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Full text of "Sitzungsberichte / Philosophisch-historische Klasse"

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SITZUNGSBERICHTE 


DEK  KA1SKKIJC11£N 


AKADEMIE  DER  WISSEN  SCHAFTES . 


PHILOSOPHISCH- HISTORISCHE  CLASSE. 


NEUNUNDFUNPZIQSTER  BAND. 


WIEN 

AUS  DEB  K.  K.  HOF-  UND   8TAATSDKUCKEKEI 


IN    COMMI88ION  BEI  KARL  OBROLp  S   SOHIf,  BUCHHÄIII>r.eR  DRR   KAISKRMUIIRN  AKAliRMlE 

nRR  WI88KN8CHAKTR5. 


1868. 


SITZUNGSBERICHTE 


DKK 


PHILOSOPHISCH-HISTOKISCHEN  CLASSE 


DfiK  KAISKKLICHBN 


AKADEMIE  DER  WISSENSCHAFTEN. 


neunundfOnfziqster  band. 

Jahrgang  1868.  —  Heft  I  bis  IV. 

MIT  4  TAKELN  SCHRIP'TPROBErJ. 


'  .  •    •  •  :'..'.     •        «        .' 


WIEN. 

AUS  DSB  K.  K.  HOF-  UND  STAATSDUUCKEKEI. 

IR  COMMIIIIOII  •■!  KABL  OKKOLD'S  lOim,  •UCUKÄHDUCB  DBB  KAI8KRLICMBK  AKAVKUtK 

niB  WIIIBBICHAFTBII. 

1868. 


a5i.>o(/ 


» •  •  •  •    • 
•  •    •  • 


INHALT. 


StiU 

Sitzung  vom  22.  April  1868 3 

Sitzung  vom  29.  April  1868 4 

MuttafiOi  Darstellung  der  altmailSndischen  Mundart    n«eh    Bonresiu^s 

Schriften 5 

Reiffertt'heidy  Die  römischen  Bibliotheken.  6.  Die  vaticanische  Biblio- 
thek, b.  Bbiiotheca  Rej^inensis 41 

IVr^cnVAnw  der  eingegangenen  Druckschriften 143 

Sitzung  vom  13.  iMai  1868 149 

Sitzung  ?om  20.  Mai  1868 15u 

V,  ITarajan,  Bericht  über  die  ThStigkeit  der  historischen  Commission 
der  kaiserl.  Akademie  der  Wissenschaften  wahrend  des  akademi- 
schen YerwaltungsJHhres  18A7,  vorgetragen  in  der  Commissions- 
Sitxung  Tom  20.  Mai   1868  und  darnach  in  der  Classen-Sitzung 

desselben  Tages  durch  den  Berichterstatter  derselben     .....  151 

Stark,  Keltische  Forschungen 159 

BoUa,  Beitrag  zum  Studium  der  gallo-italisehen  Dialekte 239 

Pfizmaigr^  Geschichtliches  über  einige  Seeleuzustande  und  Leidenschaften  247 

VerzeichnUt  der  eingegangenen  Druckschriften 327 

Sitzung  vom  10.  Juni  1868 331 

Sitzungfvom  17.  Juni  i868 — 


II 

Seile 

Sifsun^  vom  24.  Juni  1868 332 

Gindely^  Auitug  aus  der  Abhaadluo^  j^Die  böhmischen  FinanzverhSIt- 

niste  Ton  1526—1618" 333 

Plorentinu^  Der  psychische  Moment  in  der  Sprachlaut-Verinderung:  •    .  339 

yerzeiehnii»  der  eing^egan^enen  Druckschriften 347 

Sitsung  vom  8.  Jali  1868 353 

Sitzung  Tom  22.  Juli  1868 354 

Schulte,  Her  Galllcum.  (Mit  4  Tafeln  Schriftproben.) 355 

Verzeiehniii  der  eingegangenen  Druckschriften 497 


« 


SITZUNGSBERICHTE 


DRR 


KAISERLICHEN  AKADEMIE  DER  WISSENSCHAFTEN. 


PHILOSOPHISCH-HISTORISCHE   CLASSE. 


LIX.  BAND.  I.  HRPT. 


JAHRGANG  1868  —  APRIL. 


To  iiiiiiiiiAioiiHkfricIit.  «i 


SITZUNG  VOM  22.  APRIL    1868. 


Der  Secretär  legt  vor: 

1.  Eine  Eingabe  des  historischen  Vereins  in  Steiermark,  in 
welcher  das  Ersuchen  gestellt  wird,  die  Classe  mochte  dem  genann- 
ten Verein  funf/j'g  Exemplare  der  historisch-topographischen  Terrain- 
karte überlassen; 

2.  eine  tur  die  Sitzungsberichte  bestimmte  Abhandlung  des 
c.  M.  Herrn  Prof.  A.  Hussafia:  „Darstellung  der  altmailändischen 
Mundart  nach  Bonvesin's  Schritten*': 

3.  eine  l'ör  das  historische  Archiv  bestimmte  Abhandlung  des 
c.  M.  Herrn  Dr.  B.  Dudfk:  »Preussen  in  Mähren  1742.  Nach  gleich- 
zeitigen Aufzeichnungen"; 

4.  eine  gleichfalls  für  das  historische  Archiv  bestimmte  Ab- 
handlung des  Herrn  Fr.  Kopetzky:  „Zur  Geschichte  und  Genea- 
logie der  Premyslidischen  Herzoge  von  Troppau**. 


Da»  w.  M.  Herr  Prof.  Dr.  J.  V^ahlen  hält  einen  Vortrag  über 
Francesco  Poggio,  in  welchem  er  die  Bedeutung  dieses  Gelehrten 
fGr  die  classischen  Studien  im  XV.  Jahrhundert  und  insbesondere 
seine  Verdienste  um  die  Wiederauffindung  alter  Autoren  darlegt  und 
schliesslich  den  Antrag  stellt,  die  kais.  Akademie  wolle  eine  von 
Herrn  Dr.  August  Wilmanns  unternommene  neue  Ausgabe  der 
Werke  Poggio's  unterstützen. 


4  i'niiiiuiMioiiRhericht. 


SITZUXC;  VOM   2H.  AIMUL   1868. 


Der  Secretsir  legt  vor: 

1.  Eine  Eingabe  des  Herrn  Di*.  Max  Letteris  in  Wien, 
worin  derselbe  um  eine  Subvention  zur  Herausgabe  eines  hebräischen 
Werkes:  „Sicaron  Bnsepher,  Memoiren,  ein  Beitrag  zur  Literatur- 
und  Culturgeschichte  im  19.  Jahrhundert,*'  ersucht; 

2.  ein  Schreiben  des  Herrn  Karl  Stadimavr,  Oberlehrers  zu 
Steinbach  am  Attersee,  in  welchem  derselbe  um  Erklärung  einer  auf 
einer  Bleiplatte  beßndlichen  Inschrift  ersucht; 

3.  ein  Dankschreiben  des  Herrn  B.  Czerwenka  in  Bamsau 
für  die  Monumentn  concUiorum  »acculi  "XV. 


Mussafia,  Darstellung  der  altmailändisvhen  Mundart  etc.  h 


Darstellung  der  altmailändischen  Mundart 
nach  Bonvesin's  Schriften. 

Von  dem  c.  M.   A.   Mussafia. 

Genaue  Darstellungen  der  Laut-  und  Formverhältnisse  einzelner 
Mundarten  thun  vor  allem  der  romanischen  Dialektologie  noth.  Aus 
derartigen  Monographien  wird  sich  dann  eine  vergleichende  Dar- 
stellung der  Mundarten  jedes  einzelnen  Gebietes  leicht  aufbauen 
können.  Besonderes  Gewicht  ist,  soweit  die  Spärlichkeit  der  vorhan- 
denen Mittel  es  gestattet,  auf  die  älteren  Denkmäler  zu  legen,  welche 
uns  werthvolle  Beiträge  zur  Kenntniss  der  geschichtlichen  Entwicke- 
lung  der  Mundarten  bieten.  Eine  der  bedeutendsten  Quellen  für  das 
Altnorditalienische ,  speciell  für  das  Altmailändische,  sind  die  Schrif- 
ten des  trefflichen  Franciscaners  Bonvesin  da  Biva,  die  uns  in 
sehr  befriedigender  Gestalt  überliefert  worden  sind.  Eine  sorgfältige 
Beschreibung  dieses  Idioms  kann  mit  Becht  als  die  beste  Grundlage 
für  den  Aufbau  einer  Grammatik  des  Altnorditalienischen  betrachtet 
werden;  und  eine  solche  zu  liefern  beabsichtige  ich  in  folgenden 
Blättern.  Ich  strebte  nach  Kürze  und  überging  daher  im  allgemeinen 
alle  Erscheinungen,  welche  die  Mundart  mit  der  allgemeinen  Schrift- 
sprache gemein  hat.  Die  Citate  beziehen  sich  auf  Bekker*s  Aus- 
gabe (Sitzungsberichte  der  Berliner  Academie  18S0  und  1851).  Die 
einzelnen,  nach  ihrer  Beihenfolge  in  der  Handschrift  geordneten, 
Stücke  sind  mit  Buchstaben  bezeichnet;  nach  folgender  Concordanz: 

Blätter  der  Hs.        Band  der  Sitzungsb.  BiStter  der  Hs.       Band  der  Sitzungsb. 


A  f-  9b  18S0,  322-334 
B  9'>_28*  1850,  438—464 
C  28*— 29*  1850.  379—380 


D  29'' -36»  1850,  380—390 
E  36*— 43*^  1851,  I32-I4»> 
F  43*»— 45*"  1851,  U2— 14« 


D  Mussiifia 

Blitter  der  Hs.         Band  der  Sitzungsb.  Blätter  der  Hu.        Band  der  Sitziin^ffb. 

G  46»— 50'   1851.       3-9        M  67*— 69^   1851,     94—  97 


H  50*- 55'   1851,       9—  16 


N  «9"— 73»   1851,     8o—  90 


I   65'— 57'   1851,     90—  94        0  73«^- 78»»   1851,  209-217 
L  57^—67'   1850,  478—491     |  P  79'- 80*»   1851,  217-220. 

Lautlehre. 

Yocale. 

A. 

1.  Betontes  a  bleibt  unverändert.  Greve  I  105  aus  gravis  wie 
in  der  Schriftssprache.  Bei  atanta  E  336  hatten  die  flexionsbetonten 
Formen  Einflüss  auf  die  Gestaltung  des  Stammvocals :  aus  teutare 
konnte  leicht  tantar  atantar  werden,  und  das  a  haftete  dann  auch 
unter  dem  Accente. 

2.  Unbetontes  a  wurde  zu  o  in  lomenti  D  295,  also  vor  m. 
M  35,  wo  Bekker  parente  druckt,  hat  die  Hs.  perente.  Es  ist  viel- 
leicht ein  Schreibfehler;  indessen  ist  die  Erscheinung,  dass  ar  vor 
dem  Accente  zu  er  wird,  auch  sonst  bekannt  i). 

3.  Der  Nexus  al  wird  gerne  zu  ol:  olta  C  7  neben  alto  C  6, 
oUro  B  3  68,  coldo  B  548  coldana  D  354,  cohao  E  207  colzando 
B  372  descohar  N  1^8,  solto  E  51  (molto  N  103;  boldo  B  25 
boldeza  D  364. 

4.  Der  Diphtong  au  wird  nicht  blos  zu  o,  sondern  auch  zu 
ol  s) :  oldir  I  1 ,  olzudho  B  657  neben  odire  C  1 ,  olcelli  6  88,  golzo 
D  270  (gaudium)  neben  godhio  D  223,  gölte  G  120  {gota,  gavita 
gau'ta).  Dazu  olcir  §.  29. 

4*.  Ai  wird  zu  e  in  pleo  I  131  (pla[c]Uum);  auch  das  Suffix 
'ärius  wird  in  der  Regel  zu  er  (aus  air) :  nodher  A  467,  primer- 
ana.  Vgl.  auch  §§.  100  und  101. 

5.  A  tritt  an  die  Stelle  anderer  Vocale  in  anlautender  unbe- 
tonter Sylbe:  daner  B  305  neben  dinalri  B  162,  march  B  271, 
piatosa  B  350,  sarrar  B  813. 

6.  Sehr  begünstigt  wird  dieser  Vocal  im  Auslaute  von  Indecli- 
nabilien;  nicht  blos  in  fora  B  88,  oltra  B  262,  unca  B  328,  wo  das 

1)  'or-o  im  Futurum  der  1.  Corgufiration   wird  zu  erb;  Margherita,  Cateriita,  tazte^ 

ritto,  gherofano,  BaldaMteroni. 
*)   D.  h.   au  zu  <f/  wie  aldace^    aldfre,  Laldoinine.    und  secuiidüre.^  aL  eben   so  wie 

primäres,   zu   oi. 


Darstellunf^  der  altmailindischeu  Mundnrt  nach  Bonvetin*«  Schriften.  T 

Lateinische  das  Vorbild  gab,  sondern  auch  in  donca  B  271  adojica 
B  328,  insema  B  484  (iu-simulj^  imperpetua  B  961,  sema  A  77, 
(semel),  volontera  B  170  vontera  A  286,  und  in  dem  adverbiell  ge- 
brauchten Nomen  mestera  B  169.  Auch  omia  A  95  ist  zu  bemerken. 

E. 

7.  Betontes  B  wird  zu  t  in  candira  B  679,  »ira  B  525 ,  venin 
G  72.  Auch  aus  nee  wird  ni  B  529. 

8.  Betontes  i  wird  nicht  zu  i>,  sondern  bleibt  e:  aleo  A  262 
(laehis),  ten  A  35,  ven  A  1 35.  Eben  so  widersteht  es  der  Verän- 
derung zu  i  vor  Vocalen:  deo  B  148,  eo  B  465,  meo  I  19  neben 
mia  1  1 5. 

9.  Betontes  e  wird  gerne  zu  t,  wenn  die  folgende  Sylbe  ein  t 
enthält,  eine  Erscheinung,  welche  in  der  Declination  und  Conjugation 
am  deutlichsten  zu  Tage  tritt,  §§.  83,  96,  99,  102,  110,  114,  115. 

10.  Manches  unbetonte  e,  welches  in  der  Schriftsprache  zu  i 
wird,  bleibt  unverändert.  Langes  e  in  den  Präfixen  de-:  defende 
B  68,  defeetava  B  447,  demanda  B  710,  aer:  segura  B  444.  Kurzes 
e  im  Präfixe  r<f-;  reeeveran  B  158,  repentio  B  528,  reposao  B538, 
reprendeva  B  528,  reoelao  B  403,  (in  romasi  E  39  wird  ^  zu  o 
wegen  des  folgenden  m),  dann  in  myor  B  207.  Positions-«  in  preson 
B  87,  segnor  B  446. 

11.  Weit  seltener  wird  unbetontes  ^  zu  t,  wo  die  Schrift- 
spräche  bei  e  bleibt :  Grigol  B  546,  rezitai  D  67  i),  spicialmente 
B  247  neben  spee.  B  274. 

12.  Unbetontes  ^  fallt  weg  in  adoHro  B  14,  desedrar  D  381, 
invedrisea  B  94  (in-veter-)  ^  meltrix  L  280,  (meretrieem)^  re- 
cavrao  A  82,  gidradha  G  65,  (as-siderata).  Es  verharrt  dagegen 
in  agpere  D  370 ,  wird  eingeschoben  in  pegero  F  50. 

13.  Im  Auslaute  findet  sich  ursprüngliches  e  im  Plurale  der 
Feminina  der  lU.  Declination,  §.  85,  in  manchen  Verbalformen, 
§.  94,  dann  in  anze  E  149  denanze  D  8  inanze  B  42;  auch  in 
inverse  E  62. 

14.  Dieser  besonders  begünstigte  Vocal  vertritt  sehr  oft  f, 
§.  15  — 18  und  20;  dann  unbetontes  o,  g.  28;  unbetontes  n,  §.  33. 


*)  V|;l.  übrigen«  it.  gitto  neben  tfetto^  wo  e  selbst  unter  dem  Acceiile  xu  i  wird. 


O  Mussafiti 


I. 


15.  Betontes  I  wird  zu  e  auch  dort,  wo  die  Schriltsprache  t 
bewahrt.  Zunächst  im  Suffixe  ~ili~:  conHejo  B  252,  fameja  B  427, 
meraveja  B  637,  dann  in  desedra  E  306  (dfsiderat),  meser  V  31 
neben  misero  A  13,  pegero  F  50;  man  bemerke  auch  edro  N  208 
(iterj.  Dagegen  bleibt  t  in  liga. 

16.  Eben  so  oft  wird  betontes  Positions-/  zu  e:  atenze  N  46, 
comefiza  E  331,  endego  G  13,  in  ferner  B  251,  lengna  B  22,  lenze 
N  141  (Imgere),  prthicepo  A  37,  seneslrn  D  57,  vence  E  39, 
Suffix  -igntis:  benegno  B  548,  malegno  A  157,  und  fremdes 
Suffix  -iiig-:  losenghe  L  296,  solenga  A  12.  Dagegen  bleibt  t  in 
magistro  L  484,  vinge  N  93  fviginti).  In  infinni  B  246  neben 
ferma  E  6,  virgeni  E  HO  neben  vergene  B  56  mag  das  folgende  t 
eingewirkt  haben. 

17.  Unbetontes  i  zeigt  gleiche  Neigung  zu  e.  Vor  Allem  in  der 
vorletzten  Sylbe  von  Proparoxytonis :  Suffixe  -ic-;  dornenega  B  52, 
incarego  D  262,  salvadeghe  B  634,  tonega  B  553;  -in-:  femena 
B  370  neben  femna  0  94,  orden  B  683,  vergene  B  56  neben  ü^r- 
jfiw^  A  2;  -i7-;  fragel  I  122,  nobel  L  4,  mirnbele  B  159  neben 
terribile  D  23 ;  überdies  gomedhe  N  28  (cnbittis)*  lagreme  L  223, 
lemosene  B  39  neben  lemosina  B  99,  po/^o?  N  170  (pollicem)* 
prestedho  B  130.  Bei  fragili  D  140,  mirabili  C  3,  previdhi  P  40, 
(doch  in  demselben  Verse  auch  prevedhi)  mag  das  t  des  Auslautes 
das  vorangehende  gesehGtzt  haben.  Übrigens  bleibt  /  auch  in  an- 
deren Wortern:  anima  E  1,  asino  0  102,  domino  B  300,  imagine 
P  65  und  in  der  Hegel  im  Superlativsuffixe  -issimo;  nur  F  73  no- 
vissemo  und  E  89  bellisseme  (nach  der  Hs. ;  Bekker  druckte  -issime). 

18.  Vor  dem  Accent  wird  i  zm  e  nicht  blos  in  Ableitungen  von 
Wörtern,  die  schon  in  den  §§.  15  und  17  ei'wähnt  wurden:  dese- 
draran^  D  114,  lagremando  B  383,  meravejoso  B  143,  medegao 
B  509,  sondern  auch  in  zahlreichen  anderen :  amenuir  A  358,  de^ 
xedhar  H  128,  (de^excHare),  matremonio  B  63,  menestra  B  607, 
menor  D  157,  semejante  D  209,  senestra  D  57,  getemana  L  205, 
temorezo  B  27,  vesende  A  28,  SuHixe  -imentum^  -iior  aus  Verben 
der  lil.  lat.  Conjugation:  inteiidemento  B  235,  planzemenio  1)  270, 
rezemento  L475,  defendetrix  L  371:  das  Suffix  -Hat-  wird  zu 
-edha  (neben  der  weniger  assimilierten  iiade),  §.  132. 


Darstellung  der  altniaiUiidischen  Mundart  nach  Bonvesiu'a  Sclirinen.  0 

19.  Verbleiben  von  i  und  Posltions-t,  wo  die  Schriftsprache  e 
hat.  bemerkt  man  erstens  in  Ableitungen  von  Wörtern,  die  schon 
^§.  15  und  16  erwähnt  wurden:  ligndha  B  140,  amagistrameuto 
E  2G1  magUtrar  E  289,  vingena  N  81,  infirmitä  D  234,  dann  in: 
ininügo  B  614,  hospital  B  268  neben  hospedhai  B  246,  signao 
N  18,  Präfix  in-:  impir  E  174,  inflai  D  175,  intrar  B  62. 

20.  Weit  seltener  ist  unbetontes  i  zu  e*  Prlifix  dis-:  dexasiao 
B  10,  dexdenioso  B  14,  descaro  B  138,  descavedhao  B  610;  de^ 
seoa  L  419  (neben  diseva  L  108j,  benedexir  D  331,  benedejcon 
B  292  (neben  benedisem  D  38S),  fedhusia  B  326,  premitie  B  55 
premerana  B  77  neben  primer  A  1 1 1,  vesin  B  197. 

21.  /  entwickelt  sich  manchmal  aus  Consonanten:  aus  c  in 
deleiti  E  100,  fruüe  E  104  (vgl.  auch  ct=g  §.  60);  aus  g  in 
cuintar  J  1,  reeuinta  B  393,  cuinteza  F  137,  (it.  contare  racconla 
contezza  aus  cogn'tare)  neben  cuntao  B  8}}2  <) ;  aus  i  in  repairava 
B  657,  repairi  A  131. 

22.  Versetzt  erscheint  t  in  dinairi  B 1 62,  mainere  N  59,  /i£iira 
0  51  (paria^  it.  pnjd),  dann  auch  p/i/ro  als  Adjectiv;  endlich  bei 
Verbalformen,  §.  108. 

23.  Ausfall  von  i  findet  statt :  am  häufigsten  nach  dem  Aceente 
bei  Proparoxytonen :  dexme  B  55,  femnu  0  94,  lemosne  B  98,  me- 
deume  B  123.  Sterin  P  13,  Suffix  -bil-:  sfavre  B  27  und  fast  immer 
eure,  §.  132.  Vor  dem  Aceente  in  resustao  B  356  neben  resuscitao 
B  869. 

24.  Dagegen  verbleibt  i  bei  Ableitungen  mit  dem  Suffixe  -Has 
nach-/,  wo  die  Schriftsprache  dasselbe  ausstösst:  so  crudelitä  D  233, 
humilitae  J  61.  Dagegen  utiltä  6  77  (neben  utilitae  B  282). 

25.  Eingeschoben  ist  i  in  abondia  E  116  abundiava  B  667 
abondievremente  B  179,   aleinar  N  148,  maitin  G  187,  scurio 


1)  Es  kommt  überdies  vor:  euinta  B  126  euinter  0  64  und  cuintoroto  N  23  io 
der  Bedeatanff  „Sorge,  besorgt^.  Wohl  wie  prov.  coeha  hus  eoquere  coeU 
(Et  Wb.  I,  133);  das  n  ist  eingeschoben,  worin  auch  die  aus  cognitare  entsprin- 
genden Wörter  eingewirkt  haben  mögen.  Umgekehrt  findet  man  in  der  Bs.  cuito 
euUar  M  51  für  cuinto  cuintar  (wie  Bekiter  emendierle)  „ich  erzahle,  erxihlen*. 
Eine»  Schreibfehler  anzunehmen,  geht  nicht  an,  da  die  nimliche  Form  auch  in 
anderen  Denkmälern  norditalienischer  Mundarten  vorkommt  (siehe  meine  Mon. 
ant.  s.  V.  cttitar):  nberdies  ist  eine  ganz  analoge  Ausstossung  des  n  in  aloitani 
K\  61  {tony'tanutj  wahrzunehmeu. 


10  Masaafiii 

E  29  scuria  D  221.  itralnudhi  N  69.  superIni  als  Plural  von  su- 
perbio  D  379  i).  In  incoatro  H  191  enthält  sich  dagegen  die  Hund- 
art der  in  der  Schrittsprache  üblicheu  Einschiebung  des  t. 

/  aus  betontem  e^  §§.  7,  9;  aus  unbetontem,  §.  11;  aus 
unbet.  ti»  §.  33. 

O. 

26.  Betontes  ö  neigt  sich  zu  u;  vor  allem  im  Suffix  ^oaus: 
besogniusi  B  HO,  necessitusi  B  176,  reliusi  B  191»  spagurusi 
C  30,  vermenuai  B  257  neben  necessiioso  B  181 ,  ghrioso  B  183, 
voluntaoso  B  184;  dann  in  ascusi  C  29,  cum  A  40  (quomodo), 
pluran  B  375. 

27.  Betontes  o  bleibt  unverändert,  wird  also  nicht  zu  uo.  In 
longo  B  468  widersteht  das  Positions-o  der  Veränderung  zu  u. 

28.  Unbetontes  o  wird  zu  u :  gugar  E  205,  pustema  B  258  ; 
zu  e:  reonda  B  681,  seror  D  334. 

29.  0  wird  zu  ol  in  o/^'r  B  705,  d.  h.  ci  =  au  =  oU  §.  4. 

30.  Unbetontes  o  fällt  weg  in  dexnor  J  25.  verharrt  dagegen 
in  Uvore  B  295. 

Vor  m  statt  unbetontem  a,  §.  2;  statt  unbet.  «,  §.  10. 

U. 

31.  C^wird  zu  o  auch  in  Fällen,  wo  die  Schriftssprache  u  bewahrt. 
Betontes :  dobio  A  242,  doe  B  337,  nomero  B  355,  soa  B  437,  toe 
J  12.  Unbetontes:  simolaior  B  21,  mansoeta  6  54,  soperbia  A  122. 
Ebenso  Positions-o;  adoltro  B  Uffolmen  0  120,  ponze  6  139  com- 
pofigio  B  385,  conzonzer  D  30;  in  unbetonter  Sylbe:  polzella  I  4*). 

32.  Nicht  selten  Gndet  sich  dagegen  ti,  wo  die  Schriftsprache 
o  vorzieht.  In  betonter  Sylbe :  multi  C  22  neben  malte  C  22  ,  putli 
M  67,  rusai  6  72  neben  ro^^o  6  76,  vulti  E  338.  In  unbeton- 
ter Sylbe:  miraculo  B  441,  tribulao  B  11;  abundaniia  A  474 
abundiava  B  667,   conf'undenie    I   36,    dulcissimo   I    19    (aber 


*)  H  179  donea  teo  tolio  dra  roba  per  quet  no  aont  eo  fhtra  oder  wie  mir  die  Hand- 
schrift za  haben  «eheiiit  fuira.  Die  Bedeutung  kann  nur  .diebisch**  sein,  vgl.  D  215. 
Ich  deute  das  W^ort  aus  fur^  erweitert  zu  furiut.  Ist  damit  antma  fuja  bei  Dante 
nicht  zu  Tergleichen?  G  74  wusste  ich  nicht  zu  entscheiden,  ob  pervertio  mit  ein- 
geschobenem I  o<ler  pervertio  zu  betonen  sei. 

*)  Hieher  gehört  auch  formento  B  612,  wo  das  u  ursprün^iich  lang  war  (frutnentum), 
dureh  die  Metathese  aber  in  die  Position  trat 


DiirsteUuiii^  der  Rltmailaoilischeu  Mundart  nach  Bonvesiir«  Schriften.  1  1 

dolce  l  7),  multipUca  B  1 43,  mtijer  B  67,  sepuUure  C  39,  siispiri 
l  40,  sustentamento  B  1 28,  voluntä  B  1 87. 

33.  Unbetontes  u  wird  zu  t  in  pisor  B  169  (j=spiisar  aus 
plu8,)^  lüsinioli  6  87,  zu  ^  in  volentae  E  260  und  Präfix  sub^i 
setili  D  37S  assetüia  N  184,  secorre  A  452. 

{Jaus  unbetontem  o,  §.  28. 


CousonantcD. 

Liquiden. 

34.  L  wird  sehr  häufig  zu  r;  are  H  94  neben  aleE  101,  a/iti- 
rtrao  A  4'i9 ,  baira  B  760  (balia)*  consaranze  B  60  neben  (/<f«- 
cofisolanze  E  204,  cortelo  N  194,  cor«^  {colFgereJ,  dore  M  85, 
feronia  A  44,  gameri  N  52  (camelli)^  gora  E  154  gorardo  B  14 
neben  ^oto  E  291,  gremoradha  0  305,  invorando  H  63,  marament 
E  251  i)  maratia  0  182  marütoso  A  182  neben  uta/  L  459, 
ortoran  B  475,  pdscoro  0  102;  parese  D  74,  piatore  B  41,  perigori 
A  476,  r^^ora  B  62  iuregoroso  F  95,  «^//oro  N  186,  ^aror^  E  205, 
^or^  M  88  neben  ^o//^  A  7,  rar^  H  93,  v/ora  B  347,  vor^  E  386 
vor  B  189  neben  vol  B  181,  Suffix  ~bil:  stavre  B  27,  caritevre 
B  365,  meravejevre  B  366,  plasevre  B  367,  retornevre  B  368, 
flevereza  D  350  und  in  der  Verbindung  des  Artikels  mit  der  Prä- 
position ifo ;  dro  dra  dri  dre,  §.  79. 

36.  Auslautendes  /lallt  weg  in  ce  B  228,  ma  F  104«),  dann 
in  mirabe  B  159  mirabi  C  36,  nobe  B  769,  /e^Al  D  334  (=^fedU 
fedüi  fedeli).  Inlautendes  im  Plural  von  Nomina  auf  -al  -oli 
hospedai  B  246,  moriai  L  89,  li  quai  B  248,  broi^  108,  vermesoi 
D  93. 

36.  L  nach  einer  Muta  oder  Spirans  verharrt  in  der  Regel : 

BL:  blastemai  D  75  neben  biama  N  77,  blanco  B  214. 

FL :  plaghe  B  258  implagao  I  20,  planze  D  3,  plaque  B  626, 
implegar  B  204,  plen  B  4öO,  plu  B  247,  exemplo  B  23. 

FL:  flevereza  D  350,  iw/?rti  D  175. 

CL:  clurilae  L  9. 


0   Bekker  liest  tnatatneni. 

')   Audi  in  c«|fia  N  181,  wenn  man  cuyinl  N  66  herät'k»ichtigl. 


12  Muttsafiü 

Ausfall  voii  L  durch  eingeschobenes  i  und  Verschmelzung  des 
letzteren  mit  einem  folgenden  t  bemerkt  man  in  afßzimento  0  168 
(offlig>),  pisor  B  169. 

37.  Die  Formel  CL  wird  sehr  häufig  durch  g  wiedergegeben  : 
aparegiae  B  433,  agina  6  60  degina  M  123  ingina  E  263  neben 
aclina  A  206,  cugial  N  66  {cochlearj,  covergiar  D  110,  gia- 
mando  B  524,  gesia  B  35,  geregao  L  478  (clericatus),  magia 
B  95,  masgi  0  128,  mesgiada  L  300,  ogio  I  93  ogl  B  523,  orege 
E  154,  sgiopar  D  159  {schioppare  aus  scloppus  stloppus^,  soper- 
giar  D  286  sopergio  A  4,  vermegia  6  63  *).  Eben  so  GL:  giadio 
D  204,  ^la^a  E  140,  ve^tar  B  113. 

38.  Nicht  nur  dass  U  wie  so  eben  bemerkt,  dem  Eindringen 
eines  i  widersteht,  nimmt  es  vielmehr  die  Stelle  eines  lateinischen 
t  ein.  Zuerst  in  Verbalformen,  §.  108,  dann  auch  in  stracamblai 
C  35.  Bemerkenswerth  ist  clera  N  1 11,  it.  cera  aus  cara, 

39.  LS  wird  zu  ss  in  vasse  vosse^  sigmatische  Perfecta  von 
valeref  vol-ere, 

40.  £J  wird  gewöhnlich  zu  j:  Suffix  -i«-  (§.  15)  fijo  B  226, 
meß  B  298,  major  B  18,  mujer  B  413,  vojo  B  132  voja  B  17. 
Bei  vorangehendem  unbetonten  i  kann  J  wegfallen:  fioli  B  59.  Aller- 
dings kommt  auch  li  vor:  lilio  L  7,  travalie  B  70;  es  ist  aber 
sehr  wahrscheinlich ,  dass  damit  wieder  nur  die  Aussprache  j  ge- 
meint sei.  Man  vergleiche  wenigstens  batalia  E  42  und  bataja 
A  428,  dolia  und  doja  D  250,  orgoliusi  D  248  und  orgojoso  B  14. 

41.  JB  wird  zu  /;  cugial  N  66,  Grigol  B  546,  meltria:  D  214. 

42.  R  wird  versetzt:  1.  von  einer  Muta  zur  anderen:  inirego 
L  220  intregamente  B  79  (neben  interra  L  7),  prea  A  300  pree 
C  23;  2.  von  einer  Spirans  sich  entfernend:  formento  B  602. 

43.  R  wird  eingeschoben  in  senavre  0  293,  soentre  B  98, 
suavre  0  300. 

44.  MN  wird  zu  n,  gn  oder  ni  geschrieben :  dagno  I  93  con-* 
dagnai  B  108,  coionia  L  76  (columna).  In  o/w/a  A  95,  omCfhomo] 
C  45  ist  ;i  ausgefallen;  oder  ist  auch  hier  mi  -=-  n  anzusehen?  Omni- 
poenie  B  446  ist  vielleicht  nur  Reminiscenz  an  lateinische  Orthographie. 

45.  Auslautendes  n  in  der  Präposition  in  wird  zu  m.  wenn  das 
folgende  Wort  mit  Labialis  anhebt:  im  parese  D  98,  im  pnx  B  47. 


*)   Man  bemerke  auch  tgiera  L  12  (svhieraj^  »ijhomo  0  260  (scfiipammoj. 


Diiratellanf^  der  iltmailündMchea  Mundart  nach  Bonvesin^a  Schriften.  |  3 

46.  JVwird  zu  r,  wohl  durch  Vermittlung  von  L  in  arma  B  52 
(anima). 

47.  Verbleibt  vor  s:  momtrava  B  623,  offension  I  100  neben 
offession  A  24»  apensai  B  5  f  2. 

48.  Wird  eingeschoben:  insir  A  175  enxiva  B  334,  ingual- 
metiie  C  25,  on  B  5  (mit). 

49.  Fällt  ab  in  covertisce  B  604,  eoveniva  B  815  neben  con- 
ven  B  703. 

50.  NI  zeigt  sich  unverändert  in  venia  B  859  und  anderen 
Verbalformen,  §.  108;  sehr  wahrscheinlich  aber  ist  dies  nur  etymo- 
logisierende Schreibung  für  den  Laut  n.  In  derThat  findet  man  dej;- 
fiemoso  B  1 5  neben  desdegnoso^  besoniusi  B  1 1 6  neben  besogniusi 
B  I  l(i,  tammanie  D  159  und  tammagna  B  342,  endlich  das  §.  44 
erwähnte  colonia^  worunter  nur  colona  gemeint  sein  kann. 

Dentalen. 

51.  Sowohl  primäres  als  secundäres  d  wird  sehr  oft  dh  ge- 
schrieben. 

52.  D  verhärtet  sich  zu  t  in  oubito  B  21  (cupidtis);  wird  zu 
z:  vezudlia  B  344  neben  vedher  E  173;  vgl.  §.  109. 

53.  D  tritt  paragogisch  zur  Conjunction  ge  hinzu:  sed  J  119. 

54.  Fällt  weg  zwischen  Vocalen  :  worbio  E  238,  morbieza 
E  66,  pei  D  43,  quaerno  D  115,  roeran  D  216,  traitor  D  161; 
drueza  E  1 14,  gtiierdo/iao  F  92. 

55.  Z)'C  wird  zu  g:  mn/igiar,  8vengianza  A  188. 

56.  Dl  mit  folgendem  Vocale  wird  zu  z:  vergonzoao  B  27^  vgl. 
§.  77.  Aber  selbst  aus  di  ohne  folgenden  Vocal  erzeugt  sich  der 
palatale  Laut  g :  crigi  F  26  aus  credifdi]  credj;  eben  so  grangi 
B  Sü  {'grandijf  dann  auch  im  Femininum  grange  B  426 «). 

57.  T  erweicht  sich  zwischen  zwei  Vocalen  oder  vor  einer 
Liquida  zu  d  (dh):  aidhi  A  90,  atudhao  A  356,  convidha  B  617, 
descavedhao  B  610,  fadhign  I)  227,  mercadhantia  B  228,  mudho 
B  645,  refudho  I  134,  scdhe  D  354,  tridhe  L  381,  veda  B  122 
vedhite  B  436,  vedre  B  3  f  3. 

58.  Das  zu  d  erweichte  i  kann  dann  ganz  wegfallen  (§.  54) : 
Suffix  -as  atU:  caritae  B  282,  utilitae  B  282,  citain  B  161;  Par- 


^)  In  apöAiao  B  749  fappoggiato),  ordio  H  137  (orzoj  hieiht  nraprün^liches  di. 


14  MuHSMfia 

ticipieu:  tribulao  ß  5,  piirtia  B  3f)0  neben  oenudho  B  165  (^.  116) 
und  Participialsiitfix  ~tor:  guidhaor  C  270»  olcior  L  103,  peccaor 
I  5,  robaor  A  92,  servior  E  319  neben  pecaUor  I  17,  sulvntor 
I  94;  ferner  6t/iri  B  8,  flao  M  106,  grao  B  427,  peccai  I  6.  Andere 
Beispiele  sind:  aioo  B  89  (aitato)^  barraer  L  193,  caene  D  166, 
criava  B  566  (quiritabat)^  fraelli  B  266,  graellin  N  99,  indreo 
F  141,  inmamento  N  193  mviavano  0  60  neben  invidka,  mealia 
N  252,  p/^o  1131  (plncitum),  noer  A  469  neben  no</A^  A  467, 
poer  A  469  pnente  B  9  poestcLe  A  53,  reonda  B  681 ,  squßlla 
N  98. 

59.  T  bleibt  unverändert  vor  r  in  /a^ro  E  351,  maire  B  60, 
po/r«  B  142  patrin  B  43.  Dagegen  wird  tr  zu  rr  in  porrave 
B  472. 

60.  77  ohne  folgenden  Voeal  erzeugt  j)^  (vgl.  dj^  §.  56),  erstens 
in  Pluralformen  von  T-Stämmen,  §.  84,  dann  in  vinge  N  93  (yenti)^ 
pogi  B  130  fpoitii  potj),  siigi  1  39  (steti).  Dem  entsprechend  ist 
8ti=^sg:  usgi  B  190  (ostiaj. 

61.  CT  wird  zu  ^  —  d.  h.  ct^  iV,  //,  tj^  g  — ;  vor  allem  in 
starken  Participien  (§.  120),  dann  in  folgenden  Wörtern:  aspegiar 
C  40,  confegi  6  132,  delegia  E  306,  frugio  B  334,  legio  B  49, 
lugio  F  28,  noge  B  103,  o^i^n  C  25  (oct-J,  pagio  B  74,  pegio 
D  87,  plangi  J  20  i).  Auch  aus  c/;  ergibt  sich  g  in  »iragiu  A  34» 
(it.  strazia  straccia  aus  ex-tract-i-are).  Von  /i/  finden  wir  ein  Bei- 
spiel in  scrigia  D  115  serlgiura  B  310. 

GnttttraleB. 

62.  Gutturales  c  wird  manehmal  Ar,  qu  geschrieben:  Art  B  3, 
que  B  487. 

63.  C  erweicht  sich  zu  g:  amigo  B  460,  apregonar  A  462, 
conaego  B  159,  contego  J  43,  fogo  C  16,  %o  B  290,  miga  B  186, 
mendigo  B  138,  /»ani^o  E  178,  p^gore  B  333,  «^i^foro  B  343  «e- 
^ofor  B  29.  In  criava  B  566  dagegen  verharrt  die  Tenuis. 

64.  Qu  wird  zu  gu:  reguer  B  4  (dagegen  im  Anlaute  quere 
J  4)  oder  zu  g:  inigo  E  355. 


1)   E  135  trifft  m«n  /^acio,  H  46  gur  faeigio  (d.h.  der  Schreiber  corrigierte  lich,  ohne 
c»  zu  tilgen.) 


Daratdlang  der  altmailindischeii  Mundart  uach  Bonveain 's  Schriften.  1  H 

65.  C  vor  e^  i  lautet  in  der  Regel  sibilant :  s  (§.  75),  auch  z. 
Oft  findet  man  das  Zeichen  c  beibehalten:  dolceza  D  386  neben 
dolze  D  383»  receve  A  164  neben  rezeve  A  161,  noeeiite  A  170 
neben  nosivri  D  95,  placevre  G  39  neben  plaxevre  D  360,  medici 
B  510  nelien  amisi  412.  In  solchen  coiicurrierenden  Fallen  wird 
man  kaum  anstehen,  c  als  Zeichen  der  Sibilanten  Aussprache  anzu- 
sehen. Wie  ist  denn  carcere  A  440,  ce  celesta  D  340,  iucente 
A  118,  olcelli  6  88,  pareisce  A  103,  prencepo  A  37  u.  s.  w.  aus- 
zusprechen? 

66.  Die  Media  gutturalis  scheint  manchmal  auch  vor  e^  i  durch 
blosses  g  bezeichnet  zu  werden ;  so  wird  wohl  in  Inrgeza  B  449  das 
g  guttural  lauten. 

67.  Eingeschoben  erscheint  g  in  pagnrn  C  5  und  den  Ablei- 
tungen  spagumai  C  30  spagurivri  D  147  spagvrai  C  34  spagura- 
mento  I)  124.  Daneben  pagiura  D  117  und  spagiura  A  33,  also  mit 
palatalem  g. 

68.  G  vor  e^  i  wird  in  der  Regel  zu  z,  §.  77;  zu  s  in  rex  A  38 
(sprich  res  mit  weichem  a  aus,  §.  75) ;  in  vergene  B  329  wird  es 
palatal,  und  mjetta  D  339  erweicht  sich  die  Palatalis  zu/ 

69.  G  ßllt  weg  in  negliente  A  424  neben  negligente  L  168, 
dann  in  relion  B  196  relioM  B  17,  wo  die  zwei  zusammenstossen- 
den  t  (reU[g]ionem)  mit  einander  verschmelzen. 

G  aus  //>,  §.  :i5:  aus  dj,  §.  56;  aus  tj,  §.  60;  aus  ct^  ctj,  pU 
§.  61. 

Labialen. 

70.  P  erweicht  sich  zu  b  in  cubiioao  B  13,  dobio  D  171 ;  p  und 
6  zu  r  in  averto  D  72,  descavedhao  B  610,  Idvore  B  295,  levroso 
B  23,  lom  E  335,  saveva  B  648,  Höre  B  306. 

71.  V  fällt  aus  und  wird  durch  g  ersetzt  in  uga  H  213  (vgl. 
it.  ugola), 

Spirans. 

72.  J  bleibt  manchmal  unverändert:  jusii  B  109,  injurie  B  19, 
major  B  69,  majestae  A  56;  y  geschrieben:   Yeronimo  C  4. 

73.  Es  wird  aber  auch  zu  g:  giase  B  215  und  noch  häufiger 
zu  «,  §.  77. 

J  aus  ^^  §.  68. 


lö  MuRSiifia 


Sibilanten. 


74.  Es  gibt  ein  scharfes  und  ein  weiches  s.  Als  concurrierendes 
Zeichen  für  beide  Aussprachen  muss  x  angesehen  werden.  Wenn 
laxe  B  42  neben  lassa  B  467  vorkommt,  so  werden  wir  keine  Ver- 
schiedenheit der  Aussprache  annehmen,  sondern  in  ersterer  Form 
eine  Erinnerung  an  die  lateinische  Orthographie  erblicken.  Und  hatte 
man  sich  gewohnt,  x  als  Zeichen  für  scharfes  8  zu  gebrauchen,  so 
schrieb  man  auch  istexa  B  354,  xembianze  B  58,  obwohl  diesen 
Wörtern  kein  lateinisches  x  zu  Grunde  liegt.  Eben  so  zeigen  Schrei- 
bungen wie  raxon  B  42  rason  B  289,  dexedra  E  362  desedra 
E  308,  tutrix  L  41  conaolatris  L  59,  dass  x  und  s  indifferent  ge- 
braucht wurden,  um  den  Laut  des  weichen  s  zu  bezeichnen.  Hie  und 
ila  findet  man  «,  wo  man  weiches  s  (x)  erwarten  würde :  cazon 
A  239  neben  cason  A  237,  tradhizon  E  122  neben  demandaxon 
B  436,  mazon  0  314  neben  mason  B  250,  parezai  D  104  neben 
patufse  D  74.  Es  ist  sehr  wahrscheinlich,  dass  auch  hier  nur  ein 
Schwanken  in  der  Schreibung,  nicht  aber  in  der  Aussprache,  vor- 
liegt <).  Endlich  kommt  auch  sc  vor  e,  i  vor.  Ich  glaube  nicht,  dass 
damit  s  (fr.  cK)  gemeint  sei,  sondern  sehe  darin  wieder  nur  etymo- 
logisierende Schreibung  für  scharfes  s:  amonisee  E  295  und  amonisse 
E  293  stellen  wohl  dieselbe  Aussprache  dar.  In  der  That  findet  man 
auch  niscun  P  77,  das  kaum  anders  als  nissun  lauten  kann  und  uns 
zeigt,  dass  man  sc  und  sa  als  äquivalent  betrachtete. 

75.  Überblicken  wir  nun  die  Quellen  aus  denen  s  floss,  so  er- 
gibt sich  folgendes  Schema : 

Scharfes  «,  geschrieben  s,  asj  sex. 

=  it.  S8,  lat.  S8,  Xj  ps:    rixe  B  31,  traxe  B  423,  isiexa  B  3542). 
SS  it.  «,    lat.  sCt  Xt  8tj:   incresudi  B  266,  laxivitä  E  335,  insiva 

B  477  enxiva  B  334,  angosa  D  107  an- 

goxosamente. 


0  fn  falto  B  614  neben  faUo  B  615  und  valzente  B  135  mag  dagegen  «  wie  im  Ita- 
lienischen lauten.  Die  Schirfung  des  «ibilanten  Lautes  wurde  von  dem  vorangehen- 
den /  herbeigeführt. 

2)  Man  bemerke  cotga  B  93  (auch  lat.  causta)  ;  zugleich  ossa  0  303  ossanza  A  398. 
repo»9e  B  S2.  ist  es  ein  Zufall,  dass  uuch  in  letzteren  Beispielen  die  Scbarfung 
des  »  nach  ursprünglichem  au  stattfindet? 


Darstelluni^  der  RltmMilüiKlischcD  Mundart  nach  Bonvesin'a  Schriften.  1  7 

Weiches  «,  geschrieben  s^  x  (%), 

=  it.  r,  lat.  c  (qu)  (vor  e,  i):  coae  B  635  (coquere)^  dex  N  63 

(decet),  dexme  B  58  dodhesen  C  41  quindex 
C  2,  giaser  B  485,  fe«^N  135  {licet J^  nosivri 
D  95  (nocevoli)t  ravax  ravasi  D  163,  tä- 
«^Tiff^  B  584. 

=  it.  r,  tat.  y:  camisa  B  558. 

E=3  it.  ^,  lat.  ^',  8j:  carnason  I  112,  demandaxon  B  436,  cason 

B  350,  i9fa«on  B  250,  preson  ß  87. 

76.  Auch  si  C^ci)  begegnet  in  einzelnen  Wörtern.  In  gesia 
B  35  (lat.  «;)  mag  das  «  weich  lauten ;  in  palasio  B  642,  nascion 
P  75,  servini  I  72,  despresia  A  iüS^justisia  A  18  (lat.  /;)  wird  es 
scharf  lauten. 

77.  Auch  z  stellt  zwei  Laute  dar,  einen  scharfen  und  einen 
weichen,  und  für  beide  gilt  das  andere  Yollkommen  identische 
Zeichen  g  <).  Sucht  man  nach  deren  Quelle,  so  ergibt  sich  folgendes 
Schema : 

Scharfes  z  (g). 

=  it  r,  lat.  e  (vor  e,  t):  dolze  D  383,  rezeve  A  161,  venztidko 

I  131,  das  9iu(  venze  zurückgeht 
SS     .     lat  cj  (ci,  chü  C€9  que):  brazo  A  45,  faza  B  38,  giaxa 

E  140,  noza  D  378,  complaza  B  293,  «d  B  4,  «a 
A  222  (ece<?  hoc). 
==     »     lat  ^,  ptj:  acomeuza  B  494,  ca«ava  B  632,  cojizamente 

B  480,  deiconzo  E  159. 

Weiches  «  {g), 

=  it  p^,  lat  g  (vor  <?.  i) :  afflize  B  1 1 3,  cor«^  B  725  (coirgere) 

grezi  B  333,  /ef^^  B  401,  sporzeva  B  636,  stravolze 
B  328,  «^re7^«^  B  494,  zema  L  6. 

=     f»     latj;  ]i>^or  B  226,  sperzurii  B  33    sconzurao   B   702, 

(daneben  mit  «i;  sconziura  B  700),  «<i  B  46,  «i- 


<)  Ea  wire  rithlich,  im  Dmcke  die  zwei  Laute  za  anteracheiden,  ao  daaa  etwa,  an- 
bekioiinert  «m  die  Schreibang  der  Handachrift,  f  ffir  den  scharfen,  z  für  den 
weichen  Laut  gebrancht  würde.  Alao  z.  B.  fh  =a  it.  cib  and  zb  =  it.  giu^  filtere« 

Sitsb.  d.  phil.-hiat.  Ol.  LIX.  Bd.  I.  Hfl.  2 


lO  Musfifia 

zmii  B  S2,  ziid  B  726  rezüae  B  218,  zoghi  B  32, 

zovar  B  466  <). 
»  it.  g^  lat.  4^';  zevano  B  434,  «o«o  C  42.  Dazu  golzo  D  270,  9^- 

gonza  D  106  vergonzoso  B  27  (mit  zi:  vergonzioso 
E  345). 
=  it.  d,  lat.  1/;  ca^  C  46  deeazudhi  B  253,  olzndhe  C  14  ^aiirf- 

tVr/ß^,  vezudha  B  344. 


Formenlehre. 

Artikel. 

78.  Sing.  Masc.  /o  A  i,  vor  Vocal  T,  inclinierend  /  A  12S. 

Fem.  la  A  14«),  vor  Vocal  T. 
Plur.  Masc.  /t  A  92  t  A  202 »). 

Fem.  fe  »H59  t  A132. 

79.  An  Verbindungen  des  Artikels  mit  Präpositionen  sind  her- 
vorzuheben: dro  dr'  A  234,  dra  dr'  A  171,  dri  B  196,  dre  B  659 
und  f /  A  128  (=  in  lo)  neben  nel  und  getrennt  in  lo  A  217*). 

Überdies  ist  zu  bemerken:  iniro  so  core  L  317,  entro  deserto 
L  358,  entra  scuella^  eniri  peccai  H  3,  enire  vertue  G  82.  Sind 
dies  Zusammensetzungen  mit  der  Präposition  inier  (yg\.  inter  Vinferno 
D  113,  enter  li  qtiai  L  308,  enire  Finfemai  destrigi  F)  146)?  Der 
Artikel  wfire  dann  bloss  durch  o,  o,  t,  e  dargestellt  Besser  dürfte 
sein,  darin  bloss  die  Präposition  in  mit  euphonischer  Einschiebung 
eines  i  zu  erblicken :  in-t-ro,  Diez  Gramm.  H*,  463  Anm. 

Nomei. 

80.  Manche  Nomina  verändern  die  indifferente  Endung  e  in  die 
markirtere  0,  a:  airo  C  44,  consolo  A  38,  fiumo  L  358»  prencepo 


0  Dazu  tratevan  B  416,  wo  x  einem  eingesehobenen  i  (j)  entspricht. 

')  B  1038  lo  tuba  ist  ein  Schreibfehler. 

')  O  103   in  tanto   eli  Sabei  9%  fon  atolio  fatundo.  Ist  eli  m  e  li   winch  die"  eu 

trennen,  oder  eli  als  Artiiiel  aufznfassen? 
^)  Durrh  Ausfaü  des  voralischen  Auslautes  entstehen  die  Formen  fBr  das  Femininum ; 

d4'l  mee  man  A  416,  col  toe  man  F  57,  i/  toe  membre  E  89,  il  que  H  177  (=  nelle 

quali). 


DarsleUan^  der  nltmailindiftcheii  Mondart  nach  Boq.fesin'8  Sehriflen.  1  9 

A  37,  specia  B  649,  iemperia  D  357  —  celeata  D  340,  commia- 
mente  B  29,  dolento  A  97.  Loa?o  D  232  aus  laus  oder  laudes  (Et. 
Wb.  s.  Y.  lusingd)  ist  auch  zu  bemerken. 

81.  In  Bezug  auf  das  Genus  ist  lo  passio  I  21,  fa  mare  C  6, 
aUre  flor  6  90  neben  oUro  flor  zu  verzeichnen. 

82.  Der  gutturale  Auslaut  des  Stammes  wird  vor  dem  t  des 
Plurals  Sibilant:  amigo  amisi  A  412,  inimigo  A  109  inimiai  A  141, 
monego  L  4S8  monetti  L  468,  presi  B  365  aus  prego  L  122, 
/o«iD  152  {luoghi )  nws  logo*  dagegen  zoghi  B  32  und  das  wohl 
ebenfalls  guttural  lautende  zogi  D  339. 

83.  Das  betonte  e  des  Stammes  wird  oft  im  Plurale  zu  t 
(§.  9):  desco  N  3  dischu  parese  parisi  D  83,  povereio  B  661, 
poveriti  B  386,  quelo  quilli  A  412,  questo  quisti  D  317;  das  Suffix 
'^vre  lautet  im  Plurale  ivri  z.  B.  sifltvrt,  colpivri,  nosivri,  caso- 
fuvri  D  93  —  96.  Ebenso  biet  D  56,  comprisi  D  81,  d^si  D  84, 
prUti  D  374  (presüj,  versiti  6  88.  Diese  Erscheinung  ist  trotz- 
dem nicht  constant,  man  findet  auch  olcelli  6  88,  aerpenti  D  144, 
veni  D  367,  üiventi  D  321. 

84.  Die  Dentalis  des  Stammes  wird  vor  t  zu  g  (§.  56  u.  61): 
dengi  D  107  dingt  A  431,  fangi  0  106,  iangi  D  312,  tugi  Bill, 
grangi  grange  §«56. 

85.  Der  Plural  der  Feminina  der  dritten  Declination  bleibt  e: 
le  nave  L  194*  doe  parte  H  242,  quelle  voxe  D  160,  parolle  cor- 
tese  E  158,  le  peccairix  dolenie  6  151,  cose  plaxevre  D  360,  pa- 
roUe  terribele  D  1,  ^  coase  vivente  C  16  <)• 

86.  Der  Plural  mancher  Masculina  geht  auf  -e  (im  Italieni- 
schen -a)  und  wird  weiblichen  Geschlechtes:  brace  I  133,  carre 
B  955,  caätelle,  die  (dita)  ^  gomedhe,  membre  E  89  neben 
membri  E  135,  osse  C  38,  ove  E  182.  Doch  findet  sich  auch  der 
Ausgang  -a;  milia  0  261,  paira.  Bemerkenswerth  ist  fiadha, 
das  im  Plural  unverändert  bleibt:  quatro  fiadha  L  313,  mille 
fiadha  A  84. 


1)  Le  corpore  99zure  B  895,  le  tempore  flgure  D  17  sind  swei  durchwegs  analoge 
Beitpiele  eiaer  nicht  ganz  deutlicheD  Form.  Ist  corpore  =  eorporeef  Und  lüast 
•ich  temp^ree  annehaien?  Ich  wSre  versacht  corporis  tempori  an  betonen;  e  =  ae 
ans  üle.  Anch  das  Pronomen  relativum  hat  im  Plur.  Fem.  (sehr  selten  im  Masc.) 
■nr  le  9««  s.  B.  B  360  d.  h.  quaflje. 

2« 


20  M  ti  •  8  a  f  i  « 


Nunerale. 


87.  Nebst  uno  flectieren  noch:  du  B  827  do  Air  das  Hsc,  doe 
B  335  für  das  Fem.;  Msc.  tri  A  141,  Fem.  tre  B  334,  einmal  auch 
trea;  Sing,  mille  A  80,  Plur.  milia.  • 

Praianen. 

Personale. 

88.  I.  11.  Person.  Noroin.:  eo  X  13,  hi  A  65,  nu  B  848,  vu. 

Cas.  obl.:  mi  A  46,  ^*  A  44,  nu  D  36  vu 
voi  D  44. 

Conjunctire  Formen  sind  nie  A  6  m*  A  32  m  A  14,  ^e  A  47  I* 
A  93,  ne  B  582  n'  A  466  n  6  224,  ve  B  633. 

89.  III.  Person.  Sing.  Nom.  ello  A  46,  el  A  48,  ella  A  7  t). 

Cas.  obi.  lu  A  70,  fe  L  45  *). 
Plur.  Nom.  iUi  A  295,  i  A  73  «?•). 

Conjunctive  Formen.  Filr  den  Dativ  beider  Genera  und  Numeri 
ghe  A  160  4/(7  A  90  (/'  A  146  je  A  21  und  t  B  875.  Im  Accusatir 
ist  zu  bemerken  t  nicht  bloss  für  das  Masc,  B  1048,  sondern  auch 
für  das  Femin.,  E  276. 

90.  Zugleich  ist  eine  inch'nierende  Form  für  den  Nominativ  xu 
bemerken:  Masc.  lo  U  Fem.  1a,  Beispiele:  tant*  i-lo  desemejad 
0  212,  710  ha-lo  membro  0  183,  no  fo4  trop  tribulao  0  140,  non 
de-l  far  stragio;  in  far  wisericordia  de'-la  esaer  dadha  M  26, 
regina  del  paradiso  perzo  fi-la  anomadha. 

91.  Das  Reflexivpronomen  der  III.  Person  ist  si  für  die  abso- 
lute, 8e  für  die  conjunctive  Form.  Als  Reflexivum  der  I.  Person  im 
Plural  findet  sich  auch  se:  no  se  vössem  D  257  (non  ci  volemmojt 
uu  se  possamo  asconder  D  290.  Da  dieser  Gebrauch  im  Singular 
der  I.  und  bei  der  II.  Person  nicht  vorkommt,  so  ist  wohl  in  se  nur 
die  mundartliche  Aussprache  von  ital.  et  zu  erblicken. 


^)  elU  no  mhave  dar  hrega  A  28  ist  wohl  nur  Druckfebler. 

*)  «ie  te  natce  no  poeva  P  28,  wo  miiD  versucht  sein  könnte  d*elu  s«  lesen^  ist  ein 

Druckfehler;  die  Hs.  hst  de  le, 
•)  A  292  8  ei  have»»en  oder  »r  i  Aar.  .• 


D»rstelluBy  der  allmainiiidisvheii  Mundart  nach  Buuvesin's  Schriften. 


2( 


TerbHB. 

92.  Der  Conjugatiuiieu  siud  drei,  da  lat.  II.  und  III.  Z'isamnuMi- 
fliesseu.  Übertritte  aus  einer  Conjugation  in  die  andere  sind  häußg; 
sichtbar  ist  die  Neigung  zur  i-Conjugation.  Zu  derselben  bekennen 
sieh  folgende  Verba: 

der  lat.  II.:  impir  E  174,  lusir  E  86,  remanir  A  386  perma- 
nir-d  E  194,  merir  B  2  (mererij,  monir  B  203  amonir  E  285. 
parir  C  13  appario  B  627,  ridiva  B  870,  tenir  B  19  (doch  teneva 
B  652)  manienir  B  200  soatenir  B  263; 

der  lat.  III.:  benedixir  D  331,  parcir  A  102,  querir  B  198 
reguerir  B  199,  dereünquir  I  139,  sternio  J  139,  trair*  E  125, 
r^r^tr  B  4  convertir  D  257,  r/mVa  B  480 «).  Aus  lat.  fugere  (it. 
fuggire)  fuzere  D  117  neben  fuzir  E  18.  Offerte  sufferre,  die  im 
Ital.  o^rtVtf,  aoffrire  lauten,  schlagen  sich  hier  zur  IL:  offreva 
B  561,  sofrer  B  270.  Eben  so  wird  capere  zu  cavdr  B  981. 

93.  Paradigma  der  GoiJiigatloA. 


1. 

IL 

IIP 

iir 

Indieati? 

Praesens. 

pefiS'O 

iem^o 

....  -0 

.  . .  .'isco 

fall'i 

tem-i 

par-i 

trad'isci 

regn-^ 

prend'fe] 

reguer'[e] 

guar-isce 

sper-amfo] 

lez-emfo] 

am'än[o] 

met-enfo] 

serU'Sn[o] 

pari-iscefifoj 

Imper 

fectum. 

demand-^va 

tem-eva 

conseni-iva 

inguerri-avi 

po'iüi 

consent'ivi 

am-ava 

prevedh-eva 

manten-iva 

predic^vamo 

recev'^vamo 

Bchern-ivamo 

alberg-dvanfo] 

eorr-evanfo] 

veu'ivanlo] 

*)   D  46  ki  tat  detnor  portaste  zamai  nn  fo  pario.  Pario  scheint  hier  „gehören*'  /.n 
bedeuten,  dann  wäre  es  uus  parir  =  pnrire. 


22 


M  n  9  8  R 


i. 

port'i 

pecc-assi 

apili'd 

sgiv'omo 

. . . -assi 

neg-dn 


II.  iir 

Perfectum. 


iir 


compon-i 

vedh-issi 

recev-i 

nasc-emo 

vol-iasi 


•  • .  •  •  ^j 

deven-issi 

part-i 

. . .  ."imo 

viv-üsi 

odAn 


lev-a 

cani-emfo] 

numg-ei 


blasm-e 
guard-i 
guard-e 
mafig-iamo  f?J 


ImperatiT. 

(Utend-e  mor^e 

pon-emfo]  benedio-etnfoj 

rec-iüi  ven^i 

CoBJunctiv  Praesens. 

destrenz^a  olz-^ 

faZ'i  serv-i 

possedh  -a  esc^a 

poss'amo  •  •  .-amo 


•• •.  • 

guard-^no 

prend-äno 

olz-äno 

imper 

fectum. 

seapuz-asse 

dev-ease 

serv-isse 

pecc-assi 

.  .  .-M«t 

vefi'üai 

acat-asae 

vol-esse 

. .  .'isse 

. .  »^dssemo 

. .  '^üsewo 

mer-isnemo 

aMsseno 


vol'daseno 


mar-isseiio 


ar 


er,  S[r] 


Infinitiv. 


ir 


ado  ao 


Participinm. 
udo  HO  ido  io 

Gerundium. 


....  'tsca 
....  -  isci 
mon-üca 
mer-^scamo 

• . .  .{»canfoj 


ando 


nndo 


ando 


Duralelliing  der  altmaüiindMvbeo  Mundart  nach  Buuvesiii's  Schriften.  23 

Allgenelne  Bcnerkungen  fiKer  die  Coqjogatlon. 

94.  Die  Anlehnung  an  das  Lateinische  ist  oft  noch  grösser  als 
im  Italienischen.  So  in  der  1.  Piur.  Praes.  Ind.,  in  der  1.  und  3. 
Sing,  und  3.  Piur.  Praes.  Conj.  der  L  Conjug.»  im  Auslaute  der  2. 
Sing.  Imper.  der  II.  Conjug.  und  der  I.  Sing.  Impf.  Conj. 

95.  Das  -i  der  1.  Sing.  Pfct  in  der  I.  Conjug.  ist  aus  ~avi  ai» 
wie  im  Spanischen  und  Französischent  -omo  wohl  aus  -avirnusp 
av'mus,  aumus.  Schön  ist  die  Unterscheidung  zwischen  Praes.  Ind. 
und  Imper. :  speramo  und  caniemo.  Letztere  Form  entspricht  wohl 
dem  lat.  Conj.,  und  daher  darf  man  für  die  entsprechende  Flexion 
im  Conj.  ehenfalls  -emo  annehmen  i)* 

Die  1.  Plur.  wird  auch  dadurch' gehildef,  dass  das  auslautende 
m  in  der  Form  um  dem  Verbum  vorangeht  Die  vorhandenen  Bei- 
spiele siiid  folgende:  tun  «^  J  121,  tim  era  D  CS7,  um  fe  D  390, 
um  »ia  E  119,  um  venia  E  228,  um  devesse  D  26,  um  fosae  D  29, 
tun  poease  D  29 1 . 

96.  Die  2.  Sing,  begünstigt  den  Ausgang  -i,  so  dass  -o«  -ea  im 
Praes.  Ind. ,  -6im  im  Impf.  Ind. ,  -e«  -aa  im  Praes.  Conj.  und  -aea 
im  Impf.  Conj.  sich  dieser  Endung  anbequemen  >).  Im  Imper.  dagegen 
finden  wir  das  lat  e  von  time  und  lege  nicht  blos  in  der  IL ,  sondern 
auch  in  der  HL  (=  lat  IV.)  Conjug.;  daneben  macht  sich  schon  in 
der  IL  auch  i  geltend:  artihi  E  14,  habli  aaplL  Das  t  des  Auslautes 
modificirt  dann  einzelne  Flexionen  der  II.  Conjug.  *):  im  Impf.  Ind. 
wird  -ebaa  evi  zu  -trt,  im  Perfecte  -efvijati  eati  eaai  zu  -iaaip  im 
Impf.  Conj.  'e[vijaae[a]  esae  eaai  ebenfalls  zu  -iaai  Nicht  anders  im 
Plurale  des  Perfectes  (e[vijaii[a]  =  iaaij  und  aller  Wahrschein- 
lichkeit nach  auch  des  Impf.  Conj. :  e[vi]aaetia  ea'tia  eaai  iaai.  Dass 
übrigens  in  unserem  Denkmale  für  fast  alle  Formen  der  2.  Plur. 
Belege  fehlen  ist  recht  bedaucrnswerth.  Im  Praes.  Ind.  der  IL  Conjug. 
wird  diese  Flexion  i  gelautet  haben,  d.  h.  titia  edi  i[di]  l ;  daför 
spricht  der  Imper.  recivl  und  mit  voller  Form  metidhi»  dann  das 
Futurum  prender-l  (-i  aus  avl  und  dieses  aus  avidi  =  habetia). 
Die  Imperativform  mangei  B  838   durfte  man  auch  für  das  Praes. 


*)  AUerdings  findet  man  B  849  te  tu  voi  kf  nn  mangiamox  wir  werden  uher  hald 

sehen,  dats  der  Conj.  der  I.  Coig.  oft  -a  bietet,  wo  man  -r  erwartt^n  würde. 
*)  Vereinxelt  kommt  tu  adovre  E  214  vor. 
')  Über  den  Einflus»  auf  den  Stumm  nichc  §    iW.  > 


24  M  u  s  a  R  f  i  a 

Conj.  annehmen,  ans  lat.  -efißa;  im  Praes.  Ind.  wird  wahrscheinliüh 
die  Flexion  -2,  lat.  aftjis,  gelautet  haben. 

97.  Entschieden  ist  die  Neigung,  die  3.  Plur.  nach  der  3.  Sing, 
mittels  Anbangung  von  -no  zu  bilden ;  sonst  hätten  /Irunt  trtmt 
kaum  80  starke  Contractionen  wie  -d/i  -In  hervorgebracht.  Dieselbe 
Neigung  mag  dahin  gewirkt  haben,  dass  während  im  Itai.  im  Praes. 
Ind.  -ent  -unt  -iura  sich  zu  -unt  (ono)  vereinigen ,  diese  Formen  in 
unserer  Mundart  in  -eno  ihre  Darstellung  fanden.  Die  3.  Sing,  und 
Plur.  des  Praes  Conj.  in  der  I.  Conjug.  weist  neben  den  regel- 
rechten Endungen  -e,  Sno  (lat.  eU  enf)  auch  -a,  äno.  Bei  einzelnen 
Stellen  liesse  sich  zur  Noth  annehmen,  es  sei  der  Indicativ  gemeint; 
in  den  meisten  aber  ist  der  Conjunctiv  unverkennbar.  Eben  so 
verbietet  die  Menge  der  Beispiele  «),  Schreibfehler  zu  vermuthen : 
es  ist  also  darin  Einwirkung  der  zwei  anderen  Conjugationen  zu 
erkennen. 

98.  Die  Verba  mit  gutturalem  Characteristicon  haben,  wenn  der 
Ableitungsvocal  nicht  einwirkt,  vor  a,  o  den  gutturalen  Laut,  vor  e^ 
taber  s:  digo  B  734,  diga  B  693  und  disi  A  223  (dicis),  dise 
B  738,  düen  G  i08,  diveta  B  3i7.  Im  Conj.  fu  dighi  G  29.  nicht 
tu  disif  da  es  eigentlich  auf  tu  dicas  zurCickc^eht.  Eben  so  condtigo 
L  416  aber  indux  H  S4,  nasco  G  31  und  »asci  G  33  und  in  der 
Nebenform  des  Praesens  der  III.  Conjugation.  Der  Form  f^igio  ent- 
spricht entweder /t/jfo  H  100,  wo  der  Ableitungsvoeal  abgefallen  ist. 
oder  fuzo  H  96  Cgj  =  z  oder  Einwirkung  des  Infinitivs  fuzerej; 
aus  fugis  fugit  wird  dann  regelrecht  fuzi  H  123  fuze  A  443. 

Bestndere  Bemerkungen  lu  den  einielnen  Tenpera. 

Präsens. 

ü)   Indicativ. 

99.  Manche  Verba  mit  stammhaftem  e  verändern  dasselbe  in  der 
2.  Sing,  wegen  des  t  der  Flexion  zu  i:  offindi  A  288,  prindi  A  80. 


^)  Hier  einige:  Domino  deo  regratie  .  .  .  porte  im  pax  .  .  .  se  segna  ( :  regna)  .  . 
comande  .  .  .  obseroe  B  A^x  La  premerana  cosa  me  par  que  quttta  tia,  k'ilii  se 
tornan  a  ta  vergen  .  .  iittregamente  l'inamano  B  78 — 79;  eonfettan  U  peecai, 
no  invedritcü  le  magir,  fiano  renovai  B  9\\  ato  ke  deo  ghe  Cavanza  B  213;  ato  Ar V/ 
ye  perdoiia  U  9:)7 ;  lo  prego  k'el  prega  la  regina  e  preghe  lo  »uloator  D  3U4;  ki 
vol  dura  sl  dura  E  164;  comanda  k*eUe  te  guardano  E  279. 


D«r8t«lliin^  der  uUmailändischen  Mundart  nnch  ßonvpsiirs  Schriften.  2  b 

On  aber  verharrt  das  e:  neben  miti  B  484  findet  sich  metti  B  490  i), 
dann  perdi  6  99,  recevi  A  96,  rezi  E  82,  resplendl  G  187,  senti 
6  98,  comenti  E  382,  temi  B  1052. 

100.  Zwei  Verba  der  I.  bieten  eine  Eigenthumlichkeit  in  der 
2.  Sing.:  de  k  ^^^  ste  k  91.  Diese  Formen  entsprechen  denen 
der  Schriftsprache  dai^  stai  (ai  =  e)^  wo  das  i  entweder  als  der 
beliebte  Ausgang  dieser  Person  oder  als  der  ge wohnliche  auch  bei 
anderen  Wortarten  vorkommende  Ersatz  für  ausgefallenes  s  anzusehen 
ist  (craa  crai,  post  poit  sea:  sess  sei,  hob  noi^  vos  voi), 

101.  Einige  Verba  der  IL  Conjug.,  besonders  häufigen  Ge- 
brauches, weisen  starke  Coutractionen  auf,  und  wie  in  der  Schrift- 
sprache ISsst  sich  das  Streben  nach  gegenseitiger  Angleichung 
wahrnehmen. 

habere:  ho  k  88,  he  k  193,  ha  139,  ham  B  848 ,  Aa/i  D  17, 

vadere:  vo  H  95,  ve,  va  B  299,  vnm  E  313,    van  B  190, 

facere:  fo  E  372  •),  fe  k  247,  /ii  B  99 /h«  B  217, 

irahere:  tro  k  62,  he  6  118,  /ra  E  200  >) trau  B  288, 

eapere:  w  B  61»  «oi  686,  sa  B  468,  samo  B  244»  . . . . ,  san  A  472. 

102.  Abgekürzte  Formen  sind  df  B  1042  aus  debes  (d.  h.  -es 
wird  zu  t ,  weiches  das  betonte  e  wieder  zu  i  werden  ijisst ;  dann 
ßllt  die  letzte  Sylbe  weg),  rf  C^^vidi  vedij  B  775,  to'  (tollU) 
k  88,  te  (tenes)  k  100;  de  ^  i  (^  deve).  ve  B  119  preve' 
B  960  pravi^  H  48  (^»  vede).  Aus  der  3.  Sing,  werden  dann  durch 
den  oben  (§.  97)  erwähnten  Zusatz  von  'nfoj  die  Formen  den 
B  1043  (ital.  denno),  ven  M  438.  Hieher  gehört  auch  cren  N  47 
(credunt)  das  cre'  voraussetzt.  Contrahirt  erscheint  bei  den  näm- 
lichen Verbis  auch  die  1.  Piur. :  dem  D  287,  vem  D  278. 

103.  PoMe  hat  folgende  Formen:  posso  B  182.  poi  E  8  po* 
A  170  (po[t]e8),  po  B  3  (pa-test)  *),  pom  D  285  neben  possifm 
D  384,  pon  B  64. 


0  Am  lat.  vineere  wird  veneer  (Posit.  i  =a  e  %  ß);  in  der  2.  Person  Prüs.  Ind.  ent- 
weder vrnei  E  3t,  oder  durch  Einwirkung  des  t;  vinci  E  45.  In  letzterer  Form 
kehrt  die  Sprache  durch  einen  Umweg  auf  den  ursprünglichen  VucmI  zurück. 

*)  Daneben  die  vollere  Form  füto  B  37Z. 

*)   Daaeben  traze  A  4ö2. 
^)  Daneben  pol  B  897. 


26  M  II  s  a  a  f  i  n 

104.  Velle:  vojo  (*  voleo  voljo  f  40),  voi  A  91  t?o'  A  108 
C  vofljeaj,  vol  B  181  neben  vor  B  353  (/  =  r  §.  34).  Darnach 
lassen  sich  die  Formen  vom  und  von  vermuthen. 

bj  Imperativ. 

105.  Zu  bemerken  sind  die  Formen  für  die  2.  Sing. :  /a  B  318» 
tra  E  117.  va  A  110.  dT  A  222.  rete'  N  181  i). 

e}  ConjunctiT. 

106  Dare  und  stare  wie  in  der  Schriftsprache.  Zu  belegen 
sind  eo  stia  6  81.  ^/  atia  B  74.  el  dia  B  23. 

107.  Posse:  possa  E  174,  possi  E  27.  possa  B  201.  possamo 
D  290 possan  B  466. 

Sinflass  des  Ableltuigs-Tocalt. 

108.  Die  Verba  der  tat.  II.  und  IV.  und  manche  der  III.  Conjug. 
weisen  zwischen  Stamm  und  Endung  einen  (Binde-  oder  Ableitungs)- 
Voeal  auf;  h'm-e-o.  aerv-i-^o^  fac^i-o.  Im  Romanischen  fSlIt  dieser 
Vocal  in  der  Regel  weg;  oft  aber  verharrt  er: 

1.  in  seiner  ursprönglichen  Gestalt  und  Stellung:  debio  E  349 
eo  debia  E  258  el  debia  B  1045.  habia  B  6.  sapia  B  230.  servio 
B  1048  «^rtaB  32; 

2.  in  Gestalt  eines  t,  aber  mit  veränderter  Stellung:  mohra 
{moriai-urj  M  247.  pairo  G  27  (pareo)  paira  H  202  (paream); 

3.  t  (j)  geht  mit  dem  Characteristicon  eine  Verbindung  ein ; 
es  entsteht  ein  neuer  Laut : 

aus  nj  wird  n^  ni  geschrieben  (falls  das  §.  50  Bemerkte  richtig 
ist):  tenio  P  21  ienia  B  15»  venio  E  370  venia  B  859  veniano 
D248; 

aus  Ij  wird  j  in  vojo  B  132  ('^  voleo)  el  voja  B  17  vojan 
B  198.  Hieher  sind  auch  zu  rechnen  die  Formen  mit  ü  (§.  40) 
valiü  Gl 32,  tolioX  57  loiia  B  42  (tollo,  mit  eingeschobenem t:  tolio)t 
acolio  N  137  (ad'Colli[g]o  oder  vom  Infinitive  €Uioje  G  60  adcoU'^ 
gere  coljere  bedingt); 


1)  Mit  der  Neg^ation  bleibt  die  gewöhnliohc  Konn  no  te  raneura  A392  (:  natura},  moh 
habli  R  1035,  no  sii  K  74. 


Darftellung  der  altmailändiseben  Mundart  nach  Ronresin's  Schriften.  27 

aus  cj  wird  z  (scharf  auszusprechen):  fazo  E  129  ke  tu  fazi 
B  781  el  faxa  B  38  fazamo  E  308  fazano  D  61 ,  noza  M  175, 
flaza  H  198 

4.  Das  t  wird  zu  /  (§.  38) :  eo  deblo  A  202  eo  debla  H  78 
ke  tu  dibli  A  232  el  debla  B  67S  deblan  B  24S,  aaplm  B.221. 

109.  In  welchen  Personen  ist  Run  der  Ableituiigsvocal  berech- 
tigt? Nach  dem  Lateinischen  in  der  1.  Sing,  des  Indic.  und  im 
ganzen  Conj.  für  alle  hetheih'gten  Conjugationen;  in  der  3.  Plur. 
Praes.  Ind.  blos  für  die  III.  und  IV.:  fac-i-unt  ven-i-unty  aber 
vid'ent  Im  Ital.  wo  uni  zu  ausschliesslicher  Geltung  gelangte,  zeigt 
sich  der  Vocal  auch  bei  Verben  der  II.  thätig ;  nicht  bloss  muojono 
vengono  sondern  auch  giacciono  sogliono  veggono^  gleichsam  jaciunt 
Moliufä  vidiunL  In  unserer  Mundart  dagegen,  wo  die  Form  ent  für 
alle  Conjugationen  gilt,  erlischt  die  Tbätigkeit  des  Vocals  auch  bei 
Verben  der  III.  und  IV. :  nicht  blos  paren  D  306  piasen  B  278 
teneno  B  246  voleno  B  64  (ital.  pajono  piacciono  tengono  vogliono) 
sondern  auch  veneno  H  43  (lat.  veniunt).  In  der  1.  Plur.  Ind.  ist  im 
Lat.  kein  Ableitungsvocal  zu  treffen :  in  unserer  Mundart  Gnden  wir 
ihn  in  hablemo  D  313  (habemus),  vojemo  B  846  (*  vol-emus). 
Eben  so  verharrt  das  t  von  sulio  in  assalie  A  43S  {asaalitj.  Endlich 
sind  die  Imperative  habli  D  195  aapli  A  413  (habe^  sape)  zu 
bemerken,  wo  ebenfalls  der  Ableitungsvocal  nur  kraft  der  Analogie 
sieh  eingefunden  hat.  Bei  Formen  wie  vezo  B  276  vezano  D  1 1 8 
preveza  B  191,  olza  E  167  olzan  D  464  ist  nicht  uöthig,  Einfluss 
des  Bindevocals  (^dj  =  %)  anzunehmen,  da  schon  d  an  und  för  sich 
zu  %  wird.  Eben  so  wenig  in  fuzo  H  97  (dem  fugo  H  100  %ur  Seite 
steht),  da  schon  der  Infinitiv  fuzere  lautet  Endlich  sind  einige  Prä- 
sensformen aus  Verben  mit  dem  Characteristicon  d  zu  erwähnen, 
bei  welchen  gutturales  g  eintritt.  So  zuerst  vego  A  265  (neben  dem 
eben  erwähnten  vezo).  Dieses  kann  mit  ital.  veggo  verglichen  werden; 
dj  =s  dg  =^  gg.  Wie  ist  crego  A  13  zu  deuten?  Soll  eredio  credjo 
zu  Grunde  gelegt  oder  Ausfall  von  d  und  Ausfüllung  des  entstan- 
denen Hiatus  credo  creo  crego  angenommen  werden?  Letztere  Deu- 
tung passt  auch  am  besten  für  olciga  B  1 023  (occulcU). 

Iniperfect. 

110.  Dare  und  stare  setzen  im  Stamme  e  statt  a:  el  devn 
B  215  demno  B  263,  eo  sieva  L452  el  »lern  B  452  stevano  B  836 


28  M  0  8  a  M  f  i  a    i^     g  "» 

B  836  neben  stavan  L  109.  Dieses  e  kann  dann  in  der  2.  Person 
zu  t  werden:  8tioi  F  86  neben  stevi  F  99.  Vereinzelt  findet  sich 
monstrevi  D  199.  Facere  hat,  wohl  im  Anschlüsse  zu  faciebam:  eo 
feva  A  384  el  feva-B  314  fevan  B  362  und  in  der  zweiten 
Person  fivi  B.  532.  Endlich  Gndet  man  von  zir  (ital.  gire*  lat. 
de-ire)  <)  el  zeva  B  558  zevanJb  B  434,  2.  Person  zivi  F  53  neben 
zevi  F  90. 

Perfect. 

111.  Schwach.  Das  si  der  2.  Person  wird  in  der  Begel  zu  bb^ 
wir  finden  jedoch  alezisti  A  396,  recognoBcisti  A  120,  vollste  A  349. 
Die  3.  Sing,  der  III.  Conjug.  weist  auch  die  Flexion  ^ite  auf:  moriie 
B  787 «). 

112.  Manche  Verba,  die  im  Italienischen  stark  flectieren,  be* 
kennen  sich  hier  zur  schwachen  Flexion:  eo  alezi  A  326,  eo  com- 
ponl  D  396,  el  mvl  L  383. 

113.  Stark.  Die  starke  Flexion  beschränkt  sich  auf  stammbe- 
tonte Formen:  1.  3.  Sing.,  1.  3.  Plur.,  die  1.  Plur.  also  nach  ur- 
sprunglicher Einrichtung  —  diximus  fScimus;  auch  im  Ital.  dls- 
simo  fdcimo  neben  dic^mo  faC(^mmo,  —  Der  Ausgang  der  1.  Sing, 
schwankt,  neben  dem  lat.  i  kommt  auch  e  vor:  pogi  B  130,  sostinni 
D  44,  oini  E  3  und  heve  E  137,  vidhe  B  237,  vosse  A  373;  die 
3.  Sing,  hat  e:  remase  B  612  und  die  3.  Plur.  ^no:  remdseno 
A  293  (it.  rimasono);  die  1.  Plur.  emo^ns  lat.  imus^  da  i  in  dieser 
Stellung  zu  e  wird,  §.  17.  Das  auslautende  t  der  1.  Sing,  kann  auf 
das  e  des  Stammes  zurückwirken. 

114.  Die  vorkommenden  Perfecta  sind  nun: 

I.  durch  -I  gebildet:  /?'  A  78»),  fe*  B  364,  fen  A  38 

eo  vidhe  B  237,  el  vidhe  B  404»  videmo 

D  389 «),  vidhen  L  466 
vini  E  3,  venne  B  379  convene  B  509 
devenne  L  474 


M  Oder  ist  ein  Infinitiv  zer  nnxunebmen?  Tg^l.  %.  111,  Anm. 
*)  Zir  (oder  zerf)  hat  ze  R  387,  zen  O  244. 
3)  d.  h.  feci  fici  /T. 

^)  Die  Hb.  hmi  eigentlich  vedemo ;  Metrum  und  Bedeutung  Usseu  aber  die  Bniendution 
unicweifelbaft  erneheinen. 


IhirstellttaK  der  Mltinnilämlischvii  Mundart  nach  Bouvesiir»  Schriften.  20 

Reduplicierte :  dede  B  367,  de*  B  368 

stigi  B  39  <),  stete  B  502,  steteno  A  291. 
crigi  F  26  wohl  aus   credi  (credj)  statt 
Cf'edidi.  Die  3.  Sing,  lautet  crete  B  1016. 
Dazu  aus  der  -fii  Classe :  heve,  have^  kaven 

pogiB  130«) 

sostinni  D  44,  tenne  B  517  aostenne 
D  39. 
n.  durch  -ni  (vij  gehildet:  plaque  B  373 

aope  A  343  >) 
cognoven  0  214. 
analogisch :  naque  L  30 
m.  Sigmatisches  Perfect:  dise  B  390  «rf««<?  0  77,    diesen 

0  224 
(iduxe  L  346 
niise   B   475    impramise    B    907, 

fiit«^ii  P  24 
romasi  I  39,  remase  L  220,  remo' 

seno  A  293 
^rooTtf  B  424,  ^oo?  B  419  aostrax 
B903 

Analogische  Bildungen. 

aj  Aus  der  t-Classe :  intese  B  366,  intesen  0  202 

o;fm  A  77 
o/cw€r  B  785 
prese  B  444 
respoae  E  1 57 
ein  reduplic. :  creasen  B  728   (credideruni ^  auch 

im  Itai.  creai) 
b)  Aus  der  tij-Classe :  vaaae   L  115  (valuit) ;  eo  vosse 

A  373,  el  voase  B  422.  vöaaem 
D  258,  iHS««en  D  133  Cvolui). 
115.  Flexionsbetonte  Formen  —  2.  Sing,  und  Plur.  —   sind, 
wie  gesagt,  schwach;  nur  bei  dare,  atare  und  facere  lässt  sich  eine 


1)  d.  h.  tteti  tte^  tUgi  sHgi. 

S)  potui  wird  sa  pelj  (auch  alUt  p6tti)  potj^  (/  =  y  §.  60. 

S)  Das  M  veriadert  hier  seiBC  SteUuig:  toj^it  t&upit  sope,  wie  im  Altspanischen. 


30  M  as  8  n  ri  a 

Ausnahme  erblicken.  So  wie  im  Ital.  Formen  wie  dessif  stemmo, 
feste  wohl  auf  dedisti  steiimus  fecisHs  beruhen,  so  in  unserem 
Idiome  tu  des$i  A  121  (nicht  dissi),  tu  stessi  F  119  neben  stisai 
F  123,  tu  fissi  A  216  und  vu  fissi  D  52.  Eben  so  in  dem  sonst 
immer  schwach  flectierenden  Imperf.  Conj. :  el  desse  B  75  {defdijs'- 
set):  el  steane  M  76 ;  ^o  fease  F  135,  tu  fissi  A  387»  el  fesse  A  39, 
m  fissi  D  52,  fessen  B  917. 

P&rtioipium. 

116.  Schwach.  Das  t  bleibt  nie  unversehrt;  es  verändert  sich  zu 
d  (fast  immer  dh  geschrieben),  und  dieses  kann  dann  auch  weg- 
fallen: indnrfidha  A  91,  perdudko  A  81,  removudha  B  167,  deca^ 
zudhif  B  252.  fuzidhi  B  30;  ligao  All,  medicai  B  258,  regüae^ 
prevedliuo  B  166,  preoedhui  B  256,  partio  A  57,  compartia. 
Endlich  kann  auch  das  o  des  Masc.  Sing,  wegfallen,  so  dass  die 
ganze  letzte  Sylbe  verschwindet:  cercäy  venu  D  188. 

117.  Contrahirte  Participia  der  I.Conjug.  sind  toeoE  92,  tronco 
B618. 

118.  Die  Endung  -udo  verdrängt  bei  manchen  Verben  der  III. 
(lat.  IV.)  die  auf  -u/o;  venudho  B  834  wie  in  der  Schriftsprache, 
tetiudho,  das  eigentlich  der  IL  Conjug.  angehört,  olzudho  B  657 
(auditus)  <)• 

1 1 9.  Der  Ableitungsvocal  zeigt  sich  thätig  in  hahiudho  A  224, 
sapiudho  1  48,  desteniudho  N  16,  vojudho  A  102,  malvojuda 
H  113. 

120.  Stark.  Sie  folgen  in  der  Regel  dem  lateinischen  Vorbilde. 
Wir  stellen  sie  hier  zusammen: 

auf  *8um:  ascoso  B  144  ascusi  C  29,  confusi  D  76,  defeso 
B  519  defisi  D  84  offeso  E  350,  destUi  D  98  inteso  B  658,  preso 
A  11  compreso  B  520  comprisi  D  81  represo  A  390  reprisi 
D  995,  remasa  B  775,  resposo  A  373,  roso  L  220  rosa  B  681, 
speso  B  518  spesi  B  529.  Bemerkenswerth  ist  comosta  l  139,  das 


*)  Confündio  L  149  (dem  fibrigens  confondudh»  A  82  tur  Seite  steht)  wire  ein  Bei* 
spiel  der  umgekehrten  Erscheinung:  -ido  fGr  die  II.  Conjug.  Oder  soll  ein  Infinitiv 
confundir  su  Grunde  gefegt  werden  ?  Indessen  ist  dns  Beispiel  rerdichtfg,  da  das 
Wort  mit  drei  anderen  anf  -t/dAo  reimt. 


Darstetlunj;  der  alUnuiländiscbea  Mundart  iiaoli  Buiivesiii's  Sohriflen.  3  1 

wie  it  noBCOBto,  rimasiOf  risposto  die  zwei  Endungen  ^sum  und 
^tum  combinirt;  vgl.  movesto  noch  in  heutigen  Mundarten. 

Auf 'tum:  corio  (=  it  coUo),  carroto  0  184,  intenie  E  318, 
pauio  E  207,  »porto  B  MK,  volte  D  271  atravolte  D  269.  Aus  der 
III.:  aperto  D  72,  morto  A  283;  schliesslich  proferta  D  1S3,  neue 
Bildung  aus  proferre  wie  im  Italienischen.  Geht  dem  t  ein  c  oder 
einp  voran,  so  wird  aus  ct.  pt  der  Laut^  (§.  61):  acollegia  G  S3, 
{coüectus  neben  der  eben  erwähnten  contrahierten  Form  corto). 
offUgi  B  110,  afrangi  0  35,  cogio  N  80,  compongio  B  385,  con- 
dugi  D  369  redugio  L  70  redugi  D  256  aedugio  0  18,  conrengia 
I  128,  eorr«'^  E  387,  destmgio  A  284,  «Tt^t  0  112  maledigi 
B  112  benedigi  D  55  neben  benedicti  B  109,  /ajfio  B  146,  pengia 
P66,  #ra^o  B  467  ^o^t  D  164,  «/r^jrio  B  115  destregio  0  152 
destregia  G  55  destrigi  D  84,  «o/i^ri  E  231  conzongio  E  84  con- 
zangia  I  129;  acrigio  A  469.  Dazu  tollegia  G  56  nach  dem  mittel- 
lateiniflchen  Participium  toUectua  (Nachbildung  von  cotlectuay 

121.  Manche  Participia,  die  im  Lat.  und  Ital.  stark  flectieren, 
sind  hier  schwach;  von  einigen,  die  wir  mit  einem  Sternchen  be- 
zeichnen, findet  sich  die  starke  und  die  schwache  Form  zugleich: 
^confondudho  A  82,  deacendndho  B  603,  derelinquidhi  D  1 39,  le- 
zudho  B  330  alezudho  B  950  (neben  acollegio)^  metudho  A  253 
metua  H  97  imprometudho  0  146  trametudho  L  151,  offendudho 
A  148,  paacudhoy  prendudha  H  115,  redemndho  A  456 ,  remo- 
vudlio  B  167  (neben  comoatd),  rezudho  F  132  (neben  corregio 
and  aporto)t  aotoponudho  F  98,  venzudho  I  131  und  das  Nomen 
verbale  la  penzudha  »>  it.  vincita  (neben  conveiigia). 

Geraodlain  <)• 

122.  Geht,  wie  im  Paradigma  angegeben,  für  alle  Conjugationen 
auf  -anifo.  Beispiele,  aus  der  I.  Conjug.  sind  nicht  vonnothen.  Be- 


<)  Du  GerasdiaHi  Bit  den  Auziliarc  e$$e  wird  nicht  selten  als  eonjugatio  periphra^ 
9tiem  iBfewuidtt  U  ovre  Ifel  era  demenando  B  418;  unu  viHon^  lu  quul  ghe  fo 
wttmMtrmMdQ  B  420;  et  ghe  donmo€  U  tonegu  k'el  era  a  ti  porUndo  B  5tf3;  have 
temm  com  dm  morte  e  fo  ravejando  B  1015;  moW  era  angustiando  B  1017;  per  ti 
99nt  apenando  D  195.  Überdies  wird  das  Gerundiaro  in  der  Bedeutungr  des  Partie. 
Pris.  gebraucht:  pietk  ghen  fiva  dei  pover  mal  habiando  B  552;  la  fera  guardatura 
del  judex  judieando  D  119;  retponde  al  judex  demandando  D  147;  han  odir  la 
90X  del  judteanda  D  143. 


oi  MiianiifiM 

merkenswcrth  sind  nur  dagnndo  B  324,  stagaiido  B  SOI.  Aus  der 
II.  und  HI. :  bevando  M  95,  covrando  B  >i72,  crezando  P  97,  ^/t- 
gando  B  528,  fugando  L  284,  imprendando  B  56,  ohando  B  1009, 
pascando  B  371,  planzando  B  381,  temaiido  B  618,  vezando 
B  231,  rtvaiii/o  B  30. 

123.  Häufig  haftet  der  Ableitungsvocal  auch  beim  Gerundium: 
habiando  B  532,  sapiaiido  B  628,  teniando  B  651,  veniando  B  707, 
vqjaudo  B  816.  In  moirando  I  35  ist  das  t  versetzt 

124.  Zu  bemerken  ist  noch  tragando  aus  tra-entem  mit  ein« 
geschobenem  g. 

125.  Ein  vereinzeltes  Participium  Präsens  ist  crezante  E  353. 

lofioitiv. 

126.  Das  e  des  Auslautes  ßllt  in  der  Regel  we^r;  steht  es  auch 
manchmal  ausgeschrieben,  so  ist  ihm,  wie  auch  das  Metrum  zeigt, 
für  die  Aussprache  keine  Wichtigkeit  beizulegen.  Auch  das  auslau- 
tende r  kann  sich  verlieren;  selten  nach  a,  ^,  t,  fast  immer  nach  S. 
Da  E  38  neben  dar^  dura  E  164,  mangiä,  pregä  A  70,  %iä 
B  464  neben  atar  A  424;  havh  E  268  havei^  H  17,  podhh  F  116, 
lemk  E  360;  paHurl  B  210.  Von  den  sehr  zahlreichen  Fällen 
mit  e  goniigen  einige:  afßize  B  113,  bäte  D  107,  corre  A  410, 
cose  B  635,  defende  B  65  offende  A  160,  morde  D  94,  resplende 
E  90,  sporze  A  460,  caze  A  143  cazer  D  20,  cognouce  B  128 
cognoscer  B  131,  conzonze  D  1 77  conzonzer  D  30 ,  reprende 
B  997  reprender  B  999.  In  sotpon  E  123  fallt  dann  auch  das  e 
weg,  so  dass  der  blosse  Stamm  übrig  bleibt. 

127.  Coütrahierte  Infinitive  der  ^-Conjug.  sind:  far  B  186  fä 
B  182,  trar  A  154  irä  neben  der  vollen  Form  traze  (trahere  mit 
eingeschobenem  «),  crer  crh  E  229,  dire  A  229,  olcir  B  705, 
rire  E  243,  tor  tö  B  8,  destrur  A  256. 

Futurum  und  Gonditiooale. 

128.  Werden  auf  zweifache  Art  gebildet:  das  Auxiliare  habere 
ist^uffigiert,  oder  es  erscheint  vom  Infinitive  getrennt  vor  demselben. 
Letztere  Ausdrucksform  gehört  nicht  zur  Formenlehre,  und  da  ich 
schon  bei  anderer  Gelegenheit  ^  zahlreiche  Belege  gesammelt  habe, 
so  will  ich  mich  hier  mit  der  blossen  Erwähnung  der  Thatsache 


<)  Sitxunosberichte  XXXIX.  542  IT. 


Darstellung  der  altmailinditcben  Muadart  nach  Bonresin^s  Schriften.  33 

kegnügen.    Das   suffigierte  Auxiliare   erseheiat  nun    in    folgender 
Gestalt : 

Fotoram. 

iMMittr^  star^am  <)   neben  cazer-emo 

aquistar^h  neben  partir-ai  prenderA 

perder-ä  menar'än 

Die  <jk)ppelt6  Form  der  l.PJur.  entspricht  der  doppelten  bei  Aa- 
bere:  kam  hablemo.  Eben  so  setzt  die  Nebenform  der  2.  Sing,  eine 
Form  kai  voraus»  die  aber  von  unserem  Denkmale  nicht  belegt  wird. 

Conditionale. 

guardar-eve  *)  far^vem 

siar'issi  *)  ...  "issi 

afondar-ave  . . .  -^venfo] 

Für  die  1.  und  3.  Person  kommt  auch  eine  Zusammensetzung 
mit  dem  Imperfecte  von  habere  vor:  daria  B  118,  depria  B  930, 
eo  parria  I  127,  el  porria  D  381  *). 

129.  In  Bezug  nun  auf  die  Gestaltung  des  ersten  Bestandtheiles 
der  Composition,  des  Infinitivs,  ist  Folgendes  zu  bemerken : 

Das  a  der  I.  Conjug.  bleibt  unverändert,  wird  also  nicht  zu  e 
wie  im  Italienischen. 

Das  e  und  i  der  II.  und  III.  fallen  manchmal  weg: 

nach  r:  morrä  C  4S  neben  morirö  E  193»  parran  C  19  neben 
appariran  C  31. 

nach  /  (lr^=»rr):  vorri  E  SK 


<)  E  379  seran  a  »eram. 

*)  Vereinselt  ist  beverave  N  96. 

*)  tu  porrisse  B  30;  die  Ha.  scheint  mir  porrUti  zu  haben. 

^)  Es  ma^  hier  noch  ein  Modalaeitwort  enrihnt  werden,  das  an  drei  Stellen  begegnet : 
Deo  ta  que  el  ha  da  far  in  tute  le  toe  raton  \ni  g^arte  quer  fr  eonstjo  in  le  toe 
mdovrMon  A  399 — 400.  FaroUe  de  ffrand  pagura  quilogm  *e  eofnprende  \  del  gran  di 
äel  judieio,  lo  quul  »i  u'arie  attende  D  S6.  Tu  giosi  in  questa  tombOf  bon 
e^mpünion  vertue,  \  reposta  fin  a  tetnpo  e  tta  seguro  im  pax.  \no  forte  haver  plu 
tema  ke  Vinimigo  ravüx\  te  potsu  mai  cotnprende  entr'  infernal  fomax  F  65 — 68. 
Arte  acheint  demnach  „/la  d^uopo,  e  mestieri  u.  a.  w.*  au  bedeuten;  woher  daa 
Wort? 

SitaH.  d.  Mkil.-kiat.  Cl.  MX.  Bd.  I.  Hft.  3 


34 


u  8  s  a  f  i  n 


nach  n  (nr^=»rr) :  vetTai  E  55,  converrä   B  979  neben  veniran 

E  146 

nach  i  (tr^rr) :  porr^  E  125,  porrä  A  448,  porram  D  288, 

porrave  A  112  (auch  porave  A  300),  porrüsi 
A371 

nach  v:  devrä  B  166,  devran  B  108,  devreve  A  195,  devrissi 
A  76,  devrave  A  166,  havrd  u.  8.  w.,  savreve  B  633, 
savran  D  61. 

130.  Ich  lasse  nun  das  Paradigma  der  Auxiliaria  folgen. 
Esser  B  16  esse  B  8      Haver  A  13 


Ind.  Praes.  sonto  B  }031 
<?•  A  133 
^A51 
sem  D  256 
«t}'  I  44 
^A412 

Impf.  era  B  687 

eri  E  51 
erak  152 
[eramo] . . 


Perf. 


em/i  B  365 
/tt'  A  77 
fussi  A  126 
/b  A  94  0 


Fut 


[fussi] . . 
fon  A  294 
«^rd  A  423 
serh  E  32 
serä  B  138 
seramo  D  252 
[»eri] 
seran  B  105 


ho  A  88 

he  A  193 

AaA  139 

harn  B  848  AaA/<?ii}o  D  313 

[havi] 

han  D  17 

[haveva] 

havivi  A  256 

haveva  A  115  havea  B  706 

[havivamo] 


havevano  B  361 
A^r«  A  286 
havissi  A  129 
have  A  28 
hdvem  E  299 
havissi  D  50 
haven  A  326 
Aai^rd  E  78 
Aai?rd  E  1 32 
hnvrä  A  99 
havram  E  139 
[havrij. , 
havran  E  135 


0   A  237  Ko  tont  quel  lo  quäl  #i  fu  raton.  ht  fu  3.  oder  1.  Person?  loh  denke  erst* 
vgl.  M  mj  Mfi  un  ehe  .  .  .  nofo. 


Dtraleltun^  der  altmailfindischen  Mundart  nach  Bonresin^s  8cbrifl«ii. 


35 


Coiid.  sereve  A  324 

serisai  X  236 
serave  A  228  seria 
[seravemo] 
[aerissi] 
seraven 

Conj.  Praes.  sia  A  23 
«II  E  10 
sia  A  48 


[havreve], . 
havrissi  A  296 
havrave  A  179 
[havrdvemo] 
[havrissi] 
[havraveti] 

habia  A  200 
habli^  113 
habia  B  6 


•  •  •  • 


Impf. 


Impf. 


sian  B  1048 

fosse  k  193 
fussi  A  296 

fosse  A  145 


habian  B  97 

havesse  A  270 
havissi  A  298 

havease  A  144 


•  • .  • 


* .  •  • 


fosaeno      334  havessen  A  292 

Imper.         sii  E  74  habli  B  1035 

131.  Dazu  kommt  das  Verbum  fir  {fieri)^  das  zunächst  zur 
Bildung  des  Passivs  dient,  aber  auch  absolut  gebraucht  wird. 

Praes.  Ind.:  fio  E  16  fizo  E  15,  tu  fC  G  36.  /?  A  17 , 

fin  B  248. 

Impf. : fivi,  fiva  B  552,  fevano  B  512. 

Pfc: fi,  fite  B  690. 

Fut. :  fird  F  28,  firh  E  3t,  firä  B  48,  firam  E  133 ,  fian 

A106. 

Cond. :  firave  L  440. 

Conj.  Praes.:  fia  ü  8S,  fizi  N  16,  /?a  H  85  fiza  B  234,  fian 

D  180/?2;anD63. 

Impf. : fi88i  E  29,  fisse  A  144. 

Inf. :  fir  A  387  /?  A  82. 


Wortbilduügslehre. 

Ableitug. 

132.  Als  sutlfixlose  Bildung  aus  einem  Verbum  der  I.  Conjug. 
ist  triga  B  692  zu  verzeichnen ;  vielleicht  auch  cövedha  B  772  aus 
einem  nicht  zu  belegenden  Verbum  covedhar, 

iA:  hoapitalia  B  280,  traitoria  A  251;  mit  Einmischung  von 
r:  accUaria  B  33,  albergaria  B  956,  poeaiaria  B  954;  spensaria 
H  83. 

WM,  IA :  stremirio  D  23;  wohl  aus  stremire.  Was  bedeutet 
moviria  H  246?  Und  was  für  ein  Suffix  ist  darin  zu  erkennen? 

IC.  Bemerkeuswerth  ist  heredex  B  451,  das  auf  hered-icem 
zurückfuhrt. 

AT-iC:  parentadego  M  37,  saloadhesine  E  179  t). 
ACEÜS:  rosaaza  G  71.  Verbal:  pegazar  im  Participium |i6^a- 
xai  B  95.   Es  kommt  auch   das  Primitivum  pegar  vor   (aus  pix 
picis).  Über  pujiax  A  HO  Et  W.  11,  392. 
ICIÜS:  temorezo  B  27. 

BILIS:  fast  ausschKesslich  in  der  Form  evtCt  Plur.  im*  für 
-^fl,  ebÜ-^  ibÜ'.  Ist  ungemein  häu% : 
an  Nominastammen : 

caritevre  B  163  caaonevre  A  196 

concordevre-mente  B  418,  E  64«)  mUericordievre  B  81 
an  Verbalstammen: 

abondievre^mente  B  179     dexdesevre  A  194 
alegrevre  B  156  meravejevre  B  302 

areg&rdewre  A  193  pweurevreB  SS 

eonvenievre  G  86  retomevre  B  368 

dexdenievre  L  54  spagurivri  D  147. 

d^wevre  B  900  {decerej 

Mit  beibehaltenem  e  =  i:  fleüm-eza  D  380  (fiebil-Uia),  —  In 
der  Form  -bei:  tristabel  D  284. 
AMEN:  lecame  H  230. 


*)  d.  h.  »alv-udego  -j-  inm:  g  ror  i  xvl  »  (f.  68). 

*)  Die  Hs.  htt  tn  beiden  Stellen  kein  ».   Bekker  druckte  an  sweiter  Stelle  concor- 
dievremenie,  Ist  die  fimendtUoB  uotbi|f? 


DtrstelloDg  der  tltmailinditcheB  Mundart  nach  Boavetin^t  Schriften.  3T 

INÜS:  alegrin  B  751;  in  Verbindung  eines  anderen  Suffixes: 
eorlh^'in  H  194;  mit  eingesehobenem  r:  rosorina  6  29. 

ENOS  dient  sur  Bildung  von  Numeralien :  ernquen,  »exen. 
9€ien^  ogien^  noven,  dexen  u.  s.  w. 

ION:  daminion  6  90  {no  g*ha  valer  amisi  parenti  ni  eom^ 
paniofit  ni  filii  ni  grange  richeze ,  castele  ni  daminion}  =  frz. 
dongeanf  wodurch  die  bestrittene  Ableitung  dieses  Wortes  aus  do- 
minium beinahe  unzweifelhaft  wird. 

T'ION  in  den  Formen  tiont  aon  (%on).  —  Sehr  häufig: 
adovrasan  H  62  pentison  A  135 

dispuiation  G  1  provmon  I  HO 

investison  B  722  robason  L  104 

lanumiason  E  301  tradhizon  E  122 

mangioion  F  19  tremason  D  68. 

pagoion  1)  264 
ANEÜS:  grenanie  B  160  (grevanie?).  * 
ONEUS:  cativonia  B  35. 

OR:  crior  B  726,  puzor  D  235»  sonor  B  1009.  sozor  U  187, 
tramor  B  728,  vinrdor  G  136. 

ARIÜS:  cuinter  B  983,  romer  B  431.  Erscheint  auch  in  der 
Form  ario:  usurario  D  187. 

OSUS:  alegroso  maniusi  D  207 

cubitoso  B  13  rancuroso  D  557 

confortusi  D  372  remonioso  A  426 

curusi  B  1048  aquinzoao  B  25 

/rodo«o  D  187  travaUose  E  275 

inamoroso  B  1001        vermenusi  B  992. 
inregoroso  D  312 
Mit  eingeschobenem  r:  cuintoroso  N  23. 
In  Verbindung  mit  anderen  Suffixen :  aliivosa  L  29 ;  gramezoso 
D  252;  bontaosi  E  276,  voluntaoso  E  75. 
t7JI75;  foliudha  G  142. 

/7/i4;  boldeza  D  364,  i/ru^2;a  E  114,  lomenteza  D  363,  ra;/- 
tfii^za  B  452. 

ATT:  corbatin  H  194,  olcellato  M  92  f=  uccdUaccio), 
ETT:  archeta  G  19,  adometa  H  203,  o^r^a  H  204;  mit 
anderen  Suffixen:  fatUinelo  B  787,  piceneta  G  18. 


38  M  u • • «  f  i  a 

TAT  {taa,  tatis)  in  der  Form  -itä,  itae:  arsitae  A  335,  fran- 
chüä  D  346,  laxivitä  E  338;  in  der  Form  -edhae:  brvtedhae 
B  220,  gordedhae  H  238.  Bemerkenswerth  ist  cegedhä  P  107  wo 
der  gutturale  Laut  verharrt  =  it  ceckitä^  seltenere  Nebenform  von 
cecitä. 

ALD :  giavaUo  B  26. 
ENSIS:  paganese. 
MENTÜM:  Ungemein  häufig: 

atantamenio  A  113  reficiamento  E  186 

casamenti  E  107  schemimento  B  224 

fadhigamento  B  316  significamento  H  107 

gabamento  H  125  spagurnmenio  B  942 

imhregamento  A  107  vergonzamento  B  127 

ovramento  A  131  zermeliatnenio  G  243 

perdonamento  B  75  zovamento  A  106. 

ENTUS:  ovrente  H  226,  sanguinente  i  34,  veninento  A  429. 
Mit  eingeschobenem  r ;  plangiorenta  B  866. 

ANTIA:  consolanza  B  532,  ossanza  A  397,  pesanza  B  288, 
Kvengianza  A  188;  auch  aus  den  Verben  der  II.  Conjugation:  beti- 
vojanza  B  285,  cognoscanza  B  286,  temanza  B  965. 

ARD:  gorardo  B  H,juriardo  D  179.  Verbal:  lecardar  E  291. 

An  Verbalableitungen  wäre  die  durch  -ez-  zu  verzeichnen: 
acanezao  A  431,  covedhezo  E  240,  grevezar  E  69,  matezao  A  46 
netezai  B  260,  plaezan  G  5,  pestezadha  G  111,  me  atramadhezo 
E  238.  Diese  Ableitungen  sind  am  besten  mit  jenen  durch  -eggiare 
im  Italienischen  zu  vergleichen,  und  wie  diese  auf  das  Suffix  -icare 
zurückzuführen. 

KnsammeMetiiiig. 
133.  Nur  die  Partikelzusammensetzung  kommt  hier  in  Betracht. 

q)  Präpositionen. 

AD,  Dieses  Praefix  ist  ungemein  begünstigt: 

abatajao  A  141  apenn  L  221 

aclina  A  206  apilid  B  389 

ncomenza  B  494  apregonar  A  462 

nißna  G  57  aregordassi  A  171 


Darstellung  der  altmailSodiscIien  Mundart  nach  Bonresin^t  Scbrifteo. 


39 


aguarieniao  I  101 
alezere  A  295 
amenuir  A  3S8 
amoverse  N  63 
anomadha  6  68 


aniinar  B  22 
asleoao  E  266 
agmorza  B  100 
aiudhao  A  356. 


CUM:  comprivar  D  111. 
DE:  destregiura  A  35. 

DJS.  Wird  ebenfalls  äusserst  häufig  gebraucht;  mauchmal  ver- 
tritt es  de: 


dexasevre  E  50 
i/^«6a^«  B  577 
desccUao  B  611 
deaconzo  E  161 
deacumiavi  B  131 
dexdesevre  A  194 


desguarnio  A  444 
dexmesurai  E  134 
dexsensai  C  33 
desHomentir  D  1 7 
destrenzimeiUo  Ü  121 
dexviadha  A  152 


Es  vertritt  auch  cfe;  dexmostradha  B  85. 

JEJX;  scombnterd  A  414,  afalaadha  L  65,  smerrai  D  374, 
smorbiar  E  343,  spagiura  A  33,  svengianza  A  188. 

EXTRA :  straschemio  D  46,  straportadha  L  36,  strapassadha 
F  2,  8trasonamenii  E  105,  straviai  B  878;  stromenai  Ü  167 
(§.  2).  Oft  in  der  Bedeutung  des  Superlativs:  »trabelli  E  108, 
siragaudenti  D  321,  att^agaviao  B  155;  und  vor  dem  Superlative 
selbst :  stradurissimo  D  263,  stragramissima  B  794,  atragreviasimo 
D  362. 

/J^;  titama  L  274 

imbrutisce  L  203 

ingramir  B  375 

inguerriavi  F  89 

impenso  B  1040 


impilio  L  408 
inregoroso  F  95 
inrichio  B  660 
inrosadhai  B  1 9 
inrovedhae  6  55 


imprometudho  A  146     involia  D  255. 

PJBÄ;  perßnisce  D  11;  =  pro:  percaza  B  296  percaziante 
B  360. 

PÄ£  (^pro):  prevedhui  B  556. 
SC^A:  aofrenar  E  374,  «o^^roa;  B  495. 
SUPER:  aordoradha  L  508. 
TRANS:  travacao  N  23,  ^rflrowrf  N  42. 


40  Müttafia,  Dantollvng  der  alUMÜtadisdiMi  Muadart  Hc. 

bj  Nominaladverbia. 

BENE:  beneitrudho  B  656. 

MALE:   malastrudhi  A  337,   malparai  B  283,  malpario 

B  713,  malvezao  B  642,  mulviao  A  46. 
MINUS:  Bmenaven  A  308. 
MVLTÜM:  molben  B  572. 
TANTUM:  tammagna  B  342. 
BIS:  a-^fiscurava  D  19ü,  bescuinto  ß  692. 


Berichtigug. 

Auf  S.  6  int  im  Abachnitte  »Laatlebre.  Vocal«.  A*  atutt  des  AlMaUes  1  au  lesen: 
A.  1.  bfttontes  a  bleibt  unverindert.   Greve  1*  105  aus  grävU  wie  in  der  Sebriftaprarhe. 

1*.  Eben  so  selten  ist  betontes  a  an  der  Stelle  eines  anderen  Vocals,  Bei  atanta 
£  336  u.  s.  w. 


Reiffprscheid,  Die  rümitcliea  Ribliollieken.  41 


Die    römischen    Bibliotheken. 

6.  Die  vaticanische  Bibliothek, 
b.  Bibliotheca  Reginensis. 

(Biblittkeca  Alextndriiia.) 

Von  A.  Reifferscheid. 

Ambrosii  expositio  de  psalmo  CXVIII. 

32.    membr.   GroMocUv.   foliorom    177.  taec.   X. 

f.  1  In  nomine  sce  trinitatis.  Incipit  expo|sitio  de  psalmo  czvnimo. 
sei  am|brosii  mediolanensis  urbis  eptscopi  |  Licet «)  mysticae  *)  quoq.*} 
nelut  I  tubf  increpuerit  sono  dauid  proph&a  tarnen  moraliu  mag- 
■us  I  — 

f.  1^  adseruntur  ease  descripti.  |  Prima  )ittera  aleph  — 
f.  ilT*  Coepit  in  hortis  ee  ^cclesia.  postquam  in  hortis  |  passua 
est  xps;  Liber  sei  benedicti  abbatis  |  floriacensis  coenobii  ^).  |  si  quis 
fürauerit  anathema  sit  |  Explicit  de  psalmo  |  cxvm  sei  ambrosii  |  me- 
diolanensis urbisj  episcopi.  finit  |  Liber  sei  benedicti  abbatis  |  Sicut 
desiderat  nauigator.  Ad  ripa  uenire.  Sic  desid  desijderat  Scriptor 
maganarius.  Ad  regnü  di  uenire  {  x  qui  icgit  ora  p  illo  peccatore. 


*)  XV  1197  —  «)  mystica  —  •)  qnaeque.  Lies  mystice  quoqne  —  *)  Die- 
selbe ProTenienzangabe  kehrt  mehrmals  in  der  Handschrift  wieder,  i.B.  f.  t5^ 
oben:  hie  est  lib  sancti.  Benedicti.  abbatis.  floriacesis  cenobii. 


4'i  Reirrersrheid 


Aratür. 

300.  niembr.  fol   foliorum  1 — 40  saec.  X,  fol.  41  —  78  aaec.  X(. 

f.  1  Diu)  1)  SCO  s)  uenerabili  et  in  xpi  gra  |  abbat!  floriano  *)  arator 
5ubdi{acotius  in  xpo^)  |  Qui  meriti  florem  maturis  sensib;  ortum  j  — 
Cede  dies  operi.  quod  pia  causa  dedit  &)  |  Dito  sco  <)  beatissimo  atque 
ap)ico  sacer|doti7)  papae  uirgilio^)  arator  subdiacojnus.  •)  dabo  tibi 
laudem  {  Moenibus  undosis  bellorum  incendia  cernens|  — 

f.  1^  Si  quid  ab  ore  placet  )aus  monitoris  erit  I  Explicit  prologus. 
Incipit  über,  bic  brejuil  sequit  passione  seu  resurrectione  |  Ut  sce- 
leris iud^a  sui  polluta  cruorej  — 

f.  19^  Claudit  iter  bellis.  qui  portam  pandit  in  astris  |  Aratoris 
subdiaconi  sc^  ^cctae  roman^  |  explicit  über  primus;  Incipit  scdsj 
eiusdem ;  De  eo  ubi  saulus  qui  et  paulus  —  credidit.  <<>)  |  Sps  accen- 
sam  uerbo  radiante  lucernamj  — 

f.  39^  Et  tenet  aeternam  socia)is  gracia  <<)  palmam  |  Explicit  al- 
mitonans  in  xpo  dignus  arator  {  Finito  libro  reddatur  cena  magistroj 
Finis  adest  iibri  )audentur  dicta  ma{gistri;  Explicit  liber  aratoris  { 
subdiaconi;  Finit  arator  in  hoc  conjsurgit  deniq;  pastus:  ||  f.  40 
leer  ||  f.  41  Incip  epta  sedulii  poete  eximii  ad  macedoniu  pfirra 
Duo  <*)  meo  sco  ac  beatissimo  patri  macedonio  presbitero  sedulius 
in  xpo  salutem.  Friusqua  me  uenerabilis  pater  operis  nri  decurso  — 

f.  41^  sc)orum.  Amen  {  Finit  prologus  sedulii  presbiteri  {  hoc 

opus  sedulius  int  cartulas  —  patricio.  |  Paschales  carminib;  über  pri- 
mus I  Sume  sacer  meritis  ueracis  dicta  poet^.  {  —  si  uig&  ore  tuo  j| 
f.  42  Prefacio  paschalis  carminis  Beati  sedulii  poete  {  Paschales  qui- 
cuq;  dapes  conuiua  requiris  |  —  Rubra  quod  appositum  testa  minis- 
trat  holus  {  Incip  sacrü  opus  ex  ueteri  testamto  {  quod  poeta  incitat 
sc  ad  scribendum  {  Cum  sua  gentiles  studeant  figmenta  poetae  {  — 

f.  84  Ora  lupi  uitaq:  frui  per  pascua  xpi.  Explicit  \  \Vb  .i.  Inci- 
pit liber  secundus  {  Prima  su^  diis  {  thalamis  dignatus  adesse  |  — 


9  LXVIII  63  —  *)  siincto  ac  —  *)  spiritaliter  erudito  floriano  abbati  — 
*)  ubdiaconus  S.  -  *)  invet  —  *)  sancto  ac  —  "")  et  in  tote  erbe  primo  om- 
nium  sacerdotum  —  »)  Vigilio  —  •)8ubdiaconus  S.  —  »*^)  om,  —  *•)  ^ratia  — 
<s)  XIX  533. 


Die  römischen  Bibliotheken.  43 

f.  60  Et  speciale  bonu  cu  sit  generale  reuolua  ||  f.  60^  Explicit 
\a  .11.  ubi  dominus  innumejras  ad  adae  seruat  cateruas  {  Jam  pla- 
cidas  lordanis  item  transgressus  harenas  |  — 

f.  66  Qui  regit  ^thereü  princeps.  in  principe  regnu;  |  Explicit 
über  tertius.  Incipit  liber  .nu.  \  ubi  dominus  petit  patre  se  clarificari 
ab  eo  I  Has  inter  uirtutis  opes  iam  ^xima  pascb^  {  — 

f.  74  SufBcer&  densos  f  tanta  uolumina  libros  {  Explicit  lii&  .im. 
PkMhalis  carminis  heroici.  |  Incip  Carmen  eleiacu.  q(f  uocatur  parac- 
te|ricu  .i  repcussum.  eo  qi  repcutiat  unus  |  uersus  ab  altero  hoc 
e.  iniciu  pmi  fit  ultimu  scdi  paractera  gce.  latine  repeussio  dr.  De- 
scriptis  II  f.  74^  ia  miraculis  bortat  poeta  secii  oms  canere  xpo  j&grfis 
reflTerre  |  Cantemus  socii  diio  cantemus  bonorem  |  — 

f.  76  Cum  SCO  spu  gta  magna  patri  j  Explicit  Incipit  ambrosia- 
num  ipsius  sedulii  |  A  solis  ortus  cardine  adusq;  terre  limite  xpm  caj 
namus  principe  natu  maria  uirgine  |  — 

f.  77  Seoiq;  spu.  In  sepitna  sela;  |  Amen.  Explicit  |  Sedulius  xpi 
miracula  uersib;  edens  |  — 

f.  77**  Stabunt  hi  garrula  dicta  testudine  uersus  |  Utilibus  moni- 
tis  prudens  adcomodet  aures  { etc-  Audit  qd  non  uult  qui  pgit  dicere 
qd  uult|  —  Magno  conficitur  discrimine  res  memoranda||r.  78**  Metrü 
Eugenii  de  decem  plagis  egiptiorum  |  Prima  plaga  egipti  limpbas  in 
sanguine  uertit;  |  —  Quod  nee  it  facimus  pascua  nee  sequim  | 
In  honore  diii  iiri  ibü^xpi  di  aetni  |  i  Ferpetuo  colitur  xps  bic  ihs  bo- 
nore  6  Verse. 

•II-  Jacob. Tbomas.Pbilip'.Bartboloms.  4  Verse ^  ebenso  im  Fol- 
geiiden. 

*iii-  Jacobus  Matbeus  .  Simon  Thomas. 

•Uli-  Leo  Felix  Marce  Marcell^  Fabiane  Siluester. 

•V.  Atansae  Ambro  Aguti  Donte  pauline. 

•VI.  Tecia  .  Sabina  .  Petronilla  .  ppetua.  felicitas.  j  &  Septem  fitii 
eius 

•VII.  Patrici .  Aedani .  Ninia  .  Coluba  .  Cerani. 

VIII*  Alltoni .  Pauli .  Benedicti .  Hilario  .  Symeon 

•vini-  Aiiastasia  .  Lucia  .  Eulalia  .  Eugenia  et  machabei. 

•x-  Reme  .  Dioni .  germani .  bylarii.  6  Verse, 


44  Reifferiirheid 


Augustinus  de  bona  patientiae,  de  bona  caniugali^  de  sancta  virginiiate, 

de  nuptiis  et  concitpiecentia, 

818.  nembr.  8.  foliomm  258.  aaec.  X. 

f.  l^M  Incipiunt  capitula  huius  libri  |  — 

f.  2  locipit  sermo  sei  augustini  epi  de  hoc  quod  dos  |  ait  dimit- 
tite  et  dimittitur  uobis  |  Preceptum  *)  saluberrimu  audiuimus  de  sco 
eugelo.  ut  dimit|tamus  peccatü  fratri  qui  in  nos  peccauerit  — 

f.  4  dabitur  uobis.  Explicit  Hber  |  sei  Augustini  epT  de  hoc 
q3  dns  die.  dimittite  et  |  dimittetur  uobis.  Incipit  eiusdem.  |  de  bono 
paeientiae  |  Virtus  <)  animi  quae  patientia  dieitur.  ta  magnu  ü 
dorn  .e.  I  ut  &iä  {  — 

f.  11^  ac  ferus  noiit  habere  *)»  Explicit  de  bono  paeientiae 
I  Lil  sei  aug  epi.  Incp  Hb  eiusde  de  bono  coniuga)i  |  Qin  &)  unus- 
quisq;  homo  humani  generis  pars  .e.  &  sociale  — 

f.  28^  ^pt  xpm  patres  |  fuerunt.  Expt  de  bono  eoniugah*.  Incp 
de  sSl  uirginijtate.  Hoc  de  libro  retractationu  xLvnn  |  de  scä  uirgini- 
täte  über  i  |  Posteaqua  seripsi  —  ostendi ,  Bic  über  —  aedidimua  *) 
I  Explicit  praefatio.  Incipit  über  {  Libru  7)  de  bono  coniugali  nuf 
fdidimus  in  quo  &iä  xpi  uirgines  |  — 

f.  49  exaltate  eü  in  scta.  amen.  Explic  de  sca  {  uirginitate. 
Incipit  uita  beati  |  Valentini.  confess.  Lingonensis  |  Igitur  beatus 
ualentinus  in  laticensi  suburbano  ligonensium  ojriundus  fuit  — 

f.  SO^  facile  intellegatur.  Explicit  uita  beati  Valentini  eonf.  || 
f.  51  Incipit  de  nuptiis.  et  concupiscentia.  ad  Valerium  ma- 
gis|trum  equitunu  Hoc  de  libro  retractationu.  De  nuptiis.  et 
conep.  I  ad  Valeriu.  liE  .u.  |  Seripsi  duos  libros  ad  inlustre  —  curas. 
Explicit  praefatio  {  Domino  illustri  &  merito  pstantissimo  «).  atq.  in 
xpo  •)  dileetione  carissimo  filio  ualejrio.  agustin'  in  dno  sa)  v  Cum 
diu  moleste  habere  — 


*)  f.  1  m.  «.  JT/Fhic  est  über  sancti  bndicti  flo^;  häu6g  in  der  Handschrift, 
namentlich  am  Anfan<7  dor  Quaternionen ,  wiederholt.  Der  Index  von  alter 
Hand.  —  *)  XLVI  907.  Nach  einer  Cassinenser  Handschrift  herausgegeben.  — 
»)  XL  611  —  *)  Stimmt  nicht.  —  *)  1.  c.  373.  —  •)  Das  cursiv  Gedruckte  von 
anderer  Hand.   —     ')  I.  c.  397  -  »)  Aug.  pp.  200   -    »)  Christi. 


Die  römUcheB  Bibliotheken.  45 

t  8i^  comodius  intimabit;  Expt  praef.  Incp.  Hb.  i.  |  Henseici  i) 
motti  dilectissime  fili  ualeri.  qui  roedecina  xpi  qua^  peccata  saoant 
Gar|nalit  — 

f.  63^  ut  Mä  noctnas  aliquas  horas  lectioni  uigilanter  inpen- 
da&.  II  f.  64  Inter  militiae  tuae  curas  &  lUustris  psoaae.  qua  p  meritis 
gestas  actusq:  rei  publicae  j  — 

f.  79"  braehio.  digito.  labro.  liagaae.  «e  «d  iratiim  nrm  ctinuo 
corriguntur.  <)  ||  f.  80  Viris  ueri  di  cultoribus.  et  ifafi  xpT  dni  |iiri 
aeSnnnque  eius  aon  fictis  amatori|bus:  Eioardus  peccator  |  Qui  ui- 
tas  et  facta  iustorum  ac  seeunjdum  —  assurgat.  |  Incipit  über  pniiftus 
j  Cmn  adhue  in  palatio  posHus  — 

f.  92"  reputando  ^feet  su;  Expt.  jib.  i.  de  uirtntibuB  sBm^ 
marcel|linl  et  petri.  Incp.  praefatio  libri  scdi  */  |  Scripturiis  uir- 
tutes  atq:  miraeula  quae  beatissimi  martyres  xpi  raarcellin'  |  — 
f.  93  miraeula  j  ^feram;  Incipit  prosecutto  uirtutum  |  Postqua  sacra 
beatissiiiiori  eorpora  — 

f.  106"  comüdins  tnehoent  Expt  lib.  n.  Incip.  lib.  ni.  |  In  rela- 
tione  signora  atq:  uirtutu  — 

f.  121"  ac  sie  dm  &  ^osimu  quos  amare  itibent.  se  odisse  de- 
clararent  |  Folgen  rituelle  Bemerkungen,  zum  Theil  aus  hid&rs 
Büchern  de  officiis,  ton  anderer  gleichzeitiger  Hand  \\  f.  122" 
Hymnus  auf  den  Erzengel  Michael  \\  f.  123  Incipit  passio  scorum 
martirii  petri  et  marcellmi  j  qnae  est  im.  non.  tonias  |  Benignitas  sal- 
uatorn  — 

f.  126  saluatoris  etc.  amen  finit  j  Passio  Ireati  apollinaris  ponti- 
ftcis  8ub  die  xT  kalenjdarum  augustarom  |  In  diebus  claudii  — 

f.  133"  Augustarum    etc>   Amen.   ExpT.    pass.    sei   apollinaris 

mar.  jj  f.  134  Incipit  uita  #^  beati  confessoris  j  Cum  in  nomine  — 

* 

f.  137  bodiemum  diem  etc.  Amen.  ||  f.  137"  Incip  pass.  sco- 
rum serg^i  et  bacchi  |  Tempore  Ulo  Maximiano  — 

f.  144  clarificemus.  etc.  Amen  |  Explicit  pass  scoiy  sergii  et 
bacchi.  Incipit  j  passio  scorum.  speusippi.  elasippi  (^leusippi 
eorr.)  et  melejsippi.  j  Tres  pueri  — 


t)  XLIV  413    -.  «)  1.  c.  468  (porngutitur).  Die   vier  leUten  Capitel 
fehlen.  Die  fehlenden  Bl&tter  sind  erhalten  im  Codex  385  f.  94  ff. 


46  Reiffertcheid 

f.  146^  leouillae.  iunillae.  et  neo/z/ms  {{  f.  147  Omelia  Hie- 
ronymi  (m,  rec.)  \  fennana  0  stutem  &  multos  habere  dicitur  &  mul- 
tas  accipere  porjtiones  — 

f.  184  in  no|uitate  uitae  ambule  etc,  amen.  Incip.  epia.  biero- 
mi  pbri  {  ad  principiam  de  uita  mareellae  {  Sepe  *)  k  multu 
flagitas  — 

f.  189^  Incipit  uita  beatissimi  kan|lefi  saeerdotis  seu  abbatis 
monasteri  Anisolensis 

f.  173^  Inep  epta  sei  hieronimi  prLi  ad  paulinu  {  pbrm  de  Om- 
nibus diuinis  historiae  libris 

f.  179  Epta  beati  Hieronimi  pbri  ad  paula  et  Eus|tochiu  de  as- 
süptione  scäe  mariae  uirginis 

f.  198^  Incpt  uita  beati  Lifardi  abbatis 
f.  199  Incpt  pass.  sei  ualcriani  mar 
f.  201  Incp  uita  {  sei  fursei.  abbatis 
f.  207  Incp.  pass.  sei  Eustachii.  uxoris.  et  filiojrum  eins 
f.  213  Incp.  uita  sei  marcelli  epi  parisiacensis 
f.  218^  Incipit  uita  beati   Hieronimi  pbri.  |  Hieronimus   nr    in 
oppido  stridoiiis  qd  a   gothis    uersü.   |  dalmaticae  quonda   pannoj 
niaeq:  — 

f.  219  Incip  passio  sei  carauni  martiris 
f.  222  Incipit  uita  sei  j  merouei  confessoris 
f.  227  Incipit  pass.  scoiy  mauricii.  atq;  {  sociorum  eins 
f.  232  Incipit.  pass.  sco^  martyrum.  donatiani  et  rogatiani 
f.  238  Incipit  uita  sei  iuliani  epi  et  confessoris 
f.  241^  Incipit  uita  sei  turibii  epi  et  confessoris 
f.  244  Incipit  uita  scT  panati^  epi  et  confessoris 
f.  247  Incip  uita  sei  uicturi  epi   atq:   uicturii  filii  eins  et  epi 
f.  249^  Incp  uita  domnae  mariae  aegiptiae.  translata  de  gre|co 
in  latinum  — 

f.  286  Incip.  pass.  sei  nicefori.  martyris 
f.  288  Explicit  passio  sei  nicefori.  martyris 


»)?-»)  XXII  i087. 


Die  römischen  Bibliotheken.  47 


Alcimus  Avitüs. 

2078.  membr.  Schmalfolio.  foliorain  150.  saec.  IX — X  *). 

f.  i  über  der  Zeile  von  neuerer  Hand  Theodulphi  Vers'  | 
Quicquid  ab  ebreo  stilus  atticus  atq;  latinus  sumsit  |  — 

f.  2^  Hinc  aquilae  specimen  celsa  p&entis  hab&.  |  Domino  <) 
SCO  in  xpo  piisimo  et  *)  beatissimo  {  apollinari  epi  ^)  alcimus  ada- 
tius  *)  auitus  frater.  Nuper  |  quidem  paucis  — 

f.  3  loquendi  lege  presumitur.  Explicit  prolojgus.  aicimi.  auiti 
epT.  de  initio  mundi.  Incpt  lib  .i.  ||  — 

f.  3^  Quicquid  agit  uarios  humana  in  gente  labores;  |  —  Viuit 
peccati  moribunda  in  carne  cicatrix;  |  Jam  pater  omps  librantis  pon- 
dere  uerbi;  — 

f.  8^  La&us  in  astrigeram  caeli  se  subtulit  *)  aulam.  |  Aicimi 
Auiti  epi  de  initio  mundi.  |  explicit  über  i  incipit  de  orlginali  pec- 
cato  I  über  secundus  ||  f.  9  Vtitur  interea  uenturi  nescia  casus:  — 

f.  16  Confictum  periit  fugiens  ^)  per  nubila  corpus  |  Aicimi 
Auiti  epi.  explicit  de  original!  peccato  |  über  secundus  incipit  de 
sentetia  di  |  Über  tertius  {  Tempus  erat  quod  >)  sol  medium  trans- 
cenderat  axem  |  — 

f.  23  Fortior  antiq:  reddat  tua  gratia  sedi  |  Aicimi  Auiti  epi 
expli  de  sentencia  dl  {  Liber  tertius  Incipit  de  diluuio  munjdi  Liber 
quartus  {  Infectum  quendam  uitia  sco  cordibus  •)  orbem  |  — 

f.  34  Et  flammam  timeas  quo  <o^  iam  non  subp&it  unda  {  Aicimi 
Auiti  epi  explicit  über  |  quartus  Incipit  de  transijtu  maris  rubri  über 
quintus  |  Hactenus  in  ter'*'  undas  potuisse  <<)  eanenti  {  — 

f.  46  Hoc  tenui  cumbe  ponimus  non  clitore  portum  <*)  |  Alchi- 
mi  Auiti  epi  explicit  |  de  transitu  maris  rubri  über  .v.  |  feüciter 
amen  {  Post  consumationem  <<)  übellorum  quos  non  |  — 


<)  Vgl.  fiber  diese  Handschrift  Arevalus  in  den  Prolegomena  zu  Pru- 
dentius  4,  78.  Zu  Dresseis  Zeit  (vgl.  Prud.  prolegg.  p.  LX)  war  die  Handschrift 
verschwunden.  —  *)  LIX  323  —  »)  ac  —  *)  episcopo  —  *)  Ecdicius  — 
•)  sustulit  —  ')  linquens  —  *)  quo  —  •)  quondam  vitiis  concordibus  — 
*^)  quia  —  *0  patuisse  —  i*)  Ponimus  hoc  tenui  cymbae  nunc  littore  portum 
—  i>)  1.  c.  367.  Die  Obersehrift  des  Briefes  (an  Apollinaris)  fehlt. 


48  R«ifferteheid 

f.  46^  fidei  adstrictione  <)  |  deseruiat.  |  Alcimi  Auiti  epi 
expl  über  v  {  Incip  Liber  ti  de  uirginitate  <)  ||  f*  47  Suscipe  con- 
plectens  xpo  dignissima  uirgo  — 

f.  58  Conscripsi  en  celeris  deno  snb  lumiiie  solis  «)  ||  f.  88^ 
Aurelii  prü  dem  certam  uir{tutuin  contra  uitia  |  Xpe  ^}  graues  homi- 
num  semp  miserate  labores  |  —  • 

f.  70  Ornamenta  animae  quibus  oblectata  decoro  |  Incip  ars 
capri  de  ortografia.  |  Haec  uia  quo  dueit  nun  ubi  cato  discendit  |  — 

f.  74^  ab  similitudine  stillarum.  |  Expt  ars  capri  de  orto|grafia 
Incipit  ars  agroetii  |  Domino  Eucherio  episcopo  agroetius  Libellum 
I  capri  de  ortografia  —  seruare  possumusv  |  Vale  memor  nri  et  pre- 
sidium  meü  Incipit  ortograjfia  agroetii  rethoris  |{  f.  75  Agroetius  et 
com  latine  scribas  per  oe  dyptongon  |  — 

f.  79*^  Supplicia  d&ormentis  dicimus  */  |  Versus  Belesarii  sco- 
lastici  I  Sedulius  xpi  miracula  uersibus  ^aebens  |  — 

f.  80  Semotis  cunctis  modicis  saturauit  ab  escis  |  Sedulius  dni 
per  culta  noualia  gaudens  {  ~  stabunt  hi  garula  dicti  testudine  uersus 
I  Auieni  vc  adamus  cosale  agro  (sie)  \  Rure  morans  quid  agam  res- 
pondi  pauca  roga^tus  {  —  Prandeo  poto  cano  ludo  lauo  caeno 
quiesco  %-  |  ludicii  Signum  tellus  sudore  madescit  -/  |{  — 

f.  80^  Tartareumque  chaos  monstrabit  terra  dehiscens.  | 
Versus  Virgilii  ad  cesarem  |  Nocte  pluit  tota  redeunt  spectacula 
mane  —  Sic  nos  non  uobis  mellificatis  apes  {|  f.  81  Virginitas  >) 
fulgit  (corr,)  lucens  ut  gemma  coronae  — 

f.  110^  Plumabant  pariter  macta  uirtute  coronam  |  Digestis 
igitur  sc5rum  laudibus  almis  1  — 

f.  113^  Sed  tyro  infracta  tectus  testudine  xpi  ||  f.  114  über 
der  Zeile  von  der  Hand  des  Petavius  finis  Lib.  primi  Catonis  |  Cum 
dubia  incertis  uers&ur  uita  periciis  —  Dum  fueris  dando  (in  ras.) 
semper  tibi  proximos  esto  |  Incipit  Liber  secundus  (Catonis  von 
der  Hand  des  Petavius  hinzugefügt)  \  Telluris  si  forte  uelis 
cognoscere  cultus  |  — 


f)  astractioDe  ~  ')  1.  c.  S69  (de  consolatoria  laude  caatitntis  ad  Fuaci- 
Dam  sororem  deo  virginem  tacratam)  —  *)  Die  drei  Verse  am  Schlüsse,  wel- 
che Labbaens  nova  bibl.  mss.  librorum  ed.  Paris.  1653  p.  22  'ex  eodice  ms. 
Naudeano*  auerat  bekannt  gemacht,  finden  eich  auch  in  dieser  Handschrift.  — 
^)  Mit  Unrecht  behauptet  also  Dreasel ,  dass  diese  Handschrift  nicht  die  Psy- 
chomachia  enlhielte.—  *)  Vorher  fehlt  rin  Quarternio. 


Die  römischen  Bibliotheken,  49 

f.  HS  Dum  uigilat  superat  (al.  m.  corr.  sperat)  per  somnum 
cernit  id  ipsü  {  Incipit  Liber  tertius  |  Hoc  quicumque  tie)is  carm  cog- 
Doscere  lector  |  — 

f.  115^  Nee  matrem  ofTendas  dum  uis  bonus  esse  parenti  |  Ex- 
plicit  liber.  tertius  {  Incipit  liber  quartus  {  Securam  quicumque 
cupis  pducere  uita  |  ^— 

f.  117  Hoc  breuitas  fecit  sensus  coniungere  bonos  (^corr. 
binos)  I  Explicit  Liber  catonis  quartus  |  in  nomine  patris  et  filii  et 
spu  sei  I  0  ds  omps  conuexae  conditor  arcis  {  — 

f.  117^  Gundradae  egregie  moribus  &  facie  {  Hos  karolo  regi 
Versus  Hibernicus  exul  |  Dum  proceres  mundi  regem  uenerare  uiden- 
tur  I  — 

f.  119  Sic  fatus  regis.  ""  dono  ad  castra  recessit  |  Versus  Ka- 
roli  imperatoris  {  Haec  est  uestra  fides  celi  que  ducit  ad  aulam  |  — 
collectum  ex  uariis  flore  cum  ante  rosis  {  Versus  Karoli  impera- 
toris I  Carta  xpo  comite  per  teluris  spatium  {  — 

f.  119^  Deme  xpi  seruulo  sie  memor  exiguo  |  Versus  KaroH  im- 
peratoris I  Laudibus  eximiis  caelebrätur  sc)a  prisca  {  —  Nobilis 
aut  sanguis  dextraue  marte  potens  |  Fini  /////////  honis  ||  f.  120  Versus 
ad  ecciesiam  {  Haec  est  mira  domus  uario  depicta  metallo  |  6  V. 
Versus  ad  fontes  {  Hie  fons  inriguus  uitali  ad  ora  ministrat  {  6  F. 
Versus  ad  fenestram  {  Ne  dauid  grabatum  temptatur  callidus  intrat  | 
4  V.  Versus  ad  bostium  |  Quia  egyptius  agni  dudum  de  sanguine 
potes  I  2  V.  Versus  ad  ministerium  |  Qui  ex  duro  latices  iussit  pro- 
ducere  saxo  {  2  V.  Sit  tibi  summa  salus  seper  sine  fine  beata  —  Sol- 
uenti  ueni&  criminum  solutio  xpi  {  Verba  philosophi  ad  discipulos  | 
Quisquis  alumne  uelis  uartes  cognuscere  serum  — 

f.  120^  Sed  labente  die  lacidiora  dedi.  |  Magister  exortans  dis- 
cipulos I  Discite  nunc,  pueri  dociiis  cito  uertitur  aetas  |  —  Nam  sine 
doctrina  u'ta  perit  bominum.  {  Magister  cumminans  discipulis  | 
Quemlibet  hie  signem  leuitatis  culpa  remord&  —  Gratiaque  meritas 
ultio  nulla  for^e  |  Vir  orans  {  Haec  rogo  parua  domus  caelesti  pace 
serena  |  —  Asiduis  uotis  laus  ton&:  alma  di  {| 

f.  121  Epitafium  filii  cathonis  {  Quid  tibi  mors  faciam  que  nulli 
parcere  nosti  {  —  Sint  tibi  uitalis  sint  tibi  la&a  modo  {  Epitafium 
Folradi  |  Felix  illa  bominum  est  mors  et  pciosa  bonoruf  — 

f.  121*"  pro  peregrino  me  posco  pcar&uo:  |  Item  alium  epium  1 
Qui  pietate  pater  pastop  eura  ma  magister  |  —  a&ernis  meruit  lau- 

SiUb.  d.  pbil.-hist.  Cl.  LIX.  Bd.  1.  Hft.  4 


50  Reifferscheid 

dibus  «e  precibiis  |  Item  alii  uersus  {  Egregii  proceres  clot^arius  ac 
dagobertus  —  Cum  nantN'lde  sua  quem  exornant  aurea  busta  |  Item 
alii  uersus  |  EfTigies  regnum  hie  &  nomina  clara  refulgent  —  Caesar 
quem  peperit  berta  pulcberrima  mater.  |.Hoc  iac&  in  tumulo  pip« 
pinus  rex  uenenmdus  — 

f.  122  Raptus  ab  orbe  fuit  cito  pastor  largus  egentu  |  Epita- 
fium  Alquini  |  Hie  rogo  pauxilulum  ueniens  subsiste  uiatar  |  —  pro 
quo  funde  preees  meiite  legens  titulü  |  Epitafium  ||  f.  122^  Qui  mani- 
bus  librum  lector  eonprenderes  istu  I  —  die  sibi  sie  diis  perp&uam  re- 
quiem  {  Item  alium  |  Hoc  recubat  tumulo  motharius  ille  sacerdos  |  — 
ante  fuit  humilis  plenus  amore  di  |  Item  |  Quisquis  es  hunc  cernens 
titulu  die  pectore  puro  |  — 

f.  123  de  mortis  nullus  lege  solutus  ade  {  Item  |  Authelmi  mo- 
nachi  busto  s  membra  sub  isto  |  —  perp&uam  requiem  d*  sibi  posce 
ds  I  m.  al.  aequnli  Incipiunt  enigmata  aldelmi  |  De  terra  |  Altrix 
cunctorum  quo  mundus  genstat  (n  era8,)  in  orbe  |  — 

f.  1 35  Sciscitor  inflatos  fungar  quo  nomine  sophos  1  Expliciunt 
enigmata  de  uariis  reb;  aldelmi  epi  |l  f.  135^  Incipit  prefatio  enig- 
matis  simphosii.  |  Häe  quoque  simphosius  de  carmine  lusit  inepto  | 
—  Da  ueniam  lector  quod  non  sapit  ebria  musa.  |  i.  De  grafio  |  De 
summo  planus  sed  non  ego  planus  in  imo  — 

ibid.  xcun  De  adamante  lapide  {  En  ego  non  uertor  rigidi  crr- 
mina  ferri  |  Est  mihi  de  pelago  corpus  de  flore  loquela  |  Vincula  de 
terris.  sopbia  de  digitis  |  Epitaphium  Karoli  regis  {  Aurea  caelorum 
postquam  de  uirgine  prolis  {  —  Astriferam  Karoli  teneat  die  sps 
arcem  |{  f.  141  Incip  opusculu  beati  eugenii  e^i  «)  |  Oßliquo  mem* 
uisu  q  figis  ocelle  |  —  &  faueat  iugis  pax  tibi  paxq;  tuis  |  Oratio 
eiusdem  |  Rex  ds  ininse  quo  constat  machina  mundi  |  —  ccede  ue- 
niä  cui  tollit  culpa  Corona.  {  De  mentis  human^  mutabilitate  {  Nescia 
mens  ni^i  fixil  seruare  tenore  |  —  Tot  nram  faciem  mutat  sententia 
formis  |  De  bono  pacis  {  Qui  cupis  infestu  sep  uitare  chelidru  |  — 
Ultima  que  decima  ^lis  primordia  truncat  |  Eptameron  de  primordio 
mundi  |  Primus  in  orbe  dies  lucis  primordia  supsit  {  —  Septimus  e 
dBo  reqes  bis  rite  pactis  |  Domni  Euantii  |  Nobilis  &  magno  uirtutü 
culmine  celsE  |  —  Oiiipsq;  tuis  non  reddat  debita  culpiS  |  De  ani- 
mantib;  ambigenis  |  Hec  s  anibigene  que  nutu  dispare  constant 


»)  LXXXIX  350  f.  141  von  einer  »ndern  Hnncl  fsnrr.  X.)  «I«  das  Chriuo. 


Die  rdnischen  Bibliotheken  51 

At  lupus  a»  catula  formant  coeundo  liciscä  |  Item  ad  iohaiinem  {  o  lo 
uersiculos  nexos  quia  dispicis  hannes  |  —  PRoq;  tibi  ut  n?o  ue- 
niatex  carmine  fectvs  |  Instar  lucilii  cogor  disriipere  uersus  ||  f.  141^ 
Quisque  uenis  studio  discendi  fretus  amice  |  —  Eloquiique  potens 
rusticitate  carens.  |  Facundi  dicti  sicucui  est  studiosa  uoluntas.  |  — 
Horibus  &  lingua  clarus  &  arte  uigil.  |  Quisquis  habes  uotumque 
Sit  dialectica  seire  |  — 

f.  142  Discussaque  bonum  nube  referre  palam.  |  Lector  aritme- 
tice  conduetus  amore  magistre.  |  —  Rebus  &  bis  non  est  quod 
queat  esse  sine.  |  Qui  cupiat  formas  quas  dat  geometrica  nosse.  |  — 
Forma  figurarum  plena  necesse  fiat.  {  Musica  quid  ualeat  quid  sit 
quicuque  requiris  |  — 

f.  142^  Et  lenis  &igres  roelifieando  truces  {  Astrorum  eubitus 
quisquis  scrutator  adisti  {  —  Et  que  occulta  iacent  mox  manifesta 
fore  I  Lucida  que  cernis  clareseere  teeta  uiator  |  —  Munera  deque 
suo  languida  roenbra  fouens.  |  Dextera  magna  di  eeclesiam  tueatur 
ab  hostes  {  — 

f.  143  Saluet  k  orne«>  am&  dextera  clara  di  |  Ad  boree  partes 
arcino'*.  uertuntur  et  anguis  |  —  Celsior  bis  eunctis  &  tardior  Omni- 
bus astris.  |  Versus  de  adnunciacione  |  Hie  mariam  claro  gabrihel 
sermone  salutans  |  —  Hie  natus  passus  surgens  seandensque  re- 
demptor  |  De  natiuitatc  {  Cardine  quadrato  eolitur  quo  uertitur 
orbis  I  — 

f.  143^  Qua  dempsit  mundo  erimina  euneta  ds  {  Versus  de  as- 
censione  |  Hie  pia  surgentis  ueneranda  est  gloria  xpi  |  —  Reddat  Sc 
aeceptos  actibus  &  meritis  |  Omnipotens  dns  qui  celsa  uel  ima  guber- 
nas  I  — r  Effectum  tribuas  semper  habere  ds  |  Hoc  construxit  opus 
leetor  quod  cernis  honestu  —  f.  144  Prebeat  &herii  premia  larga 
soll  I  Qui  cupiat  rerum  studiosus  forte  uiator  {  —  Et  quam  cum  lacri- 
mis  posc*  hab&  ueniam  |  Omnipotens  miserere  |  —  rex  pius  adq' 
mei  I  Hanc  quisque  de  uoto  —  pectoraque  percuto  {  Det  xps  domina- 
tor  enim  de  semine  dauiD  {  — 

f.  144^  0  lux  digneris  clam  Omnibus  es  quia  uerE  {  Dona 
anime  miSerendo  meae  seDem  oro  quietiS  |  —  Omnipotens  eX- 
celse  ueni  quO  te  rogo  supleX  |  Dux  pietatiS  ades  cArne  qui  ex  Se- 
mine dauiD  I  — 

f.  145  Egregios  Raus  quOs  inde  fOrtis  ubiquE  |  Siderea  de 
sede  poli  pater  ahne  serenus  I  —  In  quo  iure.  Meam  requiem  Oro 


52  Reifferscheid 

ipe  morari  |  Digne  semper  amande  piis  deus  inclite  dauid  |  —  Exau- 
di  rector  seruo  mihi  iustus  semper  ubique  |  See  deus  miserator  tu 
pia  uia  salutis  |  —  Xpe  tuo  populo  saluans  sub  nomine  tu  dux  |  — 

f.  145**  Da  pietate  potens  det  mitissime  dauid  {  —  0  pi&as 
bernouuino  0  praecurrere  cliento  {  Summa  salus  pia  laus  uictrix  per 
tepora  uirtus  |  In  solio  exeelso  felix  quies  gloria  regni  |  Rex  aeterne 
Salus  uia  lux  data  dulcis  et  auetor  {  Es  quia  praecelsus  populorum 
rector  in  orbe  {  Rex  requiem  bernouuino  da  pater  atq;  pius  rex  |  — 

f.  147^  Pendens  plebem  liberauit  hostis  ab  insidiis  |  Ephy- 
taphium  |  Qui  cupis  ut  praecibus  domini  mereare  fauorem  |  —  nam- 
que  petens  caelum  aeterna  tenens  || 

f.  148  Versus  bernouuini  epi  ad  crucem  |  Conditor.  aeternae 
quem  laudo  uersibus  istie  {  —  Xpe  tu  iustus  iudex  miserere  mihi  iam 
uerus  rex  {  Oronipotens  dns  mundi  formator  et  auetor  {  —  Suscipe 
haec  munus  aceipe  supplex  rogo  |  Versus  in  calieae  et  patena  |  Ber* 
nuui.nus  bumi.lis  sua.  reddit.vota  to.nanti.  |  Hoc  cor.pus  humi.Iis. 
prestat  ui.ta  bea.ta.  || 

f.  148^  Item  alium  |  Quisquis  magnorum  dolet  breue  decidere 
uita  I  —  Indiccio  xi  obiit  qui  in  seculo  uixit  annos  xxx  .  et  vn  .  | 
Item  alium  |  Hie  constans  alacer  celebri  probitate  refertus  |  —  Aut 
tribuit  natis  aut  sibi  post  obitum  It  alium  |  Et  licet  omne  fretum  se- 
cliuia  sca  salutis.  |  — Presidium  uenies  emeruisse  docet.  It  alium  | 
Hie  probitatis  apex  hie  status  gloria  prisci  |  — 

f.  149  Sic  uixdum  tenerae  radicabat  flore  iuuente.  {  Item 
alium  {  Quod  salibus  cordis  protulit  ore  serentem  |  Et  tribus  adiectis 
mcnsibus  atque  tribus.  {  Quantum  iure  potest  ornari  femina  donis  {  — 
Janu  decimo  migrauit  arii  dida  kalendas  {{  f.  149^  Von  anderer 
Hafid  Contra  aebrietate  |  Qui  cupis  esse  bonus  et  uis  dinoscere 
uerum  |  —  Quod  tenuis  miseros  suppungit  anhelitus  artus  |  Como- 
nitio  mortalitatis  human^  I  0  mortalis  homo  mortis  reminisce  casus  | 
—  Quod  bene  quod  iuste  quod  recte  feceris  ipse  |  Ctra  cra- 
pulä  I  Propens  (sie}  &  stomachum  qui  farcit  dape  ciborum  |  — 

f.  150  Castig&  uentrem  tunc  homo  doctus  erit.  {  Das  Fol- 
gende von  einer  Hand  des  eilften  Jahrhunderts.  Discernendi  ignarus 
nihil  difert  ab  asino.  Amor  pofentii  {  instabilis  — 

f.  150^  (Mercurius)  Celerior  pianetis  quia  septima  die  ]  pmeat 
circulos 


Die  rötnischeD  Bibliotheken  53 


Basilii  sermonet, 

141.  membr.  8.  foliorum  170.  saec.  IX — X. 

f.  1  Incipit  Sei  basilii  |  de  psalfn  primo  { Omnis  scriptura  diuinitus 
inspirata  utilis  est  |  — 

f.  9^  et  ex  bis  quae  audistis  p  gratiam  {  dm  nostri  ihu  xpT  cui 
gloria  in  sefe  sctonim  amen.  {  De  eo  quod  scribtum  est  v  |  adtende 
tibi  ne  forte  fiat  in  corde  tuo  |  sermo  occultus  iniquitas.  {  Sermonis 
usum  ds  nobis  qui  nos  creauit  indulsit.  {  — 

f.  19  ut  possis  adtendere  do.  |  De  eo  quod  scriptum  est  in 
euangelio.  |  hominis  euiusdam  diuitis  fruetus  ubejres  ager  attulit. 
et  reliqua.  |  Duplex  est  temptationum  species;  aut  |  — 

f.  26^  Pgr&tis  regna  eaelestia.  per  eü  qui  uos  uocajuit  xpiu 
ihiir  dnm  nfih.  cui  gloria  &  imperiu.  in  |  scla  seculorum.  amenv| 
De  inuidia  {  Bonus  est  ds.  et  dignis  lauda'tur  {  — 

f.  33^  sicut  &  ds  donauit  uobis.  in  xpo  ihü  dilo  nro.  |  cui  « 
est  do  patri  cum  spu  sco  gloria  in  scta  sctorü.  am ;  {  De  fide  |  Di 
quidem  sine  intermissione  esse  memojrem  — 

f.  37  derelinquere  per  gratia  dni  nri  ihü  xpi.  Cui  est  gloria  | 
&  potestas.  in  sota  saeculorum  amen.  |  Ineipit  in  principium  prouer- 
biorum  |  salomonis  quam  dixit  cum  esset  presbijter  lubente  epis- 
eopo.  I  Magna  est  oboedientiae  merces.  |  — 

f.  53^  diuin^  uolunjtatis  in  xpo  ihu.  cui  gloria  in  scta  saeculo- 
rum. amen.  |  Incipit  in  psalmo  .Lvmi.  |  Consideranti  mihi  & 
painjdenti  intentos  ad  audiendu  |  — 

f.  57  conroborati  |  in  spe  nra.  qui  est  xps  ihs  diis  nr.  Cui  est 
gloria  &  po|testas.  in  scJ'a  sctorü.  amen  v  {  Incipit  de  ieiunio.  | 
Canite  tuba  in  initio  mensis  in  die  insignis  |  — 

f.  59^  sapientia  di.  &  unigenitus  filius  eius  dns  |  nf  ihs  xps. 
Cui  est  gloria  &  potestas  cum  spQ  sco  in  a£na  {  secula  seculorum; 
Amen.  Finit  orat  ad  popu{  de  ieiuii.  {  Incipit  de  eadem  re  dictio 
secunda.  |  habeant  fortasse  aliquid  (d  ex  t)  difficultatis  |  — 

f.  63  &  iudice  |  do  nostro.  per  quem  est  do  patri  cum  spü  sco 
glojria  &  a&ernitas  in  saecula  saeculorum.  amen.  |  Explicit  in 
diio  feliciter.  ||  f.  63**  Prefatio.  |  Proficiscenti  mihi  ex  urbe  magno- 
pere  iniungebas  a^jniane  — 


o4  Heifferscheid 

f.  64^  tu  qui  utriusq;  lingu^  habes  peritia  magis  probato. 
Fiiiit.j  Gregorii  epi  nanzanzeni  incipit  apolojgeti'us  in  latinum 
translatus  in  greco.  |  Uictus  sum.  et  fateor  me  esse  superatum.  { — 

f.  92  grex  simul  &  pastores  in  xpo  ihu  dno  |  nostro.  eui  gloria 
in  secuta  seculorum.  amen.  |  Ineip  de  primis  epiphaniis  |  id  est  de 
natali  (i  ex  e)  dni.  {  Xps  nascitur.  gloriamini,  xps  ^  celis.  oecurrite. 
xps  in  terjris.  exaltamini.  Cantate  — 

f.  100  possibiie  est.  per  xpm  ihm  diim  nostrum.  eui  |  est 
gloria  *  potestas  in  seeula  seculorum.  amen.  {  De  luminibus  quod 
est  I  de  cundis  (sie)  epiphaniis.  |{  f.  100^  Iterum  ihs  meus.  ^  et 
iteru  mysteru.  mysteriu  ii  erroris  alicuius  |  — 

f.  102^  Ubi  aute  carnis  fuerit  facta  purgatio.  ibi  continu  {| 
f.  103  cum  <)  et  inluminantis  clarius  fuerit  lumen  accensü  et  audito- 
res  purjgatas  — 

f.  108^  fulgeat  coram  hominibus  per  xpm  diuh  nostrum  Cui  est 
glorija  in  scta  scJ'oru  amen.  De  pentecosten.  et  de  spü  |  sco  dicta 
in  ecclesia  constantinopolis  |  De  sollemnitatis  huius  die  pauca  di- 
cenda  sunt  — 

f.  116  exultajtio  seoru.  CQ  quo  est  do  patri  gloria  &  potestas 
in  spu  SCO  in  scta  sc^oi^  am.  |  Desiderabamus  o  filii.  quia  et  pari 
mensura  desijderabar  — 

f.  124  uita  &  fide  pro|babili.  Tibi  gloria  &  potestas  in  seeula 
saeculorum.  Amen.  {  Incipit  de  hieremia  dicta  praesente  imjperatore 
apul  quem  et  intercedit  pro  quo|dam  periclitante.  |  Uentre  meü 
uentre  meu  doleo.  ic  sensus  mei  turbajti  — 

f.  129  misericordiä  speramus.  |  p  xpm  dn%  nrlH.  uiuente  secü  u 
regnante  cü  spu  sco  in  sc^a  sc}o>f  am;  |{  f.  129^  De  reconciliatione  et 
unitate  monachorü.  |  Lingua  nostra  soluit  alacritas.  u  hominu  lege  — 

f.  138**  custodiat  corda  uestra  in  {  xpo  ihü  dno  Cui  gloria  «^ 
potestas  in  sc^a  sclorii  amen:  |  De  grandinis  uastatione  cum  pater  | 
episcopus  reticeret.  {  Quid  laudabilem  soluitis  ordinem.  quid  in- 
pellitis  lingua  {  — 

f.  148  quem  fructificauit  in  xpo  ihu  |  dno  nostro.  Cui  est  gloria 
6c  potestas  in  scta  sc^orum.  amen.  {  Incipit  de  arrianis  quod  non 
licet  I  semper  et  publice  de  do  contendere  |  Ad  eos  qui  in  sermone 
callent.  sermo  nobis  est.  — 


<)  Vorher  ist  ein  Blatt  ausy^efallen. 


Die  röinidcben  BibÜothekeo.  5d 

f.  ISO^  Natiuitate  1  di  &  creatioaem  &  dm  ex  nullis  exstantibus. 


*  substantiae  Sectio  {nem  atq;   seisionem  et   resolutionem.  ut  quit 
(^corr.^  audit  profanus  {{ 

f.  151  Incipit  compt  greeorü  anni  circuli  qualiter  |  calculare 
debeas 

f.  182**  Item  ad  argumentum  ad  fer.  uel  ad  ]un  |  seu  ad  ter- 
minos  paschat  inueniendum 

f.  153^  Item  argumentum  {  qualiter  seeundum  latinos  uel 
grecos  xiiTi  lunas  paschales  {  uel  initium  primi  mensis  absq;  ullo 
errore  inuenire  debeas 

f.  184  argumenta  calculi 
f.  184^  de  punetis  uel  momentis 
de  temporibus  anni 
de  solestitia  et  aequinoctium 
f.  1 88  de  mensibus 
f.  185*'  de  saltum  lunae 
de  lunae  cursum 

f.  186^  Incipit.    |   Romano  computatio    ita  digitorum   flexibus 

u,  $.  w. 
f.  187^  De  mensib;  qcT  horas  habent  in  die  uel  in  nocte 

ß  argumentü  unde  creatur  bissextus 

Incipit  de  mundi  principio 
f.  189^  Uentus  aer  commotus  &  agitatus  t/.  s.  w.  nach  Isidor, 
f.  160*  —  163  Rotae  (Zonentafel  —  Windtafel) 
f.  163**  —  168'*  Angabe  der  Indictionen,  Concurrentes  ti.  s.  w. 

von  804—873 
f.  168**  Prima    a&as    in    exordio    sui.    |    contin&    creationem 

mundi  — 
f.  169*  Eraclius  an  xxvn  huius  |  —  f.  170  vdcccxxxm.  Colle- 

gitur  omne  tempus  ab  exordio  mundi  usq;  |  in  psente 

glorl  recensuinthi  principis.  an  x.  |  qui  .e.  era.  dcxcvi. 

an.  V.  dccclvi.  ||  f.    170*  {von  nickt   viel    späterer 

Hand)  An  uel  resp  iji   natT  scT  eligii .  epi  et  confes- 

soris  ad  uesperas. 


56  Reifferscheid 

BoETHiUS  de  musica. 
1638.  membr.  4.  foliorum  128.  saec.  X. 

f.  1  Von  späterer  Hand  über  der  Zeile  «)  Prohemiu.  |  Musica 
naturaliter  nobis  ee  {  coniunctam  — 

f.  12  8)  De  consonantiis  et  semitoiüo  |  Nam  si  uox  uoce  *) 
duplo  Sit  acuta  uel  grauis  — 

f.  28^  (xxiun)  de  poetarum  carminibus  iudicandi ;  Explicit  {  de 
musica  id  est  armonicae  institutionis  liber  .i.  |  Incipit  liber  secun- 
dus  I  I.  Proh*emium.  |  — 

f.  29^  (xx\i)  sex  tonis  iion  constat  ^) ;  Expliciunt  capitula.  | 
I.  Prohoemium.  lacip  üb  sc  {  Superius  uolumen  cuncta  digessit.  quae 
nunc  dUigentius  |  — 

f.  6P  (xxxi)  nunc  uoluminis  seriem  fastidii  ui'ator  astringam; 
I  Explicit  de  musica  id  e  armonica  institutione  liber  se|cundus  incipit 
liber  tertius  .i.  aduersum  aristoxenu  |  demonstratio  super  particu- 
larem  proportionem  diui|di  ^)  in  aequa  non  posse  atque  ideo  nee  to- 
num;  |  Superiore  •)  uolumine  demonstratum  e  ^  diatessaron.  |  — 

f.  70**  (vim)  semitouium  minus;  |  apotome  igitur  est  ED.  ') 
f.   78  xv.  Äpotomen  »)   maiorem    esse   quam   quattuor  commata 
minore  quam  .y.  tonum  maiore  qua  vm.  minore  qua  vun.  {  Eadem 
bac  ratione.  et  semitonium  — 

f.  80  (xvi)  comentarii  disputatione  censuimus  {  transferenda; 
Explicitus  de  musica.  id  est  armonica  |  institutione  liber  .m.  Incipit 
liber  .im;  {  i  Uocum  difTerentias  in  quantitate  consistere  {  — 

f.  80^  xviu  Queadmodum  indubitanF  musicae  consonanti^  aure 
diiudicari'*""*  {  Expliciunt  capitula;  i.  Vocum  difTerentias  in  {  quan- 
titate consistere  |  Etsi  omnia  quae  demonstranda  erant  — 

f.  88'*  medior*)  enarmonios  .pi  grecu  et  signa  *»)  cuersöo  ««)• 


«)  LXIII  1167  —  «)  f.  1—11  saec.  XI— XIL  Mit  Nam  ai  vox  (1.  c.  1181) 
beginnt  die  filtere  Handschrift,  die  zu  Anfang  zwei  Quaternionen  verloren  hat. — 
■)  voci  —  ♦)  consteU —  *)  dimidii  —  «)  Diese  Hundschrift  gehört  zu  den- 
jenigen, in  welchen  die  Figuren  nicht  fehlen.  —  '')  I.  c.  1234  —  ^)  I.  c.  1263. 
Das  Dazwischenliegende  (f.  71 — 77}  in  derselben  Zeit  ergänzt,  wie  f.  1  —  11.  — 
*)  Meson  —  i<^)  Lies  Sigma.  Die  Ausgabe  C.  ~  <9  Hier  bricht  die  alte  Hand- 
achrift  ab :  mit  f.  86  beginnt  wieder  die  Ergänzung. 


Die  römischen  Bibliotheken.  57 

f.  1 1 1  |>porcionis  dissonantia  <)  reddat.  |  (Figur)  \  Explicitus  de 
musica  id  est  |  armoaica  institutione  \xh  im  Incipit  \\i  .v.  ||  f.  HP  Post 
monacordi  (a  in  o  corr.)  regularis  diuisione.  adicienda  s)  esse  |  — 

f.  12K^  ut  in  diatonicis  generib;  nus|quam  una.  |  Von  anderer 
Hand  Segmina  pgameii  tereti  cireüdata  ligno.  Perpetiio  inseribe 
uersu  I  qui  du  resolutus.  Non  respoiidentes  sparso  dabit  ordine 
formas  {  Donee  consimilis  ligni  replieet  in  orbem.  |{ 

f.  126  Nona  noane  Primus  tropus  Incipit.  Mese  pmi  trop  inci- 
pit I  Prima  in  introitibus  diflTerentia  — 

f.  128  (octavus  tropusj  Sebastianus  {  Gloria  patri  &  filio  & 
spiritui  sancto  sicut  erat  in  principio  &  |  nunc  &  semp  &  in  secula  se- 
calorum.  amen.  || 

Canones  conciliorum^y 

1040.  membr.  Grossquart,  foliomin  86.  saec.  IX. 

f.  1  suscepit  quas  huroanae  aegrimoniae  narrationes  habens  & 
I  non  simulatione  sed  ueritate  Id  non  mea  uoiuntas  ut  ostenjdat  car- 
nis  subsistentiam  — 

f.  36**  postquam  praesentis  causae.  plurima  {  &  praecipua  ca- 
pitula.  coram  nosfra  pi&ate  iam  pacta  sunt  ^)  ||  f.  37  Actio  duode- 
cima  I  in  nmn  dni  et  dominatoris  |  ihu  xpi  di  saluatoris  ni  impejran- 
tib;  a  do  coronatis  et  serejnissimis  nris  dominis  flauiis  {  constantino 
data  xxn.  die.  meiis  |  martii  indictione  vini  {  Resedentibus  quoq; 
gloriosissimis  pati*iciis  — 

f.  39*"  additi  tres.  falsi.  quatjterniones.  hunc  sermonem  ad- 
struens.  Reliqua  uero  ||  f.  40  quod  &)  multotiens  sei  patres  nostri.  ut 
lucirentur  plurijmam  animarum.  — 

f.  48  quae  promissa  sunt  super  sergio  honorio  {  atque  sofronio 
opere  adimplente.  actio  .xui.  {  In  nomine  diii  et  dominatoris  |  ihü 
xpi  dl  et  saluatoris  nostri  |  imperantibus.  a  du  coronatis  |  ac  serenis- 
simis  nostris  domijnis.  flauiis.  |  Constantino  quidem  piissimo  — 

f.  53^  discendisse  de  caelis  |  &  incarnatus  tsst  ex  spu  sco  |  & 
domina  nostra  sca  ||  f*  64  antiquae   romae.    quem  &  accusauerunt. 

*}  dissoluintiam  et  couonantiain.  —  *)  arbitror  esse.  —  *)  Concilien- 
sanmlangen  finden  sich  ausserdem  in  cod.  848.  849.  1127.  Die  Handschriften 
1040  und  1043  stammen  aus  der  Bibliothek  des  Petavius.  —  «)  f.  1—36'  ent- 
halt Fragmente  der  zehnten  und  eilften  actio;  mit  f.  17  beginnt  der  sechs- 
sehnte  Quatemio.  —  *)  Zwei  Blfitter  fehlen.  Auch  im  Folgenden  ist  die  Hund- 
schriil  mehrfach  lückenhaft. 


58  Reifferscheid 

qua  (qui  a  m.  al.)  parte  sunt  agathonis  {  scissimi  pape  apostoHce 
sedis  — 

f.  S9^  ad  DOS  perjducatur  de  propria  fide  sua.  interrogandus 
I  Actio  XV.  II  f.  60  in  nm  dm  et  dominatoris  |  hü  xpi  di  atque  salua- 
toris  ni  |  imperantibus  a  do  |  eoronatis  ae  serenissimis  |  nis  domnis 
flauis  I  Constantino  quide  piissimo  — 

f.  62  scm  concilium  j  dixerunt  sufficiunt  &  quae  hodierna  die 
acta  sunt,  j  actio  .xvi.  |  In  nm  dni  et  dominatoris  |  ihü  xpi  di  atq; 
saluatoris  ni  imperantib;  a  do  — 

f.  63^  definitione  rectae  j  fidei  conueniente.  sinodaliter  statu- 
emus.  actio  xvii.  |  definitio  orthodoxe  fidei  .li.  facta  in  j  regia  übe 
temporibus  piissimi  ac  tran|quinissimi  domini  iii  Constantiui  magni  | 
uictoris   imperatoris.  |  In  nmin  dni  et  dominatoris  — 

f.  72  ueri  di  nostri  anathima.  actio  xviu.  j  In  nmh  dni  et  domi- 
natoris ihü  xpi  I  di  atq;  saluatoris  ni  — 

f.  75^  p|cipimus  naturas  ita  &  duas  naturales  uolontates  &  duas 
I  naturales,  operationes.  ||  f.  76  operatur  enim  utraq;  natura  cum 
alterius  communione  quod  projprium  habuit.  uerbo  operante  — 

f.  86^  cle|mentissimum  nm  dm  quia  usq;  dum  nr  sps  statutus  est 
ex  I  do  esse  in  nobis.  ipsas  cartas  inlibatas.  &  inconmutabiles.  || 

1043.  membr.  fol.  folionim  159.  saec.  X. 

f.  1^  Incipiunt  tituli  canonum  apostolorum 

f.  2    Incipiunt  tituli  canonu  niceni  con&.  num.  xx 

f.  2*"  Irrcipiunt  tituli  canonum  |  anchyrani  concilii.  numero  xxmi 

f.  3    Tituli  canonu  neocaesariensiu  |  concilii  numerum.  xmi 

f.  3^  Tituli  canonu  gangrcnsis  |  concilii  numerum.  xx. 

f.  4    Tituli  canonu  antioceni  conci}.  nm  xxv. 

Tituli  canonu  apud  laodicia  phrigie^^^»j,j, 
f.  5^  Incipit  canon  concilii  apud  constantino|polim   congregati 
numero  .ni 

Tituli  canonu  calcedonensis    xxvu 

f,  6   Tituli  canonu  sardiensis  ^^^^l^, 

f.  6^  Tituli  canonu  congregatio  apud  carjtagienensis  numr  xxxiii 
f.  7^  Tituli   canonu  diuersoröf   concilioij,    |    africana   prouincia 
numer.  c.  v. 

f.  9    Incipiunt  tituli  decretoi^  pap^  sirici  numr.  xv 
f.  9**  Tituli  decreto^  papf  innocenti ""  vi" 


Die  römischen  Bibliotheken.  t>t) 

f.  KK  Tituli  üecretOEy  pap^  bonefacii  num  im 
Tituli  decretoEy  pap^  caelestini  nuni  xxiii 
f.  11  Tituli  decretof^  pap^  leonis  num 

XLVIIII 

.  12**  Tituli  decretoi^  pap?  hilari  num.  vi 
Tituli  decretorum  pap^  simplicii 
Tituli  decretoru  pap^  filicis 
Tituli  decretof^  pap^  gelasi  num  xxvm 

f.  13^  Tifdecretoi^  pap^  anastasi  vin' 

f.  14  Tit  decretoi^  pap^  symmachi  ""^"^ 

It  tit  eiusde  concilii 
f.  14''  TiF  decretoi^f  pap^  hormisde 
Tit  decretoi^  gregorii  iunioris 
f.  159^  (Incipit  constituta  pap^  gregorii)  p^erus  archidiaconus 
grcgorius  //////////// 


1045.  membr.  Rleinfolio.  foliorum  174.  saec.  X. 

f.  1  Consulatu  domni  nri  marciani  perpetui  augusti  et  qui  fu|erit 
nuntiatus  sub  die  .\iii.  idus  oetobris.  indictione  quarjta.  ealcidona 
scJm  praeeeptione  saeratissimi  et  piissimi  domni  |  nri.  marciani  per- 
petui augusti.  Congregatis  in  sca  ecclesia  scae  martiris  eulimiae  — 

f.  81^  Uisus  est  ad  religiöse  memoria  flauianil  mississe  {  epistolam 
legimus:  ejpt  .i.  cognitio  calchedonensis  concilii.  |  Incip  eiusdem  .11. 
cognitio  calchedonensis  concilii.  |  Consulatu  piissimi  — 

f.  102  gesta  cum  omnium  nrorum  supscripcione  huic  relajtioni 
sociauimus.  Exp  secunda  cognitio  calchedonensis  {  concilii.  Incipit 
eiusdem  sinodi.  cognitio  tertia  |  Consu)   domni  nri  marciani  — 

f.  111  Quae  interlocutiouibus  prolata  sunt  efTectui  mancipentur. 
Explicit  cognitio  tertia  calcedonensis  concilii.  ||  f.  111^  Incipit  actio 
quarta  in  calchedona.  {  Consulatu  doifuii  nostri  martiani  — 

f.  121  &  amplissimus  senatus.  Si.  \  a  sca  synodo  formula  da- 
bitur  I  Explicit  actio  quarta.  incip  {  actio  quinta  {  Consolatu  domni 
nostri  martiani  — 

f.  12S^  diuino  uertici.  {  Explicit  actio  quinta.  incipit  act  vi"  { 
in  calchedona  |  Consulatu  domni  nostri  marciani  — 

f.  133  a  sc^  synodo  discedat  {  Exp  actio  sexta  sinodi  calchedo- 
nensis incipiunt  |  eiusdem  sinodi  tituli  canonum  numero  xxvii  || 
f.  133^  Tituli  canon  concilii  calchedonensis  numero  xxvii  De  canoj 
nib;  uiiiuscuiusq.  concilii  {  i  Regulas  seorü  patrum  — 


60  Bei  fferscheid 

f.  136  (xxvii)  si  uero  laici  anathematizentur.  Exp  canones 
concilii  calchedonensis  {  Incp  act  octaua  {  Consulatu  domni  nri  mar- 
ciani  — 

f.  137  ob  hanc  causa  legi  legimus.  Explci  concilii  calchedo- 
nensis octaua.  I  Incp  act  nona  eiusde  synodi.  |  Consulatu  domnl  nri 
marciani  — 

f.  139  concordia.  Legi  legnus  legit.  Exp  actio  nona  synodi 
caljchedonensis.  Incip  eiusde  concilii  decima  actio.  Consulatu  domni 
marciani  — 

f.  140**  efficiat  manifestam.  |  Exp  act  decima  concilii  calchedo- 
nens.  Incip  eiusdem  synodi.  actio  undecima  similiter  |  vi  it  noufi 
eodem  eodem  CsicJ  consulatu  — 

f.  150  fortitudinem  retinebant  |  Exp  auditio.  synodi.  calchedo- 
nensis. undecima.  Incipit  eiusdem  concilii  |  actio  duodecima.  |  Con- 
sulatu dorn  nri  marciani  — 

f.  154  Exp  actio  synodi  calchidojnensis  duodecima  {|  f.  164^ 
leer  \\  f.  155  Incipi^xt  eiusdem  concilii  |  auditio  tertia  decima.  |  Simi- 
h'ter  ni  U  nouembris  eode  consulatu  — 

f.  155**  causa  laesionis  ei  fuert  restitu«.  {  Explicit  actio  tertia 
decima.  |  synodo.  calchedonensis.  |  Incipit  cognitio  eiusdem  concilii 
quarta  decima.  |{  f.  156  Consulatu  dorn  marciani  — 

f.  157**  quae  dixisti  conscripta  sunt;  {  Explicit  sinodi  calchedo- 
nensis quarta  |  decima  |  Incipit  eiusdem  concilii  audatio  {sicj  \ 
quinta  decima  ||  f.  158  Consulatu  dorn  martiani  — 

f.  165  SCO  concilio  {  firma  consistant  {  Expt  actio  synodi  calche- 
donensis xvma  V  Incip  eiusd  ccilii  auditio  xvi.  |  Consolatu  domni 
nri  marciani  — 

f.  168**  tota  synodus  conprobauit.  |  Explicit  synodus  ca'chedo- 
nensis  amen  amen  amen  {  Incipit  responsio  seu  allocutio  sei  &  uni- 
uersalis  calchedonensis  concilii  —  similiter  refutarunt  |  Et  hoc  pro- 
fecto  uestrü  decebat  — 

f.  173  sua  nostris  dement  adiungens.  {  Expl  allocutio  seu  res- 
ponsio sei  calchedonensis  concilii  cu  subiectis  testimoniis  patrii  | 
Exemplar  relationis  archetypae  scae  magnae  et  uniuersalis  synodi 
quae  in  calche|doniae  metropoli  congregata  est  ad  sce  memoriae  pa- 
pam  leonem.  |  Scä  &  magna  &  uniuersalis  synodus  quae  —  patri  le- 
oni.  Repletum  est  gaudio  — 


Die  römlscben  Bibliotheken.  61 

f.  174  luuenalis  eps  hierosolimitanus  ualere  me  in  diio  ora  seis- 
sime  k  beatissime  pater.  Explicit.  11  f.  174**  Von  gleichzeitiger  Hand 
hie  liber  sei  Germani  parisio^f  urbis  psulis. 

1997.  membr.  8.  folionim  160.  saec.  IX — X. 

f.  1  LUterae  formatae 

f.  1^  In  nme  {  diii  |  ineipit  {  tituli  |  canonu  |  ancyrenjsium  | 
24  Can.  Isti  sunt  eanones  |  priores  quidem  —  f.  2  tituli  {  uiginti 
ip2X\xiov,\  Folgt  der  Text-  f.  S  Et  isti  sunt  eanones  sejeundi  quidem 
ancy|rensium ,  Et  eorü  qui  |  ineocesaraea  sunt  expositi.  de  nieenos 
aute  primi  sunt  |  Sed  in  ancyrenses.  constituta  |  sunt,  tituli  xuii  |  — 
f.  6''  Inept  eanones.  qu^  {  apud  eangrente  |  aeta  sunt.  {  domini 
honorabilib'  in  arm'enia  {  eonstitutis.  sanetis  &  eonniinisjtris.  Euse* 
bius  —  glangra.  |  Ineipiunt  tituli.  eanojnum.  gangrensium 

f.  9^  Inep.  tit.  eanonum  |  anthyoeaensium 

f.  15  Inept  responsa  {  et  eonstitutiones  qu^  |  aput  Karthagine 
acta  I  sunt 

f.  25^  Inept  epistula.  ab  omne  {  eoneiliü.  sst.  a  bonifaeio  |  ur- 
bis romae  eps  seripta 

f.  27**  Inep  epi'tula  ||  f.  28  attiei  epis  eee^ae  eons{tantinopo{ 
lytanae.  ad  {  bonifatium  {  urbis  romae  |  episeopus  (corr.)  \  data 
cum  exemplariis  |  nieaeni  coneilii  de  gr^eo  |  in  latino  translatis.  ae 
I  beatissiroi  eyrillo  &  atjtyeo  episeopis  alexandrin^  {  &  eonstantinopo- 
litan^  eeet^.  |  et  direetis  p  innoeentiu  |  prael»  suii  &  asellum  subdiac 
I  ecciesiae  Karthagine**"  ut  |  superius  recitatü  est  fides  |  nieeni  eon- 
cilii  cum  titti  xx;  |  epistola  uero  contin&ur.  {  Ättieus  eps  eecte.  | 
eonstantinopolijtanae.  sco  fratri  |  bonifatio.  urbis  {  rom^  episeopus 
(carr.)  salutem.  {  Ededi  eationes  sco^  |  patrü.  olografa  |  manu.  & 
8ubser]p{tos  a  me  amen ;  |  Graeea  elementa  lilterajrum  — 

f.  28^  .1.  XL.  vui.  L.  I  Inep  epistula  sei  aure|li.  epi.  ad  scni 
caelestijnum.  urbis  rome  {  eps.  de  aducntü  apiarii.  |  — 

f.  30**  Inept  tUl.  eanon.  calei|donensium. 

f.  36^  Inep  eapijtulü.  can.  eonstanjtinopolitanum 

f.  39^  Ineipit.  capitujla.  nieaeni.  {  coneilii 

f.  52  Ineip.  kapitula.  de  eons|titutis.  sei  syrici  epis. 

f.  57**  Incp  epistola  sei  leojuis  epise.  ad  rustieum 

f.  62  ad  mauros  episcopos 

f.  6o  ad  flauianii  epin.  eonstantinopolitanum 


62  Reifferscheid 

f.  70**  Ihorybio  eps  aiisturensi 

f.  78  uiiiuersis  eps  —  per  sicilia  const 

f.  82  iiicetae  epi  aquiliensi 

f.  83^  Innocentius  uictorio  episcopo  ratomagensi 

f.  86^  Caelestinus  uniuersis  episcopis  per  biennensem  et  nar- 
bonensem  ^uineia  constituti 

f.  89  Incpt  statuta,  sei.  gelajsii.  episcopi 

f.  96  lacipit  gesta  de  no{inLne  acaci.  |  In   causa  fid^i  xpijan^  — 

f.  99^  ad  anthioc^{na  misit  ecclesiam.  {  Epistola  hieronimi  |  ad 
euangelum  pbr.  |  Legimus  in  ^saia.  fatu|us.  fatua  loquatur.  |  Audio — 

f.  100^  ie  diacones  in  ecelesia  |  uindicent.  {{  f.  101  Innocentius. 
exsulperio.  epo  tolosano 

f.  103**  Innocentius  Rufo  etc.  episcopis  |  Machedonib.  et  dia| 
conib' 

f.  108  Zosimus  esychio.  epis(3  salotano 

f.  109^  C^lestinus.  uniuersis  episeis.  per  apuleam  et  calabria 
constitutis 

f.  110^  Bonifatius  episcopus  |  honorio  aug 

f.  HP  Victor  hojnorius  iaclytus.  .trijumphator.  semp  aüg.  | 
SCO.  ac  uenerabili  bonifajtio  pap^  urbis  aeternae 

f.  112  Incpt  exemplu  sacri  |  ^dicti.  glyceri.  imp.  |  dal.  ad 
himelconem.  |  pc  pp  tt. 

f.  113^  Felix  himelco.  pp  {  dioscorus.  aurelia|nus  protadius. 
üu  I  cc.  pp  dd. 

f.  114  Incpt  epistola.  papf  |  leonis  ad  aquiliense  epm 

f.  116  Incp  eiusdem.  ad  {  septimu.  episcopü 

f.  116^  pc.  paulini.  aug .  sub  |  die  kfmart.  in  basijlica  beati  pe- 
tri  apsli  |  residente  uiro  uenejrabile  pa  symmacho  etc. 

f.  121^  I  Scs  petrus.  sei,  annos.  xxv.  m.  ii.  9.  m. 

f.  122  L.  II.  hormisda  setf.  anii.  viiii.  dxviii.  |  Expl.  Amen.  | 
Exemplar,  constitujti  facti,  a  domno.  sym{macho  papa.  de  reb*  | 
eccf^  conseruandis 

f.  127^  Incpt.  prec.  reg  .in.  |  missa  ad  synhodü.  | 

f.  128**  Preces  regis  .im.  |  missa  ad  synhodff.  |  Fl.  tbeodori- 
cus  rex  |  uniuersis  —  pacem.  episc  |  symmacho  criminosis  projposi- 

tionib.  efc, 

{'.  130  Relalio  episcopo, ruin.  ad  ri»ge.  |  Agimns  do  gratijas  etc. 


Die  römischen  Bibliotheken.  63 

f.  131  Pr^ceptio.  regia.  |  Fl.  Theodoricus  rex.  |  uniucrsLs  epis- 
copis.  ad  syn|hoduin  conuocatis.  Decuejrat  quidem  etc. 

f.  132^  Incpt  constitutiojnes.  episcoporum.  {  Riifio  magno.  { 
feusto.  auieno.  |  uuc.  const.  |  sub.  i.  x.  U.  |  nouembris.  {  Sca 
synbodus.  apud  |  urbem  rornu.  ex  praeeepto  |  gloriosissimi  regis 
theodorici  |  etc. 

f.  137  Incipit.  fides.  nicaena.  |  Fides  {  qu^  a  patrib«  {  nris. 
exposijta  |  breuiter  |  eonpreheadit.  {  Sic  enim  spirita{lit^r  ofna  posuj 
erunt.  ut  tota  {  legis,  et  prophe|taruin  euangejliorum.  et  aposjtolo- 
ram  pr^cep|ta  du  fideliter.  |  legitur.  illic  pojsita  ee.  monstretur.  | 
nam  dieit  {  Credimus  — 

f.  162  urjguente  in  gehennam  {  missus  perpetuas  {  luet  poenas 
I  Fides  catholica.  {  aput  nicheam  {  exposita  expl  {  amen.  {| 

f.  152*"  Incpt.  capitulu  |  editum.  a  siluesjtrio  papa  urbis  {  ro- 
Hiae  I  Dum  residisse  |  iu  syn^odo  {  cum  consjtantino  augusto.  |  et  si- 
mul  cum  eis  {  residentes,  centu  {  lxxviii  episcopos.  {  et  cum  eis  du- 
centi  septuajginta  pfiris  &  diacones  .xl.  |  et  simul  cum  eis.  omnes 
ro|manos  populus.  dum  rejsidisset  in  termas.  Sic  {  statuerunt  in  syn- 
hodo.  I  placuit  eis  te  ad  omnem  |  xpianorum  populu  ro|manoru  ,  Vi 
nulius  lai|cud  audeat  clerico  crimen  {  ingerere.  Nisi  sub  idoneos  |  tes- 
tes  "iHHh  uiros  iustos  {  religiosos  dril  timentes,  &  {  xpm  pdicantes.  Non 
inlititerati.  quorum  filios  hajbeat  uxoratos.  et  nepotes.  |  et  filias 
iam  nuptu  traditas  |  Incpt.  canone  |  constitutus  |  uel  religio,  qualil 
I  custodiatur.  a  siljuestrio.  epo.  urbis  {  romae.  pr^sul^^  {  nisi  in 
septuaginta  |  duo  testes  |  «^^h^^^^h^  a  quemqua  {  iudicabitur.  — 

f.  153  ei  danda  esse  cojmunionem,  |  Xpo  enim  fauente  |  le- 
gentib'  cuncjtis  inploro,  pro  |  exiguo  me  ceterisq,  |  sacerdo«es. 
ciuib'  bis.  I  quamquam  inmerito  |  nomen.  sacerdotii  {  minime  fun- 
genti  ho{nore  Sicipertus  |  humiilimus.  xpi  |  hunc  opusculum  {  opere 
explicaui  |  domno  beatissimo  |  pr^cipienti  fieri  injgilramo.  Rursü 
magis  magisqi  Iecto|rib3  queso.  quod  si  j  aut  ex  syllabis  scisma 
aliqua  inueneritis  |  minime  detrahatis  {  insipientie  me^.  |  Sed  quod 
ura.  habuD|dat  sapientia  cordis  |  sollogismo  aufejratis  ab  eo.  |  Vt  alma 
dT  intemera|ta  maria.  et  beati  |  thom^  simul  et  {  beati  iustini.  in 
eujius  sedis  hunc  per|ficitus  fuit,  delic|taqD  uFS  deleantur  |  per- 
enne  polleat.  |  pr^ceptor  opifex.  |  saluificetur  |  in  euum.  amin  | 
f.  153**  9  boc  capitulü  est  de  epJa  |  sei  gregorii  pap^  ad  se|cundinum 

i)  f.  153-160  saicX. 


64  Reifferscheid 


inclausu  v  |  Dilectissimo  filio  secundino  seruo.  |  di  inclauso  v  Gre- 
gorius  seruus  ser|uorum  di.  dilectionis  tu^  litteras  |  suscepi  — 

f.  154**  redimejre  uenit  -/  Epla  hisidori  {  ad  roa^ssonem 
epm  V  I  domino  uero  (uiro  corr.)  sco  meritisq;  beato  |  fratri  ma'soni 
epo.  hisidorus  eps  {  in  diio  salute  -;  Ueniente  ad  nos  |  — 

f.  15S^  extat  {  auctoritas  *;  Explicit  {|  f.  156  Ine  ordo  de  sacri» 
or{din]b;  benedieendis 

f.  160^  Litanei,  in  welcher  für  Undouieus  a  docoronatus  mag- 
nus  et  pacificus  impr,  angelberga  imperatrix  und  die  novissima 
proles  regalis  gebetet  wird. 

Claudianus  Mamertus  de  statu  animae. 
201.  membr.  8.  folioram  80.  saec.  X. 

f.  1  i)  Incipiunt  capitula  iibri  primi  |  i  De  opinionib.  *)  imperi- 
topu  — 

f.  1**  XXVII  Quod  quislib&  «)  absens  corpore.  carS  suom  ui- 
deat  mente.  ^)  |  Incipiunt  capitula  Iibri  secundi  { i  Quia  facilius  dinos- 
citur  *)  — 

f.  2  (xi)  raptus  ee  credatur  *).  {  Incipiunt  capitula  Iibri  tertii 
Huius  I  actio  tarnen  ex  euangfo  dnm  incorpojralltate  animae  uti. 
teste  utitur  ').  |  i  De  lazari  corpore  — 

f.  2**  (xni)  inferiori  spu  pponitur.  ||  f.  3  Superiorum  in  breui  •) 
recapitulatio  librorum.  |  In  finem  huius  Iibri  •)  ueniam  postulat  con- 
flictori*»).  k  iterum  <*)  |  utrumq.  certamen  »«).  |  huius  operis  auctor 
ignoratur  |  quia  tacito  nomine  ista  conscripsit.  {  contra  qua  (eras,) 
claudian'  tres  hos  libros  disseruit  <8).  {  Praecipis  i^)  ut  respondeam 
quae  in  rebus  humanis  |  — 

f.  6  soci&ate  dominatur.  |  Incipit  prefatio  libroru  claudiani  pre- 
fecjtorio  <*).  patricio  doctissimo.  et  optimo  uiro  {  sollio  «•)  sidonio. 
claudianus  <').  |  Edicionem  libellorum  — 

f.  7  ueteris.  reparator  eloquentiae.  {  Explicit  prologus.  Incipit 
liber    |    de  statu  animae  primus.   |    unter  der  Zeile  Pa  Petauius 


1)  Unten  P  Petauius.  —  «)  LIII 699.  —  »)  qoilibet  —  ♦)  raente  vidcat  — 
*)  Stimmt  nicht.  —  •)  Stimmt  nicht.  —  ')  Huiua  —  uti  om.  —  8)  brevis  — 
•)  In  —  Iibri  om,  —  *•)  veniam  auctor  a  suo  petit  conflictore  —  <*)  inter.  — 
**)  certamen  ipsum  deligit  iiidicem  —  *')  huius  —  disseruit  om.  —  **)  ün- 
edirl.  —  i*)  1.  c  697.  -  «•)  C.  Sollio.  —  i^)  Claudianus  sal. 


Die  römischen  Bibliotheken.  R5 

C.  Ü. «)  II  f.  7**  De  opinionibus  —  pertiiiatia.  |  Magnum  in  generc 
humano.  soll  <)  sidoni  frater  amantisjsime  — 

f.  43  (xxvii)  quae  post  hinc  disputanda  sunt.  prin|cipio  sc- 
cundi  uoluminis  ordiamur.  Cuisupra.  |  Finit  über  primus.  Ineipit  se« 
cond  I  in  mg,  de  eontrariis  {  Saepenumerum  >)  meeum  reputanti 
mihi,  quona  pacto  ex|cellentissima  — 

f.  66^  intentio  huiusce  iani  uoluminis  {  iste  sit  finis.  {  Editis  in 
astnictionem  ueri  &  merito  pariter  &  numero  sajtis  ut  arbitror  — 

f.  80^  proinde  quiequid  illud  ampliusculo  sermoeinati  sumus. 


CvPRiANrs. 

1 18.  membr.  fol.  max.  2  col.  folioram  87.  saec.  X. 

f.  !*•  *)  Ad  donatum  i  — 
f.  2^  passio  cypriani  |  Lege  in  xpo  ||  ») 
f.  3  Über  der  Zeile  +  Ad  donatu  *  |  Bene  admones  •)  — 
f.  6  religiosa  mulcedo  |  Ad  donatum  expiieit  |  Ineipit  de  habitu 
uirginü  |  Diseiplina  eustos  spei  ^)  — 

f.  8^  uirginitas  honorari  |  De  habitu  uirginu  expl.  |  Ineipit  de 
iapsis.  I  Pax  »)  ecce  dilectissimi  fratres  ecciesiae  reddijta  — 

f.  15  sed  coronam*);  |  De  Iapsis  expiieit,  {  Ine  de  ecciesiae 
catholice  unitate  <•)  |  Cum  *«)  moneat  diis  — 

f.  20  xpo  dominante  |  regnabimus;  {  De  ecciesiae  catholicae 
unitate  |  exp{.  Ineipit  de  dominica  {  oratioue,  <>)  {{  f.  20**  Euangelica  <*) 
praecepta  fratres  dilectissimi.  nihil  |  — 

f.  26^  non  desinnmus;  {  de  doni  oratione  expiieit  |  Incip  de 
opere  et  elymosina  <^)  |  Multa  et  magna  sunt  — 

f.  31^  passione  geminabit  |  De  oper^  et  elymosin^  |  exp}.  In(*,p 
de  mortalitate  |  feliciter.  {|  f.  32  Etsi  i&)  apud  plurimos  uesfrum  fra- 
tres — 


*)  f.  24  unten  lib  fti  dyonisü  ariop.  —  *)  Solli.  —  •)  Saepenumero  — 
^}  f.  1  enthält  die  Prorenienzan^abe,  die  aber  bis  auf  das  noch  erkennbare 
Aurel  ausradirt  ist.  Vgl.  den  folgenden  Codex.  —  ^)  Index.  —  ^)  IV  192.  Unten 
auf  derselben  Seite  Petauius,  —  f)  I.  c.  440.  —  »)  1.  c.  463.  —  •)  et  coro- 
nam  —  *•)  de  unitate  ecciesiae  —  **)  1.  c.  495.  —  **)  de  oratione  dominica  — 
«*j  l.  c.  519.  —  «*)  eleemosynis  —  <*)  1.  c.  583. 

Sittb.  d.  phü.-hist.  Cl.  LIX.  Bd.  I.  Hft.  5 


64  Reiffertcheid 


inclausu  v  |  Dilectissimo  filio  secundino  seruo.  |  di  inclauso  *,*  6re- 
gorius  seruus  ser|uorum  di.  dilectionis  tu^  litteras  |  suscepi  — 

f.  154**  redime|re  uenit  *;  Epla  hisidori  {  ad  ma^ssonem 
epm  V  I  domino  uero  (uiro  corr.^  scu  meritisq;  beato  |  fratri  ma'soni 
epo.  hisidorus  eps  |  in  dno  salute  v  Ueniente  ad  nos  |  — 

f.  1S5^  extat  |  auctoritas  */  Explicit  ||  f.  1S6  Ine  ordo  de  sacri» 
or|dinib;  benedicendis 

f.  ISO**  Litanei t  in  welcher  für  hludouicus  adocoronatus  mag- 
nus  et  paeificus  impr,  angelberga  imperatrix  und  die  novissima 
proles  regalis  gebetet  wird, 

Claudianus  AiIamertus  de  statu  animae. 

201.  membr.  8.  folionini  80.  Mec.  X. 

f.  1  9  Incipiunt  capitula  libri  primi  |  i  De  opinionib.  *)  imperi- 
toru  — 

f.  1^  XXVII  Quod  quislib&  <)  absens  corpore.  earOf  suam  ui-» 
deat  mente.  ^)  |  Incipiunt  capitula  libri  secundi  { i  Quia  facilius  dinos* 
citur »)  — 

f.  2  (xi)  raptus  ee  credatur  *).  |  Incipiunt  capitula  libri  tertii 
Huius  I  actio  tarnen  ex  euangfo  dum  incorpo|ralitate  animae  uti. 
teste  utitur  ').  |  i  De  lazari  corpore  — 

f.  2^  (xin)  inferiori  spu  pponitur.  ||  f.  3  Superiorum  in  breui  «) 
recapitulatio  librorum.  |  In  finem  huius  libri  •)  ueniam  postulat  con- 
flictori^o).  ic  iterum^i)  {  utrumq.  certamen  i^).  |  huius  operis  auctor 
ignoratur  |  quia  tacito  nomine  ista  conscripsit.  |  contra  qua  (eras,) 
claudian'  tres  hos  libros  disseruit  <>).  |  Praecipis  ^^)  ut  respondeam 
quae  in  rebus  humanis  |  — 

f.  6  soci&ate  dominatur.  |  Incipit  prefatio  libroruf  claudiani  pre- 
fecjtorio  ^0.  patricio  doctissimo.  et  optimo  uiro  |  sollio  i*)  sidonio. 
claudianus  i^).  |  Edicionem  libellorum  — 

f.  7  ueteris.  reparator  eloquentiae.  |  Explicit  prologus.  Incipit 
über   I    de  statu  animae  primus.   |    Unter  der  Zeile  Pa  Petauius 


«)  Unten  P  Petauius.  —  »)  Uli  6Ö9.  —  »)  quilibet  —  *)  raente  videat  — 
*)  Stimmt  nicht.  —  •)  Stimmt  nicht.  —  ')  Huius  —  uti  om,  —  8)  brevis  — 
•)  In  —  libri  om.  —  *•)  veniam  auctor  a  suo  petit  conflictore  —  •*)  inter.  — 
<*)  cerlamen  ipsum  deligit  iudicem  —  *')  huius  —  disseruit  om,  —  <*)  ün- 
edirl.  —  «*)  1.  c.  697.  -  «•)  C.  Sollio.  —  i7)  Claudianus  sal. 


Die  römischen  Bibliotheken.  ()§ 

C.  B. «)  j|  f.  7**  De  opinionibus  —  pertinatia.  |  Magnum  in  geiiere 
humano.  soli  >)  sidoni  frater  amantis|sime  — 

f.  43  (xxvii)  quae  post  hinc  disputanda  sunt,  prinjcipio  se- 
cundi  uoluminis  ordiamur.  Cuisupra.  {  Finit  über  primus.  Incipit  se^ 
cundf  I  in  mg,  de  contrariis  |  Saepenumerum  >)  meeum  reputanti 
mihi,  quona  pacto  exleellentissima  — 

f.  66**  intentio  huiusce  iam  uoluminis  |  iste  sit  Gnis.  {  Editis  in 
astruetionem  ueri  &  merito  pariter  &  numero  sa|tis  ut  arbitror  — 

f.  80^  proinde  quicquid  illud  ampliusculo  sermoeinati  sumus.  {{ 


CvPRiANrs. 

1 18.  membr.  fol.  m«i.  7,  col.  rolioram  S7.  saec.  X. 

f.  1**  *)  Ad  donatura  i  — 
f.  2**  passio  cypriani  {  Lege  in  xpo  ||  &) 
f.  3  Über  der  Zeile  *  Ad  donatu  *  |  Bene  admones  •)  — 
f.  6  religiosa  mulcedo  {  Ad  donatum  explicit  |  Incipit  de  habitu 
uirginii  |  Disciplina  custos  spei  ^)  — 

f.  8**  uirginitas  honorari  |  De  habitu  uirginii  exp^  |  Incipit  de 
lapsis.  I  Pax  »)  ecce  dilectissimi  fratres  ecclesiae  reddijta  — 

f.  15  sed  coronam  •);  |  De  lapsis  explicit,  |  Ine  de  ecclesiae 
catholice  unitate  *•)  |  Cum  »<)  moneat  diis  — 

f.  20  xpo  dominante  |  regnabimus;  |  De  ecclesiae  catholicae 
unitate  |  exp^.  Incipit  de  dominica  {  oratione,  i^)  ||  f.  20^  Euangelica  <>) 
praecepta  fratres  dilectissimi.  nihil  {  — 

f.  26^  non  desinnmus;  |  de  doiri  oratione  explicit  {  Incip  de 
opere  et  el}inosina  <*)  |  Multa  et  magna  sunt  — 

f.  3P  passione  geminabit  {  De  oper^  et  elymosin^  |  exp^.  Inc^p 
de  mortalitate  {  feliciter.  {|  f.  32  Etsi  i^)  apud  plurimos  uestrum  t'ra- 
Ircs  — 


•)  f.  24  unten  lib  hl  dyonisii  ariop.  —  *)  Solli.  —  «)  Saepenumero  — 
^)  f.  1  enthSll  die  Provenienzanpabe,  die  aber  bis  auf  das  noch  erkennbare 
Aurel  ausradirt  ist.  Vgl.  den  folg«^nden  Codex.  —  *)  Index.  —  •)  IV  192.  Unten 
aot  derselben  Seite  Petauius,  —  '')  I.  c.  440.  —  «)  1.  c.  463.  —  •)  et  coro- 
nam —  *•)  de  unitate  ecclesiae  —  **)  1.  c.  495.  —  <*)  de  oratione  dominica  — 
i*)  1.  c.  519.  —  »*)  eleemosynis  —  «*)  I.  c.  583. 

Sitftb.  d.  phil.-biflt.  Cl.  LIX.  Bd.  1.  Hft.  5 


gg  Reifffracheid 

f.  36  desideria  maiora,  |  De  mortalitate  explicit  |  Incip  ad  de* 
metrianu  feliciter  |  Oblatrantem  i)  te  &  aduersus  dm  — 

f.  40  inmortalitate  securus,  |  Ad  demetrianu  exp}.  |  Incipit  de 
pacientia  >)  lege  {  feliciter ,  \  De  pacientia  >)  loeuturus  — 

f.  4S  dm  timentib.  honorem ;  |  De  patientia  explicit ,  |  Incipit 
de  zelo  et  liuore,  |  lege  feliciter  ,  ||  f.  48^  Zelare  *)  quod  bonum  — 

f.  48^  ante  placeamus ;  {  De  zelo  et  liuore  explicit.  |  Incipit  ad 
fortunatum  |  Desiderasti »)  fortunate  karissime  — 

f.  55  conscientia  corojnatur;  |  Ad  fortunatum  exp}  {  Incip  ad 
quirinum  li&  primus  *)  \  Cyprianus  ?)  quirino  filio  salutem;  Obtempej 
randum  fuit  — 

f.  55^  accesseris  «)  |  Folgt  die  Capüulaiion,  \  Capitu*lu  pri- 
mü  I  a  Judaeos  in  oifensa  di  grauiter  deliquisse  |  quod  dno  (corr,)  re- 
liquerint  •)  et  idola  secuti  sint;  {  In  exodo  populus  — 

f.  89^  locutum.  e  ista ;  |  Ad  quirinum  über  priih  expt  |  Incip 
eiusdem  lib  ii,  {  Capitulation  \  Capitulu.  primum.  |  a  Xpm  primo- 
genitum  esse.  &  ipsum  esse  sapienjtiam  dl.  per  quem  omnia  facta 
sunt.  Apud  I  salomonem  in  parhoemiis ;  ^o)  — 

f.  67  in  uitam  &ernam;  |{  f.  67^  Caecili.  Cypriani  {  ad  quiri- 
num liber  ii.  {  explicit  |  Incipit  epfa  {add,  m.  post.J  ad  eundem  | 
Excepta  capitulorü  {  n  c  xx  {  Cyprianus  quirino  fiiio  salutem ;  {  Pro  fide 
ac  deuotione  tua  —  semper  bene  ualere.  {|  f.  68  Capitulation  \\  f.  69 
Excepta  capitulorum  I  Fi  cxx  explicit  { Incipit  ad  quirinum  Ib.  ili.  {  Ca- 
pitulu primum  (add.  m.  post.J  \  De  bono  operis  |  et  misericordiae  | 
Apud  Esaiam  {  Exclama  — 

f.  81  meditabitur  die  ac  nocte  |  Caecili  (corr.  m.  post.J  Cy- 
priani j  ad  quirinum  {  liber  tertius  explic.  |  Incipit  ad  caecilium.  |  de 
sacramento  dominici  calicis.  {  Ciprianus  <i)  caecilio  fratri  |  salutem 
I  Quamquam  sciam  — 

f.  84  semper  bene  ualere  {  Caecili  Cypriani  ad  Caecilium  |  De 
sacramento  dominici  |  calicis  explicit  |  Incipit  ad  rogatianum  {  iunio- 
rcm  et  confessores  *«)  |  Cyprianus  *«)  rogatiano  «*)  et  |  ceteris  conff 
in  do  perpetu|am  salutem  {  Saluto  uos  fratres  carissimi  — 


0  I.  c.  5U.  -  •)-  de  bono  palientiae  —  »)  1.  c.  622.  —  *)  1.  c.  638.  — 
»)  1.  c.  651.  —  •)  Testimoniorum  libri  tres  adversus  Judaeos.  —  ')  1.  o. 
67.1.  —  ®)  accesseris.  Opio  —  valere.  —  •)  dereliqucriot.  —  *ö)  prover- 
biis —  **)  *•  ^*  372.  —  ••)  ad  Ser^um  et  Rogatianum  et  ceteros  confessores  in 
carcere  constitulos  —  i<)  1.  c.  424.  —  i^)  Sergio  et  Rogatiano. 


Die  remiteheo  BibliothekeD.  67 

f.  8fi  gloriam  <)  peruenire  «) ;  |  Ad  rogatianum  iuniorem  |  et 
confessores  explicit;  {  Incipit  ad  antonianum  {  de  cornelio  et  noua* 
tiamo  I  Cyprianus  >)  antoniano  |  fratri  salutem.  |  Aecepi  primas  lit- 
leras  ^- 

f.  90  semper  bene  ualere ;  |  Ad  antonianum  de  corn  |  et  noua-* 
tiano  explicit.  j  Incipit  ad  martyr  et  confessr  |  Cyprianus  ^)  marty-« 
ribus  I  et  Gonfessoribus  ihü  xpo  »)  dno  nro  |  in  do  «)  perpetuam  sa-* 
lutem.  I  Exulto  laetus  — 

f.  91  meminisse;  ualete;  {  Ad  martiras  et  confessor  {  explicit.  { 
Incipit  moysi  et  maximo  |  prs£B  et  ceteris  confessor  {  Cyprianus  7) 
moysy  et  maxijmo  prae£6  et  ceteris  confei  {  dilectismis  fratribus 
salt  j  Gloriam  fidei  &  uirtutis  — 

f.  9P  milites  coronatos  *)•  {  Hoysi  et  maximo  et  ceteris  |  con« 
fessoribus  explicit  {  Incipit  secundus  |  Cyprianus  moysi  et  maximo  { 
presbiteris.  et  ceteris  con{fessoribus  fratribus  salut  I  &  cunctos  uos 
pariter  — 

f.  92**  nostri  {  meminisse;  Mosi  &  maitimo  presbitero  &  |  c&eris 
eonfessoribus  ji.  explicit;  |  Incipit  ad  clerum  de  deprecan|do  do  pro 
peccatis  nostris  •)  {  Cyprianus  i«)  pb  et  ii  fratrib  v  |  salutem  |  Quam- 
quam  sciam  — 

f.  94  semper  bene  ualere  <<)'  |  Cycili  Cypriani  ad  clerum  {  de  de- 
precando  do  pro  peccatis  nostris  explicit  |  Incipit  ad  clerum  et  ple- 
Jiem  I  de  aurelio  confessore  <*)  |  lectore  ordinat^o  |  Cyprianus  <•) 
presft  &  ii  item  *^)  plebi  uniuersae  |  salutem ;  In  ordinaudis  ^0  '^ 

ibid.  semper  bene  ualere.  |  Ad  clerum  et  plebem  de  aurelio  |  et 
confes?  lectore  ordinato  exptt  v  1  Incipit  ad  clerum  et  plebem  i  de 
ee*'rino  confess  «•).  lecto?  ordinato.  ||  f.  94^  Cyprianus  *')  presb  et  dd 
et  plebi  { uniuersae  fratrib. ;  salutem  i^).  { Agnoscenda  &  amplectenda  — 

f.  95  semper  bene  ualere  |  Ad  clerum  et  plebem  de  celeriii  |  et 
confess  lectore  ordinato  exp^  |  Incipit  ad  thibaritanos  <*).  |  Cypria- 
nus s«)  plebi  thibari  consistenti  salutem.  |  Cogitaueram  quidem  — 


0  gloriae  —  •)  per?enire.  Victor  —  «alutant  —  •)  I.  c.  34Ö.  —  *)  I.  c. 
245.  —  »>  iD  Chriflo  —  •)  et  in  Deo  patre  —  ^  1.  c.  288.  —  «)  coronatos. 
Opto  —  meminisse.  —  •)  pro  —  nostris  om,  --  <»)  i.  c.  240.  —  **)  ?alere  et 
Boatri  —  Valele.  —  »«)  om,  ~  i«)  1.  c.  3i7*  —  «*)  et  —  i«)  ordinatio- 
nilws.  —  **)  om.  —  i^)  I.  c.  320.  —  i»)  in  Domino  salutem.  —  **)  ad  Thibari- 
lanoa  de  eihortatione  martyrii  —  *<^)  U  c.  349« 


68  Reifferscheia 

f.  97^  Ad  thibaritanos  explicit.  |  liicipit  ad  Cornelium  |  de  con- 
fessoribus  cius  prima,  i)  |  Cyprianus  «)  cornelio  fratri  |  salutem.  Cog« 
noiiimus  — 


f.  98  Ad  cornelium  |  explicit  {|  f.  98^  Incipit  eiusdem  seeunda 
Cyprianus  •).  Liberalis.  Calidonus  {  — 

f.  99^  Ad  cornelium  secund  |  explicit  |  Incipit  ad  eundem  ter- 
tium  I  Cyprianus  *)  cornelio  fratri  |  salutem.  Legi  litteras  tuas  — 

f.  104^  miiias  ingerunt  respuantur.  &)  |  Ad  cornelium  iii.  de 
quinq;  |  presbiteris  «)  explicit.  |  Incipit  eiusdem  epistula  {  quarto  de 
nouatiano  ?)  |  Cyprianus  cornelio  {  fratri  salutem  |  Et  cum  diligentia 
et  dilectione  «)  ||  — 

f.  105^  Ad  cornelium  de  Nouatiano  (Nouato  corr,  m,  post.)  | 
epistula  quarta  explicit  !  Incipit  quinta  |  Cyprianus  •)  cornelio  frajtri 
salutem.  |  Et  religiosum  uobis  »o)  — 

ibid.  Ad  cornelium  v.  explicit.  'Incipit  sextus.  | Cyprianus  **)  Cor- 
nelio fratri  |  salutem.  Quod  st^ruis  di  — 

f.  lOß**  Ad  cornelium  vi.  explicit  I  Incipit  septimus.  |  Cypria- 
nus ")  cornelio  fratri  |  salutem.  Uenerunt  ad  nos  — 

f.  107  reuertantur.  »»)   |   Ad   cornelium   de  episcopaltu^  eius- 
dem 1^)  explicit.    I  Incipit  octauus.  |  Cyprianus  >&)  cornelio  fratri 
salutem.  |  Et  egisse  nos  — 

f.  107^  extra  ecciesiam  detineri  »•).  |  Ad  cornelium  epistulae 
numero  viii  explicit.  |  Incipit  ad  rogatiauum  {  et  ceteros  de  obser- 
uanda  {  disciplina.  i?)  |  Cyprianus  <<*)  Rogatiano  pb  |  et  ceteris  confes- 
soribus  j  fratribus  salutem;  Et  iam  pridem  — 

f.  108'*  Ad  cornelium  {corr.  m.  post)  \  et  ceteros  explicit.  | 
Incipit  ad  plebem  |  de  quinto  (quinq;  corr,  m.  post.)  prr  »•)  |  Cy- 
prianus »ö)  plebi  I  uniuersae  salutem.  |  Quamquam  fratres  carissimi  — 


*)  I.  c.  339  sqq.  (in  exilium  de  eiua  confessione).  —  «}  ep.  57.  —  •)  III 
851.  —  *)  ep.  55.  —  *)  respuantur.  Opto  eic.  —  •)  de  Fortunato  et  Feli- 
cissimo  sivc  contra  Jiaerelieos  —  7)  ep.  49.  Responsum  ad  Cornelium  de 
Novali  scfltTibus.  —  *♦)  «um  dilectione  —  »)  ep.  43.  —  «o)  nobis  —  «i)  ep. 
4Z.  —  «»)  ep.  41.  —  «a)  revertantur.  Opto  etc,  —  **)  quod  ordinationem 
NovMtiiini  non  rcceperit  —  i*)  ep.  47.  —  «•)  detineri.  Opto  e/r.  ~  *7)  «d 
Rogalianum  presbyterum  et  ceteros  confessores  —  «»)  IV  235. —  *»)  de  quin- 
que  prcsbyteris  schismuticis  factionis  Felicissimi.  -  «•)  I.  c.  332. 


Die  römitehen  Bibliotheken.  69 


f.   109*'  precibus  insistere.  |  Ad  plebem  de  v.  prr  |  expIicU 
f.  I  i  0  Incipit  ad  epi'tectum  »)  .  |  Cyprianus  «)  epicteto  fratri  &  plebi 
assujras  consistenti  salutem.  |  Grauiter  &  dolenter  motus  sum  — 

f.  110**  Ad  epictetum  et  plebem.  explicit.  ||  f.  111  Incipit  ad 
clerum  et  plebem  >)  de  ULetojre  qui  fa'stinum  presbyteinim  |  tutorem 
nominauit.  |  Cyprianus  ^)  presbiteris  &  diaeonibus  &  plebi  |  furuis 
eonsistentib.  salutem.  |  Grauiter  commoti  sumus  — 

ibid.  Ad  clerum  et  plebem  de  uictore  |  qui  faustinum  presbite- 
rom.  I  tutor  nominauit.  explicit.  ||  f.  HP  Ad  lucium  de  exilio  reuer- 
8um.  »)  I  Cyprianus  «)  cum  collegis  lucio  fratri  salutem.  |  Et  nuper 
quidem  — 

fl  112  Ad  lucium  de  exilio  reuersum  {  explicit.  |  Incipit  ad  ma- 
ximum  |  et  nicostratum  ?).  |  Cyprianus  »)  maximo  &   nicostrato  & 
ceteris  confessoribus  salutem.  {  Cum  »frequenter  carissimi  — 

f.  112^  Ad  maximinum  (carr.)  et  nicostratum  |  de  unitate  explicit. 
Incipit  ad  florentium.  quem  et  {  pupianum.  •)  |  Cyprianus  <<^)  qui  et 
eascius  ")  florentio  cui  et  |  pupiano  fratri  salutem.  |  Ego  te  frater  — 

f.  114  utru|que  recitabitur.  |  Ad  florentium  quem  et  pupia|num 
explicit.  I  Incipit  ad  maximum.  presb.  |  et  urbanum.  et  sidonium. 
I  et  macarium  »«)  |  Cyprianus  *«)  etc,  salutem.  Lectis  litteris  uris  |  — 

f.  115  Ad  maximum  presb.  et  urbajnum.  et  sidonium  et  maca- 
riu  I  explicit.  |  Incipit  ad  martyras  et  conf.  |  in  metallo  constitu- 
tis.  <*)  I  Cyprianus  **).  nemesiano  — 

f.  116^  mejminisse  ualete.  ")  |  Ad  martyres  et  confesso|res.  in 
metallo  constitutis.  |  explicit.  {  Incipit  ad  urbanum  {de  hereticis  bapti- 
nndis  {  epistola  .in.  i?)  |  Cyprianus  <»)  adiubaiano  <»)  fratri  saluem;  | 
Scripsisti  mihi  — 


1)  ad  Epictetum  et  plebem  Assuritanorum  de  Fortunato  quondam  eorum 
cpiscopo  —  *)  1.  c.  389.  —  •)  plebem  Furnis  consistentem  —  *)  1.  c.  397.  — 
»)  ad  Lucium  papam  Romanum  reversum  ab  exilio.  —  •)  1.  c.  358.  — 
f)  ad  confessores  Romanos  ut  ad  unitatem  redeant  —  ®}  I.  e.  340.  — 
»)  ad  FJorentium  Pupianum  de  confessoribus  —  ^o)  1.  c.  400.  —  <0  Tbas- 
cius  —  *')  ad  confessores  de  reditu  ex  schismate  congratulatoria  —  <')  I.  c. 
342.  —  1^)  ad  Nemesianum  et  ceteros  martyras  in  metallo  constitulus  — 
«5)  1.  c.  414.  —  *«)  om.  -  ")  ad  Jubaianum  de  haercticis  baptizandis.  — 
«»)  1.  c.  412.  —    '»)  Jubaiano. 


70  Reifferscheid 

r.  121  Ad  iubanum  de  hereticis  |  baptizandis.  explicit  |  item 
incipit  ad  quintum.  |  epistola  .11.  de  bis  ipsis.  1)  |  Cyprianus  *)  qointo 
fratri  salutem.  |  Retulit  ad  me  frater  — 

f.  122  Ad  quintum  de  bereticis  baptijzandis  explicit  episf.!!!.  | 
Incipit  ad  iubaian  •)  de  bereticis  |  baptizandis.  epistT  .ui.  |  Cypri- 
anus. liberalis.  cal^ifontus  (in  ras.)  — 

f.  122^  Caecilii  Cypriani.  ad  iubaianü  |  de  bereticis  baptizan- 
dis I  epl.  n  .III.  explicit  |  Incip.  sent.  episcoporum.  n.  Lxxxvn.  *) 
ll  f.  123  Cum  »)  in  unum  — 

f.  127  de  antixpis  |  xpiani.  |  Sententiae  episcoporuiiL  |  nu- 
mero  lxxxvii.  de  bereticis  |  baptizandis.  explicit.  |  Incipit  ad  Pom- 
peium.  contra  |  epistulam  stepbani.  •)  |  Cyprianus  ?)  pompeio  fratri 
salutem.  {  Quamquam  plene  — 

f.  129  a  pastore  restitui;*»)  |  Ad  pompeium  contra  stepbani  | 
epistolam  (0  ex  u)  de  bereticis  baptizanjdis  explicit.  |  Incipit  ad  mag- 
num  de  nouatiano.  •)  |  Cyprianus  1«)  magno  filio  salutem ;  Pro  tua  | 
religiosa  — 

f.  13P  ad  xpi  fcciesiam  ueniunt.  |  Ad  magnum  de  nouatiano  | 
et  bis  qui  in  lecto  consequn|tur.  prima,  explicit  |  Incipit  ad  eun- 
dem.  <<)  I  secunda  |  Quesisti  etiam  fili  carissime  — 

f.  132^  ad  magnum.  de  nouatiano.  et  bis  |  qui  in  lecto  conse- 
quantur  .11.  explic  |  Incipit  de  martiale  et  basilide.  <*)  |  Cyprianus  ^s). 
caelicius  **).  primus  |  — 

f.  134^  de  Martiale  et  Basilide  explicit  |  incipit  ad  fidum  de  in- 
fantibus I  baptizandis  |  Cyprianus  <*)  et  ceteri  collegae  — 

f.  13S^  Ad  fidum  de  infantibus  |  zaptizandis.  explicit  |  Incipit 
ad  eucratium  |  de  bistrione  j  Cyprianus  1*)  eucratio  i^)  friitri  salutem. 
pro  dilectione  — 


0  de  haereticis  baptiEindit  —  *)  1.  c.  408.  —  •)  ad  Cornelium  ?  III 
8S1  ?  —  *)  Sententiae  episcoporum  LXXXVII  de  baereticis  baptisiindis.  —  *)  III 
jü52.  —  «)  Stepbani  de  haereticis  baptisandis  —  ?)  IV  412.  —  8)  restitoi.  Opto 
etc»  —  *)  de  baptizandis  Novatianis  et  de  iis  qui  in  lecto  gratiam  consequun- 
tur.  —  *<>}  1.  c.  414.  —  <<)  In  den  Ausgaben  und  den  meisten  Handschriften 
bilden  diese  beiden  Briefe  nur  einen.  —  1*)  ad  derum  et  plebes  in  Hispania 
consistentes  de  Basilide  et  Martiale  —  <*)  I.  c.  400.  —  <*)  Caeciliot.  — 
1»)  1.  c.  359.  -  «•)  I.  c.  362.  —  i7)  Euchratio.  - 


Die  römischen  Bibliotheken.  71 

ibid.  Ad  eucratium  de  histrione  |  explicit  |  Incipit  presb  et  dia- 
conSi  consisten  romae  >)  |  Cyprianus.  >)  presbiteris  &  diaeonib.  fra- 
tribus  I  salutem ;  Quales  litteras  ad  elerum  — 

f.  136  fraternitate  >)  ualete.  j  Ad  maximum.  preb  et  urbanum. 
I  et  sidoniam  et  maeharium.  explic  |  Alia  presb  et  diaeoni  romae  con- 
tut  I  Cyprianus  presb  et  diac  romae  consis|tentibus  salutem.  Qm  com- 
paeri  — 

f.  136^  ad  romanos  explicit  |  Incipit  ad  presb  et  diaconibus. 
Dt  bis  conff.  qui  in  carcere  sunt  {  constituti.  |  bumanitas  omnium. 
pniebeatur.  b)  |  Cyprianus  •).  presbit  &  diaeonib;  iratrib.  salute 
Quamquam  seiamus  ?)  — 

f.  137  meo  nomine  salutate.  s)  |  Ad  presbit  et  diaconibus  ut  bis 
confrat  |  ut  qui  in  carcerem  sunt  constituti  |  bumanitas  omnium.  pre- 
beat  I  Explicit  { Incipit  de  laude  martyrii.  |  Etsi  •)  incongruens  est  — 

f.  142  creditur  |  non  negare.  {  De  laude  martyrii.  explicit.  | 
Incipit  de  numidico  confessores  {  presl  ordinato.  i«)  {  Cyprianus  i<) 
presbyteris  &  diaconibus  &  ple|bi  uniuerse  carissimis  ac  desiderantis- 
simis  I  fratrib;  salutem.  Nuntiandum  uobis  fuit  |  — 

ibid,  bonore^  fiorere.  <*)  |  De  numidico  conf  presl  ordinato  {  ex- 
plicit I  Incipit  ad  lucium  et  qui  cum  eo  sunt.  !•)  |  Cyprianus  i^)  fratri 
h  College  lucio  i&)  k  qui  cii  |  eo  i*)  sunt  fratres  omnes  in  do  salutem.  | 
Exultantib.  nobis  — 

f.  142^  qui  tecum  sunt.  uale.  |  Ad  lucium  et  qui  cum  eo  sunt, 
explicit  I  Incipit  ep).  felicis.  iader.  polionis.  <7^  |  Cypriano  ^s)  caris- 
aimo  ic  dilectissimo  felix  |  — 

ibid^  utby|ciano  salutem.  «•)  |  Cypriano  felix  iader  polianus. 
explic  I  Incip  ept  nemesiani.  prima  *<^)  |{  f.  143  Cyprianus  naemesi- 

ano.  licio.  «*)  — 


<)  ad  deraiD  Carthaginensem  de  missis  Romam  et  acceptis  inde  litteri«  — 
«)  1.  c  316.  —  •)  Fraternitatem  salutate.  —  *)  I.  c.  262.  —  «)  ad  derum  ut 
coofestoribus  in  carcere  constitutis  omnis  bumanitas  praebeatur  —  *)  1.  c. 
327. «-  7)  tciam  vos  —  8)  $alutate.  Valete.  —  »)  I.  c.  788.  —  »«)  de  Nu- 
midico  ordinato  presbytero  —*<)!.  c.  324.  —  <«)  florere.  Opto  etc.  — 
<*)  ad  Cyprianum  Lucii  et  ceterorum  martyrum  responsum  —  ^^)  \.  c.  422 
Cypriano.  —  ^*)  Lucius  —  <•)  mecom.  —  *')  Felicis  Jaderis  Poliani  et 
eeterorum  martyrum  responsum  ad  Cyprianum  —  's)  I.  c.  423.  —  *•)  Euty- 
cbianura  aaluto  —  »•)  ad  Nemesianum  et  ce/eros  raartyras  in  metallo  con- 
•titutos.  Siebe  oben  fol.  115.  -—  ^i)  Felici,  Lucio. 


72  Reiff  erscheid 

f.  144  meminisse  ualetis.  «)  |  Ad  nemesianum  epTsl  .i.  explicit  | 
incipit  secunda  epistula.  2)  {  Cypriano  >}  fratri  nemesianus  datiuus  — 

f.  144^  felix  I  et  uictor  ^).  explicit.  {  Incipit  quod  idola.  dii  non 
sint  &).  I  Quod  idola  dii  non  sint  — 

f.  146^  fuerimus  secuti «).  |  Quod  idola  dii  non  sint  |  Explicit 
{  Incipit  ad  romanos  {{  f.  147  Incipit  ad  romaii.  '')  \  Cyprianus  *) 
presbiteris  &  diacojnib;  rom^  consistentibus  0)  salutem.  Quamquam 
I  bene  sibi  — 

f.  148^  nostri  meminisse  |  Explicit  ad  romanos  |  Incipit  cypri- 
ano papae  {  moyses  maximus.  pr.  bb.  |  Cypriano  ^o)  pap^  moyses  fc 
maximus  prir  |  — 

f.  150  nri  meminisse.  {  Cypriano  papae  moyses  et  maximus  | 
pp.bB  explicit.  |  Incipit  ianuarium*  de  baptismo.  {  Cyprianus  <<^  cum 
collegis  — 

f.  151  Ad  ianuarium  de  baptismo  explicit.  |  Incipit  ad  clerum 
de  cura  pauperum  ^^)  \  Cyprianus  i*)  presbiteris  &  diaconib;  fratrib;  | 
carissimis  salutem.  Saluto  uos  — 

ibid.  Ad  clerum  propter  curam  pauperum.  |  explicit.  |  Incipit 
ad  clerum  sicut  supra.  {  Cyprianus  <*)  presbiteris  &  diaconib;  fratrib;  | 
carissimis  salutem.  Saluto  uos  — 

f.  15P  salutant  |  ualete.  |  Ad  clerum  sicut  supra  explicit  |  In- 
cipit ad  rogatianü  et  ceteros  confessor  i&).  {  Cyprianus  <<)  presbiteris 
&  diaconib;  fratrib;  {  salutem.  Optaueram  quidem  — 

f.  152  admonete.  uale  »').  |  Ad  rogatianum  et  ceteros  confes- 
sores  explicit.  |  Incipit  ad  pomponiü  de  uirginib;  |  Cyprianus  1^)  ceci- 
lius  uictor  — 

f.  153  ad  pomponiü  de  uirginib;  explic  |{  f.  153^  Incipit  ad  for- 
tunatum  et  {  ceteros  i»)  de  bis  qui  per  torjmenta  superantur  |  Cypri- 
anus fortunato  ahymno  optato  |  — 


1)  Valete  —  a)  Nemesiani  etc.  responsum.  —  «)  I.  c.  420.  —  *)  Stimmt 
nicht.  —  ^)  1.  c.  563  (de  idolorum  vanitate  quod  idola  dii  non  siiit  et  quod 
d>'us  unus  ait  et  quod  per  Christum  salus  credentihus  data  sit).  —  ')  imilati.  — 
7)  Cleri  Romani  ad  Cyprianum  ~  »)  1.  c.  307  Cypriano  papae  —  »)  pres- 
byleri  et  diaconi  Romac  consistenles.  —  *«)  i.  c.  290?  —  ^0  ^'  <*•  4^8?  — 
*2j  ad  clerum  de  cura  pauperum  et  peregrinorum  —  '^)  1.  c.  326.  — 
*•)  1.C.228.  —  <*)  ad  pieabyteros  et  diaconos  —  i«)  I.C.23J.  —  »')  Valete  — 
löj  l.  c.  364.  —  ^«)  alios  collejfas. 


Die  römitchen  Bibliotheken.  7  o 

f.  1S4  Ad  fortunatü  et  ceteros  de  bis  |  qui  tonnenta  superantur 
expJc.  I  Ineipit  ad  rogatianu  de  diacono.  «)  |  Cyprianus  «)  rogati- 
ano  fratri  saiutem.  {  Grauiter  &  dolenter  — 

f.  154^  Ad  rogatianum  de  diacono  explicit.  |  Ineipit  ad  stepha- 
num  de  concilio.  {  Cyprianus  >)  &  ceteri  — 

f.  15S^  Ad  stephanum  de  conjoilio  explicit.  |  Ineipit  ad  clerum 
—  reddiderunt  |  Cyprianus  *)  —  saiutem.  Quamquam  sciam  — 

f.  156  salutate  ualete.  etc.  \  Ineipit  epistola  ad  Cyprianum  — 
feetsse.  |  Cypriano  *)  fratri  maximus  urbanus  — 

ibid.  Ineipit  ad  cleru  de  quibusjdam  presbiter  qui  temere  |  pa- 
eem  laps  dederunt.  needum  |  sedata  pars  «)  et  citra  conc  episc  | 
Cyprianus  ')  —  saiutem.  diu  patientiä  raea  |  — 

f.  157  nri  meminisse.  ualete.  |  etc.  \  Ineipit  ad  martyres  et  | 
€onfessores  qui  lapsis  |  petierunt  pacem  dari  et  {  corripet  pr  qui  pa- 
cem  dedejruut  eis  qui  poeniten|tiam  non  egerunt.  »)  ]  Cyprianus  *) 
fliartyrib;  ««)  carissimis  frajtrib;  saiutem.  SoUicitudo  loci  nri  |  — 

f.  157^  nri  meminisse.  ult  |  etc.  Ineipit  ad  plebem  facta  |  sig- 
nificans  quid  ad  eü  {  martyres  de  lapsis  peti|erunt.  «i)  |  Cyprianus  ^*) 
fratribas  in  plebe  consis|tentib,-  saiutem.  Ingemescere  uos  |  — 

f.  1K8^  nostri  meminisse.  ualeF  |  etc.  \  Ineipit  ad  clerum  ae- 
paae  |  propter  lapsis  <•)  et  caticuminis  ne  uacui  exirent|  Cyprianus  >^) 
presbiteris  &  diaconibus  |  fratrib;  saiutem.  Miror  uos  — 

ibid,  admonete  i«)  ualete  |  etc.  \  Ineipit  in  qua  rescrip{sit 
dcro  *•)  de  bis  qui  ad  |  pacem  festinant.  ||  f.  159  Cyprianus  »') 
presbiteris  &  diaconib;  fratrijb;  saiutem;  Legi  litteras  uestras  — 

ibid.  admonete  ualete.  {  etc.  \  Ineipit  epistola  cipriani  {  ad  cle- 
rum non  temere  pace  {  dandam  ubi  et  dicit  et  se{  solum  idoneum  non 
esse.  «»)  I  Cyprianus  ")  presbiteris  &  diaconibus  |  fratrib;  saiutem. 
Dfis  loquitur  .— 


')  de  diacono  qui  contra  episcopum  contendit  —  >)  1.  c.  393.  —  *)  I.  c. 
411.  —  *)  I.  c.  327.  Siehe  oben  fol.  136^  —  »)  I.  c.  342.  ~  •)  persccutione  - 
f)  I.  c  250.  -  8)  et  corripit  —  egerunt  om.  —  »)  I.  c.  253.  -  »•)  marty- 
ribus  et  confessoribus  —  »*)  "^  plebem  —  ")  I.  c.  256.  —  «»)  ad  clerum 
de  lapais  —  **)  1.  c.  258.  -—  «*)  admonete  et  rogate.  —  »•)  ad  clerum.  — 
t?)  I.  e.  260.  —  18)  ad  presbyteros  et  diaconos  de  praecedent»  et  duabos 
e^uriilibuB  epistolin  —  i*)  I.  c.  269. 


74  Reif/erachei« 

f.  169^  uniuersam  salute  i)  |  eic.  \  iQcipit  epistola  cipriani  |  ad 
calidonium  |  Ciprianus  *)  caidonio  fratri  salutem.  |  Accepimas  littet 
ras  tuas  — 

f.  160  Incipit  epistula  cipriani  {  scribentes  romae  ad  cleru  |  At 
redditione  episc  arbi  c>)  |  Cyprianud  ^)  presbiteris  &  diaconibus  |  ro- 
mae consistentib;  fratrib;  salutem.  {  Cum  de  excessu  — 

ibid.  bene  aalete »).  |  etc.  \  Incipit  epistula  cipriani  |  ad  clerum 
insinuans  quod  {  ut  romae  litteras  mittere  {  fec  se  optato  hypodia- 
cono  I  et  saturum  lectorem  *)  |  Cyprianus  ?)  presbiteris  &  diaconibus  | 
fratrib;  salutem.  Ne  quid  conscientia  {  — 

f.  160^  salutate  ualt  {  etc.  j  Incipit  epistola  cipriani  ad  |  clero 
urbico  *)  de  multis  •)  et  de  {  luciani  uerecundia  <*)  et  de  <*)  {  clerini 
conFmodestia.  |  Cyprianus  <«)  —  salutem.  Factis  *f)  ad  uos  — 

f.  161  Incipit  epistola  uniuersorS  |  conä'ad  ciprianum  de  |  pace 
datam.  **)  |  Uniuersi  «*)  confessores  — 

ibid.  Lucianus  scripsit.  {{  f.  16P  etc.  Incipit  epistola  caldonii 
I  cypriano  et  clero  de  eis.  {  qui  sacriGcia  et  postea  |  exhorrentes 
facti  sunt.  |  et  pacem  postulauerunt  <•)  |  Cypriano  ^t)  le  cumpresbi- 
teris  carissimis  <8^  {  consistentib;  caldonius  salutem.  Necessitas  |  — 

ibid.  felicissimos  bene  ualere.  i*)  |  etc.  Incipit  epistola  celerini 
ad  I  lucianum  petens  pro  nomine  |  numeriae  et  candidae  ut  eas  |  in 
mente^  habere^t  quae  nujmeria  ut  dicit  premium  dejdit  ne  sacrifica- 
rent ««)  |  Celerinus  ««)  luciano  »«)  haec  cum  tibi  — 

f.  162**  legere  {  digneris.  |  etc.  \  Incipit  epistola  luciani  |  r^ 
scribentis  celerino  sup  |  nomine  numeriae  et  candidae  |  et  nomine 
pauli.  et  mappalice  |  et  ceterorum  signi?  sibi  eos  |  mandasse  ut  pe- 
tentibus  {  daret  pacem.  *>)  {  Celerino  s^)  domino  si  dignus  — 


1)  salutate  —  *)  1.  c.  273.  —  *)  ad  presbyteros  et  diaconos  Romae 
consistenles  —  ^)  1.  c.  228.  —  »)  valere  —  <)  ad  clerum  de  litteris  Romam 
mistia  et  de  Saluro  Jectore  et  Optato  hypodiacono  factia  —  '')  I.  c.  287.  — 
^)  ad  clerum  Romae  conaistentem  —  *)  multia  confessoribua  —  *<^}  inyere- 
cuodia  —  i<)  om.  —  <>)  1.  c.  282.  —  !•)  Poat  faetaa—  i^)  Confeaaomra 
ad  Cyprianura  —  ")  1.  c.  268.  —  *•)  Caldonii  ad  Gypriaeum  —  ")  1.  c. 
272.  -  «8)  compreabyteris  Carthagini  —  «»)  Stimmt  nicht.  —  ««)  Celerini 
ad  Lucianum.  —  **)  1.  c.  274.  —  ««)  Luciano  salutem.  —  **)  Lucianua  re- 
spundet Celerino  —  '*)  1.  c.  279  Lucianus  Celerino. 


Die  rÖBifclieii  BibUothekeo.  7$ 

f.  163  Sofia  quas  aobis  comendo.  |  etc.  \  Incipit  rescribens  ce- 
lerino  |  luciano  i)  |  Didicimus  secessisse  benedictum  papatem  *)  cy- 
prijanuro  — 

f.  163^  Incipit  epistola  cipriani  |  ad  presbiteros  et  diacones  | 
romae  consistentes.  |  Cyprianus  >)  presbiteris  &  diaconibus  |  romae 
coDsistentib;  fratrib;  salutem  {  h  dilectio  communis  — 

f.  164  ualere.  aalete.  |  etc.  \  Incipit  rescriptis  presbiteris  {  et 
diaconibus  romae  consistentib;  ^)  |  Cypriano  »)  papati  •)  pri&ri  ae  dia- 
cones romae  |  consistentib.  '')  salutem*.  Cum  plegissemus  |  — 

f.  164**  quas  uolebat  accepit.  |  etc.  \  Incipit  cipriano  aduersus 
I  lapsos  qui  illic  scripserunt  *)  |  Dns  •)  noster  cuius  — 

f.  165  tranquille  agere.  (ualete  add.  m.  post.)  \  etc.  Epistola 
cipriani  aduersus  |  lapsos  qui  illic  scripserunt  {  explicit  { Incipit  rescripta 
comeli  |  ad  ciprianum  de  scismaticis.  i«)  |  Cornelius  ^^  cypriano  fratri 
talutem.  |  Quantam  sollicitudinem  — 

f.  166  frater  carissime.  {  etc.  Incipit  alia  cornelii  ad  cy|prianu 
de  nomine  maximi  |  longini  et  machei  et  nicosjtrati  et  euaristum.  i»)  | 
Cornelius  «)  cipriano  fratri  salutem.  |  Ne  quid  minus  — 

ibid.  frater  carissime.  |  etc»  \  Incipit  epistola  cipriani  ad  cle| 
nun  de  eis  qui  temere  lapsi  comjmunicauerunt  et  de  philumino  {in 
TOB.)  I  fortunato  hypodiacono  |  et  fauorino  acholyt.  <*)  |  Cyprianus  «*) 
presbiteris  u  diaconib;  fratribus  |  salutem.  Integre  &  cum  disci- 
plina  — 

f.  166^  salutate  ualet  <•)  {  etc.  \  Incipit  epistola  cipriani  |  diacon 
ealdonio  et  hercujlaneo  sup  nomine  felicissimi  {  peruersi  <7)  |  Cypria- 
nus <•)  ealdonio  k  herculaneo.  coUejgis  item  rogatiano  u  numidico 
eomlpresbiteris  salutem.  Vehementer  contristat'  |  — 

f.  167  Item  incipit  ad  caldoni  {  herculanei  et  uictoris  de 
I  absente  felicissimo  et  aliis  |  de  extorrentes  rescripserunt  ^*)  | 
Caldonius  *o)  — 


*)  Cleri  Romani  ad  elerom  Carthagioensem  de  seeesau  diri  Cypriani  — 
^  papam  —  *)  I.  c.  302.  —  ^)  Presbyteri  et  diaconi  Romae  consiitentea 
ad  Cyprianum  —  »)  1.  c.  303.  —  •)  papae  —  ')  consistentes  — 
*)  Cyprianos  lapsis  —  •)  1.  c.  298.  —  i«)  de  confessoribus  ad  unitatem 
reTerais  —  <0  1-  c  341.  —  «•)  de  Novati  sceleribus  —  *»)  1.  c  342.  - 
•*)  ad  preabyteros  et  diaconos  —  «»)  1.  c.  300.  —  «•)  et  valete  —  ")  ad 
Caldottiam,  Hereulanum  ei  eeteros  de  abstinendo  Felicissimo  —  i®)  1.  c.  329.  — 
t*)de  abaiento  Felicissimo  cum  suis  —  **)  I.  c.  331. 


76  Reiff<;rsclieid 

ibid.  budianarium  <)  |  etc.  \  Incipit  epistola  cipriani.  ad  suc- 
cessum.  «)  |  Cyprianus  »)  successo  fratri  salutem.  Ut  non  |  uobis  In 
continenti  — 

f.  167**  in  diio  bene  ualcre.  |  Caecili  Cypriani  epistola  ad  suc- 
cessum  explicit.  |  Incipit  aduersus  iudaeos  |  qui  insecuti  sunt  dmh  nm 

t  e 

ihm  xpm  {  AiUcntite  *)  sensum  — 

f.  169^  Incipit  epistola  cypriani  {  de  alatores  &)  |  Magna  *)  no- 
bis  ob  ')  uniuersa  — 

f.  172  noii  respicere,  amen.  |  Epistola  cypriani  ad  alajtores  ex- 
plicit. I  Incipit  de  duobus  montib; »)  |  Probatio  •)  capitulorum  — 

f.  17S  gentes  credant.  ^oj  Caecilii  cypriani  de  duobus  {  montibus 
«xplicit.  I  Incipit  ad  uigilium  epm  |  de  iudaica  incredulitate.  ^^  I 
Etsi  *«)  plurimos  gentilium  — 

f.  177^  puerum  tuum  »s)  scissim^.  |  Caecilii  cypriani  ad  uigilium. 
I  epm  de  iudaica  incredulitate  {  explicit.  |  Incipit  cecilii  cypriani  |  an- 
testis  di  »*)  I  Cyprianus  **)  religiosus  antestis  ac  testis  do  *«)  |  gloriosus 
&  simulata  ^7)  conscripsit  — 

f.  181  Gdei  gloriosü  gentib;  &  dolendum  «s)  {|  f.  Igp  Epistola 
cypriani  antistites  dl  |  explicit.  {  Incipit  caecilii  cypriani  ad  flauijum 
felicem  de  resurrectione  mortuor;  «•)  [  Qui  «®)  mihi  ruriculas 
optauit  «9  carmine  musas  |  — 

f.  184  atqj  a&erna  suis  ueni&  ad  pmia  uotis  ««)  |  Cecilii  cypri- 
ani ad  flauiu  felice  e  sie  \  de  resurrectione  mortuorü  explicit  {  Incipit 
caena  cypriani.  {  Quidam»)  rex  nomine  iohel  nuptias  faciebat  in  {  re- 
gione  orientis  — 

f.  185*^  dojmus  suas  rep&ierunt.  |  C^na  c}^riani  explicit  {  In- 
cipit oratio  cypriani  «*)  |  Agios.  *^)  agios.  agios  sce  scorü  patru  «•) 
nroru 


9  budinarium  —  ^)  ad  Suceessum  de  nuntiis  Roma  reversis  persecu- 
tionera  nuntiantibus.  —  »)  I.  c.  429.  —  *)  I.  c.  919  Altendite.  -  *)  de  aleatori- 
bu«.  —  •)  1.  c.  827.  —  7)  ab  —  »)  de  montibus  Sina  et  Sion  —  •)  I.  c. 
909.  —  10^  credent  et  aperabuot  —  ^0  CeUi  in  altercationem  Jasonis 
et  Papisci  praefatio  de  iudaica  incredulitate  ad  Vigilium  episcopum  —  ^<)  VI 
49.  —  <*)  tuum  Celsum  —  ^^)  De  vita  et  passione  Cypriani  per  Pontium 
diaconum  —  «5)  m  1481.  —  ")  Dei  —  i?)  tametsi  mulU  —  «»)  ?  — 
1»)  Incerti  auctoris  de  iudicio  domini  II  1089.  —  so)  Quig  —  »i)  aptabit  — 
28)  9  _  8«)  I.  c.  926.  —  «*)  Oratio  Cypriani  Antioeheni  pro  martyribus  — 
a*)  I.  e.  905.  —  ««)  pater  patrum. 


Die  römischen  Bibliotheken.  77 

ibid.  saeculorum.  amen.  {  oratio  cypriani  explicit  |  Incipit  eius- 
dem  alia  oratio  {  ^h^^  quam  dixit  sub  die  passionis  suae.  {  Dne  <) 
See  pater  agios  ds  a  te  &  ad  te  ds  meus  «)  {  — 

f.  187  scforu  amen.  |  Oratio  Cypriani  quam  sub  {  die  passionis 
suae  que  dii  exp^c  |  Incipit  passio  eiusdem  {  Passio  cypriani  ex  die 
qua  cyprianus  mar|tyriü  tulit  — 

f.  187^  ex  tabella  reeitauit  thasciu  cyprianum  gIa|dio  animad- 
uerti  plac&.  |  passio  cypriani  explicit. 


116.  membr.  fol.  foliorum  115.  nee.  IX — X. 

f.  1  •)  Caecili  Cypriani  epistola  ad  Donatum  |  Bene  ^)  ajttnones 
{^m.  aLJ  donate  carissime.  Nam  et  promisisse  me  memini  {  — 

f.  4  religiosa  mulcedo.  Ad  Donatum  explicit  |  Incipit  de  habitu 
uirginum.  Disciplina  &)  custos  spei  — 

f.  9  uirginitas  honorajri.  amen «)  ad  uirgines  explicit  |  Incipit 
de  zelo  et  liuore  {  Zelare  ?)  qd  bonu  ~ 

f.  12   de  opere  et  elemosynis») 

f.  17    de  lapsis») 

f.  23   ad  tibaritanos  io) 

f.  25    de  unitate  ecclesiae^^) 

f.  30   de  oratione  dominica  f^) 

f.  35*"  de  mortalitate  i«) 

f.  39   de  bono  patientiae  **) 

f.  43   ad  Demetrianum  >&) 

f.  47**  ad  Fortunatum  amen  |  Pressuraru  ««)  &  persequutionii 
pondus  incubit  — 

f.  53  Quod  idola  non  sint  i?) 

f.  54^  Ad  Quirinum  liber.  primus  i^) 

f.  58**  Caecili  Cypriani  ad  Cyrinum  de  sacramento  xpi  |  liber 
primus  exfl  Inci^  liber  secundus 


1)  1.  c.  —  *)  deu8  hagie  et  hagie  deus  meus  —  •)  Oben :  Petri  Danielis 
Aarelianeif  1564.  —  *)  IV  192.  —  6)  1.  c.  440.  —  •)  om,  -  ?)  I.  c.  638.  — 
»)  1.  c.  601.  —  •)  1.  c.  463.  —  10)  1.  c.  349.  -  ")  1.  c.  493.  —  i«)  1.  c. 
519.  —  «•)  1.  e.  583.  —  i*)  1.  c.  621*  —  »*)  I.  c.  545.  —  i«)  I.  c.  651. 
(Desiderasti  Fortuoate  carissime  ut  quoniam  persecutionum  et  prcssurarum 
pondus)  —  17)  1.  c.  563.  —  <»)  I.e.  675.  Den  einzelnen  Büchfrn  gehen  Capi- 
iulationen  vorher. 


78  Reifferscheid 

f.  66"*  Über  tertius 

f.  78  de  sacramento  calicis  <) 

f.  81  ad  rogatianü  et  ceteros  eonfessores  *) 

f.  82  ad  martyraes  et  confessores  *) 

f.  83  ad  moysen  et  maximum  et  ceteros  confessores 

f.  83^  ad  eosdem«) 

f.  84**  ad  clerum  de  deprecando  do  *) 

f.  86  ad  clerum  et  plebes  de  aurelio  confessore  lectore  or- 
dinato  *) 

ibid.  ad  eosdem  de  celerino  confessore  lectore  ordinato  ?) 

f.  87  ad  praesbyteros  et  diaconos  etc>  Optaueram »)  quide  fra- 
tres  I  kmi  ut  uniuersQ  clerd  nostrü  integra  — 

f.  88  ad  nemesianum  et  ceteros  in  metallo  constitutos  *) 

f.  89  ad  collegas  de  hereticis  baptizandis  «^) 

f.  90  ad  praesbyteros  et  diaconos.  Diu  «<)  patientia  meam  — 

f.  91  ad  martyres  et  confessores  <>) 

f.  91^  de  numidico  praesbytero  ordinato  <•) 

ibid.  ad  fidum  de  infantibus  baptizandis  «^) 

f.  92**  ad  eucratium  de  histrione  <») 

f.  93  ad  cornelium  i«) 

f.  94   ad  eundem  ii. 

f.  99**  ad  eundem  ni  de  confessione  eius 

f.  100**  ad  eundem  im 

f.  101**  ad  eundem  .v. 

ibid.  ad  eundem  .vi. 

f.  102  ad  eundem  vn 

f.  102^  ad  eundem  viii 

f.  103  ad  eundem  vini 

f.  103^  ad  rogatianü  et  ceteros  confessores  <^) 

f.  104  ad  antoniumi^^  de  cornelio  et  nouatiano  <•) 

f.  109  ad  magnum  de  nouatiano  et  de  bis  qui  in  lecto  conse- 
quuntur  «o) 


0  I.  c.  372.  —  «)  I.  c.  424.  —  «)  I.  c.  24».  -  *)  1.  c.  253.  -^  »)  1.  e. 
240.  -  •)  1.  c.  317.  -  »)  I.  c.  320.  -  »)  I.  c.  231.  —  •)  I.  c.  414.  — 
*«)  1.  c.  408.  -  ii)  I.  c.  250.  —  la)  ?  —  i»)  1.  c.  324.  -  «*)  1.  c.  359.  — 
«)  I.  c  362.  -  «•)  I.  c.  339  u.  s.  w.  -  »')  I.  c.  235.  —  <8)  Antoni«niim  - 
")  I.  c.  345.  -  »•)  1.  c.  414  (III  1137). 


Die  römischeD  Bibliotheken.  79 

f.  109^  commixtione  adunat^  multitudinis  copulatum<)  {|  f.  110 
nint*)  spu  inmundo  redeunte  quatiantur*)  {  ut  manifestu  sit  diabolum 
in  baptismo  fide  credentis  |  — 

ibid,  semper  bene  ualere  {  Ad  magnum  de  cornelio  et  noua« 
tiano  eiplicit  |  Ineipit  ad  epictetum  et  plebem  assuritanonim  de  | 
fortunato  quonda  epo  eoru  ^) 

f.  111  ad  plebes  in  hiapania  eonatitutas  de  basilide  { et  martiali  b) 

f.  113  Incip  ad  pomponiam  de  uirginibus  |  Ciprianus«)  eeeilius 
uietor  sedatus  tertuUus  conpresbiteri  t)  — 

f.  114  placeamus  Optamus  «)  te  frater  carissime  •)  bene  |  ualere 
ad  Pomponium  de  uirginibus  explieit  {  Ineipiunt  uersus  beati  eypri- 
ani  martyris  xpi  ad  quendam  |  senatorem  ex  xpTana  religione  ad  ido- 
lorum  aeniitutem  |  eonuersum  |  Cum  <o)*^  diuersis  iterum  uanisque 
uiderem  — 

f.  HS  Non  erit  in  culpa  quem  paenit&  ante  fuisse  |  .C.  Cypriani 
uersus  aduersus  quendam  senatorem  explic  { PetriDanielisAureltanen\\ 
f.  llS**  Incip  passio  cypriani  martyris  |  nn  kl  septb  tusco  &  basso 
consulibus  patemus  proconsul  cipriano  episcopo  |  — 

äfid,  ciprianus.  Ciprianus  dixit  Ego  sum  eps  Galerius  maximus 
proconsul  ||' 

EusEBnjs  Emisenus. 

181.  membr.  Grossoctar.  folionini  175.  saec.  IX — X. 

f.  1  <<)  In  nomine  |  ihu  xpi  ineipit  {  über  domni  |  eusebii  que 
translatu  est  |  ex  ebreo  in  latinS  |  haec  superscriptu  principii  pro 
vtilitate  factu  ut  si  subito  quod  |  seiet  fieri  lapsus  fuerit  |  inueniatur 
in  nomine  dnf  || 

f.   1^  Audiuimus.  per  propb&am  dicentem*   de   najtiuitate  — 
f.  8  por|tat  in  corpore;  |   Explieit  humilia  de   natiuitajte   (iiTi 
L  ineipit  secunda  |  Bene  nostis  fr  (frs  earr.  m'.  post}  carissimi  k 
mecum  fidelijter  — 


0  III  1142  b.  —  s)  1.  c.  1151e.  eotperiat  ^  <)  quatiuntur  —  «)  IV 
399.  —  »)  1.  c.  400.  -  •)  1.  c.  364.  -  »)  ernn  presbyteri»  —  »)  Oplo  - 
*)  carissime  ac  desiderantissime  in  Domino  —  *^)  Cyprian.  ed.  Baluz.  app. 
p.  CLVIL  —  «0  Oben:  39  N.  Pete.  1656.  Unten:  Volumen  XXXIX.  Non  Peiauia- 
nuro.  —  Eine  jüngere  Handschrift  des  Euseliius  findet  sich  unter  der  Nummer 
243  (membr.  8.  foliorum  138.  saee.  XII— Xlll).  Ihr  Inhalt  ist  folgender:  f.  1 
Senno  Fausti  ad  mona|chos  primus.  |  Ad  locum  |  hunc  kmi.  non  ad  |  — 


78  Reifferspheid 

f.  66**  Über  tertius 

f.  78  de  sacramento  calicis  <) 

f.  81  ad  rogatianS  et  ceteros  eonfessores  <) 

f.  82  ad  martyraes  et  confessores  <) 

f.  83  ad  moysen  et  maximum  et  ceteros  confessores 

f.  83"*  ad  eosdem«) 

f.  84^  ad  clerum  de  deprecando  do ») 

f.  86  ad  clerum  et  plebes  de  aurelio  confessore  lectore  Or- 
dinate *) 

ibid,  ad  eosdem  de  celerino  confessore  lectore  ordinato  ^) 

f.  87  ad  praesbyteros  et  diaconos  etc.  Optaueram »)  quide  fra- 
tres  I  kmi  ut  uniuersQ  cleru  nostrü  integru  — 

f.  88  ad  nemesianum  et  ceteros  in  metallo  constitutos  *) 

f.  89  ad  collegas  de  hereticis  baptizandis  <•) 

f.  90  ad  praesbyteros  et  diaconos.  Diu  i<)  patientia  meam  — 

f.  91  ad  martyres  et  confessores  «<) 

f.  91^  de  numidico  praesbytero  ordinato  <t^ 

ibid.  ad  fidum  de  infantibus  baptizandis  «*) 

f.  92^  ad  eucratium  de  histrione  <>) 

f.  93  ad  cornelium  «•) 

f.  94   ad  eundem  ii. 

f.  99^  ad  eundem  in  de  confessione  eins 

f.  100**  ad  eundem  im 

f.  101^  ad  eundem  .v. 

ibid.  ad  eundem  .vi. 

f.  102  ad  eundem  vn 

f.  102^  ad  eundem  viii 

f.  103  ad  eundem  vim 

f.  103^  ad  rogatianu  et  ceteros  confess(»res  i^) 

f.  104  ad  antonium  <8)  de  cornelio  et  nouatiano  <•) 

f.  109  ad  magnum  de  nouatiano  et  de  his  qui  in  iecto  conse- 
quuntur  «•) 


0  I.  c.  372.  —  •)  1.  c.  424.  —  »)  1.  c.  24«.  -  *)  1.  c.  253.  —  »)  I.  c. 

240.  -  •)  1.  c  317.  -  »)  I.  c.  320.  -  »)  I.  c.  231.  —  •}  1.  c.  414.  — 

*«)  1.  c.  408.  -  «0  I.  c.  250.  —  1«)  ?  —  I«)  L  c.  324.  -  **)  \.  c.  359.  — 

")  1.  c.  362.  -  <•)  I.  c.  339  u.  a.  w.  -   «')  1.  c.  235.  —  «)  Antoni»aiim  - 

")  I.  c.  345.  -  3*j  1.  c.  414  (III  1137). 


Die  römischen  Bibliotheken.  79 

f.  109^  commixtione  adunatf  multitudinis  copulatum«)  {|  f.  110 
nint  *)  spu  inmundo  redeunte  quatiantur  *)  |  ut  manifestu  sit  diabolum 
in  baptismo  fide  credentis  |  — 

ibid.  semper  bene  ualere  {  Ad  magnum  de  cornelio  et  noua« 
tiano  explicit  |  Ineipit  ad  epictetum  et  plebem  assuritanonim  de  | 
fortünato  quonda  epo  eoru  ^) 

f.  111  ad  plebes  in  hiapania  eonatitutas  de  basilide  |  et  martiali«) 

f.  113  Incip  ad  pomponiam  de  uirginibus  |  Ciprianus«)  eeeilius 
uictor  sedatus  tertullus  conpresbiteri  t)  — 

f.  114  placeamus  Optamus  s)  te  frater  carissime  •)  bene  {  ualere 
ad  Pomponium  de  uirginibus  explicit  |  Incipiunt  uersus  beati  cypri- 
ani  martTris  xpl  ad  quendam  |  senatorem  ex  xpTana  religione  ad  ido- 
lorum  seruitutem  |  eonuersum  |  Cum  *oy^  diuersis  iterum  uanisque 
uiderem  — 

f.  IIS  Non  erit  in  culpa  quem  paenit&  ante  fuisse  {  .C.  Cypriani 
uersus  aduersus  quendam  senatorem  explic  |  PetriDatiielisAurelianenW 
f.  IIK**  Incip  passio  cypriani  martyris  |  nn  kl  septb  tusco  &  basso 
Gonsulibus  patemus  proconsul  cipriano  episcopo  {  — 

ibid,  ciprianus.  Ciprianus  dixit  Ego  sum  eps  Galerius  maximus 
proconsul  ||* 

EusEsnjs  Emisenus. 

181.  membr.  GfossocUt.  follonini  175.  saec.  IX — X. 

f.  1  «<)  In  nomine  |  ihu  xpi  ineipit  |  liber  domni  |  eusebii  que 
translatu  est  |  ex  ebreo  in  latinS  |  haec  superscriptu  principii  pro 
utilitate  factu  ut  si  subito  quod  |  solet  fieri  lapsus  fuerit  |  inueniatur 
in  nomine  dm  || 

f.   1^  Audiuimus.  per  proph&am   dicentem.   de   na|tiuitate  — 
f.  8  porjtat  in  corpore;  {   Explicit  humilia  de   natiuitajte   dTi 
L  ineipit  secunda  |  Bene  nostis  fr  (frs  eorr.  m',  posi.}  carissimi  k 
mecum  fidelijter  — 


i)  III  1142  b.  —  s)  1.  c.  1151  e.  eotpm'Bt  -^  *)  quatiuntur  —  «)  IV 
3g9.  —  5)  I.  c.  400.  -  •)  1.  c.  364.  -  »)  ernn  presbyteri»  —  »)  Oplo  - 
*)  carissime  sc  desidersntissime  in  Domino  —  *^)  Cyprian.  ed.  Baluz.  app. 
p.  CLVIL—  <0  ^^^^'  ^^  ^'  P«^'  1^^^*  Unten:  Volumen  XXXIX.  Non  Petauia- 
nuro.  —  Eine  jüngere  Handschrift  des  Euseliius  findet  sich  unter  der  Nummer 
245  (membr.  8.  foliorum  138.  saee.  XII— XIll).  Ihr  Inhalt^st  folgender :  f .  1 
Senno  Fausti  ad  mona|chos  primus.  |  Ad  locum  |  hunc  kmi.  non  ad  |  — 


80  Reifferacheid 

f.  8**  tc  sacrificium.  ino|riendo;  {  Explicit  humilia  .i.i.  de  na 
tiuitate  dm;  Incipit  |  stefani  niartiris  {  Satis  notum  e  beatos  martires 
Sc  amicos  di  |  — 

f.  1  l'^mansuris  benediccionib;  { inrigatur  (n  in  r);  |  Explicit  humilia 
scT  stejphani  pri"  martyris  qui  et  {  leuita  fuit.  incipit  humi)  |  ephi- 
fanie  et  "fantQ  quos  herodis  {  interfecit  ||  f.  12  Proxime  natale  dnT 
saluatoris  {  exegimus  — 

f.  18  effecti  eius  qui  regnat  {  in  a&ernum;  {  Expli  humilia  | 
prima  ephifanie  |  et  infantil  quos  |  herodis  interee  sie  \  incipit  humit 
selcuncTephifanie  {  Die  tercio  nupcie  fiebant;  |  — 

f.  21**  tale  transcrib&v  {  Explicit  humilia  .i.i  {  ephyfanie  {  incipit 
humilia  terjtia  ephyfaniae  {  Dies  tercius  trinitatis  e  sacramenjtum ;  — 

f.  27  uite  meri{tis  conparemus;  |  ExpIi  feliciter  hujmif  epi- 
phaü  tercia  {  incip  huml  epipha  quarjta  et  infantum  scorum  .vii.  |  Au- 
diuimus  in  euangelio  uocem  dm  dicentis;  |  Non  omnes  — 

f.  33^  la&&ur;  declesia;  |  Expli.  feliciter.  humi|a  epyfania  orum 
{corr»  in  ephyfaniorum)  |  mi.  et  scorum  infanjtii.  incp.  inicio 
quajdraginsime  |  Sicut  messium  aut  uindemiainrum{  — 

f.  36^  Corona  paratur  |  &  gloria;  {  Explicit  feliciter  humilia  |  de 
quadragensima  incipit  de  {  simbulo  vmi.  |  Sicut  nonnulli  scire  pro- 
missum  e.  aput  ue|teres  — 

f.  43^  suscipiat  ignis  inferni;  |{  f.  44  Explicit  humilia  simbuli 
fejliciter  prima  incipit  secun|da.  |  Fides  relegionis  catholicae  lumen 
est  anilme.  — 


f.  4  ia  resurgat.  Eiplicit  sermo  pm\  |  Item  sermo  eiusdem  fausti;  |  In« 
stniit  no8  atque  hortatur  sermu  diuinus.  qua,liter  — 

f.  9^  ad  pmissa  dni  nfi  ihu  |  xpi  cui  e  etc.  Amen.  Explic  sermo  .ii.  Ia« 
cip.  sermo  an.  ei'de  fausti.  |  Quod  supplentc  &  quotfam  cu  caritate  iu| 
bente  — 

f.  12^  tribuatur  uenia;  am  ||  f.  13  Sermo  sei  augustiai  de  psecutione  ipi* 
ana.  |  Frequenter  diximus  ffs  kini.  qd  semp  xpianus  {  — 

f.  IS**  tutos  liberare  etc,  Amen.  Augustinus  de  obedientia;  |  Niebil  do  sie 
placet  quem  obedientia  • 

f.  18  audiendi  audiat  etc,  Amen.  Incipit  sermo  |  sei  cesarii  ad  monachos 
primus.  |  Seimus  quidem  — 

f.  23  pseuerando  puenerit^  {  Ite  sermo  ei*d?  |  Frs  kmi.  ob  boc  ad  scm 
{>positü  conuenini'  — 

f.  2V  inuitante  ueniam*.  e/c  Am  |  Item  sermo  ei 'de  .in;  |  Videle  uoca- 
lione  uram  ffs  kmi;    — 


Die  rumiscben  Bibliotheken.  8  1 

f.  49^  re|surgere  animas  de  foiitis  gurgite  con  {|  Ein  Blatt  fehlt 
jl  f.  SO  satis  agite  carissimi  nouella  adoptio  diuinitatis  {  — 

ibid,  uita  custodiat  v  |  Explicit  humilia  simbuli  |  ii.  incipit  iii. 
quae  et  de  simbu|lo  et  de  scä  blandiiia  lugdonensis  ;  {  Etiam  si 
martyribus  relegionis  exjtraneae  — 

f.  53^  uita  qui  uiuit  in  secula  seculorum  .xii.  |  incipit  humilia 
prima  die  pasee ;  |  Exulta  caelum.  &  la&are  terram  (^corr.  m. 
pat.J  — 

f.  54  interitu  formidam' ;  {  Finit  humit  prima  pas?5  |  incipit  se- 
conda  |{  f.  54^  Beneficia  di  nri.    cum  magna    adque   miriifica  — 

f.  S6^  non  meminerat  |  reum;  Nonpoterat  teuere  damnatum  {{  Ein 
BlaiifehU\\  f. S7 seruitutis  educerit  celebre  est  ad  plebistranjsitum  — 

f.  62  si  ad  xp'm  respiciant  |  iam  redempti;  |  Explicit  humilia 
pascae  terjcia  item  incipit  quarta  v  xv.  {  Hodierni  diei  sacrosca  sol- 
lemnitas.  |  hebraeice  fase  — 

f.  65^  rebellium  transeat  |  angelorum;  |  Explicit  humilia  pasche 
.nn.  I  incipit  v  paschae  .xvi.  |  Opportune  k  congru^  sub  die  insigni 
8o|lemnitatis  — 

f.  69  p  alapis  suis;  |  Explicit  humilia  paschae  v.  |  incipit  .vi. 
Magnitudo  celestium.  beneficioru.  |  angustias  — 

f.  74^  praeparare  |  dign&ur  qui  regnat  in  secula  seculoi^; 
Explicit  humilia.  pasce  |  vi.  incipit  .vii;  xviu.  {|  f.  7S  Benc  nouimus 
primum  esse  ab  origijne  mundi;  ~ 


f.  26^  in  futuro  psidium  etc,  \  Item  sermo  ciusdem  .im ;  |  Scs  ac  uenera- 
liilisl  — 

f.  31  tupplicantibus  uobis  etc.  amen.  Sententia  |  paulioi  ad  monachos  de 
penitentia  |  Detur  penitentia  scPari.  — 

f.  32  non  erit  apta.  Incipiunt  sententie  |  de  opuscris  sc!  ieronimi;  |  Alii 
festinant  ad  cf  lestia  |  — 

1  40  in  uoluptate  impndicitia;  Sententia  nouati  catho|Iici  de  humilitate 
Ic  obedientia  x  calcanda  supbia.  |  Secularibus  aliter  in  eccia  loquimur.  |  — 

C  43  profecit  et  non  |  periit;  Augustinus  de  bono  discipline;  ||  f.  43''  Multi 
sunt  qni  aan^  doctrin^  aduersantur  — 

f.  48  tempore  disaeramus;  Augustin'  de  eo  qd'  septü  e  bonitajtü  X  disci- 
plina;  |  Inter  cetera  quibus  beatus  dauid  — 

f.  50  blantdior  disciplina;  Eph  augustini  ad  letu  diaconem  ||  f.  50**  Dilo 
etc.  Legi  epl'am  tuam  —  ^ 

f.  55  comendare  uoluisset;  |  Sermo  sei  macharii    ad    monachos;    |    Fra 
kmi.  quanquam  et  noticiam  scripturaru  t  earu  |  — 

Sitzb.  d.  phil-bisl.  Gl.  UX.  Bd.  I.  Ua.  ^ 


82  Reifferscheid 

f.  78^  dlijnare  non  possit;  {  Explicit  humilia  pascae.  |  vn.  in- 
cipit  .VIII ;  I  Quodam  loco  sermo  ^  hicremiae  proph&ae  |  — 

f.  84  homine  portar&  in  celum;  |  Explicit  humilia.  pascae  | 
VIII.  incipit  viiii.  {  Dies  hec  fratres  si  bene  pspicimus.  duplici 
no4  I  — 

f.  87  terminum  {  non  habebit;  |  Explicit  humilia  pascae.  |  vnii. 
incipit  X.  Festiuitates.  {  iste  carissimi  et  celebritates.  |  — 

f.  89  cordis  timore  seru&ur;  {  Explicit  humilia  pasce. {.x.{{f. 89^ 
leer  ||  f.  90  Incipit  humilia  xi.  {  Digne  carissimi  piis  studiis  exulte- 
mus  I  — 

f.  93  seruie|runt  in  terris;  xxiii.  {  Explicit  humilia  pasche 
XI  I  incipit  xii  |  Resurrcctio  dili  nostri  carissimi  cum  |  qua  — 

f.  98  scnsus  nostros  du  nostro;  xxiiii  |  Expliciunt  humi|lie. 
pasche  .xii.  incipit.  |  humilia.  de  latrone.  Ds  erat  in  xp5  mundum 
reconcijlians  — 

f.  104^  cum  ucneris  in  regnum  tum.  {  Explicit  feliciter  hu- 
milia de  latrone  bejato  qui  in  cruce  missus  |  est  quando  et  sal'^tor 
noster  a  iudejis  in  cruce  pependit.  Incipit  de  le|taniis.  |  Congruum 
ac  ualde  necessarium  est  dilecjtissimi  fratres.  ut  sicut  priori  — 

f.  107  in  libcrtate  captiuus  est  v  {|  f*  107**  Expicit  humilia 
prima  {  de  letaniis.  Incipit  de  pe',nitentia  ninniuitarü  {  in  laetaniis.  | 
Cum  sacro  uolumine  ione  j)phetae  gesta  rcplican|tur.  — 


f.  62  feliciSjSimis  hominibus  p  infinita  rcgncmus  scKa  scroruro  amen; 
Incipit  scrino  priinus  |  Eusebii  eroiseni  ad  ruonachos ;  |  Eihortatur  not  sermo 
diuinus  ut  curramus  |  — 

f.  64*'  accepimus  |  ad  salutem  etc.  Explicit  sermo  |  primus;  Incipit  sermo 
secundus;  ||  f.  65  Quid  salubritatis  kmi  — 

f.  6G  timore  |  dignetur  etc»  Amen;  Explic  |  sermo  .ii;  Incipit  sermo  .in.  | 
Sicut  a  nobis  dns  j>  suscepjti  — 

f.  09^  inueniat  iudicaturus;  Explic  sermo  .in;  |  Ineip  sermo  .nii;  |  Ad  hoc 
ad  istum  locum  conuenimus  |  — 

f.  71  inuitante  ueniamus;  Explic  |  sermo  .im;  incip  sermo  .v.  |  Si  quando 
Ire  operarius.  — 

f.  76  sempitna  felicitas;  ExpliiT  sermo  .v.  ||  f.  76^  Incip  sermo  .vi.  Ait  quo^ 
dam  loco  sermo  diuinus;  — 

f.  79^  sine  |  fine  durarcnl;  Incipit  omelia  .1.  eusebii  cmiseni  |  de  paacha; 
Exulta  c^lum.  et  lelare  terra  — 


Die  römischen  Bibüotbeken.  83 

f.  110  ut  non  moriator  in  uita  v  |  Expicit  de  penitentia  |  ninni- 
iiitaru.  Incipit  hujiniHa  de  ascensione  dnl  prima  xx'u  {  Seire  de- 
bemus  carissimi.  quod  hodierjna  festiuitas.  non  minor  est  — 

L  115^  &erni  iudicis  precurramus  v  |  Fiuit  feliciter.  humilia  de 
ascen|sione  dui  prima:  incipit  |  seeunda.  {  Omuia  se  diis  in  hoc 
mundo,  sub  |  fragilitate  — 

f.  118  adquirat  |  natura  gloriosior;  ||  f.  118^  Explicit  humiliae 
daae  |  due  ascensione  dni.  in|cipit  de  pentecosten  |  In  illis  diebus. 
dieit  diis.  effundam  de  spS  |  — 

f.  121  inexplibilib;  desideriis  explorare  ||  f.  121^  Explicit.  de 
pentecosten.  |  Incipit  humilia.  sei  iohanjnis  baptistae.  |  Hodie  di« 
lectissimi  frs.  |  iohannis  qui  dni  precurrit  — 

f.  122^  in  illo  habitabit  in  nobis  v  {  Explicit  humilia.  de  sco 
iohanne  |  baptista;  Incipit  eiusdem  |  alia  |  Beatus  iohannes  a  sco  spö 
4ciam  in  majiorum  — 

f.  125^  maluit  augere,  quam  tacere  v  |  Expliciunt  humiliae  .n. 
de  sco  I  iohanne .  baptista  de  passiojne  et  alia.  de  natiuijtate  sua.  Incpt 
humilia  de  mathaueis ;  { Hodie  itaque  sacras  Septem  marty|rum  — 

f.  128  efiecti  qui  regnat  in  a«eer|num  v  Finit  feliciter.  humi- 
lia I  de  machabeis.  Incipit  humilia  {  in  natale  apostolorum;  {  petri 
et  pauli.  I  Beatorum  martirum  praeclara  {  gesta  &  speciosa  — 

f.  130^  Sc  uulnerata  remediu  v  |  Explicit  humilia  de  natale  aposi 
tolorum ;  petri  et  pauli :  |  Incipit  humilia  de  trinitate  { generalis ;  Praesenti 
lectijone  percipimus;  |  Si  quis  uult  post  me  uenire.  abnegde  se  {  — 

t  80^  intitu  formidamus ;  Eplic  omelia  i.  Icip  omelia  .  ii .   |  BeneGca  d\ 
■fT— 

f.  83^  dubitant  pparatos;  Explic  |  omelia  ii;  locip  omelia  .ni;  Magnum  et 
admirabilel  — 

f.  88  respiciant  ia  redepti.   |  Explicit  omelia  .in;  Incipit  omelia.  im;  | 
Hodierni  diei    sacrosca    sollempnitaft   hebraice  — 

f.  90^  traaseat  anglo^;  Explicit  omelia  .im;  Icip  |  omelia  .v.  |  Oppor- 
tane  X  congrue  sub  die  insignis  |  — 

f.  93^  j»  alapis  suis;  Explicit  ome|lia  .v;  Ineipit  omelia  .vi;  |  Magnitudo 
cdestium  {  beneficiorum  — 

f.  98^  ppa|rare  dignetur.  etc.  \  Explic  omelia  .vi;  Incipit  omelia  .vii; 
Bene  oouimus  pmu  ee'  ~ 

f.  101^  dampnare  non  possit;  Explicit  |  omelia  .vii;  Incipit  omelia  octaua; 
f.  102  Qoodam  loco  sermo  ieremie  — 

f.  107  portaret  in  eelum;  Explic  omelia  .viii;  |  Incip  omelia  .viiii;  |  Dies 
h?c  lirs  kmi  si  bene  |  — 

6* 


84  Reifferscheid 

f.  133^  non  dubites  praeparatos  *;  |  Finit  humilia  de  frinitate. 
generalis.  Incipit  de  scu  {  episcop.  maxiruo  et  abate   ,*  {  Loquuturi 
de  perfectione  summi  aotcstitis  — 

f.  141^  in  filiis  merita  {  iani  resurgatv  Expliciunt  humiliae 
I  XXXVI.  sed  hie  de  sco  maximo  |  episeopo;  Incipit  ad  dardanu  de  | 
terra  repromissiunis.  |  Quaeris  dardane  christianoru  |  nobilissime 
nobilium  ebristianissime  — 

f.  148^'  nouissime  sub  regijbus  ofiendistis  dm  v  |  Incipit  de  ui- 
giliis.  ac  templu  cupi  {  Nos  etenim.  ffs'  carissimi  |  si  templum 
cupimiis  — 

f.  183  sequenti  exbibebit  lectione  •/  |  Explicit  de  scis  uigiliis. 
Incijpit  de  utilitate  hymnoruv  |  Qui  promissun)  reddit  debitG  soluit  {  — 

f.  159  quia  ipsi.  laudabunt  diuii  in  scia  scloih  amen;  |  Ex- 
plicit de  utilitate  hymnoru  •/  {  *i«  Incipit  at  agalsiam  questionQ.  | 
CrMMlKT(ON;  I  I  Cur  iohannes  discipulos  suos  mittit.  ad  diim  ut 
intro|gcnt  —  f.  159^  (xi)  fucrit  homo  peccati  &  reliqua  v|  Filius 
meus  apodemlus  qui  intcrpr^tationc  nojminis  — 

f.  173  (vii)  qui  tritoco  (corr.)  manjdatorum;  Hälfte  der  Seite 
leer  \\  f.  174  pergule  &  incontincncie  uicium  mors  |  intrauit  — 

f.  174^  purificacione  \  ieiunii.  uicina  di.  praesenciam  (q;  add^m. 
j)08t>)  conferri;  ||  f.  17S  spiritali  fenore  ad  ipsum  boni  operis  rccurlrat 
usura;  — 

f.  175''  Ut  I  secundum  salamonem.  castigato  pesjstifero.  fidelis 
eflficiatur  astucior;  ;!  f.  174.175  lose  Blätter 


f.  HO  tmiiiu  I  n  liabebit;   Explic  omelia  .viiii;   Incip  omelia  .x.  |  Festi- 
uitates  iste  kiTii  celebrilates  — 

f.  H2  timore  soruetur;  Explic  omelia  .x;  |  Ineipit  omelia  .xi;  |  Digne 
kiTii  piis  studiis  exultem'  |  — 

f.  H5  seruieruni  in  terris;  Explic  omelia  .xi.   |  Incip  omelia  .xii.  |  Re 
surrcetio  dni  ini  kiTii  cu  — 

f.  HS"  sensus   nros  do  nro;  Explic   |   omelia  .xii;  |   Incipit  omelia  de 
latne  beato ;  |  Ds  erat  in  xpo  mundu  reconcilians  — 

f.  i%^^  in  regnu  tuu;  |  Explic  omelia  de  latrone  beato4  locipit  de|  Sym- 
bole omelia  prima;  '  Sicut  nonnulli«  scire  — 

f.  i28**  ignis  inferni;  |  Explicit  omelia  .i;  Incipit  omelia  .ii;  |  Fides  rcli- 
gionis  catholice  luiii  u  anim^  — 

f.  i35  uittt  custodiat;    Explicit  omelia  8ym|boli  .ii;  Incipit  omelia  11  f.l35^ 
de  trinitate;  |  Presenti  loctionc  pcipimus.  si  (fui«  uult  p'  me  | 

f.  138*»  ad  celestia  non  dubite»  preparato».  |  Explicit  omelia  de  trinitate'; 
Libcr  scc  mari^'  longipoutis.    || 


k 


Die  römischen  Bibliothelien.  85 

ExCERPTA  de  patribus. 

407.  membr.  4.  folioram  101.  saec.  X. 

f.  P*)  //////////  qua  audeat  epos  iud.  |  i  De  ecclesia  —  f.  2  lxii 
De  conscientia  august  { Incipiunt  capitula  secun|di  libri  de  diuersis  | 
eonciliis  ecelesiasti{cae  regulae  in  unum  |  coUectis.  {  De  ciiiitatibus 
mietropoleis  |  )  quales  sub  se  babeant  eiuitates  |  De  causis  singulis 
qualiter  p  |  auetoritatem  ueritatis  uen|tilandae  sunt  {  Statuta  car- 
thaginensis  ecciae  |  antiqua  epm  capitulis  lxxv  {  Qualiter  exami- 
ni^ur  is  qui  |  episcopus  ordinandus  est  |  i  Ut  eps  ordinatus  sedm  patrü| 
sSrum  diffinitiones  uiuat  {  — 

f.  4**  (cxxxii)  n  per  |  oina  esse  dispositam  ||  f.  5  Ne  temere 
qnisquam  audeat  episcopos  iudicare  |  Beatus  hieronimus  presbitcr  in 
libro  hisjtoriae  ecciesiasticae  capitulo  .ii.  quem  ipse  composuit  | 
astruit  inter  CArera.  Constantinus  catholicus  impe|rator  — 

f.  28  Lxii  I  Sermo  sei  august  ni  epi.  de  conscientia.  {  Fratres 
estote  fideles  — 

f.  29^  mereamur  saluari.  |  De  ciuitatibus  metropoleis  uel  quales 
sub  se  I  habent  eiuitates.  {  In  italia.  Roma.  Rauenna.  Gradus. 
Aquileia.  Mediof.  |  Prima  prouintia  lugdunensis.  hab&  eiuitates  .v.  { 
Metropolis  ciuitas  lugdunum.  {  Ciuitas  eduorum  — 

f.  32  Prouintia  alpium  mari|tiroarum.  hab&  ciuit  nüTh  .viii.  | 
H&ropolis  ciuitas  ebrodunü.  |  —  Ciuitas.  uinsintensis.  |  Incip  ca- 
pitulu  ecciesiasticae  regulae  ex  diuerjsis  collectae  eonciliis.  quae  in 
romano  canone  n  babentur.  {  Beatus  augustinus  in  libris  de  ciuitatc 
di  dixit.  I  Omnes  causae  primitus  —  discernere  deb&.  {  Antiqua 
eonstituta  cartaginensis  ecciesiae.  |  Qui  eps  ordinandus  e.  Ante 
examin&ur  — 

f.  33  psentia  ordinetur  Cap  .i.  {  Ep§  suscepto  in  nomine  xpi 
episcopatu.  — 

f.  S4  (cxxxii)  ic  censuram  canonum  estimare  {  Excarpsum  de 
ep)a  sei  hieronimi  ad  rusjticum  de  poenitentia  peccatorii  cxxxiiii 
Dns  per  proph&am  — 

f.    56**   ut   facerem    ei.  cap   cccxxxni   {sie)   \   Excarpsum   de 
collationibus   patrum    ab|batis   punupii   sermo    de    paenitentia   et 
satisfactione.  |  Multi  sunt  poenitentiae  fructus.  |  — 


1)  Die  ersten  Blätter  beschädigt. 


86  Reifferscheid 

f.  59  parce  seruo  tuo.  |  De  collatione  in  theone  abbatis.  cap 
XXI.  I  Nee  tarnen  ex  eo  debemus  — 

f.  60  obliuijone  depereunt.  De  eucharistia  |  Scs  eyprianus  dix. 
Eucharistia  cottidie  —  n  desinat.  |  Undc  supra  in  ep}a  hieronimi  ad 
laeinu  {  Eucharistiam  quoq;  — 

f.  60^  arbitretur.  {  Exhortatoria  optima  ioli  constantino{poIi- 
tani  epl  ad  poenitentiam  quam  fec  {  super  psalm  l.  de  recuperatione 
lapsi.  I  0  grandis  miserieordia  di^  — 

f.  Gl*"  ab  operibus  malis.  Excarpsum  de  libro  |  beati  iobannis 
constantinopolitani  |  epi  quam  seripsit  '  recuperatione  lapsi  |  Quia 
ualde  magnum  — 

f.  63  &  sincera  conuersio.  |  De  reparatione  lapsi.  gregorius. 
secunjdino  seruo  di  inclauso.  {  Dilectissimo  Olio  secundino  seruo 
inclauso.  Gregojrius  seruus  seruorum  di.  Dilectionis  tuae  litterasj 
suscepi  — 

f.  65  redimere  |  ucnit.  Item  isidorus  de  reparatione  lapsi  | 
Domino  seo  meritisq;  beato  fratri  mansoni  episeopo  |  isidorus  eps. 
Ueniente  ad  nos  famulo  ui\)  — 

f.  66^  dignitatis  |  recipi&  meritum.  Ex  libro  sei  iobannis  |  con- 
stantinopolitani in  euangel  majthei.  ne  nimis  crudelis  sit  saeerdo9{ 
in  iudicio  aliorum.  |  Alligant  autem  onera  grauia  — 

f.  67^  &  onerant  inpotentes.  |  Sermo  sei  iobannis  constantinopo- 
litajni  epi  de  im  mensibus  ieiuniorum  com|putatum  secundü  solare 
numerum.  |  Inter  cetera  proph&iae  suae  miracula.  Zacharias  — 

f.  68^  id  est  crisma  nascatur  |  In  explanatione  zachariae  prophe| 
te  hieroii  prbi.  de  eisdem  ieiuniis.  ita  {  scriptum  est  ut  ait  idem 
proph  I  Et  factum  est  uerbum  dni  — 

f.  70  bis  qui  credunt  in  eü.  {  De  obseruatione  quattuor  tem- 
poru  I  Primi  igitur  mcnsis  — 

f.  7P  gaudio  possidebit.  |  Excerptum  de  epia  sei  augustini  ad 
ejuodium  epin.  ubi  dr  qualiter  intelle|gcndum  sit.  quod  petrus  in 
actibus  apusjtolorum  de  xpo  dicit.  et  terra  mota  est  {  —  qui  der* 
mierunt.  surrexerunt.  et  de  dd  |  in  eadem  resurrectione.  |  De  eo 
quod  dicit  petrus  — 

f.  73^  sine  peecato  simillimam.  ||  f.  74  Sententia.  baedae  pr^ 
de  libro  tracta|tus  sui  in  parabolis  salomonis  ubi  die  {  Omnes  qui 
ingrediuntur  — 


Die  römlscheD  Bibliotheken.      /7^  o7 

f.  74^  Item  unde  et  euius  supra  {  Notandum  autem  —  f  allunturj 
In  can  aneirano  cap  .x.  {  de  disponsatis  puellis  et  ab  aliis  rap.  | 
Desponsatas  puellas  —  constiterit.  |  De  decretis  siricii  epi.  cap 
.IUI.  quod  non  {  liceat  alterius  sponsam  ad  mati*iu  rortiri.  |  De  eon- 
iugali  autem  uelatione  —  uioletur.  De  ratione  coniugu  dieta  sei 
aug  I  Qualis  deb&  esse  uxor  — 

f.  75  reeipienda.  Ite  eiusd  |  Noiite  uiri  —  alteram  ducere  | 
Ite  uade  supra.  sei  augustini.  de  concubinis.  {  Quäle  est  &  illud.  — 

f.  76^  numqua  licebit.  De  uxoribus  non  di|mittendis.  hiero- 
nimus  in  comentario  {  super  matheo  libro  .in.  eap  xlvi  inter  {  cetera 
sie  exponit  {  Et  accesserunt  ad  ihiu — 

f.  76^  subicimus  seruituti.  |  Item  de  consanguinitate.  {  Intel- 
lege quid  lex  loquitur.  — 

f.  77  incestus  est.  {  Incipit  sermo  uenerabilis  uiri  ambrosii  { 
mediolanensis  epT  qui  pastoralis  dieif  |  Si  quis  fratres  oraeulum  — 

f.  86^  dare  promisisti  amen.  |  De  qoattuor  uirtutibus.  |  Porro 
antequa  de  prineipalibus  — 

f.  87  Temperantia.  |  Prudentia  est  rerum  diuinarum  — 

f.  88  aperire.  De  iustitia  {  Justitia  e  animi  — 

f.  88^  hereditas  comparatur.  De  fortitudiii  |  Fortitudo  est 
magna  — 

f.  89  fortiter  tolerare.  {  De  temperantia  |  Temperantia  est  to- 
tiua  uitae  — 

f.  90^  dubit^e  esse  conexa.  |  De  disciplina  principum  in  eccle- 
sia.  I  Potestas  imperialis  &  regalis  — 

f.  92  seculorum  amen.  Exhortatio  poenijtendi  cum  consola- 
tioae  et  misericorjdia  di  ad  animam  futura  iudicia  {|  f.  92*"  formidan- 
tem.  Cur  fluctuas  anima  — 

f.  96  cultores  efferunt  mundi  am  {  In  xpT  nomine  incipit  sermo 
ad  regem  |  Moneo  sublimitatem  tuam  nobilissime  rex.  ut  qu^  tibi  { 
caritatis  stilo  *)  — 

f.  101  dandam.  imploro  o  dulcissime  rex.  |  Item  sermo  ali- 
cuius  de  bis  quae  iusjtus  homo  obseruare  debet.  {{  f.  lOP  hec 
Omnibus  modis  fuganda  sunt  &  abscienda  totaq;  |  animi  uirtute  se- 
paranda  Languor  a  corpore.  {  Imperitia  ab  animo.  Luxuria  a  uentre. 


<)  fol.  98  Hlotharius  atauus  tuus  tres  |  ßÜos  habuit  hildebertum.  hiodo- 
aeum  et  hlod{miruin.  In  hiltiberto  quidem  tanta  sapicntia  u.  s.  w. 


88  Reifferscheid 

A  ciuitate  {  seditio.  A  domo  discordia.  &  a  cunctis  temperantia  |  rebus 
0  homo  Stateram  ne  transilias.  id  est  ne  iustitiam  transgrediaris. 
Igncm  gladio  ne  fodias.  {  id  est  iratum  ucrbis  maledicis  ne  lacessas. 
Coronam  |  ne  carpas.  id  est  leges  urbiiim  conserues.  Cor  non  co| 
medas.  id  est  mcrorem  de  auimo  proiee.  Cum  profec|tus  fueris  ne 
redeas.  id  est  uitam  istam  post  mortem  ne  {  desideres.  Per  oiam  pu- 
blieam  ne  ambules.  id  est  muljtorum  errores  non  scquaris.  Hirundinem 
in  domu  {  ne  suscipias.  id  est  garrulos  &  uerbosos  homines  in  | 
eodem  tceto  non  habeas.  Oneratis  onus  inponc.  |  id  est  ad  uirtutem 
incedentibus  äuge  preccpta.  {  Dcponentibus  non  communices.  id 
est  tradentes  se  {  otio  constringe. 


FlXGEXTll'S   RCSPENSIS  i). 
2Q7,  membr.  8.  roUonini  228.  saec.  VH. 

f.  1  Anno  gre  m  .er.  xxiii.  Incep  alTeatio.  *  |  it  .b.  epih  lern. 
Z  W.  abbalc  .s.  marc  l  It  eud  |  abbate.  X  W.  ppositü  cabonese. 
q  noluit  accipe  {  i  priore.  B.  pic.  moniales  de  usura  —  p  laporcharia 
p.  brunot.jl 

f.  i^  In  hoc  codiee  continentur 

libri  sei  fulgcntii.  episcopi 

de  praedestinatione  liber  .i. 

de  quaestione  ab  arrianis  proposita  Hber  .i. 

item  de  alia  ab  eisdem  proposita  |  quaestione  liber  .i. 

dieta  regis  trasamundi  et  contra  ea  |  responsionum  liber  .i. 

de  mysterio  mediatoris  ad  suprascriptS  |  regem       liber  .i. 

de    immensitate  diuinitati  fili  di  liber  .i. 

de  sacramento  dnicae  passionis  über  .i. 

ad  optatum  de  consultiscios  über  .1. 

epistola  ad  gallam  de  uiduitate  seruanda. 

ad  probam  de  uirginitate  et  humilitate  liber  .1. 

epistola  ad  eandem  uirginem  probam. 

epistulam  de  bono  caritatis  ad  eugcpium 

epistola  ad  theodorum  senatorem  {  de  conucrsione 

epistula  ad  uenantia"  non  debere  propter  |  peccata  desperare 
conuersos  2). 


0  Eine  andere  Handschrift  des  Fulgenlius  siehe  unten  Tichomus  590.  — 
2)  Nchen  dein  Index  von  einer  Hand  des  zehnten  Jahrhunderts:  Hie  est  liber  Sei 
MIarcialia  monaslerü  Lemouicenttis,  Uns  cursiv  Gedruckte  steht  auf  Rasur. 


Die  römischen  Bibliotheken.  89 

f.  2  •)  Gratias «)  ago  diio  quod  de  bono  then^sau  »o  — 

f.  5^  ut  nos  dno  adiuuante  te  non  pigeat  |  hereticis  respondere 

exp}.  11  f.  6  Litterae*)  tuae  fiii  karissime  monime  |  quantum  demon- 

strant  — 

f.  52^  rejnouet  Studium  temperies  distinc|ta  libroruni  |  Expl. 
Über,  primus.  |  Inc.  liber.  secundus.  I|  f.  S3  Satis  est*)  ut  arbitror 
monime  karisjsime  quaestionem  de  diuersita|te  — 

f.  81  acjeepisset  supererogare  non  pos|set.  Expl.  liber.  se- 
cundus I  Inc.  liber.  tertius  'l  f.  81**  Quotieris  dilectissime  monime 
a  xpi  I  famulis  uirtus  consideratur  — 

f.  98*'  consequetur  salutem.  qui  in  eo  dijuine  humanaej  na- 
turac  plenä  cognouerit  ueritale.  exp  ||  f.  99  Über  der  Zeile  Obiec- 
tiones.  regis.  trasamundi  s).  |  Diclum  ß)  est  patrcm  de  se  ipso  boc 
est  de  id')  quod  |  ipse  est  inelTabiliter  —  concordant  |  ii  Obiec- 
tio  «).  quid  ad  hoc  dicitur  —  profiteatur.  |  Responsio  Equidem  dum 
Dominantur  — 

f.  117  (xi)  quia  inseparajbiliter  est  utrisque  communis,  ep- 
licat.  il  f.  117^  leer  \\  f.  118  Trumphalibus»)  tuis  sensibus  piissime 
rex  nejquaquam  crediderim  obliuionc  subtractum  |  — 

f.  134  deinjceps  disputanda  ds  nobis  ostium  sermonis  apertat  | 
Explicit.  liber.  primus.  de  mysterio  mediatoris.  {  Incipit.  liber. 
secundus.  de  inmensitate^  diuinijtatis  filii  dl.  ||  f.  134^  Quotiens 
hamanae  condicionis  infirmitas.  |  semetipsam  protinus  cognitura  — 

f.  1S3^  dominicae  passionis.  alio  rursus  incipiamus  |  exordio.  | 
Exple.  liber  secundus.  de  immensitate  1  diuinitatis  filii  di.  diii 
DOstri  ihn  xpi  {  incpt  liber  tertius  de  sacramento  |  dominicae.  pas- 
sionis. 11  f.  154  Quamquam  secundo  libro  superni  muneris  {  opitu- 
latione  subnixi  — 

f.  181  supra  quam  petimus  aut  intellegimus.  ex  ipso  eni  |  et 
per  ipsum  et  in  ipso  sunt  omnia  ipsi  gloria  in  saejcula  saecu- 
lonim.  amen.  {  ExpTc.  liber  tertius.  de  sacramento  dmcae  passionis.  jj 


<)  Unten:  Pa.  Petauius.  —  «)  LXV  151  (prologus  in  tres  libros  ad  Moni - 
nun).  —  «)  1.  c.  153.  —  *)  wn.  —  *)  Fulgentii  contra  Arianos  Über  unus  ad 
decem  obiectiones  decem  respontiones  conlinens.  —  *)  1.  c.  203.  —  ')  hoc 
—  *)  Obiectio  prima  —  »)   1.  c.  223  (ad  Trasimundum  regem  libri  tres). 


90  Reifferscheid 

I8i^  leei*  II  f.    182  Epistulam^   tuam  scae   sollicitudinis  indicemj 
ante  aliquot  menses  — 

f.  188  in  quo  continentiae  uirtus  palmam  uitae  melijoris  ex- 
peetat  |  Zwischenraum  (in  dei^  Mitte  eine  ausradirte  Zeile)  \ 
Dominae  s)  uere  inlustri  et  in  xpi  timore  uenerabili  |  filiae  gallae «). 
seruorum  xpi  famulus^).  |  ante  menses  aliquot  diaconi  mei  ex  urbe 
remeantis.     — 

f.  198^  in  Omnibus  et  coram  diio  inuenies  |  gratiam  |  In  klei" 
nerer  Schrift  diis  te  in  uia  iustitiae^)  suae  dirigat  et  ad  regni  |  eae- 
lestis  promissa  perducat  j  domina  inlustris  filia  6)  j  Zwischenraum  \ 
Spiritali  ?)  desiderio  atque  instituto  suo  sca  famula.  |  di  proba  quan- 
tum  congratulcr  — 

f.  211  quam  debitae  seruitutis  officium  sponsae  dni  denegare  || 
f.  21 P  Dominae^)  in  xpo  plurimum  uenerabili.  et  cum  |  omni  ho- 
norificentia  nominandae.  famulae  di.  j  filiae  probae  fulgentius  ser- 
uorum xpi  famulus  |  in  diio  salutem.  |  Epistulam  scitatis  tuae.  cum 
tota  cordis  gratulajtione  — 

f.  215^  satiabimur  cum  delectatione  et  delectabimur  |  cum  sa- 
tietate  explicit.  |]  f. 216  Domino*)  beatissimo  et  plurimum  uenerabili  | 
ac  toto  caritatis  affectu  desiderabili.  sco  frajtri  et  conpraesbytero 
cugiplo.  fulgentius  ser|uorum  xpi  famulus  in  diio  salutem.  |  Utinam 
sancte  frater  tanta  meo  facultas  sufjfragaretur  — 

f.  219  per|fecta  sem"'  caritate  regnatur  |  Zwischenraum  j 
Orantem  pro  nobis  —  frater 
domnus  ianuarius  —  affectu 
benedietionem  a  uobis  —  acceptam 
suggestione  fratris  —  uestris  i»).  || 

f.  219^  Domino  i<)  inlustri  et  merito  insigni  |  ac  pr^stantissimo 
filio  thudoro  i^).  fulgenjtius  seruorum  xpi  famulus  in  diio  saV  |  Ut 
ignotus  corpore  uidear's)  epistulari  tibi  me|am  — 


<)  I.  c.  303.  Nach  dem  vorgesetzten  Index  ist  dieser  Brief  an  Optalis 
gerichtet  In  der  Ausgabe  fehlt  der  Name  in  der  Überschrift:  Domino  et  merito 
venerabili  filio  Fulgentius  servorum  Christi  famulus-  in  Domino  salutem.  — 
2)  1.  c.  311.  —  •)  gallae  fulgentius  —  *)  famulus  in  domino  salutem  —  *)  rir- 
tutis.  Der  Corbeiensis  hat  ebenfalls  iustitiae.  —  <)  filia  amen  —  '')  1.  c. 
324.  —  8)  1.  c.  339.  —  •)  1.  e.  344.  —  loj  Der  Schluss  des  Briefes  ist  in  Tier 
AbsStzen  mit  kleinerer  Schrift  geschriehen.  —  *0  '•  ^-  ^^®-  —  '*)  ^h®*»" 
doro  —  *')  audeam. 


Die  römischeD  Bibliotheken.  9 1 

f.  222^  et  subsequentem  ualejat  <)  ad  regni  caelestis  beatitu- 
diDem  penieni".  (  In  kleinerer  Schrift  Sanctam  multumq;  in  xpo  — 

f.  223  digneris.  {  Inseparabilis  trinitas  —  inlustris  fili  ^)  \ 
Zwischenraum  \  Doniinae »)  iiilustri  et  inerito  uenerabili  {  filiae  ue- 
nantiae.  fulgentius  seruorum  {  xpi  famulus.  in  diio.  salutem.  {  Sieut 
uera  lux  nullatenus  obscuratur  ita  niiin|quani  — 

f.  228**  faeiem  tuam  ne  confundas  nos.  1  Petauius  \\ 


Gregorii  Turonensis  libri  miraculorum  et  de  miraculis  S,  Martini. 

K30.  Diembr.  Grossquart,  folioruin  122.  saec.  X. 

Vom  und  hinten  je  zwei  Blätter  ^  welche  von  gleichzeitiger 
Hand  Bruchstücke  der  glosa  in  exodum  und  in  leviticum  des  Stra- 
bu8  enthalten 

f.  3^)  locipiunt  capitula  {  i  De  natiuitate  dm  nri  ihu  xpi  |  in 
betbleem  —  f.  4  cvi  De  inportunitate  |  muscae  signo  epT  auersa  *)  | 
Explicijunt  {  capi|tula  {|  f.  4^  Incip  Hb  primus  miracU|loru  in  gloria 
be^itorü  |  martyrum  opere  geor|gii  florentii  gregorii  epi  |  turo- 
nici «}  I  Hieroninius  ?)  prfit  &  post  apostolu  paulü  bonus  doctor  |  — 
f.  5  salutarieuum.  {  i  Nato  ergo  dno  nro  — 

f.  82  (cvi)  sanguinis  commertio  reparauit»).  1  Incipiunt  capi- 
tula  de  passione  |  et  uirtib;  sei  iuliani  martiris  •).  {  i  De  passione 
eins  10)  — 

f.  S3  L  De  alio  caeeo  inluminato.  |  Magnum  in  nobis  quodam- 
modo  — 

f.  67''  usq:  ad  consiimatione  hui*  uit^  eustodiamii).  |  Explieit 
über  de  gloria  sei  iuliani.  Incipiunt  |  captl  de  uirtutibus  sei  martini 
epi  I  I  Quod  seuerus  uita  sei  <>)  conscripsit  — 

f.  68  (Oben  hie  est  lifi  sei  Martini)  xxxv  De  securo  con- 
tracto.    I    Georgi.    florenti.    Gregorii.    turoniei    de    uirtutib.    beati 


0  qua  valeat  —  «)  Vgl.  fol.  219.  —  «)  1.  c.  352.  —  *)  Unten:  otj 
arux^»  ^»«v  fiUTuxw  |  PPet.  Genabens.  —  ^)  de  Pannichio  presbytero  — 
*)  Liber  miraculorum.  Liber  primus  de  gloria  bealorum  martyrum.  —  ?)  LXXI 
70S.  —  ^)  reparavit.  Amen.  —  <>)  Liber  seeundus  d«  passione  virtutibua  et 
gloria  S.  Juliani  martyria.  —  ^^)  S.  Juliani  martyris  —  <*)  cusiodiam.  Amen.  — 
i>)  S.  Martini. 


92  Reifferscheid 

marHiii  epi  t)  {{  f.  GS*"  Dominis«)  scis  &  in  xpi  amore  dulcissim^is 
friB;  &<)  ßliis  acct^  turonijc^  mihi  a  do  comiss^  Gregorius  peccator.| 
Miracula  quae  *)  dfis  ds  iir  — 

f.  69  uirtutibus  elucere  .i.  |  Multi  enim  *)  sunt  — 

f.  82  olim  meminisse  iuuabit.  Explicit  über  prim*  |  Incipiunt 
capitula  libri  secundi.  |  i  Qualifa  febre  &  dissenteria  erat'  sum.  |  — 

f.  82^  LX.  De  oeiili «)  &  capitis  |  mei  |  dolore.  |  Incipit  über  | 
seeundus:  |  de  uirtutibus  |  quae  fac"^  sunt  |  postquam  nos  |  ueni- 
mus')  :  II  f.  83  Qm  perseriptis  uirtutibus  —  in  cumulis  .i.  |  Anno 
eentesimo  septuagesimo  seeundo  — 

f.  87^  (xviiii)  Lucescente  autem  die  reseratis^)  ||  f.  88  (xxnn) 
fere »)  aut  eo  amplius.  uenit  iterum  ad  so'lemnitatem.  — 

f.  97^  sum  confessus  in  seculo.  |  Explicit  liber  .ii.  |  Incipiunt 
capitula  libri  tertii  ||  f.  98  i  De  dolore  fauciü  mearam.  |  — 

f.  98^  LX.  De  bis  que  in  «o^  itinere  gesta  sunt,  j  Incipit  über  .in. 
feliciter;  j  Tertio**)ordinante  xpo  libello  i«)  —  recessisse  cum  cursu  | 
Quid  autem  nuper  ptulerim  — 

f.  111  prouehitur^«)  ad  coronam.,  Explicit  liber  tertius  j  Ca- 
pitula libri  quarti.  j  i  De  dolore  uentris  mei.  — 

f.  lll**  XLV  De  caeco  et  contracto^*)  |  Incipit  über  quartus  | 
Saluberrimo  nos  hortatu  proph&a  —  f.  112  restituit  sanitati.  ii  j  Nu- 
perrimo  autem  tenpore  — 

f.  120  (xLv)  protinus  morbo  caruit;  |  Explicit  liber  quartus  de 
uirtutijbus  et  miraculis  beati  martini  |  confessoris.  | 


HiEROXYMi  liher  de  locia  Hebraeorum,  quaestiones  hebraicae  in  Geneshn, 

etc, 

39.  membr.  4.  fol.  1  —  105  saec.  X,  fol.  106—108  saec.  XU,  fol.  109  saec.  XIII. 

f.  1  In  nom  scae  trinitat.  ineip.  lib.  |  sei  hieronimi.  de   inter- 
praetacioii.  lo|corum  Hebraeorum  |  Eusebius  t»)  qui  a  beato  paphylo 


*)  de  miraculis  S.  Martini  episcopi  —  2)  |,  c.  911.  —  *)  ac.  —  *)  illa 
qua©  —  *)  om,  —  *)  oculorum  —  ')  venimus  nos  —  ")  I.  c.  949  c.  — 
•)  1.  c.  951  c.  Ein  Blatt  ausgeschnitten.  —  *o)  in  meo  —  *•)  Tertium  — 
1*)  libellum  —  1*)  provehetur  —  **)  Fehlt  die  Oberschrift  des  letzten  Ca- 
pitels:  De  incendio  ope  eins  extincto.  —  '5^,\xin  8ö0.  Vallarsi  hat  diese 
Handschrift  benutzt. 


Die  römischen  Bibliotheken.  93 


martyjre  cognomentum  sortitus  .e.  —  posse  me  credo.  De  Genesi 
f.  1*  Ararat  arminia  — 

f.'  43  ubi  adouias  immolat  i)  uictimas  iuxta  fontem  rogel.  1  Ex- 
plicit  liber  locorum.  sei.  hieroni|mi.  feliciter.  ||  f.  44  Incipit 
liber  questionum  sei  hyero  (  Qui «)  in  prineipiis  libroru  debeamus «) 
secajturi  operis  — 

f.  45**  garrire  thenebrosis.  |  In  prineipio  feeit  ds  eaelü  & 
terra  |  — 

f.  90*  ser|uientes  altari  uiuant  *)  de  allari  |  Explieit  über 
questionum  |  sei  hieromini  {  Ineipit  tcaetatus  sei  hieronijmi  de  cbain  &) 
II  f.  91  Beatissimo  papae  damaso  hieronimus  |  postqua  aepistola  tuae 
seitatis  aeeepi.  — 

f.  97  plenitudo  gentium  {  tune  omis  israhel  saluus  erit.  {  Dilec- 
tissimo«)  &  honorabili  fratri  uieturio  |  hilarus  archidiaeonus.  Cu 
pleriq:  (i  in  0  m.  ead.^  de  ratione  {  pasebali  (a  de  greco  translata  — 

f.  97**  dirigatur.  ora  p  nobis  dilectissijme  irt.  |  Dno')  uere  sco 
9c  in  xpo  uenerabili  fratri  hilaro  |  archidiacono  uictorius.  Vtiiia 
pr^ceptis  |  tuis  areheds.  Uenerabilis  hilare.  tarn  |  cfTectu  ualea 
parere  qua  uoto.  — 

f.  102  kl  mairu.  sedm  aegiptios.  eü  aliquotiens  obserjuandu 
e.  repperiri  i!  posse  ||  f.  102**  Iiicipit  ordinls  paschalis  |  Cum«) 
omnes  apostoli  de  hoe  mundu  |  transissent  p  uiiiuersum  orbe.  — 

f.  105**  Narrat  ergo  &  renuntiat.  ea  quy  in  psaimo  tenenjtur. 
Explieit.  II  f.  106  Sermo  ex  dictis  beati  Athaiiasii  summi  pontiCeis. 
de  imagijne  saluatoris  xpi.  |  Apud  caesarea  cappadotiae  in  urbe  p- 
maxima  eonuenientes  |  — 

f.  109*"  ad  sua  rediere  laudantes  dui;  Ita  de  greca  edieione  ad 
latine  |  lingue  noticiä  translata.  sep  maxima  in  iiris  uoluminib;  te- 
neat  |  hec  leetio  saera.  Ingenito  genitori  ac  geiiito  ingeuito  t  ab 
utroq;  j  ^cedenti.  Laus  &  honor  sit  spitui  p  euueta.  scta  amen.  | 
Explieit  sermo  de  imagine  diiL 


9  immolaTit  —  «)  1.  c  935.  —  »)  debebam  —  *)  vivunt  —  »)  ep.  36 
XXI  452.  —  *}  Bucherius  de  doctrina  tcinporum  (Antverpiae  1634)  p.  1.  — 
»)  I.  c.  p.  2.  —  »)  ? 


94  Reifferscheid 


HiERONYMUS  de  viris  inlustribus. 
2077.  merobr.  4.  2  eoL  foliorum  101.  saec.  VII  <). 

f.  1  Inc  Hb  (der  Titel  selbst  ausgegangen)  \  hieronimi  p{  | 
hortaris «)  dexter  ut  |  tranquillum  sequens  |  — 

f.  2  cognoscaiit  >)  |  uale  in  dno  ifeu  xpo.  exp.  { Incipiunt  brebesj 
I  Simon  Petrus  —  cxxxv  hieronimus  pb.  usjque  hie  ad  se  feeit*) 
^  I  Incip  indicul.  uirorQ  |  int  quos  gennadius  pl).  post.  |  obitum  beati 
hieronimi  addidit  |  cxxxvi  laeobus  cognomenjto  sapiens  |  —  f.  8 
ccxxvii  lohannis  pF.  expl.  |  indicu|lum  |  Incip.  ipse  Hb.  |j  f.  8**  Si- 
mon petrus  filius  {  iobannis  prouinciae  {  galiieae  — 

f,  47  nunc  habeo  |  in  manibus  et  necjdum  expleta  sunt^)| 
(in  mg.  ora  pro  me  [  dSe  bene|rauilis  |  pater)  Exp.  iiil.  uirorum  Hb. 
I  I  hieronimi  |  Incipit.  idem  inl.  |  uirorum.  Hb.  secunjdus  Gen- 
nadi  presbj  |  MassiHensc  subiunctus  |  feHciter«)  ||  f.  47**  qxxxvi 
lacobus  cognomejto  sapiens  niziuijne  ?)  nobiHs  persa  {  — 

f.  78  dicitur  ex  «)  tempore  |  declamare »)  |  Über  der  Zeile 
*  de  duobus  testibus  |  *  Incipit  de  enoc  et  heHa  |  Dicitur  *•)  uenire 
enoch  |  et  heHa  praedicatu|ri  — 

f.  78^  potuit  extorque|re  sermonem  |  expHcit  ||  f.  79  Über  der 
Zeile  inm  diu  incipit  ratio  paschae  |  Ratio  paschae.  Diccnte  diio  ad 
moysen  mensis  hie  |  — 

f.  79^  Post  octogesimo  quar|to  anno,  reuertitur  ad  se  cyc)us|| 
f.  80  I  Anno  kal.  ian.  die  sabba  lun.  xxi  dies  pasc.  vi  kal.  apnl. 
L.xvi  Const  VII  et  const".  — 

f.  81  Lxxxiiii  Ann.  kal.  laii.  d.  vli.  Lun.  x  d.  p.  in  d.  aprl.  l.xxi 
actio,  iterum  et  segr//^  |  *  Explj  conp.  pasc.  cum  conpitem  lunae 
quae  si  custoditur  repraehendi  K.  potest|Id  est  hie  usq.  ad  ann.  cccc. 
a  passione  diu  et  in  aHo  sequitur.  a  feHce  et  //////  || 

f.  81'*  Über  der  Zeile  liun  dni  inS  cronica  |  *  adam  |  seth  |  — 


1)  Palimpsest  der  Verrinen.  Vgl.  über  diese  Handschrift  Mommsen  Her- 
mes I  S.  130  ff.,  de  Rossi  inscr.  Christ.  I  p.  LVIII  sq.  —  »)  XXIII  601  HoHari» 
me  —  •)  agnoscant.  —  *)  usque  —  fecit  om.  —  *}  In  der  Ausgabe  folgt 
noch  'adversus  Jovinianum  —  epitaphium\  —  6}  Die  Vorrede  des  Gennadiua 
fehlt  (LVIII  1059).  —  'jNisibenae  —  »)  et  ex  -  «)  1.  c.  1H5.  Cap.  94—100 
des  Gennadius  fehlen.  —   ^»)  ? 


Die  rdmischen  Bibliotheken.  95 

f.  93  deportatus  est  quo  persequentibus  ||  f.  93^  barbaris  et 
incensa  cum  eo  domo  sepultura  quoque  caruit.  {  hue  usque  hiero- 
nimus.  exhinc  prosper  eonseeuta  {  subiunxit.  Igitur  Ualente  a  gotis  — 

f.  96^  Leone  aug.  ter.  |  Incip.  epitoma  temporum  et  indiculus 
pascae  |  Scorum  >)  et  uestris  oratiooibus.  faciam  spiritaliter  |  quod 
solent  hü  faeere  qui  in  breui  tabella  terrarum  {  u,  8.  tr.  <){{  f.  99  Nox 
in  octo  partibus  diuiditur  |  uespera.  fax.  eoncubia.  intempesta  { 
gdlicinium.  eoutieiniuni.  crespulum.  aurora.  { folgt  eine  Tafel  der 
Winde  \  A  quarta  usqj  xi.  B  est.  ab  xi  usq(  xvm  cauendum  ab 
xvui  usqt  I  xxvii  B  est  xxxvii  usq>  quarta.  id.  cauenda  est.  |{ 
f.  99^  Ex  libro  quarto  publi  uegati  renati.  de  re  militari,  in  titulo 
xxxvuii  post  praejeepta  belli  naualis  quae  incipiunt  a  titulo  supra 
seripU  libri  xxxi  inter  cejtera  et  ad  locum  s).  Igitur  uentorum 
numenim  atque  uocabula.  ars  naui|gandi  primum  debet  inspicere  — 

f.  100^  non  solum  peritiae  ratiorum.  etijam  uulgus  intellegit. 
Item  ex  superioribus  libris  eiu^dem  operis  inter  cetera  et  ad  locu. 
Aput  romanos  in  legione  .x.  cohortes  erant  —  in  praelio  in  qui- 
bus.  ejrant  sena  millia  armatorum  |{  f.  101  liT^.  nomina  heresum 
quarum  etiam  opiniones  |  subter  adnexae  ab  augustino  epTse;  in  hoc 
iio|lumiue  eongestae  sunt:  |  i  Simoniani  —  xc  Eutychianistae ^). 


Q.  Julius  Hilarunus. 

213.  membr.  4.  foliorum  157.  saec.  X. 

f.  1  *)  In  dT  nomin  |  incipit  libeljlus  quinti  Jujli  (lii  corr.  m. 
oi.)  hilarionis  {  Petavius  fügt  hinzu  de  Danielis  Hebdomadibus»  An- 
gdo  Mai  seu  potius  de  cursu  temporum  vel  de  mundi  duratione.  | 
Qaantocumque  *)  |  tempore  in  diuijuis  legibus  cuius|cumque  ti- 
mentis  |  diu  intentus  fuerit  |  animus  tanto  e  lege  7)  que  uera  sunt 
discie  ut  discendo  {  —  f.  13^  manebunt.  Impii  in  ambustione  ^terna 


1)  ?  —  2}  Die  epitoma  temporum  geht  bis  562.  —  <)  Die  von  Momm- 
■eo  als  juristitche  Formel  bezeichneten  Worte  'inter  cetera  et  ad  locum* 
kthreo  überall  in  den  patristischen  Handschriften  in  Excerptentiteln  wieder. 

—  ^)  Bloss  die  nomina  sind  erbalten.  —  «)  Unten :  PPetauius.  —  «)  XIII  1097. 

—  ''j  Das  cormpte  eligere  der  Ausgabe  wird  durch  die  obige  Lesart  schlagend 
emendirt 


96  Reifferscheid 

iusti  aiit  cum  do  ia  uita  a&crna.  amen.  {  Explicit  libcllus  quinti  iu| 
lii  hilariaiü  {  Iiicipiunt  capitula  chroci  |  hieronimi  excarpsum  c^  |  i  De 
regnu^  asyriorum  — 

f.  15^  Lxii  De  iustiniaiio  imp  &  belsarium  patricium  |  Expliciunt 
capitula  |  Incipit  Über  {  Regnum  <)  Assyriorum.  {  Primus  rex  nimas 
regnauit  aii  li  &  mujlier  sua  — 

f.  S2^  (xLix)  ita  cuncta  mixta  suot  ut  gestorum  ueritas  qu^  | 
histori^  insere  possit  ad  plenum  repperiri  iion  |  potest  |  Ydacius «) 
seruus  dm  nfi  ihu  xpi  uniuersis  fide,libus  in  diio  iTro  ihu  xpo  &  ser- 
uientibus  se  s)  |  in  ueritate  salutem  probatissimorum  in  omjnibus 
uirorum  studio  *)  — 

f.  S3  ignarus  |  indignissimus  omnium  seruorum  di  ydacius  | 
seruus  ihu  xpi  &  diu  iifi  que  secunt  ab  anno  prijmo  theodosi  agusti 
&  conper&  descripsi  breue  {  ante  fact^  prefationis  inditio.  |  in  mg. 
L  I  Romanorum  xxxvini  teodosius  per  gratia|num  — 

f.  Tö**  (lxii)  nominis  gloriosis  |  uictus  nomen  uitaque  amisit 
Explicit  liber  j  Incipit  prefati  greca  *)  |  Decedant  eo«)  atq:  immo 
potius  pereunte  ab  |  urbibus  gallianis  ?)  liberalium  cultura  littejrarü  — 

f.  76  ab  ipso  mundi  pricipio  libri  poucretur  initium  primi «)  I 
Explicit  prefatio  liber.  Incipiunt  |  capitula  libri  quod  est  excarpsum 
de  chronica  grecG  epis  thoronaci  |  i  De  hunis  et  agetiu  patritium  *)• 
—  f.  78**  xcini  De  chilperico  quod  fliia  sua  hispania  ^o)  cum  thesl 
auris  direxit  et  in  continuo  calauilla  mortu|ost<)  est.  Expliciunt  ca- 
pitula I  I  Cumque  uuandali  pterissent  a  galliis  |  — 

f.  105^  (xcuu)  crudelissimam  uitam  digna  |  mortc  femuit  sie.  \\ 
f.  106  Incipiunt  capiF  chronici  libri.  |  i  De  bonitate  guntramni  et 
ecciesia  scT  mareelli  |  — 

f.  108  (lxxxv)  De  uuillibadi  interitü  et  flaocati  obitu|  Expicut 
capitula.  |  Incipit  prologus  |  Cum  ")  aliquid  üiusso  uebi  i»)  proprietate 
non  habeo. 


i)  f.  13'— 157  Fredcgarii  chronicon.  Denselben  Inhalt  hat  die  Wiener 
Handschrift  des  Hllarlanus  (vgl.  Tabulae  482)  und  der  Yossianus  5  in  Leyden 
(Pertz,  Archiv  7,  25o).  —  2)  LXXIV  701.  —  s)  servientibus  se  om.  — 
*)  studia  —  ^)  Fredegars  Auszug  ans  der  liistoria  Francorum  Gregors  von 
Tours.  —  «)  Decedcnte  (LXXl  159).  —  ')  Galücanis  —  0  l'^«"'  pr'^i  pone- 
retur  iuilium:  cuius  capitula  deorsum  subleci  —  »)  Agecio  patrieio  (I.  c. 
573).  —  '*')  in  Spaniam.  —  ««)  ad  Calam  villam  mortuus  —  '2)  1.  c.  605.  — 
1^)  uuius  uorbi 


Die  rdnisdhen  Bibliotheken.  97 


f.  109  cü  childerici  uita  finisjset.  scripsi  *)•   Explicit  prologus 
Incipit  Über  chronic!  |  Guntranus.  rex  francorü  cum  ia  anno  xxui. 
bargun|di^  — 

f.  157^  Karlas  cu  exercitü  regressus  in  loco  |  qui  dicitur  sillis 
sap  ripam.  |  Von  einer  Hand  des  eilfien  Jahrhunderts  Remigius 
psul  meritis  ortuque  uenustus  |  francorum  domino  genfö  peperit 
laculenta  || 

HiLARll  tractafus  super  psalmos, 

95.  membr.  Grossquart,  folloruro  229.  saec.  X. 

f.  1  Incip  tractat  scT  hila|rii  epi  pictauiensis  super  psalmos  | 
Diuersas  *)  esse  plurimorum  in  <)  psalmorum  {  libro  oppiniones.  — 
ffrisL  ^)  &  congrua  claue  pandamus.  {  Beatus  uir.  qui  non  abiit 
in  consilio  impioru.  et  in  uia  peccatorü  non  st&it.  |  — 

f.  7**  sctorü.  amen.  Explicit.  psalmus  .i.  Incipit  psalmus  .ii.  | 
Qaare  fremuerunt  — 

f.  229  qd  cö  ds  sps  sit  dm  |  tamen  non  caro  ia  sit  ///////// «)  sed 
sps.  Finit  tractatus  de  psalmis  .c.l.  |  in  xpo  dno  nfo  amen  |  Hie 
est  über  Sei  maximini  miciacenjsis  monasterii  quem  petrus  abbas  | 
seribere  iussit  et  ^prio  labore  ^uidit  atque  distinxit  |  et  diae 
caene  dni  super  sacru  altare  sei  stepbani  do  et  seo  |  maximino  ha- 
bendu  obtulit  sub  huius  modi  uoto.  ut  quis|quis  cum  inde  aliquo 
ingeDio  non  redditurus  { abstulerit  cum  iuda  ^ditore  anna  ///  caipha  | 
aitque  pilato  damnationem  accipiatj  Amen  |{ 

Ignatii  epistulae. 

81.  membr.  Rleinquart.  fol.  1  —  12  saec.  X,  fol.  i3 — 97  saec.  XI. 

f.  1  Ampla  *)  pectoralem  suscitat  uernia  cauernam.  {  mestum 
extrico  pulmone  tonstrum.  Sed  gaudijfluam  pectoreis  arto  procellam 
arthereis.  Cum  |  — 

f.  12^  in  solum  fabulosam  exprimunt  accol^  soriam.  {  Hisperica 
finiunt  famina.  amen.  {|  f.  13  Name  des  früheren  Besitzers  Loys 
Cartier  jj 


1)  Cliilperici  Titam  finisse  scripsit  —  *)  IX  232   Varias  —  s)   de  ~ 
*)  propria  sua  —  ^  laudatura  —  *}  Herausgegeben  von  Mai  CA  5,  479. 
Sitftb.  d.  phiL-hiat  Cl.  LIX.  Bd.  L  Hfl.  7 


98  Reifferfeliei« 

f.  13^  Incipiont  eple  sei  ignatii  mra  |  numero  .xn.  Incipit  pri- 
ma. I  Ignatius  qoi  et  theophonis  inise|ricordiam  — 

f.  88^  in  paeientia  ihu  |  xpi.  Expliciunt  .xn.  epTe.  sei  ignajtu. 
mris  antiocensis.  |  Ineipit  laus  H'ronis  discipli  sui  |  atq.  saeeeasoris 
in  eom.  |  Saeerdos  «e  assessor  sapientissimi  di  ignatL  |  — 

f.  89  sieuti  prius  solebas.  faciebas;  {  Explielt  laus  hyronis.  In- 
eipit I  epta  beati  policarpi  Smirneo«  j  ^ct^  epi  ad  philipenses  con- 
finnan|ti8  fidem  eorum.  |  Policaq>us  ic  qui  eil  eo  st  — 

f.  95  gra  ipsius  |  eu  omib;  uobis  affi  Eiplic  epla  bi  |  Poliearpi 
ad  pbilipenses.  |  Policarpus  iolkis  apti  discipts  i^  ab  eo  |  — 

f.  97^  que  iidu  ad  nos  puenerunt.  j  hui*  op'  scripti  finalit  ex- 
piicit  istic.  I  hie  lib  ignatii  radiatur  dogmate  sei.  |  Que  leetor  sei 
fore  eogiioseat  ioliani.  j  hunc  si  quis  nequa  so5  subtraxerit  ug.  |  f* 
fine  uite  barathri  cruciet  in  igue  v 


IsiDORl  aUegoriae. 

231.  BMikr.  8.  foll  i— 40  saec.  XII  —  XIII,  foL  ii  ~  165  Mee.  X,   foL  160  —  itl 

•aec.  XII— Xni  1). 

f.  1  Ineipiunt  eapitula  libri  |  magni  aurelii  eassiodo|ri  senatorii  i 
de  anima  |  Quid  amiei  requisierint  i  |  —  Oratio,  xvu  |  Eiqplieiiat 
eapitula  |  Incipit  über  cassiodori  senatoris  |  de  anima;  Quid  amiei 
requisiuerint ;  |  Um  >)  iam  suseepti  opis  |  optato  fine  gauderem.  — 

f.  18  cuersatione  tractare.  Explicit  über  I  Cassiodori  de  aiuM 

■  r 

pax  legenti.  |  uita  credenti.  salus  seribenti.  |  gloria  deo  largüarii 
regnanti  in  1  secuta  seculorum  amen.  Incip  Hb  sei  |  prospi  p  pdiat* 
torib*  grae  dei.  contra  libru  |  Cassiani  prbi  q  pnotat  de  |>teetiMi 
di.  II  f.  18^  Gratiam  <)  di  qua  ipiani  sumus  qda  |  dicere  audent  — 
f.  40^  pinatu.  q  se  dix^)  ee  pncipiS.  qm  ex  ipso  t  p  ipsit 
in  ipso  sunt  |  oSua.  ipsi  g)a.  in  seeula.  amen.  Explicit  l£  |  M 
prosperi  contra  librum  abbatis  quondam  |  cassiani  qui  prenotator  l§ 
protectione  dei.  |  siue  aduersus  dogma  pelagii  et  celesti^  ««#« 


9  Vgl.  ober  diese  Handschrift  Arevalus  in  den  Isidoriaaa  99»  tL  -* 
<)  LXX  1279.  —  <)  LI  213   (de  gratia  dei  et  libero  arbitrio   liber 
collatorem   id  est  pro  defensione  S.  Aurelii  Augustini  Hipponenaia 
contra  Cassiani  presb.  librum  qui  titulo  de  protectione  dei  praeaalalw)t  *- 
*)  diiit  te. 


Die  rdniteben  Bibliotheken,  99 

#***»***^t^f*^f^*^t^t^^^O  inimico  *)  gr^  di  &  dfii  |  nastri  ihu 
xpi.  II  f.  41  nere<).  rata  pcipere.  sca  admonere;  Ut  quisq;  l^jtus  — 

f.  44  Qoaais  eni  in  huius  exilii  aerunosa  caecitatem  — 

f.  S4  ingrediat  expla|Qare.  Incip  protog  libri  sectfi  |  Omnis 
itaq;  sSrum  auctoritas  — 

f.  69^  melius  |  arbitror.  Incipit  proIog  libri  ttii.  |  Duas  enim 
creaturas  — 

f.  86^  confitenti  in  oi&a  scta  scorii  sie  \  Adesto  lunien  ueru  — 

f.  88  gratiaru  actio  in  8c)a  sepitna  |  Credimus  scam  trinitatem 
id  e  patrem  Se  filiu  |  — 

f.  SS*"  beatitudo  &  gloria.  |  Desiderantissimo  filio  fredegiso  al- 
binus  I  salutem  placuit  prudentia  urae  fili  |  — 

f.  94  in  cruce  spm  xps  |  Carissimae  in  xpi  caritate  sorori  eu- 
bdiae  uir|gini  albinus  in  dno  salutem  scae  sollicitudiui  urae  |  — 

f.  lOS^  fulgeat  in  roeritis  sie  pia  uirgo  sacris.  j  Incipit  expositio. 
scT  euangelii.  |  Matheus  sicut  in  ordiiie  primus  pouitar  |  — 

f.  109  in  intellectu  uertitur  |  Incipit  de  seriem  generationis  ihu 
xpi  dni  nn  secundum  carnem  |  Quomodo  iuxta  bistoriae  fidem  ac- 
cipiendS  !  — 

f.  113^  passione  |  finem  accepit  |  Item  de  nouo  testamento  { 
Qoattaor^)  euangeliste  dnffi  >)  ibSST  xpm  sub  quatjtuor  — 

f.  122^  refectione  saturabtintur  <).  Item  praefajtiones  libroru 
■od  testamenti  |  Euangelioru  predicatio.  quauis  quadrifaria  |  — 

f.  123  eloquio  ediderunt.  |  Incipit  Über  de  intjpretatione  quorun- 
hm  Bominu  |  ueteris  nouique  testamenti  v)  |  Diio  &  dT  seruo  orosio 
epSs)  isidorus  queda  notisjsima  nomina  legis  &  euangelioru*).  quae 
tsk  alegolria  — 

f.  131  coronam  accepit  i«).  |  Dns  ic  saluator  noster  — 

f.  138^  ipsius  misericordia  liberamur.  amen  |  lucipiunt  intj 
pretationes  no|min5  ex  bebreo  in  |  latinS  |  hei:  ds  — 

f.  141  Anien:  fidelis  s  nutricius  1 6r  nom  intinterp  |  Otheus.  dsj — 


1}  In  f  eteri  Corbeiensi  exempUri :  nefiindi  dogfmatis  reperiores  ac  defen- 
•t  —  *}  inimicos  —  '}  Bin  Blatt  fehlt  Vorrede  von  AIcuinu«  de  tri- 
Isidori  aUegoriae  quaedam  ex  novo  testamento  LXXUiI  115.—  ^)  om. 
^  tatarabaatiir,  ad  quam  saturttioDem  nos  perducat  Chriatua.  Amea. —  v)  Alle- 
firiae  qoaedam  aaerae  acripturae  1.  e.  97  —  ^)  Domino  sancto  ac  re? eren- 
diaona«  fratri  Oroaio.  —  *)  e? angeliorumque  —  <<>)  I.  c.  1 16.  Die  aUegoriae  ex 
aaro  toatamoDlo  siehe  oben  fol.  ii3^ 

70 


lt)0  Reifferscheid 

f.  141^  Biblioteca  repositio  lihroru  ||  f.  142  Incipt  explanat  syin- 
boli  apostolice  |  Quando  beatum  legimus  paulu  aptm  dixisse  |  — 

f.  182**  in  symbulo  continenjtur.  amen  {  Iniunxisti  mihi  illud 
fidei  opusculu  qd  passym  in  |  ecclesiis  recitatur  — 

f.  165^  de  illius  laude  &  nos  gloriemur  qui  uiuit  &  regnat  |  p 
infinita  semp  secula  selorum.  amen  {  lii  Quomodo  intellegcndu  e 
illut  qd  in  libro  deuteronomi,um  scriptü  e:  ego  enim  sum  dus  df 
tuus  emulator.  {  reddens  iniqiiitate  — 

ibid.  a  diio  redduntur.  ||  f.  166 — 191  enthalten  die  Apocalypne. 

IsiDORrs  de  natura  verum. 

255.  membr.  4.  foliorum  194.  saec.  X  0* 

f.  1  Dno«)  &  Olio  sisebuto  ysidorus,  dum  intc'pr^^tante  «)  ingenio 
facundiaque  |  —  eflTiciat  |  i  de  diebus  —  f.  1**  xlvi  De  monte 
ethna  *)  ||  f.  2  Dies  est  solis  orientis  pr^sentia  quousque  — 

f.  21^  Fincm  numquam  est  habiturus  |  Explicit  über  primus  sei 
Ysidori  |  Tu  *)  forte  inluculentus  «)  uaga  carmina  gignis  — 

f.  22  luna  meat  fratrem  reetis  |  obiectibus  urgens  |  U  OetTTr  an- 
tipbona  sei  Germani  |  0  atleta  inuictissimum  germanum  — 

f.  22^  a  periculo  mortis.  A.  |{  L  23  Incipit  lib  pronosticor  |  editus 
a  iuliano  tolotan^  |  episeopo  ad  dida|lium  episcop|um  barcinojnen- 
sem ')  I  Diem  illii  clara  redempjtoru  omniu  exceptione  |  conspicuum.  — 

f.  25^  debeat  publicari  sententia.  Oratio  |  Desertum  idume^  ce» 
eus  et  morbidus  possessor  inbaibitans  — 

f.  26  rerum  euidentia  contueri.  {  Explicit  prologus  siue  oratio  | 
luliani  catbedre  Toletane  epi.  Ineipi"t  eapt  Hb  priiü.  ||  f.  26**  De  ori- 
ginae  mortis  humaiiae  |  i  Quomodo  mors  primum  subintrauerit  in 
mundu  |  — 

f.  27  XXII  De  oblationibus  qu^  p  defunetis  fidelibus  |  oiTerun- 
tur.  Explieiunt  capitula  lib  priiii  |  Incipit  liber  de  origine  mortis  |  hü- 


1)  V)2l.  über  diese  Handschrift  Arevalus  in  den  Isidoriana  99,  39.  — 
>)  LXXXlll  963.  -  <)  te  praesUntem—  ^)  Cap.  44  und  48  fehhn.  Vgl.  Hdonis 
de  natura  rerum  ed.  Becker  prolegg.  p.  XXVi.  —  ^)  I.  c.  1112.  Vgl.  Arevalus 
].  c.  76,  12  Isidori  lib.  de  nat  rer.  ed.  Becker  S.  78.  —  ^)  in  lueo  lentua  — 
'J  XCVl  453. 


Die  röinischeu  Bibliotheken.  101 

maii^  quomodo   mors  primum  |  subintrauerit  in  mundum   {  Peccato 
primi  hominis  actum  esse  ut  mors  in  munjdum  — 

f.  78^  nisi  peruenire  ad  regnum  cuius  nullus  est  finis.  Expl  1 
Traetatus  sei  ambrosii  de  superbia  carnis  (von  anderer  Hand)  \ 
Lxni  Ad  te  <)  manu  meä  extendo  que  sentio  in  timore  di  tenere 
veiillü  — 

f.  79  Itaque  mortiflcem*  carnem  p  abstinentiä  k  ieiunio.  {  & 
oratione.  Explicit  über,  pro^nostico^  ||  f.  79^  IJymnus  ||  f.  80  larum 
brachia  decoraris.  ille  uirtutum  ornamenta  |  anim^  su^.  a  xpo  deeo- 
rem  accipit  Semper  enim  eaeleste  doBum  a  xpo  expectat.  —  Ideo 
frater  carissime.  Consideremus  quis  est  qui  nos  |  pr&ioso  sanguine 
redemit  — 

f.  109  atque  in  aeterna  beatitu|d]ne  una  eum  scis  &  electis  tuis 
aetemaliter  |  regnare  concedis.  quia  est  tibi  eum  aeterno  {  patre 
ic  spü  SCO  una  deitas.  gloria.  uirtus.  impe|riim3.  &  potestas  in  scia 
sctorum.  amen :  |  Confessio  ad  prima  |  Confiteor  dno  et  ti  pater.  quia 
peccaui  in  cogitajtionibus  pessimis  — 

f.  109^  perdueat  te  ad  uitam  aeternam.  Amen.  ||  f.  110  capfa 
libri  primi «)  |  i  Quod  »)  ds  sümus  &  incomutabilis  sit  |  —  xxxi  de 
gloria  scoru  {  hie  desvnt  capia  secundi  libri  |  Capta  libri  tertii  \  i  de 
flagellis  di  —  lxvi  de  exitu  |  Incip.  über.  spei*mologon.  Isydori.  1 1  Quod 
ds  summiis  et  incommutabilis  sit  |Summum  bonum  ds  — 

f.  134  &  nos  ascensuri  sumus.  Explicit  liber  ^)f^^^)^  |  Incipit 
über  ^^^«^^HHf  I  Omnis  qui  secundum  dm  sapiens  — 

f.  159^periculum  exhibent  ^).  Explicit  liber  secundns  {  Incipit 
liber  tertius.  .i.  De  flagellis  di  |  Diuinae  sapientiae  subtilitas  — 

f.  190**  caelestis  aula  l^tificandos  includit.  |  —  f.  X^^}"  Hymnus 
üMfS.  Germantis  \  f.  193.  194  iw.  ».  XHI:  Gebete 

1260.  membr.  4.  fulioriim  178.  saec.  X^). 

f.  1  *)  Liber  Baedae  prbti  de  natura  rerum. 


1)  ?  —  2j  Pas  cursiv  Gedruckte  von  einer  Hand  des  «ierzeimtcn  Jahr- 
honderts.  —  *)  LXXX111  537  (iHidori  sententiarum  lihri  trcs).  —  «)  exbibct 
—  ^)  Vgl.  über  diese  Handschrift  Arevalus  in  den  Isidoriana  101,  8.  — 
*)  Unten :  Peiri  Danielis  Aurel. 


102  Reiffortcbeid 

f.  7*"  Tempora,  momentis.  horis  diebus  mensib;  annis.  scfis 
aetatibus  diuiduntur  Momentu  e  |  — 

f.  14^  apr  die  non  fuisse  aut  ante  aequinoetiu  fuisse  eonfinnet  | 
Est  eni  racio  qualiter  terminus  pasehalus  (corr.)  inueniri  possit.  mar 
habet  regula  |  —    f.  16**  ordo  appellantf.  xi.  U.  ap}.  || 

f.  17 — 43  hidorus  de  natura  rerum  *) 

f.  43  Tu  >)  forte  inluculentus  s)  uaga  carmina  gignis  — 

f.  44  luna  meat  fra|trem  reetis  obiectibus  argens  *).  {| 

f.  44^  Incipit  über  Hygini  |  periti  magistri  de  as|tronom  hygi- 
nus  tä,  fabio  |  plurimam  salutem.  |  Etsi  te  studio  — 

f.  86  In  sinistro  lumbo  .i.  11  f.  86^  Ad  boreae  partes  arcti 
uertunt  &  anguis  |  —  eridaniq.  fluenta.  || 

f.  87  In  di  nomine  incipiunt  pauca  de  ratione  |  conputandi  se- 
eundum  solem  et  lunam  |  Me  legat  annales  uult  qui  cognoscere  ciclos 
I  tempora  qui  uaria  qui  simul  astra  poli  |  Sciendii  nobis.  quomodo 
sol  — 

f.  118  Incipiunt  argumenta  de  titulis  paschalib;  |  aegiptiorS 
inuestigata  soUertia  q  dionisius  |  conposuit  utraq;  lingua  grec  uide- 
licet  et  lat  eruditus  |  Si  uis  scire  qt  anni  s  — 

f.  118*"  illius  mensis.  {  Aliud  argumentum,  de  hac  eadem  ra- 
tione I  Si  uis  scire  septimane  — 

f.  119  luc&  luna  xv.  |  Aliud  argumentum  de  hac  eadem  ratione 
Victurius  |  Massiliensis  dicit.  |  Si  quis  scire  quot  horas  — 

f.  120**  lun  xiiii  paschalis.  |  ii.  «.  tr.  {|  f.  123^  De  saltu  lunae 
uicturius  dicit  |  Post  decem  &  nouem  ann  aegyptioru  more  con- 
tinuato  or|dine  — 

f.  124  dili|gentius  animaduerti  debie.  {|  zwei  Blätter  fehleiu  \\ 
f.  125  ^)  Incipit  li£  aethici  philosophico  editus  |  oraculo.  a  hie- 
ronimo  presbitero  trasjlat*  in  latinS.  Ex  cosmografia  .i.  mundi  scrip- 
tura;  {  Edicta  aethici  philosophi.  cosmographi;  |  Philosophorum 
scedulas  — 

f.  164^  Propauit  in  monte  sacru  arasq.  iouis  famosissima 

f.  165 — 178  Griechisch-lateinische  Glossen, 


i)  Der  Titel  fehlt.  Ebenso  fehlt  c.  44  und  48.  —  «)  LXXXIU  litt  Vgl 
Arevalus  a.  a.  0.  76,  12  Becker  a.  a.  0.  S.  78.  —  <)  in  luco  lentus  —  *)  ur- 
geiis.  —  *)  125—178  saec  Xil. 


^ 


Die  rdHiifchea  BiblioihekeB  1  03 

IsiDORi  angines, 

1953.  menbr.  GroMOcUr.  2  col.  foliorum  210.  Mec.  X  >). 

f.  1  s)  Domino  |  ineo  et  dT  |  seruo  brau{]ioiii  epo  |  Isidorus  v  | 
Omni  desiderio  —  frater  |  Domino  meo  et  uere  domino  |  xpique  eleeto 
kidoro  epis|coporum  suromo  braulio  ser|uus  inutilis  scorum  di  |  0 
pie  domne  — 

f.  1^  marcescens  |  domino  meo  et  dT  seruo  brau|lioni  epo  Isido- 
rus I  Quia  te  incolumem  —  domne  Domino  |  meo  et  uere  dno  xpique 
elecjto  isidoro  episcoporum  sununo  |  braulio  seruus  inutilis  seruo  di  | 
Soljk  repleri  — 

f.  3  mereamur  Domino  meo  et  df  seruo  |  braulioni  episcopo 
isidorus  |  Tuae  scitatis  —  frater  |  Domino  meo  et  di  seruo  brau{lioni 
epo  hisidorus  |  En  tibi  —  maiorum.  Explicit  |{ 

f.  3^  (manu  «.  XIJ  Sancta  <)  dei  genitrix,  post  partu  uirgo 
pbennis  —  Mille  p  effusos  uincis  quos  luminis  orbes.  {  hie  est  Liber 
SciMaximini^)  ||  f.4  En  tibi  —  maiorum  ausradirt.  \  Incipiunt  capi- 
tula  grammati{cae  artis  isidori  epi  (m.  s.  XI)  \  i  De  disciplina  &  arte 
—  xxui  De  'storia  |  De  disciplina  et  arte  fm.  s.  XIJ  \  Disciplina  a 
discendo  — 

f.  210*"  ignis  ardore  siccetur»).  |  Explicit  «ehimologiarum  |  Do 
gratias 


biDORl  prooemia,  liber  de  natura  rerum,  ariginum  X,,  differentiat,  $yno- 

nyma. 

310.  Menibr.  Kleinfolio.  folionun  22t.  saec.  IX — X  *). 

f.  1  7)  In  nom.  sce  trinitatis  incp  lifi^  proe|mio^  de  libris  noui 
ac  aeteris  |  testamenti »)  pleuitudine  •)  qua  in  canoü.  |  catholica  re- 


0  ^gl*  ^^^^  diese  Handachriflt  Areraius  in  den  Isidoriana  101,  32.  — 
*)  UnieD:  aU  «rux^»  ^^^  lur^x^  —  ')  Nach  dieser  Handschrift  heraus- 
gegeben TOD  Arevalus  lY  500  LXXXII  729.  —  «)  Das  cursiv  Gedruckte  ist 
aaaradirt  —  ^)  Das  fierte  Buch  der  Origines  ist  in  dieser  Handschrift  das 
aeebiehote.  —  <)  Vgl.  aber  dieae  Handschrift  Arefalus  in  den  Iiidoriana  100, 
19.—  ■'J  unten  of^  aruxw,  Xiotv  ivtüxwI  PeUui'  pauP  Genabens.—  «)  in  libros 
feteria  ae  novi  teitamenti.  prooemia  —  *)  LXXXHI  155  Plenitudo  nofi  et 
▼etaria  teatamenti. 


1U4  Reifferscheid 

cipit  ecciesia  iuita  u&ustam  priorum  |  traditionem.  <)  In  principio  ui- 
delic&  quiiiq  libri  nioysi.  Genesis  exodus  |  — 

f.  8^  duces  2)  actaq;  legatiouem  »),  It  prefationes  |  librorum 
nüui  testamenti  ^)  |  Euangelioru  pdicatio  quamuis  quadrifaria  sit.  |  — 

f.  10  flumen  &iam  baptismi  nuindu  uit^  »)  diim  ihm  |  xpm  Ex- 
p}  Lib  proemioi^.    ||  f.  10^  Incipt  adnotationes  prouinjtiaiy  galiiaiy 

'^ 
r 

cum  priui|1egiis  suis  prouintia  Lugdunensi  {  M&ropb)  ciuitas.  Lugdu- 
nensium.  |  Ciuitas  ^  aeduorum  Ciut  aurilianorum.  — 

f.  11^  ciiit.  uallensiu.  oetodorum.  j  In  prouintiis.  decim. 
eseptem.  |  ciuitatcs  .cxv.  \\  f.  12  Incipit  rotaru  lib  {  Isidori  |  Dno  *) 
et  (ilio  Sesibuto  {  isidorus  dum  te  prestante  7)  |  ingenio  fecun- 
diaq; «)  — 

f.  12^  dietorum  fide  |  efTiciat.  exp^  pfatio.  {  Incip.  capitulatio. 
I  I  de  dieb;  —  f.  13  xlvi  De  moiitc  j  «chna.  *)  |  Expliciunt  ca| 
pitula.  11  f.  13^  Incipit  textus.  {  de  diebus  |  Dies  e.  soiis  orientis 
pseutia.    quousq;  |  — 

f.  81**  Corpora  damnatorum  finem  nUjquam  .e.  habiturus.  Finit 
do  grajtias.  amen  |  *i<  Gardum.  garda.  ingardum.  S^  maria  ora  p  me 
famulo  di.  ö.  ihu.  ibu.  ihü  ||  f.  52  <o)  Incpilt  glos^  fcorr.  m.  rec.) 
ex  noiuo  et  ueteri  testamento  |  seu  ex  ethimologiarü  spiri|taliter. 
compositae.  {  Abauu.  pat  j)aui.  id  .e.  auus  am  {  Abba  pat.  syrum 
nomen  e  |  Abbacue.  amplexans  |  — 

f.  15  P  Zizania.  lolium.  j  Expliciunt  glosae  |  do  gratias  |  amen  ^i)  | 
Von  anderer  Hand  folgt  accio.  euoco  .i.  accerso.  abarceo, 
arcesso.  —  satni  i'alx  lelifag'  uocat  herba  saliua.  |{  f.  152  Inci- 
piunt  capitula  |  libri  decimi.  i^)  Id  .e.  de  quajdam  nomina  p  alt'abe| 
tu  distincta.  |  De  reliquis  nominibus  {  iuxta  ordine  elemtoiy  {  ]it- 
\tvv(Bf  I  I.  De  quib;da  uocabulis.  |  bominü  p  denominatione  |  Licet 
origo  nominum  undc  ueniant  i»)  a  phi,1osopis  — 

f.  168*"  Uenator.  quasi  benabulator  |  a  uenatione  i^).  sciJic* 
{  quo  bestias  preniit.  quat,tuor  aulcm  uenatoru  |  ofTicia.  uestigatores 


*)  traditionem,  ist»  est  —  *)  ducibus  —  ')  le^ntionum  —    *)   om.  — 

*)  lignumque  vitae  —  9)LXXX11I  963.  —  ')  praestanteni  —  ^)  faeuudiaque  — 

>)  Auch  iu  dieser  Handschrift  fehlen  eap.  44  und  48.  —  ^o)  Unten:  Pa  Petaui' 

in  Ro^ui  Christ*'.  |  Curia.  C.  —  ^*)  Die  Suhbcription  ist  ausradirt.  —  i*)  Das 

zehnte  Buch  der  Origines.  LXXXIl  307.  —   '8)  veniat —  '*)  veuahulo. 


Die  römischen  Bibliotheken.  tOS 

I  indagatores.  alatores.  |  pressores.  ||  f.  169  Incp  de  proprie  { 
sermonum.  uel  rcrü  {  Inter  polliceri  ^  &  ^mittere  hoc  inte  |  qd 
jimittimus  rogati.  pollicemur  {  — 

f.  175^  Int  homines  &  bestias.  h'.  int.e.  {  ^  bestiae  uentri 
seruiunt.  ho|inines.  ratione  |  Expt  feliciter  {  Int  basium.  &  oscut.  & 
suauiu  h*  int.e  basiü  {  pietatis.  osculum.  amicitiae.  suauiü.  luxori- 
ae.  {I  f.  176  Incpnt  differentiae.  |  spiritales.  »)  Isidori  epi  |  iunioris. 
spaniensis.  {  Inter  dm  s).  et  diim.  Ita  quidam  |  diffinierunt  — 

f.  \8d^  diabolicae  ruinae.  absq;  {  exemplo.  bumilitatis.  xpi  ^) 
I  Eiptunt  differentiae  {  spiritalium.  siue  carjnaliu  beati.  Isido{ri. 
episcopi.  II  f.  190  In  nomine  dni.  in  xpo»)  karissimo  |  et  dilectis- 
«imo  fri  Braulioni  arehi{diaeoni  Isidorus  {  Quia  non  ualente  <)  per- 
fhiere  ?)  oculis.  carnis  perfruar  saltim.  elojquiis.  »)  —  Ia&ifiea{re. 
eloquiis.  Incipit  Soliloquiorum  Isidori  Iunioris  Spalenjsis  epi »)  Isi- 
dorus <«)  LeetorL  Salutem.  |  Uenit  nuper.  ad  manus  meas.  quae- 
dam  scaedula.  cyeelronis  quem  sinonimam  i^  dieunt  cuius  formula 
perjsuasit  — 

f.  201  Qui  enim  perseuerauerit  usque  |  in  i^)  finem  hie  saluus 
«rit  I  Explicit  über  primus  |  Incipit  über  secundus  {  Quaeso  te  anima. 
obsecro  te.  deprecor  te.  inploro  te  |  — 

f.  214^  Talis  misericordia  peccata  non  purgat.  sed  am- 
pliat  i<).  II 

f.  215—221  saec.  IX.  _ 

f.  215  Sermones  sei  agusjtiiü  epi  de  natale  diii  |  Audistis  <^)  frs 
quemadmodum  |  nobis  beatus  euangelista  hodie  generationis  xpi. 
rieiilerit  j  — 

f.  217^  reformationis  diii  nostri  ihü  xpi.  qui  cum  etc.  amen. 
Iteoi  ubi  Supra  |  Audiat  i»)  in  praesente  dilectio  uestra  ifs  kmi 
quemadmodam  esaias  proph&a  — 


0  LXIXIII 1319.  — >)  Liber  aecundu»  de  differentiis  rerum  —  «)LXXXI1I 
69.  —  *)  Deprimit  exempjum  humilitatis  Chriati  atque  diabolicae  metus  minae. 
Qoi  4iiiii  vult  esae  qaod  non  erat  et  ipsam  quod  erat  perdidit  et  tartari  infema 
promemit.  —  ^)  1.  c.  898.  Nach,  dieser  Handschrift  von  Breulius  herausgege- 
bea?  —  •)  Taleo  te  —  ')  frui  —  «)  alloquiis  —  »)  Synonymorum  libri.  — 
*•)].  e.  827  (prologus  alter).  —  ^i)  acheduia  quam  Synonyma  —  **)  ad  — 
i<)  1.  c.  867a.  amplificaL  Der  Scbluss  fehlt  in  der  Handschrift.  —  i^)  Ful- 
gentii  Ruspeosis  sermo  (ed.  Veaet  1742  p.  35G).  —  i^)  ? 


106  Reiffertcheid 

f.  219  xps  circa  quingentos  annos  natiuitatis  suae  i)  causas 
prestatu|ra8  ^  lites  patitur.  — 

f.  22P  humanis   gressibas   portabatar    dictura  difica.  ic   in 
angus 


IsiDORl  sentmliarum  libri. 

1823.  membr.  4.  foKoroin  t81.  saec.  X  *). 

f.  1  •)  quorum^)  Creator  sps  scs  superferri  ////// 1 /////////  stolum »)  — 

f.  22  ic  iios  ascensuri  |  samus.  Explicit  über  primus.  amen  | 
Incipiunt  capitula  libri  secundi.  {  i  De  sapientia  —  xLini  de  absti- 
nentia.  { Incp  liB;  secundus  |  de  sapientia  {  Omnis  qui  secundum  dm 
sapiens  est  beajtus  — 

f.  69^  adhib&  Sed  etiam  periculu  exibet.  |  Ei$t.  Über  secüd 
I  Incip.  über,  tertius  {|  f.  70  .i.  De  flagellis  di  —  f.  71  lxvi  De  exitu. 
Incp  über  tertius.  |  .i.  Dibine  slipientif.  subtilitas  sicut  iuterius  |  — 

f.  117  aaia  letificandos  includit  |  Explicit  feliciter  |  über  ter- 
tius I  deo  gratias.  |  amen  |  Ego  iohannes.  quamuis.  indignus  |  dia- 
conus.  qui  hoc  codicem  exara|uit  oms  qui  hunc  librü  |  lecturi  estis 
oret  pro  me  peccatorem  si  dm  {  habeat  protectore  {{ 

f.  118  über  der  Zeile  Eucherii  epi<)  {  De  questionibus  diflfici- 
lioribus  uetejris  et  nobi  testamenti  quibus  ?)  scripturarO  |  testimo- 
niis  trinitas  adprobatur.  |  MultifariS  &  multis  id  quidem  significatio« 
nib;  {  —  exordio.  |  In  principio.  Inquit  fecit  ds  cf lu  et  |  — 

f.  148^  pstringamus  ut  possumus  locQ  istu*)  obscuritatib ;  |  unier 
der  Zeile  Explic  lifi^  qstionu  noui  >  ueters  testamti  |{  f.  149  inuo- 
lutu  disputat  contra  eos  q  ex  iudeis  xpiani »)  prologus  |  de  nominib; 
hebreis  |  Qm  *•)  filii  kme  superiori  libro  pro  petitionib;  «^  —  ^^* 


9  Also  nicht  von  Augnstin,  tondern  tod  einem  Autor  des  sechsten  Jahr- 
hunderts. ~  *)  Vgl.  über  diese  Handschrift  AroTalus  in  den  Isidoriana  4,  101 
LXXXI  849.  —  <)  Untpn  lib  maioris  ecce  ben.  d.  h.  Beneventanae.  —  ^)  1»  8 
LXXX1II  550  b.  —  ^)  diceretur  quod  et  apostolus  ~  *)  Unten  lib  e  c  ben***. 
Derselben  Bibliothek  gehörte  ehemals  der  Casanatensis  B.  IV  18  (aiehe  oben 
S.  173)  an,  in  dessen  ProTenieniangabe  statt  hon"  sa  lesen  ist  ben  **.  —  i)  Ba- 
cherii  instructionum  1,  2.  Die  praefatio  od  Salonium  fehlt.  L  773.  —  >)  saro- 
is  —  •)  1.  c.  807  c.  Der  Rest  des  ersten  Baches  fe  hit  —  *•)  Eucherii  in- 
structionum 2  1.  c.  811.  (Excerpte).  —  <<)  propositionibus 


Di«  römitcbeo  BibUothekeo.  107 

sam  <)  ponam.  de  nominib;  hebreis  |  Adonai  in  latinum  significat  *) 
diis  sabaoth  exercituum  |  — 

f.  1S7^  integra  hostico  igni  tradita  consumebatur.  *)  ||  f.  158 
Quedam  ^)  notissima  nomina  leguntur »)  «e  euangelioru  •)  |  — 

f.  16K  coronam  accepit.  |  Quattuor  euangeliste  dorn '')  ihm 
xpm  sub  quattuor  |  — 

f.  17K  fteme  s)  beatitudinis.  resurrectione  •)  saturabuntur. 
amen.  {|  f.  17K^  Inter  natiuitatem  fpi  et  nostram  hoc  |  interest.  <•) 
Quod  omnis  homo  ex  delicti  lege  conceptus  est  <<)  ille  |  — 

C  181^  gaudium  sempitemum.  {| 

IsiDORi  genUntiae  de  aetwa  vüa  atque  eantemplativa. 

281.  membr.  4.  foliomm  101  taec.  X  *')• 

f.  1^  <s)  Incipiunt  sent  differentiarum  {  be  isidori  de  actiua  ui|ta 
adque  contepla  |  Duae  *^)  ^Hh^rtt  sunt  uitae.  p  quas  oms  electi  |  ad  ae- 
tema  beatitudine  pueniunt.  — 

f.  7  ad  id  quod  ardenter  dijligit  puenire  potest.  Finit  |  Inci- 
piunt  capitula  libri  primi  de  |  uita  contepta  .i.  Praef.  {  26  Cap. 

f.  8  Diu  <s)  multuq  v  renisus  su  uoluntati  tuf  mi  dne  |  studio- 
sissime  |  pontlficu  iulianfe  — 

f.  31  discucienda  contine|tur  ratio  disseramus.  Expt  lib  primus 
I  Incipiunt  capitula  libri  secundi  |  .i.  prologus  —  f.  32  Expliciunt 
eap  C^J  I  Incipit  liber  secundus  |  Superiori  libro  ratione  contem- 
platiuae  uitae  |  — 

f.  59  in  tertio  uolumine  donante  diio  ^•)  disputemus.  |  Explicit 
liber  secundus  feliciter.  do  |  semper  laus  et  gratias  in  xpo  ibu  dno 
nro  I  Incipit  capitula  libri  tertii.  |  i  Quantu  a  ueris  uirtutib;  uirtutu 
simiiitudines  distent.  28  Cap. 


0  causa  —  s)  sonst  —  <)  I.  c.  822.  —  «)  Isidori  allegoriae  LXXXIII 
97.  —  •)  legis  —  •)  eTangelionunqoe  —  '')  om.  —  •)  setema  —  •)  refec- 
done  —  «•)  EieerpU  aus  bidors  differeiitiarum  lib.  Z,  8—12.  14.  15.  19.  21. 
26.  27.  31.  36.  —  **)  invenitar  esse  conceptus  —  >>)  \^l  Aber  diese  Hand- 
sebrift  Arevalus  in  den  Isidoriana  4, 100  LXIXI  832.  —  <•)  Oben  Nu.  59.  d.P.| 
165«.  Unten  Volumen  UX  |  Non  Petauianum.  —  <«)  LXXXIII  1243.  -  >»)  lu- 
lianos  Pomerius  de  vita  contemplativa  LIX  415.  —  **)  deo 


108  Reifferscheid 

f.  M^  Incipit  lib  tertius  de  uita  conteplt  {  et  quaiitü  ab  ea  diffe- 
rat  actualis.  uel  qualit  poss&is  i)  ipsius  {  — 

f.  101^  res  p  uerfi  sed  p  reb;  enuntiandis  uerba  s  institutal 
Expl  lib  ter  de  uit  coiit  |  Putas  (sie)  qui  legis  ora  pro  ipso  scrip- 
torc  si  dm  habeas  in  omnib;  proteetore  |  Agambaldus  indignus  uu- 
catus  monachus  scripsit  du  gratias.  \\ 


loHANNls  Chrysostomi  et  oliorum  serinones, 
195.  memlir.  8.  foliorum  66.  saec.  X. 

f.  1 — 23  Commefäar  zur  Pa8siofi^)\\  f.  23  Rectum  igitur  fuit 
ut  qui  patre  aut  filifi  dispexerant  a  filio  &  patre  |  id  tito  &  uespasiano 
delerentur.  &  qui  in  sollemnijtate  pharce  diim  erucifixer.  in  eade 
sollempuitate  1   ab  ostibus    conclusi  perirent   Finit.  ||  f.  23^  Bis- 

deni  bideni.  deio  scribuntur  in  anno.  1    —  Ne  in  medio  ima  ruas 


sed  clara  ^^  teneto  {  p  ^therias  uiuas.  ||  f.  24  eonciliii  malignantiO 
obsedit  me.Canü  au  |  nom  in  eos.  e.  &ia  p^pheta  alterii  constitujtu. 
In  esaia  eni  scriptu.  e.  Oins  canes  c^ci  |  neseientes  latrare.  Canu 
eni  mos.  e.  ut  ait  {  iif.  hilarius.  pastore   adiudere  grege  nosjse.  — 

f.  29^  cireü  edificauit  aduer|sum  me  ut  non  egrediar  {  Sermo 
sei  hieronimi  |  prbi  de  uigilia  osanne  |  Factum  &).  e.  cum  adpro- 
pinquasset  ihs  hierosolima  |  — 

f.  31  sclo«  amen.  Incipiunt  sermojnes  in  cena  diii  |  Pascha*} 
non  sicut  ^stimant  grecum  nom.  c.  {  — 

f.  39^  sctof^.  Item  sermo  sei  iojhannis  costantinojpolitano  in 
parascfae  I Hodierna  die  das  iTT*  pependit  in  cruce.  |  &  nos  epulemur.  — 

f.  47  dne  ne  statuas  illis  peccatu  hoc.  |  Item  alius  sermo  de 
parasc  eue.  {  Conuenientes  ad  statione  ^ect^  matris  lecjtu  — 

f.  50^  possijdeam'  pp&ua  claritate.  Alexander  puer  magnus 
circuiuit  —  ex  maria  {  uirgine  {[f.  51  Sermo  be«ati  Fulgentii  |  epi- 
scopi  de  eo  quod  ait  {  Micheas  propheta.  Indicabo  {  tibi  bomo  quid 
sit  bonum  {  De  praesenti  &)  proph&ica  lectione  in  qua  nraru  |  — 


0  possitis  —  *)  Am  Anfang  scheinen  drei  Blfttter  zu  fehlen.  Das  erste 
Blatt  oben  beschndijjrr.  Fol.  i :  Numero  «5.  N.  Pet.  |  1056.  —  8)?  __  %)  ?  _ 
A)  LV  246. 


Die  römisctien  BiUliothoken.  10  v 


f.  5^^  iudicio  misericordiam  inueiiire  {  possinius.  Explicit 
Duodecim  <)  abusiua  s  seculi  {  Hoc  e  sapiens,  sine  operibus  — 
Populus.  sine  lege  |  Sic  sufTocat  iustitia.  haec  sunt  duodecim  abusiua 
seli  rota  sie  \  si  in  illo  fuerint  decipitur  &  ad  tartari  tenebras  nullo  | 
inpediente  iustitiae  suffragio  p  iustum  di  iudiciS  |  rotatur.  Sapiens 
sine  I  bonis  operibus  ||  f.  S6  Primus  — 

f.  S8^  dubitatur.  lic&  s)  enim  inimicum  esse  diligendum  *)  || 
f.  59  dum*)  ergo  xps  finis  e  legis *).  qui  sine  lege  sunt  |  —  xps 
esse  incipiat  in  futuro.  {  Sei  iohannis  chrijsostomi  de  episjtola 
beat  pauli  ap  |  ad  corintbios  prim  ||  f.  59^  In  loco  ubi  dicit.  Omnes 
quidem  ^^^  dormiemus  {  omnes  autem  immutabimur  &  c£.  Quod 
autem  dicit  |  — 

f.  60  absorta  e  mors  {  in  uictoria.  Sei  thanasi  archiepi  {  alexan- 
driae  |  Saluatoris  quidem  resurrection  |  communis  e  omnium  re- 
paratio.  — 

f.  60^  in  gaudio  consummatio  |  Sei  Epiphanii  episcopi  cypri  { 
Duo  enim  certa  testimonia  dederunt  {  — 

f.  61  &  corruptibile  incorruptibile  |  Sei  EfTrem  de  aduentu  dm  | 
Quando  uidebimus  oculis  nostris  iefra|bile  — 

f.  61**  resur{git  omnis  creatura  |  ScT  Gregorii  episcopi  |  Ni- 
seni  I  Peracta  quidem  hominum  genitura  |  — 

f.  62  &  sie  semper  cum  do  erimus  |  Sei  Augustini  de  re|surrec- 
tione  xpi  et  genere  humano  |  Sicut  *)  dicit  in  epistola  iudas  aposto- 
lus  iacobi  infijdelitas  — 

f.  64  absorta  |  e  mors  in  uictoriam.  Rufini  praespitejri  maxil- 
liensis  de  simbulo  ad  |  Laurentium  episcopum  |  Ecce  ?)  mysterium 
dico  uobis.  Omnes  quidem  resurgin\^  |  — 

f.  6S^  hü  autem  in  confusionem  &  obprium  &ernum.  |  Quan- 
tum remedii  habeat  confessio  |  peceatorii.  Et  quäle  mereatur  |  oc- 
cultatio  dolosa  supplicium  ||  f.  66  über  der  Zeile  Prosperi  |  s)  huc 

accidit  qd  &  ipsa  peccata  sie  babent  — 

f.  66^  eines  supn^  ciuitafis  effecti  ad  gaudia  sempiterna  pue| 
niant 


«)  Vgl.  IV  860  XL  1979.  —  «)  sie  —  »)  IV  8T2  d.  -  *)  1.  c.  881  b  — 
^)  legis  est   —  •)  ?  —  ')  Excerpt.  —  «)  Am  Rande:  de  vita  coDtemplstiva 

^,7. 


110  Reirrertcheid 


luVENCUS. 
838.  meinbr.  4.  foliorani  163.  taec.  X  ^). 

f.  1  Incip  praefatio  iuuenci  presbiteri  |  Matheus  *)  instituit  uir- 
tutum  tramite  mores  |  —  Intonat  aeternae  pandend  mysteria  uitae  | 
Item  praefatio  |  Inmortale  nihil  moudi  conpage  tenetur  |  — 

f.  2  Duicis  iordanis  ut  xpo  digna  loquamur.  |  Explieit  praefatio  | 
Rex  fuit  herodes  iudaea  in  gente  cruentus  |  — 

f.  26^  Sana  ministerium  pr^bebat  femina  mensis  |  Explieit  liber 
primus ;  ineipit  liber  secundus  |  Jamq:  dies  prono  decedens  lumine 
pontum  I  — 

f.  43*"  Oblatusq:  illi  est.  quem  daemonis  horrida  uirtus  || 
f.  44  •)  Si  uultis  oolucris  penetralia  noscere  sf  cli  |  — 

f.  44^  Et  pecus  abrupto  tollftis  uile  profundo  ||  f.  4K  Et  lingua 
«e  uisu  trincatum.  uiuere  poen^  |  — 

f.  62  In  '  domum  rep&it  serus  turbasq:  reliquid  ^)  |  Explieit 
liber  seeundus ;  incpt  liber  tertius  {  Fuderat  in  terras  rosaeum  iubar 
ignicomus  sol  |  — 

f.  76  Paueorum  felix  hominum  selectio  fi&  |  Explieit  euange- 
liorum  liber  tertius  |  Ineipit  liber  quartus  |  Talia  dieentem  confestim 
factio  frendens  |  — 

f.  101^  Per  dnill  lueis  ipm  qui  in  secula  regnat.  finit  |  Explieit 
über,  nii  euangeliorum  uersibus  |  Gai  uetti  aquilini  iuuenti  presbi- 
teri. I  Ineipit  prologus  sedulii  amacedona  |  presbiteris:  Domino  &) 
SCO  ac  beatissimo  patri  macedonio  prbro  sedulius  |  eaelius  in  i^o  sa- 
lutem.  I  Prius  quam  me  uenerabilis  pater  operis  |  — 

f.  107  immolatus  e  xps  |  Cui  honor  etc.  amen;  explieit  praefa- 
tio I  Ineipit  secunda  |  Pasehales  quicumq:  dapes  conuiua  requiris  |  — 

f.  107^  Rubra  quod  oppositum*).  testa  ministrat  holus.  |  Ex- 
plieit metricus  proloeus  |  Ineipit  sacrum  opus  id  e  de  ueteri  testamt  | 
LiB  .1.  Noua  lege  uel  uetera  |{  f.  108  Cum  sua  gentiles.  studeant 
figmenta  po«eae.  |  — 


9  Mit  iDterlineargloMeii.  Vgl.  über  diese  Handschrift  Are valas  in  deo  Pro- 
legomena  su  Juveocus  Z,  48,  su  Sedulius  3,  66.  —  *)  XIX  53.  —  *)  f.  44  ein* 
gesetzt  von  einer  Hand  des  11.^12.  Jahrhunderts.  —  ^)  re]iquit  —  >)  I.  e* 
533. —  *)  appositum 


Di«  rönitcben  Bibliotheken.  Hl 

f.  119  Portantes  nostros  xpo  oeiiiente  maniplos  |  Explicit  über 
ueteris  testamenti  {  Incipit  über  primus  in  nouo  testamento  {  Expu- 
lerat  primogenituin  seuissimus  anguis  |  — 

f.  139  «e  speciale  bonum  cum  sit  generale  reuoluam  {  Explicit 
über  seeudas  |  Incp  Hb  .iii.  in  xpo  |  lam  placidas  iordanis  ite  transj 
gressus  arenas  |  — 

f.  148^  Qui  regit  a«eberiü  princeps  in  principe  regnü  |  Exp)  lil 
•in.  Icpt  über  quartus  {  Has  inter  uirtutes  (carr.)  opes  iam  {  pro- 
xima  paschae  |  — 

f.  162^  Snf&cere  densos  p  tanta  uolumina  libros  |  Finitum  est 
(über  der  Zeile  von  späterer  Hand)  \  Explicit  Hb  im  Incipit  lilTara- 
taris  I  Domino  ^  sacro  sco.  beatissimo^*)  atq:  aposto|Iico  et  in  toto 
orbe  primo  omnium  |  sacerdotum  papae  uigilio  arator  subdiaco- 
nus»)  II  f.  163  Hoc  op;  sedulius  incerta  cartnlas  dispsum  reHquid 
qd  recollectum  adunatum  atq;  ad  omnem  |  elegantiam  diuulgatum  est 
a  tureio  ruffo  asterio  uiro  elaro  excsule  ordinario  atq;  patricio;  j 
Same  ^}  sacer  meritis  neracis  dicta  po&ae  {  —  Plus  tarn  ad  meritum 
e  81  uigje  or«euo  I  Sedulius  epistola  macedonia  premissa  —  coaptata  | 
Iheronimus  in  cathalago  scriptorum  dicit;  SeduUus  uersificus  — 
tbeodosii ;  |  Sedulius  xpi  miracula  uersibus  edens  —  Stabunt  in  gar- 
mla  dueti  testudine  uers; 


LUCIFER    CAUÜUTAmJS. 
138.  membr,  8.  folioram  166.  Mec.  IX — X. 

f.  1.  Quia  absente  nemo  debet  iudicare  nee  damnare»}.|Cogis*) 
no8  constantL  absentem  damnare  — 

f.  41^  ille  est  testis  qui  nobis  tribuere  boc  potens  est  |  De 
Athanasio^)  lib  .i.  expHcit  j  incipit  Hb  .ii.  j  Audes  a  do  dicatos  ten- 
dere  constanti  manus.  ad  eos  uexandos  quo|rum  — 

f.  72    has    tarn    salubres    admoniones   nostras   despexeris; 
De  athanasio  Hb  ii.  explicit.  |  incipit  de  regib.  apostaticis   liber  .i. 
f.  72^  Vsitatum^)  quia  hajbere  dignaris  uerbum.  quod  enim   nisi 
Je  injtegre  — 


9  LXVIIl  71.  —  *)  sancto  ac  beatissimo  —  *)  sobdiaeonus  salntem.  — 
♦)  I.  c.  779.  —  »)  Capitelöberachrift  -  •)  XIII  817.  -  t)  Pro  tancto 
Alhanatio  ad  Constantium  imperatnrem  —  *)  I.  c.  793. 


112  Reirrericheid 

f.  87  pter  cruciamenta  pcepturus  paenarum  v  {  De  regibus  apo* 
staticis  über  0  '^  |  explicit  ineipit  de  non  conue|niendo  cum  haere-' 
ticis  II  f.  87^  Cum  omnibus^)  pernieiosis  tuis  conatibus  aduertisses. 
itum  objuiam.  — 

f.  103  narrat  praeeipites  datos.  lib.  de  non.  j  conueniendum 
(do  eorr,^  cum  haereticis.  explieit.  j  Incpt.  lib.  de  non  parcendum 
(do  corr.)  in  dm  delinquentib;  {  lib  i.  Superatum')  te  tmperator  a 
dl  seruis  ex  om  |Di  — 

f.  144  ubi  nunc  |  sunt  cuncti  illi  contyranni  tui.  Explieit  de 
non  I  parcendo  in  dm  delmquentib;  Incipit  mo{riendom  esse  pro  di 
filio;  I  Decuerat^)  quidem  constanti  Imperator,  nibil  iam  tejcum  — 

f.  162  pollicejatur  ad  gloriam  sempiternä;  Explieit  moriundo 
pro  dl  filio  I  Incipit  epistola  florenti  ad  luciferil  episcopum.  |  Dno  >) 
benignissimo  lucifero  florentius ;  nomine  tuo  codicem  |  quidam  do- 
mino  &  augusto  nostro  — 

ibid.  denuo  offerri.  |  Forentio  •)  magistro  officiorum  lucifer  eps. 
codicis  platore  |  quem  memorat  — 

f.  162^  coeperit  inueni&.  j  Domino  ?)  dilectissimo  fratri  lucifero 
episcopo.  k  confessori  |  athanasius  in  dno  salutem ;  do  fauente  cor- 
pore ualentes  j  misimus  — 

f.  163  uere  homo  di;  bis  acceptis  litteris  j  beatus  lucifer.  misit 
libros  quos  ad  constantium  scripserat;  {  quos  cufl^  legiss&  athana- 
sius. banc  infra  epistula  misit »).  j  Domino  »)  gloriosissimo  ac 
merito  desiderantissimo  coepo  lucife|ro  athanasius  in  diio  salutem. 
«esi  credo  peruenisse  &iä  |  — 

f.  164^  Sc  in  Omnibus  desideranjtissime.  |  Gloriosissimo  i«) 
constantio  augusto  liberius  eps  opto  <i)  tranquiljlissime  imperator 
ut  mihi  benignas  aures  — 

f.  166**  clemtissime  ac  religiosissime  augustae.  Explic.  |  Incip 
exemplu  epistulae  athanasi  de  greco  in  la.  translt  <<).  |  Athanasius 
solitariae  uitae  estudentib;  &  in  fide  di  roboratis  ac  dilecjtissimis 
fratrib;  in  diio  salutem.  diio  quidem  gratias  ago  qui  donajuit 
uobis  — 

f.  167  deputentur.  |  Explieit. 


1)  ad  Constantium  imperatorem  fügen  die  Ausgaben  hier  und  im  Folgenden 
hinzu.  —  2)  1.  c.  767.  —  »)  1.  c.  935.  —  *)  1.  e.  1007.  —  »)  I.  c.  935.  — 
•)  i.e.  —  7)  1.  e.  1037.  -  «)  Diese  Notiz  scheint  unedirt  —  »)  1.  c.  1039.  — 
«0)  VIll  1351.  —  *0  obsecro  —  «)  ? 


Die  römidcben  Bibliotheken.  113 

Orosii  apologettcus, 

286.  membr.  4.  foliomm  91.  saec.  XI. 

f.  1  t)  Incipit  epistoia  siue  Hb  beati  Hieronimi  prbi  {  ad  Tesi- 
phontem  Urbicium  s).  |  Non  audacter  ut  falso  putas  — 

f.  6  conprobentur.  Explicit  |  epistoia  ad  thesifbntem  {  Sequitur 
prologus  dialogi  sei  Hieronimi  {  reete  fidei  presbiteri  cü  Pelagio 
monch  |  heretici  dogmatis  repertore  quem  sub  |  Attici  et  Cril 
nominibus  uoluit  |  adnotare  ||  f.  6^  Scripta  >)  iam  ad  thesifontem  — 
xps  reliquerit  uoluntati.  j  Explicit  prologus.  Incipit  dialogus  scT  | 
Hieronimi  sub  nominibus  Attici  et  Critoboli  compositus  ^)  {  Atticus 
Die  mibi  crithobole  — 

f.  20**  repl&um  est  malitia  Explicit  pars  |  prima:  Incipit  pars 
.n.eiusde  libri  {  Cft  Multa  quidem  de  scripturis  scis  — 

f.  34  quae  saepe  replicauimus.  Explicit  |  pars  .ii.  Incipit  ni. 
f.  34**  CR  Delectatus  sum  tuoru  — 

f.  42  errorem   |  sequamini.   Explicit  dialogus  sei    hieronimi 
Orosii  presbiteri  liber  apologeticus  incipit  |  Possibilitatis  &)  e<)  nej. 
prfsumüonis  meae.  — 

f.  89  et  sie  implebitis  ?)  legem  xpi ;  {  Explicit  liber  Orosii  praes- 
biteri  |  Dilectissimis  ^}  fratrib:  sunniae  et  {  fretele  et  c^teris  qui 
uobiscum  dno  deseruiunt  •)  hieronimus  {  Uere  in  uobis  apostolicus  et 
|>pheticus  sermo  completus  e  — 

f.  68  ergo,  dolatorium  dici  potest.  ||  f.  68^  Incipit  prefatio 
beati  Hieronimi  in  libro  psalmorum.  |  Eusebius  <«).  hieronimus.  So- 
fronio  suo  salujtem  dicit  i^-  II  ^-  68^Scio  quosdä  putare.  psalterium.  — 

f.  69  cupio.  ic  meminisse  mei.  Explicit  prologus.  leronimus 
Harcellae  ,  Nudius  *«)  tertius.  cum  centesimum  — 


<)  Unten  Volumen  XLIX  |  non  Petauianum.  Die  ersten  sehn  Quaternionen 
der  Handschnft  fehlen.  —  «)  XXII  1U7.  Die  Handschrift  hat  Vallarei  benutzt. 
Nach  aeiner  Gewohnheit  erwähnt  er  den  Zusatz  Urbicium,  ohne  ihn  aufzuneh- 
men. Thesipontem]  lies  Ctesiphuntem.  —  ')  XXIII  495.  —  ^)  Bei  Vallarsi  lautet 
der  Titel:  dialogus  adversua  Pelai^ianos  sub  persona  Attici  catholici  et  Cri- 
tobali  haeretici.  Vgl.  fol.  6.  —  s)  XXXI  1173.  Bei  Havercamp.  lautet  der  Titel: 
Liber  apoloireiicus  contra  Pelaj^ium  de  arbitrii  Übertäte  —  *)  non  est  — 
»)  adimplebitia  —  »)  XXII  837.  -  •)  seruiunt  —  >•)  XXVIII  li23.  — 
11)^^.-  1«)  XXII  441.— 

8iUb.  d.  pbil.-hiat.  Ol.  LIX.  Bd.  I.  Hfl.  g 


1  14  Reifferscheid 

f.  69^  sub  pedibus  {  nostris  uelociter.  Expli  |{  f.  70  Incipit 
epistola  sei  bieronimi  ad  augustinum  |  Domino  >)  uere  sco  ac  *)  bea- 
tissimo  pape  augustino.  hieronim!  {  in  xpo  saiutem.  Anno  pterito  p 
frm  nfin  asteriu  yppodia|conum  *)  — 

ibid.  suscipiende  papa  Explic  |  Hieronimus.  Alipio.  et  Au- 
gustino episcopis  |  Dominis^)  uere  scis  atque  omni  afTectione  ac 
uere  ^)  uenerandis  alijpio  &  ag  epis.  hieronim'  in  xpo  saiutem. 
Scs  innocentius  prfir  |  qui  hui'  sermonis  — 

f.  70^  paueis  lucubratiunjculis  respondebim' ö).  || 
f.  71  Item  de  hoc  utrum  in  nouissimo  diii  aduentu  sit  futurum 
iudieium  questio  .i. 
Item  de  hoc  quod  dicitur  a  quibusdam  sarra   adulterium 

non  euitare  questio  .i. 
Item  de  lioc  quod  diis  ait  elegi   dauid  scdm  cor  meum 

questio  i. 
Item  ad  sm  aurelium  p  amouendis  conuiis  dedectis.  epi- 
stola I. 
Item  ad  scm  alypium  p  dioscori  conuersio  i. 
Item  eiusdem  ad  abbatem  eudoxium  insulae  capprariae 
Item  ad  abbatem  sebastianum  epistola  i. 
Item  ad  marianum  ut  conuerteretur  epistola  i. 

Item  ad  caelestinum  diaconum  salutaria  epistola 

Item  ad  restitum  diaconum  p  uitiosis  in  ecla  t<derandisep}i. 

Item  ad  largum  ammonens  cum  p  bonis  operibus  ep)  i. 

Item  be  augustini  cui'  supra  ad  bonifacium  comitem  p 
contepnis  renis :  ept  i. 

Item  eiusdem  ad  crisimum  cur  in  se  man*  inicere  no- 
luisse  diceretur  ept  i. 

Item  memoratum  episcoporum  ad  maximum  medicum  the- 
nitanum  eunomianista  ep  i. 

Item  beati  augustini  ad  epm  esycium  solitanum  de  ad- 
uentu dni  Sc  fine  scii  ep  i. 

Item  rescriptum  epi  esici  ad  beatum  augustinum  quid  de 
questione  supernis  sentiret  ep  i. 


0  1.  c.  83t.  —  «)  et  —  »)  hypodiacoDum  —  *)  1.  c.  1481.  —  »)  iure.  — 
•)  Der  Schlass  des  Briefes  non  at  convincamas  —  venerabilis  patres  fehlt  \n 
der  Handschrift,  die  hier  kein  Blatt  verloren  bat. 


Die  römischen  Bibliotheken.  115 

Item  beati  augustini  resurrectionis  xpi  &  lazari  contra  pa- 

ganos  questio  .i. 
Item  cui'  supra  ad  epm  dehutherium  p  oictorino  manieheo 

subdiaco  ep  .i. 
Item  ad  uictorianum  prfim  de  eladibus  bellonim  &  ci  ep  i. 
Item  beati  augustini  sd  ad  macrouium  epM  donatistam  p 

diac  ne  eum  rebaptizar&  ep  i. 
Item  eiusdem  ad  cecilianum  contra  donastas  ep  i. 
Ite  efdem  ubi  sibi  successorem  prit  eraciium  elegit  ab  eo 

confecta  gesta  ep  i. 
Ite  prfii  abiti  qui  reliquias  martiris  stephani  primum  desti- 

nauit  ad  inspaniam  epistola  i. 
Ite  beati  augustini  ad  quintillianum  epis^copum  commen- 

dandas  gallam  &  simpliciolam  ep  i. 
Ite  cuius  superius  ad  felicitatem  &  rusticum  de  correp- 

tionib:  praesentis  uitae  ep  i. 
Item  beati  augustini  ad  egdigiam  cur  nesciente  suo  uiro 

bona  sua     tribuerit." 
Item  efdem  ad  seleucianam  eo  qd  apii  baptizati   eredendi 

sint  ep  I. 
Ite  cui'  superius  ad  italicam   de  corpore  mediatoris  filii 

di   quod   oculis   corporeis   non   uideat   substantiam 

di  ep  .L 
Item  epi  eubodi  ad  scm  augustinum  de  ratione  &  do  ep  i. 
Item  eiusdem  ad  qsp  de  uirginitate  beate  mariae  et  cor- 
pore fili  dl  ep  I. 
Item  eiusdem  ad  memoratum  augustinum  ut  ei  j)  inqui- 

sitis  SS  questionibus  respondeat  ep  i.  || 
f.  71^  Item   supra  augustini  ad  memoratum  eubodium  de  uisis 

somniorum  ep  i. 
Item  cuius  ad  quem  supra  de  corpore  fili  di  quod  oculis 

corporeis    non    uideat  diuinitatem.  «e  de  uirginitate 

scäe  mariae  «e  imaginib;  epl  .i. 
Item  beati  hieronimi  ad  uitalem  epm  quomodo  salomon  Se 

achaz  undecim  annorum  filios  genuisse  dicant  ep  i. 
Item  memorati  hieronimi  papae  damaso  de  tribus  hyposta- 

sis.  &  cum  quib:  debeat  communicare  ep  i. 
Item  cos  ad  theudosium  &  alias  anachoritas  ep  i. 

8* 


116  R«iff«rjicheid 

Item    CS   hieronimi  ad   marcellam   de   quinq:    questiouib: 

noui  testamenti  ep  i. 
Incip  retraetatio  qfiiestionis  euangelioru.  Hb  ii  |  Sunt  i)  quae- 
dam  expositiones  {  —  non  ita  scriptum  est  Explicit  retraetatio  |  In- 
cipit  prologus  |  Hoc  >)  opus  non  ita  scriptum  est.  ac  si  euaDgelium 
exponendum  j  — 

f.  72  facile  inuestigar&.  Explicit  prologus  |  Incipiunt  capitula  lib 
I.  secundü  math  |  i  Quod  ait  nemo  nouit  filium  nisi  pater  — 

f.  72^  xLviii  Quod  ter  dns  orauit  priusquam  trader&ur  Expii- 
ciunt  capitula  { Incipiunt  capitula  in  Lucam  { i.  Quod  Zacbarias  ^u^it 
ab  angelo  exaudita  est  oratio  tua  |  — 

f.  73^  L  Quod  scriptum  est  de  diio  finxit  se  longius  ire  ||  f.  74 
Cum  dicer&  nemo  nouit  filium  nisi  pater.  non  dixit  &  cui  uojluerit  — 

f.  79  impler&  uoluntas  patris.  Explicit  lib  i  in  matb  {  Incipit 
in  Luca  |  Quod  zacbarias  orans  p  populo  audit  ab  angelo  {|  — 

f.  91  Non  I  enim  ilhid  ita  loquimur.  ut  dominas  ueritatis*)  || 

Orosii  historiae. 
296.  membr.  fol.  2  col.  foliorum  108.  «aec.  IX  ~X*). 

f.  1  fast  ausgegangen 

f.  2*"  scienjtiam  consequantur.  s)  Expl.  proT  |  Incipit  liber  a& 
orosii  de  |  ormesta  mundi  |  Maiores  •)  nri  orbem  |  totius  — 

f.  13  (xx)  7)  eruditiorib;  ''om'nib;  |  continebit.  |  Finit  liber 
prim.  I  Incipit  üb  secun|dus.  ab  orbe  condito  usq;  ad  urbe  |  condi- 
tam  anni  .nn.  milia  .cccc.  |  lxxxiiii.  ab  urbe  condita  usq;  ad  na| 
tiuitatem  xpi.  an'i.  dccxv.  colligunt.  |  ergo  ab  origine  mundi  in  ad- 
uentii  diii  nri  ihu  xpi  anni  .v.clxlviiii.  s)  |  Neminem  ^^am  {  esse 
hominum  |  arbitror  — 

f.  23^  ut  in  subsequentibus  caetera  {  prosequamur.  |  Expletis 
orosii  duobus  {  libris  prioribus.  nunc  |  in  xpi  nomine  sequitur  |  ter- 
tius  I  Et  superiore  iam  libro  |  contestatus  — 


0  R*?tract.  2, 12  XXXIl  634.  -  «)  XXXV  4321.  —  a)  Cap.  33  I.e.  1348.  — 
*)  Mit  vielen  Glossen  von  einer  Hand  des  zwölften  .lahrlianderts.  —  ')  XXXI 
672  Ende  von  Uros.  1,  1.  -  •)  Gros.  1,  2.  —  ?)  Die  Zahlung  der  Capitel  geht 
durch  das  ganze  Werk  durch.  Die  letzte  Capitelzab!  CCLXXXVIII.  Vgl.  Halm, 
Verseichniss  der  filteren  Handschriften  u.  s.  w.  S.  49  (cod.  Bern.  169).  —  8)  Dieser 
chronologische  Zusatz  scheint  sonst  nicht  vorzukommen. 


Die  römischen  Ribliothekeo.  1  1  7 

f.  35^  mox  I  punica  consequautur.  Explicit  lib.  in.  {  feliciter. 
incipit  über  .ini.  |  Dixisse  aenean  uirgi|lius  refert  — 

f.  50**  si  interioris  spem  a^cumijnis  inuenirem.  |  Explicit  orosii 
über  .nii.  |  Incipit  über  quintus  |  Scio  aliquantos  post  haec  de| 
inceps  — 

f.  6T  Hbri  saltim  ter|miiio  separent  v  |  Fiiiit  quinjtus  über.  in| 
cipit  über  .vi.  clviii  {  Omnes  homi{nes  cuiusüb&  sectae  >}  {  t  uitae  — 

f.  83^  corripiiintur.  expediam.  |  Finit .  über  .vi.  |  Incipit 
über  .VII.  ||  f.  84  Sufiicientia  ut  arbitror  docu{menta  coUecta  — 

f.  107^  si  aedas  p  te  iudijcata  si  deleas.  {  Expl  septeni  übri  sei 
orosii.  quos.  üos  |  monocus.  iussit  pingi  diaconus.  |  Idcirco  frs 
kini  qui  istos  scrutemini.  |  orate  rogo  pro  illo  ut  ds  ei  longeua  |{ 
f.  108  feüceinq;  tribuat  uitam.  |  &  post  iu  die  ultimo  eius  anijmae 
in  caeio:  Requiem  conjcedat  cum  scis  &  sedem  regni  |  pereunis. 
amen  |j 


Epitame  de  Orosii  hütoriü, 

342.  membr.  8.  folionini  126.  saec.  X. 

f.  1  IHIIIIIIIIHIIIlim  cognoscere  *)  mores  haec  praecepta  legat  qc 
Ui  iste  ten&  {  Scripserat  b  inter  curas  rex  Karlus  aulae  albinusq:  si- 
mul.  hie  dedit  ille  probat  |  Unü  opus  amborum  disparsi  causa  duo- 
ru.  ille  pater  mundi.  hie  habitator  inops  {  Ne  temnas  modico  lector 
f  corpore  librG  corpore  p  modico  mel  tibi  portat  apes  j  Quia  te  uene- 
ran|de  magister  albine  ds  adduxit  &  reduxit.  Quaesojut  üceat  mihi  — 

f.  26*"  legente  non  corrumpit.  {{ 

f.  27 — 33  enthalten  Schemata  der  divisiones  mit  Erklä- 
rungen und  Versen  \  f.  34  £  Disco  precor  iuuenes  motus  moresq. 
uenustos  |  laud&ur  toto.  ut  nomen  in  orbe  tuum  {|  f.  34^  Incipit  de 
dialectica  |  Quia  mentionem  {  philosophiae  in  priore  disputationis 
nrae  |  sermone  fecimus.  — 

f.  54  iudex  iniquus  conferendus  .e.  |  De  periermeniis  ||  f.  54^ 
Periermeniarü  subtilitates  a  te  audire  desidero.  j  — 

f.  57   socrates  non  disputat  ,*  {{  f.  57^  58  leer. 


<}  vel  sectae  —  >)  Alcuins  Rhetorik. 


118  Reifferscheid 

f.  58^  Expiic  responsio  beatissimi  conjtra  uigilantiu  Incfft  epta 
theojphili  ad  beatum  hiernm  prbm.  |  Dilectissimo  1}  et  amantissimo 
fratri  hierojnimo  priro.  theophilus  <).  scs  eps  agathos  *)  |  cam  di- 
lectissimo diacono  athenasio  in  ecjclesiastica  directus  est  causa.  — 

f.  58**  sopire  doctrinas  -;  \  It  heernimi  ad  teophi)  {{f.  S9  Beatis- 
simo  ^3  papf  theophilo  hieronimus  duplicem  I  mihi  gratiam  — 

f.  59^  falce  non  cesjsent.  In^t  cathalogü  eusde  |  hieronimi 
prbi.  I  hortaris  >)  dexter  ut  tranquillu  sequens  {  — 

f.  103  «e  necdum  expleta  sunt  *)  ||  f.  104  Oroshis  vel  poHu$ 
Orosii  epüama.  ')  |  Praeceptis  8^  tuis  parui  beatissime  |  — 

f.  110  athinienses  |  fuisse  refer.  Finit  über  primus  |  Nunc  de 
initio  babilloniae  ut  nini  {  — 

f.  113^  c&era  ^sequamur,  finit  über  n.  |  Eo  quidem  tempore 
qd  galli  romä  |  — 

f.  115  ^  breuitate  libri  ommisimus,  Expl.  |  über  ..in.  |  Anno 
ab  urbe  cond.  .ccc.lxxx.  |  — 

f.  116^  in  puluere  |  fuisse  redacta.  Finit  über  im.  |  Anno  ab 
urbe  cond.  dcxxvii.  carthajgo  — 

f.  128^  d&ri'mentü  magis  reipubüce  tuit.  si  quis  {  in  postero 
solücitus  ^secutor  adgrejditur  quae  acta  fuerint  j)sequatur 


Pacianus. 

331.  meinbr.  4.  foliorum  79.  saec.  X. 

f.  1  mercede*)  uilissima.  Undebeneficentissima^uidentissima  >•) 
omps  ds  terrenä  feücitatem  |  — 

f.  22  magistrum  nos  habere  testa|mur.  Expücit.  Incipit  epia 
sei  aug  ad  uolusianum.  {  Domino  etc-  legi  ^^  Httei*as  tuas  — 

f.  28^  prestantia  uram  multü  salutat.  {  Expücit  epta  sei  aug  ad 
uolusianum.  |  Domino  i^)  nimium  is)  uenerabiü  &  omnib;  mihi  officiis 


0  XXII  755  —  «)  Theophilus  episcopus  -  »)  Agntho  —  *)  I.  c.  — 
*)  XXIII  601  (Horttris  me)  —  •)  SchJus«  des  inlustrium  virorum  über. 
In  der  Ausgabe  wird  noch  hinzugefügt:  adversus  Jovinianum  opitaphium.  — 
7)  Das  cursiv  Gedruckte  von  ganz  neuer  Hand.  -  8)  XXXXI  663  ~  •)  XXIII 
543  (ep.  140).  Die  Schrift  auf  der  ersten  Seite  fast  ausgegangen.  —  «>)  Provi- 
dentia —  H)  Ep.  137  I.  c.  5i5  —  ")  Ep.  136  1.  c.  514  —  is)  niuiiumque. 


Die  römischen  Bibliotheken.  119 

UDice  percolendo  |  patri  augustino  marcellinus.  Uir  inlustris  uolu- 
sianus  — 

r.  29^  incredibiliter  profuturos.  Explicit.  {  Domino  <)  eximio  & 
merito  iusigni  carissimo  ac  desiderantissimo  fiiio  |  marcellino  augu- 
stinus.  *)  Inlustri  uiro  &  eloquentissimo  nobisq;  — 

f.  36  respoiidere  curemus.  »)  Explicit.  |  Bonifatio  *)  epo  *)  Aug 
in  diio  saiutein.  {  Quaeris  a  me.  utrum  parentes  — 

f.  39  reddidi  quam  potui  rationem.  Explicit.  |  Incipit  über  sei 
Paciani  epi  de  paenitentibus.  |  Etsi  *)  aliquotiens.  tumultuose  licet, 
de  penitentium  curatione  non  tacui.  me|mor  — 

f.  44*"  Uides.  ubi  de  tue  reditu  gaudeatur.  Amen;  |  Mero- 
pius  '')  paulinus  «e  therasia.  sco  &  amando  scis  »)  fratribus  in  do 
xpo  I  salutem.  Omnibus  tempus  &  tempus  omni  rei  sub  caelo.  Sup 
eaelü  |  — 

f.  50  ut  portio  nra  communiter  sit  in  terra  I  uiuentium.  Finit. 
It  incipit  eiusde  ad  Sulpiciu.  Seuerum.  {  Habeo  •)  tibi  adhuc  aliquid 
dicere  quamquam  tu  qui  *^)  in  opertis  littejrarum  — 

f.  54^  qm  ego  uici  mundum.  Explicit  |  Sei  Paciani  epi  de  baptis- 
mo  I  Aperire  <<)  desidero.  qualiter  in  baptismo  nascamur.  &  qualiter 
innouemur.  |  — 

f.  &T  uotis  spiritalibus  optin&e.  |  amen.  Expl.  Incipit  epia 
Paciani  epi.  ad  simprotiajnum  nouatianum.  de  catholico  nomine.  | 
Pacianus  <*).  simproniano  fratri  <*)  Si  non  carnalis  intentio.  sed  ut 
cgo  arbitror  |  — 

f.  61  quid  tu  sentias  scripseris  frater.  plenius  instrueris.  Ad 
Simprojnianum  prima  explicit;  Incipit  epta  secunda.  |  Pacianus  i^) 
eps.  simproniano  fratri  salutem.  In  qu^stione  prolixa.    quanjtum  — 

f.  64  k  concordajre  nobiscum.  <&)  Finit  ad  Simpronianü  de  uerbo 
catholico.  ||  f.  64**  Item  incipit  ad  eundem.  contra  tractatus  noua- 
tianorü.  |  Pacianus  «)  eps.  simproniano  fratri  salutem.  Tractatus  om- 
nis  DouatianO|ru.  — 


<)  Ep.  138  I.  c.  52!>.  —  s)  augustinus  in  domino  salutem  ~  ')  cureinus 
Sis  in  Domino  felix  —  desiderantissime  fiii.  —  ^)  Ep.  98  1.  c.  —  ^)  coepiseopo  — 
*}  XIII  1081  (Titel  'Paraenesis  sive  exhortatorius  libellus  ad  poenitentiam*). — 
->)  LXI  367.  —  «)  am.  —  •)  I.e.  286.  —  to)  om.  -  >0  XIII 1089  (Titel  'sermo 
de  baptismo*).  —  **)  I.  c.  1051.  —  **)  Symproniano  fratri  salutem  —  **)  I.  c. 
1058.  -  <*)  nobiscum.  Amen.  —  <«)  I.  c.  1063. 


120  Reifferscheid 

f.  76  ic  xpianum  uiuere  faciat  ad  coocordiam  spiritalem; 
I  Cum  <)  religiosissimus  Imperator  constantinus.  coustaiiti  ad^que  {  — 

f.  78*"  Quae  etiam  nunc  ad  memoria  |  sollicita  ueueratione  ser^ 
uatur;  |  Sed  >)  sieut  omnes  per  singulos  eaumerare  non  soium  dif- 
ficile  sed  &  imjpossibile  — 

f.  79*"  hierusolymis  locus,  tc  golgothana  rupis  sub  patibuli 
onere  /////  || 

Paulinits  Petricordiensis. 

5SZ.  membr.  Kleinfolio,  foliorum  66.  saec.  IX — X. 

f.  1  Incipit  prologus  |  Domino  sco  ae  beatissimo  speciali  apud 
dm.  pajtrono  «e  cum  omni  cuitu  &  admiratione  uenejrabili  uereq; 
apostolico  in  omni  religione  {  doctori  perpetuo  epo  paulinus :  Studio 
I  caritatis  — 

f.  1^  sumpsistis  incognitum  |  Explicit  prologus  •)  {|  f.  2  Spar- 
serat  ^)  in  toto  lumen  uenerabile  mundo;  |  — 

f.  10  atq;  bostis  spolium  credentis  gaudia  plebis.  |  Finit  in  xpo 
über  primus  habens  uersus  .ccc.  lxxxv  ^),  \  Incipit  Über  secundus. 
I  Panditur  ecce  nouü  pelagus  flatusq;  benigni.  |  — 

f.  25  Prodidit  &  meritum  quia  me  •)  meruisse  negauit.  {  Finit 
in  xpo  lib  .ii.  habens  uersus  j  dcrxxvii.  Incipit.  Hb  .in.  in  duo  | 
Quo  rursus.  sterilis  calamus  ')  &  sibila  ruptis  *).  |   — 

f.  28*"  Plus  peccata  dolens  plebis  quam  uulnera  carnis  |  Finit 
in  xpo  lib  .ni.  habens  uersus  {  cccclviiii.  Incipit  lib  quartus  {  Finie- 
rat  sumptG  translatio  coepta  uolumen.  |  — 

f.  45  Fiuierit  teneat  transcripta  oratio  laudem.  •)  |  Expli  lib 
quartus.  de  uita  sei  mar|tini  epi.  Incp.  lib  .v.  de  uirtutibus  |  s& 
martini  presentibus.  |  Incipit  de  uirtutibus  sei  martini  presentib;  | 
Instauras  ^^)  nostram.  renouanda  <i)  ad  murmura  cura  |  — 

f.  55  Perp&uo  »)  urbs  toronü  martino  antestite  (in  ras.) 
gaud&  I  Finit  .lib.  vi.  habens  uersus  .rccc.  lxxiiii.  |  Domne  *•)  ae 
beatissimo  patrono  perp&uo  epo  paulinus.  |  iterato.  asin^  — 


«)  Rufini  (Eusebii)  bist.  eccl.  9,  9.  —  «)  I.  c.  8,  15  I.  c.  —  »)  Der  Prolog 
unedirt?  —  ^)  LXl  1009.  —  s)  Die  stichometrischen  Antraben  fehlen  in  der 
Ausgabe.  —  •)  se  —  ')  steriles  ealmos  —  ®)  pupti  —  •)  Das  ?ierte  und  fiinfle 
Huch  biUlel  irrthiiuilich  ein  Buch.  —  *®)  Invitas  —  **)  revocanda.  — 
^'*)  Prrpeluiiiii  —  ^^)  1.  c.   1071.  Domino  sanclo 


Die  römUchen  Bibliotheken.  1  6 1 

f.  6S^  quia  permittis  <)  audeamus.  *)  |  Incp  uersus.  paulini. 
de  uisitatione  nepotuli  sui  |  Quam  modicä  stillä  quanto  torr«nte.  re- 
pendis  |  — 

f.  58  Laudari  meruit  iudicis  ore  di «).  Fiiiit.  [  Basilica  sei.  ac 
beatissimi  martiiii  epi.  abest  |  —  columiias  .cxx.  {  lucipiunt  uer- 
sus. I  Mitis  ^)  corde  pio  castusq;  ic  corpore  puro  {  — 

f.  58**  Dum    modo   n^repidus  te  diffidentia  uincat.    |    m^stus 

adis.  limiua  sei  la&us  abis.  {  Solus  »)  in  antiquo  fulgebat  elaro  po- 
testas  I  — 

f.  63  Omuia  qu^  uieeri.  d&estamento  locutus.  |  Finiunt  uer- 
sus uictorini.  de  lege  |  dni  nostri.  ihu.  xpi.  ccxvi.  |  Item  alii  de 
natiuitate  siue  passione  |  uei  resurreetione.  domini.  |  Actus  euangelii. 
eonfirmant  gesta  priora  |  — 

f.  6K  0  di  genitrix  piissima  domina  — 

f.  65^  scta.  amen.  {  sca  maria  di  genitrix  sepq.  uirgo  —  filiüq: 
tnS  q  te  elegit.  ||  f.  66  Currimus.  in  longas.  uiuendo  luminis  horas. 
Expliciunt  uersus  .cvii. 


Philippi  commentum  in  Job,  •). 

111.  membr.  Grosaquart.  foHoram  131.  saec.  X. 

f.  1  Capitula  de  co|mento  libelli  primi  |  lob  xpi  gessisse  per- 
aooam  — 

f.  P  (kviin)  se  de  clamore  iniquitatis.  |  Capitula  de  libro  .11. 
|ki  Tenebitur  planta  illius  laqueo  — 

f.  2.  (kYuu)  Clamo  ad  te  &  non  exaudis  me  |  It.  de  libro. 
.in.  k.  I  Finita  sunt  uerba  iob  |  Ecce  et  me  sicut  &  te  fecit  ds .  |  — 
(k  nu)  Scio  quia  omnia  potes  |{  f.  2^  Epistola  philippi  praesbiteri  et  { 
commentatoris  ad  aepiscojpum  nectarium  incipit.  |  Adhortante  ?) 
immo  potius  eonpellente  te  nectari  pat  beatissime  adgredior  opus  mihi 
I  —  absq;  ulla  scae  fidei  lesione  pduci  v  |  Incipit  exposio  in  iob 
über  primus.  |  Scs  iob  uir  summae  pacientiae  &  uirtutis  diq;  testi- 
moDio  adprobatis.  multa  de  xpo  diio  |  — 


«)  perniittimur  —  «)  adeamus  —  *)  ?  —  *)  ?  —  *)  lints  a™  Rande:  Ver- 
•M  I  Viclori|ni,  rechts  de  lege  diu  |  nri  |  ihfi  |  xpi  (Mai  AC  v  382).  — 
•)  Fälschlich    Beda  beigelegt.  Vgl.  XXIII  1471.  —  ?)  Beda  4,  447  ed.  Col. 


122  ReitTenieiieid 

f.  40  qui  aliis  |  locis  ait  ad  dm.  Scio  quia  in  inferno  prote- 
gas  me.  et  abscondSs  me  donec  |  transeat  furor  tuus  ;  |  Explicit  Hber 
primus.    |{    f.  40^  Incipit  Hber  secundus  {  Uerba  baldad  ;  Usque  ad 

qai 

finem  uerba  iaetabitis.  intellilgite  — 

f.  67  uenisset  eum  malum  non  enim  dedi  ad  peccatu  guttör  me- 
um.  ut  I  Omnia  quae  m  sunt  Gli  minime  t  desunt  *;  ||  f.  67^  leer.    R 

f.  68  expetere  maledicens  animam  eius;  Cum  magnum  sit.  si  de 
inimieis  suis  quis  eum  possit  |  — 

f.  76  sieut  de  eodeni  diio  ait  euangelista  &  contristatus  est  sup 
duritia  cordis  eorum  Expl  lih  |  secundus  utere  felix  expositionum 
in  iob.  über  tertius.  |  Cedentibus  aduersariis  iob  post  multa  prophaciae 
suae  mistyria  &  ipse  finiuit  sermoue  |  — 

f.  99**  circa  te  uero  {  non  ita.  e.  sicut  iam  dixi.  cui  'ussion 
imperii  mei  hoc  modo  praecipi  dicens.  ||  f.  100 — 110  saec^  XIV: 
Schenkungen  an  Ändr.  Chiurot  prior  S.  Vincentii  ||f.  lli  — 131 
saec.  XV  —  XVI:  Vitae  regum  Frcmcorum  von  Chilpericus  bi$ 
Ludwig  XII  (^Anfang  fehlt). 


Prosperi  epigrammata, 

230.  raembr.  fol.  fol.  1  — 40aaec.  XII— XIII,  fol.  41—87  saec.  XII,  fol.  88—116  saec.  X. 

f.  1  Aratoris  versus  in  actus  apostolorum 

f.  41  Commentarii  in  libros  AHstoielis  categoriarum  k  de 
enuntiatione 

i\  88  Anfang  der  Capiiulatio  erloschen  \\  f.  88^  lvii  De 
intemporali  ope  di  |  —  cm  De  q.rendo  pseuerant  do  |  Expliciunt 
capit    I    haec  ')   agustini  ex  sacris  epigrainata  dictis  |  — 

f.  89  s)  Sidere  eü  caeli  cupiunt  qui  scandere  regnum  {  Inci- 
piunt  epigramata  prosperi  uiri  discertisjsimi  deflorata  agustini.  in 
noe  di  sumi  am  |  Dum  *)  sacris  mente  placet  exercere  loquelis  |  — 
Venerat  ^)  hoc  j)mat  carmine  laeta  fides  |  i  De  uera  innocentia  &)  | 
Innocentia  uera  e  —  peccat  Epigramata  {  Perfecte  bonus  est  et 
uer  dicitur  insons  — 


1)  Mai  AC  V  p.  38<>.  —  «)  f.  i(»2  oben :  Hie  est  über  scT Benedict!  iibbatis  d.  u 
Floriaeensis.  —  ■)  LI  497.  —  *)  Venerit  —  *)  Quae  sit  vera  innocentia. 


Die  römischen  BibliothekeD.  123 

f.  113^  Crescere  non  cupiens  pdit  adepta  tepens  |  Explieiunt 
epigramata  prosperi  |{  f.  114  Vers  ^speri  ad  coniugem  suä  |  Age  >) 
iam  precor  mearu  comes  in  remota  reru  |  u*  8.  w. 

f.  115*  116  116*  fast  erloschen. 

Prudemtius. 

321.  meinbr.  fol.  2  eol.  folioram  86.  laec.  X  *). 

f.  1*  Haec  lege  qui  rectu  fidd  uis  dinoscere  callem  —  Pro  me 
pq.  meo  qui  notat  haec  famulo  {  Aurelius.  prudentius.  clems  iste  — 
ic  alios  quos  p  manib;  habem.  {  Aurelii.  prudeiitii.  elementis.  {  Yiri 
coDsularis  libri  numero  |  noue.  Catemerinon.  {  apotheosis  {  amarti- 
genia  |  Psiehomachia  |  Contra  Symmachum  |  h  ctra  symmachum  [ 
Romanus  |  Peristephanon  |  Tituli  istoriarü.  |  Gennadius  pr&t  in  eata- 
logo  oiro^  illus{triu  —  palatiü  miles  fuisse;  |  M&rum  hoc  tricolon 
tristrophon  uocat.  |  —  inuentore  ACKAcniAAeoN  ||  f.  2  Praefatio  |  Per 
quinquennia  ia  decem  —  Liber.  quo  tulerit  lingua  sono  mobilis  ul- 
timo. {  Liber  cathemerinon.  incip  |  Ymnus.  ad  galli  cantu  |  Ales  diei 
nuntius  —  Nouumq;  lumen  ingere.  {|  f.  2*  Hymnus  matutinus.  |  Nox 
*  tenebr^  &  nubila  — 

ibid.  Hunc  nemo  fallit  iudice.  \\  f.  3  Hymn*  ante  cibum.  |  aaktiaikon  | 
0  crucifer  bone  lucis'atof  — 

f.  4  Ignea  xps  ad  astra  uocat  |  Hymn'  post  cibum.  OAAAemoN  | 
Pastis  uiscerib;  ciboq:  süpto  — 

f.  4*  Constantq;  tua  cruce  ferem*.  |  Hymn'  ad  incensü  lucernfj 
ACKAcniAAcoN  |  Inucntor  rutili  dux  bone  luminis  — 

f.  5  Texens  pp&uis  saecula  saeculis.  {  Hymnus  ante  |  somnum  | 
ANAKPCONTIKON  |  Adcs  patcr  supreme  — 

f.  6  Meditabim  sopore  |  Hymnus  ieiunantiu  {  0  nazarene  lux 
betlee  uerbü  patris  — 

f.  7    Ditatq.    fructus  fenerante    contiplex  {  hymnus  post  ieiu- 

nium  I  Xpe  seruoru  regiin  tuoru  |  —  Christicolarü.  Amen.  |  Hymnus 

omis  höre  |  tpcoxaikon  |  Da  puer  plectrü  choreis  ut  cana  fidelib;  — 

•«•lit 

f.  8  Omibus  te  concelebrent  seelo>f  hymnus  circa  exequias  |  de- 
funeti  ANAflccTiiKONi  Ds  ignee.  fons  animarCT  — 


>)L.c.611  (coniugis  ad  iixoreiiv)  —  *)  Mit  vielen  Glossen  und  Schollen.  Vgl. 
über  diese  Handschrift  Arevalus  in  den  Prolegomenii  zu  Prudentius  4,78,  Dres- 
se! p.  xLvr. 


124  R  e  ifferseheid 

f.  8**  Liquido  spargem*  odore  |  Explicit  {  hymnus  .viii.  kl  | 
lanuarias  {  Quid  est  qd  artu  eirculum  — 

f.  9  Mors  hausit  &  mox  reddidit;  {  hymnus  in  epiphania  |  Qui- 
cüq.  xps  queritis  — 

f.  10^  lam  nemo  post  hac  mortuus  ||  f.  11  Incipit  apotheoses 
I  Est  tria  summa  ds.  trinu  specimen.  uigor  unusj  —  zizaniorum  se- 
miua  I  Incipit  contra  heresim  quae  {  patrem  passum  affirmant  {  Plu- 
rima  sunt  sed  pauca  loquar.  nee  dira  relatu  — 

f.  12^  Contra  unionitas  |  Cede  profanator  xpi  iam  cede  sabelli  — 

f.  13^  Aduersum  ludaeos  {  Haec  si  iudaieos  sie  intellecta 
rigassent  — 

f.  15  Contra  homuncionitas  |  Sunt  qui  iudaico  cognatum  dogma 
furori  — 

f.  16**  De  natura  animae  |  Oecurrit  dubitans  hie  dissertator  4c 
illud  — 

f.  17^  Aduersum  fantasmaticos  |  qui  xpih  negant  ueru  corpus  | 
habuisse  |  Est  opere  ptium  nebulosi  dogmatis  umbram  — 

f.  18**  Dispuite.  exsurgens  quo  xps  j)uocat  ite  {  Finit  apotheoses 
lucip  amartigenia  Liber  |  Fratres  ephebi  fossor  &  pastor  duo  — 

f.  19  Aduersus  marcionitas  qui  duos  deos  affirmant  |  Quo  te 
pcipitat  rabies  tua  pfide  eam  — 

f.  25^  Glorificent.  me  poena  leuis  demt  adurat.  |  Finit  amarti- 
genia liber  .in.  |  Incipit  Psichomachia  Liber  .im.  {  Senex  fidelis 
prima  credendi  uia  — 

f.  32  A&erniisoliodiuessapientiaregn&  I  Finit  Liber  .IUI.  Psycho- 
machia  |  Incipit  contra  orationem  |  Symmachi  Liber  .i.  |  Paulus 
praeco  dei  qui  fera  gentium  — 

f.  37  Ne  tractu  sine  fine  ferat  fastidia  Carmen.  {  Explicit  contra 
symmacü  liber  .i.  |  Incipit  Liber  .ii.  Feliciter.  aih  {  Simon  que 
uocitant  petrum  —  f.  37**  Insista  fluitantibus  Explic  Pfatio  |  Hactenus 
et  ueterü  cunabula  prima  deoru  |  — 

f.  45  Queq.  duce  bellis  sequit  pietate  sequat  v  ||  45**  Aur  Pru- 
dentii  |  Clementis  .ü.  c.  |  Finit  contra  {  symmacü  Hb  .ii.  |  Incipit 
eiusdem  {  Romanus  contra  |  gentiles  j  Romane  xpi  fortis  asser- 
tor  di  — 

f.  50^  Sit  dext  agnus  induat  uellere,  |  Finit  Romanus  |  Aurelii 
Prudentii  {  clementis  u.   Incipit  |  lib  peristefanon.  {  Hymnus  in  hono- 


V 


nie  rnntisi'hen  bihliniheken.  J  CO 

rem  |  scuru  martyrü  emi{terii.  et  ehelidoni.  |  calagurritanoru  |  Scripta 
s  in  celo  duo^  martyru  uocabula  1  — 

f.  51  Sit  dies  haec  festa  no'B  sit  sacratu  gaudiu;  |  Inciplt  passio  { 
laurenti  beatissijmi  martiris  |  Antiqua  taiiorü  parens  — 

f.  53**  Absolue  uinelis  seculi.  |  Hymnus  in  honore  |  passionis 
eulaliae  j  beatissimae  |  martyris  |  Germine  nobilis  eulalia  |  — 

f.  84^  Carmine  ^piciata  fouet;  |  Incip  passio  sei  {  uincenti  mar- 
tiris {  Beate  martyr  ^spera  {  — 

f.  87  Cunetis  in  aeuü  seeulis :  |  Hymnus  in  honore  { s'cbril  .x.  et  octoj 
martynim  caesarjaugustanorum.  {  Bis  noue  nr  populus  sub  uno  — 

f.  S8  Tota  sequeris  */  |  Finit  passio  seorü  .xviii.  |  Inciplt  passio 
agnes  |  Agnes  sepulchru  e  romulea  in  domo  — 

f.  58^  Dignaris.  almo  t  pede  tangere;  {  Finit  passio  Agnes  {  In- 
ciplt hymnus  in  {  honore  beatissimoriT  |  martyru  fructuosi  {  epi  eecl'ae 
terracoj  neusis  et  augurii  j  et  eulogii  diaconorü  {  Felix  terraco 
(corr.)  fructuose  uris  j  — 

f.  59**  Dulces  endecasyllabos  reuoluens  |  Hymnus  in  honore  | 
Quirini  beatissimi  |  martyris  epi  ecelae  {  sciscianae  {  Insigne  meriti 
airö  — 

ibid.  Fit  pondus  graue  saxeil ;  |  Finit  passio  quirini  {  Incip  passio 
eassiani  {  forocomelieusis  ||  f.  60  Sylla  tbru  statuit  corneli'  hoc 
itali  urbe  |  —  Domu  reuertor,  cassianü  pdico ;  |  Explicit  |  Incipit  de 
loco  in  quo  {  martires  passi  sunt  |  nunc  babtisterium  .e.  |  Electus 
xpo  loc*  -V-  ubi  cordo  ^bata  — 

f.  60^  Euectus  gladiis  alt  &  aU  aquis  j  Ad  Valerianü  epm  de 
pasjsione  hyppoliti  beatissi|mi  martyris  {  Innumeros  cineres  sco^  ro- 
mula  in  urbe  |  — 

f.  61^  Diem  bifestu  sie  colas  memento;  |  Passio  beati  Cypriani 
martyris  {  Punica  tra  tulit  quo  splendeat  ome  qcqd  usqua  ^  \  — 

L  62  Intruit  (corr.  m.  posi.)  hie  homines.  illinc  |  pia  dona  dat 
patron';  {  De  opusculis  suis  {  Prudentius  {  Pius.  fidelis.  innocens. 
padicus.  I  Dona  conscientiae  { — 

f.  62*"  Quo  regente  uiuim\  {  Finit  ctera  |  Syiii.  Incipiunt 
titali  '^istoriaru.  {  De  adam  et  eua  |  Eua  colüba  fuit  tunc  candidi  (in 
a  earr.)  nigra  deinde  |  — 

f.  64  Et  septe  potuit  signacula  pandere  solus.  {  Epilogus  id  clau- 
sula \ji  fints  libri  |  Pius.  fidelis.  innocens.  pudicus.  Dona  conscien- 
tiae i  — 


12ß  Reifferscheid 

ibid.  Quo  regente  unu;  ||  f.  64^  In  natiuit  Mariae  |  Exoritur 

hodie  uirga  radicis  iessae  |  8  Verse.  \  In  ?  sei  michahel  {  Qt  micbabel 

idicos  merito  celebr&  in  aruis.  j  8  Verse,  ebenso  im  Folgenden 

In  asspt  scae  mariae 
In  nat.  innocentium 
In  pascha 
In  ascensa  dm 
In  pentecosten 
In  nat  s.  Petri  et  Pauli 
In  nat  sei  iohis  baptistae 
f.  65  In  memoria  sei  syrenei 
In  loeo  sei  iuliani 
In  laude  Wilelmi  eom   |  Inelite  tu  prineeps  natiuo  germine 

pses  —  Teq:  uuif  datäq;  comi^d&  alocon  |{ 

f.  66  Xpe  qui  lux  es  ae  dies  |  etc.  Te  lucis  ante  termiuil  etc.  || 
f.  66^  unleserlich. 


348.  membr.  4.  folionim  38.  stec.  X  0. 

f.  1.  OAE  TPIKOAOC  TPICTPOOOC  |  Nam  primus  uersus  diconios 
dicitur  —  pyrrieho  |  Per  quinq.nnia  iä  dece  — 

f.  2  Liber.  quo  tulerit  lingua  sono  mobilis  ultimo.  |  Explicit 
praefatio.  |  Incipit  liber  |  ymnorum.  au|relii.  prudentii.  clemtis  | 
nobilissimi.  ac  faeundis|simi  ^^^^^^^^^^^^^^^  pojetae  || 
f.  2**  Metrum  kmbicum.  {  Ymnus  ad  galjlicinium.  |  Ales  dijei 
nuntius.  |  — 

f.  3^  NouumqD  lumen  ingere  |  Ymnus.  ad  matut  |  metrum  quod 
supra.  Nox.  et  tenebrae.  et  nubila.  — 

f.  8  Hunc  nemo  fallit  iudice  |  Ymn*  ante,  cibum.  |  lletram 
alcmanium  —  heroieo  |  0  Crueifer  bone  lucisator  — 

f.  8  Ignea  xps  ad  astra  uocat  |  Ymnus.  post  cibum  {  Ode  mo- 
nocolon  —  trocbeis  {  Pastis  uiscerib^  ciboq^  supto  |  — 

f.  9**  Constanterqs  tuam  crucem  feremus.  {  Incipit  ymnus  ad 
incensü  lucis  1  — 


1)  Mit  Glossen.  Vgl.  über  die  Handschrift  Arevalus  4,  78,  Dresse!  p.  LH. 


Die  römischen  Bibliotheken.  \  4>i 

jr 

f.  10  Metrum  moiiocolon  —  pirrichio  |  Inuentor  rutili  dux  bone 
luminis  |   — 

f.  12^  Texens  perpetuis  srfa  s^culis  |  Ymnus  ante  somnum  | 
Dimetrum  — 

f.  13  4c  sytt.  I  Ades  pater  supreme.  Quem  nemo  uidit  un- 
quam.  |  — 

f.  14^  Meditabimur  sopore  |  Ymnus  ieiunantium  {  Metrü  iam- 
bieu  —  diiambis.  |  0  Nazarene.  lux  bethlee.  uerbü  patris  {  — 

f.  19  Ditatque  fruetus  fenerantem  centuplex.  |  Ymnus.  post 
ieiunium.  {  Metrum  saphicü.  —  daetilo.  {  Xpo  seruorü  regimen 
tuonim.  I  — 

f.  20^  cibus  obsecrantum.  xpieolarum  |  Ymnus.  omni  hora.  | 
Metrum  trochaicum  —  ordinatü  |  Da  puer  plecti^  choreis  ut  canä 
fidelib.  — 

f.  23  saeculorum  saeculis.  Am.  |  Ymnus.  circa,  exequias. 
defunc.  {{ 

f.  23*"  Metrum  anapesticum  —  syllaba  |  Ds  ignee  fons  ani- 
maram.  — 

f.  25^  Liquido  spargemus  odore.  |  Finit  über  primus.  de 
ymnis.  {  Incipit  über  .n.  |  n(PlCTe0AX(f)N  {  ymnus.  in  honore  { 
inartyru.  emeterii  et  cheledonii  calagurritanoru  |  Metrum  trochaicu 
—  admittit  {|  f.  26  Anima  <)  absoluta  uinoulis  c^lum  petit  |  — 

f.  26^  Sit  dexter  agnus  induatur  uellere  |  Finit  romanus.  aure- 
m.  prudentii  {  clementis.  |  Incipit.  ymnus.  viii.  M.  iaS.  |  Dime- 
trum —  diiambis.  1  Quid  est  quod  artum  circulum  I  — 

f.  28  mors  hausit.  &  mox  redidit  {  Fin.  ymn'  .viii.  U.  iaH 
boc  est.  nat  dni.  |  Incip  ymn'  de  epiphania  {  Quicumq^  xpifi  quae- 
ritis.  oculos.  I  — 

f.  30*"  la  nemo  posthac  mortuus  {  Finit  cathemerinon.  prudentii. 
clejmeDtis.  cv  cv  |  Incipit  de  opusculis  suis,  imjmolat  patri  do{  Tro- 
eheum  —  endejcasyllabum  |{  f.  31  Pius.  fidelis.  innocens.  pudicus. 
Dona  conscienti^  |  —  quo  regente  uiuimus  |  Finit  peristefanon  |  In- 
eipiunt  tituli  hystoriarum  [  p  adam.  et  eua.  Tetrasticha  |  Eua  columba 
fuit  tune  Candida,  nigra  deinde  ||  — 


1)  Lficke. 


128  Reiffcrscheid 

f.  37  Et  Septem  potuit  signacula  pandere  solus.  |  Expliciunt 
tituli  hystoriarum  {{  f.  37^  Incipit  Anoe((«>|cic.  id  est  de  diuinitate.| 
Est  tria  summa  ds.  trinum  spejeimen  —  Et  patris  &  xpi  uirtutem 
in  Corpora  transfert  |  Est  uera  secta.  te  magister  consulo  — 

f.  38^  Zizaniorum  semina  jj 


Codex  Regularum. 

140.  membr.  8.  foliorum  150.  saec.  IX  — X^). 

f.  1 .  2  saec,  X — XI  Fragment  der  vita  S.  Germani. 

f.  3  In  nomine  seäe  trinitatis  hae  sunt  |  in  hoc  codice  collationes 
Septem  |  Id  est  abbatis  piamon.  de  tribus  generibus  monajchonim. 
Abbatis  iohannis.  de  fine  eoenobitae  et  hejremitae.  Abbatis  pe- 
nuphii  de  penitentiae  fine.  et  {  satisfaetionis  indicio.  Abbatis  theone 
de  remissione  |  quinquagensimae.  Eiusdem  de  nocturnis  illusioDij 
bus  Eiusdem  de  anamarteto.  Abbatis  habrabam  de  {  mortificatione. 
Incipiunt  eapilula.  {  16  Cap. 

f.  3^  Incipit.  praefatio  in  nomine  patris  |  et  filii  et  spus  scL  | 
Emissis«)  iuuante  gratia  xpi  — 

f.  4  instruxit  industria.  j  Nunc  conlatio  abbatis  Piamonis.  | 
Post  conspectum  — 

f.  19^  inbuente  pcepimus :  |  Finit  conlatio  abbatis  Piamon  {  de 
tribus  generibus  monacborum  |  Incipit  abbatis  iob  de  fine  coeno- 
biltae  |  et  heremitae.  |  Incipiunt  capitula  (16  Cap.)  — 

f.  20  Conlatio  abbatis  Iohannis  orditur.  {  Post  dies  admodum  — 

f.  26  XI  Interrogatio  de  remedio  eorum  {  qui  cito  de  coenubio 
eongregatione  discurrunt  <).  |  —  decepti.  Tranquillitatem  nos  mea- 
tis*)  immobile»)  ||  — 

f.  27  Incipit")  exhortatio  ad  monachos  {  sei  eucheri  {  Quid^} 
uobis  ex  ibeamus  ^  kiiii.  quod  et  no|bis  — 


1)  Diese  Handschrift  ist  der  von  Lucas  Hol stenius  in  seinem  Codex  Reguh 
zu  Grunde  gelegte  Reg.  —  2)  Job.  Cassiani  praefatio  (in  septem  ultimas  coo- 
lationes)  ad  Jovinianum  Minervium  Leontiuin  et  Theodorum  XLfX  1087.  Emen- 
sis.  —  s)  coenobiis  discedunt  —  ^)  mentis  nos  —  »)  I.  c.  1141.  Von  der  Hand- 
schrift des  Cassianus  ist  nur  ein  Quintemio  und  zwei  Quateriiionen  erhalten.  — 
*)  Hier  heginnt  ein  neuer  Quaternio  und  ein  anderer  Schreiber  deraelbei 
Zeit.  —  ')  L  865. 


Die  römischen  Bibliotheken.  129 

f.  29  sclorum  amen.  Explicit  exhortatio.  |  Incipit  sententia 
paulini  ad  roonajchos  de  paenitentia  i)  {  Interrogat"  quomodo  de- 
bemus  agere  penitentiam;  Responi^it  |  — 

f.  29**  tabernaculi  n  erit  apta.  |  Expit  sententia  Eucheri  ad 
monachos  |  In  hunc')  fere  modum  artifex  et  rector  mundis)  ds  cum 
cetera  anijmalia  — 

f.  3P  consectatur  aeterna.  {  Incpt  lib  sei  Atanasi  epi.  de 
obserjuationibus  monachorum  |  Etsi  ^)  gloriari  in  xpo  licet  huius  mundi 
principiis  sitis  |  — 

f.  36  pacis  erit  uobiscum  Explicit  üb  Atanasii  epi.  {  Incpt  de 
ieiuDio  et  de  iona  dicta  |  dominica  .i.  quadragesimae  {  Ad.e^). 
nobis  splendidissimus  dies,  et  desideratum  tempus  j  — 

f.  40*"  sdorunL  amen.  {  Incpt  tractatus  Sei  ambrosii  de  ieiu- 
nio*)  I  Diuinum  ad  patres  resultauit  oraculum.  ut  (corr,  m.  aL) 
com  I  — 

f.  44^  in  xpo  ibü  dno  uostro.  |  Incpt  sermo  de  bospita"te  dittus 
a  SCO  Sbrosio?)  |  Legimus  in  libro  genesis  quod  abraham  tribus  su- 
peruejnientibus  — 

f.  45**  sede^)  teneatur;  finit  (del  m.  aL).  \  Incipiunt  senteii- 
tiae  de  opusculis  ||  f.  46  Sei  bieronimi  ad  monachos  |  Alii»)  fesU^ 
nant  ad  caelestia  et  superna  desiderant.  Alii  terjrenis  — 

f.  51^  uicturus  occiditur.  {{  f.  S2  Incipit  tractatus  sei  augustini| 
de  oboedientia  I  Nihiho)  itaq;  (m.  al)  do  placet.  quomodo  oboe- 
dientia.  Cham  {  — 

f.  53^  honor  et  uirtus  et  cetera.  |  Sei  Agustini  de  eo  quod  scrip- 
tum e  I  inuicem  honera  ura  portale  {  et  sie  adimplebitis  lege  xpi.  | 
Quia  i<)  ueteris  testamenti  custodia  timorem  habebat  |  — 

f.  56  diligere  propter  xpm.  ||  f.  56**  Incpt  epi  sei  agustini  ad 
letu  missa  |  Domino  dilectissimo  et  desiderantissimo  l'ratri  leto  { 
augustinus  in  diio  salutem.  Legi  i^)  epistolam  quam  |  — 

f.  60  commendare  uoluisset.  \  Incipit  sermo  sei  cesarii.  qua- 
liter  uerbum  {  di  desiderari  debeat  uel  requiri.  |  Inter  reliquas  is) 
beatitudines.  quas  in  euängelio  dils  et<^)  saijuator  — 


9  Cod.  reg.  i  494  —  «)  L  1207  —  »)  artifex  mundi  (et  rector  om.)  — 
*)  C.  r.  I  4U  -  *)?—«)  XIV  697  de  Elia  et  ieiunio  —  ')  Maximus  Taur. 
sermo  96  LVIl  725.  —  »)  aede  —  »)  Nach  dieser  Handschrift  von  VallJirsi 
herausgegeben  XXX  311.  —  «•)  XL  1221  -  «i)  ?  — «)  ep.  243  XXXIIl  1055  — 
«)  Aug.  sermo  app.  299  XXXIX  2317.  —  »*)  ac. 

SiUb.  d.  |>hil.-bist.  Cl.  LIX.  Bd.  1.  Hft.  9 


130  Reirrerscheid 

f.  62  uiuit  et  regnat.  j  Incipit  sermo  sei  cesarii  epi  |  de  aerm 
psalmi  Lxxv.  {  Vouetei)  et  reddite  diio  du  uro.  quis  quod  potest. 
uojueat  — 

f.  64  cum  ipse  dimiserit.  |  Explicit.  Ite  sermo  sei  cesarii  ad 
monachos  j  Admonet')  me  trs  dilectissimi  amor  conuersationis  uFf  |— 

f.  66  uiuit  et  regnat.  {  De  electis  omnia  relinquentibus  {  et  cum 
xpo  iudices  uem'entibus.  {  In  fine  *)  sdi  cum  do  iudices  uenient  qoi 
nunc   pro  do.  "  iuste  iudijcantur  — 

f.  67*"  quod  uiueret  inuenit.  {  De  spontanea  paupertate  |  Qois» 
quis*)  stimulo  diuini  amoris  — 

f.  68  conscientiis  n  sunt.  |  De  uita  t  conuersatione  monaehorii  | 
Omnes  &)  monachi  scim  relinquentes.  — 

f.  69^  implicatione  cessetur.  {  De  humilitate  t  opere  mona- 
chonim.  Ammonendus «)  .e.  monachus  — 

f.  70  de  minimis  purgat.  |  De  remissa  conuersatione  mona- 
chorum.  {  Sunt  ?)  nonnulli  qui  post  uitam  — 

f.  71  aridi  apparent.  |  De  monachis  qui  in  curis  scti  inpli- 
cantur  |  Nequaquam  s)  mens  monachi  — 

f.  72  actionis  nostre  neglegimus.  {  De  tepi'tate  monachorum  | 
Nonnulli  *)  monachorum  mundi  quidem  actionem  |  — 

f.  72  "*  su^ma  (m,  al.)  conetur  |  De  libro  morali^  (^  eras.) 
Iob<o)  I  Vnde^i)  et  bene  subditur.  et  dederunt  ei  unusquisq;  {  — 

f.  74^  metalla  transcendat.  |  De  contemptoribus  mundi  |  et 
libro  Isidori  episcopi  {  Ea  «)  quae  scii  amatoribus  — 

f.  75  ad  superna  |  reuocare  ubi  se  (die  beiden  letzten  Warte 
durchgestrichen) ,\Dq  scis  qui  a  consortio  mundi  se  separant  j  ScT^s) 
uiri  funditus  scJo  renunciantes.  — 

f.  78**  futura  inueniatur.  |  De  pceptis  altioribus  monachorum  | 
Alia  <^)  sunt  precepta  quae  dantur  — 

ibid.  abneget  semetipsS.  { De  tepore  monachorum.  |  Qui  <&)  non 
rigida  intentione  — 

f.  76  xpi  laborem.  {  De  humilitate  monachi  uel  opere  |  Summa  <*) 
monachi  uirtus  — 

f.  76^  in  idolatria  lapsum.  |  De  monachis  qui  curis  saecujli 
occupantur.  |  Hi «')  qui  pro  di  timore  sclo  renuntiant  — 


1)  ?  _  •)   ?  _    1)  ?  _  4)  ?   __  5)  ?  __  «)  ?  —  7)  ?  —   8)   ?   _    •)   ?   — 

^•)  Gregorii  Magni  —  <t)?  —  «)?  —  <»)?  —  »♦)?  -  ^O?  -  *•)?  —  •*)T  — 


Die  rÖmiachen  Ribliothekefl.  131 

f.  77  a  bono  prepedire  {  proposito  |  De  his  qui  mtindi  amore 
ppediuntur  |  Multi<)  cupiunt  conuolare  ad  gratiam  di.  sed  timent 
carere  j  — 

f.  77^  agendo  obtinuerat«  {  De  libro  soliloquioru  isidori  |{  f.  78 
Curiositas  perieulosa.  praesumptio  .e.  — 

f.  78^  par  poe|na  constringit  |  Incipit  ordo  lectionum  officii  { 
8C1  colombani  abbatis  |  Cogita^J  non  quid  *)  es  miser  homo  — 

f.  79  licet  si  nibil  accepisses.  |  Qualiter  monachus  do  p]acere 
debet  |  Quid*)  in  mundo  obtime»)  e  — 

f.  81  in  sota  seforum.  {  De  octo  uitiis.  {  Oeto«)  sunt  uitia 
principalia  quae  merguntur  (ur  del  m.  al.}  ^^ 

f.  81^  timorem  uincuntur.  |  De  disciplina.  {  Moyses?)  in  lege 
scripsit  — 

f.  83  scforum.  Incipiunt  dieta  uenerabilis  famuli  {  dt.  nili  mo-> 
nachi  de  octo  prinjcipalibus  uitiis  {  Principium  fructus  flores  — 

f.  84  ab  impetu  libidinis.  |  Incipit  de  fornicationis  uitio.  |  Casti«» 
tatem  gignit  abstinentia  — 

f.  90  si  ceciderit  conteretur.  ||  f.  90^  Incipit  ammonitio  Fausti 
episcopi   I  Instruit  s)  nos  atq;  hortatur  sermo  diuinus  — 

f.  94^  scforum.  Amen  {  Incipit  sermo  ScT  Fausti  de  admoni- 
tione^  monacborum  {  Si »)  quando  terrae  operarius  et  ruris  cultor  — 

f.  98  haec  i<»)  sempiterna  felicitas.  |  Epistola  patris  nostri 
Etropii  i<)  abbajtis  ad  petrum  papam  de  districtione  {  monachoru. 
et  ruina  monasteriorü  directa  rom^  |  Omps  «)  dns  pro  sua  misericor- 
dia  homanos  miseratus  errores.  {  — 

f.  101^  sua  dextera  protegit  et  cfortat.  am.  {  Incipit  Über  sei 
Saleriani  (ualerianum  corr.  m.  post,}  <*)  cimiljlensis  epi  (epm  m, 
po$i.^  de  bono  disciplinae  |  Multi  s  <^)  qui  {m.  al.J  san^  doctrin^ 
aduersantur.  iustitiam  culpant  |  — 

f.  105.  aequenjti  tempore  disseramus.  {  cxvin  |  deo  C^icJ  quod 
scriptum  e  in  psaimo  {  bonitatem  et  disciplinam.  lxviii  |  Inter  ce^ 
tera  i&)  quibus  beatus  dauid  infirmitatibus  nrarum  medetur  {  — 


1)  f  —  1)  LXXX  258.  -  »)  non  quid]  numquid  —  *)  1.  c.  235  —  »)  opli- 
nain  —  •)  I.  c  259.  —  ?)  1.  c.  250  —  »)  Fausü  sermo  7  LVIO  883  Euoherii 
bon.  3  L  836.  —  •)  Eucherii  hom.  8  L  850.  -  i«)  ac  -  «0  Eutropii  — 
ts)  LXXX  15.  —  <*)  Am  Rande  von  derselben  späteren  Hand:  */.  Afarustini  — 
i*)XL1219  —  ift)Aug.sermoapp. 55 XXXIX  1849 Max. Taur.  hom.  i07LVlI499. 

9* 


132  Reifferscheid 

f.  106^  et  districtior.  bonitas  et  ''landior  (m.  al,)  disciplina. 
LX  I  sententia  cuius''(ni.  al.)  de  laude  psalmodiae  <).  |  Quia*)  etiam 
prophetiae  sps  nori  semper  eorum  mentibiis  |  — 

ibid.  intelleetus  per  di  gratiam  perueneris .  lxi  j  Epta  euiusda  ad 
adoleseentulos  missa  |  Dilectissimis  in  xpo  filiis  bon^q;  spei  adolescen- 
^tulis  I  qui  in  ecciesia  do  ihii  deseruire  uidentur  atq:  ab  ecjelesiastieis 
enidiuntiir  magistris  in  domo  di  ;  Ego  \IX  \  bcnecupiens  salutis  urae 
aeterno  prosperitatis  in  xpT>  do  salUjtem.  Desiderans  s)  uos  filii  — 

f.  112  eorum  prosperitatis  mereedem  habeatis  per|petnam  in 
caelis.  lxii  {  De  bumilitate  et  oboedientia.  et  de  caljcanda  super^ 
bia  sententia  nouati  sed  ea|thoIiei.  rs  |  Secularibus  *)  aliter  in 
ecciesia  loquimur.  aliter  uobis  loqui  {  — 

f.  1 14''  uiam  humilitatis  tenuit  profieit  et  non  perit  |  Ineipiunt 
prouerbia)  euagrii  epi  ad  eos  |  qui  in  c'^nobiis  et  sinodocbiis  |  ha- 
bitant  fratres»)  |{  f.  HS  Heredes  di  audite  uerbum*)  di.  cohe- 
redes  autem  xpi  susicipe?)  — 

f.  118^  anim^  meae^)  in  tempore  orationis.  |  Explicit  homelia 
secundum  matheum  ||  f.  119  libri  iohannis  bosaurei  {  Vae  mundo 
ab  scandalis.  neccsse  e  enim  ut  ueniant  — 

f.  120^  setorum.  amen  |  Incipit  epistola  sei  cesarii  epi  arela- 
tenjsis.  ad  cesarea  abbatissä  eiusq.  congraegatione  |{  f.  121  Coe* 
gisti  >)  me  famula  di.  ac  uenerabilis  in  xpo  soror.  — 

f.  123^  mansura  cum  x|m>.  |  Cesarius  <<>)  eps  minimus  omniu 
seruoru  di  {  famulus  cesariae  scae  sorori  abbatisse  l  omni  |  congre- 
gationis  ii)  suae.  in  xpo  aetnä  salutem.  |  Vereor  uenerabiles  in  xpo 
filiae.  ne  dum  uobis  pro  con'seruanda  — 

f.  129^  scae  ac  uenerabiles  femine.  {  Epistola  i<)  ortatoria  ad 
uirginem  do  dedicata  {  0  profundum  diuiciarum  sapientiae  et  seien- 
tiae  di  — 

f.  132  scto^  am.  |  Incipit  sermo  de  decem  uirginibus  |  In  lec- 
tione«)   quae  nobis  recitata  e.   frs   dilectissimi.   audiuimus   ditiil 
dixisse.  Simile  — 


<)  Am  Rande  von  eintr  Hand  des  vierzchnton  Jahrhunderts:  sententia  n  | 
legeoda  in  |  conuentu.  —  8)  ?_»)?  —  *)  XVIII  67.  -  »)  Euasrii  inonachi 
sontentiae  ad  eos  qui  in  eoenohiis  et  xenodochiis  habitant  fratres  XX  1181.  — 
«)  sermones.  —  ')  percipite.  —  »)  aniinae  eins.  —  »)  LXVII  1125—  iO)  |. «, 
1128.  —  n)  con»cregationi.  —  ««)  I.  c.  113J>.  —  »«)  Anonymi  sermo 
LXXXVIII  1071  Aug.  serm.  app.  228  XXXIX  2104. 


Die  römischen  Bibliotheken.  133 

f.  134  intra  in  gaudium  dni  tui  quod  ipse  prestare  dignetur.  {  Item 
seq  eiusdem  |  In  lectione  <)  euangelica  quae  nobis  de  dece  {  uirgi- 
nibus  — 

f.  13S^  accipere.  prestante  dn5  nfo  ihü  xpo  {  Si  uis  bic  eam 
diukie  *)  I  Virgines  uero  qui  integritatem  corporis  do  auxiliante  {  — 

f.  137  excusarc  eor|recta.  Prestante  —  saeculorum  amen.  | 
Ineipit  ad  uirgines  quae  tarnen  et  in  admojnitione  monachorum 
commutari  potest.  |  Si*)  diligenter  adtenditis  uenerabiles  filiae 
euidenter  — 

f.  139^  scforum.  amen.  |  Item  ad  uirgines  {  Quantum^)  in 
caelestibus  beatitudinem  uirginitas  sca  possideat  |  — 

f.  149  saeri|iicio  et  ipse  sit  dignus.  |  Finit  ad  uirgines.  In- 
eipit ad  uirgines.  |  Dilige^)  diiM  et  amabit  te.  (in  mg.  m.  rec. 
Euagrii  monachi)  et  serui  illi  et  inluminabit  cor  tuum.  |  — 

f.  150^  adorandum  et  unius  substantiae  trinitatem.  |  Explicit 
de  uirginibus 


Sedulius. 

IM.  membr.  8.  fol.  1  —  26  saec.  XIII,  fol.  27-41,  saec.  XI— XII,  fol.  42—49  saec  X, 

fol.  50-  55  saec.  X— XI  «). 

f.  1  Ineipit  j)log'  in  librü  q'  uocaF  sidonius  |  Tu  preeipis  do- 
mine maior  süma  suadenjdi  u,  s.  w.  \  Folgen  ausgewählte  Briefe 
den  ApoUinaris  Sidonius. 


0  Anonymi  sermo  LXXXVIII  1073  Caesarii  hom.  LXVII  1160  (uovoll- 
•ttadig)  Aug.  serm.  app.  67  XXXIX  1892.  —  2)  Die  Handschrift  diente  n&mlich 
ittm  Vorlesen.  —  *)  Eucher.  app.  L  1210.  —  ^)  Atbanasii  exhortatio  ad 
•poDsam  Christi  XVIH  77  Hieronynni  ep.  XXX  163EpIstoIa  Severi  ad  Claudiaui 
sororem  XX  227.  Für  Athanasius  als  Verfasser  iiillt  die  Autorität  des  Aachener 
CoDciJs  von  816  schwer  ins  Gewicht  —  Neu  herausgegeben  von  Halm  in  der 
Ausgabe  des  Sulpicius  Severus  p.  226.  Die  von  Halm  benutzte  Collation  dieser 
Handsehrift  rührt  nicht  von  mir  her  (vgl.  p.  XH),  sondern  ist  von  Aug.  Wit- 
maoDs  in  meinem  Auftrage  besorgt  worden  ^)  Euagrii  monachi  sententiae 
ad  virgines  XX  1185.  —  *)  Vgl.  über  diese  Uandschrift  Arevalus  in  den  Prole- 
gomena  seiner  Ausf^abe  de»  Seduliu»  3.  68  XIX  4f)6. 


134  Reiffersch«id 

f.  27  Incip  epla  Boetii  contra  Euticen  |  et  nestoriu  de  psona 
dui  nri  iliu  xpi  |  Dno  sco  ac  uenerabili  patri  |  iofti  diacono.  boetius 
filius  salute.  {  Anxie  te  quidem  diuq:  sustinui.  {  — 

f.  41  causa  pscripsit.  Ipsi  honor  {  etc.  amen.  |  Zwischenraum  \  no 
scissimo  I  &  a  me  plurimü  uenerando  sacro  |  egipio  presbitero.  dio- 
nisius  exijguus  <)•  ^^  uenerationis  tu^  stu  ||  f.  41^  leer  \\  f.  42 
Domno  *)  meo  patri  macedonio  presbitero  {  Priusqua  me  uenerabilis 
pater  operis  |  — 

f.  45**  scto^  amen  |  Hoc  opus  sedulius  int  cartulas  —  patricio;|| 
f.  46  Senex  «)  fidelis  prima  credendi  uia  — 

f.  47  Herede  digno  patris  implebit  domum.  {  Explicit  pr^S  In- 
cip inuocatio  {|  f.  47*"  Xpe  graues  hominu  (m.  2  in  ras.)  semp 
miserate  labores  |  — 

f.  49^  p  uarias  *)  inmota  accies  uariosq;  tumultus  &)  ||  f.  SO 
Quf  na  «3  bella  tibi  clanget  tuba  rege  pemto  {  — 

f.  62  Sufficer&  densos  p  tanta  uolumina  libros  |  Explicit  liB 
sedulii  |  Cantem "')  '"   dno  »)  cantemus  honorem  |  — 

f.  54**  cum  sco  spü  gloria  magno  patri  {  Sedulius  >)  xpT  miracult 
uersib;  edens  |  — 

f.  5S  semotis  cunctis  modicis  saturaü  abesus  |  Sedulius  •}  dm 
p  culta  noualia  pgens  — 

ihid.  Stabunt  hi  garula  dicti  <«)  testudine  usus  |  Utilib;  <>)  moni- 
tis  prudens  accomodet  aure  |  — 

ibid.  Proximus  esto  bonis  si  ii  potest  optim'  ee  |  Carmen  alpht- 
betic5  sedulii  <a)  |  A  solis  ortu  «»)  cardine  '*  usq;  tre  limite  xpÄ  ca- 
nam  prin|cipem  natu  maria  uirgine  |  — 

ibid.  dm  fatentur  munere  «*) 


1)  LXVII  345.  ~  s)  XIX  533  Domino  sancto  ac  beatissimo  patri  Maee- 
donio  presbytero  Sedulius  Coelius  in  Christo  salutem  —  *J  Prudenlii  psycho- 
machia  LX  11.  —  *)  medias  —  »)  Vers  110  1.  c.  32.  —  •)  Sedulii  opus 
paschale  5,  354  XIX  742.  —  ')  1.  c.  753.  -  8)  1.  c.  782.  —  •)  1.  c. 
784.  —  1«)  graeili  duetu  —  n)  ?  —  «)  1.  c.  763  (Hymnus).  -  <«)  ortua  — 
«*)  Vers  36  I.  c.  765. 


Die  römtschen  Bibliotheken.  1  3o 

TlCHONlüS. 
590.  membr.  8.  foliorum  148.  saec.  X. 

f.  1^  Grammatisches  Fragmente  aus  welchem  als  Probe  ge- 
nügen möge  Queritur  enim  si  littere  declinantur  aut  si  n  declinantur 
quare  n  decli{nantur  sciendum  e  eni  quia  n  declinaut  nee  aput 
ebreos  nee  {  aput  grecos  ideo  nee  aput  latinos  t/.  s»  w»  \\ 

f.  2  1)  Incipit  uita  sei  j  fulgentii  |  episjcopi  quae  est  {  U.  lanu- 
arii.  I  omnis  >)  noui  testamenjti  fideiissimus  dispensator  — 

f.  39^  eloquenter  ab  omnib:  sapientibus  leetoribus  |  ueniam 
pMis.  {  Explicit  uita  |  sei  |  fulgenti.  {{  f.  40  Incp  beati  fulgenjtii 
epi  Hb  .1.  ad  eutimiu«)  j  de  remissione  peejeatorum  {  Explieare^) 
nequeo  uerbis  eutimi  carissime  {  quantum  — 

f.  6i^  dare  possimus  exordium.  {  Explieit.  über,  primus.  {| 
f.  64  Ineipit  Hb  .n.  {  de  remissione  {  peccatorum.  {  Non  ignoro  Hbri 
snpejrioris  initio  — 

f.  90  injtra  eect  cathoHcam  perseuerauerit  usque  in  finem. 
hie  j  saluus  erit^)  v  Expl.  Hb.  seeundus  |  fulgentü  de  remissione  { 
peecatorum.  j|  f.  90^  leer,  |{  f.  91  In  nomine  dni  incipit  { thieoni 
(\  add.  m.  post.J*)  regula  Hb  .i.  {  de  dni  corpore  bipertito?).  {  Ne- 
cessarium«)  duxi  ante  omnia  quae  mihi  uident  {  HbeHum  — 

f.  98**  donec  de  medio  eins  {  diseedat  eeelesia.  {  ExpHcit  Hber| 
primus.  jl  f.  96  Incipit  Hb  .ii.  de  corpore  {  dni  bipertito.  |  Regula  biper- 
titi  corporis  {  dni  multo  necessarior.  &  a  nobis  tanto  dijHgentius  — 

98^  cres|cere  ic  florere.  atque  perire  testatur  |  ExpHcit. 
Über,  seeundus.  |  Incipit  Hber  .ni.  de  promisjsis  et  lege.  |  Aueto- 
ritas  est  diuina  **)  neminem  aliquando  |  ex  operibus  legis  iustificari  — 

f.  112  reuelatio  hominis  {  peccati  discedente  loth  a  sodomis 
Exp^.  de  prom.  et  lege.  {{  f.  112'' Incip.  de  specie  et  genere.  | 
liber  .im.  |  De  specie  tc  genere  loquimur.  non  secundum  uirjtutem  — 

f.  127^  sed  aduersus  spirttalia  nequitiae  in  cejlestib.  Explicit 
de  speciae.  et  genere.  amen  |{  f.   128  Incipit  de  temporibus.  ViS 


t)  Ober  der  Seite  m.  8.  XIV:  Iste  lift  estüi  dyon  —  «)  LXV  117.  — 
«)  Euthymium  —  *)  I.  c.  527.  —  »)  erit  amen.  —  «)  Tichonii  —  ')  De 
domiao  et  corpore  eius.  —  ^)  XYIII  15.  —  ^)  divina  est. 


136  Reifferscheid 

quiiitus.  I  Temporu  (u  in  ras.)  quantitas  in  scripturis  frequenter 
inystica  e  |  Iropo  siiiedoche  *).  — 

f.  134  quailragesimo  die  aut  mense  septimo  aut  |  decimo.  Ex- 
plicit  über  (juintus.  ||  f.  134'' Ineipit  über  .vi.  de  recapi|tulatione.  | 
Reeapitulatiouis  ^)  sunt  enim  ista.  ab  initio  usq:  in  fine.  |  — 

f.  136'*  apis  diceus.  fili  abstinete  uos  a  simujlacjiris.  Ex- 
plieit.  über,  sextus  ||  f.  137  Ineipit  liber  .vu.  de  diabolo  et  corpo| 
re  eins  |  Diaboli  et  corpori  *)  eins  breuiter  ui|deri  potest  si  id  quod 
de  diio  — 

f.  146*'  sui  parte  debilitata  pditio  facta  es  &  non  eris  in  ae- 
ternum  |  Explicit  de  diabolo  et  corpore  eins  |  liber  septimus.  || 

f.  147  hictus  id  e  pcusus  deriuat  ab  eo  quod  e  icor  ieeris  iciL 
unde  biet*  participiü  ipcutit  eni  aer  hictu.  causa  eni  uocise  hictus  id 
e  conlisio  eonlisionis  autem  |  — 

f.  148^"  denario  seuario  numero  |  latinas  litteras  computaat 
dicentes  y  z  grece  litterö  in^)  |j 


Valcriamus  Cimelibnsis  de  bono  disciplinae. 

Ü39.  membr.    4.  fol.   1—38  saec.  X,  fol.  39—46  saee.  X— XI,  fol.  47—54  aaec.  XI, 

fol.  55—69  saec.  XII— XIII,  fol.  70  saec.  XV. 

f.  1  Sitasj  est  p  angulos  suppellex.  fulg&  aureus  scyfus  — 
luuabit  ore  psouasse  xpm.  quo  regeiite  uiuimus;  Finit  peristefanon.  | 
lucipiunt  tituii  liystoriarü  |  p  adam.  et  eua.  j  Eua  columba  tuit.  — 

f.  4  (domus  ezechiae)  Lumine  periusis  docuit  sol  uersus  in 
ortum.  I  Finit  uetus  testamentum.  {  Ineipit  nouum  testamentum  | 
maria  et  angelus  gahrihel.  j  Aduentante  do  descendit  nuutius  alto  — 

f.  &"  (apocaüpsis  iohannis)  Et  Septem  potuit  signacula  pandere 
solus.  I  Explieiuiit  tituii  hystoriarum  {  Ineipit  liber.  aiiojO€(i>ClS. 
id  est  I  de  diuinitate.  |  Est  tria  summa  ds  tri,nuiu  specimen.  uigor 
unus.  I  —  Tempore  nee  senior  pater  e.  nee  nomine  maior  ||  f.  7 
(saec.  XI — XI IJ  Geschlechtataftd  von  Childerich  bis  zu  Pipin 
(dem    Sühne    Karls    des    Grossen)    mit    historischen    Notizen 


*)  syneodoehe.  —  *)  Recapitulationes.  —  *)  De  diabulo  et  coq[»ore  — 
^)  tirucLslücke  ders«  Ibcn  Schrift,  zu  welcher  das  Fraj^nient  auf  fol.  1  ge- 
hört. —  ^)  Prudeiitius.  Weder  von  Arevalus  noch  von  Diessel  wird  diese 
Iluiidselirift  (•rw:ihiit. 


Die  römischen  Bibliotheken.  1  3  T 

Über  Schenkungen  an  die  Kirche  S.  Galli  und  S.  Otmari.  Unten 
Bibliothecae  Schobingiae  fol.  32  |{  f.  7^  Incip.  lib.  s.  ualeriani  cv» 
melensis  epT.  de  bojno  disciplin^  {  Multi  i)  qui  san^  doctrin^  aduer- 
santur  iujstitiä  culpant.  —  cUrsü  solis  lun^que  globu  dis  ||  f*  8 
paner^  omnia  sub  disciplina  cstuit^y  \  Quid  aut  non  £^  tene- 
brosum.  quid  non  incompositum.  quid  u  |  — 

f.  13^  nuljla  aduersitate  turbatus.  non  innitur  propriis  uiribus 
nee  ad  no  {|  f.  14  reeedit  eorcius.  Regni  fastigium  humili  {  —  f.  14^ 
Sie  legifin  hieroboa  q  peccauit  &  peccare  fecit  ||  f.  15  israel.  lllius 
aut  adscribitur.  quicquid  exemplo  — 

f.  15**  qui  eorum  potestati  suam  ecclesiam  credidit.  Explieit  || 
f.  16  De  festiuitate  sei  miehaelis  archangeli  |  Memoriam  beati  michae- 
lis  arehangeli.  toto  orbe  ueneranjdam.  — 

f.  18**  propter  eos  qui  hereditatem  capiunt  {  salutis.  in  xpo  ihü 
dlSo  nostro.  |{  f.  19  Sol  morat  in  uno  quoq.  signo  xxx  dies  u,  8*  10. 
Allerhand  Notizen^  darunter  pilum  dr  thiutizze  tart  u?id  umbo  dr 
tiutizze  rantbouc  {{  f.  19**  Prologus  de  uita.  karoli.  augusti.  |  Vitam 
k  eonuersationem  &  ex  parte  non  modica  res  gestas  domni  |  — 

f.  20  mihi  parcendo  pterire.  {{  f.  20**  Vita,  karoli.  impera- 
toris  I  Miserere  diie  miserere  xpe  {  Gens  meringorum  de  qua  franci 
reges  sibi  creare  soliti  erant.  usque  in  |  — 

f.  38**  post  obitum  eins,  summa  deuotione  adimplere  curauit.  [ 
Flnit  uita  karoli  imperatoris  do  |  gratias  amen  {|  f.  39  Ineipit  prologus 
in  uita  j  sei  ac  beati  amandi  epi  et  cf.  {  Seripturus  uitam  beati 
amandi.  habitatorem  eius  |  — 

f.  40  tradere  curabo.  |  Explieit  praefatio  |  Inciplunt  capitula  {  i 
De  initio  conuersationis  illius  {  —  xxvi  De  obitu  uel  sepultura  ipsius . 
Atque  uirtutibus  reliquis.  ||  f.  40**  Ineipit  uita  {  scT  ac  beajti 
amandi  |  episcopi  |  et  confe"  {{  f.  41  Äjmandus  ||  f.  41**  igitur  scis- 
simas  atque  religiosissimus  aquitaniae  — 

f.  46**  (xiiii)  corpus  ad  sepeliendum  sicut  mos  est  abluere  de- 
her*.  II  f.  47  Incipiunt  capitula  qv'nte.  ciuitates  |  metropoles  sunt 
sub  se  quales  ciuitajtes  habeant  et  castra  j  Prouincia  lugdonensis. 
hab&  ciuitates  numero  quattuor.  |  ciuitas  lugdonensiu.  Ciuitas  edu- 


9  LH  H9I.  Stimmt  im  Folgenden  nicht  überein.   —   ')  Das  Cursivg«- 
druckte  von  spüterer  Hand  auf  Rasur. 


138  Reiff.erscheid 

oru.  Ciuitas  linguonü.  |  Ciuitas  abillonensis.  Castra  matiscoiiinsis. 
rotomaginsis.  |  — 

f.  49  In  brittania.  ^uintias  .v.  brittania  prima,  brittania  se- 
cunda.  flabia  maxima.  ualentina.  1  Sunt  simul  num  .cxii. 

tbid.  OPOOECCIA.  KAL  EKOfiClC.  TPAMMATON  |  Adam  primus 
homo  doctrina  commouet  aleph  |  BetV  domus  exprimitur  signans 
CXHNWMA  pioru  I  — 

f.  49**  Tau  Signum.  CTATPOT.  uel  consummatio  fertur  |  Haec  elc- 
menta  bis  undeno   conscripta  tenore  {  —  Quo  baptizari  uoluit  sine 

nXETMATE   ips    .    TETEAECTE.     EPFON.    ENFPAHTON   |    KATAAOrOC 

FPAMMATON.  EAAlN(i>N.  |  Quattuor  bis  nunc  uersiculis  perpende 
magister  |  Tres  in  personis  unu  in  ditate  potentem.  {  A  alfa  patrem 
signat  quo  eaput  esse  uidetur  {  — 

f.  50  (0(0  finis  pfeeta  iugans  ie  iuneta  resoluens  |  Pharisei.  di- 
uisi.  —  Quanto  magis  bomo  ad  aliqua  arte  eseenderit  tanto  {  magis 
ad  bomine  ars  ipsa  descend^  sie  legit  moyses  {  ascendit  in  monte  k 
dns  descendit  |  — 

f.  63^  VI.  sunt  loeales  mutationes  corjporu.  ante  &  retro. 
sursum  te  deorsü  {  dextrorsum.  sinistrorsum  {  h  Libra  uel  as.  siue 
assis  .XU.  unci^  —  ss  Scripulus  — 

.VI.  ■lli^a« 

f.  54  Siliqua  bab&  grana  bordei  ||  — 

f.  54**  Lupinos  .im.  lentis  {  speltae  xvi.  || 

f.  55 — 69  Gilonia  Camotensis  presbyteri  de  miraculis  S. 
Mariae  Virginia 

f.  69^  Liber  sce  Marie  de  Sarnaio  Quicuq3  eum  |  furat'.  fait 
anatfia  sit.  am.  |  In  eo  )tinent  bi  libri.  Quart'  Hb  snaiy.  de  sa- 
cramtis  eccKe.  Aurea  {  gemma  bnardini.  de  erudiVone  dietaminis. 
Op'  magri  bnardi  siluest's.  {  Furta  modno^  latiuos^  in  unitate  Vni- 
tatis.  Prou'bia  autos^  p{io^.  |  Miraeula  täte  marie  uirginis.  in  car- 
noten.ecctia  facta,  uel  |  ad  laudem  ipi'  alibi  patrata.  &ibi  Scripte  man- 
data.  II  f.  70  Ex  Ms.  Cod.  Monasterii  S.  Galli  inter  Illustres  |  Viros 
Hieronymi  et  Genadii.  interq)  Cl.  Claudianum  |  Romulus  p'mus  Rim- 

no^  Rex  —  Traianus  (viro^  illustu)   nomina). 


Die  römUchen  BiblioÜieken.  139 


ViCTORius  Aquitanüs. 

586.  ai«nibr.  4.  fol.  f- 10  stec.  1,  fol.  11—96  saec.  XI— XU,  fol.  97—106  uec.  XR 
fol.  107—125  saec.  X,  fol.  126— 140  aaec.  X— XI,  fol.  141—154  saec.  XlV. 

f.  1  Incipit.  epistola.  theophili.  epi.  |  Post  resurrectionem  <)  ic  *) 
ascensionem  dni  saluatoris.  |  — 

f.  3  uobis  iustum  est  celebrare;  {  Incipit.  epistola.  hilarii.  ad 
uictorium.  |  de  postulatione  cycli.  |  Dilectissimo  *)  &  honorabili  sco 
fratri  uictorio  hilarius  |  episcopus  urbis  rom^.  cum  plerjq;  de 
ratione  — 

f.  3^  dirigantur;  |  Ora  pro  nobis  dilectissime  frater.  |  Responsio 
uictorii  ad  hilarium  {  Domino  ^)  uere  sco  tc  in  ipo  uenerabili  hilario 
papf  urbis  |  rom^  epiaeopo.  Uictorius.  utinam  pr^ceptis  tuis  — 

f.  4  uideres  exposci;  Finit.  |  Incipit  prologus  uictorii.  ad  hi- 
larium. I  papam  urbis  romae  de  ratione  paschali.  |  Paschalis  igitur 
festi  cursura  —  diligenter  obsoluam.  |  Incipit  de  diuersis  cyclis.  [ 
Dia^crepare  inter  se  disputatores  — 

f.  8*  repperiri  non  posse.  explicit»).  ||  f.  9—10  Ostertafeln. 

f.  1 1  —7 1    Vita  S.  Mariae  Aegyptiacae 

Vita  beate  Eufaxie  Vita  b.  Nicholai  epi  (Vorrede) 
Obitus  sei  Nicholai  epi 

f.  7P  Incipit  apologitica  prefatio  cuiusdam  diederici  mojnachi 
ad  uenerabilem  richardum  amarbacchensis  {  coenobii  abbaten).  | 
Exigis  a  me  mi  pater  reueren|de  richarde.  quatenus  aliquo  tibi 
compendiosf  — 

f.  73  euolare  pmittas.  Explicit  |  Incipit  textus  narrationis  pro- 
positf  festiuitatis.  |  Cum  ca^lestiu^  sacramenjtorum  limpidis- 
simus  — 

f.  82^  rejgressi  laudantes  et  benedicentes  dnM.  qui  uiuit  et 
regjnat  in  scta  sctorum.  amen.  |  Explic  illatio.  |{  f.  83  Primo 
igitur  ut  retinetis  audito^es  |  prudentissimi.  ^pri^  dici  hominis 
anima  — 

2 

f.  84  no  monstrarent  indicia.  {  Folgen  Gebete  —  f.  88  Bene 
fecit  no'B  ds  bene  fecit  no£cu.  quando  no£  ta  grande  ie  ammirabile  — 

0  Vgl.  LXXXII  741   -  2)  ed.  Bucher.  p.  i.  -  «)  1.  p.  2.  -  *)  vel.  - 
^}  Darauf  vier  au»radirte  Zeilen. 


140  Aeifferscheio 

f.  91**  existere  gaudioJ^  p  xpm  dimi  iirm;  ||  f.  92  Piget  molta 
diabolo  p  iniurias  nocendi  — 

f.  96  ctingat  cophendere.  gra  t  mia  dm  nrTiliu  |  xpT  cui  g}a 
in  scta  seto^.  aiu;  |{  f.  96''  De  aegiptiacis  diebus.  |  Si  tenebr^  fgiptus 
graio  sermone  uocantur  —  Ne  medio  una  ruas  sed  dam  p  aethera 
uiuas  {{  f.  97  In  ^cesvsu  sermonis  etc.  \\  f.  97^  Meminit  eugtii  pdicator 
etc.  II  f.  t02^  Sermo  |  Ambrosii  epi  de  pentecosten.  |  Perfido^i)  cre- 
bro  cadit  omino  — 

f.  103^  no-B  aduenit  etc.  \\  f.  104  Allocutio  scTaugastini  epTde 
ephiphan.  |  Post  miraeulu«)  uirginei  partus  —  f.  lOS*'  post  sepul- 
chra  I  uictores.  ||  f.  106  Certi  simus  fratres  etc. 

f.  107 — 107**  historisches  Fragment  (Zug  Pipins  nach  Itor 
lien) 

f.  108  In  nomine  di  summ*,  incipit  epistola  dionisii  |  exig^ 
ad  paetrouiu  epis  de  ratione  pasehae  <)  |  Domino  beatissimo  et  ni- 
mium  desiderantissi|mo^)  patri  patronio»)  episcopo  dionisius  exiguus. 
paschalis  fesjti  ratione  — 

f.  111^  eustodire  dign&ur:  ||  f.  1 1 2 Incipit disputatio  dionisii  exigui 
I  Dominis «)  a  me  plurimum  uenerandis  bonifacio  primicerio  j  nota- 
riorum  &  bono  seeundicerio  dionisius  exiguus  ?).  Reuerenti^  ^^  j  pa- 
schalis regulä  — 

f.  115^  p'  alios  conscribere^);  finit  do  gratias.  |  Incipit  epistola 
pasca«sini  epi«  ad  papa  leonem  |  Domino  uero  lo^  sco  atq;  beatissimo. 
Ac  apostolico  mihiq;  post  diiUT  |  plurimum  colendo  papa  i«)  leoni 
paschassinus  eps.  Apostolajtus  i^)  uri  scripta  diacono  panormitanae 
aecclesi^  silano  — 

f.  117**  erit  luna  pascalis  xiui  i»)  |  Arcades  annü  sou  trib; 
miensib;  explicabunt.  carnenses.  sex.  |  — 

f.  125  unde  «c  greci  lunam  |  uptmin  nuncuparent.  id  est 
ipoTMriN  quia  aera  secat.  iono  |  B  arbitra  aeris  merito  initio  mensiu 
id  est  kalendas  huic  deae  consecrant  |  Agustinus  de  bissexto  | 
Sic  h'  modo  intellegamus  tempora  &  dies  &  annos  &  arjticulos 
quosdä.  quos  sup'  arologia  conputamus  — 


1)  7  «_  «)  ?  —  •)  LXVII  i9.  483.—  *)  desideratisaimo.  —  »)  Polro- 
nio.  __  6)  1.  c.  23.  —  '')  Exiguus  saiutem.  —  8)  Observantiae.  —  •)  Stimmt 
nicht  —  »«)  uere.  —  <«)  papae.  —  »«)  LIV  006.  Die  Ballerini  haben  diese 
Handschrift  benutzt.  —  ^^)  Stimmt  nicht. 


Die  römischen  Bibliotheken.  141 

f.  125^  bissextu  uocant.  Ut  eundem  {|  f.  126  Incip  uita  sei  ac 
bea{tissimi  briccii  epi  {  et  confessoris  |  Igitur  post  |  excessum  beati  | 
Diartini  turonicae  ciuitatis  — 

f.  128  magni|fice  scitatis  Praestante  etc.  amen.  |  Incipit  ome- 
Ha  albini  |  magistri  de  uita  sei  |  martini  |  Posqua  diis  nrt  ibs  xps  | 
triumpbator  —^ 

f.  131^  pietates  )ae|tantiuin.  Pstante  etc-  \  Explicit  feliciter. 
amen  {|  f.  132  Volum*  nob  breuit  exponere  frs.  unde  cepit  sollep- 
nitas  purificationis  etc. 

f.  133  Item  alius  quando  |  corpus  eius  transjlatum  est  |  Opere 
praetium  {  est  enim  etiam  illud  inserere  — 

f.  134  silere  niquimus  (nequiuimus  corr.  aL  m.)  Hie  finit.  {| 
f.  134^  Incipit  über  sei  |  martini  epi  {  de  triuitate  {  Clemens  trinitas  | 
est  una  diuinitas  |  — 

f.  13d^  in  inmortalia  scta  sctorum.  |  uae  parua  admodu  taber- 
naculu  illius  amjbiebat  — 

f.  136^  auditoribus  caena  deberet.  ||  f.  137  Incpnt  uers  in  fo- 
riboa  I  prim  ceHae  sei  marti|ni  epi 

It  in  cella  alia 

It  in  cella  interiore 
f.  137^  It  illic  super  locü  lecti  eius  {  Incpiit  uersi  basilicae 
f.  138  Item  alius 

It  in  introitu  a  parte  oceidcntis  sup  j  ostiu.  hystoria  pieta 
uiduae 
f.  138^  It  uers  sup  ostiu.  a  part  ligeris 
f.  139  It  sup  arcü  absidae  in  altare 

It  circa  tumulu  ab  uno  latere 

It  in  alio  latere 
f.  139^  Item  desuper 

Item  in  absida 
f.  140  Item  incpt  |  Depositio  —  media  nocte  {  It  inept  in  memoria 
securi  rem  {  Quinq:  beatorum  retinet  —  aeuum  praeeonia  {  Basilica 
scT  martini  abest  —  f.  140**  ut  uiuas  in  aeternum.  {| 

f.  141  — 154  quaedam  praecepta  synodalia  dioecesis  Carno- 


142  Reifferscheid 


Nachtrag. 


HifiRONYMi  chronicon. 

1709.  menbr.  8.  fol.  1—14  aaec.  XII  —XIII,  fol.  16—23  saec.  XI,  fdl.  U-^31  aaM.  X« 
fol.  Zt^  saec. XI,  fol.  34.  35  saec.  VI— VII,  fol.  36—99  saec.XII,  fol.  100—119  aaecXV, 

fol.  120.  121  saec.  XI  — XII. 

f.  1 — 13^  Priacianua  de  figuria  numerorunif  de  metria  fabulor 
rum  Terentüf  eiuadem  praeexercitamtna ,  Rufinua  Antiochenua 
(anonym) 

f.  14  Tractatio  usus  {  Feneratur  dno  qui  —  recipere  habeamus;  || 
f.  14^  15  leer,  f.  16**  einzelne  Bemerkungen.  |j  f.  16  si  homiada. 
In  egestate  inquit  eram.  Indigebam  cibo.  Tegum.  —  f.  16^  seuit 
ut  misereat.  Folgen  Verae  dea  Johannea  Scotua  und  Excerpte  au» 
Auguaiin.  —  f.  21  ||  f.  21^  Messuit  hos  flores  magni  de  fönte  ma- 
gistri  I  Odulricus  athis  pleetro  filamina  texens.  {  Persona  dr  a  pso- 
nando  —  f.  23^  Trapezites  collibistes.  |  nummularius.  {| 

f.  24  Incipit  epistola  Johannis.  diacoii  ad  Senarium.  {  Domino  etc, 
sublimitatis  uestrae  <)  —  f.  31  miiiuitur  ipsius  naturae  propri&as*)  || 
f.  32  leer  \\  f.  32"*  Hymnua 

f.  34.  38  Fragmenta  Petaviana  chronici  Hieronymiani  *) 

f.  36—99  Ovidii  faatorum  I—V  24 

f.  100 — 119  AUfranzöaiache  Urkunden  und  Gedichte 

f.  120.  120^  Excerpte  aua  Venantiua  Fortunatua  und  Andern  \\ 
f.  121  Conflictua  veria  et  hiemia 


0  LIX  399  —  «)  Unten:  Ex  libb.  Petri  Danielis  Aurelii  |  1564.  Auaterdem 
das  Qutternionenzeiehen  Villi  —  *)  Vgl.  Schoene,  Euseb.  p.  XII. 


VeneicImiM  der  eingegnageneD  Druckacbriflen.  143 


.  VRRZUCHNISS 

DER  EINGEGANGENEN  DRUCKSCHRIFTEN. 

(APRIL  1868.) 

Akad^mia,  Magyar  Tbdomänyos:  ^ykonyv.  XI,  4  —  8.  1866  & 
1867;  4«.  —  Philos.  törv.  ^s  tört.  Ertesito.  V,  2—3.  1866  & 
1867;  80.  —  Mathem.  ös  terra,  trtesito.  VI,  1—2. 1866;  8«.— 
Nyelvtudom.  Küzlem^ek.  V,  1—3.  1866;  VI,  1.  1867.  8o.  — 
Archaeol.  közlem^nyek.  VI,  1.  1866  &  1867;  Folio.  —  Statist. 

•  ^s  nemz.  közlem^nyek.  II.  1  —  2;  III,  1  —  2;  IV,  1.  1866  & 
1867;  8o.  —  Mathem.  ^s  terra.  Közlemenyek.  IV.  8o.  — 
Amagy.  ny.  Szötära.  IV,  1—4.  1866—1867;  4«.- Jegyzo- 
könyrei.  IV,  1—2.  1866;  kl.  8o.  —  A  magy.  tudom.  Akad. 
l^rtesitoje.  1867,  1 — 17.  8«.  —  Monumenta  Hungariae  histo- 
rica.  Smp^or^«.X,  XIII,  XVI,  XVII,  XVIII.  1868  — 1867;  8o.— 
Budapcsti  Szemle.  XI— XXX.  füz.  1866—1867;  8».  —  Alma- 

I  nach  1867;  kl.  8®.  ~  Czinar,  Mör,  Index  alphabeiicua  co- 
dicis  diplomatici  Hungariae  G.  Fej^ri.  Pest,  1866;  8«.  — 
Toldy,  Ferencz,  Corpus  grammaticorum  linguae  hungaricae 
veterum.  Pest,  1866;  S^.  —  A  raagy.  tudora.  Akad.  munkäld- 
disairol.  1866-ban.  Pest,  1867;  8«.  —  Törtänettud.  j^rtekeze- 
sek.  I  — VI.  sz.  1867;  8».  —  Philosoph,  ^rtekezdsek.  I  — IV. 
sz.  1867;  8o.  —  Töry^nytud.  trtekez^sek.  I— II.  sz.  1867; 
ge.  —  Mathem.  Ertekez^sek.  I.  sz.  1867;  8».  —  Termeszettud. 
l^rtekez^sek.  I — VII.  sz.  1867;  8^  —  Observationes  meteorolo- 
gicae.  Tomus  L  Pestint  1866;  4».  —  Operationes  plasticae 
18  tab.  in  folio. 


144  Verseichnifs  der  eingegangenen  Drnckfcbriften. 

Akademie  der  Wissenschaften,  Kais.,  zu  St.  Petersburg:  Ver- 
such einer  Grammatik  der  arabischen  Sprache.  Von  Michael 
Navrockij.  St.  Petersburg,  1867;  gr.  8».  —  Gdt'a  Ähuna- 
vaiti  Saratustrica  carmina  septem  latine  vertu  et  explicamt 
etc,  recensuit  C,  Koasowicz.  PetropolU  MDCCCLXVJI;  8*. 

Arneth,  Alfred  Ritter  von,  Beaumarchais  und  Sonnenfels.  Wien» 
1868;  8o. 

Gesellschaft,  Deutsche,  morgenländische:  Indische  Studien.  Von 
A.  Weber.  X.  Band,  3.  Heft.  Leipzig,  1868;  8o. 

Hahn,  J.  G.  y..  Reise  von  Belgrad  nach  Salonik  nebst  vier  Abhand- 
lungen zur  alten  Geschichte  des  Morawagebietes.  (2.  Auflage.) 
Wien,  1868;  8o. 

Hamelitz.  VHI.  Jahrgang,  Nro.  8—11.  Odessa,  1868;  4o. 

Hopf,    Carl,    Geschichte    Griechenlands    im  Mittelalter.    Leipzig, 

1868;  4o. 
Juig,  Bernhard,    Über  Wesen    und   Aufgabe   der  Sprachwissen« 

Schaft  etc.  (Vortrag.)  Innsbruck,  1868;  8». 

Kozina,  Georg,  P.  Paul  Puzel's  Idiographia  sive  verum  memora' 
bilium  monasterii  Sitticensia  descriptia*  (Jahresber.  der  k.  k. 
Oberrealschule  in  Laibach).  8o. 

L  ü  1 0 1  f,  Alois,  Joseph  Eutych  Kopp  als  Professor,  Dichter,  Staats- 
mann und  Geschichtsforscher  dargestellt.  Lucem,  1868;  8^ 

Mittheilungen  aus  J.  Perthes*  geographischer  Anstalt.  Jahrgang 
1868,  III.  Heft.  Gotha;  4o. 
—  der  k.  k.  Central-Commission  zur  Erforschung  und  Erhaltung 
der  Baudenkmale.  XIU.  Jahrg.  März  —  April.  Wien,  1868;  4^ 

Museum-Verein,  Siebenbürgischer:  Jahrbücher.  IV.  Bd.  2.  Heft. 
Klausenburg,  1868;  4o. 

Revue  des  cours  scientifiques  et  litt^raires  de  la  France  et  de 
r^tranger.  VAnn^e,  Nrs.  17—21.  Paris  &  Bruxelles,  1868;  4«. 

Rubin,  Salamo,  Spinoza  und  Maimonides.  Ein  psychologisch-philo- 
sophisches Antitheton.  Wien,  1868;  8o. 

Soci^te  pour  la  recherche  et  la  conservation  des  monuments 
historiques  dans  le  Grand -Duch^  de  Luxembourg:  Publica- 
tions.  Ann^e  1866.  XXII.  Luxembourg,  1867;  4«. 

Stern,  M.  E.,  Kochbe  Jizchak.  35.  Heft,  Wien,  1868;  8o. 


Verzeichttiss  der  eingegangenen  Drucküchriften.  1  4  O 

Verein,  bistor.,  der  fünf  Orte  Lueern,  Uri,  Scliwyz,  ünterwalden 
und  Zug:  Der  Gescliicktsfreund.  XXII.  Band.  Einsiedeln,  New- 
York  und  Cincinnati,  1867;  S». 

—  für  Kunst  und  Alterthum  in  Ulm  und  Oberschwaben:  Verhand- 
lungen. XVm.  Veröffentlichung.  Ulm,  1868;  4o. 

—  bistor.,  von  Unterfranken  und  Aschaffenburg:  Archiv.  XIX.  Bd., 
3.  Heft.  Würzburg,  1868;  8». 

—  histor.,  für  Krain :  Mittheilungen.  XIX  —  XXII.  Jahrgang,  1864 
bis  1867.  Laibach;  4«. 

Vigneral,  Ch.  de,  Ruines  romaines  de  l'AIgärie.  Subdivision  de 
Bone.  Paris,  1867;  8». 


SiUli.  d.  phiUhist.  Cl.  LIX.  Bd.  I.  Hft.  10 


SITZUNGSBERICHTE 


DER 


KAISERLICHEN  AKADEMIE  DER  WISSENSCHAFTEN 


PHILOSOPHISCH-HISTORISCHE  CLASSE. 


LIX.  BAND.  II.  HEFT. 


JAHRGANG  1868.  —  MAI. 


11 


Commissiooabericht.  149 


SITZUNG  VOM  13.  MAI  1868. 


Der  Secretär  legt  vor: 

1.  Den  zweiten  Thcil  der  Tabulae  codicum  manu  scriptorum 
praeter  graecos  et  orientales  in  bibliotheca  palatina  Vindobonensi 
asservatorum  ; 

2.  den  von  der  kais.  Akademie  der  Wissenschaften  subventio- 
nirten  zweiten  Band  von  Dr.  B.  Dudfk*s  Geschichte  des  Benedic- 
tinerstiftes  Raigern; 

3.  einen  in  der  mathematisch -naturwissenschaftlichen  Classe 
Ton  den  Herren  Bou^  und  von  Hauer  unter  der  Bedingung,  dass 
es  die  Geldkräfte  der  Akademie  gestatten,  gestellten  Antrag  auf  die 
Herausgabe  des  Catalogs  der  Bibliothek  der  kaiserlichen  Akademie; 

4.  eine  Eingabe  des  pensionirten  k.  k.  Statthaltereirathes  in 
Innsbruck,  Dr.  Jacob  Probst,  in  welcher  er  um  eine  Subvention 
zur  Herausgabe  eines  druckfertig  vorgelegten  Werkes  „Geschichte 
der  Universität  zu  Innsbruck**  ersuctit; 

6.  von  Herrn  Dr.  W.  F.  Beb  mau  er  in  Dresden  „Notizen 
zu  dem  zu  publicirenden  orientalischen  Album**; 

6.  von  demselben  eine  Abhandlung:  „Beiträge  zur  Geschichte 
Venedigs  im  16.  und  17.  Jahrhundert**; 

7.  von  dem  wirkl.  Mitgliede  Herrn  Prof.  Dr.  Fr.  Pfeiffer 
Vorschläge  von  Preisaufgaben  fttr  den  von  Herrn  Paul  Hai  legirten 
Preis. 


il* 


150  CommiMioMberichl. 


SITZUNG- VOM  20.  MAI  1868. 


Der  Präsident  erstattet  Berieht  über  die  Thätigkeit  der  histori- 
schen und  der  Conciliencommission  in  der  Zeit  Yom  1.  Juni  1867 
bis  jetzt. 


Se.  Exeellenz  das  wirkl.  Mitglied  Freiherr  r.  Münch  stellt 
einen  Antrag  auf  den  Druck  des  dritten  Bandes  der  Tabulae  codi' 
cum  manu  scripiorum  in  bibliotheca  palatina  Vindobonensi  asBer^ 
vatorum. 

Der  Secretär  legt  yor: 

1.  Eine  Abhandlung  des  Herrn  Dr.  Franz  Stark  in  Wien: 
„Keltische  Forschungen.  I.  Keltische  Namen  im  Verbruderungs- 
buche  Ton  St.  Peter  in  Salzburg.  Erster  Theih; 

2.  eine  Abhandlung  des  Herrn  Dr.  6.  B.  B  o  1  z  a :  .»Beitrag  zum 
Studium  der  gallo-italischen  Dialekte**; 

3.  ein  Ansuchen  des  akademischen  Lesevereins  in  Graz  um 
Betheilung  des  Vereins  mit  dem  Almanach»  den  Denkschriften  und 
den  Sitzungsberichten. 


Das  w.  M.  Herr  Dr.  August  Pfizmaier  legt  eine  für  die 
Sitzungsberichte  bestimmte  Abhandlung  Yor:  „Geschichtliches  über 
einige  Seelenzustände  und  Leidenschaften.  ** 


T.  Karajan.  Bericht  über  die  Thatigkeit  der  histor.  Coroinission  etc.       151 


Bericht 

aber  die  Thatigkeit  der  historischen  Commission  der  kaiserlichen 
Akademie  der  Wissenschaften  während  des  akademischen  Verwaltungs- 
Jahres  1867,  vorgetragen  in  der  Commisslons-Sitzung  vom  20.  Mai  1868 
und  darnach  in  der  Classen-Sitzung  desselben  Tages  durch  den  Bericht- 
erstatter derselben 

Dr.  Th.  6.  V.  Karajan, 

d.  Z.  Prlsideaten. 

• 

Meine  Herren! 

Die  historische  Commission  beehrt  sich»  den  ihr  durch  die  6e- 
schäAs- Ordnung  vorgeschriebenen  Bericht  mit  dem  beruhigenden 
Bewusstsein  zu  erstatten»  dass  sie  auch  im  Laufe  des  Jahres  1867 
mit  den  ihr  gewährten  Geldmitteln  das  geleistet  hat,  was  in  früheren 
Jahren  von  der  verehrten  Classe  als  genügend  gebilligt  wurde. 

Auch  in  diesem  Jahre  ist  der  Umfang  ihrer  VeröfTentlichungen 
hinter  dem  des  Vorjahres  nicht  zurückgeblieben»  die  Zahl  der  Bände 
gleichfalls.  Es  wurden  von  den  Fontes  der  siebenundzwanzigste  und 
achtundzwanzigste  der  zweiten  Abtheilung,  vom  Archive  der  acht- 
unddreissigste  und  neununddreissigste  geliefert. 

Den  Inhalt  dieser  Bände  wird  die  folgende  sachliche  Durchord- 
nong  erkennen  lassen,  die  sich  den  in  früheren  Jahren  gegebenen  zur 
Auffindung  und  Vergleichung  genau  anschliesst.  Vertreten  sind  in 
ihr  fast  alle  Theile  des  Reiches,  mit  grösseren  oder  kleineren  Bei- 
trägen zur  Geschichte  der  einzelnen,  wie  auch  des  Gesammtreiches. 

ftsterreich  mter  der  finns. 

Für  die  älteste  Landesgeschichte  und  die  spätere  haupt- 
sächlich während  des  Mittelalters  liefert  die  Fortsetzung  der  schon 


1  52  T.  Rarajan 

seit  Jahren  mitgef heilten  'Beiträge  zu  einer  Chronik  der  archäolo- 
gischen Funde  während  der  Jahre  1864  bis  1866  von  Friedrich 
Kenner'  allerlei  neues  an  Anticalien  und  Münzen  aus  der  Romerzeit 
und  dem  Mittelalter.  Sie  stehen  im  Archive  Bd.  XXXVUI  auf  S.  133 
bis  168. 

Zur  Kirchengeschichte  und  namentlich  jener  der  geist- 
lichen Körperschaften  des  Landes  ist  einzureihen  der  zweite  Band 
des  'Urkundcnbuches  des  Stiftes  Klosterneuburg  bis  zum  Ende  des 
vierzehnten  Jahrhunderts  herausgegeben  von  dem  c.  M.  weiland 
Dr.  Hartmanu  Zeibig'  im  XXVIII.  Bde.  der  zweiten  Abtheilung  der 
Fontes.  Er  enthält  den  Rest  der  Urkunden  vom  16.  Mai  1379  an 
bis  25.  October  1400,  und  einen  Anhang  von  zwanzig  fiir  die  Ge- 
schichte des  Stiftes  wie  an  sich  wichtigen  Archivalien,  als  z.  B.  das 
älteste  Urbar  von  12S8,  Aufzeichnungen  über  die  Einkünfte  des 
Stiftes  von  1284,  die  ältesten  Zehentregister,  Fischer-,  Schiffer-, 
Fergen-  und  Ufer-Rechte  des  vierzehnten  Jahrhunderts,  ein  Ver- 
zeichniss  aller  Gäste  des  Stiftes  während  derselben  Zeit,  der  dort 
begrabenen  Adeligen  des  zwölften  und  dreizehnten  Jahrhunderts, 
eine  Sequenz  gedichtet  vom  Probste  Rudger  I.  1167  bis  1168 
u.  s.  w. 

Anziehend  für  die  Geschichte  der  politischen  Verwaltung 
des  Landes  im  sechzehnten  Jahrhundert  ist  ein  Beitrag  des  c.  H. 
Dr.  Beda  Dudfk  aus  einer  Handschrift  der  ehemals  fQrstlich  Dietrich- 
stein*schen  Bibliothek  zu  Nikolsburg,  nämlich:  'Kaiser  Maximilians  II. 
Jagdordnung  vom  Jahre  157o'  und  zwar  zur  Regelung  der  Land- 
und  Hof-Jägerei  in  Österreich  u.  d.  Enns  erlassen,  abgedruckt  im 
Archive  Bd.  XXXVIU.  auf  S.  339  bis  416. 

Österreich  eb  der  Bans. 

Hauptsächlich  die  Römerzeit,  darnach  jene  späterer  Jahr- 
hunderte betreffen  durch  Mittheilung  von  Munzfunden,  Inschrift- 
steinen, altem  Geräthe  u.  s.  w.  die  schon  oben  erwähnten  'BeitrSge 
zur  Chronik  der  archäologischen  Funde  Friedrich  Kenners'  im  Ar- 
chive Bd.  XXXVm  und  zwar  auf  den  SS.  169  bis  189.  In  diesen 
wird  namentlich  berichtet  über  das  vielleicht  älteste  Grabdenkmal 
des  Landes,  einer  Witwe  Valeria  des  vierten  Jahrhunderts  geweiht, 
dessen  Inschrift  etwa  im  dreizehnten  zu  einer  christlichen  umge- 
staltet wurde. 


Bericht  über  die  Thitigkeit  der  hittorischen  Commistion  etc.  153 

Briheri^f^hnm  Österreich. 

Zur  Geschichte  des  Regentenhauses  der  Babenberger  ist 
anzuführen  die  nachstehende  kritische  Untersuchung  des  w.  M.  Alb. 
Jäger:  'Über  Francesco  Petrarca's  Brief  an  Kaiser  Karl  IV.  über  das 
österreichische  Privilegium  vom  Jahre  1058%  durch  welche  naclTge- 
wiesen  wird,  dass  für  das  fehlende,  hierin  entscheidende  Jahr  des 
Briefes  1361  zu  gelten  habe,  dass  somit  aus  diesem  Briefe  für  ein 
früheres  Dasein  des  österreichischen  Hausprivilegiums  'Majus' 
kein  Beweis  abgeleitet  werden  könne.  VeröfTentlicht  im  Archive 
Bd.  XXXVIII  S.  437  bis  483. 

Tlr«!  and  Vorarlberg. 

Auch  hier  ist  die  schon  wiederholt  aufgeführte  Arbeit  Friedr. 
Kenners,  'Beiträge  zu  einer  Chronik  der  archäologischen  Funde'  ein- 
zureihen, abgedruckt  im  Archive  Bd.  XXXVIII,  und  zwar  für  diese 
Länder  die  Seiten  223  bis  236. 

Steiermark. 

Für  die  älteste  Landesgeschichte  während  der  Romer- 
zeit  und  des  Hittelalters  ist  die  eben  aufgeführte  Arbeit  Fr.  Kenners 
auch  hier  zu  erwähnen  und  zwar  die  Seiten  189  bis  198  derselben. 

Als  Beitrag  zur  Adelsgeschichte  4/es  Landes  aber  wie  jene 
der  Nachbarländer  erschien:  'Das  Familienbuch  Sigmunds  von  Her- 
berstein. Nach  dem  Originale  herausgegeben  von  J.  Zahn'  im 
Archive  Bd.  XXXIX  auf  S.  293  bis  415. 

ft&rnten. 

Zur  Bereicherung  der  ältesten  Landesgeschichte  sowie 
jener  des  Mittelalters  sind  auch  hier  einzureihen  die  schon  mehr- 
mal erwähnten  'Beiträge  zu  einer  Chronik  der  archäologischen 
Funde,  Friedr.  Kenners'  und  zwar  die  Seiten  198  bis  210  der- 
selben. 

Krain. 

Bei  diesem  Kronlande  und  zwar  bezüglich  dessen  ältester 
Landesgesehichte,  wie  jener  des  Mittelalters  sind  wie  bei  den 


154  ▼.  Karajan 

vorausgehenden  Ländern  Steiermark  und  Kärnten  aufzufuhren,  yon 
der  Arbeit  Fr.  Kenners  die  Seiten  210  bis  214.   Gleiches  gilt  auch* 
Ton  dem  Königreiche 

BlhmeB 

zu  dessen  ältester  Landesgeschichte  gleichfalls  die  Mitthei- 
lungen Friedrich  Kenners  'Beiträge  zu  einer  Chronik  der  archSolo- 
gischen  Funde  in  den  Jahren  1864  bis  1866',  und  zwar  im  Archive 
Bd.  XXXVIII  die  Seiten  237  bis  249  zu  berücksichtigen  sind. 

Nicht  minder  Wichtig  für  die  älteste  Geschichte  des  Landes 
und  sein  Verhältniss  zu  Polen  ist  die  im  Archive  Bd.  XXXVII  auf  den 
SS.  25  bis  120  gelieferte  Abhandlung  Heinrich  Zeissbergs  mit  dem 
Titel:   'Miseco  I.  der  erste  christliche  Beherrscher  der  Polen'. 

Zur  Regentengeschichte  des  Königreiches  bringt  aus 
bisher  unbenutzten  Quellen  Neues  Dr.  Karl  Grünhagen  in  seiner  Un- 
tersuchung: 'Karl  IV.  in  seinem  Verhältnisse  zur  Breslauer  Dom- 
geistlichkeit' mitgetheilt  im  Archive  Bd.  XXXIX  auf  den  SS.  223 
bis  243. 

Einen  aus  neuen  Quellen  geschöpften  Beitrag  zur  Geschichte 
des  Städtewesens  in  Böhmen  lieferte  Dr.  Franz  Kürschner  in 
dem  Aufsatze:  'Jobst  von  Einsiedel  und  seine  Correspondenz  mit  der 
Stadt  Eger.  Aus  dem  Archive  der  Stadt  mitgetheilt' ,  im  Archive 
Bd.  XXXIX  auf  den  SS.  248  bis  292. 

Mähren. 

Die  Landesgeschichte  vom  eilften  Jahrhundert  herwärts 
bereichern  durch  Beschreibung  von  altem  Geräthe,  aufgefundenen 
Münzen  u.  s.  w.  die  schon  oft  erwähnten  'Beiträge  Friedrich  Ken- 
ners' und  zwar  auf  den  SS.  249  bis  287  des  XXXVIII.  Bdes.  des 
Archives. 

Die  Kenntniss  des  geschichtlichen  Materiales  fordert 
aus  bisher  unaufgeschlossener  Quelle  die  Mittheilung  des  c.  M.  Beda 
Dudik  unter  dem  Titel:  'Die  Handschriften  der  fürstlich  Dietrich- 
stein*schen  Bibliothek  zu  Nikolsburg  in  Mähren',  abgedruckt  im  Ar- 
chive Bd.  XXXIX  auf  den  SS.  417  bis  534.  Die  Sammlung,  aus  440 
Handschriften  bestehend,  stammt  aus  der  Bibliothek  des  einstigen 
Hofkammer-Präsidenten  Ferdinand  HofTmann  Freiherr  von  Grünpiehel 


Bericht  über  die  Thitigkeit  der  historischen  Gommission  etc.  155 

und  Strechau  und  ersetzte  die  1646  nach  Schweden  als  Kriegsbeute 
entführte  des  Cardinais  Dietrichstein. 

Schlesien. 

Hier  einzureihen  und  zwar  als  Beitrag-zur  Kirchengeschichte 
des  Landes  ist  die  schon  oben  erwähnte  Arbeit  Dr.  Karl  Grünhagens : 
'Karl  IV.  in  seinem  Verhältnisse  zur  Breslauer  Domgeistlichkeit',  im 
Archive  Bd.  XXXK  auf  den  SS.  223  bis  243. 

fialiilen. 

Auch  hier  mit  aufzuführen  ist  die  schon  oft  erwähnte  Arbeit 
FViedrich  Kenners  *  Beiträge  zu  einer  Chronik  der  archäologischen 
Funde'  und  zur  ältesten  Landesgeschichte,  für  welche  sie 
eine  Reihe  Yon  Münzen,  altem  Geräthe,  Meissein,  Gewichten,  in  alten 
Grabmählern  entdeckt,  beschreibe,  und  zwar  im  Archive  Bd.  XXXVIII 
auf  den  SS.  258  bis  262. 

Zur  Kenntniss  des  historischen  Materials  in  diesem 
Königreiche  dient  ein  Bericht  des  c.  M.  Dr.  Beda  Dudfks  mit  der 
Aufschrift:  'Archive  im  Königreiche  Galizien  und  Lodomerien,  im 
Auftrage  des  hohen  Staats -Ministeriums  beschrieben  und  durch- 
forscht', abgedruckt  im  Archive  Bd.  XXXIX  auf  den  SS.  1  bis  222. 

ftrakan. 

Zur  Rechtsgeschichte  und  zwar  als  Zeugniss  deutscher 
Rechtsanwendung  im  slavischen  Lande  dienen  die  Nachweise  in 
einem  Aufsatze  Dr.  Ferdinand  Bischoffs:  *Über  eine  Sammlung 
deutscher  Schoffensprüche  einer  Krakauer  Handschrift'.  Der  Ver- 
fasser setzt  den  Ursprung  dieses  Rechtsbuches  ins  Ende  des  vier- 
zehnten Jahrhunderts  und  bespricht  dessen  Verwandtschaft  mit  einer 
in  Berlin  verwahrten  Handschrift.  Entstanden  ist  die  Sammlung  in 
Krakau  selbst.  Die  Abhandlung  ist  veröffentlicht  im  Archive  Band 
XXXVIUaufS.  1  bis  24. 

Ungern  and  Nebenl&nder. 

Für  die  älteste  Landesgeschichte  auch  dieser  Bestand- 
theile  des  Gesammtreiches  bieten  die  'Beiträge  zu  einer  Chronik  der 


156  T.    Karajan 

archäologischen  Funde  Friedrich  Kenners*»  und  zwar  im  Archire 
Bd.  XXXVIII  auf  den  SS.  26S  bis  317,  eine  reiche  Ausbeute  an 
Münzen,  Inschriften  und  Alterthümern  aller  Art.  Ebenso  für  die  Ge- 
schichte der 

■ilit&rgranze 

zur  Zeit  der  Romer  und  in  den  Jahrhunderten  des  Mittelalters 
und  zwar  auf  den  Seiten  329  bis  337  des  XXXVIII.  Bandes  des 
Archives. 

Dalmatiens 

älteste  Landesgeschichte  wird  gleichfalls  durch  dieselbe  Ar- 
beit Friedrich  Kenners  und  zwar  auf  den  Seiten  337  bis  338  mit 
Nachrichten  über  die  Funde  der  Jahre  1864  bis  1866  bereichert. 

Der  Geschichte  der  Republik  Ragusa  aber,  namentlich  in  Be- 
zug auf  die  Gestaltung  ihrer  auswärtigen  Verhältnisse,  wird  eine 
neue  reichhaltige  Quelle  zugeführt  in  der  Abhandlung  des  Dr.  Bal- 
thasar Bogisi6:  'Relazione  sulK  Epistolario  di  Stefano  6radi\  be- 
stehend aus  einer  übersichtlichen  Schilderung  mit  Proben  der 
reichen  Correspondenz  Gradi*s  mit  der  Republik  von  Rom  aus,  wo 
er  als  Gesandter  derselben  weilte,  und  später  mit  Nicolo  Rossi  m 
Rom  und  zwar  von  Ragusa  aus.  Die  Sammlung  umfasst  im  Ganzen 
S65  Briefe  aus  den  Jahren  1642  bis  1683  und  wird  zur  Herausgabe 
vorbereitet.  Der  Bericht  steht  im  Archive  Bd.  XXXVIII  auf  S.  417 
bis  436. 

Kflstenland  and  Lembarde-TenetieD 

werden  durch  die  oben  oft  angeführten  'Beiträge  zu  einer  Chronik  der 
archäologischen  Funde  Friedrich  Kenners',  abgedruckt  im  Archive 
Bd.  XXXVIII,  in  Bezug  auf  die  älteste  Landesgeschichte  man- 
nigfach bereichert.  Ersteres  auf  den  SS.  214  bis  222,  letzteres  auf 
den  SS.  317  bis  329. 

■•narehie. 

Zur  Geschichte  der  ältesten  Zeit  und  des  Mittelalters 
muss  hier  begreiflicher  Weise  die  eben  erwähnte  Arbeit  Friedrich 
Kenners  eingereiht  werden  und  zwar  für  die  archäologischen  Funde 


Bericht  über  die  Thfttigkeit  der  historischen  Commission  etc.  1  Ol 

der  Zeit  voa  1864  bis  1866.  Wie  schon  bemerkt,  steht  sie  im  Ar- 
chive Bd.  XXXVm  am  den  Seiten  121  bis  338. 

Für  die  Geschichte  des  Regentenhauses  aber  ist  von 
höchster  Bedeutung  die  Fortsetzung  der  'Relationen  der  Botschafter 
Venedigs  über  Deutschland  und  Österreich  im  siebzehnten  Jahrhun- 
dert'. Der  eben  erschienene  zweite  Band  umfasst  die  Jahre  1658 
bis  1699  und  ist  wie  sein  Vorgänger  aus  den  Originalen  des  k.  k. 
Haus-,  Hof-  und  Staats-Archives  herausgegeben  durch  das  w.  M. 
Joseph  Fiedler  im  XXVII.  Bde.  der  zweiten  Abtheilung  der  Fontes. 

Deatschland. 

Für  die  allgemeine  Reichsgeschichte  ist  der  eben  er- 
wähnte XXVII.  Bd.  der  zweiten  Abtheilung  der  Fontes,  die  Relationen 
der  Botschafter  Venedigs  über  Deutschland  und  Österreich  ent- 
haltend, und  zwar  während  der  zweiten  Hälfte  des  siebzehnten  Jahr- 
hunderts, von  Wichtigkeit. 

Die  Länder  aber  zwischen  der  Elbe  und  Oder  und  zwar  deren 
Regentengeschichte  nach  Einführung  des  Christenthums  und 
ihr  Verhältniss  zu  Deutschland  hat  zum  Gegenstande  die  Abhandlung 
Heinrich  Zeissbergs:  'Miseco  I.,  der  erste  christliche  Beherrscher 
der  Polen'  abgedruckt  im  Archive  Bd.  XXXVIII  auf  den  SS.  25 
bis  120. 


1  58     ▼•  Ka  raj  «D,  Bericht  üb.  d.  Thfitigkeit  d.  Concilien-CommiMloD  eie. 


Bericht 

über  die  Thätigkeit  der  zur  Herausgabe  der  Acta  conoiliorum  generalium 
saeculi  XV.  betrauten  Commisslon  während  des  Jahres  1867.  Gelesen  in 
der  Classen- Sitzung  vom  20.  Mai  1868  durch  den  Berichterstatter  der 

Commission 

Dr.  Th.   G.  V.  Karajan. 

Meine  Herren ! 

Der  Druck  des  zweiten  Bandes  der  Monumenta  coneiliomm 
generalium  saeci^li  XV.,  den  ersten  Theil  der  Geschichte  des  Basler- 
Concils  von  Juan  de  Segovia  enthaltend,  ist  bis  zum  25.  Bogen  vor- 
geschritten. 

Die  vollständige  Nachvergleichung  des  zweiten  Bandes  dieses 
Werkes,  im  Manuscripte  der  öffentlichen  Bihliothek  zu  Basel  321 
Blätter  im  grössten  Folioformat  zählend,  wurde  vollendet.  Die  seit- 
raubende  Arbeit  hat  auch  in  diesem  wie  im  ersten  Bande  die  Her- 
stellung des  Textes,  der  in  der  Handschrift  der  k.  Hofbibliothek  za 
Wien  durch  nachlässiges  Gebahren  des  Abschreibers  an  manchen 
Stellen  bis  zur  Unkenntlichkeit  verstümmelt  ist,  in  der  erfreulichsten 
Weise  gefordert.  Die  Bearbeitung  dieses  den  dritten  Band  der  Monu- 
menta bildenden  Werkes  ist  so  weit  gediehen,  dass  nach  Vollendung 
des  zweiten  Bandes  der  Druck  ohne  Unterbrechung  fortgesetzt 
werden  kann. 

Die  von  der  verehrten  Classe  der  Commission  bewilligten  Geld- 
mittel reichten  vollständig  zur  Deckung  der  nöthigen  Auslagen  hin. 


stark.     Keltische  Forschung^en.  159 


Keltische  Forschungen. 

VoD  Dr.  Franz  Stark. 


L 

Keltische  Namen  im  VerbrQderungsbuche  von  St  Peter  in 

Salzburg. 

l 

Die  Bestrebungen  Mone*s  und  seiner  Nachfolger  alle  nur  mög« 
liehen  Personen-  und  Ortsnamen,  und  die  Versuche  Leo*s  die  Per- 
sonennamen im  Polyptichon  Irminonis  <)  als  keltische  Sprachgebilde 
zu  deuten»  sind»  da  sie  yorzugsweise  jeder  wissenschaftlichen  Methode 
entbehren»  mit  ganzem  Rechte  allgemein  zurückgewiesen  worden. 
Einer  gunstigeren  Aufnahme  hatten  sich  zu  erfreuen  jene  Schriften, 
welche  die  gegentheilige  Richtung  einschlugen  und  eine  Menge 
fremder  Namen,  die  mit  wirklich  deutschen  einigen  Gleichklang 
haben,  ohne  Rücksicht  auf  den  Widerspruch  einzelner  Laute  und 
ganzer  Theile,  als  deutsch  erklärten.  Das  Hauptwerk  dieser  Rich- 
tung ist  Forstemann*s  altdeutsches  Namenbuch  (Nordhausen,  1856); 
in  ihm  sind  viele  Hunderte  keltischer  Namen  den  deutschen  beige- 
mengt Obgleich  nun  seit  dem  Erscheinen  dieses  Buches  zehn 
Jahre  yerflossen  sind^  haben  diese  Irrthümer  weder  von  gegnerischer 
noch  von  germanistischer  Seite  eine  Beanständigung  oder  Berichti- 
gung gefunden,   und  es  hat  in  der  Bestimmung  und  Deutung  von 


1)  poljptiqae  de  V»bhi  Irminon  o«  d^nombr«ment  des  niiinses,  de  terft  et  des  reTenos 
de  Tabbaye  de  S»int-6ennain-des-Pr^s  sous  le  regne  de  Charlemagne  publie  .  .  . 
par  B.  Gu^rard.  Tom.  H.  Paris,  1844.  4<>. 


160  stark 

Personen-  und  Ortsnamen  eine  Willkür  und  Verwirrung  um  sieh 
gegriffen,  wie  sie  kaum  auf  einem  zweiten  Gebiete  der  Wissenschaft 
wieder  gefunden  wird.  Dieser  Thatsache  gegenüber  habe  ich, 
gestützt  auf  sorgsame  Studien  und  auf  eine  Sammlung  von  deut- 
schen und  keltischen  Personen-  und  Ortsnamen,  wie  sie  in  diesem 
Umfange  einem  Zweiten  gewi3s  nicht  zu  Gebote  steht»  mir  die,  ich 
weiss  es,  schwierige  Aufgabe  gestellt,  die  keltischen  Namen«  die  bis 
jetzt  den  deutschen  beigezählt  sind,  zu  bestimmen  und  zu  scheiden 
und  so  eine  sichere  Grundlage  zu  schaffen  für  ein  wahrhaft  deutsches, 
aber  auch  für  ein  von  ihm  getrenntes  keltisches  Namenbuch. 

Im  Vorliegenden  bringe  ich  eine  kleine  Sammlung  keltischer 
Namen  aus  dem  Verbrüderungsbuche  des  Stiftes  St.  Peter  zu  Sali- 
burg  i),  in  welche  ich  auch  irische  Namen,  die  als  solche  bereits  er- 
kannt sind,  aufgenommen  habe,  da  es  hier  galt  sprachliche  und  andere 
Irrthömer  in  den  vom  Herrn  v.  Karajan  gegebenen  M^riäuteruD- 
gen**  zu  berichtigen. 

Ob  der  von  mir  eingeschlagene  Weg  dem  vorgesteckten  Ziele 
zuführt,  muss  einer  sachkundigen  Kritik  zur  Beurtheilung  überlassen 
bleiben ;  des  Einen  jedoch  bin  ich  schon  jetzt  gewiss,  dass  diese 
neuen  Forschungen,  trotz  mancher  Irrthümer  im  Einzelnen,  nament- 
lich in  dem  so  schwierigen  etymologischen  Theile,  die  Erkenntniat 
vieler  alt-  und  neukeltischen  Namen  erweitern  und  eine  sorgfältigere 
Untersuchung  bei  der  Beurtheilung  deutscher  Namen  hervorrufen 
werden,  als  bis  jetzt  üblich  war. 

Bevor  ich  mich  aber  den  keltischen  Namen  des  Verbrüderungs- 
buches zuwende ,  sollen  die  gegenwärtig  in  der  deutschen  Namen- 
forschung besonders  hervortretenden  Irrthümer  an  einigen  Beispielen 
veranschaulicht  werden. 

Gowo^igr^r/iM«mitderbeachtenswerthen  Variante  Cunautegemm 
(ep.  Silvanect.  Conc.  Aurel.  a.  544)*  ist  ein  gallischer  Name  s 
CunaU'tegemus ,  Cuno-tigetTius,  zusammengesetzt  aus  cuno,  kymr. 
cun  (altitudo,  summitas)  Zeuss  p.  109«)  und  tigemua,  kymr.  tigern, 

1)  Herausgegeben  Ton  Th.  6.  y.  Karajan.  Wien,  iS52.  —  Ich  benutze  dieae  Stelle 
KU  bemerken,  dass  in  meiner  gBnzIicb  umgearbeiteten  Schrift  „Die  Koaenamen  der 
Germanen"  (Wien,  Tendier,  1S68)  S.  4  die  durch  ein  Verseben  stehen  gebUebeaea, 
dem  Verbruderungsbuehe  entnommenen  biblischen  Namen  Jetut^  Johel  und  Suffomu 
zu  tilpren  sind. 

*)   Vgl.  Cuno'iamui  Orelli  n.  2779,  armor.  Cona-dam  a.  851    Gart,  de  Redon  n.  149. 


Reitische   Forschungen.  1  6  1 

tigim^  fim*  jetzt  teyrn,  armor.  Hern,  irisch  tigeme,  tigetma,  jetzt 
Hgheama  mit  der  Bedeutung  „dominus**.  Zeuss.  p.  100.  158.  162. 
741  0- 

Nach  Forstemann  1 ,  S4S  ist  Gonotigernus,  Cunautigemus  = 
GonoH-gernus  und  wird  gonoti  durch  goth.  knöds  (genus)  und  ger- 
nu9  durch  ahd.  gern  (pronus,  Studiosus,  intentus,  avidus)  zu  deuten 
Tersucht 

Berloindis  f.  saec.  8.  Polypt.  Irm.  71,  t  =^  Berlo-ind-k,  ist  ab- 
geleitet mit  -iiirf  (Zeuss  p.  754)  von  berlo  =  berla;  vgl.  irisch  berln, 
jetzt  bearla  (lingua)  0*Donovan,  Gramm,  of  the  irisch  lang.  LXXII. 
Lhuyd,  Archaeol.  Brit  (Oxford,  1707.  Fol.)  1,  80. 

Aq  Berloindis,  welcher  Name  Meloquens**  bedeuten  mag,  reihen 
sich  die  Personennamen : 

Berla  saec.  8.  Polypt.  Irm.  56,  32, 

Berlio  (ep.  Bellicens.)  c.  a.  1135.  Cart.  Savin.  p.  507  n.  940, 
Berloinus  8»c.  8.  Polypt.  Irm.  40,  23  =  Berlo-in-us «), 
Berlannus,  Berlindis  saec.  9.  Polypt.  Rem.  9,  23.  1,  11=  Berl- 
ojui-t»  *)»  Berl'ind'is, 

Berlavius  a.  918.  Perard  p.  165  =»  Berl-avi-us '^}, 
Berlibodus  a.  955.  Perard  p.  ßS  =  Berli-bodus^), 


1)  Tgl.  die  kjmriscbeD  Namen  Vertigemus  (rex  BriUnnUe)  Hiat.  misc.  14;  a.  408. 
Abb.  Qnedl.  Mon.  G.  5,  31 ,  18,  Vortigemus,  Gortigemu»  bei  Nenniat,  Rist  Brit. 
28.  29,  Butigim  Lib.  LandaT.  23S  =  Avi-tigern-us ,  EUdeyrn  (St.)  Jolo  107,  146 
=s  lUi^tigem-UMy  die  armorischeo  Namen  Sultiem  a.  866.  Cart.  de  Redon  n.  50 
=s  3oli'tigem'US ,  Maeltiem  a.  826.  1.  c.  n.  133  =  Magio-tigern-us ,  dann  den 
irischen  Namen  CaoilHgkern  (Sta)  Martyr.  Dungal.  Sept.  13  und  Tigerinomalus  bei 
6nff,  5,  379  (rgl.  irisch  Cathmal  Ann.  IV.  Mag.  O'Conor  I.  1,  355  =  Catu-malutf 
armor.  Ihthimaliu,  Sohn  des  bretoniscben  Königs  Jadualus,  Exe.  chron.  Brioc. 
Morice,  M^moires  ponr  serrir  de  preurea  a  l'bistoire  eccl.  et  cir.  de  Bretaigne. 
Paria,  1742.  1  col.  17) 

S)  Vgl.  ^«roifiti«  Murat  777,  5,  Vincoinus  smc.  8.  Polypt.  Irm.  113,  295  u.  m.  a. 

>)  Vgl.  Zenas  p.  736,  dann  Agrannus,  ElUanna  sec.  8.  Polypt.  Irm.  103,  194.  195. 

*)  Vgl.  Zenas  p.  746,  dann  Alsavia,  Elavia  sec.  8.  Polypt.  Irm.  213,  43.  241,  6, 
Sermius  1.  c.  95,  136;  (colon.)  a.  766.  Testaro.  Teilouis.  Mobr,  Cod.  dipl.  Rhetiae 
1  B.  9  p.  14,  Alavia  s»c.  9.  Polypt.  Rem    100,  10  u.  a. 

i)  Vergl.  hymr.  boddus  (gratus,  acceptus)  =  boduua  fZeuss  p.  27  Nota.  Glück  p.  53 
Anm.).  BerUhodut  kann  demnach  „lingua  (eloquentia)  gratus"  bedeuten. 


162  St.rk 

Berladius  c.  a.  1 037.  Polypt.  Irm.  App.  20 p.  S&S=^BerlHtdl-U8  0, 
dann  der  Name  eines  Flüsschens,  „Fluviolus  vulgari  nomine  Berlo 
vocitatus*',  saec.  10.  Cart.  S.  Petri  Carnot.  p.  73  c.  14  und  die 

villae  Berlaria,  Berleta  Si.6ii.  680.  Pard.  n.  351.  392 '=^  Bert- 
ari'ü.  Berl-et-a,  abgeleitet  von  den  Personennamen  Berlo^  BerUu 

Bei  Förstemann  1,  226  ist  Berloindis  verderbt  aus  BeriUnd 
und  wird  6eri  durch  ahd.  6^ro  (ursus)  gedeutet,  für //lu/ aber  werden  die 
Bedeutungen  „Schlange^,  „Quelle*'  oder  ninilde,  sanft**  Terrnnthet 

Wie  Berloindis  so  werden  gegenwartig  sehr  viele  abgeleiiete 
keltische  Namen  als  zusammengesetzte  deutsche  betrachtet  Zwei 
weitere  Beispiele  mögen  statt  vieler  genügen. 

Der  Name  Firrnan  s»c.  9.  Heichelb.  n.  563  ist  identiseh  mit 
Firmanus  (Alpinius)  Steiner  n.  i0i9, Firmanus  (fig-)  1-  c.  n.  3328, 
Firmanus  (Galliarum  tabularius)  de  Boissieu,  Inscr.  de  Lyon  p.  285, 
13  und  abgeleitet  mit  -an  (Zeuss  p.  281.  303.  734)  von  /fnn.  Von 
demselben  Worte  sind  gebildet  die  Namen: 

Firmus  (Gildonis  frater)  a.  371.  Ammian.  29,  5,  2,  JPfnmif 
(Lasionius)  Steiner  n.  601,  Ferme  a.  1144.  Cart.  de  Reden  n.  389» 

Firma  Lucia  (uxor  Tantavieli  Eburonis)  Steiner  n.  592,  Fimm 
(Laudonia)  Orelli  n.  4824,  Firmia  Sextiola,  de  Boissieu  p»  503,  14» 
dann  durch  Ableitung : 

Firmana  (Obricii  filia)  Orelli  n.  2050  (Bourges), 

Firmatus  saec.  9.  Polypt.  Rem.  74,  51, 

Firminus  (Aurelius)  Steiner  n.  710,  Firminus  (Silius)  Orelli 
u.  3798,  Firminus  saec.  9.  Polypt.  Rem.  68, 18«);  c.  1000.  Cart 
Savin.  n.  547, 

Firmica  Fabretti  p.  567,  116. 

Firmidia  Mussa,  Knabl.  Sehr.  d.  h.  V.  f.  Inneröstr.  1,  70  n.  77, 

Firmula  (Laudonia)  Orelli  n.  4824,  Firmulus  (SuDios)  I.e. 
n.  1508, 

Firmeri  cura  a.  1127.  Cart.  S.  Petri  Carnot  p.  261  c.  3, 

Firmindina  (Sta)  Cod.  der  Bened.  Abtei  Deuti.  Jahrb.  d.  V.  t. 
Alterthfr.  im  Rhl.  41  p.  45  =  Firm-itid-in-a  »).  « 


«)   Vgl.  Zeuss  p.  753.  7S4. 

<)  Förstemann  1,  793  fragt,  ob  dieser  Name  nicht  =b  Birmin  «ei. 

*)   Fermotia  saec.  8.  Cod.  trad.  Ravenn.  p.  75  ist  wahrscheinlich  =3  FtT'WHuk  i  ^ 

Ver-motia.    Vgl.    Motimut   sec.    7.    Julian,    hist.    de  Wanü»   c.    M.  Eip.  vf' 

Tom.  6,  569. 


Keltisch«  Forschungen.  163 

In  allen  diesen  Namen  steht  meiner  Vermuthung  nach  /*an  der 
Stelle  eines  ursprünglichen  v  <)  und  es  dürften  demnach  hier  anzu- 
schliessen  sein  die  Namen: 

Vermius  in  Vermiäco  a.  584.  Pard.  n.  191,  Vertnionus  (locus 
qui  dicitur  F.)  ssc.  10.  Cart  Sarin,  n.  48.  dann 

H%niio(mon.  S.  Audoeni)  saec.  11.  Cart.  S.  Trinit.  in  monast. 
Rothomag.  n.  37.  Cart.  Sith.  p.  441, 

Wermuni  a.  790.  Trad.  Wizzenb.  n.  116. 

Forsteroann  fragt  p.  407,  ob  Firman  deutsch  sei  und  nimmt 
p.  902  man  als  zweiten  Compositionstheil  an. 

Der  Name  Afuedramnus  (stvyui)  ssbc.  8.  Polypt.  Irm.  221,  55 
ist  zusammengesetzt  aus  der  Partikel  an-  und  aus  sedramnus,  wel- 
ches Wort  auch»  und  zwar  in  der  YoUen  Form  Sideramnusp  saec.  9. 
Polypt.  Rem.  16»  12,  als  Name  erscheint  «). 

Sedramnus*  Sideramnus  ist  abgeleitet  mit  -m-n  (Zeuss  p.  734. 
735)  Ton  »edar  sidar,  irisch  seathar,  auch  sead  (streng,  able) 
Lhoyd,  armor.  hezr  (couragious)  1.  c.  205  =  hedr  d.  i.  hedar,  hidar, 
statt  sedar,  sidar  *). 

Von  diesem  Worte  sind  gebildet  die  Personennamen: 

Sidra  f.  saec.  9.  Polypt.  Rem.  20,  13,  Sedrae  a.  972.  Marca 
hisp.  n.  112  col.  898, 

Sidronius  (St.  ep.  Senon.)  Hartyr.  Rom.  Jul.  11  d.  i.  Sidr- 
ani'-us  *}• 

Sidrac  Goldast  2.  118  d.  i.  Sidr-ac^),  dem  der  irische  Name 
Sedrach  (ep.)  Mart.  Dungal.  Apr.  20  zur  Seite  steht,  dann 

SidericuB  (pbr.)  a.  871.  Chron.  Sampiri  c.  6.  Esp.  sagr.  Tom. 
14  p.  454  d.  i.  Sider-ic'us. 

Bei  den  alten  Bretonen  war  dieses  Wort  zur  Namenbildung 
sehr  beliebt.  Dies  zeigen  ihre  Namen»  so  die  abgeleiteten 

Hedrus  a.  1089.  Cart  LandeTcnec.  Morice  1  col.  467  d.  i. 
Sedrusp 

Hedren  (efJ)c.  a.  950.  Cart.  Landeven.  Morice  1  col.  346  d.  i. 
Sedron-i-^uSf 


1)  Siehe  bei  Fusculo  und  Pastwa. 

*)  Siderannu»  a.  791.  Perard  p.  47  leig^  Ausgleichung  der  Ableitung  -mn  ku  -hji. 
*)  Über  britannitebee  A  =n  «  siebe  Zeuaa  p.  144  fg. 
*)  Siebe  AmmUomi, 
»)  Vgl.  ZeiiM  p.  771.  772. 
SiUb.  d.  pbil.-bbt.  Gl.  UX.  Bd.  U.  Hfl.  VI 


iüi  Stiirk 

Hidrieti.  871.  Cart.  de  Reden  n.  245.  246  d.  i.  Sidric,  Side- 
ricus, 

Hedroc  ».  1062.  Cart.  de  Redon.  n.  285  d.  i.  Sedrdc-U8  (Zeass. 
p.  815),  dann  die  zusammengesetzten 

Hedremarchuc  a.  834.  Hedrewedoe  a.  869.  Hetrwoion  a.  909. 
Hedromonoc  sspc.  11.  Cart.  de  Redon  n.  2.  241.  277.  284, 

Hedrimelich  a.  860.  Cart.  Prumens.  Morice  1  eol.  316, 

fledntal  a.  1031.  Cart.  Kemperleg.  Morice  1  col.  368  und 

Kalanhedre  a.  834.  Cart.  de  Redon  n.  2, 

Canathedri  a.  860.  Cart.  Prüm.  Beyr  1  n.  95, 

Gurhedr  saec.  11.  Cart.  Kemperleg.  Morice  1  col.  368,  Gor- 
hezre  s»c.  11.  ("art.  eccl.  Corisopit.  Morice  1  col.  378, 

Tanhedr  a.  1088.  Cart.  Kemperleg.  Morice  1  col.  464, 

Gluhedr  ssec.  11.  Cart.  Kemperleg.  Morice  1  col.  465. 

Von  kymrischen  Namen  schli essen  sich  hier  an  Gurhitir  Lib. 
Landav.  168,  Mirhitr  Lives  of  the  British  Saints  (Rees)  p.  89. 

Bezüglich  der  Partikel  an-  (Zeuss.  p.  828)  in  An-sedramnuM 
bieten  sich  zur  Vergleichung  die  Namen  : 

AiicalUes  (pop.  Brit.)  Caes.  B.  G.  5,  21  neben  Calitesl,  75«), 

Anavdinus  sißc,  8.  Polypt.  Irm.  115,  300«), 

Anblawd  (Tochter  des  britann.  Königs  Rieingulid)  ssec.  6.  Vita 
S.  Iltuti.  Lives  p.  158»)  und  der  armorische  Name 

Anhedr  ssec.  11.  Cart.  Kemperleg.  Morice  1  col.  465  d.  i. 
Afisedr-us,  aus  welchen  Namen  durch  Ableitung  Ansedramnus  gebil- 
det ist. 

Nach  Grimm,  Gesch.  d.  d.  Spr.  542  zeigt  Amedrnmmis  ncinen 
ungehörigen  Linguallaut  mitten  in  der  Zusammensetzung  einge^ 
schoben*^  und  ist  ahd.  Anae-hra^n^y 

Einen  eingeschobenen  Linguallaut  nimmt  Grimm  1.  c.  auch  an 
in  den  im  Polypt.  Irminonis  verzeichneten  Namen  Electardus  i  65,  3, 


1)  Vgl.  Glück,  Die  Namen  bei  Cüsar  p.  43.  44. 

2)  Vgl.  Audina   1.    c.    91.    103.    144,   G7,   Audoi  DuehHlais  n.   561,  Äudasius  Munt 
1585,  4,  Audati  ni(nnu)  Fröhner  n.  219,  Audimia  Pol.  Irm.  G2,  19  u.  m.  a. 

*)  ^'?l-   kymr.   blawt  (splendor)    Mab.  1,  251  (Zeuss  p.  810),  irisch   biith  (flos.  Int, 

fama)  Lhuyd  1,  58.  60.  77. 
*)  Im  Polypt.  Irm.  205,  37  «racheint  Anteramnut ,  aber  auch  dieser  Name  ist  c=b  iM> 

ter-amtfut,  wie  Anserada  5,  S}i  =  An-ter-ad-a.  Vgl.  Serus  Fröbner  n.  1958 — 59, 

Sirannug  a.  642.    Pard.  2  d.  300  p.  71,    Victitirana  (britannischer  Frauennaoie) 

Grul.  700,  6  =  Victi-tirana. 


Keltische  Forschungen.  165 

Ermentildü  18,  88,  Erbedildis  103,  194,  Ercadramna  201,  16, 

doch 

Electardus  ist  abgeleitet  mit  -arrf  und  =  Elect-ard-us  *)» 
ErmentUdis  ist  abgeleitet  mit -t7i/ und  ^Erment-ild'is,  Er-ment" 

Erbedildis  ist  ebenso  abgeleitet  und  zusammengesetzt  und  =» 

Ercadramna  ist  =  Er-cadramna,  Er-cadr-amn-a  *). 

Auch  viele  einfache  Namen  keltischen  Ursprungs  werden  als 
deutsche  betrachtet.   Sie  sollen  an  anderer  Stelle  vorgeführt  werden. 

Ich  wende  mich  nun  zu  den  im  genannten  Verbrüderungsbuehe 
erseheinenden  keltischen  Namen. 


<)  \gU  EieeiUM  8»c.  S.  Polypt.  Irm.  15,  66;  (pbr.)  sec.  11.  Kemble  4  o.  9S1  p.  309, 
Eleetu  MC.  S.  Polypt.  Irm.  39,  11.  193,  17;  8»c.  9.  Polypt.  Rem.  47,  40.  46,  33 
aod  mit  Tokaliscber  Ableitung  Klect-e-o  (Bruder  der  Elict-ild-ia)  Pol.  Irm.  53,  7, 
EUet-e-uf  28,  31.  159,  61.  209,  13.  210,  15;  Pol.  Rem.  49,  62;  a.  866.  Perard 
p.  52;  8»c.  10.  Cart.  S.  Petri  Caroot.  p.  37  c.  7,  5,  welchen  Numen  Grimm  |.  c. 
538  =  ahd.  AUh'dio  auffasst.  —  Nähere  Belege  für  die  gallische  Abstammung 
dieser  und  der  anderen  oben  genannten  Namen  werde  ich  an  anderer  Stelle 
bringen. 

*>  ErmeHtüdit  ist  abgeleitet  ron  ermint,  irisch  ermitiu,  armitiu,  airmitiu  (honor*) 
Zeoss  762  d.  i.  er-nUnt^  ar-mint  (Zenss  p.  7.  829.  867).  Auch  Ermentaria, 
Ermentingm  Pol.  Irm.  47,  79.  134,  10  u.  a.  sind  als  Ableitungen  tOo  er-mint  zu 
erkliren. 

*)  Vgl.  Bethilt  (mancip.)   a.  797.  Pard.  n.  62.  Auch  der  Name  Erbedonia  (Tochter 
der  Erbedildis)  ist  =  Er-bedonia,  Er-betonia» 

^)  Dieser  Name  ist  zusammengesetzt  mit  er-  und  abgeleitet  von  cadrui,  altkymr.  cadr 
(decoras)  gl.  Lxb.  Zeuss  p.  122,  (fortis)  Lhuyd  1,  61,  armor.  kadr,  kaer  (comis, 
palcher)  Lh.  198,  Zeuss  165  in  Belatucadrus  de  Wal  n.  31.  32.  34.  35.  298  —  301, 
Vituemdrus  (Mars)  Ricardi  Cicerst.  De  situ  Britanniae  c.  4,  irisch  Cathra  (mac 
Maine)  Miscell.  of  the  celt.  Soc.  p.  19,  kymr.  Kadraut  Lives  p.  268,  47  d.  i. 
Cmdr-di^  ron  den  Römern  Quadratus  geschrieben.  Vgl.  Quadratus  Togimari  fil. 
Steiner  n.  3188,  dann  ürbiqus  1.  c.  n.  1132  und  Equitiut  =  irisch  Eoehaid  {Echi- 
diut)  Soll.  Jol.  5  p.  593. 


1*^' 


166 


S  t  H  r  k. 


Adaba  (sanctimoiiialis)  40,  48  saec.  9. 

Dieser  Stamm  lasst  eine  zweifache  Auffassung  zu. 

1.  Er  kann  zusammengesetzt  sein  aus  dem  Worte  aha  und  der 
Partikel  ad-. 

Der  Stamm  ab  erscheint  in  den  gallischen  Namen  i^ftnofta  (mons) 
Plin.  H.  N.  4,  79  d.  i.  Ab-n-oba  >),  Abiama  Steiner  n.  1782,  Äbiltu 
Fröhner  n.  4«),  Abinus  Steiner  n.  1557, 

in  dem  armorischen  Namen  Abgar  saec.  9.  Cart.  de  Redon  n.  258, 

in  dem  irischen  Namen  Abnier,  abb.  a.  825.  The  four  masters  «) 
«»  Ab-n-i-er^ 

ferner  als  zweites  Compositionsglied  in 

Soabo  saec.  9.  Urkdb.  v.  St.  Gallen  n.  391  »  So-abo^). 

Mit  der  Partikel  ad-  (Zeuss  p.  835.  869)  sind  zusammengesetzt 
die  gallischen  Namen 

Adbogius  Steiner  n.  342,  Adgennia  Grut.  718,  9,  Adgentius 
Orelli  n.  2018.  Adgonna  Murat.  1021,  8,  Adnamatus  OreXW  n.  4983, 
Advocisus  Momms.  n.  352,  2,  Advolenus,  Advolena  Murat.  1623,  7, 

der  armorische  Name  Adgano  (nton.)  saec.  9.  Cart.  de  Redon 
n.  208, 

derkymrische  Name^d^^e/i  (clericus)s8ec.  G.Lib.  Landav.  158. 

2.  Adaba  kann  aber  auch  von  dem  Stamme  ad  abgeleitet 
sein,  wie  der  gallische  Mannsname  Adarus  Steiner  n.  1320*},  fer- 


')   Siehe  Zeuss  p.  752,  dann  Corohut  Steiner  n.  1862. 

*)   Rymrisch  Abel  (sec.  6.)  Lib.  Landav.  137. 

')  Annais  of  the  kingdom  of  Ireland  by  the  four  masters.  Edit.  by  John  O  *DonoYai. 
Dublin,  1851. 

*)  Der  Name  Sodbot  zusammengesetxt  aus  aho  und  der  rerstfirkenden  Partikel  «o«,  tu- 
s  griech.  eu  (Zeuss  p.  832.  866),  kann  erklärt  werden  durch  das  irische  A^jectif 
»uahh  (wohlgesittet,  höflich)  Lbuyd  d.  i.  tu-ab.  Wie  ab  in  Adaba  und  io  den  fibri- 
gen  Namen  zu  deuten  ist,  wage  ich  nicht  zu  bestimmen.  Nach  Owen  bedeatet  dit 
kymrische  Wurzel  ab  „Tauglichkeit,  Schnelligkeit".  Auch  will  ich  nicht  «abe- 
merkt  lassen  die  irischen  Wörter  ab  (a  lord)  und  aba  (causa,  negotiam)  Lhoyd.  — 
Wie  Soabo  ist  auch  zusammengesetzt  der  gallische  Frauenname  Suasa  Grut  369, 5 
(rgl.  ir.  «0-M,  experientia,  Lhuyd)  dann  Suelriu9^  Suetria  Orelli  n.  3853,  Suetri 
(pop.  Alpin.)  Plin.  3,  20  (vgl.  ir.  Ktnt  son  of  Labraidh,  chief  of  Monach,  died 
a.  1056.  The  four  masters,  Ethria«  [St.]  Jolo  103,  m^AetriuM  Naso  Orelli  n.4949), 
Suartus  Fröhner  n.  2033  (vgl.  ArtU9^  Sohn  des  Luceius,  Steiner  n.  1995). 

*)  In  der  Abhandlung  „R^nOs,  Moinos  und  MogoutiAcon**  (München,  1865)  p.  2  erkllrt 
Giack  als  Bildungen   von  der  Wurzel  ad  (wo\un  kymr.  adu  ^  jetzt  addu  ire.)    des 


Keltische  Forschungen.  lof 

ner  Adafia  <)>  Adacus  ssec.  8.  Polypt.  Irm.  170,  39. 207,  48,  Ademna 

(mancip.)  a.  812.  ürkdb.  v.  St.  G.  n.  210«). 

Die  Ableitung-AfA  (Zeuss  p.  751)  zeigen  die  gallischen  Namen: 
Arabu8  Grut.  687,  11,  Arabi  fil.  Orelli  n.  4019 »), 
Intarabus  (deus)  Orelli  n.  20 1 S  =  Int-arabus  (rgl.  Zeuss  p.  836), 
Cenabum  (Hauptstadt  der  Carnutes,  jetzt  Orleans)  Caes.  B.  G. 

7,  3,  Kiivaßov  Strabo  4, 191,  Ptol.  2,  7,  dann  auch 
Setabiu8  (ep.)  a.  846.  Concil.  Valent, 
Elisabe^')  Genabe  (sorores,  mancipia)  a.  814.  Polypt.  Massil. 

G.  5.  Cart.  S.  Vict.  2,  640, 

Satizabo  a.  1040.  Marca  hisp.  n.  219  »  Sansabot 

Dietrich  (Aussprache  des  Gothischen  63)  hält  den  Namen  Seta- 

bitu  für  westgothisch  und   zusammengesetzt   aus  sSt   (ahd.    sdza, 

Lager,  Lauer)  und  aba  (vis),  allein  die  gallischen  Namen  Arius  Seio- 

nius  Haximianus,  Steiner  n.  2697,  Setosius  Henry,  Recherches  sur 

la  g^ogr.  ancienne  et  les  autiq.  du  dep.  des  ßasses-Alpes  (deux.  edit. 

Digne,  1812)  p.  78  (pl.  1  Fig.  8),  Seiuboggius  Esuggi  fil.  Spon. 

Mise.   p.    109,  88  bestimmen  mich  Setabius  diesen  als  gallischen 

Namen  anzureihen. 

In  gleicherweise  erklärt  Dietrich  die  Ableitungen  -ap  und  -op 

in  den  Namen  Austrapins  (dux  et  deinde  ep.  Sellensis)  saec.  6. 


Namen  Adaru»,  dann  den  Flussnamen  Adua  Tacit.  Hist.  3 ,  40 ,  Addua  Plin.  3 ,  16, 
M»  OeUt  Add^y  sss  g^W.  Adva  (die  schnelle)  und  den  Volksnanien  Aduatuci  Caes. 
B.  G  t,  4.  16.  29.  30.  Noch  reiht  sich  hier  an  der  Mannsname  Adduut  Vellej 
2,  102.  Ich  rermuthe  aber,  dass  die  obenerwähnten  Namen,  auch  Adams,  hier  zu 
•ondem  and  etwa  durch  irisch  adh  (felicity,  success,  good,  blessedness,  prosperity) 
Lhujd,  0*Brien,  kymr.  az  (impulse,  effort)  Owen  =  ad  {rg\.  Zeuss  p.  160)  au 
deuten  sind.  Jedenfalls  ist  Adasius  a.944.  Marca  hisp.  n.  81  durch  ir.  adhas  (bonus), 
kjmr.  adka»  (dignus)  Lhujd  1,  44.  54  zu'erklären. 

^)  Adaßa  d.  i.  Adavia,  abgeleitet  wie  Aetavia  Steiner  n.  1565,  ßUsavia,  Elavia  snc.  8. 
PolypL  Irm.  45,  59.  241,  6  u.  m.  a. 

*)   Tgl.  auch  Adtmnui  in  „villa  Adetnnidcus**  c.  a.  980.  Cart.  Savin.  n.  294. 

*)  Arabi  pbr.  s«c.  9.  Marca  hisp.  n.  49. 

^)  Vgl.  auch  Etisabia,  Elisaba  sec.  8.  Polypt.  Irm.  111,  275.  170,  39  und  mit  unter- 
drücktem ableitenden  Vocal  Helitpa  a.  804.  Elitba  a.  837.  Dronke  Cod.  dipl.  Fuld. 
n.  223.  501  neben  Alisabia  Polypt  Irm.  255,  70,  'AXeaia  (Stadt  der  Mandubier 
am  aquttanischen  Gallien)  Strabo  191,  Alitanot-.  «Doiros  Segomari  ieru  Alitano** 
Inschrift  auf  dem  Bruchstuck  einer  kleinen  Metallschale  im  Museum  au  Dgon,  Re- 
▼ne  arch.  1867  p.  398  u.  m.  a. ,  aber  auch  die  kymrischen  Namen  EliiaeU  Elisei 
Eiisad  Lib.  Landav.  203.  206. 


168  stark 

Gregor  Tul*.  4,  18  und  Cronopius  ssee.  5.  Rurici  epist.  2,  6  (Caimiff. 
Leet.  aiit.  1»  284),  die  er  für  fränkisch  hält. 

Der  Name  Austrapius  aber;  den  a.  584  ein  Archipresbiter, 
a.  637  ein  Cuhicularius,  a.  711  ein  lector  Pard.  n.  192.  284.  480 
führen  und  der  auch  in  der  Form  Ostrapius  saec.  8.  Polypt.  Irm.  14S, 
78  erscheint,  schliesst  sich  dem  Wortstamme  nach  an  die  gallischen 
Namen  Auatrus  (fig.)  Frohner  n.  259 — 261,  M.  Austrunius  Fabrelti 
p.  94,  205,  Ocelliu  Oastrici  i)  Marcelli  servus,  Knabl,  Mitth.  d.  bist. 
V.  f.  St.  2,  45,  armurisch  Cavalen  Oatratent  et  Guerrerius  frater 
rjus  sa^e.  12.  Cart.  de  Reden  App.  n.  75,  Uostronus  (Britannus,  ep. 
8.  Pauli  Leoneus,  deinNamnet.)  ssec.  10.  Exe.  ehren.  Brioc.  Horice*) 
1  col.  28. 

Wegen  der  Ableitung  -ap  (Zeuss.  p.  757)  sind  zu  vergleichen 
die  Namen : 

Menapii  (belgisches  Volk)  Caes.  B.  6.  2,  4, 

Monapia  (Insel  bei  Britannien)  Piin.  4,  16, 

MavoLKia,  Mavdmoi  (Stadt  und  Volk  in  Irland)  Ptol., 

Venapia  (Sta)  Codex  der  Bened.  Abtei  Deutz.  Lacombl.  ArchiT 
5,  298. 

Galapius »)  a.  631 .  Pard.  n.  254, 

Walapo  sapc.  8.  Polypt.  Irm.  226,  88  *), 

„in  Ganape"^  saec.  8.  Cart.  Sithiens.  p.  160  n.  87, 

Salapio  a.  816.  Cart.  de  Reden,  n.  227, 

Filapus  a.  914.  Preuves  de  Phist.  de  la  rille  de  Nimes  i  n.  14 
p,  18  a, 

der  irische  Name  Fintenapua^  Am.  Peyron  in  Cic.  erat,  fragm. 
ined.  p.  225  (Zeuss  p.  1137). 

Auch  Cronopius^}  ist  ein  gallischer  Name  und  gebort  dem 
Wertstamme  nach  zu  irisch  Crondn  Becc  (ep.  a.  642)  Mart.  Dun- 
gal.  Jan.  7«),  kymdsch  „Cron  filius  Morciuanu**  (ssec.  7)  Lib.  Lan- 
dav.  194,  armorisch  Groniar  a.  867.  Gromihel  sasc.  11.  Cart.  de 
Reden  n.  96.  306. 


0  D.  i.  Oiutrici. 

^)  Memoires   pour  senrir  des   preuves  k  Thistuire  eccl.   ei  civ.  de  Bretagae.  Pari«, 

1742.  Fol. 

')  Solapius  bei  Mab. 

^)  Deutsch  iineh  J.  Grimm,  Gesch.  d.  d.  Spr.  S46. 

')  rfironopiui  Fortuuat  2,  iS.  4,  8.  27  elc. 

*)  Vgl.  auch  CrofjNUM  n.  1200.  Cod.  Wanp.  n.  24.3  =  CronuM. 


Keltische  ForschuDgen.  169 

Die  Ableitung  -op  zeigen  auch  die  gewiss  nicht  fränkischen 
Namen  Meropia  Steiner  n.  1783,  lusopus,  Se?iopu8  saec.  8.  Polypt. 
Irni.  236.  72.  254,  66,  hopa  (mil.  praef.)  Chron.  Sax.  ad  a.  905, 
Willielmus  de  Marcopus  (sie)  a.  1122.  Cart.  S.  Vict.  Massil.  n.  972 
p.  416,  Simon  Harop  a.  1234.  Miraei  Opp.  Tom.  3,  S82  b,  Bogopus 
(düx  Aquitaniae)  Exe.  chron.  Brioc.  Morice  1  col.  21  i)* 

Adomndn  71,  10  saec.  8. 

Adomnani  im  Verhruderungsbuche  ist  Genitiv.  Adomndn  war 
als  Nachfolger  des  Failfe  nicht,  wie  Herr  v.  Karajan  sagt,  der 
achte,  sondern  der  neunte  Abt  zu  Hy*),  Dieser  Irthum  wurde  da- 
durch veranlasst,  dass  Herr  v.  Karajan,  Usher  folgend,  Lasseran^ 
den  dritten  Abt  zu  Hy,  anders  gedeutet  und  zugleich  die  Angabe  der 
Annal.  Tigern,  a.  605  (Collect,  de  rebus  Albanicis  218):  „Obit 
laisren  Ab.  Jea**  übersehen  hat.  Es  sind  demnach  alle  Abte  von 
Fergna,  dem  vierten  Abte,  angefangen ,  in  der  Reihe  um  Einen  hin- 
aufzurucken. 

Der  Name  Adomndn  scheint  zusammengesetzt  zu  sein  aus  der 
Partikel  ad-^)  und  aus  omnan,  abgeleitet  mit -an  (Zeuss  p.  281. 
303)  von  irisch  omun^  omhan  (timor,  terror)  =  gall.  ohnus,  omnus, 
welches  Wort  in  den  Namen  Ubnius  Ackner  n.  119,  Exohnus^ 
ExamnuSy  Exomnianius  Verus  Steiner  n.  7.  356.  1497  erscheint. 
Vgl.  Zeuss  p.  105*). 

Sollte  aber  Adamndn^)  als  die  ursprünglichere  Namensform 
anzusehen  sein,  so  bin  ich  bedenklich  zur  Deutung  derselben  auf 
inseh  amhnas,  nach  0*Brien  ^^impudent,  importunate,  troublesome 
remarkable"*  •)  zu  verweisen. 


^)  Dieser  Herzog  wird  I.  c.  auch  Bego  geschrieben,  und  das  Sehioss,  das  er  bei  Nante 

erbaute,  ist  „caatrum  BegonU**  genannt. 
S)  Ädomnan  war  nach  den  Ann.  Tig.  (Collect.  220.  234)  im  Jahre  624  geboren  und 

starb  im  Jahre  704.  Dem  Martyr.  Dungal.  Sept.  23  zufolge  war  er  26  Jahre  Abt. 
•)  Siehe  Adaba. 
^)  Nicht  unerwihnt  soll  hier  bleiben,  dass  im  Irischen  auch  ein  Wort  omna  mit  der 

Bedeutung  (lancea,  quercus)  Lhuyd  1,  76.  134  erscheint. 
^)  Adomndn  schreiben  die  Ann.  Tig.  und  Ult.  a.  624,  Adamnan  erscheint  in  den  Ann. 

Tig.  a.  704,  in  den  Ann.  Inisfall.  a.  693  und  im  Mart.  Dungal. 
*)  Vgl.  Amn-ard'U»  s«c.  11.  Mist,  abbat.  Condom.  Ü'Achery,  Spicil.  2,  583  a. 


170  stark 

Agarhzo  pbr.  26,   2  ssec.   8;    19,   20  saec.  10.;  Agrizzo   diac. 

17.  28  s«c.  10. 

Dieser  Name  ist  =»  gall.  AgriciiiSy  in  einer  Inschrift  za  Trier» 
bei  Steiner  n.  1773.  Vgl.  auch 

Agricia  f.  Steiner  n.  1774,  Agriiia  (mancip.)  a.  S42.  Pftrd.  1 
n.  139  p.  107. 

Agrüius  (St,  ep.  Trevir.)  ssec.  4.  Hist.  Trevir.  D'Achery,  Spi- 
cil.  2,  210%  Agricitis  (archiep.  Senon.)  a.  545.  Pard.  n.  143,  dani 
auch 

Agiricus  (Virdun.  ep.)  ssbc.  6.  Greg.  Tur.  3,  35  s=  Ägtr-ie^ 
ns\  SSBC  9.  Polypt.  Rem.  43,  8, 

Agericus  (Turon.  ep.)  a.  615.  Pard.  n.  230  p.  206. 

Das  Wort,  welches  in  diesen  Namen  durch  -tc  abgeleitet  er- 
scheint, ist  agr,  ager  =  irisch  ar  (strages)  Sg.  50\  kymrisch  hair 
(clades)  gl.  Oxon.  =  air»  jetzt  aer  (proelium).  Vgl.  Zeuss  p.  20. 119. 

Mit  demselben  Worte,  welches  in  dem  Topfernamen  Ager  Froh- 
ner  n.  36.  45  erscheint,  sind  zusammengesetzt  der  gallische  Volks- 
name Veragri  Caes.  B.  G.  3,  1  =  Ver-agri  und  der  Personenname 
Suagrius  Auson.  Epist.  (Ed.  Bipont.)  p.  330  =  Su-agrius, 

Davon  abgeleitet  sind  die  Namen : 

Agria  (cogn.)  Momms.  n.  1188  >)* 

Akarisma  (Sta)  Cod.  der  Bened.  Abtei  Deutz.  Jahrbucher  des 
V.  y.  Alterthfr.  im  Rheinl.  41  p.  45*),  wenn  nicht  A-carUma» 

Agrarius  (pbr.)  a.  475.  Pard.  n.  79  =  Agr-ari-us, 

Agrestius  (Lucens.  ep.)  a.  433.  Esp.  sagr.  Tora.  19,  5t, 
Agrastus  a.  1 1 64.  Fantuzzi  n.  33  *)  wenn  nicht  A-grestiusM^grashu^)» 

Agreatina  Murat.  515,   1, 

Agerinus  (libertus)  Tacit.  Ann.  14,  16, 


1)   Vgl.  Agriut  Victor,  Fröhner  d.  4S. 

*)  Akariaina  in  Laeonibl.  Arch.  5,  29S  ist  UDricbtig.  Vgl.  Agrüma  ame.  8.  Im.  Si, 
67.  79,  21  =  Agr-is-m-a  (Zeuss  p.  732)? 

*)  Wegem  der  gallischen  Ableitung  -st  (Zeuss  p.  761)  rergleiche  man  Oreatittm,  Steiaer 
n.  1097  =  Or-est'itl-a,  Ocarettia  a.  1093.  Lupi  2.  782  (rgl.  Oerisia,  GefnageM 
und  Dienerin  der  Königin  Tanaquill,  Mutler  des  Königs  Serrius  TuUus,  AnrcL  YicL, 
Ocrasia  Mural  1424,  10,  OgrigenuM  ex  coh.  Aesturaerun  et  CaUaeconiM,  Steiner 
n.  469),  Dfiaitu*  a.  709.  Pard.  n.  475. 

^)  Auch  AgreMtina,  Agerinm,  Agradus,  Agi'tnHus  können  in  derselben  Weise  anfge- 
fasst  werden. 


Keltische  Forschungen.  1  •  1 

Ageris  a.  823.  Fatteschi  n.  46  =  Ager'is^)^ 

Agradus  ssbc.  8.  Polypt.  Irin.  100.  173.  189.  88  =  i4^-flrf-u««), 

Agrannus  (Sohn  der  Agrismd)  saec.  8.  Polypt.  Irm.  79,  21 
=-  Agr-ami^us  oder  Agr-amn-us  •), 

Aigridus  ssbc.  8.  Polypt.  Irm.  115,  300*)  =  Agrid  (d.  i.  Agr- 
id)  in  Agrideshetm  a.  991.  Trad.  Wizzenb.  n.  311  p.  305 »). 

Die  Ableitung  -tc  (Zeuss  p.  771)  ,  ^zz  in  Agarizzo  •),  zeigen 
die  gallischen  Namen: 

Casticus  (Sequanus)  Caes.  B.  6.  1 ,  3.  Belico  (ex  Helvetiis  ei- 
vis)  Plin.  12,  1,  Argiciiis  Auson.  Parent.  4, 

Bellicius  Seccio^  Hefner,  Rom.  Bayern  n.  182, 

Reticius  Hefner  1.  c.  n.  253,  Riticius  (ep.  Augustodun.)  Greg. 
Tur.  De  gl.  conf.  c.  75, 

irisch  Senic  (St.)  Martyr.  Dungal.  Nor.  10, 

die  armorischen  Männernamen  Taneiic ,  LiosiCf  Paschic  n.  38, 
Weienic  n.  47,  Wnllonic  n,  57,  Cowetic  n.  64,  Catic  n.  80,  Fb- 
reiic  n.  166,  Winic  n.  223,  Aostic  n.  253,  Romic  n.  27  t  im  Cart. 
do  Reden  ssec.  9, 

die  kymrischen  Mannernamen  Erbic,  Eielic,  Meilic»  Cremte 
im  Lib.  Landav.  105.  150.   153.  226. 

Agateus  (pbr.  mon.  ecci.  Tricas.)  116,  9  saec.  8. 

Dieser  Männername  erscheint  auch  in  der  Form  Agadeus  (man- 
cip.)  a.  814.  Polypt.  Massil.  G.  6,  Cart.  S.  Vict.  2,  640,^t^a/A^o  ') 
a.  703.  Pard.  n.  456. 


1)   Vgl.  such  Ächari9iu9  a.  1310.    Ftntuzzi  1  n.  186  p.  119. 
3)  Vpl.  Leutädus  s»c.  8.   Polypt.  Irm.  82,  35  und  Zeuss  p.  753. 
S)   Vgl.  lacos  Verbannu*  Pltn.  3,  19,  Ooanus  a.   777 .  Trad.  Wizxenb.  o.  230,  Usanna 

amc.  10.  Cart.  Athanac.  n.  65.  —  Dructamnus  a.  865.   HLgd.  1  d.  90. 
^)   Vgl.  Aidita  ueben  Adila^  Aiglibertus  neben  Aghilbertus (Cenoman.  ep.)  a.  675.  Pard.  n. 

379,  Aigathariu4(ep.  Noriomag.)  a.  636.  Pard.  n.  275  =^^eVariu«a.  642.  1.  c.  n.  301. 
*)   Vgl.  C^rndiu»  Sacerdos,  Taclt.  Ann.  4,  13,  Savidus,   AUida  ssbc  8.  Polypt.   Irm. 

228,  4.  253,  56,  irisch  Tigrid  (Mutter  des  heil.  Mogenug)  Mart.  Dungal.  Dec    26, 

Nmindidh  (Sta.)  I.  c.  Not.  13.  p.  308,  Aithidi   Aedh  son  of  Aithide,  a.  954.  The 

fear  mastert. 
*)   Vgl.  Morixxo  s»c.   9.   Meichlb.  n.  470  ==  Mauriciua  Polypt.   Irm.  146,    83,  Mori- 

xrlbu  Polypt.  Rem.  22,  4  =  Morieellu*  {MauriceUus  snc.  6.  Ennod.  1.  1  ep.  26), 

Erizo  a.  1082.   Cod.  Wangian.  n.  9  p.  19  ^=  Erico,  Ericio  (Erecius  diac.  a.  917. 

Esp.  sagr.  Tom.  34,  447),   Erxo  (notar.  imp.  Friderici)  a.  1210.  1.  c.  n.  85  p.201 

=  Ereetus  (idemj  a.  1083.  n.  2  p.  20. 
T)   Vgl.  die  vorhergehend)*  Aniii.  4. 


172  S  t  N  r  k 

Der  Fraueiiname  Agatea  ssec.  8.  Polypt.  Irm.  209,  8  wird  1.  c. 
213,  45  Agathea  und  a.  808.  Trad.  Wizzenb.  n.  20  i4jrii/*tti  ge- 
schrieben. 

Diese  Namen  sind  aber  eben  so  wenig,  wie  die  dem  griechischen 
dya^ög,  dya^ii  nachgebildeten  Formen  Agatha 9i. 62^.  Pard.  n.iZl, 
ssec.  8 — 9.  Cod.  trad.  Ravenn.  p.  78,  Agatha  f.  a.  804.  Cod.  Laa- 
resh.  n.  1689,  deutsch  und  aus  den  Stammen  aga  und  dio  zusaoi- 
mengesetzt  <)»  sondern  abgeleitet  von  einem  gallischen  Stamme  ag*) 
mit  -ato  und  -e  =  -i. 

Ein  abgeleitetes  Wort  agat  finden  wir  in 

'AydoTj  (Stadt  im  narbonnensischen  Gallien ;  Agde)  Strabo  4 
p.  183  =  'A7ar73  (Zeuss  p.  89), 

AgatUla  Steiner  n.  1994;  vgl.  Agedillus  Fröhner  n.  35. 

Agathemer,  Agathemeris  (die  Tochter)  Fabretti  p.  80,  97, 
Agathimerus  neben  Agatimerus  (nepos  Remigii  Remor.  episcopi) 
a.  533.  Pard.  n.  119  p.  88,  n.  118  p.  83,  und 

in  dem  irischen  Namen  Agatän  (St.)  Mart.  Dungal.  Jan.  li 
p.  167,  Agathanus  ^,  354  geschrieben »). 

Die  Zahl  der  mit  -nt  (Zeuss  p.  758)  abgeleiteten  gallischen 
Namen  ist  sehr  gross.  Ich  nenne  hier  nur  wenige,  jedoch  solche,  die 
zugleich  yokalisch  abgeleitet  sind:  Voicatius,  Duratius  Caes.  B.  6. 
6,  29.  8,  26.  Caratius,  Conaiius  Steiner  n.  824.  2022,  hatia  it 
IJoissieu  p.  304,  6,  Arvatius  (ep.  Tuiigr.)  Fredeg.  c.  1,  NamaHu$ 
Sidon.  Epist .  8,  6.  dann  Walateus ,  Aiateus  saec.  8.  Polypt.  Irm.  1» 
2.   113,  295. 

Agevus  (pbr.  congreg.  S.  Amandi  EInon.)  20,  23  saee.  9. 

Dieser  Name,  abgeleitet  durch  ^et)  von  ag^  schliesst  sich  an 
die  gallischen  Namen 

Ageio  du  Möge,  Monum.  relig.  p.  310  n.  37, 

Agomarus  (fig.)  Steiner  n.  1 449 ;  ep.  a.  640.  Pard.  n.  293, 


0   Forstemann  19. 

*)  Ob  hier  «n  irisch  agh  (praelium,  pugna,  certamen),  auch  aig  (tgl.  in  Äigntri 
Annal.  IV.  Map.  OXonor  3,  439  =  Ayo-nertus^  d.  h.  pugnA  validus)  :=»  mg  (Gliek 
p.  100)  (gedacht  werden  darf,  wageich  nicht  zu  bestimmen.  In  »The  Battle  of  Magh- 
Radh",  herausiregeben  von  J.  CDonoran  (Dublin  1842,  4^^  wird  p.  100  mgk  dwch 
prowesi  (Tapferkeit),  p.  225  agmar  durch  valorou*  ubersetit. 

*)   Die  irische  Ableitung  -an  bildet  Deminutiva.   Vgl.  Zeuss  p.  VM. 


Keltische  Forschungen.  173 

Aginnum  Itin.  Ant.»  Auson.  Ep.  24  ^ 

Agendicum  (oppid.  Senonum,  jetzt  Sens)  Caes.  B.  6.  6,  44» 
Comageni  Tab.-Peut.  =  Com-ageni^)^  dann  an 
Agia»  Agina,  Agama,  Agarna  sa&c.  8.  Polypt.  Irm.  46,  6S.  84, 
48.  103,  195.   181,  IS. 

Wie  Agevus  sind  mit  -ev  (Zeuss  p.  746)  abgeleitet  die  galli- 
schen Namen 

Geneva  (Genf)  Caes.  B.  6.  1,  7, 
Caleva  (oppid.  Brit.)  Itin.  Ant., 
Suleviae  (Matronis  Suleviabus)  Orelli  n.  2101,  dann 
Sanctevia,  Antevia  ssbc.  9.  Polypt.  Rem.  50,  67.  52,  96, 
die  armorisehen  Namen  Sperewi  s»c.  9.  Cart.  de  Redon  n.  77, 
Herveus  Alvevi&\\\is  saecf.  11.  Cart.  Marmout.  Morice  1  col.  415, 

der  kymrische  Name  Bedeui  in  dem  Ortsnamen  Lannbedeui 
ssec.  10.  Lib.  Landav.  478. 

Von  Agevus  ist  wahrscheinlich  zu  trennen  der  Name  Achevus 
a.  876.  Perard  p.  152«),  welcher  auf  einen  Stamm  ac,  acc*)  zu- 
rfickzufuhren  ist,  wie 

Aeco  (Fürst  der  Senonen)  Caes.  B.  6.  6,  4*),  M.  Accius  Orelli 
n.  3730, 

Accia  Fabulla  (Tochter  der  Accia  und  des  M.  Fabius,  Orelli 
n.  3424, 

Lol.  Acilia  Compsa.  Steiner  n.  1 943, 

Adofifia  (Brunnennymphe)  Orelli  n.  1955,  Acconius  Steiner 
n.  732, 

Acubiua  Salonius.  Orelli  n.  4764,  Acubia  Fröhner  n.  10, 

die  kymrischen  Namen  Acca  (pbr.)  a.  710.  Kemble  n.  62, 
Acheru  Lib.  Landar.  217, 

der  armorische  Name  Acun  ssec.  9.  Cart.  de  Redou  n.  88<). 


1)  Zeus«  p.  736. 
<)  ZeuM  p.  836. 

*)  DerseU>e  auch  Aeha  I.  c.  p.  150. 
^)  S%\.  kyinr.  aeh  (genas,  genenitio)  Zeuss  p.  80. 
^)  Y?l-  ao^^b  Acco  snc.  8.  Polypt.  Irra.  28,  31. 

')  Ich  scbliesse  als  undeutsch    hier  noch   an   Achino    (mon.  ecci.    Tricas.)    siec.   9. 
Verbradb.  v.  SL  P.  U'i,  :il,    UhinuM  (eolonus)  c.  a   900.  Perard  p.  61. 


174 


stark 


Agnellus  (ep.  Sabion.}  70,  3  ssc.  8 

Auch  im  Cod.  trad.  Ravenn.  p.  42  ssec.  8.  erscheint  ein  Ägnet' 
luB  (tribunus)  und  a.  1234  unterzeichnet  im  Cart  S.  Viet  Hassil. 
n.  922  ein  G.  Agnelli. 

Dieser  Name  zeigt  eine  Verkleinerung,  gebildet  durch  -eA  aus 
dem  Worte  agn^  agna  <)»  dem  wir  wieder  begegnen  in  dem 

irischen  Frauennamen  Aghtia  (Sta)  Mart.  Dungai.  Hai  18.  22, 
dem  Agnes  (Schwester  der  Albred)  ssbc.  13 — 18.  Liber  vitae  ccci 
Dunelm.  p.  110,' 2  sich  ansehh'esst, 

in  dem  armorischen  Mannsnamen  Agnus  a.  849.  Cart.  de  Re- 
den n.  251,  dann  in 

Agna  f.  ssec.  8.  Cod.  Lauresh.  n.  2676;  c.  a.  1076.  Cart.  Sa- 
vin.  p.  398  n.  762,  Agno  1.  c.  p.  399  n.  764,  Pontius  Agno  c.  a. 
1050.  Cart.  S.  Vict.  Massil.  n.  266, 

Agnara  (mancip.)  a.  762.  Beyer  1  n.  16«), 

Agnalus  saec.  10.  Marini,  Pap.  dipl.  Annot.  p.  232^ 

Agnes  f.  ssec.  9.  Polypt.  Rem.  47,  41;  a.  1113.  Cart  S.  Viel 
Massil.  n.  1099,  Agnhi,  c.  a.  1080.  Cart  Savin.  n.  765,  3  p.  401, 

Agnoardus,  Agnoidis  saec.  9  Polypt  Rem.  59,  4.  69,  22, 

Agnetrada  f.  a.  632.  Pard.  n.  257  •). 

Die  Verkleinerung  mit  -eil  (Zeuss  p.  304.  728)  zeigen  die 
Namen 

Toutius  if/arc^//ri«  de  Boissieu  p.  197,  Marius  Marcellus  (votun 
solrit  matronis  Afliabus)  Steiner  n.  1094, 

Martia  Marcellina  Steiner  n.  t>09, 

Muscelli  fil.  Arneth.  Rom.  Mil.  Dipl.  p.  34,  Mttscella  C^g*) 
Steiner  n.  2677,  dann 

Maurellus  (rrgelitan.  ep.)  a.  653.  Conc.  Tolet  8.,  MaureÜHit 
Morelius  s^c.  8.  Polypt  Irm.  83,  40.  260,  114, 

<)   Vgl.  irisch  agna  (sapientin),  ügnaidh  (sapiens)  Lhuyd,  Archeol.  Brit.  1.  444. 

^)  Pie  Ablative  Agnarane^  HUdoarunee  1.  c.  sind  auf  die  NominaÜTe  J^Jicra,  AfÜMTf 
xuruekzufGhren. 

^)  Dieser  Name  ist  wahrscheinlich  too  agnrt  (vg-l.  ir.  agnaidh  sapieu«)  doppelt  tbf^ 
leitet  durch  -r-ad  wie  etwa  Lexdrat  s»c.  8.  Cod.  Lauresh.  d.  tt60  =«  Leed-r-diX 
Lecdrmda  f.  siec.  9.  Polrpt.  Rem.  51,  37.  Das  mit  -r  abgeleitete  Wort  lett  er- 
scheint auch  in  dem  gallischen  Volksnamen  CamboUetri  Plin.  3,  36  (Zenas  p.  75)* 
Vgl.  ir.  lighda  (nitidus,  pulcher)  Lhujd  1.  90.  131  und  Lietoria  Chenisa  (in  dvi- 
tale  Caatellana)  Orelli  o.  4401. 


Rehitehe  Forschungen.  1  75 

Maiarello»  (libertus)  a.  739.  Pard.  n.  5S9, 

Auscella  f.  saec.  8.  Polypt.  Irm.  161,  70;  vgl.  Oscella  (oppid.) 
630.  Pard.  2  n.  570  p.  7, 

Marellus  ssec.  8.  Polypt.  Irm.  119,  3, 

Mm'cella,  Ermenella,  Petronella  (mancipia)  a.  814.  Polypt. 
issil.  H.  21.  22.  Cart.  S.  Vict.  2,  643. 

SabudeUust  Saporellua  saec.  8.  Polypt.  Irm.  147,  68, 

Tomneüa  8«c.  9.  Verbrdb.  v.  St.  P.  97.  28. 

Sarelli  fundus  sa^c.  10.  Marini.  Papiri  dipl.  p.  233  a. 

Sirellus  c.  a.  1080.  Polypt.  Irm.  App.  26  p.  363. 

Saiellus  (Hugo)  ssbc.  U.  Perard  p.  70;  vgl.  Satto»  ScUullus^ 
rbia  Sattula  Steiner  n.  258.  948.  3325, 

Manielius  a.  1161.  R^del.  Docum.  de  St.  Hilaire  de  Poitieus 

148«). 

Clavellus  (Robertus)  a.  1285.  Charmasse,  Cartul.  de  Teglise 

Lutun  2  D.  147  <);  vgl.  Clavenna  (jetzt  Chiavenna)  Itin.  Ant..  Tab. 
ut  ond  den  armorischen  Männernamen  Clavihennus  a.  1038.  Cart. 
Roncerai.  Morice  1  col.  376. 

MurseUus  a.  1236.  Remling  n.  209.  Morsellus  et  Nasus  fra- 
fs  (Bozen)  a.  1287.  Dipl.  misc.  n.  51.  Fontes  rer.  Austr.  1»  223, 

die  kymeriseben  Frauennamen  Affrella  (sa&c.  6.)  Lib.  Landav. 
Marchell  Lives  of  the  Cambro  Brit.  Saints  82. 

der  armoriscbe  Beiname  Mansellus  (Goslinus)  saec.  11.  Mont 
Michel.  Horice  1  col.  382. 

der  irische  Männername  Colmanellus  Boll.  Mart.  2.  560  •). 

Alateus  (pbr.  ecci.  Tricas.)  116.  25  saec.  8. 

Dieser  Name,  welcher  63.  48  in  der  Form  Alatheus  erscheint, 
vokalisch  abgeleitet  von  alai^. 

Alateus  findet  sich  auch  sasc.  8.  im  Polypt.  Irm.  113.  295,  und 
ihn  schliessen  sich  die  gallischen  Namen 

Alaieivia  Steiner  n.  1281  =»  Alat-eiv-i-a^)  und 


)  M^Moires  de  In  soei^t.  de  nntiqunires  de  rOoest.  An.  1847.  Poitieus,  1848. 

)  Pvblicat.  de  In  soci^t.  Ednenne.  Paris  et  Autun.  1865.  4®. 

)  Vpl.  ZeoM  p.  304,  dann  irisch  Colman  son  of  Coman^  Mart.  Dnngal.  Not.  21., 
CulmatiuM  (diac.  monaat.  Aretii)  Martyr.  Rom.  Jno.  19,  j^de  Culmedis*  amc.  9.  Po- 
lypt. Kern.  19,  3. 

)   W^en  ei  in  -eiv  statt  e  vgl.  eiodem  (=  eodeni)  Fröhner  p.  XXVII. 


176  stark 

AhtMH  <Tii:)iioip.)  s:ec.  8.  Dronke  n.  136  =  AInt-um  a). 

Pas  dit>$rn  Namen  zu  Grunde  liegeode  Wortn/o/  kano  TielleieU 
erkliirt  werden  diin^h  irisch  11//1.  aiadh  (wisdom)  0*Brieii»  Lboyd, 
mimikd  (an  art  or  trade)  O'Br  M-  Hamit  «cbräit  Tenrandt  zu  seil 
kymriseh  alatkry  polite )  Lbuy  d  1 . 2 13.  alatkißr  =  //ofAjfrba  Oven  •)• 

Durch  letzteres  Wort  erklären  sich  die  amori5fheD  Nimen 

AUitiroHHjt  (^oapeVanus)  590.  11.  Cart  S.  GeurgiL  Moriee  1 
eoL  37m  =  Ahuir^oH-u*  *\ 

AuiiirjmHH;^  ^eoiues  in  Marea  hisp.)  a.  850.  Ann.  Bertin.  Moa. 
liem>  1.  444.  23  =  AltiJr-amM'U*  \\.  venn  nieht.  die  Aalbssaag 
Ai-^Jn^mu*^  AlaJrammms  vorzuziehen  sein  sollte  «)•  d&iiB 

BnhiUJrUs  leyniecenam  St.  Rrv-a'adrü)  $a^.  11.  IIobI  & 
Miekel.  Monee  1  eo'.  441  =  Br^a/adriu^. 

Das  f  jrt.  S.  Vier.  Mass:',  n.  672  sjpc.  1 1.  enthält  den  Nudm 
Audnras  A^'aaihs:  ob  aber  r-i  srir.er  rv;::ua^  iriseh  alimdk  (exeel- 
Ieae\\  taane,  stvatne**'^  O'Br.  herauiezo^en  »erden  darf,  ist  zveifcl- 
bACt  ASItuiix*  kaan  in  dieser  späten  Cberiefering  aaeh  =  JUmÜMi 


"X^tl. 


Sei  e^<  x'h  sei  a>eli  en»Ä':i'j:  *i^r  :rs*.'he  Maüasaame  Mmikeki 
(jn\'h'r:e)  a.  7S2.  T^e  i.iT  -.lijsrers  =  .4 '«r^-iriii' '}. 

Am*ixd%s  iW'^o.  Trieas.  >  tf4.  29  s»^.  8 — 9*). 
Af»*ittii.%x4  i^Xvc.  l  5*\  ti  s«e.  8. 

R'.T  5*rie  Insv'br.t^e?!  b:e:ea  M.  i  i\  AmoMdtu  iMatrvais  Ettra- 
bf^Ls  e:  Gesj'i^'iist  Speiser  3.  t2t$.  L.  Nibijss  JümmmdmM  de  Bois- 


*"     v^-.   luo'i    r    «-■«iiiiv^i      ■•!  i    »f    !.••- !■  f .    .■•j  ii.»n.-  .-n:*^  ■  0"^    — ! 
•eflet-i*  Mit.  i-o^i/i  i-ictt    .1  ii«r  }iia«ucsn;;  .,^•f-^cft.'*    0  St..  U«y^ 
*"•    •  {■     Ulf«*   i.i>  ■'^tiii   I  ■'•■r'''*r   \i.     1  i  ^.i.-.«   !••>  !4ti:£«^^   vMife^m«   «i 

üjsc   L,  >*    ^  ;-«!.--,.  1-. -II- I.       .    r->*:*i  \,^tüij-t     -.!«•  i.-'!«  -»in  ^ikuc  £«4  ia 

«    Bija-u    l*!*!     r^>;    -'«r    nj>c?<'^  >.  Sa.«-i>i«ir    i<   l^cir*«  l   111>.  S«^  'Bf-  TtS* 

!>.   J**   Ulli  t"Tir     .'^f.1.-*     .'.'i»«r-*"»  -Ja«  i  "T" 

»     Hj..        '•-;-,  iL  "1     S^a-it    n  V  na»--?«!,    '-«ur  Tfi-^     >a*-UKi  2.  ST. 

4.-n.i»j  <<«•:  dr^    i«  ^•'■Bitac  ^lur^oe       r<it.  kitf.  tau  £««•■ 

•      ■  i"      »4«-i.m»    ■•■■i"  1.".      '■^.     .'W.      *:     .*i  I     ft-«<r-kraa.     *«*• 

•*  .Lj.f«iJ.    1-    i^.   **>»-••"   M»'»    r«»»;«  .""V'-^iA.X-"^!     St.      ^;m^    3iu^^ 


Keltische  Forschungen.  1  7  T 

ieu  p.  303, 4»  Amatidvs  (fig*)  Steiner  n.  1624,  Jul.  Sept.  Amandas 
eques  Rom.)  Hefn.  Rom.  B.  n.  334,  FI.  Amandus  1.  c.  n.  1 73,  M. 
Lurel.  Amandus  und  seine  Kinder  AmandinuSf  Amandina  1.  c.  n.  166, 
imanda  (liberta)  1.  c.  n.  299,  Octavia  Amanda  Steiner  n.  601. 

Aus  jüngerer  Zeit  verzeichne  ich  Amandus  n.  627.  Pard.  n.  242, 
imand  a.  967.  Günther  n.  20. 

Darneben  sind  zu  vergleichen  Amantius  (ep.  Rathenor.)  Not.  4, 
diac.  Ganday.)  Mart.  19,  (ep.  Comens.)  Apr.  8  im  Martyr.  Rom., 
manip.)  a.  533.  Pard.  n.  118, 

Amaniinus:  ^villa  Amantiniacus**  ssbc.  11.  Cart.  Savin.  n.  602, 

AmentiusB,  840.  Cart.  S.  Vict.  Massil.  n.  28,  Amentia  (mancip.) 
.  826.  Beyer  n.  58,  Ament  ssec.  13.  Lacombl.  2  n.  130,  abgeleitet 
loreh  -ani  und  -ent  (Zeuss.  p.  759.  760). 

Bei  dem  Namen  Amandus  an  lat.  amandus  zu  denken  liegt 
iahe,  und  der  oft  erscheinende  Name  mag  vielleicht  manchmal  so 
a  deuten  sein.  Dessen  ungeachtet  darf  die  Existenz  eines  gallischen 
[amens  Amandus^  Ammandus  gleichfalls  angenommen  werden. 

Auf  ein  gallisches  Wort  am,  amm  weisen  deutlich  die  den  In- 
chriften  bei  Steiner  entnommenen  Namen : 

Octavius  Ammius  n.  1487,  Ammius  (fig*)  n.  1484.  Aurelia 
immias  n.  633,  Titinia  Ammia  n.  288, 

.  Ammaga  n.  1227  9,  Ammacius  Hucdionis  fil.  n.  1500^).  Am- 
tiaeus  (libertus)  n.  1022,  Nantius  Ammavos  n.  2538  <).  Censori- 
iius  Amausius  n.  1275, 

AmmiUus  n.  1997,  Primia  Ammilla  n.  583,  Julia  Ammilla 
I.  1003, 

Ammonius  Seeundanus  n.  231  ^), 

Amio  (fig.)  n.  2677,  Julius  Amio  (libertus)  n.  2984 »), 

Amianihus*)  Orelli  n.  453  =  Amiantus''). 


*)  V|^l.  Zeass.  p.  755. 

*)  Amseu*  sne.  8.  Polypt.  Irm.  78,  12. 

*)  Ulpia  Ammava  Orelli  n.  2005. 

^)  Ammonius  Crassus,  asBC.  11  — 12.  Cart.  8.  Flor.  Morice  1  col.  889. 

^)  Amanda  seine  Tochter. 

*)  lo  Amio  und  Amianttu  wird  i  als  ableitender  Vokal  (vgl.  Zenss.  p.  724)  zu 
betracht«n  sein. 

7)  Vgl.  Adianto  Moroms.  n.  284,  Samianta  Steiner  n.  2773,  EUanta  ssbc.  8.  Polypt. 
Irm.  24,  2.  Letzteren  Namen  beseichnet  Grimm.  Gesch.  d.  d.  Spr.  p.  546  als  deutsch, 
doch   Tgl.  kyror.  EU  Lib.  Landar.  192,   Eleri  (Sohn  des  Dingat)  Liyes  p.  26«,  22 


178  stark 

Aus  jüngerer  Zeit  sehliesseii  sieh  noch  an: 

Ama  f.  a.  686.  Pardessus  n.  406, 

Amacla  f.  a.  il77.  HLgd.  3  n.  22  0» 

Amadus  ssbc.  8.  Polypt  Irin.  58,  48,  Amatns  a.  780.  Cart.8.  Vict 
Massil.  n.  31,  armoriseh  Amat  a.  1087.  St.  Flor.  Morice  1  col.  463. 

Amada  (maneip.)  a.  814  Polypt.  Massil.  N.  6.  Carl.  S.  Viel 
2,  653;  a.  915  Lupo  2,  98.  Amata  a.  903.  Neug  n.  643, 

AmtUOf  Amoto  ssbc.  9.  Meichelb.  n.  615.  622, 

Amor  (judex)  a.  901.  Marca  hisp.  n.  61;  Regiualdo  Amauri 
Capellano,  sasc.  12.  Cart.  Marrnout.  Morice  1  col.  666, 

Amunnus  a.  873.  HLgd.  1  n.  98, 

Aminus  a.  757.  Urkdb.  v.  S.  G.  n.  20, 

Amicus  saec.  8.  Polypt  Irm.  11,  36»  Pontius  Amig  a.  1069. 
Cart.  S.  Vict.  Massil.  n.  46, 

armoriseh  Amicia  (uxor  Deriani)  ssbc.  12.  Morice  1  col.  639. 

Als  Zusammensetzungen  mit  der  Partikel  ad-*)  können  betrach- 
tet werden : 

Ad-amantius  (abbas)  c.  a.  962.  Esp.  sagr.  Tom.  19»  371» 

Ad-amannu8  a.  859.  Cart.  de  Cormery  n.  21,  denn  die  Annahme 
einer  doppelten  Ableitung  von  dem  Worte  ad  wird  kaum  anzunehmen 
sein. 

Ein  geeignetes  Wort  zur  Erklärung  dieser  Namen  aufzufinden 
ist  mir  nicht  gelungen.  Kundigere  mögen  auch  entscheiden ,  ob  toi 
den  vorgeführten  Namen  nicht  manche  auszuscheiden  und  etwa  Amor 
cu»  durch  irisch  amac  (vultur  or  any  ravenvous  bird)  0*Br., 
Amicus,  Amica  durch  kymrisch  amic  (greediness)  Lhuyd  1,  213» 
AmiantusAuvch  irisch aim A^an/i(pleasant,  agreable)  0*Br.  ==01111011/ 
zu  deuten  sind. 

Mit  -a»i/  (Zeuss.  p.  754)  sind  abgeleitet : 

Quoranda  (Flussname)  ßoil.  Aug.  4  p.  779, 

Curandius  (tribunus  sagittariorum)  a.  371.  Ammian.  29,  B»  24, 

Morandu8f  Tecanda  s«c.  IL  Polypt.  Irm,  49\  50**, 

Galüfidus  (mon.)  saec.  9 — 10.  Cart.  Sith.  p   155  n.  8!» 

Junandus  saec.  10.  Cart.  S.  Petri  Carnot.  p.  63, 


iElariu»  Polypt.  Irm.  115,  300),  Eloc,  EUoc  I.e.  154.  169, iritch  IT/tm,  son  of  Coin, 
kiDg  of  Ulster,  a.  56,  Etarius  inchorite,  died  a.  802.  The  four  maelers  o.  t.  i. 

1)   Vgl.  kymrisch  »ager  IdraelW  mbc.  6.  Vita  S.  Cadoei  c.  53.  hU9%  p.  87. 

>)    Siehe  Adab: 


keltische  Forsciiuugen.  179 

der  irische  Maunsname  Neamhnand:  Baoithin  m^LC  Neamhnaind 
rt.  Dungal.  Jaa.  12  p.  14. 

Doppelt  abgeleitet  mit  -nd-in,  wie  Amandinus,  sind : 

Jalandinat Seid), Arch.  f.  K.  österr.  Gq.  9, 120.  Julina Calandina 
nner  n.  3234,  Kalandinus  Muchar,  Gesch.  1,  423  i)» 

Norandinus  ssec.  12 — 13.  Lib.  vitae  eccl.  Dunelrn.  p.  82,  2<). 

Zu  den  aus  am,  amm  gebildeten  Namen  können  im  Salzburger 
rbruderungsbuche  noch  gezählt  werden : 

Amil  (ex  congreg.  S.  Petri  Tricas.)  116,  14  ssec.  8«), 
Ämmiloni  (abbas  Juvar.)  118,  11  ssbc.  9. 

Die  Ableitung  -e7  (Zeuss.  p.  728),  welche  in  beiden  Namen 
scheint,  zeigen  auch  die  gallischen  Namen 

Basiluß  (Lucius  Minucius)  Ces.  B.  G.  6,  29, 

Abiitis»  Coril^)  Steiner  n.  1449,  dann 

Darila,  Dafila^)  sasc«  9.  Polypt.  Rem.  Sl,  82.  62,  94, 

irisch  Medhuil  (msincif.)  f.  ssec.  11.  Kemble  4  n.  981  p.  309, 
ghuil  (St.)  Mart.  Dungal.  Jun.  11.,  Dicuil  mac  Each,  Annal. 
^h.  a.  629  (Collect,  de  reb.  Alban.  1,  220). 

Die  zweite  Ableitung  'oni,  vielleicht  -öni  (Zeuss.  p.  736),  finden 
r  in  den  gallischen  Namen : 

Racconius  851,  7;  Voconia  476,  1;  Voconius  489,  10;  DurO' 
is  779,  7;  Sumelonius^)  851,  7;  Laronia  646,  2  bei  Gruter; 
ranins  Fabretti  p.  58,  331;  Tammonius  2013,  Raconius  2043, 
Bonius,  Cüsonius  (deus)  1406.  1979  bei  OreUi;  Sattoniua  10, 
tvonius  168,  Liätonius  600,  Lasioniua  601,  Foriionius  947, 
%ssoniu8  1011,  Opponius  1024,  Cetronim  1267,  Melonia  631, 
monia  927,  Saceronia  938,  Masonia  1283,  Cricconia  1824, 
ponia  3114  bei  Steiner. 


)  Vgl.  auch  Kaiandria  (monaca)  a.  1157.  Lupi  2,  1155. 

)  Vgl.  Nor,  NoruM  (fig.O  Frdhner  n.  1722.  1723,  Lolltut  Noricu*  Steiner  n.  2766, 
IforUnu»  MBc.  9.  Polypt.  Rem.  9,  22,  NorUms,  CardinaUs,  cvjna  fainlUa  i  Bergo- 
mati«  agrt  oppido  originem  duxit.  Lapi  2,  54,  kymrisch  Nor,  Sohn  des  Owain, 
Genealogia  S.  Cadoci.  Live«  p.  81. 

)  Amiio  MBC.  9.  Polypt.  Rem.  19,  7. 

)  CüHUo  d.  f.  Corilis  o(fficiDa). 

)  Dafila  d.  i.  DaviUi.  Vgl.  armor.  Dau  a.  826.  Gart,  de  Redon  n.  133. 

)  Sumeloniu*  d.  i.  Su-melonius. 

SItzb.  d.  phil.-hist.  Gl.  L1X.  Bd.  II.  Hft.  13 


ISO  stark 

Als  zweite  Ableitung  zeigen  -on  die  Namen  Mandalonius  Gra- 
tus,  Steiner  n.  1836,  Opilonicus  a.  739.  Pard.  n.  569  =  Opi^- 
oni-c-us. 

Anciogo  80,  18  ssbc.  8. 

Dieser  Name  ist  nicht  von  anci,  sondern  von  einem  Worte  anti 
abgeleitet  und  =  Äntioco,  Vergleiche 

AfUiocus  (Munins)  Orelli  n.  3793,  Marius  Aurelius  AntiochuB 
Steiner  n.  1117,  Antioch  (Symon)  a.  1270.  Mohr,  Cod.  dipl.  Rhstie 
1.  2S6. 

Afitocli  a.  804.  Cod.  Lauresh.  n.  3403  aber  durfte  zu  Ando- 
chius  (St.)  a.  721.  Pard.  n.  514  p.  323  zu  stellen  sein. 

Wegen  ci  statt  ti  vergleiche  Helvechis  Orelli  n.  3973  statt 
Belvetius  d.  i.  Elvetius,  Amnncins  Steiner  n.  533  statt  Amantiui, 
Larcius  neben  LarfiusOreWi  n.  3031  u.  v.  a.  Namen  der  jüngeren  Zeit 

Von  einem  Worte  afiti  sind  gebildet  die  Namen: 

Antia  Suri  filia,  Knabl,  Mitth.  d.  bist.  V.  f.  St.  4,  416,  Anieüu 
Restitutus,  Orelli  n.  3976,  Antiscius  (Marcus)  Orelli  n.  4909, 

Antestitis  Gajus  Fröhner  n.  19,  Tib.  Antistius  Marcianus  Fausti 
fil.  domo  Circiana,  de  Boissieu  p.  269, 

Antianus,  Anteria  ssbc.  8.  Polypt.  Irm.  67,  55.  203,  26, 

Anteria,  Tochter  der  Alefwveia  (d.  i.  ASen'OV'erd)^  ssbc.  9. 
Polj-pt.  Rem.  52,  96, 

Antioni  (comes)  ssbc.  4  t.  Ribeira  1,  23. 

Der  Ableitung  nach  vergleiche  ich  Anciogo  nicht  mit  Orogm 
(mancip.)  a.  872.  Pard.  n.  180,  Flovogim  (villa)  a.  942.  Cartol. 
Savin.  n.  33,  Gerogius  (pra^pos.)  c.  a.  1055.  Cart.  Paris,  i  p.  319 
n.  11,  sondern  mit 

Bibroci  (gens  Britann.)  Cses.  B.  G.  5,  21, 

Ninnoca  (Sta.)  a.  458.  Pard.  n.  14, 

Totocha  (mancip.)  a.  788.  Urkdb.  v.  St.  G.  n.  117, 

Quintiociis  (judex)  a.  874.  Marca  hisp.  n.  34, 

Intiocus  a.  879.  Marca  hisp.  n.  39  col.  806, 

Mawioch  Goldast  2,  104;  vgl.  Mavillus  Steiner  n.  1946,  kymr. 
Mawan  Lives  p.  595,  39  *). 

Die  Media  g  statt  der  Tenuis  zeigen  Domniga  neben  Domniea 
saec.  8.   Trad.  Wizenb.   n.  253,    Waniggo  neben  Wahaninco  {str^ 


M    Über  Ji**  AhleitunK  -ov  siehe  Zeuss.  y.  772. 


1 


Reitische  Foraihuugen.  181 

vus)  a.  764.  ürkdb.  v.  St.  G.  n.  42.   Varciagus  (villa)  c.  a.  1000. 
Cart.  Savin.  n.  4ö4  statt  Varcidctis  u.  a. 

Von  demselben  Worte,  wie  Anciogo  =  Anlioco,  ist  abgeleitet 

Aniesmo  (pbr.  rnon.)  52,  26  ssec.  9. 

Dieser  Name,  dem  der  Frauenname  Aititisma  ssbc.  8.  Polypt. 
Irm.  46,  3A  =  Anii9ma^)  zur  Seite  steht,  ist  abgeleitet  durch  -sm  d.  i. 
-»-ifi  (Zeuss  p.  732),  wie 

Auresma»  Gendreama  saec.  8.  Polypt.  Irm.  11,  32.  186,  62, 

Oaismi  (gall.  Volksstamm)  Cses.  B.  6.  2,  34, 

SiUigma  (dea)  Orelli  n.  2052  >), 

Akarisma  (Sta)  Codex  Theodorici  derBened.  Abt.  Deutz.  Jahrb. 
des  Ver.  f.  A.  im  Rheinl.  Heft  41  (1866)  p.  45»), 

dann  im  Polypt.  Irminonis  Acledrisma  82,  33.  103,  193,  Adal- 
garisma^}  223,  6S,  Aclisma  113,  293.  251,  28,  Adalisma  213,  46, 
Aderisma  103,  195.  Adrisma  114,  297,  Agrisma  79,  21.  86,  67, 
Airüma  269,  105,  Alcismus  Sl,  77,  AlcismaZßS,  136,  Aidisma 
249,  28.  Aurisma  16,  69,  BaUisma  155,  35,  Bei-tüma  37,  34. 
169.  33»  Daidrisma  97,  154,  Droüiamus  (d.  i.  Droctismus)  192, 
12,  Elismus  69,  81.  202,  23,  Erlismus  135,  15,  Ermentisma  219, 
36.  J^lorisma  230,  21,  Frodisma  146,  79,  Galdisma  140,  49,  C^- 
numa 229,  8.  238.  37,  Genismus ß7,  62,  Geirisma89,  91,  Gerisma 

108,  238.  174,  72,  Giurisma  99,  164,  Godisma  90,  92.  92,  HO. 
93.  122,  Ingrisma  33,  2.  101,  177,  Landisma  53,  7.  253, 60,  L«/*- 
drisma  91,  102,  Leudisma  37,  34,  Leudrisma  88,  84,  Madrisma 
264,  143,  Mandisma  12,  37,  Nodisma  246,  5,  Petrisma  265,  144, 
Rageniisma  175,  78,  Rainisma  81,  30.   114,  296,  Ao^fisma  150, 

109,  Sigrisma  101,  176,  iSo/i«wia  197,  7,  Theodisma  113,  293, 
TTöÜM/iiM«  215,  7,  Waldisma  145.  78,  Waltisma  25,  12,  Fmwfa 
213,46,  Wfrfi«/wa  148,  94, 


<)  Vgl.  Aigridu*  bei  Agarizzo. 

*)  Vgl.  SoUtma  (libern  uxor  coloni)  unter  den  folgenden  Namen  des  Polypt.  Irminonis. 

*)  Anäesmio9  Fröbn.  n.  179  ist  wabrseheinlich  =  An-deami-oa  aufzufassen.  Vgl. 
irisch  deUe  (ornamentum),  deUrmfin  (orno),  deiami»  (curious)  Lhuyd  1,  100,  daun 
irisch  an-hhal  (huge,  exceeding  great),  an-mhor  (rery  great)  und  Anealitea  (gens 
Britann.)  Cns.  B.  G.  5,  21  =  An-calites^  Andoaaua  (Herkules)  Rhein.  Mus.  N.  F. 
XVII.  =i4n-(io««f/«  (lj.  Aurelius  Doaao  Steiner  n.  976)Jii8Ch  ^/i^/m/a.'951.  iln/aifA 
f.  a.  1133.  The  four  masters  =3  An-ghal.  An-lait/t, 

*)   AdalgmrUma  =  Ad-atgariama. 

13* 


182  stark 

im  Polypt.  Rem.  Aglisma  53,  101,  Aintisma  46,  34,  AlHäma 
ßl,  77.  85,  118,  Andrisma  87,  41,  Angelisma  51,  86,  Baldisma 
60,  71,  Diorisma  48,  67,  Elisma  49,  62,  GeUsrna  68,  18,  Gentisma 
37,  41,  Gerisma  101,  19,  Gerentisma  70,  29,  Hildisma  60.  76, 
Ledüma  66,  116,  Marisma  103,  41. 

AiitubuB  (pbr.)  61,  37  sac.  9. 

Dieser  Name  ist  durch  -6  abgeleitet  von  dem  Stamme  a»^  >)• 
falls  ti  zum  Stamme  gehört.  Derselbe  Stamm  findet  sich  in  den  gal- 
lischen Namen: 

Antm,  Anthus  Steiner  n.  1347.  1022, 

AntuUuB  Orelli,  Inscr.  Helv.  n.  26,  Pr.  Anttdlia  Orelli  n. 
3376, 

Antunnus  in  dem  Ortsnamen  Aniunndcum  (Andernach  am 
Rhein)  Itin.  Ant.,  Tab.  Peut.,  Ammian.  18,  2,  4  (Zeuss  p.  737.  Glück 
p.  4.  6),  dann  in 

Antusa  f.  ssbc.  8.  Cod.  trad.  Ravenn.  p.  34, 

Antunga  (masc.)  a.  961.  Marca  hisp.  n.  96, 

Antoema  f.  s»c.  9.  Polypt.  Rem.  48,  48 «). 

Abgeleitet  mit  -b  (Zeuss  p.  762),  wie  Antubus,  sind  auch  die 
gallischen  Völkernamen  MavSoOßioi  Strabo  4,  191,  Mandubii  CsBs. 
B.  G.  7,  68.  78,  Esttbii  1.  c.  3,  7, 

die  gallischen  Ortsnamen  Vidubium  Plin.  4,  18,  32,  Vtdubia 
(ad  Arar,)  Tab.  Peut.,  Ussubium  Itin.  Ant.,  Tab.  Peut.,  GeUuba 
(castellum  Rheno  impositum)  Plin.  19,  6,  Tacit.  Hist.  4,  26,  Itin. 
Ant.,  OvEpovßiovii  (axpov;  Brit.  promont.)  Ptol.  2,  2, 

die  Personennamen  Rrinnbus,  Brinubius  (Brinubi  filius)  Arch. 
f.  K.  östr.  Gq.  9,  134,  Cormtbim  a.  1183.  Marini,  Papiri  dipl.  An- 
not.  ad  132  p.  366. 


1)  Schwerlich  ist  Antuh-itt  auf  An-dub  zurückzuführen  wie  irisch  Maeldubh,  n  chifUiB 
of  Connaug^ht,  a.  622.  The  four  masters  =  Mael-duhh.  Eher  durfte  Änäoh  (Car. 
mano)  auf  gallischen  Münxen  bei  Duchalais  n.  295 — 297  in  dieser  Weise  au  denten 
sein.  Vgl.  irisch  Roduhh  (Fiachra  sun  of)  a.  993.  The  four  masters  =  Ao-ilaiM  nebe« 
Bo-garb  (Garb  mtLcBoffnirb)  a.  638.  The  Banquet  of  Dun  na  n-Gedh  und  the  BatUa 
of   Mngh  Rath.  Fubl.  by  J.  O^Donovan  p.  82  (Dublin,  1842.  4<*). 

*)   Antoema  ist  abgeleitet  mit  -ern  (Zeuss  p.  737)  wie  Jderna^  Jdernus  Pol.  Inn.  ItSt 
3.  205,  35  u.  v.a. 


Keltiüche   Forschungen.  183 

Anhid  24,  1  sapc.  9. 

DieserName  ist,  ^^ieAntubu8f  von  ant  oder  antu  durch  -ud  oder 
-rf  (Zeiiss  p.  783)  abgeleitet  <).  Die  Ableitung -«rf  zeigen  die  Namen: 
Abudim  Rufus,  Taeit.  Ann.  6,  30  und  davon  abgeleitet  Abudi- 
äeutn  (Raet.  loc.)  Tab.  Peut., 

Senudns  n.  239,  Sieludo  n.  1768»),  Samuda  f.  n.  2976  Stei- 
ner, dann 

Aiuda,  Winiudis  f.  saec.  8.  Polypt.  Irm.  103,  191.  126,  24. 

Jagud  ssec.  8.  Schann.  n.  1 06  <), 

Aguda  (castrum)  a.  1099.  Marea  hisp.  n.  320. 

Aniunia  (sanctimonialis)  77,  33  saec.  8. 

Auch  dieser  Name  ist  von  demselben  Worte,  und  zwar  mit  -uni 
(Zeuss  p.  734)  abgeleitet. 

Diese  Ableitung  finden  wir  in  den  gallischen    Personennamen 

Lostmiiis,  Immunia^}  f.  Steiner  n.  1638.  1920, 

Sepuniiis  Orelli  n.  3298, 

in  dem  irischen  Namen  Papunius  (Hibernus)  Codex  der  Bened. 
Abtei  Deutz.  Lacombl.  Arch.  5,  295  &). 

Dem  Namen  Antunia  stehen  zur  Seite  die  Namen: 

Antonius,  AntuUus  Orelli  n.  S03ß,  Antonius  S\]o,  Antonius 
Lucii  fil.  Steiner  n.  50,  1294, 

Antonia  Sisiata,  Neigebaur,  Dacische  Inschr.  p.  51,  Antonia 
a.  814.  Polypt.  Massil.  H.  28.  Cart.  S.  Vict.  2,  644;  sac.  8.  Polypt. 
Irm.  68,  163  •). 


0  Äntud  kSnnte  auch,  wenn  nicht  die  auslautend«  Media  im  We^e  stunde,  als  Com- 

Position  SS  An-tüt  (rgl.  C^n-toutoB  Dnchalais  n.  31,  kynir.  ßu-tüt  Lib.  Landav.  264 

=a  Avi'toutot)  aufgefasst  werden.  Siebe  Zeuss.  p.  118. 
S)  Vgl.  den  armorischen  Mannsnamen  Sicli  a.  797.  Cart  de  Reden  n.  191  und  den  da- 

Ton  abgeleiteten  Frauennamen  Sictina  siec.  8.  Polypt.  Irm.  172,  64. 
*)  Vgl   Jagp   (einer  der    alten    britannischen    Könige)  Galfred.    Monumet.    2,    16, 

armoriscb  Jagu  sasc.  9.  CaK.  de  Redon.  n.  9,  Jacutut  a.  1144.  1.  c.  n.  389. 
^)  Vgl.  O(fBcina) /mi  Steiner  n.  1449,  /mitM,  Imani  Fröhner  n.  1193.  1187,  Himminilla 

(nancip.)  a.  840.  Dronke  n.  531  =  Jmminitla,  kymrisch  Imor  Lires  p.  153,  irisch 

Imhar  (Donnabhan  son  of)  a.  995.  The  four  masters. 
'j   Siehe  bei  Papo. 
*)    Vgl.  auch  Antonsi  (fliiv.  Britann.)  Tacit.  Ann.  12,  3t. 


t  84  S  I  M  rk 

Baithanus  (nion.)  49,  37  sa^c.  8. 

Baithdn  *)  ist  wahrscheinlich  der  Name  eines  irischen  Mönches. 
Baedhaifif  d.  i.  Baeddnus,  wird  erwähnt  in  einem  Gedichte  des  Gil- 
das Modudius  hei  OTonor,  Script,  rer.  Hib.  I.  1,  150,  dann  in  den 
Annalen  der  vier  Meister  Baeddn  son  of  Muircheartach»  son  of 
Miiireadhaeh,  joint-king  of  Ireland  a.  556  und  Baeddn  ^  son  of  Nin- 
nidh,  son  of  Fearghus  Ceniifodha,  shiin  a.  567  s). 

Bnrthani  71,  33  ssbc.  8. 

Herr  von  Karajan  bemerkt  zu  diesem  Namen  Fol.  XLIII: 
^Barthanif  oder,  wie  ihn  die  „Collectanea"  nennen,  BaetifiB  was 
auch  für  Bartni  verlesen  sein  könnte,  war  der  zweite  Aht  des  Klo- 
sters Hy**.  In  diesen  Worten  liegen  zwei  Irrthümer.  Barthani  ist 
nicht  Nominativform,  wie  hier  offenbar  angenommen  wird,  noch 
überhaupt  die  richtige  Form  für  den  Namen  jenes  Abtes ,  welcher  in 
den  Anna).  Tigh.  (Collect,  de  rebus  Albanicis  p.  218)  mit  dem 
Todesjahr  598  ganz  vw\\{\i^  Baetin  und  im  Martyr.  Dungal.  Jun.  9 
p.  162  in  entsprechender  jüngerer  Form  Baoithin  mit  dem  Sterbe- 
jahr 600,  in  den  Annalen  der  vier  Meister  Baeithin  geschrie- 
ben ist. 

Barthani  ist  demnach  ein  Lesefehler  und  Genitivform  wie  die 
ganze  Reihe  der  in  Spalte  71  verzeichneten  irischen  Namen  Columbe, 
Lassarani,  Fircnoi,  Seiani,  Commeni,  Faiifei,  AdomnanU  Kerani. 
Columbani,  Dorbenl,  Kifleni,  Zsljbdeni,  aber  auch  Konomblo^  7\i- 

nochodo,  Feiigon,   welche   alle   im   Abdrucke   des   Verbrüderungs- 

■ 

buches  als  Nominative  angeschen  wurden. 

Lesefehler,  wie  Barihan  statt  Baithan  sind  übrigens  im  Drucke 
des  Salzburger  Verbrüderungsbuches  nicht  selten.  Ich  will  nach  einer 
jedoch  nicht  umfassenden  Vergleichung  der  Handschrift  hier  einige 
derselben  berichtigen. 


')  Försteinann  meint  p.  201,  dass  statt  Baithanus  etwa  BaithaHus  zu  setzen  sei. 

*)  Im  Mart.  Dungal.  p.  362  wird  der  Name  Baothan  (Juni  18)  von  anderen  Baitkim 
geschrieben,  mit  „Invenctis'*  übersetzt  Zur  Vergleichung  bietet  die  kymrisehe 
Sprache  das  von  dem  Hauptworte  haedh  (aper)  Lhuyd  1,  43,  bei  Owen  hüex.  ab* 
geleitete  Beiwort  baezan  d.  i.  baedhan  (eberfihnlich).  Baedhan  hiess  nach  Owen 
auch  ein  Krieger  in  Ai  (urs  Zeil.  \\r\.  siiich  Fearglius  Bavth  (tcnealogr  of  Corca 
Laidhc.  »i&ccll.  of  fli«-  ct'lt.  .soc.  p.  IS. 


Keltisch«*   Forschungen.  185 

Sp.  18,  14  Oiricus  st  Otycus^),  21.  19  WilUporc  st.  Wilu- 
perc*).  24,  5  Theodolt  st  Theodol  24,  6  Woscolt^)  st.  Woseolt,  24, 
19  ir<?«tVo*)  st.  Wemco.  25,  9  Leopryn  st.  Leoprlm.  25,  10  A/A/io 
St.  F»AAo.40,33,Caeriit5)  st.  Gi/^rnt.  40,41  Odala,  Wanpurc  st.  Orfa/. 
Awanpurc-  40,  bl  Adaiger  f^}  si.  Adalgerper.  42,  2  Cheitamar  st. 
CheUmar.  42,  41  perhthilt  st.  p^.  rcAtV^  61,  18  Hiltiwar  st.  äV- 
tiwar,  68,  2  Pencinc  st.  Pernvint.  68,  4  Skilpunc  st  Skilpunt, 
98,  10  Hrihpurc  st  Hripurc.  98.  2iFriuntki8  st  Friutkis.  98,  25 
£ppo  st  Poppo.  105,  3  Hrihfrit  st.  ^W/riV.  105,  8  Heccha,  Cosa 
st  Hecchacosa,  108,  9  Willoc  st  Willoi.  141,  6  Gamanoldus  st. 
Garmanoldus'*). 

Papo,  Papa  f. «)  1,  6.  4,  23  saec.  8—9. 
Papilo  48,  21  ssec.  8. 

Das  Wort  pap,  aus  welchem  diese  Namen  gebildet  sind,  konnte 
aus  der  deutschen  Sprache  bisher  nicht  erklärt  werden,  es  mag  da- 
her gestattet  sein  sie  zu  vergleichen  mit 

Papua  (fig.)  Fröhner  n.  269,  Papius  Fortunatus  Steiner  n.  964, 
Papta  (Purellius)  Orelli  n.  3101, 

Papidius  Rufus,  de  Boissieu  p.  379, 

Papianilla  saec.  5.  Ruricus  1.  2  ep.  36.  Cannis.  Lect.  ant  1,399, 

Papiri  libertus,  Steiner  n.  549,  Papirius  Eunus,  Orelli  Inscr, 
Helv.  n.  35,  Papirius  Aelianus,  de  Boissieu  p.  20,  20, 

Papiria  Polcra,  Orelli  Inscr.  Helv.  n.  105»), 


')  ^fl^*  >■»  Verbrüderungsbuche  Tafel  1,  1  der  Schriftproben. 

«)«Vgl.  Tafel  l,n. 

*)  ^%^'   VotchitniM   (ep.    Virdun.)  8»c.  8.  Gesia  ep.   Virdun.  Mon.  Genn.   6,  43  und 

Fii9euio. 
4)  Dieser  Name  findet  sich  im  Verbrüderungsbuche  auch  79.  39.  107,  14. 
»j  Vgl.  im  Verbrdb.  Kaemi  103,  15. 
•}  p.  d.  i.  preibiUr. 
'')  Heinzaperth  37,  22,  Uengrgit  70,  24  und   Ohtrin  3,  49  sind  PhanUsiegebiide  und 

ganx  zu  tilgen. 
^)  Förstemann   bat  1,   195   Papa    irrthümlicb   als   Maunsnamen  angegeben.   Im  Ver- 

bruderungsbuche  erscheinen  auch   die  Formen  Pdpo  1,  50.   158,  28  saec.  8 — 9, 

Pabo    127,   30.  LeUterer  Name,  dann    Baho   (pbr.)    130,  38;  (ep.  Gurc.)   132,8 

s»c.  11  stehen  yielleicht  statt  Pavo^  Bavo. 
*)  In  der  Esp.  sagr.  Tom.  12,  107  erscheint  a.  867  ein  Episcopus  Eliberitan.  Bapiria 

anch  Bapariut  geschrieben.   Vgl.  auch  Papirus  (vill«)  »»c.  9.  Cart.  de  St.   Aubin 

d^Angers.  Morice  1  col.  279. 


186  stark 

irisch  PapUiiitis  (St.,  rex  Hibeniiae,  fpater  S.  Nothi)  Codex  der 
Bened.  Abtei  Deutz.  Lacombl.  Arch.  5,  295  wahrscheinlich  identisch 
mit  Papan  St.,  filius  Aengiisii  regis  <)>  Mart.  Dungal.  Jiil.  31  p.  206 
und  Nota  3, 

kymrisch  Papai,  Sohn  des  Brachan,  Lives  p.  274*), 

Pabo  Post  Pryden,  Lives  p.  267,  38, 

armorisch  Papinm  de  Raheriis,  ssbc.  11.  Cart.  de  Marmoui 
Morice  1  col.  409,  dann 

Papia  f.  SJBC.  8.  Polypt.  Irm.  20 1 , 1 2 ;  saec.  9.  Polypt.  Rem.  49, 62. 

Pabo  a.  1204.  Cod.  Wangian.  n.  70  p.  156, 

Pappolus  (ep.  Carnot.)  a.  573.  Greg.  Tur.  7,  17;  a.  838.  667. 
Pard.  n.  118.  358«), 

Papolenus  a.  582.  Greg.  Tur.  6,  16,  Pabolenus,  Papolinus 
a.  692.  Pard.  n.  426,  Babolimtsi^üolotu)  c.  a.  499.  Pard.  n.  68  p.  39. 

Papalac  (Odo)  a.  1046.  Polypt.  Irm.  App.  22  p.  359. 

Zur  Deutung  dieser  letzteren  Namen  dienen  die  kymrischen 
Wörter  pabyl  (activity,  rigor,  energy,  faculty),  pablus  (nervous,  vi- 
gorous)  Owen  =pabul,  pabulus,  die  vielleicht  auf  die  dort  angege- 
bene Wurzel  pab  (that  produces  motion)  zurückzuführen  sind. 

Pascasius  81.  38  ssec.  8. 

Einen  gallischen  Wortstamm  basc  bezeugen  : 

der  gallische  Name  Bascei  Andosso  Andoxus,  Du  Möge.  Ar- 
cheol.  pyr^n.  p.  159,  dann 

der  irische  Frauenname  Bascia  (Sta)  Martyr.  Dungal.  April  13. 
der  männliche  Zuname  Baschdn:  C^irhre  Baschaew,  son  of  Coijjeiire. 
a.  165.  The  four  masters*),  ferner 

L.  PaaquidiHs  Festus  (a.  88).  Orelli  n.  1523»), 

Pa8centiu8{\\h^v{\is)  a,  573.  Pard.  n.  180  p.  138;  (ep.)  a.  884, 
1.  c.  n.  192, 


1)  Sein  Bruder  Natul  cutspricht  dem  vorhergenannten  Nothus. 

2)  Jolo  schreibt  p.  111  denselben  Pubiali.  In  den  Lives  p.  606  nota  wird  er  auch 
Pahlai,  PahUali  genannt  und  ist  wiihrsrhcinlich  Pallay,  ein  Scbuier  des  b.  Win- 
waloc  (Guinguaioe). 

*)   Vgl.  auch  „Villa  Papotparl"  c.  a.  490.  Pard.  n.  65  p.  39. 

^)   V^l.    auch  Crich-  Baincinn^    Miscellany  of  the  celt.  soc.  Ed.  hy  John   O^DonoTtn 

(Dublin  1849)  p.  61.  —  frisch  crich  (a  land  or  country). 
^)   Pasqnidiu»  =  Pafcidiu». 


K 


Keliiache  Forsehungen.  1  8T 

Pa$eariuB  (ep.  Namnet.)  ssec.  8.  Boll.  Jul.  10.  III,  70  <), 
/Vr^coffftM  Tiburtius,  Orelli  n.  7315%  Pascnaius  (ep.  Viennens.) 

sec.  4.  Boll.  Febr.  22.  Tom.  III,  290 ;  (diac.  Romae)  sa^c.  6.  Boll. 

Mai  31.  VII,  438:  (ep.  CabalHcens.)  a   693.  Pard.  n.  401;   vilia 

Pä»ca$isL.  921.  Esp.  sagr.  Tom.  18  p.  321, 

Optatina  Retieia  sive  Pascasia  Orelli  n.  2771, 

Paschasia  (rirgomartDivioneinBurgundiasubM.  Aurelio)  Boll. 

Jan.   9.  I,  566,  Pascasia  (maneip.)  a.  814.  Polypt.  Massil.  H.  45. 

Cart.  S.  Viet  2,  646,  und  davon  durch  eine  zweite  Ableitung  gebildet 
Pascasiola  (maneip.)  a.  533.  Testam.  Remigii,  Pard.  n.   118 

p.  82.  Dieselbe  wird  1.  c.  n.  119  p.  87  Pascasidis  geschrieben;  ferner 
Paschalis  a.  879.  Marca  hisp.  n.  39  col.  805  <), 
Paschardus  a.  1322.  Mohr,  Cod.  dipl.  Rhsetiae  2  n.  193, 
Pasco  a.  740.  Ried  n.  2.    (maneip.)  a.  814.  Polypt.  Massil.  H. 

59.  Cart.  S.  Vict.  2,  646,  Paa^ius  Cocbus  a.  1241.  Cod.  Wangian. 

n.  183  (vgl.  Paxweten  a.  895.  Cart.  de  Reden  n.  266  ^  Pascweten 

a.  852.  n.  35), 

die  armorischen  Namen  Paschaham  a.  820.  n.  151  =  Pascam, 

Paseic  a.  863.  n.  80,  Paschael  a.  834.    n.  128.  219  =  Pasc-had, 

Paschoiam  a.  830.  n.  196,  Pascweten  a.  852.   n.  35  {Pasquitan 

a.  860.  Cart.  Prüm.  Morice  1  col.  316),  Pascworei  c.  a.  865.  n.  82 

im  Cartul.  de  Reden, 

der  kymrische  Name  Pascent  (Sohn  des  Vertigern)  ssßc.  5. 

Nenoius  53,  Pasceni  Lib.  Landav.  p.  202,  Pascenn  p.  200,  endlich 
Passcaleh  in  dem  Ortsnamen  Passcalehesdorf  ca.  11 26.  Mon. 

boica  4»  517  (vgl.    die    kymrischen    Personennamen  Enllecli  Jolo 

101,  13,  Conlec  Lib.  Landav.  p.  138,  den  armorischen  Berthlec 

a.  834.  Cartul.  de  Reden  n.  4,  den    irischen  Neachtlic   ep.   Mart. 

Dungal.  Hai  23). 

Zur  Erklärung    dieser  Namen  dient   vielleicht   altirisch   basc 

(round,  circular,  compleat,  neat,  handsome)  Lhuyd,  Arch.  Brit.   1, 

141  IQ  dt^n  beiden  zuletzt  angegebenen  Bedeutungen.  Im  ^^Irish  engl. 

dietionary*'  stellt  Lhuyd  das  Vforilnisc  auch  =  dearg  >),  red  or  scarlet. 


1)  Vgl.  auch  TJUa  BoMcara  a.  S9S.  Marca  bisp.  n.  52  col.  829 

')  Patcö  oder  wahrscheinlicher  PatceUus  in  «villa  Paacellarai»"^   a.  iVMu  Purd.  2  n. 

277  p.  43. 
')  Vgl.   Muireadhach  Mmnäearg^  king  of  Ulidin,  a.  571.  The  four  inustcrs  =  Muired- 

hach  Muinder^^  Mart.  Dungal.  Jan.  3  p.  7  bei  Finuiiigii. 


188  stark 

Wie  Pasatsius  sind  mit  -as  (Zeuss  p.  747)  abgeleitet  die  gal- 
lischen Personennamen i4i///a«if/«  Murat.  158S,  4»  Corasus  I.e.  1319, 

I,  Ferasius  Steiner  n.  712,  Mueasius  I.  e.  1019,  Mercasia  Marat 
13S,  4,  Yetasia  Avilia  (liberta)  Steiner  n.  1562,  Ninasa  Knabi, 
Mitth.  des  bist.  V.  f.  St.  2,  354,  Destasia  Mab.  Ann.  ssec.  1  p.  235» 

II,  ferner 

Alfasia  85,  53,  Austasia  49,  94,  Enrasia  101,  178,  Teudasia 
72,  19,    Waltasia  253,  59  im  Poh-pt.  Irm., 

Nicasia,  Timasia  (mancipia)  a.  814.  Polypt.  Massil.  H.  74. 
Cart.  S.  Vict.  2,  644, 

Damasus  (ep.)  a.  938.  Cartul.  Sithiens.  p.  142  n.  76»  AdaHu» 
s»c.  10.  Marea  hisp.  n.  81, 

der  kymrische  Ns^me  Gildasiiis  (St.)f  a.  370.  Boll.  Jan.  2  p.  958» 
Gildas  (idem)  Lib.  Landav.  p.  131. 

Pascuwialh  78,  34  ssßc.  ? 

Dieser  Name  stammt,  wie  Agleverta,  den  dieselbe  Hand  in 
der  vorhergehenden  Zeile  eingetragen  hat,  offenbar  aus  romanischem 
Lande,  und  zwar  aus  Frankreich,  und  u  in  dem  Worte  ba^cu  ist 
wahrscheinlich  als  Ableitung  zu  betrachten.  Diese  zeigt  sich  auch  in 
dem  armorischen  Namen 

Pascuewethen  a.  869.  Cartul.  de  Redon  n.  242,  dann  in 

Pascuarius  188,  71,  Pascuiidis  83,  44,  Pascoinus  43,47. 
46,  64  Polypt.  Irm., 

Pascunlis  Velletiz  a.  1010.  Esp.  sagr.  Tom.  36.  App.  n.  8. 

Das  Wort  wialh  in  Pascuwialh  ist  wahrscheinlich  fehlerbaft 
und  durch  toalh  zu  ersetzen.   Vgl.  kymr.   Tudwalch  Carnau  (Vater  . 
des  Rhiallu)  Jolo  t06,  120,  Dunwalhus  (pincerna)  a.  741.  Kemble  1 
n.  86,  Cfiobualch  (mon.)  ssec.  9.  Liber  vitae  eccl.  Dunelm.  p.  33»  2. 

Passiva  (sanctim.  vel  religiosa)  40,  35  ssßc.  9. 

Mit  diesem  Namen,  dem  der  Männername  Passivus  (pbr.)  No- 
mina fratr.  Tuberens.  sa^c.  9.  Denkschr.  d.  kais.  Akad.  d.  W.  Philos.- 
bist.  Cl.  Hd.  5,  66  zur  Seite  steht,  lassen  sich  vergleichen  die 
Namen: 

Ba^utavö^  (früherer  N«nmc  des  Kaisers  Heliogabalus)  Herodian 
5,  3  (3.  Edit.  Becker),  Bassianus  Ammian.  Exe.  §.14;  procerum 
genere  natus,  notarius  militans,  a.  371.  Ammian.   29,  2,  5;   Aelius 


Reitische  Forschunijren.  Iö9 

BaMtanns  Hefn.  Rom.  Bayern  n.  114;  Bassinno  (fundus)  ssec.  9. 
Cod.  trad.  Rarenn.  p.  69  wahrscheinlich  abgeleitet  von  Bnssus^ 

Bassiana  Materna  und  Bcissiana  Paterna,  Steiner  n.  1208, 

Bassanus  (St.)  Cod.  der  Bened.  Abtei  Deufz.  Lacombl.  Arch. 
5,  295. 

M.  Bassinius  Vitalis,  Hefn.  Rom.  Bayern  n.  45,  Sedatia  Bassina 
Steiner  n.  638, 

Bassulus  i)  ssec.  5.  Rurieus  l.  1  ep.  7.  Cannis.  Lect.  ant. 
1,  376. 

Bassulinus  (mon.)  a.  876.  Marca  hisp.  n.  35, 

Btissadellus  (Dominico)  judex  c.  a.  1130.  Lupi  2,  951, 

Bassigonus  (Odelricus)  a.  1220.  Mohr,  Cod.  dipl.  Rhaet.  1 
n.  187  p.  269, 

Bassus  Fröhner  n.  277—283,  Ba8su8(\m{\\\\x%)  Orelli  n.3283, 
Bassus  (Tarratius)  praef.  Urbis,  a.  368.  Ammian.  81,  1,  27,  Bas- 
sus  ik.  1216.  Cod.  Wangian.  n.  134  p.  309,  Bassa  (^hr.^  Chron. 
Sax.  a.  669. 

Bassa  f.  Orelli  n.  1297, 

Bassicus  (6g.)  Fröhner  n.  289—290, 

Bassaris  (Avenia)  Orelli  n.  4586,  ferner  mit  p  statt  b  (vgl. 
Fröhner  p.  XXVUI), 

Off.  Pdssi  Fröhner  n.  285,  Passus  in  „eolonicam  Passidcum** 
a.  533.  Test.  Remigii.  Pard.  1  n.  118  p.  83. 

Passidina  Soeratia,  Fabretti  p.  81,  111, 

Passienus&?X\JLVii\n\k^  et  Pa^^tVraaGemella  conjux,  Orelli  n.  3004, 
Passienus  Fröhner  n.  291—293, 

Passilus,  Passilius  in  „viila  Passiliäcus**  saBC.  11.  Cart.  Savin. 
n.  219, 


Ij  Dietrich  schreibt  (AuMprache  des  Gothischen  81)  willkfiriich  Bataula  und  be- 
xeichnet  anter  Hinweisung  auf  altn.  basti  (Bar)  diest^n  Namen  als  gothisch.  Allein 
▼on  allen  Personen,  an  welche  Rurikus,  der  selbst  einen  gallischen  Namen  trug, 
seine  Briefe  schrieb:  Fatistwt,  Nepotianut^  Lvput^  Fredar{ivs)t  Celstis,  Eoniu», 
SidoHWS,  Fomeriuiy  OmaeiuSt  Mamaews,  Cronopius,  Capillutu*^  Evfrasiu»,  Elafiu*, 
Praegidius^  Faedamius,  Viticut,  Turencius,  Sedatus,  Ceraunia,  PapianUla,  Parthe- 
nuMT,  Eudomitt»,  Melantia,  Hispanu»^  Albinus,  Taurentius,  Aprunculus,  Cenaurixu, 
Villamenut,  Sthorachius,  Clans,  VolusianuSf  führt  nicht  eine  einen  Namen,  weicht  r 
gothischer  Abstammung  ist.  Zu  jener  Zeit  war  der  Klerus,  insbesondere  in  Frank- 
reich und  Spanien,  aber  nicht  hios  dort,  hIkmi  irr<)ssi>nth!'il.<«  «zHllisehiM*  Herkunft. 


1 90  stark 

Pas8aguera(m9i8e,')  a.  1181.  Lupi  2, 1339,  wahrscheinlich  audi 

Passerius  Afer»  Orelli  n.  6760,  Sammius  Pa8ser(iu8)  Steiner 
n.  2873. 

Wie  Passiva,  Passivus  sind  abgeleitet  mit  -ir  (Zenas  p.  746) 
die  gallischen  Namen: 

Oveyioviog  a»x£avc^(magiiusoceanus  a  meridie  insulae  Hibemiae) 
Ptol.  2,  1,  2;  8,  3  (Ed.  Wilberg), 

Ambivius  Turpio,  Tacit.  De  orat.  20, 

Suliviae  Idenicae  Minervae  (Inscr.  Nemaus.)  Orelli  n.  20K1, 

Resivia  Grut.  809,  6,  Svnoiva  Fröhner  n.  1787.  2041, 

Cativus,  Albucivus  Steiner  n.  166.  3062, 

Aestivus  (in  yas.  fig.)  Jahrb.  d.  V.  v.  Alterthfr.  im  Rbl.  41, 181, 
Aesiiva  (Cimmonia)  Steiner  n.  1698  i)» 

Mancivus  174,  68>).  Adeliva  26S,  145.  Adalivia  209,  9 
s»c.  8.  Polypt.  Irm.  •), 

Ailivm  65, 14*),  Nadelivia,  Nodelivia  16,  12.  17 »).  0$ima*)f 
Sanctivia^^  105,  56.  61  saec.  9.  Polypt.  Rem., 


*)  Vgl-   »o{  'Eor^cove^  6k  ra>v  OuivdeXixcov  tlal,  xal  ;r6X((  aur&v  Ke^irodouvov* 

Strabo  4,  6,  8,  dann  Quartinius  E$tiu9  Steiner  n.  1835. 
*)  Vgl.  ManciuM  (St.  raart.  in  Lusitania)  Mart.  Rom.  Mai  15,  Manciut  (senriu)  «ae.  9 

Polypt.  Rem.  103,  38,  Mancio  (comes   consobrinus  Waifarii)  a.  765.  Ann.  Metteai. 

Mon.  G.  1,  334,  36,  Mancia  (mancip.)   a.  615.   Pard.    1  n.  280  p.  200;  wmt.l, 

Polypt.  Irm.  222,  02,  Maneinus  (prator)  a.  354.  Ammian.  14,   11  and  irisch  Mm- 

ehan  bei  Sta  Grealiocc,  Mart.  Dungal.  Jul.  13  p.  194. 
'j  Vgl.  Atalenu*  Hefn.  Rom.  B.  n.  591,  AdaUigae  (monaca)  amc,  10.   Cart.  Sithieil. 

p.  155  n.  81  (vgl.  die  irischen  Frauennamen  Bicctech   Jun.  28,  Luigkseeh  Mai  21, 

Brocteach  (Mutter  des  h.  Maelmain)  Jul.  t,  Finrueach  Nov.  9  u.  a.). 
^)  Vgl.  Carantia   Aelia,  Assonius  AeltM  Steiner  n.  3.  1489,  armorisch   Aetmutu»  (pbr.) 

a.  1141.  Cart.  de  Redon  n.  381  p.  339  u.  v.  a. 
S)   Vgl.   Pescennius   üatalig   Orelli   n.   3787  p.    175,   Pinarius  Natta  1.  c.  n.  8880, 

irisch  Nattai  (St.)  Mart.  Dungal.  Jul.  31,  armorisch  Nmdtil,  Natut  sac  fi.  Cart.  de 

Redon   n.    74.    115.  —  Notius  Fröhner   n.  1724,  NotaiiM  (Soha  der  Wannaaia) 

s«c.   9.   Polypt.   Rem.    51,   81,   Nodisma  8»c.   8.  Polypt.  Irm.  24d,  5,  amoriteh 

Nodent,  Notoiie  s»c.  9.  Cart.  de  Redon  n.  14. 18  u.  t.  a. 
*)   ^gl*  Ota  (Schwester  der  MummiaJ  tme.  9.  Polypt.  Rem.  103,  87,  Osmnnm  mte,  8. 

Polypt.  Irm.  9,  24.    108,  237;  Cod.  Lauresh.  n.  81;  s«c.  0.  Polypt.  Rem.  108,  88, 

Otuva  1.   c.  64,  5,  Otilia  s»c.   11.  Cart   S.  Petri  Camot.  p.  281  c.  87,  kymriMh 

Onil  (Sohn  des  Cinuelin)  s»c.  9.  Lib.  Landav.  208. 
"f)  Vgl.   Sanctus  Maximus,  Dasanti  fil.  Steiner  n.  156,  SaitctinM  Orelli.  ■.  181,  Samt* 

tula   Steiner  n.    {S(yf^^Sanctonia  stec.  8.   Polypt.  Irm.  137,  29,  SancloniHa  a.  872. 


KeltUelie  Forschungen.  191 

Arivi  terra  saec.  10.  Cart.  Savin.  n.  276  i)» 
Gerrivus  ssc.  12.  Cart.  de  Marmout.  Moriee  1  col.  644  2), 
Anedivus  ssßc.  12.  Cod.  Wangian.  p.  74  >)  und  mit  /*  statt  v 
Dinifius  (ep.  Turon.)  ssee.  6.  Greg.  Tur.  3,  2*). 
Eli/^  87,  34»),  Maurifius  120,  4«)  Naialifius  187,  65  sa;e.  8. 
Polypt.  Irm., 

Manifia^),  Nonifia^)  ssbc.  9.  Polypt.  Rem.  56,  119.  105,  63. 

Pamn  66,  21  saec.  8. 

Dieser  Name,  ursprünglich  Basun,  Basunius,  ist  von  demselben 
Worte  gebildet  wie 

Basilu»  Caes.  B.  6.  6,  29,  Helvius  Basila  (praetor)  Momms. 
Inscr.  Neap.  n.  4646.4547,  Basila  (mase.)  a.  813.  HLgd.  1  und  18, 

Basilia  (Basel,  die  Stadt)  Ammian.  30,  3,  1, 


Pard.  i  n.  180  p.  139  =s5an<*r-ont-d-t-a,  Sancta  ».  814.  Polypt.  Massn.  J.  2.  Cart. 

8.  Vict.  %,  649,  irisch  SaneÜn  (St.  ep.)  Mart.  Dung^l.  Jon.  10. 
<)  Vgl.  Areia,  Aria,  Arirnh  «»c.  8.   Polypt   Irm.  107,  23S.  114,  297.  229,  8,  Arriug 

(ciris  Helretias)  Steiner  d.  2187,  Arria  Succeesa,  Spon.  Mise.  erad.  antiq.  p.  73, 

4  a.  T.  a. 
*)  Vgl.  Gero  aagusto  sacrum,  Mochar,  Gesch.  1,  2S3,  Oerontius  Ammlnn.  14,8  (kymr. 

Oereint  Lire«  p.  267,   80),  Gerontia  (liberta)  a.  573.  Test.  Aredii.  Pard.  d.  180 

p.  1S9,  GtrUma  s«c.  8.  Polypt.  Irm.  108,  238,  Gerindit  s«c.  9.  Polypt  Rem.  102, 

18  «.  ▼.  B. 
*)  TgL  amorisch  Ran-  Anetear  c.  a.  870.  Cart  de  Redon  n.  232. 

4)  YgL  Dinomogetimdrut  M^m.  des  antiq.  de  France  13,  XVII!  d.  i.  Dino-mogeti- 
wtdnu,  Dimonu  Orelli  n.  3874,  JHnanus  (pbr.)  572.  Pard.  1  n.  178  p.  135,  DinackuM 
(oMDclp.)  a.  887.  Cart  de  l'^glise  de  Beaulieu  n.  29.  Dina  a.  711.  Pard.  2  o.  479 
p.  287;  s»c.  9.  Polypt  Rem.  47,  46  u.  m.  a. 

5)  Vgl.  S»U  f.,  EUoi  m.  s«c.  0.  Polypt  Irm.  84,  50.  176,  83,  EHanut  1.  c.  174,  68, 
kymr.  EU  sssc.  7.  Lib.  Landar.  192,  armor.  EU  s»c.  9.  Cart.  de  Redon  n.  58,  Sex. 
EUius  Pndens  a.  85.  Arneth,  Rom.  Mit.  Dipl.  p.  40  u.  r.  a. 

*)  Mmmu,   Mmaringa  s«c.   8.    Polypt.    Irm.  195,  35,  Maurentia  1.  c.  150,  61,  Mora 

(mancip.)   a.    828.   Meichelb.    n.  502;  a.  789.    Pard.  d.   559  p.  374,  irisch  Mor, 

4aagkt6r  of  Cearbhall,    qoeen   of  Suth-Leinster,   died   a.  916.  The  four  masters 

«.  T.  a. 
V|  Vgt  Mitnaeimi  Orelli  n.  6232,  Munneia  Marat  174,  2,  Manidcus  Orelli  n.  8847,  ir. 

Jbiuft.'DermotOXonor  son  of  Manus,  son  of  Turlough  More  of  Connaught,  a.  1207. 

The  foar  maaters,  «rmorisch  Manu»  a.  860.  Cart.  de  Redon  n.  213  u.  v.  a. 
^)  Vgl.  Nonmu  (St.)  Codex  d.  Bened.  Abtei  Deutx.  Lacombl.  Arch.  5,   294,  Nonna 

Tatugi   filia  Steiner  n.  3187,  Nennita  1.  c.  n.  1764,  Nonnito  Conc.    Toict.   a.  633. 

n.  T.  a. 


192  stark 

Basilia  (maucip.)  f.  a.  573.  Pard.  ii.  180  p.  139;ssbc.  11. 
Polypt.  Irm.  ßO% 

Bnsilla  (Baebia)  Orelli  n.  3290,  Basilia  a.  742.  Trad.  Wizenb. 
n.  52. 

Basoliis  (confessor)  saec.  7.  Mab.  AS.  ssec.  2  p.  67»  Basulut 
(mancip.)  a.  573.  Pard.  ii.  180  p.  139. 

Basinus  (archiep.  Trevir.)  ssec.  7.  Bull.  Mart.  4.1,  318^  Bannus 
(mon.)  a.  756.  Trad.  Wizzenb.  n.  221;  (servus)  ssec.  8.  Polypt.  Irm. 
106.  217,  Basenus  a.  781.  Cart.  8.  Vict.  Massil.  n.  83.  Pasen{i) 
M(anii)  Fröhner  n.  296.  Basins  (Zeuge)  a.  1033.  Kemble4  n.  749, 

Ba8ina(Jc\i\\^ev\Q\Ttgh(\\\^t\Andovera)  a.  590.  Concil.  Pictar. 
MansiTom.  10.455**;  (colona)  ssbc.  8.  Polypt.  Irm.  277,  40, 

Pa^idMa  (moiiaca)  a.  1 1 14.  Faiituzzi  1  n.  126;  faWaito  (casale) 
ssec.  9.  Cod.  trad.  Ravenn.  p.  28  aber  ist  auf  Baso  zurückzuföhren, 

Basingua  c.  a.  780.  Tiraboschi  2  n.  12,  Basing  ssbc.  12.Lib. 
vitae  eecl.  Dunelm.  p.  5,  3. 

Ba80  saec.  8.  Polypt  Irm.  211.  25  und 

amoriseh  Basonus  a.  819.  Cart.  de  Redon  n.  226. 

Die  Ableitung  -m«  (Zeuss.  p.  734)  zeigen  die  Namen: 

MroOva  (aestuar.  Brit.)  Ptol. 

Magufius  GruU  1012,  8,  Bissunus  (fig.)  Steiner  n.  1317, 

Sacruna  Orelli  n.  2773  (vgl.  Sacrana  [urbs  Ilisp.]  Plin.  3,  12, 
dann  Sacra  Sauronis  filia,  Knabl,  Sehr.  d.  h.  V.  f.  Innerosterr.  1, 
34  u.  m.  a.), 

Pecuna  f.(ecit),  Bitunu  f.)eeit)  Steiner  n.  842.  876, 

Lucdunus  (Mannsname)  sjbc.  10.  Cart.  Atlianae.  n.  110.  Gart 
Savin.  2,  635,  wenn  =  Luctunns  (vgl.  Lucferius  Cadurcus,  C»s.  B. 
G.  7,  7.  Luctatns  Mens,  Boissardi  Antiq.  Tom.  4  p.  134  [Roiq]» 
Lucterins  Orelli  n.  3283.  irisch Loighteaeh  [Loightech]  St  imMartyr. 
Dungal.  Oct  1),  auch 

die  kymrisdien  Namen  Thangun  Lives  p.  267,  32,  Hydwn  Jolo 
p.  101,  13,  nithun  saec.  12—13.  Lib.  vitae  ed.  Dunelm.  p.  18,  2, 
Enun  Lib.  Landav.  211. 

Die  Deutung  dieser  und  der  bei  Passiva  angeführten  Namen 
muss  ich  Anderen  überlassen.  Nur  das  Eine  will  ich  bemerken,  dass 
in  allen  diesen  Namen  für  den  VVortstamm  wahrscheinlich  geminirtes 
s  anzunehmen  ist  (vgl.  Fröhner  p.  XXX).  Das  [rische  bietet  für  diesen 
Fall  bohufs  näherer  Krwägnng  das  Wort  bass  (fatuni,  forluna)  Lhuyd. 


Keltische   Fur.schiingeii.  193 

Sind  aber  einige  dieser  Namen  auf  bas  zurückzuführen,  so  erinnere 
ich  an  irisch  ba8  (Handfläche,  Hand),  doch  vorzugsweise  an  die 
irische  Wurzel  bas  in  baisheal  (superbia)  =  basal,  baiahealach 
(superbus)  =  basalach  (Lhuyd  1,  188). 

Perwinc  68,  2  ssbc.  ? 

PemuifU  im  Drucke  des  Verbrüderungsbuches  ist  zufolge  einer 
Vergleichung  der  Handschrift  irrig  gelesen. 

Dem  Namen  Perwinc^  abgeleitet  von  peru  mit  -i/io,  stehen  zur 
Seite  die  gallischen  Namen  : 

PerpincuB  Fröhner  n.  381,  Pervincus  (C.  Talionius),  vete- 
ranus,  de  Boissieu  p.  323,  (Senilius)  Orelli  n.  3484,  (L.  Sextius) 
Steiner  n.  329,  (Q.  Vindillius)  I.  c.  n.  590, 

Pertinca  (Seeundina)  Orelli  n.  494,  Pervinca  (Paterni  filia) 
Steiner  n.  820. 

An  diese  schliessen  sich  : 

Pervincianus  (Aurelius)  Steiner  n.  2594  p.  240, 

Pervinia  (conjux  Septimii  (mpetrati)  Hefn.  Rom.  B.  n.  174. 

In  peru  sehe  ich  das  kymrische  Wort  per  (dulcis)  Lhuyd  1 ,  56 
mit  der  vokaiischen  Ableitung  ti.  Zur  Vergleichung  dienen  Cotuatus, 
Gtärtiotus  Cses.  B.  6.  7,  3.  8,  38,  Bituitus  Flor.  3,  2,  in  welchen 
Namen  das  der  Ableitung  -at,  -it  vorhergehende  u  von  Zeuss  p.  725 
gleichfalls  als  Ableitungsvokal  betrachtet  wird. 

Aus  jenem  Worte  per  sind  auch  gebildet  die  Namen : 

Perus  (fig.)  Momms.  Inscr.  Helv.  352.  160,  Perms  (flg.)  Fröh- 
ner 378 — 380,  Perrius  Justinus,  Steiner  n.  239  «)»  n^^  monte  PiW** 
(Irans  Rhenum)  Ammian.  28,  2,  5, 

Perulius  (fig.)  Steiner  n.  1634  und  Bd.  4  p.  695, 

Peronius  (Inscr,  Brix.)  Murat.  1606,  5«), 

Peroco  in  der  gallischen  Inschrift  (de  Gueret) :  „Sacer  Peroco 
iem  duerico  V.  S.  L.  M.«  Revue  arch.  Tom.  8  (1867)  p.  397, 

Peren  f.,  Peris  Archaeol.  of  Wales  11,  24.  50, 

Peru,  Vater  des  Omyt,  Vita  S.  Dewi,  Lives  p.  102,  Peirio  ap 
Caw  (St.)  s«c.  6.  Jolo  101,  17, 


«)  y^l.  Ferro  a.  1211.  Cod.  Wanfirian.  n.  04  p.  22». 

*)   Vgl.  Peirona  f.  a.  1210.  Carl.  S.  Viel.  n.  111«,  Peruni  iaervus)  a.   835.  Meichelb. 
o.  563. 


194  stark 

Pereius  ssbc  12.  S.  Sergii.  Morice  1  col.  668, 

Periou  sac.  11.  Cart.  Corisopit.  Morice  1  col.  379  <), 

Peroian  a.  913.  Cart.  de  Redon  n.  276, 

Pei'on  (virgata)  a.  834.  Cart.  de  Redon  n.  129  •), 

Perinü  a.  878.  Cart.   de  Redon  n.  235,  Perenesius  a.  1082. 

Cart.  Kemperl.  Morice  1  col.  456,  PerenneSf  Mab-ChemuU  siec.  11. 

S.  Sulpice,  Morice  1  col.  390 «). 

Zusammengesetzt  mit  der  verstärkenden  Partikel   «ii-  (ZeoM 

p.  832.  866)  erscheint  j7^  in  den  Namen: 
M.  Ulpius  Super(ns),  Steiner  n.  2827, 
Superinia  Decumilla  Steiner  n.  733,  Superimus  Rastieas  1.  e. 

n.  1120, 

Super iana  (Tullia)  Gnit.  1067,  4,  wahrscheinlich  auch  in 
Superior  Steiner  n.  898,  L.  Bessius  Superior  (Viromanduua; 

eques  Rom.)  de  Boiss.  p.  260  ^)  und  in 

Superantia  (mancip.)  a.   814.  Polypt.  Massil.  H.  2.  Cart  S. 

Vict.  2,  642  ft). 

Wegen  der  Ableitung  -ine  vergleiche  Zeuss.  p.  774,  dann 
Probificia  (Flavia)  Orelli  n.  4406 «),  Provhicialü  (Sabinios) 

Ilefn.  Rom.   B.  n.  74  ?) ;   vgl.   auch  Propinquus  Steiner  n.   2888f 

Propincus  (Naevius)  Orelli  n.  6896. 

Frunincus  a.  992.  Charmasse,  Cart.  de  T^glise  d*Autun.  I.  n.  10  <). 
Leudifictis  (Sohn  der  Widomia)  saec.  9.  Polypt.  Rem.  101, 16  u.  a. 


0  Vgl.  Zeuss.  p.  785,  dann  armor.  Bluchiou  (mon.)  a.  1075.  Cart  Kemperl.  Morie«  1 
col.  441,  Druniou^  filius  Riwalloni,  a.  1088.  1.  c.  col.  464  u.  a. 

5)  Auch  „de  virgata  Piron'^  a.  834.  Cart.  de  Redon  n.  128.  —  Jndicalit  JVrM 
sec.  11.  Cart.  Marmout.  Morice  1  col.  459,  Piriäcus  (locus)  sec.  11.  I.  o.  col.  401, 
Hugo  qui  cognominor  Pirariu»^  8»c.  11.  Cart.  8.  Petri  Camot.  p.  182  o.  57  i.  i* 

*)  Vgl.  Q.  Silvlus  Perennis  Orelli  n.  250,  armorisch  Pirinis  a.  866.  Cart.  da  RedM 

n.  52,  Pirittua,  Sobn  des  Wiotnarch,  a.  854. 1.  c.  App.  o.  38. 
^)   Vgl.  Jul.  Oncioriua  de  Boissieu  p.  434,  68  armorisch  Temor  a.  869.  Gart«  de  Rtdoi 

n.  241. 

6)  Vgl.  Perontan  a.  810.  Ried.  n.  15  d.  i.  Perontianu»,  wie  Morinzmm  a.  764. 
Urkdb.  T.  SL  G.  n.  41  =  MaureneioMts  (mancip.)  a.  573.  Pard.  a.  160  d.  1. 
MaurentianM. 

*)  Vgl.  Attius  Probalioltu  (Lugduni)  Orelli  n.  4651, Proftar/a,  Proftc  (manoipia)  a.  STS* 

Pard.  n.  180  p.  139. 
'')  Vgl.  Provinciolus  (colon.)  a.  533.  Pard.  n.  118  p.  81,  Provineianus  (Tinitor)  a.  57S. 

Pard.  n.  180  p.  138,  Provolus  sec.  9.  Polypt.  Rem.  43,  5. 
»)   Vgl,  Frunitus  (liiscr.  Dalmat.)  Archiv  f.  K.  öster.  Gq.  22,  237  u.  a. 


RelHache   Forschungen.  19S 

PetameUa  (sanctimon.  Tel  religiosa)  40,  36  s9bc.  9  <). 

Dieser  Name  ist  =  Petronilla  a.  653.  Pard.  n.  324;  ssc.  8, 
Polypt.  Irm.  188,  8S.  161,  72.  Petronella  (Sta)  a.  741.  Urkuiidb. 
T.  St  6.  D.  7;  (maneip.)  a.  814.  Polypt.  Massil.  H.  22.  Cart.  S.  Viet. 
2,  643,  Petranüla.  Petrenilla,  Pol.  Irm.  222,  161.  104,  207  uad 
abgeleitet  durch  -n  und  -^//  aus  dem  Worte  petru  *). 

Anspetru  sind  auch  gebildet  die  gallischen  Namen: 

Petrocorii  (gall.  Volk  in  Aquitanien)  Caes.  b.  g.  7,  75,  Petru- 
cariusi  Adbogius  Coinagi  fil.  Steiner  n.  342, 
Petrusia  Proba  (Patayii)  Grut.  89,  6, 

L.  Petro9idiu8  Cies.  B.  6.  5,  37,  M.  Petreius  Csbs.  B.  C.  1,  38. 
76,  76, 

L.  PetraniuM  Tertius  (cent.  coh.  1.  Germau.)  Steiner  u.  47, 
Petronius  Probus  (procons.  Afr.)  Grut  450,  2,  Petronia  a.  653. 
Pard.  n.  324, 

PetruUus  (fig.)  Steiner  n.  1484.  {Petnüus  a.  906.  Marini,  Papiri 
dipl.  Annot  ad  76  p.  263), 

die  kymrischen  Namen  Petrocus  (ssec.  6)  Lives  p.  22,  Peiron 
(Sohn  des  Coledauc)  1.  c.  p.  268,  52,  Petranus  (Vater  des  h.  Padam, 
s»c.  6)  I.  c.  p.  189  =  Pedrwn  p.  503  Nota  2,  dann 

Petrm  (Vater  der  Petronilla)  sac.  8.  Polypt.  Irm.  161,  72, 
Petrus  (Sohn  der  Petronilla)  I.  c.  222,  61, 

Petronatus{fhv,)2L,  915.  Lupi  2,  98. 

Wegen  der  Ableitung -n-f/Zrergleiche  man  AgnelluB,  dann  Nar- 
bonellus  a.  782.  HLgd.  1  n.  5  {Narbona,  uxor  Rainaldi  Rostagni 
ssec.  11.  Cart.  S.  Vier.  Massil.  n.  285),  Ermenella  (maneip.)  a.  814. 


t)  Vgl.  Petarimu  de  Trid«nto  :  1212.  Cod.  Wangian.  n.  11t  p.  255. 

*)  VgL  kyrnr.  petrtts  in  dipetrtu  (non  hiieaiUns)  Mabinog  2,  64  (Zenas,    p.   S66), 

körn,  peirus  (doubtful)  Lbuyd  1,  238  und  armoriacb  pi«  (ptz?)  tenax  I.  c.  161 

TieHeicht   iat  aber   aueb   aar  Erklirung  inebrerer  dieser  Naaen  ein  Wort  petar. 

petur  aoanaetaen;   rgl.  kjmr.  Petyr  Lib.  Land.  147,  armer.  Piturvore  ssbc.  9.  Cart. 

de  RedoD  App.  b.  20,  Ärganphitur  a   847.  1.  c.  n.  2}iss=Arganpitur  (Zenas  p.  169 ; 

rgi.  aveb  Hugo  Seanhitor  a.  1284.  Perard  p.  280),  iriscb  Maelpeadair  ep.  a.  890. 

The  four  roaaters,  dann  Petureius  (ep.  Litiens.  Castr.)  a.  1179.  Add.  conc.  Later. 

D*Acfaer7,  Spiril.  1,  637\  aber  aoeb  Petreius  C»8.  B.  G.  1,  38. 
SiUb.  d.  pbil.-hist.  Cl.  LEX.  Bd.  II.  Hft.  14 


196  Sl»rk 

Polypt.  Massil.  H.  22.  Tai-t.  S.  Vict.  2,  643  (vgl.  Ermnus  It2.  B2, 
Ermenaura  78,  13  Pol.  Irm.). 

Brigida  (sanctimon.  congreg.  S.  Erintrudis)  134»  32  ssec.  8  <). 

Brigida  auch  ssc.  8.  Cod.  Lauresh.  n.  968;  a.  910.  Lacombi* 
n.  85. 

Dieser  Name  ist  gallischen  Ursprungs,  abgeleitet  durch  -id  ron 
altir.  brig  (valor)  Wh,  6^  10*.  19^  Sg.  150»»  (Zeuss.  p.  26)Jetit 
brigh  (virtus,  vis,  valor,  potentia;  vigorosa,  virtuosa). 

Einfach  erscheint  dieses  Wort  in  den  gallischen  Namen: 

Brigia  Brigi  filia,  Muchar.  Gesch.  Steierm.  1,  433, 

Briga  Aviti  filia,  Archiv  f.  K.  östr.  Gq.  Bd.  24,  275, 

Brigoni»  filia,  Steiner  n.  544^  2. 

Atbriganlia  (=  At-  brigantid)  f.  Knabl.  Mitth.  d.  hist.  V,  f. 
St.  9,  27  zeigt  die  abgeleitete  Form  brigantia  mit  der  Verstärkungs- 
partikel ate-  (Zeuss.  p   836)  zusammengesetzt. 

Im  Martyr.  Dungal.  sind  Jan.  7  und  Nov.  12  zwei  heilige  Jung- 
frauen Namens  Brigh  eingetragen. 

Im  kymrischen  erscheint  der  Mannsname  Briu  Lib.  LandaT. 
p.  190  =  Brig. 

Dem  abgeleiteten  Namen  Brigida  in  Deutschland  entspricht 
irisch  Brighit  (abbes  of  Cill-  «lara;  S»a)  Martyr.  Dungal.  Febr.  1, 
Brtgidda  (Beata;  in  Hibernisi.  •{-  a.  523)  Mab.  Ann.  ssec.  1  p.  141, 
kymrisch  Brtgida  und  Breit  (Sjinl),  Lib.  Landav.  p.  225.  Vgl  auch 
Brtda  sa*c.  12 — 13.  Lib.  vitae  ecri.  Dunelm.  p.  78,  2  und  Bride  «■ 
Brigitta,  Herm.  v.  Fritslar  p.  76,  4. 

Als  zweites  Compositionsglied  erscheint  brigid  in  dem  irischen 
Männernamen  Maolbrighde  (St.)  Martyr.  Dungal.  Febr.  2  »i  kym- 
risch Mailbrigit  (pbr.  saec.  10)  Lib.  Landav.  p.  2,  230. 

Mit  ^id  (Zeuss.  p.  753.  754)  abgeleitet  sind  die  gallischen 
Namen : 

Epidius  Sueton.  gramm.  5.  Osidiutt  Geta  (poeta)  Tertullian.  de 
Proscript  39,  L.  Osidius  Nervi us,  de  Boissieu,  Inscr.  ant  de  Lyon 
p.    114,  Popidiua  Rufus  (aedil.)  1.  c.  p.  379,  MngidiuB  Grut.  983, 


M  B«i  Föritemann  1.  lis%. 


Keltiiclte   Forsch iin*>«n.  19  T 

iO,, AufidtHS  Steiner  ii.  76,  Nasidius  Valens,  Fabretti  p.  262,  38, 
Sex.  Lartiditis  1.  e.  p.  1 9,  77,  dann 

im  Polypt.  Irminonis:  Aisida  253,  56,  Julida  106,  222,  Savi- 
du^  228,  4,  Stradidius  34,  25  u.  a.,  ferner 

die  irischen  Namen  Crichidius  Boll.  Mart.  1,  398,  Lugidius  ep. 
Boll.  Mai.  2,  581,  Tigrid  f.  Martyr.  Dungal.  Dee.  26  bei  Mogenögu.  a. 

Pufulus  87,  2  8«c.  8. 

Dieser  Name,  abgeleitet  mit  -u/,  ist  jedenfalls  zusammen  zu 
stellen  mit: 

Btiffö  in  dem  Ortsnamen  Buffileiba  a.  784.  Dronke  n.  610, 
Boffo  ssec.  9.  Cod.  Lauresh.  n.  3539,  Rainaldus  Buffo  saec.  12. 
Morice  1  col.  659,  Bofusde  Curtina,  a.  1225.  Cod.  Wangian.  n.  277 
p.  500,  Heinricus  JJti/'a.  1225.  Lacombl.  n.  132, 

BofiU  mit  der  Variaute  Bofet  sage.  12.  Cart.  de  Tabbaye  de 
Beaulieu  n.  292  p.  268, 

Bufinns:  terra  Bufinidcvs,  saec.  13.  Cart.  S.  Petri  Carnot.  p.  532 
c.  21,  Menendus  Bofinus  a.  1155.  Ribeira  1,  36, 

Bufarius  (Hildegarius)  saBc.  12.  Cart.  S.  Petri  Carnot.  p.  362 
c.  148, 

Bufart  (Berrengarius)  c.  a.  1241.  Cartul.  Saviniac.  n.  934, 

Bofulco  a.  1188.  Mittarelli,  Ann.  Camald.  f  n.  132  p.  284. 

Ob  in  allen  diesen  Namen  /*auf  v  zurückzuführen  ist  <),  wage 
ich  nicht  als  sicher  anzunehmen,  doch  stelle  \s\i  zur  Vergleichung 
hieher 

die  gallischen  Namen  Cnaeius  Avius  Bovo  Steinern.  1955,  Bovi 
M(anu)  Frohner  n.  440, 

Povartionius  Secundinus,  Stalin,  Wurtemb.  Gesch.  1  n.  96 
(sa  Pov-art-i-onius ;  vgl.  den  obigen  Zunamen  Bufart),  dann 

Bovo  saBc.  8.  Polypt.  Irm.  13,  50,  Bova,  Bovila  saec.  9.  Polypt. 
Rem.    50,  69, 

Bovolo  saec.  9.  Verbr.  v.  St.  Peter  61,  11, 

Bovolanus  a.  1192.  Cod.  Wangian.  n.  54, 

Bovinza  (mancip.)  a.  955.  Beyer  1  n.  199  =  Bovinca, 

Boverius  (Gunterius)  a.  1102.  Polypt.  Irm.  App.  32  p.  371, 


1)  V^l.  Vsvnu  Orelli  ,    Inscr.  Helv.  n.  !242,    Vavidis)  Stehier  n.  2790  und  Vofinus 
a.  644.  Pard.  o.  351,  Pnferniu»  OreUi  n.  4054,  dann  Fröhner  p.  XXVUI. 

14» 


198  St.rk 

Bovolchinm  a.  1211.  Cod.  Wangian.  n.  100  p.  139 «).  eadHch 

armorisch  Bove^  Boco  ssbc.  II.  Cartul.  de  Redon  a.  287.  288, 
Bovem  ssc.  9.  I.  c.  n.  29  (vgl.  GaufTredo  Papa  biwem,  ame.  12. 
Cart.  Marmoutier.  Morice  1  col.  409  und  Gauifredus  Caleehovis  8»€. 
12.  Cart.  S.  Flopentii.  1.  c.  col.  387). 

Eine  Erklärung  des  diesen  Namen  zu  Grunde  liegenden  Wortes 
boVf  bau  weiss  ich  nicht  zu  geben,  doch  will  ich  hier  nicht  über- 
gehen, dass  Zeuss  p.  67  Bovomvda  (Fluss  im  mittägigen  Irland) 
Ptol.  2)  als  Ableitung  des  irischen  Wortes  bo  (bos,  bovis)  betrachtet 
Ob  aber  diese  Deutung  auf  die  obigen  Personennamen  angewendet 
werden  darf,  ist  zweifelhaft. 

Von  diesen  keltischen  Namen  sind  etwa  als  deutsch  zu  trennen 
Bovo  ssc.  9.  Wigd.  Trad.  Corb.  258  *).  Bovo  (in  Fresia)  saee.  9. 
Crecel.,  Index  bouor.  1.  p.  14,  11,  Bobo  und  Bovo  (abb.  Corb.)  a. 
887.  Erb.  Cod.  dipl.  bist.  Westf.  1  n.  31.  33. 

Wie  Pufulus  sind  abgeleitet  mit  -ul  (Zeuss  p.  728)  die  galli- 
schen Namen: 

PrimuluSf  Primulüt  Summula  Steiner  n.  1688, 

Marculus,  Pantulus  (Sti),  Patäula  (Sta)  Cod.  d.  Bened.  Abtei 
Deutz.  Lacombl.  Areh.  5.  293.  297, 

SeruluM  (pbr.)  a.  S37.  Pard.  1  n.  128  p.  95, 

Cuffulus  s®c.  8.  Verbr.  v.  St.  Peter  1 5,  7, 

Jannulo,  Sabulo  (abb.)  saee.  9.  Meiehelb.  n.  366.  390, 

armorisch  Ainul  ssc.  1 1 .  Morice  1  col.  454, 

irisch  Simul  filius  Druis,  Ann.  Ult.  a.  724.  Collect,  de  rebus 
Albanicis  p.  240  ^). 

Caasio  85,  13  saec.  8. 

Das  Wort  cassi,  welches  in  diesem  Namen  erscheint,  findet  sich 
oft  yerwendet  zur  Bildung  altgallischer,  irischer  und  britannischer 
Namen.  Man  beachte: 


*)  Vgl.  auch  Pnidamos  Beuolchinus  a.  1275.  Diplom,  mite.  o.  S.   Föntet  rer.  Autr. 

1,  177  ond  Bebulcu*  a.  1159.  Cod.  Wangian.  n.  5  p.  26. 
*)   Ü.  i.  Buvinda^  Buv-inda,  irisch  Boinne,  The  Banqnet  of  Dun  na  n-üedh  and  Battle 

ot  Magh  Rath.   Bd.  by  J.  0*Donovan  (Dubliu,  1842)  p.  7.  194. 
')   B6vo  nach  Grimm,  Oeaeh.  d.  d.  Spr.   64S. 
^)  Derselbe  SiiM  filiua  Druiat,  Ann.  Tig.  a.  725.  I.  c. 


Keltische  Forjebuugen.  1  99 

Camus  (fig.)  Fröhner  n.  575— S77,  Casio  (deo)  Steiner 
n.  1692,  Casi  O(fficiaa)  Frohiier  n.  574,  Cassus  Arch.  f.  K.  ostr. 
Gq.  3.  163.  Cassi  (pop.  Brit.)  Caes.  B.  G.  5.  21, 

Cassia  Toutia  (Segusiava)  de  Boissieu  p.  118»  1,  Cassia  Musa 
Steiner  n.  1897,  Cassia  Grut.  345,  10,  Cassia  (Sta)  Cod.  deBened. 
Abtei  Deutz.  Laeombl.  Arch.  5,  297,  Cassibus  (deabus)  de  Wal  n. 
79,  Steiner  n.  775.  798,  Casia  Orelli  n.  4600, 

Cassavus  Zeitfichrift  für  Alterthumswissenscbaft  1853  p.  88  <), 

Cassaius  Caratius  (fictillarius)  Steiner  n.  1873«), 

Cassibraüus  Grut.  868,  7, 

Cassignatus  (dux  Gallorum)  Liv.  42,  57, 

Cassimna  (Memmia),  Cassianus  Lupulus,  de  Boissieu  p. 
206.  298,  Cassianus  ssc.  11.  Cart.  S.  Vict.  Hassil.  n.  40, 

Cassidia  (Steierm.)  Mittb.  d.  k.  k.  Central-Commission  s.  Erf. 
und  Erb.  der  Baudenkmale.  1859  p.  17,  Cassidia  (Tirol)  Arcb.  f.  K. 
östr.  Gq.  33,  72, 

Cassilius  in  dem  Ortsnamen  Cassilidcum  Tab.  Peut., 

Cassiola  Coebet.  Norm.  sout.  1,  158, 

Cassivellaunus  (rex  Britann.)  Caes.  B.  G.  5,  11.  19,  KaaoucX- 
Xavv6g  a.  230.  Cass.  Dio  40,  2,  kymr.  Caswallawn  Lawbir, 
Jolo  HO.  Casswallawn  Mabin.  2,  69.  3,  297, 

F4?rcaMiW/fatfiiii«(Aryernus,eonsobrinus  Vercingetorigis)  Caes. 
B.  G.  7,  76.  83  etc.,  femer 

Cassinus  a^  736.  Perard  p.  9, 

Cassetus  a?  1148.  Lupi  2,  1090, 

Cassanicus  (notarius)  a.  915.  Lupi  2,  87, 

iriscb  Cos  (d.  i.  Cassius^  Annal.  Inisfal.  ex  cod.  Dublin.  O'Conor 
3,  562,  Cas  (St.)  Mart.  Dungal.  Apr.  26^ 

Cassdn(St) Mart.  Dungal. Mart. 28,  Jun.  4.  20,  Dec.  3,  Cassänus 
(Hibernus)  Bolland,  Mart.  2,  559, 

Cassides  Caisside  OXonor  I.  I,  146, 

Cassiddnus  (Hibernus)  BoU.  Mart.  1,  770.  777, 

Caissin  (St.),  Caissin  (Sta)  Mart.  Dungal.  Mart.  1,  Mai  22, 

kymriscb  Cassoa  (sdBC.  6)  Lives  p.  93,  ager  Porth  Cassec  Lib. 
Laiidav.  141. 


1)  Vgl.  CmMaph  (mon.)  a.  786.  Trad.  Wizenb.  n.  157. 
*)   Vgl.  den  iUlieniscben  Familienotmen  Cattati. 


200  Si.rk 

Als  zweites  Compositionsglied  zeigt  sich  das  Wort  cassi  in: 
Veiiocaasi  Caes.  B.  G.  7,   75,  ex  eivitate  VeliocasMium  Oreili 
n.  6991, 

Bodiocasaes,  Tricasses,  Vtducassea  Plin.  4,  18,  32, 
Tricassini  Ammian.  15,  11,  12.  Grut.  371«  8;  Tricaasinus  de 
Boissieu  p.  88. 

Die  Bedeutung  des  Wortes  cassi  in  diesen  alten  Namen  ist  nicht 
sicher  zu  ermitteln,  denn  das  irische  Wort  cais,  caise  hat,  wie  schon 
Glück  p.  163  bemerkt,  verschiedene  Bedeutungen,  nämlich  odium, 
iiiimicitia;  amor,  Studium;  festinatio,  velocitas,  agilitas.  die  alle  aus 
dem  Begriffe  affectus  hervorgehen.  Das  irische  Beiwort  cas  bedeutet 
ardens,  iracundus;  velox,  agilis,  alacer.  Im  jetzigen  Kymrischen 
erscheint  cas  als  Haupt-  und  Beiwort  mit  derBedeutung  odium,  liTor; 
odiostts,  exosus.  Im  Armorischen  bedeutet  cass^  cos*  casoni  odium 
malitia.  ra^saa^  odisse,  casseus  odiosus.  Lhuyd  1,  105.  198.  Im 
Irischen  findet  sich  auch  cassal  mit  der  Bedeutung  „Sturm**  bei 
O'Brien  und  wahrscheinlich  kann  in  den  obigen  Namen  das  Dahin- 
stürmen im  Kampfe  Ausdruck  gefunden  haben. 

Causit  105,  3  saec.  3. 

Dieser  Name,  in  Frankreich  noch  heute  Familienname,  ent- 
spricht als  jüngere  Form  einem  altgallischen  Cositus,  Vgl.  C.  Cossir 
h'ti«  Primus,  Steiner  n.  2481,  dann  dem  mit -acA  = -ac  *)  abgeleiteten 
irischen  Namen  Coissetach  abbot  of  Lughmhag,  died  a.  754.  The 
four  masters  und  dem  zusammengesetzten  Namen  Malcosehis  de  Hin 
a.  1192.  Cod.  Wangian.  n.  15  p.  117  =  MaUcosetus. 

Von  demselben  Worte  cos  sind  auch  gebildet  die  Namen: 

Cosoi  Fronto  CoaonisiAX,  (Inscr.  Salisb.)  Grut.  872,  2,  CosifU 
(fig.)  Fröhner  n.  814,  Cossius  Martinus  (s»c.  3)  Steiner  n.  299, 
Cossus  Caravinus  1.  c.  n.  1885, 

Cosilus  Fröhner  n.  811,  Cosillus  Steiner  n.  724, 

Cosinius  (Publius)  Arneth.  Sitzungb.  40,  343  <), 

Coneritis  Valens,  Steiner  n.  360, 

Cosutius  Firmus,  Sohn  der  Co^M^m  Vera,  Arneth.  Bom.  Mil.  Dipl. 
p.  14,  8, 


«)   Vgl.  Zenas  p.  83.  771.  772.  776. 

*)  V^'l.  Causenno  (uxor  MftrletiJ  !*ec>.  VI.  Cart.  S.  Vict.  >1:<vtil  n.  1113. 


Keltisch«  Forschungen.  201 

der  kymrisehe  Name  Cuboc^  Cossoc  (s«c.  7)  Lib.  Landav.  190. 
193,  jetzt  Co»og  4o2,  yielleicht  auch 

CocoMotes  (Volk  in  Aquitanien)  Caes.  B.  G.  3,  27  »  Co-cosa- 
tes  <)  und 

CosenHuB  in  dem  Ortsnamen  Cosentidcua  saec.  10.  Cart.  S.  Petri 
Carnot.  p.  S2.  Vgl.  Caufindulus  a.  745.  Fattesehi  n.  4. 

Nicht  unerwähnt  will  ich  hier  lassen: 

Cu9e9  Sugenti  Gl.  Orelli  n.  484,  Cusius  (Gg.)  Steiner  n.  926, 

Cu»imiu8  Murat.  821,  7.  Cuslanus  (Cuslano  sacrum)  Orelli  n. 
1985«). 

Cusa  (abbas)  ssec.  8.  Kemble  1  n.  148  und 

Zusius^)  de  Cusilano9L.  1211.  Cod.  Wangian.  n.  249,  aber  auch 

Cou8o:  Vibenius  Cousonis  filius,  KnabI,  Mitth.  d.  h.  V.  f.  St 
3,  117. 

Caudorius»  Cauaoria  Orelli  n.  4674  ^). 

Zur  Erklärung  dieser  Namen  bietet  das  irische  Wörterbuch 
mehrere  Anhaltspuncte,  so  rücksichtlich  des  Namens  Cusonius  das 
Adjeetiy  cuson  (sapiens,  prudens),  bezüglich  der  Namen  Cosentius, 
Caunndulus  das  Substantiv  cosaint  (a  reply,  a  defence)  Lhuyd,  O'Br. 
und  das  davon  abgeleitete  cosantach  (defensor)  Lh. ;  doch  jede  nähere 
Bestimmung  überlasse  ich  kundigeren  Forschern. 

Die  Ableitung  -ii  (Zeuss  p.  738)  zeigen  die  Namen: 

Iritus,  Itüus  Steiner  n.  207.  1985,  Haritus  I.  c.  n.  1317  » 

ÄrUu99 

kymrisch  Concit,  Ermit  (ssec.  6)  Vita  S.  Cadoci.  Lives  p.  92 
Arü  (ssec.  II)  Lib.  Landav.  248, 

armorisch  Finitit  ssec.  9.  Cart.  de  Redon  n.  256,  Aermitii  a. 
878.  1.  c.  n.  235  =  Aer-mitit »),  ferner : 

Ämtus  a.  615.  Pard.  1  n.  230  p.  209, 


0  Vfl.   CoaajMfloM  Grut.  827,   1  neben  Namuta  MinuUe  fliia,    Mem.  des  Antiq.  de 

France  16,  139  (ZeuM  p.  836). 
>)  V^l.  Co9lij  der  alte  Name  der  SUdt  Cuael  (Zeuss  p.  727). 

')  Zhmm  9UiiClmu9,  Siehe  Stark,  die  Kosenamen  der  Germanen  p.  120  (Wien,  1861»). 
*>  V|i.  Seauri   VitauU  Steiner  n.    1889    ea    Scori   VitiUi,  femer  Aubat  und  Haucca 

I.  e.  B.  1420.  1449  sa  Obas,  Oecm;  PUauuriu*  Varus  Orelli  n.  3283  neben  Plu9ia- 

nüut  Aringhi  Roma  snbterranea  p.  439. 
&)    Vgl.  irisch  Maelmiihidh  son  of  Flannagan  a    909,  und  Donnghal  O'Mafimidhe  a 
948.  The  four  m»stfrs. 


202  stark 

Sptäit  a.  808.  Meiehelb.  n.  154 1), 

Miliius  a.  916.  Esp.  sagr.  Tom.  18,  319«)»  ifUr^a  (ep.  Eli- 
pandi)  1.  c.  Tom.  5,  577  u.  m.  a. 

Celedoniw  {Celetetonus)  11,  15  sflBC  8. 

Celftanus^  in  den  ^yErläuterungen**  des  Herrn  ▼.  Karajan 
übergangen,  steht  irrthümlich  statt  Celedonius. 

Celedoniu»  und  Emetaere,  im  Verbruderungsbuche  unter  einan- 
der eingetragen,  sind  nach  AureliiPrudeutii  Vita  Celedonii  et  Emeikern 
(Boll.  Mart.  3.  I,  229)  «fratres  martyres  Calaguri«)  in  Hispania«. 
Sie  stehen  auch  im  Verbruderungsbuche  unter  der  Überschrift  i»Orda 
apostolur.  scorum  martyrum  et  confessorum". 

Als  Name  eines  Bischofs  findet  sich  Chelidanius  8»c.  6.  Pturd. 
n.  16. 

Celidonius  ist  abgeleitet  mit  -oni^)  Ton  Celidus,  und  dieser 
Name  erscheint  in  einer  Inschrift  bei  Fabretti  p.  48,  274:  Marcus 
Venuleius  Chelidtts-  Daneben  findet  sich  auch  der  Fraaenname  Vibit 
Ckelido  Orelli  n.  5460. 

Auf  den  Stamm  celt  von  dem  diese  Namen  abgeleitet  sind,  Ak- 
ren auch  die  Namen : 

Celim  Fröhner  n.  616—619,  L.  Sulpicius  C^ftW  Steinern.  838^ 

Celadius  (Ti.  Csesaris  servus)  Orelli  n.  6369, 

Of.  CVf/arfi  Fröhner  n.  615, 

Celati  fil.  (Kalendinus)  Knabl,  Mitth.  d.  h.  V.  f.  St.  9,  37, 

Ciß/oWii«  Justus,  Steinern.  1089. 

So  geeignet  zur  Erklärung  dieser  Namen  irisch  eiaU  (intellee- 
tus,  sensQs)   Sg.  Zeuss   p.  21.  196.  591  =>  cM^  kymrisch  eod 


1)  T^l.  SpoUtua  (Raymundua)  und  Spolricus  (Leraldos)  a.  1052.  HLgd.  1  n.  196* 
Spolardus  (Aimerius)  ii«c.    11.  Bouratte^  Cart.  de  Cormery  o.  86  p.  74,  ßgftlt 
gmtu9  (Bemardu«}  a.  1107.  Maroa  hiap.  n.  447  =  Spoleffatu»^  dann  aaoh  »coUit  dt 
SpoUa**  a.  890.  1.  c.  d.  52  col.  825. 

<)  Derselbe  auch  Melitua  a.  922.  1.  c.  p.  32S.  Vgl.  MilUeU  (lapanaa)  a.  811.  flLgd. 
1  n.  18,  Meltim»  (ep.  Lond.)  a.  605.  Kenble  1  n.  4,  Mellita  (liberta)  a.  TO«. 
Pard.  2  n.  452  p.  257  u.  a.  wahrscheinlich  zu  bleuten  durch  iriach  wuaU  (aoiOMiai« 
bonus)  Lhuyd  =  mell  und  zu  trennen  von  dem  iriachen  Namen  JlfiädM  im  lialty^ 
Dungal.  Mai  7  bei  St.  Berehan,  welcher  durch  irisch  miiidh  (milea)  a«  erkliren  iit 

^)   „Antiqua  Vnsconum  urbs*. 

^)  biehe  Ammiloni. 


Ki^ltMch«  Forschungen.  203 

(faith,  truth,  honesty)  erscheint  t)»  so  halte  ich  doch  dafür,  dass  der 
Stammrocal  in  den  angeführten  Namen  kurz  ist  und  finde  ich  eine 
Bestätigung  in  den  kymrischen  Namen 

Keiydon  viedic,  Hab.  2,  197, 

Cheleni  (s«c.  6)  Vita  S.  Cadoci  c.  66.  Lives  p.  96<),  denen 
der  armorische  Name 

Kelaun  •)  s«c.  9.  Cart.  Kemperl.  Horice  1  col.  389  und  wahr- 
scheinlich auch  der  irische  Heiligenname 

CeaUaeh  (successor  of  Patrick)  Martyr.  Dungal.  Apr.  1  ^)  und 
die  Verkleinerung 

Ceallaehän  (St)  Martyr.  Dungal.  Apr.  22 ,  Sept.  24  sich  an- 
schli  essen. 

Ich  mochte  auch  den  irischen  Namen  Cele  clerech  (ep.)  Mart. 
Dungal.  Jul.  8,  der  nach  p.  190  nota  1  identisch  ist  mit  Chilianu» 
(COianus)»  welcher  zu  Wfirzburg  den  Tod  des  Märtyrers  starb,  und 
im  Mart  Tamlacht  Celianus  (Seottus)  geschrieben  wird,  hier  her- 
anziehen» doch  will  ich  nicht  unerwähnt  lassen,  dass  1.  c.  O'Donovan 
p.  37S  au  schreibt.  Vgl.  armor.  Killae  bei  Külenus. 

Dem  vorher  erwähnten  irischen  Namen  Ceullach  entspricht  im 
Verbruderungsbuche 

Killach  (ep.)  70,  14  ssec.  8. 

Vergleiche  Ceattach  son  of  Dunchadh,  Mart.  Dungal.  Jul.  18, 
und  Ceallach,  son  of  Ailill,  abbot  of  Kildare  and  abbot  of  Jona,  died 
in  tfae  eountry  of  the  Picts  a.  865  (864).  Ann.  Ult  (Collect,  de  reb. 
Alb.  p.  2S9).  Letzterer  wird  I.  c.  p.  2S3  bereits  bei  dem  Jahre  814 
erwähnt 

Eerani  71,  11  ssec.  8. 

Zu  diesem  Namen,  der  in  der  Reihe  der  Abte  auf  Jona  und  im 
GenüiT  steht,  bemerkt  Herr  t.  Karajan  Fol.  XLIIL:  „Neunter  Abt 
Ton  Hy,  gestorben  im  Jahre  710.  Usher  son^ohl  wie  die  Collectanea 


«)  T^L  Mdi  Am  daroa  «bgeleit^U  iritolie  Mieetiv  eUUdkm,  eeilUdhg  (raüontl,  also 
of  good  a«BM  or  pradeaoe)  O'Br.  —  «Salat  Lleirw|p,  kiog  of  the  bland  of  Bri- 
laia,  Clie  toa  of  Coel^  Jolo  515. 

>>  Vgl.  CeUnia  mbc.  S.  Poljpt.  Irm.  96,   142;  a«c.  9.   Polypt.  Rem.  8,  16. 

•>  Vgl.  iriaeh  CealUn  (6t.)  MuHjr.  Dungal.  Mai  1,  Jun.  17,  Oct  S. 

*)  Vgl.  iriack  femiUek  (war,  debate,  coatention),  etwa  abgeleitet  von  irisch  eeal, 
cMiy  du  (laan)  Lhajd  1,  94,  und  engl.  ciU  (oceideie). 


204  stark 

iKMiiien  ihn  Conainus  und  Cocain  the  son  of  Failbi,  ersterer  S.  637| 
letzterer  S.  235-. 

Das  Alles  ist  aber  nicht  so  sicher,  als  es  hier  dargestellt  ist. 

Unrichtig  ist ,  dass  der  Name  Keran  durch  Conain  zu  ersetien 
sei,  und  für  ganz  unwahrscheinlich  halte  ich,  dass  Conain»  der  Sohn 
des  Failbe,  Abt  zu  Hy  war,  wie  sein  Vater. 

Letzteres  nimmt  wohl  Usher  (Britannicar.  ecci.  antiquitates. 
Loivi.  1687.  F.  p.  3()7)  an,  allein  nur  in  Folge  eines  Missverstind- 
nisses  der  Ann,  Ult  (Collect,  p.  234),  welche  zum  Jahre  709  be- 
merken: nCoNaiti  mac  of  Failbi  Abbas  Jae  pausat**,  in  der  Über* 
Setzung:  ^Contthi  the  son  of  Failbi,  abbotofJona,  died**.  Usher 
hat  „Abbas  Jna*^,  einen  Beisatz  zu  Failbe»  welcher  wirklich  Abt  aof 
Jona  war.  irrthunilich  auf  Conain  bezogen. 

Eines  Besseren  belehrt  auch  schon  ein  Blick  in  die  Annal.  Tigh. 
ad  a.  710.  Diese  sagen  deutlich:  y^Conmael^}  mc  Abb  Jae  pausat" 
d.  i.  *^ConmaeL  son  of  the  abbot  of  Jona,  died*".  Hiermit  stimmt  aaeh 
das  Martyrol.  Dungal.  Sept.  II  überein,  indem  es  nur  bemerkt:  ^Co^ 
namhail»  mac  Failbe**  und  noch  beit7igt :  „He  was  of  the  raee  of 
Colla  Uais,  monarch  of  Erin«*.  Wäre  Conmail  Abt  zu  Hy  gewesen, 
die  Annal.  Tigh.  und  das  Martyr.  würden  nicht  unterlassen  haben 
dies  hervorzuheben. 

Aber  noch  eine  andere  Thatsache  spricht  gegen  die  Annahme, 
dass  Conmail  Abt  zu  Hy  war. 

Adomnan,  dem  Conmail  in  der  Abtswürde  gefolgt  sein  soll,  starb 
den  Ann.  Tigh.  (Collect,  p.  324)  zufolge  im  September  des  J»hrefl 
704.  Nach  Usher  war  nun  Conain ,  d.  i.  Conmail ^  Abt  vom  Jahre 
704  bis  710  und  Dunehadh  sein  Nachfolger  vom  Jahre  710  bis  717. 
Dem  Allen  widersprechen  die  Annales  Tigh.  und  Ult. ,  indem  ersten 
bereits  zum  Jahre  707,  letztere  zum  Jahre  6*  6  bemerken:  «Dunehadh 
Principatum  Jae  tenuit".  In  Übereinstimmung  damit  bemerkt  dts 
Martyr.  Dungal.  p.  139  Mai  25.  dass  Dunehadh  10  Jahre  lang  und 
zwar  bis  716  Abt  zu  Hy  war.  Für  Conmail  bliebe  demnach  nur  du 
Jahr  705  und  höchstens  noch  706  übrig.  Nach  dem  hier  Erörter- 
ten ist  aber  wahrscheinlicher,  dass  in  dieser  Zeit  jene  Abtswürde 
unbesetzt  war. 


1)   Conain  schein I  die  verkürst«  Form  iles  ToUen  NaaeDs  Conmaii  sa  teio. 


Kpllische  Forsohunpfen.  205 

Was  aber  die  Behauptung  betrifft,  dass  der  im  Verbruderungs- 
buch   eingeschriebene  Keran  =  Conain  sei,    so  lässt   bei  genauer 
Kenntniss  der  irischen  Namen  sich  nicht  verkennen,  dass  in  ihr  eine 
WillkQr  liegt,  die  in  den  ^»Erläuterungen*'  des  Herrn  v.  Karajan' 
leider  nicht  yereinzelt  dasteht. 

Der  Name  Keran  erscheint  in  der  Form  Ciardn  als  Heiligen- 
name funfzehnmal  im  Martyr.  Dungal.  Drei  dieser  Heiligen  werden 
als  Bischöfe,  zwei  als  Abte  bezeichnet.  Unter  diesen  scheinen  am 
henrorragendsten  zu  sein  Ciardn  of  Saighir,  bishop  and  confessor 
(Mart.  S),  der  nach  Usher  1.  c.  p.  410  um  das  Jahr  352  geboren 
wurde,  und  Ciardn  abbot  of  Cluain-mic-Nois  (Sept.  9),  welcher  im 
Jahre  548  gestorben  ist.  Da  aber  durch  die  Namen  Keran*  Colum- 
ban  und  Conomblo  (Genitiv  von  Conomhail)  die  Reihe  der  Äbte  zu 
Hy  naeK  Adomnan,  gestorben  im  Jahre  717.  im  Verbrüderungsbuche 
unterbrochen  ist,  so  durfte  die  Annahme  gerechtfertigt  sein,  dass  der 
Tod  jenes  Keran  und  Columban  '),  wie  der  des  Conomhail  s)  in  die 
Zeit  zwischen  704  und  7 1 7  zu  stellen  ist. 

Ciardn  ist  eine  Verkleinerung  von  dar,  Cer,  Vgl  Colmän  Cerr 
(8t)  Jan.  13,  Cera  (Sta)  Febr.  5.  8  (=  Ceara  p.  374),  Ceara 
(Sta)  Oct  16,  dar  (Sta)  Jan.  5  im  Martyr.  Dungal. 

Zur  Erklärung  dieser  Namen  bietet  sich  irisch  cear,  ceara  (als 
Substantiv  blood;  a  kindred,  parentage,  race,  lineal  descent,  progeny, 
als  Adjectiv  redd,  ruddy)  Lhuyd  1,  144.  O'Br.,  cer,  cera,  dar  (ni- 
ger)  Lhuyd  1,  99. 

KiUenus  71,  17.  18  saec.  8. 

Zu  diesem  zweimal  eingetragenen  Namen  bemerkt  Herr  v. 
Karajan  Fol.  XLIV:  „Einen  sanctus  Chillenus  monachus  Scotu» 
nennt MabillonAnnal.  1,  344  zum  Jahre  628;  ich  weiss  aber  nicht,  ob 
er  mit  unserem  Killeni  dieselbe  Person  ist"*,  dann  „diesen  (zweiten) 


0  Herr  t.  Karajan  denkt  Fol.  XLU!  an  Columban ,  welcher  Abt  des  Klosters  da 
LnxevU  in  der  Franche-Compt^  war  und  xa  Bobbio  im  Jahre  615  starb.  Es  ist  dies 
wahrscheinlich  derselbe  Heilige,  von  dem  das  Mart.  Dungal.  Nov.  21  nur  bemerkt; 
„Colamban,  Abbot,  who  was  in  Italy*.  Vielleicht  verdient  aber  hier  mehr  Berucksich- 
tignng  der  in  den  Annalen  der  vier  Meister  erwRhnte  Colman  son  of  Seacbnasach 
abbot  of  Lothra,  died  a.  708.  —  Colman  und  Columban  sind  Diminutiva  von 
Cohtm.   Vgl.  Mart  Dungal.  p.  148  nota  2. 

*)   Conomhaii  starb  im  Jahre  708. 


206  stark 

Killeni  zu  deuten  bin  ich  für  jetzt  nicht  im  Stande".  Die  Collectanea 
de  rebus  Albanicis  geben  p.  240  über  den  einen,  p.  248  über  des 
anderen  Aufschluss.  Beide  waren  Abte  zu  Hy  und  folgten  einander 
in  dieser  Würde. 

Die  Ann.  Tigh.  verzeichnen  an  ersterer  Stelle:  «Fft^lchu  me. 
Dorbene  Ab.  H.  dorm.  Cillenius  longus  ei  in  primatum  succesait**  zum 
Jahre  724,  dann  ^Cillenus  longus  Ab.  Je  pausad**  (moritur)  loa 
Jahre  726  0- 

An  zweiter  Stelle  sagen  dieselben  Annales  zum  Jahre  7S2: 
,,Mors  Cille  Droichtigh,  Ancoritoe  Jea**  und  die  Ann.  Ult.  zum  Jahre 
751 :  „Mors  Ciileme  droctig,  Ancorite  Jea**  mit  dem  Beisätze:  »Mors 
Cilleni  filii  Congaile  in  Hi**. 

Auch  die  Annales  der  vier  Meister  gedenken  dieser  beiden  Abte; 
sie  nennen  „Cillene  Foda«<  (d.  i.  longus)  „abbot  pf  Ja**,  mit  des 
Todesjahre  725»  dann  „Cilleni  Droigtheach,  abbotof  Ja**,  abwei« 
chend  von  den  vorbergenannten  Annalen ,  mit  dem  Sterbejahre  747« 
Das  Mart.  Dungal.  Jul.  3  setzt  den  Tod  des  nCilUn  Draiehieeh*)' 
abbot  of  Ja  Colum  Cille"«  wie  die  Ann.  Ult  in  das  Jahr  7K1. 

Mit  diesem  irischen  Namen  stimmt  der  gallische  Name  dUmm 
(fig.)  Steiner  n.  1449,  Cyllenius  Orelli  n.  1417,  abgeleitet  Ton 

diu  f.(ecit)  Hefner,  Rom.  B.  p.  280, 

kymrisch  CiUa  (Schwester  des  Abtes  Hean)  s(ee.  7.  Kembie 
1  n.  46;  5  n.  5998,  Cille,  Cilli  (princeps)  ssc.  7.  1.  c.  n.  32.  40» 

armorisch  Killae^)  ssc.  11.  Cart  Kemperl.  Moriee  1  col.  368» 
Killai  Rufus  ssec.  12.  Cart.  de  Reden  n.  377. 

Eine  andere  Ableitung  von  eilt  zeigt  gallisch  CiUuiius  (fig.) 
Steiner  n.  1484,  dem  kynifisch  Cillyd  (St)  Jolo  109,  1  entspricht 

Cisao  (mon.)  49,  29  ssec.  8. 
Cissimo  65,  10  ssec.  8. 

Diesen  beiden  Namen  stellen  sich  zur  Seite  die  gallischen  P^ 
sonennamen : 


*)  Da«  Mart.  Dung,  oennt  diesen  CiUemu  licht,  dagegen  mit  dem  Tode^iehr  7%A  mCÜ" 

Un  Ua  Colla,  Abbot  of  Fathan-Mara*'  am  3.  Januar, 
t)  KiUae  »  Killai  Vgl.  Zenas  p.  113. 
<)  Vgl.  ir.  droightheach   (pedes)   Lhujd  1,  115,   abgeleitet  von  troighu  fmsff  d.  i. 

iragit.   Vgl.  Glfick  p.  S6. 


4 


Keltische  Forschiingeiu  2u7 

Cissus  (T.  Antonius)  Orelli,  Iiiscr.  Helv«  n.  36»  Cisso  (Cajus) 

a.  85.  Arneth,  Rom.  Mil.  dipl.  p.  32, 

irisch  Cü  (Cennfhionnän  son  of)  Mart.  Dung.  Jun.  1 2  bei  St. 
Caoinan» 

kyinrisch  (?)  Cissa,  Sohn  des  MWe,  Chron.  Sex.  a.  477, 
Cissa  (rtx)  a.  699.  Kemble  1  n.  46;  vgl  auch  Cissa  (masc.)  ssc.  9. 
Liber  ritae  ecci.  Dunelm.  p.  21,  1. 

Hier  können  auch  angereiht  werden  die  abgeleiteten  Namen  : 

Cisoniu»  (deus)  Steiner  n.  786,  Cisanus  a.  1214.  Cod.  Wan- 
gian.  o.  124  p.  282»  yielleicht  auch 

Ce99u$  (Tertinius)  Veteran,   de  Boissieu  p.  322, 

Ce$9imis  (Petidius)  Orelli  n.  3963  «). 

Die  Ableitung  -tut  (Zeuss  p.  732)  in  Cissimo  zeigen  auch  die 
galKschen  Namen : 

Berghmu  (deus)  Orelli  n.  1971.  1972,  Opimim  (L.  Vedius) 
Steiner  n.  2731, 

SMma  f.  KnabI,  Mitth.  d.  h.  V.  f.  St.  9,  21,  Evima  Grut.  763, 
iSrnmui:  paraaagri  qnod  vocatur  S,  a.  634.  Mab.  De  re  dipl.  p.465, 
ferner 

BenimiM  174,  68,  Ednniu9  198,  12,  Celsima  143,  67,  Bai- 
rima  2S7,  79^,  Benimia  200,  10,  Jolinda  213,  4S,  Eodimia  240, 
•5»  Ardima  2S0,  37  im  Polypt.  Irm.  u.  m.  a. 

Commenus  71,  8  ssec.  8. 

Die  Form  Commeni  im  Verbrüderungsbuche  ist  Genitiv.  Comme- 
nus» der  siebente,  nicht  sechste,  Abt  zu  Hy,  starb  im  Jahre  669. 
Das  Hartyr.  Dungal.  Febr.  27  schreibt  diesen  Namen  Cuimmein 
Fionn^^t  die  Annalen  der  vier  Meister  schreiben  Cummine  Finn 
die  Ann.  Ult  (Collect  p.  226)  Cummenus  Albus,  und  beide  gehen  in 
der  Angabe  des  Todesjahres  um  ein  Jahr  zurück.  Die  Ann.  Tigh. ver- 
zeichnen jyObitus  Cumaine  Äilbe  Abatis  Jea.**  In  einem  Hymnus 
überschrieben  „Memoria  abbatum  nostrorum^  (Zeuss  p.  1137)  wird 
dieser  Abt  Cuminenus,  Cumnenus  genannt 

Diese  abweichenden  Formen  erschweren  eine  sichere  Erklärung 
des  Namens  and  ich  weiss  nicht,  ob  für  diesen  Zweck  irisch  commdin 

1)  Vgl.   aoch  Cetünm*,  ArcbiT  t  K.  ött.  Gq.  9,  157,   Cetfnius  Ametistos,   Orelli  n. 
4599.  —  SoUte  irUch  c<s,  jetzt  eea*  (cnra,  tritUU«)   Zeuss   p.  935  sur  Deatunfp 

*)  Pimmm,  (inn  =»  find  (albus). 


*^)8 


Stark 


(lavor)  \Vb.  6\  25'  (Zeiiss  p.  37),  kyinrisoh  kymmwyna»  (bcne- 
volentia)  Mab.  2,  12  (Zeuss  p.  114)  =  cumm^nas^}  oder  ^altirwch 
ctiman  (memoria)  Wb.  8'  (Zeuss  p.  843),  zusammengesetzt  aus 
cti,co  (cum)  und  der  Wurzel  men,  man  (eogitare),  comhne  (memoria) 
ionchoivne  (xnemorMWs^  Lhuyd  1,  88  =  in-  comne»  in"  C0bne 
(Zeuss  p.  836  *)  oder  aber  irisch  cuimne  (protectio)  Lhuyd  *)  den 
Vorzug  verdient. 

Conomail  (Konomblo)  71,  13.  sasc.  8. 

Keran,  Columöan,  Konomail  unterbrechen,  wie  schon  bei  Kenm 
erwähnt  wurde,  im  Verbrüderungsbuche  die  Reihe  der  Äbte  von  Hy. 
Konomblo  aber  ist  nicht,  wie  Herr  y.  Karajan  meint»  „CynebiUm 
(Beda,  Hist.  eccl.  3,  23),  Cymöil  (Mabillon.  Ann.  1.  KS7,  a)»  Abt 
Yon  Lestingan  (Lastingham)  in  Northumberlaud  um  das  Jahr  680.* 
Aus  Cynebil,  Cymöil  jedenfalls  ein  kymrischer,  nicht  ein  iriaehar 
Name,  konnte  nimmer  Konomblo  werden. 

Konomblo  kann  auch  nicht  Nominativ  sein.  Dieser  Name  steht 
wie  alle  anderen  Sp.  71  verzeichneten  Namen  im  Geni|^y.  Die  Flezioa» 
ist  hier  die  irische  und  zwar  die  der  dritten  Deklinationr  (O'DonoTSB» 
Gramm,  of  the  irisch  lang.  p.  93 — 95),  welche  im  GenitiT  den 
Nominativ  ein  a  (o)  zufügt.  ^)  Als  Nominativ  bleibt  demnach  KönanM 
übrig,  eine  Form,  welche  den  Ausfall  eines  Vokals  vor  dem  aualautei- 
den  /  deutlich  verräth  &).  Ich  vermuthe  nun  als  den  ursprüngliehei 
Nominativ  Conomail.  Aus  dem  Genitiv  Conomaila  wurde  ConamU» 


*)  Kjmr.  kymmwynat  ist  zusamnien gesetzt  aus  der  Partikel  eym  ^  e^m^  iriadk  CMi| 
eointy  com,  d.  i.  gaU.  con  (Zeuss  p.  836.  841.  842.  874)  und  aaa  mwyJM«,  «kgt- 
leitet  von  dem  A^jectir  mwyn,  muin,  matn,  armor.  muan,  mo4m,  maen^  iriadk 
min,  d.  i.  gall.  m^n,  min  in  der  Bedeutung  gracilis,  sabtilis,  tener,  deUcttu, 
mitis,  comis,  orbanus.  Vgl.  Zeuss  p.  869,  Glück  p.  77.  79,  dann  di«  galliMiMi 
Nameo  Menius  (fig.)  Steiner  n.  2790 ,  Adminiu*  Snet.  Calig.  44  ea 
Menia  sflBC.  9.    Polypt.   Rem.  47,  45  a.  t.  a. 

*)  Vgl.  irisch  cuitnhneach  (aufmerksam,  eingedenk)  Lhayd,  wahrscheinlich  aneh  t«^ 
sichtig,  weise,  wie  coimeadaeh  (cautos)  I.  c.  1,  47,  dann  die  Minnenieaei 
netieh  abbot  of  Finnglais,   died   a.   823  and  Cumemdha^  ton    of  Gilln-na 
died  a.  1146.  The  four  masters. 

<)  Irisch  kymnaim  (protego)  Lhuyd  1,  130  ^cumnatm. 

4)  Vgl.  Tunochodo^   GenitiT  von  Dunchadh. 

5)  Vgl.  den  Genitiv  in   „Mac  Liamhna*',  wie  der  h.  Neachtain  nach  dem  Unit.  Pitf- 
Mai  2,  als  Sohn  der  Liamhain,  genannt  wird. 


Keili.sehe  Forschungen.  2^09 

Canamblo^  und  vielleicht  ist  auch  Konomhlo  im  Verbrüderungsbuche 
XU  lesen  <). 

Dieser  ConomaiL  Conamail  ist  aber  wahrscheinlich  niemand 
anderer  als  der  bereits  bei  Keran  erwähnte  Conmail,  Conamhail,  Sohn 
des  Abtes  Failbe. 

Chuchinad  53,  33  ssbc.  9? 

Dieser  Name  scheint  gleich  zu  sein  dem  irischen  Frauennamen 
Coccnat  (Sta)  Mari  Dungal.  Febr.  11,  Cuachnat{ßi^)  1.  c.  Febr.  13; 
Tgl.  Cuaeh  (Sta)  Jan.  8  =  C6ch, 

Chuchinad  ist  abgeleitet,  wie  Coccnat,  mit  -nat  von  dem  Worte 
eoe^  cocc,  das  auch  begegnet  in  den  gallischen  Namen : 

Cocca  (fig«)  Steiner  n.  1448,  L.  Cocceius  Cupitus  I.  c.  n.  2772, 
Coeceia  Chrysis  I.  c.  n.  355,  Cocceianus  Orelli  n.  150,  Cocillu» 
de  Boissieu  p.  118,  2.  Cocusia  Masugia  Steiner  n.  2032, 

in  dem  irischen  Frauennamen  Cocca  (Sta)  Mart.  Dung.  Jun.  6, 
in  denarmorischen  Männernamen  Cochons2dc.  11.  Cart.  de  Reden 
n.  324,  Queens  (Petrus)  a.  1075.  Cart.  Marmout.  Morice  1  col.  444, 
Qumquus  (Berno)  ssec.  12.  1.  c.  col.  409.  Cokelin  a.  1111.  Cart.  de 
RedoD  D.  368,  Cocardus  (filius  Cavallonis)  ssec.  11.  Cart.  S.  Sergii. 
Morice  1  col.  388,  ferner  in 

Coeeio  a.  700.  Pard.  n.  452,  Cocus  in  dem  Ortsnamen  Cocidcum 
a.  936.  Cart  de  T^glise  d*Autun  P.  1  n.  11,  Cochu$  (Panius) 
a.  1241.  Cod.  Wang.  n.  183, 

Cochinus  (Robertus  prsenomine  6'.)  saec.  11.  Cart.  S.  Petri 
Carnot  p.  195  c.  69, 

Ckocede  (Robertus)  a.  1195.  Cart.  de  Teglise  d*Autun  P.  2. 
n.  27  •), 

Cochemerus  (Ingelbertus  cognomento  C)  a.  1102.  Polypt.  Irm. 
App.  92  p.  371. 

Zur  Deutung  dieser  Namen  bieten  sich  kymr.  coch  (roth)  » 
lat.  eoccus  (Ebel.  Beitr.  z.  vergl  Sprachf.  2,  142),  irisch  coc  (mani- 
festum) Lhuyd  1 ,  85  und  cuach  (monedula)  Lhuyd.  Doch  vor  Allen 
wird  wohl  Beachtung  verdienen  die  Wurzel  coc,  von  der  ir.  cogaim 
(belle)  »  cocaim,  cogadh  (bellum)  »  cocat  und  Cocidius,  ein  Bei- 


^  Vgl.  weisen  Aniriit  eines  6  ao  m  Columba  =  Cotum, 
S)   Coehet  Familiennum^  in  Prankreich. 


210  8t. rk 

name  des  Mars,  Orelli  5887  d.  h.  bellator,  abgeleitet  sind.  Vgl.  GIffck, 
R^nos,  Moinos  und  Moguntiäcon  (München,  1^65)  p.  6.  Anm.  *** 

Die  Ableitung  -nad  d.  i.  -nat  in  Chuchinad  bildet  DemiiiutiTi 
(vgl.  Zeuss  p.  282)  und  erscheint  besonders  oft  verwendet  bei  dea 
irischen  Frauennamen.  Solche  sind  im  Mart.  Dungal.: 

Becnat  Apr.  7  bei  St.  Fiondn,  Caomhnat  Febr.  19  bei  St  Baoi- 
thfn,  Craobhnatiul  17,  Choltnnai  0»  Eamhnat  p.  6.  nota  i^Fiadkmä 
Jan.  4,  Gohnai  Febr.  11,  Heretnat  kft,  10,  Modhnaikug.A,  Nov.  8, 
Rathnat  *)  Aug.  5  u.  m.  a  *). 

CuffUlus  (pbr.  mon.)  15,  7.  81,  11  siec.  8, 
Cuffblo  (pbr.  mon.)  52,  1  ssc.  8. 

Dieser  im  VerbrQderungsbuche  dreimal  erscheinende  Name 
bezeichnet  wahrscheinlich  eine  und  dieselbe  Person,  die  18,  7  unter 
den  Lebenden,  an  den  beiden  anderen  Stellen  unter  den  Verstorbenen 
eingetragen  ist. 

Dem  Nameu  Cuffulus*  abgeleitet  mit  -?</^),  stehen  zur  Seite  die 
Namen : 

Cufardua  (Petrus)  c.  a.  1050.  und  Cufei  (Rodulfus)  a.  1061. 
Cart.  S.  Vict.  Massil.  n.  514  und  698, 

CoßnuB  a.  509.  Pard.  n.  78  *). 

Zur  Erklärung  dieser  Namen  weiss  ich  nur  Vermutfanngea 
anzugeben. 

Ist  die  Spirans  in  diesen  Namen  ursprfinglich,  dann  dient  lur 
Deutung  kornisch  kueff^  kuf  (probus)  Pass.  101,  1.  266,  S,  armor. 
cuf.  ci/jf  (probus,  miti8)Buh.  100,  6.  112,  18  (Zeuss  p.  189.  196), 
aber  auch  nur  dann,  wenn  f  hier  nicht  auf  fr  oder  m  zurQckzuleiten  ist  *)• 


<)  Vgl.  ir.  eokunnat  (gl.  colnmell«)  Sg.  46*  (ZeuM  p.  282). 

*)  Vgl.  Eadnath  «.  855.  Lacombl.  n.  65. 

*)  Aber  nicht  alle  auf  -luU  aoslaatenden  iriacbea  FraoennameD  sind  derartige  DaaTi 
tiva.  Eargnai  (Sta)   Mart.  Dungal.  Jan.  8  findet  die  ErkMmng  im  iriacken  A4JMtir 
eargnaidh  (magniflcient) ,  abgeleitet  von  eürgnm  (ingennitj) ,  weichet  OnbitMUr 
auf  arg  (famous,  exciillent,  noble)  Lbuyd«  0*Br.  sarucksafihrtn  ist. 

*)  Siebe  Pufulu«. 

*)  Co/finut  kam  mit  PotentianuM,  SavinianuM,  Faterntu  und  anderen  ,pChriati  dlioipa* 
lia**,  TieUeicht  aus  Oberitalien,  nach  Gallien. 

*)  Aua  diesem   euf  gebildet  ist  wahrscbeinlicb  der  armoriscbe  Mannaum«  Cii#ve 
a.  868.   Cart.  de  Redon  b.  126. 


Reltiflche  Forschungen.  211 

In  diesem  Falle  können  auch  die  Namen  Cuffa  (Zeuge)  a.  696. 
n.  40,  Cufa  (abbas)  a.  803.  n.  1024,  Cufa  (minister)  a.  901.  n.  107ä 
bei  Kemble  mit  einiger  Wahrscheinlichkeit  hier  angereiht  werden» 
aber  auch  kymrisch  Ceffig  (Lann  ceffic)  Lib.  Landav.  117  =  Coffig* 

Allein  körn.,  armor.  cuf  scheint  dem  irischen  cyv,  caov  (man- 
suetus)  Lhufd  1,  85  =  caomh  (mild,  gentle,  neat,  handsome)  Lh. 
zu  entsprechen  und  ist  demnach  zurückzuweisen  i). 

Da  mir  ein  anderes  Wort  cuf  zur  Erklärung  obiger  Namen  nicht 
bekanntist,  auch  ein  altgallischer  Name  aus  cuf  gebildet  bis  jetzt  nicht 
gefunden  ist,  so  denke  ich,  dass  in  Cuffulus,  Cufardus  Cufet,  Coffinns 
ursprungliches  r  durch  f  vertreten  ist,  wie  in  Prifernius  Orelli 
n.4054,J?nyifrwuiFabretti  p.  610,81 «),  ^j9n//^mt/«Oreirin.3147«), 
Ofasius  Firmus  1.  c.  n.  1740,  Ofillius  Gallus  l  c.  n.  3886,  Ofillia 
Quinta,  MafTei,  Mus.  Veron.  p.  88,  1,  Ofeniinus  Ackner  n.  228*), 
MelloficuB  (mancip.)a.  S33.  Pard.  n.  119  p.  87  =  Mellavicus  (idem) 
I.  c.  n.  118  p.  82,  Vinofeifa  (mancip.)  1.  c. »),  Nifastes  (libertus) 
I.  c.  •),  Diniflus  (ep.  Tur.)  Greg.  Tur.  3,  2  '),  Maurifius  scbc.  8. 
Polypt  Irm.  120,  4,  Manifia,  Nonifia  ssbc.  9.  Polypt.  Rem.  56,  119. 
105,  63. 

Ein  gallischer  Stamm  cov  erscheint  auch  in  covinnus  (Streit- 
wagen der  Britannen  und  Beigen)  Mela  3,  65,  Lucan  1,  426,  Mart. 
12,  24,  Sil.  Ital.  17,  422  und  in  dem  davon  abgeleiteten  Worte 


^  Da  ir.  ewtmh  =  coemh  ist,  so  muss  !n  conii,  annor.  euf^s»  coefltMgw  Vocal  an- 
g'enoanMo  werden.  Vgl.  Zenss  p.  41.  125  und  altir.  coev  (klein,  zart)  Lhujd  1,  118 
s=  eoemh, 

S)  Vgl.  JMvm  (Parisiia)  Fröhner  d.  481,  Privatus  (C.  Plarius)  Orelli  n.  4511,  Priva- 
Uu  (C.  HelTius)  Steiner  n.  2091  mit  p  statt  h  im  Anlaute  (Tgl.  Fröhner  p.  XXVIII), 
yRltln  BriTatiom"  (lies  Brivationi;  Name  einer  Stadt?)  Insor.  de  Vieux  Poitiers, 
Stocket,  Beiträge  z.  yergleichenden  Spracbf.  2  p.  100  n.  7  und  p.  109;  „in  flu- 
riolo  Brivancia"  Baluz.  2,  1516  (Zenas  p.  774) ,  armor.  Briheeio  filius  Urvodii, 
•SBC.  11.  Cart.  Marmout.  Morice  1  col.  437. 

*)  Aprufeniu*  =  Apruvenitu.  Vgl.  AprovU  (fig.)  Steiner  n.  842. 

4)  TgL  (Mmu»  Steiner  n.  1692,  Ovianus  (fig.)  1.  c.  n.  1984. 

»)  Mellovieust  d,  i.  Mell-ov-ie-u*-,   Vinofeifa,  d.i.  Vin-ov-eif-a  (Vin-ov-eiv-af}. 

*)  Vgl.  Nivalis  (fig.)  Steiner  n.  149,  Nivacio  a.  685.  Pard  n.  404  =  Nivatio  u.  ro.  a. 
Wegen  der  Ableitung  -ast  in  Niv-att-es  Tgl.  Zenss  p.  761. 

7)  Vgl.  Jm^tott»  Tnrpio ,  Tacit.  De  orat.  20,  Aettiviu»  Ursio,  de  Boissieu  p.  501,  5, 
Aestknu  (fig.)  Jahrb.  d.  V.  t.  Aiterthft-.  im  Rheinl.  Heft  41  p.  181 ;  Fröhner  n.  28, 
Aettioa  (Cimmionia)  Steiner  n.  1698,  Rimvia  Grut.  809,  5. 
SiUb   d.  phil.-bist.  Cl.  IJX.  Bd.  W.  Hft  15 


212  stark 

covindrius  (Wageiilenkei%  -kämpfer)  Tacit.  Aprric.  35,  dann  in  den 
Namen  Coovil  (fig.)  Steiner  n.  2055,  6.  Julius  Covenii  (filius) 
1.  c.  n.  818. 

Cundumahc  (mon.  monast.  Auwe)  59,  49  saec.  8. 

Dieser  Name  gehurt  offenbar  einem  zugewanderten  irischen 
Mönche  an. 

Condmach  (jetzt  Connmach)  heisst  ein  irischer  Heiliger  im 
Martyr.  Dungal.  Jul.  9  p.  190,  und  in  den  Annalen  der  yier  Heister 
sind  sechzehn  Personen  dieses  Namens  yerzeichnet. 

Zur  Erklärung  dieses  Namens  dient  irisch  cunna  (amicitia) 
Lhuyd  1,  42  d.  i.  cunda  i)»  d^i^i^  ^^^  irische  Adjectiv  mac,  welches 
„purus,  pulcher,  clarus**  (Lhuyd)  bedeutet. 

Cundumac  kann  demnach  durch  ^»amicabilis»  amicitii  (suA) 
clarus**  erklärt  werden  «). 

Zur  Vergleichung  stelle  ich  hieher  den  aus  irisch  blcUh  (flos; 
laus)  Lhuyd  1,  60.  77  gebildeten  Namen  Blathmac  (St.)  Mart 
Dung.  Jul.  24,  welcher  I.  c.  p.  366  durch  „F/orii«*' und  nFlorigeniui^^ 
deutsch  etwa  „der  Blumenschone**,  übersetzt  wird»). 

Auf  das  Wort  cunda  sind  auch  zurückzuführen  die  irischen 
Namen  : 

Condach  in  den  Miscell.  of  the  Celtic  Society.  Edit.  by  J.  0*Do- 
novan  (Dublin,  1849)  p.  44  =»  Cond-dc-uSf 

Connlaedh  or  Connlath  bishop  died  a.  619.  The  four  masters» 
Conlaedh  (St.)  Mart.  Dungal.  Mai  3  p.  118  =  Condlaedh  p.  388«). 

Von  diesen  Namen  sind  wahrscheinlich  zu  trennen : 
Conda  Cilline,  Mise,  of  the  Celt.  Soc.  p.  24,  Conda-  (abbas) 
Mart.  Dungal.  Apr.  12  =  Con-da  d.  i.  Co?i-dag^), 


*)  Vgl.  auch  ir.  connailbe^  eondalva  (d.  i.  eondalhha ;  amicitia)  Lhoyd  1,  42. 

S)  Vgl.  daa  aus  dem  SubsUntiv  ciaU  (intellectus)  Wb.  Sg.  (Zeaaa  p.  21)  gebildet«  ir. 

A4JectiT  ciaUmhac  ( rational,   of  good  aense  or  pnidence)  0*Brieii. 
*)  Blath  (Stu)  Mart.  Dungal.  Jan.   19  wird  p.  366  »Flora"  übersettt  —  V^l.  aech 

Corbmac  (Stj  1.  c.  Febr.  17,  Mart.  26,  Mai  11,  Jun.  11,  24,  Sept.  14. 
^)   Vgl.  die  iriaohen  Minnernamen  Jarlalh  (St.)  gest.  a.  4SI,   Gormladh  a.  iOli.  Um 

four  mastera.   Oder  ist  Condlath  =  Con-dilaih  f  Vgl.  Delatu*  de  La  moina  a.  126f. 

n.  200  p.  395,  Delaidus  (medicus)  a.  1241.  n.  185  p.  378  im  Cod.  WangiaD. 
^)   Vgl.  die    Partikel  con-  (siebe  Anm.  2  bei  Commenus)  und  das  irische  Ad^ectir   dm^ 

dayhy  altir.  dag  (hoiius)   Zeuss  p.  UV.\,   kymr.  da  (hom^siiis)  Lbiivil   1.    65   s^    d!i 


Keltisch«  Forschungen.  213 

Candath  (abbot  of  Lis-mor)  died  a.  755.  The  four  masters  s=s 
Con-dath  <)» 

Condal  (daughter  of  Murchadh,  abbess  of  Cill-dara)  died  a.  792. 
The  four  masters  s=»  Con-dah), 

Condalachf  son  of  Ailill,  slain  a.  776.  1.  c.  =  Con^dalach. 

Auszuscheiden  sind  hier  auch  die  gallischen  Namen  Connius 
Grut.  776,  1.  Momms.  94, 

Cotmonius  Grut.  775,  2,  dann 

der  armorische  Name  Connili  (villa  h^m^Connili)  s»c.  11.  Gart. 
Corisopit  Morice  1  col.  377. 

Diese  Namen  finden  ihre  Erklärung  durch  irisch  conn^  con  (sen- 
8US,  sententia,  ratio,  intellectus)  connail  (sapiens)  Lhuyd,  kymr. 
etfimil  (skilful)  Jolo  9,  45.  351,  45.  Vgl.  Glück  p.  68. 

CuBtanzo  91,  9  ssec.  ? 

Die  ursprüngliche  Form  dieses  Namens  ist  Custantius, 
Dieser  Name  schliesst  sich  an  Custa  (Magni  filia,  uxor  Nerto- 
mari  Boji)  v.  Sacken,  Sitzungsber.  11,  354.  Custius  Simplicius  Su- 
perus,  Steiner  n.  1438,  Cusiica  f.  ssec.  9.  Polypl.  Rem.  87,  43,  Cu- 
stuintis  s»c.  8.  Polypt.  Irm.  74,  53  =  Cust-u-in-us,  ferner  an 

Costa  (mancip.)  f.  a.  1288.  Mohr.  Cod.  dipl.  RhaetisB  2  n.  44>). 
Costanius  ssbc.  9.  Urkdb.  y.  St.  Gallen  n.  354;  (mancip.)  a.  1039, 
Miraei  Opp.  1  p.  54,  44, 

Coatatus  (Walterius)  a.  1067.  Cart.  S.  Petri  Carnot.  p.  131  c.  8, 
Co8iarü$a  (Umbertas)  a.  1067.  Cart.  S.  Vict.  Massil.  n.  162, 
d.  i.  Cogi-ar-os-a, 


<j  Im  Mari.  Dang.  Hart.  3  wird  zu  Conna  (Sta)  bemerkt:  „Ther  is  a  Condath, 
dav^ter  of  Colmtfu"  etc.  —  V^l.  „Daithi  mac  Fiachra"  bei  O^Brien  =  Dathi,  son 
of  Fiaehra  killed  by  ligbtning  a.  42S.  The  four  masters;  Dathe  (rex)  Miscell.  of 
the  celt.  Soc.  p.  4  nota  k,  Datheu*  a.  789.  FumH^alli,  Cod.  S.  Ambros.  n.  78  und 
iriack  daith,  dmthi,  (quick,  nimble,  active)  O'Br.  =  daihi,  wie  ir.  piith  =>  flathi 
(Zenas  p.  6). 

*)    Vgl  ir.  dail  (potentia,  poteatas)  Lhuyd  1,  125,  dann  Dalus  Fabretti  p.  43,  243, 

£>Mihni*  fiUa,  Arch.  f.  K.  Östr.  6q.  13,  125,  ir.  Dael  bei  Sta  Corcach  Mari.  Dungr. 

Aug.   8    p.  213.  In  Condalach  kann  dalach  ein  von  duil  abgeleitetes  A^ectiT  sein 

■it  der  Bedeutung  ^rofichtig*'.  Dalach  son  of  Conghu»  died  a.  818.  The  four  ma^ 

•lers.  Wie  dalaeh  von  dal^  ao  sind  abgeleitet  die  irischen  Af^eetiva  cathach,  ba- 

§meh^  neideaeh,  agaeh  (pngnax)  von  den  Substantiren  cath^  hag,  neid,  ag  (piigna) 

Lhujd  1,  131. 

>)  Ao«ljetKt  Familienoame. 

lo' 


214  8t. rk 

Costerius  ssec.  11.  Perard  p.  100, 

Coshiz  a.  1068.  Beyer  1  n.  367  «=  CostuciuB^  dann  an  die 
armorischen  Namen : 

Custo  saBC.  9.  Cart.  de  Redon  n.  212, 

Costion  ssee.  11.  Cart.  Kemperleg.  Morice  1  col.  4S4, 

Costardvs  ssec.  12.  Cart.  S.  Georgii.  Morice  1  col.  409  «). 

Zur  Erklärung  dieser  Namen  bieten  sich  mehrere  Worter:  das 
von  armor.  cust  (pretium)  abgeleitete  Beiwort  cyaiys  (pretiosns) 
Lhuyd  1,  128  d.  i.  cusfus,  dann  die  von  kymr.  cwsi  (labor,  severi- 
tas,  austeritas)  abgeleiteten  Beiwörter  cystawl  d.  i.  cusidl  und 
cystig  d.  i.  custic  mit  der  Bedeutung  „laboriosus,  severus,  rigidiu, 
austerus*',  Owen. «). 

Auf  einen  besonderen  Stamm  gttat,  gosi  weisen,  wenn  niebt 
Erweichung  einer  ursprünglichen  Tenuis  im  Anlaute  angenommen 
werden  darf, 

die  armorischen  Namen  Guatus^  Gosto  a.  833.  Cart.  de  Redon 
n.  43<),  GnstanuB  (St)  1.  c.  Eclair,  ccclv,  Gusiodius  (diac.)  a. 
8S0.  1.  c.  n.  42*), 

Worgostf  Gurgost,  Kedgost  ssec.  9.  Cart.  de  Redon  n.  116. 
124.  128*), 

die  kymrischen  Namen  Gustin  sa^c.  11.  Lib.  Landav.  233, 
Guorgust  (Sohn  des  Coilhen)  Vita  S.  Cadoci.  Lives  p.  82,  Dnguä 
saec.  7.  Lib.  Landav.  201, 

die  irischen  Namen  Gasten,  Goisten  (achieftain)  a.  mundi3501 
und  Aedh  Gusian  a.  600.  The  four  masters,  aber  auch 

Gustinus  (pbr.)  a.  1002.  Esp.  sagr.  Tom.  36  App.  n.  7« 

Gustina  a.  1177.  Lupi  2,  1303, 

Gustantius  a.  1018.  Lupi  2,  491,  fundus  Gostatäi  a.  978. 
Marini,  Papiri  dipl.  Annot.  p.  230^ 


<)  Vgl.  auch  Cottart  in  »villa  Costarctus"  sec.  10.  Cnrt.  Satid.  n.  61. 

*)  Vgl.  auch  körn,  costan  (clipeua^  scutam)  Lhuyd  1,  48.  147. 

<)   Vgl.  Gustio  Didaz  a.  1071.  E.ip.  sagr.  Tom.  26  p.  455.  Seine  Tockter  keiMt  IfotM- 

donna^  Mumadona, 
*)   Vgl.  Guatodiu*  a.  1039.    Esp.  sagr.  Tom.  26    p.   448  neben   CuMtodi*  f.  a.  1000. 

Miraei  Opp.  Tom.  2  p.  946  c.  23,  „parochia  S.  Marin   de   CustodU   n.   1158.  Blarct 

bisp.  n.  428. 
6)    V>;I.    »uvlt    Congutto    (rilla)   sec.  11.   Ribeira  1   n.  23  und  Bruncoated  {0%\ttrwM) 

8*r.   11.   Cart.    Sitb  p.  440. 


Keltiselie  Fonchan^en.  215 

Su9domnH9  9i.  1181.  Lupi  2,  1335  un|l 

Gosia  (preposita  in  Mollenbecke)  a.  1342.  Wenk  3  n.  250 
K  203. 

Zu  sondern  von  allen  diesen  Namen  sind: 

die  gallischen  Namen  Costius,  Costiliua  Fröhner  n.  821.  820, 
lann 

die  irischen  Namen  Costamhail  (Gliinsalach  mac  C)  Mart. 
)ung.  Jun.  S  p.  144» 

Cosdobhron:  Airbheartach  son  of  Cosdobhroin  died  a.  1015. 
The  four  masters, 

Mac  Coätello  vom  13. — 16.  Jahrhundert  in  den  Annalen  der 
ier  Bieister  oft  verzeichnet,  und 

Seanchosiol  (Faelan)  a.  676.  The  four  masters,  falls  sie,  wie 
lieht  unwahrscheinlich  ist,  o  statt  eines  ursprünglichen  a  enthalten. 
^gl.  Jfojjf-  und  Maguntiacum  9  Domti"  und  Damnonis,  Lous-  und 
^xnuanna  (Zeuss  p.  81),  Nonnos  und  Nannus,  Loronius  und  La- 
anius»  Coppus  und  Cappo  (Rietet,  Revue  arch.  1867,  p.  325  nota  3). 

Das  Wort  cast  erscheint  in  den  gallischen  Namen  : 

Titinius  Castus  Steiner  n.  288,  Laetilius  Castus  Orelli  p.  4617, 

Castula  (Jeria)  Steiner  n.  2197, 

Casticus  (Sequanus)  Cabs.  B.  6. 1,  3  <)» 

CasHnus  (cons.  a.424),  Castina  Grut.  1337,  7,  Castinns  (co- 
;s  domesticorum)  Greg.  Tur.  2,  9 ,  Castinus  a.  879.  Marca  hisp. 
40  col.  808, 

Casdianus  (Pladicius)  Orelli  n.  3789, 

Castoboei,  Castobocae  mit  den  Varianten  Costoboci,  Costobocae 
ütol.  Ant.  phil.  c.  22.  Ammian.  22,  8,  42  >), 

Tricastini  (gens  Galli»)  Liv.  5,  34.  Plin.  3,  36, 

ferner  in  den  jüngeren  Namen 

Casto  a.  979.  Cart.  S.  Vict.  Massil.  n.  1042, 

Casta  a.  1000.  Esp.  sagr.  Tom.  35,  5  >), 

\Hieho  9»c.  9.   Castuna  pbr.  mon.  (bei  Förstemann  A62  ab  Fraaenname  beaeich- 
t)  aflBC.  8  im  Verbr.  r.  St.  P.  40,  47.   48,  34    sind    vielleicht  slaviscbe   Namen. 
I.  CmsUk,  Caston  bei  Miklosich  449,  der  aber  bei  n.  83  Casticho  aU  deutschen 
nea  anfolirt,  welche  Auffassung  ich  nicht  theile. 
.  auch  Piepori  CoÜ9toboc{en»\9  reg^s)  Orelli  n.  510. 
Schwester  heisst  Larga,  Vgl.  Annius  Lavyua^  Antonius  Largius,  Orelli  n.  1676. 
»,  LargenniM  Sagilt«  (Inscr.  Brixiae)   Oielli  ii.  66.  —  Wegen  Sagitta  vgl.  den 
rischen  Namen  ncan.pus  Kesteniii  Sagitte"  a.  846.   Cart.  de  R«*don  ii.  121. 


216  stark 

Castaldus  a.  8?6.  Neug.  n.  222;  sapc.  10.  Fantazzi  i  p.  64, 
CasiellanuB  (Hispanus)  a.   811.  HLgd.    1  n.  16;  (artifex)  a. 
SU.  Poiypt.  Massil.  H.  25.  Cart.  S.  Vict.  2,  643;  (servus)  sse.ll. 
Cart.  S.  Vict.  Massil.  p.  308  n.  291;  (abb.  .4ru]ens.)  a.  821.  Harca 
hisp.  D.  3,  daselbst  auch  Babiianus  neben  Babila. 

Castellana  a.  814.  Poiypt.  Massil.  H.  68.  Cart.  S.  Vict  2,  647; 
a.  879.  Marca  hisp.  n.  40, 

CasteUhim  Ibenabdila  <)  a.  925.  Esp.  sagr.  Tom.  16,  433, 
Castwid^),  Castfiich»)  saec.  8.  Cod.  Lauresham.  n.  3067.  3684» 
Gasdia  (abbatissa)  a.  1062,  Gasdiola^)  a.  1264.  Fantnui  1, 
n.  111.   132,  dann  in  den 

armorischen  Xarnen  Castat  a.  892.  Cart  de  Redon  n.  271 
und  Canimonoch^)  a.  860.  Cart.  Prüm.  Morice  1  col.  316. 

Auch  der  Volksname  Castulugi,  Casiulogi  Plin.  4,  17,  nach 
Zeuss  p.  27  in  Caiusiogi  zu  bessern ,  kann  unverändert  hieher  ge- 
hören und  sich  auschliessen  an  Bemiluco  (deo)  Orelli  d,  1970, 
dann  an 


<)  ihemmbdiU  =  ibett  (arab.)  Abdilm,  d.  i.  Soho  des  Abdila.  V(rl.  AbäKeieu(9ui)  Ttoctti 
fij.  Orelli  D.  2049  finsvr.  Bnrdi^l.),  AbdmciUiu  (rex  Allobrogwa)  Cae«.  B.  C.  S, 
59.  irisch  AbdU  macUadacb.  Marl.  Duogal.  >'ot.  8  p.  354,  Eoekaidk  JftadI  MOMlcli 
of  Ireland  a.  m.  4248.  Tbe  four  masters. 

<)  V^l.  die  kjinriscben  Nameu  Clritguit  177,  Cmrmttfuit  222,  Bfßr^itk  259,  MirfmUk 
(St.>  262.  BUinguid  207  im  Liber  Landav..  die  armoriscbeB  EmeldenHdmy  Btihmi» 
(abb.)  s»c.  9.  o.  58.  64.  Jarneltrid  s»c.  9  n.  45  im  Cart.  de  Redoa  «.  ▼.  a. 

*)  Vgl.  kfmr.  Cethig  (s»o.  6)  Lib.  Landav.  125.  irael.  UtmeekuM  Zc«n  p.  VllL  Bata 
a.  SB.  a.«  dann  aucb  Buodniy,  Leudaig  a.  772.  Trkdb.  t.  SL  G.  ■.  €6. 

^)  Im  Kymnacheo  bildet  die  .\bleitun^  -ü»/ Adiectira ;  Tgl.  mtueiäiot  (.BOCivss}  ¥M 
miurd  (damnum).   niueidio  (nocere)  IJiujd    i,  99.   Siebe  Emmomuoim  bei 

^)  Der  Droek  bietet  Ciutitu.Hoch.  Vgl.  im  Cart.  de  Redon  s»c.  9  4\e  ai 
Namen  Retmuiwe  n.  3.  Joumonov  n.  21,  Ksrmoikoc  a.  22.  Crmmttoc  TS,  Cei 
(abb.)  n.  2t,  EumoHoc  n.  13.  Junetmonoc^  Drimamoc.  n.  38,  StUmmmae  ■.  40,  61»- 
moHoc^  BlitmoMOc  n.  50.  Harlmomoc  n.  64.  Wtmfrmuntoc  n.  73,  Tmmeimtmm^e  m»  TT, 
TaMetmuHuc  u.  '166.  CvmmuHOi.'  105  (k}mr.  Conronoc  a«c.  6.  Lib.  Laadav.  135, 
jetzt  CgnfvHog  386:  Conmonoc  s»c.  II.  Kemhie  4  n.  98!  p.  316>,  ¥tif  inawalf 
B.  126.  Wetrmmunoc  n.  129.  M'ormonoc .  Curmonoc  a.  46,  Jmmmmmme  ■.  14t, 
RetAmoHoc  o.  147.  I'iumoifv  d.  150.  Courantmonoc  n.  154.  M^immttmsmme  m»  166^ 
LifJimaiioc  D.  171..1iitfttJiuiHi>i'  (Ran-)  n.  178,  Ch^nmonoc  n.  201(CeamaBoe  ■■■rif 
s«c.  11.  Retnble  4  a.  9^t  p.  312),  Rimonoc  n.  249.  JVctJiaMaae  a.  Ut, 
.^rj^iiiirifiAMoo  255.  i?M4liiioaot'  n.  271 .  rVi^ii<i/iiioii«>c  a.  280.  Hedromt^m^e.  IMIhmiw 
5;vc.  II.  n.  2»4.  266.  Hrrdmoitoc  a.  86«).  App.  n.  48,  Cmhmom^ck  «.  860.  Carf 
Prüm.  BeTer  I    ii.  60. 


Keltische  Forscbunf^en.  /C 1  T 

die  irischen  Namen  Fionnlugh  (St.)  Jan.  3,  Mai  11  ,  Jun  5, 
Nov.  13,  Fionnlogh  (Vater  des  h.  Fionnchü)  Nov.  25,  Jarlugh  ep. 
Nov.  22,  Naemlugh  (St.)  Nov.  19,  Caomlugh  (Caoiltighern  inghen 
Caoimhlogha)  bei  S.  Dagan  Sept.  13,  Beolog  pbr.  Febr.  12  im  Mar- 
tyr.  Dungal., 

die  kymrischea  Namen  Matholwch  Mab.  3,  189  (Zeuss  p.  173), 
Cadell  DeymUwg  Jolo  101,  5,  Conioc  Lib.  Landav.  73, 

die  armorischen  Namen  Luhetloc,  Winhetoc  saec.  9.  Cart.  de 
Redon  n.  162.  212,  Gradelocus  saec.  11.  Mont  S.  Michel,  Morice 
1  col.  367. 

Zur  Deutung  der  aus  casi  gebildeten  Personennamen  dient  viel- 
leicht irisch  ca«/a(curled),  casthor  <)>  caHum  (acur)*dlock)Lhuyd  *). 

Sollte  in  einigen  der  genannten  Namen  die  anlautende  Tenuis 
statt  der  Media  stehen,  so  dürfte  irisch  gasta  (fine,  neat,  clean; 
handsome;  diligent;  brave,  brisk;  generous;  ingenious)  Lhuyd,  eine 
geeignete  Erklärung  bieten  <). 

Kehren  wir  nun  zu  den  aus  cosU  cust  gebildeten  Namen  zurück, 
so  können  wir  diesen  noch  anreihen: 

CostavoU  (colon.)  c.  a.  499.  Pard.  1  n.  65  p.  39,  Costahubis 
Costavolus  ssBC.  10.  Cart.  de  )*abbaye  de  Beaulieu  n.  109.  189,  Co- 
siabtdus  a.  1024.  Perard  p.  176,  Costahilis  (masc.)  a.  898.  Cart. 
de  Tabbaye  de  Beaulieu  n.  29,  etwa  =  Co«^a-t?-ii/M«,  Costa-b-il-is, 

Allein  diese  Namen  gestatten  noch  eine  andere  Deutung;  sie 
können  auch  mit  der  Partikel  oo-  ==  con-  (Zeuss  p.  836)  zusammen- 
gesetzt sein,  und  ich  halte  dies  für  das  wahrscheinlichere. 

Zu  CoBiabulns  =  Co^stabulus^)  stellen  sich  dann  die  Namen 
Cingius  Stabulo  Orelli,  Inscr.  Helv.  n.  72,  Stabulus  a.  804.  Beyer 
1  n.  42,  mit  prosthetischem  e  Estavolus  a.  949.  Cart.  Savin.  p.  61 
D.  74,  Stavalus  a.  937.  Cart.  de  Tabbaye  de  Beaulieu  n.  174. 

Zu  Co8tabm8^==Co'8tabilising^TiS\e\\  die  Namen  iS^a6i7M  (colon.) 
saec.  8.  Polypt.  Irm.  82,  12;  a.  830.  Lupi  1,  679;  saec.  12.  Cart. 


>)  Vgl.  Cnstoruu  Cassiod.  Epist.  3,  20;  (libertus)  a.  573.  Pard.  1  n.  180  p.  138, 
CasUntrina  de  Boissieu  p.  402,   11  =3  Castorina, 

*}   Vgl.  aoch  ir.  easdhlaoidh  (oarl-bair*d)  Lhuyd. 

^)  Vgl.  avcb  ir.  gaistin  (a  crafty  fellow)  Lhuyd. 

*)  Vgl.  Comontorios  (Narae  eines  Colliers)  Pauaan.  4,  16  =  Co-montorios  (Zeuss 
p.  15),  CoHümotiUü  Grut.  827,  1  =  Co-namottiso.  Siehe  Namuta  MinutsB  filia 
(Inscr.)  Mem.  des  Antii^.  de  France  16.  1H0  (Zeuss  p.  259.  836). 


218  St.rk 

S.  Petri  Carnot.  p.  606  c.  116,  Stabiles,  Siaviles  (idem)  a.  873. 
ULgd.  1  n.  98;  Stabila  ssbc.  8.  Polypt.  Irm.  186,  62,  Stabilia  lä.SiA. 
Polypt.  Massil.  H.  6.  Cart.  S.  Vict.  2,  642. 

Dieselbe  Auffassung  gestatten  aber  auch  die  Namen  CoBtatMM^ 
Costantius,  Costardus.  Man  yergleiche: 

mit  Co-status  die  Namen  L.  Statins  Steiner  n.  501 ,  Statiua  Sere- 
rus,Arneth,  Rom.Mil.DipI.  10  ^),Statianus (Vomj^onius)  l.e.tSiatUhti 
Calocerus,  Fabretti  p.  154,  138,  Statilius  Pragus,  Orelli  n.  114» 
Statilia  Steiner  n.  1907,  Stntura  (Anconius^  Orelli  n.  3049,  SiatO" 
rius  Avetus  (libertus)  Orelli  n.  3797,  Statutus  (fig.)  Steinern.  1634» 
Statnttis {Toxins)  saec.  2.  I.  c.  n.  274.  Statuta  1.  c.  n.  2770,  Stahäm 
(Cannonia)  1.  c.  n.  3273,  Statulentis  Juncus,  Orelli  n.  643, 

mit  Co'Stantius  die  Namen  Stantdcus  (in  Umbrien)  Tab.  Traj., 
Stanteus  (maneip.)  a.  814.  Polypt.  Massil.  H.  23.  Cart.  S.  Vict.  2, 
643,  Stantildis  1.  e.  H.  55  p.  646  und  Instantius  (ein  Priscillianer) 
a.  387.  Sulp.  Sever.  Hist.  2,  64  =  In-stantius*)! 

mit  Co'Stardus  die  Namen  Stardius  Macer,  Stardius  Pacatus, 
Orelli,  Incr.  Helv.  n.  63,  Stardiarius  a.  786.  Urkdb.  v.  St.  G.  h. 
104,  Startcarius »)  s«c.  8.  Polypt.  Irm.   113,  295. 

Würde  diese  AufTassung  sich  als  richtig  darstellen,  dann 
mössten  noch  herbeigezogen  werden: 

Constabulus  ssec.  9.  Polypt.  Rem.  13,  2;  a.  918.  Cart  Sayia. 
II.  5  =  Con-stabulus, 

Constabilis  a.  1006.  Cart.  Athenac.  p.  893  n.  187  =»  Qm- 
stabilis, 

Constantlus  (ep.)  a.  680.  Pard.  n.  392  =  Con-stantius, 


<)  Statins  a.  a07.  Fatteschi  o.  40. 

*)  Vgl.  auch  Capito  Inateins  Tacit.  Ann.  13,  39  =  Jn-steiwt,  dann  Steint  Aenilbws 
Fabretti  p.  253,  50,  Stius  in  ^fuodus  Stiano**  ssbc.  9.  Cod.  trad.  Raveaa.  p.  27. 
Wegen  der  Coinposition  mit  in-  vergl.  den  Volkanamen  Inaubre»  Liv.  5,  34  =  /»- 
mbves  {Sobn'ntu  ep.  Mettens.  c.  a.  965.  Miraei  Opp.  Tom  3  p.  295*;  ^dftrrre, 
italienischer  Familienname),  die  Personennamen  Indutus  Steiner  n.  2072 ,  iriaek 
Indagh  (St.  Macha'n  mac  Indaighi)  Marl.  Dungal.  Jan.  24. 

S)  Vgl.  den  irischen  Namen  Tuathchar  a.  S33.  The  four  masters,  die  anaoriaehea  Na* 
meu  Comattcar^  Guethencar,  Carantcar  sa^c.  9.  Cart.  de  Reden  n.  9.  10.  64,  Titl- 
leicht  auch  Venicariut  Steiner  n.  1449,  wenn  nicht  =b  Ven-tC'üri'U*»  -—  !■ 
Kymrischen  bildet  -car,  an  Siibstantira  gefügt,  Adjectira,  so  aus  ymlmdh  (pugna) 
ynüadhgar  (pugnaz)  Lhuyd  1,  131,  aus  gweniaith  fadulatio)  gwenteithyar  (blan- 
Hus)  (iluck  p.  167  Anm.  1. 


Keltische  Forschungen.  210 

Constantia  ssec.  9.  Polypt.  Rem.  17,  20  =»  Con-siantia, 

Constantinus  (rex  Britanniae,  frater  Auclroeiii)s»c.  5.  Exe.  chron. 
rioc.  Moriee  1  col.  11  =  Con-staniinus. 

Die  Namen  B.  Consti^us)  Tutianus,  Gr®vius  p.  3,  4,  Constinns 

699.   Trad.  Wizenb.  n.  205,  ConsHgerdis  (Tochter  des  Consta- 

Uub)  s®c.  9.  Polypt.  Rem.  13,2  <)  u.  a.  weisen  aber  auf  einen  Stamm 

msU  und   ich  unterlasse  jede  Entscheidung  bis  für  die  eine  oder 

idere  Deutung  fester  Anhalt  gewonnen  wird. 

Schliesslich  aber  ist  noch  der  Männernamen  Costula  ssec.  6.  Cass. 
,  30  und  CosHla  a.  551.  Neapol.  Urkund.  Massm.  14,  84  zu 
»denken,  die  bis  jetzt  unbestritten  als  gothische  gelten  *).  So  wahr- 
heinlich  es  aber  auch  erscheint,  dass  Costula  von  goth.  kusiua 
^Gxc^i^)  abgeleitet  sei  und  der  vorher  erwähnte  Name  Custica  durch 
id.  cusiig  (probus)  gedeutet  werden  könne,  so  ist  hiemit  die  Rieh- 
;keit  dieser  Annahme  keineswegs  sicher  gestellt,  selbst  nicht 
idurch,  dass  Castula  und  CosHla  auf  a  auslauten,  weil  bekanntlich 


I)  Dms  Wort  gert^  gart  Beigen  im  Anslante  die  dem  ersten  Compositurosgliede  nach 
nadeutscben  Franennsmen  WandregerdU  Polypt.  Rem.  46,  81  (vgl.  Wundrima 
Pol.  Irm.  237,  77,  armor.  Guandromaer  snc.  9.  Gart,  de  Redon  n.  58),  Sadre- 
gerdU  Polypt.  Rem.  46,  35  (vgl.  L.  Satrius  OreUi  n.  7026,  .Sa/nu«  Justus,  Sairius 
Fanstus ,  Satrius  Crescens  1.  c.  n.  1497.  3003.  3276 ,  Satria  Uraa,  de  Boissieu 
p.  339,  36,  Satrelanus:  „paero  S.  sive  quo  aiio  nomine  nuncupatur  nmtionem  gah 
Kü*^  a.  725.  ex  Archiv  Mediol.  Sickel,  Mod.  graph.  Fase.  1  Tab.  4,  Sadriu»  sec.  10 
Gart  S.  Peter  Carnot.  p.  37  e.  7,  5),  MadregerdU  Polypt.  Rem.  49.  62  (vgl.  Matreja 
\ov,  Raetiae,  Tab.  Peut.,  Jabidiana  Matna  Steiner  u.  1135,  ifaifruma  Pol.  Irm.  264, 
143,  MmdrinuM  sec.  9.  Cart.  de  l'^glise  deBeaulieu  n.  17  p.  ii) tAndregardis  Polypt. 
Rem.  61,  16  (vgl.  i.  c.  Andreia;  Andreus  Pol.  Irm.  186,  62,  Andris  Bttc.  11.  1.  c. 
so**,  Andrisma  sec.  8.  I.  c.  86,  61,  Andriga  I.  c.  215,  8,  Androgorius^  dux  Triiio- 
bantum,  gentia  Britann.,  Beda,  Eccl.  bist.  1,  2  [vielleicht  der  bei  Galf^ed.  Monu- 
■et.  3,  19  erwibnte  Andragtus] ,  Andragathius  [comes]  Comes  Marcell.  ind.  1, 
p.  519.  B.  u.  u.  a.),  CeUegardit  Polypt.  Rem.  11,  3  (vgl.  Cominius  Celtus  Steiner 
■.  1346,  CeUilU  FabretU  p.  182,  391,  CeUintu  [Inser.  Lnnvlac]  Steiner  n.  3299, 
Celtimm  Orelli  n.  1225,  Celnu  [ep.  in  UiberuiajMart.  Rom.  Apr.  6.  derselbe  auch  im 
Hart.  Dnagal.  als  „bishop  of  Ard-Macha**,  CeUima  Pol.  Irm.  143,  67),  der  irische 
H^maammm^  Doufngart  Ann.  Tigern.  0*Conor  2,  136.  160  (vgl.  Domengerdi»  f.  Pol. 
Ren.  51,  82),  dem  kymrisch  Dofngart  Lib.  Landav.  160  entspricht,  der  armorische 
inaaae  Diargarih  a.  1074.  Cart.  Kemperl.  Moriee  1  col.  440  und  der  Frauf  n- 
MorentgardiM  c.  «.  1013.  1.  c.  859  (vgl.  Orentiut,  St.  mart.  in  Hispania,  Mart. 
Rom.  Mai  1). 
')  Vgl.  Zenas,  die  DeoUehen.  81,  Diefenbach,  Goth.  Wb.  2,455,  Dietrich,  Aus- 
tpraehe  des  Goth.  43.  70. 


220  stark 

nicht  nur  gothische,  sondern  auch  gallische  Männernamen  denselben 
Auslaut  zeigen. 

Was  insbesondere  Coaiula  betrifft,  so  möchte  ich  die  Unter- 
suchung darüber  anregen,  ob  daraus,  dass  Konig  Theodorieh  aus- 
drücklich bemerken  musste  ,»Costula  igitur  atque  Daila,  cum  deo  pro- 
pitio,  Gothorum /los^romm  libertate  Isetentur'',  nicht  gefolgert  werden 
kann,  dass  jene  beiden  Männer,  oder  wenigstens  Costula  nicht  Gothen 
von  Geburt  waren.  Rücksichtlich  des  CosHla  aber  darf  nicht  ausser 
Acht  gelassen  werden,  dass  er  nicht  schon  desshalb  fQr  einen  GofheD 
erklärt  werden  kann,  weil  in  jener  Urkunde  wirklich  gothische  Namen 
erscheinen,  denn  darneben  treten  auch  gallische  Namen  auf»  wie 
Mnnulus,  clericus  ecci.  Gothicae  <),  Hosbai  ustiarius*}.  Auch  das 
Landgut,  von  dessen  Verkaufe  jene  Urkunde  handelt,  trägt  den  galli- 
schen Namen  Caballaria  *). 

Dem  allen  zufolge,  und  da  die  meisten  der  vorher  genannten  mit 
coaty  cust  anlautenden  Namen  sicher  keltisch  sind,  wird  immerhin 
auch  die  Annahme  gestattet  sein,  dass  Costula,  CosHla,  Custiea 
undeutsche  Namen  sind.  Sie  wird  auch  nicht  beeinträchtigt  durch 
den  in  dem  Namen  Custulfus  saec.  9.  Polypt.  Rem.  8,  14.  86,  25 
erscheinenden  Auslaut  -m//',  der,  wie  ich  bei  anderer  Gelegenheit  aus- 
iniirlicher  nachweisen  werde,  in  vielen  keltischen  Namen  eine  Ablei- 
tung ist  und  von  dem  deutschen  Worte  „woip'^  das  oft  auch  in  der 
Form  ulf  auftritt,  geschieden  werden  muss.  Vorläufig  mag  es 
genügen,  aufmerksam  zu  machen  auf  die  Namen : 

Cnladuffus  saec.  8.  Polypt.  Irm.  3,  18, 

Flaunulf'us  (cler.J  saec.  9.  Perard  p.  21, 

Justnifus  saec.  8.  Trad.  Wizenb.  n.  19.  191, 

Tascul/m  a.  739.  Trad.  Wizenb.  n.  559,  in  denen  calad,  flann, 
just,  tasc  Ulideutsche  und  zwar  keltische  Wörter  sind. 


^)  Tch  gebe  hier  zn  bedenken,  dass  von  den  31  mit  -o/,  -ul  abgeleiteten  Namea,  dia 
Föralemaun  1,  117^110  auffuhrt,  nicht  einer  sicher  als  deuUeh  nachgewkM« 
wpfdfn  kann. 

«)  Hoibat  =  Otb-at;  rergl.  Osbiman,  Oahimanus,  Osbimannus  Fröhner  n.  1747  a-€, 
abgeleitet  mit  -man  (Zeuss  p.  735),  Saedius  Hospea  (d.  I.  Otpes)  Inscr.  Moriodui« 
Maffei,  Mus.  Veron.  p.  420,  4,  Juventinia  Auspicia  (d.  i.  Ogpieia)  de  Boitiicn 
p.  »14,  65,  armorisch  Osbernus  (filius  Rivalloni)  a.  1086.  S.  Michel.  Moriee  1  col. 
460  d.  i.  Oab-ern-ua  (vgl.  Arverni  C«s.  B.  G.  1,  31.  45.  7,  7,  Tocernius  Heracmi, 
Fiibretti  p.  212.  535,  kymr.  Etern  Live«  p.  82  und  Zeusa  p.  737). 

3;   Vgl.  Fielet,  Revue  archeol.  11,    122  fg. 


Keltische  Forschungen.  221 

Terra  (sanctimon.)  40,  31  saec? 

An  diesen  Frauennamen  sehliessen  sich  der  gallische  Name: 
Terrenu»  (Segelius)  Orelli,  Inscr.  Helv.  n.  93,  dann: 
Tarrarius:  „Collum  de  Terrario"  a.  974.  Marca  hisp.  n.  il6, 
TerrUius  a.  1173.  Fantuzzi  1  n.  36<), 
der  kymrische  Name  TeriUan  (ssec.  6)  Lives  p.  191, 
die   armorischen   Namen    Terrigia  (mater  S.  Eligii,   ex  villa 
Catalanense  in  Armorica)  Vita  S.  Eligii  1,  1.   D*Achery,  Spieil.  2, 
78  b, 

Terretic  (pbr.)  a.  866.  Cart  de  Redon  n.  98 «), 
TerethianuB  (St.)  a.  1026.  Cart.   Kemperl.  Moriee  1  col.  366, 
Diridian  saec.  11.  Cart  ecci.  Corisopit.  1.  c.  col.  376  und  der  etwa 
gälische  Name 

Terri  saec,  12 — 13.  Lib.  vitaeeccl.  Dunelm.  p.  81,  1. 
Die  kymrische  Sprache  bietet  mehrere  an  diese  Namen  anklin- 
gende Worter,  so  taer^  ierydh  (vehemens,  celer)  Lhuyd  1,  170.  220, 
diriad  (severus)  149,  terig^  terawg  (ardens,  severus)  Owen.  Bei 
diesem  finden  sich  auch  ter  (clarus,  purus),  teredig  (purificatus). 

Dignus  20,  45  sasc.  9. 

Diesem  Namen  lassen  sich  zur  Seite  stellen  die  gallischen  Namen : 

Dignus  (Julius)  Inscr.  Carnunt.  Hormayr,  Wien.  Bd.  1  Heft  2 
p.  1 53,  Dignius  Secundinus  (nat.  Raetus)  Orelli  n.  4988,  Dignius 
Ursius,  Dignius  Quartus  Apronius,  Steiner  n.  461.  1105, 

Digna  Muchar,  Gesch.  St.  1,  423,  Digna  (Trebia)  de  Boissieu 
p.  164,  Digna  (Julia)  I.  c.  p.  331,  28, 

Dignilla  (Martinia)  Steiner  n.  602,  Dignantius  I.  c.  n.  1783, 
ferner : 

Dignus  a.  822.  Ried  n.  22;  a.  1011.  Marca  hisp.  n.  165 
col.  985.  Degnus  a.  861.  Cart.  de  l'abbaye  de  Beaulieu  n.  54  p.  99, 

Digna  (colona)  sasc.  9.  Cod.  trad.  Ravenn.  p.  53, 


<)     y^l.    aoeh    »Godefridas    de    Bosco    Terree    und   Guillelmus  Tereie  sec.  12.  Cart' 

S.  Peiri  Carnot.  p.  555  c.  50,  p.  637  c.  VI. 
S)  Vgl.  auch  kjrmr.  Theridauc  fscoet,  Lives  p.  226, 22,  in  der  ÜberseUung  p.  r)94,  22 

Ter^on. 


222  St.rk 

Dignoaldus  (mancip.)  a.  814.  Polypt.  Massil.  H.  67.  Cart. 
S.  Vict.  2,  647  t), 

Dignertus  c.  a.  10(10.  Cart.  Savin.  n.  t>39  =  Diffu-eri-us*)* 
wenn  nicht  =  Dig-nert^us  »), 

der  armorische  Name  Dignum  a.  871.  n.  245.  246:  a.  878. 
n.  235;  (ostiarius)  a.  849  u.  251 ;  (laicus)  a.  895.  n.  268  p'.  218«) 
im  Cart.  de  Redon. 

Aus  demselben  Worte ,  welches  diesen  Namen  zu  Grande  liegt, 
sind  im  Verbrüderungsb.  von  8t.  Peter  auch  gebildet  die  Namen 

Dignulus,  Dignolus  51,  3.  52,  49  s»c.  8, 
abgeleitet  mit  -uU  wie  Pufulus,  dann 

Dignouar  51,  12  ssbc.  ? 

In  diesen  Namen  gn  =  n  aufzufassen,  wie  in  ürsigno  Steiner 
n.  2890,  Egignus  a.  675.  Pard.  n.  379,  Flodignus  a.  840.  Perard 
p.  22,  Ciligna  ssbc.  9.  Polypt.  Rem.  62,  37,  Pigniolus  Gandemarii 
a.  916.  ßsp.  sagr.  Tom.  34,  437,  erscheint  mir  bedenklieh;  icb 
ziehe  vor  einen  durch  n  ^)  abgeleiteten  Stamm  dig  <)  anzunehmen. 

Wegen  aar  im  Auslaute  des  Namens  Dignouar  können  rer- 
glichen  werden  aus  dem  Lib.  vitae  ecci.  Dunelm.  Gungwar  ssc.  12. 
p.  49,  2,  Bodutrar  sa^c.  12 — 13.  p.  78,  3,  dann  Lupuuara  ssec.  9. 
Cod.  trad.  Ravenn.  p.  70,  ilmo/tiara  (mancip.)  a.  744.  Neug.  n.  13  ?). 


1)  Vgl.   di«   Namen  seiner  Geschwister  Joannit,  Joanna,  ChrutiduHm,  Semefrtikti  vU 

den  seiner  Mutter  Aridia,  dann   annor.  Donoaldus  fil.  Hidremarkuc  8»c.  11.  C.  ^ 

Redon.  I^clair.  p.  CCCLXVIII. 
2J   Vgl.  VUerius  Kabrelti   p.   128,  4G,  Manertaius  musicus,  Steiner  n.  1027,  Se^Urm 

a.  942.  Aviertu^  a.  1032.  Cart.  Sarin,  u.  33.  636. 
')   Vgl.  ßjtunrrtv»  (a.  7  ante   Chr.)   Orelli,  Inscr.   Helr.  u.   102,   Cohnertm,    Cwuerm 

Steiner  n.  80tt.  2913.  kymrisch  Judncrth  sec.  6.  Lib.  Landav.  154,  LouM^n^HL  lU, 

Gnaidnerth   140;    Aidnerth   Vita   S.    Cadoci   54,  Lives  88,  Gwrnerth  (Brvder  te 

Llywelyn)  Jolo  p.  107.  15U,  Lives  p.  270,  34. 
^j   Vgl.  auch  „hereditas  Digiuun^  Degnum*'  a.  852.  Cart.  de  Redon  n.  127. 
^)   Sii'he  Zeuss.  p.  734. 

•)    V|cl.  kymr.  dt  ff  (ira)  Lhuyd  1,  73  =  verg  in  VergiUu», 
"')  Vgl.    Amallia   (Minerva)  Ore  lli  a.  1961   (ViUei  in  Burgundia) ;  Maffei,  Aat  GnIL 

p.  29  (Aii^ustoduni),  dünn  Arnalo  a.  973.  Marca  bisp.  n.  115,  Arnetfredut  a.    1028. 

Lupi  2,  555  iRoafritu»,    Inscr.   Ratisbon.   Grut.  527,  2,  wenn    nicht  Bü-Mfr-ü-Mif 

armor.  Ralfred  frater  Ratuili,  Uili    filius  Hatfred  sntc.    9.  Cart.   de  Rednu.  B.  221. 

250,  AUfrit   niaohtiern   a.    852.    I.    e.  n.    20.   dann   VrsvofredUM  s«c.   11.  Ciirt.  S. 


Keltiaebe  Forsohungeo.  223 

Für  die  Deutung  dieses  war  bietet  die  kymrisehe  Sprache 
arm  (defensio,  munitio)  =  vara  (Gluck  p.  20),  dann  guar  (man- 
ßtus,  mitis)  Lhuyd  i,  8S.  92,  hier,  bei  Owen  und  Jolo  p.  251,  4 
dr  gesohrieben. 

Davon  zu  trennen  sind  die  mit  kymr.,  körn.  guarS^  armor.  hoari 
idas)  Zeuss  p.  113.  145  nota.  Lhuyd  1,  82,  guaroi  im  Gl.  Oxon., 
st  kymr.  guarae»  guarau,  guareu,  auch  guara  (ludus)  2euss 
1083  nota  38'  zusammengesetzten  Namen,  und  zwar: 

die  kymrischen  im  Liber  Landav.  ConguarS  133,  jetzt  Cynwar 
2,  GurguarS  1S5,  CatguarS  140 1)>  Elguanii  181, 

die  armorischen  Loiswaroe,  Riwaroi  a.  846.  849.  Cart  de 
den  n.  138.  2S1. 

Tomnella  97,  28  s«c.  9. 

Dieser  Name  =  Domnella  ssbc.  10.  Marini,  Papiri  dipl.  Annot. 
232**)  ist  eine  Verkleinerung,  gebildet  durch  -eil,  wie  AgnelluSf 
riameUa,  aus  dem  Worte  dubnus,  dumnus,  kymr.  dwvyn  (profun- 
s)  Mab.  2,  41 ,  jetzt  dwfrif  körn,  down  (profundus)  Pass.  66,  4, 
Dor.  doun^  irisch  domun,  jetzt  domhain,  doimhin»  Zeuss  p.  134. 
5. 

Das  Wort  domun  bedeutet  aber  im  Irischen  auch  mundus  und 
Q  liegt  der  Begriff  „gross,  weif  zu  Grunde.  In  der  Zusammen- 
zunghat  als  Anlaut  das  Wort  verstärkende  Kraft  wie  griech.  ßaJ^Og 
d  altdeutsch  irmin.  Vgl.  Zeuss  p.  17.  738.  835.  Glück  p.  72.  73. 

Das  Wort  dumnus  zeigen  die  gallischen  Namen 

Dumnorix  (Aeduus)  Caes.  B.  G.  1,  5,  Dubnorex  (auf  Münzen) 
lehalais  n.  113.  350—353, 

Dumnacus  (dux  Andium)  Cses.  B.  G.  8,  26, 

Ao|üivöxX£co^  Strabo  12,  543, 

Dubnissus  (Mannsname)  KnabI,  Mitth.  d.  bist.  V.  f.  St.  1,  60, 

Dumnissus  (fluy.)  Auson.  Mos.  8, 

Dubna  f.  Steiner  n.  2996.  3128, 


Tict.  MMtil.  D.  666,  Malnifredut  a.  997.  Lupi  2,  415  n.  t.  «.)«  ArnaUindd  a.  1025. 
BLfd.  Z  p.  157  {RenonnduM  Grep.   Tur.  M.  S.  M.    2,    39,  Dotaiaindnu  •.  869.   Cort. 
de  rabhaye  de  Beauliea  n.    131   p.    184,  Pauleainda  a.   814.  Polypt.  Maasil.  N.  12. 
Cart  S.  Viel.  2,  654)  Jobesinda  a.  879.  Maroa  hisp.  n.  39  col.  805  u.  m.  a. 
Ctttguare  =  gall.  Catu-vareus^  Gluck  p.  52. 
Die  Tenoia  im  Anlaate  eracheint  auch  io  »riUa  Tumminius"  ft«  661.  Neugart  n.  2. 


224  stark 

Dubnotalu»,  Bullet,  monum.  17,  310» 

Domnulust  Dunmulus  Sidon.  Ep.  4,  25.  9,  13,  Damnohu  Qsf» 
CeiioinRn.)  a.  j54.  Pard.  n.  137  <);  a.  589.  Greg.  Tur.  6,  9,  Dom- 
nolo  a.  766.  Odorici  3  n.  27  p.  46, 

Domnola  (Victoris,  Redonens.  ep.  filia)  ssec.  6.  Greg.  Tor. 
8,32, 

Domuoletius  (pbr.)  a.  670.  Pard.  n.  363,  Domnolinus  a.  911. 
Lupi  2,  78,  Domnnlma   (liberta)  a.   739.  Pard.  2  n.  559  p.  373« 

Domnndia  f.  c.  a.  1060.  Cart.  S.  Viet  Massil.  n.  429, 

die  altbritaunischen  Namen  Dumnonii  (britann.  Volk)  a.  160. 
C.  Jul.  Solinus,  Polyh.  c.  22, 

Aovixva  (britann.  Insel)  Ptol.  2,  2, 

Ao/JLvecvou  Y.  Bowyer,  Miseellaneous  Traets.  London,  1785.  4. 
p.  153, 

Cogidumnus  (britann.  König)  Taeit.  Agr.  14,  Cogidubmu  Mo- 
num. bist.  Brit.  1.  CXIX,  24, 

Toyodov/xvo^  (Sobn  des  Cunobelinos)  Cass.  Dio  60,  20, 

die  kymrischen  Namen  Dubn  82,  Dumn  144,  Dwfyn  102, 
Domn  400  in  den  Lives  of  the  Cambro  brit.  Saints  =  Dumnus» 

Dyfynwal  1.  c.  p.  226,  22«)  =  Dumnovahis^ 

Domnguaret  Lib.  Landav.  1 99  =  Dumnovaretus, 

Dyfnawg  (St.)  Lives  p.  270,  35  =  Dumndcus^ 

Dyfnan  Jolo  p.  111,  119  =  Dumndnus, 

Guordubn  Lives  82  =  Verdumnus» 

Conduun  Lib.  Landav.  182  =  Condumnus, 

der  armorisehe  Name  Dumnowallon  ssec.  9.  Cart.  de  Redoa 
n.  97  =  Dumnocelau?iU8, 

die  irischen  Namen  Domangart  Annal.  Tigh.  ap.  0*Conor  S» 
136.  160  (Zeussp.  134), 

Domnit  1.  c.  2,  257,  vgl.  DomniHus  Sidon.  Ep.  4,  20, 

Domnall  mac  Aeda,  The  Banquet  of  Dun  na  n-Gedh  p.  2  (Ed. 
O'Donovan.  Dublin,  1842),  Domnallus  (Sohn  und  Nachfolger  de» 
Königs  Diarmicius)  Chron.  Scot.  ad  a.  1185.  Mon.  Germ.  11,  618*), 

Domningen  (St.  ep.  a.  748)  Martyr.  Dungal.  Apr.  29  =»  Dumr 
nogenuSf 


1)  Derselbe  Donnolut  a.  566.  Pard.  n.  172  p.  129. 

2)  Vgl.  DuunwaUa  (Zeuge)  a.  741.  Kemble  1  n.  86. 

')   Vgl.  Itoinnttlduä  «.  814.  Pulypt.  Massil.  H.  1.  Cart  S.  Viel.  2,  641. 


Keltische   Forschuogen.  22S 

Maeldomhnaighf  abbot  of  Tamhiacht,  died  a.  937.  The  four 
masters  =  Maeldomndchf 

Ferdomhnäch  (St.)  a.  781.  Mart.  Dungal.  Jun.  10. 

Hier  schliesst  sich  seinem  Wortstamme  nach  aus  dem  Verbrüde- 
mngsbuche  noch  an : 

Domnichio  65,  29  ssbc.  8. 

Dieser  Name  ist  abgeleitet  mit  -ic  *)  wie  Domnica  (ancilla) 
saec.  8.  Cod.  Patav.  Mon.  boica  3,  439;  saec.  8.  Trad.  Wizzenb.  n. 
253,  Dominica  (mancip.)  a.  572.  Pard.  n.  180,  Dominicua  (co- 
lon.)  c.  a.  499.  Pard.  n.  65;  (mancip.)  a.  814.  Polypt.  Massil.  A.  1, 
Carl  S.  Vict.  2,  633,  armorisch  Dominic  a.  868.  Cart.  de  Redon 
n.  225. 

Das  einfache  Wort  dumnu»  zeigen  die  Namen  : 

Jnlia  Domna  (Gemalin  des  Kaiser  Septimius  Severus,  a.  209) 
Steiner  n.  618, 

Daminia  ssbc  9.  Polypt.  Rem.  49,  64.  52,  86  c=r  Domnia. 

der  armorische  Name  Dominus  a.  858.  Cart.  de  Redon  n.  1 26 
=  Domnius^y 

Dorbeni  71,  16  saec.  8. 

Herr  v.  Karajan  bemerkt  Fol.  XLIV  zu  diesem  Namen:  „Ohne 
Zweifel  Trumvine^  der  als  Bischof  der  Picten  ums  Jahr  673  bei 
Beda  Hist.  ecci.  4,  12  und  in  Mabillon*s  Annal.  1,  576  und  577  be- 
gegnef*.  Das  hier  Gesagte  erlaube  ich  mir,  trotz  der  Sicherheit,  mit 
der  es  auftritt,  vollständig  zu  bezweifeln,  und  zwar  schon  desshalb, 
weil  kein  Schreiber,  am  wenigsten  ein  irischer,  der  jedenfalls  die 
Hittheilung  nach  Salzburg  gelangen  liess,  den  Namen  Trumvine  in 
Darbene  umgestaltet  hätte.  Doch  noch  ein  anderer  Beweis  liegt 
gegen  diese  Anffassung  Tor,  und  er  lag  für  Herrn  v.  Karajan  sehr 
nbe.  Die  von  ihm  allzu  oberflächlich  benutztai  „Collectanea  de  rebus 
Albanicis**  enthalten  den  Namen  des  Abtes  Dorbene  nicht  weniger 
ab  fünfmal. 

Dort  findet  sich  p.  237  aus  den  Ann.  Tigh.  zum  Jahre  713: 
^Dorbeni  Cathedram  Jae  obtinuit  et  v  mensibus  peractis  in  Primatia 


1}  8iek€  Agarizto. 

<)  Vgl.  Ihmmldis  und  Dominitdü  «.  SU.  Polypt.  Mnssil.  f.  13,  G.  1.  Cnrt.  S.  Vict.  2, 
638.  639. 


226  St.rk 

■ 

T.  Kai.  Nov.  die  Sabati  obit**,  dasselbe  auch  aus  den  Ann.  lli 
zum  Jahre  712,  wo  dieser  Abt  Darbein  geschrieben  wird. 

Ausserdem  erscheint  I.  c.  aus  den  Ann.  Tigh.  zum  Jahre  716 
die  Bemerkung:  „Dorbene  Abb  «Tae^  und  p.  238  zum  Jahre  716: 
«Faelchu  mac  Dorbeni  Cathedram  Columbae  . . .  suscepif«  endlieh 
p.  221  gleichfalls  aus  den  Ann. Tigh.  zum  Jahre  627:  «Lachtnen,  the 
son  of  Abbot  Toirbene,  was  victorious**. 

„Dorbene  Foda  <)  mac  Altaine,  abb.  Ja  Colaim-Cille*'  ist  auch  im 
Mart.  Dungal.  Oct.  28  eingetragen,  und  die  Annalen  der  vier  Heister 
haben  vorzeichnet:  „Dorbaine  Foda,  Si.  abbot  of  Ja,  died  a.  713". 

Zur  Deutung  dieses  Namens  2)  kann ,  da  im  Anlaute  desselhen 
die  Media  verherrschend  ist,  an  irisch  doirb  als  Adjectiv  (morosus) 
Lhuyd  1,  94,  doirbh  (pevish,  qiiarelsome;  hard,  difScult)  Owen, 
als  Substantiv  „an  attempt**  erinnert  werden.  Die  mit  der  Tenuis  an- 
lautende Form  Toirbene  dagegen  führt  auf  irisch  tarbe  (utilitas; 
utilis)  Wb.  iV  2'  (Zeuss  p.  io.  569),  bei  Lhuyd  iarva,  iarbha, 
tairve»  tairbhe,  tarvachd,  tarbachd  (utilitas,  lucrum),  iarvaekt 
iarbhach  (utilis,  lucrosus,  munificus),  wenn  nicht  Torbene  als  Com- 
positum aufgefasst  werden  muss,  wie  etwa  Toirdhealbhach  son  o( 
Murchadh,  son  of  Brian  Borumha,  slain  a.  1013.  The  four  mavsters*), 
Tormogus  (ilispanus,   natus  Segisamone)  Orelli  n.  4719 *),   dann 

<)   Foda  d.  i.  Fada^  der  Grosse. 

*)  In  denAnnalen  der  vier  Meister  steht  bei  dem  J«bre714  «Faelchn,  sod  of  UtrftcM* 
bei  dem  Jabre  720  «Fa^lcbu,  son  of  Dorbhe**. 

')  I).  i.  Tor-delbach.  Der  zweite  Namenstheil  ist  eine  a^jeetiTlscbe  BildoB^  ▼•■  ir. 
delh,  jetzt  dealbh,  dealji,  dhealhh  (facies,  imago,  statua)  Zeuss  p.  12,  Lbaji  1,  SS. 
67.  254,  kjrmr.  deluj  jetzt  delw  (aemblance,  forma :  manner)  Owen.  Vgl.  a«ch  in 
iriseben  Frauennamen  Sodhelhh  Mart.  Dungal.  Nor.  9  p.  300  bei  8.  EMÜgfMl 
(Benen),  p.  472  durch  .Puleberia"  und  daselbst  Anm.  1  wörtlich  »good  ▼iMfcd' 
fibersetzt.  —  Bezüglich  des  ersten  Namenstheiles  tor  weiss  ich  nichts  Sicharti 
anzugeben,  wenn  aber  an  irisch  tor  =  tighearni,  ri  (Lhuyd)  gedacht  werdet 
darf,  »o  könnte  Tordelbach  „der  wie  ein  König  gesittete",  Torbene  „der  königliche 
Held"  oder  „der  Heldenkönig*  gedeutet  werden. 

^)  Vgl.  Jarmogio  Angusto  sacrum  (St.  Veit  a.  d.  Dran)  Orelli  n.  4719,  BtttemM§ki 
(rex  Spanorum)  a.  788.  Ann.  Laurinh.  Mon.  G.  1,  33,  irisch  Dodimogh^  aockoritt 
abbot,  died  a.  743,  Cathmogh  (Maeiän  son  of  Cathmoga)  a.  848.  The  fonr  ■MtUfii 
dann  Mogeliu»  .Murat.  875,  2,  Mogitmarut  Sitzungsber.  d.  kais.  Akad.  d.  W.  11, 
329,  d.  i.  MogetimaruM^  Dinomogetimarus  Mero.  des  antiq.  de  France  IS,  ITDI« 
kymrisch  Mygotwas  (St.)  Jnlo  p.  255,  68,  d.  i.  Mugetitaatua  wie  Ikt§wm99ua  %ht\am 
n.  !U8,  kymr.  Drulgua»  Lib.  Landav.  265,  d.  i.  Drutovasnu,  C0M0mms  174  d.  i. 
CoHortisitut. 


Keltisch*'    Forsch  im  gen.  237 

EMJtebetti  filia  (Novella)  a.  182.  Steiner  n.  2715,  Gmnbenua^) 
a.  866.  Cart.  de  Peglise  de  Beaulieii  n.  2  p.  13,  Salimhene  a.  1111. 
Annali  Bologn.  1  p.  226  *). 

Der  iriaehe  Name  Tarbach  (son  of  Gorman,  abbot  of  Ard-Maeba, 
died  a.  807)  The  four  masters  ist  jedenfalls  durch  irisch  iarbach, 
tarvach»  iorbach  (utilis,  munificus)  Lhuyd  1,  95.  178  zu  deuten. 

Duleissimo  (pbr.  congr.  S.  Amandi  Elnon.)  26,  26  saec? 

Im  Verbrüderungsbuche  von  St.  Peter  erscheint  auch  der  Frauen- 
naine  Ihtiei$9ima  24,  20,  welcher  der  Stelle  nach,  an  der  er  ein- 
geschrieben ist,  aus  derselben  Gegend  stammt,  der  Duleissimo  an- 
gehdrt. 

Der  Name  Dülcissima  (uxor  Arrici)  findet  sich  auch  mit  der 
Variente  Dulcisma  a.  993.  Cart.  Savin.  n.  441. 

Dieselbe  Quelle  bietet  den  Frauennamen  Dulcisina  (uxor 
Adalardi)  a.  970.  n.  266  gleichfalls  mit  der  Variante  Dulcisma  *). 

Von  dem  Vl^orte,  das  den  abgeleiteten  Namen  Duleissimo^  Dal' 
ciMsima  tu  Grunde  liegt,  sind  auch  gebildet  die  Namen : 

Dulcieius  Claudianus,  de  Boissieu  p.  476,  2,  Duleitius  (dux 
scientiae  rei  militaris  insignis)  a.  368.  Ammian.  27,  8,  10,  ferner 

Dulcis  (archiep.  Cantabr.)  a.  844.  Esp.  sagr.  Tom.  19,  334, 

Dttlcis  (comitissa  Provinciae)  a.  1094.  Cart.  S.  Vict.  Massil. 
n.  686^),  Dulcia  (comitissa  Barcenon.)  a.  1112.  Marca  hisp.  n.  847, 
Bulza  a.  1234.  Cart.  S.  Vict.  Massil.  n.  975  p.  421, 

Duleardus  (St.  natu  Bituricens.)  saec.  6.  Mab.  Ann.  ssßc.  1. 
p.  614,  8, 

Dulcierdis  f.  a.  879.  Marca  hisp.  n.  39  col.  805, 

Dulciolenus  Vita  S.  Eligii  2,  39.  DAchery,  Spicil.  2,  114  b, 

MhiieeUna  a.  1110.  Cart.  S.  Vict.  Massil.  n.  446, 


<j  Vgl.  Omrumitm  (Sot.)  Css.  B.  G.  1,  1,  M.  Folvius  GaroM  (lotcr.  hisp.)  E.  Hubner 
BeUeber.  in  d.  Monatsber.  der  Berliner  Akad.  d.  W.  Januar  1861  p.  32. 

*}  Pielet  erklirt  in  der  Rerue  arch.  1865  p.  215  den  Namen  Manduöenos  (doz)  durch 
iroXu*yafio^,  «yoXu^uvaco;,  indem  er  für  den  Auslaut  des  Namens  ir.  ben  (femina) 
herb«isiebt.  Beachienswerther  erscheint  mir  ir.  beine  (a  champion,  a  famous  hero) 
0*BricB.  —  MandubenoM  kann  vielleicht  auch  durch  kymr.  meinduv  (gracilis)  Lhujd 
1,  64  d.  i.  mandub  erklirt  werden.  Über  kymr.  d  =  a  vgl.  Zeuss  p.  97. 

*)  Vgl.  flonsimna  s«c.  9.  Polypt.  Rem.  51,76,  Florisma  »»c.  8.  Polypl.  Irm.  230,  21. 

^}  IhtUt  ist  noch  Familienname  in  Suddeutschland. 

SiUb.  d.  phil.-faist.  Ol.  LIX.  Bd.  II.  Hft.  16 


228  stark 

Dulcidius  mit  der  Variante  Dülcius  (pbr.  Tolet)  SSBC.  9.  Chron. 
Albeid.  Esp.  sagr.  Tom.  13,  460,  Dulquitus  (pbr.)a.  962.  Esp.  sagr. 
Tom.  34,  464, 

Dulcianus  a.  1035.  HLgd.  2.  n.  435  p.  478  (monacus  Flore- 
gie)  a.  1235.  Cart.  S.  Vict.  Massil.  n.  994, 

Dulcinus  saec.  12.  Cart.  S.  Petri  Carnot  p.  355  c.  135, 

Dulcotus  a.  1194.  iMiraei  Opp.  Tom.  2  p.  1194  e.  85, 

Dulcedramnus  s»c.  8.  Polypt.  Irm.  34,  112  =9  DuUedrt' 
amn-'UB  «)> 

Dulcehertu8  saec.  8.  Polypt.  Irm.  179,  4  =  Dulce^ert-us^^j 
endlieh  der  armorische  Name 

Dulcetus  (Rivalionus)  sa&c.  11.  Cart.  Majoris  Honast»  Horiee  1 
eol.  428. 

Dulgofaidciis  (villa  in  pago  Aliodrense)  a.  632.  Pard.  n.  257 
p.  16«)  zeigt  Erweichung  der  gutturalen  Tenuis,  dagegen  ist  in 

Tulca  (pbr.)  a.  1012.  Esp.  sagr.  Tom.  35,  12  die  ursprQngUche 
Media  im  Anlaute  etwa  als  lautverschoben  zu  betrachten«}. 

Aus  dem  Verbrüderungsbuche  von  St.  Peter  ist  noch  aniu- 
schliessen : 

Dulcissania  56,  44. 107,  16  saec.  9. 
Dieser  Name  ist  abgeleitet  durch  -B-anm  ähnlicher  Weise  wie: 


1)  Vgl.  Dulcidius;  doch  rieUeicht  ist  Duleedramus  s=a  Dul-eeärmmimt. 

S)  Vgl.  kjmrisch  berth  (pulcher)  Zeuss  p.  662,  körn,  herth  (fair,  luuidsoBv),  Ut" 
thauc  (rieh)  Lhujd  1,  233,  Hmior.  berth  (beaa,  iUustre)  BuUet  18«,  iriMk  iMKli* 
hearthach  (mundus,  nitidus,  elegans,  dives)  Glück  p.  175,  auch  breMdkm  (pilchfri 
Tenusius)  Lhuyd  1,  132.  171  (alihd.  berht,  goth.  bairkt^  darut)  in  Atm  \jWr 
Tischen  Namen  Gurberth  siee.  6.  Lib.  Landar.  140  =  Ver-bert-u*^  in  d«n  ara^rl- 
sehen  Namen  Uaelberty  Runbert,  Fetbert,  Besbert,  Igebert  sac.  9.  Cart  de  Bedfl 
n.  35.  76.  101.  126,  in  dem  irischen  Namen  Ftaithbertach  Ann.  Tignra.  0*CnMr 
2,  235  =  Viati-bert'Ocu*. 

*)  Diese  Villa  ist  benannt  nach  einem  Personennamen,  der  etwa  Dulgofmu^  Dutf^ 
lautete.  Vgl.  Carrofai  O(fficina)  Steiner  n.  149,  Oars-fmo-niM  terra  a.  87».  Uu» 
hisp.  n.  40  col.  806,  dann  Faa  (Gnoria)  Steiner  n.  857. 

^)  Vgl.  auch  irisirh  Tulchan,  Vuter  des  h.  Abtes  und  Bischofes  JfiiJiJi«,  Hart  DnipL 
Oct.  21  und  tulchan  (a  hillock)  Lhuyd  =  tulachan  Ton  tuiaeh  (a  hill).  Im  P«- 
sonennaroen  mag  der  Begriff  des  Hohen,  Erhabenen  liegen.  —  Zu  scheiden  bt  d« 
Name  des  westguthischen  Königs  Tulffa  ssbc.  7.  Ep.  sagr.  Tom.  5,  461,  der  deith 
goth.  tulffus  (fortis,  firmus),  altsüehs.  tuigo  (valde,  fortiter)  Grimm,  Geseh.  d.  i 
Spruche  452  zu  deuten  ist.  —  Statt  Tuiva  (mancip.)  a.  804.  Schannat  n.  187  htt 
Droiike  n.  233  Totta  gele.seii. 


Reitische  Forschungen.  221) 

AprusianuSf  Fo/Msiani/«  Orelli  n.  1747.  31 1 1  =  ^/?rM-«-i-aw- 
VolU'S'i-an'US. 

Die  Ableitung  in  Dülcissimo^  Dulcissima  ist  -s-im,  -s-m  ^)  und 
eheint  auch,  nur  ohne  Gemination  der  Spirans,  in  dem  altgal« 
theo  Personennamen 

Carpusimo  Murat  1441.  4  ==  Carpu-s^im-o^}. 

Geminirte  Spirans  zeigen  die  Namen  aus  jüngerer  Zeit,  so 

Carisnma*)  c.  a.  974.  HLgd.  2  n.  111  p.  129;  saec.  12.  Cod. 
id.  Claustroneoh.  n.  628  ^), 

Bonüsitnus  a.  897.   HLgd.  2  n.  27  >) 

Gonissimus  a.  995.  Marca  hisp.  n.  144. 

Tunochodo  71,  14  saec.  8. 

Dieser  Name  ist,  wie  H.  v.  Karajan  Fol.  XLIII  richtig 
merkt,  =  Dunchad^  Dunchadh.  Tunochodo  ist  aber  nicht  Nomi^ 
tiy,  sondern  Genitiv  und  ==  Dunchadha «). 

Dunchadh  mac  Cindfaeladh,  Abt  in  Hy,  starb  nach  den  Ann. 
;h.  (Collect,  p.  238)  a.  717,  nach  den  Ann.  Ult.  1.  c.  und  nach 
m  Martyr.  Dungal.  Mai  25  p.  139  a.  716. 


)  Siehe  Anieamo  uod  die  dort  erwähnten  mit  -a-m  iibgeleiteteo  Naroed. 

}  Tgl.  den  Volkstiamen  Carpi  saec.  3.  Lactant.  De  mortibus  persecutor.  c.  9,  welchei* 
auf  die  Eiosahl  Carpua  leitet. 

)  Vgl.  KapiU  (g»n.  Volk)  Pansan.  1,  35,  Cariaiua  Steiner  n.  1027,  Kariaia  und 
Kmiaaia  (Stae)  Cod.  Theodorici  der  Bened.- Abt.  Deatz.  Jahrbücher  d.  V.  f.  Alter- 
thfir.  im  Rheinl.  41  p.  45,  Karicua  (L.  Julias)  Orelli  n.  1374,  Careia,  Card  filia 
Gnrt.428,  0.  468  6,  Careia  Sabina,  Orelli  n.  4828,  armor.  Cario  saec.  11.  Mont 
8.  Mieh«l.  Morice  1.  col.  381 ;  sac.  12.  Archires  de  I'egiise  de  Rennes  1.  c.  408. 

^)  Vgl.  aber  aach  die  SuperlatiTe  Carvillius  Feiiciaaimtia  Orelli  n.  3972,  Silvarius 
Firwuaa(imua)  de  Boissieu  p.  68,  49. 

*)  VgL  Bonianta  (pbr.)  a.  859.  Marca  hisp.  n.  49,  Boneaua  a.  1045. 1.  c.  n.  227,  Petrus 
de  Bomailda  a.  1108.  Fantuzai  2  n.  48,  Bonia  Successi  filia,  Knabl.  Mitth.  d.  h.  V. 
f.  St.  8»  100,  Boniatua  Archir  f.  K.  östr.  Gq.  24,  277,  Boniata  Knabl.  Mitth.  d.  h. 
V.  f.  St.  0,  27,  armor.  Bonieta  (Ongnen  und  PetroniUa  ihre  Schwestern)  a.  1083. 
8.  Serge.  Morice  1  col.  458,  Bononiua  Gordus  (roedicus  castrensis)  de  Boissieu 
p.  355,  43,  SonoarMFrdhnern.  420,  Bonoaua  (domo  Hispaniensis,  origine  Britannus) 
e.  tSO.  Flar.  Vopiscus,  Bonosus  14,  Bonua  (Brito)  a.  380.  Auson.  Epigr.  109. 
Bünmeiua  a.  072.  Marca  hisp.  n.  113,  Boniio  a.  770.  Gattola  p.  12  a,  Bonitua  (ep. 
Saleiitiiiae)  a.  791.  HLgd.  1  n.  6,  Boniza  Bonanza  a.  1013.  Fantuzzi  1  n.  82 
Bonifa^  Boniba  (ep.  Caur.)  a.  638.  Conc.  Tolet.  6;  a.  684.  Conc.  Tolet.  14  (Esp. 
ngr.  Tom.  6,  346.  15, 161)  ^  Bon-iv-a  u.  v.  a. 

)    Vgl.  Conomblo  (Conomail). 

16* 


230  St.rk 

( 

Der  irische  Name  Dunchadh  ist  zusammengesetzt  aus  din  und 
chad* 

Das  irische  Adjectiv  dun  (Grmus,  fortis)  von  Zeuss  p.  29.  30, 
gefolgert  aus  dem  irischen  Substantiv  dun  (gl.  castrum»  gl.  arx) 
Sg.  57*.  60^  aus  de  n  abgeleiteten  dünattae  (gl.  castrensis}Sg.S7* 
und  aus  dunain  (claudo,  obstruo)  in  der  Zusammensetzung  frUdu' 
naim  (gl.  ntpi^oKko}  röv  fxöj^Xov,  obsero,  obserare)  Prise.  Cr.  87** «), 
zeigen  die  Namen: 

Conetodunus  (dux  Carnutum)  Caes.  B.  G.  7,  3» 

Cogidunus  (Britanniae  rex)  Tacit.  Agric.  14, 

Dunus  (Aelius)  libertus,  Knabl,   Mitth.  d.  h.  V.  f.  St  8,  IIS, 

Mars  Dtinatis  Orelli-Henzen  n.  7416  7, 

Dunimius  a.  739.  Pard.  n.  559  und 

altirisch  Mailedün  in  Cr.  17'  (Zeuss  p.  30). 

Das  zweite  Compositionsglied  cAa^^A  in  Dunchadh  ist  das  irische 
SubstantincAaM(pugna)Wb.  9\  22^23^  (Zeuss  p.82)»  galL  eaU 
und  erscheint  in  den  Namen ; 

Caturiges  C»s.  B.  G.  1,  10.  Plin.  3,  20,  24.  OrelH  n.  626. 
Catuvellauni  Itin.  Ant.,  Karov7varog  Cass.  Dio  37,  47,  Vellocatui 
Tacit.  Hist.  3,  5, 

in  dem  irischen  Namen  JUuirchatho,  Cod.  bibl.  Carlisruh  saBC*  8 
—  9  (Zeuss  p.  XXXII), 

in  dem  armorischen  Namen  Catwallon  a.  878.  Cart.  de  Redon 
n.  263,  c=  gall.  Catuvellaunus, 

in  dem  kymrischen  Namen  Catmor  Lib.  Landav.  267,  jetzt 
Cadfor  651,  =  gall.  Catumdrus. 

Eunat  65,  33  ssbc.  8. 

An  diesen  Namen,  abgeleitet  durch  -at  von  eun,  ttf it '),  schliessen 
sich  die  gallischen  Personennamen: 

Eunus  (ergastalarius  servus)  a.  354.  Ammian  14,  11,  M.  Papi- 
rius  Eunus  Orelli,  Inser.  Helv.  n.  35,  T.  Jul.  Eunus  Becker,  Areh.  f. 
Frankf.  Gesch.  N.F.  1  p.40,  Eunus  Mural  929,  5.  1556,  8;  Homms. 
Inscr.  Neap.  1630  (87).  2531.  4502,  Eunous  1.  c.  61 3S, 

Eunius  cognomento  Mummolus  (Autissiodorensis  incola  a  rege 
Guntramno  patriciatum  promeruit)  Greg.  Tur.  4,  42, 


1)  Vgl.  Glück  p.  139.  Hevue  Rrolieul.  1867  p.  3S7  noU  1- 
•)  V^l.  Zeus.  p.  41. 


Keltische  Forschungen.  231 

Eunomiola  de  Boissieu  p.  598»  88  »  Eun^om-i-^l^a^')^  fer- 
ner an 

Eonna  8»c.  8—9.  EonhiU^)  s«c.  10?  Verbröderb.  v.  St.  Peter 
43»  16.  96»  20» 

Eanoldns  ssee.  9»  Polypt.  Rem.  86»  119.  120>), 

Eimulus  a.  826.  Fattescbi  n.  47» 

Eunucus  (Fulco)  saec.  11.  Cart.  S.  Petri  Carnot.  p.  192  c.  68» 

Adeunardus  S2RC.  9.  Polypt  Rem.  13»  2  s^Ad-eunardus^). 

Die  Formen  iun,  ian  erscheinen  in  den  Namen 

Junis  Duchalais  p.  231  n.  861 ;  vgl.  Junisa  f.  saec.  8.  Polypt. 
Irm.  146,  SS.Jonis  f.  s»c.  9.  Polypt.  Rem.  47,  48» 

Junta  (Melonia)  Steiner  n.  631 ;  vgl.  Jona  (mancip.)  a.  876. 
Perard  p.  183» 

JonicuSt  Jonica  Steiner  n.  2698.  3138, 

Juntanus  Prognanus  &)  de  Boissieu  p.  808»  21 ;  Junianus  (St.) 
c.  a.  1088.  Polypt  Irro.  App.  27  p.  364»  Julia  Juniana  Steiner 
n.  2772  •). 

Juniavus  Boll.  Jul.  6  p.  884  =  Juniau '')» 

Junilla  (Sta)  a.  1124.  Kausl.  n.  281,  Junel  (colonus)  Fragm. 
polypt.  Sithiens.  Pol.  Irm.  App.  3  p.  296, 

Junandus  ssbc.  10.  Cart  Sarin,  n.  76  p.  63«). 


0  Tgl.    Fidamioltu    (aus    dem    wesU.    Gallien)    sbc.    8.  Mab.  Ann.  sbc.  1  p.  637, 

4  ssa  Fid-am'i'Ol'MM^  Maximiola   Steiner  n.   1874  «=  Max'im-i-ol'a,  Viventiolu» 

(ep.   Lagdan.   aac.   6.)   de   Boissieu   p.   581,  36  =   Viv-ent-i-ot-u»^  Cispiciotu» 

(Hbertoa)  a.  533.  Test.  Remigii.  Pard.  o.  118  p.  82  s  dtp-ic-i-ol-u*,  {Cispia 

Ifvrtiaft»  OreUi  o.  5005)  dann  Oatdiola  bei  Ciatamo. 

*)  VfL  Juniidi»  (Junisa  ihre  Mutter,  Jonan  ihr  Bruder)  sec.  8.  Polypt.  Irm.  146,  83, 
J*nü4U  (Jonam  ihr  Sohn)  I.  o.  33,  6  ^  Jun-ild-ü. 

*)  EsM^idus  ^=s  Bon-oid-UM ;  TgL  Monoidiu  (St.)  Cod.  der  Bened.-Abtei  Deutz.  Lacombl 
▲rcb.  5,  295,  Orioldu  sbc.  11  Polypt.  Irm.  49%  Briceoldus,  Fermenoldui  ssec.  9. 
Polypt.  Irm.  33,  3.  55,  117. 

^)  Ygl.  Ädmb^  dann  Bonardu»  a.  726.  Pard.  n.  535,  JoonartMie,  11.  Polypt.  Irm.  50^. 

<)  Vater  des  Q.  Carantiu». 

*)  Vgl.  /«niiii  SBC  8.  Polypt  Irm.  146,  83,  Junan  a.  990.  Docum.  et  Thist.  de  St, 
Hilaire  de  Poitieux  n.  52,  Junanus  a.  1043.  Cart.  S.  Vict.  Massil.  n.  768  p.  115. 

7)  Tgl.  die  kymritchen  Nanen  Liliau,  Ceriau,  Lihiau  Lib.  Landar.  124.  135.  185,  die 
armoritchen  Cumiau,  Ihiaut,  sbc  9.  Cart.  de  Redon  n.  106.  135  und  Zeuss  p.  150. 

^)  Vgl.  ItmmdU  (ancilla)  sbc.  9.  Polypt.  Rem.  77,  67,  Tecanda  sbc  11.  Polypt.  Irm. 
49^.  In  der  Ableilung  -and  steht  in  diesen  spiten  Formen,  wie  in  Junandu»^  die 
Media  wahrscheinlich  statt  ftlterer  Tenuss.  Vgl.  Elianta  sbc.  8.  Polypt.  Irm.  24, 2. 


232  Sl.rk 

Von  kymrischen  Namen  können  hier  angereiht  werden  Junabui, 
Jonab  Lives  p.  70.  93,  Eunin  saec.  9.  Lib.  Landav.  229, 

von  armorischen  Namen  aus  dem  Cartul.  de  Redon: 

Jana  (ablas)  sscc.  9.  n.  139,  Jona  (Zeuge)  a.  868  n.  174«), 

Junnm  sa^e.  9  n.  75  (vgl.  Jonam  [Zeuge]  a.  537.  Pard.  n.  128; 
[servus]  saec.  8.  Polypt.  Irm.  106,  122),  Junanau  a.  850  n.  250, 
Junasoi  a.  837.  n.  177,  Junworet  9i.  838.  n.  5,  Junweten  a.  857. 
n.  26,  Junhael  a.  846.  n.  55,  Junwal  saec.  9.  n.  67,  Junwalhn 
sa;c.  9.  n.  189,  Juntiern  a.  868.  n.  221,  Juntvocon  saec.  9.  n.  124, 
Junnimet  a.  868.  n.  240,  Juniprit  a.  850  n.  250;  Junargani  f. 
saec.  11.  Cart.  Landeven.  Morice  1  eo).  3.^8. 

Die  Ableitung  -at  (Zeuss  p.  758)  in  Eunai  erscheint  auch  in 
den  gallischen  Personennamen: 

Gutruatus  (dux  Carnutum)  Caes.  B.  6.  7,  3.  8,  38*), 

Cassatns  Orelli  n.  1986,  Steinern.  1873«), 

Liudatus  Grut.  1159,  2;  vgl.  kymr.  Lleuddad  Lives  p.  598,  4, 

Sedato  (deo)  Orelli  n.  2043,  4972,  Siidati  uxoris,  SedaHa, 
Bassina,  Steiner  n.  813.  638^), 

Sematus  Murat.  167,  2,  Mutatus  de  Boissieu  p.  61 1, 11  a.  y.  a. 

Failfei  71,  9  saec.  8. 

Failfei  im  Verbrüderungsbuche  ist  Genitiv*).  —  Failfeww 
der  achte  Abt  zu  Hy,  nicht  der  siebente,  wie  H.  v.  KarajanFoL 
XLIII  annimmt  >),  und  zwar  nach  dem  Martyr.  Dungal.  p.  85  von 
Jahre  677—679 '). 

Die  Annales  Tighern.  ^  schreiben  ad  a.  673.  676.  679  FaHißf 
das  Martyr.  Dungal.  Mart.  22  bezeichnet  Failbhe  als  Sohn  des  Pfopin. 


0  Vgl.  auch  Jona»  (rex  Armor.)  seec.  7 — 8.  Exe.  chron.  Brioc.  Moriee  1  eoL  iC| 
Jona  (ep.)  a.  795.  Cart.  Paris.  1  p.  241,  Jona  (maocip.)  a.  876.  Pertrd.  p.  1SS| 
Juno  a.  819.  Necr.  Fuld.  Dronke,  Trad.  et  antiq.  Fuld.  p.  167,  Jonut  (TieeeoBti) 
a.  937.  ULgd.  %  o.  64. 

2)  Die  Deutung  dieses  Namens  siehe  bei  Gluck  p.  111  Anm.  1. 

')   Casatti  Familienname  in  Oberitalien. 

«)  Vgl.  auch  Sildatiani  M(anu),  Arch.  brit.  XXVII,  152  (Fröhner  n.  1989),    Tielteicb^ 
Siidatiani  (d.  i.  Sedatiani)  zu  lesen. 

^)  Vgl.  „Navigatio  Failbei  Abbatis*'  etc.  Annal.  Ult.  a.  672.  (Collect.  1,  228). 

^)  Siehe  Adomnan. 

'^)  Nach  den  Ann.  Tigh.  ist  Failbe  im  Jahre  673  nach  Irland  gereist  und  im  J.  671  u^^ 
Hy  zurückgekehrt. 

^)  Collectanea  de  reb.  Alb.  1,  228. 


Keltische  Forschuugen.  233 

Die  Annalen  der  vier  Meister  verzeichnen  noch  drei  andere 

Männer  Namens  Failhe:  Failbhe,  anchorite,  died  a.   923,  Failbhe 

Beg,  ahbot,  died  a.  711,  Failbhe  Erdalmh  died  a.  766. 

Zur  Erklärung  dieses  Namens  dient  das  irische  Adjectiv  failbe^ 

failbhe  (vivns)  Lhuyd   1,   75  d,  i.  „lebendig,   rasch,   muthig**  «), 

dem  etwa  altgallisch  valb  entspricht. 

Die  nachstehenden  Namen  mögen  einer  weiteren  Untersuchung 

dienen. 

Valpinus  (fig.)  Smetius,  J.  Antiq.  Neomag.  p.  167  (Frohner 

n.  20S9)  =  Valbinual 

Yalbu9  (colonus)  a.  499.  Pard.  1.  n.  65  p.  39, 
Waipulo  saec.   9.  Hlud.  et  Hloth.  capit.  Mon.  G.  3,  253,  3  » 
WaUmloJ 

Walehegildis  f.  saBC.  8.  Polypt.  Irm.  145,  78  =Walbegildi8*), 
Walbaut  a.  860.  Kausl.  n.  129  =  Walb-aud?  Vgl.Zeuss  p.  753, 
Valvomerus  (Petrus)  a.  355.  Ammian.  15,  7,  4, 
Valüis  f.  saec.  8.  Polypt.  Irm.  189,  82,  Walvo  de  Menzano  a. 

1211.  Cod.  Wangian.  n.  102, 

Walveradus  a.  1252.  Mohr.  Cod.  dipl.  Rhaetiae  2  n.  13, 
Walferius.  Walfardus  a.  1210.  1213.  Cod.  Wangian.  n.  87. 

272  =.  Walf-eri'us,  Walf-ard-us. 

Feilgon  71,  18  saec.  8. 

Zu  diesem  Namen  bemerkt  H.  v.  Karajan  Fol.  XLIV:  „Wohl 
Wlganius  ep.  Cantuariensis  gest.  650.  Mab.  Ann.  1,  412.**  Dies  ist 
ganz  unrichtig,  ebenso  die  dieser  Vermuthung  zu  Grunde  liegende 
Annahme,  dass  Feilgon  nominativ  sei. 

Hier  ist  gemeint,  Faelchü,  Sohn  des  Abtes  Dorbene  und  gleich- 
falls Abt  und  Bischof  auf  Jona. 


0  Verwandt  sind  goUi.   valvjan  (xuXivdecv),  ahd.  ii^a/6i  (voinbilitas)  u.  a.,  die  bei 
Diefenbach.  Goth.  Wb.  1,  179 — 185  nachzusehen  sind. 

')  Ob  in  diesem  und  in  yielen  anderen  offenbar  undeutscben  Namen  auslautend  yild 
al«  Compositionsglied  (Tgl.  Gildas  St.  geb.  a.  490.  Chron.  Brit.  Morice  1  col  2, 
OUdaHug  [Sohn  des  Caunus]  Boll.  Jan.  2  p.  958)  oder  als  doppelte  Ableitung  =^ 
"g-ild  SU  betrachten  ist,  muss  erst  untersucht  werden.  Doppelte  Ableitung  sehe  ich 
ia  den  keltischen  Namen  Sadregitdus  sec.  9.  Polypt.  Rem.  52,  ^K^Sadre-g-ild-ua 
aeben  Sadri-l-d-is  f.  snc.  8.  Polypt.  Irm.  40,  20  (vgl.  Satrius  und  Satrica  f. 
Steiner  n.  486.  1880),  in  Petronaxildus  (notarius)  a.  742.  Fatteschi  n.  3  statt 
Petronaciidutf  abgeleitet  mit  -l-d  von  Petronax  (vgl.  „a  Petronaci,  Petronace" 
archiep.  Ravenn.  sbc.  9.  Cod.  trad.  Ravenn.  p.  29.  30)  d.  i.  Petro-n-ac-ius. 


234  stark 

nFaelchu  mac  Doirbeni  Cathedram  Columbae  Ixxiii.  aetalis 
anno,  in  IV.  Kl.  Septembris  die  Sabati  suscepit^  berichten  die 
Annales  Tighern.  ad  a.  716  (Colleetanea  p.  238).  Dieselben  Annales 
nennen  ihn  bei  der  Angabe  seines  Todes  im  Jahre  724  Abt  zu  Hy 
(Collect,  p.  240.)  Im  Martyr.  Dungal.  Apr.  30  p.  114  ist  Faolcku^) 
als  Bischof  ohne  jede  andere  Bemerkung  eingetragen. 

Die  Form  Feilgon  im  Verbrüderungsbuebe  ist  Genitiv  Ton  dem 
Nominativ  Faolchü,  Faelchü. 

Faelchu  ist  zusammengesetzt  aus  irisch  fa4^l^  fael  (wild),  im 
Genitiv  feil,  und  aus  irisch  chü,  cti  (a  dog;  griech.  xOojv,  lat  eam$9 
deutsch  „Hund*'),  im  Genitiv  con,  cun,  und  bedeutet  „wilder  Hund/ 
„Wolf*',  wird  nachO'Brien  aber  auch  zur  Bezeichnung  eines  tapferen 
Kriegers  gebraucht  <). 

Fircnoi  71,  5  ssec.  8. 

Der  Nominativ  dieses  irischen  Namens,  denn  die  dem  VerbrQ- 
derungsbuche  entnommene  Form  ist  Genitiv,  lautet  Fergna. 

Fergna  Britt  war  nach  dem  Mart.  Dungal.  Mart.  2  Bischof  und 
Abt  zu  Hy  und  ist  im  Jahre  822  gestorben  3),  er  war  aber  nicht,  wie 
Herr  v.  Karajan  angibt,  der  dritte,  sondern  der  vierte  Abt  jenes 
Klosters  auf  Jona  ^). 

Im  genannten  Martyrologium  p.  414  wird  Fergna  durch 
„Virgnous**  (der  Jungfräuliche)  übersetzt.  Der  Name  erscheint  aber 
olter:  die  Annalen  der  vier  Meister  nennen  einen  „Feargna  son  of 
Aenghus,  king  of  Ulidia,  a.  85 1*',  und  ich  vergleiche  lieber  den  gal- 
lischen Namen  Verginius  Jnsteius  Tacit.  Hist.  3,  77,  L.  Verginiui 
Riifus  (Cons.)  Grut.  8,  3,  der,  wie  Virgilius  (richtiger  Vergiliut) 
Tibull.  4,  15.  Martial.  14,  195.  Sidon.  Carm.  13^),  abgeleitet  ist  von 

^)  Faelchü  p.  115.  —  In  den  Annalen  der  vier  Meister  wird  Faelehü  bereits  im  Jakrfl 

714  alt  Abt  beieichnet  und  das  Jahr  720  als  sein  Todesjahr  angegeben.  Dm  Muijr. 

Dungal.  kennt  noch  drei  Heilige  dieses  Namens,  swei  Mai  23  und  JuU  20  ohne  jedes 

Beisatz,  dann  einen  ^Faolchü  of  Finnglas **  Sept.  24. 
*J  Mit  cAti,  kymr.,  körn.,  armor.  et  gebildet  sind  auch  der  irische  Nam»  Fimmekui  Mail* 

padraig  ton  of ,  bish.  died  a.  861.  The  four  masters,  und  der  kjmrlsche  Jforej  Lik. 

Landar.  2  IS. 
^)  Auch  die  Annalen  der  Tier  Meister  geben    an   ^feargm  Brit  St.,  abboi  of  Ja  »d 

biShop,  died  t.  622''. 
^)  Siehe  bei  Adomnan. 
^)  Vgl.  HQch    Vcryiliu9  Eupheiuus  Fabrettip.  13,   57,    IVr^iTui«  Modestu«,   VwpUMi 

MarUiius,  Orelli.n.  1281.  4644,  Yergilia  Heliodora  I.  c.  n.  4631,   VirgiUa  (liberta) 


Keltiffcbe  Forschungen.  23  b 

verg,  irisch /W*^»  jetzt  fearg  (motio,  agitatio,  ira),  daToa  fercach^ 
feargach  (iratus,  perversus),  kymrisch  gwerg  (efficax)  Gl.  Oxon. ») 

Fusculo  65,  9  ssec.  8. 

Diesem  Namen  stehen  zur  Seite  Fusculus  a.  774.  Lupi  1,  530; 
a.  8S7.  Blasius,  Ser.  prineip.  n.  99,  Fuscolus  Goldast  2,  118,  und  an 
ihn  schtiessen  sich,  die  Namen : 

Fuscus  (Marcus  Moccius)  Cons.  saec.  3.  Steiner  n.  259,  Fuscus 
(et  PoHio  Prociii  filii)  1.  c.  n.  750,  Fubco  saec.  9.  Polypt.  Rem.  60,6, 

FiMca  (Latinia)  Steiner  n.  1168,  Fuscia  Secunda  (Proculi  6lia) 
L  c.  n.  2710,  Fusca  ssbc.  9.  Polypt.  Rem.  59,  4;  a.  968.  Fantuzzi  1 

0.  185  p.  21, 

FoBcanuB  (Inscr.  Pannen.)  Hormayr,  Wien,  I,  3  p.  80, 

Fuscinus  Catullas,  KnabI,  Mitth.  d.  h.  V.  f.  St.  4,  188^  Fuscinus 
(Ifataecius}  Inscr.  Numid.,  Renier,  Archives  des  missions  scientifiques 
ete.  1851,  p.  442, 

Fuscianus  (St.)  Polypt.  Irm.  App.  5  p.  305, 

Fuskel  f.  a.  879.  Perard  p.  157,  Fushildis,  Fuschildis  a.  882. 

1.  c.  p.  57,  Fuscildis  s«c.  8.  Polypt.  Irm.  72,  16, 

Fuscardua  (praepos.)  sa^c.  9.  Perard  p.  151;  a.  1030.  Fantuzzj 
1  D.  94,  Fo8chardu8  c.  a.  1100.  Cart.  Savin.  n.  881, 

Fuscari  (servus)  saec.  8.  Chrono  moa.  Casin.  1,  10.  Mon.  G.  9, 
587,  32,  FoBcharius  a.  886.  Perard  p.  161, 
Fu8carinu8  Go\ds(st  2,  115, 

Fttseeradus,  Fuscuradus  a.  1064.  1065  Annali  Bologn.  1.  App. 
n,  64.  65,  • 

Fusearardus  (Petrus)  a.  1137.  Fautuzzi  1  n.  186  p.  79. 
Hieher  stelle  ich  auch: 

^orjoxiag  (Gesandter  des  vandalischen  Königs  Gelimer)  ssec.  6. 
Procop.  B.  vand.  1,  24*). 

Dass  allen  diesen  Namen  lat.  fuscus  zu  Grunde  liegt,  halte  ich 
Bicht  für  wahrscheinlich  und  ich  denke  daher,  dass  fusc  hier  durch- 
v^gs  statt  gallischem  tmsc  stehe. 


1.739.  P«f4.  B.    $59   p.  376,  dana    VerffoidU  f.  smc.  9,  Polypt*   Rem.  103,  41, 

iriick  Ferghilt  abbot,  a.  377.  The  four  masters. 
*i  Siebe  Zeius  p.  13.  14.  71.   935.   1078.  1125.  Gluck  p.  131.  Lhuyd,  Arcb.  brit 
)  All  der  Stellniig  diesea  Maaaes  am  Hofe  des  Tandalischen  Königes  folgt  nicbt  ooth- 

weadig,  dass  er  auch  Tandalischen  Stammes  war.   Bei  den  römischen  Kaisern,  aber 

auch  bei  deutscheo  Forsten,  waren  Gallier  nicht  selten  in  einflussreicher  Verwendung. 


236  stark 

F  statt  V  ist  in  rumiscber  und  jüngerer  Zeit  eine  oft  hervor- 
tretende Erscheinung.  Man  beachte: 

Fictorinus  Fröhner  n.  2127  statt  Vtctarinus, 

Fabirius  (libertus)  Sitzungsb.  d.  kais.  Akad.  d.  W.  12  p.  90 
n.  68  >)  statt  Vabirius;  vgl.  Vaberius  Faustus,  Orelli  n.  3951» 

Fabricius  Steiner  n.  337  statt  Vabricius;  Tgl.  Yabrilo  Steiner 
u.  3565, 

Fibirius  (St.  abb.  Trevir.)  Mart.  Rom.  Nov.  5  statt  Vibiriui 
u.  V.  a. «) 

Das  Wort  vusc  erscheint  auch  in  den  Personennamen: 

Voschistis  (ep.  Virdun.)  s'<ec.  8.  Gesta  ep.  Virdun.  Mon.  6.  6* 
43,  abgeleitet  mit  -tjf, 

Woscolt  saec.  9.  Verbr.  v.  St.  Peter  24,  6'), 

Vuschmund  (m^mei^.')  a.  820.  Ried  n.  21;  y^.  Restemundtu^)t 
Balsmundus^)  ssbc.  8.  Polypt.  Irm.  98,  159.  266,  156,  OlomunduM 
(abb.  monast.  Malasti)  a.  815.  IILgd.  1  n.  28  <),  Geunimunt 
(mancip.)  a.  861.  Kausl.  n.  136?)  Ostremundus  a.  537.  Pard.  n. 
128;  S8BC.  8.'  Polypt.  Irm.  192,  11  s). 


^)    Auch  Faber  siec.  11.  Polypt.  Irm.  49  kano  =  Vaberiu$  aufgefasst  werden. 

2)  Vgl.    Wifirhi  a.  807.  Urkdb.  t.  St.  G.  n.  197  =  Ki>trt,  armor.  Gueferiu»  tmt.  9 

—  10.  Exe.  chron.  Brioc.  Morice  1  col.  20,  dunu  Vibia  Classici  filia,  KnabU  MiUli. 
d.  h.  y.  f.  st.  4,  201,    Vibius  Catusita  Steiner  n.  3006,  Vibidiiu  Yarro,  Taeil.  Au. 

2,  48,    Vibidia  (virgo  vestalis)  I.  c.   11,  32  u.  m.  a. 
*)   Woseott  im  Drucke  ist  ein  Lesefehler.  Vgl.  die  Lesefehler  in  VerbrQdenugtImekt 

bei  Barthani, 
^)  Vgl.  Bestio  Steiner  n.  2027,  Virgilius  Bealitus  Orelli  n.  3800,  Rettutm  (Tochter  des 

Cotula  und   der   Atedia)  Mitth.  d.  h.  V.  f.  St.  3,  99,  Restibia   (d.  I.  Bestivid)  U, 

24,  Beatencius  (6,  i.  Bestentius)  115,   320,  Bestata  137,  28,  BettauriuB  2/09,  ilf 

Bettedunus  215,  9  im  Polypt.  Irminonis. 
^)  Vgl.  BaUa  (opp.  Lusit)  Plin.  4,  21,   Balttma,  BaMma  seec.  8.  Polypt.  Im.  7,7* 

237,79**",  BaUnuts  S9C,   9.  Polypt.  Rem.  43,5.58,   127,    BaUimius   (maneiF) 

a.  708.  Pard.  n.  471   p.  278,  BaUinda  sec.  8.   Polypt.  Irm.  41,  24  =  Bmli-iMi^ 

0.  m.  a.  Die  Deutung  des  Namens  BaUma,  Batsitna  durch  BaUampfUtme  (Griaa«  ^ 

Über  Frauennamen  aus  Blumen  p.  25)  zeigt  sich  durch  die  Vergleichuog  Bit  d« 

hier  vorgeführten  Namen  als  unstatthaft. 
•)   Vgl.  kymr.  Olwen  (Tochter  des  Rhodri  Mawr)  Jolo  p.  14,  U^OZ-wm,  ir.  IM^ 

(Culenui  son  ofj  a.  1044.  The  four  masters   (Gargonhu  Paulinus,  OreUi  a.  483i)* 
'')  Vgl.  Geunfridus  seec.  8.  Fragm.  pol.  Rem.  Polypt.  Irm.  p.  280,  4,  Oeonumld  utt.^ 

Liber  TÜae  ecci.  Dnnelm.  p.  20,  1. 
8)  Vgl.  Aiutrus  (ßg.)  Steiner  n.  12.  1624,  M.  Austrunius  Fabretti  p.  94,  205,  AuHrt- 

monia  seec.  9.  Polypt.  Rem.  4,  7,    Austremunus  saec.   8.  FumagalU  B.  4,  •!*«• 


Reltifche  Forschungen.  23  4 

Zur  Deutung  des  Wortes  voac,  vusc  dient  kymr.  fysg  (quiek, 
hasty,  impetuous;  impetuosity),  jrirj/«^  (beadlon,  precipitate)  Owen 
d.  i.  fusCf  vusc  *)• 

Hier  ist  auch  noch  zu  berücksichtigen  der  armorische  Mannsname 
Guoscadöc  a.  837.  Cart.  deRedon  n.  1 3  >),  abgeleitet  von  guoscdd  d.  i. 
vuscdd;  vgl.  kymr.  gwysgawd  (precipitation)  Owen. 

Die  Namen  Fuscarif  FuscarintiSf  Fuscuradua,  Fuscarardus 
sind  zu  Tergteichen  mit  ir.  fuascar  (fuga,  flight)  Lhuyd  =  voscar. 

Der  kymrische  Zuname  Gosgordvawr  *)  Lives  p.  274  ist  hier  zu 
scheiden.  Er  ist  zusammengesetzt  aus  kymr.  gosgorz»  körn,  gosgord 
(Gefolge)  Owen.  Lhuyd  1,  236  und  vawr  d.  i.  mär,  welches  Wort  im 
Kymrischen  magnuSf  grandis,  amplus  bedeutet  und  in  zusammen- 
gesetzten Wortern  meistens  der  lateinischen  Endung  -osus  ent- 
spricht^). Gosgordvawr  heisst  „der  Gefolgsreiche**,  „der  durch  sein 
Gefolg  Mächtige«*. 


Otirmtent  sbc.  9.  Cart.  de  Redon  App.  n.  75  und  etwa  yMier^  y»t  (actire,  TiTid, 

ardent)  Owen,    so   das«  AuttruSy  Austrunius  u.  s.   w.  statt    ütteruty    UsteruniuM 

stehen. 
0  Die  Fa s  c  h,  ein  rasch  fliessender  Gebirgsbach  im  Pinzgau,  Ton  dem  das  F u s  c  h  er- 

t  h  a  I  den  Namen  trigt,  ist  durch  dieses  Wort  zu  deuten.  Vgl.  TaruM  (Flussname) 

Plin.  3,  16,  20,  noch  jetzt  Taro^  d.  h.  der  schnelle,  Ton  der  Wurzel  tar,  skr. 

Uur,  ire.  woTon  taras  (relox),  irisch  tara  (agilis,  alacer),   Glück,  R^nos^  Moinos 

nnd  MogontlAcon  p.  2  Anm.  4,  dann  Ddnuvius  (Donau)   abgeleitet   von  ddnu   (ir. 

dioa,  gil.   dan   fortis,   audax,   intrepidus  Zeuss  p.  994),  also  von  seinem  starken 

Laufe  benannt.  GlGck,  die  kelt.  Namen  bei  Cisnr  p.  92. 
*)  Amor.,  kom.  -^,  k3rmr.  -aue  ist  =  gall.  de.  Zeuss  p.  90. 
*)  In  Texte  steht  EUdur  Goagord  vaur  und  CoMoruaur,  Ich  denke,  dass  Oosgordvaur 

herxBsteilen  sei.  Auch  Jolo  105,  110  schreibt  Elifer  Gosgorddfawr. 
^)  Vgl.  Glfiek«  die  kelt  Namen  bei  Cäsar  p.  60. 


Beriohtigang. 
S.  14  Z.  9  ist  -0/  st.  'ttto  zu  lesen. 


238 


Stark.     Keltitche  Forschungen. 


Verzeifhniss 

der  dem  Verbr&derungsbache  Ton  St.  Peter  in  Sulzburg  entnommenen  keltltclieii  Namen. 


Seite 

Adaba 8 

Adomnan 11 

Agarizzo,  Agrizzo 12 

Agatens 13 

AgeTus 14 

Agnellus 16 

Alatens 17 

Amandas 18 

Amandinos ••...18 

Amil 21 

Ammiloni 21 

Anciogo 22 

Antesmo 23 

Antubus 24 

Antud 25 

Aotunia      •••.•• 25 

Baithanns '.    .  26 

Barthani  d.  i.  Baithan 26 

Papo,  Papa,  Papilo 27 

Pasoasiui 28 

Pascuwialh 30 

Passira 30 

Pasan 33 

Perwinc 35 

PeUrnella 37 

Brigida 38 

Pufulus 39 

Cassio 40 


Saits 

Causit 42 

Celetetonus  d.  i.  Celedonios    •    •    .    •  44 

Rillach 45 

Kenini 4S 

KUlenus 47 

Cisso,  Cissimo     .•••.••••48 

Commenas .  49 

Konomblo  d.  i.  Conomail 50 

Chuchinad Sl 

Cuffuliis,  Cnffolo Sl 

Cundumahc S4 

Custanzo «86 

Terra 63 

Dignus ••••••63 

Dignulus,  Dignolns 64 

Dignouar    64 

TomnelTa ••65 

DoDinicbio 67 

Dorbeni ,  97 

Dulcissimo 69 

Duicissania 70 

Tunochodo  d.  i.  Dnnchadh 71 

Eunat 72 

Failfei  d.  i.  Failbhe 74 

Feilgon  d.  i.  Faelchü 75 

Fircnoi  d.  i.  Fergna   . 76 

Fusculo 77 


Bolz»,  Beitrag  zum  Studiuin  der  gMlIo-iUUschen  Dialekte.  SSO" 


Beitrag  zum  Studium  der  gallo-italisehen  Dialekte* 

Von  Dr.  J.  B.  Bolza. 

Nachdem  die  Sprachforschung  der  neuen  Zeit  den  Satz  fest- 
gestellt hat,  dass  die  Dialekte  keineswegs  als  aus  den  bezüglichen 
Schriftsprachen  durch  Corruption  hervorgegangen,  sondern  als  selb- 
ständige Umbildungen  der  früheren  Idiome  zu  betrachten  sind,  aus 
welchen  jene  Sprachen  entstanden»  gewann  ihr  Studium  eine  Wich- 
tigkeit, welche  den  vorliegenden  Versuch  rechtfertigen  dürfte.  Und 
farwahr  verdienten  die  Dialekte,  welche  in  der  Lombard ie  gesprochen 
und  unter  der  Benennung  gallo-iialici  einbegriiTen  werden,  eine  aus- 
fOhrliche  Besprechung,  die  ihnen  durch  Bioiidelli*s  Schrift  Dei  dia- 
lehi  gallo-italici  zu  Theil  wurde.  Da  jedoch  letztere  die  genannten 
Dialekte  nur  im  allgemeinen  behandelt,  ohne  auf  ihren  inneren  Bau 
einzugehen,  sei  es  mir  erlaubt,  lediglich  über  die  Formen  der  Zeit- 
worter manches  hervorzuheben;  zu  welchem  Behufe  ich  mich  darauf 
beschränken  werde,  die  Paradigmen  der  zwei  Hilfszeitwörter  anzu- 
führen.   Als  Typus  wählte  ich  den  mir  geläuGgen   Comer-Dialekt, 

welcher  sich  von  den  übrigen  in  der  Aussprache,  sonst  aber  wenig 

unterscheidet 

Für  diejenigen,  welche  die  von  mir  herausgegebenen  Canzoni 
popolari  comasche  9  nicht  kennen,  muss  ich  hier  vorläufig  wieder- 
l>olen,  was  ich  daselbst  in  Bezug  auf  die  von  mir  angenommene 
Schreibart  bemerkte. 


)  Caasooi  popolari  coBoasche,  raccolte,  e  pubblicate  coUe  melodie,  dal  Dott.  G.  B^ 
Bolaa.  VieDoa.  In  cominisaiooe  presso  il  figlio  di  Carlo  Gerold.  1867.  —  Tirate 
a  parte  dai  Rendiconti  delle  toraate  delP  I.  R.  Accademia  delle  scienze,  dasse 
•torioo-filoaofica.  Vol.  Llli.  pag.  6S7. 


240 


B  o  1  i  t 


1.  Der  accenio  grave  (^)  zeigt,  über  einem  Endselbsttaut»  so 
wie  in  der  Schriftsprache,  dass  letzterer  scharf  ausgesprochen  werden 
soll.  Anfangs,  oder  in  der  Mitte  eines  Wortes  bezeichnet  er  blos 
die  Tonlage. 

2.  Die  mit  dem  accento  circonflesso  (^)  versehenen  Endselbst- 
laute werden  mit  einer  Dehnung  ausgesprochen,  welche  einer  Yer» 
doppelung  derselben  gleichkommt.  Das  ^  und  das  d  stellen  ausser- 
dem den  geschlossenen  Laut  dieser  Selbstlaute  vor. 

3.  ünnA  o  entsprechen  dem  u  und  eu  oder  oeu  im  Französischen. 

4.  g  lautet  vor  e  und  i  wie  im  Franzosischen  j. 

5.  Endlich  haben  c  und  g  am  Ausgange  eines  Wortes  den 
weichen  Laut. 


Ve$Bt  essere. 


Indeflnito. 


Avk  (aveght  veghjt  avere. 


Stä,  siato. 


Participio  passato. 


Avu  (abiUt  bin),  avuio* 


lüdicativo. 

Presente. 


Sin  (»6nt),  »Otto,  ee. 

H6  (gh6)y  ho,  ee. 

Titi 

rU  (te  gKhS) 

Li 

Vha  (ä  g'ha) 

SSm 

ilm  (gKSm) 

Si 

Avi  (hU  g'avi,  gh'hij 

in 

Han  Cghan), 
{■perfetto. 

1 

SSva,  era,  er. 

iÖra  (gh'Sva),  aveva»  ee. 

j 

TS  sSvit 

T'SvSt  (tS  gh'evet) 

1 

Viroa 

VSva  (41  gVeva) 

1 

SSvSm 

J^vSm  Cgh*SvSm) 

1 

Sivif 

AvSf  (gh'SvSf) 

■ 

Evin 

ßvin  (gh'SvSn). 

'■ 

Beitrag  xan  StudiBin  der  gallo-italitchen  Dialekte. 


241 


Jdn  std,  Bono  staio,  ec. 
rt  sS  iid,  ec. 


Passat«  prossiHO. 


Bö  C9*hO  ^v^»  Aö  avuto,  ec. 
T'hS  (tS  gKh4)  avu,  ec. 


Vataro. 


^ardt  sarit  ec. 
TS  mt 
tlsarä 
iarSm 


iari 
iarän 


Aoard  fy^avaröj,  avrd,  ec 
T'avarS  (tS  gavari) 
Uavarä  (Sl  g'avard) 
AvarSm  (g*avarim) 
Avart  (g'avari) 
Avarän  (^avarän). 


?fta,  9Ü  ec 
Ihe  sian 


Imperativo. 


AbiOf  abbi,  ec 
Che  Vabia 
AbiS 
Che  abien. 


CoDgiuntivo. 

Preseiite. 


?  mi  siüf  ch^io  Wa,  ec. 

ii  Biet 

'Isia 

$lem 

nlef 

len 


€8$,  se  fossi,  ec. 

üdesset 

ieas 

%8em 


Chemiäbiafche  mig*abia)f  ch'io 

abbia,  ec 
Che  tS  äbiet  (che  ii  g'abiet) 
Che  Väbia  (cKil  g'abiaj 
Che  äbiem  (che  g^äbiemj 
Che  äbief  (che  g'abief) 
Che  abien  (che  g  abien). 


laperfetto. 


5^  ave9%  (seg*ave8$)y  8e  avessi,  ec. 
S^  favesBct  (se  te  g'avcBBet) 
Se  CaveBB  (b'cI  g^avcBB) 
Se  avcBBem  (bS  g'ave88em) 


242 


B  o  1  X  • 


Si  fädessef 
S^  füdessen 


SS  avessef  (se  g*ave8$ef) 
SS  aveasen  ($€  g'aveMen). 


C«idiii«iaU. 


SarSf,  sareif  ec. 
TS  sareaset 
£l  sarSf 
Saressem 
Saressef 
Saressen 


Avaref  ^<7'tf rar^/^  avrei,  ec. 
TS  avaresset  (tS  g*avare$9ei) 
L  avaref  (Sl  g' avaref) 
Avaressem  (g'avaressem) 
Avaressef  (g'avaressef) 
Avaressen  (g'avar essen). 


L  Vess. 

1.  Schon  bei  dem  Indefin.  weicht  der  Dialekt  von  der  Schrift- 
sprache, abgesehen  von  der  Abkürzung,  darin  ab,  dass  das  aolao- 
tende  e  ein  v  annimmt.  Die  Versetzung  dieses  Hauchlautes  findet 
auch  in  vün  und  vünat  uno  und  una;  vott  und  voianta,  oito  und 
ottania;  volzä,  alzare;  voltra,  oHre  u.  a.  statt. 

2.  Vergleicht  man  die  Formen  des  Praes.  des  Indicat.  des 
Dialektes  mit  den  entsprechenden  der  Schriftsprache,  so  ergibt  sich, 
dass  die  fünf  ersten  ziemlich  übereinkommen,  wobei  höchstens  Fol- 
gendes zu  erinnern  wäre. 

Sön  dürfte  nicht  aus  sotw^  sondern  unmittelbar  aus  sum  herroi^ 
gegangen  sein.  Das  hinzugefügte  t  (s6nt)  scheint  nicht  euphonisek 
einzutreten,  wenn  das  darauf  folgende  Wort  mit  einem  Selbstlaute 
anfangt  (wie  in  cont  für  con)  ^  •  ^^  ^^^^  ^^  häufig  am  Ende  eiiMi 
Satzes  findet  <).  Ob  dieses  i  nicht  daraus  entstand,  dass,  wenn  mn 
das  n  im  Auslaute  stark  ausspricht,  die  Zunge,  welche  sich  sodani 
gegen  die  Zähne  legt,  leicht  .den  /-Laut  bildet?  Auch  im  Walacki- 
schen  heisst  es  ieu  s^nt. 

Se*  für  sei  und  sem  (abgekürzt  von  semo)  für  siamo  werdet 
noch  heut  zu  Tage  in  der  Poesie  gebraucht.  Semo,  organisch  aof 
(e)'SemOf  möglicher  Weise  durch  Einfluss  von  avemo  (aus  heki' 


')  Ovri,  ch'il  »taga  requi  eSnt  i  man.  Porta.  /  detgrazi  de  Giovannln  Bongi. 
2)   Chi  iontf  retpondi  franco.  Id. 


Beitrag  sum  Studium  der  gullu-itMÜschen  Ditlekte.  243 

fmf«)  gebildet»  ist  eigentlich  die  richtige,  ursprünglich  allein  übliche 
Form,  und  nur  in  späteren  Zeiten  wurde  siamo,  ebenfalls  vielleicht 
durch  Einfiuss  Ton  abbiamo  (aus  haheamus),  in  die  Sprache  einge- 
führt, während  der  Dialekt  sSm  behielt. 

Bemerkenswerther  als  die  besprochenen  Formen  ist  in.  So  wie 
bei  avere  aus  ha  in  dem  Plur.  hanno  entstand ,  bildete  sich  aus  i 
selbständig  enno^  abgekürzt  en  9>  dessen  geschlossenes  e  sich  im 
Dialekte  in  t  yerwandelte.  Somit  ist  dieses  in  legitimer  als  das 
italienische  sono^  welches  mechanisch  aus  dem  lat.  sunt  hervorging, 
and  überdies  mit  der  Form  der  ersten  Person  gleichlautend  ist. 
Auch  ergibt  sich  aus  dem  Gesagten,  dass  die  bei  Herausgabe  der 
Werke  Portals,  6rossi*s  und  Anderer  allgemein  angenommene 
Schreibart  hin  (welche  gleichsam  auf  hanno  hinweist),  unzweck- 
mässig ist,  während  die  Bezeichnung  des  i  mit  dem  accento  circon-' 
flrsso  dem  Bedürfnisse,  die  in  Rede  stehende  Form  von  der  Praep.  in 
zu  unterscheiden,  vollkommen  entspricht.  * 

Noch  ist  hier  etwas  zu  bemerken,  was  aber  nicht  dem  Zeitworte 
res«  und  dem  Praes.  eigen  ist,  sondern  für  alle  Verba  und  Tempora 
giltt  dass  nämlich  bei  der  2.  und  3.  Pers.  des  Sing,  das  Pronomen 
nicht  ausgelassen  werden  darf.  Enthält  der  Satz  eine  Frage,  in 
welchem  Falle  das  Pron.  dem  Zeitworte  nachgesetzt  wird,  so  wird 
es  mit  demselben  zusammengezogen  <). 

Die  Formen  des  Imperf.,  welche  sich  von  jenen  der  Schrift- 
sprache wesentlich  unterscheiden,  sind  in  einer  Hinsicht  nicht  leicht 
zu  erklären.  Das  Sanskrit  as-am  erscheint  im  Latein,  durch  die 
regelmässige  Umgestaltung  des  s  des  Stammes  fas)  in  r,  als  er-am, 
im  Italienischen,  durch  die  gewöhnliche  Wegwerfung  des  Endselbst- 
lautes, als  era.  Die  Umwandlung  des  r  in  r  im  Dialekte  wäre  nichts 
Ungewöhnliches ;  allein  diese  Verwechslung  kann  man  bei  sSva  und 
den  ähnlichen  Formen  nicht  annehmen,  weil  bei  denselben  (wie  in 
sdit,  sardf  sia  und  sarSf)  das  s  des  Stammes  den  ersten  Platz  ein- 
nimmt. Wahrscheinlich  ist  die  Vermuthung,  dass  sSva,  durch  Beein- 
flossong  des  analogen  Sva  (statt  avevd),  regelmässig  aus  {ej-seva 
hervorgegangen  und  in  der  3.  Pers.  beider  Zahlen  das  Stamm-,»  ab- 


1)  Dante.  Pur.  XXVHI.  v.  64.  Purg.  XVI.  v.  121. 

2)  Chi  »et?  Chi  seif  Dov   elf  Dave  e  eglif 

SiUb.  d.  phil.-bist.  Gl.  LIX    Bd.  II.  Hfl.  17 


banden  gekommen  sei.  Jedenfalls  ist  zu  bedauern,  dass  in  der  3.  Po«- 
beider  Zablcn  die  Formen  von  vesft  und  avh  gleich  lauten. 

Keine  Schwierigkeit  bietet  dagegen  die  Erklärung  einer  Er- 
scheinung dar,  welche  wir  schon  bei  s^m  hätten  berGhren  sollen« 
was  wir  aber  aus  dem  Grunde  nicht  gethan  haben,  weil  in  jener 
Form  der  Dialekt  der  Schriftsprache  folgt,  nämlich  der  Suffixe«  Das  m 
als  Pron.  der   1.  Pers.  des  Plur.  hat  sowohl  das  Griechische  (Vf- 

nfen^  als  das  Lateinische  (Y^^7'^~^^'^^^>^  "^'^  dem  Sanskrit^Tio/t-niaf^ 
gemein.  Hier  aber  finden  wir  als  Suffixe  die  dem  Dialekte  gemein- 
schaftlich mit  der  Schriftsprache  eigenen  Pronomina,  da  im  t  (wel- 
ches an  die  Stelle  des  s  [sanskr.  ds-i-s^  lat.  «r-a-«]  getreten  ist) 
von  aSvSt  das  Pron.  der  2.  Pers.  des  Sing.  O-nJ  nicht  zu  verkennen 
ist,  und  das  f  Ton  sMf  als  eine  Verstärkung  des  Pron.  der  2.  Per^ 
des  Plur.  (v-oi)  angesehen  werden  durfte. 

4.  Die  gallo-italischen  Dialekte  haben  das  mit  dem  Wiener 
gemein,  dass  sie  die  Formen  des  Pass.  rimoto  (fax,  ec.)  nicht  ge- 
brauchen. Nur  in  älteren  Liedern  kamen  dieselben  hie  und  da  Yor  <). 

5.  Im  Fut  weicht  der  Dialekt  von  der  Schriftsprache  darin 
ab,  dass 

a)  das  d  von  aarö  (aus   (eja-er-ho  gebildet)  folgerecht  zum  i 
wurde,  weil  der  Erstere  ho  statt  ho  hat; 

b)  das  ai  von  sarai  ein  S  (ai=S)  gab;  endlich 

c)  dass  das  geschlossene  e  von  sarete   vom    lautrerwandten  t 
verdrängt  wurde. 

6.  Der  Imper.  und  das  Präs.  des  Conjunct  geben  keinen  An- 
lasszu  irgend  einer  Bemerkung,  wohl  aber  das  Imperf.  Conj.  Weit  ent- 
fernt, das  I  vom  lat.  fuissem,  wie  die  Schriftsprache  fallen  zu  lassei 
{fossij,  wodurch  die  Betonung  auf  das  vorangehende  o,  welches 
an  die  Stelle  des  u  trat,  versetzt  wird,  hält  der  Dialekt  die  Tonlage 
auf  das  i,  beziehungsweise  auf  das  e  fest,  und  schiebt,  um  das  Zo- 
sammentücfien  des  ü  mit  dem  ^  zu  vermeiden,  ein  d  ein« 

Bei  dem  Condiz.  konnte  beim  ersten  Anblicke  befremden,  dsn 
das  SufGx  /*,  welches,  wie  bereits  oben  angedeutet  wurde,  bei  der 
2.  Pers.  des  Plur.  dem  betrelTenden  Pron.  entspricht,  hier  auch  bei 
der  1.  und  3.  Pers.  des  Sing,  erscheint.  Das  verschiedene  Wcse« 


*)    Quand  ch'ei  fu  alia  matthta    Tanz.  pop.  com.  II  fnl.io  pellcgrino. 


Beitrag  tarn  Studium  der  gaUu-itAlUchea  Dialekte.  245 

dieses  f  in  den  beiden  Fallen  erhellt  aus  der  Zusammensetzung  die- 
ses Tempus  im  Italienischen.  So  wie  das  Fut.  %arb  mit  Hilfe  des 
Zeitwortes  aeere  gebildet  wurde,  so  entstand  bekannter  Weise  %aTe% 
(was  doch  nur  ein  bedingtes  Fut.  ist)  aus  (eys-er-eu  indem  das  lat. 
habui  zuerst  zu  ebbi^  dann  zu  ei  zusammenschmolz.  Allein  im  Dialekte 
ist  noch  die  Spur  von  ebbt  zu  finden,  wenn  man  annimmt,  dass  das  f 
Yon  sarrf  dhs  b  von  ebbt  vertritt;  was  zur  Folgerung  fuhren  wurde, 
dass  die  in  Rede  stehende  Form  des  Dialektes  älter  sei  als  die  ent- 
sprechende in  der  Schriftsprache. 


n.  Avd  (avegh,  vegh). 

1.  Bei  dem  Indef.  dieses  Zeitwortes  lallt  bei  der  zweiten  Form 
die  Partikel  ghe  (abgekürzt  gh  oder  g')  auf,  welche  das  ZeilP^ort  in 
allen  Tempora  und  Personen  pro-  oder  enclitisch  begleitet.  Dasselbe 
ist  zweifelsohne  aus  der  Adverbial-Partikel  et  entstanden,  welche 
orsprfinglich  hier  bedeutete  i),  später  aber  zum  Füll  werte  wurde  *), 
und  wird  dem  Zeitworte  avere  jedesmal  vor-  oder  nachgesetzt,  wenn 
es  nicht  als  Hilfszeitwort  in  Begleitung  eines  Partie,  pass.  >),  sondern 
als  selbständiges,  das  Innehaben  bedeutendes  Zeitwort^)  erscheint. 
Hit  diesem  ghe  ist  übrigens  .das  gleichlautende  Pron.  nicht  zu  ver- 
wechseln, welches  so  viel  als  a  lui»  a  lei  oder  a  loro  heisst  &). 

2.  Wie  bei  aarai  ist  im  Praes.  das  ai  von  hai  zu  S  geworden. 
Avemo  schrumpfte  zu  Smo,  abgekürzt  Sm,  zusammen.  Und  wie  sarete 
durch  Wegwerfung  der  letzten  Silbe  und  die  Verwandlung  des  e  in 
I,  tari  gab,  bildete  sich  aus  avete,  avi. 

3.  Die  Dialekte  haben  eine  entschiedene  Neigung  zur  Abkürzung 
der  Wörter,  und  aveva  kürzte  sich  dermassen  ab  (eva)^  dass  man 
TersQcht  werden  könnte  zu  glauben,  der  Stamm  (avj  sei  ganz  ver- 
loren gegangen.  Das  Verfahren  war  jedoch  muthmasslich  so,  dass 
zaent  das  a  (veva),  dann  nach  und  nach  das  anlautende  v  ausblieb. 


0  Cü  €  trittian»?  Ist  Jemand  (hier)  zu  Hauset 

')  dkmü  9UO  gusto  a  far  del  male.  Es  freut  ihn  Übles  anzurichten. 

)  l^fi  H  me  dovSr,  Ho  fatto  il  mio  dovere.  Uet  disndf  Haipranzatof 
^)  Sl  g'hu  raton.  Ua  ragione,   Te  gh"  he  fort.  Hai  törto. 

)  Ghe  dir6  la  veritd.  Gli,  o  le,  o  a  loro  dirb  la  verita. 


246 


B  0  1  s  a,  Beitrag  xom  Studium  der  gallo-italiiefaen  Dialekt«. 


4.  Über  die  nachfolgende  Tempora  durfte  kaum  etwas  zu  erin» 
nern  sein,  da  hinsichtlich  der  SufBxe  das»  was  bei  dem  Zeitworte  ffe$$ 
bemerkt  wurde,  auch  für  avi  gilt,  es  wäre  nur  zu  erwähnen»  dass 
im  Fut  und  in  dem  mit  ihm  verwandten  Condiz.  der  mittlere  Selbst- 
laut von  av-er-ho  und  av^er-eU  welcher  in  der  Schriftsprache  rer* 
schwindet  (7ir-r-d,  äv-r-ei)^  im  Dialekte  als  a  (av^ar^S^  ä^ 
ar^if)  beibehalten  wird. 


Pfi 


smaier,  GMchichtl.  aber  einige  Seelenzustaude  u.  Leidenschaften.     247 

* 


GesehichUiehes   Ober  einige  SeelenzustSnde  und 

Leidenschaften. 

Von  dem  w.  M.  Dr.  Aug.  Pfizmaier. 

Die  abnormen  Seelenzustände  und  Leidenschaften  der  Bewohner 
linas  zeigen  in  ihrem  Ursächlichen  und  in  ihrem  Wesen,  besonders 
er  in  Bezug  auf  die  Umstände ,  unter  welchen  sie  zu  Tage  treten, 
Einches,das  mit  den  gewöhnlich  über  dieselben  verbreiteten  Ansichten 
i  Widerspruche  steht.  So  kommt  es  beispielsweise  vor,  dass  der 
chste,  mit  röcksichtsloser  Selbstaufopferung  verbundene  Muth  in 
iner  äussern  Erscheinung  Furcht  ist.  So  haben  namentlich  Zorn 
d  Beschämung  oft  ganz  andere  Ursachen  und  Folgen  als  nach  den 
i  uns  gemachten  Erfahrungen  erwartet  werden  sollte.  Übrigens 
tXei  auch  das,  was  in  dem  Erzählten  mit  unseren  BegriiTen  über- 
istinunt,  noch  des  Lehrreichen  genug. 

In  der  vorliegenden  Abhandlung  wird  eine  Anzahl  geschicht- 
her  Ereignisse  und  gewisser  in  alten  Schriftstellern  enthaltenen 
ifzeichnungen,  welche  zur  Darlegung  des  Gesagten  dienen,  vor- 
sf&hrt  und  theilweise  erläutert.  Die  einzelnen  Seelenzustände  und 
eidenschaften,  deren  Absonderlichkeiten  hier  zur  Kenntniss  gebracht 
erden,  sind:  Vergesslichkeit  und  Irrthum^  Irrsinn  und  Blödsinn, 
'ommheit,  Feigheit,  Furcht,  Zorn,  Groll  und  Unzufriedenheit ,  Be- 
ehlmung,  Hochmuth,  Verschwendung. 


248  P  f  i  z  m  a  i  e  r 


Vergesslichkeit  und  Irrthum. 

Kaiser  Yuen  war  als  der  zur  Nachfolge  bestimmte  Sohn  sehr 
vergesslich  und  hatte  keine  Freude.  Eine  höchste  VerkQndang 
hiess  Wang-pao  und  Andere  sich  in  den  Palast  des  Nachfolgers 
begeben  und  dem  Nachfolger  Freude  bereiten  und  ihm  aufvrarteD« 
Dieselben  lasen  am  Morgen  und  am  Abend  mit  lauter  Stimme  unge- 
wöhnliche Schriften  und  das,  was  sie  selbst  yerfasst  hatten.  Nachdem 
die  Heilung  der  Krankheit  bewerkstelligt  worden,  kehrten  sie  heiflL 
Der  Nachfolger  hatte  Freude  an  den  von  Pao  verfassten  Lobprei- 
sungen von  Kan-tsiuen  und  Tung-siao.^  Er  befahl  den  vomehmeB 
Geliebten  der  Rückseite  des  Palastes  und  den  Leuten  seiner  Umge- 
bung, sie  herzusagen  <). 


Als  Pa,  Lehensfürst  von  Hia,  hörte,  dass  Tsao-schuang  hinge- 
richtet worden  und  dass  Yuen,  Lehensfiirst  von  Hia,  der  den  Westen 
erobernde  Heerführer,  ebenfalls  vorgeladen  worden,  hielt  er  daßr, 
dass   das  Unheil   sich   umwenden  und  ihn   erreichen  werde.   Sein 
Gemüth  war  bereits  von  Furcht  ergriffen.  Zudem  stand  Pa  mit  K8- 
hoai,  dem  stechenden  Vermerker  von  Yung-tscheu,  in  keinem  gotea 
Einvernehmen,  und  Hoai  wurde  jetzt  an  der  Stelle  Yuen's  der  den 
Westen  erobernde  Heerführer.  Pa  empfand  noch  mehr  Unruhe,  tud 
er  floh  daher  ohne  Verzug  nach  Scho.  Auf  dem  Zuge  nach  Tin-piqg 
verirrte  er  sich  auf  dem  Wege  und  gerieth  in  ein  elendes  Thal»  wo 
seine  Mundvorräthe  zu  Ende  gingen.  Er  tödtete  die  Pferde  und  ging 
zu  Fusse.  Nachdem  er  den  Fuss  gebrochen,   blieb  er  unter  einoi 
Felsen  liegen  und  hiess  seine  Leute  den  Weg  suchen.  Er  wusste  noek 
nicht,  wohin  er  sich  begeben  solle,  als  man  dies  in  Scho  erfuhr.  Hn 
schickte  daselbst  Leute  aus  und  liess  Pa  abholen  <). 


Als  der  Fürst  von  Hai-si  zur  Nachfolge  gelangte,  vergass  er» 
den  Leopardenschweif  aufzustellen.  Der  Lcopardenschweif,  auf  ent- 
sprechende Weise  getragen,  ist  dasjenige,  wodurch  der  Gebieter  oimI 


0  Aas  dem  Buche  der  Han. 

2)   Aus  den  Denkwürdigkeiten  von  Wei. 


Ge«chichtUche«  über  einig>e  Seelenzu»täude  uad  Leidenscbuften.  Ü49 

die  grossen  Menschen  sich  nach  Art  der  Leoparden  verändern,  und 
der  Fürst  von  Hai-si  konnte  ihn  nicht  füglich  vergessen.  Es  ist  als  ob 
der  Himmel  sagte:  Hai-si  ist  thöricht  und  kann  nicht  den  Landes- 
göttem  vorstehen.  Desswegen  vergass  er  seinen  Leopardenschweif. 
Es  wird  dadurch  gezeigt,  dass  er  nicht  föhig  ist  ein  gutes  Ende  zu 
nehmen  <). 

Auf  dem  Berge  Tschao-yao  wächst  ein  Baum.  Derselbe  ist  von 
Gestalt  gleich  der  Papierstaude,  ist  aber  schwarz  gezeichnet.  Seine 
Blüthen  besitzen  vierfaches  Licht  Er  heisst  mit  Namen  Mi-ko  (die 
Pftpierstaude  der  Verirrung).  Wer  die  BlGthen  an  dem  Gürtel  trägt» 
verinrt  sich  nicht  <). 


Auf  dem  Berge  Li-ni  gibt  es  viele  Steineichen.  Dieser  Baum 
besitzt  viereckige  Stengel,  runde  Blätter,  gelbe  Blüthen  und  ist 
haarig.  Seine  Früchte  gleichen  denjenigen  des  Crotonbaumes.  Wenn 
man  sie  als  Arznei  gebraucht,  ist  man  nicht  vergesslich  *). 


Auf  den  hohen  Bergen  im  Südwesten  von  Scho  lebt  ein  Thier, 
dass  mit  dem  Affen  Ähnlichkeit  hat.  Dasselbe  ist  sieben  Schuh  hoch 
and  im  Stande,  sich  wie  ein  Mensch  zu  gebärden.  Es  ist  geschickt  im 
Laafen  und  heisst  mit  Namen :  Kia.  Es  heisst  auch  Ma-hoa  (die  Ver- 
wandlung des  Pferdes).  Einige  nennen  es  Kiü.  Es  wartet,  bis  unter 
den  des  Weges  ziehenden  Menschen  Jemand  zurückbleibt.  Diesen 
raubt  es  ohne  weiteres  und  entfernt  sich  mit  ihm ,  so  dass  die  Men- 
schen nichts  von  ihm  erfahren.  Dieses  Thier  kann  Knaben  und  Mäd- 
chen nach  dem  Gerüche  unterscheiden.  Desswegen  nimmt  es  die 
Madchen  weg,  ohne  dass  die  Knaben  etwas  davon  wissen.  Nachdem 
es  sie  weggenommen,  entfernt  es  sich  mit  ihnen  und  bewohnt  mit 
ihnen  ein  gemeinschaftliches  Haus.  Diejenigen,  welche  kinderlos 
bleiben,  können  in  ihrem  ganzen  Leben  nicht  mehr  heimkehren. 
Nach  zehn  Jahren  ist  ihre  Gestalt  durchaus  jenem  Thiere  ähnlich. 


')  Ans  der  Besprechung  der  Bestätigung   der  glfieklichen  Vorbedeutungen  der  Er- 
hebung von  Tsin. 
^)  Aus  dem  Buche  der  Berge  und  Meere. 
')  Aus  dem  Buche  der  Berge  und  Meere. 


2b0  P  f  i  X  m  »  i  e  r 

Auch  ihr  Geist  ist  von  Irrthum  befangen,  und  sie  denken  nicht  mehr 
an  die  Heimkehr.  Diejenigen,  welche  ein  Kind  gebären,  nehmeo  et 
ohne  weiteres  in  die  Arme  und  kehren  mit  ihm  in  ihr  Haus  lurfleL 
Die  von  ihnen  gebornen  Kinder  sind  gleich  den  Henseheo.  Wfloa 
eines  dieser  Kinder  nicht  aufgezogen  werden  sollte»  so  stirbt  die 
Mutter  unversehens  <). 


Auf  dem  Berge  Lu  wächst  ein  Bergpfirsich.  Derselbe  ist  tod  der 
Grösse  der  Arecanuss  und  hat  mit  dieser  auch  in  der  Gestalt  Ähnlich- 
keit. Er  ist  von  Farbe  schwarz  und  von  Geschmack  süss  und  saner. 
Die  Menschen  besteigen  zu  Zeiten  den  Berg  und  pflöcken  diese  ^^ucl^^ 
oder  lesen  sie  auf.  Es  ist  ihnen  bloss  möglich,  sich  oben  an  ihr  satt 
zu  essen,  es  ist  ihnen  nicht  moglieh,  mit  ihr  herabzusteigen.  Sie  Ter- 
irren  sich  ohne  weiteres  und  können  nicht  zurückkehren  •). 


In  Nan-ye,  Provinz  Nan-khang,  liegt  der  Berg  Tung-wung.  Dr« 
Menschen  des  Volkes  bestiegen  den  Berg.  Auf  dem  Gipfel  befand  sieh 
ein  See,  der  klar  und  tief  war.  Ferner  befaifd  sich  daselbst  ein  WaM 
von  Obstbäumen,  der  ungefähr  vier  Weglängen  im  Umfange  hatte. 
Sämmtliche  Obstbäume  waren  zu  Ende  gepflanzt,  und  es  befanden 
sich  zwischen  ihnen  keine  vermischten  Bäume.  Ihre  Reihen  waren 
regelmässig,  als  ob  sie  von  Menschenhand  gepflanzt  worden  wiren. 
Die  Pomeranzen  waren  eben  reif.  Die  drei  Menschen  assen  sieh 
gemeinschaftlich  an  ihnen  satt  und  nahmen  endlich  drei  StQcke  in  des 
Busen,  die  sie  den  fremden  Menschen  zeigen  wollten.  Indem  de 
herumzogen,  verirrten  sie  sich  und  konnten  den  Weg  nicht  finden. 
Da  hörten  sie,  dass  in  dem  leeren  Baume  eine  Stimme  zu  ihnen  sagte: 
Lasset  schnell  ein  Paar  Pomeranzen  los,  und  ich  werde  euch  erhSrei^ 
damit  ihr  fortkommet.  —  Sie  warfen  die  Pomeranzen,  welche  sie  ia 
dem  Busen  trugen,  auf  die  Erde.  Sie  sahen  sich  hierauf  um  ool 
erblickten  sofort  den  Weg,  der  sie  heimführte  >}. 


^)  Aus  der  Geschichte  des  Suchciis  der  Götter. 
')  Aus  der  Geschichte  vun  Kuan^-tscbeu. 
')  Aus  der  Geschichte  der  erzähltoii  Wunder. 


1 


• 


Geschichtliches  über  einige  SeelenzustSnde  und  Leidenschaften.  2u  1 

Wen»  Fürst  Ton  Tsin,  war  auf  die  Jagd  gezogen.  Bei  der  Ver- 
olgung  eines  Wildes  gelangte  er  in  einen  grossen  Sumpf.  Er  verirrte 
sich  und  wusste  keinen  Ausweg.  An  dem  Orte  befand  sieh  ein  Fischer. 
Purst  Wen  sprach  zu  ihm:  Ich  bin  dein  Landesherr.  Führe  mich 
heraus,  ich  werde  dich  reichh'ch  beschenken.  —  Hierauf  gelangte  er 
bald  heraus. 

Der  Fischer  sprach :  Es  ist  mein  Wunsch,  etwas  vorzubringen. 

Fürst  Wen  sprach:  Von  welcher  Art  ist  das,  womit  du  mich 
belehren  willst? 

Der  Fischer  sprach:  Die  wilden  Gänse  und  die  Schwäne  sind 
geschützt  in  den  Flüssen  und  in  dem  Meere.  Wenn  sie  dessen  überdrüssig 
w^en  und  zu  den  kleinen  Sümpfen  hinüberziehen,  haben  sie  gewiss 
den  Kummer  der  Armbrustkugel  und  der  Pfeilschuur.  Die  Schildkröten 
und  die  Fische  sind  geschützt  in  den  Abgründen  der  Wasser.  Wenn 
sie  dessen  überdrüssig  werden  und  in  die  seichten  Flussarme  hinaus- 
treten, haben  sie  gewiss  den  Kummer  der  Netze.  Jetzt  hast  du,  o 
Gebieter,  das  Wild  verfolgt  und  bist  hierher  gelangt.  Wie  solltest  du 
dich  in  deinem  Handeln  weit  davou  entfernt  haben? 

Fürst  Wen  sprach :  ^Vortrefflich  <) ! 


Konig  Wen  fragte:  Gibt  es  unter  den  Menschen  grosse  Ver- 
gessliehkeit? 

Tftcho-tse  antwortete:  Eine  grosse  Vergesslichkeit  kennt  das 
Böse  des  eigenen  Selbst,  aber  bessert  sich  nicht.  Sie  mordet  dadurch 
das  eigene  Selbst  und  wird  des  Leibes  verlustig.  Einen  solchen 
Wao&l  führen,  nennt  man  eine  grosse  Vergesslichkeit  *). 


Als  Tu  die  Wasser  und  die  Erde  in  Ordnung  brachte,  verirrte 
er  sich  und  verfehlte  den  Weg.  Er  gelangte  aus  Versehen  zu  einem 
Rdehe.  In  diesem  Reiche  befand  sich  ein  Berg,  dessen  Name  Hu-ling 
(^t  Bergtreppe  des  Topfes).  Auf  demselben  war  eine  Öffnung,  deren 
Name  Thse-hiue  (die  befeuchtende  Höhle).  Daselbst  quoll  ein  Wasser 
Wor,  dessen  Name  Schin-fen  (die  göttliche  Quelle  des  Berg- 
gipfels).   Der   Geruch  desselben   übertraf  die  Luftblume   und   den 


)  Au  den  neaen  Einleitungen. 
)  Atti  dem  Bache  Tscho-tse. 


252  F  f  i  E  m  a  i  e  r 

Pfeffer.  Sein  Geschmack  übertraf  den  Most  und  süssen  Weio.  Die 
Menschen  daselbst  waren  von  Gemüthsart  sanft  und  nachgiebig.  Sie 
befassten  sich  nicht  mit  Streit  und  Zank.  Sie  besassen  ein  weiches 
Herz  und  schwache  Knochen.  Sie  waren  nicht  stolz»  nicht  einge- 
bildet.  Altere  und  Jüngere  befanden  sich  in  derselben  Reihe.  Es  gab 
keinen  Landesfürsten  und  kein  Volk.  Männer  und  Weiber  wandeltea 
ohne  Unterschied  umher.  Es  gab  keine  Vermittlung  und  keine  Braut- 
werbung. Sie  wohnten  dicht  an  den  Flüssen.  Sie  ackerten  nicht  and 
säeten  nicht.  Die  Lutt  des  Landes  war  warm  und  angenehm.  Sie 
woben  nicht  und  kleideten  sich  nicht  In  hundert  Jahren  starben  sie. 
Es  gab  bei  ihnen  keinen  frühzeitigen  Tod  und  keine  Krankheiten  <)• 


Hoa-tse  von  Yang-li  in  Sung  erkrankte  in  seinen  mittleren 
Jahren  und  ward  vergesslich.  Was  er  am  Morgen  nahm»  hatte  er  am 
Abend  vergessen.  Was  er  am  Abend  gab,  hatte  er  am  Morgen  ver- 
gessen. Wenn  er  sich  auf  dem  Wege  befand,  vergass  er  so 
gehen.  Wenn  er  sich  in  dem  inneren  Hause  befand,  vergasa  er  sieh 
zu  setzen^). 

Der  Sohn  des  Mannes  von  dem  Geschlechte  Fang,  eines  Ein- 
gebornen  von  Thsin,  besass  in  seiner  Jugend  hellen  Verstand.  Als 
er  das  Mannesalter  erreichte,  litt  er  an  der  Krankheit  des  Irrthams 
und  der  Täuschung.  Wenn  er  einen  Gesang  hörte,  so  glaubte  er,  es 
werde  geweint  Wenn  er  etwas  Weisses  sah,  so  glaubte  er,  es  ati 
schwarz.  Wenn  er  sich  zu  etwas  Wohlriechendem  wendete,  so  hielt 
er  es  für  übelriechend.  Kostete  er  etwas  Süsses,  so  hielt  er  es  fir 
bitter.  Handelte  er  unrecht,  so  hielt  er  es  für  recht 

Der  Mann  des  Geschlechtes  Yang  sagte  zu  seinem  Vater:  Die 
Weisheitsfreunde  von  Lu  besitzen  viele  Künste  und  Fertigkeiten. 
Warum  fragst  du  sie  nicht? 

Sein  Vater  reiste  nach  Lu  und  traf  Lao-tan,  den  er  von  des 
Krankheitserscheinungen  seines  Sohnes  in  Kenntuiss  setzte. 

Lao-tan  sprach:  W<iher  weisst  du,  dass  dein  Sohn  von  Irrthofli 
befangen  ist?  Gegenwärtig  beßnden  sich  alle  Menschen  der  WeltiB 
Irrthum,  und   unter  ihnen   ist  Keiner,   der  ernüchtert  wäre.  Aucl 


*)   Aus  ilein  Buche  Lie-tse. 
*)  Aus  dem  Buche  LiJT-tse. 


GeaehichUiehes  über  einige  Seelenzustinde  und  Leidenschaflen.  253 

genügt  der  Irrthum  eines  Tages  nicht,  ein  Haus  umzuwerfen.  Der 
Irrthiun  eines  Hauses  genügt  nicht,  einen  Bezirk  umzuwerfen.  Der 
Irrthum  eines  Bezirkes  genügt  nicht,  ein  Beich  umzuwerfen.  Der  Irr- 
thum eines  Beiches  genügt  nicht,  die  Welt  umzuwerfen.  Wenn 
die  ganze  Welt  sich  im  Irrthum  befindet,  wer  kann  sie  zurecht- 
stellen? Gesetzt,  der  Geist  aller  Menschen  der  Welt  wäre  gleich 
demjenigen  deines  Sohnes,  so  würdest  du  im  Gegentheil  dich  im 
Irrtham  befinden.  Traurigkeit,  Freude,  Tone,  Farbe,  Geruch  und 
Geschmack,  Becht  und  Unrecht,  wer  konnte  dieses  zurechtstellen? 
Auch  sind  diese  meine  Worte  gewiss  nicht  frei  von  Irrthum.  Um  wie 
Tief  mehr  ist  dies  der  Fall  bei  den  Weisheitsfreunden  von  Lu,  welche 
sich  am  meisten  irren  <) ! 


Yen^yuen  sprach :  Hoei  macht  Fortschritte. . 

Tschung-ni  sprach:  Wie  meinst  du  dieses?  —  Hoei  vergisst 
auf  Menschlichkeit  und  Gerechtigkeit. 

Er  sprach:  Es  ist  möglich.  Aber  es  ist  noch  immer  nicht  ge- 
sehehen. 

An  einem  anderen  Tage  erschien  Jener  nochmals  und  sprach:  Hoei 
Tergisst  im  Sitzen. 

Tschung-ni  sprach  erstaunt:  Was  nennst  du:  im  Sitzen  ver- 
gessen? 

Jener  sprach:  Den  Leib  fallen  lassen,  den  Scharfsinn  tilgen,  von 
der  Gestalt  sich  trennen,  von  dem  Verstände  sich  entfernen,  ist  gleich- 
bedeutend mit  dem  grossen  Wege.  Dies  nenne  ich  im  Sitzen  ver- 
gessen s). 

Der  gelbe  Kaiser  wollte  den  grossen  Kuei»)  auf  dem  Berge  Kiü- 
tbse^)  sehen.  Fang-ming  war  der  Wagenführer.  Tschang-yü  war 
einer  der  drei  in  dem  Wagen.  Tschang-jö  und  Sl-peng  gingen  vor 


9  Au  dem  Buche  Lie^-tse. 

*)  Aot  dem  Boche  Tschuang-tse. 

*)  Nach  dem  Tae-wei  ist  Ta-kuei  (der  groaae  Kuei)  der  Name  einea  Bergea.  Ea  wird 
jedoch,  mit  Rückaicht  auf  dieae  Stelle,  bemerkt ,  daaa,  da  achon  Kiü-thae  ala  der 
Name  einea  Bergea  genannt  wird,  Ta-kuei  kein  Berg  aein  könne. 

^)  Der  Berg  Kiü-thae  liegt  in  dem  Diatricte  Yung-yaiig.  Sein  gegenwärtiger  Name 
iat  Berg  Ta-kuei. 


254  PfUmaier 

den  Pferden  einher.  Kuen-hben  und  Ko-ki  gingen  hinter  dem  Wagen. 
Als  man  zu  der  Wiidniss  von  Siang-tsching  gelangte,  yerirrten  sieh 
die  sieben  hochstweisen  Männer  und  hatten  Niemanden»  den  sie  am 
den.  Weg  fragen  konnten.  Sie  trafen  einen  kleinen  Knaben,  der  die 
Pferde  hütete.  Diesen  fragten  sie  um  den  Weg  <). 


Ngai»  Fürst  von  Lu,  stellte  an  Khung-tse  die  Frage:  In  Lu 
herrscht  grosse  Vergessliehkeit.  Man  übersiedelt  und  rergisst  sein 
Weib .  Ist  dieses  der  Fall  ? 

Khung-tse  sprach:  Dieses  ist  unter  den  Vergesslichkeiten  die 
kleinste.  Einst  besass  Tsch*heu  von  Schang  einen  Diener»  genannt 
der  Konigssohn.  Dieser  befasste  sich  mit  Schmeicheln.  Durch  ihn 
ergab  sich  sein  Gebieter  der  Freude  eines  Augenblicks  und  rergass 
den  Kummer  des  ganzen  Lebens  <). 


Kuan-tschung  und  Sl-peng  folgten  dem  Fürsten  Hoang  bei  dem 
Angriffe  auf  Ku-tscho.  Im  Frühlinge  zogen  sie  aus  und  im  Winter 
kehrten  sie  zurück.  Sie  verirrten  sich  und  verfehlten  den  Weg.  Kuan- 
tschung  sprach :  DerVcrstand  eines  alten  Pferdes  lässt  sich  brauchent 
—  Sie  Hessen  jetzt  ein  altes  Pferd  los  und  fanden  sofort  den  Weg  *). 

Irrsinn  und  Blödsinn. 

Tscheu-tse  von  Tsin  hatte  einen  älteren  Bruder,  besass  aber 
keinen  hellen  Verstand.  Er  war  nicht  im  Stande,  Erbsen  von  Weisen 
zu  unterscheiden^). 


Hiü-tschü  führte  den  Jünglingsnamen  Tschung-khang.  Er 
acht  Schuh  hoch  und  zehn  Griffe  dick.  An  Muth  und  Stärke  Gbertraf 
er  die  übrigen  Menschen.  Tschü  trat  später  in  die  Dienste  Tai-tsu'a. 


*)  Aoa  dem  Buche  Tschuang-tse. 
*)  Aas  dem  Buche  Schi-tse. 
3)  Aus  dem  Buche  Han-tse. 

^/  Au«   den   Ulicrlieferun;{eii    von   T.io  ,   in   dein    ielAtoo  Titeile   der  J^hre   des  Ffint'* 
Tsdiinj;. 


Geichichtiicbes  über  einige  Seelenziiütäude  und  Leidenachaften.  Sibll 

Da  er  stark  wie  ein  Tiger,  doch  dabei  blödsinnig  war,  nannte  man 
ihn  den  blödsinnigen  Tiger  9* 


Kia,  der  Vater  der  Kaiserin  Ming-tao-mao ,  war  ursprünglich 
ein  Wagenmacher  von  Tien-yn.  Er  wurde  plötzlich  reich  und  vor- 
nehm. Der  Kaiser  hiess  die  Diener  des  Hofes  sich  in  dessen  Hause 
versammeln  and  an  Trinkgelagen  Theil  nehmen.  Die  Haltung  und  das 
Benehmen  Kia*s  waren  sehr  blödsinnig.  Er  selbst  sprach  von  sich  wie 
von  der  Person  eines  Lehensfürsten.  Die  Zeitgenossen  hielten  dies 
für  lächerlich  >). 

Tai-tsu  sprach  zu  dem  obersten  Buchfuhrer  Tsui-yuen-pe :  Die 
Leute  des  Volkes  von  Jün-jün')  erschienen  einst  und  wurden  mit 
dem  Namen  der  Albernen  und  Blödsinnigen  belegt.  So  oft  sie  herbei- 
kamen and  plünderten,  fuhren  sie  mit  Kühen.  Als  sie  davonliefen, 
folgten  ihnen  schnellfüssige  Reitochsen.  Die  Kühe  waren  nicht  im 
Stande*  vorwärts  zu  kommen.  Unter  den  Menschen  einer  anderen 
Abtheilung  waren  einige,  welche  ihnen  riethen,  die  Kühe  mit  den 
Reitochsen  zu  vertauschen.  Die  Jü-jün  sprachen:  Die  Mütter  sind 
schon  nicht  mehr  im  Stande  zu  gehen.  Um  wie  viel  weniger  können 
diess  die  Söhne?  —  Sie  vertauschten  sie  schliesslich  nicht  und  wur- 
den hierauf  von  den  Feinden  gefangen  ^). 


Das  Haus,  in  welchem  Hoang-pu-liang  von  Tsi  wohnte,  war 
schmutzig  und  niedrig.  Er  schlug  eine  Tafel  an  und  verkaufte  es. 
Unter  Denjenigen,  die  es  kaufen  wollten,  fragten  ihn  Einige  um  die 
Ursache.  Liang  antwortete  jedesmal,  dass  in  dem  Hause  das  Wasser 
durchsickere  und  nicht  abrinne.  Wenn  es  regne,  fliesse  es  unter  das 
Bett  Aus  diesem  Grunde  wurde  das  Haus  niemals  verkauft.  Seine 
Aufrichtigkeit  war  so  gross  &). 


<)  Aas  den  Denkwfirdigkeiten  von  Wei. 
*)  Aos  den  Denkwürdigkeiten  ron  Wei. 

')  Die  /fin-jün  waren  ein  besonderer  Voiksstamm  der  Hiuog-nu's. 
^)  Aus  dem  Bache  der  spiteren  Wei. 
')  Aas  den  Geschiebischreibem  des  Nordens. 


250  P  f  I  z  m  ;.  i  e  r 

Yang-yuen-han  war  der  Sohn  Su*s,  des  Vorstehers  der  Schaares. 
Sein  Aussehen  war  stattlich,  und  er  besass  einen  schonen  Bart.  In 
seiner  Jugend  entwickelte  er  sich  Lingsam,  und  die  Menschen  sagten 
oft,  dass  er  blödsinnig  sei.  Sein  Vater  sagte  jedesmal  zu  Denjenigen» 
welche  ihm  nahe  standen:  Dieses  Kind  ist  nicht  blödsinnig.  —  Ab 
Erwachsener  liebte  er  das  Lesen  der  Bücher  und  war  geschickt  im 
Reiten  und  Pfeilschiessen.  In  Rucksicht  auf  die  Verdienste  seines 
Vaters  bei  dem  Kriegsheere  stieg  er  im  Range  bis  zu  einem  das  Reich 
als  Pfeiler  stutzenden  Würdenträger  >). 


Das  Haus  Tu-wei*s  hatte  sich  die  Geschlechtsalter  hindareh 
Verdienste  erworben  und  war  vornehm.  Sämmtliche  Brfider  schallten 
die  Kriegskunst  und  die  sechs  Künste,  aber  Wei  war  mit  Schriften 
und  Geschichtsschreibern  vertraut,  die  seine  Freude  waren.  Er  hieK 
unwandelbar  an  ihnen  fest.  Seine  Brüder  lächelten  über  ihn  und 
sagten,  dass  er  ein  Büchernarr  sei  <). 


Die  verschiedenen  kaiserlichen  Vermerker  waren  sehf  schroff 
und  unzugänglich.  An  das  sudliche  Ende  des  Speisesaales  stellten 
sie  ein  schräges  langes  Bett  und  nannten  dieses  das  södliche 
Bett.  Wenn  sie  in  der  Vorhalle  untersuchten,  konnten  sie  sich  nickt 
setzen.  Die  Erklärung  sagt:  Man  nannte  dasselbe  auch  das  Narren- 
bett. Man  meinte  damit ,  dass  diejenigen,  welche  sich  bei  ihm  anF- 
halten,  stolz  und  hochmüthig  sind.  Es  ist  ihm  gegeben,  zu  bewirikea» 
dass  die  Menschen  gleich  den  Narren  sind.  Desswegen  nannte 
es  das  Narrenbett »). 


Li-yl  war  mit  Li-kia  hinsichtlich  des  Namens  gleichgestdit 
Gleichwohl  litt  er  in  seiner  Jugend  an  der  Krankheit  des  Irrsinns  uoi 
hatte  vielen  Argwohn  und  Widerwillen.  Seine  Gattin  und  seine  Kebs- 
weiber quälte  er  über  die  Massen  und  war  so  unsinnig,  Asche  ansio- 


1)  Aus  dem  Bache  der  Sai. 
<)   Aus  dem  Buche  der  Thangf. 
•)   Aus  dem  Buche  der  Thaiig;. 


GMchichtlicben  über  einige  Seelenzu<»liiade  und  Leidenschaften.  2o7 

euen  und  die  Thuren  mit  Ohren  zu  versehen.  Zu  seiner  Zeit  sagte 
in  Yon  ihm ,  dass  er  ein  Eifersuehtsiiarr  sei  i). 


In  der  Nacht  Reis  kaufen,  ist  ein  Ausdruck  des  gemeinen 
bens.  Diejenigen,  welche  auf  dem  Markte  kaufen,  müssen  sich 
I  hellen  Morgen  auf  den  Weg  machen.  Am  Mittag  vertauschen  sie, 
IS  sie  haben.  Zur  Zeit  des  Abends  machen  sie  sofort  ein  Ende. 
ISS  es  aber  eine  Narrheit  ist,  in  der  Nacht  Reis  zu  kaufen,  braucht 
;ht  erst  erläutert  zu  werden  *). 


Der  Slteste  Vermerker  von  dem  Geschlechte  Wangs)  bewarb 
;h  in  Tung-yang.  Der  das  Kriegsheer  Reruhigende^)  moch'e  ihn 
iht  rerwenden.  Der  Mann  des  Geschlechtes  Wang  erkrankte*  später, 
ine  Krankheit  verschlimmerte  sich,  und  er  war  im  Sterben.  Der 
s  Kriegshfer  Reruhigende  war  traurig  und  sprach  seufzend:  Ich 
irde  Tschung-tsu  hierher  auf  dem  Rücken  tragen.  —  Hierauf  gab 
Befehl,  ihn  zu  verwenden.  Der  älteste  Vermerker  sprach  :  Die 
msehen  sagen ,  dass  der  König  von  Kuei-ki »)  närrisch  ist «). 


Jin-yo  führte  den  Jünglingsnamen  Tschang-nien.  In  seiner 
geod  hatte  er  einen  sehr  guten  Namen.  Als  er  über  den  Strom 
xtc,  verlor  er  die  Urtheilskraft.  Wenn  er  etwas  trank,  fragte  er  die 
ansehen,  ob  esThee  oder  Biüthen  seien.  Wenn  er  es  merkte,  drückten 
ne  Züge  Verwunderung  aus.  Er  erklärte  sich  jetzt  und  fragte  im 
ispräche,  ob  das  Getränk  heiss  oder  kalt  sei.  Er  ging  einst  einem 
irge  nach.  Unter  dem  Einkehrhause  besann  er  sieh,  vergoss 
iränen  und  klagte.  Der  Reichsgehilfe  von  dem  Geschlechte  Wang 
•rte  dieses  und  sprach:  Dieser  leidet  an  der  Narrheit  des  Gefühls  ''). 


0  Au  dem  Buche  der  Thang. 

t)  FwigHiu-ttiaBg  (die  Dnrchwege  der  Sitten  und  Gewohnheiten). 

')  WaBg-moDg  fahrte  den  Jfinglingsnamen  Tachong-tsu. 

^)  Kaiaer  Tai-taung  Kien-wen  von  Tsin  war  fHiher  der  daa  Kriegaheer  bemhigende 

groaae  Heerführer. 
*)  Kien-wen,  König  von  Knei-ki,  hatte  sein  Lehen  schon  früher  erhalten. 
*)  Ana  dem  Bache  Ro-tae. 
^J  Aus  den  Gesprächen  des  Zeitalters. 


\ 


2  ho  l^fiziiuter 

Waiig-iaii-tien  stand  in  seiner  Jugend  im  Rufe  des  Irrsinas.  Der 
Reichsgehilfe  forderte  ihn  wegen  des  Landes  zu  sich.  Als  er  erschien» 
stellte  er  .an  ihn  keine  andere  Frage.  Er  fragte  ihn»  wie  hoeh  lur 
Zeit  als  er  gekommen,  der  Reis  des  Ostens  im  Preise  gestanden  sei. 
Lan-tien  antwortete  nicht  Er  riss  gei*adezu  die  Augen  auf  und  blickte 
schief.  Der  Purst  von  dem  Geschiechte  Wang  sprach :  Wang-yneu 
ist  nicht  irrsinnig.  Warum  sagt  man,  dass  er  irrsinnig  sei  *)? 


Gegen  das  Ende  der  Hau,  zu  den  Zeiten  des  Kaisers  Hoan» 
befand  sich  unter  den  Leibwächtern  der  Lehensfurst  Ton  Ma-tse. 
Derselbe  sagte,  dass  er  sich  auf  die  Töne  der  Musik  Terstehe.  Er  bat 
seine  Gäste,  die  Schalmeien  ertönen  zu  lassen.  Sie  spielten  «die  Haal- 
beerbäume  auf  den  östlichen  und  westlichen  Feldwegen".  Er  hin- 
gegen sagte,  es  sei  »der  Paradiesvogel  wird  Köchlein  haben*.  Die 
Leute  der  Umgebung  bezeichneten  es  ialschlicherweise  ab  gut  Er 
bewegte  auch  wieder  das  Haupt  •). 


Dummheit 

Die  äusseren  Überlieferungen  von  Han-schi  sagen : 

Tausend  Weglängen  Felsblöcke  sind  nicht  Ursache,  dass  es  tts 
Land  gibt.  Tausendmal  hunderttausend  dumme  Menschen  sind  nicht 
Ursache,  dass  es  ein  Volk  gibt. 

Die  Worte  der  Häuser  sagen: 

Khung-tse  sprach :  Muthig  sein  und  gern  fragen,  hierdurch  ouui 
man  siegen.  Verständig  sein  und  gern  sich  berathen,  hierdurch  muf 
man  zu  Stande  bringen.  Bei  dem  Dummen  ist  es  das  GegentheiL 
Wenn  es  daher  der  rechte  Mensch  nicht  meldet,  so  darf  man  es  nicht 
hören.  Wenn  es  nicht  in  den  rechten  Boden  gepflanzt  wird,  so  darf 


0  Aus  dem  Wald  der  Worte. 

>)  Aas  deo  neuen  Gedichten  von  Ying-kiü.  Hienn  wird  noch  beaerkt :  Dar  »-* 

Ton  Ma-tse  war  etwas  irrsinnig  nnd  sagte,  dass  er  sich  auf  die  TSae  dtr  Italk  v«^ 
stehe.  Die  Tonkünstler  des  gelben  Thores  gingen  sofort  hia»  wb  iha  smdilnwci- 
seu.  Der  l.ehensfürst  run  Ma-tse  kannte  nicht  die  Namen.  Die  •MnelbeerUnme  erf 
den  ösUichen  und  westlichvn  Feldwegen*  nannte  er  unrichtig  .der  Pnra4iCfT0f4 
wird  Küchlein  haben**.  Er  bewegte  ohne  weiteres  das  Hanpt  and  freate  sich. 
Kr  l.escheiikle  die  Leute  der  Umgebung  reichlich  mit  Geld  «nd  Seidcnstofta.  Er 
brMUi-lite  ^ioh  nicht  wieder  /u  uhüuifu. 


Gitschichtlicbes  aber  einigte  Seeleii£ustüii(le  und  Leidenschaften.  lötiO 

es  nicht  wachsen.  Fände  man  auch  Mensehen  wie  Haufen  Sandkörner 
und  Hesse  sie  regnen, wenn  es  nicht  die  rechten  Menschen  sind, ist  es 
so  viel  lals  inan  versammelte  Taube  und  schlüge  für  sie  die  Trommel. 
In  Wichtigthun  verharren,  die  Gunst  ausschliesslich  besitzen,  mit 
den  Geschäften  sich  ausschliesslich  befassen,  auf  die  weisen  Männer 
eifersüchtig  sein,  dies  sind  die  Leidenschaften  der  Dummen. 


Der  Kaiser  schlug  die  Räuber  und  drang  in  Yü-yang.  Die  Heer- 
fuhrer  wollten  ihm  eine  ehrenvolle  Benennung  geben.  Der  Kaiser 
erlaubte  nicht,  dass  man  darüber  zu  Rathe  gehe.  Tschang-tschi,  der 
Zagesellte  des  Verhorsrichters,  sagte :  Im  gemeinen  Leben  ist  man  der 
Meinung,  dass  die  Menschen  von  Yen  dumm  sind.  In  dem  Augen- 
blicke, wo  man  grosse  Dinge  beschliesst,  diesem  zuwider  mit  dummen 
Menschen  an  etwas  festhalten,  ist  keine  Berathung.  —  Der  Kaiser 
lachte  laut  <). 

KonigWen  von  dem  Geschlechte  Sse-ma  stellte  an  Lieu-schen^) 
die  Frage:  Sehnst  du  dich  ein  wenig  nach  Seho  oder  nicht? 

Sehen  sprach :  Bei  der  Freude  in  dieser  Zwischenzeit  sehne  ich 
mich  nicht  nach  SchS. 

Kbie-tsching  hoi*te  dieses.  Er  begehrte  eine  Zusammenkunft 
mit  Sehen  und  sprach  zu  ihm:  Wenn  der  König  später  fragen 
sollte,  so  ist  es  angemessen  zu  weinen  und  dann  erst  zu  anworten. 

Als  der  Konig  nochmals  fragte,  sprach  Sehen:  Die  Grabhügel 
meiner  Vorfahren  befinden  sich  fern  in  Lung  und  Scho.  In  Gedanken 
blicke  ich  daher  nach  Westen,  es  gibt  keinen  Tag,  wo  ich  mich  nach 
ihm  Hiebt  sehne.  —  Hierbei  schloss  er  seine  Augen. 

Der  König  sprach:  Wie  kommt  es,  dass  dies  mit  den  Worten 
Kbie-Iscbing's  Ähnlichkeit  hat? 

Sehen  blickte  erscki*ocken  und  sprach :  Es  ist  nach  dem  geehr- 
ten Befehle.  — Die  Leute  der  Umgebung  lachten  laut'}. 


^  Aot  der  Getcbichte  der  Han  Yon  der  östlichen  Warte. 

')  Licu-«chen,  der  Sohn  des  Kaisers  Tschao-Iie  von  Han  und  Beherrscher  ron  Scho, 
er^ab  sich  an  Ten^-ngai,  Heerführer  von  Wei,  und  wurde  in  das  Lehen  eines  Für- 
sten von  Ngan-lo  eingesetzt.  Von  dem  Geschlechle  Sse-ma  war  Wu ,  der  Gründer 
des  Baases  Tsin. 

t)   Aas  dem  Frühling^  und  Herbst  von  Tsin  und  Han. 

Sitzb.  d.  phil.-hist.  Cl.  LIX.  Bd.  \l  Hfl.  18 


260  P  ri  E  ma  i  er 

In  den  Urkunden  kommt  es  vor,  dass  die  Frösche  Tomehro  sind. 
Als  Kaiser  Hoei  sieh  in  dem  Palaste  befand,  trat  er  hinaus  und  fragte 
die  Leute  seiner  Umgebung:  Die  hier  schreien,  sind  es  obrigkeitlicha 
Frösche  oder  sind  es  Privatfrösche? 

Ku-tschung  antwortete:  Die  auf  obrigkeitlichem  Boden  sidi 
befinden,  sind  obrigkeitliche  Frosche.  Die  auf  einem  PriTatbodea  sieh 
befinden,  sind  Privatfrösche.  —  Demgemass  Oberlieferte  man  sich  in 
dem  Zeitalter  sofort  diese  Worte  <). 


Hung-kuei,  der  jüngere  Bruder  Pien-tsl's  von  Sung,  war  ein  dem 
Kriegsheer  Bei  gegebener  des  Versammlungshause%  von  Pe-ping  in 
Ting-tscheu.  Er  begleitete  die  Krieger  der  Besatzung  nach  Kii^- 
tscheu,  wo  er  in  Anklagestand  versetzt  wurde.  Er  hatte  Tierimndeit 
Stuck  von  dem  für  die  Krieger  bestimmten  Tuche  weggenommea. 
Die  Krieger  wollten  es  anzeigen,  er  aber  liess  zehn  Krieger  eat- 
haupten.  Ausserdem  legte  er  alle  in  den  Gesetzartikeln  enthaiteaea 
Verordnungen,  welche  er  nicht  verstand,  weitläufig  aus  und  Ter* 
änderte  die  Gesetzartikel.  Bei  Verbrechen,  welche  durch  Aufhingea 
des  Hauptes  auf  einen  Baum  bestraft  wurden,  liess  er  dem  lebendea 
Menschen  die  Hand  abhauen  und  sie  mit  Wasser  begiessen.  Daaa 
erst  wurde  das  Urtheil  auf  Enthauptung  gefallt.  Er  wurde  vaa 
neuem  angeklagt  und  dem  Gesetze  gemäss  schuldig  befunden.  Die 
Zeitgenossen  empfanden  Trauer  über  die  Leiden  der  Krieger  aal 
lachten  über  die  Dummheit  Hung-kuei's*). 


Ku-kai-tschi  hielt  in  der  Nacht  unter  dem  Monde  lange  Redea. 
Er  sagte,  dass  er  die  weisen  Männer  der  früheren  Zeit  entdeilea 
werde.  Wenn  der  Wind  etwas  fallen  machte,  blickte  er  empor  aad 
hielt  ihnen  aus  der  Ferne  Lobreden.  Nachdem  Kai-tschi  dies  erlai^ 
hatte,  ereiferte  er  sich  noch  mehr  und  vergass  auf  die  MOdigkeiL 
Wenn  er  beim  Emporblicken  einschlafen  wollte,  redete  er  und  schlag 
sich  auf  die  Schenkel.  Kai-tschi  merkte  nicht  das  Sonderbare.  Br 
erreichte  mehrmals  den  Morgen  und  liess  dann  ab  *). 


*)  Das  Ton  Wang-jin  rerfasste  Bach  der  Tsin. 

')  Aas  dem  Buche  der  spiteren  Wei. 

*)  Aus  dem  Frühling  und  Herbst  der  fortgesetzten  Tsin. 


^* 


Geschieht! ichea  aber  eioige  SetlenzusUnde  und  Leidensohaften.  261 

Lieu-I-khi  wurde  zum  Lehensfürsten  des  Distrietes  Ying-tao 
ernannt.  Derselbe  war  thöricht,  gemein  und  besass  keine  Kenntnisse. 
Er  wurde  immer  Yon  Jui,  dem  Konige  von  Sehi-hing,  und  dessen 
Brüdern  zum  Besten  gehabt.  Jui  sagte  gewöhnlich  zu  I-khi:  Lo-sse- 
hung  sagt  in  seinem  Gedichte : 

In  Ying-tao  gibt  es  kein  edles  Herz. 

Welche  Absicht  kann  er  haben ,  dass  er  den  sich  stützenden 
Vater  auf  diese  Weise  quält? 

I-khi  sprach :  Die  untergeordneten  Obrigkeiten  haben  anfanglich 
Sse-hung  nicht  gekannt  Warum  werde  ich  plötzlich  gequält  i)? 


Sehl-schao  war  einer  der  Brüder  des  früheren  Mannes  von  dem 
GeseUechte  Schi*).  Als  der  frühere  Mann  von  dem  Geschlechte 
Sehl  20  Ansehen  gelangt  war,  befand  sich  Schao  bei  dem  Kriegs- 
heer*  war  aber  nicht  im  Stande,  es  weiter  zu  bringen.  Die  Menschen 
geleiteten  ihn  zu  dem  früheren  Manne  von  dem  Geschlechte  SchT. 
Der  frühere  Mann  Yon  dem  Geschlechte  Schi  bedauerte  ihn  und  er- 
nannte ihn  zu  einem  die  Macht  begründenden  Heerführer.  Da  Schao 
weder  Fähigkeiten  noch  Kraft  besass,  unterstützte  er  ihn  jedesmal, 
wenn  er  ihn  fQr  eine  hohe  Stelle  erwählte  oder  ihn  einschob.  Er 
freite  für  ihn  um  die  Tochter  des  älteren  Bruders  Lieu-tien*s  Ton 
Koang-tsehuen.  Schao  hatte  davor  die  grösste  Furcht.  Man  ernannte 
ihn  zum  Statthalter  von  Tschang-lö  und  hiess  ihn  die  Obrigkeiten 
leiten.  So  oft  er  in  das  Thor  trat,  gerieth  er  in  Aufregung  und 
nannte  die  auf  das  Geschlecht  Lieu'J  sich  stützende  Belehrung 
möglich  oder  unmöglich.  Die  Zeitgenossen  sangen  auf  ihn  ein  Lied^). 


Das  Buch  TschS-tse  sagt : 

Der  Dumme  sagt  nicht,  dass  er  dumm  ist,  aber  die  Dummheit 
zeigt  sich  in  den  Worten.  Sollte  sich  der  Dumme  auch  verständig 
nennen,  die  Menschen  nennen  ihn  doch  dumm. 


ij  AiM  dem  TOD  T*chm-yö  TerfaMten  Bache  der  Sang^. 

*j  8chi-ll,  so  den  Zeiten  der  wetUichen  Tsin  ein  Neerfflhrer  von  Ran,  nannte  sich 

•piter  König  Ton  Tschao. 
')  Die  Beherrscher  von  Han  waren  Ton  dem  Geschlecbte  Lien. 
*)   Ans  dem  Bache  der  Tschao. 


Aom 


2ft2  P  f  i  z  m  M  i  e  r 

Es  war  ei»  Mensch  von  Sung,  der  auf  dem  Wege  einen  Yei 
einem  Mensehen  verlorenen  Wechsel  fand.  Er  kehrte  heim  and  Ter- 
wahrte  ihn.  Er  zählte  heimlich  seine  Zähne,  und  sagte  in  den  Nadh 
harn :  Es  ist  zu  erwarten,  dass  ich  reich  werde  <). 


In  dem  Reiche  Khi  war  ein  Mensch,  der  besorgt  war,  dass  der 
Himmel  einstürzen,  die  Erde  einbrechen  werde.  Er  hatte  keinen  Ort» 
auf  den  er  sich  verlassen  konnte.  Er  versagte  sich  den  Schlaf  und 
die  Speise.  Nebstbei  war  einer,  dem  es  leid  that,  dass  jener  be- 
sorgt war.  Er  ging  zu  ihm,  klärte  ihn  auf  und  sprach :  Der  Himael 
sammelt  blos  die  Luft. 

Jener  Mensch  sprach:  Wenn  der  Himmel  wirklich  die  Lift 
sammelt,  müssen  da  Sonne  und  Mond,  die  Planeten  und  die  -Sterft- 
bilder  nicht  fallen? 

Er  antwortete:  Bei  Sonne,  Mond,  hei  den  Planeten  and  StH«- 
bildern  kommt  es  auch  vor,  dass  sie  während  des  Sammelns  der 
Luft  mit  hellem  Lichte  glänzen.  Nur  dieses  lassen  sie  fallen,  and  ei 
ist  ebenfalls  nicht  im  Stande,  die  Menschen,  die  es  trifit,  lu  ver- 
letzen. 

Jener  Mensch  sprach :  Wie  aber,  wenn  die  Erde  einbricht? 

Er  antwortete :  Die  Erde  sammelt  blos  die  Erdklosse.  Sie  ei^ 
füllt  und  verschliesst  die  leeren  Räume  der  vier  Weltgegenden.  Wie 
kannst  du  besorgt  sein,  dass  sie  einbricht? 

Jener  Mensch  war  sehr  ci-irrut  <). 


Ein  dummer  Mensch  von  Sung  fand  einen  SchwalbensteiB  ii 
Osten  von  Wu-tai.  Er  kehrte  heim  und  verwahrte  ihn.  Er  hielt  UM 
für  eine  grosse  Kostbarkeit.  Ein  Gast  aus  Tscheu,  der  ihn  sah,  n 
hielt  sich  den  Mund  und  lachte.  Er  sprach:  Dies  ist  ein  Schwalbct- 
stein.  Er  ist  von  einem  Dachziegel  nicht  verschieden.  —  Der  Be*{ 
sitzer  ward  sehr  zornig  und  sprach:  Die  Worte  der  Kaufleute!  Ui; 
Sprache  der  Heilkünstler!  —  Er  verwahrte  ihn  noch  sicherer,  «r^ 
bewachte  ihn  noch  sorgfaltiger  '). 


1)  Ana  dem  Bache  Lie-tse. 

2)  AuA  dem  Buche  Lie-tse. 

')   Aus  dem  Buche  Siüii-king-tse. 


Geschichtliche«  über  einige  Seeleosustinde  und  Leidenschaften.  !Ü63 

Eft  war  ein  Mensch,  der  seinen  Schatten  fürchtete»  seine  Fuss- 
spuren  verabscheute  und  sich  von  ihnen  entfernte.  Indem  er  lief, 
erhob  er  die  Fusse  immer  häufiger  und  die  Fussspuren  wurden  immer 
xaUreicher.  Er  lief  schnell,  jedoch  der  Schatten  trennte  sich  nicht. 
Er  hielt  dafür,  dass  er  noch  immer  langsam  sei.  Er  lief  schnell  ohne 
auszuruhen.  Er  erschöpfte  seine  Kräfte  und  starb  <)• 


Li-ki,Yon  Ten  zog  gern  in  die  Ferne  aus.  Seine  Gattin  hatte 
einen  Buhlen.  Als  Li-ki  kam,  befand  sich  der  Buhle  im  Inneren  des 
Hauses.  Die  Gattin  war  darob  besorgt.  Sie  hiess  daher  den  Buhlen 
sieb  entkleiden  und  mit  aufgelöstem  Haupthaar  gerade  aus  dem 
Thor  heraustreten.  Ihre  Leute  würden  thun  als  ob  sie  ihn  nicht 
sähen.  Der  Buhle  befolgte  jetzt  diesen  Rath  und  lief  schnell  bei 
dem  Thore  heraus. 

Ki  sprach:  Was  ist  dies  für  ein  Mensch? 

Die  Leute  des  Hauses  sprachen :  Es  ist  niemand  da. 

Ki  sprach:  Ich  habe  einen  Dämon  gesehen. 

Das  Weib  Ki*s  sprach:  Hier  kann  geholfen  werden.  Man  kann 
die  fünf  Opferthiere  nehmen  und,  gegen  den  Himmel  gekehrt,  sie 
baden. 

Ki  sprach :  Ich  bin  damit  einverstanden.  —  Er  badete  jetzt  für 
den  Himmel*). 

In  Tsching  war  ein  Mensch,  der  für  sich  Schuhe  kaufte.  Er 
nahm  früher  das  Mass  von  seinem  Fusse  und  ging,  sie  zu  kaufen. 
Als  er  auf  den  Markt  kam,  fand  er  daselbst  Schuhe.  Er  sagte  jetzt: 
Ich  habe  das  Mass  vergessen.  —  Er  kehrte  sofort  heim  und  nahm 
es  mit  Als  er  nach  einiger  Zeit  zurückkam,  war  der  Markt  zu  Ende, 
und  er  erlangte  keine  Schuhe.  Die  Menschen  sprachen:  Warum  hast 
du  sie  nicht  an  dem  Fusse  versucht?  —  Er  sprach:  Ich  glaube  lieber 
dem  Masse.  Es  ereignet  sich  mehrmals,  dass  ich  mir  selbst  nicht 
gbaben  darf*). 

Unter  den  Menschen  von  Sung  war  ein  Ackersmann,  auf  dessen 
Felde   sich  ein  Gebüsch  befand.  Ein  Hase  lief  in  das  aus  Fichten 


1)   Aus  dem  Buche  Tachiiang-t«e. 
*)   Aus  dfin  Bache  Han-Ue. 
^)    All»  dem  Buche  Hun-tite. 


264  P  f i  £  m  a  i  er 

gebildete  Gebüsch,  brach  sich  den  Hals  und  verendete.  Er  liess 
aus  diesem  Grunde  von  dem  Ackern  ab  und  bewachte  das  GebQsck. 
Er  wurde  von  dem  Reiche  Sung  verlacht.  Aber  nach  den  Einrich- 
tungen der  früheren  Könige  das  Volk  des  gegenwSrtigeo  Zeitalters 
lenken  wollen,  ist  etwas  wie  das  Bewachen  des  GebQsches  *}• 


Als  das  Geschlecht  Fan^)  aus  dem  Lande  zog,  war. unter  den 
Menschen  des  Volkes  Einer,  der  eine  Glocke  fand.  Er  wollte  sie  auf 
den  Riicken  nehmen,  doch  die  Glocke  war  gross  und  konnte  nieht 
auf  dem  Rücken  getragen  werden.  Indem  er  sie  jetzt  zerschlug, 
fürchtete  er,  dass  die  Menschen  es  boren  und  sie  ihm  entreisaen 
konnten.  Er  verhielt  sich  rasch  die  Ohren.  Er  mochte  nicht  leiden* 
dass  die  Menschen  es  hören  s). 


Unter  den  Menschen  von  Tsu  war  einer,  der  über  den  Strom 
setzte.  Sein  Schwert  fiel  aus  dem  Schiffe  in  das  Wasser.  Er  maehte 
rasch  einen  Einschnitt  in  das  Schiff'  und  sprach:  Dies  ist  die  Stelle« 
an  welcher  mein  Schwert  herabgefallen  ist.  —  Als  das  Schiff  anhielt» 
stieg  er  dort,  wo  er  den  Einschnitt  gemacht  hatte,  in  das  Wasser 
und  suchte  das  Schwert^). 


Unter  den  Menschen  von  Tsu  war  ein  östliches  Haus,  wo  die 
Mutter  starb.  Der  Sohn  klagte  laut,  aber  zeigte  keinen  Schmen. 
Der  Sohn  des  westlichen  Hauses  besuchte  ihn.  Er  kehrte  nach 
Hause  zurück  und  sagte  zu  seiner  Mutter:  Warum  sollte  die  Hotfer 
betrübt  sein,  wenn  sie  schnell  stirbt?  Ich  werde  gewiss  Schmers 
empfinden  und  die  Mutter  laut  beklagen  &). 


Unter  den  Menschen  von  Tsching  war  einer,  der  vorder  Hitseia 
den  einsamen  Wald  entlief.   Als  die  Sonne  weiter  zog,  die  Strahlen 


<)  Aus  dem  Buche  Han-Ue. 

*)   Da«  Geschlecht  Fan  ist  Fau-Ii  ron  Yae. 

')   Aus  dem  Frühling  uod   Herbst  des  (teschlechtes  Liu. 

^)  Aus  dem  Frühling  und  llorhst  des  lieschli'i'hto^  l.iu. 

*)  Aus  dem  Buche  Iloai-nau-t»e. 


Geachiebtiiches  äbrr  einig;^e  Seeleiizustünde  und  Leidensckafteii.  ICDO 

anders  fielen,  ruckte  er  den  Kragen  und  folgte  dem  Schatten.  Am 
Abend  brachte  er  den  Teppich  unter  die  Bäume  zurück.  Als  der 
Mond  weiter  zog,  und  die  Strahlen  anders  fielen,  ruckte  er  wieder 
den  Kragen  und  folgte  dem  Schatten.  Aber  es  verdross  ihn,  dass  der 
Thau  seinen  Leib  befeuchtete.  Je  mehr  der  Schatten  sich  entfernte, 
um  so  nasser  wurde  sein  Leib.  Er  war  sinnreich  in  seinem  Vorgehen 
am  Tage,  aber  thöricht  in  seinem  Vorgehen  am  Abend.  Warum 
blieb  er  nieht  in  dem  Lichte  und  verzichtete  auf  den  Schatten?  Er 
liess  sich  lieber  in  dem  Walde  von  Thau  befeuchten.  Dies  ist  eben- 
falls die  Tollendete  Dummheit  <)• 


Thsui-liS,  zu  den  Zeiten  Ton  Han  Vorsteher  der  Scharen,  liess 
die  kleinen  Genossen  vorladen.  Pao-kien  war  ein  Zugeseilter  im  Amte 
und  wollte  sich  zum  Besuche  melden.  Er  überlegte  und  ging  nicht 
hin.  Er  fragte  diejenigen,  welche  früher  gekommen  waren,  wie  er 
sieh  zu  benehmen  habe.  Zußllig  gab  ihm  einer  zur  Antwort:  Man 
richtet  sich  im  Benehmen  nach  den  Vorbildern  und  sagt  alles  mit 
dem  Munde  nach. 

Nachdem  er  sich  gemeldet,  sprach  der  Einführende :  Han  kann 
sich  verbeugen.  —  Kien  sagte  ebenfalls :  Man  kann  sich  verbeugen. 

Der  Einführende  sprach:  Han  begebe  sich  zu  dem  Sitze.  — 
Kien  sagte  ebenfalls:  Man  begebe  sich  zu  dem  Sitze. 

Er  zog  jetzt  wieder  die  Schuhe  an  und  stieg  zu  dem  Sitze 
empor.  Als  er  den  Teppich  verlassen  wollte,  wusste  er  nicht  wo  die 
Schuhe  seien.  Der  Einführende  sprach:  Die  Schuhe  sind  an  den 
Füssen.  —  Kien  sagte  ebenfalls :  Die  Schuhe  sind  an  den  Füssen «). 


Ein  Mann  von  dem  Geschlechte  Tao-khieu  aus  Ping-yuen  nahm 
eine  Tochter  von  dem  Geschlechte  Me-tai  aus  Po-hai  zum  Weibe. 
Die  Tochter  war  von  Angesicht  sehr  schön  und  besass  vorzügliche 
Gaben.  Er  behandelte  sie  auch  mit  Hochachtung.  Nachdem  sie  einen 
Knaben  geboren,  kehrte  er  in  seine  Heimath  zurück.  Seine  Mutter  von 
dem  Geschlechte  Ting  war  bejahrt.  Dieselbe  kam  und  besuchte  die 
Schwiegertochter.  Nachdem  die  Schwiegertochter  heimgekehrt  war. 


1)   Aus  dem  Buche  Fu-tse. 

')   Aus  dem  Walde  des  Lacheos. 


2ti6  P  f  i  £  m  M  i  e  I 

schickte  er  das  Weib  fort.  Das  Weib,  im  Begriffe  fortzugehen,  fragte, 
was  sie  verbrochen  habe.  Der  Mann  sprach:  Ich  habe  neolich  die 
vornehme  Frau  gesehen.  Sie  hat  in  Folge  des  Einflusses  der  Jakft 
abgenommen  und  ist  mit  den  Tagen  von  ehedem  nicht  zu  rergleieheiL 
Ich  ffirohtete.  dass  die  junge  Frau  ebenfalls  alt  werden  and  spStcr 
wieder  so  aussehen  könne.  Desswegen  schickte  ich  sie  fort  Ich  habe 
wirkh'ch  keine  andere  Ursache  i). 


Wang-ts(*hang-wen  Hihrle  den  Jünglingsnamen  Te-tsiaen.  Br 
hatte  die  Ge^iebtsbildung  des  Himmels,  war  scharfsinnig  und  aufge- 
weckt. Er  untersuchte  Elternliebe  und  Uneigennutzigkeit  und  brachte 
diess  nicht  zu  Stande.  Sofort  stellte  er  sich  dumm.  Er  trug  eimt 
hochrothe  Kleidung  und  Mutze,  führte  an  einem  Stricke  ein  Sehweia 
und  ging  auf  den  Markt.  Die  Rettier  sprachen  mit  ihm,  er  aber  that 
als  ob  er  sie  nicht  hörte.  Er  ritt  gewohnlich  auf  einem  Rinde  wd 
schweifte  rings  umher  <). 


Hoan,  Fürst  von  Tsi,  verfolgte  auf  der  Jagd  einen  Hirsch  nad 
gelangte  in  ein  Thal.  Er  sah  daselbst  einen  Greis,  den  er  fragte: 
Was  ttir  ein  Thal  ist  diess?  —  Der  Greis  antwortete:  Es  ist  das 
Thal  des  dummen  Mannes  und  man  benennt  es  nach  mir.  leh  hielt 
mir  einst  eine  Kuh  und  diese  warf  ein  Kalb.  Ich  verkaufte  es  iheuer 
und  kauAe  dafür  ein  Pferd.  Die  jungen  Leute  sprachen:  Eine  Kik 
kann  kein  Pferd  gebären.  —  Hierauf  nahmen  sie  das  Füllen  and  eat- 
fernten  sich.  Die  Xachbarn  meines  Hauses  hielten  niii*h  fBr  dniaa. 
Desswegen  nannten  sie  es  das  Thal  des  dummen  Mannes  •). 


Feigheit 

Jin-tsiang  war  arm  an  Kraft,  zwergartig,  schwach  und  toi 
Seele  feig  wie  ein  Igol.  Wenn  er  eine  Elster  sah.  getraute  er  sick 
nicht,  üir  entgegenzutreten  *). 


<)  Aus  dem  Walde  des  Lach«*D». 

')  Au«  den  Deokwürdiifkeiti'n  Je»  Reiches  HoM-v.mc 

•)  A   *  *W%u  Gjrl«r»  der  »ie>i'i.»t  ht  . 

♦)  .\u%  d«in   WjMi    »irr  \  ►»rw.oitilunpt'U  *oii    l*i-  '-kuU. 


GeschiflitlicheA  über  einig-o  SeeleiiziMt^iiJe  und  Leidenschaften.  26 T 

• 

TlisuMsehu  todtete  den  Fürsten  Tschuang.  Tachin-pu-tsehen, 
der  Fischer  der  amtlichen  Warte,  hörte,  dass  der  Landesherr  sieh  in 
Unglück  befinde.  Er  wollte  hinziehen  und  für  ihn  sterben.  Als  er 
Speise  zu  sich  nahm,  verfor  er  den  Bissen.  Als  er  den  Wagen  be- 
stieg, verfehlte  er  das  Vordach  des  Wagens.  Der  Diener  sprach :  Der 
Feind  liegt  rahig  jenseits  einer  Strecke  von  mehreren  hundert 
Weglängen.  Jetzt  hast  du,  als  du  Speise  zu  dir  nahmst,  den  Bissen 
Terloren.  Als  du  den  Wagen  bestiegst,  hast  du  das  Vordach  des 
Wagens  rerfehlt  Solltest  du  auch  hinziehen,  wird  es  wohl  von 
Nutzen  sein? 

Tschin-pu-tschen  sprach:  Für  den  Landesherrn  sterben,  ist 
gerecht.  Keinen  Muth  besitzen,  ist  selbstsüchtig. 

Sofort  jagte  er  auf  seinem  Wagen  davon.  Als  er  zu  dem  Thore 
gelangte,  hörte  er  den  Klang  der  Trommeln  und  Glocken  und  die 
Töne  des  Kampfes.  Er  starb  auf  der  Stelle  vor  Schrecken. 

Die  Weisheitsfreunde  hörten  dieses  und  sprachen:  Tschin-pu- 
tschen  kann  ein  entschlossener  Mann  genannt  werden.  Keinen  Muth 
besitzen  und  im  Stande  sein,  Gerechtigkeit  zu  üben,  ist  in  der  Welt 
selten  «)• 


To-tii  diente  in  der  Provinz  als  Zugesellter  für  die  Schrift  und 
das  Lernen.  Wegen  einer  Augenkrankheit  blickte  er  durch  mehr  als 
swanzig  Jahre  nicht  nach  der  Mutterstadt.  Der  Grossvater  Tu*s  von 
mütterlicher  Seite,  der  das  Beich  Kiang  zertrümmernde  Heerführer 
Sin-wu  war  weise  und  durch  seine  Kriegszüge  berühmt.  Tu  sagte  ge- 
wöhnlich  seufzend:   Das  Geschlecht  Tu  glänzt  durch  Schrift  und 
versteht  sich  auf  die  Lenkung,  aber  ich  Tu  erhielt  keinen  Auftrag 
als  Angestellter  der  Amter.  Das  Geschlecht  Sin  erfasst  die  Gerech- 
tigkeit, treibt  beständig  die  Kriegskunst,  aber  ich  Tu  bin  überdies 
feig  in  den  Unternehmungen.  Fünf  Geschlechtsalter  von  väterlicher 
und  mutterlicher  Seite  bis  auf  mich  Tu  sind  verkümmert  »J. 


Kiao,   der  ältere  Bruder  Tscheu-lang's ,   war  Statthalter  von 
V-Ung.  Als  der  Mörder  Schao  s)  den  Kaiser  tödtete  und  sich  selbst 


)  Aqs  4eB  iuaseren  Öbeiiiefemngen  von  Han-schi. 

)  Aus  der  Geschichte  der  Han  von  der  öatlioken  Warte. 

)  Sehao  war  der  sur  Nachfolge  bestimmte  Sohn  «le s  Kaisers  Wen  von  Suug. 


268  P  f  i  I m  «  i  e  r 

• 

an  dessen  Stelle  setzte,  erhöh  Tan,  Konig  von  Sui,  die  Gerech- 
tigkeit in  Kuei-ki.  Sehao  gesellte  zu  Kiao  den  an  der  Spitxe  des 
Kriegsheeres  stehenden  Heerführer.  Die  Aufgebotstafeln  Tan*s  kamen 
ausserdem  herhei.  Kiao  war  einfach  verzagt  und  feig.  Er  war  wankei- 
mfithig,  verwirrt  und  wusste  nicht,  wem  er  sich  anschliessen  solle. 
Er  wurde  durch  Khieu-tschin-sün,  den  zu  dem  Versammlungshaiue 
gehurenden  Vorsteher  der  Pferde,  getodtet  «)• 


Lieu-yen-tsiS  war  in  seiner  Jugend  durch  die  Reinheit  uoi 
Sorgfalt  seines  Stammhauses  *)  bekannt  Als  Kaiser  Kao  von  Tai  die 
Lenkung  stutzte »),  erkannte  Yen-tsiS  den  Wechsel  des  Glückes  and 
wollte  wegziehen.  Er  trug  sich  im  Geheimen  mit  anderen  Pifinen. 
Als  Tschin-yeu-tschi  zu  den  Waffen  griffe),  drang  Kaiser  Kao  von  Tn 
in  die  Halle  des  Hofes  und  zog  die  Streitkräfte  zusammen.  Tnen-taan, 
Tschin-schi-teu,  Tsien-yü  und  Yen-tsie  fielen  von  ihm  ab.  Die  grossea 
Heerführer,  unter  ihnen  Hoang-hoei,  kamen  überein,  sich  in  der 
Nacht  mit  SchMeu  zu  vereinigen.  Sie  sollten  am  nächsten  HorgM 
ausrücken.  Yen-tsie  war  von  Gemüthsart  feig.  Er  gerieth  in  Auf- 
regung und  konnte  sich  nicht  beruhigen.  Als  der  Hittag  Torfiber 
war,  führte  er  aus  der  Provinz  Tan-yang  auf  Wagen  sein  Weib  und 
seine  Töchter  und  floh  mit  seinem  ganzen  Hause  zu  Schl-teu.  In  dein 
Augenblicke,  wo  er  sich  entfernen  wollte,  ermahnte  ihn  sein  Weib 
von  dem  Geschleehte  Siao  nachdrücklich  und  hiess  ihn  Speise 
nehmen.  Yen-tsie  schlürfte  die  Brühe  und  Hess  sie  über  die  Bnut 
rinnen.  Seine  Hand  zitterte,  so  dass  er  es  nicht  verhindern  konnte^ 
Das  Unternehmen  seheiterte,  und  er  wurde  getodtet  &). 


Schl-lF*}  sammelte   die  Streitkräfte  au  dem  Ho-po.  Es  ere%- 
uete  sich,  dass  es  ohne  Aufboren  regnete.  Tiao-ying,  der  älteste  Ab- 


')   Aus  d4*ni  ron  Tschin-yo  rerfisstea  Barbe  der  Sang. 

*)  Die  Kaiser  des  Hauses  Suog  waren  ron  dem  Gesehlechte  Lie«. 

*)  Siao-too-UchiDg,  der  spätere  Kaiser  Kao  von  Tsi,  lödtete  den  Kaiser  Fei  toi  Smf 

uDd  er  nannte  sieb  selbst  lam  grossen   Benibiger,  in   welcber  EigeBnchafI  er  A 

serbzebn  Landstriebe  Aberwaobte. 
^}  Tscbin-yeu-tsehi  bewerkstelligte  in  Kiang-Iing  eine  bewabete  Brhebeng  <•  ^ 

Zwecke.  Siao-tao-tsohiDg,  den  späteren  Kaiser  Kao  ron  Tai,  nn  •infee. 
>)   Aus  dem  von  Tscbin-yö  rerfassten  Backe  der  Snng. 
*)  2ibci-li  warde  in  der  Folge  König  der  tpiteren  Tschao. 


6«9cbk*h(liches  fibcr  einijre  Seelenzu^^taiide  iiod  Leidenscbanen.  <c69 

gestellte  Lf's,  ermahnte  LI,  sich  an  Tsin  zu  ergeben.  L!  pfiff  leise. 
TschaQg-pin  ermahnte  Li,  nach  Norden  zurückzukehren.  Li  sprach 
freudig:  Der  Rath  Pin*s  ist  der  richtige.  Ying  sollte  enthauptet 
werden.  —  Er  erklärte  damit,  dass  dessen  Sinn  feig  sei  und  dass 
man  im  Zurückweichen  als  Heerführer  auftreten  könne  ^). 


Im  Süden  Yon  Hia-scheu  war  ein  Mensch  Namens  Kiuen-tscho- 
Hang.  Derselbe  war  ein  dummer  Mensch.  Er  fürchtete  stark  den 
hellen  Mond.  Als  er,  in  der  Nacht  wandelnd,  zu  Boden  blickte  und 
seinen  Schatten  sah,  hielt  er  ihn  für  einen  versteckten  Dämon.  Als 
er  zur  Hohe  blickte  und  sein  Haupthaar  sah,  hielt  er  es  für  ein  ver- 
stecktes Gespenst.  Er  lief  auf  Händen  und  Füssen.  Als  er  endlich 
sein  Haus  erreichte,  war  er  seines  Athems  beraubt  und  starb  *). 


In  Tsu  lebte  zur  Zeit  des  Unglücks  durch  den  Fürsten  von  Pe 
ein  Mann  Namens  Sche-schi-schen.  Derselbe  nahm  Abschied  von 
seiner  Mutter  und  wollte  für  den  Landesherrn  sterben.  Seine  Mutter 
sprach:  Ist  es  erlaubt,  für  den  Landesherrn  zu  sterben? 

Sche-tschi-schen  sprach :  Ich  habe  gehört :  Wer  dem  Landes- 
herrn dient,  bringt  herein  seinen  Gehalt  und  wirft  hinaus  seinen 
Leib.  Jetzt  ist  dasjenige,  wodurch  ich  die  Mutter  ernähre,  der  Ge- 
halt des  Landesherm«  Ich  bitte,  hingehen  und  für  ihn  sterben 
zu  dürfen. 

Als  er  zu  dem  Hofe  gelangte,  blieb  er  dreimal  in  dem  Wagen 
stehen.  Sein  Diener  sprach:  Wenn  du  dich  fürchtest,  warum  kehrst 
du  nicht  zurück? 

Sche-tschi-schen  sprach :  Für  sich  selbst  fürchten,  ist  Selbst- 
sucht Für  den  Landesherrn  sterben,  ist  die  öffentliche  Sache.  Ich 
habe  gehört:  der  Weisheitsfreund  schädigt  nicht  aus  Selbstsucht  die 
öffentliche  Sache.  Er  zog  sofort  hin  und  starb  *). 


Jemand  stellte  an  Khung-tse  die  Frage :  Was  für  ein  Mensch 
istYen-yuen? 


0  Aus  dem  Buche  der  Ttcbao. 
^)  Atu  dem  Boche  Sfin-kiDg-tse. 
}  Aus  deo  ausaeren  Uberlieferuu^eii  llan-scIiPs. 


270  H  !  i  z  iii;i  i*T 

Cr  sprach:  Er  ist  ein  menschlicher  Mensch.  Ich  komme  ihm 
nicht  gleich. 

—  Was  für  ein  Mensch  ist  Tse-kung? 

Er  sprach:  Er  ist  ein  beredter  Mensch.  Ich  komme  ihm  nickt 
gleich. 

—  Was  für  ein  Mensch  ist  Tse-Iu? 

El*  sprach:  Er  ist  ein  muthiger  Mensch.  Ich  komme  ihm  nickt 
gleich. 

Der  Gast  sprach:  Die  drei  Männer  sind  weiser  als  du,  o  Meister. 
Wie  kommt  es  aher,  dass  sie  gehorchen  und  Dienste  leisten? 

Khung-tse  .spnich :  Ich  kann  menschh'ch  sein  und  auch  geduldig. 
Ich  hin  hereJt  und  iiuch  uniahig  zu  reden.  Ich  bin  muthig  und  «uek 
feig.  Weil  die  drei  Manner  meine  Wege  verandern  können,  komme 
ich  ihnen  nicht  gleich  <}. 


Kuan-tschung  sprach:  Ich  habe  dreimal  gekämpft  und  hin 
dremiai  geflohen.  Pao-seliu  hielt  mich  nicht  für  feig.  Er  wusste,  dass 
ich  eine  alte  Mutter  besitze  <). 


Das  Buch  Uoai-nan-tse  sagt : 

Der  Feige  sieht  in  der  Nacht  ein  aufgerichtetes  Wahrteiebeo 
und  hält  es  für  einen  Dämon.  Er  sieht  einen  liegenden  Stein  oud 
hielt  ihn  für  ein  Nashorn.  Die  Furcht  raubt  ihm  den  Athem. 

Das  Buch  Pao-p6-tse  sagt:  Wenn  der  thörichte  Mensch  die 
Hacke  und  die  Axt  Kung-schü's  erhält,  ist  er  nicht  im  Stande»  damit 
eine  Wolkenleiter  zu  verfertigen.  Wenn  der  Feige  das  Schwert  vui 
die  Hakenlanze  Fung-fu\s  erhält,  ist  er  nicht  im  Stande,  damit  deo 
Nashorn  und  dem  Tiger  entgegen  zu  treten. 

Das  Buch  Schi-tse  sagt : 

Die  höchstweisen  Menschen  pflegen  die  Menschlichkeit,  akr 
sie  sind  nicht  der  Menschlichkeit  vorgesetzt.  Sie  pflanzen  die  KeoBt- 
uiss,  aber  sie  sind  nicht  der  Kenntniss  vorgesetzt.  Sie  pflegen  den 
Muth,  aber  sie  sind  nicht  dem  Muthe  vorgesetzt.  Einst  wurde  Hoao* 
Fürst  von  Tsi,  durch  den  Landesherrn  von  Lu  eingeschüchtert  und 


')   Aus  <len  Worten  der  Häuser. 
2^   Aha  dfin  Sse-ki. 


Genehichtliches  über  einige  Seeleozustände  und  Leidenschaften.  !c71 

machte  sum  Geschenk  das  Land.  Keu-tsien  wurde  eingeschüchtert 
auf  dem  Kuei-ki  und  machte  ihn  zu  seinem  Palaste.  Siang-tse  von 
Tschao  wurde  eingeschüchtert  durch  Tsehi-pe  und  zeigte  in  den 
Zögen  Beschämung.  Zuletzt  machte  Fürst  Hoan  zum  Diener  den 
Landesherrn  von  Lu.  Keu-tsien  vernichtete  U.  Siang-tse  bewirkte, 
dass  Tschi-pe  getödtet  wurde.  Dies  waren  Solche,  von  welchen  man 
sagt,  dass  sie  muthig  und  im  Stande  sind  feig  zu  sein. 


Furcht 

Die  Grossen  der  vorderen  Abtheilung  Wang-mang*s  liessen  die- 
jenigen, welche  sich  zum  Abfall  verschworen  hatten,  hinrichten.  Als 
Li-thse-yuen  erfuhr,  dass  die  Sache  verrathen  worden,  wollte  er  sich 
zu  Pferde  fortbegeben.  Das  Pferd  war  angespannt  und  befand  sich 
zwischen  den  Querstangen.  In  furchtsamer  Hast  legte  er  den  Sattel 
auf  und  bestieg  das  Pferd.  Als  er  bei  dem  Thore  herauskam,  sah  er 
sich  um  und  erblickte  den  Wagen.  Er  kam  jetzt  zur  Besinnung  und 
hielt  inne  0* 

Pang-meng  kehrte  zurück  und  griff  Kai-yen  an.  Yen  kämpfte 
mit  ihm  und  schlug  ihn.  In  der  Schrift  der  höchsten  Verkündung, 
welche  Ten  bewillkommnete,  hiess  es :  Pang-meng  bewerkstelligte  in 
einer  Nacht  den  Abfall.  Er  war  nicht  weit  entfernt ,  die  Wälle  des 
Lagers  waren  nicht  fest.  Da  hiess  er  die  Menschen  in  Reihen  einen 
raschen  Angriff  machen,  jedoch  der  Heerführer  erfuhr  dieses.  Er 
meldete  in  der  Nacht,  dass  die  Reiche  Lin-hoai  und  Tsu  eine 
Zaruckhaltung  beobachten ,  der  gemäss  sie  sich  nicht  in  Bewegung 
letzen  können.  Ich  nenne  sein  Vorgehen  sehr  vortrefflich.  Wenn  man  in 
der  Nacht  die  Bedrängniss  erfahrt ,  sind  wenige  im  Stande,  so  zu 
handeln  *). 

Sün-kiuen  hatte  seine  jüngere  Schwester  dem  früheren 
Gebieter «)  zur  Gattin  gegeben.  Die  jüngere  Schwester  war  herrsch- 


9  Ans  der  Geschichte  der  Han  von  der  östlichen  Warte. 
*)  Aui  der  Geschichte  der' Han  yon  der  östlichen  Warte. 

')  Der   frfihere   Gebieter  ist  Lieu-pi,  König   run   Han-tschung,    der    spätere  Kaiser 
T«ehao*lie'  Ton  Han. 


272  P  f  i  z  m  a  i  e  r 

süchtig,  hart  und  wild.  Sie  hatte  die  Gewohnheiten  der  filteren 
Brüder.  Ihre  aufwartenden  Solavinnen,  über  hundert  an  der  Zahl, 
hielten  in  den  eigenen  Händen  Schwerter  und  standen  aufwartend  da. 
So  oft  der  frühere  Gebieter  bei  ihr  eintrat,  war  er  im  Herzen  fort- 
während beängstigt  9* 


Li-I  sagte  zu  dem  Tänzer  Schi :  Der  Landesherr  hat  mir  bereits 
erlaubt»  den  zur  Nachfolge  bestimmten  Sohn  zu  tödten  und  Hi-tsi 
einzusetzen.  Ich  habe  Furcht  vor  Li-khe.  Was  ist  hier  zu  thun? 

Der  Tänzer  Schi  sprach:  Halte  für  mich  ein  einzelnes  Sehaf 
bereit.  Ich  werde  mich  ihm  anschliessen  und  Wein  trinken. 

Als  sie  in  dem  Inneren  tranken,  erhob  sich  der  Tänzer  Schi. 
tanzte  und  sprach  zu  der  Gattin  Li-khe*s:  Die  Gebieterin  hat  mich 
mit  Speise  betheilt.  Ich  werde  diesen  lehren»  wie  er  mit  Müsse  und 
freudig  dem  Landesherm  dienen  kann. 

Hierauf  sang  er:  Die  Unerfahrenheit  bei  Müsse  und  Ruhe  ist 
nicht  so  viel  wie  der  Ausruf  der  Freude.  Alle  Menschen  sammeln  sich 
um  die  Blätterfülle.  Wir  allein  sammeln  uns  um  das  Verdorrte. 

Li-khe  lachte  und  sprach :  Was  nennst  du  die  Blätterfulle?  Was 
nennst  du  das  Verdorrte? 

Er  antwortete :  Die  Mutter  ist  eine  fürstliche  Gemalin»  der  Sohn 
ein  Landesherr.  Kann  man  dies  nicht  die  Blätterfülle  nennen?  Die 
Mutter  ist  bereits  gestorben,  der  Sohn  wird  überdies  verleumdet 
Kann  man  dies  nicht  das  Verdorrte  nennen »)  ? 


Lieu-pi  begab  sich  zu  den  Zugängen  der  Mutterstadt  und  be- 
suchte Sün-kiuen  *).  Er  verlangte  King-tscheu,  wo  er  Beruhiger  der 
Hauptstadt  sein  wollte.  Kiuen  lieh  es  ihm.  Zugleich  stellte  er  sich 
dem  Fürsten  von  Tsao  ^)  entgegen.  Der  Fürst  von  Tsao  hörte  dies 


^)  Aus  den  Denkwürdigkeiten  von  Schö. 

'}  Aus  den  Worten  der  Reiche. 

*)  Sun-kiuen  ist  der  spXtere  Kaiser  von  U. 

^)  Der  Fürst  von  Tsiio  ist  Tsao-tsso,  der  Vater  des  Kaisers  Wen  ron  Wei.  Der  Firili^ 
ling  und  Herbst  von  Han  und  Tsin  sagt; 

Lifi-fan  ermahnte  Sfin-kiuen  mit  den  Worten :  Du  o  Heerführer,  besitseet  swm^ 
göttlichen  Kricgsmuth  und  gebietest  dem  Zeitalter,  allein  Tsao  besitzt  in  Wirkliel»'^ 
keit  Macht  und  StSrke.  Seit  er  King-tscheu  sich  angeeignet,  sind  Güte   and  Trw^ 


Geacbichiliches  über  e.nige  SeelenKustände  und  LeidunschRften.  2  T 3 

und  lieh  Pi  das  obere  Land.  Als  er  die  Schrift  verfertigte,  Hess  er 
den  Pinsel  zur  Erde  fallen  i). 


Lf  richtete  die  Söller  des  Thores  ein.  Als  sie  sehr  hoch  waren, 
ritt  ein  betrunkener  Mensch  von  Hu  über  den  Fassweg  in  das  Thor 
des  VersaiDinlungshauses.  Li  fragte  Fung-tschu,  den  Angestellten  des 
Thores:  Die  Söller  des  Thores  haben  einen  abgegrenzten  Zugang. 
Ein  Pferd  komnit  in  das  Thor  gelaufen.  Was  für  ein  Mensch  ist  der- 
jenige, der  dies  thut,  dass  man  ihn  nicht  aufgreift  und  es  nicht 
meldet? 

Um  diese  Zeit  nannte  man  die  Menschen  von  Hu  Menschen  des 
Reiches.  Tschu,  auf  solche  Weise  befragt,  fürchtete  sich.  In  der 
Antwort,  die  er  gab,  vergass  er  auf  die  Vermeidung  der  Namens. 
Er  sagte,  dass  vor  dem  Zugang  ein  betrunkener  Mensch  von 
Hu  auf  einem  Pferde  dahergesprengt  kam.  Bei  dem  Zugang  rief  ich 
ihn  an,  um  es  zu  terbieten.  Ich  durfte  mich  in  kein  Gespräch  ein- 
lassen, die  Menschen  von  Hu  können  mit  uns  nicht  reden.  Ich,  der 
kleine  Angestellte,  verbot  es  nicht. 

Lf  sprach  seufzend:  Die  Menschen  von  Hu  können  wirklich  nicht 
mit  uns  reden.  —  Er  hatte  Nachsicht  mit  Tschü  und  fragte  nicht 
weiter.  Er  Hess  denjenigen,  der  das  Thor  offen  gelassen  hatte, 
peitschen  und  nahm  das  Pferd  des  Reiters  weg  *). 


Zur  Zeit  des  Unglücks  durch  den  Fürsten  von  Pe  lebte  in  Tsu 
ein  Mann  Namens  Tschuang-schen.  Derselbe  nahm  von  seiner  Mutter 
Abschied  und  wollte  bei  dem  Unglück  sterben.  Die  Mutter  sprach : 
Seine  Angehörigen  zurücksetzen  und  für  den  Landesherrn  sterben, 
lässt  sich  dies  Gerechtigkeit  nennen? 

Tschuang-schen  sprach:  Ich  habe  gehört:  Wer  dem  Land es- 
berm  dient,  bringt  herein  seinen  Gehalt  und  gibt  heraus  seinen 
I^ib.  Jetzt  ist  dasjenige,  wodurch  ich  die  Mutter  ernähre,  der  Gehalt 
des  Dieners.  Wie  könnte  ich  etwas  anderes  thun  als  sterben  ? 


■och  nicht  zum  Vorschein  gekommen.  Man  soUte  Pi  das  Land  leihen  und  es  durch 
iki  beruhigen  lassen.    Die  Feinde  Tsao*8  Termehren  und  sich  Freunde  schaffen,  ist 
die  h5chste  der  Berathungen.  —  Riaen  befolgte  dieses. 
O  Ais  den  Denkwürdigkeiten  von  U. 
i  I>i«  besonderen  Überlieferungen  von  Sehi-if. 


274  P  f  i  1  ni  M  i  t*  r 

Sofort  nahm  er  Abschied  und  machte  sich  auf  den  Weg.  Als  er 
dem  Thore  des  Fürsten  nahe  kam,  stürzte  er  dreimal  in  dem  Wagen. 

Sein  Diener  sprach:  Du  fürchtest  dich.  —  Er  sprach  wieder: 
Wenn  du  dich  fürchtest,  warum  kehrst  du  nicht  zurück? 

Tschuang-schen  sprach :  Dass  ich  mich  fürchte,  ist  meine  Selbst- 
sucht. Für  den  Landesherrn  sterben,  ist  ölTentliche  Gerechtigkeit  lek 
habe  gehört:  Der  Weisheitsfreund  beeinträchtigt  nicht  aus  Selbst- 
sucht die  öffentliche  Sache.  —  Hierauf  erreichte  er  das  Thor  des 
Fürsten.  Er  schnitt  sich  den  Hals  ab  und  starb  ^). 


Gegen  das  Ende  der  U  las  ein  Leibwächter  der  mittleren  BQeber. 
dessen  Geschlechtsnamen'  und  Namen  man  sich  nicht  gemerkt  bat»  k 
der  Nacht  Bucher.  Das  Haus  hatte  doppelte  Thore.  Plötzlich  horte  er. 
dass  die  Thore  der  Aussenseite  sich  öffneten.  Er  fürchtete»  dass  Ohb 
eine  Gefahr  gemeldet  werde.  Jetzt  öffnete  sich  wieder  die  ThfifC 
und  es  erschien  ein  Mensch,  der  ungeföhr  acht  Schuhe  oiass,  du 
Kleid  eines  Vogels  und  eine  Kopfbedeckung  trug.  Derselbe  hielt  eincft 
Stock  und  sass  unter  dem  Bette.  Beide  blickten  einander  onTerruckt 
an,  und  die  Erscheinung  streckte  die  Zunge  bis  zu  den  Kaieei 
heraus.  Jenem  Menschen  ward  sehr  bange.  Er  zerriss  die  .B^diflr 
und  machte  Feuer.  Als  der  Tag  anbrach  und  der  Hahn  krphte,  ent- 
fernte sich  die  Erscheinung.  Thor  und  Thure  waren  wie  frflbcr 
geschlossen.  Jener  Mensch  blieb  gesund  und  ruhig*). 


Zorn. 

Der  Fürst  von  Tsi  wandelte  umher  in  Ku-fen  und  jagte  hierMf 
in  Kiü-khieu.  Er  erblickte  einen  grossen  Eber.  Der  Begleiter  spradi: 
Dies  ist  der  Fürstensohn  Peng-seng »).  —  Der  Fürst  gerieth  in  Zora 
und  sprach:  Peng-seng  wagt  es,  zu  erscheinen?  —  Er  schoss  nack 
ihm   mit   einem   Pfeile.  Der  Eber  stand  wie  ein  Mensch  und  wdate 


<)   Aus  den  neuen  EiDleitungeo.  Dasselbe  wird  mit  einigen  Abweichnn^n  ia  den 
ren  ÜberlieferungeD  Ton  Han-schi  erzählt  und  ist  bei  Feigheit  vorgekosBeii  v« 
•Utt  Tscbaang -sehen  der  Name  Schi-tscbi-^ehen  gesetzt  wird. 

')  Aus  den  Veneichnissen  de%  ÜunkU-ii  und  Hellen. 

')  Peng-sang  hatte  auf  Gekeiss  des  Fürsten  von  Tsi  den  Fürsten  run   Ln  erdrückt  tf' 
wurde  hingericht«'t. 


Getehichtlicliet  fiber  einige  Seelenzustinde  und  Leidenschaften.  ZtS 

Der  Forst  filrchtete  sich  und  fiel  in  dem  Wagen  nieder.  Er  ver- 
;e  sich  den  Fuss  und  verlor  die  Schuhe  <). 

Der  Fürst  von  Tsu  schickte  Schin-tscheu  als  Gesandten  nach 

Er  sprach:  Du  darfst  den  Weg  nicht  durch  Sung  nehmen.  — 

der  Gesandte  Sung  erreichte,  sprach  Hoa-yueu:  Indem  man  bei 

vorüberzieht  und   nicht  den  Weg  begehrt,  verachtet  man  uns. 

an  man  uns  verachtet,  haben  wir  den  Untergang.  Wenn  wir  den 

andten  todten ,  wird  man  uns  gewiss  angreifen.  Wenn  man  uns 

reift,  haben  wir  gewiss  den  Untergang.  Der  Untergang  ist  ein 

derselbe.  —  Hierauf  todtete  man  den  Gesandten. 

Als  der  Fürst  von  Tsu  dies  hörte,  warf  er  das  Ärmelkleid  weg 

erhob  sich.   Seine   Schuhe  flogen   bis   zu  der  Thorwarte  des 

lafgemaches.  Sein  Schwert  flog  über  das  Thor  des  Schlafge- 

hes  hinaus.  Sein  Wagen   erreichte  den  Markt  von  Pu-siü.  Im 

bst,  im  neunten  Monate  des  Jahres,  belagerte  der  Fürst  von  Tsu  die 

ptstadt  von  Sung  «). 


'Hien,  Fürst  von  Wei,  lud  Sün-wen-tse  und  Ning-hoei-tse  zur 

Izeit.  Beide  kleideten  sich  an  und  erschienen  an  dem  Hofe.  Am 

\d  des  Tages  rief  sie  der  Fürst  nicht  zu  sich,  sondern  schoss 

Gänse  in  dem  Garten.   Die   beiden  Männer  gesellten  sich  zu 

Er  nahm  die  lederne  Mütze  nicht  ab  und  sprach  mit  ihnen. 

eiden  Männer  geriethen  in  Zorn  und  vertrieben  den  Fürsten 


tcbuang,  Fürst  von  Tschü,  trank  mit  I-yI*ku   Wein.  Dieser 

*  sich  hinaus.  Der  Pförtner  bat  ihn  um  Fleisch.  I-yl-ku  ent- 

\  den  Stab  und  schlug  ihn  damit.  Der  Fürst  befand  sich  auf 

stufe    des  Thores   und   blickte  in  die  Vorhalle  hinab.  Der 

begoss  mit  einem  Eimer  Wasser  die  Vorhalle.  Als  diess  der 

Tschü  sah,  gerieth  er  in  Zorn.  Der  Pförtner  sprach :I-yI-ku 

)r  gelassen.  —  Der  Fürst  gab  Befehl,  Jenen  festzunehmen. 


Uefeningen  von  Tso. 

ieferaugen  von  Tso,  das  dritte  Jalir  des  Fürsten  Ting. 
'eferungen  von  Tso. 
-bist  Cl.  LIX.  Bd.  II.  Hft.  19 


276  Pfizmaier 

aber  man  fand  ihn  nicht.  Er  zQmte  noch  mehr  ond  warf  sich  aof 
das  Bett  i). 

Khie-hien-tse  von  Tsin  reiste  als  Gesandter  nach  Tsi.  King,  Ffirst 
von  Tsi,  liess  ein  Weib  ihn  sehen  und  über  ihn  lachen.  Hien-tM 
gerieth  in  Zorn.  Als  er  zurückkehrte,  bat  er,  dass  man  Tsi  angreife. 
Fan-wu-tse  zog  sich  von  dem  Hofe  zurück  und  sprach:  Khie-toe 
zürnt  sehr  stark.  Er  kann  seinen  Zorn  in  Tsi  nicht  auslassen,  und  er 
muss  mit  dem  Reiche  Tsin  beginnen.  Wenn  er  nicht  die  Lenkung 
erhält,  wie  könnte  er  da  den  Zorn  auslassen?  Ich  werde  die  Len- 
kung fuhren,  um  seinen  Zorn  zu  massigen  <). 


Kaiser  Wen  sprach :  Ich  allein  finde  keinen  Lien-po  und  keioea 
Li-mo,  die  ich  zu  Heerführern  machen  konnte.  Was  brauchte  iek 
dann  wegen  der  Hiung-nu's  bekümmert  zu  sein? 

Fung-thang  sprach:  Wenn  du,  vor  dem  ich  unter  den  Stufet 
stehe,  auch  Lien-po  und  Li-m5  fandest,  du  wärest  nicht  fähig,  sie  la 
ven»'enden. 

Der  Kaiser  erhob  sich  zornig  und  trat  in  den  abgesehlosseaea 
Theil  des  Palastes  >). 

Pang-meng  war  der  die  nördlichen  Fremdländer  beruhigende  Heer- 
führer. Er  unternahm  in  Gemeinschaft  mit  Kai-yen  einen  raschen  AngrV 
auf  Tung-hien.  Eine  Schrillt  der  höchsten  Verkündung  wurde  Mos  ai 
Yen  erlassen,  gelaugte  aber  nicht  an  Meng.  Meng  glaubte,  da« 
Yen  ihn  verleumdet  habe.  Er  wurde  argwöhnisch  und  fiel  sofort  ak 
Als  der  Kaiser  dieses  hörte,  gerieth  er  in  grossen  Zorn.  Er  befehligte 
selbst  die  Streitkräfte,  um  Meng  zu  strafen.  In  der  Schrift,  die  ff 
den  Heerführern  gab,  sagte  er:  Ich  habe  Pang-meng  immer  fSr  elM 
Diener  der  Landesgötter  gehalten.  Ist  es  den  Heerführern  mögiick 
nicht  über  dieses  Wort  zu  lachen^)? 


Teng-schin,   ein    Eingehorner    von    Nan-yang«   griff  mit  to 
Kaiser  in  Sin-ye  zu  den  Waffen.  Die  Angestellten  der  Gerichte  re^ 


^}  Die  Überlieferungen  Ton  Tso. 

<)  Die  Worte  der  Reiehe. 

')  Das  Bach   der  Han. 

*)  Die  Geschichte  der  Han  von  der  östlichen  Warte. 


G«schichilichet  über  einigte  Seeleuzustnnde  und  Leideuschafteo.  277 

brannten  die  Tempel  und  die  Hallen  der  Vorfahren  Schin's,  sie  ver- 
unreinigten die  Teiche,  die  inneren  Häuser  und  die  Wohnhäuser. 
Sie  legten  Feuer  an  deren  Grabhügel.  Die  Mitglieder  des  Stamm- 
baases zürnten  und  sprachen:  Die  Häuser  waren  reich  und  hatten 
zur  Genüge.  Warum  folgten  sie  dem  Hause  des  Weibes  und  gerie- 
tben  in  den  Kessel  des  siedenden  Wassers?  —  Schin  zeigte  in  seinen 
Zügen  gar  keinen  Unwillen  «). 


Es  erging  eine  höchste  Verkilndung,  der  gemäss  man  sich  an 
dem  Orte  der  geisterhaften  Erdstufe  zu  einer  Berathung  versammeln 
sollte.  Der  Kaiser  sprach  zu  Hoan-tan:  Die  Angelegenheiten  der 
Welt,  ich  will  sie  durch  beglaubigte  Befehle  zur  Entscheidung 
bringen.  Was  sagst  du  dazu?  —  Tan  schwieg.  Nach  längerer  Zeil 
sprach  er:  Ich  lese  keine  beglaubigten  Befehle. 

Der  Kaiser  fragte  ihn  um  die  Ursache.  Tan  sagte  wieder  im 
Wesentlichen,  dass  die  beglaubigten  Befehle  keine  richtschnur- 
massigen Schriften  seien.  Der  Kaiser  gerieth  in  grossen  Zorn  und 
sprach:  Hoan-tan  ist  kein  Höchstweiser,  er  hat  kein  Gesetz.  —  Er 
wollte  ihn  den  Gerichten  übergeben  und  enthaupten  lassen.  Tan 
sehJug  das  Haupt  auf  den  Boden  und  machte  Blut  fließen.  Erst  nach 
längerer  Zeit  gelang  es  ihm,  los  zu  kommen.  Er  ging  hinaus  und 
wurde  Reichsgehilfe  für  die  Provinz  Lo-ngan  2). 


Tai-ping  war  ein  Aufwartender  im  Inneren.  Derselbe  trat  mehr- 
mab  ein  und  wurde  hinsichtlich  der  Erfolge  und  des  Felilschlagens 
befragt.  Der  Kaiser  sprach  zu  Fing ;  Der  Aufwartende  im  Inneren  soll 
die  Lenkung  des   Reiches  stützen.  Er  hat  keine  verborgenen  Nei- 
gungen.  —  Fing  sprach :  Tsiang-tsün,   der  grosse  Beruhiger,  der  • 
Zugesellte  des  Verhorsrichters  des  Westens,  ist  aufgeklärt,  aufrich- 
tig, redlich,  elternliebend  und  verkehrt  im  Lernen  mit  Alterthum  und 
Gegenwart  Du,   vor  dem  ich  unter  den  Stufen  stehe,  glaubtest  die 
wikegründete  Verleumdung  und  verschlössest  ihm  den  Weg  des  Die- 
nens.  Die  Welt  hält  dies  für  streng. 


*)  bie  Geschichte  der  Hau  Ton  der  öfrUicbea  Warte. 
^)  Die  Geschichte  der  Hau  tod  der  östlicheu  Warte. 


2^8  Pfizmaier 

Der  Kaiser  zürnte  ui)d  spraeh :  Willst  du  wieder  einen  GenOMCfl 
im  Amte  haben?  —  Pin^  trat  hinaus  und  verschloss  sich  den  Weg 
des  Dienens.  Derßernhiger  desVorhofes  ging  in  Folge  einer  hoclistei 
Verkfindung  zu  ihm  und  führte  ihn  vor.  Ping  entschuldigte  sich  and 
sprach :  Ich  hn1)e  nicht  die  Umschränkung  der  geraden  Rede»  aber 
ich  habe  die  Worte  eines  Hasenden  und  Blinden.  —  Der  Kaiser  trug 
dem  obersten  Buchfuhrer  auf,  für  Tsün  die  Verschliessung  des  WegM 
des  Dienens  aufzuheben  i). 


Han-hin  führte  den  Jünglingsnamen  Tng-kiun  und  stammte  aus 
Nan-yang.  Er  erwarb  sich  Verdienste,  indem  er  sich  bei  den  Erobe- 
rungszügen  und  Angriffen  anschloss,  und  wurde  zum  Lehensfursten  tm 
Fu-yang  eingesetzt.  Er  war  ein  Freund  gerader  Worte  und  bekleidets 
die  Stelle  eines  Vorstehers  der  Schaaren.  Bei  Gelegenheit  einer  Ver- 
sammlung an  dem  Hofe  las  einst  der  Kaiser  die  Schreiben,  welche 
Wei-ngaoundKiung-sün-scho  einander  übergeben  hatten.  Hin  sprach: 
Alle  Landesfürstf  n  von  zu  Grunde  gehenden  Reichen  waren  begabt 
Khie  und  Tsch'heu  waren  ebenfalls  begabt.  —  Der  Kaiser  gerietb  ia 
grossen  Zorn.  Er  glaubte,  dass  eine  Rücknirkung  sich  zeigen  werde. 
Hin  wurde  abgesetzt  und  kehrte  in  die  Gassen  der  Felder  zurück.  Der 
Kaiser  Hess  ihn  noch  immer  nicht  los.  Er  beschied  ihn  durch  eiae 
höchste  Verkundung  zu  sich  und  stellte  ihn  zur  Rede.  Hin  und  Tte- 
ying  todteten  sich  selbst  >). 


Tu-hien  verliess  sich  auf  seinen  Ruf  und  seine  Gewalt  in  dea 
Seitenflügeln  des  Palastes.  In  Folge  dessen  rerachtete  er  das  ReeU 
und  riss  den  Garten  von  Tsin  an  sich.  Die  Kaisertochter  getraute  sick 
nicht,  es  anzuzeigen.  Spater  fuhr  Su-tsung  zu  Wagen  aus  und  kas 
an  dem  Garten  Torüber.  Er  zeigte  nach  ihm  und  fragte  Hien.  Sea 
war  rerlegen  und  konnte  nicht  antworten.  Die  Sache  wurde  ruchbar, 
und  der  Kaiser  gerietb  in  grossen  Zorn.  Er  berief  Hien  zu  sich,  stellte 
ihn  scharf  zur  Rede  und  sprach:  Jetzt  nird  die  Tomehme  Kaiser* 
toehter  sogar  ungerechter  Weise  beraubt.  Wie  steht  es  da  erst  bS 
den  kleinen  Dicneni  <)  ? 


1)  Die  l'bn-lieferancen  ^on  Jem    Wjlde  drr  GH^hrlea.  is  der  Geschickte  4tr  sfüM* 

Uao. 
■)   Die  i;e<cbü*hte  der  Hm  ^on  d»T  •'tätlichen  Warte. 

*>  Die  lifjc.ubir  der  v*»«-"'"»'  '^-"- 


Geschichtliches  über  einige  Seelenzustände  und  Leidenschaften.  279 

Tu-ken  und  die  Kaiserin  Ho-hi  von  dem  Geschlechte  Teng 
beaufsichtigten  den  Hof.  Weil  der  Kaiser  bereits  erwachsen  war  und 
selbst  sich  mit  den  Sachen  der  Lenkung  befassen  sollte,  überreichte 
ihm  Ken  ein  Schreiben,  worin  er  ihm  auf  geradsinnige  Weise  Vor- 
steliungeir  machte.  Die  Kaisei*in  gerieth  in  grossen  Zorn.  Sie  Hess 
Ken  aufgreifen,  ihn  einsacken  und  mit  Stöcken  todtschlagen.  Die- 
jenigen» welche  sich  an  das  Gesetz  hielten,  sprachen  insgeheim  mit 
den  Yollstreckenden  Menschen  und  bewogen  sie,  keine  Kraft  anzu- 
wenden. Man  schalTle  ihn  zuletzt  auf  einem  Wagen  vor  die  Stadt- 
mauern. Ken  stellte  sich  todt.  Nach  drei  Tagen  wuchsen  in  seinen 
Augen  Maden,  worauf  er  floh  und  glücklich  entkam.  Als  das 
Geschlecht  Teng  hingerichtet  wurde,  kehrte  Ken  zurück  und  wurde 
vorgeladen.  Er  wurde  zu  einem  aufwartenden  kaiserlichen  Vermerker 
ernannt  *}. 


Tai-tsu  zog  aus,  um  Tschang-Iu  zu  strafen.  Als  er  im  Osten 
zurückkehrte,  war  ein  Heerführer  Namens  Hiü-yeu,  der  eine  Seite  der 
Abttieilung  zusammenhielt  und  sich  nicht  anschloss.  Tai-tsu  gerieth 
in  grossen  Zorn  und  wollte  ihn  früher  strafen.  Die  Diener  stellten 
ihm  häufig  vor,  dass  man  Yen  herbeirufen,  ihn  beruhigen  und  mit 
ihm  gemeinschaftlich  den  mächtigen  Feind  strafen  könne.  Tai-tsu 
legte  das  Schwert  quer  über  die  Knie,  wechselte  die  Farbe  und  gab 
kein  Gehör. 

Mieu-sl  wollte  Vorstellungen  machen.  Tai-tsu  zeigte  Widerwillen 
und  sagte  zu  ihm:  Mein  Beschluss  ist  bereits  gefasst.  Mögest  du 
nicht  mehr  sprechen. 

SI  sprach:  Wenn  der  Beschluss  desjenigen,  bei  dem  ich  unter 
der  Vorhalle  stehe»  recht  ist,  so  werde  ich  jetzt  demjenigen,  bei 
dem  ich  unter  der  Vorhalle  stehe,  helfen,  ihn  auszuführen.  Wenn  der 
Beschluss  desjenigen,  bei  dem  ich  unter  der  Vorhalle  stehe,  uiu*echt 
ist,  so  ziemt  es  sich,  selbst  wenn  er  ausgeführt  würde,  ihn  umzu- 
*t08sen.  Du,  bei  dem  ich  unter  der  Vorhalle  stehe,  zeigst  Wider- 
^llen  und  befiehlst  mir,  nicht  zu  sprechen.  Wie  kaimst  du  erwarten, 
iass  die  Untergebenen  hier  nicht  ein  Hemmniss  sein  werden?  Gegen- 
^Wg  sind  Schakale  und  Wölfe  auf  den  Wegen,  aber  Füchse  und 


)  Die  Geschichte  der  späteren  Han. 


280  P  f i  z  m  «  i  e  r 

Dachse  gehen  voraus.  Die  Menschen  werden  sagen,  dass  du.  bei  dem 
ich  unter  den  Stufen  stehe,  den  Starken  ausweichst  und  die  Schwa- 
chen angreifst,  dass  du  im  Vorschreiten  nicht  muthig,  im  Zurück- 
schreiten nicht  menschlich  bist.  Ich  habe  gehört:  Die  Annbrüste  der 
tausend  Centner  entfalten  nicht  um  der  kleinen  Mäuse*  willen  ihr 
Triebwerk.  Die  Glocken  der  zehntausend  Dreissigpfunde  werden  nicht 
mit  Bambusstäbchen  geschlagen,  damit  sie  einen  Ton  von  sieh  geben. 
Wie  sollte  der  winzige  Yen  verdienen,  dass  man  seinetwegen  den 
gottlichen  Geist  anstrenge? 

Tai-tsu  sprach :  Vortrefflich !  —  Er  behandelte  sofort  Yen  mit 
Auszeichnung.  Yeu  wandte  sich  ihm  zu  und  unterwarf  sich  <}. 


Tön,  Lehensfurst  von  Hia,  folgte  Liü-pu  auf  den  Erobernngs- 
zügen.  Er  wurde  von  einem  daherfliegenden  Pfeile  getroffen  und  an 
dem  linken  Auge  verwundet.  Um  diese  Zeit  war  Yuen,  Lehensfurst 
von  Hia,  mit  Tun  zugleich  Heerführer.  In  dem  Kriegsheer  gab  man 
Tun  den  Namen  des  Blinden.  Tun  von  Hia  konnte  dies  nicht  leiden. 
So  oft  er  die  Beleuchtung  überblickte,  gerieth  er  in  Zorn  und  warf 
die  Beleuchtung  ohne  weiteres  zu  Boden  2). 


Tschü-ko-liang  hatte  mehrmals  an  den  König  Sse-ma-siuen 
Gesandte  geschickt  und  mit  ihm  Briefe  gewechselt.  Er  übermittelte 
ihm  jetzt  auch  Kopftücher  und  Putzsachen  der  Weiber,  um  ihn  zum 
Zorne  zu  reizen.  Konig  Siuen  wollte  in  den  Kampf  ziehen.  Er  hielt 
sich  streng  an  die  Abschnittsröhre,  zügelte  die  Angestellten  des 
Kriegsheeres  so  wie  die  nach  diesen  im  Range  folgenden  Männer  and 
stand  hierauf  ab  •). 


Liü-mung  führte  den  Jünglingsnamen  Tse-ming.  In  seiner  Jugend 
stützte  er  sich  auf  Teng-tang,  den  Mann  seiner  älteren  Schwester. 
Tang  war  ein  Heertührer  Sün-tsF's  und  strafte  mehrmals  das  Yue  der 
Berge.  Mung  war  fünfzehn  bis  sechzehn  Jahre  alt,  als  er  Tang  zu  einem 
raschen  Angriffe  auf  die  Räuber  folgte.  Er  blickte  dabei  nach  rück- 


^)  Die  Denkwürdigkeiten  von  Wei. 
*)  Die  Denkwürdigkeiten  ron  Wei. 
'*)   Die  Denkwürdigkeiten  von  Wei. 


GeschicIiUiehes  ub«r  eioige  SeeleoKustfinde  und  Leidenachaften.  !Ü81 

wärts.  Man  schrie  ihn  an»  war  aber  nicht  im  Stande,  es  ihm  zu 
wehren.  Bei  der  Heimkehr  wurde  es  gemeldet.  Seine  Mutter  zürnte 
und  wollte  ihn  strafen.  Mung  sprach:  In  Armuth  und  Niedrigkeit 
kann  man  unmöglich  bleiben.  Gesetzt,  man  verrichtet  Thaten,  so 
können  Reichthum  und  Vornehmheit  zu  Stande  gebracht  werden. 
Aber  ich  suche  nicht  die  Höhle  des  Tigers,  wie  konnte  ich  da  die 
Jungen  des  Tigers  erlangen?  —  Die  Mutter  hatte  Mitleid  und  Hess 
ihn  los  9* 

Kiang-wei  wurde  durch  Teng-ngai  bis  zur  Vernichtung  ge- 
schlagen, ^r  kehrte  nach  Yin-ping  zurück  und  suchte  sich  durch  den 
Befehl,  den  der  frühere  Gebieter  des  Landes*)  erlassen  würde,  zu 
decken.  In  dem  höchsten  Befehle  wurde  ihm  geheissen,  die  Panzer 
wegzuwerfen  und  sich  zu  der  Zusammenkunft  zu  begeben.  Die 
Anfuhrer  und  Kriegsmäuner  des  Heeres  zürnten  insgesammt  Sie 
rissen  die  Schwerter  heraus  und  hackten  auf  die  Steine  •). 


Das  Weib  von  dem  Geschlechte  Tsao,  die  Gattin  Wang-tao*s, 
war  eifersüchtig.  Tao  schämte  sich  dessen.  Er  baute  heimlich  ein 
besonderes  Gebäude  und  brachte  daselbst  die  Kebsweiber  unter.  Das 
Weib  Yon  dem  Geschlechte  Tsao  erfuhr  dieses  und  wollte  fortgehen. 
Tao  fürchtete,  dass  er  dabei  zu  spät  kommen  könne.  Er  trieb  mit  dem 
Stiele  des  Hirschschweifes,  den  er  in  der  Hand  hielt,  die  Rinder  an 
ond  fuhr  vorwärts. 

Tsai-mu,  der  Vorsteher  der  Schaaren,  hörte  dieses.  Er  hielt 
Tao  zum  Besten,  indem  er  sprach:  In  der  Vorhalle  des  Hofes  will  man 
dir  neun  Geschenke  zukommen  lassen.  —  Tao  merkte  dieses  nicht 
und  äusserte  blos  voll  Bescheidenheit,  dass  er  hierauf  verzichte. 

Mu  sprach:  Von  den  übrigen  Gegenständen  habe  ich  nichts 
gehört  Es  befindet  sich  aber  darunter  ein  Kälberwagen  mit  kurzem 
Vordach  und  ein  Hirschschweif  mit  langem  Stiele. 

Tao  gerieth  in  grossen  Zorn  und  sagte  zu  den  Menschen :  Ich 
werde  mich  fortbegeben  und  in  Gesellschaft  weiser  Männer  zu  der 


1)  Die  Denkwürdigkeiten  von  U. 

'3  Lieu-schen,  der  letzte  Beherrscher  von  Schu,  heisat  der  spätere  Gebieter. 

'}  Die  Denkwürdigkeiten  von  Scho. 


282  P  f i  z  m  a  i  e  r 

Stadt  Lö  hinabschilTen.  Warum  habe  ich  vor  Tagen  gehört,  dass  es 
einen  Tsai-khe-ni  gibt  <)? 


Tsehi-tschao-sehr  war  ein  Genosse  des  Geschlechtes  Hoan. 
Weil  sein  Vater  Yin  gegen  den  König*)  redlich  war,  licsa  er  ihn 
nichts  davon  wissen.  Als  er  das  Land  verlassen  wollte,  nahm  er  eine 
Kiste  mit  Scbriflien  hervor  und  übergab  sie  den  SchGlem  des  Thorei 
mit  den  Worten:  Ich  wollte  dieses  ursprunglich  verbreonen,  aber 
ich  fürchtete,  dass  der  Vater,  bei  seinem  ehrwürdigen  Alter,  dareh 
Kummer  verletzt  und  herabkommen  werde.  Wenn  ich  das  Land  ver- 
lassen haben  werde,  könnt  ihr  ihm  diese  Kiste  zeigen.  Vlfi  nicht,  so 
nioget  ihr  sie  sofort  verbrennen. 

Yin  war  in  der  Folge  wirklich  betrübt  und  zog  sich  eine  Krank- 
heit zu.  Die  Schüler  desThores  zeigten  ihm,  jenem  W^unsche  gemäss» 
die  Kiste.  Dieselbe  enthielt  lauter  geheime  Verabredungen  mit  Wea 
in  Bezug  auf  Reise  und  Abfall.  Yin  wurde  darüber  sehr  zornig  and 
sprach :  Wenn  ihr  kleinen  Söhne  sterbet,  ist  es  zu  spät,  dies  zu  ver- 
abscheuen 3). 

Tscheu-fang  verwaltete  King-tscheu.  Wang-tün,  erwägend,  dass 
der  Name  Fanges  durch  grosse  öfTentliche  Verdienste  glänzen  werde, 
dass  seine  Thiitigkeit  eine  hervorragende  und  einflussreiehe,  zeigte 
eine  argwohnischeMiene.  Der  Leibwächter  des  Inneren,  Ko-schQ,  der 
sich  in  Geschäften  angeschlossen  hatte,  sagte  zu  Tun  in  einer  lin- 
geren  Rede :  Obgleich  King-tscheu  Unglück  durch  Plünderer  hat,  wüst 
und  herabgekommen  ist,  so  ist  es  dennoch  ein  zu  Kriegszweckeo 
brauchbares  Reich.  Wenn  man  es  einem  Menschen  QbertrOge,  würde 
die  Sorge  wegen  der  Grosse  des  Schweifes  vorhanden  sein.  Do 
solltest  es  selbst  lenken  und  dafür  halten,  dass  es  Liang-tschea 
werth  ist. 

Tun  befolgte  dieses,  worüber  Fang  in  grossen  Zorn  gerielkTfla 
schrieb  eigenhändig  eine  Erklärung.  Zugleich  schickte  er  ihm  einen 
aus  einem  Edelsteine  verfertigten  Ring  und  eine  aus  einem  Edelsteine 


< )   Das  Buch  der  Tsin. 

^)  Hoao-weo,  Ueorfuhrer  der  Tsin.  hutte  den  Kaiser  ab^aeUl  und  iba  swb  Kteigc 

von  Ton^jT-hai  ernaont. 
'}   1>MS  Bucii  dor  Tsin. 


Getehichtlicbes  über  einige  SeelenzustSnde  und  Leitleiischnften.  283 

Terfertigte  Schale,  indem  er  seine  eigentliche  Absicht  darthat.  Fang 
warf  die  Schale  auf  die  Erde  und  rief:  Wie  sollte  ich  ein  Kaufmann- 
bursche sein?  Kann  ich  an  Kostbarkeiten  Gefallen  Buden  <)? 


Tao-khan  war  einst  ausgegangen,  um  zu  lustwandeln.  Er 
erblickte  einen  Menschen,  der  in  den  Händen  ein  Büschel  unreifer 
Reisähren  hielt.  Er  fragte  ihn,  wozu  er  es  brauche?  Jener  Mensch 
sagte»  dass  er  dasjenige,  was  er  im  Wandeln  auf  dem  Wege  gesehen 
babe»  nur  ein  wenig  wegnehme.  Khan  gerieth  in  grossen  Zorn  und 
rief:  Do  hast  nicht  einmal  das  Feld  bestellt  und  mordest  zum  Zeit- 
Tertreib  die  Reisähren  der  Menschen!  —  Er  Hess  ihn  festnehmen  und 
peitschen  '). 


Yuen-toan  war  von  Gemüthsart  rauh.  Er  hatte  sich  einst  wegen 
eines  geringfügigen  Wortes  mit  Schi-tsu  verfeindet.  Auch  vertrug  er 
sieh  nicht  mit  Wang-ngan.  Schi-tsu  befand  sich  in  der  bequemen 
Vorballe  und  zerschnitt  eine  Melone,  wobei  er  sich  eines  Messers  mit 
goldenem  Stiele  bediente.  Ngan  befand  sich  neben  ihm  und  sprach : 
leb  habe  draussen  gehört,  dass  man  von  goldenen  Messern  spricht. 
leb  furchte,  dass  es  nicht  angemessen  ist,  sich  dieses  Dinges  zu 
bedienen. 

Scbi-tsu  war  erschrocken  und  fragte  ihn  hinsichtlich  des  Ur- 
sprungs dieser  Worte  aus.  Ngan  sprach:  Yuen-tuan  hat  .es  mir 
erzSblt.  —  Der  Kaiser  empfand  Unwillen  und  Zorn. 

Als  nach  längerer  Zeit  Tuan  in  die  Provinz  kam,  wurde  er  ange- 
klagt, die  Gelder  der  Gehalte  unterschlagen  und  verwendet  zu  haben. 
Er  wurde  seines  Amtes  entsetzt  •). 


Jen-min  wurde  durch  Mu-yung-kho  gefangen.  Mu-yung-tsiun  ^) 
wurde  eingesetzt  und  sagte  zu  Min :  Ihr  Sclaven  und  Knechte ,  Men- 


*)  Dm  Bnch  der  Tsin.  Wug-tfin  trat  spfiter  als  Empörer  gegen  Tsin  auf. 

*)  Dm  Bnch  der  T«tn. 

*}  Dm  Bach  der  Tai. 

^)  Die  letaien  Könige  der  apfiteren  Taao  aua  dem  Hause  Seht,  unter  weichen  Schi- 
hu  aich  den  Raiaertitel  beUegte,  hatten  aich  immer  durch  Tödtung  ihrer  Vorganger 
in  den  Besitz  des  Reichea  gesetzt.  Sclii-wel  nannte  nuch  Tödtung  seines  Vorgängers 


284  P  f  i  X  m  a  i  e  r 

scheu  mit  untergeordneten  Gaben,  warum  gebt  ihr  euch  onbefugter 
Weise  die  Benennung  des  Himmelssohnes?  —  Min  sprach:  Ihr  mit 
dem  Angesicht  von  Menschen  und  dem  Herzen  von  wilden  Thieren, 
wollt  widerrechtlicher  Weise  Besitz  ergreifen  und  uns  entgegentreten. 
Wenn  wir  zu  einer  Zeit  glänzen  und  hervorragen,  warum  sollten  wir 
nicht  als  Kaiser  und  Könige  auftreten?  —  Tsiun  gerieth  in  Zorn  und 
h'ess  ihm  dreihundert  Peitschenhiebe  geben  >). 


Als  Li-pieu  in  King  eintrat,  war  er  vereinsamt»  nnbektnit» 
hatte  wcmig  Stütze  und  bewirkte  seine  Einsetzung,  ohne  die  MenfB 
zu  Hilfe  zu  nehmen.  Weil  Li-tschung  ein  Freund  der  dienenden 
Manner  war,  machte  er  sich  die  Herzen  geneigt,  und  das  Stammhavf 
schloss  sich  ihm  an.  Tschung  legte  auch  Werth  auf  dessen  Gerithe» 
lernte  die  Gebräuche  und  nahm  die  Gerathe  auf.  So  oft  sie  dayon  nit 
Kao-tsu  sprachen,  stützten  sie  einander  und  nützten  sich  gegenseit% 
sowohl  öfTentlich  als  im  besonderim  Verkehr.. 

Als  Pieu  der  Beruhiger  des  Inneren  ward  und  zugleich  die  SteBe 
des  obersten  Buchführers  erhielt,  verstand  er  es,  um  Kao-tsu's 
willen  auf  den  Vortheil  zu  warten.  Er  sagte,  dass  man  Tsehuug  nicht 
mehr  in  die  Bücher  eintragen  möge,  und  Beide  zeigten  jetil 
wieder  gegenseitige  Geringschätzung  und  Abneigung,  öffentlich 
gingen  sie  jedoch  nicht  weiter,  als  dass  sie  den  Ärmel  zusammen- 
legten. 

Tschung  ward  um  diese  Zeit  von  Zorn  bewegt.  Er  stellte  Pien 
mehrmals  zur  Rede,  riss  vor  ihm  übermässig  die  Augen  auf,  schrie 
laut,  schleuderte  die  Bänke  weg  und  zerbrach  sie.  Indem  er  schalt 
und  schmähte,  liess  er  seinen  Worten  freien  Lauf.  Tschung  war  foa 
Gemüthsart  mild  und  sanft.  Nachdem  er  aber  eines  Morgens  pl5tilieh 
in  Zorn  gerathen,  wurde  er  bald  krank.  Er  war  verstört  und  yerwirrt 
seine  Reden  waren  unzusammenhängend.  Dabei  drückte  er  noch 
immer  die  Handwurzeln,  schmähte  und  nannte  Li-pieu  einen  kleinen 
Menschen.  Übrigens  konnte  bei  ihm  durch  Arzneimittel  keine  Heilang 


sein  Reich  dasjenige  des  Herrscherhauses  Wei  und  nahm  wieder  deo  GcscUmMi- 
namen  Jen  an.    Er  wurde  durch  Mu-yung-kho,  Heerführer  Ton  Yea,  ^eteklafn 
und    enthauptet,  worauf  Mu-yung-tsiün,  König  von  Yen,  da«  Reich  der  ipitOTft 
Ttfchao  vernichtete  und  sich  zum  Kaiser  der  Yen  einsetzen  liesa  (352  n.  Chr.}. 
^)   Die  Verzeichnisse  dvr  spSteren  Tschao. 


Geschichtliches  Gber  einige  SeelenzusUlDde  und  Leidenschaften.  2So 

enielt  werden.  Einige  sagten,  dass  das  Eingeweide  der  Leber  ver- 
letzt und  zerrissen  sei.  Nach  einem  Zeiträume  von  zehn  Tagen 
staii)  er «). 


In  Sung  war  ein  dahergelaufener  Mensch»  der  es  verstand,  vor 
dem  Landesherrn  Yuen  von  Sung  seine  Künste  zu  zeigen.  Während 
ein  Paar  Stocke  an  sein  Gehirn  geheftet  waren,  spielte  er  mit  sieben 
Schwertern  und  trat  auf  sie.  Der  Landesherr  Yuen  beschenkte 
ihn  auf  der  Stelle  mit  Gold  und  Seidenstoffen.  Ein  anderer  daherge- 
laufener Mensch  verstand  das  Spiel  der  Schwalben.  Er  hörte  dieses 
und  zeigte  wiediT  seine  Künste  dem  Landesherrn  Yuen.  Der  Landes- 
herr Yuen  gerieth  in  grossen  Zorn  und  sprach:  Es  gab  einst  merk- 
würdige Künste.  Es  ereignete  sich  eben,  dass  ich  bei  guter  Laune 
war,  desswegen  machte  ich  ein  Geschenk  von  Gold  und  Seidenstoffen. 
Jener  bat  dies  gewiss  verlauten  lassen,  und  er  hofft  wieder  auf  meine 
Geschenke.  —  Er  liess  ihn  anhalten  und  beschimpfen «). 


Tien-kuang,  von  dem  Nachfolger  von  Yen  befragt,  antwortete  : 
leh  vennass  mich,  die  Gäste  des  Nachfolgers  zu  betrachten,  und  es 
findet  sieb  unter  ihnen  keiner,  der  verwendet  werden  könnte.  Hia-fu 
ist  ein  Mensch  von  dem  Muthe  des  Blutes.  Er  zürnt,  und  sein  Ange- 
sicht ibt  roth.  Sung-I  ist  ein  Mensch  von  dem  Muthe  der  Adern.  Er 
zürnt,  und  sein  Angesicht  ist  grün.  Wu-yang  ist  ein  Mensch  von  dem 
Hutbe  der  Knochen.  Er  zürnt,  und  sein  Angesicht  ist  weiss.  King-ko 
ist  ein  Mensch  von  dem  Muthe  des  Geistes.  Er  zürnt»  und  seine  Farbe 
verändert  sich  nicht  <). 


Khung-tse  machte  sich  auf  den  Weg  und  besuchte  den  Räuber 
TsehS.  Er  stieg  von  dem  Wagen,  schritt  vorwärts  und  der  Meldende 
setzte  sich  mit  Jenem  in  Verbindung.  Als  der  Räuber  TschS  dies 
horte,  gerieth  er  in  Zorn.  Seine  Augen  glichen  leuchtenden  Sternen, 
sein  Haupthaar  stand  aufrecht  gegen  die  Mütze  empor.  Khung-tse 


<)  Das  Bach  der  spiteren  Wei. 
*)  DmB  Bach  Lie-tse. 

*}  Das  Bach  Tan-tse  von  Yen.  Der  hier  genannte  Königssohn  wollte  gegen  den  König 
von  Thsin  einen  Menchelmörder  aussenden. 


286  PfiiB.fcr 

eilte  mit  schnellen  Schritten  weiter.  Er  mied  den  Teppieh,  lief  suriek 
und  verbeugte  sich  zweimal.  Der  Rauber  Tsche  gerieth  in  growet 
Zorn  und  spreizte  die  Fusse  aus.  Er  legte  die  Hand  an  das  Schwert» 
riss  die  Augen  auf,  und  seine  Stimme  glich  derjenigen  einer  singen- 
den Tigerin  «). 


Meug-sun  fing  auf  der  Jagd  ein  Hirschkalb.  Er  gab  Thsin-pt  des 
Auftrag,  es  festzuhalten.  Die  Mutter  des  Hirschkalbes  folgte  ihm  ind 
brüllte.  Thsin-pa  ertrug  dieses  nicht  und  uberliess  es  seiner  Mutter. 
Meng-sun  kam  zufällig  herbei,  suchte  das  Hirschkalb  und  fand  es  nicht 
Er  gerieth  in  grossen  Zorn  und  jagte  Thsin-pa  fort  Nach  dni 
Monaten  berief  er  ihn  wieder  zu  sieh  und  ernannte  ihn  zom  Zog^ 
seilten  seines  Sohnes  >). 


1)  Das  Ruch  Tschuan^-tse. 

^)  Das  Buch  Ilan-Ue. 

'J   Der  Frühling  und  Uerbst  von  U  und  Yue. 


Der  Konig  von  U  unternahm  einen  Angriff  auf  Tsi.  Er  bat  Kong- 
sun-sching,  dies  zu  melden.  Sching  machte  Vorstellungen  und  sagte: 
Es  ist  zu  wünschen,  dass  du,  o  grosser  König,  Tsi  nicht  angreifest  — 
Der  König  gerieth  in  grossen  Zorn  und  rief:  Ich  bin  durch  dei 
Uimmelskönig  entstanden,  durch  die  Götter  wird  mir  Hilfe  geleiatei 

—  Er  gab  dem  starken  Manne  Schl-fan  Befehl,  Sching  mit  einer 
eisernen  Keule  zu  zerstossen.  Sein  Leib  wurde  in  filnf  Theile  le^ 
rissen  •). 

Der  König  von  Thsin  belehnte  den  Landesherm  Ton  Ten-GiK 
mit  fünfzig  Weglängen  Landes.  Der  Landesherr  von  Ten-ling  wei- 
gerte sich,  es  anzunehmen.  Er  entsandte  Thang-tsiu  und  Hess  liek 
durch  ihn  bei  dem  Könige  von  Thsin  entschuldigen.  Der  Konig  voa 
Thsin  gerieth  in  Zorn  und  rief:  Hast  du  schon  den  Zorn  des  Hin- 
melssohnes  gesehen?  Wenn  er  einmal  zürnt,  sind  auf  dem  Bodtf 
liegende  Leichname  hundertmal  zehntausend,  das  fliessende  Blnt  W* 
breitet  sich  auf  einer  Strecke  von  tausend  Weglängen. 

Thang-tsiü  sprach:  Hast  du,  o  grosser  König,  schon  von  diB 
Zorn  der  Männer  in  leinenen  Kleidern  und  mit  Ledergurteln  gehürtt 

I 


Geachicliiliches  über  einige  Seelenzustünde  und  Leidenschaften.  28T 

ie  aof  dem  Boden  liegenden  Leichname  sind  zwei,  das  fliessende 
lat  verbreitet  sich  auf  einer  Strecke  von  fünf  Schritten.  —  Hiermit 
gie  er  die  Hand  an  seinen  Dolch,  erhob  sich,  blickte  den  Konig  an 
id  sprach :  Jetzt  wird  dies  der  Fall  sein. 

Der  Konig  veränderte  die  Farbe,  stützte  sich  auf  die  Knie  und 
räch :  Mögest  du,  o  Meister,  dich  setzen.  Ich  bin  schon  darüber 
ifgeklärt  <). 

Thsia  berief  den  Fürstensohn  Wu-ki  von  Wei.  Wu-ki  ging 
eht,  sondern  Hess  durch  Tschü-kiai  ein  Paar  Rundtafeln  über- 
ichen.  Der  Konig  von  Thsin  gerieth  in  grossen  Zorn  und  Hess 
lehu-kiai  in  den  Tigerzwinger  setzen.  Kiai  riss  die  Augen  auf  und 
ickte  auf  die  Tiger.  Seine  Augenwinkel  barsten,  das  Blut  drang 
irvor  und  benetzte  die  Tiger.  Die  Tiger  wagten  es  nicht,  sich  zu 
liren  •}. 


Groll  und  Unzufriedenheit 

Kbf-yen  stand  in  der  Reihe  der  neun  Reichsminister,  aberKung- 
iQü-hnng  und  Tschang-thang  waren  kleine  Angestellte.  Als  Hung  und 
Tliang  allmählich  mit  Yen  auf  gleicher  Stufe  standen,  jedoch  hinsicht- 
fieh  des  Ansehens  und  der  Verwendung  ihn  übertrafen,  wurde  das  Herz 
Tea's  beengt,  und  er  konnte  nicht  umhin,  auf  sie  mit  Groll  zu  blicken. 
Er  begab  sich  zu  dem  Kaiser  und  sagte  zu  ihm:  Du,  unter  dessen 
Stufen  ich  stehe,  verwendest  deine  Diener  nur  wie  einen  Haufen  Brenn-' 
kolz.  Diejenigen,  welche  zuletzt  kommen,  befinden  sich  in  der  Höhe  s). 


Keng-kung,  der  Hiao-wei  von  Tschang-schui^  wurde  inAnklage- 
^nd  versetzt,  weil  er  als  Befehlshaber  der  Streitkräfte  sich  nicht 
m  die  Angelegenheiten  des  Heeres  gekümmert  hatte.  Er  war  lässi- 
gen Sinnes  und  ergab  sich  den  Leidenschaften.  Er  Hess  Falken  fliegen, 
Bande  rennen,  wandelte  umher  und  veranstaltete  Spiele  auf  den 
Wegen.  Wenn  die  Hiung-pu's  erschienen,  hatte  er  nicht  den  Muth, 
toszurücken.  Wenn  er  die  Schrift  der  höchsten  Verkündung  erhielt. 


*)  Der  Garten  der  Gespriche. 

*)  Die  ÜberiiefemDgen  too  KriegsinSnnern  der  Reihe. 

')  Das  Buch  der  Han. 


288  P  f  i  X  ro  u  i  e  r 

ärgerte  er  sich  darüber.  Er  wurde  vorgeladen  und  in  ein  GeßngniM 
gesetzt  «)• 

Im  zweiten  Monate  des  zwanzigsten  Jahres  des  Zeitraumet 
Kien-wu  (44  n.  Chr.)  richteten  die  Würdenträger  an  den  Kaiser 
Worte,  indem  sie  sagten:  Im  dreissigsten  Jahre  der  Einsetnug 
ziemt  es  sich,  Erd wälle  aufzuführen  und  dem  Berge  Tai-^san  a 
opfern.  —  In  der  Schrift  der  höchsten  Verkündung  wurde  gesagt:  bi 
dreissigsten  Jahre  der  Einsetzung  erfüllt  der  Groll  der  hundert  Ge* 
schlechter  den  ganzen  Bauch.  Wen  sollte  ich  da  zu  betrügen  wageaf 
Soll  ich  den  Himmel  betrügen*)? 


Hoan-yuen  fragte  die  Gesammtheit:  Werde  ich,  der 
Fehlschlagen  erfahren»)? 

Tsao-tsing-tschi  antwortete  und  sprach:  Die  Götter  xOmen^du 
Volk  ist  unzufrieden.  Ich  bin  wirklich  bekümmert  und  (tlrehte  es. 

Yuen  sprach :  Dass  das  Volk  unzufrieden  ist,  mag  Yorkomiiieii 
Aber  warum  sollten  die  Götter  zürnen? 

Jener  antwortete :   Man  hat  die  Ahnentempel  Yon  Tsin  forlga- 
schaflt.  Aus  diesem  Grunde  zürnen  sie^). 


Wang-tschao-kiün  war  die  Tochter  Siang*s ,  Königs  des 
Reiches  Tsi.  Als  Tschao-kiün  siebenzehn  Jahre  alt  war,  zeigte  ib 
Angesicht  eine  blendend  weisse  Farbe,  und  sie  war  in  dem  Reida 
berühmt.  König  Siang  sah,  dass  Tschao-kiün  durchaus  anmutbig  war, 
und  übersandte  sie  dem  Kaiser  Hiao-yuen.  Da  der  Kaiser  sie  oickt 
beachtete,  wurde  sie  vorläufig  in  der  Rückseite  des  Palastes  mitM^ 
gebracht.  Es  vergingen  fünf  bis  sechs  Jahre.  Tschao-kiun  nShrta  ii 
ihrem  Herzen  tiefen  Groll  und  unterliess  es,  ihre  Gestalt  n 
schmücken.    So    oft    Kaiser   Yuen    zu  der  Rückseite  des  PklaitiS 


<)  Die  Geschichte  der  Hao  Ton  der  ottlichen  Warte.' 

*)  Denkwürdigkeiten  aus  der  Geschichte  der  Opfer  der  fortgetetzteo  Hin. 

*)  Hoan-yuen  bewerkstelligte  seine    Erhebung  zum  Kaiser.    Er  setxte  Ng«B, 

der  östlichen  Tsin,  ab  und  ernannte  ihn  zum  Könige  von  Piug^ka.  ZMlekk  vir* 

änderte  er  den  Namen  des  Reiches  und  nannte  es  Tsu. 
^)   Die  Geschichte  der  Tsin  von  Wang-schao-tschi. 


Getchiclitliehes  über  einige  Seelenzustäude  und  LeidenscUaften.  289 

gelangte»  wandelte  er  nur  in  der  Ferne  und  kam  nicht  bis  zu  ihrem 
iofenthaltsorte. 

Später  schickte  der  Schen-yü  einen  Gesandten,  der  an  dem 
Hofe  Gluckwünsche  darbrachte.  Kaiser  Yuen  yeranstaltete  Tanz  und 
Hosik  und  befahl»  dass  die  Rückseite  des  Palastes  in  vollem  Schmucke 
lieraustrete.  Tschao-kiün  war  uiiwiliig  darüber,  dass  sie  so  lange  Zeit 
licht  iu  der  Reihe  aufwarten  konnte.  Sie  schmückte  sich  jetzt  auf 
sine  andere  Weise  und  kleidete  sich  reich.  Ihre  Gestalt  war  glänzend 
md  ihr  Aussehen  blühend. 

Der  Kaiser  hiess  diejenigen  aus  der  Rückseite  des  Palastes,  welche 
EU  dem  Schen-yü  gelangen  wollten,  sich  erheben.  Sofort  überstieg 
Fschao-kiün  seufzend  den  Teppich  und  trat  vor,  indem  sie  sprach : 
[eh  bin  so  glücklich»  dass  ich  mich  vorläufig  in  der  Rückseite  des 
Palastes  befinde.  Ich  bin  im  Grunde  hässlich  und  gemein,  ich  bin  nicht 
nach  dem  Sinne  desjenigen,  yor  dem  ich  unter  den  Stufen  stehe.  Es  ist 
a  Wahrheit  mein  Wunsch,  dass  es  mir  möglich  werde,  abzureisen.  — 
lüsKaiserYuen  den  Blick, auf  Tschao-kiün  warf,  erschrack  er  sogleich 
ind  es  reute  ihn.  Da  er  jedoch  es  nicht  mehr  rückgängig  machen 
konnte,  übergab  er  sie. 

Obgleich  Tschao-kiün  sich  von  Han  entfernt  hatte  und  bei  dem 
Schen-yü  angekommen  war,  nährte  sie  im  Herzen  Sehnsucht  und 
liatte  keine  Freude.  Sie  verfertigte  daher  das  Lied  des  langen  Grolles 
und  der  Sehnsucht.  Dasselbe  lautet:  Die  herbstlichen  Bäume  zeigen 
lieh  in  Menge,  ihre  Blätter  sind  welk  und  gelb.  Ich  allein ,  was  soll 
ich  tban?  Ich  habe  mein  Gewohntes  verändert.  Die  schnellfliegenden 
Bchwalben  sammeln  sich  in  dem  westlichen  Kiang.  Hohe  Berge 
Ihännen  sich,  die  Wasser  des  Flusses  sind  breit  und  tief.  Für  Vater 
und  Mutter,  Gatten  und  Kind  sind  die  Strecken  des  Weges  fern  und 
lang.  Wehe  mir!  wie  traurig!  Von  Kummer  ist  das  Herz  verletzt  <). 


Beschämung. 

Wen-khl  und  Khung-tse  gelangten  nach  Wei.  Ling,  Fürst  von 
Wei,  und  dessen  Gemalin  Nan-tse  kamen  in  einem  gemeinschaftlichen 
Wagen  heraus  und  befahlen  dem  kleinen  Diener  Yung-khiü,  sich  als 


*)  Da«  Festhalten  der  Cither  (Kin-Uao). 


290  Pf  i>  ina  i  er 

dritter  in  den  Wagen  zu  setzen.  Sie  hiessen  Khung-tse  in  dHl 
üüehsten  Wagen  iiniherfahren  und  sieh  zu  dem  Mari^te  begeben. 
khung-tse  schämte  sieh  desshalh.  Yen-khi  sprach:  Warum  schimst  dt 
dich,  0  Meister?  —  khung-tse  sprach:  Das  Gedicht  sagt: 

Ich  sehe,  dass  du  neu  vermalt  bist,  und  erfreue  dadurch  meii 
Herz. 

Seufzend  setzte  er  hinzu:  Ich  habe  noch  Keinen  geseben,  der 
die  Tugend  so  geliebt  hätte,  wie  man  das  Vergnügen  liebt  <}. 


kaiser  Wen  war  an  einem  Geschwüre  erkrankt  Teng-tbuig 
saugte  es  dem  Kaiser.  Der  Kaiser  hatte  keine  Freude.  Er  fragte 
ruhig:  Wer  ist  derjenige,  der  mich  in  der  Welt  am  meisten  liebt? 
—  Thung  sprach:  Es  ist  vor  allen  der  Nachfolger.  —  Der  Nacb- 
fulger  trat  ein  und  erkundigte  sich  wegen  der  Krankheit.  Der  Kaiser 
hiess  den  Nachfolger  das  Geschwür  benagen,  doch  dieser  gab  durdi 
seine  Miene  zu  verstehen,  dass  ihm  dies  unmöglich  sei.  Näebtrigliek 
erfuhr  er,  dass  Thung  es  dem  Kaiser  benagt  haibe.  Der  Naebfolgar 
schämte  sich  und  hegte  seitdem  im  Herzen  Uass  gegen  Thung  *). 


Tschi-pii-i  war  ein  Eiugeborner  von  Xau-yang.  Ejt  wurde  ein 
Leih  wacht  er  und  diente  dem  kaiser  Wen.  Unter  denjenigen»  wdche 
mit  ihm  dasselbe  Haus  bewohnten,  war  Einer,  der  sieh  zur  HeiiH 
kehr  meldete  und  aus  Versehen  das  Gold  eines  mit  ihm  in  dei^ 
selben  Hause  wohnenden  Leibwächters  mit  sich  fortnahm.  Naebdea 
dies  geschehen,  bemerkte  der  in  demselben  Hause  wohnende  Letb- 
Wächter,  dass  er  das  Gold  verloren  habe,  und  richtete  die  Gedanken 
auf  Pü-I.  Pu-I  sprach:  Es  mag  sein.  —  Er  kaufte  das  Gold  oad 
leistete  den  Ersatz.  Sputer  erschien  derjenige,  der  sich  lur  Heimkehr 
gemeldet  hatte,  und  gab  das  Gold  zurück.  Der  Leibwächter  war 
sehr  beschämt  *). 


Im  Herbste  des  dritten  Jahres  des  Zeitraumes  Kien-schi  (30  T. 
Chr.)  entstand  unter  dem  Volke  der  Mutterstadt  ohne  Veranlassiqg 


*  I  Die  Worte  der  Häu5«rr. 
•)  Da»  Uuoh  der  IKd. 
^J    pa«  Bach  der  Hau 


GMehichtliehM  über  eini^  SeelenzuiiUinde  und  LeideDtchaftea.  291 

sin  allgemeiner  Schrecken,  in  dem  man  sagte,  es  werde  eine  grosse 
Wasserfluth  kommen.  Die  hundert  Geschlechter  entliefen  und  traten 
aaf  einander»  die  Ahen  und  Schwachen  schrien.  In  Tschang-ngan 
herrschte  grosse  Verwirrung.  Der  Himmelssohn  selbst  begab  sich  in 
die  Verhalle  und  berief  die  Fürsten  und  Reichsminister  zu  einer 
Bemthung. 

Der  grosse  Heerführer  Fung  war  der  Meinung,  die  Kaiserin  mit 
dem  Kaiser  und  die  Ruckseite  des  Palastes  mögen  die  SchifTe  bestei- 
gen. Den  Angestellten  und  dem  Volke  möge  man  befehlen,  auf  die 
Stadtmauern  zu  steigen  und  dem  Wasser  aus  dem  Wege  zu  gehen. 
Sammtliche  Würdenträger  stimmten  der  Meinung  Fung  s  bei.  Der 
Heerführer  der  Linken,  Wang-schang  allein,  sprach :  Seit  den  gesetz- 
losen Reichen  der  alten  Zeit  hat  das  Wasser  noch  immer  nicht  die 
Stadtmauern  und  die  Vorwerke  bedeckt.  Jetzt  ist  die  Lenkung 
geebnet,  in  dem  Zeitalter  gibt  es  keine  AngriiTswaffeu  und  Leder- 
panxer»  die  Höheren  und  die  Niederen  sind  gegenseitig  beruhigt: 
aus  welchem  Anlasse  sollte  eine  grosse  Wasserfluth  eines  Tages  plötz- 
lich herankommen?  Die  sind  gewiss  lügnerische  Worte.  Es  ziemt 
sieh  nicht,  den  Befehl  zur  Besteigung  der  Stadtmauern  zu  geben  und 
die  hundert  Geschlechter  schwer  zu  erschrecken. 

Der  Kaiser  Hess  hierauf  ab.  Nach  einiger  Zeit  wurde  man  in 
Tsehang-ngan  aUmählich  beruhigt.  Man  stellte  Nachforschungen  an, 
and  es  waren  wirklich  lügnerische  Worte.  Der  Kaiser  pries  jetzt  die 
Festigkeit  Schang*s  und  hiess  dessen  Hath  mehrmals  gut.  Fung  hin- 
gegen war  sehr  beschämt,  und  es  verdross  ihn,  dass  er  sich  in  seinen 
Worten  verfehlt  hatte  9. 


Als  Wang-lang  sieh  erhob  >),  befand  sich  der  Kaiser  in  Kl. 
Lang  befasste  sich  mit  Ausfuhren  und  Einkäufen.  Der  Kaiser  hiess 
Wang-pa  sich  auf  den  Markt  begeben,  die  Leute  unter  Zusage  von 
Belohnung  auffordern  und  an  ihrer  Spitze  Lang  plötzlich  angreifen. 
Die  Menschen  des  Marktes  lachten  laut,  erhoben  die  Hände  und 
bewegten  sie  in  schiefer  Richtung.  Pa  schämte  sich  und  ging  fort  &). 


f)   Dm  Buch  der  Hao. 

*)  Wang-Iaug^,  der  rorgab,  ein  Sohn  de«  Kaisers  Tsching  von  Han  zu  sein,  warf  sich 

san  Kaiser  auf  (23  n.  Chr.). 
^  Die  Geschichte  der  Han  von  der  Östlichen  Warte. 

SiUb.  d.  phil.-hist.  Ol.  LIX.  Bd.  II.  Hft.  20 


202  Pf  i  s  m  »i  e  r 

Sie-pao  von  Ju-nan  führte  den  Jiingiingsnamen  Meng.  Er  hatte 
seine  Mutter  verloren  und  war  durch  seine  grosse  Elternliebe  bekannt 
Sein  Vater  nahm  ein  zweites  Weib  und  hasste  Pao.  Er  betheilte  ihn 
und  schickte  ihn  fort.  Dieser  weinte  Tag  und  Nacht  und  war  nicht 
fähig,  sieh  zu  entfernen.  Ais  jener  ihn  endlich  mit  einem  Stocke 
schlug,  wusste  er  sich  nicht  zu  helfen  und  wohnte  in  einer  Hfitt« 
ausserhalb  des  Hauses.  Am  Morgen  trat  er  ein  und  sprengte  and 
fegte.  Sein  Vater  wurde  zornig  und  jagte  ihn  wieder  weg.  Er  wohnte 
jetzt  in  einer  Hütte  an  dem  Thore  der  Gasse.  Vom  frühen  Morgen  bis 
zum  Abend  Hess  er  nicht  ah.  Nach  einem  Jahre  schämten  sich  seine 
Eitern  und  hiessen  ihn  zurückkehren  <). 


Wang-tan  führte  den  Jünglingsnamen  Tschung-ku  und  stammte 
aus  dem  Kreise  der  Mutterstadt.  Um  diese  Zeit  war  der  aus  derselben 
Provinz  gebürtige  Tschin-tsün.  Statthalter  von  Ho-nan,  ein  grosser 
Schirmgewaltigcr  im  Westen  des  Grenzpasses.  Einer  von  dessen 
Freunden  hatte  einen  Anverwandten  verloren,  und  Tsun  besorgte  flr 
ihn  die  Angelegenheiten  der  Trauer.  Er  unterstützte  ihn  dabei  sdff 
reichlich  mit  Gütern.  Tan  nahm  jetzt  ein  Stück  dichten  Seidenstoffes 
in  den  Rusen ,  breitete  es  vor  dem  Gebieter  des  Hauses  mus  and 
sprach:  So  wie  ich,  kommt  dieser  dichte  Seidenstoff  von  des 
Webstuhl.  —  Tsün  hörte  dieses  und  zeigte  in  seiner  Miene  Be- 
schämung*). 

Die  Brüder  von  dem  Geschleehte  Ho,  Enkel  Puan-tsGhung*s  vot 
mütteriieher  Seite,  stritten  um  (lütrr.  Tschung  schämte  sich  dessea 
und  machte  dem  Hader  durch  Überlassung  von  Feldern  im  Ausmasw 
von  zweihundert  Morgen  ein  Ende.  In  dem  Districte  pries  man  dieM 
Handlung  und  machte  ihm  Platz  als  einem  der  dreierlei  Grei.^.  Als  er 
achtzig  Jahre  alt  und  dem  Tode  nahe  war,  erreichten  die  Darleihet, 
die  er  verschiedenen  Menschen  gegeben  halte,  die  Hohe  von  mek- 
reren  hundert  Zehntausenden.  In  seinem  letzten  Willen  gab  er  BefekL 
die  Schuldscheiue  zu  verbrennen  oder  zu  zerschneiden.  Die  Schuld- 
ner, welche  dieses  horten,  schämten  sich  und  kamen  wetteifenid. 


<)  Die  üeschiehte  der  Hvn  vnn  der  örtlichen  Wnrte. 
2)  Die  (iearhichte  der  Han  too  der   östlichen  Warte. 


CetehichtlicfaeB  fiber  einige  Seelenzustlnde  und  Leidenschaften.  293 

ihre  Schuld  zurückzuzahlen.  Die  Sohne  beherzigten  die  Ermahnung 
des  Vaters  und  mochten  schliesslich  nichts  annehmen  i). 


Wei-pa  f&hrte  den  Junglingsnamen  Yen-nien.  Er  trat  in  den 
Dienst  und  wurde  ein  Grosser  des  glanzenden  Gehaltes.  Als  die 
Gattin  Pa's  starb»  nahm  sein  ältester  Bruder  Pe  für  Pa  ein  Weib  und 
erschien  mit  ihr  in  der  Amtswohnung.  Pa  lachte  und  sprach :  Ich,  der 
bejahrte  Mann,  habe  meine  Kinder  zur  Hand.  Warum  sollte  ich 
unnützer  Weise  die  Tochter  eines  anderen  Hauses  ernähren?  Und 
diese  föhrt  sich  sofort  selbst  ein.  —  Er  weigerte  sich,  die  Gattin 
anzunehmen.  Während  er  ihr  die  Entscheidung  darreichte  und  Tor- 
trat,  stellte  er  sich  auf  die  Knie  und  sprach :  Wie  die  Gebieterin  mich, 
den  alten  Mann  sieht,  was  sollte  mir  beifallen,  dass  ich  mich  dem 
zu  Folge  in  der  Berathung  verfehle?  Ich  wage  es  nicht,  unschlüssig 
zu  werden.  —  Er  yerbeugte  sich  sofort  und  ging  hinaus.  Die  Gattin 
schämte  sich  und  trachtete  fortzukommen  *). 


Tscho-meu  war  der  Vermerker  des  Reichsgehilfen.  Derselbe  war 
einmal  ausgegangen.  Unter  den  Menschen  auf  dem  Wege  war  einer, 
der  die  Pferde  Meu*s  als  die  seinigen  erkannte.  Meu  fragte  ihn,  wie 
lange  es  sei,  dass  er  die  Pferde  verloren  habe.  Er  erhielt  zur  Ant- 
wort, es  sei  über  einen  Monat.  Meu  wusste,  dass  er  die  Pferde  schon 
mehrere  Jahre  besitze.  Er  spannte  die  Pferde  aus  und  gab  sie  ihm. 
Er  Hess  den  Wagen  fortziehen  und  entfernte  sich.  In  späteren  Tagen 
fand  der  Besitzer  der  Pferde  seine  Pferde.  Derselbe  war  beschämt. 
Er  begab  sich  in  das  Versammlungshaus,  schlug  das  Haupt  an  den 
Boden»  entschuldigte  sich  und  gab  die  Pterde  zurück  >). 


Schän-yü-kung  führte  den  jQnglingsnamen  Meng-sön  und  war 
ein  Eingeborner  von  Pe-hai.  Derselbe  machte  es  sich  zum  Grundsatze, 
bescheiden»  sparsam,  rechtschaffen  und  nachgiebig  zu  sein.  Zu 
seinem  Hause  gehörten  Bergfelder  mit  Eichbäumen.  Ein  Dieb  stahl 


')  Die  Geschichte  der  Han  von  der  dstYichen  Warte. 
'}  Die  Geschichte  der  Han  Ton  der  dsUichen  Warte. 
*}  Die  Geschichte  der  Han  Ton  der  ösUichen  Warte. 


294  P  ri  E  Ol  a  ier 

die  Eicheln.  Kuiig  half  ihm  sie  zusammenraffen  und  auflesen.  Der 
Dieb  lud  sie  auf  einen  Wngen  und  kehrte  heim.  Er  erkannte  jetzt* 
dass  jeuer  von  ihm  bestohlen  worden.  Er  lud  die  Eicheln  auf  einen 
Wagen  und  gab  sie  ihm  zurück,  kung  nahm  sie  nicht  an. 

Unter  den  Menschen  w«tr  einer,  der  in  der  Absicht  lo  stehlen« 
das  Getreide  Kung's  abschnitt.  Kung  sah  es,  aber  er  bedachte,  dasf 
jener  sich  schfimen  wurde.  Er  versteckte  sich  in  den  Gräsern.  Erst 
als  jener  fortgegangen  war.  stand  er  auf*). 


IJang-ki  meldete  an  dem  Hofe,  dass  Li-kn  hingerichtet  werden 
müsse.  Ku,  im  Begriffe,  sein  Schicksal  erfüllt  zu  sehen,  übermittelte 
an  Hn-kuang  und  Tschao-kiai  ein  Schreiben,  worin  er  sagte:  Das 
Geschlecht  Liang  ist  von  Irrthum  befallen.  Ihr  seid  im  Unrecht  ond 
folgt  ihm.  Das  Glfickbriiigende  haltet  ihr  für  unselfg.  Die  gelangeneo 
Untcriiehmunizeii  l:»ltet  ihr  für  ein  Fehls?hl;ii;eii.  Das  Schwinden  ood 
dieUnscheiubarkcit  de^  Hirjses  der  Han  hat  seit  dieser  Zeit  seinen  Ab- 
f:ing  genommen.  Ihr  emptiuigt  und  stellt  \orau  bedeutende  Gehalte  und 
bnn:;t  den  Sturz  Qber  die  ä:rosseu  An^relegeuheiten.  Wie  sollten  die 
tretrii'hon  Vermorker  der  späteren  Zeit  tur  sich  etwas  Besonderei 
h;)ben?  Im  mich  selbst  ist  es  geschehen,  die  Gerechtigkeit  habe  ich 
rr';ingt.  Was  sollte  ich  ii-eh  hierüber  sprechen? 

Als  Kuang  und  kiai  das  Schreiben  erhielten,  empfaDdea  sie 
Schn.eri  und  schämteu  sich.  S>  karten  lamre  Zeit<l. 

H  ..".ir-tu-suns:  tuhrte  •*'  J":.«.  ri^rsnamen  [  und  stammte  a« 
Tsch.  -"0  in  Xgan-ting.  Der>elbe  verstand  es.  von  den  StreitkriftM 
Gebrauch  zu  iT'aohen.  Wenn  Speise  ':.v.d  Tränk  genommen  oder  11 
lie::  Stusicorteii  Hit  cen^acht  »uröe.  befasste  er  sich  früher  mit  des 
Krieisiiüiinen  uiid  sS*aute  sioh  tiar.:;  ers:  R-he.  Unter  den  Gcrieht«^ 
beanteu  cer  Streirmaoht  «ar  einer,  der  eine  Bestechung  anaaba- 
Suug  sa^te  zu  ihm:  l>u  b:s:  im  Gru-iJe  uneigrunützig  nad  laalrr. 
iKi  hjist  i:e*  SS  X'.scJk^eii  gehjb:.  ::..!  d.^  Mir:e'  sind  dir  ausg^angei- 
—  M/  ttxe«  Wortr»u  «oiT  er  Ge  i  f^.cc^^-r  und  schenkte  e»  ihm.  Der 


GetehichtItcheA  über  einige  »SeelenxuatiDde  und  Leidenschaften.  295 

ADgestellte  schämte  sich  ood  tödtete  sich  selbst.  In  Folge  dessen 
setzte  die  Menge  für  ihn  mit  Freuden  das  Leben  ein  9* 


Tsao-jin  sland  in  Puan»  um  Kuan-yQ  zu  strafen.  Yü-kin  unter- 
stQtzte  Jtn.  Im  Herbste  gingen  grosse  Regengüsse  nieder,  der  Fluss 
Han  trat  ans»  und  die  sieben  Kriegsheere  unter  der  Anfuhrung  Kin's 
und  anderer  wurden  zu  Grunde  gerichtet  Kin  ergab  sich  sofort  an 
U.  Als  Kaiser  Wen*)  die  Wege  des  GlQckes  betrat,  gab  Kiuen«) 
Befehl,  Kin  zurückzuschicken.  Als  er  ihn  Yorführen  Hess,  sah  er,  dass 
das  Haupthaar  Kin*s  völlig  weiss,  seine  Gestalt  kummervoll  war.  Da 
man  einen  Gesandten  schicken  wollte,  hiess  ihn  U  dies  früher  in 
Kao-ling  melden  *).  Der  Kaiser  hatte  in  Ling  auf  einem  Bilde  veran- 
schaulichen lassen,  wie  Kin  sich  ergab  und  unterwarf.  Als  Kin  dies 
iah,  schämte  er  sich  und  zürnte  zugleich.  Er  erkrankte  und  starb  *). 


Tschiu'kiao  war  der  Gebietende  des  obersten  Buchfuhrers.  Als 
Iteiaer  Hing  zur  Nachfolge  gelangt  war,  fuhr  er  in  einem  Wagen  zu 
dem  beständigen  Gehilfen  der  Amter.  Er  kam  zu  der  verschlossenen 
Abtheilung  des  obersten  Buchführers  und  hielt  daselbst  Hof.  Kiao 
stellte  sich  auf  die  Knie  und  fragte:  Wohin  willst  du,  vor  dem  ich 
unter  den  Stufen  stehe,  dich  begeben?  —  Der  Kaiser  sprach :  Ich 
will  mich  nur  zu  den  Schriften  begeben,  um  sie  zu  untersuchen.  — 
Kiao  sprach:  Dies  ist  die  Pflicht  meines  eigenen  Amtes,  es  ist  keines- 
wegs etwas,  das  du,  vor  dem  ich  unter  den  Stufen  stehe,  überwachen 
sollst  Wenn  ich  meinem  Amte  nicht  gewachsen  bin,  so  bitte  ich, 
dass  ich  meine  Loschung  veranlassen  und  mich  zurückziehen  dürfe. 
Es  ziemt  sieh,  dass  du.  vor  dem  ich  unter  den  Stufen  stehe,  zurück- 
laufest. —  Der  Kaiser  schämte  sich.  Er  liess  den  Wagen  wenden 
und  kehrte  zurück  *).  * 


1)  Dm  Bach  der  «piteren  Han  von  Yuen-san-sunp:. 

O  TMO-pei,  der  nachherige  Kaiser  Wen  von  Wei. 

^  SöB-kinen,  damals  König  von  U. 

*)  Sfin-kiiieB  schickte  einen  Gesandten  an  Wen,  Kaiser  von  Wei,  und  wurde  von  diesem 

als  Konig  Ton  U  belehnt  (221  n.  Chr.). 
*)  lli«  Denkwürdigkeiten  von  Wei. 
*)  Die  Denkwürdigkeiten  von  Wei. 


206  P  rix  na  i  er 

Tschu-tschung  führte  den  Junglingsnamen  Khiu-yung  und 
stammte  aus  Nan-ngan.  [u  seiner  Jugend  handelte  er  mit  EntseUos- 
senheit,  hatte  ein  ruhiges  Benehmen  und  wenige  Wunsche.  Er  liebte 
das  Lernen,  war  aher  arm.  Er  beschäftigte  sich  gewöhnlich  mit 
Ackern  und  Pflanzen.  Sein  Nachbar  verlor  einst  ein  Kalb.  Er 
erkannte  das  Kalb  Tschung*s  als  das  seinige  und  nahm  es  mit  nach 
Hause.  Später  fand  er  das  Kalb  unter  einem  Baume.  Er  war  sehr 
beschämt  und  gab  Tschung  das  Kalb  zurück  <). 


Das  Pferd,  welches  Yu-liang  ritt,  hatte  einen  glänzend  weissei 
Scheitel.  Yin-hao  war  der  Meinung,  dass  es  dem  Besitzer  nicht  toi 
Nutzen  sein  werde  und  gab  Liang  den  Rath,  es  zu  verkaufen.  liing 
sprach:  Warum  sollte  ich,  was  mir  selbst  nicht  genehm  ist,  auf 
andere  Menschen  übertragen?  —  Hao  schämte  sich  und  zog  sid 
zurück  s). 

Wang-kung  war  einst  bei  einem  Feste  in  dem  Hause  des  Vor- 
stehers der  Pferde  Tao-tse.  Der  oberste  Buchfuhrer  Sie-schlsangflir 
ihn  ein  Lied  von  U.  Kung  sprach:  Wenn  man  in  der  wichtigei 
Stellung  an  dem  Rande  zur  Rechten  sich  beflndet,  wenn  man  an  des 
Sitze  eines  Hausministers  und  Reichsgehilfen  sich  versammdl 
ergeht  man  sieh  da  in  den  Tönen  einer  ungeheuerlichen  Gewohnbeitf 
—   Alle  zeigten  in  ihrer  Miene  Beschämung  >). 


Fürst  King  Hess  an  der  Nordseite  des  Thai-san  Wein  auftrage!. 
Als  man  sich  des  Weines  freute,  blickte  der  Fürst  nach  allen  vier 
Seiten,  seufzte  und  weinte  mehrere  Male  und  sprach :  Werde  ich  TN 
diesem  Jilühenden  K eiche  mich  entfernen  und  sterben? 

In  seiner  Umgebung  waren  drei  Menschen,  welche  weinteii 
Sie  sprachen :  Wir  sind  unbedeutende  Menschen,  aber  es  wird  oü 
noch  immer  schwer  fallen,  zu  sterben.  Um  wie  viel  mehr  ist  dies  (kr 
Fall  bei  dem  Fürsten! 


<J  Dm  Buch  der  Tsin. 

*)  Da!«  Buch  der  Tsin,  in  den  Überliefenin^en  von  Yü-liang. 

')  Das  Lucii  T»chun|f-bin(^  toii  T»iD. 


I 


Getchichtliches  über  eini^  ScelensusUinde  uad  Leideoschaften.  297 

Yen-tse  schlug  sich  auf  die  Hüfte,  blickte  zum  Himmel  empor 
d  lachte  laut  Er  sprach:  Welch*  eine  Freude  ist  das  Trinken  des 
atigen  Tages ! 

Der  FGrst  zQrnte  und  sprach:  Warum  lachst  du? 

Jener  antwortete:  Der.  feige  Landesfiirst  ist  ein  einziger,  der 
imeichelnden  Diener  sind  drei.  Desswegen  lachte  ich  laut 

Der  Fürst  schämte  sich  und  sprach  von  etwas  anderem  i). 


Ki-tscha  entfernte  sich  aus  Siü  und  kehrte  heim.  Ais  er  auf  dem 
ege  wandelte,  begegnete  er  einem  Hanne,  der  im  fünften  Monate 
I  Jahres  in  einen  Pelz  gekleidet  war  und  Brennholz  sammelte.  Zur 
ite  des  Weges  befand  sich  ein  herabgesunkenes  goldenes  Gefass. 
-tschä  sah  es.  Plötzlich,  ohne  sich  zu  besinnen,  wendete  er  sich 
'Ock  und  sprach  zu  dem  Holzleser:  Komm  und  nimm  dieses  Gold. 

Der  Holzleser  sprach:  Warum,  o  Gebieter,  ist  dein  Beginnen 
^h?  Warum  ist  dein  Blick  nach  unten  gerichtet?  Ich  trage  im 
Aen  Monate  des  Jahres  einen  Pelz  und  sammle  Brennholz.  Sollte 
i  da  einer  sein,  der  das  Gold  aufliest? 

Ki-tschä  schämte  sich  bei  dieser  Rede.  Er  stieg  von  dem  Wagen, 
teigte  dem  Manne  seine  Hochachtung  und  sprach:  Warum  sind 
ne  Kleider  gemein,  deine  Worte  aber  zierlich?  Wie  lautet  dein 
Bchlechtsname? 

Der  Holzleser  sprach :  Ein  oberflächlich  beobachtender  Kriegs- 
BD,  wozu  brauchte  man  diesem  den  Geschlechtsnamen  und  den 
Dglingsnamen  zu  sagen? 

Ki-tscha  zeigte  in  seiner  Miene  Beschämung  >). 


Das  Heer  von  U  drang  in  Ying.  Nachdem  Ko-liü  eine  Gemalin 
enommen,  gelangte  er  wieder  zu  Pe-ying.  Pe-ying  ist  die  Tochter 
es  Fürsten  Khang  von  Thsin,  die  Gemalin  des  Königs  Ping,  die 
btter  des  Königs  Tschao.  Pe-ying  hielt  in  der  Hand  ein  blosses 
K:hwert  und  sprach:  Ich  habe  gehört:  der  Himnielssohn  ist  das 
Wahrzeichen   der  Welt  Die  Lehensfürsten  sind  das  Vorbild  eines 


')  Der  Frahiing  und  Herbst  Yeu-ise's. 

*)  ber  Frühling  und  Herbat  vuii  U  und  Yue. 


298  Pfixmaier 

Reiches.  Wenn  der  Himmelssohn  die  Einrichtungen  Yerfehlt,  so  gerith 
die  Welt  in  Unordnung.  Wenn  die  Lehensfursten  die  Bestimmang 
verfehlen ,  so  sind  die  Reiche  in  Gefahr.  Jetzt  sind  die  Wege  dei 
Mannes  und  des  Weibes  ganz  gewiss  der  Anfang  der  Gesellsebaft  der 
Menschen,  die  äussersten  Ränder  der  Lehre  der  Könige.  JetCt  setzt 
U  hintan  den  Wandel  des  Vorbildes  und  des  Wahrzeichens  and  folgt 
dem  Begehren  der  Unordnung  und  des  Verderbens.  Es  begeht  Dinge» 
mit  welchen  Hinrichtung  und  Lostrennung  verbunden  sind.  Wie  ktna 
es  da  durch  den  Wandel  das  Volk  belehren? Ich  habe  gehurt:  Wer 
in  Schande  lebt,  ist  weniger  als  derjenige,  der  mit  Ehren  stirbt 
Gesetzt,  der  König  von  U  setzt  hintan  das  Vorbild  und  das  Wahr- 
zeichen, so  ist  nichts,  um  Leben  und  Dasein  zu  begründen.  Durch 
ein  einziges  Unternehmen  sind  die  beiden  Vorbilder  mit  Schande  be- 
deckt Ich  bleibe  dabei  bis  zum  Tode,  ich  wage  es  nicht,  den  Befehl  u 
hören.  Auch  hat  jeder,  der  mir  nahen  will,  an  mir  Freude.  Wenn  di 
mir  nahst  und  ich  sterbe,  welche  Freude  könntest  du  haben?  Wem 
du  mich  früher  tödtest,  von  welchem  Nutzen  wäre  dies  noch  f3r  im 
Gebieter  und  König? 

Der  König  von  U  schämte  sich.  Er  zog  sich  sofort  zu 
Standorte  zurück  <). 


In  dem  Reiche  Sung  war  ein  Ackersmann,  der  zu  seiner  Gattki 
sprach:  Am  Abende  des  Tages  trage  ich  auf  dem  RQcken  und  nie- 
mand ist,  der  es  weiss.  Ich  mache  damit  ein  Geschenk  unserem 
desherrn,  er  wird  mir  dafür  eine  bedeutende  Belohnung  geben. 

Die  reichen  Häuser  der  Gasse  sagten  zu  ihm :  Einst  besass 
Blensch  schöne  westfremdläiidisehe  Erbsen,  süssen  Hanf  und  Petersilie 
mit  Stengeln.  Er  lobte  diese  Dinge  gegenüber  den  Gewaltigen  des 
Bezirkes.  Die  Gewaltigen  des  Bezirkes  nahmen  sie  und  kosteten  sie- 
Sie  wurden  in  dem  Munde  vergiftet  und  empfanden  Bauchschmencii 
Alle  lächelten  und  waren  ungehalten.  —  Jener  Mensch  war  sehr  be- 
schämt und  stand  von  seinem  Vorhaben  ab  <). 


'}  n«*r  Frühling  uod  Herbst  vnn  V  und  Yue. 
')   lii>    l)«rnlL«uri1igkeitrn  ^ieNriliiriT  IHoge. 


Geichicbtiicbes  über  einige  SeeJeozusUnde  und  LeideoAchaften.  *iU9 

Die  Gattin  Yang-tse*s  Ton  Ho-nan  war  die  Tochter  eines  unbe- 
kannten GeseUechtes.  Yang-tse  w»ndelte  einst  auf  dem  Wege  und 
fand  einen  Kochen  verlorenen  Goldes.  Er  kehrte  zurück  und  gab  es 
seiner  Gattin.  Die  Gattin  sprach:  Ich  habe  gehört:  Ein  Mann  der 
Vorsätze  trinkt  nicht  von  dem  Wasser  der  Diebsquelle.  Der  Uneigen- 
nötzige  empfangt  nicht  die  Speise,  die  ihm  mit  ^leider!  komm!«« 
geboten  wird.  Um  wie  viel  weniger  sucht  er,  indem  er  etwas  Ver- 
lorenes aufliest,  seinen  Nutzen  und  beschmutzt  seinen  Wandel  I 

Tang-tse  war  sehr  beschämt  i)* 


Tsching-hung  bewachte  die  Provinz  Yang-sien.  Unter  dem  Volke 
•eines  Bezirkes  war  ein  jüngerer  Bruder,  der  das  Geld  des  älteren 
Bruders  verwendete.  Er  wurde  von  der  Schwägerin  zur  Rede  gestellt 
Er  hatte  es  noch  nicht  zurückgegeben,  als  die  Schwägerin  sich  zu 
Himg  begab.  Hung  stellte  das  Geld  für  ihren  Schwager  zurück. 
Ak  der  ältere  Bruder  dies  erfuhr,  schämte  er  sich  und  legte  sich  in 
dem  Gefangnisse  in  Bande.  Hierauf  schickte  er  sein  Weib  und 
Ubm  sie  das  geschenkte  Geld  Hung  zurückgeben.  Hung  nahm  es 
■i^t  an  >). 


Tschin-hiün  pflügte  und  jätete  eigenhändig  und  verschaffte  sich 
dadurch  Kleidung  und  Speise.  Unter  den  Menschen  war  einer,  der 
ihm  das  Getreide,-  um  es  zu  stehlen,  abschnitt.  Hiün  sah  ihn  und 
ging  ihm  aus  dem  Wege.  In  der  Nacht  des  folgenden  Tages  las  er 
das  Getreide  zusammen  und  überbrachte  es.  Jener  Dieb  schämte  und 
fürchtete  sich.  Er  schaffte  das  Getreide  zurück,  doch  Hiün  nahm  es 
nicht  an  >). 


Tschin-ngao  hatte  Ming-ki-pe  zum  Nachbarn.  Pe  eignete  sich  in 
der  Nacht  den  Grund  an  dem  Zaune  Ngao*s  an  und  vermehrte  dadurch 
den  seinigen.  Ngao  sah  dieses  und  wartete  bis  Pe  sich  entfernt  hatte. 
Er  riss  hierauf  heimlich  seinen  Zaun  in  der  Ausdehnung  einer  Klafter 


<)  Die  Überlieferungen  von  Franen  der  Reike. 
*)   D<i«  Verxeichniu  der  Vorbilder  von  Kuet-ki. 
*)   Düs  Verzeichnisa  der  Vorbilder  vuu  Kuei-ki. 


300 


P  r  i  s  in  a  i  e  r 


aus  iiml  vermehrte  auf  diese  Weise  den  Grund  Pc's.  Als  Pc  dies 
bemerkte,  schämte  und  fürchtete  er  sich.  Nachdem  er  dasjenige,  wi 
er  eingedrungen  war,  zurückgegeben  hatte,  blieb  noch  als  Zwischen- 
raum eine  Klafter «). 


Einst  zu  den  Zeiten  des  Kaisers  Siuen  versammelten  sich  die 
Fürsten,  die  Reichsminister  und  die  Großen  an  dem  Hofe  in  der  Vor- 
halle. Im  Verlaufe  des  Gespräches  sagte  der  Reichsgehilfe,  er  habe 
gebort,  dass  die  Eule  ein  Junges  zur  Welt  bringe.  Das  Junge  wird 
gross  und  verzehrt  seine  Mutter.  Es  ist  dann  im  Stande  zu  fliegen.  Ob 
dieses  sich  wohl  so  verhalte? 

Ein  weiser  Mann,  der  mit  Tugend  begabt  war,  antwortete:  leb 
habe  nur  gebort,  dass  das  Junge  des  Raben  sie  seinerseits  füttert 

Den  Reichsgehilfen  und  grossen  Beruhiger  reute  es,  dass  er  etwai 
Unrechtes  gesagt  hatte.  Die  versammelten  Staatsdiener  schätzten  daa 
Reichsgehilfen  gering  und  priesen  die  Worte  jenes  weisen  MamM 
die  für  die  Umgestaltungen  der  Tugend  von  Nutzen  waren.  An 
diesem  Grunde  verdeckt  der  Weisheitsfreund  das  Böse  und  YeroffiBBl- 
licht  das  Gute.  Bei  den  Vögeln  und  wilden  Thieren  hat  er  sehet 
Dinge,  die  er  zu  sagen  vermeidet.  Um  wie  viel  mehr  ist  dies  der  Fal 
bei  Menschen  >)! 


In  dem  Reiche  Tscbin  lebte  ein  Mann  Namens  Tschang-pe-kisL 
Das  Weib  seines  jüngeren  Bruders  Tschung-kiai  kochte  an  demHerde. 
Sie  ging  zu  dem  Brunnen  und  sprach  zu  Pe-kiai :  Gefallt  dir  Dieii 
heutiger  Putz  besser?  —  Jener  sprach:  Ich  bin  Pe-kiai. 

Das  Weib  war  sehr  beschämt.  Am  Abende  desselben  Tages  kis 
Pe-kiai  daher  und  wechselte  die  Kleider.  Das  Weih  folgte  ibfl 
wieder,  zerrte  an  seinem  Rücken  und  sprach:  Heute  war  ich  in  etofli 
grossen  Irrthum.  Ich  redete  Pe-kiai  an  und  glaubte,  du  seist  es.  ^ 
Jener  antwortete:  Ich  bin  der  frühere  Pe-kiai»). 


^)  Das  Verzeichnis«  der  Vorbilder  von  Kuei-ki. 

2)  Die  neuen  Erörterungen  Hoan-tse's. 

»)   Das  Durchdringen  der  Sitten  und  Gewohnheiten. 


Gefcbichtliebes  über  einige  Seelensastiode  and  Leidenscbaften.  30  t 

Nachdem  Tschin-sching  zum  Könige  erhoben  worden,  besuchten 
1  der  Vater  und  der  altere  Bruder  seiner  Gattin.  Sching  behandelte 
(  wie  die  Schaar  der  Gäste.  Er  senkte  längere  Zeit  die  Arme,  ohne 
ih  zu  verbeugen.  Er  fugte  im  Umgange  mit  ihnen  nichts  hinzu.  Der 
ter  seiner  Gattin  zürnte  und  sprach:  Du  verlassest  dich  auf  die 
lordnung»  massest  dir  den  Titel  an  und  bist  stolz  gegen  Ältere.  Du 
st  nicht  im  Stande,  es  lange  zu  treiben.  —  Er  entfernte  sich,  ohne 
bewohl  zu  sagen. 

Der  König  von  Tschin  liess  sich  auf  die  Knie  nieder  und  geleitete 
I,  doch  jener  blickte  nicht  zurück.  Der  König  war  im  Herzen 
schämt  9. 


Kuan  -  tschung  erkrankte.  Fürst  Hoan  fragte  ihn ,  wen  man 
t  der  Verwaltung  des  Reiches  betrauen  könne.  Kuan -tschung 
ach:  Man  kann  Sl-peng  dazu  bestimmen,  aber  man  muss  Yl- 
»  Schü-tao  und  ihres  •  Gleichen  sämmtlich  vertreiben.  —  Kuan- 
hong  starb  und  man  verbannte  sie  sämmtlich.  Allein  an  den 
eisen  war  kein  Wohlgeschmack,  in  dem  Paläste  keine  Ein- 
htong,  an  dem  Hofe  kein  Ansehen,  und  nach  drei  Jahren  rief  sie 
r  Forst  zurück. 

Der  Fürst  erkrankte.  Tschang  -  tschi  -  wu  folgte  ihm  in  das 
.ere.  Als  er  austrat,  sprach  er:  Der  Fürst  wird  an  einem 
vissen  Tage  verscheiden.  —  YF-ya  und  Schü-tao  erregten  in 
meinschaft  Aufruhr.  Sie  versperrten  das  Thor  des  Palastes, 
iten  eine  hohe  Mauer  und  Uessen  die  Menschen  nicht  ver- 
liren. 

Ein  Weib  stieg  über  die  Ringmauer,  trat  ein  und  gelangte 
dem  Aufenthaltsorte  des  Fürsten.  Der  Fürst  sprach:  Ich  will 
leise  haben.  —  Das  Weib  sprach :  Ich  kann  nichts  erlangen.  — 
D  die  Ursache  gefragt ,  antwortete  sie  :  Tschang  -  tschi  -  wu 
t  in  Gemeinschaft  mit  Anderen  Aufruhr  erregt.  Sie  versperrten 
s  Thor  des  Palastes,  bauten  eine  hohe  Mauer  und  lassen  die 
snschen  nicht  verkehren.  Aus  diesem  Grunde  kann  ich  nichts 
langen. 


)  Dma  Buch  Khung-sung-tse. 


I 


302 


P  f  i  z  III  a  i  e  r 


Der  Fürst  vergoss  wehmuthsvoll  Thräuen  und  sprach:  Leider! 
Was  hochstweise  Menschen  sehen,  wie  sollte  es  nicht  das  Feme  seinT 
Die  Sterbenden  kommen  zur  Erkenntniss.  Mit  welchem  Angesicht, 
mit  welchen  Augen  werde  ich  Tschnng-fu  sehen  können? —  Er  hüllte 
sich  in  den  Ärmel  seines  Kleides  und  verschied  in  dem  Palaste  der 
Langjährigkeit  <). 


Hochmuth. 


Tien-tse-fang  reiste  nach  Wei.  Der  Nachfolger  von  Wei  Mg 
ihm  mit  einem  Gefolge  von  hundert  Wagen  in  dem  Weicbbiide  ent- 
gegen. Der  Nachfolger  verbeugte  sich  zweimal  und  stellte  sich  Tor. 
Tse-fang  stieg  nicht  von  dem  Wagen  herab.  Der  Nachfolger  wv 
roissvergnugt  und  sprach:  Ich  wage  es  zu  fragen,  unter  welehea 
Umständen  man  sich  gegen  die  Menschen  stolz  benehmen  kann. 

Tse-fang  sprach :  Ich  habe  gehört :  Solehe,  die  im  Besitze  der 
Welt  sich  gegen  die  Menschen  stolz  benehmen,  gibt  es.  Solche,  die 
im  Besitze  eines  Reiches  sich  gegen  die  Menschen  stolz  beoehmeo, 
gibt  es.  Betrachtet  man  es  von  dieser  Seite,  so  kann  sich  der  Arme  uad 
Niedrige  gegen  die  Menschen  stolz  benehmen.  Wenn  man  seine  Ab- 
sicht nicht  erreicht,  so  übergibt  man  die  Schuhe  und  reist  nur  vmA 
Thsin  oder  Tsu.  Wie  sollte  man  sich  auf  den  Weg  machen  und  nieht 
Armuth  und  Niedrigkeit  erlangen? 

Der  Nachfolger  verbeugte  sich  jetzt  zweimal  und  zog  sieh 
hierauf  zurück.  Tse-faug  stieg  schliesslich  nicht  von  dem  Wagci 
herab  «). 

Tse-sse  weilte  in  Wei.  Tseng-tse  sprach  zu  Tse-sse :  Ehemali 
folgte  ich  dem  Meister  und  zog  mit  ihm  in  den  Ländern  der  Leheat- 
fursten  umher.  Er  hat  noch  niemals  die  Gebräuche  eines  Dienen 
unter  den  Menschen  ausser  Acht  gelassen,  aber  auf  dem  Wege  der 
Höchstweisen  wird  noch  immer  nicht  gewandelt.  Jetzt  sehe  ich,  dass 
du  den  hochmüthigen  Sinn  des  Zeitalters  besitzest.  Ist  dies  oicU 
etwas  Ungeziemendes? 


^)  Der  Frühling  und  Herbst  des  Geschlechtes  Liu. 
*)  Die  iusseren  Überlieferunffen  von  Han-schi. 


Getdiichtlichet  über  einige  Se^lenzustäade  und  Leidenschaften.  303 

'se-sse  sprach :  Die  Zeiten  wandeln,  die  Stärke  ist  rerschieden, 
de  Sache  ist  hier  angemessen.  Zu  den  Zeiten  unserer  früheren 
iflQrsten  waren  die  Einrichtungen  der  Tscheu  zwar  abgeschafft, 
Landesfurst  und  Diener  waren  sicher  in  ihrer  Rangstufe,  die 
in  und  Niederen  hielten  einander  fest  Wer  auf  jenen  Wegen 
In  wollte,  hatte  keine  Mühe,  sie  zu  suchen,  und  er  war  dann 
ähig,  einzutreten.  Die  jetzigen  Lehensfürsten  der  Welt  wollen 
tun  die  Macht  streiten,  sie  rufen  die  Blüthe  und  die  Kraft 
,  um  sich  zu  schützen  und  zu  decken.  Dies  ist  der  Herbst, 
im  es  heisst:   Wenn  man  Männer  findet,  so  gelangt  man  zu 

Wenn  man  Männer  verliert,  so  geht  man  zu  Grunde.  Wenn 
s  nicht  selbst  erhöhen,  werden  die  Menschen  uns  erniedrigen. 

wir  uns  nicht  selbst  hochschätzen,  werden  die  Menschen  uns 
schätzen.  Schün  und  Yü  waren  zuvorkommend  und  nachgiebig. 

und  Wu  bedienten  sich  der  Lehrmeister.  Es  ist  nicht  der 
lass  man  vordem  sich  gegenseitig  zurechtwies,  nur  der  Zeit- 
[  ist  so  gewesen  <). 


'ing-mi  mochte  in  seiner  Jugend  nicht  in  Gesellschaft  lust- 
in, er  betrachtete  bloss  auf  umfassende  Weise  Bücher  und 
eferungen.  Er  war  ein  hartnäckiger  Mensch  und  besass  einige 
..  In  dem  Zeiträume  Tai-ho  (227  bis  232  n.  Chr.)  borgte  er 
nlich  in  Nie  ein  leeres  Haus  der  Menschen,  worin  er  wohnte, 
[itglieder  des  Geschlechtes  Wang  wollten  dasselbe  ebenfalls 
1,  wussten  aber  nicht,  dass  Mi  es  bereits  erhalten  habe.  Sie 
m  geradezu  das  Thor  und  traten  ein.  Als  MI  vor  sich  die  Mit- 
r  des  Geschlechtes  Wang  erblickte,  lag  er  mit  zusammen- 
ossenen  Beinen.  Ohne  aufzustehen,  rief  er  seine  Sclaven  und 
mit  den  Worten:  Solche  Menschen  dringen  sich  auf.  —  Er 
sie  an  und  hiess  sie  sich  entfernen.  Die  Mitglieder  des  Ge- 
htes  Wang  zürnten  über  seine  Unhöflichkeit.  Sie  kehrten 
i  und  brachten  es  an  höchster  Stelle  zu  Ohren.  Kaiser  Ming 
tin  aufgreifen  und  in  dem  Gelangnisse  von  Ni8  binden.  Weil 
Sohn  eines  verdienstvollen  Dieners  war,  begnadigte  man  ihn  *). 


•  Bncli  Rhung-8ung-tse. 

»  a^lfckfinten  DenkwGrdigkeiten  ron  Wei. 


304  P  f i  z  m  «  i  er 

Kien-yung  führte  den  Junglingsnamen  Hien-ho  und  war  ein 
Eingeborner  der  Provinz  Tsehö.  Derselbe  war  ein  alter  Bekannter 
des  früheren  Gebieters  (von  Scho).  Er  war  von  Gemüthsait  hoch- 
muthig  und  rücksichtslos.  Wenn  er  sich  in  dem  Saale  des  früheren 
Gebieters  befand,  sass  er  auf  dem  Teppich  noch  immer  mit  ausge- 
streckten Füssen  und  lehnte  sich  seitwärts.  Er  hatte  keine  Ehrfurcht 
vor  der  Macht  und  Hess  sich  gehen.  Als  Tschü-ko-liang  sich  endlich 
unterworfen  hatte,  nahm  er  allein  ein  ganzes  Bett  in  Anspruch  ind 
lag  seitwärts  geneigt  auf  einem  Kissen.  Im  Gespräche  Hess  er  sich 
durch  nichts  beugen «). 


Peng-yang  führte  den  Jünglingsnamen  Yung-nien  und  stammte 
aus  Kuang-han.  Derselbe  war  acht  Schuhe  hoch  und  hatte  ein  merk- 
würdiges Aussehen.  Seine  Miene  und  seine  Gemüthsart  waren  stdi 
und  hochmüthig.  Vieles  wurde  von  ihm  gering  geschätzt.  Er  achtete 
bloss  seinen  Provinzgenossen  Thsin-tse-tsching>). 


Der  gegen  das  Ende  der  Wei  lebende  Yuen-tsie  besass  Gabelii 
war  aber  dem  Weine  ergeben.  Verstört  und  nachlässig,  entblosste  er 
das  Haupt,  zerzauste  das  Haar  und  sass  nackt  mit  ausgestreckteo 
Beinen.  Er  war  ein  Angestellter  von  zweitausend  SchetTeln  und  be- 
fasste  sich  nicht  mit  den  Geschälten  seines  Amtes.  Er  trank  täglich 
mit  Ling  und  Anderen  Wein,  sang  und  schrie.  Einige  Zeitgenosse! 
glaubten,  dass  Tsie,  in  dem  zwischen  Wei  und  Tsin  liegenden  Zeit- 
räume geboren,  sich  wahnsinnig  steilen  und  die  Welt  meiden  wollte. 
Sie  wussten  nicht,  dass  die  Gemüthsart  Tsie*s  dies  von  selbst  mit 
sich  brachte  *). 

Lieu-Iing  trug  gewöhnlich  Kleider,  welche  die  Schultern  blosi 
Hessen  und  fuhr  in  einem  Hirschwagen  ^).  Einst  kamen  Gäste  n 
Ling  und  trafen  ihn  nackt.  Sie  stellten  ihn  daher  zur  Rede.  Liag 
sprach  lachend:  Ich  mache  den  Himmel  zu  einem  Hause,  das  Hau 


^)  Die  Denkwürdigkeiten  von  Schö. 

')  Die  Denkwürdigkeiten  von  Scbö. 

')  Das  von  Wung-yin  verfasste  Buch  von  Tsin. 

^)  Bin  Hirschwagen  ist  ein  kleiner  Wagen,  der  eben  einen  UirscbeB  fiMea  kauu 


Geadbicbtiicbes  über  einige  Seelenzustäiide  und    LeideDschafteo.  30 S 

che  ich  zu  Beinkleidern.  Ihr  hattet  nicht  in  das  Innere  eintreten 
len»  warum  seid  ihr  da  noch  ungehalten?  —  Sein  Selbstvertrauen 
r  so  gross «). 


Hu-mu-fu-tschi  begab  sich  nach  Ho-nan  und  wollte  unter  dem 
;ore  Wein  trinken.  Wang-tse-po,  ein  Kriegsmann  von  Ho-nan, 
M  mit  ausgestreckten  Beinen  neben  ihm.  Fu-tschi  schrie  ihn  an 
d  hiess  ihn  Feuer  holen.  Tse-po  sprach :  Ich  bin  ein  Kriegsmann. 

liegt  mir  daran,  nicht  meinen  Dienst  zu  versäumen.  Wie  konnte 
I  für  einen  Menschen  einen  Auftrag  übernehmen?  —  Fu-tschi 
88  sich  mit  ihm  in  ein  Gespräch  ein  und  sagte:  Ich  gehe  nicht 

weit.  —  Er  sprach  aus  diesem  Anlasse  mit  dem  Reichsgehilfen 
n  Ho-nan  und  bewirkte,  dass  Jener  zu  einem  verdienstvollen 
chter  ernannt  wurde  >). 


Pei,  der  ältere  Bruder  Tschin -kien's,  hatte  in  dem  Zeitalter 
len  Namen.  Er  stand  in  nahem  Verkehr  mit  Yuen,  Lehensfürsten 
n  Hia.  Tuen  begrüsste  dessen  Mutter.  Kien  war  um  die  Zeit  ein 
derer  Leiter  des  Kriegsheeres.  Als  er  erfuhr,  dass  Yuen  sich  mit 
iiiem  Hause  in  Verbindung  gesetzt  hatte,  freute  ihn  dies ,  und  er 
hrte  beim.  Als  er  bei  der  Thüre  hereingekommen  war,  sprach 
en:  Ich  schliesse  mich  ihm  an,  und  er  ist  noch  nicht  hierher  ge- 
mmen.  —  Kien  stand  eben  an  der  Thüre.  Nach  längerer  Zeit 
räch  er:  Es  ist,  wie  du,  o  Gebieter,  sagst.  —  Sofort  trat  er  mit 
hnellen  Schritten  hinaus.  Seine  Gemüthsstimmung  war  dieselbe 
(blieben.  Yuen  erkannte  dies  hieran  vollständig  s). 


Li- 11  war  ein  Eingeborner  von  Yen-men.  Derselbe  war  von 
smuthsart  hochmüthig.  Er  verliess  sich  auf  die  Gunst  und  ging  bei 
im  Ausmasse  der  Gebräuche  nicht  voran.  So  oft  er  sich  vor  dem 
liserTai-tsu  befand,  benahm  er  sich  nachlässig,  sass  mitausgestreck- 
n  Beinen  und  zeigte  keine  Hochachtung.  Er  lachte  und  spuckte  aus, 
ie  es  ihm  beliebte.  Tai-tsu  wartete,  bis  dies  zu  arg  ward  und  Hess 


I)  Die  ron  Teng-  tsan  verfaaste  Geschichte  tod  Tsin. 
9  Die  TOD  Teng:-tsaD  rerfasste  Geschichte  ron  Tsin. 
^)  Der  Ton  Si-tsn  -tschi  verfnsste  Frühling  und  Herbst  von  Han  und  Tsin. 


30(i  Pfisniaier 

ihn  enclHch  im  «Iritten  Jahre  des  Zeitraumes  Thien-hing  (400  n.  Chr.) 
hinrichten.  Hierauf  nahm  man  es  mit  dem  Ansehen  der  Macht  inin 
ersten  Male  streng  und  hielt  durch  die  Einrichtungen  nieder.  DtM 
alle  Untergebenen  sich  demüthig  und  bescheiden  benahmen,  war  der 
Fall  seit  U  <). 


Yuen-schun  führte  den  Jünglingsnamen  Tse-ho.  Er  erhob  sieh 
in  seinem  Hause  und  wurde  ein  die  Geschähe  in  dem  Inneren  ton 
bereitender  Angestellter.  Um  diese  Zeit  war  Kao-schao,  der  Gebie- 
tende des  obersten  Buchführers,  der  Schwiegervater  des  Kaisers  uad 
ein  Mann  von  Einfluss  und  Wichtigkeit.  Die  Menschen  und  die  vor- 
züglichen Männer  der  Welt  blickten  auf  ihn  von  ferne,  yerbeugtea 
sich  vor  ihm  und  lagen  in  dem  Staube.  Schün  hatte  sich  Torge- 
nommen,  Einsprache  zu  erheben,  und  er  begab  sich  zu  dem  Thore 
Schao's.  Die  Leute  an  dem  Thore  antworteten  im  Hinblick  auf  seine 
Jugend,  dass  sich  in  dem  Saale  eine  grosse  Menge  von  Gästen  be- 
finde, und  weigerten  sich,  ihn  zuzulassen.  Schün  schrie  sie  an  and 
rief:  Es  kann  sein,  dass  das  Kind  des  Königs  von  Jin-tsehing 
gemein  ist! 

Als  er  endlich  zum  Besuche  erschien,  ging  er  gerade  vorwärts» 
stieg  auf  ein  Bett  und  grüsste,  indem  er  die  Hand  entgegenhielt 
Die  Könige  und  Fürsten ,  welche  sich  früher  eingefunden  hattea, 
waren  ohne  Ausnahme  von  Staunen  und  Furcht  ergriffen.  Schfli 
jedoch  war  in  seiner  Rede  langsam  und  hoehmüthig,  als  ob  er  nichb 
bemerkte.  Schao  sprach  zu  der  Versammlung:  Dieses  Kind  mit 
seinem  gewaltigen  Geiste  wirft  sich  über  euch  zum  Gebieter  soll 
Was  wird  erst  sein  Vater  thiin? 

Als  Tsching  dies  hörte,  gerieth  er  in  grossen  Zorn.  Er  liess 
seinem  Sohne  mehrere  Zehner  von  Stockstreichen  geben  >). 


Tsai-mu  verzichtete  auf  das  Amt  eines  Vorstehers  der  Schaarea. 
Kaiser  Hiao-tsung  blickte  auf  das  Vordach  herab.  Er  schickte  Ki- 
kliiü,  den  Aufwertenden  im  Inneren,  und  Ting-thsuan,  den  Lei^ 
Wächter  des  gelben  Thores,  damit  sie  Mu  vorladen.  Mu  schützte  ein 


^)  Das  Ruch  der  »piteren  Wei. 
*)  Das  ttucb  der  spateren  Wei. 


Gasehichtliches  über  einige  SeelensastKnde  und  Leidenschaften.  307 

ernstliches  Unwohlsein  Yor  und  beauftragte  Sie-yeu,  den  Vorsteher 
der  Register,  mit  der  Antwort.  Vom  frühen  Morgen  bis  zum  Mittag 
kehrten  mehr  als  zehn  Abgesandte  zurück,  aber  Mu  kam  nicht.  Hiao- 
tsung  war  damals  acht  Jahre  alt  und  wunderte  sich  darüber  sehr.  Er 
stellte  öfters  an  die  Leute  seiner  Umgebung  die  Frage:  Was  für  ein 
Mensch  ist  derjenige,  den  man  rufen  lasst?  Warum  ist  er  bis  jetzt 
nicht  gekommen?  Wann  soll  das  Herabblicken  an  dem  Vordache  ein 
Ende  nehmen? 

Der  Konig  Ton  Kuei-ki  sprach :  Der  Herr  Tsai  ist  hochmüthig 
und  widersetzt  sich  dem  höchsten  Befehle.  Er  ist  bar  der  Gebräuche 
eines  Dieners  unter  den  Menschen.  Wenn  nach  oben  der  Gebieter 
der  Menschen  in  Erniedrigung  sich  beugt ,  so  wird  nach  unten  die 
grosse  Gerechtigkeit  nicht  geübt,  und  man  weiss  nicht  mehr,  durch 
welche  Mittel  man  die  Lenkung  führen  soll. 

Hierauf  machte  man  an  dem  Hofe  6ine  Eingabe,  in  welcher  ge- 
fordert wurde,  dass  Mu  zu  dem  Beruhiger  des  Vorhofes  geleitet  und 
das  Buch  der  Strafe  berichtigt  werde.  Mu  fürchtete  sich.  Er  stellte 
«ch  an  die  Spitze  seiner  Sohne  und  jüngeren  Brüder  und  begab  sich 
in  schlichter  Kleidung  zu  der  Thorwarte,  wo  er  die  Stirn  zu  Boden 
senkte.  Bei  dem  Beruhiger  des  Vorhofes  angekommen,  wartete  er  auf 
sein  UrtheiL  Die  Kaiserin  entschied  in  einer  höchsten  Verkündung, 
dass  man  sich  an  die  alten  Einrichtungen  halten  könne.  Er  wurde 
losgesprochen  und  zum  gemeinen  Menschen  erniedrigt  <). 


Meng-I,  Statthalter  yon  Kuei-ki,  diente  Buddha  mit  allem  Ernste, 
aber  er  wurde  von  Sie-ling-yün  verachtet.  Dieser  sprach  einst  zu  I : 
Indem  er  die  Wege  findet,  entsprechender  Weise  auf  die  Beschäfti- 
gung des  Verstandes  wartet,  entsteht  der  Mann  des  Stockes  *)  in  dem 
Himmel  und  muss  mir  Ling-yün  voranstehen.  Wenn  er  ein  Buddha 
wird,  so  steht  er  gewiss  mir  Ling-yün  nach.  —  I  verabscheute  diese 
Worte  aus  tiefer  Seele «). 


Heng  führte  den  Jünglingsnamen  Tsching-ping.  Im  Anfange  des 
Zeitraumes  Kien-ngan  (196  bis  220  n.  Chr.)  wanderte  er  von  King- 

^)  Du  Buch  der  Erhebung  ron  Tsin. 

')  Der  Mann  des  Stockes  bezeichnet  einen  Greis  und  Ältesten. 

')  OtM  Ton  Tschin-yo  rerfasste  Buch  der  Sung. 

Sitib.  d.  phil.-hist  Gl.  LIX.  Bd.  U.  Hft.  21 


308  Pfiimiiiftr 

tscheu  in  nördlicher  Richtung  nach  Hiü-tu.  Er  verh'ess  sich  auf  seine 
Gaben,  war  hochmiithig  und  leichtfertig.  Gutes  und  Böses  war  bei 
ihm  übermässig  und  ungleichartig.  Wenn  er  Jemanden  sah »  der  ihm 
nicht  gleichkam,  mochte  er  nicht  mit  ihm  sprechen.  Die  Menseben 
verabscheuten  ihn  desswegen  i)« 


Tuen-tsie  sagte  bei  Gelegenheit:  Durch  mein  ganzes  Leben  bio 
ich  zu  dem  Disirict  Tung-ping  gewandelt,  und  ich  hatte  Freude  an 
den  Sitten  des  Landes.  Es  wäre  mein  Wunsch,  es  dahin  zu  bringen, 
dass  ich  Statthalter  von  Tung-ping  werde.  —  Kaiser  Wen  war  hier- 
über sehr  erfreut  und  willfahrte  ihm.  Tsie  setzte  sich  sofort  auf 
einen  Esel  und  gelangte  auf  Seiteuwegen  zu  der  Provinz.  Daselbst 
waren  die  Hallen  zerstört  und  umgestürzt,  das  Äussere  und  das 
Innere  der  Schutzwehren  blickte  sich  aus  der  Ferne  gegenseitig  an. 
Er  wirkte  läuternd  durch  Belehrung  und  Erlasse.  Nach  zehn  Tagen 
bestieg  er  wieder  den  Esel  und  kehrte  zurück  2). 


Unter  den  Gästen  war  Einer,  der  einen  Menschen  bei  Ki-tse 
einführte.  Als  der  Gast  austrat,  sprach  Ki-tse:  Dein  Gast  hat  allein 
drei  Fehler.  Er  blickt  auf  mich  und  lacht.  Dieses  ist  Hochmuth.  Er 
führt  ein  Gespräch  und  nennt  nicht  den  Lehrmeister.  Dieses  ist  Auf- 
lehnung. Er  befasst  sich  mit  dem  Seichten  und  spricht  von  dem 
Tiefen.  Dieses  ist  Unordnung. 

Der  Gast  sprach :  Dass  er  auf  dich,  0  Gebieter,  blickt  und  lacht« 
ist  öffentlicher  Geist.  Dass  er  ein  Gespräch  führt  und  nicht  den  Lehr- 
meister nennt,  ist  Vcrständniss.  Dass  er  sich  mit  dem  Seichten  be- 
fasst und  von  dem  Tiefen  spricht,  ist  Redlichkeit. 

Desswegen  waren  die  Gäste  des  Mannes  des  Geschlechtes  Ki 
ein  einziger  Leib.  Einige  hielten  sie  für  kleine  Menschen,  Andere 
hielten  sie  für  Weisheilsfreunde.  Die  Ansichten  waren  verschieden  <). 


Jetzt  ist  ein  Mann,  Namens  Liü-tse-Iing  mit  reiner  Weisheit 
begabt.  Derselbe  trat  in  den  Dienst  eines  Hauses  und  stellte  sieh 


9  Die  Überlieferungen  von  Mi-heng. 

*)   Dife  Überlieferun  (Ten  von  Minnern  der  Schrift. 

')   Das  Buch  Huiii-nan-lse. 


Oesehichtliches  über  einige  Üeeleuzuttinde  und  Leideiischtineii.  3U() 

die  Spitze  der  Veränderung  der  Erlässe.  Ein  Meus(*li  begab  sieh  zu 
ihm  iu  das  Nachtlager,  was  nicht  innerhalb  der  gemessenen  Zeit 
geschah.  Tse-I  zündete  eine  Kerze  an,  setzte  sich  in  schwebender 
Stellung  und  verkehrte  mit  ihm  bei  dem  Lichte.  In  seinen  Augen 
drehte  sich  nicht  der  Augapfel,  seine  Knie  rückten  nicht  von  der 
Stelle  t). 

Yen-kuang  wird  auch  mit  dem  Namen  Tsün  genannt.  Der 
Kaiser  führte  ihn  bei  sich  ein  und  erörterte  mit  ihm  Streitfragen.  Er 
war  mit  ihm  seit  langen  Tagen  bekannt,  und  er  legte  sich  dabei  ge- 
meinschaftlich mit  ihm  nieder.  Kuang  legte  seinen  Fuss  über  den 
Bauch  des  Kaisers.  Am  folgenden  Tage  machte  der  grosse  Vermerker 
an  dem  Hofe  eine  Eingabe,  worin  er  sagte :  Der  gastende  Stern  ver- 
letzt den  Sitz  des  Kaisers  sehr  hastig.  —  Der  Kaiser  sprach :  Es  war 
bloss  mein  alter  Bekannter  Yen-tse-ling,  mit  dem  ich  mich  gemein- 
schaftlich niederlegte  <). 


Als  Lo  -  han  sich  in  Siuen  -  wu  befand,  sass  er  unter  den 
Menschen.  Zwischen  ihm  und  anderen  Menschen  fand  ein  gegen- 
seitiges Erkennen  statt.  Han  sprach  mit  unveränderter  Miene :  Die- 
jenigen, die  ich  erkenne,  sind  schon  viele.  Ich  will  euch  nicht  weiter 
belästigen  >). 


Wang-tse-yeu  war  bei  Hoan-wen  für  die  Wagen  und  Reiter 
Einer  Ton  Dreien  in  dem  Kriegsheere.  Der  Mann  des  Geschlechtes 
Hoan  sagte  zu  dem  Manne  des  Geschlechtes  Wang:  Du  beiindest 
dich  schon  lange  in  dem  Versammlungshause.  Wir  müssen  jetzt  Ord- 
nung machen.  —  Der  Mann  des  Geschlechtes  Wang  gab  anfänglich 
keine  Antwort.  Er  blickte  gerade  zur  Höhe,  bildete  mit  den  Händen 
Brett  und  Balken  für  die  Wangen  und  sagte  dann :  Die  Länder  der 
westlichen  Berge  erscheinen  an  dem  Hofe.  Sie  bewirken,  dass  das 
Wetter  heiter  ist*). 


^)  Die  Erörterungen  über  die  Einrichtung  der  Dinge. 
^)  Die  Verzeichnisse  der  Vorbilder  ron  Kuei-ki. 
*)  Der  Wald  der  Wurte. 
*)  Die  Gespräche  des  Zeitalters. 


310  Pfiziniier 

Das  Buch  Yiiig-khiiTs  und  Thsui-yuen's  sagt: 

Wie  könnte  man  ein  zerzaustes  Haupt  haben  und  das  Tuch 
entgegenhalten,  indess  man  in  die  Hauptstadt  und  Feste  einzieht? 
Wenn  das  Kleid  sich  nicht  auf  dem  Leibe  befindet,  konnte  man  da 
den  Menschen  begegnen?  Einst  sass  Tai-scho-Iuan  mit  ausgestreck- 
ten Füssen  und  empfing  Pien-wcn-tsu.  Dies  alles  ist  die  hoehmtkthige 
Handlungsweise  verkommender  Geschlechtsalter. 


Ho-nui  war  von  einer  Gemüthsart,  dass  er,  nachdem  er  die 
Dinge  verachtet,  durch  Pinsel  und  Schrifttafel  den  Hochmuth  be- 
kundete. Ni,  König  von  Tsching-yang,  sah  Nui*s  Schrift,  bei  der  die 
Zeichen  weit  auseinanderstanden,  und  sagte  zu  den  Meuscben:  Pe- 
wei  weilt  bei  der  Unordnung  und  benimmt  sich  gegen  euch  hoeh- 
mülhig  und  gewaltthätig.  Wie  sollte  er  entkommen  können  <)? 


Sie- vT  war  ein  guter  Freund  zu  Hoan-wen.  Als  Wen  Torgeladen 
und  zum  Vorsteher  der  Pferde  für  den  Westen  ernannt  wurde, 
schlug  Jener  noch  immer  hänfene  Kleider  auseinander  und  befand 
sich  gern  in  dem  Saale  Wen's.  Mit  blosser  Stirne  und  mit  einem 
Kopftuch  bedeckt,  pfifT  und  summte  er  nicht  anders  als  in  gewöhn- 
lichen Tagen.  Wen  sagte  immer:  Ich  bin  eben  ein  auswärtiger  Vor- 
steher der  Pferde  2). 


W^ang-hien-tschi  reiste  einst  durch  die  Provinz  U.  Daselbst 
hörte  er,  dass  Ku-pi-kiang  einen  ausgezeichneten  Garten  besitze. 
Ohne  sich  früher  zu  erkennen  zu  geben,  stieg  er  in  eine  mit  deo 
Schultern  gleiche  Sänfte  und  trat  geraden  Weges  ein.  Um  die  Zeit 
hatte  Pi-kiang  eben  seine  Gäste  und  Freunde  versammelt,  jedoch 
Hien-tschi  zog  lustwandelnd  rings  umher.  Als  er  hiermit  zu  Ende 
war,  that  er  als  ob  Niemand  sich  neben  ihm  befände.  Pl-kiang  hielt 
ihm  dieses  mit  Entschiedenheit  vor,  indem  er  sagte:  Gegen  den 
Wirth  sirh  hochmüthig  benehmen,  ist  den  Gebräuchen  zuwider.  Des 
Yornehmen  Standes  willen  gegen  geehrte  Männer  sich  stolz  beneh- 


1)  Das  Buirli  der  Tsiii. 
8)   Das  Burh  der  Tsio. 


Getehichtliehes  über  einige  Seeleoxastinde  und  Leidenschnflen.  311 

nen»  ist  den  Wegen  des  Gesetzes  zuivider.  Wer  durch  diese  zwei 
Dinge  sich  verfehlt»  ist  nur  ein  Wicht,  der  nicht  verdient,  dass  er 
mit  den  Anderen  in  Einer  Reihe  steht.  —  Sofort  trieb  er  die  Pferde 
an  und  fuhr  bei  dem  Thore  hinaus  *). 


Tien,  der  Sohn  Wang-tao*s,  war  von  GemQthsart  hochmüthig 
and  fahrlässig.  Er  hielt  sich  nicht  au  die  Vorschriften  der  Gebräuche. 
Sie-wan  begab  sich  einst  zu  Tien.  Nachdem  er  eine  kleine  Weile 
gesessen,  trat  Ticn  sofort  in  das  Innere.  Wan  glaubte,  dass  Jener 
ihn  gewiss  mit  Auszeichnung  behandeln  werde  und  zeigte  eine  ziem- 
lich freudige  Miene.  Tien  wusch  nach  längerer  Zeit  sein  Haupthaar 
und  ging  hinaus.  Er  stQtzte  sich  auf  ein  Bett  von  IIu  in  der  Vorhalle, 
legte  das  Haupthaar  bloss,  und  die  Stimmung  seiner  Seele  war  Hoch- 
muth.  Schliesslich  dachte  er  nicht  daran,  als  Wirth  des  Gastes  auf- 
zutreten. Wan  kehrte  entrüstet  zurück  >). 


Wang-hoei-tschi  führte  den  JungUngsnamen  Tse-yeu.  Er  war 
Ton  Gemüthsart  übergreifend  und  ungezügelt.  Als  Einer  von  Dreien 
in  dem  Kriegsheere  bei  dem  grossen  Vorsteher  der  Pferde  Iloan-wen, 
hatte  er  ein  zerzaustes  Haupt,  einen  losen  Gürtel  und  erledigte  nicht 
die  Geschäfte  des  Versammlungshauses.  *  Er  war  ferner  Einer  von 
Dreien  in  dem  Kriegsheere  für  die  Wagen  und  Reiter  bei  Hoan- 
tschung.  Dieser  fragte  ihn:  Welche  Abtheilung  gehört  zu  deinem 
Amte? 

Er  antwortete:  Mir  scheint,  es  ist  die  Abtheilung  der  Pferde. 

Jenerfragte  wieder:  Wie  viele  Pferde  besorgst  du? 

Er  antwortete :  Ich  kenne  nicht  die  Pferde.  Auf  welche  Weise 
sollte  mir  die  Zahl  bekannt  sein  ? 

Jener  fragte  wieder:  Sind  verhältnissmässig  viele  Pferde  ver- 
endet? 

Er  antwortete:  Ich  kenne  noch  nicht  die  lebendigen.  Wie  sollten 
mir  die  todten  bekannt  sein? 

Er  begleitete  einst  Tschung  auf  dessen  Umzügen,  als  sie  von 
einem  heftigen  Regen  überrascht  wurden.    Hoei-tschi  stieg  in  Folge 


* )  Das  Buch  der  Tsin. 
*)  Das  Ruch  der  Tsin. 


312  Pfismaier 

dessen  toii  dem  Pferde  und  drängte  sich  in  den  Wagen.  Dabei  sagte 
er:  Wie  solltest  du  dazu  kommen,  allein  einen  ganzen  Wagen  in 
Anspruch  zu  nehmen  i)? 


Nachdem  Sie-wan  mit  der  Stelle  eines  im  Norden  erobernden 
Heerführers  betraut  worden,  zeigte  er  sich  übermuthig,  gewaltthatig 
und  stolz.  £r  erhöhte  sich  gewöhnlieh  selbst,  indem  er  pfiff  uud 
summte,  und  er  hatte  noch  niemals  der  Ileeresmenge  Gutes  erwiesen. 
Sein  älterer  Bruder  Ngan  war  darüber  tief  betrübt.  Von  den  Vor- 
stehern der  Reihen  und  den  Anführern  abwärts  wurden  Alle  durch 
Ngan  getröstet  und  aufgemuntert.  Er  sagte  zu  W^an:  Du  stehst 
ursprünglich  an  der  Spitze  sämmtlicher  Anführer.  Es  ziemt  sich,  dass 
du  mehrmals  mit  ihnen  von  Angesicht  zusammentrifTst,  um  dich  bei 
ihnen  beliebt  zu  machen.  Wie  könnte  man,  wenn  man  sich  so  stolz 
und  hochmüthig  benimmt,  eine  Sache  zu  Stande  bringen? 

Jener  berief  jetzt  die  Anführer  zu  einer  Versammlung,  wobei 
er  zu  keinem  von  ihnen  etwas  sprach.  Er  zeigte  bloss  mit  einem 
Rosenkranze  nach  den  vier  Sälen  und  sagte :  Die  Anführer  sind  tüch- 
tige Leute.  —  Die  Anführer  hassten  ihn  noch  mehr  >). 

Wang- tsching  war  stechender  Vermerker  von  King -tscheu. 
Tsching  wollte  sich  nach  Tschin  begeben,  die  Begleiter  umstanden 
ihn  seitwärts.  Tsching  erblickte  auf  einem  Baume  ein  Elsternnest  Er 
zog  sofort  das  Kleid  aus  und  stieg  auf  den  Baum.  Daselbst  suchte 
er  die  Jungen  und  spielte  mit  ihnen.  Sein  Geist  war  hiermit  be- 
schäftigt, als  ob  neben  ihm  keine  Menschen  wären.  Lieu-kuen  sagte 
zu  Tsching:  Du  bist  von  Gestalt  zwar  leicht  und  glänzend,  aber  dein 
Inneres  ist  wirklich  in  Bewegung.  Wenn  du,  an  diesen  Ort  geklam- 
mert, in  dem  Zeitalter  verweilst,  wirst  du  unmöglich  deinen  Tod 
linden. 

Tsching  schwieg  und  gab  keine  Antwort »). 


Tschang-fu  wurde  als  Hausgenosse  des  mittleren  Buchfuhrtrs 
v(*rsetzt.  Er  besorgte  zugleich  mit  Thl-tang  und  Tscheu-khieu  das 


<)  \}Mn  Buch  der  Tsin. 
*)  Um  Buch  der  Tsin. 
')  Das  Buch  der  Tsin. 


GeschichUiche*  über  einige  SeelensusUnde  und  LeiJeuscliHflen.  313 

Erforderliche.  Da  Fu  zu  derselben  verschlusseiien  Aiitheilung  gehurte, 
mrolUeu  sieh  die  berühmten  Häuser  zu  ihm  begeben.  Khieu  sprach: 
Wenn  Jener  uns  nicht  aufnimmt,  ist  es  gleich  das  Beste,  nicht  hin- 
zugehen. Wie  könnte  man  unbedachtsamer  Weise  hingehen?  — 
Tang  sprach:  Wir  sind  insgesammt  überzahlige  Leibwächter.  W^ie 
sollten  wir  besorgt  sein,  dass  wir  niclit  zugleich  mit  ihm  sitzen 
konnten? 

Fu  stellte  früher  zwei  Betten  drei  bis  vier  Schuhe  von  der 
Mauer  entfernt  auf.  Die  beiden  Gäste  begaben  sich  zu  dem  Teppich, 
die  Einladung  und  das  Zusammentreffen  war  sehr  freundlich.  Als 
dies  geschehen,  rief  Jener  die  Leute  seiner  Umgebung  und  sprach: 
Schafil  mich  weit  von  den  Gästen  fort!  —  Khieu  und  die  Übrigen 
erblassten  und  entfernten  sich «). 

Wenn  Jemand  sich  zu  Tao-tsien  begab,  so  Hess  dieser  Wein 
auftragen.  Wenn  Tsien  früher  berauscht  war,  sagte  er  sofort  zu 
dem  Gaste:  Ich  bin  berauscht  und  will  schlafen.  Du  kannst  dich  ent- 
fernen «). 

Tschang-fu  wurde  im  Anfange  des  Zeitraumes  Yung-thsu  (420 
bb  422  n.  Chr.)  in  der  Eigenschaft  eines  Leibwächters  bei  dem  ge- 
heimen Buchführer  versetzt.  Er  befand  sich  einst  in  der  verschlos- 
senen Abtheilung.  Fu-Iiang,  der  Befehlende  des  mittleren  Buch- 
fuhrers»  war  vornehm  und  stand  schon  längere  Zeit  in  Ansehen.  Da 
er  hörte,  dass  Jener  ein  Freund  ues  Lernens  sei,  ging  er  zu  ihm 
hinüber  und  machte  ihm  seine  Aufwartung.  Fu  lag  ausgestreckt  und 
stand  gar  nicht  auf.  Liang  entfernte  sich  voll  Verwunderung  >). 


Thsui-piao-mei  machte  das  Lesen  der  Bücher  zu  seinem  Be- 
rufe. Er  verliess  sich  auf  seine  Fähigkeiten  und  beleidigte  die 
Menschen  des  Zeitalters.  Er  schloss  seine  Thüre  streng  ab  und 
sagte:  Wer  nicht  fünftausend  Bollen  Bücher  gelesen  hat,  darf  nicht 
in  dieses  Haus  eintreten.  —  In  mehreren  Jahren  hatte  er  bald  eine 


>)  Um  Buch  der  Siing. 
')  Dm  Buch  der  Suiig. 
'j  l>aa  Uucli  der  Suug. 


314  P  fi  sm  ai  er 

grosse  Übersicht  sämmtlicher  Worte,  und  es  war  rieles,  das  er  Ter- 
stand  und  durchdrang  <)• 


Tsching-jin-piao  war  der  Sohn  Tsching-khi*s.  Seine  Aufsfttae 
wurden  ihrer  Vorzuglichkeit  willen  gerühmt.  Er  verliess  sich  eiazig 
auf  seine  Begabung  und  benahm  sich  gegen  Andere  stolz.  Die  ge- 
lehrten Männer  schätzten  ihn  gering  und  meinten,  dass  die  Aufsätze 
der  Menschen  auf  dem  Grunde  des  Thores  eben  so  Tortreffliek 
seien. 

Er  sagte  einst:  Zu  den  glücklichen  Vorbedeutungen  des  Him- 
mels gehört  die  fünflarbige  Wolke.  Zu  den  glücklichen  Vorbedeu- 
tungen des  Menschen  gehört  Tsching-jin-piao. 

Als  Lieu-nie  noch  jung  war,  warf  er  Tsching-khi  eine  Schrift 
zu.  Jin-piao  und  dessen  Brüder  verachteten  sie.  Gegen  das  Ende  des 
Zeitraumes  Hien-thung  (860  bis  873  n.  Chr.)  wurde  Nie  Haus- 
minister  und  Reichsgehilfe.  Jin-piao  starb  zuletzt  aus  Mangel  in  der 
südlichen  Wüste»). 


Thsui-yuen-han  trat  an  dem  Hofe  ein  und  wurde  ein  »yielsei- 
tiger  Gelehrter  der  grossen  Beständigkeit*'*).  Tu-tstn,  der  über- 
zählige Leibwächter  in  der  Abtheilung  der  Gebräuche »  stützte  die 
Lenkung  und  verwendete  ihn.  Weil  es  Jener  verstand,  die  hochstee 
Verkündungen  auszuarbeiten,  hiess  er  ihn  sie  auf  geßillige  und  zier- 
liche Weise  mit  den  Formen  der  Vorbilder  in  Verbindung  bringez. 
Jener  war  jedoch  von  Gemüthsstimmung  zu  hart.  Kleinlich  und  hoek- 
müthig»  war  er  nicht  fähig,  seine  Zeit  zu  fassen.  So  oft  er  das  W^ort 
ergriff  und  eine  Sache  erörterte,  ging  er  sie  durch,  ohne  einzu- 
biegen oder  Umschweife  zu  machen.  Er  erfasste  den  Geist  der  Len- 
kung von  seiner  verdriessliehen  Seite.  Desswegen  besorgte  er  die 
höchsten  Verkündungen  bloss  durch  zwei  Jahre  und  wurde  im  Amte 
nicht  weiter  versetzt*). 


0  Das  Buch  der  Sui. 

')  Dus  Buch  der  Thang. 

')  Tai-Uchaiig-pö-sse. 

^)  Das  Buch  dur  Thun^:. 


66«chiclitlichM  über  einige  Seelen lostSn  de  und  Leidenscbafteu.  315 

Verschwendung. 

YuD-ke-fu  brachte  es  im  Dienste  bis  zu  einem  ersten  Reichs- 
minister.  Sein  Haus  gelangte  zu  grossem  Reichthum.  Die  Menschen, 
welche  er  speiste,  waren  mehrere  Hunderte.  Um  die  Zeit  war  ein 
Jahr  grossen  Hungers.  Man  hatte  einst  in  Kesseln  Grütze  bereitet, 
der  Ton  des  Schlurfens  ward  auf  mehrere  Weglängen  gehört.  Als 
man  gegessen  hatte,  vermisste  man  dreissig  Menschen.  Man  suchte 
sie  und  fand  sie  in  den  Kesseln.  Daselbst  thaten  sie  nichts  anderes, 
als  dass  sie  das  Verbrannte  und  Verdorbene  abnagten  9* 


Pao-siuen  reichte  ein  Schreiben  empor,  worin  er  sagte :  Was 
nfitzt  es,  dass  man  allein  für  sich  besonders  ernährt  die  auswärtigen 
Verwandtschaften  und  den  Diener  Tung-hien?  Hien  zieht  Sciaven  an 
•ich  als  Gäste  und  heisst  sie  als  saure  Milch  den  Wein,  als  Polygo- 
num  das  Fleisch  betrachten.  Die  GrünköpGgen  und  die  Schwärz- 
lichen*) werden  verwendet  und  erwerben  Reichthümer.  Dies  ist 
nicht  der  Wille  des  Himmels  *). 


Tschin-tsfin  war  ein  Zugesellter  des  öfTentlichen  Versammlungs- 
hauses. Die  in  dem  Amte  der  Zugesellten  des  öffenth'chen  Versamm- 
lungshauses an  der  Spitze  standen,  hatten  schwache  Wagen,  kleine 
Pferde»  und  sie  traten  nicht  an  das  Licht.  Tsün  allein  trieb  die  Pracht 
der  Sänften  und  Pferde,  sowie  der  Kleidung  auf  das  Äusserste,  vor 
seinen  Thoren  waren  W^agen  und  Reiter  unter  einander  gemengt. 
Dabei  ging  er  täglich  aus  und  kehrte  im  berauschten  Zustande 
lurück.  Die  Geschäfte  des  Richters  wurden  mehrmals  versäumt.  Der 
Bichter  des  Westens  zeigte  dieses  an  und  stellte  die  Bitte,  dass  Tsün 
abgesetzt  werde.  Ma-kung,  der  grosse  Vorsteher  der  Schaaren,  war 
ein  grosser  Gelehrter  und  behandelte  die  vorzüglichen  Männer  mit 
.Auszeichnung.  Er  sagte  zu  dem  Richter  des  Westens:  Dieser  Mensch 


M  Das  Sse-ki. 

')  Die  Griinköpfigen  und  die  Schwärzlichen  heisAen  die  ScIavcD  vou  ihrer  Kleidung. 

')  Das  Bach  der  Uao. 


316  PfixmNier 

ist  ein  grosser  ermessender  Mann.  Wozu  sollten  wir  ihn  durch  eine 
kleine  Schritt  zur  Rede  stellen  9? 


Wang-fung  war  grosser  Heerführer.  Die  Statthalter  der  Pro- 
vinzen und  Reiche,  die  Reichsgehilfen  und  stechenden  Vermerker 
waren  aus  seinem  Thore  hervorgegangen. .  Er  machte  ferner  den 
grossen  Knecht  Wang-yin  zu  einem  die  Stelle  eines  kaiserlichen 
Vermerkers  bekleidenden  Grossen.  Seine  jüngeren  Brüder  wetteifer- 
ten in  Verschwendung.  Die  Kostbarkeiten  und  Schätze,  welche  sie 
zum  Geschenk  machten,  kamen  von  allen  vier  Gegenden  herbei.  Die 
Kebsweiber  in  den  Vorhallen  der  Rückseite  waren  bei  jedem  tausend« 
Die  jungen  Knechte  und  Sclaven  wurden  nach  Tausenden  und  Hun- 
derten gezählt  2). 


Tschang-yü  war  ein  sorgfaltiger  und  ansehnlicher  Mann,  der  ii 
dem  Inneren  Güter  hervorbrachte.  Sein  Haus  betrieb  den  Feldbau  als 
ein  Geschäft.  Als  er  reich  und  vornehm  war,  kaufte  er  in  grossen 
Mengen  Felder  bis  zu  der  Höhe  von  vierhundertmal  hundert  Morgen. 
Er  Hess  sie  durch  die  Flüsse  King  und  Wei  bewässern  und  erzielte 
die  äusserste  Fruchtbarkeit.  Als  die  höchsten  Preise  wurden  andere 
Güter  genannt.  Dabei  war  Yü  von  Natur  ein  Kenner  der  Musiktone. 
Während  im  Inneren  Verschwendung  und  Ausschreitung  herrschte« 
wohnte  er  selbst  in  einem  grossen  Wohnhause.  In  der  rückwärtigea 
Halle  desselben  befasste  er  sich  mit  dem  Ordnen  von  (musikalischer) 
Seide,  Rambus,  Röhren  und  Saiten  s). 


Die  Geschlechtsalter  von  Wang-ke  bis  Wang-thsung  warei 
durch  Lauterkeit  und  Uneigennützigkeit  berühmt.  Indem  jedoch  der 
Letztere  in  dem  Rufe  der  Begabung  und  Geschicklichkeit  stand,  wir 
er  bald  nicht  iahig,  es  seinem  Vater  gleiehzuthun.  Seine  Einkfinfls 
und  sein  Rang  waren  indess  bedeutender.  Beide  liebten  WagcBf 
Pferde  und  Kleider.  Was  sie  darboten  und  zur  Ernährung  Andefer 


1)  Dus  Buch  der  Hau. 
'<')  Das  Bnoh  der  Uan. 
3J  Dm  Buch  der  lUn. 


GiBtehichUiehes  fiber  eiaif^e  Seelenzustinde  und  Leidenschaften.  317 

Terwendeten,  stellten  sie  in  das  hellste  Licht,  und  dabei  befanden 
sieh  Dinge  wie  Gold.  Silber,  goldgestickte  und  schwere  Seidenstoffe. 
Als  sie  übersiedelten,  war  dasjenige,  was  sie  an  dem  Orte  des  Aus- 
luges auf  den  Wagen  luden,  nicht  mehr  als  ein  Sack  Kleider.  Sie 
batten  keine  überflüssigen  Güter  erworben.  Als  sie  in  dem  Hause 
wohnten,  trugen  sie  ebenfalls  leinene  Kleider  und  lebten  von  Gemüse. 
Die  Welt  zollte  ihrer  Uneigennützigkeit  Anerkennung  und  wunderte 
sich  über  ihre  Verschwendung.  Desswegen  überlieferte  man  sich, 
dass  sie  im  Stande  gewesen  seien,  gelbes  Gold  zu  verfertigen  <). 


Kaiser  Ngai  wurde  auf  seinen  Hausgenossen  Tung-hien  auf- 
merksam und  begünstigte  ihn.  Dieser  wurde  nach  mehrfachen  Ver- 
setzungen ein  grosser  Beruhiger.  Was  er  zu  verschiedenen  Zeiten  als 
Geschenk  erhielt,  lasst  sich  gar  nicht  berechnen.  Als  Kaiser  Ngai 
starb,  machten  sämmtliche  Würdenträger  die  Anzeige  bei  der  Kai- 
serin. Man  griiT  Hien  auf  und  enthauptete  ihn.  Er  war  damals  zwei 
wid  dreissig  Jahre  alt,  und  sein  Haus  war  nur  verschwenderischer 
als  das  Reich  gewesen.  Man  tasste  jetzt  die  Güter  des  Geschlechtes 
Tung  zusammen,  und  ihr  Werth  betrug  im  Ganzen  zwei  und  vierzig- 
mal hunderttausend  Myriaden  Schnüre  Kupfermünzen.  Es  waren 
laater  Geschenke  des  Kaisers  ^). 


Liang-ki  wurde  der  grosse  Vorsteher  der  Pferde  und  führte  die 
Geschäfte  eines  grossen  Heerführers.  Er  verdarb  den  grossen  Be- 
nihiger  Li-ku  und  die  redlichen  Diener  des  Inneren  und  Ausseren.  Bei 
allen  übernahm  Ki  das  Amt.  Hierauf  beherrschte  seine  Macht  die  . 
Mitte  und  das  Äussere.  Wenn  die  vier  Gegenden  die  Rechnungen 
dea  Jahres  Torbereiteten  und  veröffentlichten,  wurden  die  Gegen- 
stände früher  zu  Ki  überführt,  und  erst,  wenn  dieses  geschehen, 
kamen  sie  in  das  Reich.  Die  Angestellten  überführten  Gold  und 
trogen  in  dem  Busen  Rundtafeln.  Diejenigen,  welche  Ämter  begehrten 
imd  hinsichtlich  ihres  Verschuldens  die  Bitte  stellten,  standen  ein- 
ander auf  den  Wegen  gegenüber.  Ki  entsandte  ferner  Gäste,  die  über 
die  Versperrungen  hinaus   zogen.    Das  Reich   gelangte  ym  grossem 


■)  Das  Bach  der  Hin. 
2)  Da«  Bach  der  Man. 


318  Pf ismaitr 

Ansehen.  Die  Grundbalken  und  Vordächer  waren  mit  mennigrothem 
Firniss  bestrichen  und  hatten  Zeichnungen  yon  Wolkenluft.  Die  den 
Unsterblichen  geweihten  und  göttlichen  Erdstufen  und  Soller  ver- 
kehrten gegenseitig  und  standen  einander  gegenüber.  Es  gab  zer- 
streute Hühner  und  Nashörner.  Die  in  der  Nacht  glänzenden  Rund- 
tafeln  erfüllten  die  Vorrathskammem  und  Aufbewahrungsorte.  Die 
wiehernden  und  einherjagenden  Drachenpferde  wurden  in  den  inneren 
Marställen  mit  Getreide  gefüttert 

Als  Ki  eine  Gattin  von  dem  Geschlechte  Sün  nehmen  wollte, 
hatte  der  Handwagen,  den  er  bestieg,  ein  grünes  Dach.  Seine  Wagen 
waren  mit  einer  Decke  von  Flügelfedern  überspannt  und  mit  Gold, 
Edelsteinen  und  Bernstein  verziert.  So  oft  er  einen  Vergnügungszug 
unternahm  und  die  Teichcr  Lusthäuser  oder  die  inneren  Wohnungen 
seiner  jüngeren  Brüder  besichtigte,  hatte  er  ein  zahlreiches  Gefolge 
von  Tänzern.  Das  Schlagen  der  Glocken  und  Trommeln,  das  Blasen 
der  Flöten,  die  Freude  an  dem  Weine  währte  auf  dem  ganzen  Wege 
Tag  und  Nacht  ohne  Unterbrechung. 

Als  Kaiser  Hoan  über  Ki  die  Hinrichtung  verhängte,  fasste  man 
sein  Besitzthum  und  seine  Erzeugnisse  zusammen  und  füllte  damit 
die  Rüstkammern  des  Reiches.  In  einer  höchsten  Verkündung  wurde 
der  Welt  die  Hälfte  der  Abgaben  eines  Jahres  erlassen  i). 


Zu  den  Zeiten  des  Kaisers  Hoan  verhängte  mau  die  Hinrichtung 
über  Liang-ki.  Man  belehnte  die  fünf  Männer  Tan-tschao,  Siü-hoang, 
Kiü-yuen,  Tso-kuan  und  Thang-heng.  Als  Tschao  gestorben  war, 
schlugen  die  vier  Lehensfürsten  aus  der  Art.  Die  Welt  sagte  von 
ihnen:  Der  Mann  des  Geschlechtes  Tso  dreht  sich  in  dem  Himmel. 
Der  Mann  des  Geschlechtes  Kiü  sitzt  allein.  Der  Mann  des  Ge- 
schlechtes Thang  ist  ein  liegender  Tiger.  Der  Mann  des  Geschlech- 
tes Thang  fällt  zu  beiden  Seiten. 

Sie  alle  wetteiferten,  Wohnhäuser  zu  errichten.  Ihre  Söller  und 
Thorwarten  waren  ansehnlich  und  glänzend.  Sie  selbst  trieben  aufs 
äusserste  die  Zierde  und  Kunst.  Gold,  Silber,  härene  Teppiche  und 
Federnschmuck  wurden  für  Pferde  und  Hunde  verwendet.  Die 
schönen  Töchter  der  ehrbaren  Leute   des  Volkes   machten   sie  zu 


^)  Das  Bach  der  spiteren  Han. 


Oeschichtlichet  über  einige  SeeleniusUinfle  and  Leidenschaften.  319 

Kebsweibern>  Sie  alle  trugen  kostbaren  Schmuck  und  Blumen.  Ihre 
Verschwendung  lässt  sich  nach  den  Bewohnern  des  Palastes  beur- 
theilen,  deren  Knechte  und  Begleiter  in  Wagen  fuhren  und  wieder 
Reihen  von  Reitern  als  Gefolge  hatten'). 


Ma-jung  besass  hohe  Begabung,  und  er  war  allseitig  mit  der 
Lehre  der  Gelehrten  bekannt.  Die  Beflissenen,  welche  er  ernährte, 
waren  gewöhnlich  tausend  an  der  Zahl.  Lu-tschf  Ton  der  Provinz 
Tschö  und  Tsching-yuen  von  Pe-hai  gehörten  zu  seinen  Leuten.  Er 
war  geschickt  im  Citherschlagen  und  blies  gern  die  Flöte.  Im  Um- 
gange mit  den  Beflissenen  überliess  er  sich  seiner  Gemuthsart  und 
hielt  sich  nicht  an  die  Umschränkungen  eines  Gelehrten.  In  dem 
Hause,  welches  er  bewohnte,  hatten  die  Gerathe  und  Kleider  häufig 
den  Schmuck  der  Verschwendung.  Er  sass  gewöhnlich  in  einer  hohen 
Halle  und  bediente  sich  der  Vorhänge  von  dunkelrothem  Flor.  Die 
Vorderseite  übergab  er  den  Schaaren  der  Beflissenen,  an  der  Räek- 
Seite  befanden  sich  Reihen  von  Sängerinnen.  Seine  Schüler  über- 
lieferten die  Lehre  nach  der  Ordnung.  Es  waren  aber  wenige,  die 
sein  inneres  Haus  betraten  ^). 


Kan-ning  liebte  den  Beruf  der  wandernden  Schirmgewaltigen. 
Wenn  er  zu  Wasser  reiste,  befanden  sich  unter  den  aneinander 
liegenden  Vordächern  Aufwärter  und  Begleiter,  die  in  gestreifte 
Goldstoffe  und  buntfarbige  Seide  gekleidet  waren.  Er  bediente  sich 
gewöhnlich  der  Ankertaue  aus  Leinwand.  Wenn  das  Schiff  vom 
Ufer  stiess,  schnitt  er  sie  bisweilen  ab  und  Hess  sie  zurück,  um  seine 
Verschwendung  zur  Schau  zu  stellen  <). 


Der  Heerführer  Ho  -  tsi  war  von  Sinn  verschwenderisch  und 
liebte  die  Sache  des  Kriegsheeres.  Die  Schiffe,  auf  welchen  er  fuhr, 
waren  mit  mennigrothem  Grabstichelwerk  versehen.  Grüne  Dächer, 


^)  Das  Buch  der  spateren  Han. 

2)   Die  Geschichte  der  Han  von  der  östlichen  Warte. 

*)  Die  Denkwürdigkeiten  von  U. 


320  Pfisniaier 

diinkelrothe  Vorhänge  bedeckten  die  Durchgänge.    Seine  gedeckten 
Kriegsschiffe  gewährten  einen  Anblick  wie  Berge  i). 


Der  frühere  Gebieter  stellte  Yl-tscheu  zurecht  und  ernannte 
Lieu-yo  zum  Statthalter  von  Feu-ling.  Später  wurde  Yo  zum  Lehens- 
fiirsten  von  Tu-hiang  eingesetzt.  In  Kleidung,  Wagen,  Trank  und 
Speise  neigte  er  zur  Verschwendung.  Die  aufwartenden  Sciavinneu 
waren  mehrere  Zehende,  und  alle  führten  Musikstücke  auf.  Er  hatte 
sie  ferner  gelehrt,  alle  bilderlosen  Gedichte  der  göttlichen  glänzenden 
Vorhalle  von  Lu  zu  lesen  und  herzusagen  >). 


Mi-tsehö  führte  den  Jünglingsnamen  Tse-tschin  und  war  ein 
Eingebomer  von  Tung-hai.  Sein  Haus  hatte  die  Geschlechtsalter 
hindurch  Güter  zu  Wege  gebracht.  Seiner  Knechte  waren  zehn- 
tausend. Seine  Erzeugnisse  hatten  einen  VVerth  von  zehntausend 
Hunderttausenden. 

Tao-kien,  der  Verweser  von  Siü-tscheu,  wurde  berufen  und  zu 
einem  „gesondert  Fahrenden*'  (pie-kia)  ernannt.  Als  Kien  starb, 
vollzog  Tscho  den  Befehl  Kien*s,  dem  gemäss  er  dem  früheren  Ge- 
bieter entgegenzog  und  ihn  Verweser  werden  Hess. 

Endlich  drang  Liü-pu  gegen  den  früheren  Gebieter,  schlug  ihn 
und  machte  dessen  Gattin  und  Kinder  zu  Gefangenen.  Tscho  bot  jetzt 
seine  jüngere  Schwester  zur  Gemalin.  Er  verhandelte  Tuch  im  Vi^erthe 
von  dreitausend  Pfunden  für  Seidenstoffe  und  unterstützte  dadurch 
das  Kriegsheer.  Vermittelst  der  Güter  Tscho's  brachte  der  frühere 
Gebieter  sein  Kriegsheer  wieder  empor. 

Als  der  frühere  Gebieter  zuletzt  Yl-tscheu  zurechtstellte  und  zur 
Kaiserwürde  gelangte,  ernannte  er  Tscho  zu  einem  das  Land  Han 
beruhigenden  Heerführer.  Sein  jüngerer  Bruder  Fang  wurde  Statt- 
halter der  Provinz  des  Südens.  Dieser  hielt  zu  beiden  Thcilen.  Er 
zog  Sün-kiuen  entgegen  und  schlug  Kuan-yü«).  Tscho  bat  jetzt 
hinsichtlich  des  eigenen  Verbrechens.  Der  frühere  Gebieter,  in  Be- 


1)  Die  Denkwürdigkeiten  von  U. 
^)   Die  Denkwürdigkeiten  von  ScbS. 
')  Kuan-yä  war  Heerführer  von  Han. 


GeschichtlicheA  aber  einige  SeelenzustSnde  und  Leidenschaften.  321 

fracht  ziehend,  dass  die  Verbrechen  von  Brüdern  in  keinem  Zusam- 
menhange  stehen»  behandelte  ihn  wie  im  Anfange  <). 


Ho-tseng  führte  den  Jüngliugsnamen  Ying-hiao  und  war  ein 
Eingeborner  von  Yang-hia.  Sein  Haus  war  sehr  reich.  Zu  den  Zeiten 
des  Kaisers  Ming  von  Wei  beschäftigte  er  sich  mit  Schrift  und 
Lernen.  Nach  dem  glücklichen  Auftreten  des  Kaisers  Wu  wurde  er 
mehrmals  in  dem  Amte  versetzt  und  brachte  es  zu  einem  grossen 
Zugesellten.  Er  war  von  Sinn  sehr  verschwenderisch  und  hochfah- 
rend. So  oft  er  sich  zu  einem  Hoffeste  begab,  ass  er  nicht,  was  die 
grossen  Würdenträger  aufstellten.  Der  Kaiser  befahl  ihm.  die  Speise 
zu  nehmen.  Jener  machte  auf  die  gedünsteten  Kuchen,  die  oben  nicht 
gebrochen  waren,  das  Zeichen  „Zehn''  und  ass  sie  nicht.  Er  verzehrte 
täglich  zehntausend  Stücke  Kupfermünzen.  Dabei  sagte  er  noch 
immer,  dass  er  keinen  Ort  habe,  wo  er  die  Essstäbe  herablassen 
könne.  Die  Menschen,  welche  auf  einem  kleinen  Stück  Papier  etwas 
geschrieben  hatten,  wurden  aufgemuntert.  Der  „Verzeichner  für  das 
innere  Haus»*  brauchte  es  nicht  zu  melden«). 


Schi-tsung  führte  den  Jüngliugsnamen  Ki-lün.  Er  wurde  mehr- 
mals in  dem  Amte  versetzt  und  war  zuletzt  stechender  Vermerker  von 
King-tscheu.  Tsung  liebte  den  Beruf  eines  Schirmgewaltigen  und 
hatte  keine  Mittel.  Er  schickte  die  Angestellten  aus,  damit  sie  in  der 
Ferne  plündern.  Er  liess  die  reisenden  Kaufleute  bei  sich  als  Gäste 
auftreten.  Sein  Haus  gelangte  zu  grossen  Reichthümern.  Er  besass 
ein  besonderes  Gebäude,  das  sich  in  dem  Goldthale  von  Ho-yang  be- 
fand. Seine  Güter  und  Erzeugnisse  waren  dicht  gehäuft,  die  inneren 
Häuser  und  Wohngebäude  waren  gross  und  glänzend.  Die  Gemächer 
der  Rückseite  waren  hundert  an  der  Zahl.  Daselbst  trug  man  überall 
den  feinsten  Atlas,  (musikalische)  Seide  und  B<imbus  zur  Schau. 
Überall  war  eine  vollständige  zeitgemässe  Auswahl  und  man  schloss 
sich  an  die  vornehmen  Verwandtschaften  des  Hofes. 

Wang-Kai,  der  Schwiegervater  des  Kaisers  Hoei,  war  zu  Ver- 
schwendung geneigt  und  schätzte  ihn.  Kai  heizte  die  Kessel  mit  Grütze. 
Tsung  ersetzte  das  Brennholz  durch  Wachs.  Kai  errichtete  aus  pur- 


^)   Die  Denkwürdigkeiten  von  Solio, 
2)   Diis  Buch  der  Tsin. 


322  P  f  i  1  m  a  i  e  r 

piimcr  Seide  eine  Schutzwehr  der  Schritte  auf  einer  Strecke  von 
vierzig  Weglangen.  Tsung  errichtete  aus  goldgestickten  Seidenstoffen 
eine  Schutzwehr  der  Schritte  auf  einer  Strecke  von  fünfzig  Weg- 
längen. Kai  bewarf  sein  Haus  mit  Mörtel  aus  rothem  Steinfett.  Tsung 
bewarf  es  mit  Mörtel  aus  Pfeffer. 

Kaiser  Wu  verabfolgte  Kai  einen  Korallenbaum,  der  zwei  Schuh 
hoch  war.  Kai  zeigte  ihn  Tsung.  Tsung  zerschlug  ihn  mit  einem  eiser- 
nen Rosenkranze.  Kai  wurde  ungehalten.  Tsung  sprach:  Sei  nicht 
ungehalten.  Ich  werde  sechs  bis  sieben  Bäume  nehmen  lassen  und  ihn 
dir  zurückgeben.  —  Kaiser  Hoei  wusste,  dass  Jener  reich  sei  und  nicht 
dabei  prahle. 

Um  diese  Zeit  brachten  die  auswärtigen  Reiche  im  Feuer  ge- 
waschene Tucher  dar.  In  der  Welt  waren  keine  sonst  vorhanden. 
Der  Kaiser  Hess  daraus  Hemden  bereiten  und  erschien  zu  einem  Be- 
suche in  dem  Hause  Tsung's.  Die  Sciaven  und  Knechte  Tsung's, 
fünfzig  an  der  Zahl,  trugen  Hemden  von  im  Feuer  gewaschenem 
Tuche  und  empfingen  ihn.  Der  Kaiser  war  sehr  beschämt. 

Tsung  stellte  in  das  Innere  des  Aborthauses  aufwartende  Scla- 
vinnen,  die  in  reinen  Atlas  gekleidet  waren.  Man  gebrauchte  zugleich 
wohlriechende  Beutel  und  Säcke  aus  goldgestickten  Seidenstoffen. 
Tsung  veranstaltete  eine  grosse  Versammlung  von  Gästen.  Der  im 
Inneren  aufwartende  Lieu-schf  ging  auf  den  Abort.  Als  er  das  Innere 
des  Aborts  in  hellem  Glänze  strahlen  sah,  trat  er  sofort  hinaus  und 
sagte  zu  Tsung:  Ich  hätte  mich  beinahe  geirrt  und  wäre  in  das  fürst- 
liche innere  Haus  getreten.  —  Tsung  sprach :  Es  ist  der  Abort  — 
Schi  ging  nochmals  hin.  Als  er  sah,  wie  die  aufwartenden  Sclavinnen 
sich  drängten,  kehrte  er  sofort  um. 

Später  wurde  Lün,  König  von  Tschao,  hingerichtet.  Die  Brü- 
der, die  Gattin  und  die  Kinder  Tsung's  bussten  sämmtlich,  ohne 
Unterschied  des  Alters,  mit  dem  Leben.  In  früherer  Zeit  legten  sich 
in  dem  Hause  Tsung^s  Reiskörner  an  den  Boden  und  verwandelten 
sich  in  kleine  Schnecken.  Die  Menschen  meinten,  dass  dies  die  Aus- 
rottung des  Geschlechtes  bedeutet  habe  <). 


Ho-kiao  führte  den  Jünglingsnamen  Tschang-yü  und  stammte 
aus  Si-ping  in  Ju-nan.    Yü-kai,  der  Anfuhrer  der  Leibwächter  des 


1)  Das  Buch  der  TsiD. 


Gtschicbtlichpt  fib^r  einig«»  Seelenxttttinde  und  L«ifleoschaften.  323 

Inneren,  sah  ihn  und  sprach  seufzend:  In  Fülle  die  Fichten  der 
tausend  Klafter !  Besitzen  sie  auch  in  Menge  Knoten«  und  Augen»  wenn 
man  sie  dem  grossen  Seitengebäude  verleiht,  sind  sie  als  Haupt- 
balken und  Balken  yerwendbar.  —  Kaiser  Wu  schätzte  ihn  hoch  und 
ernannte  ihn  zu  einem  aufwartenden  Leibwächter  des  gelben  Thores. 
Die  Erzeugnisse  des  Hauses  Kiao's  waren  überflussig  vorhanden,  und 
sein  Reichthum  war  mit  demjenigen  der  Könige  zu  vergleichen.  Tu- 
yü  war  dem  Kaber  gegenüber  der  Meinung,  dass  Ho-kiao  ein  krank- 
haftes Gelüste  nach  Geld  habe  9* 


Wang-tsi  war  von  Sinn  hochfahrend  und  verschwenderisch.  Er 
hatte  glänzende  Kleidung  und  speiste  aus  Edelsteinen.  Um  diese 
Zeit  war  der  Grund  und  Boden  in  der  Mutterstadt  Lo-yang  sehr 
theuer.  Tsi  kaufte  einen  Grund  und  machte  ihn  zu  einer  Rennbahn 
für  Pferde.  Er  erfüllte  ihn  mit  zusammengehefteten  Kupfermünzen. 
Die  Zeitgenossen  nannten  den  Grund :  die  Rennbahn  des  Metalls  *). 


Ho-schao  war  als  Fürstensohn  verschwenderisch  gewesen.  Bei 
jeder  Mahlzeit  musste  er  die  kostbarsten  Gerichte  der  vier  Gegenden 
verzehren.  Jin-kai  that  es  ihm  jetzt  zuvor.  Er  brauchte  für  eine  Mahl- 
zeit zehntausend  Stücke  Kupfermünzen.  Dabei  sagte  er  noch  immer» 
dass  er  keinen  Ort  habe,  wo  er  die  Essstäbe  herablassen  könne  <). 


Die  Güter  und  Erzeugnisse  SchMsung*s  waren  reichlich  ge- 
sammelt. Das  innere  Haus  und  das  Wohnhaus  waren  gross  un^ 
glänzend.  Die  Gemächer  der  Rückseite  waren  hundert  an  der  Zahl. 
Überall  trug  man  feinen  Atlas  und  buntfarbige  Seide.  Die  Ohrge- 
hänge, das  Gold,  die  Federn  des  Eisvogels,  die  (musikalische)  Seide 
und  der  Bambus  waren  eine  strenge  Auswahl  der  gegenwärtigen 
Zeit.  In  seiner  Küche  fand  sich  das  Kostbarste  der  Flüsse  und  An- 
höhen*). 


0  Das  Buch  der  Tsin. 

2)  Das  Buch  der  Tsin. 

3)  Das  Buch  der  Tsi»- 
*)  Das  Buch  der  Tsin. 

Sitzb.  d.  phil.-hitt.  Cl.  LIX.  Bd.  U.  Hft.  22 


324  Prixmaier 

Ho'Schao  war  stolz,  versehwenderiscli  und  that  vornehm.  Er 
hatte  ebenfalls  die  Sitten  des  Vaters  i).  Seine  Kleider,  Pelze  und 
Spielzeuge  waren  eine  grossartige  Sammlung  des  Alten  und  Neuen. 
Fflr  seine  Mahlzeit  musste  er  alle  Kostbarkeiten  und  Seltenheiten  der 
vier  Gegenden  yerwenden.  Was  in  einem  einzigen  Tage  herbeige- 
schafft wurde,  betrug  bis  zweimal  zehntausend  Stöcke  Kupfermünzen. 
In  den  Erörterungen  der  Zeit  hielt  man  daför,  dass  die  grossen 
Obrigkeiten  und  die  kaiserlichen  Tafeln  diesem  nichts  hinzufQgen 
konnten  2). 

Yang-tschi-schü  kochte  in  den  Monaten  des  Winters  Wein.  Er 
hiess  die  Menschen  Kruge  in  die  Arme  nehmen  und  wechselte  augen- 
blicklich wieder  mit  den  Menschen.  Der  Wein  war  schnell  fertig  und 
sein  Geschmack  war  gut  *). 


Als  Jin-kai  der  Lenkung  verlustig  wurde,  ergab  er  sich  dem 
Weine  und  trieb  es  auf  das  Äusserste  mit  den  Leckereien.  Ho-schao 
hatte  bestimmt,  dass  für  ihn  allein  in  einem  Tage  um  zweimal  zehn- 
tausend Kupferstücke  verabreicht  werden  müsse.  Kai  that  es  endlich 
Sehao  zuvor  ^). 

Sia-tschen-tschi  verstand  sich  auf  die  schuhhohen  Schritttafeln. 
Sein  Ton  und  seine  Rede  waren  fliessend  und  prächtig.  Unter  den 
vornehmen  Verwandtschaften  des  Hofes  und  den  Gewaltigen  war 
Niemand,  der  in  Grossartigkeit  der  Erzeugnisse  und  der  Beschäfti- 
gung des  Hauses,  hinsichtlich  der  inneren  Häuser  und  Wohnhäuser, 
ller  Garlen,  Teiche  und  kostspieligen  Vergnügungszüge  ihn  erreichte. 
Hinsichtlich  der  Trefflichkeit  der  Kunst  und  der  Musik  überragte  er 
seine  Zeit  Die  Beflissenen  seines  Thores  waren  über  tausend.  Die- 
selben waren  die  Söhne  reicher  Leute  der  drei  U.  Sein  Aussehen  und 
sein  Wesen  war  äusserst  zierlich,  seine  Kleidung  fein  und  glänzend. 
So  oft  er  eintrat,  austrat  oder  einen  Vergnügungszug  unternahm 
liess  er  die  Gasse  tünchen  und  sie  mit  Mörtel  füllen.  An  regneri- 
schen Tagen  liess  er  alles  auf  die  Rückseite  der  Wagen  laden. 


*)  Der  oben  trwihnte  Ho-tseng. 
*)  Dm  Bach  der  Tsin. 
S)  Dm  Buch  der  Tiin. 
^)  Dm  Buch  der  Ttin. 


GeK'hichtlicliea  über  einige  SeelenzustÄnde  und  LeideDicbaflen.  32S 

Tai  ^  tsu  verabscheute  seine  ungezügelte  Verschwendung  und 
lenkte  bei  jeder  Gelegenheit  auf  sie  das  Gespräch  <). 


Sie-ling-yGn  war  von  Sinn  verschwenderisch  und  hochfahrend. 
Seine  Wagen  und  Kleider  waren  glänzend.  Bei  Kleidungsstücken  und 
Gerathschaften  wurde  häufig  die  alte  Gestalt  verändert.  Das  Zeitalter 
nahm  ihn  in  Gemeinschatt  zum  Muster  und  Alle  priesen  die  Pracht- 
liebe des  Geschlechtes  Sie  *). 


Yuen-tien-fu  hatte  den  Verkehr  bei  Waaren  und  Geschenken. 
Die  Geschäfte,  bei  denen  er  keine  Bestechung  erhielt,  wurden  nicht 
ausgeführt.  Hinsichtlich  der  Vi^ohnhäus^r,  Gärten  und  Teiche  war 
unter  den  jüngeren  Brüdern  der  Könige  Keiner,  der  ihm  gleichkam. 
Die  Künstlerinnen,  mehrere  Zehende  an  der  Zahl,  überragten  in  Kunst- 
fertigkeit und  Schönheit  die  damalige  Zeit.  Das  Gold,  die  Edelsteine, 
der  Schmuck  der  goldgestickten  und  bunten  Seidenstoffe  wurde  von 
den  Seitenflügeln  des  Palastes  nicht  erreicht.  So  oft  er  ein  Kleid  zu- 
schneiden oder  einen  Gegenstand  verfertigen  Hess,  richtete  sich  in 
der  Mutterstadt  und  den  übrigen  Städten  alles  nach  diesem  Vorbilde. 
Im  Inneren  seines  Wohnhauses  eröffnete  er  Wassergräben,  die  sich 
gegen  zehn  W^eglängen  nach  Osten  hinzogen.  Die  Dämme  und  Ufer- 
hohen waren  regelmässig  und  reinlich.  Er  liess  leichte  Schiffe 
schwimmen  und  Sängerinnen  auf  ihnen  Musik  aufführen  >). 


Nachdem  Lieu-tsiün  wieder  der  alten  Gunst  theilhaftig  gewor- 
den, verstand  er  es  noch  mehr,  dem  Gebieter  der  Mens(*hen  zu  ge- 
fallen und  sich  ihm  anzuschliessen.  Er  empfing  die  Mächtigen  und 
Vornehmen.  Was  er  für  die  Gäste  und  die  inneren  Gemächer  veraus- 
gabte, bekundete  Verschwendung  und  Prunksucht.  Er  erschöpfte  die 
Provinzen  Kuang-tscheu  und  Sse-tscheu  und  verwendete  alles  ein- 
seilig für  Güter  und  Geschenke.  In  seinem  Hause  blieben  keine  Er- 
spaiiiisse  zurück.  Als  er  sich  in  Schö  befand,  liess  er  goldene  Bade- 


1)  Waü  Buch  der  Sung. 
^)  l>iis  Buch  der  Sun^. 
^)    \)as   liuch   «It-r  Suujf. 

22 


326  PfixiDgier 

schössein  verfertigen.  Die  übrigen  Gegenstände  aus  Gold  lassen  sich 
hiemach  bennessen  <). 


Tao-hoei  war  ein  Eingeborner  von  Peng- tsching.  Sein  Gross- 
vater  Yen-tschi  und  sein  Vater  Tschung-to  dienten  mit  ihm  gemein- 
schaftlich. Zu  den  Zeiten  des  Kaisers  Ming  wurde  er  der  mittlere  der 
Leibwächter  der  Abtheilung  der  Thören  und  zugleich  Pferdewäscher 
des  Nachfolgers.  Sein  Haus  war  angesehen  und  reich.  Seine  Güter, 
Wohnhäuser,  Berge  und  Teiche,  seine  Buhlerinnen  und  Kebsweiber, 
die  Haltung  und  die  schönen  KQnste  zeigten  das  Höchste  in  ihrer  Art. 

Er  hatte  eine  geliebte  Buhler  in,  Namens  Tschin-yö-tschü,  die 
der  Kaiser  Ming  begehrte.  Als  Jener  sie  ihm  nicht  gab,  entriss  sie 
ihm  der  Kaiser  mit  Gewalt  Hoei  stiess  Worte  des  Unwillens  aus. 
Der  Kaiser  hiess  die  Inhaber  der  Vorsteherämter  unbegründeter 
Weise  an  dem  Hofe  eine  Meldung  machen.  Er  setzte  ihn  in  das  Ge- 
tangniss  und  wollte  ihn  tödten.  Nach  einigen  Nächten  war  das  Haar 
der  Schläfe  Hoei's  durchaus  weiss.  Er  entkam  dem  Tode  und  wurde 
zum  beständigen  Vermerker  des  Vorstehers  der  Schaaren  ernannt. 

Kaiser  Ming  schoss  in  der  Wildniss  der  Umgebung  Fasanen  und 
wurde  durstig  und  müde.  Hoei  fand  eine  grüne  frühreife  Melone  und 
reichte  sie  dem  Kaiser.  Der  Kaiser  zerschnitt  sie  vor  ihm  und  ver- 
zehrte sie.  Er  wurde  ihm  sehr  gewogen.  Bei  dem  Eintritte  in  Tsi 
wurde  Hoei  dreimal  im  Amte  versetzt  und  dann  zum  mittleren  Ge- 
hilfen des  kaiserlichen  Vermerkers  ernannt.  Das  fünfte  Mal  wurde  er 
der  oberste  Buchführer  der  Abtheilung  der  Krieger*). 


Han-wu,  der  stechende  Vermerker  von  Ying- tscheu,  machte 
sieben  kostbare  Betten  und  Matten  von  Elfenbein  zum  Geschenk.  Der 
Kaiser  sagte  in  einer  höchsten  Verkündung:  Einst  verbrannte  Kaiser 
Wu  von  Tsin  die  Pelze  aus  Fasanenköpfen.  Ich,  der  Kaiser,  habe 
dieses  immer  gutgeheissen.  Jetzt  ist  dasjenige,  was  Wu  zum  Ge- 
schenk macht,  ebenfalls  von  dieser  Art.  Merkwürdige  und  schöne 
Gegenstände  verderben  die  einfachen  Sitten.  Man  kann  es  seinem 
Hause  zukommen  lassen »). 


ij  Da«  Buch  der  Tsi. 
*)  Hhs  Bui'h  der  Tsi. 
')   Dm.i   Riirli   der  .ipNtereii  Wci. 


Vemsiehnifs  4«r  ein^e^nni^entn  Drackiehriftoii.  327 


VKaZEICHIVISS 

DER  EINGEGANGENEN  DRUCKSCHRIFTEN. 

(MAI  1868.) 

Akademie  der  Wissenschaften,  Konigl.»  Preuss.,  zu  Berlin:  Monats- 
bericht. December  1867.  Berlin;  8«. 

Königl.  Bayer.,  zu   München:   Sitzungsberichte.  1867.   IL, 

Heft  4;  1868.  I.  Heft  1.  Mönchen;  8«. 

d'Arbois  de  Jubainyille,  H.,  Histoire  des  ducs  et  de  comtes  de 
Champagne  depuis  le  VI*  siäcle  jusqu'ii  la  fin  du  XI*.  Tomes 
I— VI.  Paris,  1859—1867;  8».  —  Note  sur  une  chanson  bre- 
tonne.  Paris;  8®.  —  Etüde  sur  le  verbe  auxiliaire  breton  kaout 
„avoir**;  8®.  —  Recherches  sur  les  premieres  ann^es  de  Jean 
de  Brienne,  roi  de  Jerusalem  etc.  8*. 

Archiv  es  des  missions  scientifiques  et  litteraires.  II*  S^rie.  TomeIV% 
3*  Livraison.  Paris,  1868;  8». 

Claretta,  Barone  Gaudenzio,  Relazione  inedita  della  morte  di 
Carlo  III.  Duca  di  Savoia.  Torino,  1866;  8«. 

Dudfk,  Beda,  Geschichte  des  Benedictiner -  Stiftes  Raygern  im 
Markgrafthume  Mahren.  I.  Band.  Brunn,  1849;  11.  Band.  (Mit 
Unterstützung  der  kaiserl.  Akademie  der  Vi^issenschaften  heraus- 
gegeben.) Wien,  1868;  8». 

G e s e II s c h a f t,  k.  k.  mähr.-schles.  zur  Beförderung  des  Ackerbaues, 
der  Natur-  und  Landeskunde  in  Brunn:  Mittheilungen.  1867. 
Brunn;  4<>. 

Hamelitz.  Vffl.  Jahrgang,  Nr.  12  —  18.  Odessa,  1868;  4*. 

Heidelberg  ,  Universität :  Akademische  Gelegenheitsschriften 
18G7-  1868,  4«&8o. 


32o  VenelchaiM  der  eiii^(|^«DgeDeii  Druckschriften. 

Istituto,  R.,  Veneto  di  Scienze,  Lettere  ed  Arti:  Atti.  Tomo  XIII^ 

Serie  III',  Disp.  4*.  Venezia,  1867  —  1868;  8o. 
Karabacek,  Joseph,   Die  kdfischen  Münzen  des  steierm.- stand. 

Joanneum  in  Graz.  Wien,  1868;  8«. 
Lesehalle  der  deutschen  Studenten  zu  Prag:  Jahresbericht.  1.  Fe- 
bruar 1867  bis  Ende  Jänner  1868.  Prag.  186S;  8«. 
Mittheilungen  der  k.  k.   Central-Commission  zur  Erforschung 

und  Erhaltung  der  Baudenkmale.  XIII.  Jahrgang.  Mai  —  Juni, 

1868.  Wien;  4o. 
—  aus  J.  Perthes'  geographischer  Anstalt.  Jahrgang  1868,  IV.  Heft. 

Gotha;  4o. 
Revu-e  des  cours  scientifiques  et  litt^raires  de   1a  France  et  de 

r^ranger.V  Ann^e,Nrs.  22—24.  Paris  &  Bruxelles,  1868;  4o. 
Schuchardt,  Hugo,  Der  Vocalismus  des  Vulgärlateins.  III.  Band. 

Leipzig,  1868;  8». 
Stark,  Franz,  Die  Kosenamen  der  Germanen.  Wien,  1868;  8^ 
Verein,  siebenbfirgischer,  für  romanische  Literatur  und  Cultur  des 

romanischen   Volkes:  Transit vania.   L  Jahrgang,  Nr.  8  —  11. 

Hermannstadt,  1868;  8«. 


SITZUNGSBERICHTE 


DRR 


KAISERLICHEN  AKADEMIE  DER  WISSENSCHAFTEN. 


PHILOSOPHISCH-HISTORISCHE   CLASSE. 


Ll\.  um.  III.  HEFT. 


JAHRGANG  1868,  —  JUNI. 


CommiaaioDtbericht.  331 


SITZUNG  VOM   10.  JUNI  1868. 


Der  Präsident  gedenkt  des  schweren  Verlustes,  den  die  kais. 
Akademie  durch  das  Ableben  ihres  w.  M.  Herrn  Prof.  Dr.  Franz 
Pfeiffer  erlitten  hat. 

Die  Anwesenden  geben  ihr  Beileid  durch  Aufstehen  kund. 

Der  Secretär  legt  vor: 

1.  Eine  Eingabe  des  Herrn  Karl  Eugen  Frd.  v.  Rüling,  worin 
derselbe  ersucht,  das  von  Herrn  K.  Frisch  in  Eger  verfasste  Werk: 
„Die  deutsche  Rechtschreibung*',  einer  Überprüfung  zu  unterziehen; 

2.  eine  Abhandlung  des  Herrn  Dr.  Xaver  Liske  zu  Swi^tkowo 
im  Grossherzogthum  Posen:  „Der  türkisch -polnische  Feldzug  im 
J.  1620'',  mit  dem  Ersuchen  des  Verfasssers  um  Aufnahme  in  die 
Schriften  der  Akademie ; 

3.  eine  Eingabe  des  Herrn  F.  Kanitz  in  Wien  um  eine  Sub- 
vention zu  einer  wissenschaftlichen  Bereisung  des  noch  nicht  durch- 
forschten Gebietes  zwischen  Lom,  Nikopolis,  Lovdza,  Samokovo, 
Sofia  und  Pirot. 


SITZUNG  VOM  17.  JUNI  1868. 


Der  Secretär  legt  vor: 

1.  Eine  an  die  Gesammtakademie  gerichtete  Einladung  zu 
Beiträgen  l'ür  die  deutsche  Nordpol-Expedition; 

2.  ein  Schreiben  des  c.  M.  Herrn  Prof.  Dr.  Otto  Jahn  in  Bonn, 
worin  derselbe  ersucht,  für  ihn  behufs  einer  für  die  Denkschriften 
bestimmten  Abhandlung  eine  Zeichnung  der  Aquilejenser  Mosaik: 
«Die  Entführung  der  Europa**,  anfertigen  zu  lassen. 


23 


o32  Commiuioosbfricht. 


SITZUNG  VOM  24.  JUNI   1868. 


Der  Secretär  legt  vor: 

1.  Eine  Note  des  k.  k.  Ministeriums  für  Cuitus  und  Unterricht 
vom  14.  Juni  1.  J.,  mit  welcher  eine  gedruckte  Abhandlung:  ^Treatise 
on  the  adoption  and  formation  of  an  ujiiversal  langnage  by  W. 
Goerggs.  London,  8.  n.**  mitgetheilt  wird; 

2.  eine  Eingabe  des  hochw.  Herrn  Dr.  C.  Werner,  Dom- 
herrn in  St.  Polten,  womit  derselbe  zwei  seiner  Werke  übersendet: 
M Geschichte  der  katholischen  Theologie.  Seit  dem  Trienter  Concil  bis 
zur  Gegenwart.  München  ISöß**,  und  „Geschichte  der  neuzeitlichen 
christlich-kirchlichen  Apologetik.  Schaffhausen  1867**; 

3.  eine  Abhandlung  des  c.  M.  Herrn  Prof.  Dr.  A.  Gindely  in 
Prag:  „Geschichte  der  böhmischen  Finanzen  von  1826 — 1618**,  mit 
dem  Ansuchen  des  Verfassers  um  Aufnahme  in  die  Denkschriften ; 

4.  ein  Ansuchen  des  Herrn  W.  Edlen  v.  Janko  in  Wien  um 
eine  Subvention  behufs  der  Herausgabe  seines  Werkes:  „Das  Leben 
des  k.  k.  Feldmarschalls  Gedeon  Ernst  Baron  v.  London** ; 

5.  eine  Einladung  des  Schiller-Denkmal-Comit^'s  zur  Sub- 
scription. 


Herr  Prof.  J.  Schröer  legt  vor  eine  Abhandlung:  „Ein  Ausflug 
nach  Gottschee.  Beitrag  zur  Erforschung  der  Gottschewer  Mundart.** 


Gindel  y.  Auszugs  a.  d.  Abhandl.  »Die  böhm.  FinansrerhSltDisse*'  etc.      333 


Das  correspondirende  Mitglied  Professor  Gindel y  aus  Prag  legt  der 
kais.  Akademie  einen  Aufsatz;  „Die  böhmischen  Finanzverhältnisse  von 
1526  — 1618"  zur  Drucklegung  vor,  dessen  Inhalt  aas  dem  folgenden 

Auszuge  ersichtlich  ist. 

Als  Ferdinand  I.  im  J.  1526  den  Thron  von  Böhmen  bestieg, 
war  sein  Einkommen  in  diesem  Lande  ein  zweifaches,  ein  ordent- 
liches, von  der  Bewilligung  der  Landtage  unabhängiges,  und  ein 
ausserordentliches,  das  von  der  Bewilligung  derselben  abhing. 
Ersteres  floss  ihm  aus  den  Krongütern,  Bergwerken,  Zöllen,  Ungel* 
teilt  städtischen  Zinsleistungen  (den  sogenannten  Kammerzinsen), 
dem  Salzregale  und  dem  erst  seit  dem  Jahre  1547  eingeführten  Erb- 
biergroscheu  der  Städte  zu.  Dies  war  das  ordentliche  Budget.  Die 
Haupteinnahme  in  demselben  bildete  der  Ertrag  aus  den  königliehen 
Gütern,  die  während  des  16.  Jahrhunderts  bis  auf  den  30jährigen 
Krieg  etwa  den  zehnten  bis  zwölften  Theil  des  Landes  ausmachten. 
Venetianische  Gesandtschattsberichte  berechnen  das  ordentliche  Ein- 
kommen im  J.  1559  auf  400.000  Thaler;  wir  selbst  besitzen  in  un- 
seren heimischen  Acten  nur  wenige  und  unvollständige  Berechnungen. 
Die  Summe  von  400*000  Thalern  hat  sich  bis  zum  Beginne  des 
30jährigen  Krieges  eher  verringert  als  vermehrt. 

Das  ausserordentliche  vom  Landtage  abhängige  Einkommen  des 
Königs  entspricht  dem  modernen  Staatseinkommen  und  dessen  Ge- 
schichte bildet  den  Kern  der  böhmischen  Finanzgeschichte  und 
namentlich  des  böhmischen  Steuer wesens.  Die  erste  Steuer,  die  der 
Landtag  Ferdinand  L  vom  J.  1527  an  bewilligte,  war  eine  Ver- 
mögenssteuer, die  von  allem  beweglichen  und  unbeweglichen  Gute 
im  Lande  erhoben  wurde.  Sie  bildete  anfangs  die  alleinige  und  später 


334  G  i  n  d  e  I  y 

die  hauptsächliche    Grundlage  des  Liindesbudgets.    Ihr  Erträgniss, 
das   sich   nie   über   200.000  Thaler  im  Jahre  erhob ,  häufig   aber, 
wenn  ein  geringerer  Steuersatz  angenommen  wurde,  kaum  50  bis 
60.000  Thaler  betrug,  zeigte  sich  als  völlig  unzureichend  für  die 
königlichen  Bedürfnisse.    Aus  diesem  Grunde  wurde  im  J.  1548  von 
den  Ständen  die  Biersteuer  (verschieden  von  dem  Erbbiergroschen  der 
Städte)  angenommen.    Sie  warf  gleich  im  Anfange  eine  bedeutende 
Summe  ab,  so  dass  sie  von  den  Königen  stets  aufs  neue  angesucht 
wurde.  Die  Stände  bewilligten  sie  regelmässig  und  so  beruhte  von 
1548 — 1566  das  Landesbudget  auf  der  Vermögens-  und  Biersteuer. 
Beide  warfen  in  den  besten  Jahren  nicht  mehr  als  240.000  Thaler 
ab   (nicht  wie  Mocenigo  im  J.  1559  berichtet  316.000  TWr.).    Da 
die   Vermögenssteuer  eine  Abschätzung  des   beweglichen  und   un* 
beweglichen  Gutes  nöthig  machte  und  die  Daten  hierüber  sich  erhalten 
haben,  ersehen  wir  aus  ihnen,  wie  hoch  man  den  gesammtenBesitzwerth 
in  Böhmen  (Eger  und  Elbogen ,  das  vor  dem  30jährigen  Kriege  eine 
aparte  Stellung  einnahm,  abgerechnet)  anschlug.  Damals  belief  sich 
das  Vermögen  der  drei  Stände  auf  13,600,000  Thaler;  das  der  Un- 
terthanen  durfte  nach  einer  späteren  Berechnung  6,220.000  Thaler 
betragen  haben ,  somit  war  der  Gesammtwerth  des  beweglichen  und 
unbeweglichen  Gutes  in  Böhmen  19,820.000  Thaler.    Vom  J.  1529 
sank  der  Besitzwerth  fortwährend,  er  betrug  1541  nur  17,156,000 
Thaler,  1544  nur  18,600.000  Thaler,    1553  15,800.000  Thaler, 
1859   nur  13,760.000  Thaler,  1561  nur  11,920.000  Thaler,  im 
J.  1563  gar  nur  10,880.000  Thaler.    Es  kann  wohl  mit  Grund  an- 
genommen werden,   dass   die  Abschätzungen   zur  Hälfte  unter  der 
Wahrheit  waren ,  immerhin  bleibt  es  bemerkenswerth,  dass  der  Ge- 
sammtwerth des  beweglichen  und  unbeweglichen  Gutes  in  Böhmen 
für  so  gering  angesehen   wurde.    Nicht  minder  auffallend  ist  das 
stetige  Sinken  der  Abschätzungssumme.  Der  Grund  davon  lag  in  der 
allzu  starken  Belastung  des  Landes.  Obwohl  die  vom  Landtage  votir- 
ten  Steuern  nicht  mehr  als  240.000  Thaler  eintrugen,  waren  sie 
doch  eine  grosse  Last  für  das  Land  und  hatten  fortwährend  massen- 
hafte  Gutsverkäufe   und   damit  die   Entwerthung  des    Landes   zur 
Folge. 

Lange  hatte  sich  der  Adel  aus  diesem  Grunde  mit  der  Absicht 
getragen,  der  unleidlichen  Vermögenssteuer  ein  Ende  zu  machen  und 
sie  durch  irgend  eine  andere  Steuerart  zu  ersetzen,  erst  im  J.  1ö67 


Auszug  a.  d.  Abhandi.  „Die  böhm.  Finanzverhallniftse  v.  1526 — 1618**.      335 

gelang  es  ihm,  durchzudringen.  Dieses  Jahr  ist  epochemachend  in 
der  höhmischen  Finanzgeschichte,  theils  dadurch,  dass  die  Ver* 
mögenssteuer  definitiv  aufgehoben  wurde,  theils  und  vornehmlich  da* 
durch,  dass  es  dem  Adel  gelang,  in  dem  neuen  Steuersysteme  seine 
Schultern  von  jeder  Last  zu  befreien.  An  die  Stelle  der  Vermögens- 
steuer trat  eine  sogenannte  Haussteuer,  die  von  den  Bürgern,  Bauern, 
Pfarrern  und  Freisassen  im  Ausmaass  von  %^l^  Thir.,  i/j^Thlr.,  »/,  Thlr. 
und  2  Thlr.  nach  den  genannten  Kategorien  erhoben  wurde.  Der 
Adel  mit  seinem  riesigen  Besitze  war  frei  von  jeder  Last»  auf  fremde 
Schultern  hatte  er  nun  gewälzt,  was  er  früher,  wenn  auch  unter 
Seufzen,  doch  redlich  hatte  mittragen  helfen. 

Durch  26  Jahre  erhielt  sich  der  Adel  in  der  eben  errungenen 
{)rivilegirten  Stellung.  Da  das  £rträgniss  der  neuen  Haussteuer  der 
früheren  Vermögenssteuer  nicht  gleichkam,  musste  frühzeitig  nach 
Auskunftsmitteln  gesucht  werden,  um  den  Ausfall  zu  decken.  Der 
Adel  bot  willig  seine  Hand  dazu,  wofern  man  ihn  nicht  direet  be- 
lasten wollte.  So  kam  es,  dass  die  bis  dahin  nur  vom  Bier  erhobene 
Steuer  auch  auf  die  verschiedenen  einheimischen  und  fremden  Weine 
gelegt  wurde  und  sich  zu  dieser  erweiterten  Tranksteuer  noch  Ver- 
kaufssteuern bei  Verkauf  von  Getreide,  V^ieh,  Fischen,  Wolle  u.  s.  w. 
sowohl  in  den  Städten  wie  auf  dem  Lande  gesellten,  und  dass  zuletzt 
die  bis  dahin  in  das  alleinige  Ressort  des  Königs  gehörigen  Grenz- 
zölle mit  Zuschlägen  belegt  und  diese  letzteren  für  das  Land  erhoben 
wurden.  Alles  dies  reichte  jedoch  nicht  aus,  als  unter  Rudolf  IL  von 
neuem  der  Türkenkrieg  ausbrach.  Im  J.  1593  musste  der  Adel 
neuerdings  seinen  Nucken  unter  das  Steuerjoch  beugen,  um  sich 
demselben  nie  mehr  entziehen  zu  können.  Er  entrichtete  jetzt  nach 
der  Zahl  der  auf  seinen  Gütern  befindlichen  Bauernansässigkeiten  für 
je  eine  1/2  bis  2  Thaler.  Die  Haussteuer  blieb  auch  nach  1593  auf 
den  übrigen  Ständen  haften  und  wurde  systematisch  erhöht.  Zu  all 
dem  kam  noch  1596  eine  Kaminsteuer  und  1601  eine  Mühlsteuer 
u.  s.  w.  Die  Judensteuern,  die  seit  1667  regulirt  waren,  wurden 
ebenfalls  erhöht  und  überdies  auch  die  Schafmeister  und  Schafknechte 
in  den  Kreis  der  Steuertragenden  gezogen.  Mit  einer  einzigen  Steuer 
hatte  man  im  J.  1526  begonnen  und  war  im  J.  1600  schon  bei  45 
theils  directen,  theils  indirecten  Steuersätzen  angelangt.  So  kam  es, 
dass  der  König  im  J.  1596  die  Summe  von  980.000  Thalern  an  vom 
Landtag  bewilligten  Steuern  empfing,  die  stärkste  Last,  die  Böhmen 


336  Gindely 

überhaupt  bis  zum  SOjäkrigen  Kriege  getragen  hat.  Im  J.  1615  trafen 
die  Stände  mit  dem  Könige  ein  fünfjähriges  Steuerabkommen ,  wor- 
naeh  das  Land  ungefähr  800.000  Thlr.  jährlich  zu  zahlen  hatte.  Bin- 
nen kaum  60  Jahren  hatte  sieh  demnach  das  Budget  des  Landes  auf 
das  vierfache  erhoben.  Die  Möglichkeit  hiefür  lag  theils  in  dem  be- 
deutend erhöhten  Wohlstande,  der  nach  dem  Tode  Ferdinand*s  I.  in 
Böhmen  eintrat,  theils  in  dem  Zuströmen  der  edlen  Metalte  aus 
Amerika,  die  am  Ende  des  16.  Jahrhunderts  den  Geldwerth  in  Europa 
verringerten  und  die  Masse  des  Baargeldes  bedeutend  hoben.  — 
Zu  den  obigen  800.000  Thalern  kam  noch  da^  von  den  Venetianern 
auf  400.000  Thaler  berechnete  (von  uns  aber  nicht  mehr  sicherzu- 
stellende) ordentliche  Einkommen  des  Königs. 

Vergleicht  man  die  böhmischen  Staatseinkünfte  mit  denen  an- 
derer von  den  Habsburgern  beherrschten  Länder,  so  ergibt  sich  eine 
verhältnissmässig  doppelte  Belastung  dieses  Landes,  nur  Niederöster- 
reich musste  mit  Böhmen  gleichen  Schritt  halten,  beide  Länder  wur- 
den auf  das  äusserste  angespannt.  Manche  Länder,  wie  z.  B.  Mähren, 
erfreuten  sich  dadurch  eines  bedeutenden  Vortheils,  weil  man  von 
ihrer  Grösse  keine  richtige  Vorstellung  hatte,  sie  für  kleiner  hielt 
als  sie  waren  und  sie  darnach  belastete.  So  warf  man  auf  Mähren 
häufig  nur  den  dritten  Theil  der  böhmischen  Last,  weil  man  Böhmen 
für  dreimal  grösser  hielt. 

Und  was  geschah  mit  all  dem  Gelde,  das  aus  Böhmen  einging? 
Nicht  5  o/o*  jd  vielleicht  nicht  einmal  3  %  >"^  Durchschnitt  sind  für 
Böhmen  verwendet  worden.  Der  Best  95  »/o  bis  97  «/o  wurde  auf 
die  Vertheidigung  Ungarns  und  auf  die  Bezahlung  der  desshalb  con- 
trahirten  Schulden  verausgabt.  Den  Beweis  für  dieses  ganz  ausser- 
ordentliche Verhältniss  liefern  die  böhmischen  Landtagsbeschlüsse. 
Nicht  besser  erging  es  den  übrigen,  namentlich  den  deutsch-öster- 
reichischen Ländern.  Als  die  Habsburger  wegen  der  furchtbaren  Be- 
drängnisse durch  die  Türken  Schulden  auf  Schulden  häuften,  machten 
sie  allmähligsämmtliche  Länder  der  neu  entstandenen  österreichischen 
Monarchie  praktisch  mit  dem  Begriffe  einer  Staatsschuld  bekannt. 
Der  Staat»  der  bei  seinem  Entstehen  als  solcher  schuldenfrei  dastand, 
schuldete  im  J.  1571  mehr  als  10 — 12  Millionen  Gulden,  eine  artige 
Summe»  wenn  man  bedenkt,  dass  sie  etwa  das  5— 6fache  des  da- 
maligen gesammten  Staatseinkommens  betrug.  Streng  genommen 
haftete  fast  die  ganze  Summe  auf  der  alleinigen  Person  des  gemein- 


Au8zu{^  a.  d.  AbbaiidJ.  „Die  böbm.  FJnanzverbaUniMe  v.  1826 — 1618*.      337 

samen  Herrschers,  allein  da  dieser  nicht  zahlen  konnte,  ersuchte  er 
die  einzelnen  Länder  um  die  Übernahme  von  entsprechenden  Quoten. 
Bei  dem  Hauptsteuerbeschluss  von  1615  übernahmen  die  Böhmen 
von  der  mittlerweile  noch  bedeutend  gestiegenen  Staatsschuld  die 
Bezahlung  von  ungefähr  vierthalb  Millionen  Gulden,  etwa  20  %  ^^^ 
Gesanimtsumme.  Von  diesen  20  Vo  ^^i*  ^ben  so  wenig  etwas  auf 
Böhmen  verwendet  worden,  wie  von  dem  Beste  auf  die  übrigen  öster- 
reichischen Lander;  alles  war  für  Ungarns  Vertheidigung  aufgegan- 
gen. Wer  mit  der  österreichischen  Geschichte  vertraut  ist,  weiss, 
dass  der  Grund  unserer  Finanzmis^re  in  fernen  Zeiten  zu  suchen  ist, 
in  jenen  nämlich,  in  denen  wir  durch  die  Verbindung  mit  Ungarn 
die  Last  seiner  Vertheidigung  übernahmen.  Wohl  haben  sich  die 
österreichischen  Länder  in  Ungarn  zuvörderst  selbst  gegen  die  wei- 
ter sehreitende  türkische  Aggression  vertheidigt,  aber  es  bleibt  doch 
immer  eine  überraschende  Lehre  der  Neuzeit  und  eine  wunderbare 
Auslegung  der  Dankbarkeit,  wenn  uns  das  vom  Türkenjoche  geret- 
tete Ungarn  die  österreichische  Staatsschuld  in  ihrer  ganzen  Ent- 
wicklung als  unbestreitbares  Eigenthum  zuweist. 

Böhmen  war  vor  dem  30jährigen  Kriege  ebenso  wie  heutzutage 
durch  seine  regelmässigen  und  constant  steigenden  Zahlungen  die 
Basis  für  die  finanzielle  Existenz  des  Staates.  Das  Bemerkenswer- 
theste  in  der  böhmischen  Finanzgeschichte  von  1526 — 1615  ist  aber 
die  Willigkeit  der  Zahlenden.  Bekanntlich  drohten  während  dieses 
Jahrhunderts  häufig  düstere  Wolken  am  Horizonte  des  Landes;  der 
Landtag  wai*  in  seiner  Majorität  stets  zur  Opposition  geneigt^  votirte 
aber  dennoch  die  verlangten  Steuern  und  suchte  nur  ausnahmsweise 
eine  Herabsetzung  derselben  nach. 

Untersucht  man  die  Steuerleistungen  der  einzelnen  Bevölke- 
rungsclassen  in  Böhmen,  so  gewinnt  man  bei  der  Betrachtung  der 
bäuerlichen  Leistungen  die  interessantesten  Besultate  und  einen  über- 
raschenden Einblick  in  die  Verhältnisse  früherer  Tage.  Wer  die  Bo- 
botlast  kennt,  welche  auf  den  Bauern  bis  zum  Jahre  1848  lag,  wird 
nichts  anderes  vermuthen,  als  dass  sie  in  früherer  Zeit  und  namentlich 
vor  dem  30jährigen  Kriege  grösser  gewesen  sei  als  später.  Dies  war 
nun  in  den  Jahren  von  1526  bis  1618,  aufweichen  Zeitraum  sich  die 
Untersuchungen  des  vorliegenden  Aufsatzes  erstrecken,  entschieden 
nicht  der  Fall.  Der  böhmische  Bauer  war  damals  kein  Robot-,  son- 
dern ein  Zinsbauer.  Seine  Hauptleistung  bestand  in  der  Zahlung  von 


338      Gindely.  Auszug  «.  d.  Abhandi.  ^Die  böhm.  Finiinzverhäituisse'*  et«. 

Geld  und  in  derLieferung  von  Naturproducten  (Enten,  Hühnern,  Eiern, 
Getreide  U.S.  w.).  Die  Robotleistung  selbst  war  eine  ganz  geringe,  sie 
betrug  3 — 4,  selten  5  oder  6  Tage  im  Jahre.  Man  ersieht  dies  aus 
den  Tausenden  von  Contracten  über  Gutskäufe,  die  sieb  aus  dem 
16.  Jahrhundert  erhalten  haben  und  die  genau  die  Leistung  jedes 
einzelnen  Bauern  auf  dem  betreffenden  Gute  angeben.  Wie  gross 
war  demnach  der  Unterschied  zwischen  der  früheren  und  der  vor 
1848  üblichen  Robot,  welche  letztere  bei  einem  Vollbauer  an  150 
Arbeitstage  im  J;ihre  betrug!  Bei  dem  geringen Ausmaasse  der  Robot 
stellt  man  unwillkürlich  die  Frage,  wie  die  Herrschaftsbesitzer  ihre 
Güter  bewirthschafteten.  Zwei  Annahmen  liefern  einen  genügenden 
Erklärungsgrund.  Entweder  waren  Grund  und  Boden  (mit  Ausnahme 
von  Wald  und  Teichen)  fast  ausschliesslich  in  den  Händen  der 
Bauern,  so  dass  deren  geringe  Robotleistungen  für  die  Bebauung  der 
Dominicalgründe  ausreichten  und  die  Herren  ihr  Hau|»teinkommen  aus 
den  Zinsleistungen  und  Naturallieferungen  der  Bauern  bezogen.  Oder 
es  waren  die  Herren  im  Besitze  ausgedehnter  Dominicalgründe  und 
bewirthschafteton  sie  grösstentheils  durch  bezahlte  Arbeiter.  So  sehr 
letztere  Annahme  den  mittelalterlichen  Verhältnissen  widerspricht,  so 
sprechen  doch  in  Böhmen  mancherlei  gewichtige  Gründe  für  dieselbe, 
deren  Berücksichtigung  man  sich  nicht  entziehen  kann.  —  Die  wirth- 
schaftlichen  Verhältnisse  in  Böhmen  erlitten  in  Folge  des  dreissig- 
jährigen  Krieges  einen  totalen  Umschwung;  die  Zahlungen  und  Na- 
turallieferungen der  Bauern  hörten  in  der  Zeit  zwischen  1640 — 50 
vollends  auf  und  an  ihrer  Stelle  bequemten  sieh  die  Ba^iern  theils 
freiwillig  theils  gezwungen  zur  Erweiterung  ihrer  Robot  in  jenem 
Ausmaasse,  welches  vor  dem  Jahre  1848  gegolten. 


Florttntinu.   Der  psychische  Moment  in  der  Sprachlautveränderutig.      339 


Der  psychische  Moment  in  der  Spraehlaut- 

Veränderung. 

.    (Beispiel  das  r^ninlseiie  Ijautsystem.) 

Von   Johann    Popu   Florentinu. 


Physiologische  Grundlage. 

Die  Seele  des  Menschen  hat  vor  dem  Momente  des  wirk- 
lichen Sprechens  die  Laute  des  auszusprechenden  Wortes  in  ihrer 
Vorstellung.  Sie  giht  nun  den  verschiedenen  motorischen  Ner- 
ven den  nöthigen  psychischen  Anstoss  zur  entsprechenden  Bewegung; 
4er  hetreflfenden  Muskeln  und  durch  diese  der  physischen  Sprachj- 
Organe :  der  Lunge,  des  Kehlkopfes,  der  Stimmbänder,  der  Zunge, 
der  Lippen  etc. ,  damit  diese  ihre  articulatorischen  Functionen  auf* 
nehmen,  beziehungsweise  in  die  nöthigen  Stellungen  zu  einander 
kommen;  wodurch  die  verschiedenen  Sprachlaute  erzeugt  werden. 

Die  frei,  und  unverändert  beliebig  lange  tönenden  Laute  sind  die 
^Vocale**.  Die  Sprachorgane  kommen  aus  ihrer  indifterenten  Lage 
zunächst  in  die  Stellung,  wodurch  der  Vocal  u  dann  in  die,  wodurch 
?9  und  u  hervorgebracht  werden;  aus  diesen  mittelst  Anwendung 
von  einiger  articulalorischer  Energie  je  entsprechend  in  die  der  e, 
^«),  0,  und  durch  Anwendung  von  noch  mehr  articulatorischer  Euer* 


M   d-   cyrill.    Ä^. 
2)   d.   cyrill.   -h. 


340 


Florentinu 


gie  in  die  des  a,  wo  die  ganze  physische  Lautbahn  ihre  vollständige 
Weite  erreicht. 

Die  momentane  Schliessung,  resp.  Verengung  der  Lautbahn  und 
Reibung  der  Luft,  gefolgt  von  der  Wiedereröffnung  der  ersteren  und 
des  freien  Tönens,  ergibt  die  „Consonanten^.  Roman,  stumm  bei 
offener  Glottis:  Ar,  f,  cA(e),  c(e)^  ff  §f  8,  f;  dieselben  tönend  bei 
geschlossener  Glottis:  g,  rf,  gh{e)t  ffiß)f  ($?)»  J»  «»  v;  tönend  sind 
auch:  l,  m,  n  und  r.  Damit  die  Consonanten  überhaupt  vernommen 
werden  köi\nen,  muss  dem  consonantischen  Schliessen  am  betreffen- 
den Punkte  der  Lautbahn  die  Wiedereröffnung  und  das  Ausklingen 
in  einen  vernehmbaren  vocalischen  Klang  unmittelbar  nachfolgen.  — 
Beim  Übergang  der  Sprachorgane  von  einer  Stellung  in  die  andere 
gerathen  sie  oft  in  Ubergangsstellungen ,  wodurch  Ubergangslaute 
hervorgebracht  werden. 

Folgende  Tabelle  zeigt  die  Laute  der  romanischen  Sprache, 
je  na(*l)dem  die  Summen  ihrer  Mechanismen  articulatorische  Elemente 
mit  einander  gemein  haben,  somit  mit  grösster  Leichtigkeit  und  Rasch- 
heit  nach  einander  vollzogen  werden  können,  in  entsprechende  tabel- 
larische Felder  gebracht.  Den  Consonanten  sind  die  je  entsprechen- 
deren flüchtigeren  Vocale,  in  denen  sie  natürlich  „explodiren",  bei- 
gegeben und  unter  jedem  derselben  der  energischer,  also  schwerer 
hervorzubringende,  am  tiefsten  der  allergewichtigste. 


Vocaie 

Consonanten 

Vocale 

tönende 

stumme 

tönende 

( 

n 

._ 

>~ 

— . 

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— 

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a 

Der  psychische  Moment  in  der  SprachlaatrerfinderuDg.  341 


Der  psychische  Moment. 

Wo  in  Folge  grammaticalischer  oder  lexicalischer  Wortbildun- 
gen articulatorisch  verschiedene  Mechanismen  unmittelbar  nach  ein- 
ander zu  vollziehen  kommen,  tritt  der  psychisch  wichtige  Moment 
der  Veränderung  ein,  die  auf  acht  Punkte  gebracht  werden  kann. 

1.  Die  Seelehat  vom  „accentuirten*',  öfter  gehörten  und  her- 
vorgebrachten, grammaticalisch  oder  lexicalisch  wichtigen  oder  end- 
lich eine  literarische  Autorität  besitzenden.  Laute  eine  lebhattere  Vor- 
stellung, gibt  demnach  den  betreffenden  motorischen  Nerven  und 
durch  diese  den  entsprechenden  Sprachorganen  für  dessen  Articuiirung 
einen  entsprechend  energischeren  psychischen  Anstoss, 
dem  zufolge  von  den  wegen  der  gewöhnlichen,  beziehungsweise  ge- 
steigerten Raschheit  gleichzeitig  in  Fluss  gerathenen  Mechanismen 
blos  die  des  psychisch  wichtigsten,  markirtesten  Lautes  vollständig 
ausgeführt,  diejenigen  articulatorischen  Elemente  der  psychisch  min- 
der wichtigen  Laute,  welche  mit  denselben  in  Widerstreit  gerathen, 
verhindert  werden ,  wodurch  von  dem  beabsichtigten  verschiedene 
Laute  articulirt  und  gehört  werden. 

Dieser  ist  der  wirkliche  Vorgang  dessen,  was  die  Veränderung 
der  Laute  durch  einander  genannt  wird. 

In  der  romanischen  Sprache  sind  die  folgenden  zu  erwähnen : 


aus 

wird  : 

aus 

wird: 

aus 

wird: 

ii 

ie 

j^       - 

je 

ke    - 

-     cAe,  ce 

u 

— 

•  • 

ß 

ki     - 

-     cht,  ci 

ine 

mS 

9«         — 

ghe,  dje 

ve     - 

-     ve 

pe 

p4 

9^ 

ghi,  dji 

vi 

VI 

re 

— 

ri 

gh(i)S  - 

gke 

ri 

ri 

gh(i)i   - 

ghi 

an\ 

cCOe      - 

ce 

e^i) 

in 

c(i)i      - 

ci 

in ) 

Der  erörterte  psychisch-physiologische  Einfluss  wirkt  auch  über 
inmitten  sich  befindende,  so  zu  sagen  neutrale,  Mechanismen,  arti- 
culatorisch modificirend;  so  aus  t~(nt)'e  wird  {(ntje^  2l\i%  i(n)i 
wird  i(n)i  etc. 


Wi 


Florentinu 


Eine  besondere  Beachtung  verdienen  die  Laute:  d,  t,  s;  und 
die  Veränderung  ihrer  Mechanismen  in  die  Aerz^^lJ,  (,  §  In  Verbindung 
mit  allen  Vocalen.  Nach  ihrer  aus  folgender  Tabelle  ersichtlichen 
articulatorischen  Verwandtschaft : 


breit 

eng 

z   W 

dO) 

» 

9 

( 

t  (C'O 

4 

X 

• 

t 

u 

— 

« 

e 

e 

o 

— 

a 

verwandeln   sich  ihre  Mechanismen  nach   folgender  übersichtlicher 
Tabelle : 


Aus 


.W  i  r  d 


*C^J 


I 


! 


markirt 

4 

I 
U 

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e 
o 
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a 


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4 


f 

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I 


I 

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0 

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I 

e 

4 
t 

u 

• 

e 
o 
a 

4 
I 

A 

€ 
\ 

e 


Der  psychische  Moment  in  der  SprachUutYerinderung.  343 

Z.  B.  (Der  Buchstabe  mit  dem  Punkt  unter  sieh  ist  derjenige, 
dessen  Lwutmeehanismus  andere  veränderte)  aus:  septe  —  fepte; 
septeniana  —  septemma  —  $ept^mina  —  s^ptdmina;  sese  —  ^ese; 
animn  —  inima,  —  inima;  seder e  —  federe;  aedut  —  §e^ut; 
vedut  —  ve(d)zut;  vMend  —  cedind  —  v6(d)zind;  shrbu  —  ^erbu; 
^erbtUore  —  a^batore;  esire  —  e§ire\  teneru  finSru  —  tiniru;  te^ 
nere  —  tinere  —  tinere;  dente  —  dinte  —  difite:  veneta  —  vi- 
neta  —  vindta — vinete — vinete  —  vinete  ;  Maria  —  Marie  —  ne- 
cazit  —  necajit;  romanu  —  rumanu. 

Ich  kaim  nicht  umhin,  hier  besonders  darauf  aufmerksam  zu 
machen,  dass  dort  wo  das  i  entweder  vor  einem  breifen  Vocal  sich 
verflüchtigte,  oder  unausgesprochen  gelassen  oder  gar  zu  einem 
breiten  t  wurde,  dort  und  nur  dort  der  Mechanismus  der  d  t  s 
eben  wegen  der  folgenden  „Breiten**  auch  vor  einem  i  (und  S)  der 
früher  i*  (resp.  e}  war,  als  ein  ebenfalls  breiter  also  j[,  «,  f  sich  zeigte. 
Z.  B.  in  diaconus  wurde  das  i  fast  gar  nicht  und  daher  das  d  wie  ^ 
ausgesprochen;  das  italienische  anza  enza»  franz.  encef  span.  nza 
zon,  romän.  attfa  infa,  ri^üoru  a^e^mintu.  Hingegen  wo  das  i 
genug  energisch  ausgesprochen  wurde  oder  nach  Ausfall  desselben 
e\\\  anderer  i  oder  e  ebenfalls  genug  energisch  nachfolgte,  dort 
blieb  der  enge  Mechanismus  des  d  und  t  unverändert,  der  des  s 
verwandelte  sich  in  den  entsprechenden  „engen**  Mechanismus  des  f. 
Z.  B.  mnlattia,  disperare,  maladie^  BotHse^  tirer;  turtire,  mladifa, 
rudituy  doveditu,  socoiire,  plamadire ,  prapadire,  prapasHe.  etc. 
Also  nicht  „ein  folgendes  i  verwandelt  die  d^  jt,  ^,  in  ^,  §,  f*^  — 
T.  Maiorescu  hat  auf  die  widersprechenden  Thatsachen  hinge- 
wiesen. Ich  hoffe,  die  wirklichen,  physiologischen,  Ursachen  aus- 
einandergesetzt zu  haben. 

2.  Die  Seele  gibt  für  die  ihr  wichtigeren  Vocale  einen  energi- 
scheren Anstoss,  die  betreffenden  Muskeln,  und  durch  diese  die  Sprach- 
organe, werden  über  die  beabsichtigten  Stellungen  gestossen;  wo- 
durch selbstverständlich  andere  Laute  hervorgebracht  und  gehört 
werden  (der  sogenannte  Einfluss  des  Accents);  so  in  der  Richtung: 
I  {u  —  i)  —  e,  (o  —  i)  —  ä.  Z.B.  viddre  —  vede  —  va(d)za; 
putere  — potu  —  poate;  picoale  (prtfaee)  pre  —  prea;  abie  — 
abia;  sdu — seau;  muritu  — mörtu  —  moare;  Ruma  —  Roma  etc. 

3.  Indem  die  Seele  des  Sprechenden  stets  dem  folgenden  psy- 
chisch wichtigeren,  markirteren  Vocale  zueilt,  gibt  sie  für  die  ihr 


344  Fl  o  r  e  n  t  i  n  u 

minder  wichtigen  einen  geringeren  psychischen  Anstoss,  dem  zufolge 
die  Muskeln  die  Sprachorgane  nicht  in  die  entsprechend  nöthigen 
Stellungen  bringen  und  dadurch  anstatt  der  beabsichtigten  die  flüch- 
tigeren Laute  niederer  articulatorischen  Stute  hervorgebracht  und 
gehört  werden;  in  der  Richtung  &  —  o  (4^e)^  u  (lA);  z.B.  potere  — 
putere;  mOrire  —  murire;  vei  — vii  e  feste)  -i;  romanu  —  r?/- 
manu;  ne  dai  —  ni  se  da  —  nl  o  da.  nil  da,  ni  i  da  ni  le  da: 
ebenso:  oe  luä  —  vi  ge  (L  u  o,  le)  luä;  etc. 

4.  Ebenso  wurden  die  Lippen  nicht  geschlossen  und  blieb  nur 
der  Mechanismus  des  Voeals  u:  habent  —  au,  faher  —  faurti. 

5.  Mit  (fem  Fortschritt  der  Bildung  der  Seele  steigt  auch  die 
Raschheit  ihrer  diesbezüglichen  Functionen;  sie  eilt  beständig  dem 
folgenden  ihr  wichtigeren  Momente  zu,  und  da  überfliegt  sie  die  ihr 
unwichtigen  ohne  den  Muskeln  Zeit  zu  gönnen,  die  Sprachorgane 
wenn  auch  entsprechend  dem  geringen  psychischen  Anstoss  nur  in 
die  ihrer  indifi*erenten  articulatorisch  nächstfolgenden  Stellungen  zu 
Tcrsetzen.  Ja  sie  versäumt  gänzlich,  auch  nur  irgend  einen  psychi- 
schen Anstoss  zu  geben.  Die  natürliche  Folge  hievon  ist,  dass  die 
Muskeln  die  Sprachorgane  gar  nicht  in  die  entsprechenden  Stellungen 
versetzen.  Dies  ist  der  wirkliche  Vorgang  des  „Laut-Ausfalls**,  der 
„Laut-Verstummung".  der  „zerstörenden  Wirkung  des  Accents". 
Die  Grammatik  kann  darüber  nicht  besonders  erfreut  sein:  aber  der  in 
Bildung  begriffene  Geist  eilt  seines  Weges  mit  potenzirter  Schnellig- 
keit und  zerstört  wirklich  die  ihn  in  seinem  höheren  Fluge  hemmen- 
den Hindernisse.  Beispiele  sind  hier  überflüssig.  Alle  europäischen 
und  sonstigen  Cultursprachen  zeugen  hiefür  in  glänzender  Weise. 

6.  Der  Übergang  der  Sprachorgane  aus  einer  Stellung  in  die 
andere  ist  ein  continuirlicher;  wenn  nun  während  dieses  Überganges 
das  Tönen  fortgesetzt  und  so  auch  gehört  wird,  so  kann  es  geschehen, 
dass  dieser  übergangslaut  als  ein  bestimmter  Sprachlaut  unter- 
schieden, angesehen,  und  später  bewusst  articulirt  werde,  so  aus  der 
indifferenten  und  aus  der  Stellung  der  labialen  p,  b,  f,  v,  m,  in  die  des  e 
tritt  die  Übergangsstellung  des  t,  in  die  des  o  die  Übergangsstellung 
des  w;  eben  so  aus  der  Stellung  des  u —  o  —  a,  a  —  O — u;  t  —  i  —  e^ 
i —  e  —  a;  etc.  Z.  B.  bieUpiele^ßera^vierme,  miere,  \iaLpud,  huono, 
fHori,  tmole,  muare;  miine,  ptiiie  {y^Daciea**  bei  Pelimon^  etc. 

Eben  so  kann  der  Laut,  in  welchem  die  deutlich  vernehmbar 
auszusprechenden    Consonanten    «explodiren**    als   normaler   Vocal 


Der  ptychisehe  Moment  in  der  SpradilutttreHindening^.  345 

gehört,  angesehen,   und   hernach   bewusst  hervorgebracht  werden. 
Z.  B.  marmoru,  etc. 

Diese  ist  die  „Entstehung  neuer  Sprach-Laute**. 

7.  Wo  zwei  verschiedene  Mechanismen,  welche 'zufolge  der 
rasch  nacheinander  folgenden  psychischen  Anstösse  gleichzeitig  in 
Fluss  gerathen,  zweien  Gruppen  von  Sprachorganen  zufallen  und  mit 
einander  articulatorisch  nicht  widerstreiten,  da  wird  blos  ein  Laut 
vernommen  und  zwar  keiner  der  beabsichtigten,  sondern  ein  anderer, 
dessen  Mechanismus  wohl  aus  denen  der  beabsichtigten  articulatorisch 
„gemischt**,  selbst  aber,  der  Laut  als  ein  anderer,  einfacher,  unter- 
schieden wird.  So  a  -j-  «  =  O,  ^  +  w  =  O,  M  -j-  i  =  U,  a  -f  e  =  a, 
a  -{-  e  =  d  etc.  Dies  ist  die  Vocalen-Zusammenziehung,  „Vocalen- 
Mischung**. 

8.  Die  Schnelligkeit  der  Aussprache  bringt  es  mit  sich,  dass  die 
Organe  nicht  lange  genug  unthätig  in  der  Stellung  der  Vocale 
zu  verbleiben  vermögen ,  und  in  die  des  folgenden  Consonanten  mit 
desto  grösserer  articulatorischer  Energie  getrieben  werden.  Dabei 
kommen  sie  in  einen  stärkeren  Zusammenstoss,  wobei  sie  dann 
mehr  Zeil  gebrauchen  als  gewöhnlich  nach  den  langer  intonirten 
Vocalen,  gerade  wie  bei  der  Hervorbringung  des  Doppelconsonan- 
ten.  (Die  Italiener  schreiben  denn  auch  oft  Doppelconsonanten; 
z.  B.  gazzetta,  etc.) 

fliemit  hoffe  ich  die  wirkliche  Ursache  der  Vorgänge  der 
bedeutenderen  Sprach- „Laut**-Veränderungen  in  der  (in  Folge  des 
Forlschritts  in  der  höheren  Bildung  eintretenden)  Beschleunigung  der 
Fimctionen  der  Seele  gezeigt  zu  haben,  deren  physiologische  Wir- 
kung die  durch  einander  hervorgebrachte  Mechanismenverschiebung, 
und  dadurch  verursachte  Änderung  der  Stellung  der  Sprachorgane, 
die  durch  die  Steigerung  oder  das  Sinken  der  articulatorischen  Energie 
hervorgebrachte  Übertreibung  oder  graduelle  Vernachlässigung  der 
Stellungen  der  Organe,  das  gänzliche  Unterbleiben  des  Mechanismus, 
der  Übergangs-Mechanismus  und  die  gleichzeitige  Ausführung  zweier 
Mechanismen  etc.  ist;  der  weitere  Erfolg  ist  das  Hören  der  neuen 
Lautform. 

Es  erübrigt  noch  den  Vorgang  zu  berühren,  wie  die  neuen  Laut- 
formen sich  \n  der  Sprache  „einbürgern".  Die  Vorstellung  der  beab- 
sichtigten, mit  der  der  Sache  psychisch  verbundenen,  Lautform 
geräth  mit  der  der  neu   entstandenen   in   psychischen  Widerstreit; 

Sif/b.  d.  phil.-hist.  Cl.  LiX.  Bd.  UI.  Hfl.  24 


Ho      Florentiou,  Der  psychische  Moment  in  der  SprachlautTeranderunfr. 

diejenige  der  articulirteii  und  zugleich  gehörten  Wortform  haftet  im 
Gedächtnisse  viel  stärker,  als  die  der  blos  aus  der  Erinnerung 
erweckten,  tritt  daher  bei  Wiederholungen  des  Wortes  (respect.  der 
Categorie  von  Wörtern)  selbst  immer  lebhafter  aus  dem  Gedächtnisse 
hervor,  diejenige  der  nicht  mehr  hervorgebrachten,  noch  gehörten, 
schwindet  neben  ihr  immer  mehr.  Die  folgende  Generation  hört 
und  articulirt  blos  die  neue  Wortform ;  und  verbindet,  „associirt**, 
in  der  eigenen  Seele  blos  deren  Vorstellung  mit  der  Vorstellung  der 
Sache.  Die  neue  Laut-,  beziehungsweise  Wortform,  hat  Leben  mit 
der  Sprache. 


TerzttichniM  der  eingegtngtDen  Druckt ehnft«n.  347 


VEKZKICHNISS 

DER  EINGEGANGENEN  DRÜCKSCHRIFTEN. 

(JUNI   1868.) 

Accademia,   Reale,  delle  Scienze  di  Torino:  Memorie.  Serie  II. 

Tomo  XXIII.  Torino,  i866;  4o.  —  Atti.  Vol.  II,  disp.  4'  — 7v 

Torino,  1867;  8«. 
Akademie,  südslavisehe,   zu  Agram:  Arbeiten.  III.  Band.  Agram, 

1868;  80. 

—  der  Wissenschaften,  Königl.  Preuss.,  zu  Berlin:  Abhandlungen 
aus  dem  Jahre  i866.  Berlin,  1867;  4«. 

—  —  Königl.  Bayer.,  zu  München:  Abhandlungen  der  philosoph.- 
philoiog.  Classe.  XI.  Band,  2.  Abthlg. ;  Abhandlungen  der  histor. 
Classe.  X.  Band,  3.  Abthlg.  München,  1867;  4«.  —  Almanach 
für  das  Jahr  1867.  kl.  8«.  —  Vogel,  Aug.,  Denkrede  auf 
Heinrich  August  v.  Vogel.  München,  1868;  8«.  —  Voit, 
Carl,  Über  die  Theorie  der  Ernährung  der  thierischen  Orga- 
nismen. München,  1868;  4*. 

Bern,    Universität:    Akademische   Gelegenheitsschriften   aus  d.   J. 
1867/8.  4«.  &  8o. 

Bonn,   Universität:  Akademische  Gelegenheitsschriften,  1867.   4^. 
&  8«. 

Bullettino  archeologico  Napolitano,  puhblicato  per  cura  di  Giulio 
Mi  nervi ni.  Anno  VI  &  VII.  1858  &  1859.  Napoli;  4o. 

Christiania,  Universität:   Akaden^ische  Gelegenheitsschriften  aus 
den  Jahren  1866  &  1867.  4».  &  8«. 

Gaedechens,  C.  F.,  Geschichte  des  Hamburger  Rathhauses.  Ham- 
burg, 1867;  4o. 

24* 


34o  V«rzeiehni8ft  der  riiigef^angenen  Dracksrhrifte«. 

Gesellschaft  der  Wissenschaften,  K.,  zu  Göttingen:  Abhandlun* 

gen.  XIH.  Band.  Göttingen,   1868;  4».  —  Göttinger  gelehrte 

Anzeigen.    1867.  Bd.  I — IL    Göttingen:  8«.   —  Nachrichten. 

1867.  Göttingen;  8». 
—  Kurlandische,  für  Literatur  und   Kunst:   Sitzungsberichte    aus 

dem  Jahre  1867.    8«. 
Greifswald,  Universität:  Akademische Gelegenheitsschrilteii.  1867  ; 

4o.  &  8^ 
Haidinger,  W.  Ritter  >.,  Zur  Erinnerung  an  Ferdinand  Freilierrn 

von  Thinnfeld.  Wien,  1868;  kl. 4».  —  Abschiedsgruss.  Wien, 

1867;  8o. 
Hamelitz.  VIII.  Jahrgang.  Nr.  16—21.  Odessa,  1868;  4o. 
Institution,  The  Royal,  of  Great  Britain:    Proceedings.  \^ol.    V, 

Parts  I— II,  Nrs.  45—46.  London,  1867;  8». 
Instituto   di   corrispondenza   archeologica :    Annali.    Vol.    XXXI^. 

Roma,  1867;  8».  —  Bullettino  per  Tanno  1867.  Roma;  8o.  — 

Monumenti  inediti.  Vol.  VIII,  Tav.  37  -  48. 
Instituut,  K.,  voor  de  Taal-,  Land-  en  Volkenkunde  von  Neder- 

laiidsch  Indiö:  Bijdragen.  IL  Deel,  1.  —  4.  Stiik.  \s  Gravenhage, 

1867— 1868;  8o. 

Keibliuger,  Ig.  Franz,  Geschichte  des  ßenedictiner-Stifles    Melk. 

H.  Band.  10.  &  11.  Heft.  Wien,  1867  &  1868;  8o. 
Königsberg,    Universität :     Akademische    Gelegenheitssi'hriftcn. 

1867.  4o.  &  8». 

Kremer,  Alfred  v.,  Geschichte  der  herrschenden  Ideen  des  Islams. 

Leipzig,  1868:  8». 
Lund,  Universität:  ^c^^.'l866.  Lund,  1866/1867;  4«. 
Mittlieil  ungen  aus  J.  Perthes' geographischer  Anstalt.  Jahrgang 

1868,  V.  &  VI.  Heft.  Gotha;  4o. 

Revue  des  cours  scientifiques  et  littdraires  de  la  France  et  de 
Tetranger.  V'  Annee  ,  Nrs.  25  —  29.  Paris  &  Bruxelles, 
1868;  4o. 

Societe  Royale  des  Antiquaires  du  Nord:  Memoires.  Nouvelle 
Serie.  1866.  Copenhague;  8».  —  Annaler.  1861—1863.  Kjö- 
benhavn;  8o.  —  Antiquarisk  Tidsskrift.  1858—1860,  1861  — 
1863.  Kjöbenhavn;  8o.  —  Aarboger.  1866,  1.— 4.  Hefte  ^  Til- 
laeg;  1867,  1.  &  2.  Hefte.  Kjöbenhavn;  8^.  —  Clavis  poeh'ca 
antiqiiae  linguae    septemtrionalig.   Hafniae,    1864;    8».    — 


»rz^iehiiiss  der  eingegangenen  Druckschriflen.  o*xu 

Engelhardt,  Cour.,  Kragehul  Mosefuiid.   i751— 1865.  Kjö- 
benhavii,  1867;  4o.  —  Atuagagdliutit.  1864—1868.  4o. 
Society,  The  Royal,  of  London:   Philosophical  Transactions.  For 
the  Year  1867.  Vol.   157,  Part  I.  London;  4o.  —  Proceedings. 
Vol.  XV,  Nr.  93;  Vol.  XVI,  Nr.  94.  London,  1867;  8«. 

—  The  Royal  Asiatic,  of  Great  Britain  &  Ireiand:  Journal.  N.  S- 
Vol.  III,  Part  1.  London,  1867;  8o. 

—  The  Anthropologieal,  of  London:  The  Anthropologieal  Review 
and  Journal.  Nrs.  20  — 21.  London,  Paris,  Leipzig,  Turin, 
1868;  8». 

—  The  Royal,  of  Edinburgh:  Transactions.  Vol.  XXIV,  Part.  3.  4». 
—  Proceedings.  Session  1866—1867.  8o. 

Verein  für  Geschichte  und  Alterthum  Schlesiens :  Zeitschrift. 
VIII.  Band,  1.  &  2.  Heft.  Breslau,  1867  &  1868;  8o.  —  Codex 
diplomaticm  Silesiae ,  VIIL  Band.  Breslau,  1867;  4«.  — 
Grün  ha  gen,  C,  Regesten  zur  schlesischen  Geschichte.  Ab- 
theilung III.  Breslau,  1867;  4o. 

—  für  meklenburgische  Geschichte  und  Alterthumskunde:  Meklen- 
burgisches  ürkundenbuch.  IV.  Band.  Schwerin,  1867;  4«. 

—  für  siebenhürgische  Landeskunde:  Archiv.  N.  F.  VIL  Band, 
3.  Heft;  Vlll.  Band,  1.  Heft.  Kronstadt,  1867;  8».  —  Jahres- 
bericht lür  1866/1867.  Hermannstadt;  8». 

—  histor.,  von  Oberpfalz  &  Regensburg:  Verhandlungen.  XXV.  Bd. 
(XVII  der  neuen  Folge.)  Regensburg,  1868;  8». 

Werner,  Karl,  Geschichte  der  katholischen  Theologie.  (Geschichte 
der  Wissenschaften  in  Deutschland.  Neueste  Zeit.  VI.  Band.) 
München,  1866;  8«.  —  Geschichte  der  neuzeitlichen  christlich- 
kirchlichen  Apologetik.  (Geschichte  der  apologetischen  und 
polemischen  Literatur  der  christlichen  Theologie.  V.  Band.) 
Schaffliausen,  1867;  8o. 

van  Wetter,  P.  A.  H.,  Droit  d'accroissement  entre  col^gataires. 
(Memoire  couronne.)  Bruxelles,  1866;  gr.  8. 


Ui 


SITZUNGSBERICHTE 


DBR 


KAISERLICHEN  AKADEMIE  DER  WISSENSCHAFTEN. 


PHILOSOPHISCH -HISTORISCHE  CLASSE. 


LIX.  BAND.  IV.  HEPT. 


JAHRGANG  1868.  —  JULI. 


i'ommisKioiiHlif  rieht.  3d3 


SITZUNG  VOM  8.  JULI   1868. 


Der  Secretär  legi  vor: 

1.  Eine  Zuschrift  8r.  Exeell.  des  k.  k.  Ministers  des  Innern, 
Herrn  Dr.  i\  Giskra,  betreffend  die  Unterstützung  der  deutschen 
Nordpol-  Expedition ; 

2.  eine  Abhandlung  des  Herrn  Prof.  Dr.  Fr.  Schulte  in  Prag: 
ytiter  gallicum** ,  mit  dem  Ansuchen  des  Verfassers  um  Aufnahme 
dieser  Abhandlung  in  die  Schriften  der  Akademie; 

3.  Eine  Abhandlung  des  Herrn  Job.  Popu  Flore ntinu  in 
Wien:  „Der  psychische  Moment  in  der  Sprachlautveränderung" ,  mit 
dem  Ersuchen  des  Verfassers  um  Aufnahme  des  Aufsatzes  in  die 
Sitzungsberichte ; 

4.  Eine  Abhandlung  des  Herrn  H.  Gradl  in  Eger:  „Über  die 
zwei  altdeutschen  Spruchdichtermeister  Spervogel" ,  mit  dem  An- 
suchen des  Verfs.  um  Aufnahme  der  Schrift  in  die  Publicationen  der 
Akademie : 

5.  (Mue  für  die  Sitzungsberichte  bestimmte  Abhandlung  des  c.  M. 
Dr.  J.  V.  Zingerle  in  Innsbruck:  „Lusernisches  Wörterbuch*'; 

6.  Ein  Ansuchen  des  Koninklijk  Institut  yoor  de  taal-,  land-,  en 
Yolkenkunde  von  Nederlandsch-Indie  um  Schriftentausch; 

7.  dessgleichen  von  der  südslavischen  Akademie  in  Agram: 

8.  ein  Ansuchen  des  k.  k.  Gymnasiums  zu  Bochnia  um  Be- 
theilung mit  den  Schriften  der  Akademie; 

9.  ebenso  yon  der  akadem.  Lesehalle  in  Leipzig; 

10.  eine  Zuschrift  des  w.  M.  Herrn  Prof.  Dr.  J.  Vahlen,  mit 
dem  Ersuchen,  ihm  aus  der  Triester  Stadtbibliothek  eine  Hand- 
schrift: ^  h}paeti€ticorum  ad  Pium  IL  Potil.  Max.  libri  /F"  zu 
verschaffen. 


3o4  CommiMionsbericht. 


SITZUNG  VOM  22,  JULI   1868. 


Der  Secretär  legt  vor: 

1.  Eine  Note  Sr.  Exeellenz  des  k.  k.  Ministers  des  Innern,  Dr. 
Karl  Giskra  vom  11.  d.  M. ,  betreffend  ein  Ersuchen  Sr.  Excell. 
des  k.  k.  Handelsministers  um  Überlassung  von  Schriften  der 
kaiserl.  Akademie  der  Wissenschaften,  welche  anlässlich  der  bevor- 
stehenden ostasiatischen  Expedition  zu  Geschenken  verwendet 
werden  sollen; 

2.  je  ein  Exemplar  der  von  der  kais.  Akademie  subventionirten 
Werke:  ^Fra  Paolino  de  regimine  rectorü,*^  herausgegeben  von 
dem  c.  M.  Herrn  Prof.  Adolf  Mussafia  in  Wien,  und  „Mongolische 
Märchensammlung*' ,  herausgegeben  von  Herrn  Prof.  Dr.  Bernh. 
Jülg  in  Innsbruck; 

3.  ein  Ansuchen  des  c.  M.  Herrn  Prof.  Dr.  J.  Zingerle  in 
Innsbruck  um  eine  Subvention  behufs  der  Herausgabe  seines  Luser- 
nischen  Wörterbuchs; 

4.  ein  von  der  Commission  zur  Herausgabe  lateinischer  Kirchen- 
väter befürwortetes  Ansuchen  des  Herrn  Dr.  W.  Hartel  um  eine 
Subvention  behufs  einer  im  Interesse  der  Herausgabe  der  Werke 
Cyprian's  nach  Frankreich  zu  unternehmenden  Reise; 

5.  die  Linguistik  und  Ethnographie  betreffenden  Beiträge  der 
w.  M.  Pfizmaier  und  Boller  und  des  Herrn  Prof.  Dr.  Fr. 
Müller  zu  einer  wissenschaltlichen  Instruction  für  die  ostasiatische 
Expedition. 


Schulte,    iUr  Gallicum.  tiSS 


Iter  Galiieum. 

Von  Dr.  Friedrich  Schalte. 

ord.  ProfeHor  tl«t  caoonbchen  and  deutschen  Rechta  an  der  raiTenitIt  Praf. 

(Mit  4  Tafeln  Schriftproben.) 

t 

In  den  folgenden  Blättern  liegt  die  nächste  Frucht  einer  Reise 
in  Frankreich  während  derMonate  März  und  April  1868, 
welche  ich  zu  dem  Zwecke  unternahm,  die  Handschriften  jener  Bi- 
bliotheken zu  untersuchen,  welche  meines  Wissens  noch  gar  nicht 
oder  duch  nicht  allseitig  für  das  canonische  Recht  durchforscht 
waren.  Eine  Geschichte  der  Quellen  und  Literatur  des 
Kirchenrechtes  habe  ich  schon  in  der  am  27.  April  1856  ge- 
schriebenen Vorrede  zu  meinem* ,,Sf  Stern  des  allgemeinen  kath. 
Kirchenrechte s"  als  eine  meiner  Aufgaben  hingestellt.  Meine  Ab- 
sicht ist  dabei  gerichtet  auf  ein  Werk,  das  den  gesammten  innern  und 
äussern  Entwicklungsgang  des  canonischen  Rechtes  lehrt,  also  keine 
blosse  Schriftsteller-  oder  Bücher«-  oder  Sammlungsgeschichte  gibt 
vielmehr  Stellung,  Aufgabe  und  Einfluss  des  canonischen  Rechtes  von 
seinen  Anfängen  als  juristischer  Disciplin  vorführt,  mit  einem 
Worte  zeigt,  wie,  warum,  wo,  in  welchem  Gewände,  mit  wel- 
chem Einflüsse  aufdie  Rechtsbildung  überhaupt  und  was 
das  canonische  Recht  geworden  ist.  Meine  verschiedenen, 
der  dogmatischen  Behandlung  des  canonischen  Rechtes  gewidmeten 
Monographien  und  Abhandlungen  hielten  mich  zwar  äusserlich  von 
dem  Ziele  ab.  Indessen  schien  mir  einerseits  das  nächste  Bedürfniss 
zu  sein,  das  geltende  Recht  juristisch  wissenschaftlich  zu  gestalten, 
sodann  eigene  erschöpfende  Behandlung  des  gesammten  Stoffes 
nöthig,  um  Ziel  und  Endpunkt  dessen,  was  man  durch  die  Ge- 
schichte für  die  Rechtswissenschaft  erreichen  will,  scharf  aufzu- 


35H  Schulte 

fassen.  Ich  gebe  mich  der  Hoffnung  hin,  nach  dieser  Seite  meine 
Verpflichtung  gegen  die  Wissenschaft  in  einer  V^'cise  gelöst  zu 
haben,  dass  ich  in  Zukunft  arbeiten  darf,  wie  mir  Lust  und  Müsse 
werden  wird.  Für  die  zweite  Aufgabe  that  ich  nach  aussen  hin  den 
ersten  Schritt  in  meiner  „Lehre  von  den  Quellen  d  e  s  K  i  r  c  h  e  n- 
rechtes"  (1860),  welche  den  Ausgangspunkt  fixirt.  den  zweiten  in 
meinem  „Lehrbuche  des  katholischen  Kirchen  rechtes** 
(I.  Aufl.  1863),  das  in  einem  Gerippe  (Seite  31 — 113)  der  Litera- 
turgeschichte auf  Grund  eigner  und  fremder  Forschungen  gab,  was 
möglich  war  nach  Massgabe  des  durch  den  Zweck  gebotenen  Raumes. 
Die  grösste  Schwierigkeit  bietet  der  Umstand,  dass  nicht  nur  eine 
grosse  Zahl  von  Quellen  und  Schriftstellern  Idos  handschriftlich 
existiren,  sondern  auch  nur  Jenen  bekannt  sind,  welche  so  glücklich 
waren,  die  betreflfendeu  Handschriften  selbst  zu  sehen.  Ich  bin  fest 
überzeugt,  dass  von  hundert  Personen,  weiche  Kirchenrecht  lesen, 
neunzig  die  weitaus  meisten  Quellen  und  über  neunzig  Hundertel  der 
schriftstellerischen  Werke  noch  nicht  gesehen,  geschweige  denn 
durchgearbeitet  haben,  von  den  übrigen  zehn  aber  nicht  gar  viele 
handschriftliche  Studien  gemacht  haben.  So  lange  wir  das  hand- 
schriftliche Material  nicht  erschöpfend,  mindestens  bis  zu  gewissem 
Grade,  kennen,  sind  unsere  literarhistorischen  Kenntnisse  Stückwerk. 
Denn  der  Einfluss  einzelner  Schriften,  die  nur  in  einigen,  vielleicht 
gar  nur  in  einer  Handschrift  überliefert  sind,  kann  gleichwohl  über- 
aus gross  gewesen  sein.  Auch  können  wir  erst  dann  das  Verhältniss 
der  Quellen  zu  einander  erschöpfend  beurtheilen.  Vor  allem  kann 
nur  dadurch  festgestellt  werden,  .welche  Bedeutung  den  einzelnen 
Ländern  und  Völkern  und  Instituten  auf  diesem  Gebiete  zukommt. 
Wie  wenig  kennen  wir  die  Literatur  des  canonischen  Rechtes  des 
Mittelalters  trotz  der  trefflichen  Arbeiten  Sarti's,  v.  Savignys. 
Phillips!  Wie  vieles  Neue  hat  nicht  Maassen  bereits  zu  Tage 
gefördert ! 

Das  war  das  Object,  welches  ich,  scheinbar  ausschliesslich  der 
Dogmatik  des  Rechtes  zugewandt,  stets  im  Auge  behielt.  Seit  Jahren 
habe  ich  die  Handschriften  verschiedener  Bibliotheken  durchforscht. 
Wie  sich  da  immer  Neues  ergibt,  dürfte  meine  Abhandlung  über 
die  Decretalen  zwischen  Gregor  IX.  und  Bonifaz  VIll.,  die  zuerst 
die  Gesetzgebung  des  13.  Jahrhunderts  und  ihre  Verarbeitung  ein- 
gehend  darlegt,    die   andere    über  die  Göttweiger  Summa   legum. 


Iter  Gallicum.  35T 

welche  zeigt,  dass  das  römische  Recht  in  einem  bis  dahin  ungeahnten 
Umfange  und  Gewände  schon  im  i2.  Jahrhundert  zum  Gemeingutc 
des  Clerus  gemacht  wurde,  endlich  der  zweite  Theil  meiner  Schrift 
über  die  Prager  Canonen-Sammlungen  lehren,  worin  der  Beweis  ge- 
liefert ist,  dass  lange  vorher,  als  Gratian  zu  Bologna  lehrte  und 
schrieb,  im  südlichen  Frankreich  in  wissenschaftlicher  Weise 
das  canonische  Recht  verschmolzen  mit  römischem  und  einheimi- 
schem betrieben  wurde.  Frankreich  hat  entschieden  auf  die  innere 
Entwicklung  des  Rechtes  einen  unendlich  grösseren  Einfluss  ge- 
habt, als  man  bisher  annahm,  wie  ich  denn  überhaupt  überzeugt  bin, 
dass  dasselbe  im  Mittelalter  In  der  Cultur  Italien  wenn  nicht  vorging, 
so  doch  jedenfalls  völlig  gleichkam. 

Soll  der  angedeutete  Zweck  erreicht  werden,  dann  muss  vorerst 
das  handschriftliche  Material  in  der  Weise  bekann!  sein,  dass  es 
nicht  blos  Jenen,  welche  die  Handschriften  gesehen  haben,  zugäng- 
lich ist,  sondern  Allen  bis  zum  gewissen.  Grade  zu  eigenen  Arbeiten 
bereit  gestellt  ist.  Die  gedruckten  Kataloge  und  die  in  den  Bibliothe- 
ken befindlichen  handschriftlichen  sind  nach  meiner  Erfahrung  fast 
ausnahmslos  für  den  Fachmann  ungenügend.  Denn  fast  nie  haben 
Fachmänner  die  Handschriften  der  verschiedenen  Zweige  bearbeitet. 
Sie  bieten  desshalb  regelmässig  grobe  Fehler  überall  dort,  wo  nicht 
aus  der  Handschrift  unmittelbar  Inhalt,  Verfasser  u.  dgl.  ohne  weiters 
erhellt.  Auch  sind  sie  gewöhnlich  ungenau  und  mangelhaft,  wenn  eine 
erschöpfende  Bekanntschaft  mit  dem  Stoffe  und  der  Literatur  dazu  ge- 
hört, den  Inhalt  im  Einzelnen  zu  prüfen,  oder  bei  Misccllanbänden  die 
oft  ohne  jede  äussere  Unterscheidung  an  einander  gereiheten  Stücke  zu 
kondern.  Endlich  ist  wohl  nie  in  denselben  bei  den  etwa  bekannten  oder 
gar  bei  den  in  Drucken  zugänglichen  Werken  auf  jene  Punkte  Rück- 
sicht genommen  worden, welche  gerade  durch  Einsicht  in  verschie- 
dene Handschriften  festgestellt  werden  müssen.  So  müssen  die  Hand- 
schriften der  Art  bekannt  gemacht  werden,  dass  jeder  Fachmann  auf 
die  Publikation  hinarbeiten  kann.  In  dieser  Intention  habe  ich  die  cano- 
nistischen  Handschriften  von  fünf  niederösterreichischen  Stiftsbiblio- 
theken beschrieben  und  bereits  einen  Katalog  von  über  300  Prager 
canon.  Handschriften  veröffentlicht,  und  werde  ich  andere  nach- 
folgen lassen.  Es  zeigt  sich,  dass  keine  bisherige  Specialforschung 
erschöpfend  ist.  So,  um  nur  Einiges  hervorzuheben,  sind  Hi  nschiu  s 
eine  Reihe  pseudoisidorischer  Handschriften  entgangen,  und  ist  auch 


358  Schult« 

Maassen  bei  aller  Genauigkeit  nicht  in  den  Besitz  des  gesainmten 
Materiales  gelangt.  Es  wird  mir  eine  rechte  Freude  sein,  dadurch 
fremde  Forschungen  zu  unterstützen;  denn,  wenn  irgendwo,  ist  hier 
das  viribus  unitis  nöthig.  Gern  bin  ich  desshalb  auch  bereit, 
Anfragen,  von  wem  immer  sie  kommen,  wie  mein  ziemlich  reiches 
Material  gestattet,  zu  beantworten. 

Diese  Schrift  beschreibt  nun  die  in  dreizehn  französi- 
schen (und  einer  schweizerischen)  Bibliotheken  be- 
findlichen canonistischen  Handschriften.  Auf  die  Hand- 
schriften des  canonischen  Rechtes  beschränke  ich  diese  Mittheilung, 
um  einmal  Abgeschlossenes  zu  bieten,  sodann  um  nicht  durch  An- 
häufung fremden  Stoffes  der  Übersichtlichkeit  und  mithin  der 
Brauchbarkeit  Eintrag  zu  thun.  Bei  Miscellanbänden  erfordert  die 
Vollständigkeit,  dass  auch  das  nicht  Hergehörige  mitgctheilt  werde. 
Die  zeitliche  Grenze  bildet  im  Allgemeinen  die  Erfindung  der 
Buchdruckerkunst,  im  Besonderen  der  Umstand,  dass  ein  Werk  bei 
seinem  Erscheinen  durch  den  Druck  bekannt  geworden  ist.  Werke, 
die  über  das  15.  Jahrhundert  hinaufgehen,  habe  ich  nur  zufälliger- 
weise angeführt,  sonst  nur  für  mich  selbst  notirt  und  benutzt.  Genf 
habe  ich  beigefügt,  weil  dessen  canonistische  Handschriften  so  gut 
wie  unbekannt  sind  und  weil  es  von  mir  bei  dieser  Gelegenheit  be- 
sucht wurde.  Man  wird  hoffentlich  nicht  übel  nehmen,  dass  ich  dess- 
halb keinen  andern  Titel  gewählt  habe. 

Bei  der  Bearbeitung  leiteten  mich  die  dargelegten  Gesichts- 
punkte, wovon  ein  Blick  überzeugen  dürfte.  Soweit  die  äussere 
Beschreibung  in  Betracht  kommt,  genügt  die  Angabe  über 
Format,  Ma'terial  und  Alter  für  meinen  Zweck  vollkommen. 
Notizen  über  die  Schreiber,  frühere  Besitzer,  Art  der  Ent- 
stehung, Quellen  der  Handschriften  u.  dgi.,  weiche  aus 
den  Handschriften  zu  entnehmen  sind,  halte  ich  aber  für  wesentlich 
und  desshalb  sachlich  geboten,  zumal  sie  manche  Fragen  der  Litera- 
turgeschichte schlagend  beleuchten. 

Die  gedruckten  Kataloge  tragen  mehr  oder  minder  die 
gerügten  Mängel  an  sich.  Man  wird  sich  sofort  davon  überzeugen. 
Manche  Verstösse  habe  ich  notirt.  Ich  will  damit  dem  Werthe  der- 
selben, besonders  dem  von  Angers,  Carpentras  und  Chartres 
nicht  zu  nahe  treten.  Schwierig  ist,  wie  man  sich  einem  gedruckten 
Kataloge  gegenüber  verhalten  soll.  Will  man  blus  berichtigen  und  ergän- 


Iter  Gallicum.  odcf 

zen,  so  setzt  man  einmal  Jeden  in  die  Nothwendigkeit,  sich  den  Kata- 
log selbst  zu  verschaffen,  da  ich  keine  deutsche  Bibliothek  kenne, 
welche  alle  hat;  ferner  würde  man  kein  abgeschlossenes  Werk  liefern. 
Dazu  kommt»  dass  eine  solche  Arbeit  den  beabsichtigten  Zweck 
geradezu  verfehlte,  weil  der  Einzelne  sich  erst  mühsam  aus  ver- 
schiedenen Arbeiten  ein  Ganzes  machen  müsste.  So  habe  ich  denn 
die  Arbeit  dermassen  eingerichtet,  dass  für  das  canonische  Recht  die 
Kataloge  vollkommen  entbehrlich  sind.  Was  die  Genauigkeit 
meiner  Mittheilungen  angeht,  so  wird  sie  hoffenflich  aus  der 
Schrift  selbst  einleuchten  und  nach  meinen  bisherigen  Leistungen 
wohl  angenommen  werden  dürfen. 

Handelt  es  sich  um  bekannte  Werke,  so  habe  ich 
mich  auf  die  blosse  Angabe  der  Handschrift  und  jene  Punkte  be- 
schränkt, die  aus  Handschriften  festgestellt  werden  müssen.  So 
scheint  es  mir,  um  ein  Beispiel  zu  geben,  jetzt  möglich,  bestimmt  zu 
entscheiden,  ob  Raymund  das  4.  Buch  seiner  Summa  casuum 
gleich  anfänglich  als  einen  eigenen  Traktat  ausgeschieden  hat  oder 
nicht.  Bei  unbekannten  Werken  oder  solchen,  der en  Ver- 
fasser ich  noch  nie h tangeben  kann,  habe  ich  geboten,  was 
zur  Beurtheilung  erforderlich  schien.  Bezüglich  mancher,  insbeson- 
dere Quellenwerken,  sind  eingehende  Mittheilungen  oder  ge- 
radezu Verarbeitungen  gemacht  worden  zu  dem  doppelten  Zwecke, 
sie  Anderen  zugänglich  zu  machen  und  meinen  späteren  auf  sie  zu 
stützenden  Abhandlungen  als  Grundlage  zu  dienen.  So  dürfte  z.  B. 
das  her  gallicum  geeignet  sein,  die  Forschung  über  die  Decretalen 
des  13.  Jahrhunderts  mit  Zuhülfenahme  des  bereits  von  mir  Publi- 
cirten  zum  Abschlüsse  zu  bringen;  für  die  auf  Pseudoisi- 
dor  unmittelbar  ruhenden  Sammlungen,  sowie  für  die  Bedeu- 
tung desselben  und  die  Frage  nach  seiner  Herkunft  Wesentliches 
leisten,  die  Forschungen  über  die  Compilationes  antiquae  bedeutend 
fordern  u.  s.  w.  Wenn  ich  nicht  alle  Studien  gebe,  so  liegt  der 
Grund  wahrlich  nicht  darin,  mir  die  Ausnützung  zu  sichern,  sondern 
in  der  Nothwendigkeit,  den  Umfang  nicht  zu  sehr  auszudehnen.  Ein- 
zelne Werke  habe  ich  übergangen,  wenn  es  völlig  gleichgültig  ist, 
zu  wissen,  ob  eine  Handschrift  mehr  existirt  oder  nicht,  wie  z.  B. 
Handschriften  des  Decrets  Gratian's  und  der  Decretalen  aus  dem 
15.  Jahrhundert  u.  dgl.  Übrigens  ist  jede  Bibliothek  vollständig 
beschrieben,  wofern  ich  nicht  das  Gegentheil  hervorgehoben  habe. 


300  Schalte 

Die  Bibliotheken  sind  in  derselben  Reihenfolge  besprochen,  in 
welcher  ich  sie  besuchte.  So  behielt  die  Arbeit  ihren  historischen 
Charakter  und  bot  die  Möglichkeit,  gleich  auf  der  Reise  selbst  begon- 
nen zu  werden.  Um  aber  die  hierans  entstehenden  Nachtheile  zu 
verhüten  und  das  Material  leichter  zugänglich  zu  machen,  gebe  ich 
kein  blos  alphabetisches,  sondern  ein  sachliches  tnhaltsver- 
zeichniss.  So  ist  man  sofort  in  der  Lage,  zu  beurtheilen,  ob  sich 
etwas  vorfinde  oder  nicht. 

Man  wird  vielleicht  fragen,  wesshalb  ich  nicht  noch  andere  den 
genannten  nahe  liegende  Bibliotheken  besucht  oder  angeführt  habe. 
Aus  eigener  Anschauung  oder  genauer  Krkundigung  und  gestfitzt 
auf  die  Mittheilungen  von  H  änel  u.  a.  kann  ich  sagen,  dass  nichts 
bieten  die  Biblotheken  von:  Chambery,  Vienne,  Valence.  Orange. 
Arles,  Tarascon,  Cette,  Tarbes,  Carcassonne,  Pau,  Bavonne.  Bor- 
deaux,  Angoul^me,  Le  Maus.  Städte,  in  denen  ich  mich  aufhielt.  Wer 
solche  Reisen  macht,  zumal,  wenn  er  wie  ich  auf  seine  eigene  Kasse  und 
eine  bestimmte  Zeit  :tngewiesen  ist,  weiss,  dass  der  Besuch  eines  von 
der  Hauptroute  abliegenden  Ortes  zu  leicht  Opfer  an  Geld  nmi  Zeit 
kostet,  welche  mit  dem  Resultate  in  gar  keinem  Verhältnisse  stehen. 
Desshalb  hielt  ich  mich  auch  in  Poitiers  nicht  auf,  da  ich  in  den 
letzten  vier  Orten  reiche  Ausbeute  erwarten  durfte.  Hotfentlich  wird 
eine  zweite  Reise  mich  in  alle  noch  nicht  besuchten  Bibliotheken  des 
mittleren  und  nordlichen  Frankreichs  fuhren. 

Ein  Wort  sei  mir  noch  vergönnt,  das  Jedem  lieb  sein  wird,  der 
dieselbe  Reise  unternehmen  will. 

Jene  Städte  haben  ihre  Bibliotheken  der  Säkularisation  zu  dan- 
ken. Der  V'andalismus  der  Revolutionszeit  hat  einen  grossen  Theil 
der  unermesslichen  Schätze  Frankreichs  zerstört.  In  den  letzten  vier 
Decennien  haben  die  Städte  viel  gethan.  Nicht  nur  sind  allenthalben 
die  Bibliotheken  öffentliche,  jedem  zugänglich,  mit  ausreichenden, 
einzeln  grossen  und  schonen  Lesezimmern  versehen,  sondern  haben 
auch  durchweg  gebildete  Bibliothekare.  Zwei  Dinge  aber  sind  es, 
welche  ihre  Benutzung  wesentlich  erleichtern  und  ermöglichen,  dass 
man  in  kürzester  Zeit,  in  einem  Tage  oft  mehr,  als  anderwärts  in 
der  dreifachen  leisten  kann.  Das  Erste  ist  die  treffliche  Zeitein- 
theilung.  Die  Bibliotheken  sind  geöffnet:  G renoble  täglich 
ausser  Freitags  von  11 — 4;  Lyon  täglich  11 — 4;  Carpentras 
(ausser  Mittwoch)  10 — 12  und  2 — 4;  Avignon  (ausser  Mittwoch 


Her  Gallicum.  361 

0 

und  Sonnabend)  10—4,  (6—9);  Marseille  taglich  9—12,  2—4, 
(7 — 10);  Nimes  11  —  3;  Montpellier  Universitätsbibliothek 
(ausser  Mittwoch)  12 — 4,  (6 — 8),  Sladtbibliothek  (ausser  Don- 
ner.stag)  11 — 3  (ß^/z — 9);  Toulouse  (ausgenommen  Montag) 
10 — 3;  Tours  (ausgenommen  Montag  und  Samstag)  12—4;  An- 
gers 10 — 4;  Alengon  12 — 2;  Chartres  Montag,  Mittwoch, 
Freitag  11—3.  Über  die  Entstehung  der  Bibliotheken  u.  s.  w.  ver- 
weise ich  auf  Haenel  und  die  gedruckten  Kataloge.  Die  Lokale  an- 
zugeben ist  überflüssig,  da  man  sie  in  jedem  Gasthofe  erfahren 
kann.  —  Das  Zweite  ist  die  Liebenswürdigkeit,  nicht  genug 
zu  rühmende  Gefälligkeit  und  Zuvorkommenheit,  mit 
welcher  man  von  Seiten  der  Bibliothekare  wie  über- 
haupt der  Beamten  aufgenommen  und  behandelt  wird. 
Man  holt  ohne  jede  Beschwerde  auf  die  leiseste  Bitte  eine  Hand- 
schrift, ein  Buch  um  das  andere  herbei.  Hierdurch  wird  ersetzt,  was 
man  sonst  bitter  empfände,  die  in  einzelnen  Bibliotheken  nicht  für 
den  Mann  der  Wissenschaft  berechnete  Vorschrift,  nur  stets  eine, 
höchstens  zwei  Handschriften  zu  geben.  Indessen  hat  man  mir  allent- 
halben, wo  ich  es  nöthig  hatte,  die  Benutzung  an  Tagen  und  zu 
Stunden  gestattet,  wo  die  Bibliothek  geschlossen  ist,  so  dass  ich  bis- 
weilen von  8  bis  6,  10 — 6  arbeiten  konnte.  Und  doch  mussten  so  jene 
Männer  ihre  Zeit  opfern,  welche  mehrfach  das  Amt  nur  als  Ehren- 
amt ohne  Besoldung  bekleiden.  Aber  auch  brieflich  ertheilte  mau 
mir  Auskünfte,  so  dass  es  möglich  war,  die  Zeit  aufs  beste  zu  be- 
nutzen. Diese  Reise,  insbesondere  wenn  ich  bedenke,  mit  welchen 
Schwierigkeiten  man  anderwärts  bisweilen  zu  kämpfen  hat,  gehört 
zu  den  schönsten  Erinnerungen  meines  Lebens.  Und  so  sage  ich  aus 
vollem  Herzen  den  aufrichtigsten  Dank  allen  Vorständen  der  be- 
suchten Bibliotheken,  insbesondere  Mr.  Patru  in  Genf,  Mr.  Robert 
Conservateur-adjoint  in  Grenoble,  Mr.  Bar  res  Bibl.  von  Carpentras, 
M.  Kühnholtz-Lordat  Prof.  et  Bibl.  de  la  facult^  de  mdd.  von 
Montpellier,  Mr.  Paulin  Blanc  Cons.  de  la  bibl.  du  mus^e  Fahre  da- 
selbst, Mr.  Lemarchand  Cons.  adjoint  von  Angers,  Mr.  Daulne 
Bibl.  von  Alen^on.  Zu  ganz  vorzüglichem  Danke  bin  ich  verpflichtet 
Mr.  Aug.  Deloye  Cons.  de  la  bibl.  et  du  musee  Calvet  zu  Avignon, 
Mr.  Dorange  Bibl.  von  Tours,  Mr.  de  Mianville  President  des 
conservateurs  de  la  bibl.  de  Chartres  und  den  übrigen  Herrn  Consep- 

Silzb.  (1.  phil.-bist.  Cl.  LIX.  Bd.  IV.  Hfi.  25 


362  Schulte 


• 


Valoren,  da  diese  Herren  mit  einer  Gefälligkeit  sich  benommen  haben, 
welche  ich  nicht  genug  anerkennen  kann. 

Möge  es  mir  gestattet  sein,  Sr.  Excellenz  dem  k.  k.  Minister 
des  Kultus  und  Unterrichtes  Herrn  Dr.  Ritter  von  Hasner  meinen 
warmen  Dank  dafür  abzustatten,  dass  er,  bestrebt,  wissenschaftliche 
Forschungen  zu  unterstützen,  dem  ehemaligen  Collegen  auf  die  zu- 
vorkommendste Weise  eine  Empfehlung  verschaffte.  Hätte  ich  deren 
auch  aus  den  angegebenen  ehrenden  Gründen  nicht  unbedingt 
bedurft,  so  darf  gleichwohl  mein  Dankgefuhl  sich  nicht  vermindern, 
das  mich  antreibt  zu  schliessen  mit  dem  ergebensten  Danke  für  die 
Güte,  womit  Se.  Excellenz  Mr.  Duruy,  Ministre  de  T  In- 
struction Publique,  durch  die  Übersendung  eines  offenen  und 
auszeichnenden  Empfehlungsschreibens  meine  Bestrebungen  zu  för- 
dern geruht  hat. 


Her  Gallicum.  363 


Verzeichniss  der  abgekürzt  angefahrten  Werke. 

I.  lataloge. 

a.  Über  allp!  Bibliotheken:  Catalogi  lihrorum  manuscriptorum, 
qui  in  bibliothecis  Galliae  cet.  asservantur,  nunc  primum  editi  a  D.  Gustave 
Haene).  Lipsiae,  MDCCCXXX.  in  4<>.  —  Diese  Kataloge,  welche  nur  die  Hand- 
schrift benennen,  seltener  Alter  u.  a.  w.  angeben,  sind  dazu  geeignet,  einen 
ungeftihren  Anhaltspunkt  dafür  zu  bieten ,  ob  man  etwas  zu  finden  hoffen 
dürfe. 

Specialkataloge. 

b.  Angers.  —  Catalogue  des  Manuserits  de  la  Bibliotheque  d*An- 
^ers  par  M.  Albert  Lemarchand  Conservateur-Adjoint.  Angers.  1863. 
510  Seiten  8o. 

c.  Avignon.  —  Waitz  im  Archiv  der  Gesellschaft  für  filtere  deutschf 
Geschichtskunde  etc.,  herausgeg.  von  G.  H.  Pertz,  Bd.  7,  Seite  208  AT.  bietet 
für  canonisches  Recht  nichts. 

d.  Carpentras.  —  Catalogue  descriptif  et  raisonne  des  Manuserits  de 
la  Bibliotheque  de  Carpentras  par  C.  G.  A.  Lambert  Bibliothecaire.  Carpen- 
tras 1862.  3  Tomes  in  8«.  prix  25  fr.  Waitz  a.  a.  0.  Seite  207  flg. 

e.  Chartres.  —  Catalogue  des  Manuserits  de  la  Bibliotheque  de  la  ville 
de  Chartres.  Chartres  1840.  211  Seiten  So.  prii  5  fr.  Im  Archiv  VIII.  S.  385  ff", 
sind  die  canonischen  nicht  behandelt. 

f.  Geneve.  —  Catalogue  raisonne  des  Manuserits  conserves  dans  la 
bibliotheque  de  ia  ville  et  r^publique  de  Geneve  par  Jean  Senebier. 
A  Geneve  1719.  Pertz  im  Archiv  a.  a.  0.  S.  176  flg.  nur  nach  Senebier, 
für  meinen  Zweck  nichts. 

g.  Lyon.  —  Manuserits  de  la  bibliotheque  de  Lyon  ou  Notices  sur  leur 
an^iennite  cet.  par  Ant.  Fr.  Delandine,  Paris  1812,  3  tomes  in  S^.  Für 
meinen  Zweck  ungenügend.  Waitz  a.  a.  0.  S.  210  AT.  Maassen  Bibl.  jur.  can. 
IlL  S.  170. 

h.  Montpellier.  1.  Ecole  de  m^decine.  Catalogue  g^n^ral  des 
Manuserits  des  biblioth^ques  publique«  des  dSpartements  publie  sous  les 
auspices  du  Ministre  de  Tlnstruction  publique.  Tome  premier.  Paris,  Imprimerie 
nationale.  MDCCCXLIX.  4«.  T.  L  pag.  280  sqq.  Gemacht  von  Li bri.  Waitz. 
a.  a.  0.  Seite  191  flg. 

2.  Bibliotheque  de  la  ville,  daselbst  I,  Seite  259  sqq.  Waitz  a.  a.  0. 
S.  206  flg. 

25* 


364  Schulte 

t.  Nismes.  ~  Catalogue  de  la  Bibliolheque  de  Nimes  par  feu  A.  A.  Lio- 
tard  revu  par  Ch.  Liotard.  Nimes  1861,  3  vol.  8.  Manuscripte  (circa  3.iO)  im 
1.  und  ein  Nachtrag  im  3.  Bande.  Die  Nummern  laufen  mit  denen  der  gedruckten 
Bücher,  deren  gegen  80.000  sind,  fort. 

Der  Katalog  von  Tours,  welchen  Herr  Do  ränge  anfertigte,  ist  im 
Druck.  Ich  habe  demselben  ein  Verzeichniss  der  canonistischen  Handschriften 
ubersandt. 

II.  Sonstige  Werke. 

Acheril  Lueae,  Veterum  aliquot  scriptorum  qui  in  Bibliolhecis,  maxime  Benedic- 
tinorum  latuerant,  Spicilegium.  Paris,  cdit.  in  4^^.  MDC. 

Ant^nii  Augustini  Episc.  Ilerdens.  Antiquae  Deere talium  Collectiones 
comroentariis  et  emendationibus  illustratae  cct.  Paris.  MDCXXL  fol. 

Ballerlnii  Petr.  et  Hieron.  fratr..  De  antiquis  tum  editis  tum  ineditis  Collec- 
tionibus  et  Collectoribus  Canonum  ad  Gratianum  usque  tracta- 
tus  in  quat.  pari,  distrib.  in:  Leonis  M.  Opera,  Appendix.  Tom.  Hl.  Venet. 
a.  MDCCLVH.  fol. 

Baluilos  Steph. ,  Capitularia  Regum  Francorum  cet.  Paris. 
MDCLXXVH.  2  Tomi  fol. 

CaTe  Guil.,  Scriptorum  ecclesiasticoruro  Historia  literaria  cet. 
Colon.  Allobrog.  MDCCXX.  fol. 

Coilecllo  Canonum  Ecclesiae  Hispanae  ex  probatiss.  ac  pervetustis 
codieibus  nunc  primum  in  lucem  edita  a  Publ.  Matritensl  Bibliotheca. 
Matriti  a.  d.  MDCCCVHI.  Epistolae  Decretales  ac  Rcscripta  Ro- 
manorum Pontißcum.  Matriti  a.  d.  MDCCCXXL  fol.  Als  1  und  II  citirt. 

Hlnscblus  Paul,  Decretales  Pseudo-Isidorianae  et  capitula  Angilramni. 
Ad  fidem  libr.  manuscr.  rec.  fontes  indicavit  commentationcm  de  collec- 
tione  Pseudo-Isidori  praemlsit,  Lips.  MDCCCLXHI.  8^. 

JaflT^  Phil.,  Regesta  Pontificum  Romanorum  ab  condita  ecciesia  ad 
annum  post  Christum  natuiu  MCXCVHI.  Beroi.  MDCCCLI.  4». 

Laspejres  Ern.  Ad.  Theod.,  Bernardi  Papiensis  Faventini  Episcopi 
Summa  Decretalium.  Ad  libr.  manuscr.  6dem  cum  aliis  eiusd. 
scriptoris  anecdotis,  Ratisbon.  MDCCCLX.  8«. 

Haassen  Fried.,  Bibliotheca  latina  juris  canonici  manuscripta 
Erster  Theil.  Die  Canonensammlungen  vor  Pseudoisidor.  II.  Frank- 
reich. Wien  1867.80. 

—  BeitrSge  zur  Geschichte  der  juristischen  Literatur  des 
Mittelalters,  insbes.  der  Decrctisten-Literatur  des  XII.  Jahrh.  Wien 
1857.  80. 

—  Paucapalea.  Ein  Beitrag  zur  Literaturgeschichte  des  canonischen 
RechU  im  Mittelalter.  Wien  1859.  8o. 

Haosl  Dom.,  Sacrorum  Conciliorum  nova  et  ampl.  collect,  cct  Edit.  Florent. 
Oudlnos  Casim.,  Commentarius  de  ScriptoribusEcclesiae  antiquis 

cet.  Francof.  ad  Moenum,  MDCCXXII,  3  T.  fol. 
Perti.  Archiv.  Siehe  Katal o  ge. 


Iter  Gallicum. 


365 


Perti.  Monumenta  Germaniae  historica  ...  Leguin  Tom. LMDCCCXXXV, 
Tom.  ir.  MDCCCXXXVir.  Hanno?,  fol. 

Phillips  Geor$r>  Kirchenrecht»  Vierter  Band,  Re^ensb.  1851  in  8®. 

Possefinus  Ant.»  Apparatus  sacer  cet.  Colon.  Agripp.  MDCVIIL,  2  voll.  fol. 

Pottbast  Aug.,  Bibliotheca  hist.  medii  aevi.  Wegweiser  durch  die  Geschichts- 
werke des  Europ.  Mittelalters  von  375—1500  cet. Berl.  1862. 8o.  S u p  pI  e- 
ment  1868. 

Qoetlf  Jac.  et  £cliard  Jac,  Scriptores  Ordinis  Praedicatorum  recen- 
siti  cel.  Lutet.  Paris.  MDCCXIX,  XXI.  2  voll.  fol. 

Savignj  von»  Fried.  Carl,  Geschichte  des  Römischen  Rechts  im 
Mittelalter,  Zweyte  Ausgabe,  7  Bde.  in  8«.  Heidelb.  1834—1851. 

Schuhe  Fried..  Die  Lehre  von  den  Quellen  des  kathol.  Kirchen- 
rechts, Giess.  1860.  8o. 

—  Lehrbuch  des  kathol.  Kirchenrechts  und  dessen  Literatur- 
geschichte. Zweite  Auflage.  Giessen,  1868,  8®. 

—  Die  Dekretalen  zwischen  den  Decretales  Gregorii  IX  und 
Liber  VI.  Bonifacii  VllL  cet.  Wien  1867.  8«. 

—  Die  canonistischen  Handschriften  der  Bibliotheken  ...  in 
Prag.  Prag.  (Aus  dem  Actenbande  der  k.  bdhm.  Gesellsch.  d.  Wiss.) 
1868.  in  40. 

Steffenhagen  Aem.  Jul.  Hugo»  Catalogus    codicum   man  u Script or um 

b i  b  I.  re^.  et  uni vers.  Reginiontanae.  Fase.  I  cod.  ad  jurisprud.  perün. 

cet.  Rcgim.  MDCCCLXL  in  4o. 
Stintiing  Ro<ierieh,  Geschichte  der  populftren  Literatur  des  römisch-kanonischen 

Rechts  in  Deutschland  am  Ende  des  fünfzehnten  und  im  Anfang  des 

sechszehnten  Jahrhunderts.  Leipzig  J867  in  8®. 
Thiel  Andreas,  Epistolae  Romanorum  Pontificura  genuinae  et  quae  ad  eos  scriptae 

sunt  a  S.  Hilario  usque  ad  Pclagium  11.  .  .  .  Tom.  L  Brunberg.  1868.  8^. 

Die  fortlaufenden  Nummern  vertheilen  sich  auf  die  Bibliotheken: 


Alenpon 

Nummer  CC.           bis  CCX11L 

Angers 

n 

CLXllI.       „   CXCIX. 

Avignon 

•» 

LIII.         „  Lvni. 

Carpentras 

»» 

XLIV.         „  LH. 

Chartres 

» 

CCXIV.      „  CCLXXVUI. 

Geneve 

u 

L               «  VI. 

Grenoblo 

♦» 

vn.        „  XXV. 

Lyon 

n 

XXVI.        „  XUII. 

Marseille 

n 

UX.          „  LXVl. 

Montpeiiieri 

,  Stadt 

n 

Lxxxvm  r,  xci 

w 

Universität 

n 

LXX          «  LXXXVII 

Nimes 

n 

Lxvn.       „  LXIX. 

Toulouse 

n 

XCII.        „  ci. 

Tours 

» 

eil.            „  CLII. 

366  8  c  h  u  i  t  t 


I.  Genöve. 

Bibiiothique  de  U  ville. 

I.  —  Num.  59.,  fol.,  mbr.,  saec.  XIV.   Derselbe  enthält: 

a.  Decretales  Gregorii  IX.  mit  dem  Apparatus  (Glossa 
ordinaria)  und  vielen  späteren  Zusätzen. 

b.  Die  Sammlung  der  Dekretalen  Innoeenz  IV.  Sie  reihen 
sich  als  selbstständiger  Theil  auf  einer  neuen  Seite  beginnend  an, 
sind  am  oberen  Rande  gleich  denen  Gregors  mit  beziehungsweise 
I.  II.  III.  V.  (liber)  bezeichnet;  desgleichen  steht  regelmässig  die 
Titelrubrik. 

Die  Ordnung  der  Sammlung  ist  folgende.  Nach  der  Rubrik : 
«Innoc.  Ilir  in  conc.  Lugd.'  liber  primus  de  rescriptis.** 
steht  die  Bulle  für  Paris,  darauf  die  Dekretalen ,  verglichen  mit  der 
Reihenfolge  meiner  angeführten  Abhandlung  S.  705  ff.  also  :  1 — 6, 
8—18,  20  [Ad  hoc  per  quandam  epist.  f.  r.  cet.J  19.  21.  22. 
25—27,  31.  32.  34-40,  30.  [Non  solum  in  favorem].  Es  fehlen 
also  7.  23.  24.  28.  29.  33.  41.  42.  Das  letzte  cap.  non  solum  ist 
ohne  Rubrik  angehängt  worden. 

Vor  c.  12.  steht  als  Rubrik:  Innoc.  IV  in  conc.  lugd.  I.  II.  de 
judiciis,  vor  31:  Innoc.  de  cens.  et  procur.  lib.  III;  vor  32:  Innoc. 
IV.  in  conc.  lugd.  libro  V.  de  hom. 

Die  Cflogge  fehlt  bei  den  capita  15.  frequens,  32  pro  hu- 
mani,  30  non  solum;  letztere  beiden  sind,  wie  a.  a.  0.  S.  708 
Note  23,  760  ff,  bemerkt  wurde ,  regelmässig  nicht  glossirt  worden. 
Sie  beginnt:  „Cum  in  multis  .  .  bene.  nam  omnes  expressi  in  lit. 
conveniuntur  praeter  illos  quatuor.  credimus  tamen.**  Vergleicht  man 
damit  das  a.  a.  0.  Seite  770  Mitgetheilte .  so  scheint  der  Codex  die 
Glosse  des  Petrus  de  Sampsone  zu  enthalten. 

n.  —  N.  60.  fol.  membr.  saec.  XIV.  Decretum  Gratiani 
mit  der  Glossa  ordinaria.  Der  Codex  hat  prachtvolle  Miniaturen. 

in.  —  Nr.  62.  fol.  membr.  Originalstatuten  der  Genfer  Kirche 
und  des  Capitels  von  1483. 

IV. —  N.  71.  fol. Chart. s. XV.  „Ista est  lectura  domini  lohannis 
Anton ii  de  Grassis  doctoris  qui  legit  in  studio  [unleserlicher 
Name]  ultra  montes  et  interpretis  legum.  In  primo  libro  decretalium 


Iter  Gallicum.  367 

die  lunae  XXV.  Octobris  anno  dorn,  inillesimu  IUP  XXVIII  habeo  alias 
varias  (?)  lecturas. 

V.  —  N,  126.  fol.  Chart.  2  voll.  Registrum  epistolarum  Amadei 
episeopi  Sabiuensis  von  1449  bis  1459. 

VI.  —  38  und  38'  chart.   s.  XV.    Manipulus   euratorum  des 
Guido  de  Monte  Rocherii. 


II.  Grenoble. 

Biblioth^que  de  la  ville.  > 

Vn.  —  Num.  11.  (Katal.  num.  S19),  fol.  maj.»  membr.,  saec. 
XII.  DecretumGratiani.  Der  Anfang  fehlt,  die  Handschrift  be- 
ginnt in  can.  6.  §.  3.  verbo  nequaquam  D.  IV.  Sie  hat  keine  den 
Text  erläuternden  Glossen,  sondern  nur  Verweisungen  am  Rande  auf 
das  Dekret  selbst,  auf  Bu  rchard*s  Dekret,  das  römische  Recht  und 
die  Bibel.  Nachgratianische  Dekretalen  habe  ich  nicht  citirt  gefunden. 

Vin.  —  N.  34.  (Kat.  517).  fol.  maj.,  2  Col.  zu  51  Zeilen, 
membr.,  saec.  XII.  Decretum  Gratiani  ohne  Glosse  geht  aber 
nur  bis  zur  C.  XIXV.  qu.  7.  dictum  Grat,  zu  can.  3  liquido  appa- 
ret.  Die  Randbemerkungen  enthalten  durchweg  dieselben  Citate 
als  die  vorher  genannte  Nummer;  die  Randnoten  sind  stets  bezeich- 
net mit  D.  Heiee  haben  prachtvolle  Initialen  byzantinischen  Styles. 

In  dieser  Handschrift  enthält  fol.  P  und  die  7  folgenden  eine 
Einleitung  zum  Dekrete,  welche  aufängt:  „In  prima  parte  agi- 
tur  de  iusiitia  naturali  et  positiv«  tam  constituta  quam  inconstituta, 
quae  cui  praeponatur.  de  iure  civili  et  ecclesiastico,  quod  cui  praefe- 
ratur.  de  auctoritate  etiam  canonicarum  scripturarum  ,  conciliorum 
tam  generalium"«  cet.,  und  eine  kurze  Inhaltsangabe  bietet.  Das 
Dekret  fängt  an:  „Concordantia  discordantium  canonum  ac  pri- 
mum  de  jure  Constitution  um  et  natura  e**.  Regelmässig  ist  im 
Eingange  der  Causa  deren  Materie  durch  ein  Schlagwort  bezeichnet, 
z.  B.  : 

lucipit  I.  causa,  in  qua  de  simoniacis  agitur. 

ine.  II.  de  episcoporum  accusatione. 

ine.  III.  in  qua  agitur  de  expoliatis. 

ine.  IV.  de  accusatione  et  primum  de  ex  com. 

ine.  V.  de  accusatione. 


368  Schulte 

inc.  vi.  de  accusat.  symoniacorum. 
ine.  VII.  de  substitutis. 

inc.  VIII.  in  qua  de  episcopis  agitur  qui  successores  sibi  insti- 
tuunt. 

ine.  IX.  de  episcopis  excommunicatis.  cet. 

XVII.  de  sacerdotibus. 

XVIII.  de  monachis. 
XXIII.  de  haereticis. 

Der  Arbor  consanguinitatis  ist  geseicbnet  anf  dem  Ge- 
wände eines  Mannes  mit  einer  Krone  und  wird  von  demselben  mit 
beiden  Händen  gehalten.  Ein  früherer  Bibliothekar  (Champollion, 
Bruder  des  Bekannten)  hat  die  Figur  für  Gratian*s  Portrait  gehalten 
und  dies  im  Codex  notirt. 

Die  Handschrift  hat  folgende  Paleen  i): 

I.  in  der  Pars  prima. 

c.  4.  D.  V.  —  c.  1.  D.  XIX.  —  c.  5.  D.  XXV.  —  c.  7.  D. 
XXVH.  —  c.  8.  D.  XXXI.  —  c.  2.  D.  XXXII.  —  c.  5.  6.  7.  D. 
XXXV.  —  c.  13.  14.  15.  D.  XXX Vm.  —  c.  6.  7.  D,  XLII.  —  c.  7. 
D.  XLIV.  —  c.  13.  23.  24.  52.  D.  L.  —  c.  31.  32.  D.  LXIII.  —  c.4. 
D.  LXVIII.  —  c.  2.  D.  LXXVin.  —  c.  21.  D.  LXXXI.  —  c.  11.  12. 
13.  D.  LXXXVIII.  —  c.  12.  D.  XCVL,  also  in  Pars  prima  nur  28 
anstatt  61  (bei  Richter). 

II.  in  der  Pars  secunda. 

c.  6.  C.  I.  qu.  4.  —  Causa  II.  qu.  1.  c.  8.  9.,  qu.  4.  c.  6.,  qu, 
6.  c.  17.  29.  —  Causa  X.  qu.  2.  c.  3.  —  XL  qu.  1.  c.  3.  45.  —  XII. 
qu.  2.  c.  31.  —  XVI.  qu,  7.  c.  3.  —  XX.  qu.  1.  c.  10.  also  bis  zur 
C.  XXIV.  einschliesslich  nur  12.  während  es  72  (Richter)  gibt. 

Bemerkt  sei  uoch.dass  in  Dist.  XXVII.  das  c.  7.  mit  c.  4.  eines 
bildet,  dessgleichen  in  D.  XXXI.  cap.  4  und  5.,  LXXI.  c.  21  und  20, 
in  C.  IV.  qu.  4.  c.  3.  noch  ein  Citat  aus  Cod.  Just.  lib.  IV.  tit.  de  pro- 
bat, steht,  das  sonst  als  Palea  zu  c.  2.  qu.  5  „accusaior^  erscheint, 
in  C.  X.  qu.  2.  dix  capp.  2.  und  3.  zusammengezogen  sind. 

Es  unterliegt  demnach  wohl  keinem  Zweifel,  dass  die  Hand- 
schrifr  zu  den  älteren  gehört  und  von  einer  gemacht  wurde ,  welche 
noch  keine  Glossen  im  eigentlichen  Sinne  hatte. 


9  Ich  nehme  hier  jene  SteUen  als  solche  an,  welche  in  der  Ausgabe  von  Richter 
ala  Paleae  bezeichnet  sind.  Vgl.  deren  Znaammenstellung  in  meinen  QucHen  des 
Rirchenr.  S.  327. 


Iter  Galiicum.  3Ü9 

Das  Decretum  Gratiani  enthält  auch  num.  62  (518)  fol.membr. 
s.  XV. 

IX. —  N.  16.  Standnummer  (S20  Katalogsnummer),  fol.  membr. 
s,  XII.  —  33  Lagen  zu  8  Blättern;  je  2  Col.  zu  5S  Zeilen. 

DecretalesPseudoisidorianae.  Der  Codex  ist  Hins  cbius 
nicht  bekannt.  Seine  Gestalt  ist  folgende : 

„In  nomine  domini  nostri  Jesu  Christi  incipit  praefatio  sancti 
Ysidori  hispani  episcopi  in  decretis  pontificum.  Isidorus  pecca- 
tor  cet. 

1.  Ordo  de  celebrando  concilio. 

2.  Breviarinm  canonum  XXXII.  num.  umfassend. 

3.  Epistola  Constantini  Augusti. 

4.  Ineipiunt  tituli  canonum  apostolorum  numero  quinquaginta. 
Plura  capitula  ab  apostolis  constituta  cet.  Incip.  eccl.  reg.  sauctorum 
apostol.  prolatae  per  dementem  eccl.  Rom.  Pont,  ex  graecis  cet.  Die 
50  ersten  canones  apostolorum. 

5.  Epist.  Aurelii  ad  Damasum  und  rescriptum  Damasi. 

6.  Hierauf  in  derselben  Reihenfolge  wie  in  der  Ausgabe  von 
Hinschius  die  Papst-Rriefe  von  Clemens  bis  auf  Melchiades  mit 
der  Abweichung»  dass  Cornelius  nicht  zwei,  sondern  drei  hat.  Der 
dritte  ist  eine  epist.  Cornelii  ad  s.  Cyprianum. 

7.  Exemplar  constituti  domini  Constantini  imperatoris.  Inc. 
capitula  (6). 

Der  nunmehr  folgende,  die  Concilien  enthaltende  Theil,  bietet 
eine  Anzahl  von  Eigenthümlichkeiten,  wesshalb  ich  seinen  Inhalt  genau 
mittheile. 

1.  1.  Quo  tempore  actum  sit  nicaenum  cone. 

2.  Praefatio  nicaeni  conc.  —  Canones.  —  Subscriptiones 
(318)  episcoporum.  Expl.  nomina  episcopor.  nie.  conc. 

II.  Ineipiunt  decreta  quaedam  ex  synodalibus  gestis  sancti 
S  i  1 V  e  s  t  r  i  papae.   1 0  capp. 

III.  Synodus  Constantinopolitana  .  .  .  Subscriptio  .  . 
Expl.  Can.  Conc.  Constant. 

IV.  Incipit  Cone.  Ephesinum. 

1.  ^Incipit  translatio  primi  Ephesini  concilii;  tracta- 
tus  primus  beati  Cyrilli  Alexandrini  Episcopi  de  incarnatione 
dni.  ad  totius  Aegypti  monachos  contra  Nestorium  Constan- 
tinopolitanum  Episcopum.  Veneruntquidem... 


370  Schulte 

2.  Coiitestatio  publice  proposita.  missa  Coustaniinopolim  a 
C  y  r  i  1 1  ü  Alex.  Episc.  contra  Nestor.  C  o  iii  ii  r o  a  c  c  i  p  i  e  n  t  e in  li  a e  c. 
Maiisi  IVcoi.  1007  mit  anderer  Übersetzung.  Baluze  I.  c.  pag.  402. 

3.  Ep.  Cyrilli  Alex,  urbis  Ep.  ad  Nesloriuin  Ep.  Coust. 
Rever.  et  dei  cultori . . ,  Viri  modesti. 

4.  Inc.  Ep.  Nestorii  Const.  Ep.  ad  Cyr.llum  Ep.  Rev.  et 
dno  amabili  cet.  nihil. 

5.  Ep.  Celestini  papae  ad  Ne.storium.  Dilectiss.  fratri 
Nestorin  Celestinus  .  .  .  Aliquantis. 

6.  Eiusd.  Celestini  ep.  ad  Clerum  et  populuin  Const  .  .  .  Ce- 
lest.  ep.  patribus  et  diaconibus  cleri  dei  .  .  Ad  eos  mihi. 

l.Celestin.  .  Johanni  Antiocheno,  Juvenali  Hierosol.,  Ruso 
Tessal.   Flam.  Phil.  Optaremus. 

8.  Celestinus  adCyrillum.  Carissimo  Cyrill»  Celest.  Tri- 
stitiae  uostrae. 

9.  Cy  rill  US  ad  Acaciuni  beroeae.  Domino  meo  .  .  Vehe- 
menter. 

10.  Acacius  ad  Cy  rill  um  ....  Domino  meo  per  omnia 
sancto  ...  Legi  lite ras. 

11.  Cyrillus  .  .  Juvenali  hierosolym.  Optabam. 

12.  Cyrillus  ad  quendam  zelotem.  Novimus  tuae  dilec- 
tionis  sinceritatem. 

13.  Cyrillus  ..  ad  Johannem  Antioch.  Ep.  ..  .  Cognovit 
0  m  n  i  u  0. 

14.  Johannes  Ant.  ad  Nestorium  .  .  .  Domino  meo  amabi- 
lis  cet.  Meam  intentionem. 

15.  Ep.  synodica  Cyrilli  Alex.  Ep.  ad.  Nestorium  .  .  . 
Salvatore  nostro  dicente. 

16.  Ep.  eiusd.  scripta  ad  Clerum  et  populum  Const.  Di- 
lectiss. et  desiderabil. 

17.  Ep.  Imperatorum  ad  Cyrillum  Alex.  ep.  imp.  Cesares 
Theodosius  et  Valentinianus  .  .  . 

18.  Item  Ep.  Imper.  ad  Cyrillum  ep. 

1 9i  Ep.  J  0  h  a  n  n  i  s  Ant.  ep.  ad  C  y  r  i  1 1  u  m  ep. ,  cum  iam  sacrum 
concilium  convenisset.  Domino  meo  amabili  et  sanctiss.comministro. . . 

20.  Exemplar  monumentorum  quae  gesta  sunt  in 
epheso  a  sancto  concilio.  super  depositione  Nestorii. 
Post  consulatum  cet. 


k 


Itcr  Gallieiun.  ,^71 

Darauf  folgen  die  bei  Bai  uze  p.  466  sqq.,  Mausi  IV.  eol. 
1183  sqq.  abgedruckten  Zeugnisse,  anfangend  mit:  Petri  saneti 
episcopi  et  martiris  ex  codice  de  deitate  .  .  .  Athanasii  s.  ep. 
Alex,  de  codice  contra  Arrianos  u.  s.  w.  bis  zu  dem  letzten  in  col. 
1207.  Hervorgehoben  sei  noch,  dass  die  Handschrift  anstatt  >^it 
Mansi  col.  1198  ex  quaternione  XXI.  hat  „de  quaternione  IUI.'' 
col.  1202  nicht  „de  quat.  VI.  Perpende**,  sondern:  „de  quat.  XVI. 
Considera"*,  col.  1203  nicht  „ex  quat.  XVI.  hie  est"*,  sondern  „de 
quat.  XV.  iste«,  endlich  col.  1206  nicht  „ex  quat.  XVII.  unde**,  son- 
dern „de  quat.  VII." 

2t.  Ep.  Caprioli  Carth.  ep.  ad.  syn.  Ephesin  .  .  .  Op- 
tabam. 

22.  Sententia  prolata  a  s.  conc.  contra  nestorium. 
Sancta  syn.  dixit. 

23.  Dammatio  missa  ad  faeiem  eins  altera  die  damnatiunis 
eins.  S.  Syn.  quae  gratia  dei  secundum  sanctionem  .  .  . 

24.  Definitio  prolata  a  s.  et  univ.  conc.  Eph.  contra  prae- 
sumentes  vel  docere  aliquid  vel  scribere  contra  definitionem  expositae 
fidei  a  CCCXVIII.  patribus.  Petrus  prbt.  Alexandriae  et  priniicerius 
notarior  .  .  . 

2o.  Nicaena  syn.  fidem  hanc  protulit:  Credimus. 

26.  Ep.  destinata  ad  clericos  et  yconomos  ecciesiae  Const.  S. 
Syn.  gratia  dei  in  Epheso  congregata. 

27.  Ep.  Cyrilli  ad  clerum  et  popul.  Alex.  Cyrillus  presb.  et 
diaconihüs  et  populo  Alex. 

28.  Relatio  ad  Im  per.  de  depositione  Nestorii.  Piissimis  et 
dö.  amanliss.  Tbeodosio  et  Valent. 

29.  Cyrilli  ad  archiep.  et  archimandritas  Const.  Cyrillus  .  . 
Commarioni  .  .  .  Vestrapietas. 

30.  Cyrillus  ad  patres  monachorum.  Dominus  n.  J.  CH. 

31.  Congregata  S.  Synodus  in  Epheso  . .  Bai  uze  pag.  486. 

32.  Exemplar  rescripti  imperialis  missi  Ephesum  per 
Palladium  Magistrianum.  Imperatores  Cesares  Theodos  et  Valent. 

33.  Monumenta  quae  gesta  sunt  in  Epheso  sub  praesentia 
eorum  qui  de  Roma  venerunt  episcoporum  atque  presbiterum.  Post 
consulatum  dominorum  nostrorum  Flavii  Theod.  XIII.  et  Flavii 
Valent.  in.  .  .  Baluze  p.  489. 


37ü2  Schulte 

34.  Celestiüus  p.  ad  syn.  Ephes.  Cel.  ep.  s.  synoda  apud 
Ephes.  congregatae.  . 

35.  Ep.  concilii  s.  adclerumet  populumConst.  Saiicta  magna- 
que  et  universalis  syn.  gratia  dei  collecta  .  .  . 

36.  Ep.  Cleri  Const.  ad  s.  eone.  Dei  cultoribus.  .  .  Baluze 
p.  494. 

37.  Ep.  univ.  concilii  ad  Augustos.  Piiss.  et  deo  amantiss. 
Theodos.  et  Valent. 

38.  Libelli  oblati  s.  conc.  a  s.  —  eps  C  y  r  i  1 1  o  Alex,  et  M  e  m  n  o  n  e 
Ephes.  Post  consulatum  .  .  . 

39.  Exemplar  relationis  a  s.  conc.  ad  Imperat.  de  Orient. 
Piiss.  et  a  deo  custoditis  .  ,  Bai.  p.  S18. 

40.  Exemplar  sacrae  quae  directa  est  ad  s.  conc.  Celestinus 
Rufo,  Augustino,  Theodato.  . . 

41.  Exemplar  relationis  s.  concilii  ad  sacrum.  Imper.  Piiss.  et 
Christo  amantiss  .  .  . 

43.  Cyrillus  .  .  ad  Clerum  Const.  Turbatum  quidem 
nimis  est  s.  conc. 

43.  Memnonis  .  .  ad  Clerum  Const.  Quanta  propter 
veram  fidem. 

44.  Ep.  univ.  conc.  ad  Augustos.  Piiss.  et  Christo  amantiss. 

45.  Ep.  univ.  conc.  ad  Clerum  Const.  S.  syn.  quae  per  gratiam 
dei. .  . 

46.  Nie.  syn.  hanc  fidem  exposuit.  Credimus. 

47.  Petri  s.  Ep.  et  Mart.  ex  libro  de  deitate.  Quam  et  vere. 

48.  Confessio  fidei  Carisii  presb.  Credo  in  unum  deum  .  .  . 

49.  Exemplar  expositionissymboli  transformati  Qui 
vel  nunc  primum  erudiuntur. 

50.  Ex  codice  Nestorii  quaternione  XVII.  Cum  igitur 
divina  scriptura  .  .  .  Haec  subscriptio:  Cyrillus  ep.  Alexandriae 
subscripsi  .... 

51.  Ep.  Episcoporum  qui  Constantinopoli  inventi  sunt  ad  s. 
Ephesinum  scripta  conc.  Sanctiss.  et  honorabil.  archiep,  et  patri- 
bus.  .  . 

52.  Precea  cleri  Const.  pro  Ephes.  conc.  Scientes  vestram 
sanctitatem. 

53.  Item  ep.  s.  Cyrilli  ad  Constantinopolitanos.  Cyr.  Theotempto 
Potamoni,  Daniheli .  .  . 


Uer  Giillicuiii.  373 

54.  Sennones  diversi  s.  Cyrilli  archiep.  dicti  apud  Ephesum 
collectis  celebr.  et  excom.  Orientalibus. 

Dives  est  et  hodie  deus  iioster.  —  Sauetorum  quidem 
honore  et  gloria  omnium  minor  est.  —  Ejusd.  contra  Johannem 
Antioeh.  Caritatis  divin ac  virtutem.  Bai.  p.  546, 

Item  ciusd.  Qui  sacras  recipiunt  seripturas.  Ib.  p.  550. 

Item  eiusd.  Beatus  propheta  David  in  deo. 

55.  Theodoti  s.  epi  Ancirorum  sermo  de  nativitate  salvatoris. 
Clara  et  inopinabilis  praesentia. 

Item  eiusd.  de  eodem.  Clara  praesentia  festivitatis  causa  et 
communem  hominibus  salutem  ferens. 

56.  Homilia  Regini  constantiae  Cypri  ep.  Michi  quidem  tacero 
videbatur.  Bai.  p.  566. 

57.  Exemplar  ep.  scriptae  a  s.  syn.  Archiep.  Romanor.  Celestino 
Sanctiss.  'et  reverent.  comministro  (^el. 

58.  Mandatum  injunctum  a  s.  conc.  bis  qui  missi  sunt  ab  eo 
Constantinopolim  ut  causam  cum  oriental.  dicerent.  Deo  amant.  et 
dei  cultori  prho  Pbilippo  obtiiienti  locum.  . 

59.  [Daneben:  „hinc  videtur  deesse  una  epistola*'] 
Ep.  univ.  Conc.  ad  Augustos.  Piiss.  et  do  amantiss.  Theodos.  et 

Valent.  Bai.  p.  575. 

60.  Commonitorium  cum  relatione  directum  clero 
Const.  a  syn.  Necamur  acstibus  cum  aeres  sint  graves.  Bai.  p.  582. 

61.  Narratio  ordinal.  Maximiani  epi  Constantinopoleos.  Euntibus 
autem  Const. 

62.  Ep.  Maximiani  epi  Const.  missa  s.  Cyrillo  ep.  Deo  amant. 
et  rev.  comministro  Cyr. 

63.  Cyrilli  .  .  ad  legatos  univ.  conc.  Constant.  missos. 
Dnis  desiderabil.  et  dei  cultor.  fratribus. 

64.  Interpretatio  sanctionis  imperialis  scriptae  ad  Isidorum  praef. 
p.  et  consulem  ordinarium. 

Licet  pro  sollicitudine  publicarum   rerum. 

65.  Edictum  legis  sacrae  contra  Nestorium.  Debita  a  nobis 
piissimae  religionis  cultura. 

66.  Item  edict.  aliud.  Flavius,  Arthemius  Isidor.  Flavius  Bachius 
et  Flavius  Simplicius  reginus. 

67.  Sacrae  imperialis  ad  Johannem  Anti^ch.  ep.  Imp.»  cesares, 
yictores,  triumph.  cet.  Bai.  p.  586. 


374  Schulte 

H8.  Libellus  (latus  archiep.  Cvrillo  a  Paulo  ep.  Einiseno  inisso  a 
Johanne  Antioch.  Domino  meo  per  omnia  sanctiss.  et  bi*at.  ep. 
Cyrillo. 

69.  Johannis  Ant.  ad  s.  Cyrillum. 

70.  C  y  r  i  1 1  i  ad  Johannein. 

71.  Omeh'a  Cyrilii  habita  ad  populum  XXVIH.  die  indietione 
prima.  Eos  qui  pietate  firmi  .  .   Bai.  p.  d9(>. 

72.  Cyrilii  .  .  ad  Maximianum.  ibidem. 

73.  Commonitorium  Eulogio  presb.  Alex,  observanti  Const.  a 
sanctiss.  episc.  Cyrillo.  Reprehend  unt  quidem  expositionem. 

74.  Cyrilii  .  .  ad  Aeaeium  epm.  Ib.  col.  599. 

V.  „Explieit  translatio  prima  Ephesini  Concilii.'* 

1.  Incipit  Caicidonensis  Sjnodns.  scxcentorum  triginta  eprm. 
habita  contra  omnes  hereses.  maxime  adversus  Euthicen  et  Dioscurum 
Valentiniano  septies  et  Haino  consulibus  era  CCCCLXXXVIIIL 
Consultu  piissimi   et  amatoris    Christi  Flavii  Martiani  cet. 

2.  Symbolum  trecentorum  decem  et  octo  sanctorum  patrum  qui 
in  Nicea  convenerunt.  Credimus.  . 

3.  Incipiunt  regulae  ecelesiastieae  promulgatae  a 
Caicedonensi  s.  Conc.  Incipiunt  capitula.  27. 

Et  subscripserunt  universi  epi,  quorum  ista  sunt  nomina. 

4-  Inc.  edictum  imper.  in  coniirmatione  conc.  Calced.  Imp. 
Valent.  cet. 

5.  Incipiunt  nonnullae  sanctiones  sparsim  collectae  actionis 
primae  s.  et  magni  Calcid.  conc.  Cum  in  dei  nomine  sub  die  octavo 
idus  octobris  indietione  IUI. 

VI.  Ineipit  r^pitnla  saneti  qointi  Coneilii  CoBstantinopoli  cele- 
brati  sub  Justiniano  Augusto.  25  capp. 

VII.  Inc.  decreta  sinodica  Martini  papae  contra  Theodorum  et 
Cyrum  eps  ac  socios  eorum  hereticos  damnatos  eo  quod  unam  natu- 
ram  et  unam  voluntatem  atque  operationem  in  filio  asserebant,  quae 
transcribens  misit  per  orthodoxos  vires  in  orientem  atque  occidentem. 
Si  quis  30  capp. 

VIII.  Quae  secuntur  ex  Constantinopolitana  synodo  XI.  sumpta 
sunt.  Cum  leditur  fides  parentum.  . 

IX.  Incipiunt  constituta  s.  Gregorii  papae  sub  anathemate  inter- 
dicta.  In  nomine  domnii  dei  salvatoris.  Ex  coli.  Dionys.  Hinschi us 
pag  753. 


Iter  GMlIicum.  tt  T  5 

X.  Iricipiurit  oapilula  quae  ex  graecis  et  latiais  canonibus  et 
sinodis  romanis  atque  decretis  presuluin  ac  principum  Romanorum 
sparsim  colleeta  sunt  et  Engiltranno  Mediomatrieae  urbis  episcopo 
Romae  a  beato  papa  Adriano  tradita.  Sub  die  tertio  deeimo  Kalen- 
darum  Oetobrium.  Indictione  nona.  quando  pro  sui  negotii  causa 
agebatur.  Dei  ordinati o n e  cet. 

XI.  Incipiuntcapitula  epistolarum  decretalium  ven. 
apiieorum  Rom.  ecciesiae  sequentis  operis.  204  epistolae. 
Die  Zc^hl  stimmt  genau. 

i.  Ep.  Athanasii  et  universor.  Aegyptiorum  eprm  ad  Marcum 
s.  Rom.  sedis  papam.  qua  postulans  ab  eo  sibi  mitti  plenaria  Niceni 
cone.  exemplaria  sub  tuta  stipulatione.  et  quod  LXV  sint  capitula 
Niceni  Conc.  Hinschius  p.  451  mit  abweichender  Überschrift. 

2.  Inc.  cap.  in  prima  epist.  Marc!  p.  3  capp.  Der  Brief  Hin  seh. 
p.  454. 

3.  Inc.  decreta  Julii  p.  de  fide  in  s.  Rom.  tractata  concilio.  a  , 
beato  Julio  p.  et  reliquis  verae  fidei  episcopis.  In  nomine  dei  et  sal- 
Tatoris  nostri. 

4.  Inc.  cap.  \n  ep.  Julii  p.  omnibus  orientalibus  episcopis 
directa  8  capp.  Hin  seh.  p.  456. 

5.  Ep.  Oriental.  Arrianorum  episc.  ad  Juh'um  p.  Ibid  p.  462. 

6.  Der  Brief  Julius  ibid.  p.  464  mit  ganz  derselben  Inscription 
in  26  capp.  getheilt. 

7.  Der  Brief  des  Äthan,  an  Liberius  ibid.  474. 

8.  Liberius  an  Äthan asius  ibid.  p.  476. 

9.  Incip.  capp.  in  ep.  secunda  Liberiip.  (2).  Inc.  ep.  secunda 
H.  p.  494. 

10.  Athanasius  an  Felix.  Ibid.  p.  478.  Voraus  die  10  capp. 

11.  Brief  des  Felix  das.  p.  484.  mit  allen  Rubriken. 

12.  Item  ep.  eiusd.  p.  Felicis  uniyersis  praefatis  episcopis  et 
reliquis  domini  sacerdotibus.  4  capp.  Epist.  ibid.  p.  491. 

13.  Incipiunt  in  prima  epist.  Damasi  p.  2  capp.  Dilectissimo 
fratri  Paulino  Damasus.  H.  p.  498. 

14.  Item  ep.  Stephani  Archiep.  cet.  H.  p.  501. 

15.  Inc.  capp.  in  ep.  Damasi  p.  ad  Stephanum  arch.  et  con- 
cilia  Africae.  2  capp.  H.  p.  502. 

16.  Inc.  capp.  in  III.  ep.  Dama«i  p.  (2)  Inc.  ep.  Dominis  ven. 
firatribus  .  .  H.  p.  509. 


37<)  Schul  te 

17.  Damasus  ibid.  p.  516. 

18.  Professio  fidei  cath.  ibid.  p.  516.  25  capp. 

19.  Damasus  ibid.  p.  518  in  der  Überschrift  „qui  post 
Felieem". 

20.  Desselben  Brief  ibid.  p.  519. 

21.  Die  3  Briefe  des  Siricius,  die  in  der  Hispana  stehen, 
ibid.  p.  520—525  in  derselben  Reihenfolge. 

22.  Die  2  Briefe  des  P,  Anastasius  das.  p.  525  sq. 

23.  Die  drei  SS  ig  Briefe  P.  Innocenz'  in  der  Reihenfolge  und 
mit  den  Überschriften,  jedoch  Varianten  bietend,  wie  bei  H  i  nsch  i u s 
p.  527— 5r>3. 

24.  Die  zwei  Briefe  von  P.  Zosimus  aus  derselben  Quelle. 
Ibid.  p.  553  sq. 

25.  Die  vier  Briefe  von  P.  Bonifacius,  das.  p.  554 — 556. 

26.  Die  drei  Briefe  von  P.  Cölestin  das.  556  ff. 

27.  Decreta  Sixti,  das.  p.  561—565. 

28.  DreiundsiebenzigBriefe  P.  Leo's  bez.  an  ihn,  worunter 
auch  die  der  Hispana,  aber  in  ganz  anderer  Ordnung,  so  dass  es 
der  Mühe  lohnt,  sie  genau  anzugeben.  Regelmässig,  wo  mehre 
Capitel  sind,  werden  sie  vorausgesetzt.  Die  bei  Hinschi us  abge- 
druckten citire  ich  nach  ihm. 

Decreta  cet.  pag.  580.  —  Leo  Theodosio  Aug.  quantum 
rebus  p.  576.  —  ad  Flavianum.  cum  Christ.  581.  —  Flavianus 
adLeonem.  nulla  res,  ibid.  — „Ep. Petri epi  Ravennensis  ad  Euticen 
prbrm."  tristis  legi  600.  —  Leo  ud  Julianum,  licet  per  575. 
—  ad  Theodos.  Aug.  quantum  rebus  576.  —  ad  Pulcheriam. 
quantum  praesidii  570.  —  ad  Dioscurum.  quantum  dil. 
tuae.  627.  —  ad  Ephesinam  syn.  600.  —  ad  Constantinop.  572.  — 
ad  Theodos.  Aug.  601.  —  ad  Pulcheriam.  si  epistolae  602.  —  ad 
eandem.  gaudere  me  ibid.  —  ad  Martianum  Faustumque  presb. 
bonorum  operum.  603. —  Theodos.  omnibus  quidem  ibid.  — 
Pulcher  quod  semp er  605.  —  ad  eandem  relig.  dem.  vestrae 
604.  —  ad  Faustum  cet.  causa  fidei  605.  —  ad  Martianum  Aug. 
Sem.  clementiae  vestrae  Studium.  — ad  Mart.  Aug.  quam- 
vis  per  607.  —  ad  eund.  poposceram608.  —  ad  eund.  multam 
mihi  607.  —  ad  Anathoiium.  licet  sperem  608.  —  ad  Synod. 
Calcedonensem  609.  —  ad  Anathol.  gaudeamus  in  domino  606.  — 
ad  eund.  diligentiam   necessariae   577.   —  ad  eund.  mani* 


Her   üallicuin.  377 

festatü  sicut  610.  —  ad  Martianum  Aug.  magno  munere  609. 

—  ad  Pulcheriam  Aug.  Sanctis  et  deo  placitis  dem.  v.  studiis 

—  ad  Martian.  Aug.  multa  mihi  in  omnibus  882.  —  ad  eund. 
puritatem  tidei  583.  ad  eund.  quod  saepissime.  ibid.  —  ad 
Julianum  epm.  Choensem.  Agnovi  in  dilectionis  tuae  literis. 

—  ad  Martianum  Aug.  quam  exeellenti  pietate  et  quam  glorioso 
dem.  V.  studio.  —  ad  Pulcheriam  Aug.  multis  extantibus  docu- 
mentis.  —  ad  eand.  quod  semper  605.  —  ad  Julianum  epm. 
Choensem.  Lit.  dii.  t.  quas  per  filium  meum  virum  illustrem  Ysicium. 

—  ad  Eudochiam  Aug.  quanta  mihi  cath.  cura  sit  fidei.  —  ad 
Julianum  epm.  saepissime  dil.  tuamad  hanc  euram.  —  ad  Pul- 
cher.  sollicitudini  meae  574.  —  ad  Theoderitum.  remeantibus 
565.  —  ad  Julianum  epm.  christianiss.  prineipis  fidem.  — 
ad  Anathol.  lectis  dil.  t.  literis.  579.  —  ad  eund.  si  firmo.  580. 

—  ad  synod.  Calcid.  577.  —  ad  Juvenalem,  acceptis  569.  — 
Buseb.  Mediolan.  epi.  reversis  567.  —  Juvenii  568.  —  rescr.  b. 
Leonis  p.  ad  eps  per  Gallias  constitutos.  Leo  Ravennio,  Rustico, 
Venerio,  Constantiuo,  Maximo  cet  —  ad  Martianum  epm.  de  pascha. 
tam  multis  documentis.  —  ad  Eudochiam  Aug.  S.  mem.  Theo- 
phil, ad  Aug.  Theodos.  seniorem  scribens.  —  ad  Leonem  Aug. 
multo  gaudeo.  578.  —  ad  eund.  promisisse  584.  —  ad  Atha- 
nasium,  quanta  frat.  618.  —  ad  Septimum  Altinum.  Lectis  frat. 
t.  literis.  —  ad  Aquilej.  epm.  relatione  574.  —  ad  eps  Campan. 
614.  —  ad  uuiv.  epos  per  Campan.  et  Picenum  ut  Tusciam  et  per 
univ.  provincias  constitutos.  629.  —  ad  Nicetam,  regressus  620. 

—  ad  Januarium,  lectis  f.  t.  615.  —  ad  Dorum  Beneventanum. 
Judicium  quod  de  te  sperabamus.  —  ad  univ.  epos  per  Sicil. 
611.  —  per  Italiani,  in  consortium596.  —  ad  Leonem  („Neoniam") 
Irequeuter  626.  —  ad  Africanos;  pseudoisidorisch.  cum  in  ordi- 
riat.  621.  —  ad  epos.  Germaniar.  et  Galliar.  pseudoisidorisch  628. — 
ad  univ.  epos  per  Viennensem  prov.  constit.  —  ad  Ravennium 
Arelat.  epm.  Provectiorem  dil.  t.  quae  summi  sacerdotii.  — 
ad  Theodor,  sollicitudinis  626.  —  ad  Rusticum.  epist.  frat. 
t.  615.  —  Incip.  capitula  in  epist.  ad  Torvulum  Austorigensem, 
18  capp.  Leo  Torvulo  epo  Aust.  quam  landab  i  lit  er  pro  catholi- 
cae  fidei. 

29.  Die  drei  in  der  Coli.  Hisp.  enthaltenen  Stücke  des  Hila- 
rius,  Ibid.  p.  630  sq. 

SiUb.  d.  phil.-hist  Cl.  LIX.  Bd.  IV.  Hft.  26 


378  S  c  h  u  I  t  e 

30.  Vier  von  Simplieius:  ad  Zeiioiieni  p  lurinioru  in ,  H. 
p.  632 :  ad  Johannem  Ravennatenseni  epm.  ut  nequaquani  eps.  presb. 
aut  diac.  ordinetur  invitus,  si  quis  esset  intuitus.  Thiel  p.  201: 
item  ep.  eiusd.  Simpl.  ad  Florentiuni  cet.  de  remot.  Gaudentii  epi 
ordinationes  illicitas  perpetrantis.  rel atis. Thiel  p.  175:  Aeacius  ad 
Simp).  sollicitudinem  Hinsch.  p.  632. 

31.  Die  drei  von  Felix,  welche  die  Hispana  hat.  H.  p.  633  ff. 

32.  Die  sieben  von  Gelasius,  welche  Hin  seh  ins  hat  in 
derselben  Ordnung.  H.  p.  63 ö— 684. 

33.  Anastasi  US  ad  Imp.  Anastas.  H.  p.  654. 

34.  Zehn  zu  P.  Simmach  us  gehörige  genau  in  der  Reihen- 
folge u.  s.  w.,  die  Hinschius  hat  p.  655  —686. 

35.  Zwölf  von  Hormisdas:  „Finiunt  constituta  Simmachi  p, 
Incipit  ep.  Justini  imperatoris  hormisdae  p.  directa,  Quo  fuimus 
Thiel  p.  941.  —  Ex^iplar  precum.  Deo  amabili  ac  piissimo  impera- 
tori  [Merlini  coli,  concil.  p.  261].  —  ad  Justin,  imp.  interea  H. 
p.  686:  Justinus  ad  horniisdam  scias  p.  687.  Die  übrigen  acht  wie 
in  derHisp.  und  bei  H.  p.  688—694. 

36.  Drei  von  Johannes,  die  zwei  pseudoisid.  beiH.  p.  694 tV. 
dann:  Item  epist.  Johannis  pape  de  fide  contra  Euticianos,  de 
duabus  naturis  in  una  persona  domini  nostri  Jeshu  Christi.  Dominis 
filiis  merito  illustribus  atque  magniiicis. 

Expliciunt  decreta  Johannis  p.  Ineipiunt  decreta  fei.  p. 

37.  Die  zwei  falschen  Stücke  Felix  IV.  ibid.  p.  697  tV. 

38.  Expliciunt  decreta  fei.  p.  Incipit  ep.  Bonifacii.  p.  olim 
et  ab.  H.  p.  703  pseudois. 

39.  Incip.  decreta  Johannis  p.  secundi.  pseud.  H.  p.  7U5. 

40.  Agapitus.  multo  gaudio  p.  706. 

41.  Drei  zu  Silverius  gehörige,  nämlich  Amatoris  ep.  ad 
Silverium  708.  rescript.  Silverii  ibid.  —  Epist.  eiusd.  Silverii  in 
dampnatione  Vigilii,  multis  te  transgressionibus,  den  Hin- 
schius p.  628  unter  den  Briefen  Leo's  hat. 

42.  Vigilius  ad  Euterium  (so  auch  in  der  Überschrift)  H. 
p.  710. 

42.  Pelagius,  gaudeo  fidei  H.  p.  712. 

44.  Johannes  III.  optaveram  p.  715. 

45.  Benedictus  respundens  p.  718. 

46.  Die  drei  falschen  von  Pelagius  II.  das.  72t»  — 732. 


Iter  Gailicum.  379 

47.  Neun  Stücke  Gregor  M.  gehörig,  und  zwar:  die  decreta 
regnante  H.  p.  746,  ep.  de  expos.  diversar.  rerum  ad  Augustinum 
ib.  738,  ad  Leandrum  respondere  732;  und  sanet.  t.  suseepi 
733.  ad  Recaredum  capitula  734;  item  epist.  eiusd.  Etherio  Lug- 
dunensi  epo  directa.  caput  nostrum.  Jaff^  num.  1263.  —  ad 
bruniehildam,  postquam  exceli.  Jaifi^  num.  1266.  — ad  Theo- 
tistam  magnas  742;  ad  Secundiuum  dii.  tuae  735. 

„Explicit  Concilium  Calcedonense". 

Auf  einem  neuen  Blatte: 

„Ineipinnt  nomina  Romanorum  Pontificum'',  mit  Zahlen  bis  aut 
„Zaeharias  natione  graecus,  XCIIII  Stephanus  nat.  Romanus**. 
Folgen  deren  Vitae,  24  Blätter  füllend  bis  auf  Hadrian  I. 
Adrianus. 

hie  pater  eeelesiae  Romae  deeus  inclitus  auctor 

Adrianus  requiem  papa  beatus  habet; 

Vir  cni  vita  deus  pietas  lex  gloria  Christus  .  .** 

38  Verse.  „Sedit  beatae  meinoriae  Adrianus  ann  XXIII.  meils.  X.  dies 
XVII.  obiit  VII.  Kai.  ian.« 

Auf  der  unteren  Seite  des  ersten  Blattes  der  34.  Lage  von  einer 
Hand  des  XIV.  Jahrhunderts:  „iste  über  est  domus  maioris  Cartu- 
ßie*^.  Dann: 

„Ine.  miraculum  de  petro  igneo.  Alexandro  primae  sedis  rev.  ac 
univ.  episcopo  Clerus  et  populus  Florentinus.  Sineerae  devotionis 
obsequium'*. 


So  viel  ich  aus  der  Einleitung  von  Hinsc hin s  entnehme,  ist 
bisher  kein  Codex  bekannt,  welcher  die  pseudoisidorische  Samm- 
lung in  derselben  Gestalt  darböte.  Denn  obgleich  einzelne  Besonder- 
heiten, z.  B.  bezüglich  der  Briefe  von  Simplicius,  Hormisdas,  Gre- 
gor M.,  der  Stellung  der  dampnatio  Vigilii  auch  in  anderen  Hand- 
schriften wiederkehren  (vergl.  Hinschius  Praef.  pag.  XXXVII  sq.), 
und  die  das  Concil  von  Ephesus  und  Chalcedon  darbietenden 
Formen  aus  der  Beschreibung  der  Ballerinii  (Op.  Leonis  M.  I. 
§.  \6  in  praef.  p.  537,11.  col.  1518  sq.  und  1218  sq.  ad  dissert.  IX. 
Q  u  e  s  n  e  1 1  i  über  die  Recension  des  R  u  s  t  i  c  u  s)  aus  B  a  1  u  z  e  (SuppI  em. 
ad  Collect.  Phil.  Labbei.  Paris  1707  Fol.  col.  383  sqq.), ^  Maus i 
(Conc.  T. IV  col.  567  sqq.)  und  den  Mittheilungen  der  Ballerinii 

26* 


380  Schulte 

Über  andere  Handsehritten,  welche   die  Sache  des  Nestorius  und 
Eutyelies  betreffen  (Op.  Leonis  M.  Hl.  dissert.  de  ant.  coli.  P.  H. 
cap.  XL  pag.  CXXXIX.  sqq.)  sattsam  bekannt  sind,  liefert  gleichwohl 
diese  Handschrift  eine  ganz  besondere  Form.  Sie  ist  schwerlich  aus 
einer  der  von  Hins c hin s  beschriebenen  geflossen.    Dass  sie  keine 
zufällige  Zusammenstellung  ist,  erhellt  auf  den  ersten  Blick  aus  den 
steten  Schlussciauseln,  der  tabula  u.A.  Wohl  aber  scheint  sie  unvoll- 
ständig zu   sein.    Die  das  Concil    von  Ephesus  u.  s.  w.  betreffenden 
Stücke  habe  ich  sammtlich  anführen  zu  sollen  geglaubt,  weil  die  Ord- 
nung und  auch  die  Inscription  wiederholt  von  der  bei  Baluze  u.s.w. 
abweicht.  Es  ist  mir  nicht  möglich  gewesen,  da  die  nöthigen  Hülfs- 
mittel   mir  nicht  zu  Gebote  standen,  festzustellen,    li>  wie  weit  die 
Bearbeitung  des   Marius   Mercator,  auf  dessen  Benutzung  Hin- 
schi us  in   Dove's   Zeitschr.  f.  Kirchenrecht  VI.  148   aufmerksam 
gemacht,  zu  Grunde  liegt.   Jedenfalls  ist  die  Aufnahme  des  grossen 
Materiales  interessant. 

X.~  Num.  72.  (Kat.  51*8)  fol.,  membr..  saec.XHl.  auf  XIV.  Im 
Deckel  die  Etiquette:  „Bibliotheca  Joannis  de  Caulet,  Episcopi  et 
Principis  Gratianopolitani.  1733**.   Seine  Stücke  sind: 

I.  Im  Anfange  und  am  Ende  je  zwei  Blätter  aus  einer  Extrava- 
gantensammlung (saec.  XIV),  welche  enthalten  Extravaganten: 

a)  Nicolaus'  III;  1)  quia  leges,  2)  contingit,  3)  fun- 
damenta,  4)  Decano  Matiscon.  Conjurationum  Vgl. 
meine  Abhandl.  Die  Dekretalen,  Seite  719  iy:g. 

b.  Sechs  von  Clemens  IV.  saepe  accidisse,  licet  eccle- 
siarum,  suscepti  regiminis,  exigit  officii,  sede^ 
a  p  0  s  t.  i  n  t  e  r  d  u  m ,  s  e  d  i  s  a  p  o  s  t.  c  i  r  c  n  m  s  p  e  c  t  a  b  e  n  i  g  n  i  t  a  s. 
Vergl.  a.  a.  0.  S.  7i5  \gg.  Die  Ordnung  stimmt  also  mit  dem  dort 
angeführten  Königsberger  Codex. 

II.  Decretales  Gregorii  IX.  mit  dem  Apparat  des  Bernar- 
dus  Farmen sis.  Vorher  „Inc.  rubricae  decretalium,  quae  transia- 
tae  fuerunt  seu  compilatae  per  dominum  Gregorium  papam  IX.  anno 

domini  milles.  ducentes.  XXXIIII.  mense  novembri**.  „Inc.  prohemium 
ad  compilationem  Gregorii  p.*'  Prachtvolle  Initialen  und  Miniaturen, 
mit  Mönchen  in  weissem  Gewände  und  darüber  braunem  vorne  offe- 
nem Mantel. 

III.  Eine  Sammlung  von  Extravaganten  zwischen  den 
Decretales  Gregorii  IX.  und  Liher  VI.  Sie  weicht  von  den  von 


iter   liailieum.  3oi 

mir  bekannt  gemachten  ab,  wesshalb  ich  sie  genauer  besehreibe.  Die 
einzelnen  Stücke  sollen  fortlaufend  numerirt  werden. 

^Incipiunt  noveilae  constitutiones  domini  papae.  Inno- 
centius  Episc.  S.  S.  D.  dil.  fil.  universitati  magistrorum ,  seolarium 
Parisiensi  sal.  et  apost  bened.  Prologus.  Innoc.  HII.  Cum  nuper  in 
concilio  generali. 

De  rescriptis.  1.  Cum  in  multis.  2.  Praesenti.  3.  Dis- 
pendia. 

De  eleet.   4.  Statuimus.    5.  In  electionibus. 

De  suppl.  neglig.    6.  R.  E.  Edictum  vero. 

De  tempor.  ord.   7.  Innoc.  IV.  Nullum  eorum  quorum. 

De  off.  et  pot  iud.  del.  8.   Statuimus  ut  conservatores. 

De  off.  legati.  9.  Offieii  nostri.  10.  Licet  legatos  ex  nostro 
latere. 

De  off.  ord.    ii.  Prohibemus.  i2.  R.  E.  Cum  Remensis. 

De  arbitris.    iS.  Innoc.  IV.  Probandae  suspicionis  causae. 

De  judiciis.    14.  Juris  esse. 

De  foro  comp.    15.  R.  E.  Nee  appellatio. 

De  1  i t.  c 0 n t.  16.  Except.  peremt. 

De  dolo  et  cont.  17.  Actor  qui. 

De  eo  qui  mittitur.  18.  Eum  qui  super. 

De  eonfessis.  19.  Statuimus  ut  positiones. 

De  r e s t i t.  s p o I i a t.  20.  Frequens  etassidua. 

De  testibus.  21.  Greg.  IX.  archiepiscopo  Rothomagensi.  Prae- 
sentium.    22.  R.  E.  In  appellationis  causa. 

De  except.  23.  Pia. 

De  sent.  et  re  iud.  24.  Cum  eterni. 

De  appellat.  25.  Cordi.  26.  Legitima  suspicionis.  27.  R.  E. 
Cum  suffraganeorum. 

De  rebus  eccl.  non  alien.  28.  Idem  rectori  ecclesiae  de  ha- 
Icg.'  Dudum  e.  i.  Dictus  vero  arcbid. 

De  decimis.  29.  Innoc.  IV.  dil.  fil.  archiep.  et  capitulo  Pisano 
Gravem  nobis.  30.  Idem  in  eodem  archiepiscopo Toletan'.  Signi- 
ficasti  nobis,  qund  nonnulli  laici  Toletanae  dioecesis  decimas  paro- 
chialibus  ecciesiis,  quibus  debentur,  ut  tenentur  contra  iustitiam  non 
persolverunt  asserentes,  se  quantumcunque  modicum  nomine  decimae, 
si  nolunt,  ad  id  non  teneri,  in  ipsorum  praeiudicium  et  gravamen.  Vo- 
lentes  igitur  et  animarum  periculis  obviare  et  ecclesiarum  indemni- 


382  Schulte 

tatibus  consulere  in  hac  parte  t'rateriiitati  tuae  per  apost.  scripta  man- 
damus,  quatenus,  si  est  ita,  dlctos  laicos,  ut  dictas  deeimas  eisdem 
ecclesiis  persolvant  integre,  ut  tenentur,  modo  per  censuram  eeele- 
siasticam  compellas  veritati  testium  perhiberi.  Testes  autem"  cet. 

De  regularibus.  31.  Innoc.  IV.  fratribus  pi-aedicatoribus. 
Non  solum. 

De  censibus.  32.  Innoe.  l\,  post  concil.  Lugd.  Rom.  Ecel. 
Statuimus  ut  quilibet. 

De  magistris.  33.  Innoc.  IV.  Cum  de  diversis.  Vergl. 
meine  cit.  Abhandl.  S.  748.  Der  Text  weicht  vom  C.  2.  de  simonia 
in  6^  V.  7.  in  folgenden  Stellen  ab:  „quam  al.  omn.  apud  sedem 
commorantium  commodum  . .  .  quod  ibidim  de  cetero  regatur 
Studium  literarum,  quamvis  inter  alia  ipsius  beneficia, 
quibus  reficiuntur  assidue  ipsius  seien tiae  suae  uberi- 
bus  spiritualiter  satientur.  Unde  cum  tam  in  theologiae 
facultate  quam  in  utroque  iure  canonieo  et  civili  certis 
ad  hoc  statu tis  scholis  ordinär ie  ubidoceatur;  volumus 
et  statuimus,  ut  studentes  ....  —  sintmuniti  percipicntes  integre 
p.  s.  I.  s.  alii.** 

De  homicidio.  34.  Innoc.  IV.  Pro  humani. 

De  usuris.  35.  Innoc.  IV.  Cura  pastorah's  nos  sollicitat. 

De  privil.  36.  Sane  quia  iusto  iudicio. 

De  poenis.  37.  R.  E.  Licet  autem  Remensis. 

De  remis s.  38.  Quaestoribus  autem  fabricae. 

De  sent.  excom.  39.  Cum  medicinalis.  40.  Solet.  41.  Sta- 
tuimus ut  nullus.  42.  Quia  periculosum.  43.  Ceterum  interdicti.  44. 
Idem.  Ecciesiastica  eensura  iudices  damnabilitcr  abutuntur,  cum  de 
matris  ecclesiae  gremio  ex  alterius  culpa  indiscrete  per  eam  appetant 
avellere  innocentes,  ex  qua  illicite  vocatus  non  laeditur,  si  errante 
clam  converti  dicitur  in  errantem.  Volentes  igitur  in  solutione  talium 
obviare  constitutione  salubri  praesente  statuimus  ut  nullus  iudi- 
cum  excommunicato  ab  eodem**  cet. 

De  verborum  signif.  4ö.  Alexander  Uli.  universis  praelatis 
per  Angliam  constitutis.  Perlectis  literis  vestris. 

De  privil.  Ruhr.  46.  Ardua  mens. 

De  concess.  praeb.  eccl.  non  vac.  Ruhr.  47.  Innoc.  IV. 
Andreae  capellano  nostro.  Quia  cunctis  et  infra.  Proponebatur  itaque. 

De  priv.  et  excess.  48.  Volentes  libertatem. 


Iter  üiiilicum.  00«5 

De  verb.  sigiiif.  49.  Greg.  IX.  Veniens  et  iiifVa.  Per  illa 
verba  privilegii. 

De  homieidio.  rubrica.  oO.  Innoe.  IV.  „Si  aliquis  causa  ex- 
pleiuiae  libidiiiis  vel  odil  meditatione  homini  vel  mulieri  aliquid  t'ece- 
rit  vel  ad  putaiiduin  dederit,  ut  iion  possit  generare  aut  coiieipere  aut 
iiasci  soboles,  ut  homieida  eenseatur.** 

Depraeb.  etdignit.  ol.  Alex.  IV.  omiiium  eecl.  prael.  Exe- 
erabilis  quorundam  ambitio.  52.  Alex,  IV.  archiep.  episc.  dec.  archi- 
presb.  et  eorum  capitulis.  Contingit  interdum  pro  quibusiiam. 

De  off.  leg.  ö3.  Alex.  IV.  archiep.  Remensi.  Quaesivit  a  nobis 
o4.  Alex.  IV.  Viri  ecciesiastici  et  virtute  debent  praecellere 
puritate  et  boiiae  famae  testinioiiio  decorari,  qui  intus  deo  ex  cordis 
munditia  plnceaut  et  foris  proximo  luceant  ad  exemplum.  55.  Idem. 
Dejudicibus  nostris  generalibus  specialiter  duximus  statuendum, 
quod  nullus  curiae  nostrae  iudici,  eoram  quo  causam  habet,  et  advo- 
cato  generali,  cuius  patrociuio  fungitur,  aliquid  det,  quamdiu  in  eodem 
moratur  oüicio,  et  si  contra  fecerit,  eidem  summae  subiaceat.  56. 
Idem.  Cum  inter  alia,  quae  nobis  ex  sollicitudine  quotidiana  incum- 
bunt,  ad  exauditionem  et  expeditionem  cet.  57.  Idem.  Ad  haee  ut 
via  cuipis  et  maculis  praecludatur,  omnes  illos  excommunicationi 
subiicimus,  qui  de  curia  nostra  et  familia  cet.  Verbot  für  die  Besor- 
gung von  Geschäften  bei  der  Curie  Geld  anzunehmen. 

5b.  Alex.  In  tituio  de  constitutionibus.  Ad  p.  r.  m.  et  infra. 
Quia  nonnulli  temporale  habentes  dominium. 

De  testam.  rubr.  59.  Alex.  IV.  Quia  nonnulli  e.  i.  Statuimus 
quod  nihil  omnino  ex  bis  quae  testator  reliquit. 

De  except.  60.  Alex.  IV.  Quia  nonnulli  e.  i.  Statuimus  etiam 
quod  judices  saeculares. 

De  iureiurando.  61.  Alex.  IV.  Quia  non.  e.  i.  Quia  vero 
contingit  interdum  quod  constante  matrimonio  .  .  Dat.  Ananiae  X. 
Kai.  Jun.  Pont.  ii.  anno  secundo. 

De  excess.  prael.  62.  Alex.  IV.  Ad  p.  r.  m.  et  infra.  Quia 
religiosae  personae. 

De  decimis  rubr.  63.  Et  cum  nonnullis  religiosis  a  sede 
apost.  sit  indulturn. 

De  foro  comp.  rubr.  64.  Statuimus  insuper,  ut  prae- 
missa  constitutione  ab  eodem  praedecessore  nostro  contra  exem- 
tos   edita. 


384 


Schulte 


De   privil.  R.  65.  Decernimus   qiioque,  ut,   si  hi  qui  se  asse- 
runt  per  privil.  sive  indulg. 

De  decimis.  R.   G6.   Ad   haec   statuto   perpetuo   deeiaramus 
quod  indulturo. 

De  privil.   67.  Alex.  IV.  Ad  p.  r.  m.  Quia  de  conservatoribus. 

De  olT.  leg.  68.  Alex.  IV.  Ad  p.  r.  ro.  Ne  legati   sive  nuntii. 

De  poenis.  69.  Alex.  IV,  Ad  p.  r.  m.  et  i.  Quia  intelleximus. 

De  sent.  exeom.   70.  Alex.  IV.  Ad  p.  r.  m,  et  i.  Quia  iionnul- 
lis  personis  tum  ecciesiasticis  quam  saecularibus. 

Deexcess.  praei.  71.  Alex.  IV.  Ad  p.  cet.  Quouiam  aonnuUi 
abbates. 

De  privil.  72.  Alex.  IV.  Ad  p.  cet.  Licet  regularis  ordinis 
professores. 

De  rescr.  73.  Alex.  IV.  Ad  p.  cet.  Cum  per  illam  geueralem 
clausulam. 

De  maior.  et  obed.  74.  Alex.  Ad  p.  et  i.  Quia  pontificali 
dignitate.  78.  Alex.  Ad  audientiam  nostram  pervenit .  . .  Datum  Ana- 
niae  X.  Kai.  Jun.  Pont.  n.  anno  seeundo. 

Num.  1 — 49  enthält  offenbar  eine  Sammlung  der  Innocentiani- 
sehen  Extravaganten.  Die  Titel  sind  einzeln  verstellt.  Num.  50 — 75 
enthalten  eine  ziemlich  ungeordnete  Sammlung,  welche  den  Eindruck 
macht,  als  sei  sie  entweder  aus  verschiedenen  zusammengestellt,  oder 
Abschrift  einer  Sammlung,  welche  die  neuen  Constitutionen  in  der 
Reihenfolge  ihrer  Entstehung  hatte,  unter  jedesmaliger  Einfügung  in 
die  betreffenden  Titel.  Das  Verhältniss  zur  gewöhnlichen  (authent.) 
Sammlung  Innocenz  IV.  lehrt  die  folgende  Tabelle.  In  deren  dritter 
Columne  citire  ich  die  Nummern  der  in  meiner  Abhandlung  S.  725 
fgg.  bekannt  gemachten  Sammlung,  so  wie  in  der  vierten  die  Seiten- 
zahl, wo  die  betreffende  Decretale  beschrieben  ist. 

Die  Nummern  1  bis  28.  32,  37,  38,  39,  40,  41,  42,  43 
haben  die  Glosse  des  Bernhardus  Compostellanus  und  durch- 
gehends  dessen  Sigle  6.,  die  übrigen  sind  ohne  Glosse. 

Die  in  der  umstehenden  Tabelle  gegebenen  Nachweise  lassen 
nur  die  Nummern  80,  88,  86,  87,  63  und  68  ohne  Belag. 


Iter  GuilicuiD. 


385 


Cod.   (ii'Htianop. 


Coli. 
Innoc.  lY. 


Num. 
coli.  Prag. 


papna 
eit.  dissert. 


Cum  in  multis  . 
Praesenti  .  .  . 
Dispendia  .  .  . 
Stat.  ut  si  quis 
In  olect.  .  .  . 
Edictum  .  .  . 
Nullum  eorum  . 
Stat.  ut  cons.  . 
Oföcii  .... 
Licet  legales 
Prohibemus  .  . 
Cum  Rem.  .  . 
Probandüc  .  . 
Juris  esse  .  . 
Nee  appell.  .  . 
Except.  per. 
Aotor  qui  .  .  . 
Eum  qui  .  .  . 
Stat.  ut  pos. 
Frequens  .  .  . 
Praesenti  um  .  . 
In  appell.  e.  .    . 

Pia 

Cum  eterni    .    . 
Cordi     .... 
Legitima        .    . 
Cum  suffrag. 
Dictus    .... 
Gravem      .    .    . 
Significasti    .    . 
Non  solum     .    . 
Stat.  ut  quil. 
C^ni  de  illversis 
Pro  humani    .    . 
Cura  pastoralis 
Sane  quia  iusto 
Licet  autem  Rem 
Quaestoribus     . 
Cum  modicinalis 
Solet      .... 
Stat.  ut  nullus   . 


1 

2 

3 

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27 
28 
29 
30  i 
31 
32  ! 
33 
34 
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36 
37 
38 
39 
40 
41 


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6 

• 

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• 

11 

8 

• 

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15 
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21 
22 
25 
26 
27 
29 


30 
31 

• 

32 


34 
35 
36 
37 
38 


IX 


XLV 


XII 


XLIV 


LX 


730 


741 


731 


740 
782  num.  49 


LIX 


748 
• 
784  num.  57 
748 


386 


Schulte 


Cod.    (irationop. 


Coli. 
Iiinoc.  IV. 


coli.  Prag:. 


pagina 
cit.   dissert. 


Quia  periculos. 
Ceterum  interd. 
Eecles.  ccnsura 
Perlectis  lit.  v.  . 
Anluis  mens  .    . 
Proponeliatur    . 
Voleittes  libert. 
Veniens.  per  illa 
Si  aliqiiis  .    .    . 
Exeerabiüs    .    . 
Cont.  interdum 
Quaesivit   .    .    . 
Viri  eecles.    .    . 
De  iiidicibus  n. 
Cum  inter  alia  . 
Ad  haec  ut  via  . 
Quin  nonn.  t.  h. 
Stat.  quod  nihil 
Stat.  etiam  quod 
Quia  V.  conting. 
Quia  rel.  pers.  . 
Et  cum  nonn.  p. 
Stat.  insuper     . 
Decernimus  q.  . 
Ad  haec  stat.  p. 
Quia  de  cons.    . 
Ne  legati  .    .    . 
Quia  intell.    .    . 
Quia  nonn.  pers. 
Quon.  nonn.  abb. 
Licet  reg.  ord.  p. 
Cum  per  illam  . 
Quia  pont.  dign. 
Ad  andient  n.     . 


42 

43 

44 

45 

46 

47 

48 

49 

30 

51 

32 

53 

54 

55 

5G 

57 

58 

59 

t)0 

61 

62 

63 

64 

65 

66 

67 

68 

Ü9 

70 

71 

72 

73 

74 

75 


39 
40 
38(?) 


28 
33 


42 


LXV 


XXX 

III 

XIV 


XXXVH 
XXV 
XXIi 
XLIl 

• 

Itll 

xLin 

XIH 
XLVH 

LII 
LVIII 

Liir 

LIV 
V 

LVI 
XVI 


750 
711  nota  37 


736 
726 
731 
711  num.  53 


713 
737 
735 
734 
713.   740 

• 

745 

740 
731 
741 
749 
748 
745 
746 
727 
747 
732 


Die  genauere  Erörterung  bleibt  vorbehalten. 

XI.  —  Num.  31  (303).  Summa  de  easibus  compilata  a 
iVatre  Axtexano  de  ordine  fratrum  minorum. 

Xn.  —  N.  45  (521),  46  (522),  47  (523).  Johannis  An- 
dreae  Novellae  super  deeretales  2  voll.  Clementinas  et  extrav. 
«Exeerabiüs**. 


Itt-r  (iallicuiii.  387 

XIII.  —  Nuni.  48  (5 IG).  Guilelmi  Durantis  Speculum  ju- 
diciale. 

XIV.  —  i\um.  54  (524).  Guido  de  Baysio  Apparatus  libri 
sexti. 

XV.  —  Num.  56-58  (525— 527).  Antonius  de  Butrio, 
Comnieiitarius  super  deerelum. 

XVI.  —  Num.  71  (508).  Tabula  Martiniana. 

XVn.  —  Num.  280  (489).  Goffredi  de  Trano  Summa. 

XVin.  —  N.  325  (337).  Bernhardi  Papiensis  Breviarium 
Extravagantium  (Compilatio  prima). 

XIX.  —  N.  402  (490)  fol.  membr.  saec.  XIV. 

«.  „Inc.  summa  Gaufridi  [Goffredus  de  Trano]  in  jure 
oanonico  super  titulis  deeretalium.*' 

Ä.  Incipiunt  Cavill  ationes  Johannis  de  Deo.  Ad  honorem 
summae  trinitatis  et  individuae  unitatis  patris  et  filii  et  spiritus 
sancti  ac  gloriosae  virginis  Mariae  et  s.  Vincentii  martiris  et  omnium 
angelorum  et  omnium  sanetorum  cet.  ineipit  libellus  cavillationum 
de  cautela  advoeatorum  et  aliorum  peritorum  in  litibus 
et  iudiciis  omni  iussu  indagauda  .  .  .  Abmoneam  et't'u- 
s  Jone  m  et  immensitatem  verborum  vel  sermonum,  quae  generant 
l'astidium  iuxta  illud  Augustini  „brevitas  locutionis  cet"  Ende: 

„Expl.  Caviilationes.  Expl.  opusculum  Cavillat compositum 

a  mag.  J o.  de  Deo  hyspano doctore  bononiensi  decretorum,  a  domino 
Uberto  de  Bobio  inceptum  et  imperfeetum ,  utpote  qui  nibi 
pusuit  de  jure  oanonico  nee  de  aliis  nisi  de  illis  tantum  quae  per- 
tinent  ad  forum  judiciale  (et)  advocattis.  Verum  praedictus  Job. 
nihil  omisit  de  bis,  quae  spectant  ad  forum  judiciale  et  ad  iudices  et 
ad  assessores  et  ad  arbitros  et  consiliarios  et  ad  actorcs  et  ad  reos  et 
ad  personas  in  jure  necessarias  XXXIII.  q.  II.  sive  de  conjugii 
[c.  4.  C.  33.  qu.  2J.  et  über  iste  vocatur  doctrina  advoeatorum  et 
procuratorum  et  assessorum  (?).  Et  licet  ibi  contineantur  cavii- 
lationes, qnae  excogitari  possunt,  tamen  super  operis  imperfec- 
tionem  praedictus  mag.  Jo.  de  Üeo  singulariter  et  universaliter 
petit  veniam  a  scolaribus  universis,  a  juris  civilis  professoribus    et 

doetoribus   decretorum.    Expliciunt  Caviilationes 

in  quibus  cbaos  legum  summatim  cet.** 

Vergleiche  v.  Savigny  V.  S.  471  ff.  Die  Handschrift  hat  also 
denselben  Schluss,  welchen  zum  Theil  Savigny  aus  der  Osnabrücker 


388  Schulte 

mittheilt.  Der  Katalog  der  Werke  des  Johannes  sowie  der 
Vermerk  über  die  Zeit  der  Abfassung  findet  sich  nach  einer 
brieflichen  Mittheihmg  des  Herrn  Robert,  Conservateur-adjoint 
der  Bibliothek,  in  der  Handschrift  nicht  vor.  Leider  habe  ich  selbst 
unterlassen,  dieselbe  genauer  einzusehen,  was  bei  bekannten  Schriften 
wohl  Entschuldigung  findet. 

XIX.'^  —  461  (300)  in  i\  mbr.  s.  XIH.  Tractatns  Innocentii 
ni.  de  Septem  poenitentialibus  psaimis. 

XX.  —  N.  514  (466).  Lois  civilesdes  niariages  dans 
les  quatre  premiers  siecles  de  Teglise.  17.  Jahrb. 

XXI.  —  N.  662  (263),  1 19  Blatt,  fol.  membr.  s.  XIV.  „Incipit 
tractatus  qui  Itinerarium  poenitentiae  vel  Lavatorium 
animae  dicitur,  ex  diversis  libris  de  poenitentiae  acceleratione,  et 
munditiae  commendatione.  etmultis  aliis  compilatus,  de  isto  themate: 
vade  et  lavare  septies  in  Jordane  et  sanitatem  recipiet  caro  tua  atque 
mundaberis  . , ."  „Par  est  in  verbis  id  odoriferis  opus  berbis.  Nempe 
gerit  flores  scripturae  nobiliores.  Et  in  duas  partes  principales  divi- 
ditur."  Index  der  171  Capitel.  „Inc.  prima  pars  de  poenitentiae 
acceleratione.  Prologus.  Expressi  uvas  in  callce  pharaonis.  Gen  XL. 
summe  parens,  eterne  deus  " 

XXII.  —  Nr.  528.  Francisei  de  Zabarclliis,  Glossae 
supra  jus  canonicum. 

XXin.  —  Nr.  679  (320).  4^  membr.,  saee.  XIV. 

a.  Summa  de  virtutibus. 

b.  Summa  casuum  Raymundi. 

XXIV.  —  Nr.  788  (229),  16°.,  membr.,  s.  XIV.  Summa  Ray- 
mundi. 

XXV.  —  Nr.  789  (493),  8%  membr.,  s.  XIV.  Dy  ni  tractatus  de 
regulis  juris  libri  sexti.    Vergl.  v.  Savigny  Geschichte  V.  S.  456  fg. 

Die  num.  31,  45—47,  48,54,  56—58,  71,280,325,514 
528  habe  ich  blos  dem  Katalog  entnommen.  Ich  bemerke,  dass  die 
Jetzigen  Nummern  nur  provisorische  sind,  weil  man  die  Bibliothek 
in  ein  neues  Gebäude  übertragen  und  neu  catalogisiren  will.  Die 
Bibliothek  ist  reich  an  Schriften  über  die  gallfkaniscbe  Kirche,  das 
canonische  Recht  des  16.  und  17.  Jahrb.  in  Frankreich,  die  Versamm- 
lungen des  franz  Episkopats;  sie  enthält  die  Bibliothek  der  grossen 
Kar  t  hause.  Der  jetzige  (handschriftl.]  Katalog  der  Manuscripte  ist 
sehr  unvollkommen. 


Her   <ialliciim.  3 «^9 

ni.  Lyon, 

Biblinth^quc  de  la  ville. 

Der  Katalog  von  Deiaiidiiie  Ist,  soweit  wenigstens  die  cano- 
nistischen  Mauuscripte in  Frage  kommen,  sehr  schwach;  die  Angaben 
über  das  Alter  der  Handschriften  sind  oft  gänzlich  falsch,  ebenso 
mehrfach  die  Angaben  über  den  Inhalt.  Einzelne  Manuscripte,  z.  B. 
Deeretales  Gregorii  IX.  aus  dem  14.  Jahrh.  mit  der  glossa  ordinaria, 
erwähne  ich  gar  nicht,  da  sie  ohne  Werth  sind  und  die  Bibliothek 
überhaupt  für  canon.  Beeht  wenig  bietet. 

XXVI.  —  Nr.  266  (988).  in  16%  membr.,  saec.  XIII.  auf  XIV.. 
300  Seiten.  Casus  deeretalium. 

Der  Anfang  fehlt.  Die  Handschrift  beginnt:  „B.  „de  constitu- 
tionibus.  Canon  um  [c.  I.  X.  de  const.  I.  2.].  Canones  generales 
non  abrogati  continentes  statuta  vel  prohibitiones  sunt  a  subditis 
observandi  et  nemo  sensu  malo  uti  debet  in  actione  civili  nee  et 
criminali  Cognoscentes  [c.  2.  cod.]  Piimo  dicitur,  quod  sine  culpa 
non  est  condempnandus.''  Ende:  „Indignum.  pro  spiritualibus 
obtinendis  non  est  homagium  faciendum.*"  Darauf  Beschreibung  des 
arbor  consanguinitatis  anfangend:  „Si  velimus  scire  attinentiam 
personarum.** 

XXVn.  —  N.  269  (383),  foL.  membr.,  nach  Delandine 
zwischen 7oO  und  800,  nach  Waitz  s.  IX.  Letzteres  ist  richtig.  Ein 
Facsimile  unter  num.  I.  Da  es  in  dem  Lesezimmer  mir  nicht  vergönnt 
wurde,  ein  solches  zu  machen,  musste  ich  mich  in  einem  kalten 
Bibliothekssaale  auf  ein  Minimum  besehänken. 

Colleetio  Hispana  in  10  Büchern.  Der  Anfang  fehlt,  sie 
beginnt:  „praeeeptis  immemores  infantes  et  pueros  levitas  faeimus 
ante  experientiam  vitae.  ideoque  .  .  .** 

Die  Zahl  der  Titel  der  einzelnen  Bücher  ist  dieselbe  als  in 
dem  Verzeichnisse,  welches  der  Hispana  (Colleetio  canon  um 
eccl.  hispanae  cet.  Matriti  1808.  fol.]  vorgedruckt  ist.  Buch  I  ist 
vom  Buchbinder  verstellt,  da  zwischen  Titel  40  und  41  von  Buch  III 
die  Titel  42  bis  50  von  1  auf  einem  Quaternio  stehen.  Sie  hört  auf 
mit  dem  Briefe  des  K.  Justinus^n  P.  Hormisdas,  also  dem  Ende  von 
Titel  IV.  des  10.  Buches. 

Im  Cod.  num,  706  (1190)  finden  sich  zwei  Btätter  [erwähnt 
von  Waitz  und  danach  von  MaassenBibl.  11,  S.  209],  welche  dazu 


390  Schulte 

gehören.  Sie  gehen  von  den  Worten:  „REPTI  SUNT  cleriei  non 
sint  seil  et  inventi  ahiieiantur.  Qiii  pahnn  aliqnando  adrepti  sunt  non 
solum  non  ailsiniiendi  ad  ilhim  Oidinem  clerieatu^  sed  etiam  aiii 
qui  ordinati  sunt  ..."  bis  „VIIl.  Ex  epist.  Sirieii  .  .  .  Quicunque 
ecciesiae  vovit  obsequiis  a  sua  infantia  ante  jiuhertatis  annos  bap* 
tizari." 

Das  zweite  von  Waitz  genannte  Fragment  einer  Canonensanim- 
lung  habe  ich  nicht  gefunden,  es  soll  [Archiv  7.  S.  211]  in  Nr.  189 
[a.  179]  sein.  Mir  ist  es  nicht  gelungen,  obwohl  ich  indemHand- 
schrit'tensaale  selbst  viele  durchsucht  habe. 

,,Cod.  203  in  fol.  s.  IX.  nach  Libri"  wird  von  Maasen  S.  17(1 
angeführt.  Die  von  mir  nacli  dieser  Signatur  geforderte  Handschrift 
enthielt  das,  was  M  a  a  s  s  e  n  (nach  der  Mittheilung  von  Klee  in  S  e  r  a- 
peum  1842  Seite  120,  welcher  über  das  Referat  von  Libri  über  die 
Departementalbibliotheken  berichtet)  angibt,  nicht.  Vergebens  habe 
ich  auch  in  der  ßibliothek  gesucht.  Dagegen  enthält  num.  303  (1 147) 
fol.,  mbr.,  s.  IX.  zum  Schlüsse  die  Lex  Salica  s.  XI.  bis  zum  §.  4. 
Tit.  XXXV.  [„aut  lassaverit  occiderit  et  eelaverit  DC  tis  diiö**]  de 
venationibus,  vorher  s.  IX.  das  ß  r  e  v  i  a  r  i  u  m  A 1  a  r  i  c  i  a  n  u  m.  Diesen 
Codex  hat  aber  genau  beschrieben  Hänel  Lex  Romana  Visigothorum 
Lips.  1849.  praefatio  pag.  XLVllI. 

XXVm.  —  Nr.  271  (411);  4»,  membr.,  saec.  XIU.  — 

„In  nomine  s.  trinitatis  incipiunt  e x e e p t i o n e s  d  e c r e t a li u m 
trium  compilationum,  quarum  prima  ineipit  juste.  secunda  prae- 
terea,  tertia  devotioni.  anno  pontilicatus  domini  Innocentii  III. 
XIII.  Ex  concilio  Meldensi.  Exconstit.  Canones  ab  omnibus."  [zu  e.  1. 
de  constit.  Comp.  L  Lib.  I.  Tit.  L]  letztes  Stück:  „de  privil.  simili 
modo**  [c.  5.  de  priv.  V.  28.  Compil.  L].  Es  ist  eine  Excerpten- 
sammlung  aus  den  drei  ersten  der  s.  g.  Collcctiones  oder  compi- 
lationes  antiquae  [mein  Lehrbuch  Seite 28].  Sie  enthalt  bald  kürzere 
bald  ausführlichere  Excerpte,  meist  mit  den  Worten  der  Quelle.  Ihre 
Abfassung  fällt  wohl  bald  nach  dem  Erscheinen  der  dritten,  jedenfalls 
wahrscheinlich  vor  die  compilatio  quarta,  also  zwischen  Februar 
1210  und  1216.  Ichhabe  bisher  keine  Notiz  über  eine  solche  Samm- 
lung gefunden.  Aus  dem  Werke  selbst  lässt  sich  auf  den  W'rfasser 
kein  Schluss  machen. 

XXIX.  —  Nr.  274  (1141).  fol.,  membr.,  s.  XIV.  - 


Her   Üallicuiii.  39  1 

Der  Anfang  fehlt,  es  beginnt  mit  dem  Inhaltsverzeiehniss. 
^Dieturi  ergo  in  hoc  primo  libro  de  decem  praeceptis  moral.  de 
divina  lege,  in  qua  ipsa  continenlur.**  Des  Bonizo  (Bonitius)  Deere- 
tale  s.  Syntagma  decretorum.  Vgl.  Lambeccins  Comment.  Lib.  II. 
c.  8  num.  LXXXV.  p.  790  sqq.  der  ausführlieh  über  ihn  handelt  und 
ein  anderes  Werk  desselben  beschreibt. 

Ergänzend,  da  der  Wiener  Codex  nur  die  7  letzten  Bücher  hat, 
Ballerinii  1.  c.P.  IV.  c.  XV.  (pag  CCCVII  sqq.),  die  aber  den  Anfang 
auch  nicht  kennen.  Vgl.  noch  Phillips  IV.  S.  131  fg.,  Savigny 
VII.  15,  über  Bonizo  überhaupt  Giese brecht  Geschichte  der 
deutsch.  Kaiserzeit  III.  S.  1023  fgg. 

XXX.  —  Nr.  275  (413;  fol.  chart.  s.  XV.  Formularius  euriae 
Romanae. 

XXXI.  —  Nr.  276  (414),  277  (415),  281  (417)  4  Bde.,  fol. 
Chart,  saec.  XV.  XVI.  XVII.  enthalten  Abschriften  von  Bullen,  Breven 
u.  s.  w.,  die  Privilegien  u.  dgl.  ertheilen,  insbesondere  für  einzelne 
Orden. 

XXXn.  —  Nr.  287  (420)  fol.,  chart..  s.  XV.  XVI.  Verzeich- 
niss  der  römischen  Kanzleitaxen  für  alle  möglichen  Arten  von 
Dispensen  u.  s.  w. 

XXXm.  —  N.  288  (422)  hat  denselben  Inhalt  mit  dem  folgen- 
den. Daran  gehängt  ein  Provinciale;  auch  finden  sich  darin 
Notizen  über  Erection  von  Diöcesen  unter  Martin  V.,  über  die  Kaiser- 
krone u.  dgl. 

XXXIV.  —  N.289  in  2  Exemplaren  (423)  fol.,  membr.,  s.  XIV. 
auf  XV.  —  Verzeichniss  der  exemten  Stifter  sammt  den  von  ihnen  zu 
zahlenden  Taxen.  „Romana  ecclesia  sub  sc  continet  abbates  infra- 
scriptos.  Et  ideo  in  hoc  opusculo  proponuntur  ordine  alphabeti  prae- 
termisso  quia  omnium  ecciesiarum  mundi  caput  est  et  magistra 
S.  Pauli  de  urbe  ord.  s.  Benedicti."  Dann  alphabetisch.  Die  Summen 
sind  in  florenis  ausgeworfen,  am  Ende  eine  Reductionstabelle  der 
Münzen.  —  Der  von  Delandine  angegebene  Eigenthumsvermerk 
ist  beim  neuen  Einbände  zerstört  worden. 

Einige  Abteien  mögen  Erwähnung  finden.  „Colonien.  Siber- 
gen.  ord.  s.  Ben.  flor.  CCLXX.  Martini  Colon,  ord.  s.  Ben.  f.  CL. 
(Hierauf  die  Notiz,  dass  die  Pfarrkirche  von  St.  Brigitta  damit  zu 
uniren  sei,  wodurch  die  Einkünfte  um  16  Mark  Silber  gehoben  und 
deshalb   die   Taxe   in  5  M.   cum   1    f.  arg.).  Stabulen.  Malmo- 


ti  9  2  Schulte 

(larieii.  ortl.  f.  CXL.  Nicolai  bi-uliilieii.  ord.  s.  Ben.  f.  CL. 
Trincien.  ord.  s.  13.  f.  CXV.  II  gv.  Val  legaiiden.  ord.  Cister- 
ciens.  f.  CC.  S.  Pelri  Malmodiarien,  uuitum  cum  monasterio  s. 
Zemach  Leodien,  dioec.  f.  CC.  Panthal.  ord.  s.  Ben.  f.  CC.  — 
Corvey  mit  f.  CCC.  —  Prag:  Erzbisthum  mit  lim.  VIII.  c.  Tepl. 
mit  fl.  CCLX,  Opacamen.  ord  s.  B.  f.  V\  M  a  r  i  a  e  m  o  n  t  i  s ,  S  y  o  n 
alias  Stragonien.  (Strahow)  ord.  praemonstrat.  f.  C.  Cladruben 
ord.  s.  ß.  f.  XXXIII.  Miloten.  ord.  Praemonstr.  f.  CCXXXIII. 
Mariae  de  Possitano  seu  de  positario  ord.  s.  B.  f.  LXXXUI. 
—  Ol  mutz:  Lucen.  in  Moravia   ord.  Praem.  i\  CCCCLX.  Bistlium 

m 

mitP.  III.  V.  Vellegradu  ord.  Praem.  CCCXXXUI.  I  fl.  —  Melk, 
mit  CCCXXXUI. 

Unter  einer  zweiten  num.  289  (387)  kommt  ein  solches  Ver- 
zeichniss  aus  dem  Anlange  des  16.  Jahrb. -^or. 

XXXV.  —  N.  297  (U44),  Gull.  Durantis  a.  Speculum 
b.Repertorium.Datirt  27.  Febr.  1329.  Bibliothek  von  Camille  de  Neu- 
ville, Erzbischof  von  Lyon. 

XXXVI.  —  N.  318(432)  fol.,  membr..  s.  XIV.  Guil.  Duran- 
tis Repertorium  juris. 

XXXVn.N.319  (ll54)fol.,  membr.,  s.  XIV.Rotfredi  libeilus 
de  ordine  judicario,  aus  der  Bibliothek  des  Erzb.  Camille. 

XXXVin.  —  N.  32t  (385)  fol..  cbart.,  s.  XIV.  exeunt.  Nach 
De  landine  um  1250,  obwohl  Schriften  aus  dem  14.  Jahrb.  darin 
citirt  werden!  —  In  neuester  Zeit  überschrieben:  „Petri  episcopi 
Brixiensis  lexicon**. 

Der  Anfang  fehlt,  die  Handschrift  beginnt:  „vel  alius  nou 
debens  solvere  gabellam  conducit  res  sine  apodissa*".  „Galea  de 
nomine  et  eins  signiflcatione  vide  quod  notat  Jo.  An.  in  c.  ad  apo- 
stolicae  de  re  jud.  libro  sexto  [c.  2.  IL  14.  in  G"].**  Letztes  Wort 
der  Handschrift:  „Ovis  ovile.  Oves  in  nexo  non  comprehenduntur." 
Darunter:    „Petrus    episcopus    brixien.    princeps  et   comes.** 

Ausgabe  des  W^erkes:  „Expletö  est  Reptorium  Reverendi 
patris  et  dni  Petri  Epi  Brixienß  Impssum  Nuremb'ge  p  honorabiles 
viros  Andream  frisner  Bursidelensem  et  Joannem  Seusenschmid  Civ' 
Nurembergensem.  Anno  a  nativitate  domni  Miilesimo  qdringentesimo 
septuagesimo  sexto  septimo  die  octobris  Sedente  Sixto  IUI  pontiflce 
maxio  pontificatus  sui  anno  sexto.**  (Prager  Universitätsbiblii»thek 
XXXIX.  A.  35  fol.).  Fehlt  bei  Hain. 


It«r   Gallicum.  393 

Esßngtan:  „Inter  multa  praeclara  atque  salutaria  infirmitatis 
nfe  remeiiia  sive  divino  munere  nobis  collata  sive  huliio  studio  et 
laboe'  inventa  nihil.**  cet. 

XXXIX.  —  N.  6H  (1108)  fol.  membr.s.  XV.  Summa  Pisana. 
Eigenthum  des  Card.  d'Albret  und  1460  von  Philippe  Areia- 
tengis  um  14  duc.  aur.  gekauft. 

XL.  —  N.  617  (249).  4«.,  membr.  Guido  de  monte  Roch. 
Manipulus  curatorum,  gesehrieben  1330. 

XLI.  —  N.  618  (250)  Dasselbe  Werk. 

XLn.  —  N.  1510  (271)  Barth,  de  S.  Coneordio  Summa 
(Pisana),  geschrieben  17.  Mai  1447. 

XLin.  —  N.  270  (1140)  Decretales  Greg.  IX.  mbr.  fol. 
geschrieben  1459.  Aus  der  Bibliothek  der  Carmeliten  von  Dijon. 


IV.  Garpentras. 

Bibliotheque  de  la  ville. 

XLIV.  —  N.  170;  in  4o.,  115  Blätter,  membr ,  s.  XIÜ.  — 

a.  Acta  Concilii  Lateranensis  IV.  ,,Inc.  de   generalibus 

capitulis.  In  generali  capitulo  fr.  II.  post  primam  .  .  ,**  Ende:  »Anno 

•      •       • 

ab  incarn.   verbi  M.  CC.  XV.  celebrata  est  sancta  universalis  synodus 
Romae  in  ecclesia  s.  Salvatoris**  cet. 

b,  Sermones  in  festis  anni  s.  XII.  u.  XIII.  Exhortationes  variae. 
XLV.  —  N.  171,  fol.,  244  Blätter,  membr.,  s.  XII.  ex.  Die  erste 

Lage  hat  6,  die  übrigen  8  Blätter,  dann  noch  ein  einzelnes. 

Voran  ein  Verzeichniss  der  Päpste  bis  auf  Anastasius  IV. 
(f  1154).  Was  nun  folgt,  ist  später  zugeschrieben  worden.  Enthält 
den  Polycarpus  des  Cardinal  Gregorius.  Meine  Quellen  Seite 
316.  „Explicit  Polycarpus.**  Vergl.  Hüffer  Beiträge  zur  Geschichte 
der  Quellen  des  Kirchenrechts.  Munst.  1862  S  74  ff.,  der  den  Poly- 
carpus nach  einer  Pariser  Handschrift  genau  beschreibt.  Die  von 
Carpentras  gehört  unbedingt  zu  den  besten. 

XL  VI.  —  N.  172  (alte  Nummer  288),  fol.,  memb.,  76  Blätter, 
saec.  XIV. 

„Hunc  librum  deposuit  F.  Olivarius  in  bibliotheca  fratrum  mi- 
norum  Aquensium  a.  d.  1592  sub  hac  lege,  ut  si  dictus  deponens 
eum  non  repetierit,  remaneat  in  eadem  bibliotheca  in  perpetuum.* 

SiUb.  d.  phil.-hUt.  CI.  LIX.  Bd.  IV.  Hfl.  27 


394 


Schulte 


a.  Die  vollständige  Summa  des  Paieapalea,  wie  sie  M  a  a  s  s  e  n 
zuerst  besehrieben  und  bekannt  gemacht  hat.  Vorrede:  „Quoniam 
in  Omnibus  rebus  animadvertitur,  id  esse  perfectum.**  Ende  von  dist. 
Cl.  „e\^\.  in  una  provincia  sieut  in  ealehedon.  est  statutum  coneilio, 
duo  metropolitani  esse  non  dehent.**  Anfang  von  C.  I.  „Hucusque  de 
clericorum  ordinatione  et  eleetione  tractatum  est.**  C.  XXXIII.  q.  3. 
„Ventum  est  ad  III.  quaestionem,  qua  quaeritur,  utrum  sola  eadem 
eontritione.**  HI.  Pars.  „Omnibus  deeretorum  causis  vel  negotiis  de- 
cursis  ad  ultimam  huius  libri  ventum  est  partem,  quae  V.  est  distine- 
tionibus  sive  divisionibus  divisa." 

b.  Auf  dem  folgenden  Blatte  einige  Bemerkungen  über  „facilius 
est  transire  eamelum  per  foramen**  cet. 

c.  „De  ofTieiis  ecelesiae  traetare  eupientibus.  unde  originem 
habuerint.**  Traet.  de  missa. 

d.  Notae  de  Papis  deeretales  de  missa  facientibus. 

e.  Deappellationibus  (saee.  XIII.).  „Videndum  est  quid 
sit  appellatio.  et  quomodo  sit  appellandum.  et  quibus  non  et  quando 
sit  appellandum,  et  inter  quae  tempora  appellatio  sit  exequenda  et 
quando  appellare  necesse  est.  Appellare  est  sententia  facta  vocatio." 

Hierauf  wird  gehandelt  über  SCtum  Macedon.,  Vellejanum,  Plan- 
cianum,  „Senatusconsultum  Silianum  et  Claudianum  eapite  punit 
servos,  qui  dominis  suis  eo  tempore  (cum)  necarentur  omnimodam 
opem  non  tulerunt**  cet,  Pisonianum,  Trebellianum,  Pegasianum, 
Turpilianum.  Ende:  „Liboniano  s.  c.  cohercetur  qui  ob  instruendam 
advocationem  testimouia^  cet. 

Der  zweite  Theil  des  Werkes  ist  nicht  des  Roffredus 
Werk  (ich  benutze  die  Ausgabe  Lugduni .  .  per  Mathiam  bonhome  .  .  . 
1538).  Auch  den  Verfasser  des  ersten  habe  ich  nicht  feststellen 
können. 

f.  Quaestiones  juris  canonici.  „Quidam  clericus  nomine 
ticius  ordinatus  est  in  quadam  ecclesia  ab  archidiacono ,  qui  pactus 
est  cum  praeposito  eiusdem  ecelesiae  nolente  clericum  suscipere  se 
collocaturum  ad  tempus.  ignaro  clerico."  Letzte  (61.)  quaest.  „Ti- 
tius  in  testamento  omnibus  servis  suis  libertatem  dedit.  habet  servos 
vicarios  atque  ordinarios  usus  hi^s  verbis:  „omnibus  servis  meis  re- 
linquo  libertatem  et  servos  ordinarios  liberos  esse  volo,  et  peculium 
eis  do  lego.«  Nunc  Titio  mortuo  est  orta  controversia  inter  servos 
vicarios  atque  ordinarios;  praetcndunt  enim  viearii ,  competere  sibi 


iier  (iallicuiD.  395 

libertatem  ex  verbis  testamenti .  .**  Es  findet  sieh  wiederholt  die  Sigle 
•b.  z.  B.  »alia  deeisio  processit  in  scol.  b.**,  bisweilen  am  Ende.  Aus 
den  Quaestiones  Bartholomaei  Brix. 

XLVn.  —  N.  173  (alte  Zahl  289),  fol.,  membr.  et  chart. 
s.  XV.  Johannis  Andreae  Novellae  super  Decretales.  2.  Band,  der 
erste  fehlt.  ^^Explicit*'  cet.  „Johannes  locre.** 

XLVm.   —   N.  174  (226).  4*.  membr.,  353  Blätter,  s.  XIV. 

„Inc.  summaria  et  alia  notabilia  super  toto  cor- 
pore iuris  canonici  a  div^rsis  doctoribus  utiliter  edita.  Casus 
summaria  ine.  Gregorius  .  .  .  Rex  pacificus.  licet  dominus  dis- 
posuit  homines  esse  bonos,  tamen  cupiditas  lites  generat  infinitas  .  .'^ 
Ober  die  bekannten  casus  summarii  siehe  Stintzing  Gesch. 
S.  67  fgg.  (von  den  6  dort  genannten  Ausgaben  liegen  aus  der  Pra- 
ger Univ.  Bibl.  1  u.  2  vor  mir),  üie  Hauptquelle  für  die  Casus  zu 
den  Gregor.  Decretalen  sind  die  Casus  longi  des  Bernardus. 
Diese  sind  auch  im  hier  beschriebenen  Werke,  wie  schon  der  Ein- 
gang lehrt,  stark  benutzt  worden.  Ebenso  hat  Michael  deDalen 
dieses  und  andere  Werke  vor  sich  gehabt.  Seine  Autorschaft  besteht 
desshalb  lediglich  in  einer  Compilation,  welche  sich  vielfach  wörtlich 
an  die  Quelle  anlehnt. 

XUX.  —  N.  175  (290),  fol.,  chart.,  s.  XV.  Johannia  Cal- 
derini  Auctoritates  biblicae. 

L.  —  N.  176  (285),  fol.,  chart,  s.  XV. 

a.  Statuta  provinciaiia  Arelatensia,  Aquensia,  Ebrodon.  1326. 

b.  Syn.  Ebrodunensis. 

c.  „In  nomine  s.  et  individuae  trin  ....  Inc.  summa  de  ca- 
s  i  b  u  s  utilis  et  valde  necessaria  sacerdotibus  curam  degentibus  ani- 
marum.  Inprimis  debet  sacerdos  poenitentem  interrogare,  utrum  sciat 
,Pater  noster*  , Credo  in  deum*  et  ,Ave  Maria*.  Et  si  nesciat,  in- 
struat.** 

„Scriptus  fuit  praesens  liber  per  me  bermundum  capra- 
tii  de  brianczonio  (Brian^on)  millesimo  CCCC""^  sexagesimo 
sexto.  ** 

11.  —  N.  186  (179),  4%  membr.,  s.  XIV. 

.Summa  super  decretalibus.  Inc.  summa  decretalium 
abbreviata.  Incipiunt  capitula  primi  libri  ....  Quia  crescente 
malitia  hominum  diversorum  effrenata  cupiditas  quotidie  nova 
litigia  generabat,  sancti  patres  decreta  et  constitutiones  summi  pon- 

27  • 


396  Schulte 

tifices  ediderunt.  De  quibus  quidem  constitutionibus  et  legibus  atque 
rescriptis  in  isto  opusculo  compendiose  aliqua  praemittantur.''  An- 
fang: „Trinitas  est  universorum  prineipium  et  origo.''  „Explicit  ex- 
ceptio summae  de  titulis''.  Schluss  des  Werkes  selbst :  ;,Hoc 
ideo  contingit,  quod  protinus  eelo  symoniaco  feriretur.'' 

Der  Name  summa  super  (de)  titulis  deeretalium  ist 
der  technische  für  die  Summa  aurea  des  Card.  Heinrich  (Hostien- 
sis)  de  Segusio.  Aus  dem  Anfange  dieser  ist  auch  entnommen ,  ob- 
wohl nicht  wörtlich ,  der  Anfang  der  vorliegenden  Schrift ,  da  die 
Summa  Hostiensis  beginnt: 

„Alpha  et  a>  unum  in  essentia  et  trinum  in  personis  .  .  .  exoro 
ut  adsit  mihi  principium *" 

Ebenso  ist  der  Prolog  nur  ein  Excerpt  aus  der  sehr  ausfuhr- 
lichen Vorrede  des  Hostiensis.  Nun  wissen  wir,  dass  ein  F.  Marti- 
nus  Abbas  ein  solches  Werk  über  die  Summa  des  Hostiensis  ge- 
macht hat.  Vergleiche  die  Anführungen  zu  dem  Cod.  num.  361  von 
C  h  u  r  t  r  e  s.  Nicht  minder  hat  B  e  r  e  n  g  a  r  v  o  n  F  r  e  d  o  1  i  ein  Inventar 
zur  Summa  aurea,  von  ihm  Oculus  jgenannt  (mein  Lehrbuch 
S.  71)  gearbeitet,  das  Joh.  Andreae  in  addit.  ad  G.  Durantis 
Specul.  P.  IV.  tit.  de  elect.  erwähnt. 

m.  —  Cod.  Peiresc  LXXIV.  Dieser  von  Maassen  Bibl.  III. 
pag.  169  angeführte  Codex,  von  Peiresc  geschrieben,  ist  inhaltlich 
im  Catalogue  III.  pag.  16  sqq.  genau  bekannt  gemacht.  Er  enthält 
nicht  genau  in  der  Ordnung  des  Pariser  Cod.  5537  (das.  S.  259) 
die  Sammlung  der  Kirche  von  Arles,  wie  Maassen  angibt.  Da  nach 
meinen  Notaten  die  Darstellung  des  gedruckten  Katalogs  richtig  ist, 
unterlasse  ich  es,  weitere  Mittheilungen  zu  geben. 


Die  Bibliothek  enthält  noch  eine  Anzahl  von  Werken  des  1 6. 
17.,  18.  Jahrhunderts  über  can.  Recht,  ein  ungedrucktes  von  Tho- 
massin  (Katal.  nr.  168;  vgl.  169),  sodann  eine  grosse  Zahl  von 
Schriften  über  die  gallikanische  Kirche  (Versammlungen, 
Staatsacte  u.s.  w.),  endlich  besonders  in  den  Abschriften  und  Samm- 
lungen von  Peiresc  und  Tissot  reiches  Material  für  die  neuere 
Geschichte.  Da  der  Katalog  äusserst  genau  ist,  kann  dessen  Durch- 
sicht bestens  empfohlen  werden.  Er  ist  zu  beziehen  von  der  Biblio- 
thek (26  fr.  Preis). 


Iter  Gallicum.  397 

V.  Avignon. 

Bibliotheque  de  la  ville  (Mus^e  Calvet). 

Lm.  —  Num.  121.  —  Formularius  curiae  Romanae. 

UV.  —  122.,  fol.,  meinbr.,  saec.  XIV. 

a.  Summa  Goffredi  de  Trano.  Der  Anfang  fehlt.  Sie  be- 
ginnt im  33.  Titel  des  ersten  Buches. 

6.  Ein  Tractat  über  Theile  des  Processes.  Anfang:  „Scien- 
tiam  omnes  naturaliter  appetunt,  et  eius  fruetum  eonsistere  in  aequi- 
sitione  rerum  temporalium  multi  arbitrantur,  licet  et  alius  longe  ma- 
jor sit  t'ruetus  eius,  quam  fragilitas  nostri  temporis  non  attendit; 
et  infructuosa  theoria  reputatur,  nisi  fructus  eius  ex  practica  scien- 
tia  colligatur.  Inde  est,  quod  ego  6.  ad  petitionem  sociorum  meorum 
ea,  quae  ad  frequentem  usum  causarum  vel  ad  cursum  necessaria 
sunt,  expedioso  tractatu  tradere  proposui,  sequens  vestigia  exceilen- 
tissimi  ingenii  magistri  P.  Pen  ereil  [soleseich;  HerrDeloye, 
der  mir  freundlichst  auch  eine  Beschreibung  in  einem  Briefe  zu- 
sandte,  liest  Peu ereil].  Quia  erga  Judicium  dicitur  trinus  actus 
trium  persoiiarum,  judicis,  actoris  et  rei,  videndum  est,  quid  si^  actor, 
quid  judex,  quid  reus,  qualiter  vicissim  agere  et  quo  ordine  procedere 
debent,  hoc  praenotato,  quod  judex  quandoque  sine  accusatore  actore 
procedit,  scilieet  ubi  facti  evidentia  vel  clamor  insinuat,  vel  diflfamatio 
manifestat  ..." 

Actor  itaque  accedere  debet  ... 

Dictum  est  qualiter  ad  petitionem  actoris  .  .  . 

toi.  58^  De  replicationibus  ad  praemissas  excep- 
tiones.  Hae  sunt  replicat.  ad  praem.  exceptiones  .  .  . 

fol.  59.  De  except.  contra  personas,  quae  alieno  no- 
mine agunt.   Contra  praedictas  personas,  quae  pro  aliis  agunt. 

f.  59.  eol.  2.  De  replicat t.  contra  dictas  except t.  Contra 
praemissas  exe.  s.  replicat. 

De  except.  quae  opponuntur  contra  personam  ju- 
dicis.  Seqnilur  de  except,  quae  competunt  .  .  . 

De  except.  quae  causae  agendae  opponuntur.  Se- 
quitur  de  except.  q.  c.  a. 

Repiicatio  contra  dictas  except.  Contra  except.  illam. 

De  litis  contest.  et  juram.  calumn.  Post  haec  rite 
peracta. 


398  Schulte 

De  except.  peremtoria.  Contestata  lite  et  praestito  jura- 
mento  .  .  . 

De  interrogat.  quae  ab  actore  et  reo  fiunt  Conse- 
quenter  fiunt  iaterrogat. 

Quando  alicui  praeiudieat  sua  confessio.  Ad  majorem 
evidentiam  hujus  articuli. 

De  testibus.  Primo  yideamus  de  testibus.  Sequitur  de  illa 
probat,  quae  fit  per  instrum.  u.  s.  w. 

Ende:  '^Et  hoc  de  exeeptionibus  et  replicationibus  ad  praesens 
sufiiciat.  Explieit  actor  et  reus  et  oppositiones  et  respon- 
siones.** 

Fol.  63.  über  die  Abschnitte  im  Process  :  ^Primum  est  seil, 
ante  citationem,  sec.  tempus  citationis»  tert.  temp.  repraesentationis 
parium  coram  judice»  quarl.  proponendar.  except.  dilatoriarum.  quin- 
tum  litis  contest,  sextum  producendar.  probat.,  sept.  tempus  renun- 
tiationis,  octarum  allegationum  et  disputat.  earundem,  decimum  temp. 
difiinitur  sententiae.''  Hört  auf  foi.  64"  in  der  2.  Col.  Schluss  ,,die 
assignata  ad  faciendum  positiones  —  quod  homines  sistant.** 

LV.  —  131.  mbr.  fol.  Decisiones  Rotae  von  1376. 

LVL  —  332.  mbr.  fol.  s.  XIV.  Decretum  Gratiani  mit 
Glossa  Barth.  Brixiensis.  Schöner  Codex  mit  Miniaturen. 

LVn.  —  334.  mbr.  fol.  s.  XIV. 

a.  Liber  sextus  ohne  Apparat. 

6.  Liber  feudorum  mit  der  Glossa  ordlnaria. 

LVm.  —  342.  Chart,  fol.  s.  XIV.  ad  XV.  Henriei  Bohich 
Repertorium  distinctionum  und  varii  tractatus. 

Einzelne  allbekannte  Schriften:  Summa  Pisana,  Quaest.  domin. 
des  Barth.  Brix.,  viele  aus  dem  17.  und  18.  Jahrh.  über  can.  Recht,  Ab- 
schriften von  Bullen  etc.  fürLanguedoc  vom  9.  bis  15.  Jahrb.,  über  die 
Inquisition  zu  Avignon  (z.  B.  deren  Einnahme  von  1719),  die  camera 
apost.  von  Avignon,  Carpentras  u.  dgl.  hebe  ich  nicht  besonders  hervor. 

LVm.'  —  Fonds  Requien  Nr.  440,  mbr..  fol.,  s.  XIV. 

Das  von  Hänel  col.  61.  als  Statuta  provincialia  edita 
Avenione  cet.  bezeichnete  Manuscript.  Es  enthält  fol.  1 — 16  „Hec 
sunt  statuta  provincialia  edita  Avenione  apud  sanctum  RufTum  in  con- 
cilio  provinciali  celebrato  per  ven.  in  Christo  patres  dominos  Arela- 
tensem,  Aquensem,  Ebrodunensem  archiep.*"  Fol.  17 — 47.  „I  nci  pit 
libersynodaliscompositus  permagistrum  Petrin  de  sanp- 


Iter  Gflilicum.  399 

«•■e  ad  instantiam  domini  Raimundi,  Dei  gratia  Neman- 
sensis  episcopi."«  Laut  einer  fol  47  befindlichen  Bemerkung  hat 
P.Urban  V.  den  Codex  am  7.  März  1364  ^ad  seryicium  ipsius  ecciesiae 
et  usum  eanonicorum**  der  Kirche  von  Avignon  geschenkt.  Desshalb 
ist  wohl,  wie  Herr  D  e  I  o  y  e  richtig  vermuthet,  dreimal  der  Name  von 
N  i  m  e  s  im  Prolog  ausradirt.  Es  kann  nur  B.  R  a  y  m  u  u  d  II.  von  N  i  m  e  s 
[von  1242—1272]  in  Betracht  kommen,  der  auch  1252  den  liber 
synodalis  für  Beziers  verfasste.  Wenn  in  der  Gallia  christiana 
VII.  col.  439  sq.,  446  sq.  auch  die  Möglichkeit  der  Abfassung  zur 
Zeit  Raimund's  1.  [1()79 — 1112]  angenommen  wird,  so  ist  dies 
keiner  weiteren  Beachtung  werth.  Aus  diesem  Codex  hat  Märten e 
Thesaurus  iV.  col.  1029  sqq.  die  Statuten  von  Nimes  edirt. 


VI.  Marseille. 

Bihlioth^qap  de  la  ville. 

LIX.  —  A.  a.  35.  (alte  Nummer  28),  fol.,  membr.,  s.  XIV. 
„Carthusiae  Villenovae*'. 

Catalogus  Pontificum  Romanorum.  „Romanorum  ponti« 

ficum  nomina  et  tempora   quibusque  Christi   ecciesiae    praefuerunt 

nee  non  insignia  gesta  et  notabilia  facta,  quae  sub  eorum  temporibus 

evenerunt;  scire  gestiens  plurium  tractatorum  hystoriographorum  et 

chronicorum  saepe  perlegi  libros  et  opera  ac  gesta**  cet.  Hört  auf 

mit   „Urbanus  II.,  qui  prius  nominatus  est  Odo.  Cepit  anno  dom. 
•  •  • 

m.  LXXXVIII.  in  cronica  vero  Martini  scribitur  m.LXXXIX.  Sedit  an. 
XII.  vacavit  d'  XVI.  Floruit  hoc  tempore  Anseimus  Cantuarien- 
sis**  .  .  . 

LX.  —  E.  a.  54.  (41),  fol.,  membr.,  s.  XV.  Bullae  diversae  pro 
fratribus  minoribus. 

LXI.  —  E.  a.  40  (befindet  sich  jetzt  im  Departementalarchive, 
wo  ich  dasselbe  einsah),  membr.,  fol.,  s.  XIV.  Bellarium  S.  Vic- 
toris  zu  Marseille.  Es  hat  auch  Privilegien  der  K.  Friedrich  I. 
und  II.  für  Arles  und  die  Provence.  Die  Originale  selbst  sind  meist 
erhalten  im  Departementalarchive. 

LXn.  —  E.  a.  188.  (ohne  Einband).  4».,  mbr.  saec.  X. 

a.  Vitae  sanctorum. 


400  Schulte 

b,  Epistola  ad  regem  Carolum  de  monasterio  saneti  Benedicti 
direeta  et  Pauli  dictata.  Propugnatori  ac  defensori  christianae  re- 
ligionis  domno  Carolo  per  Christi  patentiam  regum  sapientissimo  ac 
fortissimo  Theodomarus  exiguus  et  universus  beati  Benedicti 
patris  grex  vestro  susditus  dominatui  aeternam  in  domino  salutem. 
Tarn  per  epistolae  seriem"  cet.  Eine  Pariser  Handschr.,  welche 
denselben  Brief  hat,  im  Archiv  (Pertz)  7.  S.  860.  Die  zu 
Montecasino  schreibt  ihn  nach  der  a.  a.  0.  gemachten  Bemer- 
kung ebenfalls  dem  Paulus  Diaconus  zu.  Karl  wird  darin  ge- 
beten, sich  der  Benedictiner- Klöster  anzunehmen;  man  sendet 
ihm  Abschrift  des  Originals  der  Begel,  Hymnen,  ein  Normal- 
pfund, Normalmaass  für  Getränke  u.  s.  w.  „Continentur  in  hoc  libro 
adorationes  scorum  patrum  ad  profectum  profectionis  monachorum. 
1.  de  eo  quod  oporteat  quietem  omni  festinatione  sectari  ...  21. 
correctionis  patrum  anachoretarum  .  ." 

Passio  sei  ac  beati  Desiderii  epi  et  mart.  ecclesiae  Vientls. 

Passio  beator.  apostolorum  Petri  et  Pauli. 

LXm.  —  E.  b.  244.  Abschrift  des  18.  Jahrb.  von  einem  Pro- 
vinzialconcil  von  Aix  aus  dem  Jahre  1285  unter  Bostagnus  Le 
M  0  u  e  s. 

T.TTTTT  —  E.  b.  289,  4»,  mbr.,  s.  XJII.  incip.  „Cartusiae  Mas- 
siliensis.** 

„Tractatus  Innocentii  papae  (III.)  de  septera  poenitentiali- 
bus  psalmis.  Incipit.  Ne  inter  occupationes  multiplices.*' 

LXV.  —  Eh.  379,  4o.,  mbr.,  s.  XV. 

a.  „Incipit  formularium  Hterarum  provinciae  et  primo  tabula  de 
agendis  in  capitulo  generali.*'  Enthält  die  Beformen,  Capitelstatuten 
der  Orden  u.  s.  w.  „Expliciunt  constitutiones  papales.  incipiunt  con- 
stitutiones  generales.'' 

b.  „Incipit  prologus  in  novam  compiiationem  statutorum 
generalium  ordinis  fratrum  minorum  factorum  apud  Assi- 
sium  in  capitulo  generali  ibidem  noviter  celebrato.  Quoniam,  ut 
ait  sapiens,  ubi  non  est  sepes  diripietur  possessio. "^ 

c.  „Incipit  regula  b.   Francisci.** 

rf.   „Expl.  regula  b.  Francisci.  Incipit  declaratio  eiusdem  divi 

Gregorii." 

e.  Nicolaus  III.  Extravagante  „Exiit  qui  seminal"  u.  s.  w. 


Iter  Gallicum.  401 

LXVI.  —  Fb.  29.,  4o.,  chart..  s.  XIV.  auf  XV.  ,,Ex  Bibl. 
Augustiniana  Aquensi.** 

^Loci  communes  ordine  alpbabetico  dispositi**,  im  18.  Jahrb. 
in  das  Denkblatt  gescbrieben.  Anfang:  «Abbas  debet  esse  elemosi- 
narius  .  .  .  Abbas  debet  interdum  gaudere  cum  subditis  suis." 

Folgt  noch  die  donatio  Constantina. 


VII.  Nimes. 

Bibliotheque  de  la  ville. 

LXVII.  —  Num.  13729,  membr.,  12»..  saee.  XIV.  Summa  de 
casibus  Raymundi  de  Pennaforte.  Am  Ende  des  3.  Buches: 
^explicit  summa  de  casibus**.  Das  4.  Buch  beginnend  mit  einem 
neuen  Blatte,  so  dass  1  y,  Seiten  leer  blieben,  hat  oben  auch  stets 
Uli.  und  endigt:  „explicit  summa  de  matrimonio.** 

LXVni.  —  13749.,  in  4o.,  membr.  s.  XIII.  „Iste  liber  est  mon. 
s.  Andree  dyoec.  Avinion.** 

a.  De  decempraeceptis.  Die  ersten  Blätter  sind  theilweise 
angefressen.  Cap.  2.  „Ad  solutionem  huius  quaestionis  sciendum, 
quod  fides  mediatoris  duobus  modis  potest  intelligi.  3.  de  sacramentis. 
De  conjugio.  Exsecuto  ergo  poenitentiae  sacram.  consequenter 
ad  traetandum  conjugii  sacram.  accedamus.  In  primo  ergo  videndum 
est  de  institutione  conjugii,  2o  de  causis  conjug.,  3®  de  diyersis  stati- 
bus  eonj.»  4»  de  bonis  conj.  ^^  quae  personae  sunt  idoneae  ad  con- 
tractum  conj.,  ultimo  videndum  est  de  causis  divortii.  Igitur  de  primo 
primum  agamus.  Sciendum  est**  cet. 

6.  Tract.  de  trinitate.  „Creator  universorum  deus,  univer- 
saliter  perfectus." 

LXIX.  —  Num.  13.763,  fol.  maj.,  membr.  saec.  XIV.  mit 
wunderschönen  Miniaturen,  Initialen  und  Arabesken.  Decretum 
Grat i an i  mit  dem  Apparatus  des  Bartholomaeus  Brixiensis. 
Auf  dem  Vorsetzblatte  steht  folgende  für  die  Universitätsgeschichte 
von  Padua  interessante  Notiz: 

„Ego  Petrus  Donatus  archiepiscopus  Cretensis  examinatus 
fui  in  jure  canonico  sub  promotoribus  meis  dominis  Raphaele  Ful- 
gosso  et  Prosdocimo  de  Comitibus  iuris  utriusque  doctoribus  Paduae 
legentibus   ordinarie  de  mane  die  XVII.  octobr.  1418  et  habui  in 


402  Schulte 

punctis  in  decretis  \L  q.  IUI.  si  quis  episcopus  (c.  5.  C.  VI.  qu.  4.), 
et  in  decretalibus  c.  novit  de  afTln.  lega.  Conventus  solennis  est 
factus  in  erastinum  saneti  Lucae  die  seil.  XVIIII.  eiusdem  mensis  et 
deeoratus  sum  in  decretis  per  dorn.  Prosdocimum  praedictum,  in 
artibus  vero  per  M.  Casparum  de  Pergamo.** 


Einige  andere  Handschriften  sind  ohne  allen  Werth. 


Vm.  Montpellier. 

A.  ßibliotlieque  de  TEcole  de  m^decine. 

[.  —  N.  H.  3.  in  2  Bänden,  toi.  membr.,  saec.  XII.  exeunt. 

Fonds  Clairvaux.  —  und. 

N.  H.  13.,  fol.,  niembr.,  saec.  XIV.  ineunt.  „Biblio- 

thecae  Pontiniacensis**   (Pontigny;   alte  Cistercienser  Abtei  in  der 

Diöcese  Auxerre).  Diese  Handschrift  ist  Copie  des  zweiten  Bandes 

von  der  zuerst  genannten. 

Decretales  Pseudoisidorianae.  Da  ihr  Inhalt  von  Hinschius 
pag.  LXVII.  bis  LXXII.  angegeben  ist,  kann  ich  mich  der  Beschrei- 
bung entschlagen,  obwohl  ich  sie  genau  notirt  habe.  Hinschius  hat  die 
Handschriften  unter  die  Classe  C.  der  pseudoisidorischen  Hand- 
schriften, also  zur  spätesten  Form  derselben,  gesetzt. 

LXXI.  —  H.  4.,  membr.,  fol.  max.,  saec.  XII  auf  XIII.  Oratorii 
Trecensis  (Pithou).   • 

a.  Cassiodori  formularum  variarum  libri  V.  (nicht  wie  im 
Katalog  IV). 

b.  Eiusd.  variae  epistolae. 

c.  Symachi  epistolae. 

d.  Boetius  de  trinitate. 

e.  Sidonii  Apollinaris  epist.  libri  IX. 

f.  Eiusd.  Panegiricus. 

LXXn.  —  H.  9.,  fol.  max.,  261  fol.,  membr.»  saec.  XIV.  Fonds 
de  Clairvaux.  Der  Katalog  gibt  den  Inhalt  also  an:  „Summa  juris 
canonici,  auctore  Raymundo,  cum  gl ossa",  was  schwerlich 
jemand  auf  den  wirklichen  Inhalt  führt,  aber  zeigt,  wie  abgesehen 
von  den  zahlreichen  sonstigen  Fehlern  der  Katalog  bezüglich  der 
canonischen  Handschriften  fttr  den  Fachmann  werthlos  ist. 


lUr  Gallicum.  403 

üie  drei  vorgebundenen  Folia  enthalten  von  einer  Hand  des 
XIV.  Jahrh.,  aber  jünger  als  der  Hauptinhalt;  1.  Den  index  titu- 
lorum  deeretalium  Greg.  IX.  —  2.  Die  bekannten  versus  memoria- 
les  titulorun):  summum  constitue  cet.  -—  3.  istae  sunt  defini- 
tiones  rubricarum  deeretalium,  beginnend  mit  „fides  est  sub- 
stantia  sperandarum  rerum,  argumentum  non  apparentium^  und  endi- 
gend mit  »tt^gula  est  quae  rem  breviter  enarrat**  cet.  —  4.  Die 
verschiedenen  Versionen  der  versus  memor.  librorum  decretal. :  „pars 
prior  officia  parat**  cet.  —  5.  auf.  fol.  3^  eine  Preistabelle  (vergl. 
V.  Savigny  Gesch.  UI.  S.  675  ff.)  für  die  civilist.  und  canon. 
V^erke.  Ich  hebe  von  canon.  hervor:  libellus  rofredi  in  jure  ean. ; 
quaestiones,  poenitentarius,  cavillationes,  libellus  Johannis  de  Deo; 
perfectio  huguczonis;  Albertanus;  ausserdem  die  Quellen,  noch  nicht 
den  Über  sextus.  Hierauf  4  Blätter  (jedoch  ist  zwischen  3  und  4  das 
erste  Blatt  der  Decretalen  gebunden)  von  gleichzeitiger  Hand,  welche 
die  Principia  capitulorum  deeretalium,  aber  nur  nach  den 
Titeln  geordnet  enthalten.  Dies  zusammen,  abgesehen  von  der  Preis- 
tabelle, bildet  also  einen  vollständigen  modus  legendi  für  die 
Dekretalen.  Den  Hauptinhalt  der  Handschrift  bilden  die  Dekretalen, 
und  zwar 

a.  Decretales  Gregorii  IX.  mit  dem  Apparat  des  Ber- 
nardus  Parmensis. 

b.  Decretales  In nacentii  IV.  mit  der  vollständigen  Glosse 
des  Bernardus  Compostellanus  jun.  Die  Sammlung  enthält 
zuerst  die  Publicationsbulle  für  Bologna,  hierauf  sämmtliche  42  Ca- 
pitel.  Die  Ordnung  derselben  ist,  verglichen  mit  der  von  mir  a.  a.  0. 
gegebenen:  num.  1  bis  29,  31,  32,  30,  33  bis  42,  also  genau  die- 
selbe, welche  Böhmer  hat.  Auch  sind  die  Anfangsworte  die 
gleichen. 

Zu  bemerken  ist  noch:  1.  Vor  cap.  6.  Romana  etc.  Edictum 
ist  der  ganze  Tenor  der  Bulle,  womit  Innocenz  IV.  die  const.  Ro- 
mana ecciesia  (a.  a.  0.  Seite  706,  Note  16)  publizirte,  auf- 
genommen : 

„Innocentius  Episc.  S.  S.  D.  dilectis  filiis  universitati  ma- 
gistrorum  et  scolarium  Parisiensi  sal.  et  apost.  ben.  Cum  inter 
venerabiles  fratres  nostros  Remensem  archiep.  ex  parte  una  et  ipsius 
suffraganeos"  cet. 


404  S  c  h  u  I  l  o 

worauf  dann  die  Rubrik  de  suppl.  negl.  praei.  und  sofort 
das  erste  caput  der  eonst.  Roman  a,  nämlich  das  sechste  der  Samm- 
lung Rom.  ecci.  etc.  Edictum  folgt.  —  2.  cap.  2.  lautet  auch 
hier  ad  haec  und  gibt  den  Eingang  der  [nnocent.  Constitution 
genau  wie  ich  ihn  habe  S.  707  Note  19  abdrucken  lassen;  die 
Gregor.  Const.  ist  im  vollen  Wortlaute,  anfangend:  Greg.  E.  S.  S. 
D.  cet.,  aufgenommen,  —  3.  Nicht  glossirt  sind  capp.  Abbate, 
pro  humani  und  non  solum.  —  4.  Auf  dem  oberen  Rande  ist 
die  Zahl  des  Buches,  zu  dem  die  betreffenden  Capitel  gehören, 
fortlaufend  angegeben.  —  5.  Die  Glosse  ist  durchweg  mit  der 
Sigle  b.  bezeichnet. 

Auf  derselben  Seite,  auf  welcher  die  vorher  genannte  Sammlung 
endigt,  schliessen  sich  ohne  jede  besondere  Rubrik  an : 

{?.  Decretales  GregoriiX. ,  und  zwar  alle  einunddreissig. 
Voran  geht  auch  hier  die  Publicationsbulle  für  Bologna.  Die  Glosse 
gehört  Gar  Sias  an,  dessen  vollen  Namen  sie  auch  oft  hat.  Anfang 
der  Sammlung:  „Rubricamus  rubricas  constitutionum.  Gregorius 
Episc.  S.  S.  D.  dil.  fil.**  cet.  Auf  dem  oberen  Rande  der  linken  Seite 
steht  durchweg  G.,  der  rechten  X.  Knde:  „Garsias  Yspanus.  Expli- 
cit  apparatus  decretalium  novissimarum  gregorii  X.'^ 

rf.  Die  Constitution  Nicolaus'  III.  Cupientes  unmittelbar 
sieh  anschliesend,  mit  dem  Apparate  des  Garsias.  „Explieit  appa. 
Cupientes.  Gars.  dominus". 

In  den  Randeinfassungen  kommt  mehrmals  ein  Wappen  vor  mit 
6  Feldern,  von  denen  die  Felder  1,  3,  5  in  Gold,  2,  4,  6  grün  sind. 

LXXm.  —  H.  20.,  fol.  max.,  membr.,  saec.  XIV.,  follor.  254. 

Vorher  das  alphabetische  Wortverzeichnisse  dann  das  Werk 
selbst:  „Inventarium  juris  canonici  tarn  textuum  (|uam  glosarum 
compilatum  per  Berengarium  episcopum  Biterrensem'^.  Anfang: 
„Patri  suo  ac  domino  reverendo  dom.  Guillelmo  dei  provid.  Ehrodun. 
archiepiseopo  Berengarius  miserat.  div.  episc.  Biterrensis  salntem  in 
eo  qui  est  omnium  vera  salus.  Dens  cuius  Providentia^.  Die 
vom  Abschreiber  anfänglich  ausgelassenen  Artikel  b  a  p  t  i  s  m  u  s ,  b  e  a- 
titudo,  bellum  sind  fol.  250^  ff.  nachgetragen.  Über  das  Werk 
selbst  vgl.  mein  Lehrbuch  Seite  71. 

LXXnn.  —  H.  51.  —  „De  la  biblioth^que  de  Mr.  le  P.  Bouhier. 
B.  50.  MDCCXXI.«  —  fol.,  219  Blätter,  memb.,  saec.  XIV.  —  Auf 


Her  CallicufD.  405 

dem  Vorsetzblatte  ist  wohl  von  Bouliier  der  im  Katalog  gedruckte 
Titel  gesehrieben:  „Les  cinq  livres  des  deeretales  translatees  eii 
fran^ois  du  temps  de  Saint  Louis"". 

Der  Codex  enthält  sehr  schön  geschrieben 

a.  eine  alt  französische  Übersetzung  der  Dekretalen 
Gregors  IX.,  der  jedoch  vielfach  eine  Einleitung  und  eine  Erklärung 
des  Capitels  vorangeht  oder  nachfolgt.  Vorher  geht  ein  französi- 
sches Verzeic  hniss  der  Titel.  Als  Beleg  für  die  Methode  gebe 
ich  den  Text  von  cap.  2.  X.  de  summa  trinitate  II.  1. 

„Dam  pn  am  US.  Li  cas  de  ceste  dccretale  est  teuls.  Mestre 
pere  libard  tist  un  escrit  qui  est  apelez  sentences  ou  il  dist  que  la  de- 
nitez  est  une  souveraine  chose  qui  nengendre  pas  nest  pas  engendre: 
eniz  est  une  chose  qui  ne  puest  estre  devls^e  et  por  ceo  uns  abes 
qui  avorta  non  Joachim  qui  est  de  fueble  creance  lapeloto  mescirant 
et  de  fue  et  por  ceo  li  apostorles  (ist  cette  Constitution  ou  il  reprent 
lerror  de  ce  labe,  qui  est  divisee  en  III.  parties.  II  met  premierement 
le  error  ioachim  et  de  quoi  ele  nasqui  et  aprez  il  dampne  son  opinion. 
per  le  conseil  del  saint  concille  et  conferme  la  sentence  mestre  peres 
le  lombart;  apres  il  condampne  touz  ceus  qui  defendront  la  sentence 
a  cel  abe  et  ensaigne  coment  les  auctoritez  que  il  disoit  doivent  estre 
entendues  et  en  la  (in  il  dist  que  ceo  ne  doit  riens  grever  labaie  dont 
il  ert  abes.  Et  me  esment  por  ceo  qui!  envoia  a  rome  ses  escriz  por 
amender.  II  dist  donques  isci.  Nos  dampnons  et  si  blamons  le  libre 
ou  le  tretie  que  li  abes  ioachim  (ist  contre  mestre  pere  li  lombard  de 
limite  ou  de!  essance  de  la  trinite.  quant  il  apela  mescreant  et  de- 
fue"  cet. 

Letztes  Capitel:  „Indignum.  II  est  tort  et  estran&:e  chose  dela 
costume  a  liglise  de  rome  q  aucuns  soit  contrainz  (dtinz)  por  fere 
homage  des  ehoses  espitiez**. 

6.  „Ici  comancent  les  noveles  constitutions.  Inno- 
ceuz  lapostorle  sers  de  sers  dieu  fi  mante  saluz  et  beneicon  al 
mestres  et  al  escoliers  qui  demorent  a  paris. 

De  lettres  de  rome  (De  rescriptis). 

Cum  nuper.  Come  nos  oions  novelement  unes  constitutions 
fetes  et  establies  sus  certeins  articles  nos  mandons  a  vostre  univer- 
site  que  des  or  en  avant  usez  des  devant  dites  constitutions  en  iuge- 
menz  et  en  escoles.  Nos  vos  envoions  soz  nostre  bulle  et  si  vos  man* 


406  Schulte 

dons  que  vos  les  faciez  mestre  soz  certains  tytres  si  come  il  est  con- 
tenuz  sus  chaseune  di  celes**. 

Nun  folgen  die  Constitutionen  Innocenz  IV.  in  nachstehender 
Ordnung  (nach  den  Nummern  meiner  angef.  Abhandlung),  und  genau 
mit  dem  jedesmal  yoi*aufgeschickten  latein.  Anfangsworte,  nämlich: 

Num.  1  bis  6,  8  bis  12,  14,  13,  15  bis  18,  20  (ad  haec), 
19,  21,  22,  26,  26,  27,  31,  32,  34,  35  bis  40,  28  (quia  eunc- 
tis),   29  (dudum),  33,  42. 

Schluss:  „Ci  fenisset  les  decretales  en  francois  q' 
sont  tnsJatees  p  grät  estuide.  deo  gracias**. 

Von  den  Innocenzianischen  Dekretalen  fehlen  also:  7,  23,  24, 
30.  41.  Diese  fünf  Dekretalen  und  noch  eine  sechste  fehlen  auch  in 
den  Handschriften  mit  der  Glosse  des  Abbas  antiquus,  welche  ich 
a.  a.  0.  S.  768  nachgewiesen  habe.  Grosse  Ähnlichkeit  hat  indessen 
die  Sammlung  auch  mit  der  des  Codex  Geneviensis  num.  59. 

Bei  Abfassung  des  Catalogs  hat  man  schwerlich  einen  Blick  in 
den  Codex  gethan ;  ich  finde  auch  sonst  nirgends  denselben  erwähnt.  Die 
Handschrift  hat  nun  nicht  blos  Werth  als  altfranzösische  Über- 
setzung der  Dekretalen,  sondern  ist  zugleich  der  erste  bisher  be- 
kannte Beleg  dafür,  dass  man  das  canonische  Recht  im 
Mittelalter  in  einer  anderen  als  der  lateinischen 
Sprache  wissenschaftlich  behandelt  hat.  So  ist  er  lür  die 
Literaturgeschichte  äusserst  interessant.  Aber  er  bietet  noch  ein  wei- 
teres Interesse  dadurch,  dass  er  zeigt,  welche  allgemeine  Verbreitung 
die  neue  Sammlung  von  Innocenz  IV.  fand. 

Gemacht  ist  die  Übersetzung  nicht  vor  1245,  aber  wohl 
vor  1298,  da  schwerlich  nach  dem  Erscheinen  des  liber  sexlus  Je- 
mand die  Dekretalen  Innocenz*  IV.  als  novae  constitutiones 
genommen  haben  wurde.  Wahrscheinlich  ist  auch,  dass  sie  vor 
1274  fällt,  da  die  Dekretalen  Gregorys  X.  sonst  begreiflicher  Weise 
Aufnahme  gefunden  haben  durften. 

Der  Zweck  dieser  Arbeit  kann  kaum  dahin  gerichtet  gewesen 
sein,  ein  Werk  für  die  Universitäten,  wo  man  nur  den  lateinischen 
Text  las,  oder  für  den  Clerus  zu  liefern.  Vielmehr  ist  es  wohl  für  die 
weltlichen  Gerichte,  denen  die  Kenntniss  des  canonischen 
Rechts  gleichfalls  nöthig  war»  bestimmt. 

Aus  gleichem  Grunde  finden  sich  altfranzösische  Übersetzungen 
der  Justinianischen  Gesetxesbücher  und  auch  altfranzösische  Bearbei- 


Iter  Gallicum.  407 

tungen  der  römischen  Reehtsquellen  vor.  Ich  erwähne  nur:  Li  li- 
vres  dejüstice  et  de  plet  publik  pourla  premiere  fois  d*apres  le 
manuscrit  unique  de  la  bibliotheque  national  parRapetti..  Paris 
1850,  40. 

LXXV.  —  H.  88.  (fonds  Bouhier  B.81),  foL,  saec.  VIII— IX. 
Concilium  Chaicedonense  ex  recensione  Rustici.  Richtig 
beschrieben  im  Catalogue  gen^ral  p.  308  und  bei  Maassen 
Bibl.  S.  171. 

LXXVI.  —  H.  137.,  foL,  membr.  (320  Blätter).  Oratoire  de 
Troyes  (Pithou).  Ich  zerlege  das  Material  in  mehrere  Theile. 

Erster  Theil. 

a.  Isidorus  de  poenitentia.  „Quaerit  luctans  anima*"  bis 
„audi  Christe  tristem  fletum  amarum**.  fol.  1 — 24.  saec.  XI. 

b.  Epist.  Hieronymi  ad  Rusti cum  de  poenitentia.  ^Quod 
ignotus  ad  ignotum  audeo  scribere.**  bis  fol.  40. 

c.  Liber  s.  Augustini  de  poenit.  »Quam  sit  utilis  et  ne- 
cessaria  poenitentiae  medicina*'. 

(L  Homilia  s.  Augustini  de  poenit.  „Rogo  vos  fratres 
carissimi  si  forte  aliquis  ex  vobis"  bis  43*. 

e.  B.  Johannis  Osaurei  de  confessione.  ,,Confitemini 
domino  quoniam  boiius  est^. 

f.  B.  Augustinus  ex  libro  de  Tera  religione.  Hortor 
vos  homines,  carissimi  et  proximi  mei  meque  ipsum  hortor. 

g.  Eiusdem  contra  Faustum.  Populus  autem  christianus. 
h.    Eiusd.   de  laude   caritatis.     Divinarum  scripturarum 

multiplicem.  • 

L  Cyprianus  exhortatio  de  poenitentia.  Per  poeniten- 

tiam  posse  omnia  peccata  dimitti. 

k.  S.  Effrem  de  munditia  animae.  Gloria  omnipotenti 
deo  qui  os  nostrum  superno  metu  aperuit. 

/.  Aur.  Aug.  de  agone  christiano.  Corona  victoriae  non 

promittitur.  ♦ 

m.  August,  de  patientia.  Virtus  animi  quae  patientia  dici- 
tur.  w.  Id.  de  virginitate.  o.  Fides  vel  dogma  ecciesiast.  p.  Greg,  ut 
nullus  pravus  propter  immanitatem  facinorum  disperet  cet.  q,  Aug. 
de  compunet.  cordis.  r.  ej.  de  confessione.  9.  Remedia  contra  pec- 


408  Schulte 

cata.  i,  Sententiae  S.  Eucherii.  fi.  Aug.  de  falsis  testibiis.  r.  Id. 
de  fraude  eavenda.  w.  Greg,  de  diseordia.  a?.  Aug.  de  bis  qui  in- 
quirunt  ut  possiut  seire  t'utura.  y,  Dial.  Petri  diac.  et  Greg,  de 
maledictione.  z,  Joh.  Os  aurei  de  compunctione  cordis.  aa,  Soei- 
loquium  S.  Augustiui. 

Von  num.  b.  bis  aa.  dieselbe  Hand  s.  XL  Num.  a.  von  einer 
anderen  älteren  Hand  s.  XI.  Das  Folgende  wieder  von  anderer 
Hand. 

Zweiter  Thell. 

Fol.  117.  Inc.  Poenitentialis  de  diversis  criminibus 
et  remediis  eorum. 

Si  quis  homicidium  t'ecerit  sponte  VII  annos.  . 

Excerptum  a  b.  Gregorio  Rom.  editum  ex  patrum 
dictis  canonumque  senteutiis  de  diversis  criminibus 
et  remediis  eorum.  Cernimus  in  aecelesia.  Wasser  schiebe  n 
Seite  535  ff. 

Auf  die  Vorrede  folgt  eine  tabula  mit  33  Rubriken,  bie  ein- 
zelnen Capitel  stehen  dann  unter  besonderen  Rubriken. 

Prima  itaque  est  remissio  qua  baptizamur  .  .  . 

De  furto  ecciesiae  quod  sacrilegium  dicitur.  Sacri- 
legium  id  est  sacrarum  rerum  furtum. 

De  homicidio.  Qui  occiderit. 

De  adulterio.  Adulterium  dicitur. 

De  fornicatione.  Si  quis  pontifex. 

De  concupiscentia  non  consummata.  In  canone. 

De  periurio.  Si  quis  in  altare. 

De  ebrietate.  Placuit. 

Letztes:  De  his  qui  iniuste  degradibus  eiecti  fuerint 
Episc.  presb.  aut  diaconus. 

Dritter  Theil. 

a.  Fol.  172^  Saec.  XI.  Inc.  praefatio  Ansegisi  abbatis. 
Dominante  per  saecula  ...  (Pertz,  Monum.  Leg.  L  p.  271). 

Praefatio  Karoli.  Regnante  (ibid.  pag.  274). 

Supra  in  primo  capitula  ecclesiastica.  (Die  kurze  Vorrede  zu 
L.  IL  Monum.  L  pag.  290). 

Die  Vorreden  zu  Ansegisus  III.  und  IV.,  ibid.  p.  300  und  310. 


Her  Gailicum.  409 

6.  Epist.  Zachariae  p.  Francis  et  Gailiae  directa.  Zach.  .  . 
Referente  nobis  reverend.  Jaff^  num.  1744.  Tom  Jahre  742»  der 
die  Abdrucke  angibt. 

c.  Inc.  s  y  n  0  d.  cum  actibus  suis  jussione  apostolica  a  s.  Bo- 
nefacio  et  Francorum  episcopo  sub  Carlomanno  duce  habita 
a.  incarn.  dorn.  DCCXLII.  In  nom.  dom.  n.  J.  Ch.  Ego  Cario- 
mannus. 

(Leg.  I.  p.  16,  wo  dieser  Cod.  nicht  notirt  ist). 

d.  Inc.  Versus  de  praedictis  principibus: 

Aurea  progenies  ielici  stemmate  pollens 
Francorum  virtus  perpetuumque  decus. 
Mo  num.  Leg.  IL  Append.  p.  40. 

e»  Altera  synodus  a  supradicto  episcopo  ae  principibus  auctori- 
tate  apost.  Kl.  Marc.  Liptinas  habita.  Modo  in  hoc  synodali 
conventu.  Leg.  L  p,  18.,  wo  der  Codex  nicht  besonders  erwähnt 
ist.  Es  ist  die  Synode  von  743. 

f.  Üeeret.  Karoli  ut  servi  dei  neque  in  hostem  pergant  cet. 
CXXIII.  I.  I.  —  CCXXXVIIII.  -  CCLXXXI. 

g.  Sequentia  quaedam  capitula  ex  scorum  patrum  decretis  et 
imperatorum  edictis  colligere  curavimus  atque  inter  nostra  cap. 
lege  firmissima  tenenda  generali  consuitu  Erchemboldo  cancellario 
nostro  inserere  jussimus.  Ex  sacrarum  institutione  legum  iibro  XU. 
capitnlo  X.  Quam  sit  extraueus  a  christianae  fidei  regula  qui  se  der 
fensorem  veritatis  insimulat. 

Vorrede  zur  Additio  IV.  des  Bened.  Levita  Monum.  IL  p. 
146  und  cap.  1  daselbst. 

Ex  epist  Leonis  p.  Concilio  Calced.  directa.  Plurimos 
fratres.  Bened.  Ad.  IV.  c.  4. 

h.  Neues  Blatt.  De  bis  qui  ab  episcopis  propriis  ex- 
communicantur.  Überschrift  von  Anseg.  L.  L  c.  1.  Monum. 
Leg.  I.  p.  275.  Darauf  ein  Verzeichniss  von  43  capita;  diese  selbst. 
Das  letzte  ist:  Ut  presbiter  in  cena  domini  tres  ampullas. 
cap.  156.  Anseg.  L.  L 

Finit  liber  primus.  Inc.  capitula  secundi  libri.  De  nonis 
et  decimis  unde  et  genitor  noster.  L.  IL  c.  21. 

Das  letzte  ist  c.  44.  Ut  parentes  filios  suos. 

Inc.  lib.  tertiiis.  Aus  Buch  4.  ist  das  letzte  cap.  61.  De  locis 
iam  dudiim  sacratis. 

SiUb.  d.  phil.-bist.  Ol.  LIX.  Bd.  IV.  Hft.  28 


410  Schulte 

Nun  folgen  weitere  Excerpte  von  B.  5  bis  9 ;  es  sind  im  Ganzen 
586  capita  fortlaufend  gezählt.  Letztes:  De  regula  elericorum. 

Inc.  de  matrimonio  s'r  Ratio. 

Hieronymus  ait:  Nisi  matrimonium  fuisset. 

Letztes:  De  viris  et  feminis  in  conjugium  non  reeipiendis. 
August,  ait.  Sind  die  9  ersten  Capitel  des  von  Kunstmann  im 
Archiv  von  Moy  VI.  (1861)  aus  einer  ehemaligen  Freisinger  Hand- 
schrift abgedruckten  Tractates. 

Vierter  Theil. 

Fol.  ZSO''.  Incipit  de  utilitate  penitentiae.  et  quomodo 
credendum  sit  de  remissione  peccatorum  per  penitentiam  cum  Praefa- 
tione  Operis  subsequentis. 

Excepto  Baptismatis  munere,  quod  contra  peccatum  originale 
donatum  est,  unde  incipit  hominis  renovatio,  in  qua  solvitur  omnis 
reatus  —  aut  mores  bonos  constituisse.  Fol.  233. 

Expl.  de  remiss.  Incipiunt  capitula  libri  sequentis  [am  Rande 
zugeschrieben:  cf.  Cod.  Montispes.  H.  301.]. 

Quod  nulli  sit  ultima  penitentia  deneganda  ex  epist.  Celestini  ad 
episcopos  Galliarum  cap.  XV.  P.  II.  de  bis  qui  necessitate 
mortis  urgente.  Aus  ep.  XXXIV.  der  Coli.  Hispanna. 

Eine  tabula  von  122  capita. 

Expl.  cap.  libri  primi.  Incipiunt  cap.  libri  II.  De  coniuratione 
vel  conspiratione  ex  concil.  caiced.  Tab.  von  122  capp. 

Expl.  cap.  libri  secundi. 

Presb.  et  diac.  ordinationes  certis  celebrare  temporibus  ex  de- 
creto  P.  Gelasii  ep.  1.  Tabula  von  117  capp.  Expl.  liber  tertius. 

Incipit  liber  primus  sequentium  canonum. 

Fol.  239'  Agnovimus  poenitentiam  morientibus  denegari  cet. 

Lib.  II.  fol.  247^ 

Coniurationis  vel  conspirationis  crimen  .  .  . 

Lib.  m.  fol.  287^ 

Ordinationes  etiam  presbiterorum  diaconorumque. 

Das  letzte  (158  des  3.  Buches)  cap.  ist  die  Formata  des  Atti- 
cus:  Greca  elemeuta  literarum. 

Bekanntlich  ist  diese  Canonensammlung  zuerst  von  Lucas 
d*Achery  im  Spicilegium  Tom.   XL  pag.   1 — 200  veröffentlicht 


Iter  Gallicam.  41t 

worden  nach  drei  Handschriften:  Cod.  Agobardinus»  der  ^Bibl. 
Thuana**  und  ^M  usaei  V.  C.  Stephani  Baluzii^,  der  auf  die 
Sammlung  zuerst  den  Herausgeber  aufmerksam  machte.  Drei  Vati- 
canische  Handschriften  [1347  und  Vat.  Reginae  446  und  849] 
nennen  die  Ballerini  pag.  CCLXXX  sq.  Ausserdem  sind  noch 
andere,  z.B.  von  Maassenin  derBibl.,  bekannt  gemacht  worden.  Die 
Sammlung  wird  allgemein  Acheriana  oder  Dacheriana  ge- 
nannnt. 

Ich  habe  das  Obige  desshalb  mitgetlieilt,  weil  d*Achery  tabulae 
abdruckt,  welche  nicht  ganz  genau  dieselbe  Gestalt  haben.  Die  Ab- 
weichung in  den  Zahlen  der  Indices  und  der  Sammlung  selbst  hat 
auch  der  Druck. 

Vinfter  Theil  der  landsehrift. 

Fol.  269\  Cap.  In  sinodo  acta  qu^  apud  Melsentem  urbem  divin o 
•nutu  habita  est  anno  incar.  dorn.  dcccxL?.  XV.  kl.  iul.  ind.  YHII  .  .  . 
Ut  secundum  canonum  auctoritatem  et  institut.  domni  imperatoris  Lu- 
dovici.  Im  Ganzen  25  capp. 

Fol.  272^.  In  nom.  dorn,  acta  syn.  apud.  urbem  regiam  celebr. 
sub  die  V.  Iduum.  JanR.  Anno  primo  orthodox!  atque  Serenissimi 
domni  regis  Ervigii.  Cum  gloriosi  cet. 

cap.  I.  de  agiiita  et  confirmata  prelectione  fastigii  principalis. 
In  nomine  gloriosi  domni  nostri  Ervigii  regis.  Prima  die  synodali 
exordio  consedentibus  cet. 

Syn.  Toletan.  XII.  (Collectio  Hispana  I.  p.  489  sqq. 

Dann  bis  fol.  306  folgen  342  Excerpte,  das  letzte  ist:  Decre- 
vimus,  ut  si  qua  puella  voluntate  —  miserationis  intuitu  non  negetur. 


In  nomine  domini  nostri  J.  X.  Incipit  ordo  conciliorum. 

Tempore  Constantini. 

Expl.  praefatio.  Incipiunt  concilia  Greci^. 

Aufzählung   von   XXXVI.    syn.   bis    Syn.  Toletana  V^  [VP?] 
XLVIII.  episcoporum. 

Inc.  eapitula   ex  conciliis  latinorum  grecorum  qua 
diversorum  patrum. 

C.  I.  Si  episcopus  absque  tempore  synodi. 
CCCCLXIII.  Mains  periculum  est  iudicantis  foK  313^. 

28* 


412  Schulte 

Ex  conc.  Toi  et.  III.  de  dampnatioaefiliorum.  Hört  auf  fol.  314' 
mit:  In  Toletano  concUio  de  eo  qui  p'  honorem  aeceptum  p  pecuniam 
—  satisfatio  tpV  inTenerit  fol.  314^.  Der  Rest  der  Seite  ist  leer. 

Conc.  Toi  et.  eapitulo  XL VIII.  Monachum  aut  paterna  devotio 
aut  propria  professio  facit  [c.  49.  Conc.  Tolet  IV.  der  Hisp. j  .  . 
Cierici  qui  monachorum  [c.  50.  ibid.].  Folgt,  noch  c.  Sl  (als  SO 
bez.)  nunciatum  est. 

Agath.  c.  28.  ita.  Ut  de  monachis.  S4  in  venditionibus.  58.  [57.} 
Unum  abbatem  duobus. 

Aurel.  cap.  XV.  Abbates  pro  humiiitate.  16.  iMonacho  orarium 
in  17.  [18.]  Nullus  monachus.  18.  [19.]  Si  episcopus  humanitatis. 

Spal.  [Conc.  Hispal.  II.  in  Coli.  Hisp.  L  p.  646]  Cap.  X 
Decima  actione. 

In  decretis  Siricii  pape  cap.  XIII.  Monachos  quoque  quos 
[Coli.  Hisp.  II.  pag.  7.]. 

Carth.  cap.  13.  Placuit  sie  si  quis.  can.  13.  Conc.  Carth.  v. 
ibid.  I.  p.  158. 

Caicedon.  cap.  6.  Neminem  absolute  ordinari. 

Concilio  orientalium  patrum  cap.  34.  Si  quis  presbiter 
aut  diaconus.  25.  si  quis  presb.  ante  ordinationem.  27.  Aus  den 
capitula  Martini  Bracarensis. 

Tarragonens.  cap.  11.  Monachi  a  monasterio. 

Toletan.  III.  Haec  sancta  synodus  nullis  episcoporum  licentiam 
tribuit.  4.  Si  episcopus  unam.  Die  can.  3.  und  4.  Conc.  Tolet.  III. 

Arelat.  22.  de  presb.  aut.  diacon.  qui  solent.  Can.  21.  Conc. 
Arelat.  I.  —  Fol.  316'. 


Theil  I.  bietet  eine  Zusammenstellung  von  Schriften  der 
Kirchenväter  über  das  Busswesen. 

Theil  IL  enthält  eine  Sammlung  von  Busscanones. 

Theil  III.  beabsichtigt  offenbar,  für  die  wichtigsten  Punkte  der 
Disciplin  bezüglich  des  Clerus  und  der  Laien  eine  Zusammenstellung 
aus  den  Civil-  (frank.  Königs-)  Gesetzen  zu  geben.  Ihn  hat  Bai  uze 
Capit.  praef.  num.  LXXV.  kurz  beschrieben. 

Über  deq  fünften  Theil,  der  vorzugsweise  das  Kloster- 
wesen im  Auge  hat,  sowie  über  die  ganze  Handschrift  behalte  ich 
die  nähere  Erörterung  einem  anderen  Orte  vor. 


Iter  Gallicum. 


41S 


Von  Fol.  316''  bis  zum  Ende  stehen: 
Fulberti  episcopi  Carnotensis  Epistolae. 
Ausgaben  derselben  bei  Potthast  pag.  291,  der  diese  Hand- 
schrift nicht  erwähnt.  Auch  Waitz  hat  sie  übersehen. 

LXZVn.  —  H.  88.,  mbr.,  fol.  8.,  XU.  Concilii  Aquisgra- 
nensis  A.  816.  Pars  Qih.)  I.,  vom  zweiten  ein  Stuck. 

LXXVni.  —  H.  90.,  mbr.,  fol.,  s.  XIV.  Ben.  de  St.  Germain 
d'Auxerre.  Nach  historischen  Werken  zuletzt  ein  Tractatus  de 
sanctis  synodis  bis  auf  das  Jahr  1317.  Ich  habe  leider  diese 
Handschrift  genauer  zu  untersuchen  unterlassen. 

LXXK.  —  H.  141.,  mbr.,  fol.,  Fonds  de  Bouhier  C.  53.  — 

a.  Expositio  orationis  dominicae. 

b.  Sermo  et  expositio  in  symbolum  Nicaen. 

c.  AIcuinus  I.  II.  et  III.  de  fide  S.  Trinitatis. 

d.  Ejusd.  epist.  ad  Eulaiiam  virginem  de  animae  ratione. 

e.  ejusd.  invocatio  ad  Trinitatem; 

f.  ejusd.  Carmen  elegicum. 

g.  Ejusd.  Quaestiones  ad  Fredegisum  de  Trinitate.  Soweit 
dem  Katalog  p.  337  entnommen. 

A.  Fol.  33  beginnt  ein  neues  Stück  mit  den  Worten:  ^susci- 
tabo  semen  tui  post  te  quod  erit  de  filiis  tuis.''  Nun  folgen  verschie- 
dene capita: 

XI.  quod  Christus  de  virgine  sine  viri  eoitu  genitus  est. 

XII.  quod  in  bethlehem  natus  est. 

XIII.  quod  stellae  indicio  nativitas  Christi  declaruit. 

XIV.  quod  munera  obtulerunt  magi. 

XV.  quod  a  deo  patre  unctus  est  Christus. 

XVI.  quod  humilis  et  pauper  advenit. 

XVII.  recapitulatio  operis.  fol.  63. 

Fol.  63^  Item  testimonium  contra  iudeos. 
Fol.  68.  Inc.  Über  II.  act  sTFSilvestri  pape.  Priori  li- 
belli  cet.  Dieses  Stück  ist  von  einer  Hand  des  saec.  VIII. 

Von  Fol.  41—79  ist  der  Codex  ein  Cod.  rescriptus.  Das  ältere 
Stück  gehört  Pompeius  Festus  an.  Vgl.  den  Katalog,  der  einige 
Worte  mittheilt. 

LXXX.  —  H.  186.,  mbr.,  4».  Orat.  de  Troyes,  fonds  de  Pithou. 
Nach  Const.  Africani  Viaticus  und  Flodoardus  Hist. Rem.  eccl. 


414  Schulte 

und  Bernardus  Guido  Catalogus  Rom.  Pont  steht  des  letzteren 
Tractatus  de  conciliis. 

LXXXI.  —  H.  233.,  mbr.,  foL,  s.  IX.  Orat.  Trec.  (Pithou). 

a.  Breviarium  zur  Concordia  Canonum  des  Creseonius. 

b.  Breviatio  canonum  des  Fulgentius  Ferrandus.  Maass  en 
hebt  hervor,  dass  die  Editio  princeps  von  P.  Pithou  auf  dieser  ein- 
zigen Handschrift  ruhet. 

Die  folgende  Handschrift  erwähne  ich,  weil  ganz  unbekannt  ist, 
wessen  Glossen  sie  hat. 

'    T.TTTTT   _  H.  229.,  mbr.,  fol.,  s.  XH.  „EstOratorii  Trecensis«'. 
''Fonds  de  Pithou  I.  e.  26. «^  55  Blätter. 

„Legis  longobardorum  über  primus  incipit  de  maleficiis 
et  publicis  criminibus.  Sie  hört  auf  mit  „diaconor.  episc.  presb* 
filios  notarios*'  cet.  tit.  XL.  lib.  HL  der  Ausgaben  im  Corpus  iuris  ci- 
vilis. Die  Glosse  läuft  durch  und  trägt  verschiedene  Siglen:  sehr  oft 
a.,  ferner  häufig  J.,  alb.,  endlich  Cena. 

T.YyyTTT.  —  238.,  fol.„  4^  membr.,  s.  IX.  „Bibl.  Bouher. 
D.  16.- 

a.  Concilium  Aquisgranense  a.  816.  Auf  die  in  Abschnitte 
getheilte  Vorrede  folgt  das  Verzeichniss  der  145  capp.  des  1.  Buches, 
hierauf  der  Text  desselben.  Pars  II.  fehlt.  Ende  fol.  120. 

b.  fol.  120'  Incipit  regula  formatarum.  Greca  elementa. 
Formata  desAtticus. 

Darauf  noch  einige  Passiones,  welche  der  Katalog  angibt. 
LXXXIV.  —  H.  242.,  mbr.,  4«.,  s.  XIII.  Fonds  de  Clairvaux. 

a.  Johannes  Cassianus  Collat.  libri  X.  (?) 

b.  Verschiedene  kleinere  Schriften  des  h.  Bernhard. 
LXXXV.  —  H.  280.,  membr.,  in  8«.,  saec.  XHI.  Bouh.  F.  1.  — 
Der  Katalog  p.  400  gibt  die  vier  ersten,  nicht  hierher  gehörigen 

Schriften  genau  an. 

e.  fol.  59.  Decreta  domini  Urbani  secundi  papae  in  concUio 

•  0  0 

Clarmontensi  anno  domini  Christi  M.  XC.  V.  VI  kl.  decebres  data. 
Statutum  est  ut  omni  die  et  monachi  et  clerici  cet.  Mansi  XX. 
col.  815  sqq.  Geht  bis  fol.  68^  „Benedictus  per  omnia  deus.  Anno 

in  eodem  p'  Clarmontense  concilium  in  subsequenti  mense  Jan.  XII. 
kl.  febr.  viam  universae  carnis  ingresso  celebris  memoriae  dö  Rai- 
noldo  archiep.  remor.  eligitur  dominus  Ma nasses  propositus  vir 
laudabilis  .  .  .  .^ 


Iter  (iailicum.  415 

/*.  Fol.  73^  Nomina  locorum,  civitatum,  provinciarum,  regionum» 
qnae  in  libro  Actuum  apostolorum  legiintur.  Alphabetisch. 

g.  Incipiunt  nomina  XL.  regionum  continentium  infra  se  pro- 
vincias  CXIII.  Ital.  lß\ 

Die  Abschrift  dieser  beiden  Stücke  nach  der  Synode  hängt  of- 
fenbar zusammen  mit  den  Verhandlungen  auf  derselben. 

h.  Urbanus  IL  p.  in  Clarmontensi  conc.  statuit,  ut  primum 

ieiunium  IUI  temporum  semper  iiat  in  prima  ebdomada  quadragesi- 
mae  ....  In  ecciesiis  vero  ubi  monachi  cet.  fol.  77'. 

I.  Nomina  Pontificum  Romanorum  77' — 80**,  letztere  „III.  Eu- 
genius  sedit  annos  .  .  .'' 

Ar.  Fol.  81.  82.  Augustinus  in  libro  confess.  Cum  remi- 
ni scor  lacrimas  —  non  audire  cantantem. 

August,  in  quadam  omelia  super  evangelium  Job.  Cum  bap- 
tizat  malus  ex  aliqua  ignorancia.  . 

Zacharias  p.  In  epist. Francis directa  sie  ait :  Si  quis  liber 
aneillam  .  . 

Ex  decreto  Julii  p.  cap.  IUI.  Si  quis  ancillamsuam  liber- 
tate  donaverit. 

Ex  decret.  Hormisdae  p.  Nullus  fidelis  cuiuscunque 
conditionis. 

Ex  decret.  Greg.  sept.  p.  Quum  multos  peccatis  nostris 
exigentibus. 

Tertia  actio  est  poenitentiae ,  quae  pro  illis  peccatis  subeunda 
est,  quae  decalogus  continet  .... 

Anna  et  Esmeria  sorores  fuerunt 

LXXXV.  —  H.  301.,  in  4<».,  membr.,  saec.  IX.,  Fonds  Bouhier 
E.  20. 

a.  Die  Collectio  Dacheriana  [yergl.  num.  LXXVI]. 
Lib.  I,  von  fol.  1 — 34  mit  121  cap. 

Lib.  U,  von  fol.  34—66  mit  119  cap. 
Lib.  HI.  von  fol.  67'— lOr  mit  148  cap. 

b.  fol.  102.  Incipit  breviarium  apostolorum  ex  nomine 
vel  locis  ubi  praedicaverunt  ubi  vel  orti  vel  obiti  sunt  Simon  qui 
interpretaturobediens. 

c.  Von  fol.  106"— 118  (Ende)  folgt  von  anderer  Hand  als 
jener,  welche  das  erste  Stück  schrieb  (letzteres  hat  die  Semiunciale) 
das  Verzeichniss  der  Capitel  der  Dacheriana. 


416  Schulte 

LXXXVI.  —  H.  406.,  mbr..  fol.,  s.  VIII.  Bouh.  E.  27.  Facsimile 
in  Beil.  n  um.  IV. 

Nach  den  Schrii'ten:  Eusebii  Iheronimi  descHptio  de 
seriptoribus  ecciesiastieis  —  Gennadii  Massilieiisis  de  seript. 
eceles.  — Isidori  Hispalensis  epc.  de  seriptoribus  ecciesiastie. 
folgt  das  Decret  des  Hormisdas  von  einer  Hand  des  VIII.  Jahrb., 
was  insbesondere  der  im  Facsimile  mitgetheilte,  offenbar  der  Zeit 
Pippin's  angehörige  Vermerk  andeutet. 

Fol.  77.  „Incipit  decretale  in  urbe  roma  ab  ormisda  papa 
ßditum  descripturis  divinis,  .«  Vgl.  Thiel  pag.  931. 

LZXXVn.  —  H.,  304.,  mbr.,  fol.,  s.  XII.  Bouh.D.  71.  Nach  dem 
Katalog. 

a.  Praeceptum  de  eo  quod  observandum  est  si  ceciderit  corpus 
vel  sanguis  DominL 

b.  Johannis  de  Bayeux,  Abrincensis  tunc  episcopi  de  officio 
ecciesiastico. 

c.  Concilium  Rotomagense  a.  1074,  Mansi  XX.  397. 

d.  Concil.  Wintoniensis  a.  1076.  can.  XVI.  Mansi  XX.  459. 
e>  Concil.  Illebonense  (Juliubonense)  a.   1080.  Mansi  XX. 

555. 

f.  Fragmentum  operis  de  ratione  divini  oflTicii. 

g.  Gregorii  P.  Epist.  ad  Secundinum  monachum. 
A.  Sermo  ad  monachos. 

I.  Halitgarii  episc.  Camerac.  de  vitiis  et  virtutibus  libri  II. 

LXXXVn'.  —  H.  308..  mbr.  4.,  s.  IX.,  Bouh.  E.  13.  enthält  als 
letztes  Stück  Briefe  von  Cyrillus  Alex.,  Virgilius  P.,  Felix  P., 
Greg.  Nanz.,  Symmachus,  Johan  nes  (II)  und  Greg.  M.  de  fide 
catholica. 

LXXXVir.  —  H.  310.,  mbr.,  4o..s.  X.  Bouh.  F.  38.  enthält  als 
drittes  Stück  das  Concil  von  Aquileja  von  381.  Mansi  III.  599. 

LXXXX^^  —  H.  387.,  mbr..  8^,  s.  XIII.  Bouh.  F.  20.  Eine 
Sammlung  vonSchriften  über  Busswesen,  Busscanones  aus 
Beda  u.  dgl.,  die  ich  jedoch  zu  untersuchen  unterliess,  weil  es 
meinem  Zwecke  femer  liegt,  Handschriften  über  diesen  Punkt 
genauer  zu  studieren,  welche  nichts  Neues  bieten. 

LXXXVH'*.   -  H.4t2.  membr.,  4o.,  saec.  IX.  Bouh.  E.  94.  ~ 

a.  bis  fol.  86^.  enthält  ein  Enchiridion  de  fide,spe  et  charitate 
von  Augustinus. 


Uer   (ialiioum.  417 

6.87* — 96*.  Capitulare  de  ecciesiastieis  officiis.  „In 
Domiiie  domioi  uostri  J.  C.  incipit  Capitulare  ecelesiastiei  ordinis, 
qualiter  scä  atque  apostolica  eeciesia  romaoa  celebratur,  sicut  ibidem 
a  sapientibus  et  venerabilibus  patribus  Dobis  traditum  fuit.  Primitus 

enim  adventnm  dni  kalendis  deeembris  incipiunt  celebrare.*'    Ende 
„ad  infantes  quiin  sabbato  scö  baptizandi  erunt.*' 

c.  96^  „Inc.  Ordo  de  eeclesiasticis  romanae  eeclesiae  Tel 
qaalitermissacelebratur.** 

d.  „Primo  omnium  observandum  est,  septem  esse  regio nes 
ecelesiastiei  ordinis  Urbis  Romae  et  unaquaeque  .  .^ 

e.  Ordo  librorum  catholicorum  (canonicorum),  qui  in  eeciesia 
Romana  leguntur  per  totum  annum. 

LXXXVn'.  —  H.  413.,membr.,  80.,  saec.  XII.Bouh.  E.  64:  — 
/.  Carmen»  cur  deus  homo,  anfangend : 

Ade<;  peccatumq  conveniens  oboleret  .  .  . 

m.  Decretum  Gelasii  p.  de  recipiendis  vel  non  recipiendis 
libris. 

n.  De  notitia  librorum  apocryphorum  qui  a  sanctis  patribus 
damnati  sunt. 

0.  Sententia  domini  Lanfranci  archipraesulis  Cantuariensis  de 
monacho  qui  de  saecularimonasterio,  religionis  gratia,  ad  aliud  mona- 
sterium  fugit. 

p.  Tractatus  de  conjugio. 

Coniugium  quod  et  matrimonium  appellatur  — 

Quibus  de  causis  fiat  conjugium  — 

Jam  nunc  demonstrandum  esse  arbitror  propter  quas  — 

Quid  Sit  coniugium.  Conjugium  ut  ait  Isidorus,  est  consensus 
maris  feminae  —  ^ 

Nunc  videndum,  inter  quos  possit  esse  coniugium. 

Letztes:  Frigiditas  inter  eos  qui  — 


IX.  Montpellier. 

B.  Bibliotheque  de  la  f ille  (M  u  s  e  e  Fahre). 

Von  den  wenigen  Handsehriften  sind  für  das  canonische  Recht 
nur  von  Bedeutung: 

LXXXVin. —  Num.  7.  fol.  maj.,  membr.,saec.  XI.  (Facsimile 
in  der  Beilage  sub.  num.  IL).  Auf  dem  Yorsetzbiatte :  „ad  usum  flf. 


418 


Schulte 


minorum  Capucinorum  Monspelicensis  liberalitate  dni  Ü.  Franc. 
Ranchini  universitatis  Monspel.  medic.  Cancellarii  meriti.''  zwischen 
diesem  Vormerk  ein  Wappen»  wohl  des  Genannten. 

Decretum  des  Burchard  von  Worms.  Die  Handschrift» 
zu  den  besten  zählend,  ist  nicht  vollständig,  sie  endigt  im  c.  18. 
Lib.  XX.  »Quod  gratia  divina  non  solum  peccata  dimittat  sed  etiam 
adiuvet  ne  committantur.** 

LXZXIX.  —  N.  1 2. ;  8«.,  membr.  saec.  X.  —  52  Bl.  Facsmile  in  der 
Beilage  num.  III. 

a.  Martyrologium  (8  Blätter;  es  fehlen  die  drei  ersten 
Tage  des  Januar). 

b.  Expositio  super  missam.  16.  Bl. 

c.  Auf  den  folgenden  20  Blättern.  — 
Incip  pcepta  sei  Ciementis  episcopi. 
Ad  Jacobi  apostolo. 

Clemens  Jacobo  carissimo  qm  sicut  a  Petro  apostolo 
accepimus  bis  damnationem  accipiat  (Hinsehius  pag.  46 — o2. 
Zweiter  pseusoisid.  Brief  des  Clemens.) 

Incipiunt  capituli  de  diversis  eanonibus. 

Prima  de  Aurelianense  II.  Si  diaconus  aut  presbyter 
crimen  capitale  commiserit,  simul  et  officio  et  communione 
pellatur.  [can.  9.  Conc.  Aurel.  I.]. 

III.  Item  si  quis  diaconus  aut  presbyter  post  acceptam 
benedictionem  levitica  cum  uxore  sua  incontinens  invenitur  ab 
ofScio  abiiciatur. 

IUI.  Item  si  quis  diaconus  aut  presb.  crimen  capitale  comiserit 
ab  offlcio  honore  depositus  in  monasterio  detrudatur  ibi  tantummodo 
quamdiu  vixerit  communione  sumenda. 

Ecce  manifestissime  constat  quia  secundum  quod  et  tituli  anti- 
quorum  patrum  a  scö  Johanne  papa  transmissi  et  treeentorum  decim- 
octo  episcoporum  sententia  sed  et  canones  gallicani  continere  videntur. 

Clerici  in  adulterio  comprehensi  et  aut  ipsi  confessi  aut  ab  aliis 
evicti  ad  honorem  redire  non  possunt  et  quia  forte  non  desunt, 
quibus  pro  nimia  pietate  suprascripta  sMrum  patrum  sentencias 
minime  placeat,  sciant  se  et  treeentorum  decem  et  octo  episcoporum 
praecepta  et  sei  pape  auctoritate  et  illorum  pontificum  qui  ordinanti- 
bus  trecentis  decim  et  octo  episcopis  reliquos  canones  statueF  sen- 
tencias reprehendere  vel  damnare. 


iter  (iuUicuni.  419 

Sed  forte  maior  in  illis  est  pietas  quam  in  supradictis  trecentis 
deeino  et  octo  epis.  maior  in  illis  miserieordia  qua  in  seo  Johanne 
apostoiteo  papa?  maior  Caritas  qua  in  scis  reliquis  sacerdotibus  qui 
hoc  pro  exemplo  vel  remedio  eeclesiarum  suis  definitionibus  delibe- 
raver? 

Et  ideo  aut  prona  voluntate  praeeeptis  illorum  consentiant  aut  si 
n  fecerint  Omnibus  eontrarios  se  et  inimicos  esse  cognoscant.  Quae  est 
ista  iustitiae  inimica  benignitas  —  quia  uno  peecante  omnes  di  ira 
desev'it. 

0  pietas  o  miserieordia  .  .  . 

Quieunque  parvitati  mee^  in  hac  causa  voluerit  onerosus 
existere  aliud  ei  responsum  non  delibero.  nisi  quod  supradicti  canones 
continere  videntur.  explicit. 

Incip  ordo  ad  penitentiam  danda. 

Credis  in  patrem  et  filium  et  spiritum  sanctum  —  tunc  da  illi 
penitenciam. 

Et  dicas  orationes  super  eum. 

Oremus.  Exaudi  dne  preces  meas  et  confitenti  tibi  cet. 

R.  Item  alia. 

Praeveniat  hunc^famulum  tuum  .  .  . 

R.  Item  si  tempus  habueris. 

Sicut  in  sacramentor  continet'.  sit  ibi  .  . 

R.  Non  vacet  iste  suppicione  reconciliatio  peni- 
tentis. 

Praesta  quaeso  domine  ut  hunc  famulum  cet. 

Aiia. 

Majestatem  tuam  quaeso  diie. 

Venerabilis  Bedae  prbri. 

De  remediis  peccatorum.  Paucissima  haec  quae  secuntur: 
ex  priorum  monumentis  excersimus.  In  quibus  tunc  omnibus  non  — 
pendere  iudicis. 

Wasserschieben  pag.  220.  Die  Lesarten  entsprechen  dem 
Cod.  Andagin.  mon.  S.  Huberti. 

R.  Incip  iudicium  quod  instituer  sei  patres  adpeni- 
tentes. 

.    institutio  illa  sca  quae  fiebat  indiebus  patrum  cet. 

Prologus  Egberti  bei  Wasserschieben  pag.  231. 

Item  Bede  de  clericorum  penitentia. 


iZO  Schulte 

Item  canone  apostoiorum  iudicatur  ut  episcopus  presb.  diac.  qui 
in  fornicatione  aut  periurio  aut  t'urtu  capture  deponatur. 

Item  dieta  Gregorii. 

Greg,  setimus  ac  beatiss.  apostolicus  papa  ante  corpus  beatis- 
simi  Petri  — 

De  polluttionibus  interrogatio  Augustini  [ACFl].  Responsum 
Gregor. 

Si  post  inlusionem  —  (Hinschius  pag.  742). 

Responsionis  GRIS. 

Et  quidem  hunc  testamentum  —  videlicet  suggestione  de  delec- 
tatione  eonsensu  (Hin seh.  I.  c.). 

Das  Stück  ist  übrigens  nur  Fragment,  so  dass  auf  die  Samm- 
lung, aus  welcher  es  entnommen  ist,  aus  demselben  kaum  ein  rich- 
tiger Schluss  gemacht  werden  kann. 

d.  Excerpta  ex  regulis  S.  Benedicti,  cum  glossa. 

1."— 29.,mbr.,8ö.saec.XIV. Acta  synodi  Lodovien- 


sis  a.  1326  habiti. 

XC.  —  31.,membr.,foI.,s. XIV.  „Mon.  sti.  Guilhelmi  de  desertis 
ord.  S.  Ben.  Congr.  S.  Mauri  catalogo  inscriptus"  (S.  Guill.  des  de- 
sertaux  bei  Montpellier).  Diese  Handschriflt  wird  sonderbarer  Weise 
sowohl  bei  Hänel  col.  246  als  im  Cat.  g^n.  als  Li  her  VI.  Boni- 
facii  VIII.  angegeben. 

Decretales  Gregorii  IX.  Der  Anfang  fehlt;  die  Hand- 
Schrift  beginnt  im  c.  i.  x.  de  sacram.  non  iter.  I.  16.  mit  den  Wor- 
ten »sed  oleo  deiinitus*'.  Sie  hat  die  reine  Glosse  des  Bernar- 
dus  Parmensis,  welche  jedoch  oft  viel  ausführlicher  ist  als  ge- 
wöhnlich ,  namentlich  in  den  Ausgaben.  So  z.  B.  nimmt  dieselbe  zu 
c.  36  und  37  (cum  contingat  und  ven.  fratri)  de  off.  et  pot. 
lud.  del.  I.  29.  ausser  dem  Rande  noch  zwei  volle  Blätter  ein.  Be- 
zeichnet ist  sie:  b^Fnardus,  b.  canon.  Die  decretales  novae  von 
Innocenz  IV.  sind  nicht  aufgenommen. 

XCI.  —  34.,  roembr.,  fol.  s.  XIV. 

Decretum  Gratiani.  anfangend  in  c.  10.  D.  I.  mit  dem 
Worte  dignitatum  gradus.  Auch  der  Anfang  der  Pars  II.  fehlt: 
von.P.  III.  hat  sie  nur  ein  Blatt.  Die  Verstümmelung  rührt  wohl  von 
einem  Liebhaber  von  Miniaturen  her.  Die  Glosse  ist  die  des  frar- 
tholomaeus. 


Iter  Galiioum.  421 

X»  Toulouse. 

Bibliotb^que  de  la  ville. 

Der  Handschriftenkatalog  ist  ungedruckt,  aber  in  neuerer  Zeit 
gemacht.  Hänel  hat  Codices,  welche  sich  nicht  vorfinden.  Für  ca- 
nonisches Recht  ist  sie  unbedeutend. 

XCn.  —  A.  4.  —  Berengarii  Inventarium  juris  canonici, 
fol.,  menobr.,  saec.  XIII. 

XCin.  —  A.  14.  —  fol.,  mbr.,  saec.  XIV.  Summa  confessorum 
des  Johannes  von  Frei  bürg. 

XCIV.  —  A.  28.  —  fol.,  mbr..  saec.  XIII.  XIV.  ..Ex  bibl.  fr. 
Eremitarum  r.  P.  Augustini  Tolosae.** 

Decretum  Gratiani.  Der  Text  ist  aus  dem  Anfange  des 
13.  Jahrb.,  die  Glosse  ziemlich  spät  im  14.  hinzugeschrieben  wor- 
den und  die  ordinaria.  Sämmtliche  Miniaturen  und  Initialen  sind  her- 
ausgeschnitten. 

Dem  Texte  voran  geht  dieselbe  Einleitung ,  welche  cod.  34  von 
Grenoble  hat;  auch  sind  stets  *vor  jeder  Causa  kurze  Inhaltsangaben» 
z.  B.  „Expl.  prima  pars,  ine.  secunda  q.  prima  causa  dicitur  de 
s  i  m  0  n  i  a  c  i  s  malorum  ministrorum  orationibus.  sacrificiis.  consecrati- 
onibus.  ^eu  oblationibus  et  aliis  capitulis.  Expl.  prima  ca  usa,  ine 
secunda  ut  nullus  condempnetur  absque  iudiciario  ordine.** 

XCV.  —  A.  36.  —  fol.,  mbr.,  saec.  XIV.  ,Ex  bibl.  PP.  Augustin. 
Tolosae." 

Summa  Pisana  des  Bartholomaeus  a  S.  Concordio. 

Der  Anfang  fehlt,  sie  beginnt  mit  «qui  iuri  pereat  sed  caveat 
iudex  ne  errorem  fingat*"  cet.  in  dem  Artikel  ^absolutio**.  Der 
Vermerk  über  die  Zeit  der  Abschaffung  am  Schlüsse:  ,,Consum.  fuit 

hoc  opus  in  civitate  pysana.  Anno  dorn.  M.  CCC.  XXXV III.  de  mense 
decembris  tempore  sciss.  patris  dorn,  benedicti  pape  duodecimi.**  Es 
folgt  noch  eine  declaratio  figurarum,  deren  sich  Bartholomäus 
bedient. 

XCVI.  —  B.  31.  —  fol.,  mbr.,  p.  XIII.  ex.  und  XIV.  (glossa)» 
Decretum  Gratiani  mit  dem  Apparat  des  Bartholomaeus 
Brixiensis. 

XCVn.  —  B.  36»  —  fol.,  flfibr.»  s.  XIII  und  (theilweise  die  Glosse) 
XIV.  Auf  dem  ersten  Blatte  „s.  francus**. 


422  Schutte 

a.  Breviarium  Extravagaiitiuni  des  Bernhardus  Pa- 
piensis.  „E^plicit  quintus  über.  Explicit  summa  tancreti^'.  Die 
meisten  Glossen  liaben  dessen  Sigle  t. ,  ein  sehr  grosser  Tiieil  die 
ala.  (Alanus),  andere  vine.  (Vincentius) ,  1.  (laurentius),  b.  (Ber- 
nardus),  p.  Letztere  kann  wohl  nichts  anderes  als  Petrus  bedeuten. 
Unter  den  Glossatoren  der  Compilationes  antiquae  pflegt  aber  kein 
Petrus  aufgezählt  zu  werden.  Es  dürtte  wohl  wahrscheinlich  sein,  dass 
Petrus  Collivacinus,  Verfasser  der  comp,  tertia,  gemeint  ist. 

b.  Compilatio  secunda  des  Johannes  Galensis.  (Druck 
bei  Antonius  Augustinus  pag.  ISO  sqq.).  Meine  Quellen 
Seite  336. 

Die  Glossen  haben  die  Siglen  t,  a.,  I. 

c.  Compilatio  IV.  Innocentii  III,  Abgedruckt  bei  Antonius  Au- 
gustinus p.  739  sqq.  Diese  Sammlung  hat  keine  Glosse,  obwohl  sie 
glossirt  wurde  von  Vincentius  (mein  Lehrb.  S.  51,  59). 

d.  Die  s.  g.  Compilatio  tertia.  Meine  Quellen  S.  335. 
Die  Glossen  haben   die  Siglen:  t. ,.  g. ,  vinc. ,  1a.  laur. ,     Jo., 

letztere  beiden  am  häufigsten.  Ob  die  Sigle  1.  und  la.  auf  La  n  fr  an- 
cns  (mein  Lehrbuch  2.  Aufl.  S.  51  Note  22)  oder  Laurentius 
(das.  S.  52)  oder  Laborans  (das.  S.  59)  geht,  lässt  sich  nicht 
mit  Bestimmtheit  behaupten.  Da  indessen  zu  derselben  Sammlung 
la.  und  laur.  unterschieden  werden,  und  wir  anderweitig  wissen, 
dass  Laborans  die  Comp.  IIL  glossirt  hat  (mein  Lehrbuch  S.  51, 
Note  21),  so  scheint  nicht  zweifelhaft,  dass  die  beiden  letzteren 
gemeint  sind.  Mit  g.  ((5^.  im  Codex)  kann  nur  Gratia  Aretinus 
(mein  Lehrbuch  S.  51)  gemeint  sein. 

So  hebt  denn  diese  Handschrift  einige  Zweifel ,  indem  sie  be- 
weist, dass  Gratia  und  Laurentius  wirklich  die  Comp.  ant.  glos- 
sirt haben.  Sie  ist  weiter  dadurch  ron  Bedeutung,  dass  sie  T  a  n  c  r  e  d*s 
Glosse  zur  Comp.  L,  IL  und  III.  überliefert  unddarthut,  dass  Johan- 
nes Wallensis  auch  die  comp.  III.  glossirt  hat. 

Man  sehe  noch  im  Inhaltsverzeichnisse  unter  BreviariumEx- 
travagantium  die  übrigen  Codices,  welche  die  Compilationes  an- 
tiquae enthalten,  bei  denen  einzelne  weitere  Angaben  folgen. 

XCVin.  —  B.  63.  —  fol.,  mbr.,  saec.  VIII.  auf  IX.  (siehe 
das  Facsimile  num.  V.),  107  Blätter.  Ex  bibliotheca  PP.  Augustino- 
rum  conventus  Tolosae  catalogo  inscriptus.*'  Vgl.  Maassen  Bibl. 
lat  I,  p.  287. 


Her  Gaüicum.  423 

Enthält  die  Collect io  canoiiiim  ecciesiae  Gallicanae, 
wie  sie  der  von  Maassen  Seite  157  ff.  beschriebene  Cod.  Albien- 
sis  2.  hat.  Die  Handschrift  beginnt  mit  den  Worten  «et  patrum  no- 
bis  symbolum  tradidit.  His  igitur  cum  omni  undique  Teritatem*'  cet. 
und  bort  auf  mit  den  Worten  ^et  non  sicut  reliqua  creatura  ad  mini- 
sterium  humanum  ad  a.  ac  terrae  condita:  anathema  sif  Die  Ab- 
weichungen von  dem  Cod.  Albiensis  sind  so  unbedeutend,  dass  ich 
sie  nicht  notirt  habe. 

XCIX.  —  B.  121.  —  fol. ,  mbr.,  saec.  XIV.  „De  conventu  ff. 
minimorum  seti  Rochi  prope  Tolosam.** 

^Practica  tradita  per  fratrem  B.  Guidonis  de  ordine  prae- 
dicatorum  contra  infectos  labe  heretice  pravitatis.**  ^Tractatus  pre- 
sens  de  practica  officii  inquisitionis  heretice  pravitatis  maxime  in  par- 
tibus  Tholosanis.  Carcassonensis.  Albiensis.  et  in  provincia  Narbon- 
nensi  et  circumanis  dioecesibus  in  se  continet  quinque  partes.**  Der 
erste  gibt  Formulare  für  Ladungen  u.  s.  w.,  der  zweite  für  litterae 
gratiae,  der  dritte  behandelt  den  Process  und  das  Urtheil,  der  vierte 
handelt  de  auctoritate  et  potestate  et  officio  inquisitorum  hereticae 
pravitatis,  der  fünfte  de  modo,  arte,  ingenio  inquirendi.  Die  erste 
Formel  lautet:  „Frater  Bernardus  Guidonis,  ordinis  praedicatorum, 
inquisitor  haereticae  pravitatis  in  regno  Franciae  per  sedem  aposto- 

licam  deputatus  etc.  capellano  talis  ecclesiae  cet . .  .    Datum  Tolosae 

•      •         • 

sub  sigillo  nostro  Kai.  April,  anno  domini  M.  CCC.  XV."*,  eine  andere 
ist  von  1309. 

Die  Practica  geht  bis  fol.  160;  folgen  3  leere  Blätter.  Hierauf 
folgende  Bullen: 

Clemens  (IV..)...  Cum  adversus  haeret.  pravitatem 
mit  den  Constitutionen  K.  Friedrichs  IL  gegen  die  Ketzer.  Dat.  Peru- 

O  0  0 

*  sii  II  kl.  nov.  pont.  n.  anno  primo.  Sub  anno  domin.  incarn.  M.  CC. 

o 

LXV.    Sie  ist  aber  gewöhnlich  datirt  „IIL  kal.  Nov.«*    Meine  Abb. 
Ober  die  Decret.  S.  784. 

Clemens  (IV.)  ...   Ad  extirpanda.    Dat.  Perusii  IIL  Non. 

o  • 

Nov.  M.  CC.  sexagesimo  quinto. 

Nicolaus  (IV.)  ..  .  Prae  cunctis  nostrae  mentis  (an 

o 

die  Doninikaner).  ^Dat.  apud.  urbem  veterem  V.  kl.  jul.  pont.  n. 

o  • 

anno  tertio.  Sub  anno  dom.  incarn.  M.  CC.  nonagesimo**. 


424  s  c  h  u  j  t  »• 

Nico)  aus.  Eine  zweite  gleichen  Anfangs  und  Datums. 

Dann:  Forma  abiurandi  baeresim  und  modus  sribendi 
abrenuntiationem  per  notarium. 

Eine  Abhandlung  über  die  Seete  der  Apostelbrüder.  „Ne 
secta  illorum,  qui  se  dieunt  esse  de  ordine  apostolorum  et  asserunt» 

e  •  « 

se  teuere  mitram  apostolicam — **  Ab  anno  itaque  domini  M.  CC.  LV. 
eitra  fuit  quidam  Geraldus  Segratelli  nomine  de  Parma  in  Lombardia» 
qui  u.  s.  w.   Dann  die  gegen   sie  erlassene  Bulle  : 

Honorius  (IV.).  .  Cum  fei.  rec.  Greg,  papa  X.  Dat.  Romae 

apud  sanetam  Sabinam  V.  ydus  Marcii  pont.  n.  anno  primo.    Sub  a. 

dom.  ine.  M.  CC.  LXXXXV. 

Weiteres  Referat  über  die  Seete,  die  Bulle  Nicolaus  IV.  von 
1290  gegen  sie;  dann  die  Bullen : 

Clemens  (V.)  . .  Firmissime  teneat  vestra  prudentia.  Dat. 

Burdegal.  VII.  kl.  sept.  pont.  n.  a.  lo.  Sub  a.  d.  ine.  M.  CCC.  VI.  (an 
die  Dominikaner). 

Clemens  . .  .  Pervenit  nuper  ad  andient,  nost.  au  den  Erz- 
bischof von  Mailand,  und  eine  zweite  an  Ludovicus  de  Sabaudia  mit 
gleichem  Anfange;  beide  vom  selben  Tage  mit  der  ersten. 

Fernere  Erzählung  über  die  Secte  bis  zum  J.  1316.  Formeln. 
Ende  Fol.  191. 

Über  den  Verfasser  selbst  sehe  man  die  Citate  bei  C  a  v  e  App. 
p.  17,  dann  Qu^tif  et  Echard  I.  p.  576  fgg. ,  die  pag.  S79  an- 
geben ,  die  Handschrift  sei  zu  Toulouse  gestohlen  worden.  Ob  die 
Schritt  gedruckt  ist,  wie  dessen  Liber  sententiarum  habeich 
nicht  eruirt. 

C.  —  B.  135.  (Die  Beschreibung  des  Katalogs  passt  nicht,  die 
Nummern  sind  verwechselt  worden),  fol.,  chart.,  s.  XV.  Enthält: 

a.  Job.  Andreae  super  4.  libro  decretalium. 

b.  Eine  Schrift  über  den  Process,  anfangend:  «Quia  de  jure 
quodlibet  perfectum  opus  indiget  fundanvento''. 

c.  „Inc.  extractus  fl or um  ex  dictis  apparatus  domini  Inno- 
centii  quarti  supra  decretales  volumine  per  dominum  N ich ola um 
de  Camilla  (?)  Januensem  sacri  palatii  auditorem  compositus  et 
stilo  singulari  compilatus.*'  Anfang:  ^Quia  labilis  esthominum 
memoria  idcirco  ego  Nicholaus  de  Camilla  Januensis  dioecesis  do- 
mini nostri  papae  eapdianus**  cet.  Ich  habe  in  keinem  der  bekannten 


Iter  Gallicum.  42o 

Werke  über  den  Verfasser,  dessen  Name  in  der  Handschrift  unleser- 
lich ist,  da  es  Camilla,  Lancilla  oder  dergleichen  heissen  kann,  etwas 
gefunden.  Einem  Nicolaus  de  Lavinia  Jan.  Card,  hat  Diplo- 
Yataccius  seine  vita  Innocentii  IV.  dedicirt;  er  ist  aus  der  Familie 
Innocenz'  IV.  Sollte  dieser  der  Verfasser  sein? 

CI.  —  B.  224.  —  in  4»,  mbr. ,  saec.  XIV.  auf  XV.  Aus  der  Au- 
gustinerbibliothek zu  Toulouse. 

Summa  Goffredi  de  Trano  super  decretalibus. 


XI.  Tours. 

Bibiiotheque  de  la  vilie. 

(1240  Handschriften.  50.000  gedruckte  Bücher.). 

Cn.  —  Num.  89.,  fol.,  memb.,  s.  IX.  Marmoutier.  (alte 
Benedictinerabtei  in  der  Diöcese  Tours).  „Incipit  liber  L*  sacra- 
mentorum  edit.  a  beato  Gregorio  p.  Rom.  qualiter  missa  romae 
celebratur  per  anni  circulum.** 

ein.  —  215.,  fol.  membr.,  s.  XI.  auf  XII.  „St.  Gatien.-  (Cathe- 
dralkapitel  von  Tours.)  Regestumb.  Gregorii. 

CiV.  —  320,  fol„  membr.,  s.  XV.  „St.  Gatien." 

Guil.  Durantis  de  modo  celebrandi  concilium  generale.  Ist 
das  Werk  eines  Neffen  des  „Speculator**  gleichen  Namens,  der 
ebenfalls  Bischof  von  Mende  war  und  1326  starb.  Vgl.  Sarti  de 
claris  Archigymn.  Bonon.  Prof.  P.  I.  p.  395,  Oudin  III.  c.  727  sq., 
der  andere  Literatur  anführt,  ebenso  Ausgaben.  Ich  benutze  die  im 
Tract,  illustr.  in  utraque  tum.  pont.  tum  cesar.  jur.  facultate  juriscons. 
Tom.  XHI.  Pars  I.  p.  154  stehende  Ausgabe. 

CV.  — 328.,  fol.,  membr.  Gerson's  tract  de  potestate  eccl.  et 
origine  jur.  et  leg.  scriptus  a.  1415  et  recitatus  in  concilio  a.  1417. 
„Potestas  eccl.  debet  ab  ecclesiasticis.** 

CVI.  —  347.,  12o.,  membr.,  s.  XIV.  St.  Gatien. 

a.  Summa  Raymundi.  „Expl.  summa  de  casibus.  Inc.  summa 
de  casibus  quam  de  matrimonio,  quae  est  fratris  Roberti  de  Alde- 
nardo  si  quis  eam  abstulerit,  anathema  sit.^ 

6,  Summa   decreti.  Dieselbe  umfasst    15   Blätter.    Anfang: 

„Abesse  fidi'  ta  exigüt^  qdl[  p'ncipalia.  qdä  asequtia  .  .^'Distinctione 

Sitzb.  d.  phil.-hist.  CI.  LIX.  Bd.,  IV.  Hft.  29 


426  Schulte 

prima  agitur  de  jure  divino  et  humano.*'  Ende:  ^quibiis  KI  vota 
nova  >  n.  e.  pcepta  .  .  .  Bxpliciunt  questiones."" 

c.  Flores  auctorum.  Verschiedene  Fragmente  aus  Prudentius, 
Claudianus,  Ovidius  etc. 

CVn.  —  348.,  fol.  membr.,  s.  XIV.  ^S,  Martini.«  Summa 
Raimundi  mit  der  Glosse.  Das  vierte  Buch  ist  als  IUI  bezeichnet 
und  ohne  Übergang  mit  dem  dritten  verbunden.  ^Expl.  summula  IUI. 
expl.  de  matrimonio.** 

CVm.  —  349.,  m.,  f.,  s.  XIV.  Summa  Raymundi.  Lib.  IV. 
separat  wie  bei  347. 

CIX.  —  3S0.,  m.,  f.,  s.  XIV,  Marmoutier. 

a.  Summa  confessorum  des  Johann  von  Freiburg  mit  der 
tabula  titulorum. 

A.  Statuta  summae  confessorum  e  libro  V^^ 

c.  Tabula  summae  confessorum. 

CX. —  354.,  m.,  f.,  s.  XV.  S.  Martini.  „Mar. Chaboz.**  Summa 
Pisana. 

CXI.  —  357.,  m.  f,  s.  XIV.  S.  Martini.  Epistolae  Petri  de 
Vincis  mit  der  Bucheintheilung. 

CXn.  —  367.,  m.,  f.,  St.  Gatien. —  Summa  Astexani. 
„scriptus  per  Yvonem  Pihier  clericum  dioecesis  Andegavensis  (Angers) 
ine.  XVI.  ian.  1465  galliarum  more.  completum  XVIII.  august.  1457.** 
auf  Kosten  und  im  Hause  des  „Job.  Bouhale  utr.  jur.  doct.  ecel.  et 
universit.  Andeg.  scolast.  ambarumque  eeclesiarum  Turon.  canon.** 

CXm.  —  368,.  m.,  f.,  s.  XIV.  St.  Gatien.  Summa  Ray- 
mundi. Getrennt  und  von  andrer  Hand  der  lib,  IV^"'  und  die  tabula. 
Summa  Guidonis  de  Rennes.  Iste  liber  valet  XXV.  S.  »Expl. 
summa  mag.  Guid.  de  Rennes.** 

CXIV.  —  N.  640.,  m.  f.  s.  XIV.  S.  Martini. 

a.  Dynus  super  regulis  juris. 

b.  Extravagantes  J  o  h  a  n  n  i  s  XXII. 

CXV.  —  Num.  659.  —  membr.,  in  4«,  saec.  XIV.  Eine  Margarita 
decreti.  Anfang:  „Aaron,  quod  Aaron  sacerdos.**  Letztes  Wort 
Zizania. 

CXVl.  —  Num.  560.  —  mbr.,  fol..  s.  XIII  ad  XIV.  Summa 
Goffredi  de  Trano. 

CXVn.  —  561.— mbr.,  fol.,  s.  XV.  Petri  de  Braco  „Com- 
pendium  ex  diversis  texttbus  et  glosis  juris  canonici*'.  Anfang:  «A. 


Her  Gallicum.  4r27 

«est  prima  litera  graecorvini.*'  „Explicit  comp.  mag.  Petri  de  Braco 

decretorum  doctoris  scriptum  et  completum  die  XIII.  mensis  Februarii 

anno  domini  milles.  quadringent  XI\'' 

CXVnL  —  562.  —  mbr.,  fol.,  s.  XIV.  Summa  Monaldi, 
CXEL  —  565.  -  mbr.  Jol.,  saec.  XIV..  XV,  Bullae  Eugenii  IIL, 

Hadriani  IIL,  Lucii  III.  cet.  pro  archiepiscop.  Bituricensibus. 

CXX.  —    568.  —  mbr.,  fol.,  Text  saec,  XIII.  exeunt.,  Glosse 

s.  XIV.  Decretum  Gratiani  mit  dem  Apparate  des  Barthol.  Bri- 

xiensis. 

GXXI.  —  569.  —  mbr.,  fol.,  s.  XIV.  Decretales  Gregorii 
IX..  und  zwar  lib.  IL  bis  V.  mit  der  glossa  ordinaria  des  Bernardus 
Parmensis. 

CXXn.  —  570.  —  mbr.,  fol.,  s.  XIV.  Decret.  Greg.  IX.  mit 
glossa  ordin.,  jedoch  unvollständig. 

CXXm.  —  572.  —  mbr.,  fol.,  s.  XIV.  Decretum  Gratiani 
mit  der   glossa  ord.,  hübschen  Miniaturen. 

CXXrV.  —  574.  —  mbr.,  fol.,  s.  XIV.  Johannis  Andreae 
apparatus  super  Constitutiones  Clementis  P.  V.  ohne  den  Text. 

CXXV.  —  576.  —  mbr., fol., s.  XIV.  Ein  Formularius  eccies., 
enthaltend  439.  Das  erste  „abbati  Comen  .  .  .  Cum  mon.  v.  veueranda 
religio  debeat." 

CXXVI.  —  577.  —  mbr.,  8«.  s.  XIV. 

a.  Liber  sextus  ohne  Glosse.  Die  Dekretale  „exiit''  steht 
ihrem  Wortlaute  nach  darin. 

6.  Constitutiones  Clementis  P.  V.  ohne  Glosse. 

CXXVn.  ~  578.  —  mbr.,  fol.,  s.  XIV.,  ehemals  S.  Martin  in 
Tours  gehörig. 

a.  Liber  VI.  Bonif.  VUl.  mit  der  Glosse  des  Card.  Johannes 
Monachus.  „Finit  apparatus sexti libri edita  a domino  Johe monacho. 

b.  Extravagantes  Bonifacii  VUL  Es  sind  die  folgenden: 

1.  Detestandae  feritatis.  Auaniae IV. kal.  oct  Pont  n.  anno 
V.  Ist  c.  1.  de  sepult.  IIL  6.  in  Extr.  comm.,  welches  aber  ein  andres 
Datum  trägt. 

2.  Antiquorum  habet.  Lateran.  XIV.  kal  Mart.  a.  VI.  (c.l. 
de  poen.  et  rem.  V.  9.  in  Extr.  com.). 

3.  Super  cathedra m.  Lateran.  Kal.  Mart  a.  VL  (c.  2.  de 
sepult,  loco  cit.). 

29» 


428  Schulte 

4.  „de  sent   excom.*'   ExcommuDicamus  (Extr.    com.   de 
sent.  exe.  V.  10.  cap.  1.) 

5.  Provide  attendentes  (c.  2.  eod.). 

6.  Debent  superioribus  (c.  1.  de  off.  ord.  I.  7.  Extr.  com)* 

7.  Iniunctae  nobis  debitum  (c.  1.  de  elect.  I.  3  ibid.). 

8.  Unam  sanctam  (c.  1.  de  M.  et  0.  I.  8.  ibid.). 

Die  Glosse  zu  deaselben  ist  die  von  Johannes  Monachus. 
„Finito  libro  reddatur  donum  magistro  Augustino.*" 

c.  Inc.  Extravagantes  Clementis  papae  V."*  Sie  sind: 
1.  Rem.   nun  novam  [c.  un.  IL  3.]  2.  Du  dum  b.  M.  Bonif. 
(c.   un.   V.  4.)  3.  Inter  cunctas  (c.    1.  V.  7.)  4.  Ex  eo  quod 
(c.  1.  V.  3.)  5.  Si  religiosus  (c.  2. 1.  3.).  6.  Quod  olim  (c.  un. 
III.  13.)  7.  Piae  soliicitudinis  (c.  1.  III.  2.)  8.  Sancta  Rom. 
ecci.  (c.  3.  I.  3.)  9.  Meruit  (c.  2.  V.  7.).  10.  Pastoralis  cura 
(Clem.  2.  de  judiciis  II.  11.)  11.  Reco),  mem.  Bonif.  p.  VIII. 
„Explicit  textus  constitutionum  Clementis  papae  V.** 
Es  ergibt  sich  aus  dem  Inhalte  der  beiden  Sammlungen   von 
selbst,  dass  sie  zwischen  1298  (dem  Liber  sextus)  und  1313,  bez. 
1317  (Publication  der  Clementinen)  gemacht  sind.  Ich  mag  jedoch  nicht 
unerwähnt  lassen,  dass  in  den  Ausgaben  (z.  B.  von  Richter)  die  in 
der  letzten  Sammlung  unter  Nummer  1  u.  7  genannten  Bonifacius 
VIII.,  die  unter   2—6.   u.   8.  Benedict  XI.  zugeschrieben  werden. 
Letzteres    ist  richtig,   wie  sich  aus  andren  Handschriften  und  den 
sonstigen  sich  auf  das  päpstliche  Archiv  stützenden  Ausgaben  ergibt. 
CXXVlli.  —  566.  —  mbr.,  fol,  s.  XIII.  Im  vorderen  Deckblatfe 
Summa  decretiversificata: 

I.  duice  quod  humanuni  ius  divinumque  vocatur; 

II.  hie  jus  humanum  per  singula  membra  uotatur; 

III.  tertia  quare  sonat  lex  ecclesiastica  canon; 

IUI.  ecce  quarta  sonat  cur  condita  jura  fuerunt.  u.  s.  w.  —  Im 
rückwärtigen:  „Mich!  Diueux.  Iste  über  est  de  libris  deffuncti  Mich; 
Diueux  et  fuit  traditus  per  mag.  G.  Colef.  qui  habebat  in  custodi  ^ 
die  lune  post  ascens.  dni  anno  LXXXI.  G.  CoIet'.(?)  est  de  executori- 
bus  dicti  Mich.  defT.  qui  in  suo  testamento  ordinavit  ut  redderetur 
scoiar.  fondat.  per  mag.  Guillelmum  gorge  in  villa  andeg.*"  von  einer 
Hand  des  XV.  Jabrh, 

Decretum    Gratiani.      Der    Texjt    ist    aus    dem    Anfange 
des  XIII.,  die  Glossa  des  Barth.  Brix.  aus  einer  späteren   Periode 


Her  Gailicum.  429 

desselben  Jahrh. ;    später   sind   noch   viele  Zusätze  beigeschrieben 
worden. 

CXXIX.  —  567.  —  fol.,  membr.,  s.  XIII.  Decretum  Gratiani 
jedoch  im  Anfange  unvollständig.  Die  Handschrift  beginnt  im  %.  13 
can.  1.  D.  XXV.  mit  dem  Worte  „jejnniorum  paroch.**  Unter  den 
Glossen  steht  regelmässig  die  Sigle  Job.,  bisweilen  auch  R.  Die 
mit  b  gezeichneten  sind  zumeist  im  14.  Jahrh.  hinzugeschrieben. 
Gleichwohl  scheint  mir  die  Glosse  den  Apparat  des  Barth.  Brix. 
zu  enthalten.  Eine  genauere  Prüfung  hätte  kaum  den  Zeitverlust 
gelohnt. 

CXXX.  —  671.  — mbr.,  fol.,  s.  XIV.  Egl.  Metropol.  s.  Gatien. 

Im  vorderen  Deckblatte:  Notizen  über  Gründung  von  Orden, 
Anbricae  decretalium:  s.  XIV.  von  anderer  Hand  als  der  Text 

a.  Decretales  Gregorii  IX.  mit  der  Glossa  ordinaria. 
Schone  Handschrift  mit  Miniaturen  und  hübschen  Initialen.  Dieselbe 
gehört  zu  den  wenigen  Handschriften,  welche  in  der  Gregoria- 
nischen Compilation  am  Ende  der  Titel  die  Dekretalen 
von  Innocenz  IV.  beifügen.  Vgl.  meine  cit.  Abhandl.  Seite  765 
fg.  und  773.  Es  ist  folgendermassen  verfahren.  Nach  den  gregoria- 
nischen Dekretalen  heisst  es  regelmässig  als  Rubrik:  zum  erstenmale 
^constitutio  nova.  R.  In  concilio  lugd'.  Innoc.'',  zu  den  fol- 
genden unter  demselben  Titel  ^Idem'',  sonst  regelmässig:  ^nova 
x^onstitutio.  Innocentius  Uli.  oder  quartus.** 

Es  sind  nun  aufgenommen,  und  zwar  durchaus  unter  denselben 
Titeln,  wie  sie  meine  Abhandlung  hat,  die  Nummern:  1.  darauf 
folgt  die  Publicationsbulle  Cum  nuper  —  facientes**,  2.  bis  18. 
^20.  19.,  darauf  Mediatores  und  dann  die  Ad  haec  anfangende 
Bulle,  womit  cap.  20  „Ad  haecetinfra.  Praesentium**  publi- 
cirt  wurde,  2t  bis  29,  dann  Gravem  nobis,  Significasti 
nobis,  30  bis  40,  42. 

Der  Codex  gibt  zu  mehreren  interessanten  Bemerkungen  Anlass. 

1.  Er  hat  alle  42  Capitel,  ausser  dem  41,  welche  der  bekannte 
Text  aufweist. 

2.  Nur  einmal  weicht  die  Reihenfolge  ab  bei  cap.  Rom.  eccl. 
In  appell.  bezieh,  peraesentium,  die  auch  Innocenz  IV.  in 
seinem  Apparatus  in  derselben  Reihenfolge  als  unser  Codex  hat. 

3.  Der  Codex  hat  von  Dekretalen,  welche  die  gedruckten  Samm. 
lungen  der  Innocent.  Constitutionen  nicht  haben,  folgende: 


430  Schulte 

a)  im  Tit.  de  in  integr.  restit.  „Innocentius  quartiis.  Ecclesia 
quae  ad  retractandam  sententiam  vel  contractum  per  benefieium 
restitutionis  in  integrum*^  eet.  Vgl.  darüber  meine  cit.  Abb.  Seite  710^ 
Note  30,  besonders  Seite  732,  Note  17. 

ß)  im  Titel  de  testihus  nacb  cap.  Rom.  In  appell.  ein  cap.  „Me- 
diator es  per  quos  scelus  symoniae  plerumque  committitur*'.  Vgl. 
meine  cit.  Abhandl.  Seite  710,  Note  33,  besonders  745,  Note  58. 

Y)  de  decimis  et  oblationibus.  6 rarem  nobis  dil.  fil.  archiep. 
et  capitulom  pysanom  q'om  monstrarunt.**  Vgl.  a.  a.  0.  Seite  740. 
—  Ein  zweites  „Signifieasti  nobis  quod  nonnulli  laici  toir.  dioec. 
deeimas  parochiales.*^  Diese  Constitution  hat  auch  der  a.  a.  0.  Seite 
763  beschriebene  Erlanger  Codex  sub  num.  41. 

Die  beiden  ersteren  sind  in  der  Constitution  Innocenz'  IV.  A  d 
expediendos  vom  J.  1253  aufgeführt  (a.  a.  0.  Seite  709),  nicht 
aber  die  beiden  letzteren. 

i)  im  Titel  de  temporibus  ord.  „Gregorius  X.'  in  conci- 
lio  lugd.'  constitutio  est  g'g*  X.  pape.  Eos  quiciericos  parochie 
aliene."  Diese  ist  c.  15.  Conc.  Lugdun.  II.  und  im  c.  2.  de  tempor. 
ordin.  I.  9.  in  sexto  aufgenommen. 

4.  Die  Glosse  gehört  an  dem  Bernardus  Compostellanus 
jun.  (a.  a.  0.  S.  761  AT.)  und  fangt,  wie  gewohnlich,  zu  cap.  Cum 
multisan:  „Nota  quod  infinitas  in  multis  juris  articulis  reprobatur 
cum  obscuritatem  et  confusionem  frequenter  inducat.^  Regelmassig 
steht  auch  am  Ende  b.'  Jedoch  ist  nicht  stets  der  Wortlaut  des  Appa- 
rates von  Bernhard  beibehalten,  sondern  nach  demselben  die  Glosse 
gemacht,  indem  mehrmalen  eine  Berufung  auf  ihn  statt  hat,  jedoch 
am  Ende  b.*  steht  (z.  B.  de  conf.)  cap.  statuiinus  ut  posit.  „ut 
notat  plene  b'.**  Offenbar  ist  die  Glosse  Bernhardts  ein  Auszug  aus 
seinem  grösseren  Werke. 

Nicht  glossirt  sind,  abgesehen  von  den  cap.  cum  nuper  und 
ad  haec,  die  blosse  Anfange  sind,  die  capita  eos  qui,  ecclesia 
quae,  mediatores,  gravem,  significa visti,  non  solum; 
Caput  non  solum  ist  nie  glossirt  worden,  die  anderen  gehören 
nicht  der  Sammlung  von  1245  an, 

5.  Der  Codex  liefert  den  Beweis,  dass  man  nicht  blos  die  De- 
kretalen  vom  J.  1245  in  die  Gregorianische  Compilation  aufnahm« 
sondern  auch  solche,  die  Innocenz  spater  anerkannte,  ja  auch  De- 
kretalen  von  Gregor  X. 


Iter  Gallicum.  431 

Dieser  Tbeil  der  Handschrift  endigt:  »Explicit  liberdeer.* 
cum  eonstitiitioiiibus  Innocencii  quarti  in  debito  loco 
positis.**  Der  übrige  Raum  der  Seite  ist  leer;  die  zweite  Sammlung 
beginnt  auf  der  folgenden. 

6.  »Incipiunt  constitutiones  Greg,  papae  X.**  Die  Con- 
stitutionen Gregorys  X.  von  1274  mit  der  Bulle  gerichtet  an  die 
Scholaren  etc.  „Bonon.  et  Parisius*«.  Links  stets  G'G'.  rechts  X«, 
80  dass  auch  äusserlich  der  Charakter  einer  besonderen  Sammlung 
gewahrt  ist.  Die  Glosse  ist  die  des  Garsias,  übrigens  auch  gezeich- 
net. —  »Expl.  liber  iste.  expl.  constitutiones  per  ordinem  gregorii  X. 
edite  in  generali  concilio  lugdunensi.** 

Cs  Auf  der  folgenden  Seite:  „In  nomine  dom.  amen.  Incipit  ap- 
paratus  Garsiae  super  decret.  dom.  Nicolai  p.  III.  quae  ine.  cu- 
pientes.**  Bulle  mit  Apparat,  links  N.,  rechts  Hi. 

d.  In  derselben  Columne,  wo   die  Glosse   des  Garsias  aufhört, 
schliesst  sich  an,  ohne  Absatz:   „Incipiunt  novae  constitutio- 
nes Alexandri   quarti.  De  praebendis.*"  Die  Ordnung  der  Hand- 
schrift ist  eigenthümlich,  wesshalb  ich  genauer  eingehe, 
de  praebendis. 

1 .  Ad  perp.  r.  m.  C  u  m  p  e  r  i  1 1  a  m  gen.  claus. 

de  off.  jud.  ord. 

2.  Ad  audientiam  nostram  pervenit  quod  nonnulli  abbates... 
Dat.  Lat'  II.  kl.  april.  anno  II. 

3.  Ne  legati  seu  nuntii  quosapost  sed.  Lat.  HI.  kl.  mait  II<>. 

de  praebendis. 

4.  Licet  ad  compescendas  futurar.  successionum .  .  Dat.  Na- 
poli  V.  Non.  Mart.  Pont.  n.  a.  p». 

&.  Execrabilis  quorundam  .  .  .  Dasselbe  Datum. 

6.  Super  revocatione  receptionis  praebenda  expectant .  .  . 
Dat.  cet.  mense  aug.  P.  n.  a.  p». 

7.  Contingit  pro  quibusdam  interdum.  .  Dat.  XV.  kl.  sept .  .  • 
anno  p<>. 

de  Privileg. 

8.  Quia  de  conservatoribus  quos  plerumque  .  .  ,  Lat.  X.^ 

Kl*    ...     n.    11. 

de  immun,  ecci. 

9.  Nonnulli  temporale  habentes  . . .  ohne  Datum. 

de  iureiur. 


432 


Schulte 


VII.  kl 


apr. 


a.  U. 


0.  Quia  vero  contingit .  . .  Lat.  V.*kl.  apr. .  .  a.  IL 

de  privil. 

1.  Idem.  Licet  int.  ordinis  professores  illos  praes.  ..  Lat. 
.  apr. .  a.  IL 

2.  Quiapontif.  dignitate  . .  Lat.  ilL  kl.  apr.  . .  IL 

3.  Quon.   nonn.   abbatet  quos  sed  ap.  .  .   Lat.  VIII.  kl. 
IL 

de  statu  mon. 

4.  Quia  pers.  rel.  tarn  exemptae  quam  aliae. 

de  privil. 

8.  Quia  quae  pro  qualit.  temp. 

de  poen.  et  rem. 
6.  Quia  in  regno  Franciae  apost.  lit.  . .  Lat.  VIL  kl.  aprü.  . 


de  praeb.  et  dign. 

7.  Quia  ol im  vero  absque  ecel.  suar. 
de  praeb.  s.  de  bigamia. 

8.  Coeea  cordis  cupiditas. 
de  elect. 

9.  Dil.  fil.  et  cap.  subpriorem  in  episcopum  et  pastorem  eccie- 
aiae  C.  concorditer  elegerunt. 

de  excess.  prael. 

20.  Universis  ad  cuiuseunque  prof.  vel  ord.  pres. 

de  judie. 

21.  Cum  Sit  grave  nimis  et  div.  animadvers. 

de  off.  ord. 

22.  Dudum  diL  fil.  Egidio  prior  monast.  s.  Andreae  de  Castello 
ord.  camerac.  dioec.  dil.  fil.  bald,  abbat. 

de  iuram.  cal. 

23.  Retulisti   e.  q.   in  causa  quae  vertitur  inter  dil.  fil.  Mag. 
A.  de  Karenda. 

24.  Utprobatio  super  appell.  citior  et  promptior. 

de  off.  ord. 

25.  In  officialem  quoque  suffraganeor. 

26.  C  et  er  um  archiepiscopo  vel  eins  officiali  ab  archid.  vel  alio. 
e.  Hie  incipiunt  novae  eonstitutionesUrbani  de  con- 

cessione  praebend. 


lt«r  Gailicum.  433 

1.  Urbauus  e{».  s.  s*.  d.  Dil.  fil.  decano  et  thesaur.  baioc  .  . . 
Significav.  nobis  dil.  fil.  abbas  et  couv.  s.  S.  de  Cava  domo(Caen). 
Dat.  uitoynen. 

de  testamentis. 

2.  Idem.  Johannes  frapane  petrum  et  phil. .  Dat.  Viterbii. 
f,  HicincipiuntconstitutionesCIementisde  concess. 

praeb.  cet. 

1 .  Clemens  ...  .  Suscepti  regiminis . .  Dat.  Viterbii  XII.  kl. 
sept.  Pont.  n.  anno  ll<^. 

de  privil. 

2.  ISxigit  nostri  oiTicii  debitum  ....  Vit.  XIX.  kl.  sept.  a.  II. 

3.  A  sede  apost.  interdum  quae  benigne  eone.  suadente  cet. 
Vit.  Idus  Aug.  . .  a.  II. 

de  praeb. 

4.  Licet  ecclesiarum  prael.  dignit. .  .  Ponssii  VI.  kl.  sept... 
a.  p*o. 

5.  Sedis  apost.  circumspecta  benignitas  .  .  Viterb.  Id.  Jan... 
a.  II. 

6.  Saepe  accidisse..  Dat.  Viterbii  VII.  kl.  iunii . .  a.  II. 
»Explicit  liber  iste  cum  Omnibus  constitutionibus  in  ordine 
et  extra  ordinempositis.scilicet  Innocentii.Gregorii. 
Nicolai,  Alexandri,  Urbani,  et  Clementis.  Deo  gratias, 
amen.  Qui  scripsit  Henricus  de  Wanetingia  nominatur,  possidens 
vero  magister  Johannes  Galleiond  appellatur.** 

Dann  auf  zwei  Seiten  eine  Erklärung  des  arbor  consan- 
guinitatis  (,,quia  tractatur  interdum  de  cons.  et  eins  gradibus*'). 
Es  folgt  ein  alphabetisches  Verzeich niss  der  Dekretale ntiteU 
woran  sieh  wieder  ein  Bruchstück  einer  Sammlung  von  Dekre- 
talen  Nicolaus  III.  schliesst,  anfangend  ^denique  cum  ad  po- 
stulationem  concordem  vel  discordem  procedi  contigerit**  aus 
Nicol.  III.  Bulle  Tupientes  (c.  16  de  elect.  in  6.  I.  6.)  Dil.  iilio 
H.  decano  ecciesiae  Masticon.  ecci.  Conjurationum  et  conspira- 
tionum  (abgedruckt  in  meiner  cit.  Abhandl.  Seite  720). 

Nichol.  ep.  .  .  Quia  leges  et  constitutiones.  Expliciunt  con- 
stitutiones  Nichol ai  pape**. 

Die  letzten  Blätter  enthalten  (zumeist  autobiographische)  Noti- 
zen, anfangend  von  1391  eines  Ja c.  G'elu  aus  der  Diöcese  Tours. 

CXXXL  —  873,,  fol.  membr.  s.  XIII.  — 


434  Schulte 

a.  jylnc.  summa  de  matrimonio  per  magistrum  Raimun- 
dum  Cathalaunum  de  ordine  praedicatorum. 

Quoniam  frequenter  in  furo  poenit.  dubitationes  circa  matrimo- 
nium.**  Raymund*s  von  Pennaforte  Summa  de  matrimonio. 

6.  Casus  suspensionis,  excommunicationis  u.  s.  w., 
jedoch  unvollständig. 

c,  »In  quibus  casibus  parentes  possunt  liberos  exheredare. 
Hodie  non  licet  parenti  debitam  portionem  liberis  relinquere  nisi  jure 
institutionis*'. 

d,  ^Hic  datur  doctrina  formandi  libellum  in  causa  appellationis. 
Nota  si  judex  gravat  partem**.. 

e,  ;,Incipit  Ordinarius  parvus.  Quia  causarum  decisio  per 
Judicium  habet  tria  videndum  est  primo,  quid  sit  causa**  cet.  Das  von 
Johannes  Andreae  in  der  additio  ad  Guil.  Durantis  Specul.  in 
proemio  beschriebene  Werk.  Der  Passus  des  Job.  Andreae  ist  abge- 
gedruckt  in  v.  Savigny  Gesch.  III.  Seite  639. 

/.  Das  Breviarium  des  Bernhardus,  anlangend:  ^Verbo- 
rum  superfluitate  penitus  resecata**,  jedoch  nicht  ganz  vollständig. 

g,  Casus  Johannis  de  Deo.  Vergl.  v.  Savigny  Gesch.  V. 
Seite  477.  Da  Savigny*s  Angaben  nicht  ganz  genau  sind,  theile  icb 
die  Vorrede,  den  Anfang  und  das  Ende  mit.  ,,Sancti  Spiritus  adsit 
nobis  gratia.  fncipiunt  casus  decretalium.  Principio  nostro  sit 
praesens  virgo  Maria.  Quum  quidem  multi  scholares  adhuc  in  limine 
juris  et  in  domo  non  habentes  plenam  peritiam  decretorum  volunt 
trahere  literas  decretalium  ad  sensum  erroneum  et  extortum  confir- 
mando  illum  quoquo  modo  per  argumenta  legalia  et  per  alias  facul- 
tates  tamquam  per  siliquas  inconcinne,  idcirco  ego  magist  er 
Johannes  de  Deo  (es  gehört  also  das  Werk  zu  den  früheren  des- 
selben), qui  per  multa  tempora  in  studio  et  potissimum  in  iure  cano- 
nico  laboravi,  ad  honorem  ss.  trin  et  individuae  unitatis  p.  f.  et  spir. 
s.  et  virginis  glor.  et  s.  Vincentii  martyris  ac  aliorum  sanctorum  et 
sanctae  Rom.  ecclesiae  et  ad  utilitatem  omnium  studentium  in  iure 
canonico  et  praesertim  pauperum  vel  rudium  impium  huius  libri 
casus  composui  decretalium,  qui  in  iibro  Gregorii  noni 
continentur,  diligenter,  quantum  potui,  et  eos  cum  canonibus 
concordavi,  ita  quod  secundum  meum  ingenium  licet  parvum  uullus 
est  ibi  casus,  qui  possit  iuri  canonico  dissonare**.  Dann  bittet  er, 
Fehler  leicht  hinzunehmen  und  zu  verbessern,  ,,nam  qualis  ego  sum 


Iter  (iallicum.  435 

in  scripturis  aliorum,  tales  volo  esse  inteilectores  meorum  seeundum 
sententiam  Augustini.  .  ,**  ^Firmiter.  Post  symbolum  Apost.,  quo 
dicitur  ^Credo  in  Deurn**  seeutum  est  symbclum  Nicaeni  Coneilii 
contra  Arianos.**  Letzter  ^Indignum.  Casus  quia  dicitur  quod  est 
indignum  etalienum  a  Rom.  ecelesia,  ut  pro  spiritualibus  quis  facere 
homagium  eompelleretur.''  „Explieiunt  casus  (der  Name  ist  ausra- 
dirt)  YSPANI.  AMEN.- 

Ä.   Einige  Seiten ,  welche  allerlei  Casus  ohne  Werth  enthalten. 

I.  Das  von  Savigny  Gesch.  V.  Seite  138  fgg.  beschriehene 
Werk  des  Bagnrotus.  Weil  jedoch  die  Handschrift  mehrfach  ab- 
weicht, gebe  ich  die  bei  Savigny  Seite  634  abgedruckte  Stelle 
nach  der  Handschrift,  die  abweichenden  Worte  durch  den  Druck 
hervorhebend.  „Precibus  et  instantia  congruenti  nobilissimi  domin  i 
mei  et  compatris  Oslmundi  Parisiensis  archidiaconi,  quam  variis  ex- 
ceptionibus  sive  objectionibus  ante  causae  initium  actoris  in- 
tentio  repellatur  a  reo  declinante  Judicium ,  prout  iuris  prudentia  mi- 
nistrabat,  ego  Bagarotus  prolessor  juris  civilis  paucis  exponam. 
Agitur  ergo  aliter  civiliter  aliter  eriminaliter.  Item  civiliter 
autem  suo  nomine  aut  atieno.  Ubi  eriminaliter  quis  intendit  suo  no- 
mine agittantum,  quia  repellitur.  si  alieno  nomine,  nisi  illu- 
stris  nomine  litiget,  ut  in  crimine  iniuriarum.  (f.  de  publ.  audi. 
1.  fi.  et  C.  de  iniur.  I.  fin.** 

k.  Oberhalb  von  einer  Hand  des  XV.  Jahrh.  „est  a  diio  bona- 
guida.** 

„Incipit  summa  introductoria  super  officio  advoca- 
tionis.  Cum  advocationis  officium  perquam  utile.  .  .  .  ego  quidem 
bonaguyda  iudex  licet  immeritus  et  insufliciens  canonici  juris  pro- 
fessor  haec  attendens:"  „Expl.  summa  bonaguyde.**  Das  von  Aga- 
thon  VV^underlich  Anecdota  quae  ad  processum  civilem  spectant. 
Gottiiigae  184t  pag.  121  sqq.  edirte  Werk  Summa  introd.  super 
ollicio  advocationis  des  Bonaguida  von  Arezzo.  Vergl.  auch 
Savigny  Geschichte  HI.  636.  67!.  V.  506  fgg.  Keiner  von  beiden 
kennt   diese   Handschrift. 

CXXXn.  —  575.,  fol. ,  membr. ,  saec.  XHI.  „Maioris  Mo- 
nasterii  Con gregationis  S.  Mauri**  (Marmoutier). 

a.  Ein  Fragment  der  Compilatio  antiqua  prima  begin- 
nend im  cap.   ^^'  de  simon.   V.  2.  mit  den  Worten  „quod  cum  ipsi 


436  Schulte 

quoddam  manecium  quod  dicitur  Vella''  und  aufhörend  mit  dem  dritt- 
letzten (cap.  12.  V.  37)  Kapitel  de  regulis  juris. 

b.  Compilatio  secunda,  aber  nur  bis  zum  c.  I.  de  judaeis  V.  4. 
„Consuluit  cet.  Judeos  etiam  de  novo"*.  Die  früheren  Besitzer 
haben  darüber  geschrieben:  Decretales  ah  editis  diversae!  jedenfalls 
also  weder  gewusst,  was  es  ist,  noch  des  Ant.  Augustinus  Aus- 
gabe gekannt  oder  zu  Rathe  gezogen. 

c.  saec.  XIV.  exeunt.  Fragment  der  Constitutiones  Cle- 
mentis  papae  V.  beginnend  mit  den  Schlussworten  ,,a  iure  niliilo- 
minus  in  suo  robore  permansuris**  von  c.  2.  de  aet.  et  quäl.  I.  7., 
und  endigend  mit  c.  si  quis  1.  de  poenis  V.  8.  Am  oberen  Rande 
rechts  ist  stets  „VII. ,**  ein  neuer  Beweis,  dass  man  die  Clemen- 
tinen in  der  Literatur  als  Fortsetzung  der  Gregorianischen  Dekre- 
talen  ansah.  Vergl.  meine  Quellen  Seite  349  Note  5.,  mein  Lehr- 
buch S,  31  Note  8. 

d.  s.  XIV.  Aus  dem  Vl^erke  de  divin is  officiis  des  Wil- 
helm Durantis  (in  cap.  25.  Lib.  VI.  beginnend)  ein  Theil  des 
6.  und  7.  Buches. 

e.  8.  XIV.  ^Inc.  prologus  in  I  ihr  um  eruditionis  religio- 
sorum.  Erudire  Jerusalem  ne  forte  recedat  anima  mea  a  te",  un- 
vollständig. 

f.  Verschiedene  Sermones  saec.  XV. 

CXXXm.  —  579.,  fol.,  membr.,  s.  XIII.  St.  Gatien. 

a.  Compilatio  quinta  antiqua  von  Honorius  III.  Vergl. 
über  sie  und  die  Ausgabe  derselben  die  Note  10,  Seite  28  meines 
Lehrbuches  des  kath.  Kirchenrechts.  Die  Sammlung  hat  eine 
durchgehende  Glosse,  welche  entweder,  und  das  ist  die  Regel, 
gar  keine  Sigle  hat,  oder  }  oder  30  gezeichnet  ist.  Da  wir  wissen 
(vergl.  die  Angaben  in  meinem  Lehrbuche  Seite  56,  Note  40),  dass 
Jacob  US  de  Albenga  sie  glossirte,  Johannes  Andreae 
(a.  a.  0.)  auch  anzudeuten  scheint,  dass  sie  von  keinem  Andern 
glossirt  ist;  so  liegt  wohl  dessen  Glosse  vor.  Vgl.  jedoch  die  übrigen 
Handschriften  der  Comp.  V.  im  Index. 

/>.  Li  her  feu  durum.  Die  Handschrift  bietet  keine  Veran- 
lassung, genauer  einzugehen. 

CXXXIV.  —  580.  —  mbr.  fol.  s.  XIV.  ^eccl.  metrop. 
Turon\  (St.  Gatien).  Constitutiones  Clementis  P.  v.  mit 
dem  Apparate  Johannis  Andreae. 


Iter  GMliicum.  437 

CXXXV.   —  581.  —  mbr.  fol.  s.  XIV.  St.  Gatien. 
Novella  Job.  Andreae  super  I.  et  U.  librum  decretal. 

CXXXVI.  —  o82.  —  mbr.  fol.  St.  Gatien.  „Explicit  prirous 
über  Novellae  domini  Johannis  Andreae.  Deo  graicay.  Et  fuit 
completus  anno  domini  millesimo  CCC*"  XVI.  in  vigilia  beati  mathei 
apostoli  et  evangelistae*'.  ^Hunc  librum  dedit  defunetus  magister 
Palesegalto  (?)  dum  viveret  canonicus  et  archipresbyter  de  saneta 
Maria  in  eecelesia  Turonensi.** 

CXXXVn.  —  583.  —  mbr.  fol.  s.  XIV.  St.  Gatien.  Liber 
s  ext  US  cum  glossa  Job.  Monaehi. 

CXXXVm.  —  584.  —  mbr.  fol.  s.  XIV.  St.  Gatien. 

a.  Liber  VI.  cum  apparatu  Job.  Monaehi. 

b.  Constitutiones  Clementis  P.  V.  cum  apparatu  Job. 
Andreae.  Am  obern  Rande  recbts  stets  „VII. **  Am  Scblusse  ein  alt- 
französischer  Vermerk  des  Schreibers.  Vgl.  das  zu  num.  575  c.  Ge- 
sagte. —  e.  Extr.  „Exivi**, 

nxxxix  —  585.  —  mbr.  fol.  s.  XIV.  Gatien. 

Apparatus  Job.  Monaehi  in  librum  VI.  ohne  den  Text.  ^Expli- 
cit  apparatus  VI.  libri  decretalium  a  domino  Johanne  Monacho  com- 
positus  et  cetera.** 

CXI.  —  586.  —  mbr.  fol.  s.  XIV.  St.  Gatien. 

a.  Liber  VI.  „Expl.  VI.  liber  decret.  completus  die  veneris^ 
ante  advinculam  b.  Petri**.  „Iste  über  est  Jo.  de  Pontibus**. 

6.  „Inc.  apparatus  VI.  libri  decret.  Job.  Andreae**.  Darunter 

„anno  domini  millesimo  CCC.  nonages.  p^  die  decima  mensis  novem- 
bris  (octobris  ist  unterstrichen)  intravit  primo  Karolus  Franciae  rex 
Turon.** 

c.  „Inc.  apparatus  dorn.  Job.  Cardinalis  VL  libri**. 

Auch  unter  6.  und  c.  derselbe  Eigenthumsvermerk  als  unter  a. 

CXLI.  —  587.  —  mbr.  fol.  s.  XIV.  St.  Gatien. 

a.  Liber  VI.  cum  apparatu  Job,  Andreae. 

b.  Extrav.  „Exiit,  qui  seminat**. 

c.  Tract.  Dyni  super  titulum  de  regulis  juris. 

„VIII.  escuz.  Volumen  praesens  ex  ordinatione  capituli  ordina- 
tum  est  ad  usum  librariae  ecclesiae  Turon.  de  mandato  dominorum.^ 
hie  me  subscripsi  in  absentia  sthi  gösse.  N.  Benemeti  roppr.** 


438  Schulte 

CXLH.  —  588.  —  Chart,  fol.  St.  üatien.  Novella  Joh.  An- 
dreae  super  IV  et  V"*"*  librum  decretalium.  „huiic  librum  dedit"  cet., 
wie  bei  num.  582. 

CXUn.  —  589. ,  membr. ,  fol.,  s.  XIV.  St.  Gatien.  ^Expl. 
Novella  dornini  Johannis  Andreaede  regulis  juris  super  sextum*' . 
^Quia  nescitur  cui  spectet  iste  alicubi  repertus,  ideo  traditus  fuit 
huie  ecciesiae  TuroQ.  tempore  indulgentiae  generalis  eiusdem  civita- 
tis onere  tarnen  illum  restituendi  ei,  cui  spectare  reperietur-.  Anfang 
des  Werkes:    „Non  est  novum.  Sic  incipit  glossa  super  rubricam*'. 

CXIIV.    —  590,  Chart,  et  membr.,  fol.,  s.  XV.  St.  Gatien. 
aj  Lectura  Henrici  Bohic  super  1™*"°  librum  decretalium. 
b)  „Inc.  tabula   distinctionum   magistri   Henrici  Bouhic   super 

libr.  decr.**  Anfang  der  Distinctiones:  „Ut  illud  quod  quaeritur 

occurrat   facilius,  rubricellas*'  cet.    Ich  benutze  eine  Ausgabe 

Lugd.  1557.  fol. 

CXLV.  —  594;  fol.  membr.  s.  XIV.  St.  Gatien.  ^Inc.  über 
primus  magistri  Henrici  Bohic  utr.  jur.  prof.**  „Expl.  liber  primus 
distinctionum  h.  b.  .  .  expl.  Hb.  secundus.**  Tabula  distinctionum. 
Hie  est  fiuis,  quem  ille  imposuit,  qui  est  omnium  principium  atque 
finis  XXXV.  di.  ab  exordio  et  extra  de  summa  trin.  et  fide 
cath.  c.  2.  Anno  a  dni  M".  CCC°  XL VIII.  die  jo vis  post  octabas  epy- 
phaniae  eiusdem,  cui  pro  infinitis  beneficiis,  quae  mihi  tribuit,  et 
specialiter  pro  eo,  quia  non  obstante  roortalitate,  quae  in  istis  par- 
tibus  invalescit,  me  produxit  ad  finem  huius  operis  postoptatum,  infi- 
nitas  benedictionis  gratias  refero  sicut  possum,  cui  cum  patre  et 
sp.  s.  est  honor  et  gloria  virtus  et  Imperium  ab  eterno  et  nunc  et 
per  infinita  saeeula  saeculorum  amen^. 

CXLVI.  —  592,  fol.,  membr.  s.  XIV.  St.  Gatien. 

a.  Tabula  distinctionum  des  He  urica  s  Bohic. 

6.  Distinctionum  lib.  I.  et  II. 

Dann  der  Schenkungsvermerk  wie  in  num.  582. 

CXLVn.  —  593.,  fol.  membr.  s.  XIV.  St.  Gatien. 

a.  Henricus  Bohic  super  libr.  IV.  et  V.  decretalium.  „De 
materia  istius  quarti  libri,  quid  sit  matrim.  et  unde  dicatur.**  „Si 
legitimus.  Sl  quaeratur,  utrum  criminosus  possit  accusare  alium 
criminosum.** 

6.  Tabula  distinctionum  desselben. 

CXLVm.  —  594.,  m.  f.  s.  XIV.  St.  Gatien. 


Her  Gallicum.  439 

Heuricus  Bohic  lectura  in  3.  4.  5.  mit  tabula  distinctionum. 
CXUX.  —  596..  m.  f.  s.  XIV.  St.  Gatien. 

a.  Zenzelini  de  Cassanis  Apparatus  zu  den  Clementinen. 
^Expl.  apparatus  Gencell.  de  Cassa'his  iur.  utr.  prof.  dni  ppe  capell. 
super  const.  Clementis  faetis  per  dorn,  dementem  ppm.  V.  et  per  scm 
dorn.  Job.  pp.  XXII.  publicatis.  deo  gratias.** 

b.  Extravagantes  Jobannis  XXII.  mit  dem  Apparate  des- 
selben. Der  Name  ist  bald  geschrieben  .,Jessellinus  de  Cassanbis"* 
bald  „Gencellinus**.  Der  Codex  enthält  alle  zwanzig. 

c.  Extravagante  Exii  de  paradiso  von  Clemens  \.  (c.  I.  .de 
V.  S.  V.  II.  in  Clem.). 

CL.  —  597.  m.  f.  s.  XIV.  St.  Gatien. 

Casus  deeretorum  des  Bartholomaeus  Brixiensis.  Die 
Ausgabe:  ^Lugdun  .  .  .  a.  sal.  millesimo  quadringentesimo  nona- 
gesimo  septimo  XV.  die  Julii.**  hat  Hain  nicht,  aber  zwei  andere. 

CLL  —  598.  m.  f.  s.  XIV.  St.  Gatien. 

Breves  casus  decretalium  Gregorii  IX.,  libri  sexti,  decreti 
Grat.  „Expl.  libellus,  qui  cohtinet  sub  paucis  verbis  omnes  caus.  de- 
cretor.  omnes  qunestiones  et  cuiuslibet  quaest.  solutionem  regulariter 
determinat.**  „Iste  über  casus  breves  continens  est  de  eeclesia  Turon., 
qui  precarie  datus  fuit  michi  Jacobe  de  Campis  die  p*ma  sept.  1447. 
De  Campis.*'  Anfang:  „Hex  pacificus.  p.  m.  disposuit  sibi  subditos 
l'ore  pudicos.«  Siehe  Hain  num.  4460  sqq. 

CLH.  —  699.,  Chart,  f.  s.  XV.  St.  Gatien. 

„A  est  prima  litera  latinorum  et  oj  est  ultima  litera  graecorum** 
cet.  „Expl.  tabula  super  decretum  composita  per  reverendum 
patrem  dominum  Petrum  Bertrandum  dei  gratia  tit.  sancti  Cle- 
mentis presbyterum  cardinalem.  deo  gratias.*'  Er  wurde  1331  Car- 
dinal und  starb  24.  Juni  1349  zu  Avignon.  Siebe  Cave  Append. 
p.  18.,  der  andere  Werke  von  ihm  anführt,  Possevin  Appar.  II. 
pag.  241,  der  gleichfalls  dieses  Werk  nicht  hat. 

CLm.  —  600.  m.  f.  8.  XIV.  S.  Martini.  —  Henrici  Bohic 
distinctiones  super  2.  et  3.  libr.  decretal. 

CLIV.  —  601.  fol.  membr.  et  chart.  St.  Gatien. 

a.  membr.  s.  XIV.  „Sancti  Spiritus  gratia  suffragante 
de  personis^  bis  de  libelli  oblatione:  „in  praeced.  ut  diximus 
q  u  a  e  s  t  i  0  n  e.  *<  Ist  aus  des  D  u  r  a  n  t  i  s  Speculum  judiciale  Pars  II. 

6.  JohannisAndreae  [chart.  s.  XIV.]  Novella  de  rcgulis  juris. 


44U  Schulte 

c»  Chart,  s.  XIV.  auf  XV.  Eine  processualische  Abhandlung  be- 
gmnend:  Judex  delegatus  legitima  suspicionis  causa  contra 
ipsum  proposita  nondum  admissa  a  parte  eum  recusante.'' 

d.  „Opusculum  dniLapi  de  Castiglionchio  de  Florencia 
circa  intellectum  §.  Sane  decretalis  finalis  de  jurejur.  Longa 
mihi  iarn  pridem.**  Dann  repetitiones  über  verschiedene  Capitel. 

CLV.  —  602.  f.  eh.  s.  XVni.  Marinoutier.  —  Copie  der 
^facultates  pro  iegato  Georgio  Card.  Ainbasianum''  von  Alexan- 
der VI. 

CLVI.  —  603.  m.  f.  s.  XIV.  St.  Gatien,  Guil.  Durantis 
Speculum. 

CLVn.  —  604.  m.  f.  s.  XIV.  St.  Gatien. 

a.  Repertorium  des  Guilelmus  Durantis.  ^Protoplasti  rubi- 
gine."  Saviguy  Gesch.  V.  S.  592. 

b.  Desselben  Speculum  judiciale. 

CLVm.  —  605.  membr.  fol.  s.  XIV.  St.  Martin. 

ci.  Guilelmus  de  Mandagoto  summa  de  electionibus» 
mit  dem  von  ihm  selbst  gemachten  Apparate.  Anfang  des  letztern  : 
„Venerabili  etc.  Cum  illius  non  sim  auctoritatis**.  ^Expl.  libellus 
electionum  editus  a  mag.  Guill.  de  M.  deo  gr.  Expl.  glosae  editae  a 
mag.  Guill.  de  M.  archid.  Nemaus.  (verschrieben)  super  libello  elec- 
tionum a  se  edito.  deo  gracias^. 

Dass  der  Commentar  von  Wilhelm  selbst  gemsicht  ist,  was 
übrigens  aus  ihm  hervorgeht,  hebt  schon  Job.  Andreae  zu  Guil. 
Durantis  Spec.  P.  IV.  tit.  de  elect.  hervor. 

6.  „Inc.  Rubricae  libri  nove  Ilarum. *" 

c.  „Incipiunt  dicta  dni  Justiniani  imperatoris.  Si  heres  legata 
solvere  noiuerit  rubrica.  Sed  in  constitutionibus  diximus.**  Ende: 
„Ut  nulli  liceat  mutuanti  agricolae  terram  ipsius  teuere  cet.  Rem 
duram.*'  Die  Epitome  Novellarum  Juliani.  Die  Glosse  be- 
ginnt: »lust.  post  codicis  et  Digestorum  et  Institutionum  compilatio- 
nem  videns  quaedam  praemissa**. 

d.  In  der  auf  den  Schluss  von  Julian  folgenden  Columne  von 
derselben  Hand  des  vierzehnten  Jahrhunderts  „Incipiunt 
rubricae  legis  lombardorum.  deo  gracias^.  Darauf  „In  nomine 
dorn.  n.  J.  Ch.  incipit  über  legis  lombardorum.  rühr,  de  malef. 
et  publ.  crim.  Si  quis  contra  animam  regis.**  Ende:  „Quod  honores 
cet  Diaconorum  episc.  presb.  filios**  [L.  III.  tit  40.  1.  1.]  bis  „si  ani- 


her  GalJicun.  441 

mal  alienum.*'  »Expl.  über  legis  lonibardorum.''  Ohne  jede  Glosse. 
Die  Handschrift  unterscheidet  nicht  mehrere  Bücher  durch  Zahlen. 

e.  Incipiunt  rubricae  synodali.  secundum  usum  Caturcen.  32rubr.; 
num.  31.  enthält  die  Constit.  des  Legaten  Simon  vom  Jahre  1276 
,»auctoritate  apost.  in  regno  Franciae**  (19»  siehe  dieselben  bei 
Hardouin  Conc.  T.  VII,  col.  741).  „Hie  ine.  constitutiones  antiquae 
synodales  ecciesiae  Caturcensis.**  Zwei  Constitutionen. 

dlX.  —  606.  mbr.  fol.  s.  XIV.  St.  Martin.  —  Innocen- 
tii  IV.  Apparatus  super  Decretalibus  Gregorii  IX. 

CXX.  —  609.  mbr.  fol.  s.  XIV.  St.  Martin.  —  Repertorium 
des  Wilhelm  Durantis. 

CLXL  —  612.  Chart,  fol.  Regulae  cancellariae  von  Jo- 
hannes XXII»  Eugenius  IV. 

CLXn.  —  622.  m.  f.  s.  XIV.  St.  Gatien. 

a.  Compil  atio  ant.  quarta.  „Firmiter  credimus.** 

b.  Institut.  Just,  ohne  Werth. 


Xn.  Angers. 

Biblioth^ue  de  la  ville. 


CLXm.  —  210.  m.  s.  XIII»  in  24.  —  Raymundi  Summa.  Du 
CouYent  des  Jacobins  d*Angers. 

CLXIV.  —  211.  m.  8o  s.  XIII.  —  Dasselbe»  jedoch  nur  die 
drei  ersten  Bücher»  was  der  Catalog  nicht  bemerkt.  Aus  Abbaye  de 
Toussaiiit. 

CLXV.  —  212.  m.  f.  s.  XIII.  Abbaye  de  St.  Aubin.  Dasselbe. 
„Expl.  summa  de  casibus.  Inc.  summa  de  matrimonio."  Letztere 
ist  ohne  Buchzahl. 

CLXVI.  —  219.  m.»  4®»  s.  XIV.  exeunt.  Abbaye  de  St.  Aubin.  — 
Apparat  des  Guido  zur  Summa  Raymund i. 

CLXVn.  —  222.  Chart,  s.  XV.  (nicht  XVI.)  in  4«.  Du  Couvent 
de  la  Baumette. 

a.  Job.  Friburgensis  summa  confessorum. 

6.  Tabula  alphab.  dazu. 

c.  Eiusdem  statuta  ex  sexto  excerpta  (im  Catalog  nicht  an- 
gegeben). 

CLXVm.  —  320.  f.  m.  s.  XIII.  —  Abbaye  de  St  Aubin. 

Sitzb.  d.  pbil.-bi8t.  Cl.  LIX.  Bd.,  IV.  Heft.  30 


442  Schulte 

o.  Flores  utriusque  iuris.  Einen  Druck  der  Flores  juris 
utriusque. . . .  „Colonie  Agrippine  per  me  Petrum  de  Olpe  sub  anno 
Mcccc  septuagesimo  septimo  .  . .  ipso  die  martis  deeimi  nona  mensis 
Augusti*'  besehreibt  Stint zing»  Seite  123  fg.  In  dem  Exemplare 
der  Prager  Universitätsbibliothek  XXXIX ,  F.  15.  ist  der  Anfang 
ausgeschrieben:  „Scribit  [das  S  roth]  Seneca  septimo  de  beneficiis: 
fragilis  et  memoria  et  rerum  turbe  non  sufHcit.*';  es  endigt  (wenn 
im  Buche  richtig  gezählt  ist)  fol.  113%  Col.  2,  Zeile  19  (Col.  1  hat 
25  Zeilen).  Mit  diesem  Werke  verhält  es  sich  nun,  wie  mit  den 
mehrfach  besprochenen  Casus  breves  und  summarii.  Sie  sind  nicht 
erst,  wie  Stintzing  zu  meinen  scheint,  im  15.  Jahrhundert  ge- 
macht, sondern  ruhen,  wie  dieser  und  die  anderen  von  mir  an 
diesem  Orte  besprochenen  Handschriften  und  andere  von  mir  auf- 
gefundene, über  die  ich  bei  anderer  Gelegenheit  berichten  werde, 
darthun,  auf  zum  Theile  sehr  alten  Werken.  Neu  ist  höchstens 
die  Zusammenstellung  des  gesammten  Materiales  bis  zu  den  Clemen- 
tinen. Übrigens  zweifle  ich  nicht,  dass,  wie  dies  für  die  Casus  bereits 
feststeht,  auch  für  diese  Flores  bereits  ältere  Vorbilder  bestehen. 

6.  „De  constitutionibus.  Canones.  Canones  generales  non 
abrogati  continentes  statuta  vel  prohibitiones  a  subditis  conservandi 
et  nemo  sensu  malo  uti  debet  in  actione  civili  vel  criminali.''  — 
Der  Classe  der  mehrfach  erwähnten  Casus  breves  oder  sum- 
marii angehörig,  die  bis  ins  13.  Jahrhundert  hinabgehen. 

CLZIX.  —  321.  m.  f.  s.  XIV.  St.  Aubin.  —  Im  Cataloge  als 
„Summa  abbatis  vel  dictionarium  theologiae*'  bezeichnet.  Anfang: 
Abbas.  Litterae  impetratae  contra  abbates  super  causis, 
quae  ad  conventus  et  abbates  pertinent,  valent ,  licet  in  iis  non  fiat 
mentio  de  conventibus**  cet.  Ist  eine  tabula  oder  margarita,  wie 
sich  deren  verschiedene  zu  den  Dekretalen  und  dem  Dekrete  finden. 

CLXX.  —  322.  f.  eh.  s.  XV.  S.  Aubin.  —  Repertorium  des 
Petrus  Braco. 

CLXXI.  —  354.  fol.  membr.  s.  XI.  S.  Aubin.  —  Decretales 
Pseudoisidorianae.  Genau  beschrieben  von  Hinschius 
pag.  XX.  sqq. 

CLXXn.  —  355.  fol.  membr.  s.  XI.  S.  Aubin.  —  Decretum 
des  Burchard  von  Worms.  Siehe  den  Catalog  über  die  ange- 
hängten jüngeren  Stücke. 


Iter  Gallicuin. 


443 


CLXXm.  —  356.  mbr.,  4«,  s.  XII.  Panormia  des  h.  Ito  von 
Chart  res.   „Expl.  panormia  Ivonis  Carnotensis.''  S.  Aubin. 

CLXXIV.  —  357.  membr.  fol.  s.  XIII.  S.  Aubin.  Im  Cataloge: 
«Concordantia  discordantium  canonuro,  seu  Decretum  Gratiani**.  Mit 
Nichten.  Es  ist  die  Summa  des  Johannes  Faventinus  über  das 
Dekret  mit  allen  drei  Prologen»  welche  ich  in  der  Abhandlung  über 
die  Bibliotheken  von  Göttweig  u.  s.  w.  (Sitzungsberichte  der  kais. 
Akad.  der  Wissensch.  Bd.  LVII.  Seite  578  ff.)  publicirt  habe.  Der 
Codex  enthält  sie  vollständig. 

CLXXV.  —  358.  m.  f.  s.  XIV.  S.  Aubin  (im  Catalog  als  „Deere- 
tum  Bartholomai  Brixiensis**  und  s.  XOI.  bezeichnet).  Decretum 
Gratiani  mit  dem  Apparate  des  Bartholomäus  von  Brescia. 

CLXXVI.  —  359.  f.  m.  s.  XIV.  Dasselbe. 

dZXVn.  —  360.  f.  m.  s.  XIV.  Rosarium  des  Guido  de 
Baysio.  S.  Aubin. 

CLXXvm.  —  361.  f.  m.  s.  XIII.  S.  Aubin. 

a.  Notabilia  zur  compilatio  prima  Bernhardts  vonPavia.  Anfang: 
„Juste  iudicate.  Nota  quod  istud  proemium  compositum  est  ex 
diversis  auctoritatibus.  Prima  est  phrophetae  dicentis  jus te. ..  Ca- 
non es.  Nota  canon.  ab  omnibus  custodiri  debeiit  et  in  suo  sensu 
duci  debent".  Im  Catalog  nicht  erwähnt.  Vergl.  über  die  casus  und 
notabilia  zur  Comp.  I.  Laspeyres  pag.  XLIX,  sqq.^  überhaupt  Job. 
Andr.  in  addit.  ad.  Guil.  Durantis  Speculi  prooemium. 

6.  Summa  s.  Notabilia  super  Compilationem  secundam. 
Anfang:  „Nota  quod  non  possumus  iudicare  de  facto»  nisi  plene 
intelligamus*^;  im  Catalog  nicht  erwähnt. 

c.  Summa  zur  Com  pilatio  tertia.  „Incip.  decret.  domini 
Innocentii  papae  tertii  a  magistro  Petro  subdiacono  eiusdem  et  no. 
compilatae.**  Anfang:  „Devotioni  cet.  Nota  quod  tituli  decretalium 
sunt  autentici**.  Dieses  Stück,  welches  eine  Überschrift  trägt,  steht 
im  Catalog  als  erstes. 

d.  Summa  zur  Compilatio  quarta.  „Inc.  Uli.  compil.  de 
constit.  Innocentii  .  .  simpliciter  confitemur  cet.  Nota  argumentum 
quod  aliter  possumus  confiteri  quam  credimus**  cet.  Hört  auf  im  Titel 
de  pignor.  III,  7.  Im  Catalog  nicht  erwähnt. 

Es  ist  schwer,  mit  Bestimmtheit  festzustellen,  wer  die  Verfasser 
dieser  Notabilia  zu  den  alten  Compilationen  sind.  Zu  der  comp.  II 
und  tertia  schrieb  Paulus  Ungarns  solche  nach  dem  Zeugnisse 

30* 


444  Schulte 

von  Johannes  Andrea  (addit.  ad  spec.  G.  Durantis).  Nach  des- 
selben Zeugniss  verfasste  Bernardus  Compostellanus  antiquus 
zur  Comp.  I  und  II  ^apo stillas«*. 

e.  Deeretales  Gregorii  IX.  ohne  Glosse.  Die  im  15.  Jahr- 
hundert geschriebenen  Erläuterungen  sind  werthlos. 

/*.  Deeretales  Innocentii  IV.  (im  Catalog  nicht  erwähnt)» 
s.  XIII.  exeunt  Die  Sammlung  enthält  die  folgenden  (nach  meiner 
citirten  Abhandlung) : 

Num.  1 — 3  folgt  der  Eingang  zu  2  „exped.  causarum  ne- 
gotiis  obscuritas  est  invisa**;  4 — 6»  7  fehlt»  8  —  22,  23  und  24 
fehlen;  25  —  27,  28  und  29  fehlt;  30-32.  33  fehlt;  34—40» 
41  fehlt;  dann  noch  «statuimus  ut  positiones«*  18.  Ohne  Glosse. 

CLXXIX.  —  362.  mbr.  fol.  s.  XIII.  Breviarium  extrava- 
gantium  (Comp.  I.)  Bernhardts  von  Pa via  mit  der  Glosse.  Anfang 
der  Glosse:  „iuste  i.  f.  h.  Formavit  dominus  hominem  ad  ymaginem 
et  similitudinem  suam  ut  XXXIII.  q.  5.  haec  imago  [c.  13]...  Fuit 
autem  creatus  in  perfecta  aetate  seil,  virili,  ut  de  poenit  d\  II. 
adam  vero  [diet.  Grat,  ad  c.  30.  D.  II.  de  poenit. ]**  .  .  .  Die 
Glossen  haben  die  Siglen :  ala'n.,  Laur.,  .t»  b.\  vinc.»  L.  (fol.  16^),  R. 
Man  vergleiche  die  Bemerkungen  zu  dem  Cod.  B. 36  von  Toulouse. 
R.  ist  unzweifelhaft  die  Sigle  des  Richardus  Anglicus.  Vgl.  mein 
Lehrbuch  S.  50.  Laspeyres  pag.  XXV  sq.  fuhrt  Handschriften  an» 
welche  eine  Summe  zu  den  Dekretalen  haben  mit  demselben  Anfange 
und  vindicirt  sie  dem  Bernardus  Parmensis,  da  sie  Bern.  Pap. 
nicht  angehöre;  ebensowenig  Bern.  Compost.  senior»  der  die  Gre- 
gorianischen Dekretalen  nicht  gesehen  habe»  noch  dem  junior» 
dessen  Summe  anfange  hactenus  cet.  Steffenhagen  num.  LH 
beschreibt  eine  Konigsberger  Handschrift,  welche  die  Summe  hat» 
und  druckt  eine  sich  wortlich  also  im  Eingange  zum  Apparate  des 
Bern.  Parm.  ad  Greg.  IX.  decr.  vorfindende  Stelle  aus  dem  Ein- 
gange ab ,  worin  der  Verfasser  sagt:  ut  dixi  in  prima  notula 
aparatus.  Der  Cod.  Carnot.  num.  245  hat  unsere  Summe  als 
5.  Stück  geradezu  mit  dem  Namen  des  Bern.  Parmensis.  Dass 
nun  die  Summa  dieses  Codex  nicht  von  Bernhard  herrührt»  ist 
ausser  Zweifel,  da  derselbe  die  Compilatio  prima  nicht  glossirt  hat» 
auch  wohl  kaum  hätte  dazu  kommen  können»  diese  und  die  Dekre- 
talen Gregor*s  IX.  zu  glossiren.  Die  Summa  unseres  Codex  gehört 
Tanered  an.  Sie  endigt  zum  cap.  quamvis  eausae  „hoc  intell. 


Iter  Gallicom.  445 

in  casu  ubi  pastor  negligens  inquirendo*'  cet.  „Explicit  .  .  . 
Summa  Tancredi.**  Es  liefert  diese  Handschrift  den  Beweis, 
dass  Bernhard  von  Parma  die  Summa  Tancreds  fast  wortlich 
in  seinem  Apparate  abgeschrieben  hat. 

CLXXX.  —  363.  m.  f.  s.  XIV.  Decretales  Gregorii  IX. 
€um  glossa  ordinaria.  S.  Anbin. 

CLXXXI.  —  364.  mbr.  fol.  S.  Aubin. 

a.  Decretales  Gregorii  IX.  cum  glossa  ordinaria. 
Saec.  XIV. 

b.  Decretales  Innocentii  IV.  saec  XIII.  Es  sind  folgende: 
Num  1,  cum  nuper,  Exped.  causarum  negotiis  praesenti  2, 
3—6,  7  fehlt  [13  nee  appell.  articulo];  8—18,  20.  19,  21,  22, 
28—27,  31,  32,  34,  3S— 40.  „Expliciunt  novae  decretales.  Die 
Glosse  fangt  an:  „Cum  in  multis.  Nam  omnes  expressi  in  literis 
convenientur  et  praeter  illos  quatuor.  vel  quat.  credimus  tamen, 
quod,  si  super  re  indivisibili  vel  etiam  in  eo  casu,  in  quo  essent  ad 
eosdem  iudices  remittenda,  literae  impetrentur.''  Sie  gehört  zweifels- 
ohne dem  Petrus  de  Sampsone  an  (meine  cit.  Abhandl.  S.770), 
und  hat  auch  einmal  die  Sigle.  S. 

CLXXXn.  —  365.  m.  f.  s.  XIV.  Decretales  Gregorii  IX. 
mit  dem  Apparat  des  ßernardus  Parmensis ,  nicht ,  wie  sonderbarer- 
weise im  Cataloge  steht,  des  Johannes  Andreae.  Spätere  Bemer- 
kungen sind  gez.  „Jo.  An."  und  wohl  dessen  Schriften  entnommen. 
Die  im  Cataloge  stehende  Zahl  1338  (Jahr  der  Abschrift)  ist  un- 
richtig, da  im  Codex  zur  Zahl  noch  steht:  „ind.  XII.  die  II.  sept*'. 
Die  zwölfte  Indiction  Hiilt  aber  nicht  auf  1338;  es  ist  1344;  jedoch 
bin  ich  nicht  ganz  si(;her,  weil  ich  die  Zahl  nicht  facsimilirt  habe. 

CLXXXm.  —  366.  m.  f.  s.  XIV.  Decretales  Gregorii  IX. 
mit  der  Glossa  ord.  (nicht  Joh.  Andreae).  Die  Glosse  ist  wenig 
später  zugeschrieben,  jedoch  spärlich, 

CLXZXIV.  —  367.  m.  f.  s.  XIV.  S.  Aubin.  Apparatus  Inno- 
centii IV.  super  Decretal.  Gregorii  IX. 

Am  Ende  2  Blätter  (7</2  Columnen)  aus  einer  Dekretalensamm- 
lung.  Das  Bruchstück  fängt  an:  „  .  .  sive  rescriptum  cuius  auctori- 
täte  processum  est,  sie  per  excommunicatum  impetratum*'. 

CLXXXV.  368.  mbr.  fol.  s.  XIII.  115  Bl. 

a.  fol.  1 — 42.  „Incipiunt  distinctiones  M.  Pet.'  d.'  sa'pso. 
Rex  pacificus,  quaedam  propter  contrarietatem ,  quaedam  propter 


446  S  c  b  n  1 t  e 

sitnilitudinem.  Numquid  in  hac  compilatione  sunt  multa  contraria  ut 
j.  [infra]  de  sepultura  c.  I.  et  IL  et  c.  oetavum(?)  [e.  1.  2.  8. 
de  sepult.  III.  24.  Compilationis  primae]  et  c.  Certificari  de 
sepultura  [c.  3.  de  sep.  III.  ll>.  Comp,  secundaej?  Nam  una  man- 
dat  reddere  medietatem,  alia  tertiam,  alia  quartam  indieit.  Numquid 
quaedam  similia  ut  j.  de  libelli  oblat.  significantibus  et.  j. 
deappell.  signifieant.?  Solutio.  Jura  alia  sunt  generalia,  ut 
constitutiones»  quae  omnes  astringunt:  j.  e.  prox.  firmiter  cum  suis 
similibus;  alia  particularia ,  quorum  quaedam  sunt  facta  ex  tempore» 
ut  j.  de  cons.  et  affi  n.,  quod  dilecto  et  c.  non  debet** . . 
Das  letzte  handelt  de  testamentis.  »Expliciunt  distinctiones  ma- 

gistri  p.  de  sampson.  anno  dni  M.  CC.  LXXX.  facta  fuit  cella  uinaria 
iuxta  puteü.  mgri.  oliuef.*'  Unten  auf  der  Seite  befindet  sich  eine 
Unterschrift  mit  „dns  p.  de  sampso'h'',  wie  man  solche  bei  älteren 
manu  propria  findet. 

In  diesen  Distinctionen  ist  auf  die  DekretaTen 
Innocenz*  IV.  keine  Rücksicht  genommen  worden.  Somit 
ist  auch  dadurch  bewiesen,  dass  Petrus  de  Sampsone  die  Inno- 
centianischen  Dekretalen  selbstständig  glossirt  hat.  Vgl.  meine 
Abhandl .  die  Dekretalen  u.  s.  w.,  Seite  770.  Aus  der  mitgetheilten 
Stelle  ist  die  Methode  des  Petrus  ersichtlich. 

b.  fol.  43  —  92.  „Incipit  apparatus  Mag.  Bernardi  Com- 
postellani  domini  papae  capellani.*'  Dieser  enorm  lange  Com- 
mentar  bisweilen  und  mit  Recht  Casus  benannt  des  Jüngern  Bern- 
hard von  Compostella  (Anfang:  „hactenus  ut  loquar'')  umfasst 
in  der  Handschrift  nur  die  6  ersten  Titel  der  gregorianischen  Dekre- 
talen und  hört  auf  im  tit.  de  translat.  episcopor.  Auch  in  diesem  sind 
die  constitutiones  Innoc.  IV.  behandelt  und  zwar  die  drei  im  tit.  de 
rescr.  und  die  zwei  im  tit.  de  elect.,  welche  die  gedruckten  Samm- 
lungen haben.  Voraufgeht  stets  die  Rubrik  „constitutio  nova**. 
Die  Glosse  Bernhardts  zu  den  Dekretalen  ist  verschieden  von  diesem 
grossen  Commentar. 

e.  fol.  93  sqq.  Consuetudines  feudorum  mit  der  Glosse. 
Dieselben  waren  früher  Theil  eines  die  Authentiken  enthaltenden 
Codex,  indem  am  obern  Rande  die  Bezeichnung  »coli.  X.**  vorkommt 

„Expliciunt.  anno  dni  M.  CC.  LXXX"""  secundo  die  mercurii  post  octabas 

apostolorum  Petri  et  Pauli.  Guinotus  Porchier  scripsit  et  intitulavit.^ 


Her  GaUicum.  447 

• 

Auf  der  Hand  liegt,  dass  die  Zahl  1280,  welche  in  zwei 
Stücken  dieser  Handschrift  steht,  sich  auf  die  Zeit  der  Vollen- 
dung der  Abschrift  bezieht.  Somit  steht  fest,  dass  Petrus*  4e 
Sampsone  Werk,  wenn  es  Qicht  in  Frankreich  selbst  gemacht  worden 
ist,  vor  1280  bereits  in  Frankreich  in  Gebrauch  war,  da  der 
Schreiber  Franzose  war  und  die  Abschrift  ohne  Zweifel  in  Frank- 
reich gemacht  ist.  Ob  der  mag.  Oliverius  der  berühmte  Minorit 
Petrus  Joh.  Olivi  [siehe  Oudin  HI.  col.  584  sqq.]  ist,  bleibe 
dahingestellt;  denn  wenn  auch  1280  derselbe  so  bekannt  war, 
dass  die  Benennung  eines  Hügels  (puteus  =s puy.  Siehe  Du  Gange) 
nach  ihm  sich  leicht  erklärt,  so  kann  doch  auch  leicht  eine  sonstige 
rein  locale  Benennung  der  Notiz  zu  Grunde  liegen. 

CLXXXVI.  —  369.  m.  f.  s.  XIV.  Summa  Hostiensis. 
S.  Aubin. 

CLXXXVn.  —  370.  m.  f.  s.  XIV.  Joh.  Andreae  Novella 
super  1.  et  2.  Decretalium.  S.  Aubin. 

CLXXXVm.  —  371.  m.  f.  s.  XIV  auf  XV.  S.  Aubin.  Das- 
selbe  zum  3.  4.  und  5.  Buche. 

CLXXXIX.  —  372.  mbr.  fol.  s.  XIV,  S.  Aubin.  Im  Catalog  gut 
beschrieben;  ich  hebe  ihn  aber  besonders  hervor,  da  er  einer  der 
besten  Codices  ist,  die  ich  kenne. 

Liber  sextus  Bonifacii  VIII.  Als  Glosse  neben  und  ober 
dem  Texte  ist  geschrieben  der  Apparat  des  JohannesMonachus, 
als  fortlaufender  Commentar  auf  der  unteren  Hälfte  der  Seiten  jener 
des  Johannes  Andreae.  Es  fehlt  der  Anfang  der  Bulle  Sa c ro- 
sa nctae,  vermuthlich  wegen  einer  schönen  Miniatur  entfernt. 

CXC.  —  373.  m.  f.  s.  XIV.  S.  Aubin.  Apparat  des  Joh. 
Monachus  zum  L i b e r  VI.  ohne  den  Text. 

CXCI.  —  374.  mbr.  fol.  saec.  XIV.  S.  Aubin. 

fit.  Apparatus  Johannis  Monachi  in  sextum  decretalium. 

6.  Apparatus  Guidonis  de  Baysio  in  Sextum.  «Expl.  app*tus 
dmni  archid.*  anno  dni  mill'o.  ccc.  » Wegen  dieses  Datums,  das  im 
gedruckten  Cataloge  fehlt,  hat  die  Handschrift  besonderen  Werth,  da 
die  gewöhnliche  Annahme  (mein  Lehrbuch  Seite  72)  dahin  geht, 
er  habe  den  Commentar  während  des  Aufenthaltes  in  Avignon  ge- 
schrieben, der  erst  1304  begann. 

CXCn.— 377.  mbr.  fol.  s.  XIV. 

a.  Apparatus  Guidonis  de  Baysio  in  Sextum. 


448  Schulte 

6.  App.  Bernard i  Compostellani  in  Decretalium  librum 
primum.  Auch  hier  hört  derselbe  auf  im  cap.  int  er  corp.  (e.  2.  X. 
de  translat.  I.  7). 

c.  fol.  153 — 228.  Apparatus  Guilelmi  de  Monte  Lauduno 
zu  den  Clementinen  iid  den  Extravaganten  Johann's  XXII. 
„Sedes  apost.**,  „Suscepti  regiminis^,  „Execrabilis** 
(letzterer  Apparat  ist  im  Catalog  nicht  erwähnt).  ^Expl.  apparatus 
dni  Guilli*  de  monte  lauduno  sup.  Clem.  et  Johanninis.  deo  gr.*' 

GXdZI.  —  378  (im  Catalog  irrig  beschrieben)  mbr.  Fol.  s.  XIV. 

a.  Liber  sextus  mit  dem  Apparate  des  Johannes  Mo- 
nachus. 

b.  fol.  107.  „Incipiunt  extravagantes  domini  Boni- 
facii  VIII.«  (Vergl.  den  Cod.  B78  von  Tours).  Es  sind  folgende: 
detestandae —  antiquor.  habet  —  super  cathedram  —  provide  attend. 

—  debent  super.  —  iniunctae  —  unam  sanctam  (also  die  8  des  Cod. 
Turon.)  —  rem  non  novam  —  ^Benedictus  XL'  Du  dum.  b.  m. 
Bonifac.  p.  VIII.  —  Idem.  intercunctas  —  Idem.  ex  eoquod 

—  Id.  si  religiosus  —  quod  olira  —  Bonifacius  VIIF.  piae 

sollicitudinis...  Dat  Later.  X.  Kai.  Pont.  n.  anno  sept.**  Somit 

hat  die  Handschrift  die  in  den  Ausgaben  angenommenen  Verfasser. 

Darauf  ^Explicit  textus   constttutionum  extravagantium   sexti 

libri  decretalium.  amen^.  „Expl.  apparatus  constitutionum  extrav. 

Johannis  Monachi.  die  lunae  ante  festum  sancti  Lucae.  Anno  dni 
•       •  • 

M.  CCC.  XXV.**  Diese  Sammlung  ist  oben  stets  mit  „VI**  bezeichnet, 
mithin  als  Theil  des  Liber  VI.  angesehen  worden. 

c.  fol.  123.  Constitutiones  Clementis  V.,  oben  mit  „VII.** 
bezeichnet.  Vergl.  die  Bemerkung  zu  andren  Codd. 

„Expl.  constitutiones  quae  recipiunt  glosam  secundum  Job. 
And*,  deo  gracias.**  Darauf  die  Dekretale  Exil.  „Expl.  constitutiones 
Clementis  p.  V.  Inc.  Extravagantes.  ** 

d.  fol.  179.  Die  Extravaganten  Johanns  XXII.  „de  praeb. 
et  dignit.  Job.  XXII.  etc.  Ad.  p.  r.  m.  Execrabilis  —  Sedes 
apost.  —  Susceptiregiminis  —  Ad  pacis  tranquill,  pro- 
pag.  „Explicit.** 

CXCIV.  —  375.  m.  f.  s.  XIV.  Apparat  des  Guido  deBaysio 
zum  Liber  sextus. 

CXCV.  —  376.  m.  f.  s.  XIV.  S.  Aubin.  Apparat  des  Johannes 
Andreae  zum  Liber  sextus  und  den  Clementinae. 


Iter  Gallicam.  449 

CXCVI.  —  379.  —  mmbr.  fol.  s.  XIV.  —  Diese  Handschrift 
gibt,  wie  nuro.  372  rQcksichtlich  des  Liber  sextus»  so  für  die  Cle- 
ment inen,  zuerst  den  Text,  um  ihn  den  Apparat  des  Job.  An- 
dreae,  dann  als  fortlaufenden  Commentar  den  des  Gulielmus  de 
Monte  Laudun 0.  Am  obern  Rande  rechts  ist  stets  „VII''  ge- 
schrieben. 

—  380.  m.  f.  s.  XIV.  Apparat  des  Gull,  de  M.  L.  zu  den 
Clementinen.  —  S.  Aubin. 

CXCVn.  —  38t.  —  mbr.  fol.  s.  XIV.  S.  Albini. 

a.  Casus  deeretorum.  Es  ist  das  Werk  des  Benencasa 
Senensis,  anfangend:  „Quoniam  ubi  multorum  et  maxime  rudium 

versatur  utilitas idcirco  ego  benencasa...**   Der  tract. 

de  poenit.  ist  zuletzt  behandelt»  daher  die  Schlussbemerkung: 
,»Expliciunt  casas  deeretorum  de  poenitentia,  quia  ante  de 
poen.  est  de  consecratione  et  sie  sunt  ibi  totaliter  completi»  amen.** 
Dies  hat  den  früheren  Besitzer  zu  der  Bezeichnung  ,,Casus  deere- 
torum de  poenit. **  veranlasst,  welche  der  gedruckte  Catalog 
wiederholt  ohne  den  Namen  des  Verfassers. 

b.  Tancredi  ordo  judiciarius  fol.  60. 

c.  Tancredi  summula  de  matrimonio.  fol.  73. 

d.  Summa  de  poenitentia  magistri  Pauli,  fol.  79.  Anfang: 
»Quoniam  circa  confessiones  animarum  pericula  sunt  et  difficultates.'' 

Ich  habe  dieses  Pönitential  schon  früher  in  Prag  gefunden,  siehe 
meine  citirten  can.  Handschr.  num.  LXVI. 

e.  Quaestiones  Damasi  super  decretalibus  mit  dem  gewöhn- 
lichen Anfange:  „Quaer.  an  episc.  can.  1.  s."  fol  84.  Sie  hören  auf  im 
Titel  de  censihus. 

/'.  Summa  mag.  Damasi.  Summa  titulorum  extra vagantium  a 
magistro  Damaso  compilata^  mit  der  Vorrede:  „Juri  operam  da- 
turus."  fol.  100. 

CXÜVULL.  —  383.  m.  fol.  s.  IX.  Facsimile  in  der  Beilage 
num.  VI.  S.  Aubin. 

ConciliumAquisgranense  yon816.  abgedruckt  beiHartz- 
heim  Conc.  Germaniae  Tom  I.  pag.  430  sqq. 

CXCIX.  —  400.  m.  4».,  s.  XIV.  S.  Aubin.  Ordo  judiciarius 
Tancredi. 


450  Schulte 

Der  Catalog  gibt  die  Blattzahl  stets  genau  an.  Für  neuere»  be- 
sonders das  franzosische  Recht  betreffende  Sachen,  Ordensstatuten 
u.  s.  w.  verweise  ich  auf  den  Catalog. 


Xm.  Aleii9oii. 

Biblioth^ue  de  la  Tille. 

(176  Handschriften.  20.000  gedruckte  Bücher.) 

Der  Catalog,  nur  handschriftlich,  gemacht  vom  Herrn  Bibliothe- 
kar  D  au  Ine,  ist,  soweit  das  Äussere  in  Betracht  kommt,  gut  ge- 
macht, für  den  Fachmann  hingegen  ungenügend. 

CC.  —  Num.  9.  membr.  fol.  s.  XII.  (nicht  XL,  wie  der  Catalog 
hat).  „Ex  libris  Carthusiae  vallis  dei.''  Zwei  Vorsetzblätter  mit  Brie- 
fen P.  Gregors  L  s.  XII. 

Briefe  von  Päpsten.  „Inc.  capitula  huius  libri.**  127  Num- 
mern. —  „Symbolum  fidei  a  b.  Jeron.  compositum. ** 

Ep.  Damasi  p.  ad  Jeron.  presb.  Dil.  fil.  Dormientem  te  et 
longo  [Jaff^  num.  63 :  Op.  S.  Hieron.  I.  n.  35]. 

Antwort  des  Hieron.  Postquam  epist.  tuae  sanctitatis  accepi. 
[Epist.  num.  36.] 

Letzter  Hieronym.  ad  Pammachum  de  morte  Paulinae.  [Ep. 
n.  66.  in  S.  Eusebii  Hieronymi  Stridonensis  presb.  Operum  Tom.  I. 
Veronae  1734  fol.].Sanato  vulneri  cet. 

CCI.  —  15.,  mbr.  fol.  s.  XI.  auf  XII.  „Ex  libris  S.  Martini  Sa- 
giensis  Congr.  S.  Mauri*"  (Benedictinerabtei  St.  Martin  in  S^ez) 

a.  Verschiedene  Schriften  des  h.  Hieronymus.  Erklärung  einer 
Zeichenschrift 

6.  Ep.  Hieron.  ad  Damasum  P.  Glor.  sanct.  tuae  Rescrip- 
tum. . .  Gaudet  ecciesia. 

c.  Inc.  Ordo  episcoporum  Rom...  Beatus  Symoii  P. 
apostolus  bis  DC  Constantinus  Rom. 

d»  De  mensibus  u.  s.  w. 

CCII.  —  18.  mbr.  fol.  saec.  XL  „St.  Evreux". 

«.  Vitae  Sanctorum.  Vitae  s.  Victoris  et  coronae  martiris. 

6.  Passio  s.  Peregrini.  Ein  Acrostichon,  das  vorn  die  Worte 
«Roho  episcopus  Christi,*'  hinten  „Ademarus  servus 
Christi''  enthalt.  Saec.  X.  nicht  XII. 


Iter  Gallicum.  451 

c.  Beato  Papae  Damaso  Hieron.  .  Gloriam  sanct.  tuae. 
Damasus  .  .  Hieronymo  .  .  Gaudet  ecciesia. 

d,  Anastasius  ßiblioth.   Liber  pontificalis. 
e-  Gesta  Langobardorum  u.  s.  w. 

CCm.  —  19.  mbr.  fol,  s.  XII.  «S.  Ebrulphi-  (St.  Evreux). 

a.  Briefe  Ivos  von  Chartres  (35). 

6.  „Exceptiones  ecclesiastiearum  regularum  partim 
ex  epistolis  Romanorum  pontificum,  partim  ex  gestis  coneiliorum 
catholicorum  episcoporum,  partim  ex  traetatibiis  orthodoxis  patrum 
—  partim  ex  institutionibus  catholicorum  regum  nonnullo  labore 
in  unum  corpus  adunare  curavi,  ut,  qui  scripta  illa,  ex  quibus  ista 
excepta  sunt,  ad  manum  habere  non  potest,  hinc  saltem  excipiat 
quod  ad  commodum  eausae  suae  valere  prospexerit.  A  fundamento 
itaque  christianae  religionis,  id  est  fide  inchoantes  sie  ea,  quae  ad 
sacramenta  ecciesiastica,  sie  ea,  quae  ad  instruendos  vel 
corrigendos  mores,  sie  ea,  quae  ad  quaeque  negotia  discu- 
tienda  vel  diffinienda  pertinent,  sub  generalibus  titulis 
distincta  congessimus,  ut  non  sit  quaerenti  necesse  totum  volumen 
evolvere,  sed  tantum  titulum  generalem  suae  quaestioni  congruentem 
notare  et  ei  subjecta  capitula  sine  interpolatione  transcurrere.  In 
quo  prudentem  lectorem  praemonere  eongruum  duximus,  ut,  si  forte 
quae  legerit  nee  ad  plenum  intellexerit  non  statim  reprehendat,  sed 
quid  secundum  misericordiam  dicatur  diligenter  attendat**  Qet. 

Die  Panormia  des  h.  Ivo  von  Chartres. 

c.  Noch  44  Briefe  des  h.  Ivo. 

CCIV.  —  23.  mbr.,  4»,  s.  XIV.  St.  Evreux. 

a.  Decretales  Gregorii  IX.  ohne  Glosse. 

6.  Decretales  Innocentii  IV.  Die  Sammlung  ist  im  An- 
fange defeet,  sie  beginnt  in  (meine  Abhandl.  S.  705  ff.)  num.  20. 
„ad  haec  quia  per  quandam  epistol.  .  .  .  praesentium'',  hat  dann 
26.  27,  31,  32,  34,  35,  38—40.  Hierauf  „Rom.  Pont,  qui  iura 
tuetur  sie  inteiidit  annuere  petitionibus  singulorum,  ut  eins  gratias 
nequiter  uti  non  debeant  impetrantes  ut  iilos  malitiose  vexare  contra 
quos  sc  credunt  habere  aliquid  quaestionis.  Cum  ergo  nonnulli**  — 
de  tempor.  ord.  nullum  etiam  eorum,  quorum  —  de  in  integr. 
rest.  ecclesia  quae  ad  retractandum,  —  de  jurej.  Mediatores» 
ecclesiastica  censura  judices  abutuntur  danmabiliter  cum  de 
meritis  ecclesiae  gremio  —  de  eo  qui  mitt.  num.  17  —  ipso  iure  vel 


452  Schulte 

rescripto  processus  per  ipsuin  habitus  non  valebit;  admonet  et  infra. 
Universis  personis  cui  —  14,  2  (exped.  causar.  negotiis  obscuri- 
tas  est  invisn  personarum  deereto  praesenti),  16;  de  arbitris 
3,  de  oif.  iud.  del.  1,  de  oif.  jud.  del.  4,  10,  15,  21,  22,  25,  36,  37, 
18,  19,  6,  8,  11,  13.  Die  Decretale  „Rom.  Pont,  qui  iura''  habe  ich 
a.  a.  0.  S.  727  fg.,  nullum  eorum  das.  S.  730,  abdrucken  lassen. 
Über  ecclesia  quae  das.  S.  732,  mediat.  Seite  745. 

Die  im  Inhaltsverzeichnisse  aufgeführten  Handschriften 
und  die  zu  ihnen  gegebenen  Nachweise  bieten  die  Möglichkeit,  diese 
Handschrift  zu  classificiren. 

CCV.  —  133.  membr.  fol.  s.  XII.  (im  Catalog  XI!),  prachtvolle 
Handschrin.  Der  Catalog  ist  ausser  Stande  irgend  welche  Andeutung 
zu  geben. 

a.  Die  Summa  zum  Decret  des  Stephan  von  Tournai  mit 
der  gewöhnlichen  Vorrede  „Si  duos  ad  coenam  invitaveris**. 
Die  Pars  I.  hört  auf:  „exornatione  rethorica  utitur  qua  dicit  transifo 
qfla  contrahantur  et  dicta  dicendis  et  dicenda  dicunt**.  P.  II.  beginnt: 
„Quidam.  Status  ecclesiarum  circa  duo  consistit,  circa  pcr^onas  et 
circa  negotia.  Quia  vero  personae  digniores  sunt  negotiis,  ideo  ma- 
gister  gratianus  prius  tractavit  de  personis,  propter  quas  negotia 
contingunt,  tractaturus  postea  de  negotiis,  quae  circa  personas 
emergunt.  In  prima  enim  parte**  u.  s.  w.  Der  Tractat  de  poenit.  ist 
nicht  behandelt,  sondern  mit  dem  gewöhnlichen  Vermerke  „inter- 
misso  interim**  ausgeschieden.  Die  Pars  III.  fehlt.  Maassen  Pauca- 
palea  S.  10.  Note  17  führt  drei  Codices  an.  worin  ebenfalls  die  pars 
tertia  fehlt. 

i.  Saec.  XII.  —  Summa  super  deereto  des  Paucapalea 
Voran  die  gewöhnliche  Vorrede  y,Quoniam  in  omnibus  rebus  animad- 
vertitur  id  esse  perfecium"  (abgedruckt  bei  Maassen  Paucapalea 
S.  51  flf.).  Die  Einleitung  zu  C.  XXXIII.  q.  3.  lautet  etwas  anders 
als  im  Cod.  172  von  Carpentras,  nämlich:  „Ventum  est  ad 
tertiam  quaestionem,  in  qua  multipliciter  procedit.  primo  astruit 
peccata  dimitti  sola  cordis  contritione  et  videtur  excludere  oris  eon- 
fessionem**. 

c.  Nochmals  Stephanus  Summa  bis  zur  dist.  XV.,  sodann 
einige  Rechtsfalle. 

CCVL  —  134.  membr.  fol.  saec.  XII.  auf  XIII.  -St.  Evreux**. 


Her  Gallicum.  453 

Die  Handschrift  hat  zuerst  folgende  Einleitung:  ,»Sacrosanctae 
ecciesiae  regularis  institutio  omnibus  communiter  sed  non  aequaliter 
singulis  dispensat.  Sieut  in  domo  patris  f.  (familias)  una  quidem 
Providentia  omnia  reguntur,  sed  dispari  modo  quaeque  otRcih  dispo- 
nuntur  et  sie  decebat  eoelestium  Jsraelitarum  militiam  ordinatis 
excubiis  castra  metari,  ut  in  exercitu  dei  utiles  essent  etiam  minimi 
et  pro  admiratione  eius  devoti  et  trementes  quodammodo  efficerentur 
extranei.  Adhue  illud  dierum  antiquorum  vivit  in  mente,  cum  rex 
Salomon  usque  adeo  distinctissima  ordinatione  domus  suae  ministeria 
gubernabat  ut  regina  Saba,  quae  venerat  a  fiiiibus  terrae  audire 
sapientiam  Salamonis,  inter  alia  potissimum  pincernas  et  caetera 
officia  in  aula  regia  duceret  admiranda.  Quod  utique  parabola  erat 
temporis  instantis,  quando,  regnante  Christo,  qui  est  pax  nostra, 
faciens  utraque  unum  intatum  thalamus  spö  si  quiete  floridus  est  et 
multiplicatis  obsequiis  deeoratus,  ut  etiam  ethnici  admirentur  gradus 
et  ordines  ecclesiae  concorditer  diiTerre  et  diiTerenter  concordare 
sub  tanta  censura  iustitiae  tantaque  reetitudine  disciplinae.  His  igitur 
eelestis  famih'ae  officinas  vi<;es  salubriter  perspicientes  et  velut  unus 
de  gentibus  admirantes,  quonam  pacto  ecclesiarum  Status  ponderen- 
tur  clericorum  dignitates  et  oflficia  imponantur  et  reponantur,  nunc 
quidem  manibus  victoriosis  attingere  sed  per  cancellos  canonum  velut 
emitus  suspenso  digito  temptavimus  iudicare,  latam  et  speciosam 
viam  decretorum  summis  vestigiis  p^rcurrentes ,  ubi  num  (Jltorundam 
praedecessorum  nostrorum  etiam  inanes  et  inutiles  imagines  reficere, 
sed  utiles  satis  et  domestieas  distinctiones  et  expositiones  pingere 
expectemus,  quae  utique  adiuventur  vim  similibus  rationibus,  quae 
divinae  legis  vocibus  invalescant.  Hoc  autem  non  ideo  faciemus,  quia 
invidia  tabescentes  aliorum  ingeniosorum,  qui  eisdem  forte  studiis 
collaborant,  velimus  laudum  praemia  retardari,  sed  ut  legentium 
variis  desideriis  obsequamur,  qui  c.  ceterorum  mellita  musta  sumere 
nonnumquam  horruerint,  vina  nostra  consumant  rate  degustent. 

Dignitas  humanae  creaturae  his  duobus  quasi  funiculis  su- 
spensa  eminebat,  scilicet  reetitudine  justitiae  et  scientiae  claritate. 
Per  illam  praesidebat  humanum  genus,  per  istam  coelestibus  propin- 
quabat  

Humanum  genus.  Tractaturus  de  jure  canonico 
quasi  altius  rete  dueto  expandit  iter  operi  incipiens  a  iur^  naturalis 
quod  quidem  et  antiquius  est  tempore  et  excellentius  dignitate.  Hoc 


454  Schulte 

autem  ius  legistica  traditio  generalissime  definit  dicens:  „jus  natu- 
rale est»  quod  natura  omnia  doeuit  animalia*'.  Nos  vero  istam  gene- 
ralitatem,  quae  omnia  eoncludit  animalia,  nunc  curantes  de  eo,  juxta 
quod  humano  generi  solummodo  adseribitur,  breviter  videamus  respi- 
eientes»  quid  ipsum  sit,  et  in  quibus  consistat  et  quomodo  proeesserit, 
in  quo  detractum  fuerit  ei  aliquid  aut  actum*'. 

Mit  dem  Abschnitte  Hum.  genus.  Tractaturus  beginnt  die 
Summa  des  Johannes  Faventinus.  Wem  die  Vorrede  ange* 
hört,  rermag  ich  nicht  zu  sagen.  Sie  gibt  im  Verlaufe  noch  den  Inhalt 
des  Deeretes  genauer  an  nach  dessen  einzelnen  Theilen,  wobei  gerade 
wie  von  Johannes  Farentinus  der  tractatus  de  poenitentia  keine  be- 
sondere Erwähnung  findet.  Wenn  die  von  Maassen  Paucapalea 
S.  9  fgg.  näher  beschriebene  Summa  des  Rufinus  Summa  enthält, 
was  meines  Erachtens  nicht  zu  bezweifeln  ist:  so  gehört  sie  dem 
Rufinus  nicht  an.  Eine  Vergleichung  der  ersten  Vorrede  des  Johan- 
nes Faventinus  „cum  multa**,  die  ich  in  dem  Cataloge  der  Hand- 
schriften Ton  Göttweig  u.  s.  w.  S.  22  publicirt  habe,  zeigt,  dass 
letzterer  die  hier  abgedruckte  Vorrede  benutzt  habe.  Es  ist  nun  mög- 
lich, dass  Johannes  mehrere  Vorreden  gemacht  hat  und  somit  auch 
diese  ihm  angehört.  Aber  ebensogut  kann  sie  von  einem  anderen 
herrühren.  Die  Ahnh'chkeit  im  Inhalte  mit  älteren  (z.  R.  von  Ivo) 
leuchtet  e^. 

CX}^.  —  136.  membr.  fol.«s.  XU.  „St.  Erreux**. 
Der  sehr  dicke  Rand  (die  Rlätter  sind  nicht  nummerirt)  enthält 
unzweifelhaft  jene  Collectio  Canonum,  aber  welche  die  Ral- 
ierinii  de  antiquis  —  collectionlbus  et  collectoribus  canonum, 
PÄrs  IV.  c.  XVIII.  §.  II.  (Opera  Leonis  M.  III,  pag.  CCCXVI);  ein 
kurzes  Referat  geben  nach  Cod.  Vat.  Reg.  973.  Weil  bisher  keine 
sonstige  Reschreibnng  eiistirt,  gehe  ich  ausfuhrlicher  ein.  Sie 
beginnt : 

„Excerpta  ex  decretis  Romanorum  Pontificum. 

Quoniam  quornndam  Romanorum  pontificum  decretalia 
synodalibus  tempore  praestent  conrentibus,  non  incongrue  in  nostrae 
defloracionis  opnscalo  primas  sibi  rindicant  partes.  A  beati  siquidem 
Petri  apostoloram  principis  praesulatu  usque  ad  Constantini  Sere- 
nissimi imperatoris  tempora  seu  propter  varietatem  episcoporum 
sire  etiam  propter  rabiem  persecutorum  aut  nulla  aut  certe  ulla 
celebrata  sunt  concUii  pontificam.  Hoc  accedit  quod  canones  aposto- 


Iter  GaUicum  455 

lorum  NicaeDis  et  plerisque  aliis  inferiores  habentur  auetoritatis, 
cum  utpote  a  oonnullis  eorum  esse  legautur.  Unde  quid  liberius 
atque  ut  ita  dixerim  commodius  agi  poterat  apostoliei  nostri  consortes 
fidei  literis  informabant»  insinuantes  videlicet  quid  appetere,  quid 
eavere,  quid  teuere,  quid  postremo  retieere  deberent.  Verum  cum 
christianitatis  religio  favente  pio  principe  Constantino  cet**. 

In  prima  epistola  de  meritis.  verba  Petris  de  dementia, 
de  potestate  et  discretione  doctorum.  Trado  ipsi  Clementi  a  domino 
meo  traditam  potestatem  ligandi  atque  solvendi . . .  (Ep.  I.  Clementis. 
Hinschius  pag.  31).  —  De  vitanda  ambitione.  Haec  eo 
dicente:  ego  procidens  cet.  —  Qualiter  vivere  debeat  dis- 
pensator.  Verumtamen  de  ipsius  dispensationis  ordine  omni- 
bus  cet. 

Clem.  in  IL  sua  epist.  —  in  tertia. 

Ex  epist.  Anacleti  I""'  (Hinschius  p.  67):  beatus  praede* 
cessor  noster  Clemens  vir  apost.  —  Quod  episcopus  plures 
debet  habere  testes  quum  sacerdos  in  sacrificando.  —  Ut 
ministri  communicent:  peracta  autem  consecratione.  —  Item 
qui  sint  sacrilegi.  Qui  rapit.  —  De  peregrinis  iudiciis. 
Leges  ecclesiasticae.  — Item  ibi  de  appell.  oppressi.  Omnis 
oppressus. 

De  ordinatione  episcoporum.  Anacletus  iu  secunda 
decretali.  Ordinationes  episcoporum  auctoritate  apostolica  fb  Omni- 
bus. —  Quo  ordine  accedendum  sit  ad  accusationem. 
Haec  et  alia  perpericulosa. 

Quibus  in  iocis  presbiteri,  quibus  episcopi  esse 
debeant.  Anacletus  in  tertio  decreto. 

Folgen  Excerpte  aus  den  pseudoisidorischen  Papstbriefen  bis 
auf  M  e  1  c  h  i  a  d  e  s. 

Exemplar  constituti  Constantini  imperatoris.  Alia  esse  negotia 
ecciesiastica,  alia  saecularia.  Ex  testamento  .  .  . 

Incipiunt  exceptiones  quaedam  ex  synodalibus  gestis  sancti 
Silvestri  papae  c.  I.  Jam  factus  papa.  14. 

Siricius  I.  Quicunque  .... 

Anastasius.  Significastis  . .  . 

Inc.  epistola  reg.  p.  Innocentiiad  Decentium.  Pacem.  aus 
allen  8  Excerpte.   Eiusdem.  Qui  partem  —  Praeterea  u.  s.  w. 

Excerpte  aus  Briefen  bis  auf  Nico  laus. 


456  Schulte 

Excerpte  aus  den  Concilien.  ^Ex  concilio  Agathensi  — 
Aurelianensi*'.  Zuletzt  „de  concilio  Martini  papae"". 

«Hactenus  de  corpore  canonum.  Ea»  quae  secuntur  aut 
sententiae  sunt  orthodoxorum  patrum  aut  leges  catholi- 
corum  regum  aut  syiiodicae  sententiae  Gallicanorum 
aut  Germanorum  pontificum'^. 

Isidorus.  Quicunque  a  parentibus  episcopis  monasterio  fuerat 
delegatus . . . 

Aus  den  Werken  Isidor's,  Alexanders,  Gregors»  Urbans,  Beda, 
Augustinus  etc. 

De  scriptis  autenticis. 

„Inc.  epistola  Isidori  episcopi  ad  Ludefridum  Cardubensem. 
Perlestis  sanctitatis  vestrae**  cet. 

Capitularien-Excerpte.  De  monachis.  —  De  coniugiis  („Nuptiae 
sive  matrimonium  est  viri  mulierisque  coniunctio  individuam  consue- 
tudinem  vitae  retinens**}.  Desponsata  viro.  De  incestis  copulationibus. 
De  nocturna  illusione.  De  homicidio.  De  iuramentis.  De  excoramuui- 
catione.  De  causis  laicorum  cet. 

^Liber  XXIII.  capitulum  I.  item  Sponsalia  sicut  nuptiae 
consensu  fiunt  contrahentium  et  ideo  sicut  nuptiis  ita  sponsalibus 
filiam  familias  consentire  debet.  Quae  patris  voluntati  non  repugnat 
consentire  intelligitur,  tunc  autem  dissentiendi  a  patre  licentia  con- 
ceditur,«!  indiguus  moribus  vel  turpis  sponsus  ei  a  patre  eligitur*' 
cet.  (Aus  Dig.  libr.  XXIII.  Tit.  I).  Eine  grosse  Zahl  von  Excerpten 
aus  den  Pandecten»  dem  Codex  und  den  Novellen. 

Schluss.  ,»Ex  decretis  Paschasii  papae:  Fraternae  mortis 
incurrit  crimen  quisquis  —  peccator  neque  nunc  neque  in  futuro 
seculo  remittatur.  Explicit  liber  iste**.  Der  bei  Mansi  XIV. 
col.  378  abgedruckte  Brief,  den  auch  Ivo  Decr.  II.  84  hat.  Jaff^ 
n.  1941  zum  Jahie  817. 

CCVUUL  — 136.  membr.  fol.  s.  XII.  St.  Martin  zu  Seez. 
Decem  collationes  Johannis  Cassiani  ex  correctione  Lau- 
franci. 

CCIX.  — 138.  mbr.  fol.  s.  XIV.  St.  Evreux.  Summa  Pisana 
(Bartholomaei  a  S.  Concordio). 

CCX.  — 139.  mbr.  fol.  s.  XIV.  St  Evreux. 

a.  Summa  confessorum  (y,quoniam  dubiorum  nova  quotidie 
difficultas'')  des  Johannes  von   Freiburg.    Voran  geht  die 


Iter  Griiicum.  467 

Notiz  über  dessen  Werke:  „nota  quod  frater  iste*',  welche  sich 
gewöhnlich  findet. 

6.  Statuta  summae  confessorum  ex  Sexto. 

c.  Tabula  materiarum. 

CCXI.— 140.  mbr.  foL  s.  XIV.  St.  Evreux.  —  Summa  Ray- 
mundi  mit  der  Glossa  des  Wilhelm  von  Renne s.  Die  drei 
ersten  BGcher  erscheinen  als  ein  abgeschlossenes  Werk,  der  Tractat 
de  matrimonio  beginnt  auf  einem  neuen  Blatte  ohne  die  Buehzahl 
(,,incipit  summa  fratris  Raymundi  de  matr."*)  und  hat  gleichfalls  die 
Glosse. 

GCXn.  — 141.  mbr.  in  4».  saec.  XIV. 

a.  ,,Tractato  di  sette  peceati  mortali  de  fratre  An- 
tonio dello  ordine  dei  predicatori  di  poi  arcivescovo  de  Firenze; 
della  confessione  a  della  penitentia;  dello  peccato  originale,  dello 
peccato  veniale**.  Vergl.  Quetif  T.  I.  p.  817  sqq.  über  den  Ver- 
fasser.  Altitalienische  Übersetzung  des  bekannten  Werkes. 

i.  Briefe  des  h.  Bernhard  u.  A.,  die  einer  genaueren  Durch- 
sieht werth  sind. 

GCXm.— 173  und  174.  mbr.  fol.  s.  XII.  (nicht  XI.,  wie  der 
Catalog  sagt).  Digestum  vetus.  Die  Glosse  ist  in  einem  Exemplare 
später  und  ziemlich  spärlich  zugeschrieben. 


XIV.  Chartres. 

Bibliothique  de  la  ville. 

CCXIV.  —  N.  6.  —  mbr.  4o.  „Ex  monast.  S.  Petri  in  Valle  Car- 
notusianae  ord.  S.  Benedicti  Congregat.  S.  Mauri**.  (St.  Pore). 

u,  Liber  pastoralis  s.  Gregorii.  saec.  VIII. 

6.  Decretum  s.  Greg,  papae  „quam  sit  necessarium  mo- 
uasteriorum  quieti  prospicere  et  decorum  perpetua  securitate  trac- 
tare"  cet.  saec.  XI.  (nicht  8.). 

CCXV.  —  67"'.  —  Vgl.  Hinschius  Decretales  Pseudoisido- 
rianae  pag.  XIII,  XX  sqq.,  wo  er  genau  beschrieben  ist. 

Collectio  Pseudoisidoriana. 

CCZVI. — 71.  —  mbr.  fol.  s.  XII.  (nicht  XL,  wie  der  Catalog 
hat).  Monast.  S.  Petri. 

Sitxb.  d.  phU.-hi«t.  Cl.  LIX.  Bd.,  IV.  Hft.  31 


458  Schulte 

a.  Symbolu  m  s.  Gregorii, 

6.  Registrum  b.  Gregorii  P.  In  einem  Anhange  sind  einige 
Briefe  nachgetragen,  jedoch  nicht  vollständig. 

CCXVn.  —  99.  —  mbr.  fol.  s.  IX.  Ex  bibl.  capituli  Carnotensis. 
Als  Deckblatt  eine  Bulle  von  Clemens  (V.?)  an  das  Marienkloster  in 
Orleans. 

Aachener  Concil  von  816.  Ende  CLXV.  mit  den  Worten 
j^et  vita  est  eo  opitulante  pervenire  mereantur*',  also  dem  Schlüsse 
des  ersten  Buches. 

CCXVm.  —  127.  -■  4o.  s.  XI.  76  Blätter.  Capit.  Car- 
notense. 

„Excerptum  de  canonibus.  In  nomine  dei  summi  incipit 
capitularis  discriptio,  quam  domna  et  nobillisima  [ein  ausradirtes 
Wort]  de  ordine  et  modo  abstinentiae  suae  literis  compre- 
hendere  iussit. 

Cum  multos  atque  innumerabiles,  domina,  in  regno  a  deo  vobis 
commisso  sanctos  et  omni  sapientia  ac  religione  praeditos  habeatis 
viros,  qui  sanctitate  sui  et  merito  vitae  angelicae  in  terris  diutius 
ductae  omnipotenti  deo  coniunctissimi  et  familiarissimi  esse  videantur 
et  tanto  pro  vobis  apud  deum  fiducialius  intercedere  possunt  .  .  . 

Et  credo  in  illius  pietate  et  misericordia. 

Quapropter  primo  necesse  est,  ut  quotidie  vos  dei  miseri- 
cordia. 

In  ecclesia  etiam  ad  divinum  officium  audiendum  stantes  — 

1.  In  nomine  dei  summi  de  episcopo  capitulo  XXII.  Episcopi 
nomen  est  a  greco  ductum  sive  intentor  dicitur. 

Definitio  sacerdotii  in  utraque  lege.  Isidor.  Aaron 
primus  in  lege  sacerdotale  nomen  accepit. 

De  impositione  manuum  episcopi.  Quod  vero  per  ma- 
nuum  impositionem  episcopi  ordinantur. 

De  eo  quod  non  unus  unum  ordinet.  Porro  episcopus 
non  ab  uno  —  D'Ach^ry  de  episc.  cap.  V.  Der  Text  weicht  ab. 

De  eo  qui  ordinandus  est.  Paulus.  Unius  uxoris  (mit 
Glossen).  Ib.  cap.  VII.  Text  abweichend. 

2.  De  jejunio  capitulo  Villi.  De  summo  mane  cogente  neces- 
sitate.  Lucas  in  actibus  apostolorum.  Et  iam  lux  incipisset  fieri  rogabat 
Paulus  omnis  sumere  cibum. 


Iter  Gallicum.  459 

3.  De  oratione.  Capitulo  VI.  De  oratione  assidue  facienda. 
Paulus  oravit  sine  intermissione. 

4.  De  cura  pro  mortui s.  Capitulo  Villi.  De  IUI  modis  qui- 
bus  viri  adjuvant  mortuos. 

5.  De  testimonio.  Capitulo  XV.  De  eo  quod  non  reeipienda 
est  repintina  testificatio  in  proverbiis. 

6.  De  oblationibus.  Capitulo  XVI.  De  eo  quod  cadunt  in 
jus  domini  quae  immolantur. 

7.  De  jure  sepulturarum.  Capitulo  Villi.  De  viris  et 
uxoribus  in  uno  sepulehro  sepeliendis. 

8.  De  ordinatione  inquisitionis  causarum  caput.  In- 
nocentius  dieit.  De  causis  in  quibus  solvendi  ligandique  auctoritas 
XXII  librorum  veteris  testamenti  .  .  . 

9.  De  provincia.  Capitulo  VII.  De  nomine  provinciae.  Am- 
brosius  :  provincia  dicta  est. 

10.  Dejudicio.  Capitulo  XXXII.  De  personis  dignis  ad  judi- 
candum.   Gregorius  Nazanrenus  ... 

11.  De  Verität e.  Capitulo  V.  De  veritate  judicanda.  Gildas 
ait:  veritas  sapientis  cuius  cumque  ore  prolata  fuerit  .  .  .  Ibid.  L. 
XXII.  C.  I. 

12.  De  dominatu  et  subiectione.  De  mansuetudine  domi- 
norum  in  servos.  Paulus:  domini  remittite  minas  subditis  vestris. 

13.  Deregno.  Capitulo  XVIII.  De  ordinatione  regis  in  regno 
libro;  Samuel  lenticulam  olei  accepit. 

14.  De  sorte.  Capitulo  V.  De  sorte  mittenda  in  dubiis  et  in- 
certis,  si  filius  .  .  . 

15.  De  seeleribus  et  vindictis.  Capitulo  XXV.  De  modis 
quibus  occultum  scelus  demonstratur. 

16.  De  civitatibus  refugii.  Capitulo  XIIII.  De  nominibus 
et  numero  civitatum  relugii  .  . 

17.  De  furto.  Cap.  Villi.  De  furto  prohibendo;  exodus  dicit: 
ne  furtum  facias.  in  furto  namque,  ut  alius  dicit,  multa  continentur .  . 

18.  De  commendatis.  Cap.  V.  De  furto  commendati;  in  lege 
exodus  ait:  si  quis  commendaverit  amico  suo  pecuniam  aut  vas  in 
custodiam  et  si  ab  eo  .  .  . 

19.  De  patribus  et  filiis.  Cap.  XX.  De  anima  mortificanda. 
In  proprio  peceato  lex  dicit;  non  moriantur  filii  pro  patribus,  nee 
patres  pro  filiis,  sed  unusquisque  in  suo  peceato  moriatur. 

31  • 


460  Schulte 

20.  De  parentibüs  et  heredibus.  Cap.  XXI.  De  pietate 
parentum  heredes  in  hereditate  in  perpetuum  conservante.  Hieremias 
dicit:  dominus  exercituum. 

21.  De  debitis  et  pignoribus  et  usuris.  Cap.  XI.  De  de- 
bitis  reddendis.  Job  dicit:  debitum  uniuscujusque  solvi.  In  regum 
libris:  redde  debitoribus  .  .  . 

22  De  fidejussoribus  et  ratis  et  stipulationibus. 
Cap.  VIII.  De  eo  quod  solvit  fidejussor  defigens  manum  pro  ex- 
traneo. 

23.  De  Jubel  eo.  Cap.  XI.  De  jubeleo  VII.  annorum  et  jubeleo 
L  annorum  et  VII.  dierum.  Hieronimus:  asimorum  vero  septimana 
annum  remissionis  faeit. 

24.  De  emendatione  doctorum  quod  ab  ipsis  heresis 
orta  est  Synodus.  Notandum  quod  a  sapientibus  heresis  per  mun- 
dum  dilatata  est. 

De  doctore  bono  non  contristando.  Petrus  ait:  Quicunque  con- 
tristaverit  doctorem  veritatis. 

De  eo  quod  considerandum  doetori  quid,  quando,  qualiter  loqua- 
tur.  Gregorius  ait  etenim  lebor  doetori  eonsiderare  quod  loquatur. 
cui  loquatur  —  confundantur  statim  erubescentes  qui  dicunt  m*  euge 
enge  „Explicit  liber"". 

Es  unterliegt  gar  keinem  Zweifel,  dass  die  Quelle  dieser  Samm- 
lung jene  alte  irische  Canonensammlung  ist,  aus  welcher  Acher y 
im  Spicilegium  Edit.  nova  Paris  in  fol.  Tom.  I.  pag.  491  sqq. 
eine  Anzahl  von  Capitel  hat  abdrucken  lassen,  und  in  Martene 
Thesaurus  noYUS  IV.  pag.  I.  sqq.  einige  Nachträge  mitgetheilt  sind. 
Ein  Inhaltsverzeichniss  der  BuchQberschriften  (Titel)  derselben 
Sammlung  haben  die  Ballerinii  1.  c.  pag.  CCLXXIV.  veröffentlicht 
aus  einem  Cod.  Vallicellanus  XVIII.  Wer  die  Königin  ist,  welche  das 
im  Codex  von  Chartres  enthaltene  Excerpt  hat  anfertigen  lassen, 
darüber  lassen  sich  höchstens  Vermuthungen  anstellen.  Übrigens  ist 
genaueres  Eingehen  ohnehin  vorbehalten. 

CCXIX.  —  140.  membr.  fol.  s.  XL  (Facsimile  in  num.  VII.  der 
Beilage).  Capit.  Carnot. 

Collectio  Pseudoisidoriana,  genau  beschrieben  von 
Hinschius  a.  a.  0. 

CCZZ.  ~  172.  membr.,  4®.,  s.  XI.  (Facsimile  in  der  Beilage 
num.  VIII).  Capit.  Carnotense. 


Iter  Gallicum.  461 

Eine  Canonensammlung,  deren  Inhalt  folgender  ist.  Ich  num- 
merire  die  Stöcke. 

I.  „Isidorus  in  canonibus  sive  decretis  antiquorum 
Romanorum  Pontificum.*' 

1.  Incipiunt  nomina  regionum  continentium  intra  se  provincias 
centum  XIII. 

2.  S.  Isidorus  in  praefatione  canonum.  Propter  eorum  aucto- 
ritatem  ceteris  eoiiciliis  p'posuimus  cet. 

Idem  in  eadem.  Multi  ideirco  alios  aceusant.  —  Sicut  cum  uno 
telo.  —  Scire  autem  vos  LXXX  episcopos.  —  Nobis  autem  quidam 
consortio  fratrum.  —  Nosse  etiam  oportet. 

3.  B.  p.  Damaso  .  .  Aurelius.  Gloriam  apost.  sedis. 

4.  Aurelio  .  .  Damasus.  Scripta  sanetitatis. 

5.  Ep.  Clementis.  In  ipsis  diebus  quibus. 
Clem.  in  2.  Quia  sicut  a  b.  Petro. 

Ex  gen.  ep.  Clem.  Si  vobis  episcopis. 

6.  Anacletus.  ßeatus  ac  praed.  noster  Clemens. 
Cuius  supra.  Causam  vestram. 

Eiusd.  Nemo  pontificum. 

7.  Telesphori.  Noete  s.  nativitatis. 
Eiusd.  Est  in  apost.  scriptum. 

8.  Viginii.  Nullus  metropolita. 

9.  Anicii.  Si  arch.  obierit. 

10.  Ep.  Alexandri.  Fidem  s.  trinit. 

11.  Ex  decretis  Zepherini  .  .  .  Patriarchae  vel  prim.  —  Duo- 
decim  iudices.  —  Ad  apost.  sedem.  —  Iniusta  iudicia.  —  Satagen- 
dum  vobis. 

Eiusd.  Egyptiis  directa.  Praeceptum  est  —  Scriptum  est.  — 
Ecce  quam  bonum.  —  Maxim,  adminiculum. 

Eiusd.  episc.  Galliae.  Conspirationum  17  Excerpte. 

12.  Ex  decretis  Urbani.  Videntes  sac.  summi  8  Ex.  c. 

13.  .  .  Pontiani.  Accusandi  non  sunt  5. 

14.  .  .  Agatheri.  Absit  ut  quicumque  3. 

15.  .  .  Fabiani.  Septem  diaconos  in  urbe  3. 
In  illa  die  10.  Peregrina  iudicia. 

16.  .  .  Coruelii.  Sacram.  hactenus. 

17.  .  .  Lucii.  Constitutum  habemus. 


462  Schulte 

18.  Stephan i.  Monemus  te  carissime.  —  Quicquid  in  sacratis 
deo  rebus. 

19.  Sixti.  Convenit  nos  paternarum  (ep.  2.  Ilinschius 
p.  193). 

20.  Dionysii.  Dieit  dns  per  prophetam.  De  eecles.  paruch. 

21.  Felicis.  Si  quis  episcopus. 

22.  Euticiani.  Quisquis  ille  est 

23.  Gaii.  Si  quis  episcopus  presbiter. 

24.  Marcellini.  Quaecunque  contentiones  (ep.  2.  num.  III. 
Hinschius  p.  221). 

25.  Eusebii.  Scitote  a  tempore  apost. 

26.  Melchiadis.  Neminem  condemnetis.  Verum  et  iustum 
iudicium. 

27.  Greg.  I.  de  bis  qui  proximis  prodesse  possunt.  Sunt  non- 
nulli  magis  muneribus. 

28.  Ezechiel.  prophetae.  Hoc  dicit  dns. 

29.  Isidorus  de  praepositis  XVIII.  Multis  intercipit  satbanas. 

30.  Greg.  Isidorus.  Quisquis  vir  eutibus  pollens. 

31.  Isid.  de  doctrinae  discret.  XXIII.  Aliter  agendum   erga  eos. 

32.  Isid.  de  doctor.  silentio  XXV.  Qui  docendi  accepit  officium. 

33.  Constantinus  Imp.  Nosse  volumus  omnem  populum. 
Eiusd.  Decernimus  ut  ven.  pater  noster. 

II.  1.  In  Nicaeno  Concilio  capitulo  I.  Si  quis  in  aegritudine. 
20  Excerpte. 

2.  Anchirani  canones  priores  sunt  Nicaenis,  sed  nicaeni 
canones  priores  scribuntur  propter  auctoritatem  magni  ac  sancti 
concilii  apud  Nie.  babiti.  Folgen  can.  10,  11,  12 — 15,  16,  23. 

3.  Neocaesar.  1,  3,  7,  8,  9—14. 

4.  Gangr.  4,  7,  8,  14—16,  18—20. 

5.  Sardic.  3—5,7,  13,  14,  17. 

6.  Antioch.  2—4,  11—16,  28. 

7.  Laodic.  13,  20—22,  24,  25,  41—45,  48,  50,  54,  57. 

8.  Constant,  I.  3.  5. 

9.  Ephesin.  4. 

10.  Cbalced.  1,2,4,5—27. 

11.  Epistola  formata  Attici. 

Hucusque  Graecorum  conciiia.  dehinc  Latinorum 
sequuntur. 


Il.r  G.Ui«-.  463 

12.  Cartb.  primum.  „in  cap.  VII.  qut  meritis  facinonim  suo- 
ram  ab  ecciesia  puisi».  4,  8,  5-7,  11,  13.  14.  II.,  HL,  IV., 
mit  verschiedenen  Eicerpten. 

Septimum  XVIIII  episeopor.  cap.  I.  Definimus. 

13.  Hilevit.  Neque  dtmissus. 

Huiusque  Africae  concilia.  Seqnunlnr  Gallica. 

14.  Areiat.  I.  cap.   13,  14. 

15.  Arelal.  11.  1,  19,  23,  2S. 

16.  Ex  decr.  Pü  epiac.  Si  per  negligentiam.  Ivo  Pan.  I.  1. 
«.  15«.  Decp.  P.  U.  c.  56.  Burch.  V.  c.  47.  Polyc.  lü.  t.  16.,  c.  27. 
D.  IL  de  cons. 

Alexanderp.  Sufticit  sacerdoti  unam  missam.  Ivo  Decr.  IL  c. 
81.— e.  53.  D.  L  de  cons. 

Responsuin  Nicolai  p.  ad  consulta  Bulgaror.  Conaalendam 
deeet  Mansi  XV.  col.  401.  Ivo  Pan.  L  5.  —  12.,  Decr.  IL  c.  82. 
—  c.  17  D.  XXVII. 

Decretum  Nicolai  p.  Simoniace  ordinati  (Ex  conc.  Rom. 
a.  1059.  Mansi  XIX,  col.  899). 

Nie.  Omnibus.  De  Continus  cimeterioram.  Ivo  Decr.  IIL  194. 
P»n.  U.  81. 

—  Nosse  desideras  utrum  mulier.  Bei  Ivo  Decr.  1.  c.  136, 
Pan.  I.  6.  c.  124.  Grat.  c.  3.  C.  XXX.  qu.  1. 

Ex  decretis  Üesiderü  p.  Deusdedit  Pan.  VL  127. 

Felix  p.  Satins  est  missam  non.  Aus  epist  pseudoisid.  Fei. 
IV.  magno  munere.  Hin  seh.  p.  700  in  fine. 

Vigilius  p.  cap.  VH.  Qui  se  seit  Hinschius  p.712  in  cap. 7. 

Johannes  IIL  p.  Sic  Petrus  princeps  apost.  Hinsch.  p.  716. 

Pelagius.  Cum  in  dei  nomine. 

Ex  decretis  Gelasii.  De  induciis  episcoporum. 

Julii.  Illtid  quod  pro  compiemento. 

Stephaiii  |i.  Quod  sanctorum  patrum. 

17.  in  conc.  Valent.  c.  4.  (Quicunque). 

18.  Taurin.  Inter  episcopos  urbium  Arelalensis.   1,7. 
10.  Arausic.  2  fgg. 
20-  Ex  regixtro  b.   Gregorü.  Tunc  vera   est.  Ariaco  epo. 

pio.  Gegen  89  Excerptc. 

Auguftinus.  Mehrere  Eicerpte. 
!8.  Ex  decr.  Gelasii  p.  de  custodia  jejun.  De  incerto. 


464  Schulte 

Eine  leere  Seite.  Dann 

23.  In  cone.  Vasensi.  can.  4,  8. 

24.  Agath.  c.  3,  8,  15—28  ff. 

25.  Aurelian.  „tempore  Cldovei  regis  cap/  III.  de 
homieidis  adulteris. 

26.  Aurelian.  tempore  Childeberti. 

27.  Aurelian.  III''.  Verschiedene  Canonen. 

28.  Epaon.  —  Turon.  —  Matiseon.  —  Altissiodor.  — 
Cabillon.  —  Eliberit.  —  Tarracon.  —  Caesaraugust.  — 
Illerdense. 

29.  Tolet  I,  m,  V,  VII. 

Gestorum  sinodalium  LH.  Episeoporum  in  urbe  regia  con- 
venientium.  Immutabilis  deitatis.  Aus  Tolet.  VIII.  Aus  demselben 
Ambros.  in  3*  libro  de  offieiis.  Isidorus.  —  cap.  IUI.  Silva- 
nectens.  (Concil  zu  Senlis  vom  J.  873)  eonc.  Si  episeopi  decreti 
fuerunt. 

Tolet.  IX.  X.  XI.  XII. 

30.  Bracar.  I.  et  IL 

31.  Spalense. 

32.  Verno  palatio  facta  ultima  syn.  sub  rege  Pip- 
pino.  Homicidae  aut. 

33.  August,  de  nuptiis. 

III.  34.  In  capitul.  tempore  Karoli  imp.  et  Lud  o  vi  ei  Aug. 
et  Lothar.  Caes.  eorum  iussu  per  intervalla  temporum  editis.  (Aus 
der  Praefatio  des  Ansegisus  zu  seiner  Kapitulariensammlung:  Mo- 
num.  Leg.  I.  pag.  272).  A  domnibus  eps.  cet.  Priorum  in  iudicio 
diligenter  discernatur  lex. 

Es  folgen  Ansegisus  Lib.  L  capp.  50,  75,  87,  96,  99, 
125,   157. 

Ansegisus  Lib.  II.  ^app.  25,  37;  lib.  III.  capp.  4,  8,  23;  lib. 
IV.  capp.  13,  21. 

In  capitulis  Karoli  imperat.  quinti  libri  a  Zacharia 
papa  confirm.  Aus  Benedictus  Levita  Lib.  I.  (Leg.  IL  App. 
pag.  45  sqq.)  folgen  nunmehr  die  Kapitel  18,  20,  36,  43,  87, 
109,  156,  168, 179,  190,  186,  192,  193, 196,  206,  220. 

Ex  libro  VI.  Capitul.  de  lege  Moysi.  Folgen  aus  Benedict 
lib.  II.  capp.  5  und  6. 


Iter  Gallicuro.  46 S 

„Ex  septimi  libri  capitular*".  Aus  Ben  ed.  Hb.  III.  die  capp. 
13.  und  IS. 

„Ex^capitulis  postmodum  a  fidelibus  repertis  et  hie 
insertis"*  (die  additio  II.  zu  Ben  ed.  in  Leg.  II.  App.  pag.  117 
sqq.)  cap.  24. 

„Ex  capit.  propriis  episcoporum**  (die  additio  III.  zu 
Benedict,  Leg.  II.  App.  pag.  139  sqq.)  cap.  58  und  59  (entspre- 
chend den  capp.  57  und  58  bei  Pertz). 

Eine  leere  Seite. 

IV.  Gregorius  ad  Petrum  diac.  ep.  IX.  quod  possessio  ecclesiae 
quadragenaria  sine  inquietudine  apud  eandem  ecclesiam  permaneat. 
Jaffe  num.  712.»  L.  I.  ep.  9.  edit.  Maur. 

Greg.  .  .  .  presb.  ac  abbat,  monast.  s.  Theod. 

Insinuavit  nobis  quod. 

Tit.  IX.  de  monial.  et  de  viris  in  eis  lapsis. 

Si  qua  autem. 

Sane  consanguinitatis  quae.  (Pan.  VII.  69.  Üecr.  IX.  44.  c. 
29  Conc.  Cabil.  II.  a.  813,  c.  78  Wormat.  a.   868.) 

In  quo  ramusculo  consang.  leg.  fieri  poss.  conm.  So  bei  Ivo 
Pan.  Vn.  c.  75,Decr.  IX.  46. 

Beatus  Isidorus 

Ut  duobus  vel  tribus  testibus  testimonia  dicentibus  consanguinei 
separentur. 

Ut  omnis  controversia  cet. 

In  libro  de  poenitentia.  Quamvis  vera.  Pan.  IV.  114.  Decr.  V. 
247.  (?nach  Richter  ad  c.  75.  C.  XI.  q.  3.) 

Ex  conc.  Aug.  cap.  4.  Si  presb.  pravis  exemphs. 

Excerpte  aus  Hieronymus,  Gregor.,  Isidorus,  Ambrosius. 

Isidorus.  Sicut  iniqui. 

Greg.  Lectoris  ofRc.  esse  debet. 

Symmachus    Non  licet  imperatori. 

Johannes  III.  Omnia  decretalia. 

Felix  p.   Sanetorum  can. 

Fabian.  Nullus  unquam. 

Fell  eis.  Personae  accusant. 
Nullus  servus. 

Evaristi.  Accusatores. 

Calixti.  Accusatores  vero  et  consang. 


466  Schalte 

Julii.  Judices  alii  esse  non  debent. 

Ex  colleetione  Hadriani  Papae  Angelramo  Mediomatricae 
urbis  episeopo  Romae  ab  eodem  .  .  .  Judex  criminosus. 

Liberius.  Suggestum  est.  —  In  nullop. 

Damasus.  Indueiae  aceusatis  episcopis. 

Siricius.  Requisisti  si  deponsatam  puellam.  —  Plurimos  saeer- 
dotes.  —  Si  clericus  aut  secundum  eonjugium.  —  Si  per  ignorari- 
tiam  poenitens. 

Anastas.  Apost.  auet.  M.  dum  s.  evang.  Habent  etiam  illi  ius- 
tam  doloris. 

Innocent.  De  nominibus. 

Zosimus.  Haee  autem  singul.  grad. 

Honor.  Aug.  ad  Bonifacium  p.  Seiant  omnes  esse  ab  ambitio- 
nibus.  Exerpte  aus  Briefen  von  Celestinus,  Sixtus,  Leo»  Hil., 
Fei.»  Gelas. ,  Evarist,  Symm. ,  Job.;  Constant.  ep.  ad  Hormisd.  p., 
Hormisdasi.  Felix,  Job,  Greg.  IL  jun.,  S.  Aug.  de  ecclesiae 
regim. 

Explicit  liber. 

Julia ni  Toletanae  sedis  episeopi. 

cap.  I.  Peccato  primi  hominis. 

Hinemarus.  Si  per  sortiarios  vel  maleficas  oceultos. 

IC  Marus  Junior  Gregorius.  De  manif.   • 

Leo  univ.  epise.  per  Campan.  Post  aliquanta. 

Gregor,  in  ep.  in  edictis  can. 

Fraternae  mortis  ineurrit  u.  s.  w. 

Idem  ibi  de  s.  virgine.  Multas  enim.  —  Vera  —  Usque  adeo  — 
Quibus  vero  plac.  —  Omne  itaque  —  Ostende  inquit  —  Quis  enim  — 
Omnia  quorum  domini  sunt.  ...  Explicit  feliciter.  Darunter 
steht  mit  griechischen  (und  latein.)  Kapitalbuchstaben  ein  bedeu- 
tungsloser Schreibervermerk. 

»Explicit  feliciter**. 

CCXXI.  —  189.  —  mbr.  fol.  s.  XIV.  (nicht  XIIL,  wie  der 
Katalog  hat).  Cap.  Carnotense. 

Sacramentale  Guilelmi  de  monte  Lauduno.  ^Expl.  sacra- 
mentale  magistri  G.  de  M.  L.  excell.  doctoris  decretorum  et  abbatis 
monasterii  novi  pictavis  bene  correctum  et  additionatum**. 

CCXXn.  —  202.  —  mbr.  fol.  s.  XIIL  (Text),  et  XIV  (Glosse). 
Abbatia  S.  Petri. 


Iter  GaUicum.  467 

Decretales  Gregorii  IX  mit  der  Glossa  ordinaria.  Der  Ka- 
talog macht  daraus  „Decretales  Sancti  Gregorii  pape,  cum  glos- 
sis  libri  quinque**. 

CCXZin.  —  200.  —  mbr.  fol.  s.  XIII.  (Der  Katalog  ist  hier  ver- 
lassen, er  hat:  „Notae  in  Decretum  Gratiani.  Les  gloses  et  adnota- 
tions  sont  autres  que  Celles  qui  accompagnent  le  D.  G.  emendatum, 
Gregorii  XIII.,  Pont.  max.  jussu  editüm«*.)  Capitul.  Carnotense. 

Enthält  zuerst  die  Vorrede  „Si  duos  ad  coenam  convivas  invita- 
veris.  ...  In  eadem  civitate**  des  Stephan  von  Tournay  zu  sei- 
ner Summe,  dann  eine  fernere:  „Sacrosanctae  ecclesiae  regularis 
institutio  omnibus  sed  non  aequaliter**,  welche  aus  dem  Cod.  num. 
134.  von  Alen^on  bereits  angeführt  wurde,  hierauf  die  Vorreden  zur 
Summe  des  Johannes  Faventinus,  welche  anfangen:  „Cum 
multa  super  concordiam  discordant.  can.  sunt  hactenus  edita**.  „De 
throno  dei  procedunt  fulgura"*,  endlich  die  Summe  des  Johannes 
selbst  mit  dem  Anfange:  „Humanum  genus.  Tractaturus  de  jure 
can.  quasi  altius  producto  stilo**.  Die  Summe  ist  vollständig. 

CCXXIV.  —  207.  fol.  membr.  s.  XIV.  (nicht  XIII.)  Capit. 
Carnot.  Decretales  Gregorii  IX.  ohne  Glossen.  Die  Hand- 
schrift ist  unvollständig,  sie  geht  nur  bis  zum  c.  quum  inter  vos 
dudum  29.  de  V.  S.  V.  40. 

CCXXV.  —  237.  —  mbr.  4»  saec.  XIV  (nicht  XIII.  wie  im  Ka- 
talog). Capit.  Carnotense. 

Summa  Raymundi  de  casibus  mit  der  Glosse  („ait  ieron. 
d.  XV.  c.  II.  .  .  tabula  hie  dicitur«).  Buch  IV.  ist  als  Theil  der 
Summe  mit  IUI.  bezeichnet  und  am  Ende  heisstes:  „explicit  summa 
de  casibus**.  .  . 

CCXXV'  —  245.  —  mbr.  fol.  s.  XIII.  Capit.  Carnotense.  Der 
Katalog  ist  für  diese  Handschrilt  unbrauchbar. 

n.  Breviarium  des  Bernhard  anfangend:  „Verborum  super- 
fluitate  penilus  resecata**. 

6.  fol.  13  (alte  Zahl).  Summa  Raymundi.  Am  Ende  von  üb. 
III.   „Explicit  summa  de  casibus**. 

Darauf  ein  weisses  Blatt.  Dann 

c.  Summa  Raymundi  de  matrimonio.  „expl.  summa  de  ma- 
trimonio**. 

d.  ^Inc.  ordo  judiciarius  Tancredi**.  „Assiduis  postulatio- 
nibus''. 


468  Schulte 

e.  ^Incipit  summa  de  super  titulis  decretalium  a  nia- 
gistro  b'  piusi  (Bernardo  Parmensi)  composita''.  Anfang:  „Formavit 
deus  homines  ad  imaginem  et  similitudinem  suam**.  Vollständig,  um- 
fasst  alle  5  Bücher.  Zum  Schlüsse  ein  Verzeichniss  der  capita  decre- 
talium. Vergl.  den  Cod.  Andegav.  num.  362. 

f,  „Inc.  libelius  ra'  fredi  in  jure  canonico**.  „Super  aetionibus 
Omnibus  compositi  sunt  libelli.''  Das  Werk  des  Civilisten  Roffre- 
dus.  Savigny,V.  S.  189. 

CCXXVI.  —  257.  fol.  membr.  Capit.  Carnot.  Ein  Miscelian- 
codex  mit  Stücken  verschiedenen  Alters,  nicht  wie  im  Katalog  s.  XIII. 

a.  Bernhardi  Compost.  junioris  Casus  decretalium 
(„Hactenus  ut  loquar**).  Sie  hören,  wie  die  anderen  besproche- 
nen Handschriften  (siehe  den  Index),  auf  mit  c.  inter  corporalia  2. 
de  translat.  ep.  I.  7.  „Expl.  Compostell.'  lib/'*  s.  XIV.  exeunt. 

Diese  Gleichmässigkeit  bei  allen  Handschriften ,  welche  mir  vor- 
gekommen sind,  lässt  den  Schluss  zu,  dass  er  überhaupt  nicht  mehr 
vollendet  habe  und  dieses  Werk  als  sein  letztes  angesehen  werden 
dürfe. 

6.  „Hie  incipit  tractatus  magistri.  L.  de  sumentote  super 
diversis  formis  electionis  praelatorum"".  Anfang:  „Omnibus  s.  matri 
ecciesiae  filiis,  ad  quos  praesens  scriptum  pervenerit,  Laurentius  de 
Suiiitote  subdiaconus  domini  papae,  canonicus  Cicestrensis,  gra- 
tiam  in  praesenti  et  gloriam  in  futuro.  Licet  circa  diversas  formas 
electionum  faciendarum  in  ecclesiis  cathedralibus  quam  in  aliis  varii 
iurisperiti  varios  tractatus  composuerunt  subtiles  pariter  et  diffusos, 
quia  tamen  videntur  potius  catholicas  disputationes  quam  operationes 
praedictas  edocere  et  quia  contra  modum  et  formam  procedendi  ad 
electionem  defectio  nee  non  et  decreti  confectionem  et  alia,  quae  in 
huiusmodi  exiguntur  negotiis  interdum  non  sine  magno  periculo  devia- 
tur,  formas  praedictorum  omnium  ad  utilitatem  simplicium  sub 
compendio  tradere  dignum  duxi.  Defuncto  igitur  episeopo 
corpus  eins  debet  tradi  sepulturae.  .  .** 

Die  Schrift  gibt  die  verschiedenen  Formulare,  umfasst  4  Blätter. 
Auf  die  einzelnen  Absätze  folgt  ein  Commentar,  der  anfiingt :  Sepul- 
turae alioquin  electio  cessaret  ut  extra  de  elect.  c.  bonae.  (e.  23. 
X.  de  elect.  I.  6.,  das  aber  mit  den  Haaren  herbeigezogen  ist).  Das 
letzte  Formular  lautet:  „Ego  magister  N.  de  tali  loco  vice  mea  ac 
mandato  sociorum  meorum  hanc  promissionem ,  quam  fecimus,  sie  pro 


Her  Gallicuin.  469 

auctorando  consentio  et  subscribo.  Ego  G.  decanus  et  capitulum 
Cicestrense  huic  promissioni  et  pronuntiatioiii  consentio  et  subscribo. 
Ego  P.  praecentor  et  canonicus*'.  Am  Schlüsse  der  Vefmerk  : 
»Magister  L.  de  Sumentote  domini  papae  subdiaconus  com- 
posuit  hanc  summulam  mense  Junii  anno  domini  M**.  cc.  L"" 
quarto«. 

Johannes  Andrea,  welcher  in  seinen  Zusätzen  zum  Speculum 
des  Wilh.  Durantis  P.  IV.  tit.  de  elect.  die  Schriften  über  die  Wah- 
len erwähnt,  nennt  dieses  Werk  nicht.  Auch  habe  ich  es  bisher  nicht 
citirt  gefunden.  Ebensowenig  erwähnen  die  mir  zu  Gebote  stehenden 
biographischen  Werke  dasselbe.  Jedenfalls  bietet  es  einen  schätzens- 
werthen  Beitrag  zur  Geschichte  der  canonistischen  Literatur  in  Eng- 
land, die  bekanntlich  sehr  mager  ist.  In  der  Wiener  Hofbibliothek 
befinden  sich  nach  dem  Kataloge  Handschriften. 

c,  saec.  XIV. —  Wilhelms  von  Mandagoto  libellus  und 
summa  electionum  mit  der  Glosse  („Cum  illius  non  sim  auctoritatis**) 
des  Verfassers.  „Expl.  iste  über  dom.  G.*"  „Expl.  summa  libelli 
electionum  composita  a  magistro  G.  de  Mandagoto  archidiaconi 
Nemausensi.  deo  gracias**. 

d.  „Tractatus  domini  Dyni  super  titulo  de  regulis  juris  libro 
sexto".  („Praem.  casibus  singular.**)  saec.  XIV. 

(?.  „Inc.  libellus  Reynfredi  (Roffredus)  in  iure  canonico". 
„Super  actionibus"*.  Am  Ende  »expl.  libellus**  cet. :  s.  XIII.  Siehe 
num.  245.  Die  Schrift  umfasst  12  Blätter. 

f.  Tract.  de  exceptionibus,  l^/a  Spalte  füllend  (im  Katalog 
nicht  erwähnt).  „Actor  petit  restitui  a  possidente.  reus  excipit  nomi- 
nando  dominum:  Alterius  nomine  possideo**.  Aus  demselben  Werke. 

g.  Neun  Blätter  s.  XIII.  sehr  schön  geschrieben.  Oben:  „Iste 
quaternio  debet  praecedere  tractatum  de  accusationibus**.  ^'De  censi- 
bus  procurat.  et  exactionibus.  Cum  tractatus  de  cen- 
s  i  b  u  s  et  exactionibus  exhibendis  sit  frequens ,  utilis  et  cotidianus  et 
quia  de  hoc  parum  vel  fere  nihil  tractatur  in  iure  civili,  ideo  de  hac 
materia  tractare  praevidi.  Videamus  ergo  quid  sit  census**. 

Auf  diesen  Tractat  folgen  dann  noch  die  übrigen  bis  auf  Ne 
sede  vacante  III.  9.  Am  Ende  „explieit  prima  pars  libelli*'. 
Es  ist  dies  der  grössere  Theil  der  Pars  sexta  des  Roffredus 
libelli  in  jure  canonico.  Wie  die  Handschrift  dazu  kommt,  das  expl. 
prima  pars  libelli  zu  setzen,  vermag  ich  nicht  zu  erklären,  davon 


470  Schulte 

den  zwölf  Theilen  5  vollendet  sind.  Ich  benutze  den  Druck:  Argentin. 
opera  Job.  Gröninger  1502  fol. 

A.  Tanered's  Ordo  judiciarius.  saee.  XIII. 

1.  Summa  de  casibus  von  R  a  y  m u  n  d  von  Pennaforte.  Die  Summa 
de  matrimonio  als  besonderer  Theil  getrennt. 

k.  „Inc.  Hb  eil  i  super  qualibet  actione".  Anfang:  „Post- 
quamopus  artis  notariae  divina  favente  dementia  perduxi  lau- 
dabiliter  ad  efTectum**.  „Inc.  super  qualibet  actione^. 

Ist  des  Odofredus  summa  de  libellis  formandis.  Vergl.  v. 
Savigny  Gesch.  V.  S.  375,  der  diese  Handschrift  nicht  kennt. 
Siehe  auch  daselbst  S.  536  fgg. 

/.  „Inc.  Notabilia  secundum  Rubricas  Justiniani  Im- 
perator] s**.  „Habeat  unusquisque  licentiam  sacratissimo  catholico 
collegio  partem  decedens  quam  obtavit  relinquere.  .  .  .**  L.  I.  de 
sacros.  ecci.  Cod.  Just.  I.  2. 

CCXXVn.  —  263.  membr.  fol.  s.  XIV.  (nicht  XIII. .  wie  im 
Katalog,  der  nichts  hat  als  :  „Jus  Canonicum,  cum  glossis.  Fragment 
incomplet.**).  Capit.  Carnot. 

a.  Decretales  Innocentii  IV.  Voran  die  Bulle  für  Paris. 
Von  den  Dekretalen  sind  ganz  genau  so,  wie  sie  in  meiner  Ab- 
handlung Seite  705  ff.  angegeben  werden,  die  Nummern  1  bis  29: 
30  fehlt,  genau  31 — 33;  folgt  Sane  quia  de  bis  prioratuum  admini- 
stratione  cum  vacant;  folgen  34  bis  42.  Die  letzte  ist  datirt:  „Data 
Assisii  X.  Ydus  septembris  Pont.  n.  anno  XI.**  (Dasselbe  Datum,  wel- 
ches die  Bulle  Ad  expediendos  hat  [a.  a.  0.  S.  711],  nur  dass 
dort  V  Idus  steht,  woraus  leicht  X.  durch  einen  Schreibfehler  ent- 
standen sein  kann.) 

Die  Glosse  ist  von  Bernardus  und  hat  auch  dessen  vollen 
Namen;  sie  umfasst  nicht  die  Dekretalen  pro  humani  und  sane 
quia  de  bis.  Vor  letzterer  stand  offenbar  Greg.  IX. 

Auf  diese  folgt  ein  leerer  Raum  in  der  Columne. 

b.  „Inc.  constitutiones  Gregorii  papae  decimi  in  con- 
cilio  generali  Lugdunensi  compositae**  mit  der  Glosse  des  G  a  r  s  i  a  s. 

Während  die  erstere  Sammlung  am  obern  Rande  mit  „I.L.**  be- 
zeichnet ist,  steht  bei  dieser  „II.L.**  Hierdurch  ist  offenbar  angedeu- 
tet, dass  dieselben  als  Fortsetzungen  angesehen  werden  sollen. 

c.  Nico  laus'  III.  Bulle  Cupientes  („apud  S.  Petrum  Idibus 
decembris  Pont.  n.  an.  secundo.**)  mit  der  Glosse  des  Garsias. 


Iter  Gallicun\,  471 

«f.  Liber  sextus  mit  dem  Apparate  des  Johannes  Mona- 
chus. 

CCXXVm.  —  276.  mbr.  8".  s.  XIV.  Cap.  Carnot.  —  Summa 
Monaldi. 

CCXXIX.  —  284.  mbr.  4^  s.  XIV.  Couvent  des  Jacobins.  — 
Summa  G  o  f  f  r  e  d  i. 

CCXXX.  ~  300.  membr.  4.  s.  XIII.  Ohne  Einband. 

a.  ^Inc.  über  primus  magistri  Robert!  de  Flammesbue. 
canonici  sancti  Victoris  Parisiensis  et  poenitentiarii.  Inc.  prologus. 
Res  grandis**.  Über  dieses  Pönitential  des  Robert  habe  ich  gehan- 
delt und  einen  Theil  edirt  in:  Roberti  Flamesburiensis  Summa 
de  matrimonio  et  de  usuris,  Gissae  1868.  4^ 

Die  im  Prager  Codex  stehenden  Arbeiten  von  Petrus  und 
Jacobus  de  S.  Victore  hat  dieser  Codex  nicht. 

b.  »Expl.  Penitentiale.  §.  de  visitatione  infirmorum. 
Quum  sacerdos  audierit  aliquem  infirmari"".  Dies  und  das  folgende 
Stück  sind  im  Katalog  nicht  erwähnt. 

c.  „Inc.  über  qui  Corrector  vocatur  et  medicus  ....  Ebdo- 
mada  priori  ante  initium  quadragesimae''.  Das  neunzehnte  Buch  des 
Dekrets  von  Burchard  von  Worms. 

CCXXXI.  —  305.  mbr.  fol.  s.  XIV.  2  Bände.  Cap.  Carnot.  — 
„Expl.  lib.  II.  benedictus  sit  deus.  A.  Rogerius  Normannus  fecit 
istum  librum.  Ista  lectura  host.' ^st  Nicholai  de  Nancia  (Nan- 
gis?)  clerici  Trecensis  dioec**. 

CCXXXn.  —  307.  mbr.  fol.  s.  XIV.  (der  Vermerk  über  die  Zeit 
der  Vollendung  hat  1349,  nicht  1344.  wie  im  Katalog  steht).  Cap. 
Carnot.  —  Speculum  judiciale  des  Wilhelm  Durantis. 

„tste  liber  est  mag.  Roberti  de  Bellafaye  licentiati  in  legibus  ac 
mag.  in  artibus  curati  paroch.  eccl.  de  b*alletys  prope  Ctznaym  (?) 
lexonen.  dioec,  in  cuius  rei  testimonium  hie  se  subscripsit.  De  Bel- 
lafaye*^. 

CCXXXm.  —  308.  mbr.  fol.  s.  XIV.  Cap.  Carnot. 

a,  Spec.  jud.  des  Durantis. 

h.  Desselben  Repertorium  juris. 

CCXXXIV.  —  309.  mbr.  fol.  s.  XIV.  Cap.  Carnot.  — Speculum 
Guil.  Durantis. 

GCXXXV.  —  310.  mbr.  fol.  s.  XIV.  Cap.  Carnot. — Decretum 
Gratiani  mit  der  glossa  ordinaria. 


472  Schulte 

CCXXXVI.  —  311.  mbr.  fol.  s.  XIV.  Cap.  Caruot.  2  Bde.  Heii- 
rici  Bohic  Distinctioues  in  librum  I.  et  IL  decretalium  Gregorii  IX. 
—  „Anno  dorn.  M^CCC^XLVIII""  die  Jovis  post  oetabas  ephifanie 
eiusdem,  cui  pro  infinitis  beneGciis  que  michi  tribuit  et  speeialiter 
pro  eo  quod  non  obstante  mortalitate  que  in  istis  partibus  invalescit 
me  perduxit  ad  Gnem  huius  operis  perobtatum  infinitas  benedictionis 
gracias  refero  sicut  possum  cui  cum  patre  et  spiritu  saneto  est  honor 
et  gloria.  .  .  Hüne  librum  mag.  henr.  bohle  in  duobus  volum.  huic 
ecciesie  yidel.  beate  m.'  de  Carnoto  dedit  nob.  ven.  et  dil.  vir  mag. 
Guiirs  de  Pietavia  in  utroque  jure  lic.  mag.  que  requestatum  hospicii 
regis  ac  arehid.  piss'  et  can.  in  hac  eadem  ecclesia  qui  obiit  parisiis 
in  domo  i'ratris  sui  episcopi  Cathalauen.  die  VII.  mens.  iun.  quique 
delatus  ad  kane  villam  inhumatus  fuit  et  iaeet  ante  magnum  allare  in 
ecel.  sei.  Job.  in  valle.  Orate  pro  eo*'.  Dasselbe  französisch. 

Der  2.  Bd.  enthält  Buch  3,  4  und  S. 

CCXXXVn.  —  3 1 3.  mbr.  fol.  s.  XIV.  auf  XV.  Cap.  Carnot. 
„Quia  diversitas  gentium  diversitatem  induxit  legum  et  constitu- 
tionum.  nam  alia  est  eonst.  de  continentia  ministrorum  in  orien- 
tali  ecclesia,  et  alia  in  occidentali  XXI.  di.  aliter.  similiter  de 
receptione  hereticorum  de  co.  di  IUI.  ab  antiqu.  et  de  ieiunio 
sabbati  alia  est  const.  Mediolani  alia  Rome**.  .  .  jus  generale, 
s.  secularis  s.  humana.  no.  ob.  s.  e.  uf.  nam  illa  lex  accipitur 
large.^  .  .  .  ^ Praesens  opus  m\  multis  et  diversorum  textuum  ela- 
boratum  atque  contextum  h  p  anor.  multor.  currente  IVr-CCC*"  iu- 
dictione  XIII.  de  mense  ian.  et  festo  illius  de  quo  p  aug  scriptum 
habetur  prosecutus  est**  .  .  Aus  dem  Rosarium  des  Guido  de 
Baysio.  Ich  bediene  mich  der  bei  Hain  n.  2773  beschriebenen 
Ausgabe. 

CCXXXVm.  —  316.  mbr.  fol.  s.  XIV.  Cap.  Carnot.  (Der  Kata- 
log macht  aus  dieser  Handschrift:  „Tract.  de  jure  civili  auctore  Job. 
Andr.**,  offenbar  weil  der  frühere  Besitzer  zur  Classificirung  hinein- 
schrieb: jus  civile  et  theologia  und  ein  Stück  Joh.  Andr.  Namen  hat.) 

a.  Die  Casus  des  Bernhard  von  Compostella  jun.  (^Hactenus 
ut  loquar**),  als  Apostilla  Bern,  im  Codex  bezeichnet. 

b.  Sümmula  de  matrimonio  Johannis  Andreae.  „Christi 
nomine  invocato**. 

c.  Inc.  Sacramentale  domini  Guill.  de  Monte  Laudun o. 
Carissimo**. 


It«r  Gallicum.  473 

d.  nliic.  casus  in  quibus  quis  ipso  facto  incurrit  sententiam 
excommunicationis.  Berengarius  miseratione  divina  episcopus 
Bitericens.  .  .  .  Quum  excommunicatos  non  yitare  tarn  .  .<*  Eine  Be- 
lehrung des  Bisch.  Berengar  von  Fredoli,  Bischofs  von  Be- 
ziers, für  seine  Diözesanen. 

GCXXXIX.  —  317.  mbr.  fol.  s.  XIV.  Cap.  Carnot. 

a.  Oculus  des  BerengaryonFredoli  zur  Summa  Hostiensis. 

b.  Ein  gleichzeitiger  Zusatz  zum  Apparat  des  Joh.  Andreae 
ad  librum  sextum.  »Expl.  aditiones  dni  Johannis  Andreae  doctoris 
decret.  praecipui  super  sexto  libro  decretalium**. 

c.  Verschiedene  Quästionen  von  Johannes  Andrea.  So 
«de  florencia  canonia  disputatum  per  Joh.  Andream  H^  CCC.  XIII*. 
die  V*  ian  .  .  .  quaestio  Mutinensis  canonici  disputata  per  Joh.  Andr. 
die  9  Aprilis  .**  eine  von  Papst  Nicolaus  delegirte  Sache  u.  s.  w. 

CCXL.  —  318.  mbr.  fol.  s.  XIV.  Cap.  Carnot. 

a,  Constitutiones  Clementis  V.  mit  dem  Apparat  des 
Joh.  Andreae.  Ein  sehr  schöner  Codex»  der  wohl  fast  gleichzeitig 
ist.  Oben  ist  er  bezeichnet  mit  „L.  VII.  ^  Vergl.  die  Bemerkung  zu 
der  Handschrift  von  Angers  num.  378,  379. 

b,  Saec.  XV.  Extravagante  Execrabilis  mit  Commentar 
(«super  hac  nova  const.  dubitationes  insurgunt  et  quaestiones**)  im 
Katalog  als  ,,tract..  quidam  de  irregularitate*'. 

c,  »Inc.  constitutiones  perfectae  per  sanctiss.  dom.  Johannem 
papam  XXII.  **  Extrav.  Johannas  mit  dem  Apparat  des  „Jesselinus 
de  Casanis"*.  Ein  sehr  schöner  Codex. 

CCXU.  —  319.  mbr.  fol.  s.  XIV.  Cap.  Carnot. 

a.  Apparatus  des  Guido  deBaysio  zum  Liber  sextus,  nicht 
«Sextus  Decretalium,  cum  glossis**,  wie  im  Katalog  steht. 

b.  Liber  sextus  cum  apparatu  Johannis  Honachi.  „Expl. 
app.  VI.  libri  decret.  a  dom.  Joh.  Mon.  compositus**.  Im  Katalog 
nicht  erwähnt.  Die  Dekretale  Exiit  ist  ganz  aufgenommen.  Unmittel- 
bar darauf  „Expl.  sextus  liber  decretalium  dat.  Romae  apud  s.  Petrum 
Non.  Martii  Pont  v.  anno  quarto**. 

c.  Ine.  textus  Extravagantium  (ohne  Absatz).  Folgende 
Extravaganten: 

Bonif.  Vni.  „Detest.  —  Antiquorum  —  Super  cathedr.  — 
Excom.  —  Provide  —  Debent  —  Unam  —  Rem  non  —  Ben  ed.  XI. 
Dudum  b.  m.  —  Inter  cunctas  —  Ex  eo  —  Si  religiosus  —  Quod 

SiUb.  d.  phil.-hist.  Cl.  LIX.  Bd.,  IV.  Hfl.  32 


474  Sc      u  I     e 

olim  —  Piae  sollicit.  —  Sancta  Rom.  —  C 1  e  m.  V.  Meruit  —  Pasto- 
ralis cura  —  Recol.  m.  B.  Explicit  textus  extravagantium  cum  cod- 
stitutionibus  Clementis  papae  V.**  Die  letzteren  ohne  Glosse. 
Vergl.  das  zum  Cod.  Turon.  num.  578.  und  Andegav.  378.  Ge- 
sagte. —  Im  Katalog  nicht  erwähnt. 

d.  Apparatus  Johannis  Andrea e  super  librum  sextum. 

CCZUL  —  320.  mbr.  fol.  s.  XIV.  Cap.  Camot.  Sex  tu  s  über 
cum  apparatu  Johannis  Monachi. 

CCXLin.  —  321.  mbr.  fol.  s.  XIV.  Cap.  Carnot.  —  Apparatus 
super  Clementinas  des  Johannes  Andrea e. 

CCXLI7.  —  322.  mbr.  fol.  s.  XIV.  Cap.  Carnot. 

a.  Clementinae  constitutiones  mit  dem  Apparat  des 
Johannes  Andreae  (letzterer  allein  erwähnt  im  Katalog).  Oben 
stets  „L.  VII. **  ,»Expl.  liber  novarum  constitutionum.  expl.  apparatus 
domini  Job.  Andreae  [ausradirt  in  Clement]  inas*<. 

b.  Extravagantes  Johannis  XXII.  mit  dem  [im  Katalog  allein 
erwähnten]  Apparat  des  „Jesselinus  deCassahis"^.  Sehr  schöner 
Codex.  «Expl.  app.  mag.  J.  de  C.  jur.  utr.  professoris  super  con- 
stitutionibus  extrav.  editis  per  sanctiss.  dom.  Johannem  digna  dei 
Providentia  pap.  vicarium  eins.  Datum  A  vin.  VIII.  Kai.  Maii  anno  a 
nativitate  dom.  H**.  trecentesimo  vicesimo  quinto  indict.  octava  pon- 
tificatus  dicti  dom.  Job.** 

CCXLV.  —  323.  mbr.  fol.  s.  XIV.  Cap.  Carnot. 

a.  Innocenz'  IV.  Commentar  zu  den  Dekretalen  Gregorys  IX. 

b,  „Inc.  Apostillae  a  mag.  Bernard  o  Compostellano*'. 
„Hactenus*'  eet.  Expl.  apostillae  u.  s.  w.  „Expl.  Compostellanus'''. 

CCXLVI.  —  324.  mbr.  fol.  s.  XIV.  Cap.  Carnot. 

a.  Liber  sextus  cum  apparatu  Guidonis  de  Baysio  in 
Form  der  Glosse  zugesehrieben.  ,»Expl.  app.  Archi.  super  sexto**. 

b.  Apparatus  Job.  Andreae  super  librum  VI. 

CCXLVn.  —  326.  mbr.  fol.  s.  XIV.  (nicht  XIII.)  Capit.  Carnot 

a.  6  Blätter  enthaltend  eine  Sammlung  von  Dekretalen 
Innocenz'  IV,  jedoch  unvollständig.  Sie  beginnt  in  num.  28.  (im 
Worte  „in  aliqua  provincia  quam  primo  id  vacare**)  umfasst  dann  die 
Nummern  29,  31  bis  42.  j^Expl.  epistolae  Innocentii  IUI. 

b.  Die  Dekretalen  Gregor*s  IX.  mit  der  Glossa  ordinaria. 

c.  Dekretalen  Innocenz*  IV.  ohne  die  Publikationsbulle.  Es 
sind  die  Nummern  1.  bis  18.,  20,  19,  21  bis  29  (30  fehlt),  31  bis 


Her  Gallicam.  475 

42;  jedoeh  sind  37  und  38  zusammen  geschrieben.  Die  Glosse 
gekdrt  Bernhard  an»  erstreckt  sich  aber  nicht  auf  num.  24  (sane 
abbate)  nur  32  (pro  humani). 

CCZLVIIL  —  328.  mbr.  fol.  s.  XIV.  Cap.  C«rnot. 

Apparatus  Guidonis  de  Baysio  super  librum  sextum.  Ge- 
schenkt 1419  mit  2  anderen  Banden  dem  Kapitel  ron  Guill.  de  S. 
Benigna. 

Alle  angeführten  Exemplare  des  von  Guido  gemachten  Apparates 
hören  auf  mit  dem  cap.  finale  des  tit.  de  priTilegüs,  behandeln  also 
nicht  den  tit.  de  regulis  juris. 

CCXLIX.  —  329.  mbr.  fol.  s.  XIV.  Cap.  Carnot 

a.  «Inc.  Apostillae  a  magistro  Bernardo  Compostellano 
hyspano  compositae  super  decretalibus**. 

„Hactenus  ut  loquar**.  Der  Codex  geht  nicht  weiter  als  bis  zum 
C.  2.  X.  de  transl.  episc.  I.  7. 

b.  »Ineipiunt  distinctiones  domini  Lamberti  additionatae  et 
primo  super  fr.  veterem*'.  L.  Villi,  ff.  de  iust  et  iure,  quaeritur 
numquid  sit  licitum  judici  resistere.  Distingue.  aut  judex  infert  tibi 
violentiam  juste  aut  iniuste.  Si  iuste,  tunc  tibi  obtemperandum  erit. 
L  de  injuriis.  iniuriarum  §.  1**.  —  Nach  dem  Zeugnisse  von  Diplo«- 
ratacci  us  hat  Lambertinus  de  Ramponibus  über  den  Codex 
uad  die  Pandecten  geschrieben,  wie  Savigny  V.  S.  427  mittheilt 
Savigny  scheint  dies  nun  zu  bezweifeln  und  gibt  an»  er  habe  diese 
M Glossen**  nicht  gesehen.  Diplovataccius  spricht  aber  nicht  von 
Glossen.  Es  dürfte  wohl  durch  diese  Handschritt  der  Zweifel  beho- 
ben und  die  Existenz  sicher  gestellt  sein.  Auch  gehören  ihm  vielleieht 
an  die  beiden  folgenden  Schriften. 

c.  Expl.  dist.  super  Codice.  Brocardice. 
Incipit  Kalend*  distinctionum  ff.  vet.* 
Numquid  sit  licitum  judici  resistere.  .  . 

Inc.  dist.  trium  librorum  codicis.  Darauf  leere  Blätter. 

d.  »Inc.  rubricae  libri  decimi  Codicis  dejurefisei.  Siprius. 
[c.  1.  libri  X.  Cod.  Iust]  Ego  accessi  ad  imperatorem  et  talem  coram 
eo  proposui  quaestionem*'.  Defect;  der  letzte  Absatz  von  dem  8.  Blatte 
fangt  an :  «seq.  <§.  iste  autem  labor.  demum  est  de  judicibus  deleg* 
quibus  est  in  urbe  romana.  .  .** 

CCL.  —  330.  mbr.  fol.  s.  XIV.  Cap.  Carnot  Des  Wilhelm 
Durantis  Rationale  divinorum  officiorum. 

32  • 


476  Schulte 

COLI.  —  331.  mbr.  fol.  s.  XIV.  Cap.  Carnot. 

n\n  isto  libro  est  collectio  diversarum  literarum  et  formarum  ac 
proeessuum  seeundum  stilum  Romanae  curiae*.  Das  Inhaltsverzeich- 
niss  umfasst  398  Titel,  der  Band  (ungezählt)  hat  gewiss  600  Blätter. 
Erstes  Formular:  „Exhortatio  ad  Soldanum,  .  .  Alexander.  .  .  . 
magnifico  viro  Soldano  Persarum.  veritatem  agnoscere  et  agnitam 
custodire.  Exliteristuiset  nuntiorum  tuorum**. 

CCLn.  —  334.  mbr.  fol.  s.  XIV.  Cap.  Carnot. 

a.  Decretales  Gregorii  IX.  s.  XIII  auf  XIV.  mit  der  Glossa 
ordinaria.  Sehr  feines  Pergament  und  schön  gesehrieben. 

b.  saec.  XV.  Job.  A  n  d  r  e  a  e  summula  de  sponsalibus  et  matrimonio. 

c.  Liber  sextus  mit  dem  Apparat  des  Johannes  Mona- 
chus  («Jo.  Car.«*).  Oben  VI. 

d.  Constitutiones  Clementis  V.  ohne  Glosse,  wohl  fast 
gleichzeitig  mit  der  Publikation.  Oben  „L.  V.**  »Expl.  constit.  Clem. 
papae  quinti  publicatae  per  dom.  Johannem  papam  XXII.  << 

e.  Apparat  des  Johannes  Andrea e  zu  den  Clementinen.  Am 
Ende  defect. 

CCLin.  —  337.  mbr.  fol.  s.  XIV.  Cap.  Carnot.  Casus  longi  des 
Bernhardus  Parmensis  „Praemissa  salutatione  sie  pone  casum^. 
CCIIV.  —  341.  mbr.  fol.  s.  XIII.  Cap.  Carnot. 

a.  Des  Wilhelm  Durantis  Rationale  divinorum  officionim. 

b.  Poenitentiale  anfangend  „Confessio  debet  esse**, 
endigend  ^qui  te  bene  faciunt**. 

c.  Evangelium  Nichodemi.  —  Dieses  ist  die  einzige  Hand- 
schrift, welche  ich  selbst  einzusehen  unterlassen  habe. 

CCLV.  —  354.  mbr.  fol.  s.  XIII.  St.  Pere. 

a.  Decretales  Gregorii  IX.  mit  der  Glosse»  welche  regel- 
mässig die  Sigle  t,  sehr  selten  b*  hat. 

b.  „Inc.  decretales  domini  Innocentii  III.  papae  a  magistro 
P.(etro)  Beneventano  eiusdem  domini  subdiacono  et  notario 
compilatae**.  Compilatio  tertia.  DieGlosse  hat  meist  keine  Sigle. 
einzeln  eine  mir  unbekannte  f. 

c.  Compilatio  secunda.  „Inc.  I.  1.  de  constitut.  Clem.  III. 
Anconitano  episc.  capF  significavit.  Praeterea**  cet.  mit  Glosse, 
die  einzeln  die  Siglen  a.  g.  hat.  Letztere  geht  wohl  auf  Grat ia  Are- 
tinus.  Vergl.  mein  Lehrbuch  S.  51  Note  22.  Die  Handschrift  bort 
auf  mit  c.  tertio   quippe  3.   de  probat.  II.  10.  —  Der  Katalog 


Her  Gallicum.  477 

macht  daraus:  ^Commentarii  in  libros  primum  et  secundum  con- 
stitutionum  Bonifacii.** 

CCLVL  —  3S5.  mbr.  fol.  s.  XUI.  St..PÄre. 

a.  Compilatio  prima  (Breviar.  Extrar.  des  Bernardus 
Papiensis)  mit  der  Glosse,  gezeichnet  ala.,  laur.»  vinc.  J{.  T.  a. 

b.  Compilatio  secunda  mit  der  Glosse,  gezeichnet  l.  a.  b,  t. 

c.  Einige  Casus  auf  zwei  Blättern,  deren  Verfasser  nicht  ersicht- 
lich ist. 

d.  Compilatio  tertia  mit  der  Glosse,  die  meist  den  vollen 
Namen  Vincentius  hat. 

e.  Compilatio  quarta.  „Expl.  quarta  compilatio  **.  Alle  Glos- 
sen, welche  gezeichnet  sind,  tragen  die  Sigln  Jo.  Über  diese  Glosse 
des  Johannes  Teutonicus  siehe  die  Citate  in  meinem  Lehr- 
buche, Seite  S4,  Note  39. 

Der  Katalog  hat  nur  3  Rubriken,  die  er  schlechtweg  „In  De- 
cretales,  cum  glossis^  angibt. 

CCLVn.  —  356.  mbr.  fol.  s.  XIV.  Cap.  Carnot. 

Apparat  des  G u i d 0  de  Baysio  zum  Liber  sextus,  gleichfalls 
ohne  den  Titel  de  regulis  juris. 

CCLVm.  —  357.  mbr.  fol.  s.  XIV.  Cap.  Carnot. 

„In  nomine  patris  et  filii  et  spiritus  sancti.  Incipit  tabula 
juris  canonici  et  civilis  secundum  alphabetum  edita  et  com- 
pilata  cum  novissimis  additionibus  a  fratre  Johanne  Alamanno 
ordinis  fratrum  minorum  doctore  iuris  utriusque**.  Das  Werk  beginnt: 
„Quoniam  sicut  dicitur  XII.  q.  II.  cum  devotissimum  summum 
bonum  in  rebus  est  iustitiam  colere  ac  sua  cuique  iura  servare,  in 
subiectis  non  sinere  quod  potestatis  est  fieri  sed  quod  aequum  est 
custodiri,  ut  videlicet  potestas  non  regnet  inter  homines,  sed  aequi- 
tas,  ideo  scientia  illa,  quae  docet  iustitiam  colere  et  sua  cuique  ser- 
vare, una  maxime  cunctis  mortalibus  appetibilis  est  .  .  .**  Erstes 
Wort  „Abbas  can.  instit.  praeficitur,  letztes  Xpc  (Christus)  debet 
a  chrismate  cet."*  „Expl.  tabula  iur.  can.  et  civ.  edita  et  compil.  per 
fratrem  Jobbern  de  Saxonia  ord.  fratrum  minorum  doctor.  iur. 
utriusque''.  Über  den  Verfasser  siehe  die  Citate  von  Stintzing 
Gesch.  Seite  507  unter  Num.  4. 

CCUX.  —  360.  mbr.  fol.  s.  XIII.  Cap.  Carnot.  Des  Hostien- 
sis  (Card.  Henricus  de  Segusio)  Summa  zum  3.  4.  und  5.  Buche 
der  Dekretalen. 


478  Schulte 

CCLX.  —  361.  mbr.  fol.  s.  XIII.  Cap.  Carnot. 

»Inc.  summa  de  titulis  decretalium  compilata  additis  in 
aliquibus  locis  quibusdam  aliis  rubricellis  quae  Tocatar  summa 
copiosa  sive  caritatis.  Rubrica.  Alpha  et  cj  unum  in  essentia"". . 
»Expl.  über  secundus**. 

Summa  aurea  des  Hostiensis  1.  und  2.  Buch.  Über  den  Ver- 
fasser der  Zusätze  bez.  die  kurze  Summa,  den  F.  HartinusAbbas 
siehe  die  Angaben  und  Citate  in  der  Vorrede  der  Ausgabe  der  Summa 
Hostiensis  Lugduni  1568  fol.  und  bei  Saviguy  Gesch.  V.  S.  36. 

CCLXI.  —  362.  mbr.  fol.  s.  XIV.  Cap.  Carnot. 

a.  Summa  confessorum  des  Johannes  von  Freiburg.  Vor- 
her die  Notiz  über  seine  Werke  »nota  quod  lector  iste  Job.*'  Am 
Ende  das  Inhaltsverzeichniss. 

b.  Statuta  summae  confessorum  ex  sexto  decretalium  des- 
selben. 

c.  Die  grosse  tabula  zu  dem  Werke.  Der  Katalog  erwähnt  nur 
das  zuerst  genannte. 

CCLXn.  —  367.  mbr.  4^  s.  XIV.  Cap.  Carnot.  Summa  des 
Goffredus  de  Trano. 

CCLXm.  —  368.  mbr.  4*.  s.  XIV.  Cap.  Carnot. 

a.  Casus  des  Bernhard  von  Parma  »Praem.  salutatione  sie 
pone  casum*. 

b.  Summa  des  Goffredus  de  Trano. 

c.  Die  Summula  quaestionum  des  Albertus  Galeottus, 
anfangend  »Cum  ego  Albertus  essem  in  studio  Mut*  constitutus  et 
essem  a  sociis  meis  saepissime  rogatus*,  kein  Fragment,  wie  der 
Katalog  sagt.  Vergl.  über  dasselbe,  andere  Handschriften  und  Aus- 
gaben Savigny  Gesch.  V.  S.  529  fgg. 

d.  Titel  der  Dekretalen.  »Expl.  capitula  decretorum*". 
CCLXnr.  —  370.  mbr.  4.  s.  XIV.  auf  XV.  Cap.  Carnot. 
Decretales  Gregorii  IX. 

CCLZV.  —  386.  mbr.  4.  s.  XIV.  Cap.  Carnot. 

Casus  des  Bernhard  von  Parma.  »Praem.  salut.  sie  pone 
casum  *<. 

CCLXVI.  —  401.  mbr.  fol.  s.  XIV.  Summa  Raymundi.  Das 
vierte  Buch  steht  getrennt  auf  neuem  Blatte  beginnend. 

CCLZVn.  —  403.  mbr.  fol.  s.  XIV.  Cap.  Carnot.  Apparat  des 
Job.  Andreae  zum  Sextus. 


Iter  Gallicum.  479 

CCLXVm.  —  404.  mbr.  fol.  s.  XIV.  St.  Pere.  Libersextus 
mit  dem  Apparate  des  Joh.  Monachus. 

CCLXIX.  —  424.  membr.  fol.  saec.  XIV.  Cap.  Carnot. 

1.  „Incipiunt  excerpta  ex  decretis  Romanorum 
Pontificum  et  primo  epist.  Giemen tis  papae  ad  Jaeobum  episeo- 
pum.  Pax  tibi  sit  semper.  uotum  tibi  facio. 

Eiusd.  ad  eund.  Cum  sieut  a  b.  Petro. 
Urget  nos  fratres. 

2.  Deer.  Anacieti  p.  Noiite  mirari  (ep.  1.  Hinschius  p.  67) 
und  3  andere  Excerpte. 

Quoniam  ap.  sedis  (ep.  2.  eod.  p.  7K).  4  Exeerpte. 
De  primatibus  quidem  (ex  epist.  3.  eod.  p.  82)  K. 

3.  Evaristi.  Consulentibus  robis  (ep.  1.  H.  p.  87).  2. 
Unum  nos  fratres  sentire  (ep.  2.  H.  p.  90). 

4.  Alexandri.  Cogitantibus  nobis  (H.  p.  94).  6  Exe. 

5.  Sixti  I.  Cognoseat  y.  sap.  (ep.  2.  H.  p.  108).  3  Exe. 

6.  Telesphori.  Credimus  s.  fidem  (H.  p.  109).  4. 

7.  (Egini)  Viginius  In  Christi  nomine  cet.  (ep.  1).  4. 

8.  Pii.  Omnibus  ecel.  in  ea.  2. 

9.  Anieii.  Bonorum  operum.  4. 

10.  Sotherii.  Divinis  praeeeptis  (ep.  2.). 

11.  Eleutber.  Magno  munere.  3. 

12.  Vietoris.  Multa  mihi  gratul.  4. 

13.  Zepherini.  Divinae  eirea  nos  (ep.  1.). 
Tantam  a  domino  (ep.  2).  2. 

14.  Calixli.  Fraternit.  amore.  2. 
Plurimorum  reiatu  (ep.  2.).  8. 

15.  Urbanus.  In  obedientiam  et  aspersionem.  7. 

16.  Antherus.  De  mutatione  episcopor.  (H.  p.  1S2). 

17.  F  a  b  i  a  n  u  s.  Dirinis  praeeeptis. 
Exigit  dilectio  (ep.  2.). 

Divinae  gratiae  cirea  nos.  3. 

18.  Cornelius.  Fidens  caritatis  y.  benev. 
Exigit  dil.  tua  (ep.  2.).  2. 

19.  Lucius.  Lit.  dil.  vestrae.  6. 

20.  S  t  e  p  h  a  n  u  s.  Quamquam  sperem. 
Plurimum  gaudemus  (ep.  2.).  11. 

21.  Sixtus  II.  Dil.  tuae  scripta. 


480  Schult« 

Magno  munere  (ep.  2.)  S. 

22.  Dionysii.  Olim  et  ab  initio.  H.  p.  195. 

23.  Felix.  Bonorum  operum  et  spirit.  H.  p.  200. 

24.  Mar  cell  US.  Sollicitudinem  omrtium.  H.  p.  223. 
Magistra  omnium  bonorum.  Ep.  2. 

25.  Eusebius.   Oves  quae  pastori  suo  (ep.  2.  num.  XL  H. 
p.  237). 

26.  Melchiades.  Mementote   fratres  sermonis   (num.  IL  H. 
p.  243). 

27.  Expliciunt.  Constituta  dni  Constantini  imp. 

28.  Quo  tempore  habitum  sit  Nie.  conc. 
Temporibus  s.  Silvestri,  8.  H.  p.  449. 

29.  Marco  .  .  Athanasius.  Ad  vos  pervenisse.  H.  p.  451. 

30.  Marcus  .  .  Doleo  fratres.  H.  p.  453. 

31.  Inc.  fides  in  sacros.  Rom.  conc.  a  b.  Julio  p. 
In  nomine  domini  nostri  cet. 

32.  Cap.  Julii  p.  Decuerat  vos  fratres.  4. 
Epist.  oriental.  episc.  Julio  missa.  Licet  circa. 

Decreta  Julii  p.  ad.  O.rientales.  Decuerat  yos  adversus  s.  Rom. 
35  Excerpte. 

33.  Ep.    synod.   Athanasii   Alexandr.    archiep  .  .  .  Vestrae 
beatissimae  paternit.  jura  penes. 

34.  Felix  ...  Athanasio.   Sacram  v.   sin.   ep.  H.  p.  484. 
21  Excerpte. 

35.  Inc.  decreta  Liberi!  p.   Suggestum  nobis  est.  H.  p.  495. 

36.  Damasus  ad  Paulinum.  Post  conc.  Nie.  H.  p.  499. 
Stephanus  ad  Damasum.   Notum  v.  beatitudini  facimus.  H. 

p.  501. 

Damasus  ad  Stephanum.  Lectis  fratern.  v.  lit.  9  Excerpte. 

De  corepiscopis.  Licet  fratres  Carissimi. 

Professio  fidei  cath.  Damasi  p.  ad  Paulinum.  Post  Nie.  conc. 
aliud.  H.  p.  516. 

Optaveram  dilectissimi  pro  nostri  caritate.  H.  p.  519. 

37.  Decreta   Siricii  p.  Directum  ad  praedeeessorem.  13  Ex- 
cerpte. H.  p.  520  Echt. 

38.  —  Anastasii  p.  Exigit  dil.  v.  Kariss.  3. 

39.  —  Innocentii  p.  Si  instituta  eccies.  8.  H.  p.  537.  Echt. 
Etsi  tibi  frater  kar.  pro  merito.  13. 


Iter  Gallicom.  481 

40.  Ambrosius   in   epist.   Pauli  prim.  ad  Corinth.  Hoc  ap. 
Concilium  est. 

41.  Innocentius  Exuperio.  Consulenti.  8. 

—  Mirari  non  possumus.  3. 

Conc.  Carthag.  ad  Innoc.  Cum  ex  more. 
Innoe.  ad  eosdem.  In  requirendo  de  bis  rebus. 

—  ad  Maximum  .  .  .  Ecciesiasticorum  canonum  norma. 

—  ad  Agapitum.  Multa  in  prov.  nostra. 

—  ad  Florentium.  Non  semel  sed. 

—  tfdProbum.  Conturbatio  procellae. 

—  ad  Aurelium.  Caritatis  n.  officium. 

—  ad  Alexandr.  Et  onus  et  honor. 

—  adRufum  et  Euseb.  Magna  t.  gratulatio  me  babuit. 

—  ad  uniy.  episc.  Saepe  me  et  nimia. 

42.  Decreta  Zosimi  p.  Exigit  dil.  tua  praeceptum. 

43.  B  0  n  i  f  a  e  i  u  s  p.  Valentinae  nos  clerici  ciritatis. 

—  Difficile  quidem  fidem. 

44.  Celestinus.  Apostolici  verbi  praeeepti. 

—  Cuperemus  quidem  de  vestrarum  eccies. 

—  Nulli  sacerdoti  liceat. 

45.  Sixti.  Gratias  vestrae  referimus  sanctitati. 

46.  Leonis  p.  ad  Palest.  Sollicitudinis  meae  quam  unirersali. 

—  ad  Aquilej.  episc.  Relatione  fr.  et  coepisc.  n. 

—  Anatbolio.  Lectis  dil.  v.  lit.  quas  per  fil.  ii.  Patricium. 

—  ad  Leonem  Aug.  Promisisse  me  memini. 

—  ad    Turibium.     Quam   laudabiliter   pro    fidei    catholicae. 
17  Excerpte. 

—  ad  Ephes.  syn.  Religiosa  dem.  princ.  fides. 

—  ad  Theodos.  Aug.  Literis  dem.  v.  quas  dudum  ad  b.  Petri. 

—  ad  Pulcheriam  Aug.  Si  epistolae  quae  in  fidei  causa. 

—  ad  Martian.  et  Faust.  Bonorum  operum. 

—  ad  Theodos.  Aug.  Omnibus  quidem  v.  pietatis  epistolis, 

—  ad  Puleher.  Aug.  Gaudeo  fidei  clementiae  v.  quod  religiosam. 
Quod  semper  de  sancta  pietatis  v. 

—  ad  Anatol.  Const.  Gaudeamus  in  domino. 

—  ad  syn.  Calced.  Optaveram  quidem  dil.  pro  nostri  caritate. 

—  ad  Martianum  Aug.  Magno  munere  miser. 

—  ad  Anathol.  Const.  Manifestato  sicut  optavimus. 


482  Schulte 

—  ad  episc.  per  Sicil.  Üivinis  praeceptis  et  apost. 

—  Judicium  quod  de  te  sperab.  Ich  habe  die  Iiiser.  nicht  notirt. 
Sie  variirt.  Vide  Hinsch.  pag.  XXXV. 

—  ad  univ.  episc.  Ut  nobis  gratulationem  facit. 

—  ad  Januarium.  Lectis  frat.  t.  lit.  vigorem. 

—  Aus  dem  Briefe  an  Rusticus.  Epist.  fr.  t.  quas  Hermes. 
Subditorum  respons.  et  ad  earum.  19  Excerpte. 

—  adAnastas.  Quantafrat.t.  a  beatiss.  apost.  Petri  auctoritate.  8. 

—  ad  Nicetam.  Regressus  ad  nos  fil.  n.  Adeodatus.  3. 

—  ad  Afric.  episc.  (pseudoisid.  H.  p.  621).Cum  de  ofdinationi- 
bus  sacerdotum.  7. 

—  ad  Theodorum.  Sollicitudinis  quidem  t.  hie  ordo. 

—  ad  Leon.  Rarenat.  Frequenter  quidem  in  divers. 

—  ad  Dioscur.  Quantum  dil.  t.  dominicae  caritatis. 

—  de  priril.  corepisc.  (pseudoisid.  H.  p.  628).  Cum  in  dei 
nomine  in  Rom.  eeclesia. 

—  ad  episc.  per  Camp.  Magna  indignatione  commoveor. 

47.  Dampnatio  Vicini  (Vigilii)  Silverius  episc. 

48.  Synodale  decretum  Hylari  p.  Hilarius  .  .  .  dixit.  Quoniam 
religiosus. 

Hil.  ad  Ascanium.  Postquam  lit.  v.  dil.  accep. 

Div.  circa  nos  gratiae  non  immemores. 

Cuius  supra  Felic.  ep.  Multarum  transgressinum. 

49.  Decr.  Gelasii  p.  de  recipiendis  et  non  recip.  libris.  Post 
propheticas. 

—  de  dampnatione  Acatii.  Ego  quoque  mente. 

—  Necessaria  rerum  dispositione  (decr.  gen.)  24.  Kapitel. 

—  Presulum  nostror.  auctoritas. 

80.  Decreta  Anastasii  p.  Exordium  pont.  mei. 
51.  Symmachi.  Hortatur  nos  aequitas. 

—  synodalia  decreta.  Mansuro  cum  dei  nostri  consideratione. 
Aus  Exempl.  constituti  facti  a  domno  Sym.  p.  de  reb.  eccl.  conserv. 
num.  IV.  Hinschius  p.  661. 

Actio  syn.  CCX  et  VII.  episcoporum  praesidente  eis  s.  p.  Sim. 
temporibus  Theodorici  regis.  Post  consulatum.  Sogenannte  syn.  V. 
Rom.  Hinschius  p.  678. 

Sexta  syn.  a  Simm.  p.  habita.  Cum  in  unum  apud  b.  Petrum. 
Hinsch.  p.  679. 


Her  GalUoum.  483 

62.  Decreta  Johannis  p.  Exigit  dil.  t.  frater  kar.  prae- 
ceptum.  4. 

63.  —  Felicis  p.  Scripta  frat.  v.  quae  ad  sedem.  Aus  dem 
Briefe  bei  Hinsehius  p.  698. 

64.  — Johannis  (III.).  Optaveram  quidem  karissime  pro 
nostri  caritate  collegii. 

66.  —  Pelagii  (IL).  Manifesto  sieut  optaveram. 
Pelag.    Lectis   frat.  t.  lit.  vigorem   fidei   tuae.    Hinsehius 
p.  726. 

—  Sollicitudinem  omnium  ecciesiar. 

66.  Gregorius  II.  Dil.  t.  lit.  suscepi  quas  et  in  meo  Hins  eh. 
p.  736. 

Interrogatio  Augustini.  H.  p.  738. 

—  Regnante  in  perp.  domino  n.  J.  C.  temp.  dni  Maurieii.  6  capp. 
Hinsch.  p.  746. 

Decreta  Greg.  p.  iunioris.  Cum  simus  dorn,  plebis.  Hinsch. 
p.  763. 

67.  J^x  grecis  et  latinis  canonibus  et  sinodis  atque  decretis 
presidum  ac  principum  Rom.  haec  capitula  sparsim  collecta  sunt  et 
Ingilramno  Mediomatrice  urhis  epö  Romae  a  b.  papa  Adriano  tradita 
sub  die  XIII.  kl.  oct  indict.  nona  quando  pro  sui  negotii  causa  age- 
batur'^.  Erstes  Dei  ordinationem,  letztes,  das  44.,  Siquis  metropo- 
litanus,  bei  Hinsch.  p.  766  num.  43. 

„Hoc  capitulum  non  a  can.  sed  a  saeculari  lege 
sumptuui:  Quod  in  laicis  reprehenditur*'.  Letzter  Absatz  Ton  n.  43. 
Cap.  Angilr.  Hinsch.  {).  766. 

68.  Nico  laus.  Vigilantia  universalis  regiminis.  Aus  Conc.  Rom. 
a.  1059  sub  Nicoiao  II.  Vergl.  Mansi  XIX.  ecl.  897u.  Jaff6 
Reg.  num.  3332. 

—  Erga  simoniacos  nuUam  misericordiaro.  Aus  demselben  Concil. 
Mansi  col.  899.  Jaffe  1.  c. 

Jusjurandum  quod  fecit  in  eadem  sinodo  Berengarius.  Ego  Be- 
rengarius.  Mansi  col.  900.  Jaff^  1.  c. 

69.  Anno  ab  incarn.  .  .  .  millesimo  LXXVIIII.  .  .  .  quoque  tarn 
corporum  cet.  Syn.  Rom.  a.  1079  sub  Greg.  VII.  Mansi  XX.  col. 
623  sq.  Jaff^  num.  3833. 

II.  „Incipiunt  capitula  canonum,  qui  dicuntur 
Apostolorum.**  Das  Breviarium,  dann  die  60  can.  apost 


484  Schalte 

Expliciunt.  .  .  .  Inc.  fides  CCCXLVIII.  p.  ap.  Nie.  Conc.  con- 
greg.  Credimus. 

Inc.  capitula  Nie.  Conc.  Tabula.  Expl.  capitula  Nie.  Conc.  et 
incipiunt  eanones  ipsius  Conc.  20. 

Expl.  Inc.  Ankiritani.  24. 

Neoeaesar.  13.  —  Gangrense  20.  —  Sardic.  21.  —  An- 
tioch.  2S.  —  Laodic.  ohne  Zählung.  —  Constantinopolit..  I. 
(mit  Verzeichniss).  Symbolum  fidei  eiusdem.  —  Ephes.  I. 
ohne  Verzeichniss  und  Zahlen.  —  Caicedon.  Verz.  27  can.  Expl. 
textus  Calc.  conc.  et  ine.  Constitutio  fidei  eiusd.  conc.  Symbo- 
lum fidei  CCCXLVIII  patrum  qui  in  Nie.  convenerunt.  —  Symb.  CL 
patrum  qui  apud  Constant.  convenerunt.  —  Expl.  Caiced.  conc.  Et 
subscripserunt  ...  —  Edict.  Marciani  Aug.  in  confirmat.  suprad. 
concilii.  —  Regula  addicionis  Constantinopolitani  episcopi.  Alpha 
beta.  .  .  —  Formata  Attici.  Graeca  elementa. 

»Hueusque  concilia  graecorum  dehinc  latinorum 
seeuntur**. 

Inc.  cap.  Carthag.  14  .  .  Inc.  conc.  Carth.  Cum  Gratus  eps. 
Expl.  Carth.  conc.  primum.  Inc.  cap.  Conc.  Carth.  secundi.  13; 
tertii  61;  quarti  ohne  Zählung;  quinti  IS;  sexti  9.  „Expl. 
Carth.  Conc.  sextum.  Inc.  capitula  ad  Bonifacium  urb.  Rom.  epm  ab 
Aurelio  et  rel.  Affrica  pro?,  epis  per  superius  denominatos  ecci.  lega- 
tos  pro  exemplaribus  Nicaeni  conc.  ab  orientalibus  expeetandis 
decreta**.  Domino  beatissimo  cet.  Hin  seh.  p.  310.  —  Epist. 
Cirilli  Alex.  .  Scripta  venerat.  vestrae.  —  Ep.  Attici  Const.  epi. 
Per  fil.  V.  Marcellum.  —  Symb.  fidei  Nie.  conc.  decretum  ex  authent. 
—  Ep.  Affric.  Conc.  ad  Celestinum  urb.  Rom.  epm.  —  Carthag. 
septimum  5.  —  Milevit  26.  Expl.  conc.  Milevitanum. 

„Hueusque  Äff.  conc.  Dehinc  Galliae  seeuntur''.  Inc. 
Arelatense  L,  II.»  III.  —  Valentinum.  Transactis  Valeiitinae 
Omnibus.  Ep.  episcoporum,  qui  eidem  conc.  interfuerunt.  Quam- 
vis. —  Tauritanum.  7  can.  —  Regien  sc  6.  —  ,»Expl.  Reg.  conc. 
Inc.  statuta  synodi  hab.  in  territorio  Arausico  era  CCCCLXXVIIII 
Theodosio.  Nullum  ministrorum.  —  Vasense.  Placuit.  — Aga- 
thense  71  can.  —  Aurelianense  27  can. 

Hueusque  cet.  Eliberitanum  80  can.  —  Tarraconense 
13.  —  Gerundense.  Utinstit.  missar.  .  .  —  Caesaraugust.  — 
Hylerdense  16.  —  Valentinum  6.  —  Toletanum  I.  21.  can. 


Her  Gallicum.  485 

Regulae  fidei  cet.  Toi  et.  II.  5  can.  III.  Simbol.  fidei.  Simb.  fidei  sive 
tractatus  s.  Caiced.  conc.  Professio  eprm  fidei  presbiterorum  diaconor. 
Tel  primonim  Gothicae  gentis  qui  infra  subscripserunt.  Canones  in 
dicto  tertio  conc.  22.  Expl.  can.  Toi.  conc.  tertii.  Edictnm  dni  Recaredi 
regis  in  confirmatione  eiusd.  conc.  Tolet.  Amatores  nos.  Subscrips. 
Toict.  IV.  74  can.,  V.  mit  9,  VI.  mit  19,  VII.  mit  6,  VIH.  mit  12.  Expl. 
Tolet.  conc.  VIII.  Et  sequitur  decretum  judicii  universalis 
editum  in  nomine  Recensu'inti  regis:  Soliditatem  reddidisse.  Lex 
edita  in  eodem  conc.  imperante  supradicto  principe : Eminentiae 
celsitudo.  Conc.  Tolet.  IX.  mit  1 6,  X.  mit  6.  —  Decretum  pro  Potramo 
epö  sua  professione  notato :  Assumere  potueramus.  —  Ex  conc.  Valen- 
tino  capitulo  IUI.  Nee  illud.  —  De  testamento  Ricinii  ~ep\  quo  tam 
proprias  res  quam  ecci.  pauperibus  erogaverat:  Diutinis  tractationibu«. 
—  Tolet.  XI.  mit  15,  XII.,  XIII.  mit  14.  —  Julianus  dei  gratia 
Yspaliensis  sedis  episcopus  cet.  Quibus  omnibus  syn.  gestis  de- 
cretis  (Hinschius  p.  418).  Illibatae  caritatis.  In  nom.  d.  Flavius. 
Credimus.  regnante  dno  n.  J.  Ch.  currente  era  DLIX.  anno  III.  .  .  . 
(Syn.  Bracar.  prima.  Hin  seh.  p.  420). 

pExplicit  Über". 

Regnante  dno  n.  J.  Ch.  currente  era  DCX  anno  secundo  regis 
Ariamiri  die  XVIII.  Kalendar.  Januar,  cum  Galliae  provinciae  episcopi 
tam  ex  Brachar.  quam  ex  Lucensi  synodo.  .  .  (Syn.  Brachar 
II.  Hinsch.  p.  424). 

„Inc.  capitula  can.  ex  orientalium  antiquorum  patrum  synodis  a  ven 
Martine  epö  vel  ab  omni  Brachar.  conc.  excerpti  vel  emendati.  67  capp 

Inc.  capitula  can.  ad  laicos  pertinentes  1.  quod  non  liceat  catho- 
licis  ab  hereticis  eulogias  accipere**.  Die  in  der  Hispana  von  num 
LXX.  beginnenden  (Hinschius  p.  432)  letzen  16  capp.  Martini 
Bracarensis. 

Inc.  epist.  Gregorii  Johanni  Favenoti  epo  missa:  vir  et  mulier. 

Item,  ex  conc.  apud  Vermeriam  habito.  Si  qua  mulier.  Von  Gra  t. 
in  c.  6.  (Palea)  C.  XXXI.  qu.  1.  aufgenommen.  Vgl.  die  Note  von 
Richter  dazu. 

Ex  penit.  Theodori.  Qui  peierat  in  manu  episcopi.  Wasser- 
schieben pag.  190.  (VI.  §.  4.)  Von  Gratian  aufgenommen  in  c. 
2.  C.  XXII.  qu.  5.  August,  in  libro  de  penit.  Merito  reprehenditur. 

Brachar.  Conc.  III.  mit  10,  —  Hispalense  I  mit  2,  II. 
mit  13  can. 


486  Schulte 

«Liber  ezplieit  Explicit*". 

Diese  Handschrift,  welche  Hins chi US  gar  nicht  erwähnt »  hat 
mit  den  von  ihm  Praefatio  pag.  XXXIV  sqq.  beschriebenen  so  viele  Ähn- 
lichkeit, dass  sie  aus  ihnen  gearbeitet  sein  kann.  Die  Eintheilung 
inzwei  Theile:  Decretales  und  Concilia  hat  sie  mit  den  von 
Hinschius  pag.  XXXIX.  genannten  gemein,  ebenso  die  4  Stucke 
Nicolaus  fgg.  Die  Epist.  vel  praef.  conc.  Nie.  haben  die  bei 
Hinschius  p.  XXII  sub  uum.  36  aufgezählten  gleichfalls.  Auch 
schliessen  zwei  derselben  (Hin seh.  p.  XXIV.  num.  91.)  mit  dem 
2.  Concil  von  Sevilla  von  619  die  Sammlung  der  Concilien.  Denn  dass 
das  Original  hiermit  schloss ,  beweist  wohl  der  Vermerk  L  i  b  e  r  e  x- 
plicit,  auf  den  dann  das  andere  Explicit  folgt,  um  den  Schluss 
der  Abschrift  bez.  die  Sammlung,  wie  sie  unser  Codex 
hat,  anzudeuten. 

Dass  die  Sammlung  in  der  vorliegenden  Gestalt  nicht  vor  1079 
gemacht  ist ,  ergibt  ihr  Inhalt  von  selbst. 

Zwischen  den  beiden  Theilen  herrscht  ein  bedeutender  Unter- 
schied vor.  Im  ersten  Theile,  welcher  die  Papstbriefe  enthält,  ist  die 
Sammlung  eine  reine  Excerptensammlung.  Dies  erklärt  ihr  Zweck 
vollständig,  der  auf  die  Zusammenstellung  des  Materiales  für  ganz 
bestimmte  Zwecke  gerichtet  war.  Eine  eingehendere  Erörterung  be- 
halte ich  mir  vor.  Wollte  der  Verfasser  eine  solche  machen ,  so  war 
ein  grosser  Theil  der  einzelnen  Briefe  vollständig  entbehrlich.  Deshalb 
hat  er  ganz  nach  seinem  Bedurfnisse  excerpirt.  Rücksichtlieh  der 
Concilien  war  dies  nicht  nothig,  weil  deren  präcisere  Fassung  ohnehin 
den  Gebrauch  sehr  erleichtert  und  die  ziemlich  unveränderte  .\uf- 
nahme  den  Vortheil  bot,  dadurch  ein  ausreichendes  Rechtsbuch  zu 
erhalten. 

CCLXX.  —  427.  membr.  fol.  s.  XIV.  Cap.  Carnotense. 

o.  «Inc.  breviarium  magistri  ad  omnes  materias  in  iure  inve- 
niendas.  De  talento  credito  vobis  relinquo  socii  margaritam, 
ut  qui  stomacho**  cet  Ist  das  Breviarium,  das  regelmässig  einem 
Bernardus  zugeschrieben  wird.  Im  Katalog  bezeichnet  als 
Commentarius  in  titulum  de  verborum  significatione! 

6.  ,»Inc.  libellus  fugitivuscompositusamagistroNepote  de 
Monte  Alb ano^'.Vergl.  V.Sa vigny  Gesch.  V.S. 802  f.,  Stintzing 
S.  282  ff.,  meinen  Katalog  der  Hand;sehr.  von  Göttweig  etc. 
Num.  80. 


Her  Gallicum.  487 

c.  Inc.  libellus  compositus  per  Johannem  de  Blanosco 
(so  hat  genau  die  Handschrift)  Burgundionem  Masticonensis  dioec. 
super  titulo  institutorum  de  actionibus  ad  preces  viri  ven.  et  discreti 
magistri  Johannis  de  Alta  curia  cancellarii  Herfordiae  et  dni  W.  de 
Conflens  archidiaconi  eiusdem  ecciesiae. .  .*•  Vergl.  Savigny  Gesch, 
V.  S.  497  fg. 

CCLXXI.  —  436.  mbr.  fol.  s.  XIV.  Cap.  Carnot  Das  Repertorium 
des  Wilhelm  Durantis. 

CCLZXn.  —  438.  mbr.  fol.  s.  XIV.  Cap.  Carnot  Summa 
Pisana  des  Bartholomäus. 

CCLXXm.  —  439.  mbr.  fol.  s.  XIV.  Cap.  Carnot.  Johannis 
de  Deo  Poenitentiale. 

CCXXiy.  —  446  und  460  in  8.  und  fol.  mbr.  s.  XV.  beziehen 
sich  auf  das  Basler  Concil.  In  jenem  steht  die  «Epist  dom.  leg.  ad 
exhortationem  pacis  et  concordiae  inter  conc.  et  papam.  Diu  ac 
saepe**;  letztere  enthält  dessen  Dekrete  mit  anhängendem  Bleisiegel 
und  folg.  Vermerke :  «Concordare  decreta  suprascripta  in  centum- 
quinque  pargamen.  foliis  sive  cartis  praesenti  in  numero  huioi  com- 
prehenso  cum  originalibus  facta  collatione  per  me  Mich.  Galterii  ipsius 
s.  conc.  Basil.  notar.  Mich.  Galterii  notarius**. 

CdXXV.  —  461.  mbr.  fol.  s.  XIV.  exeunt.  Cap.  Carnot. 

a.  Constitutiones  Clementis  V.  cum  apparatu  Job.  An- 
dreae.  Die  Sammlung  ist  als  L.  VII.  bezeichnet 

b.  Apparat  desGuil.  deMonteLauduno  zu  den  Clementinen 
und  den  Extrav.  Johannes'  XXII.  Execrabiils,  Sedes  apost  »Expl.  ap. 
dni.  G.  de  M.  L.  super  Clementinis  et  Johannis  constitutionibus*'. 

c.  »Expl.  apparatus  dni  Gessellini  de  Cassanhis  iur.  utr. 
prof.,  dom.  papae  capellani  super  constitut  Clem.  factis  per  dom. 
Clem.  papam  quintum  et  per  sanctiss.  patrem  dom.  Job.  p.  vices.  sec. 
publicatis''.  Enthält  keine  Extravagante.  Die  Abschrift  dürfte  in  die  Zeit 
Johannes  fallen,  weil  der  Beisatz  patrem  schwerlich  bei  einem  Ter- 
storbenen  Papste  gemacht  worden  wäre,  es  sei  denn,  dass  der  Schluss 
im  Originale  der  Abschrift  stand. 

d.  Zwei  Quästionen  gezeichnet  Jo.  An. 

e.  Casus  zu  verschiedenen  Kapiteln  der  Clementinen.  Anfang: 
^De  electione  rubrica.  Cum  rationi  (c.  1.  de  elect.  I.  3.). 
Casus:  de  una  religione  ad  aliam  non  potest  quis  eligi  in  abbatem, 
licet  possit  in  episcopum  regularis  ecciesiae  Tel  etiaro  saecularis.  Hie 


488  Schulte 

reprobatur  quod  sumitur  a  contrario  ex  notatis  perArchidia- 
conum  s.  e.  nullus  in  principio  libri  VI.  R.  (Vergl.  dazu  Guido 
de  Baysio  ad  c.  nullus  28.  de  elect.  in  6'  I.  6.  und  Jo.  Andr.  dazu). 
Ne  Romani.  Casus:  in  quibus  easibus  c.  licet  de  evitanda  (c.  6. 
X.  de  elect.  I.  6.).  .  .  »»Expl.  apparatus  dlTi  Rob*ti  Rollandi  super 
Clement,  et  quod  sie  vocetur  s.  Rollandinus  apparet  in  praesenti 
apparatu  tit.  deusurisc.  1."  „Finito  libro  sit  laus  et  gloria  Christo". 
In  dem  cit.  cap.  1.  de  usuris  steht:  „ut  au*  s.  de  flde  instrum.  G. 
perpetuus  vicarius.  Rollandus  aut  alii:  quivis  officiales*'. 

Es  ist  mir  nicht  gelungen ,  mit  Hülfe  der  mir  zu  Gebote  stehen- 
den Werke  über  diesen  Robertus  Rolandus  Auskunft  zu  erhalten. 
Denn  anRoIandinus  de  Romaneiis,  RolandinusPassagerii 
kann  man  nicht  denken.  Posse  vi  n  nennt  ohne  nähere  Daten  über 
seine  Lebenszeit  einen  „Robertus  Finyngham,  Anglus,  Ord.  (ut  puto) 
Minorum*«,  und  schreibt  ihm  zu  „de  easibus  Decretalium, 
librum  de  Extravagantibus*'. 

CCLXXVI.  —  462.  mbr.  s.  XIII.  exeunt.  (nicht  XV.,  wie  im 
Katalog).  St.-Pöre.  Der  Katalog  unbrauchbar. 

a.  Compilatio  secunda  anfangend  im  cap.  quoniam  in 
parte  2.  de  feriis  II.  5.  Die  Glossen  tragen  die  Siglen  T.,  la.,  a., 
I.,  6.,  vic»  ala. »  R.,  al. 

6.  Compilatio  prima  anfangend  im  cap.  5.  (mit  den  Worten 
cum  necesse  fuerit  valeat  exhibere)  de  iur.  cal.  I.  34.  Die 
Glossen  sind  signirt  T.,  la.,  R.,  lau.,  a. ,  vic. 

c.  Compilatio  tertia.  Siglen  der  Glossen :  T. ,  vic. ,  la. ,  Jo., 
fil. ,  a. ,  1.,  Ta. 

Am  Schlüsse  des  Apparates  steht  folgende,  auch  im  Katalog 
abgedruckte,  wohl  Tancred  angehorige,  Bemerkung: 

„Si  aliorum  honoribus  invidus  extitissem,  vel  in  alieno 
labore  glossatoris  laudem  mihi  acquirere  voluissem,  alienas 
glossas  mihi  praesumpsissem  ascribere,  aut  de  loco  ad  locum, 
sicut  quidam  fecerunt,  inutiliter  transmutare.  Sed  nolens  facere 
aliis,  quod  mihi  fieri  detestarer,  sie  primas,  secundas  et 
tertias  Decretales  de  scriptis  meis  glossavi,  ut,  quod 
alienum  erat,  mihi  non  appropriavi,  et  quod  unius  fuerat  alteri 
non  ascripsi.  Glosas  vero  quaslibet  primis  auctoribus  assignavi. 
Unde  contingit,  quod,  si  duas  vel  tres  glosas  coniunxi,  tot  magi-^ 
strorum  signa  et  tot  divisiones  in  glosula  feci.  Et  si  de  duarum 


Iter  GaUicum.  489 

materia  unam  glosam  composui,  duorum  magistrorum  signa  in 

ßne  glosulae  designavi.  Ita ,  quod  non  vitio  scriptoris  contingU, 

dictum  unius  a  dicto  alterius  discernatur  manifeste^. 

Unser  Codex  hat  nun  auch,  so  viel  ich  bemerkte,  sich  genau  bei 
der  Abschrift  hieran  gehalten.  Ohne  Zweifel  ist  derselbe  aus  diesem 
Grunde  für  eine  neue  Bearbeitung  der  Comp,  ant  bez.  der  Glosse 
von  hohem  Werthe. 

d.  Compilatio  quarta. 

«.  Compilatio  quinta  der  Dekretalen  Honorius  III.  mit 
Glossen»  gez.  Ja.,  Jac.,  I'a.,  ac. 

Aus  diesen  Siglen  ist  unzweifelhaft,  dass  die  Glossen  ange- 
boren dem  Richardus  Anglicus  (Comp.  I.  et  IL),  Alanus, 
Johannes  Galensis  (III-)»  Laborans  (denn  die  Siglen  sind  ganz 
constant  in  der  Unterscheidung  von  la.  lau.  1.  Ta. ,  so  dass  ich  die  mit 
1  a.  auf  ihn  beziehe.  Vgl.  das  Citat  in  meinem  Lehrb.  S.  61,  Note 
21.),  Laurentius  Hispanus,  Tancredus,  Jacobus  de  Al- 
benga,  Gratia  Aretinus.  Aber  die  Siglen  I'a.  und  ac.  znr  Comp. 
V.  beweisen ,  dass  ausser  Jacobus  noch  andere  dieselbe  glossirt 
haben.  Ob  Ta.  auf  Laurentius  Hisp.  geht  oder  auf  Lanfran- 
cus  Cremonensis  lasse  ich  vorläufig  dahin  gestellt.  Ac.  ist 
die  Sigle  des  Accursius.  Nun  ist  aber  nicht  bekannt,  dass  derselbe 
das  canonische  Recht  betrieben  habe.  Indessen  dürfte  die  Autorität 
der  Handschrift  doch  so  viel  ergeben,  dass  entweder  die  betreffenden 
Glossen  von  ihm  wirklich  herrühren  oder  aus  seinen  civilistischen 
Arbeiten  genommen  sind. 

Die  Handschrift  ist  vom  Buchbinder  der  Art  durcheinander 
gebunden,dass  man  sehr  genau  Acht  geben  muss,  zu  welcher  Samm- 
lung einzelne  Blätter  gehören. 

Von  den  Glossatoren  der  Comp.  I.  hat  La ur in  in  Moy's  Archiv 
XII.  S.  361  ff.  eine  Zusammenstellung  gemacht,  welche  17  Namen, 
somit  ziemlich  alle  alten  Glossatoren  umfasst.  Da  aber  diese  Arbeit 
nur  auf  fremden  Schriften  ruhet,  sich  auf  keine  einzige  Handschrift 
stützt,  so  hat  sie  für  die  Literaturgeschichte  keine  Bedeutung,  weil 
die  früheren  Arbeiten  zum  Theile  sehr  unkritisch  sind.  Die  hier  von 
mir  beschriebenen  Handschriften,  sowie  die  in  dem  von  mir  ver- 
öffentlichten Katalog  von  Göttweig  u.  s.  w.  num.  78.,  bieten  für 
die  Feststellung  der  Glossatoren  der  Compilationes  antiquae  einen 
sicheren  Boden. 

SiUb.  d.  phU.-hi«t  Gl.  LIX.  Bd.,  IV.  Hft  33 


490  Schölte 

CCLXXVn.  —  472.  mbr.  fol.  s.  XV.  Cap.  Carnot.  —  Lectura 

des  Heinrich  Bohic  znm3.  4.  S.  Buche  der Dekrctalen  Gregorys  IX. 

CCLXXVm.  -  477.  mbr.  fol.  s.  XIV.  (nicht  XV.)  Cap.  Carnotense. 

a.  Dekretalen  Gregor's  IX.  mit  der  Glossa  ordinaria. 

b.  Die  Decretalen  Innocenz*IV. 

Voran  geht  die  Publikationsbulle  für  Paris.  Folgen  i.,  (ex- 
pediendis  cet.)  2  bis  18;  20;  19;  Mediatores;  21;  Venera- 
bilium  fratrum  nostr.  Rothom.  archiep.  et  episcopi  Lexou.  procurat.  in 
nostra  praes.  const.  (meine  Abhandl.  Seite 7 10,  N.  34.);  22  bis  27; 
licet  in  beneficiis;brevi  responso;quaesivit  a  nobist.f. ; 
28,  29;  gravem  nobis;  significavit  nobis;  30,  31;  Quond. 
th.  de  rexingham  (a.a.O.  Seite744);  32  bis  40;  perlectis  ?. 
lit.  circa  absol.  (a.  a.  0.  Seite  760);  41;  Ardua  mens  (das. 
S.  711  N.  37);  Viri  eccies.;  Ad  expediendos  nodos  (das. 
S.  709);  42.—   „Expl.   constitutiones  Innocentii  IV.- 

In  der  const.  ad  expediendos  (Idem  de  verhör,  signifi- 
cat.)  fehlen  die  in  meinem  Abdrucke  (a.  a.  0.  S.  709  fgg.)  stehenden 
mediatores,  Rom.  Eccl.  Cum  suffrag.,  viri  eccies.  Auf  den 
tit  de  praeb.  etdignit.  folgt  qui  fil.  sint  legit.  quondam  th., 
dann  de  verb.  sign,  veniens.  per  illa  verba. ..  „Dat.  Assisii 
Pont.  n.  anno  XL** 

Die  Menge  von  Sammlungen  der  Dekretalen  Innocenz  IV.  und  von 
Sammlungen,  welche  neben  denen  von  Innocenz*  IV.  die  andrer  Päpste 
des  13.  und  14.  Jahrhunderts  enthalten,  wie  sie  im  Vorstehenden 
bekannt  gemacht  worden  sind,  erscheinen  mir  geeignet,  um  auf  dieser 
Grundlage  und  unter  Zuhulfenahme  noch  anderweitiger  von  mir 
benutzter  Handschriften  die  Geschichte  und  Literatur  der  Gesetz- 
gebung von  1234  bis  auf  Johann  XXII.  zum  Abschlüsse  zu  bringen. 
Sobald  es  meine  Zeit  gestattet,  werde  ich  eine  Monographie  darüber 
veröffentlichen.  Schon  jetzt  glaube  ich  aber  sagen  zu  dürfen,  wie 
dies  auch  Maassen  im  Bonner  Theol.  Literaturblatt  von  1868 
Num.  2.  Spalte  K8.  anerkannt  hat,  dass  meine  in  der  cit.  Abhandlung 
niedergelegten  Untersuchungen  im  Wesentlichen  den  Gegenstand 
erschöpfen  und  nur  in  Einzelnheiten  neue  oder  festere  Resultate  zu 
gewinnen  sind. 

Die  Glosse  der  Sammlung  gehört  dem  Bernhard  Comp.  jun. 
an  und  weicht  nicht  von  der  Form  ab,  wie  ich  sie  bei  andren  Hand- 
schriften angegeben  habe. 


Iter  Gallicnm.  491 

c.  Decretales  Gregorii  X.  ohne  Glosse.  ^Expl.  noTae  con^ 
stitutiones  Gregorii  X.** 

Explicit.   feliciter.   Deo.   gratias.   Pragae.   Anno,  inearnationis. 
dominicae  HDCCCLXYIII.  Kai.  Jul.  Indictione  vero  XI.  — 


Inhalts -Verzeichmss. 

(Die  Zahlen  rerweisen  auf  die  fortlaufeBdeo  Ziffeni.) 

A.  Canomaohet  Recht 

I.  Quellen. 

1.  CaDeDen-Sammlangen,  Collectiones  canoDum.  Acheriana  76,  85. 
Arelatensis  ecciesiae  52. 

Bonizo  29. 

Breviatio  zum  Cresconias  81. 

Borchard  von  Worms  Decretum  88,  172,  Correetor  230. 

Folgentias  Perrandas  81. 

Gallicanae  ecciesiae  98. 

Hispana  in  10  Bflchem  27. 

Irische  218. 

Ito  TOD  Chartres,  Panormia  173,  203. 

Polycarpus  des  Card.  Gregorius  45. 

Pseudoiaidor  9,  70, 119, 171,  215,  219. 

Verschiedene  Torgratianische  76,  89,  120, 200,  207, 220,  269. 

2.  Concilia. 

Aachen  Tom  J.  816;  77,  83, 198.  217. 

Basel  274. 

Chalcedonense  ex  rec.  Rastici  75. 

Lateran.  IV.,  44. 

Verschiedene  nebst  Pro?,  u.  Diöcesanstatuten  3,  50,  58%  63,65. 85, 87, 87'. 

3.  Decretalen  und  deren  Sammlungen. 

a.  Alexander  IV.,  10,  130. 

b.  Bonifaz  VID.  Liber  sextus  ohne  Glosse  57,  126, 140. 

Lib.  VI.  mit  dem  Apparat  des  Guido  de  Baysio  246;  des  Job.  Andreae 
134, 141  189,  196;  des  Joh.  Monachus  127,  137,  138,  189,  193,  227, 
241,  242,  268. 

Extravagantes  127.  193,  (mit  dem  Apparat  des  Joh.  Monaehut)  241. 

c.  Von  Gregor  IX.  bis  auf  Bonifac  VIII.,  10. 

d.  Clemens  IV.,  130. 

f.    Clementis  P.  v.  Constitutiones ,  ohne  Apparat  126,  132,  252;  mit  dem 
des  Joh.  Andreae  138,  193,  240,  244,  275. 

33  • 


492  Schulte 

ExtraT^s^ntes  127,  241.  Exii  138,  141. 149. 
Bezeichnet  als  über  vn..  132,  193  196,  240,  244,  275. 
/*.    Compilationes  antiquae: 

prima   Berahardi   Pap.   Bre?iariuin  ExtraTafifantiuro   18,  97,  132»  179, 

256,  276 
secunda  Job.  Galensis  97,  132,  255,  256,  276 
tertia  Petri  BenevenUni  97,  255,  256,  276 
quarta  97,  162,  256,  276. 
quiota  133,  276. 
g.    Gratians  Decretum  2,  7,  8,  56,  69,  91,  94,  96,  120,  123,  128,  129.  175, 

176,  178,  235,  237. 
h,    Gregorii  IX.  DecreUlea  1,  10,  43,  72,  90,  121, 122, 130. 178, 180—183, 
204,  222,  225%  252,  255,  264,  278 

—  mit  den  eingefugten  Dekretalen  Innocenz*  IV.,  130 

—  altfranzösiach  74. 

t.    Gregorii  X.  Constitutiones  72, 130,  227,  278. 

k.   Innocenz  IV.  Decretales  1,  72,  130,  178,  181,  204,  227,  247,  278;  alt- 
französisch  74. 
/.    Johannes  XXII.  Extravagantes  114, 193;  mit  dem  Apparat  des  Zenzelinus 

de  Cassanis  149,  240,  244. 
m.    Nicolaus  III.  Cupientes  72,  227;  andere  10,  65,  130. 
n,    Simonis  legati  158. 
0.    Urbani  130. 

4.  Bullae  variae  31,  60,  61,  119. 

5.  Regulae  Caneellariae  161. 

6.  Lois  ciriles  sur  le  mariage  20. 

n.  Scrlptores. 

1.    Die  Quellen  excerpirende  Werke,  Breviarien,  Margaritae,  Repertoria  u.  dgl. 
Berengarii  Inventarium  73,  92. 
Bernhardi  Breriarium  „verborum  superfluitate  penitus  resecata**  131,  225', 

«70. 
Decreti  G,  introdoctio  8,  94;  summa  106;  summa  versificata  128. 
Exceptiones  eompUationum  antiquarom  28. 
Flores  utriusque  juris  168. 

Guilelmi  Durantis  Repertorium  36,  157,  160,  233,  234,  271. 
Johannes  Calderinus  Auctorit.  bibl.  49. 
—  de  Saxonia  Tabulae  jur.  can.  et  civ.  258. 
Loci  commune«  66. 
Margarita  decretalium  115, 169. 
Martini  Poloni  Tabula  16. 
Modus  legendi  72. 

Nicolaus  Januens.  Extract  florum  100. 
Notabilia  super  1 — 4  compilat.  ant  178. 
Petrus  Bertrandus  Tabula  s.  decretum  152. 


lUr  GtUioiiB.  493 

P«tnia  de  Braco  Compend.  jaris  117, 170. 

—  Brixiensis  Lezieon  juris  38. 

2.  Apparatiis,  Commentarii,  Lecturae,  Summae. 
Antonius  de  Butrio  snper  deeretam  15. 
Bernhardus  de  Betone  Pann.  summa  juria  179,  225*. 
Damasus,  Summa  197. 

Praneiscus  de  Zabarellis  22. 

Goffredus  de  Trano  Summa  17, 19,  54, 101.  116,  229,  262,  263. 

Guido  de  Baysio  Apparatus  ad  Sextum  14, 191, 192,  194,  UU  248,  257 

Tide  Bonif.  YIII.  Liber  sextus. 

Guido  de  Baysio  Rosarium  177,  237. 

Guilelmus  de  Monte  Lauduno  Apparatus  ad  Sextam  196,  et  Extrav.  275,  ad 

Giemen  tiaas  196. 
Henricus  Bohic  Distinctiones,  Leetura  cet  58,  144,  146,  147, 148,  153, 

236,  277 

—  de  Segusia,  Hostiensis,  Summa  aurea  186|  231,  259. 
Dazu:  Bereng^rii  Oculus  239. 

Martinus  Abbas  summa  de  titulia  decrstalium  51,  260. 
Johannes  Andreae,  Apparatus  ad  Sextum  allein  140,  195,239,241,247, 
267;  ad  Clementinas  allein  124,  134,  138,  195,  243,252;  NoTella  in 
Deeretales  Greg.  IX.  12,  47,  135,  136,  142, 187,  188 
▼ide  Bonif.  Vlll.  Lib.  VL  und  Clem.  V.  Constit 

—  Antonius  de  Grastis,  Lact  in  deeretales  4. 

—  FaTentinus  Eps  Summa  174,  206,  223. 

—  Monachus  Card.  Apparatus  in  Lib.  VI.  139,  140,  190, 191 
Tide  Bonif.  YHI.  Lib.  VI. 

Innocentii  IV.  Apparatus  ad  Deeretales  159,  184,  245. 

Paucapalea  Summa  46,  205. 

Petrus  de  Sampsone  Distinetiones  185. 

Stephanus  Tornaeensis  Summa  205,  223. 

Zenselinus  de  Cassanis  Apparatus  ad  Clement.  149,  275. 

3.  Glossatoren,  deren  Glossen  mii  dem  Texte  ?erbunden  sind. 
Alanus  ad  comp.  ant.  97,  255,  256,  276. 

Barthoh  Brix.  ride  Gratiani  Decretum. 

Bernhardus  Compost  jun.  ad  Innoc.  IV.  Constit.  130,  227,  278, 

—  (Parmensis)  de  Betone  179.  Vide  Greg.  IX. 

—  Papiensis  ad  Comp,  ant  97,  256. 
Garsias  ad  Greg.  X.  Constit  130,  227. 
Gratia  ad  Comp,  ant  97,  255,  276. 

Guido  de  Baysio  vide  Bonif.  VIII.  Lib.  VL 
Johannes  de  Albenga  ad  Comp.  V.  133,  276. 

—  Andreae  vide  Bonif.  VIII  und  Cl  em.  V. 

—  Monachus  ?ide  Bonif.  VIIL  Lib.  VI. 

—  Galensis  ad  Comp,  ant  97,  276. 

—  Teutonicus  ad  Comp,  ant  256. 
Laborans  ad  Comp.  ant.  276L 


494  8  e  h  u I t  e 

Lanfrancns  ad  Comp.  aat.  97,  276. 
Laurentius  ad  Comp.  ant.  97,  179,  256,  276. 
Petrus  Colliv.  ad  Comp,  ant  97 

—  de  Sampsone  ad  Innoc.  IV.  Decrei.  1,  18t. 
Richardus  Anglicus  ad  Comp.  ant.  179,  256,  276. 
Tancredns  ad  Comp.  ant.  97,  256,  276 
Yincentias  ad  Comp.  ant.  97,  256,  276. 
Zenzelinus  Tide  Job.  XXII.  Ext  rar. 

4.  Casus,  Quaeationes. 

Barth olomaeus  Brix.  Casus  150. 
Benencasa  Sen.  Casus  decretor.  197. 

Bernardus  Compost.  jan.  Casus  ad  1.  libr.  deeret.  („Hactenus  ut  loquar") 
185, 192,  226,  238,  245,  249 

—  Parmensis  Casus  longi  253,  263,  265. 
Casus  ad  Compilat.  antiqu.  256. 

—  breyes  Decretal.  Greg.  IX.  eet  151, 168 

—  summarii  26,  48. 
Damasus  Quaestiones  197. 

Johannes  Andreae  Quaestiones  239,  275  - 

—  de  Deo  Casus  131. 
Quaestiones  juris  ean.  48. 

Robertus  Rollandus  Casus  ad  Clem.  275. 

5.  Prosessschnften,  Formularien,  Strafrecht :  de  Appellatione  46. 
Berengarius,  Casus  excommunieationis  238. 

Bernardus  Guidonis,  Practica  haerei.  99. 

Casus  suspensionis  et  exeomm.  131. 

Decisiones  Rotae  55. 

De  exceptionibus  226. 

Formularius  curiae  Rom.  cet  30,  53, 125,  251. 

Guilelmi  Durantis  Speculum  judiciale  13,  35,  154,  156,  157,  232,  233. 

Johannes  de  Deo  CaTÜlationes  19 

de  judice  del.  cet  154. 

Ordo  judiciarius  54,  alius  100. 

Roffredus  libeUi  in  jure  can.  37,  225%  226. 

Tancredas  Ordo  judiciarius  196,  199,  225%  226. 

6.  Schriften  fiber  einzelne  Gegenstfinde:   Ehe,  Ritus,  Wahlen,  Repetitiones 

u.  s.  w. 
Dinus  de  regulis  juris  25,  114,  141,  226. 
Gereon  de  potest.  eccl.  105. 
Guilelmi  Durantis  Rationale  132,  250,  254 
junior  de  modo  concilii  eelebr.  104 

—  de  Mandagoto  summa  de  electionibus  158,  226. 

—  de  Monte  Lauduno  Sacramentale  221.  238. 

Johannes  Andreae  summula  de  matrimonio  100,  238,  252;  —  Novelle  de 

regulis  juris  143,  153. 
Lappus  de  Castiglionchio  de  $.  S  a  n  e  153. 


Her  Gallicuni. 


495 


Laarentius  de  Sumentote  summa  de  elect.  226. 
Petrus  de  Ssmpsone  über  synodalis  58*. 
ProTinciale  33. 

Taneredus  summa  de  matrimonio  196. 
Taxae  eancellariae  Rom.  32,  monasterior.  exemtonim  34. 
Tractafus  de  missa  46,  de  syuodis  78,  80. 
7.    Summae  casnum,  Poenitentialia,  Confessionalia  cet 

AatoDios  Archiep.  Florent  Summa  Confessor.  italienisch  212. 

AstazanuB  Summa  11.  112. 

Bartboloroaeus  a  S.  Concordio  Summa  Pi  sana  39,  42,  95»  ilO,  209,  272 

Guido  de  Monte  Rocheri  Manipulus  6,  40,  41. 

Guido,  Goilelmus  de  Rennes  Appar.  ad  Raymundi  Summam  113,  166,  211. 

Innoeentius  111.  de  psalmis  poenit.  64. 

Johannes  de  Deo  Poenitentiale  273. 

— Priburgensis»  Summa  Confessorum  (Statuta  ex  Sexto,  Tabula)  93,  109, 

167,  210,  261. 
Itinerarium  poenitentiae  21  (La  vacrum  animae). 
Monaldus,  Summa  118,  228. 
Paulus,  Poenitentiale  197. 
Poenitentiale  »Co n f.  debet  esse*  254. 
Raymundus  S.,  Summa  casuum  23,  24,  67,  106—108,  113,  163,  164  (ohne 

lib.  IV.),  165,  211,  225  (cum  apparatu),  225',  266;  ~  Da  matrimonio 

allein  131,  225'. 
Robertus  Flamesburiensis,  Poenitentiale  230. 
Summa  de  casibus  jplmprimis  debet  sac.**50. 

B.  Eömisches  Recht,  Lehnrecht  und  Civilreoht  überhaupt 

Albertus  Galeottus,  Summula  quaest.  263. 

Ansegisus  76. 

Bagarottus,  „Preeibus  et  instantia"  131. 

Bonaguida,  Summa  introd.  s.  off.  advocat  131. 

Breviarium  Alaricianum  27. 

Casus  exhaeredationis  131. 

Digestum  Tetus  213. 

Institutione«  lust.  162.  Notabitia  super  rubricas  226. 

Johannes  de  Blanosco,  de  act  270. 

Jolianus,  Epitome  No?ellarum  158.  Rubricae  libri  Novell,  ibid. 

Lambertus,  Distinetiones  249. 

Lex  lombardorum  82,  158 

—  Salica  27. 

Libellus  in  Causa  appellai  131. 

Liber  feudorum  57,  133;  Co^nsuetudines  feud.  185. 

Nepos  de  Montealbano,  libellus  fugit  270. 

Odofredus  de  libellis  form.  226. 

Ordinarius  panrus  131. 


496 


Schulte 


C.  Theologie,  Geschichte,  Varia. 

Anastisiut  Biblioth.,  Liber  poatifiealis  202. 
Boetius  71. 

Cassiodorus  form.  71.  epist  ibid. 
CaUlogi  Pootificum  Romanoruin  9,  45,  59'. 
Epistolse  Amadei  Episc.  Sabin.  5 

—  S.  Bernhardi  212 

—  Pulberli  76 

—  S.  Gregorii  M.  102,  200 

—  S.  Hieronymi  201 

—  S.  iTonis  Carnot.  203 

—  Syramaebi  71. 
Flores  auctonim  106. 
GesUi  Langobardorum  202. 

Jobannea  Cassianua,  Decem  collatt.  84,  208. 

Liber  eruditionis  religiosorum  132. 

Nicbodemi  eTangelium  254. 

Ordo  S.  Gragorii  102,  Romanus  87',  201. 

Paulos  Diaconua  62. 

Petrus  de  Yineis  111. 

Regula  S.  Franciaci  65. 

Sermones  44.  132. 

Sidoniua  Apollinaria  71. 

Summa  de  virtutibus  23. 

Tractatus  de:  mensibua  201 

—  praeceptis  decem  68 

—  trinitate  68. 

YiUe  Sanctorum  62,  202. 


VeraviehniM  der  eingegungenen  Dnicfcncbriften.  497 


VRKZRICHNISS 

DER  EINGEGANGENEN  DRUCKSCHRIFTEN. 

(JULI  t868.) 

Accademia  delle  Scienze  deir  Lstituto  di  Bologna:  Memorie. 
Serie  11.  Toroo  VII.,  Fase.  2  &  3.  Bologna»  1868;  4».  —  Rendi- 
conto.  Anno  accademico  1867 — 1868.  Bologna,  1868;  8^. 

Akademie  der  Wissenschaften,  Königl.  Preuss.,  in  Berlin:  Monats- 
bericht. Januar^  Februar,  März  &  April  1868.  Berlin;  8^ 
—   —  Königl.  Bayer.,  zu  Müncheu:  Sitzungsberichte.  1868. I.Heft 3. 
München;  8o. 

Alter th ums- Verein  zu  Wien:  Berichte  und  Mittheilungen.  Band 
Vlli,  Ahtheilung  3.  Wien.  1868;  4» 

American  Journal  of  Science  and  Arts.  Vol.  XLV,  Nrs.  133 — 135. 
NewHaven,  1868;  8». 

Aschbach,  Joseph,  Roswitha  und  Conrad  Celtes.  (2.  vermehrte 
Auflage.)  Wien,  1868;  8». 

Ateneo  Veneto:  Atti.  Serie  H,  Vol.  IV,  Punt.  3';  Vol.  V,  Punt.  1'. 
Venezia,  1868;  8». 

Central-Commission,  k.  k.  statistische:  Mittheilungen  aus  dem  Ge- 
biete der  Statistik.  XIV.  Jahrgang.  3.  &  4.  Heft;  XV.  Jahrgang, 
1.  Hellt.  Wien,  1868;  kl.  4«.  —  Übersicht  der  Waaren-Ein- 
und  Ausfuhr  im  Jahre  1867.  Wien,  1868;  4«». 

Forteckning  ölVer  k.  Bibliothekets  samling  af  samtida  berättelser 
om  Sveriges  Krig.  Stockholm,  1867;  8<>. 

Gel  ehrten -Gesellschaft,  k.  k.,  zu  Krakau:  Sprawozdauie  komisyi 
fizyograficznej  etc.  Krakow,  1868;  8».  —  Pamialka  obchodu 
pi^ddziesiatej  rocznicy  zawiazania.  Krakow,  1868;  8o. 

Gesellschaft  der  Wisseuschatten,  Königl.  böhm.,  in  Prag:  Ab- 
handlungen vom  Jahre  1867.  Prag,  1868;  4».  —  Sitzungs- 
berichte. Jahrgang  1867.  Prag,  1868;  8». 

SiUb.  d.  phil.-hiitor.  CA.  UX.  Rd..  IV.  HH.  33<** 


498  Verxeichnjss  der  eingeganf^i>neii  Druckachriften. 

Gesellschaft,  k.  k.  geographische,  in  Wien:  Mittheilungen.  Neue 
Folge.  1868.  Wien:  8». 

—  Deutsehe  morgenlandische:   Abhandinngen    für  die  Kunde  des 
Morgenlandes.  V.  Band,  Nr.  1.  Leipzig,  1868;  8«. 

—  der   Wissenschaften,    Oberlausitzische:    Neues    Lausitzisches 
Magazin.  XLIV.  Band,  2.  &  3.  Heft.  Görlitz.  1868;  8o. 

Gesetz,  Russisches,  über  die  Tranksteuer.  Neue  Ausgabe.  1867;  8«. 
(Russisch.) 

Hamelitz.  VIII.  Jahrgang,  Nr.  22-^25.  Odessa,  1868;  4o. 

Istituto,  R.,  Veneto  di  Scienze^  Leltere  ed  Arti:  Alti.  Tomo  XIII, 
Serie  »1%  Disp.  5»  — 7^  Venezia.  1867  —  68:  8o.  -  Memorie. 
Vol.  XIV,  Parte  l\   Venezia.  1868:  4o. 

Jülg,  Bernhard,  Mongolische  Märchen-Sammlung.  Die  neun  Mär- 
chen desSiddhi-Kör  nach  der  ausfuhrlicheren  Redaction  und  die 
Geschichte  des  Ardschi  -  Bordschi  Chan.  (Mit  Unterstützung 
der  kaiserl.  Akadenne  der  Wissenschaften  in  Wien.)  Innsbruck, 
1868;  8«. 

Mittheilungen  aus  .1.  Perthes*  geographischer  Anstalt.  Jahrgang 
1868.  Ergänzungsheft  Nr.  23.  Gotha;  4«. 

Museum  des  Königreiches  Böhmen:  Leben  des  Grafen  Kaspar 
Sternberg  etc.  Von  Fr.  Palacky.  Prag,  1868;  8».  —  Ge- 
schichte des  Museums  des  Königreiches  Böhmen.  Von  Wenzel 
Nebesky.  Prag,  1868;  8».  —  Vortrag  des  Geschäftsleiters  in 
der  General-Versammlung  am  13.  Juni  1868.  Prag;  8». 

Mussafia,  Adolfo,  Trattato  de  regimine  rectoris  di  Fra  Paolino 
Minorita.  (Con  sovvenzione  dell'  Imperiale  Academia  deile 
Scienze.)  Vienna  &  Firenze,  1868;  8». 

Omboni,  Giovanni,  Tome  si  debbano  ricostituire  gli  antichi  con- 
tinenti.  8^. 

Peabody  Institute,  The,  of  the  City  of  Baltimore.  Baltimore, 
1868;  8o. 

Programm  des  evangel.  Gymnasiums  A.  B.  zu  Kronstadt,  1867 — 
1868.  8o. 

Protokoll  über  die  Verhandlungen  der  43.  General-Versammlung 
der  Actionäre  der  a.  pr.  Kaiser  Ferdinands-Nordbahn.  Wien, 
1868;  4o. 

Quaritsch,  Bernard,  A  general  Catalogue  of  Books  arranged  in 
Classes.  London,  1868;  8o. 


VerxeichniM  d^r  einfr^gmigenen  Dnicktchrlft«n.  499 

Re?ue  des  coiirs  scjentiiiques  et  litt^raires  de   la  France  et  de 

oranger.  V'Ann^e,  Nrs.  30—33.  Paris  &  Brnxelles,  1868;  4o. 
Schaffers,  Victor  Fr.,  Anvers  consider«^  soiis  le  rapport  des  tra- 

vaux  maritimes ,   d'agrandissement  et  de  transformation  etc. 

Anvers,  1868;  So. 
Van  der  Chijs,  P.  0.,  Het  Munt-en  Penningkabinet  der  Leidsche 

Hoogeschool  in  1867.  Te  Leiden,  1867;  8«. 
Verein,  histor.,  der  S  Orte  Lucern,  IJri,  Schwyz,  Unterwaiden  und 

Zug:    Der  Geschichtsfreund.  XXIIL   Band.   Einsiedeln,  New- 

York  &  Cincinnati,  1868;  8». 
—  serbischer  Gelehrten-,  zu  Belgrad:  Glasnik.  XXIIL   Band  und 

II.  Abtheilung,  I.  Buch.  Belgi*ad,  1868;  8^ 


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Schübe  fecit  Am  dJüüiohi  Suatsdnidmrer. 

Slaungsbd*  Akad.d.W:philo».  hijtCl.  LDL  IW.  1888 . 


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SITZUNGSBERICHTE 


DEB  KAISERLICHSN 


AKADEMIE  DEE  WISSEIfSCEAFTEIf , 


PHILOSOPHISCH -HISTORISCHE  GUSSE. 


SECHZIGSTER  BAND. 


WIEN. 

AUS  DEB  K.  K.  HOF-  UND  8TAATSDBÜ0KEBBI. 


m  OOMIOSSIOH  ni  KASL  0BR0LD*8  »OHH,  BUCHHÄNDLER  DIR  K4IS1RU0HKN  AKADBMIX 

DBR  WIBSENSCHAVTBN. 


1869. 


8ITZÜNG8BEBI0HTE 


DER 


PHILOSOPHISCH-HISTOEISCHEN  CLASSE 


DER  KAISERLICHEN 


AKADEMIE  DER  WISSENSCHAFTEN. 


SECHZIGSTER    BAND. 

Jahrgang  1868.  —  Heft  I  bis  III. 

MIT  1  GEOGRAPfflSCHEN  KARTE. 


WIEN. 

AUS  DER  K.  K.  HOF-  UND  STAATSDRUCKEREI. 

IN  COMMISSION  BEI  KARL  GKROLD'B  SOHN,  BUCHHÄNDLER  PER  KAISERLICHEN  AKADEMIE 

DER  WIBBENSCHAKTEN. 

1869. 


INHALT. 


Seilt 

SilBun^  Tom  7.  October  1868 3 

SilBung;  Toin  14.  October  1868 6 

SitBun^  vom  21.  October  1868 tf 

Pfitmttier,  Zur  Geschichte  der  tilten  Metalle 7 

Asehböch^    Die  friiberen   Wanderjabre  des  Conrad   Celtes  und  die  An- 
finge der  Ton  ihm  errichteten  gelehrten  SodalitSten 75 

Müiier,  Zur  Conjugation  des  georgischen  Verbums 151 

Sehröer,  Ein  AasHug  nach  Gottschee.  Beitrag  zur  Erforschung  der  Gotl- 

scheewer  Mundart.  (Dem  Andenken  Frans  Pfeiffer*s  gewidmet.)    .       165 

VerzmchnU»  der  eingegangenen  Druckschriften 289 

SilBung;  vom  4.  November  1868 285 

SitBuni^  vom  11.  November  1868 ^ 

Sitzung^  vom  18.  November  1868 296 

Ficker,  Zur  Geschichte  des  Lombardenbundes 297 

Tomatchek,  Über  Brumalia  und  Rosalia,  nebst  Bemerkungen  über  den 

hessischen  Volksstamm 351 

0.  VarnhageHf  Suirimportanzu  d*un  manoscritto  inedito  della  Biblioteca 
imperiale  di  Vienna  per  rerificare  quäle  fu  la  prima  isola  sco* 
perta  dal  Colombo  ed  anche  altri  punti  della  storia  della  Ame- 
rica. (Con  una  carta  geografica.) 405 

Hößer,  Fragmente  zur  Geschichte  Kaiser  KarPs  Vi.  (Nach  geheimen 
brandeuburgischen  Archivalien  und  den  Aufceichnungen  des 
Grafen  Stefan  Kinsky  bearbeitet.) 417 

F^rsMcAnrir«  der  eingegangenen  Druckschriften 477 


n 

8«ite 

Sltsiini^  Tom  2.  December  1868 481 

Siisunff  Tom  9.  December  1868 48t 

Sitsun^  vom  16.  December  1868 — 

MikloHch,  Über  den  accusativos  cum  infinitivo 483 

Müller,  Der  Verbalausdmck  im  semitischen  Sprachkreise 509 

MÜUer,  Beitrlge  zur  Renntniss  der  P4li-Sprache.  III 883 

Lambelj  Bericht  über  die  im  Augast  1868  in  Oberösterreich  angestellten 

Welsthumer-Forschungen 853 

SchenkU  Xenophontische  Stadien.    1.   Heft.   Beitrige  zur  Kritik   der 

Anabasis 563 

Höfler,  WenzePs  Tcn  Luxemburg  Wahl  znm  römischen  Könige.  1376     .  649 

VerteichnUe  der  eingegangenen  Druckschriften 675 


SITZUNGSBERICHTE 


DRR 


KAISERLICHEN  AKADEMIE  DER  WISSENSCHAFTEN. 


PHILOSOPHISCH-HISTORISCHE   CLASSE. 


LX.  BAND.  I.  HRIT. 


JAHRGANG  1868.  —  OCTOBER. 


CoiiiiuisMionsberieht. 


SITZUNG  VOM  ^7.  OCTOBKR   1868. 


Der  Secretar  legt  vor: 

Den  Erlass  des  hohen  Curatoriums  vom  16.  August  1.  J.  Z.  76, 
durch  welchen  der  kaiserl.  Akademie  mitgetheilt  wird,  dass  Se.  k.  k. 
Apost.  Majestät  allergnädigst  geruht  haben,  mit  a.  h.  Entschliessung 
vom  21.  JuJi  ].  J.  die  Wahl  des  k.  k.  Viceadmirals  Herrn  Wilhelm 
Ritter  von  Tegetthoff  zum  inländischen  Ehrenmit<;liede  zu  ge- 
nehmigen, Herrn  Professor  Dr.  Karl  Schenkl  in  Graz  zum  wirklichen 
Mitgiiede  in  der  philosophisch-historischen  Classe  zu  ernennen ,  und 
die  Wahlen  der  Herren:  Dr.  Theodor  Gomperz  und  Prof.  Dr. 
Friedrieh  Müller  in  Wien  zu  inländischen  corresp.  Mitgliedern 
in  der  philosophisch-historischen  Classe,  die  des  Herrn  Prof.  Dr. 
Ewald  Hering  in  Wien  zum  inländischen  corresp.  Mitgiiede  in  der 
mathematisch-naturwissenschaftlichen  Classe,  die  der  Herren  Prof. 
Dr.  Richard  Lepsius  und  Dr.  Leopold  v.  Ranke  in  Berlin  zu 
ausländischen  Ehrenmitgliedern  in  der  philos.-histor.  Classe,  des 
Herrn  Prof.  Joseph  Liouville  in  Paris  zum  ausländischen  Ehren- 
mitgliede  in  der  mathem.-naturw.  Classe  und  des  königl.  preuss. 
Generallieutenants  Herrn  Dr.  Johann  Jacob  Baeyer  zum  aus- 
ländischen corresp.  Mitgiiede  in  der  mathem.-naturw.  Classe  zu 
genehmigen. 

Der  Secretar  legt  ferner  vor: 

1.  Eine  Note  des  k.  k.  Ministeriums  des  Äussern  vom  5.  August 
1.  J.  Z.  12.006/yi,  wodurch  der  kais.  Akademie  mitgetheilt  wird, 
dass  der  kaiserliche  Botschafter  in  Paris  beauftragt  wurde ,  Herrn 
Dr.  Wilh.  Hartel  bei  Benützung  der  französischen  Bibliotheken 
jede  thunliche  Erleichterung  zu  verschaffen; 

2.  eine  Note  des  Leiters  der  k.  k.  n.-o.  Statthalterei ,  Herrn 
Philipp  Weber  Ritter  von  Eben  ho  f,  vom  2.  August  1.  J.  Z. 
39S8/E,  wodurch  derselbe  die  kaiserl.  Akademie  von  seinem  Amts- 
antritte in  Kenntniss  setzt; 

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4  Cnnimi.^sioii.sliericht. 

3.  eine  Note  der  k.  k.  Hofbibliothek  vom  3.  August  I.  J. 
Z.  166/H.  B. ,  wodurch  der  kaiserl.  Akademie  mitgetkeilt  wird,  dass 
dem  Prof.  Herrn  Dr.  Karl  Schenkl  in  Graz  die  erbetene  Handschrift 
zur  Benützung  überlassen  worden  ist; 

4.  Dankschreiben  der  Herren  Prof.  Dr.  R.  Lepsius  und  L.  r. 
Ranke  für  die  Wahl  derselben  zu  Ehrenmitgliedern; 

5.  Dankschreiben  des  Herrn  Prof.  Dr.  Friedrich  Müller  und 
des  Herrn  Dr.  Th.  Gomperz  für  die  Wahl  derselben  zu  correspon- 
direndensMitgliedern ; 

6.  ein  Schreiben  des  Herrn  Prof.  Dr.  Jahn,  womit  derselbe 
anzeigt,  dass  ihm  von  dem  Directory.  Steinbüchel  die  wohl- 
gelungene  Zeichnung  des   Europamosaiks   zugeschickt   worden  ist 

7.  ein  Dankschreiben  des  Herrn  Dr.  Jacob  Probst  in  Innsbruck 
für  die  Bewilligung  der  Subvention  zur  Herausgabe  einer  Geschichte 
der  Innsbrucker  Universität ; 

8.  ein  Dankschreiben  des  Herrn  Dr.  August  Wilmans  in 
Rom  für  die  ihm  zur  Herausgabe  der  Werke  Poggio's  bewilligte 
Subvention ; 

9.  eine  Note  des  k.  k.  Ministeriums  für  Cultus  und  Unterricht, 
betreffend  die  Unterstützung  einer  Sanskritarbeit  des  Herrn  Prof. 
Dr.  Karl  Burkhard  in  Teschen; 

10.  ein  Dankschreiben  des  Herrn  A.  Petermann  in  Gotha 
flir  den  von  der  kaiserl.  Akademie  bewilligten  Beitrag  für  die 
deutsche  Nordpol-Expedition ; 

11.  eine  Note  des  k.  k.  Finanzministeriums  vom  3.  Septbr. 
I.  J.  Z.  15.304/1.167,  wodurch  der  kaiserl.  Akademie  mitgetheilt 
wird ,  dass  Se.  k.  k.  Apost.  Majestät  allergnädigst  geruht  haben ,  zur 
Unterstützung  der  deutschen  Nordpol-Expedition  einen  Beitrag  von 
1000  fl.  ö.  W.  in  Silber  aus  Staatsmitteln  zu  bewilligen; 

12.  eine  Note  des  k.  k.  Handelsministeriums  vom  11.  Sep- 
tember 1.  J.  Z.  754/H.  M.,  wodurch  der  *kaiserl.  Akademie  mit- 
getheilt wird,  dass  der  k.  k.  Ministerialrath  Dr.  Karl  Ritter  von 
Scherzer  mit  der  Leitung  des  commerciellen  und  wissenschaft- 
lichen Dienstes  für  die  ostasiatische  Expedition  betraut  worden  ist- 

13.  eine  Mittheilung  des  k.  k.  Cootre-Admirals  Freiherrn 
A.  y.  Petz,  womit  die  kaiserl.  Akademie  eingeladen  wird,  ihre 
etwaigen  Wünsche  und  Rathschläge  für  die  ostasiatisclie  Expedition 
mitzutheilen; 


CommissioDshericht.  O 

14.  eine  Abhandlung  des  w.  M.  der  kais.  Akademie  in  der 
mathem.-naturw.  Classe,  Dr.  L.  J.  Fitzinger:  ^ Versuch  einer 
Geschichte  des  alten  nieder-österreichischen  Landhauses*',  welchen 
derselbe  schon  vor  dreissig  Jahren,  als  er  sich  noch  im  Dienste  der 
n.  o.  Stände  befand  und  in  dieser  Stellung  die  Acten  der  ständischen 
Registratur  und  Archive  benutzen  konnte,  geschrieben  hat.  Der 
Verf.  ersucht  um  Aufnahme  dieser  Arbeit  in  die  Sitzungsberichte 
der  philos.-histor.  Classe; 

15.  eine  Abhandlung  des  Herrn  Heinrich  GradI  in  Eger: 
„Der  ältere  Spervogel,  der  jüngere  Dichter"; 

16.  eine  Abhandlung  des  Herrn  Joseph  Strobl  in  Wien 
„Über  Heinrich  von  Neustadt"; 

17.  das  von  der  Gemeindevorstehung  Neut'elden  eingesandte 
Pantheiding  vom  Jahre  1523; 

18.  den  fertig  gewordenen  Band  des  Corpus  scriptonim  e(y 
clesiasticorum  latinorum»  enthaltend  den  ersten  Theii  von  Cyprian^s 
Werken,  herausgegeben  von  Dr.  W.  Hartel; 

19.  eine  Eingabe  des  Herrn  Theodor  Mair hofer,  Chorherrn 
und  Prof.  in  Brixen,  womit  derselbe  den  ersten  Band  des  Urkunden- 
buches  des  Augustiner-Cborherrnstiites  Neustift  bei  Brixen  vorlegt. 


Das  w.  M.  Herr  Dr.  August  Pfizmaier  legt  vor  eine  für 
die  Sitzungsberichte  bestimmte  Abhandlung:  „Zur  Geschichte  der 
alten  Metalle". 

Das  w.  M.  Herr  Prof.  Dr.  A.  Boller  legt  eine  für  die  Sitzungs- 
berichte bestimmte  Abhandlung  vor:  „Die  Präfixe  mit  vocalischem 
und  gutturalem  Anlaute  in  den  einsilbigen  Sprachen". 

Das  w.  M.  Herr  Prof.  Dr.  J.  Aschbach  legt  eine  für  die 
Sitzungsberichte  bestimmte  Abhandlung  vor:  „Die  früheren  Wander- 
jahre des  Conrad  Celtes  und  die  Anlange  der  von  ihm  errichteten 
gelehrten  Sodalitäten". 


6  ConiiniKJiionsbpricht. 


SITZUNG  VOM   14.  OCTüBEK   1868. 


Der  Secretär  legt  vor: 

1.  Ein  Ansuchen  der  Direction  des  Gymnasiums  der  P.  P. 
Pi<ni'isten  in  der  Josefstadt  um  Betheilung  mit  einigen  akademischen 
lii'uekschriften ; 

2.  eine  Abhandlung  des  w.  M.  Herrn  Regierungsrathes  Prof. 
Dr.  K.  Höfler  in  Prag:  »Fragmente  zur  Geschichte  Kaiser 
Karls  VI.-. 

3.  Eine  Anfrage  desselben  Mitgliedes,  ob  die  Classe  geneigt 
wäre,  die  Correspondenz  des  Grafen  Wenzel  Kinsky  von  Paris  aus 
den  Jahren  1729  bis  1732  vollständig  herauszugeben. 


SITZUNG  VOM  21.  OCTOBER   1868. 


Der  Secretär  legt  vor : 

1.  Lin  Dankschreiben  des  Herrn  Prof.  Dr.  K.  Schenkl  in 
Graz  für  seine  Wahl  zum  wirklichen  Mitgliede; 

2.  eine  Abhandlung  des  c.  M.  Herrn  Dr.  Beda  Dudfk  in 
Briinn:  » Statuten  des  Metropoliten  von  Prag,  Arnost  von  Pardubitz, 
für  den  Bischof  und  das  Capitel  von  Olmütz  um  das  Jahr  1349.** 

3.  Eine  für  die  Sitzungsberichte  bestimmte  Abhandlung  des 
e.  M.  Herrn  Prof.  Dr.  Fr.  Mull  er  in  Wien:  „Zur  Conjugation  des 
georgischen  Verbums*^; 

4.  ein  Ansuchen  des  geschiehts-  und  alterthumforschenden 
Vereins  fQr  Leisnig  in  Sachsen  um  Schriftentausch; 

5.  ein  Ansuchen  des  Herrn  Dr.  W.  Hartel,  demselben  zum 
Abschlüsse  der  Ausgabe  der  Werke  Cyprian*s  zwei  Handschriften 
aus  Leyden  zu  verschaffen. 

Herr  Chevalier  Francisco  Ad.  de  Varnhagen  hält  einen 
Vortrag:  „Sulf  importanza  per  la  sioria  Helle  scoperte  mariitime 
rf'  un'  opera  itiediia  del  cosmografo  Alonso  de  Santa  Cruz,  esistente 
Hella  Biblioleca  Imperiale  di  Vienna.** 


P  f  i  z  m  a  i  e  r.      Zur  Geschichte  der  alten  Metalle. 


Zur  Geschichte  der  alten  Metalle. 

Von  dem  w.  M.  Dr.  Aug.  Pfizmaier. 

Die  vorliegende  Abhandlung  enthält  eine  Anzahl  geschichtlicher 
Nachrichten  von  sämmtlichen  in  den  alten  Zeiten  in  China  bekannten 
Metallen,  mit  Ausnahme  des  schon  in  einer  früheren  Abhandlung  vor« 
gekommenen  Goldes.  Die  hier  in  Betracht  gezogenen  Metalle  sind : 
Silber,  gelbes  Silber»  Quecksilber,  Blei,  Zinn,  Kupfer,  Eisen,  Similor. 
Die  Nachrichten,  in  welchen  die  Fundorte,  die  Verwendung  und  be- 
sonderen Eigenschaften  dieser  Metalle  angegeben  werden,  sind  aus- 
serdem geeignet,  über  die  ersten  Anfange  der  Chemie,  sowie  über  die 
zu  gewissen  Zeiten  stattgehabte  Pflege  der  Alchymie  in  China  einiges 
Licht  zu  verbreiten. 

Zwei  Anhänge,  in  welchen  von  den  Edelsteinen  und  Kostbarkeiten 
im  Allgemeinen  gehandelt  wird,  sind  als  Ergänzung  des  Vorherge- 
henden zu  betrachten. 


O  Pfizmaier 


SUber. 

In  den  Gebrauchen  der  Tseheu,  bei  den  Obrigkeiten  des  Som- 
mers wird  gesagt: 

Der  richtige  Süden  heisst  King-tscheu.  Sein  Ertrag  ist  Mennig 
und  Silber. 

Das  Ni-ya  sagt: 

Das  weisse  Metall  nennt  man  Silber.  Das  schönste  desselben 
nennt  man  Liao. 

Das  Hiao-king  sagt : 

Wenn  der  gottliche  Geist  befeuchtet,  gibt  es  silberne  Krüge,  die, 
ohne  dass  man  Wasser  schöpft,  sich  von  selbst  füllen. 


Das  in  dem  Sse-ki  enthaltene  Buch  von  den  aufgeworfenen  Al- 
taren sagt: 

Yin  erlangte  die  Tugend  des  Metalls.  Das  Silber  überströmte 
in  den  Bergen. 

Das  Sse-ki  sagt: 

Fung-lai,  Fang-tschang  und  Ying-tscheu,  auf  diesen  drei  gott- 
lichen Bergen  sind  aus  gelbem  Gold  und  weissem  Silber  PalSste  und 
Thorwarten  erbaut. 

In  den  in  dem  Sse-ki  enthaltenen  Überlieferungen  Ton  Ta-wan 
heisst  es: 

Im  dem  Reiche  Ngan-st  yerfertigt  man  Münzen  aus  Silber.  Die 
Münzen  gleichen  dem  Angesichte  seines  Königs.  Wenn  der  König 
stirbt,  bildet  man  ohne  weiteres  von  neuem  auf  den  Münzen  das  An- 
gesicht des  Königs  ab. 

Das  Sse-ki  sagt  ferner: 

Schür  wusch  für  seine  Eltern  an  dem  Brunnen.  Er  nahm  Silber 
und  Kupfermünzen,  legte  sie  in  den  Schöpfeimer  und  gab  sie  seinen 
Eltern. 

Das  Buch  der^Han  sagt: 

Zu  den  Zeiten  Wang-mang*s  bildete  Silber  von  Tschü-ti  <)  im 
Gewichte  von  acht  Tael  ein  Lieu  (eine  Strömung).  Dasselbe  hatte  den 


*)   Der  District  Tsehfi-li,  der  sa  der  Provinz  Rien-wei  g^ehörte,  hriichte  Silber  hervor 


Zur  üeschk'hte  der  alten  Metalle.  9 

Wertli  von  eintausend  fünfhundert  achtzig  Kupfermünzen.  Ein  Lieu 
anderen  Silbers  hatte  den  Werth  von  tausend  Kupfermünzen.  Diess 
waren  die  Tausehmittel  des  Silbers. 

Die  in  dem  Sse-ki  enthaltenen  Überlieferungen  Ton  den  west- 
lichen Gränzen  sagen : 

Das  Reich  Wu-lui  bringt  Silber  hervor. 

In  dem  Buche  der  fortgesetzten  Han  von  Sse-ma-pieu  heisst  es : 

In  dem  Reiche  des  grossen  Thsin  verfertigt  man  Münzen  aus 
Gold  und  Silber.  Zehn  Silbermünzen  haben  den  Werth  einer  Gold- 
münze. 


In  den  Denkwürdigkeiten  von  Wei  heisst  es: 

Kö-sieu  erstach  mit  eigener  Hand  Fei-I,  den  grossen.  Heertiihrer 
von  Schö.  Man  Hess  ihm  nachträglich  Belobung  und  Gunst  zu  Theil 
werden.  Der  ihm  nach  dem  Tode  gegebene  Name  lautete:  Lehens- 
fürst von  Wei.  Seinem  Sohne  Lung  wurde  die  Lehensstufe  verliehen» 
und  derselbe  wurde  zu  einem  Beruhiger  der  Hauptstadt  fürFung-tsche 
ernannt.  Er  erhielt  ein  Geschenk  von  tausend  Kuchen  Silber. 


In  den  Auseinandersetzungen  der  von  dem  Kriegerstande  von 
Wei  emporgereichten  verschiedenartigen  Dinge  heisst  es; 

Die  kaiserlichen  Gegenstände  waren  für  die  vornehmen  Menschen 
des  mittleren  Palastes,  für  die  Kaisertöchter  und  die  Kaisersöhne  ge- 
firnisste  Gürtel  von  reinem  Silber  und  ein  Spiegel,  für  die  vornehmen 
Menschen  der  westlichen  Seite  ungleichartige  Gürtel  von  reinem 
Silber,  für  fünf  Kaisersöhne  silberne  Kästchen^  für  einen  Kaisersohn 
sechzehn  verschiedenartige  Geräthschaften,  ungleichartige  Gürtel  von 
reinem  Golde  und  vier  viereckige  Schirme. 

In  denselben  Auseinandersetzungen  heisst  es: 

Unter  den  kaiserlichen  Gegenständen,  welche  zu  dem  yornehmen 
Menschen,  zu  den  Fürstensöhnen  und  Kaisersöhnen  gelangten,  be- 
fanden sich  Rauchfässer  von  reinem  Silber. 


In  den  Denkwürdigkeiten  von  Wei  wird  gesagt: 
In  dem  Reiche  Wei-mi  befestigen  Männer  und  Weiber  zur  Zierde 
an  ihren  Leib  Silber  von  der  Breite  mehrerer  Zolle. 


10  P  r  i  z  m  a  i  e  r 

In  den  Denkwürdigkeiten  von  Scho  wird  gesagt: 
Der  frühere  Gebieter  beruhigte  Scho.  Er  schenkte  Tsehü-ho-liang 
und  den  Übrigen  tausend  Pfund  Silber. 

In  den  Denkwürdigkeiten  von  U  wird  gesagt : 
Sün-hao  <)  sprach  um  diese  Zeit.  Man  grub  die  Erde  auf  und 
fand  ein  Stück  Silber  von  der  Länge  eines  Zolles  und  der  Breite  einer 
Linie.  Auf  demselben  war  das  Jahr  und  der  Monat  eingegraben.  Man 
veränderte  hierauf  den  Namen  des  Jahres  und  nannte  es :  das  Siegel 
des  Himmels  •). 

In  den  Denkwürdigkeiten  von  U  heisst  es  ferner: 
i^iü-kuei  wurde  durch  Lieu-piao  eingeschlossen.  Kuei  bewirthete 
einige  hundert  starke  Männer  mit  Speise  und  Trank  und  schenkte 
einem  jeden  ein  Pfund  Silber,  damit  sie  Piao  binden. 


In  den  alten  Zuständen  der  Tsin  wird  gesagt : 

Zu  den  Zeiten  des  Kaisers  Tsching»  in  dem  ersten  Jahre  des 
Zeitraumes  Hien-khang  (835  n.  Chr.)  machten  die  Inhaber  der  Vor- 
steherämter an  dem  Hofe  eine  Meldung,  worin  sie  sagten ,  dass  der 
Kaiser  den  Obrigkeiten  ursprünglich  Geschenke  von  Silber  verliehen 
und  die  Abtheilung  des  Goldes  geregelt  habe.  Man  habe  gesehen, 
dass  fünfzehn  tausend  Tael  Silber  vollständig  verliehen  wurden. 

In  den  Erklärungen  der  Thaten  der  Sung  heisst  es : 

Wei-Iang,  der  stechende  Vermerker  von  Kuang-tscheu ,  liess 
drei  silberne  Speere  meisseln. 


Das  Buch  der  Tsi  sagt: 

Kaiser  Hing  blieb  immer  bei  Regelung  und  Einschränkung.  Er 
wollte  die  silbernen  Weinkessel ,  welche  ihm  die  grossen  Obrigkeiten 
an  dem  ersten  Tage  des  Jahres  auf  sein  langes  Leben  als  Geschenk 
gereicht  hatten,  einschmelzen  lassen  *).  Der  Befehlende  des  obersten 
Buchfuhrers,  Wang-ngan   und   die   Übrigen   priesen  Alle  die  voll- 


1)  Sfin-hao  war  der  Sohn  des  älteren  Bruders  des  Kaisers  King  Ton  U. 

*)  Der  Zeitraum  Thien-ni  (das  Siegel  des  Himmels)  ist  das  Jahr  276  n.  Chr. 

*)  nies  war  das  dritte  Jahr  des  Kaisers  Ming  ron  Tsi.  In  diesem  Jahre,  dem  dritten 
des  Zeitraumes  Kien-wu  (496  n.  Chr.)  halte  der  KHiser  befohlen,  den  goldenen 
und  silbernen  Schmuck  von  den  Wagen  und  Sinften  su  entfernen. 


Zur  (lesehichte  der  alten  Metade.  I  1 

kommene  Tugend.  Siao-ying-tscheu  sprach :  Unter  den  Yollkommenen 
Ehrenbezeigungen  in  der  Vorhalle  des  Hofes  geht  keine  über  die 
drei  an  dem  ersten  Tage  des  Jahres.  Da  die^s  einzige  Geräth  bereits 
ein  alter  Gegenstand  ist »  lohnt  es  sieh  nicht  der  Muhe ,  es  als  Ver- 
schwendung zu  betrachten. 

Dem  Kaiser  gefiel  dieses  nicht.  Später  bereitete  er  ein  unregel- 
mässiges Fest,  und  die  silbernen  Gefasse  erfüllten  die  Teppiche. 
Ying-tscheu  sprach:  Du,  vordem  ich  unter  den  Stufen  stehe,  wolltest 
vorher  die  Weinkessel  zerstören.  Ich  fürchte ,  dass  sie  angemessener 
Weise  weggeschafft  wurden  und  sich  unter  diesen  Gefassen  befin- 
den. —  Der  Kaiser  war  sehr  beschämt. 


Tao-ki-tschi  von  Liang  war  ein  Eingeborner  von  Ho-Iing  in 
Tan-yang.  Sein  Grossvater  Hin-tsu  war  zu  den  Zeiten  der  Sung 
stechender  Vermerker  von  Kuang-tscheu.  Sein  Vater  King-jin  war  ein 
Grosser  des  Loslassens  der  Mitte  (tschung-san-ta-fu).  Ki-tschl  zeigte 
frühzeitig  Verstand,  und  Min-tsu  liebte  und  bewunderte  ihn  sehr. 
Er  hatte  einst  vier  Umschläge  Silber  reihenweise  hingestellt  und 
seine  Enkel  geheissen,  je  einen  zu  nehmen.  Ki-tschl  war  damals 
vier  Jahre  alt.  Er  war  der  Einzige ,  der  nichts  nahm ,  und  er  sprach : 
Wenn  man  Geschenke  gibt,  soll  der  Oheim  vorangehen.  Weil  man 
sich  nicht  an  die  Ordnung  hält,  sondern  gleich  zu  den  Enkeln  ge- 
langt, desswegen  nehme  ich  nichts.  —  Min-tsu  bewunderte  ihn 
noch  mehr  *). 


Tscheu-wen-yö  rückte  von  Nan-hai  aus  und  gelangte  zu  der 
Bergtreppe  Ta-yü.  Daselbst  traf  er  einen  Wahrsager.  Dieser  wahr- 
sagte ihm  folgendes:  Wenn  du  im  Norden  emporsteigst,  wirst  du  es 
nicht  weiter  bringen,  als  dass  du  ein  Befehlshaber  und  Ältester  wirst. 
Wenn  du  südlich  eintrittst,  wirst  du  ein  Fürst  und  Lehensfürst. 
Ferner  sollst  du  urplötzlich  zweitausend  Tael  Silber  erlangen. 
Wenn  mir  nicht  geglaubt  wird,  soll  dir  dies   zum  Beweise  dienen. 

In  dem  Nachtlager  desselben  Abends  befand  sich  unter  den 
ihm  begegnenden  Reisenden  ein  Kaufmann.  Dieser  wünschte  mit 
Wen-yo  das  Bretspiel  zu  spielen.   Wen-yo  besiegte  ihn  und  gewann 


0   Die  (leKchirhtssehreiher  des  Südens. 


12  pfi 


X  m  H  I  e  r 


zweitausend    Tael    Silber.   Am   Morgen    wurde    er   sofort   zurück- 
geworfen und  trat  in  das  Land  im  Süden  der  Bergtreppe  <). 


Die  in  dem  von  Thsui-hung  verfassten  Frühling  und  Herbst 
der  sechzehn  Reiche  enthaltenen  Verzeichnisse  der  früheren  Tschao 
sagen : 

Tsung*)  führte  den  Kaiser  weg  und  trat  ein.  Im  Verlaufe  des 
Gespräches  sagte  der  Kaiser:  Zur  Zeit  als  du  König  von  Yü-tschang 
warst,  schenktest  du  mir,  dem  Kaiser,  Bogen  von  Palmholz  und 
silberne  Tintensteine.  Erinnerst  du  dich  dessen  einigermassen  noch? 

Jener  antwortete:  Wie  sollte  ich  es  wagen,  diess  zu  vergessen? 
Es  thut  nur  nur  leid,  dass  es  mir  damals  nicht  möglich  war,  recht- 
zeitig das  Drachenantlitz  zu  erkennen. 

Die  in  demselben  Frühling  und  Herbst  enthaltenen  Verzeichnisse 
der  spateren  Tschao  sagen: 

In  der  Halle  Ta-wu*)  besassen  die  Gemächer  silberne  Säulen 
und  goldene  Balken. 


Das  Buch  der  späteren  Wei  sagt: 

Das  Silber  kommt  aus  den  Districten  Schi-hing  und  Yang-san. 
Es  kommt  auch  aus  den  Districten  Kuei-yang  und  Yang-ngan.  Auf 
dem  Berge  Li  gibt  es  Silbererz.  Aus  zwei  Steinen  (Scheffeln)  erhält 
man  sieben  Tael  Silber.  Auf  dem  Berge  Pe-teng  gibt  es  ebenfalls  Sil- 
bererz. Aus  acht  Steinen  (Scheffeln)  erhält  man  sieben  Tael  Silber^). 

Dasselbe  Buch  der  späteren  Wei  sagt : 

Kaiser  Hiao-ming  eröffnete  den  verbotenen  Silberberg  in  Heng- 
tscheu  und  theilte  ihn  mit  den  Menschen. 

Das  Buch  der  späteren  Wei  sagt  ferner: 


1 )  Dhs  Bach  der  Tschin. 

^)  Tsunp  ist  Lieu-tsang,  König  von  Han.   Derselbe  nahm  im  fänften  Jahre  des  Zeit- 

rnnmes  Ynng-ki«  (311  n.  Chr.)   nach    Eroberung    der  Hauptstadt   Lö-yang    den 

Kaiser  Hoai  aus  dem  Hause  der  westlichen  Tsin  fest  und  führte  ihn  nach  Ping-yang 
*)  Die  Halle  Ta-wu  wurde  Ton  SchT-wu,  Kaiser  der  spSteren  Tschao,  im  zweiten  Jahre 

des  Zeitraumes  Kien-wu  (336  n.  Chr.)  erbaut. 
^)  Kaiser  Siuen-wn  aus  dem  Hause  der  spateren  Wei  hatte  in  den  hier  genannten 

Gegenden  Obrigkeiten  des  Silbers  eingesetzt,  welche  sich  mit  dem  AuTsuchen   und 

Schmelzen  des  Silbererzes  befassten. 


Zur  Geschichte  der  alten  Metalle.  1  3 

Zu  den  Zeiten  des  Kaisers  Tai-wu  i) ,  im  zweiten  Jahre  des  Zeit- 
raames  Ho-ping  (460  n.  Chr.)  lautete  eine  höchste  Verkiindung,  dass 
der  Vorsteher  der  Arzneien  der  Mitte  gelbes  Gold  verfertigt  habe, 
das  in  einer  Schüssel  vereinigt  gewesen.  An  dieser  war  die  gestochene 
Arbeit  aus  weissen)  Silber,  die  Blumenverzierungen  aus  dem  Edel- 
steine Mei-kuei. 

Das  Buch  der  Thang  sagt: 

In  dem  Zeiträume  Wu-te  (620  bis  626  n.  Chr.)  vereinigte  Sse- 
schi-nu»  ein  Mensch  der  Kunst  der  Heilmittel,  Gold  und  Silber,  die 
er  zugleich  zu  Stande  gebracht  hatte.  Der  Kaiser  hielt  diess  für 
merkwürdig  und  zeigte  es  den  aufwartenden  Dienern.  Fung-te-I  trat 
vor  und- sprach:  Indem  Geschlechtsalter  der  Han  entschlugen  sich 
die  Männer  der  Heilmittel  sowie  Lieu-ngan  und  die  Übrigen  des 
Lernens,  und  unter  den  Künsten  quälten  sie  sich  bloss  mit  dem 
Gelben  und  Weissen.  Sie  brachten  kein  Gold  und  Silber  zu  Stande, 
es  waren  Essgeräthe,  durch  die  sie  es  dahin  bringen  konnten,  nicht 
zu  sterben. 

Das  Buch  der  Thang  sagt  ferner: 

In  dem  Zeiträume  Tsching-kuan  (627  bis  649  n.  Chr.)  richtete  der 
die  Bücher  ordnende  und  aufwartende  kaiserliche  Vermerker  Kiuen- 
wan-ki  an  den  Kaiser  die  Worte:  In  den  zwei  Landstrichen  Siuen  und 
Jao  sind  in  grosser  Ausdehnung  Silbergruben  vorhanden.  Ihre  Aus- 
beutung wäre  von  äusserstem  Nutzen.  Jedes  Jahr  könnte  man  den 
Werth  von  hundertmal  zehntausend  Schnüren  Kupfergeldes  erhalten. 
Der  Kaiser  sagte  zu  ihm:  Ich,  der  Kaiser,  bin,  was  den  vor- 
nehmen Stand  betrifft,  der  Himmelssohn.  Hierdurch  habe  ich  bei  den 
Dingen  nichts ,  das  wenig  wäre  oder  gebräche.  Es  bedarf  bloss  vor- 
trefflicher Worte,  guter  Thaten,  die  von  Nutzen  für  die  hundert 
Geschlechter  sind.  Wenn  zudem  Reich  und  Haus  als  Antheil  den 
Werth  von  mehreren  hundertmal  zehntausend  Schnüren  Kupfergeldes 
erhielten,  wie  könnte  ich  einen  wandernden  Menschen,  der  Gaben 
besitzt,  erlangen?  Ich  sehe  nicht,  dass  du  dich  damit  befassest,  der 
Weisheit  Platz  zu  machen,  das  Gute  vorwärts  zu  bringen.  Ich  kann 
auch  nicht  erfassen  und  emporheben  das  Ungesetzliche,  aneifern  und 
ehren  Macht  und  Gewalt.  Ich  bedenke ,  dass  hier  nur  die  Rede  von 


<)  Der  hier  80|^leioh  angegebene  Zeitraum  fSIli  jedoch  in  die  Jahre  des  Kaisers  Wen- 
tsching. 


l4  Pfixmaier 

Abgaben»  Nahrung  und  Silhergruben,  dass  man  die  Menge  des 
Ertrages  für  etwas  VortreiTliches  h§lt.  Einst  schleuderte  Tao  die 
Rundtafelii  von  sich  auf  den  Bergen,  er  warf  die  Perlen  weg  in  den 
Thälem.  Desswegen  ward  sein  erhabener  Name,  sein  yortrefilicher 
Ehrenname  durch  tausend  Jahre  gepriesen.  Hoan  und  Ling,  die  zwei 
Kaiser  der  späteren  Han ,  liebten  den  Vortheil  und  verachteten  die 
ausgezeichneten  Männer.  Es  sind  Gebieter,  die  in  den  nahen 
Geschlechtsalter  sich  immerwährend  in  Dunkelheit  befinden.  Willst 
du  sofort,  dass  ich  mit  Hoan  und  Ling  zu  vergleichen  sein  werde? 

An  demselben  Tage  entliess  er  ihn  und  hiess  ihn  in  die  ge- 
reihten Wohnhäuser  zurückkehren. 


Tai-tsung  führte  Tu-yen  weg  und  ernannte  ihn  zu  einem  in  das 
Kriegsheer  Eingereihten  unter  den  Richtern  für  die  Streitkräfte  des 
Versammlungshauses  der  Himmelspeitsche  <).  Die  lernenden  Männer 
des  ofientlichen  Gebäudes  der  Schrift  und  des  Lernens  warteten  ihm 
gewöhnlich  auf  und  lasen  bei  Festen  bilderlose  und  andere  Gedichte. 
Um  diese  Zeit  waren  acht  Männer,  welche  mit  ihm  zugleich  Ämter 
bekleideten.  Yen  pries  diese  als  Oberhäupter  und  beschenkte  sie  mit 
silbernen  Glocken  a). 

In  dem  Zeiträume  Tsching-kuan  (627  bis  649  n.  Chr.)  meldete 
der  Hnng-Iu  an  dem  Hofe ,  dass  der  Mö-li-tschi  von  Kao-li  als  Tribut 
weisses  Metall  geschickt  habe.  Tschü-sui-liang,  der  aufwartende 
Leibwächter  des  gelben  Thores,  trat  vor  und  sprach :  Dt*r  Mo«-li-tschi 
ist  grausam  und  hat  seinen  Gebieter  getödtet,  was  die  neun  östlichen 
Fremdländer  nicht  fassen.  Du»  vor  dem  ich  unter  den  Stufen  stehe, 
hast  darum  die  Streitmacht  aufgeboten  und  stehst  an  der  Spitze 
der  Unternehmung,  damit  du  um  den  Todten  klagest  und  strafest  Du 
rächst  dich  im  Namen  der  Menschen  der  Berge  von  Liao  wegen  der 
Schande,  die  ihr  Gebieter  erlitten.  Wenn  du  den  Tribut  jenes 
Menschen  empfängst,  gegen  was  wird  dann  der  AngriiT  ins  Werk 
gesetzt  werden  ? 

Tai-tsung  nahm  diese  Worte  an  >). 


')  Die  UimmelspeiUche  ist  tonst  auch  der  Name  einet  Sternbildes. 
*)  Das  Buch  der  Than^. 
^)  Das  Buch  der  Thaiiff. 


Zur  Geschichte  der  titeii  Met«Ue.  1  O 

Im  vierzehnten  Jahre  des  Zeitraumes  Yueii-ho  (819  n.Chr.) 
uberreiehte  Wang-tsien,  der  umsehrankende  und  ermessende  Ab- 
gesandle»  dreitausend  Tael  Silber  und  dreitausend  Stuck  gediegene 
feine  Seidenstoffe.  King-tscheu  liegt  ganz  nahe  an  der  Grenze 
der  westliehen  Fremdländer.  Seine  Erde  ist  ohne  Geschlechter  des 
Volkea.  Seine  Kriegsbeere  erwarben  Verleihungen  von  dem  To- 
tschi <),  schon  lange  Zeit.  Wenn  der  Vorgesetzte  sich  keinen  Namen 
erworben  bat»  so  mag  er  nach  oben  die  grossen  Reichtbumer  von  U 
und  Scho  zum  Geschenke  machen,  man  wird  noch  immer  dafür- 
halten« dass  er  sie  von  den  Menschen  ninunt  und  trachtet,  sich  ein- 
kuschmeicheln.  Er  wird  nicht  dem  Tadel  und  den  Vorwürfen  ent- 
kommen. Jetzt  aber  stiehlt  und  zerstückelt  man  das  Eigenthum  des 
Kriegsheeres,  um  den  Tribut  und  die  Geschenke  aufzubringen,  und 
sucht  dadurch  Gnade  und  Woblergehen.  Weil  nämlicb  die  Zeit 
hastig  nach  Nutzen  strebt ,  ist  dies  die  Wirkung  der  Verhältnisse  *). 


In  dem  Zeiträume  Tai-ho  (827  bis  83S  n.  Chr.)  überreichte 
Wang-khi,  der  linke  Gehülfe  des  obersten  Buchführers,  zweihundert 
aus  Silber  verfertigte  Urnen  von  Hu,  die  Edelsteine  sowie  die 
rohen  Rhinoeeroshörner ,  die  Gürtel,  Messer,  Schwerter,  Geräth- 
Schäften,  Stocke  und  andere  Gegenstände  seines  verstorbenen  älteren 
Bruders  Po »). 

Das  Buch  Kuan-tse  sagt: 

Wo  sich  in  der  Hohe  Blei  befindet,  befindet  sich  in  der 
Tiefe  Silber. 

Das  Buch  Lie-tse  sagt: 

Mo ,  Konig  von  Tsheu ,  erfasste  den  die  Menschen  ver- 
wandelnden  Ärmel.  Er  stieg  auf  und  erhob  sich  in  den  Himmel.  Er 
gelangte  zu  dem  die  Menschen  verwandelnden  Palaste.  Dieser  war 
aus  Gold  und  Silber  zusammengefügt  und  mit  Perlen  und  Edel- 
steinen umwunden. 


^)  Der  To-tschi  (der  Ermessende  und  VerUieilendej  wtr  zu  den  Zeiten  der  Thsng 
ein  Angestellter,  der  sii*h  mit  den  Abguben,  Rrseugnissen  und  EKrignissen  be- 
fasste. 

*)  Das  Buch  der  Thang. 

*)  Das  Buch  der  Tliaiig. 


lö  Prizmaier 

Das  Buch  Pao-pö-tse  sagt: 

Das   Silber  steht  nur  dem   Golde   und  den  Edelsteinen  nach. 

Wenn  man  es  als  Arznei  gebraucht,  kann  man  ein  Unsterblicher  der 

Erde  werden. 

In  den  Überlieferungen  von  dem  Himmelssohne  Mo  wird  gesagt: 
Der  Himmelssohn  schenkte  jetzt  den  Menschen  von  Tsao-na  als 

Spielzeug  Hirsche  von  gelbem  Golde  und  silberne  Rehe  <). 

Dieselben  Ueberlieferungen  von  dem  Himmelssohne  Mo  sagen: 
Als  er  die  Zeichnungen  öffnete  und  die  kostbaren  Geräthe  des 

Himmelssohnes  betrachtete,  befand  sich  unter  ihnen  Kerzensilber *). 


Das  Buch  der  Berge  und  Meere  sagt: 

An  der  Nordseite  des  Berges  Nieu-yang  gibt  es  viel  weisses 
Silber  *).  Am  Fusse  des  Berges  Schao-yang  gibt  es  viel  rothes 
Silber*). 

Das  von  Tung-fang-sö  verfasste  Buch  der  göttlichen  Wunder 
sagt: 

In  den  südlichen  Gegenden  liegt  der  Silberberg.  Derselbe  ist 
über  fünfzig  Weglängen  lang  und  über  hundert  Klafter  hoch.  Er 
besteht  ganz  aus  weissem  Silber,  das  nicht  mit  Erde  und  Steinen 
gemischt  ist.  Auf  ihm  wachsen j^^er  Bäume  noch  Pflanzen. 

Die  von  Tung-fang-sö  verfasste  Darlegung  der  zehn  Inseln 
sagt: 

Jenseits  der  östliahen  Gegenden  liegt  der  Berg  Tung-ming.  Da- 
selbst befindet  sich  ein  Palast.  Derselbe  erbebt  sich  mit  Thor- 
warten zur  Rechten  und  Linken.  Seine  Höhe  beträgt  hundert  Schuh. 
Er  ist  aufgeführt  in  fünf  Farben.  An  dem  Thore  befindet  sich  eine 
silberne  Tafel.  Auf  ihr  sind  Eingrabungen  in  grünem  Lasur.  Die 
Inschrift  lautet:  Palast  des  ältesten  Mannes  des  Himmels  und  der 
Erde. 


*)  Es  wird  angegeben,  dass  man  gegenwärtig  unter  der  Erde  Gegenstände  wie 
Schweine  von  weissem  Edelstein  und  goldene  Hunde  findet.  Dieselben  seien 
merkwfirdige  Waaren  gewesen,  die  ehemals  zu  Gescheuken  für  die  fremdlfindi- 
schen  Völkerschaften  bestimmt  wurden. 

')  Silber,  das  ein  reines  Liebt  gleich  einer  Kerze  besitzt. 

')  Weisses  Silber  ist  das  gewöhnliche  Silber. 

^)  Rothes  Silber  ist  das  reinste  Silber. 


Zur  Geschichte  der  ulten  Metalle«  1  f 

In  den  südlichen  Gegenden  liegt  der  Berg  Liü-ming.  Daselbst 
befindet  sich  ein  Palast.  An  dem  Thore  ist  eine  silberne  Tafel,  deren 
Inschrift  lautet:  Palast  des  mittleren  Weibes  des  Himmels  und  der 
Erde. 


In  den  neuen  Worten  von  Hoan-tan  wird  gesagt: 
Tschhing-wei,  ein  Leibwächter  des  Thores  der  bestimmten  Zeit, 
liebte  die  Sache  des  Gelben  und  Weissen.  Er  nahm  ein  Weib  und 
fand  eine  wunderbare  Tochter.  Wei  besass  keine  Kleider.  Das  Weib 
brachte  zwei  Stück  feinen  Seidenstoffes  zur  Stelle.  Später  trat  sie 
vor  den  Mann,  als  dieser  eben  Asche  anfachte  und  Quecksilber  in 
einer  Rohre  verbrannte.  Das  Weib  nahm  jetzt  ein  bei  ihr  befindliches 
Arzneimittel  und  warf  es  hinzu.  Das  Ganze  wurde  auf  der  Stelle  zu 
Silber.  Wei  näherte  sich  und  verlangte  die  Kunst  zu  lernen,  doch 
diese  wurde  ihm  nicht  mitgetheilt.  Er  wurde  wahnsinnig  und  starb. 


Der  Verkehr  des  weissen  Tigers  (pe-hu-thung)  sagt : 

Wenn  derjenige,  der  als  König  herrscht,  den  Geschlechtsnamen 
verändert  und  sich  erhebt,  muss  er  zu  dem  Tai-san  steigen  und  ihm 
das  Bergopfer  bringen.  Was  die  Ursache  betrifft ,  so  hat  diess  den 
Sinn,  dass  er  es  meldet.  Einige  sagen :  Er  bringt  als  Bergopfer  gol- 
dene und  silberne  Schnüre.  Andere  sagen:  Er  bewirft  mit  Steinmör- 
tel, nimmt  goldene  und  silberne  Schnüre  und  versiegelt  es  mit  einer 
Abdrucksmarke. 

Die  Abbildung  des  Entsprechens  der  glücklichen  Vorbedeu- 
tungen sagt: 

W^enn  derjenige,  der  als  König  herrscht,  bei  dem  Feste  nicht 
bis  zur  Trunkenheit  trinkt,  wenn  Strafe  und  Busse  die  Menschen  ge- 
hörig trifft  und  er  nicht  Unrecht  thut,  so  kommen  silberne  Krüge 
zum  Vorschein. 

Die  von  Yuen-schin  verfassten  Abbildungen  der  dreierlei  Ge- 
bräuche sagen: 

Die  Dreifüsse  des  Rindes  fassen  zehn  Nössel.  Der  Himmelssohn 
verziert  sie  mit  gelbem  Golde.  Er  füllt  die  Ritzen  mit  weissem 
Silber. 


Sitzb.  d.  |)hil.-hi9t.  Cl.  LX.  Bd.,  1.  Ueft.  Z 


18  Pfixmaier 

In  den  Verzeichnissen  des  Dunklen  und  Hellen  heisst  es: 

So  oft  Siu-ki  ein  Mädchen  sah,  dessen  Gestalt  und  Züge  sehr 
schön  waren,  löste  er  sogleich  eine  an  seinem  Arme  befindliche  silberne 
Lanze  und  schenkte  sie  ihm. 

Die  Geschichte  der  gereihten  Merkwürdigkeiten  sagt: 

Pao-tse-tu  von  Schang-thang,  der  ehemalige  Hiao-wei  des  Vor- 
gesetzten der  kleinen  Gerichtsbeamten,  war  in  seiner  Jugend  der 
Zugesellte  des  Rechnungsführers.  Er  begegnete  auf  dem  Wege  einem 
Bücherbeflissenen.  Derselbe  ging  allein  ohne  Gefährten.  Plötzlich 
wurde  er  von  Herzschmerzen  befallen.  Tse-tu  stieg  von  dem  Wagen 
und  erfasste  ihn.  Unversehens  war  der  Beflissene  verstorben  und  man 
kannte  nicht  seinen  Geschlechtsnamen  und  Namen.  Derselbe  besass 
eine  Rolle  Schriften  und  zehn  Kuchen  Silber.  Jener  verkaufte  sofort 
einen  Kuchen  Silber  und  besorgte  davon  die  Aufbahrung.  Das  übrige 
Silber  legte  er  ihm  als  Kis<$en  unter  das  Haupt.  Das  einfache  Buch 
legte  er  ihm  auf  den  Bauch.  Dabei  beklagte  er  ihn  und  sprach :  Wenn 
dein  Geist  sich  bewusst  ist,  so  sollst  du  dein  Haus  erfahren  lassen, 
dass  du  dich  hier  befindest.  Jetzt  habe  ich  den  Auftrag  und  Befehl 
enigegengenommen,  und  es  ist  mir  nicht  vergönnt,  mich  lange  aufzu- 
halten. —  Hierauf  nahm  er  Abschied  und  entfernte  sich. 


Der  Frühling  und  Herbst  von  U  und  Yue  sagt : 

Yü  bestieg  den  Berg  Yuen-wei  und  fand  fünf  goldene  Schrift- 
tafeln. Die  Schriftzeichen  bestanden  aus  grünem  Edelstein  und  waren 
mit  weissem  Silber  zusammengeheftet. 

In  den  Denkwürdigkeiten  von  merkwürdigen  Dingen  heisst  es: 

Das  Reich  Kin-Iin  ist  von  Fu-nan  über  zweitausend  Weglängen 
entfernt.  Der  Boden  desselben  bringt  Silber  hervor. 

Der  Garten  des  Wunderbaren  sagt: 

Yung-tse  aus  Hung-nung  hörte  in  der  Erde  ein  Geräusch.  Er 
grub  nach  und  fand  Edelsteine.  Drei  Jahre  später  kam  auf  dem 
Balken  des  Hauses  eine  Schlange  hervor  und  fiel  in  den  Mist.  Sie 
verwandelte  sich  ganz  in  zerstossenes  Silber.  Er  verfertigte  daraus 
Geräthe  und  verkaufte  sie  auf  dem  Markte.  Diejenigen,  welche  sie 
erlangten,  zerschlugen  und  zerstörten  sie  alsbald. 

In  den  Abbildungen  des  Erdspiegels  wird  gesagt: 


Zur  Geacbiobte  der  alteo  MettUe.  1  9 

Die  Luft  des  Silbers  ist  in  der  Nacht  echt  weiss.  Sie  fliesst  und 
xerstreut  sich  auf  der  Erde.  Wenn  man  sie  ausbreitet,  vereinigt  sie 
sieh  unter  der  Hand. 

In  denselben  Abbildungen  des  Erdspiegels  heisst  es: 

Der  Geist  des  Silbers  verwandelt  sich  in  einen  weissen  Hahn. 


In  der  von  Lf-yuen  verfassten  Erklärung  des  Buches  der  Flüsse 
heisst  es: 

Der  Fluss  Tsien  entspringt  auf  dem  Berge  Tsien.  An  den  Quel- 
len des  Flusses  findet  sich  Gold-  und  Silbererz.  Man  wäscht  es,  macht 
Feuer  an  und  bringt  es  mit  ihm  in  Berührung.  Man  bringt  dadurch 
Gold  und  Silber  zu  Stande. 

In  den  Denkwürdigkeiten  des  südlichen  Yue  heisst  es: 

Auf  dem  Berge  Jin,  in  dem  Districte  Sui-tsching  kommt  Silber- 
slind  von  selbst  hervor. 

In  der  von  Jin-yü  verfassten  Geschichte  von  Yl-tscheu  wird 
gesagt : 

Als  Tao-pao  nach  Yl-tscheu  kam ,  war  unter  den  Menschen 
Hungersnoth.  Zwei  Löffel  voll  Reis  kosteten  einen  Tael  Silber. 


Die  Geschichte  der  ersten  Erhebung  vonWang-tschao-tschi  sagt: 
Im  Nordosten  von  Leng-kiün  liegt  der  Berg  Siao- scheu.  Zu 
den  Zeiten  der  Lung,  im  ersten  Jahre  des  Zeitraumes  Yuen-kia 
(424  n.  Chr.)  trat  im  Sommer  langwieriger  Regen  ein.  Der  Berg 
stürzte  vom  Gipfel  bis  zu  dem  Fusse.  An  der  Stelle  des  Einsturzes 
zeigte  sich  ein  heller  Schimmer,  und  es  war,  als  ob  sich  daselbst 
Sterne  befanden.  Als  die  Anwohner  sich  zusammenschaarien  und  es 
betrachteten,  war  es  lauter  Silberkies.  Sie  schmolzen  es  und  ge- 
wannen Silber. 

In  derselben  Geschichte  der  ersten  Erhebung  wird  gesagt: 
Im  Herbst  sind  an  den  Quellen  des  Flusses,  auf  den  Felsen 
des  Berges  zehn  Krüge  in  Reihen  aufgestellt.  Dieselben  sind  mit 
grünen  Schüsseln  bedeckt  und  enthalten  inwendig  lauter  Silber- 
kuchen. Die  Menschen,  welche  mit  ihnen  in  Berührung  kommen, 
dürfen  sie  blos  öffnen  und  betrachten,  sie  dürfen  nichts  nehmen. 
Wenn  sie  etwas  nehmen,  gerathen  sie  ohne  Weiteres  in  Verwirrung 
und  Leid. 

2* 


20  Pf i  xm  ai  er 

Zu  den  Zeiten  der  Tsin,  im  Anfange  des  Zeitraumes  Tai-yuen 
(376  bis  396)  entwendete  ein  Diener  aus  dem  Hause  Lin-khiö*s  drei 
Kuchen.  Er  wurde  von  einer  grossen  Schlange  verwundet  und  starb. 
In  derselben  Nacht  träumte  Lin-khiu,  dass  ein  Gott  zu  ihm 
sprach:  Dein  Sclave  ist  nicht  rechtschaffen.  Er  entwendete  drei 
Silberkuchen  und  hat  bereits  eine  offenkundige  Züchtigung  em- 
pfangen. Es  ist  mein  Wunsch,  dass  du  mir  das  Silber  bereit  haltest. 
—  Als  Khiü  erwachte,  war  der  Sclave  todt,  und  das  Silber  befand 
sich  an  seiner  Seite. 

Ein  gewisser  Siü-tao  sagte,  dass  er  den  Gott  zur  Stelle 
schaffen  könne.  Er  liess  ihn  zu  dem  Opfer  erscheinen.  Als  der  Wein 
eingefüllt  war,  trug  er  den  Abschnitt  eines  Buches  vor.  Indess  man 
die  Trommel  schlug  und  die  Flöte  blies,  ging  man  in  das  Gebirge.  In 
demselben  Augenblicke  erfolgte  ein  Donnerschlag,  und  von  dem 
Himmel  fiel  ein  Stein,  der  die  Bäume  zersplitterte.  Tao  empfand  so- 
fort Bangigkeit  und  entlief. 


Die  Geschichte  von  Siang-tscheu  sagt: 

In  dem  Districte  Khio-kiang  liegt  der  Silberberg.  Auf  dem 
Berge  gibt  es  vielen  farblosen  Nebel. 

Die  Geschichte  von  Kuang-tscheu  sagt: 

Zu  Pu-sse  in  Kuang-tscheu  tauscht  man  Silber  gegen  Zinnober 
aus.  Auf  dem  Berge  Jin  in  dem  Districte  Sui-tsching  gibt  es  Silber- 
gruben und  Silbersand. 

Die  Geschichte  von  Kuei-yang  sagt: 

Auf  dem  Berge  Lin-ho  gibt  es  schwarzes  Silber. 


Gelbes  Silber. 


Sin-kung-I  wurde  stechender  Vermerker  von  Meu-tscheu.  Um 
diese  Zeit  fiel  in  San-tung  langwieriger  Regen.  Alle  Länderstrecken 
von  Tschin-ju  bis  Thsang-hai  wurden  von  Wassernoth  heimgesucht. 
Innerhalb  der  Gränzen  blieb  allein  der  (Berg)  Hundszahn  unbe- 
schädigt. Der  Berg  bringt  gelbes  Silber  hervor.  Man  beutete  es  aus 
und  machte  es  dem  Kaiser  zum  Geschenk.  In  Folge  einer  höchsten 
Verkündung  begab  sich  Liö-sehi,  der  Leibwächter   der   Abtheiiung 


Zar  Geschichte  der  alten  Metalle.  2  1 

der  Flusse,  zu  Kung-I  und   betete.   Er  hörte  in  den  Gruben  den 
Wiederhall  von  Erz,  Stein,  Seide  und  Bambus  <). 


Tai-tsung  schenkte  einst  Fang-yuen-ling  Gürtel  von  gelbem 
Silber.  Er  blickte  auf  ihn  und  sprach:  Vordem  standen  Ju-hoei<) 
und  du  gleichen  Sinnes  als  Stützen  mir,  dem  Kaiser»  zur  Seite. 
Heute  sehe  ich  als  denjenigen,  den  ich  beschenke,  nur  dich  allein. 
—  Dabei  vergoss  er  einen  Strom  von  Thränen »). 

Da  er  gehört  hatte,  dass  gelbes  Silber  häufig  von  Göttern  und 
Geistern  gefürchtet  wird,  befahl  der  Kaiser,  auf  gleiche  Weise 
Gürtel  von  gelbem  Golde  zu  nehmen.  Er  entsandte  Yuen-ling  und 
geleitete  ihn  selbst  zu  dem  Aufenthaltsorte  der  geistigen  Wesen  ^). 


Quecksilber. 


Als  der  Kaiser  des  Anfangs  aus  dem  Hause  Thsin  begraben 
wurde,  bildete  man  aus  Quecksilber  die  hundert  Rinnsäle,  den  Strom, 
den  Fluss  und  das  grosse  Meer.  Es  wurde  durch  Triebwerke  umher- 
geführt. Wenn  der  Umlauf  zu  Ende  war,  begann  er  von  Neuem  *). 


Die  Räuber  aus  dem  Osten  des  Gränzpasses  oiTneteu  das  Grab 
des  Kaisers  des  Anfangs.  Es  befand  sich  in  ihm  Quecksilber*). 

In  dem  Grabe,  in  welchem  Ko-liü  begraben  wurde,  befand  sich 
ein  Teich  von  Quecksilber,  der  sechs  Klafter  breit  war?). 


Fung-kiün-tä,   ein   Eingeborner  von   Lung-si,   gebrauchte    als 
Arznei  geläutertes  Quecksilber.  Er  war  über  hundert  Jahre  alt  und 


0  Das  Buch  der  Sui. 

2)  Ty-ju-hoei,   der  zugleich  mit  Fang-yuen-Iing  die  Stelle  eines  Po-ye  (Vorstehen 

des   Pfeilschiessens)    bekleidete,    war    bereits   im  Tierten  Jahre  des  Zeitraumes 

Tsching-kuan  (630  n.  Chr.)  gestorben. 
*)  Das  Buch  der  Tbang. 
^)   Das  Buch  der  Thang. 
^)   Das  Sse-ki. 

*)  Die  erhabene  Übersicht  (hoang-lan). 
^)   Der  Frühling  und  Herbst  von  IT  und  Yue. 


22  P  f  i  z  m  ■  i  e  r 

ritt  gewöhnlich  auf  einem  grünen  Rinde.  Die  Menschen  des  Zeitalters 
nannten  ihn  den  Tao-sse  des  grünen  Rindes  <). 


Blei. 

In  dem  Buche  der  Schang»  in  dem  Abschnitte  von  dem  Tribute 
Yü's  heisst  es: 

Zwischen  dem  Meere  und  der  Berghohe  <)  liegt  Tsing-tscheiu 
In  den  Thalern  der  Berghöhe  befinden  sich  Seide,  Hanf,  Blei»  Fichten 
und  wunderbare  Steine. 

Das  Sse-kt  sagt: 

Kao-tschan-li,  der  Kaiser  des  Anfangs  aus  dem  Hause  Thsia 
entzog  seinen  Augen  das  Licht  und  liess  ihn  die  Laute  schlagen. 
Tschan-li  legte  Blei  in  die  Laute.  Er  erhob  die  Laute  und  schlug 
damit  nach  dem  Kaiser  des  Anfangs  aus  dem  Hause  Thsin,  ohne 
ihn  zu  treiTen. 

Das  Buch  der  Han  sagt: 

Bei  dem  Könige  Kien  von  Kiang-tu  machte  sich  Pä-tse»  eine 
Bewohnerin  des  Palastes»  eines  Vergehens  schuldig.  Der  Konig 
liess  sie  ohne  Weiteres  mit  einer  bleiernen  Mörserkeule  zerstossen. 
Diejenigen,  welche  das  Mass  nicht  trafen»  liess  er  ohne  Umstände 
peitschen. 

Khiä,  König  von  Kuang-tschuen»  hatte  mehrmals  die  vornehme 
Geliebte  Ying-ngai  zu  sich  berufen  und  mit  ihr  getrunken«  Die 
Königin  Tschao-sin  veileumdete  sie.  Er  liess  ihr  geschmolzenes 
Blei  in  den  Mund  giessen. 

Das  Buch  der  Han  sagt  ferner: 

Es  gab  Leute»  welche  die  Gussformen  der  Kupfermünzen  stahlen 
und  Münzen  aus  Blei  gössen. 

Die  Geschichte  der  Han  von  der  östlichen  Warte  sagt: 

Wenn  Tsao-pao  schlief»  bediente  er  sich  des  Bleies  als 
Kopfkissen. 


<)  Die  Überlieferungen  ron  göttlichen  Unsterblichea. 
*)  Die  Berghöhe  ist  der  Tai-atn. 


Zur  Geschichte  der  nitea  Metalle.  23 

Das  Buch  Fan-tse  sagt: 

Das  Pulver  des  schwarzen  Bleies  verwandelt  sich  und  wird  zu 
gelbem  Mennig.  Der  Mennig  verwandelt  sich  wieder  und  wird  zu 
Wassermehl. 

Das  Buch  Hoai-nan  tse  sagt: 

Aus  Blei  kann  man  keine  Messer  verfertigen. 

Das  Buch  Hoai-nan*tse  sagt  ferner: 

Das  Blei  ist  von  dem  Mennig  nach  Gattung  und  Farbe  ver- 
schieden. Es  sind  aber  in  der  That  mehrere  Fälle  vorgekommen,  dass 
man  daraus  Mennig  bereiten  konnte. 

Das  Buch  Pao-po-tse  sagt: 

Das  unwissende  Volk  glaubt  nicht,  dass  der  gelbe  Mennig  und 
die  Schminke  von  Hu  Dinge  sind,  die  aus  verwandeltem  Blei  ver- 
fertigt werden. 


Die  neuen  Erörterungen  von  Hoan-tse  sagen: 

Ping,  der  Sohn  des  Königs  von  Hoai-nan,  zog  einem  Menschen 
der  Wege  des  Gesetzes  entgegen,  der  Gold  und  Silber  verfertigte. 
Derselbe  sagte  zudem  :  Das  Zeichen  ist  Gold  in  Verbindung  mit 
Fürst.  Das  Blei  ist  also  der  Fiirst  des  Goldes.  Aber  das  Silber  ist 
der  Bruder  des  Goldes. 

In  den  inneren  Überlieferungen  von  dem  Landesherrn  von  Miao 
heisst  es: 

Er  nahm  zehn  Pfund  Blei,  legte  es  in  ein  eisernes  Gefäss  und 
erhitzte  es  stark  bei  heftigem  Feuer.  Nachdem  es  dreimal  aufgewallt, 
warf  er  einen  Candarin  neunmal  umschlagender  Blütheti  in  das 
Blei  und  rührte  es  um.  Es  verwandelte  sich  auf  der  Stelle  in 
gelbes  Gold. 

In  den  Überlieferungen  von  göttlichen  Unsterblichen  wird 
gesagt : 

Yün-kieu  führte  den  Jünglingsnamen  Kung-to.  Einem  Menschen 
widerfuhr  es,  dass  sein  Vater  starb.  Das  Begrähniss  sollte  stattfinden, 
doch  er  war  arm  und  elend.  Als  Kung-tö  zu  ihm  herüber  kam,  er- 
klarte der  elternliebende  Sohn,  dass  er  sehr  leide.  Kuiig-to  sprach 
mit  bekümmerter  Miene:  Wenn  du  einstweilen  nach  mehreren  zehn 
Pfunden  Blei  trachtest,  wirst  du  sie  erlangen?  —  Der  elternliebende 
Sohn  sagte,  dass  er  dieses  wohl  noch  erlangen  könne.  Er  hielt  jetzt 
hundert  Pfund  in  Bereitschaft. 


24  P  f  i  E  m  a  i  e  r 

Als  Kung-to  im  Begriffe  war,  in  das  vor  ihnen  liegende  Gebirge 
EU  treten,  führte  er  daselbst  ein  kleines  Dach  auf.  Unter  demselben 
schmolz  er  das  Blei  in  dem  Feuer  eines  Ofens,  warf  aus  einem 
Rohr,  das  er  in  dem  Gürtel  trug,  einen  ArzneistofT  von  der  Grosse 
einer  sauren  Dattel  in  das  siedende  Blei  und  röhrte  es  um.  Das 
Ganze  verwandelte  sieh  in  gutes  Silber.  Er  gab  es  ihm  und  sagte  zu 
ihm:  In  Betracht,  dass  du  arm  und  hilflos  bist,  gebe  ich  es  dir.  Hute 
dich,  dass  du  nicht  viel  davon  redest. 


Die  Geschichte  der  erzählten  Merkwürdigkeiten  sagt : 

In  Ho-kien  giebt  es  eine  Feste  des  Bleiregens.  Zu  den  Zeiten 

der  Han  regnete  es  daselbst  Blei. 

In  den  Abbildungen  des  Erdspiegels  heisst  es: 

Unter  den   grünen  Stengeln  und  der  rothen  Blüthenfülle  der 

Pflanzen  findet  sich  Blei. 

Die  Geschichte  des  Zeitraumes  Yuen-tschung  sagt: 

Der  Geist  des  Bleies  und  des  Zinnes  ist  eine  alte  Sciavin. 


Zinn. 

In  den  Gebrauchen  der  Tscheu,  bei  den  Obrigkeiten  der  Hia 
heisst  es : 

Der  Landstrich  Yang,  seine  Ertragnisse  sind  Gold  und  Zinn. 

Die  Geschichte  der  Obrigkeiten  und  Künstler  der  Tscheu 
sagt: 

Bei  dem  Giessen  des  Goldes  geht  der  schwarze  und  unreine 
Dunst  des  Goldes  und  des  Zinnes  zu  Ende,  und  der  gelbe  und  weisse 
Dunst  folgt  ihm  zunächst.  Wenn  der  gelbe  und  weisse  Dunst  zu 
Ende  geht,  folgt  ihm  der  grüne  Dunst  zunächst.  Dann  erst  lässt  es 
sich  giessen. 

Das  Sse-ki  sagt: 

Kiang-nan  bringt  saure  Pflaumen,  Hartriegel ,  Ingwer,  Zimmt 
Gold,  Zinn  und  ungelautertes  Blei  hervor. 


Das  Buch  Hoai-nan-tse  sagt: 

Wenn  ein  heller  Spiegel  anfanglich  leuchtet,  so  sieht  man  noch 
nicht  die  eigene  Gestalt  Sobald  man  ihn  mit  ursprünglichem  Zinn 


Zur  Geschichte  der  alten  Metalle.  2S 

glätte!»  mit  härenen  Teppichen  abzieht,  werden  Bart  und  Augen- 
brauen sichtbar. 

Das  Buch  der  Berge  und  Meere  sagt: 

An  dem  Fusse  des  Berges  Lung  gibt  es  yiel  rothes  Zinn.  Auf 
dem  Berge  Tscho  gibt  es  viel  weisses  Zinn. 

Das  Buch  der  Zertrennung  von  Yue  sagt: 

Der  Berg  Tschl-khin  wurde  zersprengt  und  brachte  Zinn  hervor. 

Der  Frühling  und  Herbst  von  U  und  Yue  sagt: 

Yun-tschang,  König  von  Yue,  erkundigte  sich  bei  Ngeu-ye- 
tse.  Derselbe  war  nicht  im  Stande,  aus  Blei  und  Zinn  das  Schwert 
Kan-tv<iiang  zu  giessen. 


Zu  den  Überlieferungen  von  gottlichen  Unsterblichen  wird 
gesagt : 

Yun-kieu  führte  den  Jünglingsnamen  Kung-to.  Derselbe  sah  einst 
einen  Menschen,  der  ursprunglich  an  der  Spitze  der  Söhne  und  jün- 
geren Brüder  des  Seitengeschlechtes  stand.  Dieser  diente  in  der 
Provinz  und  hatte  ein  öffentliches  Geschäft  zu  besorgen.  Da  seine 
Register  und  Bücher  nicht  fertig  waren ,  sollte  er  hundertmal  zehn- 
tausend Stücke  obrigkeitliches  Geld  ersetzen.  Er  verkaufte  seine 
Felder,  sein  Haus,  den  Wagen  und  die  Rinder.  Noch  ehe  er  diess 
alles  weggegeben,  hielt  er  inne.  Er  wurde  aufgegriffen  und  gebunden. 

Kung-to  sprach  mit  einem  für  reich  geltenden  Manne  und  sagte 
zu  ihm:  Du  kannst  mir  hundertmal  zehntausend  Kupfermünzen  borgen. 
Ich  will  damit  einen  Menschen  retten.  Nach  dreissig  Tagen  werde 
ich  dir  es  doppelt  zurückgeben. 

Der  reiche  Mann  war  erfreut  und  schätzte  ihn  hoch.  Er  gab 
Kung-to  sogleich  hundertmal  zehntausend  Kupfermünzen.  Dieser  gab 
sie  demjenigen,  der  das  Geschäft  zu  besorgen  hatte.  Dabei  fragte  er 
ihn:  Kannst  du  hundertzwanzig  Pfund  Zinn  herbeischaffen?  —  Der- 
jenige, der  das  Geschäft  zu  besorgen  hatte,  schaffte  sie  sogleich 
herbei. 

Kung-to  schmolz  das  Zinn  in  einem  dreifüssigen  Kessel,  warf 
wieder  aus  einem  Rohr^  das  er  an  dem  Gürtel  trug,  einen,  einen 
Geviertzoll  messenden  Löffel  voll  Arzneistoff  in  das  siedende  Zinn 
und  rührte  es  um.  Das  Ganze  verwandelte  sich  in  Gold.  Er  wog 
es  sogleich  und  verkaufte  es  den  Menschen.  Er  erhielt  dafür  hundert- 


^ 


26  F  f  i  s  m  a  i  e  r 

mal   zehntausend  Kupfermünzen,   die  er  dem   reichen  Manne  zu- 
rückgab. 

In  der  jüngsten  Zeit,  im  ersten  Jahre  des  Zeitraumes  Kuang-hi 
(306  n.  Chr.),  gelangte  Kung-tö  auf  den  Berg  Tai-ho  in  Nan-yang. 
In  den  Denkwürdigkeiten  von  vielseitigen  Dingen  heisst  es: 
Man  häuft  die  Pflanzen  durch  drei  Jahre  und  verbrennt  sie.  Die 
herabffiessende  Feuchtigkeit  verwandelt  sich  in  Zinn. 


Kupfer. 

Der  Fürst  von  Tsching  erschien  an  dem  Hofe  von  Tsu.  Der 
Fürst  von  Tsu  machte  ihm  ein  Geschenk  von  Kupfer.  Als  er  diess 
gethan,  reute  es  ihn,  und  er  schloss  mit  ihm  einen  Vertrag,  in  welchem 
er  sagte :  Du  wirst  daraus  keine  Angriffswaffen  giessen.  —  Er  goss 
daher  zwei  grosse  Weingefasse  <). 


Thsin  hiess  Siü-fö  sich  auf  das  Meer  begeben.  Dieser  kehrte 
Mirück  und  sprach  die  lügnerischen  Worte :  Ich  sah  in  dem  Meere 
«ijieii  grossen  Gott,  der  sprach:  Die  Götter  deines  Königs  von  Thsin 
werden  wenig  geachtet  Sie  bekommen  zu  sehen,  aber  sie  dürfen 
fticbts  nehmen.  —  Sofort  schloss  er  sich  mir  an,  und  wir  machten 
uns  auf  den  Weg  zu  dem  Berge  Fung-lai.  Ich  sah  die  Feste  der  Pflanzen 
der  Unsterblichen,  den  Palast  und  die  Thorwarte.  Daselbst  war  ein 
Abgesandter  von  der  Farbe  des  Kupfers  und  von  der  Gestalt  des 
JDrachen.  Sein  Glanz  leuchtete  empor  zu  dem  Himmel  <). 


Der  Kaiser  des  Anfangs  aus  dem  Hause  Thsin  las  die  Waffen 
der  Welt  zusammen  und  sammelte  sie  in  Hien-yang.  Er  goss  aus 
dem  Kupfer  zwölf  eherne  Menschen,  von  denen  ein  jeder  tausend 
Zentner  schwer  war.  Er  stellte  sie  in  die  Vorhalle  *). 

Siang-tse  von  Tschao  gab  den  Köchen  den  Auftrag,  mit  kupfer- 
nen SehöpflöSeln  den  König  von  Tai  zu  schlagen  und  ihn  zu  tödten. 
Er  nahm  hierauf  von  dessen  Lande  Besitz  ^). 


0  Die  Oberlltferungen  von  Tto. 
*)  Das  Sae-ki. 
*)  1)18  Sae-ki. 
*)  Dm  Sae-ki. 


Zur  Geschichte  der  alten  MeUlle.  2  T 

Der  Kaiser  gab  Jemandem ,  der  gut  die  Menschen  beobachtete, 
den  Auftrag,  Teng-thung  zu  beobachten.  Der  Ausspruch  lautete,  dieser 
müsse  arm  sein  und  Hunger  leiden.  Der  Kaiser  schenkte  hierauf  Thung 
den  Kupferberg  von  Yen-tao  in  Schö  und  erlaubte  ihm,  Kupfermünzen 
EU  giessen.  Als  Kaiser  King  zur  Nachfolge  gelangte,  meldete  Jemand, 
dass  Thung  Güter  stehle  und  sie  bei  den  Versperrungen  ausführe. 
Die  gegossenen  Kupfermünzen  wurden  sämmtlich  in  Beschlag  genom- 
men, und  ihm  blieb  nicht  eine  Haarnadel,  die  er  aufstecken  konnte. 
Er  fand  Schutz  in  dem  Hause  eines  Menschen ,  wo  er  starb  <). 


In  Lung-men  und  Khie-schl  gibt  es  viel  Kupfer  und  Eisen  >). 


Als  Kaiser  Wu  zur  Nachfolge  gelangte,  hatte  er  eine  Vorliebe 
für  Sachen  der  Gotter  und  Geister.  Li-schao-kiün  stellte  sich  wegen 
eines  das  Alter  zurückwerfenden  Arzneimittels  dem  Kaiser  vor.  Der 
Kaiser  besass  ein  altes  kupfernes  Gefass  und  fragte  desshalb  Schao- 
kiün.  Schao-kiün  sprach:  Dieses  Gefass  war  im  zehnten  Jahre  des 
Fürsten  Hoan  von  Tsi  in  dem  Cypressenschlafgemach  ausgestellt.  — 
Hierauf  untersuchte  man  die  eingegrabene  Schrift.  Es  war  wirklich 
ein  Geföss  des  Fürsten  Hoan  von  Tsi  *). 


Wang-mang  träumte,  dass  die  fünf  kupfernen  Menschen  in  dem 
Palaste  der  langen  Freude  zugleich  sich  erhoben.  Mang  war  diess 
zuwider.  Er  Hess  durch  Hi,  dem  Vorsteher  der  Heilmittel,  die  kupfer- 
nen Menschen  zerstören,  um  ihnen  auf  entsprechende  Weise  zu  ant- 
worten *). 

U  besass  in  der  Provinz  Yü-tschang  den  Kupferberg.  Es  rief 
die  Menschen  des  Volkes  der  Welt,  welche  sich  durch  die  Flucht 
den  Befehlen  entzogen  hatten ,  herbei  und  Hess  sie  unbefugter  Weise 
Kupfermünzen  giessen  &). 


Dass  man  für  das  Stimmrohr,  das  Mass,  das  Gewicht  und  die 
Wagebalken  sich  des  Kupfers  bedient»  hierdurch  hat  man  Gemein- 

1)  Dns  Sse-ki. 

>)   Das  Sse-ki. 

^)   I)m8  Buch  der  Han 

*J   Das  Buch  der  Han. 

^^   Dhs  Buch  der  Hau. 


28  P  f  i  X  in  n  i  •  r 

Schaft  mit  den  geordneten  Gewohnheiten  der  Welt.  Das  Kupfer  ist  ein 
äusserst  lauterer  Gegenstand.  Glühhitze  und  Feuchtigkeit ,  Kälte  und 
Hitze  verändern  nicht  sein  Gefuge.  Wind  und  Regen ,  Sonnenbrand 
und  Thau  verändern  nicht  seine  Gestalt.  Es  ist  vorzugsweise  be- 
ständig, es  hat  Ähnlichkeit  mit  dem  Wandel  des  ausgezeichneten 
Mannes  und  des  Weisheitsfreundes.  Deswegen  bedient  man  sich  des 
Kupfers  9- 


Zu  den  Zeiten  Wang-mang*s»  im  achten  Monate  des  vierten 
Jahres  des  Zeitraumes  Thien-fung  (17  n.  Chr.)  begab  sich  Mang  in 
eigener  Person  in  die  sudliche  Umgebung  und  liess  das  Nossel  der 
Macht  giessen.  Das  Nössel  der  Macht  verfertigte  man  aus  Kupfer  von 
fünferlei  Farbe «). 


In  dem  Reiche  Wu-Iui  gibt  es  Kupfer  <). 


Zu  den  Zeiten  des  Kaisers  Ling  liess  man  durch  Pl-Ian»  den 
Befehlshaber  der  Vorhallen  des  Seitenflügels»  vier  kupferne  Menschen 
giessen  und  stellte  sie  in  einer  Reihe  vor  die  Thorwarte  Yuen-wu  in 
Thsang-lung  *). 

Indem  man  die  Halle  und  Vorhalle  des  Königs  einrichtete,  goss 
man  vier  kupferne  Menschen  und  vier  gelbe  Weingefasse.  Selbst 
Thien-lö*s  6)  und  Frösche  goss  man  je  vier  und  gab  Kupfermünzen 
mit  Inschriften  heraus  *). 


Ma-yuen  verstand  es,  die  berühmten  Pferde  zu  unterscheiden. 
Er  erhielt  in  Kiao-tschi  kupferne  Trommeln  von  Lo-yue.  Er  liess 
aus  ihnen  das  Musterbild  eines  Pferdes  giessen  7). 


I)  Das  Buch  der  Han. 

*)  Das  Bach  der  Han. 

*)  Das  Boch  der  Han. 

^)  Das  von  Hoa-kiao  rerfasste  Boch  der  spfiteren  Han. 

*}  Das  Tbier  Thien-Io  findet  sich  jenseits  der  westlichen  Grenzen.  Dasselbe  ist  einem 

Hirsche  ihnlicb,  hat  einen  langen  Schweif  und  ein  Hörn. 
*)  Das  von  Hoa-kiao  verfasste  Bach  der  sputeten  Han. 
^)  Das  von  Fan-hoa  verfasste  Bach  der  sp&leren  Hau. 


Zur  Geschichte  der  alten  Metalle.  29 

Ma-yuen  eroberte  die  Provinz  Nan-hai.  Er  selbst  Hess  kupferne 
Säulen  giessen.  In  dem  Reiche  Lin-yl  bezeichnete  er  durch  sie  die 
äusserste  südliche  Gränze  von  Han  i). 


Thsui-lie  brachte  Kupfermünzen  als  Geschenk  und  wurde  Vor- 
steher der  Schaaren.  Nach  längerer  Zeit  fühlte  er  sich  nicht  behaglich. 
Er  fragte  bei  Gelegenheit  seinen  Sohn  Kiün ,  indem  er  sprach :  Ich 
befinde  mich  auf  der  Stufe  eines  der  drei  Fürsten.  Wie  verhält  es 
sich  da  bei  den  Berathenden? 

Kiün  sprach:  Du,  o  grosser  Mensch,  hattest  in  deiner  Jugend 
einen  glänzenden  Namen.  Die  Rangstufen ,  welche  du  abwechselnd 
einnahmst,  waren  diejenigen  eines  Reichsministers  und  Statthalters. 
Die  Erörternden  sagten,  dass  du  keiner  der  drei  Fürsten  werden  sollest 
Jetzt  aber  hast  du  die  Stufe  eines  derselben  erstiegen.  Die  Welt  ist 
in  ihrer  Erwartung  getäuscht  worden. 

Lie  sprach:  Warum  ist  dieses  der  Fall? 

KiQn  sprach :  Den  Erörternden  ist  dein  Kupfergeruch  zuwider. 

Lie  gerieth  in  Zorn.  Er  erhob  den  Stock  und  versetzte  seinem 
Sohne  einen  Schlag  *). 

Ki-tse-hiün  entfloh,  und  Niemand  wusste,  wo  er  Halt  gemacht. 
Die  späteren  Menschen  sahen  ihn  wieder  in  dem  östlich  von 
Tschang-ngan  gelegenen  Pa-tsching.  Daselbst  glättete  er  gemein- 
schaftlich mit  einem  Greise  einen  kupfernen  Menschen.  Er  sagte  zu 
dem  Anderen :  Ich  habe  zufallig  gesehen,  wie  man  dieses  nur  goss. 
Es  sind  jetzt  nahezu  fünfhundert  Jahre  *). 


Kaiser  Ming  überführte  die  Weingefasse,  die  Trommelbalken, 
die  Kameele,  die  kupfernen  Menschen  und  die  das  Gottliche  aufnehmen- 
den Schüsseln  von  Tschang-ngan.  Bios  die  kupfernen  Menschen 
konnten  nicht  zur  Stelle  geschafft  werden.  Als  er  sich  in  Pa-tsching 
einrichtete,  Hess  er  ebenfalls  kupferne  Menschen  giessen  und  setzte 
sie  in  Reihen  vor  das  Thor  des  Vorstehers  der  Pferde  *). 


*)   Das  von  Fnn-hoa  rerfasste  Buch  der  spiteren  Han. 
^}  Das  von  Fiin-hoa  ver(asste  Buch  der  spiteren  Han. 
*)   Das  von  Fan-hoa  verfasste  Buch  der  spateren  Han. 
^)   Die  ahgekürzfen  Denkwürdigkeiten  von  Wei. 


30  Pfismaier 

Zur  Zeit  als  Mu,  Konig  von  Nan-yang,  die  Landstriche  Thsin 
und  Yung  beaufsichtigte,  waren  die  Gegenden  innerhalb  des  Gränz- 
passes  von  Hungersnoth  heimgesucht  und  wüst.  Die  hundert  Ge- 
schlechter des  Volkes  verzehrten  sich  gegenseitig  als  Speise.  Hierzu 
kamen  Krankheiten  und  Seuchen,  Rauher  und  Mörder  gingen  ofTent- 
lich  umher.  Mu  war  mit  aller  Anstrengung  nicht  im  Stande,  Ordnung 
zu  schaffen.  Er  Hess  daher  aus  den  kupfernen  Menschen,  aus  den 
Weingeiassen  und  Dreifussen,  die  man  gegossen  hatte,  Kessel  und 
Geräthe  verfertigen  und  tauschte  sie  gegen  Kornfrucht  um.  Die  Be- 
rathenden  hielten  dieas  für  unrecht  ^). 


Schf-U  überführte  die  kupfernen  Pferde  von  Lö-yang.  Ung- 
tschung  neigte  sich  zu  Doppelherzigkeit  in  dem  Reiche  Siang  und 
stellte  sie  vor  das  Thor  Tung-fung  *). 


Zu  den  Zeiten  der  späteren  Wei.  in  den  ersten  Jahren  des  Kai- 
sers Ming,  herieth  sich  Ni-tschu-ying  heimlich  mit  seinem  Neffen 
Schi-Iung  wegen  Absetzung  und  Einsetzung.  Sie  Hessen  jetzt  das 
Bild  (Kaiser)  Hiao-wen*s,  ferner  dasjenige  des  Königs  Hi  von  Hien- 
yang  und  Anderer,  im  Ganzen  von  fQnf  Königssöhnen,  in  Kupfer 
giessen.  Als  die  Bildnisse  vollendet  waren  und  den  Köuigssöhnen 
als  Besitzern  übergeben  werden  sollten,  erschien  blos  Kaiser 
Tschuang  »). 

In  dem  Zeiträume  Khai-yuen  (713  bis  741  n.  Chr.)  grub  man 
in  dem  mit  einem  Wege  versehenen  Tempel  des  Districtes  Hiii- 
tschang  die  Erde  auf  und  fand  alte  kupferne  Weinkrüge.  Ferner 
brachte  man  aus  dem  Versteck  eine  doppelte  Schrifttafel  *).  Die 
Zeichen  der  Tsehuenschrift  besagten :  1-tse  ^). 


<)   Das  Buch  der  Tsin. 

'}  Die  Verzeichnisse  der  spitereo  Tschao  in  dem  von  Thkui-hung  verfnssten  Frühling 

und  Uerhst  der  sechzehn  Reiche. 
^)    Die   Geachichtschreiber  des  Nordens.    Der  n«chherige  Kaiser  Tschuang  aus  dem 

Hause  der  späteren  Wei  war  Yen,  der  Sohn  des  Königs  von  Tschung-Iu. 
^)   Dieselbe  wird  schuang-li  (zwei  Karpfen)  genannt  und  bestand   aus   zwei  Stucken, 

welche  mit  Karpfen  Ähnlichkeit  hatten  und  zusammengebunden  waren. 
^)   Das  Buch  der  Thang. 


k 


Zur  Geschichte  der  alten  Metalle.  31 

Im  zwölften  Jahre  des  Zeitraumes  Khai-yuen  (724  n.  Chr.) 
machte  die  Provinz  Sung-tscheu  neunzehn  alte  dreifussige  Kessel 
Von  Kupfer,  ferner  Weingefasse,  Musiksteine,  Kessel  ohne  Boden <}, 
Töpfe,  Weinkrüge  und  LöfTel,  von  einem  jeden  einige  vier  Stücke* 
zum  Geschenke.  Um  diese  Zeit  hatte  Tsin-je-hieu ,  der  Beruhiger 
von  Sung-tsching ,  bei  Gelegenheit  eines  Breterbaues  diess  erlangt 
und  zu  einem  Geschenk  für  den  Kaiser  bestimmt*). 


In  früherer  Zeit,  in  dem  Zeiträume  Thien-pao  (742  bis  786 
n.  Chr.)  hatten  die  Landstriche  und  Provinzen  aus  Kupfer  den  Kaiser 
Tuen-tsung  gegossen.  Indem  man  seine  Gestalt  nachahmte,  war  die 
Mütze  auf  seinem  Haupte  der  Glanz  eines  Ringes.  Seine  Füsse 
waren  wie  knospende  Wasserlilien  gebildet.  Man  stellte  die  Bild- 
säulen in  einer  Reihe  mit  den  Bildsäulen  des  ehrwürdigen  Buddha 
in  den  Vorhallen  und  Hallen.  Man  nannte  sie  mit  Namen:  die  lauteren 
Gestalten.  Als  die  Provinz  San-tung  fiel»  wurden  sämmtliche  Bild- 
säulen durch  Wang-hung  zerstört,  und  dieselben  waren  nur  noch  in 
Heng-tscheu  vorhanden  <). 


Wen-tsung  stellte  an  seine  Minister  die  Frage:  Wie  lässt 
es  sich  anfangen*  dass  die  Zerstörung  leicht,  das  Kupfergeld 
schwer  ist? 

Der  Minister  Yang-sse-fo  sprach:  Diese  Verhältnisse  bestehen 
schon  lange  Zeit.  Wenn  man  aber  das  Kupfer  verbieten  wollte,  so 
darf  man  die  Gesetze  nicht  hastig  verändern.  Wenn  die  Gesetze 
verändert  werden,  so  muss  diess  sofort  die  Menschen  aufregen. 

Li-kio  sprach:  Ich  bitte  jetzt,  dass  man  Öfen  gebe  und  Kupfer- 
münzen giessen  lasse.  Andere  Gesetze  sind  nicht  möglich.  Früher 
gab  es  Vorschriften  und  Erlässe,  durch  welche  es  in  den  Landstrichen 
und  Versammlungshäusern  verboten  wurde,  aus  Kupfer  Geräthschaften 
zu  verfertigen.  Gegenwärtig  verfertigt  man  Geräthschaften  aus  Kupfer, 
und  man  weiss  nichts,  dass  die  Verbote  im  Wege  ständen.  Wenn 


')  Die  Kessel,  welche  sehr  gross  und  ohne  Boden  waren,  wurden  auf  kleinere  Kessel 

gcitellt. 
<)   Das  Buch  der  Than|f. 
*)   Das  Buch  der  Thang. 


32  Pfismaier 

die  Anordnungen  und  höchsten  Befehle  ein  einziges  Mal  herab- 
gelangten,  war  es  noch  nie  länger  als  ein  Jahr,  dass  die  Landstriche 
und  Districte  sich  nach  ihnen  richteten.  Desswegen  folgen  die  An- 
ordnungen und  Erlässe  einander  reihenweise,  und  es  ist  etwas 
Gewöhnliches,  sie  zu  sehen.  Jetzt  giesst  man  südlich  von  dem  Hoai 
bis  zu  den  Bergtreppen  des  Stromes  mit  Anwendung  von  Blasbälgen 
kupferne  Geräthe.  Man  stellt  sie  in  Reihen  auf  und  verfertigt  eines 
nach  dem  anderen.  In  den  Landstrichen  und  Districten  wird  es  nicht 
Terboten.  Die  Menschen  der  Märkte  und  Brunnen  jagen  nach  dem 
Nutzen  eines  Bohrers  und  Messers.  Nach  vollkommenen  Mustern 
yerfertigen  sie  andere  Geräthe  und  verkaufen  sie.  Indem  sie  sie  ab- 
setzen, lassen  sie  es  nicht  bei  dem  mehrfachen  Betrage  bewenden. 
Diess  hat  die  Bedeutung,  dass  es  bei  Erlässen,  durch  welche  das 
Kupfer  verboten  wird,  gewiss  auf  Strenge  und  Entschiedenheit 
ankommt  ^). 


Auf  dem  Berge  der  fünf  Erdstufen  befindet  sich  das  Kloster  der 
goldenen  Söller.  Daselbst  goss  man  Bänke  aus  Kupfer  und  legte  auf 
ihrem  Obertheile  Gold  ein.  Dieselben  erleuchteten  die  Berge  und 
Thäler.  Man  berechnete  ihren  Werth  auf  zehntausend  hunderttausend 
Myriaden  Kupfermünzen  3). 


Das  Buch  Hoai-nan-tse  sagt : 

Die  Blüthe  des  Kupfers  ist  grün. 

Dasselbe  Buch  Hoai-nan-tse  sagt: 

Aus  Kupfer  kann  man  keine  Armbrüste  verfertigen. 


Das  Buch  Pao-po-tse  sagt: 

Zu  den  Zeiten  von  U  öffnete  man  einen  grossen  Erdhügel  von 
Kuang-Iing.  In  ihm  befanden  sich  mehrere  zehn  aus  Kupfer  ver- 
fertigte Menschen.  Dieselben  waren  fünf  Schuh  hoch. 

Dasselbe  Buch  Pao-pö-tse  sagt : 

In  der  Geschichte  der  goldenen  Tafeln  wird  angegeben,  dass 
man  im  fünften  Monate  des  Jahres,  an  dem  Tage  Ping-tse  fünferlei 

^)  Das  Buch  der  Than^. 
<)  Dat  Buch  der  Than^^. 


Zur  (iesehichte  der  alten  MeUUe.  33 

Steine  schmilzt  und  das  Kupfer  davon  entfernt.  Die  fünferlei  Steine 
sind:  das  männliche  Gelb,  Zinnober,  das  weibliche  Gelb,  Vitriol, 
Grünspan.  Man  schmilzt  sie  und  bereitet  aus  ihnen  ein  Mehl.  Man 
bestreicht  sie  mit  dem  „Teiche  der  goldenen  Blumen**  und  legt  sie 
in  einen  dreifüssigen  Kessel  des  Gottes  des  Tai-yi.  Man  erhitzt  sie 
unten  mit  einem  Feuer  von  dem  Holze  des  Zimmtbaumes.  Wenn  das 
Kupfer  fertig  ist,  schmilzt  man  es  mit  Kupferasche.  Man  nimmt  das 
männliche  Kupfer  und  verfertigt  daraus  männliche  Schwerter.  Man 
nimmt  das  weibliche  Kupfer  und  verfertigt  daraus  weibliche  Schwerter. 
Wenn  man  sich  mit  diesen  umgurtet  und  in  die  Flusse  geht,  so 
wagen  es  Krokodildrachen,  grosse  Fische  und  Flussgötter  nicht, 
heranzutreten. 

Wenn  man  wissen  will ,  ob  das  Kupfer  männlich  oder  weiblich 
ist,  so  muss  man  Knaben  und  Mädchen  gemeinschaftlich  das  Kupfer 
mit  Wasser  bespülen  heissen,  so  lange  es  sich  in  dem  Feuer  befindet 
und  noch  roth  ist.  Das  Kupfer  wird  sich  dann  von  selbst  in  zwei  Stücke 
theilen.  Dasjenige,  das  mit  einem  Vorspruqg  sich  erhebt,  ist  das 
männliche  Kupfer.  Dasjenige,  das  mit  einer  Vertiefung  einföllt,  ist  das 
weibliche  Kupfer. 

Das  Buch  Pao-pö-tse  sagt  ferner: 

In  den  Gebirgen  sieht  man  nächtlich  einen  Menschen  von  Hu. 
Derselbe  ist  der  Geist  des  Kupfers. 


Das  Buch  der  Berge  und  Meere  sagt: 
Auf  den  Bergen  von  Kuen-ngu  gibt  es  viel  rotfaes  Kupfer  <)• 
In  der  Darlegung  der  Zeitalter  der  Kaiser  und  Konige  heisst  es : 
Tsch'heu  Hess  eine  kupferne  Säule  verfertigen.  Er  hiess  Männer 

und  Weiber  nackt  sie  erklettern.  Wenn  sie  sich  verbrannten,  lachte 

Tä-ki. 

In  den  Worten  der  Reiche  sagt  Kuan-tschung : 
Aus  gutem  Kupfer   giesst    man  Hakenlanzen   und   Schwerter. 
Man  versucht  sie  an  Hunden  und  Pferden  3).    Aus  schlechtem  Kupfer 
giesst  man  Hauen  und  Hacken  zum  Ebnen  des  Bodens. 


ij  Diese  Berge  bringen  Kupfer  hervor,  dessen  Farbe  feoerroth  ist.    Man  verschneidet 

damit  Edelsteine  gleichwie  Lehm. 
^)   Wie  angegeben  wird,  an  Hunden  und  Pferden,    welche    keinen  Nutzen  bringen 

können. 

Siuh.  (1.  phil.-liist.  n.  LX.  Rd.,  I.  Hit.  3 


34  P  f  i  z  m  a  i  e  r 

In  den  inneren  Überlieferungen  von  dem  Kaiser  Wu  von  Han 
heisst  es : 

Der  Kaiser  errichtete  göttliche  Dächer  und  Erdstufen.  Er  Hess 
Säulen  aus  Kupfer  verfertigen  und  sie  mit  gelbem  Golde  überziehen. 


Das  Buch  der  göttlichen  Merkwürdigkeiten  sagt: 

Man  trat  in  das  Goldgebirge  und  fand  in  einer  Tiefe  von  vier 
Klaftern  Kupfer  von  Tan-yang  «). 

In  dem  Schreiben  Ku-Fs  wird  gesagt : 

Wenn  die  Niederen  keine  Kupfermünzen  giessen  dürfen»  so 
wird  sich  das  Volk  wieder  mit  Ackerbau  befassen. 


In  den  vermischten  Nachrichten  von  der  Mutterstadt  des  Westens 
wird  gesagt: 

Als  Kao-tsu  zum  ersten  Mal  in  die  Paläste  von  Hien-yang  drang, 
wandelte  er  in  den  Rüstkammern  und  Aufbewahrungsorten  umher 
und  sah  eilf  kupferne  Menschen,  welche  sassen  und  drei  Schuh  hoch 
waren.  Dieselben  waren  auf  einer  Bambusmatte  in  Reihen  aufgestellt. 
Ein  Jeder  hielt  in  den  Händen  eineCither,  eine  Laute,  eine  Schalmei 
oder  eine  Flöte.  Alle  trugen  geblümte  buntfarbige  Kleider  und  hatten 
ein  stattliches  Aussehen  wie  lebende  Menschen.  Unter  der  Bambus- 
matte befanden  sich  kupferne  Röhren,  deren  obere  Mündung  mehrere 
Schuh  hoch  war  und  hinter  der  Bambusmatte  hervorragte.  Eine 
Röhre  war  inwendig  hohl,  eine  andere  Röhre  besass  eine  Schnur  von 
der  Dicke  eines  Fingers.  Wenn  man  einen  Menschen  in  die  Röhre 
blasen,  einen  andern  an  der  Schnur  ziehen  Hess,  so  gaben  dieCithern, 
die  Lauten,  die  Schalmeien  und  die  Flöten  einen  Ton  von  sich,  der 
von  echter  Musik  nicht  verschieden  war. 


Der  Wald  der  Denkwürdigkeiten  von  Yü-hi  sagt : 
In  dem  Zeiträume  Kien-wu  (25  bis  SS  n,  Chr.)  bestimmte  ein 
junger  Mann  aus  der  südlichen  Provinz  zu  einem  Geschenk  für  den 
Kaiser  eine  kupferne  Trommel,  auf  deren  Rücken  sich  eine  Inschrift 


'}  Dieses  Kupfer  hat  Ähnlichkeit  mit  dem  Golde.  In  der  Kunst  der  Vorbilder  heisst 
es:  Das  Kupfer  Ton  Tao  und  Tan  bfiU  man  für  Gold. 


Zar  Geschiebte  del-  alten  Metalle.  3S 

befand.  Endlich  entdeckte  man  zu  den  Zeiten  von  U  in  dem  Wasser 
des  Stromes  eine  Glocke ,  auf  der  sich  über  hundert  Schriftzeichen 
befanden.  Es  war  Niemand »  der  diese  Verstand* 


Die  Denkwürdigkeiten  Von  den  acht  Pi-ovinzen  im  Süden  sagen  i 

In  Tun-nan  gab  es  ehemals  mehrere  zehn  SilberhShlen.  Zu  den 
Zeiten  Lieu-schen  s  pflegte  man  alljährlich  das  Silber  als  Tribut  z  u 
reichen.  Seit  der  Niederlage  und  Auswanderung  Lieu-schen*s  begab 
man  sich  mehrmals  zu  ihnen»  um  Ausbeute  zu  machen.  Das  Silber 
verwandelte  sich  in  Kupfer  und  man  fand  es  nicht  mehr  zum  Ge-* 
brauche  geeignet. 

Die  Worte  des  Zeitalters  sagen : 

Im  achten  Jahre  des  Zeitraumes  YuenAhang  (298  n.  Chr.) 
wuchs  auf  der  Erdstufe  Ling-yun  Kupfer. 


Die  von  Tschang-ying  verfasste  Geschichte  von  Han-^nan  sagt : 

Kaiser  Ngan  sah  einen  kupfernen  Menschen  und  fragte  den  im 
Inneren  aufwartenden  Tscbang-Iing» 

Dieser  antwortete :  Vormals»  zu  den  Zeiten  des  Kaisers  des 
Anfangs  aus  dem  Hause  Thsin  erschienen  zwölf  grosse  Menschen* 
Die  Hohe  ihres  Leibes  betrug  fOnfr  Klafter»  ihre  Schuhe  waren 
sechs  Fuss  lang.  Sie  trugen  die  Kleidung  der  Fremdlander  und 
wurden  in  Lin-tschao  gesehen.  Dieses  war  ein  Zeichen»  dass  der 
Himmel  Thsin  zu  Grunde  richten  werde»  aber  der  Kaiser  des  Anfangs 
freute  sich  mit  Unrecht  und  hielt  es  für  eine  glückliche  Vorbedeutung. 
Er  goss  jetzt  kupferne  Menschen  und  betrachtete  sie  als  die  Bildnisse. 

Der  Kaiser  sprach :  Woher  weiss  man  dieses  ? 

Jener  antwortete:  Ich  habe  gesehen»  dass  die  Überlieferungen 
eine  Stelle  enthalten»  welche  besagt»  dass  sich  auf  der  Brust  dieser 
Menschen  eine  Inschrift  befunden  habe. 


Die  Geschichte  von  Lin-yl  sagt: 

Fan-wen»  König  von  Lin-yl»  goss  Kupfer  und  baute  kupferne 
Dächer  der  Rinder  und  Paläste  zum  Gehen. 

Die  Geschichte  yon  King4scheu  sagt: 

In  dem  Districte  Tschung-ngan»  Provinz  ^Heng^yang»  Hegt  der 
Damm  Khie.  Die  alten  Leute  erzählen  einander»  dass  in  diesem  Damme 

3» 


1 


36  PfiziUMier 

sich  ein  kupferner  Gott  befindet.  Gegenwärtig  hört  man  noch  immer 
zu  Zeiten  den  Ton  des  Kupfers.  Das  Wasser  verändert  sieh  flugs 
und  wird  grün.  Dadurch  sterben  die  Fische. 

Die  Geschichte  des  Berges  Wu-thang  sagt: 

Auf  dem  Berge  befindet  sich  ein  steinernes  Haus.  Dessen 
Wächter  besitzt  einen  kupfernen  Stab,  der  sieben  Schuh  lang  ist. 


Das  Buch  der  Zertrennung  von  Tue  sagt : 
Der  Berg  Tschi-khin  wurde  zersprengt  und  brachte  Zinn  hervor. 
Das  Thal  Jo-ye  vertrocknete  und  brachte  Kupfer  hervor.  Ngeu- 
ye  verfertigte  bei  dieser  Gelegenheit  schlichte  Hakenschwerter. 
Die  Geschichte  von  Yuen-tschung  sagt : 
Der  Geist  des  Kupfers  ist  ein  junger  Sclave. 


Die  Verzeichnisse  der  Denkmäler  und  Merkwürdigkeiten  der 
Bergrücken  sagen : 

Unter  den  Musikwerkzeugen dersüdlichenFremdländerfindetsich 
eine  kupferne  Trommel.  Die  Gestalt  derselben  ist  gleich  der  einer 
HüttentrommeU  jedoch  besitzt  das  eine  Ende  ein  Gesicht.  Das  Gesicht 
der  Trommel  ist  rund  und  ungefähr  einen  Schuh  gross.  Das  Gesicht 
hängt  mit  dem  Leibe  zusammen.  Man  giesst  ihren  Leib  ganz  aus 
Kupfer.  Bings  umher  sind  Insecten,  Fische ,  Blumen  und  Pflanzen 
abgebildet.  Die  Masse  ist  gleichförmig  zwei  Linien  dick.  Wenn  man 
zu  dem  Ofen  gekommen  ist  und  sie  giesst»  verfährt  man  bei  der  Her- 
stellung der  zierlichen  Form  mit  wunderbarer  Geschicklichkeit. 
Wenn  man  sie  schlägt»  ist  ihr  Klang  gewaltig  und  steht  demjenigen 
eines  „tönenden  Wallfisches**  <)  nicht  nach. 

In  den  Jahren  des  Zeitraumes  Tsching-yuen  (785  bis  805  n. 
Chr.)  befanden  sich  unter  den  Musikwerkzeugen,  welche  das  Heich 
Piao  zum  Geschenk  machte,  kupferne  Trommeln  der  Seeschnecken 
des  weissen  Edelsteines*).  Man  wusste  jetzt,  dass  die  Häuser  der 
Anführer  und  Häupter  der  südlichen  Frcmdländer  diese  Trommeln 
besitzen. 


^)  So  beisst  «ine  Art  Trommel. 

*)  See«('ii necke»  de«  weUjen  Edelsteines  helssen  die  wpjs.ien  See.<«chiicekeD. 


Zur  tiesohichte  der  ^liifn  Metalle.  37 

In  dem  Zeiträume  Hien-thung  (860  bis  873  n.  Chr.)  wurde 
Tschang-tschr  von  Yeu-tscheu  eben  im  Range  herabgesetzt  Tao-jin, 
der  stechende  Vermerker  von  Kung-tscbeu»  besserte  die  Stadtmauern 
des  Landstriches  aus  und  deckte  die  Dächer.  Als  man  rings  die  Erde 
aufgrub,  fand  man  eine  kupferne  Trommel.  Er  Hess  sie  fortziehen, 
lud  sie  wieder  in  den  Wagen  und  kehrte  mit  ihr  in  die  Mutterstadt 
zurück.  Als  er  nach  Siang-han  gelangte,  glaubte  er,  dass  diess  ein 
unbrauchbarer  Gegenstand  sei.  Er  liess  sie  sofort  zwischen  den  Ring- 
mauern des  zum  Opfer  für  die  Erde  bestimmten  Altares  von  Yen- 
khing  zurück.  Man  gebrauchte  sie  statt  eines  Holzfisches. 


Eisen. 

Das  Buch  der  Schang  sagt : 

Von  Hoa-yang  bis  zu  dem  schwarzen  Wasser  erstreckt  sich 
der  Landstrich  Liang.  Sein  Tribut  ist  der  Edelstein  Khieu  und 
Eisen. 

In  den  Überlieferungen  von  Tso,  im  dritten  Jahre  des  Fürsten 
Tschao  heisst  es: 

Tschao-yang  von  Tsin  forderte  von  dem  Reiche  Tsin  als  Tribut 
einen  Scheffel  Eisen «).  Er  goss  darauf  die  Dreifösse  der  Strafe  und 
veröffentlichte  das  Strafgesetzbuch  Fan-siuen-tse's  <). 


In  den  Abbildungen  der  überströmenden  Öffnungen  des  Frühlings 
und  Herbstes  heisst  es: 

Wenn  man  in  der  achtfachen  Lenkung  das  Richtige  verfehlt,  so 
entfliegt  das  Eisen. 

Der  mannigfaltige  Thau  des  Frühlings  und  Herbstes  sagt: 

Die  Steine  erhitzen  und  das  Eisen  nehmen ,  ist  nicht  nach  dem 
Wunsche  der  Menschen.  Dasjenige,  wodurch  Glück  und  Unglück 
entstehen,  ist  es  ebenfalls  nicht  nach  dem  Wunsche  der  Menschen? 


1}  Eigentlich  eine  Trommel  Eisen,  was  so  viel  wie  ein  Scheffel.  Jeder  Einwohner 
musste  mit  seiner  Kraft  die  Steine  bearbeiten.  Wenn  er  einen  Scheffel  Eisen  her- 
vorgebracht hatte,  so  genügte  dieses. 

3)  Die  Strafgesetze  waren  in  diese  dreifSssigen  Kessel  eingegraben. 


38  P  f  i  z  m  •  i  e  r 

Das  Sse*ki  sagt: 

Es  wurde  I-tun  gestattet,  in  den  Umgebungen  von  Han-tan  das 
Schmelzen  dös  Eisens  als  ein  Geschäft  zu  betreiben.  Er  stand  mit 
Königen  hinsichtlich  des  Reichthums  gleich. 

Das  Sse-ki  sagt  femer: 

Die  Männer  der  Geschlechter  Tschö  und  Yuen  brachten  ihre 
Reichthümer  durch  das  Schmelzen  des  Eisens  zu  Wege. 

In  den  in  dem  Ruche  der  Hau  enthaltenen  Denkwürdigkeiten 
von  den  fQnf  Grundstoffen  heisst  es: 

Zu  den  Zeiten  des  Kaisers  Wu,  im  zweiten  Jahre  des  Zeit- 
raumes Tsching-ho  (91  y.  Chr.)  gössen  die  för  die  Provinz  Tscho 
angestellten  Obrigkeiten  des  Eisens  Eisen.  Dasselbe  schmolz  und  ent- 
flog. Um  diese  Zeit  war  Lieu*khie-li  der  Statthalter.  Es  war  ein 
Zeichen ,  dass  er  später  sterben  werde. 

Das  Ruch  der  Han  sagt : 

Kao-tsu  theilte  ferner  mit  den  TerdienstvoUen  Dienern  das  Ab- 
schnittsrohr und  verfertigte  mennigrothe  Röcher  des  Seh wures  sowie 
eiserne  Schliessen.  Er  verwahrte  dieses  in  dem  Ahnentempel. 


Tschang-liang  suchte  mit  Hilfe  der  Güter  seines  Hauses  einen 
Gast»  der  den  König  von  Thsin  erstechen  sollte.  Er  fand  einen 
starken  Mann  und  verfertigte  eine  eiserne  Keule ,  die  hundertzwanzig 
Pfund  schwer  war.  Als  der  Kaiser  des  Anfangs  aus  dem  Hause  Thsin 
eintraf  und  in  Lang-scha  umherstreifte »  lauerte  ihm  Liang  mit  dem 
Gaste  auf.  Sie  f&hrten  einen  Schlag  gegen  den  Kaiser  des  Anfangs 
aus  dem  Hause  Thsin  9* 


Zu  den  Zeiten  des  Kaisers  Tsching,  im  zweiten  Jahre  des  Zeit* 
raumes  Ho^ping  (27  v.  Chr.)  gössen  die  für  die  Provinz  Pei  an- 
gestellten Obrigkeiten  des  Eisens  Eisen.  Dasselbe  entflog*). 


Li^tsin  hielt  vor  Wang-ken  eine  Rede,  worin  er  sagte:  Die 
Lenkung,  die  angeregt  wird  von  den  Urstoffen  der  Finsterniss  und 


^)  Das  Buch  der  Han. 
*)  Das  Buch  der  Ha  n. 


Zur  Geschichte  der  alteo  Metalle.  39 

des  Lichtes,  ist  gleichsam  das  Sinken  und  Steigen  des  Eisens  und 
der  Asche.  Man  sieht,  dass  sie  das  Glaubwürdige  bestätigt  <). 


Das  von  Fan-hoa  verfasste  Buch  der  späteren  Han  sagt: 
Die  rothen  Augenbrauen  ergaben  sich.  Siü-siuen  und  die  Übrigen 
sprachen:  Seit  dem  heutigen  Tage»  wo  es  uns  möglich  ward,  uns  zu 
ergeben ,  ist  es  uns ,  als  ob  wir  von  dem  Rachen  des  Tigers  losge- 
kommen und  zu  der  zärtlichen  Mutter  zurückgekehrt  wären. 

Schi-tsu  sprach:  Ihr  seid  bloss  der  Glockenton  m  dem  Eisen, 
die  Tüchtigkeit  in  den  Verdiensten. 


Dasselbe  Buch  der  späteren  Han  sagt: 

Kung-sün-tsan  übersiedelte  und  besetzte  die  Mutterstadt  von  Yl. 
Er  bedachte,  dass  sich  etwas  Ungewöhnliches  ereignen  könne  und 
wohnte  in  der  Mutterstadt  von  Kao.  Er  baute  Thore  aus  Eisen. 


In  den  kurzgefassten  Denkwürdigkeiten  Ton  Wei  heisst  es : 
Die  Reiche  Pien  und  Schin  bringen  Eisen  hervor.  Die  Volks- 
Stämme  von  Hän  und  Wei  ziehen  den  Märkten  nach,  wo  es  ver- 
handelt wird,  und  kaufen  es.  Sie  bedienen  sich  des  Eisens»  wie  man 
in  dem  mittleren  Reiche  sich  der  Kupfermünzen  bedient 


Das  von  Wang-yin  verfasste  Buch  der  Tsin  sagt: 
Schf-pao  führte  den  Jünglingsnamen  Tschung-yung.  Derselbe 
war  anfanglich  ein  Angestellter  des  Districtes  und  kaufte  Eisen  auf 
dem  Markte  von  Nie.  Tschao-yuen-ju  aus  dem  Reiche  Pei,  der 
Älteste  des  Marktes ,  sah  Pao  und  hielt  ihn  für  einen  ungewöhnlichen 
Menschen.  Er  schloss  sofort  mit  ihm  Freundschaft. 


1)  Das  Buch  der  Han.  Die  Denkwurdigkeiteu  der  Hiromelskonde  safen:  Man  hangt 
Erde  und  Asche  auf  und  ersetzt  nur  die  Erde  durch  Eisen.  Vor  der  Ankunft  des 
Sommers  und  Winters  hfingt  man  das  Eisen  und  die  Asche,  jedes  für  sich,  an  eio 
Ende  der  Wagebalken.  Wenn  im  Winter  die  luft  des  Yang  ankommt,  so  steigt  di« 
Asche  nach  oben,  jedoch  das  Eisen  senkt  sich.  Kommt  sie  im  Sommer  an,  so  senkt 
sieh  die  Asche,  jedoch  das  Eisen  steigt  nach  oben. 


40  Pf  i  2  m  Hier 

Der  Frühling  und  Herbst  von  Tsin  sagt: 
In  dem  Lande  Su-schin  fehlt  Sah  und  Eisen. 


Das  Buch  der  Tsin  sagt: 

Fan-yr>  der  Konig  des  Reiches  Lin-yl»  starh.  Nu-wen  wurde 
unrechtmässiger  Weise  eingesetzt.  Wen  sprach:  Der  Anführer  der 
Fremdländer  des  südwestlichen  Districtes  Kiuen  ist  Fan-ya-mu.  — 
Er  hütete  gewöhnlich  die  Rinder  an  einem  von  Bergen  einge- 
schlossenen Flusse  und  fing  zwei  Weissfische.  Diese  verwandelten 
sich  in  Eisen.  Er  verwendete  dasselbe,  indem  er  daraus  Messer  ver- 
ftsrtigen  Hess.  Als  die  Messer  vollendet  waren,  wendete  er  sich  gegen 
eine  grosse  Felswand  und  sprach  die  beschwörenden  Worte:  Die 
Weissfische  haben  sich  verwandelt,  ich  Hess  daraus  ein  Paar  Messer 
giessen.  Wenn  die  Felswand  birst,  so  besitzen  sie  einen  göttlichen 
Geist  —  Er  trat  vor  und  führte  dagegen  einen  Schlag.  Der  Fels 
trennte  sich  sofort  gleich  einem  Ziegel.  Wen  erkannte,  dass  sie 
göttlichen  Geist  besitzen  und  trug  sie  in  dem  Busen. 


Die  in  das  Buch  der  Tsin  aufgenommene  Geschichte  sagt : 
He-liea-pö-po  t)  machte  zum  Geschlechtsnamen  den  Angriff  durch 
das  Eisen«  Er  sprach:  Mögen  die  Söhne  und  Enkel  meines  Stamm- 
hauses hart  und  scharf  sein  wie  das  Eisen  und  im  Stande,  die 
Heoschen  anzugreifen. 


Das  Buch  der  Tsi  sagt: 

Kao-tsu  war  sehr  sparsam  und  haushälterisch.  Wo  sich  an 
den  Gerätbscbaflen,  den  Geländern  und  Gittern  des  rückwärtigen 
Palastes  kupferne  Verzierungen  befanden,  ersetzte  er  überall  das 
Kupfer  durch  Eisen. 


Das  Buch  der  Liang  sagt : 

Khang-hten  baute  den  Damm  des  Berges  Feu.  Er  gedachte,  die 
Wasser  des  Hoai  zu  vereinigen,  das  Versiegte  in  Fluss  zu  bringen 
und  das  Eingerissene  wiederherzustellen.  Die  Menge  des  Volkes  war 
d2trril>er  ungehalten.  Einige  sagten  zu  ihm:  In  dem  Strom  und  dem 


')   pri-j»o  voll  Jfiii  lies«hl«<*bte  He-Iien  nannU>  sicii  (418  n.  Chr.)  Rxiser  v«»n  HIm. 


Zur  GeM'hiohte  der  Hllen  Metalle.  4  I 

Hoai  gibt  es  viele  Krokodildrachen.  Sie  sind  im  Stande,  Wind  und 
Regen  sich  jlu  Nutzen  zu  machen  und  die  Uferdämme  einzureisseil 
und  zu  zerstören.  Sie  haben  von  Natur  Abscheu  vor  dem  Eisen.  — 
Demgemäss  schaute  man  aus  Osten  und  Westen  zweierlei  aus  Eisen 
gegossene  Geräthschaften  herbei.  Die  grossen  waren  Pfannen  und 
dreifössige  Kessel ,  die  kleinen  waren  Rechen  und  Hauen.  Es  waren 
mehrere  tausend  Zehntausende  von  Pfunden.  Man  versenkte  sie  in  der 
Gegend  des  Dammes. 


Das  Buch  der  späteren  Wei  sagt : 

Thsui-ting  wurde  stechender  Vermerker  von  Kaang-tscheu.  Vor- 
her gab  es  in  dem  Inneren  des  Landstriches  wenige  eiserne  Geräthe. 
Man  begehrte  sie  von  anderen  Gränzen.  Ting  reichte  eine  Denk- 
schrift ein  und  bewirkte  die  Wiedereinsetzung  der  Obrigkeiten  des 
Eisens.  In  öffentlichen  und  besonderen  Angelegenheiten  konnte  man 
sich  auf  sie  verlassen. 


Das  Buch  Hoai-nan-tse  sagt: 

In  den  ältesten  Zeiten  gab  es  noch  keine  eisernen  Geräthe, 
Man  schliff  grosse  Muscheln  und  jätete  damit  den  Boden. 

Dasselbe  Buch  Hoai-nan-tse  sagt: 

Aus  Eisen  kann  man  keine  Schiffe  bauen. 

Das  Buch  Hoai-nan-tse  sagt  ferner; 

Der  Fluss  Fung  ist  zehn  Klafter  tief  und  nimmt  keinen  Staub 
auf.  Wenn  man  Eisen  hineinwirft,  ist  die  Gestalt  desselben  in  dem 
Wasser  sichtbar. 

Das  Buch  der  Berge  und  Meere  sagt: 

An  der  Südseite  der  Berge  Ke-kuang  und  Lung-scheu  gibt  es 
viel  Eisen. 

Das  Buch  der  göttlichen  Merkwürdigkeiten  sagt: 

In  den  südlichen  Gegenden  lebt  ein  Thier.  Die  Hörner,  die 
Füsse,  die  Grösse  und  Gestalt  sind  wie  bei  dem  Wasserbüffel.  Seine 
Haut  und  sein  Haar  sind  schwarz  wie  Pech.  Es  verzehrt  Eisen  und 
trinkt  Wasser.  Aus  seinem  Koth  kann  man  Waffen  verfertigen.  Die- 
selben sind  scharf  wie  Stahl.  Es  heisst  mit  Namen  der  Eisenbeisser 
(nie-thie). 


42  P  f  i  2  m  a  i  e  r 

In  der  von  Lu-tschin  yerfassten  Geschichte  der  Tier  Fursteo 
heisst  es : 

Tschang-fang  bat  den  Kaiser,  die  Hauptstadt  an  einen  anderen 
Ort  verlegen  zo  dürfen.  Fünftausend  Reiter  trugen  mit  Eisen  um* 
wundene  lange  Lanzen. 

Der  Wald  der  Worte  sagt : 

Hiü-yuen-tS  trat  aus  der  Hauptstadt  und  besorgte  für  seinen 
jüngeren  Bruder  eine  Heirath.  Der  jüngere  Bruder  war  jung  und 
albern.  Er  fürchtete »  von  den  Menschen  verspottet  zu  werden.  Tuen- 
tö  machte  die  Sache  rückgängig  und  fing  Hasen.  Tschin-tschang 
lachte  und  sprach:  Hiü-yuen-tS  spannt  für  seinen  jüngeren  Bruder 
eine  zehnfache  eiserne  Schutzwehr  der  Schritte  auf. 


Der  Garten  der  Merkwürdigkeiten  sagt: 

Der  König  von  Tsu  jagte  mit  seinen  Dienern  in  dem  Yün-mung. 
Er  Hess  die  vortrefflichen  Hunde  die  listigen  Hasen  verfolgen.  Nach 
drei  Tagen  hatte  er  sie  gefangen.  Ihre  Eingeweide  hatten  Ähnlichkeit 
mit  Eisen.  Die  vortrefBichen  Künstler  sprachen:  Man  kann  daraus 
Schwerter  verfertigen. 


Die  Geschichte  der  zehn  Inseln  sagt: 

Der  fliessende  Sand  liegt  in  den  Ländern  des  westlichen  Meeres. 
Daselbst  gibt  es  viele  Berge  und  Flüsse.  Die  Steinhaufen  sind  Steine 
von  Kuen-ngu,  und  man  verarbeitet  diese  Steine  zu  Eisen.  Man  ver- 
fertigt daraus  Schwerter.  Der  Lichtglanz  derselben  leuchtet  im  Dun- 
keln nach  Art  des  Bergkrystalls.  Man  schneidet  damit  Edelsteine 
gleichwie  man  Lehm  und  Erde  zerschneidet. 


Die  Geschichte  von  Kuang-tschea  sagt: 

In  dem  Districte  Teng-ping  findet  man  Eisenerz. 

In  der  Beschaffenheit  der  rohen  Gegenstande  der  sudlichen 
Gegenden  heisst  es : 

Das  Eisen  stammt  von  der  Insel  Tan-Ian.  Die  nackten  Fremd- 
länder laden  es  auf  starke  Schiffe.  Sie  kommen  nach  Fu-nan  und 
verkaufen  es. 


Zar  Getchiehte  der  alten  Metalle.  43 

Die  Denkwürdigkeiten  des  Reiches  Hoa-yang  sagen  : 
Kung-sün-scho  schaffte  das  Kopfergeid  ab  und  Hess  eiserne 

Münzen  giessen.  Der  Handel  der  Geschlechter  des  Volkes  gerieth 

in's  Stocken. 


Similor. 

Die  weitläufigen  Denkwürdigkeiten  sagen: 

Das  Similor  hat  Ähnlichkeit  mit  dem  Golde«  Es  kommt  auch  mit 
dem  Golde  yermengt  Yor.  Wenn  man  es  schmilzt,  so  trennt 
es  sich. 

In  den  yon  Tschung-hoei  verfassten  Erörterungen  über  Heu  und 
Brennpflanzen  heisst  es: 

Wenn  die  Wicken  zu  wachsen  beginnen»  haben  sie  Ähnlichkeit 
mit  Getreide.  Das  Similor  hat  das  Aussehen  des  Goldes. 


Tscheu-sche  yon  Tsi  sprach  zu  dem  Fa-yfin  der  Schamanen: 
Khung-tse  trank  nicht  yon  dem  Wasser  der  Diebsquelle.  Wie  kommt 
es,  dass  der  Meister  der  Vorschrift  die  Hand  legt  an  das  Simflor  und 
alles  in  den  Ofen  schafft?  —  Jener  antwortete:  Da  Tan-yue  auf 
dem  Haupte  die  Federnfahne  tragen  durfte»  warum  sollte  der 
arme  Meister  des  Weges  nicht  das  Similor  erfassen  dürfen? 


Das  Buch  der  Tsang  sagt: 

Zu  den  Zeiten  Kao-tsung*s»  im  ersten  Jahre  des  Zeitraumes 
Schang-yuen  (674  n.  Chr.)  besagte  eine  höchste  Verkündung,  dass 
die  neun  Classen  sich  in  mattes  Lasurblau  kleiden  und  zugleich 
Gürtel  yon  Similor  tragen  sollen. 

Die  Geschichte  des  Auflesens  des  Hinteriassenen  aus  den 
Jahren  der  Königssöhne  sagt: 

Schi-hu  baute  die  Badeerdstufen  der  yier  Jahreszeiten.  Er  be- 
diente sich  dabei  des  Similors  und  des  Schwerspaths»  um  Hfigel- 
damme  und  Uferbänke  aufzufuhren. 


44  P  r  I  y.  in  a  i  e  r 


Anhang  l 

Von  den  Edelsteinen  im  Allgemeinen. 

Als  Kaiser  Wen  zum  ersten  Male  Yung  besuchte,  erschien  Sin- 
yuen-ping  unter  dem  Vorwande,  nach  der  Luft  sehen  zu  wollen. 
Ping  hiess  Leute  einen  aus  einem  Edelsteine  verfertigten  Becher 
nehmen  und  unter  der  Thorwarte  darreichen.  Ping  sagte  zu  dem 
Kaiser:  Unter  der  Thorwarte  ist  die  Luft  kostbarer  Edelsteine.  — 
Man  fand  wirklich  Leute,  die  einen  aus  einem  Edelsteine  verfertigten 
Becher  darreichten  <). 


Kaiser  Siuen  opferte  der  Erde  in  Ho-tung.  Im  folgenden  Jahre 
versammelten  sich  Paradiesvögel  in  Teu-yö.  An  dem  Orte,  wo  sie 
sich  versammelt  hatten,  fand  man  kostbare  Edelsteine.  Man  führte 
daselbst  den  Palast  der  zehntausendfachen  Langjährigkeit  auf«). 


Wang-mang  begab  sich  in  das  Reich.  Khung-hieu  bewachte  die 
neue  Hauptstadt  und  diente  als  Reichsgehilfe.  Hieu  meldete  sich  und 
stellte  sich  bei  Mang  vor.  Mang  reichte  ihm  seine  Geräthe  aus  Edel- 
steinen und  die  kostbaren  Schwerter.  Hieu  wollte  es  nicht  annehmen. 
Mang  sagte  desshalb:  Ich  sehe,  dass  sich  auf  deinem  Angesicht 
Narben  von  Wunden  befinden.  Durch  vortreffliche  Edelsteine  kannst 
du  sie  vertilgen.  Ich  schenke  dir  blos  den  Juwelenschmuck  an  dem 
Griffe  des  Schwertes.  —  Sofort  löste  er  den  Juwelenschmuck  an 
dem  Griffe  des  Schwertes.  Hieu  weigerte  sich  wieder.  Mang  zer- 
stampfte hierauf  mit  einer  Mörserkeule  den  Juwelenschmuck  zu 
Pulver,  wickelte  dieses  ein  und  reichte  es  Hieu  &). 


Zu   den   Zeiten  des  Kaisers   Hiao-ming  wurde  der  Canal  des 
Pien  vollendet.  Der  Kaiser  reiste  deshalb  nach  Yung-yang  und  zog 


<)  Das  Buch  der  Han. 

«)   Das  Bach  der  Han,  die  Denkwurdigrkeilen  von  dem  Krdopfer  der  Umgebungen. 

')  Das  Buch  der  Han. 


Zor  Geschichte  der  alten  MetMlIe.  45 

nn  dem  Canale  des  gelben  Flusses  umher.  Er  reichte  schöne  Edel- 
steine, reine  Opferthiere  und  ehrte  dadurch  den  Gott  des  Flusses  9» 


Zu  den  Zeiten  des  Kaisers  Hoan  zeigte  sich  unter  dem  Hause 
eines  Angestellten  des  glänzenden  Gehaltes  in  der  Nacht  ein  grüner 
Dunst.  Man  sah  nach  und  fand  einen  Haken  und  einen  Halbring 
beide  aus  einem  Edelsteine  verfertigt.  Der  Haken  war  sieben  Zoll 
drei  Linien  lang»  der  Halbring  mass  fünf  Zoll  vier  Linien.  Ihr  Korper 
war  mit  Grabstichel  werk  versehen«). 


Der  Stab  der  dreierlei  Greise,  der  Menschen  der  fünf  Abwechs- 
lungen •)  ist  ein  mit  Edelsteinen  verzierter  Stab.  Wenn  die 
Menschen  des  Volkes  siebzig  Jahre  alt  sind,  Qbergibt  man  ihnen 
einen  mit  Edelsteinen  verzierten  Stab  ^). 

In  dem  Zeiträume  Hi-ping  (172  bis  177  n.  Chr.)  war  Yuen-fung 
einer  der  dreierlei  Greise.  Der  Kaiser  schenkte  ihm  einen  mit  Edel- 
steinen verzierten  Stab^). 


Zu  den  Zeiten  der  Han  gebrauchte  man  bei  der  Bestattung  der 
Könige  von  Fu-yü  Panzer  aus  Edelsteinen.  Man  hatte  sie  immer 
vorräthig,  indess  man  sie  beistellte.  Als  der  König  der  Provinz  Ynen- 
tsu  starb,  holte  man  sie  ab  und  begrub  ihn  mit  ihnen.  Zur  Zeit  als 
Kung-sün-yuen  seiner  Schuld  überwiesen  und  hingerichtet  wurde  *), 
fand  sich  in  den  Rüstkammern  von  Yuen-thu  noch  immer  ein  Panzer 
aus  Edelsteinen.  Gegenwärtig  finden  sich  in  den  Rüstkammern  von  Fu- 
yü  aus  Edelsteinen  verfertigte  Rundtafeln  und  halbe  Rundtafeln,  die 
das  Eigenthum  mehrerer  Herrscherhäuser  gewesen  und  die  man  von 
einem  Geschlechtsalter  zum  anderen   als   Kostbarkeiten  überliefert 


^)  Das  Buch  der  spateren  Han. 

2)  Das  Buch  der  fortgesetzten  Han. 

3)  Greise,  welche  die  Abwechslungen  der  fünf  Grundstoffe  erfahren  haben. 
^)  Das  Buch  der  fortgesetzten  Han. 

^)  Das  von  Hoa-kiao  verfasste  Buch  der  tpitereo  Han. 

^)  Kung-sün-yuen,   der  sich   zum  Könige  Ton  Yen  aufgeworfen  hatte,   wurde  im 
zweiten  Jahre  des  Zeitraumes  King-thsu  (TiS  n.  Chr.)  enthauptet. 


46  Pfixmaier 

hatte.  Die  alten  Männer  sagen,  dass  dies  Geschenke  der  vorherge« 
gangenen  Herrscherhäuser  seien  <). 


Nach  der  Erhebung  (des  östlichen  Tsin)  übersiedelte  man 
nach  Osten.  Der  alte  Glanz  war  in  yielen  Dingen  unvollständig» 
jedoch  die  Schnüre  der  kaiserlichen  Mütze  waren  mit  Federn  des 
Eisvogels,  mit  Koralien  und  Dingen  wie  vermischte  Perlengattungen 
geschmückt.  Ku-ho  machte  in  dem  Hofe  eine  Eingabe,  worin  er 
sagte :  Die  alte  kaiserliche  Mütze  hatte  zwölf  Schnüre,  für  die  man 
Edelsteine  und  Perlen  verwendete.  Dass  man  jetzt  Dinge  wie  ver- 
mischte Perlengattungen  verwendet,  ist  den  Gebräuchen  zuwider. 
Mag  man  keine  gewöhnlichen  Edelsteine,  so  kann  man  den  weissen 
Edelstein  Siuen  verwenden.  —  Der  Kaiser  erliess  jetzt  zum  ersten 
Male  eine  grosse  beständige  Ordnung  und  änderte  die  Sache  <). 


Yue-scheu,  der  älteste  Vermerker  von  Tschin-nan,  sagte  zu 
Fa,  dem  Könige  von  Nan-hai:  Unlängst  sah  ich  den  Sohn  des 
Königs  von  Pe-hai  >).  Die  Güter  des  Himmels  waren  ansehnlich  und 
und  zierlich,  der  göttliche  Glanz  reichte  hoch  und  weit.  Ich  begann 
zu  erkennen,  dass  die  Verwandtschaften  des  Himmels  vieles  Wunder- 
bare besitzen,  dass  die  Wälder  der  Edelsteine  eine  Kostbarkeit 
sind  *). 

Sin-puan  führte  den  Jünglingsnamen  Hoai-yuen  und  stammte 
aus  Thf-tao  in  Lung-si.  Sein  älterer  Bruder  Kien-kuang  und  sein 
jüngerer  Bruder  Pao-sin  waren  gleich  ihm  ihrer  Begabung  und 
Kenntnisse  willen  berühmt.  In  Thsin-yung  erwähnte  man  sie  mft 
den  Worten:  Drei  Drachen  von  Einem  Thore,  goldene  Freunde, 
Brüder  von  Edelstein  ^). 


^)  Die  Denkwürdigkeiten  von  Wei. 

*)  Da»  Buch  TOD  Tsin. 

')  Ma-yung-te,  der  sich  den  Kaiser  des  sudlichen  Yen  genannt  hatte,  rerlieh  tm 

ersten  Jahre  des  Zeitraumes  I-hi  (405  n.  Chr.)  seinem  Neffen  Tschao  das  Lehen 

eines  Königs  von  Pe-hai. 
^)  Die  in  dem  von  Tschui-hung  verfassten  Frühling  uud  Herbst  der  sechzehn  Heiche 

enthaltenen  Verzeichnisse  des  südlichen  Yen. 
*)  Die  in   demselben  Frühling  und  Herbst  enthaltenen  Verzeichnisse  der  früheren 

Liang. 


Zar  Geschichte  der  alten  Metalle.  47 

Als  Liü-kuang  sich  den  Namen  eines  Königs  beilegte  ^),  schickte 
er  Leute  aus,  damit  sie  in  Yü-tien  sechs  kostbare  Siegel  erhandeln. 
In  sechs  Monaten  waren  die  Edelsteine  angekommen  >). 

Zu  den  Zeiten  des  Kaisers  Wen,  im  zweiten  Jahre  des  Zeit- 
raumes Hi-ping  (S17  n.  Chr.)  fanden  Menschen  des  Volkes  von  der 
Abtheilung  der  Linken  Siegel  und  dreifQssige  Kessel  von  Edel- 
stein »). 

Lieu-tsung^)  übersiedelte  und  richtete  sich  in  Ping-yang  ein. 
Man  fand  in  dem  Flusse  Fen  einen  weissen  Edelstein»  der  Tier 
Zoll  zwei  Linien  hoch  war.  Der  Griff  hatte  die  Gestalt  eines  Drachen. 
Die  Inschrift  lautete:  Wo  man  das  Neue  hat»  bewahrt  man  es&). 


Thsui-ting  wurde  stechender  Vermerker  von  Kuang-tscheu.  In 
dem  Districte  Yi  war  ein  Mensch,  der  das  neunzigste  Lebensjahr 
überschritten  hatte.  Derselbe  kam  in  einer  Bretersänfte  in  die 
Hauptstadt  des  Landstriches.  Er  sagte  aus,  dass  er  in  seiner  Jugend 
einst  die  Stelle  eines  Abgesandten  für  Lin-yi  bekleidet  und  daselbst 
einen  schonen  Edelstein  gefunden  habe.  Dieser  habe  einen  Schuh 
und  vier  Zoll  im  Umfange  gehabt  und  sei  Yon  sehr  hellem  Glanz 
gewesen.  Er  habe  ihn  auf  einer  der  Inseln  des  Meeres  verborgen. 
Jetzt  nach  sechzig  Jahren  freue  es  ihn,  eine  erleuchtete  Lenkung 
«riebt  zu  haben»  und  es  sei  sein  Wunsch,  ihn  als  ein  Geschenk  zu 
bieten. 

Ting  sprach:  Obgleich  ich  dich»  den  Menschen  des  Alterthums, 
lobe  und  dir  beistimme»  bin  ich  doch  nicht  fähig,  Edelsteine  für 
kostbar  zu  halten.  —  Er  schickte  ein  Schiff  nach  der  Gegend  und 
liess  den  Edelstein  abholen»  dessen  Glanz  wirklich  so  beschaffen 
war.  Schliesslich  mochte  er  ihn  nicht  annehmen.  Er  schickte  ihn 
daher  mit  einer  Denkschrift  nach  der  Hauptstadt  •). 


^)  Liü-knang  nannte  sich  im  einnndxwanxigaten  Jahre  des  Z«itrannes  Tai-jmen 
(390  n.  Chr.)  den  Himmelskönig^  ron  Liang. 

^}  Die  Verzeichnisse  der  früheren  Liang. 

')  Das  Buch  der  Yen. 

^)  Lieu-tsung  war  Konig  von  Han,  das  sp5ter  Tschao  genannt  wurde.  Sein  Vor- 
ganger König  Lieu-ynen  hatte  im  ersten  Jahre  des  Zeitraumes  Ho-tschui  (300 
n.  Chr.)  seinen  Wohnsitx  nach  Ping-yang  rerlegt. 

^)  Das  Buch  der  Tschao. 

*)  Das  Buch  der  spateren  Wei. 


48 


P  r  i  /.  III  »  i  e  r 


Li-yü  führte  den  Jünglingsiiamen  Yuen-kai.  Derselbe  bekleidete 
das  Amt  eines  ältesten  Vermerkers  bei  dem  den  Westen  erobernden 
Heerführer  und  war  für  das  Versammlungshaus  des  Statthalters  von 
Fnng-yi  bestimmt.  Nachdem  man  diese  Provinz  aufgelöst,  wohnte  e  r 
in  Tsehang-ngan.  Er  trachtete  begierig  nach  der  von  den  Menschen 
des  Alterthums  gepflegten  Kunst,  Edelsteine  zu  verzehren.  Er  suchte 
jetzt  in  Lan-tien  und  begab  sich  selbst  dorthin,  um  die  Sache  zu 
betreiben.  Er  erlangte  über  hundert  Gegenstände  wie  Ringe,  Rund- 
tafeln und  vermischte  Geräthe,  die  gross  und  klein  von  Gestalt 
waren.  Darunter  befand  sich  einiges,  das  ziemlich  grob  und  schwarz 
war.  Er  füllte  auch  dieses  in  eine  Kiste  und  kehrte  damit  heim.  Als  er 
zu  Hause  ankam  und  es  betrachtete,  hatte  alles  frischen  Glanz  und 
konnte  als  Seltenheit  gelten. 

Er  zerstiess  jetzt  siebzig  Stück  zu  Pulver,  das  er  verzehrte. 
Von  dem  Übrigen  wurde  vieles  zu  Geschenken  verwendet.  Später 
suchten  Yü  und  diejenigen,  welche  davon  gehört  hatten,  Edelsteine 
an  den  früheren  Orten,  es  wurde  aber  nichts  von  ihnen  entdeckt. 
Yuen-hoai,  Fürst  von  Fung-yl,  und  Andere  hatten  die  Edelsteine 
gefunden,  sie  schleifen  und  daraus  Geräthe  und  Gürtelsteine  ver- 
fertigen lassen.  Alles  war  glänzend  und  konnte  als  Kostbarkeit 
gelten. 

Yü  gebrauchte  diese  Arznei  durch  eine  Reihe  von  Jahren.  Man 
sagt,  dass  es  sich  bewährt  habe,  dass  ihm  aber  bei  den  Geschäften 
der  Welt,  im  Schlafen  und  Essen  Verbote  und  Beschränkungen 
fremd  gewesen.  Dazu  kam,  dass  er  den  Wein  liebte  und  seinen  Ver- 
stand beeinträchtigte.  Als  er  zuletzt  ernstlich  erkrankte,  sagte  er 
zu  seiner  Gattin  und  seinen  Kindern :  Ich  habe  die  Freude  an  dem 
Weine  nicht  unterbrochen,  ich  habe  es  bis  zum  Sterben  gebracht.  Dies 
ist  nicht  die  Schuld  des  Arzneimittels.  Übrigens  muss  sich  an  meinem 
Leichnam  Absonderliches  zeigen.  Möget  ihr  mit  der  Einsargung  nicht 
eilen.  M^get  ihr  bewirken,  dass  die  nachfolgenden  Menschen  die 
VortreflQichkeit  des  Arzneimittels  kennen  lernen,  das  ich  verzehrt 
habe. 

Um  diese  Zeit  war  die  mittlere  Decade  des  siebenten  Monats 
des  Jahres,  in  Tschang-ngan  war  es  ungesund  und  heiss.  Der  Leich- 
nam Yü^s  blieb  durch  vier.  Nächte  aufgebahrt,  aber  das  Aussehen 
seines  Leibes  war  unverändert.  Die  Gattin  von  dem  Geschlechte 
Tschang   Hess    ihn   einen   Edelstein   und   eine  Perle   in   den   Mund 


Zur  Geschichte  der  alten  MeUlle.  49 

nehmen.  Der  Mund  war  verschlossen,  und  sie  sagte  bestandig:  Du 
hast  selbst  gesagt,  dass  durch  das  Verzehren  von  Edelsteinen  gutt-* 
liches  Bewusstsein  entsteht.  Warum  nimmst  du  die  Edelsteine  nicht 
in  den  Mund?  —  Er  war  unfähig  zu  reden,  jedoch  die  Zahne 
öffneten  sich.  Sie  reichte  ihm  eine  Perle  und  blies  ihm  dabei  in  den 
Mund.  Es  war  nirgends  unreine  Luft.  Als  man  ihn  in  den  Sarg  hob, 
war  der  Leichnam  fest,  gerade ,  nicht  seitwärts  geneigt  und  nicht 
herabhängend. 

Der  Verstorbene  hatte  einige  Ganting  Edelsteinpulver  hinter- 
lassen. Man  füllte  diess  jetzt  in  einen  Sack  und  legte  es  in  den 
Sarg  0- 


Zur  Zeit  als  Kao-yeu  aufwartender  Leibwächter  der  Bücher 
der  Mitte  war,  fand  ein  Mensch  in  Ling-khieu  ein  aus  einem  Edel- 
steine verfertigtes  Siegel  und  reichte  dasselbe  dem  Kaiser  als  Ge- 
schenk. In  Folge  einer  höchsten  Verkündung  zeigte  man  es  Yeu.  Yeu 
sprach:  Auf  dem  Siegel  befinden  sich  zwei  Wörter  in  Tsch'heu- 
Schrift.  Diese  Inschrift  heisst:  „Man  bewahrt  das  lange  Leben**.  Das 
lange  Leben  ist  der  höchste  Befehl.  Wir  erhalten  den  höchsten  Befehl 
und  wenden  uns  dabei  auch  dorthin,  wohin  wir  berufen  werden  <). 


Mö-pl  besass  Kenntniss  der  Sitten  und  verstand  es,  sich  auf 
seine  Rangstufe  zu  stellen.  Als  Kao-tsu  anfänglich  die  Geschlechter 
und  Seitengeschlechter  festsetzte,  wollte  er  Pi  zu  einem  Gehilfen  der 
Belehrung  der  Söhne  des  Reiches  ernennen.  PI  weigerte  sich  und 
sprach :  Seit  den  früheren  Dienern  sind  diejenigen ,  die  der  Gnade 
theilhaftig  wurden,  fortlaufende  Geschlechtsalter.  Wenn  man  den 
Lebenslauf  der  Genossen  meistert,  erfahren  diese  in  Wirklichkeit 
Schande  und  Demüthigung. 

Kao-tsu  sprach :  Ich,  der  Kaiser  will  die  älteren  Söhne  tüchtig 
schleifen.  Deswegen  demüthige  ich  sie,  und  du  mögest  ihnen  voran- 
gehen. Wenn  ein  weisser  Edelstein  in  den  Koth  geworfen  wird,  wie 
könnte  er  davon  beschmutzt  werden? 


1)   Dm  Buch  der  späteren  Wei. 
3)   Das  Buch  der  spateren  Wei. 

SiUh.  d.  phil.-hist.  Cl.  LX.  Bd..  I.  HH. 


;)0  P  f  i  2  in  a  i  e  r 

PI  sprach :  Da  ich  die  Zeit  des  Glanzes  erlebt  habe,  schäme  ich 
mich,  in  den  Koth  zu  versinken  ()• 


In  dem  Zeiträume  Hiao-tschang  (S2S  bis  527  n.  Chr.)  grub 
man  in  dem  Wohngebäude  des  Königs  von  Kuang-ping  die  Erde  auf 
und  fand  ein  altes  Siegel  aus  Edelstein.  Man  rief  Tsu-ying  und  Li- 
tan-tschi  durch  einen  Befehl  herbei  und  hiess  sie  entscheiden, 
welchem  Zeitalter  der  Gegenstand  angehöre.  Ying  sagte,  dass  dies 
ein  Gegestand  sei,  den  der  König  des  Reiches  Yü-tien  zu  den  Zeiten 
der  Tsin,  in  dem  Zeiträume  Thai-khang  (280  bis  289  n.  Chr.)  dem 
Kaiser  zum  Geschenk  gemacht.  Man  bestrich  die  Schriftzeichen  mit 
Tinte  und  betrachtete  sie.  Es  verhielt  sich  wirklich  wie  Ying 
gesagt.  Die  Zeitgenossen  reihten  es,  indem  sie  es  benannten,  unter 
die  vielseitigen  Gegenstände«). 

Zu  den  Zeiten  des  Kaisers  Wu,  in  dem  Zeiträume  Pao-ting 
{661  bis  66S  n.  Chr.)  erlangte  Hu,  Fürst  von  Tsin,  ein  aus  einem 
Edelsteine  verfertigtes  Nössel.  Er  machte  es  dem  Kaiser  zum  Ge- 
schenk s). 

Als  Yii-kin  die  Provinz  Kiang-Iing  beruhigte,  erlangte  er  einen 
grossen  Edelstein,  der  im  Durchmesser  vier  Schuh,  im  Umfange 
sieben  Schuh  hatte,  und  Gegenstände,  die  nach  den  für  die  Sänften 
und  Handwagen  geltenden  Vorschriften  verfertigt  w^ren.  Er  machte 
es  dem  Kaiser  zum  Geschenk  *). 


Tai-tsung  sagte  einst  zu  Wei-tsching:  Ist  ein  Edelstein  auch 
von  einem  schönen  Stoffe,  wenn  er  zwischen  den  gemeinen 
Steinen  verbleibt  und  keinen  vortrefflichen  Künstler  findet,  der  ihn 
schneidet  und  schleift,  so  ist  er  von  einem  Ziegel  und  Kieselstein 
nicht  verschieden.  Wenn  er  einen  vortrefflichen  Künstler  findet,  ist 
er  sofort  eine  Kostbarkeit  der  zehntausend  Geschlechtsalter.  Ich,  der 
Kaiser,  bin  zwar  von  keinem  schönen  Stoffe ,  aber  ich  werde  durch 


1)  Das  Bnch  der  spiteren  Wei. 

2)  Das  Buch  der  spntereo  Wei. 

«)  Das  l'Uch  der  späteren  Tsfheu. 

^)  Die  (jesttiiiclitschreilter  des  Nordens. 


Zur  GeHchichle  der  alten  Metulle.  O  1 

^tch  bearbeitet  und  gegISttet,  und  ich  heisse  dich  willkommen.  Denn 
du  beschränkst  mich  durch  Menschlichkeit  und  Gerechtigkeit,  du 
Terroehrst  meine  Grösse  durch  die  Wege  des  Gesetzes  und  Tugend, 
du  bewirktest,  dass  ich  durch  Th^ten  es  so  weit  gebracht  habe.  Dir 
ist  es  ebenfalls  gegeben,  ein  vortrefflicher  Kunstler  zu  sein  <). 


Kao^t^ung  brachte  mit  seinem  Hofe  dns  £rdopfejr  und  das 
Bergopfer  für  die  grosse  Berghöhe.  Er  Hess  drei  Schrjnhelte  aus 
Edelstein  verfertigen.  Dieselben  waren  mit  Gold  zus^mmeiigehenet. 
Jede  Tafel  war  einen  Schuh  zwei  Zoll  lang,  einen  Zoll  zwei  Liniefi 
breit  und  drei  Linien  dick.  Die  Schriftzeichen  waren  in  eingelegtes 
Gold  geschnitten.  Man  verfertigte  ferner  eine  Büchse  aus  Edelstein 
und  verwahrte  sie  in  dem  mittleren  Saale.  Die  Scbrifthellte  aus 
Edelstein  und  zwei  goldene  Büchsen  verwahrte  man  in  den  Seiten- 
Sälen.  Jedes  Schriftheft  aus  Edelsteih  mass  einen  Schuh  drei  Zoll* 
Der  hinzugegebene  Deckel  aus  Edelstein  hatte  im  Umfange  fünf 
Zoll.  An  der  Stelle,  wo  die  Schnur  umgewickelt  wurde,  schnitt  mßn 
fünf  Wege  ein.  An  der  Stelle,  wo  das  Siegel  befestigt  werden  sollte, 
machte  man  einen  Einschnitt  von  zwei  Zoll  Tiefe  und  einem  Zoll 
zwei  Linien  im  Umfange.  Man  verfertigte  eine  Schnur  aus  gelb0ra 
Golde  und  umwickelte  d^mit  die  goldenen  Büchsen  und  die  Büchse 
aus  Edelstein  fünfmal.  Man  bereitete  Goldmörtel  und  gebrauchte  ihn 
als  Siegelerde.  Man  verfertigte  ein  Siegel  aus  Edelsten,  das  einen 
Zoll  zwei  Linien  im  Umfange  hatte.  Der  Text  w^r  gleichlautend  und 
enthielt  den  höchsten  Befehl.  Mit  dem  Siegel  siegelte  m^n  die 
Büchse  aus  Edelstein «). 


In  dem  Zeiträume  Thien-pao  (742  bis  786  n.  Chr.)  erschien 
eine  höchste  Verkundung,  welche  lautete:  Indem  man  die  Geister 
durch  den  Edelstein  verehrt,  nimmt  man  dessen  Geist  und  Beinheit. 
Man  macht  zurAussenseite  und  zum  Inneren  Wärme  und  Feuchtigkeit. 
Man  vereint  die  Tugenden  und  bildet  die  Geräthe.  Er  ist  ein  Bild 
des  richtigen  Wortes.  Er  erweckt  Glauben  und  verbreitet  rings  den 
Wohlgeruch.  Besteht  er  in  einer  'Rundtafel,  so  kommen  sie  auf  der 

1)   Da«  Buch  der  Than^. 
')    Das  ßi:ch  der  Thaiig. 


Oi  PfizmHier 

Stelle.  Für  die  sechs  Geräthe,  durch  welchen  man  die  Geister  ver- 
ehrt, und  für  die  dargebrachten  Edelsteine  des  Ahnentempels 
wurden  beständig  die  Edelsteine  gereicht.  Später  bedienten  sich  die 
Inhaber  der  Vorsteherämter  für  diess  alles  des  Edelsteines  Biin.  In 
dieser  Beziehung  heisst  es  in  den  Gebräuchen,  dass  der  Weisheits- 
freund den  Edelstein  hochschätzt,  aber  den  Min  geringschätzt.  Der 
Min  kann  also  nicht  verwendet  werden. 

Ich,  der  Kaiser,  bringe  das  reine  Opfer  auf  den  Altären  der 
Umgebung,  ich  verehre  mit  ernstem  Sinne  den  Ahnentempel,  ich 
emp6ng  eine  noch  neue  Würde  und  schirme  die  Menschen  des 
grossen  Friedens.  Die  Kraft  der  Gotter  ist  somit  vollständig  vor- 
handen, die  vorbereiteten  Gegenstände  werden  dargeboten.  Wie 
konnte  ich  da  den  Edelstein  durch  den  Min  ersetzen  und  bei  den 
Ausgaben  für  den  Dienst  der  Götter  sparen?  Um  wie  viel  mehr 
ist  diess  der  Fall  bei  den  Schätzen  des  Reiches  und  Hauses,  wo 
ich  von  zehntausend  Gegenden  Beistand  erhalte.  Die  Vorbilder  fQr 
das  Opfer  an  der  Thorwarte  sind  gewiss  aufgestellt,  ohne  Schrift  ist 
alles  geordnet.  Wie  könnte  hier  an  dargebrachten  Edelsteinen  für 
Himmel  und  Erde,  för  den  Ahnentempel  ein  Mangel  sein? 

Von  nun  an  bediene  man  sich  für  die  sechs  Geräthe,  durch 
welche  man  die  Geister  verehrt,  für  die  dargebrachten  Edelsteine 
des  Ahnentempels  überall  des  echten  Edelsteines.  Für  die  gewohn- 
lichen Opfer  bediene  man  sich  des  Min  wie  man  sich  des  Edel- 
steines bedient.  Wenn  man  keine  grossen  Stücke  erlangen  kann, 
gebrauche  man  lieber  kleine.  Als  Regel  gilt,  dass  man  den  echten 
Edelstein  nimmt  9- 


In  dem  Zeiträume  Khai-tsching  (836  bis  840  n.  Chr.)  sagte 
Wang-khi  bei  der  Berathung:  Gegenwärtig  werden  in  Reich  und  Haus 
die  Edelsteine,  durch  welche  man  in  den  Umgebungen  den  Himmel 
verehrt,  die  Erde  anruft,  den  Gottern  opfert,  beständig  gebraucht, 
und  man  bewahrt  dabei  die  Wege,  hält  sich  an  das  Alterthum.  Bios 
die  Edelsteine,  durch  welche  man  die  Geister  verehrt,  sind  nicht 
vorhanden.  Wir  bitten,  es  möge  eine  höchste  Verkündung  erlassen 
werden,  durch  welche  den  Inhabern  der  Vorsteherämter  aufgetragen 
würde,    in   Reinheit    schone    Edelsteine   zu   suchen    und   die    neun 


^)  Dm  Buch  der  Thang. 


k. 


Zur  Geschichte  der  Hiteii  .MeUlle.  53 

Gerathe,  wie  griine  Rundtafeln  und  anderes,  anzufertigen.  Wenn 
das  Opfer  zu  Ende  ist,  möge  man  wieder  bereit  halten  und  aufbe- 
wahren. Hinsichtlich  der  übrigen  Edelsteine  des  Leuchtfeuers  bitten 
wir,  dass  man  sich  nach  den  gewohnlichen  Anordnungen  richte  <)• 


Das  Buch  Kuan-tse  sagt: 

Dass  der  Edelstein  hochgeschätzt  wird,  ist  deswegen,  weil  in 
ihm  neun  Tugenden  zum  Vorschein  kommen.  Er  ist  warm,  feucht 
und  glänzend.  Dieses  ist  Menschlichkeit.  Er  ist  durchsichtig  und  mit 
Streifen  versehen.  Dieses  ist  Verstand.  Er  ist  fest  und  nicht  zu- 
sammengeschrumpft. Dieses  ist  Gerechtigkeit.  Er  ist  lauter  und 
nicht  verletzend.  Dieses  ist  der  Wandel.  Er  ist  hell  und  nicht 
schmutzig.  Dieses  ist  Reinheit.  Er  bricht,  aber  er  lässt  sich  nicht 
biegen.  Dieses  ist  Muth.  Seine  Fehler  und  seine  Vorzuge  sind 
sichtbar.  Dieses  ist  Geist.  Die  mannigfachen  Blumen  und  der  helle 
Glanz  stehen  im  Verkehr,  aber  sie  beleidigen  einander  nicht.  Dieses 
ist  Benehmen.  Wenn  man  ihn  sehlägt,  ist  sein  Ton  rein,  ausschliess- 
lich durchdringend,  fern,  einfach  und  nicht  ersterbend.  Dieses  ist 
Verzichtleistung.  Deswegen  schätzen  ihn  die  Gebieter  der  Menschen. 
Sie  bewahren  ihn  auf  und  halten  ihn  für  eine  Kostbarkeit.  Sie  zer- 
theilen  ihn  und  bilden  aus  ihm  Beglaubigungsmarken. 


Das  Buch  Wen-tse  sagt: 

Die  Menschen  von  Tsching  nennen  den  Edelstein,  der  noch 
nicht  geschliffen  ist,  Po  (den  rohen  Edelstein).  Die  Menschen  von 
Tscheu  nennen  die  Ratte,  die  noch  nicht  gedörrt  ist,  Po.  Ein  Mensch 
von  Tscheu  trug  in  dem  Busen  einen  Po  und  fragte  einen  Kaufmann 

_  • 

aus  Tsching:  Willst  du  ihn?  —  Er  nahm  den  Po  hervor  und  zeigte 
ihn.  Es  war  ein  Rattenpo. 


Das  Buch  Fan-tse  sagt : 

Die  Bluthe  des  Edelsteins  kommt  aus  Lan-tien. 


Das  Buch  Lie-tse  sagt: 

König  Mo  unternahm  einen  Eroberungszug  gegen  die  westlichen 
Fremdländer.  Die  westlichen  Fremdländer  machten   ihm   zum   Ge- 


< )  Das  Buch  der  Thatig. 


S4  PflKOBaier 

schenk  Seh  werter  von  Kueii-iigu  und  rothe  Messer,  mit  denen  man 
Edelsteine  zerschnitt,  als  ob  man  Lehm  zerschnitte. 

Dasselbe  Buch  Lie-tse  sagt: 

Unter  den  Menschen  von  Sung  war  Einer,  der  für  seinen 
Landesherrn  Ulmenblätter  aus  Edelstein  verfertigte.  In  drei  Jahren 
hatte  er  sie  vollendet.  Die  Spitzen  und  Speere,  die  Zweige  und 
Blatter,  die  Haare  und  die  Stacheln  mengte  er  mannigfach  als  glanz- 
volle Gegenstände  unter  die  Ulmenblätter  auf  eine  Weise,  dass  man 
es  nicht  unterscheiden  konnte.  Dieser  Mensch  bezog  bald  seiner 
Kunstfertigkeit  willen  die  Einkünfte  des  Reiches  Sung. 


Das  Buch  Yfm-wen-tse  sagt: 

Ein  Landmann  von  Wei  fand  in  der  Wildniss  einen  Edelstein, 
der  einen  Schuh  im  Durchmesser  hatte.  Er  wusste  nicht,  dass  es  ein 
Edelstein  sei  und  sagte  es  seinem  Nachbar.  Der  Nachbar  beleg  ihn 
und  sprach:  Dies  ist  ein  seltsamer  Stein.  Ihn  bei  sieh  behalten,  ist 
von  keinem  Nutzen.  —  Der  Landmann  zweifelte  zwar,  allein  er  nahm 
ihn  und  legte  ihn  unter  den  Schuppen.  In  derselben  Nacht  erhellte 
der  Glanz  des  Edelsteines  das  ganze  innere  Haus,  Das  Haus  gerieth 
in  grosse  Furcht,  und  man  warf  ihn  eilig  in  die  Wildniss.  Der  Nach- 
bar stahl  ihn  und  machte  ihn  dem  Könige  von  Wei  zum  Geschenk. 

Der  König  von  Wei  rief  einen  Edelsteinschleifer,  damit  er  ihn 
besichtige.  Als  der  Edelsteinschleifer  den  Edelstein  erblickte,  ver- 
beugte er  sich  zweimal,  stand  zurückgezogen  und  sprach:  Ich  wage 
es,  dem  grossen  Könige  dazu  Gluck  zu  wünschen,  dass  er  den  kost- 
barsten Gegenstand  der  Welt  erlangt  hat.  Diess  ist  etwas,  das  ich 
noch  nicht  gesehen  habe. 

Der  König  fragte  um  den  Preis.  Der  Edelsteinschleifer  sprach : 
Dieses  hat  keinen  Preis,  der  ihm  entspräche.  Eine  Hauptstadt  mit 
fünffaehen  Mauern  kann  hier  kaum  einmal  in  Betracht  gezogen 
werden.  —  Der  König  verlieh  auf  der  Stelle  dem  Schenker  tausend 
Pfunde  Goldes  und  liess  ihn  für  immer  den  Gehalt  eines  Grossen 
des  Reiches  beziehen. 


Das  Buch  Kuei-kö-tse  sagt: 

Wenn  die  Menschen  von  Tsehing  Edelsteine  wegführen,  laden 
sie  sie  auf  einen  dem  Süden  vorstehenden  Wagen,  um  sieb  nieht  zu 
verirren. 


Zur  Genchiehte  der  RÜen  Metalle.  oS 

Pien-ho»  ein  Mensch  von  Tsu,  fand  einen  ungeschliffenen  Edel- 
stein in  dem  Gebirge  von  Tsu.  Er  reichte  ihn  als  ein  Geschenk  dem 
Konige  Li.  Dieser  hiess  einen  Edelsteinschieifer  ihn  besichtigen 
Der  Edelsteinschieifer  sprach:  Es  ist  ein  gemeiner  Stein.  —  Der 
König  hielt  Ho  für  einen  Uebermüthigen  und  liess  ihm  den  rechten 
Fuss  abhauen.  Als  König  Wu  zur  Nachfolge  gelangte »  reichte  ihn 
Ho  wieder  als  ein  Geschenk.  Man  besichtigte  ihn  nochmals,  und  es 
hiess :  Es  ist  ein  gemeiner  Stein.  Der  König  liess  Ho  den  linken  Fuss 
abhauen.  Als  Konig  Wen  zur  Nachfolge  gelangte,  umfasste  Ho  seinen 
ungeschliffenen  Edelstein  und  klagte  in  dem  Gebirge.  Durch  rolle 
drei  Tage  und  drei  Nächte  weinte  er  ohne  Unterbrechung  Blut.  Der 
König  liess  durch  den  Edelsteinschleifer  den  Stein  schleifen  und 
erlangte  einen  kostbaren  Edelstein.  Derselbe  heisst:  die  Rundtafel 
des  Geschlechtes  Ho  <). 


Tscheu  besass  ein  Bret  aus  Edelstein.  Tsch'heu  hiess  Kiao-ll  es 
begehren.  König  Wen  gab  es  nicht  her.  Fei-tschung  kam  und  be- 
gehrte es.  Der  König  gab  es  jetzt  her.  Es  war  der  Fall,  dass  Kiao-ll 
weise,  jedoch  Fei-tschung  gesetzlos  war.  Dem  Hause  Tscheu  war  es 
zuwider,  dass  weise  Männer  ihre  Absicht  erreichen.  Deswegen  gab  es 
Feitschung  das  Bret.  Dass  König  Wen  den  grossen  Fürsten  an  den 
Ufern  des  Wei  erhöhte,  ist  desswegen,  weil  er  ihn  hoch  schätzte. 
Dass  es  aber  an  Tschung  das  Bret  aus  Edelstein  verabfolgte,  ist  des- 
w^*gen,  weil  er  es  sparte.  Aus  diesem  Grunde  sagt  man:  Wer  seinen 
Lehrmeister  nicht  hochschätzt,  sein  Eigenthum  nicht  spart,  kennt  un- 
möglich die  grossen  Verirrungen  <). 


Der  Fürst  von  Tang-khi  besuchte  den  Lehensfürsten  Tschao 
und  sprach :  Man  besitzt  jetzt  einen  Krug  aus  weissem  Edelstein, 
aber  er  ist  nicht  bei  der  Hand.  Man  besitzt  einen  irdenen  Krug,  und 
er  ist  bei  der  Hand.  Wenn  du,  o  Gebieter,  durstig  bist,  aus  welchem 
wirst  du  trinken? 

Jener  sprach:  Aus  dem  irdenen  Kruge. 


>)    Das  Buch  Han-Ue. 
^)   Das  Buch  HMii-tse. 


Sß  P  f  i  z  m  n  i  e  r 

Der  Fürst  von  Tang-khi  sprach :  Der  Krug  aus  weissem  Edel- 
stein ist  schön.  Doch  dass  du,  o  Gebieter,  nicht  aus  ihm  trinkst,  ist 
es  deswegen,  weil  er  nicht  bei  der  Hand  ist? 

Der  Landesherr  sprach :  Ja. 

Der  Fürst  Ton  Tang-khi  sprach:  Der  Gebieter  der  Menschen 
sein  und  die  Worte  seiner  Diener  yerrathen,  ist  gleichsam  dasselbe, 
als  wenn  der  Krug  aus  Edelstein  nicht  bei  der  Hand  ist 

So  oft  der  Fürst  von  Tang-khi  erschien  und  wieder  ausgetreten 
war,  lag  der  Lehensfurst  Tschao  ganz  gewiss  allein.  Er  fürchtete, 
das  geringste  Wort  könne  seiner  Gattin  und  seinen  Nebenweibern 
verrathen  werden  9- 


Zu  den  Zeiten  yon  U  öffnete  man  einen  grossen  Grabhügel  von 
Kuang-ling.  Die  Krieger  erhoben  in  Gemeinschaft  die  Todten  und 
lehnten  sie  an  die  Mauer.  Ein  Edelstein,  der  einen  Schuh  lang  und 
voB  Gestalt  einem  Kürbisse  ähnlich  war,  glitt  aus  dem  Busen  eines 
Todtea  und  fiel  auf  die  Erde.  Aus  diesem  Edelsteine  konnte  man 
Perlen  verfertigen.  Den  Wein  aus  schwarzem  Reis  und  den  Wein 
aus  Erdulme  verwandelte  er  in  Wasser.  Man  konnte  ihn  auch  brennen 
und  aus  ihm  ein  VLthl  bereiten.  Wenn  man  dieses  ein  Jahr  und 
darüber  als  Arznei  gebrauehte  und  dann  in  das  Wasser  trat,  so 
benetzte  man  sich  nicht.  Wenn  man  in  das  Feuer  trat,  so  verbrannte 
m^o  sich  nicht  •). 

Das  Edelsteii^ett  entsteht  auf  den  Bergen  der  Edelsteine ,  wo  es 
als  flüssiges  Fett  hervorfliesst.  Nach  zehntausend  Jahren  zerrinnt  es 
und  verwandelt  rieh  in  die  Pflanze  der  Unsterblichen.  Es  ist  hell  und 
glänzend  gleich  dem  Krystali.  Wenn  man  es  mit  kernlosen  Pflanzen 
und  Bäumen  vereinigt,  verwandelt  es  sich  augenblicklich  in  Wasser. 
Wenn  man  von  diesem  einen  Ganting  als  Arznei  gebraucht,  so^erlangt 
man  tausend  Jahre.  Wer  das  „ursprüngliche  Echte*'  als  Arznei  ge- 
braucht, dessen  Leben  reicht  nicht  so  weit.  Das  „ursprüngliche 
Echte*"  ist  ein  anderer  Name  des  Edelsteines.  Wenn  man  den  Edel- 
stein als  Arznei  gebraucht ,  muss  man  den  weissen  Edelstein  von  Yü- 


1)  D«»  Buch  Han-tse. 
*)  Das  ßurh  Piio-po-t&e. 


Zur  npschiclile  der  ulten  Metalle^  5  T 

t!en  erlangen.  TschT-sung-tse  erweicfate  den  Edelstein  durch  die 
eigenen  Insekten  und  verwandelte  ihn  in  Wasser,  das  er  als  Arznei 
gebrauchte.  Deswegen  konnte  er  Rauch  und  Nebet  besteigen,  sich 
erheben  und  sich  hernieder  lassen  <). 


■« 

In  den  Überlieferungen  von  dem  Himmelssohne  Mo  heisst  es : 
Der  Himmelssohn  unternahm  einen  Eroberungszug  im  Norden 
und  kehrte  im  Osten  zurück.  Er  zog  längs  dem  schwarzen  Flusse 
und  gelangte  zu  den  Bergen  der  Edelsteine.  Diess  ist  die  Gegend, 
die  von  den  früheren  Königen  das  Versammlungshaus  der  Tafeln 
genannt  wird.  Der  Himmelssohn  nahm  jetzt  dreimal  vier  Breter  aus 
Edelstein,  Geräthe  aus  Edelstein  und  Gegenstande,  die  als  Arznei 
zu  gebrauchen  waren.  Er  lud  hierauf  die  Edelsteine  in  den  Wagen 
und  kehrte  heim. 


Das  Buch  der  Berge  und  Meere  sagt : 

Der  Ki5  sind  zwei  Rdelsteine,  die  mit  einander  vereinigt  sind. 
Der  Mao-tschung  ist  der  Edelstein,  mit  dem  die  Fremdlander  ihre 
Ohren  behängen.  Auf  den  Bergen  von  TsT-ki,  sowie  auf  den  Bergen 
von  Lö-tai  gibt  es  viele  weisse  Edelsteine.  Auf  den  Bergen  von  Yü- 
thse  gibt  es  viele  sechszöllige  Edelsteine  der  Kinder.  Auf  den  Bergen 
von  Thai-tschang  entspringt  der  Fluss  Lö.  In  demselben  gibt  es  viele 
Edelsteine  des  Hornblatts.  Auf  den  Bergen  von  MI  entspringt  der 
rothe  Fluss.  In  demselben  gibt  es  viel  Edelstein  fett.  Die  Quelle  ist 
sprudelndes  heisses  Wasser.  Der  gelbe  Kaiser  verzehrte  jenes.  Das 
Edelsteinfett,  das  hervorkommt,  ist  von  fünferlei  Farbe  und  rein,  von 
fünferlei  Geschmack  und  weithin  duftend.  Es  ist  fest,  gediegen, 
dicht ,  feucht  und  glanzvoll.  Die  fünf  Farben  entfalten  sich  und  ver- 
einen Weichheit  mit  Härte.  Die  Geister  des  Himmels  und  der  Erde 
verzehren  und  bieten  es  als  Speise.  Die  Weisheitsfreunde  gebrauchen 
es  als  Arznei  und  schützen  sich  dadurch  gegen  nnglückbringende 
Dinge.  Auf  den  Bergen  von  Lung-scheu  entspringt  der  Fluss  Jö.  In 
demselben  gibt  es  viele  schöne  Edelsteine.  Auf  den  Bergen  von 
Fang-kao  entspringt  der  Fluss  Ming.  In  demselben  gibt  es  viele  gras- 
grüne Edelsteine.  Der  Erdhügel  Fing  liegt  im  Osten  der  drei  Maul- 
beerbäume. Daselbst  gibt  es  zurückgelassene  Edelsteine. 


*)     l»«s   Blicll    Pj*o-|io-fsi». 


OO  Pfizinnier 

In  den  Dariegungen  der  Geschleehtsaltcr  der  Kaiser  und  Könige 
heisst  es:  , 

Wu,  Konig  von  Tseheu,  richtete  den  Angriff  j»egen  Yin  und 
wurde  der  Himmelssohn.  Er  bestieg  die  Erdstnfe  und  sah  die  Edel- 
steine. Der  König  fragte:  Wessen  Edelsteine  sind  dies?  —  Jemand 
sagte:  Es  sind  Edelsteine  der  Lehensfursten.  —  Der  König  nahm  sie 
nicht  und  gab  sie  zurück.  In  der  Welt  horte  man  dieses  und  sagte: 
Der  Konig  ist  enthaltsam  in  Bezug  auf  Gflter. 

In  dem  Alterthumlichen  aus  dem  Leben  des  Kaisers  Wu  von 
Han  wird  gesagt : 

Der  Kaiser  erbaute  ein  gottliches  Haus  und  pflanzte  an  der 
Vorderseite  des  Vorhofes  Edelsteinbäume.  Aus  Korallen  bildete  man 
die  Zweige,  aus  Lasurstein  die  Blätter.  Blüthen  und  Früchte  grün 
und  roth  waren  aus  Perlen  und  Edelsteinen  gebildet.  Da  mau  deren 
Inneres  wie  bei  kleinen  Glocken  ausgehöhlt  hatte,  gaben  sie  einen 
klingelnden  Ton  von  sich. 


In  dea  inneren  Überlieferungen  von  dem  Kaiser  Wu  von  Han 
wird  gesagt: 

Die  Provinz  Tschang-tscbeu  heisst  auch  Tsing-khieu  (der  grüne 
Erdhngel).  Die  Pflanze  der  Unsterblichen,  göttliche  Arznei,  süsser 
Saft,  Edelsteinblüthe,  alles  diess  ist  in  ihr  vorhanden. 

In  den  alten  Sitten  von  Han  heisst  es: 

Bei  dem  Opfer  für  den  Himmel  bedient  man  sich  der  Bänke 
von  Edelstein. 

Die  Erörterungen  über  Salz  und  Eisen  sagen: 

In  dem  südlichen  Yue  besteckt  man  Thore  und  Thüren  mit 
Pfauenfedern.  Zur  Seite  des  Berges  Kuen  wirft  man  Edelsteine  nach 
grossen  Vögeln  und  Älstern. 


Die  neuen  Erörterungen  von  Hoan-tan  sagen : 

Ki-yeu-ping  von  Lo-yang  besass  einen  kleinen  Umschlag  aus 
Edelstein.  Sse-tse-pe,  der  Einfuhrende  für  die  Schutzwache,  war 
ein  grosser  Freund  der  Gerathe  aus  Edelstein.  Er  hiess  mich  dafür 
dreissigtausend  Kupferstücke  als  Ersatz  geben  und  wollte  es  kaufen 
Yeu-pin  sprach:  Ich  vertausche  ihn  an  einen  Altosten  der  Freund. 


Zur  Gescliioiite  der  alten  MeUfl«.  o{f 

der  Geschäfte.  Ich  habe  bereits  hunderttausend  entliehen »  es  ist  mir 
um  dreissigtausend  Kupferstücke  nicht  feil.  —  Ich  erschrack  und 
sagte:  Wenn  ich  diess  auf  dem  Wege  sähe,  würde  ich  es  um  lausend 
Kupl'erstücke  ebenfalls  nicht  einhandeln.  Dess wegen  ist  ein  sehr 
grosser  Unterschied  zwischen  Wissen  und  Nichtwissen. 


Die  Erörterungen  über  die  richtigen  Abtheilungen  von  Wang- 
yl  sagen: 

Jemand  fragte  nach  der  Abschuittsmarke  aus  Edelstein.  Die  Am 
wort  lautete:  Roth  wie  der  Kamm  des  Hahnes,  gelb  wie  gedunstete 
Kastanien,  weiss  wie  geronnenes  Fett,   schwarz  wie  echtes   Pech» 
dioss  ist  die  Abschnittsmarke  aus  Edelstein. 

Die  Erörterungen  über  das  regelrechte  Zeitalter  «agen: 

Was  an  dem  weissen  Edelstein  wie  Zähne  aussieht»  nur  Li-liü  *) 
kann  es  erforschen. 

Das  von  Yiug-schao  verfasste   Vorgehen   der  Obrigkeiten  von 
Han  sagt: 

Auf  den  Altären  des  Opfers  der  Erde  hat  man  Schildkröten  aus 
Edelstein. 


Die  von  Ko-tse-hung  verfasste  Geschichte  des  Dunklen  sagt: 
In  dem  ersten  Jahre  des  Zeitraumes  Yuen-ting  (116  y.  Chr.) 
erbaute  man  den  die  Geister  herbeirufenden  Söller.  Ein  göttliches 
Mädchen  Hess  eine  Haarnadel  aus  Edelstein  zurück,  die  man  dem 
Kaiser  gab.  Der  Kaiser  schenkte  sie  der  Tsie-yö«)  von  dem  Ge- 
schlecbte  Tschao.  Zu  den  Zeiten  des  Kaisers  Tschao»  in  dem  Zeit- 
räume Yuen-fung  (80  bis  75  v.  Chr.)  sahen  die  Bewohnerinnen  des 
Palastes  noch  immer  diese  Haarnadel.  Sie  gingen  mit  einander  zu 
Rathe  und  wollten  sie  zerstossen.  Als  sie  genau  in  die  Büchse  der 
Haarnadel  blickten,  sahen  sie  blos  eine  weisse  Schwalbe,  die  gerade 
zum  Himmel  emporstieg.  Später  Hessen  die  Bewohnerinnen  des  Palastes 
immer  Haarnadeln  aus  Edelstein  verfertigen,  denen  sie  den  Namen 


1)  Li-liü,  ein  Schüler  Meng-tse's,  hatte  ein  sehr  schärfet  Gesiebt. 

^)  Die  Tsie-yü  war  zu  den  Zeiten  der  flau  eine  Angestellte  in  dem  Paläste  des 
Kaisers.  Der  Lehrmeister  von  dem  Geschlechte  Tschfi  sagte :  Die  RangstuTe  der 
Tsie-yü  i.<<t  mit  derjenigen  der  Lehensfürsten  der  Reihe  zu  Tergleiehen. 


60  P  r i  z  m  R  i  e  r 

„Schwalbenhaarnadeln  aus  Edelstein **  gaben.  Sie  bezeichneten  durch 
den  Namen  die  glückliche  Vorbedeutung. 


Die  vermischten  Erzählungen  von  der  Mutterstadt  des  Westens 
sagen : 

Als  Kao-tsu  zum  ersten  Male  den  Palast  von  Hien-yang  betrat, 
wande'te  er  in  den  RGstkammern  und  Aufbewahrungsorten  umher. 
Das  Gold,  die  Edelsteine,  die  Perlen  und  die  Kostbarkeiten  waren 
nicht  zu  beschreiben.  Das  Erstaunlichste  waren  fünf  Lampen  aus 
grGnem  Edelstein.  Dieselben  waren  sieben  Schuh  fünf  Zoll  hoch.  An 
der  unteren  Seite  befand  sich  im  Abbild  der  gekrümmte  Drache 
Tsch'hi,  der  die  Lampe  in  dem  Munde  hielt.  Wenn  diese  brannte, 
bewegten  sich  die  Schuppen  und  Feuerglanz  erf&llte  das  innere  Haus. 

Dieselben  vermischten  Erzählungen  sagen : 

Als  Kao-tsu  zum  ersten  Male  den  Palast  von  Hien-yang  betrat, 
wandelte  er  in  den  Rüstkammern  und  Aufbewahrungsorten  umher. 
Er  sah  eine  Flöte  aus  Edelstein,  die  zwei  Schuh  zwei  Zoll  lang  war 
und  neunundzwanzig  öffhungen  hatte.  Wenn  man  sie  blies,  sah  man 
Wagen,  Pferde,  Walder  und  hohe  Gebirge,  die  auf  einander  folgten. 
Wenn  man  zu  blasen  aufhorte,  war  nichts  zu  sehen.  Eine  Aufschrift 
lautete:  Das  Rohr  der  leuchtenden  Blumen. 


In  den  Oberlieferungen  von  Männern  der  Schrift  wird  gesagt  : 
Lieu-tsching  führte  den  Jünglingsnamen  Kung-kan.  In  seiner 
Jugend  besass  er  Begabung  und  Scharfsinn.  Er  war  gewöhnlich  dem 
Saale  des  Kaisers  Wu  von  Wei  zugetheilt.  Daselbst  sah  er  die  Königin 
von  dem  Geschlechte  Kien  und  warf  sich  nicht  zu  Boden.  Kaiser  Wu 
war  hierüber  erzürnt  und  verbannte  ihn  als  Sträfling  in  die  obere 
Gegend.  Kaiser  Wu  kam  in  einem  Handwagen  in  die  obere  Gegend 
und  besichtigte  den  Bau  der  umschlossenen  Abtheilung.  Tsching  sass 
absichtlich  schief  und  schliff  Steine  mit  argloser  Miene,  ohne  aufzu- 
blicken.  Kaiser  Wu  fragte:  Was  ist  es  mit  den  Steinen?  —  Tsching 
hatte  jetzt  Gelegenheit,  auf  sich  selbst  anzuspielen.  Er  ordnete  sich 
und  antwortete  kniend:  Die  Steine  kommen  von  den  Bergen  von 
King,  von  dem  Gipfel  der  ursprünglichen  Felsenhöhlen.  Ausserlich 
besitzen  sie  den  bunten  Glanz  von  fünf  Farben,  innerlieh  sind  sie  von 
einer    den    Einklang   enthaltenden    Beschaffenheit.    Wenn    man    sie 


Zur  Geschichte  der  alten  Metnlle.  Ol 

schleift»  wird  ihnen  der  Edelsteinglanz  nicht  gegeben.  Wenn  man  sie 
meisselt,  wird  ihre  Schönheit  nicht  vermehrt.  Betheilt  mit  Luft,  sind 
sie  fest  und  lauter.  Sie  empfangen  Feuchtigkeit  durch  sich  selbst. 
Wenn  man  die  Krummen  ihrer  Streifen  betrachtet,  lassen  sie  sich 
durch  Plätten  und  Umwickeln  noch  immer  nicht  dehnen.  —  Der 
Kaiser  Wu  wendete  sich  zu  seiner  Umgebung  und  lachte  laut.  An 
demselben  Tage  kehrte  er  in  den  Palast  zurück  und  begnadigte 
Tsching,  den  er  von  der  Dienstleistung  bei  der  umschlossenen  Ab- 
theilung befreite. 

In  den  Überlieferungen  ron  den  Unsterblichen  der  Reihe 
heisst  es: 

Tschl-sung-tse  war  zu  den  Zeiten  Schin-nung  s  der  Vorsteher 
des  Regens.  Er  gebrauchte  Wasseredelstein  ^)  als  Arznei  und  be- 
lehrte Schin-nung,  wie  er  in  das  Feuer  treten  könne,  ohne  sich 
zu  verbrennen. 

Die  Überlieferungen  der  göttlichen  Unsterblichen  sagen : 

Tschin-hi  war  ein  Unsterblicher.  Er  besuchte  einen  Greis ,  dem 
er  entgegengezogen  war.  Dieser  beschenkte  Hi  mit  goldenen  Bänken 
und  Schüsseln  aus  Edelstein. 


Die  Geschichte  des  Suchens  der  Götter  sagt: 

Khung-tse  verfertigte  den  Frühling  und  Herbst  und  ordnete 
das  Buch  der  Elternliebe.  Als  er  beides  vollendet  hatte,  fastete  er 
und  meldete  es  dem  Himmel.  Der  Himmel  schickte  einen  rothen 
Regenbogen  herab.  Dieser  verwandelte  sich  in  einen  gelben  Edel- 
stein von  zwei  Schuh  Länge.  Auf  demselben  befand  sich  eine  In- 
schrift. 

Dieselbe  Geschichte  des  Suchens  der  Götter  sagt: 

Yang-kung  führte  den  Junglingsnamen  Yung-pe  und  war  ein 
Eingeborner  von  Lö-yang.  Derselbe  besass  die  Eigenschaft  auf- 
richtiger Elternliebe.  Als  seine  Eltern  starben,  begrub  er  sie  auf 
dem  Berge  Wu-tschung,  wo  er  sofort  seinen  Wohnsitz  aufschlug. 
Der  Berg  hatte  achtzig  Weglängen  im  Umfange  und  dessen 
Höhen  waren  ohne  Wasser.  Knng  schöpfte  Wasser  aus  einem 
Brunnen  und  bereitete  einen   ordentlichen  saueren   Reistrank.   Die- 


1)  Wasseredelstein  ist  eine  alte  Benennung  des  KryslaUs. 


62  P  ri  E  mN  i  e  r 

jenigen,  die  auf  den  Bergtreppen  wandelten,  tranken  ihn.  Nach  drei 
Jahren  erschien  ein  Mann  und  trank.  Derselbe  gab  ihm  ein  Nossel 
kleiner  Steine.  Er  hiess  ihn  an  eine  steinige  Stelle  auf  einem  hohen 
und  flachen  Grunde  sich  begeben  und  sie  daselbst  pflanzen.  Yang- 
kung  war  unvermählt.  Jener  setzte  noch  im  Gespräche  hinzu:  Do 
wirst  später  ein  gutes  Weib  bekommen.  —  Als  er  ausgeredet  hatte, 
war  er  nicht  mehr  zu  sehen. 

Kung  pflanzte  hierauf  die  Steine.  Durch  mehrere  Jahre  ging 
er  von  Zeit  zu  Zeit  hin  und  sah,  dass  kleine  Edelsteine  wuchsen. 
Niemand  wusste  davon.  Ein  Mann  von  dem  Geschlechte  Siü  hatte 
seinen  Namen  in  Pe-ping  bemerkbar  gemacht,  und  seine  Tochter  war 
sehr  berühmt.  Unter  den  Zeitgenossen,  welche  um  sie  anhielten, 
wurden  viele  absehligig  besehieden.  Kung  versuchte  es  jetzt  und 
hielt  bei  dem  Manne  von  dem  Geschlechte  Siö  an.  Der  Mann  von 
dem  Geschleehte  Siü  hielt  ihn  für  wahnsinnig.  Er  sagte  zu  ihm  im 
Scherze:  Wenn  du  mit  einem  Paar  weisser  Rundtafeln  komm.^t, 
werde  ich  in  die  Vermählung  willigen.  —  Kung  begab  sich  zu  den 
Ifepflanzten  Steinen  und  fand  unter  ihnen  fQnf  Paare  weisser  Rund- 
lalbln.  Er  brachte  sie  dem  Manne  von  dem  Geschlechte  Siü  als  ein 
Geschenk.  Der  Mann  von  dem  Geschlechte  Siü  war  sehr  erschrocken 
und  gab  Kung  sofort  seine  Tochter  zur  Gattin. 

Der  Himmelssohn  hielt  diese  Begebenheit  fiir  wunderbar.  Er 
ernannte  Kung  zu  einem  Grossen  des  Reiches  und  Hess  an  den  vier 
Ecken  der  Stelle,  wo  die  Edelsteine  gepflanzt  waren,  grosse  steinerne 
Säulen  errichten,  deren  jede  eine  Klafter  hoch  war.  Hundert  Morgen 
Landes,  die  in  der  Mitte  lagen,  hiessen  das  Edelsteinfeld. 


Die  fortgesetzte  Geschichte  des  Suchens  der  Gotter  sagt: 
Ya-tschi>   der  Enkel   Kao-wei's  von  L5-yang,  befand  sich  in 
dem  Harstall.  Er  sagte,  ein  Gott  sei  herabgekommen  und  habe  sich 
d<en  Fürsten  des  weissen  Hauptes  *)  genannt.   Der  Lichtglanz  des 
Stabes,  auf  den  er  sich  stützte,  beleuchtete  die  Menschen. 


Die  Geschichte  des  Suchens  der  Gotter  sagt: 
Die  Tochter  des  Königs  Fu*tschai  von  U  hiess  mit  Namen  Yo- 
tong-tse  (die  Jungfrau  der  Edelsteine).    Han-tschung  verstand  die 

')  Der  Fürtt  des  weiMen  Haui^ie«  Ut  4er  weiMe  fidelttein. 


Zur  Geschichte  der  alten  Metulle.  ß3 

Kunst  des  Weges ,  und  die  Tochter  fand  an  ihm  Gefallen.  Sie  starb, 
indem  sie  sieh  erstickte,  und  wurde  vor  dem  Thore  Tschang-men 
begraben.  Tschung  kam  zu  dem  GrabhugeK  klagte  um  sie  und  opferte. 
Die  Tochter  erschien  und  trat  mit  Tschung  in  den  Grabhügel.  Als 
er  sich  wieder  entfernen  wollte,  nahm  sie  eine  aus  dem  Edel- 
steine des  Kuen-lün  verfertigte  Schussel  und  schenkte  sie  Tschung 
zum  Abschiede. 


Der  Garten  der  Merkwürdigkeiten  »agt: 

Der  zu  den  Zeiten  der  Tsin  lebende  W<an^teng  von  Tung- 
ying  führte  den  Jünglingsnamen  Yuen-mai.  Im  ersten  Jahre  des 
Zeitraumes  Yung-kia  (307  n.  Chr.)  hielt  er  NiS  nieder.  Als  es  einmal 
schneite,  zeigte  sich  vor  seinem  Thore  im  Umkreise  von  mehreren 
zehn  Schritten  eine  schimmernde  Feuchtigkeit,  und  der  Schnee 
häufte  sich  nicht.  Teng  wunderte  sich  hierüber  und  liess  die  Stelle 
aufgraben.  Man  fand  ein  Pferd  aus  Edelstein ,  das  ungefähr  einen 
Schuh  hoch  war  und  in  dessen  Munde  die  Zähne  fehlten.  Weil 
„  Pferd **  in  dem  Geschlechtsnamen  des  Beherrschers  des  Reiches 
vorkommt*)»  bielt  Teng  dies  für  eine  glückliche  Vorbedeutung. 
Einige  meinten:  Wenn  ein  Pferd  keine  Zähne  hat,  so  wird  es  nicht 
mehr  essen. 

Der  Garten  der  Melrk Würdigkeiten  sagt  ferner: 

Im  Anfange  des  Zeitraumes  Tai-yuen  (376  bis  396  n.  Chr.) 
hörte  Yang-tse-  yang  in  der  Erde  ein  Geräusch.  Er  liess  nachgraben 
Und  fand  ein  Ferkel  aus  Edelstein. 


Die  vei  zeichneten  Überlieferungen  von  Merkwürdigkeiten  sagen : 
Kiang-yen  kam  gewöhnlich  nach  U  und  las  daselbst  Arznei- 
mittel zusammen.  Als  er  reich  geworden  war,  sah  er  in  dem  Di- 
stricte  Tschün,  im  Süden  des  Berges  Tsing-tsiuen  von  ferne  ein 
schönes  Mädchen.  Dieselbe  trug  ein  purpurnes  Kleid,  sass  allein  auf 
einem  Steine  und  sang.  Ihre  Stimme  hatte  den  Klang  eines  frei- 
stehenden Steines.  Yen  ging  hin,  doch  er  war  noch  nicht  einige 
zehn  Schritte  nahe  gekommen,  als  sich  das  Mädchen  ohne  Weiteres 
entfernte.   Er  sah  blos  den  Stein ,  auf  welchem  sie  gesessen  war. 


0  Der  Geschlechtaname  der  Kaiser    aus  dem  Hanse  der  westlichen  Tsni  war  Sse-ma 
(Vorsteher  der  Pferde). 


64  Pf  i  K  ni  a  i  e  r 

Dieses  wiederholte  sieh  durch  mehrere  Tage.  Yen  zerschlug  jetzt 
den  Stein  und  fand  in  demselben  einen  purpurnen  Edelstein,  der 
«inen  Schuh  breit  und  lang  war.  Hierauf  sah  er  das  Mädchen  nicht 
mehr. 

Dieselben  Terzeichneten  Überlieferungen  sagen: 
Ping-lang  war  ein  Eingeborner  von  Ngan-Io.  Er  gelangte  auf 
einer  Wanderung  zu  dem  Berge  Kieu-tien  in  dem  Districte  Sung-thse. 
Daselbst  sah  er  einen  Vogel ,  der  wie  ein  Fasan  gestaltet  und  ron 
Farbe  rein  hellroth  war.  Dieser  Vogel  sass  auf  einem  Felsen  des  Berges. 
Sein  Gesang  glich  dem  Tone  einer  Schalmei.  Lang  schoss  sofort 
aach  ihm  und  traf  ihn  mit  einem  Pfeile.  Der  Vogel  schlOpfte  hastig 
ia  eine  Höhlung  des  Felsens.  Lang  meisselte  jetzt  den  Felsen  aus  und 
fand  einen  hellrothen  Edelstein,  der  die  Gestalt  eines  Vogels  hatte. 


Die  Geschichte  der  zehn  Inseln  sagt: 

Zu  den  Zeiten  des  Königs  Mo  von  Tscheu  machte  das  Land  des 
westlichen  Sees  Becher  von  Edelstein  zum  Geschenk.  Dieselben 
waren  der  reinste  weisse  Edelstein,  und  ihr  Glanz  erleuchtete  die 
Nacht.  Durch  diese  Becher  war  in  der  ganzen  Vorhalle  heller  Moi*gen, 
und  wenn  man  die  Becher  mit  einer  Flüssigkeit  füllte,  war  die 
Flüssigkeit  in  den  Bechern  süss  und  duftend.  Man  hielt  viel  auf  diese 
wunderbaren  Gef^sse. 

Die  Geschichte  der  zehn  Inseln  sagt  ferner: 

Auf  der  Insel  Ylng  gibt  es  Edelsteinfett,  das  dem  Weine  gleicht. 
Dasselbe  heisst  mit  Namen :  der  Edelsteinwein.  Wenn  man  es  trinkt, 
bewirkt  es,  dass  der  Mensch  immerwährend  lebt. 


Die  weitläufigen  Denkwürdigkeiten  sagen: 

Die  schönsten  weissen  Edelsteine,  in  denen  man  sich  spiegeln 
kann,  kommen  aus  Kiao-tscheu.  Die  grünen  Edelsteine  kommen  aus 
dem  Reiche  Wo.  Die  hellrothen  Edelsteine  kommen  aus  Fu-yü. 

Die  Geschichte  der  vier  Fürsten  von  Liang  sagt : 

Das  Reich  Fu-sang  schickte  einen  Gesandten ,  der  als  Tribut 
Edelsteine  der  Betrachtung  der  Sonne  brachte.  Dieselben  hatten  die 
Grösse  eines  Spiegels,  massen  in  der  Rundung  über  einen  Schuh 
und  waren  durchsichtig  wie  Hergkrystall.  Wenn  man  am  hellen 
Mittage  durch   sie  die   Sonne  betrachtete,   waren  die  in  ihr  be- 


Zur  Geschichte  der  allen  Metalle.  65 

fiDcIlichen   Paläste   und  Vorhallen   in  weissem  Liehte   deutlieh  z« 
sehen. 


Die  Abbildung  des  weissen  Sumpfes  sagt: 

Der  Geist  des  Edelsteines  heisst  mit  Namen  Wei-jen.  Derselbe 
gleicht  von  Gestalt  einem  schönen  Mädchen ,  das  in  ein  grünes 
Kleid  gekleidet  ist.  Wenn  man  es  im  Erblicken  mit  einer  Lanze  aus 
Pfirsichholz  sticht  und  seinen  Namen  ruft»  so  kann  man  es  erlangen. 
Wenn  man  in  der  Nacht  wandelt  und  ein  Mädchen  sieht »  das  mit 
einer  Kerze  auf  dem  Haupte  einhergeht,  man  ihm  dann  unbemerkt 
bis  zu  dem  Orte  folgt,  wo  es  verschwindet^  so  schlfipft  es  in  einen 
Felsen.  In  dem  Felsen  befinden  sich  Edelsteine. 

Die  Gespräche  des  Zeitalters  sagen : 

Der  König  von  Tschang-scha  übersiedelte  und  erhielt  Tschang- 
schan als  Lehen.  In  seinem  Reiche  angelaugt,  Hess  er  einen  Brunnen 
graben.  Als  man  vier  Klafter  tief  in  die  Erde  gedrungen  war,  fand 
man  weisse  Edelsteine ,  die  im  Umfange  drei  bis  vier  Schuh  massen. 


In  den  yermisehten  Verzeichnissen  der  gISnzenden  Kaiser 
wird  gesagt: 

Die  Kaiserin  berief  einst  die  kaiserlichen  Enkel  zu  sieb  und 
gab  ihnen  Sitze  in  dem  oberen  Theile  der  Vorhalle.  Daselbst  sah 
sie  ihren  munteren  Spielen  zu.  Bei  dieser  Gelegenheit  nahm  sie  die 
*  aus  Edelstein  verfertigten  Ringe,  Annbänder,  Becher  und  SchQsseln, 
die  von  den  westlichen  Reichen  als  Tribut  gebracht  worden  waren, 
hervor  und  stellte  sie  vor  ihnen  in  Reihen.  Die  Kaiserin  erlaubte 
ihnen,  im  Wetteifer  die  Gegenstände  wegzunehmen,  wodui^ch  sie 
die  Denkungsart  eines  Jeden  kennen  lernen  wollte.  Alle  fiefen  hinzu 
und  stritten  mit  einander,  wobei  sie  schwere  Beute  davontrugen. 
Der  Kaiser^)  allein  sass  an  dem  Rande  und  rOhrte  sich  nicht  im 
Geringsten.  Die  Kaiserin  v^r  hierQber  sehr  erstauitf.  Sie  streichelte 
seinen  Rucken  und  sagte:  Dieses  Kind  wird  der  HimnVelssohn  des 
grossen  Friedens  werden.  —  Sie  befahl  ihm  jetzt,  einen  jungen 
Drachen  aus  Edelstein  zu  nehmen  und  beschenkte  ihn  damit.  Der 
junge  Drache  aus  Edelstein  war  von  Tai-tsung  in  dem  Palaste  von 


<)  Der  nachheripe  Kaiser  TvM-tavng  •■•  den  ilaiiet  TlwBf . 

Sitxb.  d.  phil.-hist.  11.  LX.  Bd.,  1.  Hft. 


6ß  P  f  i  X  m  a  i  e  r 

Tsin-yang  gefunden  worden.  Die  Kaiserin  Wen-te  hlutte  ihn  beständig 
in  ihren  Kleiderkasten  gelegt  und  entäusserste  sieh  desselben  erst  zu 
den  Zeiten  des  grossen  Kaisers.  Nach  drei  Tagen  fügte  die  Kaiserin 
Perlen,  Seidenfäden,  Kleider  und  Kinderdecken  zu  dem  jungen 
Drachen  aus  Edelstein  und  machte  es  zum  Geschenke.  Später  ver- 
wahrte man  diesen  beständig  in  dem  inneren  Versammlungshause. 
Obgleich  seine  Breite  nicht  einmal  einige  Zolle  betrug,  war  etwas 
so  Mildes,  Feuchtes,  Auserlesenes  und  Kunstliches  unter  den 
Menschen  nicht  zu  finden. 

Als  der  Kaiser  zur  Nachfolge  gelangt  war,  pflegte  man,  so  oft 
in  der  Mutterstadt  ein  lästiger  Regen  eintrat,  aufrichtig  zu  beten. 
Wenn  der  Regen  langwierig  werden  sollte  und  man  jenen  Drachen 
genau  betrachtete,  war  es,  als  ob  er  die  Schuppen  und  Mähnen 
aufrichtete. 

In  dem  Zeiträume  Khai-yuen  (713  bis  741  n.  Chr.)  herrschte 
in  den  drei  Stützen  (den  drei  um  die  Mutterstadt  liegenden  Pro- 
Yinzen)  grosse  Dürre.  Der  Kaiser  suchte  Abhilfe  durch  Gebet ,  aber 
nach  zehn  Tagen  war  noch  kein  Regen  erfolgt.  Der  Kaiser  warf 
jetzt  insgeheim  den  Gegenstand  in  den  Drachenteich  des  südlichen 
Inneren.  Da  erhoben  sich  plötzlich  Wolken  und  mit  ihnen  entstanden 
Sturm  und  Regen. 

Der  Kaiser  besuchte  das  westliche  Scho.  Die  Wagen  standen 
reihenweise  an  dem  Flusse  Wei,  und  man  wollte  übersetzen.  Der 
kaiserliche  Haltplatz  befand  sich  an  dem  Ufer  des  Flusses.  Unter  den  ' 
Aufwartenden  und  Wagenführern  des  Gefolges  waren  einige«  welche 
auf  die  Strömung  blickten,  sich  mit  dem  Wasser  begossen  und 
spielten.  Sie  fanden  den  Gegenstand  in  dem  Sande.  Als  dies  der 
Kaiser  hörte,  erschrack  er  freudig.  Er  betrachtete  ihn  und  sagte 
unter  Thrftnen:  Dies  ist  der  junge  Drache  aus  Edelstein,  der  mir 
einst  kostbar  gewesen.  —  Seit  dieser  Zeit  erleuchtete  der  Gegen- 
stand in  jeder  Nacht  mit  seinem  Glänze  das  ganze  innere  Haus. 

Als  der  Kaiser  in  die  Mutterstadt  zurückgekehrt  war,  raubte 
ein  Leibwächter  des  gelben  Thores  den  Gegenstand  und  übersandte 
ihn  Li*ftt-ku8  9«  Dieser  legte  ihn  immer  in  ein  Kästchen.  Als  Fu-kuo 


1)  Li-fn-kuo  wurde  nach  Yerabung  mehrerer  Gewaltthaten  der  Vorsteher  der  Räume 
vnd  sugleick  der  Gebietende  am  Bachfahrers  der  Mitte. 


Zir  GMehiehU  der  alten  Metall«.  67 

ein  Fehlschlagen  erfkhren  sollte »  horte  er  bei  Nacht  in  dem  Kiat- 
chen  ein  Geriusch.  Als  er  es  5Aiete  nnd  nachsah ,  war  der  Gegen- 
stand von  seinem  Platte  versehininden. 


Aohaog  IL 

Von  den  Kostbarkeiten  im  AllgemeinaTi, 

Tsching^hnng  wurde  Befehlshaber  Ton  Tseu.  Ein  Bewohner 
des  Districtes»  Namens  Wang-fnng,  fimd  rerlorene  Kostbarkeiten.  Er 
hftngte  sie  in  dem  Kreuzwege  auf,  suchte  den  Besitzer  und  gab 
sie  zurück  ^). 

TschG-tsiuen  war  ein  Angestellter  der  Provinz.  Der  Statthalter 
Tun-tuan  machte  sich  eines  Verbrechens  schuldig,  auf  welches  die 
Todesstrafe  gesetzt  war.  Tsiuen  kaufte  seltene  Kostbarkeiten  und 
bestach  die  der  grossen  Begabung  vorstehenden  Angestellten.  Tuan 
brachte  es  dahin,  dass  ihm  die  Todesstrafe  erlassen  wurde >). 


Der  Kaiser  berief  gewSbnIich  die  erwftgenden  Angestellten  der 
Provinzen  zu  sich  und  befragte  sie  hinsichtlich  der  Sitten  und 
Gewohnheiten*  sowie  darQber,  ob  die  in  firfiherer  und  in  spSterer 
Zeit  eingesetzten  Statthalter  und  Befehlshaber  Ffihigkeiten  besessen 
oder  nicht.  Puan-hien ,  der  Zugestellte  der  Erwigungen  für  die  Pro- 
vinz Scho ,  trat  vor  und  sprach :  Tschang-kan ,  der  Statthalter  von 
Tu-yang,  befiind  sich  ehemals  in  SchS.  In  seiner  Menschlichkeit 
erwies  er  den  Untergebenen  Wohlthaten.  In  seiner  Strenge  war 
er  fähig,  den  Verrath  zu  zOchtigen«  Zur  Zeit  als  Kung-sOn- 
scho  geschlagen  wurde,  lagen  die  seltenen  Kostbarkeitei|  gleich 
Bergen ,  die  Gegenstände ,  die  man  mit  den  Binden  fassen  konnte, 
waren  hinlänglich,  um  zehn  Geschleehtsalter  zu  bereichem.  Jedoch 
an  dem  Tage,  wo  Kan  sein  Amt  aufgab,  bestieg  er  einen  Wagen 
mit  gebrochenen  Querstangen,  der  nichts  anderes  enthielt  als  leinene 
Decken.  —  Als  der  Kaiser  dieses  hSrte,  war  er  lange  Zeit  in  tiefes 
Staunen  versunken  *). 


0  Das  TOD  Sie-sching  rerfaMto  Bveh  der  tpiterea  Hai. 
*)  Die  Ton  Tschanfc-fan  rerfaaate  Gesekiohte  der  Hu. 
')  Das  von  Fai-hoa  rerfasste  Boeli  der  tpitertii  Hu. 


»• 


6i8  PfisQiiier 

Tschin-thai  war  Anfuhrer  der  Leibwächter  der  Mitte  fUr  die 
Hiung-Qu's.  Unter  den  Yoroehmen  Mannern  der  Mutterstadt  und 
der  übrigen  Städte  waren  viele»  welche  wunderbare  Kostbarkeiten 
und  Waaren  besassen.  Sie  erkauften  sich  dafür  Sclayen  und  Scla- 
yinnen.  Thai  hängte  alles  an  die  Wand.  Als  er  Torgeladen  und  zum 
obersten  Buchführer  ernannt  wurde,  gab  er  es  Tollstandig  zurück  9* 


Sse-sl  wurde  Statthalter  ron  Kiao-tschi.  So  oft  er  einen  Ab- 
gesandten an  Kiueu  schickte,  brachte  er  yermischte  Wohlgerüche 
und  feinen  Flachs  zu  Wege.  Er  verwendete  ohne  Weiteres  tausend 
glänzende  Perlen.  Er  reichte  im  grossen  Massstabe  Kleinode  au3 
Bergkrystall,  Federn  des  Paradiesvogels,  Schildkrotenschuppen,  Rhi* 
qoceroshorn  und  Elfenbein.  Merkwürdige  Dinge»  seltene  Fruchte  wie 
Pisang,  Drachenaugen»  trafen  jedes  Jahr  regelmässig  ein'). 


Yao-tschang  stellte  seine  Söhne  auf  die  Probe»  indem  er  zu 
ihnen  sagte:  Ich  besitze  kostbare  Gegenstande»  die  mir  um  zehn- 
tausend Pfunde  Goldes  nicht  feil  sind.  Demjenigen  unter  euch,  der 
die  anderen  an  Kunstfertigkeit  übertriffit,  werde  ich  sie  geben.  — 
Die  Söhne  w^ren  grosse  Liebhaber  von  Pferden,  und  sie  wollten  es 
piit  diesen  vor  dem  Vater  versuchen.  Lio  allein  rührte  sich  nicht 
Tschang  hielt  ihn  für  weise.  Er  überging  daher  die  älteren  Brüder 
und  setzte  diesen  Sohn  9um  Nachfolger  ein  *}. 


Hoan-yuen  hatte  eine  übermässige  Liebe  zu  Kostbarkeiten»  mit 
denen  er  beständig  spifelte.  Perlen  und  Edelsteine  wurden  von  ihm 
niemals  aus  den  Händen  gelegt^). 

Hoan-yuen  wurde  durch  Lieu-y5  geschlagen.  Tschung-wen 
folgte  ihm.  Tuen  floh  nach  Westen.  Seine  sämmtlichen  Kostbarkeiten 
und  Kleinode  waren  in  der  Erde  verborgen.  Sie  verwandelten  sich 
in  Erde »). 


1)  Die  Denkwürdigkeiten  ron  Wei. 

S)  Die  Denkwürdigkeiten  ron  U. 

*)  Dm  Bnch  der  Erhebung  ron  Ttin. 

*)  Die  Geschichte  des  KAisers  Ngao  Ton  Tsin. 

*)  Die  ÜberUeferange»  TCtn  Yin-tecbiing-wen  in  dem  Buche  der  Tsin. 


Zur  Geschichte  der  »Uen  Metalle.  60 

Lang-siu  und  Hu-ngan-khiQ  beraubten  das  Grab  Tschang- 
siQn*s  *)•  Als  sie  es  öffneten,  sahen  sie  SiCln,  der  den  Anblick  eines 
Lebenden  gewahrte.  Sie  fanden  TbQrmatten  aus  echten  Perlen, 
WeinkrQge  aus  Bergkrystall,  Weinbecher  aus  weissem  Edelstein, 
Schalmeien  aus  hellrothem  Edelstein»  Flöten  aus  purpurnem  Edel- 
stein, Pferdepeitschen  von  Korallen,  grosse  Glocken  ron  Agat.  Die 
wunderbaren  Schfttze  der  Flüsse  und  des  trockenen  Landes  Hessen 
sich  nicht  beschreiben  >). 


Kien,  Kön^  von  Sehi-hing,  hielt  Yl-tscheu  nieder.  In  der 
Provinz  fand  er  auf  einem  Gartengrunde  einen  alten  Grabhügel.  In 
demselben  war  der  innere  Sarg  nicht  mehr  vorhanden.  Man  fand 
blos  einen  steinernen  äusseren  Sarg  und  zehn  Arten  kupferner  Ge- 
räthe,  nebstdem  drei  aus  Edelstein  verfertigte  Ruodtafeln  von  alter 
Gestalt.  Die  Kostbarkeiten  waren  sehr  zahlreich  und  konnten  njcht 
immer  erkannt  werden.  Das  Gold  und  Silber,  das  die  Gestalt  von 
Seidenraupen  hatte,  wurde  auf  mehrere  Zehntausende  berechnet. 
Ferner  waren  aus  Zinnober  Erdhügel  und  aus  Quecksilber  Teiche 
gebildet. 

Alle  Leute  der  Uoigebung  riethen  ihm ,  die  Gegenstande  weg- 
zunehmen. Kien  sprach:  Als  der  kaiserliche  Nachfolger  sich  einst  in 
Yung  aufhielt,  öffnete  man  einen  alten  Grabhügel.  Man  fand  Dinge 
wie  Windschirme  aus  Edelstein,  Kästchen  aus  Edelstein.  Er  wollte 
alles  nach  der  Hauptstadt  zurückschicken.  Ich  war  hiermit  nicht  ein- 
verstanden. —  Er  entsandte  jetzt  den  verdienstvollen  Richter  Ho- 
tsehü-tschi,  damit  er  einen  Erdwall  aufführe.  Man  konnte  sich  an 
keinem  einzigen  der  kostbaren  Gegenstande  vergreifen  *). 


Von  Yang-khan^)  wird  gesagt:  In  dem  Zeiträume  Ta-thung 
(S27  bis  S28  n.  Chr.)  befand  sich  Yang-fei,  der  Gesandte  von  Wei, 


0  Tscbang-sioD,  in  Diensten  des  Hauses  der  spateren  Tscbao  Statthalter  tob  Liang- 

tscheu,  hatte  sich  im   ersten  Jahre  des  Zeitraumes  Yun^ho  (345  n.  Chr.)  zum 

Könige  von  Liang  aufgeworfen. 
2)  Das  Buch  der  Tsin. 
')   Das  Buch  der  Tsi. 
^)  Yang-khan ,    in  Diensten  des  Hauses  Wei  Statthalter  ron  Thai-san ,  ergab  sich  im 

zweiten  Jahre   des   Zeitraumes  Ta-thung   (52S   n.  Chr.)   mit  seiner  ProTinz  an 

Liang. 


70  Pfismaier 

mit  Khan  im  Norden.  Beide  waren  einst  gemeinschaftlich  dem  Lernen 
obgelegen,  [n  einer  höchsten  Verkundung  wurde  Khan  befohlen ,  Fei 
und  die  dreihundert  Gaste,  die  mit  ihm  zugleich  Belohnungen  erbalten 
hatten,  einzuf Obren.  Die  Gefasse,  aus  denen  sie  speisten,  waren 
aus  Gold ,  Edelstein  und  rerscbiedenen  kostbaren  Stoffen.  Man  liess 
die  Tanzerinnen  der  drei  Abtheilungen  Musikstücke  spielen.  Als  es 
Abend  wurde,  hielten  hundert  aufwartende  Sclavinnen  in  den  Händen 
Kerzen  der  goldenen  Blumen  0* 


Yao  >)  beruhigte  Tschang-ngan  und  breitete  sich  daselbst  aus. 
Er  gelangte  in  schnellem  Einherjagen  an  den  westlichen  Fluss. 
Tschang-meu  s)  fürchtete  sich.  Er  Schickte  einen  Gesandten  und 
nannte  sich  einen  Diener  des  Geheges.  Er  machte  eine  unbeschreib- 
liche Menge  ron  seltenen  Kostbarkeiten,  Perlen  und  Edelsteinen  zum 
Geschenk*). 

Als  Tuen-I  >)  die  Lenkung  ausschliesslich  f&r  sich  in  Anspruch 
genommen  hatte,  erbaute  er  in  dem  abgeschlossenen  Theile  des 
Palastes  (&r  sich  eine  besondere  RGstkammer.  Er  füllte  diese  mit 
Kostbarkeiten,  die  man  erfassen  und  in  den  Binden  halten  konnte«). 


Das  Buch  der  Sui  sagt: 

Im  zwSlften  Jahre  des  Zeitraumes  Khai-hoang  (892  n.  Chr.) 
schickten  die  Tu-kiue  (Türken)  einen  Gesandten.  Derselbe  brachte 
als  ein  Geschenk  sieben  kostbare  Kannen. 


0  Das  Bieh  der  Lian^. 

*)  Yao  ist  Liea-yao,  der  Grfinder  des  Hautet  der  fräheren  Ttohao. 

')  TtchaBg-meu,  in  Dientten  det  Hantet  der  östlichen  Ttin,  Statth«lter  ron  Liang- 

ttchen,  ergab  tich   im  ersten  Jahre  det  Zeitraumes  Tai>ning  (323  n.  Chr.)  an 

Ttchao  und  erhielt  ron  Lien-yao  das  Lehen  eines  Königs  ron  Liang. 
^)  Die  in  dem  ron  Thsui-hnng  rerfassten  Frühling  und  Herbst  der  sechsehn  Reiche 

enthaltenen  Veneichnisse  der  fk^heren  Tschao. 
^)  Yoen-l,  au  den  Zeiten  der  spiteren  Wei  ein  Aufwartender  im  Inneren,  wurde  nach 

Verubung  mehrerer  Gewaltthaten  im  ersten  Jahre  des  Zeitraumes  Hiao-tschang 

(525  n.  Chr.)  hingerichtet. 
*)  Das  Buch  der  spiteren  Wei. 


Zur  Geschichte  der  alten  Metalle.  7  t 

Das  Buch  der  Thang  sagt : 

Das  Reich  Sse-tse  ist  eines  der  Länder  des  westlichen  Meeres. 
Dasselbe  bringt  merkwürdige  Kostbarkeiten  herror.  Wenn  Kaufleute 
daselbst  ankommen ,  sehen  sie  keine  Menschen.  Man  legt  blos  die 
kostbaren  Gegenstände  und  das  Kaufgeld  auf  einer  Insel  nieder.  Die 
Kaufleute  nehmen  die  Gegenstände  um  einen  gewissen  Preis  weg 
und  entfernen  sich.  Weil  die  Bewohner  im  Stande  sind»  L5wen  zu 
zähmen»  gab  man  dem  Reiche  von  diesen  (sse-tse,  Löwe)  den  Namen. 


Das  Buch  Lu-lien-tse  sagt : 

Der  Konig  von  Tsu  Tollendete  die  Erdstufe  der  schimmernden 
Blumen  und  bewirthete  die  LehensfSrsten  mit  Wein.  Der  Landesherr 
von  Lu  war  zuerst  angekommen,  und  der  König  gab  ihm  die  grossen 
gekrümmten  Bogen  und  die  ungeschliffenen  Rundtafeln.  Nachdem  er 
dies  gethan ,  reute  es  ihn. 

U-khiü  besuchte  den  Landesherrn  von  Lu  und  sprach:  Die 
grossen  gekrümmten  Bogen  und  die  ungeschliffenen  Rundtafeln  sind 
die  Kostbarkeiten  des  Königs  yon  Tsu.  U  begehrte  sie,  doch  er  gab 
sie  ihm  nicht.  Jenes  griff  zu  den  Waffen  und  bekriegte  Tsu.  —  Lu 
fürchtete  sich.  Man  nahm  die  Gegenstände  und  gab  sie  zurück. 


Das  Buch  Me-tse  sagt : 

Der  Fürst  Ton  Tscheu  besuchte  Schin-tu-thl  und  sprach :  Wenn 
der  niedrige  Mensch  einen  gewaltigen  Geist  besitzt,  so  kommt  die 
Strafe  herbei. 

Sehin-tu-thl  sprach:  Die  gottlichen  Beglaubigungsmarken  von 
Tscheu  kommen  aus  der  Erde.  Die  glänzenden  Monde  yon  Tsu 
kommen  aus  Muscheln  und  Schalthieren.  Die  fünf  Gestalten  kommen 
aus  den  Sümpfen  des  Han.  Die  Rondtafel  des  Geschlechtes  Ho ,  die 
in  der  Nacht  glänzenden  Perlen,  die  drei  Dornen »  die  sechs 
Merkwürdigkeiten»  dieses  sind  die  yortrefflichen  Kostbarkeiten  der 
Lehensfürsten. 


In  den  Überlieferungen  von  dem  Himmelssohne  Mo  heisst  es : 
Der  Himmelssohn  unternahm  einen  Eroberungszug  im  Westen 
lind  gelangte  zu  dem  Berge  Yang-ngeu.  Dies  ist  der  Ort,  wo  Ping-I» 


72  P  r i  s  m  «  i  e  r 

der  Gott  des  gelben  Flusses,  seine  fiauptstadt  hat.  Es  ist  das 
stammhalteDde  Geschlecht  des  Flusses.  Der  Himmelssohn  gelangte 
jetzt  zu  der  Erdhöhe  des  Koen-Ifin  und  sah  die  Kostbarkeiten  des 
Berges  Tschung. 


Der  Frühling  und  Herbst  des  Geschlechtes  Liü  sagt: 

Die  Zeitalter  hielten  Perlen  und  Edelsteine  für  Kostbarkeiten. 
Je  zahlreicher  die  Kostbarkeiten  waren,  um  so  ärmer  wurde  das 
Volk.  Man  irrte  sich  hinsichtlich  dessen,  was  man  für  kostbar  hielt 

Der  Garten  der  Gespräche  sagt: 

Der  Lehensfurst  King  begab  sich  nach  Wei.  Zur  Linken  trug 
er  an  dem  Gürtel  einen  Edelsteinschmuck  und  ein  Sehwert.  Zur 
Rechten  trug  er  an  dem  Gürtel  einen  Ring  und  herabhangende 
Steine.  Der  Glanz  zur  Linken  erleuchtete  die  rechte  Seite.  Der 
Glanz  zur  Rechten  erleuchtete  die  linke  Seite.  Der  Nachfolger  blickte 
nicht  hin  und  fragte  auch  nicht  King  sprach:  Besitzt  das  Reich  Wei 
auch  Kostbarkeiten?  —  Der  Nachfolger  sprach:  Hat  der  Gebieter 
Vertrauen,  ist  der  Diener  redlich,  so  tragen  die  hundert  Geschlechter 
auf  dem  Haupte  die  Höheren.  Dies  sind  die  Kostbarkeiten  des 
Reiches  Wei  —  King  löste  zur  Linken  den  Edelsteinschmuck,  zur 
Rechten  loste  er  die  herabhängenden  Steine.  Er  Hess  beides  auf  den 
Boden  gleiten  und  erhob  sich. 


Fing,  Fürst  von  Tsin»  schifile  auf  dem  westlichen  Flusse.  In 
der  Mitte  der  Strömung  sprach  er  seufzend:  Wie  traurig!  Wie 
erlange  ich  weise  Männer,  mit  denen  die  Grossen  des  Reiches  sich 
Yereinigten?  Dieses  wäre  Freude  in  meinem  Kummer. 

Kursang»  ein  Mann  in  dem  Schiffe,  antwortete:  Die  Schwerter 
werden  hervorgebrafikt  in  Yue.  Die  Perlen  werden  hervorgebracht 
in  dem  Strom  und  dem  Han.  Die  Edelsteine  werden  hervorgebracht 
auf  den  Bergrücken  des  Kuen.  Diese  drei  Kostbarkeiten  kommen 
ohne  Füsse  herbei.  Wenn  du  jetzt  o  Gebieter,  ein  Freund  ausge- 
zeichneter Männer  bist,  so  kommen  weise  Männer  herbei. 


In  den  vermischten  Erzählungen  aus  der  Mutterstadt  des  Westens 
heisst  es: 


}  Zur  Geschichte  der  «Iteii  Metalle.  73 

Kaiser  Wa  steflte  die  sieben  kostbaren  Betten»  die  vermischten 
kostbaren  Bänke,  die  dazwischen  stehenden  kostbaren  Windschirme, 
die  gereihten  kostbaren  Zelte  in  dem  Palaste  der  Zimmtbäume  auf. 
Die  Zeitgenossen  nannten  diesen  den  Palast  der  vier  Kostbarkeiten. 
In  denselben  rermischten  Erzählungen  wird  gesagt : 
Als  Kao-tsu  in  den  Palast  von  Hieo-yang  einzog»  wandelte  er 
in  den  Rüstkammern  und  Aufbewahrungsorten  umher.  Er  sah  eine 
Cither,  die  sechs  Schuh  lang  war,  dreizehn  Saiten  und  sechsund- 
zwanzig^Abschnitte  hatte.  Zu  ihrer  Verzierung  waren  durchgehends 
die  sieben  Kostbarkeiten  verwendet  worden.  Die  Inschrift  lautete: 
Musik  des  getränkten  Yu  9- 


In  den  gelben  Abbildungen  der  drei  StQtzen  heisst  es : 
Die  Kostbarkeit  des  Goldes  ist  die  erste.  Silber  ist  die  zweite. 
Schildkröte  ist  die  dritte.  Muscheln  sind  die  vierte.  Die  Kostbarkeit 
der  umlaufenden  Münzen  ist  die  fOnfte.  Die  Kostbarkeit  der  auf- 
bewahrten Münzen  ist  die  sechste.  Es  sind  im  Ganzen  sechs  Arten 
von  kostbaren  Gütern  und  achtundzwanzig  Abstufungen. 


Die  Abbildung  des  Erdspiegels  sagt : 

Wenn  kostbare  Gegenstände  sich  in  festen  Städten»  Vorwerken, 
Erdhügeln  und  Mauern  befinden,  werden  die  Bäume  durch  sie  ver- 
ändert. Sieht  man,  dass  die  Zweige  seitwärts  geneigt  sind,  dass 
manches  gebrochen  und  verdorrt  ist,  so  sind  dies  Zeichen,  an 
denen  man  es  erkennt.  Untersucht  man,  wohin  das  Gebrochene  und 
Verdorrte  gekehrt  ist,  so  finden  sich  die  Kostbarkeiten  an  dieser 
Stelle.  Wenn  die  Kostbarkeit  des  Goldes  vorhanden  ist,  verwandelt 
sicli  diese  gewöhnlich  in  Haufen  von  Schlangen.  Sobald  man  dieses 
siebt,  ziehe  man  sofort  einen  Schuh  oder  ein  Kleidungsstück  aus 
und  werfe  es  nach  ihnen.  Bringt  man  sie  zum  Untersinken,  so  hat 
man  das  Gold  erlangt.  Wurden  aufbewahrte  Kostbarkeiten  vergessen 
und  kennt  man  nicht  den  Ort,  so  fülle  man  eine  grosse  kupferne 
Schüssel  mit  Wasser,  bringe  sie  zu  dem  Grunde,  wo  man  die  Gegen- 
stände vermuthet,  wandle  umher  und  lasse  sie  als  Spiegel  leuchten. 


1)  D.  i.  de  Yü-ftD,  eines  Edelsteines  des  Reiches  L«. 


74  P  r  i  s  m  a  i  e  r.     Zar  Getchichta  der  alUo  MeUKe. 

Sieht  man  das  Bild  eines  Menschen»  so  befinden  sieh  die  Gegenstände 
unter  dieser  SteUe. 


Das  Bach  Lao-tse  sagt: 

Wir  besitzen  drei  Kostbarkeiten»  die  wir  bewahren  und  fest- 
halten. Die  erste  heisst  Wohlwollen.  Die  zweite  heisst  Sparsamkeit. 
Die  dritte  heisst  Zaghaftigkeit.  Wenn  wir  als  die  Vordersten  der 
Welt  den  Feind  verachten»  so  werden  wir  bald  unserer  Kostbarkeiten 
yerfustig. 


Aschliat-h.      Die  friiheren  Wamlerjahro  des  Conrad  CeU es.  75 


Die  froheren  Wanderjahre  des  Conrad  Celtes  und 
die  Anfönge  der  von  ihm  errichteten  gelehrten 

Sodalitäten. 

Von  dem  w.  M.  Dr.  Joseph  Aschbach. 

Über  Conrad  Celtes ,  den  eifrigsten  Verbreiter  des  Hamanismus 
im  deutsehen  Reiche,  den  Stifter  gelehrter  Gesellschaften»  den  ersten 
deutschen  gekrönten  Dichter»  sind  in  unserem  Jahrhundert  mehrere 
Schriften  erschienen;  jedoch  widmen  sie  seinem  Leben  und  Wirken' 
nicht  die  gehörige  allseitige  Beachtung  und  lassen  manche  nicht 
unwichtige  Punkte  unerörtert  oder  unaufgeklärt.  Am  •eingehendsten 
noch  hat  Engelbert  Klupfel»  ein  Landsmann  des  Dichters,  sich* 
mit  ihm  beschäftigt.  Über  zwei  Decennien  hindurch  hat  er  die 
Materialien  zu  seinem  Werke  Qber  das  Leben  und  die  Schriften  des 
Conrad  Celtes  ^  gesammelt  und  ein  den  Gegenstand  ganz  er- 
schöpfendes Buch  zu  liefern  versucht.  Dessenungeachtet  ist  Manches 
von  Erheblichkeit  unerörtert  oder  selbst  unberührt  geblieben.  Bei 
den  Klüpferschen  Forschungen  vermisst  man  nicht  selten  eine,  scharfe 
Kritik  und  eine  ganz  unbefangene  Darstellung.  Der  Biograph  zeigt 
nicht  nur  für  den  berühmten  Humanisten  eine  derartige  warme 
Theilnühme  und  Vorliebe,  dass  er  alles  ins  beste  und  vortheilhafteste 
Licht  stellt,  sondern  er  yergisst  auch,  dass  das,  was  Celtes  in  seinen 
dichterischen  Werken  über  sich  selbst  angibt,  nicht  immer  wirklich 


^)  Das  Werk  ist  erst  nach  Rlupfelt  Tod  erschienen:  De  Tita  et  ecriptit  Conradi  Celtit 
Protucii  opus  posthumum  Engelh.  Rlfipfeiii  ed.  I.  C.  Roef  et  C.  Zell.  ZYoÜ.  Fribnr- 
gii  1827.  4^.  Leider  ist  der  dazu  bestimmte  Appendix  mit  den  Briefen  and  andern 
wichtigen  Documenten  ungedruckt  gelassen  worden. 


76  Aachbacli 

in  solcher  Weise  stattgefunden;  dass  wir  es  da  mit  Wahrheit  und 
Dichtung  zu  thun  haben »  wo  jene  oft  nur  schwierig  in  kritischer 
Untersuchung  zu  ermitteln  ist. 

Ladislaus  Endlicher,  ein  yielseitiger  Gelehrter»  hat  seine 
Studien  auch  unserem  Humanisten  in  zwei  grosseren  Abhandlungen 
zugewendet.  In  der  einen  <)  behandelt  er  das  Leben  des  Celtes  bis 
zu  seiner  Berufung  nach  Wien,  in  der  andern*),  welche  eine  aus- 
fuhrliche Recension  über  das  KlupfePsche  Werk  liefert  und  zugleich 
interessante  und  wichtige  Ergänzungen  beifugt,  beleuchtet  und  ver« 
bessert  er  zwar  mit  kritischer  Feder  Manches,  was  Klupfel  falsch 
aufgrfasst  hat;  alleitt  nicht  immer  trifft  der  geniale  Gelehrte  das 
Richtige,  indem  er  nach  seiner  Art  allzu  kühn  vorgehend.  Blossen 
in  seinen  humanistischen  Studien  zeigt. 

Weniger  die  &«sseren  Lebensyerhältnisse  des  CeHes  als  yiel- 
mehr  seinen  Einfluss  auf  die  Entwicklung  des  Aufblühens  wissen- 
«chafttieher  Büihing  in  Deutschland  hat  H.  A.  Erhard  darzustellen 
Tersucbt  *).  In  mancher  Beziehung  hat  Erhard  weniger  als  Klftpfef 
und  Endlicher  geleistet;  nicht  weniges  Falsche,  was  diese  bereits 
berichtigt  h»ben,  Sndet  sich  ron  ihm  noch  rorgebracht  in  Betreff  der 
geistigen  Anregung,  die  Celtes  seiner  Zeit  gegeben,  und  des  Inhalts 
seiner  Schriften  wird  nicht  selten  in  der  Beurtheilung  Vollständigkeit 
und  ein  genaues  und  tiefes  Eindringen  vermisst.  Freilich  fehlt  es  noch 
an  manchen  tüchtigen  Vorarbeiten,  namentlich  an  einer  g^ten  Darstel- 
lung der  von  Celtes  errichteten  gelehrten  Gesellschaften:  die  bisher  er- 
schienenen Schriften  über  die  Sodalitas  Rhenana  und  Sodalitas 
Danubiana  liefern  keine  erschöpfende  und  genügende  Behandlung. 

Als  Torzfigliche  Quellen  für  eine  Geschichte  des  Lebens  des 
Celtes  und  seiner  WiriLsamkeit  dienen  seine  Werk«,  sowohl  die 
dichterischen  Productionen  wie  auch  seine  Vorreden  zu  den  von  ihm 
herausgegebenen  eigenen  und  fremden  Schriften :  auch  seine  Briefe 
und  die  Schreiben  seiner  Freunde  an  ihn  liefern  reiches  Material. 
HeriLWürdig  ist  es,  dass  man  von  dem  ersten  deutschen  gekrönten 


<)  In  Hormarra  Archiv  fSr  Gesch.  etc.  XII.  (182i)  S.  381  ff. 

S)  Jahrbfich'er  der  Literattir.  Band  XLV.  Wien  1829.  8.  141^179. 

*)  In- dm  Werke:  Geachiehte  des  Wiederanfbidhena  wiaaenachaftlicher  Bildang,  vor- 

■diniliob'iB  D«iitacldaAd  bia  zum  Anfaulte  der  Reformation.  Zweiter  Band.  Mag^deb. 

iSaO.   Ober  Celtea  8.   1—146.    Amch  in  der  Encycl.   v.  Eraoh   n.  Gruber   XXI. 

J.  1830.  8.  135—140  findet  aieb  ein  Artikel  von  Erhard  über  Celtea. 


Die  früheren  Wanderjahre  «les  Cnnrtü  Geltet.  77 

Dichter  und  dem  berühmtesten  Verbreiter  des  Humanismus  in  Deutsch- 
land noch  nicht  eine  Gesammtausgabe  seiner  Werke  besitzt:  ja, 
dass  von  seinen  bedeutendsten  Dichtungen,  den  MÜbris  amorum*  wie 
auch  den  „libris  odarum'',  nur  eine  einzige,  hdehst  seltene  Aus- 
gabe existirt:  endlich,  dass  seine  Epigramme  und  die  Briefe  seiner 
Freunde  an  ihn  wie  Manehes  andere  nur  handsehrüUich  vorkommen 
und  bis  jetzt  keinen  Herausgeber  gefunden  haben. 

Die  von  der  gelehrten  rheinischen  SodalitSt  herans- 
gegebene  Vita  des  Conrad  Celtes  liefert  nicht  eine  eigent- 
liche vollständige  Biographie  des  gekrönten  Dichters,  sondern  nur 
einen  fragmentarischen  Beitrag  zu  seiner  Lebensgeschichte.  Von 
seiner  hauptsächlichen  Wirksamkeit  als  akademischer  Lehrer  in 
Ingolstadt  und  Wien  und  als  Vorsteher  des  von  Kaiser  Maximilian 
errichteten  Dichter-Collegiums,  wie  auch  von  seinen  eifrigen  Be- 
mühungen um  die  Verbreitung  des  Humanismus  durch  Errichtung 
gelehrter  Gesellschaften,  wird  in  dieser  alten  Biographie  mit  keinem 
Worte  Erwähnung  gethan.  Die  unvollständige  Vita,  welche  ohne 
Zweifel  die  Grundlage  zu  einer  grosseren  Biographie  bilden  sollte, 
und  von  einem  Mitgliede  der  rheinischen  Sodalität  wohl  in  der  Zeit, 
als  Celtes  noch  nicht  in  Ingolstadt  sein  Lehramt  angetreten  hatte, 
aufgeschrieben  worden,  besteht  eigentlich  aus  zwei  Theilen :  aus  dem 
biographischen,  der  die  Hauptmomente  im  Leben  des  Celtes  von 
seiner  Geburt  bis  zum  Jahr  1492  in  ziemlich  dürftigen  Umrissen 
und  mit  manchen  unrichtigen  Angaben  enthält,  und  bei  Auf- 
zählung seiner  vertrautesten  Freunde  nur  eben  die,  welche  er  vor 
seiner  Berufung  nach  Ingolstadt  gehabt,  anfährt;  und  aus  einer 
Sammlung  seiner  Denkspruche  und  Grundsätze,  welche  von  Mit- 
gliedern der  rheinischen  Sodalität  als  der  besonderen  Beachtung 
würdig  aufgezeichnet  worden  waren.  Ais  die  Oden  des  Dichters  fünf 
Jahre  nach  dessen  Tode  (ltfl3)  durch  die  Bemühnjngen  seiner 
Wiener  Freunde  mit  Umgehung  der  Censur  der  theologischen 
Facultät  der  Wiener  Universität  in  Strassburg  zum  Drucke  befördert 
wurden,  ward  die  unvollständige  Vita  beigefugt  Sie  erhielt  bei  dieser 
Gelegenheit  Zusätze:  erstlich  ein  kurzes  Verzeichniss  der  vorzüg- 
lichsten Werke  des  Dichters,  dann  die  Angabe  seines  Todestages 
(wobei  nicht  einmal  der  Sterbeort  Wien  erwähnt  ist)  und  endlich 
die  Notiz  von  einer  testamentarischen  Verfügung  über  seine  Bücher «}. 


0  Unter  den  im  Anktmg  beigefigtM  Siaek«ii  m4  aMli  üb  Vün  CMb  wkgHnAi 


78  Aschbach 


Des  Conrad  Geltes  Herkunft,  Aufenthalt  auf  deutschen  Uni- 
versitäten und  italienische  Reise. 

Conrad  Celtes  war  am  ersten  Februar  14S9  <)  in  Wipfeld*), 
einem  am  Main  in  Franken  zwischen  Sehweinfurt  und  Würzburg 
gelegenen  Dorfe,  geboren.  Er  stammte  aus  einer  bäuerlichen  Familie : 


1)  Geltet  hatte  mit  K.  Maxiimliiio,   der  am   12.  Min    1459  gehören  war,   daaaelbe 
Gehttrtijahr.  Der  Dichter  gibt  dies  selbst  an,  in  libr.  I.  Amor.  eleg.  12 : 
Maximas  AtfAvXio;,  Romani  nominis  haeres. 

Hoc  anno  (qno  Celtes)  et  fausto  sidere  natus  erat.  — 
Noetra  qnater  denis  sed  praerenit  hora  diebns 
Astra,  qaibus  ritam  ceperit  ille  snam. 
Damit  stimmt  auch  die  von  der  Sodalitas  Rhenana  heransgegebene  Vita  Celtis : 
Kalendis  Febmarii  natus  fuit,  imperatoris  Friderici  tertii  imperii  anno  septimo,  qui 
annns  nativitate  Maximiliani  insignis  idibns  sequentibns  Marti i  (nicht  15.  sondern 
12.  Mirx)  Aut.  RlOpfel  (vit.  et  aeript  C.  Celtis  I.  23)  nennt  die  Angabe ,  dass  die 
Gehurt  in  du  siebente  Jahr  des  Kaisers  Friedrich  Hl.  gefallen ,  also  ins  J.  1447, 
unrichtig;  aber  er  übersieht,  dass  hier  nicht  Ton  dem  Regierungsantritt  Friedrichs 
im  deutschen  Reiche  (1440)  gerechnet  ist,  sondern  Ton  dessen  Raiserkrönung  in 
Rom  im  Jahre  1452.  Auch  des  Celtes  Grabschrift  bestStigt,  dass  er  am  1.  Febr.  1459 
geboren.  Obiit  an.  Christi  MDVUI.  U.  Nooas  Februar.  Vixit  ann.  XLVKII.  dies  m. 

*)  Der  Zeitgenosse  Lorenz  Fries  in  seiner  Geschichte  des  Wurzburger  Bisthums  (bei 
Lndewigy  ser.  rer.  Wiroeb.  p.  SOS) :  }»Der  Tielerfahrene  hochgelahrte  Poet  Conrad 
Pickel,  CeltM  geannf,  Ton  WipTeld  am  Mayu**.  Die  den  Stidten  SchweinAirt 
und  Wfirzburg  benachbarte  Lage  des  ziemlieh  obscuren  Geburtsortes  gab  ohne 
Zweifel  Veranlassung,  dass  manche  Zeitgenossen  des  Geltes  ihn  einen  Schwein- 
furter  oder  einen  Wfirzburger  nennen.  Trithem.  in  seinem  1494  edirten  Buche 
tir.  illustr.  German,  gibt  an,  dass  Celtes  in  Schweinfurt  geboren  sei,  jedoch  in  der 
spiter  gesehriebenen  Chronik  des  Klosters  Hirschau  berichtigt  er  den  früheren 
Irrthum:  Conradns  Celtis  Protucius,  natione  Germanus,  patria  Francus  Orientalis 
ex  Wipfeld  prope  Schweinfurt  oriundus.  Celtes  selbst  nennt  manchmal  Wfirz- 
burg seine  Vaterstadt,  wohl  nicht  desshalb,  weil  seine  Vorfahren  daher  stammten 
oder  weil  Wipfeld  in  der  Würzburger  DiÖcese  lag,  sondern  um  sich  eine  illustrere 
Geburtsstitte  im  Frankenlande  beizulegen;  in  seiner  Descript.  Norimberg.  c.  2 
sprieht  er  toh  der  Tctiistissima  urbe  ^E^^cß^rroXt  (Rerbipoli)  Francorum  metropoli: 
nndeet  nobis  origo  est.  In  die  kigolstidter  Universitits-Malrikel  schrieb 
er  sich  ein :  Conradns  Celtis  Wireeburgensis  prof.  human.  (Mederer  annal.  acad. 
Ingoist  1.  p.  30).  Von  seiner  Herkunft  mus  Würzburg  singt  er  auch  Amor.  Hb.  I. 
eleg.  12.  Die  Vita  Celtis  nennt  keinen  Geburtsort :  Ad  Moeuum  fluvium  haud  longe 
ab  Herbi|K»U  FrancAtam  ia  Germania  metropoli  —  natus  fuit. 


Die  n-Gheren  Wandeijahre  des  Conrad  C«lt6f.  79 

dein  Vater  war  Landmann  und  betrieb  besonders  den  Weinbau  9- 
Der  Familienname  war  Pickel«),  welches  Wort  in  der  frfinkischen 
Mundart  als  gleichbedeutend  mit  dem  Ausdruck  Meissel  gebraucht 
wird. 

Nach  der  damals  bei  den  Gelehrten  herrschenden  Sitte  wurde 
später  der  Name  latinisirt  und  zwar  in  höchst  sonderbarer  Weise 
durch  das  selten  vorkommende  Wort  Geltest)»  welches  auch  in 


<)  Tita  Celtis :  Per  patrem  a  literia  reTOcatos,  nt  Tineanun  et  finaUlae  evram  tvtci- 
peret.  Celt.  amor.  Hb.  lY.  eleg.  5; 

Quam  melivs  fnerat,  patriis  latvitte  aob  agrit. 

Et  ▼item  palo  consociasae  aio. 
Odar.  libr.  IV.  od.  8: 

Bacchicoa  inter  generataa  olim  et 
Francicos  colles,  ubi  Moenua  altis 
Flectitor  ripis. 

*)  Lor.  Friea  a.  a.  O.  o.  p.  396.  Connd  Pickel  obgenant ,  der  erate  deatack  gekrönte 
Poet.  —  Der  Name  Pickel  oder  B  i  ek  e  1  kommt  nicht  aelten  bei  den  Ortabewobnem 
Wipfeida  im  XV.  Jahrhundert  in  den  Gnindbachem  vor,  dagegen  begegnet  man 
nie  daaelbat  dem  Namen  M e is a el. Vgl.  Rlüpfel  a.  a.  0.  8. 41. Not.  f. Daaa  dea  Conrad 
Celtea  oraprfinglicher  Familienname  Schifer  geweaen,  behaaptet  Erhard  (Leben 
dea  Geltes  S.  4).  Er  atfitxt  dleae  Behaoptnng  aof  aehr  achwache  Gründe,  auch  an 
•die  falsche  Annahme,  dtaa  aein  Gebnrtaort  SchweinAirt  geweaen.  Erhard  fand 
nimlich  in  den  Erftirter  Unireraitfita'-Matrikelnana  jener  Zeit  einen  Conradna  Scheffer 
de  Swinfort,  unter  den  Scholaren  eingetragen ,  der  apiter  auch  onter  den  Erfarter 
Baccalanreen  Torkömmt«  Daraus  achlieaat  Erhard  auch,  daaa  Celtea  in  Erfurt  aeine 
eraten  UniTerattIta->8tudien  gemacht  habe. 

'j  Da  daa  Wort  von  eaelum  d.  i.  acalprum  (Grabaticbel)  hennleiten  iat,  so  wirt 
eigentlich  Caeltea  an  achreiben.  Bei  den  Ctasaikem  kommt  der  Auadmck  Celtea 
nicht  Tor,  wohl  aber  in  der  Vulgata,  Job  XDC,  23 :  Quia  mihi  det,  ut  exarentur  ser- 
monea  mei  in  libro  stylo  ferreo  et  plumbi  lamina,  wtl  eelte  aeulpantur  in  silice? 
und  in  einer  alten  Inachrift  bei  Ducange  im  Gloaaar:  „Halleolo  et  celt e  litteratua 
silex*.  Daaa  der  Name  Celtea  Ton  caelare  absuleiten,  wuaaten  auch  die  Freunde 
des  Dichtera.  Theodoricua  Ulaeniua  in  dem  Epiaodinm  an  demselben  gibt  die 
Verae: 

Gelte  tnam  ailicem  caelaa,  Conrad  e,  rebeUem, 
Et  mea  dura  ailez,  nil  tua  Celtia  agit. 

Daaa  der  Dichter  aich  öfter  auch  aelbat  Celtea  achrieb,  iat  aua  dem  Vorwort 
der  Panegjria  ad  ducea  Barariae  x  Conradna  Celtea  ad  lectorcm  und  aua  anderen  Stellen 
aeiner  Schriften  zu  ersehen.  Erhard  gibt  die  gans  abenteuerliche  Ableitung  dea 
Wortes  Ton  dem  griechischen  KcXcuo):  darnach  bedeutet  Celtea  Ffihrer  (KcXcv> 
TY^g)  und  bei  Celtia  ist  filiua  su  anppUren.  DetahaU»,  meint  Erhard,  könnte  auch  Celtis 


80  Atchbach 

der  Form  Zeltes 0  erscheint  Conrad  selbst  schrieb  sich  spater 
gewöhnlich  Celtis*),  indem  die  Ausländer,  namentlich  die  Italiener, 
häu6ger  neben Celtes  die  Form  Celta  *)  gebrauchten  und  meinten,  der 
deutsche  Dichter  aus  dem  fränkischen  Lande  habe  durch  den 
Volksnamen  »der  Gelte*'  seine  Heimath  nach  Dichterart  bezeichnet, 
sodass  Francus  und  Celtes  identificirt  worden  *). 

Wir  finden,  dass  Conrad  Celtes  schon  im  18.  Lebensjahre  den 
latinisirten  Namen  führte :  es  gibt  dieses  einen  Beweis ,  dass  er  früh- 
zeitig der  gelehrten  Richtung  sich  zuneigte.  Einige  Jahre  später 
nahm  er  noch  einen  weiteren  Beinamen  aus  dem  Griechischen  an, 
nämlich  Protucius»),  welches  Wort  im  Grunde  dasselbe  bedeutete, 
was  Pickel  oder  Meissel.  Er  folgte  somit  dem  Grundsatze,  den 
er  in  seinen  Schriften  aussprach:  die  Dichter  müssten  drei  Namen 
fuhren«),  und  der  nicht  selten  Yorkommenden  Gewohnheit  der 
damaligen  Humanisten,  den  deutschen  Namen  nicht  allein  zu  latinisiren, 
sondern  auch  zu  gräcisiren,  wie  es  auch  Gerhard  Yon  Rotterdam 
that,  der  sich  Desiderius  Erasmus  nannte. 


Dur  als  indeelinaUes  Wort  gebrancht  werdei.  Data  sowohl  CelUs  wie  Celtia  hiafig 
indecUnabel  Torkoramt,  ist  richtig;  aber  das  ist  bei  Eigennamen  etwas  gans  ge- 
wöhnliches. 

0  So  schrieb  sich  Celtes  in  die  Kölner  Universitftta-Matrikel.  Vgl.onten  8.82  Not.l.  Ein 
altes  Portrit  mit  der  Unterschrift:  Conrados  Zeltis  Protacios  etc.  erwihnL  KIfipfel 
I.  8.  54. 

<)  Wohl  nach  dem  griechischen  Kikvoi  (so  Gelt.  Epigr.  Hb.  IV.  epigr.  48  u.  49),  was 
nach  der  damals  herrschenden  Renchlinischen  Aussprache  Keltis  lautete. 

*)  Aldus  Manutins  in  einem  seiner  Briefe  an  unsem  Dichter :  Conrado  Celtae  salntem. 

^)  Selbst  in  der  von  der  rheinischen  Sodalitit  herausgegebenen  Vita  des  Celtes  wird 
gesagt;  Familie  Celtica  [i.  e.  I'rancica]  natns  fnit 

*)  Das  Wort,  welches  sehr  rerschieden  geschrieben  sich  findet  —  Protnciue,  Protn- 
tina, Prothucius,  Prodncüu,  Protnccios,  Protussius  etc.  —  kommt  Ton  f:p6  und 
ruxoc  oder  ruxiov  (Meissel).  Abgeschmackt  ist  Erhard's  Meinung,  dass  es  ron 
npSiTOi  und  xioj  stamme  und  |,erster  Anreger"  bedente,  ao  dass  es  eine 
prophetische  Hinweisnng  auf  des  Celtes  Anregung  zum  Wiederaufleben  der  dassi- 
sehen  Wissenschaften  in  aich  schliesae.  Die  Vermnthung  Mancher,  dass  in  Protu- 
eins  ein  Ortsname  Tersteckt  sei,  woher  sein  Triger  seine  Herkunft  gehabt ,  wird 
dadurch  widerlegt,  dass  im  gansen  Frankeniande  kein  Ort  ihnlichen  Lautes  sich 
▼erfindet  In  welchem  Jahre  Conrad  Celtes  den  Namen  Protncins  sich  beizulegen 
anfing,  ist  ungewiss.  Jedenfalls  hatte  er  ihn  schon  1486,  also  vor  der  Dichter- 
krönung. 

*)  Gelt.  Rhapsodie;  darin  das  Gedieht;  Cnr  poStae  trinomines? 


Die  früheren  Wanderjuhre  des  Conrad  Celtes.  8 1 

Wenn  Conrad  Celtes  auch  aus  einer  Familie ,  welche  dem 
Bauernstande  angehörte,  entspross,  so  fehlten  ihm  doch  nicht  an- 
gesehene Verwandte,  die  durch  Bildung  und  Lebensstellung  zu  den 
höheren  Kreisen  sich  erhoben  hatten  *).  Der  Wurzburger  Gregor  Yon 
Heimburg,  der  berühmte  Rechtsgelehrte  und  Syndicus  der  Stadt 
Nürnberg,  welcher  so  muthig  den  Kampf  gegen  die  römische  Curie 
vom  deutschpolitischen  Standpunkte  aus  geführt  hat,  war  ein 
Verwandter  des  Celtes  yon  mütterlicher  Seite.  Dieser  rühmte  sich 
auch  der  ehrenvollen  Verwandtschaft  und  gedachte  ihrer  später  in 
einem  seiner  Epigramme.  Als  Gregor  starb ,  hatte  Conrad  Celtes  sein 
dreizehntes  Lebensjahr  erreicht«).  Es  ist  nicht  unwahrscheinlich, 
dass  diese  Verwandtschaft  einen  gewissen  Einfluss  auf  das  geistige 
Streben  des  Celtes  ausgeübt  hat 

Den  ersten  Unterricht  in  der  lateinischen  Sprache  erhielt  er 
von  seinem  älteren  Bruder,  einem  Geistlichen,  der  wahrscheinlich 
dem  Benedictiner  Orden  angehörte  *).  Von  ihm  mag  er  auch  zuei*st 
die  Liebe  zur  Dichtkunst,  zu  den  classischen  Studien  und  zur  Musik 
eingeflösst  bekommen   haben*).    Der  Vater  war   aber  mit   dieser 


1)  Daher  konnte  in  der  Vita  de«  Geltet  gesagt  werden :    Conrado«  Celtit  —  faroilia 
honesta  et  apud  primorea  Franciae  honorata  —  natua  fuit. 

2)  Celtes  in  Odai'.  üb.  II.  od.  VI  erwShnt  des  Gregor;  er  nennt  ihn  aber  Georg: 

Sint  qui  jura  ferant  et  pnlchris  legibus  urbes 

Reges  cum  ducibnsque  gubement. 

Inter  quos  fueras  primus,  Heimburge  Georgi, 

Cegnato  mihi  $anguine  junciu$* 
In  den  Epigraromat.  üb.  IV.  n.  89  setzt  er  ihm  ein  Epithaphium : 
Hie  jaceo  Heimburgus,  patriae  qui  primus  in  oras 
Invexi  leges,  Caesareosque  libros. 
Romanae  praesul  me  condemnaverat  urbis : 
Consilium  dixi,  quod  sfai  migus  erat. 

3)  Vita  Celtis:  A  Germano  suo  Druide  litterarum  rudimenta  —  perdidicit. 

^)  Ceit.   amor.    lib.   I.    t\t^,    12.    an  seine    Geliebte  Hasilina :  Erinnerungen  an  die 
Heimath  und  die  Jugendstudien: 

Elysios  credas  campos  et  amoena  piornm 
Hie  loca,  quae  Cererem  viuaqae  blanda  ereant : 
Intonsique  greges  passim  per  prata  ragantur. 
Et  nemora  alitum  Tocibus  alta  sonant. 
Hie  me  non  lento  Phoebns  diiexit  amore. 
Hie  dedit  et  resonis  plectro  movere  jugis. 

Sitzd.  b.  phil.-hist.  CK  LX.  Bd.,  l.Hefl.  6 


82  Ascfabach 

Richtung,  welche  sein  Sohn  Conrad  in  seinen  Beschäftigungen  nahm» 
nicht  einverstanden :  er  fand  es  seinen  häuslichen  Interessen  ent- 
sprechender» dass  derselbe  ihm  fiberall  zur  Hand  sei  und  sich  der 
Landwirthschaft  widme.  Da  die  ländlichen  Arbeiten  aber  dem  lern- 
begierigen Jüngling  nicht  zusagten ,  so  entzog  er  sich  ihnen ,  sobald 
ihm  dazu  Gelegenheit  geboten  war.  Auf  einem  Mainfloss,  welches 
Bauholz  nach  dem  Niederrhein  brachte,  entfloh  er  aus  seiner  Heimath 
und  gelangte  nach  Köln,  wo  der  damals  achtzehnjährige  Celtes  am 
9.  October  1477  sich  als  Scholar  in  das  Universitäts-Album  ein* 
schreiben  liess^).  Ohne  Zweifel  von  Verwandten  oder  Freunden, 
Yielleicht  auch  durch  den  Genuss  von  Stipendien  unterstützt,  oblag 
er  mehrere  Jahre  hindurch  an  der  rheinischen  Hochschule  den 
Studien  in  den  freien  Künsten  und  in  der  scholastischen  Philosophie. 
Allein  der  letzteren  konnte  er  keinen  rechten  Geschmack  abgewinnen, 
obschon  sie  ihm  die  Laufbahn  zum  artistischen  Magisterium  und  zur 
Theologie  eröffnen  sollte  *).  Er  verliess  endlich  die  bis  dahin  be- 
triebenen Disciplinen  und  widmete  sich  nun  mit  allem  Eifer  seinen 
Lieblingsstudien,  der  Poetik  und  Rhetorik,  und  suchte  sich  darin  aus 
den  Schriften  der  alten  Classiker  zu  vervollkommnen. 


Celf.  Odar.  lib.  IV.  od.  7. 

Hie  ego  BacchniD,  nitidam  et  Minenram 

Barbiton  molli  cecini  frequenter, 

Yallibnt  dnlci  mihi  Toce  obi  re- 

•ponderat  Echo. 

1)  AcU  UniTertiUt.  Colon.  Im  Matrikelboch  Vol.  UI.  ad  ann.  1477:  In  die  S.Dionyaii 

Martirit  Conradnt  Zeltet  nonjnraTit,  quia  minorennit  est,  et  Dom.  Andreas 

de  Teichen,   Baccalanrent  in  Theolog^a  formatna,   fide  jossit   pro  eo  in   forna 

conaneta,  et  qnia  medina  panper  füit,  aoUit  8  Schilling. 

S)  Sodal.  Rhenan.  Tita  Celtia:    Per  Moenum  Agrippinam  Coloniam  venit   ibiqne   li- 

beralibna  atndiia  et  theologiae  aliqnamdlu  vacaTit.  Wichtig  ist  die  in  dea  Geltet 

Odar.  lib.  III.  befindliche  Stelle  In  der  Od.  XXI  ad  Wilhelmum  Momerlochnm  ciTem 

Colonienaem  et  philoaophnm  über  die  anf   der  Kölner  Universität  betriebenen 

Stadien : 

In  nrbe  tecum  hac  condidici  vagaa 

Inferr«  firaudet  per  auXXo^iorcxouc 

Nexus,  qnod  et  contentioso 

Tradiderat  dialexis  ore. 
Primaeqne  tecnm  hac  prendideram  sacros 
Libroa  sophiae,  tnnc  mihi  cognitam 

Albertus  et  quid  Thomas  alti 

In  physicis  docuere  rebus. 


Die  früheren  Wandeijahre  des  Conrad  Geltet.  88 

Gerade  diese  neue  Richtung,  welche  Celtea  eingeschlagen  hatte, 
führte  ihn  nach  Heidelberg,  an  welcher  Uniyersität  unter  den 
Auspicien  des  Kurfürsten  Philipp  die  humanistischen  Studien  damals 
Torzfiglich  gepflegt  wurden.  Manche  behaupten  zwar,  er  habe  Ton 
Köln  zunächst  nach  Schietstadt  sich  begeben,  wo  der  Humanist 
Ludwig  Dringenberg  einer  lateinischen  Schule  yorstand,  aus  welcher 
mehrere  in  der  gelehrten  Welt  der  damaligen  Zeit  bedeutende  Minner 
wie  Johann  Dalberg  (Bischof  Yon  Worms),  Jacob  Wimpfeling,  Willi- 
bald Pirkhaimer,  Heinrich  Bebel  u,  a.  hervorgegangen  sind«).  Es 
liegt  aber  für  den  Besuch  der  Sehletstadtischen  Schule  yon  Seiten  des 
Celtes  durchaus  kein  positives  altes  Zeugniss  vor.  Ebensowenig  lässt 
sich  nachweisen,  dass  Celtes,  ehe  er  nach  Heidelberg  kam,  schon  in 
Erfurt  und  Leipzig  den  Studien  obgelegen  und  auf  diesen  Universitäten 
die  akademischen  Grade,  in  Erfurt  dasBaccalaureat,  in  Leipzig  die 
Magisterwurde  erworben  habe*).  ZurerlSssig  aber  ist  es,  dass  er  im 
Jahre  1484*)  auf  der  Universität  Heidelberg  sich  befand,  dass  er  da- 
mals noch  keinen  akademischen  Grad  eriangt,  und  dass  der  Ruf  yoa 


Nemo  hie  laiinaa  pnaunatleaai  docet. 
Nee  ezpoUtis  rketoriboa  ttadet, 
MattiesU  i^ota  eat,  fignris 
Qaidqve  aacris  nnmeris  reclndit. 
Nemo  hie  per  taum  eandida  aidera 
Inqnirit,  aut  qnae  cardinibu  wmgU 
MoTeBtar«  a«t  qmid  doetaa  alta 
Conttneat  Ptolemaena  arte. 
Ridentar  illie  doeta  poemata, 
Marooianof  et  Ciceronios 

Libroa  ▼erentor,  tanqnaa  Apella 
Came  timet  atonaeho  aniUa. 
<)  Zapf,  Leben  Johann  Dalberg*a.  Nachtrlge  dasn  S.  20.  Aach  Erhard  8.  12  iat  der 
Meinung,  dass  Celtes  in  Schietatadt  gewesen.   Mit  Recht  erhUrt  aich  KlOpfel  da- 
gegen I.  S.  57. 
*)  Dieses  behauptet  Erhard,  ana  dem  schon  oben  8.  79  Note  t  angegebenen  Gmd, 

indem  er  meint ,  Conrad  Celtes  habe  frfiher  den  Namen  Conrad  Schefer  gefuhrt 
*)  In  dem  Heidelberger  Univ.-Matrihel  beim  J.  14S4  anter  dem  Rectorat  des  Erhard 
Hfeger  aus  Groningen :  Conradns  Celtls  Franco,  insignis  poeta  et  polyhistor.  Daaa 
die  Worte,  welche  auf  Franco  folgen ,  von  spiterer  Hand  beigefügt  aind ,  iat  an- 
sweifelhaft  Solcherlei  Zusitse  in  den  UniT.-Albnms  kommen  auch  bei  anderen 
Hochschulen  vor.  Nach  Hanta  (Gesch.  der  Universitlt  HeideU>erg  I.  8.  822  Not.  3) 
wurde  Celles  am  12.  Dec.  1484  in  Heidelberg  immatricnlirt. 

6« 


84  Afchbach 

Johann  von  Dalberg  und  Rudolf  Agricola,  welche  nach  ihrer 
italienischen  Reise  für  die  Verbreitung  der  humanistischen  Studien 
sehr  thätig  waren»  Celtes  bestimmt  hatte»  sich  auf  diese  Hochschule 
zu  begeben  <)• 

Wenn  auch  der  Friese  Agricola  an  der  Universität  Heidelberg 
kein  Lehramt  bekleidete,  so  wirkte  er  wie  Johann  Dalberg  doch  über- 
aus anregend  auf  die  akademische  Jugend,  dass  sie  die  humanistischen 
Studien  betrieb.  Das  Talent  des  Celtes  für  die  Dichtkunst »  seine  Be- 
lesenheit in  den  lateinischen  Schriftstellern,  seine  Liebe  für  das 
klassische  Alterthum  Oberhaupt  war  den  beiden  Humanisten  nicht  un- 
bekannt geblieben:  sie  zogen  den  begeisterten  Verehrer  und  glöckli- 
chen  Nachahmer  der  römischen  Dichter  in  ihre  Nähe ,  zeichneten  ihn 
aus  und  besonders  war  es  Agricola,  der  Celtes  ermunterte  das 
Griechische  und  Hebräische  zu  erlernen ,  wozu  er  ihm  ohne  Zweifel 
selbst  behülflich  war»),  indem  der  Wormser  Bischof  ihn  für  das 
Studium  der  platonischen  Philosophie  gewann.  Unrichtig  aber  ist  es, 
wenn  man  angibt,  dass  Celtes  damals  unter  der  Leitung  des  Johann 
Reuchlin  in  Heidelberg  das  Griechische  und  Hebräische  erlernt  habe, 
da  derselbe  erst  über  ein  Decennium  später  nach  Heidelberg  an  den 
kurfürstlichen  Hof  kam,  aber  auch  damals  nicht  als  Professor  an 
der  Hochschule  wirkte »). 


')  Sod.  Rheniin.  vit.  Celt.  Motas  dein  fama  JoannU  Dalborgii  Vangionnm  Episcopi  et 

Rodolfi  Agricolae  Heidelbergam  adiit. 
*)  Vita  Celtis :  (Ueidelbergae)  oratoriam  et  poeticam  cam  lingaae  graecae  et  bebraicae 
praegastamentis  haasit.  Celtea  bestitigt  dieses  in  der  seiner  Ars  versificandi  vor- 
gesetzten Elegie  auf  den  Tod  des  Agricola : 

Qoique  mihi  tribuit  aliena  idiomata,  Graecos 
Noscere  et  Hebraeos  doctus  utrosqne  legens. 
Auf  Agricola  schrieb  Celtes  auch  ein  Elogium.  (Rudoipbi  Agricolae  Lncnbratlones 
Col.  1529.  Rlupfel  a.  a.  0.  8.  59): 

Tribus  poetis  Frisia  nobilis. 
Ciaret  Rodolphns  primus  Agricola, 
Qui  Graeca  miscebat  latinis. 
Et  cythara  cecinit  canora 
Rheni  per  urbes,  atque  per  Italas, 
Notnsque  Gallis  atque  Britannicis, 
Et  qua  tumescit  fluctuosus 
Danubius  bibnins  arenis. 

*)  Zapf  Leb.  Job.  Dalb.    Nachtrige  8.  23.  Erhard,  Job.  Reuchlin.  8.  189  ff.    Ilautz 
Gesch.  der  UniT.  Heidelberg,  bemerkt,  dass  Johann  Reuchlin  erst  1496  nach  Hei- 


Die  früheren  Wnnderjahre  des  Conrad  Celtei.  85 

Für  Celtes  war  es  ein  grosser  Verlust,  dass  sein  Lehrer  und 
Freund  Rudolf  Agrieola  im  J.  1485  (28.  Oet.)  aus  dem  Leben  schied. 
Er  entschloss  sich  nun  seinem  Drange,  auch  andere  deutsche  Universi- 
täten zu  besuchen,  Folge  zu  geben  und  durch  öffentliche  Vorträge 
daselbst  die  humanistischen  Studien  zu  Yerbreiten.  Zunächst  begab 
er  sich  nach  Erfurt  und  Rostock,  dann  nach  Leipzig.  Diese 
Reisen  fallen  noch  Ende  1485  und  reichen  auch  ins  folgende  Jahr 
hinein.  Wenn  er  auf  den  genannten  Hochschulen  auch  nicht  als  Ma- 
gister oder  Baccalaureus  docirte  —  das  gelehrte  Zunftwesen  duldete 
nicht,  dass  ein  Ungraduirter  wie  Celtes  war,  den  Universitäts-Katheder 
bestieg!)  —  so  hinderte  ihn  doch  nichts,  als  fahrender  Humanist 
den  Scholaren  öffentlich  Privatvorträge  zu  halten  über  platonische 
Philosophie,  ciceronianische  Rhetorik,  horazische  Poesie  und  antiken 
Versbau ,  wobei  er  nicht  unterliess,  polemisch  gegen  die  yeraltete 
aristotelische  Scholastik  und  die  in  seiner  Zeit  herrschende  Geschmack- 
losigkeit aufzutreten.  Ungeachtet  die  Vorlesungen  gegen  Entgelt 
gehalten  wurden,  so  strömten  doch  überall,  wo  er  auftrat,  nicht 
nur  die  Studenten  in  grosser  Zahl  herbei,  sondern  auch  reifere 
Männer  der  V^issenschaft,  um  aus  seinem  Munde  die  Lehrsätze  der 
neuen  Philosophie ,  die  schone  Form  der  elassischen  Reden ,  die  in 
horazischen  Versmassen  gedichteten  Poesien  zu  yernehmen  und  von 
ihm  die  Anleitung  zur  Erlernung  der  antiken  Metrik  zu  erhalten. 
Einzelne  Oden,  Elegien,  Epigramme  von  ihm  waren  schon  verbreitet 
und  mit  grossem  Beifall  aufgenommen  worden.  Durch  den  Druck 


delberg  kam,  aber  nicht  als  Lehrer  der  Uoirersitat,  an  die  er  aber  seinen  Bruder 
Dionysius  durch  den  Pfalzgrafen  berufen  IJess.  Vgl.  HSusser  über  die  Anfange  der 
elassischen  Studien  In  Heidelberg.  8.  13. 
*)  Erhards  Angabe  im  Leben  C.  Celtes  S.  20,  dass  Celtes  in  Erfurt  und  Leipzig  erst 
als  Baccalaureus,  dann  als  Magister  aufgetreten  sei,  ist  eine  unrichtige.  Endlicher 
(im  Hormayr*schen  Archiv  XU.  S.  394)  Ifisst  ihn  schon  im  J.  1486  nach  Ofen 
und  Krakau  reisen  und  dann  über  Breslau  nach  Leipzig  zurückkehren,  was  eben- 
falls  eine  den  wahren  Sachverhalt  widersprechende  ZnsammensteUung  ist.  Über 
des  Celtes  Aufenthalt  in  Erfurt  gibt  der  Brief  des  Erfurter  Canonicus  Peter  Pez, 
eines  Verwandten  des  Celtes,  an  denselben,  einigen  Aufschluss.  Das  Schreiben 
d.  d.  Erfordiae  11.  April  1494  befindet  sich  in  dem  Wiener  Codex  epistolaris  Cel- 
tic.  fol.  32.  Man  erfährt  daraus,  dass  Celtes  bei  seinem  Verwandten  zur  Zeit 
seines  früheren  Aufenthaltes  in  Erfurt  gewohnt  hat  und  es  werden  mtnche  seiner 
Freunde  daselbst  namentlich  angeführt. 


86  Aschbach 

Hess  er  damals  (im  Sommer  1486)  i)  seine  erste  Schrift»  die  Ars 
yersifieandiy  nebst  einigen  Gedichten,  ausgehen*),  welche  wesent- 
lich dazu  beitrug,  auf  den  Dichter  aufmerksam  und  seinen  Namen  sehr 
bekannt  zu  machen«  Bereits  hatten  sich  für  ihn  in  den  sächsischen 
Landschaften  Fürsten  und  ihre  Minister  für  den  Humanisten  interessirt 
und  ihm  Beweise  ihrer  Gunst  gegeben:  Celtes  versäumte  nicht  sich 
dieselbe  zu  erhalten  und  zu  erhöhen ,  durch  Lobpreisungen »  die  er 
in  den  Gedichten  seinen  Gönnern  spendete.  Dem  Herzog  Friedrich 
Ton  Sachsen»  einem  eifrigen  Pfleger  der  Künste  und  Wissenschaften, 
der  später  in  seinem  Lande  die  Universität  Wittenberg  stiftete 
(1502),  widmete  er  mit  einer  Epistola  die  Ars  versiflcandi  und  be- 
sang ihn  in  einer  beigefugten  Elegie  *) :  in  einem  anderen  Gedichte» 
an  den  Italiener  Fridianus  Pighinucius  von  Lucca,  der  in  Diensten 
des  Magdeburger  Erzbischofs  Ernst^  eines  sächsischen  Prinzen,  stand» 
erhob  er  dessen  Stadt,  Land  und  fürstliches  Haus*).  Aus  einem 
weiteren  beigefügten  Gedichte  erfahren  wir,  dass  der  kurfürstlich 
sächsische  Leibarzt  Martin  Pollich  von  Melierstadt  aus  Franken  und 
der  Leipziger  Professor  Ivo  Vittigis  Freunde  des  Celtes  waren: 
jener  später  als  erster  Rector  der  Wittenberger  Universität  bekannt» 
der  andere  als  Forderer  der  humanistischen  Studien  >).  Auch  seines 


1)  In  der  dem  Bnche  Toranageschickien  WidmuDg  an  den  Herzog  Friedrich  Ton 
Sachsen  sagt  Geltet:  Artem  Carminnm,  quam  tui  nominia  anapicio,  in  studio  Lip^ 
Hensif  grari  cancri  aeatnante  aidere  (i.  e.  tempore  caniculari),  jam  tno  nomini 
clariaaimo  dedicamna. 

*)  Ea  erachienen  zwei  Auagaben,  beide  ohne  Orta-  and  Jahreaangabe ,  in  4®;  die 
fiühere  iat  ohne  Zweifel  in  Leipzig  14S6  gedruckt,  auf  24  Blattern,  die  apitere 
mnaa  naeh  dem  April  1487  veröffentlicht  worden  aein,  da  sie  als  den  Verfaaaer  den 
Conradua  Ceitea  Protncins  Poeta  taureatua  nennt  Obschon  sie  nor  20  Butter  hat, 
ao  Ist  sie  doch  mit  einigen  Distichen  Termehrt;  auch  enthalt  sie  einige  Verbesse- 
rungen. (Vgl.  fiber  daa  Nihere  bei  Klfipfel  de  Tita  et  acript.  C.  Celt.  H.  p.  3—8.) 
Die  ara  veraificandi  serfiUt  in  zwei  Theile,  in  die  ars  metrica,  welche  in  Hexa- 
metern über  die  Verafuaae  und  Dichtungaarten  handelt  und  in  die  arapoetica«  welche 
aich  vorzuglich  mit  der  Prosodie  beachfiftigt. 

*)  Daa  Poema  hat  52  DisUcha. 

*)  Ea  iat  daa  fünfte  Stfick  der  Schrift  and  folgt  unmittelbar  der  Ara  veraificandi 
aelbat. 

*)  Nr.  VI— Vin  in  der  ara  veraificandi  liefern:  1.  Eine  Elegie  Fridiana  an  Ceitea; 
2.  eine  aapphiache  Ode  Fridiana  an  den  h.  Sebastian;  3.  ein  Gedicht  deaaelben 
Dichtera  an  Martinua  (Pollichiaa)  Mellerstadius.  Vgl.  das  Nihere  bei  Mencken 
Miscell.  LIps.  nov.  Vol.  VII,  p.  I.  p.  309  aqq.  Klupfel  II.  p.  5—7. 


Die  fKihereii  Wanderjalire  das  Com4  Geltet.  87 

frühzeitig  dahin  geschiedenen  Lehrers  Rudolf  Agricola  und  seiner 
Verdienste  um  die  Verbreitung  der  humanistischen  Studien  gedenkt 
Celtes  dankhar  9»  und  nachdem  er  sieh  in  frommer  Weise  in  einem 
Gedichte  dem  Schutze  der  heiligen  Jungfrau  empfohlen*),  schliesst 
er'  mit  einer  sapphischen  Ode  an  Apollo,  den  Dichtergott,  dass  der* 
selbe  Ton  den  Italienern  zu  den  Deutschen  mit  der  Lyra  kommet). 
Diese,  eine  der  frühesten  Dichtungen,  welche  sich  von  Celtes  erhalten 
hat,  gehört  zu  seinen  schönsten  und  gelungensten  poetischen  Pro-» 
ductionen,  welche  daher  zu  öfteren  Malen  gedruckt  worden  ist*). 

Neben  den  humanistischen  Vortragen  und  Beschäftigungen  mit 
der  Metrik  und  Herausgabe  einzelner  seiner  Gedichte  widmete  er 
sich  auch  dem  dramatischen  Fache  und  yersuchte  die  Deutschen  mit 
den  romischen  Comödien  und  Tragödien  nfther  bekannt  zu  machen. 
Er  begann  Seneca*s  Tragödien,  zuerst  den  Hercules  furens, 
und  die  Coena  Thyestis,  mit  einer  Vorrede  an  den  FOrsten 
Magnus  Ton  Anhalt  <)  im  Druck  herauszugeben  •);  die  andern  Stficke 
sollten  folgen.  Er  war  es  auch,  der  zuerst  in  Deutschland  den  Ver- 
such machte  die  Dramen  der  Römer  zur  Auflffihrung  zu  bringen. 


^)  Nr.  n  im  Carmen  des  Celtes  ad  leetorem. 

*)  Nr.  X  Ton  Celtes  ein  Epigramme  elegiacem  ad  leetorem. 

t)  Conr.  Gelt.  Prot  Ode  ad  ApoUinem ,  repertorem  poiFtices,  «t  ab  Italia  cum  Ijrni  ad 
Germanos  Yeniat.  Endlicher,  Rec.  fib.  KlSpfel  p.  169,  tbnt  diesem  unrecht,  wenn 
er  sagt:  »Das  Gedicht:  Ad  ApoUinem  etc.,  welches  mit  der  von  Danhanser  her- 
ansgegebenen  Oratio  Cassandrae  Fidelis  s.  L  e.  a.  4*.  enehien,  hat  KlflpM  ansn- 
fShren  ▼ergossen."  Klfipfel  spricht  U.  p.  S  davon. 

*)  Kommt  aoch  In  den  Celtesischen  Oden  IIb.  lY.  od.  8  vor.  Erhard  hat  die  Ode 
8.  116  abdmchen  lassen. 

*)  Es  ist  eine  sapphische  Ode,  welche  eigentlich  an  der  SteUe  des  Argumentum  der 
Coena  Thyestis  Torausgeschickt  ist  Dieses  Gedicht  ist  bei  Erhard  8.  188  ge- 
druckt; deraelbe  gibt  8.  187  auch  das  Gedicht,  welches  dem  Hercules  ftnrens  Tor- 
ausgeschickt wird,  ebenfidls  wie  ein  Prologes. 

*)  (Senecae)  Hercules  ftirens  et  Coena  ThjesUs  (s.  1.  et  a.)  4®  wahrseheinlieh  1486 
in  Leipsig  gedruckt;  ist  höchst  selte«.  Vgl.  KUpfd  U.  11.  u.  EndUcher  h  e. 
8.  166.  «KlSpfel  besass  nur  ein  Fragment  (nimUch  die  aweite  Tragftdie)  und  Ref. 
war  auch  nicht  so  gificklich,  von  dieser  aUen  Bibliographen  unbekannten  Ausgabe 
ein  Exemplar  au  sehen."  Damit  steht  die  Angabe  Erhard's  8.  137  im  Widerspruch ; 
«L.  Annaei  Senecae  Tragoediae  Hercules  ftirens  et  Thyestes.  Lips.  1487.  4.  — 
Ort  und  Jahnahl  sind  unCer  der  Vorrede  bemerkt;  ausserdem  ludet  man  weder 
am  Anfange  noch  am  Ende  eine  weitere  Bemerkung.*  Erhard  muss  demnach  eine 
vollständige  Ausgabe  vor  sich  gehabt  haben. 


88 


A'scbbacb 


Jedoch  scheinen  ihm  anfanglich  diese  Aufführungen  nicht  ganz 
gelungen  zu  sein  <)• 

Die  Einnahmen,  welche  ihm  ans  seinen  Vorlesungen  in  Erfurt, 
Rostock  und  Leipzig  zugeflossen»  waren  so  ansehnlich <) ,  dass  sie 
ihn  nicht  nur  in  Stand  setzten,  die  Ausgaben  für  seine  gewöhnlicKen 
Lebensbedurfnisse  davon  zu  bestreiten ,  sondern  dass  sie  ihm  auch 
die  Mittel  lieferten,  seinem  Hange  zu  weitern  Reisen,  namentlich 
nach  Italien,  folgen  zu  können.  Ohnehin  schien  es  rathsam  bei  den 
yielen  Gegnern ,  welche  er  sich  durch  seine  heftigen  Angriffe  auf  die 
Scholastiker  und  durch  seine  bitteren  Spottereien  über  das  gelehrte 
Zunftwesen  und  die  Barbaren-Professoren  auf  den  deutschen  Universi- 
täten zugezogen  hatte,  den  Aufenthalt  in  den  sächsischen  Landen 
nicht  zu  verlängern  *) ,  obschon  eine  Anzahl  warmer  Anhänger  ihm 
sehr  zugethan  sich  zeigte  und  auch  die  sachsischen  Fürsten  und 
ihre  Räthe  meistens  ihm  gewogen  waren. 

Es  war  das  Jahr  1486  noch  nicht  abgelaufen^),  als  Celtes 
seine  Reise  nach  Italien,  der  damaligen  Heimath  der  classischen 
Wissenschaften,  antrat k).  Vor  allen  Dingen  eilte  er  nach  Rom  zu 
kommen.  Daselbst  verkehrte  er  viel  mit  den  gelehrten  Humanisten, 
vorzuglich  mit  Julius  Pomponius  Laetus,  dem  Stifter  der  plato- 
nischen Akademie.  Diese  römische  gelehrte  Gesellschaft,  welche 


^)  Der  erste  Theil  der  om  das  J.  1492  ^schriebeDen  Vita  Conradi  Celtis,  welche 
TOB  der  Sodalitas  Rhen.  herausgegeben  wurde ,  macht  tod  den  Versuchen  schon 
ErwShnang :  Primus  comoedias  et  tragoedias  in  pablicis  aolis  Tetemm  more  egit. 
Es  bezieht  sich  dieses  nicht  auf  die  spiteren  Aufführungen  in  Wien. 

')  Sod.  Rhen.  vit  Gelt.  Mox  per  Erfordiensium,  Lipsiensium,  Rostociensium  gymna- 
sium  iter  corripiens,  non  pauetu  peeumas  docendo  eonquitivit, 

*)  Johann  Sommerfeld  (Aesticaropianus),  ein  Schuler  des  Celtes ,  Ton  dem  noch  eine 
Ansahl  ungedmckter  Briefe  an  seinen  Lehrer  Torhanden  sind,  sagt  in  seiner  Oratio 
1507  Lipsiae  habita;  Conradum  Celtin  paene  hostiliter  expulistis.  Vgl.  Burckhard. 
de  fat.  lat.  ling.  in  Germania  I.  p.  282. 

*)  Erhard,  Leben  des  Conr.  Celtes  (S.  24  ffl.)  lisst  die  Reise  erst  nach  der  Dichter- 
krönung  1467  antreten  und  bestimmt  f&r  die  Dauer  wenigstens  e  i  n  Jahr. 

*)  Endlicher  (Rec.  S.  188),  der  fibersieht,  dass  die  tou  der  rhein.  Sodalitfit  heraus- 
gegebene Vita  Celtis  Ton  der  italienischen  Reise  ziemlich  genau  berichtet,  geht  in 
.  seinem  Skepticismus  su  weit:  »Ja  man  könnte  sogar  daran  zweifeln,  ob  die  ganze 
Reise  je  stattgeftinden  habe,  wenn  man  einige  seiner  darauf,  jedoch  mit  rieler 
Zurfickhaltung  anspielenden  Gedichte  in  minder  buchstäblichem  Sinne  nehmen 
wollte,  als  dies  Klupfel  zu  thun  gewohnt  ist." 


Die  früheren  Waoderjabre  des  Conrad  Geltet.  80 

die  Freunde  der  platonischen  Philosophie  und  die  Mftnner  der 
dassischen  Wissenschaften  in  einem  engeren  Verein  einander  nSher 
brachte,  gefiel  unserm  Celtes  ungemein:  solche  Sodalitäten  zur 
Förderung  der  humanistischen  Studien  auch  in  Deutschland  ins 
Leben  zu  rufen,  mag  er  sich  schon  damals  in  Rom  yorgenommen 
haben.  Die  Mitglieder  der  römischen  Akademie  führten  als  solche 
neue  Namen :  es  war  diese  Sitte  auch  bei  der  Yon  Karl  dem  Grossen 
gestifteten  Hofakademie  eingefQhrt  gewesen.  Papst  Paul  II.,  der 
in  den  Bestrebungen  der  platonischen  Akademie,  weil  sie  eine 
rationalistische  Richtung  nahmen,  der  Kirche  wie  dem  Staate 
geßhrliche  Tendenzen  witterte,  Ycrfolgte  bald  ihre  Mitglieder  als 
strafwürdige  Verschwörer,  namentlich  den  Stifter  und  Piatina,  den 
papstlichen  Historiographen  <).  Pauls  Nachfolger  erwiesen  sich  weniger 
verfolgungssüchtig  gegen  die  platonischen  Akademiker:  ja  sie  nahmen 
sie  selbst  wieder  zu  Gnaden  auf.  Als  Celtes  in  Rom  war,  führte 
Innocenz  VIII.  das  Pontificat  (er  regierte  von  1484 — 1492).  Johann 
Dalberg ,  welcher  wenige  Jahre  frfiher  in  Rom  eben  diesen  Papst 
im  Namen  des  Pfalzgrafen  be^ückwünschte ,  als  er  den  römischen 
Stuhl  bestiegen,  hatte  ohne  Zweifel  dem  Celtes  manche  Empfehlungen, 
die  ihm  von  grossem  Nutzen  waren,  mitgegeben.  Der  deutsche 
Humanist  stellte  sich  dem  Papste  vor  und  kQsste  ihm  den  Pan- 
toffel •). 

Der  Aufenthalt  des  Celtes  in  Rom  scheint  nicht  von  langer 
Dauer  gewesen  zu  sein;  besondere  Gönner  und  Freunde  erwarb  er 
sich  dort  nicht.  Die  Stadt  selbst  machte  auf  ihn  keinen  günstigen 
Eindruck:  er  sah  in  ihr  fiberall  nur  Spuren  des  Verfalls  yon  ihrer 
ehemaligen  Grosse  und  Herrlichkeit:  sie  war  ihm  nur  eine  colossale 


0  Julius  Pomponioa  Laetus,  aus  eiaen  TorBehnea  •alemiUBiaehen  Geaehleehte,  starb 

am  11.  Juni  1408.   Über  ihn  gibt  Hieb.  Ferne,  sein  Zeitgenosse,  in  dem  Eloginm 

funebre  die  besten  Nacbricbten ;  jedocb  Terscbweigt  er  ans  scbonender  Rfieksiebt 

'  für  den  Papst  die  Erricbtang  der  Akademie  und  die  Verfolgung  ibrer  Mitglieder. 

Von  des  Pomponius  Scbriften  bandelt  Fabric.  bibl.  med.  et  inf.  latin.  IV.  594. 

3)  Conrad.  Gelt.  Epigramm.  IIb.  II.  nr.  4S. 

Cum  dederas  saeram,  Caesar  Frideriee,  coronam  [i.  e.  laureatam], 

Figebas  nostris  oscnia  blande  genis. 
Ast  ego  dum  Romae  Tidissem  tecta  Nocentis  (i.  e.  InBoeentii  VUl)» 
Oscnia  ferro  suo  jusserat  iUe  pedi. 


90  Atekbach 

Ruine  <).  Für  das  was  sie  von  neuer  Kunst  und  Pracht  bot»  scheint 
er  keinen  sehr  empfanglichen  Sinn  gehabt  zu  haben. 

Von  Rom  begab  er  sich  sodann  nach  Florenz»  wo  er  bei  dem 
Platoniker  Marsilius  Ficinus*)  verweilte  und  dann  nach  Bologna» 
woselbst  er  einigen  Vorträgen  des  Philosophen ,  Dichters  und  Poly- 
histors Philippus  Beroaldus  *)  beiwohnte.  In  Ferrara  blieb  er  länger, 
um  aus  dem  näheren  Umgange  mit  dem  Veronesen  Johann  Baptista 
Guarinus*),  einem  grossen  Kenner  der  lateinischen  und  griechi- 
schen Sprache,  Gewinn  zu  ziehen,  und  zu  Padua  fesselte  ihn  ein 
gleicher  Zweck,  sich  in  den  classischen  Sprachen  zu  vervolikommnen, 
in  den  Vorlesungen  des  Johannes  Calphurnius  aus  Brescia')  und 
des  Marcus  Musurus  aus  Creta«).  Endlich  Hess  er  auch  Venedig 


*)  CelUs  Epigrtmmat.  lib.  H.  n.  46.  ad  Romam,  dum  Ulam  intnret : 
Quid  sopereat,  o  Roma,  toae  nisi  fama  ruinae, 
De  tot  eonsulibus  Caesaribvsque  simnl  ? 
Tempus  edaz  sie  cuneta  Torat  nilque  extat  in  orbe 
Perpetaom.  Yirtus  scriptaqae  sola  manent. 

*)  Celtes  bewahrte  fSr  ihn  eioe  grosse  VerehruDg ;  daher  wies  er  auch  seine  Schfiler 
die  nach  ihm  Italien  besuchten,  an,  zum  Behnf  des  Stadiums  der  platonischen  Philo- 
sophie sich  Torzflglich  an  Ficinus  su  wenden.   Derselbe  starb  1400.   VgL  Fabric. 
Bibl.  Gr.  XIU.  c.  0. 

*)  Er  ist  nicht  mit  seinem  gleichnamigen  Vetter  au  rerwechseln ,  der  zuerst  einen 
Theil  der  Werke  des  Tacitus  edirte :  Rom  1515,  und  wenige  Jahre  spiter  starb. 
Unser  Philippus  Beroaldus  wird  im  J.  1500  tou  Longinus  Eleutherius  und  Jacobus 
Philomusus,  Schülern  des  Celtes,  besucht ,  wie  sie  in  ihrem  Briefe  an  ihren  Lehrer 
(Cod.  Epistel.  Celt.  lib.  X,  ep.  27)  berichten. 

^)  Fabr.  bibl.  med.  et  inf.  tot  Hl,  p.  351.  Heyn,  de  Yirgil.  edit  in  Opp.  I.  p.  XUX. 
Er  war  im  Jahre  1400  noch  in  Ferrara,  wo  er  aber  nur  wenige  Schüler  hatte,  als 
ihn  Longinus  Eleutherius  und  Jacobus  Philomusus  besuchten.  Vgl.  Cod.  Epist. 
Celt  lib.  X.  27.  fol.  122. 

*)  Er  hatte  früher  in  Venedig  das  Griechische  gelehrt,  dann  las  er  in  Padua  über 
römische  Dichter,  Tomehmlich  über  Terenz,  Orid,  CatuU,  die  er  auch  edirte.  Von 
ihm  hat  man  ein  Gedicht:  De  beato  Symone  Martjre.  Vicentiae  1481.  fol.  Im 
J.  1400  war  er  noch  nach  dem  Schreiben  des  Longinus  in  Padua.  Vgl.  Trithem. 
Script,  ecdes.  n.  010. 

*)  Auch  Musurus  war  zuerst  als  Lehrer  des  Griechischen  in  Venedig  aufgetreten, 
dann  las  er  über  römische  Schriftsteller  in  Padua  und  yerfasste  auch  mehrere  Ge- 
dichte, darunter  eines  auf  Plato;  er  sammelte  die  griechischen  Scholien  zum 
Aristophanes  und  übersetzte  den  Galenus  ins  Lateinische.  Erstarb  in  Rom  als  Erz- 
bischof  Ton  Epidaurus. 


Die  frfiliereD  Wanderjahre  des  Coarad  Celtat«  0 1 

Bieht  unbesuoht  ^ »  wo  er  nicht  nur  wie  in  andern  Städten  Italtena 
nach  Handschriften  und  Büchern  sich  umsah ,  sondern  auch  Coceius 
oder  wie  er  gewohnlich  genannt  wird,  Marcus  Antonius 
Sabellicus,  einen  ausgezeichneten  Redner  und  Historiker*),  und 
den  gelehrten  Herausgeber  und  Drucker  classischer  Werke,  den 
Aldus  Manutius,  kennen  lernte.  Die  Freundschaft,  die  er  mit 
dem  Letztem  schloss,  wurde  durch  späteren  Briefwechsel  *)  unterhalten. 
Wenn  Celtes  auch  den  Nutzen  nicht  verkannte ,  welehen  eine 
Reise  über  die  Alpen  und  der  Verkehr  mit  italienischen  Gelehrten  fOr 
einen  deutschen. Humanisten,  bezüglich  seiner  Ausbildung  hatte,  so 
waren  die  Eindrücke ,  welche  Land  und  Leute  auf  ihn  gemacht,  doch 
keineswegs  der  Art,  dass  er  sie  in  angenehmer  Erinnerung  behielt 
Es  scheint  der  deutsche  Gelehrte ,  dem  man  in  seinem  Vateriand  an 
allen  Orten  wie  einer  ungewöhnlichen  Erscheinung  im  Gebiete  der 
classischen  Wissenschaften  mit  aller  Aufinerksamkeit  und  grossen 


<)  Die  io  der  VitaCelt.  angegebene  ReiserichtaDg  istoffenlMirvBgeDM:  Ad  Italiam  pro* 
fectns,  Padaae  Calphnrninni  et  Cretienm,  Ferrailae  Gaarinnm ,  Bononiae  PbUippnm 
Beroaldnm,  Florentiae  Ficinnm,  Yenetit  Sabellicnm,  Romae  Ponponinm  Laetnn 
audiTit  Nach  des  Celtea  eigner  Mitiheilnng  Odar.  üb.  I.  od.  14  llstl  tidi  erteben, 
in  welcber  Folge  die  Stildte  TOn  ibm  betacbt  wnrden. 

Romali  qnondam  reTocatsa  vrbe 

Montis  Hetroaci  jnga  nnbiloaa 

Scando,  dein  Rbeamn  tennem,  Padnnqne  ad 
Terga  reÜqol. 

Hine  sinnm  Tastnm  eiior  Adrianmn 

Lintribna  cnnris  adeo«  Ifiriomn 

Urba  nbi  tollit  Yenetas  per  nndas 
Inelyta  mnroa. 
*)  Sabelliens  lebte  firfiber  in  Ron  in  der  Umgebmig  dea  Ponponins  Laetns ,  kam  ao- 
dann  nach  Yenedig,  wo  er  die  freien  Kfintte  lebrte,  Oeeobicbte  schrieb,  Plinine 
Saetonins  und  Lncanvs  commentirte  nnd  avch  Reden  nnd  Gedichte  Terfaaste.  Longi- 
nas, der  ihn  im  J.  1499  besaehte,  erhebt  ihn  in  seinem  erwihnten  Briefe  an  Celtes 
sehr.  Trithem.  scr.  eccL  n.  901   nennt  seine  Sehriflen,  so  weit  er  sie  bis  som 
J.  1494  kennen  gelernt. 
S)  Die  Ton  Aldos  Manntins  an  Celtes  gerichteten  drei  Briefe  ans  den  Jahren  149S, 
1501  and  1503  kommen  im  Codex  epistolaris  des  Celtes  Tor.  Endlicher  hat  sie  an 
Renonard  mitgetheOt,  der  sie  in  seiner  sweiten  Ansgabo  der  Annales  de  Timprime- 
rie  des  Aldins,  Hl.  p.  271 — 276  hat  abdracken  lassen.  Longinns  in  dem  erwihnten 
angedmckteii  Brief  an  Celtes  berichtet  Ton  seinem  Besnehe  bei  Aldns  Manntins 
und  der  frenndlichen  Anfhahme,  die  er  bei  demselben  getoden. 


02  Aschbach 

Ehren  entgegenkam,  keine  sonderliehe  Anerkennung  in  Italien  ge- 
funden zu  haben.  Allerdings  stand  damals  Celtes  noch  im  gründlichen 
classischen  Wissen  und  auch  in  den  mathematischen  Disciplinen  den 
italienischen  Gelehrten  ziemlich  nach:  er  wurde  daher  von  ihnen 
nicht  besonders  gefeiert  und  ausgezeichnet.  Seine  Eitelkeit  war 
daher  verletzt  Er  schrieb  die  kühle  Aufnahme ,  welche  er  meistens 
gefunden,  einem  den  Deutschen  feindlichen  Sinne  der  Italiener  und 
ihrer  eigenen  Überschätzung  zu  <). 

Nachdem  er  kaum  ein  halbes  Jahr  in  Italien  zugebracht  hatte  >)» 
nöthigten  ihn  die  knappen  Geldmittel  auf  dem  nächsten  Weg  durch 
Tirol  und  Schwaben  zur  Rückkehr  in  die  Heimath«),  wo  wir  ihn 
schon  im  Frühjahre  1487  im  fränkischen  Lande  zu  Nürnberg  bei 
seinen  Freunden  finden. 


<)  In  der  akademischen  Antrittsrede,  welche  Celtes  im  J.  1492  beim  Beginne  seiner 
Vorlesungen  an  der  UniTersitXt  Ingolstadt  gehalten,  sagt  er,  dass  die  Deutschen 
▼on  den  Italienern  Terachtet  and  Barbaren  gescholten  wGrden.  Doch  rerkennt  er 
nicht,  dass  eine  Reise  nach  Italien  für  einen  deutschen  Humanisten  zur  ToUstfindi- 
gen  Ausbildung  durchaus  nothwendig  sei. 

*)  Nach  der  gewöhnlichen  Ansicht  war  Celtes  zwei  Jahre  lang  in  Italien  gewesen. 
Schlosser,  neuere  Geschichte  I.  136:  »In  Italien  Tcrweilte  er  zwei  Jahre  Ton 
1487 — 1489;  dann  lehrte  er  zuerst  in  Krakau.^ 

*)  Die  Ton  der  Sod.  Rhen.  herausgegebene  Vita  Celtis  gibt  die  Richtung  der  Reise  ron 
Italien  nach  Dentschland  ganz  unrichtig  an:  A  Roma  per  Venetias,  Illyricum  et 
Pannonias  Sarmatas  adiit  Nach  des  Celtes  eigenen  Mittheilungen  (in  den  Od.  Hb. 
I.  od.  14)  reiste  er  Ton  Etrurien  nach  den  Niederungen  des  Po  und  Venedig,  dann 
an  die  Etsch  über  die  Alpen  an  den  Rhein  in  die  heiroathlichen  Gegenden.  Ohne  der 
Dichterkrönung,  die  dann  in  Nürnberg  stattfand,  zu  gedenken,  wird  Ton  der  Fort- 
setzung der  Reise  an  die  Elbe,  Oder  und  Weichsel  nach  Rrakau  gesprochen. 

Hinc  (tou  Venedig)  ubi  campis  Athesis  receptus 
Praepeti  cursu  rapior  per  Alpes, 
UTidum  Rhenum  repetens  gelato 

Fönte  cadentem. 
Post  Caput  magni  Tcniens  Istri, 
SilTt  Bacenis  Taga  ubi  patescit 
Saltibus,  multa  insinuans  reductos 

Arbore  colles. 

Unter  Bacenis  fersteht  Celtes  den  Schwarzwald ,  wie  aus  seiner  descriptes 
Norimbergte  c.  3  zu  ersehen  ist:  Illio  ad  fontem  Danubii  et  Nicari  Hercinia  per 
totam  Sueviam  se  late  Ttsteque  diffundens,  Nigrain  eilvamf  quae  et  Bacenis  mig'ori- 
bns  dicta  est,  efficit. 


Die  früheren  WAnderjühre  des  Conrad  CeUes.  93 

Die  DichterkrOnuDg. 

In  seinem  Vaierlande  erwartete  Celtes  eine  ungewöhnliche 
Auszeichnung.  Der  Kurfürst  Friedrich  von  Sachsen  hatte  sich  schon 
früher  als  einen  besonderen  Gönner  des  Dichters  erwiesen.  Er  wie 
sein  Bruder  Ernst  Erzbischof  von  Magdeburg  waren  Freunde  der 
humanistischen  Richtung.  Der  Italiener  Fridianus  Pighinuccius» 
welcher  mit  Celtes  in  lebhaftem  Briefwechsel  stand  und  denselben 
sehr  schätzte,  war  in  Diensten  des  Erzbischofs  Ton  Magdeburg. 
Durch  den  italienischen  Humanisten  Yorzüglich  mag  der  Kurfürst  von 
Sachsen  angeregt  worden  sein ,  dass  er  sich  beim  Kaiser  Friedrich 
IIL  dahin  verwandte»  dass  der  aus  Italien  heimgekehrte  deutsche 
Poet  mit  dem  Dichterlorbeer  gekrönt  wurde  ')• 

Celtes  war  als  platonischer  Philosoph  und  als  ausgezeichneter 
lateinischer  Dichter  in  kurzer  Zeit  überall  in  Deutschland  bekannt 
geworden.  Die  Bedeutung  des  Mannes  war  auch  dem  Kaiser  nicht 
entgangen.  Er  war  daher  gern  bereit,  dem  Wunsche  des  sächsischen 
Kurfürsten  zu  entsprechen  und  den  deutschen  Humanisten,  der  durch 
eine  Anzahl  lateinischer  Gedichte  Beweise  von  seiner  ungewöhnlichen 
poetischen  Begabung  gegeben  hatte,  in  besonderer  Weise  aus- 
zuzeichnen. Dieses  konnte  in  doppelter  Weise  geschehen,  einmal, 
dass  er  ihn  zum  Dichter  krönte,  dann,  dass  er  ihn  mit  dem  philo- 
sophischen Doctorhute  beschenkte.  Mit  solchen  Ehren  hatte  der 
Kaiser  bereits  Italiener  ausgezeichnet «) ;  einem  Deutschen  war  aber 


<)  In  der  an  den  sächsischen  Kurfürsten  Friedrich  gerichteten  Praefatio  zu  den  Ton 
Celtes  heraosgegebenen  Roswitha^schen  Werken  sagt  der  Dichter,  dass  ihm  ductu 
et  monitu  dieses  Kurfürsten  der  Kaiser  den  Dichter-Lorbeer  ertheilt  habe.  D^mit 
stimmt  auch  die  Vita  Celtis  fiberein :  Friderici  Saxoniae  ducis  —  suasu  et  monitu 
coronam  poeticam  a  Caesare  meruit. 

2)  Im  Jahre  1442  hatte  K.  Friedrich  III.  den  Italiener  Aeneas  Sylrius  nicht  nur  zum 
Dichter  gekrönt,  sondern  auch  zum  Magister  creirt  Es  heisst  in  dem  darüber  aus- 
gefertigten Diplom  (bei  Chmel  Regest.  Frideric.  IV.  Imp.  Vol.  I.  Anh.  XXIX): 
Aeneam  SyWium  —  magittrum,  poeiam  et  hittorieum  eximium  declarantes  prae- 
clari  magisterii  nomine  auctoritate  Romana  regia  insignimus  ac  manibus  proprils 
peromamus,  bis  semper  riridibus  lauri  ramis  et  foliis  solenniter  decorantes  etc. 
Am  10.  Aug.  1487  gab  derselbe  Kaiser  in  Nürnberg  dem  Michael  Foresing  au« 
Savoyen  den  Doctorhut  in  den  freien  Künsten  und  Hess  darüber  ein  Diplom  aus- 
fertigen. (Chmel  a.  a.  0.  Vol.  II.  p.  745.  nr.  8142.) 


04  Aschbach 

bis  dahin  eine  Dichterkrönung  aus  kaiserlichen  Händen  noch  nicht 
zu  Theil  geworden. 

Der  Kaiser,  welcher  yon  dem  ungarischen  König  Matthias 
Conrinus  aus  seiner  Residenz  Wien  vertrieben  worden  war,  hielt  sich 
damals  1487  fast  das  ganze  Jahr  hindurch  in  der  Reichsstadt  Nürn- 
berg auf;  im  April  wurde  dahin  eine  Fürstenversammlung  berufen.  Es 
kamen  auch  die  sächsischen  Herzoge  t).  Hier  war  es ,  wo  der  Kur- 
fSrst  Friedrich  von  Sachsen  alles  zum  Acte  der  kaiserlichen  Dichter- 
krönung  des  Celtes  einleitete  und  zur  Ausführung  yurbereitete. 
Celtes  ^musste  zunächst  ein  Bittgesuch  um  die  Dichterkrönung  an 
den  Kaiser  richten*).  Am  18.  April  fanden  mehrere  Festlichkeiten 
und  öffentliche  Ritterspiele  in  Nürnberg  zu  Ehren  des  Kaisers  statt; 
zu  dessen  Lobpreisung  verfertigte  Celtes  eine  Ode');,  und  der 
Dichter  empfing  unmittelbar,  nachdem  er  sie  vorgetragen ,  auf  der 
Nürnberger  Burg  (die  öfter  als  das  deutsche  Capitolium  bezeichnet 
wird)  aus  den  kaiserlichen  Händen  den  Dichterlorbeer*)  nebst  dem 


')  Die  Anwesenheit  dea  Rurffirtten  Friedrich  und  der  andern  siehsischen  Henoge  ioi 
April  1487  zn  Nfimberg  liMt  sich  nrkandUch  nachweisen.  Vgl.  Chmei  Regest. 
Friderici  IV.  Imp.  p.  7? 6.  Ein  Schreiben  dea  Celtea  an  den  Hersog  Georg  Ton 
Sachsen  (gedrackt  bei  Borkhardt  de  fatia  Ungnae  latin.  H.  297)  führt  daa  Datum : 
Ex  Naremberga  VII.  Kai.  Mail  [1487]. 

*)  Dies  Bittgesuch  ist  in  einem  kleinen  höchst  seltenen  Büchlein  unter  dem  Titel ; 
Proseuticon  ad  dirum  Fridericum  tertium  pro  laurea  ApoUinari,  Norimberg.  per 
F.  Kreusner  s.  a.  (1487)  gedruckt  Es  sind  beigefügt  einige  andere  auf  die  Dichter- 
krdnung  besfigliche  Briefe,  Gedichte  und  Schriftstficke :  das  Gänse  auf  6  Quart- 
blfittem.  Die  Angabe  bei  Fabricius  Ton  dem  Nürnberger  Wiederabdruck  im  J.  1500 
beruht  auf  einem  Irrthum.  Dagegen  hat  6.  Meyer  die  Schrift  mit  geSndertem  Titel : 
Daphne  ApoUinaris.  Hamburg.  1615.  8®.  edirt.  Einselne  Stucke  daraus  wie  die 
Epistola  ad  Georgium,  Saxoniae  ducem  (Nr.  1)  und  das  Carmen  ad  Fridericum 
electorem  Saxoniae  (Nr.  IX)  hat  Burkhardt  I.  c.  p.  207  sqq.  abdrucken  lassen. 
Vgl.  Klupfel  Tit.  et  Script.  Conr.  Celtis  II.  11  sqq. 

*)  Die  Ode  an  Kaiser  Friedrich  pro  laurea  findet  sich  in  des  Celtes  Oden  lib.  I.  n.  1. 
und  das  Gedicht  an  die  in  Nfimberg  sur  Berathung  über  den  Turkenkrieg  Torsam- 
motten  Fürsten  in  dessen  Über  Epodon,  carm.  1. 

^)  Des  Actes  machen  auch  die  gleichseitigen  Nürnberger  Chronisten  Erwfihnung. 
Hartmann  Schedel  Chronic.  Norimberg. :  Fridericus  Imperator  a.  1487  magnum 
eonTcntum  pro  auxilio  ferendo  contra  hostes  suos  —  hubuit  —  Conradum  Celtis^ 
Oermmmtm  nirum  emditisnmum ,  in  aree  Nurnbergensi  ApoUinari  laurea  decora- 
vit.  Der  Anonym,  ^lw  deutschen  Nürnberger  Chronik  sagt:  Damals  1487  ist  Con- 
rad Celtit  der  Schrift  ein  hochgelarter  Mann  mit  einerPoeten- 
cron  gecrönt  und  auf  der  Bahn  gerennet  und  gestochen  worden. 


Die  fHiheren  Wanderjahre  des  Conrad  Celles.  95 

philosophischen  Doctorhut  9,   unter   den  bei   der  Ertheilung   der 
akademischen  Grade  üblichen  Feierlichkeiten  <). 

Dass  diese  Dichterkrönung  des  Celtes  am  18.  April  1487  s) 
(und  nicht  im  J.  1491,  wie  von  Manchen  behauptet  wird*),  statt- 
gefunden hat,  kann  als  eine  sichere,  feststehende  Thatsache  be- 
trachtet werden,  welche  durch  gleichzeitige  Berichte  und  zutreffende 
Umstände  im  Leben  des  Celtes  beglaubigt  ist. 


1)  In  der  Schlussnotiz  zu  der  Celtes^schen  Schrift  Prosenticam  ad  div.  Fridericnm 

III.  pro  laurea  Apollinari :  birretatus  et  Uatreatus  est  a  Caeaare. 
^)  Celtis  Epigramm,  lib.  II.  nr.  48 : 

Cum  dederas  sacram,  Caesar  Friderice,  coronam, 
Figebas  nostris  oscnia  blande  genis. 
Celtis  Oder.  I.  nr.  12.  de  Garmlo  Vindelieo  (nm  1488) : 

At  mihi  Caesarea  frondescant  tempore  lanro 

Magnaqne  fama  leTet. 
Oder.  1.  n.  nr.  11. 

Hac  menm  Caesar  Fridericns  olim 

Verticem  cinxit  celebranda  in  nrbe 

Delphica  laoro  rigidi  decorana 
Tempora  Tatis. 
Im  Diplom  über  die  Dichterkrönung  heisst  es :  Te  per  laoreae  impositionem .  et 
osculi  traditionem  lanreatnm  poetam  ereximos  etc.' 
*)  Das  wichtigste  und  sicherste  Zeugniss  für  dies  Datum  gibt  Celtes  in  seiner  Schrift 
Proseuticum,  wo  die  Zeichnung  der  Constellation  bei  der  Dichterkrönung  des 
Celtes  mit  folgender  Beischrift  sich  findet:  Figura  coeli  anno  Domini 
MCCCCLXXXVU  currente  ^ie  XYUI.  AprUis,  hora  VI.  min.  I.  secunda  II.  post  meri- 
diem,  quo  birretatus  et  laureatus  est  a  Caesare  in  arce  Nurembergensi  Conradus 
Celtis ,  erecta  per  Johannem  Kanter  de  Groeningen  Frisiae ,  astronomum  protune 
imperatoris  Friderici  tertii  semper  Augusti. 
*)  Wie  man  aus  Chmel  Regest.  Frideric.  IV.  Imp.  ad  a.  1401  ersehen  kann,  war  der 
Kaiser  Friedrich  im  Laufe  des  J.  1401  nicht  ein  einziges  Mal  in  Nürnberg ,  wo 
doch  die  Krönung  aus  den  kaiserlichen  Hfinden  allen  Angaben  zufolge  stattgefun- 
den hat  Die  Behauptung,  dass  Celtes  im  J.  1401  die  Dichterkrönung  erhalten 
habe,  stützt  sich  auf  eine  doppelte  Quelle :  einmal  auf  die  Ton  der  Sodalitas  rhe- 
nana  edirte  Tita  Celtis,  welche  angibt,  dass  Celtes  den  Dichterlorbeer  in  seinem 
32.  Lebensjahre,  (also  1401)  nach  der  sarmatischen  Reise  empfangen  habe :  dann 
auf  die  eigene  Notiz  des  Celtes  in  der  Ton  ihm  angelegten  Sammlung  Ton  Briefen 
seiner  Freunde  an  ihn  (auf  der  Wiener  flofbibliothek) ,  wo  bei  den  Briefen  Tom 
J.  1491  Torausbemerkt  wird,  mit  rother  Tinte  geschrieben  von  Celtes:  Primus 
annus  laureae,  qui  erat  annus  aetatis  meae  32.  In  Bezug  auf  das  Chronologische 
in  seinem  Leben  ist  Celtes  höchst  ungenau  und  unzuverlässig :  so  setzt  er  z.  B. 
seine  um  das  J.  1488  in  Krakau  erfolgte  Ankunft  in  sein  26.  Leben^'ahr  (1485), 
als  er  noch  in  Heidelberg  Scholar  war.  (Celt.  lib.  Epodon  carm.  V.) 


96  AscbbRch 

Ferner  ist  auch  nicht  in  Zweifel  zu  ziehen,  dass  der  Dichter 
mit  der  Krönung  zugleich  die  philosophische  Doctorwürde  erlangte  ')• 
Weder  vorher  noch  nachher  hat  er  das  Magisterium  in  den  freien 
Künsten  an  einer  Universität  erworben «). 

Es  ist  höchst  wahrscheinlich»  dass  Celtes  ikber  die  Dichter- 
kronung  und  die  Erhebung  zum  Doctor  der  Philosophie  kein 
kaiserliches  Diplom  erhalten  hat  Nur  auf  besonderes  Verlangen  und 
nach  Erlegung  der  nicht  unbedeutenden  Kanzleitaxen  wurde  ein 
derartiges  Diplom  ausgefertigt;  dann  wurde  es  auch  in  die  Reichs- 
registraturbücher eingetragen.  Da  sich  aber  in  denselben  das  Diplom 
über  des  Celtes  Dichterkrönung  nicht  vorflndet  —  des  Aeneas 
Sylvius  Krönung  ist  darin  aufbewahrt  —  so  muss  vermuthet  werden, 
Celtes  habe  die  Kosten  gescheut,  über  einen  Act,  der  ohnehin 
zur  allgemeinen  Kenntniss  gekommen  war,  sich  die  schriftliche, 
formelle  Bestätigung  geben  zu  lassen.  Einige  Jahre  später  legte  er 
einen  Werth  darauf,  ein  Diplom  von  der  seltenen  Auszeichnung  in 
Händen  zu  haben;  es  hatte  dann  seine  Schwierigkeiten,  ein  solches 
zu    erhalten.    Celtes   selbst  legte  einen  Entwurf  zu  dem  Diplom 


*)  Im  ProteoUcam  wird  wie  oben  S.  05.  n.  3.  angeführt  ist,  ausdrücklich  gesagt,  dass 
Celtes  Tom  Kaiser  den  Lorheer  und  das  Birret  (d.  i.  den  Doctorhut)  erhalten  habe. 
Bestätigt  wird  dieses  in  der  Praefatio  Celtis  ad  opp.  Rosuithae :  Primas  ego  inter 
Germanos  literarum  omamentm  et  inngnia  (f.  e.  Magisterwürde)  ac  imperialem 
lanmm  a  Caesare  —  accepi.  Aach  Aeneas  Sylvias  hatte  zugleich  mit  dem  Lorbeer 
Tom  Kaiser  die  philosophische  Doctorwürde  empfangen.  Auffallend  ist  es  aller- 
dings, dass  Celtes  sich  nie  den  Titel  Magister  und  nur  ganz  selten  das  PrSdikat 
Doctor  philosophiae  beilegt.  Graduirto  Personen  nnterliessen  in  jener  Zeit  nicht 
leicht  die  Bezeichnung  der  akademischen  Wurde  zu  ihrem  Namen.  In  seiner  Aus- 
gabe des  Apulejus,  welche  1407  erschien,  nennt  sich  der  gekrönte  Dichter  in  dem 
an  die  kaiserlichen  Rithe  gerichteten  Schreiben :  Triformis  philosophiae  doctor.  Der 
Ausdruck  triformis  bezieht  sich  nicht  auf  seine  dreifache  Sprachkenntniss  des 
Griechischen,  Lateinischen  und  Hebräischen,  sondern  auf  die  platonische  Philoso- 
phie, welche  eine  dreifache  Eintheilung  in  die  philosophia  naturalis,  moralis  und 
rationalis  erhielt.  In  seinem  Testament  nennt  sich  der  Dichter:  Ego  Conradus 
Celtis  mrtium  et  philosophiae  doctor^  imperatoris  manibus  laureatus  poeta,  in  flo- 
rido  studio  Viennensi  etc. 

*)  Erhard  (Tgl.  oben  8.  83)  behauptet  irrthumlich,  dass  Celtes  schon  vor  der  Dichter- 
krönnng  in  Erfurt  und  Leipzig  die  akademischen  Grade  des  Baccalaureats  und 
des  Magisteriums  erworben  habe.  Klupfel  (I.  07)  nimmt  auf  schwachen  Hypo- 
thesen und  unrichtiger  Lesung  eines  Briefes  sich  stützend  an,  dass  Celtes 
während  seines  Aufenthaltes  in  Krakau  Magister  arlium  oder  Doctor  der  Philosophie 


Die  früheren  Waoderjahre  des  Conrad  Gelte«.  97' 

vor  <);  es  scheint  aber  nicht,  dass  dasselbe  je  ausgefertigt  worden  ist 
Als  Celtes  im  J.  1491  die  rheinische  gelehrte  Sodalität  gründete 
und  er  deren  Mitglieder  mit  dem  Präsidenten  Johann  Dalberg»  Bischof 
von  Worms,  um  sich  versammelte»  so  prociamirten  sie  ihn  als  ihren 
gekrönten  Dichter  und  er  zählte  von  dieser  Zeit  an  die  Jahre  seiner 
Laurea  oder  Dichterkronung  *). 

Man  hat  ialschlich  geglaubt,  dass  der  (silberne)  Lorbeerkranz» 
womit  Celtes  vom  Kaiser  Friedrich  III.  gekrönt  worden,  lange  in 
Wien  (noch  bis  zum  J.  ISßO)  aut*bewahrt  worden.  Es  ist  diese 
Sage  aus  einer  Verwechselung  entstanden.  Es  war  dieser  in  Wien 
befindliche  silberne  Lorbeerkranz  derjenige,  welcher  im  J.  lS05dem 
Celtes  vom  Kaiser  Maximilian  geschenkt  worden  ist  *),  womit  das 
unter  dem  gekrönten  Dichter  stehende  Collegium  poStarum  in  Wien 
die  Dichterkronung  verrichten  sollte^}.  Celtes  vermachte  in  seinem 
Testament  im  J.  1S08  diesen  silbernen  Lorbeerkranz  mit  dem 
silbernen  Siegel  der  Wiener  Universität »). 


geworden;  mit  Recht  hat  Endlicher  (a.  a.  0.)  diaee  weaig  begründete  Ansicht 
verworfen. 

*)  Auch  Endlicher  (a.  a.  0.  S.  159)  Teminthet,  dast  das  im  Wiener  Codex  epistolar.  ad 
Celtem  scriptar.  befindliche  Diplom  der  von  Celtes  rerfasste  Entwnrf ,  nicht  der 
Wortlaut  des  Tom  Kaiser  ansgefertigten  Diploms  sei.  Daher  lasse  sich  anch  die 
Abwesenheit  des  Datums  erkliren.  Endlicher  fibersieht  dabei,  dnss  schon  die 
Überschrift  unmöglich  im  Diplom  seU>st  stehen  konnte,  indem  diese  Celtes  schon 
voraus  poeta  laureatus  nennt.  Er  hat  es  in  Honna7r*8  Archiv  für  Geogr.,  Histor. 
XII.  8.  395  mit  mehreren  Fehlem  abdrucken  lassen.  Ein  genauer  Abdruck  ist 
Im  Anhang  geliefert. 

S)  Erhard  (Leben  des  Celtes  8.  26)  inssert  sich  fiber  die  Sache  nicht  «^richtig,  wenn 
er  sagt,  Celtes  versteht  unter  laurea  im  Codex  (epistolarum  ad  se  scriptar.)  wohl 
einen  gans  andern  Act  als  seine  Dichterkrönung,  nur  wusste  Erhard  diesen  nicht 
niher  anzugeben.  Klüpfel  I.  S.  79  weiss  das  Problem  nicht  zu  lösen:  Quid  vero 
Sit,  quod  Celtis  verum  laureae  annum  vel  dissiniulaverit  vel  simulaverlt  alienum, 
ut  coronatus  videri  mallet  anno  1491  potius  quam  1487,  aut  quod  idem  est,  magis 
anno  aetatis  32,  quam  28,  fattmur  ne«  ignormre. 

*)  Manche  Neuere  sind  dadurch  in  den  Irrthum  gefuhrt  worden  anzugeben,  Celtes  habe 
die  Dichterkrönung  aus  den  Hfinden  des  Kaisers  Maximilian  1.  empfangen. 

*)  Vgl.  Denis  Wiener  Buchdrucker-Geschichte  8.  595.  In  des  Celtes  Rhapsodia  be- 
findet sich  ein  Kupferstich,  der  diesen  Kranz  darstellt,  mit  zwei  beigefugten 
Distichen,  welche  mit  den  Worten  des  Kaisers  beginnen:  Hanc  laumm  dedimus 
runrstdn  etc. 

ft)  Die  Worte  des  Testamentes  lauten:  Ego  jure  legati  relinquo  Universilati  floridae 
studii  Vienn.  Privilegium  creandi  poetas  laureatos  per  lectorem  ordinarium  poeti- 

Sitzb.  d.  phil.-hist.  Cl.  LX.  Bd.,  I.  Hft  7 


08  Ascbbaeh 


Aufenthalt  in  Polen  und  Anregung  zur  Errichtung  der  Sodalita^ 

litteraria  Vistulana. 

Da  Celtes  manche  LQcken  in  seinem  philosophischen  Wissen 
nicht  übersah »  welche  er  bei  seinen  bisherigen  vorwiegenden 
dichterischen  Beschäftigungen  und  classischen  Sprachstudien,  wie 
auch  bei  seinem  steten  Wanderleben  nicht  hatte  ausfüllen  können, 
so  widmete  er  sich  nach  der  Dichterkronung  mit  allem  Ernste  und 
ybllem  Eifer  einem  geordneteren  Betreiben  der  in  den  Kreis  der 
philosophischen  Disciplinen  fallenden  Fächer:  es  waren  Mathematik, 
Physik  und  Astronomie  von  ihm  eingehender  und  grOndlicher  zu 
studiren.  Weil  er  diesen  Disciplinen  bis  dahin  sich  weniger  gewidmet 
hatte,  war  er  auch  nicht  im  Stande  gewesen  den  Grad  eines  Magister 
artium  an  einer  Universität  nach  der  herkömmlichen  Weise  zu 
erlangen.  Dass  ihn  der  Kaiser  mit  dem  Doctorhute  beschenkt  hatte, 
konnte  ihm  keinen  vollständigen  Ersatz  bieten,  so  lange  ihm  das  für 
die  MagisterwQrde  erforderliche  Gesammtwissen  mangelte.  Auch  gab 
eine  kaiserliche  Creirung  zum  Doctor,  welche  damals  öfter  bei 
Italienern  vorkam,  in  Deutschland  unter  den  Universitätslehrern  kein 
rechtes  Ansehen,  wenn  der  Träger  der  Würde  nicht  sonst  öffentliche 
Beweise  seiner  vollkommenen  allseitigen  wissenschaftlichen  Bildung, 
in  dem  Grade,  wie  sie  damals  verlangt  wurde,  an  den  Tag  legte.  Der 
Entschluss,  welchen  Celtes  schon  während  seiner  italienischen  Reise 
gefasst  hatte,  wurde  bald  nach  der  in  Nürnberg  empfangenen  kai- 
serlichen Auszeichnung  ausgeführt  Um  sich  ganz  dem  Studium  der 
mathematischen  und  astronomischen  Wissenschaften  zu  widmen,  be- 
suchte er  die  polnische  Universitäts-Stadt  Krakau,  wo  damals  unter 
ausgezeichneten  Lehrern  gerade  diese  Disciplinen  vorzüglich  gepflegt 
wurden  <).  Indem  sich  Celtes  auf  einige  Jahre  aus  der  Heimath 
entfernte,   entzog  er  sich  dem  Verkehr  mit  seinen  Landsleuten  und 


cae,  qvod  ab  ioTictiM.  principe,  Rom.  Impentore  Dom.  Maximiliano,  semper  Au- 
gmto,  propriis  impentis  impetraTi;  similitor  et  Imuream  argenteam  cum  sigillo 
argenteo  eidem  UniTeraitati  relinqao. 
<)  Hartmann  Sebedel  chronic.  NorimK.  spricht  ron  der  BIfithe  der  Krakauer  Univer- 
•itit  in  der  Zeit  des  Celtes:  ubi  piurimae  ingenuae  artes  recitantur.  Studium 
eioquentiae ,  poetiees ,  philosophiae  ac  phynees^  astronomiüe  tarnen  maxime  virei, 
— ^  illie  jam  maxime  Phoebiis  oolitnr 


Die  MliereD  Waidttjahrt  da«  Comd  CeKat.  00 

nuiehte  es  ihnen  weniger  bemerkbar,  wie  er  du  tbm  noeb  mangdnde 
Wissen  dureb  naehträgliche  Studien  sieb  aneignete. 

Es  war  nocb  im  Jahr  der  Dicbterkronung,  dase  er  seine  Reise 
nach  Krakaa  antrat.  Zunächst  yerweilte  er  einige  Zeit  bei  seinen 
Freunden  in  Sachsen,  dann  in  Schlesien«)  bei  dem  Breslauer 
Domherrn  Sigmund  Gossinger  (bekannter  unter  seinem  huma» 
nistischen  Namen  Fusilius)*),  mit  dem  er  innige  nreondschaft 
schloss.  Vielleicht  noch  Yor  Ablauf  des  Jahres  1487 ,  jedenfalls  aber 
nicht  spater  als  im  FrQhjabr  1488  kam  er  naeb  Krakau^). 


«)  Celt.  lib.  anor.  I.  de^.  14. 

Solttt  IgaotM  pedlbis  dtitii 
HiB€  peto  teiTM,  «bi  tamt  Albii, 
Atq«e  «bi  lentva  re^rit  Silena  [04«r] 

Yortiee  emm. 
YittalMi  reeto  fdm  «Made 
Sarmatia  latoa  nbi  terra  eaai|Ma 
Paidit  et  eeida  nbi  CnMa  iMtia 
Kegle  Mffit. 
S)  Celt  Odar.  lib.  I.  od.  II.  ad  SigiaattBdm  FuUln  WartlaleTii 

FetUi  bini«  nibi  notes  eaaifv 
Dem  peragnnti  mibi  Sarairitami 
Terra  leatntar  gelido  propieqea 
Frigide  eaelo. 
Dieaelbe  Ode  eiit  eieigea  Teriederice  ScUva^etropbee  fiadet  aieb  mtk  in  Appee- 
dix  SU  det  Celtea  Paeegyria  ad  deeea  Bararlee  aüt  der  AefiMbrifti  Qeibee  iaelits- 
eedi  sint  adoieaMstea;  beigefBgt  iat  da  eise  iweite  Ode  an  Fiialliea«  die  aneb 
Odar.  lib.  II.  n.  S  Torkomint:  nymetia  ad  dirtB  dei  geBitrieeoi  pro  paoe  et  eoe- 
cordi«  priBcipeai  GenaaBonMi.  Sie  begiont: 

Dira  qeee  magni  geeitriz  Toaaatte 
fanpen  pecem  pop«Io  flnrati« 
Ne  mat  aoatria  vieiia  graratea 
Teetoaee  orbia. 
6oaaiDger*a  DeaUebreiben  aef  die  letstera  Ode  d.  d.  Roa.  SAw  JaH  i4aS  ladet  sieb 
in  Codex  epistoiar.  ad  Celt.  aeriptar.  itb.  IL  a.  II. 
')  Wfirdee  wir  dem  Dichter  telbat  glaaben,  ao  mtb«te  er  im  labraldSI,  ale  er  SS  Jahre 
alt  war  (Bpodoa  lib.  carm.  5)  naeb  Krakaa  gekommea  eeia.  Ea  gebSrea  eoicbe  on- 
richtige  Zablenaagabea  aa  de«  Celtea  poetlacbea  Lieeaxea.  Klipfei  vit  Celt  L 
91,  auf  Odar.  IIb.  I.  od.  S  sieb  atüUead,  lisat  dea  Geltes  acboa  im  FHOtjabr  14ST 
nach  Krakaa  kommea«  was  scbon  wegea  der  Diebterfcrttaaig«  die  ia  Niraberg  1487 
im  April  statt  hatte,  alebt  seia  kooate.  Die  Worte  dea  Celtee  biatea  x 
Dam  BOTus  im  v#rae  pobeseit  fflaperv  maadoa, 
Kt  solfit  tepMos  bamida  terra  aiaaet  —  -^ 

7 


100  Atchbiich 

Hier  studirte  er  zwei  Jahre  hindurch  mit  grossem  Eifer  and 
dem  besten  Erfolge  unter  der  Leitung  des  Magisters  Albertus 
Brudzewus  (Albert  de  Brudzewo) «),  eines  der  ersten  Astronomen 
seiner  Zeit,  die  Mathematik  und  Astronomie*).  Derselbe  war  ein 
Sehuler  der  Wiener  Astronomen  Peuerbach  und  Regiomontanus.  Des 
erstem  berühmtes  Werk  „über  die  Planeten"  hatte  er  mit  einem 
Commentar  versehen  >) :  aus  Brudzewo's  Schule  ging  auch  der  Ent- 
decker unseres  Planetensystems,  Copernicus,  hervor.  Celtes  schloss 
sich  mit  inniger  V^erehrung  an  seinen  greisen  Lehrer  und  liebte  ihn 
mit  wahrhaft  kindlicher  Pietät.  Dass  er  aber  unter  dessen  Leitung 
das  Magisterium  oder  die  philosophische  Doctorwürde  in  Krakau 
erworben  hat,  wie  behauptet  worden  ist^),  muss  als  Irrthum  ver- 
worfen werden. 


Ipse  peregrinas  cnpient  risere  terms, 
Regna  maus  avibut  Celtis  eoa  peto. 
Erhard  (Leb.  des  Celt  S.  30)  rerwirrt  das  Cbronologisrhe  gSnzlirh.   —  Wenn 
Celtes  wirklich  im  FrSIgahr  nach  Krakau  grckommen,  wie  aus  Odar.  lih.  I.  n.  3  au 
entnehmen  Ist,  so  kann  es  nur  im  J.  1488  g^ewesen  sein. 

*)  Celtes,  der  die  Namen  gewöhnlich  latinisirt  nnd  sie  dadurch  nicht  selten  entstellt, 
nennt  ihn  Brutus  in  seinen  Oden :  lib.  I.  od.  17  ad  Albertum  Brutiim  Astronomum  ; 
so  heisst  er  auch  in  der  rou  der  Sod.  rhenan.  heransgegebenen  Vita  Celtis : 
Crocoviae  astrnmm  studio  Tacarit  praeceptore  Alberto  Bruto.  Trithemius  nennt 
ihil  nnrfchtig  Albertos  de  Prnsa,  Denis  Albertus  de  Prussia;  auch  die  Namen 
Bnidlewiis,  ProseTns  und  andere  Formen  sind  Entstellungen ;  richtig  ist  Albertus 
Bntdaewas  oder  de  Brndxewo,  wofür  auch  de  Brutxewo  geschrieben  wurde.  Er 
wird  TOB  den  Holen  auch  Brudxewski  genannt. 

')  Derselbe  las  1487  an  der  Krakauer  Hochschule  Parra  logicalia  und  Arithmetica  nach 
Wiszniewskj,  historya  literaturf  Polskicj.  T.  V.  Krak.  1843,  wo  der  üitcste  Index 
lectionum  der  Krakauer  IJniversitit  mitgetheilt  wird ,  8.  375.  (Gefillige  Mitthei- 
Inng  des  Lemberger  Professors  H.  Zeissberg.) 

')  Commentariolum  Theorie.  noT.  Gorli  Purbuchil  in  studio  generali  Cracoviensi  per 
Magistrnm  Albertum  de  Bruizewo,  Medlol.  1495.  h^.  Die  philosophischen,  mathe- 
matischen und  astronomischen  Werke,  die  xum  Tbeil  nur  handschriftlich  vorkom- 
men, fuhrt  Wistniewski  a.  a.  0.  T.  IV  und  V.  an.  Vgl.  noch  A.  Locher,  Obraz 
bibliograf.-histor.  literatory  i  naak  w  Polsca  T.  I.  Wilno  1840.  S.  463  ist  ein 
Brief  des  Callimachns  iber  den  Mathematicus  Albertus  gedruckt. 

^)  KIQpfel  a.  a.  0.  1.  97  behauptet  dieses;  er  stützt  sich  dabei  auf  einen  Brief  des 
Brudxewo  an  Celtes  (rom  J.  1491),  worin  er  den  letztern  filium  sunm  primogeni- 
tum  nenne  und  sich  selbst  Pater  tuns  unterschreibe.  Es  sei  nümlich  »uf  den  Uni- 
TersitJiten  dainals  Sitte  gewesen,  dass  der  Promotor  im  Verhfiltniss  zum  Promotus 
sieh  Pster  und  diesen  filios  genannt  habe.    Mit  dieser  Erklirung  wäre  sber  dus 


Die  frubereD  WaadeijUr»  dM  Coarad  GellM.  101 

Es  ist  wohl  sicher,  das8  Celles  ia  Krakau  nicht  ab  UmTemtäts- 
lehrer  in  öffentlichen  Vorträgen  auftrat,  sondern  er  widmete  sieh 
daselbst  als  Scholar  den  Stadien  0-  Wenn  er  auch  nicht  als 
Magister  an  der  Hochschule  wirkte,  so  stand  ihm  doch,  nichts  im 
Wege»  Yor  einem  kleineren  Kreise  von  Freunden  und  Scholaren 
gegen  Bezahlung  Gastrorlrftge  über  Poetik  und  Rhetorik  zu  halten»), 
wie  er  in  früheren  Jahren,  vor  seiner  italieniscben  Reise,  schon  auf 
deutschen  Unirersitäteu  durch  derartige  Vorlesungen  eine  nicht  un- 
bedeutende Einnahme  sieh  yerschaSt  hatte»  So  konnte  er  auch  die 
Kosten  seines  Aufenthaltes  in  Polen  bestreiten,  welche  um  so 
erheblicher  sein  mussten,  als  er  öfter  Ausflöge  von  Krakau  sowohl 


Pridicat  primoseiiitiit  ^i  Sliw  imoMr  ^oeh  MltiMB.  I>«r  Migflftbrl«  Bri«f, 
welcher  sieh  im  Codex  epistolar.  ad  Gelt.  tcripUr.  üb.  I^  ep.  5.  fol.  4  befiodet,  iit 
in  barbaritcbem  Latein  (stilo  sarmaUeo)  getebrieben;  er  war  obne  Zweifel  tbeil- 
weise  fSr  den  Copisten  (oder  Geltet  selbst)  nnleserlieb  und  KISpfel  erbielt  daxn 
Bocb  eine  un^naoe  Absebrift  dafon.  Der  kahmg  des  Briefes  hnlets  Lawreato 
Poetae  beneiaerito  Conrado  Celtis  riro  olirissiao.  Salre,  mi  SU,  Itcran  aahr^ 
Prlmogeoitae  (Klfipfei  liest  priAOseaita  nad  besiebt  «a  a«f  Sli)  epistoke  t«ae  nuUa^ 
mibi  vise  sunt;  sola  Panegiris  data.  Der  Scblnss  lantet:  quibns  (literis  tuis)  Sar^ 
matico  stilo  respondebo  et  latino.  Bz  CracoTia  anno  1401.  Alb.  pr.  tuns  (i.e. Alberto« 
Bnitxewtts).  Am  Rand  findet  sieb  Ton  Denis  beigescbrfebeo :  Albertos  de  Pmssia.  — 
Albertos  de  Bmdaewo  starb  am  4.  Mai  i40S  in  Litthaven.  Aesticamplani  epist.  ad 
CelL  im  Cod.  epistolar.  üb.  VU.  ep.  SA.  foL  S6.  Atbert  Bmtus,  qnl  Utnaniae  fS. 
quarto  Idus  Miy«*  naturae  debitom  exsolrit ,  non  sine  noitrae  academiae  detrimento 
sini^olarl. 
0  Scblossers  Angabe,  Neoere  Gescbidite  I.  136  ist  ugeaant  .Er  (Celttt)  lebrte 
znerst  sn  Krakau  bis  1490  nnd  nacbber  wirkte  er  anf  jeder  der  IBnfkebn  Unirersi- 
tftten,  welche  damals  in  DentscUand  bestanden«  kfinere  oder  lingere  Zeit." 
*)  £in  solcber  Vortrag  war  wohl  aueh  der »  weleber  Torkommt  in  dem  Carmen  In 
laudem  Sarmatiae  ad  gymnuinm  Craeoviense,  dum  orare  (ntebt  legere)  reliet.  Das 
Exordiom  daraus  findet  sieb  am  Scblnss  des  ersten  Baches  der  noeb  ungedruckten 
Celtes'schen  Epigramme ,  wovon  Klilpfel  Vit  Celt.  1.  p.  B4w  Not.  e  einiges  mit- 
tbeilt  t 

Ast  ego,  eui  tenuis  consedlt  pectore  Pallas, 
l'ndique  et  incultus  moribus  ipse  meis, 

Audeo  stridenti  rcsonanUa  carmina  nervo 
Promere  et  ad  tantoM  cruda  rel'erre  «irot. 

Parce,  precor,  mihi  dveta  c^kort^  et  ä»eta  JMveiUk$f 
Parce,  precor,  rigidia,  dsel«  §etieeia.  lyris. 

Si  mea  nunc  tenui  teiuntur  %erba  Minenra, 
Doctior  ex  voibis  post  rnage.  grata  caaam  «te. 


102  Atehbach 

sfidwärto  an  die  Karpaihen»  wie  auch  nordwärts  bis  an  die  Ostsee 
machte  <). 

Zu  den  Krakauer  Schülern  des  Celtes  gehörten  auch  iwei 
Deutsche:  der  Schlesier  Lorenz  Rab  (Laurentius  Corvinus) 
ans  Neumark  (Noroforensis)  und  Johann  Rak  [Krebs] 
(Johannes  Rhagius)  aus  der  Lausitz,  der  seinen  Beinamen 
Sommerfeld  in  Aesticampianus  latinisirte <).  Beide  zeichneten 
sich  später  in  Deutschland  als  angesehene  Humanisten  aus»  und  sie 
waren  stets  mit  inniger  Verehrung  und  treuer  Anhänglichkeit  ihrem 
Lehrer  zugethan  t).  Corvinus»  der  eine  Zeit  lang  Stadtschreiber  von 
Tliorn  war,  gründete  in  Breslau  eine  lateinische  Gelehrtenschule  und 
gehörte  in  Schlesien  zu  den  ersten  Protestanten.  Aesticampianus 
docirte  später  in  Leipzig,  Mainz  und  Krakau. 

Mit  mehreren  polnischen  Gelehrten  stand  Celtes  in  lebhaftem 
geistigen  Verkehre:  zu  diesen  gehörte  vorzüglich  der  Edelmann 
Andreas  Pegasus*),  ein  Freund  des  classischen  Alterthums. 
Noch  enger  schloss  er  sich  an  den  Dichter  und  Gelehrten  Philipp 
Bonacursius,  bekannter  unter  seinem  humanistischen  Beinamen 
Cnllimachus,  aus  Florenz s),  der  früher  Mitglied  der  von  Pomponius 
Laetus  in  Rom  gestifteten  Akademie  gewesen  war  und  wegen  der 
Verfolgungen  durch  Papst  Paul  II.  seine  Heimath  verlassen  und  sich 


*)  CeK.  Anor.  üb.  I.  in  nehreren  Eleg^ien. 

S)  Vgl.  Klfipfel  I.  8.  9S. 

')  In  der  Celtet*8chen  Brieftammlang  finden  sieh  Ton  ihnen  Briefe  an  den  gekrönten 
Dichter.  Die  Ton  Conrinns  sind  von  Breslau  1500,  1501,  1502  und  1503  datirt,  die 
von  Aesticampianus  die  drei  ersten  Ton  Krakau  1407,  1498  und  1499,  der  vierte 
▼on  Bologna  15.  Mira  1500,  und  dor  letste  von  Oppenheim  am  Rhein  28.  Aug.  1502, 
ans  welchem  Schreiben  ersehen  werden  kann ,  daas  der  Bischof  Johann  Ton  Dal- 
borg  ihm  eine  Professur  in  Heidelberg  verschaffen  wollte.  Der  Bischof  schrieb 
Aber  ihn  einen  Brief  an  Celtes  am  5.  Nov.  1502.  Zu  den  berühmtesten  Schulern 
des  Aesticampianus  gehörte  Ulrich  von  Butten. 

^)  Celtes  richtet  zwei  Oden  Hb.  I.  5  und  18  an  ihn.  In  der  letzteren  Ode  ermnntert 
er  ihn  an  einer  Reise  nach  Griechenland  und  in  den  Orient 

*)  Beide,  Pegasus  und  CNlIimach'ns,  werden  In  der  Vita  Celtis  zu  den  intimsten  Freun- 
den unseres  Dichters  gezihlt:  Amicos  secretiores  et  praecipuos  habuit  —  Andre- 
am  Pegasum,  Sarmatam,  Phllippum  Calimachum,  Florentinum  vatem,  virum  doctis- 
simnm.  Trithem.  Script,  eccies.  n.  944  sagt,  Calliniachus  habe  de  Attila  und  de 
Turcis  geschrieben,  auch  ein  Gedieht  verfasst  unter  dem  Titel:  Amorum  libri.  Er 
verfertigt«  auch  eine  Schrift  de  rege  Hungariae  Vladislao  IV.  In  den  Gelt.  Odar. 
Üb.  I.  Ut  die  Ode  7  an  Uui  gerichtet.  Er  st«rb  im  J.  1496  in  Krakau.  Aesticam- 


Die  frtUiereo  Wftaderjakr«  4ei  Coanid  Celttt.  1  OS 

Meh  Knikau  begeben  hatte  9  wo  er  beim  König  Kaaimir  IV.  gastficha 
Aufnahme  fand.  Derselbe  wählte  ihn  zum  Ersieher  seiner  Söhne  und 
erhob  ihn  später. cum  königlichen  Geheimsehreiber.  Mit  diesem  am 
Krakauer  Hofe  einflussreiehen  Italiener  bespraeh  Cettet  öfter  seia 
Vorhaben,  wehshes  er  schon  bei  seiner  Anwesenheit  in  Rom  gefassl 
hatte,  ähnliche  gelehrte  SodalitSten  wie  die  römisehe  Akademie 
des  Pomponius  Laetus  auch  diesseits  der  Alpen  ins  Leben  lu  rufeQ 
lur  Verbreitung  des  Hamanismus,  und  iwar  lüeht  allein  in  deai 
deutsehen  Reiche,  sondern  auch  in  den  ostlieh  angrensenden  Ländern^ 
welche  in  früheren  Zeiten  vielfach  mit  demselbeu  in  Verband  gewesen. 
Der  Anfang  sollte  mit  einer  Sodalitas  iiteraria  Vistnlan» 
gemacht  werden,  welche  die  Gelehrten  in  den  Weiehselgegendea 
BU  den  humanistischen  Stadien  in  dem  MosensHse  Krakao  lu  einer 
Genossenschaft  Tcreinigte  <). 

Zu  diesem  Zwecke  bereiste  er  das  Land  nach  ▼erschiedenen 
Riehtungen:  er  hielt  sich  nicht  nur  in  den  Städten  auf,  besuchte  die 
Gebildeten  und  Freunde  des  Fortsehritts,  durchforschte  die  Kloster- 
bibliotheken, sondern  richtete  auch  überhaupt  aof  Land  und  Leute 
seine  Aufmerksamkeit,  indem  er  die  Sitten  und  Gebräuche  beob- 
achtete, fiberall  ffir  Naturschonheiten  einen  empfänglichen  Sinn 
zeigte  und  überhaupt  ein  lebhaftes  Interesse  an  Merkwürdigkeiten 
jeder  Art  nahm.  Diese  Reisen  führten  ihn  in  nordlicher  Richtung  bis 
nach  Danzig  an  die  Ostsee,  in  südlicher  bis  an  die  ungarische  Grenze 


piaa.  (cod.  epftt.  ad  C«tt.  tcript*  Hb.  TII.  ep.  SS.  ftiL  SS.  «.  IX.  tp.  It.  M,  iOS) 
•ehrefbt  (d.  d.  CraeoY.  lt.  lal!  1400)  tn  Galtet  Aber  CtHioiacbia:  detteil  Bpita- 
phimB  fladet  afeh  fa  &m  Galt  epigranioat.  Kb.  IT.  «p.  07  (Tgl.  KMpftl  I.  8.  96, 
Brbard,  Leb.  da«  Ceitea  8.  4S).  Et  UfMii  Laqvllir  CaliBiehvat 
Cin  aoelia  tgö  prtnva  hnm,  ^«1  tnmiiiBa  priaet 

VaxlaiM  bi  LatHin  nmmdavintpia  polma. 
Nmi  potntt  Paataa  do«tor«ai  fem  laborea, 

Bxtorres  patria  fedarat  Aaaoaia. 
Hinc  ego  Sarmatld  proacriptiia  ad  atria  regia 
Et  sepelit  eorpns  Groea  aiperba  neun. 
1)  Ib  der  polniachen  Abbavdlmiig^t  0  Kottradaie  Celtia.  Akadenlka  Rrakowskln  (in 
OtMopiam  vaukowy  kai^orbioni  pttbKeiBi^  Inienia  Oatolimikich.  Lwow.  1830). 
S.  SO  behaaptet  der  Verfataer  Fr.  SiarcsynAki  (Mch  einer  Mfttheilung  des  Prof. 
n.  Zeissberg),  xa  den  Mitgliedern  habe  nicht  nur  CnIUmachoa,  aondern  aocb  der 
Brealauer  Johann  Ooscllnger  (d.  i.  wohl   Gossinger,  der  aaeh  Fnsilina  befsst)  und 
Rudoif  Agrieota  geM^rt.    Alleia  ietiterer    war  danab   nleht  nehr  vnter   den 
Lelienden. 


104  A «eh  back 

ins  Karpathengebirg.  In  jener  Zeit  beschrieb  er  in  poetischen 
Schilderungen  die  Salinen  von  Wieliczka,  die  Jagden  der  Auerochsen, 
die  Lage  Krakau's,  die  Weichselgegenden,  das  Karpathengebirg  und 
Mancherlei  was  auf  die  Sitten,  Gewohnheiten  und  Eigenthumlichkeitea 
der  Polen  sich  bezog  oder  die  Beschaffenheit  ihres  Landes  betraft). 

Dass  damals  Celtes  auch  Liefland,  oder  gar  noch  die  nordlicher 
gelegenen  Lander  besuchte,  und  seine.  Reise  bis  nach  Lappland 
ausdehnte,  wie  manche  behauptet  haben,  ist  zu  verwerfen.  Weil  er 
eine  Beschreibung  ron  Liefland  geliefert  und  auch  über  die  Lapp- 
ISnder,  ihre  Sitten,  Gebräuche  und  Trachten  in  seinen  Dichtungen 
sich  ausgelassen <),  meint  man,  müsse  er  wohl  auch  in  diese 
nördlichen  Regionen  gekommen  sein.  Bei  seiner  Reise  nach  Danzig 
an  die  Ostsee  mag  er  vielfach  in  Verkehr  mit  Reisenden  aus  dem 
Norden  gekommen  sein:  auch  ist  es  möglich,  dass  er  ohne  Lappland 
selbst  besucht  zu  haben,  einzelne  ihrer  Bewohner,  welche  nach 
Danzig  oder  in  die  Ostseeländer  gekommen  waren,  gesehen  hatte. 

Um  nicht  blos  aus  einem  oberflächlichen  Verkehre  das  polnische 
Volkswesen  kennen  zu  lernen,  hatte  er  auch  die  Kenntniss  der 
Nntionalsprache  sich  anzueignen  für  nöthig  erachtet  Zum  Studium 
des  Polnischen  war  ihm  die  Leitung  eines  gelehrten  Polen  >),  Bern- 
hard Viliscus,  den  er  in  Krakau  kennen  gelernt,  sehr  behülflich^). 


t)  Mehrere  von  deo  Gedichten  deii  Celles«  welche  derselbe  damals  schon  in  einzelnen 
.Mittheilungen  an  seine  Freunde  TerölTentliehie ,  oder  spiter  umänderte,  wurden  in 
seine  grössern  dichteri.<icheu  Werke  aufgenommen :  in  sein  Reisegedicht  oder  in 
die  libri  amomm  nnd  in  die  Oden-  und  Epigrammen-Samrolung.  Ausser  den  Ge- 
dichten de  Salifodinis  Sarmatiae,  de  Tenatlooibus  Vesontium,  de  Vistula  fluvio  sind 
besonders  s«  erwihnen  die  poetischen  Beschreibnagea  de  sitn  Craooriae,  de  monte 
Carpatho  sire  SueTO,  de  Snrmata  Ulppophago,  de  frigore  Sarmatico.  de  Buvcula 
(ein  polnisches  Fniuenkleid)  Sarmatamm,  de  moribus  et  j^unio  Sarmatarum,  de 
Casimiro  I.  rege  Poloniae.  Das  Carmen  ad  Vistnlam  ist  bei  Pistorius  corpus  polonic. 
histor.  S.  leS  gedruckt. 

')  D«  I^pponibns  silTCstribus  et  sitn  Livoniae.  Vgl.  Rlfipfel  I.  p.  200. 

*)  Celtes  nennt  ihn  mit  dem  Volksnamen  Roxolanns,  mit  welchem  Worte  auch  ein 
Rqlbene  oder  ein  Russe  bezeichnet  werden  könnte.  Es  ist  aber  nicht  wahrschein- 
lich, dass  er  die  l^ndesspracbe  in  Krakau  nicht  von  einem  eigenUichen  Polen 
erlernt  haben  sollte. 

^)  In  der  vierten  Elegie  des  lib.  I.  Amomm:  Ad  Bemhnrdum  Viliscum  RoxoiMnum 
quo  interprete  ad  puellam  usus  est,  worin  er  des  Viliscus  vortreffliche  Eigen- 
schaften rfihmt,  finden  sich  die  Verse: 


Die  rrfiberen  Wanderjtthre  dop  Connd  Geltet.  '  1  OS 

Da  in  der  damaligeD  Zeit  ajn  polnischen  Hofe  und  unter  den 
gebildeten  Polen  der  höheren  Stünde  die  böhmische  Sprache  vorzugs- 
weise gesprochen  wurde  9»  so  wandte  sieh  unser  gekrönter  Dichter 
diesem  slayisehen  Idiome  rorsügiieh  su  und  er  gelangte  darin  auch,  s« 
einer  gewissen  Fertigkeit»  so  dass  er  nicht  blos  mit  den  Gelehrten 
▼ermittelst  der  lateinischen  Sprache,  sondern  auch  mit  den  gebildet 
ten  Hannern  und  Frauen  durch  die  böhmbehe  Sprache  einen  geistigen 
Verkehr  unterhalten  konnte« 

Den  Dichter  fesselten  nicht  nur  seine .  matheoiatisehen  und 
astronomischen  Studien  svei  Jahre  hindurch  in  Krakaur  es  hielt 
ilni  auch  zurück  die  leidenschaftliche  Liebe  zu.  einer  jungen  edlen  Polin 
Nil  mens  Hasilina  von  Rzytonica*)»  die  nicht  unerwiedert  blieb. 
Eine  Anzahl  seiner  feurigsten  Liebeslieder  widmete  er  seiner  Freuijidia 
Hasilina  und  er  nahm  dieselben  spater  in  seine  dichterischen  Werke 
auf.  Ja  er  bezeichnete  das  erste  Buch  seiner  Liebeslieder  oder 
Rrisebilder  (libri  amorum)  mit  dem  Namen  der  Hasilina').  Freilich 
beobachtete  er  bei   dieser  Veröffentlichung  wenig  Zartgefühl  und 


Tanc  ego.eoBdidldi,  u  prmgeepUrg^  paaUM 
Sarmtiieme  Unp»me  hwrkmr€  ««r6«  loq«!. 
Unier  paellii  ist  wohl .  nieht  die  Sdetfren  Heailiaa  geaeiBt.  Bit  welcher  Geltet  wie 
es  scheint  in  böhmiecher  Spraehe  Terkekrte. 

*)  Endlicher»  Reo.  Ober  Klöpfel  1.  e.  S.  174.  In  15.  Jahrhsndert  wer  des  bdhmisefae, 
im  IS.  das  italieeisohe,  in  17.  daa  fraBSöaiaclie  an  poleischea  Hofe  hei  der  ror- 
oehnien  Welt  die  herrsehende  Ungasfaepraehe.  Polaiaeiie  Gelehrte  aehrieben  s«>« 
gar  ihre. Werke  in  bdhnischer  Sprächet  wie  a.  B.  Paproeki. 

*j  Der  Name  konmt  in  der  Fern  Haailina  and  HaeaÜBa»  aach  ahgekünt  ala  Ha«a  toi*: 
er  ist  kein  polnischer.  Ba  aeheint,  dass  ihn  Ceitea  fiag iri  hstte  uad  er  aeriel  als 
amica  bezeiehnen  sollte,  wie  ana  der  Stelle  in  Briefe  des  Aeatieampiansa  vom 
15.  Mars  1498,  welebe  unian  in  der  Nete  S)  angegeben  ist«  ges<;hloasen  werden 
kann.  Dass  Haailina  ein  iHMninnUvnn  dea  Nanena  £liaabetk  aei,  welches  in 
Polnischen  Haiina,  Haifca,  Halaaka  leitet,  wird  kehanptet 

<)  Die  Hasilina  wird  in  den  libria  Anonun  keanngenc  Itk.  I.  eleg.  1.  3.  5.  7—0.  12  n 
13.  lib.  II.  1 ;  in  den  Oden  IIb.  I.  od.  3.  6.  10.  14.  15. 1%.  lib.  II.  .1.  5.  Epod.  5. 
In  einem  Brief  des  AeaticanpiannennCeltea  (d.  d.  Craean  81.  Dee,  1407),  n.  In  einem 
apiteren   Schreiben   desselben  (Craean  15.  Min  i498)  wird  geneidet,  daas  sie 
Wittwe   geworden    (Hasilinan   taan   nae  kae  kiene   vidnatam  viro  t«e  limine 

plarima  salate  impertiirl Taa  Haaalina  mo  Jan  olim  Tiro  rldaata  eaii '  mea 

antem  Hasa  extremum  superiore  anno  vidit).  Die  Briefe  finden  aiek  in  der  Celles- 
schea  Briefsamrolaag  fol.  86  n.  02.  Aneh  in  einen  Schreiben  dea  Lanrentina  Cor^ 
vinus  sn  Celles  (d.  d.  Wratislariae  25  Hot.  1502)  wird  von  der  genannten  Rra- 
kiuer  Freundin  dea  Dichtere  gesprochen. 


106 


Atchbach 


Discretioii,  indem  er  ohne  Rücksicht  darauf,  dass  er  die  Freundin 
in  mehrfacher  Hinsicht  compromittiiie  9»  die  geheime  Liebe  un«- 
Terhullt  und  auf  das  lebhafteste  schilderte  und  besang.  Als  solches 
nach  Jahren  der  Hasilina  endlich  durch  Zufall  zur  Kenntniss  kam,  ao 
sehrieb  sie  dem  undankbaren  und  schwatzhaften  Verehrer  einen 
Brief  Toller  Vorwürfe  Gber  seine  grenzenlose  Rücksichtslosigkeit*). 
Nachdem  Celtes  in  einem  mehr  als  zweijährigen  Aufenthalt  *)  ia 
der  polnischen  Königs-  und  Universitätsstadt  seine  nächsten  gelehrten 
Zwecke  erreicht»  vielfache  Verbindungen  mit  Männern  der  Wissen- 
schaft angeknöpft  und  einen  starken  Impuls  zur  Betreibung  der 
humanistischen  Studien ,  der  aber  nicht  nachhaltig  wirkte ,  gegeben 
hattet),  drängte  ihn  seine  Reiselust  den  Wanderstab  weiter  sa 
setzen  und  die  mittleren  Donaugegenden  zu  besuchen. 


')  Ob  HMiUn«  wifarend  dts  Geltet  Anwesenheit  in  Krtkao  scbon  rerfaeinitet  war» 
oder  sie  erst  epiter  sich  rerehelichte,  könnte  zweifeihafl  sein.  Im  J.  1498  wir  sie 
Wittwe.  Dsss  Celtes  die  Absicht  hatte,  sie  zn  heirathen,  kann  ans  Odar.  Üb.  H. 
od.  I.  geschioste«  werden : 

Qnando  de  pntria  prosUieos  domo, 

Bipeetata  venis,  et  mihi  eharior  — 
Te  aoster  genitor,  te  ^nitriz  maoet. 
Et  frateraa  eohors  mizta  nepotibus. 
Cf.  Odar.  üb.  I.  od.  S. 
*>  Der  Brief,  welcher  in  bShmischer  Sprache  geschrieben   ist  [ans  Rrakan  1500] 
kommt  im  Cod.  eptstol.  ad  Gelt,  script.  fol.  IZl  (lib.  X.  ep.  23)  vor;  es  nennt 
sich  die  Freandin  hier:  Hasilina  s  Raj^tonies  a  Nakepsstaynie.  Denis  und  Klüpfel 
halten  sonderbarer  Weise  den  Brief  für  erdichtet,  weil  er  in  böhmischer  Sprache 
geschrieben.    Im  Anbang  ist  dieser  auch   in  sprachlicher  Hinsicht  merkwürdige 
Brief  nebst  dentscher  Obersetaung  abgedruckt, 
'j  Odar  lib.  1.  od.  23  ad  Statllinm  SimonMem,  medienn  et  philosopham : 

Bis  per  obllqunm  roeeam  reduiit 
Lampadem  Phoebns  mbicundnt  orbem. 
Bis  f^it  daris  hebetatas  astris 
Portitor  Helles. 
*)  Freilich  wnrden  nach  der  Bntfemung  des  Cettet  die  dassischen  Stadien  in  Krakan 
wieder  sehr  reniachlissigt.   Aestioampianas  schreibt  im  Jahr  1490  an  Celtes :  Non 
m  tanto  statn  floret  noslnin  Gymnasium,  ut  olim,  cum  tu  ipse  praesens  aderas. 
Auch  die  kaum  errichtete  Sodalitas  literaria  Vistniana  ging  bald  aus  Mangel  an 
einer  anregenden  Leitung  und  an  thitigen  Mitgliedern  wieder  ein.   Wie  weit  die 
Constitoirang  der  Sodalitas  gediehen  war,  lisst  sich  bei  den  dürftigen  Nachrichten 
kaum  ermitteln.    In  seiner  Schrift  Seplenaria  Sodalitas  lit.  üermaniae  nennt  sie 
Celtes  nicht  nur  Vistulana,  sondern  auek  Dantiacana  (nach  der  Stadt  Daoxig). 


Die  frfih«ren  Waoderjftlire  des  Conrad  Celtea.  107 


Die  erste  Donaureise  und  Anregang  zur  Errichtung  der 

Sodalitas  iiteraria  DanubiaDa. 

Das  nächste  Reiseziel,  welches  Celles  beun  Abgange  von  Krakau 
sich  setzte ,  war  die  ungarische  Konigsstadt  Ofen ,  wo  von  einem  die 
Künste  und  Wissenschaften  piflegenden  Herrscher,  Matthias  Corvinus^ 
gelehrte  Manner  verschiedener  Fächefr»  Dicht;^  und  Kolnstl^r»  ver- 
sammelt waren  und  in  der  königlichen  Bibliothek  die  überall  aufge- 
kauften seltenen  Werke»  namentlich  voaGrieehen  und  Römern,  sich  he-^ 
fanden.  Der  Dichter  verliess  imAqfang  des  Jahres  1490  Polen.  Er  nahm 
die  Richtung  seiner  Reise  durch  Schiesien,  Böhmea»  Mahren  <)  und 
Niederosterreich  zunächst  nach  der  ungarischen  Grenzstadt  Pressburg, 
wo  auch  eine  ansehnliche  Bibliothek  aufbewahrt  wurde. 

Celtes  hatte  sich  auf  dieser  Reise  von  Krafiau  bis  an  die 
ungarische  Grenze  nirgends  lange  aufgehalten.  In  Prag  hatte  er 
eine  kurze  Rast  gemacht^  um  den  böhmischen  Häcenas  der  Huma- 
nisten, den  Edelmann  Bohuslaus  von  Hassenstein«),  kennen  zu 
lernen.  Wegen  seiner  weiten  Reisen,  auf  denen  dieser  nicht  nur  Italien 
und  Griechenland,  sondern  auch  Kleinasien  und  Ägypten  besucht 
hatte,  fährte  er  unter  den  Humanisten  den  Ehrennamen  Ulysses. 
Auch  in  Mähren  zu  Olmutz  verweilte  unser  Dichter.  Hier  begrusste 
er  den  Propst  Augustinus,  nach  seinem  Vaterlande  Moravus 
beigenannt,  der  als  Humanist,  Platoniker  und  Dichter  sich  aus- 
gezeichnet hatte  und  von  dem  ungarischen  König  zu  seinem  Geheim- 
schreiber erhoben  worden  war<). 


^)  Celtes  libr.  Amor.  II.  eleg.  3.  Hodt^oricon  •  Sarmatia  per  Silesiam,  BoSmos  et 
Moravos.  Erhard  a.  a.  0.  S.  45  betrachtet  die  Keiae  nach  OfeD  ala  einen  Abstecher 
von  Krakau,  während  des  Dichters  sweiji1iri(^n  Anfenthaltea  in  Polen  und  gerath 
durch  diese  unrichtige  Annahme  in  manniohftMhe  chronologische  Widerspräche. 

*)  Gelte«  1.  c.  Hie  (in  Bohemia)  B^huslavs  habet  sua  Candida  tecta  BoSmua,  Musarum 
et  patriae  fuigida  Stella  suae.  —  Jo.  Trithem.  scriptt.  ecci.  n.  946  nennt  unter 
seinen  Schriften  das  Werk  de  Inventia  QenBanonim  et  Italicorum.  Vgl.  J.  Cor- 
navi ,  der  grosse  Böhme  Bohuslaw  yob  Lobkowits  nnd  au  Hassenstein,  nach  seinen 
Schriften  etc.   Prag  iSOS. 

^)  Celt.  Amor.  lib.  II.  eleg.  3. 

Hie  Augnsthius  vatea  Olomneins  ortna 
Panncmii  regia  beHiea  geata  eanit. 


1 08  Ascbbach 

Die  Zeiiverhältnisse  waren  damals  in  den  Donauländem  nicht 
gunstig  für  eine  gelehrte  Reise.  Am  6.  April  1490  war  der  ungarische 
Konig  Matthias  Corvinus  in  Wien,  wo  er  schon  seit  einigen  Jahren  nach 
den  Siegen  über  Kaiser  Friedrich  III.  seine  Residenz  aufgeschlagen 
hatte«  plötzlich  aus  dem  Leben  geschieden.  Die  Folgen,  welche  sich 
an  dieses  unerwartete  Ereigniss  knüpften ,  machten  sich  in  allen  Län- 
dern, welche  der  ungarische  König  unter  seiner  Herrschaft  vereinigt 
hatte,  geltend.  Die  neuen  Eroberungen  der  ungarischen  Krone  konnten 
von  den  Magyaren  um  so  weniger  behauptet  werden,  je  uneiniger 
sie  ober  die  Wahl  des  königlichen  Nachfolgers  waren,  da  Matthias 
keinen  legitimen  Leibeserben  hinterlassen  hatte.  Daher  waren  die  Ver- 
hältnisse überall  sehwankend  und  unsicher:  man  sah  wichtigen 
Veränderungen  entgegen  und  befürchtete,  nicht  ohne  Grund,  viel- 
fache Unruhen,  KSmpfe  und  Kriege.  Ungeachtet  dieser  so  sturmischen 
Zeitumstande  setzte  Celtes  doch  seine  Reise  von  Pressburg  ^  nach 
Ofen  weiter  fort  Er  wollte  daselbst  mehrere  namhafte  Gelehrte 
personlich  kennen  lernen*)  und  die  Einleitung  zur  Bildung  einer 
Sodalitas  literaria  Danubiana,  deren  Mittelpunkt  Ofen  sein 
sollte,  treffen  *).  Obschon  Celtes  in  Ungarn  eine  gute  Aufnahme  fand. 


<)  Lib.  Anor.  H.  eleg.  4 : 

Hie  «bi  Posonium  eon0tir§^it  furribos  altis 
Linie«  Teatonicit  Ung^aricisqae  virii. 
*)    Celtia  Odar.  lib.  II.  od.  2.  Ad  sodalituteiii  literarimn  Ungnrorum. 

De  «ittt  Badee  et  monetris,  qaae  praeceMenint  mortem  divi  Matihiae,  Pannooiae 
regia. 

Ultimo  nobia  celebrandi  aroici 
Pannones,  claria  aludiia  faventea, 
Quique  aub  coelo  roeliore  nati 

Sole  propinquo. 
Aoreom  terram  Colitis  beaii, 
Qeam  rigat  pulcber  Savua  et  aonaoti 
Defluena  curau  DraToa  et  remoti 
Nomlnia  later. 

Mtttbiae  nagoi  noDumenta  regia 
Vidimua,  prUcia  ibi  multa  aaeclia 
Aeqoa,  aeo  Martis  atudiam  aequere  aut 
Palladia  artea. 
'j  Cber  die  Zeit  der  ErricbtuDg  der  Sodalitaa  litteraria  Danubiana,   welche  zuerst 
ihren  Sita  in  Ofen  hatte,  lat  nuia  nicht  einig.  Daaa  die  Sodalitaa  litter.  Hungarorum, 


Die  MhereB  Waaderjalirt  dct  Coanii  Geltet.  1 00' 

die  Freunde  der  classischen  Studien  «)  seinem  Plane  Beiftll  lehenkt^n» 
und  auch  zunSchst  eine  Sodalitas  litteraria  Ungarorom 
angeregt  wurde,  so  scheiterte  doch  die  AusfflhniDg  desselben  Torerst 
an  der  ungfinstigen  Situation  der  polittseben  Zeitrerhfiltnisse :  aber 
die  angeregte  Idee  wurde  nicht  fallen  gelassen:  man  kam  spftter  auf 
sie  zurück  und  rerwirklichte  sie. 

Von  Ofen  begab  sich  Celtes  aof  die  Rflekkehr  ib  die  frSnkisehe 
Heimath,  jedoch  verweilte  er  sunftehst  noch  einige  Zeit  in  Wien*)» 
mit  der  Absicht,  die  dortigen  Unirersitttslekrer  gfinstig  fiOr  den 
Humanismus  zu  stimmen  und  sie  lum  Ansehloss  an  die  gelehrte 
Donaugesellschaft  zu  bewegen.  Bei  der  grossen  politischen  Anfinegung* 
in  der  man  sich  aber  gerade  damals  in  Niederösterreich  befand  t  war 
die  Zeit  nicht  glucklich  gewählt:  die  angarisebe  Herrschaft  ward 
bald  nach  dem  Tode  des  Miitthias  Conrinus  abgeschüttelt  und  die 
Regierung  des  Kaisers  Friedrich  III.  wieder  hergestellt  An  der 
UniversitSt  herrschte  noch  der  Seholastieismas  •) :  allerdings  hatte 


welche  Gelte«  schon  Im  J.  1490  inOfm  tereiBiirte,  des  eretei  Onmd  n  der  G»- 
tellschafl  le^e ,  Ist  sicher.  Uee  HmwMm  Sodalitae  DimliiaBB  eeiieiDt  cie  orti  iiSS 
oder,  was  wahrscheinlicher  ist,  1404  angenommen  sv  haben,  als  sie  ihren  Hanptsita 
nach  Wien  rerlegte ,  und  Celtes  snm  Besnch  fleh  in  ihren  Kreis  begeben  hatte. 
Eine  Auaahl  der  Sodales  rerblieb  in  Ofpn  rereinigt.  Erhard  Irrt,  wenn  er  die 
Entstehung  der  Donaugesellsehaft  ins  J.  1407  bei  der  Bernfting  des  Geltee  neeh 
Wieu  setat. 

<)  Zu  diesem  gehörten  Tonfiglicfa  die  kSaigüehea  Gehelnmehreiber  Avgnetinns  Olo- 
niuceiisis  und  Johann  Scfaleehta,  der  Wesprfmer  Bieehof  Johann  YiteB  nnd  der 
Italienische  liönigliche  Leibant  Jnlina  AemiUne. 

s)  Celtis  Odar.  üb.  II.  od.  S. 

Vienn»  latle  moenibns  IniMmna, 
*Qnae  Friderid  patrla  Gneetrie 

FMMomUeqms  plß^as  reüfut 
Auch  der  Zwettler  Abt  Theedorich  Rhenanns,  ein  Freund  der  platonieehen  Philo- 
sophie und  des  Humanismus,  erwihnt  in  einem  Sehreiben  rem  21.  Sept.  1492  an 
Gelt.  (Cod.  epist.  Celtic.  fol.  S)  dieser  Anweeenhelt  des  Dichten  in  Wien. 
*)  Celt.  I.  c.  rerspottet  denselben : 

Suis  adhaereni  semper  ineptiln. 

Et  terminomm  rana  tocabulia. 

Dum  belle  verbosus  sophista 

Per  Socratem  gerit  et  Ghymena  etcv 
Ähnlich  spricht  sieh  Aen.  Sylir.  in  der  histor.  FHderld  III.  Imp.  ed«  BSeler  p.  4 
aus'.  Vgl.  Aschbach,  Gesch.  der  Wiener  Unif .  S.  S44. 


110  As  ebb  ach 

sich  bereits  in  der  artistischen  und  medieinischen  FacultSt  eine 
Opposition  zu  Gunsten  der  classischen  Studien  erhoben.  Nach  dem 
Vorgange  der  grossen  Mathematiker  Peuerbach  und  Regiomontanus, 
welche  schon  ein  Mensehenalter  früher  die  Erklärung  rSmischer 
Dichter  an  der  Hochschule  betrieben  hatten»  waren  in  der  Zeit,  als 
Celtes  nach  Wien  kam,  Bernhard  Perger,  Briccius  Preprost 
Yon  Cilli  u.  A.  thatig,  nicht  blos  die  Dichter  Latiums,  sondern  auch 
Cicero  und  andere  römische  Prosaiker  m  erklären  und  als  Muster  vor- 
zufQhren.  Einige  Mitglieder  der  medieinischen  Facultät»  namentlich 
Johann  Tichteb)  und  Bartholomäus  Steher*),  wie  auch 
der  Canonist  JohannPurger*)  schlössen  sich  diesem  Kreise  an.  An 
diesen  Männern,  welche  Celtes  bald  ui  seinen  Freunden  gewann,  und 
an  den  kaism^iclien  Rfithen,  den  Gelehrten  J  0  h  a  n  n  K  r  a  c  h  e  n  b  e  r  g  e  r 
(Pierius  Graccus)  aus  Passau*)  und  Johann  Fuxmagen  aus  Hall  in 
Tirol  9»  batte  er  für  seine  humanistischen  Bestrebungen  in  der  Donau- 
stadt eine  kräftige  Unterstützung:  doch  war  die  Zeit  des  Aufenthaltes 
des  gekrönten  Dichters  (im  Sommer  1490)  zu  kurz,  um  viel  wirken  zu 
können.  Er  versprach,  seinen  Besuch  bald  zu  wiederholen  und  dann 
weitere  GastTorträge  über  die  romischen  Classiker,  ober  Rhetorik  und 
Poesie  zu  halten. 

Als  Celtes  nach  einer  fast  dreijährigen  Abwesenheit  über  Wien 
und  Passau  in  die  Heimath  zurückgekehrt  war,  verweilte  er  zunächst 


^)  In  der  »cMoen  Ode  «n  ibn  (Odtr.  lib.  11.  od.  S)  wird  er  ongenaa  Benedict«  Tych^ 
telitts  genannt.  Ein  Brief  ron  diesen  Tychtel  an  Celtes  d.  d.  Wien,  6.  Febr.  1403 
kommt  im  Cod.  epist.  Celt.  Tor. 
')  Von  ihm  ein  Brief  an  Celtes  d.  d.  Wien  6.  Febr.  1493  im  Cod.  epist  Cell.;  mu 
anderer  d.  d.  23.  April  1499  ebenda.  Steber  ist  dort  in  Scipio  latinisirt.  In  einem 
Bpisodium  an  Celtes  im  J.  1497  nennt  er  sieb  Bartol.  Sciffio,  medicinae  doctor. 
*)  Er  war  spKter  UniTersitüts-Rector.  Bin  Brief  von  ihm  an  Celtes,  Wien,  6.  Mfirs  1497 
im  Cod.  epist.  Celt.  Er  gehörte  später  an  den  Mitgliedern  der  DonMUgesellscItaft. 
*i  Amor,  üb,  U.  eleg.  13. 

Pierius  Graecnt  Titalem  hie  [Patatii]  eoeperat  anram, 

Carmina  Pieriis  dign«  legende  canens, 
M^jor  in  Austriacas  citus  bic  diverteris  oras 

Pannonii  regia  f«ae  trucis  anna  tiMit. 
Vidimus  bic  pnlsb  per  diruta  tecta  colonis 
Arra  sub  informi  moesta  jacere  sitn. 
In  den  Oden  lib.  II.  n.  9  richtet  Celtes  ein  Gedicht  ad  Graecum  Pierium  in   mores 
aulicos,  W4^lcbes  noch  vor  dem  Tode  des  Kaisers  Friedrieb  111.  irerfasst  ist. 
»)   Kliipfel  I).  58. 


Di6  riribereo  Wndtijalir«  im  Gtmni  MtM.  111 

am  meisteft  und  liebsten  in  Regensburg«)  und  Nfirnberg»  in 
welchen  beiden  Städten  er  nicht  wenige  Freunde  und  warme  Verehrer 
hatte.  Noch  im  Herbst  des  Jahres  1490  •)  finden  wir  ihn  bei  seinem  ge- 
lehrten Freunde»  dem  Dichter  und  Mathematiker  JannsTolophns»)» 
Propst  Ton  Forchheim  und  Domherr  n  Regensbuig.  Ohne  sieh  einige 
Ruhe  und  Erholung  zu  gdnnnen ,  arbeitete  er  mit  Eifer  und  Ausdauer 
an  der  Ansfl&hrung  seines  Ldeblingsplanes«  alle  seine  KrUte  fOr  die 
Verbreitung  des  Humanismus  in  seinem  Vaterlande  m  Terwendon. 
Das  Interesse  an  der  heimischen  Geschichte  sollte  durch  mne  Dariq^ung 
seiner  Vergangenheit  und  Verknfipfiing  derselben  mit  der  Gegenwart 
mittelst  lebhafter  und  dichterischer  Schilderungen  im  hohem  Grade 
als  es  bisher  geschehen,  geweckt  und  unterhalten  werden.  Durch 
Vereinigung  der  bisher  getrennten  Krifte  hoffte  Celtes  das  Tor- 


0  Ceti.  MBor.  IIb.  H.  ele^.  S: 

Hhie  Cfempu  taalSIt,  siprlMiv«  ia  Sictitat  UtM 

Biit  i«  AMtriteit,  Pütaviatq«»  yliy, 
Ilwriiii  rani  p^lil  ncgwi«  MaTMPMS  ia  AMtnui^ 

Qua  lUtiaboBae  noanui  cbIm  ■icaat. 
Hie  ego  ut  aestiTM  ie&tnm  mM  aMOibni  tpiieU, 
Diripoil  ■MBtem  pnlcni  paell«  bami. 
*)  Sa  ist  eise  po«tiaehe  Liccas,  weaa  CeKes  ia  der  S.  negle  ies  ÜK  H.  AaMmm 
•eiaea  AafeathalC  ia  Refeafbars  ^  4«i  Wlater  kl»  Aahmg  refcraar  1401  variia- 
fcrl.  Weaa  er  wirklieii  dort  aeiaaa  Gebartatne  '■  Kreite  teiaiT  Freaada  faraitri, 
•o  wire  ea  die  St.  GebartctagaÜBier  ^weiea,  aicht  wie  ia  üb.  Amor.  H.  eleg.  10 
•Bga^bea  ist,  die  80.  Wir  wissea«  daas  er  an  i.  Febr.  1401  ia  Msiaa  war,  14S9, 
als  er  30  Jabre  alt  gewordea,  befaad  er  aieb  aocb  ia  Krabaa.    Deal  Dicbter  war 
es  of eabar  aar  daraa  sa  tbaa ,  eiae  poetiaebe  Sebllderaaf  der  JabresaeKea  aad 
die  Besebreibaag  eiaes  bairiaebea  IWabgahfea,  wie  aa  bei  Gai»artiMera  variiaaiy 
aa  Uefera.  AaKMr.  Üb.  n.  eleg.  10. 

Hiae  Baecbe  eoaq^oae  aeypboa,  peter^aqae  eapaeas 

Pleaaqae  ateat  vario  ataaaea  Taaa  aiero. 
lUttd  eaaft  Coo  jaaeaa  spaaure  Faleraoqae 

Et  Tcrgeatiao  eaatbaraa  iate  Saat. 
Oppaao  reUqaaa  replaaa,  at  Dnuaiaiao« 
Vel  qaod  FeldUai  terra  baaU  eraat 
Altar  flelveticaai,  nbcaamaa  coafeffat  Ula, 
Hie  Cecinai,  Tel  qaod  F^acia  aoatra  creat. 
i£s  siad  griecbiscbe,  Italieaiaebe  aad  deatsebe  feiae  Weiasortea,   die  aafgexiblt' 
werdea. 
*)  Celt    Oder.  lib.  II.  od.  13.  ad  Jaa.  Tolopbaa.  Anor.  lib.  0.  eleg.  5.  Vea  Tritbem 
seripL  ecel.  ar.  OM  wird  er  als  eia  ■aiiaias  doetoraai  boadaan  ftater  baaeicbaet* 


112  Aschbach 

gesteckte  Ziel  zu  erreichen.  Er  betrachtete  sich  gewissermaflsen  aU 
den  Hebel,  der  die  Masse  in  Bewegung  setzte  und  durch  seine 
gelehrten  Reisen,  die  er  nach  allen  Richtungen  durch  ganz  Deutsch- 
land unternahm,  wollte  er  die  zerstreuten  Glieder  einer  gelehrten 
Republik  zu  einem  einträchtigen  Ganzen,  zu  einer  grossen  literarischen 
Genossenschaft,  vereinigen. 

Von  Regensburg  aus  wurden  nach  verschiedenen  Richtungen 
Ausfluge  gemacht.  In  mehreren  Städten  hielt  er  öffentlich  Vorträge, 
wodurch  er  sich  nicht  wenige  neue  Freunde  und  Verehrer  gewann. 
Bei  wohlhabenden  Gönnern  und  in  Klöstern  ruhte  er  zeitweise  ron 
den  Mühen  seiner  anstrengenden  Wanderungen  ans  und  entwarf 
Pläne  zu  weiteren  gelehrten  Expeditionen. 

Zunächst  wnrden  die  bairischen  Lande  und  ihre  Bewohner 
in  das  Bereich  seiner  Beobachtungen  und  dichterischen  Schilderungen 
gezogen.  Er  machte  sich  bekannt  mit  den  Sitten,  Gebräuchen  und 
dem  Charakter  des  Volkes,  mit  den  staatlichen  Einrichtungen,  mit 
der  Beschaffenheit  des  Bodens  und  seiner  Erzeugnisse :  er  erfreute 
sich  an  den  Naturschönheiten,  durchforschte  die  öffentlichen  und 
Privatbibliotheken  nach  alten  Handschriften,  die  sich  auf  das 
classische  Alterthum  wie  auch  auf  die  heimische  mittelalterliche 
Geschichte  und  Literatur  bezogen. 

Indem  er  sich  bemüijle,  seinen  poetischen  Schilderungen  oder 
Reisebildern  einen  antiken  Anstrich  und  ein  classisches  Gewand  zu 
geben,  bezeichnete  er  die  deutschen  Völkerschaften  und  Stämme 
mit  alterthumlichen  Benennungen,  wie  er  solche  bei  Tacitus,  Plinius, 
Ptoiemaeus  u.  a.  vorfand.  Dabei  hielt  er  sieh  freilich  nicht  streng  an 
die  eigentliche  Begräiizung  der  Länder,  er  erlaubte  sich  im  hohen 
Grade  poetische  Licenzen.  Wie  ihm  die  Polen  Sarmaten,  die  Ungarn 
und  Österreicher  Pannonier  waren,  in  gleicher  ungenauer  Weise 
benannte  er  die  Baiern  Noriker  und  ihre  westlichen  Nuchbarn  Sueven. 
So  wurden  auch  der  Schwiirzwald  und  die  südlichen  Gebirgszüge 
Deutschlands  bald  als  silva  Hercinia  bald  als  Bacenis  bezeichnet 
Damit  aber  seinen  Reisebildern  auch  nicht  das  poetische  Relief  fehlte, 
flocht  er  nach  Horaziscfaer  Manier «)  seine  Liebesabenteuer  ein.  Wie 


^)  Ähnlich  wie  Homx  LasciTcs  und  Obtcöuet  mit  philosophischen  Betrachtungen  und 
Rrnoxionen  YerknApft,  so  machte  es  auch  Geltes;  er  cnt^ohuldigt  sich  hinsichtlich 
seiner  Frivulitit,  schlfipfrii^  Situationen  so  nackt  gMchildert  xu  haben,  mit  der 


Die  früheren  Wunderjuhre  des  Conrad  Celles.  113 

<er  in  Polen  die  Liebe  zu  der  sarmatischen  Edelfrau  Hasiiina  in  einer 
Heike  von  Elegien  feierte,  so  besang  er  in  einer  Anzahl  von  Liedern 
seine  Regensburger  Freundin  Elsula,  seine  Hauswirthin  <) ,  als 
Repräsentantin  der  norischen  oder  bairisehen  Frauen  <).  indem  er 
aber  deren  Vorzuge  und  Reize  auf  das  lebhafteste  erhob»  vergass  er 
auch  nicht  ihre  Schattenseiten  zu  schildern:  ihre  materielle  Genuss- 
sueht,  ihre  Eitelkeit  und  geschmacklose  Putzsucht,  ihre  indecentie 
Tracht  und  endlose  PiauderhaHigkeit  *). 

Indem  er  im  bairisehen  Lande  nach  handschrifllichen  Schätzen 
suchte  und  seine  Bemühungen  auch  nicht  fruchtlos  waren,  eiiiielt  er 
die  ihn  überaus  schmerzende- Kunde ,  dass  seine  in  Polen  mit  vieler 

Mühe  und  grossen  Kosten   gesammelten  lateinischen,  griechischen 

« 

und  hebrSischen  Bücher  und  Schriften  durch  Fahrlässigkeit  eines 
Krakauer  Fuhrmannes,  dem  sie  zum  Transport  übergeben  worden, 
irerloren  gegangen  seien  *). 


guten    Absieht,    am    die    Jug^end    ron    Verirrungen    und    AuasehweiAmgen    abzu- 
halten. Vgl.  die  Proefatio  xu  den  libris  Amorum  in  den  Dedicationstchreiben  an 
K.  Maximilian, 
^j  Amor.  üb.  II.   eleg.  10. 
-)   Die  Klegien  auf  die  Elsula  in  Amor.  lib.  II.   4.  7.  0.  24.    Im  Odar.  lib.  II.  sind  ihr 

die  Oden  5 — 10  gewidmet,  in  den  Epod.  carm.  8  ist  auch  Yon  ihr  gedichtet. 
^)  Amor.  lib.  11.  eleg.  9  adElsulam  a  priscis  et  sanetisGermaoiat  moribos  degenerttaB* 

Elsula,  quid  tanlis  oneras  tua  bracbia  baccis? 

Aurea  et  in  digilis  vincula  multa  geria? 
Ostrina  sub  veste  tumens  rultuqne  superbo 
Tricarum  ingenti  pondere  presta  eaput. 
Noctua  quäle  gerit  tenebrosae  filia  noctis 

Nyctimene  patris  consociata  thorb. 
Inque  peregrinos  flectis  toa  eorpora  motna, 

Dum  strepitaut  mixüs  buxua  et  aera  sonia. 
Et  totient  mutaa  laselTO  corpore  veates 

Ante  retroque  tibi  lactea  colb  patent. 
Quin  etiam  insano  confnndia  pectora  Baecho 
Et  titabat  multogamila  lingoa  mero. 
^)  Amor.  lib.  111.  «leg.  7.  Dea  Fusilius  Brief  an  Celtea.  Cod.  epiat.  Celt.  f.  12.  Noch 
bis  ins  J.  149G  aetste  Geltes  die  Nachforschungen  nach  den  Terlorenen  Büchern 
fort,  wie  aus  einem  Briefe   dea   Nürnberger   Antes   HIeronymua   au    Celles   zu 
«rsehen  ist.  Cod.  ep.  Celt.  fol.  51. 


Sitzh.  d.  phil.-bist.  Cl.  LX.  Bd.,  I.  Kofi. 


114  Asch  b  tt  ch 


Die  RheiDreise  und  die  Errichtung  der  Sodalitas  literaria 

Rhenana. 

Das  Jahr  1490  war  noch  nicht  abgelaufen,  als  Celles  iiD 
Anfange  des  Winters  die  bairischen  Gaue  verliess  und  von  der 
oberen  Donau  aus  zu  Pferde ,  von  einem  Diener  begleitet ,  da» 
schwäbische  Land  durchzog.  Zunächst  verweilte  er  in  Tubingen,, 
wo  in  damaliger  Zeit  für  den  Humanismus  Johann  Reuchlin  und  Hein- 
rich Bebel  wirkten.  Dann  bereiste  er  das  rebenreiche  mittlere  Neckar^ 
gebiet  und  wandte  sich  zum  Kocher  nach  Schwäbisch-HatI  zu  dea 
Salinen  9. 

Sodann  verfolgte  er  seine  weitere  Wanderung  in  das  untere 
Neckarthal  und  in  die  Rheinpfalz,  nach  Heidelberg  und  endlich  nach 
Mainz,  wo  er  seine  zahlreichen  humanistischen  Freunde  zu  begrussea 
eilte  *). 

Zunächst  war  Heidelberg  <)  sein  Reiseziel.  Dort  wollte  er  mit 
den  alten  Freunden  und  Gönnern  seine  weiteren  Pläne  besprechen,  und 
mit  ihnen  darüber  in  Ideenaustausch  treten.  Vornehmlieh  von  Wichtig- 
keit war  es  für  ihn,  den  Wormser  Bischof  Johann  von  Dalberg,^ 
Kanzler  des  Pfalzgrafen  Philipp,  und  den  kurfürstlichen  Rath  und 
Rechtsprofessor    Johann    Wacker    aus    Sinsheim,     der    unter 


0  Amor.  IIb.  ni.  eleg.  1. 

Ibam  per  nedios  serTO  comiUoU  Suevos 

Quot  vario  calto  tilTt  Baceai*  alit. 
Qu«  Neciiri  Cocerique  Tagaa  conspeximu«  vndM, 

Alter  alit  Bacchum,  aed  coquit  Ule  salem. 
*)  Amor.  lib.  11.  eleg.  1. 

Ipse  ego  Danobii  ripaa  laoe  forte  reliqui 

Et  juga,  qnae  celaia  alpibua  aatra  petunt 
Mena  mibi  Rbenanara  foerat  deacendere  in  nrbem 

Cut  Gl«  cum  Mo|^no  nonina  clara  dabant. 

')  Weon  Celtea  in  aeinem  Gedicbte  Mains  ata  aein  eigentlicbea  Reiaesiel  beaeicbnet^ 
und  Ton  Heidelberg'  gar  keine  Enribnvng  macht,  ao  liaaat  aich  daa  wohl  erklfiren. 
Er  gibt  in  den  libria  Amomm  nie  eine  ▼ollaUndig^  Anfaihlang  der  von  ihm  beaach- 
ten  Städte.  Da  er  offenbar  absichtlich  den  Hauptzweck  der  Reise,  die  Errichtung 
der  rheinischen  gelehrten  Geaellachaft,  verschweigt,  so  ninsste  es  ihm  auch  ange- 
zeigt erscheinen,  den  Ort,  der  als  Mittelpunkt  der  Sodalitat  gelten  sollte,  nicht  za 
nennen. 


Die  früheres  Winderjahre  des  Conrad  Geltet.  1  1  d 

seinem    latinisirten    Namen    Vigilius  ^    bekannter  ist,    zu   be- 
grussen. 

Durch  Dalberg  war  Heidelberg  der  Hauptsitz  der  damals  neu 
eingefOhrten  humanistischen  Studien  in  Deutschland  geworden.  Von 
hier  aus  konnte  am  meisten  und  erfolgreichsten  für  die  Verbreitung 
des  Humanismus  gewirkt  werden.  Was  fQr  Polen,  Pommern  und 
Schlesien  durch  die  Sodalitas  Vistulana ,  für  Ungarn ,  Österreich  und 
Baiern  durch  die  Sodalitas  Danubiana  beabsichtigt  wurde  (welche 
gelehrte  Gesellschaften  aber  bei  der  noch  spärlichen  Theilnahme 
der  einheimischen  Gelehrten  keine  rechten  Wurzeln  schlagen 
konnten  und  nur  kümmerlich  bestanden),  das  war  eher  möglich, 
in  den  rheinischen  Gegenden  zu  verwirkUchen ,  nämlich  einen  Verein 
zu  gründen,  der  durch  seine  zahlreichen  und  eifrigen  Mitglieder 
den  Humanismus  in  weitere  Kreise  verbreite  und  immer  mehr 
befestige. 

Nach  wiederholten  Besprechungen  zwischen  Celtes  und  den 
Heidelberger  Humanisten  schritt  man  zur  Ausf&hrung  des  ron  dem 
gekrönten  Dichter  dem  Wormser  Bischof  Dalberg  vorgelegten  Pla- 
nes 2).  Es  wurde  die  Sodalitas  literaria  Rhenana,  welche  auch 
nach  ihrem  eigentlichen  Begründer  Celtica  genannt  wurde,  er- 
richtet. Wenn  auch  Heidelberg  als  Musensitz  ihr  Mittelpunkt  sein 
sollte,  so  hielt  man  doch  für  geeignet,  die  Constituirung  der  Sodali- 
tat in  der  alten  rheinischen  Metropole  Mainz  stattfinden  zu  lassen» 
wohin  ohne  Zweifel  die  namhaftesten  Humanisten  der  Rheiniande  zur 


0  Vigilins  stand  im  besonderen  Vertraoea  des  KvrfQrsten  ron  der  Phl%  und  de« 
Wormser  Bischofs  Jobson  von  Dalberg.  Das«  er  ein  inniger  Freund  oad  Gesin- 
nungsgenosse des  gekrönten  Dichters  gewesen,  seigen  seine  Briefe  an  denselben. 
In  dem  Cod.  epistol.  Celtio.  auf  der  Wiener  Hofbibliothek  finden  sich  sehn  inter- 
essante Briefe  ron  ihm,  Ton  welchen  Zapf,  Leben  des  Job.  t.  Dalberg,  in  den 
Nachträgen  dazu,  einige  bmchstfickweise  hat  abdrucken  lassen.  Gelte«  hat  im 
J.  1498  (Odar.  IIb.  lU.  n.  5)  eine  Ode  auf  Vigilins  gedichtet  mit  der  Anfschriftz 
Ad  Joannem  Vigilinm,  sodalitatis  litterariae  Rhenanae  bospitem,  in  sitnm  Heidelber- 
gae  et  qaare  decennio  peregrinatns  fkerit.  Tritbemina  in  den  epist.  ad  familiär, 
ep.  33.  p.  276  in  einem  Schreiben  an  Geltet,  d.  d.  HerbipoU  JaL  1507  erwähnt 
des  Vigilius  als  damals  noeh  in  H«ideU»erg  lebend.  Auch  findet  sich  ebendaselbst 
ein  Brief  von  Tritbemina  an  Vigilins. 

*)  In  dem  Episodinm  der  beiden  Bonomi  an  Geltes  keisat  na: 

Nuper  apud  Rhenum  seripaisli,  Geiti,  sodniM, 
Vangionam  praeeal  quin  enn  jnra  dtdit 


116  Asch h ach 

Begehung  der  Stiftungsfeier  eingeladen  wurden,  um  dieselbe  zugleich 
mit  einem  andern  Feste  zu  verbinden. 

Celtes,  der  sieh  noch  vor  Ablauf  des  Jahres  1490  «)  von  Heidel- 
berg nach  Mainz  begeben  hatte  >)»  veranstaltete  dort  am  1.  Fe- 
bruar 1491  seine  32jährige  Geburtsfeier,  im  Kreise  seiner  huma- 
nistischen Freunde.  Mit  dieser  Feier  ward  die  Constituirung  der  Soda- 
Utas  literaria  Rhenana  in  Verbindung  gesetzt  *),  deren  erstes  Werk  es 


1)   Diiss  sich  Celtes  damals  nur  kurze  Zeit  in  Heidelberg  aufgehalten  hat,  ^iht  nuch 
Hautz  (Gesch.  d.  Univ.  Ueidelherg  I.  S.  327)  an. 

^)  Lib.  Amor.  IV.  eleg.  ult. 

Unus  et  alter  abit   mihi  nunc  dulcissimus  annus. 

Klupfel  I.  S.  11t)  bemerkt  dazu  mit  Hecht:  Quae  quidem  verha  non  de  coropletis 
duobus  annis,  scd  solum  inchoatis,  velim  intelligns. 

Erhard  (Leben  des  C.  Celtes  8.  66)  setzt  den  Anfenthnlt  des  Celtes  in  Mainz 
falschlich  ins  J.  1494  auf  seinen  SSjiihrigen  Geburtstag;  er  hat  sich  zu  dieser  An- 
nahme durch  eine  ungenaue  Bezeichnung  des  Dichters  bestimmeo  lassen.  Odar. 
lib.  U.  od.   3. 

Februis  natus  quid  agam  Calendi$, 

Quae  mihi  primam  tribuere  lucem? 

Septimi  lustri  mea  dum  revolrnnt 
Fila  sorores. 

Nach  der  Redeweise  des  Dichters,  welche  in  seinen  poetischen  Schriften  öfter  vor- 
kommt, ist  das  7.  Lnstrum  die  Zeit  rom  81.  bis  35.  Lebensjahre;  es  schloss  daher 
auch  das  32.  Jahr  In  sich.  —  Schenkten  wir  den  ungenauen  chronologischen  An- 
gaben des  Celtes  in  seinen  Dichtungen  überall  Glauben,  so  hfitte  nach  lib.  Amor. 
ML  eleg.  12  die  Mainzer  Geburtstagsfeier  im  36.  Lebensjahre  des  Dichters,  n!$o 
149.'),  stattgefunden,  als  er  schon  in  Ingolstadt  docirte. 

')  Da  merkwürdiger  Weise  Celtes  selbst  weder  in  seinem  Reisegedicht  noch  sonst  in 
seinen  Werken  von  der  Zeit  der  Stiftung  der  Sodalitas  Rhenana  spricht;  da  in  der 
Ton  der  SodallUt  herausgegebenen  Vita  des  Celtes  überhaupt  keine  Erwähnung 
von  der  Errichtong  der  rheinisebeB  Gesellschaft  gemacht  wird  und  da  auch  in  dem 
Codex  epistolaris  CelUcus  kein  Aufschluss  sich  daniber  vorfindet,  so  ist  man  in 
dieser  Sache  ganz  auf  die  Comblnation  angewiesen.  Daher  konnte  es  nicht  fehlen, 
dass  die  Meloongen  derer,  welche  den  Gegenstand  behandelt  haben,  sehr  auseinan- 
der geben.  G.  N.  Wiener  (de  Sodalitate  Rhenana.  Wormat.  1766.  A^  p.  14)  setzt 
ganz  unrichtig  die  Stiftung  Ins  J.  1462,  wo  Celtes  noeh  als  Scholar  in  Köln  war 
und  er  bei  der  Grilndong  nicht  hatte  mitwirken  können;  Zapf  (Leben  J.  Dalbergs. 
p.  138)  spricht  sich  fOr  das  J.  1487  ans,  wo  im  Febniar  Celtes  noch  nicht  gekrönter 
Dichter  war;  Erhard  (Leben  de«  Celtes  8.  137)  nimmt  das  J.  1493  an,  und  setzt 
S.  63  irrthumlich  alle»,  was  In«  J.  1491  gehört,  ins  J.  1494.  Haut«,  Gesch.  der 
Heidelberger  Unlr.  1.  8.  887  b«etinnnt  als  Grfindangsseil  das  J.  1496.  Am  genaue- 


Die  frühei  o::  WuiiJf-rjalne  Jes  Conratl  CeUes.  l  1  • 

war,  dem  vom  Kaisei*  gekrönten  Poeten  wieilerholt  den  Dichterlorbeer 
auts  Haupt  zu. setzen.  Celtes  fühlte  sich  von  dieser  Huldigung  einer 
Anzahl  der  gelehrtesten  Manner  Deutschlands  in  dem  Masse  geehrt, 
dass  er  in  der  Folge  im  Freundeskreise  1}  seine  Krönung  mit  dem 
apolliuarischen  Lorbeer  von  diesem  Tage  an  datirte,  vier  Jalire  später 
als  sie  eigentlich  stattgefunden  hatte'),  und  somit  beide  Auszeich- 
nungen in  eine  verschmolz. 

Celtes  verkannte  nicht,  dass  man  zum  grösseren  Ansehen  des 
Vereins ,  der  nur  eine  private  (nicht  eine  von  einem  Fürsten  gestif- 
tete, unterstützte  und  mit  Privilegien  ausgestattete)  gelehrte  Corpo- 
ration sein  sollte ,  eine  angesehene  und  einflussreiche  Persönlichkeit 
brauchte ,  die  als  Präsident  den  Vorsitz  führte,  oder  wenigstens  dem 
Namen  nach  die  Leitung  des  Ganzen  in  Händen  hatte.  Niemand  war 
mehr  dazu  geeignet,  als  der  Wormser  Bischof  Johann  von  Dalberg, 
Kanzler  des  Kurfürsten  von  der  Pfalz,  ein  Pfleger  der  Wissen- 
sehatten  und  Mäcenas  der  Gelehrten;  aber  auch  selbst  ein  Gelehrter 
und  Dichter  »). 


&teii  und  ^rünJiii-hslen  über  die  Sache  hat  Klfipfel  gehandelt  a.  a.  0.  1.  S.  109  flg. 
u.  II.  c.  12  ;  er  hat  dargethan,  dnss  die  Stiftniig  in  die  Zeit  fallt,  als  Celtes  vonBaierii 
aus  im  Jahre  1490  ao  deu  Rhein  reiste.  Dass  die  Stiftung  mit  der  32j8brigeu 
Geburtsfeier  des  Celtes  am  1.  Februar  1491  zasammenfillU,  was  lidchst  wahr- 
scheinlich ist,  hat  Klfipfel  aber  übersehen, 
ij  Öffentlii-h  konnte  und  wollte  der  eitle  Celtes  der  (Tir  ihn  so  ehreftvoUen  und  schmei- 
chelhaflen  kaiserlichen  Krönung  nicht  entsagen.  Er  rühmte  sich  in  seinen  Dich- 
tungen der  erste  Deutsche  zu  sein,  der  diese  AaSKeichnung  erbalten  habe,  aber  er 
überschätzte  doch  nicht  ihren  Werth.   Denn  er  sang: 

Si  me  non  pietas,  rirtns,  doctrina  corouant, 
Ecquid  pruderit  haec  nexa  Corona  mihi? 
2)   So   Ia:»st  sich  erklären,   dass  die  Vita  Celtis  die  Dichterkrönung  aus  kaiserlichen 
Händen  irrtluirnlich  ins  J.  1491  setzen  konnte.    Es  dürfte  kaum  zu  bezweifeln  sein, 
düss  die   von  der  Hand    des  Celtes  im  Codex   der  Briefe   seiner  Freunde    an    iho 
(welcher  ia  der  Wiener  Uoi'bliotheic  aufbewahrt  wird)  eingetragene  rothe  Über- 
schritt, welche  sich  an  der  Spitze  der  vom  J.  1491  beginnenden  Briefe  befindet, 
auf  die  (ieburtsfeier   mit  der  wiederholten  Dichterkrönuug  zu  beziehen  ist.  Die 
Worte  lauten  :  Primus  annus  laureae,  qui  erat  annua  aetatis  meae  32,  und  so  wei- 
ter bei  deu  folgenden  Jabreu    Secundus  annus  laureae   etc.   bis   1500,   wo  Annus 
deciiuus  l<<ureae  et  secularis  vorgesetzt  ist.     Die   Briefe  sind   nach   der  Zahl  der 
Jahre  in  Bücher  eingetheüt. 
^)   Zapf,   Leben  Johann  Dulbergs  S.  S2  ff.   (nach   Joh.  Trithem.  Script,  eecl.  ge  - 
schrieb.  14*J4)  erwähnt  \on  dessen  Werken  seine  Orationes,  Eplstolae  und  Gar- 


llo  Aschbach 

Obschon  Celtes  der  eigentliche  Stifter  und  die  Seele  der  gelehr- 
ten Genossenschaft  war,  so  trat  er  doch  im  Interesse  der  Sache 
gern  bescheiden  zurück  in  dieClasse  der  gewöhnlichenMitglieder.  Die 
anföngliehe  Anzahl  derselben  und  ihre  Namen  lassen  sich  nicht 
genau  ermitteln.  Es  scheint,  dass  die  ersten  Sodales  von  Celtes  aus- 
gewählt worden  waren  <).  Die  Zahl  mag  zuerst  eine  geringe  gewe- 
len  sein:  sie  hat  wohl  die  von  zwölf  nicht  überschritten.  Erst  nach 
und  nach  vergrösserte  sie  sich  durch  den  Zutritt  neuer  Mitglieder, 
welche  auch  den  Abgang,  der  durch  Tod  eingetreten,  vollständig 
ersetzten. 

Während  der  zwölfjährigen  Präsidentschaft  Dalbergs  (von 
1491  —  1503)  befanden  sich  unter  den  Sodales  die  angesehensten 
rheinischen  Gelehrten  aus  allen  Zweigen  der  Wissenschaften  : 
Theologen,  Juristen,  Ärzte,  Philosophen,  Mathematiker,  Sprach- 
forscher, Historiker,  Dichter.  Nur  die  wenigsten  von  ihnen  ge- 
horten  dem  zunftigen  Universitäts-Gelehrtenstande  an.  Übrigens 
waren  nicht  blos  rheinische  Gelehrte  und  Dichter  Mitglieder  der 
Sodalitas  Rhenana:  auch  aus  dem  mittleren  und  südwestlichen 
Deutschland  waren  manche  Männer  der  Wissenschaft  und  der  Dicht- 
kunst beigetreten»).  Ausser  Dalberg  und  Celtes  war  eines  der 
eifrigsten  und  namhaftesten  Mitglieder  der  Abt  von  Sponheim, 
Johann  von  Trittenheim,  bekannt  als  Literär-Historiker  und 
Geschichtschreiber;  aber  auch  als  Moralphilosoph  und  Dichter 
nicht  ohne  Bedeutung  *).   Neben  ihm  verdienen  genannt  zu  werden : 


mina  (darunter  das  Carmen  de  morte  Rudolph!  Ai^ricolae);  ferner  seines  Über 
de  Moneta  und  sein  Collectio  aliquot  millium  Graeconim  et  Teutonienrum  vocabu- 
lorum,  quae  ntnique  lingniA  i^<^ni  significent.  Nur  die  Oratio  dieta  Innocentio  VIII. 
Pont.  Max.  und  einige  wenige  Briefe  sind  gedruckt.  Über  die  Verdienste  Dalbergs 
um  die  humanistischen  W^issenschaften  und  die  UniversftSt  Heidelberg  handelt 
UUmann,  in  den  Studien  u.  Kritiken.  1841.  Hfl  3.  S.  555  ff. 

'}  In  dem  Episodium  der  Gebrüder  Bonomi  heisst  es:  Nuper  apud  Rhenum  scrip- 
sisti,  Celti,  sodalea. 

*)  Hantz,  Gesch.  der  Heidelberger  Unir.  I.  S.  357  fuhrt  die  Mitglieder  der  rhein. 
Sodalitit  namentlich  an,  aber  in  siemlich  ungenauer  und  selbst  unrichtiger  Weise. 
Rudolf  Agricola  konnte  nicht  zu  ihnen  gehören,  da  er  schon  seit  1485  aus  dem 
Leben  geschieden  war.  Den  Johann  Stabius  nennt  er  J.  Stub.  Dass  Hermann  Graf 
r.  Nuenar,  ein  berühmter  Humanist  im  Anfang  des  16.  Jahrhunderts,  zu  der  Soda- 
litit gehörte^  lisst  sich  nicht  nachweisen. 

')  Aschbach,  Rircbenlezikon ;  Art.  Trilhemius  Ton  Floss.  Silbernagel,  Joh.  Trithe- 
miaa,  Laodsbttt  IMS  (wo  ron  aeioen  SchrifleD  gehandelt  wird  S.  58,  158  u.  tOS). 


Die  früheren  Wanderjabre  des  Coorad  Celles.  11" 

Willibald  Pirkheimer  «),  der  Nürnberger  Patricicr,  ein  Freund 
der  classischen  Wissenschaften  und  Kenner  des  Griechischen;  Mar- 
tin Pollich  von  Meilerstadt  aus  Franken«),  Leibarzt  des  sächsi- 
schen Kurfürsten  Friedrich,  später  Theolog  und  Philosoph,  wie  auch 
ein  Freund  der  Dichter  und  selbst  Dichter;  ferner  der  Mathematiker 
Johann  Stabius  *)  an  der  Ingolstädter  Hochschule  und  Janns 
Tolhoph  (Tolophus),  Propst  von  Forchheim  und  Domherr  zu 
Regensburg,  ein  Astronom  und  Dichter^).  Weiter  gehorten  zu  dem 
rheinischen   Gelehrtenkreise:   der  sächsische  Edelmann  Heinrich 


Opera  historica  Tritheniii  ed.  Freher.  Francof.  1601.  2.  Voll.  fol.  Johann  ron 
Trittenheim  war  1462  geboren,  wurde  noch  sehr  jung  Abt  Tom  Benedictiner- 
Kloster  Sponheim  und  starb  1516  als  Abt  Toro  Set.  JakobsUoster  In  Wfirzburg.  Er 
war  Polyhistor.  Seinen  Catalogus  scriptornm  ecclesiasticorum  hatte  er  mit  einer 
Widmung  au  den  Woruiser  Bischof  Johann  Ton  Dalberg  schon  1494  in  Mainx  in 
Druck  erscheinen  lassen.  Dazu  lieferte  er  im  folgenden  Jahre  NachtrSge :  Lib.  de 
luminaribus  German.  sitc  Catalog.  illust.  viror.  Germau.  Von  seinen  historischen 
Werken  sind  zu  nennen:  Die  frSnkIsche  Geschichte  (Chronic,  de  origine  etc. 
Francor.  Mogunt.  1515)  und  die  bairisch-pflilzisehe  Chronik  (Chron.  success.  dne. 
Barar.  et  Comit.  Palat.  Rheni.  Francof.  1544);  ferner  sein  Chronlcon  Hirsangiense. 
und  die  Sponheimer  Chronik.  Seine  zahlreichen  ascetischen  Werke  und  seine  Dich« 
tungen,  die  er  bis  zum  J.  1494  rerfasst  hatte,  gibt  er  selbst  In  seinem  Catalog. 
Script,  eccl.  an. 

^)  Goldast  hat  die  Opera  historica  Bilibaldi  Pirkheimer.  Frcf.  1610.  herausgegeben. 
Vgl.  die  Encycl.  t.  Ersch  n.  Gruber,  Art.  Pirkheimer.  Erhard,  W.  Pirkheimer,  in 
der  Eleutheria  1820.  Bd.  Hl  u.  in  der  Entwicklung  des  Aufblühens  w.  Bildung  etc. 
Bd.  m.  S.  1  flg. 

^)  Seine  gedruckten  und  ungedruckten  Werke  nennt  Fabric.  bibl.  med.  et  infim. 
lat.  VI.  p.  4:  Er  war  ein  Landsmann  des  Celles  und  schon  frühzeitig  dessen 
Freund.  Vgl.  KlQpfel  vit.  Celt.  I.  64.  Not.  u.  11.  6.  Martin  Pollich  war  erster  Rector 
der  Im  J.  1502  errichteten  Universitit  Wittenberg.  Aschbach,  Roswitha  u.  C. 
Celtes.  2   Ausg.  S.  44  u.  112. 

-*)  Johann  Stabius ,  aus  Steyer  in  Österreich ,  war  erst  in  Ingolstadt,  dann  in  Wien 
Professor  der  Mathematik ;  seit  1497  gehörte  er  auch  der  Sodalitas  Danubiana  an. 
Kaiser  Maximilian  setzte  ihn  dem  Wiener  Collegium  poetarum  in  der  mathematischen 
Abtheilung  ror;  er  war  der  erste,  welcher  ron  dem  genannten  Collegium  zum 
Dichter  gekrönt  wurde.  Spfiter  erhob  ihn  Maximilian  zu  seinem  Secretir  und 
ernaunfe  ihn  zum  Historiographen ;  er  begleitete  den  Kaiser  seit  1503  fast  auf 
allen  Reisen.  Er  starb  als  Domdechant  der  Wiener  Set.  Stephanskirche  1.  Jin.  1522. 
Er  hinterliess  mehrere  mathematische,  astronomische  und  historische  Werke. 
Cuspinian  spricht  mit  grossem  Lob  ron  ihm  und  er  wird  zu  den  ausgezeichnetsten 
Gelehrten  seiner  Zeit  an  der  Hochschule  Wien  gezählt. 

^)  Trithem.  Script,  eccl.  n.  958  ed.  Fabric.  Klfipfel  1.  c.  16.  not.  f.  Briefe  ron  ihm 
an  Celtes  finden  sich  im  Cod.  episL  Celt. 


120  AschhRch 

von  Bünau  *),  die  schwäbischen  Humanisten  Eitelwolf  von 
Stein  (Hololycus  de  Lapide)  «)  und  Sebastian  Sprenz  (Speran- 
tius)  aus  Dünkelspühel  *) ;  die  Gracisten  II  einrieb  G r  i  e n  i  n  g  e  r  *) 
aus  München  und  Johann  Werner,  Pfarrer  zu  Wörth  bei  Nürn- 
berg*); endlich  der  Nürnberger  Mathematiker  Johann  Zieglcr 
(Lateranus  8)  und  der  Rhetoriker  Urban  Prebusinus  ans 
Schlesien  '). 

Die  vorgenannten  werden  ausdrücklich  als  Mitglieder  der  rhei- 
nischen Sodalität  angeführt  ^)t  sie  waren  aber  nicht  die  einzigen, 
welche  den  gelehrten  Verein  bildeten.  Ohne  Zweifel  gehörten  noch 


')  Von  dem  kurfurAtl.  .tSchsischen  Uof  kam  er  imch  Worms  in  die  ümgehuog  Dul- 
ber^s,  wo  er  dem  Studium  der  cl-issiAchen  Wissenschnften  ohiag.  Tritbem.  im- 
lib.  n.  epistolar.  ad  familiäres  ep.  6  nennt  ihn  Miles  et  Oralor  Friderici  Saxoniae 
eleetoris.  Von  dem  Sponheimer  Aht  Job.  Trithemiii«  entlieh  er  einige  alte 
Codices.  In  Briefen  an  Geltes  ersucht  er  diesen  um  eine  griechische  Grammatik 
und  einige  roatbematische  Bücher.  Er  starb  im  J.  1506.  Vgl.  über  ihn  ßurkbur(^i 
de  fatis  ling.  Ist.  II.  p.  UO, 

^)  Er  war  Mainzer  Hofmarscball,  Jurist  und  versuchte  sich  auch  in  Dichtungen^ 
Trtthero.  Script,  ecel.  n.  922.  ed.  Fabric. 

')  Der  Kaiser  Maximilian  erhob  ihu  später  zu  seinem  Seoret^r.  Nachdem  er  einige 
Zeit  Propst  der  Brixner  Kirche  gewesen,  wurde  er  ihr  Bischof.  Er  betrieb  eifrig 
das  Hebräische  und  die  mathematischen  Disciplinen.  Klupfel  II.  p.  87.  Ilautz  a.  a. 
O.  identificirt  ihn  irriger  Weise  mit  Sebastian  Brandt. 

^)  Er  heisst  auch  Groninger.  Er  stand  der  Nürnberger  lateinischen  Schule  vor. 
Celtes  rühmt  in  der  Descriptio  Norlmberg.  seine  ausgezeichneten  Kenntnisse:  er 
schrieb  auch  eine  kurzgefasste  lateinische  Grammatik.  Er  stand  mit  Celtes  iru 
brieflichen  Verkehr.   Cod.  epistol.  Celt.  fol.  54  u.  73. 

^)  Er  übersetzte  den  Claudius  Ptolemaeus  und  betrieb  übcriiaupt  eifrig  das  Griechische  .* 
er  wurde  von  Celles  für  eine  Professur  des  Griechischen  in  Wien  vorgeschlagen. 
Cod.  epist.  Celt.  d.  d.  Sept.  1501  und  Dec.  1503. 

^)  Er  starb  im  J.  1501.  Über  ihn  gibt  einige  Auskunft  der  Brief  des  Johann  Wei-uer 
an  Celtes  vom  1.  Sept    1501  im  Cod.  epistol.  Celt 

'^)  Er  war  ein  Schuler  des  Celtes  und  lehrte  einige  Zeit  Rhetorik  an  der  Ingolstädter 
Hochschule  (KMpfel  II.  p.  86).  Von  diesem  Humanisten  ist  im  Ganzen  wenig 
bekannt.  Ein  Brief  von  ihm  an  Celtes  (rl.  d.  Ingolstadt  24.  März  1494)  kommt  im 
Cod.  epist.  Celt.  vor.  Über  eine  von  ihm  in  Frankfurt  gehaltene  Hede  gegen  die 
Scheinphilosophen  spricht  Jacob  Dracontius  in  einem  Schreiben  an  Celtes  (d.  d. 
Heidelberg  27.  Febr.  1497)  in  Cod.  epist.  Celt. 

^)  In  der  Ausgabe  der  Werke  der  Roswitha,  welche  Celtes  1501  veranstHltetCf  werden 
sie  namentlich  angeführt  und  von  jedem  ein  Epigramm  auf  die  Dichterin  Roswitha 
geliefert.  Abgedruckt  finden  sich  diese  Epigramme,  Roswitha  u.  Conrad  Celles. 
S.  58.  2.  Ausg. 


Die  früheren  Wnnderjahre  des  Conrad  Celles.  121 

dazu  mehrere*  Heidelberger  Humanisten «):  der  Rechtslehrer  und 
Staatsmann  Johann  Wacker  (Vigilius)  aus  Sinsheim  2),  der 
Prämonstratenser  Jacob  Dracontius,  ein  Dichterund  Musiker*), 
Heinrich  8  p  i  e  s  s  (Cuspidius  oder  Cuspianus  ^),  der  Theolog  J  0- 
d 0 c u s  G a  1 1  u s 5) ;  ferner  die  Speierer  Domherrn  Jacob  Wimpfe- 
ling  «)  und  Thomas  Truchsess  (Drusus)  '),  der  Basler 
Canonicus  Hartmann  von  Eptingen  s),  der  Hesse  Theodorich 
G  r  e  s  m  u  n  d  von  Meschede  in  Mainz ») ,  der  Friese  T  h  e  0  d  0  r i  c  h 
Ulsenius,  e»n  Humanist  und  Arzt  in  Nürnberg '»),  der  Frankfurter 
Arzt  Heinrich  Gcralhwol  (Euticus  oder  Eutychus)  *»);  endlich 
die  schwäbischen  Gelehrten  Johann  Reuchlin  1^)  und  Heinrich 
Bebel  «a),  der  bekannte  Augsburger  Patricier  Conrad  Peu- 
tinger  u.  m.  a. 


*)   Häasser,  von  den  AnHingcn  der  classisclien  Studien  In  Heidelberg.    Ilautz  Gesch.  d. 
üniv.  Heidelberg  I.   326  ii.  346. 

8)  Vgl.  über  ihn  oben  S.  il3. 

3)   Drei  Briefe  von  ihm  an  Celles  aus  den  Jahren  1495 — 1497  kommen  im  Cod.  epist. 

Cellic.  vor. 
^)  Er  sendet  (13.  Mai  1406)  von  Heidelberg  an  Celtes  ein  Memoriale  oder  eine  Art 

SitxungsprotnkoU  (im  Cod.  ep.  Celt).   Celles  richtet  an   ihn  ein  Gedicht  (in  den 

F.pod.  carm.  7),  worin  ober  seine  Wortkargheit  geklagt  wird.  Von  seinen  Dichtun- 
gen spricht  Trithem.  ecci.  n.  924. 
^)   Kr    rnhrt    den   Beinamen  Rubiacensis;    Ober   ihn    schreibt  Draeontius   an  Celles. 

Haulz  a.  a.  0.  nennt  ihn  als  SchriftsteUer  nur,  ohne  weitere  Angaben  von  seiner 

literarischen  Wirksamkeit  7.u  machen. 
>)   Haufz,  Gesch.  der  Univ.   Heidelberg  (I.  326.  not.  17).   Wimpfeling  war  bis  1494 

Professor  in  lleidi'lherg,  ehe  er  als  Domdechant  nach  Speyer  ging.  Er  starb  1H28. 

Interessant  ist  sein  Schreiben  an  Ceites   (d.  d.  Speyer,  4.  Jün.  1497)  im  Cod.  ep. 

Celt.  Über  sein  Leben  und  seine  Schriften  handelt  P.  v.  Wiskiowatoff,  Jacob  Wim- 

pheling.  Berlin  1867. 
7)   Sein  Schreiben  an  Ceites  (d.  d.  Speyer  16.  April  1497)  im  Cod.  epist.  Celt.  fol.  76. 
^)   Über  ihn  vgl.  Roswitha  u.  C.  Celles.   2.  Ausg.   S.  39.   Not.  3. 

9)  Vgl.  unten  S.  123. 

«»)  Roswith.  u.  C.  Celt.  S.  40.  not  4. 

*«)   Vgl.  unten  S.  12.H. 

*<)  Vgl.  Erhard,  Entwickelung  der  Wissenschaft.  Bildung  etc.  bes.  Bd.  2  u.  3.  (Leben 
des  J.  Reuchlin). 

^3)  Er  war  in  Tübingen  Professor  der  Rhetorik  und  Poetik  und  einer  der  ausge- 
zeichnetsten Dichter,  die  aus  der  Schule  des  Ceites  hervorgegangen  sind.  Er  starb 
1518.  W.  Zapf,  Heinrich  Behel ,  nach  seinem  Leben  u.  s.  Schriften.  Augsburg 
1802.  Erhard  Entwickl.  etc.  III.  S.  141  fll.  Seine  Opusculu  sind  gedruckt  Argent. 
1508  u.  später  einigemale. 


122  Aschbacb 

Die  Sodalitas  Rhenana  erhielt  durch  ihren  Präsidenten  eioe 
feste  Einrichtung,  welche  ohne  Zweifel  von  Celtes  entworfen  Morden 
war  i).  Es  wurden  zwar  keine  eigentlichen  Statuten  gegeben ,  aber 
der  Verein  sollte  nach  gewissen  Grundsätzen  geleitet  werden,  die 
mehr  angedeutet ,  als  scharf  yorgezeichnet  waren.  Absichtlich  hüllte 
man  das  Wesen  der  Gesellschaft  in  das  Geheimnissvolle,  aber  man 
wollte  alles,  was  auf  Zwang  und  strenges  Gesetz  hinwies,  rerbannen. 
Der  Grundsatz  der  freien  Vereinigung  sollte  vor  allem  herrschen. 
Nächster  Zweck  war  Forderung  und  Verbreitung  der  humanistischen 
Disciplinen  und  Studien,  demnach  der  alten  classischen  Sprachen, 
der  antiken  Poesie  und  Rhetorik,  der  platonischen  Philosophie,  der 
schonen  Künste  und  Wissenschaften  überhaupt.  Indirect  stand 
damit  in  Verbindung  der  Kampf  gegen  den  Scholasticismus,  welchen 
man  als  Barbarei,  als  Geistesfessel  aller  gesunden  und  natürlichen 
Regungen  und  wissenschaftlichen  Bestrebungen  bezeichnete.  Hier 
war  es,  wo  man  mit  dem  herrschenden  theologischen  System  und 
was  damit  zusammenhing  in  bedenkliche  Conflicte  gerathen  konnte: 
es  war  daher  Vorsicht  und  eine  gewisse  Reserve  noth wendig,  nicht 
alles  öffentlich  und  unumwunden  bloszulegen.  Wer  ernstlich  die 
Absicht  hatte,  die  Zwecke  der  Gesellschaft  zu  fordern  und  durch 
einen  gewissen  Grad  von  humanistischer  Bildung  in  Stand  gesetzt 
war ,  den  Anforderungen  zu  entsprechen ,  konnte  als  Mitglied  der 
Sodalität  beitreten.  Dass  eine  formliche  Aufnahme  stattfand,  ist  nicht 
unwahrscheinlich.  Da  die  Gesellschaft  ihren  Präsidenten  und  ihre 
Secretäre  hatte,  so  lag  es  nahe,  auch  von  ihren  Mitgliedern  ein 
besonderes  Verzeichniss  zu  führen.  Es  war  nicht  nothwondig,  dass 
alle  ihren  Wohnsitz  in  Heidelberg  hatten:  nur  die,  welche  die 
Geschäfte  leiteten  oder  das  Bureau  bildeten,  mussten  ihr  gewöhnliches 
Domicil  daselbst  haben.  In  anderen  Städten  wie  in  Mainz,  Nürnberg, 
Augsburg,  wo  mehrere  Sodales  in  der  Nähe  sich  befanden,  bestanden 
für  dieselben  Einkehr-  oder  Versammlungsorte.  Es  besorgte  ein 
angesehener  Sodalis  in  solchen  Städten  als  Hospes  für  die  Section 
oder  das  Contubernium  Sodalium  die  etwa  nöthige  gastliche  Be- 
herbergung und  Bewirthung.  In  Heidelberg  war  ein  solcher  Hospes 
Johann    Vigilius,   in    Mainz  Theodorich    Gresmund,    in    Nürnberg 


t)  TangionuiB  pmesol  (sodalibas)  sua  Jura  dedit  stigi  das  oben  an^efulirte  Ronomi- 
scha  Episodivm. 


Die  fr«li«*reii  Wandeijalir«  des  Connd  Gelte«.  1  23 

Willibald  Pirkheimer  <} ,  io  Augsburg  Conrad  Peutinger.  AnfSnglich 
leitete  neben  dem  Präsidenten  als  Viceprasident  oder  erster  SecretSr 
die  Vereinsgeschäile  der  Heidelberger  Rechtsprofessor  Johann  Vigilius, 
der  zu  seiner  Unterstützung  den  ebenfalls  in  Heidelberg  wohnenden 
Humanisten  Heinrich  Cuspidius  hatte.  Um  Ccltes  in  steter  Verbindung 
mit  der  Sodalitat  zu  erhalten,  wurden  ihm,  da  er  so  häufig  seinen 
Aufenthaltsort  wechselte,  regelmässig  Berichte  Qber  den  Fortgang 
des  Vereins  geliefert  und  nicht  selten  seine  Rathschläge  eingeholt. 
Da  alte  Handschriften  aufzusuchen,  ihren  Werth  zu  prüfen,  sie  zu 
erklären  und  durch  den  Druck  zu  Tcrbreiten,  mit  zu  den  Tor- 
zflglicheren  Zwecken  der  Gesellschaft  gehorte,  so  war  die  Ein- 
richtung getroffen,  dass  bei  derartigen  Publicationen  besondere 
Commissionen ,  bestehend  aus  einigen  Vereinsmitgliedern  als  Cen- 
soren  zur  Begutachtung  und  Berichterstattung  niedergesetzt  waren  •). 
Die  Entscheidung  selbst  aber  fiel  der  Sodalität  zu ,  welche  sich  zeit- 
weise in  einer  Stadt,  wo  sie  ein  Diversorium  hatte,  versammelte. 
Wurde  der  Druck  eines  Werkes  beschlossen ,  so  fand  er  unter  der 
Leitung  und  Aufsicht  der  Sodalitat  statt,  und  sie  suchte  durch 
Erlangung  kaiserlicher  Privilegien  die  Ton  ihr  besorgten  Publicationen 
gegen  den  Nachdruck  zu  sichern.  Es  liegt  nahe  in  der  Einrichtung 
der  Celtesischen  gelehrten  Sodalitaten,  die  GrundzQge  der  Verfassung 
der  neuern  Akademien  der  Wissenschaften  zu  erkennen. 

Celles  verlängerte  seinen  Aufenthalt  in  Mainz,  wo  er  bei 
seinem  Hospes  Theodorich  Gresmund  ron  Meschede  <}  wohnte,  bis 
zum  Eintritt  der  bessern  Jahreszeit  im  April  1491.    In  jener  Zeit 


*)  Das  DedicatioBsschreibee  des  Celles  a«  den  si<^sisclieii  Kurffirstem  Friedrieli  in 
der  Ausgabe  der  Werke  der  Roswitha  ist  datirt:  Ex  Norimberga  Augusta  Prae* 
toria,  dirersorio  nostro  literario,  aede  Willibaldi  Pirkbamer. 

')  Am  Schlüsse  der  Celtesischen  Rhapsodie.  Norimberg.  1505:  Fiaiuat  panegjrici  ete. 
per  sodalitatem  litterariam  DanubiaDam,  eetuoribiu  Conrado  Peutiagero ,  Joaoae 
Foeniseca  (Mader),  Sebastiano  Sperantio.  An  Schiasse  des  libellus  de  nrbe  Norim- 
berga:  Joaaue  Dalbargio  Wormat.  Episeopo  et  Joanne  Coclite  (i.  e.  Löfelholi), 
ducüli  senatore  et  magniSco  cive,  eentorihut. 

*)  Celtes  richtet  an  ihn  im  3.  Bnehe  der  Oden  das  %7.  Gedieht  Theodorich  hatte 
einen  gleichnamigen  Sohn,  der  unter  den  Humanisten  seiner  Zeit  auch  einen 
Namen  hatte.  Vgl.  Trithem.  de  seript.  ecel.  u.  Burekhard  de  fatis  ling.  tat.  II. 
p.  391.  Auch  in  einem  Briefe  an  Celtes  spricht  Trfthemins  ron  beiden  Theodorich 
Gresmund.  S.  Roswitha  u.  C.  Celtes.  S.  67. 


124  AschbacU 

entstanden  einige  seiner  Dichtiiugen:  er  besang  die  ilhcinstadt  als 
die  Wiege  der  Buchdruekerkunst  0>  ^c  suchte  die  Reste  der  rünii- 
sehen  Alterthümer  auf  und  beschrieb  sie  in  seinen  dichterischen 
Schilderungen,  namentlich  das  Drusus  -  iMonumcnt  oder  den 
Eichelstein  >). 

Wie  ihn  in  Krakau  die  Liebe  der  sinnigen  Polin  Hasilina  zu 
einer  Anzahl  Elegien  und  Oden  begeisterte,  wie  ihn  in  Regensburg 
seine  reizende  Freundin  Elsula  Veranlassung  gab  zu  einer  Reihe  von 
Liebesliedern,  so  entzückte  ihn  in  Mainz  seine  kokette  Geliebte 
Ursula,  dass  er  ihre  ihn  bezaubernden  Eigenschaften  in  einer  Reihe 
von  Gedichten  besang.  Ihrem  Andenken  widmete  er  das  dritte 
Ruch  seiner  Reisebilder,  indem  er  dasselbe  mit  dem  Namen  der 
Ursula  bezeichnete  >}.  Er  nennt  sie  auch  Ursa  und  gibt  ihr  die 
Beinamen  Galla  und  Rhenana. 


0  Lib.  nmor.  III.  ele^.  13. 

Jarnque  MoguntiacHOi  Tastus  (Rhenus)  te  fluctis  urbem 
Qaae  prima  impressas  tradidil  aere  notas. 
Lib.  III.  ele^.  1. 

Quae  (Moguntia)  dncuit  spretis  Gerraanos  scribere  pennM, 
Cernitur  ut  pulchris  liUera  pressa  nntii. 
Odar.  lib.  III.   od.  9. 

Non  e.it  inferior,  credile,  Daedalo, 
Aul  qni  Cecropias  protulerat  notas 
Ex  Moguntiacis  civibus  editus 

Nostri  gluria  nominis. 
Qui  sculpsit  solidas  aere  noviis  notas 
Et  versis  docuit  scribere  litteri.^, 
Quo  nssci  ntilius  non  potuit  magis 
Cunctis,  credite,  seculis. 
Cell.    hi9tor.   Norimberg.  c.  3.    Mof^untina  urbs  quae  prima  sculpsit  solidos  »ere 
cbaracteres  et  Tersis  docuit  scribere  litteris. 
*}  Amor,  lib.  III.  I.  c. 

Seu  veterum  inquiro  dnm  monumenta  ducuiu, 
Plura  Mognntiaene  quae  stant  in  moenibus  urbis, 

Sollicitas  oculos  unica  cura  meos. 
Inter  quae  Drusi  stant  ardua  busla  Neronis, 
Clara  a  Germanis  nomina  priuius  habenoi. 
^)  Im  dritten  Buibe  der  Amores  sind   der  Ursula  gewidmet   die  Elegien  3,  7,    13,    16 
und  17;  in  der  Oden-Sammlung,  ebenfalls  im  dritten  Uuche,  die  Oden  3,  4,  ß,   11 
uud  12.   Von  ihr  wird  auch  gedichtet  Amor.  lib.  II.   eleg.  27  und  Epod.  5. 


Die  fi'äheren  Wanderjahre  des  Cunr.iü  Celles.  125 

Celles  h;itte  den  Schmerz,  dass  ihm  noch  während  seines  Aufeut- 
h.'^Ues  in  Mainz  durch  den  Tod  seine  Freundin  entrissen  wurde. 

Die  im  Frühjahre  eingetretenen  RheinOberschwemmungen  hatten 
in  Mainz  ein  bösartiges  Fieber  verbreitet:  auch  des  Dichters  Geliebte 
wurde  davon  ergriffen.  Zwar  hatte  Celtes  zur  Rettung  der  Schwer- 
erkrankten seinen  humanistischen  Freund,  den  renommirten  Arzt 
Heinrich  Gerathwol  (sein  gräcisirter  Name  war  Euticus  •  Eutyches 
und  Eutychius)  von  Frankfurt  <)  schnell  herbeigeholt.  Doch  vergeb- 
lich. Die  Krankheit  spottete  jeder  ärztlichen  Kunst  <).  Ursula  starb 
und  Cel.es  eilte  von  dem  Orte  weg,  wo  ihm  der  geliebte. Gegenstand 
entrissen  worden,  zu  weiteren  Wanderungen. 


*}  Kriegk,  das  deutsche  Bürgerlhuni  etc.  besonders  in  Frankfurt.  Frankf.  1868.  S.  61. 
Euticus  ^rar  nacheinander  in  Nürnberg-,  Augsburg  und  Frankfurt  städtischer  Pbysi- 
cus  (doctor  utriusque  roedicinae  nennt  ihn  Trithemius)  gewesen.  Von  diesem 
Humanisten,  der  1507  in  Frankfurt  starb  und  auch  der  Donaugesenscbaft  an- 
gehörte, kommen  in  der  Celtes*schen  Briefsammlung  swei  Briefe  vor,  der  eine 
ist  datirt  von  Au<,^sburg  April  1493,  der  andere  Moguntiaco  29.  Aug.  1496.  Letztere 
Ortshezeiehnung,  welche  Endlicher  Monaco  liest,  hat  diesen  Gelehrten  verleitet, 
zw  ei  Eutiei,  einen  altem,  und  einen  jungern  in  München,  anzunehmen.  Celtes  hat 
an  Euficus  in  den  Amor.  lib.  \\l.  die  eleg.  14  und  in  dem  Odar.  lib.  111.  die  Oden 
13  u.  16  gerichtet.  Euticus  war  selbst  Dichter.  Ein  Epigramm  von  ihm  findet  sich 
dem  Celtes'schen  Panegyricus  ad  duces  Barariae  vorgesetzt. 
')  Odar.  lib.  III.  od.  16.  Ad  Henricum  Euticnm  Frankfordensero  physicum : 
Eutice,  Franckopbora  medicns  notissiraus  urbe. 

Per  Francos  quae  condita  quondam, 
niorum  trepidis  dum  Gallia  persouat  armii, 

Ad  Mosam  imparium  statuentes, 
Qua  Metis  et  Treveris  nunc  surgont  moenibus  altis, 

Imperinmque  femnt  modo  nostrun. 
Moribus  et  lingua  nobiscnm  conTenientes 

Despiciuntque  vagos  modo  Gallos. 
Sed  quid  nostrorum  referam  gesta  inclyta  patrum? 

Altera  cum  ma  cura  laccssat. 
Ut  me  sollicito  releves,  Henrice,  dolore. 

Et  reddas  animum  mihi  priscnro, 
Qui  nostram  propter  quae  iofecta  est  peste  puellam 

Curia  nunc  diris  cruciatur. 
Quis  si  mi  relevas,  veraa  tibi  ApoUinis  artes 
Esse  simul  coutendimus  omucs. 


126  Ascbbach 


Die  Wanderungen  in  Niederdeutschland  und  die  beabsichtigte 
Errichtung  einer  Sodalitas  literaria  Baltica. 

Wenige  Monate  nach  der  Stiftungsfeier  der  Rheinischen  Soda- 
lität  schickte  sich  Celtes  an  zu  neuen  humanistischen  Wanderungen 
durch  die  niederdeutschen  Landschaften,  namentlich  durch  die  des 
sachsischen  Stammes.  Es  sollte  damit  zugleich  die  dichterische  Beschrei- 
bung seiner  Wanderungen  zum  Abschluss  gebracht  werden.  Nach  des 
Dichters  Auffassung  sollte  als  Unterlage  für  das  ganze  Gedicht»  das 
in  yier  Buchern  gesondert  ward,  die  Viertheilung  des  deutsch-römi- 
schen Kaiserreiches  in  Kreise  nach  den  Himmelsgegenden  und  den 
Tier  Hauptstämmen  dienen.  Die  ostliche  Region  mit  dem  von  der 
Weichsel  durchströmten  Sarmatenlande  sollte  ihren  Mittelpunkt 
in  der  polnischen  Konigstadt  Krakau  haben:  der  zweite,  sudliche 
Theil,  mit  dem  Donaustrome,  war  dem  norisch-bairischen  Stamme 
mit  der  Stadt  Regensburg  zugewiesen:  in  der  dritten ,  west- 
lichen Partie,  welche  die  Rheingegenden  der  suevisch-frankischen 
Völkerstämme  in  sich  begriff,  musste  die  alte  Metropole  Mainz  als 
Hauptsitz  hervorgehoben  werden.  Es  war  noch  Niederdeutschland, 
die  nördliche  Region,  bis  an  die  Nord-  und  Ostsee,  worin  die  säch- 
sischen Stämme  vorherrschten,  und  die  mächtige  Hanseatische  Stadt 
LQbek  am  baltischen  Meere  den  ersten  Platz  einnahm,  zu  schildern. 
Das  Geographische,  die  Städte,  Völker,  Landschaften,  Wälder, 
Berge,  Seen,  Flüsse,  sollten  in  die  Beschreibung  aufgenommen 
werden,  aber  mit  dem  Stabilen,  dem  Boden,  sollte  auch  der 
Wechsel  in  der  Natur  die  Tages-  und  Jahreszeiten,  und  bei  der  Dar- 
legung der  Sitten  und  Gebräuche  der  Stämme  die  menschlichen 
Temperamente,  die  Lebensalter  und  nationellen  Eigenthümlichkeiten 
und  sittlichen  Verhältnisse  mit  eingeflochten  werden  <).  Als  Typus 


0  Vita  Celtis:  Scripsit  libros  «noram  qaatoor,  teoandum  qaatoor  TÜae  circulos,  ut 
Pythagorici  trtdant  et  secandum  quatoor  aetatum  affectiones  et  secundum  quatnor 
Germaniae  latera ,  at  Ulani  ab  occasu  Rhenoa,  et  aeptentrione  Codanus  et  roare 
Germanicum,  ab  ortu  Viatnia,  a  meridie  Daoubias  et  AYpea  daudant,  obsenratia 
mazione  gentiom  moribua  et  locoinm  naturia,  flaminibas,  lacubua,  sylvis  et  orbibua 
iaaignioribiia.  —  Celiea  aeU»«t  aiiigt  Amor.  lU».  H.  eleg.  3: 


Die  früheren  Wanderjahre  des  Conrad  Celles.  I  2 T 

oder  symbolische  Figur  diente  für  jede  Partie  der  Reisebilder  eine 
Frauengestalt,  welche  ein  gewisses  Gepräge  der  EigenthQmlichkeiten 
der  geschilderten  Volksstämme  an  sich  trug.  Die  edle ,  jugendliche 
Hasilina  repräsentirt  den  mit  dem  Deutschthum  verbundenen  aufstreben- 
den slavischen  Osten,  die  üppige  Elsula  Norica  den  genusssüchtigen 
und  sinnlichen  Südländer  an  der  Donau,  die  kokette  und  reizende 
Ursula  Galla,  die  an  Erfahrungen  und  Künsten  reichen  Rheinländer. 

Diesen  drei  Frauengestalten,  welche  Celtes  aus  dem  wirklichen 
Leben  entlehnte  und  yon  denen  er  einer  jeden  ein  Buch  seiner  Reise- 
bilder oder  Amores  widmete  und  nach  ihr  benannte,  musste  eine 
vierte ,  die  Repräsentantin  des  nördlichen  oder  aächsischen  Deutsch- 
lands an  die  Seite  gestellt  werden  und  mit  ihrem  Namen  das  vierte 
oder  letzte  Buch  des  Reisegedichts  bezeichnet,  und  zugleich  wie 
in  den  frühern  Abschnitten  die  intimen  Beziehungen  des  Dichters 
zu  der  Freundin  in  Liebesliedern  besungen  werden.  Hier, musste 
derselbe  sich  aber  in  mehrfacher  Verlegenheit  befinden,  indem  die 
erlebte  Wirklichkeit  dem,  was  darzustellen  war,  nicht  entsprach. 
Trotz  der  in  der  Sommerzeit  gemachten  Reise  sollte  er  winterliche 
Zustände  schildern;  der  noch  im  rüstigen  Hannesalter  stehende 
lebensfrohe  Dichter,  der  das  Land,  den  festen  Boden  nicht  verlassen 
hatte ,  sollte  von  dem  Greisenalter  und  den  Schrecknissen  des  Todes 
bei  einem  Sturme  auf  dem  Nordmeere  sprechen:  und  eine  schwere 
Erkrankung,  die  ihn  in  Lübeck  befiel,  verhinderte  ihn  ein  derartiges 
Liebesverhältniss  anzuknüpfen,  wie  er  es  in  Krakau,  Regensburg  und 
Mainz  unterhalten  hatte.  Celtes  war  daherdaraufangewiesen,  das  Meiste 
was  er  seinem  dichterischen  Zwecke  gemäss  brauchte,  zu  fingiren. 

Von  seiner  Absicht,  in  das  Gedicht  als  Episoden  geschichtliche 
Schilderungen  wie  Darstellungen  der  Kriege  KarFs  des  Grossen 
mit  den  Sachsen,  Otto*i»  des  Grossen  Kämpfe  gegen  die  Dänen, 
Maximilian's  Streit  um  die  burgundischen  Landschaften  u.  a.  ein- 
zuflechten  i)  und  somit  die  libri  Amorum  auch  als  einleitendes  Gedicht 


Targidus  eois  qaum  cUudit  Vistola  ab  oru: 
Sed  laiiu  Austrinom  maximoa  Ister  habet. 
Rheoua  ab  occidnis  limea  aed  dicitnr  oria: 
Et  Boreae  partem  yenc  Codoaea  tenet. 
*)  Amor.  üb.  III.  eleg.  1. 

Dum  statiii  populoa  Germanoa  acribere  et  «rbea 
Quaeque  Tagna  atellaa  regola  coatineat, 


1  4  O  A  s  c  h  b  a  c  li 

ZU  seiner  Germania  illustrata  zu  geben,  ging  er  wieder  ab,  da  er 
wohl  erkannte^  dass  der  ohnebin  sehon  zu  vielseitige  Stoff  keine  wei- 
tere Ausdehnung  vertrage,  sollte  die  einheitliche  Idee  im  Gedicht 
nicht  ganz  verloren  gehen. 

Sobald  mildere  Witterung  eingetreten  war «),  setzte  Celtes  im 
April  1491  seine  Wanderung  fort  an  den  Niederrhein  und  nach  Nieder- 
deutschland. In  mannigfachen  Kreuz-  und  Querzügen  durchreiste 
er  die  Mosel-  und  Maasgegenden,  die  Länder  an  der  Ems,  Werra, 
Fulda,  W^ser  und  Elbe  bis  an  das  deutsche  Meer  und  an  die  Ostsee. 
Von  den  Städten»  wo  er  kürzer  oder  länger  verweilte,  sind  Trier, 
Groningen  in  Friesland,  Göttingen,  Goslar,  Eimbeck,  Bremen,  Lüne- 
burg, Braunschweig,  Magdeburg,  Hamburg  und  endlich  Lübeck  zu 
nennen,  welche  letztere  Stadt  als  das  Ziel  der  Reise  zu  betrachten  ist  2). 


Quot  fontis  Rheni,  quot  et  ora  biuoniiais  Istri, 

Quae  Looa,  Rur»,  suis  Lippia  qiiaqiie  vadis, 
Qua  Suru  Trevericos  laetua  deapuniat  in  ag^ros, 

Sellaque  cum  Mosa  uoinina  junclus  habet. 
Qua  aua  funesto  conclusit  proelia  falo 

Carolus,  Europae  qui  timor  uuus  erat, 
Maximus  Aemilius,  quot  Gallos  stravcrit  bestes, 

Pannoniamque  suo  frenat  utramque  jugo. 

*)  Nicht  iugrucote  hieme,  wie  Celtes  Amor.  1.  IV.  cl.  2  dichtet.  Klüpfel  1.  p.  It7  han- 
delt über  die  Jahreszeit,  in  der  Celles  die  Reise  machte. 

2)  Amor.  lib.  IV.  eleg.  2.  OdiporicoB  a  Rheno  ad  siuum  Codanum  et  niare  Balticum  et 
TyK'U  iusulam: 

Et  jam  de  Rheno  per  celsa  cacumina  pergeus, 

Quae  Frisiu«,  Cattas,  Busator  aeque  tenent ; 
Qua  Gronigen  magna  notum  est  super  aethera  famu, 

Rodulfi  Agricolae  patrIa  terra  mei ; 
Yidru*  ubi  curvo  ainuat  sua  flumina  flexu, 

Atque  ÄmoMUM  rauco  murmure  saxa  ferit; 
Vuldaque  se  fluvius  Visurgi  flectit  ad  undas, 

Praebena  coenobio  nomina  clara  sacro. 
lüde  per  Hcrcyniam  nemoroso  robore  silvam 

Venimus  ad  terram,  qnam  modo  Saxo  tenet. 
PentapoUm  hine  noto  Bmnavigam  nomine  dictam, 

Et  quae  de  Gottis  arbs  generosa  manet, 
Quaque  scatet  multis  GotlarU  clara  metallis, 

Emheeum  et  Cereris  pocula  san«  coquit. 
Moakibat  bine  eelsis  jan  raresceBtibus  arva 


Die  früheren  Wanderjahre  des  Conrad  Celtes.  120 

In  Lübeck,  wo  der  Dichter  im  Juli  1491  eingetroffen  war,  ver- 
tsuchte  Celtes  die  Bildung  einer  gelehrten  Gesellschaft  zur  Verbreitung 
des  Humanismus  im  nördlichen  Deutschland  einzuleiten:  sie  sollte 
den  Namen  Sodalitas  Baltica  oder  Sodalitas  Codanea^) 
führen.  Doch  schwankte  er,  ob  der  Mittelpunkt  des  neuen  Vereins 
anstatt  nach  Lübeck  an  der  Ostsee  nicht  lieber  nach  Magdeburg  oder 
Hamburg  verlegt  werden  sollte:  in  diesem  Falle  war  ihm  der  Name 
Sodalitas  Albina  bestimmt,  nach  der  Elbe,  dem  Hauptstrome  des 
Landes,  wie  bei   den  drei    andern   Sodalitäten,  welche  Vistulana, 

-Danubiana ,  Rhenana  genannt  wurden  >).  Da  jedoch  der  Verein  nicht 

1^ 

Ping^ia  tnjicimo«,  qnaeque  Visurgu«  habet. 
Visare  Saxonicis  amnis  darissimas  oris, 

Sedibus  e  septem  qua  B  remis  una  niicftt. 
Inde  ad  Cimbriacam  contendo  Chersonesvm, 

Albit  ubi  flava  sub  miire  fertur  aqua. 
Ad  cujus  surgit  puicra  ostia  Cimbrica  qnondam, 

Sed  nane  de  Hammoni»  noniini  dicU  polis. 
Ejas  et  ad  ripas  Madeburgum  nobile  aplendet. 

De  Septem  sacria  sedibus  una  nitens. 
Condidit  hanc  primus  Caesar  qni  dicitor  Oddo ; 

Oddo,  Saxonicae  gloria  summa  plagae. 
lade  nrbs  clara  nitet  de  JMnae  nomine  dicta. 
Et  Lobeeum^  Codani  fama  decus^e  sinna. 
Angulus  haec  Laudis  dicta  eat  urbs  nomine  priseo 

Nnllaque  ad  Codannm  sit  mage  clara  sinum 
Anguluro  in  hune  fertnr  flnrius  DraTena  patentem 

Einciens  portum,  plarima  rela  rldana. 
Hie  ego  dum  fessas  capiebam  corpore  rirea 

Restaurare,  quies  moz  mihi  parva  data  est. 
Barbüra  Cymbriaea  hie  hilari  me  suseipit  ort 

Et  relevat  blando  corpora  colloquio, 
Ignibus  extinctis  grata  cum  roce  faviUas 

Suscitat  ot  vires  carmine  blanda  dabat, 
Cumque  rooverent  veteres  sub  pectore  flammae, 
Me  jussit  quartum  scribere  laeta  Ubrum. 
^)  Unter  dem  Mare  Balticum  sive  Codaneum  verstand  Celtes  nicht  blos  die    Ostsee 
sondern  auch  das  deutsche  Meer  oder  die  Nordsee;  die  Anwohner  nennt  er  mit 
dem  alterthiimlichen  Namen  Cimbri ,  Daci  (i.  e.  Dani},   Gothi.    Codanns  ist  ilun 
identisch  mit  Gothlnus  (gothisch),  unter  Chersoneana  Cimbrica  ist  bei  ihm  Jütland 
XU  verstehen. 
^)  Wie  man  ans  des  Celtes  Schrift  Septenaria  Sodalitas  litteraria  Germaniae ,  welche 
er  Wien  1500  herausgab,  ersieht,  woUte  er  spiter  7  gelehrte  Sodali titea  einrieh- 
ten.    Sie  soUten  die  Benennungen  fUuren:    Septemeaatrenaia  Danubiana,  Danits- 
«itxb.  d.  phil.-hist.  Gl.  LX.  Bd.,  I.  Hft.  9 


130  As  c  h  b  a  c  h 

wirklich  ins  Leben  trat ,  so  war  die  Benennung  zuletzt  eine  mussige 
Frage.  Bei  dem  Mangel  an  einflussreichen  Gönnern  und  warmen 
Verehrern  des  Humanismus  konnte  in  der  reichen  Hansestadt,  wo  die 
materiellen  Interessen  alle  anderen  Bestrebungen  Oberwogen,  nicht 
viel  ausgerichtet  werden.  Celtes  musste  sich  vorerst  damit  begnügen, 
das  Terrain  recognoscirt  zu  haben,  indem  er  hoffte  später  seine 
Plane  unter  gunstigeren  Umständen  zur  Verwirklichung  zu  bringen. 
Besonders  störend  stand  dem  Dichter  im  Wege,  seine  rolle 
Thätigkeit  zu  entfalten  und  sein  Ziel  zu  verfolgen,  ein  heftiges  Fieber, 
welches  ihn  in  Folge  der  sommerlichen  Reisestrapatzen  aufs  Kranken- 
lager warf.  Er  verdankte  es  nur  der  sorgsamen  Pflege  seiner  platt- 
deutschen Wirthsleute ,  denen  er  sich  kaum  verständlich  machen 
konnte,  dass  er  schon  nach  wenigen  Wochen  wieder  hergestellt 
wurde.  Es  lag  dem  Dichter  nahe,  aus  seiner  Umgebung  eine  ihn 
liebvoll  pflegende  weibliche  Persönlichkeit  i)  sich  zu  denken  und 
dieselbe  unter  dem  Namen  Barbara  als  Gegenstand  seiner  Liebe, 
Dankbarkeit  und  Verehrung«)  in  seinen  Liedern')  zu  preisen  und 
den  Namen  der  fingirten  cimbrischen  oder  sächsischen  Freun- 
din dem  vierten  Buche  seines  Reisegedieh tes  beizulegen^). 

cana    Vistalana,   Pommeraiui    Codanea,    Albina   Lanebargensia ,   Alpina    Dravana, 
Rhenana  Vangiona  ei  Moaellana.  Necarana  Herciniana.    Der  Plan  aber  fand  keine 
Verwirklichnngf. 
1)  Amor.  lib.  IV.  eleg.  5. 

Dara  lue«  noatria  ubl  nnper  presserat  artus, 
Co^na  me  tepido  saera  jacere  ihoro. 
Cumque  mihi  naUvs,  rarns  vel  adeaset  amicos, 

Qni  gereret  Terae  pignua  amicitjae: 
Sola  mihi  praesens  nustrum  solata  dolorem 
Larga  mihi  medicas  saepe  ferendo  dapea. 
Jttscula  nanc  miseens,  ferventi  et  jure  polentas, 
Radices,  suocos,  poma  et  odora  dabas. 
S)  Amor.  Hb.  IV.  5. 

Inde  tibi  aeterno  deTinctoa  Celtia  amore  est, 
Virtofeaqne  tnts  carmina  noatra  canent. 
«)  Amorum  Hb.  IV.  1.  %.  8—13.  —  Lib.  IV.  eleg.  1: 

Neo  modo  ajdereo  me«  Cimbrica  Barbara  Tultu 

Mo?laaet  geiidi  membra  aopita  teDia, 
Cniqne  ego  nunc  tremnlae  committo  rela  senectae. 
nia  mihi  qaarti  ftnia  amoria  erit 
^)  In  Epod.  carm.  8  stellt  der  Dichter  Tergleicbend  die  Eigenschaften  seiner  Freundinnen 
Bttsammea ;  er  Mennt  die  Hasilina,  Blsnla  und  Ursula,  aber  der  Barbara  wird  nicht 


Die  früheren  Wanderjahre  des  Conrad  Celtes.  131 

Als  er  Ton  seiner  Krankheit  genesen  war»  zögerte  er  nicht,  noch 
im  Sommer  1491  ^  d^"  Ruckweg  in  seine  fränkische  Heimath  an- 
zutreten. Vielleicht  mochte  er  wohl  die  Absicht  früher  gehabt  haben 
die  Reise  nach  Jutland  und  die  danischen  Inseln  auszudehnen  und 
auch  eine  Seefahrt  auf  der  Nordsee  zu  unternehmen.  Der  von  der 
Krankheit  noch  schwache  Dichter,  dessen  Geldmittel  auch  grossten- 
theils  schon  erschöpft  waren,  musste  bei  solchen  Umstanden  eine 
weitere  Wanderung  zur  Herbst-  und  Winterszeit  unterlassen.  Was 
er  in  der  W^irklichkeit  nicht  ausführte,  ersetzte  die  dichterische 
Phantasie:  Celtes  schildert  in  seinem  Gedichte,  an  die  Lübecker 
Wanderung  anknüpfend*),  eine  von  ihm  in  die  Region  des  nörd- 
lichen Oceans  gemachte  Reise,  einen  Seesturm,  worin  er  alle 
Schrecken  der  Todesgefahr  bestanden  und  endlich  den  Besuch  der 
an  der  äussersten  Grenze  der  Erde  im  fernen  Eismeer  gelegenen 
Insel  Thule<).  Von  der  Mündung  der  Elbe^),  gibt  er  an,  sei  er  mit 


gedacht.  Aach  kommt  in  den  Oden ,  worin  die  drei  ersten  in  mehreren  Gedichten 
gefeiert  werden,  keines  an  die  Barbar«  Tor.  Am  Schlosse  der  Amor.  Hb.  IV.  eleg.  15 
heisst  es:  Orbi  ego  nunc  alio  tempore  Celtis  ago  — 

Interea  juvenes  et  Barbara  chara  valete. 
Ad  nos  dum  cunctos  uma  suprema  rocat. 

1)  Da  Celtes  noch  vor  Ende  August  1491  durch  Sachsen  nach  Böhmen  reiste,  wo  er 
sich  im  Anfang  September  bei  seinen  Freunden  in  Prag  befand,  so  ist  sein  weiteres 
Verbleiben  in  Lübeck  bis  in  die  Wintersxeit  xn  rerwerfen.  Klupfel  I.  S.  121  und 
123.  Quaecunque  libro  IV.  elegiamm  —  occorrunt  de  hieme,  Lfibeci  acta,  de 
frigore,  nive,  marique  congelato  —  ad  fictionem  poeticam  referimus,  quippe  qni 
Läbecum  adumbraverit  imagine  hiemis,  senectutis  et  mortis. 

2)  Auch  Amor.  üb.  IV.  eleg.  2  gibt  diesen  Zusammenhang  schon  durch  die  Aufschrift : 
Odiporicon   a   Rheno   ad   sinnm   Codanuro   et   mare   Balticum   et  Tylen    insulam. 

Tum  (im  Anfang  Winter)  ego^  qui  fueram  peregrinus  in  orbe  decennis, 

Cogor  ad  arctoum  pergere  forte  sinum, 
Orcadihus  qua  cincta  suis  Tyle  et  glacialis 
Insula  ad  extremum  quam  videt  unda  polum. 
')  Der  im  nordlichen  Eismeere  gelegenen  Insel  Thule  oder  Tyle  erwähnen  die  Alten 
Pytheas,  Strabo,  Plinius,  Pomponias  Mela,  Ptolemaeus,  Solinus.  Man  glaubt,  dass 
unter  dieser  Insel  Island  zu  verstehen  sei.  Celtes  aber  denkt  sich  unter  Tyle  (wie 
er  schreibt)  eine  zwischen  den  Orcadea  und  Island  gelegene  Insel.  Es  zeigt  dieses 
die   den  libris  Amorum  beigefSgte  bildliche  Darstellung  des  latus  Germaniae  sep- 
tentrionale.    Nördlich    von  Anglia    sind  angegeben    die  Orcades,  dann  Tyle  und 
weiter  nördlich  IsISdi  (i.  e.  Islandia). 
^)  Amor.  lib.  IV.  eleg.   14.   Navigationem  ab  ostiis   Albis    ad  Tylen   insulam  aborta 
tempestate  describit. 

9^ 


132  Aschbach 

seiner  Freundin  Barbara  nach  nördlicher  Richtung  abgefahren  <).  Als 
bei  dem  furchtbaren  Orcan,  der  sie  überfiel,  das  Schiff  dem  Unter- 
gang ganz  nahe  gewesen  und  sie  sich  schon  zum  Tode  vor- 
bereiteten s) »  habe  sich  plötzlich  der  Sturm  gelegt  und  dem  Huma- 
nisten sei  in  diesem  kritischen  Momente  eine  Vision  geworden,  von 
seiner  künftigen  Stellung  als  Vorsteher  einer  Dichterschule.  Der 
Dichter  ist  noch  so  glücklich,  die  im  Eismeer  gelegene  Insel  Thule 
näher  anschauen  zu  können  >):  wunderbar  aber  wird  er  dann  aus 
dem  nördlichen  Ocean  entrückt.  Er  findet  sieh  plötzlich  an  die  Etscb 
im  Tirolerland  versetzt »  wo  er  den  Kaiser  Maximilian  trifft,  der  die 
prophetische  Vision  verwirklicht  (im  J.  1501)«). 


0  A.  «.  0.  Etiam  sub  septem  specUnt  vagn  rostra  trioDes, 

Qua  cincta  est  rigidis  insula  Tyle  vadis. 
*)  A.  a.  0.  HttDC  titulum  naufraga  membra  ferant: 

«Barbar«  com  Gelte  bis  vitani  finiunt  in  undis, 
Infausta  Tylen  dum  petiere  rate**. 
*)  A.  a.  O.  Et  in  rigidis  Tyfe  ubi  surgit  aquis  etc. 

Visaque  jam  claro  longe  et  late  omnia  Phoebo 

Non  procul  et  nobis  cognita  Tyle  fuit. 
Erigitur  malus :  tolluntur  in  alta  ceruci 
Tendunturque  suo  vela  reducta  sinu. 
Ingredimurque  salum  laeti  statione  relicta 
Intrantes  portum,  Tyle,  petitum  tnum. 
—   —  Et  lustrata  mihi  Tyle  ubi  tota  est. 

In  den  Celtes*schen  Dichtungen  wird  die  Insel  T}'Ie  noch  erwähnt:  Amor.  Üb.  IV. 
eleg.  5 :  Tyle  «  rigidis  destituetur  aquis.  Amor.  lib.  111.  eleg.  12.  ad  Ursulam ,  ut 
tempus  Uetitiae  redimat: 

Dum  mihi  contingat  tecum  considere  transtris, 

Dacica  (i.  e.  Danica)  Germanis  proxima  regna  Wdens, 
Hinc  Tylen  quoDdam  fuerat  quae  terminus  orbis 

Insala :  sed  finem  nunc  glacialis  habet, 
Sic  Taga  mntantur  sinuosae  littora  terrae. 

Odar.  IIb.  III.  od.  6.  Ad  Masam  suam. Str.  5: 

Praetenrolabo  littora  Baltica 
Visamque  atantes  (luctiboa  Orcades, 
Ultraqne  Tylen,  quae  gelato 
Insala  in  Oceano  reperta  est. 
«)  Es  ist  gewiss,  dass  Geltes,  der  die  libri  Amonim  in  ihrer  Anlage  schon  Tor  1492 
fertig  hatte,  doch  den  Schlasa  des  rierten  Buches  erst  im  Jahre  1501  beifugte.   — 
Rläpfel  I.  S.  197  fll.  meint,   die  Reise  in   das   nördliche  Eismeer  sei  im  J.  1501 
unternommen  worden,  wo  sich  aber  des  Geltes  Anwesenheit  in  Säddeutschland,  in 
Wien,  Linz  und  MQmberg,   das  ganze  Jahr  hindurch  nachweisen  lasst.  —  Der 


Die  Tröheren  Wanderjahre  des  Conrad  Celtea.  133 

Dass  diese  Reise  des  Celtes  auf  die  Insel  Thule,  worunter  man 
Island  versteht,  nicht  stattgefunden,  beweisen  ausser  den  an- 
gefahrten Gründen  auch  noch  andere :  es  bittet  nämlich  der  Dichter 
in  einer  dem  J.  1502  angehörenden  Zuschrift  an  seinen  Freund 
Matthäus  Lang,  des  Kaisers  Maximilian  Geheimschreiber  und  Patron 
des  am  31.  Oct.  1501  errichteten  Wiener  Collegium  Poätarum,  dass 
ihm  zu  einer  Reise  in  den  hohen  Norden,  den  er  noch  nicht 
besucht  habe,  eine  kaiserliche  Unterstützung  zu  Theil  werden 
möchte  9.  Das  Geld,  welches  er  damals  von  Maximih'an  erhielt, 
wurde  aber  nicht  zu  der  beabsichtigten  Reise,  sondern  für  die 
Druckkosten  eines  in  Nürnberg  erschienenen  Werkes  rerwendet «)! 

Dass  die  dichterische  Fiction  für  eine  wirkliche  Thatsache  von 
den  Biographen  des  Celtes  gehalten  worden,  zeugt  von  wenig 
Kritik*).  Es  ist  zu  verwundern,  dass  noch  gegenwärtig  namhafte 
deutsche  Geschichtschreiber  behaupten,  Celtes  habe  der  For- 
schungseifer nach  alten  Handschriften  auf  seinen  Reisen  bis  nach 
Island  geführt  *). 


gekrönte  Dichter  wollte  auch  andere  nördliche  Gegenden,  Liefland  und  Lappland, 
besucht  haben,  wie  aus  Odar.  üb.  IV.  od.  4  zu  eraehen  ist.  Klfipfel,  der  nicht  be- 
weifelt,  dass  von  Celtea  dies«  Länder  wirklich  bereiat  worden,  vermuthet,  daaa 
der  Dichter  auf  der  Ruckkehr  von  der  Inael  Thule  nach  Lappland  gekommen  aei. 

^)   Odar.  lib.  IV.  od.  2.  Im  Anhange  abgedruckt. 

*)  Aus  dem  Schreiben  des  Matthäus  Lang  an  Celtea,  dd.  8.  Nov.  1502  (Cod.  epiatoL 
Celtic.  fol.  138  und  abgedruckt  im  Anhang)  Ifisst  sich  ersehen,  dass  dem  Dichter 
zu  einer  Reise  vom  Kaiser  Maximilian  zwar  der  Urlaub  ertheilt,  daa  Geld  aber  nur 
für  ein  in  Nürnberg  gedrucktes  Werk  angewiesen  wurde.  Dieses  Werk  ist  offen- 
bar das  Reisegedicht,  welches  damals  unter  folgendem  Titel  erschien:  Conradi 
Celtis  Protucii,  primi  inter  Germanos  imperatoriia  manibua  poetae  laureati, 
quatuor  libri  Amorum,  Norimbergae.  1502.  (kl.  4®). 

*)  Klfipfel  a.  a.  0.  Endlicher  Rec.  des  Klupf.  Werkes  S.  164  sagt  ganz  richtig:  daas 
Rlupfel  die  dichterische  Fiction  ohne  alle  weitere  Kritik  als  historische  Thataache 
angenommen  habe,  sei  ein  arger  Missgriff. 

^)  Wattenbach,  Deutschi.  Geschichtsq.  (S.  2)  setzt  die  Reise  willkürlich  ins  J.  1498 
und  bemerkt  weiter:  Celtes  unternahm  eine  grosse  Reise,  welche  ihn  bis  Island 
gefuhrt  haben  soll,  überall  sammelnd  für  sein  grosses  Werk,  die  Germania 
illustrata. 


134  Aachbach 

Rückreise  von  Lübeck  und  Aufenthalt  in  Prag. 

Die  Ruckkehr  von  Lübeck  in  die  fränkische  Heimath,  worüber 
das  Reisegedicht  des  Celtes  schweigt  und  auch  die  Vita  Celüs 
keine  Nachrichten  gibt,  nahm  der  Dichter'  im  Monat  August 
1491  die  Elbe  aufwärts  durch  Sachsen,  nach  der  böhmischen 
Hauptstadt  Prag«).  Im  Anfang  September  finden  wir  ihn  noch  da- 
selbst bei  seinem  Freunde  dem  Magister  Jacob  Silber  (Argirius) 
und  einigen  andern  böhmischen  Humanisten,  von  den  Reisestrapatzen 
aqsruhend.  Den  Aufenthalt  in  Böhmen  aber  musste  er  in  unfrei- 
williger Weise  rasch  ahkiirzen.  Im  Kreise  der  Freunde  hatte  er 
seinem  yerletzendeu  Witze  und  seiner  muthwilligen  Laune  freien 
Lauf  gelassen.  Er  verfasste  mehrere  Spottgedichte  und  beissende 
Epigramme  gegen  die  Czechen,  ihre  Lebensweise,  ihre  utra- 
quistischen  Tendenzen,  ihre  Ausschreitungen  in  ihrer  nationalen 
Stellung«)    und    gegen    einen    ihrer    Bischöfe,    der   von  jüdischer 


*)   über  den  damaligen  Aufenthalt  des  Celtes  in   Prap  geben  uns  nur  die    zwei  Briefe 
von  Prnger  Freunden  des  Celtes  Nachricht  (im  Cod.  epist.  Celt.  Üb.  [.  ep.  2.  u.  3); 
der    eine   von    Jacob  Argirius    ist    dafirt   Prag   7.  Sept.   1491,    der  andere  von 
Jobannes  Pianensia  (Job.  de  Pisnise  cf.  Baibin.  Bob.  doct.  I.  126)  fuhrt  das  Datum: 
Prag  1.  Nov.  1491.  Beide  sprechen  von  des  Celtes  schneller  Abreise  von  Prag. 
*)  Kltjpfel  1.  p.  126  ü^f;,  (heilt  aus  der  noch  nngedruckten  Sammlung  der  Celtes*schen 
Epigramme  eine  Anzahl  dieser  Spottgedichte  mit.  Epigrammat.  lib.  1.  epigr.  64: 
Tot  pingit  calices  Bemorum  terra  per  urbes, 
Ut  credaa  Bacchi  numina  sola  coli. 


Epigr.  69: 


Qnalia  apud  veteres  tna  numina,  Bacche, 
Testis  adhnc  nostro  tempore  Bemus  adest, 

Qui  aolus  Latias  ansns  contemnere  legea, 
Ut  de  sacrato,  Bacche,  liquore  bibat. 


Epigr.  74: 


Pythagoras  pisnm  vetuitque  fabam  faliosam 

Discipulis,  pinguem  nee  violare  suem , 
Inflammentur  hnmore  malo  qnia  corpora  nostra, 

Atque  aciem  mentis  perderet  iste  cibus. 
Bemorum  aed  terra  colit  nisi  nobile  pisum 
Cum  lardo.   0  tardi  noscere  Pythagoram. 
Amor.  lib.  II.  eleg.  4. 

O  fortem,  dixi,  gentem,  quam  nemo  domahit, 
Dum  vorabat  a  prima  Ince  beata  Deos 


Die  früheren  Wanderjahre  des  Coorad  Celles. 


13^ 


Abstammung  war  und  ungeachtet  seiner  Unwissenheit  und  Habsucht 
sich  doch  ziemlich  allgemein  beliebt  gemacht  hatte  <).  Diese  poetischen 
Productionen  gelangten  bald  zur  Öffentlichkeit.  Ihre  Verbreitung 
erregte  bei  Universitätsmitgliedern,  bei  dem  utraquistischen  Clerus 
und  andern  dem  Czechenthum  anhänglichen  Personen  einen  grossen 
Hass  und  eine  heftige  Erbitterung  gegen  den  satyrischen  Dichter.  Der 
Fanatismus  des  Prager  Pöbels  wurde  gegen  den  Spötter  angefacht. 
Es  fand  ein  Volksauflauf  statt:  den  Misshandlungen,  womit  Celtes 
bedroht  war,  entzog  er  sich  durch  eilige  Flucht.  Zu  Fuss  auf  Neben- 
wegen verliess  er  beim  heftigsten  Regenwetter  die  Moldaustadt. 
Selbst  seine  zurückgebliebenen  Freunde  konnten  sich  kaum  deR- 
Wuthausbruchen  der  aufgeregten   Volksmenge  entziehen  <).   Celtes 


')  Es  war  der  Bischof  Augasiinus  Lacianus,   der  1462  aas  Italien  von  Yicenxa  nach 
Prag  gekommen  war,  um  den  utraquistischen  GoUesdienst   zu  halten,  und  Tom 
Volke,   wie  von  der  Universität  und  dem  Clerus  ehrenvoll  aufgenommen   wurde. 
Amor.  lib.  II.  eleg.  4.  Carmen  in  Augustinum  Lucianum  Sanctuariensem : 
Hie  praesul  fuerat,  judaeo  sangiiine  cretus, 
Qu!  mihi  non  poterat  verba  latina  dare. 
0  dignam,  dizi,  tarn  docto  praesule  gentem 

Qui  mihi  non  potuit  verba  latina  loqni. 
Sed  quia  non  lingua  celebrantur  sacra  latina, 
Quilibet  hie  praesul  rusticu»  esse  potest. 
Epigramat.  lib.  1.  epigr.  73. 

Vincentinus  erat  hebraeo  sanguine  cretus 

Qui  coluit  Latia  relligione  deos. 
lllyricos  adiit  populos  diademate  sumpto, 

Vi  faceret  sacros  in  sua  lucra  viros. 
Sed  postqnam  tenuem  non  sensit  crescere  bursam, 

Jam  neque  Bomamu,  nee  recutituM  erat. 
Et  renit  ad  Beroos  auri  invitatus  amore, 
El  vendit  Latios  in  sua  lucra  deos. 


Epigr.  75: 


Epigr.  76. 


Sed  venit  Italiens,  nummi  correptus  amore, 
Explet  et  antiqua  pectus  avaritia. 


Non  potuit  Latiuro  sermonem  dicere  praesul, 
Sed  potuit  Latio  vendere  more  deos.« 
Vgl.    Klupfel   I.    S.    126,  wo   noch   einige   andere    Epigramme    auf  den   Bischof 
Augustinus  Vincentinus  vorkommen. 
*)  Der  oben  erwähnte  Brief  des  Jacob  Argirius,  der  bei  Rlüpfel  I.  129  theilweise  ab- 
gedruckt ist,  berichtet  davon.   Selbst  im  Cod.  epistolaris,  woraoa  er  entnommen 
ist,  finden  sich  mehrere  Lacken. 


136  Atchbach 

aber  entkam  glücklich  libcr  die  böhmische  Grenze  nach  der  Ober- 
pfalz,  und  schon  um  die  Mitte  des  Monats  September  befand  er  sich 
in  Nürnberg  im  Kreise  seiner  humanistischen  Freunde,  namenth'cb 
des   Patriciers    Willibald   Pirkheimer»   des   reichen    Kunstfreundes 
Sebaldus  Schreier   (Clamosus),   der   Stadträthe   Peter   Danhauser. 
(Abietiscola)    und    Job.    Löflfelholz    (Codes),    der  jovialen   Arzte 
Theodorich  Ulsenius  und  Conrad  Amicus  u.  a.  Nach  den  Strapatzenr 
und  Muhen  mehrjähriger  Reisen  und  einer  langen  Abwesenheit  schien . 
es  ihm  als  sei  er  endlich  wie  in  einem  sicheren  Hafen  glücklich 
angelangt  «> 


*)  Od»r.  Hb.  ni»  od.  1.  ad  Joaon.  Dalburgium. 

Renim  mearum  pniesidium  inanes, 
Qui  nostra  solus  carfnina  promcTea, 
Dabiaqae  Tentos,  ut  quietum 

Accipiant  mea  vela  portum. 


Die  früheren  Wanderjahre  dea  Conrad  Celtes.  13  f 


A  n  li  a  n  g. 


L 

Conrad!  Celtis  per  sodalitatem  literariam  Rhenanam  vita. 

Conradus  Celtis  Protucius,  familia  Celtica  honesta  et  apud  priroores 
Franeiae  honorata»  ad  Moemim  fluvium»  haude  longe  ab  Herbipoli» 
Francorum  in  Germania  metropoli»  Kaiendis  Februariis  [1459} 
natus  fuit,  imperatoris  Friderici  III.  imperii  anno  septimo,  qui 
annus  nativitate  Maximiliani  insignis,  idibus  sequentibus  Martii  fuit. 
Natus  infans  decem  diebus  continuis  incredibiles  vagitus  edidit» 
butiro  et  inellis  favo  foco  admotus  aegre  leniebatur.  Responsum  est 
a  nutricibus,  magnae  famae  et  facundiae  virum  fore. 

Infantia  exacta»  a  germano  suo  Druide  literarum  rudimenta 
(ut  Germanorum  institutio  fert)  brevi  perdidicit.  Per  patrem  a  literia 
revocatus,  ut  vinearum  et  familiae  euram  suseiperet;  cumque  in 
vineam  perduetus  esset,  elapsus  nil  tale  suspieantis  patris  manibus, 
ascensaque  rate,  per  Moenum  Agrippinam  Coloniam  venit,  ibique 
liberalibus  studiis  et  theologiae  aiiquamdiu  vacavit.  Motus  dein  fama 
Joannis  Dalburgii  Vangionum  episcopi  et  Rudolß  Agricolae  Heidel-- 
bergam  adiit  ibique  oratoriam  et  poetieam  cum  linguae  graecae  et 
faebraieae  praegustamentis  hausit. 

Et  mox  per  Erfordensium ,  Lipsensium,  Rostocensium  gyro- 
nasium   iter  corripiens,  non  parvas  peeunias   docendo  conquisivit. 

Et  ad  Italiam  profeetus,  Paduae  Calphurnium  et  Cretieum, 
Ferrariae  Guarinum,  Bononiae  Pbilippum  Beroaldum,  Florentiae 
Ficinum ,   Veiietiis  Sabellieum,  Romcte  Pomponium  Laetum  audivit. 

A  Roma  per  Venetias,  Ylliricum  et  Pannonias  Sarmaias  adiit, 
ibique   astroium  studio  vaeayit,    praeeeptore  Alberto  Bruto   usus. 

A  peregrinatione  Sarmatica  rediens,  Friderici  Saxoniae  ducis 
familiaritatem  nactus,  cujus  suasu  et  ductu  coronam  poetieam  a 
Caesare  meruit,  aetatis  suae  anno  tricesimo  secundo,  primusque 
eins  dignitatis  titulum  et  insignia  apud  Gerroanos  gessit 


1 38  Aachbaeh 

Quaniobrem  ad  peregrinationem  rursus  conversus,  cujus  avi- 
dissimus  discendi  gratia  fuerat,  totam  Germaniam  et  ejus  quindecim 
publica  gymnasia  perlustravit. 

Primus  patriae  linguae  suae  tei^minos  ad  quattuor  latera 
conspexit,  primusque  eloquentiam  Ramananty  quantum  Germano 
homini  concessum,  cum  rudimentis  graecae  linguae  in  Germaniam 
retulit»  vivendi»  loquendi»  intelligendique  praecepta  docens  et  scribens, 
multa  varietate  rerum  et  opinionum  veterum  sapientum;  primus 
comoedias  et  tragoedias  in  publicis  aulis  veterum  more  egit. 

Statura  erat  mediocri,  corpore  obesiore,  facie  clarissima, 
candentibus  oculis  et  grandiusculis,  ore  decoro,  pilo  leni,  raro  et 
subnigro,  et  circa  tempora  parum  renodi,  barba  rara  et  eins  praecoci 
canitie  et  frontis  calvicie.  Animo  et  mente  hilari  et  vultu  gelasino» 
valetudine  prospera,  sed  imbecilli  stomacho.  Solis,  nemorum,  montium, 
peregrinationum,  balneorum,  conviviorum  et  utriusque  musicae 
pertinax  amator.  Amicitiae  et  favoris  studiosissimus  et  cui  nulia  ad 
audiendum  doctos  vires  longa  aut  diflficilis  fuerit  via.  Omnium 
antiquitatum  diligens  inquisitor  et  admirator,  in  verbis  et  moribus 
lenis  et  suavis,  sed  in  iram  praeceps  et  non  facile  placabilis,  in 
reliquis  animi  motibus  sedatus  et  generosus. 

Amicos  secretiores  et  praecipuos  habuit  et  quos  semel  accepit 
nunquam  suo  vitio  perdidit: 

Joannem  Dalburgiunif  episcopum  Vangionum»  Joannem  Truhe- 
miunif  Spanhaimensem  abbatum  Mosellanum,  Joannem  Vigilium» 
Cheruscum  jurisperitum»  Andream  Stiborium  et  Joannem  Stabium 
mathematicos  et  tbeologos,  Conradum  Ämicum^  medicum  et  metal- 
larium ,  Joannem  Tolophum ,  astronomum  et  astrologum ,  Andream 
Pegasumf  Sarmatam»  Sebaldum  Clamosum,  Graecum  Pierium 
Caesareum,  Barimannum  Eptingum,  Phüippum  Calimachum^ 
Florentinum  vatem»  vinim  doctissimum:  communes  autem  tot  quot 
humanitatis  et  honestarum  litteraruro  amatores. 

Ejus  dicta  memorabiliä^  praeter  ea,  quae  carmine  conscripsit, 
haec  sunt: 

Neminem  vivere,  cui  non  pars  stultitiae  contigerit. 

Nullam  cognitionem  difficilinrem  esse  quam  sui. 

Eam  solidam  esse  voluptatem,  quam  nulla  poenitudo  sequatur. 

Interrogatus  cur  negligentius  opes  curaret,  respoudit,  majorem 
domum  majorem  esse  curam:  ft  rursus  de  eodem  interrogatus,  sub- 


Die  früheren  Wnndegahre  des  Conrad  Cdtes.  130 

jecit:  Impossibile  non  curantem  habere,  quod  habeat.  Somnum,  yinum» 
amicum  et   philosophiam  dixit   curarum  leyamina  et  vitae  vehicula« 
Aetate  vinum  et  carmina  pretiosa  fieri. 

Conveniens  esse  philosopho  pessimis  displicere. 

Philosophum  oportere  amatores  sui  primum  doeere  patientiam 
et  vacuos  reddere  affeetionibus. 

Invidiam  convertere  debere  sapientem  in  misericordiam. 

Optimum  genus  victoriae  non  in  invidiam,  sed  in  poenitudinem 
duxisse  bestem. 

Tolerabiliores  esse  miserias,  dum  ad  aliorum  comparantur 
calamitates. 

Illorum»  qui  sine  laude  viverent,  eorum  laudes  et  vituperia  non 
debere  curare  sapientem. 

Praebere  histrionum  speciem,  qui  habitu  tantum  profiteantur 
religionem  et  philosophiam. 

Eam  generosam  dixit  esse  linguam,  quae  in  praesentem  dicere 
non  erubescit,  quae  in  absentem  effudit. 

Philosophum  vulgi  opinionibus  se  conCrmare  debere,  eogitationes 
autem  suas  non  circumferre. 

Multum  referre  in  quae  tempora  cujusque  Tita  et  virtus 
inciderit. 

A  Diis  neminem  amari ,  nisi  quem  ament  homines. 

Amantem  et  invidum  intra  se  gestare  supplicium. 

In  praeteritum  ne  quidem  deos  immortales  consulere  posse,  e 
perinde  seram  de  bis  esse  consultationem. 

Principes  indoctos  esse  organorum  more  dixit»  quae  aliorum 
impulsu  sonos  edant. 

Foelices  esse  dixit,  qui  alios  probata  institutione  erudirent; 
foelieiores,  qui  eogitationes  suas  illustres  ad  posteritatem  destinarent; 
foelicissimos,  qui  utrumque  perfecissent.  Et  perinde  tria  genera 
ingeniorum:  bonos,  qui  aliorum  scripta  interpretarentur :  meliores» 
qui  exotica  transferrent :  optimos,  qui  nova  cuderent. 

Animorum  affectus  dixit  esse  fatales. 

Hortanti,  ut  indoctum  doctorem  salutaret,  respondit,  doctos 
quaerimus ,  doctores  plures  habemus. 

Aspernantibus  eloquentiam  et  graecas  litteras  respondit,  faciliut 
esse  honesta  studia  et  virtutem  contemnere  quam  discere. 

Philosophum  decere  passiones  suas  irangere  aut  condere. 


140  Aschbnch 

Apud  prudentem  et  studiosum  virum  debere  observari  semper, 
ut  dies  diem  doeeret. 

Interrogatus  quid    novi    acciperet,    respondit:    nil    nisi    novas 

semper  in  perversis  mentibus  eriimpere  cogitationes  et  afTectiones. 

Cum  ex  familiaribus  suis  quendam  commendasset  et  ille  negli- 

gentius  egisset,  hortantibus  eunetis,  ut  eum  vituperaret,  respondit: 

Semel  laudavi »  vituperare  non  possum. 

Po^tieam  divinum  esse  motum  animi. 

Oculos  fenestras  animi  et  sensus  januas  intellectus  esse  dixit. 
Virtutem  esse  ut  spongiam    et   silicem,    quorum    alterum,    si 
compresseris,  contrabitur,  alterum,  si  laeseris,  ignem  elieis. 

Duicissimam  esse  mortem,  quae  cum  gloria  apud  posteritatem 
reviviscet. 

Dum  quendum  castigasset  et  ille  se  illustrium  virorum  vitiis 
tueretur,  respondit:  illorum  vitia  sequeris,  virtutes  negligis. 

Vivum  vivis  prodesse   debere»  post  mortem  bonorum   omnium 
incertum  baeredem. 

Virtutem  similem  esse  dixit  oleo ,   quod  cuicunque  liquori  mis- 
cueris,  demum  supernatabit. 

Interrogatus»   quo   Graeeorum    et  Latinorum   studia   differrent» 
respondit,  illos  magis  rebus,  bos  magis  verbis  abundare. 

Neminem    in    familiaritatem    suam    admisit,    nisi    quem    ipse 
meliorem,  aut  qui  se  meliorem  reddere  posset. 

Non  quomodo  yivendum,  sed  quomodo  moriendum  cogitandum 
esse  dixit. 

Colentes  se  colere  debere,  spernentem  spernere. 

Interrogatus,   quo   res   humanae   coiisisterent,  respondit:    tolle 
eloquium  et  intellectum,  non  erit  quippiam  in  hominibus. 

Menstruanos    aihieos    voeabat,    qui    adversis    rebus  amicitinm 
soWerent 

Quo  aliquis  eognosei  deberet  interrogatus,  respondit:  ex  eius 
amicis  et  eontubernalibus. 


Seripsit  in  poütica:  libros  Amorum  quattuor,  secundum 
quattnor  ntae  eireulos,  ut  Pytagoriei  tradunt,  et  secundum  quattuor 
aetatum  affectiones»  et  secundum  quattuor  Germaniae  latera,  ut  illam 
ab  occasu  Rhenus,  a  septentrione  Codanus  et  mare  Germanicum,  ab 
ortu   Vistula,   a    meridie  Danubius  et  Alpes    claudunt,   observatis 


Die  früheren  Wanderjahre  des  Conrad  Celtes.  J  41 

maxime  gentium  moribus  et  locorum  naturis,  fluminibus,  laciibus, 
sylvis  et  urbibus  insignioribus;  libros  Carminum  totidem^  Horatium 
maxime  secutus  in  lyrieis  et  epodis;  libros  Epigraminatum  quinque; 
serlpsit  Pamassum  bictpitem,  in  quo  po^tas  et  theologos  eoneordat; 
Theodoriceideti  orsus,  quo  Theodoricl  regis  Gotborum  et  Gernianiae 
historiam  complecti  voluit  versu  beroieo:  (scripsit)  oratione  pedestri 
Germaniam  illustratam,  situm  Norembergae  et  de  ejus  institutis, 
moribus ,  aliaque  non  multi  ponderU  opuscula. 

Vixit  atinis  XLVIIIh  diebus  III  ad  annum  domini  MD VIII 
eurrentem  ad  11.  No.  Februa. 

Reliquit  in  testamento  in  eleetis  seriptoribus  utriusque  linguae  <). 

n. 

Auf  des  Celtes  Dichterkrunung  Bezügliches. 

a)  EpUtoli  Gonridi  Ceitls  ad  Friderlcum  III.  Inperatorem. 

Optarem,  Friderice,  Caesar  invictissime,  pro  ineffabili  tua  in 
eunetos  benevolentia,  hodie  mihi  tantam  a  saeratissima  Majestate 
tua  gratiam  et  gloriam  elargiri,  ut  poßticae  disciph'nae  laurea 
insignitum  eeleberrimis  yatibus  me  saltem  adscriberes.  Quod  etsi 
longo  merita  mea  atque  insitam  ingenii  mei  tarditatem  transcendat : 
constitui  tarnen  conaborque  summis  viribus,  quoad  yixero,  jucun- 
dissimis  musarum  studiis  immorari:  amplissimas  laudes  tuas,  toti  orbi 
pervagatissimas,  pro  immortali  hoc  in  me  officio  tuo»  rudi  ineompto- 
que  carmine  fenuiter  saltem  posteris  seculis  relaturus.  Vale,  Caesar, 
Moderator  orbis. 

b)  Ad  dlYum  Friderlcum  tertiom  ImperaUrem  Conrad!  Celtis  elegiiciua  proseutlcom 

fT9  liurea  ipollinari. 

Caesar  in  orbe  decus ,  doetorum  gloria  vatum. 

Dum  tribuis  meritis  praemia  digna  suis, 
Cinge,  preeor,  viridi,  mereor  si  forte,  Corona 

Tempora,  contingat  laurea  sancta  comasi 
Tune  ego  pro  tanto  semper  tibi  munere  yinctus 

Cantabo  laudes,  dum  mihi  vita,  tuas. 


<)  Abschrift  vom  Drucke  der  Vita,  welche  gcUefert  ist  in  Conradi  Ceitls  Protacii 
libri  Odarum  quatuor:  Argentorati ,  tz  ofBe.  Schilreritna ,  dactn  Leonhardi  et 
Lucae  Alantsee  fratnim ,- «nn.  MOXIU.  mense  Mm'o.  [kl.  4^  BL  9—11.] 


142  Atchbach 

Dum  mihi  vita  manet.  tollam  super  astra  nepotes 
Caesaris  aethereos ,  inclita  fata  canens. 


c)  id  Imp.  Frlderieum  iU.  ConradI  Celtli,  poetae  lioreati,  gratlarom  actio  post 

Impositlonem  poetlcae  crinalli. 

Cinxisti  viridi,  Caesar,  mea  tempora  lauro; 

Ecce ,  meas  ornat  laurea  sancta  comas. 
Ast  ego  pro  tanto  semper  tibi  munere  gratus 

Cantabo  laudes  hie  et  ubique  tuas. 
Non  mea  me  virtus  tali  nunc  munere  dignum, 

Sed  feeit  Princeps  Ensifer  imperii. 

d)  ConradI  Celtls  »dar.  IIb.  I.  od.  1. 
Ad  Fridericum  Caesarem  pro  laurea. 

Caesar  magnificis  laudibus  inclytus, 
Rex  regum  et  dominus  maxime  prineipum. 
Si  quis  prisca  tuis  tempora  seculis 
Vel  conferre  velit  regna  prioribus, 
Non  te,  crede,  queunt  vincere  gloria. 
Te  yivo,  redeunt  aurea  saecula» 
Et  pax  atque  fides  canaque  sanctitas. 
Et  vitae  integritas  atque  benignitas» 
Laudis  surgit  bonos ,  dum  fugit  horrida 
Morum  barbaries,  foedaque  saecula 
Commutata  nitent  per  vaga  sidera. 
Saitamus ,  canimus ,  nee  male  pingimus. 
Et  chordas  resonas  pollice  tangimus. 
Nil  nobis  peregre  est  difßcile,  aut  modo 
Rimantes  variis  artibus  abditam 
Naturae  seriem,  Dorica  et  Itala 
Miseentes  pariter  non  sine  gloria. 
Te  TITO,  Latiis  gloria  litteris, 
Antiquumque  decus  jam  redit  artibus. 
In  lucem  Teniunt  cum  modo  singula, 
Quae  Grai  et  Latii  coudiderant  viri 
Et  quae  Niliaco  littore  sederant. 


Die  früheren  Wanderjahrt  d«s  Conrad  Celles.  143 

Quique  Eofratis  habeQt  conflua  flumina. 
Hinc  coelum  omne  patet,  terraque  cognita  est. 
Et  qui  quadrifidis  conünet  angulb, 
lo  lucem  Teniunt  arte  Alemaniea» 
Quae  pressis  doeuit  scribere  iitteris. 
Te  viTO,  iyrieos  jam  canimus  modos» 
Et  laadata  Tiris  plectra  prioribus, 
Concianis  fidibus  pollice  tangimus. 
Qua  virtutis  bonos  et  meritum  deeus» 
Cultum  perpetuis  temporibus  manet, 
Et  semper  viridi  fronde  repollulat. 
Hoc  Grai  studio  aomen  ad  aethera 
Fuderunt,  Italis  deinde  sequacibus. 
Et  nos  nunc  facili  tenuia  barbito 
Illorum  celeres  dum  sequimur  pedes» 
Coelo  sub  rigido  carmina  spargimus» 
Dum  vires  dabis  ac  ingenium  mihi, 
Atque  inculta  probes  si  mea  carmina, 
Omans  laurigeris  tempora  frondibus, 
Me  gtistasse  piitem  nectar  Olympicum. 

e)  Das  Dfplom  über  ies  Celtes  Dlckte^rinoBg. 

Fridericus  III.  Romanorum  Imperator  Augustus.  Nostri  et 
Imperii  sacri  fideli  Conrado  Celti  Protucio,  Poetae  laurealo,  gratiam 
Caesaream  et  omne  bonum. 

Magno  olim  in  pretio  fuisse  po^tas  vel  hinc  eonstat,  quod 
summos  quosque  Romanos  ac  Caesares  po^si  operam  dedisse 
memoriae  est  proditum;  hinc  Octaviani  Augusti,  Tiberii,  Juliani 
Caesaris  et  complurium  aliorum  Imperatorum,  praedecessorum  no- 
strorum,  elegantissima  carmina  circumferuntur,  quod  nisi  summam 
huic  disciplinae  dignitatem  inesse  putassent,  nunqnam  in  tantae 
republicae  administimndae  occupatione  tarn  sedalam  illi  operam 
navissent.  Quare  etiam  non  minori  apud  Graecos  aestimatione  semper 
haec  doctrina  fuit  babita;  quam  rem  attendentes,  quoniam  in  illa 
jam  pridem  arte  multis  annis  et  laboribus  sis  yersatus  et  idcirco 
omnium  judicio  peritissimus  evaseris,  cujus  rei  amplum  apud 
nostram  Majestatem  imperialem  hodie  tui  ingenii  et  po^ticae  doctrinae 


144  Aschbach 

degustationeiii  dederis:  cotnplures  etiam,  et  elesrantes  versus  coram 
nobis  poetico  et  prisco  more  in  nostram  laudein  dignissime  re- 
citaveris,  et  nos  cum  Themistocle  nullo  viagis  cantu,  quam  qui  in 
nostri  ipsius  laude  versetur,  deleetemur,  quare  animo  deliberato  non 
per  errorem  aut  improvide,  sed  ex  certa  scientia  nostra,  tua  id 
doctrina  et  poötica  diseiplina  exigente,  te  per  laureae  imposiiionem 
et  osculi  et  annuli  traditionem  laureatvm  pogtam  ereximus,  in- 
signivimus,  et  feeimus;  erigimus,  insignimus  et  facimus  po€tam 
laureatum  Imperialis  auctoritatis  plenitudine ,  praesentium  tenore 
literarum  voleutes  et  eadem  decernentes  Imperiali  auetoritate,  ut  tu, 
praefate  Protuei,  ubique  locorum  et  terrarum  pro  vero  poeta  laureato 
reputari  et  teneri  et  deineeps  quibuseunque  honoribus,  privilegiis, 
libertatibus ,  gratiis  et  praerogütivis  gaudere»  et  potiri  possis  et  valeas, 
quibus  eaeteri  laureati  po€tae  etiam  in  nostra  imperiali  curia  degentes 
gaudent,  fruuutur  et  utuntur,  qualibet  eonsuetudine  vel  de  jure, 
contradictione  impedimentoque  cessante  quoeunque,  barum  testi- 
monio  literarum  nostri  sigilli  imperialis  appensione  roboratarum. 
Datum  Norimbergae,  aree  nostra.  Anno  etc.  etc. 

(Cod.   epiatol.  Celtic.  fol.  ,1.  RSckseit«,  von  Gelte«  eigener  Band  eingeschrieben.) 

m. 

Schreiben  der  polnischen  Edelfrau  Hasilina  an  den  Dichter  Geltes. 

lufllia  I  RijttBlei  a  Nakepistajnle  Dodorowj  CeJtUowj. 

Skladately,  niekdy  przitely  memu  etc.  Gest  przieslowy,  ze  miade 
sstieniatka  tepu,  aby  wieczi  tiem  sie  kaly.  Newim,  komu  gyz  gest 
wierziti,  poniewadz  ty,  kterzyz  gsu  sprawczy,  doctorzi,  magistrati  a 
Yczytele  ginich  a  Yczi  g^  czti  a  mrawy  nasledowati  a  take  zachowa- 
wati  wdiecznost  pti  tiem,  od  kterych  gsu  wzaly  dobrodyni,  a  sami 
zachowawati  zanedbawagy.  Jakoz  y  ty  pane  doctorze  sy  geden  ta- 
kowy,  a  wiess  sam  dobrze,  ze  gest  wohisdno,  kdyz  kdo  koho  wczem 
vczy  a  sam  toho  zanedbawa  naploiti.  A  ptoz  znay  to,  czozt  nyni  pissy» 
gestlis  dobrze  vczinil  pti  mnie,  bud  tiem  sam  sudczem.  Nebt  kdyz  gsy 
w  Krakowe  byl»  vkazalat  sem  dobrodyni  a  przatelstwij  wedle  me 
moznosti,  yakoz  pak  y  tebe  tayno  nenie  etc.  Wiedieti  dawam,  ze 
woneda  przyssel  do  Krakowa  mistr  geden  polak  z  Wiedny,  ktery  sie 


Die  früheren  Wanderjahre  des  Conrad  Celtes.  146 

^ake  widawal  za  skladatele;  ten  gest  przebywal  vtzueho  hospodarze, 
y  byla  sem  ya  powolana  kswaczinie  ktomu  istemu  hospodarzi,  a  wtem 
kwasu,  yakoz  pak  gest  wobyczey,  wzdyczky  sie  nauowyni  ptati  na 
czyziech  lidech.  hospodarz  gt  byl  vczinil  zminku  a  ptagieze  sie  mistra» 
<:zo  SU  zalidi  ty  skladatele  aezym  sie  wobchody.  Mistr  odpowiediel 
41  rzekl,  ze  pyssy,  czoz  sie  kdy  mczy  kraly,  kniezatya  pany  a  mezy 
gynetny  lidmy  przyhody;  a  protoze(?)  hospodarz  yako  nevezeny  nero- 
^ugmiel  tiem  wieezem,  zadal  gt  teho  mistra,  aby  gemu  vkazal,  yakym 
wobiczegem  ty  wieczy  skladagy.  Tehdy  mistr  wzal  kniessky  aezet 
latinie  a  potom  ezesky  wykladal ,  prawicz»  ze  nieiaky  doetor  Celtis» 
weliky  skladatel,  kdyz  gesstie  w  Krakowie  byl,  gmiel  nieiaku  pieknu 
fregirzku  a  milu»  woktere  ty  wieczy  skladal,  y  gmenowal  gmeno  me 
wtiech  kniezkaeh  czastokrat  a  powiediel  wsseczko,  czoz  sie  kdy  mezy 
nim  a  geho  czelussem  dalo,  yakzto  mezy  tiemi,  kterzyz  su  sie  welmi 
milowaii.  Ale  hospodarz  any  zadny  temu  neporozugmiel,  ze  to  skia- 
danie  womnie  bylo,  a  tiem  sem  byla  rada;  ale  nepochibug,  ze  sem  byla 
welmi  truchlywa  a  smutna,  a  sediela  sem  yakozto  mezy  zywym 
vhlym,  nebt  ta  swaezyna,  acz  byla  nedluha»  zdala  my  sie  dobrze  czely 
rok;  y  ptoz  pane  doctorze,  wiess  dobrze,  kdyz  gsme  sie  rozluczyli 
spolu,  yak  sy  byl  wdieczen  toho  dobrodieny  a  przatelstwy,  kterezt 
sem  pak  wiernie  przala  a  vkazala,  y  slybils  my,  ze  to  wsseczko  mam 
wssym  dobrym  vzijti.  Ale  gynacz  sie  promienilo,  nebt  gyz  za  wieru 
newieru  a  za  mu  weliku  lasku  gied  dawaz,  kdyz  tak  womnie  pyssess, 
^ny  na  mu  cznost  any  na  twu  sie  rozpomeness.  Y  psim  ya 
tebe,  acz  gesstie  ktera  giskrzyczka  lasky  kemnic  w  tobie  gest  a  mu 
czest  wochranfti  chczess,  neb  zagiste  wiess  a  znass  muog  rod  wysoky, 
gesstoby  mnie  y  mym  przatelom  kwelike  neczti  bylo,  aby  to  skla- 
danie,  kterez  womnie  vczinil,  potupil  a  zawrbl;  yakoz  pak  tu  wieru 
wssdy  ktobie  gmam ,  ze  gynacze  nevcziniss  a  na  mu  lasku  a 
dobrodyni  sie  rozpomeness;  a  tu  lasku,  kteraz  mezy  nami  byla  a 
przatelstwy,  aby  to  za  wdiecznost  przygial,  gesstot  sem  zadne"*"  zy- 
wemu  na  tomto  swietie  kromie  tobie  nevkazala.  Gyni  lide  przygialiby 
takowu  wiecz  za  wdiecznost  weliku  a  mlczeliby  ktomu.  Ale  ty,  czoz 
rozvmym,  netoliko  pyssess  neb  skladaz  wodemnie,  ale  take  spywass 
a  nalautnie  y  nakrzyedle  husli  hragess  (?)•  Przestan,  przestan  doctorze 
toho,  a  mysl,  czoz  sie  mnie  a  tobie  powinnowati.  Dan  w  Crakowe 
Anno  seculari  1500. 

(Abschrift  im  Cod.  epistol.  Celtic.  fol.  121.  Üb.  X.  ep.  25.) 
Sitzb.  d.  phil.-histor.  Ol.  LX.  Bd..  1.  Hft.  10 


146  Aschbnch 


Übersetiang  4es  Briefes  4er  laslllni  in  Celles  i). 

Hasilina  von    Rzytonic   und   auf  Kepstein   dem  Doctor  Celtis, 
Dichter,  dereinst  meinem  Freunde  ii.  s.  w.  Es  gibt  ein  Sprichwort^ 
dass  man  kleine  Hündchen  schlägt,    damit  die  grösseren  sich  das 
zur  Lehre  dienen  lassen.  Ich   weiss  nicht,  wem  man  schon  trauen 
soll,  da  diejenigen,  welche  die  Leiter,  Doetoren,  Magister  und  Lehrer 
Anderer   sind,    sie   Ehre    und   Anstand   zu    beobachten    und   auch 
Dankbarkeit  gegen  jene  ,    von   deueu    sie  Wohlthaten    empfangen 
haben,  zu  bewahren  lehren,  diess  selbst  zu  thun  unterlassen.  Auch 
Du  Herr  Doctor  bist  ein  solcher,   und  weisst  recht  wohl,  dass  es 
hässlicb  ist.  Jemand  andern  etwas  zu  lehren  und  es  selbst  nicht  zu 
erfüllen.  Merke   also,  was  ich  jetzt  schreibe,  und  urtheile   selbst, 
ob  Du  gegen  mich  recht  gehandelt  hast.  Denn  als   Du   in  Krakau 
warst,   erwies  ich   Dir  nach  meiner  Möglichkeit  Wohlthaten    und 
Freundschaft,  wie  Dir  das  nicht  unbekannt  ist.  Ich  theile.  Dir  mit, 
dass  neulich  ein  polnischer  Magister  aus  Wien  nach  Krakau  kam, 
der  sich  auch  für  einen  Dichter  ausgab;  er  wohnte  bei  einem  ehr^ 
samen  Hausherrn,   und   ich  wurde   zu  diesem  Hausherrn  zu  einem 
Vesperbrot  eingeladen;  bei  diesem  Mahle  erwähnte  der  Hausherr, 
und  stellte,  wie  es  Gewohnheit  ist,  fremde  Menschen  nach  Neuigkeiten 
zu  fragen,  an  den  Magister  die  Frage,  was  das  für  Leute  sind  die 
Dichter  und  was  sie  betreiben.  Der  Magister  antwortete  und  sagte, 
sie  schreiben,  was  sich  unter  Königen,  Fürsten  und  Herren  und  unter 
andern  Menschen  ereignet.  Da  aber  der  Hausherr  als  ein  ungebildeter 
Mann  dieses  nicht  verstand,  so  ersuchte  er  den  Magister,  er  möge 
ihm  zeigen,   auf  welche  Weise   sie  solche  Dinge   dichten.  Hierauf 
nahm  der  Magister  ein  Büchlein  heraus,  und  las  daraus  lateinisch,  dies 
in  das  Böhmische  übertragend:  Ein  gewisser  Doctor  Celtis,  ein  grosser 
Dichter,  hätte,  als  er  noch  in  Krakau  war,  eine  schöne  Freierin  und 
Geliebte  gehabt,  auf  die  er  die  Sachen  dichtete:  er  nannte  in  diesem 
Buchlein  zu  wiederholten  Malen  meinen  Namen,  und  erzählte  alles. 


')  Der  an  der  Wiener  Hochschule  docirende  böhmiache  Sprachrorteher  A.  Sembera  hat 
die  Güte  gehabt,  nicht  nnr  diese  t)bersetzung  ins  Deutsche  zu  fertigen,  sondern 
auch  viele  im  böhmischen  Text  des  Briefes  vorkommende  Ungenauigkeiten  za 
berichtigeo. 


Die  früheren  Wanderjahre  de«  Conrad  Celtes  147 

was  sieb  je  zwisehen  ihm  und  seinerKüsserin  zugetragen,  als  zwischen 
solchen,  die  einander  heftig  liebten.  Aber  weder  der  Hauswirth  noch 
Jemand  anderer  merkte,  dass  das  Gedicht  mich  betraf,  worüber 
ich  sehr  froh  war.  Jedoch  wirst  Du  nicht  zweifeln,  dass  ich  sehr 
betrübt  und  traurig  gewesen;  ich  sass  wie  auf  glühenden  Koh- 
len, und  das  Mahl,  das  nicht  lang  dauerte,  schien  mir  ein  ganzes 
Jahr  zu  sein.  Daher  Herr  Doctor,  Du  weist  es  wohl,  als  wir  von 
einander  Abschied  nahmen,  wie  dankbar  Du  warst  für  die  Wohl- 
thaten  und  Gunstbezeugungen,  die  ich  Dir  treu  erwiesen,  und  Du 
versprachst  mir,  alles  das  mit  allem  Guten  entgelten  zu  wollen.  Allein 
es  ist  anders  geworden;  denn  für  Treue  gibst  Du  Treulosigkeit  und 
für  grosse  Liebe  Gift,  wenn  Du  so  von  mir  schreibst,  ohne  mei- 
ner noch  Deiner  Ehre  eingedenk  zu  sein.  Ich  bitte  Dich  daher» 
wenn  noch  ein  Fünkchen  von  Liebe  zu  mir  in  Dir  ist,  und  Du  meine 
Ehre  retten  willst,  —  denn  Du  kennst  meine  hohe  Abkunft,  und  wie  es 
mir  und  meinen  Verwandten  zur  grossen  Unehre  gereichen  würde,  — 
dass  Du  das  Gedicht,  welches  Du  auf  mich  gemacht  hast,  verdam- 
mest und  unterdrückest.  Ich  habe  jedenfalls  das  Vertrauen  zu  Dir, 
dass  Du  nicht  anders  handeln,  meiner  Liebe  und  meiner  Wohlthaten 
eingedenk  sein,  und  die  Liebe  und  Freundschaft,  die  zwischen  uns 
bestanden,  dankbar  bewahren  wirst,  welche  ich  ausser  Dir  Nieman- 
den andern  auf  dieser  Welt  bewiesen  habe.  Andere  Menschen 
würden  eine  solche  Sache  mit  grosser  Dankbarkeit  annehmen, 
und  darüber  schweigen.  Du  aber,  wie  ich  entnehme,  schreibst 
und  dichtest  nicht  nur  über  mich,  sondern  singst  auch  und  spielst 
auf  der  Laute  und  der  Violine.  Lass'  ab  davon,  lass'  ab  davon 
Doctor,  und  gedenke,  was  Du  mir  und  Dir  schuldig  bist  Gegeben 
zu  Krakau  Anno  saeculari  1500. 


IV. 

Ad  Matthaeum  Langum,  sacrae  imperlalls  camerae  secretarium  et  collegii 
poetarum  patronum  (Celtls  Odar.  IIb.  lY.  od.  2). 

Matthaee  cunctis  candide  posteris 
Legendus,  aures  si  dederis  mihi, 
Utrumque  nostrum  quo  perennis 
Gloria  perpetuos  manebit 

10  • 


148  Aschhacb 


Jam  tota  nostris  Dota  laboribus 
Et  scripta  libris  patria  Teutonum. 
Haec  littoralis  si  sub  arcto 
Visa  mihi  fuerit  po^tae. 
Mores  et  urbes  cum  populis  suis» 
Sylvae  patentes ,  frigus  in  articum, 
Montes»  paludes,  stagna,  campi, 
Flumina  suut  meroorata  nobis. 
Gentesque  Rhenus  quas  vagus  irrigat, 
Istrumque  roagnum  quae  modo  possident. 
Et  Vistula  ac  arctous  Albis, 
Teutoniam  mediam  pererrans, 
Fortis  Juventus  haec  mea  protulit, 
Quae  nunc  tepescit,  membraque  viribus 
Exhausta  sunt,  aetasque  nostra 
Dum  medio  stetit  axe  coeli. 
Restat  sub  arcton  cernere  Thetios 
Bigetäts  undaSt  littora  et  insulas, 
Naiura  qua  finem  gelato 
Fecerat  imperiosa  coelo- 
Opus  patrono  est  huic  mihi  mfuvimo, 
Hanc  consequamur  quomodo  gloriam^ 
Ut  latitudo ,  longitudo  et 
Teutonicis  habeatur  oris. 
Eine  regis  aures  soUicitus  petes, 
üt  iUe  nostris  aera  laboribus 
Condonet  aut  commendet  Ulis 
Megibus,  quos  habet  alter  orbis. 
Bacchus  columnas  littore  in  Indico 
Solis  sub  ortum  constituit,  vagus 
Secutus  Älcides,  ad  aequor 
Occiduum  posuitque  Gades. 
Fortisque  Ulysses  sie  medii  tulit 
Maris  furores,  saxaque  naufraga 
Virtute  vicerat ,  perennem 
Carminibus  meritus  favorem. 
Sic  congelatae  uos  ubi  terminos 
Terrae  Remensi  maxima  posteris. 


Die  früheren  Waiiderjahre  de«  Conrad  Geltet.  149 

Mox  Signa  ponemus  per  orbem 
Perpetuis  memoranda  libris. 
Per  multa  nemo  secuta  noscitur, 
Ni  multa  tentet  ferre  pericula. 
Et  casibus  duris  volutus. 
Ad  patrios  redeat  penates. 
Opes,  honores,  ambitio  impotens 
Multos  peractis  funeribus  manent, 
Virtute  quae  vera  parantur, 
Perpetuas  statuunt  eolumnas. 
Dum  docta  vates  carmina*Teutoni 
Tibi  reponent,  teque  suum  caneut 
Collegio  erecto  patronum, 
Pieridum  et  venerandum  amicum. 

V. 

Schreiben  des  Matthaeus  Lang  an  Conrad  Celtes. 

(Cod.  epistol.  Celtic.  fol.  138.) 

M.  L.  [Matthaeus  Lang]  C.  Celtis.  Clarissime  vir,  amice  cha- 
rissime.  Ante  adventum  philosophi  exhibitoris  istarum ,  egeram  omnia 
cum  Caesare,  quae  scribis:  non  tarnen  transroisi  pecunias  nee  in 
praesentiarum  mitto :  quoniam  propediem  afTuturus  est  ibidem  Caesar. 
Ibidem  explicabimus  omnia.  Interim  curabo ,  ut  Caesar  scHbat  Hen" 
rico  Vo!f  thesaurario  suo  Norimbergam ,  ut  satisfaciai  pro  Im' 
pressura.  Mitto  literas  ad  doctorem,  qui  supplebit  vices  vestras 
Viennae.  Reliqua  ibidem  tractabimus.  Interim  bene  yalebitis  cum 
Musis,  exclusa  prorsus  Venere,  ne  eas  meretricari  impellat.  Ex  Verdea 
Vlll  Novembris  1802. 

VI. 

Ad  quataor  sodalitatcs  literarfas  Germaofae,  ni  sub  tutela  fllarum  IlbrI  sol  efolent. 

Quatuor  Almannis  quicunque  habitatis  in  oris, 

•     Jure  sodalititio  qui  mihi  fertis  opem, 

Seu  Yos  Rhenus  alat,  seu  Vistula  Danubiusve 

Sive  Codaneis  ora  ievatis  aquis : 
Yos,  precor,  hos  nostros  placida  cum  fronte  libellos 

Aspicite  et  nostras  volvite  saepe  lyras. 


lOO  Aflchbacb.     Die  früheren  Wanderjahre  des  Conrad  Celtes. 

Quidquid  Germanis  olim  conspeximus  oris, 
Lusimus  his  nostris ,  docta  caterva ,  libris : 

Sive  joci  fuerant,  seu  seria  commoda  rebus; 
Sive  quod  ad  Bacchum  turba  profana  serit, 

Hoc  modo  nostra  canunt  epigrammata  scripta  sodales! 
Ilia  Yolent  vestro  nomine  tuta,  rogo. 

(Celtifl  Epigrammat.  lib.  I.  epigr*  i*) 


Maller,  Zur  Conju^ation  des  georgischen  Yerbums.  151 


Zur  CoDJugatioD  des  georgischen  Yerbums. 

Von  Dr.  Friedrich  Müller, 

ProfeMor  aa  der  Wieaer  Uairertitil. 

Das  georgische  Verhum  ist  für  den  Sprachforscher  ein  räthsel- 
hafter  Gegenstand.  Schleicher  (in  seiner  Abhandlung  „ Die  Unterschei- 
dung von  Nomen  undVerbum  in  der  lautlichen  Fornx**,  pag.  60/556  ff.) 
gesteht  vom  ßaucdes  georgischen  Verbums  wenig  begriffen  zu  haben, 
und  erklärt  sich  ausser  Stande,  die  Formen  desselben  zu  analysiren. 
Wenn  ich  es  trotz  diesem  Geständnisse  eines  so  scharfsinnigen 
Sprachforschers ,  wie  Schleicher ,  dennoch  wage ,  in  der  vorlie- 
genden Abhandlung  den  Bau  des  georgischen  Verbums  einer  etwas 
ausführlicheren  Analyse  zu  unterziehen,  so  thue  ich  es  nur  im  Hin- 
blick auf  den  Umstand,  wie  wenig  auf  diesem  Gebiete  bisher  ge- 
leistet worden ,  und  in  der  Hoffnung,  dass  mein  Versuch  vielleicht 
andere  Gelehrte  bewegen  wird,  diesen  schwierigen,  aber  für  die 
Sprachwissenschaft  äusserst  wichtigen  Punkt  zum  Objecte  ihrer 
spcciellen  Studien  zu  machen. 

Dass  der  Bau  des  georgischen  Verbums  gegenüber  einer  sprach- 
wissenschaftlichen Analyse  sich  so  spröde  erwiesen,  dies  hat  mehrere 
Gründe.  Zwei  der  wichtigsten  sind  gewiss  die,  dass  das  Georgische, 
wie  überhaupt  die  ganze  Sprachclasse,  zu  welcher  es  gebort,  manche 
lautliche  Wandlungen  durchgemacht  hat,  die  wir  aus  der  veränder- 
ten Orthographie  bei  dem  Mangel  älterer  Sprachdenkmäler  fast  gar 
nicht,  oder  sehr  schwer  entnehmen  können;  ferner  dass  die  Verbal- 
fonn  von  mit  Pronominalelementen  verbundenen  Substantivformen 
durchkreuzt  wurde,  wobei  besonders  die  lautlich  modificirten  Prono- 
minalformen manche  Verwicklungen  herbeigeführt  haben.  Wir  können 
daher  nur  durch  sorgfaltige  Vergleichung  der  Formen  unter  einander 


152  Müller 

einiges  Licht  in  die  Sache  hineinzubringen  hoffen  —  ein  Verfahren, 
welches  bekanntlich  auch  dort,  wo  ältere  Denkmäler  vorhanden  sind, 
nicht  umgangen  werden  darf. 


Lautliclie  Veränderungen  der  Verbalformen. 

Suchen  wir  uns  zuerst  über  einige  der  lautlichen  Veränderungea 
klar  zu  werden.  Wenn  wir  Formen  zu  Gesicht  bekommen,  wie  wii- 
qwarkhar  „ich  liebe  dich**  {tnl'qtoar'khar  „von  mir  geliebt  bist  du''),. 
giqwarwar  „du  liebst  mich"  (gi^qwar-war  „von  dir  geliebt  bin 
ich**),  ugwarkhar  „er  liebt  dich**  (^u-qwar-khar  „von  ihm  geliebt 
bist  du),  so  können  wir  bei  den  weiteren  Formen,  wie  miqwara  „ich 
liebe  ihn**  (von  mir  geliebt  ist  er)  eine  altere  Form  mi-qwar-arSy 
bei  giqwara  ^du  liebst  ihn**  (von  dir  geliebt  ist  er)  eine  ältere  Fornt 
gi-qwar-arB  nach  Analogie  der  obigen  mit  Fug  und  Recht  voraus- 
setzen. Von  der  Wurzel  mo  „kommen**  lautet  das  Präsens: 

Singular.  Plural . 

1.  Person     mowal  mowalth 

2.  „  mokhual  mokhvalth 

3.  „  mowa  motp/en,  mowliani, 

Nacb  Analogie  von  tr-ar  „ich  bin**,  kh-ar  „du  bist",  ar-s  ^er 
ist**,  w-ar-tk  „wir  sind**,  kh-ar-th  „ihr  seid-*,  ar-ian  „sie  sind**,, 
sind  die  erste  und  zweite  Person  folgendermassen  zu  zerlegen: 

rmh-w-al  mo-w-al-th 

mo-khu-al  mo-khu-al-th ; 

Die  dritte  Person  plur.  mowlen  gegenüber  den  anderen  Per- 
sonen zerlegt  sich  in  mowl-en  (wobei  en  Pluralzeichen),  woraus 
wieder  mowl  =  mowal  für  die  dritte  Person  sing,  sich  ergibt. 

Wenn  wir  uns  in  Betreff  des  Bildungsverhältnisses  von  mowal 
(3.  pers.  sing.)  zur  Wurzel  wio-,  die  aus  mo-sul  erschlossen  werden 
kann,  klar  werden  wollen,  müssen  wir  das  verwandte  Lazische  zur 
Vergleichung  herbeiziehen.  Dort  wird  unter  anderem  das  Präsens 
durch  Zusammensetzung  der  Wurzel  mit  dem  Hilfszeitworte  ar  ge- 
bildet. So  lautet  von  khasq-  „graben**  die  erste  Person  Singular 
6-  khaiq-are,  Plural  6-  khasq-ai-ei'e. 


^ 


Zur  Conjugation  de«  georgischen  Verbums.  1  o3 

Dieses  ar  ist  nach  meiner  Ansicht  mit  dem  georgischen  al  iden- 
tisch. Darnach  ist  mowal  in  mow-al  zu  zerlegen  und  mow  =  mo  als 
Stamm  der  Verbalflexion  zu  Grunde  gelegt.  Die  Formen  sind  hiemit 
folgendermassen  als  ursprünglich  anzusetzen: 

mow^to-ar  maw^UMMr-th 

mow'kh-ar  mow^kh-ar^th 

moie-ar  mow^ar-an 

Um  zu  den  im  Georgischen  factisch  vorhandenen  Formen  zu 
werden»  musste,  abgesehen  vom  Übergänge  des  r  in  /,  in  der  ersten 
Person  das  w  des  Yerbalstammes  mit  dem  Personalzeichen  w  zu- 
sammengezogen, in  der  zweiten  Person  das  w  hinter  das  Personal- 
zeichen kh  gestellt,  und  in  der  dritten  Person  das  auslautende  /  ganz 
abgeworfen  werden.  Diese  lautlichen  Veränderungen  sind  noch  ziem- 
lich einfach  und  regelmässig;  wir  werden  im  Verlaufe  der  Unter- 
suchung noch  manchen  anderen,  bedeutend  verwickeiteren  be- 
gegnen. 

Verscliiedeiiheit  der  Fronominalstämme. 

Wir  gehen  nun  zur  vorläufigen  Betrachtung  jener  Elemente 
über,  durch  welche  aus  dem  Stamm  die  Verbalform  gebildet  wird, 
nämlich  der  Pronominalstämme. 

Um  die  lautliche  Verschiedenheit  derselben  klar  zu  machen 
erscheint  es  nothwendig,  einige  Paradigmen  des  Verbums  hervorzu- 
heben : 

Das  Präsens  des  Verbum  substantivum  wird  folgendermassen 
conjugirt. 

SingulHf.  Plural. 

1.  Person     w-ar  w-«r-tli 

2.  ,.         kh-ar  U-ar-tt 

3.  „         ar-8  ar-l-ai 

Das  Präsens  von  qwar  »lieben^  lautet  folgendermassen: 

Singular.  Plural. 

1.  Person      se-ifl-gwar-eb  se^nl-gwar-eb-ih 

2.  „  se-gicar-eb  seA-gwar-eb-th 

3.  „  ie-gwar-eb'S  seA-gwar-eb-tn 


152  Müller 

einiges  Licht  in  die  Sache  hineinzubringen  hofTen  —  ein  Verfahren^ 
welches  bekanntlich  auch  dort,  wo  ältere  Denkmäler  vorhanden  sind^ 
nicht  umgangen  werden  darf. 


Lautliclie  Veränderungen  der  Verbalformen. 

Suchen  wir  uns  zuerst  über  einige  der  lautlichen  Veränderungea 
klar  zu  werden.  Wenn  wir  Formen  zu  Gesicht  bekommen,  wie  mi- 
qwarkhar  „ich  liebe  dich**  (tni'qtüar-khar  „von  mir  geliebt  bist  du"),. 
giqwarwar  „du  liebst  mich**  (gi-qwar-war  „von  dir  geliebt  bin 
ich**),  uqwarkhar  „er  liebt  dich**  (^u-qwar-khar  „von  ihm  geliebt 
bist  du),  so  können  wir  bei  den  weiteren  Formen,  wie  miqwars  „ich 
liebe  ihn**  (von  mir  geliebt  ist  er)  eine  altere  Form  mi-qwar-arSy 
bei  giqwara  „An  liebst  ihn**  (von  dir  gelieht  ist  er)  eine  ältere  Form 
gi-qwar-ars  nach  Analogie  der  obigen  mit  Fug  und  Recht  voraus- 
setzen. Von  der  Wurzel  mo  „kommen**  lautet  das  Präsens: 

Singular.  Plural . 

1.  Person     mowal  mownlth 

2.  „  mokhual  mokhualth 

3.  „  mowa  motp/en,  mowliani. 

Nach  Analogie  von  war  „ich  bin",  kh-ar  „du  bist",  ar-s  ^er 
ist**,  w-ar-th  „wir  sind**,  kh-ar-th  „ihr  seid**,  ar-ian  „sie  sind*'r 
sind  die  erste  und  zweite  Person  folgendermassen  zu  zerlegen: 

mth-w-al  mo-w-al-th 

mo-khu-al  mo-khu-al-th ; 

Die  dritte  Person  plur.  mowlen  gegenüber  den  anderen  Per- 
sonen zerlegt  sich  in  mowl-en  (wobei  en  Pluralzeichen),  woraus 
wieder  mowl  =  mowal  für  die  dritte  Person  sing,  sich  ergibt. 

Wenn  wir  uns  in  Betreff  des  Bildungsverhaltnisses  von  mowal 
(3.  pers.  sing.)  zur  Wurzel  mo-,  die  aus  mo-sul  erschlossen  werden 
kann,  klar  werden  wollen,  müssen  wir  das  verwandte  Lazische  zur 
Vergleichung  herbeiziehen.  Dort  wird  unter  anderem  das  Präsens 
durch  Zusammensetzung  der  Wurzel  mit  dem  Hilfszeitworte  ar  ge- 
bildet. So  lautet  von  khasq-  „graben"  die  erste  Person  Singular 
6-  khasq-are,  Plural  6-  khasq-al^ei^e. 


Zur  Co^jugation  dea  georgischen  Verbuma.  lo3 

Dieses  ar  ist  nach  meiner  Ansicht  mit  dem  georgischen  al  iden- 
tisch. Darnach  ist  mowal  in  mow-al  zu  zerlegen  und  mow  =  mo  als 
Stamm  der  Verbalflexion  zu  Grunde  gelegt.  Die  Formen  sind  hiemit 
folgendermassen  als  ursprünglich  anzusetzen: 

mow^iv-ar  maw^w^r^th 

mow'kh-ar  mow^kh-ar^th 

moie-ar  mow-ar-an 

Um  zu  den  im  Georgischen  factisch  vorhandenen  Formen  zu 
werden,  musste,  abgesehen  vom  Übergänge  des  r  in  /,  in  der  ersten 
Person  das  w  des  Verbalstammes  mit  dem  Personalzeichen  w  zu- 
sammengezogen, in  der  zweiten  Person  das  w  hinter  das  Personal- 
zeichen kh  gestellt,  und  in  der  dritten  Person  das  auslautende  /  ganz 
abgeworfen  werden.  Diese  lautlichen  Veränderungen  sind  noch  ziem- 
lich einfach  und  regelmässig;  wir  werden  im  Verlaufe  der  Unter- 
suchung noch  manchen  anderen»  bedeutend  verwickelteren  be- 
gegnen. 

Verschiedeiiheit  der  Fronominalstamme. 

Wir  gehen  nun  zur  vorläufigen  Betrachtung  jener  Elemente 
über,  durch  welche  aus  dem  Stamm  die  Verbalform  gebildet  wird, 
nämlich  der  Pronominalstämme. 

Um  die  lautliche  Verschiedenheit  derselben  klar  zu  machen 
erscheint  es  nothwendig,  einige  Paradigmen  des  Verbums  hervorzu- 
heben : 

Das  Präsens  des  Verbum  substantivum  wird  folgendermassen 
conjugirt. 

Singulnr.  Plaral. 

1.  Person     w-ar  w-ar-A 

2.  ,.         kh-ar  U-ar-th 

3.  „         ar-8  ar-l-ai 

Das  Präsens  von  qwar  „lieben^  lautet  folgendermassen: 

Singular.  Plural. 

1.  Person      se-wl-gwar-eb  ie-ifl-gwar-eb-ih 

2.  „  se-gwar-eb  seA-gwar-eb-ih 

3.  _„  se-gwar-eb'S  seA-gwar-eb-en 


154  Müller 

Das  Plusquamperfecturs  von  qwar  lautet: 

Singular.  Plural. 

1.  Person      se-ml-gwar-ebia         se-gwl-gwar-ebia 

2.  „  se-f^i-gwar-ebia  se-^-gwar-ebia-th 

3.  „  ie-m-gwar^ebia  se-m^gwar^ebia-ih. 

Eine  andere  Form  des  Plusquamperfectums  desselben  Verbum 
lautet : 

Singular.  Plural. 

1.  Person     ie-me-gwar-a  ie-gt-gwar-a 

2.  n         ie-ge-gwar-a  «V-ge-^irar-a-th 

3.  f,         ie-t-gwar-a  ie-t-gwar-a-ih. 

Wir  ersehen  aus  diesen  Paradigmen,  wie  von  einander  lautlich 
verschieden  die  Bezeichnungen  einer  und  derselben  Person  sind,  so 
dass  man  auf  den  ersten  Anblick  eine  Grundverschiedenheit  derselben 
annehmen  möchte.  Wir  werden  aber  im  Verlaufe  der  Abhandlung 
sehen,  dass  diese  Verschiedenheit  nur  eine  äusserliche  ist,  dass  die 
Pronominalformen  einer  jeden  Person  auf  eine  einzige  Urform  zu- 
rückgehen und  dieselben  sich  wie  in  den  anderen  Sprachen  einer- 
seits nach  ihrem  speciellen  Werthe,  andererseits  nach  dem  lautlichen 
Einflüsse  ihrer  Umgebung  weiter  entwickelt  haben. 

Bestimmung  des  Yerbalstammes. 

Ehe  wir  zu  einer  näheren  Darlegung  der  Gesetze  schreiten, 
nach  welchen  die  Verbalformen  gebildet  werden,  müssen  wir  eine 
Frage  zu  beantworten  suchen»  nämlich:  wie  verhält  sich  der 
der  Verbalform  zu  Grunde  liegende  Stamm  zur  Wur- 
zel, als  welche  specielle  Bildung  ist   er   aufzufassen? 

Zu  diesem  Zwecke  erachten  wir  folgende  Betrachtung  für  noth- 
wendig. 

Die  Wurzel  gwar  „lieben"  bildet,  wie  wir  gesehen  haben,  das 
Präsens  folgendermassen : 

Singular.  Plural. 

1.  Person     se-wi^gwar-eb  se^wi-gwar-eb-th 

2.  n         se-gwar-eb  ie-i-gwar-eb-th 

3.  n         se^gwar^eb^i  ie-^ugwar-eb-en. 


Zur  Coi^'ugation  des  geargiachen  Verbums.  Id5 

Das  Plusquamperfectum  dagegen  lautet: 

Singular.  Plural. 

1.  Person     ie-mUqwar-ebia  ü-gwi-^war^ebia 

2.  „         ie-gi-gwar-ebia  ie-gi-gwar-ebia-th 

3.  ^         ie  u-gwar-ebia  ie'U'gwar'-ebia'th. 

Die  Pronominalelemente  des  Plusquamperfeetums  stimmen  voll- 
kommen  mit  den  als  Complemente  beim  Verbum  transitivum  ge- 
bräuchlichen obliquen  Casusformen  des  Pronomens  überein.  —  Sie 
müssen  daher  consequenter  Weise  auch  hier  in  diesem  Sinne  aufge- 
fasst  werden.  Das  Plusquamperfectum  ist  dann  nichts  iinders,  denn 
eine  mit  einem  Pronomen  verbundene  Nominalform.  Dabei  sind 
jedoch,  was  den  Verhalstamm  betrifft,  folgende  zwei  Erklärungen 
möglich: 

1.  Kann  der  Verbalstamm  im  Sinne  eines  Substantivums  stehen 
und  dabei  das  Verbum  active  Bedeutung  haben.  — .Dann  sind  die 
Pronominalelemente  im  Dativ  zu  fassen  und  die  oben  citirten  Formen 
als:  „mir  war  Lieben,  dir  war  Lieben,  ihm  war  Lieben **  zu  um- 
schreiben. 

2.  Kann  der  Verbalstamm  eine  Bildung  im  Sinne  eines  Partici- 
pium  perfecti  passivi  ausdrücken.  Dann  stehen  die  Pronominalele- 
mente im  Instrumental  und  die  oben  citirten  Formen  lauten:  „von 
mir  geliebt  worden  war,  von  dir  geliebt  worden  war,  von  ihm  geliebt 
worden  war". 

Auf  die  oben  angegebenen  Formen  liesse  sich  jede  der  beiden 
Erklärungen  ungezwungen  anwenden.  Wir  müssen  uns  daher,  um 
ein  bestimmtes  Urtheil  fallen  zu  können,  nach  Formen  umsehen, 
durch  deren  Erklärung  jedes  Schwanken  ausgeschlossen  wird. 

Solche  Formen  stehen  uns  in  den  bereits  oben  citirten  mi-gwar' 
khar  „von  mir  geliebt  bist  du**,  gi-gwar-war  „von  dir  geliebt  bin 
ich**,  u-gwar-khar  „von  ihm  geliebt  bist  du**,  u-qwar-war  ^von 
ihm  geliebt  bin  ich"  zur  Verfügung.  In  diesen  schliesst  das  am  Ende 
stehende  Verbum  substantivum,  welches  je  nach  der  von  der  Hand- 
lung betroffenen  Person  mit  einem  subjectiven  Personalelement  ver- 
sehen ist,  jede  andere  Deutung  des  Stammes  qwar  als  die  eines  Par- 
ticipium  perfecti  passivi  aus. 

Ist  nun  in  den  Formen  des  Plusquamperfectum  der  Stamm  qwar 
in  rein  passivem  Sinne  erkannt,  so  sollte  man  dies  auch  von  den 


156  Müller 

anderen  Formen  des  Verbums  voraussetzen.  Dies  ist  aber  keineswegs 
der  Fall.  Denn  hier  ist  einerseits  das  pronominale  Element  in  einer 
ganz  anderen  Lautform  vorhanden,  andererseits  lassen  die  pronomi- 
nalen Complemente,  welche  hier  zur  Anwendung  kommen,  einen 
passiven  Sinn  des  Verbalstammes  als  nicht  statthaft  erscheinen.  Es 
ist  daher  die  Bedeutung  des  qwar  in  allen  jenen  Bildungen,  welche 
mittelst  der  also  gestalteten  Pronominalelemente  geformt  werden,  als 
eine  active  zu  betrachten. 

Der  zur  Bildung  des  Verbalausdruckes  im  Georgischen  verwen- 
dete Stamm  vereinigt  beide  Bedeutungen,  sowohl  die  active,  als  die 
passive  in  sich.  Er  war  daher  ursprünglich  wohl  nichts  anderes, 
denn  eine  Participialform,  welche  die  Abgeschlossenheit  der  Hand- 
lung überhaupt  zur  Anschauung  brachte. 

Darlegung  des  Verbalorganismus. 

Ich  glaube  nun,  dass  wir  durch  die  vorangegangenen  Betrach- 
tungen den  Boden  insoweit  geebnet  haben,  um  zu  einer  Darlegung 
des  Verbalorganismus  schreiten  zu  können. 

Wir  wollen   die  zu  betrachtenden   Punkte    nach    den    beiden 
Gruppen :  Personal-  und  Zahlzeichen  und  Exponenten  der  Zeit-  und 
Hodusformen  vorführen. 
■ 

I.  Personal-  und  Zahlzeichen. 

Subjective  Formen.     Abhangige  Formen.         Plural. 


1.  Pers.    tr-  w-i- 

2.  „      kh"  (kh)'i- 

3.  -      -«     i- 


(U'i) 


ge-   gW'iA 


Die  Zeichen  der  ersten  Person  sing,  m-,  w-  hängen  unzweifel- 
haft mit  me  nich**  zusammen.  Den  Wechsel  zwischen  m  und  &,  w 
werden  wir  auch  weiter  unten  beim  Präsens  beobachten  können.  Die 
differente  lautliche  Ausprägung  der  beiden  Präfixe  hat  in  dem  ver- 
schiedenen Werthe  derselben,  einmal  als  Subjects-,  das  andere  Mal 
als  abhängige  Form  ihren  Grund.  Das  Zeichen  der  ersten  Person 
Plural,  gu'  hängt  mit  Owen  »wir*'  zusammen.  Vielleicht  zeigt  das  g 


Zur  Conjug-atiou  des  f^eoi^ischen  Verbum«.  157 

(aus  k  abgeschwächt»  vergl.  lazisch  iknt)  noch  den  ursprünglichen 
Laut,  statt  des  späteren  ö. 

Kh'  und  ge-,  die  Zeichen  der  zweiten  Person,  hängen  mit  ein- 
ander zusammen  und  dörren  aus  dem  georgischen  sen  (lazisch  st) 
f,d\i**',  thkwen  »ihr**  entstanden  sein. 

Die  Zeichen  der  dritten  Person  gehen  auf  bekannte  Pronominal- 
stämme zurück. 

Als  Pluralzeichen  treffen  wir  -tk,  -an,  welche  mit  den  Plural- 
exponenten 'th  und  'fit,  die  in  der  Declination,  besonders  der  Prono- 
mina» sich  nachweisen  lassen,  identisch  sind. 

Das  subjective  Zeichen  der  zweiten  Person  kh-  ist  in  vielen 
Fällen  spurlos  verschwunden,  was  sich  aus  der  Häufigkeit  der  An- 
wendung dieser  Person  im  gewohnlichen  Gespräche  leicht  erklärt. 
Ein  diesem  analoger  Vorgang  liegt  im  Imperativ  der  indogermani- 
schen Sprachen,  welcher  frühzeitig  von  der  Zersetzung  ergriffen 
worden  sein  muss,  da  alle  dahin  gehörenden  Idiome  davon  gleich- 
massig  Zeugiiiss  geben. 

Der  Abfall  dieses  Zeichens  beschränkt  sich  nicht  nur  auf  das 
Georgische,  sondern  lässt  sich  in  allen  mit  demselben  verwandten 
Sprachen,  wie  dem  Lazischen,  Mingrelischen,  Suanischen,  nachwei- 
sen. —  Man  vergleiche: 


Lazisch. 

Georgisch. 

W'Ora  ich  bin 

w-ar 

ore  du  bist 

kh-ar 

W'Ore-t  wir  sind 

w-ar-th 

ore-t  ihr  seid 

kh-ar-th. 

Im  Mingrelischen  und  Suanischen  werden  bei  dieser  Gelegenheit 
die  erste  und  zweite  Person  mittelst  des  Elements  k\  kh,  welches 
ursprünglich  „selbst"  bedeutet,  näher  determinirt,  woraus  der  zwei- 
ten Person  für  das  abgefallene  Zeichen  ein  Ersatz  erwächst. 

Man  vergleiche : 

Mingrelisch. 
Singular.  Plural. 

1.  Person  i-b-gar-k'  ich  weine  ub^gar-th 

2.  „       i-gar-k'  i-gar-th 

3.  „      i-gar-s  i-gar-na. 


158  Müller 

S  u  a  n  i  8  c  h. 
SinipiUr.  Plural. 

1.  Person    kh-w-apsthi  ich  lobe  kh-w-apithi-th 

2.  r»        kh-apsthi  kh-apsthi-th 

3.  n        apitha  apsthi-kh 

II.  Charaktere  der  Tempora  und  Modi. 

Zeichen  des  Präsens  ist  -a/,  oft  in  -e  verkürztet  -b,  -ba^ 
-IT,  -m.  Ich  halte  -a/,  wie  ich  bereits  oben  bemerkt  habe,  für  das 
Verbum  substantivum  ar  „sein**;  die  übrigen  Zeichen  sind  wahr- 
scheinlich nichts  anderes  denn  eine  Verstümmelung  der  Wurzel  qaw^ 
welche  mit  ar  synonym  ist. 

Zeichen  des  Imperfectums  ist  -di  (dialekt.  -tili),  wobei  oft  vor- 
hergehendes b,  w  (Präsenszeichen)  in  6  erweicht  wird. 

DasMingrelische  bietet  für  das  Imperfectum  -rff,  -ndu  das  Sua- 
nische  -udi,  -edi,  -nudu  -nedi 

Das  Perfectum  hat  das  Zeichen  -t,  -e  (wie  im  Lazischen  und 
Mingrelischen):  in  vielen  Fällen  wird  es  durch  den  nackten  Verbal- 
stamm (wie  im  Suanischen)  gebildet. 

Zeichen  des  Plusquampertectum  sind:  -a,  -s,  -ia,  -ebia,  -emia^ 
-na,  'bieSf  -bina.  Bei  Verbis  transitivis  ist  das  Plusquamperfectum 
immer  eine  Substantivform,  welche  mit  dem  Pronomen  im  Instrumental 
verbunden  wird,  bei  Verbis  neutris  und  passivis  stellt  es  ein  Partici- 
pium  perfecti  passivi,  verbunden  mit  dem  Verbum  substantivum,  dar. 

Das  Futurum,  mit  dem  auch  der  Optativ  zusammenfallt,  hat  das 
Zeichen  -o,  welches,  aus  mehrfachen  Spuren  zu  schliessen,  aus  -6 
erweicht  ist.  Das  Futurum  ist  darnach  als  eine  Abart  der  zweiten 
Präsensbildung  zu  betrachten. 

Paradigmen  des  Verbams. 

Nachdem  ich  im  Allgemeinen  die  Bildungsgesetze  des  Verbums 
dargelegt  habe,  will  ich  im  Nachfolgenden  einige  Paradigmen  bei- 
bringen und  einige  specielle  Erläuterungen  daran  anknüpfen. 


1)   Diese  Verkürzung  des  ar  in  e  xeigt  auch  das  Mingreliscbe  gegenüber  dem  Lazi- 
schen, s.  B.: 

Mingrel.  m^d-AiMlib-a  ich  haue  ab  =  Laz.  mo-b'kot-are. 


Zur  Conjugation  des  georgischen  Verbuius.  1  S9 

I.  ActlvuiD. 
A.  Präsens. 

1.  Bildung  mittelst  al, 

Singular.  Plural. 

1.  P.  zawal  ich  gehe  (=zaw'W'         zawalth  (^zaw-w-  al-^ik) 

al)  gehend  ich  bin 

2.  „   zakhual  (^zato-kh-al)  takkualth  f^'Zaw'kh-al-thJ 

3.  „   zawa  (=zaw'al)  zawlen  (^^zaw-al-an)  «). 

2.  Bildung  mittelst  e. 

Singular.  Plural. 

1.  Person   wi-laparak-e  ich  spreche      wi-laparak-e'th 

2.  „        i'laparak-e  *)  i-laparak-e-th^) 

3.  „        i'laqarak-a*}  i-laparak-e-i. 

3.  Bildung  mittelst  "b, 'ba,  ^w, 'm, 

Singular.  Plural. 

1.  P.  se-tüi-gwar-eb  ich  liebe  ie^wi'qwar-eb'-th 

2.  „  86  -  qwar  -  eb   (=^  ie  -  ArAt-     se-i-gwar^eb-th  (^^Se-khi-- 

qwar-eb)  gwar-eb-th} 

3.  „  se-qwar-eb'S  (^^ie-i-gwar-     se^i'qwar-eb^en. 

eb) 


1.  P.  se-w-kr-aw  ich  binde  se-w-kr-aw-th 

2.  „  ie-h-kr-aw    f  =  se-kh^kr-  se^h-kr-atü-th   /^=  ie-kh-kr- 

aw)  aw^th) 

3.  „  se-kr-aw-B^^  se^h-kr-aw-en. 


0  Im  Lazischen  wird  das  Pluralzeicben  nicht  an  das  Hilfselement  ar^  sondern  an  den 
Verbalstamm  selbst  angehingt;  z.  B.  1.  Person  siagul.  6 - ArAoig-are ,  plural* 
b-khasg-at-are. 

2)  ca  khi-laparak-äj  vgl.  unten  zaw-khUdodi, 

')  Vgl.  unten  zaw-i-doda. 

%)  =3  khulaparak'C'thf  Tgl.  unten  zaw^khi-dodith, 

')  =  ie'i-kr-aW't  vergl.  das  Imperfectum  ie'h'kr'eW'di't. 


160 


H  fi  1  1  e  r 


Singular. 

1.  P.  w-sw-am  ich  trinke 

2.  „  sw-am  (^kh-aw^am) 

3.  „  sw-am-s 

B.  Imperfectum. 

Singiilar. 

1.  P.  zawidodi  f=%aw'wi''d-0' 

di) 

2.  n  zakhuidodi  ^=  taw-khi- 

d-o-dij 

3.  „  zawidoda    (=  taw-i-d-o- 

da) 


1.  P.  wi-laparak^eb'di 

2.  y,  i-laparak-eb^di   (^=  khi- 

laparak-eb'di) 

3.  „  i'laparak-eb'da 


1.  P.  se-w-kr-ew'di 

2.  -  ie-h^kr-ew-di 

3.  -  se-h-kr-ew-di-s 


1.  P.  w-sw-em-di 

2.  „  sw-em-di  (=^  kh-sw-em-di) 

3.  -  sw^em-da 


C,  Perfectum, 

Singular. 

1.  P.  zawedi  {=  zaw-w-edij 
2    »  zakhwedi  {==  zaw^kh-edi) 
3.  ^  zawida  ("==  zaw-i^eda) 


Plural. 

w-sw-am-th 

sw-am-tk  (=kh'8W'am'th) 

sw-am-en. 


Plural. 

zawidodith  ^=  zaw  -wi-d-o- 

di'th) 

takhuidodith  (=  zaiv^khi-d-O" 

dUth) 

zawidoden   ("=  zaw  -  i-  d  -  o- 

de-nj. 


wi'Japarak^eb'di'th 
i  -  laparak  -eb-di-th  ^=  khi- 

laparak-eb-di-ih) 
i'laparak-eb'de-H, 


se-w-kr-ew-di-th 

se-h-kr-ew-di-th 

se^h^kr-ew-de-n. 


w-sw^em-di-th 
sw-em-di-th  {- 

Bw-em^de-n, 


kh-sw-em- 
di'thj 


Plural. 

zawedith  (=zaW'W'edi'ih) 
zakhwedith  (^zuw-kh-edi-thj 
zawidnen  ("=  zatv-i-ed-nenj. 


Manchmal  wird  das  d  von  edi  in  der  ersten  und  zweiten  Person 
in  /  verwandelt,  z.  B. : 


Zur  CoignpitioD  des  georgischen  Verbams. 


161 


1.  mowel 

2.  mokhwel  = 

3.  mow'i'iku 


moW'W'edi 
matD-kh-edi 


1.  P.  ie-wi-gwar-e 

2.  y,  se-i-gwar^    (^se-khi- 

gwar-e) 

3.  H  se-i-gwar-a 


ie-wi-gwar-e-th 
ie^i-gwar-e-'th 


(^ie-khi- 
gwar-e^th) 


y      • 


se^t-gwar^'S' 


i.  P.  ie-'W-sw'i 

2.  n  ie-aw-i  (- 

3.  M  se'8w-a 


ic'kh'SW'i) 


D,  Plusquamperfectum. 


1.  Sobstintiv-Pormation. 


Singular. 

1.  P.  ae-me-gwar-a 

2.  „  se-ge-gwar^a 

3.  f,  ie-e^gwar-a 

i.  P.  ie^mi-^war^bp-a 

2.  ^  ie-gi-gwar-ebi-a 

3.  ,»  ae-u-gwar-ebi-a 


Plural. 


ae-ge-gwar-a 

ae-ge-gwar-a-th 

ae^e-gwar^a-th. 


ae-gwi^gwar-ebi^a 
ae-gi^gwar^ebi-a-th 
ae-u-gwarHsbi-a-th  •). 


2.    Verbal-Formation. 


Singular. 

1.  P.  moatil  w^ar 

2.  „  moaul  kh^ar 

3.  M  moaula  (^^moaul  a-ra) 


Plural. 

moaul  w-ar-th 

moaul  kh-avth 

moaulan  C=  moaul  ar-an). 


1)  Vgl.  Laxisch:  do-b-khaik-i  ich  grub  do-b-khaik-int 

do'khaik'i  do-khaik-i-t 

do-khaik'U  do»khaik-e-» 

2)  Vgl.  Mingreliscb  i  mu  go-mi^Uteh  Ich  —  durch  mich  ist  getehlagen  worden. 

«t  ffO'ffi'lach 
thit  gU'U'Uich 
6khi  gO'ini-lach-ana 
thkhwa  go'gi'lneh'ana 
thinepit  gu-u-laeh-an; 

SiUb.  d.  pbil.-bist.  Cl.  LX.  Bd.,  I.  Hft.  11 


162 


Malier 


SingiiUr 

1.  P.  tnosul  wi-qaw 

2.  „  moaul  t-qaw  (^=^khi^qaw) 

3.  n  mosul  i-qo  {=  i-qaw) 


Plural 

mo9ul  wi-qnw'iih 
mostd  i-qaw-ith  (=^  khi-qaw- 

ith) 
mosul  i-qu-nen  (^=  i'qav^ntn). 


E,  Futurum. 

Singular. 

1.  P.  se-w-kr-a  {=  se-'W'kr^awJ 

2.  „  ie-h-kr-a  {=  se^kh-kr-aw) 

3.  y,  se-h-kr^a  (^  ie-h-kr-aw) 


1.  P.  w-nöuk'O  (^==  w-aöuk-eb) 

2.  „  aduk'O  C=  kh-aöuk^eb) 

3.  „  aduk'O'S  {-^  aduk-eb-sj 


1.  P.  ie-wi'qwar    Q=9e"vn- 

qwar-eb) 

2.  ;,  jfe  -  i  -  qwar  -  o  (^^  ie-khi- 

q^oar^eb) 

3.  „  ie  -  I  -  qwar^s  ^=  xV  - 1- 

qwar-eb'sj 


Plural. 


ie-w-kr-aw-th 
ie-h^kr^aw^th. 
se-h-kr-u-en. 


w-aöuk-eb^th 

aönk-eb'th  (^kh-at^uk^eb-th} 

aöuk-eb-en. 


se  -  tu/  -  qwar  -O'-'tk    ^=  se-wi- 

qwur-eb'th) 
se^i^qwar-'O'th    (ie-khi-qwar^ 

eb'thj 
ie-i  qwav'O^n     (^^  ie-i^qwar^ 

eb-enj. 


IL  Passivum. 

Das  Passivum  schliesst  sich  im  Princip  seiner  Conjugationsform 
genau  an  das  Activum  an.  Zeichen  des  Passivums  ist  bh  toi»  welches 
ursprönglich  an  den  jedesmaligen  Verbalstamm  angehängt  wurde. 
Da  aber,  wie  wir  oben  gesehen  haben,  der  georgische  Verbalstamm 
sowohl  active  als  auch  passive  Bedeutung  in  sich  vereinigt,  so 
brachte  in  späterer  Zeit  der  Abfall  des  Passiv -Charakters  keine 
wesentliche  Störung  im  Organismus  des  Verbums  hervor.  Dieser  Ab- 
fall tritt  sehr  häufig  ein;  doch  sind  die  Passivformen  jedesmal  der 
Art,  dass  sie  auch  lautlich  von  den  Activformen  mit  ziemlicher  Sicher- 
heit unterschieden  werden  können. 


Eiir  Co^fa^Uon  des  georj^isdiMi  VerlMnit. 


163 


A.  Präsens. 

Siiigiilar. 

i.  P.  ie^tDi'kr-^vxi 

m 

2.  „  ie-i'-kr-viH  C*=^  se-kki-kr- 

3.  „  ie-i  kr-is  (^^ie'i'kr-vii'S) 


1.  P.  Sewiqumrebi    C^=*8e'wi' 

qwav'eb'bi) 

2.  „  seiqwarebi     f  a»  ie  -  khi- 

qioar^eb-bi 

3.  „  seiqwarebi  (^^se-i-^war- 

eb'bij 

B,  Imperfectom. 

Siognlar. 

1.  P.  ie-wi'kr^W'odi 

« 

2.  „  Se-i'kr-W'Odi  C^^ie-khi" 

kr-W'odi) 

3.  „  se-'i^kr-ttkodi^s 


1.  P.  ie-wi^qwar-eb'odi 

2.  „  ie'i'qwar-eb-odi   ("=/e- 

khi^qwar-^b-odi) 

3.  »  se-i'qwar-eb-oda 

C.  Perfectum. 

Singular. 

1.  P.  se-wi'qtear'W-e 

2.  „  se-i'qwar-w-e  (^=^  ie-khi' 

qwar-w^e) 

3.  „  ie-i^qwar-'W'a 


1 .  P.  sewikar   /^=  ä?  -  tri  -  Ar/ir- 

tr-€r^ 

2.  »  ieikar   (=  ie  '  khi-kar- 

3.  „  ieikra  (=^  ie-i^kr^w-a) 


PlnraL 

se^-kr-vü-th 

m 

ie^i'kr'Vii'ih     (^ 
se'i'kr'VÜ'On. 


se^kki-kr^ 
müh) 


iewiqwarebüh  (^^  ik^wi-qwar- 

eb-bi-thj 

ieiqtüorebiih  (^^=  ie-kki-qwar" 

eb-bi-ihj 

seiqwarebittH  ("sie-i-^ar-^6- 

bi-an). 


Plaral. 

ie-wi-kr^w^dl-ih 
ie-i-kr-w^odi-th  C^ 

se^i-kr-vM^di-^n 


Se-khi'kt' 
VM)di''tk 


ie'wi^qwar'eb-odi'^h 
se-i-^war-^b'Odi'ih  (^^ie^khi- 

qwar-eb'odi-ihj 
ie^i-qwar-eb^di-'an. 


Plural. 

ie-wi^qnoar-w-e^th 
ie-i^qwar'tt'^th    (=^8e  -  ArAi- 

qwar'tD-e^th) 
ie'i'qwar^w^^s* 


ie-wi'kar-i'th  /"=»  ie-wi-kar^ 

w^i-th) 
ieikarith  (=^9e''khi'kar'W' 

i'th) 
aeikmen  ('«Ä-i-inr-HHii^ji^. 


164 


M  fl  1 1  «r^  Zw  Coi^ivgatioB  des 


Yerlniai«. 


D.  Plusquamperfectum. 

Singular. 


1.  p. 


li 


tr-ar   [  wt-qaw 


2.   «     ^  ?  Ikh-ar  {i-qaw 


3.  »  .i»   *• 


ar-s 


t-qo 


l.P. 
2.   „ 


I 


J 


.  'S    i 


'$  u 


w^ar   ( un-qaw 
kh-ar  li-qaw 
ar-s     [i-qo 


E.  Futurum. 

Singular. 

1.  P.  ie^wi-qwar^w-o 

2.  „  ie^i-qwar-w^o 

3.  „  ie^i'qwar^W'O'S 


1.  P.  8ewikra(^=^8e'wi''kr'W-o) 

2.  «  ieikra  (^^ie-khi^kr^w-o) 

3.  j,  ieikras  (^^^se^i^kr-w^o-M) 


Plaral. 

w-arth     i  wi-qaw'ith 
kh-ar-th  \i-qaw^ith 
ar-i-an    [  i-qu-nen. 


w-aih      l  wi-qaw-ith 
kh-ar-ih  l  irqaw-iih 
ar^i-an  Ki-qu-nen. 


Plaral. 

ie-wi-qwar-W'0'th 

ie-i-qwar'W'O^th 

Se-i^qwar-'W'O'-n, 


iewikrath  (^^^ie-wi-kr-w-o-thj 
seikrath  (^ie^khi-kr^to-o-ih) 
ieikran    (^^^ie^i^kr^w^o-n). 


8  c  h  r  ö  e  r.  Ein  Ausflug  nach  GotUchne.  105 


Ein  Ausflug  nach  Gottschee. 

Beitrag  zur  Erforschung  der  Gottscheewer  Mundart 
Ton  K.  J.  Schröer. 

Dem  Andenken  Franz  Pfeiffer»  gewidmet. 


1.  Allgemeines. 

Lage  der  deitseken  Speraden  in  isterreiek.  —  Ein  schöpferischer 
Drang»  der  yerwandt  ist  mit  seiner  Hingabe  an  ideale  Ziele,  ist  es» 
der  den  Deutschen  treibt,  die  sichere  Heimat  zu  verlassen,  um  Geist 
und  Arbeitskraft  zu  versuchen  in  Bezwingung  grosser  Aufgaben»  in 
Urbarmachung  von  Wildnissen »  die  weniger  entschlossene  Völker  oft 
Jahrhunderte  und  Jahrtausende  hindurch  unbenutzt  umwohnen  i).  Ein 


^)  Auf  meiner  Reite  in  du  nngritche  Bergfltnd  18SS  theUte  mir  ein  jnn^r  Kriclier- 
hSuer  mit,  daes  er  niich  dem  tfidUehen  Ungarn  ausxuwandem  entechloasen  sei.  Es 
seien  schon  au  rerschiedenen  Zeiten  ganae  Fsmilien  aus  den  Hiuddrfem  dabin  aus- 
gewandert und  haben  sieb  wol  befunden.  Ich  wunderte  mich  darfiber,  da  er  sich 
in  Wolstand  und  in  angenehmen  VerhSltnissen  au  befinden  schien,  dass  er  sein 
schönes  Besitzthum  rerlassen  wolle.  Darauf  erwiedeKe  er  mir:  als  sein  Grossrater 
noch  auf  seinem  Besits  Felsen  mit  Pulrer  sprengen  rousste,  um  Raum  an  schaffen, 
als  sie  noch  um  jedes  Grundstücli  Mauern  aufführten,  nicht  nur  zum  Schutz,  son- 
dern um  die  vielen  Steine  auf  die  Seite  zu  schaffen,  ai»  noch  dicke,  mfiehtige 
Binroe  standen,  wo  jetzt  die  Scheunen  stehen,  da  wars  noch  eine  Freude  zu  arbei- 
ten mit  Weib  und  Rind,  bis  alles  dahin  kam,  wie  es  nun  liegt  und  steht.  Jetzt 
aber,  wo  der  Mann  mit  allem  Fleiss  diesen  Besitz  schlechterdings  nicht  mehr 
heben  kann,  jetzt  ist  das  nichts  für  einen  Mann,  der  noch  bei  Kräften  ist.  Er 
wolle  sichs  gerne  noch  ein  Puar  Jubie  sauer  werden  lassen,  wenn  er  dabei  nur 
die  Aussicht  habe,  dass  noch  Raum  übrig  bleibt  für  Kind  und  Kindeskind,  sich 


1 6.6  8  e  k  r  6  e  r 

alter  Schauplatz  dieser  Art  sind  jene  Theile  der  österreichischen 
Monarchie ,  die  von  nichtdeutschen  Völkern  bewohnt  sind.  Die  arpa- 
dischen  Könige  Ungarns  wussten  die  edle  Kraft  des  Deutschen  wol  zu 
schätzen  und  haben  die  Siebenburger  „Sachsen^,  die  „Sachsen"  der 
ungrischen  Bergstadte  und  der  Zips  mit  Pririlegien  begabt,  deren 
Wirkung  und  Segen  in  Siebenburgen  wol  zu  spüren  ist,  obwol  durch 
die  gegenwärtige  Zeitstr5mung  bedroht,  während  die  ungrischen 
Sachsen  ziemlich  verkommen  sind.  Keine  spätere  Regierung  hat  die 
Bedeutung  der  deutschen  Ansiedelungen  mehr  so  gewürdigt  und 
erkannt  wie  die  arpadischen  Konige;  aber  dies  hindert  nicht,  dass 
der  Deutsehe,  einem  unabweisbaren  Naturgesetze  folgend,  nach 
und  nach  auf  allen  Puncten  der  Monarchie ,  wo  es  etwas  zu  schaffen 
gibt,  Fuss  fasst  und  mit  seiner  Thätigkeit  die  fremden  Gebiete  der 
Civilisation  gewinnt.  Die  Gleichgültigkeit  Deutschlands  dieser  be- 
deutsamen Erscheinung  gegenüber  könnte  nicht  grösser  sein,  sie 
geht  Hand  in  Hand  mit  dem  Mangel  an  nationalem  Selbstgefühl  und 
politischem  Sinn  für  das  nationale  Interesse.  Nur  diesem  Umstand  ist 
es  zuzuschreiben,  dass  man  in  Deutschland  im  allgemeinen  besser 
ttuterrichftet  ist  8ber  die  Zustände  der  Rothbäute  in  America,  auch  für 
ihre^age  stich  inniger  interessiert,  als  über  die  der  deutsehen  Sporaden 
in  C^r  österreichischen  Monarchie,  die  nicht  nur  grösser  an  Zahl  als 


sa  Y^rgrAfMrat  —  Ich  bewoadartt  an  dkMQ  XiMomn^ai  tioM  iMlbwildes 
denUchea  Hinterwildlen,  deMcn  SUmin  seit  500  Mutn  Ton  DeuUchland  los- 
getrennt ist,  wie  treu  die  deutsche  Natur  sich  denn  auch  hier  geblieben  ist!  VoU- 
komroen  bewustt  seiner  geistig^en  und  körperlichen  Überlegenheit  schilderte  er 
mir  BO«h  die  aBdem  Nationnli Inten  und  wies  aus  ihren  Gewohnheiten  und  Über- 
liefenuigon  trefend  nach:  warum  sie  neben  den  Deatschen  nicht  aufkommen 
ktonea.  Nicht  der  Uaterricfat,  nicht  der  allgemeine  Fortschritt  in  Deutschland, 
nur  die  eiBgeborne  ideale  TriehkrafI  halt  diese  Dbntschen  noch  fort  und  fort.  — 
Im  Sommer  1S67  enAhlte  mir  der  deuUche  evaageliache  Pfarrer  ron  Magjarb^l  in 
der  Baraufer  Gespanschaft:  er  habe  jetzt  einen  Zuwachs  von  sieben  »Schwaben- 
gemeinden*, die  er  su  besorgen  hat,  bekommen,  die  sich  diese«  Sommer  in  den 
Urwildern  Slaroniens,  anfangs  natfirlich  obdachlos,  mit  Weib  und  Rind 
niedergelassen  haben,  die  aber  gans  Tergnügt  und  der  Hoffnung  sind,  im  nichsten 
Jahre  ebensoviele  stattliche  Dörfer  su  bewohnen  I  -»  —  Solche  Thatsachen  aus 
dem  Leben,  die  nur  eine  Wiederholung  sind  von  Erscheinungen,  die  seit  Jahrhun- 
derten fort  und  fort  in  aller  Stille  und  immer  in  derselben  Richtung  auftreten, 
müssen  im  Gänsen  und  im  Znsammenhang  betrachtet  werden;  erst  dann  werden 
sie  in  ihrer  Bedentung  erkannt  werden  und  die  Theilnahme  unserer  Vaterlands- 
Amundf«  findna«  die  nie  v«rdiraen. 


% 


Ein  Aii8flu{^  nach  GotUehee.  167 

jene  Rothhäute  sind,  sondern  gewiss  auch  eine  grossere  Zukunft 
haben.  Nur  diesem  Umstände  ist  es  zuzuschreiben,  dass  man  sich 
abfinden  lässt  mit  der  Auskunft:  diese  Sporaden  wollen  sich  ent- 
nationalisieren, sie  haben  diese  Bestimmung,  werden  auch  in  einigen 
Jubren  von  den  andern  Nationalitaten  Terschlungen  sein;  Sprach- 
inseln von  je  20,  50,  100,  200,  300  tausend  Seelen,  die  sich  seit 
1000,  seit  800,  seit  fiOO  Jahren  erhalten  haben,  fortwährend  aus 
Deutschland  her  verstärkt  werden,  sollen  im  19.  Jahrhundert  ver- 
schwinden und  keine  Stimme  in  Deutschand  erhebt  sich»  mächtig 
genug,  so  dass  eine  Antwort  vor  ganz  Europa  gegeben  werden  müsste 
auf  die  Frage :  ob  diese  Sporaden  bestimmt  sind ,  wie  in  Russland, 
vertilgt  zu  werden,  oder  ob  man,  in  gerechter  Wördigung  ihres 
Wertes,  ihnen  ihre  nationale  Existenz,  wenn  auch  nur  durch 
Gewährung  von  nationalen  Unterriehtsanstalten,  nach  Massgabe  ihres 
Bedürfnisses,  gönnen  will  I  —  Noch  haben  die  Siebenbürger  Sachsen 
sechs  deutsehe  Gymnasien,  eine  deutsche  Realschule,  eine  deutsche 
Reehtsakademie.  Die  Deutschen  in  Ungarn,  mindestens  sechsmal  so 
stark  an  Zahl,  haben  nicht  Ein  deutsches  Gymnasium,  nicht  Einei 
deutsche  Realschule  mehr!  Und  schon  wird  das  Beil  gelegt  auch  an 
die  Grundfesten  der  Verfassung  der  Siebenburger  Sachsen.  —  Sie 
sind  die  einzigen  Deutschen  der  österreichischen  Monarchie,  von 
denen  man  bisher  sagen  konnte,  dass  deutsches  Nationalgefühl  in 
ihnen  lebendig  ist.  Sie  hatten  eine  eigene  nationale  Verfassung,  sie 
hatten  deutsche  Schulen.  Beides  fehlt  den  Deutschen  in  Ungarn.  Ihre 
Intelligenz  kann  nur  madjarische  Schulen  besuchen  und  wird  dadurch 
ihrem  nationalen  Leben  fremd.  Wer  kann  da  erwarten,  dass  das 
Nationalgefühl  lebendig  bleibe?  —  Eine  ähnliche  Anschauung  gewann 
ich  bei  meinem  Ausfluge  nach  Gottschee  im  Sommer  1867. 

Ich  fand  daselbst  eine  deutsche  Sprachinsel,  von  der,  als 
Herzogthum  Gottschee,  die  fürstliche  Linie  der  Auersperge  den 
Herzogstitel  fuhrt,  von  25.916  Einwohnern  <). 

Dieses  Völklein,  an  dem  man  bald  alle  trefflichen  Eigenschaften 
des   Deutschen  achten  lernt,  wenn  man  es  näher  zu   beobachten 


1}  Diese  Zubl  ergibt  sich  nach  deo  Angaben  <lea  Catalogus  cleri  dioecetis  Labacenais 
anni  1867,  indem  ich  aus  dem  Decanate  Gottschee  die  sloveniscben  Pfarren  Fara% 
Ossiunitz,  Baiija  Loka  ausscheide  und  abrechne  und  dafür  die  jetat  von  demselbeo 
getrennten  deutschen  Pfarren  Ton  Tschermoschnits  und  Suchen  und  die  Orte 
Stockendorf  und  Masern  hinzurechne. 


168  Schrfter 

Gelegenheit  hat,  ist  ganz  in  der  Lage  wie  die  Sprachinseln  der 
Deutschen  in  Ungarn.  Die  geistliche  und  weltliche  Intelligenz  unter 
ihnen  sind  Slovenen»  die  von  dem  Gesichtspunkte  ausgehen:  wer  in 
Krain  wohnt,  ist  Slovene.  Ihre  Jugend ,  die  höhere  Bildung  anstrebt, 
wird  in  den  Schulen  slovenisiert.  Eine  unglückliche  politische  Ein- 
theilung  Ton  1880  zerreisst  das  Ländchen  als  politisches  Ganze,  so 
dass  sie  bei  den  Landtagswahlen,  nach  zwei  Seiten  hin  betheiligt, 
überall  unter  Slovenen  in  der  Minorität  sind  —  und  dann  frage  man 
nach :  warum  sie  sich  nicht  röhren ,  warum  sie  es  nicht  durchsetzen» 
dass  man  sie  in  ihrer  Nationalität  schütze  und  respectiere?  —  Ab- 
geschnitten vom  deutschen  Mutterlaude  und  von  seiner  Cultur,  müssen 
sie  verkommen  und  wenn  sie,  den  Anforderungen  der  Zeit  ent- 
sprechend, nach  den  Mitteln  höherer  Bildung  verlangen  wollten,  so 
würde  man  sie  slovenisch  lehren,  sowenig  sie  darnach  auch  Ver- 
langen tragen!  — 

Merkwürdig  ist  es  nun,  dass  sich  bestätigt,  was  ich  geahnt:  um 
all  diese  Sporaden  der  österreichischen  Monarchie  schlingt  sich  — 
ausserdem  dass  sie  ein  gleiches  Schicksal  tragen  —  ein  Band  der 
Blutverwandschaft,  was  bei  den  grossen  räumlichen  Entfernungen 
wirklich  wunderbar  erscheint.  Und  so  fühlen  wir  uns  denn  auch  von 
dieser  Seite  her  aufgefordert,  diese  Sprachinsel,  die  bisher  ein  so  an- 
ziehendes Räthsel  war,  nicht  als  vereinzelte  Erscheinung,  sondern  in 
ihrem  Zusammenhange  mit  den  andern  Sporaden  ins  Auge  zu  fassen. 

Ilandrer.  —  Die  Übervölkerung,  HungersiiOth  und  Oberschwem- 
nungen  in  Flandern  im  12.  Jahrhundert  veranlassten  Auswanderungen. 
Schon  früher,  in  der  Mitte  des  11.  Jahrhunderts,  gründeten  dieFlandrer 
in  der  Grafschaft  Pembroke  in  England  eine  ansehnliche  Colonie.  Der 
Erzbischof  von  Bremen  bevölkerte  1 106  seinen  Sprengel  mit  hollän- 
dischen Ansiedlern.  Im  Jahre  11ö4  wird  den  novis  colonis  Flan- 
drensibus  mit  besonderen  Freiheiten  die  vüla  Caryn  im  Meissniscben 
überlassen.  Um  dasselbe  Jahr  ward  eine  flämische  Ansiedelung,  noch 
später  die  vlämischen  Herren  genannt,  zu  Bitterfeld  in  der  preussi- 
schen  Provinz  Sachsen  gegründet.  Die  ältesten  schlesischen  Einwan- 
derer werden  Flanderer  und  Franken  genannt.  Ebenso  heissen  die 
Siebenbürger  Sachsen  schon  im  12.  Jahrhundert  Flandrenses  und 
Teutonici.  Unter  den  letzteren  sind  höchst  wahrscheinlich  benach- 
barte Rheinländer,  höher  den  Rhein  hinauf,  bis  ans  Siebengehirge, 
zu  verstehen.  Die  hohe  Cultur  dieser  Flandern  machte  sie  zu  will- 


Ein  Aosfla^  nck  Gottscliee.  169 

kommenen  Einwanderern;  daher  wurden  sie  gerne  mit  Freiheiten 
begabt 

Sachsem.  —  Eine  sweite  Kategorie  von  Einwanderern  sind  die 
sogenannten  Saxones.  Das  Vordringen  des  Sachsenvolkes  im  slari» 
sehen  Gebiet  nach  Sudosten ,  das  mit  Otto  dem  Erlauchten  beginnt, 
hat  den  Sachsennamen  bis  an  Österreichs  Grensen  Torgeschoben, 
ond  im  Zusammenhang  damit  steht  das  weitere  Vordringen  solcher 
Sachsen,  unter  denen  hier  nicht  mehr  streng  unrermisclite  Nieder» 
deutsche  lu  Ycrstehen  sind,  sondern  denen  sich  bereits  andere  mittel* 
deutsche  Elemente  beigesellt  haben,  in  Böhmen,  Mähren,  Galizien. 
Sie  haben  auch  in  der  Zips  und  in  Siebenbörgen  die  ursprünglichen 
Flandrenses  und  Teutonici  verstärkt  und  auch  ihnen  den  populären 
Namen  Sachsen  yerliehen.  Besonders  waren  die  Sachsen  kundige 
Bergleute,  Thietmar  von  Merseburg  sagt  (II,  8):  »In  Otto*s  Zeiten 
brach  das  goldene  Jahrhundert  an.  Es  ward  suerst  bei  uns  (um  das 
Jahr  96  t)  eine  Silberader  entdeckt**.  Es  war  das  Bergwerk  au  Goslar, 
das  um  jene  Zeit  angelegt  wurde,  ?on  dem  man  ein  goldenes  Jahr- 
hundert ableitete,  was  auf  den  grossen  Glanz  hindeutet,  den  dies 
älteste  sächsische  Berg^rk  verbreitete.  —  Über  die  älteren  Nieder- 
lassungen von  Franken  und  Sachsen  in  Österreich  unter  Karl  dem 
Grossen  s.  Budinger  osterr.  Gesch.  S.  160. 

Eine  dritte  Kategorie  von  Einwanderern  sind  die  Ansiedelungen 
des  deutschen  Bitlerordens,  zu  denen  unter  andern  auch  das  Burzen- 
land  in  SiebenbQrgen  zu  zählen  ist,  das  demselben  Andreas  II  um 
1211  verliehen. 

Kann  man  nun  von  keiner  dieser  altern  Ansiedelungen  mit  vollem 
Rechte  sagen,  dass  sie,  so  wie  sie  sind,  aus  einem  bestimmten 
Gebiete  Deutschlands  herstammen,  weil  sie  immer  der  Anhaltspunkt 
fQr  spätere  Zuwanderungen  aus  verschiedenen  Gegenden  waren,  wo- 
durch Beimischungen  entstanden  sind,  die  den  ursprunglichen  Bestatd 
beeinflusst  haben,  so  werden  Einwanderungen  des  12.  und  13.  Jahr- 
hunderts doch  in  den  meisten  Fällen  in  Eine  der  drei  oben  ange- 
führten Kategorien  fallen. 

CiMbri.  —  Darum  mochten  denn  auch  Hindeutungen  auf  einen 
solchen  Zusammenhang  in  Sage  und  Mundart,  wenn  ihnen  auch  ge- 
schichtliche Urkunden  nicht  zur  Seite  stehen,  wohl  zu  beachten  sein. 
Solche  Hindeutungen  sind  z.  B.  die  von  mir  Wörterb.  10.  19  f.  nach- 
gewiesenen mitteldeutschen  Elemente  im  Cimbrischen,  das  doch  im 


170  Schröer 

Gänsen  sonst  den  Charakter  der  bairisch-osterreicbischen  Mundart 
trägt.  Die  Moceheni  aus  Persen  (Pergine),  die  von  alten  Canopi 
(Knappen 9f  Bergleuten)  abstammen,  CWtb.  9,  zogen  im  12.  Jahr- 
hundert in  die  VU  comuni,  s.  CWtb.  33.  Eine  Sage,  dass  sie  (gleich 
den  Siebenburger  Sachsen)  aus  der  Gegend  von  Köln  am  Rhein  ge- 
kommen seien  (Hormayr*s  Gesch.  von  Tirol  1»  136),  der  Umstand, 
dass  sie  ihr  Land,  wie  die  SiebenbOrger  Sachsen ,  de  neben  Perge 
Rennen,  die  noch  suweilen  vorkommende  Form  'o^,  'ad&£tm\iA.  da» 
GWtb.  114  (was  ich  a.  a«  0.  übersehen  habe),  lassen  durch  alle 
baierisch  -  österreichischen,  überwältigenden  Einflasse  hindurch» 
meiner  Ansicht  nach,  immer  noch  etwas  durchschimmern,  das  ran 
weiter  her  stammt 

TheMMim  ven  llrckria.  —  Hier  sei  noch  gestattet,  auf  iwei 
Spracheigenheiten  der  Cimbri  hinzuweisen,  die  um  so  mehr  be* 
achtenswerth  sind,  als  sie  sich  schon  in  der  Sprache  des  ThemfuiM 
van  Zürclaria,  dessen  Heimat  den  deutschen  Ansiedelungen  Italien» 
80  nahe  liegt,  nachweisen  lassen*). 

Die  Furcht  keisst  cimbriseh  vorie  f.,  furchten  t^orf^ii ,  vürten 
CWtb.  122.  Und  so  reimt  denn  auch  bekanntlich  Thomasin  vorA^/jMr^ 
S99  f.  vorht.'dori  2435.  2847.  dortivorht  5S85.  ort:vrht  6678. 
Die  übrigen  Reime  Thomasin's,  die  für  einen  Ausfall  des  h  sprechen, 
gehören  auf  ein  anderes  Blatt  Dieses  vort  für  Furcht  ist  md.  nd., 
erscheint  auch  einmal  alemannisch,  und  die  Beispiele  Weinh.  bair.  Gr.^ 
%.  194  widerlegen  das  von  Pfeiffer  über  den  Lobgesang,  Freie 
Forschung  S.  119,  ausgesprochene  nicht.  Die  Übereinstimmung  des 
heutigen  Cimbrischen  selbst  im  Vocal  ist  jedenfalls  beachtens- 
werth.  In  neueren  bäurischen  Hundarten  findet  Schmeller  an  der  Nah : 
fiirt  ^.  433. 

Das  Schwanken  zwischen  s  und  seh  in  der  Aussprache,  derart, 
dass  man  nicht  weiss  ob  man  «  oder  seh  hört,  findet  sich  an  der 
norditalischen  Grenze  bei  Italienern,  Deutschen  und  Slovenen.  Der 
Gottseheewer  spricht  mhd.  s  durchaus  wie  weiches  (tönendes)  seh. 


1)  Sowohl  Knappe  «U  anch  Kaabe    aclMiiien   nicht  dsteireichische  Ausdrücke, 

Knappe  sogar  durch  nd.  Einfluas,  etwa  vom  Niederrhein  gekommen.  Gr.  Wtb. 

V,  1342. 
*)  Der  welsche  Gast  wurde  um  das  Jahr  1216  beendet,  wie  aus  Zeile  11,  717 

ersichUich  ist,  was  zuerst  Pfeiffer  bemerkt  lu  haben  scheint,  s.  dessen  Walther, 

2.  AttStf  e,  S.  ZVZ.  Freie  Foraehung  S;  iSl. 


Ein  Aatil«f^  neb  GotUckee.  171 

trmiosiaeh  je  f  «ueh  ror  w:  §bärz  a.  dgl.,  z.  B.  fam»  ^o,  ifi,  Ua^en^ 
röa^e^  hin^t.  Der  Furlaner  spricht:  tu  vitis  in  tantis  migeriig:  tu 
wiurisch  in  tantiseh  miseherÜ9ch>  Länder-  uad  Volkerkunde.  Prag 
1829.  Bd.  18.  S.  S61.  Der  Slovene  sprieht:  glai^  taviint,  iaga: 
das»  tausend»  SSge.  Cimbrisch  lautet  «  fast  wie  seht  8.  CWtb.  4S. 
Und  hieraus  erklären  sich  denn  die  Reime  bei  Thomasin:  kunst: 
wunsM"  9225  und  kan$t:wunsdii  8901. 

An  Reime  von  d  und  g^  die  bei  Thomasin  rorkommen»  wird 
uns  die  Gottscheewer  Handart  noch  erinnern.  S.  das  Wörterbuch 
unter  JD  <). 

Sachsen  in  DalMatlen.  —  Hier  sei  denn  auch  noch  erwähnt;  was 
bisher  wenigen  bekannt  sein  durfte,  dass  die  Spuren  Ton  sächsi- 
schen Ansiedelungen,  wenn  auch  nicht  in  Istrien  und  Venezien, 
so  doch  in  Dalmatien  aus  dem  13.  Jahrhundert  historisch  nachge- 
wiesen  werden  können,  worauf  mich  der  Herausgeber  ron  Safafik's 
gesammelten  Schriften,  Herr  Sectionsrath  von  Jire^ek  aufmerksam 
machte.  S.  darüber  Miklosich:  Monumenta  Serbica,  ViennaBl8K8,  LII 
(anno  1240 — 1272):  Stefnnus  Uros,  Serbite  rex  confirmat  priyilegia 
Ragusinis,  a  patre  coftcessa,  et  statuit  controrersias  inter. .  .  •  . 
Saxonem  et  Ragusinum  a  duobus  judiciis  dirimendas  esse,  quorum 
unus  Saxo  alter  Ragusinus  sit 

Lni(1240 — 1272).St  Uros  priyilegia  mercatoriaRagusinis  con- 
cedit.  Dabei  ist  die  Rede  von  Biutgeld  (vrmda) ,  welches  für  einen 
Mord  zu  zahlen  ist  »wie  es  die  Sachsen  zahlen  (kako  i  Sasipldeaju)**. 


*)  Sehr  bedauerte  ich,  ein  devttches  Gedicht  eines  Krainers  ans  dem 
14.  Jahrhondert,  das  handschrifUich  indem  fursUich  Auerspergisehen  Archir 
tn  Laibach  noch  im  Jahre  1662  rorhanden  war,  bei  meinem  Avfeattialt  in  Laibaeh 
1867  nicht  mehr  su  finden  I  So  sehr  ich  suchte  —  ee  int  Terechwunden  I  —  Eine 
Nnchriehi  davon  gab  F.  ron  Radios  in  den  Mittheilungen  des  historischen  Vereine 
für  Krain  1862,  Seite  95:  ,Hs.  No.  186,  morales  concionatoria  XIV.  Jahrb.,  ein 
Zweigesprfich  swischen  Satan  und  dem  Herrn  in  mhd.  Sprache  und 
in  Reimen  von  Otto  dem  Rasp.  Dieses  Gedicht  ist  nun  das  erste  in  deutscher 
Sprache  des  Mittelalters  bekannte  ron  einem  Rrainer  herrührende  und  daher  ron 
dem  grftssten  Interesse.  Ich  hoffe,  dass  das  nihere  gründliche  Eingehen  in  dieses 
Schriftstuck  wichtige  BeitrSge  lur  Cnlturgeschichte  Krains  im  14.  Jahrhunderte, 
sowie  für  die  Geschichte  d.  deutschen  Sprache  liefern  wird**.  So  Herr  v.  Radios. 
Noch  mache  ich  darauf  aufmerksam,  dass  Herr  Ton  Radios  in  dem  a.  a.  0.  gege- 
benen Bericht  über  das  Auerspergische  Archiv  zweier  Hss.  des  Schwaben- 
spiegel, die  ich  daselbst  eatdeokte»  auffallender  Weise,  nicht  gedenkt. 


172 


8  c  b  r  d  e  r. 


Safarik  Pamatky  (Prag  18S1)  p.  44  Gesetz  des  St.  Dusan  voa* 
13S6  handelt  ?on  Waldrodungen  der  Sachsen. 

Über  Streitigkeiten  zwischen  Sachsen  und  Ragusanem  werden 
ähnliche  Bestimmungen  wie  oben  wiederholt  1387.  1389. 140S.  1428. 
1445.  Miklosich  a.  a.  0.  CXCV.  CXCVI.  CCLI.  CCLH.  CCC.  CCCL. 

In  Safafiks  gesammelten  Schriften  (sebrand  spisy)  UI,  74 
werden  deutsche  Ansiedelungen  in  Novo  Brdo»  Kiprovec  und  Thernovo 
erwähnt.  Novo  Brdo  wurde  1455  von  Sultan  Hehemed  erobert»  1466 
wurde  die  sächsische  Kirche  daselbst  yon  den  Türken  genom« 
men.  Alte  Grabsteine  sollen  noch  alte  sächsische  Namen  und  In- 
schriften aufweisen. 

^•ttsckee.  —  Die  deutsche  Ansiedlung  Ton  Gottschee  gebort  nun 
jenen  älteren  Ansiedelungen  des  12.  und  13.  Jahrhunderts  nicht  an« 
Wir  werden  sehen,  dass  nicht  nur  die  Annahme  von  Zeuss,  der  sie 
für  einen  Vandalenrest  hielt»  unhaltbar  ist,  sondern  dass  ihr  Länd- 
chen sogar  um  die  Mitte  des  14.  Jahrhunderts  noch  eine  unbewohnte 
Wildniss  war.  Die  Mundart  zeigt  Verwandtschaft  mit  den  nächst  ge- 
legenen deutschen  Gegenden  von  Steiermark,  Kärnten»  mehr  noch, 
was  bemerkenswerth  ist ,  mit  den  entlegeneren  Cimbri.  Über  die  Stel- 
lung zu  den  Mundarten  des  ungrischen  Berglandes  werde  ich  weiter 
unten  noch  sprechen.  Was  aber  besonders  und  in  auffallender  Weise 
die  Gottscheewer  Mundart  von  den  genannten  Muudarten  unterscheidet, 
das  sind  Spuren  schwäbischen  oder  allgemein  alemannischen   und 
mitteldeutschen    Einflusses.    Möglich,    dass   das  wenige,    das   auf 
Mitteldeutschland  oder  Niederdeutschland  hinweist,  mit  diesen  ale- 
mannischen Elementen  eingebracht  ist ;  wahrscheinlicher  noch  scheint, 
dass  man  neben  einer  alemannischen  auch  eine  fränkische  Zuwande- 
rung wird  annehmen  müssen,  was  auch  zu  der  Th.  Chronischen  An- 
gabe stimmt.  Ob  nun   diese  alemannischen  Zuwanderungen  durch 
freisingische  Colonisationen   oder    durch   Beziehungen    der  Orten- 
burger  zu  erklären  sind,  dies  müssen  uns  die  Historiker  aufklären. 
Dass  der  jetzige  Bestand  der  Gesammtbevölkerung  von   Gottschee 
nicht  rein  auf  eine  einzige  Einwanderung  zurückzuführen  ist,  son- 
dern dass  sich  dieselbe  nach  und  nach  noch  durch  Zuwanderungen 
verstärkt  hat,  ist  kaum  zu  bezweifeln.  —  Wie  es  um  die  Frage  der 
deutschen  Niederlassung  von  Zarz   steht,  das  habe  ich  unten 
S.  194  erörtert.  Vielleicht  fordert  die  dürftige  Nachricht  solche,  die 
dazu  in  der  Lage  sind,  zu  weiteren  Mittheilungen  auf. 


Ein  AmaMmg  uck  GMtselM«.  173 

2.  Die  Ansiedlnng  in  Qottschee. 

Es  sei  mir  eriassen»  die  Tielen,  Dameotlich  in  letiter  Zeit 
häufig  gewordenen  Nachrichten  Qber  Gottschee  in  BSehem» 
Zeitungen  und  Jahrbüchern,  auf  die  ich  gelegentlich  noch  zu 
sprechen  komme ,  hier  aufzuzählen  9,  und  bei  abenteuerlichen  Ver- 
muthungen »  wie  die  Ober  ihre  Abstammung  ron  Goten,  Goto-Sueven 
u.  dgl.  zu  verweilen,  die  doch  nicht  derart  sind,  um  in  wissenschaft- 
lichen Kreisen  ernstlich  Eindruck  zu  machen;  doch  muss  ich  einer 
Annahme  gedenken,  die  nicht  nur  in  Ansehung  ihres  Urhebers,  der 
zu  unseren  grossten  Forschern  zu  zählen  ist,  sondern  auch  wegen 
der  Torgebrachten  ansprechenden  Grunde,  Erwähnung  verdient ,  um- 
8«mebr  als  gerade  diese  gewichtigste  Annahme  den  Verfassern  von 
Abhandlungen  und  Aufsätzen  über  Gottschee,  die  bis  in  die  jQngste 
Zeit  erschienen  sind,  entgangen  ist.  Ich  meine  die  Annahme  von 
Kaspar  Zeuss,  der  in  seinem  Werke:  „die  Deutschen  und  die 
Nachbarstämme''  (1837)  S.  454  f.  S89f.  und  614,  die  Gottscheewer 
für  einen  Rest  der  Vandalen  hält«  der  in  Pannonien  zuruckblieb, 
indem  Godegisil  sein  Volk  in  die  Westländer  Ober  den  Rhein  führte. 
Procop.  de  hello  vandal.  I,  22.  Hierzu  kommt,  dass  Constantinus 
Porph.  de  admin.  imp.  Cap.  30  unter  den  Städten  des  Bans  von  Croa- 
tien  ein  FgutC^xcc  (al.  FcurC^^d)  nennt,  wobei  Zeuss  an  das  populus 
Guduscanorum  oder  Goduscanorum,  welches  nach  Einhard's  annal. 
(z.  Jahre  8 18. 819)  an  derKulpa  wohnte,  wie  jetzt  die  Gottscheewer, 
auch  Abgeordnete  an  Ludwig  den  Frommen  sandte  u.  s.  f.,  erinnert.  — 


*)  Dm  BMcliteMwartkctto  ist  MtlMltMi  ia  J.  W.  YalTaitor^:  di«  Ehrt  des  Herso^ 
Vkwm»  Krtin  (tSSe),  4  FoUsnto«;  in  siae*  oft  (nsssnUich  Ton  Rs4ics)  beasUten, 
abar  air^ad  gcasaataa  AaTsats  ia  J.  M.  Schottky's  Voncit  aad  Geyeawart.  Pos«a 
Wi  MsBck.  ISia.  f.  Bd.  S.  Stick,  8.  257  kis  27S:  das  Henoftbas»  GotUobes, 
basproebea  dareb  Prof.  Riebter  aad  voa  Radasb.  —  Das  Baste  wer  inaier  nocb 
die  Sebrift  Toa  Tb.  Else:  Gotsebaa  aad  die  Gotscbeewer.  Aas  des  3.  Jabresbeft 
des  kraia.  Lsadesaiaseaas.  Laibaeb  lS6i.  —  Uaa  bat  wiedcrbolt  ia  Zeitscbriflea 
iber  Gottsebee  ^esebriebea,  s.  aMiae  Darstellaag  8.  13.  Ebeaso  Radics  a.  A. 
Dabei  arardea  gewisse  Spraebprobea  iMaer  wieder  abgedrackt  aacb  baadscbrifl- 
Ucbea  Mittbeilaagea,  obae  RAcksiebt  aaf  die  gedraekte  QaeUe,  aas  der  sie  abge- 
sebriabaa  warea.  Ia  folgeriebtiger  Scbreibaag  ist  keiae  dieser  Aafseicbauogea 
gegebea,  daber  sie  raa  der  Maadart  aar  eia  verwirreades  Bild  gebea.  An  treae- 
siea  scbriebea  Radesb  ia  jeaea  aKaa  AalMtaa  aad  A.  Ricbtar  bai  Promaa  VI,  521. 


174  Sch  rfl  er 

Diese  Goduscani  konnten  nun  wol  auch  Goduscani  geheissen  und 
ihr  Land  Godnscauia,  Goduscauua  genannt  haben  (was  wol  Got- 
schaua,  Gotschowe.  Gotschau,  kaum  aber  GotschSwe,  Gottschee 
geworden  wäre).  Zu  Gutzicd,  Gutzisca  würde  das  halb  und 
halb  wol  stimmen. 

Es  ist  kaum  zu  bestreiten»  dass  jener  Vandalenrest ,  wenn 
die  Erzählung  wahr  ist,  möglicherweise  (ähnlich  den  Goti  Tetra- 
xitae  i)  am  Caucasus »  aus  Männern  des  Friedens  bestehend),  wäh- 
rend die  andern  der  Drang  nach  Abenteuern  hinaustrieb,  viel- 
leicht gerade  in  Krain  zurückblieb.  Ob  der  Name  der  Goduscani  mit 
den  Vandalen ,  ob  er  mit  Gutzisca  und  dann  wieder  mit  krainischen 
Ortsnamen,  wie  Go6e  (im  Wippacher  Decanat) ,  Gottschee, 
Gotnavasbei  Rudolfswert^  zusammenhängt,  wird  eben  so  schwer 
sein  zu  beweisen,  als  geradezu  zu  bestreiten*).  Wenn  auch  die 
Goduscaner  und  Gutziker  nicht  Gottscheewer,  so  konnten  die 
Gottscheewer  doch  Vandalen  sein.  —  Hier  musste  nun  einmal  die 
Mundart  von  entscheidender  Bedeutung  sein.  Um  diese  aber  kennen 
zu  lernen,  gab  es  bei  der  Unzulänglichkeit  der  Nachrichten  darüber 
(s.  meine  Darst.  23  f.)  kein  anderes  Mittel,  als  hinzureisen ,  was  mir 
denn  auch  im  Sommer  1867,  so  wie  1858  ins  ungarische  Bergland» 
durch  Unterstützung  der  kais.  Akademie  der  Wissenschaften  möglich 
geworden  ist «). 


^)  Ich  weiM  Dicht,  worauf  MaMmann  aospielt,  indem  er,  ron  diesen  Goten  spre- 
chend, antraft:  ,wie  schneU  haben  neuere  die  Gottscheer  herbeicitiert!*  Haupt 
I,  364. 

*)  Wie  fett  Zenss  an  seine  Annahme,  die  Gottacheewer  seien  jene  Goduscaner,  g^laubte, 
erhellt  a.  a.  0.  S.  614,  wo  er  den  Teit  bei  fiinhard  durch  ein  Comma  emendiert, 
weil  Borna  nicht  lugpleieh  am  Timok  «und  in  Gottschee  gebieten  konnte''.  — 
l)r.  Kandier  in  Triest,  ein  mit  diesen  Gegpenden  y ertrauter  Forscher,  schreibt  mir 
über  die  betreffende  Stelle  Conetantin's  (6  Bodtve;  aurdtv  xparec  n^v  Kpißavocv, 
rfjv  Air^av,  x«l  rjjv  Tovr^i^xa):  „der  Bonus  besaas  drei  LSoder  —  römische 
Grossgemeinden  —  Lika,  CorbaTia  und  GuMca,  das  beutige  Ottochas  an  Flusse 
Gazska  (olim  Avendo),  drei  fiisthümer  im  eidlichen  TheUe  Libumie  tharsalicensis* 
Damit  wire  Gutsiaet  erledigt,  wenn  auch  der  nShere  Nachweis  noch  erwünscht 
wire.  Dass  die  G o d u ao a n •  r  aber  mAgUaherweiae  wohl  Gutziscaner,  gewisa 
nicht  Gottscheewer  waren,  erhellt  aus  der  SteUe  a.  a.  0«  bei  Einhard :  Borna  ad 
Colapium  florinm  Liudewito  ad  se  renienti  oocureas  —  die  ILulpa  lag  demnach 
den  Goduscanem  nördlich;  ffir  Oottachee  liegt  sie  sudUch.  Das  ist  entscheidend. 

')  Zu  Dank  rerpflichtet  bin  ich  ausserdem  noch  dem  hohen  Ministerium  des  Innern t 
das   mir  dwrek  Arenndlielie  Knipfehlang  an  die  Behörden  förderlich  war»   ebenso 


Bis  A«sl«f  Mdi  G«IUclMe.  175 

Dm  Verwirrende  des  ersten  Eindmekes  einer  Mundart»  deren 
Lavtstand  zam  Theile  aus  allen  Bahnen  des  Erhörten  heraustritt,  und 
dessen  Regel,  durch  den  Einfluss  der  Sehriftspraehe  oft  Yerhüllt ,  oft 
gefälscht  erscheint  (wenn  z.  B.  alle  fwaw,  alle  w  m  i  werden  und 
daher  w  gewordene  f,  für  ursprungliche  19  gehalten,  loweiien  zu  i 
überspringen,  oder  zu  i  gewordene  w^  geziert,  w,  und,  ab  w  fiOr 
ursprQngiiehe  f  gehalten,  f  gesprochen  werden «) ,  so  dass  man  sich 
manchmal  in  einem  schwindelnden  Kreisläufe  wechselnder  Laut- 
yerhiltnisse  befindet),  einige  auflSlIig  alte  Formen,  dazu  abnorme 
Erscheinungen,  wie  die  scheinbare  weibliche  Vergrosserui^^ssilbe  -o, 
neben  der  Verkleinerungsform  -e  und  einer  Form  für  den  Ausdruck 
des  Spottes  -oto —  alle  diese  Dinge  erweckten  in  mir  anfai^  aller- 
dings Gedanken,  von  denen  auch  die  Möglichkeit  ausserordentlieher 
Ergebnisse  meiner  Forschungsreise  nicht  ausgeschlossen  war.  — 
Solche  Erwartungen  schwanden  noch  in  den  ersten  Tagen  meines 
Aufenthaltes  in  Gottschee,  gleich  einem  Morgennebel !  und  es  erschie- 
nen bald  alle  die  neuen,  immerhin  interessant«!!  Erscheinungen,  im 
Ganzen  durchsichtig  und  klar  in  ihrem  Zusammenhange  mit  Be- 
kanntem. Der  Werth  desjenigen,  das  sich  in  Sprache  und  Überlie- 
ferung in  Gottschee  Yorfiadet,  wird  daher  nicht  darin  zu  suchen  sein, 
dass  es  von  einon  erloschenen  deutschen  Volksstamme  uralte  Reli- 
quientrümmer wahrt,  sondern  nur  darin,  dass  es  von  dem,  was  aus 
der  Vorzeit  noch  im  14.  Jahrhundert  lebendig  war  bei  unserem  Volke, 
sehr  yieles,  mit  bei  weitem  grösserer  Treue  bewahrt  als  andere 
Stämme ,  die,  weniger  abgeschieden  lebend ,  im  Strome  des  Cultur- 
lebens  alte  Erinnerungen  mehr  abgestreift  haben.  In  dieser  Art 
bietet  Gottschee  jetzt  noch  eine  reiche  Fundgrube,  aus  der  ich  frei- 
lich nur  Proben  vorweisen  kann. 


Sr.  ExcelleDi  Grafen  Anton  Anenper^ .  In  Knin  wUfi  den  Herren  K.  Detcbniinn 
nnd  A.  DimiU  für  Bmpfehlnngtbriefe  nnd  frenndlick  bethiU^  Tlieilnabme  in  der 
Laibacber  Zeitung:,  den  Herren  Plbrrem  Stearer  In  Mitterdorf,  Rriae  in  Morobiti, 
Rrombhoii  in  Altlatg  und  Lobbe  in  Rieb,  endlieb  den  liebgewordenen  Freunden 
in  Oottecbee,  den  Herren  Dr.  Wenediekter  nnd  Apoibeber  Bnmne  fSr  freundlicbe 
Anfnabme !  —  Für  acbriftlicbe  Mittbeilnngen  babe  kb  beaondera  sn  danken  Herrn 
Stnd.  Tbeol.  6.  Jagflitscb  nnd  Herrn  Mag.  Phara».  R.  Brenne  nnd  Caplan 
Parapnt. 
*)  Friderlebatein  beisst  richtig:  Wridnuekti^im^  gefalselit  Bridraicbatoin,  Bidrabtoin  ; 
Wald  betest  ricbtig :  Bmud,  gefileobt:  Fand,  Fald;  Feld  ricbtig:  Wtmd^  geOlscbt: 
Band.  Namen  scbwanken,  s.  B.  fWcAfe  wird  bald  Buckm^  bnid  Wmkm  n.  dfi.  m. 


1  76  8  €  h  r  A  e  r 

D<is  Gebiet  Ton  Gottschee  ist  derjenige  Theil  yon  Krtin,  der 
wegen  Unwegsamkeit,  noch  lange  nachdem  das  übrige  Land  urbar 
gemacht  war,  eine  nnbetretene  Wiidniss  bildete.  Indem  man  im 
fibrigen  Krain  Qberall  romische  und  barbarische  Alterthümer  findet, 
80  ist  in  Gottschee  noch  nichts  aufgefunden  worden ,  das  andeutete, 
dass  Yor  dem  14.  Jahrhunderte  ein  menschliches  Wesen  dieses 
Gebiet  betreten.  Deutsehe  mussten  kommen  um  hier  einzudringen 
in  die  Wiidniss;  Slovenen  bitten  es  nie  unternommen,  ganz  wie  im 
ungrischen  Bergland,  wo  zur  selben  Zeit  als  in  Gottschee, 
in  gebirgigen,  steinichten  Waldungen,  die  die  umwohnenden  Slo- 
Taken  nicht  zu  benutzen  wussten,  Yon  den  Bergstädten  aus,  jene 
deutschen  Niederlassungen  geschehen  sind,  die  man  die  HSudorfer 
nennt.  S.  meine  Darstell,  der  Mund.  d.  ungr.  Bergl.  S.  144. 

Und  so  bietet  denn  auch  die  Mundart  von  Gottschee  keine 
Spur  von  Eigenthümlichkeiten  dar,  die,  selbständig  aus  uralter  ran- 
d alischer  oder  gotischer  Wurzel  entsprossen,  unterschieden  von 
den  Mundarten  sigambrischen,  markomannischen  und  alemannischen 
Stammes,  sich  entwiekelt  haben  konnten. 

Während  dessen  nun,  als  diese  Anschauungen  sich  in  mir  bei 
meinem  Aufenthalte  in  Gottschee  immer  deutlicher  hervorbildeten, 
hatte  mir  Prof.  J.  Zahn  in  Graz  freundlichst  die  Abschrift  einer  Ur- 
kunde nach  Gottschee  gesendet,  auf  die  ich  durch  die  Anmerkung 
bei  Elze  S.  7  geleitet  wurde  und  die  ich  hier,  nach  dem  ich  sie  mit 
dem  Original  im  k.  k.  Wiener  Hof-  und  Staatsarchiv  verglichen, 
wobei  mir  Herr  Regierungsrath  y.  Meiller  freundlichst  behilflich 
war,  vollständig  mittheilen  will. 

Sie  enthält  die  bisher  bekannte  älteste  Erwähnung  des  Namens 
Gotschö,  wenn  auch  nicht  zu  bestreiten  ist,  dass  die  Gegend  wo 
dieses  Gotschö  entstund,  schon  hundert  Jahre  früher  als  Lehen 
von  den  Patriarchen  von  Aquileja  den  Ortenburgem  verliehen  sein 
mochte.  S.  Tangel,  d.  Grafen  von  Ortenburg  I,  S.  222.  H,  2(1.  40  <). 
So  wird  auch  aufzufassen  sein  die  Angabe  im  Catalogus  cleri  Laba- 
rensis  (1867  S.  131):  «^nno    1247  regio   Gotho  -  Svevorum  cum 

Omnibus     adtinentiis    Friderico   Ortenburgico    concessa    est  etc.**, 

f.— ^— ^^»^■^— ^~  1"  —  ■  — — ^i» 

1)  1339  ward  zur  Capelle  8t.  Barthelmi  xa  Moawald  eine  Seelaorg«atation  errichtet 
(Tangel  II,  163).  Wenn  hier  erlaubt  wire,  an  die  alte  Bartholomiuakirrhe  bei 
Gottschee  and  an  daa  Dorf  Motwald  bei  Gottaehee  am  denken,  ao  nfisste  Moawald 
ilter  aein  ala  Gottaehee. 


A«stif  mHi  6otts«he«.  177 

•bw«l  Irier  irgrnd  eine  Ungeiuioigkeit  oder  ein  llisrerstündniss 
selion  M»  dem  Umstände  klar  ist,  dass  am  jene  Zeit  ein  Friedrich 
T.  0.  nieht  nnehzn weisen  ist  Vermuthtliefa  ist  für  1247:  1277  lo 
setien,  in  welebem  Jahre»  20.  Sept»  die  Belehnang  Friedrichs  t.  0. 
stattfand.  Tangel  IL  40. 

ürkoBde  vom  1.  Hai  138S. 

Nos  Lodouieus  dei  gratis  saiictae  sedis  Aquilegensis  patriarcha 
ad  memoriam  aeternam  esse  uolumos  qood  ad  nostmm  dedacta  noti- 
tiam»  quod  in  quibusdam  nemoribus  seu  siluis  iufra  confines  coratae 
ecciesiae  saiicü  Stepbaiii  io  Reiflfniz  nostrae  aquilegiensis  dioecesis, 
et  in  eius  cura  seu  parochiat  quae  inhabitabiles  erant  et  in- 
cultae,  multae  bominum  babitationes  factae  sint  et  ne- 
mora  buiusmodi  ac  siluae  ad  agriculturam  reducta  et  non  mo- 
dici  populi  congregatio  ad  habitandum  conueoit  jn  quibus  quidem 
lods  per  habitantes  ibidem»  ad  honorem  dei,  et  gloriosae  Yirginis 
matris  et  ad  consolationem  dicti  populi  et  subsequentium  atque  de- 
notionis  augmentum,  de  nouo  quaedam  ecciesiae  constructae  suut 
Tidelicet  in  Gotscbe,  Pöian»  Costel»  Ossiwnix  et  Gotenix 
et  una  infra  conGnes  cumtae  ecc1e>iae  sancti  Petri  in  Ratmansdorff» 
▼idelicet,  in  Chraiuau  i)  etiam  dictae  nostrae  dioeeesis  de  nouo  facta» 
consentiente»  et  concedente  filio  nostro  in  Christo  carissimo  specta- 
bili  eomite  domino  Ottone  de  Ortenburg,  in  cuius  dominio  et  juris- 
dictione  territoria  esse  et  consistere  buiusmodi  dinoscuntur«  Nos 
deuotionero  dicti  populi  ibidem  congregati  ut  suarum  manuum  la- 
bores  roaiiducent  paternis  aflectibus  aduertentes  et  cupientes  ani- 
marum  ipsorum  prouidere  saluti,  ut  per  buiusmodi  prouisionem  ad 
deuotioois  et  charitatis  opera  feruentius  animentur,  supradicto  comiti 
eiusque  baeredibus  cuncedimus  nostro  et  successorum  patriarcharum 
nomine  injitituendi  et  ordinandi  in  dictis  ecciesiis  sacerdotes  ydo- 
neos,  per  quos  celebrentur  diuina,  cura  animarum  exerceatur  salu- 
briter»  sacramenta  administrentur  ecclesiastica  et  seruiatur  lauda- 
biliter  in  diuiuis.  Quorum  sacerdotum  praesentationem  ad  dictos 
comitem  suusque  haeredes  pro  eo,  quod  <)  in  ipsius  dominio  et  juris- 


')   Kronau  in  Ober-Krain. 

*)  In  der  Originalurkunde  im  k.  k.  Staat«*,  Hof-  und  llausarchiv  iat  rrvichtlirh,  data 
der  Text  uraprünglieh  to  lastete.  Eine  tpftttre  Haad  hat  die  Worte  yre  re  ^uo4 

SiUb.  d.  phil.  bist  Cl.  LX.  Bd.,  I.  llfU  12 


178  S  e  h  r  ö  e  r 

dictione  praedicta  consistunt,  spectare  decreuimus  et  uolumiifl  et 
ipsorum  confirmationem  io  ecclesiis  praedictis  yidelicet  Go lache» 
Polan,  Costel»  Ossiwniz  et  Goteniz  ad  plebanum  aeu  recto- 
rem  in  Reiffnitz  et  ecelesiae  io  Chrainaw»  ad  plebanum  aeu  rectorem 
in  Rattmanstorff»  sub  quorum  curis  et  parochiis  esse  noscantor«  q«i 
quidem  sacerdotes»  plebanis  praedietis  et  ipsorum  ptebibus  in  Omni- 
bus subsint,  obediant  et  Intendant,  ac  ipsis  reuerentiam  debitam  ex- 
hibeant  et  honorem  quodque  eontradictores  et  rebeiles  auctoritate 
nostra  ecclesiastica  censura  compellant  In  quorum  omnium  testimo- 
nium  praesentes  fieri  jussimus  nostri  sigilii  appensione  muniri. 
Datae  in  Castro  nostro  Vtini  prima  die  mensis  Maij  sub  anno  domi- 
nicae  natiuitatis  miilesimo  trecentesimo»  sexagesimo  tertio»  indie- 
tione  prima. 

Wir  sehen  aus  dieser  Urkunde»  dass  der  Patriarch  Ludwig 
▼on  Aquileja  um  diese  Zeit  erfahren  habe :  dass  in  gewissen  Hainen 
und  WSIdem  in  der  Nachbarschail  von  Reifnitz  und  zu  dieser  PTarre 
gehörig,  in  Gegenden»  die  bisher  unbebaut  und  unbewohn- 
bar waren»  viele  Menschenwohnungen  entstanden  und  dass  diese 
Haine  und  Wälder  nun  urbar  gemacht  sind.  Es  sei  eine  yolkreiche 
Niederlassung  zu  Stande  gekommen  und  habe  Kirchen  gebaut  in  (der 
Gegend)  Gotschd»  Pölan,  Costel»  Ossiwniz  und  Gotenitz. 
Es  ist  damit  nicht  ausgemacht,  dass  damals  schon  eine  Ortschaft 
GotschS  genannt  wurde.  Die  Stadt  Gottschee  beisst  noch  jetzt 
schlechtweg:  die  Stadt,  und  wenn  man  sie  näher  bezeichnen  will» 
die  Stadt  in  der  Gottschdabe  d.  i.  in  dem  Gebiete  Gottschee. 
—  Was  nun  dieser  Name  bedeutet,  welcher  Sprache  er  angehört» 
ist  schwer  zu  sagen.  Sowohl  in  Gottschee^  als  in  Goieniiz,  ebenso 
in  einem  dritten  Orte  in  Krain :  Goina  vas  (wie  ein  anderer  Ort 
Stovenska  vas  heisst),  Gotendorf»  ist  die  Silbe  Goi  enthalten.  Ein 
Familienname  Goi  und  Code  ist  bei  denCimbri  und  in  Gott- 
schee nachzuweisen.  In  Gottschee  scheint  aber  der  Stamm 
gotsch  enthalten.  Nach  heutiger  Aussprache  (der  zu  Folge 
mhd.  Gotschi  ahd.  Gotschiwa  anzunehmen  ist)  wurde  Gotschdab 
als  gotes  iwa  (Gottes  Recht)  und  als  gote»  si  (Gottes  See)  gut 
u  deuten  sein»  letzteres  besonders  in  Hinblick  auf  die  Runse,  den 


▼erundert  in  et  9ucee»90re»  gut  und  9%  ist  der  Text  aach  xn  lesen  in  den  Bof- 
•cliatsgewdIi>bQchern  im  ArchiTe  der  k.  k.  SUttbalterei  tu  GrMlx  tom.  ir.  pag.  61' 


Rin  Ausflug  nach  GotUcbee.  1  I  9 

wunderbaren  Bergstrom»  der  die  Stadt  Gottschee  einschliesst  und 
unweit  der  Stadt  in  voller  Kraft  entspringt,  um  unterhalb  derselben, 
ebenso  plötzlich  zu  Terseh winden,  ein  Wundersee!  —  Einer  solchen 
Ableitung  ist  aber  entgegen  die  Schreibung  des  Namens  in  obiger 
Urkunde,  die  in  jener  Zeit  nicht  leicht  die  Zusammenziehung  goU 
flir  gottB  und  gewiss  nicht  die  Verwandlung  des  s  in  teh  aufweisen 
wQrde,  wenn  jene  Deutung  richtig  wäre.  Und  dieses  scA  wird  fest- 
gehalten Tom  14.  Jahrhundert  bis  in  unsere  Zeit.  Die  Schreibung 
ist  immer  Goisehe»  im  15.  Jahrhundert,  erst  1496  finde  ich  Goi^ 
9ekee.  Merkwürdiger  Weise  auf  dem  Gottscheer  Stadtsiegel 
Ton  1471:  ngillum  eiuiiaik  in  Kotnchew  (d.  i.  Kotsch4w*)  mit  k^ 
indem  früher  und  später  g  geschrieben  wird.  Die  sloTenische 
Benennung  von  Gottschee  ist  HoS^zje^);  so  findet  sie  sich  bei 
allen  alteren  Schriftstellern  und  in  dem  Familiennamen  Hoc^var,  der 
sich  in  Krain  nicht  selten  findet,  hat  sich  diese  Form  festgesetzt 
Neuere  Schriftsteller  schreiben  Kocdvje  und  leiten  dann  den  Namen 
Ton  Uca  die  Hütte  ab,  eine  Ableitung  die  nur  dann  angenommen 
werden  konnte,  wenn  die  HQtte  auch  k6ca  hiesse.  Aber  Gottschee 
ist  nicht  der  Name  Ton  Hätten,  ursprunglich  nicht  der  Name  einer 
Ortschaft,  sondern  einer  Gegend  im  Urwald.  —  Wenn  ich  nun 
auch  die  gewohnliche  Ableitung  aus  dem  Slovenischen  nicht  an« 
nehme,  so  will  ich  doch  nicht  fibergehen,  dass  alle  fünf  in  obiger 
Urkunde  genannten  Orte  (Gotsehe,  Pölan,  Costel,  Ossiwniz, 
Goteniz)  undeutsch  aussehen*).  Am  deutlichsten  sloTcnisch  ist 
Pölan»  sl.  poljdna  die  Ebene  (wenn  auch,  und  dies  ist  bemerkens- 
werth,  mit  deutschem  Umlaut,  also  in  germanischer  Form,  durch  den 
Bluhd  Ton  Deutschen  dem  Patriarchen  Ton  Aquileja  bekannt  ge- 
worden, bei  Deutschen  in  dieser  deutschen  Form  in  Gebrauch).  In 


*)  »Sie  hcMseo*  (die  GotUcheewer)  »craineriscb  HoUcbeuarie  oder  HotUcheTurie" 
TalTaaor  VI,  299.  Ein  Dorf  Hocevje  finde  ich  auch  bei  (i  utenfel  d  (wieder  ein 
Gotenfeld  tl  Dobrepolje)  im  ReifniUer  Decanat;  ein  drittea  Kocevje,  das  ieb  auf 
keiner  Karle  finden  kana,  toll  bei  Tachemembel  liegen.  S.  Rudeah.  a.  a.D.  S.  264. 

<J  SloTenische  Ortanaoien,  die  Tielleicht  örUicbkeiten  bezeichneten,  bevor  aie  tu 
Dörfern  geworden  aind,  finden  aich  in  mehreren  ganx  deutschen  0.  t«n,  wie  wir 
sehen  werden.  Aber  auch  sloTenische  Fumiüennamen,  die  nur  aum  Thcil  Ober- 
scuutigen  deutscher  Namen  sind  (s.  HlfU)  JagIKsch).  —  Ein  Beispiel,  wie  die 
Namen  deutscher  Ansiedelungen  amtlich  übersetit  werden,  fShrte  ich  an  Darstel- 
lung (s.  AbkQrzungen  unten  8.  287)  Seite  13. 

\2* 


180 


S  c  k  r  ö  e  r 


eigentlich  deutschem  Goltschecwer  Gebiet  Uegen  davon  jetzt  nor 
Gottschee  und  Gütenitz;  Püland»  Costel  und  Ossiunitz  sind  jetxt  ganz 
slovenisch,  womit  freilich  nicht  gesagt  ist,  dass  sie  es  ursprünglich 
waren.  Sie  liegen  an  der  Grenze  von  Gottschee  und  sind  vieiieicht 
im  Laufe  der  Jahrhunderte  slovenisiert  worden.  Aus  obiger  Urkunde 
ergibt  sich  mir  mlmlich  folgendes  Bild  von  der  ursprünglichen  Ansie- 
delung in  Gottschee.  Bei  der  Bevölkerung  von  Krain  hatten  die  Ge- 
genden der  benachbarten  Wildniss  allgemeine  Namen  wie :  Uoei^je* 
Gotnicat  Poydne,  deren  erstere  beiden  vielleicht  uralt  und  daber 
schwer  zu  deuten  sind,  indem  die  letztere  die  Örtlichkeit  als  Ebene 
bezeichnet,  wie  das  benachbarte  Thal  (Dol)  an  der  Kulpa. 

Ossiunitz  bezeichnet  sein  Name  vielleicht  als  Neuland»  Aiuaat» 
wenn  es  gestattet  ist  an  slovenisch  aejdti  (säen  und  sieben)  zu  dec- 
ken, wobei  mir  die  slovakische  Form  asywdm  vorschwebt.  Koatel 
(vonlat  castellum:  Burg,  slovakisch:  Kirche)  bei  Fara  (/iira  be- 
deutet jetzt  slovenisch:  Pfarre,  eine  schon  wegen  des  Anlautes  un- 
slaviscbe  Form,  wohl  ursprunglich  aus  nocpouia,  parochia  zunächst 
aber  aus  dem  Deutschen  abd.  pfarra  und  farra  entlehnt)  hat  wel 
von  einem  kirchlichen  oder  weltlichen  Bau  seinen  Namen.  In  diesen, 
bis  dahin  unbewohnbaren  Gegenden  (^Hainen  und  Wslldern**  wie 
die  Urkunde  sagt)  hat  sich  um  die  Mitte  des  14.  Jahrhunderts  zahl« 
reiches  Volk  angesiedelt  und  Kirchen  gebaut  in  Gottschee  (so  hiesa 
ursprunglieh  wol  die  Gegend  etwa  zwischen  Milterdorf  und  MSael, 
die  jetzt  das  Land  heisst),  in  Gotenitz  (der  Gegend  die  jetzt  daa 
Hinterland  heisst)  und  an  der  Siidgrenze  von  Gottschee  in  Ptf- 
land,  Costel  und  Ossiunitz.  Die  neuen  Ansiedler  haben  die  Namen  der 
Gegenden,  wo  sie  schon  benannt  waren,  angenommen  und  nur  neu 
entstehende  Ortschaften  neu  benannt.  So  erkläre  ich  mir  die  slove- 
nischen  Namen  auch  noch  einiger  anderer  Orte  mitten  unter  deutschen 
Ortsnamen,  in  deutscher  Gegend  von  Gottschee.  z.  B.  Malgern 
(sl.  mala  gora:  kleiner  Berg),  Tappelwerch  (sl.  topli  verh:  Warm- 
berg) u.  a.  Das  Gebiet  von  Gottschee  dehnt  sich  nördlich  bis  über 
Altlaag  hinaus,  östlich  bis  Maschen  (zur  ^Masche**  sl.  Cennosnjice^ 
amtlich  jetzt  TschermoschnUz). 

Es  fragt  sich  nun,  ob  diese  Ansiedler,  die  auf  einmal  „unbe- 
wohnbare Gegenden-  in  weitem  Umkreis  urbar  machten,  Deutsche 
waren?  Die  von  Gottschee  und  Gotenitz  waren  es  bestimmt,  dalur  zeigt 
schon  der  Pfarrer  Johannes  Zengg  (al.Zin  k)  aus  Schwaben 


Ein  Ausflug  nach  Gottscbee. 


181 


(Metnmingen) ,  der  in  Riegg,  Gottenitz,  Prausenprun- 
II en  (?  etwa  Pruse)  vom  Jahre  1370  bis  1414  wirkt.  Zu  Gottscbee 
wirkte  1393,  so  viel  bekannt  ist,  ein  Plebanus  Hermann us. 
Ich  mochte  glauben,  dass  auch  die  anderen  Rodungen  zu  Polan, 
Koste!  und  Ossiunitz  von  Deutschen  gemacht  wurden.  Deutsche  haben, 
wie  gesagt,  Bahn  gebrochen  und  gezeigt,  dass  man  wohnen  kann  in 
Gegenden,  die  anderen  Volkern  unbewohnbar  schienen  >).  Obwol 
die  Namen  von  Gottscbee  und  von  Gottenitz  nicht  deutsch  sind» 
waren  die  ersten  Bewohner  dieser  Orte  Deutsche  und,  wenn  nun  gleich- 
zeitig mit  ihnen  auch  jene  anderen  in  unbewohnbaren  Hainen  gele- 
genen Orte  urbar  gemacht  wurden,  so  geschah  dies  wahrscheinlich 
atfeh  durch  neuangekommene  Deutsche;  hätten  die  Slovenen 
Lmst  gehabt,  in  diese  Wildniss  einzudringen,  so  konnten  sie  dies 
Ifiiigst  versuchen,  aber  es  geschah  erst  jetzt»  w'O  eine  Einwanderung 
von  Tauiienden  unternehmender  Deutscher  stattfand  und  wird  denn 
aoeb  durch  sie  geschehen  sein.  Daf&r  scheint  mir  stark  zu  sprechen  der 
Umlaut  in  dem  Ortsnamen  P  o  I  a  n,  der  in  der  Urkunde  von  1 363  —  ich 
habe  das  Original  im  Staatsarchiv  eigens  desshalb  eingesehen» — zwei- 
mal vorkömmt  und  mit  der  lebenden  Mundart  übereinstimmt;  es  heisst 
auch  Jetzt  noch  Pol  and.  Weder  der  Graf  von  Ortenburg,  noch  der 
Patriarch  wurden  den  Ortsnamen  germanisiert  haben,  und  die  Form, 
in  der  sie  ihn  urkundlich  nennen»  ist  gewiss  die  populäre,  bei  der 
Bevölkerung  übliche;  eine  Bevölkerung  aber,  die  eine  von  Slovenen 
Potj6ne  genannte  Ebene  Pol  an  nennt,  kann  nicht  slovenischer 
Zunge  isein. 

Woher  diese  Deutschen  nun  kamen»  ist  die  nächste  Frage.  Die 
Mundart  antwortet  darauf:  es  sind  im  Ganzen  Markomannen»  die 
Mundart  hat  im  Ganzen  den  Charakter  der  baierisch-5sterreichiscben 
Ostlechmundarten,  aber  mit  einem  alten  Zusatz  von  Schwaben  und 
Fi'anken  her,  durch  den  sie»  bei  grosser  Verwandtschafl  mit  der 
Mundart  der  Cimbri  und  der  Kärntner,  sich  von  diesen  in  vielen 
Wortformen  und  gewissen  Lauten  unterscheidet 

Die  Schwiegertochter  jenes  Otto  von  Ortenburg,  zu  dessen 
Zeiten  Gottscbee  bevölkert  wurde,  war  Margaretha  geborne  von  Teck 
und  Hohenlohe,  ihr  Bruder  Ludwig  ward  später  Patriarch  von  Aqui- 


*^  Gani  to  wie  unter  dea  SIoTaken  im  ungr.  Bergland  die  Gegenden  der  Hiadörfer, 
die  gleichzeitig  mit  Gottscbee  gegrfindet  wurden.  Siebe  Seite  tS3. 


182  S  c  h  r  ö • r 

leja.  Die  Besitzungen  dieser  Familie  reichen  nun  in  schwfibisebcs 
und  fränkisches  Gebiet.  Der  Schreiber  der  Grafin,  dann  Pfarrer  iu 
Rick»  J.  Zink»  war  aus  Memmingen»  und  zu  ihm  kam  Burkard  Zink» 
sein  Neffe  und  dieser  war  von  ihm,  wegen  der  Schule  „in  die  Reif- 
nitz  in  die  kost  gedinget  zu  ainem  biderben  man  Hans  Schwab» 
der  war  graf  Fridrichs  baumeister  zu  Ortenburg**  (wie  B.  Zink 
erzahlt).  Dieser  war  wol  auch  ein  Schwabe  9. 

Hier  haben  wir  nun  einer  Sage  zu  gedenken,  der  Else  ge- 
schichtlichen Werth  beilegt.  Vaivasor  erzahlt  XI,  S.  194,  der  Bischef 
Thomas  Chron  habe  im  Jahre  1KU9  im  freisingischen  Archiv  m 
Bischoflack  folgende  Nachricht  abgeschrieben :  „Carolus  IV.  Impe- 
rator, rex  Bobemiae,  delictis  Franconibus  et  ThuriDgisad 
petitionem  Frrderici  comitis  ab  Ortenburg,  dedit  ei  300  Tiroa  con 
conjugibus  et  liberis  in  servitutem,  qui  alias  debebant  puniri  propter 
rebellionem:  quos  transmisit  ad  silras  ubi  nunc  Gotsevia  est:  qui 
processu  temporis,  excisis  arboribus,  Septem  ecclesias  parochiales 
erexerunt" 

Überraschend  ist  nun,  dass  von  den  sogenannten  Hfiudorfem  im 
ungrischeu  Bergland,  die  mich  schon  so  oft  an  die  deutschen  Gottscbee- 


1)  über  Burkard  Zink  t.  die  Chroniken  der  denUchen  SUIdte  rom  14.  bb  ia« 
J6.  Jahrhundert.  Leipzig  1S6S.  V.Bd.  Chronik  dea  B.  Zink  1368—1168.  B.  Ziak 
ist  geboren  an  Memmingen  1396,  wo  aein  Vater  »ein  gewerbic  man*  war,  der 
aich  durch  aeiaea  Haadelabetrleb  aaeh  der  Steiermark  «dr  and  gaei* 
erworben  hatte.  —  Burkard  Terüeaa  mit  dem  11.  Jahre  die  Heimat  und  begab  aicb 
an  aeinem  Oheim,  Pfarrer  an  Riek  in  Gottachee  etc. ;  er  kam  apSter  an  Reichtbam 
und  Anaehen  in  Augsburg,  "i*  1474. 

Ich  gebe  die  SteUen  aua  seiner  Chronik,  die  hieher  gehören,  im  WSrterbacbe 
«nter  Zink.  —  In  der  rorllegendea  Ausgabe  ist  die  Schreibuag  der  Orleaameo 
fielfach  eatateUt  So  ateht  einmal  ReisnitafSr  Reifnita  and  GÖtse  fSr  Ootlacbat 
(wenn  in  der  Stellet  „darnach  [aog  ich]  gen  Götae,  Feaatrita,  Ciüi  etc.*  nicht  •!■ 
anderer  Ort  gemeint  ist).  Dieae  Lesart  ist  unhaltbar,  wenn  man  die  Sehreibaagea 
Gotache  (1363),  Kotschew  (1471),  Gotschee  (1496)  und  ao  fort  bis  1868 
▼or  Augen  hat.  Im  Staataarcbtr  befindet  sich  eine  Urkunde,  ein  Pfandbrief  Raa* 
rad'a  von  Tschernembl  Tom  24.  Jinner  1378,  in  welchem  der  Ortsname  Kdtaebe 
Torkömmt  Ich  kann  auch  diea  nicht  für  Gottachee  halten.  Wir«  ea  Gotlecbee, 
dann  wilrde  dadurch  obige  8chreibung  Götae  eineraeits,  andereraeita  der  Aalaal 
in  jenem  Kotschew  allerdinga  einigen  Halt  gewinnen.  —  Viel  wahracheinlichar 
ist  aber  hier  daa  8. 179  erwibnte,  Tielleicht  jetat  erloschene,  Kosherje  bei  Tacbar- 
nembel  au  verstehen.  —  Ein  Ortsname  Kotschen  bei  Riek  (s.  d.  Wörterb.)  iat 
noch  au  erwähnen.  Dieser  dürfte  nun  wol  dus  slovenische  Aura  Hütte  ent- 
halten. 


Ei«  Auflag  Back  GotUchee.  183 

wer  erinnerten  und  mit  diesen  und  den  Cimbri  durch  die  Verwnnd- 
lung  des  f  in  w  und  des  tp  in  6  eine  gemeinsame  EigenthSmlicbkeit 
tofweisen»  die  sie  Ton  allen  andern  deutschen  Mundarten  unterschei- 
det (besser  und  mtner  sprieht  man  in  den  VII  eomuni  wie  in 
KrickerhSu  für:  Wasser  und  Feuer;  in  andern  Häudorfem  und  in 
Gottschee:  boMer  und  waitr)»  die  gleichzeitig  mit  denGottscheewem 
sich  angesiedelt  haben,  eine  ihnliche  Sage  erzihlt  wird;  s.  mein  Wör- 
terbuch Seite  17.  —  Szegedy  erzählt  nämlich  in  seinen  Rubricae 
juris  hung.  Tyriiau  1734,  pars  ü.  pagina  96 :  Karl  V.  habe  nach  der 
Schlacht  bei  HQhlberg  (1S47)  seinem  Bruder  Ferdinand  eine  an- 
sehnliche Zahl  Ton  kriegsgefangenen  Sachsen  zugesandt,  die  in  der 
Barscher  Gespans<hafl  angesiedelt  wurden;  und  das  sollen  die  Vor- 
fahren dieser  Häudorfler  sein.  Dass  diese  Häudörier  älter  sind,  habe 
ich  urkundlich  nachgewiesen,  Nachtrag  S.  32.  Darst  S.  144 — 164 
(Kunushou  gegründet  1342:  Krickerhou  1364;  Glaserhou  1360; 
Schmidshäu  bestand  spätestens  schon  1393;  Deutsch-Praben  aber 
schon  1293). 

Da  nun,  nach  unserer  obigen  Urkunde,  die  Gründung  der  Gott- 
scheewer  Niederlassungen  durch  Kriegsgefangene  gleichfalls  sich  in 
eine  Sage  auflöst,  so  mochte  man  fast  annehmen,  dass  ein  Bestand- 
(beil  der  Berolkerung  an  beiden  Orten  eine  Stammsage  mitbrachte, 
wie  sie  etwa  die  rumischen  Kriegsgefangenen  des  Katwalda,  die 
zwischen  Marus  und  Kusus  sich  niederiiessen,  und  den  qnadischen 
Vannius  zum  Konig  erhielten  (Tacit  Annal.  11,  62),  von  ihrer  An- 
siedelung erzählen  mochten. 

Die  Gottscheewer  Sage  liegt  aber  yon  dem  geschichtlich  Be- 
kannten nicht  so  weit  ab,  als  die  der  Häudorfer.  Die  Niederlassung 
fallt  in  der  That  in  die  Zeit  Kaisers  Karl  IV.  Auflallend  ist  nur,  dass 
der  Kaiser  die  besiegten  300  Familien  dem  Grafen  Friedrich  yon 
Ortenburg  schenkte,  derVicedom  des  Hochstifts  Bamberg  in  Kärnten 
war,  und  dass  dieser  damit  Gottschee  bcTölkerte,  indem  mit  Gott- 
schee sein  Bruder  Otto  belehnt  war.  Es  bleibt  die  Möglichkeit,  hier 
anzunehmen,  dass  ein  Theil  in  Kärnten  unter  Friedrich  sich  nie- 
derliess  und  die  Übrigen  in  Gottschee,  so  dass  gewisse  auffallende 
Gemeinsamkeiten  im  Kämtischen  und  Gottsehecwischen  darauf  zurQck 
zu  fuhren  wären.  Geschieht-  und  Sprachforscher  können,  dieser  Ver- 
muthung  nachgehend,  hier  yiclleicht  noch  anziehende  Ergebnisse 
erzielen;  wenn  auch  die  ganze  Erzählung  etwas  Abenteuerliches  hat. 


184  S  c  b  r  ö  e  r 

Ist  diese  Sage  auf  geschichtlichen  Thatsachen  beruhend,  so 
kann  die  der  Haudörfer  eine  Entstellung  derselben  Geschichte  sein, 
die  Yon  Kärnten  oder  Krain,  durch  Zuwandern  in  die  Häudurfer  (die 
vielfach  statt  gefunden  hat»  wie  ich  nun  gewiss  bin)  Terpflamt 
wurde. 

3.  Sügenfhflmlichkeit  der  Oottscheewer  Mundart 

Den  Ausspruch  Wein  hol d*s»  bair.  Grammatik  Seite  9  Anmer- 
kung **) :  die  Gotscheer  Mundart  sei  bairisch  mit  windischen  Ein- 
flüssen» kann  ich  nicht  als  völlig  zutreffend  anerkennen.  Die  Eigen- 
thumlichkeit  der  Hundart,  d.  h.  die  Eigenschaften,  durch  welche  die- 
selbe von  dem  Bairisch  der  nächst  gelegenen  deutschen  Gebiete 
absticht,  sind  zum  grossen  Theile  deutschen,  wenn  auch  nicht  bai- 
rischen  Ursprungs.  Der  Einfluss  des  Windischen  oder  Slovenischen 
auf  die  Mundart  ist  lange  nicht  so  gross,  als  der  des  Deutschen  auf 
das  Slovenische,  und  manches  mahnt  zur  Vorsicht  gegen  allzuschneHe 
Zugestandnisse  dem  Slovenischen  gegenüber.  Die  Verwandlung  des 
w  in  b  wird  z.  B.  slovenischem  Einflüsse  zugeschrieben.  Wir  finden 
diese  Verwandlung  im  Anlaut  vor  Vocalen  nun  durchaus  im  Ciro- 
brischen  und  im  ungrischen  Bergland  (in  den  MGrunden**  und  in  den 
„Häudörfern**).  Sollten  die  Cimbri  diese  Eigenheit  von  den  Slovenen 
haben?  oder  die  Dopschauer?  —  Betrachten  wir  einmal  das  Verhal« 
ten  der  Slovenischen  Sprache  gegenüber  dem  deutschen  w  und  zwar 
an  entlehnten  Wortern»  an  denen  kein  Mangel  ist,  und  vergleichen 
wir  damit  die  Form,  die  das  Wort  in  Gottschee  annimmt : 

heiBst  8]o?enif ch :    in  Gottschee :    cimbriach : 
vaga 
vamp 


abd. 

mbd« 

wdga 

wäge 

toampa 

wambe 

waao 

wase 

tDua 

wüe 

wisjan 

wisen, 

whari 

wt$er 

wtiochar 

wuoche\ 

böge 

baga 

bämpe 

— 

— 

bttw 

bi§e 

bUa 

ballen 

— 

baifar 

buochar 

_» 

vaze 

Vize 

v'iiati 

vizar 

vohernija 

Das  von  der  Regel  abweichende  slovenische  bognar  Wagner, 
madjar.  bogndr  ist  im  Slovenischen  wahrscheinlich  nicht  unmittelbar 
aus  dem  Deutschen  entlehnt. 

Wir  sehen,  die  Verwandlung  desfTin  B  ist  nicht  slovenischem 
Einflüsse  zuzuschreiben»  obwol  der  Slovene,  deutsch  redend»  so  wie 


Ein  Ausflug  Dach  Gottschee. 


185 


ahd. 

mhd. 

farawa 

varwe 

faldan 

valteti 

for$t 

vorsi 

gefaiero 

gecatere 

frUt 

vrut 

frithof 

vrilhof 

frum 

trum 

n  Gottithee: 

einbr. : 

tDurbe 

warba 

wälden 

tvalden  (?) 

wor§i 

t0ar$i  (?J 

(tötCt  göie)  gawaier 

ttri§t 

— 

wraiiof 

wraiiof 

wrum 

imrm  (fj 

der  Cimbro  oder  Gottscheewer,  gerue  b  tnr  w  spricht.  Ober  das 
Alter  und  die  Ausbreitung  der  ErscheiDung  ».  meiue  Lautlehre  S.  227. 
Weinh.  bair.  Gr.  S.  128  f. 

Ebenso  moebte  man  die  Verwandlung  des  f  in  tp»  die  wir  in 
Gottschee  finden»  slovenischem  Einflüsse  zuschreiben.  Dieselbe  Er- 
scheinung treffen  wir  bei  den  Cimbri  und  in  den  ongrisehen  Handor- 
fern.  Wie  die  slovenische  Sprache  sich  aber  zu  dem  deutschen  f 
TerhSlt»  wollen  wir  wieder  an  Beispielen  sehen  in  Wörtern,  die  aus 
dem  Deutschen  entlehnt  sind : 

it  ftloYenisc] 

baroa 

bavd^ali 

borii 

böier 

briii 

brüof 

brumin 

Die  Verwandlung  des  /*  in  lo  stammt  demnach  wieder  nicht  ans 
dem  Sloveuisehen,  denn  der  Slorene  verwandelt  f  in  b»  wenn  auch 
nicht  immer;  manchmal  bewahrt  er  das  deutsche  f.  Aber  auch  diese 
Wörter  unterscheiden  sich  rom  Gottscheewischen: 

»hd.  nihd.  heisstsloT.     in  Gottschee:  in  Krickerhil«: 

(fingarhuot)       vingerhuoi        fingrai      wingarhuei 
tzi 
to 

Das  mhd.  ei  spricht  der  Gottscheewer  oL  Dieses  oi  ist  aber 
eher  in  Schwaben  als  im  Slovenischen  zu  Hause.  Das  Slorenische 
gibt  diesen  deutschen  Laut  verschieden,  s.  B.  in  marof  mhd.  meiere 
hof  nach  dem  österreichischen  mdrhof.  In  Gottschee  heisst  der 
Meier:  moirar»  —  Ahd.  geisilä»  mhd.  geisel  heisst  slovenisch  jra«£i{/'a, 
in  Gottschee:  goi§el — Ahd^aeifä,  mhd.  seife  heisst  slovenisch  iajfap, 
in  Gottschee  foi/«,  ja  selbst  fir^i/tf. — Ahd.  meinungop  mhd.  meinunge 
heisst  slovenisch :  majnunga,  in  Gottschee  moinunge.  Nur  in  ahd. 
leiird  mhd.  fetV^r  stimmt  derVocal  im  Slovenischen  zur  Mundart  von 
Gottschee;  slovenisch  lojira»  in  Gottschee  l&iier,  vielleicht  geradezu 
aus  dem  Gottscheewischen  entlehnt. 


firwizzi 

virwiiz 

firbic 

wirbiiz 

furisio 

vürsie 

firä 

vmr§ie 

fogalhÜB 

vogelkm 

foglovi 

wögelhau§ 

fri 

vri 

fraj 

wrai 

wüebeit 


186 


S  c  h  r  Ö  f  r 


Das  mhd.  i  ist  Gottscheewisch  ai,  selbst  Fridertch :  Wridraich  ; 
guldin:  guldain'j'vinilichenp  waintlain;  im  Slorenischen  wird  es 
kurzes  i :  mhd  glicK  slov.  glih,  ml^d.  lim,  slov.  lim,  mhd.  lükauf 
sIoT.  Za&o/;  mhd.  rtben,  slov.  ri6a/t;  mhd.  ribtsen  (Reibei8en),^sIoT. 
ribeiin,  mhd.  sntdaere  (Schneider),  slv.  inidar;  mhd.  wi*««  (Weise) 
8loY.^i;i2;a;  mhd.  zw^d  (Zweifel)  slor.  cvibel  —  Mhd.  -Itn  wird  in 
Gottschee*-/^,  slov.  -^'  in  gottsch.  oarringle,  slov.  oringelj  u.  s.  f.  — 
In  neuerer  Zeit  entlehnte  Worter  haben  sloveniseh  allerdings  fSr 
mhd.  i :  aj  :  cuipaiz  (Zuspeise),  cajiinge  (Zeitung)  u.  a. 

Worin  die  Mundart  von  Gottschee  mit  dem  Slovenischen  Qber- 
einstimmt,]das  sind  aber  folgende  Punkte : 

1.  Der  Abfall  und  Ausfall  des  A.  Sloveniseh  zeigt  in  entlehnten 
deutschen  Wörtern,  mit  A  im  Anlaut»  oft  diesen  Abfall  des  h:  ajda 
(auch  jäda  Heidekorn),  anioerh,  antverhar  (Handwerk,  Hand- 
werker), optah  (Hauptbuch),  ofert  (hoITahrt).  Die  Mundart  von 
Gottschee Jasst  h  im  Anlaut  zuweilen  fallen  (ich  horte:  ör  Heer  u.a.) 
und  setzt  es  manchmal  wieder  vor  Selbstlauten  vor  (/lati/i  Alp  u.  dgl.), 
beides  aber  so,  dass,  ohne  Stätigkeit,  auch  der  andere  Fall  vorkom- 
men kann  (hSr,  Aup).  —  So  schreibt  cimbrisch  der  Katechismus  von 
1602:  hersten  für  ersten,  aiUghen  für  hailigen  u.  dgl.  CWtb.  4. 
Die  Kröte  heisst  haffa  und  afa  CWtb.  127. 

Die  Übereinstimmung  zwischen  cimbrisch,  gottscheewisch  und 
sloveniseh  ist  nun  wol  nicht  dem  Einflüsse  des  letzteren  auf  erstere, 
sondern  dem  gemeinsamen  Einflüsse  des  Italienischen  auf  diese  Spra- 
chen zuzuschreiben.  Dass  der  Italiener  (wie  der  Franzose)  das  anlau- 
tende h  gerne  unausgesprochen  Iftsst  (wie  auch  der  Neugrieche  den 
Spiritus  asper)  und  es  dann  oft  ungehörig  vorsetzt,  ist  bekannt 

2.  Die  Verwandlung  des  «  in  f  (sloveniseh  i,  zu  sprechen  wie 
fi*anzösisch  je}.  Mittelhochdeutsches  e  im  Anlaute  verwandelt  sich 
im  Slovenischen  vor  Vocalen,  vor  w,  l  und  (zum  Theil)  vor  nm  ii 
iajfa  Seife,  zenof  Senf,  zaga  Säge,  zamet  Samet,  iegin  Segen, 
zehtar  Sechter,  zemlja  Semmel,  zida  Seide,  zlahia  ahd.  slahta  Ge- 
schlecht, Verwandtschaft,  zläk  Schlag,  znabel  Schnabel,  zviplo 
Schwefel.  Vor  p,  i  wird  es  aoharf  gesprochen  und  /  (seh)  geschrie- 
ben :  tpampei  Spannbett,  iparati  sparen,  spas  Spass,  ipdk  Speck, 
fpt/;a  Spille,  fpot  Spott,  iirafati,  iirafinga  strafen,  Bestrafung;  itrena 
Strän;  «ifuifc  Stuck  (Kanone)  u.  a.  Einigemale  wird,  vielleicht  unrich- 
tig, auch  vor  n  9  geschrieben:  iniileh  Schnittlauch,  snjajcar  (von 


Eio  Ausflug  Dich  GotUchee.  187 

mhd,  sniuze  Schneuze)  Lichtscheere,  inofcUi  schnupfen.  Das  nihd. 
9ch  wird  Sf  zuweilen  ik:  sala  Schale,  iapel  mhd.  $chapel;  iek 
Schecke,  iina  Schiene,  iuba  oder  iavba  Schaube,  skaf  Schaff,  akdpa 
Schaub,  ikarje  Scheere,  ikrdi  mhd.  $chrate  (elbisches  Wesen). 

Inlautend  und  auslautend  wird  •  zu  i:  gaiilja  Geisel,  rozin- 
kranc  Rosenkranz,  gariroza  Gartenrose,  viza  Weise,  ipiza  Speise, 
vaza,  ruza  Wasen,  Rasen,  glaz  Glas. 

Mhd.  ^  bleibt  scharfes  •;  /Js,  Uaaii  Loos,  loosen.  Romanisches 
$  ebenfalls  in  solddi.  Daher  dürfte  das  i  ein  Zeichen  sein,  dass  zegin 
Seegen  nicht  direct  aus  Signum  ins  Slorenische  übergegangen  ist 
sondern  aus  dem  Deutschen  (ahd.  sigan,  mhd.  nigen). 

Diese  Verhaltnisse  entsprechen  nun,  ihrem  ganzen  Umfange 
nach,  dem  gottscheewischen  Lautstande  und  hier  müssten  wir  nun 
slovenischen  Einfluss  gelten  lassen,  wenn  diese  Erscheinung  nicht 
gerade  wie  die  unter  1.  besprochene,  auch  im  Cimbrischen  und 
Italienischen  (und  Furlanischen,  s.  oben  Seite  171)  zu  bemerken  wäre. 
Zu  bedauern  ist^  dass  in  der  im  CWtb.  gegebenen  Lautlehre  dieser 
Punkt  nicht  ausfuhrlicher  behandelt  ist,  obwol  ich  aus  den  daselbst 
gegebenen  Andeutungen  anzunehmen  nicht  Anstand  nehme:  dass  das 
Verhfiltniss  ganz  dasselbe  ist.  »f  klingt,  nach  der  italienischen 
Aussprache  jener  Gegend,  fast  wie  «cA,  slavisch /**  CWtb. 
S.  45.  Dieses  «Aist  wie  «cA,  slavisch  /**  bezeichnet  wol  nichts 
anderes  als  das  tönende  seh  d.  i.  |,  slorenisch  «,  französisch  je.  Dass 
es  Tor  /  Hl  n  6  («->  w)t  wie  im  Gottscheewischen  tönend,  vor  p  und  / 
scharf  klingt,  dürfte  Schmeller  entgangen  sein.  Vor  r  wird  »ch 
(scharQ  geschrieben  und  gesprochen.  „Für  die  «,  die  es  auch  in  der 
alteren  deutschen  Sprache  sind,  setzt  das  Cimbrische ,  obgleich  sie 
wie  die  oberilalienischen  s  gesprochen  werden,  sein  einfaches  «,  als 
glas^  matts,  diiar,  lesen,  biso**.  Es  wäre  demnach  zu  schreiben,  wie: 
in  Gottschee:  gla§  (slo venisch  glaz),  mau§,  di^ar»  le§en,  bi§o.  „Chs 
wird  geschrieben  —  es  und  ausgesprochen  —  kseh,  wie :  ocsot  bacsp 
vucs  (ohs,  leahs»  vuhs)**  also  oirfo,  bak^^  wuk§  wie  in  Gottschee  <). 

Wenn  wir  demnach  nicht  annehmen  wollen,  dass  das  Slove- 
nische  auch  auf  das  Furlanische,  Oberitalische,  Cimbrische   ge- 


^)  Die  Walter  in  Vorarlbergs  haben  unter  anderm  auch  f  (%.  B.  /t;  sie)  im  Anlaut, 
a.  Fromm.  IV,  324.  Die  Deutachen  am  Monte  Rosa  ebenao:  /fn,  hufo^  Ufan^  sein, 
Hase,  lesen  Schott,  die  Deataoben  in  Piemoat  ISS. 


188  S  c  b  r  ö  e  r 

wirkt  habe»  so  müssen  wir  wieder  einen»  vielleicht  klimatischen?  ge- 
meinsamen Einfluss  aufSlovenisch  und  Gottscheewisch  gelten  lassen. 

Die  Angabe  in  Weiuh.  bair.  Gr.  §.  1S4:  «der  bairische  Mund 
spricht  B  im  Anlaut  ohne  Schärfung  aus**  ist  ungenau.  So  weit  mir 
österreichische  Mundart  gegenwärtig  ist  (und  diese  ist  bei  Wein- 
hold unter  der  bairischen  mit  inbegriffen),  spricht  dieselbe :  sagen, 
sehen,  singen,  sorgen,  Suppe  ganz  scharf:  szägn,  szegn,  szingen, 
szorgen,  szuppn  und  kennt  das  nd.  tönende  s  (franzos.  s  in  prisant) 
im  Anlaut  gar  nicht.  Vgl.  Lexer  kämt  Wörterb.  S.  XIV:  „S.  Im  An- 
laute scharf  gesprochen**.  Dies  sz  für  s  steht  auf  Einer  Stufe  mit 
p  für  b,  t  für  d.  Auch  diese  tönenden  b  und  d  kennt  die  österrei- 
chische Mundart  vor  Vocalen  im  Anlaut  nicht. 

Das  I  fSr  «  steht  dem  nd.  tönenden  s  näher,  als  diesem  ge-  • 
schärften  österreichischen  s%  für  s.  Und  da  in  Gottschee  nun  dieses 
I  streng  geschieden  wird  von  ursprunglichem  z,  so  möchte  man  auf 
eine  frühere  ron  der  österreichischen  verschiedene  Aussprache  dieses  • 
•  in  Gottschee  schliessen,  die  dem  nunmehrigen  f  vorausgegangen  ist. 

3.  Der  Übergang  des  /  in  «  vor  Consonanten  und 
nach  einem  Vocal.  Der  Gottscbeewer  spricht  das  A  ähnlich  dem 
SiebenbOrger  Sachsen  und  gewissen  Häudörflern  im  ongrischen  Berg- 
land, s.  meine  Lautlehre  S.  213»  schwerfallig  aus.  In  Wörtern  wie: 
a//,  alp,  galgen,  salbe,  mal  spricht  er  es  entweder  dem  polnischen  i 
ähnlich  oder  ganz  vocalisch :  z.  B.  äit,  ätp»  gäigen,  §äibe,  mät  oder 
äutf  äupp  gäugen,  ^äube,  mäu. 

Diese  Erscheinung  finden  wir  nun  auch  im  Slovenischen,  wo 
galge  und  gavge  der  Galgen»  geschrieben  wird,  ebenso :  zavba  die 
Salbe  u.  a.  m. 

Dieser  im  Niederländischen  häufige  Übergang  (alt:  o«/,  wald: 
teout  halten :  hauden,  salz :  saui  u.  s.  f.  Gr.  gr.  I*,  467,  482)  findet 
sich  im  Alemannischen,  t,  B.  in  Argau:  wald:  watiwd,  wal:  wauw\ 
aut,  band,  Goud:  alt,  bald,  Gold  etc.  Spuren  davon  in  der  inner- 
rhodischen  Mundart  Appenzells,  im  Wallis  und  am  Monte  Rosa, 
s.  Weinh.  al.  Gramm.  S.  162,  130.  Am  weitesten  ausgebildet  im 
ungrischen  Bergland  in  Hopgaard,  s.  meine  Lautlehre  S.  213* 
Neue  Beispiele  von  daher  theilt  mir  mit  E.  Lindner,  die  ich  hier 
folgen  lasse:  §idun  stehlen,  de^idun  gestohlen,  wiun  wellen  (wollen), 
soun  sollen,  demdun  gemahlen,  hotzeun  Hutzeln,  euhe  eilfe,  zweube 
zwelfe,  heuf  hilf!  wüuf  Wolf,  wüuwen  Wölfe,  göugenbdrtj  Galgen- 


Eia  Aoiflug  nach  GotUchee.  |  89 

b«rg,  haube  halbe,  djdud  geld»  gond  gold,  äuier  alter»  wöuip  wuut 
ond  trti/^  wollte,  ouat  alles,  ir^iwf  willst,  pousch  poliseh,  füui  fühlt, 
ild/iiii^  gefühlt,  iieuiij  (gelucke)  Glück. 

Andere  Umgestaltungen  des  deutschen  Lautes»  die  dem  Store- 
nischen  eigen  sind,  theilt  das  Gottsehee wische  nicht.  Z.  B.  erweicht 
das  Slo venische  das  auslautende  k:  antverh^  sp^K  imak  Handwerk, 
Speck,  Geschmack,  indem  das  Gottscheewisehe  diese  Auslaote  noch 
in  alter  Welse  k  spricht;  daron  ist  ploch  Block  keine  Ausnahme, 
denn  dies  ist  die  echte  hd.  Form,  rohd.  hloch. 

Else  findet  in  den  Ausdrücken  (sieh  unten  im  Worterb.  S.262  unter 
hairäien)  mannen  und  baihen  für  heiraten  sloTenischen  Einfluss, 
indem  ozeniii  se  und  omoiiii  %e  allerdings  wortlich  dasselbe  ist  Da 
aber  auch  inVorarlberg  gesagt  wird:  sie  hat  gmannet  und  er  hat 
gwtbet  CWtb  14S\  cimbr.  maHnen  und  baiben  ebenso  gebraucht 
wird  Wtb.  108,  145,  ja  die  Ausdrücke  manndn  mbdn  schon  ahd. 
Torkommen,  so  ist  hier  kein  Grund  Torhanden  Entlehnung  anzunehmen. 

Die  slovenische  Zunge  verwandelt  demnach  den  deutschen  Laut 
entweder  ganz  anders  als  derselbe  in  Gottsehee  gestaltet  wird,  oder 
sie  steht,  wo  sie  mit  der  Gottscheewer  Aussprache  übereinstimmt, 
selbst  unter  fremdem  Einfluss  und  im  Einklänge  mit  Deutschen 
und  Welschen  an  der  Grenze  Italiens  bis  au  den  Monte  Rosa. 

Und  so  wird  sich  denn  der  Einfluss  des  Slovenischen  auf  die 
Mundart  von  Gottsehee  wol  gröstentheils  auf  einige  slovenische 
Ausdrücke  beschränken,  s.  z.  B.  raize,  §upatu  im  Wörterbach,  die  ein- 
gedrungen sind,  bei  weitem  nicht  so  zahlreich  als  deutsche  Aus- 
drücke ins  Slovenische«  Dass  in  den  Grenzorten  Masereben,  Suche, 
Obergras  u.  a.,  wo  an  der  Slovenisierung  stark  gearbeitet  wird,  häu- 
figer slovenische  Ausdrücke  in  die  Rede  gemischt  werden,  soll  damit 
nicht  in  Abrede  gestellt  werden. 

Wenn  wir  demnach  die  Anschauung,  der  zufolge  das  Eigen- 
thflmliche.  Besondere  in  der  Mundart  von  Gottsehee,  slovenischem 
Einflüsse  zuzuschreiben  wäre,  nicht  begründet  finden,  so  fragt  es 
sich:  ob  dieses  Besondere  sich  nicht  aus  der  langjährigen  Abge- 
schiedenheit von  deutschem  Leben,  zunsichst  von  dem  bairisch-5ster- 
reichischen  Volksleben,  erklären  lässt.  Es  haben  sich  ältere  Formen 
erhalten,  eigentbümlicbe  Bildungen  in  der  Abgeschiedenheit  erst  ent- 
wickelt und  aus  diesen  beiden  Factoren  allein  schon  musste  die  Sprache 
von  Gollschee  notliwendig  ein  eigenthümliches  Ansehen  gewinnen. 


190  S  ch  r öer 

Wir  werden  an  einigen  Erscheinungen»  die  ich  hervorheben 
will»  sehen,  wie  weit  eine  solche  Erklärung  zureichend  ist. 

Mhd.  ei  ist  in  Gottschee  oi.  Diese  Erscheinung  ist  heimisch  seit 
dem  14,  Jahrhundert  im  Alemannischen  Weinh.  alem.  Gr.  S.  69  im 
Schwäbischen  S.  104.  Sie  findet  sich  ausserdem  noch  in  der  Ober- 
pfalz  s.  Schm.  Gr.  S.  488.  Weinh.  bair.  Gr.  S.  100. 

In  Kärnten  lautet  mhd.  ei:  ä,  i.  ei.  ea  und  oa  Lexer  S.  XL 
cimbr.  oa  CWtb.  38.  Hier  liegt  demnach  eine  Abweichung  von  den 
nächstgelegenen  Mundarten  vor,  die  schon  im  1 4.  Jahrhundert  z.  B. 
aus  dem  Alemannischen  mitgebracht  sein  kann»  und  wenn  wir  Fami- 
liennai^en  finden,  wie:  Rankeli^  Singelu  Kesele.  Chri$e  u.  a.  so  wer- 
den wir  ober  ihr  alemannisches  Aussehen  uns  nicht  mehr  wundem. 

Mhd.  g  ist  in  Gottschee  a.  Auch  dieser  Lautwandel  ist  heimisch 
seit  dem  14.  Jahrb.  im  Alemannischen»  Weinh.  al.  Gr.  S.  tl.  In 
Wallis  in  der  Schweiz»  bei  den  Walsem  in  Vorarlberg»  an  die  wir 
auch  oben  bei  dem  §  erinnert  wurden,  am  Monte  Rosa,  Weinh.  al.  Gr. 
S.  11,  lebt  es  noch. 

Sonst  findet  sich  dies  a  fllr  ^  am  Mittelmain»  eigentlich  bairisch 
ist  es  nicht.  Nur  im  Etschthal»  Pusterthal  und  den  angrenzenden 
Orten  Kärntens  ist  es  theilweise  eingedrungen,  Weinh.  bair.  Gr.  S.  6* 

DerGesammteindruck»  den  das  Wesen  der  Gottscheewer  macht» 
ist  so  Ycrschieden  von  dem»  den  wir  von  dem  bairisch^osterreichi- 
sehen  Stamm  empfangen»  dass  man  bei  ihnen  sich  etwa  unter  Fran- 
ken zu  befinden  glaubt  Wer  aus  dem  Fränkischen  je  ins  Bairische 
gereist  ist»  kennt  wol  den  Unterschied  im  Ton  der  Sprache»  in 
Gebärde  und  Benehmen.  Das  Derbe»  RQcksicbtslose,  Ungeschlachte» 
ja  selbst  Rohe,  das  uns  bei  dem  Baier  auffallt,  die  zu  ausgelassener» 
jauchzender,  jodelnder  Lust  geneigte  Sinnlichkeit  und  Lebendigkeit» 
bilden  einen  auß*allenden  Gegensatz  zu  dem  freundlichen,  geschliffe- 
nen Franken.  Der  Gegensatz  ist  namentlich  bei  dem  weiblichen  Ge- 
schlechfe  auffällig.  Das  fränkische  Mädchen  erscheint  in  Baiern,  selbst 
wenn  sie  ihre  Mundart  spricht,  gebildet,  fein.  Das  Umgekehrte  wird 
wol  nicht  gefunden  werden.  Die  bärische  Diern  kann  durch  Mun- 
terkeit, wenn  sie  schon  ist»  einen  angenehmen  Eindruck  machen» 
aber  immer  mehr  den  des  drollig  Naiven,  als  den  feiner  Sitte.  Und 
dies  letztere  finden  wir  bei  den  Gottscheewerinnen.  Trotzdem,  dass 
das  Weib  in  Gottschee  bei  schwerer  Arbeit  und  grosser  Armuth 
ein  kömmerliches  Leben  fuhrt   In  Hanseinrichtung  und  Kleidung  ist 


Rin  Autflug  oicb  Gottichee.  191 

nicht  viel  mehr  als  für  das  dringendste  Bedurfniss  gesorgt.  Und  so 
trägt  sie  denn  auch  schmucklos,  heute  wie  vor  200  Jahren  und  wohl 
noch  länger»  ihre  einfache  weisse  Tuchjoppe  und  ihr  weisses  Kopftuch: 
keine  Haube,  kein  Bördlein»  kein  MQder  oder  Kleid,  das  ganze  Jahr 
hindurch»  selbst  als  Braut  bei  der  Hochzeit.  Dennoch  erscheint  sie 
in  ihrem  Benehmen  so  sittig»  edel»  dass  man  von  manchem  Mädchen 
sagen  mochte»  sie  brauchte  nur  Stadtkleider  anzuziehen  und  wQrde 
durch  ihr  Benehmen  gewiss  sich  nicht  als  Landmftdchen  yerrathen. 
Von  Jodlern  und  SchnaderhGpfeln»  die  im  benachbarten  KSmten  und 
Steiermark  so  laut  erschallen  und  selbst  über  das  Bairische  hinaus 
vorgedrungen  sind»  hört  man  hier  nichts»  wol  aber  Balladen»  die 
mit  dem  grossten  Ernst»  ja  selbst  mit  RQhrung  yorgetragen  werden. 
—  Yal.  Pogatschnigg»  der  seit  Jahren  mit  grosstem  Fleisse  kämtische 
Lieder  und  Mfirchen  sammelt»  theilte  mir  mit»  dass  es  ihm  bei  aller 
Höhe»  die  er  sich  gegeben»  nicht  gelungen  sei»  Volksballaden  in  Kärn- 
ten zu  finden.  Und  in  dem  nahen  Gottschee  solcher  Reichthum !  — 
Wenn  sich  nur  bald  ein  Sammler  fände»  den  Schatz  zu  heben,  bevor 
er  für  immer  versinkt !  —  Wir  werden  schon  aus  den  Proben»  die 
ich  im  Wörterbuche  mittheile»  ersehen»  welche  Schätze  hier  erhalten 
sind»  auch  welche  Gemöthstiefe  in  der  Wahl  und  Behandlung  der 
Stoffe  sich  ausspricht!  Man  sehe  das  Lied  unter  paukhe,  unter  töai 
(die  bisher  aus  dem  Volksmunde  noch  nicht  nachgewiesene  Ballade» 
die  Bürger  zur  Lenore  veranlasst  hat) »  die  sch<kine  mdrarin  (die 
Schone  am  Meer  <)• 

Dieser  Eindruck»  den  das  Wesen  des  Gottscheewervolkes  in 
seiner  Gesammtheit  macht»  wird  nicht  wenig  unterstutzt  durch 
gewisse  durch  die  ganze  Mundart  gehende  Eigenheiten»  die  auf  uns 
Österreicher  den  Eindruck  des  Vornehmen  machen  und  nur  in  Mittel- 
deutschland zu  Hause  sind.  Eine  solche  Eigenheit  ist  die  volle  Aus- 
sprache der  Vorsilben  ge^  und  6«-»  von  denen  die  ge^  auch  dort  ge- 
sprochen werden»  wo  sie  osterreiehisch  ganz  abfallen»  ja  selbst»  wie 
in  md.  Mundarten  (s.  Pfeiffer  Jeroschin  S.  XXIIi)  zugesetzt  werden» 
wo  sie  sonst  nicht  stehen  z.  B.  recht  «■  gerächt  \  link  sm  gedankh; 
Hecht:  geliechi,  —  Ist  in  der  osterreichisch-baierischen  Mundart 
die  Aussprache  des  ein  denselben  Silben  unerhört»  so  ist  in  Gottschee 


*)  Eine  Ballade,  die  durch  Ähnlichkeit  mit  der  XXV.  dveMtiure  der  Godmo  jedeofilffl 
beachteaswerth  iat. 


192  Schrö  er 

der  Ausfall  undenkbar.  Man  hurt  da  kein:  pfent^  gmän^  g&ehwlster, 
gjoad,  gfreni.  gmächt,  sondern :  pehende,  gemoine,  gefbi^ter^  gy^i* 
gefribet^  oder  gewribet^  gemächet.  —  Eben  so  vornehm  klingt  uns 
das  -tf  im  Auslaute  bei  dem  Gottseheewer,  wo  die  baierisch-oster- 
reiehische  Hundart  Apocope  hat,  oder,  bei  schwacher  Biegung  (durch 
Vortreten  des  Genitiv  in  den  Nominativ)  -eit;  dierne  (österr.  dearn)^ 
engelpouge  (österr.  elpdgn)^  röa^e,  (usterr.  roen)^  uchuole  (schkin), 
§dale  (usterr.s J/) ;  der  st.  Genit.  m.  u.  a.  —  Mitteldeutsch  klingt  mir  auch 
beri:  wird  (auch  cimbrisch);  nue:  nun;  drin  für  drein  (nicht  für  drin- 
nen)» piit<itA^itund/ii/«ii»  für  trommelnund  trompeten, gejte S.  256 u.a. 

Das  Ausfallen  des  e  beginnt  schon  in  alter  Zeit  in  den  oben  an- 
geführten Fallen,  sowol  im  Alemannischen  Weinbold  a1.  Gr.  §.  18, 
als  auch  im  Baierischen,  baier.  Gr.  ^.  1o.  im  Cimbrischen  sind 
noch  die  vollen  Vocale  zum  Theil  erhalten.  Seele :  sSla,  be^,  ge-  sind 
6o-,  jfo,  C  Wtb.  37.  Hier  lasst  sich  der  Nichtausfall  erklären  als  ein 
Rest  aus  alter  Zeit;  in  Gottschee  nicht  anders,  als  dass  diese  volle- 
ren Formen  aus  einer  Gegend  herstammen,  wo  im  14.  Jahrhundert 
dieser  Ausfall  noch  nicht  um  sich  gegriffen  hat. 

Während  dem  ich  nun,  neben  alemannischem  Einfluss  auf  den 
Lautstand  und  den  Wortvorrath,  auch  einen  Einfluss  des  Fränkischen 
auf  den  ganzen  Charakter  der  Mundart  annehme,  so  soll  damit  das- 
jenige was  die  gottscheewische  Mundart  von  der  usterreicbiseh- 
baierischen  unterscheid  et, bezeichnet  sein:  derHauptbestandtheil 
des  Wortvorratbs  und  der  Spracherscheinungen  fällt  wol  in  das  Ge- 
biet des  osterreichisch-baieriscben,  und  zwar  dieser  Mundart,  wie 
sie  angetroflen  wird  zwischen  der  Ammer  und  Loysach ,  zwischen 
Isar  und  Lech,  mit  Eigenheiten,  die  z.  Th.  an  der  Nab,  am  Ober^Main 
und  der  Unter-Isar  zu  Hause  sind  und  sich  durch  gewisse  Thäler 
Tirols  und  Kärntens  durchschlingen  —  bis  Gottschee. 

Derart  ist  das  ua  für  ^,  ^a  für  es  Cröa§e,  rda^le):  Rose,  Rus- 
lein^,  letzteres  auch  für  i  {§ealet  ^^ab:  Seele,  See^;  das  ü  für  u 
{ün§f  ün§erj;  das  fi  für  a  (nunie:  Nnmc^  u.  a.  Erscheinungen,  die 
wir  auch  im  Cimbrischen  finden,  weniger  im  Erzherzogthume  Öster- 
reich. —  Vom^ Süden  angeweht  scheint  mir  die  Mundart  in  ihrem 
9  für  «.  das  vom  Monte  Rosa  und  den  Cimbri  bis  Gottschee  reicht. 
—  Die  aligemeinen  ftsterr.-baierischen  Ausdrücke:  Su nnwenden 
(fumilenjt  eriac,  denk  (link,  dank  h),  die  als  Merkm:ile  ("»steiTcichisch- 
baierischer  Mundart  gelten,   sind   alle   drei  in   Gottschee  erh:ilten. 


Ein  Ausflug  ntch  GotUchee.  193 

Das  erste,  M'as  ich  nun,  als  Ausbeute  meines  Ausfluges  nach 
Gottschee  vorlege,  ist  die  erste  Hälfte  eines  kleinen  Wörterbuches. 
Die  mannigfaltigen  Einzelnheiten  die  sich  bei  einer  solchen  Reise 
herandrängen  und  doch  jede  in  ihrer  Art  nicht  erschöpft  werden 
können  Jassen  sich  nicht  besser  verwerthen  als  in  einem  Wörterbuche, 
ich  habe  demselben  auch  die  Namen  der  Orte  und  die  Familiennamen 
von  Gottschee  eingereiht,  so  alt  und  so  weit  ich  sie  erreichen  konnte. 
Wie  sehr  bedauerte  ich,  dass  keiner  meiner  Vorgänger,  ich  meine 
die  Verfasser  von  Idiotiken,  mir  hierin  vorangegangen  ist «).  Wie 
gerne  hätte  ich  die  Namen  von  Kärnten  oder  der  Cimbri  verglichen ! 
—  Möchte  dies  bei  künftigen  Sammlungen  nicht  übersehen  werden. 
Das  Sammeln  der  Namen  ist  ja  doch  im  Ganzen  genommen  ohne 
grosse  Mühe  zu  bewerkstelligen.  Am  erwünschtesten  wäre  freilich, 
wenn  man  der  ältesten  Formen,  mindestens  derer  aus  dem  14.  Jahr- 
hundert habhaft  würde.  Darauf  musste  ich  in  Gottschee  verzichten. 
Bei  allem  Suchen  auf  den  Böden  des  Schlosses  in  Gottschee  und  im 
Auerspergischen  Archiv  in  Laibach  fand  ich  nichts  Brauchbares  das 
über  das  16.  Jahrhundert  hinauf  reicht.  Das  älteste  Urbar,  das  vor«- 
banden  ist  und  ein  Verzeichniss  der  Ortschaften  und  Familiennamen 
enthält,  hat  Herr  Radies  mit  sich  fort  genommen  und  die  Beamten  in 
Gottschee  bedauern,  nicht  zu  wissen,  wo  er  sieh  aufhält.  Aber  auch 
dies  Manuscript  ist  aus  dem  16.  Jahrhundert. 

Nach  Zarz  bin  ich  leider  nicht  gekommen !  —  Es  liegt  so  weit 
ab  und  Gottschee  allein  nahm  mich  schon  so  sehr  in  Anspruch,  dass 
ich  darauf  verzichten  musste. 

Was  ich  selbst  darüber  weiss,  stelle  ich  im  nächsten  Abschnitte 
zusammen. 

Bemerkenswerth  ist,  dass  unter  den  unten  mitgetheilten  Fa- 
miliennamen der  grüsste  Theil  sich  im  ungrischen  Berglande  wieder- 
findet (vgl.  Paar,  Papesch,  Persche,  Pertz,  Peutler,^ Bischal,  Playe, 
Plesche,  Portel,  Börtz,  Braune,  Bröse,  Büttner,  Dietrich,  Tittmann, 
Tunkel,  Türk,  Dülle,  Eibin,  Valand,  Fink,  Fischer,  Fitz,  Fritz,  Frö- 
lich>  Fuchs,  Häberlin,  Hage,  Hoge,  Handler,  Hosz,  Hutter),was,  sowohl 
durch  die  Übereinstimmung  einzelner  seltener  Namen,  !als  die  verhält- 


^)  Ausser  Alb.  Schott  in  s.  die  Deutschen  in  Piemoat,  wo  eine  xiemliche  Anxth| 
(warum  nicht  tlle?)  Ntmen  mit^etheilt  sind.  Sie  sind  ineist  verwSIscbt.  Au*  dem 
Munde  des  Volkes  waren  wol  noch  die  eigeutlichen  Namen,  deren  Überietiun^ 
sie  sind,  XU  gewinnen  gewesen. 

Sitzb.  d.  |ihil.-hist.  Cl.  LX.  Rd.,  I.  Uft.  13 


194  ,  Schröer 

nismässigc  Menge  der  beiderseits  vorkommenden,  zum  urkund- 
lichen Zeugnisse  wird  für  die  Beziehungen  dieser  von  einander  ent- 
lernten  Sporadeu.  Dass  Österreicher,  Tiroler,  Kärntner.  Steirer 
als  Bergleute  und  Bauern  vielfach  nach  Siebenbürgen  und  ins  uii* 
grische  Bergland  gekommen,  wissen  wir  langst,  und  da  diese  Ele- 
mente eben  nach  Gottschee  und  zu  den  Cunbri  gekommen,  wäre  der 
Zusammenhang  erklärlich.  Warum  der  Consonantenstand  der  Cimbri, 
Gottseheewer  und  Krickerhäuer  aber  in  Funkten  übereinstimmt  (s./*,!!?), 
in  denen  sie  von  Tirol,  Kärnten,  Steiermark,  Österreich  abweichen, 
dies  bleibt  unerklärt  und  ein  Zeugniss  grösserer  Gemeinschaft. 

4.  Die  deutsche  Sprachinsel  Zarz  (Sorica)  in  Erain. 

Im  Nordwesten  des  Herzogthnms  Krain  am  Ausgange  des  Salz- 
acher  Thaies  ungefähr  fünf  Stunden  von  Bischoflack  in  Oberkrain , 
dem  alten  Besitzthume  der  Bischöfe  von  Freising,  jetzt  Staatsherrschaft, 
kömmt  man,  enllang  dem  Flüsschen  Zoyer  unter  den  Berg  Rast,  in 
der  Mundart  von  Zarz  R  o  s  c  h  t  (=^  Ru^t),  slovenisch  Pocivalo,  was 
ebenfalls  soviel  als  Rast  oder  Ruheplatz  bedeutet.  An  diesem  Berge 
windet  sich  eine  Straße  empor,  auf  welcher  man  in  einer  halben 
Stunde  den  Gipfel  erreicht.  Gerade  unter  uns  erblicken  wir  die 
Orte:  Ober- und  Niederdörfic,  Ober-  und  Niederhueben, 
hinterm  Eck,  Ebelein  und  Torka,  weiche,  auf  den  Bergen  zer- 
streut, das  wahre  Bild  einer  Alpengegend  bieten  «).  —  Auf  mein  An- 
suchen um  ein  Verzeichniss  der  Orte  und  Familiennamen  der  deutschen 
Sprachinsel  von  Zarz  bei  der  Landesregierung  von  Laibach,  wurde 
mir  freundlichst  durch  Herrn  Landeschef  von  Conrad  die  folgende 
Mittheilung.  Die  sogenannten  Zarzer,  ursprünglich  eine  deutsche  An- 
siedelung, durch  den  Verkehr  und  slovenischen  Schulunterricht 
jedoch  bereits  im  BegriflT  sich  zu  slovenisieren,  bewohnen  die  Ort- 
schaften: Da  ine  (Ober-Daine  mit  sieben,  Unter-Daine  mit 
dreizehn  Häusernummern,  Poresen  (8  H.),  Raune  (7  H.), 
Saberdam  (6  H.),  Torka  (3  H.),  Zarz  (slovenisch  Sorica: 
Ober-Zarz  mit  29  H.;  Unter-Zarz  mit  17  H.).  Wahrschein- 
lich sind  dies  die  slovenischen,  amtlichen  Namen  derselben  oben  nach 


*)  loh  entnehme  ohiges  bis  hicher  ftist  wörtlich  oinein  Anfsnt/.c  des  verdieiistToIltMi 
(lelehrten  A.  Di  mit  z:  „Eine  tirolisehe  Cuionie  in  Kraiii'*  im  Lailiacher  Tasciifii- 
Kaleuder  voo  18G0,  S.  11  f. 


Ein  Auflag  nach  Gottschee.  19S 

Dimitz  deutsch  benannten  Orte  i)-  Dimitz  gibt  81  Häuser  an,  und 
aus  obigen  Angaben  der  Häusernumroern  von  1867  ergeben  sich  90; 
wonach  in  letzter  Zeit  9  Häuser  zugewachsen  wären  <)•  Di^  Gesammt* 
zahl  der  Einwohner  wird  jetzt  zu  1329  Seelen  berechnet,  Catalogus 
Cleri  Labacensis  1867  pag.  23,  während  der  franzosischen  Bese- 
tzung Ton  1809  bis  1813  zählte  die  Mairie  Zarz»  nach  dem  Budget 
von  1814,  1500  Seelen.  —  Diese  deutschen  Ansiedler  sollen  nun 
um  das  Jahr  1283  durch  den  Bischof  Enicho  aus  Innichen  im  Puster- 
thale  hieher  versetzt  worden  sein,  obwohl  schon  im  12.  Jahrhundert 
in  der  Umgegend  deutsche  freisingische  Colonen  nachweisbar  sind, 
s.  Zahn,  in  den  Mittheilungen  des  histor.  Vereins  für  Ki*ain,  Jänner 
1861:  „die  Leistungen  der  freisingischen  Uuterthanen  in  Krain  am 
Beginne  des  14.  Jahrhunderts.** 

Dass  die  Zarzer  alle  3  Jahre  eine  Opferkerze  und  eine  Geld- 
gabe an  die  Kirche  zu  Innichen  abgeben,  Dimitz  a.  a.  0.  Seite  15, 
deutet  wohl  auf  einen  Zusammenhang  hin. 

Bemerken  muss  ich  immerhin,  dass  in  all  den  älteren  Urkunden, 
auf  die  man  sich  hier  bezieht,  der  Name  von  Zarz  oder  Sorica 
nicht  vorkömmt  und  dass  damit  demnach  wohl  die  Anwesenheit  von 
Deutsehen  um  Bischoflack,  nicht  aber  die  Gründung  der  Zarzer  An- 
siedelung nachgewiesen  ist.  Nach  dem  oben  citierten  Diocesankatalog 
wurde  die  Pfarre  Zarz  erst  im  Jahre  1656  gegründet  und  stand 
früher  unter  der  Pfarre  Sei  zach. 

Ich  lasse  hier  die  Familiennamen  folgen,  die  noch  am  ersten, 
wenn  man  einmal  Namenverzeichnisse  aus  Tirol,  Kärnten,  Steiermark 
haben  wird  (mit  Angabe  der  Orte  wo  sie  vorkommen)  auf  die  frü- 
here Heimath  führen  konnten.  Da  ich  die  Gottscheewer  Familien- 
namen, so  vollständig  als  ich  sie  erreichen  konnte,  dem  Wörterbuehe 
einverleibt  habe,  kann  ein  Vergleich  mindestens  mit  diesier  Ansiede- 
lung angestellt  werden. 


Adam  in  Ober-Daine. 
Daxkoblerin  Unter-Zarz. 


Droll  in  Ober-Zarz. 

Eggart  in Ober-Zarz; Unter-Zarz. 


1)  Wenu  Zarx  (Ober-  und  Unte r-)  schlechthin  Dörfle  beisat,  als  Hin p( ort,  so 
lassen  sich  die  andern  errathen.  Daine  :  Hueben  (denn  nur  diese  Nsmen  haben 
nach  lieiden  Ang:abeD,  ausser  Zarz,  ein  Ober-  und  ein  Unter-),  Raune  :  Ebp- 
lein  (slor.  raven=eben}  und  Saberda  m  ofTenhar:  hinterm  Eck  (slov.  za: 
hinter  und  herdo:  die  Kcke) ;  Poreson  mit  8  lliiusern  übersieht  Dimitz,  uo«* 
durch   die  DiflfH'euz  der  HSuserzahl.  bis  auf  Eines,  sich  ausgleicht. 

13«> 


19G 


S  c  b  r  ö  e  r 


Eggert  in  Ober-Zarz;  Unter- 
Zarz. 

E  k  e  r  t  in  Unter-Zarz . 

Findler  (Fiedler?)  in  Unter- 
Zarz;  Saberdam. 

F roll  eh  in  Ober-Zarz;  Unter- 
Zarz;  Saberdam. 

Futesh  in  Unter-Zarz. 

Gärtner  inTorka;  Ober-Daine. 

Gasser  in  Saberdam;  Ober- 
Daine;  Ober-Zarz;  Torka. 

Geiger  in  Ober-Daine. 

Graf  in  Ober-Zarz. 

Grohar  in  Unter-Zarz. 

Hausier  in  Unter-Zarz. 

Hcberle  in  Unter-Zarz;  Unter- 
Daine;  Saberdam. 

H  0 1  z  m  a  r  in  Unter-Zarz. 

Hübler  in  Ober-Zarz. 

Jauch  in  Raune. 

Jauer  in  Raune. 

Jauke  in  Saberdam. 

J  e  n  s  t  e  r  1  e  i^iOber-Daine;  Unter- 
Daine;  Saberdam. 

Kaker  in  Unter-Daine. 

Kastner  in  Unter-Zarz. 

Kauschler  in  Ober-Daine; 
Unter-Daine;  Torka. 

Keischlerin  Saberdam. 

Kemperle  in  Raune;  Unter- 
Zarz. 

Kerscherin  Ober-Zarz. 

Köhler  in  Unter-Zarz;   Raune. 

Konrad  in  Ober-Zarz. 

K  ö  s  c  h  a  r  in  Ober-  und  Unter- 
Zarz  ;  Unter-Daine. 

Krell  in  Ober-Zarz. 

K  r  i  s  t  e  n  in  Unter-Zarz. 


L  0  k  c  r  in  Unter-Daine. 

Maierle  in  Ober-Zarz. 

Markel  in  Ober-Daine;  Unter- 
Daine;  Ober-Zarz. 

Mert  in  Unter-Daine. 

Mcrtei  in  Ober-Zarz. 

Peternell  in  Poresen. 

Pfeifer  in  Öber-Zarz. 

Plaschinter  in  Poresen. 

Poe h mann  in  Poresen;  Ober- 
Zarz. 

Press el  in  Unter-Daine. 

Richter  in  Unter-Daine. 

Rollekar  in  Ober-Zarz. 

Sabide  in  Poresen. 

Schimon  in  Unter-Daine. 

Schneiderin  Ober-Zarz. 

Schorl  in  Ober-Zarz. 

Schuffer  (Zhuffer)  in  Obcr- 
und  Unter-Daine. 

Schuster  in  Unter-Daine; Ober- 
Zarz. 

Sgaga  in  Poresen. 

S  t  a  d  I  e  r  in  Ober-Zarz. 

Ständler  in  Ober-Zarz. 

Strauss  in  Unter-Zarz. 

Sturm  in  Unter-Zarz. 

Thal  er  in  Saberdam;  Unter- 
Daine;  Unter-Zarz. 

Tausch  in  Ober-Zarz. 

T  h  0 1  e  r  in  Ober-Zarz. 

Torker  in  Torka. 

Trojer  in  Ober-Daine;  Ober- 
Zarz;  Raune. 

Valentincic  in  Unter-Daine. 

Walland  in  Ober-Daine. 

Weber  in  Raune. 


Ein   Ausflug  ntch  GoiUchee.  197 

Die  sogeuannten  Vulgärnamen,  die  sich  aller  Orten  und  bei  den 
verschiedensten  Nationalitäten  und  so  denn  auch  hier  finden  und  von 
vielen  Ober  Gebühr  merkwürdig  gefunden  werden,  indem  sie  doch 
nichts  anders  sind  als  der  an  dem  Hause  haftende  Name  des  früheren 
Besitzers,  den  der  Nachfolger  mit  dem  Hause  bekommt  (Lucas  Tro- 
jer,  vulgo  Jauch;  Johann  Gasser,  vulgo  Trojer;  Andreas  Fro- 
lich,  vulgo  Gasser  etc.),  habe  ich  oben  den  anderen  Namen  einge- 
reiht Beachtenswerth  ist,  dass  unter  diesen  Namen  einige  schon  1316 
auf  den  steirisch-freisingischen  Gütern  vorkommen.  Davon  sind 
freilich  manche  allgemein  verbreitete  Namen  wie:  Grafrcomes; 
Gasser:  an  der  gazzen;  Trojer:  am  troin;  Wallant: 
(wenn  hier  das  Fwie  in  Gottschee  zu  IF  wird):  Välant;  Kristan: 
Christan.  Doch  finden  sich  darunter  auch  Namen  wie:  Schurel 
vgl.  oben  Sc  hör  I;  Tusch  (das  ist  doch  wohl  Tdsch),  vgl.  oben 
Tausch;  Grill,  vgl.  oben  Krell.  —  Diese  Namen  von  1316  hat 
Prof.  J.  G.  Zahn  mitgetheilt  in  der  verdienstvollen  Abhandlung:  Die 
freisingischcn  Güter  in  der  Steiermark  (aus  dem  11.  Hefte  der 
Mittheil,  des  bist.  Vereins  f.  Steierm.)  Graz  1861.  Aufgefallen  ist  mir, 
dass  unter  anderem  unter  diesen  Namen  frei singis eher  Unter- 
thanen  in  der  Steiermark  von  1316  auch  ein  Meissner  und 
ein  Rastater  vorkommen. 

Von  Gottschee  wer  Namen,  die  mit  denen  von  Zarz  verglichen 
werden  können,  kann  ich  folgende  anfuhren:  Egger  (Z.  Eggert), 
Frölich,  Grill  (Z.  Krell),  Grocher  (Z.  Grohar),  Heberle, 
Jau  er,  Kästner  (Z.  Kastner),  Kofi  er  (Z.  Köhler),  Maierl  e, 
Pfeifer,  Samide  (Z.  Sabide?),  Schneider,  Schuster, 
Strauss,  Sturm,  Troje  (Z.  Trojer),  Weber. 

Diese  Namen  sprechen  eher  gegen  als  für  eine  nähere  Ver- 
wandtschaft. Es  sind  eben  solche^  die  auch  in  Kärnten,  Steiermark 
u.  s.  vorkommen  oder  ihre  Verwandtschaft  ist  fraglich.  Da  mir  sowohl 
die  Zarzer  als  Gottscheewer  Namen  ziemlich  vollständig  vorliegen, 
müsste,  wenn  daraus  auf  eine  nähere  Verwandtschaft  geschlossen 
werden  soll,  eine  grössere  Anzahl  übereinstimmen  und  müssten  na- 
mentlich einige  der  ganz  eigenthümlichen  Gottscheewer  Namen  (wie : 
Eppeich^  Grinseich,  Anderkul,  Jonke,  Lobbe,  Hogge, 
Lippe,  Petschee,  Perschee,  Pu tree  u.  v.  a.),  die  wir  noch 
kennen  lernen  werden,  auch  in  Zarz  zu  finden  sein.  Grohar, 
Jauer,  Sabide  scheinen  hieher  zu  gehören,    aber  gerade    diese 


1  98  S  c  li  r  ö  c  r 

Niimen  sind  nicht  deutsch  und  dürften  aus  demKrainischcnzuerliinren 
sein.  Bei  Jauer  an  Jauer  in  Schlesien  zu  denken,  ist  nicht  nüthigt 
da  slovenisch  jacor  >)  nahe  liegt«). 

Über  die  Mundart  ist  nichts  bekannt,  als  das  Vater  unser  aus 
dem  Koledarcek  slovenski  S.  33 — 37,  das  Elze  S.  39  und  Dimitz 
a.  a.  0.  S.  IS  mittheilen,  das  aber  in  einer  so  wenig  folgerichtigen 
Schreibung  gegeben  ist,  dass  es  keinen  sicheren  Anhalt  gewährt. 
Der  Umlaut  in  ün§,  ün§er  zeigt  sich  wie  in  Gottschee.  Das  8  wird  f.* 
ün^er^  pi§tf  §au  Das  w  wird  b:  berli,  biL  Aber  das  t?,  /'nicht  w: 
fouier,  fergib,  fom  (jMi  ferloushen  für  er  laßen  glaube  ich  nicht; 
das  ß  wird  wohl  nicht  ^).  So  wie  in  den  Gründen  im  ungrischeii 
Bergland  das  w  in  b  verwandelt  wird,  wie  in  Krickerhiiu,  aber  nicht 
zugleich  das  f\n  «?,  s.  Wörterb.  102\  —  avshon  (Elze)  oder  avzou 
(Dimitz)  soll:  also  heissen.  Wahrscheinlich  wird  hier  au§ou  zu 
schreiben  sein  und  wäre  demnach  auch  die  Verwandlung  des  /  in  ti, 
wie  in  Gottschee,  vorhanden.  Dass  die  schuldiger:  8chelmanen(Sc\ieU 
man?)  heisson  sollen,  ist  bemerkenswerth.  Versuchung,  in  Gott- 
schee: wer§uechni§  hat  E.  m\i  ferschuhenz  gegeben,  D.  ferzuheng; 
es  wird  demnach  wohl:  ver§uecheng  lauten.  —  Brotbruch  ni. 
soll,  nach  D.,  das  heilige  Abendmahl  heißen.  —  Das  ist  alles  was 
ich  über  die  Sprache  von  Zarz  anzugeben  in  der  Lage  bin.  Möchte 
es  doch  dazu  beitragen,  dass  vielleicht  einmal  eine  ausführlichere 
und  zuverlässigere  Mittheilung  über  die  Sprache  von  Zarz  in  die 
Öffentlichkeit  gelangt !  — 


*)  Auch  ein  Ort  Jnwor  im  Decnnat  St.  Mareln  in  Krain.  Itn  ungr.  Bergl.  (Neusol) 
finde  ich  den  Namen  Jtuwer  schon  1390. 

S)  Leider  fehlen  uns  dieFamilienntmen  der  deutschen  Sporaden  in  Italien.  In  Schmell . 
Bergmann  cimbr.  Wörterbuch  S.  13  finde  Ich  ein  20  Namen,  von  denen  vier  auch 
in  Gottschee  vorkommen:  König,  Maurer,  Recher,  Stangel,  unter  denen 
Rech  er,  als  seltener  Name  hervorxnheben  ist.  Die  aus  der  Mundart  deutlich 
henrortretende  nähere  Verwandtschaft  zwischen  Gottschee  und  den  „Cimbr i' 
durften  schon  die  Ortsnamen  L u o g  (L a a g),  Padua,  Eben,  Masereben  (vgl. 
Pint ereben)  beurkunden.  Vielleicht  auch  der  au.igebreitete  Gotlsehewer  Fami- 
lienname: Laroparter. — Dazu  verglich  ich  noch  die  von  Bergmann  mitgetheilten 
Wiener  Jahrbücher  der  Lit.  Rd.  CXX,  Auzeigeblatt  24,  s.  unten  die  Namen  t 
Egher,  Epich,  Valle,  Wüchse,  Hüter.   Kofier,  G  ode,  Lobbc,  Z  urler. 


Ein  Ausflo«:  nach  dottschee.  1  99 


Wörterbuch. 


1.  AbtheUuns  (ABPDTEFG II), 

A  erhalt  den  Umlaut:  bel^ar  m.  Walgcr;  eegel  m.  Finger  (ursp. 
Nagel);  kejel^  kijel  f.  (s.  d.)  die  Hasel,  ipfel  m.  Apfel 

A  und  A  werden  r  und  ti  sckor§Ack  n.  Sebarsachs,  Scheermesser ; 
gHf :  gar;  gortria;e  f.  Gartenrose;  Mi  da;  jlif  schlafe;  grif  nu 
griTHS  Graf,  Grafen;  wrig  frage;  t  ab,  ikflelei  abkühlen,  Akli 
hinab. 

A  für  B  s.  unter  S. 

Das  ahd.  A  im  Auslaut  wird  als  weibliche  Einzahlendung  »A,  als  Mehr- 
zahlendung -e,  s.  unter  -A,  •• 

—  A9  •}  nur  zuweilen  noch  »a ,  die  Endung  weiblicher  Namen  und 
Worter,  die  in  der  alten  Sprache  -A  hatten.  Diese  alterthümliche 
Erscheinung,  die  auf  den  ersten  Anblick  an  das  gothische  -A 
schwacher  Feminina  erinnert,  sieht  aus  wie  eine  Vergrößerungs- 
form, gleich  den  romanischen  Augmentativbildungen,  Gr.  gr.  III, 
TOS,  da  eine  Deminutivform  -e  daneben  steht.  Altere  Frauen- 
zimmer heißen:  fir^at«,  I^ae«,  HIh«  (in  Altlaag:  lAn«  d.  i. 
Marie),  6er«  (Gertrud),  N^;«,  Tr;«)  hingegen  jüngere:  fir^ate, 
Uaee,  Hiee  (lAne),  6ere,  N^je,  if;e.  —  Daß  diese  -•  aus  der 
Analogie  alter  Feminina  in  -A  zu  erklaren  sind ,  darauf  führte 
mich  die  Form  HarlA  lAriä  (aus  larlA)  in  einem  Liede  und  das 
Wort  ««•  (ahd.  ammä).  Über  die  Deminutivform  mit  -e  s.  unter 
E.  Die  ahd.  Pluralendungen  (-A)  zweiter  Decl. ,  namentl.  der 
Subst.  in  -art,  sind  aber  e  (are)  geworden:  snidard:  ^naldarev 
Gotscheward:  6«tsck^abare  etc. 

In  Tschermoschnitz  (^„in  der  Masche**)  hört  man  für  das  o  weibli- 

— 

eher  Namen  noch  -«;  L^na,  Vr§a  etc.,  woraus  der  Übergang 

ersichtlich  wird, 
a  ein,  s.  «in.  \ 

a,  ai  für  den,  denen,  s.  unter  dar. 


200  Sehr  der. 

a-  für  1h-,  ea-,  s.  ahiet,  ahln,  ahoi«e.  Man  hört  auch  a-  und  ft-  für  ab, 

z.  B.  maa  Insiet  AkfleleH.  ihin  hinab. 
k  ab.  ägeschiden  abgeschieden,  wie  ^gestorben  von  verstorbenen. 
„abashwrasser*'  bei  Elze  s.  ärbalsiwrasser  unter  arbaisie. 
abend  m.  4mt  Abend.  sAbiiBji  §*ba;  auch  $ogij:  des  Abends,  abend* 

stflcken  s.  ämestnckben. 
-äcb  s.  awernäch  n. 

aekle  n.  plur.  achlaln  Roßhaarschlingc  zum  Vogelfang.  Tscherro. 
keht,  kchten  acht,  achte,  kchtstösilate  pfolt  hemd  mit  8  Zwickel  s.sUsi. 
kekher  m.  Acker, 
ad^s  jetzt;  zu  it.  adesso;  obwol  auch  Indcss  in  Gottschec  ad^s  lauten 

muß. 
«»adlaspalnie  f.  ruscus  hypoglossum.**  E. 
adrnm  darum,  auch  drnmmain  s.  d. 
kffe  f.  Frosch  siehe  äffe  f. 

affinna  f.  Affe.  afBnle  n.  plur.  -lain.  ahd.  affb  m.  affU  f.  affinna  f. 
ige  n.  Auge,  kgenprnlle  f.  (d.  i.  mhd.  =»  ougen  brdwelih)  Augbraue. 

Agendam  m.  Gelbholz,  s.  d.  zweite  Wort.  Die  Augbraue  heisst 

eimbr.  ogepluma  Augenblume;  kärntisch  aper  oder  augnprdm. 
igla;tar  f.  Elster,  ahd.  dgalastar. 
ahknt  dort,  a-  ist  hier  m-,  en-  und  hunt  die  Seite.  In  dieser  Bedeutung 

ist  dieses  hani  eimbrischi  baa  wüart  dich  afdisehafU?  was 

fuhrt  dich  auf  diese  Seite,  hieher?  Cimbr.  Wtb.  128. 
Aber  f.  Ähre.  Deminut.  Aberle  n.  kämt,  ächen  nihd.  aher, 
abin  hin.  a-  =  in-  wie  bei  ahknt.  abaime. 
ab4  so.  Wechsel  zwischen  g  und  b  s.  d. ;  man  sagt  eben  so  auch  a}A. 

Mit  der  Erweiterung  drei  abidre  und  asidre,  s.  auch  dre. 
abidre  s.  ab4. 
abaime  zu  Hause,  nach  Hause,  heim.  In  Kämt,  hoam,  cimbr.  ahoam, 

hoam;  imungr.Bergl.  anhdm^  eheim,  oberptalz.  ehai,  s.  Fromm. 

VI,  249. 
— -  ain.  Die  Ableitungssilbe  mhd.  -in:  jaidaia,  ;ilbrain,  goadain^  aber 

auch  mhd.  -liehen  Gr.  1*,  369.  HI,  95  ff.  IV,  926  wird,  diesem 

-ain  ähnlich,  -lain,  im  Kärntnischen  la,  in  walntlaln  vintltchen; 

^rtnlhim  griuwelichen,  —  Eine  ganz  ungewöhnliche  Erweiterung 

mit  -ain  erfahrt  zuweilen  drnni  darum:  drummain. 
aUjt  jetzt.  Kaum  zu  ahd.  az  lazöst  Gr.  III,  106,  obwol  die  Form  lest 

letzt  auch  cimbrisch  erhalten  ist  CWtb.  142^;  sondern  wohl  mhd. 


Ein  Ausflug  nMch  GotUcber.  201 

alrerst  alrisL  —  aUstre  Erweiterung  durch  dre  s.  d.  wie  oben 
ahMre.  vgl.  aoAst. 

al4§tre  s.  alA;t. 

allai  (^— )  mit  dem  Ton  auf  der  zweiten  Silbe:  nur.  Etwa  allein,  das 
auch  elMbr.  alloan:  für  solamente,  nur,  üblich  ist  CWtb.  106. 
allai  g^an  toehio!  geh  nur  hin!  Vgl.  auch  allan:  aber»  im  ungr. 
Bergl.  Wtb.  30. 

Albel  n.  sprich  Anbei  kleiner  Ort  bei  Banja  Loka.  Vgl.  albe  L 

albe  aabe  f.  Alpe,  zur  Weide  dienende  Bergwand.  Kämt  älbe,  mhd.  aibe. 

Alben  f.  sprich  Anbn.  Der  slovenische  Name  dieser  zum  Zirknitzer 
Decanat  gehörenden  Parochie  ist:  Planina  d.  i.  Bergwiese,  Alpe. 

Alp  m.  Aap  auch  lanp  m.  der  Alp,  in  Gottschee,  ganz  wie  in  Kärnten 
Lexer  5,  gewöhnlich  nur  für  feurige  Luflerscheinung,  Meteor 
gebräuchlich,  wofür  sonst  die  volksmäszigen  Ausdrücke  der 
fliegende  Drache,  bei  den  Wallachen  HismOy  in  der  Zips 
der  Huschwai  oder  üellebrant,  s.  mein  W^orterb.  ungr.  Bergl. 
61.  Nachtr.  32^  vorkommen.  Es  erscheint  hier  demnach  der 
Alp  nach  einer  der  ursprünglichen  Bedeutung ,  nach  Grimm's 
Vermuthung,  als  Lichtgeist  Mythol.  413,  Wörterb.  I,  245,  ent- 
sprechenden, eigenthumlichen,  vielleicht  sehr  alten  Vorstellung, 
wie  ihn  die  mhd.  nhd.  Quellen  sonst  nicht  kennen  *).  Als  necken- 
der Kobold  kennt  man  ihn  in  Gottschee  nicht,  das  Alpdrücken 
wird  der  Trade  s.  d.  zugeschrieben.  W^enn  man  fragt  was  der 
Alp  sei?  erhält  man  in  Gottschee  (wie  auch  in  Kärnten)  die 
Antwort:  dar  Aup  i^  dar  Tiowl  der  Alp  ist  der  Teufel. 

Alt-  Ortsnamen  mit  vorgesetztem  Alt^  sind  in  Gottschee :  AUfrieaäeh, 
AltliUig,  AltlAa^biehel ,  Altpaeher,  Altsag,  Alttabar,  Altwinkel, 
Sie  stehen  unter  dem  zweiten  Theile  der  Zusammensetzung. 

Alt-pacher,  Altbaeher,  ein  Dorf  bei  Altlaag,  das  1770  vierzehn 
Häuser  zählte.  Im  Jahre  1614  finde  ich  es  einmal  geschrieben: 
M Picher  (das  dorf  -^  hat  vierthalb  hueben:  Joke,  Rigely  Peet\ 
Strausz)**. 

amä  f.  Mutter,  Hausfrau.  AVenn  man  in  Gottschee  den  Hof  eines 
Hauses  betritt,  so  ruft  man:  anio!  —  W^enn  die  Kinder  oder  das 
I^andiernle  s.  d.  uns  entgegen  kommen,  fragt  man:  wo  ist  die 


*)   Am  nächften  kommt  dietiem  Alp,   alt  hölliscluer  Feuergeist,    der  Alp  bei  Er. 
Alherus,  der  Schwefelgerüche  verhreitel  s.  Gr.  Wtb.  I,  24S. 


202  Scbröer 

am«!  Das  Lolindiernle^ind  auch  der  Knecht  nennen  die  Haus- 
frau: am«.  In  dieser  Bedeutung  kömmt  das  Wort  namentlich 
westlich  des  Lech  vor.  Schmidschwäb.Idiot. 21  imAllgäaund 
Oberinnthal.  Schmell.  J,S4.  ahd.  ammd,  s.Gr.  Wtb.I,  278.  Kärn- 
tisch» cimbrisch  und  im  ungr.  ßergl.  ßnde  ich  es  nicht.  Vgl.  ate,  -ä. 

ämplatie  f.  omplati  m.  die  Jochwide.  Das,  sonst  noch  in  Tlr«l  nnd 
der  Sehweil  erscheinende  Wort,  ist  wohl  zunächst  aus  dem 
Drantkale  in  Kärnten,  s.  Lexer  6,  herüber  in  die  Hasche  (d.  i. 
nach  Tschermoschniti)  gekommen.  Es  ist  nur  dort  bekannt  und 
wird  z.  B.  in  der  Stadt  Gottschee,  in  Mitterdorf,  Rieck  u.  s. 
nicht  verstanden.  —  Schopf  führt  an  aus  Dufresne:  ambiacium, 
instrumentum  rusticum. 

ämestnekhen  zu  Abend  essen,  führt  RudeshS.  267  an.  Auch  dies  Wort 
versteht  man  in  Gottschee  nicht  (vgl.  ämplatie);  nur  In  der 
läsehe  hi')rte  ich  in  der  That:  näbnstacklien  für  Abendessen; 
also  abendstückefif  was  hier  um  so  seltsamer  klingt  als  frü" 
stücken  gar  nicht  gebräuchlich  ist,  s.  wormais. 

an-  in-  in  anheven  s.  d.,  antrager  s.  d.  —  ange§Anen  (schwache  Verba 
mit  starkem  Partie,  s.  unter  D  und  T  S.  227)  angesäet,  angebaut. 

anist  jetzt,  vgl.  alijt.  Vgl.  kärntisch  andarst  Lexer  86  und  cimbr. 
est,  esten  jetzt  CWtb.  117. 

anaich  m.  „Platz  vor  dem  Fenster*'  R.,  Holzstoss.  Vgl.  nanar. 

an  bäge  weg.  ar  raitot  ahin  anbäge  er  reitet  hinweg  (enhin  enwec). 

AnderknL  An  der  knil.  Anderkhol.  Name,  der  1614  in  Kotschen 
heimisch  ist,  dann  aber  auch  in  Rick,  Eben,  Morobitz,  Iniauf, 
Prösullen,  Moos  vorkommt. 

An-^er-kule  d.  i.  an-der-Grube  (vgl.  die  Namen :  An-der-burff, 
An-der-heiden,  An-der^matt  u.  a.)  ist  nicht  oberdeutsch.  Küle 
f.  Grube,  nd.,  in  Aachen  kull  f.,  bezeichnet  in  Lievland  zuweilen 
eine  Grenzgrube  (Idiotikon  der  deutsch.  Spr.  in  Liet-  und  Ehst- 
land.  1795.  S.  333).  — Weniger  wahrscheinlich  ist  mir  eine 
Zusammensetzung  aus  ahd.  Antar-  (wie  Antarmar,  Antarpoi 
Förstemann  87)  und  Cholo  (Forst.  319). 

knderj  ceteroquin,  s.  Gr.  Wtb.  I,  311.  Genitivisches  Adverb  : 

Benn  ih  ^nder^  nisch  han 
h^n  ih  doch  an  schdann  man; 
benn  ar  änder^  nisch  kän 
kan  ar  doch  af  mich  jan. 


Ein  Ausflug  nach  GotUdiee.  203 

ane  f.  die  Grossmulter,  eno  m.  Grossvater.  Vgl.  schwäbisch  dne  f. 
Grossmutter;  (eni  m.  Grossvater.  Schmid  22;  eimbrisch:  ena  f. 
eno  m.  —  Im  ungr.  ßergl.  dnhe  m.  (d.  i.  anherre)  neben  eenl  f. 
(^=enel)  Wörtb.  30.  Vgl.  das  gemeine  bairisch-österreichische: 
der  wnel  (=  enel  Grossvater) ,  die  änel  Dass  in  der  Ostleeh- 
form  der  enel  den  Umlaut  hat  und  die  anel  nicht,  führt 
auf  den  Einfluss  der  Flexionsvocale  (masc.  miOf  anin  fem.  and^ 
anwi)  zurück.  Schmeller  Wtb.  1, 63.  Dabei  ist  aber  zu  bemerken, 
dass  in  dnel  das  d  auch  einen  Umlaut  (vielleicht  einen  jüngeren) 
birgt  (wie  österr.  wassern  =  wässern ,  Grdz  =  Graz) ,  so  dass 
hier  mehrfacher  Umlaut  stattflndet  {ano^  ana:  1.  Umlaut  </iV 
dnel  [=  änel],  2.  Umlaut  der  enel)  wie  in:  äpfeh  1.  Umlaut 
apfeid  2,  Umlaut  äpfel  u.  dgl.  Vgl.  Schleicher,  Sonneberg 
8.  19  ff.  £twa  zu  erklären  aus  ahd.  apfol-apfol-lili  (nach  Gr. 
III,  668)  —  epfili. 

So  haben  die  ahd.  Plurale  zendi  Zähne,  «Z«;«/!  Schläge ,  sowie 
c/ia/// Kälte  den  zweiten  Umlaut:  Zent,  Schlög^  Kölden;  hingegen 
die  Kieinformen:  bendilin,  benkelin ,  lambelm  ^  mannilin^  sakkilin^ 
varhelhu  waldilin,  zangelin  den  ersten:  BanderU  Bankerl^  Lam- 
perU  Manderl,  Sackerl,  Farh  WalderU  ZangerL 

Die  Gottscheewer  Mundart  hat  nun  ahd.  and  noch  ohne  Umlaut, 
hingegen  ano  mit  dem  Umlaut,  beide  ohne  Ableitungssilbe  -eL  Sie 
zeigt  uns  die  den  österreichisch-baierischen  Formen  zu  Grunde  lie- 
genden Bildungen. 

Cimbrisch  haben  beide  Formen  den  Umlaut,  sind  demnach  jün- 
gere Bildungen  und  nicht  im  Widerspruche  mit  den  österreichtsch- 
baierischen  Formen,  nur,  abweichend  von  der  österreichisch-baieri- 
schen  Art,  nicht  geneigt,  einen  zweifachen  Umlaut  zu  bilden  (vgl. 
auch  cimbrisch:  erseng,  baierisch-österreichisch  arschling). 

Die  Formen  aus  dem  ungr.  Berglande  widersprechen  nur  schein- 
bar den  obigen  Formen.  Atihe  (Anherre)  ist  durch  die  Zusammen- 
setzung vor  Umlautung  geschützt;  (enel  (=  enel)  entspricht  aber 
vollkommen  dem  österreichischen  dnel,  weicht  nur,  wie  cimbrisch, 
von  dem  österreichischen  Charakter  darin  ab,  dass  es  für  jenen  ersten 
Umlaut  (a)  das  ä  der  Schriftsprache  zeigt. 

Das  im  ungr.  Berglande,  so  wie  cimbrisch,  gleichfalls  vorkom- 
mende 7ian,  neu  m.  Grossvater  (s.  mein  Wtb.  83*»)  kömmt  hier,  wohl 
nicht  in  Betracht. 


204  S.chruer. 

äegel  m.  der  Stachel  der  Biene;  die  durch  den  Stachel  veranlasste 
Geschwulst.  Zu  sanskr.  anka  Bug»  Klammer»  Haken  »  ayxac, 
07x0^  lat.  uncua^  ahd.  ango  Spitze,  davon  ahd.  angul  hamus 
eine  Fortbildung  ist.  Gr.  Wtb.  344. 

aeheTen  anheben,  anfangen.  Auch  ünhetcen  (f  wird  überall  zu  w  wie 
cimbr.)  Cimbr.  anlievan.  Kämt,  vnköbn.  Heben  ist  noch  ahd. 
heffan^  got.  hafjan  nl.  heffen^  aber  schon  mhd.  heben*  Cimbr. 
und  Gottsch.  steht  demnach  durch  das  v  (für  f)  dem  ahd.  und 
nl.  näher  als  dem  mittelhochdeutschen,  nhd.,  kärntischen  etc. 

anlege!,  sich:  ankleiden.  ;i  legait  $ich  gar  sebianeo  aa;  häuGg  im 
Liede;  anlegen  für  ankleiden,  noch  aligemein  österreichisch,  war 
im  älteren  Nhd.  nicht  ungewöhnlich,  s.  Gr.  Wtb.  I,  395  f. 

antragar  der  Setznagel  oder  Reibnage]  am  Wagen.  Tschermoschnitz. 

äper  käper  adj.  von  Schnee  befreit.  Im  längis  i§t  das  laut  bider  haper 
ei«br.  dparn  frei  werden  vom  Schnee.  CW.  106\  Kärntisch  1 
aper  schneelos.  Lex.  8.,  tiralischi  aper,  alemannisch  1  dber  aber 
Schmell.  1,10.  Stalder  I,  84;  eber  Schmid  47;  fränkisch  afer 
Schmell.  I,  10.  ahd.  dpar:  serenus  apricus,  r/;recpog  Wackern. 
Wtb.  z.  Les. 

äpfel  m.  der  Apfel.  Ahd.  aphoU  aphul,  mhd.  apfel,  altnord.  epli»  alt^. 
dpi  etc.  „In  der  Oberpfali  hört  man  hie  und  da  ganz  wider- 
sinnig den  Singular  als  epfl,  den  Plural  hingegen  als  apfl.** 
Schmeller  I,  89.  Es  ist  also  nicht  eigentlich  bairisch,  heisst 
auch  gemein-österreichisch:  apfel,  demin.  apferl,  plur.  äpfel. 
Muss  demnach  auch  im  Kärntischen,  Lexer  8,  als  ein  nicht  bairi- 
scher  Eindringling  betrachtet  werden.  Im  Goltscheewischen  ist 
die  Form  als  zunächst  aus  Kärnten  eingedrungen  zu  betrachten. 
Cimbrisch:  offel  m.  demin.  öffele.  CW.  151'  stimmt  nicht. 

Jipfltiteri  apffotar  m.  Apfelbaum;  ahd.  aphol-lrd  f.  mhd.  aphaller. 
Das  in  der  Schriftsprache  erloschene  alte  Wort  lebt  auch 
noch  in  Kärnten  I  äpfälter  m.  Lex.  8.  Schmeller  sagt  darüber 
I,  31:  nder  affalter  für  Apfelbaum  soll  noch  unter  der  Enns 
üblich  sein.**  In  der  Heanzenmundart  in  Ungarn,  an  der  steiri- 
schen  Grenze,  fand  ich  sogar  noch  dffalter  Apfelbaum  als 
Femininum:  S.  Frommann  VI,  23.  In  Oberschützen  (gleich- 
falU  Heanzenmundart)  soll  es  äpfäller  heissen.  —  L.  Frisch  ver- 
zeichnete noch  I,  13  afholderbaum ,  aber  in  der  Bedeutung 
opuluMy  wo  es  demnach  mit  Massolder  verwechselt  i.st.  Da  es 


Ein  Ausaug  Bach  Gottschc«  203 

in  Mundarten  lebt»  konnte  das  Wort  der  (besser  die)  Apfalier: 
Apfelbaum  immerhin  wieder  aufleben  in  der  ScbriAsprache. 

ar  er. 

ar-  her-:  ariHneH,  araossev  herinnen,  heraussen. 

ärbaiße  f.  Bohne.  Räfikhlaie  —  rankende  Bohnen;  sioekhaie  — 
Zwergbohnen:  kuglate  —  Erbsen.  Diese  Form  weist  auf  ein 
ahd.  arawtza  zurück,  ygl.  aruuizxa  bei  GrafT  I,  465,  neben  der 
gewöhnlichen  Doppelform  araweiz  und  arawfz.  ärbalßwrasser 
m.  Dorndreher. 

Ar;  m.  Arsch.  Arjwölle  f.  Hagebutte.  Ar;plätte  f.  Arschbacke. 

k^  a;  n.  Aas,  ahd.  As  n. 

asehe  f.  Asche.  Asckenwögele  n.  Aschenbrodel  im  Märchen. 

Asea,  4§He  f.  Holzstoss.  Mhd.  ds  f.  Balke,  Stützbalke,  dann  Gestelle, 
Gerüst  im  Schornstein  für  Gegenstände ,  die  zu  trocknen  sind. 
Gotisch  ans  m.  der  Balke.  Kiratlseh  dsen,  ddsen,  ese.  Lex.  10. 
Schm.  I,  HS,  alemaai.  asni  f.  Sfalder  I,  114.  Dies  letztere 
asni  (sowie  auch  das  gottscheewische  d§ne)  scheint  ein  umge- 
stelltes anaifansej,  so  Grimm's  Wtb.  1,  587.  Die  in  Baiem 
und  Tirol  noch  übliche  uralte  Form  am,  ansbaum,  embaum  ist 
dasselbe,  Gr.  Wtb.  I,  432,  434. 

asi,  so,  also.  Ebenso  hört  man :  ah4  s.  d.  —  a;4  ilre  s.  Ire. 

aß  das,  s.  dar. 

assaek  n.  Holzgeschirr,  Holzgefaße.  Ebenso  käratiseh|  österreichisch 
Lex.  10.  Gr.  Wtb.  1,687. 

assea  essen,  daher  guß,  go-aß  gegess'^n,  statt  mhd.  gdT;,  S.  Schmell. 
§.  962. 

ast  n.  Nest. 

Auch    in    Kärnten    sagt    man    est    für  nest.    Lex.    10 
unter  ast. 

at-  in:  atiden  unten,  atlHHea  innerhalb,  attbea  oben,  atiitea  unten. 
Man  wird  in  Gottschee  nicht  leicht  die  Worter:  unten,  innen  etc. 
zu  huren  bekommeti ,  sondern  immer  nnv  atiden  ^  atinne^  auch 
at  außen  für  außen.  Sowohl  das  at-,  als  auch  namentlich  die 
Form  iden  (wohl  für  aMea,  sowie  Schmell.  II,  681  'ide*  für 
aider  anführt)  kommen  weder  im  Cimbrischen,  noch  im  Kärnti- 
schen oder,  meines  Wissens,  sonst  wo  im  Österreichischen  vor; 
auch  Schmeller  hat  die  Formen  nicht.  —  In  solchen  Bildungen 
zeigt  sieh  eine  SigealhimHckkeit  des  Gatlsfkeewisekei,  die  eine 


206  Schrüe 

allnuililiche  Besitznahme  des  Landes  von  benachbarten  deutschen 
Gegenden  her  anzunehmen  nicht  gestattet. 

Da  die  Mundart  a  für  1^  liebt,  ist  anzunehmen  et-  (in  chvas^ 
ehonn,  etwa,  etwo  ahd.  etewaz,  etewaune;  mhd.  etewer  etc.  im 
ungr.  Bergl.  etwa,  itjedrer  Darst.  34.)  s.  Gr.  gr.  III,  58.  —  Mhd. 
iht^  aus  ahd.  wilit^  got.  vailijta  wird  in  der  Gottscheewer  Mund- 
art et  (s.  d.)  und  kann  daher  hier  nicht  in  Betracht  kommen. 

ataich  m.  der  Attich.  Man  erzählt,  daß  es  noch  unlängst  in  Klindorf 
Sitte  war,  während  eines  Gewitters  vor  der  Kirche  Attich  zu 
verbrennen.  Der  Geruch  des  Attichrauches  sei  den  Hexen,  die 
die  Wetterwolken  zusammentreiben  und  in  denselben  herbei- 
fahren,  unerträglich. 

Cimbrisch  atoch  m.  CW.  107\  ungr.  Bergl.  dtoch^  sieben- 
bürg.-sächs.  6tchf  mein  Worlb.  31*.  Lexer  202  führt  an:  „dtach 
n.  eine  Futterpflanze*';  sollte  das  nicht  auch  der  Attich  sein? 
der  freilich  keine  Futterpflanze  ist.  Ahd.  atuh,  atah  =  dxrf/. 
Die  gottscheewische  Form  ließe  ein   früheres  dtih  vermuthen. 

—  ate  in  fierate,  lanjate  für  Cfero  (Gertrud),  Ian§  (Hanns)  u.  a. 
hört  man  oft  im  Scherz  und  mit  verächtlicher  Betonung. 

atmaiien  atmen,  hauchen.  Ahd.  dtumazan,  ülumizan;  im  vocab.  incip. 
teut.  atmeatzeiif  1429 :  atmiczen ,  jetzt  atmezen  Gr.  Wtb.  I,  594. 
— aizen  für  -aticn  bemerkte  ich  auch  in  den  Wörtern:  jaapfai- 
len  s.  d.,  schluchzen,  weinen,  Jachaiien,  wo,  wie  bei  ataicb, 
ein  ai  eingetreten  ist,  das  sonst  älteres  I  voraussetzt,  indem 
doch  nur  i  (neben  a)  vorliegt. 

ate  m.  der  Vater,  Hausvater,  Mann  der  amo  s.  d.  —  Wie  im  Allgäu 
und  Oberinnthal:  der  ätt  und  d^immt  Schmell.  I,  54;  auch 
sonst  im  Scbwäbiscben  atti  und  amm,  Schmid  21,  für  Vater  und 
Mutter  gelten,  so  sagt  der  Gottscheewer:  dar  ate  und  dea  amo. 
ate  ist  die  Kleinform  und  entspricht  regelrecht  dem  alemanni- 
schen atti  (Jltti  m.  bei  Hebel) ,  denn  das  e  der  zweiten  Silbe 
steht  für  i  s.  unter  e  und  i. 

Sanskrit  hat  nur  die  weibl.  Form  attd  Mutter  (gothisch 
aitheif  ahd.  fuotareiW/,  finnisch  äiti,  lappisch  etne,  madjar. 
anya)^  aber  griechisch  arra  m.  Väterchen  bei  Homer,  gotisch 
atta  (auffallend  isi  das  madjarische  atya),  ahd.  atto,  mhd.  atte. 

ätter  hernach,  dann.  Kämt,  äßer,  bair.  afterf  Lexer  3.  Schmell. 
I,  34.  nl.  achter,  über  das  Schwinden  des  alten  Wortes  in  der 


Ein  Autfla«:  nich   GoUsckee.  20T 

Schriflsprache  s.  Gr.  Wtb.  I,  185.  Durcli  Ausfall  des  f  gewinnt 
es  im  Gottscheewischen  nordisches  Ausehen  vgl.  schwedisch : 
ater,  dänisch:  atter  rursus  s.  Gr.  gr.  lil,  259. 

tiWf  11 9  aw  auf.  wrisch  aiw!  —  Der  Auslaut  wird  zuweilen  unhor- 
bar.  Dies  namentlich  in  der  Zusammensetzung:  tikii  hinauf, 
ost.-bair.  aiffi,  alemann,  ifei  (aufhin).  Der  Ausfall  des  f,  und 
nicht,  wie  in  aufp^  ifetu  des  h,  ist  für  die  Sprache  von  Gottschee 
bezeichnend.  Das  f  fallt  auch  im  Cimbrischen  weg,  z.  B.  in:  tter 
auf  der  CW.  107. 

118,  aus. 

Aifiar  =  aus  her,  heraus;  cimbr.  aiier  CW.  108.  Allgemein 
bair.-iisterr.  iit//ter;«tiftii  =  aus  hin,  hinaus;  bair. - osterr. : 
iibL  Bezeichnend  für  Gottschee  ist,  dass  der  Auslaut  ■  nicht 
wegfällt. 

Ms^imäBdar,  tisiBiider  auseinander;  tistiiider  mäckca  zertheilen. 

tishtrt  m.  Frühling;  in  Nesselthal.  In  Mitterdorf  bort  man  dafür  nur 
läigis  s.  d.  ^chade,  dass  Lexer  12,  172  nicht  angibt,  wo  das 
Eine  und  wo  das  Andere  in  Kärnten,  da  beide  vorkommen, 
gebraucht  wird  und  zwar,  wie  in  Gottschee,  für  ersteres  nicht 
auswärts  n.  (Gr.  Wtb.  I,  1011),  sondern  auswärt»  ausweart 
ohne  s  im  Auslaut.  So  wie  dies  auswärt  zuweilen  in  ausfahrt 
umgedeutet  wird  (Gr.  Wtb.  I,  1011),  so  nennen  die  ungriscben 
Häudorfler  den  Frühling  in  Deutschpraben  wüebet  d.  i.  fürwärt 
und  deuten  dies  um  in  fürwetter  (wie  n1.  voorjaar»  scbwed. 
värtid):  wüebetta,  wie  es  in  Krickerhäu,  ganz  nahe  bei 
Deutschpraben  gesprochen  wird,  s.  meinen  Nachtr.  z.  Wtb.  27\ 
ausbart^luß  f.  Fruhlingsluflt.  Fromm.  Zeitschr.  VI,  521. 

awfr»  awiar  draußen,  foris.  Eine  Bildung  wie  ahunt»  ahin,  ahoime 
mit  a  =  in-en  s.  !■• 

aweraich  n.  Akorngebüsch.  Aus  Slovenisch  jaror  mit  der  kärntischen 
(östr.-bair.)  Bildungssilbe  -ach  gebildet. 

—  atiei  in  ■ackatien,  lapfatieiy  ■ijatzeD,  plackatiei  u.s.w.  und  die 
Nebenform  — aiien  in  atmaiieB,  giepfaiien,  Jecbaiicn  u.  s.  w. 
Über  diese  Intensiva  auf  gotisch:  -atjany  ahd.  -azan  hat 
J.  Grimm  ausführlich  gehandelt  Gr.  II,  217.  f.  Sic  haben  sich 
namentlich  in  der  österreichischen  Mundart  in  Fülle  erhalten. 
Ein  Unterschied  zwischen  ahd.  pli^cckaieD,  ntpfaiei  und  Atmasen, 
woraus  obiges  ätmaiien  neben  napfatzen  erklärt  würde,  ist  nicht 


208  S  c  h  r  ö  er 

erkennbar.  Eine  Bemerkung  über  erstere  Form  maebte  icb  bei 
Ataaiien. 

P  steht  für  B  und  P. 

Die  mit  B  anlautenden  Gottscbeewer  Worte  sind  zu  suchen 
unter  W, 

Ausfall  des/?,  ausser  in  den  Formen  von  haben,  s.  d.,  in  hich (Habicht) 
m.  Geier. 

Paar  Familienname  inGottscbee  1684.  In  Fächer  (s.  Altbaeher)  1614: 
Peer;  in  Nesselthal  1614:  Paar.  In  Malgern  1684:  Peer;  ebenso 
in  Sele,  Götenitz  1700 — 1800;  vgl.  pAr.  —  Im  ungr.  Bergland 
Peer  Neusol  1492;  später  Beer  Bär  sehr  häufig. 

paeh  n.  Pech,  pachole  n.  pAehdIe  n.  Thees»  Wagenschmiere,  Pechul. 
lärDtischi  pechöl  Lex.  201 ,  so  auch  Schmell.  I,  45. 

päeben  m.  Speck,  Speckseite.  Auch  lärntisch  Lex.  1 3.,  im  lagr.  Bergl. 
Nachtr.  16  und  siebenbflrgUch  Nachtr.  16.  In  Gottschee  selbst 
hörte  ich,  dass  das  Wort  aus  dem  Slovenischen  (^boli  Speck) 
abzuleiten  sei.  Es  ist  wol  das  Umgekehrte  der  Fall.  Das  Wort 
heißt  ahd.  pahho»  mhd.  backe  und  backe f  altnord.  bak^  engl. 
back.  Davon  altfranzös.  bacon  Speckseite ,  und  auch  slovenisch 
bdh  Speck.  Eine  mundartliche  Nebenform  desselben  Wortes  ist 
Backe  m.  (Mehrzahl  die  Backen,  was  man  zuweilen  für  ein 
Femininum  hält). 

päehea  backen,  picbmonlter,  —  milter  f.  1)  Backmulde,  Teigmulde 
des  Buckers.  2)  Schmetterling. 

Anmerkung.  Der  Schmetterling  wird  schimpfweise MuUer (MüllermaHermaler Ij^ 
Milchdieb  und  Mehldieb  gennnnt,  woraus  dia  Entstellungen:  Molkendieb, 
Molkenstehler,  Molkenteller,  Milchtrut,  Molkentövertche  Gr.  Myth.  430  IT. 
1025  tr.  Weinhold,  schles.  Wtb.  62.  Zwischen  diesen  Formen  und  dem 
Ciottscheewischen  pachuiolter  (=  GeraQ  mit  Mehl,  vgl.  mofkentelier  s= 
Ge^iÜ  mit  Molke)  muss  ein  Zusammenhnng  nnehzuweisen  sein.  Milemale 
(d.i.  Mutlermaler  s=  Müller)  heisst  bei  Schmell.  11,  5G7  der  Schmetterling; 
ein  anderer  Name  des  Schmetterlings  bei  Schmell.  U,  !»73  ist:  FleimolUr^ 
laiHt  offenbar  Entstellung  des  uralten  Feifalter  (ahd.  vivattrd  f.),  aber 
nahekommend  unserm  pachmolter.  Die  Grundlage  ist  das  ahd.  vivattrd^ 
die  Entstellungen  sind  aber  durch  die  Mythe  von  der  Mehl-  und  Milchver- 
Säuberung  und  Verschleppung,  die  man  den  in  Schmetterlinge  verwände!« 
ten  fiberirdischen  Wesen  zuschreibt,  Mythol.  a.  a.  0.,  beeinflusst. 

Piehcr  8.  Altbacher. 

Piehiigcr,  Familienname  1614  in  Krapflern, 


Eia  Aastair  aack  Gottsckec.  209 

packbea  beckeo,  mit  dem  Schnabel  picken,  s.  k^uyackktr  m. 

f «4iA  Ortsname  in  Gottschee,  hatte  1 770  zehn  Häuser.  Dieser  Orts- 
name scheint  den  Zusammenhang  mit  den  \1I  eomuai»  die  zur 
Diöcese  Ton  Padua  gehören,  tu  beurkunden. 

paje  f.  Biene.  Unit  paje  Lex.  20,  eimbr.  pi^a  CW.  152. 

pail  n.  grosser  Spund  am  Fasse,  vgl.  kri^erle.  länt  peil  m.  Gr. 
Wtb.  I,  1377:  beU  1745:  beul  n.  —  Vielleicht  zu  beule  f. 
mhd.  biule»  ahd.  jriulld,  zu  got  ufbauljau  rj'^ow. 

ABMerkaa^.  ötUrreickisch  keisst  die  BeuU,  die  man  tick  tekligt:  hml  a., 
ebeaso  der  Spaad.  Kiader  Backea  la  eiaea  KSrbis,  eiae  Meloae,  eiaea 
Apfel:  a  pml,  iadeai  sie  eia  rierecki^es  Stack  keraat  sckaeidea,  dat  ■«■ 
wieder  eiasetxea  kaaa.  Bi  tmeUmmm  mpmim .  die  Meloae  mmheuim  aeaat  maa 
es,  weaa  aiaa  eia  solekes  ptU  aasscbaeidet,  aai  die  Qaalitit  sa  präfea. 

pal^le  n.  paugle,  plur.  paigiaii  Bälglein,  Schote.  \ 

pAM  m.  Baum,  pAmbaUe  f.  Baumwolle.  pAmgkrte  s.  unter  paim. 

pkithali  n.  die  gelbe  Weide. 

pampkck  n.  als  Band  yerwendete  Weidenzweige. 

Papes,  Pappesch  Familienname  1600  in  Weißenbach.  —  Pappescb 
bei  Ossiunitz,  Ortsname,  1770  acht  Häuser.  Im  ungr.  Bergland 
Papesch,  Name  in  D.  Praben,  1700—1800.  Käsm.  Bobs 
Leutsc|i.  1660;  Babst 

pAr  m.  Bär;  der  Nordwind.  Als  Familienname  s.  oben  Paar^  —  pAr- 
sekeiche  f.  Bärenscheuche;  Schreckbild.  —  pArtAtie  f.  Bären- 
tatze ,  herba  braneaB  ursinae. 

pkrm  m.  die  Krippe.  In  dieser  Bedeutung  ist  der  Ausdruck  balrisek, 
Wtb.  ungr.  Bgl.  32.  Schm.  1 ,  200.  lirat.  pom  Lex.  16,  cimhr. 
parm  m.  Fresstrog.  153,  ahd.  pamo  mhd.  bame, 

Aamerkaag.  Da  Lexer  16  \m  Kiratiackea :  hmrm  a.  die  Hütte  nebea  der  Teaaa, 
wo  naa  die  Garbea  kiaeialegt,  vad  pom  m,  Barn,  Futterkrippe,  in  Form, 
Gescbleckt  und  Bedeutnof^  getreaat  fiadet,  to  wire  dem  weiter  aacksug^eben. 

pArseheiche  f.  s.  pAr. 
pArtktie  f.  s.  pAr. 

parte  m.  Bart.  lArit.pär/  Lex.  16,etabr.  paH  CW.  1 52,  AA^paribari. 
Parthe  Familienname,  1750:  in  der  Rieke,  Maasern.  S.  parte. 
BartkelmA,  Bartelme,  Barthl  lay  1614  Windischdorf;  1700  Kletsch; 
1800  Gottschee  s.  auch  lay. 

Sitxb.  d.  pbil.-bist.  Gl.  LX.  Bd.,  I.  Hft.  14 


210  S  c  h  r  ö  e  r 

pasckei  schmuggeln.  Wol  erst  in  neuerer  Zeit  eingedrungenes  be- 
kanntes Fremdwort  (Aus  passare  s.  Weigand  11,  341);  pascktr 
ro.  der  Schmuggler;  plur.  paschare, 

patsckei  knarren ;  in  der  Stadt  Gottsehee  kennt  man  nur  pätsckea  in 
der  Bedeutung:  klatschen. 

pattei  beten,  ik  patt,  du  pattejt,  ar  pattet)  bir  pattei;  jeu  patleit) 
ih  hän  gepattet  vgl.  plteD. 

pattlar  m.  der  Bettler,  plur.  pattlare.  Vgl.  pltei.  —  An  die  Stelle 
des  Pilgrims  älterer  Lieder  tritt  der  Bettler,  z.  B.  in  folgender 
Ballade»  zu  der  der  Moringer  bei  Uhland  297  zu  rergleichen  ist 

Der  Bettler. 

Dar  pattlar  ziehet  ins  limge  döarf , 

hai  didl  deu  A! 
Der  Bettler  ziehet  ins  lange  Dorf,  — 
ins  länge  ddarf  an  di  höachzait. 

hai  didl  deu  i ! 
ins  lange  Dorf  zur  Hochzeit. 

ar  fetzot  sih  pain  owen  nider; 

hai  didl  deu  ft! 
Er  setzet  sich  beim  Ofen  nieder; 

ahd  duo  sprichotdeu  seh^anne  praut: 

hai  didl  deu  äl 
da  spricht  die  schöne  Braut  also : 

nbir  assen  und  trinkhen  und  laben  gueter  dinge ; 
Wir  essen  und  trinken  und  leben  guter  Dinge 
Owen  patlar  gedenkhet  niement  et!** 
auf  den  Bettler  gedenket  Niemand. 
Si  reichet  imon  ein  glAjle  bain. 
Sie  reichet  ihm  ein  GlSslein  Wein. 

„Schwann  dank,  sch^ann  diink,  du  sch^anneu  praut! 
Schönen  Dank,  du  schöne  Braut, 

main  er§teu  kone  pi§t  du  gebän!** 
meine  erste  Gemahlin  bist  du  gewesen. 

Bie  dks  derhöerot  dar  praitigkn , 

Wie  das  der  Brftuligam  vernimmt  (derhört)» 

a  tuat  a  sprunc  bol  öbern  tisch: 

er  thut  einen  Sprung  wohl  fiber  den  Tisch : 


Eid   Aaaflug  nach   GotUchee.  ü!  1  1 

^Juncheirre  pin  ich  innar  kam, 

hai  didl  deu  i ! 
Junker  (Jungherre,  Janj^^eselle)  bin  ich  herein  gekommen, 

juncheirre  gean  i  bider  aus? 

hai  didl  deu  i ! 
Junker  geh  ich  wieder  hinaus! 

paim  pAm  m. 

paningärte  m.  Baumgarten;  mhd.  boumgarie. 

BaimgtrteD,  gewöhnlich:  pAmgärte«  Ortschaft  inGottschee, 
hatte  1770  acht  Häuser. 

pAMb«lle  f.  Baumwolle.  Die  Slere nei  machen  daraus :  piT«It. 

paaei  ackern,  pflügen,  Feld  bauen.  Ebenso  cimbr.  paugen  arare  CW. 
153;  auchkärut.  Lex.  18. 

Paier  als  Name  1687  in  Oberlosin;    1750  in  Nesselthal;  1867  in 
Mosel.  Cimbr.  Bauer  ^y 

paikhf  f.  die  Trommel,  piikkei  trommeln. 

paik  f.  Trommel  und  pauken  trommeln  ist  auch  der  in  der 
Ups  übliche  Ausdruck,  s.  Darstellg.  ÜB.  Seite  (343)  93.  — 
In  Gottschee  kömmt  neben  pauke  9  wol  erst  in  neuerer  Zeit» 
gleichbedeutend  auch:  tmel  f.  vor;  aber  das  Zeitwort  peikhei 
für  trommeln  scheint  die  Alleinherrschaft  zu  behaupten.  ^Benn 
dich  di  trumelausbert  peukhen** :  wenn  dich,  bei  deinem  Leichen- 
begängnisse,  der  Trommelschlag  begleiten  wird**  heißt  es  in 
dem  schönen  Liede : 

Bonn  di  pneben  ins  hör  mttelkont: 

Wenn  die  Babea  lu  leer  afiisea. 

Es  i§t  heunt  oin  schraiben  kamen 

Es  ist  heute  ein  Schreiben  kommen, 

daß  di  jungen  pueben  ins  ör  mueßont  g^an. 

dass  di  jungen  Buben  ins  Heer  müssen  gehn. 

Es  hatte  oinder  a  sch^anneu ,  a  liebeu. 

Es  hatte  Einer  eine  Schöne,  eine  Liebe, 

mit  imon  bellot  $i  g^anen.  — 

Die  wollte  mit  ihm  gehn. 


0  Bergmann  hat  in  den  Wiener  Jahrbüchern  d.  Lit.  Bd.  CXX,  8.  24  einige  Namen 
Ton  Weilern  und  Familien  der  Cimbri  mitgetheilt  (die  ersteren  sind  oft  beidtt). 
Dies  ist  die  einxige  Quelle»  aus  der  ich  gelegentlich  schöpfe.  Vgl.  oben  S.  198. 

14* 


212  Scbröer 


^1^0  plaib,  du  liebeu»  in  Kroinlänt, 
„So  bleib,  du  Liebe,  in  Krainland, 


§0  plaib,  du  liebeu,  in  Kroinlänt!" 

*In  Kroinlänt  plaib  i  ette; 
'In  Krainland  bleibe  ich  nicht: 

mit  dire  g^an  i  laibor!' 

mit  dir  geh  ich  doch!* 

mBu  ber^t,  du  liebeu»  lai  dennor  hingean, 

„Wo  wirst,  du  Liebe,  nur  dann  hingehn, 

benn  ich  ins  weuer  bert  g^aneu?** 

Wenn  ich  werde  ins  Feuer  gehn?^ 

'Benn  du  ins  weuer  ber^t  geanen, 

'Wenn  du  ins  Feuer  ivirst  gehn, 

pai  der  §aiten  bert  i  dir  st^anen!' 

an  der  Seite  werde  ich  dir  stehn!' 

mBu  ber^t,  du  liebeu,  lai  dennor  hing^an, 
yyWo  wirst,  du  Liebe«  nur  dann  hingehn, 

benn  mih  deu  kugel  bert  trafTen?** 
Wenn  mich  die  Kugel  wird  treffen  ?** 

*Benn  dih,  lieber,  deu  kugel  bert  traflfen, 
*  Wenn  dich.  Lieber,  die  Kugel  wird  treffen 

main  harzle  mir  bert  üb  pra§ten!' 
mein  herzlein  mir  wird  abbrechen!' 

mBu  ber§t,  du  liebeu,  lai  dennor  hingen, 
„Wo  wirst,  du  Liebe,  nur  dann  hingehn, 
benn  ih  kn  de  §aitö  bert  wMlen?" 
Wenn  ich  an  die  Seite  werde  fallen?" 

'Benn  du,  lieber.  Im  de  §aito  ber§t  wällen, 
'Wenn  du.  Lieber,  an  die  Seite  wirst  fallen, 
koin  iinderter  bert  mir  gewällen!' 
Kein  anderer  wird  mir  gefallen!' 

„Bu  ber§t,  du  liebeu,  lai  dennor  hing^an 
„Wo  wirst,  du  Liebe,  nur  dann  hingehn, 

benn  deu  tnmmel  mih  aus  bert  peikhen?*' 
wenn  die  Trommel  mich  aus  wird  trommeln   (d.  i.  zum  Grabe 

wird  begleiten)?* 

'Benn  deu  trunmel  dih  aus  bert  peikhcn, 

'Wenn  die  Trommel  dich  aus  wird  trommeln, 
dl  klockhen  mih  bent  —  ausleuten.* 
die  Glocken  mich  werden  auslSuten/ 


Ein  Ausflog  uch  taottsckee.  213 

PmI  als  TaufDame  nicht  uDgewöbolicb.  Ich  Sude  ihn  wiederholt  in 
der  Conscriptionsliste  ?on  1757.  Er  lautet  in  der  Hundart  PAI| 
Deminutiv:  PAle  s.  -e.  —  PmIsmb  finde  ich  in  Halgem  1600. 
Aber  auch  mit  slarischer  Endung  in  Gottschee  1783:  Pailltoch. 
PAle  wird  auch»  wie  allgemein  österreichisch  Pai'l,  zuweilen 
der  Kater  genannt 

»pawel  Dummkopf. ** 

p^char  m.  Brotform  ron  Stroh  oder  Holz,  das  österreich.-bairisch  «um- 
berl,  Bibd.9umbir  heisst,  im  ■■gr.Berglaid  aber  k^dl(Darst.S.  171). 
das  ist  kärlein,  Ton  abd.  kor  gotisch  kaa,  das  sich  in  compositis 
oft  Tersteckt,  s.  jlolkar  m.  —  Auch  in  diesem  p^eluur  m.  mochte 
ich  eher  dieses  kar,  in  alemannischer  Aussprache,  vermutben,  als 
unser  Becher  (mhi.  baecharium,  ^d,  pechari  etc.)»  was  immer 
ein  Trinkgeschirr  ist  Dagegen  in  alemaiiisch  kicher  m.  auch 
beieker  m.  siebe  Stalder  I,  152  (das  ist  mbd.  btkar  binekar)^ 
dem  das  Fränkische:  bisumper*  impsumper  Sehmell.  III»  249» 
entspricht,  erscheint  in  der  That  obiges  sumper  dem  kar  gleich- 
gestellt Beieker  heisst  in  der  Schweiz  nicht  nur  der  Bienen- 
kar, sondern  auch  die  Futterschwinge;  so  wird  sümber  oder 
kärlein  als  Brotform,  slovakiseb  mit  opdlka  übersetzt»  was  auch 
Futferschwinge  bedeutet  —  Dass  die  in  Kärnten  nicht  Qblicben 
Gottscbeewer  Ausdrücke  zunächst  im  alemannischen  Gebiete  zu 
suchen  sind»  werden  wir  noch  öfters  wahrnehmen»  s.  praftei. 
uie.  ate  u.  a.  m.  —  Die  SloYcnen  entlehnten  das  Wort  gleich- 
falls in  der  Form :  pthar. 

Peer  s.  Paar. 

p^gle  n.  die  Schlinge,  Schleife,  Tgl.  aehle  n.  iirUfl  f.  maseke  f.  —  Das 
klgleia  arculus»  heisst  ganz  besonders  noch:  t^stricklin  von 
roshaarp  damit  man  den  voglen  und  deren  richtet"^  Henisch 
445,  66,  bei  Gr.  Wtb.  II,  222;  aleuulsekt  bigli  n.  Schlinge 
▼on  Weiden  oder  Rosshaar  zum  Vogelfang»  Stalder  I,  198. 

pekeit  schnell,  behende.  Mbd.  behende*  elmkr.  pokeaie  schnell» 
behende,  presto  W.  128\  kinU  pfeit  Lex.  133.  balrlsck 
Scbmell.  11,  204,  alemauL  keid»  SUld.  I,  129. 

peisle  n.  eine  Weile,  a  poi^le  ein  wenig.  Elze  schreibt:  ^^peshe 
wenig*'  das  man  aber  in  Gottschee  nicht  kennen  will. 

Es  ist  das  Wort  der  Bergmannssprache:  die  Pose^  PoU 
ein  Zeitraum  von  vier  Stunden;  e  Pois,  e  Pöül  eine  Weile» 


214  Schröer 

Schmell.  I»  298  f.  hier  in  Betracht  zu  ziehen.  Bei  Scheueben- 
stuel  Idiotikon  der  Bergmannsspr.  177  ist  die  Passe  eine  be- 
stimmte Schiehtzeit  und  so  ist  auch  zu  erklären  das  in  Schmöl- 
nitz  vorkommende:  erste pos,  zweüe  pos:  erstes  Stück,  zweites 
Stuck:  e  pos  ein  wenig,  das  ich  Darstellg.  S.  110  nicht  zu 
deuten  wusste. 

Tir^lisebi  a  boiss  ein  Biszchen.  Frommann  VI,  37,  III, 
323.  u.  s.  lirntlsebs  polsl  n.  kurzer  Zeitraum.  Lex.  37. 

Die  zum  Spinnen  für  eine  bestimmte  Zeit  zugewogene 
Wolle :  pensum,  erscheint  schon  ahd.  (nocturna  pensa  puellae  — 
Tulgo  pdsA)  Graff  III,  382.  Es  wäre  demnach  ein  mhd.  peise  f. 
die  Aufgabe,  Frist,  ursprunglich  der  zugewogene  Theil,  anzu- 
nehmen, dem  alle  obigen  Formen  und  Bedeutungen  entsprungen 
sind.  —  Pensare:  ital.  pesare  lebt  in  deutschen  Mundarten  in 
der  Zips:  peissen  mit  der  Hand  abwägen,  Wörterb.  34,  schle- 
sisch :  pesetu  peisen.  Weinh.  69\ 

Peitschltsch,  Name  in  Gottschee  i7S0. 

perlcktei,  sich :  sich  versehen,  versorgen;  besonders  mit  den  Sacra- 
menten: 
Benn  ich  oinm&u  im  krankhenpette  lig, 
da  khumt  dar  prie^ter  zu  mainem  pette, 
Ali  perichttt  ar  mich  le  dei  dbigei  gfletera  s.  das  Lied  unter 
kiachialti  di  age^turm  ^ingoni. 

Schon  mhd.  heisst  es :  darnach  hiez  er  berichteD  sich 
mit  unsers  herren  lichamen  (die  Schreibung  Uchnamen  be- 
zweifle ich  in  dem  Fall)  mhd.  Wtb.  II,  641.  —  Sich  nach  der 
Beichte  mit  gottes  trdst  bericktei  und  noch  andere  Belege 
Schmeller  HI,  3S.  —  Auch  Luther  gebrauchte  den  Ausdruck 
in  ähnlichem  Sinne,  s.  Grimm  Wtb.  I,  1522,  c. 

In  engerer  Beziehung  zu  unserem  Gottscheewer  Ausdruck 
steht  aber  Cimbrisehi  berichte  f.  Communion,  b«ricbtei  das 
Abendmahl  geben  oder  empfangen.  W.  160\ 

PerUa,  Name  in  Schöflein  bei  Nesselthal  1750. 

herke,  m.  Schnurbart;  sUveDisck:  berke. 

Pen,  Pcrsch,  Name  in  Lienfeld  1684. 

Perschey  Name  in  Tiefenthal  um  1600.  Stockendorf  um  1700.  Horn- 
berg,  Lienfeld,  Moos,  Altlaag,  Obermösel,  Reinthal,  Fliegen- 
dorf 1750.  Im  ungr.  Bergl.  Persse  Pilsen  1785. 


Ein  Ausflug  Dach  Gottschee.  215 

Bertkolt,  Name  in  Gottschee  1684.  —  In  Schemnitz  1363:  Bertold; 
in  Siebenbürgen  noch  jetzt  Berthold;  in  Presburg  1379 :  Perch- 
tolduB  de  Asperfi;  schon  in  Karajan's  Verbrüderungsbuch 
Perhtold  1,  15  u.  o. 

ferti,  Pen,  Name  um  1600  in:  Ebenthal,  Otterbach;  um  1750— 
1783  in  Malgern,  Ort,  Hasenfeld,  Lienfeld,  Krapflern,  Gottschee» 
Tiefenreuter,  Skrill,  Kotschen.  —  Im  ungr.  Bergl.  Pertach 
Kaschau  1858.  Peretz  Käsm.  1604. 

perswögele  n.  der  Zaunkönig.  Auch  iwerg^dgele  n. 

Petscktner,  Name  um  1600  in  Nesselthal;  1750  in  Nesselthal, 
Tschermoschnitz,  Mitterdorf. 

Petscke  und  Petsekee,  Name  um  1600  in  Ebenthal;  1784  in  Lienfeld; 
Petsckee  um  1600  in:  Verdreng,  Verderb,  Koflern,  Moswald, 
Gottschee,  Skrill.  Im  ungr.  Bergl.   Petsch  Dopschau  1628. 

peti,  m.  1.  Das  Bärenmänncben.  2.  Der  Kater.  Vgl.  bärlibätz  Stalder 
I,  144.  der  bätz  zu  Bern  Gr.  Wtb.  I,  1159.  Tgl.  jlkii  und  piti. 

pcakbe,  f.  und  peakkei  s.  unter  paikke. 

pente  f.  Borg ;  of  peate  sabea  borgen, 
pcitea:  borgen. 

Das  Wort  ist  zunächst  aleBiiinlseki  bell  m.  und  f.  Borg,  Cre- 
dit; elDem  etwas  aifbeit  gebend,  i.  auf  Borg.  Stald.  1, 153, also  ganz 
wie  in  Gottschee;  beiteD :  borgen  ist  auch  schwäbisch,  Schmid  27. 
In  der  Literatur  kömmt  das  Wort  zuerst  mhd.  vor:  hüten 
im  Passional,  buiten  bei  Jeroschin,  im  Sinne  von  erbeuten,  rau- 
ben. Die  abgehende  Lautverschiebung  neben  altierd.,  bjta, 
en^l.  b«et7,  »I.  biit  zeigt,  dass  es  aus  dem  nl.  in  das  aleman- 
nische fast  unverändert  eingedrungen  ist.  Von  da  kam  es  nach 
Gottschee  und  zwar  in  der  wohl  ursprünglicheren,  älteren  Be- 
deutung: borgen^  die  aus  der  Bedeutung:  tauschen  hier  her- 
vorgegangen ist,  wie:  mutuare  aus  mutare.  Altn^rdiseki  bjta 
hat  noch  die  Bedeutung:  permutare,  dann  dare*  Sveinbjorn 
Egilsson  Lexicon  po€ticum  antiquae  linguae  septentrion.  p.  92; 
ni.  bflten :  tauschen ;  vocab.  theut.  büten^  petiten,  wechseln^ 
permutare,  cambire  Weigand  I,  145.  Mein  Vocabular  von 
1420:  6t^/^n  vendicare. 

Pentier,  Name  1614  in  Rick;  1750  schon  Peltler  in  Rick,  Morobitz, 
Handlern,  Moos.  Im  ungr.  Bergland  Kaschan  1399:  Pewtler, 
Schemn.  1858:  Peitliar. 


216  S  c  hr  ö  e  r 

pebUitie  (^uluv),  bewdUtze  f.  eine  strudelartige  Mehlspeise, 
s.  powalitie. 

pfaifen,  1.  pfeifen,  2.  trinken.  Vgl.  tnlea. 

pfaifilter,  f.  Schmetterling  in  Tschermoschnitz.  Vgl.  päckm^alter 
unter  pkchen  und  wladdlitie.  Das  Geschlecht  (f.)  uralt,  ahd. 
vtvaltra  fem.  (Gr.  gr.  I,  862  f.  lil,  368).  Schmell.  I,  530  hat 
die  Formen:  feifalter,  feurfalter^  beinfalter,  weiwfaltery  zwi- 
falter,  pfeiffalter  mase. 

Pfeifer,  Name  um  1700  in  Tiefenthal»  Klindorf,  Altlaag,  Obermitter- 
dorf.  Auch  in  Zarz.  In  Leutschau  1660,  in  Schemnitz  18S8: 
Pfeiffer. 

pfandle,  n.  Das  Pfännlein,  die  Pfanne. 

pfaniatle  n.  eine  Mehlspeise,  sonst  Spritzstraube,  Spritzkrapfen  ge- 
nannt. Nicht  aus  pfaniel  n.  Lex.  23,  sondern  aus :  pfanz&Üe  m. 
frigdola  mhd.  Wtb.  III,  870.  pfanzelt  artocrea,  krapff  voc.  von 
1429  Schmell.  II,  310.  —  Aus:  pfann-  und  zeltlein  in  G. 
zautle,  daraus  gekürzt  -'Zaile. 

pfkrm  m.  auch  pfim  m.  Farn ;  pflraiach  n.  Farnkraut,  ahd.  farm, 
farn  m.  farmabi  n.  Graff.  III,  694.  pfärmen  Farn  schneiden, 
einheimsen,  pflimenttil  n.  Farn  tragendes  Grundstück. 

Der  Farn   spielt  in   Gottschee  eine  große  Rolle.   Sechs 
Schuh  hoch  aufgeschossen  sah  ich  ihn  hin  und  wieder  in  den 
Waldern.  Die  Ebenen  sind  zuweilen  ganz  bedeckt  mit  Farn,  der 
auch    die    zerklüfteten  Kalksteinflächen  mit   Grün  belebt.  — 
Der  Farn  dient  in  Gottschee  als  Streu  nicht  nur  für  das   Vieh, 
sondern  auch  für  den  Menschen  (bei  den  Armeren) ,   wo  wei- 
chere Betten  noch  nicht  allgemein  sind.    —   Auch   das   Cimbr. 
Ifdrterb.  führt  S.  119  die  Formen  Tarm  und  TarD  an  (das  ist=a 
warm  und  warn  s.  über  Aussprache  des  Y  daselbst  S.  43)^  und 
auffallend  ist,  dass  das  f ,  das  dort  die  regelmäßige  Erweichung, 
die  auch  in  Gottschee  eintreten  sollte,  erleidet,  hier  geradezu 
in  eine  Verhärtung  umschlägt. 
pfeit  f.   pfeM  f.  Hemd.   Das  gefältelte  Frauenhemd:  dei  f^eri^ote 
pffM  8.  rige  m.  In  neuerer  Zeit  ist  dafür  gewöhnlicher  der  Aus- 
druck dei  gewändrate  pfoM  s.   falde  f.  Dies  lange  gefältelte 
Hemd   mit   dem   breiten   roten    gflftel  s.   d.,   oben  am  Halse 
geschlossen,    die    Ärmel     ebenfalls    quer    gefältelt,    ist    das 
Hauptkleidungsstück   der   Gottscheewerin.    Darüber   trägt    sie 


Ein   Ausflu{^  nach   Gotitchee.  2  1  7 

nur  die  ärmellose  J«ppe  s.  d.  von  weißem  Tuch,  die  bei  der 
Arbeit  abgelegt  wird. 

Das  Wort  (got  paida,  finnisch  paita,  ahd.  pheit  etc.)  ist 
oft  von  Grimm  besprochen  Gr.  l\  SS.  397.  III,  447.  S27. 
Reinh.  F.  XXV.  Namen  des  Donners  23.  Es  ist  hier  aus  der 
bairisch-österreichischen  Mundart  herüber  gekommen,  doch  hat 
es  den  sehwibiseben  Laut  ei  für  mhd.  ei,  der  in  Gotschee 
überhaupt  durchgedrungen  ist,  angenommen»  indem  es  in 
Uraten  ganz  bairisch-österreichisch:  pfAt  oder  pfiat  lautet; 
elmbrisch  foat  plur.  fdte,  demin.  fötle  CWb.  121*. 

pflojtäc  m.  Donnerstag  s.  täc.  Dar  weijtige  (s.  d.)  pfinjtäc  Vorfasching. 

pfranme  f.  Pflaume;  pfranmpAM  m.  Pflaumenbaum.  Ahd.  prtaiay 
phrüma  f.  prümboim  Graff  III,  367,  mhd.  phrümbt ■b,  prAmen- 
bdUB  mhd.  Wtb.  I,  229.  Im  Dranthal  pfräm  pfrAmpAm  Lex.  2S. 
elmbr.  franme,  fraimpoem,  CWtb.  122S  am  littelrkein  prame, 
braune,  s.  Weigand  II,  370.  —  Die  Form  mit  R  ist  jedesfalls 
die  ursprünglichere,  vgl.  gr.  nrpoOfxvo^. 

pickben  stechen;  slov.  pikati.  Das  wackle  §äget:  piek  mih!  Das 
Ferkel  sagt:  stich  mich!  s.  unter  dleitn.  Mhd.  bicken  s. 
Grimm  Wtb.  I,  1809. 

pickle  n.  Felge.  Tschermoschnitz.  Sonst  1)  Pünktchen,  auch  slov. 
pfk.  2)  =  krkmpe  s.  d.  Werkzeug  beim  Kohlenbau,  Haue.  Mhd. 
bickel;  vgl.  pickhea. 

»piegca  biegen,  nnpiegcn  anebnen.** 

„pi^ade  f.  pi^enerde  f.  Erde  zum  Anebnen. ** 

pilieh,  pileh  m.  Buch,  myoxus  glis.  Wird,  gebraten,  als  Leckerbissen 
gerühmt. 

pillch  maaiile  n.  gefiirchtetes  Gespenst,  das  in  Wäldern 
haust  und  die  Bilchfanger,  die  bei  Nacht  im  Walde  Feuer 
machen,  schreckt.  Durch  den  Bilchbraten  herangelockte  Eulen. 
—  piliek  matile  n.  Bilchfalle  s.  matile  n. 

pirche  f.  Birke,  ahd.  pircha  f.  (sanskr.  bk&rja  m. ,  lit.  b^zas,  kir- 
cliensl.  brezot  altnord.  biörk},  —  plrchaeh  n.  Birkengebüsch. 
Auch  cinbr.  noch  pircha  f.,  CWtb.  154**.  Urattsch  schreibt  hin- 
gegen Lex.  27 :  pirke  f. 

„pirc  f.  Spelte,  die  Getreideart.** 

plrbf  her  m.  Goldamsel,  Pirol.  Aus  TtuppoxjXaq^  s.  blerheler,  bierhold 
Gr.  Wtb.  I,  1824. 


218  Schröer 

pijeD  mit  der  Osterruthe  schlagen,  am  Tage  der  unschuldigen  Kind- 
lein. Daher  heisst  dieser  Tag  pijentäe,  die  Rute :  pijenriate.  — 
Vm  Ylllaeh  sagt  man  pisDen  Lex.,  sonst  tschApeD  Lex.  214  mit 
dem  Rufe  IsekAp  tschAp,  frisch  und  gesund!  ferner:  kirntisek 
Lex.  178:  I6a$tn,  wozu  der  Spruch:  leaste,  leaste^  frisch  und 
gsund!  was  Lex.  nicht  verstanden  hat.  Er  war  schon  aus 
Schm.  I,  306,  wo  der  Spruch  •berpfiUisch  lautet:  nis  de 
Pfeffer  rasst  welltsn  teisn  a!  wofür  dann  ein  kleines  Douceur 
gereicht  wird**  leicht  erklärbar,  leaste  ist  nicht  unter  ein  Zeit- 
wort Uastnen^  sondern  unter  leasen  zu  stellen  und  bedeutet :  los 
dich,  kauf  dich  los.  So  heisst  es  im  ungr.  Rergl.  zu  Ostern: 
Bchmeckoster  zen  Ostern^  ding  a,  ding  ä  d.  i.  dinge  dich  ab, 
kaufe  dich  los  Nachtr.  46. 

In  Gottschee  heisst  es  nun  auch :  l^ajte  Ma§te»  wriseh  md 
gejnd!  gegind  anslabca!  Ikiiges  laben!  nmi  aifs  Jar  u  knndcrt 
goMen  raicker! 

Die  Sitte  mag  auch  in  Schwabei  verbreitet  sein.  Seh  mel- 
ier citiert  II,  310,  unter  auf  kindein  einen  Vers: 
^Und  an  dem  lieben  kindlenatag 
geht  heftig  an  der  Jungfern  plag; 
dann  um  lebzelten  sie  zu  haun 
vil  junge  pursch  sich  lassen  schaun." 
Eine  Verwandtschaft  mit  dem  auch  in  Schlesien  üblichen 
österlichen  Schmeckostern,  das  oben  berührt  wurde,  ist  gewiss 
vorhanden.  So  erinnert  auch  das  frisch  und  gsund  an  die  Rufe 
der  Johannistänzer  anno  1374  und  ferner  (s.  Uhland's  Schrif- 
ten III,  399  mit  den  Anmerkungen  S.  484 f.)  an  das  alte: 

herre  St.  Johann,  so  so, 
frisch  und  fro  I 
Bkckai,  Name    1861    Elze    S.    40.    Vgl.    Püschl   ungr.    Berg). 

Käsm.  1840. 
pissle  n.  60  Ellen.  Dtu  pissle  laimait  hat  30  stAbe  s.  d. 
piten  bitten,  i  pit,  da  pltcgt)  bir  pAtea:  bitten ;  hängepdten,yg\, pattea. 
Pitil,  Name  in  Tschermoschm.  1614.  s.  Pfltil. 
plaekatiea,  plaekalien  blitzen,  läratisek  i  plickain,  bldckeien,  pleag- 
gaia,  plef^gaiea  (Drauthal)  Lex.  32.  Wie  eine  Versetzung  der 
Laute  sieht  aus  cimbr.  plitie^ea  CWtb.  155.  —  Ahd.  picechaiaa 
etc.  aus  welchem  unser  blltiea  nur  eine  Zusammenziehung  ist. 


Bin   Ausflug  nnch  GotUchee.  2  I  9 

Auffallend  hier  ist  das  a  für  e  der  ersten  Silbe  das   sonst  nur 
für  g  steht ;  sonst  ist  die  Form  uralt. 

pl&den,  plodea  pedere,  AleBauisch  blödem^  in  der  Bedeutung  »Ton 
einer  krampfartigen  mit  einem  dumpfen  Laut  verbundenen 
Blähung**  Stalder  I,  186.  —  Sonst  in  Gottschee:  waijtci  s.  d. 
und  pUder.  Vgl.  plodem  mingere  im  ungr.  Bergl.  Nachtr.  18. 

PItye,  Name  in  Tschermoschn.  1614.  Wohl  für  Pleihe  zu  ahd.  pleih 
bleich.  Der  Vocal  erhellt  aus  der  Nebenform  PUJe»  die  mir,  um 
1770  in  Pölandl  vorkömmt.  —  Im  ung.  Bergl.  Blay  Blei  Gdl. 
Ksch.  Prb.  1700— 18S0. 

BlassmaDD»  Name  in  Mooswald  1600. 

pUtte  f.  Glatze,  geschorene  Stelle  am  Haupt,  kahle  Fläche  Oberhaupt. 
Vgl.  kärntisch  piktte  f.  Lex.  30.  —  Ungewöhnlich  ist  das 
gottscheewische  Compositum  Arjplätte  f.  Obwohl  schon  ahd. 
blattd  mhd.  blate  vorkömmt,  ist  das  Wort  doch  entlehnt,  vgl. 
gr.  TiXar-n.  —  pikttic  kahl  vgl.  platilc 

platiic  1)  glatzköpfig;  mhd.  glatzeht,  AlemaiiB.  blasskepf  Stald.  I, 
181.  2)  voll  Flechten,  Zittermal  s.  lAfeier.  a  platitges  gejieht 
s.  Schmell.  I,  340:  pletzen,  Schorf  auf  der  Haut,  zu  got.  pUUs 
lni^\ri[i.a^  ahd.  ble%> 

pitessei  blöken.  Cimbr.  pleiar  Winsler  CWtb.  15S.  Schmell.  I, 
238 :  bl^ssi  blöken.  Demnach  ist  die  Form  pMassei  eine  un- 
organische Dehnung  einer  älteren  Form:  plessen.  Das  wäre 
mhd.  blezzen,  blezen  ahd.  plazjan.  Die  mhd.  Form  ist  nicht 
nachgewiesen.  Die  im  mhd.  Wörterb.  I»  203  angegebene: 
bldze,  bldzunge  beruht  auf  einem  Irrthum.  Da  nämlich  auf 
Graff  IV,  1268  verwiesen  wird,  wo  es  heisst:  (Graff  III)  „S.  2S9 
Z.  10  V.  u.  I.  bldzen  st.  blozan^,  so  ist  hier  offenbar  die  Deh- 
nung des  A  angenommen»  indem  dies  blözan  sacrificare  mit 
blazan  blocken,  balare  verwechselt  worden.  Für  die  oben 
theoretisch  aufgestellte  ahd.  Form  plazjan  sprechen  die  bei 
Graff*  III,  259  vorkommenden  Formen:  placeandi  balantes  und 
das  umgelautete  plezunga  f.  balatus;  so  auch  die  Formen 
plazzandif  plazzanti  (wo  zZf  wie  so  oft,  aus  zj  hervorgegangen 
scheint),  die  zugleich  für  Kürze  des  Ä  sprechen. 

Plesche,  Name  in  Schwarzenbach  um  1600;  in  Götenitz,  Eben, 
Handlern  um  1700.  Vgl.  Pllsche«  Im  ungr.  Bergl.  Plesch  Neu- 
sohl 1390,  Plescher  Schemn,,  1404.  Ptöss  Hess  später  häufig. 


220  S  G  h  r  ö  e  r 

pUscbäch  n.  Tannenreisig.  Aus  bieschen:  sehlagen.  S.  Gr.  Wtb.  IL 

108.  Lex.  31.  Also:  Abgeschlagenes.  Vgl.  tAse. 
Ptessel,  Name  in  Liechtenbach  bei  Nesselthal,  um  17S0.  Vgl,  PIlseL 
pliska  plaska!  In  den  unter  dieD«i  angeführten   Gedächtnisversen 

heisst  es:   das  goißle  §äget:  pliska   plaska!    —    SltTCDlsch 

heisst  die  Bachstelze :  pliska. 
plinkatien  blinzeln,  mhd.  blinkezen, 
Mplieis  Tollkirsche'*  Elze  59,  sonst  bolwejbcre  f.  s.  d. 
pleeh  n.  1)  Block  2)  Brett,  vgl.  CWtb.  1S5.  Lex.  32.  mudelpldch  n. 

Nudelbrett,Teigbrett.i&rit,  j9/ö{;Aer  Fensterbalken.  S.  oben  S.189. 
pleder  m.  Wanst,  voller  angespannter  Bauch,  vgl.  pluderer  Schmell. 

I,  334. 
Pllsch,  kleiner  Ort;  hatte  1700  vier  Häuser. 
PMsche,  Name  in  Mooswald  um  1770:  in  Mittrd.,  Koflern,  Wetzen- 

bach  1750.  Vgl.  Plesehe. 
Pllsel,  Name  um   1700  in  Deutschau.   Vgl.   Plessel.   Elze  (1861) 

schreibt   Pllschl   S.    40.    Im   ungr.    Bergl.    Ploezel    Schema. 

1383. 
piaeien  blühen.  Ciabr.  plflaaii  CWtb.  155.  Vgl.  n. 
plnomc  f.  Blume.  Das  Wort  ist  selten,  s.  r6A§e.  Dennoch  hört  man  in 

den  Hochzeitreimen,  s.  hiachiaitf  wo  die  Geschenke,  die  ein 

jeder  der  Braut  geben  soll,  genannt  werden,  häufig  den  Reim 

dl  mnome 

den  i^ibt  ir  eine  pli«me  (wo  denn  dann  das  Geschenk  eben 

keine  Blume  zu  sein  braucht). 
plmiatieii,  pluiaiiei  stottern.  Nur  ahd.  plunzeze  stamalo,  balbutiat, 

Graff  ni,  362. 
piaae  f.  die  Saubohne;  jede  andere  Bohnenart  heisst  ärbalsse  f.  s.  d. 

Auch  kärntiscb  ist  potne  die  Saubohne,  Lex.  36. 
Bober,  Name  1669  in  Schalkendorf.  Vgl.  Woher, 
pobilitie  s.  powalitie. 
Pocbiiger  PachiBf^ef   (s.   Piehiiger),    Name    in   Krapflern,    Dran- 

bauk  1760.  Paehiiger  auch  im  ungr.  Bergl.  Schemnitz  1858. 
Podwerck  bei  Ossiunitz,  Ort,  1770  mit  vier  Häusern. 
Pegtreli,  Ortschaft,  zählte  1770  vier  Häuser. 
poide,  poidei  beide.  Daneben  auch  die  Formen :  p6ade  p^adea,  wenn 

der  Artikel  voransteht  poldei  und  p^adea.  Diese  Formen  ent- 
sprechen mhd.  beide  beidiu;  btde  bidiu;  beiden  biden  einen 


k 


Ein    Ausflug   nach    Gottschfe.  221 

Geschlechisunterschied  (s.  Gr.  Wtb.  I,  1361)  kann  ich  nicht 
nachweisen. 

Pole,  Name  in  Krapflern,  Götenitz,  Neuwinkel  1750. 

poiaie  f.  päaie  der  Vormagen.  Mehrz.  päaiea  Gedärme.  Vgl.  Gr.  Wtb. 
I,  1120. 

Peek,  Name  in  Gottsch.  1684. 

Peekstein  bei  Unterlak,  hatte  1770  fünf  Häuser. 

Pilandel  bei  Tschermoschnitz,  hatte  1770  neunundzwanzig  Häuser. 

pAlen  werfen.      Du  sch^ander  gueter  raben§iift, 

bie  gai§t  du  manichom  gueteu  khräft  1 
polest  du  mih  nieder 
§0  st^an  i  bider  auf: 
op  dain  derzörn  ih  mih  laibor  et ! 
Ein  für  werfen  in  jedem  Sinne  gebrauchtes  Wort.   Zu- 
nächst wieder  alemaBBisek  bohlen  werfen  Stald.  I,  201.  — 
Das  lAratiseke  sich  pöln,  die  hand  polt  sich  d.  i.  anschwellen 
Lex.  38  gehört  kaum  hieher,  sondern  zu  bell  Geschwulst,  ver- 
bellen  in  Folge  eines  Stosses  anschwellen,  mhd.  erbellen  Wtb. 
I,  118  (wozu  Schmeller  I,  167  schott.  to  bell,  engl,  „bollen'' 
schwed.  bulna  und  ar^A^Z/i  vergleicht,  was  Lexer  entgangen 
ist).  Dies  gehört  vielleicht  zur  Wurzel  sanskr.  bhdla,  ags.  baeh 
bell  Stirne.  Hingegen  unser  alemannisches  pAIea,  deutlich  ahd. 
poldn  mhd.  boln  werfen  ist  Ob  das  mit  jenem  bell  und  mhd.  er- 
bellen  zu  Einem  Stamme  gebort»  halte  ich  für  nicht  so  gewiss, 
obgleich  beide  Formen  im  mhd.  Wtb.  zusammengestellt  sind. 

pilbele  n.  Kügelchen.  KArnt  piUile  n.  Kügelchen  Lex.  3S,  alemann. 
bot  bollei  boUere  Stald.  I,  199.  Vgl.  bolle  Gr.  Wtb.  II,  231.  und 
griech.  ßolßog. 

pAae  p^ane  f.  Saubohne.  Die  übrigen  Bohnen  heissen  krkatssen  s.  d. 

pörnagele,  p^rnagele  n.  kleiner  Bohrer.  Der  zweite  Theil  ist  Demi- 
nutiv von  nigar  s.  d.,  das  ist  Nabiger;  ob  der  erste  Theil  zu 
bohren  zu  stellen  ist,  bin  ich  nicht  gewiss. 

Partei,  Name  1681  in  Oberlosin.  *»  Bariel:  Bartholomäus.  Der 
Heilige  dieses  Namens  figuriert  im  Stadtwappen  von  Gottschee 
und  eine  ihm  geweihte  Kirche  ist  vielleicht  älter  als  die  Stadt. 
—  Im  ungr.  ßergl.  Poriel  Hochwies  1858. 

Pirti,  Name  um  1700  in  Niederlosin.  Vgl.  Perti«  Im  ungr.  Bergl. 
Borcz,  Loreuzen  1858. 


222  8  c  h  I  ö  *r 

penieh  n.  Gestrüppe;  kiberpenieh  n.  die  Stoppeln.  Vgl.  Sehm.  I, 
204:  borzach  Buschwerk  u.  s.  f.  sehw&bisck  Mb^nea  Reisholz** 
Schmid  34. 

pisekle  n.  Blumenstrauss.  Der  Ausdruck  in  diesem  Sinne  ist 
eestr.  bairlseh,  käret.  päschel  n.  Blumenstrauss  Lex.  47.  Die 
Form  des  Wortes  (o  für  ü)  ist  alemaaBiseb  vgl.  pöschli 
Weinh.  alem.  Gr.  S.  29. 

pije  pfaje  zornig,  böse  Tgl.  Lex.  36. 

»posse  kär  struppige  Haare.^ 

piti  m.  Kater,  in  Kärnten  peti  Lex.  37.  Vgl.  jedoch  oben  peti. 

pottieke  f.  Bottich.  Unit,  poutige  f. 

potipar  m.  eine  gewisse  grosse  Raupe. 

pewalitie,  pekklitie  (uuuu)  f.  eine  strudelartige  Mehlspeise,  eine 
Leibspeise  des  Gottscheewers.  Ich  theile  im  Folgenden  die  Vor- 
schrift, wie  sie  bereitet  wird,  mit;  und  zwar,  ausser  der  ge- 
wöhnlichen, auch  die  Bereitung  einer  Abart,  der  heldaia  pebk- 
litie.  Vgl.  bewaUen  =  kneten  s.  wallen  und  sloven.  povaljaii 
wälzen  und  -Itie  s.  d. 

Woarsohrift  s*  oinder  pobUitze. 

Z'er^t  nimet  man  a  pächmatter,  drinn  kirnet  das  boizain  ma), 
Mer  §a)z  und  lubats  bässer.  Nue  i§t  der  toig  gemächet.  Aus  dan 
hatt  toige  bert  nue  wier  toiglain  aus  anänder  gemächet.  Du  wier 
toiglaiii  müeßent  a  wiertelstunde  rä§ten,  unter  de§§  bert  die  wülle 
gemächet,  aus :  ^ekf  oier,  a  §aitel  §üeßen  räm,  3  leffel  wol  smatz 
und  eppäs  geribns  pröat.  Das  bert  guet  unternänder  getriben  und 
du  wülle  i§t  wertic.  Nue  kament  du  toiglain  afs  mudelploch,  bu  §eu 
mitn  mudetbetgar  ausgetriben  hent. 

Es  kimet  eppäs  §ma}z  drauf  und  nue  i§t  mitn  henden  ganz 
wain  ausgezochn.  Das  geschiehet  mit  all  wier  toiglain.  Die  wulle 
bert  nue  ganz  wain  afs  er§te  toigle  gestrichen,  das  zenänder  gerollet 
und  af  du  ^aite  geloit.  Af  das  zboite  straichet  man  du  wülle  4  ahd 
auf  und  betgets  in  das  er^te.  Das  nemliche  geschiehet  mit  dam 
dritten  und  dam  wierten  toigle.  Bie  alle  wier  zenänder  hent  gerollet, 
kimets  in  a  kositse,  beleu  mit  smatz  ün  i§t  gestrichen  und  bert  ge- 
pächen.  Benn  du  pobälitze  gepächen  i^t,  strebet  man  zucker  drauf, 
leget  $fi  af  a  holzain  talar  und  trüget  §ü  afn  tisch. 


k 


Eiu  Ausflug  nach  Gottschee.  IgSo 

TorBchrlft  SU  einer  Bewallltie. 

Zuerst  nimmt  man  eine  Backmulde,  darein  kömmt  das  weisene  Mehl 
dnnn  Salz  und  laues  Wasser.  Nun  wird  der  Teigf  gemacht.  Aus  demselben  Teige 
wird  nun  vier  Teiglein  i^auseinander  gemacht".  Die  vier  Teiglein  müssen  eine 
Viertelstunde  rasten,  unterdess  wird  die  Fülle  gemucht,  aus:  sechs  Eiern, 
einem  Seitel  süßen  Rahm,  3  Löffel  voll  Butter  und  etwas  geriebenes  Brot.  Das 
wird  gut  unter  einander  getrieben  und  die  Fülle  ist  fertig.  Nun  kommen  die 
Teii^lein  auf  das  Nudelbrett,  wo  sie  mit  dem  Nudelwalger  ausgetrieben  sind 
(d.  i.  werden). 

Es  kömmt  etwas  Butter  drauf  und  nun  mrird  mit  den  H&nden  ganx 
fein  ausgesogen.  Das  geschieht  mit  all  den  vier  Teiglein.  Die  Fülle  wird 
nun  ganz  fein  aufs  erste  Teiglein  gestrichen,  das  zusammen  gerollt  und  auf  die 
Seite  gelegt.  Auf  das  zweite  streichet  man  die  Fülle  auch  so  auf  und  walget 
sie  in  das  erste.  Das  nfimliche  geschieht  mit  dem  driften  und  vierten  Teiglein. 
Sobald  alle  vier  zusammen  gerollt  sind,  kömmt  dus  in  ein  Geföss,  welches  mit 
Butter  angestrichen  ist  und  wird  gebacken.  —  Wenn  die  Bewallitze  gebacken 
ist,  streut  man  Zucker  darauf,  legi  sie  auf  ein  hölzern  Teller  und  trfigt  sie  auf 
den  Tisch. 

Wöanchrift  s*  oinder  hoidain  pobälitze. 

*s  hoidaine  ma)  kirnet  inn  du  pächmatter,  §alz  derzu  und  bert 
mitn  battenden  prunne  uberprennet.  Man  lusset  uküelen.  Dar  toig 
miss  lange  §ain  geballet.  Du  wütte  bert  grude  §o  gemächet  bie  deu 
wöarige,  lai  bert  §tät  dan  §tießon  §auerer  rim  genumen  und  §tatt 
§nia}ze  mächäde.  Benn  du  wulle  auf  i§t  gestrichen  strebet  man  rächt 
wil  bainperlain  drauf.  Du  pobälitze  bert  in  a  kositze  getiln  und  grud 
§0  baitor  werwuren»  bie  mit  dar  h^antigen. 

Tsrsckrlft  in  einer  Helden-  (Backwetien-)  Bewallltie. 

Das  heidene  (buchweizene)  Mehl  kömmt  hinein -in  die  Backmulde, 
Salz  dazu  und  wird  mit  dem  wallenden  Brunne  (d.  i.  Brühe)  überbrüht.  Man 
lässt  abkühlen.  Der  Teig  muss  lange  sein  geknetet  Die  Fülle  wird  gerade  so 
gemacht  wie  die  vorige,  nur  wird  statt  des  süssen,  sauerer  Bahm  genommen 
und  statt  Butter  Schweinschmali.  —  Wenn  die  Fülle  auf  wird  gestrichen, 
streuet  man  recht  viel  Weiobeerlein  drauf.  Die  Bewallitze  wird  in  ein  Gewiss 
gethan  und  gerade  so  weiter  verfahren  wie  mit  der  vorigen. 

prackea  brechen,  besonders  in  der  Bedeutung:  pflücken,  r6a§en 
praehee  s.  prasten.  th  prich,  bir  praeben  vgl.  piten. 

br&del  m.  die  Barte,  der  Bart  eines  belieb ardenfürmigen  Beiles, 
sloTcnisch  bradlja,  was  gleichfalls  aus  brada  Bart  her- 
vorgeht. 

„praitele,  n.  Wiesel." 


224 


S  c  h  r  ö  e  r 


praitiffia  m.  Bräutigam. 

pram  f.  m.  Bremse,  mhd.  brem  m.  Urat.  brSme  f.  Lex.  40. 

praekelB  sich  Speise  versagen ,  im  Scherz :  fasten.   Nachen  ttraß- 

mäntäc  kimei  dar  schaißertäc  und  nachen  schaißertäc  dar 

praBkelmittdch  i  Aschermittwoch. 
prante  f.  Butte.  Clmbr.  pre?iie  f.  Fass,  ital.  brefiia  CWth.  1^7,  113. 

i&rnt.  grosses  hölzernes  Gefäß.  Lex.  41.  s.  darüber  Gr.  Wtb. 

II,  372. 
pra§tea  brechen.   abpräjteB  zerspringen.  ierpra;ten,  part.   pr.  ler- 

brejtea.   Lexer  kennt  das  Wort  aus  dem  Kärntischen  nicht, 

S.  41.  Doch  lebt  es  in  AlenaBBieB  Stald.  I,  217. 
piiten  m.  die  Wade.  In  diesem  Sinne  elmbrischt  mauseprate  W^ade 

CWtb.  156.    Ebenso    bei  Henisch    (teutsche    Sprache  und 

Weisheit.  Augsburg  1616)  in   der  Form   „6rdf/,  die  Waden 

an  des  Menschen  Schenkeln*'.   Das  Wort  ist  in  diesem  Sinne 

nicht  kärntisch,  eher  schwäbisch. 
praBB  braun.  Die  GQrtel  der  Mädchen  und  Weiber  sind  jetzt  roth, 

waren  ehedem  yielleicht  braun.   Im  Liede  vom  Elspargar  und 

Ikgf^tltilei  s.  d.  sagt  diese:  ierbra§tefl  ijt  mala  praan  gflrtele. 
Prauae  Iraaae,  Name  in  Sele   1614,   1669,   1750;  in  Altbacher, 

Gottschee  1750,  1784,  1868.  Im  ungr.  Bergl.  Braun  Leutsch. 

1660.  Krickerhfiu:  1640. 
pr^aehitie  f.  Wiege. 

predlaiele  n.  Eidechse;  sonst  egedaekf  s.  d. 
Preidiflck,  Name  in  Mooswald  um   1600.  Preiditsch  Zwislern,  Ver- 

dreng  1750. 
prembela  1 )  plaudern,  2)  brummen,  schmählen.  Vgl.  ahd.  brgman, 

tirol.  bremen  brummen.  Fromm.  III,  458  oder  praepeln  in  der 

Zips  Wtb.  39,  Henneberg  Fromm.  II,  464? 
preBBCB  brennen ;  gepruBaea  gebrannt. 
IberpreaaeB  überbrühen.  —  Dar  praaae,  praanii  die  Brühe,  heißes 

Wasser,  ^s  kaidalaa  aial  Umtt  laa  dl  piehmalter^  sali  deria  aad 

bert  BittB  balleadea  pnnae  iberpreaaet. 
Preaaer,  Name  in  Komutzen»  Koflem,  Windd.,  Gottschee  1750;  1861 

auch  bei  Elze  S.  40. 
„pr^schpritle  n.  Schlagholz." 
Preser,   Name   in   Mosel   1867.    Presner   Rusbach    1$14.    =»    aus 

Prise  s.  d.  In  Käsmark  1840 :  Breeß, 


K 


Ein  Ausflug  nach  Gottschee.  22o 

yretle  ii.  Schindel,  Brettlein.  So  auch  cinbr. 

Prlmeseh,  Name  in  Gotn.  Masern  1750. 

pringen  bringen.  prAcht  gebracht  Fromm.  VI,  S21. 

prieslaich  m.  Blindschleiche ;  mhd.  blintsllche  m.  ahd.  Uiitalllihd  m. 

proit  breit;  dar  preite  häg  der  breite  Weg,  im  Gegensatz  zum 
stickele  rein  s.  d.  häuGg  im  Liede. 

pr«lle,  pralle  f.  in  Agenpralle  Augbraue.  Aus  mhd.  bräwelin  ward 
brdltn  und  d  wird  in  Gottsehee  üt  u. 

Pröribl,  auch  Prilibel,  gesprochen:  Pr^arigel,  Ort  bei  Unterdeutschau 
1770  mit  19  Häusern. 

Prösc,   spr.   Pr^a§e  bei   Kiek,    1770   mit   12  Häusern.  — 

rrMollen,  spr.  Pr^asollen  hatte  1770  zwei  Häuser. 

prSsele,  pr^ajele  n.  Broslein,  kleines  Stack  Brot;  man  sagt  aber 
auch  pr6a;ele  h«m  n.  klein  gehacktes  Holz. 

Presche,  Name  in  Hornberg  1684. 

pr«s8  m.  Knospe;  ahd.  proz,  mhd.  broz  s.,  dazu  und  zu  dem  Fol- 
gendem Gr.  Wtb.  H»  399.  pressen  sprossen,  karBt.  prosten.  — 
pressmiaet  n.  Merz. 

Pratgesell,  Name  in  Schwarzenbach ,  Hornberg  um  1600,  in  Altlaag 
um  1750. 

pr6at  n.  Brot,  darbes  (s.  d.)  pröat  ungesäuertes  Brot.  Vgl.  laltlaii. — 
■aißes,  sbäries  pröat 

■roBBsee  Ortschaft  1700  mit  yier  Häusern,  gesprochen:  Prlajeab, 
Dativ  Prttns^abe. 

pronne  m.,  die  Brühe,  s.  preanea. 

pronnle  n.  die  Quelle,  das  Brünnlein. 

prnnikachei  f.  Nachttopf;  noch  in  der  Wetterau:  brunzkachel;  als 
Schelte  schweizerisch,  s.  Gr.  Wtb.  I,  442. 

Bronskclle  olim  Irttaskele,  Name  in  Stockendorf  um  1600,  Tgl. 
Wriaskele.  Im  Kraiiiischen  fand  ich  (1867)  Brunskole  aus 
Meierte;  Brunskole  aus  Jelseynick  und  ebenso  aus  Tscher- 
nembel. 

prost  f.  das  Herz.  Aber  auch  harie  s.  d. 

prate  f.  Wiege,  Wol  von  dem  beim  Einwiegen  in  Gottsehee  gebräuch- 
lichen Ausruf:  prutai  Blaalt  protal  Baflalt  s.  aaBal.  —  Wenn 
man  mit  einem  Sprung  ins  Althochdeutsche  zurGckgreifen 
dürfte  ohne  Übergang,  so  stände  das  Wort  brattl  f.  terror 
(=  gottscheewisch :  prottai)  zu   Gebote   uud:  ni  bruiti  dih 

.Sitxb.  d.  pbil.-hist.  Ol.  LX.  Bd.,  I.  Hfl.  15 


£4f%}  S  e  h  r  ö  e  r 

fürchte  dich  nicht.  —  Doch  kann  eher  noch  an  sehwetiertsrh 
brütt  brütti  fette  Person  Stalder  I,  23ö,  gedacht  werden, 
wonach  ursprünglich  das  Kind  prate  genannt  worden  wäre. 

■aehberf;,  gesprochen:  Pa«ebpare,  drei  Ortschaften:  Oberboeh berg^ 
17/0  mit  fünf  Häusern;  litte rbnebberg  zur  selben  Zeit  mit  8, 
Veterbnehberg  mit  9  Häusern. 

■ttckel  bei  Nesselthal»  Ortschaft,  1770  mit  zweiunddreissig  Häusern; 
cimbrisch  ein  Weiler:  BüweL 

■nchje,  Name  zu  Prölübel  1614;  vgl.  Wachse,  cimbrisch  Wttehse  (d.  i. 
Füchse)  auch  Volpi. 

pAckt  n.  Kehricht.  pAcbtmatile  n.  Kehrichtfaß.  S.  matile. 
pAehtea  stieben,  dampfen. 

Das  Wort  haftete  zulängst  in  Hessen  und  Schlesiea  s.  Gr* 
Wtb.  n,  201;  ferner  in  der  Zips  Wtb.  38.  Nachtr.  16;  in 
Siebenbürgen  lautet  es  bocht  f.,  in  der  Schweiz  b^eht  n. ,  aber 
auch  in  lärntea,  obwohl  es  nicht  bairisch  ist. 

pieklat  bucklicht,  I&rnt.  puggilat^  aber  auch  gekrümmt«  z.  B.  er 
hat  a  pocklats  negle  er  hat  einen  gekrümmten  Finger  d.  i.  er 
hat  Geld  in  der  Hand  s.  höachiait 

piiffar  m.  Bins.  Aus  Binsenmark  bereitet  man  in  Gottschee  Lampendochte. 

pi|Je  m.  Bube,  poe  Mehrzahl  poebeB. 

Nltiel,  Name  eines  Müllers  in  Gottschee  um  1770. 

pamperkaje  f.  so  nannte  man  ehedem  gebräuchliche  lange  Männer- 
hosen; Tgl.  die  plunderhosen  in  der  Zips  Wtb.  38;  zu  dem  Worte 
vgl.  hosenbomper  Gr.  Wtb.  II,  236  unter  bomber, 

pnrde  f.  Bürde,  ahd.  purdt  Auch  k&rnt.  elmbr. 

pire  f.  Korb.  Deminutiv  parle  n.  plur.  purlaln. 

pire  f.  Truthenne  ;|iiir/^  n. 

pirk  n.  männliches  Schwein,  ital.  parea  m. 

pinnkBa  Truthahn,  slav.  purman. 

Pirstl,  Plrsti  Name  in  Hoswald,  Mrauen  I,  600.  In  Leutsch.  Pursch 
1660. 

pieje  f.  Vulva.  Ahd.  ptiasum  Busen,  Schweiz,  buesen  Tasche. 

Pasar,  Name  in  Gottsch.  1750. 

pissar  m.  inguen,  vgl.  iirlar. 

possen  küssen ,  ebenso  k&rat.  eimkr.  etc.  Lex.  48. 

hitre,  Patree,  Name  in  Reinthal,  Mosel  um  1600  — 1700.  Schwarzenb. 
Otterb.  Hinterb.  Gttscb.  1750. 


Ein  Ausflugs  nach  Gottschee.  iZt 

Pitrer,  Name  in  Schwarzenb.  1614. 

pAtrich  m.  Fässchen,  ahd.  putirih»  cinkr.  püteroch  Cwtb.  1S8;  auch 
ins  Slovenische  iihevgegtkngen:  putrih^  puierh. 

pntsehale  n.  Fasschen»  etwa  für  zwei  Mass»  wie  bei  Schmeller  I»  226 : 
but8chen,  kämt,  pitsche, 

bAtsche  bitsche  f.  Kürbis.  SloTen.  buca. 

■Attner,  Name  bei  Elze,  S.  40.  Diese  Form  für  Böttcher,  Binder, 
stammt  aus  Franken  und  der  Oberpfalz.  Auch  in  Schlesien,  der 
Zips  m\A  Siebenbürgen  lebt  das  Wort  nnd  der  Name  Büttner^ 
Böddner.  Im  ungr.  Bergt,  gewohnl.  Bittner  Käsm.  1604.  Ltsch. 
1660.  Pittner.  Sehemn.  Kremn.  Pils.  Oberturz  1858. 

Pntiel,  Name  in  Obermitterdorf  um  1700;  vgl.  PitfL 

Ptttiel,  Name  in  Pölandel  1750;  vgl.  Pltal. 

D  und  T. 

Das  tönende  Z),  das  in  der  österreichisch-bairischen  Hundart  im 
Anlaute  durchaus  in  T  übergegangen  ist,  hält  der  Gottscheewer  fest, 
vgl.  S. 

D  wird   eingeschaltet:  beider  (=»  weler)  welcher;  scUaeder 
schönei*;  kalder  keller;  tiede  Tanne;  taader  s.  d. ;  malBder  meiner; 
änderter  anderer  u.  s.  f. 

T  wechselt  mit  K:  tAken,  tAten,  keakpire  s.  d.  hintbeere. 
^  für  GS  und  CISt  tseheil  m.  daitjel  f.  s.  d 
Das  starke  partic.  präterit  wird  in  Nesselthal,  Mosel  schwach: 
gewAret,  gegrAbet  für  gewAren,  gegrAben  gefahren,  gegraben. 

Das  schwache  partic.  prät.  wird  im  Hinterland  schwach:  ge- 
patien,  geloben  geputzt,  gelobt. 

table  dämpfig,  brustkrank.  Vgl.  töbig  schwindsüchtig  Schmell.  I,  425. 
dich  II.,  dachle  n. ,  plural  dachlaia,  1.  Dach,  2.  Regenschirm;  vgl. 
schättar  und  mareile  f.  Sonnenschirm. 

Lexer  verzeichnet  unter  dach  S.  49  die  Bedeutung:  Regen- 
schirm nicht;  sie  scheint  demnach  in  Kärnten  nicht  bekannt. 
Hingegen  in  der  Sckweis  scheint  diese  Bedeutung  die  vorwaltende 
Stald.  I,  254:  «dach  n.  Regenschirm;  d&ekll  n.  —  smead&eUi, 
Sonnenschirmchen*'.  —  Schmeller  verzeichnet  auch  Regen-- 
dach,  Sonnendach  I»  351. 
tkc  m.  Tag.  Die  Wochentage  heissen :  mAatke,  ertke,  alttaek)  pfloftke, 
wraltkc,  saaßtkc,  jintkc^  ähnlich elmbr.CWtb.  116;  vgl. pratk^Ii« 

15* 


228  8  c  li  r  d  e  r 

täigiftiB  adject.  täglich.   Ein  aus  dem  adverb.  tegelichen 

heryorgegangenes  Adjecti?  im  Vater  unser:  gip  ün^  haint  ün§er 

t&iglaiaes  (=  ißgelichenez  s.  Uln)  piöat. 
taffern  f.  Schenke.  Clmkr.  tavern  f.  Cwtb.  177.  ital.  taveima. 
tahän!  takait!  tahoml  tahai!  tahatt!  Ausrufe,   die  nach  dem  Reim 

Tarieren  im  Gottscheewer  Martinsliede  s.  lartine. 
tijea  saugen,  trinken  an  der  Mutterbrust.  Ahd.  tAjaa.  as  kiad  tAJet| 

§i  hat  ir  Uad  lissea  tAjeaj  genau  so  auch  etmbrisch  Wtb.  177. 

Vgl.  tetten. 
tl^i  f.  der  Säugling.  Vom  vorigen,  wenn  nicht  gleich  d'aie  d.  i.  haje 

mhd.  hiwe^  s.  Cwtb.  127. 
dalli  dein,  daladar  wiaß,  dalnde  hkat,  dalndas  Und,  dalade  neglali: 

dein  Fuss,  deine  Hand,  dein  Kind,  deine  Finger. 
talar  n.  der  Teller,  a  kanialn  talar  ein  hölzerner  Teller.  Mhd.  teller 

n.  m.,  ital.  tagliere^  slov.  taljer, 
dalt§el  f.  Deichsel.  Mhd.  dthsel 
tknde  f.  Tanne,  in  dem  Liede,  s.  liedle. 
tander  m.  die  Fläche  der  Hand,  den  praut  nioeß  den  galdaine  im 

taader  haben  t  die  Braut  muss  die  Mitgift  in  der  Handfläche  haben, 

das  heißt  auch  wol:  sie  muß  eine  kräftige,  tüchtig  zugreifende 

Hand  haben. 

Dies  seltene  Wort  lautet  ahd.  tenräf.  tenar  n.  und  GraffV, 

437  erinnert  dabei  an  J^ivap,  mhd.  tSner  {got  hat  in  sinem 

teuer  beslozzen  alliu  dinc) ;  zu  sanskr.  dhan,   dhav  entlang 

streichen. 
tkngeln  dengeln.  Beachtenswerth  ist  hier  das  k,  was  uns  beweist,  dass 

hier  kein  umgelautetes  dengeln  zu  Grunde  liegt  (dies  müsste 

/an^^&i  lauten,  mit  hellem  a  wie  tenkt  tank).  In  der  That  heißt 

es  auch  cimkr.  tangein,  kämt,  tängeln.  Zu  ahd.  tangol  m.  Hammer, 

tangeläri  m.  Kaltschmid. 
tankke  link.  Die  bair.  ostr.  Form  Gr.  GDS.  687.  Tanke,  Name  in 

Schwarzb.  Lienf.  Krapflern  um  1750;  auch  kirnt,  t  TenkhLex.57. 
tankkisek  linkisch ,  linkhand.  —  gedankk  s.  d. 
mit  gedankker  kand,  mit  gereckter  land  mit  linker  Hand^ 

mit  rechter  Hand. 
Tanibttekel  bei  Nesselthal,  1770  fünf  Häuser. 
Tappelwerek,  Snter  —,  1770  mit    15,  Ober  —  gleichfalls  mit  15 
•       Häusern,  beide  bei  Tschermoachnitz.  Die  Aussprache  ist  Täppel^ 


Ein  Ausflug  nach  Gottschee.  229 

barch  und  dieser  sloveiiisclie  Ortsname  ist  demnach  in  deutschem 
Volksmunde  üblich  und  daneben  kömmt  als  Name  anderer  Ort- 
schaften das  gleichbedeutige  Warmber|[S.  d.  (spr.  Bärmparc)  vor. 
dar,  da  der,  derjenige;  der  der;  dam,  dae,  ans  dem,  den;  den,  di, 
di,  det  die;  das,  äs  das.  (den  meinen,  den  deinen,  lautet  im 
Liede  dea  0[aete  stiefniaeter  t  aa  maiaa,  an  daiBn)|  d  0[rAwn; 
d  0[fleter  des  Grafen  Guter.  Der  Artikel  fallt  aus:  nn  steekaits  im 
in  kindisch  lianie  und  steckte  es  ihm  in  das  kindische  Herzlein. 
Die  Declination    des  Artikels  s.  hätar,  kind,  mneter. 

dar  halle  derselbe,  deakaile  dieselbcdashalle  dasselbe  s.  kaile. 

t&r,  0[etar,  lli  —  ich  wage,  dn  getöare;t  et  —  du  wagst  nicht;  — 
ar  hki  sili  getöarjt  er  hat  sich  gewagt.  Mhd.  iar  torste  geturren 
Das  Partie,  getör^t  entspricht  dem  mhd.  Adj.  getürste  kühn.  Im 
ungr.  Bergl.  toren,  cimbr.  tören  s.  mein  Wtb.  44^. 

darb  ungesäuert,  darbes  pr6at  ungesäuertes  Brot  Die  ursprüngliche 
Bedeutung  von  mhd.  dßrp,  ahd.  d&rap, 

darre  f.  Lattengerüst  zum  Obsttrocknen,  mhd.  darre. 
darnkreiie  f.  s.  kreiie. 

tA;e  f.  tische  f.  taische  f.  Tanne,  Nadelholzbaum,  Nadelholzzweig. 
cimbr.  deaa  f.  Nadelholzzweig,  päd.  bresc.  la  dasa  Cwtb.  115% 
tetschüf  tetstty  ebenso  Cwtb.  177,  im  Bregenzerwald  dohs  dahs 
Bergmann  CWtb.  a.a.  0.,  schwäbisch  daa^  dessen^  bair.  dächsen 
Schmell.  cwtb.  115.  —  Wieder  ist  nicht  die  bairische,  sondern 
die  schwäbische  Form  in  Gottschee  Torhanden,  diesmal  aber 
auch  cimbr.  und  kirntiscli  tdse  f.  Lex.  49,  aber  auch  schwei- 
zerisch dääsch  n.  aus  jungen  Tannen  gemachte  Schleife,  Stalder 
1,253,  gehört  hieher.  Dechse  f.  nennen  die  Landwirthe  den  aus 
Zweigen  geflochtenen ,  breiten  und  flachen  Ackerkehrbesen»  der 
an  die  Egge  befestigt  wird.  S.  kerdacksen  Schmell.  I.  352. 

Anmerkung.  Mbd.  diu  defue  der  Rocken,  vom  Zeitwort  dihie  dahs  ddhsen 
gedohsen:  Flachsbrechen,  kömmt  hier  in  Betracht;  denn  die  Bedeutang^  ab- 
hauen  wird  diesem  Zeitwort  wohl  auch  sakomraen.  Die  Handlung  des  Flachs- 
brechens erinnert  sehr  an  die  des  Abhauens,  x.  B.  Ton  Nadelholzxweigea, 
die  als  Streu  verwendet  werden.  Daher  gehört  abd.  dehta,  dektala  f.  Graff 
V,  124,  sonst  die  und  der  Dechsel,  d.  i.  Hauaxt,  Schmell.  I,  353  (kimtlscb 
tdshacke,  tachsapraehten :  sehwertfSrmiges  Sjcbneidinstrument ,  womit  die 
tosen  xur  ttrSwe  verarbeitet  werden)  gewiss  hieher.  Mit  einem  dehttehit 
wird  schon  von  Wolfram  ein  Schwert  verglichen,  a.  Gr.  Wtb.  III.  SSI.  Und 
hier  scheint  nun  eine  uralte  Berührung  vorhanden  mit  dem  taxuif  der,  wie 


230  S  c  h  r  ö  e  r 

obiges  ti^e  einen  Nadelholzbaum  bezeichnet.  Sanskr.  taksha-ka  in.  ßauui, 
lat.  taxut,  kirchenslav.  tiut  ivird  abj^eleitet  von  sanskr.  takthati  behauen 
(wie  tose  =  dahse  aus  dehse),  kirchensl.  tetati  hauen.  Dies  taks/iati  ist 
aber  Eines  Stammes  mit  zend.  tanyayeiti  schirren,  w(»her  lat.  temo  aus 
tecmon  m.  Deichsel;  wozu  auch  lithauisch  taikan  fugen  und  ahd.  dihaila 
Deichsel  gehören.  Der  Zusammenhang  zwischen  dahse  =  ta.vua,  dehte  und 
di/ucl^  wenn  auch  letzteres  aus  der  Ablautreihe  tritt,  ist  ofTenhar,  reicht  in 
Urzeiten  hinauf  und  scheint  in  dem  sanskr.  takthati^  das  behauen^  aber  auch 
fertigen  bedeutet,  lat.  texere,  die  abweichenden  Begriffe  der  Ableitungen 
zu  vereinigen.  Tak»a  bedeutete  wohl  in  der  Ursprache  »chon  einen  Baum, 
der  behauen  wird,  wonach  die  Sitte,  Nadelholzzweio^e  als  Streu  zu  gebrau- 
chen, ebenso  alt  sein  mnsste. 

tttie  f.  der  Fuss,  besonders  der  plumpe  Fuss;  die  Tatze.  —  tatzle 
n.  Plural  tatzlain  Fösslein:  das  ratzte  §tM  afproitem  tatzle 
s.  diendn. 

pArtätie  f.  Bärentatze,  herba  hrancse  ursinae. 

TaibeBbroon  oder  TiefenbranB ,  auch  Remergrond  Ort  hei  Unterlak 
1770  mit  8  Häusern. 

Taubead^rf,  Ort  bei  Nesseltlial. 

tti-  s.  tal-  u,  tai-^  -tf  an  Namen,  s.  name, 

Tely,  Name  in  Mitterdorf  1750.  Ebenso  im  ungr.  Bergl.  PauHscli 
1713:  Teil 

Teliaa  s.  TMliaa. 

Teaiele,  Temel,  Themelle  Hobeneck  1669,  1684;  Hornbei-g  1750.  Im 
ungr.  Bergl.  Scbemnitz  1362:  Thomel;  1819,  1858.  Thomala. 

teoB  m.  die  Tenne,  Dreschboden.  Auch  kirnt,  mascul.  Lex.  57,  und 
schweizer,  neutr.  ahd.  tenni  n. 

der  s.  dar. 

der-  vor  Zeitwörteru  vgl.  gr.  Gr.  II,  819,  Wtb.  II,  1011.  der- 
kraakheo  erkranken;  derg^an  ergehen;  derwisch  m.  das  Er- 
haschen; in  dem  Liede  vom  Haajel  Jane. 

tettea  säugen;  UJea  s.  d.  saugen;  beide  Formen  ebenso  clmbr.  Wtb. 
177,  ital.  tettare,  got.  daddjan  säugen,  nur  an  Einer  Stelle  Marc. 
13,  il:  paitn  daddjandeim  =  den  Saugenden  (Müttern)  rcaq 
(Jtv  ya^jrpi  iyoOfjo:ig  xaQ  Toclg  Srtla^oO^jaig.  —  Oineu  hat  go- 
paichtigot.  Nue  hat  ^i  dam  gai^tlichen  ge§oit :  daß  §i  ir  ki?td, 
atinne  in  dar  Mrcheitt  hat  getettet.  Der  gai§ttiche  hat  aber 
gemeint  fi  häts  ümme  prucht,  get^atet  (getödtet).  ahd  hat  §i 
imon  aber  deu  tittlaia  gibeo  (vgl.  .&>:Xy/v  äedövae):  §i  häts 
liusei  UJei. 


Ein  Ausflug  uach  GutUchee.  231 

Aninerkung.  Das  Vorkommen  beider  Formen  (tljeil  saugen  und  tetteil  saugen) 
im  Gottscheewiscben  und  Pseudo-Cimbrischen  ist  ein  wichtiges  Zeugnis 
für  den  Zusammenhang  dieser  beiden  Mundarten.  Die  Formen  sind  aber 
auch  sonst  beachtenswertb,  als  bewahrte  uralte  Wörter,  deren  Eines  nur  alt- 
hochdeutsch, das  andere  nur  gotisch  noch  vorkömmt.  Sanskrit  dhd,  dhayati 
saugen,  säugen,  gr.  J^acii  saugen ,  är^tJ^cu.  melken,  altslaT.  doja  saugen,  ahd. 
td'j'ttn  lactare^  gotscheewisch  uud  pseudo-cimbrisch ;  tdjen  saugen.  —  Von 
dhd  abgeleitet  ist  sanskr.  dadhan^  dadhi  n.  Milch,  got.  daddjan  Milch  zu 
trinken  geben,  säugen,  gotscheewisch  -  pseudocimbrisch :  tetten  sangen. 
Vielleicht  gab  es  ein  gotisches  daian  saugen  und  war  die  ursprüngliche 
Bedeutung  von  tdjan  auch  sangen  (sowie  die  von  laetare  zwischen  säugen 
und  saugen  schwankt);  ein  mhd.  teilen  (ahd.  tatjanf),  säugen,  darf  man  aus 
dem  Gottscheewisch-Cimbrischen  wohl  vermuthen. 

Deatsehao.  Ober  —  um  1770  mit  6  Häusern;  Veter  —  um  1770  mit 

37  Häusern. 
Tentsehmann ,  Name  in  Dürnbach,  Liechtenbach ,  Bucht  1750. 
Tlefenreoter,  Ortschaft  1770  von  12  Häusern. 
Tiefenthal  bei  Ebenthal,  hatte  1770  sechzehj^H&user.  Cimbrisch  heißt 

ein  Weiler  Tieff*a  tälele. 
dlenon  1)  dienen.  2)  Eierlegen.  Gin  Liedchen  möge  hier  Platz  finden. 

Dienon. 
Dienen. 

Das  er§te  jär  gedienot. 
Das  erste  Jahr  gedient, 

a  hüenle  werdienot; 

ein  Hähnlein  verdient; 

das  hüenle  wöerot  hüenlain.  — 
das  Hühnlein  führt  Hühnlein  (Piural).  — 

Dhs  zbaite  jir  gedienot. 
Das  zweite  Jahr  gedient, 

a  ratzle  werdienot; 
ein  Entlein  verdient ; 

dks  ratzle  §teat  auf  proitem  tatzle, 
das  Entlein  steht  auf  breitem  Fässlein,, 

das  hüenle  wüerot  hüenlain.  — 
das  Hähnlein  fuhrt  Hühnlein.  — 

Das  dritte  jär  gedienot. 
Das  dritte  Jahr  gedienet. 


232  S  c  h  r  5  e  r 

a  pdrle  werdienot. 

einen  Truthahn  verdienet. 

Das  parle  §aget:  längeu  ure» 

Der  Truthahn  sagt:  Väu^e  Ohren, 

das  ratzle  §teat  af  proitem  tatzle, 
das  Entlein  steht  auf  breitem  Fusslein, 

das  huenle  wuerot  huenlain.  — 
das  Hühnlein  führt  Hähnlein.  — 

Das  wierte  jär  gedienot 
Das  vierte  Jahr  gedienet, 

a  lample  werdienot. 

ein  LSmmlein  verdient. 

Das  lample  §äget:  schir  mih 

Das  Lftmmlein  tap^t:  schier  mich, 

das  pdrle  §äget  etc.  — 
der  Tmthalm  sagt  etc.  — 

Das  wimftc  jär  gedienet. 
Das  fänfte  Jahr  gedienet 

a  goißle  werdienet. 

ein  Geisslein  verdient. 

D^s  goißle  §äget:  pliska  plaska! 
Das  Geisslein  saget:  pliska  plaska! 

das  lample  §äget:  schir  mih  etc.  — 

das  L&mmicin  saget:  schier  mich  etc.  — 

Diis  ^ek^le  jär  gedienet 
Das  sechste  Jahr  gedienet 

a  wakle  werdienet. 
ein  Ferkel  verdienet. 

Das  wackle  §äget :  pick  mih  l 
Das  Ferkel  saget:  pick  mich! 

das  goißle  §äget:  etc.  — 
das  Geisslein  saget:  etc.  — 

Das  §imte  jär  gedienet. 

Das  siebente  Jahr  gedienet, 

a  küele  werdienet. 
ein  Kühlein  verdienet 

Das  kuele  ^äget :  milch  mih ! 
Das  KühleiD  sagt:  milk  mich!  etc.  — 


Ein  Ausflug  nach  Gottschee.  233 

das  wackle  §äget:  etc.  — 

Das  ächte  jär  gedienet. 
Das  achte  Jahr  gedienet, 

a  rö§$ie  werdienet. 
ein  Rösslein  verdienet» 

DSis  rö§§le  ^iiget:  rait  mih! 

Das  Rösslein  sagt:  reit  michl  ete.  — 

das  kuele  §äget:  etc.  — 

Das  neunte  jär  gedienet. 
Das  neunte  Jahr  gedienet, 

a  mandle  werdienet. 
ein  Mfinnlein  verdienet. 

Das  mandle  säget:  lieb  mih! 
Das  Mnnnlein  sagt :  Heb  mich  etc.  — 

dhs  rü§§le  säget :  etc.  — 
Das  zehnte  jär  gedienet. 

Das  zehnte  Jahr  gedienet, 

a  püeble  werdienet. 
ein  Bublein  verdienet, 

Das  püeble  §äget:  bieg  mih! 
Das  Büblein  sagt:  wieg  mich! 

Dhs  mandle  §äget:  lieb  mih! 
das  ro§§le  §äget:  rait  mih! 
dhs  kuele  §äget:  milch  mihi 
das  wackle  §äget:  pick  mih! 
äks  goißle  §äget:  pliska  plaska! 
das  lample  §äget:  schir  mih! 
das  purle  §äget:  longeu  ure! 
das  ratzle  §teat  af  proitem  tatzle! 
das  hüenle  wüeret  hüenlain !  — 

tier  n.  das  Thier.  tierle  n.  plur.  tierlaiii  (wie  bei  Hebel  iierli).  Das 
Wort  scheint  im  Osterreichischen  nicht  üblich,  doch  hat  es 
Lexer  61.  Vgl.  wiche,  gvcty  saehe. 

dierne  f.  Jungfrau  im  Gegensatz  zum  Jüngling  (knacht)l  Magdt 
löandierne  f.  im  Lohn  stehende  Dirne;  jandienie  f.  Schweinemagd. 
Häufig  erscheinen  diese  Formen  deminutiv:  diermle  n.  Ebenso  dimot 
diarna,  dirnle  cimbr.  Wtb.  IIK.  I&rml.  diem,dimdle  Lex.  61. 


234 


S  c  h  r  ö  e  r 


Dietrich,  Name  in  Malgern  1614.  Im  ungr.  Bergl.  in  Neusol  1390: 
Dytrich;  in  Praben  1040;  Dittrich;  Metzenseifen  1858: 
Dittrich;  in  Presb.  1379:  Dietrich. 

dil  m.  Boden.  Ahd.  dilo  m.  zu  sanskr.  tala  m.  Fläche.  Das  Folgende 
ist  davon  abgeleitet. 

dille  f.  Heuboden,  Dachboden,  Brett,  Diele.  Rärnt.  dille  f.  Lex.  61, 
cimbr.  diüa  f.  Ueubühne  CWtb.  115.  gr.  TrfKioL,  altnord.  thi/ja, 
ahd.  dilld,  altslov.  i/ja;  zu  sanskr.  tala  s.  dil. 

nimn,  Name  in  Gottschee  1750. 

tiöwei  m.  der  Teufel.  Der  Alp,  s.  d.,  ist  der  tiöwel,  aber  auch  dar 
6rflfnr«ekliate  i§t  dar  Tiöwel  der  Grünrock  (wilde  Jäger)  ist  der 
Teufel.  Rärnt.  toifl,  cimbr.  teuwel,  tanwL'L  Die  auffallend  ab- 
weichende gottcheewische  Form  scheint  allerthüralich.  Aidßoiog 
got.  diabäulns,  altsächs.  dioboU  angels.  deofol,  allnord.  djöfull. 
ahd.  tiuval,  mhd.  tiuvelf  ital.  diavolo  russ.  diavol  etc. 

tisck  m.  Tisch.  —  tiscligerisck  n.  auch  im  Scherz  wergeltsgolt  ni.  der 
Tischschemel ,  das  Brett  welches  die  Tischftiße  verbindet  und 
als  Schemel  dient;  gerlscli  n.  (vielleicht  geri§)  scheint  durch 
Kürzung  des  ei  in  i  aus  alemanniscli  greis  n.  Gerüste,  z.  B. 
thüregreis  n,  Thürgerüst  Stald.  II,  269,  zu  erklären.  —  tUcli- 
b»cbel  f.,  —brache!,  Tischtuch.  Vgl.  Lex.  252.  Schmell.  IV,  51. 

Tittmann,  Name  in  Graf  linden,  Unterbuchberg  1750.  In  Kaschau 
1399:  Dietmann.  Käsmark  1635:  Tittmann. 

Tidin  f.  T^adin,  ein  mythisches  Wesen,  InRäreten  Tdadin  Lex.  65  f.; 
im  ungrischen  Bergland,  namentlich  in  Irickerhän  TödSnn  d. 
i.  Tödinne,  s.  über  sie  mein  Nachtr.  z.  Wtb.  22. 

ttdejbette  n.  Sterbelager. 

toig  m.  Teig.  Demin.  Uigle  n.  p1.  toiglain. 

tdil  n.  Theil;  Erbtheil,  Grundstück.  Das  Masculinum  hörte  ich  nicht. 
pfkrmeaUii  n.  Grundstück,  worauf  Farn  wächst,  s.  pfärm. 

tdide  f.  toode  f.  Traube.  lainUiide  f.  Weintraube.  Weder  kärntisch 
noch  eimbrisch,  hingegen  sckweii.  der  dolden  Baumbüschel 
Stald.  I,  287;  so  auch  Schm.  I,  366. 

Tdlliaa,  Name  in  Mooswald  1700.  T«llian  Tbilüan  Altsag,  Altlaag, 
Krapflern,  Polaudi,  Weissenst.  1750;  Telian,  Tbeliaa  Gottsch. 
1783. 

Tdmeti,  Name  in  Schalkendorf  1750. 

TdBscblti,  Name  in  Gottschee  1750. 


Ein  Ausflog  nach  Gottschee.  23S 

T4n,  Aliton;  deminutiv  TAnc.  S.  B  Seite  77. 

Töpliile,  Ortschaft,  1750  mit  6  Häusern. 

tor  n.  Thor.  t«rbatl  m.  Thorwart,  im  Liede  s.  den  ■•trarin. 

torbe  f.  töarbe  f.  Hirtentasehe.  SUTeniseh  forba, 

dorn  n.  Dornbusch,  ügeadora  ni.  Hagedorn,  cimbr.  hagedorn.  Vgl. 

JAdeseh  dorn  JAdedorn. 
Ut  töat  todt ;  dar  töate,  den  töaten  die  Todten.  Des  Todten  Reiters 
Braut,  das  Volksh'ed,  das  Burger  zur  L e n o r e  veranlasst  hat» 
konnte  bisher  in  volksmäßiger  Fassung  nicht  aufgefunden 
werden.  Die  Echtheit  des  Liedes  im  Wunderhorn  wird  bezwei- 
felt s.  W.  Wackernagel,  altdeutsche  Blätter  I,  194;  Vilmar  Hand- 
buch), des  deutsch.  Volksliedes  S.  153. 

Aus  dem  Munde  einer  alten  Frau  in  Mitterdorf  zeichnete  nun 
Studiosus  G.  Jaklitsch  mit  andern  Liedern,  zu  meiner  großen  Über- 
raschung, während  meiner  Anwesenheit  in  Gottschee,  das  Folgende  auf. 
Nachträglich  fand  ich  dann,  dass  es  überall  in  Gottschee  bekannt  ist: 

Die  Todtenbraut. 

Es  baroten  zboi  lieben. 
Es  waren  zwei  Liebe. 

Dar  liebe  i^t  ins  hör  geschriben; 

Der  Liebe  wird  in*8  Heer  geschrieben  (assentiert) ; 

ins  hör  muoß  ar  morschieren. 
ins  Heer  muss  er  inarsciiieren. 

A§ö  dk  sprichet  deu  liebe : 
So  spricht  die  Liebe: 

„§o  kirn  mir,  lieber,  ze  sägen, 
„So  komm  mir.  Lieber,  zu  sagen, 

sai  lantic  boder  tuater, 

sei  (st  du  auch)  lebendig  oder  todt: 

bie  s  dir  in  kriege  bert  derg^an.**  — 
wie  es  dir  im  Kriege  wird  ergehn. 


Ahört  klockhet  an  dar  liebe: 
Einmal  klopft  an  der  Liebe: 

„§o  tue§t  du,  liebeu,  et  §1äfen? 
»So  thust  du,  Liebe,  nicht  schlafen? 

boder  tuest  du,  liebeu,  buchen?** 
Oder  thust  du,  Liebe,  wachen?** 


Hü  S  c  h  r  tf  e  r 

^I  tuen  es,  lieber,  et  ^Ififen, 
Ich  thue.  Lieber,  nicht  sebiafen, 

i  tuen  es,  lieber,  bächen.*' 
ich  thue.  Lieber,  wachen.*' 

„Kim  außar,  kirn  außar,  main  liebeu! 

•Komm  heraus,  Liebe  mein  l** 

Und  außar  kimot  deu  liebe. 
Und  heraus  kömmt  die  litebe. 


Ar  nimot  ^eu  bai  sn^baißer  haut. 
Er  nimmt  sie  bei  schneeweisser  Hand, 

ar  hewot  $eu  af  §ain  höaehes  ro§; 
er  hebt  sie  aufsein  hohes  Boss; 

$eu  raitont  ahin  an  bige.  — 

sie  reiten  dahin  an  Wege  (weg).  — 

„So  tue^t  du,  liebeu,  dih  et  wurchten 

„So  thust  du,  Liebe,  dich  nicht  fürchten  ? 

boder  tue^t  du,  liebeu,  dih  wurchten?*« 

odor  thust  du,  Liebe,  dich  fürchten?^ 

«Beu  bert  ih,  lieber,  mih  wurchten. 

Wie  werde  ich.  Lieber,  mich  furchten, 

benn  du.  lieber,  pi§t  pai  mir?**  — 

Wenn  du,  lieber,  bist  bei  mir? 


Bie  edel  dk  sehainet  dar  müne. 
Wie  uedel**  da  scheint  der  Mond, 

bie  stät  da  raitont  di  tuaten !  — 
wie  leise  da  reiten  die  Todten! 

^eu  raitont  ahin  zan  ktrchle, 
Sie  reiten  dabin  zum  Kirchlein, 

jabol  allin  afs  grüene  wraithof. 
jawohl  dahin  auf  den  grünen  Friedhof. 

A§o  da  9priehet  dar  liebe: 
So  da  spricht  der  Liebe: 

„ruck  dih,  ruck  dih,  marl§toin! 
jyRuck  dich,  ruck  dich,  Marmelstein, 

Klieb  dih,  klieb  dih,  kol§bärzeu  erde ! 
spalte  dich,  spalte  dich,  koblechwarze  Erde. 


^ 


«  Ein  Ausflug  niich  Gottochee.  237 

§0  wer§lick,  du  erde,  de  töaten. 
So  Yersehlinge,  du  Erde,  die  Todten» 

§0  lä  de  lantigen  plaiben !" 
80  lass  die  Lebenden  bleiben!'' 

Benn  ümar  i§t  kamen  dar  smöariinf. 
Als  herum  ist  gekommen  der  Morgen, 

koin  spräche  hat  §i  et  wer§teanen, 
keine  Sprache  hat  sie  nieht  Terstanden, 

koin  menisch  hat  §i  et  gekennot. 
keinen  Menschen  bat  sie  nicht  gekannt. 

Si  i§t  hinter§ih  geg^anen  fibn  ganzeu  jär, 
Sie  ist  zurück  gegangen  sieben  ganz«  Jahr, 

§iben  ganzeu  jär  und  drai  tage.  — 

sieben  ganze  Jahre  und  drei  Tage. 

dirt  dort.  Alenannisch  für  deri,  deret;  „der  heutigen  Mundart  scheint 
dieses  ö  für  e,  Bern  und  das  Appenzeller  Hinterland  ausgenom- 
men, nicht  mehr  eigen**.  Weinhold  alem.  Gr.  S.  30.  Weinhold 
hätte  hier  IlebePs  gedenken  sollen:  ^du  schalk  dort  hinte, 
meinsch  i  seh  di  nit?**  Überraschung  im  Garten. 

tdte  f.  Pathin ;  töte  m.  Pathe.  titl  m.  ebenso.  Cinbr.  toto  ra.Jota  f.  i&mt. 
toute  f.,  töte  m.,  ahd.  iotd  f.  gen.  tottfL^  toto  m.  gen.  totVoL^ 
woraus  der  Umlaut  des  Masculinum  sich  erklärt.  Schmell.  I.  464. 

TotnaoD  Todtnami,  Name  in  Prörubel.  Titnann  Altsag  1614,  vgl. 
Tittnanii. 

Tranposeh,  Name  in  Mosel,  Nesselthal,  Neufriesach,  Hoheneck, 
Schwarzenbach,  Kerndorf  1750;  vgl.  Trenpiseh)  pran  Pisch 
Schwarzenbach  1614  ist  vielleicht  dasselbe. 

traibrfletle  n.  Reitgerte,  im  Liede  lägr^titile  s.  d. 

drasehen  dreschen.  Ih  drisch  ich  dresche,  gedroschen.  —  Den  dri- 
sehel  s.  d.  der  Dreschflegel,  besteht  aus  dem  drischelstäp  m. 
dem  Stiel  und  dem  dri8chel§biiic  m.  s.  drisehel. 

Iranniger,  Name  in  Gottschee  1750. 

dre,  vielleicht  aus  ahd.  ddra  da,  wird  angehängt:  ah4dre,  ajMre, 
dortdre.  Doch  vgl.  ahd.  duo^tt^  got.  pBprö;  vgl.  auch  dader 
das  Schm.  I,  347,  mit  dnrdar  erklärt;  so  wie  osterr.  soder, 
Loriza  122  (vgl.  Schm.  III,  182)  aus  so  dar. 

Trempnseh,  Name  in  Schwarzenbach,  Reinthal  um  1600,  vgl.  Trui- 
posch,  TroMpeseh. 


238  S  c  h  r  ö  «  r  , 

triel  m.  Lippe,  a  bap;e  hat  mih  anf  dl  triele  gejtoehen  Elze  44,  soll 
wohl  heissen  anf  das  triel-le,  demin.  von  triel.  Cimbr.  tril  n. 
kämt,  triel  m.,  triele  n. 

drin  darein:  tflriLi;  boiiains  nAl  kirnet  inii  a  seliflssel,  sali  drinii  nd 
raelit  ballender  prnnne.  S.  powalitie. 

drischanwel  m.  die  Thürsch welle,  Tschermoschnitz;  sonst  drisclit- 
bel  m.  Auch  in  lärnten  finden  sich  beide  Formen.  Lex.  71, 
deren  zweite  die  mehr  alemannisehe  ist.  Über  das  Wort  s.  Grimm 
Wtb.  II,  1420. 

drischel  f.  Dreschflegel,  ahd.  driscilld  f.,  cimbr.  dvischela  f. 
CWtb.  1 1 6.  i&rnt.  drischl  f. 

drtscheljbine  m.  der  obere  Theii,  der  herabhangende, 
cimbr.  sbinko  m.  CWtb.  164.  Kämt,  sehwinke  m.  Lex.  229.  — 
drischelstäp  m.  der  Stiel,  vgl  cimbr.  atap,  CWtb.  173. 

drtakeln  sudeln,  beschmutzen. 

drdakläcli  n.  eine  Speise,  bei  deren  Bereitung  man  sich 
beschmutzt. 

trtc  m.  der  Trog,  §lif8t«introe  m.  der  Wasserbehälter  beim  Schleif- 
stein, auch  kirnt,  und  eimb.  trok  m.,  ahd.,  mhd.  troc,  ital. 
truogo. 

troje  m.  Viehweg,  Feldweg.  Ebenso  kämt.,  tirolisch  truje  Lex.  72. 
Schopf  761,  758  und  754  hat  die  Formen  truje,  troi  und  trein 
aus  roman.  traifiSf  train,  Diez  rom.  Wtb.  351.  Sowie  auch 
Vi  eh  weg  als  Personenname  erscheint,  ist  auch  Troje,  neben 
Trojer,  Personenname. 

Troye,  Name  in  Mitterdorf  1614,  Grintowitz,  Obertaplwerch,  SkrilU 
Rusbach,  Hinterberg,  Götn.,  Stockend.,  Altsag,  Mosche  1750» 
in  Zarz  Trojer,  steir.  freising.  Namen  1316:  am  troin.  Im  ungr. 
Bergl.  iilS:  TrojanuB? 

Tr«mpeich  ex  Schwarzenb.  1614,  s.  Tramposch. 

dross,  dr«i8  m.  die  Kehle.  Cimbr.  drozza  f.,  kämt,  dross  m.,  ahd. 
drozzd  f.  mhd.  Arozze  m.  und  f.  dazu  ital.  strozzare. 

trötel  m.  der  Blödsinnige,  sonst  «sterr.  trottU  Fromm.  VI,  30. 

tmeken  trocknen.  So  auch  kämt.  Lex.  71  f, 

tmge  f.  Kasten,  Lade;  tisehtnige  f.  Tischlade,  Tischkasten. 

trtgen  tragen;  afn  tisch  trügen  auftragen,  Speisen  auf  den  Tisch 
tragen. 

tnlte  f.  Pfeife  aus  der  Rinde  der  Weide,  kleine  Flöte. 


Ein  AimAu^  nt\ch  Gottscbee.  239 

driimniaio  darum,  auch  adranm  s.  d. 

trapfaiien  tröpfeln.  Vgl.  Lex.  73;  (rupfen,  trupfazn*  trupfe  m.  Tropfe. 

trüUc  f.  Trude.  Vgl.  Lex.  73. 

Tsehatschitsch,  Ober-   und  tater-Tschatsehitseh,  vulgo  Tsehateseh, 

ersteres  mit  7,  letzteres  mit  2  Häusern  1770. 
tscheli  m.  Geselle,  Genosse,  den  tsehellinDe  die  Genossin.  —  Jask- 

tschell  m.  Jnnktschellinne  f.  Junggeselle  und  Jungfrau.    Vgl. 

daitjel. 
Tftchernei  Name  in  Hirisgruben,  Mrauen,  Oberern,  Malgern,  Moos, 

Hornh.,  Lienf.  1750,  in  Krapfenfeld,  Stockendorf  1780.  Sloifen. 

cern,  schwarz. 
TsehlDC;  Name  in  Stalzern  1780,  vgl.  Stiae.  Cimbr.  ist  vielleicht  zu 

vergleichen  der  Name  Tachiun  (ital.  cionnof). 
Tsehlnkel,  Name  in  Niederlosln,  Neulosin,  Sele,  Schalkendorf,  Lienf., 

Krapfleni.  Liechtenb.,  Masern  1750.  „Unterlosin"  (vielleicht  = 

Niederlosin)  1087.  Auch  bei  Elze  1861,  S.  40. 
tschdkar  m.  Stussel.  Vgl.  sloven.  c6k  Rumpf. 

tsehdkhen  stossen. 
tsehorbe  f.  der  Korb,  Rückenkorb   aus  Weidengeflecht;   vgl.  ii;te, 

loiadle,  korb, 
daehallal  oder  daehlawlr  fortwährend.  Vgl.  allai  und  darch. 
tAehea  sich  aufblähen ;  ängettichet  aufgeblasen.  Vgl.  tuchent. 
taeheat  f.  Federdecke.  Balr.-isterr.  ducket,  ducket,  tuchet  Schm.  I, 

357;  kärat.  tuchrä  Lex.  74. 
takea,  s.  tatea. 

„taekhAnle  n.  das  wrAbeahAale  s.  d.  i^t  das  tuckhdnle.*^ 
Dfllle,  Name  in  Mitterd  1750,  in  Rusbach  1614.  Im  ungr.  Bergland: 

Andreas  Tyl  1441.  Später  Till,  Tiel  häufig. 
tailat  toll.  Vgl.  Lex.  tulle  75. 
Daliera,  Name  in  Gottschee  1669. 
Taakel,   Thaakel,  Name  in  Stalldorf  1750.  Im  ungr.   Bergland  in 

Schmidshäu  lebte  noch  eine  Familie  Tunkel  1858. 
taoB,  tflea  thun;  auch  wohl  coire.  aastaea,  vollenden,  vgl.  Lex.  76. 
tflr  f.  tir  Thüre.  Die  Aussprache  unterscheidet  deutlich  zwischen  tür 

und  tier. 
darch  immer.  Im  Liede :  jl  hat  darck  gejaag,  sie  hat  fortwahrend  ge- 
sungen;   darch  allea,  Elze:    tack  allea    (alle  Tage)   immer; 

darehlawlr  in  Einem  fort. 


240  S  c  h  r  ö  e  r 

TIrk,  Name  in  Götenitz  1600;  in  Gottschee  1684.  Id  Schema. 
schon  1382:  Turk,  Leutsch.  1660. 

TarkaiUnt  n.  die  Türkei;  im  Liede. 

ttrkisckboiie  m.  Welschkorn,  Mais;  tflrkischboiiBea  knillaiB  s. 
kiiSlle. 

tlrnäcb  n.  Kornelkirschengebüsche.  vgl.  Dirnlein  Schm.  I»  397: 
Cornelkirsche,  ahd.  tirnpanma  Cornea  silva  Graflf  V,  458 ;  slo- 
venisch  drin  Cornelbaum  (slovakiseh  drjn),  daneben  der  Dorn: 
tern  (slovakiseh  ^r/^),  was  einer  Ableitung  von  Dorn,  got. 
paurnus,  ahd.  dorn,  entgegensteht. 

Darabaeh  bei  Mosel,  hatte  1770  zwölf  Häuser. 

Darabaeher,  Name  in  Tschermoschnitz  um  1 600. 

Taro,  Thira  bei  Graflinden,  zählte  1770  drei  Häuser. 

(tflrren)  wagen  s.  tar. 

tirteltaabe  f.  im  Liede,  s.  liedle  n. 

Mtea  tuten,  auf  dem  Hörne  blasen  (sloven.  duti).  So  in  Rick,  Hinter- 
land. Sonst  tAkhcB)  kärnt.  und  eimbr.  wird  das  Wort  nicht 
aufgeführt.  Scbmell.  I,  465  kennt  es  als  fränkisch)  in  ver- 
schiedenen md.  Mundarten  erscheint  es  Gr.  Wtb.  H,  1767.  Die 
hd.  Form  wäre  dussen,  s.  Gr.  11, 20.  Eine  nd.  W^ortform.  —  TAkhora 
n.Tuthorn.  Schon  gotisch  (Korinther  15,  52;  Thessalon.  4,  16): 
puthaurn  n.  adXmy^.  —  Tropisch  in  Gottschee  auch  für  trinken, 
z.  B.  kleaimen  and  täkhen  =  fressen  und  saufen.  Vgl.  pfaifen  2. 

tott  dumm,  tnttat  thöricht.  Vgl.  sloven.  tutast. 

tatte  f.  das  ttttle,  pl.  tflttlain  die  Mutterbrust;  main  das  tüttle  tuet 
mer  bie.  Vgl.  Lex.  79. 

E  und  E  entspricht  dem  mhd.  E  und  £:  prennen,  wertie,  legfn^  ^r;t) 
letzteres  wird  häufig  zu  EAi  s^ale,  §6ab,  Seele,  See. 

£  wird  in  den  meisten  Fällen,  wie  am  littelniain,  Schm.  §.183,  und 
auch  in  alemannischen  Gegenden ,  Weinhold  al.  Gr.  §.  11, 
A:  assen,  par,  dar,  egedaehs,  gabea,  harile,  laben,  mal,  rächt, 
sahen,  starben,  spack,  jalb  u.  a.  echt  bairisch-österreichisch  ist 
diese  Erscheinung  nicht,  wenn  auch  insiärntische  theilweise  ein- 
gedrungen, und  so  werden  auch  die  Fälle,  Weinh.  bair.  Gramm. 
§.  6,  anzusehen  sein.  Für  e  scheint  es  zu  stehen  in  piatilc  s.  d. 
plackatien  s.  d.  Ausnahmen  bemerkte  ich  in  Gottschee  in :  nnter- 
di^;,  bi^ier,  «^ppks,  $llk|. 


Ein  Ausflug  nach  Gottsehee.  241 

JE  für  /;  ber  wir;  bert  wird;  heakpore  f.  himbeere;  hent  (?)  sind; 
wemf  fünf;  dazu  gehört  auch£  für  Ü:  pisehle  n.  Büschlein.  — 
Besonders  merkwürdig  ist  das  E  für  /  als  Diminutjyendung : 
Ton  Anton,  Tone  =  Toni;  Sl^ä  Else,  Eise  kleine  Else,  Elsi.  So 
sind  ane  ate  Deminutiva  =  anl,  &tti  von  einem  vorauszusetzen- 
den Gottscheewischen  anä,  ato  (ahd.  anA,  ato). 

Mhd.  EI  ist  Ol:  oier  Eier,  oinder  einer,  toig  Teig,  hoidain  von 
Buchweizen,  toil  Theil  u.  a.;  hingegen  das  dem  mhd.  /  ent- 
sprechende £/ klingt:  ai. 

EU,  mhd. /f/,  klingt  beinahe  wie  ai  in:  deu^  diu;  guoieu,  guotiu  etc. 

Auffallend  ist  das  hörbare  E  in  Bildungssilben,  das  z.  B. 

die  österreichische  Mundart  elidiert:  gtprenntU  österr.  'prent; 

strebtt  osterr.  strät,  streut,  gemächet  österr.  gmächt,  richtet 

Dsterr.  richtt;  getniin  österr.  'tän^  gethan. 

Bbea  hei  Moröbitz  hatte  1770  dreizehn  Häuser.  Cimbrisch  ein  Weiler 
Ebene,  und  ein  anderer  Ebenle ;  in  Zarz:  Ebelein. 

Bbenthal,  Ort  mit  26  Häusern  (1770). 

eberlinc  m.  Ermel.  d^eberlinge  hent  af  n  ploche  we§te  nidergeflugen 
und  gekri§pot :  die  Ermel  werden  auf  einem  Brett  stark  nieder- 
geschlagen und  gerunzelt,  näml.  die  Hemdermel. 

edei  im  Liede  Hägr^tltile  s.  d.  das  §Hber  und  gofd,  das  zelet  ar,  das 
edle  tuechj  das  müsset  ar.  In  dem  Liede  des  Todten  Brau, 
heisst  es  nach  Einer  Lesart :  bie  edel  schainet  dar  müne  — 
bie  st  dt  da  raitont  di  töaten. 

Bgger,  Name  in  Gottsehee  1684.  Auch  eimbr.  Egher.  —  In  Zarz 
nur  Eggart,  Eggert,  Ekert. 

«gedach§  m.  Eidechse,  kirnt,  högedachse  f.  Lex.  55.  Ctabr.  egerechs 
f.  CWtb.  116,  ahd.  egidßhsa  f.  —  Hier  gehen  hexe  (s.  hexln) 
und  Eidechse  (mnd.  beides  haghedisse  s.  Myth.  993)  sehr  weit 
auseinander.  Der  cod.  ital.  mon.  362,  30**  hat:  una  luxerta  ein 
edocht, 

ehin  dahin,  besser  ahlB  s.  d. 

ehin,  6ahiii  m.  für  Öheim,  Oheim.  Ahd.  dheim,  mhd.  dheim,  oßheim. 

Eybin,  Name  in  Krapflern  um  1 GOO.  In  Schemnitz^  Metzenseifen :  Eiben. 

Siseniopf,  im  Jahre  1614  noch  JeiseB  Xapf,  damals  Name  in  Sele, 
Hoheneck.  Jajsentapfinne  ei  ■•heaeek  1684  s.  Jeisemapf. 

filjä,  Sljo  Else,  Elise.  In  Tschermoschnitz  noch  Blja,  sonst  Blja. 
eigentlich  Bisa,  vgl.  kme.  —  Bise  Elsi,  Eischen.  S.  B. 

Sitzb.  d.  phil.-hist.  Gl.  LX.  Bd.  I.  Hf(.  16 


242  S  ch  r  ö  e  r 

Kkpargar,  so  heisst  der  Held  in  der  Ballade:  lägr^titile  s.  d. 
evper  m.  Eimer.  Allgem.  bair.  osterr.  emper,  ahd.  einpar. 
enpMeheB  empfangen,  mhd.  enpfähen,  ahd.   infdhan,  vgl.    Mheir 

wtchen. 
entar,  ^antar  eher.  Der  ^aatige  der  frühere,  auch  heant,  h^antige. 

Vergl.  Lex.  85. 
en«  m.  Grossvater.  Deminutivform:  ene  m.  Siehe  oben  ane,  was  auch 

eine  Deminutivform  von  knk  f.  ist. 
engelpange  m.  Ellbogen,  mhd.  eiigelpoge  m.  (fehlt  im  mhd.  Wtb.,  s.  aber 
Schmeller  I,  8),  cinbr.  engelpogen  und  engelpoan  CWtb.  117,. 
kämt,  engelpouge  Lex.  84. 
eageltasehe  f.  Iltis.  Der  zweite  Theil  des  Wortes  erinnert  an  die  im 
Canton  Bern  vorkommende   Form  täs  für  Iltis,  Schm.  I,  44; 
Stald.  L,  269.  s.  Gr.  Wtb.  3,  411,  unter:  elendeis. 
eaer,  enea,  enes  jener,  jene,  jenes.  Noch  jetzt  alemann.  Stald.  I,  103; 
bair.   scheint  es  nicht  mehr  üblich,  Schm.  II,  268,  I,  68.   Im 
nngr.  Bergland  Darst.  S.  166  (416),  Anmerk.  7;  ^"^  jenes  auch 
S.  180. 
enkhäe  f.  Knöchel.  Der  Form  nach  ahd.  encha  f.  entsprechend  (au9 
anchd  für  anchjä);  der  Bedeutung  nach  cohd.  enchihi  was  von 
jenem  abgeleitet  ist. 
Kppeieh  ex  Klindorf  1783.  Lienfeld  1783.  Zwislern  1684.  Die  Neigung- 
der  Gottscheewer  Mundart,  ursprüngliches  leb,  welches  sonst  nhd. 
in  -ich  gekürzt  erscheint,  in  -alch  zu  verwandeln,  zeigt  sich  auch 
in  Wrldraleh,  wainttaln  s.  d.  vgl.  Eppich  und  cimbrisch  :  Evech. 
Kpplehin  Kletsch  1570.  Malgern  1570.  1684.  Windischdorf  1614. 
Oberlosin,  Neulosin,  Koflern,   Mitterdorf,  Malgern,  Schalken- 
dorf, Altlack,  Neulack,  Tiefentiial,  Ebenthal,  Weissenstein  1750. 
Krberg,  von,  adelige  Familie  aus  Gottschee.  S.  Elze  S.  41. 
Brker  ex  Windischdorf  1684.   Kerndorf,   Klindorf  1684.   KoHern^ 
Windischdorf,  Mitterd.,Kernd.,  Rain,  Moos,  Altfrisach,  Schalken- 
dorf, Zwislern,  Kletsch,  Reichenau  1780.  Auch  bei  Elze  1861» 
S.  40. 
ertäe  m.  Dienstag  s.  tie. 

sehaißertic  der  Faschingsdienstag  im  Scherz,  s.  prankeln. 
in  erlagen  hkn  leb  a  grdaßen  hlrlß  gejaehen,  Elze  S.  44. 
•8  im  Volksliede  s.  düprdwe  BÜefmueter:  du  ber§t  es  heiraten  maiuen. 
jungen  haufbirt.  Dazu  vgl.  Gr.  Wtb.  III»  1138  f. 


^ 


Ein  Ausflugs  nach  GotUchee.  !i!43 

s$igeii  beschmutzen ;  beejiget  beschmutzt  s.  Fromm.  Zeitschr. 
VI,  527,4. 

esiläeh  n.  Nesselgebüsch  von  essel  f.  für  nessel,  mhd.  nezzele^  ahd. 
nezzild;  auch  k&rnt.  essel  Lex.  197. 

ette  f.  Egge.  Ahd.  egidd,  mhd.  egedct  eide.  In  der  Schweiz  eyte  f.  in 
Bern  eichte  Stald.  I,  337;  cinbr.  egeta  CWtb.  116;  k&rat.  öge^ 
ögate  und  ddn  Lex.  82;  an  der  Um  aedn^  atU  attn  Schm.  I,  37. 

et  nicht;  aus  mhd.  iht  niht.  Eine  Erscheinung,  die  einem  bestimmt 
abgegränzten  schw&biseheii  Gebiete  angehört,  s.  Grimm  Gr.  III, 
738.  Weinh.  alem.  Gr.  §.  322.  Ins  iärnt  eingedrungen  Lex. 
147.  Anlautendes  n  fallt  auch  weg  in  iden  s.  d.  für  nMeii. 

ettar,  etten,  ettes  irgend  einer.  Aus  mhd.  iht.  Eine  Weiterbildung 
Yon  ßt —  (in  ahd.  Stewaz  u.  s.)  ist  nicht  anzunehmen,  weil 
dies  at-  (s.  d.)  lautet;  weitere  Formen  unter  hettar. 

etbäs,  eppäs  etwas  mhd.   etewaz,  kämt,   (sowie  allgemein  österr.) 
eppans,  eppes  Lex.  88.   Dies  Wort  ist  wohl  erst  neuerlich  ein 
gedrungen,  indem  sonst  et  in  Gottschee  at  (s.  d.)  lautet. 

en  euch. 

-eax  als  Endung  am  Adjectiv  fem.  =  mhd.  tu  nach  dem  unbestimm- 
ten Geschlechtswort:  a  schianeut  hingegen  deu  schianei  der 
Plural  (nicht  nur  das  Neutrum)  und  so  auch  der  Accus.  Sing, 
hat  dies  ^eu  angenommen. 

^bic  ewig,  dar  prieftar  perichtot  zen  Sbigen  güetem  der  Priester 
bereitet  vor  zu  den  ewigen  Gütern ,  versieht  mit  den  Sterbe- 
sacramenten. 

F  und  V. 

Die  Verwandlung  des  F  und  V  in  TFist  in  der  Ausdehnung,  wie 
das  Nachfolgende  zeigen  wird,  nur  noch  im  MCimbriseheB"  und  in  den 
deutschen  Mundarten  des  angriselieii  Berglandes  anzutreffen,  die  ich 
Lautlehre  S.  206 ,  3  angeführt  habe  i). 


1)  Bei  den  DeuUchen  in  Piemont  findet  diese  Erweichung  des  f  %u  w  (finget:  wen- 
ger)  gleichfalls  statt  (Alb.  Schott:  die  Deutschen  in  Piemont  S.  ISU  ueunt  dies 
erweichte  f  „jenen  eigenthümlichen  Zwischenlaut  von  ^  und  IT,  der  dem 
neug-riechischen  und  spanischen  h  entspricht*.  Das  spanische^  klingt  anlautend  B, 
inlautend  W  (beber:  bewärj;  das  neugriechische  ß  klingt  mir  wie  tr).  Es  findet 
sich  demnach:  am  Monte  Rost,  cimbrisch,  in  Gottschee  und  in  den  ungr.  Hiu- 
dörfern.  Zugleich  findet  sich  mit  dieser  Erscheinung  die  Verbfirtung  des  Wz}i  B  : 

IC« 


^4%  Sehr  o  e  r 

Daneben  ist  die  Verhärtung  des  F  in  Pf  in  Gottsehee  in  einigen 

Fällen  anzumerken;  s.  pfaifllter,  pfarm.  —  Vgl.  auch  noch  woißeB 

und  ;woife. 

Im  Auslaute  hält  sich  F. 

waekle  n.  Ferkel.  Eigentlich  österreichisch  ist  nur  farl  n.,  mhd.  var- 
heiin.  Vaek  n.  porcus  dürfte  von  alemaDnischem  Gebiet  ins 
Tirolische,  Kärntische  herübergekommen  sein,  wo  es  auch,  wie 
ein  nd.  Eindringling  aussieht.  Schon  Stalder  I,  348  hält  es  gar 
nicht  fiir  verwandt  mit  farch.  Ableitungsversuche  s.  Weinh. 
schles.  Worterb.  18.  Die  Form  fähg  bei  Stalder  führt  mich  auf 
die  Vermuthung,  ob  es  nicht  als  Nebenform  von  Vieh  anzu- 
sehen ist. 

wichen,  waheii  fangen,  gewtehen  gefangen.  Vgl.  mhd.  fähen,  md.  part. 
pr.  gevdn. 

waiele  n.  Veilchen.  Im  ungr.  Bergl.  tcaiol  m.  walle  mhd.  viol  s. 
Nachtr.  24. 

Vaieri,  Name  in  Schalkendorf  1784. 

walle  f.  Feile.  Mhd.  vüe. 

waintlalB  adv.  sehr,  saaberft  kleekhet  et  waintlain  allein  gedeiht 
nicht  sehr.  In  Ulm  ^feindlich n  sehr;  in  Wirtemb.  wenig** 
Schmid  schwäb.  Wort.  S.  4.  Aber  auch  bair.kärnt.  Schm.  I,  536. 
Lex.  93.  feintla;  mhd.  vintlichen  vgl.  lain  -liehen. 

wallten  pedere,  neben  wi^t  m.  s.  d.  lässt  mhd.  visten  voraussetzen; 
s.  dazu  Gr.  Wtb.  1468  und  1691.  iärnt.  finde  ich  fist,  fisten. 
Lex.  96.  Cimbr  wisten  und  waisten  CWtb.  120. 

TMaad,  Wallaat  Name  in  Gottsehee.  Im  ungr.  Bergl.  1640. 

wUde  f.  die  Falte;  auch  wäide  f.  Auch  elmbr.  fnlda.  CWtb.  118. 
Lex.  schreibt  falte  89;  mhd.  valde  besser  als  volle;  s.  Gr. 
Wtb.  III,  1297.  wätdren,  waadren  fälteln.  Über  den  hier  auf- 
fälligen Wechsel  von  S  und  L  s.  Gr.  II,  119,  138. 

walde  f.  Felge;  auch  waide  f.  das  reine  A  (das  hier  überall 
für  S  eintritt)  unterscheidet  das  Wort  deutlich  vom  vorigen. 
D  fQr  G  bemerken  wir  auch  in  dem  W^orte  badraieh  m.  f. 
Wegerich. 


cimbritch,  in  GotUchee,  den  ungr.  Heudörfern  und  Bergsiädten  (indem  am  Monte- 
Rom  «t  bu  k  wird).  Das  f  für  S  findet  sich  am  Monte  Rosa  ,  cimbrisch,  gott- 
•eheewitch;  im  ongr.  Bergland  nicht. 


Ein  Aasflu^  Dach  (solUch<^«.  i^O 

wileB  fehlen.  Cimbr.  weelaii  CWtb.  119.  Aus  ital.  fallo  m.  (aus  lat. 
[allere)  mhd.  toele,  daher  dann  rwlen,  fehlen.  Das  sloveoische 
falltu  fehlen,  ist  wol  dem  Deutschen  entlehnt 

wall,  want  n.  Feld  mhd.  velt;  in  wände  im  Felde:  hingegen  bldt 
baut  m.  Wald. 

falkhaer,  Xame  in  Malgern,  Kletsch  1640»  in  Gottschee^  Altlaag, 
Unterwarniberg  1750. 

Talle,  Name  in  Gottschee  um  1600.  Cimbr.  TaUe. 

wait  m.  Bursche.  Slov.  fant,  ital.  fante^  mhd./an^  ahd.  fendo;  s.  Gr. 
Wtb.  III,  1318. 

fara  bei  Kostelf  ist  jetzt  ein  ganz  slovenischer  Pfarrort  mit  2200 
Seelen.  Fara  bedeutet  slovenisch  Pfarre;  Pfarrhaus  slov.  /a- 
rouz.  ffeinzliHus  curatus  de  Fara  wird  erwähnt  1383.  Fara 
stand  zuerst  unter  dem  Patronat  der  von  Ortenburg^  gieng  dann 
auf  die  von  Cilli  und  von  diesen  an  Kaiser  Friedrich  III.  über. 

fira  s.  pfirn. 

wärbe  f.  Farbe,  tcarbar  m.  Färber.  Daher  slov.  farba  oder  barva 
Farbe,  farbar  und  barvar  Färber,  fdrbati  und  barvati  färben. 

wart  f.  gen.  dat.  werte,  die  Fahrt;  auch  wtrt  gesprochen,  a  wArt 
eine  Fahrt  d.  i.  einmal;  ibd  werte  zweimal;  auch  wo!  in  «Inder 
werte  auf  einmal.  Ganz  so  cimbr.  wart  f.  dat.  werte  (in  oandar 
werte)  CWtb.  119*.  i&rnt.  nur  in  an  ändra  ferie  und  in  ander 
ferte  Lex.  90.  —  Es  scheint  in  iirnten  nicht  so  eingebürgert 
wie  clnibr.  und  inGottsehee.  Es  wird  alemann.  sein;  vgl.  Berner 
Oberland  ^////ar/  einmal,  zu  diser  fart  Avtsm^X^  anderfart  ander« 
mal  Stald.  I,  102.  Schwab.  a///aAr^  Schm.  179.  In  älterer  Zeit 
kommt  es  auch  sonst  vor  Schmell.  I,  566.  Gr.  W^tb.  III,  1265, 
lOd.  Mh.  Wtb.  HI,  2575,  vgl.  hört. 

waG  n.  Fass,  ab^r  auch,  wie  ahd.,  z.  B.  GrafT  III,  730:  poahfaz 
bibliotheka,  Gestelle,  Gerüste;  daher:  schtsselfaß  n.  Schüssel- 
korb. 

watiche  f.  der  Fittich;  ist  merkwürdig  in  der  Form,  die  genau  der 
ahd.  fetahf  nur  im  Geschlecht  nicht,  entspricht  {e  wird  a, 
n  wird  a).  Das  Geschlecht  und  die  Endung  giengen  wol  aus  dem 
pliir. /;f/«cAa,  Graff  III,  449  hervor.  Cimb.  tr^//ecAa  f.C Wtb.  120. 

water,  s.  water. 

fi-  s.  wa-.  (=  fa-). 

weder  f.  Feder,  wederpettle  n.  plur.  wederpettlaln,  Federbett. 


246  S  cb  r  ö  e  r 

wcl-  s.  w#i-  (mhd.  vei-)  und  wai  (mhd.  vt-). 

Veichtblehel  (wahrscheinlich  statt  Feuchtbühel  FichteiihQgel  s. 
wenehte  f.)  Ortschaft,  die  nach  einer  Zählung  von  1770  drei 
Häuser  hatte. 

wemwfB,  auch  wemwe,  wemf  fünf,  mhd.  ßtif,  üeciieri  fünvCf  neutr. 
fünviu,  got.  fimf,  ahd.  finf.  Also  E  für  /. 

Verderb  bei  Unterdeutschau,  hatte  1770  zehn  Häuser. 

Terderber,  Name  in  Moswald  und  Kerndorf,  schon  1560.  1614.  Ge- 
wiss von  obigem  Ortsnamen  abzuleiten.  1750  finde  ich  ihn  in: 
Oberlosin,  Koflern,  Kerndorf,  Rein,  Mos,  Klindorf,  Linfeld, 
Schwarzenbach,  Schalkendorf,  Krapflern,  Gottschee,  Mosel, 
Durnbach,  Otterbach,  Reinthal,  Fliegendorf,  Skrill,  Verdreng, 
Graflinden,  Deutschau,  Nesselthal,  Liechtenbach,  Ruchberg, 
Rick,  Morobitz. 

werderben  swv.  verderben,  mhd.  verderben;  pari.  prät.  werderbte 
•ler  verdorbene  Eier.  Wahrscheinlich  heisst  verdarben,  ver* 
dorben  in  Gottschee:  werdarben,  werdurben, 

Terdrftng,  Terdreng  Ortschaft  bei  Mosel,  zählte  1 770  achtzehn  Häuser. 

wergeltsgettl  i)  vergelt's  Gott!  Rekannte  Dankesredensart;  2)  aber 
auch  wergeltsgott  m.  die  Fussbank  unter  dem  Tisch  s.  tisch- 
geriseh,  wohl  nur  im  Scherz,  so  wie  man  zu  sagen  pflegt,  der 
Dank  für  die  genossene  Mahlzeit,  den  man  Gott  zu  sagen  unter- 
lässt,  sei  unter  den  Tisch  gefallen. 

werwinsterB  verfinstern.  naindeD  Agen  tnent  werwin^tern  meine  Augen 
thun  verfinstern,  verfinstern  sich,  sagt  der  Sterbende,  im  Iled 
der  abgestorbeneB  Seelen  s.  höaehiait. 

werBiäeheB  einbrennen,  d.  i.  farinam  hutyro  tostam  cibo  admiscere, 
im  ungr.  Rergland  j^r^^en  Darst.  174.  Vermachen  für  einbrennen 
gilt  auch  in  Laibach.  In  i&rnten  bedeutet  vermachen  verkehrt 
machen,  was  hierzu  nicht  stimmt;  es  gebort  vielmehr  zu  schle- 
siseh  mache  f.  Rutter  s.  näehade. 

wertehäflen  vermachen  d.  i.  durch  ein  Vermächtniss  vererben. 
Im  Liede  auf  den  heiligen  Stephan  s.  d.  heisst  es:  bamea 
sehafost  dn  dl  gfleter,  o  Stephan  mein?  Wem  vererbst  du 
die  Güter,  o  Stephan  mein.  —  Mhd.  und  bairisch  s.  Schmell. 
ni,  333. 

Verflchich,  Name  in  Stalzern  1750. 

werse,  w^arje  f.  Ferse. 


Ein  Ausilug:  uach  (jotUchee.  2i47 

• 

werjaeehnis  n.  Versuchung,  im  Vaterunser.  Rudesh  (M.  Sehottky 
Vorzeit  und  Gegenwart  1823,  S.  268)  schreibt:  ^fähr  insch  et 
in  d'verschuechnaisch*'^  Elze:  ^führ  ünsh  et  in  die  Versuchung 
(vershuchniss)** ;  letzterer  hat  die  yolksmaßige  Lesart  in  die 
Klammer  gesetzt  und  die  schulmäßige  in  den  Text  aufgenom- 
men. Bedeutsam  ist,  dass  die  tarier  in  ihrem  Vaterunser,  wenn 
die  Mittheilung  von  Elze,  S.  39  f.  richtig  ist,  fersekihcBi  sagen 
(was  wol  werfoeehen;  zu  lesen  wäre).  Mhd.  fersioeheBisse 
bei  Heinr.  von  Krolewitz  mhd.  V/ih,  11^  12  ist  neisseBiseh. 

werteB  voriges  Jahr  ^werteB  hat  tBjer  Jager  a  pAr  gesehosseB*', 
Elze  44,  eine  bairisch-ostfränkische  Form  Gr.  W^tb.  1548, 
auch  kärat.)  Cimbr.  wert, 

Tessea,  Name  in  Neuwinkel  1750. 

weBchte  f.  Fichte.  Cimbr.  weuchta  f.  wäaehta.  Die  schon  im  Ahd. 
seltene  Form  fiuhta  (GraiF  III,  451  hat  nur  ein  fiutha)  ist  uralt 
und  sonst  (z.  B.  kärntisch,  bairisch)  nur  entstellt  (feichte)  er- 
halten. Vgl.  sskr.  püga  m.  Betelnussbaum ;  TreOxvj  f.  Fichte; 
lithauisch  puszis. 

weBer  n.  Feuer  s.  auch  UffeBer.  So  klingt  das  V^ort  auch  cimbr.  und 
in  Krickerhäu  im  ungr.  Bergland  weuer» 

wiaber  n.  Fieber.  Mhd.  fieber. 

wiche  n.  Thier,  wie  cimbr.  vighe  CWtb.  120.  k&rBt.  viche.  Vgl.  sache 

Tidoseh,  Name  in  Graflinden  1750. 

Tidmar,  Name  in  Weissenstein  1750.  Widaiar  Elze  S.  40. 

wiereB,  wiere,  wicr  viere,  vier  vgl.  wenweB. 

fikea  schnaufen.  Vgl.  ahd.  pheho  fremitus  Graff  III,  324. 

wüge  f.  der  Abend  vor  einem  Feste,  wobei  gesungen  wird,  ursprüng- 
lich Todtenamt,  käratlseh  vilge,  cimbr.  mlghe  Lex.  95. 
CWtb.  120,  slovenisch:  bilje.  Alles  aus  lateinisch  vigiliae 
vgl.  mhd.  vigilje  Bingen.  Darauf  wird  wol  auch  Meinerts 
filgje  f.,  die  er  für  den  nord.  Schutzgeist  Fylgja  hielt,  zurück- 
zuführen sein. 

fili,  Name,  Elze  S.  40;  in  Krickerhäu  erscheint  1645  der  Name 
Feldts,  1 646  Filtz.  Siebenbürg.  Fielisch  wird  aus  FelLx  erklärt, 
Mar.  348. 

(winger  m.)  Das  Wort  Finger  fehlt  in  Gottschee.  s.  Begle  n.  und 
lebt  nur  noch  in  wlagrat  m.  Fingerhut,  dah.  slov.  fitigrat  und 
das  folgende. 


248  S  c  h  r  ö  e  r 

wingerle  n.  Das  Ringlein,  der  Fingerring.  Mhd.  vingerltn,  aber  auch 
.    schon  vingerli  Fiore,  das  genau  obiger  Form  entspricht,  da  hier 

Itn  als  Dinninutivendung  immer  ^le  wird. 
ViBk,  Name  in  Malgern,  Sele  1600,  1684,  Oberlosin.  Kletsch,  Grin- 

tobitz,  Neulaag,  Ebenthal,  Laugenthon,  Maschen,  Rusbach,  Stal- 

zern  1750.  Auch  in  Leutschau  1660. 
Tirant,  Name  1561,  Elze  41.  Dies  ist  wol  ahd.  Wirant  mhd.  Wimt. 

In   Presburg   1379,   Wirnt.    Über    den    Namen   s.   Gr,    GDS. 

429. 
Viselier,  Name  in  Gottschee  1669.  In  Neusol  1390:  Viascher ^  später 

Fischer  sehr  häufig  im  ungr.  Bergland,  auch  in  Pressburg,  in 

Siebenburgen, 
wljt  m.  Furz  s.  walftea. 
witsehe  f.  Wicke,  lat.  vicia*  ahd.  loichha,  mhd.  wicke,  wonach  gott- 

scheewisch  bicke  zu  erwarten  wäre.   Statt  dessen  ist  ein  f  ein- 
getreten, das  hier  w  wird. 
Viti,  Namejn  Schwarzenbach  um  1600,  in  Setschl7o0.  Elze (1861) 

S.  40,  s.  auch  PAti.   —   Der  Name  Fitz   erscheint  im  ungr. 

Bergland,  z.  B.  in  Kremnitz  schon  1 328.  —  Fites  in  Dopschaa 

1627.  —  Fitzet  sehr  häufig  auf  den  Dürfern. 
Flaekh,  Vlack,  Name  inPölan,  Rusbach,  Tiefenreuter,  Mittenwald^ 

Püchl,  Graflinden,  Römergrund,  Deutschau  1700—1750.  Gott- 
schee 1867.  Die  ältere  Form  des  Namens  ist  Fleck  s.  d. 
wlackhen  1)  flicken,  von  statten  gehen,  2.)  tanzen,  im  Scherz.    Sa 

oberpfälzisch  flecken  von  stalten  gehen;  mhd.   vlicken  fort-^ 

schaffen.  Schm.  I,  584.  Mhd.  Wtb.  HI,  337\ 
wlkekheM  s.  wloekken. 
wlaMitie  f.  wladklUse  f.  der  Falter,   Schmetterling.    Die  Form  ist 

wol  aufzufassen  als  entsprechend  einem  schriftmäßigen  llt^der 

(ahd.  flidnr-  S=a  und  a=a)  -itic  von  ahd.  fledarön  flattern; 

vgl.  «ngr.  Bergt,  fletala  n.  Schmetterling.  Nachtr.  26''.  iärBt» 

fletterle  Lex.  98;  über  -itie  s.  d. 
wla4e  witde  f.  die  Wabe,  Honigscheibe.    So  schon  mhd.  honeget' 

vlade  Haupt  YIII,  280   (in   den  von   Pfeiffer  mitgetheiiten 

alenannischen  Mariengrüßen;  vgl.  mhd.  Wtb.  III,  334). 
Vlai,  Name;  Elze  S.  40. 

wleaBjei  weinen  mit  verzogenem  Munde.  Vgl.  Schm.  1. 590 :  flenschen^ 
WlatUak,  Name  in  Setsch  1757. 


Eiu  Ausflug  Dach  GotUfhoe.  249 

fUck,  Name  in  Otterbach  1614.  Später  wurde  daraus  Flackk  s.  d. 

und  in  dieser  Form  ist  er  verbreitet.  Der  Dichter  Konrad 

Fleck  (vor  1215)  war  wohl  Sckweiier  oder  Sekwabe. 
wleehte  f.  die  Flechte,  besonders  auf  einem  Wagen. 
wiel-  s.  wUi-  wie«-. 
wIMec  hübsch;  alenanii.  flat,  fläiig  hübsch.  Stald.  I,  379.  Mhd. 

vliBtec.  Daher  slo venisch:  flStin  hübsch, 
wletie  n.  f.  die  Diele,  mhd.  vletze. 
wlenh  fliehe!  wieth  wader!  fleuch  furder!  heb  dich  hinweg!  —  Der 

Infinitiv  ist  mir  nicht  vorgekommen. 
wUagen  fliegen,  wlengl 
wlitxe  unfruchtbar,  vom  Erdreich:   wliaier  podev.    Ahnlich  kint. 

fleaize.  Lex.  98.  Zu  ahd.  flaz  flach  vgl.  wietse« 
Vllegendorf.  iBterlifgeidorf  bei  Unterlack  zählte  1770  acht  Häuser, 

Oberliegeiid«rf  11. 
wlockheii.  besser  wlkekken  breit  und  träge  sitzen;  vgl.  Schmell.  I, 

584:  flachen  faul  liegen,  das  etwa  zu  mhd.  vlac  lau,  flaccidus, 

daher  flacken  oder  lawen^  mhd.  Wtb.  III,  334.  Schm.  I,  582 

zu  stellen  ist. 
wlolsch  n.  Fleisch,  cimbr.  wloasch,  mhd.  vleisch. 
wlAde  f.  Wabe  s.  wlade« 
Toehte,  Name ;  Elze  S.  40. 
wockitie  f.   auch   wickitie  f,   Brot,   Kuchen,  ital.  focaccia.   Cimbr. 

wöchenza,  wocheza  CWtb.  121;  kint.  fochanze,  fochifze  f. 

Lex.  100;  bair.  Schm.  I,  508;  ahd.  fochanza,  daneben  md.  nd. 

Formen  bukneten  bachnitzen  in  Schlesien.  Weinh.  13\  ungr. 

Bergl.  Wtb.  i>9;  vgl.  slov.  pogatscha^  gr.  j>cü7ci),  Gr.  Wtb.  I, 

1065. 
f^ckatiea  schluchzen,  wol  zu  mhd.  phuchzen  Wtb.  II,  1,  516. 
wögel  m.  der  Vogel.  Mit  dem  Umlaut  vgl.  ipfel.  —  Asehenwigele  s. 

asche. 
Togkhe.  Fockhe.  Pocke,  Name  in  Kletsch  um  1700,  in  Altlaag,  Mal- 

gern  1750.  Fokin  ex  Malgern  1783. 
Togrin.  Togerio,  Name  in  Buchberg,  Puchl,  Warmberg,  Deutschau, 

Prörübel  1700—1750. 
woll  feil ;  's  i§t  mei*  et  woil,  wie  kirnt,  fäl,  mhd.  veil. 
woißen  Nebenform  von  kalftea  s.  d.  heißen. 


250  8  e  hr  ö  e  r 

weist  feist,  wiistie  mit  Fett  beschmiert,  ar  hat  jih  di  hende 
bewoistiget  Der  wolstige  fioi^täe  der  Freßdonnerstag ,  Vor- 
fasching Tgl.  prankeln. 

wolgeii  folgen.  Es  ist  unschicklich  von  der  Sonne  zu  sagen ,  dass  sie 
untergeht;  man  hat  zu  sagen,  dass  sie  Crott  wotgea  g^at,  s.  Bau- 
berle  unter  W.  Ahnlieh  im  Kuhinndchen.  Ich  glaube  nämlich, 
daß  das  von  Meinert  462  angeführte  zu  gotde  gehn  der  Sonne, 
bloß  misverstanden  ist:  ze  goude  gien  =  zu  Gotte  gehn. 
S.  398  heißt  Goü :  gout 

Falkner,  Name  in  Gottschee  1783;  vgl.  Valkhaer. 

warnais  m.  das  Frühstück.  Cimbr.  imbaiz  m.  Mittagsmal ,  auch  in- 
wormezt  wormaz,  wormaiz  CWtb.  132,  122;  baizen^  inbaizen^ 
imaizen,  'maizen  zu  Mittag  essen;  imaiz,  matze  Mlii^gsms^; 
wormaiz,  tTitrormat^;  Frühstück ;  inwormaizen  merendare  CWtb. 
109',  145';  vgl.  daselbst  noch  weitere  Formen  unter  patzen, 
S.  152^  sogar  worfonnen  frühstücken,  S.  189'.  Es  wäre  dem- 
nach aus  mhd.  vorinbtz  (fruoinbtz)  =  vormiz  («  wormais).  Jedes- 
falls  ist  der  Zusammenhang  zwischen  elmbr.  und  gottseheewisch 
deutlich.  Auch  k&rnf.  varmäsen.  Lex.  187,  gehört  hieher,  ob- 
wohl die  Form  zu  obiger  Ableitung  nicht  stimmt.  —  wormessen 
frühstücken.  Diese  Form  scheint  durch  warm  essen  beeinflusst, 
aus  warimbaizen  entstellt. 

wart,  wart  fort,  in  dem  Sinne:  1)  sogleich,  2)  immer  (in  der  Be- 
deutung: fort!  apage!  sagt  man  wader  s.  d.),  z.B.  in  der  Ballade 
di  noiraria  s.  d.  and  aaßar  hkt  ;i  genau  Ir  nesserle  nnd  steckoits 
im  in  kindisch  hanlei  ms  biegle  i;t  wart  walles  plnet. 

wr&gen  besser  wrngen  fragen. 

wrAge  f.  Frau,  auch  wrabe  f  =  mhd.  vrow  vgl.  schAgen.  wrobenhAnle 
n.  Widehopf.  Elze :  dks  wrobenhiknie  l§t  das  tnckbAnle  s.  d. 

wralthaf  n.  Friedhof,  einbr.  wraithof,  CWtb.  122,  so  balr.  Scbm.  I, 
620;  vgl.  Gr.  Wtb.  IV,  123.  Mhd.  ahd.  vrithof,  daher  slov. 
britaf  Friedhof,  was  schon  alt  (vor  dem  Übergang  des  ^  in  £/)  ein- 
gebürgert sein  muß;  vgl.  slov. /Vrf;  frei ,  mhd.  vri.  Hier  sehen 
wir  zugleich  das  «Iot,  b=ff  wie  in  ftarra Farbe;  bdsali  fassen; 
bavdati  (gottseheewisch  waaden)  falten;  bor^t  Forst;  boter 
Gevatter;  briit  Frist;  brumin  fromm  u.  A. 

wranje  f  Franse.  liUnd.  frunsa,  sehwed.  frans,  aber  mhd.  franze,  s. 
mhd.  Wtb.  IIL  395;  Gr.  Wtb.  IV,  59;  slov.  fraiisa. 


,  Ein  Ausflug  utch  GotUchee.  2ol 

Vreiditsch,  Name  in  Lienf.  17S0.  Vgl.  rrelditseh. 

wrel  s.  wral-  wren-. 

wreiiiit  m.  Freund,  der  Verwandte.  Die  Mehrzahl  dl  wreute  oft  ffir : 
die  Verwandten,  die  Verwandütehaft.  gehlesiseh  Weinh.  23»  und 
so  denn  auch  schon  mhd.  Wtb.  III.  411^;  alta^rd.  frcßndi 
Sveinbjorn  Egilsson  20P.  So  auch  sehwib.  Schmid  37;  henaeb. 
Reinw.  37;  westerw.  Schmidt  61;  Imembirglseh  Gangler 
159.  wrenntschäft  f.  Verwandtschaft.  Ebenso  eloibr.  wreünt, 
wreunachof,  kirnt  Lex.  102,  allgem.  bair.  Schm.  I»  614. 

Wrldraichjtoln  m.  Fridrichstein.  Die  Aussprache  dieses  Namens  einer 
kleinen  Burg,  deren  geringe  Trümmer  auf  einem  Berge  bei 
Gottschee  zu  sehen  sind,  wird  mehr  oder  weniger  entstellt  ge- 
hört. Obiges  ist  die  correcte  mundartliche  Form,  die  in  fol- 
gender Abstufung  entstellt  wird:  Wrldraicbftolii,  Wldaljtoin. 
Bldraljtoln ,  Bldal§toln  (wobei  der  Anlaut  für  ursprüngliches  W 
gehalten  und  daher  £  gesprochen  wird;  doch  vgl.  auch  das 
sloT.  B,  t  F  unter  Vraithof)  etc.  —  Die  Burg  ist  erbaut  um 
1422 — 1425  durch  Grafen  Friederich,  von  Cilli  und  liegt  nun 
in  Trümmern.  Den  2.  Juli  1672  erschlug  daselbst  noch 
der  Blitz  den  an  einem  Fenster  stehenden  herschattlichen 
Verwalter. 

Vrlesaeh  spr.  Wrle§äch.  Altfrl^sach  hatte  1770  zwanzig  Häuser;  Nei- 
frlesach  neun ;  beide  Orte  liegen  bei  Nesselthal. 

wrlschinc  n.  junges  Schaf;  auch  cimbr.  wrischong  wriacheng  Schaf- 
bock, CWtb.  122;  kÄrBt./rwc/itn*/rt«cA/i#i5f  Schaf;  Lex.  103; 
in  der  Schwell  frischig  verschnittner  Widder.  Stald.  I,  214; 
sonst  Ferkel;  ehedem  Opferthier;  s.  darüber  Gr.  Wtb.  IV,213f. 

Frisaeh  s.  Frlesach. 

Friti,  Name  in  Reichenau  1614,  in  Ort  1684,  1784.  Grintobitz, 
Prörübel,  Rick  1750.  In  Schemnitz  1364  und  1858:  Fritz. 
Paulisch:  Fritz. 

Frltie,  Name  in  Stockendorf  um  1700. 

Frdllch,  Name  in  Moswald  1614.  Auch  in  Zarz.  So  schon  1316  in 
Steierm.,  1379  in  Presburg  Froleich;  1600  und  später  oft  im 
ungr.  Bergl.  und  Siebenbürgen. 

wrfle  frühe.  Bie  wrüe  ift  auf  di  moirarin!  —  Bie  torüe  i§t  aufMä- 
gräizle!  —  Bie  wrüe  i§t  auf  dar  Handel  junci  —  Bie  wrüe 
i§t  auf  deu  mei'arin!  u.  s.  f.  Liederanflinge,  aus  denen  das 


Ü252  S  c  h  r  ü  e  r 

Typische  dieses  Eingangs  in  goltscheewisehen  Balladen  ersicht- 
lich ist.  wrüejir  n.  Frühjahr,  sonst  ansbart  s.  d.»  langes  s.  d. 

wrngen  fragen. 

Vräti,  Name  in  Reichenau,  Rusbach,  Masern  ITSO  s.  Friti. 

Frflticl,  Name  in  Mitterwald,  Hinterberg  um  1750. 

Vnchs,  Fbi,  Name  in  Moswaid  um  1600,  in  Gottschee  1669,  1750; 
vgl.  Wnehje  unter  W.  In  Pressburg  1379:  Fuchs.  Fuchs  ist  im 
ungr.  Bergland  und  in  Siebenburgen  (mit  der  Nebenform  Fuss^ 
verbreitet. 

wich§  m.  Fuchs.  Vgl.  gaagerle. 

wider  fürder,  weiter,  fort;  gda  wuder  geh  weiter!  Ganz  so  cimbr. 
wudar  won  hia!  fort  von  da!  kärntisch:  gdn  fuder  geh  weiter! 
Lex.  104;  aus  ahd. /wrrfar,  furdaro;  nihd.  tritt  schon  Umlaut 
ein  vurdar,  wonach  obige  Formen  vormhd.  sind. 

wfle  fort,  vorüber,  der  tue  ist  wüe,  de  nacht  t§t  kam  der  Tag  ist 
vorüber,  die  Nacht  ist  gekommen.  Aus  einem  Liede  auf  laria 
s.  d..  Vgl.  elmht.furr  fort.  CWtb.  123. 

Fngina,  Name  in  Mosel  1807. 

Fnienii,  Name  in  Gottschee^  1750. 

wnrkeln  glitschen,  besonders  auf  dem  Eise.  Oberpfäliisch  furkeln  hin 
und  her  fahren  z.  B.  mit  einem  Licht,  Sohm.  1,  563;  ähnliche 
Bedeutungen  schles.  Weinh.  24**.  kärnt.  Lex.  105. 

wflrste  m.  Fürst,  ahd.  furisto  (Superlativ  \on  furi),  mhd.  vürste. 
Gieng  in  das  Slovenische  über:  first. 

Wirt  f.  s.  wärt,  wort. 

wflrbat;  vorwärts.  Das  R  der  zweiten  Silbe  null  aus;  sonst  ist  die 
Verwandlung  des  £  in  A  (mhd.  wertes),  des  genitivischen  «  in  ^ 
ganz  correct 

wflrblti  m.  Fürwitz,  Neugierde.  Das  Wort  ist  ins  Slovenische  einge- 
drungen: prbic  Vorwitz,  firbcin  vorwitzig.  Hier  ist  ein  Zusam- 
menhang mit  den  Mundarten  des  ongr.  Berglandes  ersichtlich: 
würbetzen  neugierig  sein  s.  Nachtr.  27\ 

WBt  f.  Vulva,  s.  darüber  Gr.  Wtb.  IV,  362  f. 

wflderle  n.  in:  das  bintsehje  wflderle  das  winzige  F.,  das 
ist:  die  Schraubenmutter. 

witer  m.  Vater.  Das  Vater  unser  theile  ich  hier  mit  auf  Grundlage 
des  Textes  den  Rudesh  in  Schottky*s  Vorzeit  und  Gegenwart 
S.  268  gegebt'D,  den  ich  mit  Elze's  Text  S.  39  und  dem  mund- 


Ein    Ausflug   nach   Gottschco.  iSod 

liehen  Vortrag  des  Herrn  Pfarrers  Steurer  in  Mitterdorf  colla- 
tioniere. 

woter  in§er  O9  '&'  '>  pi$t  im  Umbel  O9  gehelliget  bar  daln 
ntün,  le  kirn  fln;  daln  ralch,  daln  bllle  gescUeeh,  ble  In  hlnbelf 
al§^  anf  ierdan.  filb  fln§  kennt  flnser  taglalnes  *)  pr4at )  werglp 
Ans  flnjere  schnlden,  ble  blr  wergAben  flnjern  schnldlgarn  ^), 
wier  fln;  et  In  wer§aecluii§0  Sander  erl^aje  fln;  wem  flbl.  am*)« 

G  steht  im  Anlaut  für  H  in  Gnmpe  s.  d. 

„    J  n  fiehänne;  s.  d.  und  gehänal;. 
„  Inlaut    „    B  „  9^A§  ^-  d*  ^^^  umgekehi'te  in  ;nbäck  s.  d. 
knbendorn  s.  d. 

Es  wechselt  mit  D:  ;ldel;toin,  badreick,  walde  s.  d.  Der  umgekehrte 
Fall  erscheint  in  kängel  s.  d. 

Eingeschaltet  ist  G  in  kige  s.  d.,  wrige  s.  d.,  sckflge  s.  d. 

gaben  geben.  Ik  gip,  dn  gai;t,  ar  galt)  blr  gaben,  Ir  galt,  ;en  gabent) 
parMc.  prät.  gAben. 

galge  f.  Geige. 

galgar  m.  plur.  galgare.  1.  Der  Geiger.  2.  Musikant.  Im 
ungr.  Bergland  und  cimbr.  kömmt  Geiger  als  Name  vor. 

gald  n.  gaad  Geld. 

gAmatien  gähnen  s.  Schniell.  11,  46.  i&rnt.  Lex.  108. 

Ganinie,  Name  in  Schwarzenbach  (deren  in  Gottschee  zwei  sind,  s. 
Sckwarienkack ,  ieh  kann  nicht  angehen»  welches  hier  gemeint 
ist)  1669. 

gangerle  n.  dieß  soll  der  Scherzname  des  Fuchses  sein  und  nicht 
gattei'le,  wie  Elze  S.  Sl  angibt.  Nach  W.  Lazius  migratio 
gentium  lihr.  8,  citiert  bei  Tröster:  das  alt  und  neudeutsche 
Dacia  (Nürnberg  1666),  heißt  hoUzgangel  der  Wolf  in  Gott- 
schee. Der  Fuchs  heißt  Schleicher  und  zwar  nach  Tröster  in 
Gottschee  und  im  Nöanerlande  in  Siebenbürgen. 

ganlnc  m.  ein  Vogel. 


*)  R.  votr.  intchr. 

2)  in  den  himheln  E. 

S)   teigleine  U.  taiglaineth  (taiglicheth)  K. 

^)  tchuldigiarn  E. 

*')  venchuechnaisch  R.  vershuchung  (ver»huchni90  C. 

^)   omcn  E. 


254  Schröer 

ganiele  n.  Brocklein;  plur.  ganselain  der  Sterz,  die  bekannte  Mehl- 
speise, geschmorte  Teigbröcklein.  Slovenisch  zganci. 

gar  gär  gar.  ji  legot  jlh  gnr  schwanen  ku  in  vielen  Liedern. 

fiareis,  Name  Elze  (1861)  S.  40. 

garais  m.  der  Nussheher,  auch  gerholi  s.  d.  und  gerholt. 

gar§te  f.  Gerste»  mhd.  ggrste^  ahd.  ggrstd. 

garte  gurte  m.  Garten.  gnrtr4a;e  f.  Gartenrose,  Rose;  r4age  f.  ist 
Blume;  ebenso  slovenisch:  gärtröia  und  röia. 

Clasparltsch,  Name  in  Mosel,  Morobitz,  Prese  um  1750. 

gaufe,  gAwe  f.  die  Höhlung  beider  zusammengehaltener  Hunde;  gawen» 
wolle  f.  so  viel  als  man  in  der  gAwe  halten  kann,  ahd.  eou- 
fana;  bair.-alem.  Lex.  117,  im  ungr.  Berglande  geis  f.;  andere 
Ausdrücke  s.  Nachtr.  28. 

gaumen,  gAmen  bewachen;  pflegen,  einen  Kranken.  Bair.  öster.  und 
Schweiz.  Stald.  I,  430.  Höfer  1.  277,  Schm.  11,  47.  Rftrnl. 
Lex.  110.  Schon  got.  gaumjan  ^so^pslv^  xaravosTv;  ahd.  goum- 
Jan.  —  gÜDiAr  m.  plur.  gAmare  der  Wächter.  Ahd.  coumil  mhd. 
goumeh 

gft-  s.  ga-. 

ge-  wo  es  ungewöhnlich  erscheint:  gedankh  s.  d.  für  dankh,  geliecht 
s.  d.  für  Hecht,  gerächt  s.  d.  für  rächt,  getar  s.  d.  für  tar;  gnm- 
machten  f.  unmehten.  Über  die  Vorliebe  für  dieses  ge-  im  Md. 
s.  Pfeiffer  Jeroschin  XXHI,  ungr.  Bergl.  Wtb.  54. 

gedankher  hänt  linker  Hand ,  s.  tankhe.  Lexer  godenkt  der  Form  mit 
ge-  im  Urnt.  nicht. 

gedenkhen  gedenken.  §eii  gedenkhent  et  an  mich!  klagt  die  abge- 
schiedene Seele  über  ihre  Angehörigen,  s.  Lied  der  ägeschiednen 
;6ale  unter  höachiaft,  s.  auch  patlar. 

gewrfbet  gefreut.  Vgl.  mhd.  gevrewet  im  Reime  ^uf  gesiretcei  mhd. 
Wtb.  m,  418. 

gewtlchen  gefangen.  Entspricht  einem  mhd.  gevähen  für  gefange^i 
und  ist  daher  bemerkenswert. 

gehäBai;  m.  Anis ;  vgl.  slov.  janez. 

dehänoes  m.  Johannes.  Cfehäne;^  segen  wird  bei  Hochzeiten  getrunken. 

»» 

Ein  Lied  Maria  und  Johannes  s.  unter  Maria.  Über  das  Johan- 
nisfest  s.  snoiitteii« 
gejai  n.  die  Jagd.  Das  bilde  gejal  die  wilde  Jagd,  jen  kaoieiit  aus  den 
löchern  im  bälde. 


Ein  Ausflugs  nach  GotUchee.  25S 

geinetien,  goinatien  gähnen;  hingegen  gtnen  (das  ein  mhd,  ginen, 

aus  dem  PI.  praet  yon  altn.  gina  gein  ginum,  voraussetzt),  s.  d., 

gaffen. 
geiß,  goiß  f.  Geiss.  Ahd.  mhd.  geiz. 
geliecht  lieht.   In  den  Liedern   gellechtei  kriiilalB    und    r^a;laiii 

gelfecht  lichte,  etwas  bunte  Kranze,  lichte  Blumen, 
gelnaltien    schreien.    Umt.    golmatzen  weinen   und   schluchzen. 

Lex.   112.    Zu  ahd.  mhd.  galm  m.   Schall,  schwäb.,  k&rat., 

bafr.  Lex.  107.  Schm.  11»  39,  tiroL  gelmen  schreien.  Schöpf 

184. 
gemAchen  gewesen»  so  in  der  Rieke^  sonst  gebAn,  gebannen  s.  d. 

Es  wechselt  hier  W  mit  if»   wie  umgekehrt  in  Bäntel  s.  d. 

(=  Wantel  =  Mantel)  if  zu  Tfwird.  S.  meine  Laute  der  md. 

d.  ungr.  Bergl.  unter  W,  1  und  C,  7.  Das  CH  für  S  erinnert  an 

die  eingeschalteten  CH  in  tuch  (tuo)  altd.  El.  I,  308,  lach  (lä), 

lahent  u.  a.  Mhd.  Wtb.  I,  944. 
geoiotn  gemein,  leutselig;  a  genoinder  harr.  Bairlsch  ebenso  Schm. 

ir,  587.  i&rnt.  189. 

gemolnar  n.  der  Nachbar.    So  bei  Schmell.  II.  S88:  der 

mitgmaene  Gemeindegenosse. 
gSn  g^an,  gian,  grauen  gehn.  Imp.  gia,  giet!  geh,  geht !  glaigait  gieng, 

gienge  s.  gett. 
genöate  kaum,  genau.  Ebenso  kJktJäi.  ginoate.  Lex.  199,  ahd.  ginöti, 

mhd.  genöte,  cimbr.  ganoat.  CWtb.  150.  Im  ungr.  Bergl.  neut^ 

notig.  Wtb.  84.  —  österreichisch  ist  mir  nur  gnedi  dringend, 

eilig;  bair.  ebenso,  Schm.  II,  719  bekannt.  Obige  Form  (ohne 

Umlaut)   und  Bedeutung  scheint   mehr  alemannisch.   Stald.  I, 

460 :  gnoth  etc. 
geptni  n.  gepünz  Gedärme.  Vgl.  punzen  Schmell.  I,  290. 
Gera  Gertrud.  Crero  f.  die  grosse  G.  Gere  f.  die  kleine  G.  den  fi^rat^ 

verächtlich,  s.  aoio,  te. 
gerachter  hänt  rechter  Hand, 
»gerbat  gefurcht*'  Elze.  In  Gottschee  kennt  man  das  Wort  nicht,   s« 

groebic.  gerbat  ist  sl.  grbat 
6erg,  Name  in  Gomutz  1600. 
Crerger,  Name  in  Stockendorf  1614.  fierg^r  in  Altsag,  Untertapel- 

werch  1750. 
Gergoritsch,  Name  in  Stockendorf,  Kletsch  1700—1750. 


256  Schröer 

Cereot  n.  Örtlichkeit  bei  Unterlak.  Clmbr.  Gnrevt  CWtb.  159  ist 
auch  ein  Ortsname.  Vgl.  Vant. 

gerhMi  m.  der  Nussheher;  in  Tschermoschnitz  gerholt  m.  vgl.  garais« 

gcre  f.  Falte,  geraten  pfold  gefälteltes  Hemd,  vgl.  rige. 

gerlget  gefaltet  s.  rige  f. 

gerisch  n.  Gerüste,  s.  tischgeriseh  unter  Tisch. 

gerle  n.  die  Falte  an  der  Joppe.  Im  ungr.  Berg!,  gern  m.  Zipfel 
siebenbürg,  gtren,  mhd.  gSre  m.,  in  der  Schweiz  gehref-  Stald. 
I,  436.,  bair.  der  geren  Schm.  I,  62.  Loxer  hat  das  Wort  nicht ; 
Schopf  auch  nicht. 

gersie  garste  f.  Gerste. 

gertsclieii  m.  der  Knoten.  Knorren,  sIot.  gerca. 

gesell  s.  tschell  m. 

gejnebel  n.  das  Antlitz,  der  Gesichtsausdruck;  ursprünglich  (ge^nä- 
bei)  Schnabel,  Mund. 

gejte  f.  das  Jenseits.  Die  entführte  Schöne  in  der  Ballade  deo  meraria 
sehnt  sich  an  das  andere  Ufer  des  Meeres,  in  die  Heimas 
zurück  und  sagt:  ;o  lät  mih  g^an  an  di  ge§te  sch^an  Aber, 
proite  merl  —  Dieß  Wort  ist  nun  entschieden  fräakischt 
als  Adverb:  liest  und  gestf  hesten  und  gesieti,  Hessen  und 
gessen,  d.  i.  hüben  und  drüben,  in  Franken  bekannt  s.  darüber 
Frommanns  Zeitschr.  H,  136  ff.  Merkwürdig  ist,  daß  es  liier 
als  Substantiv  erscheint. 

Cfestel,  Name  in  Altfriesach,  Prorübel  1750,  vgl.  fidsti. 

gejbister  n.  Geschwister;  's  Är^tc  ge§bi§ter  Geschwisterkind. 

gebAn,  gebaanen  (=  gewan)  gewesen,  cimbr.  gabeest,  kämt,  giwen 
s.  Weinh.  bair.  Gr.  S.  301,  vgl.  gemachen. 

giaea  gaffen.  Gehört  zu  demselben  Stamme  wie  geiaetien  s.  d.  Eine 
alemana.  Form,  die  Lex.  nicht  kennt,  s.  Stalder  I,  446:  gynen 
(das  wäre  mhd.  ginen),  gienen  und  ginnen.  Wahrscheinlich  ist 
zu  unterscheiden  zwischen  ginen  und  gienen,  wie  Schmell.  II,  32 
unterscheidet.  Altnord,  giaa,  geia,  giaam  zeigt  das  AblautverhSlt- 
niss  von  ahd.  gla^a  und  gein^n,  vgl.  yocivzLv  hiarc  sl.  zinati  etc. 

Cfladitsch,  Name  in  Tiefenthal  1750. 

Cflati,  ein  Name,  der  in  Schlesien  (Grafschaft  Glatz),  der  Zips  und 
Siebenbürgen  vorkommt,  wird  von  Elze  S.  40  auch  aus  Gott- 
schee  angeführt. 
«liebe,  Name  in  Hasenfeld.  Mosel  1700— 17H0. 


Ein  Auaflug  nach  GotUchee.  257 

-glitien  glänzen,  schimmern.  So  auch  Staid.  I,  455,  Schwab.  Schmid 
64,  cimbr.  125,  kftrnt.  116.  Im  Österreichischen  scheint  gläniea 
mehr  im  Gehraucli ;  in  jenen  Gegenden,  mit  verschiedenen  Modi- 
ficationen  der  Bedeutung,  doch  mehr:  glitien. 

^Iflete  f.  Glut,  glfletschaiwele  n.  Glutschaufel. 

G«chel,  Name  Elze  S.  40. 

€rode,  Name  in  Händlern  um  1600,  in  Masern  1750,  cimbr.  Got  und 
Kot  In  Schemnitz  1858:  Gotala. 

Cfddrer,  Name  in  Sele  1750. 

golat  kahl,  sIot.  g6L 

golter  f.  Kolter,  Bettdecke,  kirnt.  ^//^^.  Lex.  127,  auch  sIoy.  köUer^ 
ital.  coltra  aus  lat.  culciira,  schon  mhd.  golter ,  kolter,  kulter, 
vgl.  weiteres  in  Gr.  Wth.  V,  1623. 

Goreni,  Name  in  Hornberg  bei  Gottschee  1600. 

Gorschin,  Name  eines  Müllers  1750. 

gen  m.  der  Wasserschöpfer,  hölzerne  LöfTel,  cfnibr.  gen  Rührlöffel 
ital.  cazza  cf.  Schm.  II,  88  gatzen,  SIot.  körez, 

fiostel,  Name  in  Deutschau  1614,  in  Nesselthal  1684. 

g^matien  wimmeln,  de  ämaißen  g^matient.  —  Goninti  s.  i^mntien. 

gote  f.  göte  m.  Pathe ;  gdtle  n.  gotlchle  n.  Pathkind.  So  auch  bair.- 
östr.  und  Schweiz,  k&rnt,  cinbr.  Lex.  119.  Cwtb.  126,  vgl. 
i^it^  tote,  wo  der  Umlaut  des  masc.  erklärt  ist. 

Cröteniti,  mundartlieh  Gotniie  f.,  zählte  1770  achtundsechzig  Hauser. 
Vgl.  Gottschee.  „Göttenitz  an  der  Riegg,  das  ist  ain  gross  dorf 
und  ain  guete  pfarr.<<  Burkart  Zink  s.  d.  (1368—1468). 

gott  m.  Gott.  Gott  wongen  (wolgen)  g^an  sagt  man  schön  von  der 
Sonne,  wenn  sie  untergeht,  so  in  dem  Liede  auf  die  heilige 
Barbara  s.  Banberle  unter  W.  —  „Im  Strahle  der  zu  Golde 
gehenden  (untergehenden)  Sonne*'  sagt  Meinert  Fylgje  S.  462. 
Dies  in  Golde  gehn  scheint  mir  ein  missverstandenes  ze  goude 
gien  zu  Gotte  gehn.  An  das  Kuhländchen  werden  wir  aber  noch 
öfter  Anklänge  in  Gottschee  finden.  —  G«tt$bae  m.  Gottes  Weg, 
der  Pfad,  der  in  das  Himmelreich  führt,  im  Liede,  s.  hbr§e. 

Gottschee  f.,  die  mundartliche  Aussprache  lautet:  G^ttseh^ab,  Dativ 
Gottsch^abe;  der  G^ttsch^abar,  plur.  G^ttsch^abare.  Die  Zahl  der 
Einwohner  ist  jetzt  (1868):  1460. 
Der  Patriarch  von  Aquileja  Ludwig  sagt  1363:  er  habe  erfahren 

^quod  in  quibusdam  nemoribus  seu  silvis  infra  confines  —  eeclesi» 

Sitzb.  d.  phil.-hiiit.  Ol.  LX.  Bd.  I.  Hft.  17 


258  S  c  h  r  ö  e  r 

St.  Stephan!  in  Reiffnitz  —  quae  inhabiiabiles  erant  et  incttliae 
multae  homiuum  habitationes  i'actae  sint  et  —  eeelesiae  constructae 
—  videlicet  in  {totsehe,  Pölan,  Costel,  Ossiwniz  et  Gotenitz."  Dies  ist 
die  älteste  Notiz  über  Gottschee,  die  ich  kenne.  Die  Namensform  ist 
nicht  deutsch  uhd  zeigt,  dass  an  eine  Zusammensetzung  mit  See 
(gottscheewisch  allerdings  j^ab  s.  d.)  nicht  zu  denken  ist.  Die  sIoy. 
Namensform  war  ehedem  loi^Tje,  der  Gottscheewer:  Hocevar  (dies 
ist  auch  ein  Familienname) ,  was  in  neuerer  Zeit  in  Kocdvje  verwan- 
delt  wurde,  um  es  von  Köca  Hütte  ableiten  zu  können.  In  B.  Zink's 
Chronik (1368—1463)  steht  ungenau:  fidtie.  So  üaer(1377,  1496): 
Gotische y  Gotschee.  In  dem  1642  erneuerten  Privilegium  der  Stadt 
von  1471  (das  Original  freilich  fehlt)  steht:  Gottschee,  auf  dem 
Stadtsieget  von  1471  jedoch  aigülum  civitatis  in  Kotschew  (das  ist: 
GotschSwy  Weiteres  s.  oben  S.  173—184. 
grab  grau,  mhd.  grd^  Gen.  griwes. 
grab  n.  Grab;  grAble  f*  Grube  S.  unten  Seite  120. 
firabner,  Name  in  Nesselthal,  Morobitz  1600—1700.  Cimbr.  Graber; 

auch  steir.  freis.  1316:  Graber. 
gradf  gr4d  gerade. 

grafe,  gr&we#  grif  m.  Graf.  D  gr&wns  d  gfleter  des  Grafen  Güter. 
„Grafenfeld"*  für  irapfeBfeld  s.  d. 
Crrafenwart,  jetzt  loste!  s.  d. 

firalliden.  Ort  bei  Unterlak,  zählte  1770  siebenundzwanzig  Häuser, 
graipe  f.  für  grenpe  m.  die  Griebe.   In  der  Schwell  gräubi,  grüben 

Stald.  I,  47S,  Schwab,  gretibe.  Schm.  66,  vgl.  Schmell.  II,  97, 

im  ungl.  Bergl.  grieben.  Wtb.  56,  mhd.  griube  m.  In  Karat 

grampl  f.,  so  auch  östr.-bair.  Lex.  120.  Schm.  11,  10. 
CrrAmmer,  Name  in  Stockendorf  1740.  Crramer  Elze  (1861)  8.  40, 

vgl.  Grome  in  Krickerhäu  1643,  Gromma  Sehemn.  1858. 
graute  f.  Heidelbeere;  greantle  n.  Tschermoschnitz.  —  In  iärnt.  die 

Preiselbeere.  Lex.  121,  ebenso  cimbr.  grendelen,  Wtb.  126» 

bair.  gränkeut  grünten.  Schm.  II,  115. 
gränlaii  graulich;  sehr;  es  tnet  gränlain  bte  es  thut  sehr  weh,  mhd. 

griiwellehen. 
graijen  grausen.  Bena  ih  an  hairäten  denkhe 

kirnet  mir  der  grausen  an  etc. 

Ein  oft  gedrucktes   „Gottscheewer  Lied."*   Es  ist  aber   auch 

anderwärts  bekannt  s.  Hoffmann's  schles.  Volkslieder  S.  213. 


Ein  Au&flu^^  Dach  Gottschee.  259 

grel-  s.  grai-,  groi-. 

Grensich,  Name  in  Gutenitz»  Schwarzenbach  um  1600. 
Gr^ato  (==  Gr^atä),  in  der  Masche  Greata,  diminutiv:  Grtete  Grete, 
Gretchen.  Vanle  Grete  für  eine  trage  Dirne,  gilt  auch  hier,  so 
wie  das  Lied :  wer  eine  faule  Gretel  hat^  der  kann  nicht  luftig 
fein ,  das  Elze  S.  35  anfuhrt.  Es  ist  sonst  bekannt  in  Franken» 
s.  Ditfurt  frank.  Volksl.  II,  279. 
greßllne  m.   Querholz  am  Zaun.   Eigentlich  grdftlliie  von  Schweiz. 
groll  m.  Wipfel  einer  Tanne.  Stald.  I,  483  zu  grieze,  grdz, 
gruzzen,  gegrozzen.   Gr.  gr.   II,   49  s.   meine  Bemerkung  in 
Fromm.  Zeitschr.  VI,  334.  Lex.  12S. 
grleß  ni.   der  Sand;   grobgemalenes  Getreide;  eine  Pflanze.   Vgl. 

Schopf  213.  Lex.  124. 
grießel  m.  der  Rachen  des  Wolfes,  der  Schlange;  der  Rüssel;  die 
Nase.  In  Kämt,  ist  ähnlich  gebraucht  drusael  m. »  mhd.  drüzzel 
Lex.  73.  Der  Schnupfer  sagt:  bean  de  käne  le  wressea  hat,  aber 
der  grießel  hib  anch, 
Grill,  Name  in  Steiuwand  1614.  Langenton,  Pogorelz,  Steinwand, 
Mühle,    Obertapelwerch,    Krapflern,    Feichtbüchl,    Stocken- 
dorf zwischen   1700— 17S0,  steir.   freis.    1316:   Grül.    Elze 
S.  40  f.  (1861)  führt  den  Namen  auch  an.  Vgl.  den  Zarzer 
Namen  Krell.  S.  196. 
grlnunen,  sich  —  sich  grämen,  ärgern.  Jedren  dlern  bert  jlch  grlmiaeB. 
Mhd.  grimmen»  clnbr.  grimmen.  Cwtb.  128.  Es  dürfte  hier  aber 
das  davon  abgeleitete  sich  grämen  grämen  Schmell.   II,  109 
anzunehmen  sein. 
Grinselrh,  Name  in  Obermösel  17S0.  Vgl.  Greaslch,  Grusach. 
Grlntebiti  bei  Altlaag  hatte  1770  sieben  Häuser;  Grlatawlti  spr. 

Grlntd-uti  bei  Ossiunitz:  4. 
grlsch,  eben,  gerade. 
Griti,  Name  in  Götenitz  um  1601. 

gr^b  derb,  sehr.  Altlaag.  grabe«  batter  garstiges  Gewitter  ähnl.  kämt. 
Lex.  124.  Vgl.  ungr.  Bergl.  Nachtr.  30.  —  „Ein  grobs  Wetter: 
Gewitter  mit  Hagelschlag''  ist  tiroUsch  Schöpf  21 S. 
Groeher,  Name  in  Neuwinkel  1750.  In  Zarz:  Grohar. 
grölten  (greUen)  gross  ausschreiten;   über  den  Zaun  graltn  oder 
groiteln,  kämt,  gr  altein.  Lex.  122,  s.  gtiwel  n. 

• 


260  Schröer 

g;roUel  f.  grosser  Schritt,  got.  grids  Schritt;  cimbr.  grlt,  griten^ 
gntela,  Cwtb.  126,  ahd.  gritmdli,  mhd.  griteliche  mit  ausge- 
spreizten Beinen  zu  sskr.  grdhyati  ausgreifen,  lat.  gradior  etc. 
gr^itel  verlangt  mhd.  greitel  (grtte  greit  griten?). 

CrroUn,  Name  in  Schalkendorf  1684,  s.  die  ahd.  Formen  unter  Garulf 
Förstern.  489. 

Grossfn,  Name  in  Ort  1 684. 

gfdsslinc  s.  gressline. 

Crrössin,  Name  in  Gottschee  1684  s.  firesse. 

grüble  f.  Grube.  Vgl.  grab. 

firober,  Name  in  Götenitz  1750.  Steir.  1316:  In  der  grueb, 

graebic  runzelicht.  Auf  meine  Frage:  was  gerbat  (s.  d.)  bedeutet? 
wurde  mir  die  Erklärung,  grbat  sei  windisch  und  bedeute 
gottscheewisch  griebic. 

grften  grün.  Der  grAeiie  harr  der  Teufet,  auch:  der  graenrockhate. 

grienllae  m.  die  grüne  Eidechse. 

grfleßen  grüssen,  grfteß  dich  gott!  iabejt  da  k  noch! 

gromade  f.  Schutthaufen,  Grenzstein,  Steinhaufen;  sioT.  gromdda. 

Crrinsaeh,  Name  in  Obermosel  1750,  vgl.  Crrinseieh. 

„gseharr  Korb*'  Elze.  Dies  scheint  blos  ein  slovenisches  kosdrcy  das 
E,  horte  und  für  gottscheewisch  hielt.  Der  Korb  heisst  lijte 
loine,  pnre,  tsehorbe  s.  d. 

gnoipe  f.  Hummel;  Elze:  nhumpel*^;  dies  ist  die  kämt.  Form,  Lex. 
146. 

gnldaine  f.  Mitgift  s.  tander. 

gvmmachten  ohnmächtig  werden,  vgl.  md.  unmehten,  in  unmaht 
sinken,  mhd.  Wtb.  2,  10. 

giaaea  gönnen,  ih  gim,  da  gttnnejt,  ar  gflnnet  \  bir  gönnen,  ir  gnimet, 
§ei  gniinent. 

gnaß  gegessen,  wie  mhd.  gdz  (neben  gezzen).  Gr.  Gr.  III,  I,  341. 
Schmell.  §.  962. 

gnat  n.  der  Besitz ,  Yielistand ,  besonders  Schafe.  Lex.  verzeichnet 
diese  Bedeutung  nicht  und  einibr.  finde  ich  nur  gut  n. »  das 
Gut,  il  bene.  Schmell.  verzeichnet  II,  86  die  Bedeutung: 
Vieh,  zum  Jahre  1390.  —  Ben  sfhafejt  dn  daine  gfieter  wem 
vererbst  du  deine  Besitzungen.  In  dem  Liede  auf  den  heiligen 
Stephan  s.  d. 


Ein   Ausflug  nach    Gottschce.  261 

gftrtel  f.  der  Gürtel.  Der  rotbe,  breite  Gürtel»  den  die  Gottscheewerin 
trägt,  besteht  aus  Schnüren  von  Wollfaden,  die  unzählige  Male 
umgewunden  werden,  bis  sie  mehr  als  handbreit  die  Hüften  um- 
schliessen.  Die  Enden  hängen  hinten  hinab,  so  lange  als  das 
Pfaid  ist ;  das  sind  dei  Meklaln  s.  d.  —  In  der  Ballade  ll^^ret- 
title  s.  d.  ist  Gretehens  Gürtel  pranii.  Die  althochdeutsche  Form 
diu  gurtila  ist  noch  erhalten  im  cioibr.  gürtela  f.  (neben  gürtel 
m.)  CWtb.  189,  Mmt.  gürtel  m.  und  f.  Lex.  127;  in  Gottschce 
nur  f.,  vgl.  Schm.  I,  71  f. 
gotjlgeii  kitzeln,  kämt,  gutzeln  kitzeln.  Lex.  128,  tir^l.  Schöpf  226. 
Dass  das  tz  in  t§  übergeht  ist  auffallend ,  indem  das  aus-  und 
inlautende  tz  sonst  unverändert  bleibt  (vgl.  tätze,  -^tzen  u.  a.) ; 
in  wirbat;  vorwärts,  ist  ganz  richtig  das  genetivische  8  zn  § 
geworden.  Sollte  hier  auch  ursprüngliches  S  nach  T  anzuneh- 
men sein,  ahd.  gut-ison?  Ähnliche  Bedenken  erregt  die  Form 
bintjie  winzig  s.  d.  (unter  ir).  Dass  die  Mundart  von  Gottschce 
für  die  Bildungssilbe  -ein:  -igen  gebraucht,  ist  hier  ebenfalls 
beachtenswerth.  Ich  weiss  nicht,  ob  schweiierlsch  gutzeln 
schmeicheln,  Stald.  I,  SOS  hiehergehort.  —  Die  Etymologie  von 
kitzeln  dürfte  auf  sanskr.  gudd  Gedärme ,  zurückzuführen  sein. 
Damit  stimmt  mhd.  kunte  (was  gewöhnlich  von  cunnus  abge- 
leitet wird),  nd.  kunte,  kutle  veretrum,  kutt  Eingeweide, 
gotisch  quipUB  Bauch,  Mutterleib:  althochd.  ^ut^t  vulva.  Grafr4, 
S38  gewährt  die  ahd.  Formen:  quizilunga,  chuzelunga,  kizildn 
und  chuzilön  (quit-s-ilon?).  Damit  wurde  dann  auch  Kuttel, 
mhd.  kutele  Eingeweide  zusammenhängen. 
H. 

Das  H  für  S  erscheint  in:  h^,  ah^,  ahMre  so,  also,  alsodar 
hettoin  sett  (=  sötän)  ein;  hal,  derhalle,  derhallige  selb,  derselbe, 
derselbige ;  hent  sind  (obwohl  hier  der  Vocal  auffallend  abweicht). 
Vgl.  Weinh.  bair.  Gr.  S.  192.  f. 

Übergang  des  H  in  G  bemerkten  wir  bei  gmape. 
Übergang  des  H  in  W  (=»  F)  im  Anlaut  zeigt  unten  weißen 
unter  heißen  s.  d.  Das  Umgekehrte  scheint  bei  h^rt  s.  d.  der  Fall. 

Als  Einfluss  des  Italienischen  scheint  zu  betrachten,  dass  das 
H  vor  jeden  anlautenden  Vocal  gesetzt  werden  kann,  sowie  das 
anlautende  ^auch  wieder  oft  wegbleibt.  Ich  horte:  ik»  ^ör,  das  *er 
das  Heer,  aber  auch:  hdr,  her;  ebenso  vernahm  ich  hiip  m.  der 


^o4>  Schröer 

Alp,  h^Mter,  kärntisch  eanter,  eher,  und  ebenso  auch:  äop  m.  ä\f  m., 
Kanter. 

Aus  dem  Münchner  cod.  ital.  von  1460,  s.  Lamparten,  ist  hier 

anzuführen;   irß  raeio  fol.   27*  d.  i.  hirse:  miglio    und  herübrigt: 

erübrigt  fol.  7^  Weiteres  ist  bereits  oben  darüber  bemerkt.  Seite  22. 

Utken  haben.  Ih  hin,  dn  hajt,  ar  hat;  bir  haben,  ir  hat,  §eo  häikt.  — 

M$en  hont  a  kalten  stabe,  Sie  haben  ein  kaltes  Zimmer*',  R.  ge- 

hit  gehabt;  prät.  biet;  conj.  hfete. 

In  der  Bedeutung:  sich  verhalten,  benehmen  hat  es  die 
vollen  Formen :  ar  habet  gib  saner  er  ist  verdrießlich ;  beagtlc 
habet  ar  sih  zornig  benimmt  er  sich.  Die  Füße  sind  im  Begriff 
zu  springen,  die  geschlossenen  Augen  der  Leiche  wie  eine 
Knospe  aufzugehn,  die  Hände  zu  haschen,  dies  wird  im  Liede 
■angeljane  s.  d.  ausgedrückt:  die  wtteßlafn  habent  sih  anwen 
spmne,  die  i^lain  habent  sih  anwen  sproti,  die  hantlaln  habent 
sih  anwen  derwisch.  — 
h&ber,  hiber  m.  Hafer, 
haberdorn,  hiberdorn  m.  Hagedorn.  Wol  nur  entstellt  aus  hagen- 

dorn  s.  d. 
■äberlin,  Name  in  Moswald  1S60.  laberle,  Mosw.  16t4;  in  Koflern» 
Oberern  1750.  vgl.  loberlin.  In  Zarz  Heberle;    in  Schemnitz 
Habela.  In  Krickerhäu  Habala. 
hAeh  m.  im  Hinterland:  hioch  m.  der  Geier,  Sperber.  Vgl.  schwelt. 
Aa6cA  Habicht,  bair.  hackt.  Schmell.  U,  148,  vgl.  hach  143; 
friesisch  hauk;   engl,    hawk;    nl.    havik.    Vgl.    Grimm    GDS. 
S.  49.  Wörtb.  IV,  2,  91. 
hickhe  f.  Hacke.  Daher:   schröathackhe  f.  s.  d.   —  häekenhälp  m. 

Hackenstiel;  häckhen  hacken. 
haekhen  knirschen,  mit  den  Zähnen. 

haekje  f.  der  Schenkel.  Diese  Bedeutung  von  abd.  hahsa  etc.  auch 
tlroliseh.  Schöpf  229.  Sanskr.  kakshd  f.  Achsel,  Gurt;  lat.  coxa. 
hader,  hader  f.  das  Tuch,  ein  Stück  Leinwand,  hflderle  n.  plur. 
httderlain  besonders  das  weiße  Kopftuch  der  Gottscheewe- 
rinnen.  —  Die  Form  mit  U  kömmt  in  älterer  Sprache  nur  bei 
Ulrich  von  Turheim  (in  huderwät  Tristan  2231)  vor.  Abd. 
hadard  f.  (zu  sankr.  kanthä  f.  gr.  xivrp-wv).  In  neuern  Mund- 
arten erscheint  die  Nebenform  mit  ü  clmbr.  hudera  f. ,  bair. 
huder.  Schm.  II,  183;  tlrol.  ebenso  m.  und  f.  Schöpf  278. 


Ein  Ausflug  nach  Guttschee.  463 

kämt   Lex.   145,   hier  aber  nur  in  verächtlicher  Bedeutung' 
nicht  wie  in  Gottschee. 

Uwenle  n.  der  Topf,  cimbr.  ahd.  havan,  k&rnt.  höfile.  S.hewen.  S.  107. 

■aferle^  Name  in  Mitterdorf,  Altlaag,  Riek  1750;  Tgl.  leferl,  Idfferle, 
Idferle;  und  läberlin. 

läge,  Name  in  Malgern  1S60,  1614;  vgl.  löge.  Auf  den  steir.  frei- 
sing'schen  Gütern  1316:  Hagen.  Im  ungr.  Bergland  finde  ich 
Haagetif  Hagen  in  Deutsch  Praben,  Geidel  1800.  Haagen^ 
Hogen,  Schmidshau,  Geidel  1850.  Hogh  und  Huogh  in  Hedwig 
Oberstuben,  Glaserhäu  1858;  vgl.  löge. 

kAge  f.  Haue.  Das  G  vertritt  hier  ein  W  (die  Haue  heisst  im  Drau- 
thale  hä'we.  Lex.  135;  cimbr.  hou-ba,  CWtb.  132  =  ahd. 
hou'wd.  mhd.  houwe)  wie  in  schAgen  s.  d.  schauen.  Vgl.  cimbr. 
neuge,  getreuge,  schaugen,  traugen,  paugen,  ninwe^  getriuwe, 
schouwenp  triuwen,  büwen;  aber  auch  schreien  schraigen 
knien  knigen,  CWtb.  48,  78.  Im  ungr.  Bergland  häch  Haue, 
schäcli  schaue,  Darst.  112.  Lautlehre  S.  198.  Weinh.  bair. 
Gr.  S.  185. 

kagendom,  m.  Hagedorn;  auch  Agendora,  hiberdorn,  Jfliledorn)  cimbr. 
hagedorn,  mhd.  hagedorn  und  hagendom. 

hai  dididai  kl  Ausruf  in  dem  Liede  dar  pattlar  s.  d. 

kalräten  heiraten.  In  dem  Liede:  die  noirarin  s.  d.  heißt  es:  gehai- 
rätet  hat  ar  d  moirarin.  —  Ein  hairätUedle,  das  zuerst  in  Ade- 
lungs Mithridalcs  II,  211,  seitdem  aber»  ohne  Nennung  dieser 
Quelle,  oft  schon  (Schmidt,  Königreich  lilyriens,  Stuttgart  1840, 
S.  63.  Klun,  Laibacher  Taschenkalender  für  1855.  From- 
mann» Zeitschr.  1855,  S.  181.  Elze:  Gottschee  1861,  S.  33 
u.  s.),  immer  aber  in  beirrend  unrichtiger  Schreibung  mit- 
getheilt  ist,  theile  ich  hier,  wenigstens  der  Schreibung  nach 
berichtigt,  mit: 

A  hairAfliedle. 
Ein  Heirttlledleln,  eigentlich  Lied  roin  leinten. 

Benn  ih  an  hairäte  denkhe 
Wenn  ich  an  Heiraten  denke 

kimet  mir  der  grau§en  hn. 
icdmmt  mir  der  Grausen  an. 


<^Ö4  S  c  h  r  o  e  r 

§ioI  traten  in  dan  ^tand; 

Soll  treten  in  den  Stand; 

es  hent  <)  gur  §bareu  §äehen, 
es  sind  gar  schwere  Sachen, 

die  ^ng§t  und  kumer  machen.  - 
die  Angst  und  Kummer  machen.  — 


Bie  es  wilwerte  gfet: 
Wie  es  vielmale  geht: 

hairäte  ih  a  raiclieu^); 
heirate  ich  eine  reiche, 

$ü  bie  ihs  lieber  biet» 

so  wie  ichs  lieber  hätte. 

§0  tuenet  §ie  sib  afstraicben: 

so  tut  sie  sich  aurstreiclicii  (rühmen) 

bäs  ib  wer  gaud  erbaut !  — 
was  ich  für  Geld  erhalte.  — 


Da  boißet  &)  es  tug  und  näebt  : 
Da  heisst  es  Tag  und  Nacht: 

„ban  dih  zu  man  gem^tebt. 

„Habe  dich  zum  Mann  gemacht. 

Du  lump  und  du  prälar. 

Du  Lump  und  du  Prahler, 

du  ba§t  koin*  *)  bauben  tälar 
du  hast  keinen  halben  Thaler 

ZU  mir«)  ins  hau§  gebracht!  — 
zu  mir  ins  Haus  gebracht.  — 


1)  esh  sbej  Klan,  eth  thin  Elze.  Du«  leitet  irre.  Mhd.  Z  wird  niemals  «A,  son- 
dern nar  mhd.  s,  s.  unter  8.  So  ist  auch  die  letzte  Zeile  nicht,  wie  Kl.  und  E. 
haben:   Insb   btlisb.  sondern  Ins  baush  oder  htu$  (in   dnx  hus)  zu   lesen. 

')  jjfticbei^*  Elze.  Das  ist  ebenso  irreleitend.  In  Gottschee  wird  mhd.  i  niemalt  oi, 
sondern  immer  tl;  hingegen  mhd.  ri  wird  oi.  Also  ralcbeu  (mhd.  richiu),  ktisiCD 
(mhd.  heizen). 

')  htisst  es  Kl.  balscbt  esh  E.  Ganz  falsch.  Über  d»s  sh,  seh  s.  oben  1;  über 
das  ai  und  oi  2. 

^)  kaitin  Klun,  käln  Elze.  —  Für  afstralehcn  erlaubte  sich  E.  so<,^ar  ,,afstrei 
chel'^  (wegen  des  Reimes  auf  ^^rolchef^^)  zu  emendieren.  Das  geht  denn  doch 
zu  weit! 


Ein  Ausflug:  nnch  (^(»Itschfp.  2d& 

Dies  aus  der  Schriftsprache  übersetzte  Lied  hat  weder  den 
Werth  eines  echten  Volksliedes,  noch  ist  es  für  die  Mundart  von 
Belang.  Merkwürdig  ist  es  aber  als  Beleg  für  die  Verbreitung  solcher 
Lieder,  die  oft  so  unscheinbar  sind,  dass  man  ihnen  weiter  gar  nicht 
nachgehen  mag.  Dies  Lied  kömmt,  und  zwar  in  einer  viel  voll- 
ständigeren Gestalt,  denn  hier  ist  es  verstümmelt»  wie  schon  der 
Strophenbau  zeigt,  bei  Hoffmann,  schles.  Volkslieder  S.  213  vori)» 
dem  dieses  Gottscheewer  Lied  entgangen  war.  Es  ist  aus  Grabig» 
und  Hoffmann  bringt  keinen  weiteren  Nachweis  bei. 

Das  Wort  hairätea  ist  das  gewohnliche,  seltener  bort  man  le 
kene  (s.  d.)  g^an  oder  halben  sih,  sowie  cloibr.  baiben  sich,  dorbai- 
barn  sich:  sich  beweiben  CWtb.  108.  hä;t  im  dlh  gabaibet!  hast  du 
ein  Weib  genommen?  (vgl.  cioibr.  saitar  gabaibet?  CWtb.  108)  und 
ebenso:  hast  dn  dih  gemämetf  hast  du  einen  Mann  genommen?  (vgL 
cimbr.  saitar  gemannet?  CWtb.  1 4K).  Ebenso  ist  weiben  und  mannen 
für  heiraten  in  Tirol  gebräuchlich  Schöpf.  419.  807.  Und  so  schon 
ahd.  mhd.  mannön  wibdn  mannen  wiben  mhd.  Wtb.  II,  50*'.  —  Es 
ist  demnach  unrichtig  diese  Formen  aus  dem  Slovenischen  herzuleiten, 
s.  Elze  45  und  oben  S.  25. 

lalbeysen,  Name  in  Nesselthal,  um  1600. 

halle  selbe,  dar  halle,  den  halle,  diM  halle)  Genit,  halls,  dar  hallen, 

hallj)  Dat.  dam  hallen,  dar  hallen,  dam  hallen;  Accus,  dan  hallen 

den  halle,  das  halle:  der,  die,  dasselbe. 

dar  halllg;e  derselbige.  In  der  Ballade  dar  rlttarjmän  s.  d. 

heisst  es:  „Ih  boln  es  lai  Im  den  hallige  tünde,  bn  den  ollef  Junc- 

frän  tflent  hängen^^  ich  weine   nur  um   dieselbige  (d.  i.  jene) 

Tanne,  wo  die  eilf  Jungfrauen  hangen, 
hälmm.  1)  der  Halm  pl.  halm, '2)  die  Stoppel.  Ebenso  Schmellerll, 

182  die  hälm;  kämt  hälmach  n.  das  Stoppelfeld  Lex.   131. 

Wenn  da«/  erweicht  wird,  klingt  der  Singular  bäum,   ho-nm 

der  Plural  hanm,  ha-nm. 
hälp,  ho-np,  hänp  m.  1)  der  Alp,  2)  Meteor,  3)  Teufel;  vgl. Alp.  — 

Im  ungrischen  Bergland  heisst  das  Meteor:  Hellebrandy  Husch- 

icai  und  fliegender  Drache  s.  Nachtr,  32** . 


0   Wenn   ich  ans  Heiraten  gedenke 

koiDmt  mich  ein  Grauen  an  etc.  3  neunseUige  Strophen. 


2G6  S  c  h  r  ö  e  r 

hälp,  häap  m.  Stiel,  kaekhenhäap  m.  Hackcnstiel.  Mhd.  halp,  so  auch 
im  ungr.  Bcrglaiid  Nachtr.  31,  siebenbürg,  half  n.,  tirol.  Aa/6, 
helb  heim  Schöpf.  285. 

häl;,  hoaj,  häa;  m.  Hals.  Hingegen  haoj  s.  d.  mit  klarem  A:  das 
Haus. 

hälfen,  hoo§eii.  In  vielen  Liedern,  die  mit  einem  Wieder- 
sehn schließen,  heisst  es  am  Schluss :  da  lioajont  jeo  sih  oad 
pa^jent  jeo  sik  da  halsen  sie  sich  und  küssen  sie  sich. 

(haltarj  hAtar  m.  Hüter,  genit.  liAtar;,  dat.  'm  hAtar,  accus,  n^  hAtar, 
plur.  hAtare.  Vgl.  Ifieter.  Für  kalter  niM.halt(pre  wäre  zu 
erwarten:  hältar,  hautar. 

Uadler,  Name  in  Krapflern  1614.  Abwechselnd  auch  Händler  ge- 
schrieben in  Kotlern,  Windischdorf,  Klindorf,  Moswald,  Gott- 
schee  1780,  1786.  —  Im  ungr.  Bergland  ßnde  ich  den  Namen 
Handler  m  Kremnitz  1828,  in  Leutsch.  1660,  Kasmark  1605, 
1614.  1663. 

landlern,  gesprochen  landlarn,  Ortschaft  bei  Riek,  zählte  1770 
zwanzig  Häuser.  Dies  erinnert  an  den  Ortsnamen  Hundlovat  so 
nennen  die  Slovaken  im  ungr.  Bergland  den  Ort  KHckerhäu  so 
auch  den  Familiennamen  Händler. 

hänif  m.  der  Hanf.  Kämt,  hunnaf,  tirol.  hunef  öst.  bair.  hanef  cimbr 
henof  Lex.  133.  Schöpf  211.  Schm.  H,  211.  Hüfer  U,  26. 
CWtb.  129. 

Ian§  m.  Hanns,  lannje  m.   (=  lansi  s.  fi),  lanjel.   Berühmt  in 
Gottschee  ist  das  Lied  vom 


Hanfel  jnno. 

H&nsel  Jung. 

Bie  wrüe  i§t  auf  dar  Han§el  junc. 
Wie  früh  ist  tuf  der  Hansel  juog, 

ar  st^anot  §m<{aron§  gür  wrüe  auf, 
er  stund  des  morgens  gar  früh  auf, 

ar  leget  §ih  gür  schfander  an, 
er  legte  sich  gar  6cbön  (schöner)  an, 

ar  g^anot  ahin  of  es  ktrtSigle. 
er  gieng  hin  auf  den  Jahrmarkt 


Eiu  Ausflug  nach  Güttschee.  267 

y.  Dort  §ächot  ar  schfans  dfanle  */. 
Dort  sth  er  das  schöne  Dirnlein. 

„0  muetar,  liebeu  muetar  main, 
„0  Mutter,  liebe  Mutter  mein, 

maiu  harzle  tuet  mir  gräulain  bte 

mein  Herzlein  tbut  mir  graulieh  weh 

lim  £ns  ä^s  schfane  dianle, 

um  jenes  schöne  Dirnlaio, 

laibSIs  ih  ge§ter  ge§ächen  hän 
welches  ich  gestern  gesehen  habe 

auf  eil  dam  schianen  ktrtagle!* 
auf  jenem  schönen  Jahrmarkt. 

'Lai  nisch,  lai  nisch,  §un  liebar  main! 
'Es  macht  nichts,  sorge  nicht,  Sohn  lieber  mein! 

bir  babn  aufpaun  a  mule  baiß; 
Wir  werden  aufbaun  eine  Möhle  weiss; 

benn  hlle  leute  zen  malen  bernt  kam 
wenn  alle  Leute  zum  Mahlen  werden  kommen 

scheane  dfanle  bert  k  kam.'  — 
schönes  Dirnlein  wird  auch  kommen!  — 

Alle  leute  hent  zen  malen  kam 
Alle  Leute  sind  zum  Mahlen  kommen, 

sehiane  dianle  i§t  laibor  et  kam.  — 
schönes  Dirnlein  ist  gleichwol  nicht  kommen. 

'Lai  nisch,  lai  niseb,  §un  liebar  main! 
Sorge  nur  nicht,  Sohn  lieber  mein! 

bir  babn  aufpaun  a  ktrchle  baiß; 
Wir  werden  aufbauen  ein  Kirchlein  weiss; 

Benn  alle  leute  zer  messe  käment 
wenn  alle  Leute  zur  Messe  kommen 

scbfane  dianle  bert  ä  kam.*  — 
schönes  Dirnlein  wird  auch  kommen.  — 

Alle  leute  hent  zer  messe  kam 
Alle  Leute  sind  zur  Messe  gekommen, 

scbfane  dianle  i§t  laibor  et  kam.  — 
schöne  Dirne  ist  gleichwol  nicht  kommen. 

'Lai  nisch,  lai  nisch,  §un  lieber  main^ 
*s  ist  nichts,  Sohn  geliebter  mein, 


268  S  c  h  r  ö  e  r 

bir  babn  ün  richten  §nea-baißeu  laiche; 
wir  werden  anstellen  eine  schnecweisse  Leiche; 

Benn  alle  leute  zon  sprengen  berut  kam, 
wenn  tlle  Leute  zum  Sprengen  werden  kommen, 

schfane  dianle  bert  ä  kam/  — 
schönes  Dirnlein  wird  auch  kommen.  — 

Alle  leute  hent  zon  sprengen  kam, 
Alle  Leute  sind  zum  Sprengen  kommen, 

scheane  dianle  i$t  laibor  ä  kam.  — 
schönes  Dirnlein  ist  wirklich  auch  kommen.' 

„Bks  i§t  das  wür  a  bunderlaineu  laiche? 
„Was  ist  das  für  eine  wunderliche  Leiche? 

die  wüeßlain  häbent  §ih  auwen  §prunc ! 
die  Füsslein  halten  sich  auf  dem  Sprung! 

Die  äglaiu  häbent  §ih  auwen  $protz? 

die  Äuglein  halten  sich  cum  Aufgchn  (er  scheint  sie  aufschlagen 

zu  wollen) ! 
Die  hantlain  häbent  §ih  auwen  derwisch?** 

Die  Händlein  halten  sich  zum  Haschen!'' 

Kämor  \At  §ie  's  wört  ausgeroit, 
Kaum  hat  sie  das  Wort  ausgeredet, 

§6  springot  die  laiche  schon  auf. 
so  springet  die  Leiche  schon  auf. 

Ar  hou§et  §e  und  pu§§ot  §e ; 
Er  halset  sie  und  kässt  sie ; 

lai :  '  du  pi§t  main  unt  ih  pin  dain, 

gleichsam :  'du  bist  mein  und  ich  bin  dein, 

es  kän  unt  mdg  et  ändere  ^ain !' 
es  kann  und  mag  nicht  anders  sein!' 

wor  schrockhen  i§t  §ie  umme  gewall ii 
Vor  Schrecken  ist  sie  umgefallen 

unt  hent  ge§t6arben  hWe  poideu. 
und  sind  denn  gestorben  alle  beide. 

'Pi§t  du  ge§toarben  hegen  mainer, 
'Bist  du  meinethalb  gestorben, 

§0  stirb  ih  hegen  dainerl*  — 
so  sterbe  ich  deinethalb!' 

Seu  begräbent  an  ieder  galten  der  kirchlen  oins, 
Sie  begraben  an  jeder  Seite  der  Kirche  Eines. 


Eid  Ausflu];  nach  GotUchee.  269 

Innan  hant  $eu  ge§etzot  zb^an  lilgenstöckhe. 
Inner  der  Kirchhofmauer  setzen  sie  tween  Lilienstöcke. 

Seu  hent  auf  gebächfen  übers  kircUe  höach. 
Sie  sind  hoch  öbers  Kircblein  gewachsen. 

Bie  §eu  oben  zen  ander  hent  kjim. 
Wie  sie  oben  zusammen  sind  kommen, 

dort  bou§ont  §eu  ^ih  ont  pu§§ont  §eu  sih, 
dort  halsen  sie  sich  und  küssen  sich 

als  bie  zboi  birkliche  koinleute.  — 

als  wie  zwei  wirkliche  Ehleule. 

Andrer  Schluss: 

Aus  oim  i;t  gebäch§en  a  bainrabe. 
Aus  Einem  ist  gewachsen  eine  Rebe, 

aus  oim  i§t  gebäch§en  a  gArtr6a§e. 
aus  Einem  ist  gewachsen  eine  Blume. 

Vgl.   Grimm  Myth.   787:   „aus  den  hugehi  liebender  winden 
sieh  blumensträuche,  deren  äste  sich  verflechten,  auch  in  schwedi- 
schen Hedern   wachsen  lilien  und   linden   aus   gräbern.*'    —    Auf 
Isoldens   Grab  wächst  eine  ßosef   auf  Tristans  Grab  eine  Rebe. 
Vgl.   auch   das   Grab  von   Flos   und   Blankflos   Flecke  Vers   1991. 
Am  nächsten  obigem  Liede  steht  das  Lied  bei  Anast.  Grün:  Volks* 
iieder   aus   Krain    S.    36:   der   Scheintodte.    —   Daß   dieß   Lied, 
namentlich  bei  den  Sudslaren,  ausgebreitet  ist,  darüber  belehrt  mich 
Karl   Deschmann  mit  Hinweis  auf  Stanko  yraz  narodne  pesme 
ilirske.  Agram  1839.  S.  93.  Blumentragende  Gräber  erscheinen  auch 
in  Vuks  srpske  narodne  pjesme  I,   239 — 260.    Ahnliches  deutsch 
Uhlands  Volkslieder  Nr.  93,  94.  97  u.  s. 
Hansel  Sohn,  Name  um  1600  in  Moswald. 
läisko,  Hansk«,  Name  in  Hornberg,  Lienfeld  1600—1750. 
häa  habe  s.  haben. 

hält  f.  die  band,  le  raehter  hält*  le  gedaikher  hält  rechterhand, 
linkerhand.  ahänt  dort,  aus  mhd.  enhani;  in  der  Bedeutung 
stimmt  zuweilen  mhd.  zehant.  Clabr.  af  dise  hani  dorthin 
CWtb.  128. 
h&Dtüae  m.  Handschuh.  Mhd.  (bei  Ilelbling)  hendeUnc  m.  Faust- 
handschuh, lirat.  UrA  bair.  Schmell  II,  206.  Schöpf  241, 
Lex.  133. 


270  S  e  h  r  ü  e  r 

hAplt  n.  hApitle  n.  das  Krauthaupt.  Vgl.  Schmeller  11,  224.  Lexer  134. 
hApitsehen  n.  das  Hauptküssen.  Vgl.  k&rnt.  happetn  f.  Kopfende  des 
Bettes  Lex.  134.  Schmell.  II,  223:  die  häupten  Stalder  IL  26: 
die  hauptete.   Beim  kApitschen  zu  sitzen  am  Bette  des  Mannes, 
ist  die  Aufgabe  der  Geliebten  in  dem  ergreifenden  Liede  tob 
der  lieben,  das  unten  unter  liep  mitgetheilt  werden  soll.    Das 
Mädchen  bindet  dem  Geliebten  einen  Blumenstrauß ,  da  kömmt 
er  und  eröffnet  ihr:  ib  kkn  sekoi  •in  andren  «in  Heben,  bele 
mir  pain  hÄpitseken  §itiot ! 
kar  her.  laikar !  nur  her!  inehar!  herbei ! 
k&r  m.  Flachs.  Vgl.  Lexer  134. 

k&r  praeheln  Flachs  brechein. 

k&r-grfieble  n.  umhegte,  mit  Flachs  bebaute  tiefe  Stellen 
im  karstartigen  Theil  des  Landchens. 
karbijt  m.  Herbst.  Ähd.  herbist,  cimbr.  herbest,  kämt,  herwist.  Im 

Voc.  ital.  tod.  von  1459:  herbst-sepiemhav, 
karie  n.  herz,  harile  n.  plur.  karilein.  Vgl.  prnjt. 
hart  kürte  adv.  hart,  schwer,  schwerlich:  pneben  kent  kürte  in  Uebea 

ball  §e  lai  diernlain  betrfiebeR 

Vgl.  auch  kdrt.  —  kerte  adj.  dar  kerte  stoin.  Ahd.  harto,  herti. 

Der  Unterschied  zwischen  hart  und  hert,  als  Adverb  und 

Adjectiv,  scheint  im  Kirntiseken  noch  vorwaltend  die  Form  zu 

bestimmen.  Lex.  135,  weniger  in  Tirol  Schöpf  246. 

b&je  m.  der  hase;  auch  springerle  n.  geuannnt  s.  d. 

küjeniantle,  kajenialUe  n.  (d.  i.  hasenzeltlein  =  Hasen- 
brot) das  Alpenveilchen,   sonst  Schweinsbrot. 
läse,  Name  s.  Hosi. 

kAjel  f.  hasel;  kä§elstande  f.  kä^laek  n.  das  Haselgebüsch.  Ahd.  hasala 
mhd.  hasel  Der  Umlaut,  der  hier  dem  Gottschee wischen  eigen  ist, 
findet  sich  weder  kArnt.  Lex.  135.  noch  eimbr.  129.  noch  tlMl 
246.  oder  bair.  Schm.  II,  244.  Vgl.  äpfel,  wögel  (unter  f). 
Issenfeld,  spr.  k&$enwand  bei  Gotschee,  zählte  1770  zweiund- 
zwanzig Häuser. 
kkttel  s.  k^ttel. 

kan;  n.  das  Haus.  Es  besteht  aus  der  worastübe,  der  kinters  stübe 
und  der  kkmer  (dk  jainent  die  sekrainder  drain) ;  dem  kiwe 
dem  kkider,  dem  stkll  und  stidel  und  dem  känsle  n.  plur. 
k&n§lain  Abtritt. 


Ein  Ausflug  nach  GotUehee.  2T1 

hktkr  m.  Hüter,  Hirte ;  plur.  hAtare  s.  haltar. 

he-  s.  ha-. 

hiant,  h^anUr  eher.  Kämt«  ^antar  s.  i?.  aleHann.  ehnder,  cimbr. 

^7?/or,  mhd.  ^n^f. 
heben  s.  hewaa.  S.  108. 
hewen  n.  der  Topf.  Mhd.  haven. 

hewenle  n.  plur.  hewenlain.  S.  häwenle. 

lefferL  Name  in  Mitterdorf  1684.  Später  bald  Uferle  bald  lifferle 
in  Mitterdorf,  Altlaag,  Riek,  Warmberg  1 7S0. 

hegel  m.  Nacken.  Cimbr.  högele  n.  Hügel  CWtb.  131.  Dies  ist  wol 
=  högerle  aus  mhd.  hoger  für  hofer  ahd.  hofar  gibbus  GrafT 
IV,  838.  mhd.  Wtb.  I.  723. 

legier,  Name  in  Schalkendorf  1614.  Ugler  Mosel  1867. 

beide  boide  f.  Heidekorn,  Buchweizen.  Die  Slorenen  haben  das  Wort 
entlehnt:  ajda,jffda.  Die  Slaven,  die  ihn  von  den  Tataren  (den 
Heiden)   erhalten  haben,  wie  die  Deutschen,  nennen  ihn  ent- 
sprechend tcUdrka,  pogänküt  madj.  pogdnyka. 

beilie  heilig.  Wird  ausnahmsweise,  wie  in  der  Schriftsprache  ge- 
sprochen, indem  hier  hoilic  (weil  mhd.  heilec)  zu  erwarten 
wäre. 

bei-  beißen  heissen;  auch  weißen  (—  feißen):  pai  dar  Joppe 
woisset  dl  walde  gerle. 

Heinieliias  Curatus  de  Fara  1383. 

bellitie  f.  Lahmheit,  s.  kämt,  heize  Lex.  138. 

bengen  hängen.  Nur  transit.  Vgl.  Lex.  133. 

bengifUe  n.  das  Hengstlein.  Im  Liede  reitet  der  Held  sein  beigijtle 
M^o  jättelt  mir  main  bengijtle!*'  „kr  §eii%\t  sib  sof  §siii  bei« 
gijtie.**  Er  faßt  die  Geliebte  bei  der  Hand  und  „polet  sie  aof 
jain  bengigtle.*' 

beikpire  f.  Himbeere.  Es  wechselt  hier  t  mit  k  wie  in  tüken  s.  d.,  denn 
die  mhd.  Form  ist  daz  hintber  d.  i.  Beere  der  Hinde  (Hirsch- 
kuh), Waldbeere.  Anzumerken  ist  auch  das  E  für  /,  s.  E. 

beit  sind.  Ib  pin,  da  pljt,  ar  ijt)  bir  jalbn,  ir  jslt^  jeo  beut. 

ber  n.  auch  bor,  *4r  (kurzes  o)  das  Heer.  Ins  ber  gian  Krieger 
werden.  So  in  dem  Liede  unter  psokbe  s.  d.  daß  die  Jaigen 
paeben  in^s  ^4r  mfleßont  gisB. 

lerbist.  Herbst,  Name  in  Schalkendf.,  Gomutzen,  Weissenst.,  Setsch, 
Ebenthal,  Schöflein,  Pockstein  1700— 17K0,  Mosel  1867. 


272  S  c  h  r  ö  e  r 

Hermani,  Name  iu  Sele  1614. 

herte  hart  s.  hart. 

.;,lierriigallele  n.  die  Bachstelze**.  Sonst  hirtie  n.  s.  d. 

heschatien  schluchzen.  Kärit.  ebenso  Lex.  139.  mhd.  hischen 
haschen  mhd.  Wtb.  I,  692.  Dass  hier  mhd.  g  nicht  zu  a  wird, 
ist  beachtenswert. 

less.  Name  in  Reichenau  1614. 

Aejläck  n.  Haselgebusch  s.  hä$el.  In  stiekeln  r«ln  iis  he$läch  kUiR 
reitet  der  Held  im  Liede,  s.  lägrMtile. 

ieltar,  hettea,  hettes  irgend  einer,  eine,  eines;  ein  solcher.  Weder 
tirolisch,  kärntisch  noch  cimbrisch  finde  ich  diese  Form  mit  h 
für  8,  wenn  h^ttar  für  giUer  (s.  kettenar)  steht.  Es  könnte  das 
h  auch  vorgesetzt  sein  s.  et,  ettar,  H. 

ketteoar:  a  kettenar  proBne  ein  solcher,  solch  ein  Brunnen;  aber 
auch  kettoiBder  solch  einer.  Das  erste  ist  nachgebildet  dem 
bekannten  söttener  (sothaner,  sogethaner)  solcher,  wenn  nicht 
dasselbe  (mit  h  für  «);  hingegen  kett-«iBer  zusammengesetzt 
aus  kettar  s.  d.  und  oiBcr,  also  solch-einer. 

heuer  kaier  heuer.  Vgl.  werten  unter  f. 

heunt  heute,  urspr.  heutnacht. 

keapoekk  m.  Heuschrecke.  Sowie  Heuschrecke  =  Heuspringer  be- 
deutet, ist  auch  Bock  hier  =  das  springende  Thier. 

kewan,  kewen  heben.  Auch  tirol.  noch  hefen  Schopf  253.  eimbr. 
hewan  CWtb.  130^  Got.  haf'jan  ahd.  hefjan  mhd.  heben 
neben  heven.  —  BBkewen  anfangen. 

kewarin  f.  Hebamme,  cimbr.  heving. 

kexe  f.  Irrlicht.  Ahd.  hazus  hazusa  (aus  hagazusa)  agis.  hägetese 
mhd.  (selten)  hecse.  Es  wäre  demnach  gotseheewisch  kekje 
zu  erwarten.  Die  Bedeutung  Irrlicht  ist  bemerkenswerth  s.  d.  f. 

heiin  f.  Hexe.  Die  Hexinnen  machen  das  Wetter^  sowie  Wetterhex 
f.  allgemein  osterr.  Schimpfwort  für  ein  zerrauftes  Frauen- 
zimmer ist.  Bei  grobeH  s.  d.  Wetter,  sieht  man  sie  in  den 
finsteren  elektrischen  Wolken.  Der  Küster  eines  Pfarrortes 
schoß  bei  der  Kirche,  während  meines  Aufenthaltes  in  6.,  zwei 
Böller  gegen  die  Wolken  ab.  Da  standen  auf  einmal  zwei  be- 
kannte Weiber  des  Orts  vor  ihm.  Ich  wurde  Alles  Ernstes  von 
einer  Frau  von  dort  gefragt :  ob  ich  denn  glaube,  dass  diese 
zwei,  sonst  brave  Weiber,  Hexinnen  sind. 


Ein  Aotflag  nach  GotUchee.  273 

Ueiei  heulen,  rom  Wolf,  ilrnt  heanen  (huenen)  Lex.  145.  Ctaibr. 
hünen^  tir«l.  hüenen  Schöpf  280. 

UeieB  nächsten  Abend,  kleien  jetzt  s.  Lex.  182.  agis.  gita^  gieta; 
balr.  bedeutet  ieize  auch:  dieser  Tage,  Schm.  I,  133,  mhd. 
steht  iezuo  im  Gegensatz  zu  hiute  myst.  II,  169,  5:  ein  hiute 
und  ein  iezuo* 

klHbel  klHel  m.  Himel.  S.  das  vaier  unser  unter  witer. 

hlnelreleb  n.  Himmelreich.  Ins  Himmelreich  f&hrt  der 
gattjbae  Gottesweg  im  Liede  unter   hir;e,  s.  d. 

UHeli^igar  m.  Das  Vorsetzholz  am  Heuwagen.  Um  Altlaag  wird  das 
Heu  nicht  in  derselben  Weise  geladen  wie  anderwärts,  indem 
man  hier,  vorne  wo  der  Fuhrmann  sitzt,  ein  Holz  senkrecht 
befestigt,  an  welchem  oben  ein  Strick  befestigt  ist,  der  dann 
den  Wiesbaum  vertritt.  Dies  Holz  nennen  sie  In  4er  Iksche, 
s.  d.  klMelioigar,  wie  man  allgemein  versichert.  Da  aber  eben 
dort  dieser  klneUoigar  nicht  üblich  ist,  halte  ich  es  für  einen 
Witz,  mit  dem  die  in  der  Ikseke  die  LMgare  s.  d.  necken. 

hin  hin.  aakln,  Akln  hinauf,  hinab. 

—  dienen  man  dienet  hin  im  irdischen  Leben  in  die  Ewig- 
keit. Im  Liede  der  Abgestorbenen  am  Schluss  (s.  hiaekielt): 
rae  da  im  der  kielen  erte  bo  da  kii  gedienet  kkjU 

Jiinter  hinter,  akiater  (in)  hinter  s.  a-. 

Unterjik  rückwärts.  §1 1;ft  kiaterjlk  gegeaien  §lbn  gkiien 
Jar  s.  das  Lied  un\er  tiaft.  ^ 

kintrijen  rückwärts,  zurück.  Die  Form  ist  mir  nicht  ganz 
klar.  Das  Adverbiale  -en  ist  rielleicht  dabei  zu  erwägen.  Vgl. 
ciHbr.  hinter  earseng  CWtb.  131;  hinter  sich  für  rückwärts 
schon  mhd.  Ben.  Müll.  I,  690,  alea.  Stalder  II,  44,  bair.  Schmell. 
219. 

klnterlknt  n.  Die  Mitte  des  Landes,  zwischen  Mitterdorf,  Gottschee, 
Mosel  heisst  das  last,  das  Seitenthal  mit  Rick,  Götenitz  ist  das 
hinlerlkil,  der  Bewohner  Uilerläntnar  m. 

Hinterberg,  vulgo  Unterpare  bei  Rick  zählte  1770  vierzig  Häuser. 

kiriß  m.  der  Hirsch.  In  den  VII  comuni  ist  das  Wort  rergessen  und 
Hirsch  und  Hirschkuh  heissen:  Ulla  ochs,  billa  kua  wilder 
Ochs,  wilde  Kuh  CWtb.  III.  Sonst  wäre  hier  wohl  noch  hiruz 
zu  erwarten.  Ahd.  hiruz  mhd.  hirz. 

hiril3kiwer  m.  Hirschkäfer.  Sonst  österr.  pujfhSandl  n. 

.SUzb.  d.  phU.-hist.  Ol.  LX.  Bd.,  I.  Hft.  18 


274  8  c  h  r  ö  e  r 

HiriA,  Name  in  Sele  1614.  Klindorf  1684.  Krapfenfeld  (auch  Hieres^ 
geschrieben),  Sele,  Reiehenau,  Gottsehee,  Taubenbrunn^ 
Schembrann  1750.  Im  18.  Jabrh.  erscheint  der  Name  schoa 
häufig  übersetzt:  Jellen  s.  d. 

lirißgraben  bei  Iraoen  zählte  1770  drei  Häuser. 

hinsehäle  f.  Stirne. 

klr§e  m.  der  Hirse,  mhd.  hirse,  Hirse  spielt  eine  große  Rolle  beini^ 
Landbau  in  Gottschee.  Baiipare  and  hirjpodea  Weinberg  und 
Ackerland,  im  Liede  das  beim  Hirsejäten  gesungen  wird. 

Ich  theile  das  Lied  beim  Jäten  des  Hirses  nach 
dem  Texte  ron  Rudesh  mit ,  indem  ich  nur  die  Schrei- 
bung richtig  stelle : 

„Das  nachstehende  Lied  wird  von  den  gottscheewischen 
Frauen  beim  Jäten  des  Hirses  und  zwar  chorweise  gesungen. 

Die  bächtel  ^lAget  in  un§erm  walde 

Die  Wachtel  schlSgt  in  unserm  Felde; 

Gott  gib  ün?  heuer  a  guetes  jör 

Gott  gib  uns  heuer  ein  gntes  Jahr! 

im  bainparge  und  im  hir^poden 
im  Wein  erge  und  im  Hirsefeld. 

(Chor.) 

Die  bächtel  §luget  heuer  in  ön§er  walde, 

wie  oben. 
Gott  gib  un§  heuer  a  guetes  jür 
im  bainparge  und  im  hir$poden ! 

(Solo.) 
Si  tritt  hol  auhin  auf  proiten  bac, 

Sie  (die  Wachtel)  tritt  wol  hinauf  auf  breiten  Weg. 

auf  proiten  bac  auf  §mu1en  staic ! 
auf  breiten  Weg,  auf  schmalen  Steig. 

(Chor.) 
Die  biichtel  flöget  etc. 

(Solo.) 

An  fmdlen  staic»  auf  höachen  parc, 
An  dem  tehmalen  Steige  auf  den  hohen  Berg, 


Ein  Ausflug  nneb  Gottschee  ZlD 

auf  hoachen  parc  in  rtfa^engorten. 
Auf  dem  hohen  Berge  in  den  Rosengarten. 

(Chor.) 
Die  buchtet  etc. 

(Solo.) 

B^s  bellt  9eu  tuen  in  rda^engurte  ? 
Was  wollte  sie  thun  im  Rosengarten, 

^eu  bellt  prachen  geliechte  rda§lain. 

sie  wollte  lichte  Rosen  brechen. 

(Chor.) 
Die  bächtel  etc. 

(Solo.) 
Gelieehteu  rda^en  praehet  ^ea. 

Lichte  Rosen  bricht  aie  (R.  hat  braeheni:  brechen  3.  pl). 

gelieehteu  kranzlain  wlachtet  ^eu. 
Lichte  Krfinilein  flieht  sie. 

(Chor.) 
Die  bächtel  etc. 

•       (Solo.) 

Zbeu  hent  ire  (R.  ihnen)  die  kranzlain  geliecht? 
Wozu  sind  ihr  (ihnen)  die  Krfinslein  lieht? 

zum  heiigen  kreuze  belt  $eu  ;e  hSngen. 

zum  heiligen  Kreuze  wollte  sie  sie  hSngen. 

(Chor.) 
Die  biichtel  etc. 

(Solo.) 

Bo  belt  ^eu  hin  mit  dem  heiligen  kreuz? 
Wo  wollte  sie  hin  mit  dem  heiligen  Kreuzt 

zum  gottjbac  sch^an»  ins  himelraich. 
tum  Goitesweg  sehdn,  ins  Himmelreieh. 

18* 


276  Schröer 

Der  Gesang  bei  diesem  Liede  geht  immer  eintönig  in 
der  Tonica  fort  und  hört  darin,  nach  vorhergegangenem  unteren 
halben  Ton,  auch  auf.  —  Als  Anhang  zu  diesem  Liede  gehört 
auch  folgende  Strophe.*" 

Die  hier  folgende  Strophe  gehört  nicht  hieher  und  ich 
werde  sie  mittheilen  unter  den  Marienliedern  (s.  HariA).  Dort 
werden  wir  sehen,  dass  auch  das  obige  zum  größeren  Theil 
ser  m.  aus  einem  Marienliede  hervorgegangen  ist. 
der  hat  hir;e!  der  hat  Vermögen!  In  Tschermoschnitz  hörte  ich 
sogar  kir jen  zs^hlen.  da  bit  anAfst  mfie&eii  hir§eii !  —  hirjwras- 
ser  m.  der  Neuntödter. 

Urtle  n.  die  Bachstelze.  Auch  die  Slovenen  nennen  die  Bachstelze : 
pastarIca  d.  i.  Hirtin. 

k6  so;  aU  also.  s.  H, 

h«,  hol!  \k%  herri  o  Herr!  hol,  ■oiraria!  o  Meierin!  h«i,  torbatl!  ei 
Thorwärter!  h«l,  grftwe,  da  lieber!  ei,  lieber  Graf!  Ausrufe  in 
dem  Liede  von  der  moiraria  s.  d. 

kai&e  heiss.  Mhd.  heize  ahd.  heizo.  Im  Liede  häufig:  hoi&e  b^laei ) 
ble  k«i&e  boinet  den  ■•irarii)  ble  b«i&e  b«inet  sei 

laberlin,  Name  in  Gottschee  1669.  Vgl.  läberlin,  HMferle.  Elze  S.  40 
(1861)  fuhrt  an  die  Namensform:  loberle. 

kiaehiait  f.  Hochzeit.  Die  Trauung  selbst  heisst  jetzt  koae  f.  s.  d. 
aus  der  Redensart  le  koae  g^aa  heiraten,  worin  kane  f.  in  der 
ursprunglichen  Bedeutung  Eheweib  schon  verdunkelt  ist.  koae 
für  Eheweib  scheint  nur  noch  im  Liede  vorzukommen,  z.  B. 
■all  erslea  kane  pi^  da  gebAn,  in  dem  unter  pattlar  mitge- 
theilten.  laaleate  für  Eheleute  ist  noch  allgemein  bekannt.  Eine 
Hochzeit  ist  gewöhnlich  an  einem  Montag.  Am  Donnerstag  vor- 
her^ oder  am  Vorabend  selbst  kommen  die  Gespielen  der  Braut 
bei  ihr  zusammen  zum  kraailaia  piatea.  Der  Bräutigam  mit 
seinen  Freunden  erscheint  auch,  wo  alte  Sitten  noch  gelten,  zu 
Pferde.  Und  nun  werden  kraailaia  gebunden  für  Bräutigam  und 
Braut,  für  die  beiderseitigen  anwesenden  Gespielen  aber 
Sträusslein  (piseklala).  Der  Kranz  wird  natürlich  nur  unter 
Voraussetzung  über  jeden  Zweifel  erhabener  Jungfräulichkeit 
verliehen.  Damit  nimmt  man  es  sehr  strenge.  Im  schlimmeren 
Falle  bleibt  das  Kranzbinden  weg.  Doch  kommen  solche  Fälle 
nur  ausnahmsweise  vor.  Da  um  die  llebea  heiligea  jaaiittea  t  s.  d.. 


Ein  Ausflug  niich  Gottschee.  27 T 

zur  Sommerszeit,  wenn  die  Bänder  daheim  sind,  die  meisten 
Hochzeiten  stattfinden,  sah  ich  1867  während  meines  Aufent- 
haltes in  Gottschee  viele  Hochzeitaufzuge.  Nur  einmal  stand 
ein  kranzloses  Paar  am  Altare ;  ein  Knecht  und  eine  Magd.  Es 
waren  Slovenen.  Während  des  Kranzbindens  wird  nun  folgendes 
Lied  gesungen,  in  welchem  die  Gespielen  naiY  und  wenn  auch 
halb  neckend,  doch  nicht  ohne  Zusatz  von  Wehmut,  das  bevor- 
stehende Ereignis  besingen. 

lied  beim  Krambinden. 

1.  *s  i;t  heunt  a  junkfrau  wrölich  gebannen. 

Es  ist  heute  eine  Jangfran  frölieh  gewesen, 

wrolich  bert  §ie  niemermir! 
frölieh  wird  sie  nimmerniehr! 

Wrolich  kän  ^ie  noch  ^ainen, 
Frölieh  kann  sie  wol  noch  werden, 

aber  junkfrau  bert  $ie  niemerm^r! 
aber  Jungfrau  nimmermehr! 

2.  *s  h&t  heunt  a  junkfrau  pöschlain  geroichet^). 
Es  hat  heute  eine  Jungfrau  Strfiusslein  gereiehet, 

roichen  bert  ^ie  niemermftr! 
reichen  wird  sie  nimmermebr! 

Roichen  kkn  §ie  noch  ahdrtre, 
Reichen  kann  sie  noch  einmal, 

aber  junkfrau  bert  ^ie  niemermer! 
aher  Jungfrau  wird  sie  nimmermehr. 

3.  *s  hat  heunt  a  junkfrau  kranzlain  gepunten, 
es  hat  heute  eine  Jungfrau  KrSnzIein  gebunden, 

pinten  bert  ;ie  niemerm£r! 
binden  wird  sie  nicht  mehr! 

pinten  k&n  ^ie  noch  a  h6rtre, 
binden  kann  sie  noch  einmal, 

aber  junkfrau  bert  $ie  niemermer. 
aber  Jungfrau  wird  sie  nimmer  mehr  (sein). 


0  Die  Braut  hat  nimlieb  jeden  4er  JaoggeaeUea ,  die  danit  aar  flocbseit  geladen 
sind,  eioen  Strauss  ? on  gemaebtea  Bienen  sn  reiehen. 


AiO  S  c  h  r  ü  e  r 

(Mitterndorf.) 

Wenn  der  Bräutigam  die  Braut  zur  Kirche  abholen  kommt,  singt 
sie  unter  vielen  Thränen  das  Abschiedslied.  Da  ehedem  in  Gottschee, 
wegen  Unwegsamkeit  des  Landes ,  Wägen  nicht  im  Gebrauch  waren, 
kam  der  Bräutigam  mit  seinen  tsehellen  (Gesellen)  zu  Boss  und  die 
Braut  schwang  sieb  zu  ihm  auf  das  Pferd ,  wie  auch  aus  dem  nach- 
folgenden Liede  ersichtlich  ist. 

Abschied  der  Brant. 

(Steht  schon,  weniger  tollaUndigr ,  b«i  Klze  S.  29.J 

So  pehüet  eu  gott,  muetar  liehen  main. 
So  behüte  euch  Gott,  liebe  Mutter  mein ! 

ih  §tch  eu  heunt  unt  niemermer ! 
ich  teh  euch  heute  und  nimmer  mehr ! 

Won  eu  bil  ih  schlau  urlop  näm. 
YOD  Euch  will  ich  schön  Urlaub  nehmen. 

So  iät  mih,  mueter,  in  kargte  (kaultar)  gean 
So  Itsst  mich,  Mutter,  in  Kasten  gehn, 

ih  hän  wergassen  maine  piswäabn  schuech ! 
ich  habe  vergessen  meine  buntfarben  Schuhe. 

^In  main  dan  kärsten  ber^t  du  niemermer!'' 
In  meinen  Kasten  kömmst  du  nimmer! 

So  Iät  mih,  mueter,  in  kar§ten  gean 
So  lasst  mich,  Mutter,  in  Kasten  gehn, 

ih  hän  wergassen  maine  strumpfpanllain! 
ich  habe  vergessen  meine  Strumpfbänder. 

heuer  hent  §eu  maine  strumpfpantlain, 

heuer  sind  sie  meine  Strumpfbander, 

in*s  jdr  bernt  ^eu  maine  biegenpantlain ! 
aufs  Jahr  werden  sie  meine  Wiegenbünder. 

«In  main  den  karsten  ber^t  du  niemermer  !"* 
In  meinen  Kasten  kömmst  du  nicht  mehr! 

Wenn  sie  aufsitzt,  singen  die  Andern : 

^eu  ist  aufgelassen,  §eu  hat  ge§nupfaizet ! 
Sie  ist  aufgesessen,  sie  hat  geschluchzt! 
9eu  i$t  ahin  geritten ,  §eu  hat  gejuchaizet ! 
sie  ist  hingeritten,  sie  hat  gejauchzt!  — 


Eio  Autflug  oach   (jottschee. 


279 


Bei  den  Siebenbürger  Saebseu  ist  Montag  der  Hochzeittag  in 
Neustadt,  Grosslasslen  etc.  S.  die  treffliche  Schrift  von  J.  Matz:  Die 
siebenbürgisch-sächsische  Bauernhochzeit.  Programm  von  Schäsburg 
1860  S.  39  f.  Das  Sträußchenbinden  findet  am  Vorabende 
statt.  S.  47.  Der  ^Urlaub**  der  Braut  daselbst,  ein  wunderbar  schönes 
Volkslied  S.  48  f. 

Valvasor  VI  S.  300  f.  erzählt:  Wenn  nach  der  Trauung  in  der 
Kirche  die  Braut  „allbereit  zu  Pferde  sitzt,  so  reicht  man  ihr  ein 
Vierteil  Vl^eines.  Davon  bringt  sie  ihrem  BrSutigam  Eines  zu.  Nach- 
dem sie  aber  einen  Trunk  gethan,  wirft  sie  den  Krug  sammt  dem 
Weine  hinterwärts  über  ihren  Kopf  und  reitet  alsdann  fort.**  — 
„Wenn  sie  in*s  Bräutigams  Haus  dann  kommt,  so  gibt  ihr  des  Hoch- 
zeiters Mutter  einen  Trunk  in  einem  Kruge  und  wirft  einen  Ducaten 
in  Gold  darein.^ 

Auf  dem  Wege  nach  des  Bräutigams  Haus  wird  noch  an  manchen 
Orten  Brot  ausgeworfen.  Vor  dem  Hause  des  Bräutigams  finden  Ver- 
handlungen statt.  Die  Braut  wird  nicht  eingelassen,  bevor  sie  Be- 
dingungen eingeht,  die  ihr  in  scherzhafter  Weise  einer  der  Jung- 
gesellen feierlich  zu  stellen  hat. 

Auch  im  ungrischen  Berglande  bei  den  Krickerhäuern  findet  die 
Braut  des  Bräutigams  Thüre  verschlossen.  Ein  darauf  Bezug  habendes 
Lied  s.  mein  Wtb.  S.  123. 

In  des  Hochzeiters  (Bräutigams)  Haus  findet  unter  Musik  der 
gaigare  der  Hochzeitschmaus  statt. 

So  wie  in  Schlesien  und  im  ungr.  Berglande  der  Lustigmacher 
bei  den  Hochzeiten  mit  einem  slavischen  Namen  bezeichnet  wird 
{(Iruschmann,  tnischbc  s.  mein  Wtb.  46.  Weinh.  16),  so  führt  auch 
in  Goltschee  der  Lustigmacher  einen  slovenischen  Titel,  er  heisst 
staraschiner  (sl.  staraiina  der  Alteste),  wie  wir  aus  folgendem  Liede 
ersehen : 

Oaigerlied  beim  Schmause. 

Der  staraschiner  hewet  ün  ze  hetzen  *s  messer. 
Der  Sttraschiner  hebt  an  zu  wetzen's  Messer, 

ar  moint,  der  gaigar  bert  nisch  besser! 
er  meiDt,  der  Geiger  wird  nicht  besser. 

hasch  hasch  hasch !  hops  hops  hops ! 
etc. 


280  S  c  k  r  ü  e  r 

ho,  staraschiner!  bil  en  bäs  ^Agen, 
He,  St,  wUl  ibm  wm  eigen, 

galt  har  dem  gaigar  a  hQenle§  krugen! 
er  gibt  her  dem  Geiger  einen  Hühnerknigen. 

hasch  hasch  etc. 

ho  staraschiner!  et  §aid  gur  §o  wäusch, 
He,  St,  nicht  seid  gar  so  falsch, 

galt  har  dem  gaigar  den  hOenle^  hau§ ! 
gebt  her  dem  G.  den  Huhnerhals. 

hasch  etc. 

hö,  staraschiner!  et  ;aid  gur  90  stille. 
He,  St.,  nicht  seid  gar  so  stille, 

galt  dem  gaigar  har  de  wolle ! 
gebt  dem  G.  her  die  Pölle. 

hasch  etc. 

der  oine  gaigar  haißet  Josch 
der  eine  G.  heisst  Josch  (Just). 

gait  dem  gaigar  huenle^  rosch 

gebt  dem  G.  die  Hühnerbrust 

hasch  etc. 

hö,  staraschiner,  anar§t  ist  de  höachzait  aus, 
Ei  St,  jezt  erst  ist  d.  H.  aus! 

nu  geant  de  gaigare  in  a  knder  hau§. 
hasch  etc. 

Nach  Elze  S.  26  (mit  berichtigter  Schreibung). 

Zum  Schluss  des  Schmauses  nimmt  der  Staraschiner  ein  obea 
ausgehöhltes  Brot  oder  einen  Kuchen  (schartel  m.  s.  d.),  steckt, einen 
Blumenstrauss  hinein  und  spricht:  Einen  Baum  will  ich  pflanzen,  da- 
zu brauche  ich:  Erde,  Dunger,  einen  Pfahl  etc.  Dabei  werden  denn» 
als  die  bezeichneten  Gegenstände,  die  den  Brautleuten  bestimmten 
Geldgeschenke  in  den  Kuchen  gesteckt.  S.  Elze.  27.  Dazu  wird  das 
Lied  gesungen: 


Ein  Ausflugs  nach  Gottschee.  2ol 


Lied  beim  steokben. 
zue  har,  nar  zuebar, 

Heran,  heran! 

praitig^n§  wuter ! 
BrSutigams  Vater 

Sanisani  sani  deu 

ber  nisch  bM  der  w]eub ! 
wer  nichts  hat  der  fliehe! 

ar  bert  sib  et  werdrießen, 
Er  wird  sich  nicht  (^rSmeo 

ar  bert  a  (uolar  sebießen 
wird  einen  Thaier  daran  wenden 

Sani  etc. 

Bie  m^r  ar  birt  gäben 

wie  (d.  i.  je)  mehr  er  wird  geben 

bie  lieber  bdber  sebägen ! 
wie  lieber  werden  wir  schauen. 

Sani  etc. 

ar  bat  ja  noch  a  pucklats  negle. 

Er  hat  ja  noch  einen  gekrQmten  Finger  (hfilt  etwas  in  der  Hand) 

bir  gaben  mon  ze  trinkben ! 
wir  geben  ihm  z.  tr. 

Sani  etr. 

zuebar,  zuebar  praitigän;  mueme 
Heran,  BrSutigams  Muhme, 

§ie  pringet  a  scbeaneu  plueme; 
sie  bringet  eine  schöne  Blume. 

Sani  etc. 

zuebar,  zuebar,  h'ebeu  tauben ! 
Heran,  liebe  Tauben, 

§ie  pringent  der  praut  a  scbeaneu  bauben  I 
sie  bringen  der  Braut  eine  schöne  Haube. 

Sani  etc. 


284  Sehr ö er 

Dort  machent  §eu  mir  oiae  gräble  tief, 
dort  machen  sio  mir  eine  Grube  tief» 

drin  birt  ih  §läfen  aho  §üeß !  — 
drin  werde  ich  schlafen  so  süss ! 

Benn  ih  oinm^l  in  grabe  lig: 

Wenn  ich  einmal  im  Grabe  lieg: 

da  kirnet  der  prie§ter  ze  mainem  grabe, 
da  kömmt  der  Priester  zu  meinem  Grabe, 

Dar  §maißt  a  stückhle  ert  auf  maine  pru§t. 

wirft  ein  Stuck  Erde  auf  meine  Brust. 

Benn  ih  oinmM  begraben  pin. 

Wenn  ich  einmal  begraben  hin 

dk  wängt  der  messner  zu  läuten  an. 
da  ffingt  der  Messner  zu  Ifiuten  an. 

Di  g^ant  deu  leute  alle  won  mir : 

Da  gehn  die  Leute  alle  von  mir: 

lai:  ,,rue  du  in  der  küelen  erte 
gleichsam:  „ruh  du  in  der  kühlen  £rde 

bo  du  hin  gedienet  hä^t!** 
wo  du  hin  gedienet  hast!^ 

Valvasor  erzählt  weiter:  der  Bräutigam  zieht  der  Braut  Schub 
und  Strumpfe  aus  ^und  von  ihrem  Haar  löset  jedwedes  einen  zu- 
sammengeflochtenen Zopf  auf".  Wenn  Er  früher  fertig  ist,  steht  ein  Sohn 
zu  erwarten,  wenn  Sie  —  ein  Mädchen.  —  Der  Bräutigam  wirft  die 
Schuhe  über  den  Kopf.  Stehen  sie  am  Morgen  derThüre  zu,  so  stirbt 
Er  vor  der  Frau ;  stehen  sie  dem  Bette  zu,  so  stirbt  Sie  früher. 

„Folgenden  Tags  nach  der  Hochzeit  führt  man  die  Braut  mit 
Spielleuten  oder  Schalmeipfeifern  frühmorgens  zu  einem  Wasser,  da 
man  ihr  einen  Krug  mit  Wein  und  drei  Stücklein  Brotes    reicht. 
Davon  thut  sie  einen  Trunk  und  in  jedes  Stück  Brotes  einen  Biss. 
wirft  das  Übrige  Alles  ins  Wasser.** 
■•fer,  Name  in  Obermitterdorf,  Komutzen  um  1600. 
Uferle,  Name  s.  leferie. 
■•ge,  Name  in  Krapfenfeld  1669. 

■•gge,  ■•ghe»  Name  in  Weissenstein,  Altlaag  1750.  1867  vgl.  ■•ge. 
Im  ungr.  Bergland:  Hogb  Glaserhäu,  Oberstuben,  Hedwig, 
Huog  Hedwig.  Hogen  (vgl.  Hage),  Geidel  18K8.  Dass  in  Gott- 
scbee  die  Form  Hagem  Magern  nicht  vorkömmt ,  ist  der  Mundart 


Ein  Ausflug  nach  Gottschet.  285 

angemessen.  Sowol  ahd.  Bagano  (ygl.  die  Formen  unter  Hage), 
a]s  auch  Bugo  (Hogo  Forstemann  750)»  können  hier  neben 
einander  erhalten  sein. 

högel  m.  s.  hegel. 

ligler,  Name  in  Mosel  1867. 

■•heiberg,  vulgo  Hiaclieipare  bei  Altlaag,  zählte  1770  zwölf  Häuser. 

■•heiegg,  vulgo  liaeheiee  bei  Gottschee  um  1770  mit  29  Häusern. 

Mftei  s.  hei-. 

hdder  m.  h«nder  HoUunder.  h«Merstande  f.  h«ldrkek  n.  Hollunder- 
gebüsch.  Holdergruebe  f.  Eine  Schlucht  bei  Nesselthal. 

Ii«li  n.  Holz:  h«nikpfel  m. 

h^Iiain  hölzern.  Ahd.  hohtn  huhtn. 
h«lipaekher  m.  Baumspecht. 

■•■igmani,  Name  in  Malgern  1684.  MiUerdorf  1783,  1867.  Win. 
dischd.»  Kofiern,  Oberwilbach,  Kerndorf,  Tapelwerch.  1750. 

■•rnberg,  Ort  bei  Gottschee. 

k«rp  m.  Sensenstiel  vgl.  kUp. 

\lM  mal,  a  kdrt  einmal.  Vgl.  wart,  I.  Aber  auch  ahd.  harto  cimbr. 
hörtan  CWtb.  131. 

■•si,  Name  in  Rick  1614.  H^se,  Name  in  Hoswald  17S0.  D.  i.  Ha$e. 
In  Käsmark  1617:  J7aa«.  In  Trexelhäu  1719,  1733:  Hoo8.  In 
Schmidshäu  Paulisch  Hdsz. 

h«;e  f.  Hose.  Vgl.  pamperk^je  und  kaleje. 

k«ttel,  kkUel  m.  Rispe  von  Hirse  oder  Hafer.  Schm.  II,  264; 
hattel,  hadel  f.  Rispe;  ebenso  tir«I.  (ob.  Etschl.)  hättet. 
Schöpf  248. 

k^ttem  laufen;  vgl.  k&rit.  hottein.  Lex.  144. 

kaberd«ri  s.  kiberd«rn. 

kader  f.  Tuch,  s.  hader.  Cimbr.  sind  die  Formen  hader  m.  riotta 
CWtb.  127%  hotar  cenciaja  131  und  hudera  f.  in  den  13  Ge- 
meinden tovaglia,  Zwehle  132. 

knebe  f.  Hube,  mansus,  wie  im  kärnt.  s.  Lex.  144. 

Haeber,  Haber,  Name  in  Gottschee  um  1783.  Im  ungr.  Bergland  finde 
ich  die  Huber  erst  178S,  1858  in  Deutseh  Pilsen.  Auch  bei  den 
Siebenbürger  Sachsen  findet  sich  der  Name  Huber  Marien- 
burg 365. 

Haeter,  Hntter,  Name  in  Stockendorf,  Zwislern,  Mosel  1750.  Cimbr. 
Hüeter.  Die  Namensform  Hueter  finde  ieh  1379  in  Presburg. 


286  S  c  h  r  ö  e  r 

1860:  HuHer,  in  Siebenbürgen  (MarienbiirgSßl),  ikuch:  ff uiter, 
d.  i.  Htämacher. 

laeterh&nser  s.  latterhliiser. 

half  und  haft  f.  m.  Schenkel.  S.  d.  f. 

Ulfe  f.  Schenkel.  Got.  hups,  ahd.  mhd.  htif  f„  kämt,  hu/f,  Hüfte. 
Lex  145,  tirtl.  Schopf.  287,  schles.  hiiffe,  Weinh.  37,  eimbr. 
noch  htifi,  plur.  hüffe,  CWtb.  132.  In  der  Bedeutung  weicht 
gottscheewisch  ab  (vgl.  negel,  tktse,  sehnole,  präten);  die  Höfte 
heisst  k«ffe  s.  d. 

nilaa^  Name  in  Prorübel  um  1700. 

Iiompel  f.  Hummel ;  auch  gampe  s.  d. 

Iionke  f.  der  Zacken,  Zinken  einer  Gabel.*  Vgl.  kArnt  hängge  m. 
Haken,  Lex.  133. 

horre  f.  meretrix;  cimbr.  horra,  hurra.  In  meinem  Vocabul.  von  1420 
(Presburg  1859)  harretum  1480,  2026:  hurren22U,  neben 
herge  1806,  2025,  hergetum  2086;  Formen  die  bisher  un- 
beachtet blieben.  Ahd.  huorrd  (neben  huorä),  hurrd,  Graff  IV, 
1011  (=  huofjd);  got.  nur  hdrs  m.  (kein  weibliches  hörjd); 
vgl.  sl.  madj.  kurva  etc. 

Intter  s.  loeter. 

■itterk&oser.  ImlndexQber dieRustical-GrundbüchervomJahrel770, 
vor  der  neuen  politischen  Eintheilung,  werden  latterhAoser  mit 
neun  Häusernummern  angegeben. 

Anmerkung:  kieter  fSr  Hüter,  Hirte,  kömmt  nicht  vor,  obwohl :  *S  guet  köeteil, 
das  Vieh  hüten  gesagt  wird.  Der  Hirte  heisst  k&tar  s.  d.  m. ,  was  weder  xa 
Hüter,  noch  an  Halter  völlig  stimmt. 


Sprachproben,  die  im  Wörterbnche  enthalten  sind : 

Unter  palliar  i  Der  paitlar  ziehot  ins  lange  rfor/'(Möringer).  Ballade. 

n  paokhes  Es  ift  kennt  oin  schreiben  kamen,  Rekrutenlied. 

M  p«walitie:  Zwei  Küchenrecepte.  Prosa. 

n  dieiei:  Kinderreime. 

n  tMi  Es  baroten  zboi  lieben  (Lenore).  Ballade. 

n  kiir&teB:  Wenn  ich  an*s  heiraten  denke.  Lied. 

„  laisi  Bie  wrne  ift  auf  der  Handel  jnnc.  Ballade. 

M  klrjet  Die  waehiel  §lnget.  Lied  beim  Hirsejäten. 


Ein  Anaflug  nach  GotUchee.  28 T 

Unter  hiaehiaiti  Kranzbinden. 

Abschied. 
Geigerlied. 
Beim  steckhen. 
Die  abgeschiedene  §Me. 
Die  Verstorbenen. 

Abkürzungen.  Abgesehen  von  den  allgemein  yerstfindlichen  Abkör- 
Zungen,  wie  Fromman,  die  deutsch.  Mundarten  I — VI.  Weinhold,  alem.,  bair. 
Gramm.,  Schmeller  (bair.  Wörterbueh;  wenn  das  §-Zeichen  beigesetzt  ist» 
dessen:  die  Mundarten  Baierns);  Cwtb.  =>  J.  A.  Schmellers  cimbrisches 
Wörterbuch  herausg.  von  J.  Bergmann.  Wien.  1855  u.  dgl.»  musste  ich  auch 
meine  Schriften,  auf  die  ich  öfter  zu  verweisen  hatte,  kurz  bezeichnen,  wie 
folgt:  Darstellung  etc.  =  Versuch  einer  Darstellung  der  deutschen 
Mundarten  des  ungr.  Berglandes.  Wien  1864.  —  Lautlehre  etc.  =  Die 
Laute  der  deutschen  Mundarten  des  ungr.  Berglandes. Wien  1864.  — Nach- 
trag etc.  =  Nachtrag  zum  Wörterb.  der  deutsehen  Mundarten  des  ungr. 
Berglandes.  Wien  1859.  —  Wörterbuch  etc.  =  Beitrag  zu  einem  Wörter- 
buch der  deutschen  Mundarten  des  ungr.  Berglandes.  Wien  1858.  Alles 
aus  den  Sitzungsher.  der  k.  Ak.  der  Wissensch.  —  Elze,  Rudesh  siehe 
oben  S.  173. 


2oo  S  c  b  r  9  e  r.    Ein  Ausflug  nach  Gottscbee. 


INHALT. 


Seite 

Einleitung 165 

1.  Allgemeines 16S 

Lage  der  deutschen  Sporaden  in  Österreich 16a 

Flandrer 168 

Sachsen 169 

Cimbri 169 

Thomasin  Ton  Zirclaria 170 

Sachsen  in  Dalmatien 171 

Otto  der  Rasp 171 

Gottschee 172 

2.  Die  Ansiedlung  in  Gottschee 173 

3.  Eigenthümlichkeit  der  Gottscheewer  Mundart  .    .  184 

4.  Die  deutsche  Sprachinsel  Zarz  in  Krain 194 

ß.  Wörterbuch.  1.  Abtheilung  f^ÄPZ>r£:Fr(r/(>    ....  199 

Verzeichnis  der  Sprachproben,  die  im  Vorausgehenden  enthalten 

sind 286 

AbkGnangen 287 


Ver/.vichnis8  der  cingeg^an^pnen  Driick<cbriflen.  /^qU 


yKRZKICONISS 

DER  EINGEGANGENEN  DRUCKSCHRIFTEN. 

<OCTOBBR  1868.) 

Ac<')deiT)ie  Imperiale  des  Sciences  de  St.  Pcter^bourg:  M(^moircs. 
Tome  Xn,  part  2;  Tome  XIII,  part  t.  St.  Petersbourg,  1868; 
8».  —  (Russisch.) 

Adler,  G.  J.,  The  Poctry  of  tbe  Arabs  of  $paip.  Ne\f  YorV, 
1867;  8o. 

Akademie  der  Wissenschaften,  Kunigl.  Preq^s.^  z|iBef)in;  Il^Ionats- 
bericht.  Mai,  Juni  1868.  Berlin;  8». 

Königl.  Bayer.»  zu  München:  Sitzungsberiehte.  186S. Ij^Heft  % 

München;  8o. 
—  der    Wissenschaften    und    Künste  ,    Sudßi^visehe:    Arbeiten. 
IV.  Band.  Agram  1868;  8».  —  Oeäman,  Ivan,  Reenik  lecnic- 
koga  nazivlja.  U  Zagrebu,  1868;  8®. 

Alpen-Verein,  osterr.:  Jahrbuch.  4.  Band.  Wien,  1868;  8». 

Alterthums-Verein  zu  Wien:  Berichte  und  Mittheilungen.  Jahr- 
gang 1866.  Band  X,  1.  Heft.  Wien,  1866;  4«. 

Basel,  Universität:  Akademische  Gelegenheitsschriften.  1866— 
1868;  4o. 

Ba  varia.  Landes-  und  Volkskunde  des  Königreichs  Bayern.  V.  Band, 
1.  &  2.  Abtheilung.  München,  1868;  Lex.-8o. 

Bergmann,  Joseph  Ritter  von,  Landeskunde  von  Vorarlberg.  Inns- 
bruck und  Feldkirch ;  1868;  8». 

Corpus  acriptorum  ecclesiasticorum  laHnorum.  Voh  IIL^  Pars  L 
Vifidobonae.  MDCCCLXVIII;  8o. 

Sitzb.  d.  pbU.-hist.  Gl.  LX.  Bd.,  I.  Hft.  19 


290  VerseichiiiM  der  eiDgeganf^eaen  Drucluchriflen 

Gelebrten-Gesellschaft,  k.   k.,  zu   Krakau:   Rocziiik.   Tom  XIII. 

Krakow,  1868;  80. 
Gcschichts freund.    Beiträge    zur    vaterländischen    Geschichte, 

herausgegeben  von  mehreren   Freunden  derselben.  Jahrgang 

1867.  8*. 
Gesellschaft»  Deutsche  morgenländische:  Zeitschrift.  XXII.  Band» 

1.  —  3.  Heft.  Leipzig»  1868;  80. 
—  Provincial  Utrecht*sche»  für  Künste  und  Wissenschaften:  Aan- 

teekeningen.  1865  und  1867.  Utrecht»  1866  &  1868;  8».  — 

Verslag  van  het  verhandelde  in    de   algemeene  Vergadering. 

1867.  Utrecht;  80.  —  Hol I mann»  P.  J.»  Memoire  sur  Tequi- 

valent  calorifique  de  TOzone*  Utrecht,  1868;  4«. 
—  Schlesische»  für  vaterländische  Cultur:  Abbandlungen.  Philos.- 

histor.   Abtheilung.   1867   und   1868»  Heft  I.;  Abtheilung  für 

Naturwissenschaften   und  Medicin.    1867/68.    —    45.   Jahres- 

Bericht  für  1867.  —  Verzeichniss  der  in  den  gesellschaftlichen 

Schriften  von  1804 — 1863  incl.  enthaltenen  Aufsätze.  Breslau» 

1866-1868;  8». 
Hamelitz.  VIII.  Jahrgang.  Nr.  26—37.  Odessa»  1868;  4«. 
IstitutOy  R.»  Veneto  di  Scienze»  Lettere  cd  Arti :  Atti.  Tomo  Xlir» 

Serie  III*,  Disp.  8*— 9\  Venezia»  1867—68;  8«. 
Jahresberichte:  Siehe  Programme. 

Jena»  Universität :  Akademische  Gelegeiiheitsschriften.  1 868 ;  4«.  &  8«. 
Kiel,  Universität:  Akademische  Gelegenheitsschriften  aus  dem  Jahre 

1867»  Band  XIV.  Kiel»  1868;  4». 
Longp^rier»  Ad.  de,  Monnaie  des  Homerites  frappee  ä  Raidaii 

(Arahe  meridionale.)   (Extr.   de  la  „Revue  numismatiqnr'*   N. 

S.  t.  III»  1868.)  8«.  —  Monnaies  des  rois  d*Ethiope  (Nagast 

de  Aksum    eu  Abyssinie)    et  observations  sur  les  monnaies 

^thiopiennes  par  Antoine  d*Abbadie.  Paris,  1868;  8^ 
Ludeking,  E.  W.  A.»  Schets  van  de  Residentie  Amboina.  's  Gra- 

venhage»  1868;  8». 
Mittheilungen  der  k.  k.  Central-Commission  zur  Erforschung  und 

Erhaltung    der   Baudenkmale.  XIII.   Jahrgang.  Juli—October. 

Wien.  1868:4». 
Museum  Francisco-Carolinum :  27.  Bericht.  Linz»  1868;  8«.  — 

Strnadt  Julius»   Peuerbach.  Ein  rechtshistorischer  Versuch. 

Linz,  1868;  8». 


Verzeichnis«  der  einge^mt^eaen  Druckschriften.  291 

Pest,  Universität:  Akademische  Gelegenheitsschriften.  1867  & 
1868;  4o.  &8o. 

Programme  undJahresberichte  derGymnasienzuBrixen^Bninn, 
Capodistria,  Eger,  Herroannstadt,  Iglaa,  Kaschau,  Böhmisch- 
Leipa^  Leoben,  Marburg,  Pilsen,  Pressburg,  Schassburg,  Trient, 
Warasdin,  des  akademischen  Gymnasiums  und  des  Gymnasiums 
zu  den  Schotten  in  Wien  und  des  Gymnasiums  zu  Zengg;  dann 
der  Oberrealschulen  zu  Böhmisch-Leipa,  St.  Polten  und  Par- 
dubitz,  för  das  Studien-Jahr  1868.   4».  &  8: 

Revue  des  cours  scientifiques  et  litt^raires  de  la  France  et  de 
Tetranger.  V*  Ann^e,  Nrs.  34  —  46,  Paris  &  Bruxelles, 
1868;  4o. 

Sitte,  Franz,  Beleuchtung  des  äussern  Monumental  -  Momentes 
des  von  ihm  vorgeführten  Kirchenbau-Projectes.  Wien,  1868;  8^ 

Soci^t^,  R.  des  Antiquaires  du  Nord:  Aarboger.  1867,  4.  Hefte  & 
Tillaeg;  1868,  1.  Hefte.  Kjöbenhavn;  8<». 

Society,  The  Asiatic,  of  Bengal:  Proceedings.  1868,  Nr.  I  &  H. 
CalcMtta;  8o. 

—  The  Royal  Geographica! :  Jourrtal.  Vol.  XXXVU.  London, 
1867;  8o.  —  Proceedings.  Vol.  XH,  Nrs.  2  — 4.  London, 
1868;  8o. 

Tomaschek,    «I.   A.,    Der   Oberhof  Iglau  in   Mähren    und   seine 

Sehöffensprfiche   aus   dem   13. — 16.  Jahrhundert.    Innsbruck, 

1868;  80. 
Verein,   historischer  von   und    für  Oberbayern:   Oherhayerisches 

Archiv.  XXVII.  Band,  1.— 3.  Heft.  1866-^1867.  —  29.  Jahres- 

bericht  für  das  Jahr  1866.  —  Die  Sammlungen  des  Vereins. 

I.  Ahtheilung,  1.  Heft.  München;  8». 
für  Steiermark:  Mittheilungen.  XVI.  Heft.  Graz,  1868;  8«.  — 

Beiträge  zur  Kunde  steierm.  Geschichtsquellen.   V.  Jahrgang. 

Graz,  1868;  8©. 

—  für  Geschichte  der  Deutschen  in  Böhmen:  Mittheilungen.  VI. 
Jahrgang,  Nr.  3 — 8;  VII.  Jahrgang,  Nr.  1—2.  Prag  &  Leipzig, 
1867  &  1868;  8».  —  VI.  Jahres-Bericht  1867/68.  Prag, 
1868;  8«.  —  Mitglieder-Verzeichniss  1868.  8«. 

—  Serbischer  Gelehrten- ,  zu  Belgrad :  Glasnik.  XXII.  Band. 
Belgrad,  1867;  8«. 

19» 


292  VeneichniM  der  nngegangooen  Druck^rhriftcu. 

Verein,  Siebenbürgischer,  fiir  romanische  Literatur  und  Cultur  des 
romanischen  Volkes:  Transit vania.  I.  Jahrgang,  Nr.  IS — 20. 
Hermannstadt,  1 868 ;  8«. 

Vetter,  Joh.,  Über  das  römische  Ansiedhings-  und  Befestigungs- 
M'esen  im  Allgemeinen,  sowie  über  den  Ursprung  der  Städte  und 
Burgen  und  die  Einführung  des  Christenthums  im  südwestlichen 
Deutschland.  Karlsruhe,  1868;  4^ 

Wocel,  Jan  Erascim,  Pravek  zeme  ceske.  Druhe  oddeleni.  V  Praze, 
1868;  8o. 


SITZUNGSBERICHTE 


DER 


KAISERLICHEN  AKADEMIE  DER  WISSENSCHAFTEN. 


PHILOSOPHISCH-HISTORISCHE  CLASSE. 


LI.  BAND.  II.  HEFT. 


JAHRGANG  1868.  —  NOVEMBER. 


so 


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i.l 


Cnmiiiissionsbericht.  29o 


SITZUNG  VOM  4.  NOVEMBER  1868. 


Der  Secretär  legt  vor: 

1.  Eine  für  die  Sitzungsberichte  bestimmte  Abhandlung  des 
w.  M.  Herrn  Prof.  Dr.  Julius  Ficker  in  Innsbruck:  „Zur  Geschichte 
des  Lombardenbundes*'; 

2.  eine  Abhandlung  des  Herrn  Prof.  W.  Tomaschek  in 
Wien.  .,Uber  Brumalia  und  Rosalia,  nebst  einem  Excurs  über 
den  hessischen  Volksstamm**,  mit  der  Bitte  um  Aufnahme  in  die 
Schriften  der  Akademie; 

3.  eine  Abhandlung  des  Herrn  J.  V.  Göhlert  in  Wien: 
„Gabriel  Salamanaca*s  Grafen  zu  Ortenburg  Gesandtschaftsberichte 
über  seine  Sendung  nach  England** ,  mit  der  Bitte  um  Aufnahme  in 
die  Schriften  der  Akademie; 

4.  ein  von  einem  Unbekannten  eingesandtes  Weisthom:  „Des 
Gerichtes  Pülzistorff  Ehehafft« ; 

5.  ein  Ansuchen  der  n.-ö.  Landesrealschule  zu  Waidhofen  an 
der  Ybbs  um  Betheilung  mit  den  akad.  Druckschriften; 

6.  ein  Ansuchen  des  c.  M.  Herrn  Prof.  Dr.  A.  Gindely  in 
Prag  Namens  des  böhmischen  Landesarchivs  um  Betheilung  mit  den 
Druckschriften  der  philos.-histor.  Classe. 


SITZUNG  VOM  11.  NOVEMBER  1868. 


Der  Secretär  legt  ein  von  dem  kaiserl.  Rath  Herrn  Albert 
Camesina  ühergebenes  Weistbum  vor:  „Pantading  zu  Weinhauss 
vom  Jahre  ISSö.** 

20» 


296  CoDmissionsbericbt. 


SITZUNG  VOM  18.  NOVEMBER  1868. 


Der  Secretär  legt  vor: 

1.  Eine  Abhandlung  des  Herrn  Dr.  G.  Biedermann:  „I^an^s 
Kritik  der  reinen  Vernunft  und  die  Hegel'sche  Logik  in  ihrer 
Bedeutung  für  die  Begriffswissenschaft.* 

2.  Ein  Ansuchen  der  Direction  des  k.  k.  Untergymnasiums  zu 
Hom  um  Betheilung  mit  Schriften  der  kais.  Akademie. 


Herr  Dr.  Arnold  Luschin  aus  Graz  hält  einen  Vortrag  »Zur 
österreichischen  Münzkunde  des  XUI.  und  XIV.  Jahrhunderts. «* 


Ficker,  Zur  Geschichte  des  Lomburdenbuiidet.  297 


Zur  Geschichte  des  Lombardenbundes. 

Von  Prof.  Dr.  Julius  Ficker. 

Muratori  hat  in  den  Antiquitates  Italiae  4»  295—306  aus  dem 
Communalregister  von  Modena  drei  Actenstücke  veröffentlicht,  welche 
er  als  Acta  praevia  des  Konstanzer  Friedens  hinstellt ,  nur  zweifel- 
haft lassend ,  oh  sie  den  Vorverhandlungen  zu  Piacenza  oder  dem 
Tage  von  Konstanz  selbst  zuzuweisen  seien.  Sie  sind  danach  mehrfach 
wieder  abgedruckt.  So  weit  ich  sehe ,  sind  alle  Herausgeber  und 
Benutzer  darüber  einig,  sie  den  durch  Beschwörung  der  verein- 
barten Friedensartikel  1183  Apr.  30  beendeten  Verhandlungen  zu 
Piacenza  zuzuweisen;  sie  sind  insbesondere  auch  in  den  Monumenta 
Germaniae  historica  4,  167 — 174  unter  die  Pacta  Piacentina  ein- 
gereiht. Auch  bezuglich  der  Bedeutung  der  Actenstücke  hat  sich 
keine  wesentliche  Meinungsverschiedenheit  geltend  gemacht.  Der 
Herausgeber  der  Monumenta  bezeichnet  das  erste  als  Responsum  ex 
parte imperatoris  ad petiiionem  sodetaiis^  also  eine  Formulirung  des- 
sen, was  vom  Kaiser  oder  seinen  Gesandten  den  Forderungen  des  Bun- 
des gegenüber  angeboten  wurde;  das  zweite  als  Peiitio  societatist 
Forderungen  des  Bundes;  das  dritte  als  Concessio  ex  parte  impera- 
toris,  die  Bedingungen,  zu  denen  sich  die  kaiserlichen  Gesandten 
schliesslich  verstanden  haben.  Ich  bin  keiner  andern  Auffassung  be- 
gegnet; nur  hat  der  Umstand,  dass  das  Responsum  schon  eine  Peti- 
tio  societatis  voraussetzt,  den  neuesten  Bearbeiter  der  Geschichte 
des  Lombardenbundes,  Cesare  Vignati,  bewogen,  beim  Wiederab- 
drucke jener  Stücke  in  seiner  Storia  diplomatica  della  lega  Lombarda 
338  ff.  die  Aufeinanderfolge  zu  ändern,  das  Responsum  auf  die  Pe- 
titio  folgen  zu  lassen ,  es  als  Rückäusserung  gerade  auf  diese  For- 
derungen auffassend.  Es  konnte  das  insoferne  von  Bedeutung  sein,  als 


298  Kicker 

die  Petitio  uns  in  diesem  Falle  die  ursprunglichen,  in  jenem  aber 
spätere,  vielleicht  schon  herabgestimmte  Forderungen  des  Bundes 
darstellen  würde.  Jedenfalls  stimmt  die  Ansieht  Aller  darin  überein, 
dass  uns  hier  Anerbietungen  des  Kaisers,  dort  Forderungen  der 
Lombarden  erhalten  sind ,  welche  der  Einigung  vorangingen. 

Ist  diese  Ansicht  richtig,  so  müssen  jene  Actenstücke  uns  ein 
überaus  wichtiges  Hilfsmittel  für  die  Geschichte  des  Friedens  bieten. 
Insbesondere  wird  an  ihnen  die  damalige  Machtstellung  beider  Par- 
teien zu  ermessen  sein;   die  grössere  oder  geringere  Zuversicht,  mit 
welcher  die  eine  oder  die  andere  der  eventuellen  Wiedereröffnung  des 
Krieges  entgegensah,  wird  ihren  Ausdruck  in  dem  finden  müssen, 
was    sie    von    ihren   Forderungen    bei    der  schliesslichen   Einigung 
durchsetzte  oder  fallen  Hess.  Auf  eine  Vergleichung  jener  Urkunden 
gerade  in  dieser  Richtung  sah  ich  mich   in  den  letzten  Tagen  bei 
meinen  Forschungen  über  italienische  Rechtsgeschichte  hingewiesen. 
Von  der  gewohnlichen  Auffassung  der  Stücke  ausgehend,  gelangte  ich 
nun  aber  zu  Ergebnissen,  welche  mir  kaum  erklärlich  schienen.   So 
hat  Alessandria   1183  März  14  zu  Nürnberg   ein  Separatabkominen 
geschlossen    die  Urkunde  liegt  uns  vor,  die  Bedingungen  sind  uns 
genau  bekannt  Danach  wird  allerdings  der  alte  Zustand  nicht  wieder 
hergestellt;  Alessandria  bleibt    eine   Stadt,    die    formell   jetzt  vom 
Kaiser  unter  den  Namen  Cäsarea  neu  gegründet  wird;  aber  sie  er- 
hält eine  ungleich  ungünstigere  Stellung,  als  sie  den  Bundesstädten 
gewährt  wurde;  von  einem  Verbleihen  beim  Bunde  ist  nicht  die  Rede; 
die  Stadt  tritt  in  die  Reihe  der  kaiserlichen  Partei  ein.  Damit  stimmt 
nun  allerdings  durchaus,  dass  der  schliessliche  Frieden  sie  gar  nicht 
besonders  erwähnt,  sie  einfach  unter  den  Bundesgenossen  des  Kai- 
sers aufzählt.  Wie  aber  ist  nun  damit  zu  reimen,  dass  in  dem  Re- 
sponsum,  also  den  Zugeständnissen  der  kaiserlichen  Gesandten,  ge- 
sagt ist,  Alessandria  solle  aller  Rechte   der  andern  Mitglieder  des 
Bundes  theilhaftig  werden ,  also  viel  mehr  angeboten  wird,  als  wirk- 
ich  gewährt  wurde?   Möglichkeiten  sind   da  freilich   denkbar,   wie 
etwa  die,  die  Gesandten   hätten  zur  Zeit  der   Formulirung  des  Re- 
sponsum  von  dem  Separatvertrage  noch   nicht  gewusst,   durch   den 
dieses   Zugeständniss   dann   beseitigt   worden   wäre.    Unerklärlicher 
noch   erscheint  die   Alessandria   betreffende  Stelle   der  angeblichen 
Petitio;  nichts  weiter  wird  hier  verlangt,  als  dass  die  von  Alessan- 
dria unter  Sicherheit  für  Person  und  Gut  zu  ihren  Wohnsitzen  zu- 


Zur  Geschichte  des  Lombardenbundes.  299 

ruckkehren ,  um  dort  zu  leben ,  wie  es  ihre  Vorfahren  thaten.  Das 
heisst  doch  nichts  anders,  als  Wiederauflosung  der  Stadt  in  die  Orte, 
aus  welchen  sie  gegründet  war.  Und  das  sollten  die  Lombarden 
verlangt  haben ,  für  welche  vor  allem  die  Erhaltung  von  Alessandria 
eine  Ehrenfrage  war?  Oder  wussten  sie  etwa  schon  von  dem  Sepa- 
ratabkommen und  suchten  sich  nun  dadurch  zu  rächen,  dass  sie 
weniger  verlangten,   als  der  Kaiser  zu  gewähren  bereit  war? 

Man  sieht,  bezüglich  dieses  Punktes  wenigstens  würde  es  der 
allergewagtesten  Erklärungsversuche  bedürfen,  um  den  Inhalt  der 
Urkunden  mit  der  üblichen  Einreihung  und  Auffassung  derselben  in 
Einklang  zu  bringen.  Aber  dieser  Punkt  blieb  nicht  der  einzige,  bei 
andern  waren  die  Ergebnisse  ganz  entsprechende.  Es  war  demnach, 
um  von  jenen  Aktenstücken  irgend  weitem  Gebrauch  machen  zu 
dürfen,  eine  Prüfung  der  Frage  unerlässlich,  ob  die  übliche  Einrei- 
hung und  Auffassung  denn  auch  die  richtige  sei.  Das  Ergebniss  war» 
dass  das  Responsum  allerdings  zu  den  Verhandlungen  zu  Piacenza 
1183  gehört,  aber  nicht  die  Anerbietungen  des  Kaisers,  sondern  die 
Forderungen  des  Bundes  enthält;  dass  weiter  die  sogenannte  Petitio 
gar  nicht  hieher,  sondern  zu  den  Verhandlungen  zu  Pavia  1175  ge- 
hört und  nicht  Forderungen  des  Bundes,  sondern  den  damals  von 
Cremona  gefällten  Schiedsspruch  enthält.  Wir  werden  zunächst  diese» 
dann  jene  Behauptung  zu  begründen  und  zugleich  darzulegen  suchen» 
in  wie  weit  beide  Actenstücke  in  ihrer  geänderten  Stellung  für  eine 
richtigere  Beurtheilung  der  Ereignisse  von  Werth  sind. 

L 

Vergleichen  wir  die  sogenannte  Petitio  mit  den  beiden  andern 
Aktenstücken  und  dem  endgiltigen  Friedensinstrumente,  so  zeigt  sich 
keinerlei  näherer  Zusammenhang.  Es  handelt  sich  wohl  wesentlich 
um  dieselben  Gegenstände,  es  ist  kein  Zweifel,  dass  auch  die  Petitio 
dem  Streite  des  Kaisers  mit  dem  Bunde  ihre  Entstehung  verdankt. 
Aber  während  auch  das  Responsum  diese  Gegenstände  wesentlich  in 
derselben  Reihenfolge  behandelt,  wie  die  Friedensurkunden  selbst, 
oft  wörtlich  mit  ihnen  übereinstimmt,  selbst  bei  Abweichungen  des 
Inhalts  doch  die  Verwandtschaft  der  Fassung  nicht  verkennen  lässt, 
ist  von  allem  dem  bei  der  Petitio  nicht  die  Rede;  bei  Formulirung 
derselben  kann  weder  eines  der  andern  Actenstücke  zum  Ausgange 


300  Ficker 

gedient  haben,  noch  kann  sie  selbst  bestimmend  auf  eines  der  andern 
eingewirkt  haben;  insbesondere  kann  auch  beim  Fehlen  jedes  näheren 
Zusammenhanges  das  Responsum  nicht  eine  Röckäusserung  auf  die 
Petitio  sein.  Sollte  diese  wirklich  zu  den  Verhandlungen  zu  Piacenza 
gehören,  so  konnte  es  nur  ein  von  irgendwelcher  Seite  eingebrachter 
Entwurf  sein,  der  nicht  weiter  berücksichtigt  wurde  und  auf  die 
Friedensbestimmungen  ohne  Einfluss  blieb. 

Stellen  wir  es  nun  aber  überhaupt  in  Frage,  ob  das  Aktenstück 
wirklich  zum  Jahre  1183  gebore,  so  scheinen  einzelne  Stellen  an 
und  für  sich  für  eine  frühere  Entstehung  zu  sprechen.  Es  wird  darin 
bedungen,  bei  der  Einheit  der  Kirche  verharren  zu  dürfen;  der 
Kaiser  soll  in  dem,  was  zum  Gehorsam  gegen  die  Kirche  gehört» 
Niemandem  Zwang  anthun.  Eine  solche  Bestimmung  müsste  im 
Jahre  1183,  nachdem  der  Friede  mit  der  Kirche  seit  sechs  Jahren 
hergestellt  war,  mindestens  befremden,  wie  denn  auch  in  allen  er- 
weislich auf  den  Frieden  von  Constanz  bezüglichen  Actenstücken 
von  dem  Verhältnisse  zur  Kirche  keine  Rede  mehr  ist;  doch  wäre  es 
immerhin  möglich,  dass  man  noch  im  Jahre  1183  die  Eventualität 
eines  abermaligen  Bruches  des  Kaisers  mit  der  Kirche  ins  Auge  ge- 
fasst  hätte.  Bestimmter  noch  scheint  eine  andere  Stelle  auf  frühere 
Entstehung  zu  deuten.  Es  wird  für  die  Städte  Bürgschaft  für  die  Ein- 
haltung des  Friedens  verlangt  tarn  ah  ipso  imperatore,  quam  ab 
Omnibus  principibus,  qui  secum  sunt  in  exercitu.  Aber  1183  waren 
Kaiser  und  Fürsten  auf  keiner  Heerfahrt,  am  wenigsten  in  Italien; 
der  Kaiser  verliess  Italien  im  Sommer  1178  und  hatte  auch  damals 
weder  ein  Heer,  noch  eine  Mehrzahl  von  Fürsten  bei  sich ;  jene  Aus- 
drucksweise würde  spätestens  etwa  noch  in  der  Zeit  des  Friedens 
von  Venedig  den  thatsächlichen  Verhaltnissen  entsprechen. 

Lässt  schon  das  auf  eine  frühere  Entstehungszeit  schliessen,  so 
kommt  nun  ausschlaggebend  hinzu ,  dass  die  Petitio  mit  einem  er- 
weislich früher  entstandenen  Actenstücke  im  engsten  Zusammenhange 
steht.  Auch  dieses  hat  Muratori  in  den  Antiquitates  Italiae  4,  277 
aus  dem  Archive  zu  Modena,  zweifellos  aus  demselben  Communal- 
register,  welchem  er  die  andern  Stücke  entnahm,  zuerst  veröffent- 
licht und  es  gegen  die  Meinung  von  Sigonius,  der  auch  dieses  den 
Verhandlungen  von  1183  zuzählen  wollte,  als  Petitio  rectorum  a 
damino  imperatore  zum  Frieden  von  Venedig  eingereiht,  weil  es 
sichtlich  vor  dem  Abschlüsse  des  Friedens  zwischen  Kaiser  und  Pabst 


Zur  Geschichte  des  Lombardenhundes.  301 

entstanden  ist.  In  dem  verbreitetsten  der  spätem  Wiederabdrücke, 
in  den  Monumenta  Germaniae  4,  1S1  ,  eröffnet  es  gleichfalls 
die  Reihe  der  auf  den  Venetianer  Frieden  bezüglichen  Urkunden 
unter  dem  Titel  Conventio  praevia,  an  den  wir  uns,  so  wenig  er 
dem  Inhalte  entspricht,  vorläufig  halten  mögen,  nachdem  wir  auch 
für  die  andern  Stücke  die  Bezeichnungen  dieser  Ausgabe  aufnahmen. 
Der  enge  Zusammenhang  zwischen  der  Petitio  und  der  Con- 
ventio liegt  so  offen  zu  Tage,  dass  es  nur  der  oberflächlichsten  Ver- 
gleichung  bedarf,  um  ihn  ausser  allen  Zweifel  zu  stellen.  Es  sind 
dieselben  Gegenstände,  von  denen  dort  und  hier  die  Rede  ist.  Aller- 
dings in  mehrfach  abweichender  Reihenfolge,  wie  beispielsweise  das 
Verhältniss  zur  Kirche  in  der  Conventio  zuerst,  in  der  Petitio  fast 
zuletzt  besprochen  ist;  und  wohl  nur  das  kann  es  erklären,  dass  das 
auff'allende  Ineinandergreifen  beider  Stucke  bisher  unbeachtet  blieb. 
Doch  tritt  selbst  in  der  Anordnung  der  Zusammenhang  noch  mehr- 
fach hervor;  Reihen  von  Gegenständen,  welche  inhaltlich  in  keinerlei 
näherem  Zusammenhange  stehen,  sind  in  beiden,  natürlich  nicht 
zufällig,  in  derselben  Aufeinanderfolge  behandelt.  Vergleichen  wir 
nun  aber  die  einzelnen  Artikel  des  einen  Stückes  mit  den  inhalt- 
lich entsprechenden  des  andern,  so  bleibt  nicht  der  geringste  Zweifel. 
Eine  Reihe  Artikel,  so  die  über  die  Zurückführung  der  Leistungen 
der  Städte  auf  das,  was  zur  Zeit  des  letzten  Kaisers  Heinrich  geleistet 
wurde,  über  die  vom  Kaiser  zu  gewährende  Amnestie,  über  die  von 
ihm  und  seiner  Umgebung  zu  leistende  Sicherheit,  über  die  Giltig- 
keit  der  frühern  Urtheile  der  Consuln,  über  die  Freilassung  der  Ge- 
fangenen, über  die  Aufrechthaltung  der  bisherigen  Gewohnheiten 
der  Städte,  sind  ganz  wörtlich  übereinstimmend  oder  zeigen  nur 
ganz  leichte  Änderungen  der  Fassung,  wie  sie  auch  bei  vollem 
Einverständnisse  über  den  Inhalt  die  verschiedene  Bestimmung 
zweier  Actenstücke  nöthig  macht.  Bei  andern  zeigen  sich  aller- 
dings Abweichungen  im  Inhalte.  Da  aber  tritt  der  engste  Zu- 
sammenbang meistentheils  nicht  weniger  auffitllend  hervor.  In  den 
meisten  dieser  Artikel  findet  sich  der  Inhalt  des  kürzer  gefassten 
fast  wörtlich  in  den  ausgedehnteren  des  andern  Stückes  aufgenom- 
men; die  Abweichungen  des  Inhalts  sind  nur  dadurch  entstanden, 
dass  entweder  hier  etwas  zugesetzt,  oder  dort  etwas  fortgelassen 
wurde.  Hie  und  da  finden  sich  denn  freilich  Artikel,  in  welchen  über 
denselben  Gegenstand  ganz  Verschiedenes  bestimmt  ist;  aber  auch 


302  Ficker 

da  vermittelt  wenigstens  noch  der  Gegenstand  den  Zusammenhang. 
Die  Conventio  enthält  keinen  Artikel,  für  den  sich  in  der  Petitio  nicht 
ein  entsprechender  Hinde.  Umgekehrt  sind  es  in  der  Petitio  nur  die 
beiden  kurzen  Absätze  über  das  Treugelöbniss  der  Burger  und  über 
die  Freiheit  der  Städte  von  Geldauflagen  des  Kaisers,  welche  Ge- 
genstände behandeln»  die  in  der  Conventio  nicht  berührt  werden. 
Bei  Abfassung  des  einen  Stückes  muss  demnach  das  andere  vorge- 
legen haben. 

Dieser  Zusammenhang  ist  nun  für  unsern  Zweck  um  so  wichti- 
ger, als  Entstehungszeit  und  Bedeutung  der  Conventio  sich  zweifel- 
los feststellen  lassen.   Dass  dieselbe  nicht  zum  Venetianer  Frieden 
gehöre,  sondern  zu  den  durch  den  Vertrag  von  Montebello  1175  ein- 
geleiteten Verhandlungen,  ist  von  italienischen  Historikern  schon  im 
vorigen  Jahrhunderte  geltend  gemacht;  zuerst,  so  weit  ich  sehe,  v<)n 
Giulini  in  den  Memorie  di  Milano  6,  46  t;  auch  Savioli  und  neuer- 
dings Vignati  haben  die  Urkunde  zu  1175  abgedruckt.  In  Deutsch- 
iand,  wo  insbesondere  noch  Voigt  in  der  Geschichte  des  Lombarden- 
bundes an  der  alten  Einreihung  festhielt,  hat  jetzt  Hefele  in  der  Con- 
4;iliengeschichte  5,  619  dieselbe  Ansicht   genauer   begründet.    Der 
Beweis  stützt  sich  auf  den  Schlussabsatz  der  Urkunde,  nach  welchem 
der  Erzbischof  von  Cöln,   Walfred  von  Piosasca  und  Rainer  von 
Sannazaro  von  Seiten  des  Kaisers,  dann  Albert  von  Gambara   aus 
Brescia  und   Gerhard  Pistus  aus  Mailand   von  Seiten   des   Bundes 
^hworen,  dass  sie  sich  über  den  Frieden  einigen  wollen  dehinc 
usque  ad  medium  Madium  vel  ad  alhnn  terminum  consensu  utrius' 
que  pariis  datum;  dasselbe  soll  noch  einer  von  Verona  beschworen. 
Schon  der  Umstand,  dass  nach  dem  Vertrage  von  Montebello   1175 
April  16.  sechs  Schiedsrichter  aufgestellt  werden  sollen  und  zwar 
mit  der  ausdrücklichen  Bestimmung:  Et  isti  sex  dehent  arbitrari 
predicta  usque  ad  medium  Madium,  könnte  kaum   einen  Zweifel 
lassen,  dass  es  sich  hier  um  die  Ausführung  jenes  Vertrages  handelt. 
Zum  Überflusse  nennt  uns  auch  die  Vita  Alexandri,  Watterich  Vitae 
pontiGcum  2,  425,  die  Namen  der  damals  bestellten  Schiedsrichter; 
es  sind  eben  jene  fünf  und  ein  sechster  aus  Verona. 

So  sehr  ich  nun  auch  überzeugt  bin,  dass  das  ganze  Stück,  wie 
es  Muratori  veröffentlichte,  1175- entstanden  ist,  so  wird  doch  zu 
beachten  sein,  dass  jener  Schlussabsatz,  welchem  wenigstens  die  aus- 
schlaggebenden Gründe  bisher  lediglich   entnommen  wurden,   eine 


^ 


Zur  (leichichtc  des  Lonibanlenbiindes.  303 

selbstständige,  mit  der  gewöhnlichen  Eingangsformel:  In  nomine 
domini  nostri  Jhesu  Christi  beginnende  Urkunde  bildet,  welche  mit 
der  vorhergehenden  Conventio  nicht  nothwendig  in  engerem  Zu-* 
sammenhange  stehen  muss;  wenn  Muratori  beide  als  zusammen- 
gehöriges Ganze  gab,  so  konnte  ihm  dafür  genügen,  dass  sie  im 
Communalregister  von  Modena  unmittelbar  hintereinander  abge- 
schrieben waren.  Dass  aber  in  diesem  die  Zeitfolge  nicht  immer 
genau  eingehalten  ist,  dürfte  sich  daraus  ergeben,  dass  die  Peti- 
tio,  falls  nicht  etwa  Muratori  die  Reihenfolge  änderte,  dort  zwi- 
schen Stücken  aus  dem  Jahre  1183  steht,  wohin  sie  nicht  gehören 
kann. 

Es  ist  daher  erwünscht,  dass  die  Conventio  auch  abgesehen 
von  jenem  Schlussabsatze  Haltpunkte  bietet,  wonach  sie  vor  1177 
abgefasst  sein  muss.  Schon  die  Bezeichnung  des  Bundes  als  Socielas 
Lombardiae  et  Marchiae  et  Romaniae  et  Veronae  et  Veneciae 
deutet  darauf  hin.  Venedig  wird  anderweitig,  so  weit  ich  sehe,  zu- 
letzt im  Januar  1176  (Vignati  276)  im  Titel  des  Bundes  aufgeführt, 
und  dann  allerdings  auch  noch  im  Waffenstillstandsinstrumente  von 
1177  als  Bundesstadt  genannt,  obwohl  es  an  den  Angelegenheiten 
des  Bundes  schon  länger  keinen  Antheil  mehr  nahm  und  die  Satzun- 
gen desselben  nicht  beachtete;  aber  schon  in  den  1177  zu  Venedig 
entstandenen  Actenstücken  wird  der  Bund,  wenn  es  nicht  schlecht- 
weg Societas  Lombardoriim  heisst,  nur  noch  als  Societaa  Lombar^ 
diae,  Marchiae  et  Romagnolae  bezeichnet,  wie  das  auch  späterhin 
der  stehende  Titel  ist.  Den  entscheidenden  Haltpunkt  gibt  die  Auf- 
zählung der  Bundesglieder  in  der  Conventio.  Der  Graf  von  Bertinoro, 
der  unter  ihnen  genannt  wird,  ist  1177  zu  Venedig  gestorben ;  da 
uns  aber  die  Zeit  seines  Todes  nicht  genauer  bekannt  ist,  würde  das 
allerdings  die  Entstehung  des  Actenstückes  während  der  Verhand- 
lungen dieses  Jahres  nicht  ausschliessen.  Durchaus  unvereinbar  aber 
ist  damit,  dass  Cremona,  Ravenna,  Rimini  und  Tortona  als  Bundes- 
städte genannt  sind.  Aus  der  Beurkundung  des  Waffenstillstandes 
von  1 177  ersehen  wir  nicht  allein,  dass  dieselben  damals  dem  Bunde 
nicht  angehörten,  sondern  dass  sie  offen  auf  Seiten  des  Kaisers  stan- 
den ;  dagegen  gehörte  Como,  welches  in  der  Conventio  nicht  genannt 
wird,  1177  zum  Bunde.  Damit  sind  wir  bestimmt  auf  eine  frühere 
Zeit  gewiesen.  Cremona»  schon  1175  eine  Mittelstellung  einneh- 
mend, wird  1176,  Januar,  zuletzt  als  Bundesglied  erwähnt  (Vignati 


304  F ick  er 

278)  und  ist  sicher  vor  1176,  Juli  29,  wo  es  eine  Privilegien- 
bestätigung erhielt  (Stumpf,  Regesten  n.  4181,  vgl.  n.  4185),  offen 
zur  Partei  des  Kaisers  übergetreten,  bei  der  es  fortan  verblieb.  Von 
Tortona  meldet  Romuald  von  Salerno  (Mon.  Germaniae  19,  442), 
dass  es  vor  Wiederaufnahme  der  Verhandlungen  ebenso,  wie  Cre- 
mona,  vom  Bunde  ab6el.  Ravenna  und  Rimiiii  dürilten  sclion  zur  Zeit 
des  Vertrags  von  Montebello  kaum  mehr  in  der  Gewalt  des  Bundes 
gewesen  sein;  jedenfalls  sitzt  schon  1175,  Mai  30,  der  Erzpriester 
von  Sacco  als  Reichslegat  für  die  Romagna  zu  Rtmini  zu  Gerichte 
(Tonini,  Storia  Riminese  2,  588);  die  Unterwerfung  der  Romagna 
ausser  Bologna  und  Ferrara  durch  den  Legaten  Christian  von  Mainz 
in  den  ersten  Monaten  1175  war  zunächst  durchaus  nachhaltig;  der 
Bund  hat  dort  erst  1178  durch  das  Bündniss  zwischen  Bologna  und 
Faenza  wieder  mehr  Boden  gewonnen.  Andererseits  wissen  wir  von 
Como  bestimmt,  dass  es  1175,  Mai  21  (Stumpf,  Reg.  n.  4177)  und 
weiter  bis  zur  Schlacht  bei  Legnano  1176,  Mai  29,  auf  Seiten  des 
Kaisers  stand ;  erst  in  Folge  der  Schlacht  wird  es  zum  Wiedereintritt 
in  den  Bund  genöthigt  sein.  Haben  wir  für  die  Einreihung  des 
Schriftstückes  nur  die  Wahl  zwischen  den  durch  den  Waflfenstill- 
fitand  von  Venedig  beendigten  oder  den  durch  den  Vertrag  von 
Montebello  eingeleiteten  Verhandlungen,  stimmt  aber  der  in  dem- 
selben angegebene  Bestand  des  Bundes  genau  zu  den  Verhältnissen 
des  Jahres  1175,  während  er  mit  denen  des  Jahres  1177  durchaus 
unvereinbar  ist,  so  kann  die  Entstehungszeit  der  Conventio  selbst, 
abgesehen  von  der  in  dem  Schlussahsatze  liegenden  Zeitbestimmung, 
keinem  Zweifel  unterliegen. 

Dann  aber  bietet  auch  die  Feststellung  der  Bedeutung  des 
Actenstückes  keine  weitere  Schwierigkeit.  Wenn  wir  vorhin  glaubten 
betonen  zu  sollen,  dass  der  den  Schwur  der  Schiedsrichter  enthal- 
tende Schlussabsatz  als  selbstständige  Urkunde  zu  betrachten  sei, 
so  war  dafür  insbesondere  auch  massgebend,  dass  er  hie  und  da 
Veranlassung  geboten  hat,  auch  die  vorhergehende  Conventio  als  ein 
von  den  Schiedsrichtern  abgefasstcs  Schriftstück  aufzufassen;  vgl. 
Hefele,  Conciliengesch.  5,  619;  Reuter,  Gesch.  Alexander*s  III.  3, 
227;  Stumpf,  Reg.  n.  4175.  Dem  gegenüber  ist  durchaus  die  ge- 
wöhnliche Ansicht  festzuhalten,  dass  es  einfach  die  vom  Bunde  ge- 
stellten Forderungen  enthält.  Will  man  auch  kein  Gewicht  darauf 
legen,  dass  die  Überschrift  bei  Muratori :  Petitio  rectorum  Lombar^ 


Zur  Geschichte  des  Lombsrdenbundes.  30S 

diae  ei  Marchiae  aique  Veneiiae  et  Romaniae  a  domino  impera'- 
tore  schon  dem  Communalregister  von  Modena  entnommen  ist,  so 
lässt  die  Fassung  der  Urkunde  selbst  keinen  Zweifel;  es  heisst  im 
Eingange :  Socieias  —  optat  atque  desiderai  habere  pacetn  et  con^ 
cordiam  et  gratiam  domini  F.  imperataris  hoc  modo  videlicetp 
tit  — ;  und  weiter:  Denique  civitates  petuni  — ;  und  der  Inhalt 
enthält  nichts»  was  Bedenken  dagegen  erregen  konnte.  Im  Vertrage 
Ton  Montebello  selbst  ist  gesagt,  dass  sowohl  der  Kaiser,  als  der 
Bund  ihre  Forderungen  als  Grundlage  für  die  schiedsrichterliche 
Entscheidung  einreichen  sollen,  wie  dem  entsprechend  in  dem  be- 
sprochenen Schlussabsatze  von  den  Schiedsrichtern  beschworen 
wird,  sich  einigen  zu  wollen  secundum  brevia  imperatoris  et  socie* 
tatis,  ßrmafido,  addendo»  abstraendop  quod  melius  eis  visum  fuerU; 
was  Yorhergeht,  ist  offenbar  das  ihnen  vorgelegte  Breve  des  Bundes. 

Kehren  wir  nun  zu  der  sogenannten  Petitio  zurück,  so  folgt 
allerdings  aus  dem  engen  Znsammenhange,  in  welchem  sie  zu  den 
1 17S  gestellten  Forderungen  des  Bundes  steht,  nicht  gerade  noth- 
wendig,  dass  sie  gleichfalls  damals  entstanden  sein  müsse.  Die  Halt- 
punkte, welche  für  die  Conventio  die  Entstehung  1175  ergeben, 
allen  hier  fort;  die  Bundesglieder  sind  nicht  genannt;  es  wäre  denk- 
bar, dass  man  später  nochmals  an  die  Verhandlungen  von  1175  an- 
geknüpft hätte,  wie  ja  zu  Venedig  von  den  lombardischen  Gesandten 
ausdrücklich  auf  dieselben  hingewiesen  wurde.  Wenn  aber  schon  die 
früher  gegen  eine  Entstehung  der  Petitio  im  Jahre  1183  geltend  ge- 
machten Umstände,  dass  sie  vor  Herstellung  des  Friedens  mit  der 
Kirche  und  während  einer  Heerfahrt  des  Kaisers  abgefasst  zu  sein 
scheint,  eher  für  1175,  als  für  1177  sprechen^  so  würde  uns  bei  dem 
engen  Zusammenhange  mit  jenen  Forderungen  doch  gewiss  nur 
dann  Veranlassung  geboten  sein,  eine  andere  Zeit  ins  Auge  zu  fas- 
sen, wenn  sich  bei  dem  Versnobe,  sie  in  der  Zeit  jener  einzureihen, 
irgend  welche  Schwierigkeiten  ergeben  sollten.  Das  aber  scheint 
nicht  der  Fall  zu  sein. 

Vergleichen  wir  den  Inhalt  der  Actenstücke»  so  enthalten  beide 
Bedingungen,  auf  welche  der  Frieden  zwischen  dem  Kaiser  und  dem 
Bunde  herzustellen  wäre.  In  vielen  Punkten  stimmen  sie»  wie  gesagt, 
wörtlich  oder  doch  inhaltlich  überein.  Sind  die  Bestimmungen  der 
Petitio  abweichend,  so  sind  sie  durchweg  günstiger  für  den  Kaiser 
gefasst.  Mehrfach  nur  in  der  Weise»  das«  unter  Belassung  der  Forde- 


306  F  i  c  k  «  r 

rung  des  Bundes  derselben  die  entsprechende  Forderung  zu  Gunsten 
des  Kaisers  hinzugefugt  ist.  Wird  nach  beiden  Stucken  dem  Bunde 
Vergessen  der  bisherigen  Beleidigungen  und  Restitution  der  entzoge- 
nen Güter  gewährt,  so  ist  in  der  Petitio  dasselbe  auch  für  den  Kaiser 
und  seine  Partei  ausgesprochen  (§.  II.  IX  nach  der  Eintheilung  in 
dem  Drucke  Savioli  Annali  Bolognesi  2  b,  124);  der  beiderseitigen 
Bestimmung,  dass  bei  Bruch  des  Vertrags  von  Seiten  des  Kaisers  die 
Städte  sich  gegen  denselben  unterstützen  dürfen,  ist  hier  die  zuge- 
fugt, dass  gegen  ein  vertragsbrüchiges  Bundesglied  die  anderen  den 
Kaiser  unterstützen  dürfen  und  sollen  (§.  XIV).  Schon  daraus  dürfte 
sich  genugsam  ergeben,  wie  sich  das  auch  sonst  leicht  näher  nach- 
weisen Hesse,  dass  die  ursprünglichere  Fassung  der  Artikel  uns  im 
Vorschlage  des  Bundes  vorliegt;  es  kann  nicht  auffallen,  wenn  die 
Lombarden,  einen  selbstständigen  Entwurf  vorlegend,  zunächst  nur 
ihr  Interesse  im  Auge  haben,  entsprechende  Zugeständnisse  für  den 
Kaiser  auch  dann  nicht  berühren,  wenn  sie  zur  Zulassung  derselben 
durchaus  bereit  wären;  wäre  dagegen  ihr  Vorschlag  erst  auf  Grund- 
lage der  Petitio  entstanden,  so  würde  das  Nichtaufnehmen  jener 
Zugeständnisse  einer  ausdrücklichen  Verweigerung  derselben  gleich- 
kommen, wie  dieselbe  bei  diesen,  theilweise  fast  selbstverständlichen 
Bestimmungen  am  wenigsten  anzunehmen  ist.  So  ist  denn  auch  in 
einer  Reihe  anderer  Fälle  die  von  den  Lombarden  vorgeschlagene 
Fassung  zwar  im  allgemeinen  in  der  Petitio  beibehalten,  aber  es  sind 
zu  derselben  Zusätze  gemacht,  welche  dem  Kaiser  einzelne,  von  den 
Lombarden  überhaupt  nicht  erwähnte  Rechte  vorbehalten.  Wo  von 
der  dem  Kaiser  von  den  Vasallen  zu  leistenden  Fidelitas  die  Rede 
ist,  findet  sich  der  Zusatz:  a  civibus  quoque  secundum  mores  cim- 
taium  fidelüatem  smcipiai ;  wo  Consuln  zugestanden  werden,  ist 
zugefügt,  dass  dieselben  vom  Kaiser  zu  investiren  sind ;  bei  Einräu- 
mung der  hergebrachten  Befugnisse  der  Consuln :  salvo  domino  im^ 
peratori  jure  appeUaiionum  et  ordine  in  sententiis;  bei  Überlas- 
sung der  schon  früher  an  Geistliche  und  Laien  geliehenen  Regalien : 
cetera  vero  regalia  consueta,  que  fuerunt  detenta  ab  antecessoribus 
eiu»  sine  manifesto  metu  et  violentia  a  tempore  postremi  Henrici,. 
habeat  et  teneat;  wo  die  Städte  einfache  Restitution  dessen,  was  sie 
früher  besassen,  verlangen,  findet  sich  der  einschränkende  Zusatz : 
9%  per  imperatarem  vel  eius  nuntium  vel  per  interpositam  perstH 
nam  occasione  sui  banni  vel  sue  malevoletitie  vel  aliter  mala  modo 


Zur  Geschichte  des  Lombardeabundes.  307 

amiaeruni  (§.  IL  IV.  V.  III.  XI).  In  einigen  FSUen  ist  dann  eine 
Auslassung  offenbar  zu  Gunsten  des  Kaisers  erfolgt.  Der  Bund  er- 
bietet sich  zu  allem,  was  den  Vorgängern  des  Kaisers  a  tempore 
mortis  posterioris  Henrici  imperatoris  geleistet  wurde ;  hcisst  es  in 
der  Petitio  an  der  entsprechenden  Stelle  und  in  einem  der  Zusätze 
(§.  I.  III)  statt  dessen  a  tempore  postremi  Henrici  imperatoris^  i^ 
ist  die  Auslassung  des  einen  Wortes  von  nicht  geringer  Bedeutung. 
Die  Lombarden  gesteben  weiter  dem  Kaiser  Fodrum  und  Parata  in 
gewohnter  V^eise  zu :  cum  vadit  Romamt  gratia  accipietidae  coro^ 
nae;  derselbe  Zusatz  findet  sich,  wo  sie  ihm  die  Expeditio  der  Va- 
sallen in  gewohnter  Weise,  zugestehen.  Diese  ausdrückliche  Be- 
schrankung auf  den  Römerzug  fehlt  in  der  Petitio  (§.  I.  II),  es  blieb 
also  mindestens  dahingestellt,  ob  nicht  auch  bei  andern  Heerfahrten 
jene  Leistungen  dem  Kaiser  herkömmlich  zustanden  und  demnach 
auch  gewahrt  blieben. 

Ganz  abweichend,  und  zwar  zu  Gunsten  des  Kaisers,  sind  nur 
drei  Artikel  gefasst.  Die  Lombarden  verlangen,  wenn  der  Kaiser  mit 
einer  Stadt  oder  einem  sonstigen  Bundesgliede  Streit  hat  über  die 
ihm  zukommenden  Leistungen,  so  sollen  darüber  die  Cousuln  der 
bezüglichen  Stadt,  oder  der  Stadt,  zu  deren  Gebiete  die  Person  oder 
der  Ort  gehört,  auf  ihren  Eid  entscheiden;  dasselbe  ist  nochmals 
vorgesehen  bei  irgendwelchem  Streite  über  alle  Punkte  des  Friedens. 
Dagegen  bestimmt  die  Petitio  (§.  III),  dass  in  solchen  Fällen  drei 
vom  Kaiser  und  drei  von  der  Gegenpartei  gestellte  Schiedsrichter 
entscheiden  sollen.  Die  beiden  andern  Artikel  betreffen  die  Kirche 
und  Alessandria ;  wir  werden  auf  sie  zurückkommen. 

Ist  nun  die  Petitio  auch  den  Ansprüchen  des  Kaisers  viel  gün- 
stiger» so  werden  wir  daraus  doch  nicht  schliessen  dürfen,  dass  sich 
in  ihr  der  im  Vertrage  von  Montebello  vorgesehene  Friedensvorschlag 
des  Kaisers  erhalten  hat.  Das  Bedenken,  welches  sich  daraus  ergeben 
würde,  dass  bei  Formulirung  der  Petitio  der  Vorschlag  der  Lombar- 
den schon  vorgelegen  haben  muss,  im  Vertrage  aber  eine  gleich- 
zeitige Einreichung  der  beiderseitigen  Vorschläge  vorgesehen 
scheint,  Hesse  sich  allerdings  durch  die  Annahme  beseitigen,  es  sei» 
um  die  Einigung  zu  erleichtem,  der  lombardisehe  Vorschlag  dem 
Kaiser  vorher  mitgetheilt.  Wenn  nun  aber  auch  die  Nachricht  der 
Vita  Alexandri  (Watterich  2,  428)  durchaus  übertrieben  sein  mag, 
dass  Friedrich  während  der  Verhandlungen  zu  Pavia  von  den  Lom* 


308  F ick  er 

barden  weit  mehr  gefordert  habe,  als  einst  den  Kaisern  Karl,  Ludwig 
und  Otto  geleistet  sei,  so  ist  es  doch  geradezu  undenkbar,  dass  der 
Kaiser  von  vornherein  nicht  ungleich  mehr  gefordert  haben  sollte, 
als  die  Petitio  ihm  zugesteht.  Wie  ganz  anders  lauten  diese  Forde- 
rungen noch  zwei  Jahre  später  zu  Venedig  nach  dem  anscheinend 
ganz  zuverlässigen  Berichte  des  Romuald  von  Salerno  (Mon.  Germa- 
niae  1 9,  447).  Da  ist  selbst  noch  von  Anerkennung  der  Ronkalischen 
Beschlüsse  die  Rede;  oder  aber,  soll  das  alte  Herkommen  zu  Grunde 
gelegt  werden,  so  verlangt  der  Kaiser  ein  Zurückgehen  auf  die  Zeiten 
K.  Heinrich*s  IV.,  aenioris  HenricL  Eben  diese  Erwähnung  weist 
wohl  aufs  bestimmteste  darauf  hin,  dass  in  der  Petitio  nicht  die  For- 
derungen des  Kaisers  enthalten  sind;  näher  übereinstimmend  mit 
dem  Vorschlage  der  Lombarden  sind  auch  in  ihr  für  die  Rechte  des 
Kaisers  die  Zeiten  K.  Heinrich's  V.,  postremi  regia  Henrici,  als 
massgebend  hingestellt,  wie  sich  dazu  die  Lombarden  auch  zu  Vene- 
dig gegenüber  jener  Forderung  erbieten ;  es  'handelt  sich  da  offen- 
bar um  einen  Unterschied,  der  während  dieser  ganzen  Verhand- 
lungen scharf  betont  ist;  es  ist  nicht  denkbar,  dass  der  Kaiser  mit 
einem  Nachgeben  in  diesem  Punkte  die  Verhandlungen  sollte  er- 
oflfnet  haben.  Es  enthält  weiter  die  Petitio  sogar  Zugeständnisse» 
von  welchen  wir  später  nachweisen  werden,  dass  sie  von  den  Lom- 
barden auch  während  der  Vorverhandlungen  des  Friedens  von  Con- 
stanz  verlangt,  von  Seiten  des  Kaisers  aber  nicht  bewilligt  wurden. 
So  genügt  insbesondere  der  Petitio  einmalige  Investitur  der  Consuln 
bei  Lebzeiten  des  Kaisers,  während  die  Lombarden  noch  zu  Constanz 
sich  zur  jährlichen  Investitur  derselben  durch  einen  Reichsboten, 
nach  je  fünf  Jahren  durch  den  Kaiser  selbst  verstehen  mussten.  Es 
enthält  endlich  die  Petitio  den  Artikel :  Preterea  dominus  imperatar 
nullam  exactionem  pecuniarum  habeai  in  civüatibua  socieiatis  vel 
suburbüs  civiiatum  vel  in  civibua  (§.  VII).  Der  Vorschlag  der  Lom- 
barden hat  nichts  Entsprechendes;  man  mochte  das  als  durch  die 
übrigen  Bestimmungen  ohnehin  ausgeschlossen  betrachten.  Aber 
wenn  auch,  wie  wäre  es  denkbar,  dass  der  Kaiser,  ohne  durch  eine 
ausdrückliche  Forderung  der  Lombarden  dazu  veranlasst  zu  sein» 
das  in  seinen  Vorschlag  aufgenommen  haben  sollte? 

Nach  dem  Gesagten  sind  in  der  Petitio  Friedensbestimmungen 
formulirt,  welche  hinter  den  uns  vorliegenden  Forderungen  der  Lom- 
barden sehr  wesentlich  zu  Gunsten  des  Kaisers  zurückbleiben.    Aber 


Zur  Geschichte  des  Lombardenbande«.  309 

andererseits  wird  sich  auch  mit  grösster  Bestimmtheit  behaupten 
lassen,  dass  die  uns  nicht  erhaltenen  Forderungen  des  Kaisers  viel 
weiter  gegangen  sein  müssen.  Dieses  Verhältniss  weist  doch  sehr 
bestimmt  darauf  hin,  dass  uns  in  dem  Schriftstücke  wohl  nur  der  im 
Vertrage  von  Montebello  yorgesehene  Schiedsspruch  erhalten  sein 
kann.  Diesen  sollten  danach  die  Schiedsrichter  nach  Vorlage  der 
beiderseitigen  Vorschläge  so  fällen,  dass  ex  uiriusque  liiteris  ex- 
traentur  ea,  quae  eis  videantur  super flua  etineongrua;  adiungeni 
ea,  quae  eis  videantur  necessaria  et  magis  utilia  et  congrna  ad 
pacem  et  concordiam;  oder  wie  es  beim  Schwüre  der  Schieds- 
richter heisst,  secundum  brevia  imperatoris  et  societatis,  ßrmando, 
addendo,  abstraendo^  secundum  quod  melius  eis  visum  fuerii. 
Gerade  auf  solchem  Wege  muss  die  Petitio  entstanden  sein,  so  weit 
uns  wenigstens  die  Vergleichung  mit  dem  lombardischen  Vorschlage, 
welchen  man  vorwiegend  als  Grundlage  benutzt  haben  dürfte,  das 
beurtheilen  lässt;  ihre  Fassung  ist  beibehalten,  so  weit  das  thunlich 
schien,  die  Abweichungen  sind  vorzugsweise  durch  Zusätze  und  Aus- 
lassungen hergestellt.  Einem  Schiedssprüche  entspricht  denn  auch 
durchaus  die  Eingangs formel :  Nos  sumus  in  concordia,  quod  civi' 
tates  —  talem  pacem  et  concordiam  habeant  cum  imperatore  Fc" 
derico;  es  handelt  sich  nicht  mehr  um  Vorschläge,  sondern  um  eine 
Einigung,  aber  nicht  der  streitenden  Parteien  selbst,  sondern  dritter 
Personen;  es  ist  genau  derselbe  Ausdruck,  welchen  die  damaligen 
Schiedsrichter  anwenden,  wenn  sie  schworen,  quod  —  concordabunt 
se^  wie  er  auch  sonst  bei  Schiedsprüchen  jener  Zeit  ganz  gewöhn- 
lich angewandt  wird,  indem  dieselben  entweder  von  allen  ex  com- 
muni  concordia  oder  von  einem  in  concordia  sociorum  suorum 
gefällt  werden.  Dann  aber  wird  doch  auch  die  Überschrift  nicht  zu 
übersehen  sein,  welche  das  Schriftstück  nach  dem  Abdrucke  bei 
Muratori  im  Conmiunalregister  von  Modena  hatte,  welche  die  spätem 
Herausgeber  freilich  meistens  fallen  liessen.  Es  heisst  da:  De 
exemplo  laudi  inter  dominum  imperatorem  et  Lombardos.  Der 
Ausdruck  Laudum  bezeichnet  in  der  damaligen  italienischen  Rechts- 
sprache gleichbedeutend  mit  Sententia  jeden  richterlichen  Spruch» 
wird  aber  vorzugsweise  angewandt  gleichbedeutend  mit  Arbitrium 
zur  Bezeichnung  des  Spruches  von  gekornen  Richtern.  Möchten  wir 
an  und  für  sich  der  Überschrift  nicht  zu  grosses  Gewicht  beilegen, 
so  ist  sie  doch  gewiss  sehr  beachtenswerth»  wenn  aehon  gans  unab- 

Sitzb.  d.  phil.-hist  Ol.  LI.  Bd.,  U.  Hfl.  21 


310  Fi  ck  er 

hängig  von  ihr  alle  Umstände  dafür  sprachen»  dass  uns  hier  nicht 
mehr  Forderungen  dieser  oder  jener  Partei,  sondern  eine  schieds- 
richterliche Feststellung  der  Friedensbedingungen  vorliege. 

Es  wird  nun  noch  die  Frage  aufzuwerfen  sein,  von  wem  dieser 
Schiedsspruch  geföllt  wurde.  Nach  dem  1175,  April  16,  zu  Monte- 
hello  geschlossenen  Compromiss  sollten  drei  Schiedsrichter  von  jeder 
Partei  hestellt  werden :  Et  imperator  et  eius  curia  et  civitates  et 
eorum  partes  debent  facere  securitatem  in  arbitrio  praedictorum 
sex  electorum  stare;  et  si  dissenserint  in  aliquo,  arbitrio  consu- 
lum  omnium  Cremone  similiter  stare;  et  isti  sex  debent  arbitrari 
praedieta  usque  ad  medium  Madium  ;  et  si  dissenserint  in  aliquo, 
tunc  consules  omnes  Cremone  debent  predicta  arbitrari  de  eo^  de 
quo  dissenserint.  usque  ad  quindecim  dies;  eine  entsprechende  Be- 
stimmung findet  sich  in  der  Beurkundung  des  Waflfenstillstandes  für 
Alessandria  vom  folgenden  Tage.  Wir  hemerkten  ferner  bereits,  dass 
die  Schiedsrichter  alsbald  bestellt  wurden  und  sich  zur  Erfüllung 
ihrer  Aufgabe  eidlich  verpflichteten. 

Ist  jenen  Bestimmungen  gemäss  vorgegangen,  so  kann  der 
Schiedsspruch  so,  wie  er  vorliegt,  entweder  aus  Einigung  der  sechs 
Schiedsrichter  hervorgegangen  sein,  oder  aber  er  erhielt  seine  end- 
giltige  Fassung  erst  durch  die  Consuln  von  Cremona.  Letzteres  ist 
von  vornherein  das  wahrscheinlichere.  Nach  allen  Nachrichten  ge- 
langte man  während  der  Verhandlungen  zu  keinem  Einverständnisse; 
es  fehlte  an  demselben  so  sehr,  dass  schliesslich  das  Compromiss 
überhaupt  nicht  eingehalten  wurde,  dass  es  in  Folge  Vertragsbruchs 
von  der  einen  oder  andern  Seite  wieder  zum  Kriege  kam.  Danach  ist 
gewiss  nicht  anzunehmen,  dass  die  von  den  Parteien  aufgestellten 
Schiedsrichter  zu  einer  vollständigen  Einigung  gelangten,  es  trat 
gewiss  der  im  Vertrage  vorgesehene  Fall  ein,  welcher  die  schliess- 
liche  Entscheidung  den  Consuln  von  Cremona  zuwies.  Und  dafür 
haben  wir  noch  bestimmtere  Haltpunkte. 

Einmal  ist  in  dem  Laudum  auf  die  Sonderinteressen  von  Cre- 
mona besondere  Rücksicht  genommen.  Diese  bilden  überall  ein  vor- 
zugsweise bestimmendes  Moment  in  der  Geschichte  der  Streitig- 
keiten zwischen  K.  Friedrich  und  den  Städten.  Hauptstütze  des 
Kaisers,  hatte  Cremona  aus  dem  Falle  von  Crema  und  Mailand  den 
grossten  Gewinn  gezogen.  Nur  dadurch,  dass  ihm  diese  Vortheile 
vollständig  gewahrt  blieben»   Crema  geopfert  wurde,  Mailand  auf 


Zur  Geschichte  des  Lorohardenbandes.  311 

jede  Restitution  im  Machtgebiete  der  Cremoneser  verzichtete,  wnr 
die  Gründung  des  zunäehst  unter  Fuhrung  Cremona*s  stehenden 
Bundes  überhaupt  ermöglicht  worden,  wie  sich  das  jetzt  insbeson- 
dere aus  den  von  Vignati  neu  veröffentlichten  Urkunden  ergibt.  Auch 
jetzt  hat  Cremona  nicht  darauf  vergessen.  Im  Vorschlage  des  Bun- 
des findet  sich  nur  eine  ganz  allgemeine  Hindeutung;  es  heisst,  dass 
die  Städte  ihre  Befestigungen  behalten  und  neue  errichten  dürfen, 
salvis  conventionibus  et  concordiis  Cremone  et  aliarum  civitatum 
et  personarum  et  locorum  inter  ae  factis.  Im  Laudum  (§.  IX)  ist 
der  Artikel  wörtlich  wiederholt,  aber  noch  zugefügt:  et  nominatim 
salvis  conventionibus  et  pactis  de  Crema  non  restauranda  et  de 
munilionibus  et  castris  inter  Oleum  et  Äduam  non  faciendis^  si- 
cuti  continetur  sine  fraude  in  privilegiis  et  cartis  Cremonensium 
et  a  civitatibus  et  ab  imperatore  sibi  factis.  Heisst  es  weiter  im 
Vorschlage  des  Bundes,  dass  der  Kaiser  den  Städten  alle  früheren 
Besitzungen  zurückstellen  soll,  cassatis  omnibus  privilegiis  et  cartis 
et  datis  et  investituris  in  aliquam  civitatem  vel  locum  seu  perso- 
nam  de  his  collatis,  so  finden  wir  da  wieder  im  Laudum  den  Zu- 
satz: salvis  datis  et  privilegiis  et  cartis  communis  Cremone  de 
Crema  factis.  (§.  XI.)  Wenn  es  auch  möglich  bleibt,  dass  Cremona 
anderweitig  die  Aufnahme  dieser  Bestimmungen  zu  erwirken  wusste, 
so  erklärt  sich  dieselbe  doch  gewiss  am  leichtesten  durch  die  An- 
nahme, Cremona  selbst  habe  den  Schiedsspruch  geßllt. 

Dafür  haben  wir  aber  noch  ein  ausdrückliches  Zeugniss.  Nach 
dem  Berichte  des  Romuald  von  Salerno  (Mon.  Germaniae  19,  446) 
erboten  sich  1177  die  Lombarden,  dem  Kaiser  zu  leisten,  was  seinen 
drei  letzten  Vorgängern  geleistet  wurde:  Quod  si  hoc  imperaiori 
grave  residet  et  videtur,  pacem,  que  inter  nos  et  cum  per  Cremo- 
nenses  tractata  fuit  et  in  scriptis  redacta,  volumus  firtniter  obser- 
vare.  Es  wird  dann  weiter  die  Scriptura  de  tractatu  pacis  habiia 
et  per  Cremonenses  Lombardis  aliis  delegata  vorgelegt  und  bei 
einem  über  Auslegung  und  Inhalt  derselben  entstehenden  Streite  von 
den  Lombarden  das  Zeugniss  Cremonas  angerufen.  Wir  haben  also 
hier  einmal  ein,  noch  immerhin  erwünschtes  Zeugniss  dafür,  dass  es 
überhaupt  zum  Schiedssprüche  gekommen,  dann,  dass  dieser  von 
Cremona  gefällt  war. 

Glaube  ich  damit  meine  Behauptung  genügend  begründet  zu 
haben,  dass  wir  in  der  angeblichen  Petitio  des  Bundes  vom  Jahre  1183 

21  • 


312  Fi  ck  e  r 

den  von  Cremona  im  Jahre  1175  gefällten  Schiedsspruch  zu  sehen 
hahen,  so  liegt  die  weitere  Frage  naher  ob  dieses  Ergebniss  Yon 
grosserem  Werthe,  ob  es  geeignet  ist,  unsere  Kenntniss  von  den 
Ereignissen  einer  Zeit,  über  welche  wir  auffallend  dürftig  durch 
Schriftsteller,  wie  Urkunden,  unterrichtet  sind,  zu  ergänzen  oder  um- 
zugestalten. Eine  allseitige  Würdigung  dieses  Ergebnisses  wird  aller- 
dings dem  vorbehalten  bleiben  müssen,  der  sich  der,  meiner  Ansicht 
nach  sehr  lohnenden  Aufgabe  unterziehen  würde,  auf  so  manche  erst 
neuerdings  bekannt  gewordene  Hilfsmittel  gestützt  die  Geschichte 
des  Lombardenbundes  nochmals  im  Zusammenhange  darzustellen. 
Ich  beschränke  mich  darauf,  an  der  Hand  unserer  Urkunde  nur  auf 
eine  Frage  einzugehen,  auf  deren  Prüfung  wir  uns  nach  Richtig- 
stellung der  Bedeutung  jener  ganz  unmittelbar  hingewiesen  sehen; 
auf  die  Frage  nämlich,  ob  die  Schuld  der  Nichteinhaltung  des 
Schiedsspruches  und  damit  der  Vereitlung  des  Friedens  den  Kaiser 
oder  die  Lombarden  trifft.  Dazu  wird  es  freilich  nothig  sein,  auch 
auf  einige  einschlagende  Fragen  etwas  näher  einzugehen. 

In  der  überwiegenden  Mehrzahl  der  neuern  Darstellungen  der 
Geschichte  dieser  Zeit  wird  die  eigentliche  Bedeutung  der  Ab- 
machungen von  Montebello  verkannt  oder  doch  zu  wenig  bestimmt 
betont.  Man  fasst  sie  mehr  oder  weniger  bestimmt  nur  als  den  Ab- 
schluss  eines  Waflfenstillstandes ,  um  während  desselben  eine  Eini- 
gung zu  versuchen.  Da  diese  nicht  erreicht  wurde,  trat  dann  dieser 
Auflfassung  gemäss  einfach  der  frühere  Kriegszustand  wieder  ein. 

Dieser  Auffassung  gegenüber  ist  zu  betonen,  dass  es  sich  zu 
Montebello  nicht  um  einen  Waffenstillstand,  sondern  um  einen  Frie- 
den handelt.  Zum  Verständniss  der  uns  vorliegenden  Beurkundungen, 
wie  der  Nachrichten  der  Schriftsteller,  wird  es  nothig  sein,  uns  zu 
vergegenwärtigen,  dass,  wenn  es  sich  auch  thatsächlich  um  zwei 
kriegführende  Parteien  handelte,  von  denen  jede  die  Forderungen 
geltend  machen  konnte,  zu  denen  sie  sich  durch  ihre  augenblickliche 
Machtstellung  berechtigt  hielt,  doch  formell  ein  Abkommen  des 
Kaisers  mit  aufständischen  Unterthanen  anders  zu  behandeln  war, 
als  ein  Friedensschluss  mit  einer  unabhängigen  Macht.  Die  lombar- 
dischen Städte  waren  seit  dem  Jahre  1168  im  Reichsbanne,  aus  dem 
Frieden  des  Reichs  ausgeschlossen,  zu  Reichsfeinden  erklärt.  Die  Be- 
endigung des  Kriegszustandes  konnte  formell  nur  dadurch  erfolgen, 
dass  der  Kaiser  sie  yom  Banne  Idste  und   ihnen  seinen  Frieden 


Zar  Geschichte   des  Lombardeobaode«.  313 

wiedergewährte;  nicht  etwa  durch  gegenseitige  Friedensgewährung, 
wie  sie  allerdings  zu  Venedig  bei  der  Aussöhnung  zwischen  Kaiser 
und  Pabst  Platz  greifen  konnte.  Es  ist  ja  auch  zu  Constanz  die  for- 
melle Behandlung  keine  andere  gewesen;  der  Kaiser  nimmt  die  Lom- 
barden wieder  in  seine  Gnade  auf  und  gewährt  ihnen  seinen  Frieden, 
den  die  Lombarden  entgegennehmen.  Vorbedingung  für  die  Losung 
Yom  Banne  und  Wiederaufnahme  in  den  Frieden  war  aber  die  Rück- 
kehr zum  Gehorsam  gegen  Kaiser  und  Reich  durch  die  Erklärung, 
sich  den  Geboten  des  Kaisers  unterwerfen  zu  wollen.  Formell  musste 
diese  Unterwerfung  wohl  immer  eine  unbedingte  sein ,  während  es 
dann  beim  Kaiser  stand,  ob  er  Gnade  und  Frieden  wiedergewähren 
wollte.  Thatsächlich  war  sie  eine  bedingungslose  nur  dann,  wenn 
dem  Gebannten  keine  V^ahl  mehr  blieb,  als  die  Unterwerfung;  in 
andern  Fällen  sicherte  man  sich  durch  einen  vorhergehenden  Ver- 
trag, dass  nach  der  formell  bedingungslosen  Unterwerfung  der 
Kaiser  seinen  Frieden  auf  mehr  oder  weniger  günstige  Bedingungen 
wiedergewähren  werde.  Vgl.  meine  Forschungen  zur  Reichs-  und 
Rechtsgeschichte  Italiens  §.  lt)8.  109. 

Halten  wir  das  im  Auge,  so  löst  sich  der,  insbesondere  auch 
Yon  Reuter,  Gesch.  Alexander *s  III,  3,  725  erörterte  Widerspruch, 
dass  die  Schriftsteller  vielfach  von  einer  bedingungslosen  Unterwer- 
fung der  Lombarden  zu  Montebello  reden,  während  uns  doch  die 
Vertragsurkunde  vorliegt.  Die  Thatsache  einer,  wenn  wir  nur  auf 
die  Form  sehen,  bedingungslosen  Unterwerfung  wird  gar  nicht  zu 
bezweifeln  sein.  Nach  den  übereinstimmenden  Nachrichten  mehrerer 
Quellen  wäre  diese  in  den  härtesten  Formen  erfolgt;  nach  Nieder- 
legung der  Waffen  und  Senkung  der  Banner  hätten  die  Lombarden 
mit  entblössten  Schwertern  am  Nacken  die  Gnade  des  Kaisers  nach- 
gesucht. Und  es  ist  doch  auffallend,  dass  das  nicht  blos  die  unab- 
hängig von  einander,  aber  allerdings  in  Deutschland  geschriebenen 
Jahrbücher  von  Cöln  und  Magdeburg,  dann  der  weniger  gewichtige 
Otto  von  St.  Blasien  melden,  sondern  dass  auch  Gotfrid  von  Viterbo, 
was  bisher  übersehen  wurde,  in  genauester  Übereinstimmung  sagt: 
Nudatos  gladios  nuda  cervice  ferebant,  —  Omnia  veanlla  Lombar^ 
dica  prona  iacebantf  —  üt  stantes  aquile  subdita  signa  premant 
(Carmen  de  gestis  Friderici  v.  961);  Gotfrid  aber  war  damals  aller 
Wahrscheinlichkeit  nach  selbst  anwesend ,  da  wir  wissen ,  dass  er 
während  der  Zerstörung  von  Susa  beim  Heere  war.  Diesen  schliesst 


314  Fi  ck  e  r 

sich  weiter  der  bisher  wenig  beachtete  Bericht  eines  etwas  jungem 
Schriftstellers,  des  Tolosanus  in  der  Chronik  von  Faenza  (Mittarelli 
Accessiones  Faventinae  61),  aufs  engste  an:  Viris  ergo  religiosis 
inter  ipsum  et  Lombardos  de  concordia  tractaniibu»  et  paeis 
tenore  cum  reverentiis  et  servitiis  redactis  in  scriptis,  civitatum 
rectores  ad  eum  ex  eins  mandato  venerunt,  ei  reverentiam  omnem 
ut  clementisaimo  fideles  domino  devotissime  facientea,  qui  genibuB 
flexts  et  collis  illaqueatia  ante  suos  humiles  procubuere  pedes,  con- 
verstis  gladiis  capulos  tribuere  tenendos  et  sibi  pars  ensis  tuta 
relicta  fuit)  tunc  ex  imperiali  dignitate,  quae  de  fönte  naaciiur 
pietatiSf  omnem  offensam  omnemque  rancorem  dominus  imperatar 
cunctis  remisit  Lombardis.  Wollten  wir  auch  betonen,  dass  da 
überall  Parteilichkeit  gegen  die  Lombarden  anzunehmen  ist,  so 
könnte  das  doch  schwerlich  erklären,  dass  eine  Reihe  ausser  allem 
Zusammenhange  stehender  Quellen  wesentlich  übereinstimmend  über 
die  Thatsachen  berichtet.  Übrigens  fehlt  es  uns  wenigstens  für  die 
Thatsache  der  Unterwerfung  selbst  auch  nicht  an  anderen,  in  jener 
Richtung  unverdächtigen  Zeugnissen.  So  sagt  Sikard  von  Cremona: 
eos  reddüis  gladiis  subiugavit  et  in  deditionem  imperio  dignam 
recepit  (Muratori  Scriptores  7,  601);  und  nach  dem  besoiiders  be- 
achtenswerthen  Zeugnisse  des  Romuald  von  Salerno  ging  der  Ver- 
trag dahin,  ut  Lombardis  dimissis  armis,  imperatoris  tamquam 
domini  sui  gratiam  humiliter  postularent.  Die  Thatsache  der  Unter- 
werfung, wenn  auch  in  möglichst  abschwächender  Darstellung,  blickt 
selbst  in  der  überaus  parteiischen  Vita  Alexandri  noch  durch:  Po9i 
haec  Lombardi  ad  Fredericum  reverenter  accesserunt  et  honorO" 
verunt  eum,  a  quo  ipsi  benigne  recepti  et  h onorat i  sunt. 

Dass  die  Lombarden  sich  dazu  verstanden,  scheint  doch  darauf 
zu  deuten,  dass  bei  ihnen  das  Bedürfniss  nach  Frieden  das  grössere 
war.  Und  allerdings  war  die  ganze  Lage  der  Dinge,  so  weit  wir  die- 
selbe übersehen  können,  trotz  der  Misserfolge  des  Kaisers  vor  Ales- 
sandria, dem  Bunde  damals  wenig  günstig.  Das  Erscheinen  des 
Kaisers  mit  einem  Heere  in  Italien  hatte  genügt,  um  die  Städte  und 
Grossen,  welche  dem  Bunde  nur  nothgedrungen  beigetreten  waren, 
zum  Abfalle  zu  bringen.  Seit  das  mächtige  Asti  sich  ohne  Wider- 
stand unterworfen  hatte,  war  ganz  Piemont  in  der  Gewalt  des  Kai- 
sers; bot  damals  doch  sogar,  nach  dem  Berichte  Gottfrids  von 
Viterbo,  auch  Alessandria  seine  Unterwerfung  an,  deren  Nichtannahme 


Zur  Geschichte  des  Lombardeiiboudes.  3  1  d 

aber  der  Markgraf  von  Moutferrat,  womit  eine  Nachricht  der  Cölner 
Jahrbücher  ühereinstimmt,  durchzusetzen  wusste.  War  dann  aller- 
dings auf  dieser  Seite  ein  Stillstand  eingetreten,  so  ist  nicht  zu  ver- 
gessen, dass  inzwischen  durch  die  Erfolge  Christians  von  Mainz  die 
Dinge  in  der  Romagna  eine  für  den  Bund  überaus  bedenkliche.Wen- 
dung  genommen  hatten.  (Vgl.  Varrentrapp  Erzbischöf  Christian  von 
Mainz  62.)  Bedenken  wir  überdies,  dass  Cremona,  damals  wohl  das 
mächtigste  Glied  des  Bundes,  schon  schwankte,  so  wird  es  nicht 
zu  übertrieben  sein,  zu  behaupten,  dass  auf  dem  Heere,  welches  dem 
Kaiser  gegenüberstand,  die  letzte  Hoffnung  des  Bundes  beruhte,  dass 
nach  einer  Niederlage  desselben  kaum  etwas  erübrigte,  als  bedin- 
gungslose Unterwerfung.  Für  den  Kaiser  stand  im  Falle  einer  Nieder- 
lage Entsprechendes  nicht  auf  dem  Spiele;  hat  doch  im  folgenden 
Jahre  die  Niederlage  bei  Legnano  in  ihren  Rückwirkungen,  wenn 
wir  von  Como  absehen,  den  Kaiser  aus  keiner  der  Stellungen, 
welche  er  bis  dahin  gewonnen  hatte,  zu  verdrängen  vermocht. 

Und  zudem  war  ja  die  bedingungslose  Unterwerfung  nur  eine 
Form,  auf  welche  freilich  ein  Kaiser  von  Friedrich*s  Sinnesart  hohen 
Werth  legen  mochte.  Dass  sie  thatsäcblich  keine  bedingungslose 
war,  ersehen  wir  aus  der  Urkunde,  welche  Muratori  in  den  Antiquv- 
tates  4,  275  zuerst  bekannt  machte,  gleichfalls  aus  dem  Stadt- 
register von  Modena.  V^ergl eichen  wir  ihren  Inhalt  mit  dem,  was  wir 
bisher  bezüglich  der  Form  des  Friedensschlusses  auf  Grundlage  des 
damaligen  Rechtsbrauches  im  allgemeinen  und  der  Angaben  der 
Schriftsteller  über  den  Einzelfall  behaupteten,  so  ergibt  sich  nicht 
allein  kein  Widerspruch,  sondern  manche  Stellen  werden  dadurch 
erst  verständlich.  Es  ist  eine  notarielle  Aufzeichnung  über  das,  was 
am  16.  April,  dann  am  folgenden  Tage  bei  Montebello  geschah;  sie 
ist  gefertigt  auf  Befehl  der  Rectoren  und  Consuln  des  Bundes,  war 
also  zunächst  für  den  Gebrauch  dieser  bestimmt;  es  ist  daher  er- 
klärlich, wenn  sie  insbesondere  nur  die  die  Gegenpartei  treffenden 
oder  aber  gemeinsamen  Verpflichtungen  betont,  Zugeständnisse  aber, 
welche  nur  die  Lombarden  trafen,  so  insbesondere  die  Unterwerfung, 
nicht  erwähnt.  Die  Abmachungen  vom  16.  April  gehen  sichtlich  der 
Unterwerfung  voran,  womit  auch  die  bezüglichen  Angaben  der  Vita 
Alexandri  und  des  Tolosanus  übereinstimmen;  es  handelt  sich  um 
den  Abschluss  eines  Vertrages,  durch  den  die  Lombarden  Sicher- 
heit erhalten,  nach  ihrer  formell  bedingungslosen  Unterwerfung  das 


316  F  i  ck  er 

ZU    erlangen ,    was     sie    thatsächlieh     zur    Bedingung    derselben 
machen. 

Es  war  ihnen  einmal  zuzusichern,  dass  ihnen  nach  der  Unter- 
werfung wirklich  vom   Kaiser  der  Frieden   wiedergewährt    wurde. 
Daher  heisst  es  nach  Anfuhrung  der  Bestimmungen  über  das  Schieds- 
gericht :  et  Imperator  statim  debet  facere  pacem  omnibus  civUaii- 
bus  et  earum  societati  osculo  pacis  interveniente ;  es  sollte  nicht 
im  Belieben  des  Kaisers  liegen,  die  Wiedergewährung  des  Friedens 
etwa  bis  nach  erfolgtem  Schiedssprüche  zu  verschieben.    Es  heisst 
dann  aber  noch  zu  weiterer  Sicherung:  Et  comes  Savoie  et  ceteri 
principea  imperatoria  concardes  fuerunt  cum  domino  Ecilino  et 
cum  conaulibua  civitatum   et  aliis  sapientibus  civitatum,   ibidem 
existentibus,  quod  quidquid  iuretur  aut  fiat  a  parte  Lombardorum 
et  etus  societatis  non  debeiit  esse  alicuius  momenti,   nee  debent 
obesse  alicui,  nisi  concardia  et  pax  facta  fuerit  ab  imperatore  et 
eins  parte  omnibus  civitaiibus  et  locis  et  personis  societatis.    Man 
sieht  hier  deutlich:  Durch  diesen  Vorvertrag  selbst  ist  den  Lombar- 
den der  Friede  noch  nicht  gewährt;  um  ihn  zu  erlangen,  haben  sie 
noch  etwas  zu  thun,  insbesondere  zu  beschwören,  wobei  zweifellos  der 
Schwur  gemeint  ist,  sich  den  Geboten  des  Kaisers  unterwerfen  zu 
wollen,  wie  er  sonst  bei  solchen  Gelegenheiten  zu  leisten  war  und 
auch  damals  nach  der  Angabe  Gotfrids  von  Viterbo :  Regia  mandata 
iurat  gens  pacificata,  oder  der  Cölner  Jahrbücher:  /?i/<fm  sac^^amento 
firmanteSf  geleistet   wurde.   Aber  sie   erhielten   zugesichert,     dass 
dieser  Schwur  und  das,  wozu  sie  sich  sonst  verstehen  würden,   wir- 
kungslos sein  solle  ^   wenn  ihnen  der  Friede  danach  nicht   wirklich 
gewährt  würde. 

Dann  war  bei  diesen  Abmachungen  ein  zweites  zu  beachten. 
Hatte  der  Kaiser  auch  den  Bann  gelöst,  den  Frieden  wiedergewährt, 
so  stand  es  bei  einer  auch  thatsächlieh  bedingungslosen  Unter- 
werfung unter  seine  Gebote  lediglich  bei  ihm,  wie  er  liber  dfe 
Angelegenheiten,  welche  zur  Friedloslegung  die  Veranlassung  ge- 
geben hatten,  entscheiden  wollte,  also  hier  insbesondere  über  die 
stadtische  Selbstverwaltung  und  die  Regalien.  In  dieser  Richtung 
erfolgte  die  Sicherung  des  Bundes  dadurch,  dass  der  Kaiser  im 
Vorvertrage  auf  dieses  Entscheidungsrecht  verzichtete  und  dasselbe 
einem  Schiedsgerichte  zugewiesen  wurde,  in  welchem  der  Bund 
gleich  vertreten  war;  oder  eventuell   der  Stadt  Cremona,  welche. 


Zur  Geschichte  des  Lombardenbaades.  3 1  T 

wenn  auch  dem  Kaiser  geneigt,  selbst  dem  Bunde  angehörte,  von 
der  jedenfalls  ein  für  die  Städte  entschieden  unbilliger  Spruch  nicht 
zu  erwarten  stand. 

Dieser  Vorvertrag  wurde  geschlossen  zwischen  den  beiden 
Lagern,  nicht  mit  dem  Kaiser  selbst,  sondern  mit  sechs  Grossen» 
welche  der  Kaiser  dazu  bestimmt  hatte.  Die  AusfQhning  geschah 
dann  nach  dem  zweiten  Theile  der  Urkunde  am  folgenden  Tage, 
einem  Donnerstage,  womit  die  Angabe  der  Annalen  von  Piacenza 
(Mon.  Germaniae  18,  414)  stimmt:  Alio  quidem  die  mota  est  con- 
cordia  inter  eoa;  altera  die  Jovis  est  effecta.  Der  Ort  der  Hand- 
lung ist  jetzt  nicht  mehr  zwischen  den  Lagern,  sondern  in  campo 
exercitua  imperatoriSf  wo  zunächst  von  Pavia  und  dem  Markgrafen 
Yon  Montferrat  denen  von  Alessandria  Waffenstillstand  bis  Mitte  Juni 
eidlich  gelobt  wird.  Was  der  Notar  weiter  verzeichnet,  geschieht 
dann  in  curia  imperatoria  in  Gegenwart  aller  Fürsten  und  Grossen; 
es  heisst:  idem  d,  imperator  fecit  pacem  in  osculo  interveniente 
d.  Exilino  et  Anaelmo  de  Dovaria  vice  et  nomine  omnium  civita-- 
tum  et  locorum  et  personarum  aocietatis  —  ;  et  ita,  ut  supraacrip^ 
tum  eatj  treugam  Älexandrie  constituit.  Es  folgt  dann  noch  die 
Bestimmung,  dass  das  negocium Älexandrie  et  detota  eadiscordia, 
que  inter  Lombardoa  et  ipsum  imperatorem  est*  et  de  emendatione, 
dem  Schiedsgerichte,  wie  es  im  Vorvertrage  bestimmt  war,  über- 
lassen sein  soll.  Am  Schluss  der  Urkunde  ist  nachträglich  bemerkt, 
dass  genannte  Grosse  sich  für  Einhaltung  des  Alessandria  zuge- 
sicherten Waffenstillstandes  durch  den  Kaiser  verbürgten. 

W^ir  sehen ,  dass  der  diese  Vorgänge  im  Auftrage  des  Bundes 
verzeichnende  Notar  nur  das  erwähnt,  was  an  diesem  Tage  von 
Seiten  der  Gegenpartei  geschah.  Um  so  mehr  sind  wir  berechtigt, 
anzunehmen,  dass  die  Unterwerfung  der  Lombarden,  welche  nach 
den  Berichten  der  Schriftsteller  feststeht ,  im  Vorvertrage  in  Aussicht 
genommen  ist,  der  Friedensgewährung  voranging.  Wir  sehen  weiter, 
dass  diese  sich  noch  nicht  auf  Alessandria  erstreckte,  sondern  diesem 
nur  Waffenstillstand  gewährt  wurde  bis  zu  der  Zeit,  wo  der  Schieds- 
spruch gelallt  sein  sollte.  Da  dieser  auch,  wie  besonders  bemerkt 
ist,  über  Aiessandria  zu  entscheiden  hatte,  eine  Fortsetzung  des 
Widerstandes  durch  Alessandria  allein  nach  Unterwerfung  des  Bun- 
des auch  bei  ungünstiger  Entscheidung  nicht  wohl  denkbar  war,  so 
handelt  es  sich  da  wohl  um  einen  Vorbehalt  des  Kaisers  wesentlich 


318  Ficker 

formeller  Natur;  Alessandria  war  für  ihn  rechtlich  als  Stadt  g'ar  nicht 
vorhanden,  wie  es  ja  auch  bei  der  Unterwerfung  1183  sich  formell 
vom  Kaiser  neu  gründen  lassen  musste;  es  war  noch  ungewiss ,  ob  es 
später  ein  Alessandria  geben  würde ;  und  schon  daraus  wird  es  sich 
erklären,  dass  ihm  jetzt  nicht  in  derselben  Form,  wie  den  andern 
Bundesgliedern ,  Friede  gewährt  wurde. 

Das  Auseinanderhalten  von  Pax  und  Treuga,  wie  es  bei  dieser 
Veranlassung  in   der  Urkunde    selbst   hervortritt,   zeigt    besonders 
deutlich,  dass  es  sich  beim  Vertrage  zu  Montebello  nicht ,  wie  ge- 
wöhnlich   angenommen  wird,   um   einen   WaiTenstillstand    handelt, 
wie  er  zu  Venedig  geschlossen  wurde;  sondern,  wie   zu   Constanz, 
um  eine  endgültige  Herstellung  des   Friedenszustandes.    Allerdings 
mit  dem  Unterschiede,  dass  zu  Constanz  eine  Entscheidung  über  die 
einzelnen  Streitpunkte  schon  erfolgt  war,  hier  erst  erfolgen  sollte. 
Aber  der  Friede  selbst  sollte  desshalb  nicht  weniger  endgültig  sein; 
der  späteren  Entscheidung  der  Schiedsrichter  hatten  beide  Parteien 
sich  vorbehaltlos  unterworfen;  wie  dieselbe  auch  ausfallen  mochte, 
beide  Parteien  hatten  sich  daran  zu  halten.  Die  Frage,  wesshalb  es 
dennoch    später    wieder    zum    Kriegszustande    kam,    ist   demnach 
auch  nicht,  wie  gewöhnlich  geschieht,  mit  der  Bemerkung  zu    er- 
ledigen,  dass    es  eben   bei  den   nun  folgenden  Verhandlungen    zu 
keiner  Einigung  kam.  Es  ist  vielmehr,  da  zu  Montebello  durch  den 
Gehorsamsschwur  der  Lombarden  und  die  Friedensgewährung  des 
Kaisers   der  Frieden   selbst  endgültig  wieder  hergestellt  war,    da 
weiter,  wie  wir  sahen,  der  dort  in  Aussicht  gestellte  Schiedsspruch 
wirklich  erfolgt  ist,  die  Frage  einfach  dahin  zu  stellen,  welche  der 
beiden  Parteien  durch  Nichtunterwerfung  unter  den  Schiedsspruch 
den  Vertrag  gebrochen  hat. 

Nach  neueren  italienischen  Geschichtschreibern  würde  das 
keinem  Zweifel  unterliegen.  Dass  Tosti  in  seiner  Geschichte  des 
Lombardenbundes  im  Anschlüsse  an  eine  schon  von  Muratori  in  den 
Annalen  angedeutete  Ansicht  weiss,  dass  der  Kaiser  den  Frieden 
niemals  wollte,  nur  Zeit  zur  Heranziehung  eines  neuen  Heeres  zu 
gewinnen  suchte,  kann  nicht  befremden;  seiner  Begeisterung  und  der 
offen  ausgesprochenen  Tendenz  seiner  Arbeit  wird  man  das  zu  gute 
halten  dürfen.  Aber  auch  Vignati  wiederholt  die  sonderbare,  vielleicht 
aus  einem  Missverständnisse  dessen,  was  Romuald  über  die  Ver- 
handlungen zu  Venedig  meldet,  zu  erklärende  Behauptung  Giulini's, 


Zur  Geschichte  des  Lombardenbundes.  3  1 0 

dass  der  Kaiser  sich  dem  von  Cremona  gefällten  Schiedssprüche 
nicht  unterworfen,  ihn  sogar  unterschlagen  und  so  deutlich  gezeigt 
habe,  dass  er  nur  Zeit  hatte  gewinnen  wollen.  Da  wird  nun 
doch  zunächst  zu  beachten  sein,  dass  selbst  von  den  italienischen 
Quellen  jener  Zeit,  so  weit  ich  sehe,  keine  dem  Kaiser  Vertrags- 
bruch Yorwirft.  Denn  selbst  die  Bemerkung  der  Mailänder  Annalen 
(Mon.  Germaniae  18,  377):  Et  ibi  quaedam  pax  ficte  facta  fuit, 
wird  man  kaum  sicher  dahin  deuten  dürfen.  Es  ist  vielmehr  aufTallend, 
dass  gerade  die  den  Lombarden  geneigten  Quellen,  welche  am  aus- 
führlichsten berichten,  insbesondere  auch  das  Compromiss  erwähnen, 
denen  es  daher  auch  nahe  gelegen  hätte ,  zu  sagen ,  wesshalb  das- 
selbe unausgeführt  blieb,  darüber  weggeben;  die  Vita  Alexandri,  wie 
Romuald,  begnügen  sich  mit  der  Bemerkung,  dass  man  unverrichteter 
Dinge  auseinanderging.  Einer  der  umsichtigsten  italienischen  Histo- 
riker, Savioli,  enthält  sich  denn  auch  eines  bestimmten  Urtheils, 
schreibt  wohl  am  wenigsten  dem  Kaiser  die  Schuld  zu ,  sich  der 
Meinung  zuneigend,  die  päpstlichen  Legaten  hätten  die  Lombarden 
vom  Frieden  zurückgehalten.  Dagegen  sprechen  die  kaiserlich  ge- 
sinnten Quellen  nicht  von  blosser  Fruchtlosigkeit  der  Verhandlungen, 
sondern  beschuldigen  die  Lombarden  bestimmt  des  Treubruches, 
weil  sie  den  Kaiser,  nachdem  dieser  sein  deutsches  Heer  entlassen, 
nicht  mehr  gefürchtet  hätten.  So  in  den  Magdeburger  Annalen: 
Longabardi  itaque  intelligentes  imperatorem  TetUonico  exercitu 
desolatunif  iuramentum  ruperunt  et  aubiectionem  sponaioniSf  et 
ad  curiam  imperatoris  statuta  die  venire  contempserunt ;  der 
Kaiser  muss  seinen  Unwillen  zunächst  bemeistern,  weil  er  so  schnell 
kein  Heer  wieder  sammeln  kann.  Die  verwandten  Pegauer  Annalen 
gebrauchen  den  Ausdruck  rupto  federe.  Die  Colner  Jahrbücher 
melden,  dass  die  Lombarden,  nachdem  der  Kaiser  einen  Theil  des 
Heeres  entlassen,  dem  Kaiser  anzeigten,  se  omnino  sacramentum 
fidei  violaturoB ,  niai  Alexandrinos  in  conditione  illius  pacis  con- 
sortes  haberet;  sed  imperatore  id  recusante,  iterum  moresnoLon^ 
gobardi  fedus  perinrio  solvunt.  Dieser  Nachricht  schliesst  sich  die 
einer  ortlich  ganz  entlegenen  Quelle  näher  an;  Tolosanus,  nachdem 
er  in  angegebener  Weise  die  Unterwerfung  berichtet,  fahrt  fort: 
Singuli  ergo  populi  ad  propria  retersi  sunt;  sed  postquam  in- 
tellexerunt ,  civitatem  Älexandriam  debere  destrui  et  eis  alias 
onerosas  conditiones  observari,  quidquid  rectores  fecerunt,  penitus 


320  Ficker 

violaruntf  instrumenta  pacta  tenorem  continentia  incidenies  in 
frusta;  quo  princeps  au  dito ,  an  iure  irasci  potuit,  fidelis  vales 
scire  interpres.  Dann  ist  es,  abgesehen  von  dem  weniger  gewichtigen 
Otto  von  St.  Blasien,  insbesondere  Gotfrid  von  Viterbo,  welcher  in 
den  bestimmtesten  Ausdrucken  den  Lombarden  Eidbrüchigkeit  vorwirft. 

Es  handelt  sich  hier  um  Quellen,  welche  gut  unterrichtet  sein 
konnten.  Gotfrid  war  wahrscheinlich  selbst  in  Italien;  aber  auch  zu 
Coln  und  Magdeburg  konnte  man  genaue  Nachrichten  haben  wegen 
der  Theilnahme  der  dortigen  Erzbischofe  am  italienischen  Kriege. 
Aber  allerdings  ist  bei  diesen  Quellen  Parteilichkeit  fdr  den  Kaiser 
vorauszusetzen;  und  ich  wurde  Bedenken  tragen,  durch  ihre  Angaben 
die  aufgeworfene  Frage  für  genügend  gelost  zu  betrachten,  wenn  für 
die  Richtigkeit  derselben  nicht  noch  andere  Gründe  sprechen  würden. 

Zunächst  ist  zu  beachten ,  dass  die  Thatsache ,  der  Kaiser  habe 
nach  Herstellung  des  Friedens  sein  deutsches  Heer  ganz  oder 
grossentheils  entlassen,  nicht  blos  in  jenen  Quellen  gemeldet  wird. 
Ohne  jene  Verhältnisse  selbst  zu  berühren,  erzählen  die  Annalen  von 
Disibodenberg  (Mon.  Germaniae  17,  30),  wie  1175  die  kaiserlichen 
Truppen  nach  Deutschland  zurückkehrten.  Auch  die  Vita  Alexandri 
erwähnt  die  Entlassung  des  Heeres  nach  Abschluss  des  Vertrags.  Es 
findet  das  weiter  seine  Bestätigung  durch  Beachtung  der  in  den 
wenigen  Kaiserurkunden  dieser  Zeit  aufgeführten  Zeugen.  Zu  Monte^ 
hello  selbst  und  kurz  darauf  Apr.  23  zu  Pavia  (Gallia  christiana  4, 
21)  finden  wir  noch  zahlreiche  deutsche  Grosse  beim  Kaiser;  von 
den  früher  auf  dem  Zuge  genannten  Fürsten  fehlt  insbesondere  nur 
Herzog  Ulrich  von  Böhmen,  entsprechend  der  Nachricht  Gotfrids, 
wonach  die  Böhmen  schon  während  der  Belagerung  Alessandria*s 
heimkehrten.  Auch  Mai  21  (Bovelli  Storia  di  Como  2,  358)  sind  die 
geistlichen  Fürsten  bis  auf  den  Bischof  von  Halberstadt  noch  zu  Pavia; 
der  Kaiser  wird  sie  der  Verhandlungen  wegen  noch  zurückgehalten 
haben;  von  weltlichen  Grossen  aber  werden  lediglich  noch  Plalzgraf 
Konrad  und  die  Grafen  von  Pfullendorf  und  Dietz  genannt ;  das  Heer 
wird  schon  damals  grossentheils  entlassen  gewesen  sein.  Im  November 
(Tola  Codex  dipl.  Sardiniae  1,  248)  erscheinen  dann  ausschliesslich 
Italiener  in  der  Umgebung  des  Kaisers.  Man  kann  nun  recht  wohl 
zugeben,  dass  der  Wunsch,  sein  stark  mitgenommenes  Heer  in  die 
Heimat  entlassen  zi!  können,  den  Kaiser  dem  Frieden  geneigt  machte. 
Aber  schwerlich  wird  doch  anzunehmen  sein ,  dass  er  das  Heer  ent- 


Zwr  Geachichte  des  Lombardenbandes.  321 

lassen  hätte,  wenn  er  nicht  von  der  Dauer  des  Friedens  überzeugt, 
also  insbesondere  seinerseits  durchaus  gewillt  gewesen  wäre ,  die  ein- 
gegangenen Verpflichtungen  zu  erfüllen.  Anderseits  ist  gewiss  zuzu- 
geben, dass  die  Entlassung  des  Heeres  für  die  Lombarden  wenigstens 
ein  gewichtiger  Grund  sein  konnte,  an  ihren  Versprechungen  nicht 
festzuhalten. 

Vor  allem  wird  aber  die  Frage  aufzuwerfen  sein,  bieten  die 
Bestimmungen  des  uns  jetzt  bekannten  Schiedsspruches  an  und  für 
sich  oder  in  Verbindung  mit  anderen  Nachrichten  Haltpunkte,  welche 
Nichteinhaltung  der  Bestimmungen  desselben  durch  die  eine  oder 
andere  Partei  erweisen  oder  wahrscheinlich  machen?  So  weit  wir 
den  Inhalt  desselben  früher  mit  den  uns  bekannten  Forderungen  des 
Bundes  verglichen,  spricht  allerdings  die  Wahrscheinlichkeit  da- 
gegen,  dass  die  zu  Gunsten  das  Kaisers  vorgenommenen  Änderungen 
von  den  Lombarden  für  so  wichtig  gehalten  wären,  dass  sie  es  dess- 
halb  bis  zum  Vertragsbruche  hätte  kommen  lassen.  Eher  durfte  nach 
früher  Bemerktem  wohl  anzunehmen  sein,  dass  der  Schiedsspruch 
hinter  den,  uns  freilich  nicht  genauer  bekannten  Forderungen  des 
Kaisers  erheblich  zurückblieb.  Wenn  aber  der  Kaiser  einmal  ein- 
gewilligt hatte,  die  letzte  Entscheidung  einer  Stadtgemeinde,  wenn 
diese  ihm  auch  geneigt  war,  zu  überlassen,  so  musste  er  auch  dar- 
auf gefasst  sein,  dass  in  allem,  was  die  Begalien  und  die  städtische 
Selbstständigkeit  betraf,  die  Entscheidung  Cremona*s  kaum  zu  Un- 
gunsten der  anderen  Städte  wesentlich  hinter  dem  zurückbleiben 
werde,  was  er  selbst  früher  schon  an  Cremona  und  andere  Städte 
seiner  Partei  bewilligt  hatte;  eben  darum  handelte  es  sich  doch  wesent- 
lich, die  Gesammtheit  der  Bundesstädte  den  bisher  einseitig  begünstig- 
ten Städten  gleichzustellen.  Ist  demnach  bei  den  früher  besprochenen 
Bestimmungen  des  Schiedsspruches  kaum  abzusehen,  wie  sie  die 
Veranlassung  zum  Vertragsbruche  gegeben  haben  sollten ,  so  blieben 
nun  freilich  zwei  unerörtert,  welche  eben  hier  besonders  wichtig 
sind,  weil  es  sich  dabei  um  die  Gegenstande  handelt,  welche  ander- 
weitig ausdrücklich  als  diejenigen  bezeichnet  werden,  an  welchen  der 
Friede  scheiterte. 

Das  ist  einmal  die  Stellung  zur  Kirche.  Nach  dem  Berichte 
I\omuald*s  von  Salerno  hielten  die  Lombarden  1177  zu  Ferrara  dem 
Pabste  vor:  Ipse  namque  {imperaiorj  sepe  nobi$  pacem  nne  ecde^ 
sia  obtulit,  nee  recepimus;  eoncordiam  nobiscum  sine  vobis  fasere 


322  F . r  k  e  r 

voluiip  nee  admi$imu$;  nuigi»  enim  rdumus  guerram  UUm» 
eeele$ie  uniiaie  imearrere^  quam  paeem  eius  cum  eeclene  dimsmme 
gervare.  Bestimmter  noeh  lässt  Romoald  daiDn  zo  Venedig  die  Lom- 
barden sich  bereit  erklären«  die  dureh  Cremona  rermittelte  Abkmifl 
mit  dem  Kaiser  einzuhalten,  und  hinzufügen :  Que  eo  tempore  eamh- 
pleta  fuissei,  nui  quia  Imperator  volebat  hob  ab  eeclene  umiiaie 
recedere  et  Alexandri  pape  pontificium  denegare. 

Das  findet  non  zonaehst  in  so  weit  eine  Bestätigung,  als  io 
diesem  Punkte  die  Forderungen  des  Bundes  und  der  Inhalt  des 
Sehiedsspruehes  bedeutend  von  einander  abweichen.  Die  erste  jener 
Forderungen  ist  die,  ui  d.  imperator  habeat  paeem  et  eomcoräiam 
cum  saerosaneta  Romana  ecclesia^  omnium  fidelium  maire^  et  euu" 
dem  eccle$iae  $ummo  potUifice  d.  Alexandra ;  an  anderer  Stelle 
Terlangen  sie  weiter  neben  Aufrechthaltung  ihres  Bundes,  dass  ihnen 
gestattet  sein  solle,  semper  in  unitate  ecclesie  permanere,  ui,  si 
quando  imperator  vel  eius  euccessor  aut  alius  contra  hone  con- 
eardiam  venire  tentaverit^  possint  ecclenam  manutere  et  se  vicio^ 
eim  adiuvare  et  defendere.  Will  man  nun  nicht  in  allem,  was  der 
Kaiser  thut,  Heuehelei  sehen,  so  lässt  doch  selbst  die  Darstellang 
der  paKeiisehen  Vita  Alexandri  erkennen,  dass  er  eifrig  bemuht  war, 
jene  Forderung  der  Lombarden  erfüllen  zu  können.  Er  wandte  sich 
mit  Friedensanträgen  an  die  Curie ;  mit  drei  Cardinallegaten  wurde 
zu  Pavia  verhandelt.  An  welchen  Forderungen  von  dieser  oder  jener 
Seite  die  Verhandlungen  scheiterten,  wissen  wir  nicht  genauer;  jene 
einzige  parteiische  Quelle  meldet  nur,  dass  der  Kaiser  von  der  Kirche 
in  geistliehen  Dingen  mehr  verlangt  habe,  als  je  einem  Laien  ge- 
währt worden  sei.  För  unsern  Zweck  genügt  die  Thatsache,  dass  es 
nicht  zum  Frieden  mit  der  Kirche  kam ;  der  Kaiser  hatte  nirgends 
die  Verpflichtung  übernommen,  auf  jede  Bedingung  hin  Frieden  mit 
der  Kirche  zu  schliessen. 

Allerdings  stand  nun  fest,  dass  jene  Forderung  der  Lombarden, 
wenigstens  in  vollem  Umfange,  nicht  zu  erfüllen  war.  Und  nach  den 
Berichten  der  Vita  und  Bomualds  über  die  Verhandlungen  zu  Pavia» 
wie  nach  den  oben  angeführten  spatern  Äusserungen,  ist  anzuneh- 
men, dass  die  Lombarden  daraufhin  erklärten,  dass  demnach  aueh 
vom  Frieden  zwischen  dem  Kaiser  und  ihnen  nicht  mehr  die  Rede 
sein  könne.  Waren  sie  dazu  irgendwie  berechtigt?  Nach  der  Darstel- 
lung der  Vita  Alexandri   könnte  das  freilich  so  scheinen;  danaeh 


Zmr  Geschichte  des  Lombardenbundcs.  oci 

wären  der  Kaiser  nur  salvo  imperii  iure,  die  Lombarden  nur  salva 
ecclesiae  Romanae  ac  nosira  übertäte  das  Compromiss  eingegan- 
gen, also  unter  Vorbehalten  so  allgemeiner  Natur,  dass  es  später 
einfach  im  Belieben  jeder  Partei  gestanden  hätte,  sich  dem  Schieds- 
spruch zu  unterwerfen  oder  nicht;  es  wurde  sich  daraus  insbesondere 
das  Aufgeben  des  Friedeps  durch  die  Lombarden  nach  Scheitern  der 
Verhandlungen  mit  der  Kirche  rechtfertigen  lassen.  Aber  auch  wohl 
nur  zu  diesem  Zwecke  weiss  die  Vita  von  solchen  Vorbehalten, 
welche  den  Urkunden  völlig  fremd  sind;  nach  diesen  ist  der  Frieden 
zwischen  dem  Kaiser  und  den  Lombarden  nicht  erst  später  herzu- 
stellen, sondern  er  wurde  hergestellt  und  beschworen,  nachdem 
beide  Parteien  sich  vorbehaltlos  der  Entscheidung  des  Schieds- 
gerichts unterworfen  hatten;  da  die  Beurkundungen,  wie  wir  sahen, 
zunächst  vom  Gesichtspunkte  dessen,  was  den  Lombarden  gewährt 
wurde,  aufgenommen  sind^  so  hätte  es  hier  um  so  sicherer  ausge- 
sprochen sein  müssen,  wenn  die  Lombarden  ihre  Unterwerfung  an 
irgendwelchen  Vorbehalt  geknüpft  hätten.  Das  Richtige  möchte  sein, 
dass  die  Lombarden  zu  Montebello  wohl  an  sich,  aber  wenig  an  die 
Interessen  der  Kirche  gedacht  haben  werden,  dass  es  dann  aber  den 
Cardinallegaten ,  welche  sich  vor  ihrer  Zusammenkunft  mit  dem 
Kaiser  mit  den  Lombarden  zu  Lodi  verständigten,  gelang,  dieselben 
zu  bestimmen,  in  ihren,  wohl  erst  später  bestimmt  formulirten  For- 
derungen den  Frieden  mit  der  Kirche  in  den  Vordergrund  zu  stellen, 
dann  die  Erhaltung  des  Friedenszustandes  überhaupt  davon  abhängig 
zu  machen. 

Es  war  nun  freilich  der  Schiedsspruch  noch  abzuwarten,  der 
jedenfalls,  wenn  uns  auch  genauere  Zeitbestimmungen  fehlen,  erst 
nach  dem  Abbruch  der  Verhandlungen  zu  Pavia  gefällt  ist.  Aber 
dieser  konnte  bei  einiger  Billigkeit  unmöglich  die  Forderung  der 
Lombarden  bewilligen,  indem  er  dem  Kaiser  auferlegte,  den  Frieden 
mit  der  Kirche  zu  schliessen,  nachdem  sich  eben  bezügliche  Ver- 
handlungen fruchtlos  erwiesen  hatten;  ebensowenig  konnte  er  natür- 
lich den  Lombarden  zugestehen,  die  Kirche  im  Kampfe  gegen  den 
Kaiser  ferner  zu  unterstützen.  Was  aber  nach  der  Sachlage  in  dieser 
Richtung  irgend  noch  gewährt  werden  konnte,  hat  der  Schiedsspruch 
ausreichend  gewährt;  es  heisst  (§.  XV):  Semper  in unitate ecclesie 
permanere  liceat,  nee  cogat  d.  imperator  predictas  civitates  vel 
loca  vel  personas  societatis,  clericos  vel  laicos,  aliqua  ratione  de 


324  Fieker 

hiSf  que  spectant  ad  obedientiam  vel  observationem  ecclesie  vel  apo- 
stolici,  nee  ea  oceasione  debeat  eis  offendere  in  rebus  vel  in  personis. 

Nach  dem,  was  vorhergegangen  war,  sind  es  gewiss  die  Lom- 
barden gewesen,  welchen  diese  Bestimmung  nicht  genügte.  Aller- 
dings geht  ihre  Behauptung  zu  Venedig  dem  Wortlaute  nach  weiter; 
sie  behaupten,  der  Kaiser  habe  von  ihnen  Abfall  von  der  Kirchen- 
einheit verlangt,  desshalb  sei  es  nicht  zum  Frieden  gekommen;  es 
würde  also  der  Kaiser  sich  dem  Schiedssprüche  nicht  unterworfen 
haben.  Aber  der  ganze  hier  vorliegende  Unterschied  hatte  zwei 
Jahre  später  seine  Bedeutung  verloren;  die  Lombarden  mögen  wirk- 
lich zu  Venedig  so  gesprochen,  oder  es  mag  Romuald  geglaubt 
haben,  ihre  Behauptungen  richtig  wieder  gegeben  zu  haben,  auch 
wenn  es  sich  nur  um  dasselbe  handelte,  wie  bei  den  Äusserungen  zu 
Ferrara,  wo  doch  aufs  bestimmteste  das  Nichteingehenwollen  auf 
einen  Frieden  ohne  die  Kirche,  nicht  das  blosse  eigene  Festhalteu- 
wollen  an  der  Kirche,  als  Hinderung  der  Aussöhnung  mit  dem  Kaiser 
bezeichnet  ist.  Es  ist  möglich,  dass  der  Kaiser  zu  Pavia  anfangs 
solche  Forderungen  gestellt  hat;  aber  der  ganzen  Sachla^^e,  wie  den 
sonstigen  Nachrichten  nach  ist  nicht  anzunehmen,  dass  der  Kaiser, 
nachdem  gerade  in  diesem  Punkte  der  Schiedsspruch  so  weit  hinter 
die  Forderungen  der  Lombarden  zurückgegangen  war,  nicht  bereit 
gewesen  sein  sollte,  ihnen  das  zu  gestatten,  was  der  Schiedsspruch 
gewährte. 

Wenn  übrigens  die  Lombarden  zu  Venedig  behaupteten,  jener 
Punkt  sei  der  einzige  gewesen,  wesshalb  es  nicht  zum  Frieden  ge- 
kommen sei,  so  wird  nicht  zu  vergessen  sein,  dass  diese  Behaup- 
tung in  einer  Zeit,  wo  ihnen  vor  allem  daran  lag,  dass  die  Kirche 
nicht  einseitig  Frieden  mit  dem  Kaiser  schliesse,  eine  für  ihre 
Zwecke  sehr  geeignete  war.  Haben  wir  auch  keinen  Grund,  zu  be- 
zweifeln, dass  die  kirchlichen  Verhältnisse  wirklich  sehr  ausschlag- 
gebend waren,  so  schliesst  das  nicht  aus,  dass  noch  andere  Punkte 
eben  so  sehr,  wenn  nicht  mehr  ins  Gewicht  fielen.  In  mehreren  von 
einander  durchaus  unabhängigen  Quellen  wird  nun  angegeben,  dass 
es  wegen  Alessandria  nicht  zum  Frieden  kam.  Robertus  de  Honte 
{Mon.  Germaniae  8,  S24)  sagt:  Tractatum  fuit  de  reformanda 
pace  inter  domnum  papam  et  ipsum;  sed  Imperator  noluit  ad- 
quiescere  paci  staute  Alexandria  t  quam  Longobardi  nolueruni 
mbvertere,  et  ita  pax  remansit;  die  Stelle  muss  ganz  kurz  nachher 


Zur  Geschichte  das  Lomhardenboiides.  325 

geschrieben  sein,  da  er  hinzufugt :  Ipse  vero  adhuc  maratnr  Papie, 
non  Valens  procedere  nee  reverti.  Nach  den  Culncr  Jahrbuchern 
erklärten  die  Lombarden  dem  Kaiser:  se  omnino  sacramenttim  fidei 
violaturos,  nisi  Alexandrinoa  in  conditione  illius  pacis  consorfes 
haberet,  was  der  Kaiser  verweigert;  die  Formulimng  der  Forderung 
entspricht  hier  genau  dem  früher  aus  der  Urkunde  nachgewiesenen 
rmstande,  dass  Alessandria  zu  Montebello  nieht  den  Frieden,  sondern 
nur  Waffenstillstand  erlangte.  Auch  in  der  angeführten  Stelle  des 
Tolosanus  wird  vorzugsweise  auf  Alessandria  als  Hindemiss  des 
Friedens  hingewiesen.  Und  es  ist  sehr  erklärlich,  wenn  darauf  das 
grosste  Gewicht  gelegt  wurde.  Es  handelte  sieh  für  die  Lombarden 
nicht  blos  um  den  Ehrenpunkt,  ihre  Schöpfung,  das  Wahrzeichen 
der  errungenen  Freiheit,  nicht  aufzugeben,  sondern  um  eine  militä- 
rische Stellung  von  der  grossten  Wichtigkeit,  deren  grosse  Bedeu- 
tung sich  eben  erst  gezeigt  hatte.  Je  unbedingter  der  Kaiser  in  Pic- 
mont  gebot,  je  weniger  zu  erwarten  war,  dass  Pavia  je  seiner  her- 
kömmlichen Politik  untreu  werden  wurde,  um  so  wichtiger  war  die 
Behauptung  der  die  Verbindung  zwischen  beiden  behauptenden 
Feste,  nach  deren  Verlust  auch  Tortona  für  den  Bund  nicht  mehr 
hnithar  war.  Und  man  musste  da  nicht  einmal  gerade  die  Eventua- 
litut  eines  nochmaligen  Krieges  mit  dem  Kaiser  ins  Auge  fassen; 
innere  Fehden  zwischen  den  lombardiscben  Stadteparteien  waren 
auch  tur  die  Zukunft  vorauszusehen,  und  da  konnte  es  fQr  die  beider- 
seitige Machtstellung  geradezu  entscheidend  sein,  ob  Pavia  durch 
den  Fortbestand  des  ihm  voraussichtlich  immer  feindlich  gesinnten 
Alessandrin  in  seinem  Rucken  gelähmt  war  oder  nicht.  Ganz  dieselben 
Grunde  mussten  natürlich  dem  Kaiser  und  dessen  Bundesgenossen 
die  Zerstörung  der  Stadt  eben  so  wichtig  erscheinen  lassen,  als  der 
Gegenpartei  ihre  Erhaltung. 

Die  schon  an  und  für  sich  gut  bezeugte  Angabe,  dass  der  Frieden 
wegen  der  Nichteinigung  über  Alessandria  scheiterte,  muss  daher 
auch  der  ganzen  Sachlage  nach  durchaus  glaubwürdig  erscheinen. 
Da  nun  aber  bezüglich  dieser  Angelegenheit  der  Frieden  gleichfalls 
ohne  Vorbehalt  geschlossen  war,  nach  der  Friedensurkunde  sogar 
das  Negocium  Älexandrie  ausdrücklich  der  Entscheidung  des 
Schiedsgerichtes  unterstellt  wurde,  so  konnte  es  auch  hier  zur  Ver- 
eitelung des  Friedens  nur  durch  Vertragsbruch  dereinen  oder  andern 
Partei  kommen.   Da  lässt  nun   der  Inhalt  des  Schiedsspruches  gar 

SiUb.  H.  phil.-hist  Ol.  LX.  Bd.,  II.  Hn.  22 


326  Ficker 

keinen  Zweifel,  dass  es  die  Lombarden  waren,  welche  sich  ihiD 
nicht  fügten.  Im  Vorschlage  der  Lombarden  heisst  es:  Alexandria 
in  9U0  statu  9  restitutia  possessionibva  Oberto  de  Foro  et  suis  con- 
vicinis  Omnibus,  perpetuo  pei'manente.  Das  einzige,  was  hier  zq- 
gestanden  wird,  scheint  sich  auf  Privatansprüche  zu  beziehen,  welche 
durch  die  Gründung  der  Stadt  verletzt  waren,  oder  etwa  auf  Re* 
stitution  verbannter  Anhänger  des  Kaisers.  In  der  Hauptsache  wird, 
in  Übereinstimmung  mit  den  sonstigen  Nachrichten,  verlangt,  dass 
der  bisherige  Zustand  unverändert,  also  Alessandria  eine  selbst* 
ständige  Bundesstadt  bleibe.  Da  bestimmt  nun  der  Schiedsspruch 
(§.  XVI)  ganz  anderes:  Item  d.  impercUor  permittat  habitaiores 
Alexandrie  redire  ad  sua  loca  propria  cum  personis  et  rebus  cum 
plenissima  securitate^  et  habitent  et  morentur,  sicut  sui  anie^ 
cessores  fecerunt.  Wer  weiss,  wie  Alessandria  gegründet  wurde  aus 
mehreren  dem  Reiche,  den  Markgrafen  von  Bosco  oder  anderen  ge- 
hörigen Orten,  kann  sich  keinen  Augenblick  über  die  Tragweite 
jener  Bestimmung  tauschen.  Die  Stadt  Alessandria  als  solche  hört 
auf,  die  Bewohner  kehren  in  ihre  früheren  Wohnsitze  zurück ,  der 
alte  Rechtszustand  wird  wieder  hergestellt;  lediglich  Straflosigkeit 
ist  ihnen  zugestanden,  Sicherheit  für  Person  und  Gut.  Gerade  in 
diesem  Punkte  ist  also  der  Schiedsspruch  durchaus  auf  die  Forderun- 
gen des  Kaisers  eingegangen;  bot  gerade  er  die  Veranlassung 
zum  Vertragsbruche,  so  kann  dieser  nur  von  den  Lombarden  aus- 
gegangen sein. 

Schliesslich  wird  noch  ein  Umstand  zu  beachten  sein.  Cremona 
hatte  den  Schiedsspruch  gefällt  und  zwar  mit  Billigkeit,  so  weit  wir 
das  beurtheilen  können,  nach  beiden  Seiten;  war  allerdings  die  An- 
gelegenheit Alessandrias  im  Sinne  des  Kaisers  entschieden,  so  wurde 
sich  wohl  sicher,  wenn  uns  auch  die  Vorschläge  des  Kaisers  vor- 
lägen, zeigen,  in  wie  vielen  Punkten  nicht  auf  diese,  sondern  auf 
die  Vorschläge  der  Lombarden  eingegangen  ist;  ganze  Reihen  von 
Artikeln  sind  ja  aus  diesen  wörtlich  oder  nur  wenig  geändert  in  den 
Schiedsspruch  übergegangen;  und  als  dieser  1 177  zu  Venedig  wieder 
zur  Grundlage  genommen  werden  sollte,  erhoben  die  Deutschen 
gegen  manche  Artikel  entschiedene  Einsprache.  Es  hatte  weiter«  wie 
wir  nachwiesen,  Cremona  auch  seine  eigenen  Interessen  im  Schieds- 
sprüche genügend  gewahrt.  Um  so  mehr  wird  zu  erwarten  sein,  dass 
der  Erfolg  des  Schiedsspruches  für  die  spätere  Stellung  der  Stadt  be- 


Zur  Geschieht«  des  LonbArdeaboades.  327 

stimmend  sein  musste.  Wir  bemerkten  nun  bereits»  dass  sie  1176 
offen  auf  Seiten  des  Kaisers  stand.  Wird  im  Januar  1176  der  Ver- 
pflichtungen des  Bundes  gegen  Cremona  noch  gedacht  (Vignati  278), 
so  wird  das  höchstens  beweisen,  dass  der  Bund  damals  noch  nicht 
offen  mit  der  Stadt  gebrochen  hatte.  Es  fehlt  jedes  Zeugniss,  dass 
sie  seit  dem  Vertrage  von  Montebeilo  noch  auf  Seiten  des  Bundes 
gegen  den  Kaiser  aufgetreten  sei.  Dagegen  sagt  Gotfrid  von  Viterbo, 
vom  Aufenthalte  des  Kaisers  zu  Pavia  1175  sprechend:  Partat  ei 
dona  iunc  conciliata  Cremona  ^  —  Ästans  meute  bona  »atagii 
scUvare  coronam ,  —  Cetera  turba  quidem  non  tenuere  fidem.  Das 
alles  wäre  kaum  mit  der  Annahme  zu  reimen,  dass  es  der  Kaiser 
gewesen  sei,  welcher  durch  Nichtunterwerfung  unter  den  Schieds- 
spruch Yertragsbruchig  wurde  und  so  die  Fortsetzung  des  Krieges 
veranlasste.  Nehmen  wir  aber  in  Übereinstimmung  mit  der  bisherigen 
Untersuchung  an,  dass  das  die  Lombarden  trifft,  so  erklärt  sich  die 
weitere  Stellung  von  Cremona  sehr  leicht  Cremona,  möglicherweise 
auch  Tortona,  von  dem  wir  nicht  genauer  wissen,  seit  wann  es  auf 
kaiserlicher  Seite  stand,  hielt  einfach  an  dem  mit  dem  Kaiser  ge- 
schlossenen Frieden  fest ,  als  die  andern  Städte  ihn  brachen. 

Das  Ergebniss  unserer  Untersuchung  werden  wir  dahin  zusammen- 
fassen dürfen:  Zu  Montebeilo  wurde  kein  blosser  Waffenstillstand, 
sondern  ein  endgültiger  Friede  geschlossen  und  beschworen,  auf  die 
Bedingung,  sich  vorbehaltlos  dem  Ausspruche  eines  Schiedsgerichts 
zu  fugen.  Nachdem  die  zunächst  zwischen  beiden  Parteien  gefiihrten 
Verhandlungen  zu  keiner  Einigung  führten,  insbesondere  wegen  der 
von  den  Lombarden  erhobenen  Forderung  gleichzeitigen  Friedens- 
schlusses mit  der  Kirche  und  der  Erhaltung  Alessandrias,  erfolgte 
der  Schiedsspruch  durch  Cremona.  Da  dieser  jenen  Forderungen 
der  Lombarden  nicht  genügte,  haben  dieselben,  nach  Abzug  des 
deutschen  Heeres  sich  sicherer  fühlend,  durch  Verwerfung  des 
Schiedsspruches  den  Vertrag  gebrochen,  so  dass  der  Kriegszustand 
wieder  eintrat 

ü 

Gehort  das  in  den  Monumenta  Germaniae  als  Petüio  societaiU 
bezeichnete  und  bisher  immer  den  VorTerhandlungen  des  Constanzer 
Friedens  eingereihte  Acteustück  diesen  gar  nicht  an,  so  ist  das 
allerdings  nicht  zu  bezweifeln  bei  demjenigen,  welches  wir  im  An- 

22* 


328  Ficker 

Schlüsse  nn  die  Ausgabe  in  den  Monumenten  vorläufig  als  Responsum 
eof  parte  imperataris  ad  peiitionem  societatis  bezeichneten.  Ver- 
gleichen wir  dasselbe  mit  deni  Friedensinstrumente  selbst,  so  zeigt 
sich  so  grosse  Übereinstimmung  im  Inhalte,  in  der  Aufeinanderfolge 
der  Gegenstande,  in  der  Fassung  der  einzelnen  Artikel,  dass  der 
engste  Zusammenhang  gar  nicht  zu  bezweifeln  ist. 

Steht  dieser  Zusammenhang  fest ,  so  muss  es  scheinen,   dass 
schon  die  ganze  äussere  Fassung  des  Actenstiickes  über  die  Bedeutung 
desselben  keinen  Zweifel  lassen  könne.  Es  heisst  gleich  zu  Anfange : 
In  Christi  nomine,   Super  qvestione  regaHum  sie  respondemus: 
Facta  vobis  eimtatibus  societatis  et  personis  concessione  rega^ 
lium  — ,  omnia  in  integrum  habeatis,  sicnt  hactenus  hnhuistis  — ; 
extra  vero  omnes  consuetudines  sine  contradictione  d.  imperntoris 
Friderici  et  snecessorum  eins  exerceatis.    Es  handelt  sich  danach 
um   eine  Antwort,   welche  an   die  in   zweiter  Person    angeredeten 
Städte   gerichtet  ist,  welcher  also   schon   eine  Petitio   der  Städte 
vorhergegangen  sein  muss,  die  uns  nicht  bekannt  ist,   da  nach  der 
früheren  Untersuchung  das  bisher  als  solche  betrachtete  Stück  gar 
nicht  zu    diesen  Verhandlungen    gehört.    Diese   Antwort    geht    der 
Fassung  nach  nicht  vom  Kaiser  selbst  aus,  da  von  diesem  in  dritter 
Person  die  Rede  ist,  wie  wir  denn  ja  auch  wissen,  dass  die  Ver- 
handlungen nicht  von  ihm  selbst,  sondern  von  dazu  bevollmächtigten 
Reichsboten  gefuhrt  wurden.   Es  würde  sich  also   um   eine  Rück- 
äusserung  der  Reichsboten  auf  einen  Vorschlag  der  Städte  handeln^ 
Auch  die  weitere  Fassung  scheint  dieser  Annahme  nirgend  zu  wider- 
sprechen,   obwohl    dieselbe    nicht   folgerichtig   dem    Anfange    ent- 
sprechend durchgeführt  ist.  Besonders  schwankend  ist  dieselbe  im 
ersten   Theile   bis  zum  §.  8.   (Ich  bediene  mich   der  Zählung  des 
Friedensinstrumentes  selbst,  wie  sich  dieselbe  in  den  Mon.  Germaniae 
4,  176  findet,    auch  für  die   entsprechenden  Abschnitte    des    Re- 
sponsum).  Die  Stddte  sind   hier   in    der  Regel    in    zweiter    Person 
angeredet,   während   daneben   doch   auch   mehrfach    von  ihnen    in 
dritter  die  Rede  ist.  Dann  aber  heisst  es  §.4  volumus  und  petimus,  in 
^.7  concessimus,  promisimtu  und  statuimus  in  Fällen,  wo  sich  das 
woM  nur  auf  den  Kaiser  selbst,  nicht  auf  die  Boten  beziehen  kann, 
wie  sich  das  dadurch  bestätigt,  dass  in  der  vom  Kaiser  persönlich 
ausgestellten   Friedensurkunde  selbst  diese  Worte   sich    ebenso  an 
entsprechender  Stelle  finden ;  weiter  ist  §.  3  die  Rede  von  presenii 


k 


Zur  Geschichte  des  Lombardenbundes.  320 

coficesslone  imperiali^  was  natürlich  zu  einer  blossen  Willens- 
äusserung  der  Boten  nicht  stimmt.  Dazwischen  ist  dann  aber  wieder 
vom  Kaiser  in  dritter  Person  die  Rede:  Imperaior  non  admittet  oder 
raium  habeat.  Kann  es  sich  nicht  um  eine  Äusserung  des  Kaisers 
selbst  handeln,  so  muss  doch  eine  Vorlage  da  gewesen  sein,  in 
welcher  die  Vorschläge  bereits  in  die  Form  einer  kaiserlichen  Ent- 
schliessung  gebracht  waren.  Von  ^.  8  ab  wird  die  Form  dann  einheit- 
licher, es  ist  von  beiden  Parteien  nur  noch  in  dritter  Person  die 
Rede,  es  heisst,  der  Kaiser  oder  der  Bund  wird  das  und  das  thun. 
Nur  gegen  Ende  §.  35  ßllt  die  Fassung  noch  einmal  mit  einem 
Volumus  in  die  nur  der  Person  des  Kaisers  entsprechende  Ausdrucks- 
weise zurück.  Dieses  Schwanken  der  Fassung  weist  wohl  darauf  hin, 
dass  wir  es  mit  einem  auf  Grund  mehrerer  Vorlagen  formulirten 
Acteustücke  zu  thun  haben,  deren  nicht  zu  einander  stimmende 
Fassung,  da  es  zunächst  nur  auf  den  Inhalt  ankam,  noch  nicht  in 
Übereinstimmung  gebracht  ist,  wie  das  selbst  in  der  den  Inhalt  des 
Friedens  endgültig  bestimmenden  Concessio  ex  parte  imperatoris 
noch  nicht  der  Fall  ist,  in  welcher  gleichfalls  vom  Kaiser  bald  in 
dritter,  bald  in  erster  Person  die  Rede  ist;  eine  Nachwirkung  zeigt 
sich  sogar  in  der  Friedensurkunde  selbst  noch  insofern,  als  hier  in 
den  früheren  Artikeln  die  Städte  in  zweiter,  später  in  dritter  Person 
erwähnt  werden.  So  schwankend  aber  die  Fassung  des  Responsum 
auch  ist,  nicht  das  geringste  in  derselben  deutet  darauf  hin,  dass  hier 
nicht  lediglich  eine Willensäusserung  von  kaiserlicher  Seite  vorliege; 
wo  irgend  die  erste  Person  gebraucht  ist,  kann  sie  nur  dem  Kaiser 
oder  seinen  Boten  entsprechen. 

Um  so  auffallender  ist  das  Ergebniss  einer  Vergleichuug  des 
Inhaltes  des  Responsum  mit  dem  der  endgültigen  Friedensbe- 
stimmungen. Wie  wir  das  im  Einzelnen  nachweisen  werden ,  stellt 
sich  heraus,  dass  hier  den  Lombarden  ungleich  mehr  zugesprochen 
wird,  als  ihnen  im  Frieden  wirklich  gewährt  wurde.  Mit  der  aus  der 
äussern  Fassung  gefolgerten  Bedeutung  des  Stückes  ist  das  un- 
vereinbar; dem  Inhalte  nach  kann  es  sich  hier  nur  um  Vorschläge 
der  Lombarden  handeln ,  hinter  denen  der  Frieden  selbst  nicht  un- 
erheblich zurückblieb.  Das  Räthsel  lost  sich  durch  Beachtung  der 
alten  Überschrift  des  Stückes,  wie  sie  Muratori  dem  Communal- 
register  von  Modena  entnahm :  Qualiier  peticio  domini  imperaioris 
fuit  facta  a  rectoribua  Lombardiae.    Das   entspricht   genau  dem 


330  Ficker 

sonstigen    Sachverhalte.    Wir    haben    eine   Willensausserung    der 
Reetoren  des  Bundes  yor  uns ,  bei  der  es  naturlich  nicht  befremdet, 
wenn  sie  inhaltlich  über  das  hinausgeht,  was  der  Frieden  wirklich 
gewährt  hat.  Die  Fassung  aber  erklärt  sich  daraus,  dass  den  Reetoren 
eine  Petido  d.  imperatoris  vorlag ,   deren  Inhalt  sie  ihren  Forde- 
rungen  gemäss   änderten;    die    dafür   gleichgültige   äussere  Form 
mochten  sie  um   so   eher   ganz    oder   theilweise   belassen,    als   ja 
schliesslich  das,  worüber  man  sich  verständigte,  doch  in  die  Form 
einer  vom  Kaiser  den  Städten  ausgestellten  Urkunde  zu  bringen  war. 
Dabei   ist   das   oben    hervorgehobene   Schwanken  in    der  Fassung 
nirgends  darauf  zurückzuführen,   dass  die  Reetoren  vereinzelt  aus 
der  Rolle  gefallen  seien;  von  ihnen  ist  nie  in  erster  Person  die  Rede. 
Dagegen  wird  auch  nicht  anzunehmen  sein ,  dass  sie  da ,  wo  ihnen 
eine  nur  einem  kaiserlichen  Vorschlage  entsprechende  Fassung  noch 
nicht  vorlag,  ihre  Vorschläge  kunstlieh  in  eine  solche  einkleideten. 
Die  Artikel  y  in  welchen  vom  Kaiser  oder  seinen  Boten  in  erster,  vom 
Bunde  in  zweiter  Person  die  Rede  ist,  waren  gewiss  schon  in  der 
Vorlage  enthalten,  werden  von   ihnen  nur  mehr  oder  weniger  ge- 
ändert sein.  Und  demgemäss  wird  auch  das  sie  respondemus  des 
Einganges  nicht  auf  die  nie  redend  eingeführten  Reetoren  zu  beziehent 
sondern  schon  in  der  Vorlage  vorhanden  gewesen  sein,  so  dass  durch 
die  geänderte  Bedeutung  des  Schrittstuckes   nicht  auch  die  vorhin 
angenommene  Bedeutung  der  Vorlage  sich  ändert;  schon  diese  war 
nicht  eine  ursprungliche  Forderung  des  Kaisers,  sondern  eine  Rück- 
ftusserung  auf  einen  Vorschlag  der  Lombarden,  was  nicht  ausschliesst, 
dass  auch  diesem  schon ,  worauf  die  Fassung  zu  deuten  scheint,  eine 
kaiserliche  Proposition  vorhergegangen  war.  Dagegen  können  dann 
wenigstens  alle  Artikel,  in  welchen  von  beiden  Parteien  nur  in  der 
dritten  Person  die  Rede  ist,  in  der  Vorlage  gefehlt  haben,  erst  von 
den  Reetoren  zugefugt  sein.  Es  mag  genügen,  auf  dieses  Verhältniss 
zum  Nutzen  etwaiger  späterer  genauerer  Untersuchungen,  für  welche 
dessen   Beachtung   möglicherweise   von   Werth    sein  könnte,    hin- 
gewiesen zu  haben.  Wir  begnügen  uns  hier  mit  dem  Ergebnisse, 
dass  das  Responsum  uns  die  Forderungen  der  Lombarden  darstellt, 
wie  sie,  da  schon  mehrere  Vorschläge  von  beiden  Seiten  vorher- 
gegangen waren  und  die  endgültige  Fassung  sich  ganz  eng  an  dieses 
Schriftstück  anschliesst,  in  einem  spätem  Stadium  der  Verhandlungen 
formulirt  wurden.  Dagegen  vergleichen  wir  dieselben  noch  mit  dea 


Zur  Geschichte  des  Lombardeubunde«.  331 

Bestimmungen  des  Friedens,  theils,  weil  es  uns  noch  obliegt,  den  Be-* 
'weis  für  unsere  Behauptung  zu  erbringen»  dass  es  sich  hier  durchweg 
um  Abweichungen  zu  Gunsten  des  Bundes  handelt,  theils,  weil  es  ja 
an  und  für  sich  von  grossem  Interresse  ist,  festzustellen,  welche  von 
ihren,  gewiss  schon  während  der  vorhergehenden  Verhandlungen 
wesentlich  ermässigten  Forderungen  die  Lombarden  nicht  durch- 
zusetzen vermochten. 

Dabei  kann  es  sich  nun  fragen,  in  wie  weit  wir  etwa  noch  ein 
drittes  Actenstück  zu  berücksichtigen  haben,  welches,  gleichfalls 
zuerst  von  Muratori  aus  derselben  Quelle  veröffentlicht,  in  den  Monu- 
menta  Germaniae  4,  171  als  Concessio  ex  parte  imperatoris  be- 
zeichnet ist.  Es  enthält  zweifellos  die  endgültig  zwischen  den  Boten 
des  Kaisers  und  denen  des  Bundes  vereinbarten  Friedensbestim- 
jnungen,  wie  dieselben  nach  dem  erhaltenen  Protokoll  am  30.  April 
zu  Piacenza  von  beiden  Seiten  beschworen  wurden.  Demgemäss  ist 
denn  auch,  so  weit  die  Aufzählung  der  Friedensbestimmungen  reicht, 
der  Inhalt  der  Concessio  in  der  Pax  Constantiae  wörtlich  wiederholt, 
nur  die  Fassung  dahin  geändert,  dass  vom  Kaiser  dort  meistentheils  ia 
dritter  Person ,  hier  natürlich  immer  in  erster  die  Rede  ist.  Einige 
kleine,  auch  für  den  Sinn  nicht  ganz  gleichgültige  Abweichungen 
zeigen  sieh  allerdings.  Aber  ein  Vergleich  mit  dem  Responsum  er- 
gibt durchweg,  dass  diese  Abweichungen  nur  dem  uns  vorliegenden, 
ziemlich  verdorbenen  Texte  zur  Last  fallen.  Da  das  Responsum 
sichtlich  die  Grundlage  für  die  Concessio,  diese  aber  für  die  Pax 
bildete,  nicht  anzunehmen  ist,  dass  bei  Fonnulirung  der  Friedens- 
urkunde  selbst  nochmals  unmittelbar  auf  das  Responsum  zurück- 
gegriffen sei,  so  muss  der  unverlalschte  Text  der  Concessio  alles 
enthalten  haben,  worin  Responsum  und  Pax  übereinstimmen.  Es 
trifft  das  aber  alle  jene  Abweichungen,  insbesondere  auch  das  den 
Sinn  ändernde  Si  statt  Sed,  %.  6  und  12,  bis  auf  das  durch  das 
Responsum  nicht  zu  controUirende  Sexdecim  aunis  statt  Quindecim» 
^.  14,  wo  aber  die  Mehrzahl  der  Texte  der  Pax  selbst  gleichfalls 
Sexdecim  hat.  Zu  beachten  wäre  nur  etwa  die  Bestimmung  §.  4,  wo 
von  den  dem  Kaiser  auf  Grund  einer  Untersuchung  vorzubehaltenden 
Regalien  die  Rede  ist:  Si  auteni  huic  inquisUioni  supersedendum 
e8se  putaveritis  (wie  gewiss  entsprechend  dem  Responsum  und  der 
Concessio  auch  in  der  Pax  statt  piiiaverint  zu  lesen  sein  wird), 
censum  duorum  millium  marciiaram  argenti  per  singulos  annos 


332  Ficker 

petimus.  Attamen  competenti  moderatione  moderabimur  eliamr 
quaniiiatem  istanif  si  enormis  vUafuerit.  Hier  fehlt  in  der  Concessio 
der  mit  AHamen  beginnende  Zusatz.  Dann  aber  fehlt  die  ganz^ 
Stelle,  welche  sich  im  Responsum  und  einigen  Texten  der  Pax 
findet,  in  den  meisten. Texten  der  letzteren;  ausser  in  schon  früher 
benutzten  auch  in  dem  neuerdings  von  Vignati  veröffentlichten  des 
Communalregisters  von  Lodi.  Ahcr  dieses  Zusammentreffen,  zu- 
mal es  nur  einen  Theil  der  Stelle  betrifft,  ist  gewiss  nur  ein 
zufälliges  und  auch  hier  eine  Lücke,  im  Texte  der  Concessio  an- 
zunehmen. Das  Fortlassen  der  Bestimmung  in  den  meisten  Texten 
des  Friedens  wird  daraus  zu  erklären  sein,  dass  sie  sehr  bald 
werthlos  geworden  sein  wird,  indem  der  Bund  von  jener  Be- 
stimmung keinen  Gebrauch  gemacht  zu  haben  scheint;  wir  dürfen, 
das  daraus  schliessen,  dass  diese  dem  Kaiser  noch  vorbehaltenen 
Regalien  später  einzelnen  Städten,  so  1185  Mailand,  1193  Brescia 
gegen  jährlichen  Zins,  1191  Piacenza  unentgeltlich  überlassen 
wurden.  Vgl.  Morbio  Storie  dei  municipi  3,  173;  Böhmer  Acta 
imperii  164.  759. 

Wir  haben  daher  anzunehmen,  dass  die  Bestimmungen  der 
Concessio  ungeäudert  in  den  Frieden  übergingen,  haben  demuack 
f&r  unsern  Zweck  zwischen  beiden  nicht  zu  scheiden.  Auffallender- 
weise findet  sich  dann  am  Schlüsse  der  Friedensbedingungen  in  der 
Concessio  noch  eine  Bestimmung,  welche  in  allen  bekannten  Texten, 
des  Friedens  fehlt:  In  causia,  que  tenninate  surä  ante  tempiis  pacis^ 
d.  Imperator  appellationea  ad  se  f actus  non  recipiet.  Ist  das  nicht 
etwa  auf  ein  Übersehen  zurückzuführen,  so  hätten  danach  die. 
Lombarden  nachträglich  auf  eine  Bestimmung  verzichtet,  deren 
Aufnahme  in  den  Frieden  zu  verlangen  sie  berechtigt  gewesen  wären» 
Für  unsern  Zweck  ist  das  ohne  Gewicht,  da  auch  im  Responsuoi. 
Entsprechendes  fehlt. 

Nachdem  die  Friedensbestimmungen  aufgezählt  sind,  folgen  im 
zweiten  Theile  der  Concessio  Bestimmungen  darüber,  wie  der  Friedea 
beschworen  werden  soll,  welche  den  natürlich  vielfach  anders 
gefassten  Angaben  der  Pax  über  die  stattgefundene  Beschw()rung. 
zur  Grundlage  dienten.  Dann  Bestimmungen  über  die  füufzehntausend 
Pfund,  welche  die  Lombarden  dem  Kaiser,  und  tausend  Pfunde 
welche  sie  seinen  Boten  zu  zahlen  hatten.  Im  Frieden  ist  davon 
nicht  die  Rede;  nicht  etwa,  weil  auf  diese  Zahlungen  verzichtet  wäre^ 


Zur  Geseliichte  des  LoiDbardenbundes.  333 

solidem  weil  man  es,  wie  sieh  das  auch  an  andern  Fällen  nachweisen 
liesse ,  für  unschicklich  hielt,  die  für  eine  kaiserliche  Bewilligung 
gezahlte  Summe  in  der  Bewilligungsurkunde  selbst  zu  erwähnen. 
Dass  die  Summe  gezahlt  wurde,  wissen  wir  bestimmt;  offenbar  für 
diesen  Zweck  wurde  jeder  Herd  im  Bundesgebiete  verzeichnet^  für 
Piacenza  haben  wir  die  Quittung  über  die  Zahlung  seines  Anthells; 
für  Faenza  eine  Nachricht,  dass  es  für  diese  Zahlungen  Abgaben 
erhob.  (Vignati  373.  374 ;  Tolosanns  bei  Mittarelli  Accessiones  94). 
Für  unsern  Zweck  ist  dieser  zweite  Theil  beider  Urkunden  an  un^l 
für  sich  nicht  zu  beachten ,  da  das  Responsum  Entsprechendes  nicht 
enthält.  Wir  haben  demnach  die  Concessio  nicht  besonders  zu 
berücksichtigen,  da  ihr  uns  hier  interessirender  Theil  ganz  mit  den 
Bestimmungen  des  Friedens  übereinstimmt. 

Das  Responsum  hat  sichtlich  bei  der  endgültigen  Feststellung 
der  Friedensbedingungen  als  Vorlage  gedient,  wenn  es  auch  möglich 
ist,  dass  es  vorher  nochmals  von  der  einen  und  der  andern  Partei 
geändert  wurde,  bis  die  beiderseitigen  Vorschläge  sich  so  nahe 
kamen,  dass  man  zum  endgültigen  Abschlüsse  schreiten  konnte. 
Eine  bedeutende  Anzahl  von  Artikeln  ist  in  beiden  Actenstücken 
wörtlich  übereinstimmend  gefasst.  Auch  die  Reihenfolge  der  Artikel 
ist  im  wesentlichen  im  Friedeusinstrumente  beibehalten;  einige  Um- 
Stellungen  sind  sichtlich  durch  vorgenommene  Änderungen  des  Inhalts 
veranlasst.  Diese  Änderungen  sind  Überwiegend  so  entstanden,  dass 
man  sich  möglichst  an  die  vorliegende  Fassung  hielt  und  den  Inhalt 
vorzugsweise  durch  Auslassungen  und  Zusätze  modiGzirte. 

Einige  wenige.  Änderungen,  kommen  allerdings  den  Lombarden 
zu  Gute,  was  dafür  sprechen  dürfte,  dass  die  uns  im  Responsum 
vorliegende  Rückäusserung  der  Lombarden  nicht  schon  die  letzte 
war,  zumal  es  sich  hier  um  Punkte  handelt,  welche  im  Responsum 
überhaupt  noch  nicht  berührt  wurden.  Das  trifft  insbesondere  die  am 
Schlüsse  zugefügten  Artikel  37.  38,  worin  der  Kaiser  verspricht, 
solchen  kein  Gehör  zu  geben,  welche  die  mit  Bundesgliedern  ge- 
schlossenen Verträge  nicht  einhalten  wollen,  weiter  den  Veronesern 
die  Strasse  zurückzustellen,  und  insbesondere  dem  Ezelin  seine 
Gnade  wieder  zu  gewähren.  Von  den  übrigen  Änderungen  ist  kaum 
eine,  welche  noch  eine  Concession  von  irgend  welcher  Bedeutung 
zu  Gunsten  der  Lombarden  enthielte.  Es  liesse  sich  nur  etwa  darauf 
hinweisen,   dass  erst  im   Frieden  §.  12  das  Recht  der  Kirche  von 


334  Fi  c  k  e  r 

Brescia  bei  Appellationen  vorbehalten  ist  und  die  kaiserliehen  Appel- 
lationsrichter verhalten  werden,  die  Sachen  nach  dem  Brauche 
der  Stadt  und  in  bestimmter  Zeit  zu  entscheiden.  Auch  könnte  auf- 
fallen, dass  §.  1  durch  Auslassung  der  Worte:  et  ai  quid  in  ea 
ampliua,  ad  imperium  pertinet*  im  Frieden  der  ausdrückliche  Vor- 
behalt der  übrigen  Regalien  in  der  Stadt  für  das  Reich  entfallt;  aber 
dieser  ergibt  sich  ohnehin  aus  den  übrigen  Bestimmungen.  Einige 
andere  Änderungen  berühren  überhaupt  nicht  die  Stellung  des  Bundes 
zum  Kaiser;  so  sind  die  kürzern  Bestimmungen  des  Responsum  über 
die  besondern  Befugnisse  Mailands  im  Frieden  §.  26 — 29  zu  Gunsten 
der  benachbarten  Bundesstädte  Bergamo,  Lodi  und  Novara  genauer 
gefasst.  Und  dabei  dürfte  zu  beachten  sein,  dass  die  besondem 
Interessen  von  Cremona,  welche  117S  sehr  in  den  Vordergrund 
traten  und  welche  gerade  hier  auch  in  Frage  kommen  konnten ,  im 
Frieden  nirgends  betont  sind;  es  wird  das  doch  darauf  schliessen 
lassen,  dass  der  Kaiser  schon  jetzt  auf  die  Stellung  zu  Cremona 
nicht  mehr  den  frühern  Werth  legte,  wie  es  denn  ja  in  den  folgenden 
Jahren  zum  offenen  Bruche  kam. 

Von  jenen  abgesehen  sind  alle  Änderungen  so  ausschliesslich 
zu  Gunsten  des  Kaisers,  dass  uns  doch  das  Responsum  die  Verhand- 
lungen auf  einem  dem  Abschlüsse  nahen  Punkte  zeigen  dürfte ,  in- 
sofern es  sich  wesentlich  nur  noch  darum  gehandelt  zu  haben  scheint, 
diejenigen  Forderungen  der  Lombarden  auszuscheiden  oder  zu  än- 
dern ,  welche  der  Kaiser  entschieden  nicht  gewähren  wollte.  Um  das 
zu  erweisen,  wird  es  nicht  gerade  nothig  sein,  alle  und  jede  Än- 
derungen zu  besprechen ,  obwohl  sich  selbst  bei  den  geringfügigsten 
ergeben  würde,  dass  sie,  soweit  es  sich  nicht  um  gleichgültige  Um- 
gestaltungen der  Fassung  handelt,  im  Interesse  des  Kaisers  erfolgten; 
doch  heben  wir  alle  hervor,  welche  uns  irgend  von  grösserer  Be- 
deutung scheinen. 

In  §.  2.  3  werden  den  Städten  die  Hoheitsrechte  ausserhalb  der 
Stadt  gemäss  dem  früheren  oder  jetzigen  Besitzstande  überlassen, 
und  zwar  nach  dem  Responsum:  ita  ut  unaqueque  cicitas predicta 
habeat  in  suo  episcopatu  et  comitatu  seu  diatrictu ,  nisi  consue^ 
tudo  aut  pacti  tenor  reatiterit  Die  Städte  erstrebten  vor  allem  die 
Hoheit  Ciber  den  ganzen,  meist  zusammenfallenden  Umfang  des 
Bisthums  und  der  Grafschaft;  das  hätte  anerkannt  werden  sollen  in- 
sofern, als  nur  Erweis  entgegenstehenden  Herkommens  oder  Vertrags 


Zur  Gescliicbte  des  Lombardenbundes.  335 

Jemanden  berechtigt  hätte ,  sich  der  Hoheit  der  Stadt  zu  entziehen. 
Im  Frieden  ist  diese  Bestimmung  beseitigt»  überhaupt  ein  Recht  der 
Stadt  auf  ihren  Comitat  als  solchen  nirgends  anerkannt;  die  Stadt 
hatte  ihren  bisherigen  Besitzstand  zu  erweisen.  Es  war  das  gewiss 
wichtig  für  die  künftige  Stellung  mancher  Grafen ,  Herren  und 
Gemeinden;  auch  för  das  Reich  selbst»  insofern  abgesehen  von  den 
unmittelbaren  Reichsbesitzungen  die  Hauptmasse  der  mathildischen 
Vasallen  insbesondere  in  den  Comitaten  von  Reggio,  Modena  und 
Bologna  gesessen  war.  Demgemäss  ist  dann  auch  §.19  umgestaltet; 
der  Frieden  bewilligt  nur»  dass  die  Städte  sich  befestigen  und  auch 
ausserhalb  Befestigungen  anlegen  dürfen;  im  Responsum  ist  eine 
weitere  Forderung  hinzugefugt,  deren  Text  sehr  corrumpirt  scheint» 
deren  Sinn  aber  doch  der  sein  dürfte»  dass  ohne  Erlaubniss  der 
Stadt  niemand  im  Bisthume  oder  im  Comitat  eine  Befestigung  an- 
legen dürfe.  Da  der  Kaiser  offenbar  irgend  ein  Recht  der  Städte  auf 
ihren  Comitat  im  allgemeinen  nicht  anerkennen  wollte ,  so  ging  man 
auch  auf  diese  Forderung  nicht  ein.  —  Der  im  §.  3  des  Responsum 
jener  Forderung  zugefügte  Vorbehalt»  dass  den  Rechten  anderer 
Städte  dadurch  nicht  vorgegriffen  werden  solle»  hatte  nun  hier 
gleichfalls  zu  entfallen;  dafür  wurde  im  Frieden  §.  27  eine  ent- 
sprechende Bestimmung  da  eingeschaltet»  wo  Ton  den  Rechten  der 
Mailänder  auf  ihre  Comitate  die  Rede  ist. 

Von  kleinern  Abweichungen  in  den  folgenden  Artikeln  abgesehen» 
ist  die  Forderung  §.  6:  sentenciia,  transactionibus  t  refuiationibust 
privilegüs  in  damnum  alicuius  ecclesie  vel  civitatis  (vel)  persone 
societatis  datis  vel  factis  cassatis^  im  Frieden  fortgefallen.  Man 
könnte  annehmen»  nur  desshalb»  weil  wesentlich  dasselbe  §.  S  in 
beiden  Urkunden  folgt.  Aber  hier  findet  sich  ein  wichtiger  Vorbehalt; 
nur  die  occaaione  guerre  vom  Kaiser  und  seinen  Boten  tu  preiudicium 
ecclesinrum  vel  personarum  gegebenen  Privilegien  sollen  nach  dem 
Frieden  ungültig  sein;  und  heisst.es  im  Responsum:  occasione 
guerre  vel  discordie  ecclesie 9  so  zeigt  sich  auch  da  eine  wesent- 
liche Abschwächung. 

Bedeutende  Änderungen  ergeben  sich  in  den  von  der  Investitur 
der  Consuln  handelnden  §.  9.  10.  11.  Die  Bestimmung»  dass  die 
Stadt,  in  qua  episcopus  aposlolicus  habet  comitatum^  das  Consulat 
nicht  vom  Kaiser  zu  empfangen  hat»  ist  im  Frieden  beseitigt.  Es 
kann    zweifelhaft   sein»  was  hier   unter   apostolischem  Bischof  zu 


336  F  i  c  k  e  r 

yerstehen  sei,  da  an  eine  Beziehung  auf  das  Schisma  nicht  mehr  zu 
denken  ist.  Eben  so  wenig  wohl  ai\  einen  in  Spiritualibus  nur  dem 
Pabste  unterstehenden  Bischof,  wie  es  innerhalb  des  Bundes  nur  bei 
dem  von  Mantua  zutraf;   es  fehlt  da  der  Zusammenhang    mit    dem 
Comitate.  Da  nach  dem  folgenden  Satze  den  Gegensatz  der  Bischof 
bildet,   der  den  Comitat  vom   Kaiser  hat,   so  wird  an  Bischöfe  zu 
denken  sein,  welche  den  Comitat  vom  Pabste  hatten;  das  war  wohl 
der  Fall  bei  Ferrara,  welches  übrigens  nur  eventuell  in  den  Frieden 
eingeschlossen  war;  möglich,  dass  es  etwa  auch  für  Mantua,  Bologna 
oder  Faenza  geltend  gemacht  wurde.   Dann  würde  die  Auslassung 
im  Frieden  darauf  deuten,  dass  der  Kaiser  solche  apostolische  Comi- 
tate  überhaupt   nicht  anerkannte;  jedenfalls   ergibt  sich,    dass    er 
überall  die  Investitur  unmittelbar  durch   das  Beich   oder   mittelbar 
durch  den  you  ihm  beliehenen  Bischof  verlangt.  Letztere  soll   nach 
dem   Frieden  nur  gestattet  sein^  wenn  die   Consuln  vom    Bischöfe 
consulatum  recipere  solefii;  hiess   es   im   Responsum:    soleut    vel 
volenti   so  sollte  durch  die  Änderung  wohl  verhütet  werden,   dass 
nicht  Städte ,  welche  schon  lange  die  Investitur  durch  den  Bischof 
beseitigt  hatten,  durch  Wiedererbieten  zu  derselben  die  durch  den 
Kaiser  umgehen  konnten.   Weiter  sollte  nach  den  Forderungen  des 
Bundes   die   einmalige  Investitur    der    Consuln    für  Lebzeiten    des 
Kaisers  genügen;  erst  beim  Nachfolger  desselben  solle  dieselbe,  und 
zwar  in  der   Lombardei  selbst,   wieder    nachgesucht  werden.    Es 
handelte  sich  darum,  wie  die  lehnrechtliche  Forderung  einer  Wieder- 
holung der  Belehnung  hei  jedem  Wechsel  des  Herrn,  aber  auch  des 
Mannes,  auf  die  Lehensverbindung  zwischen  Reich  und  Städten  ihre 
Anwendung  finden  solle.  Der  jährliche   Wechsel   der   Leheuti-ager 
musste  hier  allerdings  die  volle  Aufrechthaltung  der  letztern    For- 
derung drückend  erscheinen  lassen.  Die  Lombarden  wollten  sie  ein- 
fach ganz  beseitigen.  Dagegen  ist  nun  der  Kaiser  im  Frieden  auf  der 
jedesmaligen   Investitur  der  neugewählten   Consuln   bestanden;   die 
einzige  Erleichterung,  welche  er  gewährt,  besteht  darin,  dass,  wenn 
er  selbst  nicht  in  der  Lombardei  ist,  die  Investitur  bei  seinem  Boten 
genommen  werden  kann;   aber  auch  das   ist  noch  wesentlich    ein- 
geschränkt;  nicht   blos  bei  jedem  Herrenfall,  sondern  jedes  fünfte 
Jahr  ist  die  Investitur   durch  einen  Boten   der  Stadt   beim    Kaiser 
personlich  einzuholen.  Dass  der  Kaiser  mit  einer  so  weitgreifenden 
Forderung  durchdrang,  ist  um  so  auffallender,  als  schon  1175  im 


Zur  Geschichte  des  Lombardenhiindes.  337 

Schiedssprüche  Cremonas  den  Lombarden  die  einmalige  Investitur 
zugestanden  war. 

Bezüglich  der  Appellationen  verlangen  die  Lombarden,  dass  nur, 
wenn  es  sich  um  einen  Streitgegenstand  von  mehr  als  hundert  Pfund 
Werth  handelt,  appeUaiio  ad  imptratorem  liciiefiat.  Da  ist  nun§.  12 
des  Friedens  nicht  allein  die  Werthsumme  auf  fünfundzwanzig  Pfund 
herabgesetzt,  sondern  es  heisst  schlechtweg  appellatio  ad  nos  fiai; 
was  die  Lombarden  anscheinend  in  das  Belieben  der  Partei  stellen 
wollten,  behauptet  der  Kaiser  als  sein  ausschliessliches  Recht.  Dass 
der  Kaiser  dafür  einen  eigenen  Boten  in  der  Stadt  zur  Entscheidung 
an  Ort  und  Stelle  haben  soll,  gibt  er  zu;  aber  nicht  einen  Boten 
consitio  consulum  civitatis  electum;  diese  Forderung  ist  einfach 
beseitigt. 

Von  den  Consuln  wird  §.  13  im  Frieden  die  Leistung  der  Fide- 
litas,  neben  welcher  in  Italien  das  Hominium  nicht  üblich  war, 
schlechtweg  gefordert,  also  wohl  im  Sinne  der  Lehnshuldigung,  wie 
das  um  so  deutlicher  dadurch  hervortritt,  dass  der  Zusatz  der  Lom- 
barden: sicut  cives  in  ipsa  civitate,  beseitigt  ist.  Für  die  Bürger 
aber  verlangen  die  Lombarden,  dass  sie  nur  Treue  leisten  aecundum 
consuetudinem  obtinefäem  ante  regnum  domini  Federici.  Viel 
strenger  ist  es  zweifellos,  wenn  nach  §.14  des  Friedens  alle  Ein- 
wohner von  sechzehn  bis  siebzig  Jahren  den  Treuschwur,  allerdings 
nur  aicut  cives,  leisten  sollen,  und  dieser  nach  dem  eingeschobenen 
§.  34  alle  zehn  Jahre  auch  von  denen ,  welche  ihn  bisher  noch 
nicht  leisteten,  verlangt  werden  kann. 

In  §.  15  geht  die  Forderung  des  Bundes  dahin,  dass  die  Vasal- 
len, welche  während  der  Kriegszeit  die  Belehnung  nicht  nachsuchten 
oder  dem  Kaiser  den  Lehndienst  nicht  leisteten,  vel  occasione  socie- 
tatis  eum  offenderunt  t  desshalb  ihr  Lehen  nicht  verlieren  sollen, 
nee  propterea  in  ins  voeentnr.  Die  Bestimmung  des  Friedens  ist 
durch  Beseitigung  des  wörtlich  Mitgetheilten  viel  ungünstiger  für 
die  Vasallen. 

Im  Responsum  heisst  es  §.  21 :  Pactiones  timore  imperatoris 
vel  per  impressionem  nunciorum  eins  extorte  in  irritum  deducan- 
tur,  puta  Placetitinorum  et  episcopi  Paduani  et  Veronensium  et 
Vicentinorum  civium  et  si  que  sunt  similes.  Im  Frieden  ist  nur  von 
den  Verträgen  der  Placentiner  die  Rede,  die  genauer  angegeben 
werden,  nämlich  ein  Vertrag  über  die  Pobrücke,  welche  der  Stadt 


338  F ick  er 

unter  Vorbehalt  des  an  die  Äbtissin  von  S.  Julia  zu  Brescia  zu  zah- 
lenden Zinses  verbleiben  soll;  dann  ein  von  dem  116ß  verstorbenen 
Bischof  Hugo  von  Piacenza  eingegangener  Vertrag  über  Castel  Ar- 
quato,  südwestlich  von  der  Stadt.  Wird  dann  auch  hinzugefügt,  dass 
es  mit  andern  ähnlichen  vom  Bischöfe  oder  der  Stadt  oder  andern 
Bundesgliedern  eingegangenen  Verträgen  eben  so  gehalten  werden 
solle,  so  konnte  die  Einzelauflfuhrung  mindestens  die  Stadt  nicht 
günstiger  stellen.  Die  Verträge  aber  des  Bischofs  von  Padua,  wobei 
wohl  zweifellos  an  das  Abkommen  über  Sacco  von  1161  (Muratori 
Antiquitates  6»  243)  zu  denken  ist,  dann  die  mir  nicht  bekannten 
Verträge  von  Verona  und  Vicenza  werden  im  Frieden  gar  nicht  ge^ 
nannt;  gewiss  nicht  zufallig.  Es  liess  sich  nun  allerdings  von  ihnen 
behaupten,  dass  sie  zu  den  im  allgemeinen  abgeschaßlen  Verträgen 
gehorten;  aber  der  Frieden  liess  diese  Frage  mindestens  offen,  es 
war  dann  jedenfalls  erst  zu  erweisen,  dass  sie  erzwungene  Verträge 
seien. 

Die  Bestimmungen  des  §.  24  Ober  die  Bestitution  der  Bundes- 
glieder in  ihre  frühem  Besitzungen  zeigen  besonders  deutlich,  wie 
durch  kleine  Änderungen  die  Forderungen  des  Bundes  abgeschwächt 
wurden;  es  heisst  im  Frieden  ante  tempus  guerre  sXslU  a  tempore 
regni  eitiSf  iuste  tenebat  statt  tetiebat,  per  vim  ablate  statt  ablote^ 
sine  fructibus  et  dumno  reatituantur  statt  restituaniur. 

Dem  Markgrafen  Opizo  von  Malaspina  wird  im  Frieden  g.  25 
nur  die  Wiedergewäbrung  der  Gnade  des  Kaisers  und  volle  Straf- 
losigkeit zugesichert;  dagegen  ist  die  Forderung:  et  possessiones, 
quas  habet  in  Tertona  et  episcopatu,  ei  reatituantur,  nicht  berück- 
sichtigt; höchst  wahrscheinlich  desshalb,  weil  diese  mir  nicht  näher 
bekannten  Besitzungen  in  dem  Separatfrieden,  welchen  Tortona 
1183,  Febr.  4,  mit  dem  Kaiser  geschlossen  hatte  (Mon.  Germaniae 
4,  165),  an  die  Stadt  überlassen  waren;  es  würde  danach  der 
älteste  und  treueste  Anhänger  des  Bundes  unter  den  italienischen 
Grossen  den  frühern  Besitzstand  nicht  ungeschmälert  zurückerhalten 
haben. 

Von  geringerer  Bedeutung  ist  es,  wenn  der  Bestimmung  §.  36, 
dass  Streitigkeiten  über  Reichslehen  durch  die  Lehensgenossen  aus- 
zutragen seien,  im  Frieden  der  Vorbehalt  zugefügt  ist,  dass  der 
Kaiser,  wenn  er  in  der  Lombardei  sei,  dieselben  vor  sein  Gericht 
ziehen  dürfe.    Und  so  Hessen  sich  wohl  noch  andere,  dem  Kaiser 


Zur  Geschichte  des  Lombaidenhundes.  339 

gunstige  Änderungen  von  geringerer  Bedeutung  auffinden.  Von  be- 
sonderer Wichtigkeit  sind  aber  noch  zwei  Fälle,  bei  denen  Forde- 
rungen des  Bundes  im  Frieden  einfach  übergangen  sind. 

Das  ist  zunächst  die  Alessandria  betreffende:  Älexandria  dei 
gratittf  misericordia  imperialis  benevolentie  ciüitas  remaneat  et 
statum  cimtaiis  obtineat  et  omni  privilegio  civitatutn  societatis 
gaudeai  intra  et  eartra  et  earum  consuetudinibua  libere  utatur.  Das 
war  der  Punkt,  an  welchem  der  Frieden  von  Montebello  vorzugsweise 
gescheitert  war;  der  Kaiser,  der  noch  1183,  Febr.  4,  keine  Stadt, 
sondern  nur  Leute  aus  acht  Ortschaften  kennt,  welche  sich  bei  Palea 
versammelt  haben  (Mon.  Germaniae  4,  166),  der  noch  damals,  wie 
ein  gleichzeitig  zwischen  Pavia  und  Tortona  geschlossener  Vertrag 
(V^oigt,  Gesch.  des  Lombardenbundes  334)  zu  ergeben  scheint,  die 
Wiederauflosung  der  Stadt  im  Auge  hatte,  würde  sich  auch  jetzt  zu 
voller  Bewilligung  jener  Forderung,  selbst  auf  die  Gefahr  des  Wieder- 
ausbruches des  Krieges  hin,  schwerlich  verstanden  haben.  Nur  der 
Umstand,  dass  beim  Wiederausbruche  Alessandria,  welches  nach 
dem  entschiedenen  Übertritte  von  Tortona  zur  kaiserlichen  Partei 
ganz  isolirt  stand,  zweifellos  zunächst  die  Last  des  Krieges  mit  ge- 
ringer Aussicht  auf  erfolgreichen  Widerstand  hätte  tragen  müssen, 
verbunden  mit  der  Überzeugung,  dass  es  dem  Bunde  nicht  gelingen 
werde,  die  Aufnahme  der  Stadt  als  Bundesglied  in  den  Frieden 
durchzusetzen,  können  Alessandria  dazu  bewogen  haben,  1183, 
März  14,  zu  Nürnberg  einen,  zwar  die  Stadt  erhaltenden,  übrigens 
aber  überaus  ungünstigen  Sondervertrag  mit  dem  Kaiser  abzu- 
schliessen.  Diese  Erhaltung  Alessandrias  als  Stadt  scheint  der  Kai- 
ser, wenn  er  auch  für  den  Fall  des  Krieges  noch  die  Wiederauf- 
lösung beabsichtigte,  für  den  Fall  des  Friedens  schon  früher  dem 
Bunde  angeboten  zu  haben;  denn  der  Ausdruck  misericordia  impe- 
rialis  benevolentie,  welchen  der  Bund  bei  selbstständiger  Formuli- 
rung  des  Artikels  schwerlich  gebraucht  haben  würde,  scheint  darauf 
zu  deuten,  dass  der  erste  Theil  desselben  aus  dem  kaiserlichen  Vor- 
schlage beibehalten  ist,  während  dann  die  Rectoren  die  weitere  For- 
derung zufügten.  Dieser  wurde  in  jenem  Vertrage  in  keiner  Weise 
entsprochen.  Selbst  die  Erhaltung  der  Stadt  gab  der  Kaiser  nur  in 
der  Weise  zu,  das  formell  das  bisherige  Gemeinwesen  aufgelöst,  ein 
neues  durch  ihn  geschaffen  wird.  Alle  Einwohner  haben  die  Stadt 
zu  verlassen  und  draussen  zu  verweilen,  bis  ein  Bote  des  Kaisers  sie 


340  F  i  c  k  e  r 

zunickführt  und  ihnen  die  Stadt  übergibt,  welche  der  Kaiser  aus  den 
Nachbarorten  gründet  und  ihr  den  Namen  Cesarea  gibt.  Sie  erhalt 
eine  viel  ungunstigere  Stellung,  als  andere  Städte;  die  eintraglich- 
sten Regalien  innerhalb  und  alle  Regalien  ausserhalb  der  Stadt  ver- 
bleiben dem  Kaiser;  eine  Reihe  wichtiger  Befugnisse,  welche  sonst 
den  Consuln  zustehen,  bleiben  denselben  hier  entzogen  und  werden 
durch  einen  Reichsboten  geübt.  Vor  allem  ist  von  einem  Verbleiben 
beim  Bunde  nicht  die  Rede;  die  Stadt  muss  sich  bezüglich  Krieg  und 
Frieden  ganz  dem  Willen  des  Kaisers  unterwerfen  und  in  das  Bund- 
niss  der  kaiserlichen  Stadtepartei  eintreten  (Mon.  Germaniae  4,  181). 
Diesen  Sondei-vertrag  der  Stadt  mit  dem  Kaiser  fasste  man 
bisher  einfach  als  verratherischen  Abfall  vom  Bunde  auf.  Ich  glaube 
kaum,  dass  diese  Ansicht  die  richtige  ist,  wenn  uns  auch  bestimm- 
tere Nachrichten  fehlen.  Auf  jenem  Tage  zu  Nürnberg  wird  über- 
haupt über  den  Frieden  verhandelt  sein.  Nach  jenem  Vertrage  mit 
Alessandria  war  zu  Nürnberg  der  Reichskämmerer  Rudolf  von  Sieben- 
eieh,  der  dann  zu  den  drei  anfänglich  zur  Verhandlung  über  den 
Frieden  bevollmächtigten  Reichsboton  hinzutritt  und  im  April  mit 
ihnen  zu  Piacenza  den  endgiltigen  Vertrag  abschliesst.  Es  waren 
weiter  viele  Italiener  zu  Nürnberg  und  zwar  nicht  blos  von  der  kai- 
serlichen Partei;  als  Zeugen  der  Unterwerfung  von  Alessandria  er- 
scheinen auch  ein  Novarese  und  ein  Brescianer,  dann  Petrus  von  den 
Visconti  von  Piacenza,  der  gleichfalls  bei  der  Beschwörung  des  Vor- 
viertrags  zu  Piacenza  wieder  genannt  wird.  Es  liegt  wohl  am  näch- 
sten, anzunehmen,  dass  zu  Nürnberg  mit  dem  Kaiser  über  die  For- 
derungen der  Lombarden,  wie  sie  im  Responsum  formulirt  waren, 
vferh.nndelt  wurde  und  der  Kämmerer  sich  dann  mit  weiteren  Instruc- 
tionen nach  Piacenza  begab.  Wird  man  nun  wohl  annehmen  dürfen, 
dass  zu  Nürnberg  hinter  dem  Rücken  des  Bundes,  mit  dem  man  ver- 
hiandelte,  eine  vollendete  Thatsache  von  solcher  Bedeutung  g:\schaf-' 
fen  wurde?  dass  der  Bund  das  ruhig  hingenommen,  das  Friedens- 
Werk  dadurch  nicht  gestört  wäre?  dass  Bürger  aus  Bundesstädten 
dennoch  dabei  als  Zeugen  aufgetreten  wären?  Ich  möchte  doch  den- 
ken, dass  jene  Unterwerfung  im  Einverständnisse  mit  Bevollmäch- 
tigten des  Bundes  geschah ,  um  dadurch  das  Haupthinderniss  des 
Friedens  zu  beseitigen.  Dann  würde  darin  allerdings  eine  sehr  grosse 
Nachgiebigkeit  des  Bundes  zu  sehen  sein.  Ist  unsere  Annahme  aber 
unbegründet,  ist  die  Unterwerfung  Alessandrias  ohne  Wissen   des* 


Zur  Geschichte  des  Lombiirdeobuudes« 


341 


Bundes  erfolgt»  so  wäre  es  für  die  gegenseitige  Lage  kaum  weniger 
bezeielinend,  wenn  der  Bund  stillschweigend  eine  vollendete  That- 
Sache  hinnahm,  welche  ihn  eines  seiner  wichtigsten  Glieder  be- 
raubte. 

Von  nicht  geringerer  Bedeutung  ist  die  Beseitigung  einer  an- 
dern Forderung  im  Frieden.  Sie  betrifft  den  Zusatz,  welcher  sich  im 
Responsum  zu   §.  3S ,  wo   von  der  Restitution  der  Anhänger  des 
Kaisers  die  Rede  ist,  findet:  pactis  inter  civitates  facHs,  presertim 
ante  imperium  domini  imperatorü,  in  suo  robwe  durantibuSy  vel- 
uti  quod  factum  fuii  inter  Bononienses  et  Faentinos  et  Imolenses. 
Imola  hatte  sich  liS3  auf  die  härtesten  Bedingungen  Bologna  und 
Faenza  unterwerfen  müssen;  die  Stadt  selbst  wurde  Unterthanin  von 
Bologna,  die  Grafschaft  unter  beide  Nachbarstädte  getheilt  (Savioli 
Annali  Bolognesi  1  6,  228.  229).  Gerade  diese  Verträge  hatte  man 
im  Auge,  da  es  offenbar  nicht,  zutälltg  gerade  hier  im  Responsum 
ante  imperium  statt  des  an  andern  Stellen  gebrauchten  ante  regnum 
heisst;  es  entspricht  ganz,  wenn  Bologna  und  Faenza  in  bezüglichen 
Verträgen  von  1168  und  1178  sich  verpflichten,  Imola  in  die  Stel- 
lung zurückzubringen,  wie  sie  war  octo  diebua  antequam  Imperator 
Federicus  primo  ingrederetur  Italiam,  Denn  um  einen  ununterbro- 
chenen Besitzstand  handelte  es   sich  zur  Zeit  des  Friedens  da  in 
keiner  Weise.  Der  Kaiser  hatte,  wenn  nicht  schon  IIKK,  jedenfalls 
1159  die  Unabhängigkeit  von  Imola  wiederhergestellt  (Manzonius 
Episcoporum  Corneliensium  historia  101);  seitdem  blieb  Imola  die 
eifrigste  Anhängerin  des  Kaisers  in  der  Romagna.  Die  Erhebung  der 
Lombarden  machte  der  Unabhängigkeit  der  Stadt  wieder  ein  Ende; 
1168  musste  sie  sich  auf  die  frühern  Bedingungen  unterwerfen.  Der 
Zerfall  zwischen  Bologna  und  Faenza  1171  durfte  nur  die  Folge  gehabt 
haben,  dass  nun  Bologna  allein  hier  gebot,  welches  sich  insbesondere 
in  San  Cassiano  bei  Imola  eine  feste  Zwingburg  geschaffen  zu  haben 
scheint.  Das  Auftreten  des  Legaten  Christian  von  Mainz  in  der  Ro- 
magna Anfang  1175  führte  dann  zu  einer  entschiedenen  Wendung; 
Imola  scheint  sich  sogleich  erhoben  zu  haben;   trotz  der  Unter- 
stützung Bolognas  durch  den  Bund  wurde  San  Cassiano  erobert  und 
zerstört;  1175,  März  17,  verbriefte  der  Legat  denen  von  Imola,  dass 
es  nie  wieder  erbaut  werden  solle;  1177  hat  der  Kaiser  diese  Ver- 
fügung und  die  Unabhängigkeit  von  Imola    bestätigt    (Savioli  2, 
48.  67). 

Sitzb.  d.  phil.-hist.  Cl.  LX.  Bd.  U.Hft.  23 


*H2  Ficker 

So  trat  der  Buud  hier  1177  in  sehr  ungünstiger  Stellung  iit 
den  Waffenstillstand  ein;  ausser  Ferrara  erscheinen  in  der  Romagoft 
nur  noch  Bologna  mit  den  vertriebenen  Leuten   von  San  Cassiano 
und  dem  unbedeutenden  Dozza  im  Gebiete  von  Imola  als  Bundes— 
glieder;  Imola,  Faenza  und  die  übrigen  Städte  der  Roroagna,  dann 
selbst  Monteveglio»  im  Gebiete  von  Bologna  an  der  modenesischen 
Grenze  gelegen,  wurden  als  Glieder   der  kaiserlichen  Partei   aner- 
kannt.   Bologna  hat    nun    aber   den  Waffenstillstand,    der    seinen 
Sonderinteressen  so  vi^enig  entsprach,  nicht  eingehalten.    Mit  Unter«^ 
Stützung  Modenas  wurde   1179  Monteveglio  zerstört,  ein  Friedens- 
bruch,  den  der  Pabst  höchlich  missbilligte   (Savioli  2,  99.   103}. 
Entscheidender  war  es,   dass  es  Bologna  gelang,  Faenza  von  der 
kaiserlichen  Partei  abzuziehen;   schon   1178  verbanden  sich  beide 
zur  Wiedererbauung  von  San  Cassiano  und  zur  Wiederherstellung 
ihrer  gemeinsamen  Hoheit  über  Imola.  Über  drei  Jahre  dauerte  der 
Kampf;  der  Bund  scheint  sich,  so  viel  wir  wissen,  gar  nicht  einge-^ 
mischt  zu  haben;  der  kaiserliche  Legat  Christian  von  Mainz  kriegte 
1179  glücklich  gegen  Faenza;  es  scheint  dann  aber  insbesondere 
seine  Gefangenschaft  eine  nachdrückliche  Unterstützung  von  Imolü 
gehindert  zu  haben.  Dieses  musste  sich  1181  unter  Wiederherstel- 
lung des  alten   Abhängigkeitsverhältnisses   zu  Bologna  und  Faenza 
auf  die  härtesten  Bedingungen  unterwerfen ;  insbesondere  musste  e» 
die  kaiserliche  Partei  verlassen,  dem  Lombardenbunde  beitreten  und 
Geissein  bis  zur  Beendigung  des  Krieges  mit  dem  Kaiser  stellen 
(Savioli  2,  112). 

So  trat  Bologna  mit  der  vollendeten  Thatsache  der  Herstellung 
seines  ganzen  frühern  Besitzstandes  in  die  Friedensverhandlungen  ein 
und  vom  Bunde  wurde  in  angegebener  Weise  Anerkennung  desselben 
verlangt.  Der  Kaiser  ist  darauf  nicht  eingegangen ;  es  hätte  das  nicht 
allein  eine  offene  Anerkennung  der  Ergebnisse  des  Bruches  des 
Waffenstillstandes  in  sich  geschlossen ,  sondern  in  Imola  hätte  der 
Kaiser  auch  einen  sehr  zuverlässigen  Stützpunkt  bei  etwaigen  neuen 
Zerwürfnissen  verloren.  So  erscheint  die  betreffende  ausdrückliche 
Forderung  im  Frieden  ganz  beseitigt.  Auch  unter  den  übrigen  Be- 
stimmungen ist  keine,  aufweiche  hin  Bologna  und  Faenza  ihre  An- 
sprüche hätten  begründen  können;  §.  28  bezieht  sich  sichtlich  nur 
auf  die  von  Mailändern  mit  ihren  Nachbarn  eingegangenen  Verträge; 
in  §.  37  verspricht  der  Kaiser  allerdings  sich  in  die  unter  Bundes- 


Zur  Geschichte  des  Lombardenbondes.  343 

gliedern  abgeschlossenen  Vertrage  nicht  einzumischen;  aber  abge- 
sehen davon,  dass  Imola  nun  nicht  mehr  Bundesglied  blieb,  ist  das 
ausdrücklich  auf  die  Pacta  non  per  violentiam  facta  beschränkt,  zu 
denen  jener  Unterwerf ungsTcrtrag  naturlieh  nicht  gezählt  werden 
konnte  Andere  Angaben  des  Friedensinstrumentes  ergeben  sogar 
bestimmt,  dass  Imola  seine  freie  Selbstbestimmung  durchaus  ge- 
wahrt blieb. 

Über  die  wichtige  Frage  nämlich,  wer  als  Hitglied  des  Bundes 
zu  betrachten  sei,  spricht  sich  das  Responsum  gar  nicht  aus,  von 
Alessandria  abgesehen,  wo  der  Kaiser  die  bezügliche  Forderung  nicht 
bewilligte.  In  der  Concessio,  dem  Vorrertrage  TonPiacenza,  sind 
die  Glieder  des  Bundes,  cum  quibus  d.  imperaior  faeit  concordiam 
et  que  dehent  iurare  ex  parte  Bocietatis,  aufgezählt  und  unter  ihnen 
auch  Imola.  Aber  die  Ansprüche  des  Bundes  auf  alle  Genannten 
werden  nicht  unbedingt  anerkannt;  es  findet  sich  weiterhin  der  Vor- 
behalt, dass  von  ihnen  Ferrara,  Imola,  Faenza  schworen  sollen,  sipla^ 
cuerit;  dasselbe  ist  für  die  als  Bundesglieder  vorhin  nicht  genannten 
Bisthümer  Feltre,  Belluno  und  Ceneda  gestattet,  unter  Vorbehalt 
ihrer  Verträge  mit  Treviso.  Dieser  Umstand  war  auch  zur  Zeit  des 
endgültigen  Abschlusses  zu  Constanz  noch  nicht  geregelt.  Es  müssen 
sich  sogar  noch  weitere  Anstände  ergeben  haben;  es  wird  von 
Städten  der  kaiserlichen  Partei  Einsprache  erhoben  worden  sein 
gegen  die  Aufnahme  von  Orten  unter  die  Bundesglieder,  über  welche 
sie  Hoheit  beanspruchten,  so  Como  über  Gravedona,  Imola  über  San 
Cassiano;  es  werden  andererseits  Orte,  welche  nach  der  Concessio 
zum  Bunde  gehören  sollten,  sich  dessen  geweigert  haben,  wie  Bobbio, 
das  sich  wohl  dadurch  der  Abhängigkeit  von  Piacenza  entziehen 
wollte;  vorwiegend  ist  jedenfalls  letzteres  der  Fall  gewesen.  Daraus 
sind  die  drei  Classen  von  Orten  zu  erklären,  welche  der  Frieden 
unterscheidet.  Einma)  sind  hier  die  Städte  genannt,  für  welche  als 
entschiedene  Bundesglieder  der  Frieden  unmittelbar  gilt;  unter  ihnen 
nun  auch  Faenza,  welches  sich  also  für  das  Verbleiben  beim  Bunde 
entschlossen  hatte.  Ihnen  gegenüber  stehen  die  Städte ,  auf  welche 
der  Bund  überhaupt  keine  Ansprüche  erhob,  welche  mit  dem  Kaiser 
als  dessen  Bündner  in  den  Frieden  eintreten;  unter  diesen  nun  auch 
das  in  Caesarea  umgetaufte  Alessandria.  Die  dritte  Classe  bilden 
sichtlich  die  Orte,  welche  der  Bund  beanspruchte,  während  sie  selbst 
oder  andere  Einsprache  dagegen  erhoben.    Bezfigltch  dieser  muss 


344  Ficker 

man  sich  dahin  geeinigt  haben,  dass  es  von  ihrem  freien  Willen  ab- 
hängen solle,  auf  welche  Seite  sie  treten  würden,  dass  aber  der  Bund 
keine  Ansprüche  mehr  auf  sie  erheben  dürfe ,  wenn  er  binnen  zwei 
Monaten  sie  nicht  zum  Beitritte  bewegen  könne ,  was  denn  auch  um- 
gekehrt da  gelten  mochte ,  wo  der  Bereitwilligkeit  einzelner,  heim 
Bund  zu  verbleiben,  andere  Ansprüche  entgegenstanden.  Nur  so  ist 
es  zu  erklären,  wenn  es  im  Frieden  heisst :  Prescriptam  autem  con- 
cessionem  atU  permissionem  eis  nonfacimus,  videlicet  Imole,  Castro 
SancH  Cassiani,  Bobio,  plebi  de  Grabadona,  Feltre,  Belluno»  Ce- 
nete,  Ferrarie;  autem  gratiam  nostram  reddimus  et  prescriptam 
concessionem  facimus  seu  permissionem,  si  infra  duos  menses  post 
reditum  Lombardorum  a  curia  nostra  de  pace  prescripta  cum  eis 
concordes  fuerint.  Hier  haben  sich  sichtlich  die  Lombarden  noch  zu 
Concessionen  gegenüber  dem  Vorvertrage  verstanden,  insoferne  dort 
San  Cassiano,  Bobbio  und  Gravedona  schon  vorbehaltslos  als  Bundes- 
glieder anerkannt  waren,  weiter  hier  gewiss  nicht  zufallig»  wie  der 
Erfolg  zeigt,'  der  Vorbehalt  der  Bechte  von  Treviso  auf  Feltre,  Bel- 
luno und  Ceneda  nicht  wiederholt  ist. 

Und  das  ist  um  so  beachtenswerther,  als  doch  wohl  schon  da- 
mals vorauszusehen  war,  dass  diese  noch  offen  gelassene  Frage  sich 
auf  Grund  jenes  Abkommens  schliesslich  überwiegend  zu  Gunsten 
des  Kaisers  lösen  werde.  Das  einzige  Gravedona  verblieb  zunächst 
dem  Bunde,  als  dessen  Mitglied  es  uns  1185  genannt  wird  (^Savioli 
2,  141).  San  Cassiano  wird  später  nicht  mehr  als  selbstständige 
Gemeinde  genannt;  mag  es  versucht  haben,  sich  als  solche  neben 
Imola  durch  Festhalten  am  Bunde  zu  behaupten,  so  ist  das  auf  die 
Dauer  nicht  gelungen;  1186  beschwören  angesehene  Einwohner 
die  Bürgerschaft  von  Imola,  1187  wird  auch  der  Sitz  des  Bisthums 
dahin  übertragen  (Manzonius  121.  123.  125).  Zu  Bobbio,  das  als 
Bundesglied  nicht  mehr  erwähnt  wird,  scheint  die  Hoheit  des  Bischofs, 
zugleich  Grafen  wieder  hergestellt  zu  sein,  welcher  es  später  wenig- 
stens untersteht  (Poggiali  Memorie  di  Piacenza  5,  135);  nur  zett- 
weise wurde  es  von  Piacenza  zur  Unterwerfung  gezwungen.  Ferrara, 
welches  sich  vielleicht  wegen  Zwistigkeiten  mit  einzelnen  Bundes- 
städten vom  Bunde  zurückzog,  ist  demselben  auch  nachträglich  nicht 
beigetreten;  ein  Privileg  Kaiser  Heinrichs  von  1191  enthält  die  aus- 
drückliche Bestimmung,  dass  es  dem  Bunde  nicht  beitreten  dürfe 
(Würdtwein  Nova  subsidia  12,  36).  Zu  Feltre  stellt  der  Kaiser  1184 


Zur  Geschichte  des  LorDbardenbundet.  345 

die  Hoheit  des  Bischofs  im  vollsten  Umfange  wieder  her,  erklärt 
insbesondere,  dass  dasselbe  ab  omni  aliarum  citntatum  Lombardie 
vel  Marchie  poiestate  frei  sein  solle ;  in  demselben  Jahre  erklärt  er 
den  Bisehof  von  Ceneda  für  frei  von  jeder  Abhängigkeit  von  Treviso 
oder  irgend  einer  sonstigen  Stadt  (Verci  Storia  della  marca  Trivi- 
gianal,2S. 30);  nicht  anders  wird  Belluno  gestellt  worden  sein;  es 
war  demnach  hier  zunächst  mit  der  Abhängigkeit  von  Treviso  auch 
die  Hoheit  des  Bundes  selbst  beseitigt.  Von  Imola  ist  es  selbstver- 
ständlich ,  dass  es  die  ihm  gestattete  freie  Wahl  nur  dazu  benutzte, 
sich  vom  Bunde  endgültig  loszusagen.  Und  das  ist  für  die  spätere 
Machtstellung  des  Reichs  in  diesen  Gegenden  von  grosster  Bedeutung 
gewesen;  um  nachdrücklicheren  Schutz  gegen  die  mächtigen  Nach- 
barinnen zu  haben  y  entsprach  es  wohl  dem  eigenen  Wunsche  der 
Stadt,  wenn  sie  nun  unter  unmittelBare  Reichsverwaltung  gestellt 
wurde;  mit  ihrem  Gebiete  bildete  sie  fernerhin,  wie  ich  an  anderm 
Orte  näher  ausführen  werde,  die  Hauptgrundlage  für  den  grossen 
Verwaltungssprengel  des  Reichs ,  den  man  dann  als  Grafschaft  Ro- 
maniola  bezeichnete. 

Die  Vergleichung  der  wichtigern  Bestimmungen,  in  welchen 
dos  Responsum  vom  Frieden  abweicht,  hat  demnach  ergeben,  dass 
das,  was  der  Kaiser  schliesslich  gewährte,  ausserordentlich  weit 
hinter  dem  zurückblieb,  was  die  Lombarden  verlangten.  Eine  Auf- 
fassung des  Friedens,  wonach  der  Kaiser  auf  jedes  Markten  und 
Feilschen  verzichtete  und  mit  heiterer  Miene  dem  nothwendigen 
Friedensschlüsse  auch  die  härtesten  Opfer  brachte,  wird  danach  nicht 
mehr  statthaft  sein.  Die  Forderungen,  auf  welche  die  Lombarden 
verzichteten,  sind  zum  Theil  so  weittragend,  dass  sich  daraus  doch 
ein  sehr  entschiedenes  Friedensbedürfniss  auf  ihrer  Seite  zu  ergeben 
scheint.  In  wie  weit  ihnen  der  Kaiser  dabei  entgegenkam,  auch 
seinerseits  auf  wesentlich  weitergehende  Forderungen  verzichtete, 
würden  wir  freilich  mit  Sicherheit  nur  ermessen  können,  wenn  uns 
auch  die  ursprunglichen  Anerbietungen  des  Kaisers  genau  bekannt 
wären.  Ich  mochte  aber  glauben,  dass  diese  nicht  gar  zu  weit  hinter 
dem  zurückblieben  was  im  Frieden  wirklieh  gewährt  wurde.  In 
manchen  Einzelfällen  würde  sich  das  mit  ziemlicher  Wahrscheinlich- 
keit wohl  noch  durch  genauere  Zergliederung  des  Responsum  erwei- 
sen lassen,  durch  Scheidung  dessen,  was  seiner  Form  nach  kaiser- 
licher Vorschlag,  was  weitergehende  Forderung  der  Lombarden  sein 


346  F  i  c  k  e  r 

muss;  doch  ist  zuzugeben,  dass  wenn  sich  das  auch  mit  einigem 
Erfolg  durchfuhren  lassen  sollte ,  die  gewonnene  Grundlage  dennoch 
eine  sehr  unsichere  bleiben  wGrde,  da  sehr  weitgehende  Forderungen 
des  Kaisers  ja  durch  einfaches  Fallenlassen  im  Gegenrorschlage  der 
Rectoren  beseitigt  sein  können.  Mehr  mochte  ich  jene  Annahme  auf 
allgemeinere  Erwägungen  stutzen. 

Für  das,  was  der  Kaiser  1183  gefordert  haben  wird,  kann  uns 
nicht  das  als  Massstab  dienen,  was  er  über  zwanzig  Jahre  früher 
im  Anschlüsse  an  die  roncalischen  Beschlüsse  gefordert  hatte.  Das 
Wesentliche,  um  das  sich  der  Streit  damals  drehte,  war  ein  Doppeltes; 
der  Kaiser  verlangte ,  dass  die  Gewalt,  welche  früher  Bisehöfe  und 
Grafen  in  den  Städten  geübt  hatten ,  welche  dann  ohne  Zuthun  des 
Reichs  auf  die  städtischen  Magistrate  übergegangen  war,  durch  vom 
Kaiser  gesetzte  Beamte  geübt  wurde;  weiter,  dass  die  nutzbringenden 
Hoheitsrechte,  welche  wohl  gleichfalls  zum  grössten  Theil  von  den 
alten  Feudalgewaiten  an  die  Städte  gekommen  waren,  dem  Reiche 
zurückgestellt  würden.  Ein  Zurückkommen  auf  diese  Forderungen 
hat  der  Kaiser  1183  gewiss  kaum  noch  in  Erwägung  gezogen;  er 
hatte  sich  sicher  längst  mit  dem  Gedanken  vertraut  gemacht,  dass 
Überlassung  der  Selbstverwaltung  und  der  Regalien  an  die  Städte 
nothwendige  Bedingung  jedes  Friedens  sein  müssten,  es  sich  da  nur 
um  die  nähere  Modalitäten  handeln  könne.  Es  handelte  sich  ja  keines- 
wegs darum,  nun  zuerst  im  Frieden  eine  Stellung  der  Städte  zuzu- 
geben, welche  bis  dahin  grundsätzlich  überall  verweigert  worden 
wäre.  Das,  was  die  Bundesstädte  jetzt  erlangten,  hatte  der  Kaiser 
schon  seit  1162  solchen  lombardischen  Städten,  auf  deren  Treue  er 
glaubte  rechnen  zu  dürfen,  in  Sonderprivilegien  gewährt;  nur 
freilich  darauf  bestehend ,  dass  ähnlich,  wie  bei  den  frühern  Feudal- 
gewalten, durch  die  Investitur  die  Befugnisse  der  Consuln  als  vom 
Reiche  übertragen  anerkannt  wurden;  dass  weiter  durch  jährliche 
Abfindungssummen  das  Reich  für  den  Verzicht  auf  die  Regalien  ent- 
schädigt werde.  Solches  war  vielfach  auch  da  gewährt,  wo  sich  in 
keiner  Weise  behaupten  lässt,  dass  der  Kaiser  durch  eine  Nothlage 
dazu  gezwungen  gewesen  wäre;  er  hatte  damit  selbst  den  Weg 
gewiesen,  auf  welchem  ihm  eine  Portdauer  städtischer  Selbst- 
ständigkeit mit  den  Interessen  des  Reichs  vereinbar  schien.  Den 
spätem  Bundesstädten  hatte  er  freilich  früher  eine  solche  Stellung 
verweigert;  aber  es  war  doch  auch  jetzt  nicht  das  erstemal,  dass  er 


Zur  Geschichte  des  Lombardenbundes.  d47 

zur  Gewährung  derselben  auch  für  diese  bereit  war,  es  ist  insbesondere 
nicht  etwa  erst  die  Schlacht  bei  Legnano  gewesen,  welche  ihm  das 
als  unabweisliche  Noth wendigkeit  erscheinen  liess.  Schon  als  er  1175 
den  Vertrag  von  Montebello  schloss,  muss  er  entschlossen  gewesen 
sein,  das  zu  gewahren,  wie  dann  der  Schiedsspruch,  den  der  Kaiser 
anzuerkennen  bereit  war,    es  wirklich  gewährte;   keine   der  zu- 
verlässigen Nachrichten  über  die  damaligen  Vorgänge  deutet  auch 
nur  darauf  hin,    dass  dieser  Punkt  den  Frieden  gehindert  habe. 
Es  ist  möglich,  dass  dann  noch  su  Venedig,  wie  Romuald  erzählt, 
die  kaiserlichen  Bevollmächtigten  flir  gut  befanden,  die  Verhand- 
lungen mit  dem  Hinweis  auf  die  Zeiten  des  vierten  Heinrich  oder  die 
ronkalischen  Beschlösse  zu  eröffnen;  aber  doch  schwerlich  in  der 
Absicht,  auf  solchen  Forderungen  zu  bestehen;  wie  man  denn  ja 
^ueh   bald  auf  den  Schiedsspruch  zurückging,  nur  über  einzelne 
Punkte  sich  nicht  einigen  konnte.  Gewiss  hat  auch  jetzt  dem  Kaiser 
nichts  ferner  gelegen,  als  auf  jene  frühern,  längst  als  undurchführbar 
erkannten   Forderungen  zurückzugreifen.    Scheint   der  Kaiser  der 
Wiederaufnahme  des  Krieges  nicht  abgeneigt  gewesen  zu  sein,  so 
glaube  ich  kaum,  dass  er  selbst  im  Falle  eines  Sieges  noch  gewillt 
gewesen  wäre,  jene   Forderungen   durchzuführen;  Auflösung  des 
Bundes,  Zerstörung  von  Alessandria,  Abtretungen  zu  Gunsten  des 
4inmittelbaren  Reichsbesitzes    und    der   Städte    und    Grossen   der 
kaiserlichen  Partei,    bedeutende  Strafsummen  und  hohe  jährliche 
Abgaben  wären  wohl  das  gewesen ,  was  er  im  Auge  gehabt  hätte ; 
schwerlich  die  Wiederholung  des  Versuchs,  die  Städte  durch  von 
ihm  gesetzte  Podestaten  zu  regieren. 

Ist  aber  der  Kaiser  von  vornherein  und  nicht  erst  jetzt  bereit 
gewesen,  jene  Hauptforderungen  im  allgemeinen  zuzugestehen,  so 
fnusste  es  sich  einmal  noch  um  die  Modalitäten  handeln.  Und  da  ist 
kaum  abzusehen,  wie  er  seine  Forderungen  viel  höher  stellen  konnte. 
Der  Schiedaspruch  von   1175  hat  offenbar  auf  die  Verhandlungen 
von  1 1 83  eingewirkt,  wenn  auch  kein  so  enger  Anschluss  stattfindet, 
dass  wir  annehmen  dürften,  jener  habe  bei  diesen  als  Grundlage 
gedient.  Eine  genauere  Vergleicbung ,  welche  uns  hier  zu  weit  füh- 
ren würde,  dürfte  ergeben,  dass  die  Lombarden  in  keinem  wesent- 
lichen Punkte  1183  mehr  erreichten,  als  ihnen  schon  1175  zuge- 
standen war;  wohl  aber  blieben  in  einzelnen  Punkten  die  jetzigen 
Zugeständnisse  des   Kaisers   erheblich  dagegen  zurück.    War  der 


348  Ficker 

Kaiser  bereit,  jetzt  auch  den  Bundesstädten  eine  Stellung  zum  Reiche 
zu  gewähren,  die  der  der  Kronvasallen  entsprach,  so  kann  er  bezüg- 
lich der  Form  der  Belehnung  kaum  etwas  von  den  Forderungen 
nachgelassen  haben,  welche  sich  aus  der  Analogie  des  Lehnwesens 
ergaben  und  für  die  Behandlung  der  Städte  seiner  Partei  schon  bis* 
her  massgebend  gewesen  waren.  Die  blosse  Investitur  beim  Herren* 
fall,  wie  sie  1175  zugestanden  war  und  jetzt  wieder  verlangt  wurde, 
ist  nicht  gewährt;  der  Kaiser  hat  jährliche,  zeitweise  personliche 
Investitur  durchgesetzt,  hat  keine  Abschwächung  der  Bedeutung 
des  von  den  Consuin  zu  leistenden  Treueides  zugegeben ,  auch  den 
Treueid  der  gcsammten  Burgerschaft  in  schärferen  Formen  verlangt, 
als  der  Schiedsspruch  und  die  Forderungen  des  Bundes  sie  gewähr* 
ten.  Eine  Hasse  von  nutzbaren  Hoheitsrechten  wurde  allerdings  den 
Städten  ohne  Verpflichtung  zu  jährlichem  Zinse  überlassen,  wie  er 
sonst  meistens  bedungen,  vielen  Städten  aber  doch  auch  schon 
früher  nachgelassen  war;  da  mochte  es  aber  als  genügender  Ersatz 
erscheinen,  wenn  einmal  vom  Bunde  die  bedeutende  Summe  von 
fünfzehntausend  Pfund  gezahlt  wurde,  andererseits  in  Ausführung 
des  Friedens  entweder  eine  Menge  vorenthaltener  Regalien  an  das 
Reich  zurückzustellen  oder  ein  bedeutender  jährlicher  Zins  dafür  zu 
zahlen  war.  Stand,  wie  wir  annehmen,  die  Gewährung  der  Selbst- 
verwaltung und  der  Regalien  auch  an  die  Bundesstädte  an  und  für 
sich  überhaupt  nicht  mehr  in  Frage,  so  ist  kaum  abzusehen  wie  be* 
zuglich  der  nähern  Bedingungen  der  Friede  viel  hinter  den  For- 
derungen des  Kaisers  sollte  zurückgeblieben  sein. 

Es  handelte  sich  dann  aber  weiter  beim  Frieden  um  Punkte,  bei 
welchen  weniger  das  dauernde  Interesse,  als  das  Ansehen  und  die 
Ehre  von  Kaiser  und  Reich  in  Frage  standen,  wo  seiner  ganzen 
Sinnesart  nach  ein  Nachgeben  des  Kaisers  allerdings  nur  zu  erwarten 
war,  wenn  die  dringendste  Noth  ihn  dazu  zwang.  Dem  scheint  schon 
in  der  Form  und  Fassung  des  Friedensschlusses  vielfach  Rechnung 
getragen  zu  sein.  Wenn  die  Bestimmung  des  Schiedsspruches ,  dass 
bei  Verletzung  des  Friedens  durch  den  Kaiser  die  Städte  sich  gegen 
ihn  gemeinsam  vertheidigen  dürften,  jetzt  auch  in  den  Forderungen 
des  Bundes  nicht  wiederholt  erscheint,  wohl  aber  die  entsprechende, 
dass  die  Städte  den  Kaiser  gegen  Friedensbrüchige  zu  unterstützen 
haben,  so  mag  das  der  Sache  nach  ohne  alles  Gewicht  sein;  aber 
es  scheint  doch  darauf  zu  deuten,  dass  man  die  Empfindlichkeit  des 


Zur  GMcbichte  des  Lombardeobondes.  349 

Kaisers  möglichst  zu  schonen  suchte.  Insbesondere  aber  moss  es 
sich,  so  weit  unsere  Hilfsmittel  das  übersehen  lassen.  In  dieser 
Richtung  um  zwei  Fragen  gehandelt  haben.  Die  eine,  ob  das  dem 
Kaiser  zu  Trotz  und  Hohn  gegründete  Alessandria  als  solches  fort-' 
bestehen  und  der  Rechte  der  Bundesstädte  theilhaftig  werden  sollte. 
Die  andere,  ob  Bologna  und  Faenza,  welche  in  offenster  Verletzung 
des  mit  dem  Kaiser  geschlossenen  Waffenstillstandes  Imola,  eine 
seiner  treuesten  Änhängerinnen ,  unterjocht  hatten,  im  Besitz  ihrer 
Beute  bleiben  sollten.  Wie  sehr  in  beiden  den  Ansprüchen  des  Kai- 
sers genügt  wurde ,  haben  wir  gesehen. 

Es  ist  möglich ,  dass  es  der  weitern  Forschung  noch  gelingen 
könnte,  Punkte  nachzuweisen,  bei  welchen  ein  bedeutenderes  Nach- 
geben des  Kaisers  während  der  Verhandlungen  anzunehmen  sein 
würde.  So  weit  wir  die  Sachlage  jetzt  übersehen ,  können  wir  nur 
annehmen,  dass,  nachdem  die  allgemeinen  Grundlagen  des  Friedens 
insbesondere  seit  den  Vorgängen  des  J.  1175  kaum  mehr  in  Frage 
stehen  konnten,  bei  den  Einzelfragen  es  ganz  überwiegend  der 
Kaiser  gewesen  sein  muss,  der  seine  Forderungen  im  Frieden  zur 
Geltung  brachte.  Wie  der  Friede  Ton  Venedig,  so  bezeichnet  uns 
auch  der  Friede  von  Constanz  doch  nur  dann  ein,  allerdings  sehr 
bedeutendes  Zurückweichen  des  Kaiserthums,  wenn  wir  als  Massstab 
das  anlegen,  was  Friedrich  in  früheren  Jahren  erstrebte.  Wenn  er  einst 
glaubte,  die  Beseitigung  der  feudalen  Gewalten  durch  die  Städte 
einseitig  in  seinem  Interesse  ausbeuten,  einfach  zu  Händen  des 
Reiches  zurücknehmen  zu  können ,  was  jene  zunächst  nicht  diesem, 
sondern  den  Grafen  und  Bischöfen  entrungen  hatten ,  so  ist  er  damit 
wenigstens  hier  in  keiner  Weise  durchgedrungen.  Aber  es  ist  doch 
eben  nicht  zu  vergessen,  dass  das,  worauf  er  zu  Constanz  verzich- 
tete, auch  früher  keineswegs  unmittelbar  in  Händen  des  Reiches 
gewesen  war,  dass  es  ihm  zwar  nicht  gelang,  die  feudalen  Schran- 
ken, welche  das  Staatswesen  jener  Zeit  noch  allgemein  beengten, 
zu  beseitigen*,  dass  aber  im  wesentlichen  das  Ergebniss  doch  nur 
das  war,  dass  die  Befugnisse^  welche  früher  lehnweise  den  geist- 
lichen und  weltlichen  Kronvasallen  zustanden,  nun  in  möglichst 
analogen  Formen  den  städtischen  Gemeinden ,  welche  sie  schon  frü- 
her thatsächlich  besessen  hatten,  auch  rechtlich  zugesprochen 
wurden. 


3d0  F  i  e  k  e  r.     Zur  Geschichte  des  Lombardeobundes. 

4 

Wir  glauben  so  gezeigt  zu  haben,  dass  zwei  Acteiistücke, 
welche  bisher  wenig  beachtet  wurden,  in  der  unrichtigen  Stellung 
welche  man  ihnen  anwies ,  auch  nur  hätten  irre  leiten  können ,  nach 
Nachweis  ihrer  eigentlichen  Bedeutung  uns  überaus  wichtige  Halt* 
punkte  zur  genaueren  Erkenntniss  und  richtigem  Beurtheilung  jenes 
denkwürdigen  Kampfes  zwischen  Kaiserthum  und  Bürgerthum 
bieten. 


Tomasche k.     Über  BraroaUa  und  Rosalia  etc.  3dl 


Über  Brumalia  und  Rosalia, 
nebst  Bemerkungen  Ober  den  bessischen  Volksstamm. 

Von  W.  Tomaschek, 

Lebrer  m  den  Comoianal-Real-  miid  Obergymaatiaa  «of  Mariahilf  ia  Wies. 


I. 

Der  Köstensaum  und  die  inneren  Hochlande  Thraciens,  die 
Bergregionen  des  Pangaeus  und  Orbelus,  der  Rhodope  und  des  Hae- 
mus,  waren  uralte  Statten  orgiastischer  und  chthoniseher  Culte.  Roh 
und  sinnlich  in  hohem  Grade  erscheint  uns  das  Wesen  der  Gebirgs- 
bewohner; auf  einen  dem  Ackerbau  nur  wenig  günstigen  Boden  ge- 
stellt, ohne  energisches  Streben  die  Vortheile  des  Meeres  aus- 
zubeuten und  in  Verkehr  mit  anderen  Nationen  zu  treten,  entbehrten 
sie  durchaus  der  reichen  Gestaltungen  und  milden  Segnungen  einer 
vorgeschrittenen  Cultur.  Je  beschränkter  der  geistige  Horizont  der 
Natursohne  blieb,  je  weniger  sich  das  Individuum  zu  nüchternem 
Selbstbewusstseln  und  zu  schaffender  Thätigkeit  erhob,  desto  mäch- 
tiger waltete  der  Trieb  nach  stachelnden  und  betäubenden  Genüssen, 
desto  verschlossener  und  zugleich  reizbarer  zeigte  sich  dieGemüths- 
anlage.  Leidenschaftlichkeit  und  Stumpfsinn  •  rohe  Kampflust  und 
schwärmerische  Religiosität,  Hang  zur  Grausamkeit  und  Sinn  für 
Gesang  und  Musik,  all  diese  Gegensätze  waren  in  dem  Naturell  des 
Barbaren  auf  das  innigste  verbunden.  Die  Stärke  und  Innerlichkeit 
des  pathologischen  Sinnen-  und  Seelenlebens  äusserte  sich  am  leb- 
haftesten in  den  Ausbrüchen  einer  wilden  Naturorgiastik. 

Überwältigend  wirkten  vor  allem  die  grossartigen  Naturschau- 
spiele des  Hochgebirges  mit  ihren  schroffen  Gegensätzen  von  Sommer 


352  Tornaschek 

und  Winter,  von  Üppigkeit  und  Sterilität,  von  Leben  und  Tod  auf 
den   ungebildeten,   kindliehen   Sinn   der  Bewohner.    So   gross   die 
Wonne,   so  lebhaft  der  Jubel  des  Lebens  war,  der  während  der 
schönen  Jahreszeit  auf  den  sonnigen  und  rebenreichen  Hügeln ,  auf 
den  üppigen  und  von  Hirten  und  Heerden  durchtobten  Bergmatten, 
in  den  quellreichen  und  schattigen  Hochwäldern  sein  buntes   Spiel 
trieb,  so  duster  und  ode  musste  das  Leben  im  Winter  erscheinen, 
der  aus  Thrake's  beschneiten  Bergen  in  wilden  Stürmen    hervor- 
brechend dem  lauten  Naturjubel  ein  schnelles  Ende  machte,   alles 
Quillen  und  Treiben   in   eisige  Fesseln  schlug,   und  mit    finsteren 
Schatten  das  Licht  der  kurzen  Tage  trübte.    Als  ein   feindlicher 
Dämon  erschien  der  Winter,    als    eine  grausame  Macht,    die    den 
Tod  alles  Schönen  und  Süssen  herbeiführte.    Eben  tobt  noch  Diony- 
sos auf  der  feuchten  pangäischen  Aue  von  Nysa  mit  seinen  Ammen 
in  wildem  Festrausch  —  da  störmt  der  gefrässige  Wolf  herein,  der 
Lichtabwehrer,  des  Waldgebirges  Sohn,  mit  geschwungener  Geissei 
und  mordlustiger  Wuth;  zitternd  flieht  Dionysos  und  verbirgt  sich  in 
dem  feuchten  Elemente,  das  ihn  mütterlich  gehegt,  die  Mänaden  und 
Silene  stieben  in  Angst  auseinander.    Licht  und  Wärme   und   die 
Gewässer  des  Himmels  sind  von  nun  an  in  der  Haft  des  winterlichen 
Dämons;  alles  vegetative  Leben  ist  erloschen,  die  Götter  selbst  sind 
machtlos   und  ihre  milde  fruchtspendende  Wirksamkeit   ist    unter- 
brochen. 

Je  unmittelbarer  der  Bewohner  mit  der  Natur  verkehrte ,  desto 
herber  empfand  er  die  Agonien  der  winterlichen  Jahreszeit,  desto 
mächtiger  wirkten  auf  sein  Mitgefühl  der  Schmerz  der  Natur,  die 
Leiden  des  gestürzten  und  verschwundenen  Gottes.  Die  erregte 
Stimmung  drückte  sich  vor  allem  in  jener  lärmenden  Festfeier  aus, 
welche  entweder  alljährlich  oder  in  jedem  dritten  Jahre  zur  Winter- 
zeit ber  Nacht  unter  Fackelglanz  auf  den  schneebedeckten  Gipfeln 
der  Hochgebirge  von  Frauen  und  Jungfrauen  begangen  wurde.  Aber 
auch  in  gemeinsamen  Festzügen  zu  chthonischen  Cultusstätten ,  in 
Opferungen  und  threnetischen  Liedern  wird  der  hervorbrechende 
«religiöse  Drang  sich  kundgegeben  haben  i). 


0  über  den  thrakuchen  Dionysosealt  bietet  das  Gesammtmaterial  Lobeck^s  AgUopha- 
mos.  —  Auf  trieterischen  Dienst  beziehen  wir  die  Glosse  bei  Hesychios:  rooAXis* 
iTZi^favrjliLa  ^/^jvifjrixäv  <rv'j  a*3Xai  Opaxixov.  Wichtig  ist  anch  Plinius  XVI  62: 


über  Brumalia  und  Rosalia  etc.  353 

Der  Trauer  fehlte  die  Tröstung  nicht.  Den  Schmerz  der 
Thyiaden  durchzuckte  der  Hoffnungsstrahl  einer  schöneren  Jahres- 
zeit und  durchleuchtete  der  beseligende  Gedanke»  dass  Dionysos 
doch  wieder  erscheinen  werde  und  mit  ihm  Lust  und  Leben  und  all 
der  quillende  und  strömende  Segen  in  Blüthen  und  Früchten,  wie  er 
sich  vor  allem  herrlich  erzeigt  in  der  feuchtigkeitsschweren  und 
feurigen  Rebe,  der  süssen  ambrosischen  Gabe  des  Gottes.  Mitten  in 
der  Zeit  des  winterlichen  Todes  hat  das  Sonnenlicht,  das  bereits 
vollständig  geschwächt  schien,  über  das  Dunkel  obsiegt,  sich  ver- 
jüngt, und  wird  fortan  zu  neuem  Segen  wirken  und  walten. 

Das  winterliche  Fest  wurde  nicht  blos  in  den  nordischen  Re- 
gionen vom  Haemus  bis  zum  Olympus,  vom  Hebrus  bis  zum  Axius, 
auf  den  Schneegipfeln  Thrakes  und  den  Gefilden  Emathias  gefeiert; 
auch  nach  dem  sonnigen  Hellas,  dessen  Bewohnern  der  Sinn  für 
mystische  Orgiastik  ursprünglich  wohl  fremd  war,  hatte  sich  seit 
alter  Zeit  die  trieterische  Festfeier  mit  ihrer  melancholischen  Auf- 
fassung des  Naturlebens  verbreitet;  auch  Parnassus  und  Taygetus 
und  die  ragenden  Gipfel  des  kretischen  Ida  boten  den  Chören  ein- 
herstürmender  Mänaden  ihre  wilde  Stätte.  Zu  Orchomenos  feierte 
man  das  Fest  desAgrionien;  die  Frauen  suchten  den  entschwundenen 
Gott,  und  es  hiess,  Dionysos  sei  zu  den  Musen  geflohen  und  halte 
sieh  bei  diesen  verborgen.  An  der  parnassischen  Feier  nahmen 
Frauen  von  Delphi  gemeinsam  Theil  mit  athenischen  Frauen:  den 
höchsten  Berggipfel  erstiegen  sie  mit  Lebensgefahr  und  hielten  da 
die  Orgien  ab;  zugleich  brachten  die  Vorsteher  der  Priesterschaft 


hedera  Liberi  Patrb  et  nunc  adornant  thyrsos  ^leasque  ac  scata  in  Thraciae  po- 
pulis  in  solenmibus  sacris.  Ferner  Conon  Narr.  XLV  (Phot.  Bibl.  cod.  1S6) :  ^ iXo- 
fjLoujov  v6  Opqcxoiv  xal  Moexsdovcov  «yevo^'  ifoiva  fiiv  ouv  xal  roxrai;  lifAspai; 
ojTrAtfffiivov  7:\i)^oi  Opaxuv  xal  Maxe^oveov  ^v  Aci^J^poi;  tU  otXY^fia  Ev 
ffvvsi|2*yao^fjLivov  fji/*ya  rc  xal  npoi  rfXcra;  cu  rreroiigfuyov.  In  sehr  spSter  Zeit 
(421  n.  Chr.)  wird  auf  bessischem  Gebiete  einer  alten  WeibesUtte  gedacht;  die 
Umwohner  erinnerten  sich  noch,  icpdv  crvai  r^v  ro;rov  xal  i^  ap^aia;  rcXrr^; 
dcvdpiavra;  ev  aurtp  a^icp6j93ai ,  Olympiodonis  (Phot  Bibl.  cod.  80).  Die  thra- 
kisehen  Götterabbilder  schildert  Xenophanes  bei  Clem.  Alex.  Strom.  VII,  p.  302 
und  bei  Theodoret.  Therap.  HI,  p.  519:  vobg  (xiv  «yop  Al^ioKag  y^ikavai  xal 
aifxoii;  <ypa^s(v  s^Yjffc  rou;  o^xf^ov;  3ioi;;,  oirotoi  xal  aurol  Kifvxaai*  vobg 
$i  <y£  Bpqxag  «yXauxou;  r<  xdcl  iprj^povg  (==v[\jppo{ßg  aem.  AL).  Die  Haupt- 
farbe der  Thraker  berührt  Firmicus  Matemns  Mathes.  1  1 :  cur  omnes  in  Aethiopia 
nigri,  in  Germania  cnndidi,  ia  Thracia  r  nbri  procrenntnrt 


354  Tomaschek 

t 

ZU  Delphi  bei  dem  Heiiigthume  des  Apollon,  in  dessen  Bezirk  das 
Grabmal  des  Dionysos  lag»  diesem  geheime  Opfer.  Die  Delphier 
nannten  den  Gott  auch  Zay ptijg  und  NuxreAeo^  und  ^IcoSairrig,  und 
hielten  demselben  ab  bald  w^opdq  reva^  xat  a^avt^jüiov^,  bald  dno^ 
ßi(aaet<;  xat  naltyyeveaia^,  Plut  de  ce  ap.  Delph.  eap.  IX.  Zu  Eleusis 
trat  der  Dionysoscult  dem  auf  ähnlicher  Grundlage  beruhenden,  alt- 
einheimisch-pelasgischen  Dienst  der  Demeter  und  Kora  zur  Seite, 
und  half  die  mystischen  Anschauungen  von  Tod  und  Wiederaufleben 
der  nährenden  Naturkräfte  verstärken.  Die  chthonische  Seite  des 
Dionysos  als  eines  irdpeSpog  der  unterirdischen  Kora  hat  Herakleitos 
vor  Aogen,  wenn  er  sagt  (Fragm.  70  ap.  Clem.  Protr.  p.  30  F.): 

Diese  Auffassung  des  dionysischen  Wesens  war  nicht  ein  Re- 
sultat späterer  mystischer  Speculation ;  der  innerste  Keim  derselben 
lag  bereits  in  der  uralten  volksthümlichen  Vorstellung  des  Dionysos 
als  eines  Sommergottes,  dessen  Walten  durch  die  winterliche  Natur 
unterbrochen  wird.  Die  ganz  und  gar  der  Orgiastik  zugewandten 
Einwohner  Mäoniens  und  Phrygiens,  des  frucht-  und  rebenreichen 
Landes,  von  welchem  aus  aller  Dionysoscultus  seinen  Ausgang 
genommen  hat,  stellten  sich  vor,  dass  der  Gott  Winters  schlafe  und 
Sommers  erwache;  sie  feierten  ihm  desshalb  in  bakchischem Taumel 
bald  Einschläferungen,  bald  hinwieder  Erweckungen.  Auch  die 
Paphlagoner,  welche  zu  demselben  phrygisch-arischen  Stamme  ge- 
hörten, sagten,  Dionysos-Sabazios  liege  zur  Winterszeit  in  Banden 
und  sei  eingeschlossen,  zur  schönen  Jahreszeit  jedoch  röhre  er  sich 
und  werde  entfesselt  i).  Dieselben  Anschauungen  waren  auch  bei  den 
autochthonen  thrakischen  Völkern ,  so  wie  bei  den  nachgerückten 
mysisch-päonischen  Stämmen  im  Schwange;  auch  bei  diesen  fand 
die  Verehrung  des  Naturgottes  in  Winter-  und  Sommerfesten  ihren 
Ausdruck. 

War  nämlich  nach  den  Monaten  des  Mangels  die  warme  Jahres- 
zeit erschienen,  in  welcher  die  Natur  in  ihrer  Pracht  und  Üppigkeit 
sich  erzeigte,  wo  alles  in  Feld  und  Wald,  in  Gärten  und  Fluren  von 


^)  Plat.  de  Iside  et  Osiride  cap.  LXIX:   4»pu<yE(  di  röv  3cov  o^ofiievot  X'^K^vg; 

ßaxr^Ktvomtg  aOr^  rcXoOo't.  Ua^Xa^ovsg  di  xctTa^eXff^oa  xal  xoL^fcpTvjo'^ac 
X<(fMJvo(,  ijpo;  di  xtyfio'5ac  xoet  avaXueaJ^ai  ^affxouat. 


Ober  Brumalia  uad  Rosalia  etc.  35d 

Lust  und  Leben  strotzte  —  da  hiess  es,  der  winterliehe  Dämon  sei 
von  dem  Hiromelsgott  geblendet  worden;  Dionysos  habe  sieh  ver- 
jüngt, oder  er  habe  sich  Ton  seinen  Banden  losgemaeht  und  sei  Ton 
seiner  unterirdischen  Haft  ans  Licht  getreten.  Doch  nicht  er  allein 
kehrte  zurück,  auch  sein  schwärmendes  Gefolge,  die  Reigen  der 
Nymphen  und  SUene,  auch  die  Erdmutter  selbst»  die  Crottin  der 
Liebe  und  des  Gebarens,  feierten  ihren  Einzug  <). 

Der  Einzug  der  beseligenden  und  fruchtspendenden  Gottheiten 
mochte  durch  rauschende  Musik  und  bakchische Chorreigen  gefeiert» 
mit  enthusiastischen  Liedern  und  Spenden  von  Blumen  begrüsst 
worden  sein.  So,  wie  wenn  die  phrygische  Göttermutter  in  Pomp 
durch  die  Städte  fuhr;  auf  allen  Wegen  spendete  man  ihr  reichliche 
Gaben  und  überdeckte  ihr  Bild  und  Gefolge  mit  einem  Rosenschauer 
(Lucret.  II  606).  Und  Pindar  singt  bei  Gelegenheit  eines  bakchischen 
Festzugs:  „den  Bromios  rufen  wir  an,  den  Gott  des  Jubels,  des 
höchsten  Vaters  Kind  —  jetzt  ist  die  Zeit,  ja  jetzt,  wo  man  duftige 
Veilchensträusse  auf  die  ewig  junge  Erde  wirft,  Rosen  in  die  Haare 
flicht;  es  rauschen  die  Klänge  der  Lieder  zur  Flöte,  die  Chöre  er- 
tönen von  der  stirnumflochtenen  Semela  !**  (dithyr.  frgm.  S3  Bergk. 
P.  lyr.  Gr.  p.  242).  —  Die  Rosenzeit  war  am  besten  zu  dieser  Feier 
geeignet,  die  Zeit,  wo  der  Lenz  an  die  Grenze  des  heisseren  Som- 
mers gelangt,  wo  alles  in  Laub  und  Blüthen  steht.  Ist  doch  die  Rose 
das  schönste  Angebinde  der  in  Jugendfülle  prangenden  Natur,  die 
Blume  der  Liebesgöttin  und  des  Bakchos  zugleich. 

Orientalisch  wie  der  Name  ist  auch  die  Urheimat  der  Rose,  sei 
es,  dass  die  sonnigen  Gebirgsabhänge,  welche  zum  Tigris  streichen, 
sei  es,  dass  der  Libanon  und  die  Wustenränder  Arabiens  dafür  gel- 
ten müssen.  Phrygien  hegte  und  pflegte  die  Blume,  und  die  Bri- 
ger  und  Päoner  brachten  sie  nach  den  thrakischen  Landen,  wo  sie 
ebenfalls  herrlich  gedieh  und  die  Götterfeste  schmücken  half.  Berühmt 
waren  die  Rosen  des  edonischen  Landes,  welche  das  Pangäongebirge 


<)  Auf  thrakischem  Boden  fBhrt  die  letetgenaonte  weibliche  Gottheit  Tertchiedene 
Namen;  ror  allem  steht  die  edoniecbe  Rotys,  wie  die  phry^ohe  Kybele,  in  inni- 
gem Znsammenhange  mit  dem  Dionysosenlt.  Strabo  X,  p.  470.  —  Choeroboscus 
(Bekkeri  Anecd.  Hl,  p.  1192):  Mtv9lq  MoXlg  'Arapri;*  raOrad^  thtv  övofAara 
daifAOvodv  rif&cüfxeycüv  ;roepa  ^pa^iv.  Darin  ist  Mfv^^  Nebenform  Ton  Bevd?;» 
'Arapri^  ist  die  Schutsgöttin  des  Herdleners,  MokXg  TieUeickt  T«desg9ttia. 


356  T  omaschttk 

<larbot;  die  Bewohner  von  Philipp!  siedelten  sie  von  dort  in  ihre 
Gärten  an  und  brachten  durch  Cultur  den  Blüthenschmuck  derselben 
zu  grossem  Blattreichthum ;  man  nannte  sie  die  hundertblätterigeD, 
ixarovrd^uXXa  i).  Oder  auch  die  sechzigblätterigen;  die  Sage  er- 
zählt, Midas,  des  Gordios  Sohn  habe  mit  seinem  Volke  Asien  ver- 
lassen und  sei  über  das  Pangäon  nach  Emathien  gekommen ,  nicht 
ohne  die  sechzigblätterigen  Rosen  des  odonischen  Landes  mitzu- 
nehmen und  sie  in  der  neuen  Heimat  in  eigene  Gärten  zu  ver- 
pflanzen >).  Diese  Rosengärten  lagen  am  Abhänge  des  Bermiongebir- 
ges,  und  das  «wasserreiche^  Edessa  <)  war  der  Sitz  des  Midas  und 
der  mit  ihm  gezogenen  Schaaren  von  Phrygern,  Lydern,  Mysern  und 
Teukrern  *). 

An  jene  Gärten  knüpft  sich  die  Sage  \on  der  Berauschung  und 
Fesselung  des  Silenos  durch  Midas,  eine  Sage,  die  auch  in  deni 
phrygischen  Heimatlande  wiederkehrt.  Silenos,  der  beständige  Be- 
gleiter des  Dionysos,  war  der  Sohn  einer  Nymphe ,  ein  Dämon  des 
erfrischenden  und  befruchtenden  Nasses  in  Fluss  und  Quell,  beweg- 


*)  Theophrast.  Hist.  Plant.  VI  6,  4:  JrXst^ra  $k  ra  rotaOra  iari,  -cpl  <t>iXin';rou^* 
ouTot  foip  Xafxßavovrs^  ^x  roö  Ua^paiov  ^vrguo'jfftv  ixsX  -yao  -yivfrat  nroXXa* 
ajtixpa  di  9f^69pa  tä  ^r^^  t^xfXXa  etc.  =  Plin.  XXI,  17:  centifolia  est  in  Cam- 
pania  Italiae ,  Graeciae  vero  circa  Philippos ,  sed  ibi  non  suae  terrae  proventn ; 
Pangaens  motu  in  Ticino  ferfc  numerotis  foliis  ac  parvis,  adcolae  transrerentes  con- 
serunt,  ipsaque  plaDtatione  proficiunt. 

^)   Nixav^po^  ^v  dcuref^o)  reup7(xcl>y  (Athen.  XV,  p.  683  B) : 

Xcirrodv  iv  xX^pouiv  avsrpc^sv  ^HfAoe^'totO'tv 
alh  ii  i^^xovr«  i:ifni  xofAocovra  ;ren^Xoi;. 
Die   ""fidovi;  waren  ein  Zweig  der  'Hdovoi,  Strab.  VII,  frgm.  11;  Steph.  Byz. 
p.  706:  Atovuaio;  iv  Baaffapixäiv    td*  „Mai^cov  r'  a*ypia  ^OXa  xal   ""Q^ovc« 
iiytaiizaWQt" .  Vor  Alters  scheinen  sie  auch   auf  Thasos  rerbreitet  gewesen  za 
sein :  '  O^oJViV  i{  Oaao;  rd  rdeXai,  Hesych. 

^)  "E^effffflt,  j.  V6dina,  geht  zurfick  auf  f  e^y  ol  ^pitfig  ro  udwp  xaXoO^i ,  Clem. 
Alex.  Strom.  V  p.  Z43  Sylb.  Das  merkwürdige  VodagewSsser  beschreibt  Grisebach 
Reise  durch  Rumelien  II,  92 — 106.  Derselbe  Wortstamm  ist  auch  in  dem  moesischen 
Flnssaamen  Utas,  j.  Vid,  und  dem  dakisehen  Orte  Ouri-davo,  j.  Vecs,  ersichtlich. 

4)  EuphorioB  (sohol.  den.  AI.  yoI.1V,  p.  96Rlotz):  cüxciro  $k  rd  TraXaidv  >$  ''Edsatjct 
vk6  ^pv*yb>v  xal  Avdwt  xal  rä>v  (ura  Midou  diaxo/üiiaJ^^vrcov  tl^  ri^v  Eupo»^ 
inQv.  Hellanicttt  (frgm.  46,  ap.  Const.  Porph.  de  them.  II,  2):  Maxedovc;  («.ovoi 
(ura  Muffwv  rtfri  oUoGxri^  —  Die  HanptateUe  über  die  Gärten  des  Midas  aui 
FoMe  dM  BenOoB  ist  Herodot  VllI,  IM. 


über  Bruroalia  und  Rottalia  etc.  3d7 

lieh  wie  das  flüssige  Element  und  mit  Weissagung  begabt  wie  alle 
Wasserdämone.  Midas  mischte  die  Quelle  mit  Wein,  der  berauschte 
Silenos  wurde  gefesselt  und  musste  dem  Könige  über  die  Geheim- 
nisse der  Natur  und  die  Dinge  der  Vorzeit  zu  Rede  stehen  <)•  ^^^ 
Culturmomente  in  dieser  Sage  lassen  sich  nicht  verkennen;  wir 
finden  darin  die  Andeutung,  dass  troekenes  unfruchtbares  Erdreich 
durch  Herbeilockung  von  Wasseradern  in  ein  üppiges,  fruchtreiches 
umgeschaffen  und  mit  Gärten  und  Weinreben  überdeckt  wurde.  Da- 
durch, so  wie  durch  Ausbeutung  der  Metallschätze  fesselte  Midas  den 
Reichthum  an  sich.  Die  Weineultur  und  regelmässige  Rearbeitung 
des  Bodens  führte  milde  Sitten,  geordnete  Lebensverhältnisse,  und 
die  Einführung  dionysischer  Weihen  herbei;  denn  auch  ein  Hörer 
des  Orpheus  soll  Midas  gewesen  sein'}. 

Die  eifrigsten  Diener  des  Dionysos  waren  die  autochthon-thra- 
kischen  Bessen,  welche  ob  dieses  Ruhmes  die  Propheten  des  hoch- 
berühmten Heiligthumes  bei  den  stammverwandten  Satren  waren. 
Die  Satren  bewohnten  die  hohen,  mit  allerlei  Waldungen  und  mit 
Schnee  überdeckten  Gebirge,  welche  sich  zwischen  dem  mittleren 
Strymon  und  Nessos  oberhalb  des  späteren  Philippi  ausdehnen;  das 
Orakel  des  Dionysos  selbst  lag  auf  den  höchsten  Bergen;  die  Sprüche 
gab  eine  Weissagepriesterin ,  so  wie  in  Delphi  (Herodot.  VU  111). 
Alexander  besuchte  auf  seinem  Zuge  gegen  die  Triballer  das  Orakel ; 
der  über  den  Altar  ausgegossene  Opferwein  soll  sich  in  eine  Feuer- 
flamme verwandelt  haben,  welche  zum  Himmel  emporloderte;  das- 


^)  Die  makedonische  BeneDnong  der  Silene  war  Socuadai  =3  ffaOXoi,  (Toßapoi,  Aa- 
^poi,  kßprji.  Mit  dva*  xpiQVifj  hSngt  der  pionische  Name  des  Dionysos  AvaXo;  zu- 
ssimmen.  —  Herod.  1.  c. :  ^v  rourotat  xal  6  2(X>2vö;  roi9i  xi^;rotffi  i^Xco,  d)( 
'kifSTCti  ujro  Maxed^vcüv.  Vgl.  Theoporop.  frgm.  74  bei  Serv.  «d  Virg.  Ecl.  VI  13 
Aelian.  V.  U.  lU  18;  Atbenaeus  II  p.  45  C:  njv  xpi^v>2v  xepdcffai  oTv&)  xal  rov 
^p'JfOL  Mt'^av  ^ai  StoKOßKog,  ore  Attv  r^v  IciXyjvöv  uro  ßi^i  *33eX>jffev. 
S7T(  $£  )}  x|di^v>2,  (»)i  fri(Ji  Bicüv,  fASffiQ  Maidcov  xal  Ilatovojv,  "'Ivva  xa- 
XoufJLSvig. 

^)  Strabo  XIV,  6S0:  6  dk  Mtdou  jrXoOro;  ^x  r£>y  repl  rö  Bipfitov  Spo^  furaXXcüv 
eysvETO.  Conon  Narr.  I  (Phot.  Bibl.  cod.  1S6) :  ra  irfpl  Mida  xal  B|»i70i>v*  oircü; 
re  ^(ja'jp(^  Kspivvx^if  a3p6ov  rf  tif  irXoOrov  {p^vj,  xal  'Opfcai;  xoera  Ilii- 
jüciav  rö  opogfaxpoariig  7cv6fuvo(  jroXXai;  r^x^ai;  Bpi^Siv  ßao'tXcuci*  xal  u; 
Itikrivd^  Tzepl  t6  BipiLtov  opoi  Mldou  ßafftXtvovxoi  u^J^,  d^*  ^  xal  t6 
£^voc  Cjjxsi  jroXuavJ^pcondrarov  £y*  xal  onfag  avr^  Xpvo'd^  ^^ivfro  xal  ra  si( 
rpo^i^v  ;;apar(.&^fuva  anrayra. 

Sitzb.  i\.  phil.-hist.  CI.  LX.  Bd.,  II.  Hfl.  24 


358  Tomaschek 

selbe  Wunder  wurde  später  dem  Vater  des  Aup:ustus  zu  Theif 
(SuetoD.  Aug.  94).  —  Bei  den  Ligyreern  gab  es  gleichfalls  ein  Ora-- 
kel  des  Dionysos;  die  Vorkunder  der  Spruche  begeisterten  sich  vor-- 
her  durch  das  goldene  Nass  des  Gottes  i).  —  Bei  Philippi  gab  es 
einen  \6fog  AeovOaou  mit  Goldminen  (Appian.  B.  C.  IV  106).  Der 
Name  eines  anderen,  dem  Dionysos-Sabazios  geweihten  Hügels,  auP 
welchem  ein  kreisförmiger  Tempel  stand,  war  Zilmissos  *). 


II. 

Es  liegt  in  der  menschlichen  Natur,  und  die  fortschreitende 
Civilisation  bringt  es  mit  sich,  dass  der  menschliche  Sinn  aller 
diisteren  Anschauungen  und  Stimmungen,  in  welchen  er  auf  der 
Stufe  des  passiven  Naturzustandes  befangen  war,  immer  mehr  sich 
zu  entschlagen  strebt  und  mit  Vorliebe  die  heiteren  Seiten  aus  dem 
alten  Volksglauben  mit  herüber  nimmt  und  aufbewahrt.  Zu  einer 
viel  weiter  fortgeschrittenen  Entwickelung,  als  die  thrakischeii 
Stämme,  waren  bereits  bei  dem  Eintritte  in  die  historische  Zeit  die 
kGstenbewohnenden  Hellenen  gelangt,  welche  sich  zwar  noch  nicht 
in  den  Vollbesitz  der  geistigen  und  materiellen  Herrschaft  über  die 
Natur  erworben  hatten,  aber  in  der  Pflege  aller  culturhistorischen 
Beziehungen,  welche  auf  Selbständigkeit  des  Geistes  beruhen, 
weitaus  die  semitischen  und  arischen  Volker  des  Ostens,  so  wie  die 
stammesgleichen  Bergvölker  des  Inlandes  überragten.  Naturgemäss 
verlor  bei  diesen  der  aus  Phrygien  stammende  und  über  die  thraki- 
sehen  Lande  gekommene  Naturcultus  des  Dionysos  den  orgiastisehen 
und  den  Nachtseiten  des  Naturlebens  zugewandten  Charakter  in  der 
Volksreligion  durchaus;  die  heitere  Seite  dagegen  wurde,  namentlich 


')  Macrob.  Sat.  I,  18  apad  Ligyreos.  Das  Volk  wird  sonst  nirgend  genannt;  Tielleichl 
ist  berbeisniiebea  Stepb.  Bys. :  iXXupia*  X^P^  ;rX>39iov  roO  na7*yaiou. 

*)  Macrob.  1.  c.  Der  Name  ZiXfxicr^o;  hingt  In  seinem  ersten  Theile  lusammen  mit 
der  thrakiscben  Benennung  für  Wein;  ^iXa*  6  orvo(,  Hesych. ;  ^ciXa«  r^v  otYOV- 
01  Oj^axc;,  Phot.  Lex.  Mit  Recht  vergleicht  dazu  Böttge%  sk.  «^  Ifff  fhila) 
«^  IfflGf)  (btlnka);  das  b  gebt  bekanntlich  in  den  eräniscben  Dialekten  io  «  über,. 

im  Griechischen  können  wir  dafSr  x  erwarten ;  ist  also  X^^^^ '  ^  axpocro;  oivo^ 
dumit  identif  ch  ? 


k 


über  Bromalia  und  Rosalia  etc.  359 

unter  der  aufgeweckten  Land-  und  Stadtbevölkerung  Attikas,  mit 
Lust  und  Liebe  gepflegt,  und  bildete  die  Grundlage  der  wichtigsten 
Volksfeste.  Noch  praktischer  und  nüchterner  gestaltete  sich  der  Cult 
des  Weingottes  auf  dem  Boden  Latiums ;  der  römischen  Bevölkerung 
war  das  Fest  des  Liber  eben  nur  ein  Weinlesefest. 

Dieser  einfache  und  populäre  Charakter  des  dionysischen  We- 
sens kam  im  Laufe  der  Zeiten  auch  in  Thracien  zu  vorwiegender 
Geltung;  namentlich  werden  die  italischen  Colonisten,  welche  zur 
Kaiserzeit  wie  überall,  so  auch  in  dieser  Provinz  die  Träger  der 
römischen  Civilisation  waren,  mit  ihrer  Sprache  auch  die  römischen 
Göttercülte  und  Festordnungen  fiberallhin  yerpflanzt  und  so  den  alles 
nivellirenden  Zustand  der  romanischen  Welt  begründet  haben.  Dabei 
mochte  noch  immer  dieser  oder  jener  alteinheimische  Cult  seinen 
Bestand  fristen ;  unzweifelhaft  gilt  dies  von  Dionysos ,  dessen  winter- 
liche Festfeier  mit  der  vindemia  und  bruma  der  römischen  Ansiedler 
verwuchs  und  eine  sinnlich-heitere  Anssenseite  annahm.  Es  ist  eine 
interessante  Thatsache,  dass  gerade  auf  dem  alten  und  gewisser- 
massen  dem  Dionysos  zugehörigen  Boden  Thraciens  bis  in  die  späte- 
sten Zeiten  sich  der  römische  Name  eines  Festes  forterhielt,  welches 
um  die  Zeit  der  kürzesten  Tage  bei  Eintritt  der  strengen  Witterung 
abgehalten  wurde  und  nicht  undeutlich  den  Geist  einer  Winterfeier 
an  sich  trägt. 

Der  solare  Rusticalkalender  der  Alten  setzt  den  Beginn  des 
Winters  auf  den  X.  November  an.  Claudii  Ptolemaei  Apparitiones 
(Petavii  üranoiog.  p.  75  C)  zum  XV.  Athyr:  Aiyifnrioig  xae  'Inndp- 
y^ui  x^t/jLüüvo^  df^'/ji ;  Varro  R.  R.  I  28  u.  Columella  R.  R.  XI  2,  84 : 
IV  Id.  hiemis  initium ;  Ciodii  Tusci  Kai.  (Jo.  Laur.  Lydus  de  ostentis 
cap.  69):  rfi  jzpd  $'  eiSdv  No6|x]3p(wv  äpy^Etat  6  j^ctjxcüv.  Ahnlicher- 
weise galt  hie  und  da  in  Deutschland  der  XL  November  für  Winter- 
anfang. V6dan  dachte  man  sich  um  diese  Zeit  im  Scheiden  begriffen; 
aber  auch  da  noch  erwies  er  sich  als  Segenspender;  in  den  volks- 
thümlichen  Gebräuchen  ist  an  seine  Stelle  der  hl.  Martin  getreten, 
und  dieser  wird  als  Schimmelreiter  dargestellt,  welcher  von  Haus  zu 
Haus  ziehend,  Apfel,  Nüsse  und  Gebäck  vertheilt;  sogar  das  Erntefest 
wird  an  einigen  Orten  zu  Martini  gefeiert.  Die  älteren  Kaiendarien 
der  germanischen  Stämme  jedoch  lassen  den  strengen  Winter  und 
das  Jahr  selbst  mit  dem  XXIII.  November ,  S.  Klemenstag,  anheben; 
wahrscheinlich   dachte  man  sich  um  diese  Zeit  V6dan  bereits  ver- 


3()U  Tomaschek 

schwundeu.  Den  solaren  Kalendarieu  der  Alten  zufolge  tritt  am 
XXV.  November  die  Sonne  in  das  Zeichen  des  Bogenschützen  und  ver- 
weilt darin  bis  zur  winterlichen  Wende.  Der  XXIV.  November  galt  so- 
mit für  den  Eingang  in  die  Zeit  der  kürzesten  Tage;  Clod.  Tuscus 
I.  C. :  TTp  TTfö  tq'  xaAavdoüV  A£X6/x]3ftaiv  ;r|^coejULca  riig  yeiiLepßtvYig  rffO^ 
Tiftg.  Der  römische  Name  dafür  ist  brüma  (dies  brevissima^»  eine 
Bezeichnung,  die  in  den  romanischen  Sprachen  auch  für  pruiua  Gel- 
tung erlangte:  gall.  brumaz  froit,  gelee  du  matin  (Du  Gang.  s.  y.}; 
alb.  geg.  brum  tosk.  brümf^  romun.  brumf^  bruma»  pruiua;  der  No- 
vember selbst  wird  im  Romun.  brumariü  mare  genannt  (Miklosich, 
Die  slav.  Monatsnamen  Nr.  50). 

Dass  auf  den  XXIV.  November  ein  Fest  fiel,  welches  in  Rom 
gefeiert  wurde  und  den  Namen  BRVMA  führte,  dafür  haben  wir  zu- 
nächst ein  Zeugniss  in  dem  Kalendar.  Lambecianum,  welches  um  daa 
Jahr  3S4  unter  Constantius  II.  verfasst  worden  ist  und  die  damals 
gefeierten    heidnischen    Feste    in    grosser   Vollständigkeit    enthält 
(Graevii  Thes.  Antiq.   Rom.  T.  VIII  97  sqq.);  wir  finden  darin  die 
Angabe:  VUI-  KAL-  BRVMA-  DIES  AEGYPTUCVS.  In  dem  Datum 
stimmt  vollständig  überein  die  Angabe  in  den  VioiKoviTLd  lib.  I  cap.  1 
(p.  4  ed.  Needham  Cantabrig.    1704):  -o  oi  roüv  BpGOjjLoov  koftrii  iari 
r^  TTfto  öxrciü  xaXavdoüv  Aex£|ui.j3/^(aiv.  Der  Name  des  Festes  wird  be- 
reits durch  Tertullianus  (um  210)  bezeugt»  welcher  in  seiner  Schrift 
de  idololatria  cap,  14  bemerkt:  Saturnalia  et  lanuariae  et  BRV^MAE 
et  Matrouales  frequentantur.  Sonst  geschieht  der  Festfeier  nirgend 
Erwähnung,  auch  nicht  auf  Inschriften.  Es  fragt  sich  nun,  welche 
Bedeutung  das  Fest  hatte  und  in  welcher  V^eise  es  gefeiert  wurde. 
Darüber  erhalten  wir  einen  spärlichen  Aufschluss  durch  einige  No- 
tizen in  byzantinischen  Quellen,  welche  nicht  undeutlich  verrathen, 
dass  das  Fest  vorzüglich  in  der  östlichen  Hälfte  des  römischen  Rei- 
ches» unter  der  ländlichen  und  städtischen  Bevölkerung  der  thrakisch- 
makedonischen   Lande    üblich   war;   wir    finden   darin   neben    rd 
BpoOiKoc  (sie)  auch  die  Formen  rö  Bpouixaliov  (sie)  und  rd  Bpoufid- 
Xeo,  das  lateinische  BRVMALIA,  angewendet 

Der  Charakter  des  Festes  ist  im  wesentlichen  durch  das  Datum 
der  Feier  und  durch  den  Namen  selbst  gegeben:  es  muss  eine  Fest^ 
lichkeit  gewesen  sein»  welche  den  frucht-  und  segensreichen  Herbst 
abschloss  und  in  die  Wintertage  einführte.  Die  Natur  zwar  scheint 
erstorben  und  das  Licht  verkürzt  sich  immer  mehr  und  mehr;  aber  der 


über  Bnimalia  und  RosRlia  etc.  361 

Mensch,  welcher  den  Segen  der  vergangenen  Monate  eingeerntet 
hat,  zehrt  jetzt  in  behaglicher  Müsse  von  den  Vorräthen,  so  das 
Jahr  ihm  gespendet ;  in  den  deutschen  Gedichten,  welche  den  Streit 
des  Sommers  und  Winters  darstellen»  rühmt  eben  dieser  von  sich, 
dass  zu  seiner  Zeit  manch  kühler  Trunk  gefunden  und  alles,  was 
jener  einführe,  verzehrt  werde  (Uhland  in  der  Germania   V  258). 

Der  Festtag  galt  zugleich  als  vorbedeutend  für  die  Witterung 
des  ganzen  nachfolgenden  Winters  oder  wenigstens  des  December. 
Eine  Stelle  in  den  Tsoynonxd  Hb.  I  cap.  5  (p.  8  ed.  cit.)  bietet  hier- 
über folgendes:  A>?|üL6xpcT0^  di  xai  'ATrouXr^cö^  yaai,  rotoOrov  XP^ 
npoado'ÄÖLv  iaea^ai  töv  ysiixu}va^  onoia  iarat  t5  ifiiiipa,  rrig  iopTi^g  t?v 
Ol  *Pw/jLalo(  BpoOp,a  xaXoOae,  rouriariv  tJ  reroipTn  xae  eUo^rri  roö 
Atou  ikfivdg  -nroi  NocfxjSpfou.  irepoi  Si  Tiveg  jSoOXovrac  At  napOLTVipri^ 
aediig  rtvo^,  xa5'  ö/jLOi6r>3Ta  rij^  rerdpring  xat  sUdSog  toö  tipr^ikhov 
Afou  T^Toc  NofifjijSptou  i^'nvdg^  xa^*'  t?v  ra  Bpoöjxa  ylvsTai^  iaea^ai  rdv 
ifs^fig  Asxiixßptov  fx^va  •  xa^*'  öfxotÖTTjTa  di  rfig  niikTzvng  xat  eUddog 
ToO  auToO  Nocfjißpfou  fxvjvö^  töv  ^eßpovdpiov  /ji^va. 

Auf  thrakischem  Boden  wird  sich  die  Feier  des  Wintereinzuges, 
wie  oben  angedeutet,  mit  der  alten  Dionysosfeier  verschmolzen 
haben :  nur  wurde  die  heitere  und  geniessende  Seite  die  vorherr- 
schende, und  die  alten  Anschauungen  von  dem  Tode  der  Natur  und 
des  Dionysos  traten  zurück.  In  Attika  feierte  man  nach  dem  eigent- 
lichen Weinlesefest,  den  ländlichen  Dionysien,  welche  zur  Zeit  der 
bruma  im  Monat  Poseideon  unter  Jubel  abgehalten  wurden,  im  darauf 
folgenden  Gamelion  als  Nachfest  die  Lenaen,  an  denen  das  zur 
Weinlese  öffentlich  aufbewahrte  Mostquantum,  sabald  es  gegohren 
war,  von  den  Keltergenossen  ausgetrunken  wurde  (A.  Mommsen 
Heortologie  332.  340).  Die  Lenäenfeier  hiess,  vielleicht  irgendwo 
ausserhalb  Athens,  auch  >i  'Ajxßpo^ia:  eine  bezeichnende  Hindeu- 
tung auf  den  unsterblich  machenden  Göttertrank  amrta,  das  feurige 
und  berauschende  Nass  des  holden  Bakchoskindes.  Die  Scholien  des 
Proklos  zu  Hesiod.  epya  802  (p.  308  Gaisf.)  bemerken  zu  den 
Worten  /mf^va  di  Arjvatwva*  ixkiiäriSi  outo^,  inetüi  ro)  AeovOacü  reo  rojv 
Xrjvoiv  im'JTdTri  iriXouv  iopriiv  tö  [irivl  rovrtü^  t?v  'AjüijSpoafav  ixd" 
Xouv.  Mehr  weiss  Tzetzcs  ebd. :  orc  rö  toDv  Irivw  ociTlta  AiovOat^ 
ioprriv  r^v  Xeyoikivriv  'AjüijSpofftav  irsXouv,  t?  Troipa,  *P(ayLaioig  Bfou- 
fxdha.  xaksTrar  BpoOiiog  ydp  rzap^  aOrolg  6  Aeövuao^.  Letztere  Be- 
merkung beruht  zwar  auf  Unkenntniss;  nichts  destoweniger  erfahren 


362  Tomaschek 

wir  daraus»  dass  die  Brumalien  im  Zusammenhange  mit  der  Dio- 
nysosfeier standen  und  dass  der  Charakter  des  Festes  mit  der  Am- 
brosia zusammenfiel,  wenn  auch  der  Tag  der  Feier  ein  anderer  sein 
mochte. 

Aber  nicht  bloss  den  Geist  eines  Weinfestes  trugen  die  Bru- 
malien an  sich,  auch  als  Nacherntefeier  waren  dieselben  unter  dem 
Landyolke  im  Schwange.  In  der  Chronik  des  Symeon  Magister  (ms. 
bei  Du  Cang.)  und  bei  Cedrenus  (I  p.  259)  findet  sich  die  Stelle: 

TT^v  ytiTToviav  dvanauadyLevoi  a/xotj3adöv  iauroOg  dTüSTpsfOV  7rav>57'^- 
pl^avTsg  xai  dypavXovvTsg  km  rolg  «AXrjXwv  dvdfxafftv.  Die  dabei  vor- 
kommenden Gebräuche  trugen  offenbar  einen  heidnischen  Charakter  an 
sich;  desshalb  wurde  die  Festfeier  zugleich  mit  den  Kalendae  und  Vota 
durch  den  62.  Kanon  des  sechsten  Conciliums  inTruIIo(promulgirt  am 
15.  Jan.  706)  aufs  nachdrucklichste  untersagt:  Tdg  curo)  Acycfjieva^ 
Kakdvdag  xae  rd  As^ö/xsva  Bord  xai  rd  xaXc6fxeva  BpoxjyidXia  Tzepioci- 
pe^Tivoci  ßov'koixiJ^a.  Eingewurzelte  Gebräuche  lassen  sich  nicht  so 
leicht  beseitigen;  die  Brumalien  wenigstens  wurden  nach  wie  vorge- 
feiert; selbst  bei  Hofe  in  Byzanz  hatten  dieselben  vielen  Anklang 
gefunden. 

Nach  dem  ausdrücklichen  Zeugnisse  des  Constantinus  Porphyro- 
genitus  De  cerimoniis  aulae  Byzantinae  (II  cap.  18,  pag.  606)  war 
das  Fest  schon  seit  Constantinus  dem  Grossen  bei  Hofe  eine  beliebte 
Lustbarkeit  gewesen,  die  mit  Pracht  und  Aufwand,  mit  Spenden  und 
Gelagen,  unter  Sang  und  Klang  und  Fackelglanz  begangen  wurde; 
alle  nachfolgenden  Kaiser,  wie  Theodosius  Marcianus  Leo  lustinianus 
u.  a  ,  hatten  keinen  Anstand  genommen,  das  heitere  Naturfest  in  ihren 
Hofkreisen  zu  feiern;  Romanus  (920—944)  schafiHe  dasselbe  ab, 
oO  SUcctov  £ivat  xard  rd  nocXaid  i^Vs/xara  Aüaöveov  'FctipLaloig  ßpcu- 
|tjiaA((eiv  voixiaag;  Constantinus  Porphyrogenitus  hinwieder  (944  bis 
959)  erneuerte  es,  wohl  um  die  Garden  und  Magistratspersonen  der 
reichen  Spenden  nicht  zu  berauben,  und  entwickelte  dabei  grosse 
Pracht  und  Freigebigkeit. 

Höchst  belehrend  sind  auch  die  Acta  S.  Stephani  abbatis 
Nicomed.  qui  martyrio  functus  est  tempore  Constantini  Copronymi 
a.  767,  auctore  Stephano  Cpolitano  diacono  (griech.  in  Analeeta 
Graeca  Montfauconii  et  Loppini  Paris.  1688  Tom.  I  p.  396 — 531, 
lat.  übs.  bei  Surius  De  probatorum  Sanctorum  historiis  Tom.  VI  zum 


über  Brumaiia  und  Rosalia  etc.  tiöo 

"28.  November) ;  darin  wird  das  unehristUche  Treiben  des  mönchs- 
feindlichen   Kaisers   also   geschildert   (p.    Sil):    ö  Si  f^epcüvujüLo^ 

po)rdT(ijg  ixTfXwv,  rö  xar'  ixeXvo  xatpoO  BpoufjidXiov  i^TOi  iopri^v  dae- 
/jLOvicüoy?  i^sriXsi,  Alovudov  xat  BpoOfxov  fü^njjx&v  dg  ri^v  auri^v 
TftXen^v  wg  Twv  a;r6p/xdTwv  xac  toö  ocvou  yeviGiovpyoug.  iv  raOrp 
oi  TTp  ^li-ipcf  Trpoit^ev  au7xa.5caa^  in:i  rd^  rcSv  oj^oXcIüv  orod^  jxcrd 
rojv  cc^ToO  6yLOfp6v(»)v  xi^apt^dw  iislirnv  inouiTO  äariyLOv  xai  J^et^ 
iyäpüiori  ^p6g  tyjv  KapoOtJocv  a;rovdT%v,  iv  ^  tö  aro^j^erov  roO  Tüiiinrou 
ypdiiyiciTog  iTzsfädxei^  ovoiia  fipov  rng  aüroO  rpirrig  ikoiyakiSog 
Y^vaexög  EuSoxiug.  Zur  Zeit  der  Festfeier  verbrachte  der  Kaiser  mit 
seinen  Genossen  den  ganzen  Abend  (p.  514)  /xcrd  xpavyiig  xat  xi- 
-^apcüv,  und  schwelgte  bis  zum  Morgen  bei  einem  üppigen  Gelage. 
Das  Datum  des  Festes  war  nicht  der  24.,  sondern  der  28.  Novem- 
ber; der  Heilige  erlitt  nämlich  den  Tod  (p.  82 1)  ^Yivl  Notiißplto 
sixdSi  xat  Ö7Jdp,  iv  ^  TÖ  ^TOiy^elov  roO  E  napd  tc3v  ytXodac/jiövwv 
exTroyiTzeijeTO  BpcufAaXearcDv. 

Es  dauerten  nämlich  die  Brumalien  in  Byzanz  volle  vierund- 
zwanzig Tage,  vom  24.  November  bis  zum  17.  December,  nach  der 
Anzahl  der  griechischen  Buchstaben;  die  Kaiser  und  die  Glieder  der 
kaiserlichen  Familie,  so  wie  die  Senatoren  und  Patricier,  feierten  ihre 
besonderen  Brumalien  an  dem  Tage,  auf  welchen  der  Anfangsbuch- 
stabe ihres  Namens  fiel:  Anastasius  z.  B.  am  24.,  Eudokia  am  28., 
Zoe  am  30.  November,  Constantinus  am  4.,  Leo  am  5.,  Bomanus  am 
11.  Deceiiiber  (ßeiske  zu  Const.  Porphyrog.  vol.  II  pag.  701  Bonn). 
Im  Jahre  S57,  dem  31.  der  Begierungszeit  des  lustinianus.  trat  in  der 
Nacht  des  14.  December  ein  Erdbeben  ein  (Agathias  V  3 — 8,  Theo- 
phanes  ad  a.  6050),  wie  Agathias  bemerkt,  gerade  in  dem  Zeitpunkte, 
tMxoc  Yi  ToO  <p^ivo7Z(M}pov  €/>J7Cv  copa,  in  Si  rd  Onip  täv  dvcjuidrcjv 
aviinofjicc  (Brum;ilia)  cTfiXetTO,  rinep  rolg  'PcayLOcioig  vcvöfxt^rat, 
y.pitog  |JL£v  rtor,  -jirfip-^tv,  otzoIov  ilvai  eixäg  roO  TiXiorj  ini  rdg  rpondg 
i/a6vovrc^  rdg  y^siyiepvvdg  xae  Kp6g  röv  aiyoxiptiira  ftpoiiivo'j. 

Gern  verherrlichen  die  byzantinischen  Hofdichter  die  Brumalien - 
feior.  Dem  Titel  nach  ist  uns  bekannt  Aiovrog  noitiTixov  xai  ycXo- 
ijifov  dvaxpsovTiov  eig  BooufxdXea  roö  Ka^aapo^  Bdp^a  (856 — 866). 
ferner  'Ape^ä  dpfitmaxinax»  dvaxpeovrtov  sig  rd  A«ovro^  roö  ßaat- 
litDg  (886 — 912)  BpoujxdXta;  vgl.  darüber  A.  Mai  Spicilegium 
Aoman.    IV   p.   XXXVH.  Ein  frostiges  Machwerk  ist  das  Gedicht 


364  Tomaschek 

'AxoAov^Gu  7pa|i|i«nxoO  scg  r«  Bpcu/jidAca,  welches  die  Weisheit 
des  Kaisers  Leo  preist  (Poetae  lyriei  Graeci  ed.  Tb.  Bergk 
ed.  2.  p.  853).  Bezug  auf  die  Brumalien  desselben  Kaisers  nimmt 
auch  ein  Epigramm  des  Petrus  Patricius  (Lambecius  Comment.  de 
bibl.  Caes.  Vindob.  IV.  p.  180):  ei<;  [irixog  IA5^^  süruj^c^rdrwv 
jQSOvwv,  /  vUag  aveacüiv  eig  del  rpoTzatd  re,  /  (jv^xkr^TiTiOlg  dTratJi 
aolg  Bpoifikokioig  /  nawiyvpiZetv  ivoidoug  eTinfjidjg,  Bei  diesen  sena* 
torischen  Gastmälern  mochte  mancher  byzantinische  Philosoph, 
Grammatiker  und  Dichterling  seinen  Witz  haben  leuchten  lassen  r 
voll  Aberwitz  ist  sicherlich  der  folgende  Bericht  über  den  Ursprung 
der  Hof-Brunialien. 

In  den  Weltchroniken  des  Georgius  Hamartolus  und  Joel»  im 
Chron.  Alexandrin.  und  bei  Suidas  (s.  Bpoi^/jidXta)  ist  nämlich  unter 
verschiedenen  Wendungen  und  Kürzungen  im  Durchschnitt  folgendes 
zu  lesen:  oOrog  oitv  *Pa)|io^  xai  rd  Xcyofxev«  Bpo^p-aXia  irzevorsatj 
ineiSr,  «vtös  xai  6  ddekfdg  avroö   'P^fxo^   ix   Tropveiag  yevifxeyoi    iv 
dX(j(l}oii  Tonta  i^eppifYidav  xai  vno  dypourig  nvö^  y\fvaix6g  eOpe^ivreg 
av£Tpdy>3^av.    oviiSog  oi  y^v    Toüjifatot^  rö   i^  dAkoTpitü)/  rpitpga^ai 
xat   d'klorpio^d'^oxjg  xocJ^sta^at*  ixadrog   iv  roXg  ovyLTzoGioig    t6  totov 
ßprjjlia  xai   TToyLa  ixöfxiCev,  J^pog  tö  jült^  axoOfiiv  6)g  dAXoTpio'fdyoi.  oö 
ori  '/(dpiv   i7:ev6ri(js    'Pcü/xo^   rd  BpcufxdXea,  eipriXthg  avayxaiov  efvat 
7pi(p£tv  TÖv  ßadikia  rriv  iaitroO  a67xX>3rov  iv  rcjj  xaipfb  roO  yeiix'Jjvo^ 
(hg  kvrlyiovg^  orav  r^pc/jiwatv  ix  toO  jröXsjuiou,  rriv   6i   Tj^xAr^rcv  ndXtv 
Tpiftiv   TÖV    arpaTOv.    xai   rip^aro  xdXslv    d;rö   roO*  a    ioig  roO   co\ 
xikiOdag  xolI  tt^v   aOyxXriTov  xakelv  roitg  (Jzp^TiujTag.  6^£v  oi  arpa^ 
TccJüTai   tig   roitg  oXxovg  dTZLOvreg  tcSv  xaXsadvroüv  avrojg  i.-'  dpioTK^^ 
d(f     iaTzipag  rj^flow  xat  iy6povv^  npog  t6  yvcüvai  TzdyroLg  ort  Tzocp^ 
aürä)  aijpiov  rpuffrtaovron,  toOto  oOv  Ktjzoirtxs,  i  'Pcüjülo^,  rhg  stpTjrac^ 
Trpö^    rö    dnaXkoqfi^7.i   rr^g  vßpecag    aOroOf   xaXidag   tö   övojuia  rcO 
apt^TOu  Bpcu|idX(ou|ui,  o    i^Tt  fW|iacaTi  ix  tcov  dA/OTffoüv    Tpayfyvac 
(sie),   xat  xaTioj^sv  tö  i^og  tcüv  BpcujüiaXieov  rapa  tt;  'Pojjuiata  ;ro- 
XiTciqc  £0)^  ToO   vOv.  Man  suche  darin  nicht  etwa  ein  Fragment  aus 
Varro,  Suetonius  oder   einer  anderen   alten  Quelle;  das  Ganze  ist 
Hirngespinst   eines  Byzantiners,  der  einem   M'alalas  an    Geist  und 
Kenntniss  nicht  nachstehen  mochte.  Wir  lernen  daraus  nur»  dass  die 
Brumalien  endlich  zu  einem  blossen  Festessen  für  die  Senatoren  und 
die  Stadtmiliz  wurden  und  dass  der  Gedanke  an  die  bruma  vor  dem 
ßpQlia  zurücktrat. 


über  Brumalia  und  Rosalia  etc.  36b 

Eine  gewisse  Ähnlichkeit  in  Ursprung  und  Entwickelung  mit 
diesem  Feste  haben  die  echt  römischen  Saturnalien.  Saturnus,  der 
Gott  der  Saaten,  und  dessen  Gemalin  Ops,  die  Göttin  des  üppigen 
Segens,  galten  um  die  Zeit  der  kürzesten  Tage  för  die  verborgenen 
Erdmachte,  welche  neue  Kraft  gewinnen,  zu  erneuter  Wirksamkeit 
sich  anschicken.  ^Noch  sind  sie  yerborgen,  aber  schon  kommen  sie 
wieder  und  bringen  mit  sich  alle  guten  Gaben  und  die  ganze  ge- 
segnete Vorzeit  des  goldenen  Zeitalters*«  (Preller  R.  M.  414).  Die 
ursprunglich  düstere  Winterfeier  gestaltete  sich  auch  hier  zu  einem 
genussreichen  Vorspiel  der  sommerlichen  Erntefeier,  indem  die 
Phantasie  schon  jetzt  vorweg  nahm,  was  künftige  Monate  bringen 
sollten.  Daher  die  ungemessene  Freude  und  Freiheit,  das  allgemeine 
Schmausen  und  Schenken  an  diesen  Festtagen,  den  SEPTEM  SA- 
TVRNALIA  !)•  Das  Bild  des  Saturnus  selbst  wurde  der  wollenen 
Binden  entledigt,  mit  denen  es  das  Jahr  hindurch  gefesselt  war  — 
vie1lb:«^ht  weil  ursprünglich  die  Anschauung  bestand,  dass  der  Gott 
gefesselt  m  der  Geisterwelt  bei  Dis  Pater  weile  «)  und  auf  kurze 
Zeit  der  Fesseln  ledig  einen  segnenden  Umzug  halte.  Man  denke  an 
unseren  bergentrückten  oder  bei  HÄl  weilenden  Vddan,  welcher  zu 
Weihnachten  erwacht  und  an  der  Spitze  des  stürmisch  brausenden 
Geisterheeres  um  Mitternacht  über  Feld  und  Flur  dahinzieht. 

Zu  dem  XXIII.  December  bemerkt  das  Kalendar.  des  Clod.  Tus- 
cus  (1.  c.  cap.  70):  rp  npö  e'  xaXavdoüv  'lavoucepeeov  (JvyiTr'XiopoOTai 


0  Die  Festordnung  der  septem  Saturnalia  war  zur  Kaiserzeit  folgende: 

17.  Dec.=  XVI.  KAL.   lAN.     SATVRrfALIA 

18.  XV. 

19.  xnil.  0PAL1A 

20.  XIII. 

21.  XII.  DIVALIA  S.  ANGERONALIA 

22.  XI. 

23.  X.  LARENTALIA 

Die  Dira  Angerona,  so  wie  Acca  Larentia  sind  nur  Seitengestalten  der  Ops  und  Lua 
Mater  (Preller  431.  423.  419.).  —  Manche  GebrXuche  der  Satumalien  haben  sich 
bekanntlich  bis  auf  die  Neuieit  erhalten;  über  den  klerikalen  CameTal,  das  Festnm 
fütuorum,  8.  Du  Cang.  s  t. 
*)  Plutarch  (Mor.  420  A)  weiss  von  einer  fernen  Insel  zu  erzihlen,  auf  welcher  Kronos 
gefesselt  und  schlafend  von  Briareus  bewacht  werde;  viele  Geister  weilten  bei  ihm 
als  Genossen  und  Diener. 


366  Tomasehek 

>5  ßpoOjUL«  oiovii  is  y^siiisptvYi  zpoirri.  Zu  dem  folg.  Tage  Columella 
R.  R.  XI  2  94:  Villi.  Kai.  laii.  brumale  solstitium  sicut  Chaldaei 
observant.  An  dem  XXV.  Dee.  wurde  seit  Aurelianus  in  Rom  das 
orientalische  Fest  des  Sol  Invictus  gefeiert  (Preller  R.  M.  786): 
schien  doch  die  Sonne  nach  der  Wende  neugeboren  und  verjGngt! 
Die  heidnische  Naturanschauung  wirkte  auch  auf  den  christlichen 
Kalender  ein :  es  ist  kein  blosser  Zufall,  dass  auf  denselben  Tag 
die  Geburt  Christi  versetzt  wird.  Die  Christen  feierten  den  Eintritt 
der  geistigen  Sonne,  die  Geburt  des  wahren  Lichtbringers;  die 
Geburt  Johannes  des  Täufers  wurde  dann  auf  die  sommerliehe 
Wende  verlegt,  gemäss  den  Worten  „me  oportet  minui,  illum  aotem 
crescere**.  Um  dieselbe  Zeit  feierten  die  germanischen  Volker  das 
Julfest,  tranken  zur  Minne  und  zündeten  die  Sonnenwendfeuer  an. 
Die  cerei,  welche  an  den  Saturnalien  brannten,  drucken  so  wie  der 
Lichterschmuck  unserer  Weihnachtsbäume  auf  gleiche  Weise  dk 
Zunahme  des  Lichtes  aus;  eben  darauf  ist  zu  beziehen  der  sudfranz. 
chalendal,  ein  grosser  eichener  Klotz,  welcher  am  W^eihnaehtsabend 
entzündet  und  mit  Wein  besprengt  wurde  (Grimm  D.  M.  594),  und 
der  serbische  badnjak  (ebd.  1220). 

Der  Tag  der  Wintersonnenwende  wurde  auch  als  Winterbeginn 
betrachtet;    vgl.    Kai.   rusticum  Farnesianum   (Mommsen  I.  R.  N. 
Nr.  6746):  HIEMIS  INITIVM   SJVE  TROPAE   CHIMERINAE.    In 
christlicher  Zeit  galt  derselbe  auch  für  den  natürlichen  Jahresanfang 
un|j  hiess  desshalb  calendas;  die  slav.  Benennung  koleda  hat  den- 
selben Ursprung.  Der  erste  Tag  im  römischen  Jahre,  die  Kalendae 
Januariae,   dem  Lichlgott   und  EröfTner  Janus   geweiht,  wurde   ab 
glückverheissend  betrachtet;  was  an  diesem  Tage  gut  von  Statten 
ging,  das  musste  auch  für  die  Folge  glücken  (Preller  R.  M.  160  fg). 
Die  Kirchenväter  malen  mit  beredten  Worten  das  ausgelassene  Trei- 
ben, dem  sich  das  Heidenvolk  an  diesem  Tage  hingab,  und  ermahnen 
die  Gläubigen  davon  sich  fern  zu  halten,  lieber  zu  fasten  und  Almosen 
zu  spenden.  ^Die  Losung  dieses  Tages  ist  Lust  und  Genuss  fiir  alle! 
Da  wird  gelärmt  und  getobt;  jeder  sucht  mit  Wein  die  Sinne  zu 
benebeln,   den  Bauch   mit   Speisen    anzufüllen;  Tanz,  Gesang  und 
Würfelspiel,  Pantomimen  und  Mummereien  verscheuchen  die  Sorge. 
Im   Scherz   wählt  man  sich  Richter  und  Obrigkeiten  und  gehorcht 
deren  lächerlichen   Befehlen;  sogar  die   Gotter,  sonst  Gegenstand 
der  Verehrung,   werden  in  possenhaften  Aufzügen,  am  liebsten  in. 


über  BrumaliD  und  Rosnlia  etc.  367 

thierischen  Gestalten,  vorgeführt  und  fallen  dem  Gelächter  anheim  <). 
Leute  aus  dem  Pöbel,  llerumstreicher  und  Gaukler,  ziehen  rotten- 
weise von  Haus  zu  Haus  und  belästigen  Jedermann,  vor  allem  die 
Magistratspersonen,  mit  gluekverheissendem  Händeklatschen  und 
Geschrei,  sie  heischen  Angebinde.  Auch  Kinder  treibt  die  Hab- 
begier; sie  ziehen  herum,  pochen  an  den  Thuren  und  bieten  zum 
Gluckwunsch  mit  Denaren  besteckte  Äpfel  dar,  um  ein  werthvolleres 
Gegengeschenk  davonzutragen.  Roher  Scherz  wird  mit  den  Bauern 
getrieben,  die  sich  in  der  Stadt  sehen  lassen ;  sie  werden  mit  Spott 
und  Schlägen  bedacht,  was  sie  bei  sich  tragen  wird  ihnen  abge- 
nommen. Den  ganzen  Tag  bis  spät  in  die  Nacht  dauert  das 
Wogen  und  Lärmen  •).•* 

Eine  Nachfeier  zu  den  Kaienden  waren  die  am  HL  Januarius 
gefeierten  VOTA,  oder  die  VOTORVM  NVNCVPATIO,  welche  ur- 
sprünglich pro  salute  principis  abgehalten  wurden,  in  später  Zeit 
jedoch  zu  einem  Volksfest  gediehen,  das  denselben  Charakter  an 
sich  trug  wie  die  Kalendae. 


111. 

Den  deutschen  Völkern  galten  die  auf  das  Wintersolstiz  folgen- 
den Zwölften  (vgl.  den  Ausdruck  >^  StaSsxocriixepog  in  der  Schilderung 
des  ToT^i^ov  bei  Constant.  Porphyrog.  De  cerim.  I,  eap.  83,  pag. 
381  —  386)  für  vorbedeutende  Loostage  für  das  folgende  Jahr;  das 
Zukünftige  war  zu  schauen,  das  Seelenreich  that  sich  auf.  Die  Götter 
zogen  segnend  in^s  Land  und  forderten  ihre  Opfer  ein;  es  war 
heilige    Zeit,  alle    Arbeit  und    Fehde    ruhte,    den   Lebensmännern 


1)  Motive  aus  Petrus  Chrysologus  (serm.  CLV),  Ambrosius  (XI),  Maziaus  Taur.  (VI), 
Augustinus  (in  mehreren  Serm.),  Caesarius  Arelat.,  Eligius  u.  A. 

')  Nach  'Affrepiou  roO  iKi<Tx6«ov  ^Ayuxatiag  X670;  xanfiioptxdf  r^g  iopvifi  ruv 
KaXavddiv.  Vgl.  auch  Txetzes  Chil.  XIII  24S— 25Z.  Belege  för  spätere  Bräuche 
bietet  Du  Cang.  r.  Kalendae  lanuar.  (p.  962  ed.  nov.),  wo  Tonäglicb  das  ans  Cerem. 
Rom.  ad  caicem  cod.  ms.  ecci.  Camerac.  beigebrachte  von  Belang  ist.  —  Gegen  germa- 
nische Festgebriuche  richtet  sich  das  Verbot  der  Concilien  »in  cenrulo  et  ritulo 
ire"  s.  Du  Gang.  r.  cervulns  und  xcpßovxoXog,*  Philipps  Über  den  Urspmng  der 
Katzenmusiken  (Freiburg  1849)  8.  ?9  a.  a.  0. 


368  Tomaschek 

wurde  gütlich  gethan,  auch  die  Knechte  feierten.  Der  winterliche 
Umzug  Vddans  und  seiner  Gemalin  Frfja  (Vdda,  P^rahta,  Hulda) 
wurde  in  Festspielen  dargestellt,  auf  welche  die  stehenden  Figuren 
mancher  heutigen  Weihnachtshelnstigungen  zurückgehen.  Die  win- 
terliche Feier  war  jedoch  nur  Vorspiel  zum  Sommerempfang. 

Den  Zwölften  vom  Christfest  bis  Epiphania  entsprachen  nämlich 
die  zwölf  sommerlichen  Tage  vom  I.  bis  XII.  Mai.  Diese  Zeit  ist  die 
heiligste  und  heiterste  des  Jahres:  Vctdan  zieht  entzaubert  und  yOllig 
erlost  wieder  als  der  sommerlich  segnende  Gott  in's  Land  ein  und 
feiert  seine  VermSlung  mit  Frfja ;  alle  Gottheiten,  vornehmlich  weib- 
liche, spenden  Fluren  und  Feldern  den  ßluthen-  und  Erntesegen; 
wo  der  heilige  Zug  in  entzuckendem  Gesangesbraus  voruberwallt,  da 
gedeiht  und  schwillt  alles  in  Üppigkeit  und  Pracht.  Auch  der  Som- 
mereinzug wurde  in  Festspielen  dargestellt,  und  die  ländliche  Mai- 
feier, so  wie  die  vorangehenden  Oster-  und  nachfolgenden  Pfingst- 
gebräuche  gehen  darauf  zurück.  An  manchen  Orten  ist  die  Sommer- 
Verkündigung  Sache  armer  Kinder  geworden,  welche  mit  Maien  ge- 
schmückt von  Haus  zu  Haus  ziehen.  Gaben  einsammeln  und  den 
freundlichen  Gebern  dafür  ein  gutes  Ernteertragniss  aiiwunschen. 

In  dem  Bauernkalender  der  Alten  galt  fast  dieselbe  Zeit  f3r 
Sommerbeginii.  Auf  den  IX.  Mai  setzen  denselben  an  Varro  R.  R. 
I  28  und  Columella  R.  R.  XL  2  39:  VII.  Id.  Maias  aestatis  initium» 
Favonius  aut  Corus,  interdum  etiam  pluvia;  Clod.  Tuscus  (I.  c. 
cap.  63):  r^  npd  r/  xal  ^'  eiSthv  Maecuv  Tzpooiyn^v  ^ipo'jg^  xat  C^yw- 
pog  inixpareX.  Auf  den  VI.  Mai  Euktemon  in  dem  Kai.  Pseudo-Ge- 
mini  p.  69.  D;  auf  den  X.  und  XII.  Mai  (XV.  und  XVII.  Pachon) 
Claud  Ptolemaeus  p.  86.  C:  ki-^vriTioig  »jetö^*  J^ipo^jg  oLpyJTi.  Auf  den 
XIII.  Mai  Ovidius  Fast.  V.  601:  tum  incipit  aestas,  et  tepidi  finem 
tempora  veris  habent.  Auf  diesen  Zeitpunkt,  rraucjjiivou  roO  ^pog^ 
ou;reü  S*  ripyixivov  ^ipovg  (Galenus  de  antid.  I  8),  fiel  auch  die  dio- 
nysische Festfeier,  die  sommerliche,  welche  den  Einzug  des  im  Ge- 
leite der  Nymphen  und  Silene  ruckkehrenden  Dionysos  und  der 
Liebesgöttin  darstellte.  Wir  haben  bereits  in  der  Einleitung  darauf 
hingewiesen,  dass  ausser  Musik  und  Tanz  vorzüglich  die  Zier  der 
Rose  das  Fest  verschönern  mochte,  auf  den  quellenreichen  Gebirgs- 
abhängen  des  Pangäon  sowohl  wie  in  den  sagenberühmten  Garten 
am  Fusse  des  Bermiongebirges.  Mit  Rosen  wurde  der  Sonimer- 
empfang  auch  in  Deutschland  gefeiert. 


über  Brumalitf  und  Rosalia  etc.  369 

MRoseiigärten*'  nannte  man  in  verschiedenen  Gegenden  Deutsch- 
lands grasige,  mit  Rosen  und  anderen  Blumen  durchwachsene 
Werder,  welche  zu  volksmässiger  Festeslust  bestimmt  waren;  na- 
mentlich Worms  hatte  zwei  solche  Versammlungsplätze,  m^s  ^^^'  iu 
dem  Gaiien  Freude  und  Wonne  genug;  hei,  was  der  Gai*ten  Rosen 
und  lichter  Blumen  trug!**  heisst  es  in  dem  grossen  Rosengarten, 
worin  der  Held  Ilsän  auftritt,  der  seinen  Schild  mit  Rosen  bekleidet 
und  auf  dem  blumigen  Plane  die  Gegner  überwindet  —  in  Kämpfen, 
welche  deutlich  die  Idee  des  Sommerstreites  ausdrücken,  in  einer 
kriegerischen  Maifeier,  worin  der  Sommergott  den  Strauss  ausficht 
mit  den  Dämonen  des  Winters  (Uhland  in  der  Germania  VI  307 — 
SSO,  bes.  321.  335.  338  fg.). 

Wie  bei  den  Brumalien,  so  machen  wir  auch  bei  der  sommer- 
lichen Dionysosfeier  die  Wahrnehmung,  dass  für  das  alteinheimische 
Fest  zur  Zeit  der  Römerherrschaft  eine  lateinische  Benennung  ver- 
wendet wurde,  welche  bis  in  die  späteste  Zeit  auf  demselben  Ge- 
biete sich  forterhielt,  nämlich  ROSALIA  ^).  In  dem  mittelalterlichen 
Byzanz  scheint  dieser  Ausdruck  nicht  üblich  gewesen  zu  sein;  der 
Tag  wird  da  genannt  -n  >^^ipa  roiv  f6$(tiv^  entsprechend  dem  lat. 
DIES  ROSARVM.  Unter  den  anakreontischenv  Gedichten  des  Gram- 
matikers Joannes  von  Gaza  befinden  sich  zwei,  welche  die  Feier  be- 
singen: No.  4  (T/idiov  iv  np  liixipcf  toüv  föSwv  |m.£Ta  tö  einelv  rijg 
^oer)3Td^,  und  No.  S  Xö'^o^  Sv  iKeSsi^aro  iv  r^  "hl^ipcL  rcov  j>ödaiv  iv 
T^t  iauToO  oiarpiß-fi ;  daran  schloss  sich  vielleicht  No.  7  rivoc^  äv 
eiKoi  AO'^o^g  6  Aiovuaog  toö  iapo^  iXrj'kvJ^orog  (Th.  Bergk  Poetae 
Lyrici  Graeci  ed.  2.  p.  841  sq.  837).  Der  Dichter  ist  voll  von  freu- 
digen Gefühlen  über  den  Einzug  der  dionysischen  Jahreszeit.  ^  Wann 
der  Lichtbringer  Phaethon  in  dem  Zeichen  des  Widders  die  mittlere 


0  über  die  Rosalien,  in  soweit  sie  in  das  Gebiet  der  slavischen  M jtbolog^ie  und 
Heortologie  einschlagren,  beeitsen  wir  eine  schdne  Abhandlung  Ton  Miklosich  t  Die 
Rusallen  (Sitxongaberichte  der  Wiener  Akad.,  46.  Bd.  1864,  S.  366  —405).  Miklo- 
sich  hat  gegenüber  den  eingewurzelten  Ansichten  anderer  Slaristen  mit  Scharf- 
blick erkannt  und  zur  Eridena  nachgewiesen,  dass  die  Feier  nicht  slaTischen  Ur- 
sprungs und  das  Wort  selbst  lateinisch  sein  müsse.  Es  blieb  noch  zu  untersuchen, 
auf  welche  heidnischen  Grundanschauungen  die  Feier  zurückgehe  nnd  welche  Be- 
deutungen dem  Worte  ROSALIA  znkimen.  Durch  M*s.  Arbeit  wurde  der  Verf.  d. 
Abb.  vorzugUch  zur  Lösung  dieser  Flragen  angeregt. 


370  Toniaschek 

Laufbahn  ersteigt,  da  lachen  die  Adern  der  Mutter  Erde;  die  Mören 
rufen  die  verborgenen  Sprösslinge  der  Flur  wieder  ans  Tageslicht 
und  färben  den  Grund  mit  buntem  Biüthenschmuck ;  Kypris  von 
Eros  begleitet  fuhrt  fruchtreiche  Sprossen  herbei^  die  rosenwangige, 
die  rosenfingrige;  die  Tiefen  der  Erde  verlässt  Adonis^  das  Kind 
der  Natur,  der  gewaltige  Lebensverkünder ,  der  aphrodisische 
Reigen." 

Der  Ausdruck  'Pouaa/ea  begegnet  uns  zunächst,  wie  Meursius 
und  Du  Cange  bemerkten,  in  dem  Commentar  des  Theodor  Balsa- 
men, welcher  gegen  Ende  des  zwölften  Jahrhundertes  lebte,  zu  den 
bereits  mitgetheilten  Werten  des  62.  Kanons  des  VI.  Conciliums 
in  Trullo  (HOvTayjxa  tcSv  ^eicüv  xai  UpQv  xavövcov  —und  F.  A.  'PaX/ip 
xat  M.  nörXTp  —  'A^r^vip(7cv  1852  11  p.  450):  TOiaOrr^  naviiyvpig 
dM^öxoTog  i(JTi  xai  t«  Aeyoyieva  TouaaXc«  rä  p,iTd  t6  äyiov  Tzday^jx 
ÜTTÖ  xaxtj^  av'jriäüoLg  iv  rat^  £^a)  yjapaig  yivö/jicva.  Wir  erfahren 
daraus,  dass  das  ^  sonderbare **  Fest  der  Rosalien  nach  Ostern,  also 
zur  Maienzeit  und  zwar  auf  dem  Lande  einem  alten  heidnischen 
Brauch  nach  gefeiert  wurde.  Noch  belehrender  ist  die  Schilderung 
nspi  rd>v  TouaaXeoüv  in  den  Schriften  des  Demetrios  Chomatianos» 
Erzbischofes  von  Achrida,  aus  dem  Anfange  des  dreizehnten  Jahrhuu- 
dertes  (Miklosich  1.  c.  388):  oi  oltzo  toO  ^iiiarog  roO  Mo/aoxov 
opi^diiievot  6  Selvu  xat  ö  delva  rolövdc  ri  6LixdpTrjp.a.  i^Vj'yöf  £'J7av  £c;r6v- 
T£^,  ort  naXaioO  l5ou^  iv  rip  X'^P^  tovtwv  xparoövTO^,  6  Sri  'Povadlia 
GvojuiaCerae,  rfi  jULerd  n%v  TzevTSxoariiv  ißioiidoi  TJvrayfXGc  yiveaJ^at 
vgcüTifCüv  xai  Tag  xard  yuipav  x6}iJ.ag  avTOvg  ntpUpxtaäai  xai 
Kaiyvioig  Tiai  xai  opfjiiLaai  xai  ßeßaxy^E'Jikivoig  aX|ia(7i  xai  nxYivixal^ 
dayriiiocOvaig  hyxaAsX^^ai  dO^pa  rzapd  twv  ivoixoOvTOJv  eig  xipdog 
aurcov.  Hier  erscheint  die  Feier  bereits  auf  die  Woche  nach 
Pfingsten  gerückt  und  gemahnt  im  Wesen  an  manche  deutsche 
Pfingstgebräuche.  Junge  Leute  ziehen  von  Haus  zu  Haus  und 
sammeln  Spenden  ein;  bedeutsam  treten  Tänze  und  Sprunge, 
Umzage  und  Vermummuugeu,  überhaupt  das  bakchische  Element 
hervor. 

Noch  überraschender  ist  die  Art  und  W^eise,  wie  die  Rosalien 
in  dem  epirotischen  Parga  abgehalten  werden.  *  Apaßa^rr^vög  gibt 
uns  hierüber  in  seiner  verdienstlichen  Xpovoypafia  rfig  'Hnsipoxf 
(Athen  1857  Tom.  U  p.  191)  folgende  Andeutungen:  —  rrjv  xaXov- 
yihriv   kopTViv  ToCaXcav  f^  TouadXt«,  diapxoOaav  dno  T9ig  a    ixiyupi 


über  Brumalia  und  Rosulia  etc.  3  T 1 

rfic  >}'  Maiou,  ots  6  "kuog  cxA^yo^v  n-oAtry/v  rtva  wg  dp'/ri'^dv  eu3viL£i 
diu  $taf6po}v  xcojJLcxcov  (7xr/V(I>v*  jxcra^O  de  roOrcuv  ixporsi  xac  ;rXa(7n^v 
Tiva  /xaj^TOv,  a^Y;|tjiar£(o|LiL^vcüv  SOo  arpareoirexeov  aaijxaraiv,  toö  juiev 
/p((7reav(XG0,  roO  di  d^cojuiavcxoO  dpyriyo\Jixivo\j  und  nXaaroO  flaaaä, 

T^ili-ipcL  Tfsg  iopTYig  TpcudofJidx^^*  ^^  'V  /^ßt^a^v  di  rcSv  gxtcü  ifiiupthv  oi 
'PcuaaXecürac  üdp^cGe  e^9i;rparrov  rö  reAcovtaxöv  dixaeco/xa  Travrö^ 
kyinopsOiiaTog  Ei<jciy(t)yfig  r^  i^aytMiyYi^,  xat  tö  ^yT%p|üio{ov  £^^  Sa- 
Tzdvfiv  Tciüv  iv  TTp  nravvjyOpffc  ycvofXevwv  ivrpuyioffecüv  xac  npona" 
p<xi3xev(hv.  Der  fingirte  Kampf  zwischen  Christen  und  Osmanen  ist 
nur  eine  neuere  Darstellungsweise  des  alten  dramatischen  Streites 
zwischen  Sommer  und  Winter;  an  Stelle  des  Winters  ist  der  blut- 
dürstige Pascbah  getreten,  welcher  schliesslich  selbst  Freiheit  und 
Leben  verliert.  Bemerkenswerth  ist  ferner  die  Dauer  des  Festes  vom 
L  bis  VIII.  Mai. 

Wie  bei  den  Brumalien  folgte  auch  bei  den  Rosalien  eine 
Nachtfeier,  welche  dem  bakchischen  Genüsse  und  der  ausgelassen- 
sten Freude  gewidmet  war.  Wir  schliessen  dies  aus  den  Berichten 
über  die  seit  der  byzantinischen  Zeit  in  Russhmd  verbreiteten 
Pfingstrusalien,  namentlich  aus  den  Beschlössen  der  Moskauer  Sy- 
node vom  Jahre  1551  (Stoglav,  Miklosich  I.  c.  391),  worin  die 
Feier  so  geschildert  wird :  Männer  und  Frauen  versammeln  sich  in 
nächtlicher  Zusammenkunft  und  bringen  die  Zeit  mit  Gesprächen» 
Gesängen,  Spielen,  Tänzen  und  anderen  gottverhassten  Dingen  zu; 
nachdem  so  die  Nacht  verstrichen,  begeben  sie  sich  unter  grossem 
Geschrei  zum  Bach  und  waschen  sich  mit  Wasser.  Von  den  Weiss- 
russen verbreitete  sich  die  Pfingstfeier  zu  den  Mordwinen.  Wiede- 
mann  (M^moires  de  TAcad.  Imp.  VII.  S^rie  T.  IX,  No.  5:  Gram- 
matik der  Ersa-Mordwinischen  Sprache  S.  3)  schildert  uns  dieselbe 
folgendermassen:  „Kurz  vor  Pfingsten  haben  die  alten  Weiber  ihr 
Fest;  sie  ziehen  an  das  nächste  Wasser  hinaus,  stecken  dort  am 
Ufer  junge  Bäume  in  die  Erde  und  bereiten  sich  einen  Eierkuchen, 
den  sie  an  Ort  und  Stelle  verzehren.  Am  Pfingstfest  ziehen  die  jun- 
gen Mädchen  unter  Anführung  einer  erwählten  Königin  in  den  Wald, 
flechten  sich  dort  Kränze,  begeben  sich  darauf  bekränzt  und  singend 
Arm  in  Arm  zum  nächsten  fliessenden  Wasser,  wo  sie  eine  nach  der 
anderen  ihre  Kränze  hinein  werfen,  wobei  sie  allerlei  Fragen  thun; 
schwimmt   der  Kranz  leicht  weiter,  ohne  zu  sinken,  so  ist  dies  eine 


372  Tomaschek 

günstige  Antwort  9*  Sonst  versammeln  sie  sich  noch  auf  einem 
grossen  Hofe,  machen  dort  eine  Allee  aus  zwei  Reihen  in  die  Erde 
gesteckter  Maien»  hinter  welchen  sie  sich  niedersetzen,  um  die  in 
dem  Gange  wandelnden  jungen  Männer  mit  Bier  und  Branntwein  zu 
bewirthen.  Bald  gesellt  sich  dann  auch  ein  Violin-  oder  Citherspieler 
dazu»  und  das  Fest  schliesst  mit  einem  Balle  oder  einer  Orgie. 
Früher  kamen  unterdessen  die  älteren  Leute  am  Bache  zusammeut 
schlachteten  dort  auf  Kosten  der  Gemeine  unter  allerlei  Gebräuchen 
einen  Ochsen  und  verzehrten  ihn,  nachdem  er  an  einem  starken 
Feuer  gebraten  war.** 

Bemerkenswerth  in  dem  obigen  Berichte  des  Demetrios  Choma- 
tianos  ist  der  Schauplatz,  auf  welchem  vorzugsweise  die  Rosalieu 
nach  alter  Sitte  gefeiert  wurden,  nämlich :  rc  ^i/xa  rcO  MoXc<7xoO. 
Wir  wissen  zwar  genau  nicht,  welcher  heutige  Name  diesem  slavo- 
bulgarischen  Orte  entspricht;  aber  die  Lage  desselben  kann  doch 
im  allgemeinen  angegeben  werden.  Noch  in  spät-mittelalterlichen 
Subscriptionen  führt  der  Bischof  von  Moglena  den  Titel  ö  MoyXevcuv 
xat  MoUaxoO  (Le  Quien  Or.  Chr.  II  p.  283  Leake  Trav.  III  p.  270). 
Der  Ort  wird  zuerstgenannt  in  der  Geschichte  des  Jahres  1017;  der 
Kaiser  Basilios  II.  eroberte  auf  dem  Wege  von  Kastoria  nach  Verria 
das  feste  Vy^egrad  und  begann  die  festen  Orte  in  dem  Umkreis  von 
Ostrovo  und  Mol'sk  zu  zerstören,  rd  nipi^  ^Oarpoßov  xoci  MoXctrxoO. 
Cedren.  II  p«  46S.  Setaena,  ein  Sitz  SamueKs,  fiel  in  seine  Hände ; 
dieser  Ort  ist  wohl  identisch  mit  dem  j.  Bulgarendorfe  (Jetina 
(Qrisebach  II  p.  173,  Barth  p.  154)  am  Fusse  des  Ni|e  oder  Gorni- 
cova,  des  alten  Bermios.  Auch  MoKsk  wird  daselbst  zu  suchen  sein. 
In  dem  Privilegium  Alexii  III.  Imp.  Cpolitani  concessum  Henrico  Dan- 
dulo  Duci  vom  Jahre  1199  heisst  es  ferner  (Tafel  Symbol,  crit. 
geogr.  Byz.  I  p.  51):  provincia  Prilapi  et  Pelagoniae  ac  Molyscu,  nee 
non  et  Moglenon;  ebenso  in  der  Parti tio  Romaniae  vom  Jahre  1204 
(Symb.  II  p.  124):  provincia  Moliscu  et  Moglenon,  provincia  Prilapi 


0  Daa  Waschen  im  Bache  und  die  Hydroinantie  gemahnt  an  ihnliche  Gebrauche  in 
Deutschland  u.  a.  0.  (Grimm  D.  M.  555  fgg.)*  Augustinus   mahnt,    „ne    alias    in 
feetiTitate  S.  Joannis  in  fontibus  aut  paludibus  aut  in  fluminibus  noctumis  aai  mata* 
tinis  horis  se  lavare  praesamat^  quia  baec  infelix  consuetudo  adhue  de  paganorum 
observatione  remtntit*. 


über  Bninialia  und  Rosiilia  etc.  373 

<ei  Pelagoniae  cum  Stano.  —  Im  Jahre  1260  entsendet  der  nikänische 
Kaiser  Michael  VIII.  Paläologos  den  Sebastokrator  Joannes  gegen 
den  epirotischen  Despoten  Michael  IL;  Joannes  erobert  Achris  und 
Deavolis,  ausserdem  Upiana  UeXayovia  Scjoxö^  Mokuaxog^  Georg. 
Acropolites  cap.  80  p.  178.  Nach  dem  Gefecht  bei  Borila-Lougos 
(Lanka  bei  Ha|i-Chalfo  p.  99)  ziehen  sich  die  Überreste  des  epi- 
rotischen Heeres  in  der  Richtung  nach  Prilapos  zurück  und  berühren 
auf  dem  Wege  dahin  Dravöv  xai  Scooxöv  xai  MoXuoxöv,  id.  cap.  81 
p.  181.  Die  genannten  Orte  liegen  sämmtiich  in  dem  Stromgebiet 
des  Erigon,  an  dem  Nordabhang  des  Bermios,  und  es  darf  uns  nicht 
Wunder  nehmen,  auf  diesem  durch  die  Rosengärten  des  Midas  und 
durch  Dionysoscult  in  der  Sage  berühmten  Gebiete  noch  in  der 
spätesten  Zeit  von  der  Rosenfeier  zu  boren.  Der  alte  Festbrauch 
gieng  von  der  romanisierten  Bevölkerung  auf  die  slavo-bulgarische 
über. 

Wurden  auch  auf  autochthon-thrakischem  Gebiete  ROSALIA 
gefeiert,  und  lässt  sich  direkt  nachweisen,  dass  der  romische  Aus- 
druck bereits  im  Alterthum  daselbst  üblich  war?  Wohl  ist  der 
Mangel  au  römischen  Inschriften  aus  jenem  Bereich  zu  beklagen; 
nichts  destoweniger  lässt  sich  aus  den  wenigen  bisher  bekannten 
etwas  für  unsere  Sache  gewinnen.  L^on  Heuzey  hat  in  seinem  lehr- 
reichen Aufsatz  Le  panth^on  des  rochers  de  Philippes  (Revue  ar- 
ch^ologique  VI.  ann^e  Juin  186S  p«  449 — 460)  zwei  Inschriften  aus 
der  Umgegend  von  Drama  mitgetheilt,  welche  Zeugniss  ablegen  von 
der  fortschreitenden  Romanisierung  und  der  Anwendung  römischer 
Namen  auf  einheimische  Einrichtungen,  so  wie  von  dem  Leben  des 
Dionysoscultes  auch  in  später  Zeit.  Die  erste  derselben  lautet 
<p.  451): 

BITHYS  •  TAYZIGIS  •  FIL  •  ÜVI  •  ET 

MACER  •  N  •  LX  •  TAVZIES  •  BIT-I  •  QVI  •  ETRV 

Fvs  iixiv  BiTivs  TAVZicis  nuiinMiiiss 

ZIPACENTHVSTAVZIGIS    •   BITHICENTHVS 
CERZVLAE  •  SABINVS  •  DIOSCVT-IIS-    HEREDES    •  F  •  C  • 

IDEMBIT-IVS  D0HAVITB1ASI8-LIB-PAT>TA8DA8T>XCC.ET>BTFT8  XCEXffVOK-BEDIT-Aimr 

ROSAL  •  ADMONIMENT  •  EOR  •  VBSCBNTyR. 

Sittb.  d.  phil.-hiaL  Cl.  LX.  Bd.,  II.  Hft.  25 


3  76  Tomaachek 

freiheit  eingetreten,  indem  der  Staat  sich  passir  verhielt  und  keine 
Religion  zur  oSieiellen  erklärte.  "^ 

In  dem  schon  genannten  Kalendarium  Lambecianum,  welches 
unter  Kaiser  Constantius  II.  (337 — 361)  aufgezeichnet  wurde  und 
die  damals  unter  den  Heiden  hestehende  Festordnung  der  Stadt  Rom 
enthält»  finden  wir  ebenfalls  eine  Andeutung  des  Rosenfestes»  freilich 
zu  einem  etwas  späteren  Tage  (Graevii  Thes.  Antiq.  Rom.  VIII 
p.  99) : 

X  •  KAL  •  IVN-  MACELLVS  ROSA  SVMAT. 

Ayellino  (p.  249)  meint,  die  Fleischbuden  seien  mit  Rosen  ge- 
schmückt worden»  wie  zur  Zeit  der  Yestalia  die  Mühlen»  oder  wie 
nach  demselben  Kalendar.  VIII.  Id.  Jun.  der  Coloss  mit  Blumen- 
kränzen geschmückt  wurde»  und  liest  demnach:  macellus  rosas 
sumat;  richtiger  scheint  uns  jedoch  die  Auflassung  Mommsens» 
welcher  MACELLVS  durch  einen  Punkt  trennt  von  ROSA  SVMATur» 
so  dass  wir  übersetzen  müssen  „Fleischmarkt.  Die  Rose  werde  ge- 
nommen.'' Wurde  das  Rosenfest  in  Rom  damals  am  XXIII.  Mai  abge- 
halten, so  stimmt  diess  recht  gut  zu  dem  späteren  Ineinanderfliessen 
der  Rosalien  mit  dem  Pfingstfest 

Aus  einer  inschriftlichen  Urkunde  ersehen  wir  auch,  dass  die 
Rosalien  sogar  erst  am  XX.  Junius  gefeiert  wurden;  eine  solche  Ab- 
weichung mochte  wohl  nur  in  Collegienordnungen  Platz  gegriffen 
haben»  welche  auf  einen  kleinen  privaten  Kreis  von  Genossen  be- 
schränkt waren.  Wir  meinen  die  Lex  conlegii  Silvani»  welche  eine 
sanctio  L*  Domitii  Phaonis  ex  voto  suscepto  pro  salute  Domititni 
enthält  (Avellino  Opuscoli  diversi  vol.  IlL  p.  305  Mommsen  I.  R.  N. 
No.  212  Henzen  No.  6085).  Phaon  vermacht  vier  Landgüter  den 
Genossen  des  CoUegiums  Silvani  mit  der  Bestimmung  (v.  10 — 18): 
ut  ex  reditu  eorum  fundorum  qui  supra  scripti  sunt 

KAL-  lANVariis 
et  III IDVS  FEBRuarias  Domitiae  Augustae  nostrae  natale 
et  V_K  IVLUS  dedicatione  Silvani 
et  XU  K  IVUAS  ROSAUBVS 
et  IX  K  NOVEMBRes  natale  Domitiani  Augusti  nostri 

acrum  in  re  praesenti  fieret  convenirentque  ii  qui  in  conlegio  easent 
ad  epulandum»  eurantibus  suis  cuiusque  anni  magistris  etc. 


über  Bramalia  und  Rotalia  etc.  377 

Für  ROSALIA  wird  auch  der  Ansdruck  DIES  ROSATIONIS  an- 
gewendet; so  in  dem  Regulativ  für  die  Grabstatte  des  T.  Flavius 
Syntrophus  (Henzen  No.  7321).  T.  Flavius  Syntrophus,  heisst  es, 
in  suo  testamento  heredibus  hortorum  Epagathianoruni  sie  praecipit: 
reditum  eius  summae  eustodiatis  ita,  ut 

die  parentali  meo 

item  XI  •  K  •  APR-  DIE  VIOLATIQNIS 
item  Xli  -  K  •  IViNIAS  DIE  ROSATIONIS 
item  III  -  K  -  lanuar.  die  natali  meo 

id  diyidatis  etc.  —  Naeh  dieser  Inschrift  sollte  man  fast  yermuthen» 
dass  in  der  vorigen  XII  -  K  *  IVLIAS  ein  Sehreibfehler  sei  f&r  IVNIAS. 
Der  XXI.  Mai  nShert  sich  dem  Datum  des  römischen  Rosenfestes  im 
Constantinischen  Festkalender. 

Eine  ähnliche  Inschrift,  jedoch  ohne  Angabe  der  Daten,  bietet 
Marini  Atti  e  Monument i  de*  fratelli  Arvali  (p.  563  not  518,  p.  639 
not.  816.  „in  villa  Peluechi**):  usum  fructum  insulae  *alatianae  cu- 
stodiant  ita,  ut  ei  reditu  eius  insulae  quodannis 

die  natalis  sui 
et  ROSATIONIS 
et  VIOLAB 
et  Parentalibus 

memoriam  sui  saerificiis  quater  in  anum  faetis  eeiebrent  et  praeterea 
Omnibus  Kalendis  Nonis  Idibus  suis  quibusque  mensibus  lucema 
lucens  sibi  ponatur  incenso  imposito.  —  Die  beiden  Tage  des  Veil- 
chen- und  Rosenfestes  kennt  auch  die  LEX  -  C0LLE6I  •  AESCV- 
LAPI  •  ET  •  HYGIAE  bei  Fabretti  cap.  X,  Nr.  443,  p.  725  (Orelli 
Nr.  2417  vol.  I.  p.  421): 

item  XI  K*  APR*  DIE  VIOLARI  eodem  loco  praesentib. 

dividerentur  sportulae  vinu  et  pane  sicut  diebus  ss. 
item  V  ID'   HAI  DIB  ROSAE    eodem  loco  praesentib. 

dividerentur  sportulae  vinu  et  pane  sicut  diebus  ss. 

DIES  ROSAE  ist  hier  der  XI.  Mai,  also  Sommeranfang.  Was  bedeu- 
tet aber  DIES  VIOLATIONIS.  DIES  VIOLAE,  DIES  VIOLARIS.  der 
XXII.  März?  Blicken  wir  in  das  Kalendarium  Lambeeianum,  so  finden 
wir  auf  diese  Zeit  folgende  Festreihe  angesetzt  (Graevii  Thes.  Ant. 
Rom.  VIII,  p.  98) : 


iiO  Tomatcbek 

XI  •  KAL  •  APR       ARBOR  INTRAT 
X  •  TVßiLVSTRIVM 

Vim  SANGVEN 

Vni  '  HILARIA 

Vir  •  REQVIETIO 

VI  LAVATIO. 

Sämmtliche  Festtage»  mit  Ausnahme  des  zweiten,  beziehen  sieh  auf 
die  Märzfeier  der  Magna  Mater  und  des  Attis.  Der  mit  ARBOR  IN- 
TRAT bezeichnete  erste  Tag  ist  mit  unserem  Veilchenfest  identisch. 
An  diesem  Tage  wurde  nämlich  eine  im  Waide  gefällte  Fiehte  unter 
den  heftigsten  Klagen  der  phrygischeu  Priester  in  den  Tempel  der 
Gottermutter  getragen  und  daselbst  mit  wollenen  Binden  omhollt  und 
mit  Veilchen  bekränzt.  Die  Fichte  ist  Symbol  des  Winters  und  der 
Trauer»  der  entmannte  und  gestorbene  Attis  <)  selbst ;  die  Yeilcheo, 
die  aus  seinem  Blute  entsprossen  waren,  bedeuten  den  Vorfrühling, 
das  Wiedererwachen  der  Natur  (Preiler  Gr.  M.  509  f|^.  R.  H. 
735  fgg.  und  Valesius  zu  Amm.  Marc.  XXIII  3  7).  Auch  an  diesen 
Tage  vergass  man  der  Todten  nicht.  —  Ähnlieherweise  galt  ia 
Deutschland  das  Veilchen  für  den  Boten  des  jungen  Lenzes :  wer  den 
„ersten  vtoH  schaute,  der  hatte  den  Sommer  „funden''  und  wurde 
von  den  Dorfbewohnern  unter  Jubel  eingeholt;  dann  wurde  zum 
Tanz  um  den  aufgerichteten  Veiel  gesungen. 

DIES  VIOLATIONIS  ist  somit  der  Tag  des  FrQhlingseinzuges, 
wie  DIES  ROSATIONIS  der  des  Sommereinzuges.  An  beiden  Tagen 
liebte  man  es  das  Andenken  an  die  lieben  Verstorbenen  wachzurufen 
und  deren  Gräber  mit  Veilchen  und  Rosen,  den  Blumen  der  HinfSIlig- 


<)  Die  Namensform  ATTIN  (Momrosen  I.  R.  N.  Nr.  1398,  1399,  liOO)  scheint  auf«« 
Mentitit  mit  'A^eov.  "A^uvt^,  a4onai  zu  weisen ;  die  syrisches  Gälte  mochtca 
frdhseitig  io  Phrygien  Boden  gewonnen  und  sich  mit  den  einheimischen  Ttr- 
schrooUen  haben.  Echt  phrygiseh,  d.  h.  westerdnisch  ist  die  Bezeichnung^  'A^ofUML 
Hjrmnos  in  Attim  (Philologns  III,  p.  U7  fgg  Bergk.  Poetae  Lyr.  Gr.  p.  104t): 
ji  xaXoujt — SofA^^fMixc^ 'A^ofAva  jeßa^fAiov,  Maidvioi  Kopvßaotva  xai  m 
^pU7«f .  oXXotf  lUv  ndiirirov.  Hesych. :  ada^vi tv  •  rd  ^tXctv  •  xol  <^|»U7c;  vh 
^iXov  adaf&voc  X^YOuaiv.  Böttger  vergleicht  skr.  sa  »cum",  dhma  ^pirmre*'  ntip. 
ham-dam  »simul  rel  nna  spirans,  i.  e.  socius,  amicus* ;  ähnliche  BegriffsaMOciaitien 
ist  auch  enthalten  in  Tj;rvtXo(*  axoXou^o;,  ^iXog  (Theoer.  XU  13)  und  xsocv- 
vtoi  *  axoXovJ^oi  (Resych.) ;  einer  der  idSischen  Daktylen  heisst  AofLvocftfvr^ 
•d«!r  hissende". 


über  Brumaliii  nnd  Rosalia  etc.  379 

Iceit,   aber   auch  der  Verjüngung  und  Lebenslust,  der  stillen  Sehn- 
sucht und  Liebestrauer,  auszuschmücken  <).  Es  ist  daher  leicht  er- 
klärlich, dass  der  Ausdruck  ROSALIA,  ROSARIA  auch  gleichbedeu- 
tend werden  konnte  mit  PARENTALIA.  So  in  der  Inschrift  bei  Maffei 
Mus.   Veron.  p.  CXLVI  Nr.  3 :  item  dedit  coli.  naut.  Arilic.  HS  Xfi 
N.,    Mt  ex  eins  summae  reditu  ROSALia  ET  PARENTalia  lusto  f.  et 
fnstae   uxori   et  sibi  om.   an.   in  perpetuum  procur.  —  Ferner  bei 
Gmter  p.  MXXXI  Nr.   5  (Or.  Nr.  4084):  ex   cuius  reditu  PAREN- 
TALia   ET  ROSARia  quotannis  ad  sepulchrum  suum  celebrarentur. 
Wi:*  citieren  noch  Maffei  Mus.  Ver.  p,  CCCLXVÜII  Nr.  S :  ex  quorum 
reditu   quodannis   TAM  TEMPORE  PARENTALIORum  QVAM  ET 
R0S4E  Coronas  temas  ponerent.  Schliesslich  noch  die  Vermuthung, 
dass  bei    Grutcr  p.  DCCLIII  Nr.  4  (Henzen  Nr.  7336)  statt  TEM- 
PORB ROSAE  •  IVL  •  gelesen  werden  müsse  TEMPORE  ROSALIVM. 
Es  erübrigt  noch,  über  die  im  katholischen  Ritus  vorkommenden 
Spuren  des  Rosenfestes  das  Nothwendigste  mitzutheilen.  Die    Chri- 
sten cer  ersten  Jahrhunderte  pflegten  die  Grabstätten  der  Märtyrer 
und    leiligen   mit  Rosen  auszuschmücken  und  an  dem  Gedenktage 
derseben    Rosalien    zu   feiern.  Ayellino  (III  p.  265)  theilt  aus  den 
Acta  S.    Nicolai  folgende  Stelle   mit ») :  f^d^avrog  ii  rov  xatpov 
T&v  fcaaaX^tov  ^©ö  npondropo^  ^/jlcSv  toö  dyloit  NcxoXaou,  xccrrj'k^ev 
kv  MO^joig  rf  ißrtrponiXst  ei^  r^v  a0vo9ov  6  toö  ^iorj  ioOlog  NexöXao^. 
Darunter   ist    offenbar   nicht  der  Deeembertag,   sondern    der   dies 
S.  Niolai  aestivalis  oder  der  IX.  Mai  gemeint.  Einigemale  wird  in  den 
griecKschen  Heiligenkalendarien  der  Ausdruck  foiiaikdg  angewendet 


^j  Gs  würe  zu  weitliufi^:,  alle  Bele^atellen  für  diese  Verwendung  der  Rose  aufxu- 
zählen.  Wir  machen  nur  aufmerksam  auf  Gruter ,  p.  CCCCLX,  Nr.  3  (arcam  rostt 
exornare  et  ibi  epulari)  p.  CCCCXXXV,  Nr.  2  (sepulcnim  KAL  *  IVN '  rosis  exornare 
hicque  cum  suis  omnibus  epulari).  p.  DCXXXVI,  Nr.  12,  Or.  Nr.  4417  (resci  ex 
hortorum  reditu  et  praebere  rosam),  p  DCCXLYIII,  Nr.  11,  Or.  Nr.  707  (rosas  ad 
monimentum  deferre  et  ibi  epulari),  p.  DCCCHl,  Nr.  8  (rosas  et  profusiones  quo- 
tannis facere),  p.  DCCXLIV,  Nr.  1  (rosas  et  escas  ducere),  p.  MXXl,  Nr.  4,  Or. 
Nr.  4418  (largius  rosas  et  escas  ponere);  Muratori,  p.  DCCCLXYU,  Nr.  8,  Or. 
Nr.  4419  (escas  rosales  et  Tlndemialea  omnibus  annfs  ponere,  d.  h.  SchmSuse  am 
Rosenfest  und  xur  Zeit  der  Weinlese). 

^)  Sancti  confessoris  pontificis  el  celeberimi  thauroaturgi  Nicolai  acta  primigenia 
nuper  detecta  et  eruta  ex  unico  et  retere  cod.  mbr.  Vaticano  per  Nie.  Carminium 
Falconium.  Neapoli  1751. 


380  Tomaschek 

(vgl.  foil^iaäai  rosis  exornari  auf  einer  griech.  Inschrift  v.  Nicaeft 
Bockh  C.  I.  Nr.  3754  voK  II  p.  960),  und  dass  wir  darunter  die  Ro- 
salien zu  verstehen  haben,  lehrt  das  Lex.  gr.  lat.  in  caice  Cyrilli 
(Thesaur.  utriusque  linguae  Philoxeni  ed.  Vulcanius  Lugd.  Bat.  cli  * 
b'C  p.  603):  po$ia[L6g  '  V^0&  ALIA,  und  ein  anderes  Glossar, 
worin  ROSALIA  durch  po  Jtaxa  wiedergegeben  wird.  Morelli  h  sei- 
nem Kalendar.  eccl.  Cpolitanae  Rom.  1788  vol.  II  p.  97  fuhrt  zum 

VIII.  Mai   nach   Papebroche   folgenden   Vers  an:  o'^iodr^  rekifiyja^ 
foSiaikdv    ßpovToyövoio  i.  e.  roO  aytou  'looavvoO;  Morcelli  fasst  fiSi* 
fJiGg  irriger  Weise  auf  als  den  Rosenduft  der  heiligen  Reliquien.  2um 

IX.  Mai  citieren  die  Boilandisten  (Acta  SS.  Mai  Tom.  II  p.  350)  ex 
mss.  synaxariis  Mediol.  Taurin.  et  Claromont.:  S.  TIHOTHEI 
PATRIARCHAE  fodiaiiig.  Richtig  erklärt  den  Ausdruck  Mazoehi  la 
vetus  marmoreuro  S.  Neapolitanae  ecclesiae  Kalendarium  Conmen- 
tarius  (Neapoli  1794)  I  p.  54:  festum  Translationis  S.  Timothti  quia 
IX.  Mail  celebrabatur»  quando  maxima  est  rosae  ubertas,  cr«dibile 
est  multum  tunc  fideles  indulsisse  iacendis  rosis  sertisque  nectendis. 
Mazochi  handelt  ebenda  auch  von  dem  Feste  Tlngirlandata,  wtmit  in 
Neapel  die  Translatio  S.  lanuarii  und  in  Capua  die  Transl.  S.  Ste» 
phani  bezeichnet  wird,  ferner  von  dem  Namen  des  Pfingstsoaitages 
Pascha  rosata  s.  rosarum.  Ac  memini,  bemerkt  er,  me  puero  in  Ca- 
puana  dioecesi  in  dominica  pentecostes  inter  missae  solemnia  consue- 
visse  presbyterum  ecclesiae  pavimentum  rosis  conspergere ;  qui  mos 
postea  exoluit.  Andere  Stellen  hierüber  bei  Miklosich  Aisalien 
386  fg.  Manche  pomphafte  Gebräuche,  welche  bei  dem  Feste  des 
Sommereinzuges  üblich  gewesen  waren,  vererbten  sich  ohne  Zweifel 
auf  spätere  Zeiten  und  halfen  den  italienisch-katholischen  CuUts 
schmücken;  man  denke  z.  B.  an  das  prachtvolle  und  oft  beschriebene 
Fest  der  hl.  Rosalia,  welches  zu  Palermo  vom  IX.  bis  XIII.  Judi 
gefeiert  wird. 


IV. 


Die  oben  angeführten,  von  L^on  Heuzey  in  dem  Bereich  der 
heutigen  Ortschaft  Drama  gefundenen  lateinischen  Inschriften  erregen 
in  hohem  Grade  unser  Interesse.  Wir  lernen  daraus  vor  allem  einen 
localen  einheimischen  Beinamen   des  Liber  Pater  kennen»    nämlich 


über  Brumali«  ond  Rotalia  etc.  38 1 

TASIBASTENVS.  Ohne  Zweifel  führte  der  Gott  diesen  Namen  nach 
einer  Statte ,  woselhst  er  einen  henrorragenden  Cultus  genoss  und 
einen  heiligen  Beziri^  oder  Tempel  besass.  Hag  nun  der  Name  der- 
selben TaaißaaTog  oder  Taaißdimi  gelautet  haben:  gewiss  ist,  dass 
er  echt  thrakischen  Ursprungs  ist  und  der*  Form  nach  rerglichen 
werden  darf  mit  den  gleichfalls  thrakischen  Ortsnamen  'E;r(/Jiaoro^ 
bei  dem  Schol.  Dem.  VIII  44,  'Eikaarog  Be/xdon?  Scüßdora  Srpav- 
ßdara  bei  Procop.  de  aedif.  IV  4,  und  Bißaarog  bei  Steph.  Byz.  Wo 
lag  aber  diese  Ortschaft?  Am  nächsten  liegt  wohl  die  Annahme,  dass 
sie  eben  dort  bestanden  habe,  wo  die  Inschriften  gefunden  wurden, 
nämlich  in  dem  Bereiche  von  Drama.  Dieses  Städtchen  findet  sich 
zuerst  erwähnt  in  den  Acta  S.  Germani  roO  ^or>}oajxivo*j  ri^v  asßa- 
(j/jLcav  ^ovr^v  rf.^KcarvcrC^^  (Acta  SS.  Bell,  die  XII.  Mai  III  p.  162  bis 
167)  i)>  in  dem  Itinerar  des  Bei^jamin  von  Tudela  (Tafel  Thessa- 
loniea  p.  498j,  und  bei  späteren  byzantinischen  Autoren.  Drama 
liegt  3  i/g  Stunden  nordwestlich  ron  Filibe|ik  in  einer  quellreichen 
Gegend;  Paul  Lucas  (a.  170S)  bemerkt  in  seinem  Reisebuch 
cap.  XXVII:  il  passe  dans  cette  Tille  plusieurs  petits  ruisseaux,  dont 
Peau  est  fort  claire.  Mitten  am  Wege  an  dem  Gebirgsabhang  liegt 
ein  Weiler,  Bunar-baji,  d.  i.  MQuellkoppe^,  so  genannt,  weil  da- 
selbst zahlreiche  Quellen  entspringen.  Hier  oder  dort  mag  wohl  im 
Alterthum  die  Pflanzstadt  der  Thasier  KprsviSsg  gelegen  haben,  deren 
Einwohner  zur  Gründung  von  Philippi  gezogen  worden  waren.  Denn 
ungenau  ist  der  Ausdruck  derer,  welche  angeben,  dass  KprsviSsg  der 
alte  Name  von  Philippi  gewesen  sei«).  Vielmehr  bestanden  beide 
Orte  neben  einander*). 


0  Germanut  kam,  wie  ich  aus  einer  SteUe  der  Acta  XV  Martyrvn  (Theophylacii 
Bulgariae  archiep.  Opp.  Venet  1758  III  p.  503)  ersehe,  in  das  Pangiongebiet  nm 
das  Jahr  865  znr  Zeit  Michaels  III.,  als  der  Bnlgarenforst  Bogoris  das  Christenthum 
annahm.  Das  ron  Germanns  begründete  Kloster  finde  ich  auch  erwihnt  in  den 
Acta  Patriarch.  Cpol.  II  p.  t40  a.  1895:  r^  f^ov^c  r^C  <2(  ^vofA«  rcfAcafiM?; 
Beoroxo'j  xai  imxtxXviyLsyvig  r^;  Koffivir^igt,  und  in  der  Bist.  Polit.  &  Patriarch, 
p.  60.  111.  132.  133. 

^)  Diodor.  Sic.  XVI  3 :  Bdfftoi  J>xi9av  rde;  ovofiot^^ofAiya;  Kpvjvi^«;,  a^  u Jripov 
oßaviktbg  a^*  iauroO  ovof&oo'a;  «friXcinrou^  inX'iiptavtv  otxvjrtfpoiv.  Artemidor. 
bei  Steph.  Byz.  r.  OiXifr;rou  'rotg  dk  Kpifißivaii  iroXff&oufitfyoic  ^xi  Bpoxbiv 
ßofi^^aoL^  6  <friXcirjro(  OiXiirirov;  eiivö|ia9cv. ' 

*)  Theophrastus  de  cansis  plantanin  V  14  5:  Iv  rc  OcXifriroi;  irporcpov  |aIv  f&aXXov 
e^fn^Tvvvro  •  vö»  d'  iztl  xorrairo^cU  c^i^j^ovrai  rd  frXciarov  ^  ti  X^/^  iraffa 


384  ToiDRschek 

ebenfalls  hessischer  Ahkunft,  Orelli  Nr.  3552.  Als  erster  oder 
zweiter  Bestandtheil  findet  sich  der  Name  in  folgenden  Zusammen* 
Setzungen : 

BITHI-CENTHVS,  auf  derselben  von  uns  behandelten  Inschrift 
(s.  u.). 

BITI-TRALIS;  VALENTI  BITITRALI  VET  •  EX  •  N  •  ALiE  I . 
TRACHVM.  C.I.Rhen.  Nr.  86;  BYTYTI  AL  BITI  V LEG  XXD^ 
d.  h.  BYTTTRAL  .  BITI  nach  J.  Becker  Rh.  Mus.  XDC  622, 
ibid.   Nr.  955.  Dieses    Compositum   findet  sein  Seitenstück  in 

MVCA-TRALIS,  Muratori  p.  CCCXLVII  Nr.  2;  AVLVS  •  MV- 
CATRALIS  •  BITI  •  LEG  •  LEG  •  XXII,  C.  I.  Rhen.  Nr.  1 060  ; 
L.  MVCATRALIS  VET  •  LEG  XXII,  ibid.  Nr.  1285.  Zu  ver- 
gleichen ist  MVCA-TRAVLVS  Cod.  lust  8,  II.  3;  IB.  VIU. 
51;  10,  K,  I.  Eine  abgekürzte  Form  ist  MVCA-TRA; 
DARZE  MVCATRA,  Muratori  p.  CCCLI  Nr.  I;  ibid. 
p.  DCCLXXXIX  Nr.  3  (bis) ;  Marini  Atti  p.  345  a ;  C.  L 
Rhen.  Nr.  151  (ter);  Ackner  &  Muller  Nr.  944;  M\TA. 
TRA  DNPL  •  AL  •  I  •  TRAC  •,  Archiv  f.  K.  osterr.  Ge- 
schichts  Q.  XV.  292  i). 

DISZA-TRAL  *  durfte  ferner  zu  restituieren  sein  in  AVRE- 
LIVS  DISZAIRAI  •  MiL  •  COH  •  VIII  •  PR  %  Marini  Atti 
p.  436. 

BITHO-PORVS;  Impp.  Diocletianus  &  Ma3[imianus  AA.  &  CC. 
BITHOPORO,  Cod.  lust.  5,  IV,  7.  Zusammensetzungen  mit  POR 
sind  ausserdem: 

PIE-PORVS;  DM-  ZIAI  TIATI  FIL  •  DACAE  •  VXORI  PIE- 
PORI  REGIS  COISSTOBOCENSIS,  Muratori  p.  MXXXIX 
Nr.  3.  (Or.  Nr.  510).  Über  die  KoearojSojxoc,  Ko(7TGußQbxoi 
an  der  Nordostseite  von  Dacia   s.  Zeuss  696.   —    Diese 


f)  Der  echt  Uiriikische,  sumal  bithynische  Stamm  MVCA  tritt  auch  in  anderen  Bil» 
danken  hfinfig  auf.  Mouxdvrto;  Anon.  ff .  fAoexpoß. ;  MGUxa^o^  id.,  y^I.  BfVCASIVS 
C.  I.  Rhen.  Nr.  489;  MVCASBNIVS  Ackner  8e  Maller  Nr.  4S0,  rg\.  MVCAZANYS 
Cod.  iQit.  10,  IV,  30  neben  AVLIZANVS  ibid.  2,  IV,  19  &  t3;  2,  V,  63;  3,  VI, 
46  n.  AdXot;{;^;  am  Metembria  C.  f.  Graec.  Nr.  2054  n  p.  77.  Über  MVCA-POR 
s.  d.  folg. 


über  Brumali«  uad  Rosalia  etc.  3ou 

Inschrift  mit  ihren  Namensformen  gibt  einen  schönen  Beweis 
für  die  sprachliche  und  stammliche  Zusammengehörigkeit 
aller  Autochthonen   ron  den  Karpathen  bis   zum  Strymon 
und  Sangarios. 
NATO-PORVS;  NATOPORVS  ET  DRIGISA  AVIAE  CARISS 
B  •  M  •  FECERVNT.  ibid.  In  Bezug  auf  die  erste  Hälfte 
dieses   Namens   Tgl.   Amm.  Marc.  XXVII  10  16:  NATV- 
SPARDO  quidam  scutarius. 
DAC-P£TO-PORiani  der  Tab.  Peut  sind  nach  unserer  Meinung 
(Zeitschr.  f.  d.  österr.  Gymn.  1867  X.  Heft,  S.  706)  freie 
Dacier  des  Gebirges,  die  unter  mehreren  Fürsten  standen, 
etwa   die   Carpi   Costoboei  Biessi  und  Saboci,  Stämme, 
welche  drängend  und  selbst  gedrängt  die  Nord-  und  Ost- 
grenze  des  römischen  Üaciens  umgaben.  PETO-POR  fas- 
sen wir  in  der  Bedeutung  Ttrpdpyivig.  Dfirfen  wir  nämlich 
die  charakteristische  Neigung  des  Romunischen,  für  einen 
ursprunglichen  Guttural  im  Anlaut  den  Labial  zu  setzen, 
auch  für  das  Alterthum  in  Anspruch  nehmen :  so  hindert 
uns  nichts  für  die  Zahl  M^i^r'"  ^^^  dakisches  PETVR,  das 
möglicherweise  bei   Zusammensetzungen  in  PETV  über- 
gieng,  vorauszusetzen  und  dem  skr.  6atur  gleichzustellen. 
Ebenso  dürfen  wir  PETE-COLOLETICA  der  Tab.  Peut. 
als  das  Gebiet  der   in  Wer  Cantone  oder  Strategien   ge- 
theilten  Coelateten  erklären,    mit  Hinweis   auf   die  hes- 
sischen Tcrpaj^üjptrac   Strab.  VII  (Steph.  Byz.)  Polyaen. 
IV  41.  —  Der   zweite    Bestandtheil  POR  lautete  dialek- 
tisch auch  POL,  und  geht  zurück  auf  L||^   (P^I^)   f*^^' 
Schützer,  Herrscher**;  wobei  man  hinweisen  darf  auf  1yd. 
TrdXafxu^,  ;raXfxug  *  ßaatXiOg^  und  vor  allem  auf  den  troi- 
schen  Namen  Hccpt^  welchen  der  Sänger  durch  'AXi^av- 
dpoi   „Abwehrer,  Kämpfer**  wiedergibt  (Zeitschr.  f.  ygl. 
Sprachf.  I  35). 
RASCV-POLIS,  Fürst  der  Sapäer,  Bruder  des  RASCVs,  App. 
B.   Civ.   IV  87:  'PotaxoOnohg  xai 'Vdoxog  t^otov  diskfti} 
Spcfxio}  ßa<jtki(jx(t)^  ynäg  äpy(ovre  x^pa^.  Die  Cass.  XLVII 
25.  48  LIV  34  bietet  die  Schreibweise  'PaaxOnopig.  Auf 
bosporanischen  Inschriften  und  Münzen  begegnen  uns  die 
Namensformen  'Pauanoitnoptg  und  'Pr^axoCnoptg.  Der  erste 


386  Toaiatebek 

Bestandtheil  kehrt  wieder  in  dem  Welleicht  dakischen 
FVauennamen  RESCV-TVRME  •  SOfE,  Aekner  &  Maller 
Nr.  480. 

ABRV-POLIS,  Fürst  der  Sapäer,  Paus.  Vü  10  6.  Diod. 
Sic  XXIX  Frgm.  36  App.  Maced.  FrgnL  11.  Liv.  XLII 
13  6  etc.  Der  erste  Bestandtheil  findet  sich  auch  in  ^Aßpo^ 
CikyLtig  Xen.  An.  VI!  6  43,  in  'Aßpo-rovov  Plut.  Them.  1» 
femer  in  dem  Namen  einer  waidreichen  Gegend  in  Astike 
"Aßpo-Ußa  Theophanes  Chron.  p.  728,  729. 

MVCA-PORIS,  Fürst  der  Bithyner,  Dionys.  Byz.  Anapius  Bosp. 
Frgm.  62  ed.  Frick:  sinus  profundus  valde  nominatas  Mu- 
caporis  a  rege  quodam  Bithyniae.  Inschrift  Ton  Chalkedon 
C.  I.  Gr.  Nr.  3795  U  p.  974 :  Borjßäg  Moxan6pi5og.  Aus- 
serdem Fla?.  Vopiscus  Dir.  Aurelian.  26,  2  35,  & ;  Acta  S. 
Philipp!  (BolL  Octobr.  IX  p.  546) :  tunc  ipsius  naturae 
expers  atque  humanitatis  ignarus  MVCAPOR  ingreditur; 
C.  I.  Rhen.  Nr.  1341:  MVCAPOR  MVCAT/RALIS  MIL 
LEG-  XXU;  Muratori  p.  DCCXCII  Nr.  1:  AVRELIVS 
MVCAPOR  MILES  COH  -  IIl  PRAET.;  Aekner  &  Möller 
Nr.  788  &  Nr.  929.  Als  Frauenname  Henzen  Nr.  6832: 
TATAZA  •  MATER  •  ET  •  TATAZ.\  •  MVCAPORA  •  VXOR. 
Zu  erwähnen  ist  noch  MVCAPVIS,  Aekner  &  Müller 
Nr.  959. 

DINDI-PORIS,  Bithyner;  C.  I.  Gr.  Nr.  3795:  ViYAiyr.xog 
Aevde;r6pcdc$. 

SEM-POR,  Acta  S.  Philippi  (p.  550):  sed  cum  Hadrianopolim 
peryenissent,  in  SEMPORI  cuiusdam  suburbano  usque  ad 
praesentiam  praesidis  servabantur.  —  Vielleicht  gehören 
in  dieselbe  Reihe  DERZI*PARVS  Cod.  lust.  6,  VHl,  42 
und  ZY-PARVS  ibid.  8,  IV,  5 ;  schwerlich  aber  DECE- 
BALVS.  So  sicher  dakisch  dieser  Name  ist,  so  ist  doch 
zu  bemerken,  dass  auch  semitische  Namen  ähnlichen  Aus- 
gang zeigen;  Ton  unzahligen  Beispielen  fuhren  wir  nur 
an:  MONIMVS  lEROMBALI  •  F  •  MIL  •  COH  I  •  ITV- 
RAEOR  •,  C.  I.  Rhen.  Nr.  1234;  ja  selbst  DECEBAL  ist 
als  syrischer  Name  bezeugt:  BARCATHES  DECEBALI 
•  F  •  EQ  •  ALAE  •  AVG  •  ITVRAEORVM  •  DOMO  -  ITY- 
RAEVS   etc,»    Aekner    &    Müller   Nr.    867;   der    Name 


über  Brumalia  und  Rosalia  etc.  387 

BARCATHES    ist   häufig   auf  syr.    Inschr.    (Marini    Atti 
31.  482). 

TRAI-BITHVS;  Diploma  militare  Domitiani  Imp.  a.  86  Ackner  dr 
Müller  Nr.  864 :  COH  •  II  •  THRACVM  CVI  •  PRAEST  CLAV- 
DIVS  MONTANVS  EQVITI  SEVTHE  TRAIBITHI  •  F  •  COLO- 
LETICo.  Der  erste  Bestandtheil  scheint  aus  TRAL  entstände» 
zu  sein;  1,  n,  r  geht  unter  gewissen  Bedingungen  in  i  über,  so 
im  Skipje  und  Romunischen. 

TAT1I6SS  wird  yiermal  genannt.  Es  ist  uns  bis  jetzt  nicht  ge- 
lungen, den  Namen  aus  irgend  einer  anderen  Quelle  zu  belegen.  In 
der  ersten  Silbe  scheint  die  arische  Wurzel  tu,  tay  „gedeihen,  zu- 
nehmen, stark  sein**  enthalten  zu  sein;  vgl.  skr.  tayiia  „stark,  mäch- 
tig**. Auf  dieselbe  Wurzel  und  die  Praeposition  api  fBhrt  P.  Boettger 
die  thrakische  Glosse  ntrvriv  •  rov  ^eaavpdv  Bpqjttg  X^youae  (Schol. 
Apoll.  Rh.  I  933)  zurück.  Eine  Bestätigung  dieser  Vermuthung  er- 
blicken wir  in  dem  oset.  Verbum  af-taun  „zusetzen,  yerroehren**. 

IIPACENTITS  ist  offenbar  in  zwei  Theile  zu  zerlegen.  Der  erste 
ist  noch  erkennbar  in  dem  Namen  yerschiedener  bithynischer  Epar- 
eben:  Zinoinngf  ZvKoirng,  ZsinOmi^  Zißolmg^  ZißOTng  (s.  Pape's 
Lex.  s.  V.),  ygl.  Hesych.  Zißu^iStg  •  «e  Opqcaaat  >i  Opqbeeg  yvh<jtoi; 
ferner  in  Zißilikiog  6  roO  tivn'^i/kiog  vi6g  Diod.  Sic.  XXXIV  Frgm.  34» 
Wichtiger  und  belehrender  ist  der  zweite  Theil  -CENTHVS.  Wir 
finden  denselben  auch  in 

BITHl-CENTHVS  auf  unserer  Inschrift.  Derselbe  Name  in  der 
Schreibweise  BITI-CENTIVS  ist  zu  lesen  auf  einer  Inschr. 
V.  Calaguri:  lYLIVS  LONGIN VS  DOLES  BITICENTI  F- 
BESSVS  •  EQVES  ALAE  TAVTORVM,  Or.  Nr.  3552.  Dass  der 
hier  vorkommende  Beiname  DOLES  ein  hessischer  ist  und  nicht 
etwa  wie  I.  R.  N.  Nr.  2680  dem  römischen  DOLENS  entspricht, 
lehrt  uns  der  erweiterte  Name  DOLANVS,  C.  I.  Rhen.  Nr.  1523: 
DOLANVS-  ESBENl  •  F  •  BESSVS  •  EQ  •  EX  •  COH  •  IUI  • 
THRACVM. 

SVDI-CENTIVS  findet  sich  in  einer  Inschrift  aus  Rom :  VAL  •  SAR- 
MATIO  •  CIVIS  •  FU.OPOPVLETANVS  -  -  SVDICENTIVS  • 
FRATER  •  GENITIVS  •  FECIT,  Henzen  Nr.  5291 ;  ferner  in 
einer  aus  Aquileia :  AVRELIVS  SVDICENTIVS  MILES  LEGIO« 
NIS   XI  CLAVDIAE,  Muratori  p.  DCCXCII  Nr.  5. 


388  Tomnschek 

BVRI-CENTIVS;  Tw/jiatwvTtva,  Beaaöv  /ivc,-,  Bovpxivrtov  ovofxa, 
Procop.  B.  Goth.  II  26  (II  p.  231).  Den  ersten  Bestandtheil 
finden  wir  auch  in  BVRE-BISTÄ»  dem  Dakerfürsteu ;  vgl.  noch 
Marini  Atti  p.  436 :  AVR  •  BVRI  •  MIL  •  COH  •  X  •  PR  •  —  Der 
Name  Bcupxevreo^  ist  der  letzte,  den  wir  aus  dem  Bessenvolk 
erfahren.  Es  ist  charakteristisch,  dass  auch  der  erste  in  der 
Geschichte  auftretende  hessische  Name  die  gleiche  Bildung 
zeigt,  nämlich 

RABO-CENTVS;  M.  Tullius  Cicero  in  L.  Calpurnium  Pisonem  34 
§.  84 :  idemque  tu  RABOCENTVM,  BESSICAE  GENTIS  PRIN- 
CIPEM,  cum  te  trecentis  talentis  regi  COTVI  yendidisses,  se- 
curi  percussisti»  cum  ille  ad  te  legatus  in  castra  venisset  et  tibi 
magna  praesidia  et  auxilia  a  Bessis  peditum  equitumque  polli- 
ceretur.  Die  Bessen  stellten  auch  dem  Pompeius  Auxiliartruppen 
zu  Diensten :  huc  Dardanos,  Bessos  partim  mercennarios  partim 
imperio  aut  gratia  conparatos,  item  Macedonas  adiecerat;  Caes. 
BC.  III  4.  Hieher  gehört  ferner 

DISA-CENTVS;  C.  I.  Rhen.  990:  PETRONIVS  •  DISACENTVS  • 
DENTVBRISE  •  F  •  EQ  •  TVRMA  LONGINI  •  EX  •  CHO  • 
VI  *  THRAC.  —  Der  erste  Bestandtheil  findet  sich  nicht  selten 
auf  thrakischem  Gebiete.  A^ioiaiog  Aii^a^  Uap^ixonolirrjg^  Ma- 
xiStüv^  Anonym,  k.  iiaxpoß,;  AeyLOvriog  Ay^C^u  'Aardg  aus  Me- 
sembria  C.  I.  Gr.  Nr.  2053  t;  AVR  •  DISZA  •  EQ  •  AVGG  • 
N  •  TRAX,  Muratori  p.  DCCXC  Nr.  2.  Daneben  existiert  auch 
die  Form  BIZO,  DISO;  Impp.  Diocletianus  &  Maximianus  AA. 
DIZONI^militi,  Cod.  lust.  3,  IV,  7;  AVREL  •  DIZO  •  MILES 
LEG  •  XI  •  CLAVD-.  Muratori  p.  DCCXC  Nr.  1 ;  AVR  •  DISO  • 
EQVES  •  SING  •  N  •  THRAX,  Marini  Atti  p.  826.  Ferner  er- 
weiterte  Formen  wie  Ai^ccarog  Anon.  k.  ix,,  DIZALA  (s.  u.), 
DIZAVIT  Gudius  p.  CLIII  Nr.  7,  DIZANA  Gruterus  p.  DXXVII 
Nr.  7 :  AVR  •  DIZANE  •  COTIO  •  ET  PVTINE  •  CONIVGI  • 
NATVS  •  EX  •  PROVINCIA  •  MAESIA  •  INFERIORE  •  REGIO- 
NE  •  NICOPOLITANA  •   VICO  •  SAPRISARA  0 ;  und  Zusam- 


1)  Zu  SAPRISARA  halte  man  die  dakische  Ortschaft  DBPI-SARA  aof  einen  Verespn- 
taker  Wachttifelehen,  Aekner  k  Mfiller  Nr.  6ZS  und  üodi-ffapa  bei  Procop.  de 
aedif.  IV  n  (p.  308).  —  In  der  ersten  HSlfte  steckt  rielleicht  das  thmko-bithy. 
nische  aapno^  -  {^Xcvo;  oUictt  f&69uy,  nitpfo^  (Hesjch.Cjrill.). 


über  BruiDHlia  und  Rosali«  etc.  389 

mensetzungen  wie  DISZA-TRALIS  und  Kojxa-5tfa^,  Inscr. 
Proponlid.  C.  I.  Nr.  2019:  'A;roXXcüveog  xai  KOSKAAIZAI!  rw 
rrarpi  AohioüSa.  —  Schliesslich  erkennen  wir  denselben  hier 
erläuterten  Bestandtheil  auch  in 

Harpd-xevrae,  einem  Volksstamme,  den  bereits  Hekatäos  neben  den 
mit  den  Bessen  verwandten  oder  ihnen  untergeordneten  Satren 
nennt  (Steph.  Byz.  s»  v.). 

CSElTLi  ist  offenbar  eine  Deminutivbildung,  die  auf  ein  ein- 
faches CERZVs  hinweist,  das  wir  noch  in  dem  Namen  des  Odryseu- 
försten  Kspao^ßAinrYig  als  ersten  Bestandtheil  finden.  Die  Endung 
-la  findet  sich  nicht  bloss  in  keltischen  und  gothischen  Männernamen ; 
auch  lydisch-phrygische  und  thrakische  Namen  weisen  selbe  auf. 
Einige  der  letzteren  wollen  wir  hervorheben. 

LENVLA;  C.  I.  Rhen.  Nr.  980:  SESE  •  LENVLAE  •  F  •  DA/NSALA  • 
MIL  •  EX  •  COH  •  /////  THRACVM.  Mit  SESE  vergleicht  sich 
IVLIA  SISI,  Murat.  p.  DCCXC  Nr.  3,  u.  ANTONIA  SISIATA, 
Ackner  &  Müller  Nr.  143.DANSALA  ist  der  echte  Singular  zudem 
üblichen  DENSELETAE,  DANTUELETAE,  worin  TA  wie  im  Ose- 
tischen  und  im  l^kipje  Pluralendung  ist;  schon  Hekatäos  kennt 
dieses  an  den  Strymonquellen  hausende  Volk,  das  zu  den  Bessen 
in  engster  Verwandtschaft  stand,  in  der  Form  Aeaikoi  (Steph. 
Byz.).  Eine  historische  Persönlichkeit  ist  der  Denseletenkonig 
SITA,  Ilerä^  Dio  Cass.  LI  23  &  25 ;  war  auch  der  Doryphore 
und  Patricius  2crra^,  TCtr«^  unter  Justinian  thrakischer 
Abkunft? 

ASDVLA,  I.  R.  N.  Nr.  318:  MIL  •  CoH  •  V  •  PRAETORIE. 

SINTVLA  Caesaris  (luliani)  stabuli  tunc  (a.  360)  tribunus,  Amtn. 
XX  4  3. 

SVSVLLA,  hessischen  Stammes,  Or.  Nr.  3KS2. 

REIMOLA.  Marini  Atti  p.  630:  NATVS  •  IN  •  DAROANIA  •  VICO  • 
RATIDIS. 

ZANTIALA.  hessischen  Stammes  I.  R.  N.  Nr.  284S :  AVR  •  ZOLO- 
NIVS  •  ET  •  AVR  •  ZANTIALA.  -  ZOLONIVS  erscheint  zu 
SOLON  gemildert  in  dem  Dipl.  milit.  Titi  Imp.  Henzen 
Nr.  5428:  EX  PEDITIBVS  SOLONI  MVSCELLI  F.  BESSO. 

OIZALA;  Marini  Atti  p.  436:  AVREL  '  DIZALA  •  EQ  •  SING  •  TVR  • 
RVFINIANI  •  SIBI  •  ET  •   AVRELIAE  BAZI  •  CONIVGI;  Hen- 

Sitzb.  d.  phil.-hist.  Cl.  LX.  Bd..  II.  HfL  26 


390  Tomaschek 

zen  Nr.  5293:  C  •  IVLIVS  •  DiZALAE  •  F  •  FAß  •  GEMEL- 
LVS  DOMO  HERACLEA  SENTICA  MILITAVIT  IN  COH  - 
VII  •  PR  * 

SADALA,  odrysischer  Eigenname,  Caes.  BC.  IUI  4  Dio  Cass.  XLI 
63  Plut.  Ant  61  etc.;  vgl.  lldSoxog,  Thucyd.  li  29  etc. 

COTHELA,  Fürst  der  Geten  zur  Zeit  Phillpp*s;  Satyros  (nach 
Theopomp.)  bei  Athen.  XIH  p.  557  C:  Ko^rjXaj  ö  tcüv  epqt- 
xwv  ßaaiXsvg  6iy(av  IVKoav  ri^v  ^\fyaripa  vgl.  lordanis  d.  orig. 
Get.  10:  MEDAM,  GVDILAE  filiam  regis  accepit  uxorem.  Die 
gothisierte  Form  Gudila  ist  Erfindung  Cassiodor^s;  vgl.  Procop. 
B.  G.  n  2  (II  p.  150.  151)  KovriloLg  Bpo?  BeXt^aptou  dop^j^o- 
f.og  =  III  10  (II  p.  402.  404)  rovollag  Bpa^  6  Sop\jf6pog. 
—  Wir  citieren  noch  Wescher  &  Foucart  Nr.  43  p.  49 1 
acü/ia  yvvaixeXov  xopdaiov  &  cvc/xa  Mf/d'a,  &  Nr.  157 
p.  121:  crcü/jia  dvSpslov  t^  övoiia  MriSog.  Bekannt  ist  der  Odryse 

Überhaupt  sind  Männernamen  auf-a  wie  auf  eränischem 
Sprachgebiet  überhaupt,  so  auch  auf  thrakischem  Boden  überaus 
häufig;  die  griechischen  Schriftsteller  wenden  dabei  freilieh  die 
Endungen  -ag,  -o^.  -rj^  mit  Vorliebe  an.  Der  odrysische  Name 
Tot/jLTjraXx>5g  od.  TujuitT-aXxtj^  lautete  thrakisch  RVMITALCA^ 
Amm.  Marc.  XXVI  8  1 ;  SsuAfj^  wofür  auch  ^if^ing  sich  findet 
(Phot.  Lex.)  ZEVTA,  lordan.  Get.  5;  der  bithynische  Name 
linoirrig  ZIBOETA,  Liv.  XXXVIII  16  7;  "OXopog,  'OpöXns^ 
wahrscheinlich  VARALA,  der  krobyzische  Königsname  Mcidv- 
3r,g  VISANTA,  u.  s.  w.  Man  füge  noch  hinzu:  TARSA.  Tac. 
Ann.  IV  50;  LONGINVS  •  BIARTA  •  BISAE  •  F  •  BESSVS  - 
EQ  .  ALAE  •  SVLP  •.  C.  I.  Rhen.  Nr.  344;  DENTVBRISA, 
ibid.  Nr.  990 ;  SALIA,  Amm.  Marc.  XXIX  I  26,  neben  SOLA  • 
MVCATRI,  Ackner  Nr.  944. 

DIOSCTTIBS  ist  eine  Bildung  wie  MiXroxO^rig  SfiexO^^ ;  aucb 
der  Volksname  DxO^ae  gieng  von  den  Thrakern  aus  und  ist  deren 
Idiom  angepasst  und  verkürzt  aus  ^mXotoi  =»  Skuruda»  Qqudra 
(Lassen  Ztschr.  f.  d.  Kunde  des  Morgenlandes  VI  95).  —  Bezeich- 
nend ist  der  erste  Bestandtheil  D10-.  Um  von  dem  mythologischen 
Namen  DIOJ^SOS  zu  schweigen,  welcher  griechisch  zu  sein 
scheint,  so  kennen  wir  einen  autochthonen  thrakischen  Volksstamm 
der  Rhodope,   welcher  sich  Aioe  nannte  und  seine  Unabhängigkeit 


über  Brumalia  und  Rosalia  etc.  391 

gegen  den  Odrysenkonig  Sitalkes  behauptete,  Thukyd.  II  96.  Die 
Dier  trugen  Schwerter  und  fochten  in  geschlossenen  Gliedern, 
Thukyd.  VII  27.  Noch  in  später  Zeit  leisteten  sie,  vereint  mit  den 
Odrysen  und  Coelaleten,  den  Romern  heldenmüthigen  Widerstand, 
Tac.  Ann.  III  38.  Der  Name  selbst  mochte»  wie  im  Griechischen, 
^die  Göttlichen,  Ruhmvollen*'  bedeuten;  denn  auch  in  den  erftni- 
sehen  Sprachen  ist  bekanntermassen  der  Stamm  div  nicht  ohne  Sip- 
pen. Das  Volk  muss  gleich  den  Satren  mit  dem  grossen  hessischen 
Volksstamm  in  nächster  Beziehung  und  Verwandtschaft  gestanden 
haben.  DemPtinius  IV  11  40  waren  bekannt  Bessomm  multa  nomina, 
und  unter  den  Einzelnnamen  nennt  er  DIO-BESSI.  Auch  in  hessi- 
schen Eigennamen  kehrt  der  erste  Theil  wieder,  wie  aus  DIOS- 
CVTHES  erhellt,  ferner  aus  DIVZENVS,  DIVDANVS,  DEOSPOR : 
SPARTACVS  DIVZENI  F  •  DIPSCVRTO  N  .  BESSVS,  Marini  Atti 
p.  439;  ANT-  DIVDANVS  neben  AVR  •  MVCATRA.  Murat. 
p.  DCCLXXXIX  Nr.  3;  SEPT  •  DEOSPOR  neben  dreien  SEPT  • 
MVCATRA,  Soldaten  der  leg.  XXX.,  C.  I.  Rhen.  Nr.  151.  Was  den 
berühmten  Namen  SPARTACVS  betrifft,  so  ist  derselbe  zwar  all- 
gemein thrakisch,  aber  doch  vor  allem  hessisch;  Plut.  Crass.  8: 
^ndpTaxog  dviip  ^pcjJ^  rcO  vcfxa^exoO  7^01»^,  vgl.  ibid.  22:  vo\käg 
Iriordpyriqi  an  erster  Stelle  ist  auch  die  Rede  von  einer  yuvv}  öfxö- 
^xikoq  oiKJOL  roO  Snraprcexou,  fxavrtxi^  Si  xae  Tidroyog  roXg  nepi  röv 
Aeövuacv  opytaaikolg.  Ein  Bruder  des  Odrysenkönigs  Sitalkes  heisst 
^nccpddoxog^  Thukyd.  IV  101;  und  das  bithynisch-bosporanische 
Herrschergeschlecht  weist  mindestens  fünf  "^ndproKog^  ^napro- 
'/.Tjg  auf. 

Wenn  wir  nun  die  Frage  aufstellen,  welchem  thrakischen 
Volksstamme  die  Namen  der  behandelten  Inschrift  angehören,  so 
wird  die  Antwort  nicht  schwer  fallen :  dem  hessischen.  Wir  haben 
gesehen,  dass  namentlich  der  Ausgang  -CENTIIVS,  -CENTVS,  CEN- 
TIVS,  ein  specifiseh  hessischer  ist;  wir  wissen  ferner,  dass  der 
Dionysoscult  vorzüglich  bei  den  Bessen  einheimisch  war;  und  es 
liegt  die  Vermuthung  nahe,  dass  auch  die  THIASl  -  LIB  *  PAT  \ 
TASIBAST  *  sich  aus  Männern  und  Frauen  dieses  religionseifrigen 
Volkes  bildeten.  Schwerer  lässt  sich  eruieren,  aus  welchem  Jahr- 
hunderte der  römischen  Kaiserzeit  die  Inschrift  stammt.  Jedenfalls 
muss   die   Romanisierung   schon  bedeutende  Fortschritte  gemacht 

haben,   da  neben  den  einheimischen  Namen  auch  römische  gesetzt 

26» 


392  ToBstcliek 

sind:  BITHVS  •  TAVZIGIS  •  FIL  •  QVI  ET  MACER,  TAVZIGES  • 
BITHI  •  QVI  ET  RVFVS.  Wir  werden  an  ähnliche  Inschriften  erin- 
nert, worin  neben  dem  römischen  Namen  der  einheimische  gesetzt 
ist,  z.  B.  I.  R.  N.  Nr.  813:  EVTYCHIA  •  QAE  •  ET  BVTIN  •. 
Nr.  2810:  C  •  RAVONIVS  •  CELER  •  QVI  •  ET  •  BATO  •  SCENO- 
BARBI  •  NATIONE  •  MAEZ  \  Nr.  2793 :  C  IVLIVS  •  VICTOR  • 
QVI  •  ET  •  SOLA  •  DINI «).  F  •  MIL  •  EX  •  CLAS  •  PR  •  MISEN  -, 
Nr.  2671:  T  •  ATTI  •  NEPOTIS  •  QVI  •  ZECAEI  •  MILES  •  CLAS  • 
PB  •  MISEN  \  etc. 

Die  thrakisehen  Stämme  hatten  noch  unter  den  späteren  Kaisem 
ihre  angestammten  Häuptlinge;  Dio  Cass.  LXXIX  18  (a  221)  nennt 
sie  Ol  T(av  iäiftav  ii7o6|xcvGi,  and  unterscheidet  sie  von  den  rom.  dp- 
yovrtq  und  tchfonou  Die  heimische  Sprache  selbst  blieb  noch  lange 
neben  der  römischen  in  Gebrauch.  Wir  haben  oben  ans  den  treff- 
lichen Acta  S.  Philippi»  welche  ohne  Zweifel  aus  derselben  Zeit 
stammen,  in  welcher  das  Martyrium  stattfand,  nämlich  aus  dem  An- 
fange des  Tierten  Jahrb.  (304),  gesehen,  dass  noch  damals,  unter 
DiocletianuSy  das  thrakische  Idiom  bestand  und  verstanden  wurde. 
Die  Romanisierung  mochte  an  Stärke  und  Umfang  am  meisten  ge- 
winnen zur  Zeit,  als  gothische  Stämme  sich  im  Haemus  anzusiedeln 
begannen  (37K)  und  als  in  Folge  dessen  das  autochthone  Element 
angewiesen  war,  an  dem  gewohnten  römischen  Wesen  festen  Halt 
zu  suchen,  um  nicht  neben  dem  fremden  zu  völliger  Impotenz  hinab- 
zusinken. Hiezu  kam  noch  die  Christianisierung  der  thrakischen 
Hochstämme,  welche  das  römische  Element  vollends  zur  Geltung 
brachte  und  alle  Spuren  des  alten  nationalen  Wesens  verwischte. 
Bevor  wir  jedoch  diesen  Punkt  näher  erörtern,  müssen  wir  uns 
Rechenschaft  ablegen  über  den  Umfang  des  hessischen  Namens. 


1)  Der  Name  SOLA  ist  thrakUch ;  DINVS  gemahnt  an  DINIS,  Tac.  Ann.  IV  50;  SEPT. 

DINSS,  Mnnt.  p.  DCCXC  Nr.  2;  PRO  .  FILIA.  DNE,  ans  Philipp!,  Hevaey  p.  4S6.  — 
Za  bemerken  Ist,  deaa  die  Soldaten  der  misenatischen  Flotte  ans  dem  beasiacheB 
Volkaetamm  faat  dnrehgehenda  römiache  Namen  tragen:  I.  R.  N.  Nr.  2095.  2S69. 
2771.  2S14.  2821.  2888.  2885.  7219. 


über  Brumalia  uad  Ro>alia  etc.  393 


V. 

Ptolemaeus  III  S  20  zählt  die  Volker  auf,  welche  sich  von  der 
Quelle  der  Weichsel  bis  zu  jener  der  Theiss  und  bis  an  den  Nord- 
rand der  Provinz  Dacia  erstreckten;  er  nennt  neben  anderen  'Ap- 
(jiYiTai  Daßdixoe  n(e77tra(  und  endlich  hiecjcjoi  ncLpoL  röv  Kapnärriv 
öpog.  Wir  haben  es  hier  mit  dakischen  Stämmen  zu  thun,  welche 
frei  geblieben  waren  und  zur  Zeit  des  markomannischen  Krieges 
drohend  auftraten.  In  der  Reihe  der  feindlichen  Völker  zählt  Capito- 
linus  M.  Antonin.  22  auf:  OSI  BESSI  SABOCES.  So  zu  lesen  nach 
MüllenhofT^s  glücklicher  Emendation.  Auf  die  Karpathenbe wohner 
bezieht  sich  vielleicht  auch  Isidorus  Etym.  IX  2  89 :  Gothi  Daci 
BESSI  Gipedes  Sarmatae  Alani  etc.  All  diese  Stämme,  welche  da- 
mals Pannonien  und  Dacien  bedrohten  und  nicht  selten  daselbst 
friedliche  Wohnsitze  erhielten,  mögen  durch  die  eben  beginnende 
grosse  Bewegung  der  gothischen  Stämme  in  den  inneren  Landen 
hart  bedrängt  worden  sein  (Zeuss  402).  Die  nordischen  Besseu  ver- 
schwinden in  den  nachfolgenden  Völkerwirren,  und  scheinen  nur  eine 
unsichere  Spur  in  dem  Namen  der  karpathischen  Bieskyden  zurück- 
gelassen zu  haben.  Wenn  wir  bedenken,  dass  auf  phrygischem 
Boden  das  Wort  ''Idin  als  Bergname  vorkommt  und  dass  die  Bedeu- 
tung „Wald,  Gehölz''  für  dasselbe  bezeugt  wird  (Paus.  X  12  7 
Hesycb.  &  EM.  s.  v.},  ferner  dass  das  Wort  im  Anlaute  ein  Digamma 
hatte  und  im  Thrakischen  einen  gutturalen  Vorschlag  annehmen  und 
zu  gid,  kyd  werden  konnte  (vgl.  ags.  vudu  ahd.  witu  „Holz**  neben 
gadh.  coid,  cuid  cymr.  coed  „Wald;**  oset.  ^ade, qad „Baum,  Wald"*): 
so  erscheint  die  Annahme,  dass  Bieskyd  soviel  wie  „Bessen-wald'' 
bedeutete  und  bei  den  Umwohnern  schon  im  Alterthum  üblich  war, 
nicht  allzu  kühn  i)- 

In  eine  viel  spätere  Zeit  hinein  lässt  sich  die  Geschichte  der 
südlichen  Bessen  in  dem  thrakischen  Inlande  verfolgen.  Dieser  aus- 


^)  Ein  anderes  Wort  für  „Gehölz,  Hochwald"  scheint  arma  gewesen  an  sein,  welches 
dem  altbnk Irischen  j»(ji^ji  (a^(ma)  entsprochen  haben  wird ;  es  ist  aaf  getischem 
Boden  erkennbar  in  dem  Namen  des  Haemas,  Aif&a;;  vgl.  Uesych.  a^pioe  *  $p\fyi.oi 
(Aeschyl.). 


394  ToMaiekek 

gebreitete  Stamm  hatte  das  Ceotnim  der  Uaemas-Ualbiusel  inne  und 
breitete  sieh  Ober  die  oberen  Stromgebiete  des  Stnrmon  Xestos  He- 
bros  and  Oeskos  aus.  Allerdings  ist  es  auffallend,  dass  Thakydides 
dieselben  gar  nieht  en»ähnt  Wir  müssen  jedoch  bedenken^  dass  in 
der  Geschichte  immer  deijenige  Volksname  zu  öbenriegender  Be- 
deutung gelangt,  an  welchen  sich  die  Thatsache  der  politischen 
Bfacht  und  Selbständigkeit  knöpft  <).  Zu  Thukydides'  Zeit  nnd  ron 
da  an  bis  zum  Sturze  der  makedonischen  Macht  durch  die  Römer 
irar  die  politische  Praponderanz  in  den  Händen  der  Odrysen; 
ausserdem  hatten  die  päonischen  Stämme,  welche  zumeist  die 
Flussthäler  einnahmen,  noch  immer  ihre  ethnische  Bedeotong 
und  werden  häufig  genannt,  während  ^ir  nichts  ron  den  aa- 
tochthonen  Stämmen  erfahren,  welche  den  Odnrsen  unterworfen 
waren.  Nur  Ton  den  kriegerischen  Diem,  deren  innige  Stammes- 
Tcrwandtschaft  mit  den  Hessen  wir  annehmen  müssen,  erfahren  wir^ 
dass  sie  in  dem  rauhen  Gebirgsdreieck  der  Rhodope  sich  frei  er- 
hielten. 

Nachdem  jedoch  die  Macht  der  Odrysen  gebrochen  war,  nach- 
dem auch  die  Herrschaft  der  tylenischen  Kelten  ihr  Ende  gefunden 
hatte  und  das  Räubenrolk  der  illyrisch-keltischen  Skordisker  nach 
blutigen  Kämpfen  durch  die  Römer  zu  Paaren  getrieben  worden  war, 
da  treten  auf  einmal  die  alten  autochthonen  Gebirgsstämme  in  ihrer 
numerischen  Bedeutung  und  Macht  hervor:  vor  allem  stehen  die 
Bossen  als  mächtiges  Volk  da,  das  zugleich  mit  den  eng  verwandten 
Dentheleten  Coelaleten  und  Diem  den  römischen  Waffen  Widerstand 
leistet.  Nachdem  Thracien  endlich  römische  Provinz  geworden  war, 
waren  es  vornehmlich  die  Bossen,  welche  den  Legionen  und  der 
Flotte  starke  Contingente  stellten.  Obgleich  ausserordentlich  er- 
schöpft,  konnte  das  tbrakische  Land  doch  noch  15000  Reiter  und 


<)  Zur  Zeit  der  VölkerwanderaBg  z.  B.  herrschten  ia  den  alten  dakitchea  Landen 
Sarmaten,  Vandalen,  Gothen,  Gepiden,  hierauf  Slorenen  nnd  Bulgaren,  endlich 
Pe^enegen  nnd  Rumänen.  Wenn  nun  dieGeschichtachreiber  gelegentlich  auf  diesen 
Linderstrieh  zu  sprechen  kommen,  so  ist  naturlich  immer  nur  die  Rede  von  den 
herrschenden  Nationen,  welche  actir  auftreten,  nicht  von  der  passiren,  wenngleich 
zahlreicheren  Volkanmsse  der  Hirten  nnd  Bergbewohner  romunischen  Schlages, 
welche  in  ununterbrochener  Daner  den  alten  Boden  inne  hatte  und  von  den  Ein- 
drincrlingen  nur  durchbrochen  oder  Gh erdeckt  wurde. 


über  Bruinalia  und  Rosalia  etc. 


395 


t^n    Fussgängern    sogar   200.000    in's    Feld    senden    (Strabo    VII 
Frgm.  48). 

Das  Christenthun)  fand  bei  den  thrakischen  Barbaren  erst  in 
später  Zeit  Eingang.  Zwar  bestanden  in  den  handeltreibenden  grie- 
chischen Städten  der  Küste,  vor  allem  in  Thessalonike  und  dem  mehr 
binnenländischen  Philippi,  schon  in  dem  ersten  Jahrhundert  christ- 
liche Gemeinden;  auch  in  den  grosseren  Städten  des  Inlandes,  in 
denen  das  griechische  Element  vorwaltete,  mochte  die  neue  Lehre 
zahlreiche  Gläubige  zählen ;  zur  Zeit  der  Christenverfolgung  unter 
Domitianus  erlitt  mancher  Glaubensheld  den  Tod  auf  thrakischem 
Boden;  und  auf  den  Concilien  von  Nicaea  und  Serdica  waren  bereits 
die  wichtigsten  Städte  der  thrakischen  und  makedonischen  Diokese 
durch  Bischöfe  vertreten  «):  die  rohe  Hirtenbevölkerung  der  Berge 


')  Wir  setzen  die  einscblügigen  Subscriptionen  des  Conc.  Sardie.  (ed.  Harduin  I  p. 
651.  652.  899.)  in  geographischer  Ordnung  her: 


Palladius 

Gerontiut 

Bassus 

Evagriut 

Aetius 

Porphyrins 

Jonas 

Paregorins 
Macedonius 

Protogenes    ) 
Gaiidentias     ( 

Vitalis 
Cah'us 
Valens  ] 

Lucius 


a  Macedonia 


a  Dardania 
a  Dacia 

a  Dacia 
Ripenti 

a  Thracia 


de  Dio 

de  Berroea 

de  Diocietianopoli 

de  Ueraclia  Lynco 

de  Thessalonica 

de  Pbilippis 

de  Partbicopoli 

de  Scupis 
de  VIpianis 

de  Serdica 
de  Naisso 

de  Aqois 

de  Castramartit 

de  Scio 

de  Callipoli; 


ferner  die  aus  dem  Decretum  Synodi  Orientalium  a  parte  Arianoniro  episc,   nach 
IfilHrius  II   Frgm.  4  (ibil.  p.  684): 


Antonius 

Demophihis 

Eutychitts 

Severus 

Tinio(heu8 


episcopot 


a    Byzia 
a    BeroS 
a    PhilippopoH 
a   Cabyle 
ab  Anchialo. 


Ein  Bischof  von  Pautalia   findet  sich  erst  unter  R.  Anastasius  (a.  S16)    emtühnt: 
Evangelus  Pautaliensis,  bei  MarceUin.  Com.  (Roncalli  U  p.  314). 


396  Tomaschek 

jedoch,  deren  Bekehrung  mit  ungemeinen  Besehwerden  verknüpft 
sein  musste,  hatte  ihren  Apostel  noch  nicht  gefunden,  und  hieng  noch 
immer  den  alten  heidnischen  Vorstellungen  an.  Die  Verbreitung  der 
christlichen  Lehre  gieng  zunächst  von  den  Städten  aus,  und  wir  finden 
nur  hie  und  da  Spuren  von  Unternehmungen,  die  sich  auf  einen  wei-* 
teren  Wirkungskreis  bezogen.  So  wird  von  Timotheos,  welcher 
unter  lulianus  Apostata  (a.  362)  nach  TißepioiJTzohg,  dem  späteren 
bulgarischen  Strumnitza,  mit  mehreren  Genossen  gekommen  und 
daselbst  Bischof  geworden  war,  erzählt,  dass  durch  seine  Bemühun- 
gen auch  die  ländliche  Bevölkerung  in  dem  ganzen  Umkreis  der 
Stadt  für  das  Christenthum  gewonnen  wurde:  oCSeig  tol  *E>^y2vcüv 
npeaßeOtav  unslslf^  iv  t>5  tcüv  TißepiounoXeojg  Tzspr/djptj^^  Theo- 
phylacti  Opp.  III  p.  490.  496.  Grossere  Erfolge  errang  jedoch  am 
Ausgange  desselben  vierten  Jahrhundertes  Niketas,  Bischof  von  Re- 
mesiana  in  Dacia  mediterranea  (Acta  SS.  Boll.  lunii  IV  243,  Pagi 
Critica  in  Baronium  ad  a.  396),  und  wir  dürfen  ihn  mit  Recht  den 
Apostel  der  Bessen  nennen. 

Niketas  war  um  das  Jahr  398  von  seinem  bischoflichen  Sitze  aus 
nach  Italien  gekommen;  nach  seiner  Rückreise  widmete  ihm  der 
hl.  Paulinus  von  Nola  einen  schönen  dichterischen  Nachruf 
(Carm.  XXX  de  reditu  Nicetae  episc.  in  Daciam).  Wir  erfahren  dar- 
aus,  dass  Niketas  von  Hydruntum  nach  der  epirotischen  Küste  über* 
setzte,  und  von  da  —  auf  der  Via  Egnatia  —  nach  Thessalonike  und 
Philipp!  gelangte;  von  Philippi  zog  er  in  das  Hochgebirge  und  ent* 
faltete  da  seine  stille  beglückende  Wirksamkeit. 

Nam  simul  terris  animisque  duri «) 
et  sua  BESSI  nive  duriores  *) 
nunc  oves  facti  duce  te  gregantur 

pacis  in  aulam. 


1)  Aach  Amm.  Marc.  XXVn  4  11   gebraucht  dasselbe  Epitheton :    post  hos    imperator 
LaeaUot  cnm  dnrittima  gente  Bessomoi  conflixit  omnium  primus. 

2)  Gut   werden    dieae  Worte    erlüatert  durch   Apollinaria    Sidonius    Panegyr.     Ao- 
thein.  n  35:    —    —    Rhodopero  quae  portal  et  Haeroum, 

Thracam  terra  loa  est,  heroum  fertilis  ora, 
excipit  hic  natoa  glacies  et  matris  ab  alvo 
artif  infantom  moUea  nix  civica  durat. 


über  Brumalia  und  Rosalia  etc.  397 

quasque  cervices  dare  servituti 
semper  a  hello  indomiti «)  negarunt, 
nunc  iugo  veri  domini  subactas 

sternere  gaudent. 

nunc  roagis  dives  pretio  laboris 
BESSVS  exultat:  quod  humi  manuque 
ante  quaerebat»  modo  mente  coeli 

eolh'git  aurum  *). 


0  Schon  Herodot  sagt  von  den  Satren,  dass  sie  noch  keines  Menschen  Vnterthan 
gewesen;  und  die  Unabhängigkeit  der  Dier  hebt  Thukydides  henror.  Alexander 
d.  Gr.  durchschnitt  auf  dem  Zuge  gegen  die  TribaUer  (a.  334)  das  Nessosgebiet 
und  erzwang  den  Übergang  aber  den  Haemus;  Antipatroi  brachte  die  hessischen 
Tetrachoriten  in's  Gedränge ;  und  Phtlippos  III.  unternahm  mehrere  Streifknge  in 
das  innere  Thrakien  (a.  183.  181);  aber  dauernde  Erfolge  nnd  vollstindige  Unter- 
werfung und  Besitznahme  des  Gebietes  hat  wohl  kein  makedonischer  Fürst  erzielt. 
Wirksamer  waren  die  römischen  Waffen.  M.  Lucullus  (a.  73)  qui  Maeedoniam 
administrabat  Bessis  primus  Romanorum  intulit  bellum  atque  eos  ingenti  proelio 
in  Haemo  monte  superavit;  oppidum  Uscudamam  quod  Bessi  habitabant  eodem  die 
quo  aggressus  est  vicit,  Cahylen  cepit  etc.  Entrop.  VI  10  Rufus  9.  Erfolgreich 
kSmpften  gegen  die  Bessen  auch  M.  Brutus,  später  (30.29  r.  Chr.)  M.  Crassus, 
(16)  Lollius  Marcellns,  (11)  L.  Pifo  u.  a.,  bis  sich  endlich  das  Volk  der  Fremd- 
herrschaft fugte. 

2)  aurum  quod  humi  manuque  ante  quaerebat:  Gold,.  SiUier,  Blei  und  Bisen  wurde 
nicht  blos  im  Pangäon  gewonnen,  um  Philippi  Datos  und  Skaptesyle;  auch  das 
centrale  Thracien  war  nicht  arm  daran;  noch  in  der  Gegenwart  bestehen  die  alten 
Bergwerke  von  Karatova,  Egri-Palanka,  Bjelo-Brdo  und  Samakovo.  Das  Volk  der 
Bessen  war  nicht  unberuhmt  im  Bergbau.  PacatI  Drepani  Panegyricus  Theodosio 
dictus  (a.  391)  cap.  28 :  aurum  quod  de  montinm  venia  qnaesitnr  BESSVS  eruisset. 
Claudianus  carm.  XVII  Pancgyr.  de  Mallii  Theodori  consulatu  39  sq. :  quidquid 
fluviis  evolvitur  auri,  quidquid  luce  procul  venas  rimata  sequaces  abdita  pallentis 
fodit  sollertia  BESSI.  Bessus  patlens,  wie  bei  Silius  I  231 :  Astur-effosso  concolor 
auro.  Wichtig  ist  auch  Vegetius  de  re  militari  (a.  380)  II  cap.  11:  haec  enim  erat 
cura  praecipua,  ut,  quidquid  exercitui  necessarinm  ridebatnr,  nunquam  deesset  in 
castris,  usque  eo,  ut  etiam  cunicularioa  haberent,  qui  ad  morem  BESSORVM  ducto 
sub  terris  cuniculo  murisque  intra  ftindaroenta  perfossis  improTisi  emergerent 
ad  urbes  hostium  capiendas.  Id.  IV  cap.  24:  adhibita  multitudine  ad  apeciem 
metallorum,  in  quibus  auri  argentique  venas  BESSORVM  rimatnr  industria,  magno 
labore  terra  defoditur  cavatoque  specn  in  exitium  civitatis  infema  qnaeritur  via. 
Ausserdem  vgl.  Cod.  Inst.  4,  XI,  6  u.  Not.  Imp.  Cr.  cap.  XII.  Der  Bergbau  bei 
den  Bessen  scheint  uralt  gewesen  zu  sein  wie  bei  den  Agatbyrseii,  den  späteren 


39o  T  o  III  a  s  e  h  e  k 

0  vices  rerum !  bene  versa  forma ! 
invii  montes  prius  et  cruenti 
nunc  tegunt  versos  monachis  latrones  <) 

pacis  alumnos. 

sanguinis  quondam,  modo  terra  vitae  est 
vertitur  eaelo  pia  vis  latronum, 
et  favet  Christus  supera  oecupanti 

regna  rapinae. 

mos  ubi  quondam  fuerat  ferarum, 
nunc  ibi  ritus  viget  angelorum, 
et  latet  iustus  quibus  ipse  latro 

vixit  in  antris  «). 

Die  Christianisierung  der  Bossen  sehen  wir  als  den  Schlussstein 
der  Romanisierung  an.  Es  kann  kein  Zweifel  darüber  bestehen,  dass 
ihnen  die  katholische  Lehre  in  lateinischer  Sprache  verkündet 
worden  war;  auch  trägt  das  oströmische  Reich  bis  auf  lustinianus 
und  Mauricius  in  allen  Beziehungen  so  sehr  den  romischen  Cha- 
rakter, dass  mit  Ausschluss  des  eigentlichen  Hellas  die  griechische 
Sprache  eben  nur  unter  den  Gebildeten,  in  den  grösseren  Städten, 
namentlich  der  Küste,  so  wie  bei  Hofe  in  Geltung  stand;  ein  Über- 
wiegen des  griechischen  Elementes  ist  seit  Heraklios  und  das  gänz- 
liche Verschwinden  des  römischen  seit  Basilios  I.  nachweisbar.  Tref- 
fend schreibt  Papst  Nicolaus  I.  (a.  865)  an  den  Kaiser  Michael  HL, 
welcher  das  Latein  eine  barbarische  Sprache  genannt  hatte:  iam 
vero^  si  ideo  linguam  barbaram  dicitis,  quoniam  iliam  non  intelligitis, 
^os  considerate,  quia  ridiculum  est,  vos  appellari  Romanorum  impe- 


Dakern.  Die  heutigen  Zinsaren  sind,  wie  KaniU  niittheilt,  die  besten  Goldacbmiede 
und  Metallarbeiter.  —  Im  Folg.  verbinde  man  coeliaurum,  i.  e.   verbam  dei«  euan- 
gelium ;  man  lat  frfiher  coelo  als  Gegentats  zu  humi. 
1)  Riuber  werden  die  Beeten  oft  genannt  Strabo  Vll  p.  318 :  ravra  fuv  O'jv  raOra 

xal  ^k6  t^v  Xipvrwv  Xiporal  irpoo'a^opcOovrai.  Vgl.  fr.  48. 

*)  Höhlenbewohner  kennt  Ptolemaens  in  der  Dobrofa:  die  Bessen  nennt  Strmbo 
xaXvßirai  rivi^  xal  "kvKpoßioi.  Sie  waren  vorwiegend  ein  Hirtenvolk  wie  die 
•piteren  Viaefaen ;  vgl.  rd  vof&oedixdv  7^0^,  Plut.  Crats.  8. 


über  BioiiiMÜH  und  Rosftlia  etc.  399 

ratores  et  tarnen  linguam  non  nosse  Romanam  —  quiescite  igitur  tos 
nuueupare  Romanos  imperatores  (Mansi  XV  187). 

Auch  unter  den  byzantinischen  Kaisern  bis  in  die  Zeit  der 
Anikier  hinein  galten  die  roroanisierten  und  christianisierten  Hessen 
für  ein  tapferes,  kriegstöchtiges  Volk.  Wenn  auch  Gothen,  Heruler, 
Gepiden»  Alanen,  Hunnen  'und  Anten  in  Sold  genommen  und  mit  Vor- 
liebe in  die  kaiserlichen  Leibwachen  eingereiht  wurden :  so  blieben 
doch  immer  die  Romanen  neben  den  Isaurem  der  unverwüstliche 
Kern  der  einheimischen  Heeresmassen. 

In  der  Descriptio  totius  orbis  ed.  Gothofred.  heisst  es :  Thra- 
cia  provincia  est  ipsa  dives  in  fructibus  et  maximos  habens  vi- 
ros  et  fortes  in  hello;  propter  quod  et  frequenter  inde  milites  toi- 
luntur.  lustinianus  selbst  rühmt  in  der  Einleitung  zu  seiner  XXVI. 
Novelle  (a.  835) :  ixeXvo  tc3v  flcvwfiioXoYrjfiL^wv  itjrfv,  ort  izip  eX  tc^ 
ryjv  OpoxcDv  dvojüidjeie  yjbpav^  eC^itg  ovvttaip'/eTai  t^  "köyta  xai 
rig  dvSpeiag  xai  arpaTtwrtxGö  n'k'hSovg  xai  TroX^fxwv  xai  fxax^^ 
ivvoiu. 

Im  Jahre  4S7  bestieg  Leo  der  Thraker  den  ostromischen 
Thron;  derselbe  fuhrt  bei  Malala  p.  368  den  Beinamen  6  Br^aoog^ 
und  lordanis  des  success.  127  Vulc.  berichtet:  Leo,  BESSICA 
ortus  progenie,  Asparis  potentia  ex  tribuno  militum  factus  est 
Imperator. 

Im  Jahre  492  entsendet  Anastasios  gegen  die  rebellischen 
Isaurer  die  Feldherren  Joannes  Scytha,  Joannes  Curtus,  Dioge- 
nianus,  /xcrd  nXri^ovg  ^xv^&v  xai  ToT^ixYjg  xai  Bt(7atxYtg  Yßipog^ 
Malala  XVI  p.  393. 

Im  Jahre  802  wird  von  demselben  Kaiser  gegen  die  Perser  ab- 
geschickt arpariä  Fot^-wv  t£  xai  Bsaacov  xai  iriptav  OpoxcSv  i^T/cSv, 
unter  dem  Feldherren  Areoviudos,  dem  Söhne  Dagalaifs;  Theophanes 
p.  224. 

Im  Jahre  839  geschieht  die  letzte  Erwähnung  eines  echt-bes- 
sischen  Männernamens  bei  Procopius  B.  Goth.  II  26  (U  p.  281): 
'Pojfjiaeeüv  revd,  Be^^öv  yii/og^  Borjpxivnov  ovo/ia. 

lordanis  De  orig.  Get.  cap.  12  bemerkt,  wahrscheinlich  nach 
einer  in  Byzanz  (a.  881)  eingezogenen  Nachricht,  über  den  Danu- 
vius :  qui  lingua  BESSORVM  Hister  vocatur.  Der  Name  stammt  noch 


400  ToiTiMschek 

aus  dem  Alt-thrakischen  *).  Wenn  wir  zugleich  die  von  Procopius 
in  seiner  Schrift  über  die  Bauten  und  Fortiticationen  lustinian'  s  an- 
geführten Ortsnamen  einer  vergleichenden  Betrachtung  unterziehen, 
so  finden  wir  darunter  nur  einige  griechische  und  gothische,  zumeist 
aber  alteinheimische  und  römische  Benennungen;  diese  zwei  Volks- 
elemente bildeten  eben  die  Grundlage  der  .Bevölkerung. 

Im  Jahre  587  zogen  die  römischen  Anführer  Commentiolus  und 
Martinus  vom  Haemus  herab  nach  Astica,  um  den  Avaren,  welche 
nicht  weit  von  Calvo  Munte  und  Lividurgo  lagerten,  in  den  Rücken 
zu  fallen.  Bei  dieser  Gelegenheit  erfahren  wir  etwas  über  die  Sprache 
der  einheimischen  Miliz;  ein  vereinzelt  erhobener  Ausruf  retorna! 
oder  nach  Thi^ophanes  p.  397  torna,  torna,  fratre!  brachte  einen 
panischen  Schrecken  über  die  Cohorten :  £n:t)^cop£w  ts  YXcorr-p  sig  rov- 

Tapdyou  (p^ey^oiievoi^  Theophyl.  Sim.  11  15  p.  99.  Richtig  bemerkt 
Tafel  (Const.  Porphyr,  de  them.  p.  XXX(I) :  Latini  cum  Graecis  et 
Thracibus  eoaluisse  videntur;  ergo  milites  illi,  rustica  sua  Italorum 
lingua  usi»  clamitabant:  retorna,  i.  c.  terga  verte ! 

Nachdem  nun  die  Sonderbezeichnungen  der  Stämme  versehwun- 
den waren,  muss  für  die  romanisch  redenden  Autochthonen  des 
Haemus  und  der  Rhodope  einzig  die  universelle  Bezeichnung  RO- 
MANI  vindiciert  werden,  so  wie  auch  in  dem  traianischen  Dacien 
nach  dem  baldigen  Erlöschen  der  Stammesnamen  der  römische 
Volksname  zu  alleiniger  Geltung  gelangt  war. 

Aber  noch  unter  Mauricius  beginnt  die  Reihe  jener  grossen 
Volksumwalzungen  auf  der  Haemushalbinsel,  durch  welche  das 
romanische  Wesen  auf  lange  Zeit  dem  Gesichtskreise  entzogen  und 
von  fremden  Elementen,  vorzüglich  dem  massenhaft  auftretenden 
slavischen»  durchbrochen  und  bei  Seite  geschoben,  überdeckt  und 
inficiert  wird  —  bis  es  sich  wieder  nach  Jahrhunderten  sammelt  und 


<)  Nehmen  wir  als  urfprungliche  Form  ISTRV  an,  so  ist  darin  I  unorganischer  Vor- 
schlag, wie  auch  im  Osetischen  für  stur  „gross"  im  sudlichen  Dialekt  istir,  für  stäa 
ipStehen*  Im  digorischen  istan  gesagt  wird;  stni  is<.  auf  die  Wurzel  sriT,  srav 
„strAmen*  sarückiiifQkren ,  welehe  zum  festen  Halt  der  Aussprache  im  Anlaut 
bekannUich  gern  ein  t  annimmt;  auch  derFlnssname  2rpv-fA0)V  (mit  dem  Nooainal- 
Charakter  man),  balg.  Strama,  hat  denselben  Ursprung. 


über  Brumali)*  und  Rosalia  etc.  40  1 

erhebt,  freilich  zu  einer  Zeit,  wo  Byzanz  von  dem  römischen  Typus 
nur  noch  verknöcherte  Überreste  aufzuweisen  hatte  und  wo  jedes 
Bewusstsein  einer  alten  Zusammengehörigkeit  mit  dem  romanischen 
Elemente  entschwunden  war. 

Diese  von  neuem  auftauchenden  Romanen  werden  fortan  mit 
dem  Namen  Vla^en  bezeichnet,  den  ihnen  zunächst  die  rings  benach- 
barten Slaven  mit  Slavo-Bulgaren  ertheilt  hatten. 

Etwa  um  das  Jahr  976,  beim  Regierungsantritte  des  zweiten 
Basilios,  erhob  sich  die  seit  dem  Tode  Simeon'  s  sehr  tief  gesunkene 
Macht  der  Slavo-Bulgaren  zu  neuer  drohender  Gefahr  für  Byzanz; 
das  Volk  yernichtete  die  allenthalben  aufgestellten  griechischen  Be- 
satzungen, und  an  die  Spitze  des  Aufstandes  traten  Mokr*  s  Söhne, 
David,  Aaron  und  Samuel.  Um  diese  Zeit  wird  der  Name  der  Vla^^en 
zum  erstenmale  genannt:  gleich  beim  Beginne  der  Rebellion  fallt 
David  iiiaov  KaaTopiag  xal  UpiaKocq  xard  ra^  XeyGixivag  KaXägSpOg 
napd  reveov  BXayfiv  ödtrciüv,  Cedren.  II  p.  43S.  Der  genannte  Ort 
„Schöneichen"  ist  wohl  identisch  mit  dem  zwischen  Kastoria  und 
Prespa  in  einer  Bergenge  gelegenen  Biklista.  Auch  an  BXax^xXei- 
(joOpci.  könnte  man  denken:  utaiionohg  nhiaiov  tri g  Kacro plag  iyovaa 
3000  ivolxoug^  ^Apaßavnovög  II  p.  84. 

Der  Kaiser  Basilios  richtete,  gestützt  auf  die  Seestädte -und  die 
Castelle  der  Rhodope,  seine  zahlreichsten  Angriffe  gegen  das  Cen- 
trum der  bulgarischen  Macht,  das  Struma-,  Vardar-  und  O^rida- 
gebiet,  und  erzwang  gewöhnlich  zuerst  den  Durchgang  Siä  roG  %£- 
yoiiivoit  KefxjSa  AÖ770U  xac  roO  KkeiSioVf  Cedren.  II  p.  457.  Samuel 
befestigte  desshalb  im  Jahre  1014  diese  Klause,  welche  von  der 
Struma  her  den  Eingang  in  das  langgestreckte  Querthal  der 
Strumitza  aufschloss,  durch  ein  ausgedehntes  stark  befestigtes 
Gehege.  Kf/ißa  Aöyyov  ist  offenbar  ein  vla^^isches  Kimbolungu, 
Campo  longo  —  ein  Zeichen,  dass  daselbst  auch  Vla^en  heimisch 
waren. 

Seitdem  werden  die  Vla^^en  sehr  häufig  genannt ;  sie  erscheinen 
an  mehreren  Punkten  des  Haemus  neben  den  Bulgaren»  femer  in 
dem  einst  hessischen  Gebiete  der  oberen  Struma,  um  Köstendil,  wie 
aus  Ansbertus  Hist.  de  exped.  Friderici  (Fontes  R.  Austr.  V.  p.  42) 
hervorgeht:  Fridericus  de  Perge  —  invasit  regionem  opulentam  Fla- 
chiam   dictam,   non  multom  a  Thessalonica  diatantem  (a«  1199). 


402  Toroaschek. 

Ebenso  kennt  Kantakuzenos  in  der  Duschen  Rhodope  Reste  der 
Vlaj^en  und  erwähnt  ha,  rQv  and  roO  AoxtxcO  yivorjg  voiJid6Gc  üvp- 
jULjrdvov  cüvofiiaj/JL^vcv,  I  30  vol.  I  p.  146  (a.  1322). 

In  grossen  Massen  jedoch  waren  Vla^^en  angesiedelt  in  den 
Bergregionen  Thessalien*s  und  Aetolien^s  welche  Landschaften  im 
Mittelalter  den  Namen  i5  ixeyaXri  und  >5  ixixpd  BXaxe«  führten  (Tafel 
Thessalonica  p.  490  sqq.),  ferner  im  Pindos,  dem  Sitze  der  alten 
Doloper;  AoXom«  >5  vöv  xaXoufx^vvj  'AvöbßXax«,  Schol.  Thucyd.  11 
102.  Chalkokondylas  weiss,  dass  diese  Pindos-VIa^^en  romanisch 
reden :  rö  JlivSov  opoc  BXdxot  iyotx.oO<jiv,  rcov  Aaxciüv  ö/xöyXcüTrot  tcüv 
napä  TÖv  "larpov  (p.  319). 

Diese  Pindos-Vla^en  können  recht  wohl  als  Nachkommen  der 
romanisierten  Thraker,  vor  allem  der  Dessen,  betrachtet  werden»  von 
denen  mächtige  Theile,  zur  Zeit  der  slavischen  und  bulgarischen 
Volkersturme  aus  ihren  Centralsitzen  gedrängt,  südlichere  und  mehr 
gesicherte  Wohnsitze  aufsuchten.  Aus  dem  nicht  so  ganz  zweifel- 
losen Umstände,  dass  das  heutige  Zinzarische  gewissermassen  nur 
als  ein  Dialekt  des  Dako-romunischen  anzusehen  sei,  mochten  wir 
noch  nicht  die  Nothwendigkeit  einer  Herleitung  aus  gemeinsamen 
Wohnsitzen  ableiten;  auf  gleiche  Grundlagen  des  nationalen  Lebens 
einwirkend,  musste  die  Romanisierung  selbst  auf  räumlich  abgeson- 
derten Gebieten  unter  ähnlichen  Umständen  Ähnliches  in  Sprache 
und  Volkslehen  hervorbringen,  im  traianischen  Dacien  sowohl  wie 
im  thrakischen  Centralland.  Es  entstünde  nur  noch  die  Frage,  wann 
die  gewiss  nur  allmälige  Wanderung  nach  Südwesten  vor  sich  ge- 
gangen sein  mochte. 

Im  Jahre  589  (Evagr.  VI  10)  gelangen  zahllose  Schaaren  von 
Slovenen  nach  Hellas,  siedeln  sich  daselbst  an  und  sind  durch 
218  Jahre  (Pasini  Catal.  codd.  mss.  Taurin.  I  417  Leunclavii  Jus 
Graecorom.  I  278)  in  der  Oberhand  so,  dass  das  griechische  Element 
sich  nur  auf  die  festen  Kästenplätze  und  die  Hochgebirge  beschrankt. 
Seit  derselben  Zeit  hat  auch  Thessalien  und  Makedonien  seine  slo 
venischen  Bewohner  erhalten;  in  Thessalien  z.  B.  werden  uns  genannt 
BcpC^rac,  Baeouvlrae,  BeXifii^lTai,  in  den  Gebieten  von  Berroea  und 
Thessalonike  ^ayouddroi  und  ApovyoußXrai^  an  dem  Bolbe-see  und 
der  Mündung  des  Strymon  SxXaßevoe  et  <kn6  rov  ürpufAcovog  xai 
•Pu7xtvoi»  •  Dass  schon  damals  auch  romanische  Volksmassen  sick 
der  Bewegung  anschlössen  und  nach  Süden  zogen,  ist  minder  wahr- 


über  BrumaliR  und  Rosali«  etc.  403 

scheiiilich;  erst  ein  zweiter,  eben  so  mächtiger  Stoss  gab  dazu  den 
Änlass. 

Folgenreich  für  die  endliche  Gestaltung  der  Völkerverhältnisse 
auf  der  Bulkanhalbinsel  war  die  dauernde  Ansiedelung  der  Bulgaren 
in  Moesien.  Sie  unterjochten  nicht  nur  die  daselbst  hausenden  sieben 
slovenischen  Stämme;  seit  der  Regierung  des  Constantinus  V.  Co- 
pronymus  zeigen  sie  auch  das  offene  Bestreben,  sich  mit  Macht  gegen 
Süd  und  West  auszubreiten  und  die  makedonischen  Slavenstämme 
zu  verdrängen.  Auch  Theile  der  Romanen  oder  Vlaj^en  scheinen 
durch  sie  von  der  Stelle  geruckt  worden  zu  sein. 

Im  Jahre  762  ziehen  208.000  Slaven,  von  den  Bulgaren  ge- 
drängt, aus  ihren  heimischen  Sitzen  und  erhalten  von  dem  Kaiser 
Wohnsitze  in  Bithynien  an  dem  Flüsse  'Aprdvocg  (Nicepb.  Patr.  74 
Theophanes  667).  Zu  gleicher  Zeit  erhielt  auch  Hellas  neue  slavische 
Schaaren  vgl.  die  berühmte  Stelle  bei  Const.  Porphyrog.  de  them.  II 
6 :  ic^Xaßfb^yi  näaa  -h  yifipoL  xac  yiyove  ßdpßapog.  Im  Jahre  773 
zieht  ein  Bulgaren- ßccXdeg  aus  eig  rö  alyjialtaTeOfjai  riiv  BepC^reav 
(Theophan.  691).  Im  Jahre  812  richtet  der  Bulg^i renfürst  Krum  in 
Thracien  schreckliche  Verheerungen  an:  rore  xal  'Ay^ia^oy  xai 
BspÖT/V  aycVTcg  ^(jiiaTLav^i  ifvyov  •  Ntxaiav  rs  xat  tö  toö  llpoßdTOv 
xdarpoy  xai  d/la  uvd  dj^upcüjüLara  (baaCroiig  xai  n^v  OcXenTTroOn-oXtv 
xat  ^iXiKTiovg  xae  töv  SrpufiieDva  oixoOvreg  (peO'^ovTsg  fi/rav^jX^ov. 
(Theoph.  772.)  —  Unter  Krum's  Nachfolger  ümurtagu  scheint 
sich  der  folgenschwere  Assimilierungsprocess  der  Bulgaren  an  die 
unterworfenen  Slavenstämme  vollzogen  zu  haben ,  wenn  auch  die 
alte  wolga-bulgarische  Sprache  sich  noch  einige  Zeit  erhalten  haben 
mochte.  Durch  diese  Assimilierung  wurde  das  slavische  Element  das 
herrschende,  und  das  Bulgarenreich  gewann  im  Westen  bedeutend 
an  Umfang;  schon  vor  Boris  muss  das  Vardar-  Drin-  und  Devol- 
gebiet  dem  Bulgarenthum  zugefallen  sein. 

Auch  später  hören  wir  noch  von  einer  Massenwanderung.  Im 
Jahre  929  drangen  bulgarische  Schaaren,  welche  sich  gegen  den 
schwachen  Peter  zu  Gunsten  des  älteren  Sohnes  Simeon*s  Michael 
empört  hatten,  quer  über  die  Struma  nach  Thessalien  und  Hessen 
sich  in  dem  Thema  Nikopolis  als  Unterthanen  des  griechischen 
Kaisers  nieder  (Cedren.  II  p.  312  Theophan.  cont.  420).  Dar- 
aus erklärt  sich,  dass  dem  Stuhle  von  Neu-Patras  auch  ein  Bischof, 
6  Ko'jrCtaYoojv,   untergeben  ist  (Zeuß  718);  aber  auch  die  Ansie- 


404  Tomaftchek.     Über  BrHmalia  und  Rosalia  etc. 

deliing  der  Viaxen  in  diesen  Gegenden  mag  sich  aus  jener  Zeit 
datieren;  als  Unterthanen  der  Bulgaren  und  als  deren  Begleiter 
oder  Nachzügler  mögen  sie  recht  wohl  unter  diesem  Namen  mit  ein- 
begriffen sein. 

Zwei  hundert  Jahre  später  erhebt  sich  Im  Westen  ein  anderes, 
bis  dahin  unbeachtetes,  weil  ebenfalls  von  Slaven  und  Bulgaren 
überschichtetes,  autochthones  Volkselement,  das  der  Arbanasen  oder 
Skipetaren,  der  Rest  der  romanisierten  illyrischen  und  dalmatischen 
Bevölkerung. 


Varnhagen.  Suirimpor tanzt d'un manosc. inedito dellaBibl.l. diViennaecc.  405 


Suirimportanza  d'un  manoscritto  inedito  della 
Biblioteca  Imperiale  di  Vienna 

per  verlflcare  quäle  fu  la  prima  isola  sooperta  dal  Colombo 

ed  anche  altri  ponti  della  storia  della  America. 

Discorso  di  F.  Ad.   de    Varnhagen. 

(Con  UDa  carta  geografica.) 

Signori ! 
Dedicatomi  a  studii  coscienziosi  sulla  storia  del  Brasile,  mia 
patria,  e  per  eonseguente  ad  altri  studii  afSni  sulF  etä  delle  seoperte 
marittime,  io  era  giunto  a  rieonoscere,  mediante  la  lettura  attenta 
e  ripetuta  del  giornale  che  il  Colombo  stese  del  suo  primo  viaggio  9, 
che  la  prima  isola  delle  Lucaje  da  lui  scoperta,  sotto  il  nome  di 
Guanahani,  non  potera  essere  ni  quella  di  S.  Salvador,  cui 
nelle  nostre  carte  si  attribuisce  tale  onore»  confermatole  daH'autoritä 
di  W.  Irving«)  e  d'Alessandro  di  Humboldt  >),  —  nÄ  il  Turco 
maggiore  indicato  da  Navarrete ^) ,  —  n^  finalmente  la  Watling, 
proposta  per  Taddietro  dallo  storico  J.  B.  Munoz  *),  e  sostenuta 
ai  giorni  nostri  da  Alessandro  B.  Becher  della  marina  di  S.  M. 
Britanuica «)  e  dal  dotto  professore  Oscare  Peschel  di  Augusta  ?). 


^)  Qaesto  giornale,  perrenntoci  in  una  copia  del  padre  laa  Casas,  ta  pabblicato  per  la 

prima  volta  da  Nararrete  nel  1825. 
2)  Life  of  Columbas. 

^)  Examen  critique  sar  V  Histoire  G^ographiqne  da  NouTeaa  Continent  ecc. 
^)  Coleccion  de  los  vi«jes  i  descnbrimientos  qüe  hieieron  por  mar  Io  Espan^oles  deade 

fin  del  sigio  XV.  Madrid,  1825.  Tomo  I. 
^)   Historia  del  Naero  Mundo,  Madrid.  1793. 
<)  The  Landfall  of  Colambnt,  London  1856. 
^)  Aualand ,  anno  1857 ,  nun.  1)0. 

StUb.  d.  phil.-hUt  Gl.  LX.  Bd.,  II.  Hfl.  27 


406  Varnhagen 

Col  giornale  del  Colombo  alla  mano  mi  sono  studiato  di  provate 
che,  fra  le  Lucaje,  quella  che  corrisponde  in  modo  piA  soddisfacente 
tanto  alla  linea  di  viaggio  indicata  dal  Colombo ,  quanto  alle  minate 
descrizioni  ch'egli  ne  somministra,  si  e  Tisola  che  in  aicune  carte 
viene  indicata  col  nome  di  Mayaguana,  nome,  che  in  altre  carte 
leggesi  sotto  la  forma  mutata»  senza  ragione  aicuna,  di  Mariguana. 

II  mio  lavoro  su  questo  argomento  fu  accolto  nel  1 864  nei  Chili, 
ove  io  allora  mi  trovaya,  e  renne  pubblicato  Tanno  medesimo  nel  24* 
Yolume  degli  Annali  delFUnwersitä  di  Santiago,  collezione  preziosa 
e  degna  d*  essere  piik  nota  in  Europa. 

In  questo  lavoro  ho  riprodotto  perintero  il  giornale  del  Colombo 
conseryatoci  dal  Las  Casas,  con  note  diverse  da  quelle  del  testo 
Navarrete,  e  col  mezzo  di  sempiiei  segni  marginali  ebbi  cura  di 
chiamare  Tattenzione  deMettori  su  quei  passi  che  fornivano  le  prove 
della  mia  argomentazione.  Stimai  opportuno  altres\  d*  accompagoare 
il  mio  testo  con  una  carta  degli  arcipelaghi  di  ßahama  e  delle  Lueaje, 
unitamente  ad  un  disegno  in  scala  piüi  grande  della  Mayaguana, 
vale  a  dire  di  quelKisola,  ehe  dietro  i  miei  studii  risultava  essere  la 
Guanahani  o  San  Salvador  di  Colombo.  Tale  mia  opinione  fa 
ben  lungi  dall' essere  generalmente  approvata,  ch6  anzi  pi&  uomini 
di  erudizione  parvero  opporvisioraapertamente^),  ora  col  loro  silenzio» 


^)  II  profess.  Petchel  Tha  postain  dubbioinun  articolo  delTA  tisland,  N<^24del  lSd4: 
„Data  er  (VarnhapeD)  auch  in  Bezu^  auf  den  Weg  des  Entdeckers  durch  die 
Bahamagruppe  glücklicher  gewesen  sei  als  seine  Vorginger ,  welche  das  niBÜche 
Problem  su  lösen  suchten,  wollen  wir  ebenfalls  eingestehen.  Alle  Zweifei  sind 
jedoch  nicht  beseitigt  und  werden  sich  wohl  nie  beseitigen  lasse d.*  Oope 
ci6  6*h  mostrato  ancora  contrario  alla  mia  opinione  in  una  not«  alla  ptg.  217 
della  sua  Geschichte  der  Erdkunde,  München  1865:  „Die  frühere  Hypothese 
(rispetto  alla  Watling)  rouss  jetzt  aufgehoben  werden,  wenn  auch  die  aeit 
(Mayagnana)  noch  nicht  alle  Schwierigkeiten  beseitigt.** 

E  ancora  in  an  altro  articolo  deirAnsland  1867  pag.  10:  «Vor  swei  Jahren 
hatte  der  Brasilianer  A.  von  Varnhagen,  in  einer  kleinen  Schrift  (La  verdadera 
Gnanahani,  Santiago  de  Chile  1864)  nach  der  Insel  Marigaaaa  deo  erste« 
Landungsplats  verlegen  wollen.  Allerdings  gelang  es  ihm  dadorch  bisher  rithscl- 
hafte  Widerspruche  In  Colons  Schiffsbach  so  leicht  so  erkllren,  data  wir,  Terfihrt 
von  so  viel  Scharfsinn,  gegen  unsere  eigene  Ansicht,  ihm  Recht  na  g^bea  glaoben 
mnssten  (Ausland,  1864  S.  564);  seine  Vermuthang  hat  indeseem  die  alten 
Karten  gegen  sich ,  nSmlich  die  von  Juan  de  Is  Casa  vom  Jahr  1500 ,  ferner  die 
beiden  spanischen  Seekarten  von  1527   and   1529,   welche  Hr.  J.  Q.  Robl,  ind 


Suir  impoHanza  d'an  manoscritto  inedito  della  Bibl.  Imp.  di  Vienna  ecc.    407 

abbastanza  eloquente  >).  lo  frattanto  avea  ayuto  occasione  di  confer- 
marmi  semprepiA  nella  mia  opinione.  Da  marinaj  inglesi,  che  ayerano 
visitato  la  Watling,  seppi  ehe  i  laghi  di  qaesfisola  sono  salati, 
non  trovandovisi  generalmente  longo  le  coste  buon*  aequa  da  bere,  che 
e  pure  la  condizione  richiesta  per  la  Guanahani  o  San  Sal- 
vador di  Colorobo»  dietro  il  giornale  di  questo  grande  navigatore. 
Piü  tardi,  nel  settembre  dei  1867»  in  an  viaggio  da  Panama  a 
Nuova  York»  ebbi  io  stesso  occasione  di  costeggiare  la  Mayaguana,  di 
mirare  la  sua  verdura,  d*  informarmi  sulla  honÜk  delle  sae  acque, 
d*osservare  la  sua  configurazione  e  di  vedere  all* Est  il  monticello 
bianco  di  sabbia  che  alle  düe  del  mattino  del  12  ottobre  1492 
fu  veduto  per  il  primo  da  Juan  Rodriguez  Bermejo,  secondo  la 
dichiarazione  di  Francisco  Garcia  Vallejo.  E  non  ostante  questi  fatti» 
eonfesso  ch'io  cominciara  ad  iroaginarmi ,  che  per  quanto  fermo 
io  mi  sentissi  nelle  mie  convinzioni,  io  non  avrei  avuto  la  soddis- 
fazione  di  veder  confermate  le  mie  idee  da  un  valido  ed  irrecusabile 


mehrere  Karten,  welche  die  M&nchener  Akademie  heraiuf^egeben  hat.  Auf  etlichen 
dieser  Urkunden  werden  Gaanahani  nnd  Marig^ana  mit  Namen  an^efShrt  und  durch 
zwischenliegende  Inseln  getrennt,  Bamentlich  aisd  die  Karten  Ton  1527  and  1528 
in  diesem  Sinn  entscheidend.  Auch  konnte  sich  damala  Niemand  über  die  araprfing^ 
liehen  Benennungen  tiuschen,  da  die  Bevölkerung  der  Bahama  Inseln  erst  nach 
dem  Jahr  1550  y dllig  erlosch." 
1)  Mi  sia  permesso  di  recar  qui  le  parole  del  Sr.  de  Belloy:  »Longtemps  apres  sa 
d^couverte  (de  la  Guanahani)  lorsqu'il  8*agit  de  la  d^couTrir  &  noureau  dans  an  but 
puremcnt  scientifique,  les  uns  la  virent  dans  une  des  fies  Turques,  d^autres  dana 
la  grande,  d'autres  dans  la  petite,  le  plus  grand  nombre  dans  Tfle  du  Chat..  .  . 

II  en  all»  de  la  sorte  pendant  des  siedes,  si  bien  qa*en  1836  Tauteur  du 
Cosmos  s*^eriait:  On  a  consenr4  minutieusement  les  noms  et  pr^noms  des  marins 
quiont  pretendu  avoir  reconnu  les  premiers  une  portion  d*un  monde  nouTcan,  et 
nous  serions  reduits  ^  ne  pas  pouyoir  lier  ces  Souvenirs  A  une  localit^  determin^e, 
M  regarder  comme  vague  et  incertain  le  Heu  de  la  seine !  Ueureusement ,  «joutait- 
il,  je  me  trouve  en  ^tat  de  d^trulre  ces  incertitudes.  *  Et  U  dessus  il  presentait  une 
Version  qui ,  grAce  ä  Tautorite  ai  justement  accord^e  ä  son  nom ,  devait  bien  en 
effet  d^truire  les  incertitades ,  mais  non  reconnaftre  la  v^rit^. 

Plus  heureux  que  Humboldt,  et  sans  en  ^tre  plus  fier,  nous  sommes  aiyourd^hui 
en  etat  de  donner  ici  le  demier  mot  de  ce  problime,  dont  la  Solution  toute 
recente  appartient  &  Mr.  Adolfo  de  Vamhagen.  L*fle  dont  Christophe  Colomb 
changea  le  nom  primitif  de  Guanahani  en  celui  de  8.  Salvador  est  celle  qui  sur 
nos  cartes  r^pond  au  nom  Lncigen  de  Mayaguana.  Ainsi  se  trouve  enfin  fix^e  cette 
ile  plus  errante  que  ne  le  fut  sur  d*autrea  mers  la  flottante  D^los**  (Christophe 
C  o  1  om  b,  Paris ,  A^    pag.  89). 

27  • 


408  Varnhagen 

testimonio.  Ed  un  tale  mi  sorse  nuUa  meno  che  nel  Cosmografo 
maggiore  di  Carlo  V,  il  quäle  non  avrebbe  piü  eloquentemente 
potuto  deeidere  la  questione»  se,  sorto  per  roiraeolo  dalla  tomba, 
fosse  venuto  a  deporre  personalmente  testimonianza  dinanzi  al 
tribunale  de*dotti.  Tale  i  nella  Storia  il  magico  potere  della  yerifa 
che  soltanto  la  sua  presenza  vale  a  mettere  d*accordo  i  fatti! 

La  testimonianza  che  yenne  in  soccorso  alla  veritä  e  quella  del 
Cosmografo  Alonso  de  Santa  Cruz  in  un  suo  libro  spagnuolo  inedito, 
che  da  me  non  era  conosciuto ,  e  del  quäle  esistono  in  Vienna  dne 
copie  possedute  dalla  Biblioteca  imperiale,  l'una  piü  antica,  Taltra  pii 
nitida  e  di  scrittura  piü  accurata,  fornita  di  carte  geograficbe,  che  eTi- 
dentemente  appartenevano  all*  altro  esemplare  d*  onde  vennero  stae- 
cate  per  appiccicarle  su  di  questo.  Alla  fine  del  volunne  leggesi  ua 
MBreve  introducion  de  Espera  (sie)**  preeeduta  dal 

jyPrologo  sobre  el  Islario  general  de  todas  las  yslas 
del  mundo  enderescado  a  la  S.  C.  C.  mag*',  del  Em  perador 
y  Rei  nro  seiiorporAlonso  de  SanctaCruz  su  Cosmografo 
maior.** 

II  libro  portava  adunque  il  titolo  di  Islario  geueral, 
e  conteneya  una  descrizione  completa  ditutte  le  isole  del  globo.  yerso 
il  principio  del  secondo  terzo  del  secolo  16^  La  Biblioteca  non 
possede  perö  attualmente ,  sebbene  in  doppio  ^  esemplare,  che  la 
3'*.   e  4^.  parte»   delle  quali  la  3".  tratta  delle    isole  oeeaniche 


1)  Dei  dae  eaemplari  citati,  il  primo  poria  U  numero  7195,  Taltro,  ia  copia  nitida,  il 
namero  5542.  Mi  valsi  quindi  per  la  caria  del  secondo  ;  quanto  al  testo  aegvo  il 
primo  piii  eaattö  del  secondo.  La  nota  suppletoria  dä'esatta  deacrisione  d^aa- 
bedue  i  manoacritti. 

Dietro  ci&  che  dice  il  Nararrete  (Historia  delaNautica,  Madrid  1646, 
pa|(.  194,  conatiltata  a  Parigi,  dietro  mia  richiesta  dal  dotto  Ferdinand  Danis 
amminittratore  alla  Biblioteca  di  S^  GeneWeYe),  una  parte  deUe  bozze  origiuli 
deUMalario  General  ai  trorano  negli  archivii  delle  Indie  a  Siviglia,  don 
egli  le  ha  vedote.  A*  suoi  tempi  r'era  altresi  alla  Biblioteca  reale  di  Madrid  na 
copia  manoacrltta  dello  steaso  Islario.  Ma  poicbi  Nararrete  non  ha  tratto  partita 
deUe  aoMsie  che  io  do  in  questo  mio  discorso,  e  probabile  che  a  Bindrid  ci  sari 
stata  solamente  la  prima  parte ,  che  manca  a  Vienna  o  che  V  esemplare  di  Madrü 
non  era  fomlto  di  carte  geografiche.  Nararrete  dice  che  Topera  i  dedicata  • 
Filippo  n^*',  ma  nei  codici  Yiennesi  Tautore  dice  chiaramente  ch>i  U  dedka 
aU'lraparatora  •  eh«  Tareva  acritta  per  ordine  di  lui. 


Suirimportanza  d*un  manoscritto  inedito  della  Bibl.  Imp.  di  Vienna  ecc.      409 

deirAfrica  e  di  tutte  quelle   dell'Asia  allora  conosciute,  la  4*'.  delle 
isole  deir  America. 

E  manifesto  ehe  le  due  prime  parti  doYeano  contenere  le  isole 
deir  Europa  e  quelle  del  Mediterraneo ,  compreseri  le  piü  vicine 
deirAfrica. 

M'affretto  a  dire  che  fu  appunto  il  12  di  questo  mese  d*  ottobre, 
che  merce  le  premure  prima  del  S'.  prof.  Adolfe  Mussafia,  poi 
deir  illustre  Vostro  presidente  S'.  Teodoro  de  Karajan,  custode  della 
Biblioteca  imperiale,  io  ebbi  per  la  prima  rolta  cognizione  di  questi 
manoscritti  e  d^altri  sull*  America. 

Dopo  aver  esaminati  con  particolar  diligenza  questi  due»  ed 
aveme  tratto  le  notizie  di  cui  parlero  ben  tosto ,  io  sentii  contentezza 
tale,  che  appena  mi  riesce  di  esprimere  adeguatamente. 

Voi  sapete,  Signori,  che  gli  incidenti  che  accompagnarono  il  mio 
esame  del  manoscritto,  proprietä  delFaugusto  vostro  Sovrano,  e  la 
parte  che  in  tutto  ci6  ebbe  il  vostro  illustre  presidente  m'  hanno  fatto 
seiitire  il  dovere  di  offrire  tosto  alla  dotta  vostra  corporazione  il 
primo  risultato  de*  miei  studii  su  questo  libro  inedito  <). 

Dati  questi  schiarimenti ,  giova  passare  ora  alfassunto. 

Le  prove  date  dal  Santa  Cruz  che  la  Guanahani  o  San  Salvador 
non  era  che  la  Mayaguana  si  trovano  anzi  tutto  nella  carta  21°'*. 
del  suo  libro  inedito ,  della  quäle  offro  qui  unita  una  copia ,  e  poi  nel 
testo  medesimo;  ancorch^  non  si  ?oglia  tacere  che  (oltre  agii  errori 
materiali  commessi  dal  copista)  e  nella  carta  e  nel  testo  si  riscon- 
trano  parecchie  asserzioni»  le  quali,  confrontate  allo  stato  attuale 
della  scienza,  si  dimostrano  non  molto  esatte. 

La  semplice  ispezione  della  carta,  per  poco  corretta  ch*essa 
sia,  ci  presenta  col  nome  di  Guanahani  un^isola  verso  il  S.  E.  di 
G  u  a  n  i  m  a  o  W  a  1 1  i  n  g  de'  nostri  giorni  (che  vi  i  rappresentata 
troppo  graiide)  ed  un  poco  piii  all' est  che  quella  di  Xu  meto  (la 
celebre  Saometo^)  del  Colombo),  dalla  quäle  ei  partl  per  cercare 


1)  Uniformandoini  agIi  statuti,  presento  qnesto  mio  lavoro  tradoito  in  ona  deUe 
lingue  della  monarehia  austriaca,  ft^  le  qoali,  coae  mi  pareva  oatarale,  diedi  la 
preferenza  alla  lingna  dell'eroe  della  Guanahanif  tanto  pi&  che  una  faTorevoIe 
circostanzH  me  ne  offrira  roccaaione.  Fn  il  8^.  Massafia  che  mi  fa  cortese 
dell'opera  sua,  tradaceudo  la  mia  dissertasione  dal  Prancese. 

2)  Quanto  airortografia  Yacillante  di  questo  nome  vedi  la  noU  del  mio  laToro  »La 
verdadera  Guanahani". 


410  Varnha^en 

Tisola  di  Cuba  <)  e  che  noa  pu5  essere  che  la  Crooked  de*aostri 
giorni;  giacch^,  come  Tho  indicato  nel  roio  lavoro  precedente  sa 
questo  argomento  <)»  se  aicuno»  seguendo  lo  stesso  itinerario  del  Co- 
lombo,  Yolesse  fareil  medesimo  cammino  in  direzioiie  inversa,  risob, 
alla  quäle,  partendo  da  Cuba,  andrebbe  a  fermarsi,  noii  e  altra  ehe 
appunto  risola  Crooked. 

II  testo  9  non  ostante  alcuni  errori  manifesti  del  copista  *},  porU 
una  testimonianza  non  meno  decisa,  quaado  si  legga  avendo  sotto 
gli  occhi  la  medesima  carta  e  confrontandoia  ad  uiia  piü  esatta  dei 
nostri  giorni. 

Sebbene  il  Cosmografo  di  Carlo  V".  non  si  mostri  troppo  Ter- 
sato  nella  storia»  e  sembri  credere  che  il  Colombo  abbia  veduto 
Tisola  di  Cuba  e  TEspanola  prima  delle  Lucaje,  e  ci  dica  eoQ 
soYerchia  ingenuitä » che  secondo  alcuni  il  Colombo  avea  mutato 


')  Secondo  S.  Cmx  appoggiato  dal  Las  Casas  il  porto  di  Banicoa  fa  il  primo  di 
qaest*iaola  in  cui  il  Colombo  gitt6  l'ancora  e  per  conseguente  non  quell o  di  Nipet 
indioato  dal  Navarrete  ed  aceettato  da  Irving ,  Humboldt  ed  altri. 

*)  Yedi  ,»La  Verdadera  Guanahani  de  Colon." 

')  Ecco  come  dice  lo  spagnuolo  dietro  il  testo  piä  aotico  (A)   colle   %'Mrinati  della 
copia  nitida  (B).  Vedrassi  che  questo  secondo  codice,  lasciandosi  irnriare  dnlle 
abbreriature  del  primo indica Tisola,  che  prima  area  chiamata Guannhnyni,  eoUe 
forme  contratte  diGuanani  eGoanaui.  »Las  que  con  Güannaoi  ( B Guaaani)  se 
encierran  (B  '—  ra)  de  baxo  de  nombre  de  Lucajos  son  las  sig^ientes ,  nanqM 
primero  es  bien  digamos  della  que  es  de  hasta  ocho  leguas   de    largo   y  sejs  de 
ancho  y  cerca  de  sj  a  la  parte  de  levante  tiene  tres  yslotes  llamados    el    triangnle 
porque  haaen  tal  forma  j  por  treynta  leguas  (?)  della  al  Haustro  est«  otra  dicka 
Jabaque,  en  grandeaa  (B  Java  q  es  en  gr.)  y  forma  ygual  a  ella   con  an  puerto  en 
ella  al  poniente.  Bsta  yala  es  de  pesqnerias  muy  grandes,  purque   tiene  unos  posos 
tf  la  redonda  jeutre  ella  j  las  otras  Ueuos  de  muchos  pescados   do  se  tomnn  oiaclios 
dellos.  Alnordeste  (leggi  norveste)deJabaque  por  quatro  legiMis(?}  y  deGunni  G«a- 
naani  (h  manifesto  che  lo  scrittore,  non  si  contentando  deirabbrevitttura  troppo  con- 
cisa,  scrissedi  nnovo  il  nome  piA  chiaramente,  senza  per5  cancellare  U  prima  indica- 
kione ;  B  Goanani)  por  beynte  esta  otra  dicha  Xumeto  de  forma  casi  pyramidal  de 
veynte  y  dos  leguas  (?)  de  largo  norueste  sueste  y  doze  por  lo  mas    ancbo,  conan 
puerto  al  sueste.   AI  austro   desta  ysla  por   hasta  ocheiita   leguas    (?)    estan  dos 
pequeaaos  ysleos  redondos  rodeados  de  baxo  y  al  (B  baxo  el)    setentrion  tiene 
otra  ysla  diefaa  Samana  de  la  grandesa  de  Guanani  y  distaate  della  por  ocho  legaaa. 
AI  (A  B  hanno  del)  setentrion  de  Saman  (sie  e  Sa  man  ha  pure  B)  por  dies  legaas 
esti  Guanima*.    In  quei  luoghi  ove  ho  posto  il  segno    dMnterrogazione    dopo  la 
Toce  leguas  credo  probabUe  che  vi  sia   errore  del  copista  ,    il  quäle,    mal  in- 
tendendo  forse  T abbreviatura  deU*autore,  scrisse  leguas  in  vece  di   millas. 


SulPimporUuxa  d*an  manoscritto  inedito  della  Bibl.  Imp.  di  Vienna  ecc.    411 

in  San  Salvador  il  nome  indiano  di  Guanahayni  (sie)  della 
prima  Lucaja  seoperta»  egii  aggiugne  che  gli  par  cosa  giusta  ne! 
trattare  delle  Lucaje  ineomineiare  da  essa  Guanahani  (aunque 
primero  es  bien  que  digamos  de  ella).  Ora»  passando  alla  deserizione, 
risoia  da  cui  incomincia»  e  che  da  lui  viene  chiamata  Guanahani, 
non  puo  essere  aitra  che  la  nostra  Mayaguana;  giacchi  (eritando 
persino  di  servirci  come  d'argomento  dei  passo  sospetto,  in  cui 
il  copista  avrä  letto  „nordeste^  in  luogo  di  Mnorreste** » il  che  sarebbe 
del  resto  i'unica  versione  che  s' accorderebbe  colla  carta  annessa) 
dietro  la  deserizione  si  troverebbe  che  in  ogni  caso  la  Guanima 
(Watling),  considerata  ancora  da  alcuni  dotti  come  la  possibile 
rivale  della  Mayaguana ,  resta  completamente  esclusa.  Ed  invero  il 
nostro  MS.  la  considera  come  un*isola  al  tutto  diversa  dalla  Guana- 
hani, e  la  colloca  di  lä  della  Samana  verso  il  Nord,  il  che  i  ancor 
meglio  giustiticato  dalla  semplice  ispezione  della  carta. 

Devo  aggiugnere  che  questa  isola  di  Guanahani  e  giä  iudicata 
sotto  il  nome  di  Mayaguana  in  un^altra  carta  che  segue  immediata- 
mente,  il  che  provache  questonome  eragiä  in  uso,  e  che  giä  si  comin- 
ciava  ad  abbandonare  quelle  di  Guanahani,  e  spiega  come  Diego 
Ribeiro  ed  altri  Cosmografi  attignendo  per  le  loro  carte  a  fonti 
difTerenti  (come  il  Santa  Cruz  avrii  fatto  per  queste  due  carte) 
potevano  facilmente  lasciare  scorrere  ambidue  questi  nomi,  come 
sc  appartenessero  a  due  isole  diverse.  Dobbiamo  aggiungere  che  fa 
d^uopo  altres\  guardarsi  dal  confondere  la  parola  Guanahani  con 
quella  di  Guanahü  o  Guanaä.  Quest' ultimo  nome  era  quelle  che 
si  da>a  allora  alla  Piccola  Inagua  dei  nostri  giorni. 

Ma  rimportaiiza  di  questo  inedito  non  si  limita  a  decidere  la 
questione  sulla  vera  Guanahani.  Esso  viene  altresl  in  soccorso  per 
risolvere  in  modo  chiarissimo  molti  altri  dubbii.  Vi  si  trovano  con- 
fermati  i  veri  nomi  primitivi  delle  isole  Lucaje,  che  noi  a  forza  di 
ravvicinamenti,  e  malgrado  la  contraddizione  delle  carte  di  Juan  de 
laCasa  e  d'altri  avevamo  con  sufGciente  esattezza  proposte  per  le  isole 
Gatt,  Long,  Watling,  Crooked,  Acklingecc. 

Si  vede  (carta.  22^  dinanzi  al  P  54)  che  gli  antichi  nomi  delle 
Caicos  e  delle  Turcos  erano  da  0.  ad  E.  Aniano,  Caciba,  Mafariei, 
Canamani,  Amuana  e  Cacena.  Quest'  ultimo  nome  semtra  appartenere 
a  uno  de*  Türe  OS  piü  meridiouale. 


41 2  Varnhagen 

Si  rileva  altres\  (carta  26'  dinanzi  al  f"  66)  che  i  nomi  delle 
isole  (vicine  a  Venezuela)  Buen  Ayre,  Curazao  ed  Orua  sono 
vere  corruzioni  dei  nomi  indiani  Boinare,  Cura^aute,  Aruba; 
ond*d  che  il  nome  di  Curazio  nulla  ha  che  fare  col  portoghese 
cora(äo  che  si  supponeva  introdotto  da  Ebrei  d*origine  portoghese, 
i  quali  non  vi  si  sono  reoati  che  nel  secolo  seg;uente. 

Nelle  carte  2S*  e  26*  troviamo  ancora  ia  conferma  d*  un*  altra 
proposta  da  me  fatta  nel  1858  <)  cio6  che  T  isola  Matinino  del 
Colombo  non  d  Ia  Santa  Lucia,  come  aveva  opinato  Navarrete  ed 
aitri»  ma  semplieemente  Tattunle  Marti nica,  nome  che  non  i 
altro  se  non  il  primitivo  corrotto.  Nella  carta  25*  si  legge  chiaramente 
Matinino»  e.tosto  dopo  nella  26*  si  vede  gik  Ia  trasformazione 
che  incomincia,  rale  a  dire  Marti nino. 

Troyai  nel  medesimo  libro  Ia  contermn  d*un  altro  fatto.  Nel 
1854  pubblicando  a  Madrid  il  l^'volume  della  mia  Historia  geral 
do  Brazil  ammisi  Topinione  generalmente  accettata,  dietro  cio 
che  si  leggeva  nei  testi  della  grande  lettera  del  Vespucci  al  Soderini» 
che  egii  ciod  avea  fondato  nel  Brasile  una  colonia  primitiva  alla 
latitudine  di  18^  Piü  tardi  in  seguito  a  studii  piü  profondi  sugli 
scritti  del  Vespucci  cercai  provare  s)  mediante  ragionamenti  che  do- 
veva  essere  incorso  un  errore  nel  teste,  e  che  invece  di  18*  faceva 
d*uopo  leggere  23%  e  che  per  conseguente  Ia  Colonia  era  stata 
lasciata  presse  il  Capo  Frio. 

Or  bene,  Signori,  anche  su  questa  particolarith  Alonso  de 
Santa  Cruz  viene  in  soccorso  delle  mie  argomentazioni.  Dichiarando 


1)  Primera  epistola  del  almirante  Don  Cristobal  Colon  dando 
cuenta  de  su  gran  descubrimiento  a  D.  Gabriel  Sauchex  etc. 
pubblicaU  da  D.  Genaro  H.  de  Volafan  (anagramma  di  D.  Adolfo  de  Vamhagen) 
Valencia  1858.  pag  24. 

2)  Ecco  ciö  che  scrissi  a  pag.  Il4 — 115  del  mio  libro  „AmerigoVeapucci,  soa 
caractire,  ses  Berits"  ecc.  Lima  1865. 

Quant  au  port  du  Brasil  o&  on  a  laisse  Ia  factorie ,  nous  deTons  eommencer 
par  dire  qu'il  n*j  a  pas  de  possibilit^  d'en  fixer  sa  position  seulement  par  lea 
troia  Indicationa  contradictoirea  entre  ellea  que  nous  lisoos  dans  le  texte  impriane 
de  Ia  lettre  k  Soderini,  aans  pouToir  deviner  laquelle  faut-il  preferer.  Oa  j  lit 
(voir  page  64J  que  ce  port  se  trourait  &  260  lieues  (de  quinze  au  degre}  de 
Bahia,  e*  est-&-dire  qu*  il  se  trourait  de  ce  dernier  port  a  une  distance  inoindre  que 
Celle  de  Lisbonne  aux  Canaries,  consid^ree  par  Vespucci  comnie  de  280  lieues, 
et  moindre  encore  que  cellea   des  A^ores  ^  Lisbonne  ou  de  Tile    de    Fernando 


Suirimportanza  d*un  manoscritto  inedito  della  Bibl.  Irop.  di  Vienna  ecc.     413 

gli  stesso  d'aver  visitata  la  costa  del  Brasile  nel  1826  (col  capo  che 
destinato  a  continuar  poi  per  lo  stretto  di  Magellano  sino  alle  Moluche» 
s*  era  frattanto  soffermato  ad  esplorare  la  Plata)  ci  dice  a  proposito 
del  Capo  Frio  a  pag.  79:  »Fu  presso  questa  baja  (del  Capo  Frio)  ehe 
Amerigo  Bespucho  (sie)  piloto  maggiore  di  Castiglia  nelP  ultimo 
viaggio  che  fece  fondö  una  casa,  ove  lasciö  24  uomini  colle  loro 
armi  e  pezzi  d'artiglieria,  proveduti  per  sei  mesi  di  tutte  le  cose 
necessarie ,  i  quali  poi  vennero  uccisi  dagli  Indiaai  per  i  loro  molti 
disordini,  e  per  le  molte  scissure  eh^bber  luogo  tra  loro**  9* 


Noroiiha  ä  Bahia,  par  lui  ^rala^es  en  SOOlieaea.  Od  j  dit  ausai  qa^il  ae  trouTatt&37 
degres  ä  Toneat  de  Lisboone,  et  aoaa  une  latitade  «aatrale  de  18  degres.  Ces  indi- 
cations  sont  absolumeat  iropossibles.  D'abord  au  sud  deSahia,  il  n^y  a  pas  de  port 
situe  a  une  longitude  de  37  degr^a  Jk  foueat  de  Liabonne  que  celui  de  Santos : 
mais  celui-ci  est  sous  le  parallele  de  23®  53' et  oon  pas  aous  celui  de  IS®.  Si  noua 
voulious  nona  guider  par  la  latitade,  comme  noua  TaTons  fait  dans  notre  Histoire 
Generale  du  Brasil,  noua  troureriona  ä  18®  sud  qnelque  port  au  nord  du  Riode- 
Caravellas;  maia  il  ne  aerait  ä  Toueat  de  Liabonne  qu'un  peu  plus  de  30  degr^s, 
et  en  m^me  terops  la  distance  de  260  lieues  jusqu"  A  Bahia  deviendrait  impossible. 

Heureusement  noua  connaiasona,  par  iine  autresource,  quel  fut  le  port  ou, 
dans  les  premi^res  ann^es  apres  la  d^courerte  du  ßresil,  il  existait  une  factorerie 
fondee  dans  le  but  de  faciliter  le  commerce  du  boia  de  teinture.  C*etait  le  port 
du  cap  Frio.  D'o&  il  s'ensnit  qae  des  trois  Indicttions  avec  des  chiffres  t«llement 
en  desaccord  seulement  celle  de  226  lieuea  n'a  ^t^  adult^r^e.  La  Situation  de  Ir 
factorerie  etoit  donc  &  33  (non  pas  37)  degr^s  ouest  de  Lisbonne  et  sous  une 
latitude  de  23  (non  pas  18)  degr^s.  11  n*  4tait  que  tres-fr^quent  de  con- 
fondre  les  chiffres  3,  7  et  8,  de  m^me  que  les  chiffres  1  et  2.  La  reve- 
lation  de  Texistence  d*nne  factorerie  au  port  du  cap  Frio  nous  a  ^t^  faite, 
par  Tapparition  du  Lirro  de  Duarte  Fernandea,  par  nous  rencontr^  It  la  Torre  do 
Tombo,  et  publik  pour  la  premiere  fois  en  1854,  dans  la  note  13  (page  427  et 
suivantes)  du  premier  volume  de  THistoire  Generale  du  Bresil.  Par  ce  livre  on 
voit  que  le  navire  nomm^  ßretoa  (c'est-ä-dire  la  Bretonne)  comroande  par 
Christovam  Pires  est  all^  en  1511  (sept  ans  apres  1504)  charger  du  bois  de  teinture 
au  port  du  cap  Frio,  ou  il  existait  (sur  une  tle  du  port)  une  factorerie,  avec  son 
facteur,  etc.  D^antres  narires  j  seraieot  alles  les  annees  prec^dentes. ' 

^)  Junto  k  esta  baya  fu^  donde  Amerigo  Bespucho  piloto  m&ior  de  Castllla  en  el  ultimo 
viHJe  que  hizo  fund6  una  casa,  donde  dexö  veinte  '  quatro  christianos  con  aus  armas 
y  tiros  de  artilleria  proveidos  por  seis  meses  de  todas  las  cosas  necessarias ,  a  los 
quales  despues  mataron  los  Yndios  por  los  muchos  desordenes  j  parcinlidades,  que 
entre  ellos  huvo. 

Dobbiamo   aggiugnere   qui,    che   se    gPIndiani   hanno    pffettiTaroente    ucciso 
i  coloni,   ci5  non  impedi  che  nel   1511   ci  fosse  ancora,   nelle  vicinanze  di  Capo 


414r  Varnhagen 

Questo  libro  dilucida  finalmente  un  altro  punto  importante  della 
storia  degli  Stati  Uniti,  sul  quäle  si  conoscerano  ^  silcuni  particolari 
Martyri  (Dec.  VIH  lib.  10)  e  da  Herrera  (Dec.  111,  lib.  8.  cap.  8) 
che  il  piloto  portoghese  Estevan  Gomes  era  stato  dieei  mesi  a  ricer- 
care  attraverso  il  Nord  dell*  America  un  passaggio  attraverso  TOvest 
eguale  a  quello  che  Magalhaes  avea  ritrovato  attraverso  il  Sud  e 
ch*egli  era  ritornato  in  Ispagna  senza  verun  risultamento.  Santa 
Cruz  nel  suo  testo  ed  anzi  tutto  in  una  carta  aggiuntavi  ei  rende 
conto  di  questa  spedizione.  Confrontando  la  sua  carta')  colla  tavola 
Xill.  del  Atlante  del  Kunstmann  si  conferma,  ch'ei  visito  parechii  porti 
al  Sud  di  Nuova  York,  e  ch'ei  risafi  per  piü  ieghe  il  fiume  Hudson 
da  lui  detto  Fiume  dei  Cervi  (de  los  Gamos,  o  de  las  Gamas,  che 
ambedue  queste  forme  ricorrono). 

Ecco,  Signori,  cib  ch*io  trovai  di  piü  notevole  in  questo 
roanoscritto  celermente  percorso  nella  Biblioteca  medesima.  Stande 
al  dettato  d'un  filosofo  moderno,  che  in  un  libro  nuovo  a  prima 
giunta  non  si  trova  che  ci5  che  giä  si  sapeva,  vale  a  dire  quelle  cose 
che  giä  per  Taddietro  ci  aveano  a  lungo  occupato,  e  lecito  credere 
che  in  questo  volume  possansi  attingere  ancor  molti  dati  ignoti  sulle 
coste  delPAsia,  sulle  terre  vicine  alPimboccatura  del  (iume  San 
Lorenzo,  sulle  Grandi  Antille  e  persino  sul  Messico,  del  quäle  si  trova 
nel  libro  una  carta  che  contiene  molte  minute  particolaritk.  Possano 
altri  con  maggiore  dottrina  e  maggior  agio  dare  di  questo  libro  un'  in- 
ibrmazione  piä  completa,  oche  meglio  sarebbe,  pubblicarlo  per  intero. 
Sarebbe  un  vero  servigio  reso  alla  storia  della  geografia  delK  Asia, 
deirAfrica  e  dell' America,  e  un  monumento  di  gloria  a  D.  Alonso 
di  Santa  Cruz,  cosmogratb  mayor  di  S.  M.  C.  Timperatore  Carlo  V**. 

V.  Ad.  de  Tamhagen. 


Frio,  una  fattoria  portoghese,  in  cui   un  rasceUo  reale,  la  Breloa,   venne    in  q«e 

medcsimo  anno  caricato  di  legname  rerzino. 
1)  Bancroft;  cap.  H.  Anno  1523. 
*)  Carta  20  rimpetto  al  1<>  40,  con  questo  titolo:    „Terra  qoe  descubriö  el 

piloto  EsteTan  Oomez. 


Suir  imporUasa  d*aii  maooscrilto  inedito  della  Bibl.  Imp.  di  Vienna  ecc.       415 

Nota  suppletoria. 

Descrizione  dei  due  codici  della  Biblioteca  imperiale  contenenti 
la  terza  e  quarta  parte  dellslario  general  di  Alonso  de  Santa  Cruz : 

A.  Ha  il  numero  7195  (per  Taddietro  Hist.  prof.  124).  La  scrit- 
tura  spetta  al  metä  del  IS**  secolo,  e  puossi  aromettere  con  motta 
probabilitä  ehe  sia  stato  trascritto  ancor  a  tempi  delPautore.  La 
lettura  ne  e  oltremodo  diffieile  per  le  molte  abbre?iazioni  e  le 
legature  di  lettere.  Consta  di  136  fogli  in  P  minore.  Dopo  il  testo 
eoncernente  una  data  isola  o  gruppo  d*  isole  i  lasciata  una  pagina  in 
bianco  destinata  alla  carta.  Questa  per5  manca  dappertutto,  e  solo 
nel  margine  superiore  della  pagina  v'ha  il  numero  progressive  fino 
della  carta  geografica  ehe  vi  doveva  essere  compresa.  Tale  nume- 
razione  perö  non  ha  luogo  che  per  le  carte  1 — 23,  e  manca  nelle 
pagine  destinate  alle  carte  24 — 32. 

Incomincia  con  un  prologo : 

Parte  Tercera. 

,,Las  yslas  que  al  principio  en  la  particion  (B  participacion) 
del  libro  diximos  que  contenia  la  tercera  parte^  ecc. 

II  cod.  B  porta  il  N*  5S42  (per  1' addietro  Hist.  prof.  102).  Carta- 
ceo,  ha  93  fogli  in  f.  massimo»  e  fornito  di  carte  appiccicate  alle  pa- 
gine bianche  dopo  la  descrizione  di  ciascuna  regione.  Le  carte  sono  di 
sesto  minore  eguale  del  tutto  a  quelle  del  codice  A»  sieche  diresti  che 
esse  prima  appartenevano  a  questo,  poi  di  lä  furono  tolte  per 
corredarne  Tesemplare  piü  nettamente  trascritto.  II  contenuto 
corrisponde  a  quello  d*A,  salvo  non  pochi  errori. 

P.  S.  il  26  gennajo  1869. 

Sembra  che  a  Madrid  non  si  trovi  piik  Tlslario  de  Santa 
Cruz  manoscritto,  di  cui  6  detto  nella  nota  della  pag.  4.  Cio  risulta 
dalle  ricerche  del  Sigr.  M.  B.  Zarco  del  Valle,  il  dotto  editore  del- 
Topera  di  Gallardo,  il  quäle  con  sua  lettera  del  22  di  questo  mese 
ebbe  la  bontä  di  communicarmi  Tappunto  che  qui  appresso  si  stampa, 
aggiugnendo  ch'egli  stesso  aveva  fatto  simili  ricerche  nella  biblioteca 
del  palazzo  Beale,  senza  per5  otteneme  verun  risultamento. 

Sr.  D.  M.  Bemon  Zarco  del  Valle»  mi  amigo  i  dueno.  —  Las 
obras  de  Alonso  de  Santa  Cruz,  que  en  esta  Nazional  esisten  de 
mano,  segun  su  antiguo  Indize  de  HSS.,  son:  — 


416    Varahagen.  Suirimportaoza d'un manosc. inedito della Bibl. I. d. Vienna. 

Libro  de  las  longitudes,  y  manera  que  hasta  aora 
se  ha  tenido  cn  el  arte  de  navegar;  dedieado  a  Felipe  II: 
orijinal Aa —    97, 

Nobiliario  jeneral Y  —  9. 

Nobiliario  orijinal Y —  105. 

Segunda  parte  de  so  libro  de  Blasones  .     .     .     .       Z —  118. 

Crdnica  de  los  Reyes  Catolieos  Fernando  6  Isabel      G  —     24. 

Hai  un  Islario  general  de  todo  el  mundo ;  por  An- 
dres Garefa  Wspedes: I  —     92. 

B '  I  *  m  *  de  U.  SU  agradezido  amigo 

C.  H.  de  la  Barrera  i  Leirado. 

B.  N.  19  de  Enero  de  1869. 


dp  Vanihngen    Stdl_ 


; 


HO  fl  er,  Fragmente  zur  Geschiebte  Kaiser  RarFs  Vi.  417 


Fragmente  zur  Geschichte  Kaiser  KarFs  VI, 

Nacli  geheimen    brandenburgischen  Archivalien   und  den  Aofseichnungen    des  Grafen 

Stefan  Kintkj  bearbeitet 

von  C.  Hofier. 

Zu  den  grössten  und  nachhaltigsten  Veränderungen,  welche  im 
Laufe  des  XYIII.  Jahrhi^nderts  im  deutschen  Reiche  stattfanden,  und 
in  ihren  Folgen  wesentlich  die  AuflSsung  desselben  herbeiführten, 
gehören  die  Erlangung  der  polnischen  Krone  durch  das  sächsische 
Churhaus,  wie  der  spätere  Verlust  derselben;  die  Selbsterhebung 
des  churbrandenburgischen  Fürstenhauses  zur  königlichen  Würde  in 
Preussen;  die  Berufung  des  Churhauses  Hannover  auf  den  könig- 
lichen Thron  von  Grossbritannien  und  Irland,  wie  die  unglücklichen 
Versuche  des  Hauses  Witteisbach,  gleichfalls  eine  Königskrone  zu 
erlangen;  endlich  das  Aussterben  des  habsburgischen  Manns- 
stammes und  damit  das  Erloschen  eines  Kaiserhauses,  welches 
300  Jahre  hindurch  die  Einheit  des  Reiches  repräsentirt  hatte.  Es 
ist  hier  nicht  die  Möglichkeit  gegeben,  diesen  Gedanken  weiter  aus- 
zuführen; wohl  aber  enthalten  die  nachfolgenden  Erörterungen  An- 
haltspunkte dazu,  sowie  Belege,  mit  welchen  Schwierigkeiten  der 
letzte  habsburgische  Kaiser  zu  kämpfen  hatte^  als  bei  den  grössten 
Familien  des  Reiches  das  Interesse  für  dieses  geschwunden  und  nur 
das  Haus-  und  Machtinteresse  noch  übrig  geblieben  war. 

Sind  diese  Erörterungen  ihrer  Natur  nach  Fragmente,  so  haben 
sie  doch  den  Endzweck,  wichtige  Verhandlungen  und  namentlich  die 
Stellung  des  Kaisers  zum  neuen  Königreiche  Preussen  zu  beleuchten. 
Sie  beruhen  auf  Actenstücken,  von  welchen  die  einen  bisher  sorgsam 
geheim   gehalten  wurden,  so  dass  ich  mich  selbst  wundere,  wie 


418  H  ö  f 1  e  r 

ich  ZU  ihrer  Kenntniss  gelangte,  nachdem  mir  der  Zugang  zum  ehe- 
maligen hohenzoUer  sehen  Hausarchive  der  Plassenburg  versperrt 
wurde.  Das  Material  der  andern  zeugt  von  der  Thatsache,  welche 
Quellen  für  österreichische  Geschichte  in  Österreich  selbst  sich  vor- 
finden, wenn  man  nur  die  Mühe  des  Suchens  sich  nicht  verdriessen 
lässt. 


A.  Die  BemOhuDgeD  der  Könige  in  Preussen,  Friedrlch's  1.  und 
Friedrich  Wilhelm's  L,  die  Mainlinie  zu  erlangen. 

Die  historische  Gerechtigkeit  verlangt,  dass  ich  bei  Mittheilung 
der  nachfolgenden  Erörterung  auf  zwei  Dinge  aufmerksam  mache. 
Zuerst,  dass  die  Unterhandlungen  K.  Friedrich's  L,  um  in  Süd- 
deutschland  festen  Fuss  zu  fassen,  in  jene  Zeit  fallen,  als  das  Über- 
gewicht des  Hauses  Habsburg  in  Mittel-  und  West-Europa  entschie- 
den zu  sein  schien.  Der  combinirte  Feldzugsplan  der  Baiern  und 
Franzosen  war  schon  1703  gescheitert.  Baiern  von  den  Kaiserlichen 
1704  besetzt,  170S  Karl  von  Habsburg  in  Barcelona,  Catalonien, 
Valencia  anerkannt,  1706  selbst  in  Madrid  und  die  Franzosen  bei 
Turin  und  bei  Ramillies  geschlagen.  Kein  Wunder,  wenn  der  neue 
König  in  Preussen  daran  dachte,  die  alten  Pläne  seines  Hauses  in 
Bezug  auf  Franken  wieder  aufzunehmen. 

Das  Zweite  aber  ist,  dass  ich  mich  in  meinen  Quellen  nur  auf 
Berichte  aus  dem  Culmbacher  und  Ansbacher  Archive  stützen  konnte. 
Der  Historiker  hängt  aber,  wie  natürlich,  in  seinen  Darstellungen  von 
den  ihm  zugänglichen  Quellen  ab  und  kann  auch  nur  in  so  weit  ver- 
antwortlich gemacht  werden,  als  diese  selbst  reichen.  Ich  habe  eben 
desshalb  jedes  Räsonnement  vermieden  und  berichte  nur,  was  und 
wie  viel  ich  von  den  Begebenheiten  weiss. 

Dies  zur  Vermeidung  aller  Missverständnisse. 


„Von  Ihro  Durchlaucht  dem  1708  verstorbenen  Herrn  Marg- 
grafen zu  Brandenburg  -  Culmbach  Christiano  Henrico,  erzählt  der 
Verfasser  des  Lebens  und  der  Thaten  des  Königs  von  Preussen  Fri- 
derici  Wilhelm!  (S.  346),  ist  bekannt,  dass  derselbe  sein  Succes- 
sionsrecht  auf  das  Harggrafthum  Baireuth  vor  sich  und  seine  Kinder 


Fragmente  zur  Geschichte  Kaiser  Karl's  VI.  419 

an  S.  M.  den  verstorbenen  König  in  Preussen  Fridericum  —  vor  eine 
namhaite  Summe  Geldes  verkauffet  gehabt,   wie  auch  dass  dessen 
Herren  Söhne,   nemlich  der  jetzt  (1735)  regierende  durchl.   Herr 
Markgraf  zu  Baireuth    Georgius  Friderieus    Carolus  und  Albertus 
Wolfgangus  sieh  den  mit  Sr.  Preuss.  Majestät  getroffenen  Vergleich 
ebenfalls  gefallen  lassen  und  darein  gewilliget.  Weil  man  aber  am 
kaiserlichen  Hof  Schwierigkeiten  gemachet,  die  Confirmation  darüber 
zu  ertheilen,  auch  I.  M.  der  König  Friderieus  Wilhelmus  sonst  noch 
allerhand  Verdruss  vorausgesehen,  haben  sich  dieselben  mit  Ihren 
Herren  Vettern,  denen  Herren  Marggrafen  von  Brandenburg-Culmbach 
anderweit  verglichen  und  sind  unter  dem  Beding  der  in  gewissen 
Terminen  zu  erwarten  habenden  Refundirung  Ihres  Capitals  von  dieser 
Cession  wieder  abgegangen.  Es  ist  auch  bekannt,  dass,  als  sich  wenig 
Jahre  nachhero  der  Fall   ereignet,  dergestalt,  dass  der  regierende 
Marggraf  zu  Brandenburg-Baireuth  Georgius  Wilhelm  (1723)  mit 
Tod  abgegangen  ohne  männliche  Leibeserben  zu  hinterlassen,  I.  D. 
der  Herr  Marggraf  Georgius  Friderieus  Carolus  ganz  ruhig  und  ohne 
alle  Hinderniss  zur  Succession  gelanget,  wogegen  Sie  aber  auch  auf 
die  richtige  Abführung  des  K.  Preuss.  Capitales  bedacht  gewesen. 
Sonst  aber  hätte  von  K.  Preuss.  Seite  die  Sache  allerdings  können 
sehr  schwer  gemacht  werden.  Denn  in  der  ganz  nahe  an  der  bai- 
reuthischen   Stadt   Culmbach   gelegenen    Festung  Plassenburg    hat 
schon  vor  vielen  Jahren  eine  K.  Preuss.  Garnison  gelegen,  welche 
mit  gutem  Willen  und  Vorbewusst  des  Marggrafen  Christian  Ernesti 
(gest.   1712)   gleichsam   Possession   von   dem  Marggrafthum   Bai- 
reuth auf  den  sich  ereignenden  Fall  genommen  hätte.** 

Die  hier  erwähnte  Angelegenheit  gehört  jedoch  zu  den  interes- 
santesten Vorgängen  der  späteren  Reichsgeschichte  und  verdient  um 
so  mehr  an  das  Licht  gezogen  zu  werden»  als  sie  ebenso  auf  die 
Politik  des  neubegründeten  preussischen  Königthums  wie  auf  die 
Kaiser  Karl's  VI.  ein  sehr  merkwürdiges  Licht  wirft.  Ich  folge  hie- 
be! den  Aufzeichnungen,  die  nach  den  mündlichen  Berichten  des 
markgräflichen  geheimen  Rathes  von  Brehmer.  eines  gebornen  Schwe- 
den, 1736  in  Ansbach  gemacht  wurden,  so  wie  einer  sorgfaltig  aus- 
gearbeiteten markgraflichen  Deduction,  die  eine  preussische  zu 
widerlegen  bestimmt  war,  aher  nicht  im  Drucke  erschienen  ist. 

Gleich  nach  der  Begründung  des  preussischen  Königthums 
trat  auch  schon  als  dominirender  Gedanke  der  Plan  hervor,  das  neue 


420  Uöfler 

Königreich  zu  Tergrussern  und  wo  möglich  durch  Einverleibung  der 
fränkischen  Markgrafschaften  Ansbach  und  Culmbach  -  Baireuth, 
welche  nach  dem  Tode  M.  Georg  Friednch*s,  Churfurst  Joachim 
Friedrich  1603  durch  den  Vertrag  von  Gera  nicht  mit  dem  Chur- 
furstentbum  Brandenburg  unter  Einem  hohenzolleriscben  Fürsten 
vereinigte»  sondern  seinen  zwei  Stiefbrüdern  überlassen  hatte,  eine 
überwiegende  Stellung  im  frankischen  Kreise,  den  Bisthüroem  Wfirz- 
burg  und  Bamberg,  den  zahlreichen  Beichsstädten  und  dem  Beichs- 
adel  gegenüber  zu  erlangen. 

Der  Erwerb  eines  oder  auch  beider  Fürstenthümer,  welche  an 
den  Grenzen  Böhmens  wie  Baierns  gelegen,  Preussen  einen  Keil  zom 
Vordringen  nach  Süddeutschland  verschaffen  konnten,  schien  aber 
aus  dem  Grunde  nicht  zu  schwierig,  weil  die  Schwester  K.  Fried- 
rich*s  I.,  Elisabetha  Sophia,  seit  dem  30.  März  1 703  mit  dem  Mark- 
grafen Christian  Ernst  von  Baireuth  vermalt  war  und  dieselbe  nun 
das  fürstliche  Ministerium  für  den  Plan  gewann.  Die  Hauptschwierig-, 
keit  bestand  nun  darin,  den  apanagirten  Prinzen  von  Baireuth, 
M.  Christian  Heinrich,  welcher  mit  seiner  zahlreichen  Familie  von 
2000  Thalem  nicht  leben  konnte,  zum  Einverständnisse  für  die  Ab- 
tretung zu  vermögen.  Die  preussischen  Minister  von  Prinzen  und  von 
Beichenbach  übernahmen  es,  die  Sache  zu  leiten.  Der  Markgraf, 
welchem  das  Schloss  Schönberg  eingeräumt  worden  war,  wurde 
zuerst  vermocht,  sein  eventuelles  Erbrecht  auf  Ansbach  an  Culm- 
bach-Baireuth  und  das  auf  Culmbach  an  Ansbach  anzubieten.  Man 
hatte  jedoch  Sorge  getragen,  dass  er  an  beiden  fürstlichen  Höfen 
abgewiesen  wurde  und  endlich  in  seiner  bittern  Noth  sich  an  den 
König  wenden  musste.  Dieser  gewann  hiedurch  selbst  den  Schein, 
als  handle  er  nur  als  Familienoberhaupt,  wenn  er  eine  Cession  an- 
nehme, welche  ihm  dem  Markgrafen  gegenüber  eine  pecuniäre  Ver- 
pflichtung auferlegte.  Christian  Heinrich  trat  am  23.  Nov.  1703  dem 
Könige  seine  Anrechte  auf  Culmbach -Baireuth  ab,  wurde  dafür 
mit  seiner  Familie  nach  dem  halberstädtischen  Amte  Weferlingeu 
gebracht  und  bis  zu  seinem  am  26.  März  1708  erfolgten  Tode  von 
der  Krone  Preussen  erhalten.  Seine  Söhne  Georg  Friedrich  Karl 
und  Albrecht  Wolfgang  bekräftigten,  obwohl  minderjährig,  am 
1.  März  1704  und  dann  noch,  volljährig  geworden,  am  ll.October 
1706  und  zuletzt  am  30.  April  1708  eidlich  diesen  Schönberger 
Successions-und  Annexionsvertrag. 


Fragineate  zur  Geschichte  Kaiser  Kai-r«  VI.  4x!  1 

Dem  Vertrage  zu  Schönberg  am  23.  Nov.  1703  folgten  von 
^Seiten  der  Krone  Preussen  Anstalten,  auch  eines  oder  beide  Fürsten- 
thümer  zu  besetzen,  und  als  der  Erbprinz  von  Baireuth  Georg  Wil- 
helm sich  der  ErlülJung  des  Vertrags  ungeneigt  zeigte,  ergingen  an 
ihn  sehr  nachdrückliche  Ermahnungsschreiben;  „denn  an  dem  bai- 
reuthischen  Hofe,  sagt  unser  Gewährsmann,  war  alles  an  die  könig- 
liche Partei  „verrathen".  Im  J.  1705  wurde  die  wichtige  Festung 
Phissenburg  mit  preussischen  Truppen  besetzt,  ein  Bataillon  in  das 
Fürstenthum  oberhalb  des  Gebirges  verlegt  und  massenhaft  Occupa- 
tionspaquete  mit  königlichen  Patenten  und  Wappen  für  den  Fall  der 
Besitzergreifung  in  das  Land  geschickt.  Ebenso  suchte  man  auch  die 
ansbaehische  Landesfeste  Wülzburg  zu  besetzen,  die  fürstlichen 
Diener  zu  gewinnen  und  Eifersucht  zwischen  den  beiden  Linien  zu 
erwecken. 

Schon  als  am  29.  März  1703  Markgraf  Georg  Friedrich  von  Ans- 
bach starb  und  ihm  sein  Bruder  Markgraf  Wilhelm  Friedrich  in  der 
Regierung  nachfolgte,  wurde  preussischer  Seils  verlangt,  „dass  der 
neue  ansbachische  Lehensbrief  in  der  Successionsordnung  nach  dem 
neuen  Culmbachischen  Renunciations-Pactum  eingerichtet  und  die 
in  dem  vorigen  Lehenbriefe  eingeschlichenen  ganz  evidenten  errores 
redressirt  würden".  Man  fand  jedoch  darin  einen  Ausweg,  dass  man 
sagen  konnte,  man  habe  von  dem  neuen  Successions-Pactum  noch 
keine  hinlängliche  Nachricht,  keine  glaubwürdige  Abschrift  erhal- 
ten; wohl  aber  habe  der  König  erklärt,  dass  dieses  der  ansbachi- 
sehen  Linie  kein  Präjudiz  schaffen  solle.  Um  so  weniger  wisse  man 
etwas  von  Irrthümern,  die  sich  in  den  früheren  Lehenbrief  einge- 
schlichen hätten.  Es  herrschte  unter  den  fürstlichen  Räthen  damals 
die  Ansicht,  dass  die  von  Markgraf  Christian  Heinrich  geschehene 
Cession  nicht  wirkungslos  gemacht  werden  könne,  wesshalb  man 
auch  die  Krone  Preussen  versichern  Hess,  man  werde  in  die  Succes- 
sionssache  einwilligen.  Zu  gleicher  Zeit  ward  jedoch  eine  Staats- 
schrift ausgearbeitet  und  die  Frage  erörtert,  was  sich  in  der  Sache 
weiter  thun  lasse.  Ein  Briefwechsel  zwischen  dem  Markgrafen  von 
Ansbach  und  dem  Erbprinzen  von  Baireuth  über  diese  Angelegenheit 
w  urde  angefangen,  musste  aber  abgebrochen  werden,  als  sich  heraus- 
stellte, dass  der  Secretär  des  Herrn  von  Reichenbach  Vockerorde  die 
Geheimnisse  des  fürstlichen  Hofes  an  Preussen  verrathen  habe.  Der- 
selbe Herr  von  Reichenbach  stellte  endlich  im  Herbste  1707  an  den 

Sit/b.  d.  phil.-hi«t.  Ol.  LX.  Bd.,  II.  Heft.  28 


422  H  ö  f I  c  r 

Markgrafen  von  Baireuth  das  Ansinnen,  nicht  nur  preussiscbe  Trup- 
pen im  Lande  zu  behalten,  sondern  Hir  ein  Jahrgeid  von  36.009 
Reichsthalern  auf  die  Nachfolge  im  Fürstenthum  Ansbach  Verzicht  zo 
leisten. 

Als  dann  am  26.  März  1708  iMarkgraf  Christian  Heinrich,  von 
welchem  die  Verzichtleistung  ausgegangen  war,  starb«   sollte  durch 
einen  Congress  zu  Forchheim  (16.  April)  die  Angelegenheit  in  Ord* 
nung  gebracht  werden.  Nun  widersetzte  sich  aber  M.  Karl  August 
von  Culmbach,  Christian  Heinrich\s  Bruder,  der  Sache   auf  das  ent- 
schiedenste, da  durch  die   Cession   Christian   Heinrieh's    nach  den 
brandenburgischen  Hausverträgen  das  Successionsreeht  ihm   als  dem 
nachältesten  zukomme  und  nicht  entrissen  werden  könne.   Er  machte 
die  Sache   bei  dem  kaiserlichen  Hote   in  Wien   anhängig  und  ver- 
langte,   dass    der  Successionsvertrag    entweder    für    nichtig    oder 
doch  er  selbst  als  berechtigter  Erbe  erklärt  werde.  Weit  entfernt» 
dass  die  Angelegenheit  in  Forchheim  zu  Ende  kam,  versprach  der 
Markgraf  von   Ansbach   dem   Prinzen   Karl   August   heinilieh    seine 
Hilfe;  auch  der  Reichskanzler  Lothar  Franz  aus  dem  Hause  Schon- 
born gab  die  Versicherung,  sich  der  Sache  annehmen    zu   wollen, 
damit  nur  Preussen  nicht  an  den  Main  vordringe.  Endlieh   beklagte 
die  Witwe  Christian  Heinrieh's,  Sophie  Christiana  Grälin   von  Wolf- 
stein, den  von  ihrem  verstorbenen  Gemal  gemachten  Schritt  auf  das 
bitterste  und  fand  nun  im  Prinzenhofmeister,  dem  nachherigen  ge- 
heimen Rathe  von  Brehmer,  einen  entschlossenen  Rathgeber,   wenn 
auch  vorderhand  noch    die    Meinung    Geltung  fand,    so    lange    als 
K.  Friedrich  I.  lebe,  nicht  an  der  Sache  zu  rütteln,  und  Brehniefr 
wie  er  selbst  erzählt,  den  beiden  Prinzen,   die   nur  für  Jagd   Sino 
hatten,  nur  bei  Erklärung  des  Cicero  und  des  Pufendorf  eine  rich- 
tige Anschauung  ihrer  eigenen  Stellung  zu  geben  versuchen  konnte. 

Bereits  war  die  Sache  fränkische  Kreisangeiegenheit  und  auf 
der  Conferenz  zu  Bamberg  von  dem  Churfiirsten  zu  Mainz  und 
Bischof  zu  Bamberg,  sowie  von  dem  Reichs-Vicekanzler  die  Absicht 
des  preussischen  Hofes  als  den  fränkischen  Kreisständen  Gefahr 
bringend  bezeichnet  worden.  Der  Bamberger  Conferenz  am  22.  Ja- 
nuar 1706  folgte  eine  Zusammenkunft  des  Markgrafen  Wilhelm 
Friedrich  mit  dem  Baireuth'schen  Erbprinzen  im  Juli  nach  und  im 
November  eine  dritte  zu  Gaibach,  um  der  Rechtsdeduction  zu  be- 
gegnen, welche  Preussen  dem  Reichshofrathe  übergeben  hatte.    Man 


Fra'iineiite  /.iir  GeAcIiichie  Kaiser  RarPs  VI.  423 

beschloss  endlich,  sich  in  einem  eigenen  Schreiben  an  den  König  von 
Preussen  zu  wenden  und  demselben  die  Meinung  vorzustellen,  welche 
die  Marki^rafen  über  die  rechtliche  Tragweite  des  Erbvertrages 
haften,  sieh  deshalb  auch  an  den  Kaiser  (Josef  I.)  zu  wenden.  Mit 
dem  Könige  entspann  sich  ein  ganzer  Briefwechsel,  in  welchem 
geradezu  dem  verstorbenen  Markgraten  Christian  Heinrich  das  Recht 
streitig  gemacht  wurde,  den  abgeschlossenen  Vertrag  einzugehen, 
da  durch  diesen  Schritt  die  brandenburgischen  Hausverträge  verletzt 
worden  wären.  Man  habe  damals  den  Recess  gar  nicht  zur  Einsicht 
bekommen.  Wohl  sei  preussischer  Seits  gesagt  worden,  der  Vertrag 
sei  den  Gerechtsamen  des  Markgrafen  nicht  schädlich;  das  finde  sich 
aber  jetzt  ganz  anders.  Man  begehre  also  die  Investitur  und  den  kaiser- 
lichen Lehenbrief  nach  der  alten  Form.  Hierauf  fand  eine  Confercnz 
zu  Nürnberg  zwischen  dem  preussischen  Minister  von  Plotho  und 
dem  fürstlich  baireuth'schen  Hofrath  Schweser  statt.  Plotho  erklärte 
mit  dürren  Worten :  sein  König  weiche  ein  für  alle  Mal  nicht  ab,  be- 
sitze ein  jus  quaesitum  ex  pacto  et  subsecuio  conaensu  agnatorum. 
Die  Sache  sei  eclatant  und  die  Ehre  des  Königs  dabei  engagirt.  Das 
Haus  Haireuth  sei  zufrieden,  Ansbach  könne  den  Consens  nicht  mehr 
zurückziehen,  es  komme  sonst  zum  Process  und  die  Belehnungsfrage 
in  Stocken.  Es  müsse  bei  dem  1706  in  Nürnberg  concertirten 
Lehenbrief  bleiben  und  was  den  Widerspruch  des  Markgrafen  Karl 
August  betrelTe,  so  werde  der  König  es  schon  mit  ihm  auszumachen 
wissen.  1710. 

Allein  der  Widerstand  gegen  den  preussischen  Plan,  an  den 
Main  vorzurücken,  nahm  sichtbar  zu.  Auch  der  Bischof  von  W^ürz- 
burg  Johann  Philipp  trat  auf  die  markgräfliche  Seite.  Die  Angelegen- 
heit wurde  bei  dem  Kaiser  nachdrücklich  betrieben,  in  Ansbach  zu 
diesem  Zwecke  ein  eigenes  Collegium  niedergesetzt,  in  Weferlingen 
endlich  durch  Brehmer  die  Prinzen  gewonnen  und  der  Plan  gelasst» 
sie  nach  Franken  zu  bringen,  um  dort  die  Hilfe  der  Kreisstände  an- 
zurufen. Letzteres  misslang  1712.  Nun  aber  suchte  Brehmer  ohne 
Rast  und  ohne  Ruhe  durch  den  schwedischen  Gesandten  den  chur- 
brau lisch weigischen  Minister  von  Alvensleben  zu  gewinnen  und 
brachte  endlich  eine  Zusammenkunft  des  Prinzen  Georg  Friedrich 
Karl  mit  dem  Markgrafen  von  Ansbach  zu  Triesdorf  zu  Stande,, 
wobei  letzterer  jenem  alle  Hilfe  versprach,  wenn  er  sich  von  dem. 

Erbfolgevertrage  frei  machen  wolle. 

28* 


424  H  ö  f  I  e  I 

Die  Sache  war  bereits  in  Wien  anhän^^ig,  von  wo  man  durch 
den  Reichs- Vicekanzler  über  alles,  was  der  prenssische  Gesandte 
machinirte,  über  Mainz  Nachricht  erhielt.  Unterdessen  war  aber  erst 
Kaiser  Josef  gestorben  und  Karl  VI.  ihm  nachgefolgt;  dann  K.  Fried- 
rich I.  25.  Februar  1713,  und  Friedrich  Wilhelm  I.  König  in  Preus- 
sen  geworden.  Die  Sache  nahm  jetzt  einen  rascheren  Fortgang. 
Brehmer  entlulirte  die  Prinzen  von  Wel'erlingen  nach  Franken,  wo 
sie  in  Rotenburg  ihren  Aufenthalt  naiunen.  Am  kaiserliehen  Hofe 
erlangte  man  am  22.  März  1715  ein  Commissoriale,  das  baireuthi- 
sche  Fürstenthum  auf  erledigten  Fall  in  Sequestration  zu  nehmen, 
und  zwar  für  Churmainz  und  Ansbach.  Andererseits  erfuhr  der 
prenssische  Gesandte  in  Wien  viurch  den  baireuthischeu  Hofrath 
Stelzer  die  geheimsten  Vorgänge  an  den  markgräflichen  Höfen  und 
wurde  von  dem  Könige  ein  Vertrag  mit  dem  Könige  von  Polen  ab- 
geschlossen, demzufolge  chursächsische  Truppen  eventuell  in  Bai- 
reuth  einzurücken  und  es  für  Preussen  zu  besetzen  hätten. 

Die  Baireuther  Frage  schien  eine  europäische  werden  zu  wollen. 
Wilhelmine,  Markgräün  von  Ansbach,  Princessin  von  Wales  (Ge- 
mahn des  nachherigen  K.  Georges  IL),  schrieb  ein  über  das  andere 
Mal  warnende  Briefe  in  ihre  Heimat,  „man  möge  sich  vor  Preussen 
wohl  vorsehen**.  Sie  führten  dazu,  dass  der  baireuthische  Hof  den 
englischen  Gesandten  in  Wien  ersuchen  liess,  die  Erbangelegenheit 
bei  dem  Kaiser  zu  vertreten.  K.  Georg  liess  nun  zwar  erklären,  er 
habe  dem  preussischen  Hofe  versprochen  neutral  zu  bleiheu;  die 
Princessin  leitete  aber  doch  die  Unterhandlungen  fort,  so  dass  end- 
lich ein  eigener  baireuthischer  Agent,  Herr  von  Zahn,  sieh  nach  Eng- 
land begab,  wo  er  den  Rath  crhiell,  dafür  zu  sorgen ,  dass  noch 
andere  Stände  in  das  Sequestrations- Commissoriale  aufgenommen 
würden.  Auf  dieses  fand  im  September  1715  eine  Conlereiiz  zu 
Bamberg,  im  October  zu  Sugenheim  statt,  und  wurde  nun  der  Flau 
entworfen,  einerseits  mit  allem  Nachdrucke  auf  den  Baireuther  Hof 
zu  wirken,  anderseits  sich  der  geflüchteten  Markgrafen  zu  bedieueu» 
die  die  Aufhebung  des  ihnen  aufgedrungenen  Erbvertrages  und  die 
W^iederherstellung  ihrer  Erbansprüche  auf  Baireuth  versuchen 
sollten. 

Der  Augenblick  war  gekommen,  in  welchem  der  kaiserliehe  Hof 
eintreten  musste.  Bereits  im  Laufe  des  J.  1715  hatten  die  kaiser- 
liehen Minister,  Prinz  Eugen  von  Savoyen  an  ihrer  Spitze,  in  einer 


Fragmente  zur  Gescbiehte  Kniser  KarPs  VI.  425 

Denkschrift  an  den  Kaiser  den  jpreussisch-baireuthisehen  Erbvertrag 
als  nicht  nur  für  den  fränkischen  Kreis,  sondern  insbesondere  für  das 
Königreich  Böhmen  gefahrlich  bezeichnet.  Kaiser  Leopold  und 
Josef  hatten  ihn  desshalb  ungeachtet  aller  Bemühungen  des  preussi- 
8chen  Hofes  nicht  bestätigen  wollen.  Des  Reiches  Interesse  wie  das 
des  Kaisers  gebiete,  den  bedrängten  Prinzen  allen  Vorschub  zu  leisten. 
Man  ealculirte  in  Wien,  da  der  König  von  Preussen  mit  den  nordi- 
schen Affairen  zu  thun  habe,  werde  er  jetzt  nicht  zum  Aussersten 
schreiten.  Sobald  der  älteste  Prinz  Markgraf  Christian  Heinrich  in 
Sicherheit  gebracht  worden,  solle  er  eine  Klagschrift  einreichen.  Der 
Kaiser  wollte  ihm  6000  Thaler  jährlich  auswerfen,  dem  Markgrafen 
Karl  August  vierteljährlich  2000.  Das  Commissoriale  solle  auf  Würz- 
burg ausgedehnt,  die  Sache  durch  den  Grafen  von  Schönborn  fort- 
geführt werden.  Auf  dieses  erklärten  die  Söhne  Christian  Heinrichs 
am  21.  Dee.  1715  von  Ulm  aus  dem  Könige  Friedrich  Wilhelm, 
dass  sie  aus  rechtserheblichen  Gründen  bei  dem  Erbvertrage  nicht 
länger  zu  verbleiben,  sondern  durch  allerhöchste  Hilfe  sich  dessen 
zu  entledigen  gesonnen  seien.  Sie  riefen  in  einer  von  Brehmer  und 
den  baireuthischen  Räthen  wohl  bedachten  Schrift  die  Hilfe  des 
Kaisers  an.  Aber  auch  von  Seiten  der  königlichen  Regierung 
wurden  alle  Hebel  angewendet,  nicht  blos  die  Markgrafen  von  Culm^ 
bach  und  Ansbach  zu  trennen,  sondern  auch  letzteren  zu  bewegen,  die 
Culmbachische  Sache  aufzugeben.  Ein  Schreiben  des  Königs  an  den 
regierenden  Markgrafen  vom  14.  April  1716  erbot  sich  zu  allem 
ticlaircissement,  verlangte  aber,  man  solle  die  Culmbach'schen  Prin- 
zen auf  einen  bessern  Weg  zu  leiten  suchen.  Die  Antwort  betonte 
die  Festhaltung  an  den  Hausverträgen,  worauf  ein  zweites  könig- 
liches Schreiben  auseinander  setzte,  es  lasse  sich  die  Hinneigung  zu 
den  Culmbacher  Prinzen  mit  der  starken  Betonung  der  Hausverträge 
nicht  in  Einklang  bringen.  Die  Berufung  an  den  Reichshofrath  wider- 
streite vollends  der  Erbordnung  M.  Albrecht*s  Achilles;  die  Prinzen 
hätten  sich  ihr  Schicksal  nur  selbst  zuzuschreiben.  —  Am  13.  Mai 
sprach  jedoch  der  Reichshofrath  die  Prinzen  von  der  Eidverpflich- 
tung los,  worauf  im  Auftrage  der  königliehen  Regierung  der  preus- 
sische  Gesandte  Graf  von  M  e  1 1  e  r  n  i  c  h  in  Wien  nochmal  einen  Versuch 
machte,  den  Markgrafen  Wolfi^ang  Albrecht  umzustimmen.  Als  er 
fehlschlug,  wurden  ihm  und  seinem  Bruder  die  Sustentationsgelder 
entzogen.  Auch  an  den  Markgrafen  von  Ansbach   wurden   für  den 


420  II  <»  f  I  e  r 

Erledigungsrall  des  Culmhacher  (Baireuther)  Fürsteiithums  sebr  ver- 
lockende Anerbietungeii  gestellt,  die  bis  auf  die  Abtretung  der  Statt- 
halterschaft über  das  letztere  für  ihn  und  seine  männliche   Descen- 
denz  gingen.  Der  Fürst  erklärte  aber  Brehnier,  in  der  gerechten  Sache 
verharren  zu  wollen.    Die  Klageschrift  der  Prinzen  war  eingereicht 
und  dem  Könige  von  dem  Reichshofrathe  mitgetheilt  worden.  1717. 
In  Berlin  arbeitete  nun  der  Graf  von  Sekendorf  an  einem  Vergleiche, 
während  die  Sustentationsfrage  der  Prinzen  in  Franken  zu  mannigfal- 
tigen  Berathungen   führte,    die   eine   Betheiligung   des    fränkischen 
Kreises  ermöglichen  sollten.  Eine  Summe  von  15o.000  Thalern  sollte 
aufgebracht  werden,  von  deren  Zinsen  die  Prinzen  leben  sollten  „bis 
ad  casum  devolutae  successionis**.  Ehe  diese  Frage  geordnet  war, 
erschien  die  preussische  Denkschrift.  Berlin  1718:    In  jure   et  facto 
gegründete  facti  species.  worinnen  vorläutig  doch  gründlich   ange- 
zeigt wird,  dass  Sr.  königlichen  Majestät  in  Preussen  näheres  Suc- 
ressionsreeht  an  den  brandenburgischen  Markgrafthüniern   in  Fran- 
ken, so  durch  die  von  des  hochseligen  Herrn  iMarkgrafen   Christian 
Heinrich  zu  Brandenhurg-Culmbach  beschehene  bündige  Cession  und 
Refutation  auf  das  königliche  Haus  komme,  unumstösslich  sei^  hin- 
gegen was  dawider  von  des  durchlauchtigsten  Herrn  Cedentcn  liinter- 
lassenen   Prinzen   anmasslich   ausgestreut   und   angebraeht   worden, 
keinen  Grund  habe,   vielmehr  wider  Eyd,   fürstliches   Wort,  Treu 
und   Glauben,    auch  wahre  im    deutschen   Reich   festgestellte  Prin- 
cipien    laufe.     Mit  Beilagen    von  lit.   A  —  YY.    fol.    Die  Anklagen 
wider  die  Prinzen,  welche  schon  der  Titel  zeigt,  konnten    nicht  stär- 
ker sein ;  der  König  verlangte  am  30.  April  noch  besonders  von  dem 
Markgrafen  von  Ansbach,  er  möge  die  Prinzen  ermahnen,  bei  ihrem 
Vertrage  zu  bleiben  und  sich  nicht  noch  unglücklicher  zu  macheu. 
Der  Markgraf  antwortete  jedoch  ablehnend  und  erbot  sieh   nur  zu 
gütlicher  Vermittlung,  worauf  der  König  am   19.  November   erwi- 
derte, er  erwarte  desshalb  „einige  bequeme  Vorschläge**.   Von  Seite 
des  Markgrafen  von  Ansbach  wurde  zugestanden,  dass  die  Cession 
stattgefunden  habe,  allein  dieselbe  schwer  bereut  worden  und  gegen 
die  Hausvertnige,  somit  nichtig  sei.     Es   wurde   auf  das   Beispiel 
K.  Friedrich's  hingewiesen,  der  selbst  die  testamentarische  Disposi- 
tion seines  Vaters,  als  den  Haus  vertrügen  zu  nahe  tretend,  vernichtet 
habe.  Nur  die  Besorgniss,  die  Arcana  domus  zu  veröffentlichen,  halte 
von  der  Publication  einer  Gegenschrift  ah.  In  Folge  dieser  Eröffnung 


Fragmente  zur  Geschichte  Kaiser  Kiirrs  VI.  42 T 

fand  endlich  am  9.  Mai  1719  eine  Conterenz  zwischen  einem  preus- 
sischen  und  einem  culmbachischen  Verordneten  statt,  wobei  ersterer 
erklärte,  M.  Georg  Friedrich  Karl  solle  in  beiden  Furstenthiimern 
succediren,  nach  dem  Abgange  seines  Hauses  aber  beide  Fürsten- 
thümer  an  die  Krone  Preussen  fallen;  der  preussisehe  Gesandte  nahm 
ebenso  das  Anerbieten  einer  Geldentschadigung  an  als  der  culm- 
bachische  die  Aufgebung  des  Erbvertrages  von  Seite  Preussens,  von 
welchem  man  vermuthete,  dass  es  der  sehr  unliebsamen  Veröffent- 
lichung der  Culmbacher  Staatsschrilt  entgehen  wolle.  Bei  der  wei- 
teren Auseinandersetzung  verlangte  aber  Preussen  die  Zustimmung 
beider  Fürstenthümer,  des  fränkischen  Kreises  und  des  Kaisers,  soAvie 
«ine  grössere  Geldsumme  als  Entschädigung  für  den  Aufwand,  den 
die  Unterhaltung  der  Prinzen  gekostet;  die  Prinzen  könnten  übrigens 
drucken  lassen,  was  sie  wollten;  man  werde  hernach  schon  Mittel 
zum  gehörigen  ressentiment  zu  finden  wissen.  Der  König  forderte 
endlich  von  jedem  Fürslenthum  jährlich  40.000  Thaler.  Über  letz- 
teren Punkt  wurden  nun  neue  Verhandlungen  und  zwar  zu  Niem- 
wegen,  Anfang  1720,  eröffnet  und  erst  2o,  dann  28,  endlich 
30.000  Thaler  geboten,  zuletzt  diese  von  dem  Könige  auch  unter  der 
Bedingung  angenommen,  dass  ihm  die  beiden  Fürstenthümer  ver- 
schrieben würden.  Nun  erfolgten  aber  über  die  Sicherstellung  und 
Capitalisirung  dieser  Summen  neue  Schwierigkeiten,  neue  Unter- 
handlungen, ohne  dass  sie  zum  Abschlüsse  gediehen  wären. 

Unter  diesen  Verhältnissen  fand  die  Begegnung  der  Könige  in 
Preussen  und  von  Grnssbritannien  in  Holland  statt.  Der  ansbachische 
Hofrath  Scheiner  war  nach  Utrecht  geschickt  worden,  um  hei  dieser 
Gelegenheit  dem  churhannover'schen  Minister  von  Bernsdorff  den 
Stand  der  Unterhandlungen  mit  Preussen  zu  eröffnen,  worauf  Berns- 
dorff seine  guten  Dienste  versprach.  Wirklich  erklärte  jetzt  der  König 
sich  mit  26.000  Thaler  für  jedes  Fürstenthum  (600.000  Thaler 
Capital)  begnügen  zu  wollen,  aber  nur,  wenn  Gotha  und  Hessen- 
Cassel  die  Versicherung  übernähmen.  Hierauf  gründete  sich  sodann 
ein  neues  Vergleichspactum,  das  am  13.  August  zu  Cleve  beiderseits 
unterzeichnet  wurde.  Nun  verlangte  aber  Preussen  erst  noch  die 
Garantie  von  Hannover,  was  zu  neuen  Auseinandersetzungen  führte 
und  von  dem  Reichs-Vicekanzler  als  nicht  rathsam  angesehen  wurde 
—  „dergleichen  von  Preussen  anverlangte  Garantie  (ausserhalb  der 
kais.)  im  Reiche  einzuführen**.  Man  gab  endlich  dem  prcussischen 


428  Hufler 

Andringen  soweit    nach,   «lass  Januar  1721   ein  neues  Vergleielis- 
Projeet  abgeschlossen  wurde,  welches  aber  am  1.  Februar  neuen 
Schwierigkeiten  von  Seite  Preussens  begegnete.  Der  König  erklarte 
dabei,  dass  er  nicht  das  Geringste  nachgeben  werde  und  sollte  auch 
darüber  die  ganze  Handlung  zurückgehen.  Jede  neue  Concession  von 
Seite  der  Culinbacher  Prinzen  führte  aber  zu  einer  neuen  Forderung 
von  Seiten  des  Königs,   und  als  man  die  Sache  abschliessen  wollte, 
wurde  erst  noch  über  Pressirung  geklagt.  „Der  König  werde    sich 
in  einer  Sache,  die  auf  seiner  generosite  beruhe,  keine  Gesetze  vor- 
schreiben oder  sich  in  eine  gewisse  Zeit  einschränken  lassen".   Man 
verlangte  endlich  die  eventuelle  Einräumung  so  vieler  und  so  bedeu- 
tender  Amter,  dass  von  dem  Fürstenthume   fast  nichts   mehr  ülirig 
blieb.  Jetzt  erfolgten  von  Seite  des  Königs  Drohungen  und  endlich 
am  6.  December  1721  die  Erklärung,  dass,  wenn  die  Zahlung  der 
stipulirten  Summe  nicht  rieh! ig  geschehe,  „er  alsdann  die  possession 
von  denen  verhypothecirten  Amtern    selbsten   nehmen   möge".    Am 
20.  December  folgte  noch  die  weitere  Drohung  nach,  wenn  die  Prin- 
zen ihr  Wort  und  die  stipulirte  Zahlung  nicht  accurat  erfüllen   wür- 
den, „der  König  wieder  eo  ipso  in  sein  ex  pacto  successorio  haben- 
des Recht  eintreten  solle".  Man  bewilligte  bereits  die  Besitzergrei- 
fung  der  Geld-  und  Getraidegefalle   der   hypothecirten  Amter:    der 
König  bestand  aber  fortwährend   auf  der  Besitzergreifung  der  letz- 
tern,  dictirte  selbst   die   anzunehmende  Formel  und  sah  in  jedem 
Widerspruche  nur  Chikanen  der  Prinzen.  Er  hatte  auf  einem  andern 
W^eg  dasselbe  erreicht,  was  er  auf  dem  Wege  des  einseitigen  Erb- 
vertrages zu  erreichen  gehofft  hatte. 

Die  Sache  schien  endlich  durch  Einsendung  der  Vergleichs- 
Copien  soviel  als  in  Ordnung  gebracht,  als  erst  am  30.  Mai  1722 
eine  dilatorische  Antwort  aus  Cleve  kam,  dann  am  16.  Juli  neue 
Forderungen  gestellt  worden.  Auch  in  diese  ging  man  ein,  erhielt 
aber  nun  keine  andere  Antwort,  als,  der  König  lasse  sich  in  Voll- 
ziehung der  Sache  von  den  Prinzen  keinen  Tag  oder  Terminum  vor- 
schreiben. Als  endlich  am  26.  December  1722  der  König  dem  Mark- 
grafen Georg  Friedrich  Karl  eröffnete,  die  Sache  sei  zum  Schlüsse  ge- 
bracht, das  Original  zur  Auswechselung  abgegangen,  geschah  dieses 
mit  nachfolgenden  Worten:  man  habe  von  Seiten  der  brandenburgi- 
schen Linie  in  Franken  in  dieser  Sache  kein  Vertrauen  zu  ihm  gehabt» 
vielmehr  sich  mit  katholischen  und  dem  brandenburgischen    Interesse 


Fragmente  zur  Geschichte  Kaiser  KarPa  VI.  429 

widrigen  statibus  eingelassen,  wider  das  pactum  successorium  opponirt 
und  sich  darin  von  interessirten  Leuten  präoccupiren  lassen.  Jedoch 
habe  der  König  um  des  boni  publici  willen  nachgegeben  und  den  Ver- 
gleich signirt,  ob  man  gleich  noch  eine  und  andere  Bedenklichkeiten 
dabei  hätte  finden  können.  Bis  anhero  habe  er  das  impor- 
tante  Werk  der  Combinirung  sä  mm  tl  icher  branden- 
burgischer Länder  nach  dem  Exempel  anderer  gros- 
sen königlichen,  chur-  und  fürstlichen  Häuser  in 
Deutschland  zum  Augenmerk  gehabt  und  eifrigst  ge- 
sucht. Nachdem  es  aber  nunmehr  anders  eingeleitet 
worden,  so  hätten  diejenigen  membra  des  Gesammt- 
hauses,  welche  sich  diesem  Vorsatz  mit  so  vieler  Hef- 
tigkeit widersetzt,  ihr  Verfahren  vor  dem  ganzen 
Haus  und  der  Posterität  zu  verantworten.  Gott  der 
Höchste  aber  werde  Jemand  Anders  von  der  Nach- 
kommenschaft des  Weiteren  vorbehalten  haben,  die- 
ses löbliche  Werk  auch  zu  seiner  Zeit  zu  Stande  zu 
bringe  n. 

Ehe  die  Batification  erfolgen  konnte,  starb  am  6.  Januar  1723 
der  Markgraf  von  Ansbach,  Wilhelm  Friedrich.  Der  König  erklärte 
auf  die  Nachricht  von  dem  Tode  seines  Vetters,  er  lasse  es  bei 
dem  getroffenen  Vergleiche  bewenden.  Ihn  zu  gewinnen, 
wurden  „ihm  von  der  hinterbliebenen  baireuthischen  Soldateska  alle 
anständigen  Leute  angeboten**. 

Der  König  konnte  in  der  That  zufrieden  sein.  Markgraf  Georg 
Friedrich  Karl  von  Baireuth  verzichtete  für  den  Fall  seines  Begie- 
rungsantrittes in  einem  der  Fürstenthumer  auf  alle  Kammer-  und 
Landschaftsgefälle,  reservirte  für  sich  nur  60.000  Thir.,  die  Beichs- 
und  Kreisauslagen,  die  Besoldungen  und  die  Festung  und  öfTentlichen 
Gebäude  und  versprach  den  Consens  seiner  Brüder  beizubringen, 
19.  Januar  1723.  Nichtsdestoweniger  verlangte  man  jetzt  Abtretung 
eines  der  beiden  Fürstenthumer,  so  dass  die  Auswechslung  der  bei- 
derseitigen Originalrecesse  erst  am  16.  April  1723  zu  Cleve  statt- 
fand. Der  König  gab  (anfänglich  nur  für  seine  Person)  nur  aus  dem 
Grunde  endlich  seine  Zustimmung,  weil  er  für  sich  unangenehme  Mass- 
regeln (\eii  kaiserlichen  Hofes  fürchtete.  Am  22.  December  1722,  so 
lautete  das  Datum,  wurde  der  Erbvertrag  vom  J.  1703  wieder  auf- 
gehoben und  den  Markgrafen  Georg  Friedrich  Karl,  Albrecht  Wolf- 


430  Höflei 

ganji:,  Friedrich  Ernst,  Friedrich  Christian  die  Xachlolge  in  beiden 
Furstenthömern  unter  den  schwersten  Bedingungen  „zur  Bezeugung 
königlicher  gc'nc'rositt.'*'  zugestanden.  Auf  jedes  Furslenthum  fielen 
5Ö0.000  Thir.,  welche  an  Preussen  abzuzahlen  waren  und  wofür  die 
Ämter  Culmbach,  Hof,  Wunsiedi  und  Uffenheim  zur  Special-Hypo- 
thek dienten.  Der  Kunig  alier  hatte  das  Recht,  in  diesen  Beamte  ein- 
und  abzusetzen,  sie  selbst  „im  zahl ungssaumigen  Falle"  zu  besetzen. 

Es  handelte  sich  noch  um  die  kaiserliche  Zustimmung:.  Diese 
erfolgte  aber  am  3.  August  1723  nur  in  Betreff  der  Hiiuptsaehe. 
„Soviel  aber  die  miteinvcrieibte  verlangliche  Clausula  betreffe,  näm- 
lich die  mit  ganzlicher  Vorbeigehung  1.  K.  Majestät  Garantie  und 
Ausschliessung  alles  R e c u r s e s  an  die  höchsten  Reichs- 
gerichte dem  König  vorbehalten»*  eigenmächtige  Posses^ions- 
ergreifung  und  dass  derselbe  bei  erfolgender  Kontravention  des  Ver- 
gleichs in  das  pactum  successorium  de  anno  1703  wieder  eintreten 
solle,  wollte  1.  K.  Majestät  dieselbe  als  an  sich  null  und  nichtig 
keineswegs  confirmiren,  sondern  sich  als  allerhöchsten  Riebler  und 
Lehenherrn  im  Reiche  die  Best.'ttigung  und  Manutenenz  des 
Recesses  alleinig  vorbehalten  haben,  würden  auch  im  zahlungssau- 
migen  Fall  dem  König  auf  geziemendes  Anrufen  dazu  executive  auch 
benöthigten  Falls  durch  wirkliche  Inmiission  in  die  versrhriebenen 
Amter  zu  verhelfen  nicht  entstehen.** 

First  am  26.  Febr.  1725  wurde  die  kaiserliche  Bestaligunir  er- 
theilt,  aber  auch  jetzt  noch  in  einer  Form,  welche  dem  Könige  nicht 
gefiel,  so  dass  er  sich  für  unverbindlich  hielt.  Darüber  entstanden 
neue  Conferenzen,  die  endlich  dahin  führten,  bei  dem  frankischen 
Kreise  auf  Mittel  und  Wege  zu  sinnen,  den  König  zu  bezahlen,  resp. 
abzufinden.  Das  gelang  aber  erst  nach  dem  Tode  des  Markgrafen 
von  Baireuth  Georg  Wilhelm,  18.  Juni  172K,  worauf  sogleich  Georg 
Friedrich  Karl  Besitz  von  Baireuth  nahm,  sich  an  den  Kaiser  um 
Manutenenz  wandte,  dem  Könige  aber  noch  vor  der  stipulirtcn  Zeit 
die  Heimzahlung  der  Gelder  versprach.  Das  Capital  wurde  auf  den 
Credit  des  fränkischen  Kreises  aufgebracht  und  nun  die  Summe  von 
550.000  Thlr.  an  den  König  ausgezahlt,  welcher  auch  den  Empfang 
am  30.  April  1727  bestätigte.  Eine  gleiche  Summe  sollte  bei  Erle- 
digung des  Markgrafthums  Ansbach  bezahlt  werden.  Dieser  Fall  trat 
jedoch  nicht  ein,  sondern  nachdem  M.  Christian  Friedrich  Karl  Ale- 
xander Baireuth  1769  geerbt,  erlangte  Preussen  in  den  letzten  Tagen 


FrNgniLMite  zur  Geschichte  Kaiser  RnrPs  VI.  431 

lies  sinkenden  Reiches,  2.  Dce.  1791,  beide  Fürstenthiimer  und 
schienen  die  Pläne  hohenzoller*scher  Könige  in  Bezug  auf  Franken 
bereits  der  Verwirklichung  nahe,  als  der  Umsturz  des  Reiches,  von 
Preus^en  beschleunigt,  dieses  seihst  traf. 


B.  Beiträge  zur  Politik  des  kaiserlichen  Hofes  von  1725—1729. 

Die  durch  Herrn  Dr.  John,  gräflich  Kinsky'schen  Erzieher  in 
Birksteiii,  aufgefundenen  handschriftlichen  Aufzeichnungen  aber  die 
diplomatischen  Sendungen  des  Grafen  Stefan  Kinsky  sondern  sich 
bei  näherer  Untersuchung  in  drei  Gruppen. 

Die  erste  besteht  aus  den  Berichten  üher  die  moskowitische 
Legation,  die  Gesandtschaft  an  den  Hof  des  Czaren  Peter  von  Russ- 
land 1721  und  1722.  Die  zweite  enthält  die  Berichte  über  die  Mis- 
sion des  Grafen  Stefan  Kinsky  ;in  den  churpHilzischen  Hof  in  Folge 
des  Abschlusses  des  Wustenhauser  Verti*ages  zwischen  dem  Kaiser 
und  dem  Könige  Friedrich  Wilhelm  I.  von  Preussen.  1727. 

Die  dritte  Gruppe  ist  die  vorzüglichste  und  wichtigste.  Zwei  Bände 
enthalten  die  Instructionen  des  kaiserlichen  Cabinets  an  die  Botschafter 
bei  dem  Congresse  von  Soissons  und  Paris  bis  zum  August  1730  <). 
Ein  sehr  starker  Foliant  aber  enthält  die  authentischen  Berichte  des 
(vrafen  Stefan  Kinsky  an  den  Kaiser  vom  10.  Mai  1729  bis  zum 
10.  März  1732.  Da  diese  Berichte  sich  über  alle  Angelegenheiten 
des  Congresses,  die  Unterhandlungen  mit  Frankreich  und  die  wich- 
tigsten politischen  Ereignisse  der  damaligen  Zeit  ausdehnen,  so  sind 
sie  als  von  einem  tief  Eingeweihten  ausgehend  und  unmittelbar  für 
den  Kaiser  bestimmt,  somit  auch  die  geheimsten  Beziehungen  jener 
Tage  berührend,  von  einem  ganz  besondern  Werthe  für  die  Ge- 
schichte Österreichs  und  des  XVHI.  Jahrhunderts. 

Ich  durchgehe  nun  die  einzelnen  Gruppen,  ihre  Bedeutung 
näher  hervorzuheben. 


1)   Einzelne  Aetenstucke  reichen  in  den  Sommer  1731 


432  Hofler 

I.  Die  fiesandtschaftsreise  des  Grafen  Stefan  Kinsky  nach  R«»sland. 

1721  und  1722. 

Die  Mission  an  den  Hof  des  Czaren,  welcher  kurz  vorher  sich 
in  einer  nichts  weniger   als  Österreich   freundlichen  Weise    in    die 
ungarischen  Wirren  eingemischt  hatte,  hetraf  eine  Reihe  sehr  wich- 
tiger Punkte.  Czar  Peter  hatte  seine  Pläne  auf  Deutschland  gerich- 
tet; er  stand  mit  dem  Herzoge  vonMeklenburg  wie  mit  dem  von  Holstein 
in  intimen  Beziehungen,  bewies  aber  eine  dem  kaiserHchen  Cabi- 
nele  höchst  unangenehme  „Animosität**  wider  Hannover.  Er  gedachte 
sich  in  die  nächste  polnische  Künigswahl  einzumischen,  durch  Canal- 
bauten  sich  die  Möglichkeit  zu  verschaffen,  gegen  Persien  eine  domi- 
nirende  Stellung  zu  gewinnen,  eben  so  Dänemark  und  den  Sund  in 
seine  Politik  zu  ziehen,  um  auch  nach  dieser  Seite  an   dem    ^Welt- 
commercium**  Antheil  zu  nehmen,  wozu  ihm  „seine  spielende  Politik 
mit  dem  König  und  den  Senatoren  von  Schweden'^  gleichfaHs  dienen 
sollte.   Man  befürchtete  seine  Verbindungen   mit  Spanien    wie    mit 
dem  Stuartischen  Prätendenten.  Man  musste  auf  Alles   gefasst  sein, 
da  Peter  gerade  jetzt  durch  den  Nystädter  Frieden,  30.  Aug.    1721, 
die  lange  Rivalität  Russlands  mit  Schweden  siegreich  beendigt  hatte 
und  auf  dem  Gipfel  seiner  Macht  stand.  Man  wollte  daher  in  Wien 
wissen,  wie  weit  Peter  am  baltischen  Meere  um  sich  zu  greifen  ge- 
denke? zu  welchem  Zwecke  er  seine  Flotte  auslaufen   lasse?   oh  er 
dem  Herzoge  von  Holstein  zum  Besitze  von  Schleswig  zu  verhelfen, 
an  wen  er  seine  Princessinen  zu  verheiraten  beabsichtige?    Man  war 
der  Überzeugung,  „dass  der  Czar  gar  bewegt  würde,  in  Vielem  von 
seinen  und  seiner  V^orellern  gefasstenFundamentalprincipien  aus  gros- 
ser Neigung  zu  seinen  Kindern  abzuweichen**.  Es  interessirte  ferner 
in  hohem  Grade  zu  wissen,  in  welchem  Verständniss  der  Czar  mit  dem 
König  inPreussen  stehe,  so  wie  das  Schicksal  der  Kinder  des  Czare- 
witsch  Alcxei  und  die  künftige  Erbfolgeordnung.  Endlich  wollte  man 
genaue  Auskünfte  über  den  Stand  der  katholischen  Religion  und  des 
Militärwesens,  sowie  über  die  Hoffnungen  gewinnen,  die   sich  der 
moldauische  Fürst  Cantimir  in  Betreff  einer  russischen  Unterstützung 
mache. 

Die  Erklärungen,  welche  Kinsky  erlangte,  waren  sehr  befriedi- 
gend, obwohl  derselbe  noch  von  Moskau  aus  am  29.  Mai  1722 
klagte,  zwei  kaiserliche  Rescripte  seien  verloren  gegangen  und  die  neue 


Fragmente  xur  Geschichte  Kiiiser  KarPt  VI.  433 

Instruction  noch  immei'  nicht  gekommen.  Er  erhielt  die  bestimmte 
Versicherung,  der  Czar  habe  sich  mit  K.  Karl  XII.  in  keine  Verbin- 
dung gegen  den  Kaiser  eingelassen  und  ebenso  auch  dem  Madrider 
Hoi'e  in  dieser  Beziehung  kein  Gehör  geschenkt.  Seine  Truppen 
hätten  den  deutschen  Reichsboden  nur  zur  Unterstützung  des  Her- 
zogs von  Meklenburg  betreten;  man  beabsichtige  russischer  Seits 
durchaus  nicht  die  Türken  gegen  den  Kaiser  aufzuhetzen.  Der  Czar 
verlange  nicht  sich  in  die  polnischen  Sachen  einzumischen,  wenn 
nur  der  König  Augustus  das  Königreich  nach  den  pohlischen  Ge- 
setzen regieren  werde.  Letzterer  sei  aber  eben  darum  wider  den 
Czar  erbittert,  weil  dieser  in  des  Königs  Vorschläge,  die  die  Zer- 
t  li  e  i  1  u  n g  des  Königreichs  Polen  und  die  Mittel  betrafen,  dem  Könige 
den  Weg  zur  Souveränität  zu  bahnen,  nicht  habe  eingehen  wollen. 

Man  befürchtete  damals  in  Wien  den  Wiederausbruch  eines 
Keligionskrieges  und  suchte  sich  für  diesen  Fall  auf  den  Czar  zu 
stützen,  welcher  auch  schon  am  3.  Oct.  1720  dem  kaiserlichen  Cabi- 
nete  einen  Allianzvertrag  vorlegen  liess^,  durch  welchen  der  Span- 
nung ein  Ende  gemacht  werden  sollte,  die  seit  der  Verwerfung  eines 
ähnliehen  von  K.  Josef  1710  ausgegangenen  Projectes  zwischen  den 
beiden  Höfen  geherrscht  hatte  i).  Es  handelte  sieh  jetzt  auch  um  ein 
neues  (russisches)  Kaiserthum,  dessen  Anerkennung  der  historischen 
Berechtigung  des  römisch  deutschen  ungemeinen  Eintrag  gemacht 
hätte,  wäre  letzteres  nicht  an  und  für  sich  seit  Jahrhunderten  im 
fortwährenden  Sinken  begriffen  gewesen.  Spanien,  England  und 
Venedig  erkannten  allmählich  den  Czaren  als  Kaiser  an.  Russischer 
Seits  aber  berief  man  sich  auf  eine  Anerkennung  des  Kaisertilels, 
welche  schon  von  Kaiser  Maximilian  erfolgt  war.  Dieses  Schreiben 
wurde  jedoch  österreichischer  Seits  für  nicht  authentisch  erachtet. 
Man  wollte  nur  den  Namen  Autocrator  geben.  Man  war  auch  unan- 
genehm berührt,  dass  der  Nystädter  Friede  nicht  in  Rraunschweig 
auf  dem  Congresse  abgeschlossen  worden  sei.  Fortwährend  besorgte 
man  die  russische  Einmischung  in  eine  künftige  polnische  Königs- 
M'ahl  und  eine  durch  französische  Intriguen  herbeizuführende  Be- 
setzung des  polnischen  Thrones  durch  den  Duc  de  Chartres,  Sohn 
des  Herzogs  von  Orleans,  Regenten  von  Frankreich,  des  schwedischen 
durch  einen  hessischen  Prinzen,  endlich  die  Erhebung  eines  preussi- 


0  Arueth,  Prinx  Eugeu  Hl,  S.  lUG. 


434  Höflcr 

sehen  Prinzen  <)  auf  den  herzooliehen Thron  von  Curlanü.  Kiiisky  liVss 
dem  Czareii  vorstellen,  dass  der  tranznsisehe  Hof  nur  daran  denke« 
durch  eine  Verbindung  mit  Hussland  .lieutsehland  zu  beunruhigen''. 
Der  Gesandte  traute  dem  französischen  Gesandten  Campendon  die 
schlimmsten  Üin«^e  zu  und  sah  im  Geiste  den  Hvrzoir  von  Chartres 
als  Schwiegersohn  des  Czaren,  als  König  von  Polen,  von  Schweden, 
ja  als  Czaren  selbst.  Kinsky  erfuhr  selbst  durch  seine  russische 
Quelle,  dass  Ragozy  dem  Sultan  gerathen,  den  Kaiser  jetzt  (1721) 
nicht  anzugreifen,  sondern  erst,  wenn  der^elbe  nn't  andern  Machten 
in  Krieg  verwickelt  wäre.  Schon  hatte  damals  (1721)  der  König 
von  Preussen  sich  beeilt,  der  erste  zu  sein,  welcher  den  Czaren 
als  Kaiser  anerkannte  und  dafür  die  Versicherung  erhielt ,  der  Czar 
werde  auch  der  erste  sein,  der  ihm  „einen  reprocirlichen  F)ien<t  er- 
weisen wolle  2J**. 

Ende  December  ging  Kinsky  nach  Moskau,  wo  der  Czar  grosse 
Lustbarkeiten  bereiten  liess.  Der  Gesandte  halte  befürchtet,  der  Czar 
werde  zu  Gunsten  des  Herzogs  von  Holstein  denReichsboden  betrelen, 
um  den  Konig  von  Dänemark  zur  Abtretung  Schleswigs  zu  zwingen. 
Er  besorgte,  Peter  werde  in  Moskau  die  älteste  Princessin  zur 
Thronerbin  erklären.  Peter  besuchte  jedoch  in  Moskau  seine  Bojaren 
und  Kautleutc,  „divertirte  sich  meist  mit  starken  Trinkern'*  und  ver- 
legte endlich  die  ganze  Kaufmannschaft  von  Archangel  nach  St.  Peters- 
burg. Bereits  hatten  die  französischen  Intriguen  auch  die  Besorgnisse 
des  Königs  von  Preussen  rege  gemacht  und  einen  Anschluss  des 
preussischen  Gesandten  an  den  kaiserlichen  veranlasst. 

Die  diplomatischen  Verhandlungen  waren  aber  desshalb  so 
schwierig,  weil  der  Czar  die  wichtigsten  Angelegenheiten  in  sich  ver- 
schloss,  erst  im  letzten  Augenblicke  seine  Meinung  zu  erkennen  gab 
und  seinen  Ministern  nicht  mehr  vertraute,  als  er  absolut  ihnen  zu 
erkennen  geben  wollte.  Die  Post  war  unsicher  und  ward  mehrmals 
unterbrochen,  ein  meklenburgischer  Gesandter  von  Räubern  ange- 
fallen und  geprügelt.  Der  kaiserliche  Gesandte  hatte  wiederholt 
Feuersbrunst  auszuhalten.  Der  deutsche  Kaiser  musste  sehen,  wie 
der  Kaisertitel  dem  Czaren  von  den  meisten  Mächten  gegeben, 
von  Peter  ein  Manifest  erlassen  und  der  Titel  angenommen  wurde. 


')   Des  Sohnes  des  Herzogs  Philipp. 
^)  Bericht  vom  19.  December  1721. 


FrH^iiientc  xur  Geschichte  ivrii&er  Karl's  VI.  43 S 

Der  Gesandte,  welcher  zwischen  dein  Kaiser  und  dem  Czaren  ^die 
alte  vertrauliche  Freundschaft  wieder  hergestellt  hatte**,  bewarb 
sich  jetzt  (April  1722)  um  seine  Abberufung.  Er  erklärte,  dass, 
wenn  es  zu  Unterhandlungen  in  Betreff  einer  Allianz  käme,  der  czari- 
sehe  Hof  „kein  geringstes  Recht  zur  neu  angenommenen  Kaiser- 
titulatur sich  erschleichen  diirfc-.  Er  berichtete  noch  über  die  Vor- 
bereitungen des  Czaren  zum  persischen  Kriege,  sowie  von  der  Bereit- 
willigkeit des  letzteren  zu  einer  Allianz  mit  dem  Kaiser.  Man  glaubte 
aber  in  St.  Petersburg,  dass  es  dem  Kaiser  mit  einer  ewigen  Allianz 
nicht  vollständig  Ernst  sei,  wesshalb  Kinsky  aufmerksam  machte, 
dass  eine  fernere  Zögerung  für  eine  Verachtung  angesehen  werde, 
während  man  russischer  Seits  bis  dahin  auf  keine  andere  Allianz  sich 
eingelassen  habe.  Der  Czar  denke  jedoch  nicht  daran,  sich  mit  dem 
Kaiser  gegen  andere  Mächte  als  gegen  die  Türken  zu  verbimien. 
Gegenwärtig  bestrebe  er  sich  nur  seine  Eroberungen  zu  erhalten 
und  den  Handel  mit  Russland  (nach  Art  der  Navigationsacte)  seinen 
eigenen  Schiffen  zuzuwenden.  Nachdem  der  Czar  bereits  von  Moskau 
nach  Astrachan  verreist  war,  berichtete  der  Gesandte  noch,  die  An- 
erkennung des  Kaisertitels  von  Seiten  der  Niederländer  sei  erfolgt ; 
Ragozzi  bewerbe  sich  um  die  Hand  der  verwittweten  Herzogin  von 
Curland  und  suche  selbst  Herzog  von  Curland  zu  werden. 

Am  8.  Juli  erhielt  Kinskv  die  Erlaubniss  zur  Rückkehr,  die 
er  dann  auch  sogleich  antrat,  ohne  den  Auftrag  in  Betreff  gewisser 
schlesischer  Handelsverhältnisse,  um  deren  Forderung  er  sich  so 
sehr  bemüht,  nach  Wunsch  in  Ordnung  gebracht  zu  haben. 

Die  Mission,  deren  Berichte  vom  26.  September  1721  bis 
6.  Juli  1722  laufen,  und  die  hauptsächlich  ein  gutes  Verhältniss  mit 
dem  Czaren  anzubahnen  bezweckte,  die  Ausforschung  der  gegen- 
wärtigen Tendenzen  des  Czaren,  iu  wieferne  sie  den  Kaiser  betrafen, 
und  der  Macht  und  Hilfsquellen  des  neuen  russischen  Kaiserthums, 
konnte  im  Ganzen  als  gelungen  betrachtet  werden.  Kinsky  scheint 
sich  die  Achtung  des  Czaren  erworben  und  eine  wenn  auch  kleine 
österreichische  Partei  bei  Hofe  begründet  zu  haben.  Seinen  Berichten 
liegen  die  ausgedehntesten  Darlegungen  des  russischen  Finanz-  und 
Militärwesens,  selbst  die  Übersetzung  eines  russischen  Katechis- 
mus bei. 

Das  Vertrauen,  mit  welchem  Kinsky  bald  nachher  zu  weiteren 
Missionen  beehrt  wurde,  war  der  beste  Beweis  des  glücklichen  Aus- 


436  HAfler 

gangs  der  »nioskowitischen  Legation''.  Sie  war  auch  die  Grundlage 
des  Bündnisses,  welches  später  (6.  August  1726)  zwischen  der  Nach- 
folgerin Czar  Peters,  der  Kaiserin  Katharina,  Kaiser  Karl  VI.  und  dem 
Könige  von  Spanien  abgeschlossen  wurde. 

II.  Die  Mission  an  den  eharpfäliisehen  Hof.  1727. 

Hatte  man  für  die  frühere  Zeit  Österreichs  so  oft  Gelegenheit 
gehabt,  dieses  Land  und  sein  Fürstenhaus  glücklich  zu  preisen,  Meli 
es  Macht  und  Ansehen  durch  Verinälungen  der  Regenten  mit  reichen 
Erbincn  erlangte,  so  schien  mit  dem  Eintritte  des  XVIU.  Jahrhun- 
derts fremden  Fürsten  und  fremden  Ländern  die  Gelegenheit  gebo- 
ten zu  sein,  sich  auf  Kosten  Österreichs  in  derselben  Weise  zu  ver- 
grössern,  in  welcher  dieses  selbst  —  nach  der  gewöhnlichen  Annahme 
—  gross  geworden  war. 

Kaiser  Leopold  hatte  den  Töchtern  seines  älteren  Sohnes,  Kaisers 
Josef  L  die  Succession  in  den  österreichischen  Ländern  zugesichert. 
Kaiser  Karl  \'L  veränderte  diese  Anordnung  dahin ,  dass  seiner 
ältesten  Tochter  Maria  Theresia  die  österreichische  Gesamnitnionar- 
chie  zufallen  sollte.  Andererseils  hatte  das  Haus  Bourbon-Frankreich 
sich  dem  letzten  Habsburger  in  Spanien  durch  Familienbande  so  zu 
nähern  gewusst,  dass  es  endlich  auch  eine  Succession  in  den  spani- 
schen Ländern,  wxnn  auch  nicht  in  Italien  vor  der  habsburgisehen 
Secundogeniturlinie  erlangte.  Nachdem  aber  dieses  geschehen  war  und 
die  neue  Dynastie  Spaniens  endlich  ihren  Frieden  mit  dem  Kaiser  ge- 
macht hatte,  hegte  man  von  Seite  des  spanischen  Cabinetes  die  aus- 
schweifendsten Entwürfe.  Es  sollte  eine  Vermälung  des  bourbunischen 
Infanten  von  Spanien,  Don  Carlos,  nach  dem  Wunsche  seiner  Mutter 
Elisabeth  von  Parma,  mit  der  Kaiserlochter  Maria  Theresia  die  noch 
übrigen  habsburgisehen  Länder  an  das  Haus  Bourbon  bringen.  Ja 
dass  an  diesem  Projecte  nichts  fehle,  was  seine  Verwirklichung  her- 
beiführen könne,  sollten  auch  der  Prinz  von  Asturien  (Ferdinand) 
und  der  Infant  Don  Felix  mit  Erzherzoginen  vermalt  werden.  Die 
Krone  Spaniens  löste  dadurch  ihre  Verbindung  mit  Grossbritannien, 
Frankreich  und  den  Niederlanden,  wenn  auch  K.  Philipp  V.  von 
Spanien  im  Wienervertrage  mit  Kaiser  Karl  VI.  in  Betreff  der  Aner- 
kennung der  kaiserlichen  Territorien  vom  30.  April  1725  noch  den 
Bestimmungen  der  berühmten  Quadrupelallianz  vom  2.  August  1718 


Fragiiienle  zur  Gescliicbte  Kaiser  Knrrs  VI.  43 T 

zustiimnte.  H.'^tte  hiebe!  der  Kaiser  den  Gedanken  vor  Augen, 
seiner  ältesten  Tochter  Maria  Theresia  die  habsburgische  Gesammt- 
nionarchie  durch  die  Anerkennung  der  pragmatischen  Sanction  zu 
hinterlassen,  so  hoffte  man  spanischer  Seits  durch  den  Wienervertrag 
in  der  österreichischen  Erbschaft  um  so  sicherer  zu  verfahren,  wenn 
die  3  Erzherzoginen  Infanten  heiratheten ;  insbesondere  aber  hoflfle 
die  Königin  für  ihren  Sohn  Don  Carlos  den  ausgedehntesten  Theil 
<les  habsburgischen  Erbes  zu  gewinnen. 

Dem  VVienervertrage  vom  30.  April  172S  trat  auch  Churfurst 
Tarl  Philipp  von  der  Pfalz  bei,  worauf  K.  Karl  am  16.  August  1726 
den  ])fiilzisehen  Agnaten  den  Besitz  der  im  XV^II.  Jahrhundert  so 
heilig  bestrittenen  Herzogthümer  Jülich  und  Berg  garantirte;  das  war 
aber  für  Kar!  \-I.  um  so  wichtiger,  als  die  wittelsbachischen  Fürsten 
damals  nicht  nur  über  2  weltliche  Churfürstenthümer,  Pfalz  und 
l^aiern,  sondern  auch  über  2  geistliche,  Churküln  und  Churtrier, 
verlüglen  und  sieh  endlich  durch  den  Münchener  Hausvertrag  vom 
lö.  Mai  1729  zu  gemeinschaftlichem  Handeln  der  Ptalzcr  und  altbai- 
rischen  Linie  verbanden.  —  Man  ging  kaiserlicher  Seits  im  Allge- 
meinen von  der  Idee  aus,  dass  die  Quadrupelallianz  das  System  des 
Gleichgewichtes  in  Europa  schütze.  Der  Vertrag  von  Wien  gab  aber 
Anlass  zu  der  Meinung,  der  Kaiser  wolle  durch  geheime  Verträge 
dieses  Gleichgewicht  wieder  stören,  sich  von  der  Verbindung  mit 
Grossbritannien,  Frankreich  und  den  Niederlanden  losreissen. 

Diese  Ansicht  ist  jedoch  irrig.  Der  Vertrag  vom  30.  April  1725 
enthielt  nur  die  deGnitive  Abfindung  der  beiden  Paciscenten  in  BetreiF 
der  spanischen  Successionssache  und  war  insofern  die  natürliche 
Folge  des  Utrechter-  und  Rastatter-Friedens.  Das  Haus  Habsburg  ver- 
zichtete auf  Spanien  und  Indien;  das  Haus  Bourbon-Spanien  auf 
Italien.  Gegenseitig  wurde  die  von  beiden  Häusern  bestimmte  Suc- 
oessionsordnung  garantirt.  Der  Kaiser  bot  der  Krone  Spanien  in 
BelrelT  der  Erwerbung  von  Gibraltar  und  Port  Mahon  nur  seine  guten 
Dienste  an,  erlangte  für  die  ostindische  Handelsgesellschaft  in  Ostende 
von  dem  Könige  von  Spanien  Privilegien  und,  wenn  für  den  Fall,  dass 
der  Kaiser  angegriffen  oder  ein  Krieg  von  Aussen  nach  den  habs- 
Imrgischen  Erblanden  getragen  werde,  das  spanische  Cabinet  dem 
kaiserlichen  Hause  Hülfe  zusagte,  so  war  diese  Zusage  rein  defensiver 
Art.  Bei  dem  nur  zu  friedlichen  Charakter  des  Wieneroabinetes 
war   von   einer  Gefahr  für  andere  Mächte  höchstens  insofernc  die 

Sitzh.  e.  phil.-hist.  Cl.  LX.  B.l.  U.  Hfl.  20 


438  llüfler 

Rede,  wenn  es  wirklich  iler  spanischen  Politik  gelanj^,  durch  Ver- 
mählung von  Infanten  mit  österreichischen  Erzherzogineil  die  Erb- 
rechte des  Hauses  Hahshurg  auf  Italien  und  die  österreichischen  Lan- 
der an  das  Haus  Bourhon-Spanien  zu  hriugen  und  somit  den  ehe- 
maligen und  den  jetzigen  Lauderhesitz  des  Hauses  Hahsburg  in 
Einer  Familie  zu  vereinigen.  Das  aber  lag  jedenfalls  in  sehr  weiter 
Ferne  und  welche  Ansichten  auch  der  Baron  von  RippeM'da  (spani- 
scher Gesandter  in  Wien)  über  den  neuen  Vertrag  haben  und  äussern 
mochte,  sie  waren  nicht  die  des  Wiener-  Cabinetes. 

Dem  Vertrage  von  Wien  am  30.  April  1725  zwischen  dem 
Kaiser  und  der  Krone  Spanien  war,  als  die  beiden  Competenten  um 
die  Herrschaft  K.  Karl's  II.,  des  letzten  Nachkominens  Kaiser  Karl's  V.. 
sich  versöhnt  hatten,  schon  am  23.  September  i72ö  der  Herrn- 
hauservertrag «)  zwischen  Bourbon-Frankreich,  Ilannover-Gross- 
britannien  und  dem  König  Friedrich  Wilhehn  in  Preussen  zum 
AngritTe  gegen  den  Kaisers)  «mf  lö  Jahre  erfolgt.  Schon  am  9.  Au- 
gust 1726  waren  dieser  „hannoverschen  Allianz"  auch  die  nieder- 
ländischen Generalstaaten  beigetreten.  Aber  schon  am  12.  Ootober 
1726  ward  der  Wusterhauservertrag  zwischen  dem  Kaiser  Karl  VI. 
und  dem  Könige  in  Preussen  abgeschlossen,  über  dessen  Entstehen 
und  Tendenz  so  vieles  gefabelt  wurde«),  so  dass  es  z>veekdienlich 
erscheint,  ihn  zum  Ausgangspunkte  dieser  Erörterungen  zu 
machen. 

Nach  einer  geheimen  Instruction  des  Grafen  Philipp  Ludwig 
vonSinzendorffresp.  Kaiser  Karls  VI.,  an  den  kaiserlichen  Statthalter 
im  Königreich  Böheimb,  Stefan  Grafen  von  Kinsky,  war  es  iUe  eigene 
Sache  des  Königs  von  Preussen,  ilass  er  sich  von  der  hannoverischen 
Allianz  ab-  und  dem  Kaiser  zuwandte,  eine  Thatsache,  welche  auch 
durch  den  Eingang  des  Vertrages  selbst  erhärtet  wird  und  durch  die 


0  Aligedruckl  in  „Leben  und  Thaten  des  Königs  von  Preussen,  Friedrich  Wilhelm's. 
S.  ».IT— .364. 

•)  Selbst  Forster,  ^.Friedrich  WiUielm**  I.  Bd.  H.,  S.  ö8,  beieiehnet  den  Horrenhaaser 
Vertrag:  als  eine  offenbare Kriegrserklärun^  zweier Reichsfursten  (cegen  dH»  dcuUrbe 
Reich  (d.  h.  den  Kaiser).  Friedrich  Wilhelm  gestand  später  «elbs»  (I.  c,  S.  66K 
England  (R.  Georg  I.)  und  Frankreich  hätten  ihn  in  ein  Bündniss  ziehen  woUeD. 
den   Kaiser  über  den  Haufen   zu  werfen. 

')  Förster  hat  das  Verdienst ,  reiche  Muteriiilien  zu  einer  richtigen  Kenntoisa  det- 
•elben  zuerst  gebracht  zu  haben. 


Fmgmeiite  zur  Gesrhiohte  Kaiser  KarPs  VI.  439 

auch  jene  Combinationen  von  vSelbst  wegfallen,  welche  aus  der  will- 
kürh'chen  Annahme  einer  Überredung  des  Königs  <)  durch  den  kai- 
serlichen Gesandten  Grafen  von  SeckendoriT  hervorgingen.  Der  Ver- 
trag, aus  8  Punkten  und  einem  geheimen  Artikel  bestehend,  beruhte 
aber  „als  conditio  sine  qua  non*'  darauf,  dass  der  Kaiser  innerhalb 
6  Monate  seit  Abschluss  des  V^ertrages  den  Consens  des  Pfaizgrafen 
von  Sulzbach,  Theodor,  welcher  mit  dem  Churfürsten  Karl  Philipp 
von  der  Pfalz  die  pfälzischen  Ansprüche  auf  Jülich  und  Berg  theiite, 
dazu  erlange,  dass  nach  dem  Aussterben  der  churpfalzischen  Manns- 
linie das  Herzogthum  Berg  (nebst  der  Herrschaft  Raveustein)  an 
die  Krone  Preussen  abgetreten  werde,  wogegen  das  Herzogthum  Jülich 
den  Pfaizgrafen  zu  bleiben  hätte«).  Gelänge  es  nicht,  den  pfalz- 
gräflichen Consens  zu  erlangen,  und  zwar  in  der  Zeit  von  6  Monaten, 
so  .sollte  der  Vertr.ig  nichtig  sein.  Stephan  Kinsky  erhielt  nun  den 
schwierigen  Auftrag,  bei  dem  Churfürsten  Karl  Philipp,  dem  Pfaiz- 
grafen Theodor  und  dessen  Sohne  sich  im  Sinne  des  Wusterhauser- 
vertrages  zu  verwenden. 

Nun  hatte  sich  aber  der  Kaiser  erst,  durch  die  hannoverische 
Allianz  gedrängt,  dem  Hause  Witteisbach  genähert,  und  mit  dem* 
selben  16.  August  172G  Stipulationen  in  Betrefl*  Jülichs  und  Bergs 
abgeschlossen.  Die  unerwartete  Aussicht,  durch  den  Beitritt  des 
Königs  Friedrich  Wilhelm  den  Frieden  im  Reiche  zu  erhalten,  über- 
wog jedoch  im  kaiserlichen  Cabinete  die  sonst  so  schweren  Beden- 
ken, weiche  sich  dem  Verlangen  des  Königs,  namentlich  den  wittels- 
bachischen  Fürsten  gegenüber,  entgegenstellten.  Während  man  in 
Wien  noch  zögerte,  die  conditio  sine  qua  non  einzugehen,  war  von 
Seite  der  englischen  und  französischen  Minister,  welche  von  einem 
preussisch-österreichischen  V^ertrage  Wind  erhalten  hatten,  dem 
Könige  das  Gegenproject  einer  Doppelheirath  und  der  Zusicherung 
von  Jülich  und  Berg  (durch  Aufstellung  einer  von  Preussen  zu  com- 
mandirenden  Armee  von  80.000  Mann)  gemacht  worden.  Kinsky  erhielt 
daher  den  Auftrag,  sowohl  die  traurige  Noth wendigkeit  auseinander 
zu  setzen,  in  welcher  sich  der  Kaiser  dem  König  von  Preussen  gegeu- 


9  Der  König  von  PreoMen  hat  sich  ultro  und  ohne  mindesten  unseren 
Anlass  durch  einen  geheimen  Weg  rernehmen  lassen  etc.  Instruction. 

2)  Was  also  ganx  anders  lautet,  als  es  bei  Martens  «Grundriss  einer  diplomatischen 
Geschichte  der  europäischen  Staatskuode",  S.  1S4  zu  finden  ist. 

29* 


440  H  ö  f 1 e  r 

über  befinde,  als  auch  jene,  in  welcher  das  pfiilzische  Haus  versetzt 
wurde,  indem  Preussen  sein  angebliches  Recht  mit  den  Waffeo 
geltend  machen  werde.  Übrigens  wurde  der  Gesandte  aufmerksam 
gemaclit,  dass  Frankreich  und  England  zur  Hintertreibung  des  Coo- 
senses  namhafte  Geldsummen  und  die  Garantie  beider  Herzogthumer 
dem  Pl'alzgrafen  von  Sulzbach  angeboten  hätten.  Beide  Staaten 
seien  aber  auch  bereit,  sich  auch  mit  Preussen  einzulassen  und  diesem 
die  piälzischen  Rechte  für  immer  Preis  zu  geben;  der  Kaiser  sei 
erbötig,  dem  Hause  Sulzbach  ein  Äquivalent  von  30  — 100.000  Thir. 
jährlich  zu  geben.  Die  V'^erhandlungen  sollten  aber  in  Wien  statt- 
finden. Nochmals  wurde  dem  Gesandten  eingeschärft,  er  möge  vor- 
stellen, dass  der  Kaiser  „nicht  aus  eigenem  Antriebe**,  sondern  „aus 
höchster  Noth  und  selbstiger  Veranlassung  des  Königs  in  Preus- 
sen in  dieses  Geschäft  eingezogen  worden  sei"". 

Damit  ist  denn  doch  wohl  die  Meinung  abgethan,  als  wenn  der 
Wusterhauservertrag  von  österreichischer  Seite  ausgegangen  wäre. 
Graf  Kinsky,  der  den  schwierigen  Auftrag  erhalten,  während  er  selbst 
nach  Paris  bestimmt  war,  die  pfalzischen  Fürsten  im  Vorübergehen 
zu  der  vom  Kaiser  gewünschten,  von  ihnen  verabscheuten  Cession 
zu  bewegen  ,  begab  sich  auf  dieses  nach  Amberg   (9.  Jan.}  ,    von 
wo  er  am  15.  Jänner  1727  dem  Kaiser  meldete,  der  Pfalzgraf  sei, 
offenbar  um  ihm  auszuweichen,  schon  am  5.  Jänner  von  dannen  ge- 
zogen, man   wisse  nicht  wohin.    Der  kaiserliche   Gesandte   musste 
auf    das     Mühevollste     auskundschaften,    wohin    sich    der     Pfalz- 
graf gewendet  habe  >)•  Auch  Graf  Wenzel  Sinzendorf  stellte  jetzt 
von  Regensburg  Erkundigungen  nach  dem  Flüchtlinge  an,  der  ehur- 
böhmische    Legations  -  Secretär  Widmann   ebenso ,    bis  gerathener 
gefunden  wurde,  die  fruchtlose  Jagd,  die  über  Straubing  hinausging, 
dem  Grafen  von  Sinzendorf  zu  überlassen    und  die  Negotiationen  in 
Mannheim  zu  eröffnen.    Bereits  am  26.  Jänner  erfolgte  der  erste  Be- 
richt aus  Mannheim.    Der  wunderliche  Pfalzgraf  war  endlich  aufge- 
funden^)   und  ihm  das    kaiserliche   Schreiben    übergeben    worden; 
Kinsky   aber   hatte»     am    22.    in    Mannheim    angelangt,    die   feier- 
lichste Aufnahme  gefunden.  Der  Churfürst  stellte  jedoch  dem  Grafen 


<)  Das  kiiis.  Schreiben  rom  22.  Juni  nennt  das  Benehmen  des  Pfalz^afen    aelts 

guni  unrersUndig  und  ein  schimpfliches  Begegniss. 
*)  In  Rotenburg  in  Baiern,  wobei  sich  der  Pfalzgraf  ganz  manierlich  enries. 


Frügmente  zur  Geschichte  Kniter  Karl*9  VI.  441 

vor,  dass  der  Kaiser  im  baierischen  Traetate  erst  „der  neuburgi- 
sehen  und  sulzbaehischen  Linie  mit  EinschliessUng  des  weibli- 
ehen Geschlechtes  die  Suceession  in  beiden  Herzogthümern  garantirt 
habe.** 

Der  Antrag  involvire  eine  jährliche  Einbusse  von  800.000  Thlr.; 
das  Churhaus  könne  sich,  wenn  es  darauf  eingehe,  nicht  mehr  cum 
decore  erhalten  noch  Österreich  viel  Hülfe  leisten.  Der  wittelsbachi- 
sche  ChurHlrst  verhehlte  dem  kaiserlichen  Gesandten  gar  nicht,  dass 
sein  Anbringen  dahin  ziele,  die  ergebensten  Alliirten  und  Freunde  des 
Kaisers  sehr  zu  schwächen,  „wohingegen  man  trachtete, 
die  Obermacht  des  Königs  in  Preussen  zu  verstärken, 
welcher  doch  wissentlich  nichts  anders  trachtet  als  dem 
Erzhaus  von  Osterreich  alles  Übel  anzuthun  und  aufzu- 
bürden.*' Dem  Churlursten  traten  hiebei  die  Thränen  in  das  Auge. 
Kinsky  antwortete  mit  Darleguyg  der  Gefahr,  welche  ganz  Deutsch- 
land bedrohe,  wenn  der  König  in  Preussen  in  der  hannover*schen 
Allianz  verbleibe ,  da  England  und  Frankreich  entschlossen  seien,  aus 
Rachgier  die  pfälzischen  Rechte  zu  opfern.  Zugleich  wurden  auch  mit 
dem  Erbprinzen  von  Sulzbach  als  nächstem  Anwärter  auf  Jülich  und 
Berg  Conferenzen  eröffnet,  den  Wiener  Congress  zu  beschicken.  Der 
Churlürst  von  Trier  habe  sich  bereits  für  die  in  Wien  zu  pflegenden 
Unterhandlungen  ausgesprochen. 

Man  war  jedoch  von  Seiten  des  kaiserlichen  Cabinetes  nicht 
ganz  mit  dem  Gange  der  Unterhandlungen  zufrieden  und  meinte 
(22.  Jänner),  Kinsky  hätte  nicht  einen  Tag  in  Amberg  verweilen, 
noch  viel  weniger  den  flüchtigen  Pfalzgrafen  aufsuchen  lassen  sollen. 
Kinsky  entschuldigte  sich  dessen  und  berichtete  ferner  von  dem  Wi- 
derstände, den  er  bei  dem  jüngeren  Pfalzgrafen  treffe  und  der  Trauer 
des  Churfürsten  über  den  Verlust  des  besten  unter  seinen  Ländern. 
Was  man  erreichen  könne,  bestehe  darin,  dass  derChurfürst  im  Falle 
eines  Krieges  keine  Neutralität  beobachten  werde.  Die  schriftliche 
Antwort  des  letzteren  erging  sich  in  Klagen  über  den  von  Preus- 
sen aus  drohenden  Einbruch  des  Faustrechtes  und  sprach  die 
Hoffnung  aus,  der  Kaiser  werde  vermöge  der  Reichsconstitution  jeden 
bei  seiner  Schuldigkeit  zu  erhalten  wissen.  Der  Churfürst  wollte  von 
einer  freiwilligen  Abtretung  Bergs  an  Preussen  nichts  wissen,  zumal 
daselbst  ein  grausames  Lamentiren  „über  dieGefahrpreussisch 
zu   w  erden**,    sein  solle.    Kinsky  berichtete  bereits  am  8.  Februar 


442  Ilflflcr 

von  pfalzischbaierischen  Unterhaiuilungen,  um  das  Reich  neutral  zu 
halten,  wenn  es  zum  Kriege  zwischen  Frankreich  und  dem  Kaiser 
käme.  Schon  war  nuch  von  Polen  die  Rede,  um  Preussen  damit  zu 
entschädigen,  worunter  man  aber  die  Erbgüter  der  PfalzgräGn  in 
Litthauen  i)  verstand,  für  welche  sodann  noch  3  schiesische  Fiirsten- 
thümer«)  (Brieg,  Liegnitz,  Wolau)  an  Sulzbach  abzutreten  seien»). 

Kinsky  beharrte  zuletzt  auf  der  Abtretung  von  Ravenstein, 
während  der  Pfalzgral*  Alles  von  sich  wies.  In  der  Conferenz  vom 
3.  Februar  betonte  Kinsky,  dass  bei  Preussen  die  Möglichkeit  eines 
Äquivalentes  für  Berg  vorhanden  sei.  Namentlich  wollte  aber  der 
Pfalzgraf  Christian  ohne  eine  schriftliche  Versicherung  des  Kaisers» 
dass  seinem  Hause  Jülich  und  Berg  ewig  bleiben  sollten,  von  keiner 
Unterhandlung  in  Wien  etwas  hören*);  er  selbst  galt  aber  als  jähe, 
Cfipriciös,  so  dass  jeder  ehrliche  Mann  Abscheu  hege,  ihm  dereinst 
zu  dienen  &).  Erst  am  1.  April  1727  konnte  Kinsky  melden,  dass  der 
Churfürst  und  der  Pfalzgraf  sich  entschlossen  hätten,  wirklich  in 
Wien  in  Verhandlungen  zu  treten,  worauf  Kinsky  selbst  sich  nach 
Wien  begab. 

Üie  Unterhandlungen  hatten  eine  schwere  Wunde  im  deutschen 
Reichskörper  aufgedeckt. 

Einerseits  musste  der  Kaiser  gewärtig  sein,  dass  deutsche  Reichs- 
fürsten im  Kampfe  mit  dem  Auslande  ihn  ihm  Stiche  Hessen,  wie  die 
Herrenhauser  Union  an  den  welüschen  und  den  hohenzollt'r'schen 
Churfürstenkönigen  hinlänglich  zeigte  und  in  Betreff  des  Gesammt- 
hauses  Baiern  befürchtet  wurde  ;  andererseits  trat  immer  klarer 
hervor,  dass  die  Pläne  Preussens  die  Auflösung  des  deutschen  Reiches 
herbeifuhren  mussten,  der  Untergang  desselben  von  dieser  Seite  er- 
strebt wurde. 


<)  ElisHbeth  Augusta,  Tochter  der  Louise  Charlotte,  Fürstin  von  Railzivil ,   Geroahtio 

des  Erbprinzen  Ton  Sulzbach,  Josef  Karl. 
3)  Diese  Guter   hatten    einen  Umfang   von  200  poln.  Meilen    und    trugen    bei    coter 

Wirthschaft  300.000  fl..  Ja  600.000  fl. 
S)  Dieser  Austausch  wurde  kais.  Seits  am  VI.  Februar  1727  für   uuthunlich    erklärt. 

in  Betreff  der   polnischen  Guter  aber  doch  an  Preussen  ein  Vorschlag  gemacht 

(Schreiben  Sinzendorfs  am  24.  Februar). 
*)   Bericht  vom  8.  .MSrz  1727. 
*)  Worte  des  Churfurtteo. 


Frnjfinente  zur  (leschiclite  Kaiser  Ktu-rs  VI.  443 

Endlich  befürchtete  man  nicht  olinc  Grund,  dass  das  Mittel,  zu 
welchem  sich  der  Kaiser  wandte,  um  Preussen  zu  hindern,  mit  Hülfe 
des  Auslandes  das  Reich  aufzulösen,  ihm  Coneessionen  zu  machen,  ein 
neues  Übel  in  sich  schliesse,  ohne  dass  dadurch  das  alte  gehoben 
Würden  wäre.  Der  Kaiser  wurde  seiner  alten  Bundesgenossen  beraubt, 
ohne  einen  zuverlässigen  Freund  zu  gewinnen.  Er  vermehrte  die 
Macht  desjenigen,  welcher  auf  seinen  Untergang  sunn. 

Wenn  ferner  auch  in  neuester  Zeit  von  Fix«)  gesagt  wurde,  der 
Ki)nig  habe  im  Wusterhauser  Vertrage  der  pragmatischen  Sanction 
K.  KarFs  zu  Gunsten  Maria  Theresia's  seine  Anerkennung  gewährt,  so 
niuss  erwähnt  werden,  dass  derselbe  den  Vertrag  von  1700  als  Basis 
annahm,  beide  Theile  sich  ihre  Staaten  und  Succession  garantirten 
(damit  auch  die  kaiserliche  Successionsordnung  von  1713)  und  zu 
diesem  Zwecke  Truppen  zu  halten  versprachen,  ebenso  wegen  der 
russischen  und  polnischen  Sachen  vertrauliche  Correspondenz  ge- 
schehen und  reciprok  der  Eintritt  in  eine  Allianz  mit  Russland  offen 
stehen  solle. 

In  Betreff  Jülichs  und  Bergs  behielt  sich  der  Kaiser  sein  unum- 
schränktes höchstrichterliches  Amt  vor  (wie  in  dem  Vertrage  mit  den 
wittelsbachischen  Fürsten)  und  verstand  sich  nur,  das  Haus  Sulzbach 
zur  Abtretung  von  Berg  und  Ravenstein  „zu  disponiren**  zu  suchen. 
PreussischerSeits  erklärte  man  aber  im  fünften  Artikel,  dass  der  Ab- 
gesandte zu  Wien  sich  durchaus  in  keine  Rechtsdeduction  ein- 
zulassen habe.  Geschähe  die  Abtretung  nicht  in  totum,  so  verfalle  die 
Allianz  gänzlich.  Vom  Herzogthum  Jülich  ist  gar  keine  Rede.  Der 
Separatartikel  gewährte  dem  Artikel  2  über  die  Successionsgarantie 
noch  eine  besondere  Erleichterung  zu  Gunsten  Preussens.  V^on  Maria 
Theresia  ist  ebeitfalls  keine  Rede,  die  pragmatische  Sanction  nicht 
genannt  und  ebensowenig  gesagt,  dass  der  Kaiser  „alle  Schwierig- 
keiten zu  beseitigen  verspreche,  welche  sich  bei  dem  Aussterben  der 
Xeuburger  Linie  der  Besitznahme  von  Jülich,  Berg  und  Ravenstein 
entgegenstellen  mochten.*'  Preussen  verlangte,  dass  das  Haus  Pfalz, 


1)  Tt^rritoriulf^eschirhfe  des  bnindenburf^itch-preussischen  Staates ,  S.  87.  Fix  hütte 
sich  schon  bei  Arneth  eines  Besseren  belcliren  können.  Übrigens  wären,  wie  der 
alte  J.  Schmidt  behauptete,  T.  XVII,  S.  98  die  Artikel  des  Wusterhaaser  Vertrages 
nie  zurerlüssig  bekannt  geworden. 

-)   Fix  1.  2. 


444  Höficr 

Berg  und  Ravenstein  nach  dem  Aussterben  des  jetzigen  Mannsstam- 
mes  der  ehurpfiilzischen  Linie  ohne  Entgeld  cedire. 

Der  Kaiser  aber  machte  sich  nur  verbindlich,  das  Haus  Pfalz 
binnen  6  Monaten  dazu  zu  disponiren ;  gelang  dieses  nicht,  so  hurte 
der  Vertrag  von  selbst  auf. 

Das  lautet  freilich  etwas  anders. 

Kein  Wunder,  wenn  der  Ciiurfürst  von  der  Pfalz  sich  in  den 
Schutz  des  Kaisers  begab  (7.  April  1727)  und  Aulrechthaltung  der 
Verträge  (von  1624,  1GÖ6)  verlangte.  Er  machte  den  Kaiser  auf- 
merksam, dass  ihm  selbst  durch  Abtretung  des  Herzugthums  Berg 
der  Zugang  zu  den  österreichischen  Niederlanden  erschwert,  der 
König  in  Preussen  aber  doch,  wenn  die  Herrenhäuser  Biiiulesge- 
nossen  ihre  Absicht  erlTdIen  und  Österreich  zertheilen  wollten,  «mit 
zugreifen  und  sich  des  einen  oder  a  n  d  e  r  e  n  a  n  s  e  ii  n  I  i- 
e  h  e  n  S  t  ü  c  k  e  s  1)  e  m  ä  c  h  t  i  g  e  n,  z  u  g  I  e  i  c  h  a  u  c  h  sich  unter  die 
Zahl  der  Prätendenten  zur  Kaiserkrone  stellen  würde". 
Darin  erblickte  aber  der  Churrürst'J  den  Untergang  der  katholischen 
Religion  im  Reiche. 

Es  erübrigt  noch  nach  den  mir  zu  Gebote  stehenden  Materialien 
den  unerwartet  schnellen  Abschluss  des  Wusterhauser  Vertrages  zu 
erklären,  welcher  binnen  2  Mal  24  Stunden  abgeschlossen  wiinle. 

Im  Herrenhauser  Vertrage  war  dem  Könige  von  Preussen  die 
Berg-Jülich'schc  Succession  in  totum  garantirt  worden.  Hingegen 
„wollten  sich  die  Generalstaaten  nicht  eher  zur  Accession  des  letzteren 
Vertrages  bequemen,  bis  sie  nicht  wären  zugesichert  worden,  dass 
Frankreich  und  England  das  preussische  Gesuch  wegen  der  Berg-  und 
Jülich^schen  Succession  nicht  würden  eingestehen**').  Auf  dieses 
fing  der  König  an  Besorgnisse  zu  hegen,  dass  der  Herrenhauser 
Tractat  einen  gcnihrlichen  Ausgang  nehmen  könnte  und  Äusserungen 
hierüber,  von  welchen  GrafSeckendorff  berichtete,  gaben  Anlass  ihm 


1)  Antwort  rom  30.  Jänner  1727. 

2)  So  nRch  churpfälziseher  Darstellung.  Uic  österreichische  beharrte  darauf,  dass  dem 
Konige  Alles  zugentanden  wurden  sei,  m^c  aber  endlich  lieber  will  durch  g-utliche 
und  gerechte  Wege  sich  etwus  zuzueignen,  rIs  das  Erstere  mit  (iefuhr  zu  erwerben.* 
Die  Niederlande  trugen  damals  bei  Frankreich  auf  eine  Theilun}^  von  Belgien  ao. 
wesshalb  der  Kaiser  von  Churpfal^  verlangte,  4  Bataillone  nach  Luxemburg  zu  v^rr- 
legen. 


Fragmente  zur  Gesohiclite  Kaiser  KArPs  VI.  44ä 

aufzutragen,  Iiievon  „zu  profitireii".  „Der  König  fing  an  zu  hegreifen, 
dass  die  ganze  Sache  auf  die  Berg-  und  Jülich'sehe  Succession  an- 
komme.** Er  hatte  gehofft  durch  Anschlüssen  König  Georg  I.  und  Lud- 
wig XV.  die  heiden  Herzogthümer  zu  erlangen;  als  er  aber  befürch- 
tete trotz  der  Herrenhauser  Union  nichts  zu  gewinnen,  wohl  aber  in 
Krieg  verwickelt  zu  werden,  verliess  er  dieselbe,  um  durch  den 
Wusterhauser  Vertrag  >)  wenigstens  die  Halbscheid  zu  gewinnen. 

Das  Wiener  Cabinet  aber,  froh  aus  der  Herrenhauser  Union  einen 
Stein  herausnehmen  zu  können,  arbeitete  nun  bei  seinen  Pfiilzer  Bun- 
desgenossen für  den  König  von  Preussen,  „um  das  deutsche  Va- 
terland von  dem  bevorstehenden  Unheil  zu  retten".  Der 
Kaiser  erklärte,  er  sacrificire  alles  den  gegenwartigen  Umständen  und 
betrachte,  dass  ein  kleinesÜbel  gedulden  besser  sei, 
als  eine  universale  U  m  s  t  ü  r  z  u  n  g  zu  g  e  w  ä  r  t  i  g  e  n.  Er  wusste, 
dass  man  dahin  arbeitete,  die  Kaiserkrone  auf  einen  Protestanten 
überzutragen,  die  österreichischen  Länder  zu  theilen  und  desh.ilb 
bereits  mit  Baiern  und  anderen  Mächten  Unterhandlungen  angeknüpft 
wurden  waren. 

Grund  genug,  alles  aufzubieten,  um  den  König  von  Preussen 
von  drr  Herrenhauser  Union  abzuziehen.  War  es  ein  Fehler  K.  Karfs, 
Menn  er  erklärte,  er  setze  das  Interesse  seines  Erzhauses  aus  Liebe 
zu  des  deutschen  Vaterlandes  Besten  allezeit  gerne  bei  Seite? 

Noch  ein  Incidenzereigniss  erlangt  aus  den  Kinsky'schen  Be- 
richten Aulhellung2).  Lord  Mahon  führt  an,  daß  König  Georg  bei  Er- 
öffnung des  Parlamentes,  Jänner  1727,  in  der  Thronrede  sich  darauf 
berief,  aus  der  zuverlässigsten  Quelle  zu  wissen,  dass  einer  der  ge- 
heimen Artikel  des  Wiener  VertrJiges  zwischen  dem  Kaiser  und  der 
Krone  Spanien  die  W^iedereinsetzung  des  rechtmässigen  Erben  der 
Krone  von  Grossbritannien,  des  Stuartischen  Prätendenten,  bezwecke. 
Der  König  erreichte  dadurch  was  er  wollte,  Subsidien  vom  Hause 
der  Gemeinen.  In  Wien  aber,  wo  man  wohl  wusste,  dass  König  Georg 
ilie  Theilung  der  österreichischen  Niederlande  betreibe,  dem  Könige 
in  Preussen  Berg  und  Jülich  und  eine  Armee  von  80.000  Mann  an- 
geboten habe,  machte  die  Sache  ein  um  so  peinlicheres  Aufsehen,  als 


*j   übrigens  wurde  der  darin  festgestellte  Termin  von  6  Monnten  im  April  auf  3  andere 

au^edchnt. 
2)   (ieseh.  Englands  seit  dem  Utrecbler  Frieden,  II,  S.  123  ff. 


446  n  ö  f 1  e  r 

man  nicht  begreiteii  wollte,  dass  ein  Churfürst,  weil  er  Konig 
geworden,  sich  von  aller  Rücksicht  gegen  den  Kaiser  eiitschlagen 
könne.  Der  Grat'  von  Sinzendorf  bezeichnete  in  einem  geheimen 
Schreiben  an  Stefan  Kinsky,  Wien  24.  Februar  1727,  die  Thronrede 
als  einen  Angriff  auf  die  Person  des  Kaisers  und  befahl  dem  Herrn 
V,  Palm,  kaiserlichen  Residenten  in  London,  dem  Könige  ein  Memoire 
zu  übergeben  und  dasselbe  so  wie  sein  Schreiben  an  ihn  (Palm)  zu 
veröffentlichen.  Einem  Brief  vom  2.  April  zufolge  hatte  Palm  das  Me- 
moire am  13.  März  dem  Könige  übergeben  und  sammt  dem  Zinzen- 
dorfischen  Schreiben  bekannt  gemacht  (nebst  dem  foedus  Amieitiae). 
Die  Folge  blieb  nicht  aus.  Am  15.  März  befahl  im  Namen  König 
Georg's  Lord  Townsend  dem  obersten  Ceremonienmeister  Cottwell,  sich 
zu  Palm  zu  verfügen  und  ihm  im  Namen  des  Königs  zu  sagen»  des 
letzteren  überreichtes  Memoire  sei  für  die  Würde  der  Krone,  die  Ehre 
des  Königs  äusserst  schimpflich.  Er  habe  darin  alle  Rücksicht  der 
Wahrheit,  alledem  Könige  schuldige  Ehrfurcht  verletzt,  da  er  in  sehr 
bestimmten  Ausdrücken  versicherte,  der  König  habe  in  seiner  Thron- 
rede offene  und  d  i  r  e  c  t  e  Unwahrheiten  ausgesprochen. 
Da  das  Memoire  am  14.  März  sammt  dem  Briefe  des  Grafen  von  Sin- 
zendorf, der  noch  insolenter  und  beschimpfender  gewe- 
sen sei,  veröffentlicht  worden  sei,  erhielt  Palm  den  Auftrag  nn ver- 
weilt das  Königreich  zu  verlassen. 

Leider  fehlen  im  Actenbande  die  erwähnten,  Kinsky  mitgetheil- 
ten  Veröffentlichungen  Palm's.  Am  8.  April  erhielt  der  englische  Ge- 
sandte in  Wien  den  kaiserlichen  Befehl,  die  Residenz  binnen  2  Tagen 
zu  verlassen. 

Das  kaiserliche  Cabinet  hatte  den  Churfürsten  und  König  im 
eigenen  Lager  aufgesucht  und  ihn  vor  seinen  Unterthanen  der  Luge 
geziehen. 

Wir  werden  weiter  unten  sehen,  wie  es  dem  Cardinal  von 
Fleury  in  Frankreich  bei  ähnlichem  Anlasse   nicht   viel   besser  ging. 

III.  Die  roterhaodlBBgen  des  firafen  Stefan  Kinsky  am  Pariser  ■•fe 
■nd  die  kaiserliclie  Staatssclirift  gegen  den  Cardinal  Fleary. 

Der  Wiener  Vertrag  war,  wie  oben  erwähnt,  in  der  gehässigsten 
Weise  aufgenommen  und  ausgebeutet  worden.  Diejenigen  Mächte, 
welche  gegen  den  Kaiser   die   feindselig>ten  Absichten   hegten»    be- 


Fragmente  zur  Geftchiclite  KaUer  KarPs  V(.  447 

schuldigten  ihn  derselben  und  es  war  angeblich,  um  die  Quadrupel- 
Allianz  aufrecht  zu  erhalten,  dass  die  Herrenhauser  Union  erfolgte;  der 
Sturz  des  Herzogs  von  Bourbon,  ersten  Ministers  Ludwigs XV.,  durch 
den  Cardinal  Fleurv  1726,  der  Tod  der  Kaiserin  Katharina  17.  Mai 
1727,  der  des  Königs  Georg  I.  von  Grossbritannien,  22.  Juni  1727, 
führten  sodann  bei  der  ungemeinen  Erregung  der  Gemüther  eine  Krise 
herbei,  die  die  Gefahr  eines  Krieges  wieder  verziehen  machte.  Fieury 
gab  zuerst  dem  Baron  vonPentenrieder,  kais.  Gesandten  in  Paris,  die 
Absicht  zu  erkennen,  Präliminarartikel  zu  veranlassen,  welche  zu  einer 
allgemeinen  Pacification  führen  sollten.  Der  Kaiser  nahm  das  Aner- 
bieten gerne  auf.  Die  Quadrupel-Allianz  sollte  zur  Basis  eines  Con- 
gresses  dienen,  bei  welchem  Fieury  sich  verbürgte,  er  werde  die 
Interessen  des  Kaisers  so  sehr  am  Herzen  haben  als  die  der  alliirten 
Machte.  Er  hoffte  dadurch  den  Kaiser  zur  Suspension  des  Octroy  zu 
veranlassen,  das  dieser  zu  Gunsten  der  Compagnie  von  Ostende  in 
seinen  Niederlanden  auferlegt  hatte ;  den  verbündeten  Mächten 
wurde  von  Seiten  des  Cardinals  gesagt,  die  Prfdiminarartikel  kämen 
von  dem  Kaiser,  der  sich  ganz  auf  die  wiederholten  Zusicherungen 
Fleury's  verliess,  und  dazu  stillschweigend  seine  Einwilligung  gab. 
Der  Kaiser  theilte  ihm  selbst  seinen  Plan  in  Betreff  der  Vermählung 
der  Erzherzoginen  mit,  dass  er  die  Verfügung  über  sie  sich  für  ihr 
reiferes  Alter  vorbehalte,  obwohl  Gründe  vorhanden  waren,  die  abrie- 
then,  davon  dem  französischen  Cabinete  Mittheilung  zu  machen.  Kurz 
man  schenkte  dem  Cardinal  von  Fieury  ein  Vertrauen,  welches  viel- 
leicht mehr  dem  Cardinal  als  dem  Minister-Präsidenten  zukam,  und 
das  dieser  vielleicht  in  keiner  Beziehung  verdiente. 

Vorderhand  aber  war  wenigstens  der  Krieg  noch  hinausgescho- 
ben worden.  Nicht  ohne  bedeutenden  Antheil  Fleurv's,  aber  ebenso 
viel,  wo  nicht  mehr,  durch  die  Friedensliebe  des  kaiserlichen  Cabinetes 
vereinigte  man  sich  im  Laufe  des  Jahres  1727  auf  den  Grund 
der  Pariser  Präliminarien  einen  Congress  zu  beschicken,  welcher  erst 
für  Aachen,  dann  für  Cambray,  endlich  für  Soissons  bestimmt  und 
daselbst  am  14.  Juni  1728  eröffnet  wurde. 

Der  Congress  von  Soissons  sollte  eine  allgemeine  Pacification  an- 
bahnen, diese  aber  auf  der  Quadrupel-Allianz  und  wie  der  Kaiser  hoffte 
auf  der  Anerkennung  seiner  Successionsordnung  beruhen.  Ihm  ent- 
gegen hoffte  man  von  Seiten  der  Seestaaten  die  Angelegenheiten  der 
kaiserlichen  Niederlande  so  zu  regeln,    dass  dieselben   zu  keinem 


448  H  ö  r 1 e  r 

commerciellen  Aiilblühen  kämen,  Ostende  bedeutungslos  bliebe  und 
die  kaiserlichen  Pläne  eines  Antheiles  derNiederlande  am  Weltlianüel 
zunichte  würden. 

Man  kam  ferner  darin  überein.  die  Heirath  der  Erzherzogin 
Maria  Theresia  mit  dem  Infanten  Don  Carlos  für  gefährlich  zu  erach- 
ten; man  hoffte  ferner  den  Kaiser  zu  bewegen,  spanische  Truppen  in 
Parma  und  Toscana  aufzunehmen,  während  das  französische  Cabiiiet  im 
Geheimen  die  Pläne  ßaierns,  Ansprüche  auf  das  österreichische  Erbe 
zu  erheben,  unterstützte.  Der  Kaiser  stand  wieder  in  Betreff  der 
schleswig-holsteinischen  Frage  auf  SeiteRusslands,  während  Preussen 
mit  Hannover  gespannt,  die  Zerwürfnisse  des  Herzogs  von  Mecklenburg 
mit  dem  Kaiser  gerne  zu  einem  Einrücken  in  Mecklenburg  benützt 
hätte.  Es  handelte  sich  somit,  kaum  dass  die  spanische  Erbsehaft  aus- 
getragen war,  um  die  eventuelle  toscanische  der  Medici,  wie  um  die 
der  Habsburger  in  Österreich  und  hatte  sich  der  letzte  Fürst  dieses 
Hauses  der  Anwendung  von  Grundsätzen  zu  erwehren,  unter  weichen 
bereits  seinem  Hause  das  spanische  Erbe  entzogen  und  Europa  in  den 
unheilvollen  spanischen  Successionskrieg  geschleudert  worden  war. 
Der  Kaiser  hatte  damals  nur  Einen  \Ve\;;.  zu  seinem  Ziele  zu  gelan- 
gen, w  e  n  n  e  r  i  n  a  1 1  e  n  S  t  ü  c  k  e  n  d  e  m  A  n  d  r  i  n  g  e  n  s  e  i  n  e  r  G  e  g- 
ner  nachgab  (im  Werk  von  Ostfriesland,  der  ostindiscbcn  Com- 
pagnie  und  dem  Barriereverlrag  in  Betreff  der  Holländer)  und  die  In- 
teressen seiner  Unterthanen,  sowie  seine  eigenen  Rechte  dem  Verlangen 
der  übrigen  Staaten  opferte,  wobei  freilich  erst  noch  die  Frage  war, 
ob  der  Abgrund  dieser  Begehrlichkeit  zu  erfüllen  sei. 

Die  nächsten  Autzeichnungen  beziehen  sich  auf  die  Unterhand- 
lungen über  die  Garantie  der  Erbfolgeordnung,  welche  ausdrücklieh 
als  die  conditio  sine  qua  non  aller  weiteren  kaiserlichen  Erklärungen 
bezeichnet  wird.  Der  leitende  Gedanke  des  kaiserlichen  Cabinetes  war »}, 
dass  alle  Erbländer  vereinigt  bleiben  und  nur  Einen  Körper  der  Monar- 
chie (un  seul  Corps  de  monarc hie)  bilden  sollten.  Noch  war 
von  der  Heirath  Maria  Theresia's  mit  dem  Infanten  Don  Carlos  die 
Rede. 

Man  machte  die  Gesandten,  welche  dem  kaiserlichen  Cabinete 
nicht  energisch  genug  aufgetreten    waren,    auf  die  Bemühungen  des 


')  Memoir  instriictif  pour   le  comte  Etienne  de  Kinsky  et  le  Karon   de   Fonseca   sur 
leura  relations  du  19  et  Tl  Sept.  1729. 


Friigmenle  zur  Gesfliichto  Kaiser  KurPs  VI.  449 

baierisclien  Cabinctes,  die  Heirath  Maria  Theresia's  zu  hintertreiben, 
aufmerksam,  sowie,  dass  Baiern  durch*  den  Allianzvertrag,  den  Ehe- 
vertrag des  Churlursten  und  seitdem  „durch  feierliche  Eide"  ge- 
zwungen war,  die  Garantie  aufrecht  zu  erhalten.  Die  Gesandten  möch- 
ten sich  daher  auf  das  Genaueste  mit  den  Schritten  des  baierischen 
Cabinetes  bekannt  machen.  Man  hoiRe  noch  immer  auf  den  Beitritt 
der  Holländer  zur  Garantie  und  wenn  die  Quadrupel-Allianz  diese  ge- 
währte, das  grosse  Werk  eines  Pacificationsvertrages  in  Ausführung 
zu  bringen. 

Es  ist  bezeichnend  für  die  Auflassung  des  kaiserlichen  Cabinetes 
und  dessen  Bevolhnächtigten,  dass  der  Graf  von  Sinzendorf  eigenhän- 
dig zu  dem  Begleitungsschreiben  des  Memoire  für  den  letzteren  hinzu- 
fügte: ^Wenn  man  anjetzo  nicht  weiter  kommt,  so  ist  es  wenigstens 
unsere  Schuld  nicht  mehr.*' 

Man  erfahrt  nun  ferner,  das^  der  Cardinal  Fleury  die  Vermäh- 
lung der  Erzherzogin  Maria  Theresia  mit  Don  Carlos  als  gänzlich  un- 
verträglich mit  der  Ruhe  von  Europa  erklärte.  Andererseits  schien  das 
Verhältniss  des  Kaisers  zum  Könige  in  Prcussen,  Dank  den  Bemühun- 
gen des  Grafen  von  Seckcndorf  (qui  a  toujours  inspircS  k  la  cour  des 
Berlin  des  conseils  moderes  et  pacifiques)  das  Beste  zu  sein.  Die  Un- 
terhandlungen bewegten  sich  bei  der  V^erschiedenheit  der  Interessen, 
welche  die  einzelnen  Staaten  den  ausgedehnten  österreichischen 
Besitzungen  gegenüber  verfolgten,  sehr  schwernillig.  Graf  Philipp 
Kiiisky  kaiserlicher  Gesandte  in  London,  erwies  sich  seiner  Aufgabe 
nicht  gewachsen.  Es  kam  dahin,  dass  Stefan  Kinsky  und  Baron  Fonseka 
von  dem  kais.  Cabinete  auf  Ehre  und  Gewissen  aufgefordert  wurden 
zu  erklären  i)>  ob  alles,  was  sie  über  die  Unterredung  des  Grafen 
Stefan  mit  Lord  Stanhope  und  dem  englischen  Bevollmächtigten  be- 
richtet, buchstäblich  wahr  sei  oder  nicht.  Townsend  zumal  schien  ein 
ganzes  Lügengewebe  ausgehegt  und  das  kais.  Cabinet  dahingebracht  zu 
haben,  dass  es  nicht  mehr  recht  wusste ,  wie  es  mit  seinen  eigenen 
Gesandten  stand.  Der  Kaiser  hatte  kaum  einen  grössern  Gegner  als 
das  hannoverische  Königshaus  Englands,  und  die  Verwirrung  stieg  auf 
den  höchsten  Punkt,  als  L.  Townsend  schriftlich  3./20.  Sept.  1729, 


^)  Stephan  Kinsky  that  dies  aach  und  erklärte  io  Betreff  der  Wahrheit  seiner  Berichte, 
sie  eidlich  erhärten  zu  wollen. 


450  H  ö  f 1 e  r 

erklftrte,  Graf  Philipp  Kinsky  habe  M.  Stanhope  die  ersten  Antrage 
gestellt  und  eine  Antwort  erhalten,  die  eifj:entllrh  nieht  ungünstiger 
lauten  konnte,  da  dem  Gesandten  vorgeworfen  wurde,  der  Kaiser 
wolle  Misstrauen  zwischen  England  und  dessen  Allirten  säen.  Hie  Ab- 
sicht, den  Handel  von  Ostende  zu  vernichten,  die  österreichischen  Nie- 
derlande auch  auf  dem  Wege  von  Subsidien  für  die  holländischen 
Besatzungen  in  den  Barriere-Festungen  und  durch  einen  neuen  Tarif 
zu  ruiniren,  trat  immer  deutlicher  hervor. 

Mitten  unter  diesen  Verhandlungen  schlössen  Spanien,  Frank- 
reich und  England  den  Verlrag  von  Sevilla  ab,  9.  Nov.  1729^ 
welchem  auch  die  Niederlande  beitraten. 

Der  Kaiser  erfuhr,  dass  wider  alle  Verträge  die  spanischen  Gar- 
nisonen nach  Toscana  und  Parma  geführt  werden  sollten  i),  und  es 
sich  um  Abschaflfung  aller  Rechte  dos  Kaisers  auf  beide  Staaten  und 
Piacenza  handle;  man  gestand  kaiserlicher  Seits,  dass  dieser  Vertrag 
im  vollsten  Widerspruche  zu  der  angenommenen  Basis  desCongresses 
sei.  Spanien  habe  sich  von  seinem  treuesten  Bundesgenossen,  dem 
Kaiser,  getrennt,  der  alle  Bedingungen  des  Vertrages  vergeblich  erfüllt 
habe.  Man  besass  auch  von  Seite  Spaniens  keinen  Vorwand  zu  dem 
Vertragsbruche,  als  dass  der  Kaiser  in  Belrefl' Toscanas  nicht  auf  eine 
Proposilion  eingehen  wollte,  die  mit  dem  Vertrage  selbst  im  Wider- 
spruch stand. 

Noch  (renloser  hatte  der  Cardinal  von  Fleury  gehandelt  und 
ebenso  die  beiden  anderen  Mächte.  Sie  hatten  mit  ihren  Versprechun- 
gen, Unterhandlungen  und  glatten  Worten  den  Kaiser  belogen  und 
betrogen. 

Wegen  6000  Spaniern,  die  man  nach  Italien  sandte,  erklärten  jetzt 
die  franzosischen  und  englischen  Minister,  sei  es  nicht  der  Mühe  werth, 
den  Frieden  von  Europa  zu  bedrohen,  während  doch  dadurch  das 
System  des  Gleichgewichtes  gänzlich  umgestürzt  ward.  Der  Kaiser  be- 
fahl seinen  Gesandten,  sich  überall  über  das  Unwürdige  (hs  gegen  ihn 
eingeschlagenen  Verfahrens  auszusprechen  und  sein  Festbalten  an 
den  Verti*ägen  zu  betheuern,  rief  aber  seinen  Gesandten  in  Madrid, 
den  Grafen  vonKünigsegg  ab  und  befahl  ihm,  neben  Kinsky  undFon- 
seka  in  Paris  zu  bleiben.  5  Regimenter  wurden  nach  Italien  ge- 
schickt, 10  andere  sollten  folgen.  Die  Verbündeten  von  Sevilla  hatten 


0  Mem.  instriictif. 


Fnigmente  zur  Ot'SchiGhte  Kaiser  KuvVb  Vf.  4SI 

<len  Grossherzog  von  Toscana  aufgefordert  (binnen  24  Stunden)  sich 
ihrem  Ansinnen  zu  fügen.  Portoferrajo  und  Pontremoli  waren  Reichs* 
lehen  und  sollten  nehst  Livorno  u.  a.  Phltzen  jetzt  spanische  Gar- 
nisonen erhalten.  Die  verwitwete  Chnrfiirstin  von  Baiern  hatte  das  Suc- 
cessionssecht  iuToscana.  Das  alles  kümmerte  die  Alliirten  nicht.  Der 
Kaiser  erkannte  aus  dem  Vorgehen,  dass  das  Haus  Bonrhon  auf  Erwer- 
bung seiner  italienischen  Besitzungen  und  Einverleibung  dersel- 
ben hinarbeitete  und  die  Worte,  deren  sich  der  Cardinal  von  Fleury  dem 
Grafen  Stefan  gegenüber  über  die  zu  grosse  Macht  des  Kaisers  be- 
diente, mussten  ihn  darin  bestärken  i).  Bei  dieser  Gelegenheit  war  es 
denn  auch,  dass  Kinsky  erfuhr,  dass  schon  1721  England  und 
Frankreich  sich  Spanien  gegen ül) er  verbindlich  ge- 
macht hatten»  an  der  Stelle  neutraler  Garniso  nen^w  eiche 
die  Quadrupel-Allianz  stipulirt  hatte,  spanische  in  Ita- 
lien treten  zu  lassen.  Als  der  tranzosische  Resident  in  Wien» 
Bissy,  vom  Prinzen  Eugen  eine  Antwort  auf  die  Mittheilung  des  Ver- 
trages V(»n  Sevilla  begehrte,  verweigerte  sie  ihm  der  Prinz,  indem  er 
erklärte,  den  Vertrag  schon  durch  Lord  Waldgrave  erhalten  zu  haben. 
Am  19.  December  1729  erfolgte  ein  Schreiben  des  Cardinais  von 
Fleurv  an  den  Kaiser,  um  sich  von  dem  Vorwurfe  des  Wortbruches  zu 
entledigen.  Er  schob  die  Schuld  auf  Fonseka,  den  kaiserlichen  Ge- 
sandten in  Paris,  welcher  eine  parlaite  intelligence  nicht  habe  herbei- 
führen wollen;  auf  die  kaiserlichen  Minister  in  England  und  Hol- 
land, welche  diese  beiden  Staaten  von  dem  Bunde  mit  Frankreich 
hätten  losreissen  wollen.  3  Monate  habe  er  dem  Andringen  der  Königin 
von  Spanien  Widerstand  geleistet.  Er  behauptete,  Königsegg,  kaiser- 
licher Gesandter  in  Madrid,  habe  selbst  den  Antrag  in  Betreff  der  spa- 
nischen Garnisonen  gestellt.  Frankreich  habeoOMill.  gefährdet,  wenn 
nicht  auf  die  spanischen  Anträge  eingegangen  würde.  Er  gab  jedoch 
zu,  dass  die  Quadrupel-Allianz  der  Einführung  spanischer  Truppen  ent- 
gegen sei;  letzteres  sei  aber  für  den  Kaiser  ohne  Wichtigkeit  und 
ohne  Präjudiz.  Die  Antwort  des  Kaisers  war  doppelt.  Einmal  an  seinen 
Botschafter,  wobei  die  Behauptungen  des  Cardinais  Lügen  gestraft 
wurden,  dann  eine  lateinische  vom  4.  Februar  1730  an  ihn  selbst, 
verbunden  mit  einem  französischen  Memoire«),  das  seine  Darstellung 

1)  Que    Ton  songe  en  France  et  en   Espagne  d'igouter  la  domination  de  Tltalie  anx 
rastes  royaumes  qne  la  maitoD  de  Bourbon  poisede  d^ja. 

2)  14  BlfiUer  stark.  Siebe  BeUage. 


452  n  ö  f I  e  r 

widerlegte.  Beide  Scliril'teii  gehören  zu  den   interessantesten  Staats- 
sehrlften  des  kaiserlichen  Cahinctes,    das  darin   die  volle  Rechtferti- 
gung seines  Benehmens  seit  dem  Wiener  Vertrage  gah.  Die  Beschul- 
digungen   des  Cardinais    iiher  Zweideutigkeit  des  Wiener  Cahinctes 
wurden  entschieden  zurückgewiesen   unil  die  Conibrnn'tät  der  Hand- 
lungsweise der  kaiserlichen  Botsehafter  nachgewiesen.    Selbst  Ijord 
Townsend  habe  dieses  zugestehen  müssen  (20.  Sept.  1729).    Wenn 
der  Cardinal,  einseitig,  gegen  alle  Verträge,  ohne  Zustimmung  der  An- 
deren einen  neuen  abschliesse,  müsse  alle  Treue,  und  aller  Glauben 
aufhören;   der  Cardinal  habe  aber  noch   dazu  gegen  die  feierlichsten 
Versicherungen   gehandelt,    welche  er    dem  Grafen    von  SinzenJorf 
eigenhändig  ausgestellt.    Punkt  für  Punkt  wurde  dem  Cardinal  nacli- 
gewiesen,  wie  sorgfaltig  der  Kaiser  die  Verträge  gehalten.    Die  Thal- 
sachen sprächen  jetzt  hinlänglich,    dass   nicht  der  Kaiser  Frankreich 
mit  Spanien  entzweien  wollte,  wohl  aher  man  Spanien  mit  dem  Kaiser 
entzweit  habe.  Der  Gedanke  der  Quadrupel-Allianz  sei  gewesen,  dass 
Spanien   so  wenig   einen  Fuss   in  Italien   habe,    als   der 
Kaiser  in  Spanien;  dieser  aber  sei  durch  den  Vertnig  von  Sevilla 
gebrochen.  Wo  käme  man  aber  in  der  menschlichen  Gesellschaft  hin. 
wenn  unter  dem  Verwände,  dass  es  ein  Versprechen  von  geringer  Wich- 
tigkeit sei,    man  dasselbe  dem  brechen  könnte,    welchem  es  gemacht 
worden  war? 

Der  nun  folgende  Band  bezieht  sich  auf  die  Verhandlungen 
wegen  der  Besetzung  toscanischer  und  parmesanischer  Plätze 
durch  spanische  Truppen  und  das  Verhalten  des  Kaisers,  welcher 
sich  ganz  auf  den  Staudpunkt  des  Quadrupel-Vertrages  stellte,  1730. 
Die  Botsehafter  erhalten  den  Auftrag,  allen  und  jeden  Bruch  zu  ver- 
meiden, sieh  aber  in  keiner  Weise  durch  schöne  Worte  täuschen  zu 
lassen.  Man  war  der  Überzeugung,  dass  es  zum  Kriege  kommen 
werde;  dass  es  geheime  Artikel  bei  dem  Vertrage  von  Sevilla  gäbe, 
welche  nicht  mitgetheilt  worden  waren;  dass  derselbe  auch  die 
Reichsrechte  aufToscana  und  Parma  annullire;  dass  französischer 
Seits  alles  aufgeboten  werde,  dem  Kaiser  Verlegenheiten  zu  bereiten. 
—  Statt  mit  allen  diesen  Unterhandlungen  eine  Genenal-Pacification 
zu  erlangen,  erfolgte  vielmehr  das  Gegentheil;  die  hannoverische 
Allianz  war  über  Spanien  ausgedehnt.  Glücklicherweise  befanden 
sich  in  Folge  der  vorausgegangenen  Unterhandlungen  sowohl  Ru^s- 
land  als  Preussen  auf  Seite  des  Kaisers,   welcher  die  italische  Auge- 


Fragmente  zur  Geschichte  Kaiser  Karrt  VI.  453 

iegenheit  zur  Reichssache  zu  machen  wusste.  Auf  dieses  wurden  auch 
durch  M.  Robinson,  den  englischen  Residenten  in  Wien,  sehr  fried- 
liche Anträge  gemacht,  welche  auf  eine  Entschuldigung  des  engli- 
schen Cabinetes  hinausgingen,  das  sich  Spanien  nur  genähert  habe, 
um  aus  einer  unglücklichen  Situation  herauszukommen. 
Es  schien  in  der  That,  dass  Grossbritannien  und  selbst  die  Niederlande 
sich  dem  Kaiser  nähern  wollten,  während  man  in  Wien  die  Antwort 
des  Cardinais  von  Fleury  einer  Kriegserklärung  gleich  setzte.  „Zum 
ersten  Male  aber  werde,  wenn  es  zum  Kriege  komme,  das  treue 
Festhalten  an  den  Verträgen  zum  Vorwande  für  densel- 
ben dienen.*' 

Gerade  dieses  ehrenhafte  Benehmen  des  kaiserlichen  Cabinetes 
zweideutigen  Freunden,  falschen  Bundesgenossen  und  verkappten 
Gegnern  gegenüber,  macht  es  in  hohem  Grade  wünschenswerth,  dass 
die  Berichte  des  Grafen  Stefan  Kinsky  an  den  Kaiser  vollständig  der 
ÖtTentlichkeit  übergeben  werden  mischten. 


Sitsb.  d.  phil.-histor.  Cf.  LX.  Rd.    H.  Hft.  30 


454  H  ö  f I  e  r 


Beilage. 


Die  kaiserliche  Staatsschrift  gegen  den  Cardinal  von  Fieury. 

1.  Schreibe!  it%  Cardiialg  ?•■  Fleery  ai  1.  larl  Tl.  19.  Veeenber 

172*. 

Sire! 

L'avantage  d'avoir  qiielquc  part  eii  l'estime  et  en  la  bieiiveil- 
lance  de  Votre  Majcst^  est  iin  honneur  si  pr^cieux  pour  moy,  que  je 
serois  inconsolable,  si  j'avois  le  malheur  de  ne  pouvoir  plus  m'en 
flatter  par  ma  faute.  J*ay  licu  de  eraindre,  que  ses  ministres  ne  cher- 
chent  h  me  la  faire  perdre  en  m'aeeusant  de  n'avoir  pas  garde  le« 
paroles  que  je  leur  avois  doniiees,  et  jesupplie  tres  humblement  V"". 
Majeste  de  vouloir  bien  dcouter  avec  sa  bonte  ordinaire  avant  de  ine 
condamner  le  r^cit  abrege  de  ma  conduite,  qui  servira  h  ce  que 
j'espere  a  dissiper  tout  ce  qu'on  pourroit  luy  alleguer  de  d<^savanta> 
geux  contre  ma  bonue  foy. 

Depuis  le  refus  absolu  de  TEspagne  de  signer  le  trait<^  provi- 
sionel,  dont  nous  avions  dresse  le  plan  Tannee  passee  avec  M^  le 
comte  deSinzendorff,  je  n'ay  cesse  de  presser  M^  le  baron  de  Fonseca 
de  (iuir  avec  nous  et  avec  nos  allies  les  points  principaux  qui  retar- 
doient  le  retour  d'une  parfaite  intelligence  et  il  ne  me  dementira  pas 
sur  les  representations  reiterees  que  je  luy  ay  faites  que  c'etoit  le 
seul  moyen  de  parvenir  ii  une  pacification  solide  et  generale. 

J'apprenois  cependant  que  les  ministres  de  V.  M**.  en  Anglelerre 
et  en  Hollande  n'oublioient  rien  pour  engager  ccs  deux  puissances  a 
s'aceommoder  avec  elles  sans  nous,  et  que  toutes  leurs  propositions 
ne  tendoient  qu*  ^  les  sdparer  de  la  France.  Les  preuves  que  nous  en 
avions  etoient  tres  certaines,  et  j'en  fis  plusieurs  fois  mes  plaintes  a 
Kr.  de  Fonseca,  qui  soutenoit  toujours,  que  cela  n'etoit  pas  vray. 
Malgr^  cependant  la  certitude,  que  nous  en  avions,  ayant  re^u  a 
Compi^gne  un  Courier  d'Espagne  avec  une  lettre  du  marquis  de  la 
Paz,  qui  me  faisoit  des  propositions  avaptageuses,  si  nous  voulions 
concourir  ä  l'introduction  des  garnisons  espagnoles  dans  les  places 


FrHgmente  zur  Geschichte  Kaiser  Karl*«  VI.  4o5 

de  Toscane  et  de  Parme,  je  dis  eii  g^n^ral  ä  M'.  de  Fonseca,  qui 
in*en  pari»,  qu*il  etoit  vray,  qu'on  nous  faisoit  des  ofTres  con- 
siderables,  mais  que  nous  ne  couclurions  pourtant  rien  qui  fut  con- 
traire  aux  traites  cydevant  signes  dans  la  supposition  toujours,  qu*il 
luy  viendroit  des  ordres  de  donner  satisfaction  ä  nos  alli^s. 

On  sait  et  V".  Maj**.  ne  Ta  pas  sans  doute  ignore  que  j'ay 
resist^  pendant  trois  mois  a  cette  introduetion,  et  que  la  reine 
d'Espagne  se  plaignoit  de  moy  non  seulement  avec  amertume,  mais 
qu^elle  m^accusoit  encore  d'Stre  d'inteliigence  avec  V*.  M*'.  et  de 
luv  communiquer  tout  ce  qui  nous  venoit  d*Espagne.  M^  de  Koenigs- 
egg  fortifioit  encore  ces  soup^ons  en  disant  ouverternent»  qu'il  falloit 
ou  que  je  trompasse  V".  M**.  si  j'entrois  dans  les  propositions,  que 
nous  faisoit  TEspagne,  ou  TEspagne  eile  m^me,  si  je  voulois  demeurer 
fidele  aux  paroles,  que  j'avois  donnees  ä  V".  M**.  II  sembloit  ^  Ten- 
tendre  parier  que  je  me  fusse  li^  par  quelque  trait^  avec  V".  M**.  et 
que  j*y  manquerois  si  le  roy  consentoit  ä  fintroduction  des  garni- 
sons  espagnoles.  Un  engagement  est  toujours  mutuel,  et  V".  M**.  sait 
parfaitement,  qu'il  n*y  en  a  jaroais  eu  aucun  de  particulier  entre  le 
roy  et  eile.  J*ay  toujours  dit  l\  M^  de  Fonseca»  qu'il  ne  seroit  pas 
juste,  que  le  roy  seul  se  Hat,  et  que  V".  M**.  demeurait  libre  de  son 
cöte  de  faire  ce  qui  luy  conviendroit;  mais  au  Heu  de  cela  je  voyois, 
que  non  seulement  nous  ne  recevions  aucune  reponse  sur  les  in- 
stances  que  je  faisois  depuis  six  mois  par  rapport  aux  griefs  de  nos 
allies,  mais  que  M'.  de  Koenigsegg  luy  memo  assuroit  S.  M.  C.  que 
si  eile  vouloit  persister  dans  les  engageroents  qu'elle  avoit  pris  pnr 
le  trait^  de  Vienne,  il  ^toit  persuad^  que  V*.  M**.  ne  s'eloigneroit 
pas  de  eonsentir  aux  garnisons  espagnoles. 

Bien  plus:  nous  avons  entre  les  mains  la  preuve  que  cette  pro- 
position  en  avoit  et^  faite  quelque  temps  auparavant,  et  si  nous  nous 
fussions  obstin^s  a  un  refus,  il  en  seroit  resulte  necessairement  une 
d^sunion  d'avec  nos  alli<5s,  qui  ne  pouvoient  diflP^rer  plus  longtems 
de  savoir  k  quoy  s'en  tenir  d'une  maniere  ou  d'autre.  Nous  n'avions 
d'ailleurs  aucun  traite  avec  V.  M**.  et  nous  nous  serions  trouves 
seuls  et  separes  de  toutes  les  puissances  de  l'Europe.  On  peut  ajouter 
encore,  que  les  effets  des  Gallions  ^tant  entre  les  mains  de  PEspagne, 
nous  risquions  de  faire  perdre  &  nos  negociants  trente  millions  qui 
leur  apparlenoient,  et  qui  auroient  ^t^  seurement  employ^s  ^  nous 
faire  la  guerre.  V.  M**.  est  trop  equitable  pour  ne  pas  convenir  que 

30* 


456  H  ö  ri  e  r 

e  parti  d'uii  refus  absolu  d'entrer  dans  les  veues  de  TEspagne  nous 
eikt  et^  trop  prejudiciable  dans  ces  coiijonctures,  et  i1  n'y  a  personne 
aussi,  qui  ne  nous  eAt  taxes  d'une  grande  imprudenee  d*avoir  trouT^ 
le  moyen  de  demeurer  brouilles  avec  TEspagne,  d'etre  s^pares  de 
nos  allies,  et  de  ifavoir  d'ailleurs  aueun  traite  avec  V.  M^.  ni  m^me 
aueune  asseurance. 

Je  conviens  tqu*!!  est  port^  expressdment  par  la  Quadruple  Al- 
lianee,  qu*il  ne  sera  mis  aneune  garnison  espagnole  dans  les  plaees 
de  Toscane  et  de  Parme,  ni  aueune  troupe  ^  la  solde  d*Espagne, 
mais  outre  ee  que  j'ay  deja  eu  Thonneur  d*exposer  eydessus  h  V. 
Maj^'.,  il  semble  que  ce  point  n'est  pour  Elle  d*aucune  importaiice  ni 
d*aueun  prejudiee,  puisque  non  seulement  par  le  traite  de  Seville  il 
n'a  point  et^  deroge  k  l*obligation  ou  seroit  D°.  Carlos  de  renvoyer, 
s'il  ^toit  une  fois  en  po^session  des  etats  de  Toscane  et  de  Parme» 
toutes  les  troupes  ^trangeres  qui  en  auroient  jusque  \k  oceup«^  les 
plaees,  mais  que  cette  clause  y  est  mSme  inser^e  plus  fortement  que 
dans  le  traite  de  Londres. 

II  doit  etre  d'ailleurs  tres  indifferent  aux  princes  possesseurs 
d'avoir  dans  leurs  ^tats  des  troupes  ou  espagnoles  ou  neutres,  puis- 
qu*ils  ne  se  croyent  pas  moins  blesses  des  unes  que  des  autres,  et 
qu'ils  n*ont  en  aueune  fa(on  du  monde  adh^r^  ni  approuve  le  traite 
de  Londres.  Ce  qui  les  blesse  rdellement  est  que  par  ce  traite  on 
veuille  les  forcer  Sirecevoir  de  leur  vivant  six  mille  hommes  des  troupes 
dans  leurs  dtats  et  si  c'est  un  grief  legitime,  le  reproche  en  doit 
tomb^  ^galement  sur  toutes  les  puissances  qui  Tont  signe. 

Je  pourrois  ajouter,  si  V.  M^.  me  le  permettoit,  que  le  conseil 
aulicque  n*a  pas  cru  ce  traite  si  litt^ralement  obligatoire/ puisque 
par  8on  decret  sur  les  fiefs  Palavicins  il  a  formellement  contrevenu 
ä  Tarticle  qui  porte  que  les  ^tats  de  Toscane  et  de  Parme  demeure- 
ront  dans  Tetat  ou  ils  etoient  dans  le  temps  de  la  signature  sans 
qu*il  put  y  £tre  rien  chang^.  Je  Tay  plusieurs  fois  represent^  a  M'. 
le  comte  de  Kinsky  et  ä  M^  de  Fonseca,  aussi  bien  que  quelques  au- 
tres  plaintes  des  princes  d'Italie. 

Si  nous  en  croyons  mSme  des  relations  plus  que  vraysembla- 
bles,  nous  avons  tout  lieu  de  croire,  que  les  ministres  de  V.  M**.  ont 
non  seulement  promis  au  grand  duc  qu*elle  supposeroit  k  Tintro- 
duction  des  troupes  espagnoles  dans  ses  ^tats,  mais  encore  celle 
d'aucune  autre  puissance  neutre. 


Fragmente  zur  Geschichte  Kaiser  KarPs  VI.  457 

Vüilä,  Sire,  ce  que  je  me  suis  cru  oblig^  de  repre^entet*  tres 

respectueusement  a  V.  M*^  pour  ma  justification  aupr^s  d^Elle»  qui 

me  tient  infiniment  i  coeur,  et  doiit  je  souhaite  ardemment  qu'EIle 

puisse  Stre  satisfaite.  Les  bont^s  dont  d*Elle  a  bien  voulu  m^honorer 

m*ei)gage  II  faire  tous  mes  efTorts  pour  ne  luy  laisser  aucuii  soup^on 

sur  mes  sentiments,  qui  seront  toujours  les  mSmes  quelque  chose  qui 

puisse  arriver,  et  je  me  feray  toute  ma  vie  une  honneur  et  un  devoir 

d*etre  avec  le  plus  profond  respeet  et  la  plus  haute  vc^n^ration  pour 

sa  personne  sacree 

Sire 

de  Votre  Majest^ 

le  treshumble  et  tr^sobeissant 

serviteur 

le  Card,  de  Fleury. 
A  Marly  le  19.  D^cembre 

1729. 

2.  Altwert  it%  laisers  ?•■!  4.  Febnar  1730. 

P.  P. 

Redditae  mihi  fuerunt  litterae  reverendissimae  Paternitatis 
Vestrae  e&,  uti  apparet,  mente  ad  Me  exaratae,  qua  eorum,  qiiae 
secus  evenerunt  ac  solennia  pacta  eonventa  et  toties  repetita  pro- 
missa  sua  merito  pollieeri  videbantur,  suspicioiiem  aeque  ac  iiilpam 
u  se  amoliretur.  Supervacaneum  foret  fusius  jam  recensere,  uihil  a 
Me,  quo  Europae  quies  ac  tranquiliitas  tirmaretur,  intentatum  relic- 
tum  atque  ea  fide  omnia  a  Me  acta  fuisse»  qua  vellem  alias  erga  Me 
uti.  Quam  sincero  enim  in  pacem  studio  ferar,  hoc  unicum  satis 
superque  comprobat,  quod  ab  aequä,  si  quae  superest,  transigendi 
ratione  ne  nunc  quidem  alienus  sim,  modo  illa  nee  juribus  tertii  nee 
prioribus  pactis  conventis  contraria  sit,  a  quibus  si  uni  contrahentium 
parti  inscia  et  invita  altera  recedere  liceret,  exularet  omnis  a  socie- 
tate  humana  bona  fides,  et  quae  vincula  ejusdcm  esse  deberent  pacta 
eonventa,  inania  in  posterum  nomina  forent,  ludibrio  illis  futnra,  qiii 
quas  sibi  imaginantur  utilitates  potius  quam  quae  recta  et  honesta 
sunt  respicere  consueverunt.  Longe  autem  aliam  esse  reverendissimae 
Paternitati  Vestrae  mentcm  dubio  locum  relinquere  haud  videntur, 
quae  non  oretenus  tantum  sed  et  literis  suis  testata  toties  fuit.  Quae- 
cunque  enim  jam,  ne  Sevilianae  Convention!   color  aliquis  desit ,  in 


458  Höfler 

medium  adducuntur  argumenta,  ita  eomparata  sunt,  ut  pietas»  quam 
reverendissima  Paternitas  Vestra  nunquam  nou  prae  se  tulit»  vix  non 
securum  Me  reddat,  tandem  rei  veritate  comperta  aequioribus  consi« 
liis  locum  daturam  esse.  Hnne  itaque  in  finem  dedi  in  mandatis,  ut 
peculiari  scripto  praesenti  epistolae  adjuneto  deleantur  ea,  quae  ab 
aliis,  quo  malas  artes  suas  tegant,  sinistre  omnino  Mihi  imputantur. 
Cumque  inibi  quae  responsi  loco  ad  ultimus  Reverendissimae  Pater- 
nitatis  Vestrae  literas  inserviunt,  dilucide  satis  exposita  reperiantur» 
plura  non  addo,  et  quod  superest  beiievolentiae  meae  aflectum  uber- 
rime  eidem  defero.  Datum  Viennae  4.  Febr.  1730. 
Ad  d.  Card,  de  Fleury. 

3.  H6m«ire  p«er  serrir  it  rep«i8e  k  la  lettre  de  sm  BmlofDce  le 
cardioal  de  Flenry  k  Fempereer  do  19.  D^cembre  I72f  • 

Dans  tont  le  cours  de  la  negoeiation,  qui  devoit  aboutir  ä  une 
pacifieation  generale  Tempereur  a  donne  des  preuves  eelatantes  tant 
de  son  penehant  sinc^re  pour  la  paix,  que  de  la  eonfiance  particu- 
liere,  qu'ii  mettoit  en  la  candeur  et  piet^  de  son  Eminence  Mr.  le 
cardinal  de  Fleury.  Tout  le  monde  s<;ait,  que  la  paix  conclue  ä 
Vienne  entrc  Tempereur  et  la  couronne  dEspagne  a  ete  suivie  de 
pr^s  de  ralliance,  qui  s'est  faite  a  Hannover.  On  supposoit  alors»  que 
la  paix  de  Vienne  pourroit  avoir  des  suites  prejudiciables  au  Systeme, 
dont  on  ^toit  eonvenu  cydevant  pour  fixer  Tequilibre  en  Europe»  et 
les  vastes  desseins,  qu'on  imputoit  k  la  <  our  imperiale  sans  que  cel- 
ieey  y  ait  donn^  lieu,  ont  servi  de  pretexte  ä  faire  valoir  les  ombrages, 
qu*on  feignoit  d^avoir  et  qu*on  s*empressoit  d'insinuer  h  d*autres. 

Par  une  crainte  si  chimerique  on  a  pretemlu  justifier  la  conduite 
peu  amiable,  qu^on  tonoit  h.  T^gard  de  Tempereur  et  de  TEspagne  et 
a  en  juger  par  tout  ce  qui  s'est  fait,  qui  s'est  dit,  et  qui  s*est  ecrit,  il 
n*ya  que  peu  d*annees,  on  ne  devoit  pas  naturellement  s'attendre, 
que  les  allies  d'Hannover  se  lieroient  un  jour  avee  TEspagne  contre 
Tempereur  dans  le  dessein  d*enfreindre  le  traitte  de  la  Quadruple  Al- 
lianee,  dont  a  les  entendre  parier  alors  le  maintien  etoit  le  prineipal 
but  de  leurs  nouveaux  engagements  et  avec  intention  de  renverser  ce 
mÄme  Systeme  d'tSquilibre,  pour  lequel  peu  auparavant  ils  vouloient 
parottre  d'etre  tant  en  peine.  La  plus  grande  partie  de  TEurope  ^toit 
donc  en  agitation  dans  le  temps,  que  le  dernier  changement  du  mi- 


Fragmente  zur  Geschichte  Kaiser  Karins  VI.  4S9 

iiistere  eu  France  est  arriv^,  et  Mr.  le  cardinal  de  Fieury  a  eru  conime 
de  raison  ne  pouvoir  pas  mieux  signaler  le  sien,  que  par  des  eflforts, 
qu'il  feroit  ä  y  ramener  le  calme. 

II  s*en  ouvrit  k  feu  le  baron  de  Pentenrieder  par  une  lettre,  qifil 
luy  eerivit  \h  dessus  en  confidence  et  Son  Eminenee  se  souviendra 
Sans  doute»  que  ce  fiüt  d'elle,  que  le  premier  plan  des  articies  preli- 
minaires  a  et^  dress^.  L*empereur  egalement  constant  k  ne  pas 
appröhender  la  guerre,  et  a  souhaiter  la  paix»  gouta  avec  plaisir  les 
ouvertures,  qui  luy  en  furent  faites.  On  convint  ensemble  du  projet 
des  articies  preliminaires.  La  Quadruple  Alliance  devoit  en  faire  la 
base  et  le  fondement  inebranlable,  et  Mr.  le  cardinal  de  Fieury  n*^- 
pargna  pas  les  asseurances»  qu*il  donna  h  Tempereur,  que  pourveu 
que  les  affaires  puissent  Stre  portees  h  un  congres,  il  auroit  la  dignitö 
et  les  int^r^ts  de  ce  Prince  autant  ä  coeur,  que  les  engagements 
avec  les  allies  de  la  France  le  pourroient  permettre.  Ces  promesses 
furent  sur  tout  employees  pour  engager  Tempereur  h  consentir  ä  la 
Suspension  de  Toctroy  accordiS  ^  la  compagnie  d*Ostende>  et  Ton  se 
flatte,  que  Mr.  le  cardinal  ne  voudroit  pas  disconvenir,  que  ce  ne  fut 
que  sur  Tasseurance  positive,  qu*il  a  plus  d*une  fois  donn^e  de  vou- 
loir  porter  ses  allies  ä  se  pr^ter  en  ce  point  ä  des  temp^raments 
justes  et  equitables»  que  ce  prince  a  ä  la  fln  acquiesc^  k  la  Suspension 
de  sept  ans.  II  comptoit  si  fort  sur  la  bonne  foy  de  Mr.  le  cardinal 
que  meme  ce  qui  s'est  pass^  dans  le  temps,  qu'on  negocioit  les  pre- 
liminaires n*a  pas  et^  capable  de  diininuer  la  confiance,  qu'il  y  met- 
toit.  La  premiere  id^e  de  ces  articies  est  venue  come  il  a  ^t^  dit  de 
Mr.  le  cardinal  luy  meme.  Les  allies  de  la  France  n'en  paroissoient 
pas  entierement  satisfaits,  et  sur  tout  ils  trouvoient  ä  redire,  que 
lempereur  ne  vouloit  se  reläclier  en  rw\  de  ses  premieres  proposi- 
tions,  dans  la  supposition  oii  ils  etoient;  qu'elles  venoient  de  luy; 
supposition  oii  Mr.  le  cardinal  pour  le  plus  graml  bien  de  la  paix  les 
fortifiait.  Cependant  ce  prince  aima  mieux  ne  pas  les  d^tromper  et 
«ssuyer  leitrs  reproches  quelques  mal  fond^s,  qu'ils  fussent,  que  de 
nianquer  au  secret,  qu*il  avoit  promis  ä  Mr.  le  cardinal,  et  qu*il  est 
«neore  trcs  eloigne  de  vouloir  violer  le  premier.  On  passe  sous 
silence  les  autres  complaisances  que  Tempereur  a  eues  pour  Son 
Eminenee.  11  ne  les  regretle  pas,  puisque  quelques  irregulieres,  que 
soyent  les  apparences  il  a  de  la  peine  ä  se  persuader,  que  ces  com- 
plaisances ayent  ete  mal  placees,  et  moins  encore,  que  ce  prelat  se 


460  Höfler 

laisse  jamais  induire,  a  en  faire  un  mauvais  usage.  Certes  s'il  n'y 
avoit  pas  d'autre  preuve  de  ]*estiine  distingu^e,  que  Tempereur  avoit 
pour  Mr.  le  eardinal,  et  de  la  confiance,  qu*il  mettoit  en  sa  probit^, 
c*en  seroit  une  bien  convaincante,  que  ce  prince  n*a  pas  h^site  de 
luy  communicquer  ses  pens^es  au  sujet  des  mariages  des  s^renissi* 
mes  arehiduchesses  ses  filles.  On  s^ait  la  vivacite  des  instances 
de  la  reine  d*Espagne.  De  peur  de  troubler  le  repos  en  Europe  et 
d*inqu]eter  les  puissanees,  qui  la  composent,  l*cmpereur,  qui  ne  con- 
nait  pas  ce,  que  c'est  que  d'amuser  par  des  fausses  esperances,  a 
^te  reteuu  de  s*y  preter  des  k  presenf,  et  il  a  resolu  de  garder  les 
mains  libres  jusqu*au  temps,  que  les  princesses  ses  filles  seroient  en 
ige  de  se  marier,  pour  prendre  en  suite  le  party,  qui  seloii  les  eir- 
constances  d*alors  luy  paroftra  le  plus  convenable  au  bien  de  ses 
^tats  et  II  celuy  de  toute  la  ehr^tiente.  Quelque  juste  et  sage»  que 
fut  cette  r^solution,  il  y  avoit  des  raisons,  pour  ne  pas  la  decouvrir  ä 
la  France,  et  il  falloit  ^tre  entieremeut  persuadi^  de  la  probite  de  Mr. 
le  eardinal  pour  ne  pas  appr^hender,  qu*on  pourroit  vouloir  en  tirer 
du  profit  aux  d^pens  de  S.  M.  I.  Enfin  en  tout  ce  qui  s'est  n^goeie 
sur  les  affaires  du  congres,  ce  prince  a  agi  avec  tant  de  franchise  et 
de  bonne  foy,  et  il  s'est  montrc  si  ^quitable,  quand  il  etoit  question 
de  ses  propres  int^r^sts,  qu*il  ne  demande  pas  mieux,  que  de  pouvoir 
se  promettre  des  autres  puissanees  une  juste  reciprocit(^.  Ce  que  Ton 
va  dire  dans  la  suite  du  present  ecrit  en  fournira  des  preuves  tres 
certaines,  et  pour  ne  rien  omettre  de  cc,  que  contient  la  lettre  de  Mr. 
le  eardinal  a  Sa  Majest^,  on  va  reprendre  point  par  point  ce,  que  y 
est  all^gu^,  pour  justifier  un  ^v^nement,  au  quel  apres  touts  les  faits 
rapport^s  cydessus,  et  qu'on  ne  pr^sume  pas  devoir  ^tre  desavoues 
de  Son  Eminence  on  n'avoit  aucun  lieu  de  s*attendre. 

II  n'est  pas  trop  aise  h  penetrer,  h  quel  sujet  on  cite  dans  ie 
commencement  de  la  lettre  le  refus  absolu  de  TEspagne  de  signer  le 
trait^  provisionnel  et  les  instances,  qui  furent  faites  au  baron  de 
Fonseca  de  finir  avec  la  France  et  ses  allies  les  principaux  points. 
qui  retardoient  le  retour  d^une  parfaite  intelligence.  Le  refus  de 
TEspagne  de  signer  un  plan,  que  Mr.  le  Garde  de  Sceaux  avoit 
projett^,  et  que  ni  Tempereur  ni  ses  allies  n^avoient  jamais  agree, 
peut  il  £tre  un  juste  titre  pour  rompre  des  engagements  solenneis 
qui  r^sultent  des  Conventions,  qui  n'ont  pas  Mi  seulement  projettees, 
mais  conclues  du  consentement  unanime  des  puissancfs,  qui  y  ont 


Fragmente  xur  Geschichte  Kaiser  KarPs  VI.  46  t 

part !  Peut-il  dispeiiser  la  France  d'accomplir  k  T^gard  de  Tempereur 
ce,  h  quoy  eile  luy  est  teiiue  en  eonsequence  de  traites  ant^rieurs» 
si  souveiit  eoniirm^s,  et  qui  seloii  les  asseurances  positives  de  Mr.  ]e 
cardinai  devoient  faire  1a  base  inebranlable  de  tout  ce  que  Ton  nego- 
cioit  pour  parvenir  II  une  paeiiieation  generale?  II  est  vray,  qu^on  a 
presse  le  baron  de  Fonseca  de  finir,  mais  il  est  vray  encore,  que 
l'empereur  n'a  rien  omis  de  son  cdtö  pour  le  faire;  c'est  ä  dire,  qu*il 
s*est  prete  k  tout  ce,  qui  n'etoit  pas  ^videmment  injuste  et  m^nie  im- 
possible,  comme  seroit  par  exemple,  que  luy  eut  k  c^der  en  tout,  et 
que  les  autres  n'eussent  h  se  relächer  en  rien,  qu'il  n*edt  pas  k  in> 
sister  sur  une  garantie,  dont  il  s*est  luy  mSme  charg^  en  faveur  des 
autres,  que  la  possession  des  Pais  bas  Autrichiens  devoit  &tve  h  la 
Charge  de  ses  autres  pais  her^ditaires,  qu*on  pourroit  eluder  St  Tiniini 
de  regier  un  tarif,  qui  en  vertu  d*un  traite  fait  il  y  a  quinze  ans  de> 
voit  se  regier  le  plutdt,  que  faire  se  pourroit!  Voilä  les  obstacles  qui 
peuvent  avoir  retarde  le  retour  d'une  parfaite  intelligence  en  ce,  qui 
regarde  les  propres  interSts  de  S.  M.  L,  car  apres  tant,  tout  que  la 
France  se  tiendra  aux  traites  on  ne  s^ait  ici  aurun  point  de  dispute, 
qui  soit  entre  Tempereur  et  cette  couronne,  et  ce  n'est  pas  une  rai- 
son valable  pour  faire  desister  ce  prince  des  justes  demandes  qui  ont 
^t<^  enoncdes  cy  dessus,  que  de  dire,  que  Mr.  le  Garde  des  Sceaux 
en  avoit  dress^  un  plan  different  en  1728.  Dans  la  lettre,  que  S.  M.I. 
ecrivit  a  Son  Eminence  le  18.  Octobre  de  la  m^me  ann^e,  les  justes 
motils,  qui  Tont  retenue  de  ne  pas  y  acquiescer,  sont  expliqu^s  fort 
au  long,  et  il  y  a  ete  demontr^  avec  ^vidence  qu*il  ne  s'agissoit  pts 
de  Youloir  donner  atteinte  au  commerce  de  deux  puissances  mari- 
times, dont  Tempereur  reconnoissoit  mieux  que  personne,  que  l'etat 
florissant  etoit  necessaire  au  maintien  de  Tequilibre  de  TEcrope,  mais 
qu'il  s'agissoit  de  s'attacher  k  un  principe,  dont  T^quit^  ne  sauroit 
etre  revoqu(5e  en  doute  ä  sfavoir,  qu'il  falloit  vivre  et  laisser  vivre. 
Son  Eminence  n*a  pas  juge  h  propos  de  toucher  ces  motifs  dans  la 
reponse,  qu'elle  y  fit,  et  sans  presumer  trop,  Ton  croit  pouvoir  sc 
flatter  que  tout  le  monde  impartial  sera  oblige  de  reconnoJtre  IVquite 
de  la  i'^claration,  que  l'empereur  fit  des  lors  pour  parvenir  a  une 
pacification  solide  et  generale.  Car  c'est  k  quoy  toutes  les  demarches 
et  m^me  touts  les  soubaits  de  ce  prince  ont  toujours  abouti.  et  Ton 
defie  qui,  que  ce  soit  de  produire  aucune  preuve  certaine,  que  ses 
ministres  en  Angleterre  et  en  Hollande  aient  jamais   re^u  ordre  de 


462  [löfler 

faire  des  propositions  pour  engager  ces  deux  puissances  ä  se  separer 
de  la  France.  Le  baroii  de  Fonseca  a  soutenu  avec  raison,  que  les 
plaintes.  que  Mr.  le  cardinal  iuy  en  faisoit,  n'etoient  pas  fond^es  et 
malgr^  la  certitude,  que  Son  Eminence  dit  en  avoir,  on  est  en  ^tat 
de  Iuy  donner  ä  connaftre  la  certitude  du  contraire.  Les  ministres  de 
S.  M.  I.  en  Angleterre  et  en  Hollande  n'ont  jamais  re(u  des  ordres 
difF^rents  de  ceux,  dont  ont  t^taient  charges  ses  pleuipotentiaires  au 
cougres,  et  les  propositions ,  que  les  premiers  ont  faites,  pouvoient 
si  peu  tendre  k  separer  les  deux  puissances  maritimes  de  la  France, 
qu*on  n*a  pas  h^sit^  de  les  faire  i  la  France  eile  m£me;  de  sorte» 
que  Mr.  le  cardinal  ne  pourra  all^guer  aucune  Ouvertüre  mise  en 
avant  en  Angleterre  ou  en  Hollande,  dont  on  ait  pretendu  Texclure. 
Sur  les  int^rSts  de  TEspagne,  sur  ceux  du  duc  d*Holstein,  sur  le 
commerce  d*Ostende,  sur  le  Tarif  des  Pais  bas  autrichiens,  et  sur 
la  garantie  de  Torire  de  la  succession  de  l'empereur,  on  s'est 
expliqu^  par  tout  d*nne  maniere  uniforme,  et  Ton  prie  Mr.  le  car- 
dinal de  dire,  quel  de  ces  articles  est  donc  celuy,  qui  pouroit  teiidre 
h.  detacher  de  la  France  ses  allies.  Bien  loin  d*y  porter  les  vues,  on 
a  d^fendu  express^ment  ä  nos  ministres  en  Angleterre  et  en  Hollaiide, 
d'y  paler  des  matteres  du  congres  sur  un  autre  pied,  que  sur  celuy 
de  prdparer  les  points,  que  nous  avions  ä  debattre  avec  ces  deux 
puissances,  d'une  maniere  a  pouvoir  etre  termines  plus  ais^ment  au 
congres,  comme  Son  Eminence  a  plus  d'une  fois  paru  le  souhaiter 
eile  möme. 

«  Mylord  Towsbend  a  ete  oblige  d'en  convenir  dans  le  second 
billet,  qu'il  a  ecrit  au  comte  Phil.  Kinsky  le  20.  Septembre  de  ran- 
nte passee  non  obstant  le  reproche,  qu'il  Iuy  avoit  fait  du  contraire 
dans  son  premier  billet,  et  quoi  qu*en  meme  temps  il  pretend  insi- 
nuer,  que  les  premieres  ouvertures  ne  sont  pas  venues  du  ministere 
Anglois,  mais  de  la  part  de  Tenvoye  de  Tempereur,  on  est  pour- 
tant  en  ^tat,  d*eclaircir  encore  ce  second  fait  d'une  maniere  a  ne 
laisser  aucun  doute  ä  tout  homme  non  prevenu. 

Car  dös  ce  que  ce  second  billet  a  paru,  et  que  Ton  y  a  trouve 
des  circonstances  mises  en  avant,  nullement  combinables  avec  les 
rapports,  que  plusieurs  des  ministres  de  S.  M.  I.  dans  le  cours 
(^trangeres  avoient  faits;  on  a  eu  soin  d'en  r^eonvenir  chacun  d*eutre 
eux  en  particulier.  Touts  ont  conteste  la  verit^  des  faits,  qu*ils 
avoient  mand^s,  et  entre  autres  le  comte  Etienne  de  Kinsky  a  de 


Präsente  xiir  Geschichte  Kaiser  KarPs  VI.  463 

nouveau  asseur^,  que  peu  aprös  son  arriv^e  en  France  on  luy  tivoit 
insinu^,  que  TAngleterre  s'^toit  tourn^e  du  cdte  de  l*Espagne  ä  cause, 
que  ia  cour  imperiale  n*ayoit  pas  assez  ripondu  aux  avances,  qu*on 
luy  avoit  faites  de  Ia  part  de  celle  de  la  Grande  Bretagne,  k  quoy  il 
a  Joint  plusieurs  autres  particularit^s,  qui  prourent  toutes  Tinsub- 
sistence  de  ce,  que  Ton  veut  imputer  h.  cet  egard  a  la  cour  imperiale, 
et  il  en  asseure  ia  v^rite  sur  son  honneur  et  sur  sa  conscience,  avec 
offre  de  la  confirmer  par  serment,  et  de  la  soutenir  contre  quiconque 
en  particulier  en  honnäte  homme.  Apr^s  tout  ce  que  Ton  vieut  de 
dire,  Son  Eminence  n'aura  pas  de  la  peine  ä  convenir,  que  ce  ne 
peut  pas  ötre  la  faute  de  Tempereur,  si  Ton  a  fait  des  discours  de  ses 
miüistres  un  tout  autre  usage,  que  Ton  n*en  devroit  faire.  Ce  prince 
ne  sauroit  riSpondre  des  intentions  d*autruy,  mais  pour  ce  qui  regnrde 
ses  demarches,  bien  loin  de  se  rien  reprocher  \k  dessus,  il  a  la  conso« 
lation  Interieure  d'avoir  ^t^  tres  soigneux  d'ordonner  k  ses  ministres 
dans  tout  le  cours  de  la  negociation  pass^e  d'^viter  avec  toute  la 
circonspection  imaginable  deux  inconv^nients,  egalement  contraires  ä 
la  droiture  de  ses  sentiments,  dont  Tun  auroit  ^t^  d*avoir  n^glige 
quelque  moyen,  qui  pourroit  acc^l^rer  un  ouvrage  aussi  salutaire, 
que  celuy  de  rafTermissement  du  repos  en  Europe,  et  Tautre,  de 
paroitre  se  d(^partir  le  premier  des  engagements  contractes  avec  ses 
allies,  oü  de  contrevenir  en  quoy  que  ce  fut  aux  principes,  dont 
il  etait  tombe  d*accord  avec  Mr.  le  cardinal  avant  Touverture  du 
congres. 

Son  Eminence  continue  en  suite  de  dire  que  malgr^  la  certitude 
qu*elle  avoit  de  ce,  qui  se  passoit  en  Angleterre  et  en  Hollande  ayant 
re(u  h  Compiegne  un  courrier  d^Espagne  avec  une  lettre  du  marquis 
de  la  Paz,  qui  luy  faisoit  des  propositions  avantageuses,  si  ia  France 
vouloit  concourir  ä  Tintroduction  des  garnisons  espagnoles  dans  les 
places  de  Toscane  et  de  Parme,  eile  avoit  dit  en  g^n^ral  au  baron  de 
Foiiseca,  qui  luy  en  parla,  qu'il  ^toit  vray,  qu*on  leur  faisoit  des 
ofTres  eonsiderables,  mais  que  la  France  ne  concluroit  pourtant  rien, 
qui  fut  eontraire  aux  ti*aites  ey  devant  sign^s,  dans  la  supposition 
toujours,  qui  luy  viendroit  des  ordres  de  donner  satisfaction  ä  leurs 
alli^s. 

Si  par  la  mention,  qu*on  a  faite  des  pr^tendues  ouvertures  des 
ministres  imp^riaux  en  Angleterre  et  Hollande,  avant  que  de  tou- 
cher  ce  qui  s'est  passe  a  Compiegne,  on  a  eu  dessein  d*insinuer,  que 


464  Hofier 

ies  dites  ouvertiires  s  etoient  faites  avant  la  negociation  secrete,  en- 
tam^c  avec  l'Espagne,  on  n*a  pas  eu  assez  de  soin  pour  bien  com- 
biner  Ies  temps.  La  cour  imperiale  n^a  garde  d^avouer  le  contenu  du 
billet,  que  mylord  Townsend  a  ecrit  au  comte  Phil.  Kinsky  le  10. 
Aodt  de  rannte  passee,  et  dont  il  a  luy  meme  revoeque  uiie  partie 
par  son  seeond  billet:  mais  du  moins  prouve-t-il»  que  ee  iie  fut  que 
dans  ee  temps  lä  (e'est  h  dire  apris  que  le  ministere  Aiiglois  s*etoit 
plaint  plusieurs   fois,   quoiqu'h  tort,    qu*on  ne  repondoit  pas   aux 
avances,  qu*il  avoit  faites  h  Tempereur)  que  le  comte  de  Kinsky  a 
donn^  li  coiinahre  Ies  sentiments  de  ce  priiice  sur  Ies  dispositioiis, 
qu*on  luy  avoit  temoignees  auparavant  de  1a  part  de  S.  M.  le  roy  de 
la  Grande  Bretagne.  Or  tout  le  monde  s^ait  que  le  voyage  de  Com- 
piegue  a  ^t^  ant^rieure  de  beaueoup,  et  le  Fait,  dont  par  le  Mr.  le 
Cardinal   a  ^te  rapporte  au  haron  de  Fouseca,  avant  que  le  comte 
Philippe  Kinsky  arriva  h  Hannover.  Quoiqu*il  en  soit,  Son  Eminenee 
aroue  eile  m^me,  que  malgr^  Ies  ofTres  considerables  de  TEspague 
(qui  cependant  en  ce  qui  regarde  la  France  ne  paroissent  point  dans 
le  traite  de  Seville,  qu*on  a  communiqu^  ä   l'empereur),  elle^avoit  ä 
cette  occasion  reiterä  de  nouveau  Tasseurance  positive  de  ne  rien 
conclure  qui  fut  contraire  aux  Iraites  eydevant  signes,  mais  elles  y 
ajoute,    que  cette  promesse    u*a  ete  faite,  que  dans  la  supposition, 
qu1l  viendroit  des  ordrcs  au  baron  de  Fonseea  de  doniier  satisfaction 
aux  allies  de  la  France.  On  ne  veut  pas  croirc,  que  Mr.  le  eardinal 
soit  de  Topinion,  qu*il  est  permis  d*eluder  une  asseuranee  positire» 
et  illimitee  par  des  restrictions,  qu*on  n*exprime  pas,  de  sorte»   que 
quelque  que  füt  la  supposition,  que  Son  Eminenee  a  onvisag^  alors» 
eile  ne  sauroit  la  dispenser  de  Tobligatioii  d'accomplir  sa  promesse. 
D'ailleurs   ne  rien  conclure^  qui  fut  contraire  aux  traites  eydevant 
signes,   est  une  chose,   Il  la  quelle  la  France  dtoit  tenuö  saus  que 
Tasseurance  en  fut  reit^ree,  et  la  bonne  foy  cesseroit  entierement  dans 
la  societ^  humaine»  si  Tune  des  puissances  contractantes  sans  le  eon- 
sentement  de  Tautre,  et  tant  que  celle-cy  s*attache  inviolablement 
aux  traites,  pouvoit  se  soustraire  des  engagements  reciproques,  qui 
en  r^suitent,  par  des  nouvelles  suppositions,  qu*elle  pourroit  vouloir 
s*aviser  de  former.  Ce  n'est  pas  ainsi,  que  Mr.  le  eardinal  rentendoit, 
lorsque  dans  une  lettre  au  comte  de  SinzendorfT,  toute  ecrite  de  sa 
main,  et  posterieure  k  ce  qui  s'^toit  passe  ä  Compiegne,  il  asseura 
ce  ministre  de  l'empereur,  que  quand  mc^me  l'expedient  d*une  somme 


Fragmente  zur  Geschicbfe  Kaiser  KaH's  VI.  465 

d*argent,  que  les  Etats  gc^ni^raux  devoient  payer  a  Tempereur,  irau* 
roit  pas  Heu,  et  quoy  qu*il  pourroit  arriver,il  n'entrera  jamais  eii  rien, 
qui  donnat  atteinte  aux  traites:  asseuranee  qui  n'est  guere  combi- 
nable  avee  la  supposition,  a  la  quelle  on  se  retranehe  a  präsent.  En 
fii)  on  ne  s^ait  ee  qui  signifie  la  satisfaction ,  qu*on  s*attendoit,  que 
Tempereur  donneroit  aux  allies  de  la  France.  Ce  ne  sont  pas  les  deux 
puissanees  maritimes,  mais  Tempereur,  qui  a  lieu  de  se  plaindre  du 
tarif,  qui  depuis  tant  d'annees  est  ä  la  charge  des  habitans  des  Pals 
bas  Autrichiens,  ses  sujets.  Les  Anglois  et  les  Hollaudois  r^glent  le 
tarif  dans  le  pais  de  leur  domination  comme  bon  leur  semble,  et  ils 
pretendent  assujettir  les  Pais  bas  Autrichiens  i  celuy,  qu*ils  y  ont 
introduit  du  temps  de  leur  administration.  Est  ce  donc  k  la  partie  lezee, 
qui  est  Tempereur  k  donner  satisfaction  pour  le  tort  qu*on  luy  fait? 
oüi  peut-on  appeller  grief,  que  ce  prince  insiste  sur  une  juste  reci- 
procitö,  et  qu*il  ne  se  laisse  pas  induire  h  reuoncer  k  un  droit,  atta- 
ehe  a  la  souverainete,  que  les  autres  exercent  k  son  ^gard,  que  ses 
ant^cesseurs  ont  toujours  exerce,  et  qui  a  et^  expressc^ment  reserv^ 
par  le  trait^  de  commerce  qui  a  suivi  la  paix  de  Munster?  Quant  au 
commerce  d*Ostende  Tempereur  a  observ^  religieusement  tout  ce» 
qui  en  a  et^  stipul^  par  les  articies  preliminaires,  quoique  les  tem- 
peraments  justes  et  equitables  que  Mr.  le  cardinal  luy  avoit  fait  ^spe- 
rer  alors,  et  qu*il  ^toit  par  cons^quent  en  droit  de  supposer,  n*ayent 
pas  eu  lieu  jusqu*  ä  present.  Qui  plus  est,  il  a  declar^  de  vouloir  y 
renoncer,  pourveu  qu*on  trouve  les  moyens  de  soiilager  les  Pais  bas 
Autrichiens  d*une  maniere,  que  sans  oppression  de  leurs  habitants  ils 
ne  luy  seroient  pas  k  charge,  de  sorte,  que  la  satisfaction  qu*on  dit 
que  Tempereur  a  refuse  de  donner  aux  allies  de  la  France,  se  reduit 
k  la  fin  au  point,  que  ce  prince  n'a  pas  voulu  s'engager  pour  Tave- 
nir  ni  d*opprimer  ses  sujets,  ni  d*employer  en  temps  de  paix  les  reve- 
nus  de  ses  autres  ^tats  h^reditaires  au  profit  des  autres.  Car  pour 
ce  qui  regarde  les  inter^sts  des  allids  de  S.  M.  I.  ce  prince  sans  se 
departir  jamais  des  engagements  contract^s  avec  eux  a  toujours  et^ 
egalement  soigneux  k  leurs  conseiller  ees  temp^raments  Equitables  et 
constant  k  sout»?nir  leurs  justes  demandes.  Qu*on  juge  apr^s  cela, 
s*il  peut  y  avoir  un  juste  motifde  contrevenir  aux  traites  deja  signEs, 
et  mSme  aux  articies  prEliminaires,  qui  sont  pour  ainsi  dire  le  propre 
ouvrage  de  Mr.  le  cardinal.  Mais  ce  prelat  poursuit-on  dans  la  lettre  a 
r^siste  pendant  trois  mois  k  Tintroduction  des  garnisons  espagnoles ; 


466  H  ö  n  f  r 

la  reine  d'Espagne  s'en  est  plainte  avee  amertume,  eile  Ta  aceose 
d'^tre'  dMntelligence  avee  Tempereur  et  le  comte  Koenigsegg  tbrti- 
fioit  ses  soupfons.  On  n*a  pas  besoin  de  se  donner  bieii  de  la  peine 
pour  prouver,  que  tout  ceci  n*est  pas  süffisant  pour  justifier  I'iu- 
fraction  du  traite  de  la  Quadruple  Alliance ,  et  Ton  peut  sc  passer 
encore  h  faire  voir,  qu*une  teile  infraction  r^sulteroit  immediatement 
de  rintroduction  des  garnisons  espagnoles  dans  les  places  de 
Toscane  et  de  Parme ,  puisque  W,  le  cardinal  conrient  dans  un  autre 
endroit  de  sa  lettre,  qu'il  y  est  porte  express^ment  que  ni  aueune 
garnison  espagnole  ni  aueune  trouppe  ä  la  solde  de  TEspagne  ne 
sera  mise  dans  les  dites  places.  Les  reproehes  de  la  reine  d*Espagne 
peuvent-ils  faire  cesser  les  engagements  eontractes  par  des  trait^s 
solennels?  et  la  dur^e  de  ces  engagements  peut-elle  &ive  born^e  ä 
un  aussi  court  interval  du  temps,  que  ee  seroit  celuy  de  trois  mois? 
Ni  les  paroles  qu'on  met  dans  la  bouche  du  comte  de  Koenigsegg  ni 
rien  qui  en  approche,  n*est  rapportd  dans  aueune  des  relations,  qu*il 
a  envoy^es  en  cour.  Mais  suppos^  que  ce  ministre  eut  dit,  que  M^  le 
cardinal  ne  sauroit  se  pr^ter  k  fintroduetion  des  garnisons 
espagnoles,  sans  manquer  aux  paroles,  qu'il  avoit  donnees  a  Tem- 
pereur  de  vouloir  demeurer  fidele  aux  traites,  il  n'auroit  rien 
avanc^,  qui  ne  füt  vray  ä  la  lettre.  Car  il  n*est  pas  k  douter,  que  le 
roy  tris  chriStien  ne  soit  lie  avee  Tempereur  par  des  traites,  et  qu'il 
n*y  ait  des  engagements  mutuels  entre  ces  deux  princes.  La  Qua- 
druple Alliance  et  les  articies  preliminaires  n*ont  pas  encore  perdu 
leur  valeur,  et  pour  que  la  France  ne  puisse  pas  consentir  ä  Tintro- 
duction  des  garnisons  espagnoles,  il  n*est  pas  n^cessaire,  qu'il 
y  ait  un  traite  particulier  entre  l'empereur  et  eile,  puisque  Ton  y  a 
suffisamment  pourvu  par  les  engagements,  qui  luy  sont  communs  avee 
d*autres  puissances.  Jamais  la  pensee  n'est  venue  a  Temperen r  de 
pn'tendre,  que  le  roy  tr^s  chretien  seul  se  liast,  et  que  luy  demeurat 
libre  de  son  cdt^  de  faire  ce  qui  luv  conviendroit.  S.  M.  L  s'est 
toujours  cru  egalement  oblig^e  que  les  nutres  a  aceomplir  de  bonne 
foy  ce,  dont  une  fois  on  etoit  convenu  ensemblc. 

II  se  pourroit,  que  par  les  paroles,  qu'on  vient  de  rapporter, 
M'.  le  cardinal  voulilt  indiquer  des  nouveaux  engagements  a  preudre 
entre  les  deux  cours,  et  non  pas  ceux,  qui  subsistoient  dejä  entre 
elles.  Mais  si  Ton  ne  tombe  pas  d'accord  siir  les  liaisons  ulterieures, 
qu'on  projette,  est-on  pour  cela  quitte  de  Celles,    qui  avoient  lieu 


IL 


Fragmeute  zur  Geschichte  Kaiser  RarPs  VI.  46  7 

auparavant?  outre  qu*il  n*a  pas  tenu  ä  l*empereur,  que  mäme  ces 
liaisons  ult^rieures  n*aient  sorti  leur  effet.Son  Eminence  se  souviendra 
saus  doute»  que  lorsque  dans  une  lettre  ^erite  au  comte  de  SinzendoriF 
le  ?  Avril  de  Tann^e  pass^e  eile  s^etoit  expliqu^e  sur  la  reeiproeit^ 
des  engagements  k  peu  pris  daiis  les  m^mes  termes,  qu*eUe  repete 
maintenant  dans  celle  ^  Fempereuis  ce  ministre  Ta  assur^  au  nom 
de  son  maitre  que  c^^toit  justement  ainsi  qu*on  Tentendoit  ici,  et 
qu*en  tout  ce,  qui  pourroit  aboutir  h  affermir  le  repos  en  Europe 
et  le  prdseut  Systeme  de  son  equilibre,  Tempereur  ^toit  dispose 
ä  entrer  dans  les  m^mes  engagements  dont  le  roy  trös  chretien 
voudroit  se  eharger:  mais  au  Heu  d*embrasser  un  offre  si  ^quitable 
M^  le  cardinal  a  jug^  k  propos  de  marquei*  dans  la  r^ponse ,  qu*il  y 
fit  le  30.  May  qu'il  n*^toit  pas  alors  le  temps  d*en  eonvenir. 

La  proposition  ,  qui  doit  avoir  ete  taite  du  comte  de  Koenigs- 
egg  en  Espagne  au  sujets  des  garnisons  espagnoles  est  un  autre 
motif,  qu'on  allegue  pour  colorer  ce,  qui  a  ^t^  stipul^  par  le  trait^ 
de  Seville.  M^  le  cardinal  dit  en  avoir  la  preuve  entre  les  mains,  et 
comme  de  la  mani^re  qu*il  s'ea  est  ouvert  au  comte  l^tienne  de 
Kinsky  on  a  pu  interer,  de  quoy  il  vouloit  parier,  il  ne  sera  pas 
dit'fieile,  de  luy  en  faire  voir  Tinsuffisance  et  de  le  d^tromper  de 
Terreur,  que  les  insinuations  de  la  eour  d^Espagne  luy  avoient  fait 
naitre.  Voici  ce  f*ait  tel,  qu*il  peut  ätre  prouv^  par  des  actes 
authentiques.  Lorsque  le  projet  du  traite  provisionnel  fikt  envoy^  h  la 
eour  d'Espagne,  pour  en  s^avoir  ses  sentiments,  la  reine  s*en 
expliqua  au  comte  de  Königsegg  comme  d*une  id^e  trds  pr^judieiable 
ä  cette  couronne  soutenant,  que  suivant  ce  plan  eile  devroit 
saerifier  ses  inter^ts  les  plus  chers.  Ce  fdt  dans  ce  temps,  qu*a  paru 
la  premiere  fois  l'article  secret,  par  le  quel  en  1721  la  France  et 
TAngieterre  s*^toient  engag^es  envers  TEspagne  de  ne  s^opposer 
pas,  que  des  garnisons  espagnoles  puissent  ätre  introduites  dans 
les  places  fortes  de  Toscane  et  de  Parme  au  Heu  des  garnisons 
neutrcs  stipulees  par  la  Quadruple  Alliance.  Ni  Tempereur  ni  ses 
ministres  n'avoient  eu  aucune  connoissance  de  cet  article  jusqu'ä  ce, 
qu'il  a  et^  produit  du  ddc  de  Bournonyille.  Comme  donc  la  reine 
dans  la  conversation ,  qu'elle  edt  a  cette  occasion  avec  le  comte  de 
Königsegg ,  temoigna  bien  du  m^contentement  du  projet  du  traite 
provisionnel,  tel  qu*il  avoit  ^t^  envoy^  de  Paris,  le  discours  tomba 
naturellement  sur  les  exp^dients,  qu*on  pourroit  trouver  pour  con- 


468  11  ö  r  l  e  r 

tenter  l'Espaguc  et  la  reine  s*en  ouvril  en  eoiifideiice  au  dit  cointe 
de  Konigsegg  le  priant,  meme  de  rediger  par  ecrit  les  idees«  qui 
dans  la  conversation  Qvoient  ete  inises  en  avant.  Le  comte  de  Konigs- 
egg comme  ambassadeur  d*un  prinee  allie  de  TEspagne  iie  pouvoit 
pas  avec  biensc^ance  refuser  a  la  reine  de  se  donner  cette  peiiie.  II 
redigea  done  par  ecrit  ce,  que  la  reine  luy  avoit  laisse  eutrevoir  de 
ses  sentiments  au  sujet  de  la  paciiication  generale,  ^  la  quelle  on 
travailla  alors,  et  il  en  forma  quatre  articies,  dont  deux  contenoient 
les  ehangements  a  faire  a  Tarticle  VII.  et  VIII.  du  projet  envoy«^  de 
Paris,  et  les  deux  autres  regardoient  la  succession  destinecs  ä  Tinfant 
Don  Carlos.   Ce  ne  fut  done  pas  le  eomte  de  Koenigsegg,  qui  fit 
Ouvertüre  de  Tintroduetion  des   garnisons  espagnoles,  mais  ce  fut  la 
reine,  qui  s'en  ouvrit  ainsi  et  le  comte  de  Koenigsegg  ne  fit  autre 
chose   que   d*cbaucher   en   forme    d*articles   ce   qu*il  croyoit  avoir 
entreveu  des  sentiments  de  cette  princesse  au  sujet  des  affaires  du 
congres.  Tout  ceci  se  prouve   non  seulement   par   la   relation   du 
susdit  comte  de  Koenigsegg  en  date  du  21.  Septembre  de  Tannee 
1728,   mais  encore  par  les  notes  marginables,  qu'il  a  ajoutee^  luy 
meme  k  son  ebauche ,  et  oü  il  a  eu  soin  de  marquer  distinctement 
jusqu*oü  la  cour  d*Espagne  pourroit  vouloir  se  relächer  ne  manquant 
pas  sur  tout  de  notes  h  la  marge  de  Tarticle  secret,   qui   parloit 
des  garnisons   espagnoles  (quoiqu*en  des  termes  bien  differents  de 
ce  qui  en  est  dit  dans  le  traite  de  Seville)  qu*il  ne  doutoit  pas,  que 
leurs  Majest^s  catboliques  ne  se  contentassent  des  garnisons  neutres 
sur  le  pied,  qu*elles  ont  ete  stipulees  dans  la  Quadruple  Alliance. 
Eufin  ni  luy  comte  de  Koenigsegg,  ni  aucun  ministre  de  Tempereur 
n*a  Jamals  ^t^  autborise  k  consentir  k  Tintroduction  des  garnisons 
espagnoles  et  la   seule  combinaison   des   dates  fournit  une  preuve 
Sans  r^plique,   que  dans  le  temps,  que  le  comte  de  Koenigsegg  a 
redige  par  ^crit  les  pens^es  de  la  reine,  ou  plut6t  qu*il  a  marque 
jusqu*oü  il  croyoit  pouvoir  la  porter,  il   n'^toit  pas  possible,  qu*il 
fut  instruit  de  la  volonte  de  Tempereur  ni  sur  Tarticle  des  garnisons 
en  question,  ni  sur  le  reste  du  projet  du  traite  provisionnel.  Car  ce 
ne  fdt  quk  la  fin  du  mois  d*Aout  ou  au  commencement  de  Septembre 
1728  que  ce  prinee  qui  etoit  alors  dans  son  voyage  vers  les  Ports 
de  la  mer  Adriatique  de  TAutriche  Interieure,   fut  informd  par  un 
Courier,  que  le  comte  de  Sinzendorff  avoit  dep^ch(S  en  cour  le  22. 
AoAt  tant  deTidee,  qui  avoit  et^  dressee  d*un  traite  provisionnel» 


FVagmente  lur  Geschichte  Kaiser  Karrs  VI.  469 

comroe  aussi  de  Touverture,  qui  a  ^t^  faite  du  duc  de  Bournonville 
au  sujet  des  garnisons  espagnoles.  II  ne  se  pouvoit  done  pas»  qu*au 
iiiilieu  du  mois  de  Septembre  de  la  mSme  ann^e  ou  tout,  ee  qui  est 
rapportd  eydessus  s*est  pasi»^  k  Madrid,  le  comte  de  Koenigsegg  fiit 
instruit  de  la  volonte  de  Tempereur  son  mattre,  ni  sur  Pune  ni  sur 
Tautre  mati^re,  et  il  n*en  re^ut  les  ordres»  que  quelques  semaines 
apres  par  un  Courier»  qui  fut  exp^di^  vers  le  milieu  du  mois  de 
Septembre , .  e'est  a  dire  justement  dans  le  temps ,  que  les  quatre 
articies,  qui  fönt  la  preuve,  que  M^  le  cardinal  dit  avoir  entre  les 
mains,  en  avoient  6ii  ^bauch^s.  Enfin  par  le  eonstant  langage, 
que  les  ministres  de  l'empereur  ont  toujours  tenu»  que  ee  prinee  ne 
pouvoit  pas  se  prSter  aux  garnisons  dont  il  s^agit  sans  le  concours 
et  eonsentement  de  Tempire,  qui  y  ^toit  notablement  int^ress^.  M'.  le 
cardinal  ne  pouvoit  pas  ignorer,  quels  ^toient  \k  dessus  ses  v^ritables 
sentiments ,  et  Ton  a  iii  bien  aise  d*apprendre  par  le  rapport,  qu*a 
fait  en  dernier  lieu  le  comte  ^tienne  de  Kinsky,  que  du  moins  son 
Eminence  ne  diseonvient  pas  que  depuis  !*arriv^e  de  ce  ministre  en 
France  il  s*en  ^toit  toujours  ainsi  expliqu^. 

Une  pr^tendue  ndcessite  de  sortir  d'affaire  et  le  danger,  oü  Ton 
dit  avoir  ^t^  de  demeurer  brouill^  avec  TEspagne,  et  d*etre  s^par^ 
de  ses  aliii^s  pendant  qu*on  n*avoit  d'ailleurs  aucun  traitä  avec 
Tempereur,  ni  mSme  aucune  asseurance,  est  une  autre  raison,  h  la 
quelle  on  provoque  pour  justifier  la  conduite  de  la  France  k  F^gard 
de  ce,  qui  s'est  pass^  k  Seville  k  quoy  Ton  Joint  les  trente  millions 
que  les  n^gociants  f'ranfois  couroient  risque  de  perdre,  et  que  Ton 
suppose  avoir  dA  Stre  employ^s  k  faire  la  guerre  k  cette  couronne. 
L*article  de  trente  millions  n*est  pas  sans  doute  ce  qui  a  fait  le  plus 
d'impression  sur  Tesprit  de  M'.  le  cardinal,  car  ce  seroit  faire  tort 
k  sa  pi^t^,  que  d*avoir  seulement  la  pensee  que  pour  des  sommcs 
plus  considerables  encore  il  pourroit  vouloir  s*eloigner  de  la  disposi- 
tion  des  traites.  L'objection  qu*il  n*y  avoit  aucun  trait^  entre 
Tempereur  et  la  France  et  qu*il  n*y  en  avoit  pas  mSme  aucune 
asseurance,  a  ^te  sufBsamment  dclaircie  cy*dessus ,  et  Tempereur  a 
un  juste  sujet  de  se  plaindre,  qu'apres.  toutes  les  preuves,  quMI  a 
donn^es  de  son  vray  penchant  pour  la  paix,  M'.  le  cardinal  luy 
suppose  encore  une  humeur  toute  oppos^e;  non  obstant,  qu*il  n*y 
eut  aucune  ombre  d*apparence,  qu*il  voulut  faire  la  guerre  k  qui, 
que  ce  fiU.  D*ailleurs  ce  prinee  s'est  explique  depuis  long  temps  sur 

SiUb.  d.  phil.-hist.  Gl.  LX.  Bd.,  11.  Hft.  31 


470  R öfter 

les  affaires  du  congres  d*une  maniere  si  mod^ree  et   si   öquitable, 
qu^il  ne  tenoit  qu*aux   autres  ä   les   regier   promptement    et   qu*a 
moins   de  vouloir  luy  imposer  la  loy  on  n*en  pouvoit  pas   exiger 
davantage.    L'^venement  a  assez  fait  voir,  si  cest  Teinpereiir  qiii 
a   cherchä  ä  brouiller  la  France  avec  TEspague,  ou  si  de  Tautre 
cdt^  on  a  cherch^  ä  brouiller  cette  couronne  avec  rempereur,   et 
il    est   trös   difficile»  pour   ne   pas   dire  impossible,    de    combioer 
rempresscment,  qu*ou  dit  que  les  ministres  imperiaux  ont  eu   de 
convenir  avec  TAngleterre  et  la  Hollande  et  de  les  s^parer  de  la 
France,  avec  lar^pugnance,qu*onattribue  en  deux  autres  endroits  de  la 
lettre  k  Tempereur  de  leur  donner  une  juste  satisfaction  sur  leurs  griefi. 
Son  Eminenoe  ajoute  ensuite  ä  ce  qui  a  ^t^  rapport^  jusqu*ici, 
que  le  point  des  garnisons  espagnoles  sembloit  itre  pour  remperear 
d'aucune  importance,  ni  d*aucun  pr^judice,  puisque  non  seulement 
par  le  traite  de  Seville  il  n*avoit  pas  ii6  d^roge  ä  robligatioa,  ou 
seroit  Don  Carlos  de  renvoyer,  s*il  ^toit  une  fois  en  possession  des 
^tats  de  Toscane  et  de  Parme»  toutes  les  trouppes  ^trangeres  qui  en 
auroient  jusque  lä  occup^  les  places ,  mais  cette  clause  y  ^toit  m^me 
ins^ree  plus  fortement  que  dans  le  traite  de  Londre.  On  auroit  parl^ 
plus  juste,  s'il  on  eüt  dit  que  cette  m&me  clause  ne  se  trouve  pas  da 
tout  dans  le  traite  de  Londres,  oü  il  n*^toit  pas  naturel  de  Tins^rer» 
puisqu*un  traite,   qui    d^tend   express^ment  Tentree    des  trouppes 
espagnoles  dans  touts  les  cas  imaginables,  ne  sauroit  avoir  pour  objet 
de  parier  de  leur  renvoy.  11  falloit  donc  bien  peu,  pour  que  le  traite  de 
Seville  en  ftt  mention  en  des  terines  plus  forts,  que  celuy  de  Londres, 
quoyque  la  promesse  dont  il  s*agit,  soit  tellement  restreinte  "et  oiodifiee 
dans  celuy  Ih,  que  des  pretextes  ne  sauroient  manquer,  pour  les  y 
laisser  plus  long  temps.  Quant  h.  Timportance  de  ce  point»  et  au  pre- 
judice,  qui  pourroit  en  revenir  aux  int^rSts  de  Tempereur,  il  ne  peut  y 
avoir  aucun  doute,  que  ce  ne  sont  pas  les  puissances,  qui  Tont  promis, 
mais  bien  celle,  ä  qui  la  promesse  en  a  iii  faite»  qui  est  en  droit 
d*en  juger.  Or  il  est  constant,  que  le  principe  fondamental  de  la 
Quadruple  Alliance  (que  la  France  et  TAngleterre  Tontid^eCf  elles 
mSmes »  faisant  touts  les  efforts  possibles  pour  y  engager  Tempereur) 
est,  et  a  toujours  ^t^  que  le  cas  de  la  succession  äch^ant ,  TEspagne 
pourroit  aussi  peu  garder  un  pied  en  Italie,   que  Fempereur  eu 
pourroit  garder  un  en  Espagne.  Et  mSme  que  cette  derniere  clause 
a  ^te  stipulee   en   faveur  de  TEspagne,   de   m^me  Tautre  a-4-eUe 


Fru^mente  zur  Geschichte  Kiiiscr  KarPs  Yl.  471 

^t^  stipulee  en  faveur  de  Tempereur.  Oft  en  seroit-on  apr^s  cela  dans 
la  soci^te  humaine ,  si  sous  pr^texte  qu'une  promesse  ^toit  de  peu 
d'importance  oa  pouvoit  y  manquer  malgr^  celuy,  in  qui  eile  a  et^ 
faite?  Et  c*est  un  cas  assez  singulier,  et  dont  on  ne  trouvera  guöre 
d*exemples  dans  Thistoire ,  qu'on  pr^tend  forcer  une  des  puissanees 
eontractantes  ä  se  d^sister  de  ce  qui  luy  a  ^t^  promis,  pour 
la  seule  raison,  que  ceux»  qui  Tayoient  promis,  dtoient  d*opinion, 
quMI  ne  luy  en  reviendroit  aueun  pr^judice,  quoique  la  puissance  ä 
qui  cela  touehe  soit  d'un  avjs  tout  oppos^,  et  que  mSme  Celles,  qui 
veulent  maintenant  parattre  de  Tenvisager  ainsi,  en  ayant  port^ 
un  jugement  bien  diffdrent  du  teinps,  que  le  trait^  a  6t6  conclu. 
D*ailleurs  le  raisonnement,  que  M^  le  cardinal  fait  k  cet  dgard  tombe 
de  luy  mSme,  quand  on  considere,  qu*il  est  ordonn^  tres  express^ment 
dans  la  Quadruple  Alliance,  que  ni  avant  ni  apr^s  le  cas  de  la 
d^volution  de  la  succession,  dont  il  s*agit,  des  trouppes  espagnoles 
ou  h.  la  solde  de  TEspagne  ne  sauroient  entrer  dans  les  places  forte s, 
qui  en  d^pendent,  et  c*est  precisäment  du  temps,  que  la  suc- 
cession  ne  seroit  pas  encore  ddvolue  ä  Tinfant  Don  Carlus,  que  le 
paragraphe  de  Tarticle  V.  qui  commence:  „Denique  conrentum 
est,  et  in  id  omnes  singulaeque  partes  contrahentes  pariter  sese 
obligarunf ,  parle  en  des  termes  si  clairs  et  si  expressifs,  que  si 
Tune  des  puissanees  eontractantes  sans  le  s<;u  et  consentement  de 
Tautre  pouvoit  s^^loigner  de  la  disposition,  que  ce  paragraphe 
s*enferme,  il  n*y  auroit  plus  de  sAret^  h  trouver  dans  aucune  Con- 
vention, quelque  forte  et  energique  quelle  fikt.  Et  comme  M'.  le 
cardinal  p0ur  prouver,  que  les  garnisons  espagnoles  ne  porteroient 
pas  pr^judice  aux  inter^ts  de  Tempereur  se  contente  de  dire,  que 
ces  garnisons  auroient  ä  en  sortir  un  jour,  il  paroit  donc  reconnaitre, 
que  si  elles  avoient  Si  y  rester,  il  pourrait  en  arrirer  des  inconv^nients 
d^savantageux  II  ce  prince.  Or  qui  le  garantira,  que  ces  incony^nients 
sont  moins  ä  craindre  a  präsent  quh  Tavenir?  et  il  y  a  m£me  des 
raisons,  pour  les  quelles  Selon  lYquit^  et  la  justice  les  garnisons, 
dont  il  s*agit  peuvent  encore  moins  avoir  lieu  avant  qu'apr^s  le  cas 
de  la  d^volution  arriv^;  puisqu'outre  le  tort,  qui  en  reviendroit  en 
tout  temps  aux  int^rSts  de  l'empereur  il  en  r^sulteroit  un  autre  par 
rapport  aux  princes  legitimes  possesseurs  des  ^tats  en  question»  princes 
innocents ,  et  ä  qui  rien  n*attire  la  präsente  disgräce ,  que  le  sort, 
qu*ils  ont  de  se  voir  destin^  un  successeur  trop  empress^  h  faire 

31* 


472  Ilöfler 

valoir  ses  esp^rances.  M^  le  cardirial  tsiche  d*affaiblir  la  force  de 
cct  argumenta  que  selon  le  rapport  du  comte  de  Sinzcndorff  il  avoit 
si  bien  reconnu  luy  m^me  eydevant,  en  disant,  qu*il  ne  leur 
importoit  pas,  que  les  trouppes,  qu'on  voudroit  les  forcer  ä  receroir 
de  leur  yivant  dans  leurs  etats ,  fussent  Espagnoles  ou  neutres ,  et 
que  en  cela  il  y  avoit  un  grief  legitime  de  leur  part,  le  reproche  en 
devoit  tomber  ^galement  sur  toutes  les  puissances  qui  ont  signe  le 
trait^  de  Londres.  II  est  Tray  que  ce  traite  fait  mention  des 
garnisoDS  neutres,  mais  il  ny  est  nulle  part,  que  les  puissances 
contractantes  s*  obligeoient  rdciproquement  de  forcer  en  cas  de 
refus  les  pr^sents  possesseurs  k  les  recevoir.  Au  contraire  lorsqu*au 
congres  de  Cambray  on  a  r^fl^chi  sur  les  inconv^nients,  qui 
accompagneroient  m^me  ces  garnisons  neutres,  on  est  tomb^ 
d'accord  des  moyens  plus  doux  pour  assurer  la  succession  destin^e 
par  le  dit  traite  ä  Tinfant  Don  Carlos.  Le  coiisentiment  de  Tempire, 
qui  du  teinps  de  la  coiiclusion  de  la  Quadruple  Alliance  a  para 
absolument  n^cessaire,  quoiqu*k  present  on  ne  s*en  embarasse 
gu^re,  a  ^t^  obtenu:  les  lettres  d'investiiure  eventuelle  ont  ^te 
d^livr^es  aux  pl^nipotentiaires  espagnols,  et  en  ont  iie  aeeept^es; 
on  a  exp^did  le  mandatum  ad  subditos,  afin  de  pouvoir  le  faire 
valoir,  d^s  ce  que  le  cas  seroit  echu,  et  pour  faire  voire  la  bonne 
foy,  avec  la  quelle  Tempereur  vouloit  accomplir  ce,  qui  a  6ii 
stipulä  en  faveur  de  Tinfant  D.  Carlos,  les  ordres  ont  ^t^  donn^s 
tant  au  commissaire  imperial  en  Italic ,  qu'au  gouverneur  de  Milan 
de  mettre  en  ex^cution  Tarticle  V.  de  la  Quadruple  Alliance  aussitöt 
que  les  cas  y  exprim^  arriveroit.  D*ailleurs  en  ne  consid^rant  meme» 
que  les  int^rSts  des  princes  l(^gitimes  possesseurs  des  ^tats  de 
Toscane  et  de  Parme,  les  garnisons  mentiondes  dansle  traite  de 
Londres  sont  a  plusieurs  c^gards  pr^f^rables  k  Celles,  dont  on  est 
convenu  entre  les  nouveaux  alli^s  de  Seville.  Celles  lä  devoient  £tre 
lev^es  parmi  une  nation,  qui  leur  ^toit  aussi  peu  suspeete,  qu*ä 
aucune  des  puissances  contractantes ,  et  outre  les  pr^cautions ,  qu*on 
a  prises,  pour  qu^elles  ne  fussent  aucunement  ä  charge  ni  au  paix  ni 
k  ceux,  qui  le  gouvernoient,  il  fut  encore  stipul^,  qu'elles  pr&teroient 
le  serment  de  fid^lit^  aux  princes  possesseurs  d'k  present,  de  sorte 
que  les  garnisons,  dout  il  est  parl^  dans  la  Quadruple  Alliance,  en 
tout  ce,  qui  ne  regardoit  pas  la  succession  destin^e  a  Tinfant  Don 
Carlos  ^toient  du  vivant  de  ces  princes  a  considerer,  plutdt  comnne 


Fragmente  zur  Geschichte  Kaiser  KarPs  VI.  473 

leurs  propres  trouppes ,  quc  comme  de  trouppes  ^trangeres  au  Heu 
que  toutes  ces  cireonstances  n*ont  pas  lieux  par  rapport  aux 
garnisons  aecord^es  aux  desirs  de  la  reine  d'Espagne  par  le  trait^ 
de  Seville,  h.  quoy  Ton  peut  ajouter  ce,  qui  a  deja  iii  insinu^ 
cydessus,  h  sc^avoir,  que  ce  ne  sont  pas  les  autres  puissances,  mais 
ceux,  k  qui  cela  touche,  qui  sont  en  droit  de  mesurer  le  grief,  qui 
leur  pourroit  revenir  de  ces  garnisons,  et  il  est  un  peu  ^tranger 
que  les  alli^s  de  Scville  pretendent  s*eriger  en  juges  de  ce  qui  peut 
plus  ou  moins  convenir  aux  autres. 

Dans  la  suite  de  la  lettre  M'.  le  cardinal  pretend,  que  le  conseil 
imperial  aulique  par  son  decret  sur  les  fiefs  Pallaviciils  avoit 
formellement  contrevenu  h  Tarticle  de  la  Quadruple  AUiance,  qui 
portoit  que  les  ^tats  de  Toscane  et  de  Parme  demeureront  dans  Tetat» 
oü  ils  etoient  dans  les  temps  de  la  signature,  sans  qu*il  put  y  fitre 
rien  chang^.  M^  le  cardinal  dit  Pavoir  repr^sent^  plusieurs  fois  h 
W.  le  comte  de  Kinsky  et  h  W.  de  Fonseca,  ce  qui  est  vray^  mais 
il  ne  dit  pas  ce,  que  ces  ministres  y  ont  r^pondu,  quoiqu*il  eAt 
fallu  le  toucher  en  cas,  qu*il  eüt  des  raisons  valables  h  opposer 
ä  Celles,  qu*ils  ont  all^guees  pour  montrer  Tinsubsistence  de  cette 
objection.  C*est  un  fait,  qui  ne  peut  pas  £tre  revocqu^  en  doute 
que  le  proc^s  au  sujet  du  fief  Pallayicino  a  ^t^  soumis  par  les  parties 
litigantes,  et  par  cons^quent  par  le  duc  de  Parme  luy  meme,  h,  la 
d(^cision  de  ce  tribunal  suprSme  de  Tempire  bien  des  anndes  avant, 
qu*on  songeat  ä  conclure  le  trait^  de  Londres :  que  ce  m^me  proces 
a  ^t^  Continus  du  depuis,  et  que  Pallayicino  n*est  pas  seulement  un 
fief  eventnel,  mais  actuel  et  incontestable  de  Tempire.  Tout  ceci 
posd  pour  constant,  comme  il  ne  sauroit  Stre  contredit»  seroit-il  bien 
possible,  que  M^  le  cardinal  voulut  soutenir,  que  le  principe  ^tabli 
dans  la  Quadruple  AUiance,  que  les  ^tats  de  Toscane  et  de  Parme 
eussent  k  rester  in  statu  quo,  empSchoit  la  poursuite  des  proces 
particuliers !  si  cela  ^toit  un  droit,  qui  a  ^t^  litigieux  alors,  ne 
pourroit  jamais  etre  ddcid^,  le  proces  auroit  k  durer  autant  que  les 
Conventions,  qui  ne  devroient  finir  jamais,  et  celuy  qui  Tavoit 
entame  auparavant,  perdroit  un  droit,  qui  lui  ^toit  l^gitimement 
acquis,  sans  qu*il  y  eilt  de  sa  faute.  Peut-on  supposer,  que  teile  a 
ete  rintention  des  puissances  contractantes  sans  leur  attribuer  des 
sentiments  contraires  ik  la  justice  et  mSme  tout  ä  fait  d^raison- 
nables? 


474  H  d  f I  e  r 

Voici  cependant  ä  quoy  se  r^duisent  les  raisons,  que  Son 
Eminence  a  su  all^guer  pour  colorer  ce  qui  s*est  pass^  2i  Seville  aa 
prcjudice  des  trait^s.  11  est  vray,  qu'elle  parle  encore  de  quelques 
autres  plaintes  des  princes  dltalie,  mais  öomme  eile  n*a  pas  jug^  k 
propos  de  les  sp^cifier ,  on  ne  sauroit  y  räpondre ;  et  pour  ce  qui 
regarde  les  promesses  faites  par  les  ministres  de  Tempereur  au 
grand  due  de  Toscane,  S.  M^.  Imperiale  auroit  manqu^  k  ce,  qu*elle 
se  doit  k  eile  ro6me»  et  k  ce  qu'elle  doit  k  la  justice,  si  eile  avoit 
balanc^  un  moment  a  asseurer  ce  prince,  qu*elle  V  assistera  de 
toutes  ses  forces,  en  cas  que  contre  la  teneur  des  trait^s  on  pr^sumat 
de  le  troubler  dans  la  paisible  possession  de  ses  dtats. 

Les  sentiments  de  Tempereur  sont  donc  toujours  uniformes  et 
les  mSmes,  qu*ils  ont  eii  depuis  le  commencement  de  la  presente 
n^gociation  k  s^avoir  qu*il  est  ddtermin^  k  se  tenir  aux  trait^s,  et 
qu'il  regardera  Tintroduction  des  garnisons  Espagnoles  dans  les 
places  fortes  de  Toscane  et  de  Parme  pour  ce  qu*eiie  est  en  effet, 
c*est  k  dire»  pour  une  infraction  manifeste  de  celuy  de  la  Quadruple 
Alliance;  mais  en  mSme  temps  ce  prince  persiste  ä  n^etre  pas  ^loign^» 
de  se  priter  k  touts  les  autres  moyens,  qui  pourroient  £tre  jug^s 
n^cessaires  pour  assurer  d*ayantage  la  succession  eventuelle  de 
Toscane  et  de  Parme  k  Tinfant  D.  Carlos,  pourvu  que  ces  moyens 
fussent  tels ,  qu'ils  ne  donnassent  pas  atteinte  ni  aux  droits  d'autruy 
ni  aux  Conventions  ant^rieures.  11  est  clair  qu'avec  justice  on  u*ea 
sauroit  exiger  davantage,  et  qu*en  se  d^clarant  de  la  sorte  Tempereur 
fait  tout  ce,  qui  dopend  de  luy,  pour  parvenir  k  une  pacification 
g^n^rale;  car  ce  seroit  un  cas  innoui  jusqu*^  präsent,  et  ^vid^niment 
contraire  k  touts  les  noeuds  qui  fönt  subsister  la  soci^tö  humaine» 
que  de  pr^tendre  le  forcer,  ou  k  blosser  les  droits  d*autruy,  reconnus 
par  des  trait^s  solennels  ou  k  se  d^partir  d'une  Convention»  k  la 
quelle  les  puissances,  qui  se  trouvent  maintenant  dans  le  party  oppose. 
Tont  elles  mfimes  engag^.  La  candeur  et  la  f\4i^,  que  M^  le  cardinal 
de  Fleury  professe,  donnent  un  juste  sujet  de  confiance  k  l*en)pereur, 
que  les  affaires  ne  seront  Jamals  portees  k  ces  extr^mit^s,  et  Sa 
Hajest^  ne  negligera  certainement  rlen  de  son  cöte,  pour  aider  k 
les  conduire  ä  une  fin  plus  consid^rable. 


Fragmente  zur  Geschichte  Kaiser  KarPs  VI.  47 S 


INHALT. 


Seit« 

Vorwort       417 

A.  Die  Bemöhangen  der  Könige   in  Prensaen,  Friedrich*s  I.   and  Friedrich  Wil- 
helro*8  !.,  die  Mainlinie  zu  erlangen 418 

B.  Beitrage  zur  Politik  des  kaiserlichen  Hofes  Ton  1725—1729 431 

I.  Die  Gesandtschaflsreise  des  Grafen  Stefan  Rinsky  nach  Rassland,    1721 

und  1722 432 

II.  Die  Mission  an  den  churpfSIzischen  Hof,  1727 436 

III.  Die  Unterhandlungen  des  Grafen  Stefan  Rinsky  am  Pariser  Hofe  und  die 

kaiserliche  Staatsschrift  gegen  den  Cardinal  Fleury 446 

Beilage.  Die  kaiserliche  Staatsschrift  gegen  den  Cardinal  Ton  Fleury    .    .    .  454 

1.  Schreiben  des  Cardinais  you  Fleury  an  R.  Rarl  VI.,  19.  Dec.  1729    .  454 

2.  Antwort  des  Raisers  Yom  4.  Febr.  1730 457 

3.  Memoire  pour  ser?ir  de  r^ponse  i  la  lettre  de  S.  B.  le  Cardinal  de 
Fleury  i  Tempereur  du  19.  Dec.  1729 458 


VcRefdiilis  der  «iagegiiB^ieD  Draektebriftm. ..  '  477 


VRBZKICHNISS 

DER  EINGEGANGENEN  DRUCKSCHRIFTEN. 

(NOVEMBER  1868.) 

Accademia  della  Crusca:  Vocabolario.  V*  impressione.  Glossaria. 
A  &  B.  In  Firenze,  1867;  4o. 

Akademie  der  Wissenschaften,  Konigl.  Preuss.,  zu  Berlin:  Monats- 
bericht. Juli  1868.  Berlin;  8o. 

Konigl.  Bayer.,  zu  Mönchen:  Sitzungsberichte.  1868. 1.»  Heft  4; 

1868.  II.,  Heft  1.  München;  8o. 

Central -Commission»  k.  k.  statistische:  Tafeln  zur  Statistik.  Die 
Jahre  1860  bis  186S  umfassend.  Heft  I  und  V.  Wien,  1868; 
gr.  4®. 

Gay,  Claudio,  Historia  fisica  y  politica  de  Chile.  Historia:  Tom. 
I  — VI;  Documentos:  Tom.  I  —  II;  Botanica:  Tom.  I — VIII; 
Zoologia:  Tom.  I  — VUI;  Paris  &  ChUe,  1844—1854;  8o.  — 
Atlas:  Tom.  I  — II.  Paris;  4o. 

Gel  ehrten- Verein,  Serbischer,  zu  Belgrad:  Serbische  Märchen 
von  Vuk  Vreevid,  und  Serbische  Nationalspiele  von  dem- 
selben. Belgrad,  1868;  8o. 

Haroelitz.  VIII.  Jahrg.  Nr.  38,  39  &  41.  Odessa,  1868;  4«. 

Instruction  für  die  fachmännischen  Begleiter  der  k.  k.  Mission 
nach  Ostasien  und  Südamerika.  Wien,  1868;  8«. 

Kremer,  A.  de,  Notice  sur  Sha'  Räny  (J.  As.  Extr.  Nr.  2.  1868.)  8«. 

Leonhardi,  H.  K.  Freih.  v.,  Sätze  aus  der  theoretischen  und  prak- 
tischen Philosophie  etc.  Prag,  1868;  8o. 

Mari^  -  Davy,  Notice  sur  les  travaux  scientifiques  de.  Paris. 
1868;  4o. 

Martins,  Carl  Fr.  Ph.  v..  Akademische  Denkreden.  Leipzig,  1866;  8«. 

SiUb.  d.  pbil.-hist.  Cl.  LX.  Bd.,  H.  Hft.  31  ** 


478  Veneichniss  der  eingegangenen  Drackachriften. 

Mittheilungen  der  k.  k.  Central-Commission  zur  Erforschung  und 
Erhaltung  der  Baudcnkmale.  XIII.  Jahrgang.  November-Decem- 
ber  1868.  Wien;  4o. 

—  aus  J.  Perthes*  geographischer  Anstalt.  Jahrgang  1868,  X.Hefl, 
nebst  Ergänzungsheft  Nr.  24.  Gotha ;  4<^. 

Ordinaire  de  Lacolonge,  La  legende  d*Etichon  duc  d*Alsace. 

Bordeaux,  1868;  8o. 
Programm  des  k.  k.  Ober- Gymnasiums  in  Czernowitz,  für   das 

Schuljahr  1868.  Czernowitz,  1868;  8o. 
Reumont,   Alfred,   Geschichte  der  Stadt  Rom.  III.  Band.   Berlin, 

1868;  8«. 
Revue  des  cours  scientifiques  et  litteraires  de  la  France  et   de 

l'etranger.  VAnn^e,  Nrs.47  — 50.  Paris  &  Bruxelles,1868;  4*. 
Scharrat h,  Dispositionsplan  einer  akademischen  Heilanstalt.  Folio. 
Soci^t^    Royale    des    Sciences    de  Liege:    Memoires.    2*    S^rie. 

Tome  IL  Li6ge,  Bmxelles,  Paris,  1867;  8«. 
Society,  the  Royal  Geographical,  of  London:  Proceedings.  Vol.XII, 

Nr.  S.  London,  1868;  8«. 
Teza,  E.,  Saggi  inediti  di  lingue  americane.  Pisa,  1868;  So. 
Verein  iUr  hessische   Geschichte  und  Landeskunde:   Zeitschrift. 

N.  F.  II.  Band,  Heft  1  &  2.  Kassel,  1868:  8«.  —  Mittheilungen, 

1868,  Nr.  3  —  4.  8o. 

—  für  Geschichte  der  Mark  Brandenburg:  Namensrerzeichniss  zu 
sämmtlichen  Banden  des  Codex  diplomatictis  Brandetiburgen- 
sis.  Band  U.  Berlin,  1868;  4o. 

—  Siebenbürgischer,  für  romanische  Literatur  und  Cnitur  des 
romanischen  Volkes:  Transilvania.  I.  Jahrgang,  Nr.  21.  Her- 
mannstadt, 1868;  8». 


SITZÜNGSBEWCHTE 


DBR 


KAISERLICHEN  AKADEMIE  DER  WISSENSCHAFTEN. 


PHILOSOPHISCH-HISTORISCHE  CLASSE. 


l\.  BAND.  ni.  Hsn. 


JAHRGANG  1868.  —  DECEMBER. 


32 


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Cnmmissionabericht.  481 


SITZUNG  VOM  2.  DECEMBER  1868. 


Der  Secretär  legt  vor : 

1.  Eine  Note  des  k.  k.  MiDisteriums  für  Cultus  und  Unter- 
richt vom  17.  November  1.  J.  Z.  10132,  betreffend  die  Vervoll- 
ständigung einiger  in  der  Bibliothek  des  k.  k.  Gymnasiums  zu 
Capo  d'lstria  befindlichen  periodischen  Druckschriften  der  kais. 
Akademie; 

2.  ein  Ansuchen  des  Harzvereines  für  Geschichte  und  Alter- 
thumskunde  um  freundschaAlichen  Verkehr  und  regelmässigen 
gegenseitigen  Schriftentausch ; 

3.  von  dem  w.  M.  Herrn  Prof.  Dr.  C.  Höfler  in  Prag  zwei 
Abhandlungen,  und   zwar: 

a)  die  Correspondenz  des  Grafen  Stefan  Kinsky  aus  den 
Jahren  1729—1732; 

b)  die  diplomatische  Correspondenz  des  Grafen  Johann  VTenzel 
Gallas ,  kais.  Gesandten  in  London  und  im  Haag  während  des 
spanischen  Successionskricges. 

4.  Eine  vom  Secretär  verfasste»  für  die  Sitzungsberichte  be- 
stimmte Abhandlung:  „Über  den  accusativus  cum  infinitivo**. 

5.  Eine  Abhandlung  des  c.  M.  Herrn  Prof.  Dr.  Fr.  Müller: 
^Der  Verbalausdruck  im  semitischen  Sprachkreise ** ,  mit  dem  An- 
suchen des  Verfs.  um  Aufnahme  in  die  Sitzungsberichte; 

6.  eine  Abhandlung  des  Herrn  Dr.  Franz  Kürschner  in  Eger: 
^Das  Archiv  der  Stadt  Eger**,  mit  dem  Ansuchen  des  Verfs.  um 
Aufnahme  in  die  Schriften  der  kais.  Akademie. 

Das  w.  M.  Herr  Dr.  A.  Pfiz maier  legt  eine  für  die  Denk- 
schriften bestimmte  Abhandlung  vor:  «Der  Almanach  der  klein- 
bambusfarbigen  Schalen.  Zweite  Abtheilung.*'  (Schluss.) 


32» 


482  CommiMionabericht. 


SITZUNG  VOM  9.  DECEMBER   1868. 


Der  Präsident  theilt  der  Versammlung  die  Trauerkunde  mit 
Ton  dem  am  6.  d.  M.  erfolgten  Ableben  des  correspondirenden  Mit* 
gliedes  der  kais.  Akademie  der  Wissenschaften,  Herrn  Hofrath  Prof. 
Dr.  A.  Schleieher  in  Jena. 

Die  Classe  gibt  ihren  Gefühlen  über  den  Verlust  ihres  hoch- 
Terdienten  Mitgliedes  durch  Aufstehen  von  den  Sitzen  Ausdruck. 


Der  Secretär  legt  vor: 

a)  Eine  Abhandlung  des  c.  M.  Herrn  Prof.  A.  Mussafia  in 
Wien:  ^Sul  testo  del  tesaro  di  Bruneito  Latini" ^  mit  dem  Er- 
suchen des  Verfs.  um  Aufnahme  in  die  Denkschriften. 

b)  Eine  Abhandlung  des  c.  H.  Herrn  Prof.  Dr.  Fr.  M  ü  11  er  in 
Wien:  „Beiträge  zur  Kenntniss  der  Piili-Sprache»  III. ^^  mit  der 
Bestimmung  für  die  Sitzungsberichte ; 

c)  eine  Abhandlung  des  Herrn  Prof.  J.  Pop  Florentin  in 
Bottuschani:  „Zur  Sprachphilosophie*'»  mit  dem  Ersuchen  des  Verfs. 
um  Aufnahme  in  die  Sitzungsberichte. 


Das  w.  M.  Herr  Prof.  Dr.  H.  Siegel  legt  vor:  Herrn  Dr. 
H.  LambeFs  ^Bericht  über  die  Resultate  seiner  im  Auftrage  der 
kais.  Akademie  in  Oberösterreich  unternommenen  Weisthfimer« 
forschungen". 

SITZUNG  VOM  16.  DECEMBER  1868. 


Der  Secretär  legt  vor: 

1.  Die  Publicationen  der  American  Oriental  Society  in  New 
Haven  seit  dem  Jahre  1842,  welche  vorzuglich  linguistische  und 
geographische  Abhandlungen  enthalten,  mit  dem  Ansuchen  der  ge- 
nannten Gesellschaft  um  Mittheilung  der  Sitzungsberichte; 

2.  ein  Ansuchen  des  Herrn  Dr.  Lambel  in  Wien,  ihm  aus  der 
Bibliothek  des  protestantischen  Seminars  in  Strassburg  eine  Hand- 
schrift zu  verschaffen; 

3.  zwei  Panthaidinge  (von  Ebersdorf  und  Wildenhag)  aus  dem 
konigl.  bairischen  Reichsarchive,  welche  von  dem  Herrn  Prof.  Dr. 
Richard  Schröder  in  Bonn  eingesandt  wurden. 


k 


M  i  k  1  o  a  i  t  h.   Über  deo  accuaativaa  cum  iafinitivo.  483 


Über  den  aeeusativus  cum  infinitivo. 

Von  Dr.  Franz  Miklosich. 

Die  lateinische  Grammatik  lehrt,  dass,  wenn  der  Infinitiv  sein 
«igenes  Subjeet  bei  sieh  hat,  dieses  im  Accusativ  steht,  Zumpt. 
Achte  Ausgabe  §.  599,  daher  victorem  parcere  vietis  aequum  est; 
Orpheum  po§tam  docet  Aristoteles  numquam  fuisse.  Dasselbe  lehrt 
die  griechische  Grammatik,  Kruger  §.  SS,  daher  re^vd/jievat  7dp 
xaXöv  ivi  npoyidyiOKjt  t:s(j6vra  dvJp*  dyoiJ^äv;  T^yyeikav  röv  Köpov 
vixr,(jai.  Derselbe  Accusativ  ist  auch  namentlich  in  den  älteren  Denk- 
mälern der  romanischen  Sprachen  nachweisbar.  Diez,  III.  Zweite  Aus- 
gabe, pag.  237 — 241.  Der  in  dieser  Verbindung  das  Subjeet  bezeich- 
nende Accusativ  hat  den  Scharfsinn  der  Grammatiker  seitApollonius  im 
zweiten  Jahrhundert  unserer  Zeitrechnung  beschäftigt.  Die  gegebenen 
Erklärungen  zu  prüfen  und  für  die  mir  richtig  seheinende  einen 
neuen  Grund  aus  der  vergleichenden  Sprachwissenschaft  ins  Feld 
zu  führen,  ist  die  Aufgabe  dieser  Zeilen. 

Nach  den  Ansichten  der  Grammatiker  ist  der  Grund  dieses  Ac- 
cusativs  zu  suchen  1.  in  dem  Verhfiltniss  des  Infinitivs  als  des  gram- 
matischen Objects  der  Aussage  oder  als  des  logischen  Objectes  des 
Gedankens;  2.  in  dem  den  Accusativ,  wie  man  sagt,  regierenden 
Verbum  des  Hauptsatzes ;  3.  in  der  Bedeutung  des  Accusativs ;  4.  in 
dem  nominalen  Ursprung  des  Infinitivs. 

Ich  glaube  es  den  Mitforschern  schuldig  zu  sein,  die  aufge- 
stellten Ansichten  nicht  nur  mit  ihrer  vollen  Begründung,  sondern 
auch  mit  den  eigenen  Worten  ihrer  Urheber  mitzutheilen. 


484  M  i  k  lo  si  c  h 


1.  SrkUrani^  ans  dem  Terhältnlss  des  InioltlTS  als  des  gramnatischei 
•bjects  der  Anssai^e  eder  als  des  Ui^iseheo  Abjectes  des  Gedaikeis. 

Diese  Erklärung  lautet  in  der  Fassung  G.  F.  Schoeinanii*s  fol- 
gendermassen :  Dass  die  Subjeetsangabe  beim  Infinitiv  nicht  im 
Subjectscasus  oder  im  Nominativ,  sondern  im  Objeetscasus  oder  im 
Aceusativ  auftritt,  ist  darin  begründet,  dass  der  Infinitiv  immer,  wenn 
auch  nicht  grammatisches  Object  der  Aussage,  doch  logisches  Ob- 
ject  des  Gedankens  ist.  Die  Lehre  von  den  Redetheilen  pag.  46.  Der 
Infinitiv  wird  sammt  seinem  Subjecte  als  logisches  Object  behandelt 
und  tritt  demgemäss  auch  im  Objeetscasus  auf.  47.  Im  Satze  „ro 
ava7c7v6j(7x£tv  roijg  nouSag**  steht  der  Aceusativ  roijg  Tzaloccg^  weil 
der  Infinitiv,  auch  wenn  er  im  Satze  als  grammatisches  Subject  er- 
scheint, doch  immer  als  logisches  Object  genommen  wird.  ibid. 

Dass  diese  Deutung  unrichtig  ist,  ergibt  sich  mir  aus  folgender 
Erwägung:  Nach  dieser  Theorie  sind  zwei  Fälle  zu  unterscheiden. 
Im  ersten  Falle  tritt  der  Infinitiv  als  grammatisches  Object  der  Aus- 
sage auf.  Hier  scheint  der  Aceusativ  des  Subjectes  sich  mit  Noth- 
wendigkeit  zu  ergeben.  Allein  dies  scheint  nur  so,  da  der  Satz:  „wenn 
an  die  Stelle  des  Verbum  finitum  der  Infinitiv  tritt,   und   dieser   das 
Object  der  Aussage  bildet,  so  muss  der  Nominativ  durch    den  Ac- 
eusativ ersetzt  werden,^'  durch  keine  Analogie  gestützt  werden  kann. 
Wenn  gefragt  wird,  welcher  Casus  in  diesem  Falle  einzutreten  habe» 
kann  bei  dem  Mangel  jeder  Analogie  nur  mit  einem  non  liqiiet  ge- 
antwortet werden.  Man  darf  sich   durch  das  grammatische    Object 
nicht  imponieren  lassen,   denn  dieser  Ausdruck  ist  im  günstigsten 
Falle  nur  auf  den  Infinitiv,  nicht  auf  das  Subject  desselben  anwend- 
bar. Im  zweiten  Falle  tritt  der  Infinitiv  nicht  als  grammatisches  Ob- 
ject der  Aussage  auf,  hier  schwindet  auch  der  scheinbare  Grund,  der 
im  ersten  Falle  für  das  Eintreten  des  Aecusativs  angeführt   wurde. 
Wenn  gesagt  wird »   dass  dann  der  Infinitiv  immer  doch  logisches 
Object  des  Gedankens  ist,  so  ist  dem  einfach  die  wohl   allgemein 
anerkannte  Bemerkung  entgegenzustellen,  dass  die  Casus  nicht  lo- 
gische, sondern  grammatische  Verhältnisse  ausdrücken. 

Schoemann  46.  bemerkt,  diese  allein  genügende  Erklärung  des 
von  vielen  sehr  einseitig  und  ungenügend  erklärten  accusativus  cum 


über  den  accuaativus  cum  infinitivo.  4SK 

infinitivo  sei,  so  viel  er  wisse,  zuerstvonFr.Schinitthenner,Urspraeh- 
Jehre,  pag.  161.  2.  und  260,  kurz  angedeutet,  dann  von  Andern,  wohl 
unabhängig  von  jenem,  vorgetragen  worden :  vgl.  besonders  Jaeobs 
in  Heydemann*s  und  MützelFs  Zeitschrift  für  das  Gymnasialwesen 
I.  3.  pag.  38  und  51^  Nach  den  Heidelbergischen  Jahrbüchern  1816. 
pag.  918.  hat  jedoch  schon  Ch.  Koch  in  seiner  1809  zu  Marburg 
erschienenen  Schrift:  De  linguarum  indole  non  ad  logices,  sed  ad 
psyehologiae  rationem  revocanda  folgendes  Axiom  ausgesprochen: 
„Wenn  ein  Satz  des  anderen  directes  Object  ist,  so  wird  auch  sein 
Substantiv  im  Casus  des  nächsten  Objectes,  d.  h.  im  Accusativ  ge* 
setzt  und  dem  Infinitiv  der  Kürze  halber  beigefügt*',  worüber  der 
Recensent  bemerkt:  „Allein  der  accusativus  cum  infinitivo  ist  oft 
Subject,  eines  Theils;  und  dann  wird  keineswegs  zuerst  das  Sub* 
stantiv  vom  andern  Satz  afficiert,  sondern  das  Verbum.^ 


2.  Efklirnng  ans  dem  den  AcensatlT  regierenden  Terknni  des  lanpl- 

latiei. 

Den  ältesten  Versuch,  das  Räthsel  zu  lösen,  finden  wir  bei 
Apollonius  Dyscolus.  Es  sei  mir  gestattet,  die  Theorie  des  viel  zu 
wenig  beachteten  griechischen  Grammatikers,  den  Priscian  summus 
auctor  artis  grammaticae  nennt,  in  der  klaren  Darstellung  des  Herrn 
E.  Egger  mitzutheilen :  Dans  les  locutions  comme:  -^p-h  ou  Sit  dva- 
yivtaaxeiv  AccvOaecv,  „il  faut  que  Denys  lise**,  ^iXo)  ae  dxoOetv  Acovu- 
ae'ou,  „je  veux  que  vous  ecoutiez  Denys **,  il  est  Evident  que  AtovOmov 
et  (7£  expriment  la  personne  qui  fera  Taction,  ou,  selon  notre  langage 
moderne,  sont  les  sujets  du  verbe  qu'ils  accompagnent;  et  pourtant 
ils  sont  a  l'accusatif,  au  lieu  d^^tre  au  nominatif,  ce  qui  contredit 
une  des  regles  ^l^mentaires  de  la  syntaxe.  Mais,  r^pond  Apollonius, 
ces  accusatifs  ne  sont  pas  appel^s  par  Tinfinitiv;  car  dans  les  locu- 
tions epistolaires,  comme:  ^ihnncg  'A^vatwv  rp  ßo^X-J  xae  tcJ) 
dT2/jLa)  '/^aipetv^  on  voit  que  Tinfinitiv  se  construit  avec  le  nominatif, 
comme  les  quatre  autres  modes  du  verbe;  mais  deX  et  -^pti  sont  syno- 
nymes de  T^einei,  qui  appelle  apres  lui  Taccusatif,  comme  fait  iSiXu} 
dans  cette  locution:  nepinoLrtXv  i^iTitß)  i^mp  ypdfuv^  »ij*aime  mieux 
me  promener  que  d^^crire**,  et  par  cons^quent,  dans  toutes  les 
phrases  qui  expriment  une  n^cessit^  ou  un  acte  de  volonte,  l'accu- 


486  M  i  k  1  o  •  i  c  h 

satif  est  gouverne  soit  par  le  verbe  ieX  ou  Tun  de  aes  ^aiTaleats, 
soit  par  l*un  de  ces  verbes  que  les  Grees  appelaient  npooipttmi. 
(nach  Priscian  voluntativa).  Apollonius  2KK.  Der  Text  der  Toa 
E.  Egger  angeführten  Hauptstelle  des  Apollonius  lautet  :  'Efy^ 
pfixiov  xae  mpi  rcüv  ^uvraa^ofiivojv  Trreoacciiv  rol^  dTrapc/x^oroi^.  mu 
frpdiröv  7«  i^iroL^iov^  ei  aXio^eOit  rö  ini  airiarixiiv  acöra  navrmq 
fipta^at^  <i}g  iv  r^  j^^  xai  iel,  yip-h  dvaytv^aaxeiv  AcovO^iov,  xai  roi^ 
ro(o6roe$'.  ^v  fiivroe  rö  dXv}<&€Oov  rou  XÖ70U,  oi»^  oüx  aOra  rd  obrap^- 
yara  irdvrcii^  a^narcxi^v  diraerci,  7rreü<7fv  d^  n^v  xae  iv  rolg  optarvioU 
xai  rf  67roXot;re;>  iyxXidei  aitvTaaaofiivriv.  iart  '^ap  tol  roO  XÖ70U 
ofjTUiq  tfovxa,  rö  yupii  xat  rö  ^£1  airta  *fivtrai  a^rearixij^  nrapa- 
.^iffccii^,  xa^ö  pruLaroL  5vra  irXa7fav  d;ra(r€(  n^v  d'tou^av,  »oe^s 
xae  dXXoe^  irXcfaroe^  piip.a(Jt  rö  roioOrov  ;ra/3v}xoXo63^ffe ,  rö  iir^  701- 
xi^v  tfipeadai  1%  jorexi^v  v^^  a^rearexi^v.  4*  7dp  XÖ7«[)  xae  i^  roO  Xccircc 
axjvra^iq  irdXev  ^/r'  a^rearexi^v  ^^perae,  Xüitti  Afeova,  Xecirce  ^fii, 
roxjTp^  r£>  Xö7e(>  xae'  rö  dsl  i;r'  a^rearexi^v  ^ipcrae,  ^£1  i^ki^  StX  ai  *  rovro 
7dp  iare  rö  xardXXv}Xov  roO  X67OU,  itl  i\Li  dxöucev.  oxj  ydp^  c&c  üjpa- 
ficv,  ii  rcüv  dnapeiifdT(i}v  ]Q9^7e^  rö  roeoOrov  d^'aeree*  ;rp6xccrac  70OV 
1^  imoraXrexi^  oOvra^e^  oux  oO(7V3^  a^rearexi?^  irrcüaeaic«  ccXxd  xae  iv 
rot^  roeoOroc^,  r^  ircpe/rarclv  ^öofiae,  xaj  Trepejrarclv  i3^i\oi}  iintp  ypd" 
fetv^  i^iXtt  xoefAöcff^ae  ^  nepiTrarelv*  a»v  €1  re^  dfiXoi  rd  avv6vTa 
fjiöpea  xai  Kpog^elri  rö  dee,  Trdvreo^  6;raxou7^/<7erae  xcei  i^  a^rcarexn» 
jc?  nepiTcartlv^  y(j>ii  iia^iy^a^ai.  o&^i  o&v  xai  rd  dirapiik^oLra  o7}cv 
a^rearexY}v;  ou  n^v  ^  rA  xa^öXov,  dXkd  n^v  ip.fspoixivr3v  iv  raXq 
(fKoXoinoig  iyxXl<Jt<Ji^  fikel  Oieova,  ^(Xce  TpO^ojva,  ^dv  ^eXi^  TpO^&iva, 
'  xai  oOrci)  7^verae  ^v}92  ^eXclv  TpO^ojva.  ^v^ev  7dp  xae  d6o  a^rearixae 
Trpogyivovrat  rp  roeaöqj  ouvrdfce.  7svexyJ^  p.iv  ydp  xai  ^orexi^^ 
7(verae  oOvra^e^,  drav  irdXev  xai  ii  itTuö'Xotnog  iyxhmg  ini  ^cvexi^v 
fiptirai^  dxoOce  TpOftavog,  rj  iTvi  iorixtiv,  iidcaat  Tpu^cove,  xai  irdXcv 
inl  T&v  i^i'ig  iyxXlai(ß}v^  i^  ojv  irdXev  rd  /JLeraXafißavöjuieva  dnapifk" 
fpara  rai^rö  dvad^x^rac,  ^v}9ev  dxoOeev  Tpu^cmvo^,  ^vjae  de^^vae  Tp6- 
ycmve.  olg  tl  nq  npog^eivi  rö  der,  uyeXöfievo^  dva7xa£»^  rd  3^1992, 
xa^d}^  ineiel^aiitv ^  ndhv  TTpogyivri^erai  xai  19  a^rearexi^,  itX 
dxoOcev  Tp6)>ciivo^  *A;roXXa»veov,  isl  ipqv  Bi(»)vog  ifjiiy  itX  aoe  Tpv- 
ycüva  ]^apeCc7^ae.  xdv  7 dp  ini  roOreov  ri^v  a^rearexi^v  OnovriiXtiy 
iJ^iXi^  re^  rj  deoOop  ^vrdfce,  öfJi6Xo70^  ^arae  njj  Xeen-oOaqp  a^reorcxf, 
c^  oOrot)  ya{v}fA€v«  itX  <J0i  )^ap^(c9<&ae,  de?  aoO  dxoOsiv  *  Trdvroi^  7dp 
a^rearexv}  ^orev  i5  6;raxou7fJi^vi9*  ^v  d;roXa&c>>v  6  Xdyog  rö  iaurou  rlXo^ 


über  den  accusativus  cum  infinitiro.  487 

r:o:pa(jTri(Jsi^  inst  si  /jli^  fktnev^  iSn  npogsvsyjäiv  eo^  ^v  jrXeova<7/JLa>  r^^ 
aiTiarix^g  naTaylvia^M^  iel  aoc  fCLfti^eaäai  i\ki^  dcl  dxoOccv  dou 
Acojva.  toOtcüv  ouv  rpÄc  ^j^övtwv,  ^dv  eo^  cctto/jicv  tö  p^/xa  yOace 
ifip-nroLi  Ik  a^rearMYJv,  X^70j  tö  dira/^i/x^arov,  rö  nfjvexaöra  kolI  SOo 
cciriarixal  npogyivovraij  (ila  ^liv  ix  ouvrdCceo^  roO  iiX  xai  y(j>ri,  kripa 
$i  ix  TYig  roO  dir apsfif  droit  ouvrdCeoj^,  oj^  iy(ei  rd  roeaOra,  Jei 
Tpu^cüva  Siddaxeiv  Acov6<7cov,  dcc  ji  ^/jl^  re/jiqcv.  lib.  IH.  16.  pag. 
240  —  242. 

Aus  dieserDarstellung  ergibt  sich  wohl»  dassApollonius  den  Grund 
des  Aecusativs  in  der  constructio  aceusativi  cum  infinitivo  in  dem 
verbum  des  Hauptsatzes  findet.  Dieselbe  Theorie  wurde  in  neuerer  Zeit 
von  W.  Wachsmuth  für  eine  bestimmte  Classe  von  Verben  aufge- 
stellt: Die  verba  sentiendi  und  declarandi  verbinden  sich  mit  dem 
Accusativ  des  Objectes»  mit  welchem  dann  der  Infinitiv  verknüpft  wird, 
um  die  Eigenschaft  Handlung  und  dergleichen  anzuzeigen.  Heidelber- 
gische Jahrbucher.  1816.  pag.  931.  Dieser  Erklärung  wurde  von 
G.  Curtius  eine  Fassung  gegeben,  in  der  sie  gegenwartig  von  den 
meisten  Grammatikern  als  richtig  angesehen  zu  werden  scheint.  Cur  • 
tius*  Worte  sind:  Der  beim  Infinitiv  stehende  Accusativ  ist  eigentlich 
von  dem  Verbum  des  Hauptsatzes  abhängig  und  erklart  sich  aus  der 
Prolepsis.  Für  Yiyyeikav  ori  6  KOpog  ivixriae  ist  zulässig  i^yysiXav  rdv 
Köpov  ori  hixin<js^  für  ori  ivixrtfjs^vixrifjat,  so  entsteht  rjyyeikav  röv  KO- 
pov  vixYiaai.  Ist  das  regierende  Verbum  ein  intransitives  oder  passives, 
so  ist  —  und  diese  Erklärung  beruht  auf  einem  anderen,  auch  von  Bopp 
und  Max  Schmidt  angenommenen  Principe  —  der  Accusativ  der  freiere : 
ilmg  i^Ti  ndvra  xaluig  ^X^'^  ^^  '^^  Hoffnung  da  in  Bezug  auf  alles, 
dass  es  gut  steht  d.  i.  es  ist  zu  hoffen,  dass  alles  gut  steht.  Grie- 
chische Schulgrammatik  §.  S67.  Ebenso  zur  Chronologie  der  indo- 
germanischen Sprachforschung  pag.  194.  Was  gegen  diese  Deutung 
eingewendet  werden  muss,  besteht  darin,  dass  ein  nicht  geringer 
Theil  der  zu  erklärenden  Sätze  sich  derselben  nur  gezwungen  fügt, 
gewissermassen  nur  der  Gewalt  weicht.  Schon  k)<nig  iari  ndvra  xalfJig 
iy^eiv  gehört  nach  meiner  Ansicht  hieher;  noch  offenbarer  wird  der 
Zwang  bei  victorem  parcere  victis  aequum  est,  das  man  durch :  es  ist 
billig  in  Bezug  auf  den  Sieger,  dass  er  der  Besiegten  schone,  erklären 
muss.  Man  vergleiche  auch  contentum  suis  rebus  esse  maximae  sunt 
divitiae;  omnibus  innatum  est  esse  deum;  rö  d/jLaprdveev  i^/xd^,  dv- 
äp6iK0\)g  ovra^,  oOx  i<3zi  ^au/xa^röv,  und  vollends  alle  jene  griechi- 


488  M  1  k  I  o  si  c  h 

sehen  Sätze,  in  denen  vor  dem  Infinitiv  eine  Präposition  steht:  oTjoh 
iTzpdyi^^r)  did  rö  cxftvov  juifi  napeivai,  und  diejenigen,  die  durch  «5ot£ 
eingeleitet  werden:  fmdicag  x£v  ipydtjaaiOy  d^Ti  ai  x'  eig  iveaurcv 
c^f  ev.  Doch  will  ich  darauf  kein  allzu  grosses  Gewicht  legen,  da  ich 
wohl  weiss,  dass  die  Reihe  der  an  eine  Regel  sich  mittelst  der  Ana- 
logie anknüpfenden  Spracherscheinungen  nicht  in  allen  ihren  Glie- 
dern der  Regel  gleich  nahe  steht.  Diese  nach  meinem  Dafürhalten 
unrichtige  Erklärung  kann  füglich  nur  durch  Aufstellung  der  richti- 
gen beseitigt  werden. 


3.  ErkUrnni^  aos  der  Bedentnoi^  des  AeeasatiTS. 

Der  Accusativ  drückt  aus  das  Übergehen  eines  Begriffs  auf 
den  anderen,  ein  Sich-Beziehen,  Sieh-Erstrecken  auf  den  andern. 
Wenn  das  regierende  verbum  sentiendi  oder  declarandi  im  Activ  steht, 
so  ist  der  Infinitiv  ein  Accusativ :  cupio  discere  wie  possum  scribere 
(Accusativ).  Jetzt  soll  sich  das  discere  auf  das  Subject  „du"  beziehen: 
das  Lernen  von  dir,  das  Lernen  deiner;  der  Ausdruck  des  Sich- 
Beziehens,  Sich-Erstreckens  ist  aber  der  Accusativ,  also  te.  Wo  im 
Deutschen  beim  Substantiv  „das  Lernen**  der  Genitiv  des  Subjects, 
z.  B.  ,.des  Schülers**  steht,  steht  im  Lateinischen  beim  Infinitiv  der 
Accusativ  des  Subjectes :  Belagerung  der  Stadt,  oppugnari  urbem, 
belagert  werden  (gedacht  als  sich  erstreckend,  ergreifend}  die  Stadt. 
Steht  das  regierende  Verbum  im  Passiv,  so  wird  natürlich  der  Infi- 
nitiv der  Nominativ,  wie  alle  Accusative  überhaupt.  Und  so  wie  im 
ersten  Fall  der  accusativus  cum  infinitivo  Object  des  Satzes  war,  so 
wird  er  jetzt  Subject:  undique  concluditur  omnia  consilio  divino  ad- 
ministrari,  das  Verwaltetwerden  von  Allem  (gleichsam  „alles^  affi- 
cierend)  wird  geschlossen.  Ebenso  bei  den  Redensarten,  die  mit  est 
gebildet  sind  und  verwandten:  verum  est  etc.;  credibile  est  hominum 
causa  factum  esse  mundum,  das  Gemachtsein  der  Welt;  auch  hier 
wird  factum  afficiert  von  esse  und  mit  mundum  dann  als  Adjectiv 
verbunden.  Heidelbergische  Jahrbücher.  1816.  pag.  937 — 939. 
Über  diese  Erklärung  ist  wohl  nur  das  eine  zu  bemerken,  dass  uns 
die  Grundbedeutung  der  Casus  unbekannt  ist,  diese  daher  nicht  zur 
Erklärung  einer  Spracherscheinung  dienen  kann. 


über  den  acousativua  cum  infinitivo.  4ro9 


4.  Erkläraof;  ans  dem  Mmlnalen  Urspraoi^  des  IninItiTs.* 

Während  der  Grund  des  Aecusativs  von  den  einen  in  dem  Verhält- 
niss  des  Infinitivs  als  eines  grammatischen  oder  logischen  Objectes, 
von  den  anderen  hingegen  in  dem  den  Accusativ  regierenden  Verbum 
des  Hauptsatzes,  von  anderen  endlich  in  der  Bedeutung  des  Aecu- 
sativs gesucht  und  gefunden  wird,  wird  bei  einer  dritten  Erklärung 
angenommen,  der  Accusativ  habe  seinen  Grund  darin,  dass  gerade 
so  wie  das  Subject  des  Verbum  finitum  im  Nominativ  stehe,  das 
Subject  des  Infinitivs,  dem  Wesen  dieser  Form  entsprechend,  durch 
den  Accusativ  ausgedrückt  werden  müsse.  Der  Urheber  dieser  Er- 
klärung ist,  wie  es  scheint,  Jacob  Perizonius  (1651  —  1715), 
der  in  seinem  Commentar  zu  des  Fr.  Sanctius  (Sanchez)  Minerva 
sich  tbigendermassen  ausspricht:  accnsativus  ante  infinita  praebet 
per  omnia  vicem  nominativi  ante  finita,  pag.  103.  Diese  Theorie 
muthet  dem  Grammatiker  zu,  zur  Erklärung  des  Aecusativs  ein  neues 
Princip  anzuerkennen,  sie  ist  daher  im  Vergleich  mit  der  Erklärung 
aus  der  Prolepsis  insofern  im  Nachtheil,  als  die  letztere  an  bereits 
anerkannte  Gesetze  anknüpft.  Dies  hat  Herrn  E.  Egger  jedoch  nicht 
abgehalten,  sie  aus  dem  Dunkel  der  Vergessenheit  hervorzuholen  und 
in  Schutz  zu  nehmen.  Seine  Worte  sind:  Une  proposition,  qui  de- 
vient  partie  integrante  d*uiie  autre  proposition,  soit  ^  titre  de  sujet 
(facinus  est  vinciri  civem  romanum),  soit  ä  titre  de  compl^ment 
(censeo  delendam  esse  Carthaginem),  cesse  par  cela  m^me  d*dtre 
une  proposition  independante,  une  proposition  principale;  quoiqu'elle 
se  place  en  t^te  de  1a  phrase,  eile  n^est  pas  moins,  pour  cela,  subor- 
donnee,  en  quelque  sorte,  a  la  proposition  dont  eile  fait  partie,  et 
cette  espece  de  Subordination  se  marque  par  un  double  signe :  le  cas 
accusatif,  pour  le  sujet,  et  le  mode  infinitif  pour  le  verbe.  Notions, 
pag.  136.  Der  Infinitiv  ist  nach  Egger  ein  modus :  T  infinitif  peut 
garder  son  rang  parmi  les  modes  et  dans  la  conjugaison  du  verbe. 
pag.  79;  er  ist  einer  der  modi  des  abhängigen  Satzes:  T infinitif 
est  un  des  modes  de  la  proposition  subordonn^e.  ApoHonius.  pag.  256. 
verbe  des  propositions  subordonnees.  Notions.  pag.  134,  daher  pro- 
position infinitive.  ibid.  Auch  W.  von  Humboldt  findet  den  Grund  des 
Aecusativs  in  dem  Infinitiv:  Vermöge  der  Construction  des  infinitivus 
cum  accusativo  wird  ein  selbständiger  Satz  ebenso,  als  Prädicat,  oder 


490  M  i  k  1  o  •  i  c  h 

Theil  des  Prädicates  mit  einem  andern  Satze  verbunden,  als  dies  bei 
den  absoluten  Participialsätzen,  als  Theilen,  oder  Bestimmungen  des 
Subjeetes  geschiebt.  Es  muss  daher  dem  zu  verbindenden  Satse  ebenso 
seine  Selbständigkeit,  d.  h.  sein  verbum  finitum,  genommen  werden. 
Dies  geschieht  aber  bei  dieser  Construction  durch  Verwandlung  in 
den  infinitivus.  Dieser  infinitivus  wird  nun  von  dem  Hauptsatze  regiert 
und  er  regiert  wieder  alle  einzelnen  Theile  des  zu  ihm  gehörenden 
Satzes,  und  gerade,  weil  er  dies  thut,  muss  er  den  Nominativ»  der 
das  Subject  des  fQr  sich  bestehenden  Satzes  war,  nun  in  einen  Ac- 
cusativ  verwandeln.  Indische  Bibliothek  2   117. 

Wie  kann  die  Richtigkeit  des  Satzes  dargethan  werden,  dass 
der  Accusativ  vom  Verbum  des  Hauptsatzes  unabhängig  ist?  Auf  die 
beiden  classischen  Sprachen  des  Alterthums  beschränkt,  wird  man 
dafür  kaum  einen  anderen  Grund  aufbringen  können  als  den,  dass  er 
alle  Gewaltsamkeit  in  der  Deutung  überflüssig  macht,  wogegen 
freilich  die  Gegner  einwenden  können,  dass  man  ihnen  zumuthet, 
ein  neues  Gesetz  ohne  Beweis  anzuerkennen,  was  sie  um  so  we- 
niger thun  können,  als  die  Annahme  einer  Prolepsis  —  allerdings, 
wie  oben  gezeigt  wurde,  nicht  allein  —  die  Thatsachen  erklare. 
Wenn  derjenige,  der  aus  dem  Kreise  der  genannten  Sprache  heraus- 
träte, überall  nur  den  Accusativ  mit  dem  Infinitiv  fände,  so  wurde 
ihn  seine  Überschreitung  alter  Grenzen  kaum  fordern.  Wenn  jedoch 
eine  solche  Umschau  in  einem  weiteren  Kreise  zur  Entdeckung  einer 
Sprache  oder  mehrerer  Sprachen  fQhrte,  die  die  Rolle  des  Aceusativs 
einem  anderen  Casus,  etwa  dem  Dativ  —  der  Nominativ  ist  von  der 
Bezeichnung  des  Subjeetes  des  Infinitivs  überall  ausgeschlossen  — 
zuweisen,  dann  würde  allerdings  behauptet  werden  müssen,  dass  der 
Grund  des  Aceusativs  in  dem  den  Accusativ  regierenden  Verbum  des 
Hauptsatzes  nicht  gesucht  werden  darf,  dass  vielmehr  der  Grund 
des  Aceusativs  —  oder  des  Dativs  —  im  Infinitiv  selbst  liegen  muss, 
welcher  die  Bezeichnung  des  Subjects  durch  einen  casus  obliquos 
nur  deswegen  fordern  kann,  weil  er  seinem  Ursprünge  nach  ein 
Nomen  ist.  Dass  darin  der  Grund  zu  suchen  ist,  erhellt  daraus,  dass 
dies  der  einzige  Unterschied  zwischen  Verbum  finitum  und  Ini- 
nitiv  ist. 

Solche  Sprachen  sind  die  altslovenische,  d.  i.  die  Sprache  der 
pannonischen  Slovenen,  in  welche  in  der  zweiten  Hälfte  des  neunten 
Jahrhunderts  die  liturgischen  Bücher  übersetzt  wurden  und  die  da- 


über  den  accuiatiTua  cam  infinitiro.  49  I 

durch  für  Jahrhunderte  die  Schriftsprache  der  meisten  slavischen 
Volker  wurde,  und  die  gothische.  In  diesen  Sprachen  gibt  es  neben 
einem  accusativus  cum  infinitivo  einen  dativus  cum  infinitivo:  asl.  ace. : 
nepbscevasa  best^fesnyj  prizon»  byti  iio^av  fpdvraaiia  dvai,  marc.  6. 
49.  -vost.  1.  31.  nepstevase  prizr^nie  byti.  nicol.  und  dat.:  byti  s'& 
nim'b  bogu  Y^ruj^  esse  cum  eo  deum  credo.  sup.  432.  2.  goth.  acc. : 
hvana  mik  qithand  visan  thos  manageins?  riva  fic  'kiyö\j<jtv  oi  s)^Xoe 
ei'^ai;  lue.  9.  18.  und  dat.:  jah  varth  gaggan  imma  thairh  atisk  ^7^- 
vero  dtanopevia^ai  aüröv  Sia  t&v  anopiiiutv  asl.  bystb  ze  emu  iti 
skrozd  sieni^.  lue.  6.  1.  -nicol. 

Es  folgt  hier  eine  grössere  Anzahl  von  Beispielen  beider  casus 
aus  beiden  Sprachen. 

Asl.  mit  dem  Dativ:  mi>nili>  lijesi  strahy  ubojati  sf  nam'b? 
putabasne  terriculis  perterritum  iri  nos?  eig.  nobis.  sup.  65. 
20.  caj^ste  jemu  zivu  byti  exspectantes  cum  vivum  fore,  eig. 
ei.  60.  3.  ne  dobro  jest'b  mnogom'b  bogomi>  byti  non  con- 
venit  multos  deos  esse,  eig.  multis  diis.  75.  18.  kako  hostete  o 
semb  nam'b  stradati?  quomodo  vultis  nos  propterea  pati?  97.  7. 
mnozi  moljaah^  i,  priti  jemu  vb  domy  ihi»  multi  rogabant  cum»  ut  in 
ipsorum  domus  veniret,  wörtlich:  venire  cum,  eig.  ei  in  etc.  151. 
15.  da  ne  min^t-b  m'b^btu  byti  tvorimuumu  ne  putent  quae  fiant  vi- 
sionem  esse.  233.  4.  ned§gy  sbtvori  ti  r^siti  fecit  te  morbos  solvere 
d.  i.  effecit,  ut  morbos  solvere  posses.  307.  12.  mbn^ase  mbcbtu 
byti  putabat  esse  visionem.  398.  13.  uv^d^sf  n^kojemu  ot'bs'blbcu 
byti  na  mSstä  tomi»  cognoverunt  eremitam  quemdam  esse  in  eo  loco. 
402.  15.  molitv^  k'b  njemu  sitvori  prij^tu  byti  oti»  njego  orationem  ad 
eum  fecit sesuscipi  d.h.  ut  ab  eo  susciperetur. 429. 9.  glagolati,  niko* 
lize  sej  j^zi  izvracujemS  byvati  dicere»  hunc  morbum  numquam  sanari 
posse.  438.  13.  vgl.  sup.  409.  15;  432.  20;  433.  18;  434.  17; 
437.  23;  444.  28.  glagoljuste  vbskr^eniju  ne  byti  dvrtXiyovreg 
dvdaraaiv  ^t}  iivai.  lue.  20.  27.  -nicol.  posudi  byti  proseniju  ihb 
iniTLpive  ytvia^ai  r6  aerry/xa  arjzQv.  lue.  20.  23.  -nicol.  uvid^VBsi 
boziju  byti  javieniju  yvoOaa  J^€lav  eivat  r^v  äiroxdXu^^ev.  hom.<mih. 
143.  neplodvi  li  ne  v^rujesi  roditi?  rfev  areXpav  dmanXg  ysvvrjtjat; 
207.  povelä  knigamb  napisati  se  i  poslanomb  byti  litteras  scribi  et 
mitti  iussit.  leont.  povelä  sbboru  byti  concilium  fieri  iussit.  prol.- 
mart.  pomoli  se  izyti  vod£»  i  pitb  preeatus  est  efSuere  aquam  (d.  i. 
ut  aqua  efQueret),  et  bibit.  lam.  1.  20.  jako  niBn^ti  sustiimb  vb  mo- 


492  M  i  k  1  0  s  i  c  h 

uastyri  VLsimb  padblu  se  osnovaniju  crbkovbnomu  ut  omnes  in  mo- 
iiasterio  degentes  putareat  tuiidamenta  ecciesiae  corruisse.  danil 
263.  razumdjte  jako  mi  dalece  boga  byti  scitote  nie  procul  a  de« 
esse,  vita-theod.  In  den  anderen  slavischeii  Sprachen  findet  sich  die$e 
Fügung  selten:  das  Russische  kann  das  Subject  des  Infinitivs  nur 
durch  den  Dativ  bezeichnen»  woraus  sich  erklärt:  vi»  rojKstanb  ^cbatb, 
ubitu  bytb.  volksl.  ryb.  1.  62;  so  findet  mau  im  Wörterbuch  der 
russischen  Akademie  pozasnuti»  erklärt  durch  zasnuti»  mnogimi; 
pol.  samemu  chcied  wszystko  czynic^  to  mysl  szczegoina;  pannie  roz- 
kochad  si^  i  dswiadczyc  pierwszej,  to  nasze  pojecia  przechodzi: 
tobie  si^  jeszcze  odgrazad !  das  letzte  wie  lat.  mene  incepto 
desistere  victam!  mat.  316. 

AsI.  mit  dem  Accusativ:  kugo  mc  glagoljutb  narodi  byti?  nicoL 
goth.  hvana  mik  qithand  visan  thos  manageins?  rcva  [!,£  }<iyoxj(7iv  oc 
o^Xci  dvat;  lue.  9.  18.  izvdsteni  sutb  lovana  proroka  byti.  nicol. 
goth.  triggvaba  galaubjand  allai  lohannen  praufetu  visan  jre/reeafxcvo^ 
iariv  'Itadvvriv  npofYirriv  crvae.  lue.  20.  6.  glagoljutb  Hrista  byti  syna 
Davidova.  nicol.  qithand  Xristu  sunu  Daveidis  visan  Ai'^o\fai  röv 
Xpicrdv  u(öv  Aaucd  elvai,  lue.  20.  41.  mnju  umety  byti.  sis.  goth. 
domja  smarnos  visan  i^yoO/Jiae  fjxijSaXa  elvai.  philipp.  3.  8.  v^ruja 
syna  bozija  byti  lisusa.  nicol.  irearcOo)  röv  ifcöv  roO  J^eoO  eivai  röv 
'IijffoOv.  act.  8.  37.  mnju  se  dobro  byti.  sis.  man  thata  goth  visan 
vofilC^  roOro  xaXöv  OTzdpy^siv,  1.  cor.  7.  26.  glagoljutb  zemlju  utlu 
byti  dicunt  terram  esse  cavam.  dioptr.-lab. 

Goth.  mit  dem  Dativ.  Der  goth«  dativus  cum  infinitivo  wird  die- 
jenigen nicht  überraschen,  die  sich  an  die  in  so  vielen  Puncten 
hervortretende  Übereinstimmung  beider  Sprachen  erinnern.  Allerdings 
wird  die  constructio  dativi  cum  infinitivo  nur  von  einem  Forscher 
zugegeben;  allein  dieser  eine  ist  eben  J.  Grimm.  Jah  varth  thairh- 
gaggan  imma  thairh  atisk  asl.  i  bysti»  mimo  hoditi  emu  skrozj 
siinid.  nicol.  xae  iyhgro  napanopsvsa^oLi  aüröv  iid  rcov  anopi^ 
fxcüv.  marc.  2.  23.  varth  than  gasviltan  thamma  unledin  bystB  se 
umrSti  nistuumu.  ostrom.  kyivivo  di  airo^avelv  röv  Trrcoj^öv.  Inc. 
16.  22.  Diese  Stellen  werden  von  Grimm»  4»  115»  nut  folgender 
Bemerkung  angefahrt:  „auf  varth  beziehen  mag  ich  den  Dativ  nicht 
(etwa  in  dem  Sinn :  es  geschah»  begegnete  ihm »  dass) ,  dann  würde 
er  unmittelbar  daneben  stehen.  Auch:  svaei  mis  mais  faginon 
varth  cüjrc  julc  fiaXkov  x^P^^^^  (&sl*  >^>^  g^^^»  niit  dem  dativus  eum 


über  den  accutativus  cum  infinifiro.  493 

infinitivo:  jako  mi  pace  vbzradovati  se.  2.  cor.  7. 7.-äis.)  scheint  nichts 
anderes  zu  sein ,  als  ein  dativus  cum  infinitivo.  In  keinem  anderen 
deutschen  Dialect  die  Spur  einer  solchen  Construction ,  wie  sie  auch 
im  goth.  nur  nach  varth  vorkommt.**  Von  der  Gabelentz  und  Loche 
lassen  den  Dativ  in  marc.  2,  23.  von  varth  abhängig  sein,  pag. 
248,  249,  ohne  sich  in  eine  Widerlegung  der  Ansicht  Grimmas  ein-* 
zulassen. 

Goth.  mit  dem  Aecusativ.  Wie  das  altslovenische,  so  besitzt 
auch  das  gothische  neben  dem  dativus  cum  infinitivo  einen  accusa- 
tivus  cum  infinitivo,  mit  dem  Unterschiede  jedoch,  dass,  während  die 
erstere  Fugung  im  altslovenischen  als  die  Regel  anzusehen  ist, 
im  gothischen  die  letztere  in  der  grossen  Mehrzahl  der  Fälle  eintritt. 
Hvana  mik  qithand  mans  visan?  asl.  gleichfalls  mit  dem  Aecusa- 
tiv: kogo  m^  glagolj^tb  ^lov^ci  byti?  ostrom.  rfva  /jl€  Xiyovdiv  oi  av- 
^f>(t}7:ot  eeva;,*  marc.  8.  27.  vgl.  lue.  9.  18.  hva  vileits  taujan  mik 
igqis.^  eto  hosteta,  da  stvoru  vama?  nicol.  nicht  etwa:  £to  hosteta 
mnd  stvoriti  vama?  ri  J^iXers  noifiaai  /jl£  viilv;  marc.  10.  36.  thaiei 
qithand  ustass  ni  visan  ize  glagoljutb  ne  byti  vbskr^seniju.  nicol.  oire- 
vsg  'kiyoOfJw  dvaaraatv  fjiiQ  ervae.  marc.  12.  18.  vgl.  20.  27.  hugjan- 
dona  in  gasinthjam  ina  visan  mn£vsa  i  vb  druzinä  susta.  lue.  2.  44. 
-nicol.  jah  varth  afslauthnan  allans,  asl.  anders:  i  by  uzasb  na  vs^hb. 
nicol.  xai  iyivero  ^dfxßo^  im  ndvrag.  lue.  4.  36.  saei  qath  ur-riqiza 
liuhath  skeinan  reky  is-tbmy  sv&tu  vbsijati.  sis.  6  itnw  h,  ax&rorjg 
<pQg  Xd/jLTpac.  2.  cor.  4.  6.  bidjandans«  ni  svarei  anst  guths  niman 
izvis  molimb  ne  Vb  tbste  blagod&tb  boziju  prijeti  vamb.  sis.  irapaxa- 
'koOiß.ev  fjLi^  e^^  x£vöv  ri^v  x^P'^  ^^^  '^^^^  ii^CLtj^ai  ufjiä^.  2.  cor.  6.  1. 

Gegen  die  Beweiskraft  des  altslovenischen  und  gothischen 
dativus  cum  infinitivo  kann  eingewendet  werden,  dass,  so  wie  das 
griechische  und  das  lateinische  von  den  Aecusativ  regierenden  Ver- 
ben ausgegangen  seien»  so  habe  das  altslovenische  und  das  gothische 
an  solche  Verba  angeknüpft,  die  mit  dem  Dativ  verbunden  werden: 
überall  sei  das  Verbum  des  Hauptsatzes  massgebend  gewesen.  Diese 
Deutung  kann  nicht  ohne  weiters  abgewiesen  werden;  sie  erweiset 
sich  jedoch  als  blosser  Schein,  wenn  man  den  altslovenischen  dativus 
cum  infinitivo  mit  einer  anderen  Erscheinung  derselben  Sprache  in 
Zusammenhang  bringt,  nämlich  damit,  dass  die  sogenannten  abstrac- 
ten  Verbalnomina,  d.  i.  jene  Nomina,  welche  von  dem  Participium 
praeteriti  passivi  mittelst  des  Sufiixes  ije  abgeleitet  werden,  gleich- 


494  M  i  k  1  o  a  i  e  h 

falls  das  Subject  im  Dativ  zu  sich  nehmen,  welcher  Datir  von  keinem 
vorhergehenden  Verbum  abhangig  sein  kann,  denn  daraas  ergibt 
sich,  dass  überhaupt  die  mit  dem  Verbum  in  näherer  Verbindong 
bleibenden  Nomina ,  zu  denen  formell  auch  der  Infinitiv  gehört»  im 
altslovenischen  das  Subject  im  Dativ  bei  sich  haben  können.  Bei 
diesen  Nomina  wurde  eben  so  wenig,  wie  beim  Infinitiv  die  Hand* 
lung  ursprünglich  abstract  aufgefasst,  sondern  es  wurde  dabei  daran 
gedacht,  dass  sie  jemand  ausführt. 

AsI.  po  s'btvorenii  komisu  obycenyj^  pozory  etwa  ficrd  rd  noiiiaat 
röv  xöfjLv^ra  rd  auvh^  ^iarpa,  wörtlich:  post  patrationem  eomiti 
solita  spectacula.  sup.  16K.  15.  yM^  si  vbsa  prdzde  bytija  im'B  sciens 
haec  omnia,  priusquam  existerent,  etwa  npiv  yeviaJ^ai  avrd.  224.  4. 
prizde  miru  star^jsin^  Hristosu  prisBstvija  ante  adventum  domini 
mundi  Christi,  eig.  domino.  260.  1.  po  prij^tii  mi  otb  boga  yelikyj 
darb  postquam  a  deo  magnum  donum  accepi.  407. 25.  po  s'bbl^idenii 
mi  ubivb  j^  vbvrbgoh'b  vb  r^k^  postquam  stuprum  feci  eam  occisam 
in  flumen  proieci.  408.  13.  po  vbkusenii  ima  paky  s^dosta  postquam 
coenaverunt,  iterum  consederunt  407.  1.  izide  iz  domu  otbca  svojego 
po  ostatii  jemu  siru  exiit  e  domu  patris  sui ,  postquam  orbus  est  reli-' 
ctus.  428.  20.  po  mnozih'b  lit^h'b  pr^byvanbja  ima  post  multos  annos 
habitationis  eorum.  429.  22.  prbv^je  lezanija  ima  npiv  ^  xocfiY^^^vcu 
avToOg.  ies.-nav.  2.  8.  pent.-mih.  po  pr^stanii  s^^ju  juierd  t6  naOoa^ 
aäai  rfyv  oru7xo7rf/v.  prol.-rad.  53.  po  otbsbstvii  iitija  sego  kyrb  Savi 
postquam  dominus  Sabbas  vita  decessit.  sabb.  -vindob.  215. 

Dieselben  abstracten  Verbalnomina  haben  das  Object  roanchnial 
nicht  im  Genitiv,  sondern  imAccusativ  neben  sich,  eine  Erscheinung» 
die  auch  im  Vidadialekt  und  im  lateinischen  (curatio  rem;  quid  tibi 
hanc  digito  tactio  est?)  beobachtet  wird  (Schweizer,  Zeitschrift  flir 
vergleichende  Sprachforschung.  3  [1854].  pag.  357.  6.  Curtius,  zur 
Chronologie  der  indogermanischen  Sprachforschung,  pag.  224.)  und 
welche  zeigt,  dass  gewisse  Nomina  nicht  nur  hinsichtlich  der  Be- 
Zeichnung  des  Subjectes,  sondern  auch  des  Objectes  sich  nahe  an 
den  InBnitiv  und  das  verbum  finitum  anschliessen. 

AsI.  po  sbtvorenii  komisu  obycenyj^  pozory  postquam  comes 
solita  spectacula  fecit,  wörtlich :  post  patrationem  eomiti  solita  spe- 
ctacula. sup.  165.  15.  po  prij^tii  mi  oti»  boga  velikyj  darb  postquam 
a  deo  magnum  donum  accepi,  wörtlich :  post  acceptionem  mihi  a  deo 
magnum  donum.  407.  26.  aserb.  veliko  ob^tovanje  mu  uSini  za  sa* 


über  den  accusativus  cum  iniinitivo.  495 

bljudanje  i  obarovanje  nase  trbgovce  i  nase  Ijude  quod  nostros  mer- 
catores  et  nostros  homines  servavit,  wörtlich :  propter  conservationem 
nostros  mercatores  et  nostros  homines.  mon.  -serb.  279.  24.  hvalimo 
vasu  milosti»  na  vasemu  omilovaniju  nasu  bratiju  quod  adamastis 
nostros  fratres,  wörtlich  etwa ;  propter  vestrum  amorem  nostros  fratres. 
480.  28.  pol.  sind  die  Constructionen  der  sogenannten  nomina  ab- 
stracta  mit  dem  Accusativ  si^  sehr  häufig:  odbijanie  sie  glosa  der 
Widerhall ;  oddanie  si^  na  zgub^  za  kogo  die  Aufopferung  seiner 
selbst  für  jemand;  wywotaö  fortece  do  poddania  si^;  zaiewanie  si^ 
Izami.  Auch  andere  Accusative  finden  sich,  und  zwar  nicht,  wie 
Bandtke,  pag.  321,  meint,  zur  Vermeidung  vieler  monotonen  Genitive 
oder  des  Doppelsinnes;  w  celu  wysluchania  o^wiadczenie.  Auch  im 
lett.  haben  die  nomina  abstracta  auf  sana  den  Accusativ  des  Refle- 
xivpronomens bei  sich:  mazgasana  das  Waschen,  mazgasanäs  das 
Sich -Waschen;  kausana  das  Schlagen,  kausanäs  das  Einander- 
Schlagen,  die  Schlacht.  Bielenstein,  Über  die  lettischen  substantiva 
reflexiva.  S.  1.  et  a.  Lettische  Grammatik.  67.  137. 

Diese  Fügung  wird  uns  weniger  befremden,  wenn  wir  er- 
wägen, dass  auch  die  mannigfaltigen  Infinitivformen  abstracte  Ver- 
balnomina  sind,  ein  Satz,  der  wohl  in  keiner  anderen  Sprache  so 
wenig  geläugnet  werden  kann  als  im  slavischen.  Die  als  Infinitive 
verwendeten  abstracten  Verbalnomina  können  auch  im  altindischen 
das  Objeet  im  Accusativ  neben  sich  haben.  Bopp  3.  pag.  260.  261. 

Eine  Widerlegung  der  Ansicht  J.  Grimmas  über  den  dativus  cum 
infinitivo  hat  A.  Köhler  in  seiner  Dissertation:  „Über  den  syntakti- 
schen Gebrauch  des  Dativs  im  gothischeu**  pag.  39 — 41  unter- 
nommen; seine  Darstellung  lautet:  „In  Betreif  der  Stellen,  wo  ein 
Dativ  neben  dem  Infinitiv  angetrofien  wird,  bin  ich  der  Ansicht,  dass 
der  Infinitiv  wie  ein  Substantiv  behandelt  wird  und  das  Subject  des 
Satzes  bildet;  der  Dativ  bezeichnet  dann  die  Person  (ich  habe  diese 
Construction  nur  da  gefunden,  wo  von  Personen  die  Rede  ist»  nie 
von  Sachen) ,  der  das  im  Infinitiv  bezeichnete  zu  Theil  wird  oder 
widertahrt.  Es  würde  dann  2.  cor.  7»  7.  svaei  mis  mais  fagiuon  varth 
der  Infinitiv  faginon  für  das Substaiitivum  faheds  stehen;  mare.  2.  23. 
jah  varth  thairhgaggan  imma  thairh  atisk  würde  thairhgaggan  stehen 
für  ein  nicht  existirendes  substantivum  für  „Durchgang**,  das  etwa 
thairhgaggs  heissen  müsste;  lue.  6.  1.  jah  varth  gaggan  imma  thairh 
atisk  und  v.  6.  varth  galeitban  imma  die  Infinitive  gaggan  für  gaggs 

Sitzb.  d.  phil.-hist.  Cl.  LI.  Bd.  UI.  Hft.  33 


496  M  i  k I o  s  i  e  h 

und  galeitlian  für  ein  entsprechendes  substantivum;  lue.  6.  22.  varth 
than  gasviltan  thamma  unledin  würde  gasviltan  für  ein  nicht  anders 
als  aus  dem  adjectivum  svultavairtlija  zu  belegendes  svults  stehen. 
Allerdings  finden  wir  im  griechischen  Text  aller  dieser  Stellen  r/eSsTs 
mit  folgendem  accusativus  cum  infinitivo.  Die  Construction  des  aecu- 
sativus  cum  infinitivo  ist  nun  freilich  dem  gothischen  durchaus  nicht 
fremd  und  findet  sich  besonders  häufig  nach  qithan,  viljan,  rahnjan, 
auch  nach  sokjan  und  munan,  nach  den  impersonalien  gadob  ist,  mel 
ist^  goth  ist  oder  vas:  aber  nach  varth,  iysvero,  habe  ich  nur  coor- 
dinierte  Satze  finden  können,  die  mit  jah  eingeleitet  sind  (matth.  9. 
10.  marc.  2.  i5.  lue.  2.  iS  ;  3.  21;  S.  1;  ß.  12;  ö.  15.  neh.  7.  1.) 
oder  asyndetisch  stehen  (^matth.  7.  28.  marc.  1.  9;  4,  4.  lue.  1.  8: 
1.  23;  i.  41;  1.  Ö9;  2.  1;  2.  6;  2.  46;  7.  11.)  oder  auch  mit  der 
Conjunction  ei  eingeleitete  subordinierte  Sätze  (lue.  6.  12;  17.  30.): 
nur  ein  Beispiel  des  accusativus  cum  infinitivo  nach  varth  ist  mir 
gelungen  aufzufinden :  lue.  4.  36.  jah  varth  afslauthnan  allans  iy^vers 
J^dixßog  kizi  Kdvrag.  Die  oben  angeführten  Dative  mit  dem  Infinitiv 
hält  Grimm  für  eine  dem  accusativus  cum  infinitivo  gleichartige,  mit 
demselben  gleichberechtigte  Construction.  „„Offenbar hatte  Ulfilas**, 
sagt  er,  pag.  115,  „„lue.  4.  36.  setzen  können  afslauthnan allaim und 
6.  1;  6.  22.  gaggan  ina,  gasviltan  thana  unledan;  aber  wie  bei  dem 
absoluten  Casus  Accusativ  und  Dativ  zulässsig  sind ,  scheinen  sie  es 
auch  hier.  Aufvarth  beziehen  mag  ich  den  Dativ  nicht**  **  u.s.w.  wie  oben 
pag.  10.  Diese  Ansicht  kann  ich  unmöglich  theilen.  Die  Construction 
des  dativus  cum  infinitivo  wäre  eine  ganz  unerhörte;  der  angeführte 
Grund ,  dass  das  Entferntstehen  des  Dativs  von  varth  es  unmöglich 
mache,  ihn  davon  abhängen  zu  lassen,  kann  durchaus  nicht  Stich 
halten,  und  der  Grund ,  dass  der  dativus  cum  infinitivo  zulässig  ist, 
neben  dem  accusativus  cum  infinitivo,  weil  beide  Casus  absolut  stehen 
können,  eben  so  wenig;  man  dürfte  dann  mit  vollem  Rechte  auch 
einen  genitivus  cum  infinitivo  erwarten.  Man  könnte  zweifeln,  ob 
die  Construction  des  accusativus  cum  infinitivo  wirklich  echt  ger- 
manisch sei,  und  vermuten,  sie  sei  nur  durch  strenges  Festhalten  an 
der  Ausdrucksweise  des  griechischen  Originals  in  das  gothische 
herübergekommen,  da  an  allen  den  Stellen,  wo  wir  im  gothischen 
sie  antreffen 9  dieselbe  auch  im  griechischen  Text  vorliegt,  mit  Aus- 
nahme von  2.  cor.  5. 11»  wo  im  Griechischen  das  Subject  nicht  aus- 
drücklich gesetzt  ist  (^Uni^tü  $i  xai  kv  TOtXg  (rjveiSiiae<jiv  6/xojv  ircjpa- 


über  den  nccusulivuA  cum  infinitivo.  497 

-i/e.ooj7C'ae  aththan   venja    jah  in   mithvisseim   izvaraim   svikunihans 
visaii  uns)  und  phil.  3.  7,  wo  ehai  fehlt  (dXX  oinva  f^v  juiot  xipSr,^ 
Ta-jra  r,*^r,ikOLi  dta  röv  Xpi'irov  ^r^ixioLv  akei  thatei  vas  mis  gavaurki, 
thatuh  rahnida  in  Xristaus  sleitha  visan),  wenn  nicht  bei  Notker  sich 
so  hüufig  der  accusativus  cum  infinitivo  zeigte,  dass  wir  ihn  für  der 
alten  Sprache  eigenthiimlich    halten   müssen.    Grimm   4.  116.    Ist 
aber  auch  die  Existenz  des  accusativus  cum  infinitivo  im  gothischen 
als  diesem  eigenthümlich»  als  nicht  aus  einer  anderen  Sprache  ent- 
lehnt, zweifellos,  so  ist  es  doch  immerhin  allzu  gewagt,  dem  gothischen 
einen  dativus  cum  infinitivo  zuschreiben  zu  wollen,  lediglich  aufGrund 
von  Stellen,  bei  denen  eine  einfachere  Erklärung  als  durch  diese  be- 
fremdliche Construction  sich  darbietet,  ja  fast  aufdrängt.  Die  Stellen, 
an   denen  nach  varth  ein  Dativ  neben  dem  Infinitiv  aufstösst,  sind 
meiner  Ansicht  nach  denen  völlig  gleich  zu  achten,  in   denen  ein 
Substantiv  im  Nominativ  als  Subject  bei  vairthan  steht,  wie  marc. 
4.  11.  ith  jainaim  thaim  uta  in  gajukom  allata  vairthith  ix&ivoig  oi 
TGi^  €^w  iv  jrapajSoAai^  ra  ;rdvra  yiverai  u.s.'w.  Wir  werden  am  besten 
thun,  M'cnn  wir  die  naher  liegende  Erklärung  des  Dativs  nach  varth 
als  von  diesem  abhängig  annehmen,  so  dass  varth  nicht  unpersönlich 
steht,  sondern  Prädicat  ist  für  das  infinitivische  Subject."  Die  ein- 
zige  Einwendung  gegen   die   Annahme  einer  constructio  dativi  cum 
infinitivo  im  gothischen  ist  demnach  der  Umstand,  dass  eine  solche 
Fügung  unerhört  sei :  diese  Einwendung  schwindet,  wenn  man  sich 
an  die  vollkommen  entsprechenden  Erscheinungen  im  altslovenischen 
erinnert.  Allerdings   wird  man  Grimm's  Berufung  auf  den  dativus 
absolutus  in   dieser  Sache  kaum  gelten  lassen :  dagegen  halte  ich 
Grimm's  Behauptung,  dass  schon  aus  der  Stellung  des  Dativs  dessen 
Unabhängigkeit  von  varth  hervorgeht,  für  vollkommen  begründet.  Die 
schon  V.  d.  Gabelentz  und  Loche  gegebene  Erklärung  des  Dativs  mag 
als  die  einfachere  erscheinen,  allein  diese  einfache  Erklärung  macht 
aus  dem  richtigen  Satze:  und  es  begab  sich,  dass  er  durch  die  Saat 
wandelte,   den   ganz   und  gar  unrichtigen:   und  ein  Wandeln  durch 
die  Saat  widerfuhr  ihm,   wurde  ihm  zu  Theil.  Die  Stelle  wird  von 
Bopp,  wie  unten  mitgetheilt  wird,  anders  erklärt,  varth  ist  wie  iyivevo 
nothwendig,  wie  man  sagt,  unpersönlich. 

Zu  den  Forschern,  welche  den  Accusativ  aus  der  nominalen 
Natur  des  Infinitivs  erklären,  gehört  auch  Bopp.  Derselbe  scheidet 
Sätze,  in  denen   nach  seinem  Ausdrucke  ein  und  dasselbe  Verbum 

33  • 


498  M  i  k  1  o  s  i  c  k 

den  AccuMtiv  des  InfinitiTs  und  den  einer  Pers^on  regiert,  wie :  «idi 
sah  ihn  fallen*',  vergl.  gramm.    3.   256.  321,  tod  jenen  Constnie- 
tionen,  in  denen  der  Aeeusativ  weder  vom  Verbum  noch  Tom  Infioiti? 
als  Objeet-Casus  regiert  werde,  sondern,  wie  im  griechischen  Text, 
das  Verhältniss  ,,in  Bezug  auf-*  ausdrücke,  welches  Verhält niss  zwar 
dem    griechischen    Accusatir    sehr  geläufig  ('soa^    a»x*S^.    safiara 
KO/ig)»  dem  Gothischen  aber,  ausser  in  der  Cunstruction  mit  dem 
Infinitiv,  fremd  sei.   ^Den  Infinitiv  fasse  ich  in   solchen  Sätzen,   sagt 
Bopp,  in  den  beiden  Sprachen  als  Sobject  und  somit  als  XomioatiT, 
und   das  Verbum  nicht  mit  v.   d.  Gabelentz   und  Loebe    Cgranun. 
pag.  249.  o.)  als  unpersönlich,  obgleich  wir  es  durch  „es  geschah,  es 
gefiel,  es  geziemt**   u.  s.  w.  übersetzen  können,  sondern  für  eben  so 
persönlich,  als    wenn  wir  z.  B.   sagen:  Sitzen  ist  angenehmer  als 
Stehen;  das  Aufstehen  ist  an  der  Zeit,  ist  jetzt  geziemend;   Eingehen 
ist  leicht.  Das  Eigenthumliche  in  den  betreffenden  griechischen  und 
gothischen  Constructionen   ist  nur,  dass  der  Infinitiy  nicht  wie  ein 
gewöhnliches  Abstractum   den  Genitiv  regieren  kann,    dass  also  im 
griechischen  z.  B.  nicht  gesagt  werden  kann:  rriO  ovsavov  xai  rng 
yrig  Tzape/^tlv^  und  im  gothischen  nicht:  himins  jah  airthos  hindar- 
leithan,   sondern  dass   in  beiden   Sprachen  die  Person  oder  Sache, 
worauf  die  durch  den  Infinitiv  ausgedruckte  Handlung  sich  bezieht, 
in  den  Accusativ  gesetzt  werden  muss,  indem  der  Infinitiv  weder  die 
nähere   Bestimmung   durch  ein  Adjectiv  noch  durch   einen  Genitiv 
vertragt,  selbst  da  nicht,  wo  der  griechische  Infinitiv  durch  den  vor- 
gesetzten Artikel  noch  mehr,  als  er  es  von  selbst  schon  ist,  substan- 
tiviert wird.  Von  den  Beispielen,  welche  von  der  Gabelentz  und  Loebe 
1.   c.   zusammengestellt  haben,   muss   das   erste:  varth  afslauthnan 
allans.   lue.    4.  36,  am  meisten  auffallen,  weil  der  griechische  Text 
(iyivcro  ^dp.ßoq  im  ravra^)  keine  Veranlassung  zu  einer  dem  gothi- 
schen ungeläufigen  Construction  gibt  Sehr  gezwungen  wGrde  in  der 
That  die  gothische  Übersetzung  erscheinen,  wenn  „varth**  hier  dem 
Sinne  nach  unserm  „ward**  entspräche,  so  dass  man  wortlich  fiber- 
setzen müsste:  es  ward  Entsetzen  (in  Bezug  auf)  alle,  oder:  Entsetzen 
ward  (in  Bezug  auf)  alle.  Da  aber  das  gothische  „vairthan^,  wie  die 
genannten  Gelehrten  in  ihrem  Glossar  gezeigt  haben,  auch  „ kommen** 
bedeutet  (man   berücksichtige    den  Zusammenhang  der  gothischen 
Wurzel   varth  mit  der  Skr.-Wurzel  vart,   vrt  gehen  und  dem  lat 
verto},  so   fasse  ich  hier  allans  als  den  von  einem  Verbum  der  Be- 


über  den  accusativus  cum  infinitivo.  499 

i^eguug  —  was  auch  das  griechische  iyivsro  an  dieser  Stelle  ist  — 
regierten  Accusativ  und  übersetze  wörtlich:  es  kam  Entsetzen  (über) 
alle,  oder  Entsetzen  überfiel  alle;  auch  findet  es  Ulfilas  an  einer 
andern,  ganz  ähnlichen  Stelle  angemessen,  das  griechische  ini  ;ray- 
rag  durch  ana  allaim  zu  übersetzen,  nämlich  lue.  1.  6S:  jah  varth 
ana  allaim  agis  (xae  iyivtro  ini  ndvTag  foßog')  und  es  kam  Furcht 
über  alle.  Es  war  also  Unrecht,  an  dieser  Stelle  varth  durch  factus 
est  zu  übersetzen.  Verzichten  wir  also  unter  den  von  v.  d.  Gabelentz 
und  Loche  (gramm.  pag.  249.  6.)  zusammengestellten  gothischen 
Beispielen  des  Infinitivs  mit  dem  Accusativ  auf  das  erste,  eben  be- 
sprochene, und  auch  auf  das  fünfte  (io.  18.  14),  weil  in  demselben 
die  gothische  Construction  von  der  griechischen  abweicht,  indem, 
wie  ich  nicht  zweifle,  der  Accusativ  ainana  mannan  von  dem  transi- 
tiven Infinitiv  fraqvistjan,  zu  Grunde  richten»  tödten,  als  Object-Casus 
regiert  wird  (besser  ist,  einen  Menschen  tödten  für  das  Volk),  so 
bleiben  uns  nur  noch  vier  hieher  gehörende  Beispiele  übrig.  Diese 
sind  col.  1.  19:  in  imma  galeikaida  alla  fullon  bauan  i)  iv  aOro)  e-jSo- 
xvjTg  näv  TÖ  n/r>pw/xa  xocroufiaai  es  gefiel  Wohnen  in  ihm  (in  Bezug 
aut)  alle  Fülle  (aller  Fülle);  lue.  16.  17:  ith  izetizo  ist  himin  jah 
airtha  hindarleithan  than  vitodis  ainana  vrit  gadriusan  *)  evxojrcorepov 
$i  iari  TÖv  oOpavov  xae  n^v  7^v  TzocptkäeXv  ^  tgö  vöjulou  [xiav  xtpaiocv 
Ksaelv  aber  leichter  ist  vergehen  (das  Vergehen)  in  Bezug  auf  Him- 
mel und  Erde  (Himmels  und  der  Erde)  als  fallen  (das  Fallen)  in 
Bezug  auf  einen  Strich  des  Gesetzes;  rom.  13.  11:  mel  ist  uns  ju 
US  siepa  urreisan  (welche  Stelle  im  gothischen  insoferne  zweideutig 
ist,  als  uns  sowohl  Dativ  als  Accusativ  sein  kann,  zumal  der  Dativ 
öfter  in  Constructionen  vorkommt,  wo  der  griechische  Text  den  Ac- 
cusativ mit  dem  Infinitiv  zeigt)  wpa  r^ixag  rjdts  i^  Ckvo^j  iytpäfivcci 
Zeit  ist  (in  Bezug  auf)  uns  schon  aufstehen  (das  Aufstehen)  vom 
Schlafe;  skeir.  cd.  Massmann  pag.  38.  10:  gadob  nu  vas  thanzuh 
gaqissans  vairthan  es  war  also  geziemend,  in  Bezug  auf  diese,  (das) 
übereinstimmend  Werden.  —  Nun  fragt  es  sich,  ist  diese  Construc- 
tionsart  dem  gothischen  gleichsam  angeboren  oder  nur  Nachahmung 
des  griechischen?  Ich  glaube  das  letzte,  und  zwar  darum,  weil  im 


1)  All.  jako  0  njemli  blagoroli  vlise  ispllinjenge  reseliti  (für  Tliseliti)  se.  sis.  142. 
^)  Udob^e  le  jestb  neba  i  lemli  prliti  neze  otb  lakoDa  edinoj  crbU  pogjrnuti.  nicol. 


500  M  i  k  J  o  s  i  c  h 

gothischen  sonst  der  Accusativ  niemals  das  Verbältniss  ^in  Bezug 
'M\\**  ausdrückt.  Auch  geUt  Ulfilas  dieser  Constructions-Art  gerne  aus 
dem  Wege,  wie  er  dadurch  beweist,  dass  er  öfter  die  Infinitive  Con- 
struction  des  Urtextes  in  eine  verbale  mit  der  Conjunetion  „ei,  dass' 
umwandelt,  oder  statt  des  Aceusativs  der  Person  den  Dativ  setzt, 
sei  es  im  eigentlich  dativen  oder  im  instrumentalen  Verhältuiss.  Im 
letzteren  Falle  folgt  er  zwar  dem  griechischen  Texte  von  Wort  zu 
Wort,  allein  die  Construction  wird  doch  durch  die  Umwandlung  des 
Aceusativs  in  einen  Dativ  eine  wesentlich  verschiedene  und  eine 
solche,  welcher  wir  auch  im  neuhochdeutschen  ohne  grossen  Zwang 
folgen  können,  z.  B.  lue.  IS.  25:  rathizo  »llis  ist  ulbandau  thairh 
thairko  nethlos  thairhleithan  thau  gabigamma  in  thiudangardja  guth 
galeithan  E'JxoTrwrspov  ydp  i^ri  /.ckixr,loy  oia.  rfv]üLaAiä.^  foc'^ioog 
it^e/^stv  ri  7r/ov(7£Ov  sig  rr/V  j3a7tA£iav  toO  ^£oO  ehsA^ciy  denn  leichter 
ist  dem  Kameel  (das)  durch  die  Öffnung  einer  Nadel  Durchgehen 
als  dem  Reichen  (das)  in  das  Reich  Gottes  Eingehen;  lue.  16.  22: 
varth  than  gasviltan  thamma  unledin  i'/svsTo  os  a~o  S-avstv  rdv  *ttci>- 
yöv  es  ward  aber  Sterben  durch  den  Armen;  lue.  6.1 :"  varth  gaggan 
imma  thairh  atisk  iyheTO  diccKOijVJifj^at  a*Jröv  Siä  rcZiv  arzopLixuiv  es 
ward  Gehen  durch  ihn  durch  das  Kornfeld.  Dagegen  hat  1.  cor.  7. 
26.  schon  der  griechische  Text  den  Dativ:  xa/dv  avo-pco;T€o  rd  ovrwj 
sKvai  goth  ist  mann  sva  visan  gut  ist  dem  Menschen  so  sein.  So 
marc.  9.  4o:  xaXdv  i<j7if30i£igu^£l)^£igri]'jCo}rr'^'/ju}/sG\^  r,  roO^  ovo  ;rö- 
dag  eyo\^TCc  j3A>5^^vac  sig  n%v  yis\f\^a'j  goth  thus  ist  galeithan  in  libain 
haltamma  thau  tvans  fotuns  habandin  gavairpan  in  gaiainan  besser 
(gut)  ist  dir  Gehen  in  das  Leben  lahm  (lahmem)  als  zwei  Füsse  ha- 
bend (habendem)  Werfen  (das  Werfen  =  Geworfen-  werden)  in  die 
Hölle.  Der  Umschreibung  mit  „ei,  dass**  bedient  sich  Ulfilas  z.  B- 
eph.  1.  4:  ei  sijaima  veis  veihai  jah  unvammai  tlyai  riiJLäg  dytovg 
xae  dp.u}p.ovg  dass  wir  seien  heilig  und  unbefleckt;  4.  22:  ei  aflag- 
jaith  jus  thana  fairnjan  mannan  dTzo^ia^ai  j/xä^  röv  ra/aeöv  av- 
äptüTzov.  Anders  als  mit  den  hier  besprochenen  graecisierenden  Con- 
structionen  des  Infinitivs,  wo  der  Accusativ  der  Person  nur  ein 
Nebenverhältniss  ausdruckt,  welches  wir  durch  „in  Bezug  auf«*  oder 
„betreffend**  umschreiben  müssen,  verhält  es  sich  mit  solchen,  wo 
der  Accusativ  der  Person,  eben  so  wie  der  des  Infinitivs,  vom  Verbum 
regiert  wird.  Wenigstens  glaube  ich  nicht,  dass  Sätze  wie:  „ich  sah 
ihn  fallen,  ich  hörte  ihn  singen,  ich  hiess  ihn  gehen,  lass  mich  gehen^ 


über  den  accusativiis  cum  infiiiitivo.  501 

anders  gefasst  werden  dürfen,  als  so,  dass  die  Wirkung  der  Hand- 
lung des  Sehens,  Hörens  u.  s.  w.  zunächst  auf  die  Person  oder 
Sache  fällt,  die  man  sieht,  hört,  beauftragt  u.  s.  w.  und  dann  auf  die 
durch  den  Infinitiv  ausgedrückte  Handlung,  die  man  ebenfalls  sieht, 
hört  u.  s.  w.  Die  beiden  Objecte  des  Verbums  sind  einander  coor- 
diniert,  stehen  zu  einander  im  V^erhältniss  der  Apposition  (ich  sah 
ihn  und  fallen,  aetionem  cadendi);  dass  aber  die  durch  das  zweite  Ob- 
ject  ausgedrückte  Handlung  von  der  durch  das  erste  ausgedrückten 
Person  oder  Sache  (ich  sah  den  Stein  fallen)  verrichtet  wird,  erhellt 
aus  dem  Zusammenhang,  ist  aber  formell  nicht  ausgedrückt.  Hierher 
gehören  grösstentheils  die  von  v.  d.  Gabelentz  und  Loche  pag.  249. 
unter  1,  2,  3  und  4  zusammengestellten  Beispiele,  wovon  ich  einige 
hersetze:  io.  G.  62:  jabai  nu  gasaihvith  sunu  maus  ussteigan 
weim  ihr  denn  sehet  den  Sohn  des  Menschen  aufsteigen  idv  oOv 
^io}yr,T£  Tov  veöv  toO  dv^f  ojtto'j  dvaßaivovTcc  u.  s.  w.  Auszuneh- 
men sind  von  Nr.  2.  eph.  3.  6:  visan  thiudos  gaarbjans  u.  s.  w.  i) 
£'Jvai  rd  fi^vy;  Tjyx/x^povoixa  u.  s.  w.,  wo  visan  stvai  im  nominativen 
Verhältniss  steht  und  der  Aceusaliv  der  Person  das  Verhältniss  „in 
Bezug  auf*'  ausdrückt,  und  1.  tim.  6.  13,  14:  anabiuda  fastan  thuk 
tho  anabusn  unvamma  7:apayyiAl(f}  zr^pfiaoLi  at  TYiv  ivroHiv  da;rtAov, 
wo  der  Infinitiv  fastan  rr^pr,aai  im  accusativen  Verhältniss  steht,  der 
Aceusativ  thuk  as  aber  ausserhalb  der  Richtung  des  Verbums  liegt 
und  ebenfalls  das  Verhältniss  „in  Bezug  auf''  ausdrückt.  Obwohl 
anabiuda  wie  das  griechische  napayyiA'kii)  den  Dativ  regiert,  so 
überspringt  doch  Ulfilas  das  griechische  ace,  obschon  er  eben  so 
gut,  um  nicht  die  zweite  Person  zweimal  auszudrücken,  das  minder 
wesentliche  ?£,  welches  den  Infinitiv  als  Ausdruck  eines  Nebenbe- 
griffes,  der  sich  ziemlich  von  selbst  versteht,  begleitet,  hätte  weg- 
lassen können  2).  Ulfilas  scheint  aber  eine  treuere  Nachbildung  der 
griechischen  Construction  darin  zu  finden,  dass  er  sagt:  ich  gebiete 
zu  halten  (das  Halten),  in  Bezug  auf  dich,  das  Gebot,  als  wenn  er 
sagte:  ich  gebiete  dir  zu  halten  das  Gebot.  In  lue.  19.  14:  ni  vilein 
thana   thiudanon  ufar  unsis  cO  äuoixsy  rcOrcv  ßuaileOaai  if'  ril^äg 


0  Byti  jezykomb  nasl^dlinikoinb  i    sbtelesnikomb   i   sbpriceftbnikonib   ob^tovaiiuo 

jego.  sis.  127. 
3)   Zupresttiju  ti  sbbijusti  sMpovedb  beskvrbnbnu.  ai».  243. 


502 


M  i  k  I  o  s  i  c  h 


und  den  übrigen  1.  c.  No.  3.  angeführten  Beispielen  können  wir  zwar 
der  grieehiseh-gothischen  Construction  nicht  folgen,  wir  kooDen 
nicht  sagen  „wir  wollen  nicht  diesen  herrschen  über  uns**,  allein  ich 
zweifle  nicht,  dass  auch  der  Accusativ  der  Person  wie  der  des  Infi- 
nitivs als  Zielpunct  des  „wollen,  suchen,  meinen,  glauben,  hoffen, 
wissen  u.  s.  w.**  bedeutenden  Verbums  stehe.  Das  Althochdeutsehe 
gestattet  dieser  Constructionsart  noch  einen  ziemlich  umfassenden 
Gebrauch  (Grimm  4.  116),  z.  B.  Notker:  er  sih  saget  kot  stn  se 
deum  esse  dicit;  Tat:  ih  weiz  megin  fon  mir  uz  gangan  novi  virtu- 
tem  de  me  exiisse;  Hymn.:  unsih  erstantan  kelaubam^s  nos  resur- 
gere  credimus.  vergl.  gramm.  3.  pag.  317. 

Ähnlich  wie  Bopp  hat  sich  auch  K.  Reisig  in  seineu  Ton  F.  Haase 
herausgegebenen  Vorlesungen  über  lateinische  Sprachwissenschaft 
aus  den  Jahren  1826—1827  ausgesprochen:  audio  exercitum  ve- 
nire ist  audio  exercitum  und  audio  venire,  wobei  jener  Accusativ 
etwa  so  zu  fassen  ist:  ich  bore  in  Betreff  der  Armee  das  Ankommen, 
audio  exercitum  et  eins  adventum,  so  dass  venire  die  nähere  Bestim- 
mung gibt.  pag.  783. 

Auch    M.    Schmidt    schliesst  sich  in   seiner  sehr    lehrreichen 
Schrift :  Über  den  Infinitiv,  wesentlich  an  Bopp  an :   derselbe  äussert 
sich  über  den  accusativus  cum  infinitivo  in  folgender  Weise :    ^.Ich 
glaube,   dass   bei  einem  Infinitiv  die  Person  oder  Sache,  an  welcher 
die  (durch  den  Infinitiv  bezeichnete)  Substanz  des  Merkmals  befind- 
lich ist,   nach   derselben  Weise  in   den  Accusativ  gesetzt  wird,  in 
welcher  die  Griechen  und  Lateiner  bei  dauernden  und  momentanen 
Merkmalen  den  Ort  oder  die  Sache,  an  welcher  sich  das  Merkmal  be- 
fand, in  den  Accusativ  setzten.  Wie  man  also  sagte  11.  1.  114.  inei  sv 
iJ^ivi(JTi  y^spsmv^  gü  Siiiag  oijdi  fitiiv^  oOt'  ap  fpivag  ourc  tc  ioya;  os 
humerosque  deo  similis;  laurea  cinctus  caput,  so  fügte  man  auch  zu 
der  Substanz,  welche  von  einem  Merkmale  abstrahiert  war,  die  Sache 
oder  Person,  an  der  das  Merkmal  sich  befand,  im  Accusativ:   Si&£cs 
Xiyerai  ei/rai  es  wird  erzählt  das  gesagt  haben,  welches  am  Xerxes 
sich  befand,  das  gesagt  haben  am  Xerxes,  wie  man  etwa  im  deut- 
schen  sagt:   ähnlich   einem   Gotte  an  Brust  und  Schultern.   Ebenso 
},iyo\j(ji   'Sip^iOL  eiTrai  die   Leute    erzählen    das   gesagt    haben   am 
Xerxes,   d.   i.   dass  Xerxes  gesagt  habe.  Thucyd.  1.  41 :  >;  t^jtpyetria 
aCvYi   T£  xat  kg  Sajuitoü^  tö  St'  rifxäg  Us^onovvYialovg  ocrjrotg  fxrs  Scij- 
^i9<7a(  napidytv  *j/x?v  d.  i.  das  durch  uns  vorhanden  gewiesene  Sein 


über  den  accusativus  cum  infinitiro.  503 

des  Nichthelfens  an  den  Peloponnesiern  d.  i.  dass  unsertwegen  die 
Peloponnesier  ihnen  nicht  geholfen  haben.  Der  Accusativ  der  Person 
hängt  demnach  nicht  vom  verbum  finitum  ab,  sondern  der  Infinitiv, 
er  mag  von  einem  andern  Worte  abhängig  oder  als  Nominativ  selb- 
ständig sein,  hat  den  Accusativ  zu  seiner  genaueren  Bestimmung  und 
Beschränkung  bei  sich,  und  ist  grammatisch  von  weit  grosserem  Ge- 
wichte als  der  Accusativ,  wesshalb  auch  Humboldt  diese  Construction 
den  infinitivus  cum  accusativo  genannt  wissen  will.**  pag.  40. 

Über  diese  Darstellung  Bopp*s  glaube  ich  folgendes  bemerken 
2U  sollen:  1.  Bopp  läugnet  stillschweigend  die  constructio  infinitivi 
cum  dativo,  indem  er  meint,  Ulfilas  weiche  der  constructio  infinitivi 
cum  accusativo  dadurch  aus,  dass  er  den  Accusativ  durch  den  Dativ 
ersetzt,  welcher  entweder  das  eigentlich  dative  oder  das  instrumen- 
tale Verhältniss  ausdrücke.  Was  vor  allem  das  dative  Verhältniss 
anlangt,  so  ist  die  dafür  angeführte  Stelle  lue.  10.  25.  zweifelhaft 
und  die  Deutung  Bopp*s,  ungeachtet  des  den  Accusativ  an  der  Stelle 
des  Dativs  bietenden  griechischen  Urtextes,  möglich.  Wenn  jedoch 
lue.  16.  22.  varth  than  gasviltan  thamma  unledin  asi.  bystb  ze  umr^ti 
nistuumu.  ostrom.  durch  „es  ward  aber  Sterben  durch  den  Armen** 
wiedergibt,  so  kann  ich  ihm  nicht  beistimmen,  und  berufe  mich  auf 
die  vollkommen  analoge  altslovenische  Construction  und  darauf,  dass 
im  altslovenischen,  das  einen  eigenen  Instrumental  besitzt,  dem  Dativ 
in  der  constructio  dativi  cum  infinitivo  eine  instrumentale  Bedeutung 
nicht  zugeschrieben  werden  kann,  woraus  ich  folgere,  dass  ihm  auch 
im  gothischen  eine  solche  nicht  zukommt.  2.  Wer  Bopp*s  Erklärung 
des  Accusativs  in  der  constructio  infinitivi  cum  accusativo  für  das 
gothische  als  richtig  erkennt,  muss  sie  auch  für  das  griechische  und 
lateinische  gelten  lassen  und  den  oben  angeführten  griechischen 
Satz  durch  „sie  verkündigten  das  Siegen  in  Bezug  auf  Kyros^  über- 
setzen. Gegen  diese  Deutung  muss  vor  allem  angeführt  werden,  dass 
der  sogenannte  Accusativ  der  Beziehung  oder  freie  Accusativ,  im 
Lateinischen  auf  bestimmte  Fälle  beschränkt,  dem  gothischen  und 
allen  übrigen  deutschen  Sprachen  ebenso  unbekannt  ist  wie  den  sla- 
vischen,  welche  letztere  die  Beziehung  meist  durch  den  Instrumental 
ausdrücken.  Bopp  scheint  zu  dieser  Erklärung  dadurch  geführt  wor- 
den zu  sein,  dass  er  den  Infinitiv  ohne  weiters  als  ein  Substantiv 
ansah,  welche  Behauptung  er  schon  1816  in  folgenden  Worten  aus- 
sprach: „So  ein  gemischtes  Wesen  von  Substantiv  und  Verbum,  das 


504  M  i  k  I  0  s  i  c  h 

man  dem  Infinitiv  angedichtet  hat,  ist  überhaupt  in  keiner  Sprache 
zu  finden,  und  es  ist  ein  solches  phantastisches  Geschöpf  den  Cen- 
tauren  der  Fabelwelt  zu  vergleichen.  Über  das  Conjugationssystem 
der  Sanskritsprache,  pag.  71.  Diese  Ansicht,  die  schon  Priscian  aus- 
sprach (currere  est  cursus  et  scribere  scriptio  et  legere  lectio)  ist 
etymologisch  richtig,  syntaktisch  jedoch  falsch:  jenes,  weil  in  der 
That  der  Infinitiv  durch  NominalsufTixe  gebildet  wird ;  dieses,  weil 
der  Infinitiv  sowohl  hinsichtlich  des  Casus  des  Objectes  wie  hinsicht- 
lich des  Casus  des  Subjectes  vom  Substantiv  abweicht.  3.  Die 
Frage,  ob  die  constructio  aecusativi  oder  dativi  cum  infinitivo  dem 
gothischen  gleichsam  angeboren  sei,  glaube  ich  bejahen  zu  sollen: 
die  Ausführungen  Grimms  4.  114— i 22.  124.  229.  705.  94o.  946. 
sind  ganz  geeigiiet,  alle  diejenigen,  die  ohne  Voreingenommenheit  au 
die  Prüfung  der  Sache  gehen,  von  der  Richtigkeit  dieser  Ansicht  zu 
überzeugen.  Ich  halte  diese  Ausdrucksweise  auch  im  altslovenischeu 
für  keine  Nachahmung  des  griechischen.  Wenn  Bopp  anführt,  dass 
rifilas  der  constructio  aecusativi  cum  infinitivo  ausweiche,  so  mag 
man  wohl  Stellen  finden,  in  denen  dieser  Fügung  „ei"  mit  dem  ver- 
bum  finitum  gegenübersteht;  man  kann  aber  auch  Stellen  nach- 
weisen, in  denen  dieselbe  leicht  hätte  vermieden  werden  können, 
und  doch  nicht  vermieden  worden  ist:  hierher  gehört  vor  allem 
1.  tim.  6.  13,  14;  ferner  lue.  4.  30,  die  von  Bopp  ebenso  missver- 
standen worden  ist,  wie  von  Massmann,  denn  die  Stelle  ist  weder 
mit  jenem  durch  ^Entsetzen  kam  (über)  alle**,  noch  mit  diesem  durch 
„factus  est  pavor  in  omnibus**  übersetzt  werden,  die  richtige,  jede 
Künstelei  überflüssig  machende  Erklärung  ist  die  bei  von  der  Ga- 
belentz  und  Loche:  factum  est  stupescere  omnes,  als  ob  der  Urtext 
lautete:  iyivsro  J^aßßr^Sr,'ycn  jrävrac,  womit  iyivtTO  TzoL^OLTzopexjia^oa 
avTCv.  marc.  2.  23.  u.  s.  w.  zusammenstellen  kann :  vgl,  Winer, 
Grammatik  des  neutestamentlichen  Sprachidioms.  2.  pag.  ill.  Wenn 
Bopp  an  die  Stelle  des  Accusativs  den  Dativ  treten  lässt,  damit  der 
constructio  aecusativi  cum  infinitivo  aus  dem  Wege  gegangen  würde, 
so  flüchtet  er,  bei  der  Unzulässigkeit  seiner  Erklärung  des  Dativs  als 
eines  Instrumentals,  aus  Furcht  vor  etwas  minder  gewöhnlichem  zu 
etwas,  das  nach  der  Meinung  vieler  ganz  unerhört  ist,  nämlich  zur 
constructio  dativi  cum  infinitivo.  Bei  dieser  Frage  wolle  man  sich 
an  den  dem  gothischen  wie  dem  altslovenischeu  bekannten  soge- 
nannten  absoluten   Dativ  erinnern,  gegen  dessen  einheimischen  Ur- 


über  den  accusativus  cum  infinitiTo.  SOS 

Sprung  ungefähr  dieselben  Gründe  angeführt  werden  könnten,  die 
gegen  die  Gotbicität  und  Slovenicität  des  aceusativus  cum  infinitivo 
geltend  gemacht  werden,  ungeachtet  daran  nicht  gezweifelt  werden 
kann,  dass,  wenn  Gothe  und  Slovene  dem  griechischen  Text  sklavisch 
gefolgt  wären,  wir  in  den  Sprachen  beider  einen  absoluten  Genitiv, 
nicht  einen  absoluten  Dativ  hätten. 

Man  kann  gegen  meine  Darstellung  einwenden,  dass»  während 
Bopp  und  die  übrigen  Sprachforscher,  deren  Ansichten  hier  bestritten 
werden,  den  Accusativ  erklären,  nämlich  als  den  der  Beziehung 
u.  s.  w.^  derselbe  nach  meiner  Auffassung  unerklärt  bleibe;  vom 
Dativ  gelte  dasselbe.  Darüber  ist  folgendes  zu  bemerken :  Da  uns 
die  ursprüngliche  d.  i.  die  mit  seiner  Entstehung  zusammenhangende 
Bedeutung  des  Accusativs  ein  Geheimniss  ist  und  auch  für  alle  Zu- 
kunft ein  solches  bleiben  wird,  so  können  auch  die  Gegner  nicht  an 
die  Zurückführung  der  Bedeutung  des  Accusativs  in  diesem  bestimm- 
ten Falle  auf  die  Urbedeutung  des  Accusativs  denken.  Der  Unter- 
schied zwischen  der  Auffassung  meiner  Gegner  und  der  meinigen 
besteht  demnach  in  dieser  Richtung  darin,  dass  z.  B.  nach  Bopp 
dieser  Accusativ  bei  dem  Accusativ  der  Beziehung  abzuhandeln, 
während  nach  meiner  Ansicht  in  der  Syntax  des  griechischen,  latei- 
nischen, gothischen,  althochdeutschen  und  altslovenischenin  einer  neu 
zu  eröffnenden  Rubrik  die  Regel  zu  registrieren  wäre :  der  Accusativ 
kann  dasSubject  des  Infinitivs  bezeichnen.  Dieselbe  Regel  wäre  in  der 
gothischen  und  altslovenischen  Syntax  beim  Dativ  zu  verzeichnen. 

Wenn  wir  das  verbum  finitum  mit  dem  Infinitiv  und  mit  dem 
abstraclen  Verbalnomen  hinsichtlich  der  Bezeichnung  des  Subjectes 
und  des  Objectes  vergleichen,  so  finden  wir  folgende  Unterschiede: 
I.  Das  Subject  des  Verbum  finitum  wird  durch  den  Nominativ  aus- 
gedrückt. Das  Subject  des  Infinitivs  wird  nie  durch  den  Nominativ, 
sondern  entweder  durch  den  Accusativ  oder  durch  den  Dativ  bezeich- 
net. Der  Grund  dieser  Verschiedenheit  kann  nur  in  dem  nominalen 
Ursprung  des  Infinitivs  liegen.  Im  altslovenischen  findet  man  auch 
bei  dem  abstracten  Verbalnomen  das  Subject  im  Dativ.  II.  Das  Object 
des  Infinitivs  steht  in  demselben  Casus,  in  welchem  es  bei  dem  ver- 
bum finitum  steht.  Bei  dem  abstracten  Verbalnomen  weicht  der  Ac- 
cusativ dem  Genitiv :  jener  erhält  sich  nur  ausnahmsweise. 

Wenn  Wilhelm  von  Humboldt  die  Ansicht  ausspricht,  dass  der 
Infinitiv  mit   der  Bestimmung  (durch  den  Artikel)  auch  unmittelbar 


506  M  ik I o  8  i  eh 

seine  Iiifinitivnatur  verliert  und  Substantiv  ist,  so  wie  er  bestimmt 
sei  (Zeitschrift  für  vergleichende  Sprachforschung  2.  pag.  247),  so 
muss  von  dem  hier  festgehaltenen  Standpuncte  aus  diese  Theorie 
als  irrig  bezeichnet  werden,  weil  der  durch  den  Artikel  bestimmte 
Infinitiv  hinsichtlich  des  Subjectes  und  des  Objectes  denselben  Ge- 
setzen folgt,  wie  der  Infinitiv  ohne  Artikel.  Die  Ansicht  W.  von  Hum- 
boldt's  wurde,  nach  Apollonius,  de  eonstructione  1.  8.  pag.  30,  schon 
vonTrypho  aufgestellt:  w^  ra ajrapi/xj/aTa  ff^juiara  rrf,  [xiv  ojg 6v6p.aTd 
i^i  Tc5v  /^TjfXöCTwv,  0T£  XÄi  co^  övöjULara  äpäpa,  Tzapa/.aiJLßd'i^ei^  t« 
nspiTTocTsXv  r^Soiiai,  roö  ntpiKareev  npivoix'i/ iyjatKaiirt  in^  £'J^fta^,  rö 
ircf t;rar£tv  dviocp6v  i^ri,  yojpig  (xivroi  äp^pov  }.ey6iJL£vcc  pr^ixarx  av 
cTt;,  ntpinareX'if  ^iAci)  i^ntp  k^rdvai.  r^id'jraig  ydp  ri^t  ^uvra^c^iv 
iiiv.ti  iiepi^eiv  t6  fxiv  t*}g  cvojuiarexöv,  t6  Si  (bg  fjrsiJ.acTix6v  x.  r.  i. 
vgl.  Indische  Bibliothek  2.  pag.  88. 


über  den  accasatirus  vum  infinUiro.  507 


Litteratur. 

Apollonius   (Dyscolus)  Alexandrinus»  De  constructione  orationis. 
Ex  recensione  I.  ßekkeri.  Berolini  1817.  pag.  240. 

Bopp,  Fr.,    über    das    Conjugationssystem    der    Sanskritspraehe. 
Frankrurt  am  Main.  18 IG.  pag.  75. 

Curtius,  G.,  Griechische  Schulgrammatik.  Prag.  1866.  §.  567. 
Diez,  Fr.,  Grammatik  der  romanischen  Sprachen.  Bonn  1860.  III. 
pag.  237. 

DobroYsky,  I.»  Institutiones  linguae  slavicae  dialecti  veteris.  Vin- 
dobonae.  1822.  pag.  634. 

Egger,  E.,  Apollonius  Dyscole.   Essai  sur  Thistoire  des   th^ories 
grammaticales  dans  Tantiquit^.  Paris.  1854.  pag.  255.  • 

Egger,  E.,  Notions  elementaires    de  grammaire  comparee.  Paris. 
\-  ed.  1856—1857.  pag.  134. 

Fuisting,  6.,   De    natura    accusativi  cum  infinitivo  apud  Latinos. 

Münster.  1838. 
Gabelentz,  H.  C.  von  der,  und  J.  Loebe,  Ulfilas.  Leipzig.  1843. 

II.  pag.  248. 
Gernhard,  A.   G.,  Opuscula  seu  commentationes  grammaticae  et 

prolusiones  varii  argumenti.  Lipsiae.  1836.  pag.  1. 
Grimm,  I.,  Deutsche  Grammatik.  Göttingen.  1837.  IV.  pag.  114 — 

122.  124.  229.  705.  945.  946. 
Heidelbergische  Jahrbücher  der  Litteratur.  1816.  pag.  918. 

929. 
Humboldt,  W.  von.  Über  den  InGnitiv.  Zeitschrift  für  vergleichende 

Sprachforschung.  II.  (1863)  pag.  242—251. 
Indische  Bibliothek.  Eine  Zeitschritt  von  A.  W.  von  Schlegel. 

Bonn.  1824.  II.  pag.  117.  118, 
Jacobs  in  MützelKs  Zeitschrift  für   das  Gymnasialwesen.  1847. 

I.  3.  Über  die  Bedeutung  der  Casus  in  besonderer  Beziehung 

auf  die  lateinische  Sprache.  Zweiter  Theil.  pag.  33—75,  be- 
sonders pagg»  38.  51. 
Köhler,  A.,  Über  den  syntaktischen  Gebrauch  des  Dativs  im  Gothi« 

sehen.  Dresden.  1864.  pag.  39. 


508  Miklosich.     Über  den  aecusativui  cum  infinitivo. 

Perizonius,  I.,    in     Fr.    Sanctii    Minerva.    Fraiiequerae.     1702. 
pag.  103. 

Rumpel,  Th.,    Die   Casuslehre   in   besonderer   Beziehung    auf  die 
griechische  Sprache  dargestellt.  Halle.  184l>.  pag.  186. 

Schmidt,  Max,   Über  den  Infinitiv.  Ratibor.  1826.  Programm. 

Schmitt  henner.  F.,  Ursprachlehre.  Frankfurt.   1827.   pag.    161, 
2ß0. 

Schoemann,  G.   F.,   Die  Lehre   von  den  Redetheilen     nach   den 
Alten.  Berlin.  1862.  pag.  46. 

Steinthal,  H.,  Grammatik,  Logik  und  Psychologie.  Berlin.  1835. 
pag.  368. 

Wachsmuth,  W.,   De   accusativo   cum  infinitivo  disputatio.    Halis 
Sax.  1815. 


Müllor.   ÜPr  Verbalnusdruck  im  «»emiiischen  Spriichkrei.se.  SOO 


Der  Verbalausdruck  im  semitischen  Sprachkreise. 

Von  Dr.  Friedrich  Müller, 

Prufrssur  an  der  Wiener  Uair^rsität. 

Schon  im  Jahre  1857  habe  ich  in  einer  in  den  Sitzungsberich- 
ten der  kais.  Akademie  der  Wissenschaften,  Band  XXV  abgedruck- 
ten Abhandlung,  betitelt:  »Der  Verbalausdruck  im  arisch-semitivschen 
Sprachkreise *"  den  Beweis  zu  luhren  versucht,  dass  das  Verbum 
sowohl  der  indogermanischen  als  auch  der  semitischen  Sprachen 
aus  zwei  Theilen  zusammengesetzt  ist,  nämlich  einem  als  Subject 
aufzulassenden  Pronominalelemente  nnd  einer  im  Sinne  des  Frädi- 
cats  zu  diesem  tretenden  Nominalbildung,  welche  ihrer  ganzen  Form 
und  Bedeutung  nach  deutlich  als  Nomen  agentis  sich  erweist.  Ich 
Labe  damals  vor  allem  den  genauen  Parallelismus  hervorgehoben, 
welcher  sich  in  BetreflF  des  Verhalausdrucks  zwischen  den  beiden  am 
höchsten  entwickelten  Sprachfamilien  (die,  beiläufig  bemerkt,  wur- 
zelhaft mit  einander  in  gar  keinem  Zusammenhange  stehen)  kund 
gibt  und  die  eigentliche  Bedeutung  dieses  Baues  vornämlich  am 
indogermanischen  Verbum,  als  dem  relativ  durchsichtigeren,  darge- 
legt. Meine  damals  entwickelten  Ansichten  wurden,  wie  so  mancher 
scharf  und  genau  formulirte  Satz,  welcher  den  gangbaren  Anschau- 
ungen widerspricht,  als  ketzerisch  bezeichnet,  fanden  aber,  wie  ich 
nun  mit  Befriedigung  wahrzunehmen  glaube,  auf  beiden  Sprach- 
gebieten nach  und  nach  Eingang. 

Der  vorliegende  Aufsatz  bildet  insoferne  gleichsam  eine  Fort- 
setzung und  Ergänzung  des  oben  genannten,  als  ich  in  demselben 
den  Organismus  des  semitischen  Verbums  genauer  zu  zergliedern 
und  in  seinen  einzelnen  Bestandtheilen  näher  zu  untersuchen  beab- 
sichtige.  Ich  halte  noch  immer  an  dem  Parallelismus  des  Verbal- 


510  Müller 

Organismus  der  beiden  Spraehkreise  fest  und  sehreibe  dem  semiti- 
schen Verbuni  ächte  Flexion  in  derselben  Weise  und  Feinheit 
zu,  wie  sie  dem  indogermanischen  von  allen  Sprachforschern  zuge- 
schrieben wird,  eine  Ansicht,  welche  bekanntlich  von  A.  Schleicher 
in  seiner  akademischen  Abhandlung:  „hie  Unterscheidung  von 
Nomen  und  Verbum  in  der  lautlichen  Form  „S.  18  (ol4)  —  24  (520) 
nicht  getheilt  wird. 

Schleicher  glaubt  in  der  eben  citirten  Abhandlung  dem  semiti- 
schen Verbum  schon  desswegen  die  verbale  Natur  und  Flexion  im 
Sinne  der  indogermanischen  Sprachen  absprechen  zu  müssen,   weil 
der  dritten  Person  der  Einzahl  der  Perfectform  jegliche  directe  Per- 
sonsbezeichnung mangelt  und  Geschlecht  und  Zahl  an   ihr  in   der- 
selben Weise  wie  beim  Nomen  zum  Ausdrucke   gelangen.    Wegen 
ihres  Ausganges  in  a  im  Arabischen,  welches  ihm  mit  Olshausen  fiir 
den  ältesten  Repräsentanten  des  Semitismus  gilt,  betrachtet  er  die 
dritte  Person  der  Einzahl,  nämlich  (i.^  kdtaba)  für  einen  Nominal- 
Accusativ,  abhängig  von  einem  im  Verbalausdrucke  steckenden  Ver- 
bum substantivum ,  da  ö^  (kanaj  und  seine  Verwandten  (C>l£=» 
W^'j^'j)   ^^^  Accusativ  des  Prädicats  bei  sich  haben.   Eine   Folge 
dieser  Annahme  ist  eine  zweite ,  dass  nämlich  das  Femininum   der 
dritten  Person  Einzahl  JUüT  (kdtabat)  aus  katdbata  entstanden  ist, 
einem  Accusativ  von  katäbatu,  dem  Femininum  von  kdtabü,  welches 
dem  obigen  Accusativ  kdtaba  zu  Grunde  liegt.  Der  Dual  der  dritten 
Person  m,  l::^  (kdtabdj ,   f.  \:^ (katdbata)  <) ,   ebenso   der  Plural 
m.  \y^  (kdtabuj  statt  kdtabun  2)  sind  abgekürzte  Nominalformen 
(Formen,  die  einen  Genitiv  hinter  sich  haben?)  und  ebenso  gebildet 
wie  sonst  reine  Nominalformen  gebildet  zu  werden  pflegen. 

Im  engsten  Zusammenhange  mit  diesen  Ansichten  steht  die  fol- 
gende, dass  nämlich  die  Formen  der  zweiten  und  ersten  Person 
nicht  anders  als  jene  der  dritten  beurtheilt  werden  dürfen,  d.  h.  dass 
sie  ebenso  reine  Nominalformen  sind.  Die  Bekleidung  derselben  mit 
den  Pronominalelemeuten  ist  nur  äusserlich;  sie  sind  im  tiefsten 
Grunde  nichts  anderes  als  Zusammensetzungen  der  aus  der  dritten 


^)  Sollten  nach  dem  soeben  Dargelegten  vielmehr  katabai  oder  katabaini  und  Jtaf«- 

batai  oder  katabataini  lauten ! 
')  Sollte  consequent  katabi  statt  katabtna  lauten ! 


Der  Verbalausdruck  im  semitischeo  Sprachkreise.  51 1 

Person  erschlossenen  Nominal  form  und  der  fertigen  Prono- 
minalformen. Darnach  sind: 

JUuT  (katdbia)        =  ^1  wjT  (kdtaba  ünta) 

C^ (katdbti)        =  C^\  ^ (kaidbaia  dnti) 

UsJj   (katdbtiimdj  =  lül  Lo  {kdtaba  dntumd) 

i::S  (kaidbium)     =»  i^l  Oj*^  (katabüna  dntum} 

Cr^  (TcatabtuntiaJ=  0^\  \j<^  (kaidbna  antnnna) 

C^  (kaidbUi)      =    wJ3  (kdtaba)  und  einem  von  der  Form  der 

ersten  Person,   hebräisch    ^jjk  {anokhf), 
arabisch  Ul  (dnd)  abweichenden  Pronomen. 

Ujuj  (katdbnd)         =    Oy^  (katabüna)  und  dem  Rest  des  Prono- 

mens,  hebräisch  i^n^K  (ana/nü),  arabisch 
j^  (tid/nu). 

Auch  die  semitische  Dauerform  (von  Schleicher  in  herkömm- 
licher Weise  Imperfectum  genannt)  soll  sich  als  reines  Nomen  ganz 
deutlich  verrathen.  Dies  tritt  einerseits  in  der  Pluralbildung,  nament- 
lich der  Masculinformen ,  zu  Tage,  andererseits  in  der  Veränderung 
des  auslautenden  Vocals,  die  in  der  That  sowohl  jener  beim  Nomen 
entspricht  als  auch  von  den  einheimischen  Grammatikern  mit  dem- 
selben Ausdrucke  bezeichnet  wird.  Auch  der  syntaktische  Gebrauch 
der  Dauerform  in  Verbindungen  wie  wJlx»  jlT  (käna  ydktubu) 
scribebat,  wörtlich  etwa :  fuit  scribens,  soll  für  die  Natur  der  Dauer- 
form als  eines  Nomens  sprechen.  —  Letzteres  ist  aber,  beiläufig  be- 
merkt, schon  desswegen  nicht  zulässig,  weil  nach  Schleicher*s  eige- 
ner Annahme  der  Ausdruck  nicht  also,  sondern  vielmehr  kdna  ydk- 
tuba  (Accusativ)  lauten  müsste. 

Dass  diese  Ansichten,  so  gern  man  auch  im  Einzelnen  ihnen 
beistimmen  möchte,  auf  einer  vollständigen  Verkennung  der  ganzen 
Sachlage  beruhen  und  namentlich  bei  der  Bildung  der  zweiten  und 
ersten  Person  Vielzahl  des  Perfects  Formen  voraussetzen,  für  deren 
factischen  Bestand  sich  auf  dem  Gebiete  der  semitischen  Sprachen 
nicht  die  geringsten  Anhaltspunkte  finden  lassen,  liegt  theils  auf  der 
Hand,  theils  wird  es  sich  aus  unserer  Untersuchung  zur  Genüge  er- 
geben. Da  jedoch  in  den  von  Schleicher  der  Beti'achtung  unterwor- 
fenen Punkten  das  Wesen  des  semitischen  Verbalorganismus  nicht 

Sitzb.  d.  phil.-hist.  CI.  LX.  Bd.,  Ul.  Hft.  34 


512  Muller 

im  entferntesten  erschöpft  ist,  daher  nach  ihnen  gar  nicht  richtig 
beurtheilt  werden  kann,  und  bei  Darstellung  desselhen  auch  noch 
andere  Punkte  zur  Sprache  gebracht  werden  müssen,  so  w^ill  ich  vor 
der  Hand  von  jeder  fremden  Ansicht  absehen  und  die  von  mir  an- 
gestellten Untersuchungen  in  Kürze  vorzuführen  versuchen. 

Gleichwie  dem  indogermanischen  Verbum  liegt  auch  dem  semi- 
tischen der  Gegensatz  der  vollendeten,  abgeschlossenen,  momen- 
tanen und  der  sich  entwickelnden,  eben  stattfindenden,  aus  einer 
Reihe  von  einzelnen  Momenten  zusammengesetzten  Handlung  zo 
Grunde.  Innerhalb  dieser  beiden  Gegensätze  (welche  sich  am  präg- 
nantesten im  griechischen  Aorist-  und  Präsensstamme  begreifen  las- 
sen) bewegt  sich  der  Verbalausdruck;  von  einer  Darstellung  der  Zeit 
ist  in  demselben  nichts  enthalten.  Soll  letztere  näher  bezeichnet  wer- 
den, dann  bedarf  es  äusserer  Mittel,  welche,  wie  sich  zeigen  lässt, 
erst  später  hinzugetreten  sind.  Während  aber  die  indogermanischen 
Sprachen  dieselben  in  der  Form  von  Pronominalpartikeln  und  Hilfs- 
zeitwörtern dem  Korper  des  Verbalausdrucks  einverleiben,  und  also 
die  Zeitbestimmung  innerhalb  des  W  ort  es  bezeichnen ,  beschranken 
sich  die'  semitischen  Sprachen  darauf,  die  Bezeichnung  dieser  Acci- 
dentien  dem  Satze,  dem  vollen  Ausdrucke  des  Gedankens,  zu  über- 
weisen. In  beiden  Sprachfamilien  ist  ursprünglich  derselbe  Trieb 
gelegen,  er  hat  sich  jedoch  in  beiden  ungleich  entwickelt  i). 

Die  Kategorie,  auf  welche  beide  Sprachfamilien  die  Darstel- 
lung des  Verbalausdruckes  gründen,  ist  das  indifferente  Nominal- 
thema.  Natürlich  ist  an  demselben  von  allen  jenen  Bestimmungen, 
welche  es  in  der  Periode  der  fertigen  Sprache  an  sich  trfigt,  nichts 
vorhanden.  Es  bezeichnet  nichts  anderes,  als  dass  die  im  Ausdrucke 
der  Sprachwurzel  gelegene  Anschauung,  welche  dort  unbestimmt, 
gleichsam  aus  der  Masse  sämmtlicher  Einzelanschauungen  abstrahirt 
vorliegt,  als  etwas  Bestimmtes,  als  ein  dem  Geiste  des  Suhjectes 
entgegentretendes  Object  aufgefasst  wird. 

Der  Bau  dieses  indifferenten  Nominalthemas  bietet  genug  Raum 
zum  Ausdrucke  des  oben  berührten  Gegensatzes  zwischen  vollende- 
ter und  sich  entwickelnder  Handlung.  Auch  hierin  haben  die  indo- 
germanischen Sprachen  im  Gegensatze  zu  den  semitischen  den  Vor- 
zug grösserer  Mannigfaltigkeit  auf  ihrer  Seite.   Sie  besitzen  meh- 


1)  Vergl.  Orient  nod  Occident  HI,  S.  827  ff. 


k 


Der  Verbalausdruck  im  semitiachen  Sprtchkreiae.  513 

rere  Formen,  welche  zwar  nicht  gleichen  Alters  und  Ursprungs, 
aber  doch  gleicher  oder  wenigstens  verwandter  Bedeutung,  die 
Handlung  als  eine  sich  entwickelnde  darstellen,  während  den  semiti- 
schen Sprachen  blos  eine  einzige  Form  zur  vollen  Verfügung 
steht. 

Dagegen  steht  den  semitischen  Sprachen  ein  anderes  Mittel  zu 
Gebote,  welches  den  indogermanischen  in  diesem  Umfange  mangelt 
Sie  sind  nämlich  im  Stande,  verschiedene,  mit  der  Ausübung  der 
Handlung  in  Bezug  auf  das  Subject  und  Object  im  Zusammenhange 
stehende  Accidentien,  sowie  deren  Stärke  und  Effect  und  ähnliche 
Punkte  im  Baue  des  Verbalthemas  selbst  zur  Anschauung  zu  bringen, 
und  dies  mit  einer  Durchsichtigkeit  und  Consequenz,  welche  kaum 
irgendwie  übertroffen  werden  können. 

Das  einfachste,  dem  Verbalausdruck  zu  Grunde  liegende  Nomi- 
nalthema ist  innerhalb  der  semitischen  Sprachen  seiner  Form  nach 
ursprünglich  stets  dreisilbig.  Jede  Silbe  beginnt  mit  einem  Conso- 
nanten  und  schliesst  mit  einem  Vocale.  Dieser  ist  entweder  durch- 
gehends  der  Urvocal  a  (käiaba)  oder  auf  der  mittleren  Silbe  i 
Cfnri/aJ  oder  u  (x^dhina).  Mit  dieser  Anfangs,  wie  es  scheint,  in- 
differenten Lautschattirung  wurde  später  eine  bestimmte  Bedeutung 
verbunden. 

In  den  dreisilbigen  Nominalthemen  ist  der  semitische  Wurzel- 
schatz, bereits  verarbeitet,  gelegen.  Es  sind  durchgebends  Ausdrücke 
für  feste,  abgerundete  Anschauungen,  aus  denen  die  zu  Grunde  lie- 
genden Abstractionen  loszuschälen  (ein  Geschäft,  welches  den 
Sprachforscher  über  den  Semitismus  hinausführt  und  ihm,  bei  der 
Dunkelheit  der  dahin  gehörigen  Zustände,  jeden  positiven  Halt  raubt) 
auch  dem  glücklichsten  Scharfsinne  kaum  je  gelingen  dürfte. 

Die  Bedeutung,  welche  den  oben  berührten  Lautdifferenzen 
a,  i,  u  innerhalb  des  einfachen  dreisilbigen  Nominalthemas  inne- 
wohnt, steht  mit  der  symbolischen  Bedeutung  und  übrigen  Verwen- 
dung derselben  in  jvollem  Einklänge.  Der  Urvocal  a  bezeichnet  eine 
Handlung  oder  einen  Zustand,  der  über  das  Subject  hinausgeht,  wäh- 
rend f  und  u  Zustände  bezeichnen,  welche  innerhalb  des  Subjectes 
verbleiben.  Der  Unterschied,  welcher  zwischen  i  und  u  obwaltet,  ist 
der,  dass  i  Zustände  anzeigt,  welche  sich  einsteilen  und  später  wie- 
der vorübergehen  können,  u  dagegen  Zustände,  welche  dem  Sub- 
jecte  inhäriren.  Es  wird  daher  in  der  Regel  zur  Bezeichnung  von 

34» 


514  Müller 

natürlichen  und  moralischen  Qualitäten  verwendet,  ein  Gebrauch, 
welcher  bekanntlich  auf  indogermanischem  Gebiete  in  den  Adjectiv- 
bildungen  auf  ^u  eine  passende  Parallele  findet. 

Die  drei  Formen  kdiaba,  fdri/a,  /'dsima,  mit  dem  Aecente 
auf  der  ersten  Silbe,  sind  durch  Verstärkung  dieses  A  ecentes 
einer  Erweiterung  Hihig  und  bieten  in  dieser  Gestalt  der  Sprache 
Gelegenheit,  neue  Formen  zu  schaffen  und  neue  Anschauungen  mit 
denselben  zu  verknüpfen. 

Die  Verstärkung  der  ersten  Silbe  durch  den  Accent  äussert  sich 
wieder  in  doppelter  Richtung.  Entweder  wird  der  die  Silbe  scblies- 
sende  Consonant  ergriffen  und  dann  verdoppelt  oder  die  Verstärkung 
wirft  sich  mehr  auf  den  Vocal  und  verlängert  denselben.  Somit  ent- 
stehen aus  der  einfachen  Form  kdtaba  die  beiden  verstärkten  For- 
men kdtiaba  und  kdtaba. 

Die  ursprüngliche  Bedeutung  dieser  beiden  Formen  ist  ganz  in 
Übereinstimmung  mit  ihrer  äusseren  Bildung  eine  Vers  tärkung  der 
in  dem  einfachen  Stamme  liegenden  Anschauung.  Die 
Verstärkung  selbst  wieder  ist  entweder  qualitativ  oder  quantitativ, 
d.  h.  die  unter  der  Anschauung  befasste  Handlung  wird  entweder  in 
einem  höheren  Grade  sich  äussernd  oder  auf  eine  grössere  Zahl  von 
Objecten  sich  erstreckend  gedacht.  Damit  im  Zusammenhange  steht 
die  andere  Bedeutung  dieser  Formen  als  Causal-  und  Einwirkungs- 
stämme. Beide  zeigen  gleichsam  das  unwillkürliche  Cberfliesscn  der 
im  Subjecte  mit  voller  Macht  auftretenden  Zustände  und  deren  Mit- 
theilung an  die  Objecte  an. 

Beide  Verbalstämme  haben  auf  dem  Gebiete  der  reinen  Nomi- 
nalbildung  ihre  Parallelen.  Die  zugleich  mit  kdtiaba  der  einfachen 
Form  entsprungene  Nominalbildung  lautet  arabisch  v-^liS  Ckattifbu), 
eine  Bildung,  welche  bis  auf  die  in  der  zweiten  Silbe  auftretende 
Länge  von  der  Verb«ilbildung  nicht  verschieden  ist.  Diese  Länge  ist 
aber  gewiss  nur  eine  Folge  des  Accentes,  welcher  beim  Nominal- 
stamm im  Gegensatze  zu  dem  auf  der  ersten  Silbe  betonten  Verbal- 
stamme auf  die  zweite  Silbe  gerückt  wurde.  Auch  die  Bedeutung  von 
kJ^  (kattäbü)  stimmt  mit  jener  von  s^J^  (kdtiaba}  vollkommen 
überein.  Die  Form  kaiiäbu  bezeichnet  Jemanden,  der  sich  in  dem 
durch  den  einfachen  Stamm  ausgedrückten  Zustande  dauernd  be- 
findet oder  die  durch  diesen  Stamm  ausgedrückte  Handlung  u  n  u  n- 


Der  Verbalansdruck  im  semitischen  Sprachkreise.  0 1 5 

t  erbrochen  übt.  Dies  lauft  aber  im  letzten  Grunde  auf  eine  Ver- 
stärkung hinaus. 

Die  dem  Verbalstamme  kätaba  parallel  laufende  Nominalform 
lautet  4^U^  (kdtibü).  Höchst  wahrscheinlich  ist  sie  aus  kdtabü 
durch  Verkürzung  des  unbetonten  a  in  t  entstanden.  Durch  diese 
DitTerenzirung  aber  waren  die  ursprünglich  identischen  Formen  auch 
lautlich  geschieden.  4^V  (kätibü)  gilt  bekanntlich  für  ein  Partici- 
pium  activi;  es  setzt  also  die  Beschränkung,  gleichsam  Condensi- 
rung  der  Handlung  auf  einen  einzelnen  Punkt  voraus.  Es  ist  daher 
auch  hierin  ursprünglich  eine  Verstärkung  der  Handlung  gelegen. 

Die  drei  Verbalstämme  kdtaba,  kdttaba  und  kätaba  entwickeln 
sich  ihrerseits  wieder  weiter,  einestheils  durch  Zusammensetzung  mit 
Verbalwurzeln,  anderestheils  mit  demonstrativen  Pronominalelemen- 
ten. Durch  Combination  der  ersten  mit  der  zweiten  Art  kann  die 
Entwicklung  noch  weiter  geführt  werden. 

Es  ist  die  alte  Wurzel  ta  „setzen,  stellen*',  welche  dem  Verbal- 
stamme präfigirt,  demselben  die  Bedeutung  eines  Causativums  ver- 
leiht. In  der  Regel  ist  das  t  in  s  assibilirt,  so  dass  die  Form  der 
eben  erwähnten  Hilfswurzel  auf  semitischem  Gebiete  nicht  ta,  son- 
dern sa,  sa,  in  den  meisten  Fällen  auch  in  Folge  weiter  um  sich 
greifender  Aspiration  ha,  *a  lautet.  Die  Form  «a,  sä  ist  noch  im  ara- 
maischen  Saph'äl  erhalten,  der  parallelen  Bildung  des  hebräischen 
Hiph'il;  auch  die  arabische  zehnte  Form  Jmju^]  (istdfala),  das 
Reflexivum  der  vierten  Form  ,^«»1  (dfala)  lässt  auf  eine  ältere 
Form  des  letzteren:  sdfala  mit  Sicherheit  einen  Schluss  ziehen. 

Wir  gewinnen  demnach  durch  Composition  der  drei  einfachen 
Stämme  kätaba^  kdttaba  und  kätaba  mit  dem  Causalelemente  pa- 
eder ha-  die  drei  Causalstämme : 

sa-kdtaba  aa-kdttaba  sa-kätaba, 

(ha-kataba)  (ha-kdttaba)         (ha-kätaba). 

Durch  Verbindung  der  vorangehenden  Stämme,  sowohl  der  ein- 
fachen als  auch  der  Causalstämme  mit  den  im  Sinne  von  Refle- 
xivstämmen angewendeten  Pronominalelementen  ta  und  na  (an) 
entstehen  im  ersteren  Falle  Reflexiv-,  im  letzteren  Causal-Reflexiv- 
stämme.  Bei  den  letzteren  scheint  jedoch  nur  der  Stamm  ta  ver- 
wendet worden  zu  sein.  Wir  gewinnen  demnach  folgende  weitere 
Stammbildungen : 


516  Müller 

I.  Reflexivstämme  mitt.  idj  tä-kdtaba       ta-kditaba       ta-kdifiba 

II.  Reflexivstämme  mitt.  na :  na-kätaba      na-kattaba      na-kdiaba 

an-kdtaba      an-kättaba      an^kdtaba 
III.  Causal-Reflexivstämme :  aa-ia-kdiaba  aa-ia^kdiiaba  sa^-ta^kätaba. 

Ehe  wir  zur  Betrachtung  der  beiden  semitischen  Verbalformen, 
welche  aus  den  soeben  entwickelten  Stämmen  durch  Verbindung  mit 
den  Pronominalelementen  gebildet  werden,  übergehen,  erscheint  es 
nothwendig,  einen  Blick  auf  das  Passivum  zu  werfen  und  dasselbe 
seiner  Bedeutung  und  Entstehung  nach  zu  untersuchen. 

Bekanntlich  wird  das  Passivum  nicht  nur  in  vielen  semitischen 
Sprachen,  sondern  auch  in  vielen  indogermanischen  direct  durch  das 
Reflexivum  ersetzt.  Dies  beweist,  dass  ein  tieferer  Zusammenhang 
zwischen  diesen  beiden  Bildungen  bestehen  muss. 

Es  scheint,  dass  das  semitische  Passivum  seinem  Ursprünge 
nach  nichts  anderes,  denn  ein  Reflexivum  ist.  Zeichen  desselben 
war  das  Pronominalelement  hu.  Dieses  drängte  sich  jedoch  früh- 
zeitig in  den  Körper  des  Verbalausdrucks,  so  dass  dieser  nach  und 
nach  nicht  als  eine  durch  Zuwachs  von  aussen,  sondern  vielmehr 
eine  durch  inneren  Lautwandel  entstandene  Bildung  angesehen 
wurde.  Damit  ging  auch  der  reine  Reflexivcharakter  des  Passirums 
verloren,  so  dass  es,  nachdem  es  ursprünglich  wahrscheinlich  nur 
auf  die  einfachen  und  Causalstämme  beschränkt  war,  nun  auch  auf 
die  Reflexivstämme  ausgedehnt  wurde. 

Wir  gewinnen  demnach  folgende  Passivformen  : 

hu'kdtaba  =  kütaba  hn-kdttaba  «=  hUtaba 

hu'kdtaba  =  kütaba 
aa^hu-kaiaba  :=  sukdtaba  sa^hu-kdttaba  «»  sukriiiaba 

sa-hu-kataba  =  sukdtaba 
(ha-hu-kataba  =  hukdtaba)  (ha-hu-kdttaba  =  hukdttaba) 

(ha-hu-kätaba  =  hukdiabaj 
ta-hu-kataba  =  tukdtaba  ta-hu-kdttaba  =»  tukdttaba 

ta-hu'-kätaba  =»  tukdtaba 
na-hu^kdtaba  «s  nukdtaba  na-hu-kdttaba  =>  nukdttaba 

na-hu'kdtaba  =»  nukdtaba 
sa-hu'ta-kdtaba  =>  stäakdtaba        aa-hu'ta-kdttaba^^sutakdttaba 

sa-hu-ta-kdtaba  &=  sutakdtaba. 


Der  Verbalausdruck  im  semitischen  Sprachkreise.  5 1 T 

Dass  die  Passivform  Anfangs  wirklich  kutaba  u.  s.  w.  lautete, 
nicht  kütiba,  wie  im  Arabischen,  dies  beweisen  deutlich  die  hebräi- 
schen Bildungen  Pu'dl  und  Hoph'dl,  welche  das  a  in  der  zweiten 
Silbe  noch  rein  erhalten  haben.  Die  Schwächung  des  auf  u  folgen- 
den a  in  j  datirt  aus  späterer  Zeit. 

Was  nun  den  oben  berührten,  der  Verbalbildung  zu  Grunde 
liegenden  Gegensatz  zwischen  abgeschlossener  und  dauernder  Hand- 
lung betrifft,  so  scheint  er,  wie  auf  indogermanischem  Gebiete,  auch 
hier  sich  nach  und  nach  entwickelt  zu  haben.  Anlass  zu  dem- 
selben bot  wahrscheinlich  die  verschiedene  Stellung  der  das  Verbum 
charakterisirenden  Pronominalelemente  zu  dem  mit  ihnen  verbundenen 
Verbalstamme.  Anfangs  scheinen  die  Pronomina  dem  Verbalstamme 
—  ohne  einen  Unterschied  in  der  Bedeutung  zu  begründen  —  bald 
vorgesetzt,  bald  angefügt  worden  zu  sein.  Während  aber  manche 
der  semitischen  Sprachen  gleich  von  Anbeginn  sich  für  das  eine 
oder  das  andere  Princip  —  nicht  eben  zu  ihrem  Vortheile  —  ent- 
schieden, wie  z.  B.  das  Assyrische,  welches  nur  die  Präfixbildung 
kennt ,  behielten  andere  diese  ursprüngliche  Freiheit  sich  lange  vor, 
um  sie  später  für  höhere  Zwecke  zu  verwenden. 

Man  fing  nämlich  nach  und  nach  an,  jene  Form,  in  welcher 
die  Pronominalstämme  an  den  Verbalstamm  angefügt  erschienen, 
als  Ausdruck  für  die  abgeschlossene  Handlung  zu  gebrauchen ,  jene 
Form  dagegen,  in  welcher  die  Pronominalstämme  dem  Verbalstamme 
vorgesetzt  wurden,  zur  Darstellung  der  sich  entwickelnden  Handlung 
zu  verwenden.  In  dieser  Weise  stehen  sich  die  arabischen  Formen 
JUjJ  (takaitdb'ta),  JuIlC  (takdtdb-ia)  und  ..JSj;  (ia'-takdt' 
taba)f  4^1G  (ta-iakäiaba)  gegenüber,  von  denen  die  ersteren 
durch  Suffigirung,  die  letzteren  dagegen  durch  Präfigirung  des 
Pronominalelementes  der  zweiten  Person  ta  an  die  Verbalstämme 
taknttaba,  iakäiaba  gebildet  erscheinen. 

Nachdem  der  Unterschied  der  beiden  Formen  äusserlich  fixirt 
war,  ging  die  DifFerenzirung  derselben  auch  im  Inneren  immer  mehr 
und  mehr  weiter.  Man  begann  auch  den  Stamm  der  Dauerform 
gegenüber  jenem  der  Perfectform  im  Geiste  des  Semitismus  von 
innen  aus  eigenthümlich  zu  gestalten.  So  trat  dann  dem  Perfecta 
stamme  kdtaba  ein  Dauerstamm  kdinba,  dem  Perfectstamme  ^dlaia 
ein  Dauerstamm  gdliaa  (vgl.  das  oben  über  fdriya  und  yi^dSuna 


518 


Müller 


Gesagte)  entgegen.  Im  Passivum,  wo  der  Perfectstamm  hu-kätaba 
frühzeitig  in  kütaba,  später  in  kutiba  überging,  war  eine  solche 
DilFerenzirung  nicht  nothwendig,  daher  auch  der  Stamm  kdtaba  sich 
behauptete. 

Ein  gleicher  Vorgang  ist  auch  innerhalb  der  übrigen  abge- 
leiteten Formen  wahrzunehmen.  Dem  Stamme  kdtiaba  wurde  ein 
Stamm  kdttiba  entgegengestellt,  dem  Stamme  kätaba  ein  Stamm 
kätiba ,  dem  Stamme  sakdtaba  ein  Stamm  aakdtiba ,  dem  Stamme 
taküiaba  ein  Stamm  takdtiba,  dem  Stamme  nakdtaba  ein  Stamm 
nakdUbttf  dem  Stamme  satakdtaba  ein  Stamm  saiakdiiba.  Im 
Passivum  erschien  gegenüber  den  frühzeitig  entstehenden  Stammeo 
kuHaba  (kuttiba) ,  kütaba  (kutiba) ,  sukataba  CsukatibaJ ,  tuka- 
iaba  (tukatiba)  ^  nukaiaba  oder  unkaiaba  (nukoHba^  unkaiiba) 
mäakataba  (atäakatiba)  eine  DiiTerenzirung  nicht  nothwendig,  daher 
überall  den  Formen  der  einfache  Stamm  kdiaba  zu  Grunde  gelegt 
erscheint. 

Nachdem  wir  hieher  die  Bildung  der  dem  Verbalausdrucke  zu 
Grunde  liegenden  Stämme  verfolgt  haben,  wollen  wir  uns  nun  zur 
Betrachtung  jenes  Punktes  wenden,  in  welchem  sich  das  Verbum 
vom  Nomen  unterscheidet. 

Es  ist  eine  unter  den  Sprachforschern  allgemein  als  wahr  an- 
erkannte Ansicht,  dass  Nomen  und  Verbum  bis  zu  einem  gewissen 
Punkte  parallel  gehen  und  sich  von  da  an  erst  von  einander  zo 
scheiden  beginnen.  Beiden  gemeinsam  ist  das  unmittelbar  aas 
der  Wurzel  erwachsene  Thema;  beide  gehen  in  der  Be- 
handlung dieses  Themas  aus  einander.  Beim  Nomen  wird  das 
Thema  mit  gewissen  Pronominalelementen  bekleidet,  welche  zu- 
nächst insgesammt  auf  die  dritte  Person  sich  beziehen  und  zu  dem 
Thema  selbst  in  einem  abhängigen  Verhältnisse  sich  befinden. 
Beim  Verbum  dagegen  treten  an  das  Thema  Pronominalelemente, 
welche  stets  zu  allen  drei  Personen  in  Beziehung  stehen  und  zu 
dem  Thema  selbst  dasjenige  Verhältniss  einnehmen,  welches 
innerhalb  des  Satzes  zwischen  Subject  und  Prädicat 
besteht. 

Nicht  in  der  äusseren  Form  des  ans  Thema  tretenden 
Pronomens  liegt  die  Verschiedenheit  des  Verbums  vom  Nomen, 
sondern  hauptsächlich  in  dem  Verhältnisse,  welches  zwischen 
dem  Pronomen  und  dem  Thema  obwaltet.  Wenn  auch  lateinisch  deu-t 


Der  Verbalausdruck  im  semitischen  Sprachkreise.  519 

und  ama-'S,  altindisch  dSva-8  und  a-bödha-s  lautlich  einander  gleich 
sind,  ja  sogar  das  schliessende  s  beiderseits  höchst  wahrscheinlich 
auf  ein  älteres  t  zurückgeht  (ta-d,  tv-am),  so  sind  sie  nichts  desto 
weniger  von  einander  himmelweit  verschieden. 

Da  wir  im  Verlaufe  unserer  Abhandlung  nicht  umhin  können 
werden,  auf  das  Pronomen  der  semitischen  Sprachen  im  Allgemeinen 
einen  Blick  zu  werfen  und  sowohl  hier  als  auch  beim  Verbum  auf 
die  Zahlenbildung  und  ähnliches  dem  Nomen  im  engeren  Sinne 
Zukommende  einzugehen,  so  erscheint  es  uns  noth wendig,  die 
Flexion  des  semitischen  Nomens  einer  kurzen  Betrachtung  zu  unter- 
ziehen. 

Das  semitische  Nomen  besass  in  der  ältesten  Zeit  nur  drei 
lautlich  von  einander  geschiedene  Casusformen,  nämlich:  Nominativ, 
Genitiv  und  Accusativ. 

Zeichen  des  Nominativs  ist  das  Pronomen  der  dritten  Person 
hü,  analog  dem  s  der  indogermanischen  Sprachen,  weiches  be- 
kanntlich auf  den  Pronominalstamm  ta  zurückgeht.  Daher  lautet  der 
Nominativ  vom  Stamme  käiiba:  kdiib-u  (acribent-a). 

Zeichen  des  Genitivs  ist  das  Adjectivsuffix  -t,  welches  be- 
kanntlich innerhalb  der  semitischen  Sprachen  Adjectiva  relativa 
bildet  Die  indogermanischen  Suffixe  -a«  und  -sya  (-tya)  dürften 
verwandten  Ursprungs  sein.  Bekannt  ist,  dass  viele  der  jüngeren 
indogermanischen  Sprachen  den  Genitiv  ganz  verloren  haben  und 
ihn  durch  reine  Adjectivbildungen  ersetzen  müssen.  Der  Genitiv  des 
Stammes  kätiba  lautet  demnach  kätib-i. 

Zeichen  des  Accusativs  ist  der  Deutestamm  an.  Der  Accusativ 
von  kätiba  läutet  demnach  kätib-an. 

Die  alte  semitische  Sprache  scheint  einen  Artikel  ^am,  -an 
besessen  zu  haben ,  dessen  Spuren  sich  besonders  im  Assyrischen 
und  in  den  aramäischen  Sprachen  (wo  der  Nasal  schwand  und  ä 
allein  übrig  blieb)  nachweisen  lassen  <).  Dieser  Artikel  hing  sich 
an  die  Casusendungen  und  schmolz  mit  denselben  zusammen. 
Dadurch  wurden  die  Vocallängen  der  letzteren  gekürzt  bis  auf  das 
a  des  Accusativs,  welches  bekanntlich  oft  eine  Ausnahme  von  dieser 
Regel  bildet. 


<}  Vgl.  Oppert.  Grammaire  assyrienne  p.  11. 


520 


Müller 


kdtib'dtn 
(kätib-dn) 


Es  treten  somit  den  einfachen  Formen : 

Nominativ:  Genitiv:  Accusativ: 

kiitib'ü  kaiib-i  kätib-an 

die  mit  dem  Artikel  versehenen : 

kdtib'Um  kdtib-im 

(kätib'Un)         (käUb-in) 
gegenüber. 

Nachdem  (namentlich  im  Hebräischen  und  Arabischen)  der 
praefigirte  Artikel  hal-,  'al-,  da  der  ältere  sufGgirte  Artikel  -am,  hw 
immer  mehr  und  mehr  verblasst  war,  die  Oberhand  gewonnen,  wur- 
den die  älteren  mit  dem  sufGgirten  Artikel  versehenen  Formen  für 
unbestimmt  genommen  und  die  bestimmten  Formen  jedesmal  durch 
Verbindung  mit  dem  jüngeren  Artikel  ä«/-,  'al-  wiedergegeben. 

Es  schieden  sich  somit: 

kätib'tin  kdUb-in  kdtib-dn 

von  '  al-k(Uib'U  '  al-kätib-i  '  al-kiUib-a 

Als  Pluralzeichen  treffen  wir  innerhalb  der  semitischen  Sprachen 
das  Suffix -1191271 ,  'Umt  Dass  diese  Formen  als  die  ältesten  angesehen 
werden  müssen  und  namentlich  das  lange  u  am  Ende  nothwendig 
zu  diesem  Suffixe  gehört,  dies  werden  wir  weiter  unten  beim  Pro- 
nomen näher  zu  begründen  die  Gelegenheit  haben. 

Gleich  dem  indogermanischen  Pluralzeichen  -as  verschmilzt  bei 
Bildung  der  Pluralformen  das  Suffix  -umä  mit  dem  jedesmaligen 
Casusexponenten  derart,  dass  Assimilation  seines  schliessenden  A 
an  den  Vocal  des  letzteren  stattfindet.  Es  entstehen  dann  nach- 
folgende Formen : 

Genitiv: 

kdtib'imi 
(kdtib'inij 

In  der  Regel  fallen  die  auslautenden  Vocale  (bis  auf  geringe 
Spuren  beim  Pronomen)  theils  ganz  ab,  theils  verblassen  sie  zu  den 
kurzen  Vocalen  a  oder  i.  Wir  finden  dann  folgende  Formen : 


Nomina  tiv: 

kdtib-ümü 
(kdtib'Unii) 


Accusatir: 

kdtib-dmd 
(kdtib-änd) 


Nominativ: 

Genitiv: 

Aecusa tiv 

kdtib-nna 

kdtib'itn 

kdtib'dni 

kdiib-ina 

kdtib-än 

kdiib'in 

Der  Verbalaosdnick  im  semitischen  Sprachkreise.  521 

Nominativ:  Genitiv:  Accusativ: 

arab.  ü^Ü^       hebr.  D^imJ  (kdthäbhim)      arab.  üUf(kdtibdm) 
(kdtibuna)       arab.  C;y IT  (kdtibina)  äthiop.  ö^TTf  C ^dävdn) 

aram.  j^^mD  (kdthebhtn) 

Die  Form  kdübani  dient  bekanntlich  im  Arabischen  zur  Be- 
zeichnung des  Duals,  einer  lautlichen  Differenzirung  des  Plurals. 

Die  zweite  Pluralform  der  semitischen  Sprachen,  welche  mittelst 
des  Suffixes  'dt  gebildet  wird,  und  in  der  späteren  Sprache,  nament- 
lich beim  Femininum  Verwendung  findet,  ist  eine  verhältnissmässig 
junge  Bildung.  Sie  ist  eine  Abstractform ,  kann  daher  auch  den 
Plural  von  Masculinformen  darstellen  (vgl.  das  Hebräische)  und 
wird  wie  ein  Nomen  in  der  Einzahl  flectirt.  Sie  bildet  den  Anfang 
zu  den  innerhalb  der  südsemitischen  Sprachen  (Arabisch  und 
Äthiopisch)  überhandnehmenden  sogenannten  inneren  Pluralbil- 
dungen, welche  ursprünglich  nichts  anderes  als  Nomina  abstracta 
bezeichnen.  —  Bekanntlich  wird  diese  Art  von  Plural  von  der  Sprache 
als  Abstractform  behandelt  und  mit  dem  Verbum  in  der  Einzahl» 
weiblich,  verbunden. 

Wir  haben  bis  hieher  die  Flexion  des  Nomens  verfolgt;  wir 
wollen  uns  nun  im  Nachfolgenden  der  Betrachtung  des  Pronomens, 
jenes  Bestandtheiles,  welcher  in  Verbindung  mit  dem  nominalen  Ver- 
balstamme den  Verbal  Organismus  eigentlich  begründet,  zuwenden. 

Gleichwie  innerhalb  der  indogermanischen  Sprachen  waren 
auch  in  den  semitischen  die  Pronomina  ursprünglich  einsilbig.  Jedoch 
auch  sie  mussten  gleich  den  Nominalstämmen  dem  eigenthümlichen 
Gesetze  der  Triliteralität  si«h  unterwerfen,  namentlich  dort,  wo  sie 
als  selbstständige  den  Nominalformen  ebenbürtige  Bildungen  auftraten. 
Daher  erscheinen  besonders  die  Personal-Pronomina  in  einer  Gestalt, 
welche  von  ihrer  ursprünglichen  bedeutend  abweicht.  Letztere  be- 
halten sie  nur  dort  bei,  wo  sie  nicht  als  selbstständige  Wort- 
formen, sondern  als  Wortelemente  auftreten.  Dies  ist  innerhalb 
der  Verbalbildungen  der  Fall. 

Als  Zeichen  der  ersten  Person  betrachten  wir  ki  oder  ku  (t  und 
u  wechseln  innerhalb  der  semitischen  Sprachen,  vgl.  arab.  JUjlj 
(kaidb-tu)  =  hebr.  ^n^DD  (kdihabh-ti) ,  und  die  Verba,  deren 
erster  Badical  im  Arabischen  ^  ist,  mit  den  hebräischen  mit  ^).  Das- 
selbe  hat  sich  jedoch  in  dieser  Form  nur  im   Äthiopischen  rein 


822  Müller 

erhalten  (vgl.  incHh  gahar-ku).  In  den  übrigen  semitischen  Sprachen 
ist  hier  Wechsel  zwischen  k  und  t  eingetreten,  so  dass  die  Form 
des  betreffenden  Elementes  tu  oder  ti  lautet.  In  selbstständiger 
Stellung  musste  sich  ki  oder  ku^  um  dem  eben  berührten  Gesetze 
der  Triliteralität  zu  genügen,  an  das  Determinativ-Element  ana- 
anlehnen,  so  dass  die  Form  des  Pronomens  der  ersten  Person  in 
diesem'  Falle  als  ana-ku,  ana-ki  (vgl.  hebräisch  ^^jk  anokhi)  er- 
scheint. In  den  meisten  Fällen  jedoch  ging  der  Guttural,  der  eigent- 
liche Kern  des  Pronomens,  gänzlich  verloren  (hebr.  uk  aui^  arab.  Ul 
ämh  äthiop.  AI:  and),  was  wahrscheinlich  aus  dem  häufigen  Ge- 
brauche dieser  Form  zu  erklären  ist. 

Als  Zeichen  der  zweiten  Person  erscheint  der  Stamm  ta.  In 
selbstständiger  Stellung  lautet  das  Pronomen  der  zweiten  Person 
masc.  an-'ta,  fem.  an-ti  (aus  ana-ta,  ana-ti),  vgl.  arab.  *ZJ\(an'taJ, 
J-^l  {dn-üj,  äthiop.  ATH-  (an-ta)^  ^H'  (antt)»  nach  dem  bei  der 
ersten  Person  berührten  Gesetze.  Das  hebräische  n/iM  (aitähj,  >r\V( 
(dtii  aus  atttj  ist  durch  Assimilation  des  Nasals  an   /  entstanden. 

Der  ursprüngliche  Stamm  der  dritten  Person  scheint  tu  gewesen 
zu  sein,  dessen  i  aber  durch  8,  i  hindurch  (vgl.  assyrisch  mik^  C^^') 
«^B^  (Sf)  =  hebr.  «n  (hi*),  N>n  (hV)  Oppert.  gramm.  assyr. 
p.  29  und  w  (sä),  nk^  (sd)  ==  arab.  6  (hu),  U  (hä)  Oppert.  ebend. 
p.  22)  meistens  in  h  überging.  Abweichend  von  dem  bei  der  ersten 
und  zweiten  Person  beobachteten  Vorgange  (Anlehnung  an  das 
Determinativ-Element  a/ia-)  entwickelte  sich  tu  einerseits  durch 
Reduplication  (vgl.  äthiop.  ar^ii  wee-tu,  fi>^'t:  yee^tl^,  anderer- 
seits durch  Erweiterung  gegen  das  Ende  zu,  wie  hebr.  Kin  (Tiä*), 
ti'^n(ht),9iThb.y^(hüwa),^(hiyaJ,hcide  wohl  aus  huwa'a,  hiya'a. 

Der  Plural  des  Pronomens  wird  wie  beim  Nomen  mittelst  de» 
SufGxes  ^umüy  -unu  gebildet.  Darnach  lauten  die  Formen  desselben : 

1.  Person.  2.  Person. 

ana-k'Unü  au-t-umu 

hebr.     umfc*  (anayinä)  äthiop.  M=ha>  (ant^muj 

l^n:  (nayni)  arab.     iJl  (dntumj 

arab.     jd,  (nd^nu)  hebr.     onK  (dttem) 
äthiop.  'iiM  (n^xna) 


Der  Verbalausdruek  im  semitischen  Sprachkreise.  623 

3.  Person. 

weet'Umü 
h'Umü 
äthiop.  Qr'r\'t<j^  {weetomuj 

arab.     /"  (hüm) 

hebr.     on  (h€m) 

Der  Plural  des  Femininums  der  zweiten  und  dritten  Person 
wird  von  dem  des  Masculinums  durch  Anfügung  der  Endung  -na, 
welcher  wir  noch  weiter  unten  begegnen  werden,  abgeleitet.  Die 
Bildung  dieser  Form  ist  eine  späte,  da  sie  bereits  die  durchgängige 
Verstümmlung  des  Elementes  -umu  in  -um  voraussetzt.  Darnach 
lauten   die  Femininformen : 

ati*t'Hm-?ia  vee^t^um-na 

h'tim-na 
arab.     Ji\  (anttinna)  äthiop.  Qr\'f''i  (weetdn) 

äthiop.  Ki¥i  (antin)  arab.     ^  (Mnna) 

hebr.     jns*  (dtten)  hebr.     jn  (hhi) 

Vollkommen  identisch  mit  der  Wurzel  der  Pronomina  (nicht 
mit  den  fertigen  Formen!)  sind  die  VerbalsufGxe.  Sie  sind 
gleichwie  in  den  indogermanischen  Sprachen  rein  persönlicher 
Natur,  da  sie  die  Sprache  von  den  Possessivsuffixen  auch  lautlich 
aufs  strengste  unterscheidet.  Es  sind  dies  folgende : 

1.  Person.  2.  Person. 

Masculinum.  Femininum. 

Singular.  Singular. 

'kuC-tu,-tO  -^«  -^-* 

äthiop.  'kü,  arab.  -tu,  hebr.  -ti.    überall  -/«,  überall  -/i, 

äthiop.  -Ära  äthiop.  -ki 

Plural.  Plural. 

'k'7iu  't-timA  -t-un-na 

hebr.     -;m,  arab. -;id,  äth. -Tta.      arab. -/timu,-^/iii  arab. -^ti/tna 

äthiop.  "kimu        äthiop.  -k^ 

hebr.     ^tim  hebr.  -tin. 

In  der  ersten  Person  der  Vielzahl  ist  der  Guttural  in  sämmt- 
lichen  semitischen  Sprachen  spurlos  versehwunden ;  höchst  wahr- 
scheinlich hängt  dieser  Abfall  mit  dem  bei  der  selbstständigen 
Singularform  oben  bereits  beobachteten  irgendwie  zusammen. 


S24  Müller 

Die  dritte  Person  der  Perfeetform  erseheint  inneriialb  der 
semitischen  Sprachen  durchgehends  ohne  ein  directes  Personal- 
zeichen; es  werden  nur  Geschlecht  und  Zahl  an  derselben  bezeichnet. 

Auf  eine  Identität  des  Verbums  und  Nomens  daraus  einen 
Schluss  abzuleiten,  wie  Schleicher  thut,  und  dem  semitischen  Verbum 
darum  den  reinen  Verbalcharakter  abzusprechen,  ist  schon  dess- 
wegen  nicht  gestattet,  weil  einerseits  dem  Verbum  jeder  Casusaas- 
druck  fehlt,  der  das  Nomen  genau  kennzeichnet  (ausser  dort  wo  der 
Tocalische  Auslaut,  mithin  auch  der  Ausdruck  för  den  Casus  g^össten- 
theils  abgefallen  ist),  andererseits  am  Verbum  nur  die  alte  Numerusbe- 
zeichnung sich  nachweisen  lässt.  Ein  Femininum  kaidb-na  gegen- 
über einem  Femininum  katib^ät^ü  setzt  eine  lange  Trennung  der 
beiden  Kategorien  voraus  und  erlaubt  uns  keinesfalls ,  Nominal-  und 
Verbalausdruck  ohne  weiteres  für  identisch  zu  erklären. 

Die  Anfügung  der  Pronominalelemente  an  den  Verbalstamm 
in  der  Perfeetform  dürfte  doch  nicht  so  lose  und  äusserlich  statt- 
gefunden haben,  als  Schleicher  in  der  am  Anfange  citirten  Ab- 
handlung annehmen  zu  müssen  glaubt.  Gerade  so  wie  auf  indo- 
germanischem Gebiete  bhard-m-as-i  nicht  aus  bhara  und  dem 
Plural  von  ma  zusammengesetzt  ist,  sondern  \nelmehr  eine  Plural- 
bildung von  bhard-m-i  darstellt,  gerade  so  wie  bkara-t-^as-i  als 
Plural  auf  einen  Singular  bhara-tv-i  (bhara-a-i)  zurückgeht ,  eben- 
so dürfen  wir  kaidbtum  nicht  aus  kätaba  und  -fuiit  zusammenge- 
setzt erklären,  sondern  müssen  in  demselben  vielmehr  eine  alte 
Pluralbildung  aus  katdbta  erblicken. 

Diese  Annahme  zeigt  sich  um  so  nothwendiger  als  wir  die 
Bildung  der  Dauerform  näher  untersuchen  und  zur  Vergleichung 
herbeiziehen. 

Diese  Form  zeigt  in  Betreff  der  Pronominalelemente  gegenüber 
der  Perfeetform  manche  nennenswerthe  Abweichungen,  welche  wohl 
in  der  verschiedenen  Stellung  und  Accentuirung  derselben  ihren 
Hauptgrund  haben  dürften.  In  vollkommener  Übereinstimmung  be- 
findet sich  in  beiden  Bildungen  nur  der  Stamm  der  zweiten  Person 
ta-t  während  die  erste  Person  in  der  Einzahl  'a-,  in  der  Vielzahl 
na- ,  die  dritte  Person  im  Masculinum  ya-  oder  na-  (im  Syrischen) 
und  im  Femininum  ia-  bieten. 

Trotz  der  verschiedenen  Form  hängen  diese  Präfix-Elemente 
im  tiefsten  Grunde  mit  den  Sufßxen  der  Perfeetform  zusammen.  Das 


Der  Yerbalansdrack  im  semitischen  Sprachkreise.  52^5 

Zeichen  der  ersten  Person  Einzahl  'a-  ist  höchst  wahrscheinlich 
eine  Äbschwächung  von  ka-,  eine  flüchtigere  Form  des  oben  be- 
rührten Stammes  ku^  ki;  und  na-  erklärt  sich  ebenso  wie  -nü^  "tid 
als  alte  Verstümmlung  von  k-nii,  k-nä,  AufTallend  ist  an  der  Form 
na-  der  Umstand,  dass  das  Pluralzeichen,  welches  stets  suffigirt 
wird,  nicht  wie  gewöhnlich  an  den  mit  dem  Pronomen  verbundenen 
Verbalstamm,  sondern  an  das  präfigirte  Pronominalelement  selbst  ge- 
knüpft erscheint. 

Die  Mannigfaltigkeit  der  Stämme  innerhalb  der  dritten  Person 
wo  wir  den  Elementen  ya-t  na-  und  ta-  begegnen,  hat  insofern 
nichts  besonders  Auffallendes,  als  bekanntlich  die  dritte  Person  nicht 
einen,  sondern  mehrere  Stämme  entwickelt  hat.  Diese  Ansicht 
scheint  uns  annehmbarer  als  jene,  welche  diese  drei  lautlich  ge- 
schiedenen Stämme  mit  einander  vermitteln  und  auf  einen  einzigen 
Urstamm  zurückführen  möchte. 

Die  Pluralbildung  der  Dauerform  erfolgt  nach  denselben  Ge- 
setzen wie  jene  der  Perfectform,  nämlich  mittelst  des  Pluralzeicbens 
'Umu,  unUf  mit  dem  einzigen  Unterschiede,  dass  hier  die  zweite 
Form  des  Sufßxes  überwiegt.  Die  Bildung  des  Plurals  feminini  ist 
eine  verhältnissmässig  junge,  was  schon  daraus  hervorgeht,  dass 
nicht  alle  semitischen  Sprachen  bei  ihr  von  der  gleichen  Singular- 
form ausgegangen  sind. 

Um  die  vollkommene  Gesetzmässigkeit  der  beiden  semitischen 
Verbalbildungen  klar  zu  machen»  wollen  wir  eine  vergleichende 
Übersicht  derselben  nachfolgen  lassen. 

Perfectform.  Dauerform. 

Singular.  Singular. 

1.  P.  Urform:  kataba-ka  1.  P.  Urf.  ku-kataba,  kh^kaiaba 


äthiop.  incHh  (gabar-kü)  arab.  w^l  (d-ktuba) 

arab.  C^  (kaidb-tu)  hehr.  1^3«  (ekhtöbh) 

« 

hebr.  >m/id  kdthabh'ti 
2.  P.  m.  Urform  kataba-ih  2.  P.  m.  Urform  Urkataba 

arab.  *Z^  (katdb-ta)  arab.  wJaJ  (td-ktuba) 

f.  Urform  kataba-i-i  f.  Urform  Xh-kaiabA 

arab.  *Z^  (kaidb-H)  arab.  ^^  (td-ktub-i) 


526 


Müller 


Perfectform. 

Singular. 

3.  P.  m.  Urform  kntaba 
arab.  ^^  (kiifaha) 
f.  Urform  kataba-% 
arab.  *Z^  (hltaba-t) 

Plural. 

1.  P.  Urform  kutaba-kvL'ikt 

bebr.  "ij^riD  (käthabh-nä) 
arab.  \^  {katäb-fid) 

2.  P.  m.  Urform  kataba-UumtL 

arab.  i^Jj  (katdb-tum)  *) 
f,  Urform  A'aM6a-t-an-na 
arab.  v>*Ij  (katab-iunna) 

3.  P.  m.  Urform  Ä:r//a6-AiiiA  (AnA) 

arab.  \yS  (kdtabü) 

m 

f.  Urform  kataba-VLK 
arab.  uy^  (^atäb-na) 


Dauerform. 

Singular. 

3.  P.  m.  Urform  jti-kataba 
arab.  wj5^  (yd-ktubaj 
f.  Urform  ih-kataba 
arab.  wJ^  (ia-ktuba) 

Plural. 

1.  P.  Urform  ka-B*-j:a/a6a 

arab.  wUx)  Cnd^-ktubaJ 

2.  P.  m.  Urform    ta- A-/7/ri6-iiMi 

(an«) 

arab.  O^Jl^  (ta-ktuh^üna) 
f.  Urform  ta-A:a/a6a-Ba 
arab.  c>I>J  (ta-kinb-na) 

3.  P.  m.  Urform  ya-A-a/aA-iiMi 

(eiü) 

arab.  Oy^  ^j^a-A:/?i6-fi7ia^ 
f.  Urform  ya-A-zi^aöa-na 
arab.  JC^  ^lya-Ar/r/ö-Tiii^ 


So  einfach  das  semitische  Verbum  in  Betreff  dieser  beiden 
Formen  erscheint  (alle  semitischen  Sprachen  kennen  nur  zwei 
Formen;  manche»  wie  die  Assyrische,  sogar  nur  eine)  ,  so  mannig- 
faltig erscheint  es,  wenn  man  den  Umfang  der  verschiedenen  Stamm- 
bildungen, welche  ^y\v  oben  entwickelt  haben,  näher  berücksichtigt. 
Diese  Mannigfaltigkeit  erscheint  am  grössten  im  Verbum  der  semi- 
tischen Ursprache,  welche  uns  zwar  abhanden  gekommen  ist,  die 
wir  aber  aus  den  vorhandenen  semitischen  Sprachen  mit  grosser 
Sicherheit  erschliessen  können.  Keine  der  bekannten  semitischen 
Sprachen  hat  alle  Bildungen  in  vollem  Umfange  bewahrt;  die  eine 
hat  um  diese,  die  andere  um  jene  Bildung  mehr  als  ihre  Schwester, 
während  ihr  wieder  andere  Bildungen  mangeln.  Einen  Einblick  io 
dieses  eigenthiimlicheVerhältniss  dürfte  nachfolgende  Übersicht  bieten : 


^)  Vor  Saffixen  ^^4^Jj    (katab-tumu)- 


Der  Verl»tlausdrack  im  semitiaclien  Sprachkreise. 


527 


I.  Semitische  Ursprache. 


Ac  ti  V  u  m. 


Perfec  tform. 

kataba 

kattaba 

kataba 

sa-kataba 

ha-kataba 

sa-kattaba 

ha-kattaba 

sa-kdtaba 

ha-kdtaba 

ta-kataba 


Da  uerform. 

ya-kataba 

ya-kattaba 

ya-kdtaba 

ya-sa-kataba 

ya-ha-kataba 

ya-sa-kattaba 

ya-ha-kattaba 

ya-sa-kataba 

ya-ha-kdtaba 

ya-ta-kataba 


ta-kattaba       ya-ta-kattaba 
ta'kdtaba         ya-ta  -kdtaba 


I.  Einfacher  Stamm 
II.  Verstärknngsstamm 

III.  Einwirkuiigsstamm 

IV.  Causal  des  einfachen 

Stammes 
V.  Causal  des  Verstär- 
kungsstammes 
VI.  Causal  des  Einwir- 
kungsstammes 

VII.  Reflexiv  des  einfachen 

Stammes 

VIII.  Reflexiv  des  Verstär- 

kungsstammes 

IX.  Reflexiv  des  Einwir» 

kungsstammes 

X.  Reflexiv  II.  des  ein- 

fachen Stammes 

XI.  Reflexiv  II.  des  Ver- 

stärkungsstammes 
XU.  Reflexiv  U.  d,  Einwir- 
kungsstammes 

XIII.  Causal-Reflexiv  des  ein- 

fachen Stammes 

XIV.  Causal-Reflexiv  des  Ver-     sa-ta-kattaba  ya-sa-ta-katiaba 

Stärkungsstammes 
XV.  Causal-Reflexiv  des  Ein-     sa^ta-kataba    ya-sa-ta-kdtaba 
Wirkungsstammes 

P  a  s  s  i  V  u  m. 

Perfectform.  Dauerform. 

I.  Einfacher  Stamm      hu-kataba  (kutabaj     ya-ku-kataba 
II.  Verstärkungstamm    hu-kattaba  (kuttaba)  ya-hu-kattaba 
III.  Einwirkungsstamm   hu-kdiaba  (kutabaj     ya-hurkdtaba 

SUxb.  d.  pbil.-liiat.  Cl.  LX.  Bd.,  IH.  Hfl.  35 


na-kataba 
an-kataba 
na-kattaba 


ya-na-katabä 
ya-an-kataba 
ya-na-kattaba 


na-kdiaba        ya'tia-kdtaba 
sa'ta-kataba    ya-sa-ta^kataba 


528 


Müller 


Perfectform  Dauerform. 

IV.  Causal  des      sa-hti-kataha  (sxikaiaba)  ya-hu-sa-kataba 

einfachen  Stammes  ha-hu-kataba  (hu^kataba)  ya-hu-ha^kaiaba 

V.  Causal  des  Ver-  sa-hu-kattaba  (sukattaba)  ya-hu-sa-kaltaba 
starkungsstammes  ha-hu-kattaba  (hukattaba)  ya-hu-ha-katiaba 

VI.  Causal  des  Ein-    sa-hu-kdtaba  (su-kätaba)     ya-h u-sa-kdlaba 
Wirkungsstammes     ha-hu-kdtaba  (hukätaba) 

VII.  Reflexiv  d.  ein-   ta-hu^kataba  (tukatabaj 
fachen  Stammes 

VIII.  Reflexiv  des    ia-hu-kattaba  (tukattaba) 
Verstärkungsstammes 

IX.  Reflexiv  des       ta-hu-kdtaba  (tukdtaba) 
Einwirkungsstammes 

X.  Reflexiv  II.  des    na-hu-kataba  (nukataba) 
einfachen  Stammes  ati-hu-kataba  (nnkataba) 

XI.  Reflexiv  IL  des  na-hu-kattaba  (nukattaba)  ya-hu^na-kattaba 
Verstärkungsstammes 

XII.  Reflexiv  II.  des   na-hu-kätaba  (nukataba)  ya-hu^na-kdtaba 
Einwirkungsstammes 

XIII.  Causal-Reflex.  sa-hu-ta-kaiaba  (stUakataba)    ya-h  u^sa^ta-ka- 
d.  einfachen  Stammes  taba 

XIV.  Causal-Reflex.  sa-hu-ta-kattaba (mtakattaba)    ya-hu^sa^ fo- 
d.Verstärk.-Stammes 

XV.  Causal-Reflex.   sa-hu-ta-kdiaba  (sutakdtabaj 
d.  Einwirkungsstammes 


ya^hu-ha-kataba 
ya^hu'ta^kataba 

ya-hu-ta-kattaba 

ya-hu-ta-kätaba 

ya-hu'ua-kataba 
ya-hu-an-kataba 


kattaba 
ya-hu^sa-ta- 
kdiaba. 


n.  Arabisch. 


A  c  t  i  V  u  m. 


I.  ^(kdtaba) 

II.  J^  (kattaba) 

DI.  ^(kätaba) 

IV.  wJSI  (d-ktaba) 
V.        — 
VL       — 
VII.  ^^\  (ik-t-dtaba) 


(yd-htuba) 

m  m 

wwj  (yu-kdttiba) 
wJlXT  Cyu-kätiba) 

m 

w*ZSu  (yü-ktiba) 
wJu5o  (ya-k-i-dtiba) 


Der  VerbaUaadrack  im  semitischen  Sprachkreise. 


529 


Perfectf  orm. 

VIII.  wJj  (ta-kdttaba) 

IX.  1^1^  (ta-kätaba) 

X.  >-*..Vil  (inkdtaba) 
XL   ■     — 
XII.        — 

XIII.  w*I.VTmi1  (is-td-htaba) 

XIV.  — 
XV.        — 


Dauerform. 


(ya-ia-köHaba) 
wJ^Ul  (ya-ta-kätaba) 
u.JaL  (ya-n-katiba) 


Pas 


I.  ^^^  (kütiba) 
n.  ^(küttiba) 

III.  c-;/  (kütiba) 

IV.  ^1  (ü-ktiba) 
V.        — 

VI.         —   . 
VII.  wJ::^!  /uk-tütiba) 

VIII.  wöC"  (tu-kiitliba) 

IX.  toJyJ  (tii-kvitiba 

X.  w«I\>l  (un-kütiba) 

XI.  '     — 

XII.  — 

XIII.  W..J1.)  (m-tü-ktibaj 

XIV.  '     — 
XV.         — 


s  i  V  u  m. 

h.«ll<  (y{i-ktaba) 

•  « 

«.-JSo  (yu-kdttaba) 
«-JlSlT  (yu'kätaba) 
wJ^  (yü'ktaba) 

wJuA»  (ywk't'diaba) 
w-J^  (yu-ta-kättaba) 
wJl^  (yu'ta-käiaba) 
^  Cyti-n-kataba) 


J  (yu-s-id-ktaba) 


m.  Äthiopisch. 


ActiTum. 


Passivuin. 


I.  ilij       (nagara) 
IL  AÄa>     (fa:;^ama) 

III.  n/;«a      (bdraka) 

IV.  A'Jli;     (a-ngara) 
V.  AÄ-Ä<»  (a-fa^^ama) 


■^**^C      Cy^-ngerJ 
JBÄJiSf^  (ye-faT^T^em) 
jßQCVi    (yS'bdrek) 
yi^iC      (yd-ngir) 
f'ÄJ^^  (yd'fa^Sm) 

35  • 


530  Müller 

Perfectform.  Dauerform. 

VI.  AA*ft      (a-ldqasa)  /"A^h       (yd-ldq^sj  —  - 

VII.  't^nl,      (ta-nagira)  ^^nc      {yi-t-nagarj  —  - 

VIII.  i-AÄö*   (ta-fa^zama)        M-PäJ^^^  (yi-t-fa^^arnj  —  - 

IX.  -t-^I,     (ta-nägara)         ^^TIQ     (ye-t-ndgarj  —  - 
X.  ^'i'hC'hi,  (an-guarguara)  /^IT-CT^C  (yd-n-guarguerj  —  - 

XI.      —  -  

XII.      —  —  

XIII.  Ah-MAA  (as'ta-nfasa)      X'h-t-'hAM  (yd-s-ia-nfesj 

XIV.  Ahi-ÄlA   fas^ta-^annasa)  /^hl-Ä^h  (yd-a-ta-T^annia)  —   - 
XV.  hh-t-Tl  l,  {as-ta-ndgaraj    ^h-P^nC  (yd-s-ta-ndg^r}  —    - 

IV.  Hebräisch. 

Activum.  Passiva  m. 

I.  ^öp  (qdidl)     ^ap^  Cyi'qfolJ  —  — 

II.  ^öp  (giffel)    ^ap^  (yi-gattil)   h\^p(qnttdl)    hr^p>  Cy^-qut' 

tdl) 

III.  _  -  —  _ 

IV.  b'^^pn  (hiqtil)  ^>Bp^  (ya-qtil)      ht^pn(hoqfdlJ  ^Bp>  fyo- 

qtdl) 

V.  -  -  —  _ 

VI.  —  —  ~  _ 

VII.  —  —  _  „ 

VIU.  ^öpm  (hiihqattil)  bt^pr\'(yi-thqatm)  —  — 

IX.  —  —  _  _ 

X.  ^Bpi  (niqtdl)  ^Bp^  (yi-qqatH)   —  _ 
XI.           _                        ^.                         _                       _ 

XII.  —  —  _  _ 

XIII.  —  _  -  _ 

XIV.  —  _  —  _ 

XV.  —  -  _  _ 

V.  Chaldäisch-Syrisch. 

Actiyum.  Passivum. 

I.  ^öp      (qital)  ^öp^     (yi-qt^d)  —  

v^      (qtal)  '^o^.nJ  (ne-qtul)  _ 

II.  ^öp       (qattal)  ^Bp>     (yi-qattelj  —  _ 

v^      (qattel)         vi-oJ     (n-qattel)  —  ^ 


k 


Der  Verbalausdruck  im  semitisclien  Sprachkreue.  531 


Perfeetform. 

Dauerform. 

III. 

— 

— 

IV 

V 

.  ^öptt^  (m-qtel) 
v^-ßu  CJa-qiel) 
^öp«   (n-qtel) 
v^l    (a-qtel) 

^BpB^>  (ye-iaqiel) 
^  In*!  (n-saqtel) 
^Bp>    (ya-qtel) 
v^^   (na-qtel) 

VI. 

VII.  hüpnn  (iih-qm) 

viJ)-t)  (et-qtel) 
VIII.  bvty>m  (ith-gatfal) 
^4J>-i)  (et-qatial) 

IX. 

Y 

^öpn>  (yi'thqefalj 
%^hJ  (fie-tqtel) 
bl^pn'*  fyi'thqaUal) 
^%^hJ  (ne-tqaftal) 

A. 

XI. 

,    , 

XII. 

— 

XIII. 

^Bp;i»N  (ista-qtal)  ^Bpn»»  (yi-itaqtal) 
M-oi-»1  (esta-qfal)  ^-^i^^  {ne-staqfalj 
^öpnK    (itta-qtul)  ^öpn»    {yi-ttaqfal) 
■\ij>zz\  (etta-qtal)  s^nS(ne-Uaqtal) 

VI.  Asssrrisch. 

I.         — 
II.         — 
III. 
IV.        — 

yi-zkur            — 
yi-Sallam         — 

yu'salbis          — 

V.         - 

VI.        — 

—              — 

VII.          — 

yi'Stalam         — 

Vül.          — 

lY 

yi'itakkan       — 

X.             - 

xr         

yi'ppatir          — 

Xli. 

XIIL 
XIV. 

yi'St<ic;yir        — 

XV. 

_^__               ^__ 

534  Müller 

=  khugga  (Varar.  II,  34) ,  in  h  in  den  drei  Worten  sphafika  ^Kri- 
stall*' =  phaliha,  nika^a  „Probirstein"  ^^nihasa,  öikura  „Haar**  == 
öihura  (Varar.  II,  4),  in  bh  in  dem  Worte  ^tkara  „feiner  Regen* 
=  8ibhara  (Varar.  II,  5)  und  in  ö  in  dem  Worte  kirdta  „Wilder* 
=  ^iWrfa  (Varar.  II,  33). 

b)  Palatale.  Diese  bleiben  im  Präkrit  unverändert,  eine  Ab- 
plattung derselben  in  Dentale  lässt  sieb  hier  nicht  nachweisen. 

c)  Cerebrale.  Diese  Laute  haben  auch  im  Präkrit  die  Neigung  in 
den  Laut  /  überzugehen,  so  /  =  /  sphatika  =  phaliha  (Varar.  II,  22): 
^  =  /  diidima  „Granatapfel**  =  ddfima,  tadaga  „stehender  Teich* 
=  ialdga  (Varar.  II,  23). 

d}  Dentale.  Auch  hier  gehen  die  Dentalen  gerne  in  Cerebrale 
über,  so:  t  =  d  pratisara  ,,D\eiier *^  =  padisara,  paUikd  „Flagge" 
^=ipaddd  (Varar.  II,  8);  th  =  dh  prathama  ^der  erste**  =  pa- 
^hama,  githila  Jocker**  =8i^hila  (Varar.  II.  28);  d=^d  ddU 
„Schaukel*  =dola,  dagana  „Zahn**  ==da8ana  (Varar.  11,35)  ;  rf  =  / 
pradtpta  „angezündet"*  =i  palitta,  kadamba  „eine  Baumgattung"*  s> 
kalamba  (VtLVBr.  II,  12);  d=r  gadgada  „stotternd*'  =  goggara 
(Varar.  II,  13),  dvdduga  „zwölf**  =  rrfraAa,  trayddaga  „dreizehn* 
=  teraha  (Varar.  II,  14). 

Dentales  n  wird  durchgehends  durch  cerebrales  ersetzt  nach 
Vararudi  II,  42. 

t  und  tfi  gehen  in  h  über,  z.  B.  vnsati  „Wohnung**  =  vasahi, 
gapatha  „Eid**  =  «arffAa  (vgl.  Varar.  If,  9). 

e)  Labiale,  p  wird  auch  hier  im  Anlaute  in  ph  aspirirt,  z.  B.: 
parußa  „rsiuh**  =pharu8a,  parigha  „Keule""  =^ phaliha  (Varar.  D, 
36,  37).  —  p  wird  im  Inlaute,  jedoch  in  ausgedehnterem  Masse  in 
V  verwandelt  (vgl.  Varar.  II,  IS),  und  bh  geht  auch  hier  in  h  über, 
z.  B.  sabhd  „Versammlung**  =  sahd,  rdsabha  „Esel*'  =s  rdsaha 
(Varar.  II,  27). 

f)  lalbv^cale.  y  w^ird  in  der  Mitte  zwischen  zwei  Vocalen  in 
h  verwandelt  wie  in  öhdyd  „Schatten**  =£fAflArt  (Varar.  II,  18), 
dieses  h  wird  aber  stets  fallen  gelassen,  so  dass  ein  vollkommener 
Hiatus  entsteht.  —  Nach  Consonanten  wird  es  diesen  assimiiirt, 
nach  Dentalen  und  h  geht  es  in  g  über  und  verschmilzt  mit  densel- 
ben. Im  Anlaute  (manchmal  auch  im  Inlaute)  wird  es  durchgehends 
in  g  verwandelt  (Varar.  II,  31). 


BeitrSge  cur  Kenntniaa  der  PAli-Sprache.  535 

g)  Zischlaite.  Wie  wir  bereits  oben  bemerkt  haben ,  sind  im 
Präkrit  die  drei  alten  Zischlaute  «,  f,  9  in  den  einen,  s,  zusammen- 
geflossen (Varar.  II,  43);  es  entspricht  also  auch  hier  8  sowohl 
altem  %,  als  auch  altem  g  und  ^. 

Ein  eigenthumlicher  Übergang  ist  jener  des  9  in  öh  in  den 
Formen  ^d^tht  =  öhatthi,  9anmukha  =  dhammuha(Y2irsir.  11,  41),  wo 
man  an  öh  =  8k  denken  konnte,  nachdem  altind.  ^a^  aus  ksas  (vgl. 
altbaktrisch  khswas')  hervorgegangen  ist.  Auf  die  zwei  anderen  von 
Vararuci  ibid.  citirten  Fälle  gdvaka  „ein  junges  Thier**  ==  (^hdvaa 
und  saptaparna  „Siebenblatt,  der  Name  einer  Baumgattung**  =» 
dhattavanna  ist  jedoch  diese  Erklärung  nicht  anwendbar. 

Die  Zischlaute  gehen  im  Präkrit  nicht  nur  vor  Nasalen  in  h  über 
(Varar.  III,  32,  33),  sondern  auch  freistehend  wie  f  =  A  in  daga 
»zehn**  =  dahu,  Skadaga  „eilf**  =  eäraha,  dvddaga  „zwölf**  =  t?<ir«Aa 
etc.  (Varar.  II,  44)  und  «  =  Ain  divasa  »Tag**  =  diaha  (Varar. 
n,  46). 

Zu  jenen  Fällen,  wo  r  in  Anusvära  verwandelt  wird  (in  der 
Umgebung  von  Zischlauten)  vergleiche  man  Varar.  IV.  IS. 

II.  C«n8«nanten  ii  Yerbindiins  mit  einander. 

Von  zusammentreffenden  Consonanten  blieben  auch  im  Prdkrit 
nur  die  Nasalen  vor  ihren  entsprechenden  festen  Lauten  stehen. 
Sonst  muss Assimilation  eintreten  und  zwar  vorwärts  wirkende  bis 
auf  jene  zwei  Fälle,  wo  Nasale  auf  Momentane  und  Halbvocale  auf 
feste  Consonanten  folgen,  wo  rückwärts  wirkende  Assimilation 
eintritt.  (Varar.  Ili,  2,  wornach  »w,  w,  y  nach  rückwärts  und  III,  3, 
wornach  /,  r,  r  nach  vor-  und  rückwärts  sich  assimiliren).  Zisch- 
laute vor  Nasalen  werden  zu  h  und  nehmen  dann  den  Nasal  vor  sich 
(Varar.  HI,  32,  33). 

Die  speciellen  Gesetze  des  Präkrit  stimmen  im  Ganzen  mit  jenen 
des  Päli  überein. 

A.  Momentane  Laute  vor  Momentanen  Varar.  III,  1. 

B.  Momentane  Laute  vor  Nasalen  Varar.  III,  2. 

g'\-n  von  giid  geht  nicht  wie  im  Päli  in  nA,  sondern  nach  der 
allgemeinen  Regel  in  g^  über  (Varar.  III,  6),  z.  B.  sarvagna 
„allwissend**  ^^savvagga. 


S36 


M  u  1 1  e  r 


^-fn  bleibt  als  tan  (Varar.  III,  60)  rat  na  MEdelstein*"  =  raana. 

#-fm   verwandelt  sieh    neben   tt  in  pp   (Varar.    III,  48)   dtman 
„selbst"  =  appd. 

d+m    geht    in    dtim    über  (Varar.  III.   65)  padma    n^oXvLS^  = 
paüma. 

C.  Nasale  vorNasalen,  speciell  n  +  m^=^mtn  (Varar. 
lU,i3)  ganman  nGehnri"= gamma. 

D.  Feste  Consonanten  vor  Halbvocalen. 

1.  vory.  (Varar.  III,  2.) 

?+y  u"^  ^+y  werden  nicht,  wie  im  Päli  in  nn^  sondern  in 
nn  verwandelt  (Varar.  III,  2)  punna,  lävanna  {^^punya^  IdvanyaJ, 
sunna,  anna  ^=  gtinya^  anya). 

t-\-y  =  öö,  th  +  y^döh,  d  +  y=gg  (Varar.  III,  27)  nüya 
„immer  dauernd**  =  niiVa,  mithyä  „falsch"  =  midöhä,  vidji 
„Wissen**  =  viggd. 

dh-^y,  h+y=ggh  (Varar.  III,  28.)  madhya  „Mitte«  ^maggha, 
guhyaka  „Yaksa,  einer  von  den  unter  Kuvera  stehenden  Halbgöttern' 
t^gug^haa.  Im  letzteren  Falle  ist  hy=^yh  zu  denken,  woraus  (durch 
Übergang  des  y  in  <^)  gh  hervorgegangen  ist. 

Das  Päli  steht,  indem  es  h-\-y  in  y-\-h  verwandelt,  auf  einer 
älteren  Lautstufe  als  das  Präkrit. 

2.  vor  r,  /,  t?.  (Varar.  III,  3.) 

t-\'r  wird  in  dem  AdverbialsufOx  tra  in  tth  verwandelt  (Varar. 
VI,  2),  z.  B.  sarvatra  „überall**  ^=8apvattha, 

d-{-r  bleibt  oft  unverändert  stehen  (Varar.  III,  4),  z.  B.  drokOf 
dandra,  rudra. 

Das  Suffix  'tva  lautet  im  Präkrit  -ttana  (Varar.  IV,  22). 

E,  Halbvocale  vor  festen  Consonanten. 

Allgemeine  Regel  Varar.  III,  3. 

r-ft  =  //  (Varar.  III,  22)  nartaka  nTiii^^er*'  =  naffaa. 
r+^  =  d^  (Varar.  III,  25)  garta  «Grube**  =^a^^ 
r+d^dd  (Varar.  III,  26)  gardabha  „Esel**  =ga^^aha. 


Beitrage  zur  Kenntniss  der  PAli-Sprache.  53 T 

r-^-dh  =  ddh  (Varar.  VIII,  44)  vardhati  „erwächst*^  =  vaddhai. 
r+A  =  r  +  Vocal  +  A  (Varar.  III,  62)  hrt  ^Scham«  =  hiri^ 
har^a  „Freude**  =  Aflrt«a,  arha  »würdig«*  =*  ariAa. 

F.  Halbvoeale  vor  Halbvoeaien. 

Allgemeine  Regel  Varar.  III,  3. 

r'\-y  =  gg  (Varar.  HI,  17)  kärya  „etwas  was  gemacht  werden 
muss"  =kag^a. 

r-{-y  =  yy  (Varar.  XI,  7,  im  Mägadht)  kärya  ==  kayye. 

r'\-y=ri{y)  (Varar.  III,  20)  öaurya  „Diebstahl**  ==  öoria 
vtrya  „Heldenmuth**  =viria. 

r'\-y  =  ll  (Varar.  III,  21)  paryasta  „gefallen**  =  pallattha 
saukumdrya  „Jugendlichkeit**  =  «oama//a. 

G.  Momentane  vor  Zischlauten. 

k-\'9  =  kkh  (Varar.  III,  2%)  =:  yak^a  „Yaksa,  ein  Halb- 
gott**  =^flArA:Aa. 

k-\-9=^ööh  (Varar.  III,  30,  31)  makfikd  „Fliege**  =  ma^^Ai^. 
t+8=(^dh  (Varar.  III,  40)  vatsa  „Junges*' =vaddha. 
t-{-8^=S8  (Varar.  III,  42)  utsava  „Fest**  ==M««ara. 
P'\-8=cöh  (Varar.  III,  40)  gugupsd  „Tvidel**  ==  ^uguddhd. 

H-  Zischlaute  vor  Momentanen. 

8'\-k=kkh  (Varar.  III,  29)  8kandha  „Schulter**  =*AawrfAÄ. 

9-\-k=kkh  (Varar.  III,  29)  pu^Äörra;,  blauer  Lotus  **=poA:AAara^ 

9+t=^tth  (Varar.  III,  10)  dr^fi  „Blick**  =rft/Mt. 

^^fh=fth  (Varar.  III,  I)  gö^tht  „Versammlung**  =^o/^A?. 

8+i^tth  (Varar.  III,  12)  Äa«^a  „Hand**  =  AaWAa. 

8+t=kkh  (Varar.  III,  14)  8tambha  „Pfeiler**  =  iAaiwAAa. 

8+th=tth  (Varar.  III,  1). 

»+^A=//A  (Varar.  HI,  11)  a8thi  „Bein**  =  ä/^Ai. 

9*  8'\-p=pph  (Varar.  HI,  3S,  36)  gaspa  „Rasen**  =8appha 
sparga  Bewährung  »^lAa^a. 

^+|i=A  in  dem  Worte  vdspa  im  Sinne  von  „Thräne**  (Varar. 
HI,  38)  =B  vdha.  Bedeutet  es  aber  „Dampf,**  so  wird  ^p  regelrecht  in 
pph  verwandelt  =  rap/iAÄ. 


S36 


Müller 


^-f  n  bleibt  als  tan  (Varar.  III,  60)  ratna  »Edelstein*«  =  raana, 

t-^m  verwandelt  sieh    neben  tt  in  pp   (Varar.    III,  48}   ätman 

„selbst**  =  appä. 
d+m    geht    in    dtim    über  (Varar.  III.   65)  padma    „Lotas"  = 

paüma, 

C.  Nasale  vorNasalen,  speciell  n-\'m^=^7nni  (Varar. 
IWf^Z)  ganm an  „Geburt*'  =  </awma. 

J).  Feste  Consonanten  vor  Halbvocalen. 

1.  vory.  (Varar.  III,  2.) 

n-^-y  und  n'\-y  werden  nicht,  wie  im  Päli  in  n/i»  sondern  in 
nn  verwandelt  (Varar.  III,  2)  punna^  Idvanna  (=punyig^  Idvanya), 
sunna,  anna  {=  gunya,  anya). 

t-\-y  =  dd.  th  +  y^cdh.  d  +  y=gff  (Varar.  III,  27)  nity^ 
,»immer  dauernd**  =  7iMa^  mithyd  „falsch"  =  middhd,  vidyi 
„Wissen**  =  viygd. 

dh+y,  }i-^y=ggh  (Varar.  III, 28.)9ii/irfAya „Mitte** »maj^j^Ao, 
guhyaka  „Yaksa,  einer  von  den  unter  Kuvera  stehenden  Halbgöttern'' 
f*:^gug^haa.  Im  letzteren  Falle  ist  hy=>yh  zu  denken,  woraus  (durch 
Übergang  des  y  in  g)  gh  hervorgegangen  ist. 

Das  Päli  steht,  indem  es  A-fy  in  y+h  verwandelt,  auf  einer 
älteren  Lautstufe  als  das  Präkrit. 

2.  vor  r,  /,  v.  (Varar.  III,  3.) 

t-^'r  wird  in  dem  Adverbialsuffix  tra  in  tth  verwandelt  (Varar. 
VI,  2),  z.  B.  sarvatra  „überall**  =^8apvattha, 

rf+r  bleibt  oft  unverändert  stehen  (Varar.  III,  4),  z.  B.  drohOf 
dandra,  rudra* 

Das  Suffix  ^tva  lautet  im  Präkrit  -ttana  (Varar.  IV,  22). 

E,  Halbvocale  vor  festen  Consonanten. 

Allgemeine  Regel  Varar.  III,  3. 

r+t^tt  (Varar.  III,  22)  nartaka  „Tänzer**  =  naffaa. 
r'\-t=^dd  (Varar.  III,  25)  garta  »Grube**  =ya<?^ 
r+d^dd  (Varar.  III,  26)  gardabha  „Esel**  =^gad4aha. 


Beitrfige  zur  Keuotniss  der  P4li-Sprache.  53 T 

r+rfA  =  ddh  (Varar.  VIII,  44)  t^arcfAa^f  „er  wächst  **  =  vaddhai. 
r4.A=r  +  Vocal  +  A  (Varar.  III,  62)  hri  ^Scham«  =  Airi\ 
har^a  „Freude**  =Aflma,  arha  „würdig"  ==  öriAa. 

F.  Halbvocale  vor  Halbvocalen. 

Allgemeine  Regel  Varar.  III,  3. 

r'\-y=^gg  (Varar.  III,  17)  kärya  „etwas  was  gemacht  werde» 
muss"  =kagga. 

r-\-y=:yy  (Varar.  XI,  7,  im  Migadhi)  kärya  ==  kayye. 

r'\-y=ri{y)  (Varar.  III,  20)  daurya  „Diebstahl**  =  doria 
vtrya  „Heldenmuth**  ^=viria. 

r'\-y  =  ll  (Varar.  III,  21)  paryasia  „gefallen««  =  paUattha 
satikumdrya  „Jugendlichkeit**  =^8oamaUa. 

G.  Momentane  vor  Zischlauten. 

k-\-9=^kkh  (Varar.  III,  29)  r=  yak^a  „Yaksa,  ein  Halb- 
gott** =  gakkha. 

k+9  =  (!dh  (Varar.  III,  30,  31)  mak^ikd  „Fliege^  =-maddhid. 
t-^-a^dch  (Varar.  III,  40)  vataa  „iunges^'s^vaddha. 
t'\-8=S8  (Varar.  III,  42)  utsava  „Fest**  =t/««at?a. 
p-\-8=ddh  (Varar.  III,  40)  gtigupsd  „Tdidel**  ==  ^uguddhd. 

H'  Zischlaute  vor  Momentanen. 

8'\'k=kkh  (Varar.  III,  29)  8kandha  „Schulter**  =*Afl«rfAa. 

9-\-k^kkh  (Varar.  III,  29)  pti^Arara;,  blauer  Lotus **»poXrA:Aara. 

^+/=^//i  (Varar.  III,  10)  dr^ti  „Blick**  =rfi/Mt. 

9+th=^fth  (Varar.  III,  1)  gö^thi  „Versammlung**  =^o^Ai. 

«+^=«A  (Varar.  III,  12)  Äa«^a  „Hand**  =  Afl^/Afl. 

8+t=^kkh  (Varar.  III,  14)  8tambha  „Pfeiler**  =  ArAamÄAa. 

g+/A=^^A  (Varar.  III,  1). 

8+th^tfh  (Varar.  III,  11)  asthi  „Bein**  =  arrAi'. 

$,  8'\-p==pph  (Varar.  III,  38,  36)  ga^pa  „Rasen**  =  sappha 
sparga  Bewährung  ==|iAa«a. 

^-\^pz=h  in  dem  Worte  väspa  im  Sinne  von  „Thräne**  (Varar. 
III,  38)=  vdha.  Bedeutet  es  aber  „Dampf,**  so  wird  ^p  regelrecht  in 
pph  verwandelt  =  t?appAa. 


538  Müller 

g-\-d=^ddh  (Varar.  III,  40)  pagötma  „westlich**  =  padt^hinui, 
g'\~d=ndh  (Varar.  III,  4t)indemWorterrp^i*a  «Scorpion**  =« 
viAdhua;  oder  ist  in  dem  Nasal  der  r-Voeal  zu  suchen? 

/.  Zischlaute  vor  Nasalen. 

Varar.  III,  32,  33. 

8'\-m=:8'\-m=mh  grisma  „heisse  Jahreszeit"  =  gimha^  vh- 
tnaya  „Verwunderung**  =  vimhaa- 

^-{■n,  «+«,  g-{-n  =  nh  krsna  „Kvischu9i'*=  kanha,  prasnuia 
„wegfliessend**  ^^panhuda,  «wiJwa„Bad**  ^=nhdna.  pragna  «Frage** 
^=^panha, 

K.  Hauchlaut  vor  Nasalen  und  Halbvocaleii. 

A+«,  A+/,  A+w  =  wA,  /A.  mh  (Varar.  III,  8.  33)  vahni 
„Feuer**  =  i?«nÄi,  pürmihna  „Vormittag**  :=puvvanha^  dhldda 
„Freude**  «=  alhdila,  brdhmana  „Brahmane**  =  vamhana. 

A+t?  =  AA  in  dem  Worte  rtAt?a/a  „verstört**  =  t?^66Aa/«  (Varar. 
m,  47). 

C«i8«ianten$rappen  des  PrAkrit. 

Vgl.  Lassen,  Institutiones  linguae  pracriticae  pag.  281. 

khf  kkh;  gg,  ggh;  iiky  fikh,  üg,  figh 

dd,  ddh;  gg,  ggh;  nd,  Adh,  ng^  ttgh, 

ff,  fth;  dd,  ddh;  fif,  nth,  nd,  ndh,  nn,  nh, 

tf,  tih;  dd,  ddh;  dr ;  nt,  nth,  nd,  ndh. 

pp*pph;  bb,  bbh;  nip,  mph,  mb,  mbh,  mm,  mh, 

//,  Ih,  vv,  88, 


Herabsetzung  und  Verschleifong  der  festen  Conso- 

nanten  zwischen  Vocalen. 

1.  lerabsetmas. 

Dahin  gehören  Fälle  wie  p=v  (Varar.  II,  ll)),|iA=6A  (Varar. 
II,  26),  /=rf  (Varar.  II,  20)  t=dh  (Varar.  II,  2t),  fh=dh  (Varar. 
II,  24),  besonders  aber  t=d  (Varar.  II,  7).  Beispiele  für  letzteren 
Fall  sind  :riu  „Jahreszeit**  =  udu,  dgata  „angekommen**  =  äitda,  hata 
„zu  Grunde  gerichtet**  =»  hada  etc. 


Beitrige  zur  Kenntnias  der  Plli-Sprache.  539 


IL  Yerschleifiig. 

Dahin  gehöre  zuerst  jene  Fälle ,  wo  der  feste  Laut  von  der 
Aspiration  bereits  ergriffen  ist,  wie  ArA,  ghy  th,  dh,  bh  =h  (Varar. 
II,  27),  zu  denen  man  auch  den  Fall,  wo  y=h  ist,  zählen  kann 
(Varar.  II,  18).  Beispiele:  mukha  „Angesicht"  =  iiiMAa,  megha 
„Wolke**  =meha,  gdthd  „Gesang**  =g(lhd,  badhira  „taub"  =  va- 
hira,  sabhd  „Versammlung"  =  ««*«,  chdyd  „Schatten"  ^=öhdhd. 

Hauptsächlich  aber  sind  jene  Fälle  hieher  zu  beziehen,  von 
denen  Varar.  II,  2  handelt,  wornach  die  nicht  aspirirten  Momentanen 
der  gutturalen,  palatalen,  dentalen  und  labialen  Classe  sammt  dem 
y  (also:  k,  </,  ö,  g,  t,  rf,  p,  b,  r,  y)  zwischen  zwei  Vocalen  ver- 
schliffen werden  können;  z.B.  nakula  „Ichneumon"  =  7iaüla,  sdgara 
„Meer"  =«rf«ra,  va^ana  „Rede"  =  vaana,  ragata  „Silber"  =  raada, 
krta  „gemacht"  =  kaa,  mada  „Berauschung"  =  maa,  vipula 
«gross"  =  viula,  giva  „Leben"  =gia,  nayana  „Auge"  z=znaana, 

III.  y«cale. 

Die  Vocale  des  Präkrit  sind  im  Ganzen  mit  denen  des  Päli 
identisch.  Der  Voeal  r  wird  ebenso  wie  dort  bald  durch  a,  i,  f/,  bald 
durch  den  Halbvocal  r  ersetzt. 

aj  Der  r-Vocal==a  (Varar.  1,27),  z.  B. :  ^rw«  „Gras"  =/a»a. 

b)  Der  r-Vocal=«  (Varar.  I,  28),  z.  B.:  drsfi  „Blick"  = 
dittht 

m   m 

c)  Der  r-Vocal  =  u  (Varar.  I,  29),  z.  B. :  prthivi  „Erde"  = 
puhavi» 

d)  Der  r-Vocal  =  Halbvocal  r  (Varar.  1,30),  z.  B. :  r*fa  „Bär" 
=  riöeha, 

ej  Veränderungen  der  Vocale  a,  t,  u. 

a  =  Hy2cc2iV.  I,  3)  /)a*j?a  „reif"  =pikka;  d=^i  (Varar.  I,  II) 
sadd  „immer"  =  sai;  t  =  a  (Varar.  1, 1 3) prthivi  „Erde"  =  puhavt; 
ti=»a  (Varar.  1,22)  saukumdrya  „Jugendlichkeit"  =  soamalla; 
ü=^a  (Varar.  I,  28)  duküla  „Seidenstoff"  =  dualla;  i=u  (Varar. 
I,  15)  ik^u  „Zuckerrohr"  =  uddhü;  u  =  i  (Varar.  I,  23)  puru^a 
„Mann"  =^ purisa;  u=e  (Varar.  I,  26)  nüpura  »Knöchelring" 
=  neura;  i=  e  (Varar.  I,  12)  pinda  „Stück*'  =  pen^Uf    t=^e 


S40 


M  u  1  I  er 


(Varar.  I,  19)  ni4a  ^Nest«  =  nedda,   u  =  o   (Vararudi   I,  20) 
tunda  ^Mund,  Rüssel^  =  tonda. 

Die  Vocale  e  und  o. 

Auch  im  Präkrit  stellen  diese  Vocale  keine  Guna's  dai%  sondern 
sind  als  einfache,  mittelzeitige  (bald  kurze,  bald  lange)  Vocale  zu  be- 
trachten. Vgl.  devva  (daiva)f  nedda  (n{4a),  tellokka  (trailokya). 
Ihrem  Ursprünge  nach  entsprechen  sie  sowohl  altindischen  i^  ö,  als 
auch  aif  au. 

i,  e  =  altindisch  ai  (Vararuci  I,  35)  trailokya  ^Dreiwelt''  = 
tellokka;  jedoch  wird  ai  im  Präkrit  auch  durch  al  dargestellt  (Varar. 
I,  36,  37),  vaira  Feindschaft  =  vaira,  —  e  entspricht  auch  ay 
{Vararudi  I,  5) :  sundera^  addhera,  peranta  (sauntlaryat  dgdarya. 
paryanta), 

2.  0  =»  altindisch  au  (Vararudi  I,  41):  yauvatia  ,,  Jugend**  = 
jovvana;  au  wird  aber  im  Präkrit  auch  durch  au  wiedergegeben 
(Vararudi  I,  i2):paura  „Stadtbewohner*  =  paüra. 

e  und  0  werden  aus  eya,  ava,  ayu  zusammengezogen.  (Vara- 
rudi I,  7,  8,  IV,  21)  kärayati  «er  lässt  machen"  =  kdredi,  avahdta 
„Lachen"  =  ohdaa,  lavam „SBth*'  =lona,  mayära  „Pfau**  =:  möra. 

Fälle  für  ai  =»  i,  t  werden  von  Vararudi  I»  38,  39  und  von 
4iu  =^  ulf  44  citirt.  —  sindhava,  dhira,  sundera  etc. 

Bai  der  Silbe. 

Der  Bau  der  Silbe  im  Prdkrit  ist  jenem  im  Pili  analog ;  auch 
hier  wird  doppelte  Bezeichnung  der  Länge  durch  den  Vocal  und  die 
Position  nicht  geduldet,  sondern  muss  Verkürzung  des  langen  VocaU 
(seltener  Aufhebung  der  Verdoppelung)  eintreten;  vgl.  Lassen,  lo- 
stitutiones  linguae  präcriticae,  pag.  138. 

Anlaut. 

Im  Anlaute  werden  nur  einfache  Consonanten  geduldet;  Con- 
:sonantengruppen  müssen  entweder  nach  denselben  Gesetzen  wie  im 
Pili  zerstört  oder  durch  Einschub  Yon  dazwischentretenden  kurzen 
Vocalen  auseinander  gehalten  werden. 

Über  den  Einschub  yon  Vocalen  handelt  Vararudi  III,  60,  62, 
63,  64.  —  kilitiha,  siru  saldhd  etc. 


Beitrige  zur  Renntnisi  der  PAli-Sprtche.  541 


Auslaut. 


Im  Auslaute  werden  im  Präkrit  nur  einfache  oder  nasalirte 
Yocale  geduldet  und  vor  den  Nasalen  die  Längen  verkürzt.  —  Die 
momentanen  Laute  fallen  ab  ( Vararudi  IV,  6) ,  s  nach  a  wird  mit 
demselben  zu  o  (^^ararudi  V,  1);  nach  i,  u  fällt  es  entweder  ab 
(jedoch  werden  diese  beiden  gelängt:  aggi,  bhikkhu,  Vararudi  V,  18.) 
oder  geht  in  einen  Nasal  über  (wie  in  dem  SufGx  hi  =  6Ai«,  Vara- 
rudi V,  5). 


B.  Formenlehre. 

I.  Nomen. 

Der  Declination  nach  zerfallen  die  Nominalthemen  in  zwei 
Gruppen,  1.  consonantische,  2.  vocalische.  —  Die  ersteren  werden 
jedoch  im  Präkrit  als  solche  nicht  beibehalten,  sondern  gehen 
entweder  durch  Abwerfung  eines  schliessenden  Consonanten  oder 
Hinzufügung  eines  a  in  yocalische  Themen  über  (vgl.  Vararudi  FV, 
6  — 11  if.).  Die  Themen  in  -tar  verwandeln  dieses  entweder  in 
'tara,  tdra  oder  -tu  (Vararudi  V,  31  —  38).  Vor  Suffixen  jedoch, 
welche  mit  Vocalen  anlauten,  können  die  consonantischen  Themen 
sich  behaupten. 

Man  sieht ,  dass  auch  im  Präkrit  die  vocalische  Declination  die 
Oberhand  gewonnen  hat  und  darunter  besonders  jene,  welcher 
Themen  in  -a  zu  Grunde  liegen. 

Der  Dual  ist  im  Präkrit  geschwunden;  von  den  Casus  ist  der 
Dativ  durchgehends  zu  Grunde  gegangen  und  muss  durch  den  Geni- 
tiv ersetzt  werden.  Dafür  existirt  im  Plural  ein  doppelter  Ablativ, 
der  durch  Zusammensetzung  des  Suffixes  -tcLS  einerseits  mit  der 
reinen  Ablativform  in  -hh  andererseits  mit  der  Locativform  in  -su 
gebildet  wird  {hi-to,  sü-to),  Erstere  Form  zeigt  eine  Ursache,  letz- 
tere eine  physische  Bewegung  von  einem  Orte  an. 


542 


M  u  1  1  er 


I.  Cdisoiaitlsehe  Theoiei. 


Singular. 

Nom.  piddf  räd 

Acc.    pidarä,  Iddnd 

Voc.    rdä 

Gen.   piduno,  rannot  bhavado 

Instr.  rannd 

Abi.         — 

Loc.    bhavadif  mahante 


Plural. 


bhddarOf  rddno 
pidare 


II.  Taeallsche  Theoiei. 


1.  Masculina. 


Singular. 


Nom.  vaddhOf  aggi^    bandhü 

Acc.    vadöhdf  aggl,    bandhü 

Voc.    vaödha,  aggu     bandhü 
Gen.    vaö'     {aggissa  batidhusaa 
dhassa  \aggino  bandhuno 
Instr.  vaödhena    aggind      ban- 

dhund 

m 

^vaddhddo     aggido     ban- 

dhüdo 

...     ]vaddhädu    aggtdu      ban- 

dhüdu 
Jvaddhdhi    aggthi      ban- 

dhuhi 
Loc.    vaddhe        aggimmi  ban- 

dhummi 
vaödhammi 


Plural 


vaddhd 

vaddhd 
vaddhe 
wie  Nomin. 
vaddhdnd 

m 

vaddhdna 
vaddhehl 
vaddhehi 
vaddhdhito 


aggtno 

aggio 

aggino 


-<   .  -S 


aggina 

aggina 

aggihi 

aggthi 

aggihito 


bafidhtmo 
bandhuo 
bandhuno 
bandhü 

bandhünd 

m 

bandhuna 
bandhühi 
bandhühi 
bandhühtto 


vaddhdsiUo  aggisuto  bandhüsuto 


vaddhesu     aggisu      bandhüsu 
vaddhesü     aggisü      bandhüsü 


Beiträge  -tur  Renniniss  der  Päli-Sprache. 


543 


2.  Feminina. 


Nom. 

Acc. 

Voc. 

Gen. 
Inst. 
Loc. 

Abi. 


Singular. 

mdld,  devif  bahn 
mdläf  devT,  bahü 
male,  devi,  bahu 

(  mnlde  devtd  bahüd 
\  mdldi  devia  bahüa 
)  devte     bahne 

de  Vit      bahäi 

mdlddo  devido  bahüdo 
mdlddu  devidu  bahädu 
mdldhi   devihi    bahuhi 


Plural. 


mdldo       devio 
mdldu       devin 


i  muldnä 
mdldna 

• 

mdldhi 
mdldhi 
i  mdldau 
I  mdldsu 

1  mdldhlto 
i  mdldsüto 


devinä 

V 

devina 

m 

devihi 
devihi 
devisu 
devisü 

devfhUo 
devisSto 


bahüo 
bahüu 

bahund 
bahuna 

• 

bahuhi 
bahuhi 
bahüau 
bahtUü 

bahuhito 
bahüsüto 


3.  Neutra. 


Singular. 


Nom. 
Acc. 
Voc. 
Gen. 

Inst. 

Acc. 


Loc. 


/  dhanä    dahi      mahii 

) 

dhana     dahi       mahn 

m 

dhanassa  dahissa  mahussa 
dahino  mahuno 
dhanena  dahind  mahund 

m  •  m  • 

dha^ddo  dahido  mahüdo 
dhanddu  dahidu  mahüdu 

m 

dhamtlii  dahihi  mahühi 
dhane  dahimmi  mahummi 
dhunammi 


dhandi 

m 

dhandi 

m 

dhand 

m 

dhandud 

m 

dhandna 

•   • 

dhanehi 
dhanehi 

m 

dhandhito 
dhandsüto 
dhanesu 

m 

dhanesü 


Plural. 

dahii 
dahii 

dahind 

dahina 

dahihi 

dahihi 

dahihlto 

dahisüto 

dahisu 

dahtm 


mahui 
mahui 


mahünä 
mahüna 

• 

mahühi 

mahuhi 

mahuliito 

mahüsuto 

mahusu 

mahAsü 


Pronomen. 

1.  Person. 

Singular. 

Nom.  aha,  ha,  ahad,  ahammi 

hatnmi 
Acc.    mä,  mamd 

Siteh.  a.  phil.-hitt.  Cl.  LX.  Rd.,  UI.  Hft. 


amhe 


amhe,  no 


Plural. 


36 


544  Muller 

Gen.    mama,  me,  maggha,  mahn      amhe,  no,  amhdnd 
Inst.    maCf  mah  nie,  mamdi  amhehl 

Abi  j  ^^^^^y  mnltto  \  amhdhito 

\mamddo,7namddUjmamdhi  '  nmhdmto 
Loc.    tnae,  mah  mamammi  amhesu 


2.  Person. 

Singular.  Plural. 


Nom.  td,  iittnä 

Aec.    td,  tnmd 

Gen.    ttiyyha,  tuha,  fumha 

Inst,    tae,  tal,  te 

...    ( fatio,  taitto 

\  tumddo,  tumddu,  tumdhi 
Loc.    tae^  fah  tumae,  tumammi 


tumhey  t  Uff  ff  he 

tumhe,  tuffffhe,  vo 

tumhdndf  tuffffhdnd,  vo 

fumhehl,  tummehi,  tuffghehl 

tumhdhito 

tumhdsüto 

Uimhesu,  tuffffhesu. 


II.  Verbum. 

Das  Verbum  zeigt  im  Präkrit  gegenüber  dem  Altindischen  eine 
grosse  Beeinträchtigung,  sowohl  in  BetrefT  seiner  Bildungen  aus  der 
Wurzel,  als  auch  in  Betreff  der  Flexion. 

Von  den  alten  Verbalclassen  sind  zwar  ansehnliche  Spuren  vor- 
handen, aber  die  immer  mehr  und  mehr  zunehmende  Neigung  der 
Sprache  zur  sogenannten  bindevocalischen  Conjugation  lasst  sich 
nicht  verkennen. 

Von  den  Zeiten  und  Arten  sind  das  Präsens  und  das  Futurum  samm  t 
dem  Imperativ  und  theilweise  dem  Optativ  übrig  geblieben,  während 
die  Aoristbildungen,  das  Präteritum  und  das  Imperfectum  ganz  verloren 
gegangen  zu  sein  scheinen.  Sie  werden  sämmtlich  mittelst  des  Par- 
ticipium  perfecti,  verbunden  mit  dem  Verbum  substantivum  •  um- 
schrieben. 

Das  Passivum  (gebildet  mittelst  -j^a,  z.  B.  gammadi  =»  ga- 
myatS,  viiödadi  ==  u&yatS,  khdiadi  =  khddyati,  difthiadi  =^ 
sthtyati)  und  das  Causativum  (gebildet  mittelst  -aya  (-^),  z.  B.  bhd- 
vedi  =B  bhdvayati,  nd^emi  =  ndgaydmi,  häufig  jedoch  mittelst 
dpaya  [-a6e].  z.  B.  modbehi  =>  möddpaya,  modbissd  =»  mocd^ 


Beitrige  zur  Kenntnits  der  PAIi-Sprache. 


545 


pnyisydmi)  haben  sich  erhalten,  ebenso  die  zum  Verbum  gehörenden 
Nominalbildungen  wie  Infinitiv,  Gerundium  und  die  Participia  praes. 
act.  und  medii,  perfeeti  passivi  und  futuri  passivi. 

Von  den  Verbalsuflixon  sind  nur  die  activen  (des  Parasmai- 
padam)  vollständig  belegbar,  während  die  medialen  (des  Atmane- 
padam)  sich  nur  bruchstückweise  nachweisen  lassen.  Dies  hat  in  der 
häufigen  Verkürzung  des  schliessenden  e  in  t  seinen  Grund  (vgl. 
Lassen,  Instit.  linguae  pracr.  p.  162). 


A,  Die  10  TerbalcIasAen. 
1.  Starke  Classen. 

II.  Classe.    ndmi  (dydmi)^  hhddu  ihd'i  (sthdtl),  demi,  deai^ 
dedi,  amhi,  afthi,  amhn,  snnti, 

III.  Classe.   mhadi  (tisthati)? 

V.  und  VIII.  Classe.  einomi,  sakkanomi,  karomi, 

IX.  Classe.  gdndmi,  gdnddi,  ffdrnhi. 

V.  und  IX.  Classe  (in  die  bindevocalische  Abtheilung  überge- 
gangen). sundmL  sufiamha,  snnemi,  öinamha,  kunadi. 

2.  Schwache  Classen. 

1.  Classe.  pekkhdmi,  pekkhasi,  hnrah  sarantif  hasanti,  hornig 
hosif  höh  howha,  hadha,  hontL 

IV.  Classe.  kiippdmi,  khiggadU  mannanii 

VI.  Classe.  disami,  nmm^asif  nföadi. 

X.  Classe.  mantemi,  kdmedi,  snmatthesi,  dnnhentL 


B.   fersanal-Siffiif. 

Präsens   und  Futurum. 


Singular. 

Parasm.  Atmanep. 

1 .  Pers.  -mi  (Fut.-;w)         — 

2.  „     -81  'Se 

3.  „     'du  -'i  "dCf-e 


Plural. 


Parasm. 


-?wo,  -mw,  -Wirt 
'ttha,  'ha 
-nti 


36 


Atmanep. 

mha^  mho 
dhä,  dha 


546 


Müller 


Imperativ. 


Singular. 

Parasm.  Atmanep.       | 

1.  Pers.  -mu  —  '  -ma,  mo 

2.  „     -A/,  '88(1,  -8u  'ha 


3. 


-du,  -u 


Plural. 
Parasm.  Atmanep. 


-ntu,  -nna? 


-mha 
'dhd,  dha 


Optativ. 


Singular. 

Parasm.  Atmanep 

i.  Pers.  -«  — 

2.  .      -  - 

3.  ^      —  0)         — 


Plural. 


Parasm. 


Atmanep. 


dha? 


C.  f  bersicht  der  eliielnen  lellformen. 

Präsens.  Parasm.  sing.  1.  pers.  ha8dn}i,  hammi;  2.  pers. 
hn8a8i;  3.  pers.  hasadi,  hn8ai;  pliir.  1.  pers.  hasdmo,  hasdmUy 
ha8nma,  ha8amo,  ha8amu,  ha8ama,  hasimo^  hasimn,  ha8ima;  2.  ps. 
hasahttf  hasattha,  ha8ittha,  3.  pers.  ha8anti, 

Atmanep.  sing.  2.  ps.  hasase,  3.  ps.  hasade,  ha8ae;  plur.  1.  ps. 
ha8amhoy  ha8amha9  2.  ps.  ha8adhd,  ha8adha. 

Imperativ.  Parasm.  sing.  l.ps.  ha8amu ;  2.ps.  ha8dhi,  hasa; 
3.  ps.  ha8adih  ha8aü;  plur.  i.  ps.  ha8dmo,  ha8dmut  hasama,  ha- 
aamu;  2.  ps.  hasaha;  3.  ps.  hasanhi. 

Atmanep.  sing.  2.  ps.  ha8a88ay  hasasti;  plur.  1.  ps.  ha- 
samha;  2.  ps.  ha8adhnt  hasadha. 

Optativ.  Parasm.  sing.  1.  ps.  moceä,  bhaved;  3.  ps.  bhave 
hare. 

Atmanep.  Plur.  2.  ps.  bhanedha? 

Futurum.  Das  Futurum  wird  meistens  aus  dem  Präsensslamme 
und  mittelst  des  Ililfsvocals  i  herausgebildet;  doch  kommen  auch 
Überreste  der  alten  Bildung,  welche  unmittelbar  auf  die  Wurzel 
zurückgeht,  und  ohne  den  Hilfsvocal  t  gebildet  wird,  vor. 


> 


Beiträg^e  zur  Kenntniss  der  Plli-Sprtche.  547 

In  die  erstere  Kategorie  gehören : 

Sing.  1.  ps.  gack^hissd,  öitthissä;  2.  ps.  gaööhissasi;  3.  ps. 
sunisaadif  minidlssadi,  kuppissadi ;  plur.  1.  ps.  yänissämo;  2.  ps. 
sunissaha;  3.  ps.  muncissandi 

In  die  letztere  Kategorie  gehören  (Varar.  VII.  16,  i7): 

dacehä  =  drak^yumi,  roööhä  =»  rotsydmu  öheööhä  =  öhC' 
tsydfni,  bhocöhä  =  bhoksydmi  etc. 

Die  alte  Lautgruppc  -sy  kann  neben  dem  regelrechten  -88  auch 
durch  -h  ersetzt  werden.  Dadurch  entstehen  Futurformen  in  -hdmi, 
-himu  z.  B.  husihdmi,  ha8ihimi  (Varar.  VII.  16). 

I.  Participium  praesentis   in   -ant. 

Davon  findet  sieh  nur  die  erweiterte  Form  in  -anta,  z.  B.  8ap- 
pantttf  kuncmtaf  siinania,  nacöania.  Es  wird  diese  Form  auch  häufig 
auf's  Passivum  übertragen,  z.  B.  8u'danta  =»  sidyamdna,  puiyyanta 
=  pAgyamuna  etc. 

II.  Participium  praesentis  in  -mdna, 
khaygamdna,  bddhiamdna,  vdötamdna  etc. 

III.  Participium  perfecti  passivi  in  -ta  und  -;ia. 

ladda,  8uda  (Qruta)^  kaa  =  krta,  harida  =  hrta^  8umarida 
=  8mrta,  yhtna,  rnnna. 

IV.   Participium   futuri    passivi   in   -j^a,   aniya  und 

"tavya, 

n)  yu:  kdria,  ka§ga  ^  kdrya^ 

b)  aniya:  sumdrania^  karanigga^ 

c)  tavyd:  kddavva^  genhidatva^  sunidavva  etc. 
Infinitiv,  vatiü  =  vakiu,  nedü  =  7i^tü,  bhodü  oder  bhavidu 

=  bhavüü,  sunidü  =  ^ötu,  gaööhidü  ==  gantüf  mdredü  =  md- 
rayitu,  givdbedu  =  givdpayitu. 

Gerundium.   Im  Gegensätze   zum  Pili,  wo  die  Form  in -/ü/i 
die  überwiegende  ist,  wird  im  Präkrit  die  Form  in  "ttia,  ^dua  selten 


550  Müller 

Überblicken  wir  nun  zum  Schlüsse  die  von  uns  hervorgehobe- 
nen Zuge»  so  können  wir  mit  Sicherheit  behaupten,  dass  das  P&li  auf 
einer  älteren  Stufe  steht  als  die  von  den  indischen  Grammatikern 
uns  überlieferten,  namentlich  in  den  Dramen  aufbewahrten  Präkrit- 
dialekte,  dass  mithin  —  da  PJili  und  Präkrit  auf  eine  beiden  ge- 
meinsame nahe  Quelle  hinweisen,  —  die  Bluthezeit  des  Päli  der  Fixi- 
rung  der  Präkritdialekte  durch  die  indischen  Dramatiker  vorange- 
gangen sein  muss. 


Beiträge  zur  Renntnits  der  Plli-Spracbe.  551 


Beriehtigvogen. 

Während  des  Druckes  der  beiden  vorangehenden  Aufsätze  sind 
mir  einige  sinnstürende  Druckfehler  entgangen ,  so  wie  auch  in  der 
Zwischenzeit  mehrere  damals  irrig  aufgefasste  Punkte  klar  geworden. 
Ich  erlaube  mir  im  Nachfolgenden  ein  kurzes  Verzeichniss  derselben 
beizufügen: 

I.     Seite  9»  Zeile  13  statt:  altind.  dtavika  lies:  altind.  *diavika. 
M     9     n     18     n      vadisa  „     vadiga 

M   10     „     32    ist     dsava  Begierde  =  altind.  dgraya 
zu  streichen.  Das  Wort  lautet  in  den  Texten  der  nördlichen  Bud- 
dhisten dgrava  (Burnouf.  Le  lotus  de  la  bonne  loi  pag.  665). 
S.  10,  Z.  33  statt  ktyat  lies:  kiyat. 

„    13   „     3    n    tappurisa  dieser  Mann  „     ^a/7puma  solcher  Mann 
„    13   „      6    „    weisse  Wasserlilie         „     blaue  Wasserlilie. 
9,    13   M    13    „    udghdsana  „     udghdsana. 

y,    15   M      2    M    angesprochen  ^     verschmäht. 

M   15   M    33     „    midyati  „     mSdyati 

M    15   M    34    M    er  wird  wahnsinnig       „     er  wird  aufgeregt. 
M    17   „    12    M    altind.  nigrodha  ^     altind.  nyagrddha. 

M    17   „    29     M    indriya  „     indriya. 

M    18   M      2    M    tnriyati  „    mHyat^, 

„    18   „      3     „    dlpagrttta  „     alpagnäa, 

M    18   M    24    M    samldpa  „     aanldpa, 

M    19   „      4    n    altind.  adhvika  „     altind.  *adhmka. 

„   19   „      9  ifii  passi  blickend  =  altind.  *pagvi  zu  streichen. 
„   21    „    29  statt  Ararj^aVa  lies:  *Ä-ar-y4-^a. 

„   24   „      4    „    vrgöikd  »     vrgöika. 

M   24   M    28    M    altind.  hhaisma  n     altind.  *bhaisma, 

n   25   M      4    „    gimha  Zeichen  „    gimha  krumm. 

„   27   „      6    M    dyasmd  verehrungswürdig  lies:   dyastnä  bejahrt, 

verehrungswürdig. 
„   27   „    30    „    vimokha. . .  vimoksa  lies:  vimokha. . .  vigtndksa. 
,,   29   ,,    15    „    sananntana  „     sanantana, 

,,   29    ,,    16     „    aüga  „     nafiga, 

,,   30   „    28    „    glSgayati  „     glSmyati 


552  Müller.     Beiträge  zur  Kenntnist  der  Pili-Sprache. 

IL  Seite  257  (15)  ist  beim  Optativ  -a  aus  der  Reihe  der 
Atmaiiepadsi-Suifixe  zu  streichen  uad  neben  -mi  zu  den  Parasmaipada- 
Suffixen  zu  stellen.  Der  Optativ  hat  nämiich  im  Päli  zwei  Formen: 
eine  alte  (mit  den  Imperfect-Aorist- Suffixen  bekleidete),  von  welcher 
nur  die  1.  und  3.  Person  singul.  und  die  3.  Person  plural.  ^-a,  -OJ* 
-u)  übrig  geblieben  sind,  und  eine  neue  (mit  den  Präsens-Suffixen 
bekleidete),  zu  welcher  die  1.  und  2.  Person  singul.  und  piur.  ge- 
hören. Darnach  stellt  sich  die  Übersicht  der  Optativ-Suffixe  folgender- 
massen  dar: 

Parasmaipadam. 

Alte  Form.  Neue  Form. 

i.  Person  -«  —  -mi  -ma 

2.  Person  —  —  -si  -tha 

3.  Person  -(7^        ü  —  — 

Atmanepadam. 

Belegbar  nur  die  3.  Person  singul.  -tha. 

Auch  beim  Futurum  ist  -ä  aus  der  Reihe  der  Atmanepada- 
Suffixe  zu  streichen  und  als  Parallelform  zu  -mi  (nach  Analogie  des 
Conditionals  gebildet)  zu  stellen.  —  Es  stimmt  somit  diese  Form 
mit  der  präkritischen  auf's  vollkommenste  überein. 


L  a  m  b  e  I.  Ber.  üb.  d.  i.  Aug.  1868  i.  Oberö.st.aii<,^estelIten  Weistbümer-Forsch.  o5«>- 


Bei'ieht  über  die  im  August  1868  in  Oberösterreieh 
angestellten  Weisthlimer-Forsehungen. 

Voii  Hans  Lambel. 

Von  der  Weisthümer-Cominission  mit  der  Vervollständigung  der 
bereits  znsainniengebrachlen  Zahl  oberüsterreichischer  Weisthüiner 
beauftragt  und  mit  den  nöthigen  Reisemitteln  ausgerüstet,  begab  ich 
mich  Anfangs  August  zunächst  nach  Linz,  um  die  für  mich  von  der 
Conmiission  erbetenen  Empfehlungsschreiben  an  die  k.  k.  Bezirks- 
ämter, Gemeindevorsteher,  sowie  an  die  hw.  Stiftsvorstände  und 
Oecanate  von  der  k.  k.  Statthalterei  und  der  Landeshauptmannschaft  in 
£mpfang  zu  nehmen.  Dieselben  wurden  mir  sowohl  von  Herrn  flofrath 
Ritter  von  Schurda  als  dem  Herrn  Landeshauptmann  Dr.  Eigner 
bereitwilligst  ausgefolgt,  und  gleich  zuvorkommend  ertheilten  mir  die 
beiden  [ferren  die  Erlaubniss  zur  Durchforschung  des  Statthalterei- 
archivs  und  der  landständischen  Registratur.  In  den  ersteren  fanden 
sich  Ehafte  von  Haag  (in  zwei  Exemplaren),  Schenkenfeldt 
(eine  coilationirte  Abschrift  von  17ö7  nach  einer  älteren  von  lG36)r 
W  e  s  e  n  u  r  f  a  h  r  und  VV  o  I  f  s  e  e  g,  sämmtlich  bisher  unbekannt.  Minder 
belangreich  war  die  Ausbeute  im  iandständischen  Archiv ,  indem  hier 
nur  ein  Extract  aus  dem  Pantaiding  von  Perg  sich  fand»  wohl  dem- 
selben von  dem  der  Commission  schon  von  anderer  Seite  Kenntniss 
zugekommen  war  (vgl.  Siegel  in  d.  Sitzungsber.  d.  k.  Akad.  d.  W. 
Bd.  ö3.  S.  309).  Dagegen  theiite  mir  Herr  Carl  Proschko  zwei 
Pergamenthandschritten  des  Marktes  Schwertberg  mit,  die  voo. 
der  Marktgemeinde  bei  Gelegenheit  einer  Petition  an  den  oberöstenv 
Landtag  eingesstndt  wurden  und  d.  Z.  im  landständischen  Archiv 
aul'bewahrt  werden.  Von  einem  einst  vorhandenen  nun  verschollenen 
Pantaiding  von  Steiregg  erhielt  ich  ebenda  Notiz,  mit  dem  Ver- 
sprechen von  Seite  des  Herrn  Landeshauptmanns  als  Massenvertreter 


S54  L  a  m  b  e 1 

der   Weissenwolfsehen   Erbschaft,     falls   sieh   das   Denkmal    noch 
finden  sollte,  es  der  Akademie  zur  Verfügung  zu  stellen. 

Nachdem  ich  mich  noch  mit  Herrn  Custos  Ehrlich  am  Museum 
Francisco-Carolinum  und  dem  hw.  Herrn  Probst  J.  Stiilz  in  St  Florian 
über  den  weiteren   Reiseplan  besprochen   und  mir  Winke   erbeten 
hatte  über  etwaige  besonders  zu  berücksichtigende  Fundorte,  begab 
ich    mich    über   Asch  ach,    wo    wohl    Marktfreiheiten    aber    kein 
Pantaiding  vorhanden  sind,  nach  Neu  haus,  dessep  jetziger  Besitzer, 
Herr  von  Blank,  mir  die  ihm  von  der  früheren  Herrschaft  zurück- 
gelassenen Archivreste  bereitwillig  zeigte.  Bei  der  vollständigen  Un- 
ordnung jedoch ,  in  der  dieselben  sich  befanden ,  war  an  ein  Sueben 
nicht  zu  denken,  und  ich   musste  mich  vorläuGg  mit  dem  freund- 
lichen Versprechen  des  Herrn  Besitzers  begnügen,  wenn   sieh  bei 
der  Ordnung  dieser  freilich  für  den  vorliegenden  Zweck  wenig  ver- 
sprechenden Archivreste,  die  er  für  diesen  Winter  in  Aussicht  genom- 
men, doch  noch  etwas  finden  sollte,  es  einzusenden.   In  Lempach 
bUeb  meine  Durchforschung  des  Gemeindearchivs  erfolglos,  wiewohl 
ich  in  dem  Orte  noch  eine  freilich  stark  verblasste  Erinnerung  an  die 
alten  Ehafte  fand.  HeiT  Ichzenthaler,  jetziger  Besitzer  von  Ranaridl, 
das  ich  durch  die  Erfahrung  in  Neuhaus  gegen  Herrschaftsbesitzungen 
die  in  letzter  Zeit  in  neue  Hände  gekommen ,  misstrauisch  gemacht, 
bei  Seite  gelassen  hatte,  theilte  mir,  da  ich  ihn  zufällig  in  der  dorti- 
gen Bezirkshauptmannschaft  traf,  meine  Vermuthung  bestätigend  mit, 
dass  man  ihm  nichts  als  Rechnungen  und  auf  die  wirthschaftlichen 
Angelegenheiten   des  Herrschaftssitzes  bezügliches  zurückgelassen. 
Nicht  glücklicher  war  ich  auf  Altenhof,  dessen  Besitzer,  Graf  v. 
Salburg,   mich  an  seinen  Caplan  wies,  der  mir  aber  erklärte,  der 
Zustand  des  herrschaftlichen  Archivs  sei  der  Art,  dass  an  eine  Durch- 
suchung nicht  zu  denken  sei.  Erst  in  Hof kir eben  gelang  es  mir 
wieder  durch  die  Gefälligkeit  des  dortigen  Bürgermeisters  Herrn  Job. 
Rauscher  ein  Weisthum  von  1485  in  zwei  Abschriften  von  1621  und 
1743  zu  entdecken.  Ebenso  fand  ich  in  Putzleinstorf  ein  Ehehaft 
Ton  1 626 ,  dessen  Einsendung  dem  Versprechen  des  Herrn  Bürger- 
meisters Stephan  Hinterberger  gemäss  bereits  erfolgt  ist.  In  Sar- 
leinsbach theilte  mir,  nachdem  ich  das  Marktarchiv  umsonst  durch- 
sucht hatte,  der  hw.  Herr  Dechant  Anton  Stiessberger  zuvorkommend 
ein  Ehaft  von  15S5  mit,  das  er  in  seiner  Verwahrung  hat.  Auf  Schloss 
Sprinzenstein,  wo  ich  mir  Ausbeute  versprochen,  blieb  meine 


Bericht  üb. d.i.  Aug.  1868  in  Oberöst.  angestellt«n  Weisthümer-Forschungen.  555 

Bemühung,  das  Archiv  zu  sehen,  vergebens.  In  Rohrbach,  dessen 
äusserst  verwahrlostes  Archiv  ich  unter  reger  Theilnahme  der  Markt- 
vorstände durchsuchte ,  fand  sich  nichts  <),  eben  so  wenig  auf  dem 
nahegelegenen  Schloss  Berg.  Um  so  besser  erging  es  mir  im 
Kloster  Schlagl,  dessen  liw.  Herr  Prälat  Dom.  Lebschy  mich  nicht 
nur  freundlichst  aufnahm,  sondern  auch,  nachdem  er  mir  Einsicht  in 
den  Catalog  des  Archivs  verstattet,  die  von  mir  bezeichneten  Nummern, 
hinter  denen  ich  etwas  vermuthen  konnte,  seihst  aushob.  Es  fanden 
sich  daselbst  drei  Handschriften  des  Ehafttaidings  von  Aigen,  zu  denen 
eine  weitere  Nachforschung  in  Aigen  selbst  noch  eine  vierte  hinzu- 
brachte und  ausserdem  zwei  vollständige  Abschriften  des  Ehafts  von 
[Jaslach  und  ein  'Extrahirtes  Vidimus'  aus  demselben.  Ausflüge  von 
Schlägl  aus  nach  Peilstein  und  Helfenberg,  wo  mir  dieFi*eund- 
lichkeit  des  Herrn  Grafen  v.  Seau  Einsicht  in  das  wohlgeordnete 
herrschaftliche  Archiv  vergönnte,  blieben  erfolglos,  ebenso  nachträg- 
liche Nachforschungen,  die  mein  Freund  Herr  Stiftsbibliothekar  Dr. 
Adolf  Glockseisen  in  Ha s lach  und  Lichtenau  für  mich  anstellte. 
Dagegen  gelang  es  in  dem  sauber  geordneten  Marktarchiv  zu 
Neu  fei  den  gleich  im  ersten  Anlauf  das  Tantäding  puechlain* 
des  Marktes  von  1523  aufzufinden,  dessen  Einsendung,  von  Herrn 
Bürgermeister  Schützenberger  freundlich  zugesagt,  auch  bereits 
erfolgt  ist.  In  Ottensheim  brachte  die  genaue  Durchsuchung 
des  freilich  ganz  in  Unordnung  gerathenen  Marktarchives  zwei  Ab- 
schriften eines  Ehafttaidings  von  1470  ein«). 

Von  da  nach  Linz  zurückgekehrt ,  wendete  ich  mich  zu  einem 
gleichen  Ausflug  ins  untere  Mühlviertel.  In  Helmansöd,  wohin  ich 
zuerst  kam,  war  nichts  zu  finden.  Ein  Brand  im  J.  1804  hatte,  was 
etwa  an  Documenten  vorhanden  war,  vernichtet.  Woher  Grimm  die 
Weisthümer  3 ,  684  mitgetheilten  Bestimmungen  aus  einem  Ehaflt- 
taiding  dieses  Orts  genommen ,  weiss  ich  nicht.  Auch  in  Kurzen- 
Zwettl  suchte  ich  vergebens.  Von  diesem  Orte  ist  der  Commission 
übrigens  schon  früher  von  anderer  Seite  ein  Taiding  zugekommen 
(Siegel  a.  a.  0.  S.  368);  auch  Grimm  theilt  (a.  a.  0.  Anm.  2)  eine 


^)  Ein  Chaft  von  Rohrbaoh  finde  ich  in  einer  Münchnerhandschrift  des  16.  Jhs.  bei 

Schmeller,  Die  deutschen  Handschriften  N.  2157.  Bd.  1,  264. 
3)  Von  dem  Vorhandensein  eines  Taidings  aus  diesem   Orte  war   der  Commission 

schon  früher  von  anderer  Seite  Kenntniss  zugekommen ,  s.  Siegel  a.  a.  0.  8.  369^ 

wo  Ottersheim  wohl  Druckfehler  für  Ottensheim  ist. 


556  L  a  m  b  e 1 

Bestimmung  aus  mir  unbekannter  Quelle  mit.  Glücklicher  war  ich  in 
Oberneukirchen,  wo  sich  ein  Ehafttaiding  von  1485  in  gleichalter 
Aufzeichnung  und  in  Leon  fei  den,  wo  sich  ein  Taiding  von  1435 
in  zwei  Handschriften  vorfand.  In  Reichenau,  von  wo  schon  durch 
das  Museum  Francisco-Carolinum  der  Commission  eine  Copie  der 
Erneuerung  der  alten  Freiheiten  von  1495  zugekommen  war  (Siegel 
a.  a.  0.  S.  369),  fand  ich  noch  eine  spatere  Erneuerung  ausgestellt 
im  J.  1644,  und  in  Schenkenfei  den  die  collationirte  Abschrift 
des  Ehafttaidings  dieses  Ortes  von  1636,  nach  der  die  Abschrift 
V.  1757,  die  ich  im  Statthaltereiarchiv  zu  Linz  entdeckt  hatte, 
angefertigt  ist  (s.o.  S.  553).  Die  Einsendung  dieser  älteren  Abschrift 
verweigerte  der  Marktvorsland  Herr  Lor.  Benischek  trotz  allen  Vor- 
stellungen, das  einzige  Beispiel,  das  mir  auf  der  ganzen  Reise  vorkam. 
In  Fre  istadt  wurde  mir  im  herrschaftlichen  Archiv  ein  Verzeichniss 
der  daselbst  befindlichen  Urkunden  freundlich  zur  Verfügung  gestellt : 
ein  Weisthum  fand  ich  wider  Erwarten  nicht.  Im  städtischen  Archiv 
war  eine  planmässige  Nachforschung  bei  dem  damaligen  Zustand 
desselben  nicht  thunlich,  trotz  allem  freundlichen  Entgegenkommen  : 
sie  wäre  einer  Ordnung  des  Archivs  gleich  gekommen.  Ich  musste 
mich  daher  mit  dem  Versprechen  der  Einsendung  begnügen,  falls 
der  Zufall  etwas  ans  Licht  brächte,  um  so  mehr  als  der  Urlaub,  den 
ich  zum  Zwecke  meiner  Reise  von  der  k.  k.  Hofbibliothek  erhalten 
hatte,  bereits  zu  Ende  ging.  Somit  musste  ich  meine  Nachforschungen 
für  diesmal  abschliessen ;  ist  das  Resultat  derselben  auch  gerade  kein 
glänzendes ,  so  hat  sie  doch  aus  fünfzehn  Orten  mit  Ausnahme  eines 
einzigen  ganz  unbekannte  Taidinge  zum  Theil  in  mehrfacher  Ab- 
schrift eingebracht  und  der  Hoffnung  Raum  gegeben,  dass  weiteres 
Nachspüren  nicht  ohne  Erfolg  bleiben  dürfte. 

Im  Folgenden  stelle  ich  ein  alphabetisches  Verzeichniss  der 
gefundenen  Stücke  nach  den  Orten  mit  kurzer  Beschreibung  der 
Handschriften  und  Angabe  des  Fundortes  zusammen. 

1.  Aigen. 

A.  Pap.  17.  Jli.  48  beschriebene  Bll.  4*  im  Archiv  des  Klosters 
Schlägl.  Kasten  B.  'Aigncr  Marktsachen'. 

Bl.  1".  Triuilegien  vnd  freihaiten  denn  Marckt  Aygen  Betreffend 
(roth.)  Hierauf  folgen  bis  Bl.  11*  Bestätigungsbriefe  (1362—1598). 
11'  unten  roth:  *Das  ehehafftäding  so  Järlich  in  Offner  besetzter 
schranen  vnndter  dem  hellen  himcll  verlesen  soll  werden'. 


Bericht  fib.  d.  i.  Aag.  1868  in  Oheröst.  angestellten  Weisthümer-Forschungen.  557 

16\  'Reformation  vnd  new  (roth)  gestalte  Ordnung'  etc.  durch 
'Matthiam  Brobsten  zum  Schlag!'  6.  März  1581. 

25*.  'Ein  andere  neue  Refor(roth)mation  vom  Herrn  Brobsten 
(Abt  Wenzeslaus)  dem  Marckht  Aigen  zuegestelt'(12.  Nov.  1599). 

34'.  'Gemeines  Marckhts  Recht  vnd  Ehehaflft'. 

B.  Piip.  17.  Jh.  31  beschr.  Bli.  4"  w.  o. 

Das  von  Abt  Wenzeslaus  aufgerichtete  Taiding  erneut  durch 
Abt  Wilhelm  1625.  Das  Ehaft  beginnt  Bl.  4'  'Nachgeschribne  Artici 
sollen  als  Marckhtrecht  vnd  Ehehaft  alle  Quatember  auf  dem  Rath- 
hauss  gannzer  gemain  rerlesen  vnd  von  Menigclich  derselben  ge- 
horsamblich nachglebt  werden'. 

C.  Pap.  17.  Jh.  18  beschr.  Bll.  fol.  im  Archiv  des  Klosters  Schlägl 
'Nachtrag.  Fase.  2"  N.  1'. 

'xMarckht  Ordnung  Vnd  Ehehafft  Tädting'  (aufgerichtet  durch 
Abt  Andreas  15.  Dec- 1679). 

D.  Pap.  1701.  13  Bll.  fol.  im  Marktarchiv  zu  Aigen. 
'Renovierte  Marckhts  Ordnung  oder  Ehehafllts  Tädtung  geben 

^  vndt  vorgeschriben  von  .  .  .  Siärdo  Abbten  desz  löblichen  Stüflft 
vnd  Closters  Schlögl  .  .  .  den  29.  Juny  Anno  1701'.  Mit  Siards 
Unterschrift  und  Siegel. 

2.  Haag. 

A.  Pap.  fol.  1712.  im  Linzer  Stalthalterei- Archiv  XXXI. 

Bl.  16** — 32*  'Gemaines  marckhts  recht  vnd  ehehaft. 
Nachgeschriben  articul  sollen  alss  des  markhts  recht  vnd  ehehaft, 
so  ein  neuer  richter  erwohlt  oder  der  alt  wider  bestätt  ist,  Stephani 
im  Weinacht  feirtag  ganzer  gmain  daselbst  verlesen  vnd  von  mäniglich 
denselben  gehorsamblich  gelebt  werden'. 

B.  Pap.  fol.  1742.  ebendaselbst  XXXI.  N.  21.  von  Bll.  14"  an. 
Gleichlautend  mit  A. 

3.  Haslach. 

A,  5  beschr.  Bll.  fol.  Dem  Original  gleichlautend  befundene 
Copie  'actum  16.  Martii  A°.  1602'.  im  Archiv  des  Klosters  Schlägl. 
Käst.  E.  Herrsch.  Haslach  Lade  L  Fase.  1.  N.  6. 

'Wir  Pettr  Wockh  Herr  zue  Rosenbergk  etc.  Regierender  Herr 
des  Hauses  Rosenbergk  etc.  Thuen  khundt  hiemit  allermenigkhlicht 
das  für  vnnss  erschinnen  vnsere  vnderthanen  vnnd  liebe  getrewe 
Richter  vnd  rath  sambt  der  ganzen  Gemain  des  Marckhts  Haßlach 
Lanndts  Österreich  ob  der  Ennss  vnnd  brachten  vnss  fuer  etliche 


558  Lambel 

zusammen  getragene  artikhul,  deren  Sie  bey  Gemaines  Marckhts 
EhehaiTten  Lauth  eines  hierüber  habenden  aufigelegten  priefTlichen 
Scheines  von  Alters  hero  in  vbliehem  brauch  gewesen,  Welliche 
Puncten  vnd  Articul  von  wortt  zu  wortt  lauten  wie  volgt'  etc.  Con- 
firmationsdatum:  'Geben  auf  vnserem  Schloss  Beheimischen  Crum- 
baw  den  17.  Februari  Anno  1594.  Petr  Wakh  Herr  zu  Rosenberg'. 

ß.  Pap.  1612.  6  Bll.  fol.  w.  o. 

'Gemaines  Marckhts  Haslach  Vhraite  Ehehaft  wie  es  mit  dem 
Gericht  vnd  in  vi!  anderweg  von  alter  her  gehalten  worden,  so  von 
dem  Herrn  von  Rosenberg  etc.  in  Zeit  Caspar  Ottes  Inhabung  ge- 
ferttigt  worden*.  Gleichlautende  Abschrift  von  A. 

C.  Pap.  1647  (16.  Oct.)  1  Bl.  fol.  w.  o.  Fase.  V.  N.  10. 

'Extrahiertes  Vidimus  auss  der  Hasslacher  Ehafft  vnd  andern 
Khayl.  vnd  Erzherzogischen  Confirmirten  Priuilegien  betr. 

Demnach  auss  vnsern  Alt  Rossenbcrgischen  wie  auch  seithero 
von  Ihrer  hochfürst,  durchl.  Erzherzogen  Leopoldi  Wilhelmi  zu 
Österreich  etc.  Bischofen  zu  Strassburg  vnd  Passaw  etc.  Seithero  ge- 
nedigisteu  confirmirten  Ehehafft,  Obmanbrief  vnd  anderen  Privilegien. 

Ain  Burgerschafft  Jährlich  ainem  Obman  vber  nachbenanten 
Herrschafft  vnd  bürgen  gehülzt  neben  etlicher  holzhaider  zue  er- 
Wühlen,  So  der  herrschafft  zur  confirmation  vorgestellt  werden. 
Darinen  ain  burgerschafft  Jährlich  ain  Deputat  Preen  vnd  notturfft 
Pawholz  sambt  den  viechwaithen  berechtigt'. 

Folgen  die  erwählten  Obmänner  u.  Holzhaider. 

4.  Hofkirchen. 

A.  Pap.  1621.  7  beschr.  Bll.  fol.  im  Marktarchiv  zu  Hof- 
kirchen. 

Termerckt  die  gerechtigkait  vnd  alts  herkhomen  des  markts 
zu  Hofkirchen  da  man  zellt  tausent  vierhundert  vnd  in  dem  funfT 
vnd  achzigisten  iare'. 

B.  Abschrift  des  vor.  aus  d.  J.  1743. 

5.  leonfelden. 

A.  Bl.  65* — 105"  des  'Uralten  Gültenbuchs  des  Markts  Dominiums 
Leonfelden'  Pap.  fol.  15.  Jh.  im  Leonfeldner  Marktarchiv. 

'Vermerkcht  dye  Rechtn  des  Markchts  lonueldn  So  durch  vus 
hernach  geschryben  Richter  vnd  Burger  In  eehafftn  taydingberechtent 
sein  Nach  dem  vnd  der  Markcht  durch  dye  hüssrey  verprennt  ist 
worden,  die  selbm  rechten  dann  In  dem  alten  markchtpuech  so 


Bericht  üb.  d.  i.  Au^.  1868  in  Oberöst.  angestellten  Weisthfimer^Forschungeii.  559 

Yerprunnen  ist  geschryben  gewesen  der  yedermaii  gedacht  hat  vnd 
nach  geschäin  auch  mit  willen  vnd  wissen  vnssers  Genadigen  Herrn 
Herrn  Reinprechten  vonn  Walsse  aus  dem  Vrbarpuech  Wächsennbergk 
vernewt  sein  worden  In  gegenwürt  des  Edlnn  Casparu  Hager  dieselb 
zeit  phleger  daselbs  geschechn  nach  Christi  gepurdt  Tausent  vier- 
hundert vnd  im  fünf  vnd  dreyssigisten  Jaren'. 

B.  Pap.  1670.  19  Bll.  fol.  ebdas.  Collationirte  Abschrift  von  A. 

Titel  am  Einband  'Beschreibung  der  Rechte  vnd  Freyheiten 
des  Marktes  Leonfelden  vom  Jahre  143S\ 

6.  Neafelden. 

Pgin.  1523.  6  Bll.  fol.  im  Marktarchiv  zu  Neufelden. 
Bl.  \\  Tantäding  puechlein  des  Marckts  Velden.  1523\ 
2\  'Von  gottes  genaden  Wir  Ernst  Administrator  des  StiSts 
passaw  phalltzgraue  bei  Rhein  Hertzog  in  Obern  vnndNidern  Bayrnetc. 
Bekhennen  vnnd  thun  khundt  mit  dem  oflen  brief  Alls  vnns  vnser 
getrewen  lieben  Richter  die  Geschwornen  vnd  gemain  vnsers  Marckts 
zw  Velden  ettlich  articl  Irer  recht  vnnd  Voyttäding  furgetragen  vnd 
wir  nit  wenig  vnordnung  vnd  gebrechen  dar  Inn  befunden,  das  wir 
demnach  ....  solhe  artic)  verneuet  vrclärt  zum  thaill  geendert  vnd 
gemert  haben  vnd  thun  das  hiemit  in  craft  dits  briefs  wie  hernach 
volgf .  Mit  anh.  Siegel. 

7.  Oberneakirchen. 

Pap.  1485.  22  Bll.  fol.  im  Marktarchiv  zu  Oberneukirchen. 

'Vermerckht  die  Rechten  des  Markchts  Obern  Newnkirchen  So 
durch  VHS  hernach  geschryben  Richter  und  purger  In  eehafften 
tayding  berechtent  sein  nach  dem  vnd  der  markcht  von  den  veintten 
verprent  ist  wördn  Die  selbm  rechtn  dann  In  dem  alten  marktpuech 
so  verprunnen  ist  geschriben  gewesn  der  yederman  gedacht  hat  vnd 
nach  gschäift  auch  mit  willn  vnd  wissn  vnnsers  Genädigen  Herrn 
Herr*!!  Kristoffen  von  liechtenstain  etc.  aus  dem  Vrbarpuech  Wächsen- 
bergk  vernewt  sein  wordn  In  gegenburt  vnd  mit  hilfT  des  Edln 
Vesten  Sigmunden  Steger  Dietzeit  Phleger  daselbs  zw  Wächsenbergk 
geschechn  nach  Christi  gehurt  Viertzehenhundert  vnd  fünffvnd- 
achtzigisten  Jaren'.  vgl.  N.  5.  A. 

8.  Ottensheim. 

A,  pap.  1615.  4  Bll.  fol.  im  Marktarchiv  zu  Ottensheim. 
'Marckht  Puechl  zu  Ottenshaimb'. 

SiUb.  d.  pbU.-bist.  Cl.  LX.  Bd.,  Hl.  Hft  37 


560  Lambel 

Bl.  t\  *Vermörckht  die  Gerechtigkhait  auch  die  notturft  des 
marckhts  Ottenshaym  wie  dem  von  Alter  nach  löblicher  gewonhait 
herkhomen  sein'. 

3^.  'Dy  vorgeschriben  Artickhel  sindt  auf  dem  Marckht  Ottens- 
haim  von  Alter  herkhomen  ynd  yecz  am  Jüngsten  bey  Mertteo 
Scherar  die  zeit  Marckhtrichter  in  ehaften  tliding  mit  recht  vnd 
Trthail  veruolgt  ynd  bestatt  von  man  zu  man  etc\ 

'Geben  vnd  Geschechen  In  ehaflen  täding  Alls  man  zeit  nach 
Christi  geburdt  Tausendt  vierhundert  vnd  in  den  sibenzigisten  Jare 
am  Montag  vor  sand  Anthonj  tag\ 

B,  Jüngere  gleichlautende  Abschrift  auf  Pap.  17/18.  Jh.  4  Bll.fol. 

9.  Per^;. 

Pap.  fol.  1S82.  im  Landstandischen  Archiv  zu  Linz  B.  1/2 
Nro.  47. 

*Extract  auss  gemeines  markht  Perg  im  erzherzogthumb  Oster- 
reich ob  der  Enns  uralten  markht-  und  panthading  puech  gezogeo 
ainen  wochenmarkht  betreffend. 

Wer  den  andern  schlecht  an  dem  mittichen  und  markhtzeit» 
der  ist  dem  richter  fünf  phundt  pfening,  er  sei  iner  oder  ausser, 
wan  allzeit  an  dem  mitichen  und  markhtzeit  freiung  ist. 

Auch  hat  khain  richter  an  dem  mitichen  niemant  genueg  za 
thuen  von  khainem  burger. 

Wir  melden  auch  dass  khain  ausser  in  der  wochen  khain  tuech 
nit  soll  vorschneiden  ausgenomen  an  dem  mitichen  und  markht  zeit, 
wer  da  wider  thuet  der  ist  umb  das  thuech'. 

(H.  Fronnberg  bestätigt  den  Gleichlaut  mit  dem  Original 
Wien  5.  Martii  82.) 

!••  PotileinsUrf. 

Pap.  1626.  29  besch.  Bll.  fol.  im  Harktarchiv  v.  Putzleinstorf. 

1'.  'Eheham\ 

2\  'Des  Gerichts  PutzlstoriT  Ehehafil  So  zu  der  Herrschaüt 
Falkhenstain  vrbar  auch  mit  aller  obrigkaitt  dahin  gehörig  vnd  Dienst- 
bar sein  ausser  des  grunddienst»  So  die  Voggt  vnd  Vrbarsholden 
dem  Closters  (soj  Nidemburg  Raichen'. 

11.  Reickenai. 

Pap.  1644.  26  Bll.  4^ 

AufBl.  1.  confirmirt  Heinrich  Wilhelm  von Starrhemberg  'hernach 
beschribnes  Tädingbuechi^  so  sy  von  vorigen   Inhabern  des  Guets 


Bericht  8b.  d.  i.  Aug.  (668  in  Obordai.  aDg^stoUton  W«isUiaaer-ForacbaD|^D.   561 

Reichenau  Herrn  Eberharden  Marechallen  Vndern  Dato  de8  1443- 
isten  Jahrs  aufgericbt 

*2\  Volgen  nun  die  Rechteo  Tnd  Gerechtigkeit  der  Grauen  vnd 
Herrn  von  Starhemberg  vnd  Vessten  zu  Reichenau  dass  sich  ain 
yeder  Waiss  daruor  zu  hietten  Inner  vnd  Ausser  der  HerrschafR'. 

2G*.  Geschechen  auf  vnnser  HerrschafR  Reichenaw  den  letzten 
Monatstag  Decembris  nach  Christi  vnnsers  ainigen  Erlösers  vnd  Selig- 
machers geburth  in  (26**)  dem  1644.  Jahre*.  Mit  Unterschrift  und  Siegel. 

12.  Sarleinsbaek. 

Pgm.  1555.  14  Bll.  4*.  im  Pfarrarchiv  zn  Sarleinsbach. 

Bl.  1\  'In  namen  vnsers  herrn  Amen. 

Auf  Ro.  Kii.  Ma.  vnsers  aller  genedigisten  herrn  vnnd  lanndts» 
fursten  genedigste  bewilligung  vnd  bestattung  Märckhtlicher  freihait 
dieses  Marckhts  Sarlespach  durch  den  wolgebornen  herrn  herrn 
Iheronimussn  freyherrn  zum  Sprinzenstain  Hochgedachter  KEii  Mt. 
Rath  etc.  alss  grundt  vnd  erbhern  erlangt  vnd  zv  wegen  gepracht 
(l**)  Ist  disz  EhafTt  sambt  andern  hergeprachtn  gemelts  marchts 
gewonhaitten  vnd  gepreichen  mit  gemainer  burgerschaffl  aintrechtigen 
willen  orndlich  aufgericbt  worden  anno  SSist  mit  wolgedachts 
vnsers  genedigen  herrn  anhangenden  innsigl  vnd  handtczaichen 
gefertigt  etc.' 

'Hie  ist  vermerckht  vnd  eingeschriben  was  das 
Ehaffttäding  in  dem  mar<skht  Sarlespach  inhelt  vnd 
auch  darinnen  bekhant  ist  worden'. 

Bl.  IS**— 14'  Artikel  auf  Befehl  der  Grafin  Emilia  von  und 
zu  Sprinzenstein  geb.  Fuggerin  Wittwe  zugeschrieben  d.d.  21.  Apri| 
160G  mit  ihrer  Unterschrift. 

13.  SckenkeifeMei. 

A.  Pap.  1636.  21  Bll.  4«.  im  Marktarchiv  zu  Schenkenfelden. 
'Vermerckht  die  Frey-Hait  vnd  Rechten  in  Vnserm  Marckht  zu 

Schenckhenfeldt  So  zu  der  Herrschafft  Freystatt  geboret  Vnd  So  Man 
Järlichen  in  Erhafften  {soj  Täding  meld  vnnd  vueget  vnnd  von  alter 
herkommen  ist  etc.' 

B.  Collationirte  Abschrift  v.  A  auf  Pap.  1757.  22  beschr.  BU. 
4*  im  Archiv  d.  Statthalterei  in  Linz.  LV.  N.  17. 

14.  Sckwertberg. 

A,  Pgm.  10  Bll.  gr.  fol.  1676.  d.  Z.  im  Landständischen  Archiv 
in  Linz  aufbewahrt. 

37» 


562  Lambel.  B«r. fib. d. i. Aug. i. Oberdst.  angestellten  Weiethumer-FortehuBgen. ' 

AufBI.  1  Bestätigungsbrief  Lobgotts  Ton  Kuefstein.  1** — 9':  Die 
Freiheiten  des  Markts.  9' — 10*:  'Sonderbare  articul.  So  zuvor  hoch- 
wolgedachter  herr  herr  grafT  von  Starhemberg  auss  christlichem 
bedenckhen  bei  dem  ehehafft  tading  furzuhalten  genedig  beTolcheo'. 

10^  Datum  Schwerdtberg  30.  Juni  1676.  Unterschrift  Lobgotts 
y.  Kuefstein.  Siegel  anhangend. 

B.  Pgm.  10  Bll.  gr.  fol.  1780  auf  Befehl  Jos.  Gundackers 
von  Tharheim  angefertigt  y.  o.  gleichfalls  mit  anh.  Sigel. 

Bl.  8\  'Etliche  Nothwendige  Articul  so  ich  Jos.  6.  Graf  und 
Herr  von  ThQrheim  aus  Christlichem  Bedenckhen  bei  dem  Ehehafft 
Thädting  meinen  Unterthannen  vorzutragen  befohlen'. 

15.  Wesenorfahr. 

Pap.  1751.  7  besch.  Bll.  fol.  im  Statthaltereiarchiv  zu  Linz 
LY.  N.  14. 

Ordnung  u.  Freiheiten  des  Markts  bestätigt  von  Maria  Theresia 
Wien  22.  Aug.  1750. 

1^  'Erstens  nachdem  bishero  der  Gebrauch  gehalten  worden  etc.* 

16.  Wtlfsegg. 

Pap.  18.  Jh.  fol.  im  Statthaltereiarchiv  zu  Linz  LVI.  N.  16/16» 
Bl.  16'— 30'. 

Bl.  16'  'Gemaines  Marckhts  Recht  und  Ebehaft  Nach- 
geschriben  Articul  sollen  alss  Marckts  WoliTseeg  Recht  und  ehehafft 
all  wegen  in  der  Heilligen  drei  König  Tag,  so  ein  newr  Richter 
erwehlt  oder  der  alt  wider  bestStt  ist  ganzer  Gemain  zu  Wolffisegg 
verlessen  uad  von  mäniglich  dersselben  gehorsamblich  gelebt  werden*. 


Schenkl.     Xenophoiitische  Studien.  563 


Xenophontisehe  Studien. 

Von  dem  w.   M.    K.   Schenkl. 
Erstes  Heft. 

Beiträge  zur  Kritik  der  Anabasis« 

Die  Anabasis  Xenophon*s  gehört  zu  denjenigen  Schriften, 
welche  im  Alterthum  in  den  Meitesten  Kreisen  gelesen  wurden. 
Gleich  nach  ihrem  Erscheinen  musste  sie  schon  durch  ihren  Stoff  die 
allgemeine  Aufmerksamkeit  auf  sich  ziehen;  denn  sie  offenbarte 
vor  den  Augen  des  gesammten  Griechenlands  den  Verfall  und  die 
Schwäche  des  Perserreiches  und  zeigte,  wie  nahe  Agesilaos  daran 
war  dasselbe  zu  stürzen,  wenn  er  nicht  aus  Asien  zurückberufen 
worden  wäre.  Dass  die  Anabasis  in  den  folgenden  Zeiten,  wo  man 
den  Plan  die  Macht  der  Perser  zu  brechen  wieder  aufnahm  und  end- 
lich durchführte,  sehr  häufig  gelesen  wurde,  bedarf  wo!  keines  Be- 
weises. Aber  auch  späterhin  sicherte  ihr  die  lebensvolle  und  dabei 
so  einfache  und  klare  Darstellung  einen  grossen  Leserkreis  bis  in 
die  spätesten  byzantinischen  Zeiten.  Sie  galt  als  Muster  des  histo- 
rischen Stiles,  Rhetoren  führten  mit  Vorliebe  Stellen  aus  ihr  an, 
wenn  sie  Beispiele  des  einfachen  und  dabei  lebendigen  und  kraftvol- 
len Ausdruckes  geben  wollten  und  ein  späterer  bedeutender  Histo- 
riker, der  den  Heereszug  des  Alexandres  schilderte,  nahm  sich  in 
der  Darstellung  das  Werk  des  Xenophon  zum  Vorbilde.  Dazu  kam, 
dass  die  Anabasis  auch  in  der  Geschichte  des  griechischen  Kriegs- 
wesens einen  wichtigen  Abschnitt  bildete  und  daher  auch  für  den 
Taktiker  von  besonderer  Bedeutung  war.  Diesem  regen  Interesse, 
welches   das    Buch   einflösste,  ist  es  auch  zuzuschreiben,  dass  eine 


564  8  c  h  «  n  k  1 

andere  Anabasis,  die  ebenfalls  ein  Theilnebmer  am  Zuge,  der  Stra- 
tege Sophainetos,  und  wahrscheinlich  früher  verfasst  hatte,  niemals 
eine  Bedeutung  erlangte  und  späterhin  fast  verschollen  war. 

Es  kann  nicht  Wunder  nehmen,  dass  ein  so  viel  gelesenes 
Buch,  das  immer  und  immer  wieder  abgeschrieben  wurde,  schon 
frühzeitig  mannigfache  Verderbnisse  erfuhr.  Wir  werden  hierüber, 
wenn  wir  von  den  Citaten  aus  dieser  Schrift  bei  den  Rhetoren,  Athe- 
naios,  Stobaios  u.  A.  handeln,  ausführlich  sprechen.  Auch  erklärt  es 
sich  so,  warum  uns  die  Anabasis  nur  in  verhältnissmässig  jungen 
Exemplaren  erhalten  ist,  deren,  wie  es  scheiitt,  ältestes.  Marcianus  M 
dem  zwölften  (?),  das,  wie  es  scheint,  nächstalteste,  Parisinus  C, 
dem  Anfange  des  vierzehnten  Jahrhundertes  angehört;  ich  habe 
zweimal  den  Ausdruck  'wie  es  scheint'  gebraucht,  weil  H.  Amati 
über  das  Alter  des  Vaticanus  A  (987)  nichts  berichtet  hat.  Die 
Handschriften  zerfallen  bekanntlich  in  zwei  Classen,  von  denen  die 
erstere  einen  bei  weitem  reineren  und  viel  weniger  durch  Inter- 
polation entstellten  Text  bietet,  während  die  letztere  nicht  bloss  an 
häufigen  Einschiebseln  und  Verderbnissen  leidet,  sondern  auch  zahl- 
reiche Spuren  willkürlicher  Überarbeitung  zeigt.  Indessen  hat  sie 
doch  an  mehreren  Stellen  das  Richtige  erhalten.  Zu  der  ersten 
Classe  gehören  nun  Par.  C,  die  beste  Handschritt,  der  aus  diesem 
oder  einem  ihm  gleichen  Codex  abgeschriebene  Par.  B,  dann  Vati- 
canus A,  ferner  Oxoniensis  D  (aber  nur  mit  dem  ersten  Buche,  da 
die  übrigen  Bücher  einen  Text  der  zweiten  Classe  bieten),  Etonensis 
E,  der  schon  den  Übergang  zu  den  schlechteren  Codices  bildet,  end- 
lich die  Handschriften,  aus  denen  Lesearten  in  der  Ausgabe  des  Ste- 
phanus  und  den  Annotationes  des  Brodaeus  mitgetheilt  oder  am  Rande 
zweier  Juntinen,  einer  Stephaniana  und  Aldina  von  deren  Besitzern 
beigeschrieben  sind  (NQMORX  Pith.)  *)*  Alle  anderen  sind  in  die 
zweite    Classe   zu   setzen.  Hierüber  weitläufiger  zu  sprechen,  wäre 


0  über  diese  Randnoten  zu  ortheilen  ist  desshalb  schwierig,  weil  sie  s«in  Theil«  oickt 
die  CollatioD  einer  Handschrift,  sondern  ein  Sammelsoriam  von  Lesevtea  verachie- 
dener  Codices  sind,  wie  M  und  O,  «1.  i.  die  Lesearten,  welche  ViHoisoii  am  Rande 
einer  Juntina  und  (üail  am  Rande  einer  Ausgabe  des  H.  Stephaaus  tob  IS8t  bei- 
geschrieben fanden.  Diese  stiDmen  am  meisten  mit  einander  nnd  B  (auch  mit 
Yen.  M.)  uberein ;  doch  6nden  sich  selbst  an  solchen  Stellen,  wo  sie  snsammen- 
stimmen,  hin  und  wieder  kleine  Abweichungen,  i.  B.  I,  t,  9.  Die  Tariaatea,  welche 
H.  Stepbanns  am  Rande  seiner  Ausgaben  mitgetheilt  hat  (If),   •nthaltm  oteahar 


Xenophoatiscbe  Stvdiea.  865 

nach  dem,  was  Dindorf  und  Breitenbach  in  den  Vorreden  zu  ihren 
grosseren  Ausgaben  und  Rehdantz  in  dem  kritischen  Anhange  zu 
seiner  Ausgabe  erörtert  haben,  rein  überflüssig. 

Von  neuen  handschriftlichen  Coilationen  ist  für  den  Text  der 
Anabasis  so  gut  als  nichts  zu  erwarten.  Dies  zeigen  zur  Genüge  die 
Varianten,  welche  Sauppe  in  der  Tauchnitzer  Ausgabe  aus  drei  Ve- 
nediger und  vier  Mailander  Handschriften  mitgetheilt  hat.  Indessen 
will  ich  doch  hier  über  einen  Codex,  der  bisher  so  gut  als  gar  nicht 
bekannt  war,  einige  Worte  sprechen,  nämlich  über  den  Vindobo- 
nensis  V,  95.  Dieser  ist  im  fünfzehnten  Jahrhundert  von  diner  Hand 
auf  Papier  in  kleinem  Quartformat  geschrieben  und  enthält  neben  der 
Anabasis  (f.  1 — 140)  den  Hipparehikos  (141  — 154),  die  Schriften 
über  die  Reitkunst  (154 — 169)  und  über  den  Staat  der  Lakedai- 
monier  (169—182).  die  Commentarien  (182—264),  den  Oikono- 
mikos  (264—303),  das  Symposion  (303—323),  endlich  den  Kyne- 
getikos  (323 — 325  bis  U,  1  riig  aitroO  difeXsiagy  Aus  ihm  hat 
Halbkart  in  der  zweiten  Ausgabe  seiner  Obersetzung  der  Anabasis 
'^S.  XX  ff.  und  199)  einige  Lesearten  mitgetheilt,  die  zum  Theile 
unrichtig  <)  und  auch  nicht  geeignet  .sind  über  den  Werth  des  Codex 
Aufschluss  zu  geben.  Wenn  nun  Breitenbach  (Praef.  XIV)  aus  die- 
sen Angaben  den  Schluss  zieht,  dass  diese  Handschrift  kaum  der  Er- 
wähnung werth  sei,  so  ist  dies  nicht  berechtigt.  Der  Vind.  ist  näm- 
lich eine  dem  Oxon.  D  ähnliche  Handschrift,  schliesst  sich  aber  im 
ersten  Buche  noch  mehr  anPar.  C  und  zwar  an  die  erste  Hand  in  dem'- 
selben  an.  So  lässt  er,  um  nur  einige  Beispiele  zu  geben,  mit  Cpr.  I, 
4,  5  TzapiX^oievt  h  5,  2  8i  nach  d;raXcorcpa,  I,  6,  3  xai  vor  jrcarfco^, 
I,  6,  7  CO  vor  'Oftovra  weg,  während  D  napiXJ^ouVf  xaf,  e&  im  Texte 
hat  und  xai  dnaXdinpa  bietet;  I,  4,  16  haben  Cpr.  und  Vind.  yoOv 
für  7ACUV  (vgl.  1,  5,  7).  Vom  siebenten  und  achten  Capitel  des 
ersten  Buches  geht  der  Codex  entschieden  in  dieClasse  der  schlechten 
Handschriften  über.  Doch  stimmt  er  auch  noch  weiterhin  mehrfach  mit 
der  ersten  Classe,  auch  bloss  mit  C  und  dessen  erster  Hand  überein. 


Letearken  aus  B,  den  Stephanus  erweislich  benutit  hat,  und  daaeben  aus  E  oder 
einem  ihm  ihnüchen  CodeiL. 
<)  So  bat  der  Vind.  V,  4,  12  c$iQra(ovro  und  nicht  i^rtva^wTo,  IV,  4,  18  hat  «r 
nicht  von  iwaiter  Hand  f&6vi9,  sondern  fiber  (lovax^  ist  aur  Brklirung^  fLOW}  (•- 
schrieben.  Übrig^ens  hatte  ich  die  aweile  Ausgabe  von  Haibkart  nicht  aur  Hand  und 
inussie  mich  daher  auf  die  Angaben  bei  Breitenbach  beachrinken. 


566  Schenkl 

und  zwar  selbst  an  solchen  Stellen,  wo  D  andere  Lesearten  bietet* 
So  lässt  er  z.  B.  II,  1,  8  mit  Cpr.  rdq  vor  ßaauif/ig  Meg,  II,  5,  22 
gibt  C.  Sri  auf  einer  Rasur,  im  Vind.  steht  Set  und  darüber  dii ;  IV,  4» 
14  hat  er  mit  den  besseren  Codices  Orrö  dTafj3aAiag  im  Texte,  während 
D  es  mit  dem  Zeichen  yp,  am  Rande  hat,  IV,  6,  15  bietet  er  mit  CBA 
rdy^rjra,  V,  6,  12  lässt  er  mit  den  besseren  ei  vor  ^f>5vrae  fort  und 
gibt  VII,  8,  2  mit  ihnen  oisa^on  u.  dgl.;  daraus  ergibt  sich,  dass  der 
Vind.  im  Ganzen  den  Vorzug  vorD  verdient.  Gemeinsam  mitD  sind  ihm 
die  Abirrungen  von  einem  Worte  auf  ein  gleich  oder  ahnlich  lautendes 
im-  Folgenden,  wodurch  bisweilen  mehrere  Zeilen  ausgefallen  sind; 
nur  sind  solche  Auslassungen  im  Vind.  noch  häufiger.  Am  Rande  und 
auch  zwischen  den  Zeilen  sind  zahlreiche  Scholien  beigefügt,  welche 
vielfach    mit    den  von  Dindorf  in  der  Oxforder   Ausgabe  veröffent- 
lichten übereinstimmen.  Darunter  ist  selten  etwas  von  Interesse,  z.  B. 
I,    7,  3,  wo  V'^ind.  mit  Cpr.  D  u.  a.  rjg  vi^äg  i'/oi  s'J^at/iovf'^co  gibt, 
am  Rande  aber  die  Glosse  vnip  r^g  hat,  IV,  2,  4,  wo  die  besseren 
Codices   nach    jroAi/jitoc  die  Worte  foßoOiievot  d-n^ov  ori  geben,  wäh 
rend  der  Vind.  dieselben  ausHisst  und  am  Rande  ycßo*j|X£voe    A  ge- 
schrieben  hat,    wornach    sich    diese  Worte  als  Scholion   erweisen 
u.  dgl.  m.   Diese  Scholien  beginnen  übrigens  mit  Ende  des  sechsten 
Capilels  im  ersten  Buche  und  werden  erst  vom  neunten  Capitel  an 
zahlreicher.   Früher  finden  sich  am  Rande  nur  einzelne  Correcturen 
und  Varianten  verzeichnet,  darunter,  was  ich  erst  später  bemerkte 
und  daher  in  meiner  Ausgabe  nicht  erwähnt  habe,  I,  7,  4  zu  cürdZ/jicüv 
die  Variante  ey  rdiv  i/JLwv,  wodurch  Dindorfs  Vermuthung,  dass  dies 
in  C  von  erster  Hand  geschrieben  war,  vollkommen  bestätigt  wird. 
Die  übrigen  Randbemerkungen  sind  werthlos. 

Ich  würde  mich  um  die  Leser  dieses  Aufsatzes  schlecht  verdient 
machen,  wollte  ich  hier  alle  Lesearten  dieser  Handschritt  mit- 
theilen; hiesse  dies  doch  nichts  anderes  als  einen  Haufen  Spreu 
aufschütten.  Auch  sind  die  wichtigsten  Varianten  in  meiner  eben  bei 
Weidmann  erschienenen  Ausgabe  der  Anabasis  angeführt,  so  dass 
man  sich  darnach  leicht  eine  Ansicht  von  dem  Werthe  des  Vind. 
bilden  kann.  Ich  beschränke  mich  daher  hier  blos  darauf  diejenigen 
Lesearten,  welche  dem  Codex  eigen  und  für  die  Texteskritik  von 
Interesse  sind,  hervorzuheben,  da  die  Handschrift  bei  ihrer  eigen- 
thümlichen  Beschaffenheit  recht  wol  an  einer  oder  der  anderen 
Stelle  das  Richtige  erhalten  haben  kann.  Vor  allem  ist  hier  zu  be- 


Xenophontische  Studien.  567 

merken,  dass  im  Vind.  einige  Formen  und  Schreibweisen  richtig  über- 
liefert sind,  wie :  III.  4,  41  t£<j^ai  (ebenso  IV,  2,  7  hvro),  II,  5.  33 
T^/x^syvöo'jv  (corr.  r^/jiyr/vÖG'jv) ,  IV,  4,  13  von  zweiter  Hand  xp^l^^* 
was  Cobet  (Nov.  lect.  455,  vgl.  Var.  lect.  85,  127)  mit  Recht  ver- 
langt: die  erste  Hand  gibt  xfT^/fJt«,  was  auch  im  Vat.  F  und  Ven.  M 
und  in  den  Vatt.  I  und  K  durch  Correctur  steht,  während  sonst 
-^pifjiicc  überliefert  ist*.  Gemeinsam  mit  Guelf.  H  hat  tir  HI,  1,  2  a;rco- 
XwXe-jav,  mit  Suidas  II,  6,  21  xsfdatvot,  §.  27  df^rmro,  l\%  6,  17 
xAcoTTCüv.  —  Wichtiger  sind  folgende  Varianten,  die  im  Vind.  allein  vor- 
kommen und  offenbar  das  Wahre  enthalten  oder  doch  andeuten:  I,  5,8 
ist  im  Vind.  überliefert  iyo'ifTeq  roitg  rt  noK'jriktlq  j^trcova^.  während 
die  übrigen  Codices  lyo'jrtg  Toitro^jq  rs.  roijq  k,  y^.  bieten.  Nun  ist 
allerdings  die  gewöhnliche  Leseart  leicht  zu  erklaren,  wie  denn  z.  B. 
in  der  Krüger'schen  Ausgabe  zu  to'jto'j^  bemerkt  wird  'jene  allbe- 
kannten'., aber  der  Ausdruck  hat  unzweifelhaft  etwas  Maniriertes.  Es 
ist  daher  sehr  wahrscheinlich,  dass  jenes  to'jtou^  nichts  anderes  ist 
als  eine,  übrigens  in  den  Handschriften  der  Anabasis  häufige  Ditto- 
graphie,  aus  dem  folgenden  roOg  entstanden.  —  I,  6,  7  liest  man  in 
CBA  o"*  nach  TraXtv,  was  zuerst  Lion,  dann  Bornemann,  Kühner  und 
Dindorf  in  den  Text  aufgenommen  haben,  in  den  anderen  Codices  fehlt 
die  Partikel.  Rehdantz  hat  o£  eingeklammert,  nicht  mit  Unrecht,  da  das 
Asyndeton  an  dieser  Stelle  bei  weitem  wirksamer  ist.  Im  Vind.  ist 
uns  aber  das  ganz  passende  TraXtv  orj  überliefert,  welches  unbedenk- 
lich aufzunehmen  ist ;  5i  und  $r,  werden  nämlich  in  den  Handschriften 
häufig  verwechselt:  man  vergleiche  die  Varianten  I,  !♦,  29:  l<^  1; 
II,  1,10:  in,  2,  7  und  27;  4, 19;  VII,  6,  23  u.  dgl.  Auch  I,  8,  18  wird 
wahrscheinlich  mit  Vat.  A  und  Matthiä  xat  r^d^rtg  din  (statt  o'i) 
iJ^ecv  zu  schreiben  sein;  ebenso  V,  7,  17  raOra  dii  r/^  (statt  5*t?v), 
worauf  auch  die  Leseart  von  CBA  raOra  orj  hindeutet.  —  I,  6,  9 
hat  Dindorf  (praef.  ed.  Teubn.  p.  XVIH)  an  dem  recapilulierenden 
TO'jTO'jg  Anstoss  genommen,  indem  er  darauf  hinweist,  dass  das 
Pronomen  cjTog  oft  so  von  Abschreibern  eingeschoben  worden  ist, 
auch  werde  dasselbe  durch  die  Auslassung  von  filo^jg  in  Cpr.  und 
D  verdächtigt.  Wie  richtig  diese  Bemerkung  ist,  zeigt  der  Umstand, 
dass  im  Vind.  ro'jr'jrjg  m.  2  über  der  Zeile  steht.  Offenbar  hat  das  von 
einem  Abschreiber  so  beigefügte  Pronomen  in  C  und  D  das  darunter 
stehende  f'uovg  verdrängt.  —  I,  7,  13  hat  Kiehl  (Mnemos.  I,  209) 
ix  Tcüv  ;rG/£|itcov,  was  neben  jrafa  iieydÄoii  ^a^tXeco^  rein  unhalt- 


568  Seboakl 

bar  ist,  mit  Recht  gestrichen.  Im  Vind.  ist  nun  U  erst  von  zweiter 
Hand  über  der  Zeile  beigefugt,  wodurch  steh  rdv  nroXcfucov  als  eine 
blosse  Glosse  zu  dem  vorausgehenden  aurcfxoAiftaavrcc  erweist  — 
I,  8,  14  überliefert  Vind.  mit  M  und  den  Handschriften  von  San  Marco 
(Mmn)  tfi\lo\j(;  statt  tfiko\j(;,  was  Bornemann  und  Cobet  mit  Recht 
aufgenommen  haben.  Eben  so  richtig  bietet  er  <fCklo\jq  Y,  4,  32. 
was  sich  auch  schon  in  der  Aldina  und  bei  Stephanus  findet.  Die 
Verwechselung  beider  Worter  ist  ungemein  häufig;  vgl.  die  Varianten 
zu  V,  5.  19;  7,  12;  Cyrop.  V,  3,  19  u.  23.  —  II.  4,  13  habe  ich  in 
meiner  Au<igabe  /rora/uiöv  und  ebenso  §.17  /rora/uiGO.  §.  28  ;rcra- 
fxöv  eingeklammert.  Dass  ich  mit  Recht  diese  ekelhaften  Wieder- 
holungen  beseitigt  habe,  dafür  spricht  die  Überlieferung,  aus  welcher 
erhellt,  dass  die  Abschreiber  jenen  Beisatz  nach  Belieben  beilugten. 
So  hat  der  Vind.  II,  4.  14  rdv  Tiypr,Ta  ;rcra{xöv,  während  ;rcra/&öv 
in  allen  anderen  Handschriften  fehlt;  dagegen  lässt  er  §.  17  TrorafxoO 
aus.  was  die  übrigen  bieten;  §.  22  steht  nach  röv  Ttypr/ra  in  den 
schlechteren  Codices  jrcrafxov,  in  den  besseren  fehlt  es.  Man  möge 
daher  aufhören  solche  Wiederholungen  als  Eigenthümlichkeiten  des 
Xcnophonteischen  Stiles  zu  bezeichnen  und  erkennen,  wie  sehr  der 
Text  durch  solche  Einschiebsel  entstellt  ist.  —  III,  2,  3  steht  im 
Texte  des  Vind.  rcXi^ccv,  was  sich  sonst  nur  am  Rande  des  Oxon. 
D  erhalten  hat;  in  allen  anderen  Handschriften  ist  für  das  den 
Schreibern  unverständliche  rcAc^cev  das  sinnlose  iX3ilv  rc  gesetzt 
worden;  ebenso  VI,  6,  36,  wo  CB  ci3  Teli^Bt^  dagegen  A  oux  irc^i^rj, 
die  übrigen  mit  kecker  Interpolation  oüx  i-^iAcc  ysvia^ai  über- 
liefern. Wenn  Cobet  (Nov.  lect.  440)  gegen  rcXc^ccv.  das  er  selt- 
samer Weise  eine  Conjectur  Dindorf*s  nennt,  eifert,  so  hat  er  nicht 
bedacht,  dass  der  Sprechende  der  Lakone  Cheirisophos  ist  und  Xe- 
nophon,  wenn  er  die  Reden  von  Spartanern  anführt,  in  dieselben 
einige    charakteristische  Dorismen    einzuflechten  liebt  <)•    Übrigens 


1)  So  bleibt  es  geradeiu  uabegrei flieh,  wie  die  neisteo  Heravtg^eber  VI.  9,  tS  aUtt 
Topoi  das  uosag^lich  matte  roioOroc  auAiebDen  konoten.  Die  Abschreiber,  welehe 
sich  das  Wort  nicht  erküren  konnten,  inderten  es  willkürlich ;  darum  steht  in  C  m. 
sec.  B  Q  Ven.  M  roiouroc,  in  B  oeurd^,  in  A  ist  das  Wort  ganz  weggelassen.  Das» 
C  m.  pr.  ursprünglich  ropoc  hatte,  aeigt  die  lacnna  q^attuor  ad  summum  Utteramm, 
auf  welcher  rotoOro;  steht ;  im  Originale  des  Vea.  M.  war  rope(  entweder  über 
roiouro(  oder  am  Rande  beigeschriebea,  da  er  im  Vorhergehendem  repo;  statt 
|Upo(  hat.  Obrifeas  heisst  rope;  wohl  nicht,  wie  Rohdantz  meint,  ein  'Schreier*. 


Xenopbontisclie  StudiM.  560 

darf  man  ix  rcSv  napövrtav  nicht,  wie  Breitenbaeh  meint,  mit  *naeh 
Massgabe  der  gegenwärtigen  Umstände\  sondern»  wie  dies  Rehdantz 
thut,  mit  'in  Folge  der  gegenwartigen  Umstände,  bei  den  gegenwar- 
tigen Umstanden*  übersetzen,  wodurch  alle  Schwierigkeiten  behoben 
sind.  —  III,  2,  10  gibt  der  Vind.  und  auch  der  Guelf.  H  (dieser  aber 
erst  nach  Correctur)  napä  roug  opxorjg  statt  xai  r.  o. ;  auch  streicht 
der  Vind.  §.  12  av  nach  örröaouc»  was  Dindorf  beseitigt  hat  —  IV» 
3,  29  liest  man  in  CBA  ii^  rcO^  noXeyilorjg,  in  E  dei  im  r.  k.,  in  den 
übrigen  dei  eig  {ig)  r.  nr. ,-  im  Vind.  steht  blos  dei  r.  ;r ,  daraus  ist 
ersichtlich,  dass  jenes  dei  aus  kni  entstanden  ist,  worauf  man  die 
erforderliche  Präposition  bald  durch  im^  bald  durch  e^^  ergänzt  hat; 
in  CBA  ist  aber  ini  mit  sig  verwechselt  worden,  was  den  Abschrei- 
bern öfters  begegnete,  z.  B.  11,  4,  28 ;  III,  2,  7 ;  4,  46 ;  IV,  2,  7 ; 
VII,  2,  15. 1)  —  V,  7,  13  steht  in  CBA  d;r^A  3ov,  in  den  übrigen 
iXd£(v.  Gewohnlich  schreibt  man  nun  nach  einer  Conjectur  Lion*8 
dTts'k^eXvt  was  Tor  den  anderen  Vermuthungen  den  Vorzug  ver- 
dient und  nun  auch  durch  den  Vind.  empfohlen  wird;  denn  derselbe 
hat  vor  iX^elv  eine  Rasur,  in  welcher  zwei  Buchstaben  standen,  so 
dass  also  mit  grosser  Wahrscheinlichkeit  dmA^elv  als  die  ursprung- 
liche Leseart  bezeichnet  werden  kann.  —  V,  7,  16  ist  in  allen  Hand- 
schriften überliefert  nopeuoixevov  S*  aOrdv  f^dvsi  ^[lipo:  ye^oyLiWi^ 
wobei  der  Singular  sehr  auffällig  ist.  Dies  hat  auch  Bornemann  be- 
stimmt nopeuoikivtav  vorzuschlagen,  wobei  aber  zugleich  a*Jröv  be- 
seitigt werden  musste.  Nun  liest  man  im  Vind.  jropcuö/icvov  ii 
fJ^dvii  ii.  7.,  wodurch  die  eben  erwähnte  Vermuthung  Bornemanu's 
bestätigt  wird;  denn  dass  Formen,  wie  Tzopsuoiksvov  und  nopeuopLivtavp 
häufig  verwechselt  werden,  brauche  ich  wol  nicht  weiter  zu  bewei- 
sen. —  VII,  2,  3  sind  die  Worte  diSovrtg  rd  okXcl  xard  roOg  )^c&- 
porjg  schon  von  Muret  als  ein  Glossem  erkannt  worden»  man  ver- 
mochte aber  nicht  einzusehen,  was  denn  dies  Glossem  besagen  sollte. 


soDdern  es  bedeutet  mit  einer  ShnUchen  Übertragung,  wie  das  ibm  verwandte 
lateinische  trret  (vgl.  de  rep.  Lac.  2,  11  and  Haaso  im  Index  verbomm  p.  391) 
'ge>vaDt!t,  gffschickt*.  An  unserer  Stelle  könnte  man  es  im  Attischen  durch  ^tcv6c 
(^i^fiv)  oder  etwa  aoftarhi  wiedergeben.  Dass  roptf(  ironisch  von  dem  Soldaten 
gesagt  ist,  der  sich  im  vollen  Redeflusse  verthetdigt,  versteht  sich  von  selbst. 
0  So  ist  wohl  auch  VI,  1,  11  ^;ri6vre(,  das  Cobet  und  Rehdants  mit  Recht  beseitigt 
haben  und  das  Athenatos  (I,  19,  a)  nicht  gelesen  su  haben  scheint,  aus  tlaiovxt^ 
entstanden  und  dies  verdankt  seinen  Ursprung  dem  vorhergehenden  t29i|X3f  v  (f.  9). 


j570  Sch  e  nkl 

Die  wahre  Gestalt  des  Scholion  gibt  nun  der  Vind.,  in  welchem  fXT; 
6id6\fT£g  iiETÖL  (|i£Td  hat  auch  D,  in  dem  die  Worte  (hg  , , .  oidivreg 
fehlen)  onlcx.  x.  t.  y[^.  überliefert  ist.  —  Endlich  gibt  noch  der  Vind. 
VII,  7,  24  dOvavrai  statt  dOvcovrat  oder  o6vovrac,  was  übrigens 
schon  Weiske  hergestellt  hat. 

Andere  dem  V^ind.  eigenthümliche  Lesearten»  die  zwar  nicht 
schlechthin  zu  verwerten  sind,  aber  gegenüber  der  Überlieferung  in 
den  anderen  Handschriften  schwerlich  Beachtung  verdienen,  sind  fol- 
gende: I,  2,  25  a;rcoAGvro  '  x<xl  oi  [ih  ifanav;  I,  7,  14  öpuxTT?  aus- 
gelassen, ebenso  9,  30  rovg  KtoToxjg  (an  derselben  Stelle  hat  er 
Gp3(Jjg  über  der  Zeile  von  zweiter  Hand),  II,  3,  11  rc  vor  $6p\f  (was 
auch  bei  Suidas  s.  v.  kTze^TÖLTsi  fehlt),  IH,  3,9  oi  vor  tze^oI  (wo  man 
sich  dann  ot  "EAAvjvgg  als  Subject  von  io'Jvavro  denken  müsste);  IL  5, 
29  hat  er  tt^v  yv&j^r/v  über  der  Zeile  von  zweiter  Hand,  V,  2,  16 
iojxet  (am  Rande  iooxei).  Merkwürdig  ist  die  Randnote  von  zweiter 
Hand,  welche  der  Codex  VI,  6,  25,  wo  er  im  Texte  mit  den  schlech- 
teren Handschriften  oixaea  j^pr^vat  Kda'/jtiv  bietet,  beigeschrieben  hat, 
nämlich  ßia  y^p-nvai  dndyii)/;  doch  ist  dies  wol  nur  eine  will- 
kürliche Correctur  des  echten  ^tav  j^i^va«  nda-^siv. 

Man  sieht  hieraus,  dass  der  Gewinn,  den  man  aus  dieser  Hand- 
schrift ziehen  kann,  allerdings  nur  ein  sehr  geringer  ist. 


So  genaue  Untersuchungen  über  den  Werth  der  einzelnen 
Handschriften  und  ihr  Verhältniss  zu  einander  auch  Dindorf,  Reh- 
dantz  und  ßreitenbach  angestellt  haben,  so  wenig  hat  man  bisher  die 
Citate  aus  der  Anabasis  bei  anderen  Schriltstellern  eiTier  eingehen- 
den Behandlung  unterzogen,  obwol  eine  solche  Erörterung  manche 
interessante  Ergebnisse  zu  Tage  "fördern  musste.  Es  wird  daher 
nicht  überflüssig  sein  diese  Citate  und  ihren  Werth  für  die  Kritik 
im  Zusammenhange  kurz  zu  beleuchten.  Der  älteste  Schriftsteller» 
welcher  Stellen  aus  der  Anabasis  anführt,  ist  der  Rhetor  Aristeides 
(117 — 189  n.  Chr.)  Dieser  citiert  nämlich  an  mehreren  Stellen 
seiner  Schrift  nepi  dfeAoOg  Xöyou  (bei  Spengel  U,  527,  32;  528, 
1*2;  530,  17;  541,  13;  542,3;  543,  9;  549,  16  u.  31;  550, 
4  u.  14;  551,  10  u.  18;  552,  4,  11,  14,  19,  31)  einzelne  Sätze, 
und  zwar  gewöhnlich  aus  dem  Kopfe  mit  mancherlei  Veränderungen, 
z.  B.  I,  1,  1  ineiSri  und  iTiei,  T-fjv  tcXsuti^v  roO  ßioij  und  rcO  ßio^j 
reXeurrjv,  dtifOTip(/i  und  a^^co;  auch  verwechselt  er  einmal  (II,  535» 


Xeuopliontische  Studien.  571 

27)  die  Anabasis  und  den  Agesilaos.  Man  sieht  daraus,  dass  die  ihm 
eigenthumlieheu  Lesearten,  wenn  sie  nicht  sonst  evident  sind,  wie: 
I,  2,  1 3  aüry}v  statt  des  avröv  aller  Handschriften  <),  nicht  leicht 
Glauben  verdienen.  So  gibt  er  1,  1,  1  in  zwei  Citaten  ißoO/sTo  o£, 
was  Cobet  aufgenommen  hat,  I,  1,  5  euv  statt  ficrj-jav,  I,  2,  8  o-jrog 
TLOLi  (was  entschieden  falsch  ist)  und  shßcDlzi  statt  iiißakAsi;  eben 
daselbst  lässt  er  vixri^ag  aus  (so  auch  Rufus  I,  466,  30)  und  liest 
ipi'jocvTd  oi;  I,  2,  13  hat  er  ^rspvjrjat.  statt  3rjpä<j<xi.  Was  für  eine 
Handschrift  Aristeides  benützte,  lässt  sich  daraus  nicht  ersehen;  auch 
dass  er  I,  1,  2  mit  den  besseren  ixsTarziiiTrsTai^  dagegen  I,  2,  8  mit 
den  schlechteren  (und  Rufus)  das  richtige  xaXelTai  statt  Asyszat 
gibt,  bietet  hiefür  keinen  Anhaltspunkt. 

Etwas  jünger  als  Aristeides  sind  die  Rhetoren  Hermogenes, 
Demetrios  und  Athenaios.  Hermogenes  führt  im  zweiten  Buche  seiner 
gehaltreichen  Schrift  rtepl  Idew  (bei  Spengel  11,  419,  8)  einiges  aus 
IV,  5,  32  und  33  an;  es  sind  dies  aber  durchaus  nicht  wörtliche 
Citate,  sondern  ganz  ungenaue  Andeutungen.  Wenn  daher  auch  dort 
yjilov  erjTi^avTo  steht,  so  kann  man  daraus  keinen  Grund  für  die 
Weglassung  von  arefdvoK;  oder  für  die  Conjectur  i(7r£j>avw/x£vouf 
(£(7T£|ji|ui6voug)  C^iföv  yß,6v  entnehmen,  um  so  mehr  als  eine  solche 
Construction  in  guter  Prosa  unerhört  wäre.  Dagegen  ist  nach  Her- 
mogenes statt  6;rox6Tpavra^,  wie  dies  schon  Schneider  erkannt  hat, 
£7rex6*|avra^  herzustellen.  Etwas  mehr  lässt  sich  über  den  Codex 
sagen,  den  Demetrios  von  Alexandreia  benützte,  da  in  dessen  Buche 
nspi  ipixnveiag  eine  ziemliche  Anzahl  von  Beispielen  aus  der  Anabasis 
angeführt  werden  (bei  Spengeh  UI,  289,  4,  260,  3  u.  6,  261,  8, 
265,  8,  282,  4,  283,  25,  284.  19,  285,  16  u.  22,  289,  6.  291.  19, 
292,  32,  293,  18,  305,  23).  Zwar  citiert  auch  er  nach  ungenauen 
Reminiscenzen  und  mit  sehr  willkürlichen  Veränderungen,  so  z.  ß. 
in,  1,  31,  wo  er  rw  ovn  einschiebt  und  statt  w<7;r£p  das  ungeschickte 
6}(j7:sp£i  setzt,  VI,  1,  13,  wo  er  <7'jv£7roX£/xo'Jv  statt  <7uv£|j.a*^ovTo, 
fitpg'^ÄV  statt  iTpt'poLVTO,  und  ganz  verkehrt  töv  ßaoiXicx,  schreibt«), 
ebenso  in  den  Citaten  I,  2,  27;  8,  20  und  V,  2,  14,  worauf  wol 
das    riAih^i  fr^aiv  6  arpoLrog  (284,  19)  sich  bezieht.  Daher  kann 


1)  auT^v  hat  auch  Rufus  I,  466,  26. 

*)  Übrigens  hat  Demetrios  291,  21  wohl  nicht  uffö  roO  ria^Xa70vo;.    sondera  ^n6 
rou  n.  geschrieben. 


572  S  c  h • ■ k 1 

auch  ind  statt  ct»^  und  I^cx6/xi9v£  (I,  8,  18),  das  Gregorios 
Koriiithios  (bei  Walz  VII,  1160,  27)  nachgeschrieben  hat«  dann  die 
Wortstellung  iiiyag  jxiv  ot),  xaXöc  di  (IV,  4,  3)  keinen  Anspruch  auf 
Glaubwürdigkeit  machen.  Aber  an  mehreren  Stellen  stimmen  seine 
Lesearten  mit  denen  der  schlechteren  Handschriften»  wie  I,  2,  27 
dpnd^ea^ai^  was  allerdings  das  Richtige  ist  i),  I,  8,  10  ^Xcüvrcjv  xai 
iiaM^6vT(üv,  h  8,  20  ifipero.  Das  Glossem  rci;  iKKoig  (I,  5,  2}, 
welches  alle  Codices  mit  Ausnahme  von  Cpr.  D.  und  Vind.  haben, 
kennt  er  nicht,  es  ist  also  späteren  Ursprunges ;  dagegen  findet  sich 
achon  bei  ihm  das  sinnlose  crc  vor  rpivipsig  (I,  2,  21),  was  in  allen 
Codices  steht.  Richtig  liest  er  VI,  1,  13  xac'  ai  ywaUeg,  wahrend  ai 
nicht  handschriftlich  überliefert  ist;  Kruger  hat  [a£j  in  den  Text 
gesetet,  die  anderen  Herausgeber  haben  es  mit  Unrecht  vernach- 
lässigt. Der  Ausfall  des  Artikels  erklärt  sich  dadurch,  dass  ursprung- 
lich y^ai  geschrieben  stand,  was  dann  in  xaf  verderbt  wurde.  So  ist, 
um  dies  gleich  hier  zu  bemerken,  auch  IV,  4,  16,  wo  CBAG  xa(» 
die  übrigen  ai  bieten,  ynxi  *AfxaCöve(  zu  schreiben,  dessgleichen  IV, 
2,  17  xai  oi  äXkoi  (y(pi  aXXoe),  was  das  folgende  oaoi  fxv}  dringend 
verlangt,  während  oe  in  allen  Codices  fehlt  *).  Ein  anderes  Beispiel 
(I,  8^  6)  werden  wir  später  geben. 

Ziemlich  genau  sind  wir  über  die  Handschrift  unterrichtet,  die 
Athenaios  bei  seinem  grossartigen  Sammelwerke  vor  sich  hatte,  da 
seine  Excerpte  aus  der  Anabasis  zum  Theile  grössere  Stellen  um- 
fassen (nämlich:  I,  5,  2»IX,  397,  a,  l  5,  3=. IX,  390,  c,  I,  9,  25=» 
XI,  784,  d,  II,  3,  14  u.  15=>XIV,  651,  b,  II,  3,  16=»U,  71,  d, 
VI,  1,  4=XI,  476,  c,  VI,  1,  5  .  .  ..11=1,  16,  e  .  .  .  16,  a,  VU,  3. 
21=11,  49,  b,  VU,  3,  21,.  .  .  32=IV,  150,  f .  .  .  .  161.  e,  VH,  2, 
23bsXI,  476,  b).  Auch  Athenaios  citiert  mitunter  ungenau  und  er- 
laubt sich  Kürzungen  und  dabei  willkürliche  Veränderungen,  wie  man 
dies  besonders  bei  den  Stellen  1,  16,  e  und  IV,  160,  f  ersehen  kann. 
Auch  ist  es  merkwürdig,  dass  er  die  erstere  Stelle  mit  den  Worten 
einleitet:   ^v  naplarYtai   yevoixivinv  Hcvcycov  6  xaXö^  iv  rp  dvaßdoti 


')  So  geben  ja  auch  die  schlechteren  Handachriften  richtig  1,  3,  14  ijpiraxoric  atati 
dea  avi7|»7rax6re(  der  beaaeren;  dagegen  haben  1,  10,  3  CBAC  richtig  &jB>raCdvr«ay, 
die  anderen  daa  unpaaaende  dtapira^ovrcdy. 

*)  Vgl.  Vli,  5,  18,  wo  naan  x^^  Bp&M^  achreiben  Bmaa;  CBA  und  B  (?)  hahen  nmk 
Bp.,  die  anderen  xac  o(  8|». 


XenophoBt lache  Studien.  573 

iv  Tö  napä  SeO^ip  r<^  Ooqutt  oujx/ro^fe;).  tpio^i  yovv  ....  während  doch 
die  angeführten  Worte  dem  Anlange  des  sechsten  Buches  angehören» 
wo  das  Gastmahl  geschildert  wird,  das  die  Hellenen  den  Gesandten 
des  Korylas  gaben,  und  die  dort  erwähnten  Thraker  Soldaten  im 
Heere  sind.  Man  mochte  hier  an  einen  der  vielen  Flüchtigkeitsfehler 
denken,  die  sich  Athenaios  zu  Schulden  kommen  liess,  wenn  nicht 
die  Umänderung  von  ol  UafAayovtg  (Wl,  1,  0)  in  ndvrsg  und  der 
Umstand,  dass  er  aus  demselben  Abschnitte  späterhin  (XI^  476,  c) 
eine  Stelle  mit  der  Bemerkung  anfuhrt  iv  Si  rfi  exrYj  nepi  Ila^Xa- 
yovtüv  oirjyoOyLevog  finaiy  dagegen  sprechen  wurden.  Eine  reine 
Nachlässigkeit  jedoch  ist  es,  wenn  er  die  Stelle  VII,  2,  23  zu  der 
Beschreibung  des  Gastmahles  des  Seuthes  rechnet.  Prüft  man  nun 
die  Excerpte  genauer,  so  stellt  es  sich  klar  heraus,  dass  die  Hand- 
schrift des  Athenaios  zu  den  schlechteren  gehorte,  indem  sie  mit  der 
zweiten  Classe  eine  ganze  Reihe  von  Lesearten  gemein  hat,  wie:  II, 
3»    15    a-jTai  .  .  .  rö  xaXXo^  xai  rö  fxcye^c^,  §•   16  i^aujxaCov,  VI, 

I,  4  (TTißdoiv  .  .  .  xeparivGtg  TzoTrjpioig^  §.  8  fehlt  jjiiv  nach  TrpduTov, 
eben  daselbst  liest  man  näm  ioxelv^  §.  6  fehlt  röv  yor  (jcraAxav» 
§.  8  steht  pLeTaarpefiikevog^  §•  10  xj&orcuv  .  .  .  npdg  rdv  aüAöv  inoiei^ 
VII,  3,  21  6<jov  £(xo(7t,  §.  24  ijv  .  .  .  oöjroj.  Weiterhin  war  die  Hand- 
schrift bereits  durch  die  Interpolationen  entstellt,  an  welchen  selbst 
unsere  besseren  Codices  leiden;  so  fanden  sich  in  ihr  die  unechten 
Proömien,  da  sie  bereits  in  Bucher  abgetheilt  war  i),  und  VI,  1 ,  S 
las  Athenaios  schon  das  alberne  Glossem  ntn'kioyivat  röv  ävopa;  ja 
sie  enthielt  Verderbnisse,  wovon  unsere  Bucher  frei  sind,  wie  II,  3, 
14  x<xi  (5^Gv  xai  £^>3töv,  §.  16  orav  i^aipe^-^,  VII,  3,  27  xonida.  Da- 
gegen  liefern  diese  Excerpte  doch  auch  eine  Ausbeute  tür  die  Kritik; 

II,  3,  15  lassen  sie  das  lastige  xal  vor  napa  /rörov  weg,  ebenso  VI, 
i,  S  xai  vor  rö  C^Oyo^,  II,  3,  16  bieten  sie  richtig  l^riuaivero,  was  in 
unseren  Codices  theils  in  «t^acvcro  theils  in  l^inpalvtro  umgeändert 
ist.  Anderes,  was  den  Excerpten  eigenthömlich  ist,  bleibt  fraglich; 
so  II,  3,  15  naptri^evTo,  obwohl  es  unstreitig  entsprechender  ist 
als  das  sonst  überlieferte  dntri^eaav,  eben  daselbst  J^avikdoi  o  i  statt 
J^aviidaiai,    VI,    1,    5    npü}Toi,    §.10  xporcov  ra^  niXra^  dixXaCc 


0  MtD  f  ergleich«  die  CiUte  nach  Bachern  lU  46,  b,  IV,  150,  f,  VI,  252,  a,  IX,  300,  e, 
XI,  784,  d,  476,  b,  e,  XIV,  561,  b.  Die  Bintheilenf  in  Bücher  und  die  Prodmie» 
kennl  auch  Diogenca  tod  Laerte  II,  6,  18. 


574  Schenkt 

xat  .  .  .,  VII,  3,  22  xard  /ji'./.f  d  xai  SuppiTZTzL  (ßieppinrei  steht  auch 
im  Med.  Z),  §.  27  fehlt  söojpyjaÄro,  was  auch  Cobet  mit  dem  voraus- 
gehenden jrpcTrevoüv  streichen  will.  Zwei  Stellen,  die  sich  im  dritten 
Capitel  des  siebenten  Buches  finden,  verlangen  eine  etwas  eingehen- 
dere Behandlung.  Die  erstere  §.  21  lautet  iKsira  oi  rpinooBg  ecOTjvi- 
yj^Yiaav  jrdatv  •  o'jtgi  5'  r^aav  (so  CBAEN,  die  übrigen  undAth.  II,  49,  b 
und  IV,  lül,  a  geben  ouroi  S' oaov  dxofji)  xpe6jv  iiearoi  v£ve]uiry|j.£va>v 
xai  äproi  f'jjüLtrai  /xr/aXo«  npo^neKepovr^iiivoi  ijaav  npdg  roig  xpiaai. 
Hier  muss   man  Träaev  erklären  'für  alle  Gäste  zusammen,  nicht  für 
jeden    einzelnen' ;  dies    zeigt   im  Folgenden  der  Satz  juidAtara  S'  ai 
TpöCTre^at  xard  rovg  ^ivoitg  dci  kTiäevTO  und  später  xa^'  oOg  ai  rpa." 
nstai  ixeivTo;  aber  Tzäotv  ist  so,  wie  schon  Bornemann  bemerkt  hat» 
ein  zweideutiger  und  desshalb  ungeschickter  Ausdruck,  den  man  dem 
Xenophon  wol  nicht  zutrauen  kann;   ich  habe  daher  in  meiner  Aus- 
gabe   TTäJtv  mit  Susp,  bezeichnet  (vgl.   Pantazides   toDv  napä  Eev. 
diGp^oiTi(t)v  fxipog  ß.  iv  'A^/vatg  1866,  p.  87  f).  Jenes  ooov  eixooi 
hingegen  ist  schwerlich  ein  Glossem  oder  eine  Correctur,  da  hiezu 
nicht  der  mindeste  Grund  vorliegt;  es  scheint  daher  in  den  besseren 
Handschriften  f^jav,  das  die  Abschreiber  nicht  entbehren  zu  können 
meinten,  obwol   man  es  leicht  aus  dem  Folgenden  ergänzen  kann, 
o<7cv  X*  verdrängt  zu  haben  (vgl.  oben  S.  567  zu  1,6,  9).  Im  nächsten 
Paragraphe  kann  toOto,  wie  Krüger  richtig  erkannt  hat,  nicht  auf  das 
Folgende  gehen   und  muss  daher  eine  Lücke  angenommen  werden, 
welche   Meineke   nach  ^rc^svrc,  Krüger  viel  wahrscheinlicher  nach 
^v  ansetzt;   nur  wird  nicht  etwa  blos  roOrov^  Jiav£/x£cv,  was  zu  un- 
bestimmt wäre,  sondern  jedenfalls  mehr  ausgefallen  sein.  Die  zweite 
Stelle   ist   die   viel  besprochene   im  §.  32  dvaoräg  6  ^eO^r^g  avv- 
e^iKiB  (<7uv€7r«v  Z,  G\tvinie  Ath.,  Suid.,  Phot.)  xat  TuyxaTscjxeddaaro 
(avpcareaxtdaff£  DHZ,  Vind.,  Vatt.  FIKL,  Ven.  M)  /xerd  toOto  xipag 
(so  CBE,  jüLsrd  ToOro  tc  xipag  AN,  to  /x£r*  aCroO  to  xipag  D  Vind., 
TW   |ui£t'    avToO   TÖ  xipag  II FIKL,  fxer  aüroO  tö  xipag  Ven.  M,  Ath., 
Eustath.,  Suid.,   aJroO   rö  xipag  Phot).  Ich  will  hier  auf  die  ver- 
schiedenen  Ansichten  der  Herausgeber  gar  nicht  eingehen,  sondern 
bloss  fragen,   was  an  der  Leseart  auvcCirrte  xat    a^tyxareixsodfjaTo 
auszusetzen  ist;  denn    hier    will    Dindorf  und  nach  ihm  Cobet  und 
Andere   das   aity  als  aus  dem  vorhergehenden  auv  entstanden  besei- 
tigen. Die  Ceremonie  des  Zutrinkens  bei  den  Thrakern  war  die,  dass 
diejenigen,  welche  sich  so  ehren  wollten,  die  Becher  austranken  und 


Xenophontische  Stadien.  57d 

die  letzten  Tropfen  einander  zuspritzten.  So  beschreibt  diesen  Brauch 
Suidas  und  Pbottos  <)  und  ganz  dasselbe  ist  gemeint  bei  Piaton 
Leg.  I»  637,  e,  so  allgemein  auch  die  Stelle  gehalten  ist.  Xenophon 
hatte  diese  Sitte  bei  diesem  Mahle  öfters  gesehen,  ja  er  hatte  sie 
selbst  schon  früher  mitgemacht  (VII,  2,  23  xai  xara  röv  B/:*qcxtcv  v6- 
fxcv  xipara  cFvov  Trpcumvcv).  Es  Avar  also  nur  ein  Act  der  Höflich- 
keit, wenn  er  bei  seinem  Toaste  es  so  machte,  wie  alle  Anderen  vor 
ihm;  er  leerte  zuerst  das  Trinkhorn  und  spritzte  den  Rest  dem 
Brauche  gemäss  gegen  seinen  königlichen  Wirth,  was  derselbe  in 
gleicher  Weise  erwiderte.  Dies  angenommen  ist  an  auyxareaxeoa- 
aaro  nicht  das  Geringste  auszusetzen.  Anders  steht  die  Sache  im 
Folgenden,  wo  Dindorf  iistol  toOto  tö  xif^ag  schreibt.  Hier  ist  iiera 
roOrc  überflüssig  und,  da  unmittelbar  darauf  /xerä  raOra  folgt,  höchst 
bedenklich.  Aber  es  ist  ja  nicht  einmal  die  Leseart  der  besten  Co- 
dices; denn  diese  geben,  wie  schon  früher  gesagt  wurde,  /xcrd 
rcOro  v.i(tOL<;^  welche  Worte  man  nur  anders  abzutheilen  braucht,  um 
daraus  /A£r^  a-JrcO  rö  xipag  zu  erhalten.  Und  dies  bezeugen  neben 
D.  Vind.,  Ven.  M  und  anderen  noch  Athenaios,  Suidas  und  ganz 
besonders  Eustathios,  der  in  dieser  Stelle  sonst  mit  den  besten  Hand- 
schriften stimmt.  Man  muss  daher  (rj^xareaxedatjarc  julct^  ccijroij 
TÖ  xipag  schreiben. 

Eine  entschieden  schlechte  Handschrift  war  die,  welche  Joan- 
nes Stobaios  bei  der  Zusammenstellung  seines  Anthologien  benützte. 
Er  citiert  darin  folgende  Stellen:  II,  5,7  (I,  356  Meineke),  II,  6, 
10  (II,  318),  II,  6,  21—25  (I,  61),  HI,  1,  42  (II,  303).  VII,  6, 
1  i  (IV,  59).  An  allen  diesen  Stellen  stimmt  sein  Text  mit  der  zwei- 
ten Classe  unserer  Handschriften  uberein;  so  liest  er  II,  6,  21 — 2S 

aeec,  ore  fdarov,  II,  5,  7  cc  ^eo5v  opxoc  lifuä^  xcüXucuacv,  ovkot^  av 
i'/cü,  om.  eure  onot  av,  III.  1 ,  42  (hg  ini  noXO^  ivavrioi.  Die  ihm 
eigenthünilichen  Lesearten  sind  unbedeutende  und  werthlose  Kleinig- 
keiten, wie  II,  5,7  ojroiGv,  6xyp6y,  jrdvTifj,  VII,  6,  11  ccg  rovg  n.;  rich- 
tig lässt  er  U,  6,25  mit  Suidas  (s.  v.  MevGJv)av  vor  aia^dvoiro  weg. 
Wir  kommen  nun  zu  Suidas,  der  in  seinem  Lexikon  über  120 
Stellen  aus  der  Anabasis  und  zwar  meistens  aus  den  ersten  Büchern 


0  Unter  roiiv  ffUfAiroruv   bei  Suidas  and  Photios  sind  nieht  die   ^etammten  Theil- 
nehmer  am  Gelage,  sondern  die  einander  Zutrinkenden  su  reratehcn. 

Sitab.  d.  phiL-hist  Ol.  LX.  Bd.,  lU.  Hfl.  38 


576  8  cb  CD  k I 

citiert  <).  Aber  seine  Citate  sind  häufig  ungenau ;  es  sind  Worter  um* 
gestellt  und  ausgelassen,  bisweilen  auch  ganze  Sätze  umgestaltet,  um 
eine  gewisse  Kurze  oder  einen  einfacheren  Ausdruck  zu  erzielen  oder 
auch   um   den  abgerissenen  Satz  für  sich  verständlicher  zu  machen. 
So  steht,  um  nur  einige  Beispiele  anzuführen,  s.  v.  ßlxo^  (I,  9,  25^ 
^ilitSeslg  olvou  statt   gcvgu  T^fxt^efii^,  s.  v.  reO-^ta  (V,  4,  28)  sind  die 
Worte   xat   JeX^tvwv  rcjjLaj^y;  iv  d/xyofcöacv  YjOfcoxsTo  Terapty^exjiiiyoc 
xai    axial»    iv    rcOj^eac    rojv    ie'kfhuiv  so  umgestaltet  evptVxGuac   di 
diifopiag  xat  aXXa  revyri  xepdixeia  xpeutv  /xfard  rcTapij^fu/jievcüv,  s.  v. 
haiv  (I,  5,  12)  ist  deeXauvovra  in  7rpoai6vTa  umgeändert,  s.  v.  «x^* 
pt^TEtv  (II,  3,  18)  aXXyj^  vor  7rd<m(;  eingeschoben  u.  dgl.  m.  Hie  und 
da  sind  auch  Citate  durch  spätere  Gräcität  entstellt;  so  liest  man 
z.  B.  s.  Y.  d/£?öfjLevsv  (I,  9,  10)  vnep^Yjv  statt  C>3v,  welches  Wort  in 
unseren  Wörterbüchern  fehlt,  aber  durch  das  analoge  vnipZcnog  bei 
Procl.   inst,  theol.    168   (Creuz.)  und  Kirchenschriftstellern  bezeugt 
wird,  s.  V.    d;rix£cvTC  (II,  3,   15)  eig  roOg  Stanorag  statt  roTg  oscn^ 
raig,   s.  v.  oaoiiog  (IV,  5,  24)  öexaenTd  statt  iTZTocxcciosxa.  Einmal 
treffen   wir   auch    eine    Conjectur,   nämlich  s.   vv.   cxvcc   und   u;ro- 
niii^atcv  (II,  4,  22),  wo  statt  des  fehlerhaften  du\^6vTsg:  SiaßdvTsg 
geschrieben   ist.  Der  Hauptsache  nach  stimmen  nun  diese  Excerpte 
mit  den  schlechteren  Handschriften,  wofür  die  meisten  Glossen  Belege 
liefern,  weshalb  auch  Beispiele  anzuführen  ganz  unnuthig  wäre.  Neben 
diesen  Lesearten  finden  sich  aber  und  zwar  auch  an  denselben  Stel- 
len  solche,  die  von  den  besseren  Handschriften  vertreten  sind,  z.  B. 
s.  V.    dvd  (I,  8,  1)   dvd  xpdrog,  s.  v.  xarixuvev  (I,  9,  6)  om.  yavc- 
pdg  (wo   freilich   irt   eingeschoben  ist),  s.  v.  d/f^ö/xfvov  (I,  9,  11) 
rc6^    vor   xoLxQg   ausgelassen,    s.  v.  vnriye  (II,  1,  18)  napaoovvai 
u.  dgl.  An  manchen  Stellen  finden  wir  dieselbe  Leseart,  wie  sie  Par. 
C   und  zwar  die  erste  Hand  desselben  bietet,  nämlich:  s.  v.    d^apc- 
(jTfiiv  (II,  3,  18)  ^x^tv,  s,  v.  M£veov(n,  6,  26)  ytXfav  .  .  .  TGurcp,  s.  v. 
fiu^ei  (IV,   S,  27)  (ULuC«tv  «),  s.  v.  cru^  (IV,  7,  12)  opöt  .  .  .  napa- 


1)  Im  Index  bei  Bemhardy  sind  Mchzatrtgen :  I,  5,  10  vt.  ßaXavG^,  ndpfTQ;  8,  l 
V.  iraXra;  8,  9  v.  ^ippov;  IV,  1,  26  v.  ^3eXovn^f ;  2,  2  v.  jrpofff'xoicv;  »,  17  ▼. 
a7rcx67r>70'oev ;  5,  1.3  v.  )(iwv.  Überdies  schreibe  man  S.  1988,  Z.  16  t.  ii.  1«  2,  9; 
S.  1989,  Sp.  1,  Z.  2  T.  o.  III,  2,  28,  Z.  18  y.  u.  IV.  7,  6,  Z.  16,  v.  «.,  IV,  7,  16, 
Z.  2  T.  u.  V,  4,  12,  8p.  2.  Z.  10  v.  o.  VI,  1,  7;  Z.  12  IT.  VI,  3,  26;  5,  1«;  6,  1. 

<)  Die  Accentuiition  fAu^civ  empfiehlt  Cobet  (Nov.  lect.  459>  (gegenüber  fA'J^fiv 
in  Cpr. 


XenophoBtitche  Sivdien.  S77 

J^tiy  s.  V.  yippoiv  (I,  8,  9)  dvai  weggelassen,  ebenso  s.  v.  cupiQjuia 
(II,  3,  18)  xaxa,  s.  v.  aißAvri  (IV,  8,  20)  fv.  Zweimal  stimmen  die 
Excerpte  mit  Z  allein  uberein,  nämlich  s.  v.  Käpfr^  (I,  8,  10),  wo  sie 
oxfiTrd^/xara,  und  s.  v.  iirj'^icv'hiiiiyov  (V,  2,  12),  wo  sie  Jeri^xuXi?- 
yiivo'jg  geben,  was  in  Z  von  zweiter  Hand  gesehrieben  ist.  Gemein- 
sam mit  E  allein  haben  sie  die  Leseart  i8tt  s.  v.  cXö/acvoc  (II,  2,  5) 
und  wahrscheinlich  die  Weglassung  von  rcjv  vor  rcO  KXedpyov  s.  v. 
dfxyeXcCavrcüv  (11,  5,  11). 

Wenn  nun  anzunehmen  ist,  dass  die  Excerpte  bei  Suidas 
sämmtlich  oder  doch  der  Hauptmasse  nach  aus  einem  und  demselben 
Codex  geflossen  sind,  so  können  wir  uns  diesen  als  dem  Vindobo« 
nensis  ähnlich  vorstellen.  Ein  Text,  wie  ihn  der  Paris.  C  bietet»  war 
unter  Benutzung  einer  Handschrift  der  zweiten  Classe  überarbeitet 
worden,  wobei  von  dem  Ursprünglichen  nur  Einzelnes  erhalten  blieb. 
Es  leuchtet  ein,  dass  in  einem  solchen  Codex,  gerade  wie  im  Vind., 
an  mcnnehen  Stellen  das  Richtige  bewahrt  werden  konnte.  Und  dies 
ist  auch  bei  den  Excerpten  des  Suidas  wirklich  der  Fall.  Schon  oben 
haben  wir  bemerkt,  dass  der  Vind.  mit  Suidas  (s.  v.  Mivojv)  II,  6, 
21  xepSaivGi^  §.  27  dflGTairo  und  (s.  v.  xXcüip)  IV,  6,  17  xXcü/roiv 
überlieferty  eben  so  dass  bei  Suidas  (s.  v.  Mivwv)  II.  6,  25  äv  vor 
aia^dvoiTo  ausgelassen  ist.  Hier  sind  noch  folgende  richtige  Leae- 
arten  zu  erwähnen:  s.  v.  vevYj^^vif^v  (V,  4,  27)  /repuacvcov,  waa  frei- 
lich auch  von  zweiler  Hand  in  F  und  als  Randbemerkung  in  HI 
erscheint  <),   s.  v.  ouGKapirov  (IV,  1,  25)  ivandpirov^  was  auch  das 


1)  Es  ist  kaum  glaublich,  dass  man  hier  die  g^ewöhnliche  Leseart  narpiovi  a«  halten 
rersocht  hat.  Schon  die  Endnog,  wornach  daa  Wort  mit  Briaavpovg  Terbonden 
werden  moss,  und  die  SteUung  deutet  auf  ein  Verderbniaa  hin.  Daxu  kommt,  daac 
irarpiov;  iii  ifaoav  oi  MoffO'uvoixoi  rein  sinnlos  ist;  denn  wozu  brauchten  die 
Mosiiynoken  den  Hellenen  diese  Brode  als  rdrpioi  au  bezeichnen.  Dagegen  tat 
irepuatvdiv  entschieden  richtig,  schon  wegen  des  Gegensatzes  zu  dem  folgenden 
v^ov.  Die  Mossynöken  sagten  den  Hellenen,  das  Brod  sei  rom  Getreide  der  ror- 
jihrigen  Ernte  gemacht,  wobei  sie  wahrscheinlich  den  Anfang  des  Jahrea  mit  den 
Beginne  der  Ernte  berechneten:  die  die^ibrige  &rnte  liege  noch  hier  in  den 
Halmen.  Es  scheint,  dass  eine  Abkürzung  und  das  folgende  oiq  die  Verstümmelung 
▼on  repvffivoiiv  in  'piou^  henorrlef,  wie  im  cod.  A  steht,  und  dann  ;rp(ouc 
als  Abkürzung  Ton  irflcrpiou;  aufgefaaat  wurde.  Was  die  unmittelbar  folgenden 
Worte  anbetrifft,  so  ist  in  CBA  v^ov  Ire  rdv  virov,  in  den  anderen  rdv  9k  v^ov 
ffirov  überliefert.  Vergleicht  man  diese  Leaearten  mit  einander,  so  sieht  man,  das« 
die  Worte  vcov  rri   iu  dem  Archetypon  von  CBA  auagefaUen  waren  und  dann  am 

38  • 


578  Schenk 

Etym.  M.    292,   31    erhalten  hat,  s.  v.  xexovnxyiivoig  (IV,  2,  22)  5v 
iv,  s.  V.  jxovaj^Tp  (IV,  4,  18)  fxovaj^Tj,  s.  v.  izcoGi-^otev  (IV,  4,  2)  tip 
6i(h  ausgelassen,  Melche  Worte  aueh  nach  dem  vorhergehenden  rriv 
fOLvepäv  ixßaaiv  ganz  unpassend  sind.  An  allen  diesen  Stellen  haben 
die  Excerpte  unstreitig  die  echte  Leseart  erhalten.  Zweifelhafter  ist 
die    Sache   bei   folgenden   Varianten:  s.   v.    auveßd/Acvrc  (I,  i,  9) 
Yj^TtikaroL  ausgelassen,  ebenso  s.  v.  intardxti  (II,  3,  11)  rö  vor  oopxj 
(letzieres  auch  im  Vind.),  was  wol  beides  keine  Wahrscheinlichkeit 
für  sich  hat,  s.  v.  lOprt^cx.  (II,  3,  18)  ^jUL;r£;rra)XGrag  statt  jrcnrwxöra^, 
was  schon  Oudendorp  empfohlen  hat,  ob  wol  hier  nur  der  Excerptor 
das    für   seine    Zeit    gewöhnlichere   Compositum  statt  des  Simplex 
gesetzt   zu   haben    seheint,   ebenso   wie  dupoiräv  statt  e^ocüräv  s.  v. 
i^eXovTYi^  (IV,  1,  26).  An  dieser  letzteren  Stelle  ist  s.  v.  vKoirdg 
gl.  2  xac  vor  xjKoardg  weggelassen,  welches  Wörtchen  auch  ich  mit 
Sauppe  streichen  möchte,   da  xai  öfters  ungeschickt  eingeschoben 
worden   ist,   z.  B.  I,  4.  ß;  10,  6;  II,  3,  IS;  5,  2;  III,  2,  15;  IV.  2, 
13;  7,  11  u.  13;  VI,  1,  8.  Zwei  Stellen  müssen  etwas  eingehender 
behandelt   werden.    Die   eine   findet  sich  in  der  Glosse  ac^ecv  (IV, 
7,  20),   wo   caurcO  ausgelassen  ist.  Dort  geben  die  besten  Codices 
CBAE    und    I    (corr.)   iaurcO,   die   anderen   iaurot^.  Der  Singular 
iaurcO  hat  nun  jedenfalls  etwas  Befremdliches,  besonders  wenn  man 
sich  an  die  Worte  im  vorhergehenden  Paragraphe  erinnert  onu^g  oiä 
TYjg  iavTQv  Ttoleikiag  y^oypag  dyoi  a^ToOg^  wie  dies  auch  schon  Brei- 
tenbach bemerkt  hat.  Daher  ist  entweder  iavrCjv  zu  schreiben  oder 
iauroO,   das   nicht   nothwendig   ist  und  sehr  leicht  aus  dem  vorher- 
gehenden iavTuJv  entstanden  sein  kann,  zu  streichen.  Und  dafür  spricht 
eben  der   Umstand,   dass  es  bei  Suidas  ausgelassen  ist  Die  andere 
Stelle  ist  in    der  Glosse  oXotrpoYjovg  (IV,  2,  3),  wo  die  Worte  xai 
ixd^orjg   xai    i'XdTTovg    fehlen.    Man  kann   nun   freilich  sagen,  dass 
darauf  kein  Gewicht  zu  legen  ist,  da  ja  in  derselben  Glosse  auch  die 
Worte    ;rpd^   Tdg   nirpcig  nalovreg  ausgelassen  seien.  Es  sind  aber 
noch  andere   Gründe   vorhanden,  die  geeignet  sind  einen  Verdacht 
rege  zu  machen.  Der  Schriftsteller  sagt,  dass  die  Barbaren  ÖAotrpiyo'jg 


onpatsenden  Orte  eingefQgt  worden.  Ic!i  schreibe  daher  anbedenklich  r^v  dJ  viov 
acrov  Ire.  Endlich  bleibt  es  fraglich,  ob  nicht  bei  der  stfindi^en  Verwechslanf 
Ton  ^v  und  ffuv  auch  hier  statt  O'tiv  rj  xaXdfA^f}  Tieimchr  ^v  r$  x.  geschrieben 
werden  soU. 


Xenophontiache  Studien.  570 

dlß,a^toiiovg  auf  die  Hellenen  herabwalzten,  wobei  er  mit  cXcerj^cxcu^ 
die  Fähigkeit  dieser  Massen  zu  rollen,  mit  aiia^ixiGvg  die  riesige 
Grosse  und  Wucht  dieser  Blocke  bezeichnen  will.  Was  sollen 
nun  hier  die  Worte  xai  ikd^ovg  xai  iXärroug  besagen?  Sollen  sie 
eine  Apposition  zu  öXccrpö]^o*j^  de/xa^iaccu^  sein,  also  'sowol  gros- 
sere als  kleinere'  bedeuten?  Aber  djuiaCc^crcc  bezeichnet  ja  riesige 
Blöcke  und  da  wird  man  schwerlich  noch  zwischen  grosseren  und 
kleineren  unterscheiden  können.  Oder  soll  der  Sinn  sein:  'und  noch 
grössere  als  d/Aa^cacoc  und  kleinere*  ?  Aber,  wenn  man  auch  davon 
absieht,  dass  ein  solcher  Ausdruck  sehr  ungeschickt  wäre,  kann  man 
sich  denn  noch  grössere  Rollblöcke  denken,  als  djuia^earcc?  Ich  kann 
daher  in  den  beanstandeten  Worten  nur  einen  unpassenden  Zusatz 
erblicken. 

Was  endlieh  Eustathios  anbelangt,  so  ist  aus  den  wenigen  Ci- 
taten  in  seinem  Commentare  zur  Ilias  (nämlich  p.  872,  17=IV,  7, 
i6,  p.  488,  3=IV,  8,  IS.  p.  642,  17=VII,  1,  30,  p.  707.  46  ff. 
=  VII,  3,  24  u.  32),  da  dieselben  nur  aus  einigen  Wörtern  beste- 
hen, nichts  Bestimmtes  zu  entnehmen.  VII,  1,  30  liest  er  i/rcuj^cfxac 
.  .  .  idiiv,  was  durch  eine  Versetzung  der  Präposition  entstanden  ist, 
VII,  3,  24  Yixe  mit  den  besseren  Codices;  dass  er  §.  32  ayvi^ime 
und  jULcr'  arivoO  bietet,  ist  schon  früher  bemerkt  worden.  Mehr  An- 
haltspunkte gewähren  die  Excerpte  in  dem  Commentare  zum  Dio- 
nysios  Periegetes,  wo  folgende  Stellen  angeführt  werden:  zu  v.  242 
VII,  1,  33,  V.  322  VI,  4,  1,  v.  766,  V  4,  28  u.  29,  32  .  .  .  34, 
V.767  V,8,I,v.  772  VI,  1,  15,  V,  3,  2;  5.  7  u.  10;  7,  13,  v.  787 
VI,  2,  3,  V.  976  V,  6,  9.  Hier  stimmt  die  Handschrift  überall^  selbst  in 
den  Corruptelen,  mit  den  besseren  Codices  CBA  übereia  und  hat 
V,  5,  1   das  richtige  oliyoi  rs  ^aav  erhalten  <). 


1)  Was  Pollui  anbetrifft,  so  geben  aeiue  Citate  manche  Ausbeute  für  die  Kritik. 
Zuerst  stellt  sich  Dach  I,  233  (rgl.  VI,  36)  heraus,  dasa  re5f>aftftfyou^  (V,  4,  32) 
eine  Glosse  von  O'treurou;  ist,  wi«  schon  KrQger  Termuthel  hat.  Sodann  bestXügt 
er  VII,  70  (vgl.  I,  135)  mit  Pith.  airoXddcc  (Ul,  3,  20)  und  hilft  uns  an  der- 
selben  Stelle  das  Glossero  xoU  ^(üpaxc;  beseiUgen.  Es  wird  ninilich  dort  er- 
sihlt,  dass  am  folgenden  Tage  nach  dem  ungünstigen  Gefechte  mit  Mithridatet 
gegen  fünfzig  Pferde  uud  Heiter  ausgelesen  wurden,  xal  anroXadc^  xai  ^Oipaxtg 
aurot^  iKOpia^aav.  Vergleicht  man  nun  damit  Polhix  VII,  70  aitokag  9k  5oi|»a$ 
^x  dipyuBtxog  xara  rou^  üf&ou^  ifOLKroyLtifOf,  di;  Hxvo^£>v  ifvi  xat  0-jroXa;  avrl 
^ojpaxo;,  so  ergibt  sieh,  dass  Pollnx  an  unserer  Stelle  xal  ^copoexf ;  nicht  gelesen 


580  S  G  h  e  n  k  1 

Das  Resultat  dieser  Untersuchung  ist,  dass  auch  die  Schrift- 
Atelier  des  zweiten  Jahrbundertes  n.  Chr.  im  grossen  Ganzen  Ober 
keine  bessere  Handschriften  verfugten,  als  uns  vorliegen.  Schon  da- 
mals gab  es  die  zwei  Recensionen,  die  wir  in  den  beiden  Classea 
der  Codices  besitzen,  und  war  der  Text  der  zweiten  schlechten  Re- 
cension  der  am  meisten  gangbare,  während  die  bessere  Recension 
durch  eine  bei  weitem  kleinere  Zahl  von  Exemplaren  vertreten  und 
riel  weniger  bekannt  war.  Auch  wurden  im  Laufe  der  Zeit  manche 
Codices  der  ersten  Classe  nach  der  anderen  überarbeitet  und  so  ent- 
standen die  Texte,  welche  uns  in  demOxoniensisD,demVindobonensis 
und  den  Excerpten  bei  Suidas  vorliegen.  Für  die  Geschichte  des 
Textes  ist  daher,  wie  ich  glaube,  diese  Erörterung  nicht  ohne  Wich- 
tigkeit. 

Wir  gehen   nun  zu  der  eigentlichen  Aufgabe,  die  wir  uns  für 
diesen  Aufsatz  gestellt  haben,  nämlich  eine  Reihe  von  Beitragen  zur 


hiibeD  kann,  was  daher  auch  schon  Lioa  n.  C«  Matthil  alt  eise  so  cr^roXo^c^  ge- 
hörige Glosse  verworfen  haben.  Und  dies  lisst  sich  aveh  tonst  erweisen.  Unier 
anoXig  Tersteht  man  ein  ledernes  Koller,  das  man  öfters  statt  des  schweren  En- 
panzers  anlegte,  wie  man  ja  auch  in  der  heroischen  Zeit  den  x^^^^  statt  des 
^fapvi^  trug  (vgl.  Rustow  und  Röchljr,  Gesch.  des  griech.  Kriegsw.  8.  t3).  So 
hatte  der  Lakone  Kleonyroos,  der  im  Kampfe  gegen  die  Kardachen  fiel,  nur  ein 
Koller  (IV,  1, 18  ro$eu5cl;  dt«  r^c  aairi^o;  xal  ri^;  ffiroXadoc  ck  V(itc  irXcupac). 
Nun  sollte  die  Reiterei»  welche  man  damals  aufstellte,  eine  leichte,  bewegliche 
sein;  denn  nur  mit  einer  solchen  vermochte  man  die  Reiterei  der  Perser  so  bo- 
kimpfen.  Man  gab  ihnen  daher  statt  der  Reiterpanaer,  welche  noch  gröaser  und 
schwerer  waren,  als  die  Panzer  des  Fussvolkes  (vgl.  An.  Itt,  4,  48,  iztpl  tanrix^^ 
It,  3  ü.  4),  bloss  lederne  Koller.  Hitte  man  sie  mit  Koller  und  Panser  ausgerilstel« 
so  wurden  sie  offenbar  nicht  ihrem  Zwecke  entsprochen  haben.  Somit  ergibt  sich 
auch  aus  dieser  Erörterung  die  Unechtheit  der  Worte  xal  5cüpflO(f(. 

Über  die  Handschrift,  aus  welcher  die  Glossen  gezogen  sind,  die  nas  im 
Lexikon  des  Hesychios  vorliegen,  la.<«st  sich  nichts  Sicheres  feststellen,  du  die  ein- 
zelnen Wörter  viel  zu  wenig  Anhaltspunkte  darbieten.  Dass  in  ihr  die  Kiatheilnng 
in  Bücher  durchgeführt  war,  zeigen  die  Citate  s.  t.  f  oivcxi^no;  und  ai7Xov,  denn 
die  Glosse  avodog,  welche  wahrscheinlich  auf  II,  1,  1  xurdckgeht.  In  den  Gloasen 
at7aCovro;  (VI,  1,  82)  und  avo'xouov  (V,  4,  29)  stimmt  daa  Leiikon  mit  des 
schlechteren  Handschriften  fibereia;  auch  in  der  Glosse  i;fAf  i^voouv  ist  dies  der 
Fall,  da  CA  i;fA^i97v6ouv  lesen.  Beachtenswerth  ist  noch  die  Glosse  rrAXa  *  CoÄtffta, 
wo  Lobeck  Rhem.  p.  255  arikXa  als  richtig  annimmt,  wibrend  M.  Schmidt  «rAXa 
für  corrupt  erklirt.  Derselbe  bezieht  die  Glosse  auf  III,  3,  20,  wo  A  ffriXXddcc 
dberliefert;  darnach  wfire  also  bei  Hesychios  orflXo;  sa  schreibaB. 


Xenophontitcbe  Slodieo.  Sol 

Texteskritik  der  Aiiabasis  zu  liefern.  Ober  und  wollen  zur  leichteren 
Obersicht  den  Stoff  in  vier  Abtheilung<*n  gruppieren.  Zuerst  wollen 
wir  nsimlich  zeigen,  dass  auch  nach  den  Arbeiten  von  Dindorf,  Reh- 
dantz  und  Andern  aus  den  Lesearten  der  besseren  Codices,  nament- 
lich des  Paris.  C,  und  besonders  seiner  ersten  Hand,  mancher  Gewinn 
für  den  Text  zu  erzielen  ist;  im  zweiten  Abschnitte  werden  wir  über 
eine  Anzahl  von  Interpolationen,  die  man  bisher  noch  nicht  bemerkt 
hat,  und  ebenso  im  dritten  über  einige  Lucken  im  Texte  handeln; 
im  vierten  und  letzten  wollen  wir  eine  Anzahl  von  Stellen,  die  ent- 
schieden verderbt  sind,  herzustellen  versuchen. 


Der  Par.  C  ist  uns  erst  durch  die  Oxforder  Ausgabe  Dindorf  *8 
genau  bekannt  geworden;  denn  die  früheren  Collationen  von  Mont- 
faucon  und  GatI  waren  weder  sorgfältig  noch  vollständig.  Erst  durck 
Dubner's  höchst  sorgsame  Vergleichung,  in  welcher  auch  die  einzel- 
nen Hände  genau  unterschieden  sind,  vermögen  wir  Ober  diese 
Handschrift  richtig  zu  urtheilen.  Es  ist  nämlich  der  ursprungliche 
Text  in  diesem  Codex  von  zwei  älteren  und  einer  sehr  jungen  Hand 
corrigiert,  welche  allerdings  einzelne  Versehen  verbessert,  viel  häu- 
figer aber  den  Text  auf  höchst  willkürliche  Weise  behandelt  und 
entstellt  haben.  Aus  der  Collation  Dubner's  ersehen  wir  nun,  dass 
wir  in  C  die  beste  Quelle  fiQr  den  Text  der  Anabasis  besitzen,  mit 
welcher  die  fibrigen  Handschriften,  die  nicht  aus  C  oder  dem  Codex, 
aus  welchem  er  stammt,  abgeschrieben  sind,  in  keiner  Weise  ver- 
glichen werden  können. 

Von  den  besseren  Handschriften  hat  B,  einige  kleine  Besserun- 
gen abgerechnet,  die  von  Michael  Apostolios,  dem  Schreiber  dieses 
Codex,  herrOhren,  nur  insoferne  einen  Werth,  als  man  durch  ihn  an 
einzelnen  Stellen  von  C,  die  späterhin  radiert  und  überschrieben 
M'urden,  die  ursprungliche  Hand  erkennen  kann.  So  z.  B.  gibt  H,  3, 
21  C  (70  eC  cra^a  (e&  in  ras.)  und  so  alle  übrigen  Handschriften 
mit  Ausnahme  von  B,  wo  a\j*ft  olaäa  überliefert  ist,  was  jedenfalls  in 
C  von  erster  Hand  geschrieben  war;  VU,  3,  19  steht  in  B  a|cov  ouv 
tyjnptniaTOLxa,  in  C  und  den  anderen  a^iov  oSv  aoi  xa2  iieyakonpi" 
niaroLTa,  aber  aoi  xai  ntyaXo  sind  von  einer  ganz  jungen  Hand  auf 
einer  Rasur  geschrieben;  darnach  wird  man  ä^cov  oiv  o^Unptni" 


582  Schenkt 

orara  rtfxäv  schreiben  müssen,  da  bekanntlich  die  beiden  Worter 
eCnpBKYi^  und  ixKpenrig  standig  mit  einander  verwechselt  werden; 
so  steht  Unf/eniaTaroL  Tt/xwpyjaac  Symp.  8,  31  <).  Etwas  mehr  selb- 
ständigen Werth  als  B  hat  A,  da  er  ni(*ht  unmittelbar  aus  C,  sondern 
aus  dessen  Archetypos  wahrscheinlich  durch  mehrere  Mittelglieder 
hergeleitet  ist.  Obwol  er  nun  theilweise  nach  einem  schlechten 
Codex  überarbeitet  ist,  so  hat  er  doch  an  einigen  Stellen,  z.  B.  IV, 
?•  8  >5  liyffjLovta,  IV,  8,  11  om.  /rip,  VI,  1,  30  d  op'^iovvTat,  über 
welche  Stelle  wir  noch  später  sprechen  werden,  2,  10  om.  aklou 
oder  6Xou,  das  Richtige  erhalten.  Doch  sind  dies  alles  Kleinigkeiten, 
die  nicht  schwer  in  die  Wagschale  fallen.  Früher,  so  lange  man  den 
Par.  C  nicht  genau  kannte,  mochte  m;in  daher  immer  den  Vat.  A  tur 
den  besten  Codex  erklären,  wie  dies  k.  B.  Kuhner  thut;  wenn  aber 
Cobet  auch  nach  dem  Erscheinen  der  Oxforder  Ausgabe  Dindorf  *s 
den  Vaticanus  als  codex  longe  optimus  anpreist  (Nov.  lect.  p.  4*i2}, 
so  ist  dies  geradezu  unbegreiflich. 

Wenn  nun  gleich  Par.  C  für  die  Texteskritik  der  Anabasis  die 
Grundlage  bilden  muss,  so  darf  man  doch  nicht  so  weit  gehen,  dass 
man  sich  demselben  und  seiner  Sippe  fast  unbedingt  anschliesst,  die 
zweite  Classe  der  Handschriften  ganz  bei  Seite  setzt  und  überhaupt 
die  handschriftliche  Überlieferung  so  zu  sagen  als  etwas  Unantast- 
bares hinstellt.  Namentlich  kann  man  Handschriften,  und  he* 
sonders  so  jungen,  wie  die  der  Anabasis  s  nd,  was  den  Gebrauch 
unattischer  späterer  Formen  anbelangt,  keinen  Glauben  schenken, 
und  zwar  um  so  mehr,  als  die  echten  Formen  doch  bisweilen  mitten 
unter  den  Verderbnissen   unversehrt  gehlieben  sind.  So  geben  die 


*)  Bemerkenswerth  ist  noch  die  Stelle  V,  7,  6,  wo  C  $i  ifiia^s,  A  d*  e^ig  tori, 
B  d*  £U  lare  überliefern.  Gewöholich  hut  iniin  nun  die  Leseart  TonA  angenommen, 
ohne  zu  bedenken,  dass  die  Einschiebung  des  ifo  in  dieser  ISngeren  Rede  gana 
unpassend  ist.  Dazu  kommt,  dass  man  aas  der  Leseart  in  C,  wenn  man  auf  die  nea- 
griechische  Aussprache  Rücksicht  nimmt,  eben  das,  was  in  B  steht,  entnebmeo 
kann.  Ich  habe  daher  in  meiner  Ausgabe  unbedenklich  d'  cu  i9vs  geschrieben. 
Hiezu  noch  gleich  die  Bemerkung,  dass,  wie  mir  hier  das  gewöhnlich  aufgeoonmeii« 
iffi  unhaltbar  erscheint,  so  auch  VI,  3,  16  ifri  ohne  Zweifel  beseitigt  werden 
muss.  Naturlich  muss  an  dieser  Stelle  die  von  Rehdantz  vorgeschla;^ene  ÄoderuDg, 
wornach  auf  §.  13  sogleich  f.  16,  17,  18,  dann  14,  hierauf  die  Worte  raOr*  ti" 
irojv  >$7Siro  (f.  19),  %.  15  und  f.  19  oi  9*  iKittii  u.  s.  w.  folgen,  angenonsmen 
werden. 


XenoplioDtitche  Stadien.  d83 

Handschriften  fast  durchaus  das  unattische  p£(7av,  aber  IH,  S,  7  und 
14,  IV,  6,  23  geben  alle  oder  doch  die  besten  r^aav,  wornach  Reh- 
idantz  und  Cobet  -fcav  hergestellt  haben;  das  Imperfectum  von  cO- 
^cfxac  lautet  regelmassig  £*J|d/Av}v,  doch  YII,  7,  27  ist  in  CBA  r/O^oa 
erbaiten;  das  echte  aujg  ist  sonst  immer  in  auiog  geändert  worden, 
nur  III,  1,  32  haben  es  D  und  Yind.  gerettet  u.  dgl.  m.  Man  wird 
daher  die  Grundsätze,  welche  Dindorf  und  Cobet  in  dieser  Hinsicht 
befolgt  haben,  im  Ganzen  nur  billigen  können,  wie  ich  denn  dieselben 
meistens  auch  in  meiner  Ausgabe  angenommen  habe. 

Weiterhin  kann  man  Handschriften  überhaupt  und  zumal  denen 
der  Anabasis  in  solchen  Fallen,  wo  die  Abschreiber  gewisse  Laute, 
Sylben  oder  Wörter  zu  verwechseln  pflegten,  nicht  leichthin  trauen. 
Nichts  ist  z.  B.  häufiger  als  die  Verwechslung  von  ce  und  cc  in  Ver* 
balendungen.  wodurch  es  oft  zweifelhaft  wird,  ob  man  eine  Indicativ- 
oder  Optativform  herzustellen  hat  <)•  ^^  wird  daher  gerathen  sein 
den  Indicativ  in  abhängigen  Sätzen  nach  historischen  Tempora  nur 
da  zuzulassen,  wo  ein  gewisses  rhetorisches  Moment  i\lv  ihn  ent- 
scheidet, z.  B.  1,  4,  7  (ocwx«),  I,  8,  21  (;rotf^<7£().  II,  S,  2  (xpK«0- 
Dagegen  scheint  der  Optativ  aufzunehmen  I,  3,  20  (axc6oe)  und  21 
(a7ct),  I.  8,  13  (fi^/Gt),  IV,  5,  iO  (dnixot);  VII,  I,  39  schwanken 
die  Handschriften  zwischen  fx^XAei  und  /acX/gc;  J.  Vossius  hat  richtig 
erkannt,  dass  die  zweite  Person  nothwendig  ist,  und  iiiXAug  ge- 
schrieben: warum  /AiÄAGig  hier  nothwendig  ist,  wie  Kruger  und  Din-^ 
dorf  meinen,  ist  nicht  abzusehen.  Eine  wettere  Folge  des  Itaeismus 
ist  das  Schwanken  zwischen  n  und  c,  wie  in  Ur^Seiaq  neben.  Mv^ofa^, 
wornach  man  die  medische  Mauer  gar  zu  einer  Mauer  der  Medeia 
machen  wollte,  was  Xenophon  doch  anders  angedeutet  haben  würde 
(vgl.  III,  4,  11).  Wie  wenig  darauf  zu  geben  ist,  zeigt  der  Vind., 
der  I,  7,  15  Miodiag  bietet,  was  die  zweite  Hand  in  Mr^delo^q  ver- 
wandelt hat,  während  er  umgekehrt  II,  4,  12  Mr/^ea^  mit  einer 
Rasur  bietet,  auf  welcher  ursprünglich  ei  geschrieben  war.  Ebenso 
erklärt  sich  durch  den  Itacismus  die  häufige  Verwechslung  von 
lijxcc^  und  vfJLc:;  oder  ähnlicher  Formen,  wofür  Beispiele  anzuführen 
ganz  unnöthig  wäre.  Fehler  dieser  Art  in  der  Anabasis  haben  die 


')  Andere  Beispiele  für  diene  Yerwechslongen  als  die  tpSter  ang^efnhrten  sind  noch 

I,  9,  10  apx*^  1*  9y  20  ru•yx^*^  "•  ^3  ^^»«  D«  i«  ^^  '^A<<«  "><(>  t^  ßovXrJti^ 
in,  1,  26  Xc7Xi,  ili,  2,  37  ij^uro,  II,  t,  4  ix^u 


584  8  c  h  e  B  k I 

Herausgeber  richtig  beseitigt  mit  Ausnahme  einer  oder  der  anderen 
Stelle.  So  geben  VII,  1»  30  CBA  v}X(Lv,  die  anderen  r^iiCv,  bei  Eu- 
atathios,  der  II.  642,  17  die  Stelle  anfuhrt,  fehlt  (tf  O/jto^v;  man  bat 
nun  seit  Schneider  ujuicuv  geschrieben,  während  doch  das  vorher- 
gehende i^aXand^oiiev  und  ebenso  iyiife  auf  ii/xa>v  hindeutet.  Viel- 
leicht ist  auch  lifxiv  V,  7,  30,  was  die  besseren  Codices  bieten,  und 
nicht  u/xlv ,  wie  in  den  übrigen  steht,  die  richtige  Leseart,  ebenso 
^Ikäg  VI,  6,  17  statt  ufxä^,  wie  auch  in  B  steht,  und  VII,  3,  5  r^/juuv 
und  i^jULiv  statt  des  u/aoüv  und  6/xiv  aller  Handschritlen.  Dagegen  muss 
in  dem  früher  erwähnten  Paragraphe  (VII,  1,  30)  statt  lifjiä;  vor 
iei  offenbar  vyiäg  gesehrieben  werden. 

Weiterhin  pflegten  die  Abschreiber  o/roc,  ornp  und  d/rcu  zu 
vertauschen,  wie  t.  B.  III,  ^,  17;  V,  6,  20;  VI,  3,  1 1 ;  6,  «8.  Daher 
haben  Stephanus  und  Dindorf  II,  4,  20  und  VI,  3,  23  statt  d/rov, 
was  alle  Codices  bieten,  mit  Recht  d/rce  hergestellt;  umgekehrt 
empfiehlt  es  sich  V,  6,  20  statt  d/roe  av  ßojXria^s  vielmehr  d/rcu  äv 
ßoOXria^e  zu  schreiben.  Zugleich  soll  hier  noch  die  Stelle  IV,  8,  1 1 
insiTOL  Yjv  /A^v  ini  noXXoOg  rsrayiiivoi  irpoadYOJ/xev,  nepiTTeOioucw 
rifjLöjv  o(  TrcX^/ACoe  xae  rolg  ngpiTTOig  ^^aovrac  d  rc  av  ßov\(i}vrGu  kuri 
besprochen  werden.  Hier  gibt  nämlich  Cpr.  diroc  statt  d  rc,  was 
Rehdantz  und  Breitenbach  aufgenommen  haben.  Aber  ein  yu^rio^ai 
KOI  ist  doch  unerhört  und  wird  auch  durch  die  von  Rehdantz  ange- 
führten Stellen,  wie  V,  1,  8  idv  rc(  r&v  dntiporipuiv  ifX'^^P'^  ^^^* 
wo  sich  Uvai  von  selbst  ergänzt,  oder  Hell.  II,  4,  6,  VII,  1,16  dvl-- 
OTocvro  d/roc  idelro  ixaarog,  wo  onoi  durch  dvifjravTO  motiviert  ist, 
oder  Thuc.  V,  97,  2  ai  äi  kqi  arpartiai  itfi  xoiväg^  was  min  nach 
orpaTeOia^ai  /rot  beurtheilen  muss,  nicht  gerechtfertigt.  Darum  braueht 
man  aber  noch  nicht  mit  den  anderen  Codices  d  rc  zu  schreiben, 
sondern  es  kann  jenes  d;roc  recht  wohl  aus  einem  ontag  entstanden 
sein.  Wie  d/roc  und  d/np,  so  werden  auch  oXXoc  und  aXkig  gerne  ver- 
wechselt. So  ist  dies  der  Fall  in  der  Stelle  VI,  6,  5  Myx^ve  8i  r6 
(fTpdTiuyia.  i^d}  dv,  drc  d^fxcro,  xac  ini  Xslav  rivig  oi^J^ixivoi  dXkot  sig 
rö  opog,  wo  man  gewöhnlich  nach  dem  Vorgange  von  Schneider 
okTiXi  nach  dXXoi  einzuschieben  pflegt.  Aber  jenes  dXkoi  ist  unnothig; 
denn  durch  kni  Xccav  o^^öjxevoc  sind  ja  schon  diese  Leute  als  solche 
bezeichnet,  welche  auf  eigene  Faust  fouragieren  giengen  (vgl.  §.  2 
i4^v  ini  hlav  iivat);  es  wird  daher  vollkommen  genügen,  aXloc  in 
dUX{2  zu  verwandeln.  Man  vergleiche  noch  die  Varianten  zu  I,  9,  14. 


Xenophonüache  Studien.  58 D 

Eine  ganz  besondere  Untugend  der  Abschreiber  war  die  Ver- 
wechselung der  Präpositionen  ;r/&ö,  np6g  und  napd  und  die  daraus 
hervorgegangenen  Fehler  haben  den  Kritikern  mitunter  nicht  uner- 
hebliche Schwierigkeiten  bereitet  So  gibt  z.  B.  Cpr.  II,  1,  21,  22 
und  23  npofjioOai  statt  npoioOaif  was  Rehdantz  aufgenommen  hat» 
obwol  das  fxivcuac  (§.  21)  bestimmt  auf  ein  KpotoOat  hinweist.  Der 
gleiche  Fall  ist  1,  8,  14,  wo  nicht  mit  Cpr.  D.  und  Rehdantz  ;rpoa- 
^ec,  sondern  mit  den  anderen  npo-iin  zu  schreiben  ist,  und  zwar 
nicht,  wie  Breitenbach  sagt  *quod  minus  quam  npoxiu  adverbio  Ofxa- 
Xcu^  accommodatum  est*,  sondern  weil  das  jxivov  im  Folgenden  als 
Gegensatz  ein  npolivai  verlangt.  Nicht  minder  unrichtig  hält  Reh- 
dantz III,  2,  22  npoaiovdi  was  CAF6  Vind.  bieten,  gegenüber  ;rpoc- 
oOai  fest;  denn  es  handelte  sich. hier  darum  längs  des  Flusses  bis  zu 
den  Quellen  vorzudringen.  Für  die  Verwechslung  von  napd  und 
npo  verweise  ich  auf  VII,  2,  15,  wo  Bornemann  nach  den  Spuren 
von  A,  in  dem  einep  «ev  überliefert  ist,  £c  naptXev  statt  ei  npouiv  ge- 
schrieben hat  Wenn  daher  IV,  4,  7  CBAIS  /rpoaeivae,  die  anderen 
naptivai  bieten,  so  wird  man  hier  besser  (hun  sich  den  schlechteren 
Handschriften  anzuschliessen,  als  mit  Cohet  und  Rehdantz  npoihai 
SU  schreiben ;  denn  hier  kam  alles  darauf  an  bei  der  gefahrvollen 
Stelle  vorüberzukommen,  wie  denn  auch  in  demselben  Paragraphe 
das  napaSpaikslv  besonders  betont  wird.  Andere  Präpositionen,  die 
mit  einander  verwechselt  werden,  sind  d;rö,  u;rö,  ini;  man  vergleiche 
in  dieser  Beziehung  die  Stellen  I,  8,  18;  III,  4,  37;  IV,  7,  9;  V,  7. 
12,  8,  7  und  it;  VI,  S,  18.  Hieher  gebort  auch  die  Stelle  IV,  I, 
14,  wo  in  CB  OnocrriiavTeg^  in  E  imaTYj*javTtg,  in  den  übrigen  u/ro- 
ardvreg  gelesen  wird.  Man  hat  nun  gewöhnlich  die  Leseart  6;r9- 
(jrdvTsg  angenommen,  nur  Rehdantz  hat  das  (fnoaTriaavrsg  in  C 
und  B  festgehalten;  wozu  man  nvdg  ergSnzeii  müsste;  dies  wäre 
aber,  wie  Breitenbach  richtig  bemerkt,  etwas  hart  Warum  soll  man 
aber  nicht  mit  E  iKiarriaavrig  schreiben?  Die  Strategen  Hessen  in 
einem  engen  Wege  jede  Abtheilung,  wie  sie  kam.  Halt  machen  und 
nahmen  das  weg,  was  wider  ihren  Befehl  behalten  worden  war. 
Eine  andere  Stelle  III,  4,  24  wird  später  besprochen  werden. 

Sehr  willkürlich  verfuhren  auch  die  Abschreiber  hinsichtlich  der 
einfachen  und  zusammengesetzten  Vorba  und  vertauschten  dieselben 
oft  mit  einander.  So  lesen  wir  z.  B.  III,  4,  2  in  CBAE  foUvtrai,  in 
den  übrigen  imfocivirai.  Sollen  wir  nun  desshalb  mit  den  neuesten 


586  Selienkl 

Herausgebern  ausser  Cobet  yacvErac,  weil  es  die  besseren  Hand- 
schriften bezeugen,  in  den  Text  aufnehmen?  Aber  wie  leicht  eine 
solche  Verwechslung  ist,  zeigt  §.  13,  wo  A  gydvrj,  die  übrigen  i;rc- 
fdvri  überliefern.  Dazu  kommt,  dass  der  Sprachgebrauch  das  Com- 
positum verlangt  und  dass  dies  wirklich  §.13  und  III,  3,  6  gebraucht 
jst.  Ich  habe  daher  in  meiner  Ausgabe  unbedenklich  imfaiveTai  ge- 
schrieben. Ein  anderes  Beispiel  bietet  die  Stelle  V,  6,  31,  wo  E  und 
Ven.  M  «vaTraOea^at,  CBA  dvo^naOoeo^ai^  die  anderen  dvaKavaa-» 
a«5a(  bieten.  Das  Compositum  ist  hier  sinnlos  und  es  bleibt  geradezu 
unbegreiflich,  wie  Breitenbach  und  Sauppe  dasselbe  im  Texte  behal- 
ten konnten»  Steht  doch  unmittelbar  vorher  x«c  aCrog  tb  /raOo/xac 
Und  nun  bedenke  man,  dass  eben  da  E  und  die  schlechteren  Hand- 
schriflen  dvanaOoikai  geben,  dass  IV,  2,  4  die  schlechteren  Codices 
mit  Ausnahme  von  D,  wo  oü5*  InoLxjaavro  steht,  o^jq  dyenaOaavTO 
überliefern  (Vind.  oüd'  dv  inaOaavro),  wahrend  in  CBAE  ouSiv 
inoLOfjoLVTo  gelesen  wird.  Es  ist  also  das  Simplex  herzustellen,  aber 
nicht  noi'ji'j^xi  mit  Dindorf  und  Rehdantz,  sondern  KaOtjaa^on  zu 
schreiben.  Hieher  gebort  noch  die  Stelle  VI,  5,  17,  wo  Büchsen- 
schülz  (Phil.  XVni,  325)  statt  des  überlieferten  eTroc/xr^v  richtig 
ifenoijxriv  hergestellt  hat.  So  ist  ja  auch  unmittelbar  vorher  im  Co- 
dex E  ifiTTetj^xi  in  inta^xi  verwandelt  worden.  Dagegen  mochte 
ich  nicht  VI,  1,  22  mit  CBAE,  Rehdantz  und  Breitenbach  oca;rcpov- 
pi^vco  schreiben,  da  man  nach  dem  vorhergehenden  rinopilTo  ein 
dnopoityLivoi  erwartet  und  jenes  dt-  sehr  leicht  durch  das  folgende 
oiaxpXvcci  entstanden  sein  kann.  —  Eben  so  häufig  haben  auch  die 
Abschreiber  active  und  mediale  Formen  vertauscht,  so  z.  B.  VI,  G,  3, 
wo  die  besseren  Handschriften  xarfy^ov,  die  schlechteren  xanlyov 
bieten,  Hirschig  aber  mit  Recht  xariiyovTO  geschrieben  bat  (vgl. 
Phil.  V,  294),  VII,  3.  18,  wo  CBAI  xaXcdatro,  die  anderen  xaAiaat 
geben»  VI,  6,  29,  wo  in  CBA  (7uve|3cuXe6£ro,  in  den  übrigen  richtig 
(trjveß'iOXive  steht»  u.  ö.  So  möchte  ich  auch  VI,  4,  15  statt  des 
öberlieferten  I3u£  das  Medium  iJ^Oiro  herstellen,  da  von  derselben 
Handlung  unmittelbar  darauf  ^uo/ül^vc^  gesagt  ist  und  das  Medium 
In  diesem  Capitel  oHers  in  dieser  Weise  wiederkehrt  (vgl.  §.  12, 
13,  20,  22;  Cap.  5,  2).  Oberhaupt  steht  das  Medium  von  dem 
Feldherrn,  der  für  das  Heer  opfert,  z.  B.  VII,  1,  37;  6,  44  u.  o. 

Schliesslich    noch    einige    Worte  über  die  nicht  seltene  Ver- 
wechselung der  Dativ-  und  Accusativformen  des  Singular  in  der  A- 


Xenophontische  Studien.  58 T 

und  0-Dcclination,  welche  sieh  bekanntlich  dadurch  erklärt,  dass  das 
c  früher  nicht  darunter  gesetzt,  sondern  beigeschrieben  wurde.  Ein 
Beispiel  davon  haben  M'ir  in  der  Leseart  juiax^jv  11,  1,  5  in  Cpr.  M 
0  Ven.  M,  wahrend  sonst  ixd-/;^  gelesen  wird.  Ich  lege  dem  ixdyriv, 
wenn  es  auch  durch  Cpr.  bestätigt  wird,  kein  Gewicht  bei,  sondern 
ziehe  unbedenklich  iidy(rt  vor,  da  ich  den  Accnsativ  hier  überhaupt 
nicht  für  zulässig  und  auch  sonst  ohne  ein  naher  bestinimendes  At- 
tribut oder  doch  den  Artikel  kaum  für  richtig  halte.  Andere  Beispiele 
sind  III,  4,  8  (vej^iXryv),  V,  8,  24  (tgOtcv)  u.  dgl.  ni. 

Ich  habe  diese  Erörterung,  welche  wol  auch  einige  kleine  Bei- 
träge für  die  Kritik  geliefert  hat»  vorausgeschickt,  um  gleich  im 
voraus  den  Verdacht  zu  beseitigen,  dass  ich  mich  bei  den  folgenden 
Bemerkungen  allzu  ängstlich  an  die  Handschriften  anschliessen 
werde;  das  Weitere  muss  sich  natflrlich  bei  der  Behandlung  der 
einzelnen  Lesearten  herausstellen.  So  genau  auch  die  neuesten 
Herausgeber,  insbesonders  Rehdantz,  der  freilich  mitunter  hierin  viel 
zu  weit  geht,  die  Lesearten  der  besseren  Handschriften  für  die 
Kritik  des  Textes  verwerthct  haben,  so  bleiben  doch  noch  eine  An- 
zahl von  Stellen  übrig,  wo  die  Lesearten  von  sämmtlichen  Codices 
der  ersten  Classe  oder  von  CBA  oder  von  CB  oder  von  C  allein  und 
besonders  seiner  ersten  Hi>nd  noch  nicht  in  unsere  Texte  aufgenom- 
men sind,  obwol  sie  volle  Beachtung  verdienen.  Es  sind  dies  frei- 
lich keine  Lesearten  von  Bedeutung,  durch  welche  der  Text  merklich 
umgeändert  würde,  sondern  meistens  Kleinigkeiten,  die  aber  doch 
ihre  volle  Berechtigung  haben. 

Vor  allem  erwähne  ich  hier  die  Stelle  V,  1,  2,  an  M^elcher 
CBAEN  Afojv,  die  anderen  'AvreX^cov  geben.  Warum  hat  man  nun 
allgemein  *AvTtXioüv  vorgezogen?  Ist  doch  der  Name  Aecov  so  gut 
bestätigt  als  *AvreA£Oüv.  Es  ist  freilich  nicht  abzusehen,  M'aruu)  Aitav 
in  den  schlechteren  Codices  in 'AvreX^ojv  umgeändert  wurde;  aber 
andererseits  ist  wieder  nicht  begreiflich,  wie  'Avrc-  in  den  besse- 
ren verloren  gehen  konnte.  Da  nun  die  zweite  Classe  der  Hand- 
schriften gerade  mit  den  Eigennamen  oft  willkürlich  verfahrt  (vgl. 
VII,  4,  18),  so  scheint  die  Leseart  Aitav  vorzuziehen.  Auch  VII»  K» 
4  ist  es  noch  fraglich,  ob  mit  den  schlechteren  Handschriften  4>pu- 
viaxog  oder  mit  den  besseren  ^diiatog,  worauf  wohl  das  ^Ckr,^  in 
CBAE  führt,  zu  schreiben  ist.  Allerdings  tritt  um  diese  Zeit  Phry- 
oiskos  mehr  hervor,  während  man  von  Philesios  seit  VU,  2»  1  nichts 


588  Sthtnkl 

mehr  hurt;  auch  war  Phn'niskos  ein  warmer  Anhänger  des  Xeno* 
phon  (vgl.  V,  5,  10).  Indessen  Maren  doch  sicherlich  mehr  Stra- 
tegen im  Heere  als  drei;  und  da  wäre  es  denn  immerhin  möglich, 
dass  Philesios,  weil  er  der  altere  war  oder  weil  ihn  das  Loos  traf,  eia 
Haulthiergespann  erhielt.  —  Daran  schliessen  wir  eine  andere 
Stelle,  wo  bloss  die  Frage  über  die  Wortstellung  in  Betracht  kommt 
I.  3,  2  t  gehen  nämlich  CBAED  (auch  Vind.,  wo  aber  favepü}  steht) 
h  Ttb  rirs  favspC»^^  wahrend  in  den  schlechteren  iv  ye  ra>  ^avep^ 
gelesen  wird,  was  man  auch  allgemein  in  den  Text  aufgenommen 
hat.  Nun  scheint  jenes  röre  in  seinem  ersten  Theile  nur  eine  Dit- 
tographie  aus  dem  vorhergehenden  r^  zu  sein ;  r£  ist  aber  offenbar 
aus  7s  entstanden,  was  eine  sehr  gewöhnliche  Verwechselung  ist. 
Es  scheint  daher  die  Überlieferung  für  die  Wortstellung  £v  rw  ye 
favep&  zu  sprechen,  die  nicht  schlechthin  zu  verwerfen  ist.  Eine 
ähnliche  Kleinigkeit  ist  zu  11,  3,  3  zu  bemerken;  hier  schreibt  man 
nämlich  allgemein  nach  den  schlechteren  Handschriften  rcZ^v  de  dö«- 
nrXeov,  wahrend  in  CBAEM  ix  rcü^v  döjrXcjv  Sc  überliefert  ist.  Was 
das  ^x  anbetriffr,  so  pflegten  es  die  Abschreiber  gerne  partitiven 
Genetiven  vorzusetzen  (vgl.  S.  6  zu  I,  7,  13);  man  kann  es  daher 
unbedenklich  beseitigen  und  doch  die  Wortstellung  rcöv  donXojv  $i 
beibehalten.  Endlich  möge  hier  noch  die  Stelle  VH,  2,  25  erwslhnt 
werden,  wo  natürlich  <jce,  nicht  fxoi,  aber  nach  CBI  raW^d  ri  001 
yttci)  fXE  und  nicht  rdXAd  vi  fx«  yfXcp  doc  ^^yjaaj^ac  geschrieben 
werden  muss. 

Es  mögen  nun  einige  Lesearten,  in  welchen  die  Codices  CBA 
übereinstimmen,  besprochen  werden.  HI,  1,  42  haben  dieselben 
rovzovg  yoLp  ini  tö  roX6,  die  anderen  roOrovg  <hg  im  nolO.  Dass  w^ 
^;r^  rö  noXv  zu  schreiben  ist,  unterliegt  keinem  Zweifel,  aber  jenes 
yap  ist  schwerlich  eine  Interpolation,  sondern  dürfte  eben  aus  7'ai^ 
entstanden  sein.  VI,  3,  1  geben  CBA  dantp  dnißrt<joL\f^  wofür  man 
allgemein  mit  den  übrigen  co^  dnißr^aav  aufgenommen  hat;  indessen 
liesse  sich  doch  vielleicht  co^n'cp  dn,  nach  der  Analogie  von  danip 
£r^e,  &a7Ttp  irxjyns,  fassen  und  mit  'so  wie  sie'  oder  'gleich  nachdem 
sie  an's  Land  gestiegen  waren'  übersetzen.  V,  8,  21  fehlt  in  CBA 
inaUxE,  was  die  übrigen  bieten;  es  fragt  sich  nun,  oh  jenes  inccarg 
auch  wirklich  die  richtige  Ergänzung  ist  oder  ob  nicht  etwa  ein  all- 
gemeineres Verbum,  etwa  ixoXdC«r6,  ursprünglich  im  Texte  stand  (vgl. 
§.  18).  Ähnlieh  verhält  es  sich  mit  der  Stelle  VII,  6,  18,  wo  CBA 


Xenophoütitche  Studien.  589 

nach  noWoO  eine  Lücke  von  vier  oder  fiinf  Biichstciben  haben» 
welche  die  übrigen  Handschrillen  mit  dcxciD  julgc  ausfüllen;  hier  lasst 
uns  schon  der  Umstand,  dass  diese  Ergänzung  für  die  Lücke  zu 
gross  ist,  ferner  der  ungeschickte  Ausdruck  noXkoO  iioi  SoxQ  iilu 
rä  OyLSTipa  ^x^ev  auf  ein  Falsum  schliessen.  Ich  vermuthe  daher 
TToXXoO  rdvv  du  fxc  (statt  (Jftv)  rä  ö.  L  \\  7,  33  fehlt  in  CBA  av 
nach  reV,  was  die  übrigen  Codices  bieten.  Üass  die  P«irtikel  in  einem 
solchen  Satze  nicht  fehlen  kann  und  alle  Beispiele,  die  man  zur 
Rechtfertigung  des  blossen  Opfatives  anzuführen  pflegt,  fehlerhaft 
sind,  dürfte  wol  jetzt  trotz  der  Erörterungen  von  Hermann  de  part 
av  p.  157  oder  Bernhardy  Synt.  S.  411  eine  ausgemachte  Sache 
sein.  CBA  zeigen  uns  aber,  wo  die  Partikel  gestanden  hnt;  sie  ist 
nämlich  nach  inatviGuev  beizufügen.  Bei  dieser  Gelegenheit  sei 
gleich  bemerkt,  dass  H,  4,  S,  wo  die  Partikel  ebenfalls  ausgefallen 
ist,  wohl  £v^u^  av  'ApioLlog  zu  schreiben  ist,  da  av  so  offenbar  den 
besten  Platz  hat  und  dann  auch  vor  'Aoialog  sein  Ausfall  sieh  sehr 
leicht  erklären  lässt.  —  Eine  oft  besprochene  Stelle  ist  die  Notiz  über 
den  Eukleides  aus  Phlius,  den  Sohn  des  Kleagoras,  von  dem  es  (VH» 
8,  1)  heisst:  roO  rd  cvu^ivta  6v  A'jxilo)  '/iyftaffOTog.  Vor  allem  muss 
hier  hervorgehoben  werden,  dass  ivO/rvea  ^v  A'jxelui  nur  in  E  und 
den  sehleehleren  Codices  gelesen  wird,  während  C  hoUicc  iv  oexec«), 
B  ivoi'/.ia  evcexcco,  A  ^v  oix.la  iv  cuico  überliefern.  Darnach  erscheint 
ivO/Tvca  als  eineCorrectur,  die  übrigens,  wie  man  sie  auch  drehen  mag, 
niemals  einen  befriedigenden  Sinn  gibt.  Üass  Kleagoras.  wie  Weiske 
meinte,  Traume,  wie  sie  aus  der  elfenbeinernen  oder  hörnerneu  Pforte 
kommend  einherschreiten  oder  beschwingt  durch  die  Luft  eilen,  gemalt 
habe,  wird  wol  jetzt  Niemand  mehr  behaupten  wollen.  Man  kann 
daher  nur  an  ein  Werk  denken,  welches  den  Titel  führte  €vO;rvfa  iv 
Avxe'Kü,  Wenn  nun  das  Lykeion  ein  Tempel  gewesen  wäre,  wo  In- 
cubationen  stattfanden,  so  liesse  sich  dieser  Titel  noch  hören;  aber 
das  Lykeion  war  ja  ein  Gymnasion  und  der  allerdings  benachbarte 
Tempel  des  Apollon  Lykeios  wurde  nie  mit  dem  Namen  Lykeion  be- 
zeichnet. Was  sollen  aber  Traumerscbeinungen  in  einem  Gymnasion 
und  was  hilft  uns  das  Citat  aus  Dion  Chrysostomos  Or.  XI,  p.  358» 
welches  Dindorf  beigebracht  hat?  Dort  ist  nämlich  von  einem  ägypti- 
schen Traumbuche  die  Rede,  das  auf  Horos  den  Jüngeren  zurück- 
geführt wurde  (vgl.  Artemidoros  Oneirocr.  H,  38,  44).  Ist  nun 
ivOirvia   eine   blosse  Correctur,  so  fallt  auch  die  Vermuthung  Toup*8 


890  Sehen  kl 

(ep.  crit.  p.  48),  dass  urspröngüch  iv^ma  geschrieben  stand,  p^egen 
die  sich  übrigens  trotz  ihrer  Vertheidigung  durch  Bothe  (Hhein. 
Mus.  N.  F.  III,  638)  noch  gar  manches  andere  einwenden  liesse. 
Geht  man  aber  von  ivoUia  aus,  so  kommt  man  bei  der  gewöhnlichen 
Verwechsehmg  von  x  und  y^  zu  der  Vermulhung  ivroi'/ia^  auf  die 
schon  ein  nicht  näher  bezeichneter  Freund  Bornemann*s  yerrallen  ist» 
wofür  sich  ganz  passend  die  ivToiy^toi  ypafai  bei  Dionysios  von 
Halikarnassos  Epit.  XVI,  6  vergleichen  Hessen. 

Nicht  unbedeutend  ist  die  Zahl  von  Stellen,  wo  man  gute  Lese- 
arten des  C  noch  nicht  für  den  Text  verwerlhet  hat.  So  kann  ich 
mich  nicht  genug  wundern,  dass  man  III,  1,  45  noch  immer  tgggO- 
TGv  /xövov  (7£  iyiyvo)(Jx,ov  schreibt,  obwohl  in  Cpr.  fxövov  ae  fehlen;  es 
liegt  auf  der  Hand,  dass  to^ovtov  a'  kylyvo)a7iov  geschrieben  werden 
muss;  wie  oft  ist  ein  solches  Pronomen  in  den  Handschriften  ausge- 
fallen !  Nicht  minder  seltsam  ist  das  Festhalten  an  der  Vulgata  III, 
2,  16:  ort  J^ilovat  xai  TroyianT^daioi  ovreg  jult^  diy^ea^ai  viiäg  gegen- 
über dem,  was  Cpr.  bietet  ort  ov  J^iXorjm;  denn  nichts  ist  klarer,  als 
dass  nachdem  jenes  oO  getilgt  war,  jultt/  vor  St/^so^ai  eingeschoben 
wurde,  wesshalb  ixy}  ohne  weiters  zu  beseitigen  ist.  IV,  4,  1 1  liest 
man  allgemein  dnixpv^e;  die  Leseart  in  Cpr.  aber,  wo  dnoxp\j'j/eiv 
steht,  scheint  auf  dnoxpxj^ai  zu  führen;  so  hat  Lion  V,  7,  3  richtig 
statt  auKki^uv^  M'as  in  CBpr.  A  bezeugt  ist,  auXAiC^i  geschrieben. 
IV,  7,  26  gibt  Cpr.  ivraO^a  5>j  statt  ev^a  df„  III,  2,  24  xaraaxrja- 
aoLO^oii  statt  yLaraay.t\j6L^t(3^cLi^  welche  beiden  Lesearten  durchaus 
nicht  zu  verwerfen  sind,  VII,  3,  7  jraJea.  —  IV,  8, 11  hat  C  die  Worte 
xac  dvSpu}7:o}v  erst  von  zweiter  Hand  am  Rande.  Betrachtet  man  nun 
die   Stelle   07:6   dSpouiv   [;np]  •)  xae   ßeXoüv   xae  av^pcI>iTcov  rrcXXojv 


0  Dasa  nrip,  was  A  unslässi,  mit  Dindorf  za  ttreicheo  ist,  haben  wir  schon  oben  be- 
merkt Es  ist  aus  dem  folgenden  mg  entstanden,  wie  denn  der  Teit  der  Anabasis 
vielfach  durch  solche  Wiederholungen  von  Wörtern  entsteUt  ist.  So  stammt  ayd7xi9 
Ul,  4,  19  vor  aroxrou;,  was  Cobet  mit  Recht  ausgeschieden  hat,  aus  der  nächsten 
Zeile,  ebenso  iy^oi^t  III,  4,  48  Tor  eVo^evero,  von  Rehdantz  eingeklammert,  aus  den 
unmittelbar  folgenden  Worten.  Auch  Ul,  1,  25  wird  v^itU  vor  rarrcrt,  an  dem 
Cobet  Anstoss  nimmt,  nur  eine  Wiederholung  des  Torhergehenden  Vfuli  teis. 
Übrigens  ist  an  dieser  SteUe  jedenfalls  ti  dk  rairer*  ifxi  liiua^au,  sn  schreibea. 
Haben  nun  wir  in  diesen  Wiederholungen  einfach  Irrthfimer  der  Abschreiber  sn 
erkennen,  so  müssen  wir  andere  fihnliche  FSlle  für  absichtliche  Interpolation  er^ 
klBren,  t.  B.  III,  1,  13  OßpiCo|Aivou(,   schon  Ton  Schneider  beanstlndet,   das  au 


Xenophontische  Studien.  S9l 

c/x7r£(7dvreov  genaiicr,  so  sieh!  man,  ilass  ;roAXojv  ebenso  überflussig  als 
unpassend  ist;  d^f^oujv  gehört  zu  beiden  durch  xac  .  .  .  xae  verbun- 
denen Begrifi*en;  was  soll  demnach  das  matte  jtoaXojv?  Offenbar 
wurde  ttoaacov  als  Glosse  über  der  Zeile  geschrieben  und  verdrängte 
dann  xai  dvojv;  es  ist  daher  unbedenklich  zu  beseitigen.  Einen  ähn- 
lichen Fall  (1, 6, 9)  haben  wir  schon  oben  (S.  567)  besprochen  und  lugen 
hier  gleich  einen  dritten  hinzu,  nämlich  I,  7,  4,  wo  die  Vuigata 
6]u.a)v  öi  avcpcov  cvrojv  xac  eürcA/Acov  '/evoixivoijv  lautet,  während  in  C 
fOröX/xeov  von  zweiter  Hand  an  Stelle  eines  anderen  Wortes  gesetzt 
ist,  von  welchem,  da  es  ausradiert  wurde,  nur  mehr  die  Zeichen  eü 
.  .  .  .  oDv  zu  erkennen  sind.  Muss  schon  dies  gegen  die  Vuigata 
misstrauisch  machen,  so  wird  dieses  Misstrauen  noch  durch  die 
Schwierigkeiten,  welche  die  Erklärung  von  gvtgüv  macht,  gesteigert. 
Man  hat  dies  Particip  verschieden  zu  erklären  versucht.  Krüger  und 
Breitenbach  meinen,  es  sei  hier  ein  causales  und  hypothetisches  Par- 
ticip verbunden;  ich  selbst  dachte  iVülier  daran,  dass  beide  Parti- 
cipien  hypothetisch  zu  fassen  seien  und  zwar  ovrcov  sich  auf  den 
ganzen  Feldzug,  ycvc/jlsvcov  auf  den  Moment  des  Kampfes  beziehe. 
Die  erstere  Erklärung  ist  aber  falsch,  weil  aus  dem  Nachsatze  her- 
vorgeht, duss  Kyros  den  Hellenen  nur  für  den  Fall  Versprechungen 
machte,  dass  sie  sich  als  tapfere  Männer  bewiesen,  die  letztere  er- 
scheint  mir  jetzt   als  gekünstelt;   man   verlangt  nämlich  nicht  den 


§.  29  sUmmt,  lU,  2,  23  ßoLaikioii  axovro^,  dHS  in  C  erst  eine  späte  Hand  Hm 
Runde  beigesehrieben  hat,  vgl.  UI,  3,  i.dann  IV,  8,  9  Trpoo'ßarcv  $i,  ebcnfMlls  inC 
erst  um  Runde  von  junger  Hand,  vgl.  IV,  3,  12,  endlich  Vli,  3,  36  db-^  roi;  5eoi(, 
wofür Hirachig  (Phil.  V,  302)  mit  glänzendem  Scharfsinne  auv  roi;  r7r;:oi$  herge- 
stellt hat;  ffuv  zoXg  ^iolg  ist  nknilich  eine Reroiniscenz  aus  Cyr.  VII,  5,  24,  welche 
die  echte  Leseart  verdrängt  hat.  Einigermassen  gehört  hieher  auch  III.  5,  13,  welche 
Stelle  eine  etwas  längere  Besprechung  erfordert.  Hier  hat  schon  Reiske  erkannt, 
dass  Y)  Kftd^  Baj3uXa>va  ein  offenbares  Einschiebsel  ist.  Man  wollte  nun  wenigstens 
Tzpd^  Ba^u).a)va  halten,  indem  man  i^  beseitigte  oder  in  r:^,  auch  in  xai  ver- 
wandelte. Aber  damit  wird  den  Übelstinden  nicht  abgeholfen;  denn  el^  roufXjraXiv 
wird  ja  hinreichend  durch  sie  rd;  axaucrrou^  xcofxa;  bestimmt,  zwischen  welche 
eng  zusammengehörige  Ausdrücke  jenes  itfid<;  BaßuXoiva  entschieden  unpassend 
eintritt;  denn  es  ist  licherlich,  bei  einem  kurzen  RGckmarsche  die  Richtung  nach 
einer  Stadt  zu  bestimmen,  die  mehr  als  vierzig  Tagmarsche  entfernt  gelegen  iat. 
Offenbar  wollte  ein  Leser  jenes  roufAiraXiv  erkliren  und  fugte  so  nach  der  An- 
deutung in  $.  15  on  rd  Trpd;  ficov^fAßpiov  rrjg  enri  Ba/3uX£)va  ciig  die  Glosae 
Trpö;  Baj3uXd>va  bei.  Jenes  ^  ist  aber  aus  ^,  (ySvouv)  entstanden,  wie  denn 
^ouv  häufig  solchen  erklärenden  Glossen  Torgesetxt  wurde. 

SiUb.  d.  phiL-hist.  Gl.  LX.  Bd.  HL  Hfl.  39 


592  Sehe  Dkl 

Satz  'wenn  ihr  Manner  seid',  sondern  *wenn  ihr  oiich  als  wackere 
Männer  bewiesen  haben  werdet*.  Man  erwartet  daher  auch  nebea 
dvdp&v  ein  d7a^cüv,  wie  es  Xenophon  regelmässig  setzt  (z.  B.  III,  2, 
11,  15,  39).  Darum  glaube  ich,  dass  ovrojv  nur  eine  Glosse  ist, 
welche  das  echte  Wort  dya^cov  verdrängte,  wie  denn  auch  schon 
Jacobs  ccYa^cüv  für  cvrojv  schreiben  wollte.  Da  nun  Dindorf  nach  den 
Spuren  in  C  treflfend  eO  rcDv  e/xcov  statt  eOrcA]u.ci)v  hergestellt  hat  i} 
und  diese  Vermuthung,  wie  oben  (S.  566)  bemerkt  wurde,  durch  die 
Randbemerkung  im  Vind.  bestätigt  wird,  so  wurde  die  ganze  Stelle 
lauten:  6|ieöv  ok  dyoptLv  dya^rLy  xai  eu  rcov  i/jicov  yevojjiivojv.  Zwei 
Bedingungen  sind  es,  an  welche  Kyros  die  Erfüllung  seiner  Ver- 
sprechungen knüpft,  nämlich:  wenn  ihr  euch  als  wackere  Manner 
bewiesen  habt  und  wenn  ich  den  Sieg  davongetragen  habe. 

I,  9,  28  überliefern  alle  Handschriften  ee  Si  S-h  kote  n:opeO- 
ocrc,  nur  Cpr.  h<nt  de  di  Syj  onore  nopeOoivro.  Davon  empfiehlt  sich 
onore  auf  den  ersten  Blick,  denn  das  kotI  der  Vulgata  ist  doch  sehr 
befremdlich.  Ob  aber  weiter  Dindorf  mit  seiner  Conjectur  ofxoO  oi 
Sii  oTzirt  nopiOotvTo  das  Richtige  getroffen  hat,  ist  sehr  fraglich. 
Schon  an  und  für  sich  ist  jenes  cjuioO  unwahrscheinlich ;  ausserdem 
muss  TiopeOoivTo,  wie  aus  dem  folgenden  xui  nAeXdTOi  /if/Aoesv  o^c- 
a3on  erhellt,  nicht  mit  'auf  der  Reise  waren',  sondern  mit  *auf  dem 
Marsche  waren'  übersetzt  werden.  Am  liebsten  möchte  ich  xae  oi^ 
6n67£  TTope-joivTO  lesen,  wobei  die  Corruptel  6i  *)  für  xae  nicht  befrem- 
den würde,  da  dieselbe  öfters  vorkommt.  Die  Einschiebung  des  oi  vor 
dii  müsste  man  aber  so  erklären,  dass  eine  I)ittogi*aphie  oder  eine 
Correctur  von  o-h  in  den  Text  eingedrungen  ist  (vgl.  die  Varianten 
zu  VI,  5,  6.  wo  CA  statt  cv^a  of,  :  iv^a^c  Si  bieten). 

Zweifelhafter  ist   das  zweimalige  ojg  gleich  cj^re,  welches  Cpr. 

11,  3,  3  und  III,  4,  19  (denn  die  zwei  Buchstaben  in  der  Rasur«  auf 
welcher  utrjTe  steht,  sind  doch  nur  oj^  gewesen)  darbietet.  M'iewol 
eo^  im  Sinne  von  a)<7r£  sich  sowol  bei  Xenophon  als  auch  bei  ande- 
ren Schriftstellern  nicht  selten  findet,  am  bezeichnendsten  jztpi  cjt^t. 

12,  10,  wo  es  dem  clj?re  parallel  steht.  Möglich  wäre  auch  cu  ;roX- 
Aae,  was  111,2,  14  in  Cpr.  statt  cüjro)  noXkai  überliefert  ist,  obwol  ou;rw 
deutlicher  ist  und  nta  vor  TroXXac  sehr  leicht  ausgefallen  sein  kann. 


0  ^^I*  i  S  &v  d^  cu  livrjrai  ri,  f.  7  äv  ct^  7^rai. 

*)  Der  Turonensis  bietet  &  dk  /üi  oirorc  iropcuocvro,  t^.  8. 645. 


Zenophootische  Studien.  S93 

Schon  aus  dem  eben  Bemerkten  ist  zu  ersehen,  dass  man  selbst 
aus  den  Rasuren  in  C,  durch  welche  die  Züge  der  ersten  Hand  aus- 
getilgt worden  sind,  manchen  nicht  unwichtigen  Sehluss  auf  die  ur- 
sprungliche Überlieferung  ziehen  kann.  Einige  andere  Beispiele  wer- 
den dies  noch  klarer  machen.  I,  9,  19  schreibt  man  gewöhnlich  xai 
8  oder  a  ininaro  au  re^  yjxtcjra  KOj^ov  ^xpu;rr€v;  Cpr.  gibt  aber  xai 

.  .  KtKOL Tt^,  er  scheint  also   dasselbe   wie  DFO  und  Vind, 

(nur  dass  dieser  av  re^  gibt),  gelesen  zu  haben,  nämlich  xae  rd  7ri- 
naaro    aL   re^.  Auf   Grundlage   dieser  Leseart  hat  Dindorf  (zu  den 
Comm.  I,  2,  29)   xae   arra   niKü^H  rig  vorgeschlagen.    Davon   ist 
nun,   wie  es  scheint,  xal  olttol  gelungen,  denn  xae  rd  kann  sehr  wol 
aus  yoL'z'za  hervorgegangen  sein  i),  dagegen  ist  /rer&rc  nicht  noth- 
wendig;    7r£7raro    nämlich  statt  iniTzaTO  steht   nach  der  bekannten 
Manier  der  Abschreiber,   die  das   syllabische  Augment  beim  Plus- 
quamperfectum  gewöhnlich  auszulassen  pflegten,  wie  ja  die  schlech- 
teren Handschriften  auch  hier  Tiinaro  lesen.  Das  seltsame  au  bleibt 
trotz  aller  Versuche  Kühneres  und  Breitenbach*s  es  zu  erklären  un- 
haltbar^  und   zwar  seiner  Stellung  wegen,  wornach  es  zu  xal  drra 
ininaro  und  nicht  zum  Folgenden  gezogen  werden  muss;  denn  dass 
aO    Tig  mit  fix^^ra  sxpvjrrev  zu  verbinden  ist,  M^ird  man  Breitenbach 
schwerlich  glauben.  Jacobs*  dei  befriedigt  ebenso  wenig.   Will  man 
daher  nicht  mit  Dindorf  (praef.  ed.  Teubn.  p.  XIII)  annehmen,  dass 
jenes   au  ursprünglich  am  Bande  beigeschrieben  war,  um  auf  eine 
Leseart   jri/raujro  statt   nijzatjro  hinzudeuten,  wie  sie  sich  auch  im 
Codex  K  findet,   so  könnte   man  vermuthen,  dass  AT  (AN)  aus  AH 
entstanden  ist,  wie  denn  diese  Partikeln  öfters  mit  einander  verwech- 
selt worden   sind.  So   hat  V,  7,   22  Behdantz  oj^  dii  xae  iuipocxoTeg 
statt   (Jjg  dv   xae   L  und  Cobel  VII,  6,  16  €;re  rcurw  Syj  iotdou  statt 
kni  Tourw  dv  ioiSou   geschrieben,  obwol  freilich  an  diesen  beiden 
Stellen  dv  auch  aus  dpa  entstanden  sein  kann.  —  I,  10,  6  scheinen 
in  Cpr.  an  der  Stelle  von  ^  vor  rdvr£^  zwei  Buchstaben  gestanden 


*)  Eio  anderes  Beispiel  der  Verwechslaog  Ton  i  and  r  finden  wir  I,  10,  3.  Dort 
schreiben  nimlich  Dindorf,  Rehdanti,  Breitenbach  nach  CBA  ^Xo,  wihrend  man 
frfiher  die  Leseart  der  fibrigen  Codices  rä  Sk\a  in  den  Text  anfgenommen  hatte. 
Und  dieses  ra  aX\a  ist  durchaus  nothwendig  wegen  des  folgenden  irayro.  Dabei 
ist  klar,  wenn  man  raXXa  herstellt  (so  schreiben  immer  die  Codices  der  Anabasia), 
wie  leicht  r  nach  dem  Torhergehenden  xoeC  aosfaUen  konnte. 

3«» 


594  Schenk! 

ZU  Laben;  vielleicht  las  mau  ursprünglich  Ys  xai,  was  einerseits  ganz 
passend  wäre  und  andererseits  den  Spuren  in  der  Rasur  entspräche» 
wenn  man  sich  xai,  wie  dies  gewöhnlich  der  Fall  ist,  abgekürzt  ge- 
schrieben denkt.  —  II,  2,  3  hat  Cpr.  von  den  Wörtern  ^jofxivcji 
Uvai  die  Sylben  o)  iivai  von  zweiter  Hand  auf  einer  Rasur  von  sie- 
ben oder  acht  Buchstaben  geschrieben.  Sollte  etwa  die  ursprüng- 
liche Leseart  .^uofxs'vcü  if,y^£(jJ^at  gewesen  sein?  —  III,  2,  20  liest 
man  gewöhnlich  ä/üiapravouat,  Cpr.  hat  aber  äfxafTy;  .  .  .  ^c,  worin 
ri  auf  das  Futurum  hindeutet,  das  sich  auch  schon  wegen  des  vor- 
hergehenden elaovTai  empCehlt.  Dass  nun  Xenophon  ein  Futurum 
diiapTriGOi}  gehraucht  hat,  welches  sich  erst  bei  Späteren  findet,  ist 
durchaus  unwahrscheinlich;  wohl  aber  kann  jenes  ai  auch  erst  von 
zweiter  Hand  herrühren  und  daher  dixcc^TYioovTai  die  echte  Leseart 
gewesen  sein. 

II. 

Bekanntlich  sind  unsere  Handschriften,  auch  die  der  ersten 
Classe,  durch  zahlreiche  Interpolationen  entstellt.  Davon  gehören 
die  meisten,  welche  zur  Vervollständigung  oder  Erklärung  eines  Aus- 
druckes oder  eines  Satzes  dienen,  verschiedenen  Zeiten  an^  waren 
aber,  wie  früher  nachgewiesen  wurde,  zum  grossen  Theile  schon  im 
zweiten  Jahrhunderte  nach  Christus  im  Texte  vorhanden.  Über  diese 
hier  zu  sprechen,  halte  ich  für  unnöthig,  da  Rehdantz  dieselben  im 
kritischen  Anhange  S.  33  tF.  eingehend  behandelt  hat,  womit  frei- 
lich nicht  gesagt  sein  soll,  dass  ich  altem,  was  dort  Rehdantz  erör- 
tert hat,  beistimme.  Auch  jene  andere  Art  von  Interpolationen,  die 
in  den  eingeschobenen  Proömien,  Berechnungen  und  Recapitulationen 
hervortritt,  will  ich  nicht  besonders  besprechen.  Es  waren  hier 
gleichfalls  verschiedene  Hände  thätig,  wie  schon  der  Umstand  zeigt, 
dass  diese  Interpolationen  in  den  schlechten  Handschriften  noch 
weiter  geführt  sind,  z.  B.  im  Eingange  des  vierten  Buches.  Merk- 
würdig ist,  dass  trotz  der  Bemerkung  des  Diogenes  von  Laerte  11, 
6,  13  nfjV  re  'AvajSaatv,  Yig  xard  ßißXiov  fxiv  iTzoirtae  7rf>GCt,u.t&v, 
oXing  Si  o\j  ein  solches  Prooemium  beim  sechsten  Buche  nicht  erhal- 
ten ist.  Möglich,  dass  ein  solches  vorhanden  war  und  dann  verloren 
gieng,  worauf  ein  späterer  Redactor  eine  neue  Abtheilung  versuchte 
und  das   Prooemium  am  Eingange  des  dritten  Capitels  des  sechsten 


Xeoophontische  Studien.  595 

Buches   fabricierte,  das  in   den  besseren  Handschriften  nicht  über- 
liefert ist. 

Interessanter  sind  aber  einige  Interpolationen,  welche  einen 
kundigen  Leser  verrathen  und  daher  möglicher  Weise  von  einer  und 
derselben  Hand  herrühren  dürften,  wie  I»  4,  9  otjii  Tag  ntpiartpdq^ 
I,  8,  6  Xi'^tra.i  Si  Kai  rovg  äXkoug  liipaag  TpeXacg  rat^  xefaXaXg  iv 
ra>  ;rcXefxcü  9iaKivovve0eiv^  II,  2,  9  xal  XOxov,  Hl,  5,  IS  xae  iapi' 
^eiv  <),  V,  3,  6  fJLcrd  *  AyndiXdorj  iv  Kopojvfta,  VII,  5,  1  dp-^aiov 
Tivög.  Erwägt  man  nun  die  Beschaffenheit  dieser  Zusätze  und  den 
Umstand,  dass  die  in  H,  2,  9,  HI,  5,  15,  V,  3,  6  bezeichneten  in 
den  besseren  Handschriften  oder  doch  in  Cpr.  fehlen,  so  muss  man 
erkennen,  dass  hier  gar  keine  Interpolationen  beabsichtigt  waren, 
sondern  lediglich  Bandbemerkungen  eines  nicht  unkundigen  Lesers 
vorliegen,  die  späterhin  mit  manigfachen  Veränderungen  in  den  Text 
aufgenommen  wurden.  Dafür  spricht  auch  die  Stelle  I,  10,  3,  wo 
Krüger  (de  auth.  An.  p.  38)  mit  Becht  erkannt  hat,  dass  i^  vstaripa 
eine  Glosse  ist  und  eigentlich  zu  n%v  Ooüxafd'a  gebort.  In  CA  steht 
nun  f^v  vswrgpa  rj  Ar^y^-fitja,  worin  uns  die  ursprüngliche  Form  der 
Bandbemerkung  erhalten  ist.  So  erklärt  sich  auch  der  Zusatz  Sxu^ae 
III,  4,  1 S  als  Bandbemerkung  eines  Lesers,  der  sich  erinnerte,  dass 
SxO^y;^  und  Tc^orng  in  Athen  gleiche  Bedeutung  hatten,  (vgl.  Beh- 
dantz,  kritischer  Anhang  S.  Sl),  ebenso  vielleicht  auch  das  räthsel- 
hafte  au^tg,  womit  ein  Leser  bezeichnen  konnte,  dass  die  Expedition 
unter  Datis  und  Artaphernes  die  zweite  nach  der  ersten  durch 
Sturm  verunglückten  unter  Mardonios  (493)  war;  natürlich  gehorte 
aif^ig  zu  e/3övra)v  und  ward  dann  an  falscher  Stelle  in  den  Text 
eingeschoben  <). 


^)  Dies  weist  auf  einen  Leaer  der  Kyropidie  hin,  wo  man  VMI,  6,  22  lieat:  rdv  ^k 
aiLfl  t6  iap  [xp<Jvov]  rpeij  fi>3va;  [^ivy«  ßataikib^]  iv  SoOaotc '  TViv  $i  ax|Ai^v 
roO  5cpou^  duo  i'j  'Exßaravoi;. 

*)  Auch  die  Stelle  II,  i,  12  {gehört  hieher.  Da  nSmlich  der  Athener  Theoponipos  aonat 
nicht  mehr  genannt  wird  und  man  der  Meinung  war,  Xennphon  hahe  seine  Autor> 
Schaft  möglichst  verbergen  wollen,  so  rermuthete  man,  dass  Theopompos  tht 
fingierter  Name  sei  und  dahinter  Niemand  als  Xenophon  selbst  stecke.  Daher 
schrieb  man  Hevo^uv  bei  und  dies  ist  wirklich  in  die  meisten  Handschriften  ei»- 
gedrungen,  obwol  für  die  ebtn  erwähnte  Annahme  nicht  der  geringste  Grund  vor- 
handen ist.  Dies  zeigt  besonders  die  Leseart  in*D,  wo  im  Texte  Hcvo^uv,  am  Rande 
xal  6  OeoTTCfAiroc  steht,  ebenso  hat  der  Vind.  neben  Ecvo^uv  im  Texte  am  Rande 


S96  Scb  e ■ kl 

Besonders   kommen    aber  hier  zwei   Stellen  in  Betracht.  Zu- 
nächst  die   Notiz   über  die  Kanäle  am  Euphrates,  die  sich  L  7»  15 
findet:  ivJ^a  S-h  eiaiv  ai  5tojpu;^fg,  a;rö  roO  Teypnjro^  norayLoO  pio'jaat' 
üai    di   rirraptg,  t6  /jlcv  e\jpog  nXe^ptaXaij  ßa^elat  di  iayypfhg^  xat 
TrXoia   nktX   iv    aCTaXg   atraytüya,  •  eiaßa)sXov(7t  Si  sig  röv  Eüypdn^v, 
diaXsinoiKJi    $'   ixddn?  jiapaad'/yYjv,  yifvpat  o*  iTreiniv.  Dass  diese 
Stelle  unecht  ist,  bedarf  eigentlich  keines  Beweises;  denn  man  sieht 
auf  den  ersten  Blick,  dass  durch  sie  der  Zusammenhang  ganz  unpas- 
sender  Weise   unterbrochen   wird ;  auch  schliessen  sich  die  Worte 
ijv   di  noLpä  röv  Euyp.  eng  an  das  vorhergehende  Mr^Jiag  rilyog  an. 
Aus  Cpr.,  wo  die  Worte  Sri  thiv  fehlen,  ergibt  sich  nun  augenschein- 
lich, dass  wir  es  hier  mit  einer  Randbemerkung  zu  thun  haben.  Und 
zwar  rührt  dieselbe,  wie  schon  Rarbid  du  Bocage  (Mel.  de  g^ogr.  55) 
erkannte,   sicherlich  nicht    von  Jemand   Unkundigem  her.    An    der 
Wahrheit  der  Angabe  lässt  sieh  nicht  zweifeln  und  den  Irrthum»  dass 
diese  Kanäle  vom  Tigris  ausgiengen,  während  sie  doch  in  der  That 
aus  dem  Euphrat  in  den  Tigris  geleitet  waren  (vgl.  Herodot  I,  1 93, 
Arr.  An.  VI,  7,  5,  Strab.  XVI,  9.  p.  740,  Rennel  Illustr.  of  the  Exp. 
of  Cyrus  p.  76,  Koch  Zug  der  Zehnt.  S.  47,  55),  theilt  der  Urheber 
dieser   Notiz  mit  Xenophon  (vgl.  II,  4,  13  aurat  \$mp\tytg  dOo]  i* 
ijaav   dn6  roö  Teyfr^ro^  noTa.\LO\j),  Wenn  daher,  was  auch  möglich 
ist,  diese  Stelle  nicht  etwa  einer  Randbemerkung  im  Handexemplare 
des  Xenophon  ihren  Ursprung  verdankt,  so  muss  sie  aus  einer  guten 
Quelle  geschöpft  sein.  Die  andere  Stelle  ist  der  Katalogos  am  Ende 
des  Werkes  (VII,  8,  25),  der  sicherlich  nicht  aus  der  Luft  gegriffen 
ist.  Dass  er  nicht  von  Xenophon  herstammt,  das  zeigt,  abgesehen  von 
allem  Anderen,  schon  jenes  i;rfM'^cfxev,  da  Xenophon  in  seiner  Dar- 
stellung  niemals   die  erste  Person  gebraucht.  Aber  die  Gründe,  die 
Krüger  (de    auth.  An.  p.  7)  vorbringt,  um  diesen  Katalogos  als  ein 
willkürliches    Machwerk  zu  erweisen,  sind  für  mich,  trotzdem  dass 
sie  Bornemann  billigt,  nicht  überzeugend.  Vor  Allem,  sagt  Krüger, 
seien  Satrapen    von  Lydien,  Phrygien,  Kappadokien,  nicht  Artimas» 
Artakamas,  Mithridates  gewesen,  sondern  diese  Länder  haben  eben 
die  Satrapie  von  Kyros  gebildet  (vgl.  I,  9,  7);  aber  wenn  auch  Kyros 
der   eigentliche  Satrape  w.  r,   so  konnten  doch  die  eben  Genannten 

eeoffffAirof.  Im  V«t.  96  (I)  lie«t  man  das  Scholion:  Hfvoy&v  KtfX  lairroO  ftifivi?- 
rat,  welches  auf  das  Lemma  8cJ}ro/ifro(  geht. 


XenophoDtitche  Studieo.  59  • 

seine  önap-zoi  sein  und  der  Irrthum  bestünde  also  nur  darin,  dass  die- 
selben ungenau  Satrapen  genannt  werden.  Dass  weiterbin  Belesys 
wirklich  Satrap  von  Syrien  war,  geht  aus  I,  4,  10  hervor,  welche 
Stelle  Krüger  trefflich  erklärt  hat;  an  einen  alten  König,  wie  man 
früher  meinte  und  Rehdantz  auch  noch  jetzt  annimmt  (Vorr.  2.  Aufl., 
S.  XXV,  Anm.  53),  ist  nicht  zu  denken.  Eben  weil  Belesys  sich  aus 
seiner  Satrapie  entfernt  und  dem  Konig  angeschlossen  hatte  (darum 
heisst  es  auch  roO  ^upiag  aj^lavrcg),  liess  Kyros  seine  Residenz 
und  seinen  Park  zerstören.  Dass  Belesys  übrigens  hier  als  Satrape 
von  Syrien  und  Assyrien  aufgeführt  wird,  ist  allerdings  befremd- 
lich. Wie  ferner  Dernes  dazu  kam  Satrape  von  Phönikien  und  Ara- 
bien zu  sein,  lasst  sich  freilich  nicht  so  leicht  erklaren.  Indessen 
muss  man  doch  darauf  hinweisen,  dass  Arabien  bei  den  Alten  in  sehr 
verschiedenem  Sinne,  bald  in  einem  weiteren,  bald  in  einem  engeren 
gefasst  wird.  An  das  mesopotamische  Arabien  ist  sicherlich  nicht  zu 
denken ;  aber  da  die  Alten  jeden  von  arabischen  oder  ihnen  ähnlichen 
Stämmen  bewohnten  Landstrich  Arabien  nannten,  so  kann  man  auch 
«in  Arabien  bei  Phönikien  annehmen.  Und  dies  bestätigt  Arrianos  in 
der  schon  von  Krüger  angeführten  Stelle  An.  II,  20,  4,  wo  von  einem 
Arabien  am  Antilibanon  gesprochen  wird:  in'  'Apaßlag  arfXXcrae 
iig  röv  '  AvTiAißavov  xaXoOfxevcv  rd  opog.  So  ist  auch  III,  1,  2  x,ai 
rrig  'ApoLßiag  töl  ttoXacc  6;rö  'AXc^avJpcv  lypiieva  unter  *  Apaßia 
nicht  die  arabische  Halbinsel,  sondern  alles  von  arabischen  Stämmen 
bewohnte  Land,  insoweit  es  früher  den  Persern  unterworfen  war, 
zu  verstehen,  wesshalb  auch  rä  KoXkd  nicht  befremden  kann.  Dass 
der  Satrape  des  östlichen  Armenien,  Orontas,  nicht  genannt  wird, 
erklärt  sich  nach  meiner  Ansicht  einfach  dadurch,  dass  hier  bloss 
Länder  genannt  werden  sollten,  welche  die  Griechen  auf  ihrem 
Marsche  berührten,  und  das  war  bei  dem  östlichen  Armenien  nicht 
der  Fall.  Was  schliesslich  die  KgItol  anbelangt,  so  liegt  hier 
eine  Corruptel  vor,  welche,  die  Kritik  bisher  noch  nicht  beheben 
konnte  *).  Man  sieht,  dass  die  Bedenken  Krügers  keineswegs  hinrei- 
<;hen,  um  die  Stelle  als  ein  blosses  Machwerk  zu  erweisen.  Dagegen 
spricht  auch  schon  die  Erwähnung  der  'Eaneplrat,  in  denen  Kiepert 
(Zeitschr.   für  Gymn.  V,  204)    die  ^danBiptg  des  Herodotos,   die 


<)  Dindorf  m«iDt,  daM  in  Koirot :  Tdoxoi  stecke,  Berg^k  (Rheio.  Hiu.  XIX,  603)  rer* 
mathet,  ••  sei  'Evorroxotrai  heniutelJen. 


598  S  e  b  e  •  k 1 

'ToTzipiTOLi   oder  Sv^mpcrae  des  Strabon  erkannt  hat;  denn  derglei- 
chen   werthvolle  Notizen  sucht  man  in  Scbolien  vergebens.  Die  fol- 
gende  Berechnung  des  Weges  und  der  Zeit  hat  mit  unserer  Stelle 
nichts   zu    schaffen   und  ist,  wie  schon  die  Form  dexa;rivr£  beweist, 
späten  Ursprunges;  vielleicht  hat  der,  welcher  dies  hinzulTigte,  auch 
am    Katalogos  einiges   geändert;  wenigstens  sind  die  Worte  rd>v  iv 
Eüpco/TT}    Bpaxcüv    SfO^r^g  ganz  unpassend,  da  Thrakien   in   keinem 
Falle    zum    Gebiete  des  Königs  gerechnet  werden  konnte.   Kiepert 
(a.    a.   0.)  \ermuthet,  dass  der  Katalogos  aus  der  Anabasis  des  So- 
phainetos  stamme,  was  gar  nicht  unmöglich  ist,  besonders  wenn  man 
an   das   schon  erwähnte   £7:f,/^c|iev  denkt.  Auch  wäre  es  immerhin 
denkbar,  dass  auch  die  frühere  Stelle  (I,  7,  15)  auf  dieselbe  Quelle 
zuruckziilTihren  ist. 

Obwol  nun  alle  Kritiker,  die  sich  mit  der  Anabasis  beschäftig- 
ten, von  Muret  an  bis  auf  die  neueste  Zeit,  eine  grosse  Anzahl  von 
Interpolationen  aller  Art  aus  dem  Texte  ausgeschieden  haben,  so 
sind  doch  noch  immer  derlei  Einschiebsel  zurückgeblieben,  die  sorg- 
sam aufzuspüren  und  zu  beseitigen  gewiss  eine  verdienstliche  .Auf- 
gabe der  Kritik  ist.  Den  Beweis  hiefur  wird  die  folgende  Erörterung 
liefern,  in  welcher  wir  zuerst  in  aller  Kurze  über  einige  platte  und 
leicht  erkenntliche  Einschiebsel,  sodann  etwas  ausfuhrlicher  über 
eine  Anzahl  interpolierter  Stellen  sprechen  werden,  die  eine  ein- 
gehendere Behandlung  erheischen. 

Nichts  war  natürlicher,  als  dass  der  Schriftsteller  in  seiner  Er- 
zählung das  Subject  oi  '^ElAr^veg,  wo  dies  nicht  die  Deutlichkeit  er- 
forderte, nicht  besonders  ausdrückte,  sondern  einfach  das  Verbum 
setzte.  Die  Abschreiber  haben  nun  an  solchen  Stellen  mehrfach  das 
Subject  eingefügt,  wodurch  der  Ausdruck  eintönig  und  schwerfallig 
wird.  Manches  davon  ist  getilgt  (so  hat  z.  B.  Cobet  IV,  7,  27  und 
nach  C.  Matthiä  III,  4,  34  oi  "EXXvjvcg  mit  Recht  gestrichen,  vgl.  Reh- 
dantz  krit.  Anhang  S.  43),  anderes  ist  stehen  geblieben;  so  ist 
gleich  IV,  8,  1  oi  "ElAr^veg  zu  beseitigen  und  ebenso  IV,  7,  1 8.  Auch 
III,  5,  4  begegnet  uns  zweimal  dasselbe  Einschiebsel,  worüber  wir 
noch  im  vierten  Capitel  dieser  Schrift  sprechen  werden.  Ein  ähn- 
liches Glossem  ist  VII,  1,  15  rovg  onlirag,  was  schon  Hirschig 
(Mise.  101)  streichen  und  dafür  aCroOg  setzen  wollte;  es  ist  aber 
auch  dies  unnöthig.  Nicht  minder  häufig  ist  die  Einschiebung  von 
Casus    obliqui    des    Pronomens  «ürög,  worüber  Dindorf  (praef.  ed. 


Xenophontische  Studien.  Sl)9 

Teubn.  p.  XVII)  gesprochen  hat.  Hieher  gehört  auch  die  Stelle  V, 
8,  22.  wo  aOrcüv  ohne  Frage  zu  tilgen  ist;  denn  unter  den  aOroüv 
müssten  die  draxroOvTc^  verstanden  werden  und  diese  sind  ja  eben 
die  TiaxoL  An  aurojv  nahm  auch  schon  Bothe  (Rhein.  Mus.  Il[,  635) 
Anstoss  und  wollte  dafür  ocOroc  schreiben.  Eine  besondere  Manie  der 
Abschreiber  war  ferner  die  Hinzufugung  von  Gentilnamen  als  Apposi- 
tion zu  den  Nominibus  propriis.  Wenn  auch  derlei  Appositionen  bei 
Xenophon  häufig  sind,  so  ist  es  doch  ganz  unglaublich,  dass  er  in  einer 
Erzählung,  wo  derselbe  Eigenname  öfters  vorkommt,  ihn  bald  mit» 
bald  ohne  den  Gentilnamen  gesetzt  haben  soll.  So  ist  z.  B.  im  sech- 
sten Capitel  des  fünften  Buches  Timasion  §.  19  als  Aap^avsü^  aufge- 
führt worden;  nun  finden  wir  den  Beisatz  6  AapdayeOg  wieder  §.  21» 
dagegen  in  demselben  Paragraphe  und  §§.  26,  3o  nicht,  aber  §.  37 
heisst  es  wieder  Tefjiaaeojv  6  Aapoavrjg.  Ich  meine  daher,  dass  man 
6  AapoavvJ<;  §.  21  und  37  streichen  muss  und  ebenso  §.  21  röv 
Boecürecv,  §.  21  6  Bocaircog,  nachdem  Bcopa^  als  Bdotier  schon  §.  19 
aufgeführt  ist.  Alliiere  Zusätze  sind:  IV,  3,  1  rojv  Kapoovyujv;  denn 
dieser  Beisatz  ist  überflüssig,  da  unter  opin  nothwendig  die  Gebirge 
der  Kurden  verstanden  werden  müssen,  auch  ist  die  Stellung  des 
Genetives  aufiallig.  VII,  4,  12  yuß}f>ioig;  es  ist  dies  ein  ähnliches  Ein- 
schiebsel, wie  früher  Tonoig  nach  novr^polg.  das  E  und  die  schlech- 
teren Codices  bieten  (verdachtig  ist  auch  X'^P^V  'I'>  ^*  ^  ^^^^  ^^ 
oAeyci),  vgl.  §.  15  Iv  gX^yw),  VII,  4,  16  T^Är^,  das  den  Kritikern  viel 
Kopfbrechen  gemacht  hat;  es  war  ursprünglich  als  eine  Wieder- 
holung des  früheren  rjor/  zu  iyreJätüpaxKj^f.ivoi  heigeschrieben  und 
ist  dann  an  eine  unrechte  Stelle  gerathen,  VII,  5,  4  ^eOyri  nach 
ßoeixdf  während  früher  vor  C^uyojv  mit  Krüger  r<Zv  >5fxtovexojv  einge- 
setzt werden  muss.  Auch  toO  (jTparsOyiaTog  IV,  1,  6  ist  verdachtig, 
nicht  als  ob  der  Genetiv  anstössig  wäre  (vgl.  riyeio3on  tov  tzAolkjIoxj 
III,  2,  36),  sondern  weil  derselbe  hier  überflüssig  und  schwerfallig 
ist.  IV,  7,  19  schreibt  man  allgemein  nach  Schneider  ix  raOrv;^  6 
rtg  ydipag  äpyj^v,  während  die  Handschriften  kx  raOrr^g  rrjg  yujpag 
6  ÖLpx^)f  überliefern  (in  Cpr.  fehlt  d,  was  auf  «f  ^^cov  führt).  Es  ist 
aber  doch  sehr  fraglich,  ob  nicht  r"^^  X^P^^  ^'"^  Glosse  zu  rairrTig 
und  daher  einfach  zu  tilgen  ist. 

Wir  kommen  nun,  wie  schon  bemerkt  wurde,  zu  einer  Reihe 
von  Stellen,  i\\t  etwas  weitläufiger  behandelt  werden  müssen.  Und 
2war  soll  zuerst  I,    1,  11  besprochen  werden,  wo  die  Vulgata  also 


fiOO  Schenkt 

lautet:  Soyatvcrov  Si  röv  2rvju.ydXecv  xai  £(ß}xpdTTjv  röv  'Aj(^atöv, 
^evou^  ovra^  xat  TO'jroi»^  ixcXfvdCv  ävSpag  "kaßovTag  iX^eXv  ort 
TtlsirjTOvg,  w^  TroXcfxr/dwv  Tidaafipvsi  ovv  rolg  fvydm  rojv  M(/v}accüv. 
Im  Codex  C  sind  aber  die  Worte  (bg  TroXfjULf/awv  TiatjafipvYi  erst  am 
Rande  von  einer  alten  Hand  beigeschrieben  und  in  D  liest  man  ^v 
rolg  f'jyd(7i  tojv  MeX>;(7tcov  (hg  no'keiix^asiovTag  Ttaoafipvsi  (ebenso 
im  Vind.,  nur  dass  sich  dort  noch  vor  xac  inoiovv  folgendes  geschrie- 
ben findet  xai  eno'kiyiei  avv  rolg  fvydoi  rcov  Mu>7aca)v).  Daraas 
schliesst  nun  Dindorf  (praef.  ed.  Teubn.  p.  XIV)  mit  Recht,  dass 
hier  ein  Seholion  in  den  Text  eingedrungen  ist;  und  es  scheint  sogar 
in  dem  xal  inoT^iiiei  xri.,  was  der  Vind.  bietet,  etwas  von  der  ur- 
sprunglichen Fassung  dieses  Seholion  erhalten  zu  sein,  das  wol  so 
lautete:  a»g  nroASjjnfjaojv  Teaaayifvrj  "xac  ydp  inoXiiiei  ovv  rolg  ^Vjfdai 
röjv  MiXrsoidiv.  Der  Scholiast  meinte  offenbar,  weil  bei  der  Aufbrin- 
gung der  Corps  des  Klearchos,  Aristippos,  Proxenos  verschiedene 
Vorwande  angeführt  würden,  müsse  er  auch  hier  einen  solchen  bei- 
fügen. Dazu  kommen  aber  noch  andere  Gründe,  welche  zum  Theile 
schon  von  Dindorf  ausgesprochen  worden  sind.  Nach  §.  6 — 8  dieses 
Capitels  befand  sich  Kyros  bereits  im  offenen  Kriege  mit  Tissapher- 
nes;  wie  konnte  er  also  als  Vorwand  gebrauchen,  dass  er  mit  Tissa- 
phernes  Krieg  führen  wolle  (oj^  TrcXe/jLf/acov  Tiaaafipvei),  Noch 
seltsamer  aber  klingt  dies,  wenn  man  das  beigesetzte  aOv  rolg  fj- 
'^doi  rdbv  MdriGi(t}v  ins  Auge  fasst.  Offenbar  kämpften  die  verbannten 
Milesier  schon  längere  Zeit  an  der  Seite  des  Kyros  gegen  Tissapher- 
nes;  ihretwegen,  um  sie  in  ihr  Vaterland  zurückzuführen,  belagerte 
ja  Kyros  Miletos.  Man  beachte  weiter»  dass  Kyros,  um  seine  wahre 
Absicht  zu  verdecken,  einen  Zug  gegen  die  Pisider  vorschützte 
(vgl.  I,  1.  11;  2,  1  u.  4;  IH,  1,  9).  Dies  war  sein  Vor- 
wand,  und  er  schien  um  so  mehr  glaublich,  als  Kyros  schon 
früher  gegen  die  Pisider  zu  Felde  gezogen  war  (I,  9,  14). 
Somit  wird  man  nicht  bloss  (hg  TroXejULr^acov  Ti(j(jafipv£t,  son- 
dern auch  avv  rolg  fxjydai  rcüv  Mc/v^aeeov  streichen  müssen.  Muss 
man  aber  dann,  wie  Dindorf  meint,  eine  Lücke  nach  gtc  KXtiaroißg 
annehmen?  Ich  glaube  nicht.  Was  soll  denn  in  jener  Lücke  ge- 
standen haben?  Vielleicht  ist  bloss  vor  So^afverov  ein  xal  einzu- 
schieben: Und  auch  den  Sophainetos  aus  Stymphalos  und  den  Achäer 
Sokrates,  die  gleichfalls  seine  Gastfreunde  waren,  hiess  er  mit  so 
^iel  Mannschaft,   als  sie  nur  anwerben  konnten,  zu  ihm  zu  stossen. 


Xeoophonlische  Studien.  601 

Hieran  knüpfen  wir  gleich  eine  andere  Erörterung.  Dindorf  will  näm- 
lich   (p.  XV)  I,  2,  3  die  Worte :  lofalverog  Si  6  SrujuiyaAtog  ö;rXt- 
rag  iX'^v  X^^'^^""^^  hauptsächlich  mit  Rucksicht  auf  I,  2,  9  streichen» 
wo  man  ebenso  liest  xae  Soyafvcro^  6  *Apxäg  i)((^v  onXirag  j^atcu^. 
Nebenbei  hebt  er  aber  auch  hervor,  wie  seltsam  es  sei,  dass  neben 
Pasion    bloss  Sokrates   als    Corpscommandant    vor   Milet     erwähnt 
werde,  als  ob  nicht,  wie  I,  1,  11  berichtet  sei,  Sophainetos  und  So- 
krates  von  Milet  gekommen  wären.  Wolle  man  daher  nicht  anneh- 
men, dass  die  Worte  xat  6  Swxparr^g  nicht  von  Xenophon  herrühren, 
so   bleibe  nichts  übrig  als  die  bezeichneten  Worte  I,  2,  3  zu  besei- 
tigen.  Ich   zweifle  aber  sehr,  ob  sich  der  Schluss,  den  Dindorf  an- 
nimmt,   mit  Noth wendigkeit  aus  I,  2,  1 1   ergibt;  es  ist  nämlich  in 
diesem   Paragraphe  nichts  anderes  gesagt,  als  dass  Kyros  den  Pro- 
xenos,   Sophainetos   und   Sokrates,  die  OfTiciere  in  seinen  Diensten 
waren,   beauftragt  hatte  in  Griechenland  möglichst  viele  Leute  an- 
zuwerben (denn  dies  bedeuten  die  Worte  avJfag  'kaßeXv  ort  'jrXei- 
(jTO'jg,  wie  aus  I,  1,  6  erhellt).  Während  nun  Proxenos  und  Sophai- 
netos längere  Zeit  brauchten,  um  ihre  Corps  aufzubringen,  scheint 
Sokrates  mit  seiner  beträi*hflich  kleineren  Sehaar  früher  eingetrofl*en 
zu  sein  und  wurde  daher  dem  Belagerungscorps  vor  Milet  zugetheilt, 
das  schon  in  früherer  Zeit  gleich  beim  Ausbruche  des  Krieges  gegen 
Tissaphernes   angeworben   worden  war  (I,    1,  6).  Es  ist  also  kein 
Grund  vorhanden  zu  zweifeln,  dass  die  Erwähnung  des  Sophainetos 
1,   2,    3  begründet  ist,  und  werden  wir  daher  den  Verdächtigungen 
Dindorfs  nicht  beistimmen.  Ebenso  wenig  aber  ist  es  gerechtfertigt, 
wenn  Dobrce  (Adv.  I,  1,  132)  die  aus  I,  2,  9  angeführten  Worte  als 
eine  Interpolation  beseitigen    will;  denn  wie  man  dann  mit  der  Be- 
rechnung I,   2,   9,   wo  1 1 000  Hopliton  und  2000  Peltasten  gezählt 
werden,    ins   Reine    kommen    will,    bleibt    mir   unbegreiflich.    Und 
diesem   Übelstande    wird   auch  nicht    abgeholfen,    wenn    man  mit 
Dobree   I,   2,   9   dem  Sosis  statt  der  dreihundert  Hopliten  mit  den 
schlechteren  HandschrifXen   deren  tausend  gibt.  Dieser  Grund    gilt 
übrigens   ebenso  gegen   die  von  Dindorf    empfohlene  Tilgung  der 
Worte  I,    2,    3.    Somit   bleibt  wol  kaum  eine  andere  Vermuthung 
übrig,  als  dass  1,  2,  9  im  Texte  der  Name  des  Strategen  ausgefallen 
war  und   dann   ungeschickt  durch   So^aevcro^  ergänzt  wurde.  Be- 
kanntlich hat  Kochly  (Gesch.  des  griech.  Kriegsw.  S.  101)   *Ayia^ 
6  'Apadg  vorgeschlagen,  was  viel  für  sich  hat  (vgl.  Ritschi  Rh.  Mus. 


602  Schenkt 

N.  F.  XIII,  i37).  Nur  bieten  die  besten  Handschriften  (CBAX  und 
Vind.)  nicht  'Apxd$,  sondern  ^ApxdSag,  worauf  auch  schon  Dindorf 
aufmerksam  gemacht  hat.  Es  wäre  daher  zu  erwägen,  ob  nicht 
^Ayiag  6  ' Apxäg  *Apxd$ag  zu  schreiben  ist;  vor  *ApxdSag  konnten 
die  Worte  'A'^iag  6  '  kpx(xg  leicht  ausfallen,  was  dann  die  Einschie- 
bung  von  Dc^acvEro^  und  in  den  meisten  Handschriflen  die  ITmwan- 
delung  von  *ApxdSag  in  6  ^Apxdg  nach  sich  zog.  So  sind  ja  auch 
I,  2,  6  die  Soldaten  des  Menon  als  üoloper,  Ainianer  und  Oiynthier 
bezeichnet. 

I,  2,  20  wird  erzälilt,  dass  Kyros  in  Dana  (Thoana)  zwei  Perser, 
deren  einer  Aufseher  über  die  Anstalten  war,  wo  Purpurkleid **r  für  den 
Hof  gefertigt  wurden,  und  dann  irepov  riva  twv  6;rdf  j^wv  Äyvdarrjv 
hinrichten  liess,  weil  er  sie  beschuldigte,  dass  sie  seinem  Leben 
nachstellten.  An  diesen  Worten  sind  die  Herausgeber  in  der  Regel 
ohne  Erklärung  vorübergegangen,  obwol  die  Schwierigkeiten  auf 
der  Hand  liegen.  Der  Genetiv  toüv  vndpyo^v  hängt  von  dwd^mv  ab, 
denn  wäre  er  mit  irepov  riva  zu  verbinden,  so  Hesse  sieh  das  beige- 
setzte duvd<7rr^v  nicht  erklären.  So  abhängig  lässt  sich  ruiv  vndpy^ojy 
allerdings  noch  als  partitiver  Genetiv  fassen ;  und  so  construiert  wo! 
auch  Krüger,  wenn  er  dazu  bemerkt:  'einen  Gewalthaber  von  den 
Statthaltern* ;  denn  als  objectiver  Genetiv  *  einen  Gewalthaber  tiber 
die  Statthalter'  ist  es  ganz  undenkbar.  Aber  auch  in  der  ersteren  Fas- 
sung bleibt  es,  auch  schon  der  Wortstellung  nach,  ein  unklarer, 
schiefer  Ausdruck  und  man  muss  daher  annehmen,  dass  hier  eine 
Glosse  in  den  Text  eingedrungen  ist.  Alles  Gewicht  liegt  hier  auf 
dem  Worte  irepov^  welches  »ndeutet,  dass  der  andere  von  den  Hin- 
gerichteten eine  gleiche  Stellung  einnahm,  wie  der  tpotvtxKjriig  ßa- 
ai'keiog.  Dieser  war  aber  sicherlich  kein  vnapyog  (denn  unter  ö;rap- 
)^0(  'Unterstatthalter'  sind,  wie  schon  Halbkart  erkannte,  die  gerin- 
geren Satrapen  zn  verstehen,  welche  unmittelbar  unter  einem  Ober- 
satrapen und  nur  mittelbar  unter  dem  Könige  standen),  sondern  er 
war  ein  hochgestellter  Perser,  den  der  Konig  ans  Meer  gesandt 
hatte,  um  dort  über  die  Purpurfärbereien  die  Aufsicht  zu  führen. 
Einen  solchen  konnte  man  sehr  wol  als  du^i/darrig  bezeichneUt  inso- 
ferne  er  dem  hohen  Adel  angehörte  und  Besitzer  von  grossen  LSn- 
dereien  war;  denn  drjvddTr^g  ist  allgemein  'ein  vornehmer,  hochge- 
stellter Mann,  ein  grosser  Herr',  wie  z.  B.  bei  Herodot  H.  32.  Ich 
meine  daher,   dass  nicht  dvvdarrjv,  was  Krüger  und  C.  Matthiä  ver- 


XenophoDtiscbe  Studien.  603 

dächti^en,  sondern  vielmehr  ra>v  vTzdpyftjiv  als  Interpolation  zu  be- 
trachten ist »). 

I,  4,  5  lautet  die  Vulgata :  TccOrrig  ivsxa  tt/^  napooou  KOpo^ 
Tag  voLOg  ixereniii^aTo^  ontjjg  OTzlirag  aTToßißdaeiav  eiitß}  xui  £^w 
rcüv  tt'jXoüv,  xai  ßtaadjtxEvot  toO^  noAeixiovg  TrapiA^otsv,  ei  ^u/ar- 
rouv  eni  TcxXg  Supcai^  n'jlatg.  An  dieser  Stelle  ist  besonders  der 
Wechsel  des  Suhjectes  belVemdlich ;  denn  da  im  ersten  Satze  v^^e^ 
Subject  ist,  so  muss  es  doch  auffallen,  dass  darauf  das  ganz  unbe- 
stimmte /3iaad|UL£vot  l'olgt;  wenigstens  sollte  man  xxi  oCtoi  ßtaid- 
lievoi  erwarten.  Nun  fehlt  aber  in  Cpr.  Vind.  napiX^oiev  und  in 
Cpr.  BA  steht  nicht  jStaadjtxEvce,  sondern  ßiaadixevog.  Wenn  nun  lieh- 
dantz  darnach  xai  ßiuGdiiivog  roO^  KoAeixiovg  napiX^oi^  so  ist  damit 
wol  die  Construction  erleichtert,  aber  die  Überlieferung  der  besten 
Handschriften  ist  nicht  gehörig  gewürdigt,  da  das  7:ape\3oi£v,  welches 
in  Cpr.  und  Vind.  fehlt,  doch  wieder  in  den  Text  aufgenommen  ist. 
Viel  richtiger  ist  die  Vermuthung  Dindorf  s  (p.  XII),  der  unter  Be- 
seitigung von  xai  und  rzapiX^ouv  statt  ßiaadiir^og :  ßiafjitxevog 
schreiben  und  im  folgenden  6  KOpog  streichen  will,  welche  Conjectur 
Cobet  in  seine  Ausgabe  aufgenommen  hat.  Die  leichteste  und  pas- 
sendste  Änderung  ist  aber  nach  meinem  Ermessen,  wenn  man  rru/ciDv, 
/3ta(70/jL£vov^  ToC/g  /TGAe/xtG-jg  schreibt,  bei  welcher  ö  KOjSO^  im  Fol- 
genden ruhig  stehen  bleiben  kann.  Die  ausgeschifTten  Hopliten  sollten 
die  Feinde,  falls  sie  wirklich  daran  dachten  den  Pass  zu  halten, 
überwältigen  und  so  dem  Heere  den  Durchzug  ermöglichen. 

I,  10,  6  ist  in  dem  Satze  dvaXaßcüv  xai  Tovg  iv  rfi  |txd^Y2  xard 
ToOg  "EAÄvjva^  ajTOjxoAYiGavTag  vor  allem  die  Präposition  xard  auf- 
fallig; man  sollte  vielmehr  n:pö^  Tovg  "EaXyjv«^  erwarten,  wie  denn 
Xenophon  regelmässig  aüro/xo/stv  npög  rtva  sagt  (H,  2,  7,  Oec.  4,  18) 
und  wie  an  unserer  Stelle  auch  D,  Vind.  und  die  schlechteren  Hand- 


*)  Rehdantz  (zweite  Aufl.,  S.  VI,  Anro.  6)  meint,  dass  duvaanf}v  an  unserer  Stelle 
vieUeicht  'Stanimoberhaupt'  bedeute.  Damit  ist  aber  für  die  Erklärung'  unserer 
Stelle  nichts  }>:ewonuen ;  denn  wie  soll  sich  mit  diesem  BegriiTe  der  Genetiv  tgjv 
VKOLpx^"^  verbinden?  Dass  duvaarv;;  im  Zusammenhange  ^Staromoberhaupt*  be- 
deuten kann,  will  ich  nicht  leugnen ;  ursprunglich  aber  heisst  es  'Machthaber, 
grosser  Herr,  Herr*.  Und  diese  Bedeutung  tritt  auch  Cyrop.  IV,  5,  40  hervor,  wo 
es  neben  ßaaiXvjq  gestellt  ist,  und  in  der  übrigens  sehr  unklaren  Steile  des  be- 
kanntlich unechten  Epiloges  VIII,  8,  20,  wo  unter  oi  duvdffrai  allerdings  ^die 
grossen  Lehenstriger*  verstanden  sind. 


604  8  e  h  e  o  k I 

Schriften  geben.  Kühner  sucht  xard  durch  Cyrop.  Vlh  1»  15  tag  ii 

jraptojv  xocToc'AßpaSdTav  iyivero  zu  vertheidigen;  er  hätte  auch  Au.  V, 
7,  25  6pii.o}VTag  xa^'  aOroOg  anführen  können;  aber  xard  bezeichnet 
in  diesen  Sätzen  und  auch  sonst  'gegen',  nicht  *zu\  Doch  abgesehen 
davon  spricht  noch  ein  Grund  gegen  die  Worte  xara  roijg  "EjO.Tjvag. 
Der  König  wird  nämlich  nicht  bloss  diejenigen,  welche  zu  den  Hellenen 
übergegangen  waren  (vgl.  II,  1,  6),  sondern  alle  Cberläufer,  mochte 
er  sie  nun  im  Lager  des  Kyros  oder  sonst  wo  finden,  an  sich  gezogen 
haben.    Es   ist  daher  diese    besondere  Bezeichnung   unnöthig   und 
xard   Tovg  "EXkr^vag  offenbar  eine  ungeschickte  Wiederholung  der- 
selben Worte,   die   sich  im  folgenden  Paragraphe   finden  (vgl.   die 
Anm.  S.  590).  Gleich  verdächtig  ist  in  demselben  Capitel  §.  8  rö  rcSv 
'E//Y2VC0V,  da  man  nicht  begreift,  warum  dieses  Lager  hier  bloss  als 
das  der  Hellenen  bezeichnet  wird,  während  es  doch  im  Eingange  des 
Capitels  rö  KOpeiov  (jTpaTonsSov  heisst.  Eine  nähere  Bestimmung  von 
TÖ   fjTpoLToneöov  ist  nicht  nothwendig,  da  sich  aus  dem  ganzen  Zu- 
sammenhange   und   aus   dem   Kdhv  fxlv  gvx  dvarjrpifEi  ergibt,  dass 
nur    das  Lager  des   Kyros  gemeint  sein  kann.  Die  Hellenen  hatten 
auch  kein  besonderes  Lager,  sondern  ein  gemeinschaftliches  mit  dem 
Barbarenheere  des  Kyros,  in  dessen  Mitte  sich  die  Gezelle  für  Kyros 
und  sein  Gefolge  befanden.  Es  wird  also  rö  rojv  'E>(Xr;vci)v  ein  blosser 
erklärender  Beisatz  sein.  Weiterhin  §.12  hat  schon  d'  Orville  (in 
seiner  Ausgabe   des   Chariton   p.    090)  ini  fjXou  als  Glosse  zu  ini 
nfiTr^g  erkannt^  und   es  bestätigt  dies  auch  das  von  Dindorf  in  der 
Oxforder   Ausgabe  p.  383  veröffentlichte  Scholion,  wo    die  Worte 
^VTT/V  xat  raOra  £v  Tivt  naXam  ^^cü^ev  ixerd  diTephxou  sich  jeden- 
falls auf  ini  ^fAoxj  beziehen.  Ausserdem  vergleiche  man  noch  Philo- 
stratos  Eu.    II,   31,   wo  rö  (m[i.tXov  tö  ßoLoiktiov  6  yjiuaoOg  im  Ti^g 
nilr-nq  dexoq  erwähnt  wird.  Wilxrt  kann  hier  aber  unmöglich  'Schild', 
sondern,  wie   in  der  Parallelstelle  Cyrop.  VII,  i,   4  dizoq  jqsu^gO^ 
ini  SopcLToq  ixaxpoO  avar£Ta|üLcvo^,  nur    'Stange,   Speer'   bedeuten, 
wie  denn  auch  Hesychios  nilrri  durch  elSog  on'korj,  dip\f  und  Suidas 
TziXrag  durch   löyy^xg   erklärt.  Wir  haben   also  zwei  verschiedene 
Worter  anzunehmen,   von  denen  das  eine  offenbar  von  der  Wurzel 
TTocX    ausgehend    mit  TraXröv,  das  andere  mit  niXXa^  KilpLO,  (palma, 
parma)  zusammenhängt.  Dadurch  findet  auch  die  oft  besprochene 
Stelle  II,  1,  6  ihre  Erklärung,  wo  Torstrik  TreXrae  als  eine  Glosse  zn 
'^ippoig  streichen  wollte  (Pbil.  XIX,  315).  Schilde  können  nun»  wie 


Xenopbuutiache  Studien.  oOS 

Torslrik  richtig  bemerkt,  hier  nicht  verstanden  werden;  denn  sonst 
wären  die  niXrai  neben  den  yippa  und  den  daniSsg  lu/cvae  der 
Ägypter  erwähnt  worden.  Es  muss  also  Tzilrai,  wolern  das  Wort 
echt  ist,  hier  in  einer  ähnlichen  Bedeutung,  wie  an  der  früheren 
Stelle  aufgefasst  werden.  Rauchenstein  (Schweiz.  Mus.  1861» 
S.  308)  versteht  unter  TceArai  Stangen,  Speerschäfte.  Aber  Speer- 
schäfte wurden,  glaube  ich,  neben  den  ccarce,  nicht  neben  den  dejtxa- 
^CiLi  genannt  sein.  Ich  denke  daher  an  Zeltstangen.  Wenn  übrigens 
Torstrik  sagt:  „Mögen  es  nun  aber  Schilde  oder  Lanzen  sein  sollen» 
es  ist  lächerlich  sie  ipriij.ovg  zu  nennen**,  so  kann  ich  nicht  begreifen, 
warum  denn  ipr^^ioi  nicht  bloss  auf  a/jLafat  bezogen  werden  kann.  — 
Endlich  ist  in  diesem  Capitel  noch  eine  Interpolation  zu  bemerken, 
nämlich  in  §.  18  Y^aav  o'  aCrai  rerf  axö'jtac,  (hg  f/JyovrOf  äpLa- 
^ae.  Hier  ist  vor  Allem  die  Wiederholung  des  äixa^cci  auffallend  und 
unterliegt  es  keinem  Zweifel,  dass  wir  hier  eine  Glosse  vor  uns 
haben.  Sodann  befremdet  die  Stellung  von  djg  i'kiyovro;  man  sollte 
wenigstens,  wie  auch  die  schlechten  Handschriften  lesen,  (bg  iAiyovro 
Terpaxo^iai  erwarten.  Eben  diese  Stellung  von  tbg  iliyovTO  in  den 
besseren  Codices  macht  es  nun,  wie  Rehdantz  bemerkt  hat,  wahr- 
scheinlich, dass  wir  auch  in  diesem  Satze  ein  Einschiebsel  zu  erken- 
nen haben. 

So  oft  ich  die  Rede  des  Klearchos  II,  3,  23  las,  waren  mir  im- 
mer die  Worte  oO<J'  aOröv  a/roxretvat  av  kJ^O.oifxev  anstössig.  Sie 
passen  nicht  zum  ganzen  Charakter  der  Rede  und  entsprechen  durch- 
aus nicht  der  Auff*orderung,  die  Tissaphernes  au  den  Klearchos  ge- 
richtet hatte  (§.  20);  xat  (jufxjSo'jXrjcü  6fxcv  ixsTpioig  djzoxpivaaJ^ai^ 
ha  ixoi  £ÜiTpaxrÖT£pGv  r,^  Idv  n  dOvoijJiai  d'^cc^ov  O/xtv  jrap*  aü- 
TcO  oKXKpd^oLG^oLi.  Es  wärc  im  Gegentheile  eine  solche  Äusserung 
hier  höchst  unklug  und  ungeschickt  gewesen.  Dazu  kommt,  dass  sie 
uuch  nicht  in  den  Gedankengang  passt.  Wie  kann  Klearchos 
sagen:  „Wir  wollen  dem  Könige  die  Herrschaft  nicht  streitig  ma- 
chen, auch  nicht  sein  Land  verwüsten,  wir  wollen  ihm  auch  nicht 
an  das  Leben,  sondern  wollen  ruhig  heimkehren**?  Wir  müssen  uns 
also  schon  aus  diesen  Gründen  für  die  Unechtheit  der  Stelle  aus- 
sprechen. Nun  finden  wir  aber  den  Gedanken,  der  in  jenen  Worten 
liegt,  noch  an  zwei  anderen  Stellen,  nämlich  III,  1,  17,  wo  Xenopbon 
hervorhebt,  was  die  Griechen,  wenn  sie  sich  ergäben»  vom  Könige  zu 
erwarten  hätten,  da  sie  doch  gegen  ihn  zu  Felde  gezogen  wären  tbg 


606  Schenk! 

SoO'kov  dvTl  ßaauiojg  /rotrjaovrg^  xat  d;roxT£vsOvT£^  ei  ouvaifXE-S-a  und 
VII,  1,  28,  wo  Xenophon  zu  ßyzanz  die  ob  der  Treulosigkeit  i\es 
Anaxibios  empörten  Soldaten  zu  berubigen  sucht;  sollten  sie  sieh  im 
Zorne  zu  einem  gewaltsamen  Schritte  hinreissen  lassen,  so  wurden 
sie  eingeklemmt  zwischen  zwei  mächtigen  Feinden  dastehen,  nämlich 
den  Spartahern  einerseits  und  andererseits  dem  Tissaphernes  und 
dem  grossen  Könige  ov  t5a^o/jl£v  ayatfyjaö/JievGt  Trjv  apX^'^  ^'^^  djzo^ 
xT£yoOvTe<;  ei  ouvai/xe^a.  Hier  ist  beide  Male  dieser  Gedanke  \ollkom- 
men  an  seinem  Platze.  Ich  zweifle  daher  nicht,  dass  ein  Abschreiber 
mit  Rücksicht  auf  diese  Stellen  II,  3,  23  jenen,  freilich  dort  ganz 
unpassenden  Satz  eingeschol»en  hat. 

Über  das  zweite  Capitel  des  vierten  Buches  hat  Breitenbach  in 
der  Zeitschr.  für  Gymn.  N.  F.  II,  59  —  66  einen  ausführlichen  Auf- 
satz veröffentlicht,  in  dem  er  wol  manches  Interessante  zur  Erklä- 
rung des  Zusammenhanges  beibringt,  die  kritisch  bedenklichen 
Stellen  aber  meiner  Ansicht  nach  nicht  glücklich  behandelt.  Es  kom- 
men hier  besonders  zwei  Stellen  in  Betracht,  nämlich  §.  6  und  20. 
Was  die  erstere  anbetrifft,  welche  also  lautet:  oc  o' g-j  xarery^ov, 
dX/a  jJiaarög  r^v  Orzif,  aOroliv,'  nap'  ov  f/>  >5  <7T£vf/  aurr;  ooö^,  if^  i 
£xd^>/VTO  oe  yjA«x£^.  efodog  /xivrot  avro^ev  ini  roOg  Ko\e[kio'jq  t^v, 
Ol  ini  TT,  fOL'i^epqi  i'ocj)  Ud^r^vro^  so  kann  einem  aufmerksamen  Leser 
gleich  die  müssige  Wiederholung  in  den  beiden  Relativsätzen  nicht 
entgehen;  denn  die  arev-h  6d6g  muss  doch  jedenfalls  dieselbe  sein, 
wie  die  später  genannte  favepd  6d6<;,  Auch  muss  es  auffallen,  dass 
beide  Sätze  mit  demselben  Worte  hd^rjVTo  schliessen.  Prüfen  wir 
nun  den  ersten  Relativsatz  genauer.  Die  zweitausend  Hellenen  zogen 
mit  dem  Führer  an  dem  Berge  herum  auf  dem  bezeichneten  Wege 
und  trafen  auf  einer  Höhe  einen  feindlichen  Posten  am  Feuer  ge- 
lagert. Sie  hieben  die  Feinde  theils  nieder,  theils  versprengten  sie 
dieselben  und  hesetzten  dann  selbst  den  Platz;  in  der  regnerischen, 
dunklen  Nacht  kannte  sich  der  Führer  selbst  nicht  mehr  aus  und  hielt 
den  Hügel,  denn  sie  eingenommen  hatten,  für  jene  Höhe,  die  den 
ganzen  Weg  beherrschte.  Doch  diese  lag  erst  über  ihnen.  Sie 
brauchten  aber  diese  Höhe  nicht  zu  ersteigen,  um  dann  auf  dem 
Kamme  des  Gebirges  gegen  die  Feinde,  welche  den  sichtbaren  Weg 
besetzt  hielten,  vorzurücken,  sondern  sie  konnten  auch  von  dem 
unteren  Hügel  aus  an  dieselben  kommen.  Was  soll  nun  -fi  c7r£vi^  aijno 
486^  bezeichnen?  Sicherlich  nicht  den  Weg,  welchen  jener  Fuhrer 


XeaophoDtiscbe  Studien.  607 

<len  Hellenen  gezeigt  hatte;  denn  dieser  war  kein  enger,  schmaler 
Weg,  sondeni  (vodtardm  roXg  ^no(^\rfloig  (§.  9);  und  gesetzt  auch, 
dass  man  diesen  Weg  so  nennen  konnte,  so  war  ja  jener  Relativsatz 
hier  vollkommen  überflässig,  weil  sich  die  Hellenen  eben  auf  diesem 
Wege  befanden.  Es  müsste  also  die  favspä  686g  damit  gemeint  sein ; 
dann  ist  aber  i^  <7rcvi^  aöm  6$6g  ein  sehr  unbestimmter  und  daher 
unklarer  Ausdruck.  Und  warum  lesen  wir  weiter:  if^  p  ixa^vro  oe 
y6Xaxc^?  Die  fvXaxtg  mussten  darnach  dieselben  sein,  welche  gleich 
im  Folgenden  allgemein  oe  froXi/xeoe  genannt  werden ;  dann  ist  aber 
oi  fO'kax^g  wegen  des  vorhergehenden  roi^g  fOXouag  ein  unpassender 
und  zweideutiger  Ausdruck,  und  wie  seltsam  erscheint  hierauf  ini 
roitg  noXeixiovgt  Nach  allem  dem  kann  ich  nicht  umhin  die  Worte  nap' 

6v 0^  fOXax€g  för  eine  Interpolation  zu  erklaren ;  ein  Abschreiber 

meinte  hervorheben  zu  mfissen,  dass,  was  sich  übrigens  aus  dem 
Folgenden  ergibt,  jener  |xa<7rö^  in  der  Nahe  des  Passes  gelegen  war 
und  druckte  sich  dabei  ziemlich  ungeschickt  aus.  Einen  ganz  anderen 
Weg  schlägt  Breitenbach  ein,  indem  er  den  Relativsatz  ci  ini  r^ 
favspd  6d&  ixd^vro  als  eine  Glosse  tilgen  will.  Er  meint,  dass 
diese  Worte  nur  dann  eine  Berechtigung  und  einen  Sinn  hätten, 
wenn  es  in  der  Nähe  ausser  den  Feinden  auf  dem  Passe  noch  an- 
dere gegeben  hätte,  gegen  welche  sich  die  Zweitausend  von  dem 
Punkte  aus,  wo  sie  die  Nacht  zubrachten^  hätten  wenden  können; 
von  solchen  sei  aber  nicht  die  Rede.  Da  aber  eben  ein  Kampf  mit 
Feinden  stattgefunden  hat,  so  wäre  das  einfache  ini  rovg  TroXcfxfou^ 
zu  unbestimmt.  Warum  weiter  ini  r^  fav€pd  idtb  etwas  Zweideu- 
tiges haben  soll,  vermag  ich  nicht  einzusehen,  da  ja  dieser  Ausdruck 
von  dem  Gebirgspässe  wiederholt  gebraucht  ist  (IV,  1,  23;  2, 
2  u.  8). 

An  der  anderen  Stelle  lautet  die  Vulgata :  iv  ^  $i  rö  jmiv  oXao 
(jTpärevixa  Trocpvsec,  ot  Si  zaOra  dieTiiyovro^  ndyreg  oi  ix  toOtov  toO 
rönrcu  (jxjvEppijr^fjay.  ivraOJ^a  r^ravro  oi  /roXifAcoe.  Nun  fehlt  aber  in 
Cpr.  ((xravro,  was  somit  als  eine  Interpolation  verdächtigt  werden 
muss;  auch  begreift  sich  leicht,  wie  man  dazu  kam  laravro  einzu- 
schieben; man  brauchte  nämlich  nur  den  Punkt  nach  ivraO^a  zu 
setzen  und  dies  Wort  zu  dem  Vorhergehenden  zu  beziehen,  um  die 
ursprungliche  Interpunktion  herzustellen.  Als  diese  gestört  war, 
wurde  Taravro  eingeschoben.  Dies  hat  Rehdantz  richtig  erkannt.  Es 
ist  aber  noch  eine  ältere  Interpolation  vorhanden,   die  schon  Huret 

SiUb.  d.  phil.-histor.  Cl.  LX.  Bd.   IH.  Hft  40 


608  8  c  h • B  k  1 

»ufgespürt  hatte,  nfimlich  o^  noXifuoi^   eine  Glosse  zu  irflcvr£^  oi  ix 
toOtov  roO  rönrov.  Streicht  man  nun  die  drei  letzten  Worte«  so  ist 
Sinn  und  Zusammenhang  vollkommen  hergestellt,  wie  sich  aus  fol* 
gender  Darlegung   ergibt.  Als   die   Barbaren   die   Lochen  auf  der 
ersten  H5he  vernichtet  hatten,  kamen  sie  (d.  i.  nicht  alle,  sondern 
ein  Haufe)  auf  eine   Anhöhe^  die  der  dritten  Bergspitze  gegenüber 
lag.  Da  fand  denn  zwischen  ihnen  und  Xenophon  die  Verhandlung 
statt.  Während  dieser  Verhandlung  nun  und  des  Weiterzuges  des 
Heeres  strömten  alle   die    Karduchen,   die  in  dieser  Gegend  waren 
(nrdvrc^  oi  ix  roOrou  roO  röffou),  an  jenem  Punkte  (d.  i.  eben  hti  röv 
T^  IKaart^  cevrtTropov  Xöyov)  zusammen.   Man  hatte  es  nämlich  immer 
nur  mit   einzelnen  Stätnmen  zu  thun  und  auch  diese  kämpften  nur 
truppweise.    Als    die   letzten  Hellenen    die    Bergspitze   verliessen, 
stGrmten    die  Barbaren  in    vollem   Schwärme  dieselbe   hinan    und 
wälzten   dann   oben  angekommen  Felsblocke  den  Herabsteigenden 
nach.   So  hängt  alles  wol  zusammen.   Bei  iSp|avro  wurde  man  al- 
lerdings  ein  bestimmtes  Subject,    wie  oi   öma^ofO'Xaxe^  oder   oi 
reXcuraloe,  wünschen ;  doch  ist  die  Sache  vollkommen  klar  und  un- 
zweideutig.   Nach    dem    Gesagten    glaube   ich    einer   eingehenden 
Widerlegung  der  Ansicht  von  Breitenbach,  der  ivrav^a  toravro  oi 
noUiiioi  festhält,   und   der  Conjecturen  von  Cobet  (^v^a  taravro  oi 
noliiiioi)  und  Tillmann  (^vraO^a  |xe^e<jravro  oi  noXiiitoi)  überhoben 
zu  sein. 

Eine  stehende  Formel  in  unserer  Schrift  ist  oi  arparoyoi  xai 
Xoyiayoi,  womit  die  Ofiiciere  des  Heeres  bezeichnet  werden.  Dies  hat 
denn  nun  Veranlassung  gegeben,  dass  nach  oi  arparviyoi  öfters  xcU 
Xo)(^ayoi  eingeschoben  wurde,  wie  z.  B.  lU,  K,  14  und  VII,  3,  2  in  den 
schlechteren  Codices  (vgl.  die  Note  Breitenbachs  zu  III,  5,  14).  Dies 
ist  auch  der  Fall  an  zwei  Stellen,  wo  man  bisher  das  Einschiebsel 
nicht  erkannt  hat.  IV,  3,  9  wird  erzählt,  dass  bei  Tagesanbruch  alle 
Strategen  bei  dem  Opfer  zugegen  waren  und  dies  gleich  auf  das 
erste  Mal  günstig  ausfiel.  Nun  heisst  es  weiter  xolI  dmdvreg  ebrö  rakv 
i€pS}v  oi  arparoyoi  xai  Xoyiayoi  napiiyyeXkov  rp  orparcoc  dptffro;roe- 
€laJ^at.  Aber  früher  waren  nur  die  Strategen  als  beim  Opfer  gegen- 
wärtig genannt;  es  wird  daher  wol  nichts  übrig  bleiben  als  xai 
Xoy(ayol  zu  streichen.  Die  andere  Stelle  ist  IV,  5,  35,  wo  erzählt 
wird,  dass  Xenophon  von  den  Füllen,  die  in  einem  Dorfe  Armeniens 


XenophoDtische  Stadien.  609 

aufgezogen  wurden,  sich  selbst  eines  <)  nahm  xai  rötiv  dXXcüv  or^a- 
Toyoiv  xai  Xoyijxyöiv  Utüxev  ixdarcp  ttcüXov.  Dies  steht  aber  im  Wider- 
spruche mit  §.  2A,  wornach  die  ganze  Zahl  dieser  Füllen  siebzehn 
betrug;  damit  aber  konnten  natürlich  nicht  alle  Strategen  und  Locha- 
gen  betheilt  werden.  Man  suchte  nun  gewohnlich  den  Fehler  in  dem 
iKTaxaliexa  (§.  24).  wofür  Weiske  ixaröv,  Krüger  (de  auth.  An. 
46  fr.)  itaxoaiovg  (2  statt  JZ)  schreiben  wollte.  Es  ist  aber  wo! 
zu  beachten,  dass  hier  nur  von  ^iner  xeA»fxi9  die  Rede  ist ;  und  dass 
^in  Dorf  hundert  oder  gar  zweihundert  Rosse  als  Tribut  liefern 
sollte,  klingt  doch  unglaublich.  Armenien  lieferte  allerdings,  wie 
Strabon  XI,  14  (p.  365)  berichtet,  jährlich  20.000  Füllen;  es  war 
aber  auch  ein  grosses  Land  von  5000  Q  Meilen,  dabei  war  es  ein 
reiches,  gesegnetes  Land  (III,  5,  17),  mit  vielen  Dörfern  (IV,  4,  3). 
Darnach  ist  es  ganz  unwahrscheinlich,  dass  ^ine  xt^yiVi  hundert  Fül- 
len als  Tribut  zu  stellen  hatte,  wenn  auch  die  Zahl,  die  eine  xciifxi? 
zu  liefern  hatte,  nach  der  Grösse  derselben  und  nach  der  Gegend, 
in  welcher  die  xctt/üii?  lag,  verschieden  sein  mochte.  Denn  manche 
Gegend  war  mehr,  manche  minder  zur  Pferdezucht  geeignet.  Auch 
scheint  es,  dass  da,  wo  mehrere  xoifxae  bei  einander  lagen,  eine 
gewissermassen  einen  Vorort  bildete  und  dort  die  für  den  Tribut 
bestimmten  Rosse  aufgezogen  wurden,  wie  denn  hier  unter  mehreren 
xü^liai  (§.  23)  nur  ^ine  mit  Ställen  für  solche  Pferde  versehen  war. 
Alle  Schwierigkeiten  sind  aber  behoben,  wenn  man  §.  35  xai  Xo^^a- 
7CJV  streicht;  für  die  Strategen  reichten  die  siebzehn  Pferde  mehr 
als  genug  aus  «).  Auch  deutet  schon  aXktav  vor  (jrpanoyfjjv  auf  die 
Unechtheit  von  xai  X0XOC70JV  hin.  Hieran  schliessen  wir  gleich  noch 


*)  Oder  mehrere?  Denn  auch  die«  kann  in  dem  Audrocke  adzdq  9k  roiv  ntSiktav 
Xocfißdvci  lie^n. 

*)  |.  35  wird  erzihlt,  das«  Xenophoa  ein  Rom,  da«,  als  er  es  bekommen  hatte, 
achon  ziemlich  alt  gewesen  war  («rocXaircpov  gehört  nimlich  an  tlXiifti),  dem 
Oorfschuixen  abergab,  mit  dem  Auftrage,  es  sorgsam  au  fBttem  und  dann  au  opfern. 
Es  handelt  sich  nun  darum,  wann  Xenophon  jenes  Ross  erhalten  hatte.  Breitenbach 
bemerkt  hiezu :  „III,  3,  19,  als  fiber  die  vorhandenen  Pferde  rerfBgt  wurde* ;  aber 
damala  gab  ja  Xenophon  alle  seine  Pferde  ab  und  behielt  nur  eines  als  Stratege 
(III,  4,  45).  Er  wird  aber,  wie  ieh  schon  lingtt  in  der  Zeitschr.  fSr  öaferr.  Gjmn. 
(VIII.  625)  bemerkt  habe,  als  Beuteantheil  eines  von  den  Rossen  erhalten  haben, 
die  man  bei  dem  Überfalle  im  Lager  des  Tiribaaos  erbeutete  (IV,  4,  21).  Übrigens 
beachte  man,  dass  es  an  unserer  Steile  blos  Tinrov  und  nieht  rdv  iirnroy  heittt. 

40* 


ftlO  S  ch  eak  1 

eine  Stelle,  wo  dasselbe  Wort  entschieden  verdächtig  ist,  nämlich 
IV,  7,  8  roOrorj  7dp  Yi  -h'^ty^ovia  f/v  rwv  ÖTrta^oyuAflbtcov  'koycrjiw 
ixsivrj  rfi  ii\kipcf.  '  oi  Si  äXkoi  Xo-^ayol  Ifxcvov  iv  t^)  dofaXeL  Hier  ist 
Xo)^a7ct>v  einmal  wegen  des  seltsamen  Ausdruckes  ifi  -fy^/tyLOvia  rcüv 
d7rc<73'o^uXaxo)v  Xo)^a7cüv,  sodann  wegen  des  unmittelbar  folgenden 
\oyioqoi  bedenklich.  Entweder  ist  es  nun  aus  aöj^odv  entstanden,  wie 
denn  diese  beiden  Worter  öfters  mit  einander  verwechselt  werden 
(z.  B.  ni,  4,  23,  vgl.  IV,  2,  16,  VI,  3,  5:  auch  VI,  3,  6  schreibt 
Pantazides  mit  grosser  Wahrscheinlichkeit  Xo-foi  statt  "koyijx'^oi)^ 
oder  es  ist  ganz  zu  beseitigen. 

IV,  3,  21  geben  die  besten  Codices  CA  thq  npog  r-hv  rcO  Trora- 
liov  avo)  ixßaaiv  (ebenso  E,  in  dem  aber  ixßaaiy  avo)  steht;   B  liest 
wohl  avo)  ixßaaiv,  schiebt  aber  dno  vor  rcO  ein;  die  übrigen  lesen 
cü^  np6^  Tiiv  dno  (oder  ^x)  roO  /rcra/üicO  ixßaaiv  avcü).  Ich  gebe  nun 
zu,  dass  sich  roO  nrorafxoO  avcu  noch  nothdurftig  erklären  lässt,  aber 
es  ist  an  dieser  Stelle  unpassend  und  überflussig.  Unter  ixßaaig  ist 
nämlich  der  Pass  zu  verstehen,  der  über  das  Gebirge  führte  (§.  20) ; 
dass  dieser  Pass  oberhalb  des  Flusses  lag,  das  brauchte  Xenophon 
wol  nicht  besonders  hervorzuheben,  weil  es  sich  von  selbst  verstand. 
Will  man,  wie  es  Dindorf,  Cobet  und  Sauppe  thun,  mit  B  und  den 
schlechteren  Handschriften  dnd  roO  noraikov  (avco)  schreiben,  so 
macht  man  die  Sache  nur  ärger;  denn  dann  wird  ixßotat^  in  einem 
Sinne  gefasst,   den  es  gar   nicht  haben  kann.    Was  Rehdantz  mit 
seiner  Leseart  roO  TrorafAoO  (avcu)  meint,  ist  mir  unverständlich.  Man 
beachte  ferner,  dass  Xenophon  eo^  npdg  n^v  ixßaatv  sagt,  d.  h.  in 
der  Richtung  gegen  den  Pass  hin.  Als  die  Reiter,  die  am  Flussufer 
standen,  sahen,  wie  Cheirisophos  oben  über  den  Fluss  gieng,  Xeno- 
phon aber  Miene  machte,  an  der  Furt»  die  dem  nach  Armenien  füh- 
renden  Passe  gegenüber   lag,   überzusetzen,   da  ergriffen  sie   aus 
Furcht  abgeschnitten  zu  werden  die  Flucht  in  der  Richtung  nach 
dem  Passe;  und  auch  als  sie  den  Weg  erreicht  hatten,  blieben  sie 
nicht  stehen,  sondern  jagten  der  Höhe  zu.  Somit  ist,  glaube  ich, 
klar,  dass  roO  TrorafxoO  von  einem  unkundigen  Abschreiber  herrührt, 
der  damit  Ußaaig,  das  er  nicht  verstand,  erklären  wollte;  aveu  ist 
aber,  wie  schon  Dindorf  erkannt  hat,  aus  dem  folgenden'  avo»  ent- 
standen (vgl.  die  Anm.  S.  590). 

V,  3,  4  ist  überliefert:  'EvraO^a  xal  diaXafxjSctvGuoi  rö  drö 
rcüv  aiyjkaXdiiTtiJv  dp'j/Opioy  7cv6fAevov  xai  riiv  iixdvny,  ^v  r^  'A^^aaoivc 


XenophoDtische  Studien.  611 

i^eiAov  xai  rp  'Efsaiq.  'ApripuSi,  xai  fAaßov  (xal  fehlt  in  den 
schlechteren  Codices;  {kaßov  ist  Conjectur  von  C.  Matthiä  statt  des 
unhaltbaren  Siilaßov^  oi  arparvi^oi  rd  ikipog  ixaarog  fvXdTruv  toi^ 
J^soig.  Hier  kann  nun  ^v  nach  Ssxdr-nv  unmöglich  richtig  sein;  denn 
einmal  sind  die  Vertheilung  des  Kaufpreises,  den  sie  von  der  Beute 
erzielt  hatten»  und  jene  des  Zehnten,  den  sie  für  ApoUon  und  die 
ephesische  Artemis  ausschieden, ganz  verschiedene  Dinge;  sodann  wird 
diese  Vertheilung  ja  gleich  mit  den  Worten  xai  D<aßov  xrL  bezeichnet, 
endlich  kann  i^eX'kov  nicht  als  ein  untergeordnetes  Moment  in  einem 
Nebensatze,  sondern  als  ein  Hauptmoment  nur  in  einem  Hauptsatze 
stehen.  Alles  dieses  wird  erreicht,  wen  man  i^v  streicht;  es  ist  offenbar 
aus  der  irrigen  Wiederholung  der  Endsilbe  von  Sexdrov  entstanden. 

V,  6,  25  ioea^ai  avTOtg  Xeppdyr^aov  j^wpav  xaTAv  xai  cOJae- 
/yiova,  &aTe  reo  ßouXofx^voj  ivoixiXv,  r^)  Si  PouXofxivc{>  dmivon  oixad'c 
hat  man  langst  erkannt,  dass  die  Stelle,  so  wie  sie  vorliegt,  nicht  zu 
halten  ist ;  denn  der  Versuch  die  Dative  rai  ßouXcfxivo)  durch  eine 
Art  Attraction  an  aOrolg  zu  erklären  verdient  kaum  Erwähnung.  Man 
hat  nun  verschiedene  Änderungen  vorgeschlagen ,  das  aber  hat  man 
nicht  gesehen,  dass  die  Infinitive  ivoixiXv  und  dnti^at  am  besten  von 
xalriv  abhangen  könnten.  Darnach  erscheinen  die  Worte  xai  eOSai- 
fxova  eojre  als  eine  Interpolation.  Da  Verbindungen,  wie  xaAii  (noXkiiy 
li.e'^dlrj^  xai  eOdat/yicüv ,  bei  Xenophon  nicht  selten  sind,  so  hat  auch 
hier  ein  Abschreiber,  dem  xa^ii  noch  xai  eö$aiyi(*i\f  beigefugt,  und  da 
hiedurch  die  Construction  gestört  wurde,  indem  die  Infinitive  nicht 
mehr  von  xaXiiv  abhängig  sein  konnten,  so  ist  später  noch  uiore 
eingeschoben  worden.  Übrigens  wird  wol  Xenophon  auch  rCb  iiiv 
j3cuXo/xcvcp,  wie  schon  Schneider  wollte,  geschrieben  haben. 

In  der  Beschreibung  des  Hafens  von  Kalpe  VI,  4,  4  heisst  es : 
^6Xa  Si  noXXd  fx^v  xai  äXXa,  Trdvv  8i  TroXXa  xai  xaXä  vaunri'^iiGtiia 
izr'  aijTfi  rfi  J^aXdrr^.  Hier  befremden  mich  die  letzten  Worte  in* 
a^TYi  Tri  ^aAdTTXt,  Denn  es  soll  offenbar  hier  nur  gesagt  sein,  dass 
sich  neben  vielem  anderen  Holze  auch  solches  in  grosser  Menge 
vorfand,  das  vorzüglich  zum  Schiffhau  geeignet  war.  Warum  sollen 
denn  aber  diese  Bäume  hart  am  Strande  gestanden  sein  ?  Dazu  kommt, 
dass  im  §.  5  gesagt  wird :  der  Berg  am  Hafen  sei  an  der  Meeres- 
seite über  zwanzig  Stadien  weit  mit  mannigfachem  grossen  Holze 
dicht  bewachsen,  unter  diesen  Umständen  kann  ich  in  in'  aür^  r^ 
^aXarnp  nur  eine  Wiederholung  derselben  Worte  im  unmittelbar 


612  Schenkl 

Vorhergehenden  sehen,  wo  sie  allerdings  ganz  passend  sind ;  denn 
dass  eine  reiche  Quelle  süssen  Wassers  dicht  am  Meere  floss,  war 
naturlich  für  diejenigen,  die  hier  nur  für  eine  kurze  Zeit  landen 
wollten,  sehr  erwünscht. 

Es  mögen  noch  drei  Stellen  folgen,  die  sich  allerdings  so,  wie 
sie  überliefert  sind ,  noch  erklären  lassen ,  gleichwol  aber  den  Ver- 
dacht einer  Interpolation  rege  machen.  Zuerst  V,  7,  34,  wo  dviard- 
/x£vo(  mancherlei  Bedenken  erregt  Hertlein  wollte  oe  aveard/xEvoi 
herstellen  und  darunter  die  Redner,  welche  in  der  Versammlung  auf- 
traten, verstehen.  Dies  passt  aber  nicht  zu  dem  folgenden  £;rc(r:aavro, 
aus  dem  hervorgeht,  dass  das  Subject  von  (X^yov  die  ixxXr^oia  des 
Heeres  ist.  Man  muss  daher  annehmen ,  dass  sich  nach  der  Rede 
Xenophon*s  die  ganze  Versammlung  wie  ^in  Mann  erhob,  und  die 
Frevelthaten,  die  er  in  seiner  Rede  geschildert  hatte,  einstimmig 
verdammte.  Freilich  bleibt  noch  immer  der  Verdacht,  dass  dvKjrd" 
^€voc  ein  Einschiebsel  ist,  wie  gleich  im  folgenden  (V,  8,  2)  dvaard^ 
in  den  schlechteren  Codices.  —  VI,  1,  23  wird  erzählt,  dass  Xenophon 
auf  der  Reise  nach  Ephesos,  wo  er  dem  Kyros  vorgestellt  wurde, 
einen  Adler  zu  seiner  rechten  Seite  sitzen  sah  und  schreien  horte. 
Dies  legte  der  ihn  begleitende  Seher  dahin  aus,  ortyiiyag  yiiv  oecovö^ 
eXfi  xal  cOx  iSitarixdg  xai  ivdo^dg,  iniTsovcg  /xivroe.  So  oft  ich  dies 
las,  stiess  ich  an  xai  hSo^og  an,  was  mir  als  überflüssig  und  nach 
dem  vorausgehenden  oOx  iSi(t}rtx6g  sogar  unpassend  erschien.  Möglich 
daher,  dass  diese  Worte  bloss  zur  Erklärung  von  xai  oüx  i$iu}Tix6^  bei- 
geschrieben waren.  —  VI,  6,  1  oi  ii  "EXXifjvc^  yrpoaifuvov  fjiiv  IQiov- 
dpov  xai  rdg  Tpir^pet^  xai  rä  «rXoia  (hg  rj^ovra  will  Hirschig  (Phil.  V, 
292)  (hg  T^^ovra  streichen  und  überdies  Trpoaifjicvov  in  jrepcc/xcvov 
ändern.  Dass  npoaiiievoy  richtig  ist,  beweist  die  von  Sauppe  ange- 
führte Steile  Thuc.  VI,  44,  4;  auch  o>^  rj^avTa  ist  nicht  unbedingt 
zu  verwerfen,  wiewol  der  ganze  Ausdruck  breit  und  schwerfallig  ist. 
Vielleicht  sind  die  Worte  xolI  rag  rpivipeig  xai  rd  nXoXa  ein  Ein- 
schiebsel aus  VI,  4,  19  und  lautete  die  Stelle  ursprünglich  TrpoaifACvov 
fkiv  KkiavSpov  (hg  ri^ovra,  woran  wol  nichts  auszusetzen  wäre. 

Entweder  verderbt  oder  interpoliert  ist  die  Stelle  V,  8,  25,  wo 
es  noch  nicht  gelungen  ist  die  Worte  ti  ii  rt^  ^t  j^cepicüva  insx^uprioa 
^t  noXiiiiov  dTTYipif^a  befriedigend  zu  erklären ;  die  Construetion 
imxorjpeiv  reve  )^ee/jLcova  ist  und  bleibt  unerhört.  Reiske  hat  daher 
insxcOftfja ,   Cobet  npdg  yi^&iyMva  ircsxoOpvi^a  vorgeschlagen;    man 


Xenophontische  Stodiea.  6 1 S 

l[onnte  auch  an  iv  j^fifAciavi  inrcx.  denken.  Doch  ist  es  möglich»  dass 
iiztxoOpviaa  nar  eine  Glosse  und  die  echte  Leseart  ^t  j^ccfjuSva  %  nroXi- 
jkiov  dTfrhpiJ^ct  ist»  was  ganz  passend  wäre. 


III. 


Obwol  der  Text  der  Anabasis  bei  weitem  mehr  durch  Inter- 
polationen als  durch  Lücken  entstellt  ist»  so  kann  man  doch  eine 
ziemliche  Anzahl  von  Stellen  nachweisen »  wo  entweder  einzelne 
Wörter  und  Ausdrucke  oder  auch  ganze  Sätze  ausgefallen  sind.  Wie 
leicht  dies  geschehen  konnte,  zeigen  unsere  Handschriften»  indem 
manche  Wörter  und  Sätze  in  Classe  I  fehlen»  die  uns  Classe  II  erhal- 
ten hat»  und  umgekehrt  in  Classe  II  sich  noch  mehrere  und  grössere 
Lücken  finden»  die  wir  ohne  die  Codices  der  ersten  Classe  nicht  aus- 
zufüllen vermöchten.  Hier  sollen  nun  einige  Lücken  besprochen 
werden»  die  man  theils  noch  nicht  aufgefunden  hat,  theils»  obwol 
sie  längst  nachgewiesen  worden  sind,  in  der  neuesten  Kritik  mit 
Unrecht  ignoriert. 

I»  8»  6  Kijpog  $i  xai  inneig  ro6rou  öaov  i^oat6otoi  ctt/rXi^/üiivoc 
J^diipa^t  iKiv  ccüroi  xai  napoLikriptSioig  xai  xpdveai  ndyrtg  ttXi^v  K6poti. 
Hier  kommt  es  vor  allem  darauf  an»  was  für  eine  Construction  man 
annimmt.  Soll  oj;rX«7/jLivoe  das  Hauptverbum  sein  und  dazu  f^aayß 
ergänzt  werden?  Aber  eine  solche  Ergänzung  wäre  sehr  auffällig; 
dann  sprechen  Zusammenhang  und  Wortstellung  gegen  eine  solche 
Annahme.  Oder  soll  man  fon^aav  aus  dem  Vorhergehenden  als  Ver- 
bum  des  Satzes  ergänzen?  Dies  unterliegt  wol  keinem  Zweifel»  aber 
dann  ergibt  sich  mit  Bestimmtheit»  dass  unsere  Stelle  lückenhaft 
überliefert  ist.  Es  wäre  doch  wirklich  lächerlich»  wenn  Xenophon 
gesagt  hätte:  »Kyros  und  seine  Reiter  standen**»  ohne  den  Punkt  zu 
bezeichnen»  den  sie  in  der  Schlachtreihe  einnahmen.  Wenn  Borne- 
mann  unter  Zustimmung  Kfihner's  sagt»  aus  §.  22  ergebe  sich»  dass 
Kyros  in  der  Mitte  seiner  Schlachtlinie  stand »  so  bürdet  er  damit 
dem  Schriftsteller  eine  seltsame  Verkehrtheit  auf;  es  soll  nämlich 
dieser  bei  der  Beschreibung  der  Aufstellung  eben  das»  was  die 
Hauptsache  ist»  verschwiegen  und  dem  Leser  zugemuthet  haben,  dies 
erst  gelegentlich  aus  dem  Folgenden  zu  entnehmen.  Darnach  ergibt 
sich  mit  Nothwendigkeit»  dass»  wie  Löwenklau  und  Pyramus  de  Can* 


^14  6e  heakl 

dole  in  seiner  französischen  Übersetzung  yermuthet  haben»  hier  ei0 
xatd  rö  fji/aov  (oder  xarä  ikiaov)  ausgefallen  ist  Dies  hat  Hutchin- 
son gebilligt,  von  den  neueren  Herausgebern  aber  keiner  in  den  Text 
aufgenommen.   Dass  diese  Ergänzung  richtig  ist,  unterliegt  keinem 
Zweifel ;  denn  schon  nach  §.  22  muss  man  annehmen ,  dass  Kyros 
nach  der  Weise  der  persischen  Konige  seinen  Platz  in  der  Mitte 
seines  Heeres   nahm ,    und   zum  Uberfluss  sagt  dies  ausdrucklich 
Diodoros  XIV,  2  aürd^  8i  Kxjpog  triraxTC  xara  rö  lUaov.  Was  die 
Interpunktion  im  Vorhergehenden  anbetrifft,  so  wird  man  nach  ßocp- 
ßapcxöv  nicht  einen  Punkt,  sondern  blos  einen  Beistrich  zu  setzen 
haben.  Es  bleibt  übrigens  hier  noch  eine  Kleinigkeit  zu  besprechen 
Qbrig.  Statt  der  Vulgata  xai  innsX^  fxcr'  auroO  hat  man  nämlich  nach 
den  besten  Handschriften  xae  inntlg  roOrov  geschrieben;  nur  nehmen 
die  neuesten  Herausgeber  mit  Ausnahme  Ton  Cobet  und  Dindorf  nicht 
oe  nach  xal  auf,  was  AD  überliefern.   Poppe  bemerkt  nämlich,  das» 
der  Artikel  dann  zulässig  wäre »  wenn  man  annehmen  müsste ,  dass 
diese  sechshundert  Reiter  die  ständige  Begleitung  des  Kyros  gebildet 
haben;   dies  sei  aber  nicht  der  Fall  gewesen;   und  ihm   stimmen 
Kühner  und  Breitenbach  bei.  Was  soll  dann  aber  jenes  rourou  besä-- 
gen?  Ist  es  nicht  vollständig  überflüssig  und  geradezu  sinnlos?  Dieser 
Zusatz  deutet  eben  an,  dass  diese  Reiter,  was  übrigens  schon  aus 
der  Art  ihrer  Ausrüstung  hervorgeht ,  eine  Art  Leibgarde  des  Kyros 
bildeten.  Daher  muss  xai  oi  innslg  hergestellt  werden;  der  Ausfall 
des  oi  in  den  meisten  Codices  erklärt  sich  dadurch,  dass  ursprunglieh 
yoi  geschrieben  war;  yoi  und  yai  sind,  wie  ich  S.572  gezeigt  habe, 
sehr  oft  in  xai  verderbt  worden.  —  Gleich  darauf  (§.  7)  nehme  ich 
an  oi  S*  Innoi  ndweg  oi  iieräKOpoit  ef^ov  xal  npoiLertanldta  xai 
npoanpviSia  Anstoss.  Denn  soll  sich  diese  Bestimmung  oi  fAcrd  Kupox/ 
auf  jene  Garde  beziehen,  so  ist  sie  nach  dem  Vorhergehenden  ganz 
Überflüssig.  Und  das  muss  doch  der  Fall  sein;  denn  durch  jxiv  aOrol 
im  Vorhergehenden  werden  ja  diese  Reiter  ihren  Rossen  entgegen- 
gestellt.  Breitenbach  versteht  unter  oc  Ircnoi  ndvrs^  oi  ikera  Kupox> 
die  sämmtliche  Cavallerie  im  Heere  des  Kyros,  aber  dies  lässt  einmal 
der  Gegensatz  jtxiv  avrol  nicht  zu ,  sodann  ist  es  völlig  unglaublich,, 
dass  die  Rosse  der  sämmtlichen  Reiterei  im  Heere  des  Kyros  gepan- 
i^ert  waren;  das  war  ja  eben  nur  bei  den  griechisch  gewafineten 
Reitern  des  Kyros  der  Fall.  Endlich  scheint  man  bisher  nicht  bemerkt 
t\X  haben,  wie  seltsam,  ja  wie  komisch  die  Verbindung  oi  d*  cir^ret 


XenophoBtitche  Stadien.  6 1 S 

ndvTsg  oi  /xera  KOpou  klingt,  was  schoo  an  und  für  sich  den  Verdacht 
der  Unechtheit  gegen  jenen  Beisatz  rege  machen  musste. 

III,  4,  8  ist  in  allen  Handschriften  rjXto^  ik  vsfOyiv  npoxakO^a^ 
überliefert,  nur  ist  in  B  das  schliessende  v  von  vefihiv  getilgt  und 
in  P  (Paris.  163S)  vtfih^  geschrieben.  Dass  diese  Worte  keinen 
Sinn  geben,  liegt  auf  der  Hand.  Auch  mit  der  Conjeetur,  die  nach 
der  Übersetzung  des  Amasäus  von  Brodfius  vorgeschlagen  und  seit 
Stephanus  von  den  meisten  Herausgebern  aufgenommen  worden  ist, 
^Xeov  Si  vefiAvi  npoxakO^aaa  ist  nichts  geholfen ;  denn  es  ist  dies 
ein  ungeschickter  und  geschraubter  Ausdruck  und  mit  Rucksicht  auf 
diese  Conjectur  konnte  Cobet  (Nov.  lect.  449)  mit  Recht  von  diesen 
Worten  sagen  'quae  neque  intelligi  possunt  neque  emendari'.  Die 
Conjectur  von  C.  Matthiä  rihog  o*  oü  vtfiXm  npoxaXO^ag  dfaviig  rjv 
(vgl.  Herodut.  Vn,37)  ist  abgesehen  von  ihrer  Willkörlichkeit  weder 
dem  Ausdrucke  noch  dem  Sinne  nach  entsprechend.  Denn  dass  an 
eine  Sonnenfinsterniss  nicht  zu  denken  ist,  hat  schon  Bornemann 
bewiesen;  auch  würde  dies  sich  unmöglich  mit  dem  folgenden  fxi;(pc 
i^ihnov  oi  äv^ptanoi  vereinen  lassen.  Es  ergibt  sich  vielmehr,  dass 
eine  dichte  und  lange  dauernde  Umwolkung  des  Himmels  gemeint 
ist,  ein  Phänomen,  das  in  jenen  Gegenden  äusserst  selten  vorkommt 
Da  nun  Xenophon  alles  und  jedes  auf  göttliche  Einwirkung  zurück- 
zuführen pflegt,  wie  er  denn  auch  §.  12,  wo  iixßpovrvirovg  nicht 
etwa  im  übertragenen  Sinne  zu  fassen  ist,  erzahlt,  dass  Zeus  durch 
furchtbare  Gewitter  die  Bewohner  von  Mespila  betäubt  und  unfähig 
zum  Widerstände  machte ,  so  möchte  ich  auch  hier  den  Ausfall  des 
Subjectes  Ze6^  annehmen.  Es  wäre  dann  zu  lesen  i^Acov  di  vc^iXip 
npoxa/iO^ag  Zeijg  iifdvKjt  (oder  vielleicht  noch  besser  Zeug  di 
Ttliov  V.  ;:.  1%.),  wodurch  die  Stelle  allerdings  eine  passende  Gestalt 
erhielte. 

III,  4,  16  iiaxp6Ttpov  yäp  ot  rc  Tödtoi  rdav  HcpacSv  ia(pev86v(av 
xac  Tcijv  TrXscarcüv  ro^orcDv.  So  lautet  die  Vulgata,  welche  man  auf 
den  ersten  Blick  als  lückenhaft  erkennen  muss.  Dass  o?  re  Tödcoi 
nicht  zu  halten  ist,  etwa,  wie  Rehdantz  meint,  durch  ein  Anakoluth, 
brauche  ich  wol  nicht  lu  erweisen.  Man  muss  daher  rc  entweder 
mit  Krüger  streichen  oder,  was  entschieden  vorzuziehen  ist ,  mit 
C.  Matthiä  in  ys  verwandeln ;  dieses  letztere  empfiehlt  sich  dadurch, 
dass,  wie  sich  aus  der  folgenden  Erörterung  ergeben  wird,  der  Sinn 
dieser  ist    Wenn  auch  die  kretischen  Bogenschützen  noch  nicht 


616  Seheakl 

mit  den  persischen  wetteifern  konnten,  so  schössen  wenigstens  die 
Rhodier  weiter  als  die  persischen  Schleuderer  und  Schützen  (vgl.  Ifl» 
3,  16).  Gehen  wir  nun  weiter»  so  muss  man  nXelaruiv  mit  Cpr. 
beseitigen;  es  ist  dies  der  Zusatz  eines  Abschreibers»  der  sich  die 
ihm  mit  Recht  unverständliche  Stelle  zurecht  legen  wollte.  Was 
heisst  aber  rcjv  Ilepjcüv  xai  rcüv  ro^brcüv?  Offenbar:  sie  schössen 
weiter  als  die  Perser  und  die  (hellenischen»  kretischen)  Bogen- 
schützen. Dazu  aber  passt»  von  anderen  Bedenken  abgesehen,  nicht 
der  folgende  Satz :  [ikyoLka  ii  xai  rä  rö^a  rä  Ilcpaixa  iariv »  der  so 
ohne  allen  Zusammenhang  dasteht.  Will  man  einen  entsprechenden 
Zusammenhang  herstellen»  so  muss  man  unter  rcSv  ro^orcüv  die  per- 
sischen Bogenschützen  verstehen »  was  aber  bei  der  gegenwärtigen 
Fassung  der  Stelle  rein  unmöglich  ist.  Dindorf  (praef.  ed.  Teubn. 
p.  XVI)  will  die  ganze  Stelle  so  umformen :  fx.  7.  0?  rc  T.  r.  ü.  i. 
xai  oi  Sxu^ac  ro^öroee  M^tuov.  Aber  Sxv^otc  §.15  hat  Kruger  mit 
Recht  gestrichen»  da  es  keine  Skythen  im  Heere  gab;  das  Wort  ist» 
wie  schon  S.  595  bemerkt  wurde»  die  Randbemerkung  eines  Lesers. 
Zudem  sind  die  Änderungen  höchst  willkürlich  und  auch  so  nicht 
dem  Sinne  entsprechend ;  denn  die  griechischen  Bogenschützen 
schössen  nach  dem»  was  wir  §.17  lesen»  sicherlich  nicht  weiter  als 
<lie  persischen.  Ich  meine  daher  der  Stelle  so  aufzuhelfen »  dass  ich 
vor  xai  rcuv  ro^orciav:  xai  rcüv  cfeviwyiröiv  einschiebe»  welches  Glied 
wegen  der  Ähnlichkeit  mit  dem  folgenden  leicht  ausfallen  konnte. 
Die  rhodischen  Schleuderer  schössen  weiter  als  die  persischen 
Schleuderer  und  Bogenschützen  trotz  der  grossen  Bogen  der  letzte- 
ren» durch  welche  sie  den  Kretern  überlegen  waren. 

IV»  8»  25  ist  die  Stelle  liX^ov  i'  arjroXg  ixavoi  ß6e^  dno^vaai 
T^  Act  r^  (jojrnpi  xai  r^)  'Hpax'kiX  i^yc/xö^uva  xai  rol^  aXkoig  3coc^  a 
TiC^avTo  entschieden  lückenhaft.  An  eine  brachylogische  Ausdrucks- 
weise» wie  Kühner  meint,  ist  sicherlich  nicht  zu  denken.  Daher  hat 
Krüger  rt^  Ad  r^)  aoi>r^|9e  otjyrripia  oder  r^  Aei  rä  (ruirhpia  vor- 
geschlagen» von  welchen  Emendationen  C.  Matthia  die  erstere,  Cobet 
die  letztere  aufgenommen  hat.  Nichts  ist  wahrscheinlicher  als  dass 
cttirhpia  nach  atar^pi  ausgefallen  ist;  dann  muss  man  aber  auch 
wol  r4>  ii7Cfxövc  vor  if^yeikötjvva  ergänzen»  denn  warum  sollte  sich 
Xenophon  im  zweiten-  Gliede  nicht  desselben  Ausdruckes  bedient 
haben?  Man  vergleiche  VI»  2»  15»  wo  es  heisst  ^uofAiv«^  Si  avrqi  rqi 
iiyeiiövt  'Hpaxksl.  —  Bald  darauf  §.  27  liest  man:  döXcxov  di  Kpiing 


Xenophontucbe  Studien.  617 

^^a  iyivero.  Hier  hat  man  sich  nun  lange  Zeit  mit  dem  Supplemente 
inpoi  Kai  vor  xaXiQ  beholfen,  das  Stephanus  in  seiner  ersten  Ausgabe 
in  den  Anmerkungen  mit  den  Worten  mittheilte:  «Hanc  (lectionem) 
autem  non  ex  auditu  habeo,  sed  eins  ipse  oculatus  sum  testis.  Vene- 
tiis  enim  commemorans  in  bibliotheca  S.  Marei  exemplar,  in  quo  ita 
legebatur »  vidi  et  aliud  rursum  in  bibliotheca  S.  Antonii.  Sed  exem- 
plar,  in  quo  hanc  emendationem  adnotaveram,  dum  haec  excuderen- 
tur»  inveniri  non  potuit*'.  Nun  findet  sich  diese  Ergänzung  wenig- 
stens im  Yen.  M.  (n.  511)  nicht,  dessen  Lesearten  nach  der  Col- 
lation  von  W.  Hollenberg  Sauppe  in  seiner  Ausgabe  veröffentlicht 
hat»  und  eben  so  wenig  dürfte  dasselbe  in  den  beiden  anderen 
Marciani  n.  369  und  n.  370,  welcher  letztere  mit  dem  Guelf.  H 
übereinstimmen  soll  (vgl.  J.  Morelli  Bibl.  man.  p.  239)»  vorhanden 
sein.  Aus  dem  Stillschweigen  von  Gail  und  Jacobs  zu  schliessen» 
dass  dies  Supplement  in  den  Vat  F  und  G  und  Med.  Z  stehe»  ist 
mehr  als  gewagt.  Jedenfalls  ist  die  Sache  sehr  verdächtig.  Doch  mag 
nun  irepoi  xal  wirklich  in  einer  Handschrift  stehen  oder  bloss  ein 
Einfall  des  Stephanus  sein»  darüber  kann  kein  Zweifel  sein»  dass  es 
nicht  von  Xenophon  herrührt»  dass  es  nur  ein  ungeschickter  Versuch 
ist  die  Lücke  zu  ergänzen,  welche  gewiss  bedeutender  war.  In  der 
neuesten  Zeit  hat  Rehdantz  nach  cod.  D  (und  Vind.)  nakri  $i  xai 
nityikii  xai  TzayxpdTiov  xakii  ^ia  iyiviro  geschrieben  und  Breitenbach 
hat  dies  gebilligt.  Aber  weder  entspricht  diese  Kürze  der  sonstigen 
Xenophontischen  Ausdrucksweise,  noch  genügt  die  einfache  Ver- 
bindung durch  $L  Gewiss  hat  Stephanus  mit  seinem  nai  vor  xaXii  das 
Richtige  getroffen;  denn  der  Satz  xai  xaXii  J^ia  iyivsTo  alsAbschluss 
der  vorhergehenden  Beschreibung  ist  echt  Xenophontisch. 

V»  8,  1  wird  erzählt,  dass  auch  die  Strategen  Rechenschaft  über 
ihre  bisherige  Amtsführung  ablegen  mussten.  Dann  heisst  es  weiter : 
x.ai  didövrojv  (SUr^v)  ^iXiiaiog  jxiv  (Lfls  kcü  Hav.9^exX^^  rr^g  fiiXaniig 

ort  aipeJ^eig  xariQfxiAci  dixa  fxvä;.  Hier  muss  auffallen»  dass  bei  So- 
phainetos  blos  aipt^eig  gesagt  ist,  ohne  anzugeben,  wozu  er 
gewählt  wurde,  während  doch  bei  Philesios  und  Xanthikles  ihr  Amt 
ausdrücklich  bezeichnet  ist.  Allerdings  ist  schon  V,  3,  1  berichtet, 
dass  Sophainetos  und  Philesios  beauftragt  wurden  über  die  Fahrt 
die   Aufsicht  zu  fuhren;  aber  auch  so  bleibt  das  blosse  aipi^iig 


Ol 8  Schenkl 

immer  befremdlich.  Das  hat  auch  der  Schreiber  des  cod.  E  <)  ge- 
fühlt and  daher  vor  alpsJ^slg  ein  6ipy((üv  eingeschoben,  was  aber 
durchaus  nicht  befriedigen  kann,  da  es  zu  onbestimmt  ist  und  jenes 
xar^/xiXfc  auf  ein  imiieXela^at  hindeutet.  Die  neueren  Herausgeber 
wollen  entweder  äpx^^  beibehalten  oder  aus  dem  vorhergehenden 
rfig  f^j^axfi^  ein  yuXaTTCtv  ») ,  auch  wo)  aus  xarriikilu  ein  i/rcfxe- 
'ksia^ai  ergänzen.  Aber  solche  Ergänzungen  sind  überhaupt  unzu* 
lässig  und  am  wenigsten  bei  einem  Autor,  wie  Xenophon,  annehmbar. 
Daher  möchte  ich  annehmen,  dass  nach  aipe^ilg  die  Worte  i;r(fxe- 
liXd^at  rcüv  /rXeövroiv  ausgefallen  sind,  wodurch  Sophainetos  all- 
gemein als  Leiter  der  Fahrt  bezeichnet  würde,  während  Philesios 
und  Xanthikles  besonders  mit  der  Aufsicht  über  die  yavXirtxä  xp^~ 
juiara  betraut  waren. 

VI,  4,  7  lässt  sich  das  überlieferte  sig  ii  rd  ndhaiia  3cv  ycvö- 
/xcvov  cOx  ißoif'kovTO  aTparorr^dsOtrr^ai  allerdings  erklären;  nur  ist 
der  Ausdruck  etwas  undeutlich  und  verlangt  man  eine  schärfere  Be- 
zeichnung des  Ortes.  Daher  hat  schon  Jacobs  £^^  Si  rönov  n.  Sv  y. 
vermuthet ;  kh  schlage  vor  sig  di  rö  ^oipiov  n.  äv  7.  zu  schreiben 
(vgl.  §.  1  und  4).  Es  leuchtet  ein,  wie  ein  Abschreiber,  der  die 
Construction  nicht  verstand,  yoipiov  vor  nöhafia  als  überflüssig  und 
störend  tilgen  konnte. 

Einige  kleinere  Ergänzungen  sollen  mehr  summarisch  bespro- 
chen werden.  Zuerst  II,  2,  19«  wo  Dindorf  richtig  erkannt  hat,  dass 
in  den  Zeichen  der  ersten  Hand  in  C  au  .  .  ov  nur  aijpiov  enthalten 
sein  kann.  Mit  Recht  aber  bemerkt  Breitenbach,  dass  desshalb  das, 
was  C  von  zweiter  Hand  und  die  übrigen  Codices  bieten,  aürö^  nicht 
von  der  Hand  zu  weisen  ist;  denn  der  BegriiT  „allein''  wird  an 
unserer  Stelle  nothwendig  gefordert.  Er  schlägt  daher  vor,  arjptov 
avTög  zu  schreiben,  wogegen  ich  das  Pronomen  als  das  betontere 
Wort  voranstellen  und  aCpiov  unmittelbar  an  rcpta  ansehliessen 
möchte.  —  11,  3,  12  kann  es  offenbar  nicht  heissen :  of  rpeaxovra 
irri  yeyovÖTig;  denn  damit  würde  gesagt  sein,  dass  gerade  die 
Dreissigjährigen  im  Heere  zur  Arbeit  beordert  wurden.  Aus  dem  Zu- 
sammenhange aber  ergibt  sich,  dass  die  junge  Mannschaft  zur  Holz- 


0  So  fibersciUt  auch  Amasaeas :  dnx  dedaratos. 

*)  So  stebt  auch   am  Rande  von  D  und  im  Viod.  Aber  der  Zeile  ^uXa^oti  raOr«  rd 
XpiiyLOtxeL, 


Xenophontische  Stadien.  619 

arbeit  and  zum  Brückenbau  commandiert  wurde,  so  wie  z.  B.  VII, 
3,  46  Xenophon  rovg  «tc  rptaxovT«  Ityj  ytyovörag  hervortreten  Ifisst. 
Das  hat  schon  Kruger  erkannt  und  darnach  ol  ei^  (oder  ounreo)  rp. 
i.  y,  vorgeschlagen ;  Hertlein  mochte  lieber  oe  fiixp^  rp,  i.  7.  lesen 
(Wertfaeimer  Progr.  1858,  S.  12).  Das  Wahrscheinlichste  ist  oe 
eig  rp.,  da  einmal  dies  der  oben  citierteo  Parallelstelle  entspricht 
und  dann  dg  {ig)  sehr  leicht  ausgefallen  sein  kann.  —  III,  3»  18 
ist  ohne  Zweifel  mit  Cobet  ro6roe^  fx^v  statt  roOra^  (rouroiv)  fx^v 
zu  schreiben^  doch  bleibt  noch  der  Genetiv  aürciDv  aufiSIlig.  Zwar 
kann  man  ihn  mit  Kruger  nothdürftig  nach  §.  47 ,  14*4  dessen 
griechischer  Syntax  erklären.  Indessen,  wenn  aurdv  hier  richtig  ist, 
möchte  ich  lieber  annehmen,  dass  dvr  vor  aürcuv  ausgefallen  ist 
(vgl.  §.  19  dvTtd&ikBv).  So  hat,  um  nur  an  Beispiel  anzuführen, 
Cyrop.  VII ,  K ,  4  ein  vir  doctus  bei  Bornemann  mit  Recht  dvr  vor 
aürdiv  eingeschoben.  Freilich  hat  bei  dem  Umstände,  dass  aürdiv  in  E 
fehlt  und  aOroiv  auch  im  unmittelbar  vorhergehenden  Satze  steht, 
die  Annahme,  aOraiv  sei  nur  ein  Einschiebsel,  manches  für  sich,  wie 
denn  auch  Dindorf  und  Cobet  dieses  Wort  aus  dem  Texte  beseitigt 
haben.  —  III,  4,  43  fehlt  nach  Ikaßt  ii  sichtlich  ein  Wort,  das  den 
Gegensatz  zum  vorhergehenden  hervorheben  könnte.  Ich  meine 
daher,  dass  iAaße  d*  auTog  roOg  geschrieben  werden  muss ;  avrög 
ist  öfters  vor  Casus  des  Artikels  auagefallea;  auch  ist  es  sehr  mög- 
lich, dass  jenes  aurog  um  eine  Zeile  verschoben  wurde  und  daher 
arkoOg  in  CBA  nach  hciUvdBv  stammt,  das  in  den  übrigen  Hand- 
schriften in  aOr^  verwandelt  und  von  Rehdantz  mit  Recht  getilgt 
worden  ist.  —  V,  1,  10  ist  vor  oder  nach  OJ^  ein  Wort  ausge- 
fallen;  denn  die  willkürliche  Änderung  von  Eberhard  (Zeitschr. 
f.  Gymn.  XIX,  497)»  nach  welcher  f^v  fx^v  jap  äyxt  und  im  Fol- 
genden av  Si  fxfi  [«vip]  geschrieben  werden  soll,  wird  man  schwer- 
lich gutheissen.  Ob  man  aber  mit  Kiehl  (Mnem.  I,  213)  a7cüv  vor 
iX^iQ  einschieben  ^oll,  bleibt  ungewiss;  denn  obwohl  oiytav  dem 
Ausdrucke  am  nächsten  liegt,  empfiehlt  sich  vielleicht  vom  paläo- 
graphischen  Standpunkte  eher  i%v  /xlv  ydp  IX«&ip  ^x^^*  ~  ^^  '^*  ^^ 
ist  jedenfalls  nach  den  besten  Handschriften  dfuvfia^E  zu  schrei- 
ben. Dann  kann  aber  das  Vorhergehende,  so  wie  es  überliefert 
ist,  nicht  festgehalten  werden ,-  denn  aus  dfuvfsd^i  kann  man  doch 
nicht,  wie  Breitenbach  meint,  ein  dfiKVBldJ^ai  zu  ddfaAig  ihai 
erganzen.  Ich  glaube  daher,  dass  nach  Bivai  ein  iivat  ausgefallen  ist. 


020  8  c  h  e  n  k 1 

was  sich   bei  der  stehenden  Verwechslung  dieser  beiden   Worter 
leicht  begreift 

IV. 

In  diesem  Abschnitte  sollen,  wie  ich  schon  frQher  angedeutet 
habe,  einige  entschieden  verderbte  Stellen  besprochen  und  der  Ver- 
such gemacht  werden  dieselben  zu  verbessern. 

Wir  beginnen  mit  einer  viel  besprochenen  Stelle,  nämlieb  I,  9» 
15,  wo  die  Vulgata  lautet:  &(jre  (paivia^at  roO^/xiv  dyaSov^  ev9ai^ 
fxoveardrou^,  roO^  6i  xaxoO^  ioOXo\jg  roOroiv  d^ioüaJ^ai  sivai.  Hier  bat 
nun  das  d^iova^ai,  welches  in  A,  Vind.  und  den  schlechteren  Hand- 
schriften überliefert  ist,  keine  rechte  diplomatische  Gewahr;  denn  in 
C   steht  a^eoO  und  darüber  die  Abkürzung  der  Sylbe  aat,  in  BDM* 
NO  aber  liest  man  dCeoOv.  Breitenbach  hat  daher  mit  den  genannten 
Handschriften   d^toOv,   Cohet  mit  einer  kleinen  Änderung  acCcojv  ge- 
schrieben, was  Rehdantz  in  der  ersten  Auflage  aufnahm  und  auch  ich  in 
der  Anzeige  von  Cobef  s  Novae  lectiones  (Zeitschr.  f.  ost.  Gymn.  XI, 
866)  billigte.  Aber  die  Stellung  von  d^ioOv  oder  d^itav  ist  doch  eine 
sehr  seltsame;  es  lasst  sich  nicht  absehen,  warum  der  Schriftsteller 
dies  Wort  nicht  zu  ^afve^^^ae,  sondern  erst  an  das  Ende  des  Satzes 
gestellt  hat.  Das   wird  wol  auch  der  Grund  sein ,  dass  Rehdantz  in 
der  zweiten  Auflage   d^lov^  geschrieben  und  folgende  Construction 
angenommen  hat:  roO^  ii   xaxoO^  faiv^a^ai   d^iov^  (dvra^)  eivai 
doOXoif^    roOrojv.     Doch     diese   Änderung    macht   die    Sache    nur 
schlimmer,  indem  wir  so  statt  der  früheren  ganz  einfachen  Construc- 
tion  eine  verwickelte  und   geradezu  unverständliche  erhalten.  Da  • 
gegen  scheint  die  Emendation  d^lta^  alle  Schwierigkeiten  zu  be- 
heben;   Der  Sinn    ist:  so  dass   die  wackeren    MSnner  im    vollen 
Genüsse  des  Glückes,  die  schlechten  aber  nach  Gebühr  die  Skla- 
ven derselben  zu  sein  schienen. 

I,  10»  4  liest  man  gewöhnlich:  ivraO^a  iii<jy(0'y  acXavsAcüv  ßa- 
aik^Og  re  xal  ol  "EXkr^veg  e6^  rpidxovra  frrdiia^  o(  /xiv  JtcöxovTfc  rovg 
xa5*  auToO^  cÄ^  Tzdvra^  vexojvrf^,  oi  Ä*  apna^ovri^  dig  i5^  ndyreg 
v(xa)vre^.  Ich  gestehe  aufrichtig,  dass  ich  nicht  begreifen  kann, 
welcher  Unterschied  zwischen  den  beiden  durch  (hg  eingeleiteten 
Participialsätzen  obwaltet;  mag  man  nun  ndvreg  oder  Tzdvrag  lesen, 
so  kommt  der  Satz  ganz  auf  dasselbe  hinaus.  Wenn  Kühner  sag^, 
der  erstere  Satz  bedeute  *  quasi  omni  um  Persarum  victores  essent*» 


Xenuphoptiffcbe  Stadien.  62  t 

der  letztere  'quasi  iam  omnes  essent  yietores*,  so  Termag  ich  auch 
in  den  beiden  lateinischen  Sätzen»  sofern  man  den  zweiten  vernunftig 
auffasst,  keinen  verschiedenen  Gedanken  zu  finden.  Ebenso  wenig 
befriedigt  die  Erklärung,  welche  Breitenbach  im  kritischen  Anhange 
zu  seiner  kleineren  Ausgabe  S.  122  gibt.  Die  Erkenntniss,  dass  un-> 
sere  Stelle  durch  eine  ungeschickte  Wiederholung  entstellt  ist,  hat 
Dobree  bestimmt,  das  erste  Glied  tag  ndvrag  vixcüvrc^  zu  streichen 
(Adv.  .1,  133).  Auch  muss  hier  eine  Interpolation  vorliegen;  denn 
es  unterliegt  keinem  Zweifel,  dass  der  Schriftsteller  von  beiden 
Theilen  ganz  dasselbe  und  daher  sicherlich  nur  einmal  sagen 
wollte.  Nun  ist  aber  weder  ndwag  noch  ndvTtg  sicher  beglaubigte 
Leseart,  sondern  C  hat  von  erster  Hand  an  beiden  Stellen  ;ravra, 
was  die  Ansicht  von  einer  ungeschickten  Wiederholung  nur  bestä» 
tigen  kann.  Dazu  kommt,  dass  in  dem  unechten  Proömium  des 
zweiten  Buches  gesagt  ist  o^öfxevoi  rd  ndvra  vixäv.  Diese  Proömien 
sind  aber  in  alter  Zeit  gemacht  und  ist  es  sehr  wahrscheinlich,  dass 
derjenige,  welcher  II,  1,  1  fabricierte,  an  unserer  Stelle  tag  YiSti  rd 
ndvra  vcxcovre^  geschrieben  fand.  Ich  habe  daher  kein  Bedenken 
getragen  dies  in  meine  Ausgabe  aufzunehmen  und  das  erste  a>^ 
TTocvra  v(xa>vr€^  mit  Dobree  als  unecht  einzuklammern. 

II,  3,  26  xae  vOv  i^tany  u/xlv  niard  Xaßelv  nap'  i^fxojv  r^  [kiv 
(fikiav  napi^ttv  ujxiv  i^v  yitiipav  xai  ddoXuig  dnd^siv  eig  n^v  'EWaSa 
dyopdv  napiyiovrag'  o;rou  d*av  piii  -^  izplac^at^  "kapißdvsiv  (fpidg  ix. 
rfig  ydi^pag  iaao/xcv  rd  kmriiSiia.  Hier  ist  idaoiiev  dem  Sinne  und 
der  Construction  nach  ganz  unverfänglich.  Übersieht  man  aber  die 
ganze  Stelle,  so  müssen  doch  Zweifel  gegen  die  Richtigkeit  der 
Leseart  rege  werden.  Die  Worte  xae  vOv  .  .  .  imTiiigia  geben  näm» 
lieh  den  Inhalt  des  Schwures  an,  welchen  Tissaphernes  den  Hellenen 
leisten  will,  sowie  umgekehrt  in  den  folgenden  Worten  u/xä^  i'au 
.  .  .  imTiiSna,  die  Punkte  des  Schwures  verzeichnet  sind,  den  Tis» 
saphernes  von  den  Hellenen  fordert.  Wie  nun  dort  alle  Punkte  durch 
von  d/xö(7a(  abhängige  Infinitive  bezeichnet  sind,  so  wird  man  dies 
wol  auch  für  den  Schwur  der  Perser  annehmen  müssen.  Ich  glaube 
daher,  dass  statt  idaoiiev  vielmehr  idaeiv  geschrieben  werden  muss. 

II,  6,  1 1  wird  in  den  besten  Handschriften  CBAE  (auch  I)  also 
geschrieben :  xai  ydp  tö  aruyvdv  töt€  yatÄpöv  «üroO  ^v  rolg  dXkoig 
npoauynoK;  i<paaav  falveaJ^at;  in  den  übrigen  fehlt  dWoig.  Die  Ver» 
suche  d}}^oig  zu  halten  und  zu  erklären,  die  man  bei  Kühner  und  Reh- 


622  8ch«nkl 

dantz  nachsehen  mag,  sind  ohne  Frage  verfehlt.  Auch  fand  Platar- 
chos  Moral,  p.  69,  a  und  p.  620,  c  <)  in  unserer  Stelle  nichts  ron 
dem,  was  man  aus  ihr  herausklügeln  wallte,  sondern  hioss  den  ganz 
einfachen  Sinn:  Sein  sonst  finsteres  Antlitz  erschien,  wenn  es  galt 
in  den  Kampf  zu  ziehen,  heiter  wegen  der  Entschlossenheit  und  Zu- 
versicht, die  sieh  in  demselhen  ausprfigte,  und  flösste  seinen  Kriegern 
Muth  ein.  Weiter  hat  Plutarchos  weder  rol^  npotjunoi^f  noch  dXXoe^, 
sondern  r4>  npotjü^ndfi  und  äXkug  gelesen.  Daraus  ergibt  sieh,  was 
übrigens  schon  Voigtlander  zum  Theile  erkannt  hat,  dass  dXXeoc  an 
unrechter  Stelle  in  den  Text  gesetzt  in  dXXoc;  verderbt  wurde,  was 
dann  den  Plural  rol^  npc^^ynoig  und  eine  weitere  Umstellung  nach 
sich  zog.  Ich  trage  daher  kein  Bedenken,  den  Satz  alsti  zu  schreiben: 
xae  ydp  rö  ^xjyvdv  dXXei)^  aüroO  iv  r^  npoauinta  rörc  fat" 
$p6v  ifaaav  (paivea^ai. 

Eine  schwierige  Stelle  ist  III,  2,  26  wo  die  Handschriften 
Folgendes  bieten:  xai  iniSti^ai  ToXg  "EXhioiv,  ort  ix6vTsg  ^rivov- 
rat,  i^dv  &'jT0Xg  roO^  vOv  ohoi  9xkiop<!^^  ixeX  (so  CBAE  und  I  corr.; 
die  übrigen  haben  vOv  oFxoc  xX^ipov^,  in  FK  ist  Ober  otxoc  am  Ende 
ein  g  und  über  ovg  von  xXiipovg  ein  eo^  beigeschrieben)  nroXercuGv- 
Ta,g  kv^doe  xo/xcaa/icvou^  nXovcriotjg  (irXouorfco^  ^P^-)  ^pdv.  Fasst 
man  die  Überlieferung  in  den  besseren  Codices  ins  Auge,  so  er- 
gibt sich,  dass  hier  eine  doppelte  Leseart  vorliegt,  nämlich  ^7 
und  ocxoe.  Da  nun  oXxoi  in  den  schlechteren  Handschriften  über- 
liefert ist ,  so  liegt  die  Vermutbung  nahe ,  dass  ixsX  das  Ursprüng- 
liche, ctxo(  aber  eine  Correctur  oder,  was  noch  wahrscheinlicher 
sein  mag,  eine  Glosse  zu  ixiX  ist.  Weiterhin  fuhrt  die  Leseart 
der  schlechteren  Codices  xXiiporjg  auf  das  schon  in  der  Aldina 
vorgeschlagene  ccxXnpou^;  man  würde  nun  gerne  das  axXripu^g  der 
besseren  Handschriften  vorziehen,  aber  nach  Cobet*s  richtiger  Be- 
merkung verträgt  sich  axATsptag  nicht  mit  ;roX(reuovra^ ,  weshalb 
denn  auch  Cohet  in  seiner  Ausgabe  axAripaig  ßtonOovrag  aufgenom« 


<)  Die  erstere  stelle  p.  60,  a  laatet:  (aerttip  roi>  KXfdtpx^^  ^^  ;rp6ora>}rov  6 
Eevo^div  cv  rai(  {Aa^oci^  xal  irapa  r«  dfiva  ^Y}ffcv  o^^difAfvov  eufteve^  xoi 
^iXdvdpcdirov  fOdflcpffeartpov;  ^iroui  roO^  xivduvcuoyra;,  die  andere  p.  610,  c. : 
oiffirep  6  Hcvo^oiv  Aryc  roO  KXidp^oit  r^  7xu3pcüirdy  xal  a^poixov  aXXw; 
^v  rat;  ftdx«(?  >S^^  xal  ^ai^pdv  ^Tri^aivcff^ac  dtd  t6  ^appaXioit,  ourw;  6  (ai^ 
^ujti  nixpoq,  olWol  JtfAv^^  xoU  avvrripig  h  r^  ir^vecv  d^yiifACvo;  i}^{wv  ^(7^1- 
rac  x«l  itpovfCkiffTtpog, 


Xenophonliscbe  Studieo.  623 

men  hat.  Ich  glaube  daher,  dass  dxÄripovg  richtig  ist,  mit  dem  Vor- 
behalte, dass  man  dal'ür  ax^v^pcD^  sclireibe,  was  einmal  der  Über- 
lieferung in  den  besten  Codices  näher  liegt  und  dann  dem  im  Fol- 
genden mit  Rehdantz  herzustellenden  nXo'Jaiojg  entspricht.  So 
nämlich  und  nicht  TTAovaiovg  hat  C  von  erster  Hand,  wozu  sich  dann 
leicht  aus  Tzohreifovrag  ein  allgemeines  Verbum,  wie  ßtortOovTag, 
ergänzen  lässt.  Endlich  wäre  noch  zu  erwägen,  ob  man  nicht  statt 
xoyLtaocikivoug,  was  allerdings  an  und  für  sich  ganz  unbedenklich  ist 
(vgl.  die  Note  Kühneres  zu  I,  2,  1),  xcfxeexa/üievot^  zu  schreiben  wäre. 
Warum  sollte  Xenophon  hier  nicht  die  Attraction,  durch  welche  die 
Stelle  offenbar  deutlicher  wird,  angewendet  haben? 

III,  4,  24  wird  erzählt,  dass  die  Hellenen  auf  ihrem  Marsche 
längs  des  Tigris  aufwärts  von  der  Ebene  aus  ein  Schloss  und  um 
dasselbe  viele  Dörfer  erblickten.  Der  Weg  dahin  führte,  wie  sie  sahen, 
über  hohe  Hügel,  die  von  dem  Berge  ausgiengen,  unter  welchem  das 
Dorf  lag  (yf'  4>  ^'^  ^s  xöjjuir/).  Hier  fragt  man  sich  nun  billig:  Konnten 
denn  die  Hellenen  das  Schloss,  wenn  es  wirklich  unterhalb  des 
Berges  lag,  von  der  Ebene  aus  erblicken,  da  doch  die  hohen  Hügel 
dazwischen  lagen?  Sicherlich  nicht;  vielmehr  muss  das  Schloss  auf 
dem  Bergplateau  gelegen  gewesen  sein,  wenn  es  von  der  Ebene  aus 
trotz  der  Hügel,  die  dazwischen  lagen,  sichtbar  sein  sollte.  Man  sah 
die  Strasse  über  die  Hügel,  welche  sich  hinter  einander  erhoben,  zu 
dem  Schlosse  aufsteigen ,-  neben  den  Hügeln  aber  zog  sich  der  Berg 
hin,  von  dem  dieselben  ausliefen  (vgl.  §.  28,  30).  Darnach  ergibt 
sich  wol  augenscheinlich,  dass  Oy*  nicht  richtig  sein  kann  und  dafür 
if  geschrieben  werden  muss.  Über  die  ganz  gewöhnliche  Ver- 
wechslung der  Präpositionen  6^:6,  dno  und  ini  ((jf\  df\  if^  haben 
wir  schon  früher  (S.  58S)  gesprochen  und  auch  eine  Anzahl  von  Bei- 
spielen beigebracht  Damit  sind  aber  noch  nicht  alle  Schwierigkeiten 
behoben;  denn  man  begrein  nicht,  warum  Xenophon  n  xojfXY?  sagt,  ds 
er  doch  früher  von  einem  Schlosse  und  vielen  Dörfern  in  dessen  Um- 
gebung gesprochen  hatte.  Man  hilft  sich  nun  gewöhnlich  so,  dass 
man  sagt,  i;  xgj/xv!  bezeichne  das  Dorf,  in  welchem  das  ßaaiAetov  lag. 
Aber  Xenophon  sagt  ja  gar  nicht,  dass  das  ßaai/Mov  sich  in  einer 
xcüfJLv;  befand,  sondern  dass  viele  Dörfer  um  dasselbe  lagen.  Streicht 
man  mit  E  und  den  schlechten  Handschriften  ii  vor  xcofxv;,  so  ist 
damit  gar  nichts  gewonnen.  Ich  glaube  daher,  dass  i^^  xco/ülyj  nichts 
anderes   als    ein  durch  die  neugriechische  Aussprache  entstandener 

Sitxb.  d.  pliii.-hist.  Cl.  LX.  Bd.,  Ul.  Heft.  41 


624  Schenk! 

Fehler  statt    ai  x6)ixat    ist;  nachdem  einmal  >i  xai/xi?  geschrieben 
war,   wurde  dann  auch  das  ursprüngliche  ^aav  in  i^v  umgeändert. 
Man  vergleiche  noch  §.  30,  wo  es  heisst,  dass  ein  Theil  der  Hellenen 
über  die    Hügel,  der  andere  längs  des  Bergrandes  marschierte*  bis 
sie  auf   dem   Bergplateau  bei  den  Dörfern  zusammenstiessen.    Alles 
dieses    bestätigt  die  eben  gegebene  Erklärung  und  Emendation.  Ein 
ähnlicher  Fehler,  jedoch  in   umgekehrter  Weise,  findet  sich  IV,  S, 
24,   wo  iv  raig  x(i}ixaig  nicht  richtig  sein  kann.  Man  erklärt   ^v  raic 
xdiixaig  gewöhnlich  ^in  allen  Dörfern,  in  welchen  sich  die  Griechen 
einquartiert  hatten**;  aber  im    Vorhergehenden  ist  ja  nur  von  dem 
Dorfe  die  Rede,  welches  dem  Xenophon  zugefallen  war  und  das  ovy^ 
4Xot)    entspricht   ganz    dem    früheren  xaraXafJißavce.  Betrachten  wir 
weiter  die  ganze  Stelle  im  Zusammenhange.  Durch  die  eigenthumliche 
Beschaffenheit  der  armenischen  Dörfer  und  die  Schnelligkeit  des  Po-> 
lykrates  war   es    gelungen  in  dem  Dorfe,  das  dem  Xenophon  zuge- 
fallen war,  alle  Leute  zu  fangen;  aus  den  übrigen  waren  die  meisten 
beim  Heranrücken    der  Hellenen  entflohen.  Als  nun  Xenophon  den 
Dorfschulzen  freundlich  um  seine  Familie  befragte»  wurde  ihm  dessen 
Tochter  vorgestellt  und  gesagt,  sie  sei  erst  seit  neun  Tagen  verhei- 
ratet; ihr  Mann,  hiess    es,  sei  auf  die  Hasenjagd  gegangen.  Dieser 
hatte  offenbar  durch  die  Flüchtigen  von  dem  Einbrüche  der  Hellenen 
Kunde   erhalten    und   kam    daher,   so  lange  die  Fremden  da  waren, 
nicht  zurück.  Somit  wird  man,  wie  ich  glaube,  statt  iv  ral^  xcüjxac^ 
vielmehr  iv  rf/  xojfjiip  schreiben  müssen.  Was  Krüger  vorschlägt,  iv 
roc^   xco|ULY2rae^   ist   weniger  passend  und  auch  paläographisch  weit 
weniger  wahrscheinlich.  Auch  §.  30  önov  di  napioi  kcüjuiy^v,  irpiTiero 
npdg  roug   iv   roilg  xe^juiatg  <)  nehme  ich  mit  Cobet  an  iv  ral^  xe*»- 
ixaig  Anstoss,   das   nach  dem  vorausgehenden  Singular  seltsam  er- 
scheinen muss.  Cobet  vermuthet  iv  raXg  oixlaig,  ich  habe  in  meiner 
Ausgabe  auch  hier  iv  r-^  xcOfx^  geschrieben. 

Eine  entschieden  verderbte  Stelle  ist  UI»  S,  4  xai  oe  fxiv  dyifi 
Xetplaofov  dTtfiaav  ix  rfiq  ßoinJ^tiag  •  6  ii  Hfvoycüv  inet  xarißiQ, 
nape'kaOv(j}v  rd^  Ta^et^,  ifivixa  dffö  r^^  ßor/^eiag  dnrjvroaav  oi  "EA- 
Xriveg,  iXeyev  .  .  .  Hier  kann  zuerst  drr^crav  ix  Tr^g  ßori^siag  nicht 
richtig  sein ;  denn  die  Rückkehr  des  Cheirisophos  mit  seinen  Leuten 


0  no  und  H  (dieser  am  Rande  von  spSterer  Hand)  haben  itp^i  voijg  xb>(A;^ras,  ebcsM 
Vind.,  wo  aber  am  Raode  steht  Kp6^  robg  ^v  racc  xcafMU^,*  M  liat  ^rpdc  XM(A^r«(. 


Xenophontische  Studien.  62  S 

wird  erst  später  mit  den  Worten  T^vtxa  .  .  .  "EXXtqvc^  erwähnt;  auch 
würde  man,  wie  Kiehl  (Mnemos.  I,  212)  richtig  bemerkt,  dann  £;rav- 
^aav  erwarten.  Wollte  man  mit  Amasäus  und  Matlhiä  den  Satz 
i^vexa  .  .  .  "EXkfivgg  streichen,  so  wäre  damit  nichts  geholfen;  denn 
dann  bliebe  es  immer  auffallig,  dass  Xenophon  von  der  Ruckkehr  des 
Cheirisophos  spricht,  ohne  zu  erwähnen,  dass  derselbe  ausgezogen 
war,  um  den  Fouragierenden  zu  Hilfe  zu  kommen.  Es  muss  also  in 
diesen  Worten  vielmehr  der  Gedanke  liegen :  Cheirisophos  mit  sei- 
nem Corps  zog  ab,  um  den  Angegriffenen  Hilfe  zu  leisten.  Dies  hat 
man  schon  seit  längerer  Zeit  erkannt,  wie  denn  G.  Fischer  (Adnott. 
ad  Xen.  Aiiab.  aliquot  loc.  Eichstädt  1854,  p.  9)  iiz^iaoLv  ivexa  r^^ 
ßoYi^elag  vorgeschlagen  hat;  davon  ist  ijix^eaav  ganz  verfehlt,  ivsxa 
TYig  ßori^eiag  aber  ein  unpassender  Ausdruck.  Ich  meine  daher,  dass 
hier  i<;  (c^()  oder  ini  mit  U  verwechselt  worden  ist,  wie  denn  die 
Präpositionen  in  den  Handschriften  der  Anabasis  häuffg  vertauscht 
sind  (vgl.  Breitenbach  in  dem  Index  seiner  grösseren  Ausgabe  unter 
^v,  ini,  eig),  worauf  dann  die  Umwandlung  des  Accusatives  in  den 
Genetiv  erfolgte.  Allerdings  konnte  man  statt  dTr^aav  eig  (^ini)  ri^v 
ßoYi^eiav  zu  schreiben,  auch  daran  denken,  ix  rrig  ßorj^dag  zu 
streichen;  es  könnte  leicht  aus  dem  folgenden  dTrd  rrig  ßoriJ^eiag^ 
wofür  MNZ  U  riig  ß,  bieten,  entstanden  sein.  Aber  dann  wäre  wol 
d;rf/(7av  für  sich  ein  zu  unbestimmter  Ausdruck.  Im  Folgenden  haben 
Bornemann  und  Rehdantz  mit  Recht  oi  "EXkr^veg  gestrichen;  denn  es 
wäre  lächerlich,  wenn  der  Schriftsteller  hier,  wo  nur  von  einem 
Theile  des  Heeres  die  Rede  ist  und  man  auch  an  keinen  Gegensatz 
denken  kann,  diesen  Ausdruck  gebraucht  hätte.  So  ist  ja  auch,  wie 
Rehdantz  erkannt  hat,  gleich  im  Folgenden ''EXA>;vcg  nach  dvipeg  ein- 
geschoben worden.  Aber  auch  mit  der  Streichung  von  oi  ''EXXiqv£^  ist 
die  Sache  nicht  abgethan,  sondern  man  wird  wohl  i^/vtxa  c  i  dTrd 
rfig  ß.  schreiben  müssen;  über  diese  bekannte  Attraction  brauche  ich 
wol  nichts  weiteres  zu  bemerken. 

III,  5,  17  TOUTou^  ydp  Su\Jd6vrag  if^aav  eig  'Ap/xeviav  ^?€ev, 
Yig  'Opovrag  rspy^^s  no}},9jg  xai  erjSaiyiOvog  nehme  ich  Anstoss  an  lOfx^» 
da  dieser  Satz  doch  off'enbar  einen  Theil  der  Ausage  der  Gefangenen 
bildet,  nicht  aber  eine  Bemerkung  des  SchritUtellers.  Die  Gefangenen 
sagten :  Nach  den  Karduchen,  wo  euch  viele  Kämpfe  und  grosse  Noth 
erwarten,  werdet  ihr  in  das  grosse  und  reiche  Armenien  kommen,  wo 
euch  alles  im  Oberflusse  zu  Gebote  stehen  wird.    Darnach  unter- 

41  • 


626  Schenkt 

liegt  es  wol  keinem  Zweifel ,   dass   statt  ^ipy^j^   vielmehr   oLpyoi    za 
sehreiben  ist.  Doch  ist  damit  die  Stelle  §.17  schwerlich  ganz  her- 
gestellt.  Ich   glaube   nämlich,  dass  hier  Umstellungen  stattgefunden 
haben  und  will  daher  statt  einer  weitläufigen  Erörterung  die  Stelle, 
80   wie   ich   mir   die  ursprüngliche  Fassung   derselben  denke,    her- 
setzen: ToxjTOMq  Si  (statt  vaf)  SieX^ovTag  [^ifaaav]  £ig  'A/ifX£viav 
^fciv,    rig   'Opövrag    «PX°'    noXXrjg   xai    cü^at/xovoc  .    ^rcö^ev    3' 
iijnopov  [fif'acjav]  efvat,  onoi  rig  iJ^iXoi  nopeOeaJ^ai.  dxo'jaavTsg  ravra 
ot   arpaTT/pi   ixd^iaav   X^f '^   "^^^^  UaaTayoae  (pdaxovrug    eiöivat, 
o\jSiv  d-fiXov  ;rotr/(7avTa^,    onoi    TzopeOea^ai  c/jLfXXov.  idoxei  $i    [rot^ 
(yrpaTYj'/otg]  avayxatov  dvai  $iä  rcSv  opitav  eig  KapSoOyoug  ifxßdX/etv. 
iizi  roOzGig  i^if(savTO ....  Man  beachte,  dass  bei  der  gegenwärtigen 
Anordnung  das  Subject  von  ifpocaav  nicht  klar  ist;   nach  der  gram- 
matischen   Construction   sollte   dabei   oi  arpaTr^yol  zu  denken  sein, 
während  nach  dem  Zusammenhange  und  dem  vorhergehenden  ifaaav 
offenbar  oi  iaXctixore^  zu  verstehen  ist.  Streicht  man  mit  Cobet  (Nov. 
lect.  452)  ifccfjav^  so  ist  einmal  die  Infinitivconstruction  nicht  gehörig 
motiviert,  dann  ist  es  seltsam,  wenn  diese  Bemerkungen  über  Arme- 
nien von  den  Strategen,  die  mit  der  Geographie  dieser  Gegenden  gar 
nicht  bekannt  waren,  von  der  Beschaffenheit  Armeniens,  von  seinem 
Satrapen  so  gut  als  nichts  wussten,  als  Grund  für  ihren  Marschplan 
angeführt  werden,  ehe  sie  hierüber  von  den  Gefangenen  Kunde  er- 
halten hatten. 

Die  Stelle  IV,  7,  6,  dv^'  iv  iarrixoTeg  dvSpsg  tI  dv  ndayouv . . . 
wird  in  allen  Grammatiken  als  Beweis  angeführt,  dass  dvrf  als  Prä- 
position noch  in  der  ursprünglichen  Bedeutung  'gegenüber'  mit  dem 
Genetiv  verbunden  gebraucht  werde.  Da  aber  nirgends  im  ganzen 
Bereiche  der  griechischen  Sprache,  so  weit  wir  sie  kennen,  ein 
solcher  Gebrauch  nachweisbar  ist,  so  ist  dv^^  cov  an  unserer  Stelle 
schon  an  und  für  sich  bedenklich.  Weiterhin  leugne  ich,  dass  dvu, 
wenn  es  überhaupt  richtig  ist,  hier  die  Bedeutung  *  gegenüber'  haben 
kann.  Freilich  will  man  dies  nur  als  ursprüngliche  Bedeutung  gelten 
lassen  und  daraus  ein  'hinter'  entwickeln;  so  Kühner  und  Rehdantz. 
Am  bequemsten  macht  es  sich  Breitenbach,  der  in  seiner  Schulaus- 
gabe an  unserer  Stelle  ohne  jede  Bemerkung  vorübergeht  Warum 
soll  aber  Xenophon,  der  sich  sonst  so  klar  und  deutlich  ausdrückt, 
hier  dies  unklare  und  undeutliche  dv^'  eov  gesehrieben  haben?  Ich 
glaube  daher,  wie  übrigens  schon  Krüger  vermuthet  hat,  dass  ov^* 


Xenophontische  Stadien.  62 T 

wv  verderbt  ist.  Doch  mochte  ich  nicht  mit  Kruger  avrtov  äv  schrei- 
ben, da  dies  nicht  minder  unklar  wäre,  sondern  £v^'  ouv  iar.  Schrieb 
man  durch  ein  Versehen  £v^'  statt  6iv^\  so  ist  es  begreiflich,  wie 
oltv  in  Gjv  umgeändert  werden  konnte. 

V,  5,  3  geben  die  besseren  Handschritten  dnoixio:  (C)  oder 
«TTOcxtav  (BAE)  gvtc^  5'  iv  (E  ovreg  iv),  die  schlechteren  dnoixoug 
o^xoövTpjg.  Dindorf  hat  früher  dnoixorjg,  ovrag  $^  iv,  dann  «Troixfav, 
ovra^  0*  ^v  vorgeschlagen,  was  Cobet  aufgenommen  hat.  Auch  Reh- 
dantz  schreibt  ccjrctxeav,  will  aber  ovTocg  o*  streichen.  Breitenbach 
hält  an  der  Vulgata  dnoix.G\fg  ctxoOvra^  fest.  An  der  Leseart  dKOuiav, 
ovTag  o'  ist  sowohl  der  Übergang  in  den  Plural  auflallig,  als  auch 
ovrag  von  Ansiedlern,  wofür  man  jedenfalls  oUoOvrag  erwarten  sollte. 
Darnach  muss  unsere  Stelle  ziemlich  verderbt  sein.  Nun  erwähnt 
Arrianos  im  Periplus  p.  128  Kotyora  mit  den  Worten:  raOriog  Eev. 
i|üLvv;|jLÖve*j(;£v  xac  "Xi'^ei  I!cvGt);r£Oüv  dnouov  crvac.  Darnach  hat  er  hier 
a;rotxGv  gelesen.  Vergleicht  man  nun  damit  die  Stelle  VI,  2,  1  €ig 
'HpaxÄetav,  nohv  ^EXArjvfo'a,  Mcyapicov  a;roexov,  O'jaav  ö'  kv  r^ 
Ma|S(avduvd)v  XI^P^*  ^^  ^^^^^  ^^^  nicht  ein,  warum  man  für  das  sinn- 
lose ovTsg :  oCaoLv  schreiben  soll,  da  sich  doch  derlei  Fehler  öfters  in 
den  Handschriften  finden. 

V,  7,  34  schreibt  man  gewohnlich  idv  de  rig  apfip  (näml. 
flcvc|u.ca^),  dyea^at  avrovg  ini  ^avarw  und  zwar  nach  einer  Conjectur 
des  Muretus,  der  dabei  von  der  Leseart  der  Aldina  ^avarci)  ausgieng» 
die  sich  auch  im  Vat.  96  (L)  findet;  Z  hat  ini  ^avdrou,  alle  anderen 
bloss  ^avdrGu,  was  sich  also  als  die  eigentliche  Leseart  heraus- 
stellt und  bei  der  Emendation  unserer  Stelle  die  Grundlage  bilden 
muss.  Dazu  kommt  noch,  dass  hier  dyerrJ^ai  ini  ^avdrcf)  nicht  richtig 
sein  kann;  denn  wie  aus  dem  folgenden  toO^  Si  iTpo^Tr^yovg  dg  dUag 
ffdvT«^  xaTa<jTry(7ad  hervorgeht,  sollten  die,  welche  sich  also  ver- 
giengen ,  nicht  etwa  sogleich  zum  Tode  geführt,  sondern  vor  einem 
Gerichte  auf  den  Tod  belangt  werden.  Da  man  nun  dyea^at  J^avdro'j 
in  diesem  Sinne  nicht  gebraucht,  so  wäre  zu  erwägen,  ob  nicht 
(fjzd'^eaJ^ai  [aÜToOg]  J^avarov  herzustellen  ist,  was  sich  öfters  bei 
Xenophon  findet,  wie  Hell.  I,  3,19,  H,  3,  12,  V,  4,  24. 

VI,  1,30  ^Ayaaiag  di  llrviifdMog  ceVev,  ort  yeloiov  eXYj  ei  oÖTwg 
^^ce  (A  schiebt  hier  ei  ein,  die  schlechteren  Codices  eog)  dpyioOvrai 
AcexedatjULÖvtci  xac  idv  a(jvSei7rvGi  öuvcX^övrcg  /xry  AccxEoac/üiovccv  a^ii^ 
noaioi[,-^ov  uipttiVTcci.  Hier  kommt  es  vor  allem  darauf  an,  ob  man  den 


628  Sehen  kl 

Satz  ei  ovT(*)g  iy(pi  zum  Vorhergehenden  oder  Folgenden  bezieht 
Setzt  man  mit  Rehdantz  und  Breitenhaeh  einen  Punkt  nach  el-n,  so 
steht  der  folgende  Satz  ohne  jede  Verbindungspartikel  da;  mau  sollte 
nämlich  dann  offenbar  ei  yäp  oureo^ .  • .  erwarten;  ausserdem  be- 
fremdet eyoi  neben  opyioOvTai  und  steht  ort  yeAolov  eiin,  ohne  einen 
näher  bestimmenden  hypothetischen  Satz  zu  nackl  da.  Interpiingiert 
man  nach  eyoi,  so  kann  opyioijyfzai  Aax£dat|x6v(ot,  wenn  es»  wie  dies 
in  CBE  der  Fall  ist,  ohne  jede  Verbindungspartikel  sich  anschliesst, 
ebenfalls  nicht  richtig  sein.  Das  war  ja  auch  der  Grund,  wesshalb 
man  a>^,  was  die  schlechteren  Codices  bieten,  eingeschoben  hat,  frei- 
lich nicht  sehr  passend,  da  man,  wie  Kühner  nachgewiesen  hat,  eher 
op'^ioOvTat  yäp  Aax.  erwarten  sollte.  Daher  ist  es  nur  zu  billigen, 
dass  Dindorf  mit  cod.  A  ei,  das  nach  i^oi  leicht  ausfallen  konnte,  vor 
opyioOvTOii  aufgenommen  hat.  Nur  befremdet  noch  der  plötzliche 
Übergang  aus  der  indirecten  Rede  in  die  directe;  ich  möchte  daher 
lieber  ort  '/eXotov  av  £t>3,  ei  outco^  £)^o£,  et  7'  öpyioOvrai  Aax.  schrei- 
ben. Die  Ergänzung  von  av  und  7'  kann  vom  paläographisehen  Stand- 
punkte aus  nicht  bedenklich  sein. 

VII,  1,  22  ö  0*  OLKexpivo^TO  '  'A/X'  sif  ye  Aeyere  xae  /rotVj^eo  raOra' 
si  $e  TO'JTwv  i/Tt3"'j|üL£iTe,  ^i(j^e  rä  okXol  iv  rd^ei  co^  rdyijLGTa  •  ^3ouaö- 
/üievo^  a^Tovg  xarrype^taat  *  xai  avrog  re  napr/yyOa  tolutol  xac  roug 
dXkoitg  exileite  Kccpeyyitä^f  ri^ed^at  ra  onXa,  Hier  stehen  die  Worte 
ßouAo/xevo^aOroO^  xarr«(^£/xc9ae  ganz  lose,  ohne  alle  Verbin- 
dung da.  Und  dies  hat  wol  auch  Cobet  bewogen  diese  Worte  für 
ein  Einschiebsel  zu  erklären,  indem  er  zugleich  noch  bemerkt,  dass 
KUTr^peix'.^eiv  erst  ein  in  der  späteren  Zeit  libliches  Wort  sei.  Aller- 
dings findet  sich  Karrjpetxi^eiv  ausser  hie  nur  noch  bei  Plutarch. 
Mor.  384,  a  (de  Is.  et  Osir.  81).  aber  das  Simplex  ripeixi^sti/  steht 
Tzepl  innixYig  7,  18.  Rehdantz  will  ßo'Aoikevog  d.  x.  zum  Folgenden 
ziehen ;  dann  aber  müsste  r£  nach  avTog  mit  E  und  den  schlechteren 
Handschriften  gestrichen  werden ;  auch  sollte  man  ^vXö|X£vo^  di  a.  x. 
erwarten.  Vielleicht  sind  daher  diese  Worte  durch  ein  Versehen  an 
eine  unrechte  Stelle  gerathen.  Denkt  man  sich  dieselben  nach 
dTzexpivaro  gestellt,  so  wurden  nicht  bloss  sie  einen  richtigen  Platz 
einnehmen,  sondern  es  würde  sich  auch  xai  aOrö^  re  xre,  ganz 
passend  an  tag  rdy^Krra  anschliessen. 

VII,  4,  18  xat  irpttjaav  'hpwvufxöv  r€  xai  E^odia  Xoy(ay6v  xac 
B£07£vr/v  A&xpöv  Aoy(ay6v,  So  lesen  CBA,  die  übrigen  r£  xac  *£vodcav. 


XenopboDtische  Studien.  629 

Dass  xai  nach  ts  zu  streichen  ist  (es  stammt  von  einem  Abschreiber, 
der  Eüodea  als  einen  zweiten  von  'lepöjvufxo^  verschiedenen  Lochagen 
fasste),  dass  ferner  Euoöia  ein  verderbter  Gentihiame  ist,  hat  schon 
Zeune  erkannt.  Auch  bemerkte  schon  Bornemann,  dass  der  hier  ge- 
nannte Hieronymos  wohl  derselbe  ist  mit  dem  *Up(i)vitiiog  'H'Aeiog, 
der  an  mehreren  Stellen  (III,  1,  34,  VI,  4,  10,  Vit,  1,  32)  erwähnt 
wird,  und  zwar  um  so  mehr,  als  kein  Anderer  dieses  Namens  in  der 
Anabasis  vorkommt.  Obwol  es  nun  eine  missliche  Sache  ist  unter 
solchen  Verhältnissen  eine  Conjectur  zu  versuchen,  so  will  ich  doch 
hier  bemerken,  dass  unter  allen  Gentilnamen  aus  Elis,  so  weit  mir 
bekannt  ist,  zwei  den  Zeichen  der  Überlieferung  in  Eüooia  am 
nächsten  liegen,  nämlich  'Enira'kiia  (vgl.  Hell.  III,  2,  25)  oder 
'Hneiia  (Hell,  ill,  2,  30).  Besonders  hat  das  erstere  mit  Rücksicht 
auf  die  Schreihart  in  E  und  den  schlechteren  Codices  'Evootav  und 
die  häufige  Verwechslung  von  iv  und  ini  einige  Wahrscheinlichkeit 
für  sich. 

Eine  Anzahl  kleinerer  Corruptelen  soll  hier  unter  einem  und  etwas 
kurzer  behandelt  werden,  nämlich:  I,  5,  11  ist  es  schon  Muret  auf- 
gefallen, dass  nach  a/xyc/e^avrcüv  tcov  re  roO  Mevcovo^  jTparcGjröJv  xac 
TciüV  roO  KXedpy^^jv  gleich  röv  roO  Mevcovog  folgt.  Um  diesen  offenbaren 
Widerspruch  zu  beheben,  hat  man  angenommen,  dass  der  Streit  ur- 
sprünglich zwischen  zwei  Soldaten  ausgebrochen  sei  und  dann  meh- 
rere für  ihre  Kameraden  Partei  ergriffen.  Aber  von  alle  dem  steht  ja 
nichts  im  Texte  und  hätte  Xenophon  den  Leser  dies  erst  durch  Ver- 
muthung  heraus  bringen  lassen,  so  wäre  er,  was  er  doch  nie  war, 
ein  schlechter,  unklarer  Stilist  gewesen.  Da  nun  auch  Muret's  Ver- 
muthung,  es  sei  ivig  nach  Mivojvog  vor  ar^ancorojv  ausgefallen,  wenig 
befriedigt,  so  schlage  ich  vor  ddixeiv  reva  roO Mc'vojvog  zu  schreiben. 
Dawss  röv  und  rtvd  öfters  verwech.selt  wurden,  ist  bekannt.  —  IV,  1,  27 
lässt  sich  xai  ovrog,  wenn  man  es  zu  e^n  bezieht,  allerdings  halten; 
viel  lebhatler  und  passender  ist  aberxai  a'Jrög,  was  wol  Xenophon 
geschrieben  haben  wird  (ein  Beispiel  einer  solchen  Verwechslung 
s.  Vi,  6,  37).  —  V,  1,  4  ist  xai  vor  rrf/^xvei  ganz  unhaltbar.  Nun 
kann  diese  Partikel  auch  hier,  wie  öflers,  eingeschoben  und  daher  ein- 
fach zu  tilgen  sein;  indessen  ist  es  auch  möglich,  dass  vaifapyjjjv 
ii  vOv  T\f'/ydvet  zu  schreiben  ist.  Dies  hat  schon  Cobet  angedeutet; 
nur  entfernt  sich  seine  Emendation  og  vOv  vavapyiöjv  rity^dvii  ohne 
alle  Noth   viel   zu  weit  von  der  Überlieferung.  —  V,  2,  9  erwartet 


630  Schenkl 

man,  dass  der  Satz    iS6xei  yäp  tö  jüiiv  dnayayelv  xri.    nicht  durch 
ydp  eingeleitet  werde;  denn  derselbe  soll  doch  offenbar  das  Resultat 
der  Berathung  des  Xenophon  mit  den  Lochagen  angeben.    Es  kann 
daher  kaum  etwas  anderes. gestanden  haben,  als  idoxsi  dpa;  äpcc  und 
ydp  sind  nicht  selten  in  den  Handschritten  verwechselt.  —  V,  4.  26 
hat  Schneider  richtig  nach  E  und  den  schlechteren  Codices  Äjravrt^ 
XiTzovTeg  geschrieben:    denn  cXct/rov  (^c/T&v)  dKÖLvreg  in  CBAQ  ist 
daher  entstanden,   dass  ein  Abschreiber  xaf  vor  ivreO^Bv  ftir  'und* 
hielt.    Warum   soll   man  aber  nicht  die  Wortstellung  der  besseren 
Handschriften    Ainovreg    dndvreg    beibehalten?    —    VI,    11,    il 
scheint  mir  n-avTc^"  bedenklich ;  es  wird  wol  Trdvryj  zu  schreiben  sein, 
vgl.  111,  1,  2  x6x/w  .  .  .  /ravTYj.  —  VH,  1,  26  ist  vöv  Vj^Jr,  trotz  der 
Versuche  Bornemann*s,  KQhner's,  Breitenbach^s  unmöglich  zu  halten. 
Dass  vOv  TiiTf  eine  häufige  Verbindung  ist,  unterliegt  keinem  Zweifel; 
wo  es  aber  vorkommt,  hat  es  eine  andere  Bedeutung  als  die,  welche 
hier  erfordert  wird,  'jetzt  erst*,  d.  i.  vor  ganz  kurzer  Zeit.  Gewohn- 
lich schreibt  man  nun  nach  E  und  den  schlechten  Codices  vt)v  ^-h ; 
doch  kann   vöv  t?^J>/    recht  wohl   aus   vuvi  (Jyj   entst;(nden  sein.  — 
VH,  3,  14  ist  Im^Ttfil^iTta  in  CBA  offenbar  aus  dem  vorhergehenden 
leyiru)  entstanden  und  dann  in  den  übrigen  Handschriften  weiter  in 
ini^r/fi^ia^d)^    incpTjffi^r^Tai^   irrttpyjyi^cTc  verderbt  worden.    Daher 
empfiehlt  sich  sehr  die  Emendation  Cobet's  (Nov.  lect.  490)  i7Zi*^r^tpt& 
iydj;   nur  muss  ^70»  wegfallen,  da  auf  die  Endung  -ireo  aus    dem 
oben  angegebenen  Grunde  kein  Gewicht  zu  legen  ist.    Minder  be- 
friedigt die  Conjectur  H.  Sauppe's  (Phil.  XIX,  147)  i/rtTf/vj^tCw,  wo 
allerdings*  richtig  kein    ^761)  beigefügt,  aber  das  Präsens  jedenfalls 
weniger  passend  ist. 

Zum  Schlüsse  noch  ein  paar  Worte  über  einige  Stellen,  in 
welchen  ich  die  handschriftliche  Leseart  gegenüber  in  Vorschlag" 
gebrachten  Conjecturen  vertheidigen  und  passend  erklaren  zu 
können  glaube.  I,  10,  13  hat  Hertlein  das  überlieferte  aX/Gc  ä/X&^ev 
beanstandet  und  dafür  dAAoi  dXko<je  vorgeschlagen,  wie  ich  glaube 
mit  Unrecht,  wenn  man  sich  die  Situation  vergegenwärtigt.  Die 
Hellenen  standen  am  Fusse  des  Hügels,  auf  welchem  sich  die 
Barbaren  wieder  gesammelt  hatten;  sie  konnten  daher  das.  was 
oben  vorgieng,  nicht  genau  wahrnehmen,  sie  sahen  blos  Reiter-» 
schaaren  oben  und  in  ihrer  Mitle  auf  hoher  Stange  den  königlichen 
Adler,   ein  Zeichen,   dass   der  Konig  sich  selbst  oben  befand.    Wie 


Xenophontische  Studien.  63 1 

nun  die  Hellenen  auch  gegen  diesen  Hügel  vorrückten,  verliessen 
die  Reiter  denselben,  aber  nicht  in  ganzer  Masse,  sondern  sie  ver- 
schwanden bald  von  diesem,  bald  von  jenem  Punkte,  wo  man  sie 
früher  gesehen  hatte,  und  so  leerte  sich  allmalich  der  Hügel. 
Dies  ist  die  ri<'htige  Erklärung  von  aXXo«  aAXo^Ev;  zugleich  ergibt 
sich,  dass  aXXo?£  unmöglich  ist;  denn  dass  die  persischen  Reiter  nach 
verschiedenen  Richtungen  sich  entfernten,  das  konnten  die  Hellenen 
bei  ihrer  Stellung  gar  nicht  wahrnehmen.  —  HI,  4,  10  hei^^st  es, 
da«?s  die  Hellenen  kamen  npog  reXyog  ipr^iiov  ixiya  npog  rf,  7:6\ei 
x£t|i£vov.  Hier  ist  nun  Kf^dg  rri  jroXst,  das  in  Cpr.  fehlt,  einfach  zu 
streichen,  wie  dies  auch  Dindorf  gethan  hat;  eiüc  andere  Frage  aber 
ist  es,  ob  de^shalb  auch  xef/Acvcv  mit  den  neuesten  Herausgebern  be- 
seitigt werden  muss.  Ich  glaube  nämlich,  dass  xft/xfvov  hier  sehr 
wol  die  Bedeutung  'darniederlieijend,  in  Trümmern  ]iegeu(L!  haben 
kann.  So  steht  xeirj^oci  freilich  bildlich  bei  Piaton  Rep.  IV,  42o  a 
(opp.  InoLvoc^oOaa),  Lycophr.  252  und  bei  Spateren  (vgl.  Anth.  pal. 
p.  561  Jacobs).  Die  Hellenen  kamen  also  zu  einer  in  Trümmern 
liegenden  Mauer,  die  einen  Umfang  von  sechs  Parasangen  hatte. 
Der  Mauerring  war  meistens  nur  im  Unterbau  erhalten;  an  ein- 
zelnen Stellen  aber  stand  auch  der  Oberbau  und  darnach  konnte 
Xenophoii  die  ursprüngliche  Hohe  berechnen.  Jetzt  erhellt  auch,  wie 
das  (Jlossem  rzpog  rip  /ro/et  entstehen  konnte;  ein  Leser  fasste  relyog 
in  der  Bedeutung  'Schloss,  Castell*,  xcc/ülcvov  als  'gelegen'  und  glaubte 
daher  die^e  Worte  zur  Erklärung  beifügen  zu  müssen.  —  IV,  5, 
27  xoci  Tzdvif  T^'^O  (jvixixoc^ivTi  rö  ;rcü|Lia  t^v.  Hier  erklärt  man  tjixixol'* 
^cvTc  gewöhnlich  nach  Suidas  durch  tj^e^kj^v^ti  und  so  fasst  es 
auch  das  Scholion  in  D  und  Vind.  t^)  tOicfikivt*)  xai  /xa^övre  nivetv 
a-Jro.  Kühner  bemerkt  hinzu:  'für  den  Kenner'.  Am  besten  kann  man 
es  wol  durch  'für  den,  der  es  recht  kennen  gelernt,  auf  den  Ge- 
schmack gekommen  war'  wiedergeben;  so  steht  cjü'/'/r/voxjxcdv  in  der 
Bedeutung  'recht'  oder  'gründlich  erkennen'  Aristoph.  Eq.  427, 
Dionys.  Hai.  Ant.  IV,  4  i). 


*)  Die  SteUe  I,  8,  16  xal  8^  i^öLvii.a<Jt  n;  rzapoifiO.Xti  xal  i^piro  o  ri  8i>j  rd 
9uv3vjfAa  hüt  schon  Rehdants  in  der  ersten  Auflagre  anniihernd  richtig*  erklärt,  seine 
Note  aber  in  der  xweiten  Auflage  mit  Unrecht  weggelassen,  da  die  Stelle  wirklich 
einer  Erklärung  bedarf.  Kjros  gab  sonst  als  Oherfeldherr  selbst  die  Parole  (wie 
Seuthes  VII,  3,  39);  da  aber  diesmal  Gefahr  im  Verzuge  war,  so  handelte Rlearchos 


632  Schenk! 

Anhang*. 
I. 

An.  II,  6,  4  lesen  wir  in  der  Charakterschilderung  des  Klearehos 
Folgendes:  riori  St  yu^d^  u)v  epyeTai  Ttpdg  röv  KOpov,  xoci  oKoiotg  ixt^ 
\6yoig  inetae  KOcov  dXXip  yiypanrai.  Man  fragt  sich  nun,  woXenophon 
dies   erzählt  hat.   Die  Stelle  I»  1,  9  kann  nicht  gemeint  sein,    denn 
dort  wird  über  diesen  Punkt  gar  nichts  gesagt,  und  sonst  findet  sieh 
in   der  Anabasis   keine   Erwähnung   dieser  Sache.    Um    nun    diese 
Schwierigkeiten  zu  losen,   nimmt  man  entweder  an,   dass  Xenophou 
sich  hier  ungenau  ausgedrückt  habe  (so  Breitenbach),  oder  dass  er 
aus  ungenauer  Erinnerung  und  in  der  Meinung,  er  habe  an  der  Stelle 
I,  1,  9  mehr  über  die  Sache  erzählt,  auf  dieselbe  verwiesen  habe  (so 
Krüger,   dem  Kühner  beistimmt).  Mit  Bisschop   (Ann.  erit.   ad  Xen. 
An.  p.  32)  äXXon;  (etwa  von  Ktesias)  statt  äXkxi  zu  schreiben  ist  sehr 
bedenklich   und   eben  so  wenig  ist  die  Annahme,  dass  die  Stelle  I, 
1,  9  lückenhaft  überliefert  oder  das  erste  Buch  nur  ein  Excerpt  des 
ursprünglichen  Textes  ist,  irgendwie  gerechtfertigt  <).    Dazu  kommt» 
dass  Xenophon  auf  eine  frühere  Stelle  nicht  mit  dX/i(;,   sondern  mit 
iv  TOig  np6(j^sv  verwiesen  haben  würde  (vgl.  Cyr.  IV,  5,  26,  Comm. 
IV,  2.  19).  Nach  allem  dem  zu  urtheilen  muss  Xenophon  hierüber  in 
einer  anderen  Schrift  gehandelt  haben. 

Welche  andere  Schrift  konnte  aber  dies  sein,  als  die  llellenika? 
Nun   steht   freilich   in   dem   zweiten  Buche  dieses  Werkes,  wo  die 


auf  seine  eigene  Faust.  Daher  die  verwunderte  Frage  des  Kyros,  wer  die  Losaog 
gegeben  habe,  und  die  späteren  W^orte:  „Ich  lasse  es  mir  gefallen**,  worin  aa- 
gleich  die  Anerkennung  des  günstigen  Yoraeicbens  in  den  Worten  ZfU(  aonn;^ 
xal  v(x>;  enthalten  ist. 
1)  Dass  die  Citute  aus  der  Anabasis  des  Xenophon  bei  Georgios  Lekapenos  (vgl.  C.  F. 
Matthaei  Leet.  Mosq.  I,  p.  56  IT.)  und  Varinus  Phavorinns  weder  diesem  Werke 
noch  einer  ülteren  Anabasis,  wie  Müller,  Fragm.  bist.  gr.  IV,  654  meinte,  ange- 
hören, hat  Dindorf  (praef.  ed.  Oxon.  p.  XXX)  bemerkt.  Es  sind  dies  willkürliche 
Bildungen,  wobei  bliese  erbärmlichen  Grammatiker  freilich  immer  eine  oder  die 
andere  Stelle  des  Xenophon  vor  Augen  hatten,  so  a.  B.  Lekapenos  in  der  Stelle 
I,  71  (fiLcra^epciy) :  An.  1,  10,  14  oOx  avfßißad^ev  cVi  röv  Xo^ov,  deXX^  vir* 
aurov  ffriiaag^  Pharorinus  1428,  3  (n^apaßacvfi)  An.  IV,  1,  1  ;ra,oocßavro(  ro; 
9;rovda;  ßaaiXtoii  xai  Tiaaufip^^ou^^  derselbe  712, 19  (eVcXajAjBdvofAat)  An. 
I,  6,  10,  wo  er,  wie  es  scheint,  Aa^ovro  'Opovra  gelesen  hat.  Anderes  gibt  Din- 
dorf a.  a.  0.  an. 


Xenophontiscbe  Studieo.  d33 

Sache  behandelt  sein  müsste,  nichts  davon;  aber  wir  haben  ja  auch» 
wenn  nicht  alle  Bücher,  so  doch  sicherlich  das  erste  und  zweite  Buch 
nicht  in  ihrer  echten  Gestalt,  sondern  ein  ungeschickt  gemachtes 
Excerpt  aus  denselben  erhalten.  Das  kann  ich  freilich  hier  nicht  er- 
weisen, sondern  muss  mich  begnügen,  auf  die  Einleitung  von  Campe 
zu  seiner  Übersetzung  der  Hellenika  (Stuttgart  1856),  auf  Kyprianos 
nepi  rcüv  'Ex/r^vtxoDv  toO  Hfv.  Athen  1859,  bes.  S.  25  (T.  (so  seltsame 
Dinge  übrigens  auch  dieses  Schriftchen  enthält),  endlich  auf  die 
neuesten  Erörterungen  dieser  Frage  von  Grosser  und  Dittrich-Fabri- 
cius  in  den  Jahrb.  für  class.  Phil.  (1866,  S.  455  f.,  721  ff..  1867 
S.  737  (T.)  zu  verweisen  i).  In  einem  späteren  Theile  der  Xenophon- 
tischen  Studien  hoffe  ich  diese  Frage  eingehend  zu  behandeln. 

Stand  diese  Erzählung  aber  in  dem  zweiten  Buche  der  Helle- 
nika, so  muss  sie  ihren  Platz  wol  nach  dem  zweiten  Capilel  des 
zweiten  Buchs  gehabt  haben ;  denn  am  Schlüsse  dieses  Capitels 
wird  erzählt,  wie  der  Friede  Athens  mit  Sparta  zu  Stande  kam,  und 
An.  11,  6,  2  heisst  es  ineioYi  oi  eipYivrs  lyevsTo,  Der  Anfang  des  dritten 
Capitels  verräth  sich  offenbar  als  ein  Excerpt  und  hier  kann  wol 
neben  den  Notizen  über  Lykophron,  Dionysios,  die  Einnahme  von 
Samos  durch  Lysandros  auch  ein  Bericht  über  den  Zug  des  Klearchos 
gegen  die  Thraker  und  seine  weiteren  Schicksale  bis  zu  der  Zeit 
wo  Kyros  von  Sardes  aufbrach,  gestanden  haben  *).  Dadurch  tallt  nun 
auch  ein  neues  Licht  auf  die  Stelle  Hell.  IH,  1,  2,  die  so  oft,  aber 
ohne  ein  Ergebniss  zu  erzielen ,  besprochen  worden  ist.  Doch  bevor 
wir  hierauf  eingehen,  wird  es  zweckmässig  sein  die  Zeit,  wann  die 
Anabasis  verfasst  ist,  zu  bestimmen. 

Gewohnlich  nimmt  man  nun  nach  dem  Vorgange  Krüger's  (de 
Xen.  vita  p.  26)  an,  dass  Xenophon  seine  Anabasis  auf  dem  Land- 
gute bei  Skillus  geschrieben  habe,  und  meint,  dieses  gehe  aus  der 


^)  Anderes  siehe  in  der  Ausgabe  von  G.  Sauppe,  VoL  IV,  p.  XII. 

*)  Es  ist  nicht  unmöglich,  dass  einiges,  was  Polraino^  II,  2  erzahlt,  auf  Xenophon*a 
Helionika  zurürkzii fuhren  ist,  wobei  aber  gar  nicht  daran  zu  denken  wire,  dass 
der  Sophist  seine  Quelle  getreu  benutzt  hat.  Denn  mit  den  Stellen,  die  Polyainoa 
aus  Xonopkou  erwei&Iich  eullebnt  hat,  ist  er  sehr  willkürlich  umgegangen  und 
hat  sie  besonders  durch  ungeschickte  Zusitze  vielfach  entstellt.  Man  vergleiche 
nur  die  Notizen  1,  49  mit  den  betrelTenden  Stellen  der  Anabaais,  die  Wölfflin  in 
seiner  Ausgabe  verzeichnet  hat,  oder  II,  2,  2  mit  An.  II,  2,  4  ff.;  II,  2,  3  mit  Ao. 
1,  7,  9  (8,  17  ff.),  II,  2,  4  mit  An.  11,  4,  15,  VI,  16,  1  mit  An.  II,  5,  30  ff. 


634  Schenk! 

Beschreibung  jenes  Gutes  V,  3,  7 — 13  hervor.   Meiner  Ansieht  nach 
beweist  diese  Stelle  gerade  das  Gegentheil;   denn   aus  den   in  der 
ganzen  Beschreibung,  wo  nicht  rein  locale  Momente  erwähnt  werden, 
angewendeten  Imperfecten,  wie  inoiet^  /igrftj^ov,  jzapeiy^Sj  iTioioOvro^ 
(Tuve^T/foüv,    i5Af(JX£T0,   erhellt,  dass  Xenophon,   als  er  diese   Stelle 
schrieb,  nicht  mehr  in  Skillus  lebte.    Weim  Kruger  bemerkt«  dass 
Xenophon  nichts  über  seine  Vertreibung  durch  die  Eleier  berichte, 
so  ist  dies  von  keinem  besonderen  Belange;    erhalten  wir  ja   doch 
auch  über  seine  Verbannung,  sein  Verbal tniss  zu  Agesilaos  u.  dgl. 
kaum  hie  und  da,    wo  sich   eine  Gelegenheit  bietet,  eine  dürAige 
Notiz.  So  sehr  hat  der  Schriftsteller  alles,  was  nicht  zum  Zuge  der 
Zehntausende  gehört,   in  den  Hintergrund  treten  lassen.    Auch  die 
Beschreibung  jenes  Landgutes    würden  wir   nicht   erhalten   haben, 
wenn  nicht  Xenophon  dadurch  den  Nachweis   hätte  liefern  wollen, 
dass  er  getreu  seine  Pflicht  erfüllt  und  zugleich  den  geweihten  Bezirk 
auch  für  die  Zukunft  sichergestellt  habe.  Nach  meiner  Meinung  ist 
daher  die  Anabasis  jedenfalls  erst  nach  371  (nach  der  Schlacht  bei 
Leuktra)  geschrieben.   Weniger  entscheidend  ist  eine  andere  Stelle 
VI,  6,  9,  wo  es  heisst  ^tpx^'^  oi  '''^'^^  /tccvtcüv  twv  'EXXr^vwv  oc  Aax£- 
dacfxöviot.  Diese  ist  offenbar  zu  einer  Zeit  geschrieben,  wo  die  Lake- 
daimonier  nicht  mehr  die  Herrschaft  über  alle  Hellenen   besassen; 
denn  sonst  wäre  eine  solche  Bemerkung  ganz  überflüssig  gewesen. 
Aber  man  kann  sich  dieselbe  ebenso  gut  vor  als  nach  der  Sehlacht 
von  Leuktra  verfasst  denken ,  wiewol  erst  durch  diese  Schlacht  die 
Spartiaten  ihre   durch   den  Antalkidischen  Frieden    neu    befestigte 
Hegemonie  verloren. 

Wenn  nun  die  Anabasis  erst  nach  371  geschrieben  ist«  so 
unterliegt  es  wol  keinem  Zweifel,  dass  schon  vor  dem  Werke  des 
Xenophon  ein  ähnliches  unter  demselben  Titel  vorhanden  war,  näm- 
lich die  Anabasis  des  Stymphaliers  Sophainetos.  Diese  ist  bekanntlich 
bis  auf  die  vier  Citate  des  Stephanos  Byzantios  (Mueller  Fr.  bist, 
gr.  H,  74)  verloren  und  auch  diese  Citate  geben  über  die  Art  der 
Abfassung  keinen  Aufschluss  >).  Möglich,  ja  sogar  wahrscheinlich, 
dass  Ephoros  dieses  Werk  benützte  und  daher  die  abweichenden 
Angaben  in  der  Schilderung  dieses  Zuges  bei  Diodoros  (XIV,  19 — 31) 


0  über  den  RaUlogos  am  Schlüsse  der  Xenophontischen  Aosbasis,  der  nucli  Kiepert 
aus  der  Schrift  des  Sophainetos  entnommen  sein  soll,  siebe  oben  8.  896. 


Xenophootiache  Studien.  63o 

stammen,  der  übrigens  neben  Ephoros  auch  das  Buch  des  Xenophon» 
besonders  in  der  Erzählung  der  Katabasis,  für  seine  Darstellung  ver- 
werthet  hat.  Ein  bestimmter  Beweis  aber  lässt  sich  hiefur  nicht 
beibringen.  Wenn  z.  B.  Kiepert  (Zeitschr.  für  Gymn.  V,  204)  darauf 
Gewicht  legt,  dass  Stephanos  s.  v.  Tdoy^oi  sagt:  rojroug  Si  rtvcg 
Tdou^  xaXoOJtv,  cog  Soyatverog  ^v  rp  ^Avccßdasi  yijji,  während 
Diodoros  XIV,  29  dieses  Volk  Xaot  nennt,  was  nach  Kiepert  falsche 
Leseart  für  Taoe  sein  soll ,  so  ist  dies  doch  zu  unbedeutend.  Aber 
dass  das  Werk  des  Sophainetos  älter  ist  als  jenes  des  Xenophon, 
ergibt  sich  aus  folgender  Erörterung.  Sophainetos  heisst  an  einer 
Stelle  der  Xenophontischen  Schrift  (VI,  5,  13)  der  älteste  unter 
den  Strategen  (vgl.  V,  3,  It);  er  war  somit  schon  damals  (Mitte 
des  Jahres  400)  mindestens  über  fünfzig  Jahre  alt.  War  er  doch 
älter  als  Kleauor,  von  dem  II,  t,  10  gesagt  wird  npsaßOraro^  wv. 
Wenn  also  Sophainetos  das  Jahr  371  erlebte,  so  stand  er  dann 
mindestens  im  achtzigsten  Lebensjahre.  Er  wird  also  wol  sein  Werk 
vor  371  geschrieben  haben. 

Dies  führt  uns  nun  wieder  auf  die  schon  oben  bemerkte  Stelle 
Hell.  III,  1,  2  zurück,  wo  es  heisst:  6)g  ixiv  o-jv  liopog  cjrpdrcj^d  tb 
(TJvHz^s  xai  TOör'  ej^oüv  dvißr^  ini  röv  dosAfov  xai  0)g  r^  /id)^>j  iyi' 
vero  xoci  6)g  dniJ^ave  xat  d)^  ix  roijrorj  dneadj^rjaoLv  oi  "E/iyjveg  ini 
^aXarrav,  Seixicjroyivei  r^  Supaxoatc«)  7^7/5 a/rrat.  Über  diesen  Syra- 
kusier  Themistogenes  ist  eine  Notiz  erhalten  bei  Suidas  s.  v.  0£^e- 
aToyivr^g  (Vol.  I,  p.  1124):  BeiiKjroyivYig  2upaxo6aiog  iaropixög. 
K'j^sou  'Avdßaatv,  YjTig  iv  Toig  EevoyoüVTcg  fipBrai,  xat  dXX«  rtva 
TTspi  TYjg  iauToö  TzarpiSog,  Hiebei  ist  nun  die  Nachricht,  das  Themi- 
stogenes  einige  Schriften  über  die  Geschichte  von  Syrakus  verfasst 
bat,  schwerlich  aus  der  Luft  gegriffen  und  hat  man  sie  daher  ganz 
mit  Unrecht  verdächtigt.  Zugleich  erfahren  wir  aus  der  Notiz  des 
Suidas,  dass  man  im  Alterthume  die  Anabasis  als  ein  Werk  des 
Themistogenes  betrachtete  und  meinte ,  sie  sei  nur  durch  einen 
Irrthum  dem  Xenophon  zugeschrieben  worden.  Denn  was  können  die 
Worte  rjTig  iv  toTj  'SevofQvrog  fiperai  wol  anderes  bedeuten?  Es 
gab  aber  im  Alterthume  noch  eine  andere  Ansicht,  nach  welcher 
Xenophon  sein  Werk  unter  fremdem  Namen,  nämlich  dem  des  The- 
mistogenes, herausgegeben  hatte,  und  zwar  entweder  um  seiner 
Darstellung  mehr  Glauben  zu  verschaffen,  oder  um  dem  Themisto- 
genes, der  sein  Geliebter  gewesen  sein  soll ,  durch  die  Überlassung 


636  Sehen  kl 

dieses  Werkes  besonders  zu  ehren  und  sieh  zu  verbinden.  Die  erstere 
Auslegung,  welche  gegenwärtig  fast  allgemein  angenommen  wird, 
findet  sich  bei  Plutarchos  de  gloria  Ath.  345,  f  (cap.  1}:  Hcvc^eov 
fjiiv  yäp  atjTÖg  iatjrov  '^iyovev  ecrropfa,  ypd'^ag  a  iarpocTiiyTtae  xal 
xaTcüp^wa£,  xat  Beynaroy ivri  (Xiysi)  nepi  toOtojv  (jvvrerdyj^ai  rdv 
SupaxoOaiov ,  iva  marÖTepo^  f  iiYiyoOikevo^  iauröv  cbg  dXXov^  iripta 
rr^v  Tcüiv  AÖ7CÜV  Äöfav  ;fape^d/xevo^,  die  letztere,  ganz  alberne,  bei 
Tzetzes  Chi!.  VII,  930,  der  zuerst  erzählt,  wie  Pheidias  zwei  von 
ihm  gearbeitete  Statuen  seinem  Geliebten  überliess,  um  sie  für  ein 
Werk  seiner  Hand  auszugehen ,  und  dann  Folgendes  beifugt : 

roOro  noiti  xac  Hevoyojv  rp  K6pou  *Avaj3d(7£t. 
iniypcc^t  xai  ourog  yäp  roO  ipoyixivov  ydpiv. 
KOpov  iiiv  15  ^Avdßaaig  Ondpy^ei,  rö  ßißXlov 
Seixiaroyivoug  ii  i(jTi  roOro  Supaxouacou, 
xdtv  1)  ndXtv  in£xpdrrs<je  xakeXa^at  Hevoycuvro^. 
xae  üAdrcov  6  fiXöaofog  tlg  dfvojxa  roiv  ycXeov 
roO^  d(aXö7ou^  iypcc^s  xae  dXXoe  ^^  /lupfa  <}. 

Wir  haben  also  drei  Ansichten  vor  uns,  die  aber  sammt  und  sonders 
nichts  anderes  sind  als  Erklärungsversuche  jener  Stelle  in  der  Hei- 
lenika.  Nach  derselben  hatte  ein  Themistogenes  von  Syrakus  ein 
Werk  über  den  Zug  des  Kyros  und  den  Ruckzug  der  Griechen  ge- 
schrieben, das  später  nicht  mehr  vorhanden  war.  Nun  legte  man 
sich  die  Sache  so  zurecht,  dass  man  entweder  die  Xenophontische 
Anabasis  als  ein  Werk  des  Themistogenes  betrachtete  oder  die 
Vermuthung  aufstellte,  Xenophon  habe  seine  Anabasis  unter  einem 
fremden  Namen,  unter  dem  des  Themistogenes  herausgegeben.  Wie 
man  sieht,  hat  man  es  hier  nicht  etwa  mit  einer  lebendigen  Tradi- 
tion, sondern  bloss  mit  gelehrten  Hypothesen  zu  thun. 

Ist  nun  die  Anabasis,  wie  wir  annehmen,  erst  nach  371  verfasst, 
so  kann  sehr  wol  das  dritte  Buch  der  Hellenika  und  namentlich  jene 
Stelle  im  Eingange  desselben  früher  geschrieben  sein.  Denn  es  ist 
Thatsache,  dass  die  Hellenika  in  einer  langen  Reihe  von  Jahren  und 


0  Kühner  vermothet  xai;  Tielleicht  xat^? 

*)  Dazu   dai    Scbolioo:    tAVfCtp    xal    Hcvo^div   inv^^tt^t  n^v    Kupou    'Avä^#iy 
Oef&taro^ivei    Xu|&axou9ibi,    xSv   cjrexpanjffcv  OfAW^  xai   ncCkvß    Hcvo^d^o^ 


Xenophontische  Studien.  63  f 

die  einzelnen  Theite  derselben  in  grossen  Zwisehenraumen  abgefasst 
wurden.  Darnach  hätte  also  wirklich  ein  Themistogenes  von  Syrakus 
eine  Anabasis  geschrieben.  Und  wäre  dies  etwa  auffällig?  Warum 
kann  nicht  ein  Historiker  dieser  Zeit,  nach  Mittheilungen  seiner 
Landsleute,  welche  an  dem  Zuge  Theil  genommen  hatten,  ein  solches 
Werk  verfasst  haben?  Im  Heere  des  Kyros  diente  der  Syrakuser 
Sosis  als  Stratege  (i,  2,  9)  und  sein  Corps  wird  wol  zum  guten 
Theile  aus  Syrakusanern  oder  doch  sicilischen  Griechen  bestanden 
haben;  ein  Lykios  aus  Syrakus  wird  I,  10,  14  genannt.  Dass  diese 
Anabasis  in  den  Zeiten  nach  Christus  so  gut  wie  verschollen  war, 
kann  nicht  Wunder  nehmen;  ist  es  doch  vielen  anderen  Werken 
ebenso  ergangen.  Was  wiissten  wir  denn  von  der  Auabasis  des 
Sophainetos,  wenn  uns  nicht  die  paar  Citate  bei  Stephanos  von 
Byzanz  erhalten  wären,  der  übrigens  sicherlich  nicht  dieses  W^erk 
vor  sich  gehabt,  sondern  diese  Artikel  sammt  den  Citaten  aus  einem 
anderen  geographischen  Werke  entlehnt  hat.  Plutarchos  hat  diese 
Anabasis  des  Sophainetos  nicht  gekannt;  denn  sonst  würde  er  sie 
wol  im  Leben  des  Artaxerxes  an  irgend  einer  Stelle  erwähnt  haben. 
Darf  man  übrigens  auf  die  Worte  xai  dg  Ix  roOrou  an:£^ci)^(jav  oi 
"EXkfiveg  ini  .ddXarrav  ein  Gewicht  legen,  so  war  in  der  Anabasis 
des  Themistogenes  nur  der  Rückzug  bis  Trapezus  und  dann  kurz 
der  weitere  Zug  bis  Byzanz  beschrieben,  dagegen  aber  über  den 
Feldzug  in  Thrakien  und  das  Weitere  nichts  benchtet. 

Oberhaupt  ist  es  gar  nicht  wahrscheinlich,  dass  Xenophon  seine 
Anabasis  unter  fremdem  Namen  herausgegeben  hat.  Wollte  er  dies 
thun,  so  hätte  er  sein  Werk  ganz  anders  abfassen  müssen.  Er  hätte 
nicht  in  demselben  die  innersten  Stimmungen  seiner  Seele  ofl*enbaren 
dürfen,  wie  er  es  z.  B.  im  Eingange  des  dritten  und  sechsten  Buches 
gethan  hat;  er  hätte  eine  ganz  andere  Manier  der  Darstellung,  einen 
anderen  Stil  annehmen  müssen,  wenn  er  glaublich  machen  wollte, 
dass  die  Anabasis  das  Werk  eines  Anderen  sei.  So  wie  die  Anabasis 
vorliegt,  mussten  seine  Zeitgenossen ,  wofern  sie  nicht  blöde  waren, 
Xenophon  als  den  Verfasser  erkennen,  um  so  mehr  als  derselbe 
bereits  durch  seine  Sokratischen  Schriften,  die  jedenfalls  die  ältesten 
unter  seinen  Werken  sind ,  allgemein  bekannt  geworden  war.  Was 
Fr.  V.  Raumer  in  den  antiquarischen  Briefen  (S.  34)  gegen  diejeni- 
gen bemerkt,  welche  dem  Xenophon  die  Anabasis  absprechen  wollten : 
„die  Art,  wie  Xenophon  besonders  im  Anfange  des  dritten  Buches 


638  Schenkl 

und  im  35  (er  meint  wol  das  dritte)  Capitel  des  fünften  Buches» 
von  sich  spricht  und  über  sich  Bericht  erstattet,  hätte  abgesehen 
von  sonstiger  Form  und  Inhalt  allein  schon  jeden  herbeigezogenen 
Zweifel  beseitigen  sollen'',  dasselbe  spricht  auch  entschieden  gegen 
die  Annahme  einer  Herausgabe  unter  fremdem  Namen.  Eine  nugen- 
blickliebe  Tauschung  konnte  Xenophon  allerdings  erzielen,  wenn  er 
über  sein  Buch  Bc/jLi^ro'/ivo'jg  roO  2'jf»axou(7tou  schrieb;  aber  es 
lässt  sieh  nicht  begreifen,  was  er  damit  bezwecken  wollte,  auch  ist 
ein  solcher  Gedanke  des  Xenophon  ganz  unwürdig. 

Daraus,  dass  Xenophon  von  sich  selbst  in  der  dritten  und  nicht 
in  der  ersten  Person  spricht,  wird  man  schwerlich  einen  Beweis  für 
die  Herausgabe  unter  dem  Namen  des  Themistogenes  entnehmen 
wollen.  Es  geschah  dies  offenbar,  um  der  Darstellung  jene  Objecti- 
vität  zu  geben,  welche  die  Schrillt  erst  zu  einem  waliren  Gesehiehts- 
w  erke  macht.  So  hat  ja  auch  Cäsar  in  seinen  Commentarien  von  sich 
nur  die  dritte  Person  gebraucht  und  ebenso  werden  es  wohl  Aratos, 
Sulla,  Lucullus,  Cicero  in  ihren  Memoiren  und  selbst  der  alte  Cato 
in  seinen  Origines  gemacht  haben.  Eben  denselben  Zweck  hatten 
auch  die  ganz  nach  der  Manier,  die  Xenophon  in  der  Kyropädie  und 
den  Hellenika  befolgt  hat,  eingeschobenen  Ausdrücke,  wie  e'^a^av, 
«A€7ov,  eXi/cro,  iliyißr.^oL^,  (I,  8,  9,  20;  9,  18,  23;  10,  7;  H,  1,  14; 
6,  8,  10.  11,  15;  V,  4,  34;  i^  wv  axoOco  I,  9.  28,  vgl.  §.  1 ;  s. 
Krüger  de  auth.  6  sqq.),  wiewol  einige  davon  sich  auch  ganz  einfach 
dahin  erklären  lassen ,  das  Xenophon  über  manche  Dinge  nicht  als 
Augenzeuge,  sondern  nur  vom  Hörensagen  berichten  konnte.  Will 
man  übrigens  auf  diese  Ausdrücke  ein  besonderes  Gewicht  legen,  so 
kann  man  daraus  höchstens  den  Schluss  ziehen,  dass  die  Anabasis 
einfach  unter  dem  Titel  K6pcv  'Avd/3a(7tg  ohne  jede  Bezeichnung 
des  Verfassers  erschien,  worauf  auch  der  Mangel  jedweden  Prooe- 
miums  hindeuten  könnte,  welcher  Mangel  gleich  auffallig  bleibt,  ob 
wir  uns  nun  dies  Buch  unter  dem  Namen  des  Xenophon  selbst  oder 
des  Themistogenes  herausgegeben  denken. 

Einmal  (i,  8,  18)  finden  wir  den  Ausdruck  /.eyouat  $i  rtvsg,  in 
welchem  eine  Beziehung  auf  ein  älteres  Werk  (die  Anabasis  des 
Sophainetos    oder  die   des   Themistogenes?)    zu   liegen    8cheint  <). 


*j  Cobet  (Nor.  lect.  417J  und  Diodorf  erküren  die  SteUe  Ae^ouat  di  rtvc;  o»^  x» 
rat;  aoiri9i  7:p6i  ra  $6fMxa  edoOmfjffoev  ^ oßov  iroioOvrffg  roi^  tiriroi;  für  ein 


Xenophontisehe  Stndieu.  d39 

Die  Anabasis  des  Sophainetos  hat  Xenophon,  obwol  er  sie  gekannt 
haben  muss,  nirgends  erwähnt,  während  er  doch  einmal  die  Uepaixd 
des  Ktesias  eitiert  (1,  8,  26  u.  27),  freilieh  in  der  grossten  Kurze  <). 
Dieses  Citat  ist  auch  desshalb  von  Interesse,  weil  daraus  erhellt,  dass 
die  Anabasis  erst  nach  der  Herausgabe  der  Uepijixd  gesehrieben  sein 
kann.  Nun  hat  Ktesias  dieses  Werk  erst  nach  399,  wo  er  aus  Persien 
nach  Knidos  zurückkehrte,  begonnen.  Da  ferner  dasselbe  dreiund- 
xwanzig  und,  wie  es  scheint,  umfangreiche  Bücher  enthielt,  die 
Schlacht  von  Kunaxa  aber  natürlich  erst  am  Ende  desselben  erzählt 
war,  so  lässt  sich  wol  denken,  dass  bis  zur  Herausgabe  des  letzten 
Theiles  eine  Reihe  von  Jahren  verstrich.  Und  dies  ist  wieder  ein 
Grund  die  Abfassung  der  Anabasis  in  spätere  Zeit  zu  setzen. 

An  diese  Erörterung  knüpfen  wir  noch  einige  Worte  über 
die  Verbannung  Xenophon's,  die  Zeit  und  Ursache  derselben.  Wie 
bekannt  spricht  sieh  der  Schriftsteller  über  das,  was  seine  Verban- 
nung bewirkte,  nicht  aus ;  er  sagt  blos  VH,  7,  57  oü  7äp  ;reo  ^vifo^ 
a^Ttfi  l;r>3xro  *A^v>3(7t  ntpi  fjtityri^  und  V,  3,  7  ind  $*  iferj'^ev  6 
Hevoyoüv.  Die  gewöhnliche  Ansicht  des  Alterthums  geht  nun  dahin» 
dass  Xenophon  desswegen  verbannt  worden  sei,  weil  er  unter  Kyros, 
dem  ärgsten  Feinde  der  Athener,  gedient  und  den  Zug  gegen  den 
Perserkönig  mitgemacht  habe  (vgl.  Paus.  V,  6,  5,  Dion  Chrys.  VIH 
iuit.).  Dagegen  sagt  Diog.  Laert.  II,  6,  7,  Xenophon  sei  £;re  Xaxeo- 
v(a/xa>  verbannt  worden ,  und  zwar ,  weil  er  das  Heer  dem  Agesilaos 


Einschiebsel,  jedoch  mit  Unrecht.  Denn  einmal  ist  der^Gebranch  von  douirety  bei 
einem  Schriftsteller  nicht  befremdlich,  der  II,  2,  19  äöpvßog  xal  dovKO^  xu 
schreiben  nicht  verschmäht  hat;  sodann  ist  die  Echtheit  unserer  Stelle  durch  die 
Nachahmung  bei  Arrianos  An.  I,  6.  7  roi;  ^opaai.  ^ovrnjaai  np6g  zag  aani^ag 
geschutxt.  endlich  findet  sich  IV,  5,  18  die  ganz  analoge  Wendung  ra;  otanidag 
np6i  ra  dspara  sxpov^av.  Übrigens  mag  noch  hier  bemerkt  werden,  dassLukianos 
in  dem  Dialoge  IlXotov  ^  cvx^^  ^-  ^®  ^^^  xuletxt  genannte  Stelle  und  nicht,  wie 
Sauppe  und  Breitenbach  meinen,  jene  andere  (1,8,18)  nachgeahmt  hat:  nur  stellen 
Lukianos  und  Arrianos  (wie  Diodoros  XVII,  59,  PoIyainosVII,  8, 1)  der  Anschauung 
ihrer  Zeit  gemiss  die  RegrifTe  affri^e;  und  dopara  um.  Auch  ergibt  sich  aus  IV, 
5,  18,  wo  von  maroden,  zerstreut  herumliegenden  Soldaten  die  Rede  ist,  dass 
Cobet*s  Meinung,  der  Soldat  habe  mit  seinem  Schilde  nicht  an  seinen  Speer,  son- 
dern an  den  des  Nebenmannes  geschlagen,  unbegründet  ist. 

1)  11,  6,  1  und  29,  wo  er  von  dem  Schicksale  der  gefangenen  Strategen  spricht, 
eitiert  er  Ktesias  nicht  mehr,  obwol  dieser  gerade  hierfiber  ausführlich  berichtet 
hatte,  vgl.  Plut.  Artoi.  c.  18. 

Sitab.  d.  phU.-hitt.  Ol.  LX.  Rd.  III.  HR.  42 


640  Schenk! 

zugeführt  habe.   Wie  man  sieht»  hestaod  auch  hierüber  in  den  spS- 
teren  Zeiten  des  Alterthumes  keine  feste  Tradition ,  sondern  es  lief 
alles  auf  blosse  Vermuthungen   hinaus.    Für   die   Ansicht ,   welche 
Pausanias  uud  Dion   vertreten»   sprechen  allerdings  die  Worte  III» 
1,  5  xat  6  ^uixpaTT^g  (fnoTZTeOaag^  ]xrj  rc  npdg  T^g  noketag  Onaittog  eho 
KupCf)  fOiov  ')/£vi<j^at^  ort  i36xei  6  KOpog  ffpo^/ico^  rolg  Aaxcdo(c/JLO- 
vloig  ini  rag  ^A^rivag  (7u|ui;roXefi.^9a( . . .  Auch  stellt  es  sich  nameat« 
lieh  nach  den  Untersuchungen  von  Nicolai  (Jahrb.  für  Phil.  1864» 
811  ff.)  heraus»  dass  die  Verbannung  Xenophon's  aller  Wahrsckeiii- 
lichkeit  nach  schon  in  das  Jahr  399  zu  setzen  ist.  Nur  fragt  es  sieh, 
ob  man  dies  bei  der  damaligen  Stellung  Athens  zu  Sparta  offen  als 
Grund  der  Verbannung  angeben  konnte.   Athen  war  damals  Bundes- 
genosse von  Sparta.  Im  Jahre  399  kämpfte  unter  Thibron  ein  Corps 
Ton  athenischen  Reitern  an  der  Seite  der  Kupelot  (Hell.  III»  1»  4} 
und  selbst  später  (397)  mussten  die  Athener  den  Spartanern  Heeres- 
folge gegen  Elis  leisten   (Hell.  iU»  2,  25)  t).   Freilich  thaten  dies 
die  Athener  nur  unwillig  und  sie  sandten  dem  Thibron  nur  solche 
Leute»  welche  unter  der  Herrschaft  der  dreissig  als  Reiter  gedient 
hatten;  denn  sie  waren  froh,  wenn  diese  aus  dem  Lande  waren  und 
in  der  Fremde  ihren  Tod  fanden.    Aber  offen  wagten  sie  es  nicht 
gegen  die  Spartaner  aufzutreten.  Durften  sie  nun  unter  solchen  Ver- 
hältnissen es  wagen  einen  ihrer  Mitbürger»  weil  er  unter  Kyros,  dem 
Feinde  Athens  uud  Freunde  Sparta*s  gedient  hatte»  mit  der  Strafe 
der  Verbannung  zu  belegen?  Dazu  kommt,  dass  im  Heere  des  Kyros 
noch  mehrere  Athener  waren»  wie  Amphikrates  (IV»  2»  13)»  Ariston 
(V»  6,  14),  Kephisodoros  ([V»  2.  13),  Lykios  (III,  3»  20).  Phrasias 
(VI,  5»  11),  Polykrates  (IV»  5»  24),  Theopompos  (II»  1,  12)  und 
gewiss  noch  andere»  die  Xenophon  nicht  namentlich  auffuhrt.   Alle 
diese  hätten  aus  dem  nämlichen  Grunde  verbannt  werden  müssen. 
Endlich  sehen  wir  aus  VII»  7,  57  (vgl.  Vi»  2»  15)»  dass  Xenophon 
wegen  seiner  Dienste  unter  Kyros  nichts  Arges  befürchtete »  sondern 
ganz  ruhig  heimkehren  wollte.  In  VI»  1»  20»  wo  er  erzahlt»  wie 
ihm  der  Oberbefehl  über  das  Heer  angetragen  wurde ,  bemerkt  er» 
dass  ihm  das  in  seiner  Vaterstadt  einen  grosseren  Namen  verschaffen 
konnte. 


>)  Vgl.  Kruger,  hiatorisch-poliütche  Stvdieo  U  252,  RehdanU  ia  der  Biatoituf  m 
•einer  Ausgabe  (2.  Aufl.)  S.  XLIV. 


Xenophontische  Stodien.  641 

Daraus  geht  nun,  glaube  ich»  hervor»  dass  bei  der  Verbannung 
Xenophun's  ein  anderer  Grund  als  Deckmantel  gebraucht  wurde. 
Man  wird  in  Athen  gewiss  nicht  erfreut  gewesen  sein»  als  man  hörte» 
dass  Xenophon  das  Heer  den  Spartanern  übergeben  habe  und  unter 
dem  Oberbefehle  Thibrons  gegen  die  Perser  kämpfe.  Aber  man  durfte 
nicht  deshalb  ihn  verbannen;  man  konnte  nur  einen  Vorwand  er- 
greifen» um  die  Verbannung  durchzufuhren.  Aus  VII»  2»  6  erfahren 
wir»  iuss  der  neue  Harmost  von  Byzantion»  Aristarchos»  auf  des  Ad- 
mirais  Anaxibios  Aufforderung  vierhundert  Soldaten»  die  in  Byzantion 
krank  zurückgeblieben  waren»  als  Sklaven  verkaufen  Hess.  Die  Ver- 
hältnisse des  Xenophon  zu  Anaxibios  und  Aristarchos  waren»  wie 
wir  aus  der  Darstellung  in  der  Anabasis  selbst  ersehen»  sehr  ver- 
wickelter Natur.  Möglich»  dass  unter  diesen  Verkauften  auch  Athener 
waren  und  man  Xenophon  beschuldigte»  bei  dieser  schändlichen»  alles 
hellenische  Gefühl  verhöhnenden  Handlung  betheiligt  zu  sein.  Da 
man  nun  ohnehin  gegen  Xenophon  gereizt  war»  so  konnte  man  leicht 
eine  von  den  Verkauften  oder  ihren  Angehörigen  erhobene  Anklage 
ergreifen,  um  über  ihn  die  Verbannung  auszusprechen.  Es  versteht 
sich  übrigens  von  selbst»  dass  ich  dieser  Vermuthung  durchaus  keine 
Wichtigkeit  beilege. 

11. 

Bekanntlich  Hess  der  byzantinische  Kaiser  Konstantinos  VI. 
Porphyrogenetos  (9t1 — 959)  neben  anderen  encyelopädischen 
Werken  auch  eine  grosse  Sammlung  von  Excerpten  aus  den  grie- 
chischen Historikern  bis  auf  seine  Zeit  herab  verfassen»  welche  Ex- 
cerpte  ihrem  Inhalte  nach  unter  bestimmte  Rubriken  geordnet  waren. 
Dieses  Sammelwerk  führte  den  Titel :  KefalocKMiiSiv  vno^iaetav  ]3e- 
ßXla  V7'.  Davon  ist  uns  nun  neben  anderen  Stücken  auch  die  (fnö- 
^BOtg  v',  welche  den  Titel  fuhrt  nepl  dperrig  xai  xaxiag^  im  Codex 
Peirescianus  (so  genannt  nach  seinem  früheren  Besitzer  Nie.  Claude 
Fahre  de  Peiresc  ^  *  ^^^  ^^^^  gegenwärtig  in  der  Bibliothek  zu 
Tours  befindet  (n.  1009»  vgl.  Hänel  Cat.  Iibr.  MSS.  p.  483).  zum 
grossen  Theile  erhalten. 

Dieser  Peirescianus  oder  Turonensis»  aus  dem  bekanntlich 
H.  Valois  (Valesius)  seine  Excerpta  de  virtutibus  et  vitiis»  Paris  1634 


13  Er  hatte  ihn  au«  Kyproa  erhalteo ,  Tgl.  Gtstendi  Tita  Peirescii  lib.  IV,  p.  188. 

42» 


642  S  c  h  e  o  k I 

herausgegeben  hat,  ist  am  ausführlichsten  von  C.  Gros  in  seiner  fran- 
zösischen Übersetzung  des  Dio  Cassius  (Paris  1845)  beschrieben 
worden  <),  womit  das  zu  vergleichen  ist,  wasL.Dindoif  in  der  Vorrede 
zum  zweiten  Bande  des  Diodoros  (Paris  1844,  Üidot)  über  diese  Hand- 
schrift bemerkt  hat.  Einiges  findet  sich  auch  in  den  beiden  Program- 
men des  franzosischen  Gymnasiums  zu  Berlin  (1861  und  1863)  toq 
J.  Wollenberg,  der  in  dem  ersteren  eine  nochmalige  Vergleiehung 
der  Excerpte  aus  Joannes  Antiochenos  und  im  letzteren  die  Collation 
der  Stellen  aus  Herodotos  gegeben  hat,  welche  Valois  nicht  berück- 
sichtigt hatte. 

Durch  die  Güte  des  Herrn  Professor  Dr.  W.  Hart!,  habe  ich 
einige  Notizen  über  diesen  Codex  erhalten,  welche  demselben  sein 
Freund  Herr  Dr.  R.  D  a  h  m  s,  der  sich  im  vergangenen  Herbste  längere 
Zeit  in  Tours  aufhielt,  mitgetheilt  hat.  Derselben  Quelle  verdanke 
ich  auch  die  unten  folgende  Vergleiehung  der  Excerpte  aus  der 
Anabasis. 

Vor   Allem   sei  hier  bemerkt,  dass  Herr  Dahms  die  Handschrift 
nicht,    wie   man    allgemein    glaubt  und  auch  Gros  annimmt,  in  das 
zehnte,  sondern    erst  in    das    eilfte  oder  zwölfte  Jahrhundert  setzt. 
Darnach    fiele  die    Vermuthung  von  Gassendi  (vit.  Peirescii  lib.  IV, 
p.  133),   dass   der   Turonensis  das  Exemplar  sei,  welches  Konstan- 
tinos für  sich  selbst  hatte  anfertigen  lassen.  Weiterhin  war  der  Codex 
früher  nach   Quaternionen  geordnet  gewesen;  er  wurde  aber  aus- 
einandergerissen, wobei  viele  Quaternionen  und  einzelne  Blätter  ver- 
loren giengen.  Der  Rest  wurde  dann  ohne  alle  Rücksicht  auf  die  frü- 
here Ordnung  zusammengebunden  und  in  diesem  Zustande  paginiert 
Später  sind  die  paginierten  Blätter  zum  Theile  nochmals  umgestellt 
worden.  Die   Übersicht  bei  Gros  kann  von  der  heillosen  Unordnung 
einen  Begriff  geben.  Nur  hat  Gros  nicht  daran  gedacht  die  Quater- 
nionen   wieder   zu    ordnen;    indem    sich    Herr  Dahms  dieser  Mühe 
unterzog,  fand  er,  dass  die  Verluste  von  Blättern  und  Quaternionen 
viel  grösser  seien,  als  man  nach  den  Andeutungen  bei  Gros  schliesseo 
könnte.  Namentlich  sind  die  Excerpte  eines  SchriAstellers  ganz  ver- 
loren gegangen   und   zwar  nach  den  Stellen  aus  Xenophon,  welche 


*)  Histoire  Romaine  de  Dion  Catsius,  traduite  eo  fraa^ais  par  E.  Gros,  intpecteur  de 
rXcademie  de  Paris. 


Xenophontische  Studien.  643 

die  fünf  letzten  Seiten  eines  Quaternio  (ursprünglich  des  28.)  und 
die  16  Seiten  des  folgenden  oder  29.  füllen.  Hinter  diesen  müssen 
mindestens  zwei  Quaternionen  und  in  ihnen  die  Excerpte  aus  jenem 
nicht  bekannten  Schriftsteller  ausgefallen  sein.  Dies  erhellt  daraas, 
dass  bei  den  aus  Dio  Cassius  ausgewählten  Stellen  JA  steht,  in  den 
vorhandenen  Stücken  aber  nur  13  Historiker  excerpiert  sind.  Gros 
zählt  wohl  14,  indem  er  Markellinos  und  Thukydides  trennt;  aber  es 
ist  dies  ein  Irrthum,  da  diese  beiden  in  der  Handschrift  mit  derselben 
Nummer  bezeichnet  sind. 

Die  Excerpte  aus  der  Anabasis  stehen  unmittelbar  nach  jenen 
aus  der  Kyropudie  und  umfassen  vier  Stellen,  nämlich  das  9.  Capitel 
des  ersten  und  das  6.  des  zweiten  Buches,  dann  III,  1 ,  4  (fmayveiTai 
ii  a'jz&  ....  §.9  (7uju.;rpo^uju.€Tro  «ütöv  /letvae,  endlich  V,  3,  5 
....  11  £(V  'OXufx;reav  TtopsOovrat,  Ich  gebe  nun  die  CoUation  mit 
dem  Texte  der  Oxforder  Ausgabe  von  L.  Dindorf  und  verzeichne,  da 
die  Zahl  der  Varianten  keine  grosse  ist  und  es  doch  ein  Interesse 
gewährt,  auch  die  Schreibweise  der  Handschrift  kennen  zu  lernen, 
sämmtliche  Abweichungen,  so  wie  sie  Herr  Dr.  Dahms  mit  der 
grössten  Genauigkeit  angemerkt  hat. 

Auf  fol.  240  beginnen  die  Excerpte  aus  der  Anabasis,  unmit- 
telbar, wie  gesagt,  nach  jenen  aus  der  Kyropädie,  ohne  dass  dies 
jedoch  im  Texte  durch  eine  Aufschrift  oder  ein  Zeichen  angedeutet 
wäre;  nur  am  Rande  ist  bemerkt:  ix  rf/^  avaßaaeco^  x6pou  ;rapu- 

(I,  9,  1):  "On  xOpog  6  viog  «vi^p  i^v  RepaQv  zov  /xerd  xöpov 
TÖv  dpyialov  xtX.  —  i^knüptjiv  yevia^ai.  —  2.  ors  inaidsOero,  — 
3.  juisv  yäp.  —  ßoL(JiXi(j}v.  —  4.  de  oi  naJdeg.  —  post  dxcOouae  add. 
OTOu  ivixa.  —  eSar'  ev^vg  (Hier  beginnt  fol.  241).  —  äpy^saJ^al  re 
xai  dpj^£cv.  —  5.  eCika^iaTUTo^  fxiv  npGiXoq.  —  6.  STrpenev.  -^  e/rt- 
ycpöfxgvov.  —  rag  djTeiXdg  <pavep6cg  dy^e.  —  ^axdpiarov  eivai  inoirt^ 
oty.  —  7.  xa(jtiikQ\j,  —  xjnooyiOiTO  ro/i>3(Jiv.  —  8.  i;rf<jT£uov  /uiyjJiv.  — 
9.  inrAi[kTtfszv,  —  /üieAecKJtwv.  —  d"  on  o*jx  YiJ^Ox^ae,  —  10.  ixeloug 
iyivovTo-  —  il.  om.  Tovg  ante  xaxco^.  —  13.  dXXä  (peidiarara,  — 
;roXAdxc^  ydp  ^v.  —  rdg  rcjScfxg'vag.  —  wcxrs  iv.  —  iyivovro.  — 
önot  Tig,  —  iA,  ig  raOra^.  —  15.  rcSv  i^eX6vT0)v.  —  17.  nol'Xd  xai 
Sixatfug.  xoaüig  dp^ctv.  —  18.  om.  tc  ante  aürw.  —  19.  r^^  «PX®** 
—  om.  dv  post  C'Jdsva.  —  dydXaro.  —  xai  raxsxT-nro.  --    ixpunrov. 


644  8  c  h  e  D  k I 

—  nXovroOtJiv  i^ivtro.  —  20.  xpivcccv.  —  22.  ithpa  9i  fcXsTara  (Mit 
diesen  Worten  beginnt  fol.  242).  —  efg  rt  dviip.  —  taOra  ii  jxa3Lc- 

ora  jrdvTWv  Suiiiorj  roTg  fikoigm  —  röv  rp6nov.  —  6pt^v3  iKaarov  xai 
röv  (23.)  xac  oaa.  —  Tt&atv  roOrotg.  —  24.  ^otofidatov.  —  inti  yi 
xai,  ^-  nspitivat.  —  xac  rd  Ttpo^iUkBlc^ai,  —  25.  ÖKorj  r«  Tidw  i^dO. 

—  om.  ;roAXoö.  —  ariixspov.  —  27.  «Ord^  Si  iOyatro.  —  om.  diaKifk" 
ircüv.  —  ixcXcuev.  —  28.  d  9i  iii  6n&r€  nopeOoivro.  —  ixiXkottv  itAst' 
OToi.  —  oö^  iriXoX  Ts  oög  rijxdc.  —  cSot'  170171  if.  —  29.  douXeOovrog 
O'jisig.  —  Tzapä  ßaaikia,  —  post  iii  add.  6  ßaatkeOg.  —  om.  01.  — 
yrXrratpov.  —  om.  Si  post  napä.  —  inel  jroXifuoe.  —  juidXc^ra  a^jrovg 
dydyLSvoi.  —  näv  oaou  i^ytlTO. 

(II,  6»  1 ) :  "Orc  xkiapyog  6  ouarparcuadjuievog  xOpojc  0/10X0701^ 
jui^cj^  ix  irdvrcüv  xrX.  —  y(Xo;r6Xcjxo$  dpyiaitag.  —  2.  om.  rov^  ante 
*A^vaiovg,  —  iKeiiii  ii  eipiivri  iyivsro  Siid^ag  riiv  (auroO.  —  ^pa$. 

—  4.  rcXotivcuv  d/nf^^cüv.  —  dXXo^oO  yiypanrat.  —  i*  ai^rcüc.  —  dapt- 
xoü^.  —  5.  (jTpdTevyia  TroXejxcl.  —  om.  di^.  —  i57fv  aOroO^.  —  r&rt 
Sii.  —  6.  ßXdßYjg  dpptlxai.  —  7.  om.  a5.  —  om.  xai  ante  liiUpag, 

—  OU.0XÖ70UV.  —  8.  Je  Xiyirai.  —  om.  toö.  —  xac  ixtXvog,  —  Uav6g 
|X£v  7dp  (Mit  diesen  Worten  beginnt  fol.  243)  bb^  ec  rc^.  —  om.  liv. 

—  ontag  i^oi.  —  napovai  tag  mariov,  —  9.  om.  dce.  —  eSore  xoi 
aurdt  fxiXfcv.  —  ie  ixöXa{ev.  —  10.  ftkioiv  dtpi^ec^ai»  —  11.  dXkotg 
add.  ante  npoatiinoig,  —  12.  xai  iC^tc  ^pö;  dXXr/Xou^  dp^aixivovg,  — 
14.  imi  $i  xai  iip^aro  vcxav  ^öv.  —  i^övj  ig  yaydXa.  —  ^vjacjULCc;.  — 
roitg  ^Ov.  —  om.  aürou^  ante  evrdxrovg.  —  16.  om.  6  ante  ßocoirto^. 

—  fjietpdxcov  3v.  —  17.  i5dvj  voiihag.  —  ig  ravrag.  —  18.  eCdv^Xov. 

—  o'j^iv.  —  i^iXoi.  —  jxcr'  dJtxfag.  —  19.  fxavö^  ijv.  —  ouri 
a^da>i.  —  OTparidiraig  auroö.  —  20.  dp)(^f tv  npög.  —  xai  dyaJB^oL  — 
cOvoot.  —  J*  dd(xoc.  —  eviuTay^sipiartfi  övrt.  dniäavev  Si  «^^  irdfv 
cü^  X.  —  21.  ;rXo6TOv.  —  r'  ijSoOAero.  —  |xi7iOT0v.  —  cv'  ddcxcuv.  — 
do(>3.  —  22.  auvTO/xcTdTTjv.  —  ^«"1  opxiiv.  —  $€  dnAoOv.  —  dAi)J^ig 
ivo/xt^sro  aÜTcot  >5Xc^eov  «rvae.  —  23.  t/tusvo.  —  0t3*&4vö^.  —  aUi,  — 
24.  xTYiiiaai,  —  dXXd  rd  tc5v  yiXwv.  —  glii^ai  6ri  pdarov.  —  2o.  xai 
om.   ante   dSixo^g.   —  it    iaioig.    —   d^oOerc.   —   26.    cüairco  rc^. 

—  $(xaeo(7uvY;.  —  tä   /rXdaac.   —    navoxjpyov   dTrotl&i/rov    Mfn^cv. 

—  $(aj3dXXoDv  tfikiav.  —  roOrcae  ojcro  (Mit  diesen  Worten  beginnt 
fol.  244).  —  27.  om.  äv  ante  dJcxecv.  —  dyiaraiTO.  —  dfföicatv.  — 

28.  i£jioriy.  —  Itjaat  raör'  ioxiv.  —  napapicrinnfai.  —  9g  fi«c- 

paxioig-  —  29.  ^Ov  xOpcj)  rd  arjrd.  —  ovx  dni^avsv.  —  öntp  rd^i^ 


Xenophontische  Stadien.  645 

^0^.  —  om.  TYig.  —  30.  dr/aaiaq  ii  dpxäg.  —  Aro^av^v.  — 
roOrwv  o^^ei^  oOre  o&c.  —  om.  o^iei^  ante  xareyiXa. 

Nach  ÄÜTou^  iiß.eiJLf £To  folgt  ohne  irgend  ein  Zeichen  (III,  1 ,  4) 
rjmayyslrat  9i  «ikcoc  sl  SX^ot  fiXov  xOptat  noiiicetv  xrL  —  xpc^aacüv. 

—  8.  d  [livroi ....  rt^  nopda^  om.  —  shi  iTzalnov.  —  om.  6  ante 
xöpoc.  —  ralf  'A5i%vac^  —  AÄ6vrc.  —  nopela^.  (8)  d  Ji  f«voy(Sv 
intipsTO.  —  7.  <;r£(  j^  W.  —  r^i  atüxpdrti.  —  öt)  ro;rpc3Tov.  —  -hpwroc 
«t^rdv  n&repov.  —  om.  tXri.  —  nopevSiivai  {J  oß,  flcXX*;  —  om.  toöt*. 

—  i;ruvÄav6T0  positum  posl  nopev^eiri.  —  itpov.  —  raör«  ^<pi7.  — 
8.  om.  oöreo.  —  xarcXajxßovcv.  —  om.  xal  KOpov.  —  (kOlovra,  — 
om.  i5J>3.  —  rtv  6d6v  n^v  «vw    —  aüfx/rpo^fxelro  «ütöv  jxeevae. 

(V,  3,  5)  "Oti  fevoywv  rd  toö  cc;r6lXwvo^  dva^v^juia  xri.  — 
avad^ai.  —  iauroö.  —  dn:i^avcv.  —  6.  drnQ£C.  —  ot6  aOrög.  — 
iauro)  d;ro&övai.  —  £t  Si  ri  ndSoi.  —  7.  ifsvye  fcvoycSv.  —  o^xc- 
aJ^ivTog.  —  ceOr^.  xai  fevoywv  Xaj3ciüv.  —  8.  TY^g  ktpi^iag  dpriyniog,  — 
iyjöOig  ie.  —  ry  (jeXevriuii  ytaplta,  —  ^fipa.  —  ärip£\j6fjLeva  äripia. 

—  9.  om.  oe  post  Aoin6v.  —  ndvTeg  Si  oL  —  om.  oi  ante  ;rpöaj^a)- 
pot.  —  TtaptX-^ev,  —  (jxT/voOai,  —  10.  ßouXöjuicvoi  d^iptq  xat  {uve- 
J^ipuiv,  —  om.  xat  ante  ix.  —  il.  i^i  S*  6  rönog,  —  c^^  dXujuurfav 
noptOovrat  (dies  die  letzten  Worte  auf  fol.  244). 

Fragt  man  nun  nach  dem  Werthe  der  Handschrift ,  aus  welcher 
die  Excerpte  stammen,  und  nach  der  Classe,  der  sie  angehorte,  so 
ist  es  kein  Zweifel,  dass  dieselbe  dem  Parisinus  C  sehr  ähnlich,  aher 
nach  einem  schlechten  Codex  überarbeitet  war.  Daher  stimmt  denn 
der  Turonensis  so  vielfach  mit  der  ersten  Hand  von  C  überein,  z.  B. 
I,  9,  4  om.  ToO^,  19.  Ti5^,  22.  dg  tb  (7c),  25.  om.  nolXov,  27.  Si 
dOvacro,  II,  6, 14  om.  a*Jro6^;  ja  manchmal  lässt  sich  durch  den  Turo- 
nensis die  erste  Hand  in  C,  die  durch  Rasuren  oder  Correcturen  ganz 
oder  zum  Theile  getilgt  ist,  noch  enträthseln,  z.  B.  I,  9,  1  iiinBlptag 
(was  im  Turon.  in  iiknelptav  verwandelt  ist,  wie  gleich  darauf  §.  3 
ßaciXi(M)g  in  ßa(7iXicov),  7  xaawXoö,  8  iniarevov^  28  d  ii  dii  öndrs 
nopeOotvTOf  II,  6,  2  SiSd^ag,  12  dp^afiivoifg.  Was  die  überarbeiteten 
Stellen  anbetriiTt,  so  stimmt  der  Turon.  manchmal  mit  dem  Oxoniensis 
D  und  Vindob.  und  II,  6,  30  hat  er  statt  'Ayiag  die  Leseart  'A7a- 
(jiag,  welche  mit  dem  Zeichen  yp.  in  D  am  Rande,  im  Vind.  über  der 
Zeile  steht.  Auffallend  ist  die  Obereinstimmung  mit  dem  Texte  von 
Suidas  II,  6,  21  xtpiaivot^  doivi^  24  dXkä  rd  rcüv  yfXeov,  irXdaac, 
diaßdXk<i}v  fiXiavj  roOro),   27  d}>^arairo.    Übrigens  ist  der  Codex 


646  S  c  h  e  n  k 1 

auch  vom  Excerptor  entstellt  worden;  ich  verweise  auf  das  alberne 
orcu  £V£xa  nach  dxoOovai  I,  9,  4,  auf  raxexrY;rc  statt  o  iizinaro 
(19)  u.  dgl. 

Doch  ist  der  Turon.  nicht  ohne  allen  Werth  für  die  Kritik.  I,  9, 
29  geben  alle  Codices  ol  jxdXeerra  u;r*  aüroO  dyand^ixe^ßOi,  aber  in  C 
steht  von  erster  Hand  arjroOg  statt  «üroO  und  dann  ist  6;r^  von  alter 
Hand  auf  der  Rasur  eines  einzigen  Buchstabens  geschrieben.  Darnach 
vermuthet  Dindorf  (zur  Apologie  c.  S),  dass  ursprünglich  oi  iJLa,},t<JTGL 
iarjToit^  d'^dfievoi  gelesen  wurde;  und  diese  Conjectur  bestätigt  der 
Turon.  in  dem  oi  fi..  aOrou^  (d.  i.  aurcO^)  dydikevoi  Qberliefert  ist. 


Xenophootitche  Studien. 


647 


Terieiehiiss 

der  besprochenen  Stellen. 


I,    1,  11  Seite  599. 

II. 

3.  23  Seite  605. 

I,    2.    3 

M 

601. 

n. 

3.21 

n 

581. 

I,    2.20 

n 

602. 

11. 

3.26 

» 

621. 

1,    3,21 

»» 

588. 

n. 

4,    5 

n 

589. 

I,    4,    5 

«> 

603. 

II. 

4.13 

n 

568. 

L    5.    8 

n 

567. 

(17.  28) 

I.    5,11 

rt 

629. 

n. 

5,  15 

» 

595. 

I.    6,    9 

»• 

567. 

", 

6.    4 

n 

632. 

1,    7.    3 

»» 

566. 

11 

6,  11 

n 

621. 

I,    7.    ♦ 

n 

566  u.  591. 
567. 

I,    7.13 

l    7,15 

n 

5i<6. 

ni. 

1 .  24  Seite  590. 

I,    8,    6  11.  7  Seite  613. 

HI. 

1,25 

n 

590. 

1,    8,  14  Seite  568. 

III, 

1.45 

n 

590. 

I,    8,16 

n 

631. 

111. 

1.42 

» 

588. 

I.    8.  18 

»» 

638. 

in. 

2.    3 

n 

568. 

1.    9,15 

n 

620. 

III. 

2,  16 

n 

590. 

1.    9.  19 

n 

593. 

III. 

2.20 

n 

594. 

r,    9.28 

f* 

592. 

III. 

2.26 

n 

622. 

1,    9.29 

n 

64». 

in. 

3,    9 

n 

599. 

1.  10.    3 

n 

593. 

ni, 

3.18 

f* 

619. 

1,10.    4 

»» 

620. 

in. 

3,20 

n 

579. 

i.  10.    5 

n 

593. 

III. 

4.    8 

» 

615. 

I.  10.    6 

rt 

603. 

ui. 

4,  10 

n 

631. 

1.10.    8 

rt 

604. 

ni. 

4.  16 

t* 

eui. 

I,  10,  12 

» 

604. 

in. 

4,19 

n 

592. 

1,  10,  13 

» 

630. 

ni. 

4,24 

n 

623. 

1.  10,  18 

« 

605. 

in. 

4,43 

n 

619. 

• 

III. 
in. 

B,    4 
5,13 

n 
n 

624. 

591. 

11,    1.    5  Seite  587. 

m, 

5,  17 

n 

625. 

n,   1,   6 

604. 
595. 

m 

n.    1.12 

n,   2.   3 

t, 

694. 

IV, 

1.    6  Seite 

1    599. 

n,  2,19 

ft 

618. 

IV, 

1.14 

n 

585. 

U,    3,    3 

n 

588  u.  592. 

IV, 

1,27 

t» 

629. 

II,    3,12 

n 

618. 

IV. 

2,    3 

.. 

578. 

648 


8  e  h  •  n  k  I.   Xeiophootuclie  Stadln. 


IV.    2.    4SeiteS66.                            { 

V, 

8,  21  S«ite  588. 

nr,  »,  6 

n 

606. 

V, 

8,22 

n 

599. 

Vr.   2.17 
IV,    2.20 

n 

572. 
607. 

V. 

8.25 

n 

612. 

n 

IV.    3.    1 

n 

599. 

VI, 

1, 11  Seite  569. 

IV,   3.   9 

n 

608. 

VI. 

1.13 

19 

572. 

IV,    S,2i 

n 

610. 

vu 

i,«ä 

n 

612. 

IV.    4,    7 

n 

585. 

VI. 

1,30 

n 

627. 

IV.    4,il 

n 

590. 

VI, 

3,    1 

n 

588. 

IV,   4,13 

n 

567. 

VI, 

3,11 

n 

630. 

IV,    4,16 

n 

572. 

VI, 

3,16 

n 

582. 

IV.    S,  24i 

1.  30  Seite  824. 

VI. 

4,   4 

19 

611. 

IV.    5.  27  Seite  631. 

VI. 

4.    7 

n 

618. 

IV.    5,32 

n 

571. 

VI 

4.15 

n 

586. 

IV,    5,35 

n 

608. 

VI, 

5.  21  n.  37  Seite  899. 

IV,    7,    6 

n 

626. 

VI. 

6.    1  Seite  612. 

IV,   7,    8 

n 

610. 

VI, 

6,    5 

n 

584. 

IV.    7.18 

n 

598. 

VI. 

6,17 

n 

584. 

IV,    7.1» 

n 

699. 

VI, 

6.28 

n 

568. 

IV.    7,20 
IV,    7,26 

578. 
590. 

n 
ff 

vu. 

1. 15  S«iU  598. 

IV,   8,    1 

n 

598. 

VII, 

1,22 

n 

628. 

IV,    8,11 

n 

584  u.  590. 

vn. 

1.26 

n 

630. 

IV.    8^26 

n 

616. 

VII. 
VII. 
VU. 

1,30 
1  39 

n 

583. 
584. 

V.    1.    2  Seite  587. 

1  y  Vv 

2.    3 

n 

n 

569. 

V,    1.    4 

n 

62a 

vn, 

2,25 

n 

588. 

V.    1,10 

n 

619. 

vn. 

3,   5 

n 

584. 

V,    2,    9 

n 

630. 

vn. 

3,   7 

n 

590. 

V.    3.   4 

n 

610. 

vn. 

3,14 

n 

630. 

V,    4,26 

n 

630. 

vn. 

3,19 

n 

581. 

V,    4,27 

n 

577. 

vn. 

3.21 

n 

574. 

V,    4.32 

n 

568  0.  579. 

vn. 

3,32 

n 

574. 

V,    5,    3 

n 

627. 

vn. 

3.36 

n 

591. 

V,    6,25 

n 

611. 

vn. 

4,12 

n 

599. 

V,    6,31 

n 

586. 

vu. 

4.16 

»f 

599. 

V,    7.    6 

n 

582. 

vu. 

4.18 

n 

629. 

V,    7,13 

n 

669. 

vn. 

5,    4 

n 

587  u.  599. 

V,   7,16 

n 

569. 

VII. 

5,13 

n 

572. 

V,    7,22 

» 

593. 

vu. 

6,16 

n 

598. 

V,    7,30 

n 

584  a.  619. 

vn. 

6,18 

t» 

ttSB. 

V.   7,33 

n 

589. 

VU, 

7,  »4 

» 

570. 

V,    7.34 

n 

612  u.  627. 

vn. 

8,    1 

n 

589. 

V.    8,    1 

» 

617. 

vn. 

8,25 

n 

596. 

Höfler.   Wensera  Ton  Luzeabarf  Wahl  sam  römiaclira  Körnige.  1376.    649 


WenzeFs  von  Luxemburg  Wahl  zum  römischen 

Könige.  1376. 

Eine  historische  Untersuchang 

von  C.  Hofier. 

Das  Jahr  1360,  das  berühmte  Jubiläumsjahr,  das  auf  Fürsten 
und  Volker  so  ergreifend  einwirkte  und  dessen  Giovanni  Villani  so 
eigenthumlieh  gedenkt ,  war  auch  für  den  römischen  Konig  Karl  IV. 
von  grosser  Wichtigkeit  geworden.  Er  hatte  glücklich  das  König- 
schisma beendigt  und  seiner  Seits  stand  jetzt  nichts  mehr  im  Wege, 
wenn  P.  Clemens  VI.  und,  kann  man  wohl  sagen,  die  Florentiner 
wollten,  nach  Wiederherstellung  der  lange  entbehrten  Einheit  des 
Konigthums  auch  den  entscheidenden  Schritt  zur  Wiederherstellung 
desKaiserthums  zu  wagen.  Ehe  jedoch  dazu  die  Zustimmung  des  römi- 
schen Stuhles  erfolgte,  erkrankte  im  Spätherbste  1 350  König  Karl  und 
nun  traten  auch  von  selbst  die  Fragen  ein,  was  mit  dem  Reiche  zu  ge- 
schehen habe,  wenn  dasselbe  so  rasch  vacant  würde;  ob  dasKönigthum 
ferner  seinen  Sitz  an  der  Moldau  haben  solle,  ob  dasselbe  nicht  wieder 
vom  Osten  nach  dem  Westen  des  Reiches,  nach  dessen  grösster  Heer- 
strasse, dem  Rheine,  zurückverlegt  werden  sollte?  Man  fasste  im 
Westen,  noch  ehe  Karls  Söhnchen  Wenzel  rasch  gestorben  war  9» 
13S1,  die  EventualitSt  einer  Thronerledigung  wohl  in*s  Auge,  wie 
dieses  der  Beschluss  des  Ulmer  Reichsstädtetages  von  1350  (30.  Nov.) 
beweist»),  und  der  eigene  Schwiegervater  K.  KarFs»  dem  man  doch 


1)  BeneM  ron  Weitmil,  p.  849,  557. 

*)  Weixsiicker,  deaUcbe  ReicbfUgMcten.  8.  57,  not  t. 


.650  Höfler 

am  wenigsten  die  Absicht  beilegen  kann»  hinter  dem  Rücken  K.  KarPs 
nach  der  Krone  zu  streben,  verband  sich  deshalb  mit  Erzbischof 
Gerlach  von  Mainz  am  31.  Jänner  1351,  bei  einer  neuen  Königswahl 
gemeinsam  zu  verfahren  9.  Der  Churförst  hatte  selbst  die  Abneigung 
der  Deutschen,  nach  Ludwig  dem  Baiern  nochmal  zum  Hause  Witteis- 
bach zuriickzukehren,  so  ganz  vergessen  oder  nicht  auf  das  Haus 
Wittelsbach-Pfalz  bezogen,  dass  er  bei  dem  Erzkanzler  des  deutschea 
Reiches  sich  eventuell  um  die  Krone  bewarb  und  letzterer  ihm  ver- 
sprach,  ihn  zum  Konige  zu  wählen;  jedenfalls  in  Übereinstim- 
mung mit  ihm  den  künftigen  römischen  König  zu  wählen.  Die  An- 
gelegenheit verzog  sich  von  selbst,  als  K.  Karl  wieder  gesund  wurde 
und  Churfürst  Rudolf  starb. 

Aber  nicht  blos  im  Hause  Witteisbach  wurzelten  Konigstraditionea 
und  das  Streben  nach  dem  Königthum.  In  noch  erhöhterem  Grade 
war  dieses  im  Hause  Habsburg  der  Fall,  das  sich  durch  das  Haus 
Luxemburg  und  durch  das  Haus  Witteisbach  vom  römischen  Königs- 
throne ausgeschlossen  sah  und,  obwohl  einst  vom  Grafenthume  zum 
Königthume  rasch  emporgestiegen,  der  wichtigen  und  einflussreichen 
Mittelstufe  ontbehrtt*,  die  Luxemburg  und  Wittelbach  besassen,  der 
Wurde,  des  Sitzes  im  obersten  Wahlcollegium  des  deutschen  Reiches. 
Als  nun  H.  Rudolf  von  Österreich,  Gemahl  der  lieblichen  Katharina, 
Tochter  K.  Karl's  IV.,  und  als  solcher  letzterem  zunächst  stehend, 
sich  durch  die  Geburt  K.  Wenzel's  (1361)  in  seinen  Hoffnungen  und 
Entwürfen  jedenfalls  nicht  gefordert  sah,  erneuerte  er  das  frühere 
Bündniss  mit  dem  Grafen  Eberhart  von  Würtemberg,  das  schon 
13S9  die  Eventualität  einer  zwiespaltigen  Königswahl  und  den  Fall 
in  sich  geschlossen  hatte,  dass  die  Wahl  auf  Herzog  Rudolf  oder 
einen  der  beiden  Grafen  Würtembergs  treffen  würde.  War  das  frühere 
gegen  den  römischen  Konig  und  Kaiser  nicht  gerichtet,  so  konnte 
man  dieses  von  RudoIf*s  Unterhandlungen  im  J.  1362  nicht  sagen*}. 
Sie  führten  aber  nur  dazu,  dass  die  Churfürsten  sich  eidlich  ver- 
pflichteten, nach  K.  KarKs  Tode   weder  H.  Rudolf  noch  einen  seiner 


*}  Siebe  W^eizsücker,  deuUche  ReichsUgtacten,  S.  47,  n.  1,  mit  Berichtigung  de« 
Datums  und  Bezugnahme  auf  das  Würzburger  Archiv.  Zur  spateren  Wahl  K.  Weosert 
stehen  diese  Unterhandlungen  naturlich  in  keinem  Zusammenbange.  Sie  erkliren 
sich  durch  das,  was  im  Texte  gesagt  ist. 

2)  Siehe  Huberts  H.  Rudolf  IV.,  S.  U— 80. 


WenzePs  Yon  Luxemburf^  Wahl  xum  römitchen  Könige.  1876.  651 

Brüder  zum  römischen  Konige  zu  wählen.  Das  Haus  Habsburg 
war  so  durch  seine  voreiligen  Bemühungen  statt  um  einen  Schritt 
näher  zum  Ziele  zu  kommen»  geradezu  von  diesem  ausgeschlossen 
worden  und  eigentlich  um  alle  und  jede  Stellung  zum  Königthume 
gekommen.  Die  Erklärung  der  Churtursten  hinderte  jedoch  den  Kaiser 
nicht,  zwei  Jahre  später  mit  dem  Hause  Habsburg  den  berühmten 
Erbvertrag  abzuschliessen,  welcher  dasselbe  zum  zweiten  Male  zum 
böhmischen  Königsthron  berechtigte. 

In  die  nächstfolgende  Zeit  fallen  die  Bemühungen  des  Kaisers» 
die  Reichsrechte  über  das-Königthum  Arelat  zu  erneuern,  wozu  Karl 
bereits  1360  Anstalten  getroffen  hatte  <)•  ^^^  Entfaltung  des  kaiser- 
lichen Ansehens,  an  welchem  Karl  fortwährend  arbeitete,  führte  aber 
von  selbst  mit  sich,  dass  das  Übergewicht,  welches  durch  Entfer- 
nung der  Päpste  von  Rom  die  französischen  Könige  gewonnen  hatten, 
gebrochen  werde.  Die  Verlegung  des  Sitzes  der  Päpste  erst  nach  Lyon, 
dann  nach  Avignon  hatte  statt  gefunden,  als  das  königliche  Ansehen 
durch  den  Streit  K.  Albrecht*s  mit  K.  Adolf  erschüttert  worden  war, 
es  keinen  römischen  Kaiser  gab  und  das  französische  Königthum  die 
Kronen  von  Navarra,  Sicilien,  Ungarn,  Italien,  Deutschland  und  Con- 
stantinopel  theils  erlangte,  theils  erstrebte.  Kaiser  Heinrich  hatte  sich 
vollendeten  Thatsachen  gegenüber  befunden  und  vor  diesen  sich 
beugen  müssen.  In  der  Zeit  des  neuen  Königschismas,  Ludwigs  von 
Baiern  und  Friedrichs  von  Habsburg,  war  es  entschieden  worden,  durch 
Johann  XXH.,  dass  Avignon  der  ständige  Sitz  der  Päpste  werde, 
während  das  Schicksal  Italiens  noch  schwankte.  Diesen  Zuständen 
musste  ein  Ende  gemacht  werden.  Die  Pläne  der  französischen  Könige 
in  Betreff  der  Erwerbung  Italiens  hörten  aber  von  selbst  in  dem 
Augenblicke  auf,  als  das  Kaiserthum  wieder  hergestellt  worden  war, 
Karl  von  den  Italienern  die  Anerkennung  als  römischer  Kaiser  er- 
langte. Das  solle  man  denn  doch  nicht  fort  und  fort  übersahen. 

Zu  einem  consolidirten  Italien  gehörte  aber  auch  die  Rückkehr 
der  Päpste  von  Avignon  nach  Rom.  Instinctmässig  hatte  Clemens  VI., 
die  bedeutendste  Persönlichkeit  unter  den  avignonesischen  Päpsten,  die 
Kaiserkrönung  Karfs  von  Jahr  zu  Jahr  verschoben.  Die  Macht  und 
Grösse  der  letzteren  beruht  wesentlich  darauf,  dass  es  keinen  Kaiser  gab; 
mit  einem  Kaiserthum,  das  sich  seiner  Aufgabe  be  wusst 


0  ^^c^l*  Heinrich  von  Diessenhofen  zu  dietem  Jahre:  repetens  reg^nam  Arelateot^. 


654  H  ö  r I e  r 

aber  wolle,  wenn  er  am  Leben  sei»  vor  der  Wahl  seines  Sohnes  alle 
versprochenen  Artikel  erfüllen.  Kuno  sollte  zur  Haltung  der  Ver- 
sprechen nicht  gehalten  sein,  wenn  nicht  auch  Erzbischof  Fried- 
rieh von  Coln.  Andrerseits  seien  der  Kaiser  und  König  der  Versprechen 
ledig,  wenn  letzterer  nicht  gewählt  werden  wurde  <). 

An  demselben  Tage  erfolgte  dann  die  Stipulation  Erzbischof 
Kuno*s  fiir  Wenzel  und  der  Widerruf  des  Gesetzes,  dass  die  Königs- 
wahl zu  Frankfurt  statt  zu  finden  habe,  jedoch  ohne  Beifügung  des 
Baumgartens  von  Rense  *}. 

Weitere  zwei  Urkunden  K.  KarPs  erwähnen  zwar  nicht  den 
Wahlact,  stehen  aber  factisch  damit  im  Zusammenhange «).  Durch 
die  eine  erhöhte  der  Kaiser  zu  Gunsten  Kuno*s  die  Pfandsumme  von 
Boppard  und  anderer  trierischen  Reichspfandschaften ;  durch  die 
andere  theilte  der  Kaiser  die  Abtei  Priem,  unter  Voraussetzung 
der  Zustimmung  von  Seiten  des  Papstes,  dem  erzbischöflichea 
Tische  zu. 

Zwölf  Tage,  nach  dem  diese  Urkunden  ausgestellt  wurden 
(31.  Mai  1376),  bescheinigte  Erzbischof  Kuno  den  Empfang  von 
40.000  fl.  von  Seiten  des  Kaisers  und  sprach  diesen,  seinen  Sohn 
K.  Wenzel  und  ihre  Nachkommen  derselben  ledig. 

Die  kaiserliche  Handsaibe  für  den  Erz bischof  Friedrich  vonCöln, 
Neffen  des  Trierer  Erzbischofs,  fiel  mindestens  ebenso  bedeutend  aus 
als  bei  letzterem.  Zweifelsohne  veranlasste  die  grosse  Krankheit  Karl's 
im  Sommer  1371  ^),  dass  Oheim  und  Neffe  schon  am  20.  Juni  1371 
sich  verbanden,  bei  einer  Neuwahl  den  römischen  König  und  künfti- 
gen Kaiser  gemeinsam  zu  wählen  »)•  Es  war  hiebei  auch  von  dem  Falle 
die  Rede,  dass  bei  Lebzeiten  des  jetzigen  Kaisers  oder  „sin  nakomen 
römische  keiser**  ein  römischer  König  zu  wählen  sei,  so  wolle  Erz- 
bischof Friedrich  darauf  nur  mit  Zustimmung  seines  Oheims  ein- 
gehen. Die  Urkunde  war  so  allgemein  gehalten,  dass  es  nicht  noth- 
wendig  ist,  bei  Erwähnung  des  letzteren  Falles  an  K.  Wenzel  zu 
denken. 


ij  1.  c.  4. 

«)  1.  c.  5. 

■)  I.  c.  5.  u.  6. 

^)  Benessii  de  Weitmil,  p.  411. 

^)  37  A.  e.  9,  S.  31. 


WensePt  Yon  Luxemburg:  Wahl  zum  römischen  Könige.  1376.  65 S 

Welche  Verhandlungen  aber  zur  Beförderung  der  Wahl  Wen- 
xeVs  von  K.  Karl  mit  Erzbisehof  Friedrich  wirklich  stattfanden»  weist 
die  Urkunde  K.  Karl's  vom  11.  Nov.  1374  nach.  Karl  versprach  ihm 
zur  Abtragung  seiner  Schuld,  die  ursprünglich  120.000  Goldgulden 
ausgemacht  hatte,  30.000,  womit  sie  nach  der  späteren  Überein- 
kunft mit  P.  Urban  VI.  auch  getilgt  wurde;  dazu  kamen  noch 
6000  Prager  Groschen ,  so  wie  Unterstützung  für  den  Fall  der  Er- 
ledigung eines  Bisthums  oder  einer  Kirche  —  do  derselbe  unser 
Neffe  nach  stehen  wollte,  —  Karl  erhob  ihn  zum  Tischgeiiossen  und 
setzte  ihm,  wenn  er  den  kaiserlichen  Hof  besuche,  ein  Tischgeld  von 
100  Goldgulden  wöchentlich  aus  <).  Endlich,  ehe  es  zur  Wahl  kam, 
versprach  der  Kaiser  ihm  noch  ausdrücklich,  31.  Mai  1376>), 
K.  Wenzel  werde  ihm  nach  erfolgter  Wahl  alle  Privilegien  bestätigen, 
«r  und  Wenzel  wollten  ihm  das  lombardische  Vicariat  für  10  Jahre 
und  dann  bis  auf  Widerruf  gewähren,  so  wie  die  ersten  Bitten  nicht 
blos  im  Erzbisthume  C5ln,  sondern  auch  in  dem  Dome  von  Strass- 
burg;  dann  die  Erlaubniss,  die  Landvogtei  im  Elsass  von  den  Her- 
zogen von  Baiern  auszulosen ;  endlich  sollte ,  wenn  der  Papst  einen 
Zehenten  von  Cöln  ausschreibe,  der  Erzbischof  ihn  weder  dem  Papste 
noch  einem  andern  zu  entrichten  haben.  Nicht  minder  gelobte  der 
Kaiser,  den  Erzbischof  nicht  zu  beschädigen  oder  anzugreifen,  noch 
ein  dem  Stifte  schädliches  Privilegium  (namentlich  für  Cöln)  auszu- 
stellen. Niemand  solle  die  Güter  oder  Diener  des  Stiftes  vor  weltliche 
Gerichte  ziehen;  kein  Getreuer  des  Reiches  dürfe  in  dem  Cölner 
Stifte  Gemeinderäthe  einsetzen,  sich  dazu  wählen  lassen  oder  sich 
solcher  Gerichtsbarkeit  zum  Schaden  des  Stiftes  unterfangen. 

Leichteres  Spiel  hatte  der  Kaiser  bei  Erzbischof  Ludwig  von 
Mainz,  welcher  für  die  Anerkennung  als  solcher  gegen  seinen  Rivalen 
Adolf  von  Nassau  sich  verbindlich  machte  (8.  Dec.  1374),  ohne 
alles  Verziehen  und  Widerrede  Wenzel  zu  wählen*).  Der  Kaiser 
war  der  Mühe  enthoben,  um  ihn  für  die  Zusage  zu  gewinnen,  eine 
Verschreibung  zu  machen  und  diese  erst  noch  an  der  Schwelle  der 
Wahl  zu  wiederholen  und  zu  vermehren,  wie  es  bei  Anderen  der 
Fall  war. 


1)  1.  c.  10  u.  11. 
S)  1.  c.  3  Urkunden. 

«)  I.  c.  a. 

SilBb.  4.  phil.-bitt.  Cl.  LX.  Bd.,  Hl.  Bft.  43 


656  H  ö  f  1  e  r 

In   den   Urkunden   zu  Gunsten   des  Pfalzgrafen    Ruprecht   de» 
Aelteren  wird  bei  Verleihung  von  50.000  fl.  auf  die  bisherigen  Pfand- 
schaffen,  so  wie  bei  der  Verleihung  von  Oppenheim  und  7  anderen 
Städten  auf  Lebenszeit  (12.  Febr.  137S),   einer  Verpflichtung    zur 
Vl^ahl  K.  WenzeVs  nicht  ausdrücklich  gedacht  <)•  Wohl  aber  bei  dem 
kaiserlicben  Versprechen,  dem  Pfalzgrafen  die  an  Mainz  verpfändeten 
Ortschaften  um  71.000  Florenzer  Gulden  einzulösen.    Hiebei    ging 
K.  Wenzel  die  Verpflichtung  ein,   er  wolle  sich  nicht  früher  wählen 
lassen,  ehe  er  nicht  die  71.000  fl.  hinter  sie  (die  Pfalzgrafen)  gelegt 
hätte.    Wäre  er  zum  römischen  König  gekrönt  worden,    solle  er  mit 
diesem  Gelde  Oppenheim  und  die  Pfandschaft  einlosen ,    und   wenn 
die  Mainzer  nicht  darauf  eingehen  wollten,  sie  ächten  und  befehden. 

Der  Kaiser  aber  verpflichtete  sich»  ehe  er  nicht  diese  Artikel 
erfüllt,  wollte  er  auch  nicht  die  Pfalzgrafen  ermahnen,  seinen  Sohn 
zu  wählen  (12.  Febr.  1375). 

Auf  diese  zu  Prag  ausgestellten  Urkunden  folgen  nun  zehn  Tage 
später  die  Amberger  Stipulationen   (22.  Februar  1375).    Erst  ver- 
pflichtete   sich  Ruprecht  der  Altere,   nachdem  er  die  Urkunden  ein- 
gesehen, mit  welchen  sich  die  drei  geistlichen  ChurfQrsten  und  Her- 
zog Wenzel  von  Sachsen  (17.  Juni  1375)«)  zur  W^ahl  K.  WenzeFs 
verschrieben,  letzteren  „nach  tode  oder  ufgabe  des  reiches,**  sobald 
er  von  dem  Kaiser  oder  nach  dessen  Tode  von  K.  Wenzel  deshalb 
gemahnt    werde ,   ohne    alle  Widerrede   wählen    zu   wollen.    Dann 
verpflichteten  sich  die  zwei  jüngeren  Ruprechte,    wenn  der  ältere 
sterbe,   ehe  Wenzel   zum   römischen  Könige  gewählt   worden    sei, 
ihn  zu   wählen«).    Es  ist  nun   höchst  bezeichnend,   dass  der   alte 
Pfaizgraf  bei  Rhein   sich  zu   der  Wahl  Wenzels   erst  entschliesstt 
nachdem  diese  durch  den  Beitritt  der  drei  geistlichen  Churfürsten, 
Sachsens,  Böhmens  und  Brandenburgs,  schon  entschieden  ist  ^) ;  dass 
er  seinen  Beitritt  zusagt,   auch  wenn   nur  eine  Majoritätswahl   zu 
Stande  käme;  dass  femer  in  dem  Augenblicke,  in  welchem  von  deu 


1)  Ebensowenig  bei  der  Bestätigung  des  Reichs Ticariates  (wenn  der  Kaiser  über  die 
Alpen  xiehe)  12.  Febr.  1.  c.  n.  19. 

*)  Ausgestellt  zu  Wittenberg.  Böhmisches  Rronarchiy. 

')  M welcher  danne  vnser  zweier  bi  leben  were  ynd  die  köre  an  dem  rieh  hette."  Es 
folgt  die  Verpflichtung,  dem  Gewählten  getreulich  beizustehen  und  bei  ihm  fest 
zu  bleiben  —  gerade  ein  Vierteljahrhundert  Yor  Wenzels  Absetsang  (1400). 

*)  Man  könnte  hinznfBgen,  aaf  das  persönUche  Andringen  des  Kaiten  m  Prag. 


WenzePs  von  Luxemburg  Wahl  sum  römischen  König«.  1376.  657 

drei  pfalzischen  Ruprechten  das  Zugeständniss  der  Wahl  K.  Wenzel's 
erfolgt,  sie  in  einer  besonderen  Urkunde  von  demselben  Datum 
(22.  Febr.  1375)  des  Falles  gedenken,  dass  einer  ron  ihnen  ^zu 
römischen  Kunige  erkoren  wurde  und  zu  dem  Kunigreiche  kerne.*' 
In  diesem  Falle  wollten  sie  jedoch  die  Einigungen,  welche  mit 
K.  Karl  und  K.  Wenzel  gemacht  und  verbrieft  seien,  halten. 

Dieser  Vertrag,  welcher  seiner  Natur  nach  nicht  bestimmt  sein 
konnte.  Andern  mitgetheilt  zu  werden^  zeigt  deutlich,  welche  Ge- 
sinnungen im  Schoosse  der  pfälzischen  Witteisbacher  wohnten  und 
Weizsäcker  hat  Recht,  wenn  er  auf  die  Verbindungen  des  älteren 
Ruprecht  mit  Erzbischof  Gerlach  ron  Main  vom  Jahre  1381  hin- 
weist, auf  Urkunden,  welche  eine  Wahl  Pfalzgraf  Ruprecht*s  zum  römi- 
schen Könige  in  Aussicht  stellten  <).  Diese  Aussichten  verzogen  sich 
jetzt,  wurden  aber  von  dem  pfälzischen  Hause  doch  nicht  aufgegeben ! 
Letzteres  hinderte  dann  wieder  den  alten  Ruprecht  nicht,  als  der  Wahl- 
tag sich  näherte,  am  31.  Mai  1376*)  und  spätei:  noch  am  Krönungs- 
tage, 6.  Juli,  seine  Stimme  aufs  Neue  zu  verwerthen,  das  eine  Mal 
um  ein  Geleit  zwischen  Worms  und  Speier  (von  jedem  Lastpferde 
einen  alten  grossen  Turnos),  das  andere  Mal  um  das  Recht  der  ersten 
Bitte  in  den  Städten  und  Diöcesen  von  Speier  und  Worms  für  jetzt 
und  bei  der  künftigen  Kaiserkrönung  *).  Am  leichtesten  war  es  für 
K.  Karl  den  Herzog  Wenzel  von  Sachsen,  ungeachtet  seiner  früheren 
Verbindung  mit  dem  Markgrafen  Otto  von  Brandenburg  (dem  Witteis- 
bacher, vom  10.  Juni  1371)*),  für  Wenzel's  Wahl  zu  gewinnen.  Vor 
der  Wahl  selbst  erfolgte  die  Bestätigung  der  sächsischen  Cur  bei 
Churfurst  Wenzel  und  dessen  Leibeserben.  Von  den  Fürsten,  welche 
nicht  „zu  den  7  Leuchtern  der  Welt*  gehörten,  wie  die  goldene 
Bulle  die  Churfürsten  nennt,  haben  sich  Zustimmungsurkunden  er- 
halten, von  H.  Albrecht  von  Oesterreich  (Eger  24.  Dec.  1374),  von 
dem  Burggrafen  Friedrich  von  Nürnberg  (Eger,  29.  Dec.  1374), 
von  dem  Grafen  Eberhart  von  Würtemberg (Nürnberg,  8.  Dec.  1374), 
von  den  Landgrafen  von  Thüringen  Friedrich,  Balthasar  und  Wil- 
helm (Eger,  31.  Dec.  1374).    Man  darf  aber  doch  wohl  überzeugt 


0  Note  1  lu  S.  47. 

3)  1.  c.  n.  23. 

*)  I.  c.  8.  48,  n.  1. 

4)  1.  c.  n.  U. 

43 


658  Höfler 

sein,  dass   der  vorsichtige  Kaiser  auch  noch  mit  andern  Fürsten 
unterhandelt  und   sie  gewonnen  hatte.    H.  Albrecht  versprach  den 
K.  Wenzel  anzuerkennen  und  ihm  zu  helfen,  ob  er  bei  Lebzeiten  des 
Kaisers  oder  nach  dessen  Tode  gewählt  würde.    In  ähnlicher  Weise 
drückten  sich  auch  der  Burggraf  von  Nürnberg  und  der  Graf  von 
Würtemberg  aus.    Den  Landgrafen  von  Thüringen  sagte  Wenzel 
Ersatz  der  Kosten  und  Bekräftigung  ihrer  Handfesten,   dem  Burg- 
grafen nach  erfolgter  Krönung  Bestätigung  seiner  Privilegien   und 
vorzüglich  des  Rheinzolles  zuSelse  zu;  dem  Herzog  Albrecht  aber  ver- 
sprach der  Kaiser  ein  Jahr  nach  erfolgter  Wahl  WenzePs  10.000  Schock 
Prager  Groschen  oder  die  Auslösung  gewisser  Schlosser  und  Gülten; 
Wenzel  aber  nach  erfolgter  Krönung  Bestätigung  aller  Freiheiten  9- 

Es  ist  nun  die  Frage,  ob  die  von  K.  Karl  zu  Gunsten  der  Erb- 
lichkeit gebrachten  Opfer  an  Reichsgut  und  Reichsrechten  dem  End- 
zwecke entsprachen,  ob  das  erreichte  Ziel  der  Höhe  des  Kaufpreises 
gleichkam?  Man  kann  diese  Frage  von  einem  doppelten  Standpunkte 
aus  betrachten,  dem  des  Reiches  respective  des  Kaiserthums  und 
dem  böhmischen. 

Von  dem  ersteren  aus  betrachtet,  war  die  Wahl  WenzeKs  zum 
römischen  Könige,  wenn  sie  wirklich  erfolgte,  der  erste  Schritt  zur 
Erblichkeit  des  Kaiserthrones,  eine  Rückkehr  zu  jenem   politischen 
Systeme,   welches  unter  den  sächsichen,  fränkischen  und  schwäbi- 
schen Kaisern  gegolten  hatte,  und  durch  welches  Deutschland  gross 
geworden  war.  Die  Aufgebung  der  so  eigenthümlichen  Mischung  von 
Wahl-  und  Erbreich  war  wohl  im  XIII.  Jahrhundert  als   das  Palla- 
dium der  deutschen  Freiheit  angesehen  worden,  hatte  aber  von  den 
Tagen  Otto\s  IV.  an  Zwiespalt  und  Bürgerkrieg  erzeugt    Das  Haus 
Habsburg,  welches  dasselbe  Princip  verfocht,  welches  jetzt  Karl  IV. 
aufstellte,  war  in  dem  Versuche  erst  Rudolfs  Sohn,  dann  seinen  Enkel 
auf  den  deutschen  Thron  zu  erheben,  erlegen.    Auch  Ludwig  der 
Baier  hatte  daran  gearbeitet,  das  deutsche  Königthum  bei  seinem 
Hause  zu  erhalten;  er  war  in  diesem  Bestreben  von  dem  Königthum 


^ 


^)  Die  Urkunden,  welche  Weixtieker  in  Besag  laf  die  Verbindnag  K.  Karr«  «ad 
K.  Wenseia  mit  Nfirnberg  und  andern  Reiehietädten  aua  dem  Jahre  1367,  136a, 
1370  unter  der  Rubrik  Gewinnung  der  Reiehaatinde  abdrucken  liees,  enthalten 
nur  dat  gewöhnliche  Versprechen  eines  Bundes  auf  Lebensseit  oder  der  Vertheidi- 
gung  Wenzels  als  König  Yon  Böhmen  fQr  den  Todesfall  R.  Karl*«.  Anf  desLetsterea 
Wahl  im  J.  1376  haben  sie  keinen  directen  Beiug. 


Wenzers  von  Luxemburg  Wahl  zum  römitchen  Könige.  1376.  659 

Karl's  IV.  überrascht,  von  ihm  überflügelt  worden.  Somit  hatte  Karl, 
welcher  nie  vergass»  dass  sein  Grossvater  der  erste  romische  Kaiser 
seit  1260»  der  Wiederhersteller  des  Kaiserthums  war,  eine  unver- 
denkliche  Praxis,  eine  alte  Kaisergewohnheit  für  sich,  welcher  erst 
seit  dem  Untergange  der  Staufen  eine  andere  siegreich  entgegen 
getreten  war.  Gelang  es  ihm  aber,  eine  neue  Kaiserdynastie  zu 
schaffen,  die  fünfte  Deutschlands,  so  war  auch  zu  hoffen,  dass  dem 
Zerfall  des  Reiches  gesteuert,  und  durch  die  Einheit  der  Dynastie 
die  einigenden  iMomente  das  Übergewicht  über  die  trennenden  und 
auflösenden  erhalten  würde. 

Vom  böhmischen  Standpunkte  aus  gestalteten  sich  die  Sachen 
voraussichtlich  so,  dass  durch  die  Wahl  Wenzel's  zum  romischen 
Könige  nicht  nur  die  grossen  deutschen  Erwerbungen  KarKs  erhalten, 
sondern  auch  vererbt  werden  konnten.  Erst  durch  die  Luxemburger, 
d.  h.  durch  eine  nicht  cechische  Dynastie  war  Böhmen  ein  Gross- 
staat geworden.  Erst  durch  das  von  Otokar  11.  verschmähte 
deutsche  Konigthum  und  Kaiserthum  war  der  König  von  Böhmen 
der  erste  Monarch  der  Christenheit  geworden.  Von  einem  wirklich 
patriotischen  und  wahrhaft  nationalen  Standpunkte  aus  musste  daher 
alles  aufgeboten  werden,  dass  diese  Stellung  erhalten  werde,  was 
eben  nur  möglich  war,  wenn  das  römische  Konigthum  sich  vererbte. 
Im  letzteren  Falle  allein  war  die  Aussiebt  vorhanden,  Schlesien, 
dessen  Fürsten  sich  noch  immer  von  Gottes  Gnaden  schrieben,  die 
beiden  Lausitze,  Brandenburg,  die  baierischen  Territorien  zu  be- 
wahren und  aus  den  zahlreichen  Enclaven  grössere  Ländercomplexe 
zu  bilden.  Es  gehört  wirklich  ein  nicht  gewöhnlicher  Grad  von  Ein- 
genommenheit dazu,  diese  Stellung  Böhmens  zu  verkennen  und  in 
ihrer  Aufgebung  ein  grosses  nationales  Werk  zu  erblicken.  Nun 
freilich,  der  Anschluss  an  Deutschland,  die  Erlangung  des  Kaiser- 
thums hat  Böhmen  gross  gemacht;  aber  die  cechische  Nation  war 
nicht  fähig  den  grossen  Gedanken  Karl's  zu  verfolgen.  Sie  fürchtete 
von  ihrer  eigenen  politischen  Grösse  national  erdrückt  zu 
werden  und  zog  eben  deshalb  denHusitismus,  diesen  Typus  nationaler 
Beschranktheit,  einer  Stellung  vor,  die  weise  behauptet,  klug  ver- 
mehrt, Böhmen  die  Suprematie  in  Europa  verschaffen  konnte.  Es 
gab  vom  politischen  Standpunkte  aus  für  Böhmen  keine  grössere 
Thorheit,  als  nicht  in  den  Bahnen  K.  Karl's  fortzuwandeln.  Leider 
ist  es  dennoch  geschehen    und   will   man  jetzt  das  cechische  Volk 


660  Höfler 

glauben  machen,  wie  weise  es  handelte,  dass  es  den  eigentlich 
königlichen  Gedanken  einigen  beschränkten  nationalen  Fuhrern  zu 
Liebe  und  von  diesen  verführt,  aufgab. 

Nachdem  nun  die  Angelegenheit  mit  den  Churfürsten  so  weit 
gekommen  war,  dnss  sie  sich  entschlossen,  bei  Lebzeiten  Karl's  zur 
Wahl  seines  Sohnes  zu  schreiten,  ging  sie  ihren  (geordneten  Weg. 
Ende  März  1376  trafen  sie  in  Nürnberg  zusammen  und  schlössen 
sie  ihre  Vereinbarung,  am  1.  Juni  (Pßngsten)  in  Frankfurt  zur  Wahl 
zusammenzukommen.  Nach  alter  Sitte  zogen  sie  aber  zuerst  nach 
Rense  i).  Hier  fand  jedoch  die  Wahl  noch  nicht  statt,  theils  weil  es 
sich  darum  handelte,  ob  Ludwig  von  Meissen,  Bischof  von  Bamberg, 
wirklieh  als  Erzbischof  von  Mainz  anzusehen  sei  und  wählen  könne, 
theils  weil  die  Erzbischofe  von  Trier  und  Coln  im  letzten  Augen* 
blicke  noch  „etwas  stossig**  mit  dem  Kaiser  wurden.  Diese  Stösse 
wurden  aber  durch  neue  Concessionen  beigelegt  und  nun  zogen  die 
Churfürsten  mit  dem  Kaiser  nach  Frankfurt,  das  bereits  Wenzel  ab 
Gewählten  empfangen  wollte,  was  jedoch  der  Herzog  von  Peigern  (der 
Pfalzgraf  bei  Rhein),  welcher  die  Wahl  gesetzlich  leitete  und  alle  ge- 
))räuchliehen  Formen  beobachtete,  nicht  duldete.  Dann  fand  am  10.  Juni 
1376  in  der  Pfarre  zu  Frankfurt  die  einstimmige  Wahl  Wenzel's  in 
Gegenwart  des  Kaisers  statt,  und  das  Reich,  welches  so  lange  Zeit  nur 
zwiespältige  Wahlen  gesehen  hatte,  genoss  so  durch  KarKs  Vorsorge 
das  seltene  Schauspiel  einer  einstimmigen  Königswahl,  eine  That- 
Sache,  deren  grosse  Bedeutung  die  Opfer  wohl  aufwog,  welche  sich 
Karl  hatte  kosten  lassen,  die  Stimmen  der  Churfürsten  zu  gewinnen. 
Er  selbst  wusste  am  besten,  was  es  heisse  ein  mit  Zwiespalt  erwählter 
König  zu  sein,  von  Ludwig  und  Friedrich»  von  Adolf  und  Albrecht, 
von  Rudolf  und  Otokar,  von  Richard  und  Alfons,  Heinrich  Raspe  und 
K.  WilheFm  nicht  zu  reden. 

Das  sollte  man  denn  doch  wohl  bedenken.  Die  goldene  Bulle 
hatte  dadurch  ihre  Bekräftigung  erhalten. 

Auf  die  Wahl  zu  Frankfurt  am  6.  Juni  folgte  dann  am  6.  Juli 
1376  Wenzel's  Krönung  zu  Aachen. 

Damit  war  dann  die  Sache  nach  den  Grundgesetzen  des  deut- 
schen Reiches  und  ohne  dass  von  dieser  Seite  ein  Widerspruch  er- 
folgt wäre,  in  Ordnung  gebracht.  K.  Karl  war  sich  jedoch  nur  zu  sehr 


0  1.  Juni  R.  T.  A,  n.  !>3,  S.  61. 


WenzePs  von  Luxemburg  Wahl  zum  römischen  König^e.  1376.  DDl 

l)ewusst,  unter  welchen  Verhältnissen  er  selbst  das  romische  Konig- 
4hum  erlangt,  wie  lange  es  gedauert^  bis  er  die  Einheit  desselben 
wieder  hergestellt,  und  mit  welchen  kaum  zu  bewältigenden  Schwie- 
rigkeiten er  zu  kämpfen  hatte^  bis  er  neun  Jahre  nach  der  Capitula- 
tion  von  Avignon  und  unter  einem  andern  Pontißcate  das  Kaiserthum 
erlangte.  Der  Streit  in  Deutschland  um  das  Konigthum  war  freilich 
beseitigt;  wie  denn  aber,  wenn  der  Papst  den  Gewählten  nicht  aner- 
kannte, ihm  die  Kaiserkrönung  verweigerte  und  Wenzel  nach  dem 
Vorgange  des  eigenen  Vaters  Bedingungen  setzte?  Was  konnte 
Yater  und  Sohn  Schlimmeres  begegnen,  als  in  dem  Augenblicke,  als 
das  Reich  geeinigt  war,  ein  kirchliches  Zerwürfniss  zu  erfahren, 
etwa  die  Ungiltigkeitserkläruug  der  Stimme  des  Erzbischofs  von 
Mainz,  oder  ein  Beharren  auf  den  Concessionen  KarFs  vom  22.  April 
1346,  so  weit  dieses  die  veränderten  Zeitumstände  erlaubten? 

Karl   hatte    die  Absicht,  selbst  nach  Avignon   zu    gehen    und 
durch  mündliche  Unterbandlungen  P.  Gregor  XI.  für  seinen  Lieb- 
lingsplan zu  gewinnen.    Allein  mehr  wie  je  hielt  ihn  Ende  März  sein 
gewohntes   Leiden  von   der  Reise   ah,  weshalb   er  seinen   Caplan 
Odolerius  Rangonis   nach  Avignon  sandte»   dem  Papste   Kunde   zu 
geben   von   dem  Beschlüsse   des  Churfürsten   am  1.  Juni   die  Wahl 
Wenzefs   vorzunehmen  (Nürnberg,  30.  März  1376).    Aus  der  Ant- 
wort des  Papstes   vom  4.  Mai  geht  nun  der  merkwürdige  Umstand 
liervor,  dass  Karl  die  Angelegenheit  schon  früher  bei  dem  römischen 
Stuhle   angebracht,   dieser  aber  die  Wahl  WenzePs   bei  Lebzeiten 
seines  Vaters  für  so  ungeeignet  erachtet  hatte,   dass  P.  Gregor  XL 
deshalb  einen  eigenen  Nuntius,   den  Bischof  Thomas,  an  den  Kaiser 
sandte  und  ihm  gewisse  Bedingungen  vorlegte.    Nur  mit  Mühe  hatte 
P.  Gregor  dazu  die  Zustimmung   der  Cardinäle  erlangt,   Karl  aber 
den  Nuntius   mit  der  Erklärung  zurückgesandt,   dass  er  einige  der 
ihm  vorgelegten  Capitel  annehme  und  insbesondere  dem  Verlangen, 
mit  seinem  Sohne  nach  Avignon  zu  gehen  und  dort  die  von  ihm  an- 
genommenen Bedingungen  zu  erfüllen,  zu  entsprechen  gedenke.  Dieses 
sei  aber  nun  nicht  nur  nicht  geschehen,  klagte  jetzt  der  Papst,  sondern 
in  dem  kaiserlichen  Schreiben,  das  der  Caplan  Odoleri  dem  Papste 
überbrachte,   von  den  bereits  angenommenen  Bedingungen  Umgang 
{genommen  worden.  Der  Papst  forderte  den  Kaiser  auf,  mit  der  Wahl- 
handlung nicht  voranzugehen,   sondern  im  Sommer  nach  Avignon  zu 
JLommon:  wenn  es  ihm  aber  aus  Gesundheitsrücksichten  nicht  mög- 


662  Höfler 

lieh  sei,  seinen  Sohn  allein  zu  senden.  Wenn  daher  unter  diesen 
Verhältnissen  die  Vornahme  der  Wahl  schon  Staunen  errege,  so  sei 
dieses  noch  mehr  der  Fall  mit  der  angekündigten  Vornahme  der 
Krönung;  ohne  dass  der  Gewählte  rom  Papste  hestätigt,  seine  Wahl 
bekrättigt  sei,  dürfe  er  nicht  gekrönt  werden,  noch  sein  königliches 
Amt  verrichten.  Karl  möge  vermeiden,  dass  nicht  die  ganze  Sache  als 
fruchtlos  sich  darstelle,  die  Ankunft  des  Cardinais  Rohert  abwarten 
und  unterdessen  Odibert  von  Salo  (Propst  von  Piguans},  den  der 
Papst  an  ihn  sende,  anhören.  Letzterem  wurde  dann  noch  am  18.  Mai 
der  Bischof  von  Agen  beigestellt,  weil  Cardinal  Robert  nicht  nach 
Deutschland  kam,  sondern  plötzlich  nach  Italien  abgehen  musste.  So 
standen  sich  denn  1376  der  Papst  mit  dem  Cardinalscollegium  and 
der  Kaiser  mit  dem  Churf&rsten  beinahe  so  schroff  in  ihren  An- 
schauungen  gegenüber,  als  dieses  1346  der  Fall  gewesen.  Der  Ein* 
fluss  auf  das  deutsche  Königthum,  welchen  das  Königschisma  den 
Päpsten  verliehen,  und  die  Rechte,  welche  aus  den  damals  gemachten 
Concessionen  geflossen  waren,  wurden  festgehalten  und  geltend  ge- 
macht, wo  es  sich  um  eine  einheitliche  Wahl  handelte.  Andererseits 
war  aber  Wenzel  noch  ein  Knabe,  und  wenn  der  Papst  ihn,  den 
schwierigen  Verhältnissen  der  Gegenwart  gegenüber,  für  antauglich 
erachtete,  konnte  man  wenig  Triftiges  gegen  diese  Ansicht  einwenden. 
Bei  Lebzeiten  KarFs  den  unmündigen  Sohn  zu  wählen  und  damit 
den  Anfang  zu  einer  gewissen  Erblichkeit  des  Kaiserthrones  zu 
machen,  widerstritt  allen  Traditionen  des  römischen  Stuhles;  ein 
Clemens  VI.  hätte  sich  noch  viel  stärker  dagegen  ausgesprochen,  als 
P.  Gregor  XI.,  der  Freund  K.  Karl's.  Dieser  aber  hatte  offenbar  einen 
fehlerhaften  politischen  Schritt  gemacht,  als  er  zuerst  auf  die  Be* 
dingungen  des  Papstes  einging  und  dann  plötzlich  auf  der  Basis  des 
churfürstlichen  Beschlusses  vom  30.  März  davon  Umgang  nahm  und 
nur  die  goldene  Bulle  als  Richtschnur  ansah.  Die  Erwähnung  der 
Krankheit  des  Kaisers  im  Frühlinge  1376  darf  übrigens  vielleicht 
als  ein  Fingerzeig  gelten,  warum  die  Churfürsten  sich  entschlossen» 
Wahl  und  Krönung  Wenzei*s  nicht  länger  zu  verschieben. 

Die  Gesinnungen  des  Papstes  treten  aus  der  Instruction  für  den 
Nuntius  Odibert  unverhohlen  hervor.  Gregor  erklärte  sich,  was 
wohl  zu  bemerken  ist,  nicht  gegen  den  Plan  des  Kaisers,  sondern 
verlangte  nur,  dass  das  Wahlgeschäft  in  der  gehörigen  und  verab* 
redeten  Weise  (per  modosdebitos  etconcorditerordinatos)  zu  Ende  ge- 


^ 


WenzePt  von  Luxemburg  Wahl  lum  römischfin  Könige.  1376.  ()6S 

fuhrt  werde.  Bereits  seien  in  Arignon  Anstalten  zum  würdigen 
Empfange  des  Kaisers  und  des  Königs»  deren  Ankunft,  nach  Karl» 
Zusage  vor  der  Wahl  stattfinden  sollte ,  getroffen  worden.  Die 
Sache  sei  neu  und  unerhört,  dass  bei  Lebzeiten  des  Kaisers  sein 
Sohn  gewählt  werde.  Nur  mit  grosser  Mühe  habe  der  Papst  die  Zu» 
Stimmung  der  Cardinäle  gewinnen  können  und  er  mOsse  daher  den 
Kaiser  und  den  König  bitten»  Tor  der  Wahl  nach  Avignon  zu  kommen» 
um  die  vom  Kaiser  angenommenen  Bedingungen  zu  erfüllen.  Bereits  sei 
es  überall  bekannt»  dass  der  Kaiser  kommen  werde;  es  würde  eben 
desshalb  den  übelsten  Eindruck  machen,  wenn  er  nicht  komme.  Ebenso 
wäre  es  für  Wenzel  wünschenswerth»  dass  er  käme,  die  Cardinäle 
ihn  sähen  und  er»  wie  man  hoffen  könne»  eine  grössere  Verehrung 
der  Kirche  mit  sich  nähme;  dadurch  würde  sich  ein  unauflösliches 
Band  zwischen  ihr  und  ihm  bilden,  welches  ebenso  zum  öffentlichen 
Nutzen  dienen  als  dem  königlichen  Hause  zum  Vortheile  und  zur 
Ehre  gereichen  würde.  Zugleich  habe  der  Papst  sich  mit  dem  Kaiser 
wegen  einer  gesunden  Reformation  (bona  reformatio)  zu  benehmen» 
und  da,  wenn  der  Kaiser  käme,  viele  Fürsten  in  Person  nach  Avignon 
ziehen  oder  ihre  Gesandten  schicken  würden»  könnte  um  so  leichter 
Grosses  unterhandelt  werden.  Der  Kaiser  möge  bedenken,  dass  er 
und  sein  Vater  in  ähnlicher  aber  ungleich  minder  wichtigen  Sache 
nach  Avignon  gekommen  seien  und  mit  welcher  Zuneigung  Papst  und 
Cardinäle  in  derselben  vorangegangen  seien. 

Dem  Gesandten  war  aufgetragen  worden»  nicht  gleich  das  erste 
Mal  den  Kaiser  aufmerksam  zu  machen»  dass  der  Gewählte,  ehe  er 
nicht  bestätigt  worden  war»  sich  nicht  König  nennen,  noch  gekrönt 
werden»  noch  königliche  Acte  verrichten  dürfe ;  er  möge  deshalb  auf 
das  Verfahren  P.  Johannes  gegen  K.  Ludwig  und  auf  Karfs  eigenes 
Benehmen  hinweisen.  Der  gegenwärtige  Papst  könne  es  nicht  mit 
seiner  Ehre  in  Einklang  bringen»  von  diesen  letzten  Vorgängen  gerade 
zu  Umgang  zu  nehmen;  die  Ordnung  müsste  gewahrt  und  das  Ver- 
sprechen gehalten  werden. 

Der  Schatten  des  Jahres  l<i46  reichte  so  in  das  Jahr  1376 
hinein  und  die  Folgen  der  Capitulation  von  Avignon  <)  kehrten  sieb 
gegen  den»  der  sie  in  seiner  Jugend  abgeschlossen  hatte. 


0  Vgl.  Höfler:  Aul  Ayignon.  |.  1. 


664  Höfler 

In  der  Audienz,  welche  der  Kaiser  dem  Nuntius  ertheilte,  stellte 
dieser  zuerst  das  Verlangen,  Karl  solle  denPapst  bitten,  für  den  einen 
Fall  die  Churfursten  zu  ermächtigen,  Wenzel  zu  wählen,  so  dass 
dieser  nach  dem  Tode  KarKs  oder  bei  dessen  Abdankung  das  Kaiser- 
thum  erlangen  und  sich  krönen  lassen  könne. 

Diesem  Ansinnen  widerstrebte  aber  der  Kaiser  geradezu ;  darauf 
einzugehen,  heisse  seine  Ehre  zu  Grunde  richten.  Die  Churfursten 
wurden  sich  für  verrathen  glauben  und  den  Kaiser  als  den  Zerstörer 
ihrer  Rechte  bezeichnen.  Es  wäre  zu  fürchten,  dass,  wenn  sie  davon 
horten,  sie  ihm  so  viel  Unruhe  bereiteten ,  dass  er  sich  vor  ihnen  gar 
nicht  vertheidigen  konnte.  Der  Papst  sei  offenbar  fiber  die  Ge- 
sinnungen der  deutschen  Fürstenhäuser  schlecht  unterrichtet.  Er 
möge  sich  in  Acht  nehmen,  dass  das  Kaiserthum  nicht  in  die  Hände 
eines  Feindes  der  Kirche  falle.  Wäre  ich  sicher,  schloss  der  Kaiser 
seine  Auseinandersetzung,  dass  jene  nicht  meinem  Hause  feindlich 
sind,  so  würde  niemals  einer  von  den  Meinigen  sich  um  das  Kaiserthum 
bewerben.  Andererseits  gestand  aber  Karl  zu,  dass  Wenzel,  sobald 
er  selbst  zum  Kaiserthum  erhoben  sei,  feierlich  verspreche,  niemals 
einen  Sehritt  zu  thun,  dass  ein  anderer  V^erwandter  oder  Nichtver- 
wandter bei  seinen  Lebzeiten  oder  auf  seine  Abdankung  hin  Kaiser 
oder  römischer  König  werde.  Nicht  minder  dass  Wenzel  denselben 
Eid  leiste  wie  Kaiser  Heinrich  und  er  selbst  gethan,  er  aber  (Karl) 
wolle  die  Eide  leisten,  welche  sein  eigener  Vater  1346  geleistet  hatte. 
Hingegen  verwarf  er  die  Zumuthung  vor  WenzeVs  Wahl  nach  Avignon 
zu  kommen.  Jetzt  seien  die  Churfursten  einig ,  aber  der  mindeste 
Aufschub  könne  die  Sache  für  immer  verhindern.  Nurmit  dergrössten 
Anstrengung  vermöge  er  sie  im  Gange  zu  erhalten.  Er  gebe  Hand 
und  Wort,  wenn  der  Papst  die  Sache  abmache,  nach  Avignon  za 
kommen.  Bereits  habe  er  an  den  König  von  Frankreich  wegen  sicheren 
Geleites  geschrieben.  Wolle  aber  der  Papst  in  die  Angelegenheit  nicht 
eingehen,  so  würde  er  noch  an  dem  Thore  von  Avignon  umkehren. 
Auf  das  Anbringen,  der  Papst  werde  eine  Generalverordnung  erlassen, 
dass  künftig  eine  Königswahl  nur  stattzufinden  habe,  wenn  der  Thron 
erledigt  sei,  dazu  aber  die  päpstliche  Erlaubniss  erholt  werden  müsse. 
antwortete  der  Kaiser  unter  Hinweisung  auf  die  schwierigen  Gesin- 
nungen der  Churfursten,  er  würde  sie  mit  Geduld  ertragen;  die  Frage 
über  KarKs  Abdankung  aber  verschob  der  Nuntius  auf  die  personliche 
Zusammenkunft  des  Kaisers  mit  dem  Papste. 


W««nzer8  Yon  Luxemlmr*;^  Wahl  zum  römischen  Könige.  1376.  DuO 

Der  Nuntius  erreichte  nun  ferner  Folgendes : 

1.  Dass  der  Wahl  Vorgang  bis  zum  10.  Juni  verschoben  wurde, 
und  unterdessen  der  Cardinal  von  Genf  nach  Deutschland  kommen 
sollte.  Die  Ankunft  des  letzteren  wurde  daher  beschleunigt.  Als  aber 
die  königlichen  Boten,  die  ihm  entgegengeschickt  wurden,  nacbBa^el 
kamen,  trafen  sie  statt  des  Cardinais  den  Bischof  von  Agen. 

2.  Wenn  nun  der  Nuntius  darauf  bestand,  dass  der  Gewählte, 
ehe  er  königliche  Acte  vornehme,  oder  auch  nur  sich  des  königlichen 
Siegels  bediene,  die  päpstliche  Bestätigung  erhalte,  so  entstand,  als 
der  Kaiser  das  päpstliche  Sehreiben  vom  4.  Mai  den  Churfürsten  vor- 
las, eine  solche  Aufregung  über  dieses  ungebührliche,  allen  Rechten, 
aller  Geschichte  entgegengesetzte  Verlangen,  dass  der  Nuntius  von 
dem  Kaiser  nur  so  viel  erlangte,  der  Gewählte  habe  vor  der  Krönung 
keine  königliche  Handlung  zu  verrichten  und  sich  in  keiner  Weise 
in  die  königliche  Verwaltung  einzumischen. 

3.  Die  Krönung  sollte  statt  Johanni  um  14  Tage  später  statt- 
finden und  in  der  Zwischenzeit  der  Kaiser  Gesandte  zu  dem  Papste 
schicken,  die  Bestätigung  der  Person  und  anderes  Herkömmliche  zu 
erhalten.  Länger  aber  als  14  Tage  könne  und  werde  der  Kaiser  die 
Krönung  nicht  verschieben.  Als  aber  die  Churfürsten  von  diesem  Be- 
schlüsse hörten,  wollten  mehrere  von  ihnen  die  Wahlurkunden  nicht 
ausstellen  und  erklärten  diesen  Vorgang  gegen  die  Freiheiten  und 
Rechte  des  Reiches  gerichtet. 

Päpstlicher  Seits  blieb  nun  der  Bischof  von  Nimes  in  Frank- 
furt, die  noch  zu  leistenden  Eide  in  Empfang  zu  nehmen.  Der  Propst 
und  der  Bischof  von  Agen  aber  machten  sich  rasch  auf  den  Weg 
nach  Avignon,  aber  unterwegs  gefangen  genommen,  kamen  sie  erst 
mit  den  Gesandten  des  Kaisers  am  3.  Juli  in  Avignon  an.  Sie  waren 
die  Überbringer  des  ersten  Krönungseides,  diesmal  vor  Allem  Wahl- 
eides K.  WenzePs.  Der  König  versprach,  wenn  der  Papst  seine  Wahl 
bestätigen  würde,  alle  Eide  und  Versprechungen  Kaiser  Heinrich 's, 
seines  Ahnherrn,  und  der  übrigen  erwählten  römischen  Könige  zu 
leisten.  Er  erklärte  die  Kaiseracten  Ludwig  des  Baiern  für  nichtig. 
Er  leistete  Verzicht  darauf,  Rom  und  andere  Besitzungen  der  Kirche 
zu  besetzen  oder  dazu  Hilfe  zu  gewähren  oder  in  diesen  ein  Capitanat 
oder  ein  anderes  Amt  zu  übernehmen.  Er  versprach  Rom  am  Krönungs- 
tage zu  verlassen  und  nur  mit  päpstlicher  Erlaubniss  nach  den  Län- 
dern der  Kirche  zurückzukehren.  7.  Wurden  die  Verfügungen  Hein- 


606  Höfler 

rich*s  und  Ludwig'«  ober  Personen  und  die  von  diesen  angenommenen 
Personalverpflichtungen  für  nichtig  erklärt.   8.  Ehe  er  selbst  nach 
Italien  gehe  oder  einen  anderen  zur  Admiaistration  hinsende ,  werde 
er  seine  eigeneApprobation  nach  Kräften  betreiben.  9.  Wen  er  nach  der 
Lombardei  oder  nach  Tuscien  schicke,  der  solle  schwören  den  Kirchen* 
Staat  zu  vertheidigen.    10.  Das  alles  wolle  er  getreu  halten  und  des- 
halb Procuratoren  an  den  Papst  senden  zur  Erfüllung  dieser  Eide. 
sowie  8  Tage  nach  erhaltener  Bestätigung  alles  ratificiren ,   was  die 
Procuratoren  festgesetzt  und  dasselbe  8  Tage  nach  der  Krönung  als 
Kaiser  ratificiren.   Wenzel  schwor  ferner  nichts  zu  thun,  was  diesem 
Eide  entgegen  sei  (11.)  und   12.   Alles  Geschworene  zu   erfülleu. 
13.  Alle  wider  den  Willen  des  Papstes  eingedrungenen  Bischöfe,  in 
Deutschland  wie  im  Kaiserreiche  zu  vertreiben.    Endlich  war  14. 
noch  der  Kronungseid  K.  Heinrich's  vom  6.  Juli  1312  in  Wenzel's 
Eide  aufgenommen.    Formell   betrachtet   lautete   somit  dieser  Eid 
ganz  und  gar  nicht  anders,  als  Karl's  avignonesische  Capitulation. 
P.  Gregor,  welcher  des  Kaisers  Hilfe  gegen  die  Florentiner  bedurfte 
und  sich  über  sein  Vorgehen  gegen  diese  erfreute,  bestand  jedoch 
nicht  mehr  darauf,  dass  vor  der  Königswahl  die  Reise  des  Kaisers 
und  des  Königs  geschehe,  sondern  sie  möge  im  Hinblicke  auf  die 
grossen    Kosten,   welche   sie  verursache  und  die  Gefahr,    welche 
aus  der  Verzögerung  hervorgehe,  in  Gottes  Namen  geschehen,  wenn 
nur  Kaiser  und  König  die  gebührenden  Eide  leisteten  und  Urkunden 
darüber  ausstellten,  und  zweitens,  wenn  nur  nach  erfolgter  Wahl  zur 
Krönung  und  Annahme  des   königlichen  Siegels  nicht  geschritten 
werde,  ehe  nicht  die  päpstliche  Bestätigung  des  Gewählten  erfolgt  sei. 
Im  ersten  war  sogar  P.  Gregor,  im  Gegensatze  zu  dem  was  1346 
geschehen,  bereit  nachzugeben,  bis  auf  die  schriftliche  Ablegung  des 
Eides.    Auf  dem  zweiten   bestand  er  aber  unwiderruflich,    erklarte 
selbst,  er  werde  Wenzel  niemals  bestätigen,  im  Gegentheile  seiner  Wahl 
dann  nach  allen  Kräften  Widerstand  leisten,  den  Aachenern  verbieten 
Wenzel  zur  Krönung  aufzunehmen  und  die  Churfursten  mit  Kirchen- 
strafe bedrohen «).  Es  war  nur  der  Wunsch  ausgedruckt,   dass  vor 
der  Wahl   der  Kaiser  und   die  deutschen  Prälaten,   namentlich  die 
Churfursten  von  Cöln  und  Trier,  sich  dem  Papste  zur  Wiedererlangung 
des  Kirchenstaates  verpflichten,  Kaiser  und  König  vor  der  Krönung, 


*j  Instruction  an  den  Bischof  von  Agen.  R.  F.  A.  8.  104. 


Wensei*8  von  Luxemburg  Wahl  lum  römischen  Könige.  1376.  667 

nicht  mehr  vor  der  Wahl,  sich  zum  Papste  verfugen  möchten.  Das 
aher  erfolgte  nicht.  Der  Eid  Wenzel's  war  somit  dem  nachgehildet, 
welchen  Karl  von  Luxemburg  aus  am  19.  Septemher  1346  schrift- 
lich geleistet  hatte.  Dieser  seihst  aber  beruhte,  mit  einziger  Aus- 
nahme einer  durch  den  Umstand,  dass  Karl  am  22.  April  1 346  noch 
nicht  König  war,  gebotenen  stylistischen  Veränderung  in  Nr.  10,  auf 
der  avignonesischen  Capitulation.  Hingegen  fehlten  die  übrigen  Ver- 
pflichtungen, welche  Karl  damals  auf  sich  genommen,  fehlte  der 
folgenreiche  Königsritt  nach  Avignon  und  was  sich  sonst  Demuthi* 
gendes  an  denselben  angeschlossen  hatte.  Es  fehlte  die  Vergebung 
des  deutschen  Königthums,  als  wäre  es  ein  Bisthum,  aus  der  Hand 
des  Papstes,  wie  es  Clemens  VI.  vorgenommen  hatte.  P.  Gregor  XI. 
bestand  darauf,  dass  in  allem  Zweifelhaften  bei  der  Wahl  Wenzefs 
die  Art^  wie  mit  Karl  vorgegangen  worden,  als  Norm  diene.  Sie 
wurde  so  weit  beobachtet,  dass  in  der  Eidesurkunde  selbst  von  Hein- 
rich VII.  als  ultimus  imperator  gesprochen  war,  weil  er  es  1346  ge- 
wesen und  so  in  dem  Instrumente  von  1346  zu  lesen  war.  —  Karl 
hatte  dem  Bischof  von  Nimes  gegenüber  dieses  Zugeständniss  ge- 
macht, allein  es  bezog  sich  nur  auf  die  eine  Urkunde  der  Capitulation 
von  Avignon  und  nicht  auf  die  übrigen  Verpflichtungen,  welche  da- 
mals Karl  in  Betrefi*  Frankreichs,  Ungarns  und  Polens  auf  sich  nahm ; 
natürlicher  Weise  auch  nicht  auf  diejenigen,  welche  einst  das  Haus 
Ludwig  des  Baiern  betroffen  hatten.  Der  Papst  hatte  sich  überzeugen 
können,  aber  auch  überzeugt,  dass  von  einer  Beeinflussung  der  römi- 
schen Königswahl  nicht  mehr  die  Rede  sein  durfte ;  dass  jedes  Streben 
dieser  Art  einen  Sturm  des  Unwillens  bei  den  Churfursten  hervorrufen 
werde,  welcher  dem  Papste  selbst,  nicht  blos  dem  Kaiser  sehr  unge- 
legen kam.  Es  handelte  sich  somit  den  Schein  zu  retten,  und  dahin 
richteten  sich  nun  die  Bemühungen  des  Papstes  und  seiner  Gesandten. 
P.  Gregor  hatte  nicht  erreicht,  was  er  wollte ,  Aufschub  der 
Wahl  bis  Kaiser  und  König  von  Avignon  zurückkehrten,  überhaupt 
nicht,  dass  beide  oder  einer  von  ihnen  nach  Avignon  komme;  er 
erreichte  auch  nicht,  dass  die  Krönung  in  Aachen  bis  zum  Ein- 
treffen der  päpstlichen  Bestätigung  verschoben  wurde;  das  Schau- 
spiel vom  Jahre  1346  hatte  sich  dreissig  Jahre  später  nicht  erneuert, 
obwohl  jetzt  nicht  zu  besorgen  war,  dass  ein  zweiter  Wilhelm  Occam 
seine  Lauge  über  „den  Landboten  der  Geistlichen**  ausschütte.  Hin- 
gegen verwarf  der  Papst  die  früheren  kaiserlichen  Schreiben  vom 


668  H  5  f 1 e  r 

April  1376,  sowie  das»  welches  der  Propst  Odolerius  zu  über- 
bringen hatte  und  verlangte  er  ein  neues  Schreiben  des  Kaisers,  in 
welchem  dieser  den  Papst  bitte»  ihm  zur  Wahl  seines  Sohnes  zum 
König  der  Romer,  der  dann  zum  Kaiser  erhoben  werden  sollte,  seine 
Gnade,  Gunst  und  Wohlgefallen  erweisen  zu  wollen  i).  Karl 
und  Wenzel  sollten  ferner,  ehe  die  papstliche  Genehmigungsurkunde 
auf  dieses  Schreiben  öberreicht  werde,  dieselben  Eide  leisten,  welche 
Karl  und  sein  Vater  1346  geleistet  hatten,  und  zu  welchem  Zwecke 
dem  Bischof  von  Agen  eine  Copie  derselben  mitgegeben  worden 
war.  Dazu  hatten  sich  auch,  wie  wir  gesehen  haben,  Kaiser  und 
König  ohne  Anstand  entschlossen.  Drittens  sollte  K.  Wenzel  acht 
Tage  nach  erfolgter  Wahl  alle  Eide  erneuern ,  welche  K.  Karl  und 
K.  Heinrich  VII.  den  Päpsten  und  der  römischen  Kirche  geleistet 
hatten.  Bekanntlich  hatte  es  aber  um  den  Sinn  der  Eide  Heinrich *s 
eine  sehr  lebhafte  Controverse  abgesetzt  und  Karl  vergeblich  sich 
bemüht,  die  päpstliche  Sentenz  aus  den  Clementinen  zu  entfernen. 
Viertens  verlangte  der  Papst,  König  Wenzel  solle,  ehe  er  die  könig- 
liche Verwaltung  übernehme  oder  gekrönt  werde,  entweder  selbst 
zu  ihm  kommen,  oder  seine  Bevollmächtigten  schicken  und  um  Be- 
stätigung der  Approbation  bitten,  sowie  um  das,  was  herkömm- 
lich sei,  dass  die  gewählten  römischen  Könige  darum  bäten.  Ehe 
aber  nicht  die  Bestätigung  erfolgt  sei,  solle  er  weder  die  Krone 
empfangen,  noch  sich  der  Administration  unterziehen.  Fünftens  solle 
Wenzel  im  Geheimen  schwüren,  bei  seinen  Lebzeiten  weder  einen 
Verwandten,  oder  einen  Nichtverwandten  zum  römischen  Könige 
wählen  zu  lassen,  ausgenommen  mit  Erlaubniss,  Zustimmung  und 
Wohlgefallen  der  Päpste.  Wenn  aber  Jemand  dieses  unternähme» 
sollte  Wenzel  es  nach  Kräften  verhindern.  Diese  Verpflichtung  galt 
ausdrücklich  unter  der  Voraussetzung,  dass  Wenzel  zum  Kaiserthume 
erhoben  sei  und  schloss  ebenso  ausdrücklich  den  Fall  seiner  Ab- 
dankung in  sich.  Es  war  endlich  dem  Nuntius  aufgetragen  worden, 
wenn  der  Kaiser  mit  dem  verlangten  Bittgesuche  sich  an  ihn  gewen- 
det hätte,  dann  auch  mit  der  Bekräftigungsbulle  herauszurücken,  die 
zu  diesem  Ende  mit  dem  Datum  vom  7.  Mai  1 376  versehen  worden 
war«).  Der  Papst  bestand  darauf,  dass  seine  Gnade,  Gunst  und 
Wohlgefallen  angerufen   würden.  Ein  kaiserliches    Schreiben   vom 

')  U^  graeiam,  favorem  et  beneplacitum  adhibere  et  prestare  dig^emor. 
»)  R.  T.  A.  D.  74. 


Wenzers  von  Luxemburg  Wühl  zum  römischen  Könige.   1376.  669 

4.  April,  welches  nach  Weizsäcker's  Behauptung  später  verfasst  und 
zurückdatirt  worden  ist,  bittet  nur  um  Wohlwollen  und  iiustimmung 
benevolentiam  et  assensumi)»  weshalb  es  mir  schwer  wird,  der 
Meinung  zu  huldigen,  dass  dieser  Brief  bereits  zurückdatirt  worden 
sei,  wenn  er  auch  anders  lautet,  als  der  vom  30.  März  «),  in  welchem- 
der  Kaiser  die  festgestellte  Wahl  und  die  dann  zu  erfolgende  Krönung 
Wenzels  anzeigt.  Ich  halte  letzteres  für  echt  und  kann  der  Ansicht 
nicht  huldigen,  dass,  wenn  es  entstanden  sein  sollte,  auf  Aufforderung 
der  Nuntien,  die  auf  gratia  favor  et  heneplacitum  zu  bestehen  hatten, 
und  wenn  zweitens  bestanden  wurde,  dass  es  vom  26.  April  oder  noch 
früher  datirt  werde,  sein  Inhalt  nur  auf  benevolentia  et  assensus  lauten 
konnte.  Der  Unterschied  zwischen  dem  Schreiben  vom  30.  März, 
welches  sehr  dürr  und  trocken  über  die  Beschlüsse  der  Churfürsten 
ret'erirt  und  dem  vom  4.  April,  welches,  wie  es  selbst  sich  ausdrückt, 
cordiiditer  et  multum  humiliter  gehalten  ist,  scheint  mir  vielmehr 
darin  zu  liegen,  dass  Karl  sich  berufen  fühlte,  dem  offenbar  in  Über^ 
einstimmung  mit  den  Churfürsten  am  30.  März  erlassenen  Notißca- 
tionsschreiben  an  den  Papst  ein  confidentielles  nachfolgen  zu  lassen. 
Karl  war  am  30.  März,  wie  die  Nachschrift  sagt,  noch  schwer 
erkrankt;  es  war  nur  in  der  Natur  der  Dinge  begründet,  dass  er» 
sobald  er  sich  wohler  fühlte,  ein  herzliches  Schreiben  dem  officiellen 
nachsandte.  Hingegen  trägt  ein  vom  6.  März  datirtes,  bereits  von 
Leibnitz  in  der  mantissa  II.  260,  herausgegebenes  Schreiben  Karl*s, 
in  welchem  heneplacitum  in  erster  Reihe,  dann  assensus,  gratia  et 
favor  vorkommen  und  auf  welches  dann  unter  dem  gleichfalls  un- 
echten Datum,  3.  Mai,  heneplacitum  assensus  favor  et  gratia  ertheilt 
werden,  wohl  den  Stempel  der  Mache  an  sich.  Beide  sind  auf  Ver- 
abredung verfasst.  Dann  freilich  ward  gesagt,  dass  die  Wahl  eigent- 
lich nicht  rechtlich  vorgenommen  werden  könne,  aber  um  des  öfTent- 
lichen  Nutzens  willen  und  um  dem  Blutvergiessen  zuvorzukommen, 
das  sonst  bei  Wahlen  zu  geschehen  pflege,  wolle  der  Papst 
heneplacitum  assensum  ac  favorem  et  gratiam  zur  Wahl  ertheilen, 
ohne  dass  jedoch  dadurch  den  Churfürsten  ein  Recht  erwachse, 
noch  der  römischen  Kirche  ein  Nachtheil. 

Damit  war  eigentlich  erreicht,  was  beide  Theile  wollten.    Wahl 
und  Krönung  waren  ohne  Beeinträchtigung  der  Rechte  der  Chur- 

*i)  I.  c.  n.  73. 
*)  1.  c.  n.  60. 


670  Höfler. 

fQrsten  und  der  deutschen  Nation  erfolgt.  Hiotendrein  aber  vereinigte 
mau  sich  üBer  eine  Formel«  welche  den  Papst  befriedigt  und  trotz 
hochtrabender  Worte  die  Sache  bei  dem  Alten  Hess.  Auch  das  weitere 
Verlangen  des  Papstes,  welchem  Karl  eidlich  rersprach,   es  sollte 
nicht  noch  einmal  zur  Wahl  eines  römischen  Königs  geschritten  wer- 
den (Tangermunde,  23.  Sept  1377),  konnte  ohne  Beeinträchtigung 
der  goldenen  Bulle  erfüllt  werden.    Die  Angelegenheit  selbst  ver- 
wickelte sich  aber  mit  anderen.  Die  definitive  Ruckkehr  des  römischen 
Hofes  von  Avignon  nach  Rom  war  erfolgt,  aber  auch  derselbe  nun 
der   Willkur  italienischer  Grossen   und  Städte   verfallen,    weshalb 
P.  Grego.'  wünschte,  Karl  möge  mit  dem  Könige  von  Frankreich  eine 
Ordnung  für  Italien  verabreden.    Noch  am  4.  December  1 377  hatte 
der  Papst  keine  Kunde,  dass  alle  diejenigen  Eide,  welche  Karl  1346 
geleistet  hatte,  und  die  andern,  welche  sich  auf  die  Nichterneuerung 
der  römischen  Königswahl  bei  Lebzeiten  KarPs  oder  Wenzefs  be- 
zogen, geleistet  worden  waren,  so  wenig  beeilte  und  überstürzte 
man  sich  deutscher  Seits.  Im  Februar  1 378  schreibt  der  Papst,    er 
werde  zur  Confirmation  K.  WenzeKs  schreiten,  sobald   er  dessen 
Eidesbrief  habe,   den  aber  der  päpstliche  Nuntius  nicht  mitbringen 
konnte,  da  Wenzel  nicht  (in  Tangermünde)  anwesend  gewesen  war. 
Der  Nuntius  selbst  hatte  seine  Ruckkehr  nach  Rom  zufallig  verspätet. 
Es  ist  für  die  Sache  bezeichnend,  dass  die  Bestätigung  der  Wahl 
unter  P.  Gregor  XI.   nicht  mehr  erfolgte.   Erst  trat  seine  Kranheit, 
endlich  am  27.  März  1378  sein  Tod  dazwischen.   Man  musste  ihm 
nachsagen,  er  habe  in  seiner  Vorliebe  für  K.  Karl  die  Schwierig- 
keiten, welche    die   Wahlsache  bereitete,  eher    zu  beseitigen  als 
zu  vermehren  gesucht,  andererseits  aber  aus  den  vorhandenen  that- 
säclilielien  Verhältnissen  unter  Ludwig  und  Karl  bleibende  Rechts- 
verhältnisse zu  schafTen  sich  bemüht.  Als  ihm  am  18.  April  Urban  VI. 
nachfolgte,  trat  das  gleiche  Bestreben  auf's  Neue  hervor,  da  die  Car- 
dinäle,  festhaltend  an  der  Thatsache,  dass  einst  Karl   mit   seinem 
Vater  nach  Avignon  gekommen  war,  darauf  bestehen  konnten,   dass 
dieses  wieder  geschehe,  aufs  Neue  der  Vater  mit  dem  Sohne  am 
römischen  Hofe  erscheine.  Es  war  ferner  sicher,  dass  die  eigentlich 
französische  Partei  unter  den  Cardinälen  nicht  nur  die  Rückkehr  des 
päpstlichen  Hofes  nach  Avignon  im  Auge  hatte  und  dafür  angeblich 
selbst  P.  Gregor  bereits  gewonnen  war,  sondern  auch  dass  in  ihrem 
Schoosse  der  Plan  reifte,   K.  Karl  V.   von  Frankreich  zum  Papste, 


Wenzers  you  Luxemburg  Wahl  zum  römischen  Könige.  1376.  Dil 

statt  K.  Karl  aber  Karl  VI.  vod  Frankreich  zum  Kaiser  zu  machen. 
Auch  jetzt  entschloss  sich  Wenzel  nicht  nach  Rom  zu  gehen;  wohl 
aber  dürfte,  wie  es  üblich  war,  eine  Gesandtschaft  nach  Rom  ge- 
gangen sein,  den  neuen  Papst  zu  begrüssen.  Von  dessen  Seite  hatte 
jedoch,  wie  er  selbst  am  29.  Juli  1378  sich  ausdrückte,  die  Be- 
stätigung keinen  Anstand  <) ;  nur  von  auswärts  war  ein  Aufschub 
veranlasst  worden.  Statt  Einer  Bestätigung  erfolgte  dann,  Oct.  1378, 
noch  eine  zweite,  indem  von  Fondi  aus  Clemens  VII.,  Robert  Cardinal 
von  Genf,  welcher  1376  von  Avignon  nach  Frankfurt  zu  gehen  be- 
stimmt war,  aber  dann  als  Legat  nach  Italien  zog,  jetzt  als  schismati- 
scher  Papst  Wenzel  bestätigte.  Dieser  letzte  Act  unterliegt  aber 
schweren  Bedenken,  da  nie  und  nimmermehr  eine  feierliche  Gesandt- 


0  Ausdrücklich  sagt  auch  die  Urbau  VI.  nicht  holde  vita  Clementis  Vü.   bei  Baluz, 
V.  P.  A.  11,  p.  491 :    Urban,    welchen    der  Biograph    nur    nach   seinem  Vornamen 
Bartholoroeus  nennt,  habe  Wenzel  bestätigt,  non  petitus  aut  requisitus  per  eum,  was 
insofeme  sein  kann,   dass  nicht  eine  feierliche  Gesandtschaft  gerade  deshalb  nach 
Rom  ging.    Es  ist  aber  gar  nicht  wahrscheinlich,  dass  keine  officielle  Begrüssung 
des  neugewählten  Papstes  durch  Kaiser  und  König  stattfand   und   bei   dieser  Ge- 
legenheit nicht  die  Bestätigung  zur  Sprache  gekommen  wäre.    Es  ist  ferner  auch 
gar  kein  Grund  vorhanden  anzunehmen,   wenn,   wie  aus  Bsovius   1378,    XIII  mit 
aller  Sicherheit  hervorgeht,  andere  Mächte  die  gewöhnlichen  Begrfissungsgesandt- 
Schäften  absandten,  dies  gerade  vom  Kaiser  und  dem  römischen  Könige  nicht  ge- 
schehen sein  sollte.  Übrigens  ist  es  ganz  falsch,  was  der  Biograph  meldet,  dass  Karl 
sich  deshalb  Urban  VI.  zuwandte,  weil  dieser  Wenzel  bestätigte,  sondern  einfach 
aus  dem  Grunde,  weil  die  Cardinäle,  zu  welchen  auch  der  nachmalige  schismatische 
Papst  Clemens  gehörte,  Urhan's  Wahl  als  rechtmässig  verkündigt  hatten.  Wohl  aber  ist 
es  bezeichnend,   dass  WenzePs  Bestätigung  durch  Urban  VI.  am   29.  Juli  erst  er- 
folgte, als,  wie  zwei  Tage  früher  Marsiltus  von  Inghen  an  die  Universität  Heidel- 
berg schrieb  (Spondanus,  Ann.  ecciesiast.  cont.  I.  p.  601)  die  in  Anagni  versammel- 
ten 13  Cardinäle  bereits  an  die  bei  Urban  VI.  in  Tivoli  befindlichen  4  italienischen 
Cardinäle  die  Aufforderung  hatten  ergehen  lassen,  sich  mit  ihnen  zu  vereinigen. 
Daher  erklärt  sich  auch,  warum  die  Bestätigung  omissis  solemnitatibns  in  talibus 
observari  consuetis  (Baluz.  1.  c.)  und  unter  Entschuldigungen  von  Seite  des  Papstes, 
dass   sie  nicht  früher  geschah,   statt  fand.    Die   Bestätigungsurkunde  des  Gegen- 
papstes erklärt    sich    aber   von   selbst  dadurch,    dass  er    den  Cardinal  Wilhelm 
von  Agrifolio  als  seinen  Legaten  nach  dem  regnum  Bohemiae  ac  Alamanniae  ab- 
sandte (Siehe  Urkunde  CXCVII  bei  Baluz.  II,  S.  84S).  Es  bedarf  nur  dieser  Thatsache 
um  sich  klar  zu  machen,  warum  der  Tag  nicht  angegeben  war.    Ward  der  Legat 
angenommen,  so  ward  die  Bulle  vollständig  ausgefertigt  und  überreicht.    Ward  sie 
nicht   angenommen,   so   blieb   sie   Entwurf.    Der  Ausdruck   regnum  Bohemiae  et 
Alamanniae   weist  übrigens  auf  zwei  Dinge  hin,    1.  auf  einen  französischen  Ver- 
fasser der  Bulle  und  2.  auf  den  bereits  stattgehabten  Tod  Kaiser  Karl's. 

Sitzb.  d.  phiL-hist.  CI.  LX.  Bd.,  IIL  Hft.  44 


672  il  ü  ri  e  r 

schaf!  bei  Lebzeiten  KarKs  es  wagen  konnte,  sich  an  den  Gegen- 
papst um  Bestätigung  Wenzels  zu  wenden  und  es  sieber  steht,  dasis 
letzterer  über  das  V^orgehen  der  schismatischen  Cardinäle  auf  das 
Aeusserste  erbost,  nach  dem  Beispiele  seines  Vaters  unverruckt  an 
Urban  VI.  festhielt.  Die  Urkunde  P.  Clemens  VII.  ohne  Tages-  und 
Jahreszahl  darf  meiner  Überzeugung  nach  nicht  unter  die  ausgefer- 
tigten und  somit  eigentlich  historischen  Documente  gezählt  werden. 

Bei  näherer  Betrachtung  stellt  sich  einfach  heraus,  dass  Papst 
Urban  VI.  den  König  Wenzel  erst  dann  bestätigte  <).  als  er  selbst 
von  den  abtrünnigen  Cardinälen  mit  Absetzung  be- 
droht wurde.  Seine  Bestätigung  verlor  dadurch  von  selbst  allen 
Werth.  P.  Urban's  Gegner,  Clemens  VII.,  der  die  Vorgänge  im 
Cardinalscollegium  sehr  wohl  kannte,  und  selbst  erst  gewählt  worden 
war,  weil  der  Plan,  Karl  V.  von  Frankreich  zu  wählen,  nicht  durch- 
zubringen war,  bestätigte  gleichfalls  den  König,  entweder  nichts 
davon  wissend,  dass  ihn  Urban  schon  bestätigt  hatte,  oder  doch  in  der 
trügerischen  Hoffnung,  Wenzel  (wenn  auch  kaum  den  wenigstens 
Oct.  1378  noch  lebenden  Karl)  für  sich  zu  gewinnen.  Von  dieser 
Bestätigung  war  noch  weniger  zu  halten. 

Die  Frage,  um  welche  es  sich  jetzt  noch  handeln  kann»  be- 
steht darin:  wie  unterschied  sich  die  Wahl  Karl's  IV.  von  der 
seines  Sohnes?  Die  Antwort  liegt  zum  Theile  schon  in  dem  Ge- 
sagten. Die  gemeinsame  Grundlage  bildete  die  Capitulation  von 
Avignon  vom  22.  April  1346.  Jedoch  fehlten  die  weiteren  Verpflich- 
tungen, welche  Karl  IV.  in  Übereinstimmung  mit  seinem  Vater  auf 
sich  nahm  und  die  ihn  in  seiner  ganzen  königlichen  Politik  beengten. 
Ein  wesentlicher  Unterschied  bestand  femer  darin,  dass  Karl's  Wahl 
von  P.  Clemens  betrieben,  befordert,  ja  beinahe  anbefohlen  unter 
der  Drohung  erlblgte,  der  Papst  werde  auf  dem  Wege  der  Provision 
vorangehen,  und  doch  nur  eine  schismatische  war.  Sie  fand,  wie  der 
Pfalzgraf  bei  Rhein  dem  Könige  von  Polen  schrieb  *) ,  nicht  statt  am 


')  Dadurch  erkürt  sich  auch,  dass  nicht  mehr  auf  seinem  persönlichen  Erscheinoi 
bestanden  wird,  sondern  jetzt  sich  eher  der  Papst  entschnldigt,  daas  er  Wenxel 
nicht  schon  frfiher  hestStigt  hahe.  Das  war  die  erste  Wirkung  des  Schismas,  wel- 
ches die  Pipste  von  den  Königen  ihre  Obedieni  abhingig  machte  and  das  pipst- 
liehe  Staatensystem  in  seinen  Fundamenten  erschütterte. 

*)  Im  Auszüge  bei  Korner  ap.  Eccard  II,  p.  1076.  »Datae  sunt  per  se  ipsnm  et  P.  Cle- 
mentum  Vf.  et  per  Baldowinum  Archiepiscopnm  Trevirensem  pecunia«  innestima- 
blies  principibus  electoribus. 


WenzePs  von  Luxemburg;;  Wahl  zum  römischen  Könige.  1375.  673 

rechten  Orte,  nicht  zur  rechten  Zeit;  es  fehlte  ihr  die  zur  recht- 
mässigen Wahl  nothwendige  Einherufung  der  Churt'ürsten  durch 
den  Pfalzgrafen  bei  Rhein,  wenn  auch  bei  beiden  die  Handsalbe  für 
die  Churfürsten  eine  zweite  gemeinsame  Unterlage  bildeten.  Eine 
dritte  könnte  man  darin  finden,  dass  Karl  wie  Wenzel  bei  Lebzeiten 
ihrer  Vorgänger  im  Reiche  zu  Königen  gewählt  wurden.  Allein  diese 
ist  scheinbar.  Bei  Karl's  Wahl  gingen  die  W^ahlfürsten  von  dem 
Satze  aus,  dass  das  Reich  erledigt  sei.  Nicht  sie  setzten  K.  Ludwig 
ab,  sondern  vacante  imperio  schritten  sie  zur  Neuwahl.  BeiWenzers 
Wahl  handelte  es  sich  darum,  bei  Lebzeiten  des  rechtmässigen 
Kaisers  und  mit  Aussichtnahme  seiner  Abdankung  oder  seines  Todes 
ohne  Schisma  und  ohne  Umgehung  einer  Rechtsform  einen  römischen 
König  zu  wählen,  dadurch  den  übrigen  Fürsten  einen  Riegel  vorzu- 
schieben, die  Krone  bei  dem  Hause  Luxemburg  zu  erhalten  und  allen 
Kriegen  und  neuen  Streitigkeiten,  welche  bisher  im  Gefolge  der 
Königswahlen  nach  dem  Tode  eines  Königs  oder  vacante  imperio 
statt  gefunden  hatten^  überhaupt  vorzubeugen.  Dieser  Zweck  wurde 
auch  erreicht,  bis  der  Ehrgeiz  eines  Witteisbachers  und  eines 
Nassauers  vergass,  dass  die  Wahlherren  Wenzel  für  seine  Lebens- 
zeit gewählt  und  ihm  gehuldigt  hatten  und  Stürme  heraufbeschwor, 
deren  erstes  Opfer  derjenige  wurde,  welcher  im  Jahre  1400  das 
politische  Schisma  zum  kirchlichen  hinzufügte. 

Wissen  wir,  in  welcher  Art  und  Weise  sich  Kaiser  und  Papst 
benahmen,  so  ist  es  not h wendig,  auch  das  Verfahren  der  Churfürsten 
zu  beleuchten.  Sie  hatten  sich  zögernd  für  die  W^ahl  erklärt,  ihre 
Unabhängigkeit  behauptet;  der  Kaiser  musste  ihre  Zustimmung  er- 
ringen und  als  er  die  Freiheit  und  Unabhängigkeit  der  Wahl  nicht 
eifrig  genug  vertheidigte,  stand  der  ganze  Wahlact  in  Gefahr  rückgängig 
zu  werden.  Mehr  als  der  Kaiser,  welcher  sich  dem  Papste  nachgiebig 
erwies,  gingen  sie  von  der  Überzeugung  aus,  dass  die  goldene  Bulle 
die  einzige  Richtschnur  ihres  Handelns  sei.  Auch  die  Vorbesprechung 
zu  Rense  sicherte  die  Unabhängigkeit  ihrer  Wahl.  Der  Kaiser  erklärte 
den  Frankfurtern  am  3.  Juni,  Papst  und  Cardinäle  hätten  „iren  guten 
willen  und  vollbort  (Consens)  sovil  und  sie  angehöret,"  zur  Wahl 
gegeben,  was  offenbar  anticipirt  war  «);  die  Churfürsten  aber  machten 
die  Wahl  bekannt,  erklärten  dass  sie  gehuldigt  hätten  und  forderten 


V)   R.  T.   A.,  n.  44. 

44* 


674         Höfler.    Wenzer«  tob  Luxeinbarg  Wahl  zum  röm.  Könige.  1376. 

zur  Huldigung  auf<).  In  diesem  Schreiben  ist  von  dem  Papste  keine 
Rede,  sondern  die  Angelegenheit  wird  behandelt  als  das,  was  sie  war, 
eine  Sache  der  deutschen  Nation  und  der  Churfürsten  des  Reiches.  Den 
Gelöbnissen  der  Churfürsten  entsprechen  die  Versicherungen  des  Kai- 
sers und  Königs,  den  Churfürsten  beizustehen  und  ihre  Rechte  zu  schir- 
men (12.  Juni  1376).  Jeder  einzelne  Churfürst  übersandte  sodann  dem 
Papste  ein  Schreiben  über  den  Wahlvorgang,  die  Einstimmigkeit  der 
Wahl  und  das  Verfahren  nach  Recht  und  Herkommen.  Der  Papst 
wird  aber  nicht  gebeten  die  Wahl  zu  bestätigen,  sondern  1.  Wenzel 
Konig  der  Römer  zu  nennen,  2.  denselben  des  Kaiserthums  würdig 
zu  erachten,  3.  ihm  selbst  dereinst  die  Kaiserkrone  aufzusetzen 
(10.  Juni  137f))3).  Sie  hatten  sich  und  ihren  Rechten  dadurch  nichts 
vergeben. 

Was  Wenzel  betraf,  dessen  Schreiben  natürlich  von  K.  Karl 
ausgingen,  so  nannte  er  sich  in  dem  Instrumente  über  seine  Eides- 
leistung an  den  Nuntius  Thomas  von  Amanati  vom  16.  Juni  nur 
electus«),  nicht  König  der  Römer,  ging  somit  in  die  päpstlichen 
Anschauungen  und  die  Ausdrücke  seines  Vaters  vom  J.  1346  ein.  Er 
sandte  den  Bischof  Ekhart  von  Worms,  den  Dechanten  von  Speier 
Konrad  von  Geisenheim,  später  auch  den  Wissehrader  Dechanten  Kon- 
rad von  Wesel  als  seine  Procuratorcn  ab,  den  Eid  der  Treue  für  ihn 
zu  leisten  und  sprach  dabei  seinen  Wunsch  aus,  sich  der  Wohl- 
meinung des  Papstes  und  des  römischen  Stuhles  zu  fügen  ^),  mit 
einer  Generalvollmacht,  alles  zu  thun,  was  nothwendig  sei,  um  die 
kaiserliche  Salbung  zu  erlangen.  Hiebei  nennt  sich  Wenzel  reiRoma- 
norum,  verlangt  und  erbittet  sich  favorem  et  gratiam»),  von  einer 
Bestätigung  seiner  Person  durch  den  Papst  ist  aber  in  dem  Instru- 
mente keine  Rede,  wohl  aber  in  den  einschlägigen  päpstlichen  Schrei- 
ben, die  immer  von  der  Bestätigungsangelegenheit  reden.  Von  einer 
Nichtausübung  von  königlichen  Acten  vor  erfolgter  päpstlicher  Bestäti- 
gung ist  natürlich,  je  länger  sie  ausblieb,  desto  weniger  die  Sprache. 


<)  1.  c.  n.  45,  46. 

^)  Theiner  Cod.  diplom.  dominii  temp.  8.  Sedis  II,  p.  585. 

'}  1.  c.  p.  587  in  RoiDRoorum  regem  electus.  Wie  die  M ark  Ancona  ausgelasaen  wurde, 

R.  T.  A.,  I,  p.  136. 
^)  Beneplacitis  coaptare.  Piselc,  22.  Sept.  1377. 
^)  in  facto  approbationis  electionis.  37  A.  I,  p.  144,  147. 


Verxeichniss  der  eingeg^angenen  Drackichriften.  67  S 


VEItZEICHNISS 

DER  EINGEGANGENEN  DRUCKSCHRIFTEN. 

(DECBMBBR  1868.) 

Academy  of  Science  ofSt.  Louis:  Transactions.  Vol.  II,  Sign.  30 
—  end.  St.  Louis,  1868;  8«. 

—  The  National,  of  Sciences:  Annual  for  1866.  Cambridge,  1867; 
kl.  80. 

—  The  American,  of  Arts  and  Sciences:  Memoirs,  N.  S.  Vol.  IX, 
Part.  1.  Cambridge  &  Boston,  1867;  4».  —  Proceedings. 
Vol.  VIL  Sign.  24-43.  8o. 

Akademie  der  Wissenschaften,  Konigl.  Preuss.,  zu  Berlin:  Monats- 
bericht. August  —  October  1868.  Berlin;  8». 

Association,  The  American,  for  the  Advani^ement  of  Science: 
Proceedings.  2^  and  IS'*'  Meeting.  Boston  18S0,  Cambridge 
1867;  8o. 

Breslau,  Universität:  Akademische  Gelegenheitsschriften  für  1867 
—68.  4o  &  8o. 

Chicago  Academy  of  Sciences:  Transactions.  Vol.  I,  Part  1. 
Chicago,  1867;  4». 

Es  sex  Institute:  Proceedings.  Vol.  V,  Nrs.  S — 6.  Salem,  1868;  8®. 

Gent,  Universität:  Akademische  Gelegenheitsschriften.  1868;  8®. 

Gesellschaft,  allgem.  geschichtforschende,  der  Schweiz:  Archiv 
für  schweizerische  Geschichte.  XVL  Band.  Zürich  1868;  8^.  — 
Schweizerisches  Urkundenregister.  I.  Band,  4.  &  S.  Heft.  Bern 
1867  &  1868;  8«. 

Ha  mbu  rg,  Stadtbibliothek :  Gelegenheitsschriften  für  1867—68.  4o. 

Hamelitz.  VIII.  Jahrgang,  Nr.  40,  42,  43  &  44.  Odessa,  1868;  4». 

Harz-Verein  für  Geschichte  und  Alterthumskuude :  Zeitschrift. 
L  Jahrgang,  1.  &  2.  Heft.  Wernigerode;  8*». 


676  Veneicbniss  der  eingegangenen  Drackaekriflea . 

Helsingfors,  Universität:  Akademische  Gelegenheitsschriften  aus 
dem  Jahre  1867/68.  4«  &  8«. 

Hübner,  E. ,  Augustus,  Marmorstatue  des  Berliner  Museums. 
28.  Programm  zum  Winckelmannsfest  der  archäolog.  Gesell- 
schaft zu  Berlin.  Berlin,  1868;  4^. 

Institution,  The  Royal,  of  Great-Britain:  Proceedings.  Vol.  V, 
Parts  3—4,  Nrs.  47—48.  London,  1868;  8».  —  Listofthe 
Mcmbers  etc.  1868.  London;  8^. 

—  The  Sniithsonian :  Smithsonian  Contributions  to  Knowledge. 
Vol.  XV.  Washington,  1867;  4».  —  Annual  Repoi-t  for  the 
Year  1866.  Washington,  1867;  8». 

Jäkel.    Joseph,   Der   Satz    des    zureichenden    Grundes.    Breslau, 

1868;  8o. 
Landau,  L.  R. ,  Die  Grenzen   der  menschlichen  Erkenntniss  und 

die  religiösen  Ideen.  Leipzig,  1868;  8^, 
Ledger  Building,  the  public.  Philadelphia,  1868;  8».  (Mit  1  Photo- 

graphie  in  Folio.) 
Lund,  Universität:  Akademische  Gelegenheitsschritten  für  1867 — 

1868.  4o  &  8o. 
Marburg,     Universität:    Akademische     Gelegenheitsschriften    für 

1867—1868.  4o&  8». 
Mittheilungen  aus  J.  Perthes'  geographischer  Anstalt.  Jahrgang 

1868,  XL  Heft.  Gotha;  4«. 
Monumentos  arquitectunicos  de  Espaiia.  Cuaderno  30 — 33.  Madrid; 

gr.  Folio. 
Report,  22**  Annual,  of  the  Board  of  Trustees  of  the  public  Schools 

of  the  City  of  Washington.  Washington,  1867;  8». 

—  The  Annual,  of  the  Board  of  Directors  of  the  Pennsylvania 
Institution  for  the  Deaf  and  Dumb  for  1867.  Philadelphia, 
1868;  80. 

—  The  fortieth  Annual ,  of  the  Board  of  Managers  of  the  House 
of  Befuge.  Philadelphia,  1868;  8». 

Revue  des  cours  scientifiques  et  litteraires  de  la  France  et  de 
Tetranger.  V  Anne'e,  Nrs.  51—52;  VP  Annee,  Nrs.  1—2. 
Paris  &  Bruxelles;  1868;  4«. 

Schleicher,  August,  Indogermanische  Chrestomathie.  Weimar, 
1869;  8^ 


\>r£etchni§s  Her  eingegangenen  Druckschriften.  67T 

Society  des  Antiquaires  de  Pieardie:  Memoires.  3"  S(?rie.  Tome  T. 
Paris,  Amiens,  1867;  8». 

Society,  the  American  Oriental:  Journal.  Vol.  I— VIII.  1849—1866. 
New  Haren;  8».  —  Whitney,  William  D.,  The  Atharva  Veda 
Prätigäkhya  etc.  New  Haren,  1862;  8».  —Translation  of  the 
Surya-Siddhanta.  By  Ebenezer  Burgess.  New Haven,  1860;  8®. 

—  The  Anthropological,  of  London:  The  Anthropological  Review 
and  Journal.  Nrs.  22 — 23.  London,  Paris,  Leipzig,  Turin, 
1868;  8o. 

Sumner  Charles,  Speech  on  the  Cession  of  Russian  America  to  the 

United  States.  Washington,  1867;  8». 
Verein,  histor.,  in  St.  Gallen:  IVIittheilungen  zur  vaterländischen 

Geschichte.  VII— X.  St.  Gallen,  1868;  8». 

—  für  Geschichte  der  Mark  Brandenburg:  Märkische  Forschungen. 
Xn.  Band.  Berlin,  1868;  8«. 

—  siebenbiirgischer,  für  romanische  Literatur  und  Cultur  des 
romanischen  Volkes:  Transit vania.  L  Jahrgang,  Nr.  23—24. 
Hermannstadt,  1868;  8». 


Stanford  University  Library 

Stanford,  California 


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