Clemens VI. vorgenommen hatte. P. Gregor XI.
bestand darauf, dass in allem Zweifelhaften bei der Wahl Wenzefs
die Art^ wie mit Karl vorgegangen worden, als Norm diene. Sie
wurde so weit beobachtet, dass in der Eidesurkunde selbst von Hein-
rich VII. als ultimus imperator gesprochen war, weil er es 1346 ge-
wesen und so in dem Instrumente von 1346 zu lesen war. — Karl
hatte dem Bischof von Nimes gegenüber dieses Zugeständniss ge-
macht, allein es bezog sich nur auf die eine Urkunde der Capitulation
von Avignon und nicht auf die übrigen Verpflichtungen, welche da-
mals Karl in Betrefi* Frankreichs, Ungarns und Polens auf sich nahm ;
natürlicher Weise auch nicht auf diejenigen, welche einst das Haus
Ludwig des Baiern betroffen hatten. Der Papst hatte sich überzeugen
können, aber auch überzeugt, dass von einer Beeinflussung der römi-
schen Königswahl nicht mehr die Rede sein durfte ; dass jedes Streben
dieser Art einen Sturm des Unwillens bei den Churfursten hervorrufen
werde, welcher dem Papste selbst, nicht blos dem Kaiser sehr unge-
legen kam. Es handelte sich somit den Schein zu retten, und dahin
richteten sich nun die Bemühungen des Papstes und seiner Gesandten.
P. Gregor hatte nicht erreicht, was er wollte , Aufschub der
Wahl bis Kaiser und König von Avignon zurückkehrten, überhaupt
nicht, dass beide oder einer von ihnen nach Avignon komme; er
erreichte auch nicht, dass die Krönung in Aachen bis zum Ein-
treffen der päpstlichen Bestätigung verschoben wurde; das Schau-
spiel vom Jahre 1346 hatte sich dreissig Jahre später nicht erneuert,
obwohl jetzt nicht zu besorgen war, dass ein zweiter Wilhelm Occam
seine Lauge über „den Landboten der Geistlichen** ausschütte. Hin-
gegen verwarf der Papst die früheren kaiserlichen Schreiben vom
668 H 5 f 1 e r
April 1376, sowie das» welches der Propst Odolerius zu über-
bringen hatte und verlangte er ein neues Schreiben des Kaisers, in
welchem dieser den Papst bitte» ihm zur Wahl seines Sohnes zum
König der Romer, der dann zum Kaiser erhoben werden sollte, seine
Gnade, Gunst und Wohlgefallen erweisen zu wollen i). Karl
und Wenzel sollten ferner, ehe die papstliche Genehmigungsurkunde
auf dieses Schreiben öberreicht werde, dieselben Eide leisten, welche
Karl und sein Vater 1346 geleistet hatten, und zu welchem Zwecke
dem Bischof von Agen eine Copie derselben mitgegeben worden
war. Dazu hatten sich auch, wie wir gesehen haben, Kaiser und
König ohne Anstand entschlossen. Drittens sollte K. Wenzel acht
Tage nach erfolgter Wahl alle Eide erneuern , welche K. Karl und
K. Heinrich VII. den Päpsten und der römischen Kirche geleistet
hatten. Bekanntlich hatte es aber um den Sinn der Eide Heinrich *s
eine sehr lebhafte Controverse abgesetzt und Karl vergeblich sich
bemüht, die päpstliche Sentenz aus den Clementinen zu entfernen.
Viertens verlangte der Papst, König Wenzel solle, ehe er die könig-
liche Verwaltung übernehme oder gekrönt werde, entweder selbst
zu ihm kommen, oder seine Bevollmächtigten schicken und um Be-
stätigung der Approbation bitten, sowie um das, was herkömm-
lich sei, dass die gewählten römischen Könige darum bäten. Ehe
aber nicht die Bestätigung erfolgt sei, solle er weder die Krone
empfangen, noch sich der Administration unterziehen. Fünftens solle
Wenzel im Geheimen schwüren, bei seinen Lebzeiten weder einen
Verwandten, oder einen Nichtverwandten zum römischen Könige
wählen zu lassen, ausgenommen mit Erlaubniss, Zustimmung und
Wohlgefallen der Päpste. Wenn aber Jemand dieses unternähme»
sollte Wenzel es nach Kräften verhindern. Diese Verpflichtung galt
ausdrücklich unter der Voraussetzung, dass Wenzel zum Kaiserthume
erhoben sei und schloss ebenso ausdrücklich den Fall seiner Ab-
dankung in sich. Es war endlich dem Nuntius aufgetragen worden,
wenn der Kaiser mit dem verlangten Bittgesuche sich an ihn gewen-
det hätte, dann auch mit der Bekräftigungsbulle herauszurücken, die
zu diesem Ende mit dem Datum vom 7. Mai 1 376 versehen worden
war«). Der Papst bestand darauf, dass seine Gnade, Gunst und
Wohlgefallen angerufen würden. Ein kaiserliches Schreiben vom
') U^ graeiam, favorem et beneplacitum adhibere et prestare dig^emor.
») R. T. A. D. 74.
Wenzers von Luxemburg Wühl zum römischen Könige. 1376. 669
4. April, welches nach Weizsäcker's Behauptung später verfasst und
zurückdatirt worden ist, bittet nur um Wohlwollen und iiustimmung
benevolentiam et assensumi)» weshalb es mir schwer wird, der
Meinung zu huldigen, dass dieser Brief bereits zurückdatirt worden
sei, wenn er auch anders lautet, als der vom 30. März «), in welchem-
der Kaiser die festgestellte Wahl und die dann zu erfolgende Krönung
Wenzels anzeigt. Ich halte letzteres für echt und kann der Ansicht
nicht huldigen, dass, wenn es entstanden sein sollte, auf Aufforderung
der Nuntien, die auf gratia favor et heneplacitum zu bestehen hatten,
und wenn zweitens bestanden wurde, dass es vom 26. April oder noch
früher datirt werde, sein Inhalt nur auf benevolentia et assensus lauten
konnte. Der Unterschied zwischen dem Schreiben vom 30. März,
welches sehr dürr und trocken über die Beschlüsse der Churfürsten
ret'erirt und dem vom 4. April, welches, wie es selbst sich ausdrückt,
cordiiditer et multum humiliter gehalten ist, scheint mir vielmehr
darin zu liegen, dass Karl sich berufen fühlte, dem offenbar in Über^
einstimmung mit den Churfürsten am 30. März erlassenen Notißca-
tionsschreiben an den Papst ein confidentielles nachfolgen zu lassen.
Karl war am 30. März, wie die Nachschrift sagt, noch schwer
erkrankt; es war nur in der Natur der Dinge begründet, dass er»
sobald er sich wohler fühlte, ein herzliches Schreiben dem officiellen
nachsandte. Hingegen trägt ein vom 6. März datirtes, bereits von
Leibnitz in der mantissa II. 260, herausgegebenes Schreiben Karl*s,
in welchem heneplacitum in erster Reihe, dann assensus, gratia et
favor vorkommen und auf welches dann unter dem gleichfalls un-
echten Datum, 3. Mai, heneplacitum assensus favor et gratia ertheilt
werden, wohl den Stempel der Mache an sich. Beide sind auf Ver-
abredung verfasst. Dann freilich ward gesagt, dass die Wahl eigent-
lich nicht rechtlich vorgenommen werden könne, aber um des öfTent-
lichen Nutzens willen und um dem Blutvergiessen zuvorzukommen,
das sonst bei Wahlen zu geschehen pflege, wolle der Papst
heneplacitum assensum ac favorem et gratiam zur Wahl ertheilen,
ohne dass jedoch dadurch den Churfürsten ein Recht erwachse,
noch der römischen Kirche ein Nachtheil.
Damit war eigentlich erreicht, was beide Theile wollten. Wahl
und Krönung waren ohne Beeinträchtigung der Rechte der Chur-
*i) I. c. n. 73.
*) 1. c. n. 60.
670 Höfler.
fQrsten und der deutschen Nation erfolgt. Hiotendrein aber vereinigte
mau sich üBer eine Formel« welche den Papst befriedigt und trotz
hochtrabender Worte die Sache bei dem Alten Hess. Auch das weitere
Verlangen des Papstes, welchem Karl eidlich rersprach, es sollte
nicht noch einmal zur Wahl eines römischen Königs geschritten wer-
den (Tangermunde, 23. Sept 1377), konnte ohne Beeinträchtigung
der goldenen Bulle erfüllt werden. Die Angelegenheit selbst ver-
wickelte sich aber mit anderen. Die definitive Ruckkehr des römischen
Hofes von Avignon nach Rom war erfolgt, aber auch derselbe nun
der Willkur italienischer Grossen und Städte verfallen, weshalb
P. Grego.' wünschte, Karl möge mit dem Könige von Frankreich eine
Ordnung für Italien verabreden. Noch am 4. December 1 377 hatte
der Papst keine Kunde, dass alle diejenigen Eide, welche Karl 1346
geleistet hatte, und die andern, welche sich auf die Nichterneuerung
der römischen Königswahl bei Lebzeiten KarPs oder Wenzefs be-
zogen, geleistet worden waren, so wenig beeilte und überstürzte
man sich deutscher Seits. Im Februar 1 378 schreibt der Papst, er
werde zur Confirmation K. WenzeKs schreiten, sobald er dessen
Eidesbrief habe, den aber der päpstliche Nuntius nicht mitbringen
konnte, da Wenzel nicht (in Tangermünde) anwesend gewesen war.
Der Nuntius selbst hatte seine Ruckkehr nach Rom zufallig verspätet.
Es ist für die Sache bezeichnend, dass die Bestätigung der Wahl
unter P. Gregor XI. nicht mehr erfolgte. Erst trat seine Kranheit,
endlich am 27. März 1378 sein Tod dazwischen. Man musste ihm
nachsagen, er habe in seiner Vorliebe für K. Karl die Schwierig-
keiten, welche die Wahlsache bereitete, eher zu beseitigen als
zu vermehren gesucht, andererseits aber aus den vorhandenen that-
säclilielien Verhältnissen unter Ludwig und Karl bleibende Rechts-
verhältnisse zu schafTen sich bemüht. Als ihm am 18. April Urban VI.
nachfolgte, trat das gleiche Bestreben auf's Neue hervor, da die Car-
dinäle, festhaltend an der Thatsache, dass einst Karl mit seinem
Vater nach Avignon gekommen war, darauf bestehen konnten, dass
dieses wieder geschehe, aufs Neue der Vater mit dem Sohne am
römischen Hofe erscheine. Es war ferner sicher, dass die eigentlich
französische Partei unter den Cardinälen nicht nur die Rückkehr des
päpstlichen Hofes nach Avignon im Auge hatte und dafür angeblich
selbst P. Gregor bereits gewonnen war, sondern auch dass in ihrem
Schoosse der Plan reifte, K. Karl V. von Frankreich zum Papste,
Wenzers you Luxemburg Wahl zum römischen Könige. 1376. Dil
statt K. Karl aber Karl VI. vod Frankreich zum Kaiser zu machen.
Auch jetzt entschloss sich Wenzel nicht nach Rom zu gehen; wohl
aber dürfte, wie es üblich war, eine Gesandtschaft nach Rom ge-
gangen sein, den neuen Papst zu begrüssen. Von dessen Seite hatte
jedoch, wie er selbst am 29. Juli 1378 sich ausdrückte, die Be-
stätigung keinen Anstand <) ; nur von auswärts war ein Aufschub
veranlasst worden. Statt Einer Bestätigung erfolgte dann, Oct. 1378,
noch eine zweite, indem von Fondi aus Clemens VII., Robert Cardinal
von Genf, welcher 1376 von Avignon nach Frankfurt zu gehen be-
stimmt war, aber dann als Legat nach Italien zog, jetzt als schismati-
scher Papst Wenzel bestätigte. Dieser letzte Act unterliegt aber
schweren Bedenken, da nie und nimmermehr eine feierliche Gesandt-
0 Ausdrücklich sagt auch die Urbau VI. nicht holde vita Clementis Vü. bei Baluz,
V. P. A. 11, p. 491 : Urban, welchen der Biograph nur nach seinem Vornamen
Bartholoroeus nennt, habe Wenzel bestätigt, non petitus aut requisitus per eum, was
insofeme sein kann, dass nicht eine feierliche Gesandtschaft gerade deshalb nach
Rom ging. Es ist aber gar nicht wahrscheinlich, dass keine officielle Begrüssung
des neugewählten Papstes durch Kaiser und König stattfand und bei dieser Ge-
legenheit nicht die Bestätigung zur Sprache gekommen wäre. Es ist ferner auch
gar kein Grund vorhanden anzunehmen, wenn, wie aus Bsovius 1378, XIII mit
aller Sicherheit hervorgeht, andere Mächte die gewöhnlichen Begrfissungsgesandt-
Schäften absandten, dies gerade vom Kaiser und dem römischen Könige nicht ge-
schehen sein sollte. Übrigens ist es ganz falsch, was der Biograph meldet, dass Karl
sich deshalb Urban VI. zuwandte, weil dieser Wenzel bestätigte, sondern einfach
aus dem Grunde, weil die Cardinäle, zu welchen auch der nachmalige schismatische
Papst Clemens gehörte, Urhan's Wahl als rechtmässig verkündigt hatten. Wohl aber ist
es bezeichnend, dass WenzePs Bestätigung durch Urban VI. am 29. Juli erst er-
folgte, als, wie zwei Tage früher Marsiltus von Inghen an die Universität Heidel-
berg schrieb (Spondanus, Ann. ecciesiast. cont. I. p. 601) die in Anagni versammel-
ten 13 Cardinäle bereits an die bei Urban VI. in Tivoli befindlichen 4 italienischen
Cardinäle die Aufforderung hatten ergehen lassen, sich mit ihnen zu vereinigen.
Daher erklärt sich auch, warum die Bestätigung omissis solemnitatibns in talibus
observari consuetis (Baluz. 1. c.) und unter Entschuldigungen von Seite des Papstes,
dass sie nicht früher geschah, statt fand. Die Bestätigungsurkunde des Gegen-
papstes erklärt sich aber von selbst dadurch, dass er den Cardinal Wilhelm
von Agrifolio als seinen Legaten nach dem regnum Bohemiae ac Alamanniae ab-
sandte (Siehe Urkunde CXCVII bei Baluz. II, S. 84S). Es bedarf nur dieser Thatsache
um sich klar zu machen, warum der Tag nicht angegeben war. Ward der Legat
angenommen, so ward die Bulle vollständig ausgefertigt und überreicht. Ward sie
nicht angenommen, so blieb sie Entwurf. Der Ausdruck regnum Bohemiae et
Alamanniae weist übrigens auf zwei Dinge hin, 1. auf einen französischen Ver-
fasser der Bulle und 2. auf den bereits stattgehabten Tod Kaiser Karl's.
Sitzb. d. phiL-hist. CI. LX. Bd., IIL Hft. 44
672 il ü ri e r
schaf! bei Lebzeiten KarKs es wagen konnte, sich an den Gegen-
papst um Bestätigung Wenzels zu wenden und es sieber steht, dasis
letzterer über das V^orgehen der schismatischen Cardinäle auf das
Aeusserste erbost, nach dem Beispiele seines Vaters unverruckt an
Urban VI. festhielt. Die Urkunde P. Clemens VII. ohne Tages- und
Jahreszahl darf meiner Überzeugung nach nicht unter die ausgefer-
tigten und somit eigentlich historischen Documente gezählt werden.
Bei näherer Betrachtung stellt sich einfach heraus, dass Papst
Urban VI. den König Wenzel erst dann bestätigte <). als er selbst
von den abtrünnigen Cardinälen mit Absetzung be-
droht wurde. Seine Bestätigung verlor dadurch von selbst allen
Werth. P. Urban's Gegner, Clemens VII., der die Vorgänge im
Cardinalscollegium sehr wohl kannte, und selbst erst gewählt worden
war, weil der Plan, Karl V. von Frankreich zu wählen, nicht durch-
zubringen war, bestätigte gleichfalls den König, entweder nichts
davon wissend, dass ihn Urban schon bestätigt hatte, oder doch in der
trügerischen Hoffnung, Wenzel (wenn auch kaum den wenigstens
Oct. 1378 noch lebenden Karl) für sich zu gewinnen. Von dieser
Bestätigung war noch weniger zu halten.
Die Frage, um welche es sich jetzt noch handeln kann» be-
steht darin: wie unterschied sich die Wahl Karl's IV. von der
seines Sohnes? Die Antwort liegt zum Theile schon in dem Ge-
sagten. Die gemeinsame Grundlage bildete die Capitulation von
Avignon vom 22. April 1346. Jedoch fehlten die weiteren Verpflich-
tungen, welche Karl IV. in Übereinstimmung mit seinem Vater auf
sich nahm und die ihn in seiner ganzen königlichen Politik beengten.
Ein wesentlicher Unterschied bestand femer darin, dass Karl's Wahl
von P. Clemens betrieben, befordert, ja beinahe anbefohlen unter
der Drohung erlblgte, der Papst werde auf dem Wege der Provision
vorangehen, und doch nur eine schismatische war. Sie fand, wie der
Pfalzgraf bei Rhein dem Könige von Polen schrieb *) , nicht statt am
') Dadurch erkürt sich auch, dass nicht mehr auf seinem persönlichen Erscheinoi
bestanden wird, sondern jetzt sich eher der Papst entschnldigt, daas er Wenxel
nicht schon frfiher hestStigt hahe. Das war die erste Wirkung des Schismas, wel-
ches die Pipste von den Königen ihre Obedieni abhingig machte and das pipst-
liehe Staatensystem in seinen Fundamenten erschütterte.
*) Im Auszüge bei Korner ap. Eccard II, p. 1076. »Datae sunt per se ipsnm et P. Cle-
mentum Vf. et per Baldowinum Archiepiscopnm Trevirensem pecunia« innestima-
blies principibus electoribus.
WenzePs von Luxemburg;; Wahl zum römischen Könige. 1375. 673
rechten Orte, nicht zur rechten Zeit; es fehlte ihr die zur recht-
mässigen Wahl nothwendige Einherufung der Churt'ürsten durch
den Pfalzgrafen bei Rhein, wenn auch bei beiden die Handsalbe für
die Churfürsten eine zweite gemeinsame Unterlage bildeten. Eine
dritte könnte man darin finden, dass Karl wie Wenzel bei Lebzeiten
ihrer Vorgänger im Reiche zu Königen gewählt wurden. Allein diese
ist scheinbar. Bei Karl's Wahl gingen die W^ahlfürsten von dem
Satze aus, dass das Reich erledigt sei. Nicht sie setzten K. Ludwig
ab, sondern vacante imperio schritten sie zur Neuwahl. BeiWenzers
Wahl handelte es sich darum, bei Lebzeiten des rechtmässigen
Kaisers und mit Aussichtnahme seiner Abdankung oder seines Todes
ohne Schisma und ohne Umgehung einer Rechtsform einen römischen
König zu wählen, dadurch den übrigen Fürsten einen Riegel vorzu-
schieben, die Krone bei dem Hause Luxemburg zu erhalten und allen
Kriegen und neuen Streitigkeiten, welche bisher im Gefolge der
Königswahlen nach dem Tode eines Königs oder vacante imperio
statt gefunden hatten^ überhaupt vorzubeugen. Dieser Zweck wurde
auch erreicht, bis der Ehrgeiz eines Witteisbachers und eines
Nassauers vergass, dass die Wahlherren Wenzel für seine Lebens-
zeit gewählt und ihm gehuldigt hatten und Stürme heraufbeschwor,
deren erstes Opfer derjenige wurde, welcher im Jahre 1400 das
politische Schisma zum kirchlichen hinzufügte.
Wissen wir, in welcher Art und Weise sich Kaiser und Papst
benahmen, so ist es not h wendig, auch das Verfahren der Churfürsten
zu beleuchten. Sie hatten sich zögernd für die W^ahl erklärt, ihre
Unabhängigkeit behauptet; der Kaiser musste ihre Zustimmung er-
ringen und als er die Freiheit und Unabhängigkeit der Wahl nicht
eifrig genug vertheidigte, stand der ganze Wahlact in Gefahr rückgängig
zu werden. Mehr als der Kaiser, welcher sich dem Papste nachgiebig
erwies, gingen sie von der Überzeugung aus, dass die goldene Bulle
die einzige Richtschnur ihres Handelns sei. Auch die Vorbesprechung
zu Rense sicherte die Unabhängigkeit ihrer Wahl. Der Kaiser erklärte
den Frankfurtern am 3. Juni, Papst und Cardinäle hätten „iren guten
willen und vollbort (Consens) sovil und sie angehöret," zur Wahl
gegeben, was offenbar anticipirt war «); die Churfürsten aber machten
die Wahl bekannt, erklärten dass sie gehuldigt hätten und forderten
V) R. T. A., n. 44.
44*
674 Höfler. Wenzer« tob Luxeinbarg Wahl zum röm. Könige. 1376.
zur Huldigung auf<). In diesem Schreiben ist von dem Papste keine
Rede, sondern die Angelegenheit wird behandelt als das, was sie war,
eine Sache der deutschen Nation und der Churfürsten des Reiches. Den
Gelöbnissen der Churfürsten entsprechen die Versicherungen des Kai-
sers und Königs, den Churfürsten beizustehen und ihre Rechte zu schir-
men (12. Juni 1376). Jeder einzelne Churfürst übersandte sodann dem
Papste ein Schreiben über den Wahlvorgang, die Einstimmigkeit der
Wahl und das Verfahren nach Recht und Herkommen. Der Papst
wird aber nicht gebeten die Wahl zu bestätigen, sondern 1. Wenzel
Konig der Römer zu nennen, 2. denselben des Kaiserthums würdig
zu erachten, 3. ihm selbst dereinst die Kaiserkrone aufzusetzen
(10. Juni 137f))3). Sie hatten sich und ihren Rechten dadurch nichts
vergeben.
Was Wenzel betraf, dessen Schreiben natürlich von K. Karl
ausgingen, so nannte er sich in dem Instrumente über seine Eides-
leistung an den Nuntius Thomas von Amanati vom 16. Juni nur
electus«), nicht König der Römer, ging somit in die päpstlichen
Anschauungen und die Ausdrücke seines Vaters vom J. 1346 ein. Er
sandte den Bischof Ekhart von Worms, den Dechanten von Speier
Konrad von Geisenheim, später auch den Wissehrader Dechanten Kon-
rad von Wesel als seine Procuratorcn ab, den Eid der Treue für ihn
zu leisten und sprach dabei seinen Wunsch aus, sich der Wohl-
meinung des Papstes und des römischen Stuhles zu fügen ^), mit
einer Generalvollmacht, alles zu thun, was nothwendig sei, um die
kaiserliche Salbung zu erlangen. Hiebei nennt sich Wenzel reiRoma-
norum, verlangt und erbittet sich favorem et gratiam»), von einer
Bestätigung seiner Person durch den Papst ist aber in dem Instru-
mente keine Rede, wohl aber in den einschlägigen päpstlichen Schrei-
ben, die immer von der Bestätigungsangelegenheit reden. Von einer
Nichtausübung von königlichen Acten vor erfolgter päpstlicher Bestäti-
gung ist natürlich, je länger sie ausblieb, desto weniger die Sprache.
<) 1. c. n. 45, 46.
^) Theiner Cod. diplom. dominii temp. 8. Sedis II, p. 585.
'} 1. c. p. 587 in RoiDRoorum regem electus. Wie die M ark Ancona ausgelasaen wurde,
R. T. A., I, p. 136.
^) Beneplacitis coaptare. Piselc, 22. Sept. 1377.
^) in facto approbationis electionis. 37 A. I, p. 144, 147.
Verxeichniss der eingeg^angenen Drackichriften. 67 S
VEItZEICHNISS
DER EINGEGANGENEN DRUCKSCHRIFTEN.
(DECBMBBR 1868.)
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— end. St. Louis, 1868; 8«.
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für schweizerische Geschichte. XVL Band. Zürich 1868; 8^. —
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1867 & 1868; 8«.
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Hamelitz. VIII. Jahrgang, Nr. 40, 42, 43 & 44. Odessa, 1868; 4».
Harz-Verein für Geschichte und Alterthumskuude : Zeitschrift.
L Jahrgang, 1. & 2. Heft. Wernigerode; 8*».
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Helsingfors, Universität: Akademische Gelegenheitsschriften aus
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28. Programm zum Winckelmannsfest der archäolog. Gesell-
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In Order that Otiten maj uc ihia book, plea
relom il as sood ■■ pOMibl«, bul not later liun
llu date diMi
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